Denen Hoch-Edelgebohrn-Hoch-Wolgebohrn - Wol-Edelgebohrn-Wol-Edel-Geſtreng - und Hochweiſen / Herrn Joſeph Adrian Imhof / von Spihlberg und Ober-Schwambach / Herrn Gottfried Ammann / Geeder der Roͤm. Kayſerl. Majeſtaͤt Raͤthen und Stadt-Pflegeren. Herrn Johann Georg Rehm / Herrn Johañ Milhelm Langenmantel von Meſtheim / Herrn Frantz Albrecht Zech von Deubach / Freyherrn von Sultz / Herrn auf Hardt / Herrn Paul von Stetten / Herrn Marx Chriſtoph Melſer / Geheimen Raͤthen. Wie auch Herrn Johann Jacob Imhof / Herrn Johann Chriſtoph Illſung / Herrn Chriſtoph Sigmund Ammann / Herrn Jacob Bayern / Reſpect. verordnet - und alternierenden Baumeiſteren. Meinen Gnaͤdig-hochgeneigt - und Grosg. gebietenden Herrn und Obern.
INdeme Euer Gnad. Hochadl. Herrl. Geſtr. und Großg. gegen - waͤrtiges Architectur-Werck zu dediciren Vorhabens bin; moͤch - ten mich hieran faſt irr und abwendig machen / jene veraͤchtliche Wor - te des Martialis:
Si duri puer ingenii videtur, Præconem facias vel Ar - chitectum.
Allein / gleichwie eines theils davor gehalten und angemerckt wird / daß Martialis an bemeldtem Orth entweder comparativè ad artes ſublimiores, oder ſonſt abuſivè rede / und die rechte und echte Bau-Kunſt allda von ihme nicht ver - ſtanden werde; alſo / und andern theils / es mag auch Martialis damit gemeint haben / was er wolle / ſo iſt dieſe noble Kunſt und Wiſſenſchafft ſchon laͤngſt ſo belobt und hoch geachtet / daß da ich dieſelbe jetzo mit vielen Worten zu ruͤhmen / mich unternehmen und bemuͤhen wuͤrde / mir nicht unbillich / wie jenem / der zu Thebe den Herculem Thebanum, in einer offentlichen Verſammlung und Rede zu loben / auffgeſtanden und angefangen / zugeruffen werden moͤchte: Her - culem, (Architecturam) laudaturus es, quem (quam) nemo vituperat. Auf dieſes hin nun die wahre Motiv und Abſicht dieſer unterthaͤnig-gehorſa - men Dedication, zu eroͤffnen und vorſtellig zu machen / ſo iſt ſelbige keine andere / als dieſe: daß nehmlich / da aus dieſer meiner werthen Vatter-Stadt ſo viel und mancherley Kunſt-Stuͤcke und Schrifften hervor und in die Welt kommen; ja eben dieſelbe ſelbſt verſchiedne Kunſt-Gebaͤu zur Bewunder - und Ergoͤtzung præſentiert und darſtellet; ich auch meines wenigen Orths / in meiner Pro - feſſion, kein faul - und muͤſſiges Mit-Glied der Buͤrgerlichen Geſellſchafft zu ſeyn / durch Edier - und Verlegung dieſes Wercks temoigniren und zeigen; mittelſt gegenwaͤrtiger Zuſchrifft aber / meinen Hochgebiethend - und Werthiſten Herren und Obern / ſo vornehmlich die Diſpoſition, Direction und Obſichtder Gebaͤuen haben und tragen / meine unterthaͤnig-auffrichtige Devotion, Hochachtung und Ergebenheit offentlich beglauben wollen. Und gleichwie ich demnach nicht zweiffle / Euer Gnad. Hochadl. Herrl. Geſtr. und Großg. werden dieſe patriotiſch gemeinte Zuſchrifft und uͤberreichende Exemplarien / mit Stadt-vaͤtterlichen Hulden und Handen auff - und annehmen; alſo empfehle mich auch ſonſten zu Dero ſtaͤtswuͤhrig-hohen Ober-Herrlichen Propenſion und Patrocinanz: unter Hertz-eyffrigſten Anwunſch / daß der Allgewaltige GOtt / und HErr Himmels und der Erden / nicht nur Dieſelbe und Ihre Hochwerthe Angehoͤrde mit unverrucktem hohen Wolweſen allermildiſt ſegnen; ſondern auch das gantze Gebaͤu hieſigen Regiments - und Burgerlichen Stadt - Weſens / wiederum in begluͤckt - und florisſanten Stand zu ſetzen / auch darinnen biß ans Ende der Welt / unzerruͤttet zu erhalten / allergnaͤdigſt geruhen wolle: mit ſchuldigſter Submiſſion unausgeſetzt verharrend
Erklaͤ -Euer Gnad. Hochadl. Herrl. Geſtr. und Grosg. Unterthaͤnig-tre[u]- gehorſamer Burger: Jeremias Wolff / Kunſthaͤndler allhier in Augſpurg.
