PRIMS Full-text transcription (HTML)
CUPEDIÆ ASTROSOPHICÆ Crügerianæ,
Das iſt / Frag vnd Antwort / Darinnen die allerkunſtreicheſten vnd tieffeſten Geheimbnuͤſſe / der Aſtronomiæ, deß Calender-Schreibens / der Aſtrologiæ, vnd der Geographiæ, dermaſſen deutlich vnd verſtaͤndlich außgefuͤhret ſind / daß dieſelben beydes von Gelehrten vnd auch Vngelehrten gar leicht koͤnnen gefaſſet vnd be - griffen werden /
ZuBreßlawdruckts vnd vorlegtsGeorg Baumann /Cum Grat. & Privil.
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Dem Wol Edlen / Geſtꝛengen vnd Hochbenambten Herꝛen / Martino Rubach / Koͤniglicheꝛ Maytt. in Polen / fuͤrnehmen geheimen Rath / auch bey dem Breßlawiſchen Bißthumb anjetzo deroſelben Commißario Generali, Meinem Gnaͤdigen Herren.

ES iſt mit den Mathemati - ſchen Kuͤnſten / alß nemblich / zufor - derſt vnd vor allen dingen / mit der Rechen - vnd Meſſe Kunſt / darnach auch mit der Betrachtung des Himmels Lauffs vnd der Himliſchen Coͤrper / wie auch des gantzen): (ijCirckel -Dedicatio. Circkelrunden Erdbodens / Jtem mit der Perſpe - ctiva / mit der Muſica / vnd Bawe Kunſt alſo be - ſchaffen / daß ob es ſchon nicht jedermannes ding iſt / in denſelben ſtudiis allen recht grůndlich vnd zur ge - nůge erfahren zuſein / jedennoch / wird es billich den jenigen / ſo ſonſten in andern faculteten etwas ſtudi - ret haben fůr eine groſſe Schande gehalten / wenn ſie in den Mathematiſchen ſachen gantz vnd gar vn - erfahren vnd vnberichtet ſein. Sintemal auch wol bißweilen einfeltige Laͤyen / die ſonſten gar nichts ſtudiret haben / dennoch in einem vnd dem andern / was den Mathematiſchen Kůnſten anhaͤn - gig / alſo weit zukommen pflegen daß ſie es auch vie - len Gelehrten weit zuvor thun koͤnnen.

Denn es haben die res Mathematicæ / als die da meiſtes theyls auff bloſſem ſpeculiren beruhen / gar eine geheime vnd ſehr genawe correſpondentz mit vnſerer Vernůnfftigen Geiſtlichen Seele / als wel - che auch eine ſonderliche Luſt vnd Begierde zu den - ſelben dingen traͤget. Dannenhero denn nicht al - lein die Heyligen Patriarchen / in der Erſten Welt vor vnd nach der Sůndflutt / ob man gleich ſon - ſten noch von keinen diſciplinis eruditis damals ge - wuſt hat / dennoch alleſampt gutte Mathematici ge - weſen ſein / Sondern es haben auch bey den AltenGrie -Dedicatio. Griechen die Hochweyſen Maͤnner Pythagoras, Plato vnd viel andere / bey vnterweiſung der zarten Jugend dieſe Ordnung gehalten / daß ſie dieſelbe am allererſten in den Mathematiſchen Kůnſten wolgeuͤbet / vnd darnach allererſt andere nůtzliche ſachen zulernen angehalten haben. Denn durch ſolche Ordnung haben ſie die Gemuͤtter der Jun - gen Knaben in die hoͤhe ſchwingen / auch die ſchlaͤff - rigen vnd albern ingenia deſto mehr auffmuntern vnnd ſcharffſinnig machen wollen. Sie haben auch derentwegen dieſe Kůnſte jnſonderheit Ma - themata / das iſt / Sachen die man lernen ſolle / ge - nennet / weil man nemblich in allen Schulen dieſe dinge zum allererſten hat zulernen pflegen. Ja es hat Plato vber die Thůr ſeiner Hohen Schulen eine ſolche Vberſchrifft geſetzet / welche deutlich alle die jenigen Scholaren / die da ſonderlich in Geometriâ noch vnerfahren weren / aus des Platonis Schulen gantz außmuſtert. Gleicheßfalß haben die Pytha - gorei jhren diſcipulis taͤglich dieſe Zwey Worte / alß zu einer gewiſſen Richtſchnur jhres ſtudirens wol einzubilden pflegen / σχῆμα ϰαὶ βῆμα, dadurch zuverſte - hen gebende / es koͤnte keiner das βῆμα, das iſt / jer - gends eine hoͤhere diſciplinam vnnd facultet / oder auch jergends ein fůrnehmes Ehren Ambt in Rep. ): (iijerrei -Dedicatio. erreichen / er hette jhm denn zuvor das σχῆμα, das iſt / die Mathematiſchen Kůnſte zuerlernen wolange - legen ſein laſſen.

Auch noch heutiges Tages / ob man ſchon we - gen deſſen / daß die Griechiſche vnnd Lateiniſche Sprache / nicht vnſere Mutter Sprache iſt / vmb etwas einen andern Methodum diſcendi in Schulen halten muß / noch dennoch ſtehets vmb dieſelben Schulen am beſten / welche neben den eruditis lin - gvis auch die diſciplinas Mathematicas bald anfangs bey der Jugendt fleißig zutreiben nicht vnterlaſ - ſen. Es kan auch GOTT dem HERREN fuͤr dieſe ſondere Wolthat nicht genungſam gedancket werden / daß Er zu dieſen letzten Zeiten nicht we - nig Gelehrte Leuthe erwecket / welche der ſtudi - renden Jugend zum Vortheyl alle dieſe Kůnſte in ſolcher Ordnung vnd deutlichen Volkommenheit ans Tage Licht gebracht haben / dergleichen wol voriger Zeit / ſo lange die Welt geſtanden / niemals geſchehen iſt.

Sehet aber / was GOTT noch ferner vns zu gutte thut? Nemblich Er hat newlicher Jahren erwecket Herꝛen M. Petrum Crügerum fůrnehmenMathe -Dedicatio. Mathematicum bey der Koͤniglichen Stadt Dan - tzig vnd dem Loͤblichen Gymnaſio daſelbſten / wel - cher von Anno 1615. dahero in allen ſeinen jaͤhrli - chen Calender-Prognoſticis / die aller fůrnehmbſten vnd nůtzlichſten Lehrpuncten / ſonderlich zur Aſtro - nomia / zur Calender Kunſt / zur Aſtrologiâ / zur Geographiâ gehoͤrig / durch Frag vnd Antwort dermaſſen außfůhrlich / deutlich / leicht vnd ver - ſtaͤndlich in vnſer Deutſchen Mutter Sprach er - klaͤret vnd außgefůhret / daß auch gemeine Idioten / welche ſonſten entweder gar nichts ſtudiret / oder ja von Mathematiſchen Sachen gantz vnberichtet ſein / dennoch dieſelben hohen dinge nunmehr gar leicht faſſen vnd begreiffen moͤgen.

Weil aber dieſe Calender deß H. Crügeri in vnſern Landen nicht ſonderlich gemeine ſein / als haben jhr viel / ſo wol Gelehrte als Vngelehrte / welche dieſe hohe beſondere Gabe des Crügeri von den aller kůnſtlichſten Geheimnůſſen der Aſtrono - miæ vnd andern dazu gehoͤrigen diſciplinen / ſo deut - lich vnd verſtaͤndlich zu diſcuriren nicht ohne ver - wunderung / ja auch mit jhrem erſprißlichen Nutze vnd anmuttigen ergetzung / bißdahero jaͤhrlich in ſeinen Calendern geleſen / bey mir zum offtern ſehrjnſtendigDedicatio. jnſtendig angehalten / ich wolte doch dieſe Krůge - riſche Fragen vnd Antwort / aus allen biß dato auß - gegangenen Calendern / in ein Buch zuſammen tra - gen / vnd dem Kunſtliebenden Leſer damit befoͤder - lich ſein. Wie ich nun dieſem wolgemeinten be - gehren / nach moͤgligkeit zu willfahren / mich von Beruffs wegen / ſchuldig erkandt / alſo habe ich gleichwol daneben auch erachtet / daß mir bey die - ſem / ob wol nůtzlichen Werck / weil es etwas newes zuſein ſcheinet / daran Meiſter Klůgling gar leicht / ſeiner Vnart nach / mit tadeln ſich verſuchen koͤnte / dennoch eines hochanſehlichen Patroni vnd Schutz - Herꝛens von noͤthen ſein wolte.

Nu hat es aber GOTT aus ſonderen Gena - den alſo gefůget / daß denſelben ich nicht weit anje - tzo zuſuchen habe. Denn Wol Edler Genaͤdiger Herr / dieweil E. Gn. auch eben ſelbſten / vnter den jenigen der fůrnembſte geweſen iſt / welcher bey mir vmb zuſammenrichtung dieſer Kruͤgeriſchen Fra - gen angehalten / als zweiffele ich gar nicht E. Gn. werde das Patrocinium dieſes Tractaͤtleins nicht vngern vber ſich nehmen / auch dieſe meine Dedicati - on zum beſten jhr gefallen laſſen. Es ſind zwar E. Gn. alß ein hocherfahrner / beſcheidner Politicus taͤglich mit ſchweren wichtigen Weltgeſchaͤfften beladen / maſſen denn vor viel Jahren ein Hoch -weyſerDedicatio. weyſer Rath der Koͤniglichen Stadt Dantzig de - roſelbten fůrnehmer Secretariat-Dienſte ſich mit ſonderem Nutze gebrauchet / anjetzo aber viel Jahr nacheynander Jhr Koͤnigl. Maytt. in Polen ſelb - ſten E. Gn. dexteritet in glůcklicher Verrichtung allerhand nicht geringer expeditionen / ſonderlich aber newlicher Zeit in anſehlichen Legationen an Jhr. Kayſ. Maytt. nach Wien / vnd etliche fůrneh - me Fůrſten des Heyl. Roͤmiſchen Reichs in allen Koͤnigl. Gnaden erkandt vñ gnungſam approbiret haben / noch dennoch aber pflegen ſich E. Gn. ſo viel ſie nur jmmer von wichtigen ſachen Zeit dazu abbre - chen koͤnnen / jetzt mit der Lectione Hiſtoriarum / bald mit lieblichem poëtiſiren / bald auch mit der - gleichen Mathematiſchen Theorematis zuerluſti - gen. daß ich alſo deſſen gantz gewiß vnd wol ver - ſichert bin; E. Gn. dieſes gegenwertige Tractaͤt - lein nicht vnlieb / ſondern gantz angenehm zu durch - leſen ſein werde / auch wol vmb deß H. Crügeri, alß des Authoris / ſelbſten willen. Denn mir ja nicht vnbewuſt / wie E. Gn. demſelben ſo gantz hertzlich vnd wol bewogen ſein / alſo auch / daß Sie nichts liebers wůntſchen noch begehren / alß wenn Sie jhme in anſehung ſeiner fůrnehmen Kunſt vnd Ge - ſchickligkeit / mit welcher er vnſrem Deutſchlandt): (): (nachDedicatio. nach deß H. Kæppleri Tode einen andern Kæpple - rum redivivum repreſentiret / durch Jhre Commen - dation bey fůrnehmen Potentaten nur viel zu gutt vnd Befoͤderung thun koͤnten.

Bitte hierauff ſchließlich in aller Vnterthaͤ - nigkeit / E. Gn. dieſe meine wolgemeinte Dedica - tion Jhr belieben laſſen / vnd mein Gnaͤdiger Herr allzeit ſein vnd vnd verbleiben wolle. Breßlaw / am Tage Mariæ Magdalenæ / deß lauffenden 1631. Jahres.

E. Gn. Dienſtbefliſ - ſener Georg Baumann / Buchdrucker daſelbſt.

Ad
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Ad Generoſum & Magnificum Dn. Martinum Rubacum Sacr. Reg. Mtis. in Poloniâ Conſiliarium, &c. Dominum ſuum Gratioſum.

MAgnificis æqvande viris, Rubace celébris,
Cujus in ore Charis, Phradmo - ſynéq; ſedent;
Uranie en Tibi ſe jungit, pectusq́; ſerenat,
Inq́; ſuum totum Te ſibi poſcit epos.
Allicit aſtratâ Crugerius impiger arte,
Inq́; tuum pectus ſe penitè inſinuat.
Scilicet hic multis aliis præſtantior unus,
Aſtra qvid intendant, cum ratione tenet.
Somnia non tangit, monitis contraria Sacris,
In Faſtis reliqvum qvalia vulgus amat.
Sed qvæ nituntur ſolido fundamine, qvæq;
Sunt pote civili conſuluisſe bono.
): (): (2Qvæſitis
Qvæſitis talem ſemet probat ipſe ſolutis,
Qvæ jungit Faſtis emaculata ſuis.
Si Leo, qvod dicunt, è curvo agnoſcitur ungve,
Hic jurè Aſtronomus dicier inde meret.
Subſcribis noſtræ, Rubace Amplisſime, menti,
Teq́; Artis perhibes, Artificisq́; Patrem.
Vive diu Artificiq́; favens Artiq; Patronus:
Ominor, hoc etiam nomine perpes eris.

Caspar Cunradus Phil. & Med. D.

In Clarissimi Viri M. Petri CrügerI Profeßoris Dantiſcani, Amici veteris, Qvæstiones Astronomicas.

REgia qvæ qvomdam fuit Ars celeſtia tractans
Corpora, & aſtrati fata, viasq́; poli;
Regibus haut curæ nunc eſt, cordive; ſed alto
Ars &, & Artifices deſpiciuntur oclo.
Atlantes tamen illa ſuos habet atq; dynaſtas,
Qvi vegetâ hanc operâ, ſi minus ære, juvant.
Talis erat qvondam Proclus, Schreckfuchſius, atq;
Gauricus: hic Clavio cum Sacrobuſtus erat.
Reinholdus talis, Purbachius, atq; moveri
Qvi terram, contrà ſtare polum, ſtatuit.
Hic
Hic talis Stoflerus erat, talisq́; Gerhardus;
Regiomontanus talis &, & Venetus.
Hic Capuanus eratq́;; Aliacus eratq́;; Faberq́;;
Junctinus talis, ceu Graminæus, erat.
Talis Peucerus; talis Daſypodius, atq;
Schonerus; talis Maurolycusq́; fuit.
Talis erat noſtro verè-Tycho-nobilis ævo;
Talis Keplerus; talis & Origanus.
Ut plures taceam, talis Crügerius eſt nunc,
Nobile Gymnaſii qvi Gedanenſis epos.
Qvi reliqvos antêit, Phœbus velut aſtra minora,
Qvos agit aſtrorum delicioſus amor.
Ille ſuis addens qvæsita gravisſima Faſtis,
Thêiologus præſtans audit & Aſtronomus.
Affaniis alii ludant, Faſtosq́; coronent:
Fontes advorſum nil habet ille Sacros.
Perlege CrügerI Problemata, Lector honore,
Illius è Faſtis qvæ dat amica manus.
Mecum ſubſcribes, hac aſtricâ in arte referri
Poße nihil melius, utiliusq́; nihil.

Idem C. Cunradus D.

