Hochwuͤrdiger / Durch - leuchtiger / Hochgebor - ner Fuͤrſt Gn. Herr etc. Es haben bey den Alten Roͤmern und Griechen Vegetius, Ælianus, Polyæ - nus, Polybius, Frontinus, Leo, Onoſander, ũd andere darvor gehalten / daß ſich das kriegsweſen nicht allein im felde lernen laſſe / ſondern man muͤſſe auch darneben()ſchrifft -ſchrifftliche erinnerung haben / dadurch man vor und neben der erfahrung / wel - che dan nicht ohn gefahr zu erlangen / et - was berichts zur anleitung innemen uñ in gleichem angehenden kriegßneulingen und Tyronibus, ſo dem gemeinen Vat - terlandt zu gutem nach hohen ritterlichen thaten / ehr und ruhm durch Thugent und manheit ſtreben / die baan gemacht und vorbereitet werde ihrn weg und ziel deſto fuͤglicher zuerlangen: Vnd derowe - von der alten Militia ſchoͤne buͤcher hin - derlahſſen.
Daher dẽneulicherer zeit aus ebenmaͤ - ſſigen uhrſachen fuͤrneme leut in Lateini - ſcher / Jtalianiſſcher / Spaniſcher unnd Frantzoͤſiſcher ſprache jeder ſeiner nation zu nutz und frommen / ſchoͤne kriegßan - weiſungen uñ lehr an tag gegebẽ: Vnter welchen dan Ferettus, H. Wilhelm von Bellai herr zu Lãgei / der Her de La Nove. WieWie auch H. Lazarus von Swẽdi nicht unbillich geruͤhmet werden. Demnach ich aber auß ernẽter authorum discurſen, ſo wohl auch oberzelter Griechiſcher und Lateiniſcher ſcribenten hinderlahſſenen buͤchern erlernet unnd geſehen / daß ſich die alte und newe Militia in vielen dingen vergleichet / und dero altẽ loͤbliche anord - nungen anheut nuͤtzlich koͤnnen imitiret werden / ſo hab ich mich gegenwertiger arbeit undernommen / das alte und neue kriegßweſen verglichẽ / oder aber zum we - nigſten gegen einander gehalten und in Druck hingegeben. Alles zu dem ende / daß ich denen jenigen / ſo durch manliche thaten ſich bekant zu machen und durchs kriegßweſen ruhm zuerjagẽ entſchloſſen / den ingang und fuͤglichẽ anfang hiermit zeigen woͤllen. Bin auch der hoffnũg es werde ein jeder / wan er zum anfãg / was in dieſem tractetlein begriffẽ / wohl faſſet /gutegute anleitung bekom̃en / den ſachen beſ - ſer nachzudẽckẽ / und neher beyzukom̃en.
Jch habe aber / Gnediger Fuͤrſt und Herr / E. F. G. ſolchẽ tractat ũd buͤchlein billich zuſchreiben und dediciren ſollen (betrachtet daß ich das jenig / ſo von der newen Militia hierin gedacht / in verſchi - ckung und auf unkoſten des Durchleuch - tigen / Hochgebornen Fuͤrſten und Herrn H. Moritzen Landtgrafen zu Heſſen. E. F. G. herren Vatters meines gnedigen Fuͤrſten und herren etc. in Niederlanden und ſonſten / auch an dero hoff gelernet und erfahren): Neben angehefter unter - theniger bitte / ſie wollen ihnen dieſe mei - ne wolmeinende dedication gnedig gefal - len / und mich als dero beſtes vermoͤgens underthenigen bereitwilligen diener in gnaden befohlen ſein laſſen. Der almech - tige Ewige Gott / woͤlle E. F. G. ſampt dem hochloͤblichẽ Fuͤrſtlichen hauß Heſ -ſen mitſen mit gnadenreichem ſchutz ũd ſchirm in guter geſundtheit lange friſten und erhal - ten. Geben zu Caſſell den 6 Septemb. anno 1607.
E. F. G. undertheniger VVilhelm 9 Dilichius Geograp: und Hiſtor:
Caſſellis Heſſorum.
WJe hochnoͤhtig beneben heilſamen gefetzẽ in einem wolange - ſtelleten Regiment / der brauch dero wahffen uñ die kriegß Diſciplin und wiſſentſchaft ſey / haben bißdahero viel ſinreicher vnd beruͤmpter maͤn - ner in ſchriften genugſam bezeuget / ja daß ſie und gute Geſetze nicht ohneinander ſein koͤnnen / unlaugbar vor gut ſein und bleiben laſſen. Dahero ſagt auch Cornelius Nepos in Epaminonda, durch Krieg kompt der frieden / und ſollen die jenige / ſo in fried - und ruhe leben wollen / im wahffen geuͤbte leute ſein. Ja wol iſt die Krigßthugendt die vornembſte vnder allen andern / als die jenige / vnder de - ren ſchutz und ſchirm / naͤchſt Gott / das Vatterlandt / unſer weib und kind / haab und guͤter / ja die Fuͤrſten vnd Koͤnige ſelbſtet.
Wan man aber vom krieg vnd wie derſelbe anzuſtel -Aenl /2Kriegßbuch. len / zu fuͤhren und zu regiren ſey / tractiren und handeln will ſo faͤllet erſtlich zu bedencken vor / daß man wol ihn acht ne - me / ob ſolcher recht oder unrechtmaͤſſig / noͤhtig oder un - noͤhtig / in behertzigung / daß unnoͤhtige / ungerechte / unzeiti - ge kriege / die aus keinem guten fuͤrnemen entſprieſſen / auch ſich in keine guht ende erſtrecken / ſondern die / ſo aus raach - gier / neid / ehrgeitz / und begierde ſeine landt und herſchung zu erweitern / ſeine nachbaurn zu underdrucken und ſich in ein groß anſehen zu erheben / veruhrſacht werden ſelten wol gerahten: und da ſie ſchon das verhofte ende erreichen / doch in die harre nicht beſtehen koͤnnen / ſondern nuhrt alß ein geiſſel / inſtrument und ſtraff des gerechten zorns und ur - theils Gottes / welcher dießfals ein Nation und volck durch das ander zu ſtraffen pfleget / ein zeitlang obſiegen / aber wan das geſetzte ziel erfuͤllet / in der helfte abgehauen wer - den. Vnd darumb wehe alß den dihr zerſtoͤrer / dan du muſt auch zerſtoͤret werden / und dihr veraͤchter / den du muſt ver - achtet werden / dan dein zerſtoͤren iſt zum ende kommen und dein verachten hat ſich geneiget. Das ungluͤck / das du dem frommen zugerichtet / iſt dihr zum fall und ewiger ſtraff kommen / uf daß dein gedaͤchtnuß außgerottet wuͤrde.
Hiergegen aber ſind die defenſiv und gegenwehrliche kriege / ſo aus noht und rettung wegen land und leut / in dem ſie unbillicher weiſe gefahret uñ angefochten / wegen Chriſt - liches glaubens wider die unglaubige verfolger / wegen wi - dereroberung mit unrechtmaͤſſigem gewalt abgetrungener lande / ſo man in der guͤte nicht wider bekommen kan / we - gen wider erſtattung einer ſchmach / und injuri / ſo an einemoder3Kriegßbuch. oder den ſeinen boͤßlicher weiſe begangen / rechtmaͤſſig und zugelaſſen. Darneben ſoll man auch ſeine freunde / verwan - te nachbaurn und bundtgenoſſen oder die ſich in eines ſchutz begeben / wider unrechtmaͤſſigen gewalt uñ underdruckung ſchuͤtzen und retten / und wan frembder und nahent geſeſſe - ner gewalt allzuſehr inreiſſet und darnach trachtet vns o - der die unſerige mit der zeit auch zu uͤberwaͤltigen. Zwar iſt alß dan gefaͤhrlich im frieden ſtill ſitzen / ſondern viel mehr noͤhtig / daß man das antreuende feur beyzeiten und in des nachbaurn wam helfe leſchen.
Aber wie gerecht und nohtwendig gleich die uhrſach des krieges ſey / ſo ſoll man dennoch auch uͤber die vorige motiven fleiſſig erwegen / ob man ſich einer muͤglichen und verhoffentlichen ſach underſtehe / und zu deren vollendung und hinaußfuͤhrung man ſichere mittel und wege vor ge - wiß oder je verhoffentlicher maeß gehabẽ moͤge: inſonders aber in berahtſchlagung des kriegs alle ding wie die ſich ufs gefaͤhilichſt und aͤrgſt verlauffen und zutragen moͤgen / ge - nauſt außrechnen / und wie man dagegen koͤnne und moͤge gefaſt ſein / erſinnen / vnd außdencken. Vnd iſt der krieg nimmer anzufangen / man ſehe dan mehr hofnung zum ge - win und ſieg vor ſich / dan beſorgens zum ſchaden und ver - luſt. Dan aufs gluͤck wagen beharret ſelten lang. Zwar iſts nicht ohne / daß ohne gefahr und wagſtuck nichs ſonder - lichs im krieg mag verrichtet werden. Aber hierin ſoll man mit vernunft die ſich erſter mittel abwegen und bedencken / vnd nicht blint oder ohn noht / oder gute gelegenheit vnd vorthel hienan ſetzen. Was man nit eben wagen muß /A ijdas4Kriegßbuch. das kan man wol bleiben laſſen / es ſey dan das ſichs ſpiel gleich als vorgewoñen anſehen laſſe. Dañ wer ſein kriegen alſo anſtellet / daß er nichs darob verliere / dem mangelt nim̃er gelegenheit etwas zugewinnen. Darneben ſoll man nimmer ein vorhaben oder anſchlag halſtarrig woͤllen fort - ſetzen / wan die gelegenheit der zeit nicht wil beyfallen. Dann ſich underſtehen in einer groſſen gefahr / die ungelegenheit der zeit und gluͤck ſeines gefallens zu zwingen / iſt gleich alß wider den windt oder ſtrom ſchiffen / und anzeig eines ver - blenten ungluͤckhafften gemuͤhts. Jn ſumma alles was man im krieg vornimbt / das ſoll man wegen und abmeſſen nach gelegenheit der zeit. Den wan dieſelbe mangelt / ſo pflegts auch am gluͤck zu mangeln. Dargegen ſoll man nimmermehr am gluͤck im krieg verzweiffeln / und das hertz gar fallen laſſen / wie groß auch immer die gefahr und noht. Dan wans am aller aͤrgſten und gefaͤhrlichſten / ſo kan ſichs widerumb beſſern / da es allein am fleiß und hertz nicht mangelt.
Wann nuhn ein Potentat billiche und gerechte uhr - ſach / auch alle noͤhtige mittel zu handen bracht / und das kriegen nicht vmbgehen kan / ſo ſol er doch alles hind ange - ſetzt Gott vmb huͤlfe und beyſtand anruffen. Weil der ſieg nicht durch die maͤnge der macht kommet / ſondern ihm die krafft auß dem Him̃el gegeben wird. Welches dan auch den aberglaͤubigen heiden / dem Cyro, denen Athenienſern und Roͤmern nicht unwiſſend und derowegen ihre Goͤtzen und Oracula vor ihrem außzug erſuchet und angeruffen haben. Hierauff ſoll man erſtlich von dem vorgenommen Kriegdeliberi -5Kriegßbuch. deliberiren und rathſchlagen: den viel ſehen mehr alß einer: Auch ſtehet der anfang wohl in des Kriegßherren willen und gewalt / aber er kan des kriegs nicht wieder mit vortheil lohß werden / wann er gerne wolte / und ſtehet der gluͤckliche außgang bey Gott. Vnder andern aber ſoll ein Kriegßfuͤrſt groß aufmerckens haben / wehr die ſeien / ſo ihm zum krieg rahten: Ob ſie nemblich ihre eigne paſſion / haß und neid leite / oder ob ſie nutz und vortheil darvon zugewarten: Jtem was ſie ihm fuͤr anſchlaͤge und practiken vormahlen / ob nem̃lich etwas grund darbey / oder obs weitleuftige mißliche fuͤrgeben ſeien. Sich ſelbſtet auch und ſein vermuͤgen ſoll er wohl ermeſſen und ob er auch uf den nohtfall ſich ſeiner freunde huͤlfe zu getroͤſten: Vnd hingegen des feindes und deſſen anhang genug erkuͤndigẽ und durch was mittel muͤg - lich / ihme ſeine freunde und helffer abſpennig machen. dan hindurch kan er den feind hefftig ſchwechen beides an man - ſchafft und profeant. Dan alhier / wie in allen menſchlichen ſachen und handelungen / wird ein gewiß end und ziel erfor - dert / da man hinauß ſolle und woͤlle / und daß man alle ge - legenheiten / umbſtaͤnde / vorteiligkeiten / ſo von einer zeit zur andern vorfallen koͤnnen / wol erwege und in acht neme / alle mittel und wege zu allerhandt bereitſchaft ſueche / uf daß / wan man zun ſachen ſchreiten ſoll / unſaumlich alle ding zu werck gericht werden moͤgen.
Summa es ſoll ein jeder potentat und kriegßfuͤrſt / wann er krieg fuͤhren will / dahin bedacht ſein / daß er vor Gott keine ſuͤnde thu und vor der Welt kein verweiß oder bey den nachkommen keine unehr zu beſorgen habe.
A iijBefin -6Kriegßbuch.Befindet ſich aber ein Fuͤrſt an gemuͤht und erfah - renheit nicht genugſam ein krieg zu fuͤhren und zu regieren: iſt er nit mit gelt / profeant / munition vnd feſten plaͤtzen / daß er mitlerweil daheim vor uͤberfall geſichert / wol verſehen: iſt er mit dapferen / treuen und erfahrnen befelchßhabern nicht gefaſt / kan er kein gut kriegßvolck zur handt haben / bey deme erſich trewe / gehorſams uñ tapferkeit zugetroͤſten: befindet er / daß ihm der feindt zu maͤchtig an volck und gelt uñ veſtungen und verwahrten paͤſſen uñ anderer zubehoͤr / und den daß er auch / wo er ſchon dem feinde obſiegen ſolte / die eroberte landt und leut nicht verthedigen kan / ſo thut er am rahtſamſten / daß er an ſich halte / etwas vberſehe und leide biß zu einer gelegener zeit / oder darnach trachte / wie er zu einem leidlichen vertrag und frieden gelangen moͤ - ge / angeſehen daß die maͤchtigere gewohnlich uf den gewalt und harre ihre ſachen anſtellen und damit den ſchwecheren außmattern. Kanß aber je zum frieden nicht außſchla - gen / ſo ſehe er als dan mit zu / daß er den vorſtreich habe und den erſten angrif thue / dan es vil ſicherer den feindt in ſeinem lande anzugreiffen / da man dazu gefaſt mag ſein / alß ſeiner daheimb zu erwarten / in betrachtung daß der / ſo ſich vf die defenſion begibt / mehr zu verlieren und wenig zu ge - winnen: vnd daß der einen andern in ſeinem lande angreift / ihm das hertze ſucht / und den gewin vor augen habe. Dar - mit nuhn allerſeits vorhaben beides offenſiv vnd defenſiv in gebuͤrender ordnung beſehen werden koͤnne / ſo ſchreite ich dermal eins zu meinem propoſ und undernommener be - ſchreibung des Kriegßweſens und diſciplin.
Nuh7Kriegßbuch.Nuh lehret aber ſolche Diſciplina militaris unnd kriegßwiſſenſchaft / wie man den krieg recht und wol admi - niſtriren und fuͤhren ſoll. Vnd beſtehet vornemblich in die - ſen zweyen ſtucken / alß in Apparatu oder bewerbung und zuruͤſtung zum krieg und dan in Congreſſu, oder dem ſtrei - ten und treffen. Dieſe beyde theil wollen wihr / ſo wol nach dero alten Griechen und Roͤhmer / alß dero jetzigen art und manier vormahlen und beſchreiben / und dadurch verhof - fentlichen anlaß geben die alte und newe Militiam mit ein - ander zu conferiren und noch viel gutes auß der alten loͤblichen kriegß diſciplin in die jetzige zu verſetzen.
EJn Fuͤrſt oder Kriegßher ſoll dem frieden nim̃er ſo wohl trauen daß er ſich nicht zum krieg und ge - genwehr gefaſt mache / dan niemands leget deme leichtlich gewalt an / den er weiß gefaſt ſein die gegenwehr zuge - brauchen und ſich bald zu raͤchen. Solches geſchicht nun durch erſtermelten Apparatum. Apparatus aber iſt auch zweierley Militum deß kriegßvolck und Præſidiorum / alß der befeſtigung / profeand / und munition: und ſoll kein Fuͤrſt den krieg anheben / er wiſſe dan ſich mit erſterwehnten mit - telen wohl verſehen / und daß er mit eil und vorthel darzu koͤnne gefaſt ſein. Den wehr die gelegenheit der zeit verſeuͤ - met / und wehr der ſaumligkeit ſtad gibet / der entzeucht ihm felbſt die mittel deß ſieges darzu der naͤchſte weg iſt alles zei - tig und bald ins werck zu richten. Ja jemehr man auch des friedens begehret / je mehr ſoll man ſich mit den apparatu ge -B ijfaſt12Erſte buchfaſt machen. Dan was urſachet mehr den frieden / alß wen beide theil wol gefaſt ſein und keiner ſeinem gluͤcke oder ſtaͤr - cke zu viel vertrauen darff.
APparatus militum beſtehet in zweyen ſtuͤ - cken / in Dilectu, in der außwehlung oder bewer - bung des Kriegßvolcks / und in Caſtrenſi armo - rum meditatione oder wie man daſſelbe in uͤbung unnd gehorſam bringen ſoll. Welche beyde ſtuͤcke dan mit fleiß in achtzunehmen / alß die / daran nicht wenig gelegen. Jn Dilectu fellet nuhn dieſes bedencken fuͤr / ob ſich ein feldtherr ſeiner underthanen oder frembder beſtelter leut gebrauchen. Groſſe Koͤnigreich und voͤlcker pflegen gemeiniglich mit ihren Landtſaͤſſen und ſonderlich der Ritterſchafft zu krie - gen / in maſſen ſolches an Roͤmern uñ Griechen zu ſehen / ja anheut bey allen nationen herkommen. Doch gebraucht man ſich / wie auch bey den Roͤmern geſchehen / darneben etwa dero freunde / Bundtsgenoſſen / oder Schutzverwan - ten huͤlfe und leut / die zum krieg geuͤbt und erfahren / oder auch ſonſtet andere frembde umb ſollt beworbene kriegß - leut. Nuhn halten es viel dauor / weiln die underthane undLandt -13des Erſten theilß. Landtſaͤſſen etwa nicht gern von hauß kommen / und ſich al - ſo hitze und kaͤlte / in noht hunger und kummer und ſonſt al - lerhandt mangel / ſo zu we ilen vorfallen kan / zu ertragen nicht angewohnet / / ſtaͤtig anheimb gedencken / baldt erſchre - cken / auch wan ein ſolch heer geſchlagen / das landt entbloͤſ - ſet / ſo habe es nicht ein geringes auff ſich den krieg darauff zu ſtellen und wagen. Derowegen viel rahtſamer daß auſſerhalb der Ritterſchafft ein feldtherr ſich dẽ mehrertheil frembder ſoldaten gebrauche / ſo koͤnne er ſich deſto mehr der ſchatzung / profeant und anders auß ſeinem lande getroͤſten. Vnd iſt auß ſolchem bedencken ein zeitlang in der Chri - ſtenheit ſolcher brauch ſehr im ſchwang geweſen und erhal - ten worden. Aber ſo man es im grundt beſehen will / ſo iſt hierin das ſicherſte uñ beſte ſich ſeiner underthanen gebrau - chen / doch daß ſie behertzt und in kriegßordnung und uͤbun - ge gebracht / auch ſich etwa in kriegen verſucht haben. Den ein in heimiſcher leſſet ſich ſeinen angebornen herren / ſein lie - bes Vatterlandt / ſeine eltern / weib und kinder / verwante / auch haab vnd guͤter jederzeit hoͤher angelegen ſein / alß ein gedingter uñ frembder. Ja ich ſage das wehr ſich uf fremb - de huͤlff und waaffen allein verleſſet / ſich in groſſe gefahr ſte - cke. Dann ihre obriſte oder je das volck ſelbſtet ſein ent - weder dapfere und gefuͤchte maͤnner / oder aber ſchlechte und unerfarne leut. Sind ſie dapfer / haſtu dich nicht auff ſie zu verlaſſen / ſie werden des Fuͤrſten underthanen vnder - drucken / außſaugen und alles nach ihrem wolgefallen / und zu ihrem lob und erſprießligkeit underſtehen und vorne - men / darob der Fuͤrſt ſelbß nicht vor ihnen ſicher / ſintemahlB iijſie14Erſte buch. ſie ſich nit von ihm der gebuͤhr wollen regiren laſſen / wenig glauben halten / ihnen kein genuͤgen laſſen / und viel zu baldt gelt und vermehrung deß ſoldeß fordern / ſich auch von fein - den verreitzen laſſen / und wan ſie deß feindes macht ſpuͤren / ſich widerumb anheimb begeben / deſſen exempel die hiſto - rien uns genugſam abmahlen und vor augen ſtellen / und hiergegen von underthanen nicht vorgenommen werden kan / dieweil ſie hierdurch ſich umb das ihre ſelbß betriegen wuͤrden. Ferner und zum andern / ſeindt die gedingte huͤlf - fe und kriegßleut unerfahren / ſo iſt dem Fuͤrſten gewiß ſein vnfall und mißtrawen am ſieg vor augen geſetzt / und werdẽ dieſe ſeine gedingte leute den ſtich nicht halten / ſondern wans zum hoͤchſten kompt jhn im ſtich laſſen. Vnd dieß zu verhuͤten / haben groſſe Koͤnigreich und Regiment mit ihren underthanen / und ſonderlich der Ritterſchafft gepfle - get zu krigen. Vielmalß haben ſie hierneben auch etwa ih - rer freundt / bundtgenoſſen oder Schutz verwanten huͤlff und leut mit under gebrauchet / wie gehoͤret. Jm fall auch ſolches die notturft erfordern wolte / daß man umb außlaͤn - der ſich bewerben muſte / ſo iſt wahr zu nemen / daß man die jenige zu gehuͤlffen fordere / welche ſich jeder zeit zu des Feldt - herren vnderthanen gehalten / ſich wohl mit ihnen vertragen und gute nachbaurſchaft gepflogen haben. Dan hierob werden ſie einander viel trewlicher meinen / alß wan ſie in vorigen zeiten in zanck und wiederwillen gelebt: Ja ſie wer - den ſich nicht den vorgedachten vergleichen / welche wie die tagloͤhner ihren taglohn algemach zu bringen / und auff den feyrabendt und daß ſie wohl geſpeiſet und bezahlet wer -den15des Erſten theilßden mehr nachdenckens / den uff des haußvatters nutzen und wie es weiter ergehen moͤge / acht haben.
Ferner vnd zum andern / ſoll ein Fuͤrſt ſich umb ſtar - cke und behertzte maͤnner / und ſo der arbeit wohl angewoh - net umbthun / und tſt hierin wahr zu nehmen / das alter und geſchickligkeit der leiber. Vnd ſeindt leute von zimlichen jungen jahren die beſte / auch ein gerader einem doͤlpiſchen ungeſchickten menſchen weit vorzuziehen. Darumb ſoll ein haubt und bewerbßmann keine unachtſame / unmaͤnni - ſche uͤbelgeſtalte leute bewerben: ſondern allein junge gera - de / ſtarcke und manliche perſohnen außwoͤhlen vnd anneh - men / darauß man gute kriegßleute ziglen koͤnne. Dan wo die nathur und ſtercke mangeln / iſt weder großmuͤtigkeit und hertzhafftigkeit zu hoffen.
Letzlich und zum dritten / uff daß aber ſolche zu der er - fahrung gelangen muͤgen / ſollen dieſelben under und umb ihr zwaintzigſte jahr in maſſen vorzeiten die Roͤmiſche ju - gendt angewiſen und mit fleiß in allen Ritterlichen uͤbun - gen vnderrrichtet und angefuͤhrt werden.
MJe nuhn kurtz hiebevor angehoͤret / ſoll ein kriegß - mann ſtarck / behertzt / redlich und erfahren ſein / dan im Krieg iſt nicht ſo vil an groſſer maͤnge / als thugent - haffter ſtandtfeſte gelegen. Man kan aber ſolche ſoldaten durch nichts anders alß Dilectum und guete Diſciplin zuwege16Erſte buchwege bringen. Aber es gehet heut zu tage wunderlich mit dem Dilectu uͤber einander / alſo daß man von denen be - werbßleuten billich ſagen kan / Emunt militem, non legunt. Dan da ſchlecht man geldt auß / laͤſſet die Trom regen: ſiehe ſo lauffet alß dan zuſammen / was vatter und mutter / her - ren und frawen nicht gehorchen will / ja wan mans beym liecht recht beſiehet / ſo ſindts die purgamenta civitatum, faul / fraͤſſig / buͤbiſch und ungehorſam geſindtlein: damit ſoll man dan groſſe thaten verrichten.
Ferner helt man davor / daß am rahtſamſtẽ die gemeine ſoldaten aufm lande und in dorffen außſuchen / als welche boͤſer tage und grober arbeit gewohnet / haͤrter und ſtaͤrcker genahturet / wie die in ſtaͤdten / unwiſſent aller wolluͤſtẽ / mit wenigem content und gern zu frieden / und in hitze vnd kaͤl - te erzogen / dahero ſie dan zu allerhandt arbeiten / ſo im krieg vorfallen / deſto bequemer. Befelchsleute / aber kan man in ſtaͤtten bewerben / alß da die menſchen ſcharfſinniger und behertzter / auch mehr nach ehren und thugendt ſtreben.
Das taugliche alter zum krieg belangt helt man vom 18 biß zum 46 jahr / in maſſen auch ſolches bey den alten im brauch geweſen. Die Perſer haben die zeit vam 20 biß zum 50 / die Roͤmer vom 17 biß auch zum 50 jahr ver - ordnet.
Jn ſumma / wan man Kriegßvolcks bewerben muß / ſo ſehe man zu / wie und wo einer erzogen / in was alter / ſter - cke vnd kuͤnheit er ſey / und was vor ein leben und wandel er gefuͤhret: Ob nemblich einer auß einer ſtadt oder dorff / auß arbeitſamen orten herkomme / ob er zu jung oder zu altzum17des Erſten theilß. zum Kriegßmann / ob er von ſtarcken aderigen gliedern / bruſt und feuſten / von geraden ſchenckeln / auffgerichtem halſe / wackeren augen / ob er eines kuͤnen und dapfferen und nach ehren und hohen dingen ſtrebenden gemuͤhts / ob er eines ehrlichen / auffrichten / maͤſſigen lebens und wandels und guten vertrags / in betrachtung daß von leuten / ſo eines boͤſen wandels meuterey / verraͤhterey / uneinigkeit / boͤſe ex - empel und verfuͤhrung der andern / darauß dan liderlich nicht geringe gefahr / ſpot und ſchimpff / uflauff und unruh / ungluͤck / verhinderung guter Diſciplin zugewarten.
Jn dem Dilectu, außwoͤhlung des Kriegßvolcks wollen wihr erſtlich die Legionen oder Regimenter / wie ſtarck die zu ſein pflegen / und dan vors ander die darzu ge - hoͤrige perſohnen und volck beſchreiben.
VEy den Roͤmern haben zu einem regiment Reuter und Knechte zugleich gehoͤret / ſo ſihet man auch in veteri Laconica und Macedoniea militia und auß dem Præſcripto Leonis Imperatoris daß man die damalige Arckeley auch under die Legiones außgetheilet / und ſie alſo nicht eben beiſammen gelaſſen. Welche art den auch noch heutigts tages von etlichen nicht unbillich approbiret und vor gut erkant wird. Es ſind aber bey den Roͤmern die Legiones (ſind den Griechen Phalanges) nicht allewege in gleicher ſtercke geweſen / haben auch von allerhandt ſachenCihre18Erſte buchihre zunamen bekommen / alß von denen wahffen / zahl / habet / Goͤttern / thaten / Landen und anderem. Vnd dahero findet man ſo vielerley nahmen der Legionum beyn hiſto - ricis, als Legiones Prætorianæ, Veteranæ, Tyronum, Ser - vorum, Libertinorum, Legiones Coloniares, Albicorum, Vrbanæ, Palatinæ, Claſsiariæ, Legio I Adjutrix, Auguſta II, III, VIII, Victrix VI, XX, Legio I, II, XIII Par - thica, I, II Italica, V Macedonica, I Hiſpanica, VI Bri - tanica, VII Gallica, IX Africana, X Judacia, XIII Germanica, Legio Pompejana, Fabiana, Valerians, und wie deren nahmen mehr geleſen werden.
Das aͤltiſte und erſte Regiment und Legio Romuli iſt ſtarck geweſen 3000 zu fueß und 300 zu Roß / je auf 10 fueßknecht 1 Reuter. Nach dem hat man 4000 zu einer Legion genommen / darnach 4200 F. und 200 R. Balt iſt ein Legio geweſen 5000 z. F. 300 reuter / und 6000 F. 300 R. Vnd dieſes ſindt alle Roͤhmer und in ihren landen außgeklaubte und geſtiffte krieger geweſen. Vegetius aber gedencket / daß zu ſeiner zeit ein Legio 6100 Fußknecht und 726 Reuter alle Roͤhmer / darzu man ſo viel bundgenoſſen und frembde helfer gethan / daß darauß in einer Legion 10000 F. unnd 2000 R. worden.
BEy den Roͤmern werdẽ die Legiones in Cohortes und Turmas abgetheilet / nemblich die Reuter in Turmas und das fueßvolck in Cohortes. DieſerCohor -19deß Erſten theilß. Cohortium machten zehen ein Legionem, Eine Cohors aber / wan die gantze Legio 6000 ſtarck / hielte 600 mann / ſo aber die Legio nuhrt 5000 / allein 500 mann. Nuhn wart Cohors wiederumb abgetheilet in drey Manipulos, jeder Manipulus aber in ſechß Centurias, Centuria in contubernia.
Die Reuter warden auch in 10 Turmas abgetheilet / wan die ſumm 300 / that ein turma 30 / welche widerumb in Decurias / deren jede von 10 R. zertheilet wart. Jn Vegeti〈…〉〈…〉 Legione aber befinden ſich 22 turmæ, deren er 4 der erſten Cohorti, dero anderen aber jeder 2 zelegt.
Vnd ſihet man auß dieſer alten Militia Romana, wie die Rohmer allzeit under ihren Legionen ein beſondere reuterey gehabt uñ alſo von Reuter und Knechten zu gleich die Legiones gemacht worden.
Welche ordnung zu dieſen zeiten ebẽ ſo nuͤtzlich kan gehal - tẽ werden / angeſehen daß wan cavalleri und geſchuͤtz ſo wohl alß fueßvolck under einen regiment und Obriſten / ſo iſt dz Regiment bey ſeinen foͤlligen kraͤfften / und der gehorſam deſto groͤſſer. Dan ſoll ein Obriſter in noͤhten und wan etwa das Regiment oder aber ein Company reuter alleine fort ſoll / erſtet den zuſatz an Reuterey und geſchuͤtz von an - dern entlehnen / ſo will es ſchwerlich fort / und iſt der gehor - ſam deſto ſchlechter / weil er nicht eigentlich uͤber die entleh - nete zu commendiren. Auch ſiehet man allhier / daß wie in einem gantzen Exercitu die Reuterey / Fueßvolck und Arckeley von noͤhten / und nicht ohn einander ſein koͤnne / al - ſo auch in einem eintzelen Regiment kriegßvolck.
C ijEs20Erſte buchEs wird aber ein ſolchs Regiment das fueßvolck belan - gend / getheilet in drey Troupen / ſind bey den Roͤmern Co - hortes, darnach jede Troupe in drey faͤhnlein / ſind manipuli, das faͤhnlein in drey Corporalſchaften oder Centurias, die Corporalſchaften in Rotten / ſind obgedachte Contubernia. Vnd iſt eine rotte allzeit von einerley gewehr. Jn einem faͤhnlein oder Compagnei aber ſind 1 drittheil Picquinirer / oder Langeſpieſſer / 1 drittheil ſchuͤtzen halb muſquetirer und halb Archibuſirer / und 1 drittheil extraordinari leib uñ fuh - rier ſchuͤtzen / gefreite mit hellebarden / ſchlachtſchwertern / uñ rondartſchen. Eine Compagnei Reuter aber wirt abgethei - let in drey gewiſſe turmas oder auch Corporalſchaften / die Corporalſchaften in Rotten. Die helfte einer ſolchen Compagnei ſind Kuͤriſcher / die ander helfte aber von Lantz - rern und Carabinern / doch das der Lantzirer die wenigſten.
Die Arckeley (doch ohne die general zum gantzen krigß - volck) zu einem ſolchen Regiment ſindt etwa zwo Fal - ckoneti und zwey Cammer oder hagelſtuͤcke / und darzu 4 Buͤchſenmeiſter / 8 ſchneller oder handlanger / ein wagner / ein grobſchmit / ein Pladner / ein Rimer / 8 Zimmerleut / 8 Bergleute / 8 Pferde bey daß geſchuͤtze / darbey 4 Per - ſohnẽ / item 8 pferde ſampt 4 perſonen zu kraut uñ loht / item 8 pferde und 4 perſohnen das ſchantzzeug / item 8 pferde 4 perſohnẽ / die uͤbrige wahffen / noch 8 perſohnen 4 pferde zelte und allerhand matery zur Arckeley zufuͤhren. Sonſtet kan man auf jede Compagney an profeant-und zeltwagen brauchen 16 pferde / und an troß vor den Capetain 2 perſoh - nen / 1 koch / 1 ſtarcken troßbuben / vor den Leutenandt /Fend -21des Erſten theilß. Fendrich / Feltwebel / Fuͤhrer / Fuhrirer / Muſterſchreiher / Feldtſcherer / und Prediger / ſo man einen in jedem Regi - ment brauchen will / vor jeden 1 perſohn zu laſſen / doch vor den Fehndrich und Leutenandt zuſammen noch 1 ſtarcken troßbuben unnd vor jeden under dieſen beiden 1 koch. Darnach vor 2 gefreiten zuſammen auch ein troßbuben / wie in gleichen auf ein jede rott 2 ſtarcke troßbuben. Auf die reuterey aber auf 20 pferde oder eine turmam 2 pferde / und dan noch 3 vor die befehlichhaber / Profeant / futter / und anders darauf zu fuͤhren und je bey 3 pferde 2 perſoh - nen / und dan 6 vorn Rittmeiſter unnd andere befelichha - ber an koch und anderm geſindlein / noch mehr 4 pferde vor des rittmeiſters heerwagen und dan noch 12 vor waͤgen auf die gantze Companey allerhandt ſachen nachzufuͤhren.
Vor weilen wahren die Regimenter ſterck er alß an - itzo und hielt ein fehndlein in ſich 500 ſoldaten. Darnach hat man ſie bey vnſern vorfahren geringert / nemblich in ein regiment 4000 man und alſo in ein faͤhndlein 400 / darun - der 100 wolgeruͤſter knechte mit langen ſpieſſen / 50 alter verſuchter knechte mit ſchlachtſchwerten und hellebarden und auch guten ruͤſtungen zu bedeckung des faͤhndleins / 200 haackenſchuͤtzen / die ubrige 50 ſiend bloſſe knechte mit ſpieſſen geweſen / darmit man die luͤcken erſetzt hatt. Bey den Reutern aber hat man 300 auf ein fahn gerechnet / da - ruber ein Ritmeiſter / auch 50 under eine rott gezelett: Auf 100 Pferde einen ſchmit / auf 12 1 troßpferd. Man findet noch in Calori V. beſtallung vf eine fahne reuter 60 gantze Kuͤriſſer mit Lantzen / 120 halbe Kuͤriſſer in trabharniſchenC iijmit22Erſtebuchmitt ihren rohren unnd den 60 leichte Reuter mit langen rohren.
JN einem Kriegßvolck ſind zweyerley Perſohnen Bevehlichhaber und Gemeine ſoldaten.
Die Befehlichhaber ſind erſtlich die Generalẽ uͤber das gantze volck / zum andern die Befehliche in einem jeden Re - giment oder Legion. Oder aber Hohe und Geringe befeh - lichhaber. Vnder den Hohen ſind der Obriſte (Præfectus ſeu Dux Legionis) und Obriſte Leutenamdt Legatus vel Comes Legionarius, Regiment ſchultheiſſen / Tribuni jus - titiæ, Wacht-Quartier-Profeantmeiſter und profoſen ſind Tribuni vigiliarum, metaturæ, commeatus: So gehoren auch hieher die Rittmeiſter / Capitainen, die meiſter des Conneſtables oder Zeugmeiſter. Vnder dieſen befehli - chen koͤnnen der Regimentſchultheiß / Wacht-Quartier - und Profeandtmeiſter / der Capitani de Coneſtables oder arkeley / iſt Tribunus Munitionis, jeder uͤber ein faͤhnlein die Capitainſchaft verſehen. Der Obriſte aber iſt beides uͤber Reuter und Knechte. Die Gemeine befehlich / Leutenant Fendrich / Fuͤhrer / Fuhrirer / Corparalen, Gefreite uñ Rott - meiſter bey den fußknechten / bey den Reutern aber faſt eben dieſelbe / alß Leutenant / Fendrich / Beſtalter auff diefahne /23des Erſten theilß. fahne / Corporalen / Fuͤhrirer und Fahnenſchmit: Deß - gleichen bey der Arckeley die geſchir-zeug-wagen-und bau - meiſter. Vnnd dan vnder allen dreien in gemein die Mu - ſterſchreiber / Feltſcherer / Trompter / Pfeiffer und Trom - ſchlaͤger. Bey den Griechen und Roͤhmern erhilt ſichs mit denen befehlichen alſo. Erſtlich war Imperator der Felther / ſo den gantzen feltzug regirete. Darnach waren die Legati wegen des Rahts und Buͤrgermeiſter zu Rohm dem gan - tzen Kriegßhauffen in gemein vorgeſetzt und dem feltherren zugegeben Præfectus legionis, Præfectus Caſtrorum, Præ - fectus fabrorum. Aber ein jede legio hatte ſeine Tribunos nemblich in einer jeden Cohorte einen unnd alſo in einem gantzen Regiment zehene und darnach in ala Sociali ſeine beſondere Præfectos. Jn jedem manipulo waren drey Centuriones. Bey den Reutern hatte ein jede Turma drey Decuriones und ein jeder decurio ein mitgehuͤlfen / wart optio genennet.
Præfectus legionis war gleichſam alß des legati Leu - tenant / hatte uͤber Reuter und Knechte zu gebieten / verſahe das volck mit ruͤſtungen / kleidungen / und profeand / ad - miniſtrirete under ihnen die Juſtitiam, unnd muſten die Tribuni und Centuriones auf ihn ſehen. præfectus caſtro - rum hat in ſeiner obſervantz die befeſtigung vnd diſpoſi - rion des laͤgers: Præfectus Fabrorum muſte alle gebaͤude alß die thurme zum ſturm und ander machinas anord - nen und hatte alle handtwercker under ſeinem gebiet. Tri - buni uͤbeten das volck / hatten acht auff ſie in der wacht / wie auch uff die außmeſſung der profiant / und uff die krancke ſoldaten.
Eben24Erſte buchEben alſo gab darnach ein jeder Centurio uff ſeine Centuriam und ein jeder Decurio auff ſeine Decuriam o - der Contubernium fleiſſig achtung.
Bey den Reutern war Præfectus equitum, muſte ein dapfferer erfahrner mann ſein / ſo auch ſeine reuter in fleiſſi - ger uͤbung anhielt / dieſe in gueter zug vnd ſchlachkordnung fuͤhrete: darunder wahren darnach die Decuriones. Noch mehr wahren underm Roͤmiſchen kriegßvolck Commenta - rienſes ſchreiber / campigeni ſo das volck im felde angefuͤh - ret / Cornicularii haben zu weilen an ſtadt der Tribunotum rondiret: Signiferi, Aquiliferi, Draconarii ſindt bey denen Rohmern geweſen / wie bey uns die faͤhnrich / habẽ aber ge - lehrt ſein muͤſſen / Teſſerarii haben die loſung und anders den Rotten verkuͤndet. Metatores ſindt voran zur lager - ſtadt gezogen die wege zu beſichtigen und ein bequemen orth zur laͤgerſtadt außzuſuchen. Menſores aber haben darnach die quartier außgemeſſen / Tubicines, Cornicines Bucci - natores ſind der Roͤhmer kriegßſpiel / Calones haben holtz / Lixæ waſſer zu tragen muͤſſen.
Sonſtet haben unſere teutſche ihre aͤmpter und be - felich vnder den Reutern / Fueßvolck und bey der Arckeley / nemblich jedes die ſeine ſeparat und beſonders / und die Re - gimenter ihre obriſten / jede 1000 Reuter ihre eigne obri - ſten und die Arckeley ihren beſondern Obriſten in einem gewaltigen heerzuge außzutheilen im brauch / welche hier - umb auch wihr in gewohnlicher ordnung zu beſchrei ben uns vorgenommen vnd demnach erſtlich von General aͤmptern deß gantzen Kriegßvolcks reden: Darnach vonGeneral25des Erſten theils. General aͤmptern under dem reiſigen Zeug / und dan von eines jeden Geſchwaders Befelchißhabern:
Hirauff ſoll gehandelt werden von General aͤmptern deß fueßvolcks / und dan von eines jeden faͤhnleins Befelichßhabern:
Vnd zum dritten von aͤmptern der Arckeley.
DEr fornembſte ſtahdt iſt der Fuͤrſt und Potentat ſelber / ſo ihm den Krieg zu fuͤhren undernommen. Jſt eß aber daß ein Fuͤrſt auß erheblichen uhrfachen / oder aber verhinderung dem volck nicht ſelbſt heywohnen koͤnte (wiewohl am beſten und ſicherſten / daß er den zug ſelber verrichten und mit feiner ſelbß gegenward dem Krießvolck einen muht in bringe) alß ſetzet er einen Generall Feltober - ſten an ſeine ſtadt / ſo ihm etwa mit verwantnuß zugethan oder aber ſeiner Lehenleut oder Landherren einer iſt / der auch (in maſſen alle andere ihm zu geordnete General Ampts verwalter) ein Kriegßerfarner und wohlverſuchter herr / Thugendreich / Anſehnlich / und Gluͤckſelig ſey / welche vier ſtuͤck an ihm ſonderlich die noht erfordert. Dan die Erfahrenheit und krigß vbung geben ihm den verſtand und ardt vorſichtig zu handeln: Die Thugent helt und treibet ihn zur aͤmbſigkeit / geſchwindigkeit / ſtetigkeit ſeiner anbe fohlnen geſchefft / zur großmuͤtigkeit in obſtehender gefahr -Dund /26Erſte buchund zur maͤſſigkeit in ſeinem leben. Daher ihm dan nach - malen die authoritet und anſehen bey ſeinen andern Ampt - verwaltern und dem volck: Vnd entlich deß gluͤcks beiſtant herruͤhren / und gleich / alß der ſchatten deß menſchen leib nach henget / beleiten. Es iſt aber dieſer bevehlich und ſtahdt alſo beſchaffen / daß ohn ein ſolchen ein gantz Krigßvolck dem feinde in die hand gerahten wuͤrde / ja es wehre ein gantz heer gleich einer herde / ſo ohn einen hirten. Dieweil aber hierneben ein Krieg ſo wohl uff guter ordnung und außtheilung der under regiment / alß der ſtercke ehrlieben - der / manlicher und redlicher leute beruhet / muͤſſen hierumb die andern Ampter wohl beſtellet / und zu den hoͤchſten nicht allein redliche erfarne helden / ſondern welche auch ſelbß regimendt und ordnung liebhaben / und im ſelben den Krigßhern treulich meinen und ihm beyfallen / erweh - let werden. Dañenhero auß ſolcher einigkeit und gehorſam aller unrad vermitten wirt / vornemlich wan alſo der Krigß - herr uff das / waß er dem hoͤchſten biß uff den geringſten ſei - nes ampts und verrichtung wegen / zu anfangs ernſtlich ingebunden / ein ſtetig wachent auge hat / und mit ernſt hier - naͤchſt perſequiret.
Darmit er auch nicht in etwa der groſſen muͤhe an ſa - chen verfeile / ſeindt im erſtlich zu geordnet ein Leutenandt und treue / erfahrne Kriegßraͤhte und Muſterherren / ohne deren vorwiſſen / wie in gleichem des Feldtherrn ſelbß / er nichts uͤber das / was ihm zu verrichten ufferleget / ſich vn - dernehmen darff / als ein newen Krieg zu erregen / frieden oder ein langwirigen anſtandt mit dem feindt uffzurichten /es27des Erſten theils. es were den unvermeidtlich eil und noht vorhandẽ welche in Kriegßſachen einem Feldtobriſten allweg ſollen vorbehal - ten ſein. Auch gehoͤren wegen ihrer aͤmpter der Feldtmar - ſchalck / Zeugobriſter / obriſter Profeantmeiſter auch in raht: dan mit dieſen muhß die beſtallung des Feldtregi - ments berahtſchlaget und angeordnet werden. Nach dem fordert man erſtmahlß die Obriſten von Reutern unnd Knechten / auch die Rittmaiſter und aͤltiſte hauptleut in ge - meinen kriegßraht / und wird ihn die gefaſte meinung vor - getragen / und endtlich mit ihrem zuthun beſchloſſen.
Beyn Rohmern war vor alters der brauch / daß man zum allererſten den Feldtobriſten oder Imperatorem auß - ſuchte / darnach aber die Tribunos oder Capitainen Aber jetzo iſts vmbgewant / und werden erſtet die Capatainen und alß dann hiernacher der Feldtobriſter erwoͤhlet. Mit was nutzen gibt die erfahrung. Darumb ſoll ein Kriegß - fuͤrſt wohl in acht nehmen / daß er die befehliche nicht auß favor und gunſt mit unerfahrnen leuten / ſondern mit thu - gendtreichen verſuchten ſoldaten beſtelle / will er anders das ſein thuen ein beſtandt habe / lehret Xenophon.
SOnſten iſt des Leutenandts befelich / daß er alles das jenig / ſo ihm der Feldtobriſt ufferlegt / in deſſen nah - men vereichte: oder aber wan ein Kriegßvolck vnd Laͤger zertheilet werden muhß / er in dem einen hauffen als ein O - berherr und haupt reſpiciret und geachtet werde: Er helt die zugordnung uñ beſichtiget die wachten. Wan man aberD ijkeinen28Erſte buchkeinen Leute nandt halten will / muß ſolches der Feldtmar - ſchalck verrichten. Jſt bey den Roͤhmern legatus oder Ducis belli vicarius.
VF daß hierneben die Muſterung und außzahlung der gebuͤhr verrichtet werde / muͤſſen zween oder einer nach gelegenheit des Kriegß / obriſte Kriegß Commiſſarii oder aber Conſiliarii militares, verordnet / und dan andere beei - digte under Commiſſarii und Muſterſchreiber ihnen zu geben werden. Sie muͤſſen ſein uffmercker in den Muſte - rungen ſo wohl uͤber die befelichshaber / alß den gemeinen kriegßmann / auch daß richtige bezahlung geſchehe und in allem der billigkeit nach verfahren werde. Wie in gleichem zeigen ſie einem jeden ſeine beſtallung an / fordern von ihnen die reverſe / und gaben inſonders achtung darauff / daß nie - mandt verfortheilet werde. Solche Conſiliarii ſindt etwa auch der Feldtmarſchalck / Arckeley Obriſter / und Fueß - knecht obriſter / und dann auch etliche geringe befehliche / ſo auß jedem regiment darzu gezogen werden.
EJn Obriſter Pfennigmeiſter / helt in ſeiner huet die regiſter und gelt / und theilet die groſſen ſummen un - der die andern Befelchßhaber auß: Muß auch anſchlaͤgig ſein geldt uffzubringen und iſt etwa auch under denen Conſiliariis.
NAch dem Feldtmarſchalck vnd Obriſten Zeug und Arckeleymeiſter iſt der Obriſter Profeantmeiſter / der naͤchſt und vornembſte: hat under ihm andere Profe - antmeiſter / Comißdiener und dergleichen perſohnen. Doch ſollen dieſelben dem Feldtherrn geſchwohren / wie auch von demſelben bezahlet und underhalten werden / nicht von dem Obriſten Profeant meiſter. Er muß ſein anſehenlich und berahtſam / bey dem auch kein finantz / untrew / und vnfleiß ſtadt habe und welcher mit allem fleiß daran ſey / damit das laͤger mit profeant verſehen: darumb muß er uff die under Profeantmeiſter und Comißdiener ſehen / daß ſie kein wu - cher oder ander practicken anrichten und treiben bey leib ſtraaffe.
DEr obriſter Feldtprofohß oder Capitain vor der Ju - ſtitia hat acht uff alle unordnung / ſo im laͤger vorfal - lendt / was under die Obriſten gehoͤret zu ſtraffen / das zei - get er ihnen an / das uͤbrig ſtraffet er ſelbß / doch mit vorwiſ - ſen des Feldtmarſchalcks. Auch gebuͤhret ihm uff die ding uffſehens zu haben / die in der beſonderbaren regiment pro - foſen ambt unnd verwaltung nicht gehoͤren: und an de - nen orten anzugreiffen und zu ſtraffen / da die ordentli - che Juſtici nicht vorhanden. Doch hat er im Laͤger al - lein den angriff / und uͤberliefert darnach einen jeden ſei - nem Profohſen. Auſſerhalb deß Laͤgers ſtreiffet er ſtet - tig mit ſeinen reutern / deren ihm etwa ein gantz faͤhnleinD iijmit30Erſte buchmit allen befelichßhabern zugeordnet wirt. Darmit niemand gewalt geſcheh / und zu verhuͤten daß kein pro - feandt uffgekaufft werde. Die verbrecher greiffet er und vberliefert ſie ihren Obriſten: gehoͤren ſie under kein Regimendt / ſtraaffet er ſie ſelbſt mit vorwiſſẽ deß Feltmar - ſchalckß: wan auch der muhtwill zu groß / muͤſſen ihm uff ſein anfordern die andere Obriſten mit huͤlff beiſpringen durch ihre Kriegßleute. Alſo wan das Kriegßvolck in der freunde land rauben wolte / ſchaffet er den leuten das ihre wieder / ſey auſſerhalb oder innerhalb dem Laͤger. Wo ſich hirin einer ſperren wolte / verklagt er den vor ſeinem Obri - ſten / vnd wan dan kein inſehenß erfolgen will / ferner vor dem Feltmarſchalck. Etwan da die theter und vbelhaͤndler ſo grob / leſſet er ſie gleich uff friſcher that uffhengen. Die profeand nimmet er vorm Laͤger an und beleitets zum O - briſten Profeandmeiſter / oder uff den gemeinen profeand - platz / und zertheilets vnder die Regimendt / wie eß ihm be - fohlen wird. Die Markatender / ſo vnder keinem Regiment ſondern uff freyen platz feill haben / gehoͤren vnder ihn / da - rumb helt er ob der profeantordnung und ſchatzung / vnnd leſſet die Markatender nicht beſchweren. Auch leſſet er dz laͤger rein halten / daß aller wuhſt vergraben oder abgefuͤhret werde / und werden darzu ettwan auß den Schantzgrebern ſondere leut verordnet. Den Metzgern verordnet er ihren platz vor oder am ende deß Laͤgerß und befilht ihnen allen wuhſt zu vergraben. Alle abend ſoll er ſich beim Feltobri - ſten / und Marſchalck beſcheids erholen. Er helt ob der feltordnung / im auffbruch vorm Laͤger / darmit ein jederin31des Erſten theilß. in ſeiner anbefohlnen ordnung fortzihe / wagen und troß durch die / ſo darzu verortnet ſein / in ordnung gebracht / und forterß im zug in ihren reihen bleiben / auch keiner den an - andern außdringe.
MVhß gelehrt vnd wolberedt ſein und die feder mit ver - nunfft brauchen koͤnnen. Er ſtellet die briefe an frembde Potentaten / copiret vertraͤge und buͤndtnuſſen / ſprach halten und tagleiſtungen. Vnd gebuͤhret ihn hier - neben jede zeit reinen mundt zu halten / und die copien fleiſ - ſig uffzuheben.