DAmit der Geneigte Leſer meine Gedancken / von dem Titul-Kupffer / ſo dem gantzen Werck voran ſtehet / und am erſten in die Augen faͤllet / nur ein wenig wiſſen moͤge / ſo ſtellet ſich hier die Gottheit fuͤr / mit einer Flamme auf dem Haupt und in Wolcken / durch eine Glorie, ſich hernieder laſſend; in der einen Hand haͤlt ſie den Scepter / als Regentin der Welt / benebenſt einer Tafel / auf welcher die Abzeichnung eines Gebaͤudes zu ſehen iſt; mit der andern Hand / uͤberreicht Sie der Ihr zur Seiten ſtehenden Architectur, einen Circul und Winckel-Maaß / anzudeuten / Sie pflantze Ihr hiemit den gehoͤrigen Verſtand und Weißheit ein / allerley Sachen ſchicklich und zier - lich auszuarbeiten. Die Architectur begleitet ein Genius, tragende ein Waſſer-Waage in der Hand / und haltende eine andere Tafel in der Hand / worauff der Grund-Riß eines Gebaͤudes ſte - het; der Genius ſelbſt ſieht mit ſeinen Augen auf einen zu ſeinen Fuͤſſen liegenden Quadraten. Die Mahlerey / als der Architectur getreue Gehuͤlffin / welche die angelegten Wercke und Gebaͤude an - ſchnlich ſchmuͤcket und zieret / kniet neben der Architectur, und um ſie herum liegen ihre bekandte und gewoͤhnliche Werck-Zeuge. Der Drey-Fuß / auf welchem beſagte Kuͤnſte / der Gottheit ein wolriechendes Opffer bringen / zielet dahin / daß dieſe edle Kuͤnſte ſich GOtt widmen / und Ihm zu Ehren allerhand Gebaͤude / z. E. Tempel / Schulen / Altaͤre u. ſ. f. auffrichten. Neben dem Drey - Fuß findet ſich ein alter Mann / mit einem Spiegel in der Hand / welcher die kluge Anweiſung / durch die man zu den Kuͤnſten gelangen muß / vorſtellig macht. Hart an ihm kommt die Bild - hauer-Kunſt haſtig herzu gelauffen und herzu geeilet / und haͤlt in ihren Armen ein Modell von ei - ner Statua, zu bemercken / daß ſchoͤne Gebaͤude durch die Statuen am beſten ausgeſchmuͤckt und le - bendig gemacht werden. Zunaͤchſt der Gottheit zeigen ſich zwey Engel in einer Glorie, und tra - gen eine Sternen-Crone / anzudeuten / die wahren Virtuoſen erlangten nicht allein in ihrem Leben allbereit groſſe Ehr und Eſtime; ſondern ihr Ruhm bleibe / nach ihrem Tod / unſterblich. Noch mehr oben folget ein anderer Engel in der Gloric, und traͤgt in einer Hand ein Cornu-Copiæ mit verſchiedenen Fruͤchten; in der andern aber haͤlt er eine guldene Kette / daran koſtbahre Medail - len hangen / und geht ſeine Abſicht dahin / daß wahre Virtuoſen / durch ihre Geſchicklichkeit groſſer Herren Gnade erlangen / und nicht ſelten Reichthum und Vergnuͤgen ſich erwerben. In der Fer - ne iſt auf der einen Seite / der Tempel der Ehren / auf der andern ein Luſt - Gebaͤude entworffen.