Astronomos inter, ſi quis me judice certet,
Astrologos q́z inter Gloria prima Tycho.
): (): (3Keple -
Keplero meritò partes tribuêre ſecundas,
Victrices Aquilæ, Dive Rudolphe, tuæ.
Adſignanda cui Subſellia tertia, certant
Aſtrologi, & lis ſub judice fervet adhuc.
Sed Krügere tibi adſurgit, plaudentibus Aſtris,
Aſtronomûmq́z cohors, Aſtrologûmq́z chorus.
Nempe Tibi Natura, ſinu[quæque] abdita condat,
Quæq́z Poli Vranie pandere, fata, dedit.
Perge tuo calamo Cœlorum Arcana docere:
Vranies fucos pellere perge Sacris.
Sic Te Rubachius, quo non præſtantior alter,
Dignoße Aſtronomos Aſtrologosq́z, colet:
Sic Tibi, Sera, legens tua Scripta, encomia dignæ
Laudis, Poſteritas, ſiqua futura, canet!

Paulus Müncerus Med. D.

QVi ſacros nobis, medicos qui condere libros,
Qui nodoſa prius ſolvere jura ſolent,
Quisque ſuos reperit quibus ille probatur amicos,
Et vatem vates, Rhetora Rhetor amat.
Te Crügere, poli dum nobis abdita pandis,
Ac quicquid vulgus non docet Aſtrologum,
Atque tuum quite profertque colitque Rubacum,
Sidera pro meritis & polus ipſe manet.

MART. OPITIUS.

Vir

(Vir Excellentisſ. Clarisſimus Aſtronomo - morum h. ſ. Coryphæus:) MAGISTER PETRUS CRUEGERUS, In paragrammate triangul. exactè: VERUS ATLAS AC HERCULES CAELORUM. ** M. PETRUS CRUE GERUS, In ſeptangul. demtâ triade: , BONUS PHILOSOPHUS! Ad Lectorem:

Atlanta quendam vixe, nec non Herculem, tergis ſuis
Celum ferentes; huncq́z tot mactaße monſtra, tulisße tot
Tantos labores; vana nugamenta nemo dixerit.
CRUGERUS, ecce, Sol ſoli, ſaliq́z Sidus Baltici,
CRUGERUS, ATLAS Celifer, mirus gerit ter-maximos
Celos & Aſtra teretis in cordis globo minutulo;
Et vi Minervæ perſpicacis, Herculanis niſibus,
Clavâq́z Sophicâ vanitatum monſtra gnarus tollere,
Hanc de Polorum Siderumq́z juribus, tum viribus,
Nobis laborat puriorem tradere ſcientiam.
Legas CRUGERI ſcripta, ſed & intellegas, fateberis:
Verè Philoſophus eſt hic, audit ut, Bonus; Vir Aſtrici
Sophos & receßûs omnis, omni laude, callentisſimus;
Omnis Matheſis corculum, medullaq́z penitisſima.
En, Aſtrologica pervolutes ejus hæc problemata,
Jocunda lectu, rebus utilisſimis uberrima;
Magnis id animis per. q́z grata, volve diligentiùs.
O quantus hic eſt, inquies, Prognoſta; gnarus, Sidera
Quòd innuant, adusq́z non neceßitent, mera, ſolida,
Et vera tantùm Phyſica, per-cautè, ſuis, & ſobriè,
Vanis omisſis, inſerens Prognoſticis: non hic novus
Arithmomantis, Cabbaliſta, Chiliaſta noſcitur,
Aut
Aut vanus, [ecquis namq́ ſanos atq́ cautos improbet?]
Nimis, Prophetes, alta curioſulè myſteria
Scrutans crepansq́z, quæ ſupra nos poſta ſunt, nil adq́z nos
DEI Polarchæ nota ſoli Numini, minùs homini.
Sed ritè venans atqz venerans tutus aurea Dædalæ
Mediocritatis ſepta, de potisſimis Adſpectibus
Eclipſibusq́z Luminaris utriusqz disſerit;
Phyſicè, rotundè, perſcienter, candidèq́z disſerit,
Solidèq́z, quantum noſtra Pallas in arduis his adſequi
Catisſima valet, hoc in Imperfectionis ſæculo.
Talia proinde te docenti, quippe pridem qui cluit
Sollers Crugerus Autor horum dogmatum celeberrimus,
Grates repende Lector; ævum fauſtius & extentius
Hüic Atlanti comprecare, quin & inter Atlantidum
Stellas ſerenas, Herculi vel, inter Aſteras Herculis
Tandem, Tychóna, Celitemq́z proximè Kepleriden,
Atlantas illos axis Alcidasq́; quondam maxumos,
Locum Serenum, ſed locum quem ſerò vadens occupet.
Quin Eruditi tanta Petra duret Orbis ſæcula!

Aliud.

Fata Rat Ispónæ Kep Lero Deb Ita pasſo [Anno 1630. medio
VranIe LVget, patrIs Vt orba, VIrVM. Novemb.]
DVM sVVs at ſpIrat, ſperat sVper Orbe, CrVgerVs, [1631.]
Petra Mathematici, lux, columenq́z globi.

Budorgi Elyſior. ſcrib. Christophorus Schvvartzbachius, P. L. C.

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Aus

Aus dem Prognoſtico des 1615. Jahres.

I. Ein Epiſodion Vom Oſterfeſt / warumb daſſelbe bißweilen in beyden Kalendern / Altem vnd Newem / zugleich einfalle / bißweilen biß auff fuͤnff Wochen von einander komme.

DJeſes vnd folgendes Capitel iſt Aſtronomicum nicht Aſtrologicum, Hab ſie dennoch beyde hieher ſetzen wollen / aus dieſen vrſachen / weil ſich diß Jahr viel Leute gewundert / 1. das die Newen Oſtern gantzer fuͤnff Wochen fruͤer als die Alten eingefal - len / auch viele deſſen vrſachen an mich begeret. 2. Das der Herr D. Herlicius, in benennung der Monſchein das gantze Jahr vber mit mir vnd Radzken nicht vbereinſtimmet. Beides wil ich jhnen vnd andern dieſes Studii Liebhabern in dieſen beyden Capiteln erkleren / vornemlich weil es fuͤglich dißmal geſchehn kan / in dem daß 1615 Jahr keine Finſterniſſen auch keine ſeltene groſſe A - ſpectus der Obern Planeten einfallen.

Anlangende nun das Oſterfeſt / damit man ſich nicht mehr wundere das Anno 1614 die Oſtern fuͤnff Wochen von einander / dagegen Anno 1615 zugleich auff eine zeit einfallen (eben wie Anno 1603 vnd 1604) muß man erſtlich wiſſen / das bey leben der Apoſtel vnd die nechſten hundert Jahr her - nach die Chriſten in Aſia dz Oſterfeſt mit den Juͤden gehalten / auff einen tag / nemlich am 14 tage deß erſten Monden: (Das war aber der erſte Mond / deſ - ſen New Liecht dem Æquinoctio Verno, wenn Tag vnd Nacht im Fruͤhling gleich / am nechſten war / vnd ſol man wiſſen das der Juͤden 12 Monate jegli -Achercher von einem Newen Mond angefangen) Die Chriſten aber in Europa ha - ben ſich lieber von den Juͤden abſondern vnd jhren Oſtertag nicht am 14 Tage deß erſten Monden ſondern den nechſten Sontag hernacher feyren wollen. Wo - rauß ein ergerlicher zwiſpalt zwiſchen den Orientaliſchen vnd Occidentaliſchẽ Kirchen erfolget / welcher gewehret biß auffs Concilium Nicenum Anno Chriſti 325 & ſeqq. da die 6 Canones Paſchales eingeſetzt / vnter welchen die beyden erſten gebieten / das man die Oſtern nicht mit den Juden zugleich ſon - dern den Sontag nach in plenilunio Paſchali oder dem Vierzehn Tage des er - ſten Monden / feyren ſol: Derhalben ob derſelbe Vierzehende Tag oder Oſter - liche Vollmond auff einen Sontag einfiele / ſol man lieber die Oſtern biß auff den andern Sontag verſchieben / damit man ja nicht mit den Juden zugleich ſeyre. Vnd weil zu den zeiten die freyen kuͤnſt ſonderlich Aſtronomia ſehr erlo - ſchen / hat man (weil man von den Juden nichts lernen wollen) ſo eigentlich den lauff der Sonnen vnd deß Monds nicht berechnen koͤnnen: Derhalben weil damaln Tag vnd Nacht / wie man vermeinet / am 21 Martii gleich gewe - ſen / haben die Patres (ſo viel der Sonnen lauff belanget) verordnet / das der Volle Mond / ſo auff den 21 Martii oder zu nechſt hernach einfiele / ſolte der O - ſterliche Voll Mond oder terminus Paſchalis heiſſen / vnd den nechſt folgenden Soutag die Oſtern gehalten werden. Wegen deß Monds Lauffs aber haben ſie verordnet / das der Biſchoff zu Alexandria / (da auff der hohen Schule das Studium Aſtronomicum, ſie der Ptolomei zeiten her etwas mehr als anders - wo getrieben wardt) das rechte Oſterliche New Liecht mit huͤlffe der Aſtrono - morum daſelbſt Jaͤhrlich außrechnen / vnd den eigentlichen Tag dem Roͤnti - ſchen vnd andern vornemſten Biſchoffen bey zeiten kundt thun ſolte / auff das es ferner die andern Biſchoffe vnd Prediger erfahren vnd an der heilige drey Koͤnige Tage nach offentlicher Predigt den Oſtertag vnd alſo auch die Faſten / Pfingſten / Himmelfarth etc. abkuͤndigen kuͤndten. Man ſchreibt / das der Bi - ſchoff zu Alexandria den Tag deß Oſterlichen New Liechts auff einer verſilbertẽ Taffel mit guͤldnen Buchſtaben verzeichnet Jaͤhrlich nach Rom / Jeruſalem / Antiochien etc. geſandt / daher noch heutigs Tags im Alten Kalender die Zahl / ſo die New Monde anzeigen ſol / aureus numerus, die guͤldne Zahl / genennet wird. Es haben aber nachmals die andern Biſchoͤffe dem Alexandriniſchen nichts nach geben wollen / in dem ſie vermeinet an jhn / als ob er allein gelart vnd klug / zu ſehr verbunden ſein. Haben demnach jhnen eben ſo wol / als er / Cyclos motus Lunaris gemacht: Von denen ich jetzt etwas melden muß. Es haben die Alten Griechen vnd hernach auch andere Voͤlcker / eh denn man die warevndvnd genawe rechnung deß Monds vnnd der Sonnen erfunden / mancherley Cyclos (das iſt Zirckel oder Vmblaͤuffe etlicher gewiſſer vollkommener Jah - re) aus ſpeculiret, in welch en ἀϖοϰατάςασις luminarium geſchehn ſolte / das iſt / das Sonn vnd Mond an demſelben Ort deß Himmels / da ſie im An - fang deß Cycli geweſen / nach außgang deſſelben Cycli wiederumb zuſammen kommen ſolten. Vnd hat man vornemlich den Cyclum decennovennalem o - der Enneadecaëtetida das iſt den Nennzehn Jaͤrigen Ztrckel fuͤr den beſten er - achtet / alſo das / Zum Exempel / wenn heute vmb 12 zu Mittage ein New Mond oder Conjunctio & entſtuͤnde an dieſem oder jenem Ort deß Himmels / gerad vber Neunzehn Jahr eben auch an dieſem Tage vnd eben auch zu Mit - tage ein New Mond amſelben Ort deß Himmels entſtehen wuͤrde. Ein ſolchen Neunzehn Jaͤhrigen Cyclum hat erſt Meton erfunden: Doch iſt der Chri - ſten Neunzehn Jaͤhriger Cyclus nicht eben der Metoniſche. Denn (das ich anderer drey vnterſcheid geſchweige) der Metoniſche helt in ſich 6940 Tage / der Chriſten aber 6. ſtunden weniger / denn dieſe haben allwege deß Julii Cæſa - ris Sonnen Jahren gebraucht / deren jegliches macht 365 Tage vnd 6 ſtunden / vnd alſo Neunzehn Jahr machen 6939 Tage vnd Achtzehn ſtunden. Der er - ſte / ſo vnder den Chriſten ein Cyclum decennovennalem gemacht / iſt geweſen Anatolius Biſchoff zu Alexandria / welcher das erſte Jahr ſeines erſten Cycli angefangen mit dem erſten Jahr deß Keyſers Diocletiani, deß aller grewlich - ſten Chriſten Verfolgers / daß iſt das Jahr Chriſti 285. von welchem Jahr faſt 300 Jahr hernacher die Chriſten tanquam ab æra Martyrum jre Jahr ge - rechnet / eh denn ſie dieſelben von der Geburt Chriſti zurechnen angefangen. Vñ dieſen anfang dieſes erſten Cycli hat man nachmals nicht verendert / ſondern alle andere Cyclos nach demſelben zuruͤck vnd vorwerts geordnet: So das man ſagen kan / das erſte Jahr Chriſti ſey geweſen das ander Jahr eines ſolchen Nennzehnjaͤhrigen Cycli. Es haben darnach Cyrillus, Theophilus, Victori - nus vnd endlich Dionyſius jhre Cyclos publiciret. Dieſer Dionyſius, welcher 200 Jahr nachm Concilio Niceno ſeinen Cyclum geſchrieben / hat wol geſe - hen / dz ſchon damals die gemachten Rechnungen deß Concilii nicht juſt mit dem waren Lauff deß Himmels vbereinſtimten / Aber er hat ſtill dazu geſchwie - gen / weil er alle vnd jede Satzungen deſſelben Concilii viel heiliger hielte / als das man etwas dawider reden ſolte. Dahero iſts nachmals kommen / das mit der zeit weder die guͤldne Zahl mit den New Monden noch der 21 Martii mit der Tag vnd Nacht vergleichung ſich gereimet. Denn vors erſte (damit wir nun neher zun ſachen ſchreiten) das Iulianiſche Jahr / deſſen man ſich in der gantzenA ijChri -Chriſtenheit biß auff Babſt Gregorium XIII. gebraucht / helt 365 Tage vnd 6 ſtunden / weil Iulius Cæſar vermeinet / das innerhalb dieſer zeit die Sonne per - fect jhren Lauff durch die 12 Himliſchen Zeichen verrichte: Sie koͤmpt aber in warheit etwas eh heruͤmb / ohn gefehr 11 min. vnd alſo da zum Exempel zun zeiten deß Niceniſchen Concilii Anno Chriſti 335 den 21 Martii die Sonn in den Wieder getretten were recht zu Mittage / keme ſie vbers Jahr an denſelben Ort deß Himmels 11 min. fruͤer / vber 2 Jahr 22 min. fruͤer / vnd vber 5 Jahr faſt eine ſtunde fruͤer / vnd alſo ohn gefehr vber 130 Jahr ein gantzen Tag fruͤer / wuͤrde demnach nicht den 21 ſondern ſchon den 20 Martii tag vnd nacht gleich ſein: Zun zeiten Dionyſii, deſſen ich zuvor gedacht / ſchon den 19 Martii, vnd zu vnſern zeiten den 11 ja viel mehr den 10 Martij deß alten oder Iulianiſchen Kalenders. Wenn nun ein Volliecht zwiſchen dem 10 vnd 21 Martij altes Ka - lenders einfellet / ob gleich daſſelbe der ware terminus Paſchalis iſt wie droben erkleret (weil es das nechſte nach dem Æquinoctio oder Tag vnd Nacht gleich) ſo hatmans doch nicht fuͤr das ware Oſterliche Volliecht gehalten ſondern ein anders erwartet welches nach dem 21 Martij (vber 4 wochen hernach) folgen muſſe. Vnd alſo feyret der alte Kalender offtmals aus dieſer einigen vrſach die Oſtern 4 Wochen zu ſpet.