JSt fuͤrnemblich auff den Marſchalcken beſcheiden: er zeucht mit jhm vorhin zu beſichtigung uñ ſchlagung der Laͤger: theilet demnach daſſelbig zwiſchen Reutern / Knechten und der Artillerey: und giebt jedem ſein quartier: Loſieret der gebuͤhr den Feldtherren und andere aͤmpter / und da etwa irrung under andern Quartiermeiſtern der quartier halber fuͤrfellet / entſcheidet er dieſelbig oder laͤſt es an Feldtmarſchalckẽ gelangen. Muhß auch / da ein Wagen - burg iſt / oder geſchlagen werden ſoll / beneben der Wagen - burg-und Wagenmeiſter / alles nach des Feldtmarſchalcken befelich anordnen und beſtellen. Vnd ſoll / ſchließlichen / dar - ob ſein / daß es mit den Quartieren gleich und uffrecht zuge - he und kein gefahr / oder / wan man in flecken ligt / kein finantz gebraucht werde.
ARrchiater oder Protomedicus, muß in der Medicin ein erfahrner Mann und Doctor ſein / ſo den andern Medicis unnd Feldtſcherern mit verſtandt gebieten unnd verbieten koͤnne / und dem gantzen Kriegßvolck / wan etwa ein ſeuche vnder ihnen inreiſſen wolte / mit huͤlff begegnen uñ beyſpringen koͤnne. Vnd muß mit einer beſonderen Apo - theck und allerhandt noͤhtigen inſtrumentis und medica - mentis wohl verſehen ſein / hat zwiſchen den ſoldaten und aͤrtzten zu ſchltchten.
SOlcher befelch iſt hoch und vertrawlich / ja dem gan - tzen Kriegßvolck leib vnd leben daran gelegen. Muß ein verſuchter mann ſein / die loſung vom Feldtherren ab - holen / und den jenigen ſo die wacht zuverſehen / außtheilen / auß befehlich des Feldtmarſchalcken die wachten beſtel - len / aufffuͤhren / tag vnd nacht umbreiten / den underwacht - meiſterẽ ihr ampt jedezeit fleiſſig inbinden / wie auch andere Befehlichßhabern der ihrẽ erriñern und waß unrichtig dem Feldtherren oder Marſchalcken vorbringen / oder aber dem Obriſten / darunder es geſchicht. Jn lermen und vorm Feindt muß er den Obriſten und hauffen des Feldtherren willen anzeigen. Jn ſumma muß alles eigentlich in wach - ten beſtellen / und den underwachtmeiſtern uffſehens zu ha - ben mit ernſt inbinden / und in der zugordnung den Nach - zug fuͤhren.
NEben oberwehntẽ obriſten ſchreiber hat| der Feldt - obriſt einen Heroldt / ſo in ſeinem Wapenrock nicht allein das jenig / welches im laͤger anzukuͤnden / ſondern auch beneben ſeinem Trommeter / was auſſerhalb gegen freundt vnd feindt zuverrichten / werben und anbringen muhß.
JNeinem groſſen Feldtzuge iſt auch gewoͤhnlich beſtel - let geweſen ein Brantmeiſter oder Incendiorum Ma - giſter. Der hat ſeine beſondere Fahne / welche allein / wan er befehlich hat zu brennen / fliegen ſoll. Er fordert die brantſchatzungen / und hat bey vermeidung groſſer ſtraaff / ohne ihn niemandt macht zu brennen.
Dieſe aͤmpter gehoͤren under kein Regiment / ſondern ſindt allein dem General obriſten / oder Feldtherren ver - pflichtet. Vnd dieß ſey allein von obriſten General aͤm - ptern geredt / folget von denen / ſo under dem reiſſigen zeug.
DJe aͤmpter des Reiſigen zeugs ſeindt widerumb ab - getheilet in die General befehlich / und dann in eines jeden Geſchwaderß.
Die General befehlich ſindt / des Feldtmarſchalcken / deſſen Leutenants / deß Obriſtẽ / Quartiermeiſters / Wacht - meiſters / und deß Profohſen.
DEs Feldtmarſchalcken oder Generaln von der Ca - vallerie ampt und befehlich iſt / daß er fuͤrnemb - lich uff den Kriegß vnd Feldtherren ſein uff ſehen und dienſt wende / alles ſo wichtig / mit ihrem vorwiſſen handele / in al - len geheimen rahtſchlaͤgen mit ſey / die juſtuien uͤber die Reu - ter / ſo man das Reuterrecht nennet / mit ernſt fuͤhre / alles das jenig / ſo ſich under den Reutern wider beſtallung und Feldtordnung zu tragen moͤge / als ſpaͤn / irrung / uneinig - keit / gezaͤnck wegen der wacht / zuͤg / quartier vnnd loſa - mendt: wegen beut / fuͤtterung / oder ander uhrſach halber / mit zuthun der reuter Obriſten und Rittmeiſter / verglei - che / rechtfertige / oder aber nach erheiſchung der ſachen / vor ermehltem Reuterrecht ſiraaffe: Geringe ſachen etwa mit worten / mit fuͤrforderung der partheien / und mit verſtri - ckung und den eiſen buͤſſen lahſſe. Seindt demnach die reu - ter ſchuldig alle ihre gefangene dem Feldtmarſchalck anzu - zeigen / und ohne ſein und des Feldtherren vorwiſſen kei - nen ledig zu laſſen. So etwas under den Edelleuten ma - leſitziſch / oder ſonſt ernſte ſtraffe vnd fuͤrſteilung erfordert / iſt ferner ſeines ampts / daß er die verbrecher in geluͤbt neh me vnnd zum rechten anzuloben zwinge. Aber wan die Reuter mit dem fueßvolck zu zancken / hat er nicht gleichen gewalt das fueßvolck zu ſtraffen / ſondern muß mit zu thun deſſen Obriſten und Befehlichshabern ſich underſtehen die ſachen zu vertragen: Jſt aber dieſelbig am Fueßvolck ſtraaffbar / ſollers an Feldtherren gelangen laͤſſen / darmitſie35des Erſten theilß. ſie auß deſſen befehlich bey ihren Regimenten und durch ihre obriſten gezuͤchtiget werden. Dannenhero zu ſehen / daß ihm der fueßknecht Regiment nicht weiter / alß was er in namen des Feldtherren auff wachten vnd zuͤgen und vor dem feindt oder ſonſt im Laͤger mit anſtellung guter ord - nung zu verrichten / underworffen ſein.
Sonſt iſt ſeines ampts weiter / daß er die zuͤge in uff - brechen zu oder vom feindt anordne. Darumb helt er ein regiſter uber alle Obriſten und dero undergebenes volck / und ſagt jeder zeit an / wehr vor oder nach ziehen ſoll. Alß dan / wan man uffbricht / iſt er ſelbß bey den erſten / bringet den hauffen in zug / und beſicht ihn darnach ob er in ange - ſtelter ordnung verbleibe oder außlauffe und in die naͤchſten doͤrffer falle. Er iſt darob das troß / wagen geſchuͤtz unnd munition in ordnung komme / und die Befehlichsleut ih - res ampts getrewlich abwarten. Seinen Leutenandt / den Obriſten Quartiermeiſter / ſampt den andern quartier - meiſtern / die wachtmeiſter und fuhrierer ſtaͤrcket er nach gelegenheit des feindes / und ſchicket ſie voran zu beſichti - gung der Lagerſtaͤdt / bleibet auch etwa ſampt dem obriſten Zeugmeiſter bey ihnen / oder folgt uff dem fueſſe nach / ſinte - mahl an ihm iſt alles im Laͤger ſchlagen und dem Laͤger an - zuordnen. Darumb muß er ein erfahrner mann ſein / und was im andern theil dieſes buͤchleins tractiret nud gehan - delt wirdt / wohl und eigentlich im kopff und gebrauch ha - ben / alſo ſeindt der Capitain der juſtitien / oberſt Quartier - meiſter / die Reuter profohſen / die wagen burgmeiſter auch uff jhn beſcheiden. Jn ergebung der plaͤtze laͤſſet er ihm we -E ijgen36Erſte buchgen des Feldtherren ſchwoͤhren / und nimmet die gefangene in geluͤbd. Auch muhß er darob halten / daß die Marcaten - ter / die freye maͤrckt vnd zufuhr befuͤrdert / und geſichert / al - ler profeant / in billichem wehrt geſchaͤtzet / gleich gewicht / elen und maaß gebrauchet / und aller fuͤrkauff vorkom - men werde. Dannenhero giebt er im Reuterlaͤger den Marcatentern ihre paßbriefe / ſtraffet ihre uͤbertrettung / nimmet das ſtantgeldt / doch daß er ſich auch deßwegen mit dem profohſen vergleiche. Vnd muͤſſen die jenig / ſo vieh beuten oder kauffen / ſein bewilligung haben und ſich mit ihm vertragen.
MAn pflegt dem Feldtmarſchalcken ein Vndermar - ſchalck oder Leutenant zu halten / darmit er deſto rich - tiger ſeinen befehlich an allen orthen verrichten muͤge: deſſen befehlich und ampt zeucht ſich gantz und gar uff das jenig / was dem Feldtmarſchalcken in wenigern ſachen / denen er ſelbs nicht abwartẽ kan / zu verrichten gebuͤhret / als da ſindt execution der reſtituirung / wieder ſtellung genommener guͤ - ter / die ungehorſame vom Adel im geluͤbd zu nehmen / die aufforderung der Reuter zum begleiten der profeant: die anmeldung der fuͤterung / zuͤg / und wachten. Er fuͤhret die wachten auff / reitet ſelbs an ſtahdt des Feldtmarſchalcken auff die fuͤtterung. Hat acht uff die zugordnung / bereitet die wachten / holet die Loſung / ſihet zu daß uff profeant plaͤ - tzen recht zu gehe und auff den ſtraſſen rein ſey. Jm Reu - terrechten fuͤhret er an ſtat des Feldtmarſchalcken die klage /vnd37des Erſten theilß. und in fachen da dem profohſen nicht zuklagen gebuͤhret. Jn ſumma muhß alles / ſo ihm vom Marſchalck ufferlegt und befohlen wirdt / verrichten.
ETwan hat man auch gepfleget / wan der hauffe groeß geweſen / beneben dem Feldtmarſchalcken ein General Reuter Obriſten zu machen / derſelbige hat uff den Felt - herren gewartet und gegen den Reutern / waß ihm von dem ſelben befohlen war zug und Laͤger halben verrichtet. Da - rumb hat er beneben dem Feltmarſchalck uffſehen gehabt auff all ihr thun / uff die fuͤtterung inſonderß / und durch mit - tel deß Feltherren die erſtattung in mangell der profeandt beſtellet: Auch acht geben auff die wachten und zuͤge / daß die Reuter in voͤlligem anzall bey den fahnen / wie in gleichẽ uff die muſterungen / daß der Feltherr nicht vernachteilet und iſt ſonſtet auch in Kriegßraht gezogen worden.
WJrd vom Feldtherren auff ein gewiſſe anzall pferde beſtellet / die er ihm auff ſeine beſtallung muhß zufuͤh - ren. Alß dan iſt ſein Ampt dieſelben zu regiren / auff zug und wacht / auch ſonſt ein gut regimendt und Krigßordnug / vermoͤg der beſtallung / zu halten / das unrechte zu ſtraaffen / doch dem Reuterrechten ſein oberhand vorbehalten. Er ſoll mit fleiß daran ſein / daß er dem Kriegßherren mit der an - zall / ſo ihm in der muſterung gut gethan wirtt / uffrichtig und ehrlich auff zug und wachten / zu und vom feind / diene:E iijallen38Erſte buchallen trug uñ finantz / ſo viel moͤglich / bey ſeinen Rittmeiſtern und Reutern vermeiden helffe: ſeinen leuten daß rauben / pluͤndern / oder den armen leuten in der freundt landt ſcha - den zu thun / mit nichten geſtatte: und letzlich uff ſeine be - fehlichsleut ernſtlich acht habe / daß ſie irem befehlich trew - lich nachkommen / und dem Kriegßherren nichts verſau - men oder veruntrewen.
QVartiermeiſter der Reiſigen zeucht mit dem vor - trab voran / hilfft die Laͤgerſtad berahtſchlagen und beſichtigen: die quartier verordnen und die hohen aͤmpter mit guter bequemligkeit verſehen / und theilts darnach un - der die Furihrer auß / wirdt mit beſonderer pflicht nicht beladen / es ſey den daß er hierneben andere ſachen zu ver - ſehen.
JSt vornemblich uff den Feldtmarſchalck beſcheiden / holet daſelbſt die loſung / um̃reitet die wacht zu tag uñ nacht / daß alleß richtig zu gehe / und daß ſie nicht zu weit oder nahent zum Laͤger geſtellet werde. Auch hat er die un - derwachtmeiſter eines jeden Regiments ihres ampts zu erinnern und zu vermanen.
MAn helt dem Feldtmarſchalck auch einen profoh - ſen (iſt rerum capitalium prætor) mit ſeiner zu gehoͤr. Der verrichtet auch viel an ſtadt deß Feldtmar - ſchalcken auff dem profeant platz. Hat die Marcatenterunder39des Erſten theils. under ihm / zeichnet ſtandt und ſtraaffgeldt / oder andere deß Feldtmarſchalcks gerechtigkeit ein / ſchaͤtzet die profeant im Reuterlaͤger und vergleichet ſich doch auch hierumb mit den andern profohſen im Laͤger und thut alles / das ihm vom Feldtmarſchalck befohlen wirdt.
Sonſt ſeind auch under einem jeden Regiment und Obriſten beſondere profohſen. Dieſelbig ſchaͤtzen ſo wohl under den Reutern / alß under den Knechten / doch ein jeder under ſeinen Regiment / und in ſeinem Quartier die profeant nach verordnung deß Feltmarſchalcks und Oberſten Pro - feantmeiſters. Sie entpfahen maaß / elen und gewicht von ihnen / haben den taxt von den Marcadentern vnnd profeand / nach ihrer verordnung Nemen ſie weiter / ſo ſeint ſie ſtraaffellig. Wer falſch elen / maeß und gewichet under ſeinem quartier gebrauchet / iſt mit leib und gut dem Obriſtẽ verfallen und hat der Profohß auch ſein theill daran. Wie in gleichem auch an deſen guet / ſo uff erfordern ungehorſamlich auſſenbleibet. Den Profohſen gebuͤret von allen rindern die zungen. Doch gebuͤhret ihnen nichts von dem / ſo man auff dem kopff vnd ruͤcken ins Laͤger traͤget. Wan fewer auffgehet / muͤſſen ſie mit ihren leuten ſtracks zu lauffen und loͤſchen. Ein Profohß vergleichet geringe ſachen und klagen zwiſchen den Kriegßleuten und Marcatendern / aber in wichtigen ſachen ſoll er nichts hinder ſeinem Obriſten ſchlieſſen. Er ſchlecht in die Eiſen und hat von jedem ſein gerechtigkeit / leſſet er oder der Stockmeiſter einen ſonder wiſſen deß Obriſten loeß / iſt er in deſſelben ſtadt und ſtraaff verfallen. Was man mit dem troß zu thun / als daß Laͤgerzu40Eſter buchzu ſaubern / wellen zu machen / und der gleichen / verrichtet auch der Profohß.
MAn macht auch etwa einen Rumormeiſter und giebt ihm von allen hauffen ettliche Reuter zu / welche vor dem Laͤger zu allen orthen / in den zuͤgen und auff fuͤtterun - gen ſtreiffen muͤſſen / uñ das außſchweiffende Kriegßvolck / ſo vbel hauſet und denen leuten ſchaden zu fuͤget / in ordnung dreiben / ihm wehrẽ / es ſtraaffen / und ins laͤger zun obriſten bringen. Etwa giebt man ihnen ein profohſen oder deſen Leutenandt zu / welcher ſolche Kiſtenfeger auff friſcher that in die eiſen ſchlagen muhß. Er wirt benebẽ dem Captein der Juſtitien gehalten / wan der hauffen ſo groß. Sonſt pfleget man auch under einem jeden Regiment vmb vieler vnord - nung willen ein beſondern Rumormeiſter zu halten / von deſſen ampt und verrichtung bey dem Fueßvolck weiter zu leſen.
Vnd ſeindt dieſes alſo die General aͤmpter der Ritter - ſchafft und reiſigen. Sonſtet ſeind auch noch bey den reu - tern beſondere Medici / Prediger / unnd ſchreiber. Folget nuhn von eines jeden Geſchwaders oder fahnen.
EJn Rittmeiſter bewirbet ſeine| fahne Reuter under ſeinem Obriſten / vermoͤg der beſtallung / und helt allen abent bey ihm vmb beſcheit an. Er oder ſeine Reuter ſollen ohn erlaubnuß nicht auß dem Laͤger ziehen. Regiret ſein vndergebenes volck vermoͤg der beſtallung / helt bey derfahnen41des Erſten theilß. fahnen in ordnung uñ fuͤhrets auff die wacht / und iſt darob daß ſie recht verſehen werde / ja daß ſeine reuter in guter ord - nung leben / niemand die quartir / fuͤtterung / profeand / beut oder anderß nicht angreiffen / auch ſonſten den armen leutẽ kein ſchaden zufuͤgen: die verbrecher leſſet er in die Eiſen ſchlagen / doch geſchicht die ſtraaff mit vorwiſſen deß Obri - ſten / deme er auch jedezeit / waß ihm begegnet / anzeigen muhß. Die Junckern / ſo mißthaͤtig erfunden / mag er in ver - ſtrickung nemen / und zum Reuterrechten angeloben lahſ - ſen. So offt ein laͤrmen iſt / helt er im erſten gliedt / machet die Schlachtordnung / vermahnet ſeine Reuter vorm fein - de / und ſagt ihnen / wie ſie ſich halten / auff was ſeiten ſie durchbrechen / wenden unnd widerumb ſamlen ſollen: darumb ſoll er wohl wiſſen / wie darmit vmbzugehen und die ordnung zu ſchwencken ſey.
VNd muhß ein Rittmeiſter ihm ein verſuchten Leuͤte - nandt bewerben / welchem er ſein geſchwader in allem vertrawen doͤrfe / der auch mit einem vnmaͤſſigen leben den Reutern kein boͤß exempel gebe. Er hat zu verrichten / waß ihm ſein Rittmeiſter ufflegt und befehlet.
DEr Ritmeiſter vberandwortet dem Fendrich ſeine Fahne vor den Reutern / mit aller ernſtlichen er - rinnerung. Demnach muhß er in allen laͤrmen der erſte zu pferdt ſein / und ſo bald er ein wenig volck vmb ſich / auff denFLermen42Erſte buchLermenplatz ruͤcken. Jn abweſen deß Rittmeiſterß ſoll er ſelbſt die ſchlachtordnung helffen machen / iſt aber der Ritt - meiſter zugegen / ſoll er nichſtoweniger dieſelbig vmb - reiten und beſichtigen. Die Fahne ſoll er gegen dem feindt ſelbſt fuͤhren / und im treffen nicht ſencken / ſondern uffricht halten / den Reutern dapfer zuſprechen und mit den hinder - ſten gliedern auff ſie dringen.
ZEucht mit dem Quartiermeiſter vorhin / zeiget dem be - fehlichßleuten ihre quartir und loſamenter an und war - tet ſonſt uff ſeinen Rittmeiſter. Er muhß ſchreiben und leſen wohl gelehrnet haben / und Baletten eilfertig zu machen ge - ſchickt ſein.
EJn trommeter ſoll keck und maͤnlich ſein / auch ge - ſchickt etwaß / ſo ihm vom Obriſten anbefohlen / zu ver - richten. Hierbeneben iſt auch / wan ein Fuͤrſt im Laͤger / ein heerpauͤcker ..
DEr Fußknecht General aͤmpter und Befehlich ſeind deß General Obriſten / deß Leuͤtenandß / deß Schul - theiſſen und ſeiner zugehoͤrigen / des Wachtmeiſters / Pro - feantmeiſters / Quartiermeiſters / Profohſẽ / Hurẽweibels.
DA viel Regiment im Felt ſein und man ſtatlicheFuͤr -43des Erſten theils. Fuͤrſten von bluet oder ſonſten im felde hat / die man gern mit beſondern befehlichen verſehe / verordnet man ei - nen General Obriſten vber das fueßvolck. Sein ampt iſt gleich deß Generall reuter Obriſten / hat ſein uffſehen uff den Feltherren / wirt in Kriegßraht gezogen. Handelt den obriſten ihre ſachen beim Feldthern / giebt ihnen beſcheid auß deſſen befehlich / und giebt acht uff die andern Obriſten / daß ſie ihren befehlich und ampt fleiſtig verrichten / zug vnnd ſchlachtordnung recht gemacht und gehalten werde. Vnnd da man mit den feinden handelt / leſſet er ſich bey den Regi - menten finden / und verricht in allem des Feldtherren befeh - lich.
DEr Obriſt ſoll in uffrichtung deß Regiments / da - ruͤber er geſetzt / grohß acht haben / daß er redtliche haubtleute beſtelle / die nach ehren trachten / und dem uppi - gen leben / ſchwelgerey und finantz vnd eigennutz feind ſein / ihnen auch befehlen rechtmeſſige krigßleut / wie hiernechſt folgen wirt / zu bewerben. Darumb hat er in muſterungen ſein uffſehen / daß die haubtleut kein betrug gebrauchen / die knechte in beſoldung / profeandt / thuch / wahren / wie in glei - chem in außtheilung der oberwehren und ruͤſtung nicht ver - forteilet / auch der Feldtherr nicht betrogen werde / ſondern gegen ſein außzalung und verordnung die ufferlegte anzal Knechte vor dem feind wohl und ohne mangell gelieferd be - kommen und haben moͤge. Jm Laͤger thut ein Obriſter ſein volck mit fleiſſiger und ſtetter vbung abrichten / ver - ordnet den krancken ihre ſpitall und iſt darob / daß ihnenF ijvon44Erſte buchvon ihren haubtleuten ein vnderhalt geſchafft werde. Wer an ſeine leute zu ſprechen / muhß es vor ſeinem ſtab thun uñ greiffet ihm der feltherr ſelbß nicht in ſein regiment / ſtraaffet auch darin nicht ohne ſein urtell. Wer ſein ehr / leib / vnnd lebẽ im Lager verwircket / deſſen guet / im Laͤger / iſt dem Ob - riſten verfallen / auch hat er macht die verurtheileten zu be - gnadigen. Das leichtfertig balgen ſoll er under ſeinem volck nicht geſtatten. Er will den zehenden pfennig von allen beuten haben. Er giebt allein ſeinen Marcatendern / Metz - gern und Kriegßleuten Paßporten: Vnd beſtellet ſein eigen Regiment ſelbſt / beſetzt die aͤmpter und zeigets im ring an. Jn zuͤgen und allen andern ſachen verhelt er ſich nach deß feldtherren verordnung. Macht ſein ſchlachtord - nung und gibet ſeinen Haupleuten und Feldtweybeln nach richtung / wie ſie ſich hierin verhalten ſollen. Den ſturm leſſet er zu vor beſichtigen / da etwa mangel / zeiget ers dem Feldtherren an / verordnet erfahrne leut die ſchuͤtzen zu fuͤh - ren und ſtuͤrmet darnach ſelbſt mit.
DEr Leutenandt iſt unter dem Fueßvolck / wie deß Feldtmarſchalcken Leutenandt under den Reiſigen / verrichtet / waß ihm ſein Obriſter ankuͤndet uñ befelet / und vertrit alſo in wenigern ſachen ſeine / deß Obriſten / ſtadt.
JN gleichem iſt der Quartiermeiſter (metaturæ tribu - nus) under dem Fueßvolck / wie der General Reuter -quartir -45deß Erſten theilß. quartirmeiſter in beſichtigung und verzeichnuß der Lager - ſtedt / in außtheilung der quartier / und vorſehen der hohen Ampter und Obrigkeit / deß Schultheiſſen / Gerichtsleut / deß Profohſen und ſeiner trabanten / wie auch der haubt - leut / fendrich und anderer. Er theilet under die fendlein die quartir auß / wie ſichs gebuͤhret. Erfordert haubt uñ befeh - lichßleut zum Obriſten: holet beſcheit wan man auff ſein will / und verrichtet ſonſt / was ihm der Obriſt befielett.
SOll an allen orten die profeant beſchreiben / darmit man wiſſe / wie weit man reichen moͤge / ſoll keinen wuecher darmit dreiben / und was im andern buch dieſes 1 Theils gehandelt wirt / ihm woll fuͤrmalen und einbilden: dem gantzen Lager mit rahtſamkeit und dan in außtheilung under die fehnlein mit gleichheit dienen koͤnnen.
SAgt zug und wachten an und wan man faͤhnlein oder rottenweiß volck verſchicken ſoll: vergleichett ſich der wacht mit den reiſigem / holet die loſung beim Obriſten / fuͤhret die wacht auff / vmbgehet und beſichts. Wehn er ſtraaffbar befindet / den ſoll er anzeigen und nichts unge - ſtraaffet uff der wacht hingehen laſſen: und hat die undern wachtmeiſter eines jeden Regiments ihreß ampts und flei - ſſes zu errinnern.
DEr Schultheiß (Tribunus Juſtitiæ) hat under ihm den gerichtsſchreiber / Gerichtsweibel und die Ge - richtsleut.
F iijVor46Erſte buchVor ſein perſohn muhß er ein verſtendiger man ſein / dero Buͤrgerlicher und Peinlicher ſachen wohll erfahren. Dan wan er von klagenden partheien angeruffen / vnnd gericht und Malefitz halten will / leſſet er durch den gerichts weibel die gerichtsleut fordern / beſitzt das gericht / und bricht entlich der ſtab. Sein und ſeiner girichtleut eidt iſt / daß ſie das recht Gott zu lob / der Obrigkeit zu ruͤhmlichen ehren und dem Keiſerlichen Rechten zur ſterckung fuͤhren / und den armen wie den reichen / den groſſen wie den kleinen ohn einiges anſehẽ der perſohn richten und uhrteilẽ wollen.
SJtzet neben dem Schultheiſſen im Gericht / beſchrei - bet und verlieſet die gefaſten urtell / auch ſo man Kunt - ſchafft verhoͤren ſoll / und wie eß ſonſt auch in Staͤtten gebreuͤchlich.
WAn einer vor gericht etwaß zuſchaffen / muhß ſich erſtlich vorm Schultheiſſen anmelden / derſelbig leſt alß dan dem beklagten durch dem Feltweibell vorgebieten.
DJe Gerichtsleut werden auß allen Faͤhnlein zu - ſammen geleſen / muͤſſen ſein verſtendige ehrliche geſellen Zwoͤlff an der zall / das gericht beſitzen und entlich nach gerichtlichem Proces und dem Articulsbrieff ur - theilen.
PRofohſen ampt under den Knechten gehoͤret einemverſuch -47des Erſten theilß. verſuchten man zu bedienen / den das regiment vnnd aller uffſichtigt iſt ihm von der hohen Obrigkeit befohlen. Er muhß ein fleiſſigen Leutenandt haben / auch mit trabanten verſehen ſein. Jn ſumma ein jeder Profohß in ſeinem Regi - mendt Knechte hat gleichen gewalt auſſerhalb und inner - halb dem Laͤger / wie die Reutter Profohſen under dem ihrẽ.
HVrenweibelß befelich / gerhoͤret einem alten ver - ſuchten Kriegßman zu / welcher zwar eineß Haupt - mans befelich verwalten koͤnte / aber durch vnfall vmb ſeine geradigkeit und geſundtheit in ſchlachten kommen / vnd gebuͤhret ihm auch hierumb eineß hauptmanß beſoldung und ein beſonder Leutenandt / uff daß er den Troß deſto mehr in ordnung halten und ein verlornen hauffen geſchi - cklich fuͤhren koͤnne. Soll billich ein Troßfuͤhrer genennet werden / dan hueren ſollen vor allen dingen caſsiret ſein / wil man anders gluͤck haben.
EJn Rumormeiſter ſoll ein ſtarcker man von perſohn / hertzhafft / und eineß tyranniſchen außſehenß und ge - berden ſein: an beſonderer ſeiner witz und verſtand iſt nicht viell gelegen / dieweil er allein / wan ſich ſchlagereien / diebe - rey oder ſonſt vnwillen im laͤger zu tregt / bey der handt ſein muhß / alß den ſteuͤren helffen / auch ſonſt / wan man ſchan - tzen auffrichten und machen will / huren und buben zur ar - beit dreiben und zwingen.
DJeſe gehoͤhren vnder den Profoſen: deſſen Steken -knechts48Erſte buchknechts beruff iſt die verbrecher und vbelthaͤter under den Krigßleuten dem Stockmeiſter gefangen zu zufuͤhren: derſelbig ſie alß dan in die Eiſen ſchlage undt gefangen halte. Jſt die ſache Capital / werden die gefangene nach ergange - nem uñ gefelltem vrteil dem Nachrichter in ſeine correction vberlieferd / und nach erkentnuͤß von ihm hingerichtett.
BJeßhero iſt von General aͤmptern der Fueßknechte geredt / folgẽ die Befelchshaber eines jeden faͤhnleinß: vnd ſeind dieſe der Haupman (Tribunus) Leutenandt / Fen - rich / Fuͤhrer / Feltweibel / Furirer / gemein Webel / Muſter - ſchreiber zu den auch gehoͤren die Feldtſcherer / Pfeiffer und Drom̃enſchlaͤger. Ein Hauptman empfehet ſein lauffgeldt vom Obriſten und bringet ſeine beworbene knecht auff den Muſter platz. Er ſoll ſein auffritig / redlich / eines dapfern ge - muͤts / warhaft und redſprechig / nicht uffgeblaſen / ſondern freundlich / doch ſeinen Krigßleuten nicht zu gemein / ſonſt aber gegen ſie freygebig. Fur geitz / gotteßleſterung / hure - rey und der trunckenheit ſoll er ſich huͤten und hirin ſeinen ſoldaten nicht anlaß geben ihm zu folgen. Dieſelben ſoll er in gutem regiment uff zuͤgen und wachten / und ſonſt in guter ordnung behalten / und hierneben ohn hinderhaltung (ſo bald er von den Commiſſarien das gelt entpfangen hat) ihre beſoldung / ohne abbruch / ohne finantz unnd verfor - theilung guͤttlich bezahlen und ſie keinen mangel leiden laſ - ſen. Alles beſcheits ſoll er ſich von ſeinem Obriſten erho -len:49des Erſten theils. len: Dem feind mit unerſchrockenem gemuͤht und angeſicht under augen ziehen / dem volck troͤſtlich zuſprechen / ſie er - manen / ein hertz inſprechen und ſie nicht verlaſſen oder auff die fleiſchbanck opfern. Alſo muͤſſen in zuͤgen ettlich haupt - leut vorziehen und nachtreiben.
EJn haupman ſoll ſich inſonderß umbthun umb einen erbahren und behertzten Leytenandt (iſt Vicarius oder adiunctus) dan ihm viel daran gelegen: Sintemall derſel - big in ſeinem abweſen das faͤhnlein und das darunder li - gende Kriegßvolck / zu regieren. Vnnd muhß derowegen ermelter Leitenandt ſein eineß unverzagten gemuͤhts / nicht ein gotteslaͤſterer / nicht ein hurer / nicht ein ſpieler noch trunckenpoltz / nicht ein ehrgeitziger / ſondern deme thugent lieb und angenehme jederzeit geweſen.
HAtt acht vnd wartet auff ſein fehnlein uñ ſoll billich in kriegesſachen geuͤbet und erfahren / und ein lange gerahoe perſohn / auch eines mittelmeſſigẽ alters ſein. Den Laͤrmen platz ſoll er beſichtigen und ob die ſchlachtordnung recht geſchloſſen / demnach befihlet er das faͤhnlein ſeinẽ fuͤh - rer / vnd nimpt die helpart zur hand / biß es alleß verrichtet. Alß dan findet er ſich wiederumb zu ſeinem fehnlein / ſpricht den knechtẽ in ſchlachten uñ ſtuͤrmẽ zu / daß ſie manlich fort - druͤcken: und da dieſelbig etwa ſtutzen wollen / gebuͤret ihm mit dem fendlein manlich fort zu dringen / ja an den paͤſſenGam50Eſter bucham erſten durch zu fallen / darmit die knechte deſto eher vnnd geſchwinder folgen. Von den gemeinen beuten hat er doppell beut / und von den eintzigen den dritten pfennig. Sein fehnlein muhß er biß auff ſein letzten atem verwah - ren und daſſelbig / dieweil der ſtreit weret / ihm nicht neh - men / ſondern ſich viell eher in das ſelbig verwickeln und alſo umbringen laſſen.
DJe Feldtweibel (Ordinum ſtructores, Campi Du - ctores oder Græcè Agoniſtas nennet man ſie) ſetzt der Obriſt an. Sie machen die ſchlachtordnung / ver - gleichen ſich der glieder vor und nach dem Fehnlein: der langen und kurtzen weren / der lauffenden undt anhengeden ſchuͤtzen. Sie fuͤhren die ſchiltwacht uff / wie auch andere wachten. Auff den ſcharmuͤtzeln und gleitungen werden ſie den ſchuͤtzen zu geordnet: helffen auff halten und nachtrei - ben. Darumb muhß ſich ein jedes Fehnlein vmb ein ver - ſuchten man vmbthun zu dieſem ampt / der nicht zaͤnckiſch ſondern vertreglich: dieweil durch ihr uneinigkeit / wan ſich einer vber den andern erheben wolt / ein gantz Laͤger in un - fall und noht gerahten koͤndte.
SOll in gleichem nicht unerfahren und bey zimlichen jahren ſein / in kriegßſachen / malefitz / und andern Rechten geuͤbt / auff daß er / wan er im rechten darzu erfor - dert / deſſen red und antwort geben koͤnne: alſo iſt auch ſei - nes ampts der knechte anligen denen Obriſten recht vortra -gen51des Erſten theils. gen / und ohne ſcheu die nehtturfft und warheit herauß ſa - gen. Sonſten fuͤhret er das Faͤhnlein ins Quartier / helt beim obriſten / wan man uffbrechen will / umb wegweiſer an / melche er dan die reiſe uͤber bey ſich behelt / wirdt Latei - niſch genennet / Ordinum Ductor, Vexilli cuſtos, auch wohl Curator debilium.
DEr Landtßknecht fuhrirer / hat eben daß under ſei - nem faͤhnlein zuverrichten / was der Reuterfuhrie -〈…〉〈…〉 er auch in ſeinem orth und unter ſeiner fahnen: und muhß〈…〉〈…〉 nſonderheit dem Hauptman / Faͤhnrich / Leutenandt und andern / wie dan in gleichem den Gefreiten und Adelburſch / nach vermoͤgen / gute Balleten verſchaffen / und daran ſein und beim Quartiermeiſter anhalten / daß das faͤhnlein / ſey ihm Feldtlaͤger / oder etwa doͤrffern / an einen bequemen orth gelegt werde / auch daß ein jeder underkomme / ſich bemuͤhen. Jn beſatzungen ſoll er auff die Rottzettel wegen der abge - danckten und wieder angenommenen Knecht fleiſſige acht haben.
SJndt etwas geringer dan der Fuͤhrer. Jhr ampt iſt die wachten uff fuͤhren / botſchafften verrichten / Zug - ordnung machen und halten bey außtheilung der Comiß / under das faͤhnlein / fein / die ſchlachtordnung machen helf - fen und den Kriegßleuten ein Hertz inſprechen. Es iſt et - wa der brauch geweſen / daß die gemeine die zween Weibel erwoͤhlet / und nach ihrem gefallen abgeſetzet hat / demnachG ijaber52Erſte buchaber gemeiniglich nichtduͤchtige voͤgel / ſo den Kriegßleuten nicht haben einreden doͤrffen / von ihnen uffgeworffen / woͤl - len ihnen die Obriſten ſolches nicht mehr geſtatten / ſondern verordnen die Weibel ſelbß und beſtaͤtigen ſie in ihrem ampt und befehlich.
EJn Muſterſchreiber ſoll gelehrt / uffrichtig und in ſi - nem befehlich embſig und geflieſſen ſein / die Regiſte fleiſſig halten / auff daß / wan er von wegen ſeines Haupt - mans mit dem Commiſſario, oder dem Pfennigmeiſter ab - rechnen ſoll / er beſtehen koͤnne und ſeinem Hauptman kei - nen ſchaden bringe. Jn ſum̃a er muhß vnder ſeinem faͤhn - lein eben das jenig verrichten / ſo dero Reiſigen muſterſchrei - ber under dem ihren zu beſtellen haben.
SOll in der Chirurgi wohl erfahren ſein / und ſeiner patienten mit fleiß abwarten. Mit apoteckerey und gebraͤuchlichen inſtrumenten wohl verſehen ſein und inſon - derß auff den obriſten Feldtartzt guet achtung geben / und ſeinem wolmeinen und raht fleiſſig nachſetzen.
MAn hat gemeiniglich under einer fahnen zwey ſpiel / die muͤſſen ſich jeder zeit bey des Fendrichs loſamendt finden laſſen / und daſelbs uffwarten.
JSt im Kriegßraht der dritte uñ muß in ſeiner kunſt ein erfahrner man ſein / darmit er deſto beſſer andere aͤmpter außtheilen und in allem ihnen verſtaͤndtlich gebie - ten und gute anordnung thun koͤnne. Will / wan ein orth beſchoſſen und erobert wirdt / die munition deſſelben zu ſei - nem proveit uñ vorthel haben / oder aber / daß ſie der kriegß - herr von ihm loͤſe.
ES hat auch dieſer Obriſter ſeinen beſondern Vica - rium nnd Leutenandt zum gehuͤlffen / der uff die Ar - ckeley ein fleiſſig uffſehen zu haben / und wan man gefun - dene kugeln widerbringet / dieſelbe zu loͤſen / und dem Zeugk - warten zu lifern. Da dem Obriſten 6 Trabanten / oder leibſchuͤtzen gehalten / werden dem Leutenandt 2 zugelegt. Es werden auch ferrner dem Obriſten 6 reiſige pferde / ein kammerwage mit 4 und ein kuchenwage mit 4 pferden / item ein Dolmetſch und beſonderer junge / auch gebuͤhrende ſpiel gehalten. Die geringere aͤmpter ſindt.
HAt die zahlung bey der Arckeley zuverrichten.
MVhß allen zeug und die gantze munition in ſeinem befehlich / und daruͤber ein beſonderes Jnven - tarinm haben / und wo mangel inbrechen will / ſolches dem Arckeley obriften in geheim vermelden / der es danG iijforders54Erſte buchforders vor den Kriegßraht zu bringen / darmit ſonſt nie - mandt hieruon etwas innen werde. Zu dem ſoll er die pulfer wagen fleiſſig bewachen laſſen / ſie zum fahren anordnen / darmit er wiſſen moͤge / wo ein jeder anzutreffen. Auch hat er huefeiſſen / huefnaͤgel bey der arcklerey / wie auch dem an - dern Kriegßuolck / Ruͤſtung / Spieß und Buͤchſen / Pul - ver / Bley und Zuͤndtſtrick umb geldt und ſonſtet außzu - geben und ferner zuverrechnen / darneben ihn aber die Ca - pitainen / darunder die Soldaten ligen / quittiren muͤſſen. Hat ſeinen beſonderen ſchreiber / etwa auch Leutenanten vnnd jungen.
DEß Schantzmeiſters oder foſſorum & Cuniculario - rum præpoſiti befehlich iſt / daß er neben dem Zeug - meiſter und ſeinem Leutenandt und anderen von Kriegß - raͤhten darzu verordneten / die gelegenheit umb die veſtun - gen wohl beſehe / ob man mit dem Geſchuͤtz herbey kommen und waſſers und gemoͤß halber ſchantzen koͤnne / auch ſon - ſtet beneben den geſchirmeiſtern / ſchantzbauren und zimmer - leuten ſteg vnd weg außbeſſern helfe / und zuſehe / daß die ſchantzkoͤrbe recht gemacht werden. Hat eines Hauptmans ſoldt / und will zu ſeinem vorthel nach eroberung einer Fe - ſtung alle ſchantzroͤſt / koͤrbe / geſtreb / anſetzte / hoͤrden / bruͤcken zum geſchuͤtz und all ander holtzwerck haben und in ſeinen nutzen verkauffen.
WEiln man auch ein anzahl ſchantzbauren zu habenpflegt55des Erſten theilß. pflegt / ſo ſetzet man daruͤber einen Hauptman / iſt wie ein ander Zeugdiener / und hat acht / daß er / wan der Baw - ren einer vmbkompt oder entlaufft / die luͤck erſetzet / darff a - ber keinen ohne des Feldtzeugmeiſters willen weder anneh - men oder enturlauben.
BEwerben gemeiniglich die Fuhrleut / alß welche ihn am beſten bekandt / erholen ſich beſcheidts / und wo man die deichſel hinwenden ſoll beim Zeugobriſten. Muhſ - ſen auch mit dem ſchantzmeiſter die weg bereiten und mit fleiß beſichtigen / ob ſie ſumpffich und zu enge / inſonders die holen und felſigen wege: und dan wan ſie alles verbeſſern laſ - ſen / widerumb zu ruͤck reiten und den fuhrleuten mit vorrei - ten den weg zeigen / und darumb ſindt ſie præpoſiti auriga - tum. Offt iſt in einem groſſen Feldtzug mehr alß ein geſchir - meiſter.
AElt die wagen in ordnung / reit vor ihnen hero / und wan etwa infahl geſchehen ſolte / muhß er wiſſen in eill die waͤgen alſo anzuordnen / daß er fuͤglich darauß eine Wagenburg zu ſchlieſſen vermag.
MVhß geſchickt ſein allerhandt gebeuͤde / bruͤcken auch Schiffbrucken in eill zuverfertigen und derowegen mit fleiß die darzu gehoͤrige ſachen in vorraht verſchaffen / darzu ihm dan die Zimmerleut und dero fuhrleut pferde dienen muͤſſen.
JSt daran / daß der Arckeley allerhandt profeant zuge - fuͤhret und in billichen werth verkaufft werde / und nimbt auch die verbrecher / weiln er keine ſtecken knechte hat / durch huͤlffe des Obriſten trabanten oder ſchuͤtzen in haff - tung / und ſchleuſſet ſie an die waͤgen.
GJbt achtung uff den Obriſten / verhindert daß keiner zwiſchen die Arckeley ſich mit wagen oder pferdt in - menge und niemandt alß krancke Soldaten uff den wagen geduldet werden.
DEmſelben wirdt ein wagen zu ſeinem werckzeug und artzney / und ein knecht gehalten / und muhß uff die Arckeley warten / verdienet er aber auſſerhalb etwas / laͤſſet ehr ihm den patienten bezahlen.
Vnd diß iſt alſo von dero Teutſchen gewoͤhnlichen be - felichhabern Wan man aber erſt angeregte ordnung behal - ten will / ſo befinden ſich under einem Kriegßheer die kriegß - aͤmpter in ſolcher ordnung. I Die befehlich des gantzen heeres ſindt des Feldtherren oder Belli ducis, General ob - riſten Leutenandts (Legati) Feldtmarſchalcks / Obriſten Wacht-Quartier-Profeantmeiſters / etwa obriſten kriegß Commiſſariorum, Obriſten uͤber die Arckeley (Rei arma - mentariæ præfecti) mit obbenenten zu der Arckeley ge - hoͤrigen perſohnen / Obriſten profohß / Pfennigmeiſters / und gehoͤren auch zu dieſen der Feldtmedicus / Generalſchrei -57des Erſten theilß. ſchreiber / etwa auch der Brantmeiſter und Herolt. II Die befehlich eines jeden Regiments oder Legion, alß des Ob - riſten / obriſten Leutenandts oder Comitis Legionarii, Re - giments Schultheiſſen oder Tribuni Juſtitiæ, Wacht - Quartier-Profeandt vnd Arckeley meiſters oder Tribuni munitionis, welcher zu ſeinem Faͤhnlin auch uͤber die zum Regiment gehoͤrige ſpecial Arckeley uñ darzu gehoͤrige per - ſohnen zu commendiren / und dan des profohſen befehlich ſampt ſeinen perſohnen. Bey einer jeden fahnen Reuter aber des Rittmeiſters / des Leutenandten / Fendtrichs / be - ſtellten auff die Fahne / dero 3 Corporalen / Fuhrierers / Fahnenſchmidts / Muſterſchreibers / und gehoͤren auch zu einer Fahne drey Trommeter. Letzlich die befehliche eines jeden Faͤhnleins ſindt der Capitainen oder Hanptmans / Leutenandts / fehndtrichs / Feldtwebels / Fuͤhrers / Fuhrie - rers / dero gemeinen Webeln / Corporalen / und Gefreiten / darbey auch gehoͤren ein Muſterſchreiber / Feldtſcherer / und die Pfeiffer und Trommenſchlager. Auch kan man in jedem Regiment ein beſonderen prediger halten.
DJe gemeine ſoldatẽ ſind dreyerley Equites, Pedites und Machinatores, Reuter / Fueßvolck und die Ar - ckeley ſoldaten.
BEy den Roͤhmern ſindt die Reuter mit mancherleyHnahmen58Erſte buchnahmen genennet worden. Ducenarii, welche ſich nuhrt zu Rohm enthielten und nicht zu felde zogen. Troſſuli, wahrden erſtlich zu Romuli zeiten genennet Celeres, dar - nach Flexumenes. Legionarii wahren in den Legionen. A - larii, ſo in den alis ſtritten. Prætoriani wahren uff den Im - peratorem beſchieden / wie bey denen Tuͤrcken die Aſſapi. Mehr die Tertiarii, Centuriati, Auxiliares wahren alzeit mehr an zahl als der Roͤhmer: Supernumerarii, Promoti; Extraordinarii, hatten wartgelt: Frenati vnd Infreni; O - creati, mit ſtieffel und beinharniſchen: Velites mit leich - ter ruͤſtungen: Cataphractarii, jetzo Kuͤriſſer: Clibanarii hatten auch ſchwere ruͤſtungen: Covinarii, und Eſſedarii haben die geſcherpffte wagen gebraucht / Scutarii, und ſcutati, ſeindt noch beim Tuͤrcken im brauch / Baliſtarii und Sagi - ttarii, wie vor jahren die armbroſtſchuͤtzen: Hippotoxotæ wahren mit koͤcher und bogen armiret: Armigeri: lacula - tores; Procurſatores wahren wie bey den Vngern die Huſ - ſarer und Straufantes: Diſcuſſatores, ſo uff die kundtſchafft außreitten: Pabulati ſo uff der garde ſtreiffeten: Pabulato - res, ſo uff die fuͤtterung ritten: Palmati: Gynæciorum, het - ten ſpießruhten in der rechten handt: Baſtai! Curules: Se - jurges: Deſultorii, welche noch ein pferdt an der handt fuͤh - reten. Etliche Reuter hat man auch von den Keyſern ge - nennet / alß die Conſtantes, Valentinianenſes, Theodoſia - nos, Honorianos: etliche aber von der Nation Batavos, ter - tio, IVo, Vo, IIX, IXo Palmatos, Stableſianos Africanos, Stabl. Italicanos und mit anderen nahmen mehr.
Solche Roͤhmiſche reuter armireten ſich mit eim pan -tzer /59des Erſten theilß. tzer / ſchilt / lantzen oder aber wurffſpieß / helm und langem ſchwerdt. Jetziger zeit ſeind die Reuter zweierley / IHonorati als die Corporalen / Rottmeiſter / die ſo auff die fahne war - ten und dan vors II Vulgares equites gemeine Reuter / wel - che dreierley gattung / naͤmblich Kuͤriſſer / Lantzierer / und Carabiner.
Die Kuͤriſſer haben gute ſtarcke Teutſche haͤngſte / werhaffte liderne zeug und ſaͤttel / gute gantze kuͤriſſe und helmlein / die meiſtet alle biß under die knie armiret / ſtarck mit ſteiffen kuͤrißſchwerter / zwo gute piſtolen. Eben alſo ſeindt auch die Lantzirer oder Contati armiret / nuhrt daß ſie ein rohr bey der lantzen fuͤhren und an ſtahdt der maͤntel mit wappen roͤcklein verſehen. Die Carabiner / Ferentarii / aber reiten leichte / doch zimlich ſtarcke pferde fuͤhren ein ſchoß frey ruck und bruſt / daran der krage / ſpietze ſturmhau - ben / ſcharffſchneidende Cordilaſſen und breite doͤlche / ein lang und kurtz rohr beyeinander / und roͤcke mit aͤrmeln / ſo ſie anziehen koͤnnen / die befehliche haber ſeindt ihren reutern in armis gleich.
Vnder dem fueßvolck / hatte man auch zweierley ſpe - cies und arten von ſoldaten Veteranos oder Honoratos ge - freite / Gregarios oder Tyrones andere gemeine ſoldaten. Honorati oder gefreite ſindt die Corporalen, ampaſſaten / o - der der Corporalen Leutenante / Gefreite / Rottmeiſter und Rottknechte / muͤſſen ſamptlich in erfahrung / vorſichtigkeit / leibßkraͤfften / thugendt und anſehen den gemeinen ſoldaten weit vorgehen / uñ werden auſſerhalb dem Rottmeiſter und Rottknecht / ſo ihren rottgeſellen in armis und gewehr gleichH ijmit60Erſte buchmit andern nahmen der gewehr halber Accenſi, das iſt kur - tze gewehrer / alß Hellebartirer / uñ Schlachtſchwertirer / uñ Scutati Rondartſchirer oder Dartſchierer genennet. Gre - garii oder gemeine kriegßleut ſind zweierley Haſtati, piquo - nirer ſindt langeſpieſſer oder doppelſoldtner / Velites oder Rorarii. Schuͤtzẽ als Muſquetierer und Archibuſirer. Die pigkenirer haben ein ruͤſtung / langenſpieß und kurtze ſeiten - wehr / damit ſie einander mit den langen rapieren nicht hin - derlich. Obgedachte hellebardierer ſindt ihnen an der ruͤ - ſtung gleich / allein daß ſie etwa Cordilaſchẽ tragen / welche / in dem ſie umb die ordnung hehrſtehen / nicht ſo hinderlich alß den piquenirern. Die Muſquetirer aber haben ihre ſturmhauben / mußqueten / furqueten / bandelier / pulverfla - ſchen / breite doͤlche und ſeitenwehr / und gleichen ihnen die ar - chibuſierer in allem / außgenommen daß bandelier und fur - quet. Die befehlich haber ſindt ihren ſoldaten / alß wie bey den reutern / in armis nicht gleich / ſondern es haben die Hauptleute ihre partiſanen oder etwa ſpaniſche piquen / die Leutenante gemeiniglich rondartſchen ſampt darzu gehoͤri - ger wehr / oder ein hellepardt / und die andere befehlich haber und gefreite / entweder hellebardten oder ſchlachtſchwerter.
Zu dem iſts auch guet / daß ein jedes Regiment / ſey ohne reuter und arckeley oder nicht / ſeine beſondere farben an mantelichẽ der ſchuͤtzen und Caſiacken und rockẽ der reu - ter / jede Fahn aber ein beſonder zeichen an ſelbigen mante - len und roͤcken habe / darmit ein jeder deſto liederlicher ſein faͤhnlein erkennen moͤge.
Die Roͤhmer theileten ihr fueßvolck in Velites, Ha -ſtatos,61deß Erſten theilß. ſtatos, Principes und Triarios. Velites wahren von gerin - ger und leichter ruͤſtung nach dero zeit gelegenheit / ſo wol bey den Gallis / und uhralten Teutſchen / alß den Roͤh - mern. Auch findet man in Cæſare von den Teutſchen / daß ſie zwiſchen denen Reutern gekempffet und getroffen / auch alſo hurtig und abgericht geweſen / daß ſie / weiln ſie ſich ar - tig an des pferdes mahne oder ſchweiff zu behelffen wuſten / allzeit dem pferde und reuter gleich gelauffen. Es ſindt aber die Velites geweſen Funditores, Jaculatores, Sagittarii. Funditor hat drey ſchleudern getragen eine in der handt / die ander umb den huet / die dritte umb den leib / darmit ſie in ſturm und ſchlachten groſſen ſchaden gethan.
Sonſtet ſindt der Velitum arma geweſen haſtulæ von dreyen ſchuen in die lenge uñ finger dicke / vorn mit eiſen be - ſchlagen / ein dreyſchuͤigen ſchildt parma genandt / ein pickel - haub von fellwerck oder leder zugerichtet / uñ ein breiten kur - tzen uñ zugeſpitzten degen / welchẽ ſie gladium Hiſpanienſem geneñet. Dieſe Velites worden auß den jungen geſellen oder armen gewoͤhlet. Naͤchſt ihnen wahren die Haſtati auß der jungen mannſchafft / die Principes von ſtarcken und voln - kom̃enen maͤnnern / Triarii aber wahren die aͤltiſte und ver - ſuchteſte krieger. Sie hatten ſich mit einem ſchildt oder dartſchen dritthalb ſchueh breit und 4 lange / mit ſchuͤppi - gen pantzern und blechen oben umb die bruſt und ſchultern / und auch an den ſchencklen wohl verwahret / hatten auff dem haupt eiſerne helm oder ſturmhauben mit federpuͤ - ſchen / ihre ſchwerter an der ſeiten / in faͤuſten ihre haſtas, ſonderß die Triarii, oder aber zween wurffſpieſſe von ſieben ſchuehen.
