1.Erbarme dich / mein GOtt nach dei - ner groſſen Guͤtte:
Ich fuͤhle kein Gemuͤth’ alhier in dem ge - muͤtte;
die Suͤnden trennen mich und dich auf die - ſer Bahn /
Ach! fuͤhre mich / mein Heil / daß ich dich finden kan.
2.Tilg’ alle Miſſethat / umb deiner Wahrheit wegen /
die mir den Weeg vertritt zu deinem Heil und Seegen:
mein Hertze hat kein Hertz / im fall dein Hertz’ / ô GOtt /
mir nicht ein Hertze macht / bin ich ohn Hertz und Tod.
B v3. Ich3.Ich fuͤhle deinen Zorn / vor dem des Him - mels ekken
und er der Hellen grund mich nicht vermag zudekken.
Er theilet Mark und Bein: Er ſcheidet Seel’ und Geiſt /
Ich bin verlohren / wo GOtt mir nicht gnad erweiſt.
4.Ach! Herr / ich darff / ich kan / das uͤbel meiner Seelen
vor deinem Angeſicht am minſten nicht ver - hoͤlen:
dein Grim̃ / und meine Schuld ſchreyn mein Gewiſſen an:
es ſaget alle Welt / was ich fuͤr Dir gethan.
5.Nun GOtt ich liege hier / ach laß! ach laß mich buͤſſen:
die ſchwere Miſſethat durchkraͤnkt mir mein Gewiſſen:
diedie Straaf’ iſt recht / doch laß nicht groͤſſer meine Pein /
Du Heil der gantzen Welt als dein’ Erbar - mung ſeyn.
6.Durch-naͤſſe meinen Geiſt; ſchleuß auf den Strom der gnaden /
damit der Augen-ſtrom durchwaſche mei - nen ſchaden:
Ich kenne deine Treu / ich weiß / wie alt ſie iſt /
und daß ſie ofte Huld vor Schuld hat auß - erkieſt.
7.An Dir / mein GOtt / an Dir hab’ ich die ſchuld begangen /
von dem ich nichts als Guͤtt’ und Gnad und Heil empfangen:
das uͤbel / wie geheim ich es auch halten kan /
klagt mich heut’ offentlich fuͤr deinem Ant - litz an.
8.Ach! ô was nu zu thun. Dir beicht’ ich meine Suͤnden /
deñ auch allein bey Dir kan ich genade findẽ
B vjDirDir beicht’ ich meine Schuld. Herr dein Gericht iſt rein /
und dein Wort das iſt wahr / drumb wirſt du mir verzeihn.
9.Rein iſt ja dein Gericht: es weiß der nichts vonflekken /
vor dem ſich Cherubin und Seraphin be - dekken:
wahr iſt / Herr / auch dein Wort: es wil der hoͤchſte GOtt /
des wieder kehrers Heil / und nicht des Suͤn - ders Todt.
10.Nu dieſes Wort / ô Herr / und dieſes dein Gerichte /
macht mich in einem froh / im andern gantz zu nichte.
Ach wer wil zwiſchen Mir und Dir mein Mittler ſeyn:
Kein Menſch nicht / ſondern / GOtt / dein Wort iſt es allein.
11. Ich11.Ich dring’ auf dieſes Wort auß allen mei - nen kraͤfften /
drauf hoff’ ich / dran wil ich mein gantzes Hertze hefften:
es haͤlt Dir dieſes Wort vor Welt und Himmel fuͤr;
und wil nicht / als Gerecht und Seelig / Herr / von Dir.
12.Wann Du mich vor Dir ſichſt / wie Staub und Aſche liegen /
hat die Gerechtigkeit / ô GOtt / dran ihr genuͤgen:
Wann Du mich auf dein Wort / ô Herr / ſiehſt ſtark vertraun;
wil die Barmhertzigkeit / auf mich vom Himmel ſchaun.
13.Denn faͤllt die Suͤnde hin / denn glaͤntz’ ich auf das beſte /
wie Gold / das ſtebenmal bewehrt iſt / auf der teſte:
deindein Wort zeucht mich / dein Wort zieh’ ich dann wieder an:
da denkeſt du nicht mehr / was ich zuvor gethan.
14.Mein unrecht macht dich recht: daß du dich wilt der Armen /
das iſt dein hoͤchſter Ruhm / auß gantzem grund’ erbarmen:
und haͤtt’ ich keine ſchuld / ſo ſucht ich nicht dein Heil:
drumb kehr’ ich mich zu Dir / Du ô / mein beſtes theil.