Vors ander menget ſich auch ein die Anticipatio Lunaris, Es ſolte der Mond wiederuͤmb zu der Sonnen kom̃en eben an denſelben Ort / eben auff den Tag vnd die ſtunde / da ſie fuͤr 19 Jahren zuſammen geweſen. Aber es geſchicht faſt anderthalb ſtunde fruͤer: Vnd alſo koͤmpt der Mond in zween Cyclis faſt 3 ſtunden / in 4 Cyclis faſt 6 ſtunden vnd in 16 Cyclis das iſt in 304 Jahren faſt einen gantzen Tag fruͤer als man anfenglich gemeinet. Es iſt der Kirchen Ka - lender / welchem man das Calendarium Eccleſiaſticum Nicenum nennet / al - ſo geordnet das wenn man weiß was fuͤr ein Jahr eines Neunzehn Jaͤhrigen Cycli verhanden / koͤnne man durch die Zahl deſſelben Jahrs (welche nichts anders iſt als die guͤldne Zahl) nicht allein den Tag deß Oſterlichen New - monds ſondern auch aller andern New Monden durchs gantze Jahr drinn fin - den. Zum Exempel / Jm erſten Jahr eines Cycli, das iſt da die guͤldne Zahl 1 were / beſiehet man wo im ſelben Calendario die Zahl 1 zu finden: Denn an welchen Tagen ſie befunden wird / an denſelben tagen ſol allwege ein Newer - mond einfallen. Alſo im andern Jahr deß Cycli ſucht man an welchen Tagen die Guͤldne Zahl 2 gefunden wird: Jm dritten Jahr die Zahl 3 / vnd ſo fortan. Vnter allen aber denſelben New Monden ſol nur der jenige der erſte oder Oſter - liche Mond ſein / welches Voll Mond oder vierzehender Tag in den 21 Martii (an welchem / wie geſagt / das Concilium Nicenum ſtets Tag vnnd Nachtgleichgleich zu ſein vermeinet hat) oder nechſt hernach einfellet. Was geſchicht a - ber? Wenn etliche hundert Jahr nachm Concilio Niceno etwan die guͤldne Zahl an dieſem oder jenem Tage ein Newen Mond anzeigt / ſo iſt in warheit den Tag der Mond ſchon etliche tage alt / daruͤmb das / wie kurtz zuvor geſagt / die guͤl - dne Zahl alle 19 Jahr faſt vmb anderthalb ſtunden vnd alſo alle 304 Jahr faſt ein gantzen Tag zu langſam koͤmpt. Was aber bey den New Monden geſchicht / das geſchicht auch bey den Voll Monden. Zum Exempel diß 1614 Jahr iſt das Letzte oder neunzehnde deß Cycli Iunaris, vnd hat alſo die guͤldne Zahl 19: Die zeiget im Calendario Niceno den Oſterlichen New Mond nachm alten Kalender den 4 Aprilis vnnd alſo den Voll Mond den 17 Aprilis an einem Sontage / da doch in warheit der New Mond ſchon den 30 Martii vnd der Voll Mond ſchon den 14 Aprilis eingefallen. Derowegen der Oſtertag aus dieſer vrſachen den nechſtfolgenden Sontag nemlich den 17 vnd nicht den 24 April. hette ſolt gefeyret werden. Hie ſiehet man nun waruͤmb diß 1614 Jahr die alten Oſtern 5 Wochen ſpeter als die newen gekommen: Nemlich vors erſte hat man das volle Liecht / welchs den 15 (oder nach anzeigung der guͤldnen Zahl den 18) Martii altes Kalenders eingefallen / aus obangezogenen ſchlechten vr - ſachen (weil es fuͤrm 21 Martii eingefallen) nicht fuͤr das rechte Oſterliche ge - gehalten / ſondern ein anders erwartet welchs 4 Wochen hernacher gekommen: Zum andern / weil die guͤldne Zahl daſſelbe vermeinte volle Liecht felſchlich auff einen Sontag gelegt / daher / auff das man nicht mit den Juͤden zugleich Oſtern hielte / das Feſt noch 8 Tag lenger verſchoben worden. Das es aber Anno 1615 in beyden Kalendern zugleich koͤmpt / iſt die vrſach erſtlich das nachm al - ten Kalender kein Voll Mond zwiſchen dem 10 vnd 21 Martii einfellet / ſondern einer den 5 (nachm newen den 15) Martii der ander den 3 (nachm newen den 13) Aprilis: vnd dieſer letzte / weil er nach beyden Kalendern der nechſte nachm 21 Martii iſt / wird von beyden Kalendern fuͤr den Terminum Paſchalem ge - halten / ſo das man den nachfolgenden Sontag) nachm alten Kalender den 9 nachm newen den 10 Aprilis) Oſtern halten mag: Zum andern / fellet der wa - re terminus Paſchalis an einem Montage ein / daruͤmb ob gleich die guͤldne Zahl denſelben terminum 3 oder 4 Tage ſpeter anzeigt / bleibt ſie gleichwol in derſelbigen Wochen / ſo das ſie nachfolgenden Sontag zugleich mit dem New - en Kalender die Oſtern legen kan.

Hierauß iſt nun offenbahr / das die Oſtern des Newen Kalenders nicht / wie etliche ſich befuͤrchtet / zu zeitig geſetzt / ſondern gar recht nach der meinung des Niceniſchen Concilii. Diß ſchreib ich nicht zu dem ende als ob ich den Papiſten heuchele: Sondern nur zum bericht / das zu dieſer vnſerer zeit die O -A iijſternſtern des Newen Kalenders weit richtiger gelegt werden als die Oſtern des Al - ten Kalenders. Sonſten weiß ich neben andern Aſtronomis gar wol / das der Newe Kalender den Namen Calendarii Perpetui, den jhm der Bapſt gege - ben / nicht mit recht vertreten kan: Davon aber hie nicht zeit zu reden. Jch het - te auch wol etlichen Liebhabern dieſer ſpeculirnng ſollen art vnd wege anzeigẽ / wie man auff alle Jahr die Oſtern ſambt andern drauff gegruͤndteten Feſten vnd zeiten / als Faſtnacht / Himmelfarth / Pfingſten / auff beyde Kalender leicht - lich außrechnen koͤnne: Aber es wuͤrde dißmal zu weitleufftig / Sie wollen ſich biß wils Gott vber 2 Jahr gedulden / da die Oſtern Anno 1617 wiederuͤmb 5 Wochen von einander ſcheiden werden. Muß nun zu meinem andern Propo - ſito ſchreiten.

II. Ein ander Epiſodion vom Embolismo oder Legung des Einkoͤmlings / vnd woher es komme das die Calenderſchreiber in benennung der Monſcheine bißweilen nicht vbereinſtim̃en.

VRſach dieſes Cap. hab ich im anfang deß vorhergehenden angezeigt. Ha - be zwar vom Embolismo etwas berichtet im erſten Cap. des Progn. auffs 1612 Jahr / aber nicht alles was zu wiſſen von noͤten.

Bey den Aſtronomis findet man vornemlich zweyerley art Jahre: Son nen Jahr vnd Monden Jahr. Ein Sonnen Jahr iſt eine zeit / darinn die Sonn die 12 Himliſche Zeichen durchleufft / welchs geſchicht in 365 tagen vnd faſt 6 ſtunden: Ein Monden Jahr iſt / darinn 12 Iunationes oder Monſcheine voll - koͤmlich mit allen Quartieren zum end lauffen / welchs geſchicht in 354 Tagen vnd faſt 9 ſtunden. Alſo iſt ein Monden Jahr 11 Tage kuͤrtzer denn ein Son - nen Jahr: Vnd alſo kommen die New Monden vnd andere Quartiere jmmer in etwan einem Jahr 11 Tage fruͤer als im vorhergehenden Jahre. Als da wir Anno 1614 ein newen Mond gehabt zum Exempel den 10 Martii / werden wir auffs folgende Jahr einen haben den 27 Februar. nemlich 11 Tage fruͤer. Dieſe 11 tage heiſſet man epacten, vnd ſamlet ſie von etlichen Jahren auff biß ſie einen menſem æquabilem nemlich 30 Tage oder druͤber machen: Als dan wirfft man 30 davon abe / vnd behelt nur den Reſt / zu welchen ſamlet man aber - mal folgende Jahr jhre Epacten oder 11 Tage auff / biß abermal 30 oder druͤ - ber werden etc. folgender weiſe: 11. 22. 3. 14. 25. 6. 17. 28. 9. 20. 1. 12. 23 4. 15. 26. 7. 18. 29. An ſtat aber der abgeworffenen 30 Tage leget man einen Monſchein ohne Nahmen / welchen man Embolimum einen frembdling (dervonvon keinem Monat / wie die andern Monſcheine / benennet wird) oder Einkoͤm - ling nennet. Vnd ſolchs geſchicht daruͤmb / damit man die Monſchein wieder - uͤmb hemme vnd an jhre ſtellen bringe: Denn da zum exempel Anno 1615 der Newe Hornungſchein novilunium Februarium, entſtehet den 29 Ianuarii newes Kalenders / koͤmpt derſelbe folgends Jahr ſchon den 18 vnd Anno 1617 ſchon den 7 Ianuarii / Anno 1618 wuͤrd der Hornungſchein in den Dec. des vorgehenden 1617 Jahrs gerathen / ja endlich wuͤrden viel groͤſſere abſurda draus folgen wo man nicht einen Einkoͤmling legete. Hie mercke man den vn - terſcheid der Nahmen / Embolimus, Embolismus vnd Embolimæus: Embo - limus iſt der Einkoͤmling oder eingeſchobene Mond ſelber / Embolismus eſt actio die einſchiebung oder legung deſſelben Monden / Embolimæus heiſt das Jahr in welchs ein Embolimus einkoͤmpt oder eingeſchoben wird / vnd hat daſ - ſelbe Jahr nicht 12 ſondern 13 Newe oder Volle Monden. Es ſtimmen aber die Aſtronomi mit dem Embolismo nicht vberein. Die Alten haben eine Re - gel vorgeſchrieben: In quo completur, menſi Iunario detur. Das haben nach langer zeit die nachkommen alſo verſtanden: Jn welchem Monat ein Monſchein ſich gantz endet / ſo das drauff ein Newer Mond einfellet / nach dem - ſelben Monat ſol man den geendeten Monſchein benennen. Als / weil der Mon - ſchein / ſo Anno 1614 den 30 Decemb. entſtehet / zum ende leufft im folgenden Januario (Anno 1615) ſolle man dieſen Monſchein den Jennerſchein nen - nen. Wenn aber zween Monſchein in einem Monate ſich endeten / das iſt weñ zwey Newe Liecht in einem Monat moͤchten fallen / als Anno 1614 in den De - cemb. ſo ſol der Monſchein / der mit allen ſeinen Quartieren gantz in demſelben Monat enthalten / ein Einkoͤmling genant werden. Die Newen Aſtronomi a - ber verſtehn in obgedachtem Verß das wort Completur viel anderſt / nemlich: Jn welchem Monat ein Monſchein Voll wird / das iſt / ſein volles Liecht er - langt / nach demſelben Monat ſol er benennet werden: Wenn aber zween Voll - Mond in einen Monat treffen / ſol der hinderſte mit ſeinen andern Quartieren ein Einkoͤmling ſein. Daher koͤmpts nun das die Calenderſchreiber bißweilen nicht vbereinſtimmen. Was mich anlanget / halt ichs zwar mit der letzten mei - nung tanquam latiniori: tunc enim luna compleri dicitur, quando plena eſt aut quando complet orbem ſuum: Wie ich dann in meinem erſten Ka - lender / Anno 1609 / allezeit die Monſchein benennet nach denſelben Monaten / in welchen jhre Voll Monde fallen: Weil ich aber ſahe das viel Leute dadurch geergert worden / hab ich muͤſſen nachmals bey der alten Geigen bleiben / mit H. D. Herlicio, Radzken / vnd andern. Jedoch koͤmpt D. Herlicius mit vns an - dern in dem nicht vberein / das er / ob er gleich in ſeinem Preußiſchen Calenderdenden newen Kalender vor vnd den alten hernach ſetzet / dennoch die Monſcheine nicht nachm newen ſondern ſtets nach dem alten Kalender einrichtet vnd be - nennet. Alſo iſt jhme der new Mond ſo Anno 1614 den 10 Jan. newes Kal. einfellet / Jennerſchein / weil ſein letztes Quart. ſich noch im alten Ianuar. endet / vns andern iſt derſelbe Newmond Hornungſch. dann er endet ſich im newen Febr. Folgender Newmond iſt D. Herlicio Hornungſchein / vns andern Mertz ſchein: Vnd alſo fort biß in den Dec. da der erſte Newmond D. Herlicio Chriſtſchein iſt / weil er ſich im alten Chriſtmonat endet / vns andern iſt er ein Einkoͤmling / weil beydes ſein vnd auch vorhergehendes Monſcheins ende in ei - nen Monat fellet. Vnd alſo ſind Anni Embolimæi D. Herlicio das 1604 1605 8. 11. 13 : Vns andern das 1604. 1606. 9. 12. 14. Jahr. Jch hette zwar erſtlich vermeinet / H. D. Herlicius richtete ſich nach den Voll Monden der Gregorianiſchen Monaten vnd nach der newen außlegung des worts Com - pleri: Aber nachmals bin ich innen worden / das er mit benennung der Mon - den auch in den Newen Kalendern ſchlechts auff den alten Computum ſehe.

Noch iſt ein andere meinung Einkoͤmlinge zu legen / von welcher ich Anno 1612. gemeldet: Aber beſſer wer es / wenn man darinnen gantz vber ein - ſtimmete / welchs leicht geſchehen koͤnte / wenn wir die Embolismos nicht alſo durch alle Monate vagiren lieſſen (denn bald haben wir nachm newen Kalen - der einen Einkoͤmlig im Ianuario, als Anno 1604. Bald im Octobri, als Anno 1606. Bald im Iulio, Anno 1609. Bald im Majo 1612. Bald im Decemb. 1614. etc.) Sondern folgten hierinnen dem Embolismo aller alten Voͤlcker / wie auch der erſten Kirchen. Es haben die Juͤden vnd Griechen vnd andere Voͤlcker / wie auch die Chriſten / jre Einkoͤmlinge gelegt allezeit am Ende jhrer Monden Jahre / wie ſolchs gnugſam darthut Joſephus Scaliger in opere de Emend. Temp. Der alten Chriſten Monden Jahr / welchs annus Eccleſiaſticus genant ward / hatte ſeinen anfang zugleich mit dem Juͤdiſchen Kirchen Jahre / nemlich vom New Monden Niſan, welchen GOTT der Herr zum erſten Monat eingeſetzt Exodi 12 an welches 14. tage oder Vollen Mond das Juͤdiſche Volck vnd die allererſten Chriſten Jaͤhrlich jhre Oſtern gehalten. Der New Mond Niſan aber war der / welcher dem Æquinoctio Verno zum nechſten war / wie ich im anfang des vorigen Capitels gedacht vnd deſſen Voll - Mond entweder ins Æquinoctium oder zu nechſt hernach einfiele: Derhalben fing das alte Kirchen Jahr im Fruͤling an vnd muſte ſich auch im Fruͤling en - den mit dem letzten Juͤdiſchen Monden Adar. Wen ſichs aber zutrug / das nach ende der 12. Monſch eine ein Newer Mond entſtuͤnde / deſſen Voll Mond noch fuͤrm Æquinoctio einfiel / der ward noch nicht fuͤr den Oſter Mond ſondern fuͤreinein Einkoͤmling gehalten. Vnd dieſe art des Embolismi helt ſteiff vnd feſt Herr Barthol, Scultetus ein alter Vornehmer Mathematicus, jtzo zu Goͤrlitz / Jn welches Kalend. man nirgends denn nur fuͤr dem Oſtermond die Einkoͤmlinge finden wird. Wenn wir andern Kalenderſchreiber dieſe art auch annehmen moͤchten / wuͤrde weder die Benennung der Monſcheine noch das Jahr vnd der Monat des Einkoͤmlings zwiſtig ſein.