BElangendt nuhn die gemeine Arckeley ſoldaten ſindt dieſelbe die Buͤchſenmeiſter / Pulverhuͤter / Schnel - ler / ſchantzbauren und ſonſtet andere handtwercker.
WJrdt jedem ein ſtuͤck inhaͤndig gemacht. Zu einem vortheil und proveit haben ſie in eroberung oder er - gebung der ſtaͤdte / die Kugeln und Pulver / ſo in denen buͤchſen bleibet / item da angebrochene Pulverfaͤßlein und die groͤſte Sturmglock der feſtungen / welche von ihnen ge - loͤſet werden muͤſſen / neben einer verehrung etwa von einem monat ſoldt: nemblich wann man die Feſtung mit ſchieſ - ſen zur ergebung genoͤhig t.
BEwachen das Pulver zu tag und nacht und muͤſſen under den wagen ihr laͤger haben / auch keinen unbekan - ten herzu lahſſen.
BRaucht man die ſtuͤck von einem wagen uf den an - dern zu heben / ſchmiren / den zeug und munition uf und ab helffen laden und einziehen uff die ſtuͤck zu warten / doch daß / wo es die nacht erfordert / ihnen von der ſchantz - bauren Hauptman etliche rotten / nach gelegenheit der ar - beit / zugelegt werden.
Mehr gehoͤren auch zu der Arckeley folgende handt -wercker /63des Erſten theilß. wercker / alß Zimmerleut und Berckhauer zum miniren und ſapiren / Seiler / Sadler / Wahffenſchmidt / Schrei - ner.
MAn brauchet auch etwa bey denen Teutſchen in einem Feldtzug 400 ſchantzbauren / die haben ein eigens geringes faͤhnlein / daran bicken und ſpaden gemahlet und ei - nen trommenſchlager ohne pfeiffer. Sindt je bey 12 in ei - ne rotte außgetheilet. Ein jeder muhß ſeine eigene bicken und ſchauffeln haben und wan er ſelbige zerbricht / newe beym zeugwarter kauffen. Fendrich / Rottmeiſter und Baur / ſindt am ſoldt alle gleich.
BJeß dahero haben wir die leuth zum krieg außgeſucht / nuhn aber woͤllen wihr ſie erſt recht formiren / in die ſchuele fuͤhren und durch Kriegßrecht zu kriegßleuten machen. Muͤſſen aber in dieſem ſtuck Exercitationem / Luſtrationem und Diſciplinam nemblich die uͤbung in wahffen / die Muſterungen und beſichtigungen des volcks / dan vors dritte und letzte die Diſciplin und krigszucht / alß leiterinnem und promonſtratores haben / und darneben wohl behertzigen / daß ohne dieſe aller Dilectus vergebens /Vnd64Erſte buchVnd dahero will auch Keyſer Severus viel lieber weit vom kriegßvolck ſein / alß ohne beſondere kriegßzucht und ſtarck regiment uͤber ſie zu commendiren haben.
JV ſolchen haben die Roͤhmer ihre beſondere befehlich leut / und zum meiſten die Centurio - nes gebraucht / welche Campi & armorũ docto - res ſo wohl mit dem alten / alß dem jungen kriegßman in campo Martio ihre exercitia verrichtet vnnd ſolches taͤg - lich / nemblich die Veteranos ein mahl vormittag / die ty - rones aber zweymal vor unnd nachmittag. Jn vnſer / militia kan ſolches durch die Leutenandt Fendtrich und Feldtweibel / auch zum oftern durch die Capitaine ſelb - ſtet geſchehen / und dan ein jeder Rottmeiſter in ſeiner rott und contubernio einen und exercitieren meiſter geben. Jch theile aber umb mehres behalts willen die Exercitia in zweitheile Separata und Conjuncta, jene dadurch jeder ſeye Reuter oder Fueßgaͤnger vor ſich vnd ſeine perſohn allein zu ſeiner eigenen geſchicklichkeit und brauch der wehren ab - gerichtet. Dieſe aber wen er neben andern in glied und rei - en / zur zug und ſchlachtordnung angewieſen wirdt.
WAn daſſelbe ad uſum armorum und dan vors ander ad Agitationem corporis, wie ſie nemblich ſich indie65des Erſteu theils. die gewehr und deren gebrauch richten und dan den leib da - rein recht bewegen ſollen / angewieſen. 1 Vnder v ſum ar - morum gehoͤret nuhn / wie die tyrones ihre waaffen an und ablegẽ / und ihre ober und under wehr zur handt nemen und brauchen ſollen. Die oberwehr ſind geſchoß und ſpieß / das geſchoß als Mußqueten und gemeine rohre.
Soll derowegen dem Mußquetirer gewieſen werden / wie er ſeine mußquet zur handt nemen / im ſtehen uff der gabel zierlich uͤber ſich im gewicht vortheilig angreiffen / darmitt er ders mußqueten mit der lincken handt mechtig / auch mit derſelben die lunte zugleich packen und ſampt der gabel faſſen / die rechte hand aber vor ſich an den druͤcker ſoll anlegen: Darnach dieſelbe frey behalten und zum huht abthun und ſonſtett gebrauchen koͤnne / wie er die Mußquet von der gabel neh - men / auff die Achſel legen / darmit im fortgehen Marchiren / wie er die gabel / wann er das rhor abnehmen will / ohne zuthun der rech - ten handt herab ſchieſſen laſſen vnnd zu gleich die mußquet zierlich vnnd leicht mit der rechten hand hinder der ſchwantzſchrauben faſſen / von der ſchulter abheben / in die gabel fallen laſſen / tragen / die lunte auß der lin - cken nemẽ / abblaſen / haltẽ / uffdruckẽ vnd zwiſchẽ den finger haltẽ / ufmeſ - ſen vnd verſuchen / die mußquet mit der gabel / ehe er anſchlage / uͤber ein ſeit ſchwencken / wenn er zum ſchieſſen fertig / uͤber ſich halten / die lunte noch einmal abblaſen / die pfan mit den fingern uffthun vnnd zugleich decken / mit der gabel vnd mußquet ſtehen / mit getrhetem leib vnnd er - habendem rechten arm die Mußquet wider die bruſt ſetzen / darnach erſt an den backen ſchlagen / wann er abgeſchoſſen die mußquet halten / die lunte abthun / darmit er ſie nicht durch den hahnen ziehe vnd alſo auß - leſche vnnd dieſelbe wider zwiſchen die finger packen / wie er das feuer follendts auß der pfannen abblaſen / pulfer auß der zuͤndflaſchen anff ſchuͤtten / die pfan nuhrt mit dem finger vnnd nicht der gantzen handt zuthun / das pulfer von der pfan wohl abſchuͤtten / zum uͤberfluß abblaſen / wie er die mußquet / wan er wiederumb laden will / durch die lincke hand nebẽ der gabel fallẽ laſſen / doch / wan die mußquet baldt auff die erde / mit der rechten handt der lincken zu huͤlff kommen vnnd obig derſelben die mußquet angreiffen / darnach das ladt maaß auffthun / das pulfer mieJdem66Erſte buchdem ladtmaaß in die mußqnet thun / den ladtſtecken zum inſtecken faſ - ſen / die Mußquet / wann er ſie uff die ſchulter thun will / faſſen / vnnd tragen ſoll.
Die gemeine ſchuͤtzen betreffendt / weiln ſie in mein - ſten ſtuͤcken / auß genommen die gabel / mit den Mußque - tiren uber einkom̃en / ſo wil ich nicht bey jedes ſtuͤck und exer - citium ein beſondere lehr und demonſtratiõ fuͤgen / ſondern auf den ort und lehr / ſo ſie mit den Muſiquetiren in gemein haben / hinweiſen: doch muß man alzeit ſolches ohn die ga - bel verſtehen.
Nuhn wird dem ſchuͤtzen gewieſen wie er das rohr mit der lincken - handt halten / aber mit der rechten allein im gehen oder ſtehen hinder der ſchwantzſchrauben faſſen / vnd von der ſchultern abnemen / in die linckehandt ſincken laſſen / tragen / die lunte auß der lincken nemen / ab - blaſen / halten / auff den haanen druͤcken / uffmeſſen / abermahls ab - blaſen / mit ofnem arm auffthun vnd decken / von oben herab vnd nicht von unden auff anſchlagen / das rohr wider die bruſt anſetzen / anſchla - gen / vnnd loßdrucken / das rohr widrumb vom backen / die lunde vom haanen abthun / das verbliebene feuer auß der pfan abblaſen pulfer auf - ſchuͤtten / die pfan zuthun / das pulfer von der pfan abſchuͤtten / abbla - ſen / das rohr durch die lincke herab / doch nicht auff die erde ſchieſſen laſſen / mit dem lademaaß das pulfer ins rohr thun / vnnd das rohr in mittels uff die erde gehen laſſen / die kugel uffs pulfer ſtoſſen / wie er das rohr / wan er den ſtock widerumb ingeſtoſſen / uͤber ſich halten / vnd dan das rohr widerumb auff den halß ſchlagen ſoll.
Vnd waß noch deren dinge mehr vor nuͤtzlich von denen Præmonſtratoribus und exercitienmeiſtern moͤgẽ er - kent werden. Jn gemein aber ſollen die Mußquetirer und ſchuͤtzen wol in acht ziehen / daß ſie das mundtloch am rohr wohl uber den man hinhebẽ / ſie tragen es gleich uf der achſel oder vorſich in der lincken handt / darmit / wan dasrohr67des Erſten theilsrohr unverſehens abgehen wuͤrde / ſie ihren geſellen nicht ſelbß ſchaden zufuͤgen: daß ſie die lunten recht zwiſchen die finger infaſſen an beiden enden brennend haben / den hah - nen zuvor mit der weite nach der dicke der lunten richten / uff daß ſie dieſelbe deſto beſſer indruͤcken und nicht allzeit die ſchrauben brauchen muͤſſen / und daruͤber die zeit verlieren / auch dieſelbe mit dem daumen und mittelſten finger regie - ren umb dieſelbe deſto liderlicher zu lengen oder zu kuͤrtzen / hoͤher oder niedriger zu machen / im abthun dieſelbe nicht durch den hahnen ziehen unnd ſie alſo außleſchen / oder die lunten im abſchieſſen zu hart in die pfan ſchlagen und darnach fallen laaſſen: daß ſie im anſchlagen von unden auf das rohr erheben / damit ihnen die kugeln / weil man ſie nicht alzeit fuͤttern kan / nicht herauß lauffen / das rohr wider die bruſt anſetzen / den kopf ſencken / die elenbogen erhoben haltẽ / mit dem leib geraht ſtehẽ / doch denſelbẽ auf die rechte hand / darmit das rohr auff der bruſt und nicht der ſchulder ange - ſchlagen werde / trehen und mit halben leib ſtehen / den lin - cken ſchenckel alß den foͤrderſten biegen / den rechten aber ſteiff halten: und daß ſie jederzeit das pulfer fleiſſig von der pfan / auch wann ſie loßgeſchoſſen / das feuer auß der pfan mit fleiß außblaſen / uf daß ſie ſich / wann ſie etwa die lunten verſuchen / oder pulfer aus der zuͤntflaſchen auff die pfan ſchuͤtten / und das pulfer und flaſch ohn gefehr an - ginge / nicht ſelbſt in ſchaden ſetzen.
Zu dem ſollen ſie zum ſcheibenſchieſſen angewehnet umb gewiß zielen und treffen zu lernen / etwa zum gantzen ſtande ſtilſtehendt / gehendt / lauffendt oder nach einemJ iijfort -68Ander buchfortgehenden ziel / dadurch ſie dan eilfertig gemacht werden.
Ferner ſollen in den andern uͤberwehrẽ / alß ſpieſſen / die Pickenirer / Hellebartirer ſich ſo wohl in gantzen alß halben piecken exerciren / wie ſie nemblich dieſelbe ufheben / auff vnd uͤber ſich ſchwingen vnd zu gleich mit der lincken fangen vnd angreiffen / uff man - cherley art halten / uber ſich werffen / wie ſie den ſpieß geſencket / wann Kriegßvolck in oder auß einer feſtung gelaſſen wird oder durchzeucht / in der mitte angreiffen vnd hinden auff die erde / darmit ſie denſelben / wo von noͤhten / laͤngern vnd kuͤrtzen koͤnnen / ſincken laſſen ſollen / wie ſie die ſpieſſe im gewicht vnd der mitte gepackt uͤberfeldt ziehendt tragen / vnnd wann ſie durch ein thor paſſiren wollen / den ſpieß uͤber ſich werffen vnd mit der rechtenhandt fangen / vnnd in dem ſie durch das thor gehen / faſſen vnd zur wehre fertig haben / in einer ſchlachtordnung / ambuſca - de, oder aprochen vnnd tanchen / damit man nicht ſehen koͤnne / ob pi - cken vorhanden / ſchleiffen / wann ſie denſelben wider in die hoͤhe he - ben woͤllen / ſchieſſen vnd mit der lincken hand fangen ſollen / im treffen auffs fueßvolck / doch hoͤher nicht / alß dem mann am guͤrtel oder im tref - fen auff reuter / halten / endtlich auch / wie ſich man gegen man mit ſeinem ſpieß defendiren, in vnd außwendig den ſtich abweiſen vnnd verſetzen / vnd da einer uͤbereilet oder ihme ingelauffen wuͤrde / wie er alß dann ſei - nen ſpieß durch die handt zu ruͤck ſchieſſen laſſen vnd alſo ferner der ſpitz mechtig bleiben moͤge.
II
Agitatio Corporis iſt in dieſem Exercitio in ordent - lichem marchiren vnd gehen / lauffen / ſpringen / klimmen / vnd ſchwimmen.
Jm marchiren ſtecket groſſer nutz als trennung der Ordnung / vermuͤhdung der ſoldaten undereinander / hin - dernuß am fortreiſen / und uͤbelſtandt zuvermeiden. Wan man nuhr gemeinen ſchritt helt / nemblich uff ein trommen - ſchlag 3 greſſus oder gemeine ſchritt / ſo koͤmpt ohn gefaͤhreine -69des Erſten theils. eine ſtunde uff ein viertel meil. So man aber 5 ſchrit in ei - nen trommenſchlag thut / koͤmpt eine Teutſche meile uff 3 ſtunde. Man muhß aber im gehẽ die diſtantz fleiſſig in acht nehmen und zugleich antretten und ſtillſtehen / welches dan inſonders zu erhaltung der Ordnung dienlich: darnach ſich gewehnen / hinder ſich à travers zu gehen / und rechts umb / auff welche ſeite man will / zukehren / item nach der Roͤh - mer exempel mit neigungen der oberwehr reverentz zu thun: Auch mit einer laſt vortheilig fort zu kommen.
Darnach muhß man im lauffen in achtziehen / wie man berg uff / berg ab / oder in der ebne / langſam oder ſchnel / ſtrack zu oder ſchlim uñ ſchlangenweiſe / dieſes den feindt zu verfuͤhren / oder ſich vorm ſchuß in etwas zu ſichern / jenes aber den feindt zu attecquiren oder ein preſcha an zu lauf - fen oder etwas zu holen: item wie man ohne impedimentis oder laſt / oder mit denſelben lauffen / und mit vorthel die onera uffladen / die ober und underwehr tragen / ſich an ei - nes andern handt / ſpieß / ſchwangriemen oder an eines pfer - des ſchweiff anhalten ſoll.
So iſt auch ſpringen dem ſoldaten ein nutzliche wiſ - ſenſchaft in ſeiner noht / darumb er ſich uͤben und underwei - ſen lahſſen ſoll / wie er naͤmblich in die weite / hoͤhe oder von oben herab / deßgleichen uͤber graben / auffwuͤrff / ſchrancken oder andere impedimenta ohne und mit einer laſt ſprin - gen koͤnne / uñ einer in demſelbẽ den kopff / leib / und ſchenckel halten und alſo der natuͤhrlichen vorthel gebrauchen muͤſſe.
Wie gefaͤhrlich aber daß klimmen / ſo nutzlich iſt es vor den ſoldaten umb zu lernen / wie er einen orth beſteigen /Ketwa70Eſter buchetwa den fahl brechen / an einem ſeil / ſpieß uff und abſteigen / ſturmleitern recht anſchlagen und im uff und abſteigen ei - ner dem andern huͤlffe leiſten ſolle.
Schwimmen aber iſt der gefehrlichſte exercitien ei - nes / aber offt auch under den noͤhtigſten. Mit vortheil a - ber kan man ſchwimmen uff blaaſen / ſchilff und bretern / doch ſoll man in ſolchen exercitiis temeritatem und die tol - kuͤhnheit vermeiden: Auch gehoͤren dieſe Exercitia ſo wohl den Reutern und Arckeley ſoldaten / als den Fueßknechten.
HAben die Roͤhmer ihre Reuterey erſtlich ohne ge - wohnliche ruͤſtungen / und dan in ihren armis exer - ciret Alſo woͤllẽ auch wihr die vnſere zuforders ohne wahf - fen unnd dan erſtet in ihren wahffen unnd ruͤſtungen ab - richten.
SJndt I Conſcenſio & deſcenſio wie man uff und ab - ſitzen / oder Inſilitio, gahr voltigiren, II Domatio, wieman den Gaul bereiten und regiren ſoll.
I Jn uff und abſitzen muͤſſen die reuter angewieſen wer - den / wie ſie von ferne herzu gehen / damit ſie nicht geſchla - gen werden / wie ſie auch den zuͤgel in die handt faſſen / in die buͤgel tretten / darnach mit einem ſchwang und uffgelegter handt an ſattel uffſteigen / im abſitzen aber allzeit wider forne zuſtehen kom̃en ſollen / vnd dann / wie ſie auch ſolches in foller ruͤſtung / und der Carabiner ſein lang Rohr / derKuͤriſ -71des Erſten theilß. Kuͤriſſer ſein Piſtohl und der lantzirer ſeine lantze in der rechten handt haltende / ſich angewehnen ſolle.
Voltigiren aber iſt nicht vor jederman ſondern junge gerade leute / auch nicht auff die Roßſpringeriſche gaugleri - ſche manier / allzeit auff huͤltzinen pferdẽ / ſondern / wan man perfect worden / uff lebendigen pferden. Jſt bey denen Roͤhmern ſehr uͤblich geweſen.
II Domatio iſt nicht eben daß corteſiſche hofpickiren und etwa pferde verderben / ſondern die pferde wendig vnd kerig zu machen: und darinn folgende ſtuͤcke in acht zuneh - men / 1 daß man ein pferdt recht zaͤumen / ſateln / abzaͤumen / uñ / wan es die noht erfordert / ſolches in eil thun ſoͤlle / 2 daß man recht uffſitzen lehrne / nicht gar zuſteiff und geſperret / nicht auß aller ſtaͤrcke oder ſonſtet krumb / inſonders aber / wan man berg auff oder abreiten muhß / oder galopieren / rennen / ſpringen oder pariren ſoll. 3 Wie man die faͤuſte im reiten / traben / rennen / pariren / kehren und wenden / hal - ten ſoll. 4. wie man ein pferdt à tempo ſtraaffen ſoll / als mit der ſpißrueten / mit den ſporen / und mit worten. 5 wie man ein pferd mit den ſchenckeln und fuͤſſen lernen treiben / hutſchen / wenden / biegen / vnd ihm ſonſtet anhelffen ſoll. 6 daß man lehrne einem pferde die rechte tempo geben zum anſpringen / nemblich dem hitzigen mit wincken dero ſchen - ckel / dem kaltſinnigen und faulen aber mit einer ſtaͤrckeren anmahnung. 7. wie man ein pferdt mit dem zauffen ſoll den kopff recht zu halten / und zum heben leichter und zum kehren gehorſamer machen / angewehnen. 8 wie man ein pferdt / im wenden ſtrack behalten und in volta oder uff ei -K ijnem72Erſte buchnem repellon zum wenden im trotta oder galopo abrichten muͤſſe / damit nicht ſtoweniger Reuter und Pferdt in ſeiner ſtaͤrcke bleibe. 9 wie man ein pferdt leicht forne zuheben / und hinden zum nachſetzen gewehnẽ muͤſſe / uff daß es hier - durch zum ſpringen in die weite und hoͤhe gebracht werde. und endtlich zum 10 wie man im ſtutzen / uffnehmen und ſtill halten muͤſſe verfahren / darmit man nicht den pferden die maͤuler zerreiſſe oder ſie ſonſtet irr mache.
GEſchehen erſtet nach der underſchiedenen arthen der Reuter / darnach in gemein.
I Die underſchiedene ſpecies den Reuter ſindt Cata - phracti, Ferentarii, und contati Kuͤriſſer / Carabiner und Lantzirer: Vnd dahero muhß dem Cuͤriſſer gewieſen wer - den / wie er ſeine piſtohl ſauber halten / den dracon uffziehen und abſchieſſen / auch widerumb eilfertig laden ſoll.
Carabiner weiſet man / wie ſie in gleichem ihre rohr fertig machen / fuͤhren außziehen und abſchieſſen ſollen.
Darnach underweiſet man Carabiner und Kuͤriſſer in ſampt vor der ſcheiben haltende oder reitende / etwa auch rennende zu ſchieſſen und wie ſie widerumb fertig machen und abziehen / auch wohl nach gehenden zielen ſchieſſen ſol - len.
Man ſetzet auch etwa ein ſtock zum ziel oder mahl / und ordnet dan das exercitium folgender geſtalt und alſo an / 1 bey dieſem zeichen helt er ſtill / zeucht ſeinen Carabiner und rohr herauß umb ſich fertig zu machen. 2 fengt er an zu traben / und wirdt ihme gewieſen / wie er das rohr forne uͤberſich / hinden am ſchafft mit der rechten / beſſer forne aber es mit derlincken73des Erſten theilß. lincken handt / darin er den zaum helt / zu gleich auch angreiffen ſoll. 3 wa er allgemach fort galopiren / doch nicht ſtrack zu / ſondern ſchlangen weiß uff die lincke handt. 4 wan er im rennen widerumb uff die rechte handt kompt / wie er ein wenig ſtill halten vnd etwas uͤber die lincke mit dem Carabiner rohr ſchieſſen / und gleichwol den zaum in der lincken hand / darmit das pferdt / wan er geſchoſſen / nicht unverſehens fort ſprin - ge / halten ſoll. 5. wan er nuhn loeß gebrant / wie er dan wider fort ren - neu und den haan vom rhor abthun ſoll / darmit / wan es ihm verſagt / nicht etwa noch in der hulffter lohß gange. 6 wird ihm gewieſen / wie er im
rennen das Carapiner rohr / widerumb inſtecken / 7 und alſo im rennen auch das kurtze rohr außziehen / 8 daſſeibe forn in die hoͤhe und den fin - ger hinderm drucker halten / 9 doch wan er mit dem rohr faſt wider das zeichen ſtoſſen kan daſſelbe abſchieſſen / 10 es widerumb in die hulffter thun / 11 ſich widerumb mit dem pferde wenden / die ſettenwehr auß - wendig des lincken arms / darmit er ſich ſelbſtet nicht ſchneide oder ſon - ſtet wehe thu / außziehen: 12 im rennen uffs mahl oder zeichen ſchlagen, 13 widerumb nach dem orthe / da er angefangen hinreñen / 14 widerumb ſtillhalten und das wehr inwendig des arms in ſteckẽ ſoll. 15 iſt das mahl oder ziel. Vnd dienet ſolch exercitium darzu / daß der reut er die guͤte ſeines pferdes dadurch probiret und wans undauglich / es bey zeiten abſchaffe / auch ſich ſelbſtet zum brauch ſeiner gewehr fertig vnd gewiß mache.
Die ſpeerreuter aber weiſet man / wie ſie mit ihren lan - tzen reitent in legen und treffen / auch nach gebrochener lantze zum rohr kommen moͤgen. Vnd hierzu gebraucht man ſich nutzlich zu friedens zeiten dero Ringel-Ballien / vnd quintan rennen / alß durch welche man gewiß und etwa in einer follen und langen reihe zu treffen unnd reuter oder knecht an gefaͤhrlichſten orthen ſuchen lehrnet. So geweh -K iijnet74Erſtebuchnet man ſie auch an etwas von der erde mit der lantzen auff - zuheben / dardurch ſie gewiß ſitzen und die lantze zu pari - ren lehrnen.
II Die exercitien, deren ſie ſich in gemein zugebrau - chen / ſindt / I im brauch dero ſeitenwehr / wie man nemblich in galopo vnd trab dieſelbe außziehen und entweder in der rechten / ſo man kein rohr oder lantze brauchet oder aber ne - ben den zaum in der linckẽ handt mit der ſpitz uͤber die ſchul - tern liegendt / wan man erſtet mit dem rohr oder lantzen tref - fen und nichtſtoweniger die ſeitwehr blohß zur handt haben will / fuͤhren / darmit ſtechen / hauen / verſetzen / und behende widerumb inſtecken ſolle / ſo wohl auch wie man das pferdt im lauffen / wenden / pariren treiben und dringen zum ſchwert gebrauchen muͤge. II Jm marchiren der reuter im paß vnd trab in ihren gliedern und rethen / wie nemblich der Kuͤriſſer ſich beides marchirens gebrauchen / aber der Carabiner und lantzirer vorm feinde nicht beſtehen koͤnne: doch daß die Carabiner / wan ſie auff Kuͤriſſer treffen / wohl im paß ihre charge von weitem thun und darnach im trab abreiten kuͤnnen. III Jm rennen / welches auch zweyerley Correra und Galopo. Kompt zwar beides Kuͤriſſern ſel - ten vor / aber der Carabiner muhß galopo und der lantzirer correra brauchen. IV Jm ſprengen / wie man nemblich mit roſſen uͤber ſchlagbaͤume / graben / zaͤune / oder des et - was mit vorthel ſprengen koͤñe / darzu man dan allerhandt vorthel etwa mit tuͤchern / ſaͤgeſpaͤn / ſchwartzer aſchẽ / welche man in weeg ſtrauet / wan man die gaͤule zum ſprengen ab - richtet: und zum letzten vnd V das ſchwemmen / wie mannemblich75des Erſten theilß. nem̃lich den reuter zum ſchwem̃en / die pferde aber ſchwim - men angewehnet.
So haben auch die alte viel ſchoͤner exercitien gehabt / alß uͤber Ambulationem, Decurſionem, Saltationem vnd Natationem auch Palariam und Armaturam, da man ei - nem pfaal oder ſtock / ſo etwa bey 6 ſchuhen uͤber erden war / geſetzet / daran ſich die Tyronen und kriegßneulinge mit hau - wen / ſtechen / ſchieſſen uͤben muͤſſen / darnach Salitionem das roßſpringen / auch ſonſtet Roßbereiten / Ludum Tro - janum oder Cæſtium das baarlauffen zu roß und fueß und andere ſchoͤne exercitia, wie im V buech Vergilij beſchrie - ben.
Von ſolchem rennen und lauffen wehre auch noch viel nutzes zugewarten / als / daß man ſich zu roß und fueß hur - tig trehen / wenden / weichen vnd pariren lehrne und da - durch geſchwind und verſchlagen gemacht einen zu fangen oder aber einem andern mit vorthel zu entfliehen / oder uff ſeine treffen under trettẽ fleiſſige uffſicht zu haben. Was nu - tzens auch die fechtkunſt hinder ſich habe / iſt den Roͤhmern unverborgen geweſen / und haben derowegen ſich derſelben ſehr befliſſen. Soll auch noch bey unſern ſoldatẽ (doch mei - ne ich nicht das gaugleriſche huͤpffen / und arm und fuͤeß vertrehen) unverachtet ſein / weiln man auß derſelben den braucht der ſeitgewehr / als des dolchens nebẽ ſeinem gehoͤ - rigen ringen und kampfſtuͤcken mit arm und bein brechen: darnach des rapierß mit und ohne dolchen / etwa auch zwei - er rapier zugleich: deßgleichen dero plauten und ſebel / des ſpadons oder beidenfeuſters / darmit man in ſturm undK iiijſchlachten76Erſte buchſchlachten groſſen gewalt verbringen kan / vors erſte: und dan vors ander den brauch dero ſpieſſe / als da ſindt der lan - ge ſpieß / der halbe ſpieß und vorjaͤger oder halbe piecke / die hellebarde / darunder auch die partiſanen und federſpieß ge - hoͤrig: Letzlich aber den brauch der rondartſchen und tart - ſchen oder langen ſchildts / darneben man die plauten und ſebel fuͤhret / recht lehrnet und innen wirdt.
SJndt Pyrobolia oder Feurkunſt / Metrica Meß und abreißkunſt / Baliſtatia Buͤchſemeiſterey / Mechani - ca, vnd etwa auch Oneraria, Aurigaria.
Ja derſelben muͤſſen die leuth von der nathur dero materialien, und inſonders deß Salpeters / Schwefels / allerhandt Kohlen und Saͤgeſpaͤn / Colophoniæ, unnd dan auch von allerhandt gifft / als des Mercurij ſublimati, Arſenici, auripigmenti, pilſenoͤls und anderer fachen / de - ren man ſich in dieſer kunſt gebrauchet / vors erſte: Zum andern wie ſie dieſelbe ſpecies zu ihrem nutzen gebrauchen und zurichten und dan wie allerhandt kuglen / pfeile / kolben und andere ſachen darauß zu bereiten: Zum dritten die materias vor ſchaden zu huͤten uñ wan ſie etwa corrupt und verlegen zu verbeſſern: den brandt / vors vierte / leſchen ſollen / wohl und fleiſſig underrichtet werden.
Oberzelete Materialia belangende / ſo iſt der Salpettr kalt im vierdten grad / waͤchſet in dem felde an harten ſteinẽ / auch an mauren und in kaͤl - lern welcher der beſte. Wan er geleutert iſt / nennet mahn ihn nicht mehr Salpeter / ſondern Salniter. Man ſoll ſich aber allwegen vor dem frs - ſchen weiſſen Salpeter vorſehen.
Schwef -77des Erſten theilß.Schwefel iſt von natuhr heiß und trocken und entpfahet gern das ſewr. Weiln dan der fchwefel hitziger vnd der Salpeter kalter natur vnd alſo zwey widerwertige dinge / ſo allbeyde feur gern an fich nehmen und dennoch emander nicht leiden koͤnnen / ſondern / wann ſie angezuͤn - det / der lufft / nem̃lich der ſchweffel uͤber-und der Salpeter under ſich be - geren / ſo erregen und machen ſie / wan die kohle darzu kompt / einen ſo ſtarcken blaſt unde dunſt / daß ſie alles / ſo ihn im weg ligt / mit groſſer ge - walt hinweg treiben und werffen / und den außgang mit gewalt ſuchen.
Die kohlen nehmen oder geben vor ſich ſelbſten nichts / nuhrt daß ſie des fewers vehig und deſto ehe ernente beide ſpecies entzuͤnden.
Das faule holtz und ſaͤge oder raſpenſpaͤne geben guete flammen und funcken im luſtfeuerwerck. Kolophonia Griechiſch unnd ander hartz ſtarcke feuer / vnd der Pilſenoͤl / ſo in vergiften kugeln an ſtahdt des Leinoͤls gebrauchet / machet ein ſehr ſchnelles feur / auch durch den geruch die menſchen gantz ſchwermend und truncken im gehirn.
Von der præparation und wie man obermelte ſtuͤcke zuſamen ſetzen ſoll. Nuhn muhß beſonders der Salpeter und ſchwefel recht zugerich - tet werden. Wan man aber Salpeter probiren will / ſo kan man die handt tieff genung darin ſtohſſen und ein wenig ſtill halten / wirdt einem dieſelbe feucht und naß / ſo iſt er nicht guet / bleibt ſie aber trocken / ſo iſt er guet: item wan man ihn in den mundt nimmet und der geſchmack bitter und ſaltzig / ſo iſt er nicht vom beſten / wan er aber haſtig beiſſet und baldt ſuͤeß darauff ſchmeckt / ſo iſt er richtig: item ſo er glat zapfig vnd hell und nicht rauh iſt / deßgleichen ſo er / wan man ein wenig etwa einer Welſchẽ nuß groß / auff gluͤende kohlen legt / ſchoͤn ohn ſpringen und uͤber ſich pla - tzen brennet / ſo kan man ihn wohl brauchen. Jtem ſo man ihn in eine ret - ne ſchuͤſſel thut / darin nichts feiſtes geweſen / und genſt reine waſſer dar - uͤber / laͤſt ihn ein ſtund oder zwo darin ligen: ſchmeckt man alß dan in dem waſſer kein ſaltz / ſo iſt er gut / wo man aber das ſaltz darin ſchmeckt / muß er geleutert werden. Solches mag man alſo machen. Man legt den Salpeter in ſtedendes waſſer / wein oder eſſig / ruͤhrets wohl durch - einander / leſſets erkalten / geuſſets durch ein thuech / ſeudets darnach wie einen fiſch / ſeihets abermahlß durch ein duͤn thuch / laſſets widerumb er - kalten / ſo geſtehet der Salpeter zu zapffen. darauff ſchuͤtet man das waſ - ſer / wein oder eſſig ab und laͤhſſet den Salpeter trucken werden. Will er aber nach dem ſieden nicht geſtehen / ſo pflegt man harn von einem mañeder78Erſte buchder wein getruncken / zu nehmen / doch daß der harn zimlich alt / thut ſaltz darein vnd ſeudet den Salpeter wie vor / ſo kompt er zu recht.
Jſt aber ein Salpeter zwar geleutert aber doch nicht genug / ſo thut man in einẽ reinen keſſel klar brunen waſſer / lehſſet das ſo warm werden / daß es faſt ſieden will / ſchuͤttet als daß den Salpeter darin / laͤſſet ihn ſie - tiglich ſieden / darmit er nicht uͤberlauffe. Bekompt er den ſchaum / muhß man denſelben rein abſcheumen und darnach mit einem hoͤltzlein in den keſſel tauchen vnd die tropffen auff gluͤende kohlen fallen lahſſen. Bren - nen als dan die tropffen / ſo hat ers genug. Man daucket auch etwa ein haͤlmlein oder fuͤnffe darin und laͤſſet die tropffen darvon uff ein wuͤllen thuch fallen / werden ſie an dem thuch wie zaͤpflein / ſo hat ers auch genug. Darumb leſſet man als dan den keſſel erkuͤlen und ſeihet die materi in ein ander rein geſchir / darin viel hoͤltzlein ligen: Setzet das geſchir zween tag vnd nacht an eiu verwahrten orth / ſo henget ſich der Salpeter an die hoͤltzlein und muhß das waſſer abgeſiehen / der Salpeter aber in einem geſchir am ſonnẽſchein oder ſonſt ingewermtem orth getrocknet werden / das abgeſiehene waſſer mag man noch ein mahl auff ſieden und / wie vor - ſtehet / zurichten / iſt dan noch etwas von Salpet er darin / ſo ſindet ſichs auch zurecht. Man mag auch im andern ſieden Comula, oder Alumen Hiſpanieum, Vitriolum Hiſpanicumund Sal commune darin legen / iſt ſehr nutz und wirdt vor das beſte zum ſcheidẽ des Salpeters gehalten.
Wan man aber rohen ungeleutert en Salpeter zu leutern hat / ſo nimb regenwaſſer oder ſonſtet ſchoͤn waſſer / thu darin lebendigen kalck / und laß 3 tag und nacht ſtehen / ſo wirdt ein lange daruon / als dan nimb das lautere darvon und thu den rohen Salpeter darin / ſeud das vierdte theil in / dan ſo thu etliche tropffen auff kohlen oder an ein wuͤllin thuch / brennet er auff den kohlen oder henget ſich ans thuch wie eißzaͤpflein / ſo iſt er geleutert.
Du magſt auch / wan du ſaltz und Alann darvon ſcheiden wilt / ungeleſchtẽ kalck und dan alumen Hiſpanicum und Galitzenſtein gleich viel / aber ſaltz ſo ſchwer / als dieſe beyde zuſammen / nehmen und dan von wein oder eſſig ein laugen darauß machen / doch dieſelbe 3 tage ſtehen laſ - ſen / darmit ſie lauter werde. Darnach thu den Salpeter darein / miſchs und ſeuds halb in / ſo befindet ſich der alaun / ſaltz und alle unreinigkeit am boden / und ſtehet der Salpeter / wans erkaltet / wie gefroren eiß / wel - chen du als dan an der ſonenn oder ſonſtet trocknen magſt. Nicht ohne iſts / daß dem Salpeter durch ſolch leutern viel abgehet / bekompt aber hingegen deſto mehr krafft.
II Fol -79deß Erſten theilß.II Folget nuhn wie man Schwefel / bereiten ſoll. Es iſt aber zu wiſ - ſen / daß allzeit Sulphur Vivum oder lebendiger ſchwefel am beſten und ſchnelleſten feur zu entpfangen / uñ bedarff man ſeiner under pulver nicht ſo viel / als des rohen. Wan man ihn kraͤfftiger machen will / ſo pflegt man ihn klein zu zerſtohſſen und brantewein darzu zuthun / auffs feuer zu ſetzen und ſo lang zu ſieden / biß er trucken wirdt / doch muhß man ihn auch ſchaumen vnd den vnflaht benemen. Man pflegt auch etwa Queck filber mit ſchwefel getoͤdet darunder zu miſchen und als den ſampt dem zergangenen ſchwefel in brantemein zuſchuͤtten.
III Die kohlen belangendt / nimbt man zum groſſen geſchuͤtz Taͤn - nen / linden / erlen und brochweiden holtz rein geſchelet / und was aͤſtig abgehauen und dan das holtz wohl gedoͤrret / eh mans zu kohlen brennet: Zum haacken und handrohren pulver etwa jung lindenholtz oder jaͤhri - ge haͤſeln / etwa auch faulbaumenholtz / hanffſtengel / welches nicht ſchlei - met.
IV Wan man nuhn auß naͤchſtbeſagten ſtuͤcken guet pulver ma - chen will / ſo muhß man zu forders ſchwefel klein ſtohſſen und durch ein haͤrin ſieb ſichten / darnach den Salpeter auch abwigen vñ klein ſtohſſen / wie in gleichem auch die kohlen mit fleiß außleſen / darmit kein ſteinlein darunder ſey. Hierauff thut man erſtlich den ſchwefel zum Salpeter in den moͤrſer oder kumpff oder bott / miſchts wohl undereinander / ehe man die kohlen darzu bringet / darnach feuchtet mans mit eim wenig klarem waſſer vnd leſſet es ſtampffen. Doch ſehe der jenige zu / ſo es ma - chet / daß er den zeug nit zu ſehr feuchte und deſſelben nicht zu viel in ſetze / darmit der ſtempffel die matery durchſtoſſen / und man den zeug in moͤrſer wenden koͤnne. Darzu muhß er ſich nicht verdrieſſen laſſen den zeug offt umbzuwenden / denſelben / wan er ſich klumpffet oder zuſam̃en ſtoͤſſet / in einer muhlen widerumb zu zerſchlagen / auff ein neues / wan er etwa zu trocken / anzufeuchten / und alſo bey 12 ſtundẽ und / biß er fertig / durch den ſtempffel arbeiten zu lahſſen: Will er als dann wiſſen / ob es genug ha - be / ſo nehme er ein wenig uff ein glatten ſtein / zerreibe das mit einem meſ - ſer / iſt dan nichts weiſſes darunder oder knirret nicht mehr / ſondern iſt durch auß ſchwartz / ſo nehme ers herauß / koͤrne es durch ein kornſieb und lahſſe es trocken werden / nach dieſem raͤhte er das pulver durch ein ha - her ſieb: vnd feuchte den außgerehtenen ſtaub widerumb an und macheLes80Erſte buches wie vor / ſo bringet er denſelben auch zu nutz. Wie viel er aber von ei - nem jedeu ſpecie nehmen ſoll / folget / nemblich
Zu Carthaunen und Schlangen Pulver (verſtehe aber allzeit gutereine matery)
4. p. Salpeter / 1 p. kohlen / ein halb p. ſchwefel. zu einem ſter - ckeren fuͤnffthalb p. Salp. 1. p. kohlen / ein halb p. Schw zu gemeinem Catthaunen Pulver und Steinßuͤchſen (dan nechſtgenente pulver kan man auffm waſſer brauchen) vierdthalb p. Salpeter 1. p. kohlen / ein halb p. ſchwefel.
Sechſthalb p Salpeter 1 p. kohlen / ein halb p. ſchwefel. Jtem 6 p. Salpet. 1 p. kohlen / ein halb p. ſchwefel. Jtem ſiebendthalb p. Salpeter 1 p. kohlen / ein halb p. ſchwefel. Jtem 7. p. Salpeter. 1 p. kohlen ein halb p. ſchwefel / und ſindt dieſe pulver jhe eins ſtercker alß das ander / noch ſterckere machen etliche und nehmen 1 p. Salp. 16 loht kohlen / 4 loht ſchwefel / feuchtens mit gutem ſtarcken wein - eſſig und ſtoſſens wohl. durch einander. Oder aber nehmen in dem brantewein Campffer. Jtem 34 loht Salpeter / 6 loht kohlen / 3 loht ſchwefel und deſſen noch auff andere manier mehr.
Folget nuhn wie man Rageten / Schlaͤge / Feuerkugeln / Sturm - ſaͤcke / Kolben vnd Pfeile / Sturmringe / Sturmkruͤge / Klebfeure vnd was deſſen mehr noͤhtig / zurichten ſolle.
V Die materi zum Rageten iſt allerhandt Pulfer / inſonders gueter geleuterter Salpeter / reiner Schwefel / thaͤnen oder ſonſt obgenente koh - len / wie auch zum zuſatz etwa Griechiſch | hartz / geraſpete ſpaͤne von Aſchen oder Lindenholtz in ſaltter lauge oder Brantewein. Jch will mich aber dieſes orts der Rageten halber / ſintemahl ſie mehr zun luſt - feuren alß zum ernſt zu gebrauchen / auch einem jeden Buͤchſenmeiſter / wie ſie zu binden vnd zu zurichten / bewuſt ſein ſoll / dißmahls laͤnger nicht uffhalten / ſondern nuhrt ein wenig von der ſpeiſe / ſo man etwa auch zu nachfolgenden wercken gebrauchen kan / reden. Vndiſt die - ſelbe.
1. Pfundt pulver / 1 pfundt ſchlangen pulver klein zu ſammen ge - ſtohſſen und mit guetem brantewein angefeuchret. Jtem 12 l. Salp. 2 l. ſchwe. 4 l. koh. auch mit brandwein angefeuchtet 4 l. Salp 6 lo. pulver 2 lo. ſchwefel. Jtem 12 lo. Salp 2 lo ſchwe. 1 lo. ko. Jtem 2 lo. guet ſchießpulver ein halb quinten kohlen.
VI Die81des Erſten theilß.VI Die ſchlaͤge werden gemacht auß gueten zehen ſtarcken eiſernen plechen / doch iſt die gattung mit (A) ſigniret die gebraͤuchlichſte / wie wohl man (B) in die Kugel zu ſchlagen vor die beſte helt. Jhre laͤnge iſt etwa von vierthalbem / vier oder fuͤnffthalbem zollen. Die weite deren ſoll in gemein ſein wie eines Birſchrohrs oder zum weiteſten einer Mußqueten / nach dem die kugel / darin ſie geſchlagen werden muͤſſen / groeß iſt. Sol - che Schlaͤge laͤdet man mit kugeln und Schießpulver / halb kugel ſchwer / und fuͤllet den vberreſt des ſchlages mit papir / ſattler wolle oder ſaͤgeſpenen auß.
VII Die Feur-und Sturmkugeln ſind mancher - ley / als Feurballen / Feurkugeln / hohle kugeln / luffe vnd zuͤndtkugeln / Feuerkraͤntze.
Die ſpeiſe in Feuerbellen kan man alſo zurichten und nimb zu
4 lodt pulver / 3 lodt Salpeter / anderhalb pfund ſchwefel / ein vir - tel eines pf ſageſpen / ein halb pf. hartz / das alles klein geſtoſen undt wohl durcheinander gemenget / mit leinoͤel gemiſchet brennet auch im waſſer / Jtem 8 pf. pulver / 6 pf. Salpeter. 4 pf ſchwefel / 1 pf. Sa - geſpene mit leinoͤel angefeuchtet.
15 Pf. pulver / 10 pf. Salpeter / 4 pf. ſchwefel / 2 pf. hartz mikleinoͤel gefeuchtet. Jtem 4 pfund pulver / 6 pf. Sal. 2 pf. ſchw. ein halb. pf. hartz auch mit leinoͤel gefeuchtet: Jtem 8 pf. Salp. 3 pf. Schw. ein halb pf. kohlen 1 pfundt Spießglaß 1 pf. Bernſtein / 2 pf. Campfer / 2 pf. Terpentin / ein halb pfundt hartz. Jtem 3 pfundt pulver / 1 pfundt Sal. dreyviertel pf ſchw ein halb pfundt ſageſpene. Jtem 9 pf. pulver 7 p. Salpeter / 2 pfundt Schwefel ein halb pfund Colophoniæ / ein halb pf. Bernſtein: | Jtem 3 pfundt pulver / 2 pf. Salpeter / 2 pfund ſchwef. 1 pfund duͤrre gerßerlohe / eie halb p. Colophoniæ Jtem 2 pf. pulver 4 p Salpeter / 1 p. faulholtz / 1 p. rohen ſchw. 1 p. gueten ſchw. 1 p. Sal. ſaltz: alles klein geſtoſſen und mit leinoͤel angefeuchtet.
Wann man nuhn ein Feuerballen zurichten will / (A) muhß man erſtlich einen lenglichen ſack auß doppelem Zwilch nach groͤſſe deß boͤl - lers darzu ſchneiden vnd naͤhen. Wil man nuh ein Sprengkugel (B) darin thuen / ſo thut man dieſelbe in den ſack vñ fuͤllet dan den ſack gantzL ijdich -82Erſte buchdichte mit obgemeldter ſpeiſe: Richtet ihn darnach zu und bludet ihn nach Buͤchſenmeiſt eriſcher art mit ſeilen / ſo er unden und oben an der kugeln in zween ringen feſt gemachet / ſchlegt die Schlaͤge zwiſchen die ſchnuͤre in den ball / und teuffet ſie darnach in geſchmeltztem bech. Man nimbt auch etwa an boden der kugel ein plech / darmit die kugel im außwerffen nicht zerſpringe.
Ebner maſſen richtet man auch die vergiffte feuerballen zu (C) nuhrt daß man unden in die vergiffte ſpeiſe (A) uͤber die helffte der kugel / oben aber darauff unvergiffte ſpeiſe (B) darmit im anzuͤnden niemandt umbkomme / fuͤllet. Zur vergifften ſpeiſe aber pflegt man zu nehmen.
15 lb. pulver / 11 lb. Salpeter / 5 lb. Schwefel 2 lb. hartz / 3 lb. Mercurii, ſublimati / 3 lb. Arſeniei 2 Auripigmenti, zur unvergiften ſpei - ſe aber guet grohß pulver / des gleichen Salpeter mit leinoͤel angefeu - chte ſageſpen. Wan man mit obgedachter vergiffter materi umbge - hen will / ſo pflegen die buͤchſenmeiſter nuͤchtern zu brauchen weintaut / fenchel und guten Venediſchen Thyriaks under einander gennſcht.
Das Kuͤglein aber / ſo man in die grohſſe kugel mit in fuͤllet / wirdt von ſchrohten und gutem roͤſchen pulver gefuͤllet / mit Hafners thon uͤ - berzogen und getrocknet und im inladen / das zuͤndtloch an ſolchem kuͤg - lein unden gekehret. Man pflegt auch etwa ein driefache kugel alſo zu zurichten / in die obriſt oder euſſerſte aber allein die ſchlaͤge in zu ſchlagen vnd dieſelb / auch jede beſonders / mit ſchnuͤren vnd pech zu uͤberziehen.
Gleich wie man die Feuerballen prepariret / alſo werden auch die Sturmſaͤcke (D) gemacht / nuhrt daß ſie laͤnglicht und an beiden orthen zuͤndtloͤcher haben.
Dar mit aber auch ein gebaͤu mit einer kugel zugleich durchdrungen vnd angezuͤndet werde / ſo haue in eine ſteinine kugel kreutzweiſe rinnen in zimlicher tieffe / darin lege barchine mit kugel zeug außgefuͤhlte ſaͤck - lein / ſchlag ſie dichte in / lahß die vier ende oben / da ſie zuſammen kom - men / zum anzuͤnden ein wenig vorgehen / und uͤberſtreichs mit zerlahſ - ſenem ſchwefel. Man mag auch ſtaͤrcke halber die kugel mit 2 eiſinen reif - fen kreutzweiſe uͤbereiuander binden. Alßdan vberzeuchs mit Zwilch und umbbinds mit ſtricken / ſchwemme ſie in zerlahſſenem ſchwefel oder pech und machs zum anzuͤnden / das gebuͤhrende weitloch in die ſaͤcklein. Jn eil aber ein Feuerkugel zu machen / ſo ſchwemme eine ſteinine kugel in ſchwefel und hartz / wirff und waltze ſie unrrkuͤhlet in Buͤchſenpul - ver. Darnach uͤberzeuchs mit geſchwefeltem Zwilch oder Flachß /ſchwemme83des Erſten theils. ſchwemme vnd waltze ſie in pulver wie vor / und magſt ſie / ſo offt dihrs geliebt / mit Parchen uͤberziehen / ſchwemmen und waltzen / biß ſie groß genug wirdt.
Die hohle kugeln (E) fuͤllet man mit gutem ſtarckem pulver ſchlecht durch daß darzu gemachte loch einen hohlen eiſerinen nagel der unden beim zuͤndtloch mit ein wenig zuͤndt pulver / ſonſtet aber mit Mehlpul - ver und Rageten ſpeiſe außgefuͤllet. Man nimbt auch ein hohlgetrehete hoͤltzine kugel (F) von zweyen ſtuͤcken zuſammen geſetzt / fuͤllet die auß mit trockener ſpeiſe / binds zu ſammen mit ſtarckem traht oder eiſinen ban - den / bohret dan loͤcher zun ſchlaͤgen und zu einer roͤhren / welche man mit rageten ſpeiſe die kugel darmit anzuzuͤnden außfuͤllet. Jnwendig in die kugel wirdt ſchrot gethan.
Nimb 10 p. pulver. 4 p. Salpeter 6 p. Schw. angefeuchtet und thue darzu / 4 p. gantzen Salpeter. 4 p. Sageſpene - alles wohl under einander gemenget und mache kuͤglein darauß. Oder nunb ein wenig etwa ein virtel p. Spießglaß / 1 p Griechiſch hartz / 3 p. Schw. 1 p. Sal. 1 p. kohlen / alles klein zerſtoſſen / vermenget / zerſchmeltzet und mit werck oder flachß zuſammen in kleine kuͤglein gekneten.
VIII Muhß man auch ferrner underrichtet werden / wie man die Feuerpfeile und Kolben bereiten ſoll. Darzu nimb
3 p Salpet. 1 p. pulver / 1 p Schw. 1 p. lin - den kohlen. ein halb p gerberloh / ſo nicht ge - nuͤtzet iſt / oder aber duͤrrefaul holtz / alles klein zerſtoſſen und mit leinoͤel angefeuchtet. Jtem 2 p. pulver / 2 lb. Salpeter 1 p. Schw. ein halb p. hartz mit Leinoͤel oder oleo benedicto ange - feuchtet.
Dieſe ſpeiſe fuͤllet man in ein ſaͤcklein ſtoͤhſ - ſet den Pfeil dardurch / vnd bindet das ſaͤcklein mit ſchnuͤren feſt an / machet darnach ein roͤhr - lein in das ſaͤcklein / dardurch mans anzuͤnden kan.
Zu Sturmkolben nimbt man ein ſtange mit eiſen zugeſpitzt vnd ſtacheln dardurch geſchlagen / darin ſchraubet mã ſchlaͤge / ſo viel man will. Fer -L iijner84Erſte buchner zerſchmeltze anderhalb lb. Schw. in einem Tigel / ruͤhre darin drey vierthel von einem lb. Pulver 1 lb. Salpeter wohl und klein zerſtohſ - ſen und gemenget. Solches geuſſet man mit einem loͤffel umß die ſchle - ge / und formiret zu einer Kugel und begeuſſets alß dan mit pech.
IX Belangendt nuhn Sturmfaſſe / flaſchen / kruͤge und haͤfen / G. H. I. K. So nimbt man zu den Sturmfaſſen Wieder hacken / hole und
außgefuͤlte kugeln / Kiſelſteine in groͤſſe einer fauſt / ettwa Falkaunen kugel und guet pulver und fuͤllet dan daß faß mit ſpeiſe oben und undẽ.