JNdem die heutige Civil Bau-Kunſt / nicht nur bloß und allein / wie bey ihrem erſten Urſprung und vor uralten Zeiten geſchehen iſt / auf die unentbehrliche Nothdurfft und auf etwelche Bequemlichkeit des Menſchlichen Lebens / ihr Abſehen richtet; ſondern ſich auch hoͤchſten Fleiſſes angelegen ſeyn laͤſſet / die auffzufuͤhrende Gebaͤude / in einer netten Zierlichkeit vorzuſtellen; ſo thut ſie dieſes Letztere abſonderlich / wann fuͤr einen groſſen Herrn ein Pallaſt anzulegen und auffzurich - ten iſt / der uͤber Land und Leute zu gebieten hat / und deſſen hoher Character, welcher Ihm von GOtt dem HErrn beygeleget worden / auch an der aͤuſſerlichen Magnificence ſeines Staats und Auffuͤhrens / ſich erkenntlich zeiget. Dann weil Regierende Fuͤrſten und Herren / in allen Stuͤcken / vor andern Leuten / einen groſſen Vorzug haben / ſo iſt nichts billichers / als daß man Ihnen auch ſolche Wohnungen zurichte / in denen die Kunſt ſo hoch geſtiegen / um wie hoch Durchleuchtige Printzen die uͤbrige Menſchen in der Welt / an Hoheit uͤberſtiegen haben. Ob ich mir nun wol die ehrgeitzige Gedancken nicht beykommen laſſe / daß ich mich fuͤr einen beſondern vornehmen und ausgelernten Fuͤrſtlichen Bau-Meiſter ausgeben wolte / da ich vielmehr eine Ehre daraus ſuche / wann ich anderer Virtuoſen und vollkomnere Kuͤnſtler / emſigen Nacheyferer mich nennen darff; ſo habe ich mich doch / auf des Herrn Verlegers Anſinnen und Erſuchen / endlich bereden laſſen / gegenwaͤrtige Einleitung zur Civil-Bau-Kunſt / inſonderheit hoher Haͤupter der Welt Pallaͤſte[ſ]chicklich anzulegen / der Welt mitzutheilen / mit der redlichen und hoffentlich von allen unparthey - iſchen fuͤr Lobens-wuͤrdig zu haltenden Intention, ut doc[e]ndo diſcam, daß ich noch immer meh - rers zu lernen mich befleiſſe / wann ich andern zu dieſer hichſt-geprieſenen Kunſt mich zu einem Anweiſer darbiete. Der Augenſchein wird es geben / daß es nicht alltaͤgliche / gemeine und uͤber - all vorkommende Erfindungen ſeyn; ſondern ſolche / in we[lc]hen die Reglen der Symmetric ſo wol / als die Abwechßlung in den Zierathen in Obacht genomnen worden; damit die jenigen / welchen dieſes Werck ſonderbahr dienen ſoll / durchgehends in ihr[e]m Vorhaben / einen zulaͤnglichen Be - huff / und merckliche Erleichterung finden. Im gegenwaͤ[r]tigen Werck ſtelle ich vor die Anlegung eines Pallaſtes / welchen ein groſſer Herr / der entweder S[e]lbſten in ſeinen Landen Krieg gefuͤhret / oder der auch nur ſonſten eines gewaltigen Fuͤrſten Armé[e]commandirt hat / ſich zur Wohnung erbauen koͤnte. Ich habe die Mittel-Groͤſſe mit Fleiß ervoͤhlet / und den beſagten Pallaſt weder allzu groß noch gar zu klein machen wollen / weil ich mich beduncken laſſen / dieſe Art komme am oͤfftern und gemeiniglich vor / und es ſeyen die Unkoſten / zu deſſelben Auffrichtung / noch wol