Diß ſchreib ich nicht andern Aſtrologis zum præjudicio, das ich jh - nen etwas gebieten oder vorſchreiben woͤlle oder auch koͤnte / ſondern nur als ein vorſchlag zur beſtendigen einigkeit. Vermoͤge dieſer art were das 1615. Jahr ein Embolimæus, vnd der New Mond ſo den 27. Febr. newes Kalenders ein - fallen wird / were Embolimon, ſintemal Anno 1614: Der erſte New Mond des Kirchen Jahres eingefallen den 10. Martij, der ander der 9. Aprilis, der dritte den 8. Maij etc. der zwoͤlffte Anno 1615 den 29. Januar. Der dreyze - hende den 27. Febr. kan noch nicht der Oſter Mond oder der erſte Tag deß fol - gendẽ Kirchen Jahres ſein / weil ſein Voll Mond noch fuͤr der Tag vñ Nacht ver - gleichung einfellet / derhalben were er ein Einkoͤmmling vnd der folgende den 29 Martii were (wie er dan auch iſt) der rechte Oſtermond vnd anfang des newẽ Kirchen Jahres. Er wird April Mond genandt / weil ſein Voll Mond in den April fellet: Alſo den 27 April Mey Mond: den 27 Maij Brachmond etc. Wie diß genus embolismi andern gefallen moͤge / werden wir auffs Jahr wils Gott hoͤren.

Aus dem Prognoſtico des 1616. Jahres.

I. Wie es doch jmmermehr komme / das die Calenderſchrei - ber / ob ſie gleich jhr allerbeſtes thun / dennoch im Gewitter ſo offt vnnd ſehr fehlen: Da ſie doch mit benennung der Monſcheine / Finſter - niſſe etc. in der zeit ſo juſt zutreffen?

BAntwort:

ANtwort: Daher koͤmpts / das die Monſcheine / Fin - ſterniſſe / ſampt dem gantzen lauff der Sternen / bloß vnd allein vom Him - mel herruͤhret / deſſen Natur vnwandelbar / ſein lauff vnverhindert / gleich foͤrmig / ſtandthafftig / ſo das ein richtige rechnung hie nicht fehlen kan. Das Gewitter aber ruͤhret nicht allein vom Himmel her (wie etliche ſich einbilden) ſondern auch vom Erdboden ſelber. Es hat der Erdboden innerhalb ſeinem Coͤrper / wie nicht allein die Phyſica, ſondern auch die Erfahrung probiret, ſei - ne Feuchtigkeiten vnd andere materien / die ſie durch antrieb der Himliſchen Coͤrper von ſich ſchwitzt / vnd dadurch materiam gibt zu Nebel / Winden / Re - gen / Donner etc. Nun iſt auch dieſes gewiß / das der Erdboden nicht in allen Landen / ja auch in einem Lande nicht in allen Staͤdten oder Flecken / oder auch an einem gewiſſen ort nicht zu jederzeit / gleich qualificiret. Alſo geſchichts offt das eine Conſtellation oder Himliſche vrſach verhanden / eine materi zu Re - gen ꝛc. heraus zu locken / oder da die materia allbereits erhaben / dieſelbe außzu - drucken / aber es fehlet an der Materia ſelbs / vnd iſt nicht deß Himmels ſchuldt / auch nicht deß Calenderſchreibers. Was hilffts / das einer ein gut Fewer ma - chen wolte / vnd wer kein holtz oder andere brennende materia verhanden? Jch mein ja / das heiſt: aſtra inclinant, non neceßitant. Wenn ein Calender - ſchreiber die Auff vnd Vndergaͤng der Sternen / die Aſpectus der Planeten vnd andere zur Witterung gehoͤrige ſachen wol in acht hat / vnd aus denſelben ent - weder nach der erfahrung oder den Aſtrologiſchen Regeln (die doch grewlich fehlen / ohn zweiffel eben aus obgemeldten vnnd auch andern vrſachen) ſeine muhtmaſſung macht / ſo hat er das ſeine gethan / es treffe das Wetter ein oder nicht.

Hat derwegen D. Herlicius keine vrſach ſich alſo hefftig zu entruͤſten / das ich (mit gnugſamer ehrerbietung) geſchrieben / es fehle ſeine Witterung eben ſo wol als die meine / es ſey dann ſach das er fuͤr Gottes heimlichen Raht wil angeſehen ſein. Aber hievon an ſeinem ort.

II. Ob das Gewitter eines vorſtehenden Jahrs aus den Zwelfften / wie der gemeine Mann redet / das iſt aus den 12. Tagen vnd Nachten vom Chriſttage anzufangen / koͤnne erlernet werden?

DJeſe einbildung iſt bey den Bawren ſo ſtarck eingewurtzelt / das ſie auch nicht anderſt meinen / als machen wir die Calender in den zwelfften. DasFunda -Fundament, darauff dieſe Wetterdeutung gebawet / iſt das der Chriſtag den Jenner / S. Stephans tag den Hornung / der dritte feyertag den Mertz vnd ſo fortan die folgende tage ein jeglicher nach der ordnung die folgenden Monat bedeute /

Vnd wie es wittert an jeglichem Tag
Alſo ſol es wittern / als ich dir ſag /
An ſeinem Monat der jhm zugehoͤrt
Welchs folgend gantz klaͤrlich wird geſpoͤrt etc.

Wie die gemeinen verß lauten. Aber wie ſich die verße reimen / ſo reimen ſich auch die 12. tage zu den 12. Monaten. Es iſt hie keine analogia Phyſica oder Natuͤrliche correſpodenz, ſondern bloſſe Arithmetica, das die zahl 12. mit einander verglichen wird. Da heiſts: Quantitatum nulla eſt efficacia. Ob jemand vielleicht meinen wolte / es hetten dieſe 12. tage mit den principiis fignorum Zodiaci, oder principiis menſium ſive lunarium ſive civilium et - wan ein ſonderlich verbuͤndnuͤß / der wird jrren: Denn zum exempel der Chriſt - tag / das iſt der 25. Decembris, iſt nicht der anfang des Sonnen Monats (welches der 22. Decemb. iſt) viel weniger der anfang des Monats Ianuarii, ſelten aber / vnd kaum in 19. Jaren einmal / der anfang eines newen Monden / vnd da der Chriſttag gleich im anfang etwan eines Monſcheins oder Monats etc. were / ſo wuͤrden doch die andern 11. tage die eigenſchafft nicht haben. Vnd da ſie dieſelbe gleich hetten / ſo were doch noch keine gnugſame conſequentz des gewitters / ſo wenig als man ſonſt außm tage eines Newen Liechtes von des gantzen Monſcheins witterung was gewiſſes ſchlieſſen kan. Jch frage aber die jenigen / ſo auff die zwelfften viel halten / wenn es auff den New Jahrstag ſchneyete / ob dergleichen auch im Auguſto zugewarten wer? So ſie antworten / an ſtat des ſchnees muͤſte man im Auguſto regen vermuten / kuͤndt ichs leicht gleuben / ſintemal ſelten ein gantzer Sommer Monat ohne Regen ableufft.

III. Ob man dan auch nicht auß den Hoͤrnern des zu oder abnemenden Mondes vom gewitter der nachfolgenden tage was vrtheilen koͤnne?

JA freylich: doch mit vnterſcheidt. Denn es pflegen die Landleute des Monds Hoͤrner auff zweyerley Manier zu betrachten. Etliche ſprechen alſo: Die Hoͤrner ſind ſpitzig / Es wird ſchoͤn Wetter dieſe Tage ſein: Oder / dieB ijHoͤrnerHoͤrner ſind ſtumpff / wir werden Wind oder Regen etc. haben. Dieſe Muht - maſſung iſt recht vnd gut / denn ſie hat jhre Natuͤrliche vrſachen. Die ſpitzigen Hoͤrner ſind ein Zeichen einer reinen klaren Lufft / durch welche Lufft man deß Monds geſtalt recht wie ſie von Natur vns ſcheinen ſol / anſchawet. Die ſtum - pffen Hoͤrner ſind ein Zeichen einer vnreinen Lufft / in welche ſich nemblich aus der Erden viel duͤnſte empor gezogen / durch welche wir deß Monds geſtalt nicht ſo eigentlich anſchawen / oder auch die euſſerſten Spitzen der Hoͤrner erkennen koͤnnen / (denn die Hoͤrner ſind in einerley Alter des an ſich ſelbs nicht einen Monat ſpitziger als den andern / ſondern die vnreinen Duͤnſte / ſo in der Lufft zwiſchen dem Mond vnd vnſerm Geſicht ſchweben / benehmen vns die Klarheit der Lufft / das wir die euſſerſten ſpitzen nicht ſehen koͤnnen.) Aus ſolchen Duͤn - ſten / wie in Phyſicis gelehrt wird / entſteheu darnach Winde / Nebel oder andere Feuchtigkeiten. Derhalben / ſag ich / iſt etlicher Landleute meinung / die alſo vr - theilen / nicht zuverwerffen.

Etliche aber ſprechen alſo: Der Mond hat die Hoͤrner vber oder vnder ſich gekehret / derhalben werden wir ein ſolch oder ſolch Wetter haben. Dieſe meinung hat keinen Grundt / Denn das wiſſen die Aſtronomi, wenn der zu oder abnehmende Mond vorm erſten vnd nachm letzten Quartier / in nonageſimo gradu iſt / (Das iſt / gerad in der mitte zwiſchen dem damals auffgehenden vnd vndergehenden Punct deß Planetenzirckels) ſtehn ſeine Hoͤrner beyde gleich zun ſeiten auß / das ſie nicht im geringſtẽ weder vnder oder vberſich gekehret ſind. Eh denn aber der Mond den nonageſimum gradum erreicht / wendet er alle - zeit von Natur die Hoͤrner im zunehmenden Liecht vnder ſich / im abnehmenden vber ſich: Wenn er aber ſchon denſelben grad vberſchritten / wendet er ſie im zu - nehmenden Liecht vberſich / im abnehmenden vnter ſich: vnd iſt die Wendung im Lentz vnd Herbſt groͤſſer / im Sommer vnd Winter kleiner: Welchs die je - nigen / ſo der Aſtronomiæ nicht kuͤndig / nicht verſtehen koͤnnen / ſondern meinen das es eine ſonderliche verenderung der lufft bedeute.

IV. Ob man aus einem Themate oder Himmels Figur / die man auff den Eintrit der in den ſtellet / mit grunde von deß gan - tzen Fruͤhlings / ja / wie etliche thun / von deß gantzen Jahrs eigenſchafft vrtheilen / daneben auch einen oder 2 Planeten zu Regenten deß gantzen Jahrs beſtellen koͤnne?

Dieſe

DJeſe frage hab ich offtmals in meinen Prognoſticis angeſtochen / aber nie klerlich reſolviret. Damit nun die ſach recht verſtanden werde / ſol man wiſſen / das die Aſtrologi auff die Stund vnd Minut / an dem die Sonn in den tritt / eine ſolche Himmelsfigur auffſtellen / als man pflegt auff eines Menſchen Nativitet auffzuſtellen / vnd vrtheilen aus derſelben Figur von Ei - genſchafft deß gantzen Jahrs / oder ja zum wenigſten von der Eigenſchafft deß Lentzen / gleich wie ſie ſonſt ex themate Nativitatis von eines Menſchen tempe - rament &c. zu vrtheilen pflegen: Jtem / welcher Planet in derſelben Fruͤhlings Figur nach jhren Regeln ſecundum dignitates &c. am ſterckſten befunden wird / denſelben erkennen ſie fuͤr einen Herren oder Regenten deſſelben Jahrs / alſo das nach deſſen Planeten Natur das gantze Jahr ſich ſchicken werde: Jſt etwa ein ander Planet jhm an ſtercke faſt zuvergleichen / denſelben erkennen ſie fuͤr deß andern Mitgehuͤlffen / vnd verkuͤndigen ein temperirtes Jahr nach die - ſer zweyer Natur. Das Fundament vnd vrſach / worauff dieſes jhr vrtheil be - ruhet / iſt / das daß jahr nach dem Menſchlichen leben vergliechen wird / ſo das der Lentz die Jugendt / der Sommer vnd Herbſt dem Maͤnnlichen Alter / der Winter den letzten Alter gleich ſey / Derhalben koͤnne man aus dem erſten tage vnd minut deß Jahrs (welchs die Aſtronomi mit dem Lentz anfahen) eben - meſſig vom Temperament deß Jahrs prognoſticiren, als außm erſten tag vnd ſtund deß newgebornen Menſchen von deſſelben Temperament &c.