Darmit mans aber anzuͤnden koͤnne / ſo machet vnd nagelt man in beide boden kurtze ſaͤcke auch mit ſpeiſe außgefuͤllet / vnd uͤberzeucht dan endtlich das faß mit pech. Die Sturmkruͤge vnd gefaͤſſe / anch etwa ſonſtet von thon hohlgemachte kugeln / fuͤllet man mit 1 lb. pulver Bolo Armenico, und Queckſilber jedes 1 l / mit kleinen eifenen ſchroet / undt die kragen daran mit tregem zeuge.
X Zu Pechringen / nimbt man etwa raͤiffe mit Hanff oder vffgerif - felten ſtricken oder ſonſtet vmbwunden dieſelbe darnach in Pech vnd Hartz getauchet oder aber vorgemelte ſeiler in Salpeter lauge geſotten / kraͤntze darauß gemacht / vnd wie die vorige in Pech getauft. Die Sturmkraͤntze werden auff mancherley arten gemacht / ich aber will nuhrt deren einen abriß oder drey allhier ſetzen (L) Man macht etwa ei - nen langen zwilchinen ſack vnd fuͤllet den auß mit vielgemeldter ſpeiſe bindet / den an einen Reiff mit ſtarcken ſchnuͤren / ſchlage die Schlaͤge drein vnd ſchwemmet ihn darnach in pech.
XI Wan85des Erſten theilß.XI Wan man aber heimliche leg / kleb vnd Zuͤndtfeuer zurichten will / ſo ſoll man nehmen zum Legfeur
3 lb. Pulver 1 lb. Schweſel wohl zerſtoſſen vnd gemaͤnget / vnd ei - ner Welſchen nuß groß / klein geriben Colophonia vnd etliche tropffen Terpentin ſampt ein loͤffel vol Leinoͤl darunder gemiſcht vnd mit Bran - tenwein angefeuchtet vnd in ein Barchen ſack geſtopffet / darnach ein zuͤndtloch darin gemacht / ein ſtock oder zapfen darein geſteckt / vnd zer - lahſſenen ſchwefel 1 lb. ſchwer darin wachß vñ vnſchl〈…〉〈…〉 d jedes ein vierthel von einem lb. 1 lb. ſchwartz Pech wol vnder einander vermiſcht vnd wans vom feuer abgenommen ein vierthel von eim lb. gekuͤrnet Pulver darzu gethan / geſchwem̃et / oder tauchs in 3 theil ſchwefel / 1 theil wachß / an - der halb theil vnßlit vnd ein wenig Terpentin darunder pulver geruͤhret.
Wan man ſolche Kugeln brauchen will / (M) ſo muß man den zapfen herauß ziehen vnd die Zuͤndtſtrick nach gewiſſer maaß (nemblich in ei - ner vierthel ſtunde geſehen / wie viel vom zuͤ ndtſtrick abgebrandt / vnd darnach den ſtrick recht abgemeſſen) hienein ſtecken.
Man kan auch nemen ſtarcken Zwirn oder langen dachten vnd den durch 2 theil Maſtix / 1 theil Hartz / 1 theil wachß / 2 theil Salpeter vnd riechende Kohlen klein zerſtoſſen vnd zerlahſſen / ziehen / den auzuͤn - den vnd widerumb die flamm außblaſen / vnd alſo auch nach gewiſſer maaß hinglummen lahſſen.
2 lb. Schwe. ein halb lb. theer zerſchmeltzt und 1 lb pulver darun - der getuͤhret / vnd daucke alten leinwadt darein. Jtem 3 lb Schw. 1 lb. Salpeter klein zerſtohſſen 1 lb theer und 1 lb. pulver.
Wan man auch ein hoͤltzin werck von unden auf im waſſer brennen will / ſo kan man ein barchenen ſack einer ſpannen weit machen und denſelben mit vorgehenem zeug zun legfeuren außfuͤllen / alß dan ein ſpitzig eiſen / ſo oben ein widerhachen und unden ein rinck zur ſtangen hat / hindurch ſtohſſen / wie auch ſonſtet noch ander 2 eiſen mit widir - hacken dardurch / darmit man inſchlagen kan. Hierauff muhß man erſt den ſack gewoͤhnlicher art binden und tauffen.
Darmit nuhn auch ſolche præparirete ſtuck wohl in verwahrliche acht genommen werden / ſo ſoll man ferner bey der Arckeley lehrnen / wieman86Erſte buchman die materias vor ſchaden huͤten / vnd wo ſie etwa corrupt vnd verlegen / verbeſſern ſoll. Wan aber Pulver verdirbt / ſo geſchicht es meh - rert heils wegen der kohlen. Solches pulver thu in einen keſſel voll waſ - ſer / lahß wohl warm werden / den ſeihe das waſſer ſauber ab ſo findet ſich der ſchwefel an boden / ſaͤuber vnd zehrlahß denſelben vñ ſeihe auch durch ein thuch das gemeldte waſſer / ſo bleiben die kohlen im thuch der Salpe - ter aber im waſſer. Darumb muſtu daſſelbe ſieden / wie ſonſtet gebraͤuch - lich / ſo haſtu den Salpeter auch wider. Thu friſch kohlen darzu / ſo iſt es ein neu Pulver.
Jtem nimb guten gebrantenwein / vnd ſeude darin Salpertica vnd Salpeter gleich / das pulver aber begeuß mit heißſiedenden wein / fuͤlle darmit einen irdinen hafen / ſetz es alß dan wohl vermacht in einen doch nicht zu heiſſen backofen vnd laß trocknen.
Sonſtet pfleget man auch allerhandt ſtaͤrckung auß Campffer / Salarmoniac vnd Mercurio zu machen: Atrament aber ſtercket vnd behelt die kohlen / daß ſie im pulver nicht verderben.
Letzlich muß man auch wiſſen / wie der Brandt zu loͤſchen / vnd an Feuerwerckẽ / etwa mit loͤber / baader oder waſcher aſche / oder etwa ſandt vnd erden / alles wohl angenetzt: Jtem mit naſſen haͤnden / welche man auff die feure werff en / vnd alſo / wan man eilendt aſchen / ſandt oder er - den darauff ſchuͤttet / auß daͤmpffen kan Auch pflegt man etwa beſondere Jnſtrumente in form eines kuͤfels oder auch Bienenſtocks zuzurichten vnd feucht zu halten / welche man uͤberſtuͤrtzen die feure mit gabeln da - rin ſchieben / oben verdecken / mit aſche oder anderm beſchuͤtten / vnd auß daͤmpffen kan. Wan man die Schlaͤge verdecken will / muß man ſolche kuͤfel mit thon oder leimen abſchlagen / vnd dan noch einen groͤſſern kuͤfel daruͤber ziehen (doch das alles feucht gehalten werde) vnd es uͤ - ber die Kugeln ſtuͤrtzen.
Noch viel andere ſtuͤck koͤndte man in Beſchreibung Pyroboliæ und Feuerkunſt erzehlen / wils aber geliebter kuͤrtze halber dißmahls darbey beruhen laſſen / vnd das an - dertheil der Buͤchſenmeiſterey nuhrt kuͤrtzlich uͤberlauffen.
Lehret eigentlich wie man die ſtuͤcke richten und zum ziel ſchieſſen / Jtem was zu plantiren / das Geſchuͤtz an und ab zu fuͤhren gehoͤrig / auch wie man dieſelbe zum ſchieſſen / werffen nach gewiſſer maaß laden ſolle. Zu forderſt muhß allhier ein anfahender die ſorten des geſchuͤtzes zu under - ſcheiden und jedes mit ſeinem rechten nahmen zu nennen / auch wie ſchwehr ein jedes an kugel ſchieſſe / lehrnen und wiſſen. Nuhn ſcheuſſet ein
Scharffe Metze 100 lb. oder pfundt eiſen / halbe ſcharffe Metz 95: Trom̃eterin 90: ein gantze doppelte Carthaune 85: halbe doppelte Car - thauna 80: Falckkugel aber wigt 75: ein doppelte Quarter Carthaune ſcheuſt 70 lb. eiſen: ein Aff 65 lb: Carthauna 60: Puͤffel 55: halbe Car - thaune 50: Nachtigal 45: Baſiliſc 40: Quartier Carthaun 35: gantze Nohtſchlang 30: halbe Nohtſchlang 25: gantze Feldtſchlang 20: halbe Feldtſchlang 15: Quartierſchlang 10: Falckona 5: vnd letzlich ein Fal - ckonet ohngefaͤhrlich anderhalb lb. eiſen.
Auſſerhalb dieſer Ordnung ſind Stein vnd Feuerbuͤchſen / Streu / Hagel vnd Orgelgeſchuͤtz / Saͤrpentin vnd Bockbuͤchſen / doppel vnd halbe Haacken / vnd ſonſter Mußqueten vnd andre Handtgeſchoß / ſampt dem werfgezeug / alß Moͤrſer / Narren oder Boͤler mancherley ſorten.
Merck aber allhier / daß man die gar groͤſſeſten ſtuͤck nuhrt zu fel - lung der mauren vnd thuͤrme gebrauche vnd dahero haben vnſere Vor - fahren allein zweierley geſchuͤtz gehabt / Maurbrecher vnd Feldtgeſchuͤtz: die Mauerbrecher ſindt geweſen vnd von ihnen genennet worden die Scharf Metzen ſo 100 lb. eiſen geſchoſſen / Canon / Baſiliſc vnnd Nachtbuͤchſen / ohngefehr 75 lb. Singerin vnd Nachtigal 50. lb. Quartana / Carthaun oder Viertel buͤchß 25 lb. Das Feldtgeſchuͤtz wahren die Veſt-vnd Nohtſchlangen / ſo man auch Drachen nennet / von ohngefehr 16 biß auff 18 lb. eiſen an der kugel: Schlange beyleuf - tig von 8. lb: Falckona oder halbe ſchlange 4 biß vff 5 lb. Falckonet 2 oder mehr lb.
Wan man aber ein Stuͤck lahden ſoll / ſo muhß manMzuvor88Erſte buchzuvor wohl bedencken / ob man auff volck oder eine maur und wall / in die ferre oder naͤhe zu ſchieſſen geſinnet.
Die hoͤchſte lahdung zun Maurbrechern iſt zwey drittelkugel ſchwer in Stuͤcken ſo Kammern haben. Welche rohr nuhn keine pulver kam - mern haben / vnd man damit in die ferre ſchieſſen ſoll / werden etwa ku - gelſchwehr oder fuͤnff vierthel ſchwer gelahden / wan man aber in die naͤ - he zum ziel oder vnder Kriegßvolck ſchieſſen will / wirdt in gemein halb kugel ſchwehr oder ein drittel ingeladen.
Nuhn nimbt man zum laden gemaͤnget pulver vnd fuͤllets in das Rohr / nach dem mans mit dem wiſcher zuvor wohl gereiniget / das zuͤnt - loch geſaͤubert / auch widerumb zugedeckt / mit der lahdtſchauffel / thut darnach uff daſſelbe mit demſetzkolbẽ ein gemaͤchlichen oder ſittigen ſtoeß oder drey / und dreibet dan den Klotz oder fuͤrſchlag von duͤrrem Nuß - baum / Linden / Albern oder Pircken mit dem ſetzkolben rechter mahſſen uff das pulver vnd muhß derſelbe ſampt dem pulver eben recht die Kam - mer oder Pulverſack außfuͤllen / alſo daß die kugel gehehban den abſatz deß Pulverſacks zu ligen komme / darmit nicht / wo raum bleiben ſolte / das Stuck etwa zerſpringe: darnach lahß die kugel allgemaͤchlich hinein lauffen / und mache den ein krantz von Heu oder / welches beſſer / von uff - geflochtenen ſeilen / der etwas naß ſey / mit dem vertamme ringß vmbhe - ro mit einem ſtech-oder tameiſen die kugel allenthalben gleich feſt / dan wo ſie nicht aller oͤrther gleich vertaͤmmet / ſo gehets entweder uͤber oder vnder ſich oder zur ſeiten / nach dem der orth unvertaͤmmet bliben / vñ kan durch ſolch kugel tammen offt ein feilſchuß verbeſſert werden. Wan auch etwa die kugel vmb ein etwas zu klein / muhß der krantz deſto ſtaͤrcker ge - macht werden.
Jn lahdung aber der Buͤchſen / ſo eiſen ſchieſſen vnd keine Pul - verkammern haben / ſoll nach inlahdung vnnd ſetzung des pulvers ein wuͤſch von Heu oder Grummet / auch etwa von Sadler filtzen / wirdt ein Vorſchlag genennet / mit dem ſetzkolben vnd gleich darauff die ku - gel / welche eben gerecht vnd an der runde gleich ſein ſoll / allgemaͤchlich mit dem Tamholtz hinein geleitet werden / darmit nicht / wan etwa ſandtkoͤrnlein an der kugel hiengen / in dem ſchnellen hinein lauffen / das gezoͤttelte pulver entzuͤndet werde.
Darmit aber ein jeder Buͤchſenmeiſter nicht allzeit viel meſſens uͤ -ber89des Erſten theilß. ber der kugel bedoͤrfe / ſo hat er ſeinen gewiſſen Ring / den er eine Lehr nen - net / der die rechte weite ſeiner Buͤchſen hat / vnd durch welchen er die rechte groͤſſe der Kugel / vnd zu gleich auch deren gewicht finden kan. Demnach ich aber dieſes orths an die kugeln gelanget / ſo kan ich unver - meldet nicht lahſſen / das weder ſteinene oder eiſine allzeit gleicher ſchwere ſein / die kleinkoͤrnige vnder den ſteininen hierin / wie auch an der ſtaͤrcke / die / ſo grob gekoͤrnet / uͤbertreffen: vnd dan die eiſine / ſo loͤcherig im gieſ - ſen werden / keine gute / ſondern leichtere ſpeiſe haben.
Folget nuhn wie man zum werffen die Boͤller vnd Moͤrſer lahden ſoll / nemblich nach dem das ziel weit abgelegẽ in maſſen auch beim ſchieſ - ſen gehoͤret. Nuhn lahden etliche hinder eine ſteinine kugel / nemblich jedes pfundt ein zehentheil pulvers / etlich hinder 12 lb. bißweilen auch 16 lb. ſtein / 1 lb. pulver. So gebrauchen ſich andre folgender maaß vnd lahden hinder 3 Centner Stein / 21 lb. pulver / hinder zween Centner / 14. lb. pulver / hinder 150 lb. Stein 12 lb. pulver / hinder 1 Centner Stein 9 lb. hinder 75 lb. Stein 6 lb. pulver / hinder 50 lb. Stein / fuͤnffthalb lb. 25 lb. Stein / britthalb lb. pulver / 15 lb. Stein an - derthalb lb. pulver / hinder 10 lb. Stein drey viertel / vnd hinder 5. lb. Stein ein viertel pulvers. Wann man nuhn das pulver in Pul - verſack gethan / ſo ſoll man nicht huͤltzine fuͤrſchlaͤge / ſondern heu oder waaſen darauff vnd als dan ſtracks die kugel ſetzen / auch dieſelbe viel fe - ſter / als in Buͤchſen rohren vertammen / auch wohl mit thon verkleiben / damit das feuer nicht im anzuͤnden des ballen neben hinein fallen koͤn - nen. Jm feuerkugel oder feuerballen werffen wirdt in lahdung faſt eine maaß gehaltẽ / etwa auch hinder ein Feuerkugel einſechtzehen theil kugel - ſchwer / doch zum meinſten hinder einen ballen von 3 Centner 18 lb. pul - ver / hinder 2 Centner zu weilen 12 lb. hinder anderhalben 9 lb. hinder einen Centner 7 lb. dan hinder 75 lb. 6. lb. hinder 50 lb. vierthalb lb. hinder 25 lb. dritthalb lb. hinder 18 lb. 2 lb. hinder 12 lb. ander - halb lb. hinder 5 lb. 1 lb. gelahden werden.
Darmit man aber hierauff mit dem ſchieſſen und werffen das vorgeſetzte ziel / Wall / Thurn / Kriegßvolck oder des etwas erreichen moͤge / ſo muhß man ferner auch dero Buͤchſenmeiſter art und mittel die Stuck und Boͤller zu richten nach gelegenheit beſehen. Geſchicht aber uffM ijzweyer -90Erſte buchzweyerley manier / durch Jnſtrumenta und dan durch das Augenmahß. Jnſtrumenta ſindt viel und mancherley / hab aber nuhrt etliche vorreiſſen woͤllen. Es werden aber (ſagt Frantz Joachim Brechtel in ſeiner Buͤchſenmeiſterey) die ſchritt nach gemeiner weiſe etlicher Buͤchſenmeiſter unge - faͤhrlich uff die Jnſtrumenta bracht / ſolcher geſtahldt
Es iſt natuͤrlich abzunehmen / daß je groͤſſer vnd ſchwerer ein kugel auß einer Buͤchſen geſchoſſen wirdt / je mehrern wider ſtand vnd auffent - halt ſie von dem lufft hatt / je mehr ſie auch vnderſich ſtreben wirdt / her - gegen widerumb je kleiner vnd leichter die kugel iſt / je ſchneller ſie durch den lufft faͤhret / je weniger ſie auch vnterſich ſtrebet. Darauß abzuneh - men / das in richtung eines groſſen geſchoſſes / die Paß der hundert ſchrit / auff dem Maaßſtab des inſtruments / weiter von einander geſetzt werden muͤſſen / alß eines kleinern.
Vnd ſoll ſich der jenige leſer / ſo der waaren Geometria einen gruͤnd - lichen verſtand hat / nicht verwundern / daß wir diß orths zimblich weit von derſelben abweichen. Dann wir allhie die gemeine weiß der Buͤch - ſenmeiſter / den jenigen / ſo dieſelbig vnd mehrers nit zuwiſſen begern / an - zeigen woͤllen / die andern aber / ſo an ſolcher meinung nicht erſaͤttiget / woͤllen wir in die Gcometriſche Buͤchſenmeiſterey / ſo D. Rivius auß Jtalianiſcher in Teutſche ſpraach tranßferirt hat / remittirt vnd ange - wiſen haben.
So theile nuhn erſtlich drey zohl eines Werckſchuchs in 10. glei - che theil / ſolcher theil eines / gibet allweg hinden in der auff ſetzung der groſſen Steinbuͤchſen vnd Scharpffmetzen / vngefaͤhrlich 100. ſchritt.
Zu der Buͤchß Canon genannt Baſiliſc oder Nohtbuͤchß / theil 3 zol in 12 gleiche theil / ſo gibet in der auffſetzung jeglichs theil 100 ſchritt.
Die erhebung der Singerin iſt alſo / theil 3 zol in 13 theil / der theil eines gibet jedes mahlß 100 ſchritt.
Auff die Noht vnd andere Schlangen / theile 3 zol in 25 theil / ſo gibt jedes theil in der auffſetzung 100 ſchritt.
Etliche Buͤchſenmeiſter aber / als die da wiſſen / das alle gewiſſe maaß des Circkels (ſo viel diß orths betrifft) durch vngleichheit des ge -witters /91des Erſten theilß. witters / vnd andere vnverſehenliche zufaͤllige ſachen veraͤndert vnd ge - faͤlſchet werden / wie nachfolgendts davon gnugſam geſaget werden ſol - le / die verzeichnen jhnen auff ihre in ſtrumenta oder auffſaͤtz / auff welchen etwan 3 oder 4 zol geſtochen / deren jedes in 16 grad getheilt iſt / nuhr allein / die erhebung eines jeden ſtuͤck Geſchuͤtzes / auff 1000 ſchritt / Alß dann wiſſen ſie durch ſolche einige richtung / alle andere ſchuͤß leichtlich zuempfahen.
Vnd findt ſich das / da einer gantzen vnd halben Scharpffmetz / hinden beim zuͤndtloch ein auffſatz 2 zol vnd anderhalb viertel zol hohch auffgeſetzet / vnd eins ins ander gerichtet wirdt / daß die Kugel 1000 ſchritt erreichet.
Auff ein Trometern gehoͤrt ein auffſatz 2 vnd 3 viertheil zol / vnd 2 grad hoch / ſo erreichet die Kugel auch 1000 ſchritt.
Ein gantze doppelte Carthaun / deßgleichen die halb doppelte / vnd die doppelte Quartir Carthauna / erfordern auff 1000 ſchritt einen auff - ſatz 2 vnd 1 viertel zol hoch.
Ein Falckbuͤchß aber 2 vnd 1 achtl zol vnd 1 grad.
Ein Aff 2 zol vnd 2 grad. Die Carthauna 2 zol.
Die halb Carthaun / wie auch der Puͤffel 2. zol / weniger ander - halb grad. Die Nachtigal 1 vnd 3 vierthel zol vnd anderhalb grad.
Baſiliſc 1 vnd 3 vierthel zol. Die Quartir Quartaun an - derhalb zol 3 grad.
Ein gantze Nohtſchlang anderhalb zol 1 grad.
Ein halbe Nohtſchlang anderhalb zol weniger ein halb grad.
Ein gantze Feldtſchlang anderhalb zol vnd 2 grad.
Ein halbe Feldtſchlang 1 und 1 vierthel zol.
Die Quartir Schlangen 1 zol anderhalb grad.
Falckona 1 zohl 2 grad.
Die andern uͤbrigen vnd kleinern geſchoß / alß Falckonet / Serpen - tin / ꝛc. werden gerichtet vnd geſchoſſen ſchlechts nach dem augenmaͤß.
Damit aber nit jedem geſchlecht Buͤchſen ein beſonder inſtru - ment gemacht werden doͤrffe / koͤnnen mit fuͤglichem brauch auff ein ei - niges alle die vorangezeigten erhebungen geſtochen oder geriſſen werden.
Alſo wirdt nuhn / wie gemeldt / ein jedes geſchoß je von hundert ſchritten zu hundert ſchritten gerichtet / vnd ob wohl ein Stuͤck oder Buͤchß / wann es vmb ein gradum hoͤher gerichtet wirdt / allmahl hun -M iijdert92Erſte buchdert ſchritt weitter treget / wirdt es doch / wo es uͤber die maaß angetriben wirdt / nit fuͤr vnd fuͤr geſchehen / ſondern das wiederſpiel erfolgen. Dan ſo eine Buͤchß erſtlich vogelſchlechts / vnd nachmahls immer hoͤher (P) biß letzlich gantz auffrecht / das iſt / perpendiculariter gerichtet wirdt / werden die ſchuͤſſe (verſtehe mit gleicher lahdung) anfangs je lenger je ferner / biß ins mittel / demnach aber / je lenger je kuͤrtzer reichen / derwe - gen das ferneſte ziel / ſo eine Buͤchß erreichen mag / dieſes iſt / wenn ſie gerad ins mittel / zwiſchen der vogelſchlechten / vnd dann der gantz auff - rechten ſtellung / gerichtet wirdt.
Die vogelſchlechte richtung aber iſt dieſe / nemblich / wenn das Rohrfornen vnd hindten mit einander verglichen / vnd demnach mit ſolcher vergleichung / eins ins ander gerichtet wirdt / dann augenſchein - lich / das alle Rohr hindeu dicker von zeug gegoſſen ſein / als fornen / wie viel nuhn die vnderſcheid / vmb ſo viel hate die Buͤchſe ſelbſt in die weit - ten zu ſchieſſen.
Ein jedes Rohr aber mag vngefaͤhrlich alſo verglichen werden / meſſe mit einem Maaßſtab die hoͤhe des Rohes fornen beim mundtloch / deßgleichen auch hindten des Rohrs bodens hoͤhe die differentz oder vn - derſchied beider maaß theil in zwey gleiche theil / ſolcher theil eines gibe vnd addir den dem foͤrdern oder kleinern maaß / ſo iſt die Buͤchſen vergli - chen.
Die andern Rohr / ſo keine Pukverſaͤck haben / bringt man ge - meiniglich auff ſolche weiß in eine vergleichung: Stoſſe die Raumnadel zum zuͤndtloch hinein / vnd verzeichne außwendig oben darauff die hoͤhe deſſelben / alß denn miſſe auch fornen die hoͤhe / von der inwendigen vn - dern ſcherpfe der hoͤlen des Rohrs an / biß oben zu dem ende deſſelben / die letzte maaß zeuch von der erſten / was uͤbrig bleibet / vmb ſo viel iſt das Rohr hindten dicker von zeug / weder fornen. So man dann nach dem ſchlechten augenmaaß ſcheuſſet / kan vnd mag zur erſten richtung / for - nen ein kuͤgelein / ſo hohe / als die gefundene differentz iſt / auff das Rohr geſetzet / vnd die Buͤchſe darmit verglichen werden / ſolches wirdt dann vogelſchlecht geheiſſen.
Sonſten aber moͤgen in gemein / alle groſſe Buͤchſenrohr / ſie ha - ben Pulverkammern oder nit / mit dem auffgeriſſenen inſtrument mit (C) bezeichnet / leichteſt verglichen werden / alſo: Stohſſe die kuͤrtzer ſtang kum mundtloch hinein / dermaſſen / daß ſie vnden inwendig des Rohrseben93des Erſten theils. eben anlige / ſo kan auffs allergewiſſeſt / außwendig oben auff dem Rohr / mit einem Maaßſtab / die vergleichung gefunden werden.
Etliche gebrauchen zu ſolcher handlung eine lange pleywag / ſo mehrerstheils die Zimmerleut nuͤtzen / deren eines ende ſteſſen ſie ins Rohr / alſo daß ſie vndten neth auffliget / vnd richten alſo die Buͤchß / daß die Pirnſchnur im mittel hange / alß dann ſetzen ſie gemeldte Pley - wag / mit einem orth / hindten beim zuͤndtloch auff das Rohr / wann dann die Pleywag dermaſſen fornen beim mundtloch in die hoͤhe ge - hoben wirdt / alſo / daß das Perpendicul ins mittel henget / ſo iſt mit einem Maaßſtab leichtlich zuerkuͤndigen / vmb wieviel das Rohr vor - nen nidriger iſt dann hinden.
Jnn gemein aber / wirdt darfuͤr geachtet / daß alle geſchlecht groſ - ſes geſchuͤtzes (die Schlangen außgenommen) fuͤr ſich ſelbſten / wenn eins ins ander / ohne einigen auffſatz gerichtet wirdt / mit mittelmaͤſſi - ger lahdung 300 ſchritt erreichen moͤgen / derhalben / wo du gedachter inſtrument eines gebraucheſt / ſo zehle allemahl den erſten vnnd vnder ſten punct an dem auffſatz fuͤr 400 ſchritt / den andern fuͤr 500 / den dritten fuͤr 600 ſchritt / vnd ſo forthan.
Dieweil aber vnſtaͤts vnd vngleiches wetter / Jtem widerwertige gegend / auch vngleiche ſchuͤſſe veruhrſachen / ſo mercke zu oberzehlt em auch dieſes / das obermeldte erhebung der geſchoß / auff ebenem land wohl etwas gerecht / da du aber gehn berg auff zuſchieſſen haſt / ſolt du alle mahl 500 ſchritten an der auffſaͤtzung 100 ſchritt zugeben.
Alſo herwiderumb / wenn du gehn thal abſcheuſſeſt / muhſtu jedes - mahl / erſter abtheilung nach / 500 ſchritten 100 ſchritt abnemmen.
Jtem / uͤber ein thal zu ſchieſſen / muſt du eben gleich wie gen Berg auff / 500 ſchritten allemahl 100 ſchritt zugeben. Die uhrſach iſt dieſe / ſo die Kugel auß dem Rohr fehret / vnd das thal erreichet / breitet ſich der gewalt des dunſt es vom verbrennten Pulver alß balden auß / wirdt alſo ſchwach / vnd verleuhrt die Kugel den ſtarcken nachtruck / vnd ge - het der ſchuß kuͤrtzer.
Alſo auch wo du uͤber ein waſſer ſchieſſen ſolt / welches dann den Salpeter an vnd zu ſich zeucht / gib 500 ſchritten allemahl 100 ſchritt zu / dann ſonſten wuͤrdeſt du viel zu kurtz ſchieſſen.
Jtem /94Erſte buchJtem / zu abend / ſo es dunckel vnd die Sonne vndergangen iſt / wirdt ebenwohl nieder geſchoſſen / darumb du gleich / wie oben / die Buͤchß / nach dem auffſatz bey nacht allweg vmb 100 ſchritt hoͤher rich - ten ſolſt / als bey hellem tag.
So es regnet / oder ſonſten neblicht iſt / gib gleicherweiß / alß wenn du uͤber waſſer ſchieſſeſt / allemahl 500 ſchritten 100 ſchritt zu / dann der regen leget vnd dempffet den Salpeter.
Vnd ſo fern auß ermeldtem Brechtel. Belangendt vber das inſtumentum mit (R) bezeichnet / ſo kan daſſelbe beydes zum meſſen der ferre des ziels beydes auch zum ſchieſſen ud werffen nuͤtzlich gebraucht werden.
I Nimb den an das inſtrument angeſchranbten Circkel / vnd erkier dihr zween ſteinde darvon du etwa zu ſchieſſen geſinnet vnd richte dan ein fueß gegen dem andern ſtande / den andern aber gegen dem ziel vnd thu dan inwendig des gantzẽ Circkels zween riß auff eim juſtgehobleten breth / alß dann gehe auch vff den zweiten ſtand vnd richte den einen fueß auff den erſten ſtandt den ander aber auffs ziel / vnd legs dan vff den vorigen riß mit (a b) bezeichnet / alles wie im vohrriß (S) verzeichnet zuſe - hen: So haſtu / nach demdie differentz zwiſchen den zweyen ſtaͤnden mit ſchritten oder ruhten eygentlich gemeſſen vnd im vffriß dieſelbe in - getheilet / auch die ferre deß zielsvon beyden ſtaͤnden.
Wiltu aber auch wiſſen / wie viel hoͤher oder nidriger das ziel / dahin du zu ſchieſſen entſchloſſen / ſo ſchraub den Circkel an ſein gebuͤhrendes orth / laß den perpendicul recht inſtehen / ſo geben jede 400 elen 50 in die hoͤh (T) vnd hingegen / wann man das inſtrument vmbwendet / vnd perpendiculariter angerichtet wirdt / auch die tieffe.
II Wann man nuhn auch diß inſtrument zum ſchieſſen gebrauchen ſoll / ſo thut man den Circkul darvon / ſetzt das an gebuͤhrenden orth hin - den auff das Geſchuͤtz / hengt dan der perpendicul recht in / ſo ſtehet das Stuͤck gleich. Darnach ſiehet man durch das viſier loͤchlein mit (C) angedeutet nach dem gemerck vnd kuͤglein / welches man forn auffs rohr geſetzet / vnd richtet alß dann das Geſchuͤtz nach dem ziel / darnach man zu ſchieſſen vorgenommen. Doch nehme ein jeder wohl in acht / daß er / wie gehoͤret / nach ferre des ziels das loͤchlein (C) hoch auff - oder abziehe.
Zum95deß Erſten theilß.Zum Moͤrſer aber gebrauch diß inſtrument alſo. Lahß dihr ma - chen ein kreutz von holtz / welches an allen orthen abſaͤtz habe / darmit es / wans oben auffs Moͤrſers mundtloch gelegt werde / nicht hienein falle / noch herab hotſche. Daſſelbe lege recht auff die abtheilung des mundt - lochs / vnd rucke daſſelbe ſchnurſtracks nach dem ziel: alß dan ſetz das in - ſtrument auch ſtrack auff und lahß den perpendicul recht vff den gra - dum, nach dem du weit werffen wilt / inhaͤngen (U) ein jeder gradus aber helt 100 ſchritt.
Vom augenmaaß ſagt ſerner Brechtel: Zu allem bißhergeſagten iſt ein guet beyleuftig augenmaaß gleichsfals nuͤtzlich vnd vortelhafftig. Dann zu deme / daß in groͤſter eyl ein fuͤrgenommen ziel damit erreicht werden mag / hilfft es auch ſehr wol / einen / der obgelertem weg nach ſchieſſet / in kurtz / ohne lange ſaumnuß / einen giwiſſen ſchuß zuempfa - hen / vnd ob wohl ſolches durch uͤbung erlernet wirdt / thut doch ein vn - terricht auch etwas zur ſachen / derwegen merckevolgende lehr.
So mit einem gnten vnnd langen Hauptſtuͤck 600 ſchritt weit eine veſtung beſchoſſen werden ſoll / ſo halte mit der vogelſchlecht etwas niederer / dann zum fußtritt. Jſt aber das Rohr kurtz / ſo halt gerad zum fueßtrit / were dann das ziel weiter / ſo halte zur zinnen / oder oben an das dach der mauren. Es moͤchte ſo nahend / die Buͤchs auch alſo for - miert ſein / man muͤſte mit der vogelſchlecht anfangs in die mitte der Mauren halten / ja es ſein etliche Buͤchſen der maſſen geſtalltet / daß man mit ihnen ſieben oder acht hundert ſchritt weit / in die mitte der mauer halten muhß / es ſey eben oder bergicht.
Jm anzuͤnden der feurballen aber ſoll ſich ein jeder wohl und genau vorſehen / uñ erſtlich den ball in ſeinem weit oder zuͤndtloch und umb ein kleine weile knient den Moͤr - ſer hinden am zuͤndtloch auch anzuͤnden / aber nicht zu lan - ge darmit haren / darmit nicht die ſchlaͤge im Moͤrſer anfa - hen lohß zu brennen. Vnd wirdt dich / wann du ein ſchoß oder zween gethon / die gelegenheit die fehlſchuͤſſe fein zu ver - beſſern lehren.
JSt Meß - und Abriß kunſt / darzu die Arithme - tic mit ihrer additione, ſubtractione, multiplica - tione, diuiſione, mit ihren Fractionibus, denen regulis Detri, wiſſenſchafft de triangulo & Cubo unnd was deſ - ſen mehr / hoechnoͤtig. Vnd lehret dieſe kunſt / wie manNmit98Erſte buchmit allerhandt inſtrumentis, alß dem Triangulo, Qua - dranten, Meßzirckulen / Aſtrolabio. Jacobsſtab oder Radio und dergleichen mehr andern / deren brauch wihr all - hier anzuzeigen underlaſſen / weiln von ſolchem etliche buͤch - lein in offenem truck außgangen verhanden und der kunſt - begiriger ſelbige zu ſeinem genuͤge uͤberleſen und ſich des je - nigen / ſo ihm nohtwendig und er zu wiſſen begehret / erho - len kan / recht und wohl umbgehen / ein ſtadt zum beſchieſ - ſen abmeſſen / Baterey machen / außtheilung deroſchan - tzen / graben / Bollwaͤrck / und ſonſt allerhandt Bauſachen / wie die etwa hiernaͤchſt weitleuftiger erzehlet werden / ver - ordnen ſoll: Jtem von proportion deß Geſchuͤtzes und wie die feuerkuglen in bogen zu werffen / von abtheilung de - ro ſchifftung an die Stuͤcklahden und ſonſt andere Werck - meiſterſchafft.
Mechanica darunder allerhandt vortelhaffte Bau - und werckarbett von brucken / ſchantzen und ſchantzkoͤrben / blendungen und ſcutiren: Jtem von allerhandt hebzeugen uñ ſonſt bauzeug in maſſen ſolches im andern buech dieſes erſten theils ferrner gehoͤret wirdt.
Aurigaria iſt vom auß und anſpannen und was zum wagenzeug gehoͤrig: Oneraria, daran nicht wenig gele - gen / vom auff und abladen dero wagen / ſaumroß und ande - rer inſtrumenten, und wie ſolches mit vorthel / mit gleich - heit geſchehen / und wie viel man ufladen koͤnne. Vnd diß ſindt alſo die Exercitia ſeparata.
SJndt zweyerley / erſtlich / wann man ein jeder gattung ſoldaten / alß das fueßvolck allein und die reuter auch allein in gliedern und reihen| underrichtet. Vnd dan vors ander wann man reuter und knechte zu gleich in uͤbung an - fuͤhret.
SJndt erſtlich der Schuͤtzen / wie man ſie etwa vor der ſcheiben uͤbet in reyhen und gliedern. Reyhen aber ſindt / wann der Rottmeiſter vor an tritt / und alſo die gantze rott folget / biß der Rottknecht hinden an gehe /
Glieder ſindt / wan der Rottmeiſter mit ſeiner rott neben den andern zeucht biß die zahl im gliedt voll werde / als 2 / 3 / 4 / 5 / 8 / etc.
vnd werden alß dann gewieſen / wie einer hardt hinder dem andern fer -
tig machen vnnd / wie im abriß gezeigt / abſchieſſen / etwa auch ſolches gliederweiſe verrichten ſoll.
N ijallhier100Erſte buchallhierſchieſſen ſie ab
allhier ſchwencken ſie ſich
II Darnach ſindt die picquenirer / deren Exercitia auch beyn figuren beſchrieben und ſindt
Wie ſie nemblich ihre ſpies in ſchlachtordnung tragen / wan ſie treffen wollen / fellen / vor ſich durch die engegaſſen halten vnd im gehen treffen ſollen: oder wie man ſie in geſchloſſenen reigen vñ gliedern ſchleif - fet / wan man ettwa ambuſcaden weiſe ziehen will / oder der wind zu ſtarck iſt.
DEn reutern wirdt ferrner gewieſen / wie ſie / wann man ſtarck ſcharmutziren ſoll / und der platz nichſto - weniger enge / ſich nach nohtturfft ſchwencken und einan - der jagen koͤnnen.
Nemblich es rennen ihrer etzliche / wie im abriß vor augen / nach einander / vnnd fangen doch nicht zugeſchwinde an / bey lit. A ſchieſſen mit den rohren nicht ehe / biß ſie bey lit. B kommen / enttſetzet alſo einer den andern alßbalt / vnd wenden kurtz bey lit. C wider zuruͤck vnd alſo immer hinder einander.
Solches nuhn dienet darzu in mittelß die ſchlachtordnung zu machen / den feind ufzuhalten / ſonderlich da man ſich nicht durchſchlagẽ kan. Jtem uf ſeine geſellen deſto beſſer acht zuhaben vnd nich eher zu ſchieſſen / es ſey dann wohl angelegt.
Darnach weiſet man ihnen wie ſie ebenmaͤſſiger ge - ſtalt 3 und 3 / oder 5 und 5 in einer Zugordnung treffen ſollen / doch daß ſie nuhrt allein mit dem langen rohr ſchieſ - ſen / auch nicht zugeſchwindt rennen und im haſeliren glie - derweiſe / doch ein glied nach dem andern / uf der feindt loeß ſchieſſen.
Bey lit. A fangen ſie an zu renn en vnd ſchieſſen bey B vnd ſchwen - cken ſich widerumb zu ruͤck bey C, im rennen muͤſſen die glieder ohn ge - fehr 10 ſchrit hinder einander bleiben
hier ſchieſſen ſie /
hier ſchwan - cken ſie ſich.
Vnd dienet darzu / das man den feind darmit abmatten vnnd ehe ſeine ſchlachtordnung zum treffen koͤmmet / ſehr ſchwechen / auch zu dem des feindeß intent deſto beſſer erfahren kan.
Ferrner muͤſſen ſie angewieſen werden / wie ſie in ob - gemeldter Zugordnung eylendts und im rennen / wans vonnoͤhten ein ſchlachtordnung / und auß derſelben wid - rumb ein zugordnung machen koͤnnen:
Nemblich / zum exempel / wan hundert pferdt je 5 in einem gildt / zeucht in fuͤrderſten gliedt ein befehlichs man (B) vnd im zehenden auch einer / im 11 einer vnd im letzten auch einer / wan nuhn die ſchlachtord - nung ſoll gemacht werden / ſo zeucht der hinderſte befehlichsman mitt ſeinen 10 gliedern neben die foͤrderſten / wie hier zu ſehen.
N iijWas102Erſte buchWas mehr hiervon ſolte gewieſen werden / findet manim andern theil bey der zug - und ſchlachtordnung / auch dem treffen ſelbſtet / deſſen dann auch die ſoldaten billich under dem exerciren ſollen berichtet und offt in zug - und ſchlacht - ordnung geſtellet werden.
Wollen derowegen nuhrt folgende ſtuͤck beſchen und das uͤbrige an ermeldtem orth verwieſen haben. Es ſindt aber ſelbige ſtuͤck und Exercitia theilß reuter und knechten gemein / theilß aber nicht.
Wann nuhn die ſoldaten ihr gewehr zimlich zu brau - chen wiſſen / ſo muͤhſſen ſie forters mit weiterer uͤbung in worten und ſtuͤcken / wie folget / angewieſen werden / was naͤmblich ſey /
II Was da ſeye hehr ſtellet euch.
III Was da ſeye die Reyhen und glieder oͤffnen / und ſchlieſſen. Alß wann man ſagt
Lincks oͤffnet die Reyhen /
Lincks ſchlieſſet die Keyhen /
Rechts oͤffnet die Reyhen /
Rechts ſchlieſſet die Reyhen /
Trit man im oͤfnen weiter von einander uf die rechte oder lincke ſeiten / im ſchlieſſen aber ſeit werts neher zuſammen / doch das alzeit das euſſerſte gliedt uf die ſeiten / da man ſchleuſſet oder oͤfnet / ſtillſtehet. Wan man nuhn die gliedt ſchleuſſet / als
fuͤr ſich
hinder ſich /
ſo bleibet jederzeit im fuͤr ſich ſchlieſſen das foͤrderſte / vnnd im hinder ſich ſchlieſſen das hinderſt ſtehen: wie in gleichem auch im oͤfnen der glider
fuͤr ſich
das hinderſte
hinder ſich
das forderſte.
Man104Erſte buchMan ſchleuſſet vnd oͤfnet aber entweder die glider / oder etwaͤreyen allein / oder aber glieder vnd reyen zugleich. Vnd ſoll im ſchieſſen wohl in acht gezogen werden / daß man nicht neher alß die elenbogen vnd ſeit gewehr reichen zuſammen ruͤcke / vnd im oͤfnen auch nicht zu weit von einander komme.
IV Jtem was ſeye doppelen und mediiren. Die dop - pelung geſchicht nach den gliedern. Zwar uff mancherley art / deren doch etliche gar verworren und beſchwerlich zu - gehen / auch derowegen ſehr zur confuſion incliniren. Man kan aber under anderm die duppelung der Reyhen auch alſo anordnen
Man lehſſet die Reyen ſich linckes vnd rechts doppelen vnnd dan zu ruͤck vnd vor ſich die glieder ſchlieſſen / vnd fuͤhret alß dan die zuruͤck ge - ſchloſſene ſeit wertz hinder den andern theil. Werden auch mit halb lincks oder recht wider an ihren ort geruhffen. alß
Figur der ge - doppelten
Eben alſo gehet es auch mit dem doppelen dero glieder.
Figur deren / ſo gedoppelt werden ſollen
Figur der gedopp - leten.
V Muͤſ -105deß Erſten theilß.V Muͤhſſen ſie auch gewieſen werden / wie ſie die glie - der und reyen verkehren ſollen.
Solches geſchicht / wan die glieder nach eroͤfnung in der rey ein - ander nachgehen / und alſo der am lincken orth geſtanden / an den rech - ten kompt / vel contra. Alß man kehret die glied alſo
Rechts
Lincks.
Oder aber es gehen nach dem die reyen geoͤf - net und die gliedt geſchloſſen / die reyen einander nach / alſo daß der forderſt mit gekehrtem angeſicht zuſehen kompt / da der hinderſt geſtanden. Alſo
Rechts
Lincks.
VI Wie ſie mit der gantzen ordnung reyen und gliedern zugleich halb oder gantz zur rechten oder lincken / von oder zu dem feinde ſchwencken und den platz veraͤndern koͤnnen.
Alß man ſchwencket alſo gahr
Lincks
Rechts
zum Feinde
Sindt etliche exercitia / ſo beſonders den brauch des gewehrs zum treffen lehren / vnd muhß allhier gewieſen werden / was Chargieren oder Salviren ſeye.
Chargieren ſindt treffen ſo im gehen geſchehen glieder oder Reyenweiſe / alß
Gliederweiſe
ſcheuſt das erſte gliedt unnd gehet in der reye ab / ſo tritt alß dann das ander gliedt fort / und treffen ebner maſſen und ſofor - than.
Reyenweiſe
fuͤhret der euſſerſte ſeine Rotte auß / vnd ſchlieſſen die andern ſeinen orth zu vnd forthan.
etwa machen die Pickeniers auch gaſ - ſen / um̃ die Schuͤtzen durchzulaſſen. Alß
durch die Reyen
durch die Glieder.
bey (A) ſchieſſen ſie glieder weiß loeß / bey (B) gehen ſie durch / und lahden widerumb bey (C)
Salvi -307 [107]des Erſten theilß.Salviren iſt / wann man ſtillſtehend durch reyen o - der glieder triffet. Alß durch
Reyen
Glieder.
Solte ich von uͤbung dero reuterey vnd knechte zu - gleich handeln / weiln aber ſolches im andern theil genug - ſam zu erſehen / ſo will ich den leſer dahin gewieſen ha - ben. Zwar koͤndte man auch noch von vorigen Exercitiis viel andere ſtuͤck mehr erzehlen / demnach aber in benentem andern theil / deren auch etliche gezeichnet / auch ein jeder Kriegßerfahrner ſelbſtet anzuordnen weiß / ſo will ich mit dieſen wenigen den titulum von der Exercitiis beſchlieſſen.
Es dienen aber ſolche Exercitia darzu / daß der kriegß - man uff mancherley weiſe / vnd wie es die nohtturfft erfor - dert / ſich in ordnung begeben / vnd zum treffen nach gele - genheit ſich fertig machen kan: vnd mag ſolches alles nuhrt mit wenig worten zu wege gebracht werden / da man auſ - ſerhalb dieſem ſonſtet groſſe muͤhe vnd arbeit / ja auch ge - fahr außſtehen muhß vnd ſindt ſolche worte
DJe Muſtrungen warden bey den Roͤhmern auch fleiſſig gehalten / vnd alß dan auch præmia auß - getheilet / und darneben die verbrecher geſtraaffet. Hatte alß dann ein gantz Regiment geſuͤndiget / mußte das gan - tze volck den zehenden mann durchs lohß zur ſtraaffe her - auß geben.
Jn unſerer Muſterung / aber woͤllen wihr beſehen Probationem und Inſpectionem, wie man das volck mu - ſteren und dan auch fleiſſige inquiſition und uffſicht uff die Befehlichhaber und das volck zugleich haben ſoll.
JSt Receptio vnd Rejectio, daß man naͤmblich die tuͤchtigen uffnehmen unnd die untaugliche außmu -ſtern109des Erſten theilß. ſtern ſoll. Vnd ſolches geſchicht zum mehrern theil in den er - ſten muſterungen. Bey den Roͤhmern verrichtetens etli - che auß den Tribunis darzu erwoͤhlet / bey uns aber die darzu beſtimpte Commiſſarii und Muſterherren / denen auch etliche anſehenliche leuthe von den Kriegßaͤmptern uñ von des Kriegß oder Feldtherren Hoefleuthen / Raͤthen o - der Dienern / ſeyen Grafen / Herren und vom Adel oder andere / zugeordnet / welche neben ihnen uffſehens haben und der Muſterung beywohnen / auch alſo derſelben beym Kriegßvolck deſto ein groͤſſeres anſehen machen. Will man jedem Regiment ſeinen beſondern Commiſſarium, welcher ſtaͤts bey ihm ſey / und uff alle ding fleiſſige uffſicht habe verordnen / ſo muhß man hierin ſich vmb treue leuth / ſo nicht etwa mit dem Kriegßvolck underm huͤtlein zu ſpie - len geneigt / umbſehen und bewerben.
Dargegen muhß eim jeden ſeine ordentliche beſtal - lung uffgerichtet / ſein eydspflicht und gegenreves von ihm genommen und ein follige inſtruction geben werden / wie er ſich mit der beſoldung und underhaltung deß Kriegß - volcks / jtem mit den Muſterungen / Abzahlungen / Anrit - geldt / Laufgeldt / Abzug / Stadtgelt / Zahlzedlen / ꝛc. verhal - ten ſolle / item es muß jedem ingebunden werden / daß er bey ſeinem Eidt ihm ſelbß oder ſeinen Dienern keine beſol - dunge mache / kein gaab oder geſchenck nehme / auß ſeiner inſtruction ohne befehlich nicht ſchreite und was deſſen mehr hiernechſt erzehlet wirdt. Vnd darumb iſt es gut / daß mit den Obriſten / Rittmeiſtern / Haubtleuthen in ihrer er - ſten beſtallung / alles ihren vnderhalt und Muſterung be -O iijlangendt /110Erſte buchlangendt / zuvor wohl verglichen und richtig gemacht ſey umb allerhandt zwiſpalt in muſterungen hiernaͤchſt zu ver - huͤten: Daß die Obriſten und Befehlichleut in ihren Re - verſen darzu verpflichtet ſeyen / ihren Herren weiter nicht zu dringen / und daß ſie den muſterungen ſelbß beywohnen / auch ob den Commiſſarien dißfahlß halten / darmit dem Feldtherren treulich gedienet und reutern und knechten ihre beſoldūg ufrichtig gereicht werde. Derowegẽ auch guet / daß ſie gleich nach der erſten | Muſterung den Receptis an reu - ter vnd knechten ihre beſtallung anzeigen und auff dieſelbe und den Articulsbrief mehren und ſchwehren lahſſen: und dan daran ſein / daß die muſterungen uff einen tag und zeit beſchehen und an ſolchem orth uñ plaͤtzen / da man nicht zu - ſammen lauffen und einander pferdt oder knecht leihen / o - der zwiehr durchreiten und gehen koͤnne / und ſonſtet die ver - brecher in gebuͤhrliche ſtraaff andern zum exempel genom - men werden. Man pflegt auch wohl die Muſterherren zu - verwechßlen und zu andern Regimenten und muſterun - gen zu verordnen.
WAn nuhn der Feldtherr die erſte Muſterung ver - richten laͤhſſet / ſo pflegt er zur zeit derſelben verbie - ten zu lahſſen / daß niemandt under ſeinen / des Feldtherren / underthanen / Knecht / Pferdt / Wagen / Wehr / Har - niſch / etc. verleihe / in folgenden Muſterungen aber haben die Muſterherren beydes auff Befehlichleuth und die Soldaten ihr uffſicht vnd inquiſition. Vff die Befeh -lichha111des Erſten theils. lichhaber / ob die Capitainen und Ritmeiſter gebuͤhrende folle zahl und arten an Soldaten haben und mit denſelben der zahlung halber richtig umbgehen / und mit nichten zu - geben / daß ſie etwa ihre diener vnd ſchlechte jungen in die ruͤſtungen ſtecken und alſo groſſe beſoldungen darauff her - auß bringen. Vff den gemeinen ſoldaten muͤhſſen ſie acht haben / ob ein jeder mit voͤlliger ruͤſtung / ſeye vom Adel o - der nicht / verſehen / ob er auch ein gute ſeiten wehr habe / auch ſich ſeiner ruͤſtung recht zugebrauchen wiſſe / vnd ſollen in - ſonders darob halten / daß jederman zu roß vnd fueß mit mantelichen roͤcken / oder maͤnteln verſehen ſich und ſeine ge - wehr / fuͤrnemblich die ſchuͤtzen ihre Mußqueten / Rohr und flaͤſchen darmit zu decken. Die abgeſtorbene knechte werden etwa den Hauptleuthen gahr nicht guet gemacht / ſondern kommen ihre lucken dem Kriegßherren zum beſten. Bey den reutern aber wirdt außdruͤcklich in den beſtallun - geu begriffen und verglichen / wie lang man die abgehende leuth / waͤgen und reitpferde in einem oder dem andern fall will guht machen.
Demnach auch in ſolchen gewoͤhnlichen muſterun - gen die zahlung zu erfolgen pflegt / ſoll billich und nohtwen - dig der Kriegßherr hierneben ſelbß die Muſterung / alß die lauter goldt und geldt erfordert / und ihme den ſeckel laͤh - ret / in groſſer uffachtung haben und wohl zuſehen / daß dem Volck ohne betrug und abgang die beſoldung gereichet werde. Dann wan man hierin mit ihnen untreulich umb - gehet / ſo werden ſie gegen denen Hauptleuthen und dem Herren ſelbſt meutiſch / beſchwehren ſich des boͤſen Regi -ments112Erſte buchments / achten ihrer deſto weniger / und ſindt ihnen mit gu - tem hertzen nicht zugethan und gehorſam.
Vnd das ſey auch der ander punct ſcholæ militaris
DEr dritte iſt die diſciplin und Kriegßzucht / ohne wel - chere in re militari alles wird vergebens ſein / ja welche einen faulen und muͤſſigen man in ein ſtarcken und arbeit - ſamen / einen unbeſcheidenen und unmaͤſſigen / in einen beſcheidenen und ſittigen / einem muhtwilligen und ufruͤh - rigen in ein dapferen unnd ſtrengen / ein geuͤdigen ver - ſchwelger / in einen ſaͤttigen und meſſigen / einem unzuͤch - tigen in einem keuſchen verwandelt / ſagt nicht allein Ale - xander Severus, ſondern hats auch erwieſen / in dẽ er wider die Parther ein ſolch volck außgefuͤhret / von dem man ge - ſagt / daß es nicht allein kriegßleut / ſondern wegen zucht / dapfer-ehrbar-aufrichtig-und holtſeligkeit vielmehr Rathsherren werden.