15.Dein Wort iſt wahr / und ſo auch muſt Du recht behalten /
wann Du gerichtet wirſt: die Suͤnde darff nicht walten.
Wie ſehr Du mich verwirffſt / dien’ ich doch drunter Dir /
durch mein erkenntnis bricht / ô Herr / dein Lob herfuͤr.
16. Und16.Und ach! was ſuchſt Du dich ſo ſcharff an mir zu raͤchen?
Ich bin ein eitler Menſch voll fehler und gebraͤchen:
die mich zur Welt gebracht / die floͤßte dieſe Pein /
und dieſe Schuld mir vor auß ihren Bruͤ - ſten ein.
17.Eh’ ich geboren ward / hab’ ich ſchon ange - fangen:
der boßheit macht zufuͤhln / in der ich ward empfangen:
die Suͤnde machte mir in meiner Mutter heiß:
daher ich von Natur auch nichts als Suͤn - de weiß.
18.ôGOtt / im fall Du wilt recht deine Guͤtt’ erwegen /
es iſt an meiner Schuld und Reu Dir viel gelegen.
SoSo Du nicht wilt erhoͤrn / wer wuͤrde zu Dir ſchreyn?
Wer nennte gnaͤdig Dich? ſo Du nicht wilt verzeihn?
19.Nu Herr / Du wirſt vor mich ein treues Urthel faͤllen /
Ich ſehe Huͤlff’ und Heil auß deinem Her - tzen quaͤllen:
Du kenneſt meine Bruſt / und wie ſie auf dich traut /
Sie eignet ihr mehrzu / als was ſie fuͤhlt und ſchaut.
20.Denn / Vater / dein Geſetz / als bald’ ich was begangen /
das ruͤgt die Schuld in mir der ich mich un - terfangen:
dein Geiſt verurtheilt mich / der meine Glie - der ruͤhrt:
doch troͤſtet er mich auch / weil er mich zu Dir fuͤhrt.
21. Ich21.Ich ſehe / darumb kan ich Heil und Gnade hoffen /
der Weißheit tieffen grund und ihr geheim - nis offen:
der Glauben ſeuffzt in mir des Weibes Saamen an /
als der der Schlangen Kopf allein zutre - ten kan.
22.Das iſt es / darauf ich ſo feſte weiß zu gruͤnden /
ſo Kindlich weiß zu traun / im Kerker mei - ner Suͤnden.
Der Seelen gantze Krafft ſchleuſt die ver - heiſchung ein /
wil ſonſt durch keinen Troſt / als den / ge - troͤſtet ſeyn.
23.Beſprenge mich mein GOtt / mit Iſop deiner Guͤtte /
ſo werd’ ich rein / ſo glaͤntzt vor unſchuld mein gemuͤtte:
Cwaſch’waſch’ ab / was mich beflekkt: waſch’ ab mein ſchwartzes weh’ /
ſo werd’ ich weiſſer ſeyn als neu gefallner Schnee.
24.Laß dieſen ſuͤſſen Troſt in meine Wunden ſinken /
daß Sie des Heiles Oel zum neuen Leben trinken:
Erneure meinen Geiſt / und gieb ihm Troſt und Raht /
als den biß in den Tod die Schuld durch - aͤchtet hat.
25.Sol ich die Bothſchafft hoͤrn: die Schuld iſt Dir vergeben:
alßbald wird Leib und Seel in Luſt und Wonne leben:
alßbald / nihmſt du von mir / der Suͤnden ſtrenge Laſt /
wird mein Gebein erfreut / das Du zer - malmet haſt.
26. Ach!26.Ach! Herr / wo ſol ich ſonſt / auf Erden Rettung finden?
nicht ſiehe doch ſo ſcharff auf dieſen Wuſt der Suͤnden:
mach’ auf das Hertz’ / und ſchleuß die ſcharf - fen Augen zu /
denn deine Guͤtte / Henr / iſt ja ſo groß als Du.
27.Zwar / nicht von mir / mein GOtt wollſt du dein’ Augen kehren /
nur bloß von meiner Schuld / die dich ſo kan beſchweren:
Du ſiehſt der Stam̃ bleibt ſtehn / viel Rau - ber ſchiſſen fuͤr /
drumb rott’ / ach! rotte ſie / mein GOtt / grund auß in mir.
28.ô Vater / ſchaff’ ein Hertz in mir nach dei - ner Guͤtte /
das rein / das Heilig ſey / zu deiner Gna - den huͤtte:
C ijdasdas alte muß herauß / muß ſeyn in nichts verkehrt /
ſonſt wird in ewigkeit das neue nicht ge - wehrt.