Nun laſſet vns diß fundament betrachten. Omne ſimile eſt etiam diſ - ſimile. Deß Menſchen leben ſehet außerhalb Mutter Leib an realiter, na - tuͤrlich / vnd in der warheit: Das Jahr aber / welchs eigentlich eine zeit iſt / hat natuͤrlich vnd an ſich ſelbs kein ander anfang noch ende / als welchs jhm die Menſchen nach jhrem gutduͤncken haben zugeeignet / nicht anders als ein Zirck - elriß an ſich ſelbs weder anfang noch ende hat. Alſo fahen die Aſtronomi zwar das Jahr an im Fruͤhling / die Roͤmer vnd alle Weltliche Leute im Win - ter / die Juͤden vnd andere im Herbſt / die alten Griechen im Sommer. Vnd diß iſt der erſte vnterſcheidt zwiſchen dem Menſchen vnd einem Jahr. Vors an - der: Der gantze Menſch wird zugleich mit allen ſeinen gliedmaſſen auff einmal gebohren / das Jahr aber nicht alſo: dan wan die Sonn in den tritt / ſo iſt lang noch nicht der gantze Lentz geſchweig dan das Jahr vorhanden / vnd wan der Sommer antritt / ſo iſt der Lentz wieder vergangen etc. Derhalben ſo bald der Menſch in dieſe Lufft gebohren wird / ſo werden auch ſeinen gliedmaſſen die Kraͤffte des Himmels eingedruckt / daher er (cæteris paribus) ſein tempera - ment erlanget: Den Jahres zeiten aber kan ſolchs nicht auff ein mal wieder - fahren / weil ſie nicht auff einmal alle verhanden. Zum dritten: Der Menſch iſtB iijeinein Natuͤrlicher ſelbsſtendiger Coͤrper / in welchen der Himmel ſeine wirckung ausgießen kan: Die zeit aber iſt nur ein accidens. Aber ich weiß was man hier - auff einwenden kan / Nemlich daß das Thema oder die Nativitet nicht geſtellet werde der zeit vnd dem Jahr / ſondern der Lufft vnd dem Erdboden / welche Lufft vnd Erdboden beyde natuͤrliche Coͤrper ſind vnd alle Jahr gleichſam von newen gebohren werden: Vnd gleich wie die Finſterniſſe vnd andere ſtarcke Aſpecten jhre wirckung tieff vnd weit / der Zeit nach erſtrecken / Alſo koͤnne auch die obge - melte Configuration des Himmels jhre wirckung das gantze Jahr uͤber ſpuͤren laſſen. Dieſe meinung moͤcht paßieren / wenn die wiedergeburt der Lufft vnd deß Erdbodens eben juſt vnd gentzlich auff den Tag vnd Stund / da die Sonn in den tritt / ſich begebe / vnd das man alsdann aus den Aſpecten / ſo damals einfie - len das vrtheil fellete. Aber es geſchicht beydes nicht / Die Lufft vnd der Erd - boden werden im Lentzen nicht auff einen Tag / ſondern ſucceſſivè vnd gemaͤh - lich von einem Tage zum andern wiedergeboren / das iſt erwaͤrmet / erweichet vnd befeuchtiget etc. Sind auch nicht an den 20. Martii wenn die Sonn in den tritt / gebunden / ſondern die Sonne verrichtet ſolchs ein Jahr fruͤher als das andere. Finſterniſſen vnd Aſpecten belangende / hat mich Kep - lerus (dem ich dißfals viel zu dancken hab) aus guten gruͤnden lengſt gelehrt / das dieſe faſt das einige ſein / darauff etwas in Aſtrologia zu bawen / Aber wenn fellet eine Finſterniß in die Jahre Nativitet? alſo das man die Finſterniß hie - her nicht ziehen kan. Aus den Aſpecten / ſo in derſelben Jahrs Nattvitet vorlauf - fen / vrtheilen ſie auch das wenigſte: das meiſte aber aus den Triplicitatibus, Exaltationibus, Caſibus vnd andern accidentibus Planetarum, Jtem aus den Himliſchen Heuſern / welches beydestheils ein hauffen ſtoppel iſt / wie ſolchs Keplerus in ſeinem Buch De nova Serpentarii & Cygniſtella, Jtem in ſei - nem Tertio Interveniente vnd anderswo gnugſam dargethan / ich es auch wils Gott kuͤnfftig jederman fein Deutſch fuͤr augen ſtellen wil / obs gleich etlichen verdrieſſen moͤcht. Kuͤrtzlich was in der Jahrs Nativitet aus den Aſpecti - bus prognoſticirt wird / iſt nicht allerdings zuverwerffen / ſo fern als ſich derſel - ben Aſpectuum wirckungen auff etliche tage erſtrecken: Das andere alles mit - einander / was auff die bahn pflegt gebracht zu werden / iſt auff lauter Truͤbſandt gebawet. Es kan ſich offt begeben / das der Planet / der in der Jahrs Nativi - tet ſtarck vnd koͤſtlich verwaret / vnd deßwegen zum Regenten deß Jahrs geſetzt wird / bald hernacher ins exilium (wie wir Aſtrologi reden) detrimentum vnd andere Lebensgefahr gereth / vnd das meiſte theil deß Jahrs nicht wieder / ſi Dîs placet, zu kraͤfften vnd wolſtande kommen kan. O deß elenden Re - genten.

Weil

V. Weil der newe Calender rechter als der alte / warumb dann die Landleute in beſchickung deß Ackerbawes ſich nicht nach der newen (wie ſie reden) ſondern nach der alten zeit richten: vnd weil dieſe jhnen bequemer als jene / ob daraus zu argwohnen / der ne - we Kalender vnrechter ſey denn der alte?

DJe Ackerleute richten ſich eigentlich nach der Sonnenlauff / ſo das ſie jh - ren acker beginnen zu pfluͤgen / ſeen etc. wann die Sonn an dieſem oder je - nem ort deß Himmels jhren Curs helt. Aber weil jhnen der Sonnen lauff vn - kuͤndig / haben ſie aus langwiriger erfahrung die bequemſte zeit bey den heilig ta - gen abgemerckt / als Philippi Jacobi / Egidij / etliche wochen zuvor oder her - nach / Jtem 9. 10. 11. wochen vor Jacobi wie ſie reden / Vnd ſolches alles / eh der newe Calender an tag kommen. Es ſind aber dieſe vnd dergleichen heilige taͤge vnbeweglich / vnd kommen alle Jahr mit einem gewiſſen grad der Sonnen Lauff vber ein / von dem ſie in 130. Tagen kaum einigen Tag (welchs in dieſer ſachen nichts auff ſich hat) verruckt werden. Nach den Oſtern / Pfingſten / Himmelfart / welche Feſte beweglich ſind / vnd nicht alle Jahr auff gewiſſe Mo - natstage kommen / richten ſie ſich gantz nicht. Nun iſt mit verruckung des Ca - lenders nicht zugleich der Sonnen Lauff verruckt / ſondern der Calender iſt nicht anders als ein verzogenes Vrwerck nach der Sonnen vnnd des Mondes Lauff zu recht gezogen worden / vnd ſolches nicht wegen des Ackerbaws ſondern vmb des Oſterfeſts willen. Bleibt derwegen den Ackersleuten jhre Obſervation vnd zeit vnverruckt / die ſie ſo lang nach den Heiligtagen des alten Calenders halten muͤſſen / biß das ſie nach langwiriger Erfahrung dieſelbe zeit / welche jh - nen die Sonne mitbringt / auch endlich an dem Newen Calender lernen anmer - cken. Weren den 11. Maii vnd 11. Sept. newes Calenders Mamertus vnnd Protus ſo bekante Namen vnd Heiligen als Philippus Jacobus vnd Ægydius, ſo were es den Ackersleuten nicht ſchwer zu tauſchen: Aber jtzt wils jhnen ſchwerlich ein. Hieraus iſt zu ſehen / das man mit dem Argument, da der A - ckerbaw fuͤglicher nachm Alten als nachm Newen Calender angeſtellet wird / den Newen Calender nicht vmbſtoſſen koͤnne.

VI. Was von den diebus tempeſtatum criticis zu halten / als da es auff Medardi, Margarethæ, Apoſteltheilung etc. regnete / werde es gantzer 6. Wochen nacheinander regnen / vnd dergleichen?

Es

ES mus vor alten Jahren nachm alten Calender auff dergleichen Tage et - wan ein Auff oder Vntergang eines vornemen Geſtirns eingefallen habẽ / durch welche Auff oder Vntergaͤnge (als Plejadum, Stellarum cancri etc.) offtmals / wann ſonſt kein hinderung dazwiſchen koͤmt / etliche Tage lang feucht Wetter erreget wird. Das hat man etliche Jahr angemerckt (wenn es aber ſchoͤn Wetter geweſen / hat man nicht angemerckt) vnd darauß jmmer geltende Regeln gemacht / die doch heutigs tags ſo wol nachm alten als newen Calender grewlich fehlen / wie ichs dieſe Jahr hero gar wol auff gezeichnet. Derhalben auff ſolcher tage Witterung nicht mehr zu bawen. Eben ſo triffts zu / weñ man auß dem erſten Herbſttage (den etliche Bartholomæi etliche Ægidij tag / etli - che nachm Newen etliche nachm Alten Calender / halten) von des gantzen Herbſts eigenſchafft ſeine rechnung macht.

VII. Dieweil die Sonne waͤrmet nicht mit einfallenden ſon - dern mit wieder prallenden Stralen (welche ſo viel krefftiger ſein / ſo viel hoͤher die Sonne iſt /) Wie es dann komme das der Sommer nicht im Junio da der Tag am lengſten vnd die Sonn am hoͤheſten / ſondern im Julio vnd ein theil des Auguſti / am waͤrmſten iſt? Jtem das es ge - meiniglich nach Mittage biß etwan vm 2. vhr viel waͤrmer iſt als eben zu Mittage?

DJe Erwaͤrmung geſchicht ſucceßivè nacheinander / vnd daſſelbe wegen der decke des Coͤrpers / der die Waͤrm ſol an ſich nemen. Gleich wie nun ein Ofen nicht als dan zum hitzigſten iſt / wenn das Fewer in jhm zum hoͤheſten flammet / ſondern wenn das Holtz etc. zu Kohlen worden: Alſo kan auch der Erdboden zu Mittage vnd zur zeit des lengſten Tages noch nicht ſo eine Hitze von ſich blaſen / als wann er eine zeitlang im Fewr der Sonnen geſtanden / vnnd alſo (wie Keplerus redet) alte vnd newe Erhitzung zuhauff geſamlet. Hiraus verſtehet man nun auch

VIII. Warumb es nicht vmb Weynachtẽ / da die Tage am kuͤrtz - ten vnd die Sonn am niedrigſten / ſondern allererſt im Hor - nung gemeiniglich am kelteſten ſey?

Nemlich an einem Ofen kan die einmal gefaſſete Waͤrm (ſonderlich am bo - den) ſo bald nicht erſterben / ob gleich die Kohlen ſo gantz erloͤſchen / das biß -weilenweilen auch kein Fuͤncklein mehr darinnen zufinden: Ein gleiches iſt von dem groſſen Backoffen der Erden zu verſtehen / Welcher den Sommer vber inwen - dig von der Sonnenhitz alſo durchgangen / das er noch jmmerzu auch im ange - henden Winter etwas Waͤrme von ſich giebt / eh dann er ſo gantz erkalten kan.

IX. Was dann vom Hundsſtern zu halten? Ob nicht derſel - be durch ſeine gegenwart der Sonnen Krafft ſtercke? Daher dann auch die hitzigſte Zeit des Sommers die Hundstage genennet werden?

D iſt gar eine Weltkuͤndige meinung / vnd hat jhre ſcheinbare documen - ta, ſonderlich bey den Poeten / Als beym Ovidio:

Eſt canis, Icarium dicunt, quo ſidere moto Tota ſitit tellus, præripiturque ſeges. Beim Tibullo: arentes cum findit Sirius agros: Jtem: Et canis æſtivo torreat arva ſiti.

Dem ſey aber wie jhm wolle / ſo iſt dieſer Stern an der groſſen hitz vnd vn - geſundheit / ſo bißweilen mit in den Hundstagen einfellet / an ſich ſelbs nicht ſchuldig. Wil hievon deß Kepleri wort (Aphor. 82. Tertii Intervenientis) erſtlich hieher ſetzen. Die Sonne / ſpricht er / fehet in den Hundstagen an zu fallen / der Erdboden aber behelt die alte waͤrme vom Junio her / vnd ſchlegt ſie zu der newen / ſo die Sonne noch alle tage / doch je lenger je weniger verurſachet / Da wird die Lufft von vnten auff heiß / da iſt ſuperficies aeris hoch (verſtehe die vnterſte lufft / infimam regionem,) vnd biß in alle hoͤhe erhitzet / vnnd dazu daͤmpfig: vnd das daß ergſte / ſo erſtirbt die hitze allgemach / weil die Sonne be - ginnet abzulaſſen / vnd die hitz ſich nur allein in der Materi auffhelt / das es alſo in der Lufft vnd Erden / als gleich wie in eines Menſchen Leibe / der da erſtorben / eine Faͤule verurſachet: daher auch letzlich die ſtinckenden Nebel kom̃en. Jtem: es wird vmb dieſe zeit in anno tropico dieſe gelegenheit bleiben hie bey vns / wann ſchon der Hundsſtern in einen andern Monat hinaus wandert. Biß hie - her Keplerus. Nun wil ich auch den nahmen der Hundstage erkleren / neben den vrſachen / warumb die wirckung dieſer zeit von etlichen dem Hundsſtern zu - geſchrieben werden. Jn Egypten regnet es gar ſelten oder nimmer / ſondern an ſtat des Regens wird das gantze Land alle Jahr einmal durch ergieſſung deß fluſſes Nili ſo fruchtbarlich befeuchtet / das es gentzlich vergnuͤget / vnd keines re - gens mehr bedoͤrfftig. Solche ergieſſung fehet an am ende deß Iunii, vñ wechſtCdasdas Waſſer gantzer 40. tage: Deñ zur ſelben zeit ſchmiltzet aller erſt der Schnee in montibus Lunæ auff dem hohen Gebirge im vnter Morenlande / da der Ni - lus ſeinen vrſprung hat / vnd kommen dazu die Regen / ſo vmb dieſelbe zeit in Mo - renlande pflegen zu fallen / ſo das alsdann gantz Egypten vnder Waſſer ligt. Die Staͤdte aber vnd Doͤrffer ſind auff den Hoͤhen erbawet / da jhnẽ das Waſ - ſer kein ſchaden zufuͤgen kan. Vnd wie das Waſſer 40. tage gewachſen / alſo ver - lauffen wol andere 40. tage / ehe dann es alles wider verfellet vnd der Fluß in ſeine alte Vfer koͤmpt. (Da jemand hie fraget / wo denn der armen Leute Ge - treide bleibe / ob es nicht alles verſchwemme / der wiſſe das die Erndt allda ſchon im Majo verrichtet.) Sie haben auch an der hoͤhe deß Waſſers gewiſſe ab - merckung / ob ſie ein fruchtbares Jahr zugewarten / oder nicht. Weil dann den alten Egyptern an fleiſſiger warſchawung dieſer zeit viel gelegen / als haben ſie ſolche bey dem Lauff deß Himmels gewiß erlernet / vnd befunden / das ſie einfalle / wann der groſſe Hundsſtern zugleich mit der Sonnen pflegt auffzugehen. Vnd diß iſt die rechte vrſach / warumb man auff dieſe tage / welche Caniculares die Hundstage genant worden / ſo fleißig achtung gehabt. Nachmals haben die Leute / welche der Aſtronomiæ vnkuͤndig / vermeinet / es geſchehe ſolche ergieſ - ſung des Nili / wie auch die Sommerliche Hitze / aus antrieb des Hundsſterns / weil derſelbe die zeit zugleich mit der Sonnen auffgehet. Jſt auch endlich da - hin kommen / das auch die vngeſunde Lufft / ſo bißweilen mit einfellet / vnnd das zu zeiten die Hunde raſend werden / vom Hundsſtern herruͤhre. Aber wann der Hundsſtern zur Hitze etc. was helffen ſolte / Warumb ſolte ers nicht vielmehr thun / wenn er zugleich mit der Sonnen Mittag helt / als wenn er mit jhr auff - gehet? Denn zu Mittage ſind ja ſeine Stralen krefftiger / vnd iſt er der Sonnen auch neher (hoc ſeculo 39. gr. at in ortu differentia horizontalis eſt in Æ - gypto quidem 42. circiter gr. in Borußia 52. circiter.) Jtem wie kan der Ortus Coſmicus des Hundsſterns / der doch kaum 2. oder 3. Tage wehret / ei - ne hitze vnd bißweilen vngeſunde Lufft ſo viel Wochen lang erregen? Was hat er fuͤr prærogativen fuͤr den Auffgaͤngen anderer groſſer Sternen? Warumb ſchreibt man ſolchs nicht lieber dem Regulo (einem Stern ins Lewen Hertz) zu / der auch ein Stern der erſten groͤſſe vnd Jovialiſcher Martialiſcher Natur iſt eben wie der Hundsſtern / daruͤber fuͤr dieſem den vorzug hat / das er hart an der Sonnenſtraſſen ſtehet / da hingegen der Hundsſtern von der Sonnen im Mittage bey 39. gr. im Auffgang in Ortu Coſmico alhie in Preuſſen bey 52. in Egypten bey 42. gr. abgelegen iſt? Bleibt derwegen die vrſache der Hunds - taͤglichen hitze die jenige allein / welche oben angezeigt.