Eß beſtehet aber die kriegßdiſciplin in Legibus und dem Juramento, in dem kriegßrecht und der verpflichtung an daſſelbe.
LEges will ich umb mehrer nachrichtung und ord - nung willen theilen in Communes, welche nemb - lich die Kriegß leut mit andern faſt gemein haben /Peculia -113des Erſten theilß. Peculiares, welche beſonders und allein uf den kriegßman gerichtet: Beide aber ſo wohl Communes alß peculiares nach art erſtlich der alten / und dan der newen form vors ander.
WElche ſo wohl den Kriegßman / alß die / ſo ſich des kriegß nit gebrauchẽ / ſindt zwar genugſam anlangen / in Corpote Juris Juſtinianæi und Keyſerlichen Rechten / auch den Conſtitutionib. Impetii beſchrieben / darumb ich nuhrt etliche anmelden und dieſe Leges Communes alſo kuͤrtzlich vnd erſtlich die / ſo ad judicium civile, und den furß ander die / ſo ad criminale gehoͤrig / ein wenig erregen will
SJndt zwar auch bey den alten viel und mancherley ge - weſen / koͤnnen aber alſo ingetheilet werden / naͤmb - lich in die / ſo da handeln vom peculio unnd guͤtern des Kriegßmans / von deſſen facultate teſtandi unnd letzten willen / von ſucceſſionibus und anderem mehr / darinnen dan der Soldat je zuweilen auch ſein beſonder privilegium hat. So man will kan man nicht unfuͤglich dieſes orths auch die ſchoͤne geſetz dero Roͤhmer von ſpoliis und beuten / und von captivitatibus und gefangenen hinzu thun.
Peculium caſtrenſe aber iſt das jenige Guet / ſo der Kriegßman von den ſeinen etwa zu ſeiner außruͤſtung ent - pfangen oder im Krieg erworben / oder was deſſen ſonſtet bey ihm zu finden. Wie es nuhn mit denſelben und andernPſeinen114Erſte buchſeinen guͤtern gehalten werden ſoll / wie und waſſer geſtalt ein Kriegßman teſtiren und ſeiner guͤter halber anordnung thun muͤge / findet man in obgenenten conſtitutionibus.
Bey Keyſer Carlen und dem Koͤnig in Hiſpanien ſindt die Hauptleuthe biß uff die zeit der abſterbenden be - zahlet worden und haben hergegen die Hauptleuth die Er - ben vergnuͤgen muͤſſen. Es laufft aber da die Muſterung ordentlich nicht folgen will / viel trugs uñ mißbrauchs mit under und fellet dem Kriegßherren gar beſchwerlich / und iſt derowegen viel rahtſamer der Kriegßherr mache den Hauptleuthen kein verſtorbnẽ guht / ſondern laſſe die naͤch - ſten erben / als weib unnd geſchwiſtere und eltern / etc. auß den zahlampt bezahlen. Etwa haben es etliche Kriegßfuͤr - ſten wegen der abgeſtorbenen verlahſſener haab und auß - ſtendiger beſoldung allerhandt klag uñ irrung zu verhuͤten / dem Rechten uñ aller billigkeit gemehß nachfolgendes alſo angeordnet / daß ob ein Kriegßman / ſo auß ferrẽ landen uñ derowegen nicht zu beſorgen / daß jemandt ſeiner freundt - ſchafft die verlahſſenſchaft fordern werde / verſtuͤrbe / ſo ſoͤlle das hinderlahſſene guet ſeinen Rottgeſellen / doch daß ſie ihn in ſeiner kranckheit mit fleiſſiger wartung dargegen ge - pflogen / und ihn nach ſeinem tode zur erden beſtattet / geerbet und verfallen ſein. Jm fall aber daſſelbe von ſeinen Rott - geſellen nicht geſchehen / ſo hat die Obrigkeit das guet / nach erſtattung der unkoſten zum begraͤbnuß an ein Spit - tahl / Siechhauß oder Gottskaſten zuvergeben: Wo er aber vorm feinde blieben / theils den armen / theils aber den Rottgeſellen geben / doch daß die Obrigkeit ein verehrung darvon behalten.
Wan115des Erſten theilß.Wan aber der abgeſtorbene ein ſtatliches verlieſſe und weib und kinder daheim hette / ſo ſollen die jenige / ſo die verlahſſenſchafft zu ihren haͤnden genommen / von dem Schultheiſſen und andern Befehlichhabern des Regi - ments genugſame buͤrgſchafft laiſten / ſolches gut den rech - ten Erben zu uͤberantworten. Belangendt die außſtehen - de Beſoldung ſo iſt verordnet / daß der Hauptman ſolche ſeinen / des abgeſtorbenen / erben / weib und kindern / aͤltern oder geſchwiſtern ohne einige widerrede zuſtelle. Da aber deren keins im lager / ſondern etwa ein Blutsverwanter o - der landtßman vorhanden / der gebuͤhrliche buͤrgſchafft lei - ſten koͤnne / daß alß dan in des Obriſten erkaͤntnuß ſtehen ſolle ihme ſolches zu liefern / oder den Hauptman vor dem Schultheiſſen verſprechen zu lahſſen / daß er jederzeit wen ſie von den rechten erben genugſamen gewalt und ſchein bringen / ſolche erbſchaft ihrentwegen zu entpfangen / dieſel - be ohn widerredt erlegen woͤlle. Vnnd muhß ſolches der Schultheiß ins Gerichtsbuch ſchreiben / auch den jenigen / ſo ſich des verſtorbenen angenommen / ſchrifftliche uhrkunt darvon mittheilen / daß naͤmblich der Hauptman jederzeit und an allen orthen das jenig / ſo ſie vom Herren auff und von wegen des verſtorbenen knechts entpfangen / deſſelben verlahſſenen erben zu bezahlen ſchuldig ſey. Etwa hat man auch / wann ſeine nahe verwanten weder im laͤger oder ſon - ſtet verhanden / und der verſtorbene einen ſchwangeren beyſchlahff oder kinder von demſelbẽ im Lager hette den kin - dern oder ſchwangerẽ beyſchlaff die erbſchafft folgen laſſen.
Wan auch ein Soldat in todes noͤhten ſeinen letztenP ijwillen116Erſte buchwillen und Teſtament vor dem Schultheiß oder in beyſein zweyer Zeugen / machen und auffrichten oder daſſelbe mit eygner handt auffſchreiben / oder denn in andere wege dem Keyſerlichen Kriegßrechten vnd freyheiten nach eroͤfnen und erklaͤren wuͤrde / ſo ſolte derſelbe in allwege fuͤr kraͤfftig gehalten werden. Belangendt nuhn Spolia / haben es die Roͤhmer und andere alſo gehalten. I Es doͤrffte niemandt ohne der Befehlichhaber vorwiſſen und befehlich beuthen / II hat er ſeinen inſpectorem und Befehlichhaber bey ſich haben muͤſſen / III niemandts alß den Feindt berauben doͤrffen / IV die Beuth dem Quæſtori oder Commiſſario liefern muͤſſen / derſelbe hat darnach zum V die beuthe in capita diſtribuiret, doch daß er vor die jenige / ſo ſich wohl - gehalten præmia zuruck gelegt / in feldtſchlachten und ſtuͤr - men aber alles in gemein außgetheilet. Hierdurch hat man wiſſen koͤnnen wer und wie viel auff der beuthe / auch ein ge - wiſſe ufſicht haben muͤgen / darmit dem unſchuldigẽ Hauß - man kein uͤberlaſt geſchehe / der Sociorum, nach bauren und freunden verſchonet. Aber heut bluͤhet das wiederſpiel / da leuft beuthen wer da kan / beraubet freundt und feindt / trotzet und bochet den Commiſſariis umb vortheil geldt / umb geldt zu leihen / zu geben / und daſſelbe noch mit teufe - liſchen fluechen / tauſendt Sacramenten und wunden / ja zu weilen auch wohl ſtreichen. Darneben muͤſſen auch offt die arme ſoldaten ihren Hauptleuthen außlauffen / leib und le - ben hinwagen und dan mit einem armſeligen trinckpfennig vor lieb nemmen.
Mit den gefangenen hat mans alſo bein Roͤhmerngehal -117des Erſten theils. gehalten / daß ſie dero capitientium und ſo ſie gefangen be - kommen / knechte und gleichſam leibeygne worden / doch wann ſie ſich rantzioniret / hat man in acht gezogen / daß der Legatus oder Commiſſarius und nicht capiens pretium redemptionis oder rantzion æſtimiret und verordnet / und daß hierneben auch der gefangene nicht unguͤtig oder un - barmhertzig gehalten wuͤrde. Wann auch ein fuͤrnehmer man gefangen / hat man capienti auß dem publico ærario ein gute verehrung gethan. Aber jetzo ſchatzet und ſchindet / quelet vnd martert ein jeder ſeinen gefangenen nach ſeinem wohlgefallen / biß er ihm offt gar zum bettler macht / ja wan einer ein weib gefangen bekompt / ſo kan ſie ungeſchaͤndet nicht darvon kommen / und wirdt ſolches noch von etlichen vor ein ſoldaten ſtuck gehalten / uff welchem doch bey den Roͤhmern leib vnd leben geſtanden.
SJnd verordnet nach groͤſſe deß verbrechens entwe - der uͤber die delicta leviora, ſo nicht capital ſindt / alß ein gahr nichtwuͤrdiger Diebſtal / oder des etwas / dar - auff kein beſonder verbot / welche von dẽ Tribunis geſtraffet wardẽ / oder auch ſolche delicta welche mit geldtſtraffen / ge - faͤngknuß / Conſtitutione ad ptincipia mit dem gaag oder pranger / der ruhten / temporalibus exiliis daß man delin - quentem ein zeitlang des landes verweiſet / gezuͤchtiget. Graviora, welche capital ſindt und durch ordentlichen ge - richtsproceß vindiciret werden / alß todtſchlaͤg / ehebruch / diebſtahl / meineyd und dergleichen.
I Belan -118Erſte buchI Belagendt nuhn den todtſchlag und unnoͤtiges bal - gen / haben die alten mit fleiß dahin getrachtet / wie ſie under den Kriegßleuͤthen guete freundtſchafft / alß er ſtaͤrckeſte banth erhalten / und derowegen / wan ſie einander geſchla - gen / und mit dem gewehr verwundet / den thaͤter an leib und leben geſtraaffet / und einer den andern in ernſt mit einem ſtein verletzt / iſt er auß der Militia geſtoſſen und verwieſen worden / betrachtet daß einmuͤhtigkeit und gemeiner vorſatz under dem Kriegßvolck nicht das wenigſte mittel zum ſieg.
Wans aber ohn gefaͤhrdt ſich zugetragen / daß einer den andern vor einen auß auß den feinden vermeinet / oder aber aufm gewoͤhnlichen exercitien platz unverſehens ſich ein fall begeben / ſo iſt dem thaͤter deſto liederlicher verziehen worden.
II Ehebruch vnd Hurerey haben K. Alexander, K. Aurelianus vnd Opitius Macrinus durch ein greulichen todt ſtraaffen laſſen / uñ iſt auch einem weibe / ſo mit in krieg gezogen / ſolches vor die hoͤchſte leichtfertigkeit ſchnnd und unehr angezogen worden. O wie ungleich ſindt dieſen unſe - re jetzige Kriegßleut / welche mehrertheilß ſolch ſchaudlich und vor Gott und menſchen abſcheuliches laſter / nicht ein mahl vor ein ſchande achten / und wo ſie etwa in quartiren / beſatzungen oder ſonſtet ein zeitlang zur herberg ligen / mit allem fleiß dahin trachten / wo nicht die wirtin oder toͤchter zu hauß / zuͤm wenigſten die maͤgde zu fahl und ſchanden bringen / auch alß dan / wann ſie widerumb anheim kom - men / mehr von ſolchen bubenſtuͤcken und was ſie darinnkoſtli -119des Erſten theils. koͤſtliches verrichtet alß von ihren manlichen thaten in ſturm und ſchlachten verbracht / zu ruͤhmen wiſſen.
III Diebſtahl iſt bey den alten bey verluſt leibs und lebens verbotten geweſen / und dahero hat Tiberius einen ſoldaten vmb eines pauen willen / Peſcennius Niger zehen ſoldaten umb eines hahnen willen toͤden und zween Tribu - nos, darumb daß ſie mit der profeant untreulich umbgan - gen uñ die den ſoldaten entwendet / mit ſteinen zu todt werf - fen laſſen / in maſſen auch Keyſer Alexander alle Tribunos ſo in derogleichen that begrieffen am leben geſtraaffet. Sol - che ſchleunige executiones ob ſo geringen diebſtal ver - bracht / geſchahen viel mehr wegen des beſchenen verbots / alß umb des werts willen der geſtohlnen ſachen. Heut aber achtet man diebſtahl beynahe vor keinen diebſtahl / ſon - dern meinet / was einem nuhrt vorkoͤmmet / es ſtehe zu freunden oder feinden / muͤſſe preiß ſein und mitgehen. Vnd diß ſey von Legibus Communibus.
SJndt und werden in dieſen tractat begriffen in be - griffen in beſchreibung Præmiorum und Pœnarum, durch welche diſciplina militaris erhalten und befeſtiget / von deren auch der weiſe Solon, wie auch Democritus, Lyſander, Cicero, Theophraſtus unnd andere berhuͤmpte maͤnner ſo hohch ruͤhmen. Ja wohl iſt am ſelben nicht al - lein in Caſtrenſi, ſondern auch fotenſi politia ſehr viel und hohch gelegẽ. Dan wan man jenen ſeines wohlhaltens we -gen120Erſte buchgen recompenſiret und bedencket / dieſen aber ſeines verbre - chens der gebuͤhr anſihet und ſtraaffet / ſo wirdt der guete ſich weiter verdienet zumachen veruhrſacht / der boͤſe aber mehr uͤbels zu beginnen ſcheu gemacht.
PRæmia ſindt gleich denen gewinſten vnd daͤncken in Ritterſpielen / welche einem jeden nach ſeinem verhal - ten zugeeignet werden.
Præmia aber warden bein Roͤhmern geben beydes dem Duci exercitus, beydes auch den andern Kriegßleu - hen / ſo wohl befehlichhabern / alß andern gemeinen ſolda - ten.
DVx oder Feldthauptman hat bey den Roͤhmern drey - erley præmia zugewarten gehabt alß von ſeinem Kriegßvolck / von denen uͤberwundenen / von dem Raht zu Rohm:
I Vom Kriegßvolck Honores, daß ſie ihn hoch geehret und ihren Jmperatorem genenner: acclamationes, daß ſie ihn offentlich mit Lobſpruͤchen geprieſen und außgerueffen.
II Von den uͤberwun - denen unnd geaͤngſtigten Coronas donarias und gra mineas. Von denen uͤber - wundenen ſind denen Im - peratoribus gemeinigklich guͤldine / von denen aber / ſo ſie von einer belaͤgerungerrettet /121des Erſten theilß. errettet / kraͤntze auß graaß / ſo in der beſchloſſenen ſtadt ge - wachſen / gemacht / offeriret worden. Vnd hat man dero - wegen ſolchen krantz genennet Coronam obſidionalem.
III Von Raht aber / alß bey deme damals der hoͤch - ſten ſtahdt und das Oberregiment / hat der Feldtobriſter und Imperator zugewarten gehabt Supplicationes, Tri - umphos, Ovationes und publica beneficia und dignita - tes. Supplicatio wahr ein ſolches / daß dem Siegherren zu ſonderen ehren die Goͤtzentempel etliche tage lang eroͤfnet worden und in ſeinem nahmen den Goͤttern vor erhaupten Sieg danckſagung geſchehen muͤſte. Triumphus war ein herlicher und praͤchtiger inritt des ſieghafften Imperatoris in die ſtahdt Rohm. Aber modus triumphandi wahr alſo: es ſaß der ſieger auff einem vergulten wagen daran vier weiſſe Roß zogen uñ war mit ein Loͤrberkrantz / (zu letzt aber hat man guͤldene kronen gebraucht) gekroͤnet / vor ihm gieng der Roͤhmiſch Raht und dan die gefangene und uͤberwun - dene Koͤnige und Fuͤrſten / nach ihm aber erſtlich die Bur - gerſchafft / und darnach die Kriegßſchaar.
Ovatio aber war gleichſam ein geringer triumph / wel - cher denen zugelaſſen / die in einem nicht ordentlichen krieg mit etwa geringerm feinde / oder aber ein unverhofte wie - wohlblutige victorierhalten.
Publica beneficia und dignitates wahren / daß man ſie in offenen zuſammenkunfften oben an ſetzet und ſie mit ihren Lorbernkraͤntzen geziehret herein gehen moͤchten / auch ſonſtet in hoͤheſten ehren und wuͤrden gehalten / ihnen zumQgedaͤcht -122Erſte buchgedaͤchtnuß koſtbare triumphbogen / und ſeulen / Siegzei - chen und andere monumenta auffgerichtet.
MIlitum Præmia wahren zweyerley / Donaria, und Honoraria ſo wohl bey denen ſoldaten alß auch de - nen Befehlichhabern. I Sindt Donaria auch zweyerley und erſtlich arma, gewehr unnd waaffen / alß haſtæ, clypei, galeæ ſpieß / ſchildt und dergleichen zum gedaͤchtnuß: Vnd ſolche gewehr hat man denẽ geben / ſo den Feindt ver - letzt und darnider gelegt: Darnach andere kleinodien / alß phaleræ, phialæ, armillæ, torques, ſpolia, Coronæ, Baltheum, fibula und was deſſen mehr geweſen. Phaleras, alß ein reu - ter ſchmuck / hat man den dapferen reutern verehret / Phialas aber den fueßgaͤngern. Armillæ ſindt geweſen die Leuen -
koͤpff uf den ſchultern / wie man an antiquiteten ſiehet. Tor - ques ſilbern und guͤldine ketten ſo wohl umb die arm / alßden123deß Erſten theilß. den halß. Spolia ſindt geweſen des feindes abgezogene klei - der und waaffen. Coronæ aber ſindt viel und mancherley / alß Corona muralis oder pinnifera, welche dem zugeben verordnet / der zum erſten in ſturm auff der maur / dedi - toria, deme / durch welches muͤh und fleiß ſich ein orth und ſtatt ergeben / Caſtrenſis oder Vallaris deme / welcher zum erſten dero feinde Lager erſtigen / Roſtrata oder Navalis deme / ſo der erſt in der feinde ſchiff geſprungen / Stellifera deme / ſo am erſten der feinde anſchlag verkundtſchafft und entdecket / Quercea oder civica außden bletern eines Eich - baums zugerichtet / deme / ſo einen Roͤhm: buͤrger mit be - wehrter fauſt vom todt errettet und zugleich ein feindt er - ſchlagen.
Baltheum ware in liederner guͤrtel mit guldinen oder ſilbernen ſpangen / daran beſondere knoͤpflein hiengen. Fibu - læ wahren beſondere ſchoͤne rincken an den guͤrteln.
II Præmia Honoraria ſindt Laudationes, Promotio - nes, Immunitates, Stipendii auctio: Laudatio, wan belli dux einen ſoldaten wegen dapferes verrichtens vor allen com - mendiret und ruͤhmete / welches dan hoher gehalten wardt alß alle andere verehrungen: Promotio wan er ihn zu befeh - lichen und ad munera militaria, alß Centutionatus, Præfe - cturæ, Decurionatus, Optionatus und andere mehr ſachen beforderte: Immunitas wan er ihn etlicher ſachen befreyet: Stipendii auctio wan er ihm den ſoldt vermehret / oder aber / ſo er arm / mit geldt außhulff. Oder auch einem zu ehren und gedaͤchtnuß eine ſeul auffrichten ließ. Die außtheilung aber ſolcher præmiorum muſte offentlich geſchehen undQ ijmit124Erſte buchmit beſonderer ſolennitet in beyweſen der Impetatoris, der auch / die præmia denen Centurionibus, gereichet / die Cen - turiones den benemeritis oder wolverdieneten Soldaten außgetheilet. Vnd haben alß dan ſie / die honorati oder Receptores ihre danckſagung thun muͤſſen: Darauff den Imperator den gantzen actum mit einer ſchoͤnen rede uñ an - mahnung an das Kriegßvolck / ſich nemblich in gleichem auch verdient zu machen / beſchloſſen.
Ach wan heut zu tage noch dieſer brauch und diſpen - ſatio Præmiorum in acht gezogen / was gilts ob man nicht eben ſo thugentliebende ſoldaten / alß bey den Roͤhmern / finden wuͤrde? Jn betrachtung daß ſie eben mit dem ver - ſtandt und großmuͤhtigkeit / darmit auch die alten begabet / gezieret. So kan man ſie auch nicht alle zu befehlichen / wel - ches das eintzige præmium und hoffnung der jetzigen ſol - daten / promoviren. Darumb / weiln ietzo thugendt faſt ſo wenig alß laſter gildt / ſo iſt menſchliche natuhr allzeit zum boͤſen geneigter.
WElche eben ſo hochnoͤhtig / alß die angenehme diſpen - ſatio præmiorum. Dan ſtraaff und Regiment will der Krieg haben / aber doch ohne grolheit unnd tyranney. So ſollen auch geſatz vnd ordnung mehr im Krieg regiren und ſtraaffen / dan die obriſte und befehlichhabere: Alles ohn anſehen der perſohnen: und ob auch gleich einer ſonſtetuff -125des Erſten theilß. uffrichtig gelebt. Weiln die Soldaten mehr / wan man einem uͤberſicht / ſich ergern / als daß ſie ſich an tauſenden / ſo ſtaͤtig guhts thun / zur folge ſpiegeln ſolten.
Es ſindt aber die Pœnæ zun Legibus militum pecu - liaribus gehoͤrig und den Kriegßman allein betreffendt (dan oben iſt allbereit in erzehlung Legum Communium und den pœnis, welche ein Soldat gleich andern zu gewar - ten gehandelt) ſecundum delicta unnd nach ſchwehre des verbrechens oder mißhandelung Capitales oder non ca - pitales.
I Capitales pœnæ koͤnnen verſtanden werden / da man den verbrecher alſo hinrichtet / daß er entweder naturaliter oder civiliter ſterben und todt ſein muhß. Nahtuͤrlichen todts muͤſſen die jenige ſterben / ſo durchs ſchwerdt / raht / feuer / waſſer / am ſtrick / ſpieß / haacken / hingerichtet / gevier - theilet / und ſonſtet durch des Nachrichters handt umbge - bracht / oder von ihren commilitonibus und ſpießgeſellen archibuſiret oder durch die ſpieß gejagt werden. Oder wie bey den Roͤhmern braͤuchlich vom Kriegßvolck zu todt ge - bruͤgelt / mit den ſeitenwehren durchſtochen / mit ſteinen zu todt geworffen / mit pfeilen erſchoſſen / oder mit dem beil und ſchwerdt hingerichtet / mit feuer verbrant / den grimmi - gen wilden thteren lebendig vorgeworffen / mit baͤumen o - der pferden von einander geriſſen / geſchleift / zu todt geſtuͤr - tzet / oder ſonſtet durch ein mittel vom leben zum todt ge - bracht worden. Vnd dieſe ſtraaffen hat man auch nach be - ſchaffenheit des delicti nicht allein an denen / ſo mordt / ehe - bruch / diebſtahl / und meineid / ſondern auch an denen / ſoQ iijſich126Erſte buchſich im Krieg an den peculiaribus legibus verſundiget / und ſich entweder an dem Feldtherren und Befehlichhabern mit worten und thaten vergriffen unnd wider ſetzet / auff - lauff und meuterey angerichtet / oder aber deſſelben Be - fehlich uͤberſchritten / wan es auch gleich zu einem guten ende außgeſchlagen: und hatte man beſonders uff diß ein ſolch uffſehens / daß auch Poſthumius Tiburtus und Man - lius Torquatus, auch bey denen Thebanern Epaminondas ihrer eygnen ſoͤhnen nicht verſchonet / ſondern unangeſehen ſie ſieghafft obgelegen / aber doch auſſer befehlich geſtrit - ten / ſie dennoch hinrichten laſſen. Capital iſt auch geweſen / wann einer ſeinen Befehlichhaber nicht entſetzet unnd er daruͤber umbkommen: Wann einer ſeinen ſpießgeſellen mit dem ſchwerdt geſchlagen: wan ſich einer auß uhnacht - ſamkeit oder muhtwillen ſelbß verwundet: wan einer uͤber die befeſtigung des Lagers geſtigen / auf der wacht geſchlaf - fen oder zur uhnzeit darvon gangen: wan einer ſeine arma gewehr und ſchildt uͤbergeben oder hingeworffen / vertau - ſchet / verlahſſen / ſich an feindt ergeben und ihm zugefallen: wan einer ſeinen orth in der Schlachtordnung / im Laͤger ſein faͤhnlein oder aber ſonſtet in ſeinem anbefohlnen ſtahdt deſertionis ſchuldig erfunden / oder gahr darvon gelauffen / oder aber ſich / wan man ſchlagen ſoͤllen / nicht im ſtreit fin - den lahſſen: Wan einer huren im Laͤger underhielt / die pro - feant uͤbermaͤſſig vergeudet oder unerlaubt auff die beuthe und futterung zohch / oder aber ſich vollſoeff / und wann ei - ner uͤber einigerley verraͤhterey / dem feindt zum beſten / be - tretten worden / etc. Civiliter ſindt todt geweſen / welche un -ehrlich127des Erſten theilß. ehrlich oder leibeigen gemacht / ins elend verwieſen / in ein in - ſell deportiret, oder in metella und ergaſtula in ewige ge - faͤngnuß condemniret, oder auff ein Galee angeſchmidet worden.
II pœnæ non capitales und die ſtraaffen / ſo nicht leib und leben betreffen / ſindt / wan man die verbrecher in die ei - ſen ſchlecht den ſoldt abzeucht oder aber geringert / in Vn - gern oder ſonſt in gefaͤhrlichen Krieg oder Schlacht ver - dammet / und wie bey den Roͤhmern / Munerum indictio, wan ein fuͤrnehmer Kriegßman muſte barfueß ante tento - ria aut principia ſtehen / oder raſen / waſſer / holtz und heu tragen / graben machen / reiſich zuſammen leſen oder außfe - gen / holtzhauen und dergleichen troßarbeit verrichten: Gra - dus dejectio ſeu militiæ mutatio, wan einer degradiret und ernidriget / auß dẽ reutern vnder das fueßvolck verſtohſſen / auß dem Fueßvolck under die troßbuhen verjagt / oder aber gantz und gar ſeines eidts erlaſſen und auß dem faͤhnlein uñ dem Regiment geſchafft / iſt Ignominioſa miſſio. Wann einer ſeine waaffen / Kriegßrock und guͤrtel ablegen / in zug - ordnung under den troß lauffen / auſſerhalb der Feſtung und Laͤger ſich enthalten / ſtehendt eſſen muhſte und waß deren ſtraaffen mehr wahren.
Vnd ſey alſo dißmals genug von dero alten Legibus und Kriegßrechten: weiln es aber an dem / daß ich nuhmehr auch von dem jetzigen Kriegßrechten tractiren und reden ſoll / ſo will ich deß hochloͤblichen Keyſers Maxemiliani Reuterbeſtallung / Feldtrecht / erneuertes Reuterrecht und Teutſcher knecht articul anno 1570 auffm Reichßtagzu128Erſte buchzu Speyer promulgiret, und nach dem dieſelbe alß Leger militares erzehlet / die darauß folgende Judicia militaria auch kuͤrtzlich beſchreiben.
ERſtlich ſollen die Reutter mit wohlgeuͤbten Knechten / vnd gueten Ruͤſtungen / nemblich / wohl deckenden Schuͤrtzen / Ermelen / Roͤck / Kreps / Hand vnnd Hauptharniſch / derer jeder zum wenigſten mit zweyen gerechten Fauſt vnnd feuwerſchlagenden Buͤchſen gefaßt vnd verſehen ſey / auff vnſer vnnd deß H. Reichs erfordern / vnnd auff mahnen / an beſtimpten Muſter - platz / welcher ihnen jederzeit benennet werden ſoll / gegen erleguug ei - nes halben Monats ſoldts / auff das Anrittgelt / zum fuͤrderlichſten zu der muſterung erſcheinen / auch vom tag der Muſterung an zu rech - nen / vns vnnd dem heyligen Reich damit drey Monat lang / die nech - ſten nach einander / vnd folgends ſo lang wir vnnd das H. Reich ihrer beduͤrffen wuͤrden / getrewlich / redlich / vnd aufftecht zu dienen ſchul - dig ſeyn.
II Jtem / vor dem Anritt ſoll ihnen auff jedes Pferd das Nachtgelt N. Creutzer / vnd auff einen Wagen N. Creutzer paſſiret werden / doch ſoll ein jeder ſein Anritt bey ſeinen pflichten den Muſter Commſſiarien anzuzeigen / vnnd jedes tags vier meilen zu reiten ſchuldig ſeyn: aber den fuͤnfften tag moͤgen ſie ſtill liegen.
III Damit ſollen ſie auff den muſterplatz reiten / vnd der Muſterung allda erwarten. Jm Fall aber die Muſterung etliche Tag verſchoben wuͤrde / ſollen diefelbige tag auff das Pferd N. Creutzer / neben den Wagengelt weitter paſſiret / vnd bezahlt werden.
IV Vnd damit ſich die Reutter deſſen deſto weniger zubeſchweren / ſo ſoll durch eines jeden orts / da ſolcher Anzug hintreffen wirt / ordent - liche obrigkeit ein leidlicher Tax / nemblich N. Creutzer vor Roß vnd Manuber129des Erſten theilß. vbernacht / vnd von Wagenroſſen N. Creutzer zu nemmen den wirthen geordnet / vnd daneben mit ernſt die Reutter daruͤber nicht zu vberſetzen / verbottẽ: oder ſollen ſie derhalbẽ geſtraafft werden. Deß ſollen ſich hingegẽ die Reutter mit zimlicher tractation auch begnuͤgen vnd ſaͤttigen laſſen.
V Jtem / in den Anzuͤgen ſollen der Oberſt vnd die Rittmeiſter ſchul - dig ſeyn / die Reutter alß baldt in Rotten außzutheilen / vnnd bey jeder Rotten ein Rottmeiſter oder ſonſten ein gewiſſe perſohn zu zuordnen / vnd an allen enden vnnd orten / da ſie durchziehen vnd gefuͤret werden / deß Rottmeiſters oder der zugeordneten perſohn rechten namen ange - ben vnd verzeichnen laſſen / damit auff den fall / da etwa durch die Reut - ter den Vnderthanen vergewaltigung vnnd ſchad zugefuͤget wirdt / vnd dargegen klaag fuͤrfiele / man wiſſen moͤcht / wehn man darumb an - zuſprechen vnd anzulangen hab / auch nach geſtalt der verwirckung an deſſen Leib oder Guet / gebuͤrlicher weiß man ſich erholen koͤndt / vnnd ſonſten die Rittmeiſter wiſſen moͤgen / wem ſie derwegen an ſeiner Be - ſtallung etwas einzuhalten haben.
VI Jtem / es ſoll den Reuttern nach beſchehener Muſterung auff die Handt ein gantzer Monat Solds / als nemblich N. Suͤlden auff jedes Reiſigs in der Muſterung guet gemacht pferd / zu Beſoldung geben werden / ſampt dem Wagengelt / Troß vnd Rottmeiſter ein guͤlden / vnd anderm Vorthelgelt / ſo dieſe Beſtallung vermag.
VII Jtem / es ſoll der Monat bald mit der Muſterung anfahen / auff 30 tag vor ein Monat zurechnen / paſſiret werden. Vnd wan wihr oder das H. Reich hernach vber kurtz oder lang ihrer weiter nicht beduͤrf - fen / ſondern ſie beurlauben werden / ſo ſoll der Abrit / wie der Anrit / mit ihnen abgerechnet / vnd bezahlt / aber weiter auff die Empter oder ander Vortheilgelt / nichts geben werden.
VIII Jtem / es ſoll nach erſchetnung der beſtimpten erſten Muſte - rung / darauff ſich jeder mit ſeinen Reuttern zu erſcheinen gefaſt machen ſoll / den nachkommenden Reuttern keine Nachmuſterung geſtattet / noch wihr / oder das H. Reich deß Anrittgelts oder anderer Anforderung halben / an ſie gehalten ſeyn: es hette ſich dann etwa einer auß ehehaff - ten wiſſentlichen vhrſachen auffhalten / oder ſaumen muͤſſen. Da auch einer von den geworbenen Reuttern mehr / dan ſeine beſtimpte An - zahl / oder ihme zugelaſſen were / bringen wuͤrde / vnd vor dieſelbigen zu - gleich andern vnterhaltung haben wolt: ſollen wihr oder das H. ReichRderwegen130Erſte buchderwegen mit nichten verbunden ſeyn. Darnach ſich ein jeder[in]richten wiſſe.
9 Jtem / da wir oder das H. Reich dieſer Reutter nach gehaltener Muſterung / innerhalb oder vor außgang dreyer Monat / nicht weiter beduͤrfften / vnnd ſie beurlauben wuͤrden / nemblich im erſten oder an - dern Monat / nach verſcheinuug viel oder weniger tag / ſo ſollen ihnen nicht deſtoweniger die drey Monat fuͤr voll bezahlet / aber doch der Ab - zug oder Abritt darin gerechnet werden. Jm fall ſie aber im dritten Mo - nat beurlaubt / es ſey fruͤh oder ſpaht / ſo ſoll ihnen der abzug zu ſampt den voͤlligen drey Monaten bezahlt werden.
10 Jtem / wo einer oder mehr ſein anzahl an guten wagenpferden in der Muſterung nicht hette / ſo ſoll ihme ſo viel an dem wagengeld durch die Commiſſarien abgezogen werden. Wo auch einem eins oder mehr wagenpferd erlegen oder abgtengen / ſo ſoll er dieſelbigen als balde wider zu erſtatten / vnd zu erfuͤllen ſchuldig ſeyn. Welche aber von den Feinden erſchoſſen oder vmbkommen wuͤrden / dieſelbig ſollen denſel - ben monat vor gut | paſſiret / vnnd hernach ohn weitern fehl erſtat - tet werden.
11 Jtem / da ſich zutruͤge / daß man der Reutter wagen zu deß Krigs - weſen unvermeidlicher noturfft beduͤrffen wuͤrd / vnnd die Reutter de - ren zur ſelbigen zeit / ohn ihren ſondern groſſen ſchaden / entrahten koͤnd - ten / ſo ſollen ſie dieſelben folgen zu lahſſen / vnnd damit zu dienen ſchuldig ſeyn.
12 Jtem / es ſoll keiner einig gemuſtert vnd guht gethan reiſig pferd oder troßkloͤpper in wagen ſpannen / anders dann in nothfaͤllen / vnd mit vorwiſſen vnd erlaubnuͤß ſeines Rittmeiſters welche ihme doch ohn erhebliche uhrſachen nicht ſoll geben werden.
13 Jtem / ein jeder Rittmeiſter ſoll vnter ſeiner Fahnen vngefaͤhr - lich 300 pferd haben / auff gefallen vnnd maͤſſigung der Commiſ - ſarien vnnd Oberſten.
14 Jtem / dem Rittmeiſter ſoll auff jedes geruͤſtes Pferd / ſo in der Muſterung paſſiert wirt / den Monat ein guͤlden Rittmeiſtergelt / guht gemacht werden.
15 Jtem / es ſollen auch allewegen vber 50 Pferd ein Rottmeiſter / vnnd auff jeden Rottmeiſter 25 guͤlden: mehr allewegen auff zwoͤlff pferd / 1 troßkloͤpper / vnnd darauff 6 guͤlden: auff ein Leutenant 32 guͤl -den auff131des Erſten theilß. den auff ein Fendrich 24 guͤlden: auff 2 Trommeter jeden vberſold 12 guͤlden: Jtem auff ein ſchreiber / auff ein Feldſcherer / auff ein Furirer / jden vberſoldt 12 guͤlden: auff ein Feuerſchloßmacher 12 guͤlden: auff ein Sattler 6 guͤlden: auff ein Hueffſchmidt 12 guͤlden vberſoldt / auff 2 Tra - banten jedem acht guͤlden / ſo ferr ſie in der Munſterung vorhanden: der - gleichen auff ein Caplan oder Predicanten / wo ferrn der zugegen / 24 guͤlden / paſſiert vnd bezahlt werden.
16 Jtem / dieweil der Rottmeiſterguͤlden den Rottmeiſtern darumb zahlt vnd geben wird / daß ſie ſchuldig ſollen ſeyen / die Reiſiggen neben andern Befehlichesleuten in guter ordnung vnd regiment zu halten / vũ ſich aber etwa biß daher zugetragen / daß die Rittmeiſter denſelben fuͤr ſich behalten / vnd hernacher die Rittmeiſter / da man eintziger weiß / auf zug vnnd wacht die Reutter verſchicken ſollen / mit keim ſenderm Rott - meiſter / darauff ſie beſcheiden weren / verſehen ſeyn / auß welchen aller - hand vnordung vnd vngehorſam mehrmaln erfolget: ſo ſoll demnach jeder Rittmeiſter ſchuldig ſeyn den Rottmeiſterguͤlden ordentlich vnter ſeiner Fahnen außzutheilen / vnnd allewegen vber 50 pferd ein Rott - meiſter zuordnen / vnd davon zu vnterhalten / auch namhafft zu machen / damit ſie denſelbigen / wo es von noͤhten / vnnd ſo offt rottenweiß von Fahn auff zuge oder wacht verſchickt werden / ihr auffſehens zu haben wiſſen.
17 Es ſollen auch die Oberſten vnnd Rittmeiſter ſchuldig ſeyn / was ſie weiters auff ihr Befelchsleut vnd gemeine Reutter empfangen / nam - hafft zu machen / auch getrewlich vnd auffrichtig vnter ſie außzutheilen. Da auch einer das vbertretten wird / ſoll er darumb zu red geſtellet / vnnd geſtraafft werden.
18 Jtem / es ſoll auch jeder Rottmeiſter mit ſein zugeordneten 50 pferden / ordentlich nach einander im Muſterregiſter verzeichnet vnnd geſchrieben werden / vnnd je einer nach dem andern mit denſelben in der Muſterung durchreitten.
29 Jtem es ſollen auch ſolche Rottmiſter auff den zuͤgen vnd fuͤtte - rungen / vnnd ſonſten / wo es von noͤhten / ſonder auffſehens auff ihre vntergebene Reutter haben: damit man die Vbelthaͤter deſto beſſer er - kuͤndigen vnd zu gebuͤrlichen ſtraaffen anhalten moͤg.
20 Dieweil auch die langen reyen im gantzen Kriegsweſen auß vielẽ vhrſachen beſchwerlich vnd nachtheilig ſeyn / ſo ſollẽ keinem RittmeiſterR ijvber 12132Erſte buchvber 12 pferd / vnnd keinem vom Adel vber 6 oder 8 pferde / vnnd keinem Grafen oder Herrn vber 10 oder 12 pferd paſſiret vnnd gut gethan wer - den. Es were dann / daß ein ſtattlicher vermoͤglicher Graff / Herr / oder vom Adel / mit einer mehrern anzahl gantz wohl ſtaffiret vnd außgeruͤſt / in der Muſterung erſchiene. Demſelbigen moͤgen die Muſter Commiſ - ſarien etliche pferd wohl weiter paſſiren laſſen.
21 Jtem / es ſollen auch die Oberſten vnd Rittmeiſter nicht geſtat - ten / daß ſich ihrer viel in einem Reyen zuſammen ſchlagen / vnnd vnter eines Namen in der Muſterung durchreitten: ſondern es ſoll jeder mit ſeinen tauff vnnd zunamen / vnnd ſeinen pferden / ordentlich in dem Muſterregiſter verzeichnet ſeyn vnd durchreitten.
22 Jtem / es ſoll auch vnter dieſen Reuttern eim jeden Herren oder vom Adel / ſo 5 oder 6 pferd hat / nicht mehr / dann ein buhb: der aber nur 4 oder 3 pferd hat / kein jung paſſiret werden. Da auch einer ſchon mehr / dann 6 pferd hat / ſoll ihme dannoch nicht mehr / dann ein jung: welcher aber voͤllig 12 hat / zween jungen paſſiret werden.
23 Jtem / ein jeder Herr oder Juncker / ſo 6 pferd / oder daruͤber hat / ſoll darunter einen Knecht mit einem langen Rohr geſtaffiret ha - ben / der zu roß damit umbgehen / vnnd ſich vor dem Feindt gebrauchen koͤnne / dieweil ſich befind / daß ſolche lange Rohr dem Krigsweſen / vnd den Reuttern ſelbſt / in viel wege vorm Feinde zu gutem kommen.
24 Jtem / es ſollen die Oberſt vnd die Rittmeiſter / vermoͤg dieſer ihrer Beſtallung ſchuͤldig ſeyn / keine pferd zu werben oder ins Regi - ſter / vnnd in die Muſterung zu bringen / da der Juncker oder Herr nit ſelbſt perſchoͤnlich im Feldt gegenwertig iſt / noch die pferdt vnter keinem frembden namen / vnnd dem ſie nicht eygendlich zugehoͤren / durchreitten laſſen.
25 Jtem / dieweil es auch jetzo auffkompt / daß etliche Herren oder Junckern ihre pferd vnter die Fahnen ſchreiben laſſen / vnnd doch mit ihrer perſon / oder einem oder zweyen kloͤpffern / die ſie vorgeben vbrig zu haben / frey / vnd niemand vnterworffen ſeyn woͤllen / darauß allerley Vngelegenheit / Vngehorſam / vnnd Vnordnung im Kriegsweſen / vnnd vor dem Feind erfolget / dieweil ſolche Leut niemand gehoͤr geben / vñ allein / wie es ſie geluͤſt / thun vnd reitten woͤllẽ: demnach ſollẽ die Rit - meiſter keine Herren vnnd vom Adel vnter ihren Reuttern geſtatten / die nicht gleich andern in das Regiſter geſchrieben / vnd mit Pflichten vnd gehorſam verbunden ſeyn.
26 Jtem /133des Erſten theilß.26 Jtem / es ſollen die Rittmetſter / ſo viel immer moͤglich / ihre Reutter auß denen vom Adel / vnd nicht von Einſpennigerkneckten be - werben. Es ſollen auch denſelben in den Muſterungen keine lange Rei - en / ſonder allein etlichen alten verdientenvnd bekandten knechten / auff beſondere befuͤrderung vnnd anhalten deß Rittmeiſters / etliche wenig pferd / nach ermeſſen deß Commiſſarien / guet gemacht werden.
27 Jtem es ſoll ein jeder Herr vnd Juncker vonn hauß auß / ſeine knecht dermaſſen bekleyden / damit ihr leib vor kaͤlt vnnd vngewitter be - ſchuͤtzt / vnd die Buͤchſen wohl bedecket ſein moͤgen.
28 Jtem es ſoll auch ein jeder Herr vnd Junckẽr ſeine knecht auff die voͤllige zeit / vnd ſo lang wihr oder das H. Reich ſie gebrauchen wirdt / zu beſtellen ſchuldig ſeyn. Es ſoll auch kein Knecht oder Diener von ſei - nem Herren oder Junckern / ſo lang dieſe ihre beſtallung wehret / zu ſtellen vnnd vrlaub zu fordern macht haben / es gehe ſein jarziel auß oder an / wann es wolle: ſondern er ſoll ſchuldig ſeyn / bey ihm zu bleiben vnd ihme zu dienen / vnd ihn mit der beſoldung nicht zu ſteigern / ſo lang er bleibet vnd dienet. Vnd welcher daruͤber ſeinen Herren vnd Junckern wider deſſen willen verlahſſen wird / vnd auß dem Feld / oder vom Hauf - fen / ohn erlaubniß vnnd Paßport ziehen wird: der ſoll / da er betretten wird / an Leib vnnd Leben geſtrafft / oder da er entlaufft / offentlich zum Schelmen gemacht / vnnd von maͤnniglich an allen orten vnnd enden darfuͤr gehalten / vnd nicht gelitten werden.
29 Jtem / es ſoll kein Knecht ſeinen Herren oder Junckern muth - willig trotzen / vnd ſich ihm widerſetzig machen: vielweniger ein Buͤch - ſen oder Wehr vber ihnen ruͤcken bey Leibsſtraff.
30 Jtem / es ſoll keiner dem andern ſein Geſind auffreden oder ab - ſpannen. Da auch ein Knecht von ſeinem Herren oder Junckern mit vnwillen oder etlich mißhandlung halben kommen / oder beurlaubt wird / ſo ſoll kein ander Herr oder Juncker / der in dieſem zug iſt / denſelben annemen: es ſey dann deſſen ſein voriger Herr wol zu friden.
31 Hergegen aber ſollen die Herren vnnd Junckern ſich auch aller gebuͤr vnnd beſcheidenheit gegen ihren Knechten verhalten. Da aber ein Herr oder Juncker ſeine Diener vbel vnnd vnbillich halten wirdt / klag vnnd ſpaltung derhalben zwiſchen ihnen fuͤrfiel: ſo ſoll der Ritt - meiſter oder Oberſt billich eynſehens haben. Vnnd da durch dieſelbi - gen der klaag nicht mag abgeholffen werden / ſo ſoll er es an den Feldmar -ſchalck134Erſte buchſchalck gelangen / der ſoll verhoͤr darin vornemmen / vnd jederzeit was recht vnnd billich / verordnen.
32 Jtem / der Oberſt oder Rittmeiſter ſoll nicht macht haben einen oder mehr Reutter zubevrlauben / oder abziehen zulahſſen / ohn deß Feld - oberſten vorwiſſen vnnd bewelligen: vielweniger new ankommende Reutter anzunemmen / vnnd vnter die Fahnen zuſtellen.
33 Jtem / da einer oder meher auß ſolchen reifigen erkrancken / oder ſonſt auß befelch deß Oberſten in ehrlichen ſachen / vorm Feind gefangen wuͤrden: der oder dieſelben ſollen Monatlich / ſo lang man im feldt iigt / wie die geſunden gehalten werden. Doch ſollen ihre / der Krancken vnd Gefangenen pferd vnd ruͤſtungen jederzeit in der Muſterung durch ge - fuͤhrt werden.
34 Da aber einem oder mehr vnter dieſen Reuttern / knecht oder pferd / von den. Feinden geſchoſſen oder erlegt wuͤrden / oder ſonſten auß wiſſentlichem vnfall abgingen / ſo ſoll er ſich in einem Monat oder zum laͤngeſten in zweyen / nach erkantnuß deß krieges Commiſſarien / mit andern knechten oder roſſen gefaſt machen: oder es ſoll ihnen die beſol - dung darauff nicht mehr paſſiret oder bezahlt werden.
35 Jtem / es ſoll auch keiner bey den pflichten / damit er vns vnd dem H. Reich / vermoͤg dieſer beſtallung / zugethan iſt / vnnd bey ſeinen Ehren / in der Muſterung oder ſonſt / kein knecht / pferd / Harniſch oder andere Ruͤſtungen bey andern entlehnen vnnd durch die Muſte - rung bringen / noch einer dem andern leihen: ſondern ein jeder ſoll fuͤr ſich ſelbſt voͤllig vnnd nottuͤrfftiglich verſehen vnnd geruͤſt ſeyn / auch auff zug vnnd wachten / ſich aller derſelben wehren vnnd ruͤſtun - gen / wie er damit in der Muſterung erſcheinen / zugebrauchen / vnnd die zufuͤhren ſchuldig ſeyn. Vnnd da einer oder mehr ſich hieruͤber vergeſſen wuͤrden / die ſollen ihre beſoldung verwirckt haben / vnnd darumb geſtraafft werden.
36 Es ſoll auch keiner auſſer deß Rittmeiſters zwoͤlff / vnnd Fen - dricht ſechs pferd / wachtfrey ſeyn.
37 Es ſollen auch die Oberſten vnnd die Rittmeiſter fleiſſig acht haben / in den zuͤgen vnnd ordnungen mit ernſt daran ſeyn / daß die Reutter den Muſterregiſtern nach / ihre pferd vnnd ruͤſtungen bey der Fahn voͤllig haben vnnd fuͤhren.
38 Jtem /135des Erſten theilß.38 Jtem / ſo offt man in den zuͤgen von ordnung der feldt vnnd Muſter Commiſſari / zu den Oberſten vnd Rittmeiſtern kommen / vnd begeren wird / die Fahnen auff ein ort ruͤcken zu laſſen / vnnd zu beſich - tigen / ſo ſollen ſie ſolches zu thun / vnnd die Fahnen beſonder ziehen / vnnd abzehlen zu laſſen / ſchuldig ſeyn. Wann dan bey einem oder an - dern ein namhaffter vnnd verdaͤchtiger mangel an der zahl befunden wirdt / ſollen die Reutter drumb ernſtlich zu red geſtellet / erkuͤndigung vnd nachfrag gehalten werden / wie es damit beſchaffen / vnnd woher der abgang erfolgt: auch fuͤrter nottuͤrfftig eynſehen derhalben zu haben / vnd allweg drob ſeyn / daß kein ſonder betrug gebraucht werde / vnd daß vns vnd dem H. Reich an der bezahlten anzahl ſo wenig / als im - mer moͤglich / abgehe. Darumb ſollen auch die Oberſten vnnd Ritt - meiſter / bey allen Muſterungen gegenwertig ſeyn / vnnd in allem de - nen verordneten Muſter Commiſſarien zu geordnet vnd zu verrichtung ihres befelchs / vnnd daß vns dem H. Reich trewlich vnnd auffrichtig gedienet werde / alle moͤgliche huͤlff / fuͤrderung vnd beyſtand thun.
39 Jtem / der Oberſt / auch ſeine vnderhabene Riſtmeiſter / Be - felchshaber / vnd Reutter ſollen ihr auffſehen erſtlich auff vns / vnſern Oberſten vnnd Leutenandt vnd Feldtmarſchalck / vnd dann auff ihre vorgeſetzte Oberſten haben / vnnd ihnen in allen vorfallenden ſachen / getrew / gehorſam vnd gewertig ſeyn / vnd ſich im feldt oder beſatzungen / auff wachten / fuͤtterungen / vnd vergleitungen / wie es die notturfft er - fordert / vnd wir vnnd vnſer oberſter Leutenant ihnen deſſelben befelich thun werden / bey tag vnnd nacht gehorſam vnd willig / gantzen oder halben Fahnen vnd Rotten ſamptlich vnd ſonderlichen gebrauchen laſ - ſen: ohn ihr erlaubnuß weder mit Fahnen / Rotten noch ſonſten / auß der ordnung vnd dem Laͤger nicht reitten / noch die wagen fahren laſſen / noch ſich ohn befelch mit dem Feind eynzulahſſen / ſonder ein jeder ſoll bleiben / wohin er von dem Feldtoberſten / oder ſeinem Oberſten vnnd Rittmeiſter beſcheiden wirdt / vnnd ſich dißfalls in alleweg alles gehor - ſams / wie es ehrlichen / redtlichen Ritters vnnd Kriegsleuten zu thun gebuͤhret / vnd ſie ihrem Kriegsherrn vnd Feldtoberſten / auch ihrem O - berſten von rechter billigkeit wegen zu leyſten ſchuldig / auch deſſen mitt dieſer beſtallung verbunden ſeyn / verhalten.
40 Jtem / gedachter Oberſt / ſeine Rittmeiſter / Befelichshaber vnd Reutter / ſollen bey ihren Ritterlichen / Adelichen Ehren vnd Pflichten /damit ſie136Erſte buchdamit ſie vns vnnd dem H. Reich in krafft dieſer beſtallung verpflicht ſeyn / das alt loͤblich Teutſch Reutter oder Ritterrecht vnter ihnen im hoͤchſten ernſt vnnd fleiß anzurichten / zu handhaben / fortzuſetzen / ſich demſelben als ihrer ordentlichen Juſticien zu vnterwerffen / vnd zu ge - horſamen / auch alle vnnd jede verwirckung oder mißhandlungen / ver - moͤg dieſer beſtallung / vnnd der Kayſ. Rechten / vnd wolherkommenen kriegßgebaruchs fuͤr demſelben rechtfertigen vnnd ſtraaffen lahſſen.