zu beſtreiten. Es wird erwehnter Pallaſt beedes von auſſe[n]/ in ſeiner Façade, und von innen mit ſeinen vornehmſten Gemaͤchern / zuſamt denen darzu gehoͤrigen Ornamenten / auf allen Seiten vor Augen geleget; er hat einen Vorhoff / welcher mit einethalben Oval-Rundung / von eiſſernen Getter-Werck / eingefaſſt wird / und in dieſes Vorhoffes Mitte / juſt gegen dem Haupt-Portal uͤber / kommt ein halb-runder Triumph-Bogen / mit dr[ey]en groſſen Thuͤren oder Durchfahrten / zu ſehen; die beeden Ecke deſſelben aber ſchlieſſen zwey ge[ge]n einander uͤberſtehende groſſe Thuͤrne / welche mit ihren darauff geſetzten Glocken-Spielen den g[a]ntzen Vorhoff voͤllig ausmachen. Die beeden Seiten-Hoͤffe werden von Saͤulen und Laub-Vercken / nach der Doriſchen Ordnung / umfaſſct. In deren einen kan man des Regierenden Pintzen Gemahlin / nebſt ihrem Frauen - Zimmer / logiren; in dem andern haben die geheime Rat[h]s-Cammern / die Collegia, die Cantzley mit dem Archiv u. ſ.w. ihren gehoͤrigen und raͤumlichen Platz. An dieſem Pallaſt befindet ſich ingleichen ein ſchoͤner und groſſer Garten / mit ſeinen da[rz]u erforderten Gebaͤuden / den ich zwar bißhero noch nicht im Kupffer vorgeſtellet; ſondern ihn / mit noch mehr andern Fuͤrſtlichen Pallaͤ - ſten und Luſt-Haͤuſern / biß zu dem Anhang dieſes erſter Theils verſpahret / weil ich dem Herrn Verleger / in Herausgebung dieſes Wercks / nicht laͤnge[v]erhinderlich ſeyn wollen / welches noth - wendig haͤtte ſeyn muͤſſen / wo ich alles / was in bemeld[te]m Anhang vorkommen wird / noch all - hier beygefuͤgt haͤtte. Nach Vollendung und voͤlliger Ausfertigung des jetzt gleich verſproche - nen Anhangs / mache ich mich anheiſchig / in dem ander[n]Theil dieſes Wercks einen Koͤniglichen Pallaſt zu præſentiren / und mit demſelbigen auf eine gliche Art / als in dieſem Werck geſchehen iſt / zu verfahren / nemlich die unterſchiedliche Arten deſſ[el]ben / mit allen Durchſchnitten / Grund - Riſſen / vornehmſten Saͤaͤlen / und derſelbigen anſtaͤndige Zierathen / abzubilden; worzu ein An - hang kommen ſoll / von Triumph-Boͤgen / Ehren-Saͤulen Caſtris doloris &c. Huͤlfft mir GOtt weiter / ſo ſoll darnach ein dritter Theil folgen / der unt[er]ſchiedliche Luſt-Haͤuſer / Gaͤrten / Oran - gerien / Grotten und Grotten-Haͤuſer / mit allem Zugeht / in ſich halten ſoll. Der vierdte Theil ſoll die Riſſe von Kirchen und Capellen begreiffen: und[le]tztlich der fuͤnffte Rath-Haͤuſer / Schu - len / Spittaͤle / Beurſen / Zeug-Haͤuſer / ꝛc. vor Augen leg[en]. Der geneigte Leſer wird mit ſeiner guͤtigen Approbation meinen Fleiß mercklich ermunter / und mich zur unverdroßnen Verfer - tigung des Wercks anfriſchen: der ich Ihn Goͤttlicher[O]bhut / und mich ſeiner guten Gewogen - heit beſtermaſſen empfehle.
P. Decker / Architect.
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