Sol

X. Sol der Hundsſtern von der Sonnen ſo weit abgelegen ſein? kan man jhn doch in den Hundstagen in einem becken voll Waſſers neben der Sonnen ſehen?

ANtwort: Warumb nicht gar in einem Spiegel? Jch weiß wol das jhrer viel diß vorgeben / beruffen ſich auch auff das gezeugniß jhrer Augen. Aber vergeblich. Denn wenn gleich der Hundsſtern ſo nah an der Ecliptica ſtuͤnde / wuͤrd man doch weder durch dieſes noch durch andere mittel jhn in gegenwart des Sonnenſcheins ſehen. Wollen ſie aber wiſſen / was das ſey / das jhnen auſm Waſſer fuͤr die Augen ſcheuſt? Es iſt die verblendung des Geſichts / dieweil die wiederprallung der Sonnenſtralen eben in die Augen ſtoͤſſet / vnd deſto hefftiger iſt / je ſtiller das Waſſer iſt. Dadurch einem / der die Sonn im Waſſer anſcha - wet / bald licht bald finſterniß / bald braun vnnd blaw vorkoͤmt / vnd jhm duͤnckt das er bißweilen kleine Liechtlein ſehe. Weil nun die perſuaſion vorhergan - gen / das er gewiß den Hundsſtern ſehen werde / bildet man ſich ein / wenn man dergleichen Liechtlein gewar wird / das man jhn geſehen habe. Gleich wie An. 1614 in der Faſten der Abendſtern von vielen fuͤr einen wunderlich geſchwentz - ten Cometen angeſehen vnd ſteiff dafuͤr gehalten ward / ſo das ſie mich auch / da ichs verneinete / auslachten.

Zum beſchluß wird gefragt / wenn doch eigentlich der Anfang vnd das En - de der Hundstage ſey? Hievon iſt ein alter Klippelverß: Margar: Caniculas, Aſſumtio terminat illas, das iſt / ſie ſollen auff Margarethæ anfahn / vnd auff Marien Himmelfarth auffhoͤren. Vnd ein ander: Margaris Os Canis eſt, Caudam Laurentius adfert, das iſt / jhr anfang ſol auff Margarethæ ſein / das ende auff Laurentij. Jn beyden hat man nicht ſo eigentlich geſehen auff den Ortum Coſmicum Sirij, ſondern auff den Lauff der Sonnen durch den Lewẽ / da die zeit gemeiniglich am hitzigſten iſt. Denn nachm alten Calender (Sinte - mal dieſe verſe wol hundert Jahr vorm newen Calender gemacht ſind) trit die Sonne in den auff Margaretae / vnd trit aus dem Lewen 3. tage nach Lau - rentii / oder 2. tage vor Mar. Himmelfarth. Derhalben ich auch / vngeachtet ei - ner hie der ander da den anfang vnnd ende derſelben ſetzet / mit Origano die Hundstage halte / ſo lang die Sonn im Lewen leufft. Qui eoſdem dies (Mar - garetæ & Laurentij) in Calendario novo obſervant, ſpricht Origanus wei - ter / Politicè potius, quàm Aſtrologicè tempus Canicularium definiunt; das iſt / welche die Hundstage zwiſchen Margarethæ vnd Laurentij newes Ca -C ijlenderslenders legen / thuns nicht vermoͤge der Sternkunſt / ſondern Politiſcher weiſe / gleich wie man ſonſten die Quatember verlegt.

XI. Warumb ſcheinet des Herbſts Wetter nicht ſo gut als des Vor Jahrs / da doch beyderſeits einerley Sonnen - hoͤhe vnd Taglenge iſt?

JN der Warheit iſt ordinariè / wann nicht ſonderliche Geſtirne bißweilen das Wetter endern / im Fruͤhling gleiche Lufft / Waͤrme / etc. wie im Herbſt. Aber die Einbildung der Menſchen macht des Herbſts Wetter ſtets trawriger: Weil der Menſch weiß das im Vor Jahr alle lebhaffte dinge / vornemlich Laub vnd Graß vnd Erdengewaͤchſe herfuͤr gehet / ſich vernewet / zunimbt / Hat dabey eine vorſtehende froͤliche lebendige Sommerzeit zuverhoffen: Jm Herbſt aber ſiehet er fuͤr Augen / daß das Feldt kahl wird / die Bletter abfallen / vnd weiß das numehr ein kalte trawrige todte Winterzeit vor der Thuͤr iſt. Ja ſchon nach Johannis / wann der Tag wieder beginnet abzunehmen / hoͤrt man die Leute ſchon klagen / wie nun die beſte zeit des Sommers ſchon verlauffen / vnnd der Herbſt vns bald auffin Halß kommen werde. So lieb iſt vns das liebe Tages - liecht. Daher / ſage ich / koͤmpts / das ob ſchon bißweilen der Fruͤhling biß an Pfingſten gar kalt / vnfreundlich / vnd darzu noch vnfruchtbar / der Herbſt da - gegen offtmals ſchoͤn / lieblich / auch ſeine Fruͤchte vns heuffig darreicht / wir den - noch jenem mehr als dieſem zugethan ſein.

XII. Weil dann cæteris paribus im Lentz vnd Fruͤhling faſt ei - nerley Gewitter / Warumb erzeigen ſich dann im Herbſt mehr Kranckheiten / als im Fruͤhling?

DJe meiſten Kranckheiten ruͤhren zwar her auß beſchaffenheit der Lufft: Daher die Mertziſche Lufft (welche eigentlich nicht in dem Monat Mar - tio beſpannen / ſondern die jenige zeit iſt / dadurch die Sonne das durchfrorne erſtorbene Erdreich wiederumb erweichet vnd erwaͤrmet viel verhaltene daͤmpf - fe von ſich bleſet) ſo vngeſund iſt. Aber im Herbſt koͤmpt noch was anders darzu / welchs ich ſchon im Prognoſtico vbers 1612. Jahr angedeutet / Nemlich die Fruͤchte der Erden / welche von dem meiſten theil der Menſchen Immoderatè genoſſen werden / daher dann viel Kranckheiten entſprieſſen. Fuͤr der Mertz -ſchenſchen Lufft kan man ſich leicht huͤten / wenn man nur ſelbſt wil / ja denen / die harter Natur ſind / ſchadet ſie nicht leicht: Aber der Naſcherey koͤnnen ſich we - nig enthalten. Es wird offtmals nicht erwartet / biß die fruͤchte recht reiff wer - den / ſondern wer ſonderlich hie zu Dantzigk das erſte New vom Jahr hat / der ſchaͤtzt ſich gar ſeelig. Dieſes acht ich etiam conſentientibus Medicis eine groſſe vrſach der herbſtlichen Kranckheiten zu ſein. Verneine daneben nicht / das auch andere extraordinariæ cauſæ koͤnnen mit zu ſchlagen. Auch iſt biß - weilen die Lufft im Herbſt an ſich ſelbſt zu Kranckheiten / mehr dann der Som - mer geneigt.

XIII. Jſt das war / daß die Wolcken im Fruͤhling hoͤher von der Erden empor ſteigen / vnd im Herbſt ſich neher her - unter laſſen?

FReylich: Jm Sommer ſchweben ſie weit hoͤher als im Winter. Vrſach / die Sonne wermet (wie bey der erſten Frage des vorhergehenden Cap. ge - ſagt) nicht mit einfallenden / ſondern mit wiederprallenden ſtralen / dieſelben ſtei - gen im Sommer gerader vber ſich vnd alſo auch hoͤher / wie ſolchs in Opticis demonſtrirt wird. So hoch nun die waͤrmenden Sonnenſtralen auffſteigen / laſſen ſich noch keine Wolcken finden / denn jhr Natuͤrlicher ort iſt in ſecunda aeris regione. Die gantze Lufft zwiſchen Himmel vnd Erden (damit ich wegen der einfeltigen etwas dazu thue) wird von den Gelaͤrten in drey theil gleichſam drey geſchoß getheilet: Das vnterſte reicht ſo weit als die waͤrmenden Sonnen - ſtralen jhre wirckung außgieſſen: Darauff folgt das andere oder mittelſte / da - hin nemlich der Sonnen waͤrme nicht mehr reichen kan / daher dan in demſelben ſich die Wolcken vnd andere kalte daͤmpffe ſamlen: Vber dieſem iſt endlich das dritte Geſchoß biß an den Himmel. Da muß man nun nicht dencken / das dieſe Geſchoß jhr gewiſſes ziel haben als etwan in einem Gebew: Sondern / wie obge - meldet / Jm Sommer iſt das vnter Geſchoß viel groͤſſer vnd das ober Geſchoß deſto kleiner: Jm Winter iſt jenes kleiner / dieſes groͤſſer / weil das mittelſte alſo auff vnd nieder fehret.

Da jemandt nun fragte / wie hoch dann die Wolcken von der Erden im Sommer oder im Winter ſtehen / antworte ich: das / ob wol die Alten vermei - net / das ſie im Sommer vber 12 Meilen hoch; bezeugets doch die Erfahrung / dz etliche hohe Gebirge / als Olympus in Theſſalia, Atho in Macedonien / At - las vnd Sierra Liona in Africa, vnd viel andere mehr / hinuͤber durch die Wol -C iijckencken reichen. Was iſts dann das etliche ſchreiben doͤrffen / das die Wolcken im Winter 72. im Sommer 193. deutſcher Meilen hoch von der Erden abſtehen?

XIV. Da Julius Cæſar ſeinen Calender eingeſetzt / was mag er fuͤr vrſachen gehabt haben / das er nicht die Monate mit der Sonnen Eintritt in die 12. Himliſche Zeichen angefangen / ſon - dern 8. Tage darnach?

DAmaln zwar 8. Tage / jtzo ſinds viel mehr. Damaln war Tag vnd Nacht gleich den 25. Martij vnd 24. Septembris: der lengſte Tag den 24. Ju - nij, der kuͤrtzeſte den 25. Decemb. auff welchen hernacher der Chriſttag gelegt iſt. So iſt nun die Frage / warumb Cæſar nicht den Januarium vom kuͤrtzeſten Tage / da die in den tritt / den April vnd Octob. vom Æquinoctio, da die im vnd tritt etc. angefangen: Obs ohngefehr geſchehen / oder ob er etwa ſeine Vrſachen gehabt habe. Antw. Es iſt nicht ohngefehr geſchehen / ſon - dern hat ſeine Vrſachen / welche ich inſonderheit darumb alhie ſetzen wollen / weil ſie gar wol dienen zu erklerung deſſen / was ich in dedicatione des Calenders auffs 1615. Jahr von den Olympiadibus geſagt. Denn da hab ich nicht ge - meldet / zu welcher zeit des Jahrs die Olympiades jhren anfang hatten vnd die Olympiſchen Ritterſpiele gehalten wurden. Das iſt alda gemeldet / das die O - lympiades eingefuͤhret worden 24. Jahr vor erbawung der Stadt Rom / vnd das jede Olympias mit einem New Mond angefangen. So war nun der New - Mond der jenige / welcher dem Solſtitio æſtivo, wenn der Tag am lengſten / zum nechſten war / vnd fingen alſo alle Grichiſchen Jahr im Sommer an. Weiter befindet ſichs / das zur zeit Jphiti / der die Olympiſchen Ritterſpiel erſtlich ein - gefuͤhret / der lengſte Tag geweſen iſt (die Julianiſche Jahrrechnung ruͤckwerts zu leiten) den erſten Julii. Jtem das der New Mond / mit welchem die allerer - ſte Olympias angefangen / den 9. Julii eingefallen / da die Sonn ohngefehr im 9. gr. des Krebs geweſen. Daher iſts kommen (weil man zu der zeit in Aſtro - nomia ſo ſehr nicht erfahren) das man hernacher nimmermehr eine Olym - piadem vor dem 9. Tage Julii, ſondern ſpeter oder am ſelben 9. Tage angefan - gen / ut nonus Julii prima & citima Noviluniorum Olympicorum Epo - cha haberetur, quam primus menſis Olympicus nunquam anteverteret. Nach 6. Olymp / das iſt / nach 224. Jahren / hat ein Grichiſcher beruͤhmter Aſtronomus gelebt Leoſtratus (etliche nennen jhn Cleoſtratum) welcher ei - ne newe Jahr Rechnung / Octaêterida, an tag gegeben Dieſer als er wuſte / dasdiedie Olympiades anfahen muſten mit einem New Mond / der dem lengſten Ta - ge (das iſt / dem eintrit der in ) am nechſten were / vnd daneben ſahe / das kein New Mond hiezu angenommen ward / der fuͤr dem 9. Julij, da die Sonn im 8. oder 9. gr. des war / einfiele / gerieth er in die meinung vnd beredte auch alle Griechen / (von welchen nachmals die hohe Schule zu Alexandria geſtifftet) quod cardines anni eſſent in octavis ſignorum partibus, das der lengſte vnd kuͤrtzſte Tag / Jtem Tag vnd Nacht gleich einfalle / wann die Sonn im 8. gr. der 4. dazu gehoͤrigen himliſchen Zeichen / / / / ſey. Zwar eine lecherliche einbildung / aus welcher man ſiehet / das damals die Aſtro - nomi wenig mit obſervationibus cœleſtibus vmbgangen. Vnd dennoch iſt dieſes von allen Nachkommen ſo feſt gegleubet / das auch vber 730. Jahr her - nach der Mathematicus von Alexandria Soſigenes (durch welches angeben / Julius Cæſar ſeinen Calender geordnet) ſolchs den Cæſarem, Cæſar ſeine Nach kommen / beredet / ſpricht Joſeph. Scaliger lib. De emend. Temp. Daher iſt auch plinius, der anderthalb 100 Jahr nach Cæſare gelebt / eben der mei - nung geweſen / wie zu leſen in ſeinem 18. Buch am 25. Cap. Hat alſo / ſag ich / Cæſar vermeinet / ſein erſter Tag Januarij, der 8. Tag nach dem eintrit der in folgte / falle gerad in den kuͤrtzten Tag; ſein erſter April / der 8. tage nach dem eintrit der in den folgte / falle ins Æquinoctium; ſein erſter Julij in den lengſten tag / vnd ſo fortan.

Da ſich jemand wundern moͤchte / das Cæſar oder ſein Mathematicus So - ſigenes der ſachen nicht beſſer erfahren / der muß wiſſen / das auch damals noch die Aſtronomia nicht hoch kommen. Es hat zwar tempore tertij belli Punici ein herrlicher Aſtronomus Hipparchus gelebt / vnd in perquirendo motu & viel gearbeitet / auch viel præſtiret: Aber ſeine labores ſind nicht von je - derman angenommen worden / biß das etwan 190. Jahr nach Cæſare der vor - trefliche Aſtronomus Ptolomæus aus des Hipparchi vnd anderer / wie auch ſeinen eigenen obſervationibus die gantze Aſtronomiam richtig geordnet / vnd offentlich mit ſeines Nahmens ewigem Ruhm den Nachkommen an Tag ge - ben.