29.Laß ſich den rechten Geiſt in dem Gemuͤtt’ erneuren /
und mir mein Eingeweid’ in deiner Huld beſteuren /
gieb mir das ebne Land der erſten unſchuld ein:
Ich bau’ und trau’ auf Dich / ſolt’ ich ver - worffen ſeyn.
30.Verwirff mich nicht / mein GOtt / Ich wart’ auf deinen Seegen /
den Du zum Grunde wilt in meine Seele legen:
nihm deinen Heilgen Geiſt / ô Vater / nicht von mir /
daß ich nicht fall / und geh’ als wie zuvor von Dir.
Laß31.Laß mich dein Antlitz ſehn: die Frucht vom Creutzes ſtamme:
ſo werd’ ich Heil / ſo wird des Geiſtes ſtar - ke flamme
mich durch und durch bewaͤhrn. Der Troſt brech’ in mir auß /
und mach’ in mir / ô GOtt! Dir ein ge - weihtes Hauß.
32.Ich wil gehorſam ſeyn. Nur laß mich vor Dich treten /
nur laß mich deine Freud’ auß Hertzen grund erbaͤthen:
Herr dein Dreyfacher Geiſt fuͤhrt mich auf dieſe Bahn /
drumb nihm dein Lob von ihm durch mei - ne Lippen an.
33.Alßdann / wann Du mich wirſt in meiner noth erhoͤren /
wil ich den rechten Weeg die uͤbelthaͤter lehren!
C iijalßdannalßdann / wann Du mir wirſt / mein Gott / genaͤdig ſeyn /
ſol auch der Suͤnder Schaar nach deiner Huͤlffe ſchreyn.
34.Die Schuld / vor welche Du ſiehſt heiſſe Zehren flieſſen
ſiehſt ſchwere Seuftzer gehn / ſichſt Leib und Seele buͤſſen;
die Schuld / ô GOtt / der Du mein Gott und Heiland biſt /
die nihm / ach! nihm ſie hin / du ſiehſt wie Sie mich friſt.
35.Den Tod hab’ ich verdient: Du aber biſt mein Leben;
mein Mund der wird dein Recht vor aller Welt erheben.
Durch deine Gnad’ allein / Herr / bin ich / was ich bin /
drumb ſol / ô GOtt / dein Ruhm auf mei - ner Zunge bluͤhn.
36. Ja36.Ja Herr / mein Hertze faͤngt mir ſtaͤrker an zuſchlagen:
es wil zun Lippen rauß / und Dir dein Lob vortragen.
Die ſinnen ſam̃len ſich vor meines Mundes Thuͤr /
und bringen deine Guͤtt’ auf tauſent wei - ſen fuͤr.
37.Ich wollt’ ich wollte zwar nach fetten Opf - fern ſchauen /
und einen Thron von Rauch auf frembde Dienſte bauen:
jedoch durch Rauch und Dienſt erlang’ ich hier kein Theil /
dann was mich ſeelig macht / mein GOtt / iſt bloß dein Heil.
38.Die Opffer / die zu GOtt durch alle Him - mel ſteigen /
und ſein Gemuͤtte her-grund auß zu unſern neigen /
C jvſindſind ein zermalmter Sinn / ſind ein zerknier - ſter Geiſt /
wohl dem der dieſe bringt / er bleibt unab - geweiſt.
39.Dieß kan ich nicht auß mir. Dein Geiſt muß mich bewegen /
muß alle boͤſe Luſt auß meinem willen fegen:
muß meinen Geiſt erneurn: muß mir die Krafft verleihn /
daß ich voll Zuverſicht vermag zu Dir zu ſchreyn.
40.Du wirſt die Angſt / die du im Hertzen heiſſeſt flehen /
und ſonſt zu Hertzen nihmſt / von mir ja nicht verſchmehen /
Herr / das ich fleh’ iſt dein. Und giebſt Du daß ich kan /
[ſo]ſchau auch deine Guͤtt’ in meinem fle - hen an.
41. Wohl -41.Wohlan / der Hoͤchſte wird auf Sion wie - der ſchauen /
Er wird Jeruſalem zu ſolchen Opffern bauen:
dann wird man Tag und Nacht das Wort des Herren hoͤrn /
und die Gerechtigkeit an ſtatt der Dienſte lehrn.
42.Ich ſeh’ umb ſeinen Thron / die gantzen Opffer liegen /
zu welchem ſich mein Hertz ohn Ende ſol verfuͤgen:
der Glauben wird der Herd / die Liebe Flam̃ und Schein /
die Hoffnung Rauch / und Er / der Herr / der Prieſter ſeyn.