41 Wihr als Roͤm. Kayſer / wollen auch hiemit von Roͤm. Kay - ſerlicher Macht / Hochheit vnd Ampts wegen / auß Raht vnd Gutach - ten der Chur vnd Fuͤrſten / auch gemeiner Staͤnde / vnd der abweſendẽ Raͤht vnd Bottſchafften / ſolch alt herkommen deß loͤblichen Ruter vnd Reutterrechts wider eingeſetzt / angericht / vnd gehandhabt haben: ord - nen vnd beſtaͤttigen auch daſſelb hiemit wiſſendlich / vnd wollen daß alle das jenig / ſo in vnd auch auß dem H. Reich in frembder Potentaten dienſten / ordentlicher rechtmaͤſſiger weiß / vermoͤg der auffgerichten ordnung / ſo in deß Reichs abſchied begriffen / vor demſelben vnd durch daſſelb gehandelt / geſprochen / vnd geurtheilt wird / nicht allein bey vns als Roͤm. Kaͤyſer / an vnſerm Kaͤyſ. Hoeff / in vnſern Feldtzuͤgen vnnd beſatzungen / ſondern auch im gantzen Roͤm. Reich / vnd in allen vnſern Erblanden vor rechtmaͤſſig / kraͤfftig vnd beſtaͤndig gehalten / vnwider - ſprechlich gehaudthabt vnd vollnzogen werden ſoll.
42 Jtem / was in wehrenden Feldtzuͤgen allendhalben vor dem Reutterrechten geurtheilt vnnd gehandelt wird / daſſelbig ſoll alles in das Kriegsprotocoll auffgeſchrieben vnnd verzeichnet / vnd zu end deß Zugs zwo vnterſchidliche Copeyen davon gemacht / mit deß Feldtmar - ſchalcks / oder da keiner vorhanden / mit deß Obriſten Sigill verſigelt / eine uns / die andere in unſers lieben Neven vnd Churfuͤrſten zu Meyntz Cantzley vberſchickt werden / damit man aller ergangenen vrtheil vnd handlungen im Reich wiſſens haben / vnd darob halten moͤg / auch ein jeder kuͤnfftiglich ſich deſſelben zugebrauchen vnd zu erholen hab.
43 Vnnd dieweil ein zeither vnter dem Teutſchen kriegsvolcks viel vngehorſam / unordnung / wilds vnd freywilligs leben vnd weſen / wider den loͤblichen alten Teutſchen brauch vnd herkommen / die vor allen an - dern Nationen in Mannheit / Frombkeit / vnd Kriegszucht den preiß gehabt / eingeriſſen iſt / damit nun ſolchem vnraht ferrner begegnet vnnd geſteurt / mehr Gottsfurcht / Chriſtlicher wandel / gut ordnung / Juſticiẽvnnd137des Erſten theilß. vnd gahorſam: darauff alle menſchliche wolfahrt ſtehet / wider gebrach vnnd gepflantzt werde: ſo ſollen ſich demnach die Reutter ernſtlich vor allem gottloſen / leichtfertigen boͤſen leben / ſonderlich vor gottslaͤſte - rungen / verachtung ſeines H. Worts / vor beſchwerung / auch verge - weltigung deß armen Mans huͤten / vnd keine vnzuͤchtige Weiber mit ſich fuͤhren / oder im laͤger haben. Doch da andere vnvertaͤchtige weiber / ſo man zu abwartung krancker perſonen / zum waſchen vnd andern vn - ſtraffbarlichen dingen / ohn ſchand vnd vnzucht braucht / vorhanden weren / die ſollen geduldet vnnd zugelaſſen werden / doch mit vorwiſſen der Befelchsleut.
44 Es ſollen auch die Oberſten / Rittmeiſter / vnnd Befelchhaber / ſich bey ihren hoͤchſten ehren vnnd pflichten zubefleiſſigen ſchuldig ſeyn / daß ſie ſolchen ihnen vndergebenen Reuttern kein boͤß exempel geben / ſich vor ſich ſelbſt alles Chriſtlichen vnd guten wandels befleiſſen / ob der gerechtigkeit / dergleichen ob dem armen Man halten / auch die Reutter dahin weiſen vnd anhalten.
45 Jtem / es ſollen ſich auch die Herren vnd Junckern ſampt ihren Knechten befleiſſen / alle Sontag / vnnd ſo offt zum Gottesdienſt oder zur Predigt vmbgeblaſen wird / das Wortt Gottes / nach dem Got - tesdienſt fleiſſig zu hoͤren / demſelben abzuwartten. Welcher mitler - weil in gelagen / in tabernen / oder andern aͤrgetlichen leichtfertigen oͤrtern betretten wirdt / der ſoll darumb geſtraafft werden: nemblich iſts ein Knecht / mit den Eiſen in gefaͤngnuß / oder nach gelegenheit ſeiner verwirckung: iſts aber ein Herr oder Juncker / ſo ſoll ihn fein Ritt - meiſter oder Oberſter darumb erfordern vnd mit ernſtlichen worten da - rumb ſtraaffen. Da aber kein beſſerung bey ihm erfolgt / ſo ſoll er vor demt Feldtmarſchalck beklagt / zuletzt auch mitt dem Reutterrechten betrawe - werden / daß er / im fall er je in oͤffendlichem aͤrgerlichẽ vñ gottloſem wan - del verharren wirdt / darumb mit gemeiner er kandnuß deß Rechten / an - dern zum exempel / geſtraafft / vnd vom hauffen geſchafft werden ſoll.
46 Weiters iſt vermoͤg dieſer beſtallung außtruͤcklich verbotten / daß vnter wehrendem Gottesdienſt vnnd Predig / kein Wein / Bier / oder dergleichen durch die Marcatenter außgezaͤpfft vnnd verkanfft werden.
47 Gleicher geſtalt ſoll man gegen den offentlichen gottslaͤſterenSverfahren138Erſte buchverfahren / die jenige / ſo vorſetzlich Gottes Namen laͤſtern vũ ſchaͤnden / anthren Ehren / Leib dnd Leben ſtraaffen.
48 Jtem / dieweil es leyder dahin kommen / daß vnter den Teut - ſchen / ſonderlich im krieg / das laͤſterlich viehiſche vollſauffen ſchier die meinſte uͤbung iſt / darauß der gantzen Nation viel verkleinerung / vnehr / nacht heil / vnd ſpott entſtehet / ſonderlich im krieg / auch deſto - weniger ſieg vnnd gluͤckliche verrichtung erfolgt / ſo ſoll hiemit den O - berſten / Rittmeiſtern / Befehlichshabern / gleichsfalls Herren / Jun - ckern / vnnd Mittrenttern / in krafft dieſer beſtallung / zum erſtlichſten eingebunden ſeyn / ſich der ſtaͤten / immer wehrenden vollerey zu maͤſ - ſigen / ſonderlich aber ſolches ihren knechten vnnd dienern auch nicht zu geſtatten.
49 Jtem / wo vnter Befelichsleuten einer oder mehr erkuͤndigt wuͤrde / welcher der immerwehrenden / viehiſchen / laͤſterlichen vol - lerey dermaſſen ergeben were / daß er ſeinem befelich / vnnd deß Kriegs - herren dienſt nicht nottuͤrfftiglich abwartete: dem oder denſelbigen ſollen ſein oder ihre befelich durch den Feldtmarſchalck / vnd ſeinẽ Oberſten ge - nommen entzogen vnd andern wuͤrdigern / ſo mehr nuͤchtern / zuſtellet vnd geben werden. Solchem ſoll ſich auch keiner / wer der ſey / zu widerſetzen / noch jemandt ihme beyzufallen / oder ihm verthedigen macht haben / in krafft dieſer beſtallung / auch vermoͤg eines jeden pflicht.
50 Jtem / es ſoll auch durch den Feldtmarſchalck / Oberſten / vnnd das Reutterrecht / in allen mißhandlungen / ſo vollerweiß durch Herrn / Junckern / knecht / groß oder klein Hans geſchehen / vnnd ſtraaffbar ſeyn / die Trunckenheit zu keiner entſchuldigung / oder milterung der ſtraaff / angezogen oder angeſehen / ſondern vielmehr ſolche verbre - chung deſto ſchaͤrffer / ſchwerer / auch gedoppelt gerechtfertiget vnnd geſtraafft werden.
51 Jtem / welcher vollerey halben feindesnoth verſaumpt / oder verſchlaͤfft / der ſoll darumb an ſeinem Leben geſtraafft werden.
52 Jtem / alle auch jede Reyſige / ſampt andern knechten / ſo den Reuttern dienen / welche alſo viehiſch trincken / vnnd der geſtallt voll / daß ſie ihr ſelbſt vnd ihrer vernunfft nicht maͤchtig ſeyn / angetroffen wer - den: die ſollen ſtracks gefaͤnglich angenommen / in die Eyſen geſchlagen vnnd ohn der Oberſten oder Rittmeiſters vorwiſſen / nicht außgelaſſen werden. Zu dem ſollen ſie auch macht habẽ / dieſelben ihrer erkantnuß nachzu ſtraaf -139des Erſten theilß. zu ſtraffen / vnd die jenige / ſo ſich widerſetzen / vor das ordentlich Reut - terrecht zu ſtellen.
53 Jtem / wo einer oder mehr ſich mit weherhaffter Hand gegen den Feldtoberſten oder Feldtmarſchalck eynlaſſen / oder ſich ſonſt ſeinen O - berſten / Rittmeiſtern / Wacht meiſtern / vnnd andern Befelichsha - bern / ſonderlich | wann ſie ihnen ampts oder regimenſts halber etwas be - fehlen / widerſetzen wuͤrden: die ſollen darumb an Leib / Ehr / vnnd guet / nach erkantnuß deß Reutterrechten / geſtraafft werden.
54 Jtem / welcher ſich mit verraͤchtlichen ſchmaͤhlichen wortten ge - gen ſeiner Obrigkeit ſetzen wirdt / der ſoll vor das Reutterrecht geſtellt / darumb nach zutragender handlung geſtraafft werden.
55 Jtem / welcher wider den Feldtoberſten / vnd andere ſeine vor - geſtelte Obrigkeiten / ein menterey wirdt machen / der ſoll darumb vor das Recht geſtelt / an leib vnd leben geſtraafft werden.
56 Jtem / ſie ſollen ſich der Jnſticien vnnd Feldterdnung / in den vmbblaſen / oder außrueffen / gebotten vnd verbotten / in den Laͤgern ge - maͤß / vnd gehorſamlich verhalten / vnd demſelbigen zugeleben ſchuldig ſeyn / bey ihren pflichten.
57 Jtem / es ſoll keiner an die Jnſticien / als Profoſen / Rumor - meiſter / Wagenburgmeiſtern / vnd andere derſelben diener / auch zuge - hoͤrigen| / wie die Namen haben / |hand anlegen / oder ihnen mit gewalt oder vnbeſcheidenhalt widerſtreben / noch ſie an ihren befelichen verhindern: ſondern vielmehr / da ſie jemand vergewaltigen wolt / ſchuͤtzen / vnnd ſchirmen helffen / alles bey ſtraaff leibs vnd lebens.
58 Jtem es ſoll keiner den Feldtmarſchalck / ſeinem Oberſten / oder an deren ſtatt dem Profohſen keinen diener / den ſie von Regiments wegen begeren / vorhalten: noch ſein geſind vnbillicher weiß wider Recht verſprechen / noch verthedigen / ſonder in alleweg guet Regiment helffen halten.
59 Es ſollen auch die Rottmeiſter vnd gemeine Reutter bey ihren pflichten ſchuldig ſeyn / gute zuͤg vnd ordnung zu halten / ſich deß ſtrei - chens vor dem Fahnen gaͤntzlich zu euſſern. Sonderlich ſoll ſich kein Rey - ſiger in dem troß vnnd vnter den waͤgen finden lahſſen / noch fuͤr den Fahnen auſſer dem Laͤger ruͤcken / vnnd vorhin ziehen / in betrachtung / daß einem jeden ehrliebenden nicht allein vor ſein perſon / ſondern auch mit ſeinen knechten gebuͤhret / an keinem andern orte ſichS ijfinden140Erſtebuchfinden zu laſſen / dann bey vnnd vnter ſeiner Fahnen / dahin er ver - ordnet: vnnd ſoll keiner weder vor ſeine ſelbs perſohn verreitten / noch ſeinen Knechten ſolches zuthun geſtatten / es geſchehe dann mitt vor - wiſſen ſeines Oberſten vnnd Rittmeiſters / ſonſt in keinerley weiß / alles bey ſchwerer ſtraaff / ſo bey deß Feldtmarſchalcks vnnd Oberſten / oder deß Reutterrechten erkantnuß ſtehen ſoll.
60 Jtem / es ſoll auch ſonſt keiner auß dem Laͤger oder von der Fah - nen / mit einem oder mehr pferden / ohn vnſer erlaubnuß / vnſers O - berſten Leutenants / oder deſſen nachgeſetzten Oberſten vnnd Befelchs - leuten verreitten / oder auff der Fuͤtterung vber nacht außbleiben. Wer es vbertrit / der ſoll nach deß Feldtmarſchalcks / auch Oberſten / vnnd jetztgemeldten Reutterrechtens erkandnuß / geſtraafft werden.
61 Jtem / da auch einer auß dem feld / mit ſeiner perſon oder Reut - tern / ſondern erlaubnuß oder bewilligung abziehen wirdt / uber den ſoll durch den Feldtmarſchalck ein Reutterrecht gehalten / uber ihn / als einen unredlichen / feltfluͤchtigen geſprochen vnnd geurtheilt werden. Der - gleichen ſoll ſein pferd / harniſch / vnnd was er bey ſich im feldt hatt / gar preiß ſeyn.
62 Jtem / welcher zu den Feinden hinuͤber fallen wirdt / der ſoll durch den Feldtmarſchalck / vnnd das Reutterrecht zu einem Schel - men vnnd vnehrlichen mann gemacht / oͤffentlich darfuͤr außgeruffen vnnd geblaſen werden.
36 Jtem / da einer im feldt von ſeiner Fahnen fliehen / oder ſon - ſten heymlich oder oͤffentlich flucht machen wirdt / der ſoll an ehr / leib / vnnd leben geſtraafft werden. Da auch andere / die ſolches ſe - hen / derhalben auff unverwandtem fuß in denſelben ſchuͤſſen oder ſtehchen / die ſollen daran nicht gefreffelt / ſondern noch groſſen danck darzu verdienet haben.
64 Jtem es ſoll keiner ohn erlaubnuß deß Feldtoberſten / keinen Trommeter zu den Feinden ſchicken / noch von ihnen annemmen / oder in andere weg etwas mit ihnen handlen / ſpraach halten / noch brieff vberſichicken. Wann auch Brieff oder Bottſchafft ihme von Fem - den zukaͤmen / ſoll er ſolches als bald ſeinem Rittmeiſter oder Oberſten anzeigen / die Brieff vnnd Bottſchafft nicht hinderhalten / ſondern dieſelben als bald durch ihr mittel / vneroͤffnet vnerforſchet / an denFeldoberſten141des Erſten theilß. Feldtoberſten gelangen lahſſen / bey ſeinen Ehren / Pflichten / auch er - kandtnuß vnnd ſtraaff deß Reuterrechtens.
65 Jtem / es ſoll niemands von den Feinden / oder ihren zugehoͤ - rigen / es ſey weibs oder mannsperſohn / jung oder alt / durch die wacht / es ſey auß oder in das laͤger / gelahſſen werden: ſondern wer derſelben innen wird / ſoll ſie auffzufangen / fuͤr ſein Oberſten vnnd den Feldt - oberſten zu ſtellen verbunden ſeyn.
66 Weitters ſoll keiner auff zuͤgen / wachten / oder vnter fligenden Fahnen in der ordnung / oder bey beſetzter wacht / kein gewehrte handt gegen den andern gebrauchen / noch mit ihme balgen oder ſchlagen. Welcher das thut / der ſoll alsbald von den Befelichsleuten / ſo zu gegen ſeyn / in deß Feldtmarſchalcks hand verſtrick / oder gefaͤnglich eingezogen / vor Recht geſtelt / an ſeinem leib vnnd leben / nach erkant - nuß / geſtraafft werden.
67 Jtem / es ſoll auch keiner den andern / es ſey im Laͤger / oder darauß / mit keiner Buͤchſen oder moͤrdlicher wehr / vberruͤcken / an - greiffen / ſchieſſen / noch einer den andern zu roß herauß fordern / vnd ſon - ſten keiner dem andern mutwillig gewalt thun / bey ſtraff / auch erkant - nuß deß Reutterrechtens.
68 Jtem / es ſoll keiner den andern in ſeinem gezelt oder loſa - ment / bey tag oder nacht / muht williger weiß vberfallen / vergwaltigen / bey hoͤchſter ſtraaff vnd erkandtnuß deß Reutterrechtens.
69 Jtem / es ſoll auch keiner kein Pflueg berauben / noch Muͤhlen / Backoͤfen / vnd was zu gemeiner nohturft dienſtlich iſt / es ſey Freuden oder Feinden / zuſtaͤndig / ohne erlaubnuß beſchaͤdigen oder zerbrechen / noch kein Wein / Korn / oder Meel mutwilliger weiß außlauffen laſſen / verderben / oder zu ſchanden bringen / bey leibsſtraaff.
70 Jtem es ſoll keiner alte erlebte leut / Prieſter / Prediger / oder Weibsbilder / die auff keiner wehr gefunden / deßgleichen kein vnmuͤn - dige Kinder / zu todtſchlagen / bey ſtraaff leibs vnd lebens.
71 Jtem / es ſoll keiner wider den andern / oder ein Nation / oder Kriegßvolck wider das ander / es ſey zu roß oder fuhß / was Nation es wolle / ſich rotten / auffruhr oder zulauff machen / nach ſeiner Nation ſchreyen / bey verluſt ſeines leibs vnnd lebens.
72 Es ſoll auch keiner bey beſetzter wacht keine Buͤchſen loeßſchieſſen /noch142Erſte buchnoch geſchrey / geſang / vnd andere vnruhe machen. Wer das vbertritt / der ſoll darumb nach erkantmiß geſtraafft werden.
73 Jtem es ſoll keiner alte uneinigkeit oder feindtſchafft im ſeldt oder beſatzung / ſo lang der zug wehret / eifern / noch mit thaͤtlichem vor - nemmen raͤchen: ſondern dieſelbige ſachen einſtellen / oder durch den Feldtmarſchalck vnd ſeine Befelichsleut vergleichen laſſen / oder ſich ordentliches Rechten gebrauchen. Welcher daruͤber thut / | der ſoll da - rumb gerechtfertiget vnd geſtraafft werden.
74 Jtem / da einer oder mehr mit dem andern uneinig wuͤrden / vnd mit der that an einander wuͤchſen: ſo ſoll ein jeder / der ſolchen vn - willen ſihet oder erfehret / vnd dabey iſt / fried nemmen vnd darauff die vertragene parteyen denſelben frieden ſtarck unverwidert zu halten ſchuͤldig ſeyn / ſo lang die feldtbeſtallung wehret.
75 Jtem / es ſoll auch keiner ſeine ordentliche wacht verſaumen / noch ſich derſelben verweigern / oder vor gebuͤrlicher zeit / vnd ehe man ihn abfuͤhret / daron abziehen: ſondern an den ort / dahin er verordnet unverruͤckt bleiben. Welcher das vbertrit / der ſoll vor den Feldt - marſchalck / ſeinem Oberſten vnnd Rittmeiſter / vorgeſtellt werden. Da er ſich deſſen nicht genugſam verantworten kan / ſo ſoll darumb vor den Reutterrechten erkantnuß gehen / vnd er ſeine beſoldung verliren / oder ohne paßborten vom hauffen geſchafft / oder ſonſten nach geſtalt der ſachen geſtraafft werden.
76 Es ſoll auch ein jeder mit ſeinem harniſch vnd andern gebuͤren - den wehren / darauff er gemuſtert iſt / auff die wacht ziehen / vnd ſoll weder auff tag-noch nachtwacht / von ſeinem pferdt / ohn ſonder ehe - hafft nicht abſtehen. Welcher anders betretten / der iſt dem Feldtmar - ſchalck das pferd vnd harniſch verfallen / davon dem Wachtmeiſter der halb theil gebuͤret / vnd ſoll noch weiter nach erkantnuß geſtraafft werdẽ.
77 Jtem es ſoll keiner auff der beſtelten ſchilt-oder ſcharwacht ohn noth lerman machen / ſondern ſeine ſchar oder ſchilwacht mit hoͤchſtem fleiß verſehen / damit dem Kriegsherrn vnd dem kriegsvolck kein nach - then darauß entſtehe. Da aber einer daran etwas verſaumpte / ſoll er vor den Feldtmarſchalck vnd Reutterrechten darumb antwort zu ge - ben ſchuldig ſeyn.
78 Welcher dan auff der wacht truncken vnd voll begriffen wirdt / alſo / daß er ſein wacht nicht notuͤrfftigſich verſehen / oder die rechteLoſung143des Erſten theils. loſung nicht von ſich geben kan: der ſoll nach erkantnuß des Feldtmar - ſchalcks vund Obriſten / oder deß Ritterrechtens / geſtraafft werden.
79 Jtem / es ſoll auch keiner frembde verdaͤchtige vnd argwoͤ - nige perſohnen beherbergen / noch bey ſich auffhalten: ſondern dieſel - bige bey ſeiner pflicht den Oberſten / oder ſeinem Rittmeiſter anzu - melden ſchuldig ſeyn.
80 Jtem / da jemand wehre / der vorteil an den Feinden / vund nachtheil an den Freunden ſehe / oder ein guten raht zu geben wuͤſte / wie dem Feinde abzubrechen / oder ſich vor ſchaden zn verhuͤteu ſey / der - ſelb ſoll ſolches in ſtiller geheim dem Feldtoberſten / oder Feldtmarſchalck oder ſeinem Oberſten anzuzeigen ſchuldig ſeyn / auch ihme darumb groſ - ſer danck geſagt werden.
81 Weitter ſoll keiner brandtſchatzen / kein Laͤger anſtecken / oder anſteckẽ lahſſen| / noch brennen / es geſchehe dan auß deß Feldtoberſten befelich.
82 Jtem / da ein Feldtſchlacht erfolget / oder man in andere weg mit dem feind zuthun gewonne / ſo ſoll ein jeder an dem ort / vnnd an der ſtaͤtt / da er hin verodnet iſt / bleiben: vnnd von dannen ohn befe - lich ſeiner Obrigkeit nicht verruͤcken / noch weichen / bey ſeinen ehren. Vnd ob andere kriegsleut mitlerzeit an eim andern ort wider die feindt figten / ſo ſoll ein jeder / der durch dieſen weg gehorſam geleyſtet / vnd das jenig thun / ſo ihme befolen iſt / eben ſo gut ſeyn vnd gehalten werden / als der durch ein andern weg / auch in gehorſam die that vollbringen helffe: damit alſo der gehorſam / als die rechte grundfeſte aller guten Regiment / in ein weg ſo wohl / als im andern erhalten / vnd dargegen der vngehorſam verhuͤtet werde.
83 Jtem / da Gott gnad |gebe / daß den feinden ohſiget wuͤrde / ſo ſoll nichts deſtoweniger keiner ohn erlaubnuß ſich auſſer ſeiner ordnung von ſeiner fahnen auff das beuten / nach heilen begeben / ſondern dabey bleiben / vnd ſich ſeiner Obrigkeit befelichs verhalten / bey ſeinen ehren / vnd pflichten: damit nicht auß vnordnung vnd vngehorſam der feind ſich wider wenden / vnd der gantze hauff ſchand vnnd nachtheil darumb nemen moͤchte.
84 Jtem / es ſoll keiner dem andern ſein gefangenen vnd gewon - nene beut mit gewalt / oder ſonſt mit nichten entfrembden: ſondern ſollẽ die jrrigung vnd vneinigkeit / ſo ſich derhalben zutragen moͤchten / durch ihre Oberſten vnnd Rittmeiſtr / oder vor dem Feldtmarſchalckvnd144Erſte buchvnd ordentlichem Reutterrechten erledigen vnnd entſcheiden lahſſen.
85 Jtem / es ſol keiner die Mercatenter / inner oder aſſerhalb dem Laͤger pluͤndern / gewalt anlegen / oder auff den Proviantplatz gewalt treiben / in die Proviantplaͤtz fallen / noch etwas mit gewalt nemmen. Welcher es thut / der ſoll gefaͤnglich eingezogen / vnnd durch den Feldt - marſchalck / oder das Reutterrecht / an leib vnnd guet nach der ver - wirckung geſtraafft werden.
86 Jtem / es ſoll keiner fuͤr das Laͤger ruͤcken / vorkauff der Proviant zu thun: ſondern ſoll alle proviant zu feylem freyen kauff in das Laͤger bringen laſſen.
87 Jtem / wo jemandt vieh oder andere proviant den Feinden ab - gewinnen wirdt / der oder dieſelben ſollen das vich ohn erlaubnuß deß Feldtmarſchalcks / vnnd ihres Oberſten nicht auß dem Laͤger fuͤhren / ſondern in dem Laͤger vmb ein ziemblichen pfennig verkanffen / vnnd da deß kanffs oder deß wehrts halben jrrung fuͤrfielen / ſoll der Feldt - marſchalck darein zuſprechen / vnd ſie zu entſcheiden haben.
88 Jtem / wo einer oder mehr vnter obgedachten Reuttern / im Laͤger oder ſonſt im dienſt etwas hoͤrete oder verneme / das vns / dem H. Reich / oder dem kriegsweſen / vnnd vnſer oder deß H. Reichs / Land oder leuten zu nachtheil oder verhinderung gereichen moͤcht / oder ſonſt argwoͤnige leut ſehe oder wuͤſte: der ſoll ſolches von ſtund an an ſeinen Rittmeiſter oder Oberſten / oder wann die ſach alſo wichtig were / an den Feldtoberſten gelangen lahſſen. Wo aber einer oder mehr ſolches nicht theten / der oder dieſelben / ſo man deſſen in erfahrung kompt / ſollen wie der Hauptſaͤcher an leib vnnd guet geſtraafft werden / ohn alle gnad.
89 Ob dann wihr der Roͤmiſche Keyſer oder vnſer Feldtoberſter Leutenant / ein oder mehr perſonen / Staͤtt / Flecken / Maͤrckt / Doͤrffer / Haͤuſer / vnnd andere guͤter mit geleydt / Paßborten / ſalva guardia, Freyheiten / oder ander Begnadigungen verſehen vnd verſichern wuͤr - de: ſo ſollen die beſtelte Reutter oder jemand von ihr entwegen dawi - der nicht handeln oder thun / in keinerley weiſe: ſondern ſie dabey blei - ben zu laſſen / bey ihren pflichten ſchuldig ſeyn.
90 Jtem / ſie ſollen auch alle vnd jede vnſer vnnd deß Reichsvnter - thanen vnd verwandten / wer die ſeyn / niemand außgenommen / im ahn vnnd abzug / vnd ſonſt in durchzuͤgen vund Laͤgerungen nicht be -ſchweren /145des Erſten theilß. ſchweren / ſchaͤtzen / pluͤndern / vnd in keinerley weg beſchaͤdigen: ſondern jederman gebuͤrliche bezahlung thun. Da entgegen ſollen ſie von den wirthen vber die gebuͤr nicht geſchaͤtzet werden. Da ſie aber gegen dem Feindt zu felde ligen / als dann moͤgen ſie ziemliche fuͤtterung ho - len vnd gebrauchen.
91 Jtem / da nicht alleweg das geld oder zahlung ſo ordentlich vor - handen / vnnd ſie auff den wierthen oder den armen mann ligen vnnd zehren muͤſten: ſo ſollen ſie ſich doch nicht deſto weniger aller gebuͤr vnd billigkeit zu verhalten / ihrer (ſo viel moͤglich) zu verſchonen / vnd vmb das jenig / ſo ihnen die wirth oder armeleut geben / ehrbare gute rechen - ſchafft zu halten / zettel oder bekandnuß von ſich zu geben / vnnd ihnen ſolches hernacher an ihrer beſoldung abziehen zu laſſen ſchuldig ſeyn.
92 Hergegen ſollen auch die arme leuth vmb ihre ſchaͤden / vermoͤg der beſchehenen abreittung vnnd abzugs / durch vnſer vnd deß Heiligen Reichs kriegspfennig oder zahlmeiſter ordentlich bezahlt werden.
93 Jtem / da man in der Feind land / vnnd doch auff deß Reichs boden wird ligen / ſo ſoll keiner hinauß reitten / vnd die armen leut pluͤn - dern / ſchaͤtzen / vnd vergwaltigen noch ſeinen dienern ſolches zuthun ge - ſtatten: ſodern er ſoll mit fleiß ob ihnen halten / ſie ſelbs beſuchen / da - mit ſie nichts vngebuͤrliches in das Laͤger bringen / ſondern das ſie ſich mit der proviant vnd fuͤtterung der taxt / maaß vnd ordnung gemaͤß halten / die ihnen jederzeit durch den Feldtoberſten vnd Feldmarſchack ſoll vorgeſchrieben werden / bey eines jeden pflichten. Da auch derwe - gen klag kaͤme / ſo ſollen die Rittmeiſter den armen leuten an geld er - ſtattung thun / vnnd ſolches den jenigen / ſo es gethan / an ihrer beſol - dung abziehen. Es ſollen auch die Herrn vnd Junckern / ihre knecht / nach befindung ihrer ſchult vnd verbrechung / zu der widerſtattung an - zuhalten ſchuldig ſeyn / vnnd ſollen daneben die thaͤter noch fuͤr Recht geſtellt vnd als die Reuͤber geſtraafft werden.
94 Wann ſich auch begebe / daß mit huͤlffe des Allmaͤchtigen / der Feind Feldtoberſt oder der feldhauptleut / durch die Reutter gefangen wuͤrden: ſollen dieſelben perſohnen zu vns / oder vnſerm Oberſten / oder deß jenigen haͤnden / der deß befelich haben wird / gegen ſtattlicher vnd billicher verehrung geſtellet werden.
95 Wo aber auſſer dergleichen Feldtoberſten vnd feldthauptleuten /Tandere146Erſte buchandere perſohnen geſangen wuͤrden: da mag ein jeder / der dieſelben nider wirfft / vnd bekommet / ſchaͤtzen: vnd Kriegß gebraͤuch nach / damit hand - len. Doch ſollen alle vnd jede gefangene dem Feldtoberſten angezeigt / vnd ohn ſein vorwiſſen nicht ledig gelaſſen werden.
96 Da auch Staͤtt / Schloͤſſer / Flecken / Landt vnd Leuth erobert wuͤrden / ſollen dieſelben ſampt dem darzu gehoͤrigen geſchuͤtze / muni - tion / vnd dem Vorraht von Profeant / in allweg Vns vnd dem heiligen Reich zuſtehen / folgen / vnd bleiben. Zu dem / ſollen dieſelb eroberten / gehuͤldigte / auffgenommene Staͤtt / Schloͤſſer / Flecken / Landt vnnd Leuth / nachdem ſie auffgenommen ſein / weitters nicht beſchaͤdigt / noch gebrandt ſchaͤtzt werden: aber alle andere haab / ſo nach kriegßbrauch preiß iſt / ſoll ihnen bleiben.
97 Jtem / dieweil allerley Nationen zu roß vnd fueß zuſammen kom - men / derhalben vmb ſo viel auß geringen uhrſachen ſich vnwillen vnd vneinigkeit zutragen moͤchte: ſoll deſſen zu verhuͤten kein Nation die an - ner einigerley ſach halben mit worten / wercken / und geberden ſchmehen / ſtumpffieren: noch ſich mit derſelben in einige diſputation einlaſſen: ſon - der wo einige Nation gegen der andern beſchwert / ſpruch und forderung zu haben vermeint / ſoll daſſelbig bey ihrer Obrigkeit vnd gebraͤuchlicher Kriegßrechten befordert vnd außgebracht werden.
98 Jm fall aber einer oder mehr / vnter obgemeldten Reiſigen / wider die Beſtallung / oder ſonſt in andere weg / wider Kriegßrecht / vnd brauch / vnd ſein ehr vnd pflicht handlen wirdt: Derſelb ſoll durch mittel des Feldtmarſchalcks / ſeines Oberſten / vnnd Rittmeiſters / oder nach erkantnuß brauch / vnd herkommen des Reuterrechtens / auch nach gele - genheit ſeiner verwuͤrckung / am Leib / Ehr vund Gut / geſtraafft werden.
99 Jtem im Fall / daß bty dieſen Reuttern kein ordentlicher Feldt - marſchalck vorhanden / oder etwa abweſendt were / vnd durch ihnen kein ordentlich Reutterrecht gehalten werden moͤcht / vnd aber Maleſitz vnd andere ſtraaffbahreſachen vorfielen / die kein auffſchub leiden wolten: ſo ſoll der Oberſt vor ſich ſelbs das Vnrecht ſtraaffen / die Rittmeiſter / Leutenandt / Fendrich / auch wo vonnoͤhten / etliche Rottmeiſter zu ſich fordern / mit ihrem Zuthun / vnd Erkandtnuß / vermoͤg dieſer Be - ſtallung / vnd deß Reutterrechtens / nit deſto weniger mit ernſtlicher ſtraaff gegen den Mißhhandlern verfahren.
100 Jtem /147des Erſten theilß.100 Jtem / es ſollen auch bey allen Teutſchen Reuterregimenten / ſie haben wenig oder viel Fahnen / da ſchon kein ordentlicher Feldtmar - ſchalck vorhauden / in den Kriegs-vnd ſeldtzuͤgen / auch beſatzungen / nicht deſto weniger Profohſen gehalten / vnnd das vbel / vermoͤg dieſer beſtallung / geſtraafft werden: deſſen ſich die Reutter mit nichten zu ver - weigern / haben ſollen.
101 Jtem / wo einer oder mehr von einem Rittmeiſter Anrittgeldt nehmen / zu der Muſterung oder dem hauffen nicht erſcheinen / ſondern vor oder nach der Muſterung / ehe das Feldtregiment beſtellt / wider ab - ritt / oder ſich in eines andern Herrn dienſt begebe: Derſelb ſoll gebuͤhr - licher weiſe fuͤr das Reuterrecht citirt werden / auch dahin zu erſcheinen / vnd ſich zu purgiren ſchuldig ſein. Jm fall er aber vngehorſam auß - blieb / ſo ſoll als nach beſchehener Klag vnnd erweiſung uͤber ihn / als wann er zugegen / geſprochen vnd geurtheilt werden.
102 Da auch in dieſem Zug / oder andern Feldtzuͤgen / auſſerhalb des Reichß / bey frembden Potentaten / ſich Jrrungen oder Ehrenſa - chen / ſo ſich in Kriegßdienſten im Feldt zu getragen / zwiſchen Teutſchen erhielten / die einer gegen dem andern vor dem Reutter - rechten außtragen wolt / vnnd der Klaͤger kaͤme / das Recht wider ſein Gegenpart / die allda bey dem Hauffen / in der Beſtallung be - tretten / anruͤfft: So ſoll ihm geſtattet / der beklagt ordentlich ci - tirt werden / vnd antwort zu geben ſchuldig ſeyn. Hergegen ſoll ſich der Anklaͤger dem Feldemarſchalck vnd Feldtoberſten ſo lang mit pflichten vnterwerffen / gebuͤhrende Caution vnnd verſicherung thun / vnd alles was ſich hierinnen eygnet vnd gebuͤhrt / biß er ſein ſachen zu Recht außgefuͤhrt / erſtatten.
103 Jn dem allen ſollen ſich obgemeldte Oberſten / Rittmeiſter / vnd Reyſigen halten / wie frommen redlichen Ritters / vnnd andern ehr - lichen Kriegßleuthen zuſtehet / vnd gebuͤhrt / bey eines jeden trewen vnd glauben.
104 Vnd ſoll auch obgemeldter Oberſter bey ſeinen vntergebenen Rittmeiſtern vnd Reutern ſelbſt eygener Perſohn ſein vnnd bleiben / ohne des Feldtoberſten vorwiſſen an ſein ſtatt kein Verwahlter oder Leutenandt ſtellen: Wie er dann das alles / als ein Ritterliche perſohn / ſeinen Ehren nach / zu thun / zu halten / vnd zu verant - worten wiſſen wirdt.
T ij105 Wei -148Erſte buch105 Weiters ſollen gedachte reyſigen Monatlich / oder wan mans begeret / ſich Muſtern zu laſſen ſchuldig ſeyn / vnd ihnen ihre bezahlung darauff folgen / vnd gereichet werden. Da ſich aber zutruͤg / daß ſich das gelt verzuͤge / vnd nicht gleich zu außgang deß Monats allwegen vor - handen wehre / ſo ſollen ſie gedult tragen / nicht deſto weniger ihre zuͤg vnnd wachten verſehen / kein zug abſchlagen / wie dan redlichen kriegs - leuten gebuͤhret.
106 Es ſoll auch dieſe beſtallung vnnd Articul zu zeit der erſten Muſterung / offentlich den gemeinen Reuttern im feldt / vnter fliegen - den Fahnen fuͤrgeleſen / darauff durch ſie gemehret werden / wie von al - ters gebreuchlich.
107 So offt man hernach muſtert / ſo ſoll alleweg die beſtallung den Reuttern im ring wider vorgeleſen werden / damit ſich menniglich derſelben deſto beſſer zu erinnern / vnd darnach zn richten habe.
108 Gleicher geſtallt alle Reutter / ſo ſich kuͤnfftiglich bey jedem wehrenden zug / zu dem hauffen begeben / dienſt vnd beſoldung nemmen wuͤrden / ſollen gleich ſo wohl zu haltung obgemelder beſtallung vnnd Articul verbunden ſeyn / als wan ſie zu anfang darauff beſtellet vnnd gemehret hetten.
109 Es ſollen ſich auch die Rittmeiſter in ihrer bewerbung wohl vorſehen / daß ſich kein leichtfertige / vbelthaͤdige / vnd verleumbde per - ſohn / vnter |ihre Reutter eynmiſche: da mit deſto weniger vngehorſam vnordnung vnd meuterey bey den hauffen entſtehen / die ehrlichen vnd redlichen deſto ruͤhiger bleiben / vnd ihrem kriegsdienſt abwarten moͤ - gen. Da auch ſolche vnter den Fahnen hernacher ſolten in erfahrung gebracht werden / ſo ſollen ſie ihrer mißhandlung halben / wo oder wan die beſchehen / wo ferr die wider Recht / vnnd Malefitz iſt / vor dem Reutterrechten fuͤrgeſtellet / nach gelegenheit ihrer verwirckung vom hauffen geſchafft / oder ſonſt geſtraafft werden.
110 Da auch ſonſt in dieſer beſtallung einer betretten wuͤrde / der ein offentlicher Gottes vnd ſeines worts / leſterer / ein beruͤchtiger Jung - frawen vnnd Frawen ſchaͤnder / der einen vnredlich ermordet / von ſei - nem Herren auß dem feldt geflohen / oder ſonſt einer andern vnehrbar - lichen vnd vnadlichen that vberwieſen wehre / der ſoll vor dem Reutter - rechten darumb fuͤrgeſtelt vnd geſtraafft werden.
111 Jtem / da in ſolchen Articuln auch dißmal etwas vergeſſen oderaußge -149des Erſten theilß. außgelaſſen wehre / daß Reutter Kriegsleuten zu halten zuſtuͤndt / vnd gebreuchlich wehre / ſollen die Reutter eben ſo wohl darzu gehalten / vnd verbunden ſeyn / vnd die vbertretter nach erkantnnß darumb geſtraafft werden / als wann es außtruͤcklich in dieſer beſtallnng vermeldet wehre.
ERſtlich ſollen alle Oberſten / Rittmeiſter / Befelichshaber / Herrn / Junckern / vnd Mitreutter / auff die außfuͤhrliche beſtallung / darin die Articul deß Reutterrechtens vñ kriegs regimend ordentlich begriffen / deren wihr / der Roͤmi - ſche Kaͤyſer / Churfuͤrſten / Fuͤrſten vnd gemeine ſtaͤnde deß H. Reichs vns jetzo entſchloſſen vnnd verglichen haben / beſtellet vnnd angenom - men werden.
2 Wan man zuſammen kompt / ſollen vnſer / alß deß Roͤmiſchen K. vnd deß Reichs Feldoberſter / die Reutter alle zuſammen laſſen fordern / oder da je ein groſſe anzahl vorhanden / in etliche hauffen theilen laſſen / als dan ſelbs perſoͤnlich ſampt dem Feldtmarſchalck vnd den hohen emp - tern zu ihnen in ring reitten / vnnd ihme durch ein Herolden ein blos ſchwert laſſen vorfuͤhren / vnd folgends im ring nach beſchehenem auff - blaſen / den Reuttern offentlich fuͤrhalten / vnd erſtlich ſich bedancken / daß ſie ſich vns vnd dem H. Reich zum beſten beſtellen laſſen / vnd an - hero begeben hetten.
3 Dieweil nun Gehorſam vnd guet Regiment ein werck wehre / das Gott gefiel / darauß alles gluͤck vnd wolfahrt erfolget / daſſelb bey vnſern vorfahren den loͤblichen Teutſchen jederzeit in groſſer achtung vnd hand - habung geweſen wehre / demnach wolle ſie der Feldtoberſt an vnſer vnnd deß Reichs ſtatt / auch fuͤr ſich ſelbſt ermahnet haben / daß die ordnung / gehorſam / gericht vnd recht vnter ihnen erhalten / ſie ſich Chriſtlicher lieb / ehrbarkeit / adlicher ſitteu / Gottſeligkeit / vnd redlichkeit befleiſſen: das gegenſpiel / nemblich alle Heydniſche / vnadeliche thaten / wie Chriſt - lichen vnd rittermaͤſſigen leuten gebuͤhrt / fliehen wolten.
4 Vnd damit nuhn ein jeder ſolchem deſto beſſer nachzukommen wuͤſte / ſo ſolt ihnen hiemit vnſer vnd deß Reichs beſtallung / darein die Articul deß alten loͤblichen Reutterrechtens / vnd Kriegsregiments be -T iijgriffen /150Erſte buchgriffen / daß wihr vnd das Reich wider erneuert vnd beſtaͤtigt / dem loͤb - lichen Teutſchen Nahmen zu Ehren vnd Wohlfahrt ins werck gericht haben wolten / vorgeleſen werden / darauff ſie folgendts altem brauch nach / mehren ſolten.
5 Ohn zweiffel / ſie wuͤrden als die Ehrlichen Teutſchen vnd Rit - termaͤſſigen Leuth / jhnen ſolches wohlgefallen lahſſen / ſich darob erfreu - wen / vnd mit dem Werck ſich demſelben gemaͤß verhalten.
Demnach ſollen ihnen die Articul der Beſtallung vorgeleſen wer - den.
6 Wan nuhn ſolches beſchehen / ſoll abermahls durch den Feldt — oberſten an ſie ermahnung beſchehen / daß ſie als auffrichtige Fuͤrſten / Grafen / Herrn / vom Adel / vnd gemeine Reuter / jung vnd alt / hoch vnd niedern ſtandts / ſich darnach richten: demſelben / ſo ihnen vor - geleſen worden / trewlich und gehorſamlich nachkommen / vnd bey ihren Kriegßherrn vns dem Roͤhmiſchen Keyſer / vnd dem Reich / vnſerm oberſten Leutenandt / deſſen nachgeſetzten aͤmptern / vnd Befehlichsleu - then im Feldt vnd Beſatzungen / zu tag vnd zu nacht / nach aller moͤg - ligkeit / Leib / Leben / Gut vnd Bluet / wie ihre loͤbliche Vorfahren ge - than / znſetzen vnd halten / darvon / dieweil dieſer Zug vnd Beſtallung wehret / es ſcheide ſie dann der bitter todt / oder andere erhebliche ehrli - che Ehehafft / nicht weichen / ſondern in allem ſich als ehr liebende auff - richtige Teutſchen / vnd Rittermaͤſſige Leuth / erzeigen: Dem rechten / ehrbar vnd billichheit beyſtehen / vnd das gantz Kriegßweſen mit embſi - ger anruffung Gott dem Allmaͤchtigen befehlen / auch ſich ſelbß vor ſtraaff / ſchand vnnd ſchaden / der uͤbertrettung huͤten ſollen vnd woͤl - len. Endtlich ſoll der Feldtoberſt auch an ſie begehren / daß ſie dem alten herkommen nach / ihre Mehr daruͤber machen / die haͤnd alle ſamptlich auffheben / vnd geloben woͤllen / dem allen / ſo in der Be - ſtallung begriffen / trewlich vnd feſtiglich nachzukommen.
7 Nach beſchehener verleſung der Beſtallung vnd Articul / auch nach erfolgter Mehrung / ſoll der Feldtoberſter das Feldt beſtellen / vnd den Reutern die Perſohnen der hohen ampter anzeigen.
8 Erſtlich den Feldtmarſchalck / vnnd alß baldt das ſchwerdt von dem Herolden nehmen / ihm uͤberantworten / darauff die hand - habung der Juſticien / gleichs vnd rechtens / den frommen vnd ge - horſamen zu ſchutz / den boͤſen vnd vngehorſamen zur ſtraaff / bey derGeluͤbdt /151des Erſten theils. Geluͤbd / die er jetzo in gemeiner Mehrung offentlich geleiſtet hat / jhm ernſtlich befehlen.
9 Darnach ſoll der Feldtoberſte die Perſohnen der andern hohen aͤmpter auch nahmhafft machen / ihnen befehlen / ſolche ihre aͤmpter bey jetzt gethaner ihrer Mehrung trewlich vnd fleiſſig zuverrichten. Dar - neben ſoll er auch den Reutern allen in gemein einbinden / daß ſie ſol - chen hohen aͤmptern allen vnd einem jeden inſonderheit / in dem / das ſein Ampt mit bringt / gebuͤhrlichen gehorſam leiſten ſollen.
10 Darumb thut ein jeder von den hohen aͤmptern ſein Danckſa - gung / vnd erbeut ſich gegen dem Feldtoberſten vnd den Reutern hin - wider alles gehorſams vnd gebuͤhr.
11 Wann nuhn ſolches alles beſchehen / ſo blaͤßt man wider auff / vnd ziehet auß dem Ring.
ERſtlich ſoll der Feldtmarſchalck ein ehrlichen / verſtaͤndigen / er - fahrnen Kriegßmann vom Adel zu ſeinem Leutenandt verordnen / demſelben neben anderm / auch auffſehen auff die Juſticien vũ das Reutterrecht befehlen: Auch ihme ein geſchickte wolgeuͤbte Perſohn zu einem Schreiber deß Reuterrechtens zu geben / derſelb ſoll zu zeit des erſten Reuterrechtens offentlich mit nohttuͤrfftiger Eydespflicht ver - bunden werden -
WAnn man dann ein Reuterrecht halten will / ſo ſoll daſſelb zum erſten auß des Feldtmarſchalcks befehlich durch die Trommeter im Laͤger außgeblaſen / | oder nach gelegenheit ſonſt den Partheyen ordentlich verkuͤndigt werden.
2 Folgendts ſoll der Feldtmarſchalck / als dem die Juſticia vnd das Schwerd befohlen / drey Rittmeiſter / drey Leutenandt / drey Fendt - rich / vnd drey Rottmeiſter / auch ein Reuter oberſten darzu nehmen / dasRecht152Erſte buchRecht damit beſetzen / auch wo er es fuͤr noth vnd guet anſicht / dieſelben den abend zuvor fuͤr ſich fordern / vnd ſich der notturfft nach mit ihnen bereden.
3 Da aber der Reutter hauff ſtarck im Feldt iſt / alſo daß man an leuten wohl gehaben mag / oder da Malefitz vnnd andere ehren ſachen fuͤrfallen / ſo ſoll das Recht gedoppelt / nemblich mit vier vnd zwentzig perſohnen beſetzt / vnnd deſto mehr Rottmeiſter von den Fahnen darzu gezogen werden.
4 Solche jetztgemelte perſohnen ſollen ſich in oder vor deß Feldt - marſchalcks loſament verſamlen / vnd wan derſelbe zu der ſtell / da das Recht gehalten ſoll werden / gehen will: ſo ſoll er ihme durch ein Herold / oder ein ander perſohn / ein bloß ſchneident ſchwerd vortragen / auch dem Recht mehr anſehens vnd entſetzund zu machen / mit einer Trommeten vorblaſen laſſen. Denn ſollen als dann die obgedachte zugeordnete perſohnen / wo es peinlich gericht iſt / auch mit ihren ſchwertern auff den achſeln / daran die ſpietzen uͤber ſich gekheret / par vnd par ordentlich nachfolgen. Wo es aber Malefitziſch iſt / ſollen ſie die ſchwerdter an der ſeyten behalten.
5 Vnnd ſoll in allen Rechtsſachen / ſonderlich die peinlich vnnd ehrn ruͤrig ſeyn / vñ die das kriegsregiment betreffen / der Feldmarſchalck perſoͤhnlich gegenwertig ſeyn / das Recht mit hoͤchſtem ernſt vnd anſe - hen handthaben. Wann aber etwan Buͤrgerliche partheyſche ſachen vorhanden / die nicht gar wichtig / vnd er mit andern geſchaͤfften beladen wehre / ſo mag er ſeinen Leutenant das Recht halten lahſſen.
6 Wann man dann nuhn an die ſtell / da das Recht gehalten ſoll werden / kommen: der Feldtmarſchalck / vnnd die andern beyſammen: ſo ſoll er ſein ſchwert fuͤr ſich auff den Tiſch legen vnd die Richter / wann es ein peinlich gericht iſt / ihre ſchwerter mit der ſpitzen vnter ſich gegen der erden kehren.
7 Jtem / es ſoll der beſtallungsbrieff auch auff den Tiſch geleget werdẽ.
8 Hernach ſoll der Feldtmarſchalck den erforderten vnd zum Recht verodneten erſtlich fuͤrhalten vnd aufferlegen / daß ſie weder vmb gelt / guet / gifft / gab / neid / haß / freundtſchafft oder feindtſchafft: ſondern allein nach laut klag vnnd antwort / vemoͤg der beſtallung / vnd deß Kayſerlichen Rechten / erkennen / ſprechen vnd vrtheilen / als ſie wollen / das Gott am Juͤngſten Gericht vber ihre Seelen ſpreche vnd vrtheile. Darauff153des Erſten theilß. Darauff ſoll auch ein jeder ſolches dem Marſchalck mit handtgebenden trewen zuſagen vnd geloben.
9 Ferrner ſoll der Feldtmarſchalck die gewoͤhnliche vmbfrag thun / ob des Gericht mit tauglichen / ehrlichen Leuthen beſtellet? Jtem / ob es zu rechter zeit ſey / vnd ſonſt keine hinderung vorhanden / ein Keyſer - lich Reuterrecht zu halten.
10 Hernacher ſoller das Recht verbannen. Erſtlich von wegen Got - tes des Allmaͤchtigen / alß| des vhrſprungs aller gerechtigkeit: Dann von vnſern des Roͤhmiſchen Keyſers vnd deß Reichß wegen / als der hoͤchſten Obrigkeit / vnd vnfers Feldtoberſten: Das niemand im Rech - ten / auſſer erlaubnuß / vnd ſeinem Vorſprecher / woͤlle reden: Daß kei - ner vorm Rechten abtrett: auch der vmbſtandt ſie nicht uͤberſtehe.
11 Nach dem ſoll er fragen / ob den partheyen auch ordentlich vorge - botten worden / vnd ſie darauff erfordert.
12 Jtem / in peinlichen ſachen / vnd die das Kriegßregiment betreffen / ſoll der Profohß / vnnd da die ſachen ſo wichtig / auff deß Feldtmar - ſchalcks gutachten / etwan auch neben ihm ſein Leutenandt: in Buͤr - gerlichen aber / wann es gut vnd geldt zwiſchen den partheyen betrifft / der klaͤger vnd antworter vortretten / eine Perſohn vom Rechten / fol - gendts ein oder zween Raͤhte / auß den zu geordneten bitten / vnd durch dieſelben ſein nohturfft vortragen vnd handlen laſſen.
13 Jn peinlichen ſachen iſt der Reuter Beſtallung eynverleibt Arti - eul / vnd vnſer Keyſerliches Malefitz Recht / das recht Richtſcheid / darnach die Vrtheil gericht ſollen werden.
14 Es ſollen auch zur zeit der vmbfrage die Reuter bey ihren pflichten erinnert werden / daß eines jeden votum biß in eines jeden gruben ge - heym vnd verſchwiegen gehalten werde.
15 Jtem / es ſoll vor eroͤffnung der Vrtheil / wann es Malefitz / oder ehrenſachen zwiſchen anſehlichen perſohnen betrifft / der Feldtmar - ſchalck allmahlen dem Feldtoberſten bericht thun / ſich ſeines gemuͤhts darauß erlehrnen: welcher dann nach gelegenheit der perſohn / aͤuch zeit / vnnd anderer vmbſtaͤnd / die ſtraaff zu mindern / oder zu mil - tern.
17 Wann dann in peinlichen ſachen das Vrtheil geſprochen wirdt / ſoll der Feldt marſchalck das ſchwerdt in die handt nehmen / vnd die ſpitz uͤberſich kehren.