XV. Was von Vornemen Aſpectibus der Obern Planeten zuhalten ſey?

DJe Aſpectus vnd jhre wirckungen fleißig zu vnterſuchen iſt keine vergeb - liche arbeit / ſintemal Keplerus beweiſet / das auff dieſen allein der grundeineseines rechtmeßigen prognoſtici beruhe / ſo das auch der andere Aſtrologiſche plunder faſt alle mit einander fuͤr die Hunde zu werffen. Wann man aber auch / (ſag ich noch einmal) in vnterſuchung vnd erwegung der Aſpecten nur den rechten modum wuͤſte zu halten. Denn es koͤnnen ja nicht alle Hiſtorien eines Jahrs von den Aſpecten deſſelben Jahrs herruͤhren / ſonderlich die jenigen / welche ſich fuͤr dem Aſpectu zutragen.

War iſts / der Himmel wircket vberall etwas mit / wie Keplerus ſchreibt / aber nit tanquam cauſa principalis aut proxima, ſondern weil die meiſten ſachen auß jren ſonderlichen vrſachen hergefloßen allbereit im werck ſind ſo koͤmt der Himmel dazu / vnd macht etwas newes darinnen / welchs er wol wuͤrd haben muͤſſen bleiben laſſen / wann nit die ſach ſchon zuvorn / auch ohne den Himmel / verhanden geweſt / wie Keplerus hievon gar ſchoͤndiſcuriret in ſeinem Tertio Interveniente, aphor. 56. Daher koͤmts auch / das auff einerley Aſpecten in einerley Himmeliſchen Zeichen / nicht allzeit einerley Haͤndel erfol - gen / wie vnter andern auß oberzehlten zu ſehen / da etliche zu auffwachs / etliche zu vnterdruckung der Evangeliſchen Religion gezielet.

Aus dem Prognoſtico des 1617. Jahres.

I. Warumb die Sonn deß Winters nicht ſolche waͤrme auff Erden wircke als deß Sommers / weil doch die Aſtronomi vorgeben / das ſie deß Winters der Erden naͤher ſey als deß Sommers?

ANtwort: Darumb das die waͤrme entſtehet nicht von einfallenden / ſondern wiederprallenden Sonnenſtralen / Wenn nemlich die Liechtſtralen hauffen weiſe auff die Erden / oder auch ſonſten auff ein ding fallen / da ſie nicht ſtracks durchdringen / ſondern wider zu ruͤck pral -lenlen ſich vndereinander verwickeln / vnd gleichſam reiben / das dadurch eine Waͤrm entſtehet. H. Kepplerus iſt der meynung / als haben die himliſchen Liechter in der warheit eine waͤrme in jhnen ſelbs / welche ſie durch jhre Liecht - ſtralen vns herunder mittheilen. Der meynung ſind auch vor zeiten geweſen / die Pythagoræi vnd andere / welche vorgegeben der Sternen natur ſey ein war - hafftigs fewrigs weſen. Aber wenn dem alſo were / warumb ſolte das mittelre - fier der lufft / da nemblich die wolcken / hagel / ſchne / etc. entſtehen / nicht viel waͤr - mer ſein als dieſe vntere lufft / weil jene lufft der naͤher / als dieſe? das aber die mittel Lufft kaͤlter / iſt aus dem effectu, das nemblich daſelbſt / auch wol mitten im Sommer eyß (dann was iſt der Hagel anders?) gefreuret / ohn weiter be - weiß abzunehmen. Ja / wann die mit einfallenden ſtralen waͤrmete / War - umb kuͤndte ſie ſolchs nicht im Winter eben ſo wol thun als im Sommer? A - ber / wie geſagt: Ob gleich die vns im Winter viel 1000. meilen naͤher als im Sommer / iſt ſolchs zur waͤrme nicht genug: Es gehoͤret auch debita reper - cuſſio ſive reflexio radiorum eine rechtmaͤſſige wiederprallung der Stralen dazu.

II. Wie? koͤnnen denn die Sonnenſtralen im Winter nicht ebenmaͤſſig wiederprallen wie im Sommer?

ANtwort: Nicht der geſtalt: Man hat in Opticis (vide 1 theor. Catopt: Eucl. item 10. 12. & ſeqq. th. lib. V. Vitell. ) eine Regel / die auch alda klaͤr - lich bewieſen wird / Nemlich: quod angulus incidentiæ ſit æqualis angulo re - flexionis. Das iſt: Wenn ein Liechtſtral auff eine fleche einfellet / das er zuruͤck

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prallet / ſo beuge ſich der wiederprallende ſtral von der fle - che eben ſo hoch abe / als der einfallende gegen derſelben fleche geneigt iſt. Zum exempel: wenn ein Sonnenſtral O A auff eine fleche oder pflaſter B C einfellet / das er von A zuruͤck prallet / ſo kan er nirgends hinauß prallen / als gegen V / ſo das der winckel oder beugung V A B eben juſt ſo groß als O A C. Alſo auch wenn der Sonnenſtral O A auff den Erdenkreiß deſſen ein ſtuͤck E A I fellet / vnnd von A wieder aufffehret / wird er nirgends hinaus fahrẽ / denn nur gegen V / ſo das A V juſt ſo weit von A E ſich abgiebt / als O A von A I. Weil dann dem alſo / ſo folgts das im Winter / da die ſehr niedrig / die Son - nenſtralen auch nicht hoch widerprallen koͤnnen / dagegen im Sommer / da dieDSon -Sonnenſtralen faſt oben vber vns herunder kommen / fahren ſie auch im wie - derprallen ſehr hoch vber ſich / vnd reichen alſo mit jhrer krafft nicht allein hoch in die lufft / ſondern kommen auch mit den einfallenden nah zuſammen / dadurch eine kraͤfftige reibung / vnd folgendts auch eine groſſe waͤrme verurſacht wird.

III. Woher es komme / das die Sternen ſo flackern oder beben?

DAs die Liecht ſtralen / wann ſie worauff fallen / da ſie nicht ſtracks durchdrin - gen koͤnnen / wieder zu ruͤck prallen / iſt oben geſagt. Es geſchicht aber eine wiederprallung nicht alleine von denen Coͤrpern / die gantz nicht durchſichtig ſind / ſondern auch von durchſichtigen / wie man denn ſiehet / das die Sonnenſtra - len / wann ſie etwann auff ein glaßfenſter ſcheinen / zum theil herdurch dringen (zum theil / ſage ich / nicht gentzlich / ſintemahl ein groſſer vnterſcheid zwiſchen dem Sonnenſchein in einem gemach / wenn das glaßfenſter offen / vnd zwiſchen dem andern / wann das glaßfenſter zugethan /) zum theil wider zu ruͤckfahren / vnd an eine etwan gegenvberliegendt wandt ſcheinen. Ob nun wol bey den Phyſicis diſputiret wird / ob die Sternen jhr liechtlein in vnd an jhnen ſelbſt haben / oder alles von der empfangen / in dem ſie alle von der / welche ſo wol bey nacht als bey tage den gantzen Himmel vnd die halbe Erde erleuchtet / be - ſchienen werden / theils wiederprallen muͤſſen. Vnd wie die einfallenden ſtralen vnzehlich / alſo geſchehn auch vnzehliche wiederprallungen (daher an einem vn - durchſichtigen dinge die waͤrm entſpringt / wie oben geſagt) von allen Sternen. Weil dann die Sternen in ſteter bewegung ſchweben / vnd alſo jmmerzu den an - gulum oder neigung nicht allein der einfallenden / ſondern auch der wiederpral - lenden / ſtralen verendern / gibt ſolche verenderung vnd verwickelung vnſerm ſo weit abgelegenem Geſicht / eine ſcheinende hebung.

IV. Warumb beben denn auch die Planeten nicht?

DArumb das ſie vns viel 1000. Meilen naͤher ſind als die Sternen des Fir - maments / vnd alſo koͤnnen ſie jhre geſtalt vollkoͤmlicher vnd reinlicher vns erzeigen. Dabey doch zu wiſſen / das auch die Planeten / wenn ſie niedrig ſte - hen / bißweilen gnugſam funckern: Solches aber koͤmpt von der niederen duͤn -ſtigenſtigen lufft / durch welche jhre ſtralen nicht rein vnd vnverletzt moͤgen zu vnskom - men / ſondern in den auff ſteigenden duͤnſten jmmerzu gebrochen werden. Hie - von in Opticis.

V. Wer erſtlich den Himliſchen Bildern jhre Nahmen gege - ben / vnd den Thierkreiß in 12. Zeichen außgetheilet / Was es fuͤr vrſachen gehabt / beydes der Nahmen / wie auch der thei - lung / das I. Von weme / vnd warumb der Thierkreiß oder die Son - nenſtraß eben in 12 theil abgetheilet: Woher die 12. zeichen jhre Nahmen haben: Warumb eben vom vnd nicht anderſt woher der anfang genommen? Ob zu dieſem allem auch die Natur vorgeſpielet?

ES haben die Alten von anbegin der Welt groſſen fleiß angewandt die Ster - nen deß Himmels zu erlernen. Es were jhnen aber vnmuͤglich geweſen / daſſelbe zuverrichten / wo ſie nicht die vornehmbſten Sternen in gewiſſe abzirck verfaſſet / vnd nach geſtalt derſelben abzircke jhnen gewiſſe nahmen zu geeignet / das ſie dieſelben gezircke genennet den / den / den etc. wie ſie etwan geſehen / das etliche Sterne gegeneinander gelegen / vnd zuſammen ſo oder ſo ei - ne Figur andeuten.

Wer aber die erſten benenner ſolcher Figuren / kan man ſo eigentlich nicht wiſſen. Einmal iſts gewiß / das die benennung der Himliſchen bilder ſehr alt: Denn nicht allein bey Heſiodo vnd andern elteſten Heidniſchen Scribenten jhrer gedacht wird: Sondern es gedenckt auch die heilige Schrifft deß Orio - nis, deß Wagens / der Gluckhennen / im buch Job am 9. vnd 38. Jtem: beym Propheten Amos am 5. Wo das war / das Job ſey der Jobab / deſſen im 1. Buch Moyſe am 36. v. 33. gedacht wird / wie es Hieronymus, Auguſtinus, Ambroſius, Philo vnd Lutherus dafuͤr halten / ſo muͤſſen warlich die himliſchen Bilder ſchon abgezirckt vnd benennet ſein / eh denn der Ertzvater Jacob in Egy - pten gezogen. Vnd iſt freylich zu glauben / das ſolchs auch wol fuͤr der Suͤnd - fluht / vnd zwar bey Adams leben angefangen / ſintemal Joſephus lib. 1. Antiqq. Iudd. c. 3. bezeuget / das deß Seths Kinder erfahrne Aſtronomi geweſen / vnd zwo Seulen / daran deß Himmelslauff verzeichnet geweſen / zu jhrem gedaͤcht - niß auffgerichtet. Nachmals als die ſternkunſt durch den Ertzvater Abraham (wie gleichfals Joſephus bezeuget im 9. Cap. deſſelben buchs) auff die Egyp -D ijterter fortgeflantzt / werden ohn zweiffel die Heyden / vornemblich die Egypter vnd Chaldeer / auch hernach die Griechen / viel Heidniſche namen vnd figuren / als Centaurum, Herculem, Cepheum, Caſſiopæam, &c. dazu geſetzt / vnd dane - ben den Himmel auch mit jhren Fabeln geſpickt haben. Solcher bilder ſind biß zu vnſerer zeit (præter ſporades) obſerviret, vnd in Aſtronomiſche rechnung gebracht 48: nicht das in denſelben alle ſterne deß gantzen Himmels begriffen (denn Gott allein kan die Sternen recht zehlen / vnd nennet ſie alle bey jhren na - men / im 147. Pſalm. ) ſondern das Gott den Menſchen dieſer dinge wiſſen - ſchafft ſo ferne mitgetheilet.

Was nun den Thierkreiß anlangt / ſind deſſen Bilder anfenglich nur 11. geweſen / alle lebendiger Thiere bilder / ſo das man von der noch nicht zu ſa - gen gewuſt. Es iſt aber gleichwol ſchon zuvorn der Thierkreiß in 12. gleiche theil abgetheilt geweſen / vnd ſolchs daher / weil die Alten geſehen / das in der zeit / da die den thierkreiß rings durchleufft / der ſich 12. mahl zu jhr geſelle. Vnd ob ſie ſchon gemercket / das die 12. mit jhren quartieren der Jahres - lauff nicht eben erreichten / ſondern die quartier jmmerzu folgende Jahr an an - dern orten deß Himmels / vnd an andern tagen ſich begaben / ſo haben ſie doch vmb bequemigkeit willen die außtheilung deß Zodiaci in 12. theil behalten. Vnd damit im Zodiaco ſo viel bilder als theile wuͤrden / haben ſie nachmals dem die ſcheren verſchnitten / vnd aus denſelben (wie es dann gute Kuͤnſtler ge - weſẽ) eine gemacht. Alſo hat nun der Thierkreiß 12. vñ dañ auch 12. gleiche theil: die man dodecatemoria vnd zeichen nennet / welche nach jhrer Ordnung von den 12. bildern jhre nahmen haben. Wiewol die bilder nicht einerley groͤſ - ſe ſind / wie die dodecatemoria, deren jeglichs juſt 30. gr. helt / der gebildete aber kaum 24. gr. die gebildeten kaum 20 / ſo auch die : dagegen der wol 40 / die wol 45. gr. begreifft. Vnd alſo richten ſich die Aſtronomi in jhren rechnungen nicht nach den Bildern / als die vngleich vnd nicht in jhren dodecatemoriis ſtehn / ſondern nach den gleichabgetheilten dodecatemoriis o - der zeichen / die jhren anfang haben von dem punct / da der Æquinoctial den thierkreiß oder die ſtraß bey dem gebildeten durchſchneidet.

Warumb ſie eben von demſelben punct den anfang genommen / iſt keine andere vrſach / als das ſie geſehen auff vnſern halben Erdenkreiß / ſo disſeit dem Æquinoctial gelegen: in welchen Landen wenn die an dieſes ort des Him - mels koͤmpt / feht ſie den fruͤhling an / in welchem ſich gleichſam alle Creaturen vernewen / vnd alſo dieſelben Lande / ſampt allen die drinnen wohnen / gleichſam von newem gebohren werden / mit dem anfang deß / aber ſchon in jhr bluͤhen - des alter treten / mit der gleichſam beginnen abzunehmen / etc. Diß ſind die eigentlichen vrſachen vnnd der eigentliche vrſprung der außtheilung / derHim -Himliſchen zeichen. Was ſonſten von denen / ſo gar zu viel auff die Stern - deutung halten / hierzu fuͤrgebracht wird / als / das die natur ſolche Theilung vnd Bildung ſelbſt erfordere / das die 4. humores vnnd temperament warhafftig wircklich vnter die zeichen von Gott vnd der Natur ausgetheilet / als das der warm vnd trucken / vnd alſo Choleriſcher / fewriger Natur / der kalt vñ trucken / vnd alſo melancholiſcher / jrrdiſcher natur / die warm vnd feucht / vnd alſo ſanguiniſch vnd lufftig etc. Daher eben alſo die himliſchen zeichen auff einander folgen muͤſſen / Jtem: das der himliſchen Bilder temperament etlicher maſſen gleichfoͤrmig ſey den temperament der lebendigen Thiere / das alles iſt nur ein bloſſer wahn / vnnd ſind dieſelben Sterndeuter in den vrſachen / warumb die zeichen mit jhren temperamenten in ſolcher ordnung folgen / nicht einig. Denn ſchaw nur / lieber Leſer / alſo ſchreiben

Clavius vnd Blebelius aus etlichen alten:Röslinus in ſeinem Diſcurs Anno 1609.
Gleich wie der einer warmen / hitzigen Natur iſt / alſo begint auch die / wenn ſie in dem iſt / jhre waͤrme her - fuͤr zuthun. Oder gleich wie ein den Winter vber auff der lincken / den Som - mer vber auff der rechten ſeiten liegt: Al - ſo bleibt die auch ein halb Jahr lang auff der rechten / das ander halbe Jahr auff der lincken ſeiten deß Himmels. Ma - crob. lib. 1. Saturn c. 21.Das die erſten 30. gr. warm vnd tru - cken ſein / beweiſt ſich ſonderlich daher / ſo die im Fruͤhling drein koͤmpt / ſolche wirckung ſie auch erzeigt / das der Mertz alſo trucken vnd warm ſey / damit er den Erdboden von der vbrigen Raͤlt vnnd Feuchte / ſo den Winter vergangen / erle - digen / vnd alſo zur Fruchtbarkeit bereiten moͤchte.
Das ander zeichen iſt der . Gleich wie nun ein ſtaͤrcker iſt denn ein : Alſo wirckt auch die im kraͤfftiger als im . Oder / gleich wie ein oder Ochs zum Ackerbaw gebo - ten: Alſo feht man auch den Ackerbaw an / wenn die im .So dann die in das folgende zei - chen deß kommen / ſo leſt die hitz im Aprilen etwas nach / derhalben ſolch zei - chen fuͤr kalt vnd trucken gehalten wird / vnd auch alſo iſt.

Hierauff antwortet Kepplerus recht / ſo offt jhm Roͤslinus einen tag fuͤr - bringt / in welchem / wann die im gangen / es kalte vnd truckne zeit gewe - ſen / woͤlle er jhn 10. dagegen weiſen / da es feucht vnd warm geweſt. Aber ge - nug hievon: wer mehr ſeltzame analogias luſt zu leſen hat / der leſe Franc. Iun - ctini Comment. in cap. 2. Sphæræ Sacrob. Jetzt wolle man nur bedencken / das die / wenn ſie bey vns waͤrme etc. wirckt / im gegentheil der Welt jenſeit dem Æquinoctial das contrarium wircke / vnnd alſo dieſes alles / was hievon denD iijStern -Sterndentern ſcheinbar vorgegeben wird / kein univerſale ſey / wie droben ange - zeigt / ohn gefehr aus den bloßen figuren entſproſſen / das alſo die Bilder / was jh - re figur vnd geſtalt betrifft / bloſſe Intentionalia ſind. Jch weiß wol das ich etlichen mit eroͤrterung dieſer frage keinen dienſt thue / denn es fallen dardurch viel Sterndeutungen vber einen hauffen: Aber die Warheit muß gleichwol ge - ſagt ſein / auff das die Welt einmal erkenne / wie ſie geaͤffet werde. Kuͤnff - tige Jahrs wils Gott wil ich mehr entdecken.

VI. Dieweil im Fruͤhling vmb die Oſterzeit alles in der Welt ſich zur vernewrung vnd froͤligkeit ſchickt / ſo das man auch vermeinet / die Sonne ſelbs geh am Oſtertage jhrem aufferſtehenden HErren zu ehren / mit huͤpffen vnd ſpringen auff / was hievon zu halten?

JN den kleinen Staͤdten pflegt das junge Volck am Oſtertage fruͤhe auff zu warten / zu ſehen / wie die auffgehende Sonne tantzen werde. Deß ſind ſie von jhren Voreltern aus guter einfaͤltiger meynung beredet / ebenmeſſig / als das in der Chriſtnacht zu Mitternacht eine ſtund lang / alle Waſſer zu Wein wer - den. Auff diß letzte aber wil man ſchier nicht mehr warten / denn man hats nie war befinden koͤnnen. Aber der tantz ſcheinet allerdings nicht fabelwerck / wenn er recht verſtanden wuͤrde. Zwar die kan von jhrem natuͤrlichen glei - chen ſtets gleichfoͤrmigem Lauff nicht eines fingers breit huͤpffen / wie in Aſtro - nomia ſolchs gelehret vnd erwieſen wird. Derhalben halten die Aſtronomi dieſen Sonnentantz fuͤr eine eytele einbildung / das nemblich dem / der die an - ſchawet / das Geſicht verblendet werde / wie man weiß das durch ſolche verblen - dung einem bald liecht bald finſter / bald braun vnd blaw / bald kleine liechtlein / bald zwo / drey oder mehr Sonnen vorkommen: Wenn nun die einbildung vorher gangen / das man nemblich die Sonne werde huͤpffen ſehen / ſo koͤnne es leicht geſchehen / das wenn man zwo ſiehet / die bald wieder zu einer werden / meyne man die hab gehuͤpffet. Jch muß aber gleichwol auch diß darzu ſa - gen / das die refractiones, ſo von den auffſteigenden duͤnſten der Erden entſte - hen / wol machen koͤnnen / das die ein kleine weil gleichſam vnbeweglich ſte - hen / vnd darauff mit einſt einen fortſchuß auffwerts nemen ſcheine. Man hat exempel (habs ſelbs einmai oder etliche geſehen /) das die Sonn / wenn ſie klar vntergeht / bißweilen ein kleine weile halb vber der Erden gleichſam vnbeweg - lich geſtanden / vnd hernach mit einſt verſchwunden. Dergleichen vnd einmehrersmehrers haben an der Sonnen obſerviret Plinius lib. 2. natur. hiſt. c. 13. vnd Mœſtlinns Anno 1590. den 7. Julii. Der loͤbliche Fuͤrſt Wilhelm Land - graff zu Heſſen ſchreibt an Tychonem Brahe (pag. 22. Epiſt. Aſtron. ) das er einſt geſehen den Abendſtern wol 2. grad vber der Erden bey einer viertelſtund gantz vnbeweglich ſtehen / vnd hernach in einem augenblick gantz verſchwinden.

Da etwan die Optiei vnd Aſtronomi mir hie einwerffen moͤchten / das durch die refractiones die Sternen zwar hoͤher ſcheinen als ſie in warheit ſein / derwegen ſie endlich mit einſt ſcheinen hinunder fahren / aber hingegen nicht nie - driger ſcheinen / vnd dann mit einſt auffwerts fahren: Solchs geb ich nach / ſprech auch nicht / das wenn die vorm auffſchuß ſtill ſtehet / ſie niedriger ſchei - ne / als ſie in der warheit iſt / ſondern meine meynung iſt / das ſie zuvorn an den ſtillſtandt herauff geſchoſſen / vnd alſo im ſtillſtandt hoͤher ſcheine / als ſie in der Warheit iſt / vnd wenn jhre ware hoͤhe nun ſo hoch wird / als ſie im ſtillſtande geſchienen / ſchieſſe ſie abermal fort / vnd ſcheine abermal in einem kleinen ſtillſtan de hoͤher / als ſie iſt etc. Diß kan gar wol ſein / vornemlich im erſten Fruͤhling / da die heuffig aus der Erden empor ſteigende duͤnſte ſtarcke refractiones geben / doch nicht allein in den Oſtern / ſondern auch ſonſten: Es giebt aber ſonſten niemands achtung drauff / weil die einbildung allein von den Oſtern iſt.

VII. Dieweil die einen ſieten gleichfoͤrmigen lauff hat / vnd die 12. Himliſche zeichen / in welchem ſie jhren lauff helt / auch alle gleich / nemblich jeglichs von 30 graden / ſind: Wie koͤmpts dann / das die Sonn in den erſten 6. zeichen lenger verharret / als in den 6. letzten?

WAr iſts: Vom eingang der in den biß zu jhrem eingang in die verlauffen 187. tage / von dañen aber biß wiederumb zum nur 178. Darauß nothwendig folgen muß: entmeder das der lauff vngleich / oder jhr zirckel / darum ſie jhren lauff helt / nicht einerley Centrum oder mittelpunct habe mit der Erden / ſondern das jhrs zirckels Centrum von der Erden weit abgele - gen ſey / vnd zwar gegen den theil deß Himmels oder deß Thierkreiſes / da ſie ſcheint am lengſten zuverharren. Das aber der lauff vngleich ſein ſolte / hat nie ein verſtendiger Menſch geredet / iſt auch wieder alle vernunfft. Derhalben muß das ander war ſein. Solchs nun beſſer zu verſtehen / bilde man ſich ein /dasdas in gegenwertiger figur das punct A. (wo ſich die Krentzlinien durch - ſchneiden) ſey die Erde oder jhr mittelpunct / der euſſerſte vnd groͤſte zirckel ſey der thierkreiß in ſeine 12. zeichen abgetheilt / alſo das wo die zeichen / / / etc. geſchrieben ſtehn / ſey allwege der anfang jeg - lichs himliſchen zeichens. Die - ſes zirckels Centrum oder mittel - punct / iſt gleichfals A. Wann nun die in jhrem lauff diß Cen - trum A hielte / vnd gleichſam auff das circumferentz deß groſſen zir - ckels fort gienge / wuͤrde ſie vns / die wir bey A wohnen / eine zeit ſo ge - ſchwind als die ander ſcheinen / vnd alſo in den erſten 6. zeichen nicht mehr zeit zubringen / als in den 6.

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letzten. Weil ſie aber in den 6. erſten gantzer 9. Tage lenger verharret / als in den 6. letzten / ſo muß folgen / das ſie jhren lauff verrichte auff einem andern zir - ckel E F G H, deſſen Centrum B vom A ſich erſtreckt gegen die erſten 6. zeichen / vnd zwar gegen das punct C, das iſt der 6. grad deß da die Sonn ſcheinet / am langſamſten fortzugehen / wie ſie dann gegen vber als gegen D ſcheinet zum geſchwindſten fortzugehen. Weil dann die vffm Circkel E G F H leufft / ſo folgt / das / wenn ſie ſcheint im erſten grad deß zu ſein / muͤſſe ſie bey H ſein / vnd wenn ſie ſol im erſten grad der ſein / muͤſſe ſie bey G ſein. Nun ſiehet man wol / eh denn ſie von H durchs O vnd E biß zum G koͤmpt / (da ſie vns ſcheint in den erſten 6. zeichen zu ſein) muß ſie viel ein groͤſſer ſtuͤck zirckels durchlauffen / nemlich H O E G, als wenn ſie vom G durchs F wiederumb ins H leufft. Der - halben auch kein wunder / weil jhr lauff in allem gleichfoͤrmig / das zu dem groͤſ - ſern zirckelſtuͤck H O E G mehr zeit gehoͤre / als zum kleinern G F H. Aus die - ſer Figur ſiehet man auch / wie das zuverſtehn / was in der erſten frag deß erſten Cap. geſagt wardt / nemblich das die Soñe im Som̃er viel weiter von der Erden A abgelegen / nemblich bey E, im Winter aber viel naͤher ſey / nemblich im F. Wenn ſie im E iſt / ſcheint ſie vns im C welchs der ſechſte grad deß / da ſcheint ſie vns in einem Tag vnd Nacht kaum 57 $$\frac{1}{12}$$ minuten fortzugehn / denn ſie iſt weit von vns abgelegen: dagegen bey F ſcheint jhr taͤglich er lauff 61⅔ mi - nuten / das macht / ſie iſt vns weit naͤher.

Die

Die Liebhaber dieſer Speculation ſollen wiſſen / das nach Tychonis Bra - hen obſervationibus die Sonn vmb Petri Pauli von vns abgelegen 1183. ſemidiametros terræ, deren jegliche 860. deutſcher meilen helt / das macht 1017380. meilen: vmb das Newe Jahr aber 1101. ſemidd. terræ, das macht 946860: denn das Centrum B erſtreckt ſich von A in die luͤfft 41. ſe - midd. terræ, das ſind 35260. meilen. Diß ſind groſſe vnd einfaͤltigen Leuten vnglaͤubliche hoͤhen: noch ſind die Sternen deß Firmaments mehr dann 10. mal hoͤher. Das muß ein groſſer Herr ſein / der ſie gemacht hat / vnnd ſo ge - ſchwind hat lauffen heiſſen / Syrach am 43.

VIII. Weil die Sonn vnd Sternen ſo viel hundert 1000. mei - len von vns abgelegen / Ob ſolche diſtantz zu allen zeiten einerley / O - der ob das war ſey / das ſieder Chriſti geburt hero der Himmel gekrumpen / vnd ob ſolch kruͤmpen ein andeutung der abnehmenden Himmels - kraͤffte vnd ein Zeichen vorm Juͤngſten tage ſey?

ES pflegen die Theologi diß argument anzuziehen / in außlegung der zei - chen / ſo vorm Juͤngſten Tage ſollen geſchehen / vnd hat jhnen erſtlich mei - nes wiſſens vrſach gegeben Herr Philippus in ſeiner Phyſica, da er lib. 1. von der Eccentricitate Solis (alſo wird in der nechſt vorigen figur genant die di - ſtantz A B) ſchreibt das Hipparchus vnd Ptolemæus, deren einer etwan 100. Jahr vor / der ander etwan 100. Jahr nach Chriſti geburt gelebt / dieſelbe be - funden haben von 48. ſemidiamm. terræ, Nun aber wuͤrde ſie von den newen Aſtronomis befunden noch nicht 39. ſemidiamm. Das alſo die Sonn im Sommer vns jetzo 11. ſemidiamm. das iſt 9460. meilen neher ſey als zun zeiten Hipparchi vnd Ptolemæi. Vnd ſpricht Philippus drauff: Welchs warlich eine ſache die verwunderns wirdig / Sintemahl man hieraus zweyerley muthmaſſen kan: Entweder das wegen deß alters der Welt / in dem ſich die gantze Natur allgemehlich zum vntergang neiget / auch die Sonne gleichſam mattloß herunder ſincke / Oder aber das wegen deß Alters der Erden Gott noͤ - tig erachtet die Sonne was neher herunder zu laſſen / die abnehmende Erde de - ſto mehr zu erquicken etc.

Hingegen verlacht dieſe meynung von verenderter Eccentricitate der Sonnen gantz hoͤniſch nicht allein Rollenhagen in ſeinem ſo titulirten War - hafftigen Luͤgenbuch / ſondern auch Iul. Scaliger exerc. 99. Sie thun aber bey -Eder -beyderſeits der ſachen zu viel. Denn das in der Warheit jetzo die Sonne vns im Sommer viel 1000. meilen neher als vor 1600. oder 1700. jahren / bezeu - gen nicht allein deß Copernici (den Scaliger ſo hoͤniſch anſticht) ſondern auch Tychonis, Rothmanni, Mæſtlini vnd aller in ſolchen ſachen geuͤbten Aſtrono - morum obſervationes: Vnd ſind diß nicht bloſſe notionalia oder Schulge - dichte / wie Rollenhagen rollet / ſondern es ſind realia, die ſich in der Natur ge - wißlich befinden. Aber hieraus folgt noch nicht / das der Himmel oder ja der Sonnen Circkel gekrumpen