VDeß -154Erſte buch17 Deßgleichen ſollen die andern zum Rechten verordnete perſohnen auch thun / vnd dieweil die vmbfrag beſchicht / vnd die Vrtheil gehet / die ſpitz der ſchwerdter vnter ſich kehren. Hernacher aber wann die Vrtheil eroͤffnet vnd verleſen wirdt / ſollen ſie die ſpitz uͤber ſich kehren: Vnd nach verleſener Vrtheil / ſoll der Feldtmarſchalck ſein ſtab brechen. Herna - cher ſollen die zugeordneten wider vom Recht zu dem loſament gehen / wie ſie außgangen ſeyn / vnd die Richter jeder ſein ſchwerdt auff der Ach - ſeln haben: Da ſie aber uͤber kein Malefitzſachen Gericht haben / an der ſeiten behalten.
18 Was dann alſo in dem Reuterrechten allenthalben in werendem Zug geurtheilt vnd gehandelt / ſoll alles jederzeit ordentlich in das rechts - buch auffgeſchrieben vnd verzeichnet / auch zu end deß Zugs zwo vnder - ſchiedliche Copeyen davon gemacht / mit deß Feldt marſchalcks ſiegel verſiegelt / eine in vnſer / die ander in vnſers lieben Neuen vnd Churfuͤr - ſten zu Meyntz Cantzley vberſchickt werden / damit ſich deſſen ein jeder kuͤnfftiglich zu gebrauchen vnd zu erholen hab.
ANfaͤnglich ſollen die Teutſchen Knecht vns dem Rhoͤmi - ſchen Keyſer vnd dem H. Reich geloben vnd ſchweren / vns vnd dem H. Reich getrewlich zu dienen: Vnſerm vnd des Reichs ſchaden zu warnen / vnd frommen zu fuͤrdern: Deßgleichen vn - ſerm oberſten Leutenant / jtem / ihren oberſten / Hauptleuthen / Leutenan - ten / Faͤndrichen / Waibeln / Furierern / vnd andern hohen aͤmptern / ſo von vns geſetzt werden / wider vnd gegen den feinden gehorſam zu ſeyn: Was ſie mit ihnen ſchaffen vnd gebieten / das Kriegßleuthen zuſtehet / er ſey Edel oder vnedel / klein oder groß Hanß / daſſelb ohn alle widerred vnd außzug zu thun / vnd kein Meutterey zu machen / noch handt an ſie zu legen / noch ſie mit veraͤchtlichen vnd ſchmaͤhlichen worten angreiffen: Sonder ſich gebrauchen zu lahſſen / zu vnd von dem feindt / in zuͤgen / ſchlachten / ſtuͤrmen / oder wachten / wie es ſich bey tag vnd nacht begeben mag / vnd was die nohtturfft erfordert. Wo aber einer oder mehr dar - inn vngehorſam erſchienen / der oder dieſelben ſollen nach erkandtnuß deß oberſten vnnd deß rechten geſtraafft werden / als in nachgeſchriebe - nen Articuln klaͤrlich beſchrieben ſtehet.
2 Zum155des Erſten theils.2 Zum andern / ſoll ein jeder Kriegßmann ſich Gottloſer wort vnd werck enthalten / vmb den Sieg wider den Feinde von oben heraber / von hertzen bitten: vnd ſo offt zum Gottesdienſt oder der Predigt deß worts Gottes vmbgeſchlagen wirdt / ſich zu der Predigt verfuͤgen / vnd dieſelb ohn ehehaffte vrſachen keines wegs verſaumen. Wuͤrde ſich aber einer oder mehr mit Gottslaͤſterigen worten oder wercken vergreiffen / vnd er - zeigen / der oder dieſelben ſollen an leib vnd leben geſtraafft werden / nach erkandtnuß des Oberſten oder rechtens. Wer auch zu zeiten der Predigt vnd Gottesdienſts in den weinkellern vnd gelaͤchern / oder ſonſt an leicht - fertigen orten betretten wirdt / den ſoll der Profohß macht haben in die Eiſen zu ſchlagen / vnd nach erkandtnuß des Oberſten ſtraaffen. Es ſoll auch vnter wehrendem Gottsdienſt vnd Predigt kein Wein / Bier / oder dergleichen durch die Mercatanter außgezapfft vnd verkaufft werden.
3 Es ſollen auch alle Knecht / ſo ſpieß vnd kurtze wehren tragen / mit ſtarcken ſeittenwehren / naͤmblich beyden haͤnden / oder guten Rappieren gefaft / vnd auff der muſterung damit zu erſcheinen ſchuldig ſeyn. Die ſchuͤtzen aber ſollen mit gueten ſtarcken Rappieren verſehen ſeyn. Jtem / es ſoll auch ein jeder Knecht ſein ruͤſtung / ſeitten vnd ander wehr / nicht veraͤndern / ſonder in guter achtung haben / vnd mit holtzhauen oder der - gleichen nicht verderben / damit ſie ſich als Kriegßleuth derſelben gegen dem feindt nohttuͤrfftiglich gebrauchen koͤnnen. Vnd wo einer anderß befunden wuͤrde / der ſoll darumb geſtraafft / vnd ihme ſonderlich ſeine beſoldung an der Muſterung darumb geringert werden.
4 Jtem / es ſoll auch ſonſt ein jeder ſein Oberwehr / vnd ſonderlich die ſchuͤtzen ihre Hahcken vnd zugehoͤr / in gueter gewarſam vnd bereit - ſchafft halten / vnd ſich ohn Krant vnnd Loth / auch andere nohtturfft nicht finden lahſſen. Da aber einer anders auff zuͤgen vnd wacht befun - den / der geſtalt / daß er ſich ſeins Hahckens vnd Wehr gegen dem Feindt nit gebrauchen koͤndte / der ſoll darumb am leib geſtraafft werden.
5 Es ſoll auch ein jeder mit feinem Oberrock oder Mantel bekleydet / vnd gefaßt ſeyn / damit er ſich vor dem regeu vnd kaͤlte deſto beſſer erhal - ten / vnd ſonderlich die Schuͤtzen ihre Hahcken vnd Fleſchen decken / vnd deſto beſſer jeder zeit gebrauchen moͤgen.
6 Jtem / es ſoll auch ein jedes Faͤhnlein knecht / ſampt oder ſonderlich / oder auch Rottẽweiß / wie es ſich begebe / oder die nohtturfft erfordert / ſichV ijgebrau -156Ander buchgebrauchen vnd ſchicken laſſen / es ſey auff Zuͤgen / Wacht oder Beſa - tzungen / nach verordnung vnnd nohtturfft vnſer / vnnd vnſer Ober - ſten.
7 Vnd ob ſich begebe / daß ein Hauptmann oder ander Befehlichs - mann mit eines andern Hauptmans Fendrichen / Waibeln vnd knech - ten etwas zu thun ſchuͤffe / daß die nohtturfft erhieſche / was Kriegß - leuthen zu thun moͤglich iſt: Darinnen ſoll ihnen gehorſam werden / gleich ob ſolches der recht Hauptmann geſchafft hette.
8 Jtem / die Kindtbetterin / ſchwanger Frawen / Jungkfrawen / alte Leuth / Prieſter / Prediger / vnd Kirchendiener / die ſollen die knecht beſchuͤtzen / beſchirmen / vnnd bey leibs ſtraaff in keinen weg beleydi - gen.
9 Jtem / ſie ſollen auch der Kirchen / Cloͤſter / Clauſen / Spitaln / vnd Schulen verſchonen / dieſelben nicht beſchaͤdigen / noch beleidigen / in keinen weg / bey leibs ſtraaff.
10 Ferrner ſollen ſie 30 tage fuͤr ein Mohnat zu dienen ſchuldig ſein / wie dann der gebrauch iſt / vnd ſoll einem jeden auff ein Mohnat Soldt 4 guͤlden zu 15 batzen / oder 60 kreutzer geben vnd bezahlt werden. Doch da ſich das geldt verzuͤg / vnd nicht gleich da were / ſollen ſie geduldt tra - gen / vnd nicht deſto weniger jhre Wacht verſehen / vnd keinen Zug ge - gen dem Feindt abſchlagen / wie dann Kriegßleuthen gebuͤhrt.
11 Jtem / wo einer oder mehr / nach dem er geldt empfieng / wider dar - uͤber entlieff / oder hernacher ohn erlaubnuß vnnd ohne Paßbort vom hauffen vor beuhrlaubung deſſelben hinweg zoͤge: Wa oder wann der - ſelben einer oder mehr / in ſolchem betretten wuͤrden / dieſelben ſollen an Leib vnd leben ohn Vrtheil vnd recht geſtraafft werden / vnd jederman guet preiß ſein: Oder da er nicht betretten wirdt: ſo ſoll er doch oͤffentlich zu einem Schelmen gemacht werden / vnd keine freyheit / ſicherheit / noch geleyt niergendt haben.
12 Auch ſoll kein knecht im Zug auß der Ordnung gehen / ohn merck - liche vhrſachen. Wo aber einer oder mehr in ſolchem vngehorſam weh - ren / ſollen dit Hauptleuth / Feldtwaibel / vnd gemeine Knecht / den oder dieſelben / wer die ſein / ſo nicht in der Ordnung bleiben woͤllen / mit gewalt in die Ordnung treiben. Vnd welcher ſich daruͤber zu wehr ſtell - te / vnd vngehorſam erſchiene / vnd druͤber entleibt wuͤrdt / ſoll dran nie - mand gefreffelt haben.
13 Wo157des Erſten theilß.13 Wo auch einer oder mehr auff Zuͤg vnd Wachten durch ein an - dern Befehlichsman auß billichen vhrſachen / vnd darumb / daß er an - ders thaͤte / dann ihm alß einem Kriegßman gebuͤhrt / geſtraafft wuͤrde / vnd er ſich gegen ihme rottieren / oder zu wehr ſtellen / oder mit ſchmaͤhli - chen worten einlaſſen wuͤrde: Der ſoll darumb nach erkandtnuß des O - berſten vnd des Rechten geſtraafft werden.
14 Ob ſie dann durch die Oberſten / Haupt oder Befehlichsleuth / faͤhnleins oder Rottenweiß / in ein Beſatzung geſchickt wuͤrden / es weh - ren Staͤtte / Schloͤſſer / Maͤrckte / oder Flecken / wie es ſich zutruͤge: So ſollen ſie ſich gutwillig darzu gebrauchen lahſſen / vnd ihr leib vnnd leben biß auffs euſſerſt trewlich vnd tapffer / zu erhaltung derſelben zuſe - tzen / auch von keiner Vbergebung nicht reden / noch rahtſchlagen / bey ihren ehren vnd pflichten.
15 Sie follen auch alß dann ſchuͤldig ſein / ſich in feindes gefaͤhrden vnd noͤhteu / auff begehren des Hauptmans oder Oberſten / gutwillig - lich zu der Arbeit vnd den Baͤuen gebrauchen zu lahſſen / bey ihren ey - den / ohn alle widerred.
16 Jtem / da ſie in ſolcher Beſatzund durch die feindt erſucht wuͤrden / es were durch einen oder mehr ſtuͤrme: Sollen ſie ſich darnach einen weg als den andern mit ihrer ordinari Beſoldung ſaͤttigen lahſſen / vnd wihr oder das Reich ihnen derwegen weiters nichts ſchuͤldig ſein. Vnd ob Schloͤſſer / Staͤtt / vnd andere beſatzungen mit theydigung auffge - nommen wuͤrden / ſo ſoll ihr keiner darein fallen / oder pluͤndern / noch ſich darein dringen: Es beſchehe dann auß er laubnuß oder verordnung des oberſten.
17 Jtem / ſie ſollen auch die geſicherten vnd gehuldigten / bey der ſiche - rung vnd huldigung bleiben lahſſen / vnd nichts weiter gegen ihnen fuͤr - nehmen vnd handlen / ohne wiſſen vnd erlaubnuß des Oberſten / oder wer von ſeinetwegen Befehlich hat / alles bey leibs ſtraaffe.
18 Jtem / wa ſalva guardia angeſchlagen wuͤrde / da ſoll keiner nichts nehmen / pluͤndern / oder beſchaͤdigen / bey leibs flraaff.
19 Jtem / da ſichs begebe / daß durch vns oder vnſern verordneten o - berſten Leutenandt ein Feldtſchlacht beſchehe / oder ein ſtattliche Haupt - feſte mit gewaltigem Sturm durch Gottes huͤlff erobert wirdt: So ſoll alß dann einem jeglichen knecht / wie ſich der Mohnat jhres dienſts be - griff / auß vnd angehen. Aber weiter ſollen wihr oder das Reich nichtsV iijſchuͤl -158Erſte buchſchuͤldig ſein. Vnd da das geldt nicht gleich vorhanden / vnd den fein - den abbruch geſchehen moͤcht / ſo ſollen ſie ſich auff ihres Oberſten befeh - lich / nach der that / nach zutrucken nicht widern / vnd keinen Zug den feinden zu abbruch abſchlagen. Vnd da ſich einer oder mehr widerten / die ſollen als meineidig gehalten / vnd an leib vnd leben geſtraafft werden. Doch ſoll hiedurch vns an vnſern ſondern wohl herbrachten braͤuchen / vnd vergleichungen / in vnſern Koͤnigreichen vnd Erblanden / nichts ge - aͤndert / noch in etwa præiudiciert ſond’ es dabey durchauß gelahſſen ſein.
20 Jtem / es ſoll ſich in ſchlachten oder ſtuͤrmen / vnd in derſelben er - oberung niemand auff pluͤnderung begeben / oder vmb das guet annem - men / es ſey dann die Waalſtatt vnd plaͤtz zuvor erobert: ſonder in guter Ordnung bleiben / bey vermeidung leibes ſtraaff.
21 Es ſoll auch keiner auß dem Lager auff Beut / oder anders wo hinzie - hen / ohne wiſſen vñ willẽ ſeines hauptmans: noch uͤber nacht von ſeinem faͤhnlein bleiben / bey leibes ſtraaff / vnd weiterer erkandtnuß deß oberſten.
22 Ob einer oder mehr wehren / die flucht im feldt oder ſonſt machtene ſo ſoll der naͤchſt in den / oder dieſelben ſtechen vñ ſchlagen. Vnd ob einer / der alſo flucht machen wolt / druͤber zu todt geſchlagen wuͤrde / ſo ſoll ſich niemandt an ihme verwirckt / ſonder groſſen danck damit verdient haben.
23 So aber einer entlieff / ſo ſoll derſelbig den Hauptleuthen ange - zeigt / vnd als dann / da er erwiſcht / an ſeinem leib vnd leben geſtraafft werden: Oder da er nit betretten / zu einem oͤffentlichen ſchelmen ge - macht werden.
24 Es ſoll auch bey ihren Eyden von ihnen kein gemein / ohn wiſſen vnd willen des Oberſten / gehalten werden. Welche aber ſolches vber - tretten wuͤrden / dieſelbe ſollen alle Meineydig gehalten / vnd an leib vnd leben geſtrafft werden / ohn alle gnad.
25 Jtem / es ſoll auch keiner mit den Feinden / oder ihren Trummen - ſchlaͤgern / oder Trommetern / es ſey im Laͤger / Zuͤgen / oder Beſatzungen / Sprach haben: Auch kein brieff / in des feindts Laͤger ſchreiben / oder bottſchafft thun / vnd von den feinden auch keine empfahen / ohne befeh - lich vnd erlaubnuß deß Oberſten / bey leibs ſtraaff.
26 Jtem / es ſoll niemandt von den feinden oder ihren zugehoͤrigen / es fey mans oder weibsperſon / jung oder alt / durch die Wacht / es ſey auß oder in das Laͤger gelahſſen werden: Sonder wer derſelben innen wirdt / ſoll ſie auffzufangen / vnd fuͤr ſein Oberſten / oder den Feldtoberſten zu - bringen ſchuldig ſeyn.
27 Jtem /159des Erſten theils.27 Jtem / wo einer oder mehr einige Verraͤhterey oder andere boͤſe ſtuͤck / ſo von einem oder mehr / dem Kriegßherrn / oder gemeinem hauf - fen zu nachtheil getrieben wuͤrden / erfuͤhre vnd innen wuͤrde / der ſoll die mißhaͤndler zu ſtund der Oberkeit vnd dem Profohſen bey ſeinem Eyd vnd pflichten anzuzeigen ſchuͤldig ſeyn: Vnd da er ſolchs nicht thete / als ein meineydiger / vnd alß die thaͤter ſelbs / darumb geſtraafft werden.
28 Jtem / da einer oder mehr / nachtheil an den freunden / vnd vortheil an den feinden erſehen / vnd wiſſen wuͤrde: Der ſoll ſolches ſeinem Haupt - man oder Oberſten anzeigen / vnd darumb groſſen danck verdient haben.
29 Jtem / es ſoll ein jeder bey leibs flraaff ſich gegen dem andern muht - willigen balgens enthalten / vnd ſich aller freundtſchafft / friedens vnd einigkeit befleiſſen.
30 Jtem / es ſoll auch keiner gegen dem andern moͤrdtliche wehr / als Buͤchſen / oder ſonſten lange wehr / im balgen brauchen / bey ſeinem eyd: Aber die ſeit enwehr ſoll einem jeden zu ſeiner leibs beſchuͤtzung / zuhawen vnd zu ſtechen / frey ſtehen.
31 Jtem / ob einer alten haaß vnd neidt zum andern hette / ſoll er den - ſelben in dieſem loͤblichem Kriegßzug in allweg ruhen lahſſen / vnd nicht rechen / mit worten oder wercken / es ſey dann mit recht. Wo aber einer oder mehr daſſelb vbertretten / vnd nit halten wuͤrden: Der oder dieſelben ſollen darumb fuͤr recht geſtelt / vnd nach erkandtuuß an ihren ehren / leib / vnd leben geſtraafft werden.
32 Es ſoll ſich auch niemandt gegẽ dem andern rottierẽ. Vñ wa ſich aber zwiſchen etlichen balgen vnd vnfried zutruͤge / ſo ſollen die naͤchſten dabey erewlich vnd vnpartheyſch frieden nehmen / zum erſten / zum andern / zum dritten mahl. Welcher dann nicht fried halten wolte / wer thme alßdann zu todt ſchlaͤget / der ſoll ihne damit gebuͤſt haben. Vnd welcher einen vber den frieden / entweder ligend / oder wehrloß ſchlaͤgt / der ſoll darumb fuͤr Recht geſtelt / vnd nach erkandtnuß an leib vnd leben geſtraafft werden.
33 Jtem ob einer / oder mehr / ſein wehr / es wehre vor oder nach dem frie - den / nach einem ſchuͤſſe / oder wuͤrfe: Derſelb ſoll an ſeim leib geſtraafft werden.
34 Wo auch zween oder mehr vneinig wuͤrdẽ / vñ ſich miteinander ſchluͤ - gen: ſo ſoll ſich kein theil gegen dẽ andern rotten / oder partheyen / vñ nie - mandt ſich deß andern annehmen: ſonder ſcheidens halbẽ da ſeyn / damit groſſer vnraht vñ vn willẽ verhuͤtet werde. Welche aber ſich in ſolchẽ vngehorſam160Erſte buchgehorſam hielten / dieſelben ſollen geſtraafft werden / nach erkandtnuß des Oberſten.
35 Es ſoll keiner in gefaͤhrlichen oͤrthern / ſonderlich dieweil die Wacht beſetzt / vnd bey der nacht / abſchieſſen: Es ſey im Laͤger / Staͤtten / oder Schloͤſſern / dadurch ſchaden entſtehen moͤcht / bey leibs ſtraaff.
36 Ob auch einer / oder mehr / auff die Wacht beſcheiden wehre / und nicht kaͤme: Der ſoll geſtraafft werden nach deß Oberſten erkandtnuß. Da er aber auß Leibs ſchwachheit darauff nicht erſcheinen koͤndte / ſo ſoll er durch ſeinen Rottgeſellen ſolches dem Hauptmann anzeigen / vnd erlaubnuß begehren.
37 Ob dann einer auff der Wacht wehre / vnd darab ohn erlaubnuß gienge / der ſoll ohn alle genad geſtrafft werden. Es ſollen auch die Rott - geſellen ſolches bey ihrem Eyd anzuzeigen ſchuldig ſein.
38 Es ſoll auch keiner einige Waͤchter an ſein ſtatt ſtellen / ohne ſeines Hauptmans wiſſen vnd willen. Es ſoll auch ein jeder auff die Lohſung / ſo ihm iederzeit geben wirdt / gut achtung haben. Dann welcher der Lohſung vergeſſen / oder mit einer vnrechter Lohſung befunden wirdt / der ſoll fuͤr Recht geſtellt / vnd nach er kandtnuß / an Ehr / Leib vnnd leben geſtraafft werden.
39 Jtem / da einer auff der Schildtwacht ſchlaffend befunden wuͤr - de / oder ſonſt ehe dann er abgeloͤſet / davon gienge: Der ſoll an leib vnd leben ohn alle genad / geſtraafft werden.
40 Jtem / es ſoll auch keiner mit dem andern nach beſatzter Wacht / weder auff der gaſſen / noch im loſament balgen: Dergleichen auff den Tagwachten, vnd in der Ordnung / bey ſtraaff leibs vnd lebens.
41 Es ſoll auch keiner in der freundt Landt / vnd auff vnſerm vnd des Reichs boden / auff dem Zug / oder in den Laͤgern / niemandt etwas mit gewalt vnd vnbezahlt nehmen / noch auff die armen leuth außlauffen / vnd pluͤndern: Sondern ein jeder ſeinen Wirth / dabey er jederzen in ſtaͤtten oder flecken ligen wirdt / gebuͤhrlicher weiß zu frieden ſtellen.
42 Wer ſolches nicht thut / vnnd klag kaͤme / der ſoll durch ſeinen Hauptman vnd Oberſten / zu der erſtattung angehalten / vnd noch dar - zu an leib vnd leben / nach erkandtnuß / geſtraafft werden.
43 Vnd da mehr / dann ein Nation / in dieſer Kriegßverſamblung ſein ſolten / ſollen keine mit derſelben Auffruhr machen / vnwillen anfa -hen /161des Erſten theilß. hen / noch ſich gegen ihnen rottiren / auch nicht mit ihnen ſpielen / / da - mit groſſer vnwillen verhuͤtet werd / bey leibs ſtraaff: ſondern da einige jrrung oder mangel gegen ihnen fuͤrfiel / ſo ſollen ſie ſolches ihrer Obrig - keit anzeigen / die ſoll ſie bey fug vnnd recht handthaben. Vnd wann dem Feldtlager Profeant zugefuͤhrt wirdt / ſoll ein jeder die Marcaten - ter vnvergewalt igt vnd vnbeleydigt laſſen / auch weder vor oder nach dem die Profeant ins Laͤger kompt / daruͤber fallen / oder greiffen / ſie ſey dann zuvor geſchaͤtzt.
44 Es ſoll auch keiner fuͤr das Laͤger hinauß lauffen / Profeant vorzu - kauffen / ſondern ſoll das alles auff freyen platz ins Laͤger fuͤhren vnd brin - gen laſſen / vnd warten / biß es geſchaͤtzt werd / bey leibs ſtraaff.
45 Vnd wo der Profohß oder ſeine knecht einen oder wehr / dievnge - horſam wehren / annehmen wolten / ſoll ſie niemandt daran hindern / oder ſich wider ſie rotten oder auch derſelben annehmen: Sondern ſie darbey handthaben. Vnd ob einer oder mehr dem Profohſen / oder ſei - nen knechten / einigen gefangenen irren / verhindern / oder der mißhand - ler dardurch hinweg kommen wuͤrde / der ſoll in aller maſſen / wie der Thaͤter / ſelbſt geſtraafft werden.
46 Jtem / wo einer oder mehr in einer offentlichẽ ſchaͤndtlichen that / als Mordt / Diebſtal / Verraͤhterey / oder dergleichen betretten wuͤrde / vnd der Profohß / oder ſeine diener nicht gleich an der handt wehren / ſo ſollen die naͤheſten / ſo darbey / denſelben zu handthabung Regiments / biß auß des Profohſen oder der ſeinen ankunfft / auffzuhalten ſchuldig ſein.
47 Es ſoll ſich auch keiner vnter zween Hauptleuth ſchreiben / oder zwey mahl muſtern laſſen / vnd keiner auff deß andern nahmen durch - gehen / auch keiner den andern mit vnwarheit verſprechen / oder dem an - dern ſeinen Harniſch vnd wehr leyhen / ſich damit muſtern zu lahſſen - Welcher das uͤbertritt / der ſoll an leib vnd leben geſtraafft werden.
48 Es ſoll ſich in der Muſterung ein jeder bey ſeinem rechten Tauff vnd Zunahmen / auch die Statt / darinn oder darbey er am naͤheſten ge - bohren iſt / nennen vnd einſchreiben lahſſen.
49 Es ſoll auch keiner Vortheil oder betrug gebrauchen / vnd jemand darzu helffen rahten / oder fuͤrdern / damit wihr vnd das heilig Reich mit vnbilliger vnzulaͤſſigen Soͤlden beſchwehret vnd betrogen werden /Xwie162Erſte buchwie das beſchehen kan oder mag / in keinerley weiſe / bey jedes Eyd vnnd pflichten.
50 Es ſollen auch auff der Muſterung die Haupt vnd Befehlichs - leut / deßgleichen die vom Adel / alle ihre ruͤſtungen anzuziehen / vnd bey ſich zu haben / ſchuldig ſeyn.
51 Wo reyfige vnd fueßknecht bey einander in einem Laͤger liegen wuͤr - den / ſo ſollen die knecht ziemlicher maſſen weichen / darmit die reyſige ih - re pferd vnterbringen muͤgen / vnd ſich mit einander leiden.
52 Es ſoll ſich auch ein jeder / wie er von den Qnartiermeiſtern loſiret wirdt / deſſelben orths begnuͤgen laſſen / vnd ſich darinnen friedlich vnd guͤtlich betragen.
53 Jtem / es ſoll auch keiner kein Pflug berauben / noch Muͤhlen / Backofen / vnd was zugemeiner nohtturfft dienlich / es ſey bey freunden oder feinden / ohn erlaubnuß beſchaͤdigen vnd zerbrechen / noch kein wein / korn / oder mehl / muhtwilliger weiß außlauffen lahſſen / verderben / vnd zu ſchanden bringen / bey leibs ſtraaff.
54 Jtem / es ſoll keiner alte erlebte Leuth / oder Prediger / auch weibs - bilder / die auff keiner wehr befunden werden / deßgleichen keine vnmuͤn - dige kinder / zu Tod ſchlagen bey ſtraaff leibs vnd lebens.
55 Es ſoll auch keiner ohn ſondern befehlich des Oberſten brandt - ſchaͤtzen oder brennen / oder die Laͤger anzuͤnden / bey leibs ſtraaff. Vnd ſonderlich ſoll man das nicht thun / wo das Volck fuͤr oder nach zeucht / damit die Profeandt nicht verhindert werd.
56 Es ſoll ſich auch ein jeder deß zutrinckens vnd trunckenheit maͤſ - ſigen / vnd keiner den andern zum trincken noͤhtigen. Wo einer in der voller weiß iemand vergewaltiget / vnd ſchluͤge / oder ſonſt etwas vnge - buͤhrlichs verhandelte / derſelbig ſoll nicht allein eben ſo wohl ernſtlich / als ob er nuͤchtern geweſen wehre / ſondern haͤrter vnd doppel darumb ge - ſtraafft werden.
57 Jtem / es ſoll ſich ſonderlich ein jeder des volltrinckens maͤſſigen / wann er wachen ſoll. Vnnd wann einer auff der wacht truncken oder voll begriffen wirdt / alſo / daß er ſein Wacht nit nohttuͤrfftiglich ver - ſehen kan: Der ſoll alß baldt mit den Eyſen / vnd ſonſt / nach erkandtnuß des Oberſten / geſtraafft werden.
58 Jtem / wo auch ſonſt einer auff der ſtraaſſen oder Zuͤgen / der - maſſen truncken oder voll betretten wuͤrde / daß er ſich weder ſeiner ver -nunfft /163des Erſten theilß. nunfft / noch ſeiner ſinn / vnd ſonderlich nohttuͤrfftiges gehens vnd ſte - hens / nicht gebrauchen kan: Denſelben ſoll der Profohß oder ſeine diener / wo er ihn betritt / gefaͤnglich einziehen / vnd in die Eyſen ſchlagen.
59 Es ſoll auch keiner kein laͤrmen / ohne des Hauptmans vorwiſ - ſen vnd befehlich / es ſey dann noht / machen / bey leibs ſtraaff.
60 Vnd ob ein laͤrmen wuͤrde / ſoll ein jeder auff den platz / dahin er verordnet iſt / lauffen: vnd keiner ohn merckliche Leibsnoth / in den Lo - ſamenten bleiben / bey verlierung des leibs.
61 Jtem / welcher vollerey halben feindtsnoth oder laͤrmen verſaͤu - met oder verſchlaͤfft / der ſoll darumb an ſeinem leib geſtraafft werden.
62 Jtem / was ein ieder in ſchlachten / ſtuͤrmen / oder ſonſt / den fein - den angewinnet / ſoll einem jeden nach Kriegßrecht vnd Ordnung blei - ben. Aber mit dem Geſchuͤtz / Puluer / Munition / vorraht der Pro - feant / vnd andern / was zu erhaltung des fleckens gehoͤrt: Auch mit den gefangenen / was deren von Kriegßherrn / Fuͤrſten / oder Feldtoberſten weren / ſollen wir / oder vnſer Feldtoberſter / oder Befehlichshaber / denen ſie auch uͤberantwort ſollen werden / zu handlen haben. Doch ſoll den je - nigen / ſo ſie gefangen / billiche ergetzung vnd verehrung dargegen beſche - hen. Es ſoll auch niemand einigen gefangenen von ſich kommen lahſſen / ohne zugeben deß Oberſten / bey leibs ſtraaff.
63 Wann einer von dem Feindt / ader ſonſt ehrlicher weiß beſchaͤdigt / oder von Gottes gewalt kranck wirdt / ſoll ſein ſelbs Beſoldung dan - noch ihren fortgang haben.
64 Vnd wo Vieh oder ander Profeant den feinden abgenommen wirdt / der oder dieſelbe gewinner ſollen das Vieh nicht auß dem Laͤger fuͤhren / ſondern in dem Laͤger vmb ein ziemlichen pfennig verkauffen / nach erkandtnuß eines jeden Profohſen oder ſeines oberſten Haupt - mans / den gemeinen knechten zu nutz vnd zu gutem.
65 Jtem / es ſoll keiner dem andern ſein gewunnen Beut mit gewalt abdringen oder nehmen. Vnd die uͤbertretter ſollen darumb / nach er - kandtnuß des Oberſten / geſtraafft werden.
66 Jtem / es ſoll auch ein jeder die Nachrichter bey freyheit gemeines rechten bleiben lahſſen. Welcher das nicht thut / ſoll an leib vnd leben geſtraafft werden.
67 Es ſoll ſich keiner im Troß zu ziehen oder zu gehn anmahſſen / er ſey dann mit leibs ſchwachheit beladen / vnd hab von ſeinem Hauptmann erlaubnuß.
X ij68 Jtem /164Erſte buch68 Jtem / es ſoll ein jeder ſein Troß oder anhang / was gemeine vn - ehrbare Weiber ſein / außgenommen die rechte Eheweiber / auff des O - berſten vnd ſeines Hauptmanns befehl / zu zeit der erſten Muſterung / oder hernacher / wann es ihm gebotten wirdt / bey ſeinen Ehren vnnd Eyd / von ihm zu thun ſchuldig ſein.
69 Jtem / es ſoll kein Hauptman dem andern ſeine beſtehlte knecht / ſo von ihrem Faͤhnlein ſtellẽ / ohne deß andern wiſſen vnd willen / anneh - men: Auch kein Reiſiger knecht / der im Zug von ſeinem Herrn kaͤme / von keinem Hauptman zu Fueß angenommen werden / noch keiner dem andern ſonſt ſein geſind abſpannen.
70 Es ſoll auch keiner dem andern auff dem Spiel mehr auffſchla - gen / noch weitter / dann er bahr Geldt / ſpielen. Wo aber einer dem an - dern viel oder wenig auff borg abgewuͤnne / ſoll ihm der ander nichts darumb zu zahlen ſchuldig ſeln.
71 Jtem / wo einer oder mehr wehren / die vorgeſchriebene Articul nicht hielten: So ſoll der oder dieſelbe als Eydbruͤchig / vnnd peinlich geſtraafft werden / nach des rechten oder des Oberſten erkandtnuß. Vnd ob was in den vorgemeldten Articuln vergeſſen / vnd nicht gemeldt wehre / das den Kriegßleuthen zu halten zu ſteht: So ſollen doch alle Mißhandelung zu deß Oberſten erkant nuß geſtellt ſeyn / vnd geſtraafft werden.
72 Vnd ſollen alle die knecht / ſo uͤber kurtz oder lang bey dieſem Regi - ment in vnſerm vnd des Reichs dienſt begriffen werden / ſich einſchrei - ben lahſſen / vnnd geldt nehmen / ob ſie wohl bey dieſem Eyd nicht ſeyn / eben ſo wohl zu ſolcher Eydespflicht / vnd vollnziehung aller obgeſchrie - benen Articul verbunden vnd verpflicht ſein / alß wann ſie perſoͤhnlich bey dieſem ſchwoͤren geweſen wehren.
73 Jtem / wo einer oder mehr / der vorgeſchriebenen Articul in ver - geß kaͤme: Dieſelben ſollen ſich jederzeit zu den Schultheiſſen moͤgen verfuͤgen. Derſelb ſoll ihnen dieſelben wider fuͤrzuleſen / vnd bericht da - von zugeben ſchuldig ſein.
74 Sie ſollen auch ſchweren auff die drey Mohnat / vnd da man ihrer bedarff / ſollen ſie auff dieſen Articulsbrieff vnd beſtallung / ſo lang man ihrer bedarff / beſtellt vnd angenommen / auch ohne weigerung vnd eyn - rede darauff zudienen ſchuldig ſein.
NAch dem auch den Teutſchen Oberſten / Rittmeiſtern / vnnd Hauptleuthen / vermoͤg der Teutſchen herbrachten Libertet vnd Freyheit / jedoch nach inhalt voriger vnd jetziger Reichß Conſtitution / frembden Potentaten / Teutſches Kriegßvolck zu zufuͤh - ren / zugelaſſen vnd frey iſt / vnd aber jetziger zeit andere / ſo nicht gebohr - ne Teutſchen ſein / ſich deſſen auch vnderſtehen / vnd gebrauchen woͤllen / darauß allerhandt verkleinerung vnd nachtheil der Teutſchen Nation endtlich erfolgen mag: So ſoll hinfuͤrter keiner Perſohn frembder Na - tion / die im Reich / oder deſſen ſchutz vnd ſchirms angehoͤrigen Landen nicht geſeſſen / verſtattet werden Teutſch Kriegßvolck zu Roß vnd fueß / alß ein Oberſter / Rittmeiſter oder Hauptmann / anzunehmen / oder vn - der ſich zu beſtellen / vnd zu fuͤhren. Vnd da ſolches von einem oder mehr frembder Nation Oberſten oder Befehlichshaber im Reich fuͤrge - nommen wuͤrde: Soll daſſelb alßbaldt durch die Kreyßoberſten / auch wo es vonnoͤhten / durch vns ſelbß abgeſchafft vnd gewehret werden. Es ſollen auch die ienigen / ſo ſich alſo wider ſolche vnſere vnnd des Reichß verordnung / vnder frembden Oberſten vnd Befehlichsleuten beſtellen lahſſen / darumb von ihrer Oberkeit / darunter ſie geſeſſen / auff anklag o - der amptshalben gerechtfertiget vnd geſtraafft / auch ferrner vnter kei - nem Teutſchen Regiment geduldet vnd gelitten werden.
2 Zum andern ſoll das Teutſch Kriegßvolck / vud alle die jenigen / ſo von frembden Potentaten in Beſtallung vnd penſion / oder jahr vnnd Dienſtgeldt angenommen werden / in ihren beſtallungen vnnd penſion brieffen außtruͤcklich vorbehalten / daß ſie ſich wieder das heilig Reich Teutſcher Nation / vnnd das geliebte Vatterland / oder einigen ſtandt deſſen / weder offenſive noch defenſive nicht gebrauchen laſſen / ſonder vor allen andern deſſelben wohlfahrt vnd beſten ſchaffen vnd befuͤrdern / vnd in keinerley Weg / wie es auch von den frembden Potentaten moͤge fuͤrgenommen werden / demſelben zu wider dienen noch beſtellen lahſ - ſen.
3 Zum dritten / daß das Teutſch Kriegßvolck / vnd alle deſſelben O - berſten vnd Befehlichhaber / bey frembden Potentaten / vnd in ihrenX iijKriegß -166Erſte buchKriegßdienſten / ſich vnſer vnd des Reichß jetzternenten vnd auffgerich - ten Beſtallung vnd Reuterrechten / auch Articulbrieffen / ſo viel das Kriegßregiment vnd Ordnung belangt / gemaͤß zuverbalten ſchuldig vnd pflichtig ſein ſollen.
Zum vierdten / da ein Oberſter / Rittmeiſter / Hauptman / oder an - der Befehlichsman zu Roß oder zu Fueß / vnd in gemein alle Kriegß - leut / bey frembden Potentaten vnd ihren Kriegßdienſten / vnſern vnd des H. Reichß jetztgemeldter Beſtallung / Reuterrechten / vnd Articuls - brieffen / ſo viel das Kriegßregiment vnd ordnung betrifft / zuwider thun / oder in andere weg ſich ihrer Ehren vergeſſen / vnd ſonderlich die Befeh - lichsleut gegen ihrem vntergebenen Kriegßvolck, durch Feindts verfor - theilung / practirung / vnd handthierung mit Profiant / durch kley - dung / oder den bewehrten ruͤſtungen vnd wehren auffzutringen / oder in andere wege an jhrer Beſoldung / vnnd verwahrlohſung gegen dem feindt / vntrewlich / vnehrbarlich / vñ uͤbel handlen wuͤrden: Ob ſie gleich an demſelben orth vngeſtraafft entkommen / ſo ſollen ſie doch nicht deſto - weniger vor ihrer ordentlicher Oberkeit / da ſolches von ihnen kundtbar vnd wiſſent wirdt / von Ampts wegen / oder auff jemandts anklag ge - rechtfertigt / fuͤrgeſtellt vnd geſtraafft werden. Vnd im fall des orths mangel vorfiel / die ſach vnd Verwirckung notori vnd ſtraaffbar weh - re / ſollen wihr derhalb als die hoͤchſte Obrigkeit / von Amptswegen / oder da die klag ſonſt an vns gelangt / einſehens haben / vnnd vermoͤg vnſer vnd deß H. Reichß beſtallung / oder Reuterrechtens oder Articulsbrieff / gegen den verwirckten zu gebuͤhrlicher ſtraaff procediren vñ fortfahren.
Zum fuͤnfften / demnach auch die nohtturfft erfordert / allerhandt verkleinerung vnd nachtheil zu verhuͤten / gute verordnung zuthun / daß die Faͤhnlein mit wohlgeuͤbten erfahrnen knechten / vnnd tauglichen ruͤſtungen vnd wehren / ſonderlich aber mit guten Schuͤtzen / daran jetzi - ger zeit mercklich hoch vnd viel gelegen / fuͤrnaͤmblich dieweil frembde Nationen ſich darinnen viel uͤben / wol beſtelt oder verſehen werden: ſo iſt verordnet / daß vnter jedem Faͤhnlin 400 perſohnen / vnd vnter den - ſelben 100 wohl geruͤſter knecht mit langen ſpieſſen / deren ein jeder ein kurtz Feuerrohr bey ſich habe / vnterhalten werden ſollen: Vnter wel - chen 100 geruͤſten knechten der halb theil / naͤmblich ſo vber 8 guͤlden Befoldung haben / volle ruͤſtung mit gantzen Armſchienen oder pantzer - aͤrmeln tragen ſollen. Mehr 50 mit Schlachtſchwerdtern / oder andern tauglichen kurtzen wehren / alß Hellebarten / von den aͤlteſten vnd erfahr -nen167des Erſten theils. nen Kriegßleuthen / die auch ihre gute Ruͤſtung haben / vnd zu bedeckung des faͤhnlins / vnd wo es ſonſt vonnoͤhten / gebraucht werden: Dero je - der ſoll neben ſeinem kurtzen wehr / ein kurtze feuerſchlagende Buͤchß am Guͤrtel bey ſich haben / vnd tragen. Die uͤberentzige 50 perſohnen ſollen mit bloſſen knechten / vnd langen ſpieſſen beſetzt / vnd vnderhalten wer - den. Welches alles alſo in die Beſtallungen vnd bewerbungen den O - berſten vnd Hauptleuthen forthin eyngebunden werden ſoll.
6 Die uͤbrigen 200 Knecht ſollen Hackenſchuͤtzen ſein / aber mit guten Sturmhuͤten / Rappiren / dergleichen mit guten Birſchrohrn / Feuer - oder Schwamſchloſſen ſtaffiret ſeyn. Sie ſollen auch Mohnatlich ge - uͤbt / vnd ihnen an Backen anzuſchlagen vnd abzuſchieſſen eyngebunden werden. Welcher dann mit ſeim ſchieſſen nit beſteht / dem ſoll zur ſtraaff der Hahck nidergelegt / vnd ein bloſſer Spieß geben werden. Hergegen ſoll einer auß den gemeinen bloſſen knechten / ſo taugliche vorhanden / an die ſtatt genom̃en werden / damit ſie dardurch zum wohlſchieſſen vnd zur freudigkeit / auch ſich einer vor dem andern ſehẽ zulaſſen / gereitzt werden.
7 Dieweil die frembden Nationen anheben ſich auch der doppelhah - cken vnter den Schuͤtzen zugebrauchen: ſo ſollen vnter jedem faͤndlin 10 Schuͤtzen mit Doppelhahcken auch vnterhalten werden.
8 Vnd ſollen von gedachten Schuͤtzen die 100 mit 5 guͤlden / vnd 50 mit 6 / 40 mit 7 vnd 8 guͤlden / vnd die uͤbrigen 10 / ſo doppelhahcken tragen / mit 10 guͤlden Mohnatlich vnterhalten / vnd die vortheil nach eines jeden erfahrung / tauglichheit vnd verdienſt / mit ſonderm fleiß / vnd ohne gunſt / durch die Commiſſarien außgetheilt / vnd derwegen ſondere erkuͤndigung gehalten werden.
9 Es ſollen auch vnter jedem faͤndlin knecht / zum wenigſten 8 oder 10 vom Adel / oder ander verſuchte erfahrne kriegßleut / mit etwas mehrer be - ſoldung vnterhalten werdẽ / die mit ihrẽ kloͤppern / ſo ſie ſelbſt vnterhalten ſollen / gefaſt ſein / auff ihre oberſten oder hauptman zu wartẽ / wo es von - noͤhten: ſonderlich aber zu fuͤhrung der ſchuͤtzẽ ſich gebrauchen zu lahſſen.
DJeſe Judicia Militaria ſind auch zweyerley Civilia uñ Criminalia. Bey den alten waren vor zeiten die Judi - cia tam Criminalia, quam Civilia penes Duces exercitus alß Conſules, Prætores, Proconſules & alios, vnnd hettendie -168Erſte buchdieſelbe im krigßrechten zu diſponiren. Jtzo aber wan ein hauffen kriegßvolck angenommen / ſo erwehlet und lieſet im der feldther oder Feltobriſte (nach anordnug des Groß - mechtigen hochloͤblichen K. Caroli des V.) einen rechts - verſtaͤndigen / alten / wohlerfahrnen Kriegßman zu ei - nem Schultheiſſen auß / unnd uͤbergibtt ihm den ge - richtßſtab / verfaſſet unnd bindett ihn darneben mit genugſamen Eidespflichten. Derſelbe Schultheiß er - wehlet ferner 12 geſchickte maͤnner / welche ihm das Recht fuͤhren und ins werck ſetzen helffen / darneben auch einen Gerichtsſchreiber und Gerichts weibel / wie das alles hie - bevor auch eroͤrtert. Wan nuhn in Civili cauſa ſtreit iſt / ſo werden die 12 Richter gefordert / vnd nach dem dieſelbe ſich in ger ichtsmeſſige ordnung geſetzt haben / von dem Schuldheiſſen die gewoͤnliche umbfragen gethan vnnd die verbannung des gerichts verbracht / ſo proponiret den Klaͤ - ger ſe ine klage / dargegẽ beklagter ſeine verantwortung thut / klaͤger aber ſeinen beweiß fuͤhret vnd beklagter hierauf das ſeine widrumb inbringet. Wann es auch der ſachen wich - tigkeit erfodert / ſo kan jedes theil dilation vnd uffſchub biß zum andern vnnd driten Gerichtsßtag / vnd daruͤber nicht bitten erhalten. Bey einmahl gefelletem urtheil muhß manß bewenden lahſſen.
II.
Judicium Criminale nennen wihr Teutſche Malefitz - recht / wird enttweder von dem Schultheiſſen vñ Richtern allein gehalten / oder aber werden noch zu denſelben auch die Capitainen / Fentrich / Feldtwebel vnnd Fuͤhrer zu ge -richt175des Erſten theils. richt gefordertt. Daſelbſten erinnert der Schultheiß ſeine Gerichtsleut ihres eidts / thut ſeine gebuͤhrlich umbfrage / verbannet das gericht / redet darnach klaͤgern / iſt der Pro - foeß / an / daß er das jenige / ſo vorzubringen und zu klagen / anſagen ſolle. Darauff begeret klaͤger oder Profohß einen fuͤhrſprechen vnnd nach wichtigkeit der ſache ettwa auch einen beyſtandt / welcher dan ihme / ſo wohl auch be - klagtem vergoͤnnet wirdt / doch daß der beyſtandt nuhrt von zweien perſohnen. Alß dan fehet der Profohß oder ſein fuͤrſprecher an vnd thut ſeine klage vnnd beweiß dero - ſelben / vnd ihme nach beklagter ſeine verantwortung / bittet etwa umb ſchub vnd tag / welcher ihm auch / wie in civili judicio angeregt / allermaſſen vergoͤnnet wirdt vnnd braucht auch jeder ſeinen vorigen beiſtandt vnd vor - ſprechen. Da wird den letzlich uff angehoͤrte klage des Pro - fohſen vnd gegentheils verantwortung / red vnd widerred / auch gehoͤrete kundtſchafft durch Schultheß vnd Richter mit einhelliger umbfrag zu recht erkennet / ob beklagter loeß gezelet oder aber dem Profohſen zugeſtellet werden ſoll / der ihn mit heimfuͤhret vnd hiernechſt dem Freien man vnd Nachrichter auff freien platz liefert (da dan for - ters dem urtheil ein genuͤge geſchicht) in mit dem ſtrang an nechſtẽ baum auffzuhengem oder dem ſchwert / radt / waſſer / feuer / oder mit was todt vermoͤge urtheilß / hinzu richten.
Ferners iſt ad Criminale Judiciũ gehoͤrig das Spieß - recht / welches man mehrertheils zu anfanges eines zugs pflegt zu zulaſſen / darmit auch der gemeine ſoldat ſehe vnd lerne / wie ſchwer es ſey uͤber mentſchen blut urtheilen. ZuYſolchem178Erſte buchſolchem muhß ihnen der Artickelsbrief mit fleiß vorgeleſen vnd vom Obriſten angezeiget werden / in waſſerley geſtaldt man das ſpießrecht fuͤhren vnd halten ſolle / darauff / dan das volck ein mehr macht unnd mit auffgehobener handt allem nachzukommen angelobet. Alß dan thut der Pro - fohß ſeine klage / beklagter aber ſeine verantwortung uñ hat jedes theil / wie auch ſonſtet / ſeinen beyſtandt. Wann dan der gefangene ſeine mißhandelung nicht geſtehen will / ſo laͤhſſet der profohß die kundtſchafft daruͤber verleſen. Jn dem nuhn das urthel ergehen ſoll / ſo thun die fehndrich ihre faͤhnlein zu vnnd kehrens umb mit den eiſen ins erdrich / lahſſen eher nicht die faͤhnlein widrumb fliegen / biß das vr - thel geſprochen / vnnd wird dan darauff die gaß gemacht / die faͤhnrich oben angeſtellet / unnd der arme verurtheilete in der gaſſen durch das kriegsvolck getoͤdett. Faſt ebene ge - legenheit hatt es auch mit dem Archibuſtren / wan nemb - lich den ſchuͤtzen ein ſoldat hinzurichten vnd zu erſchieſſen uͤbergebẽ wirdt / doch daß derſelbe an ein gewiß ort geſtellet.
Das Standrecht iſt / wan einem mißthaͤter in cauſſis notoriis durchauß kein ufſchub oder weiters bedencken ge - ſtattet wird / ſondern der Captain allein mit ſeinem under - habenden kriegßvolck vnd dem Schulttheiſſen die ſach ver - hoͤret vnnd durch 24 man das urthel faͤllen laͤhſſet / wird ſonſtet der gewoͤhnlich proces mit klag vnd antwort gehal - ten / nuhrt daß nicht an dreyen underſchidenen tagen / ſondern an einem tage allein geklagt / geurtheilet vnnd exequiret wirdt.
MAn nennet Juramentum auch Sacramentum vnd iſt die verpflichtung der Kriegßleut gegen ihr Haupt - Vnd kan zweyerley geneñet werden Militare und Judiciale, jenes / dadurch ſich alle ſoldaten nach der Diſciplin und Ar - ticulsbrieff in wehrendem zug zuverhalten verpflichten: 1 generaliter gegen ihren Imperatorem und Feldtherren / ſo wohl die Befehlichhaber alß der gemeine Kriegßman / 2 ſpecialiter aber der Soldat gegen ſeinen Regimentobri - ſten und die Capitainen: Dieſes / naͤmblich judiciale, wan man bey gehaltenem Kriegßrecht ſchweret / und kan Cære - moniale und cauſſale genennet werden. Dieſes betrifft die partheyen und deren angewante oder anwaͤlde / procura - torem und zeugen / jenes aber den Richter oder Schult - heiſſen und ſeine gerichtsleut.
Kommen nuhn nach erzehlung des Apparatus Mili - tum auch zur beſchreibung apparatus Præſidiorum.
JCh nenne aber allhier dreyerley Præſidia naͤmblich Locorum, Commea - tus & Inſtrumentorum als die befeſtung dero oͤrter / vorraht an profeant / und dan die munition mit ihrer zubehoͤhr / ohne welche kein krieg gefuͤhret werden kan.
Y ijPræſi -180Ander buchSJndt zweyerley / alß die befeſtigung dero ſtaͤtte und ſchloſſe vors erſte / und dan Caſtrametatio und die befeſtigung des Laͤgers und iſt an dieſen beyden ſtuͤcken nicht wenig gelegen / betrachtet / daß ein uhnfeſter platz / ob ſchon redliche leuthe darinn ſindt / mißlich zu vertheidigen und der Feindt durch embſigkeit und allerhandt mittel der belaͤgerten zu letzt maͤchtig werden kan.
MVhß man wohl in acht nehmen dieſe beyde ſtuͤcke / alß Loci Qualitatem und den Conſtructionem, die gele - genheit und bequemigkeit des orthes / und dann wie man denſelben fortificiren und befeſtigen koͤnne.
ERfordert erſtlich einen fruchtbaren bodem / darnach ein geſunde lufft und letzlich ein beſondere ſicherheit. Welche drey ſtuͤck ein Fuͤrſt unnd ein Potentat wohl in acht zunehmen / wo ihm anders die feſtung zu erhalten nicht allzu ſchwer fuͤrfallen ſoll.
JSt / daß der orth unnd gegendt ſeye mit guten feiſten aͤckern verſehen / uff daß die vmbligende doͤrffer undflecken185des Erſten theilß. tet / daß wo dem zeuge die feuchtigkeit allzu fruͤe außgeſogen werde / ſich der ſandt und kalck voneinander ſcheide / und al - ſo die ungehauene ſteine unverbunden bleiben. Ferrner beſchreibet er auch daſelbſten / nemblich am 8 cap. des an - dern buechs / das Griechiſch gemaͤur Pſeudiſomum unnd Iſodomum.
Wihr auch und unſere vorfahren gebrauchen uns baldt der gemaͤur von backſteinen / baldt rauhen ſteinen / baldt auch dero quadern / nach dem eim jeden die land art und matery ſolches zu laͤhſſet.
Es haben aber die alten ihre ſtadtmauren ſtracks uͤ - berſich / oder uͤber einen ſchuech nicht inwarts geſencket / auffgefuͤhret / (B B) doch daß ſie unden auff 10 / 15 biß an zwantzig ſchuch dick / etwa minder oder mehr als 30 ſchuch hohch und allweg inwendig in 4 oder 5 ſchuch ein abſatz / und dann die erd daran geſetzet. Demnach aber dieſes ge - maͤur von wegen gegenlaſtes der erden / ſo daran geſchuͤttet / und des feindes ſchieſſen halber baldt im graben ligt / ſo wirdt die manier mit (CC) vor beſſer und beſtaͤndiger ge - halten. Vnd darmit ſolche maur auch vorm ſprengen deſto ſicherer / ſo werden pfeiler und gewelblein dahinder geſchloſ - ſen / wie bey (DD) zuerſehen. Die bruſtwehr darauff / wan ſie je in mangel gueter erden auß ſteinen gemacht werden muhß / kan man von gebacken ſteinen / welche nicht ſo heff - tig / wie die andern / im ſchieſſen ſpringen / zurichten. Auch pflegt man die mauren nicht hoͤher dann die fuͤtterung des laufgrabens auffzufuͤhren.
Z iijVonBElangendt die waͤlle / muhß das erdtrich von gutem letten ſein / ein guter ſtarcker rohſt gelegt / das erdtrich wohl uff einander geſtohſſen und mit weiden durchlegt wer - den. Doch kan man darneben auch in acht haben / daß das beſte erdtrich vorn verbraucht und das ſchlimſte in mitten des walls / ſonders aber hinder die mauren gute trockne er - de geſchuͤttet und wohl geſtampffet werde. Die breite des walls muhß genommen werden / nach dem man den wall hoch uffzufuͤhren geſinnet / darmit er oben ſein gebuͤhrende breite und raum bekomme. Jn abdachung des walls hab in acht den vorriß mit (††) bezeichnet / dann wo ein wall all zu gehe oder zu viel lehge gemacht / hat er deſto weniger beſtandt.
WElche auch mit groſſem fleiß und vortheil muͤhſſen gebauet werden / uff daß man ſie allenthalben von hohen und nidrigen wehren beſtreichen muͤge. Zu dem ſol - le in ebenem felde / da man waſſergraben haben kan / genau - eſt erwogen und angemerckt werden / ob auch in der naͤhe ein fluß / in den etwa das waſſer auß dem graben abſto - chen und geleitet werden muͤge / und derowegen den graben tiefer alß ſolchen fluß außfuͤhren. Doch muß man auch / wann man die graben bauet / und ſich kleine quellen ange - ben / ſich dieſelbe nicht irren lahſſen / ſondern immer anhal - ten / biß man zu denen ſtarcken kommet / welche gemeinglich auß den grohſſen fluͤſſen herkommen und nicht verſeigen /wie187des Erſten theilß. wie die kleinere. Die trockene graben werden etwa auff man - cherley art zugerichtet / wie ſolches auß den abriſſen (EE) er - ſcheinet / und daſſelbe der orth erleiden kan. Es ſindt aber ſolche trockene graben / ſo baldt in der ebne / alß auff den hoͤ - hen / betrachtet daß jhe zu weilen der bodem in einer flachen ebne von einem ſo letten und leimigen erdtrich uͤberſchuͤttet / daß daſelbſtet das waſſer nicht uͤberſich ſteigen kan / oder auch / da waſſer auff demſelben boden / ſolche nuhrt tagwaſ - ſer / da kein beſtandt bey iſt / und welche auch nicht under ſich koͤnnen.
MErck dieſen underricht / daß ſie nicht zu enge / ſondern mit gebuͤhrendem raum verſehen / wie - wohl auff bergen vnd felſen nicht eben allwegen der orth ſolches zu lahſſen will / auch daſelbſtet weniger gefahr hat / beſonders / wan der orth nicht uͤberhoͤ - het oder beſchoſſen werden kan. Es werden aber die fe - ſtungen / theils von lauter ſteinen / (FF) theils aber von ſteinen und erden zugleich / (GG) theils auch von erden al - lein (HH) zugerichtet / und mit fleiß dahin geſehen / daß die Bollwaͤrcke nicht allzu ſpitzig / oder allzu ſtumpff gemacht / die ſtreichen (II) in rechtmaͤſſiger groͤſſe / hoͤhe und weite / die Cavalier / Ritter oder Katzen und Bruſtwehren (KK) die Laͤuffe und Außfaͤlle (LL) und die waͤlle und zwinger zwiſchen den Bollwaͤrcken (MM) recht angeordnet. Vnd weiln hiervon die eygentliche abriß hierbey geſetzet / ſo will ich den leſer in dieſelben ohn weitere reden gewieſen haben /auch
188Ander Buchauch noch zwo verzeichnuſſen dero Alten / und wie dieſelbe ihre thuͤrm uñ wehren angeordnet / naͤmlich (NN) der Rhoͤ - mer und anderer / und den (OO) unſerer vorfahren vor et - wa 60 jahren / hinzu thue. Welcher mahſſen aber die grohſ - ſen (PP) und kleinen (QQ) in - und außfluͤſſe dero flieſſen - den waſſer ſollen bewahret und vertheidiget worden / dar - von beſiehe auch darzugehoͤrige abriß (**)
ABer / naͤmblich von pforten das verzeichnet mit (RR) von brucken die model mit (SS) notiret. Auch ſindt bey (TT) vorgeriſſen ſchußgatter. Die alten haben ihre thore mit hohen ſtarcken thuͤrmen verwahret und uͤberbauet in mahſſen ſolches noch an allen ſtaͤtten und deren ſtattmauren vor augen.
WOllen wir nuhn beſehen / wie die ſtaͤtte vnd ſchloſſe mit obernenten ſtuͤcken ordendtlich befeſtiget / und ſol - ches auch mehr in abriſſen alß beſchreibung. Es fallen aber allhier dreyerley oͤrther zu beſehen vor / naͤmblich feſtungen in der ebene / feſtungen an halden und auff hohen orthen / und den feſtungen an groſſen waſſerfluͤſſen und ſeen.
Es koͤnnen aber die / ſo in der ebne / am ordentlichſten gebauet werden / welches mit denen / ſo an waſſern / ſeen oder auff und an bergen / als gezwungenen oͤrthen / nicht ſo wohl geſchehen kan.
ERſtlich die dreyeckke (VV) welche die aller unvolkom - neſte und niergendts als in waſſern oder auff felſen / da die natuhr den orth ohn das befeſtiget hat / zu underſtehen.
Darnach die viereckte (XX) und fuͤnffeckte (YY) welche auch nicht die ſterckſte / beſonders die viereckte.
Die uͤbrige aber / alß ſechß-ſieben - und achteckte (ZZ) ſindt guet und wehrhafft / wiewohl die neun-zehen / eilff / zwoͤlff / biß uff zwantzig auffs aller ſtaͤrckiſt und beſte koͤn - nen gebauet werden.
ALhier ſindt dreyer ley arten naͤmblich / an halden und bergen / auff bergen / und auff gaͤhen felſen.
Den abriß einer feſtung an einem berge beſiehe bey (nu: 1) (2) (3) daſelbſtet auch dero alten R. maniren zufin - den: Den abriß einer feſtung auff einẽ berge bey (nu: 4 / 5) eines wehrlichen berghauſes aber auff eiyem felſen beim ab - riß mit (6. 7. 8. 9. ) numeriret. Demnach aber auch in den feſtungen / ſo an bergen ligen / waſſergraben gefunden und gemacht werden koͤnnen / und derowegen ſchleuſen daran ſein muͤſſen / ſo ſeye man mit fleiß daran / daß ſolche ſchleuſ - ſen nicht an die ſeite des Bollwaͤrcks / ſondern forn auff die ſpitz deſſelben gelegt werden.
BEy ſolchen findet man gemeiniglich ſchoͤne haͤhfen / wel - che man auch etwa zu befeſtigen pfleget. Beſiehe aberA ahier -
190Ander buchhiervon die verzeichnuſſen mit (10) (11) (12) (13) notiret / dann daſelbſtet im augenſchein ein mehrer vnd beſſerer un - derricht / alß in einer weitleufftigen beſchreibung kan gege - ben werden.
MVhß eben wohl Qualitas Loci und dan Conſtructio caſtrorum beſehen werden: Wiewohl nit ohne / daß / wans nuhrr nachtlaͤger ſein ſollen / dieſe ſtuͤck nicht allzeit / ſo genau koͤnnen in acht gezogen werden.
VNd gelegenheit des orthes fordert / in maſſen hievor beyn feſtungen gedacht / einen fruchtbaren boden / Darnach ein geſunde luft und letzlich / auch vornaͤmblich / die ſicherheit / naͤmblich / daß er ſey vortheilig zum ſtreit und ſieg.
WJll haben ein guten feiſten bodem / darauff man koͤn - ne haben profeant / fuͤtterung / weyde / waſſer und be - hoͤltzung. Dann wo dieſe ſtuͤck mangeln / ſo ligt das gantze kriegßweſen darnieder.
VNd milder Himmel will auch in acht gezogen ſein / und ſoll wohl durch den Feldtmarſchalck und anderebetrach -191des Erſten theils. betrachtet werden / obs in der jegendt ſuͤmpfig oder moͤſig / damit die winde beſonders Sudt und Weſten keinen boͤ - ſen ungeſundten luft oder faulen geſchmack ins Laͤger drei - ben und das waſſer im Laͤger zur nahrung beydes vieh und mentſchen bequem ſey und nicht daruͤber ein kranckheit un - der ſie komme / und dardurch grohſſer abgang unnd ſchwe - chung des hauffens erfolge.
Zu dem hat man vornaͤmblich / wie geſagt / locum idoneum Victoriæ, ſi dimicandum, die
ZV ermeſſen / alſo daß er vortheilig zum ſtreit und ſieg erſcheine und vom feinde nicht unverſehens uͤberfallen oder mit dem geſchuͤtz uͤberhoͤcht werden koͤnne. Darumb wohl und fleiſſig warzunehmen / daß man ſich nicht allzu nah under die huͤgel und berge mache und da etwa eine hoͤ - he vorhanden / man ſie zuͤm theil mit in das Laͤger infaſſe / dann hier durch wirdt der proſpect und außſehen ins weite feldt vermehret und kan man mit dem geſchuͤtz auch weiter umb ſich reichen.
BEſtehet in Diſpoſitione und außtheilung der quar - tier und plaͤtzen / Tendendi ratione im gezehlten und huͤtten ſchlagen / Munitione, im befeſtigung und Munditie caſtrorum und anordnung das Laͤger rein zu halten.
A a ijDiſpo -GEſchicht durch die Podiſmos oder außmeſſung Area - rum der plaͤtze / Viatum dero gaſſen / und Habitaeu - lorum der huͤtten vnd zelte.
JSt / wann man raum außmiſſet zu den plaͤtzen des Laͤgers / alß zum Laͤrmenplatz / welcher außwendig umb die quartier herumb lauft 200 / 150 oder auffs wenigſt 100 ſchuch / nach groͤſſe des Laͤgers / darmit man auff demſelben / wa vonnoͤhten / das volck in Bataille und ordnung ſtellen und dem infall begegnen muͤge: Zu den profeant plaͤtzen inwendig des Laͤgers / ſo nach dem re - giment reguliret / 100 ſchuh zum wenigſten zu einem jeden lateri: Zum Gerichtplatz noch ſo viel ins quadrat / zur gene - ral Arckeley / auch ein beſondern platz: Vnnd dann den Muhmplatz auſſer das Laͤger verordnet. Vnd pflegt der Troßmeiſter ſelbige plaͤtz außzutheilen / etwa bey waſſer / ge - hoͤltz und an orthe / darvon der windt den geruch nicht lie - derlich zum Laͤger bringen kan.
POdiſmus iſt nach underſchiedt der viererley gaſſen / alß der general gaſſen / welche geraum ſein muhß uff daß man mit follen treffen hinauß koͤnne / und etwa auff 70 / mehr oder weniger / ſchuh breit: Der heergaſſen / ſo ohn ge - faͤhr ein drittheil naͤchſtbemelter gaſſen an der breite: Der Reutergaſſen naͤmblich in reuter quartiren von 10 oder 12ſchuhen /193deß Erſten theilß. ſchuhen / darmit zween reuter raumlich neben einander rei - ten oder einander außweichen koͤnnen: Vnd ſoldaten gaſ - ſen vor das fueßvolck von etwa 6 ſchuhen. Wie auch die - ſe gaſſen ferrner pflegen angeordnet zu werden / beſiehe in dem abriß mit (14) notiret.
JSt / wie viel man platz uff ein jedes ſpecimen habi - tantium ſeyen Befehlichhaber oder gemeine ſoldaten / geben kan / alß auff ein jeden reuter ſampt ſeinem pferdt 12 ſchuh ins gevierte und uff ein ſoldaten zu fueß halb ſo viel / auff ein wagen 12 ſchuh / auff die wagen-oder ſaumroß mit ſeinem troſſer auch ſein gebuͤhr: Auff ein Rittmeiſter wie auch Quartier-Wacht-und Profeantmeiſter / itẽ Gerichts - Schultheiſſen und Capitain von der Arckeley 3 quadrat / jedes von 24 ſchuh ins gevierdte aber auff ein Leutenandt und Fendtrich / jeden 2 quadrat unnd uff den Corporal eins. Auff ein Capitain 3 quadrat von 12 ſchuhen / uff den Leutenandt und Fendtrich 4 / und dann vor ein jede com - pagny 4 zu profeant / munition / und anders. Aber uff ein gemeinen Befehlichhaber 6 ſchuh in die breite unnd 12 in die laͤnge. Vnd noch uͤber das vor ein jedes Regiment ein platz zur pagage und Arckoley von etwa 200 ſchuh ins ge - vierte. Was nuhn die außmeſſung der uͤbrigen plaͤtze zu des Feldtherren uñ ander Generaln quartiren anbelanget / kan der leſer ſolche auß dem abriß (14) lerren / derowegen ich allhier die uͤbrigen worte ſpahren unnd jeden daſelbſtet hingewieſen haben will. Vnd kan man darneben in achtA a iijneh -
164Ander buchnehmen ſitus Ducum & militum dero Befehlichhaber / wie dieſelbe ſich gleich in der ſchlachtordnung zum theil fornen / zum theil hindern ſoldaten / dero kriegßleut aber / wie naͤmb - lich die ſoldaten zu fueß und roß / jeder in gebuͤhrender ord - nung ligen ſoll.
Demnach aber auch die Roͤhmer ein ſchoͤne ordnung und diſpoſition in ihrem Laͤgerſchlagen gehalten / ſo hab ich in der taaffeln / mit (15) bezeichnet / ein nachriß und ab - bildung eines ſolchen Roͤhmiſchen Laͤgers hinzuſetzen woͤl - len. Es bemeldet aber in derſelben
Folget nuhn / wie man die zelten und huͤtten auffzu - ſchlagen pfleget / iſt zuvor genennet.
BEyn Roͤhmern wohneten die kriegßleuth in Taber - naculis und Papilionibus. Tabernacula wahren ten - toria ducum die zehlten dero Befehlichhaber / Papiliones aber die huͤtten dero ſoldaten. Vnd findet man beyn Scri - benten daß ſie auch auß leder verfertigte mehrmahls ge - brauchet haben: Dahero das ſprichwort Exercitum ſub pellibus habere. Vnſer kriegßvolck belangendt befleiſſen ſich die fornembſte Befehlichhaber dero zehlten / die ſolda - ten aber gemeiniglich huͤtten von holtz bretern reiſich unnd ſtroh und fraaſen. Wann man aber will / kan man ſehr wohl auff das gantze volck huͤtten von leinen thuch mit fuͤh - ren / darunder ihe zween und jhr Laͤger heben koͤnnen: Vndſindt
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196[]Ander buchſindt ohne beſchwerde / wann ſie die ſoldaten nuhrt umb den leib winden / im reiſen fortzubringen. Ja es kan der ſol - dat / ſeye reuter oder knecht / hierdurch in eil ins trocken kom - men / und das viele außlauffen umb reiſig und ſtro und das noch mehr die feuers gefahr vermitten werden. Doch ſol - len ſich auch die hohe Befehlich vor zu viel grohſſen zehltẽ / ſeitemahl dieſelbe in quartiren allzu groſſen raum inneh - men / huͤten / und im außſpannen wohl in acht genommen werden / daß ſie feſt angezogen und die ſeiler nicht in die ge - meine ſtraaſſen reichen / ſondern ein jeder in ſeinem podiſmo in guter ordnung verbleibe. Der dritte poſt Conſtru - ctionis in caſtrametando und laͤgerſchlagen iſt.
VNd ob wohl in demſelben poſten und hochnoͤhtigen ſtuͤck unſere Teutſche etwas faul / oder / wann mans recht anſichet / ſich zur arbeit und ſchantzgraben zu ſtadtlich duͤncken / ſo gibt dannoch die erfahrung und faſt friſche er - empel / was das ſtaͤtt und dorff quartieren / welches ihnen desbrandtſchatzens und beutens halber ſo lieb / vor nutzen / jha gute ſtoͤſſe / verſchaffet. Man kan aber die fortification und befeſtigung eines Laͤgers nennen Vallationem unnd Vigilias.
JSt dieſes orths / naͤmblich daman in Caſtrametatio - ne handelt / zweyerley / das beſchantzen und dann wa - genburgk ſchlagen.
HAbẽ auch die altẽ ſehr gebraucht / doch mehrertheilß ſolche in die runde angeordnet / wie deſſen Ammia - nus gedencket. So haben unſere vorfahren in gleichem mancherley arthen derſelben gehabt / alß runde / halb runde / und viereckete welche zwar meines erachtens die beſte / wan ſie nuhrt alſo angeordnet / daß man ſie / gleich einem ver - ſchantzten Laͤger beſtreichen kan. Sindt beſonders in vie - len dingen nutz und kan man ſich ohn dieſelbe uͤbel vor des feindes uͤberfahl / beſonders im fortziehen / ſichern: ſindt guet / da man nicht lange hauſen will oder felſen halber nicht in die erde kommen kan. Darnach iſt auch die wagen - burgk auſſerhalb verwahrung deß Laͤgers zugebrauchen zu ſterckung des volcks gegen dem feinde / wann man ihm ein hin der halt oder huht machen will: item im abzug vorm feinde / wie in gleichem ein paß inzunthmen / vorzuhalten / o - der einen dem feinde zu verlegen: Auff fuͤtterung oder an - dern anſchlaͤgen ſchuͤtzẽ darauff zufuͤhren uñ neben den reu - tern in der eilfortzubringen. Etwa ſtellet man das geſchuͤtz an den orth / ſo am bloſſeſten ſcheinet und gefaͤhrlichſten iſt und daher man ſich des feindes am meinſten zubefuͤrchten / doch ſollen auch die wagenburgmeiſter nicht mehr wagen fordern / alß ſie bedoͤrffen und gleichheit vnder den Regi - menten der Reuter und Knecht halten. Von der wagen - burg beſiehe den abriß (19).
WJll ſich nuhn der Feldtherr weiter einer verſchan -B btzung[200]
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200[]Ander buchtzung gebrauchen / ſo gehoͤret auch beſonders auffſehen dar - zu und ein verſtaͤndiger baumeiſter / darzu ſich unſere vor - fahren der grohſſen maͤnge der ſchantzbauren gebrauchet. Vnd ſolches geſchicht mehrertheilß / wann der feindt allzu - ſtarck / alſo daß man ſich uͤberfahlß zu befahren / jha alß dann iſts auch am hoͤchſten vonnoͤhten: Wie in gleichem wann man ein ſtadt belaͤgert und ſich dieſelbe einer entſa - tzung zugetroͤſten. Gleich wie nuhn an eine Feſtung Pa - ſteyen und Bollwaͤrck gebauet / alſo werden dieſes orthes auch gleichſam paſteyen und hinder dieſelbe hohe Katzen o - der Cavalier / item Reducten (A) und Retretten (B) auff - gefuͤhret und mit palaſſaden wohl verwahret. Vnd muhß alhier eben ſo wohl die gebuͤhrende maaß gehalten werden / alß im bau einer wohlangeordneten feſtung. Man kan a - ber ſolche waͤlle oder ſchantzen und graben (C) 12 oder 16 ſchuh weit und dicke unnd inwendig 6 / 7 oder mehr ſchuh hoch / doch daß ein banck oder abtritte dahinder / ma - chen unnd an gefaͤhrlichſten orthen mit pfaͤhlen gegen der feinde anfallen / verſehen (D) Von dieſem allem kan der leſer das taͤflein mit (16) angemeldt / beſchauen. Weiln aber in belaͤgerung einer ſtadt offt mehr alß ein Laͤger ge - ſchlagen werden muhß / ſo hab ich noch ein abbildung mit (17) notiret hinzu geſetzt / darauß cygentlich zu ſehen / wie man die Laͤger an einander hengen unnd mit ſchantzen und reducten die belagerte ſtadt umbſchlieſſen ſolle. Die ein - gaͤnge und pforten aber verwahret man mit zogpruͤcken / gattern und Frieſiſchen Rittern (E). Die Roͤhmer ha - ben an ihren Laͤgern nuhrt vier hauptthore gehabt / die an -dre201[]des Erſten theils.dre aber ſindt kleine pfoͤrtlein geweſen: Zu dem auch ihre Laͤger mit wallen und ſtacketen ſehr ſtarck befeſtiget.
Man ſoll aber im lagerſchlagen beſonders wohlacht in nehmen / daß man / wo muͤglich / die lager an die flieſſen - de waſſer lege und wo berge vorhanden dieſelbe auch mit in - ſchlieſſe / wie auß dem abriß (18) ferrner zuſehen.
NVhn woͤllen wir auch die wacht recht beſehen / welche auch unſeren Teutſchen uͤbel inzubringen und etliche mahl daruͤber grob angeloffen ſindt.
Muͤhſſen aber allhier zweyerley puncten wohl beden - cken / nemblich den erſten von der wachtordnung in gemein / und dann zum andern die mancherley Species und ſorten der wachten.
HAben wir dieſe ſtuck in acht zu nehmen / I die rechte zeit / II den numerũ / und wie ſtarck die wacht auff - zufuͤhren / III den orth / da man die wacht hinſtellen muͤhſſe. IV Circuitionem und fleiſſige uffſicht uͤber die wacht.
VMb die tagſcheide wann ſich tag und nacht ſcheidet. Etwa hat man auch umb den Mittag und Mitnacht gewechſlet / wirdt aber vor ein unbequeme zeit gehalten / die - ſes / weiln es nuruhe im Laͤger und dem feinde nachrich - tung machen kan / jenes aber weiln der feindt die wachtB b ijleicht -[202]
[203]
202[204]Ander buchleichtlich dardurch erkennen kan. Demnach auch in ſol - chen abwechſelungen der wacht / der feindt die ſchoͤneſt ge - legenheit inzufallen hatt / ſo mag man in guter ordnunguf - und abziehen und nicht eben allzeit eine ſtunde halte.
JSt nach gelegenheit der zeit / orths und feindes / dann ſo man ohn noht zu ſtarck wachet / bringet man die ſoldaten von leibßkrefften / macht ſie verdroſſen. Jſt man aber nit ſtarck genug uff der wacht / ſo kan man ſich nicht nohtwendtg verſehen und ſich vor in - und uͤberfall ſichern / noch die im Laͤger zeitlich genug verwahrnen / und werden auch daruͤber die außgefuͤhrte ſoldaten uff die fleiſchbanck geliefert. Darumb kan man / ſolches zu remediren gleich - heit halten / etwa zur dritten nacht / die wacht verwechſlet lahſſen herumb gehen / auch keinen / ſey freyreuter oder frey knecht / jha des Feldtherren pferdeſelbß nit verſchonen. Wie nuhn ein Regiment in ſeine Cohortes abgetheilet und die Cohortes widerumb in faͤhnlein und die faͤhnlein in Cor - porahelſchafften / die Corporalſchafften in Rotten / alſo kan auch nach erheiſchung der zeit uñ gelegenheit die wacht auß jedem Regiment geſtercket oder gemindert werden und da kein ſondere gefahr faͤhnlein weiſe / da aber gefahr / die Cohortes oder gantze Regimenter wachen lahſſen. Ob auch ſchon gantz keine gefahr / ſo ſoll doch nichſtoweniger et - wa ein Corporalſchafft auffgefuͤhret werden.
GJbt der Feldtobriſt allein / und wa er mancherley na - tionen hat / ſoll er ſich ſolcher nahmen und woͤrter ge - brauchen / die ihnen allen und jedem in ſeiner ſprachen be - kandt / oder ſonſt einer leichten ſententz / welche wohl zu be - halten ſey. Es gehoͤret aber grohſſer geheim hierzu / dar - umb gibt mans etwa allein den Befehlichleuten und ge - freiten. Dañ es iſt ein gefaͤhrlich ding vorm feinde in frey - em felde / allen ſchildtwachen / die zu weilen von allerley ge - meinem lohſem geſinde und den knechten beſtellet werden / die Lohſung zu geben und einem die wohlfahrt eines gantzẽ heers zuvertrauen / welchem ſeine Obrigkeit / wann er da - heim / ein hauffen ſchwein zu huͤten / zu uͤbergeben ein be - denckens nehme. Dannenhero / da etwa eine wachtuff - gehaben / oder mit der Lohſung darvon entlauffen / ſoll mans alsbaldt endern und ein ander Lohſung austheilen. Vom Feldtherren entpfenget die Lohſung der general Leu - tenandt und die andere generalen alß Feldtmarſchalck / Ar - ckeley obriſter und andere / ſo darzu gehoͤren. Der Feldt - marſchalck gibt ſie dem General Wachtmeiſter / von dem - ſelben gelangets dann an den Wachtmeiſter / der die nacht die wacht hat. Dieſer theilets darnach under die zur wacht beſcheidene Fehndtrich und Hauptleuthe / da dañen kompt ſie ferner vom Fehnrich auff den Feldtmeibel und Corpo - ralen und von denſelben auff die gefreite.
SJndt die / da ſie am meiſten vonnoͤhten (wiewohl anB iiiſichern204[206]Ander buchſichern orthen auch nichſtoweniger gute aufſicht ſein ſoll) und der gantze bezirck und gegend / da der feindt herkommen und ſeinen willen ſchaffen kan / da auch das Laͤger am ſchwaͤchſten und infall am meiſten zu beſorgẽ / wie im glei - chen im Laͤger bey des Feldtherren und anderer hoher Be - fehlichhaber quartier / bey der Arckeley / munition und pro - feant / bey den gefangenen und anderen enden mehr. Vñ ſol ein Wachtmeiſter beſonders die wacht alſo anſtellen / daß ſie dem feinde verborgen bleibe / oder aber / da er ihrer jhe m - nen wuͤrde / doch keinen duͤchtigen anſchlag auf ſie machen koͤnne. Es iſt auch auſſerhalb dem Laͤger ein ſtarcke Reu - ter wacht vonnoͤhten / die ihre ſchildtwacht weit vorauß ge - gen dem feinde habe und deſſelben von weitem gewahr moͤ - gewerdẽ: und pflegt man ſonders die geringen pferde darzu zu gebrauchen. So muͤhſſen auch die Sentineln uñ ſchildt - wachten abgerichtet ſein / wie ſie ihren Corporal oder Run - dern anruhffen / wie ſie die / ſo an die wacht kommen / exami - niren / auch ſich in vorſtehender gefahr auf ihre Schaar - wacht oder Corps de garde reteriren ſollen. Die austhei - lung der ſtaͤnde und abwechſelung aber kan im Som̃er uff drey oder zwo ſtunde / im Herbſt und Fruͤling zwo / oder ei - ne / aber im winter eine ſtunde auffs hoͤchſt geachtet wer - den. Vnd ſoll der Corporal die ablohſung ſelbſt thun / die neue Schildtwacht anſtellen und die abgehende biß an die Schaarwacht oder Corps de garde begleiten.
JSt zweytrley Ordinari und Exiraordinari. Ordi -nari205[207]des Erſtentheils.nari runden und beſichtigen die wacht die darzu beſtelte Fehndtrich / gefreite und dergleichen. Ertraordinarie aber beſchauen die wacht die Hauptleuthe oder jemandts auß den generalen / auch etwa der Imperator uñ Feldtherr ſelbß. Dann wo daſſelbe offt beſchicht / iſt jederman deſto flliſſi - ger: Weiln man alsdan in fleiſſiger acht hat / ob die wacht munter / wacker und merckſam und ſich mit der reforma - tion und gewehr recht gegen die ankommende zu ſtellen wiſ - ſe / und dann ob die Corporalen auch ihre Lohſung recht behalten unnd den ſchiltwaͤchter gebuͤhrlich zu entſetzen wiſſen.
JCh will aber alhier zweyerley wachten beſchreiben welche nichſtoweniger beyde das Laͤger betreffen: nemblich I die wachten zum gantzen Laͤger gehoͤrig / unnd dan voß II die wachten / die auß - und inreiſende betreffende.
SJndt auch zweyerley oder an zweyen orthen in und auſſer dem Laͤger. Dann ob ſchon ein Laͤger nach al - ler nohtturfft befeſtiget / ſo wils doch aller oͤrther guete uff - ſicht haben. Wie vielmehr aber wirdt ſolches erfordert / wo man weder ſchantz oder wagenburg ſchlagen kan / noch dennoch iſts zum oͤfftern geſchehen / daß beydes wacht und Laͤger uͤbereylet und in groſſe noht gebracht.
MErcke / daß ſie auch zweyerley ſeyen / naͤmblich Ordi - nary und Extraordinary wachten. die ordinari wach - ten werden von Reuter und Knechten uͤmbs ganze Laͤger herogeſtellet / und muͤhſſen durchs lohß in der reyhe vor und nach wachen.
Die Extraordinari wachten ſindt dero Generalen / alß des Feldtherren und der anderer hohen General Befeh - lich haber eygene leibguardiẽ: Dero Arckeley / welche zwey - erley / wann ein jedes Regiment ſeine beſondere Arckeley hat: bey der General Arckoley wachen die Arckoley ſolda - ten / bey der Specialen etliche auß den Regimentern: De - ro Capitainen und Fehndtriche bey den Loſamenten / ge - ſchicht von ein pahr rotten auß jeder fahne: Dero gefange - nen / alß uͤbelthaͤter und gefangene auß den feinden: die uͤbel - thaͤter werden beym Profohſen verwacht / die gefangene vom feinde theils / was betrettene kundtſchaffer und verraͤh - ter anlangt / beym Profohſen / theilß aber / naͤmblich im ſtreit und ſtreiffen auffgefangene ſoldaten / bey dem Quæ - ſtori. So hat man auch auß den Saumroͤſſern und dem Troß beſondere wachten bey den pfaͤrden / damit ſie nicht lohßreiſſen und ſchaden thun / und dann auch bey der paga - ge und profeant von den ſoldatenjungen beſondere waͤch - ter: und uͤber die letzbeſagte zwowachten haben Troß und Wagenmeiſter ihren inſpect und uffſehens.
AVſſer dem ſindt die wachten / ſo den feindt und deſ - ſen fuͤhrnemen zu erkunden angeſtellet werden /oder207[209]des Erſten theils.oder aber die / ſo in Zugordnungen die vor-nach-vnd ſeit - wacht haben / und die Schildtwacht / ſo man in ſchlacht - ordnung ehe des feindes ankunfft außzuſtellen pfleget.
SJndt Convoien und Fuͤtterungen. Convoien ſindt alß die geleidt / wann man etwa Geſandten / ankom̃en - des volck in und außfuͤhret / Profeant unnd andere ſachen inholet. Die fuͤtterungen aber ſoll man nimmer bloeß ge - hen lahſſen / ſondern es ſoll der Feldtherr derentwegen an - ordnung thun / daß jederzeit ein anzahl Reuter und Schuͤ - tzen neben ihren Hauptleuthen und Profohſen darbey ſeien und uffſehens haben / darmit daß lohſe geſinde in ordnung gehalten / und man der fuͤtterung deſto laͤnger genieſſen moͤ - ge / daß arm landt nicht ohn noht verderderbet / auch die / ſo die fuͤtterung abholen ſollen / nicht vom feinde uͤbereilet und umb die pferde kommen / da durch dem Feldtherren nicht geringer ſchade entſtehen moͤchte. Etwa verordnet man ein gewiſſen Obriſten uͤber die fuͤtterung und das geleidt / der ſtaͤhts mitzeucht. Muhß ſich aber vom Feldtherren des feindes gelegenheit halber und weſſen er ſich verhalten ſoll / erkuͤndigen / ſich vor ſeine Geleitsleut guter wegfuͤhrer / de - nen des landes gelegenheit bekandt / befleiſſen und da etwa dem Landtvolck uͤber gemeſſenen befehlich ſchaden zuge - fuͤgt / die wagen beſichtigen und den leuthen zu dem ihren widerumb verhelffen.
Die Roͤhmer haben es mit der wacht alſo gehalten: die Tagwacht haben ſie genennet Excubias etwa auch Sta -C ctiones208[210]Ander buchtiones, die nachtwacht aber Vigilias, unnd beyde fleiſſig verſehen / und zu dem auch ihre Lohſung / wahr Teſſera, fleiſſig in acht genommen und haben dieſelbe die Tribuni vom Imperatore geholet / und den Centurionibus angeſagt / welche ſie darnach dem Kriegßvolck gegeben.
VNd daß man die Laͤger von allem vnflaht rein halte / beſtehet in wenigen Terminis, daß man naͤmblich keine ſordes in caſtris mache / ſondern den Muhmplatz dar - zu gebrauche. Vnd haben ſolches die Roͤhmer auch nicht zugelahſſen. Die Tuͤrcken gebrauchen darzu gemachte gru - ben / welche ſie doch offt veraͤndern und mit erde oben zufuͤl - len muͤhſſen. Ebenmaͤſſig iſt noͤhtig / daß auch der uͤbrige Pferdtmiſt durch die Calones und Troß auß dem Laͤger geſchafft / welches eben ſo wohl mit den ſordibus humanis geſchehen kan. Vnd letzlich daß man nicht geſtatte das waſſer an andere alß gemeine oͤrther zu leiten / uff daß nie - mandt im Laͤger darmit befeuchtigt unnd verunreiniget werde.
JSt nicht der geringſten / ſondern noht - wendigſten ſtuck eines præſidiorum zum Ap - paratu bellico gehoͤrig. Polybius nennets Sti - pendium und theilets ſelbſten in ſeinem ſech - ſten buech in Pecuniam, Annonam & veſtem: ſagtnaͤmb -209[211]des Erſten theilß.naͤmblich es ſeyen die Soldaten mit gelde / frucht unnd kleidern bezahlet worden. Nach ſolchen ſtuͤcken ſoll der Kriegßherr mit fleiß trachten unnd auff alle mit - tel vnd wege bedacht ſein / wie er dieſelbe beharlich ertra - gen koͤnne. Sintemahl aber ein Fuͤrſt die baarſchafft zur bezahlung an gelde nicht jederzeit gehaben mag / ſo kan er die andere mittel an die handtnehmen das Kriegßvolck zu be - friedigen: Alß naͤmblich da er an oder in ſeinem Lande und in der naͤhe krieget / kan er im ein groſſen nutzen und vortheil ſchaffen / da er die Commiß der Profeant in ſeinen haͤnden behelt und ſelbß verleget / nnd dieſelb under die Kriegßleut umb ein leidlichen pfennig mit guter ordnung außtheilet und verkauffet oder ihn dieſelbe uff die beſoldung reichen laͤhſſet. Dann hierdurch kompt ihm die zahlung und geldt immer wider in die handt. Darmit ich aber in beſchrei - bung deſſen auch ein wenig ordnung halte / ſo laſſe ich mihr bey oben bemelter diſpoſition und abtheilung des Polybii zu bleiben gefallen.
JSt und muhß auch der erſte poſt ſein / alß ohne wel - chen / ob ſchon die ander zwey mittel vorhanden / man nicht forth kommen kan und darmit man gleichwohl ohn gefahr ſehen muͤge / wie hoch ſich die pahre bezahlung uͤber ein Regiment allein in einem Mohnat erſtrecken werde / ſo hab ich ein ohngefaͤhrlichen uͤberſchlag allhier ſetzen / aber doch einen ſoldt nuhrt auff 4 Reichßgulden anſchlagenC c ijwoͤllen210[112]Ander buchwoͤllen und hat ein jeder monatlich / wie folget / nemblich der
Darnach bey den faͤhnlein noch
3 Capi -211[213]des Erſten theils.Nuhn nehme ich forters 3000 Soldaten zu fueß vnter ein Regiment. Weiln aber dieſelbe am ſoldt ſehr ungleich / ſo will ich einem in den andern / aber doch die uͤberſoͤlde unnd anders mit ingerechnet / 2 ſolde / thun 8 gulden / geben / thun alß dann
Der uͤberſchlag uͤber 2 Compagni oder Fahnen Reuter aber verhelt ſich folgender geſtalt /
Wann nuhn ein jede Compagni 180 ordinari vnd 10 Extraordinari pferde ſtarck wehre vnd je uͤber zehen pferde ein Rottmeiſter / darneben aber vnder den Reuter viel Nerren vnnd vornehme vom Adel / wel - chen man uͤberſoͤlde zu machen pfleget / ſo will ich ei - nem in den andern gerechnet / da ſonſtet der Mohnar ſoldt wehre 12 gulden verordnen 20 gulden / thut uf
Noch mehr gehen auff ein jede Companey an wa - genpferden vnnd ſaumroſſen uff jede turman von 20 pferden 2 ſaumroſſe vnd 6 vor die Befehlichhaber auff jedes 6 gulden vnd dann noch 24 wagenpferde vor die Compagnien / unnd 8 vor dero Rittmeiſter zween wagen / uff jedes auch 6 gulden.
Thun
guͤlden
Vff drey Saumroß allweg 2 perſohnen / wie auch bey einem jeden wagen zwo / jedem 4 gulden.
Noch vor die Rittmeiſter und andere Befehlich - haber an Koch und anderm geſindlein.
Jtem vor den Obriſten 2 Wagen und 3 Saum - roß / ohn wann etwa ein Graf oder Herr ſich vnder - ſtellen wuͤrde.
Jtem213[215]des Erſten theilß.Ferrner auff jede Compagni zu fueß 4 wagen zur Profeant / getrencke / Schantzzeug / gezehlte und huͤt - ten / munition und anders / und krancke / wie auch des Hauptmanns unnd anderer Befehlichhaber pagage nach zufuͤhren
Summa aller unkoſten auff Reuter / Wagenpferde und Saum - roſſe 10584 gulden
Zur ordinari Arckeley uff ein Regiment gehoͤren 4 Canoniers oder Buͤchſenmeiſter / 8 Schneller / oder handtlanger / 8 handtwercker / ein Wagner / ein grob - ſchmidt / ein platner ein Buͤchſenſchmidt oder ſchloſ - ſer / ein rie mer / ein ſeiler / ein ſatler / ein ſchreiner: 16 Pionirer als 8 Zimmerleut und 8 Bergkhauer zum miniren vnd ſapiren. Vnd iſt der ſoldt eines
| ſoldt tbut |
| gulden |
Zum geſchuͤtz aber acht Wagenpferde ſampt 4 perſohnen / auff jedes pferdt 6 gulden / 8 pferdt ſampt 4 perſohnen zu Kraut und loth / 8 pferdt 4 perſoh - nen zum Schantzzeug / 8 pferdt 4 perſohnen vor die uͤbrige waaffen / noch 8 pferdt 4 perſohnen zehlte mit aller handt matery zur Arckeley zu fuͤhren
Thun214[216]Ander buch| Thun |
|
| gulden |
Thut ſumma auff die Arckeley perſohnen und pferde / ohne Pulver und anderß / 544 guͤlden
Summa ſummarum auff das gantze Regiment an reuter und knechten 37880 guͤlden.
Vnd diß iſt alſo ein beyleuftiger uͤberſchlag der unko - ſten auff ein Regiment knechte / doch ohne das lauff - und an - rit geldt / deßgleichen was zum abzug und wann ein ſchlacht geſchehen oder ein feſtung erobert. Soll aber hiermit nie - mandt ordnung gegeben ſein / ſondern iſt nuhrt exempels - weiſe hieher geſetzt / das uͤbrig aber jedem Herren zu ſeiner gelegenheit heimgeſtellet.
Doch die gantze Arckeley belangendt / ſo wirdt in ge - mein darvor gehalten / daß ſelbige / nemblich uͤber ein gantz Heer und ſo wohl die general alß ſpecial / an unkoſten zu - ſammen ſich ſo hohch / alß uff ein Regiment knechte / er - ſtrecke.
VEtreffent / iſt zum erſten wohl vonnoͤhten / daß vnter dem Kriegßvolck / ſonders aber den Obri - ſten und Befehlichßleuthen alles uͤbermaͤſſi - ges zehren und pancketiren unnd die taͤgliche ſchwelgerey und fuͤllerey / ſo viel immer muͤglich / abgeſtellet. Dann hier - durch mag man deſto laͤnger mit der Profeandt zureichen und bleibet das Volck deſto friſcher und geſunder / da esſonſtet215[217]des Erſten theilß.ſonſtet von unordentlichem unmaͤſſigem freſſen unnd ſauf - fen baldt erkrancket / auch auß ſolcher boͤſer gewohnheit kein abgang oder mangel leiden will / und da nicht allzeit vollauf und gnuͤge vorhanden / baldt anfanget zu ſchreyen und meu - ten. Dannenhero auch der unkoſt dermaſſen uͤberhandt nimmet / auch die beſoldungen / und verfortheilungen ſchier keinem Kriegßherren mehr zu erſchwingen. Darumb dañ zum andern vonnoͤhten / daß alle Profeant / ſo ins Laͤger kompt oder in des Kriegßherrn Commiß iſt / taͤglich auff ein Regiment und Fahnen nach anzahl der perſohnen und laut der Rottelldurch den Regimentsprofohſen und den Profeantmeiſter uͤber Reuter und knechte under die Fuh - rierer und Weibel und foͤrters das Volck außgetheilet wer - de. Ferrnere Profeantordnung aber kan uff nachfolgende Articul geſtellet werden / alß daß der Vor - vnd Auffkauff verbotten / daß ungeſchaͤtzt nichts verkaufft werde und die ſchatzung durch die profohſen anderß nicht / dann der ver - glichenen Taxnach / beſchehe / daß / wo man je Marcaten - ter brauchet / die profohſen nicht weiter von ihnen / den Mar - catantern / nehmen / alß ihnen zugelahſſen und verordnet iſt: Jtem daß die Profohſen und Profeantmeiſter dero Regi - menter taͤglich den profeant Commiſſariis zuerkennen ge - ben / wie ſie mit vorraht der profeant verſehen und was ih - nen daran abgehet oder mangelt: Daß auch den Marca - tantern / Metzgern und andern gewiſſe elen / maaß und ge - wicht geben werde / dabey ſie bey hoher ſtraaff zu bleiben ſchuldig: Jtem da der profeant in einem oder anderm Quartier zu viel / ſolche durch die Com̃iſſarien an die man -D dgel -216[218]Ander buchgelhaffte oͤrther außzutheilen verſchaffet werde / doch des Regiments ordinari Marcatanter außgeſchloſſen: Daß nach beſetzter wacht kein Wein außgezepfft / kein Branten - wein zum zechen verkaufft / das Bier von den ſtaͤtten und flecken / dahero es kompt / gezeichnet werde / damit es unge - faͤlſchet ins Laͤger komme / und dann daß man kein beutvieh auſſer dem Laͤger verkauffe. Es iſt aber allhier zweyerley profeant gemeinet / naͤmblich die profeant vor die Solda - ten und dann die fuͤtterung vor die pferde.
SPeiſe vnd tranck. Speiſe als Brohdt / und zueſſen. brohdt alß ruͤcken und waitzen brohdt oder wecke: Zu - eſſen alß fleiſch / butter / kaͤſe / fiſche / zugemuͤhſe und derglei - chen.
Getraͤncke bier und wein vor die Befehlichhaber und krancke. Die Roͤhmer haben ſich in dieſem ſehr maͤhſſig gehalten / nicht viel wein / ſondern waſſer und den getranck / den ſie poſcam nennen (iſt waſſer mit eſſig gemiſcht) ge - truncken.
Darmit nuhn auch ohngefehr koͤnne geſehen werden / wie viel allerhandt Profeant mohnatlich auff ein Regi - ment knechte auffgehen woͤlle / ſo mercke man folgenden bey - leuftigen uͤberſchlag.
Vnd wil demnach taͤglich auff ein perſohn auff - gehen ein brohd zu 3 pfunden gerechnet / deren 80 auß einen viertel Meel zu 16 metzen / gebacken werden koͤn - nen / thut mohnatlich auff ein Regiment knechte zuRoß217[219]des Erſten theilß. Roß und Fueß / naͤmblich 3864 perſohnen 105920 brohdt
Machet an Korn oder Meel — — — — — 1314 viertel.
An fleiſch nenne ich Schweinen vnd Rindtfleiſch gruͤen / gedoͤrret und Sulperfleiſch / deßgleichen gruͤen Namel und Kalbfleiſch und Speck. Fleiſchtage a - ber will ich mohnatlich nehmen 16 / 6 fiſchtage und 8 auff butter vnd kaͤſe / uud darnach das Vieh alſo anſchlagen
Den Zentner aber auff 108 pfundt rechnen / doch weiln man das Kalbfleiſch zu der zeit / wann man zu felde ligt / am wenigſten haben kan / nuhrt haͤmel und ſchaaffe / und dann nuhrt gruͤne oder friſch geſchlach - tet fleiſch nennen. Darneben aber kan nichſtoweni - ger in acht genommen werden / daß ein perſohn tages mit einẽ halben lb. Speck oder aber〈…〉〈…〉 lb. gruͤn Rindt - Schweinen-Kalb - oder Namel fleiſch / deßgleichen mit einem pfundt Sulperfleiſch / mit einem halben pfunde duͤrr fleiſch / ſein hinkommens wohl haben kan. Wann nuhn des mohnats 16 fleiſchtage ſeinD d ijnaͤmb -218[220]Ander buchnaͤmblich 8 daran Rindtfleiſch / 4 daran Naͤmel - fleiſch / 4 daran Speck und Schweinenfleiſch / 8 dar - an Butter vnd Kaͤſe geſpeiſet werde und 6 Fiſchtage / ſo thut
Das Rindtfleiſch 186 Zentner 24 pfundt an etwa 15 Reuſ - ſen / 20 Heydtochſen / 51 Kuͤhen usd Landtrindern.
Das Hamel - und Schaaffleiſch 143 Zentner 12 lb. an 609 He - meln und Schaaffen.
Das Schweinenfleiſch 71 Zentner 60 lb. an 77 Schweinen
Der Speck 30 Zentner an etwa 193 ſeitten.
Die Butter 7728 lb. 270 zu einem Faß gerechnet / thut 28 faß 168 lb.
Die Keſe / gruͤn oder Holendiſch > 728 lb. oder 25 pfundt ſchwohr und 228 lb.
Stockfiſch 3864 lb. thut 12 lb. ſchwohr 264 lb. 300 lb. auff ein lb. ſchwohr gerechnet.
Plateiſen 10592 deren 240 vff eine zahl gerechnet / thut 44 zahl / 16 paar.
Heringe 7728 oder 9 Thonnen 528 Heringe / 800 in ein Thon - ne gerechnet. Sindts aber Brandtheringe / ſogibts 7 Thonnen 528 He - ringe.
Buͤckinge 7728 paar / oder 15 Stroh 28 paar / 500 paar in ein ſtroh gerechnet.
Was hierzu an zugemuͤhſe / wann mans haben kan / alß Erbiß / geſcheleter Gerſte / Habern - und Grießmeel / item gruͤen-weiß-Saurkraut und anders / wie in gleichem uff die Special bißlein dero Befehlichhaber auffgehen will / wirdt ein jeden der marckt und beutel leren. So will ich auch den hohen befehlichen nichts vorgeſchrieben / ſondern dieſesvnd alles zu deren verbeſſerung hingeſtellet haben.
Doch wirdt auch / ein vorraht an Saltz nohtwendig darneben erfordert.
Das getraͤncke aber iſt bier und wein / jeden tag uff eine perſohn
1 Maaß219[221]des Erſten theilß.1 Maaß bier gerechnet. Es thun aber allhier 4 maaß einen Eimer / unnd 10 eimer einen Zober / dann 12 Zober ein fuder. Kompt mohnatlich
Vff 3864 perſohnen 241 unnd ein halb fuhder bier ohne den Weln.
JSt hafern / gerſte / heu vnnd grahß vor die reyſige Pferdt / wagen und Saumroß / und wirdt allhier uff ein jedes Pferdt ein metzen hafern außgeben / thut mohnat - lich
Vff 705 pferde 1321 viertel 14 metzen.
Gleicher geſtalt ſoll auch mit heu / ſtroh und anderm ein uͤberſchlag gemacht werden.
Man ſoll aber vor allen dingen wohl und genau in acht habẽ / daß niemandt / alß die darzu beſtellte / die anzahl deß Vorrahts wiſſe oder erfahre / auch alles uffs aller ge - nauſt / beſonders in Beſatzungen / außrechnen / darmit man wiſſen konne / wie lange man zu eſſen und bey einander zu bleiben habe / und derowegen bey zeiten ſich der ſpaarſam - keit befleiſſe / dem ſchlemmer abdancke vnd deſto reichlicher zu ruckſchlage. Dann durch uͤbermaͤſſiges verſchwel - gen iſt maniche ſtarcke Feſtung zu unzeitiger auffgehung gebracht. So kan man auch die ſpreuer und kleyen auff - heben / weilns in unvermeidentlicher noht mit den pferden wohl zuverbrauchen: Vnd dann das verzehrende Maſt - vieh / wann man nicht mit genugſamem futter verſehen / bey zeiten ſchlachten und in faſſe inſaltzen.
JSt der dritte vorthel der bezahlung unnd Stipen - dii nach abtheilung Polybii, wie gehoͤrt. Dann hier - mit kan der Kriegßherr auch ſeinen nutzen ſchaffen / wann naͤmblich die Kriegßleut mit allerhandt waar zur kleidung von thuch / leinwaht / hoſen / mantelichen / Roͤcklein / ſchuhen / hemptern unnd dergleichen / deſſen ſie nicht entrahten und manglen koͤnnen / verſehen werden. Zu ſolchem aber kaner hin und wider in ſeinem lande die verlag unnd beſtallung darauff thun und ſondere perſohnen von ſeinen Dienern und underthanen darzu verordnen / die es ins Laͤger brin - gen und verkauffen / oder aber dem Kriegßvolck uff ſein be - ſoldung außtheilen / doch mag man wohl in acht haben / daß ſolche kleidungen den knechten nicht zu hohch / ſondern in billichem und ziemlichen werdt angeſchlagen und jedem zu ſeiner nohtturfft gereicht werden / ſo hat ſich das volck nicht zu beſchweren / ſondern nimbts eben ſo billich und gehrn vom Kriegßherren alß von den Marcatantern / nuhrt wann die Befehlichleut auch gutwillig darzu ſein / darmit ſie das volck nicht darob meuten und widerſetzig machen: Welchen dann zu begegnen und fuͤrzukommen nichts be - quemers / alß den Kriegßleuthen ihr nohtturfft zuſchaffen und ſie durch finantz und untreu nicht beſchweren zu lahſ - ſen. Dann in aller maaſſen wie man ſich des viehes nicht gebrauchen kan / man gebe ihm dan ſeine nohtturfft / alſo hat ſich ein Kriegßherr auch nicht uff ſein volck zuverlahſ - ſen / er ſchaffe dann ihme / daß es ſein nohttuͤrfftigen under -halt221[223]deß Erſten theilß. halt gehaben und ſich vor froſt vnd naͤſſe / hunger und durſt erwehren koͤnne.
Vnd diß ſindt nuhn die mittel dardurch die Kriegß - leuth zu erhalten / wann ſie naͤmblich mit geldt profeant und kleydern / auch uͤber das mit Recht und guter ordnung ver - ſehen / dann durch die obbemeldte drey ſtuͤcke wirdt ihre leibßkraͤffte geſtercket / durch treues wohlmeinen und guete ordnung aber der gueter wille und hertzliche affection gegen den Feldtherren und ſeine Befehlichhaber geuhrſachet.
KAn ich dieſes orths nennen die Machinas und dann die darzu gehoͤrige Requiſita, alß Pul - ver / wagen und anderß / wie hiernacher kuͤrtz - lich vermeldet werden ſoll. Vnd iſt diß der letzte theil Præſidiorum ad Apparatum bellicum gehoͤrig.
SJndt bey den Ruͤhmern viel vnd mancherleye / alß Vineæ, Tormenta, ſcalæ, Turres vnd dergleichen wie ſolche in ihren Armamentariis unnd Zeugheuſern in vorraht gezeuget worden. Bey vns aber ſindts nuhmehr die groben Geſchuͤtz an Moͤrſern / Maurbrechern und Feldtgeſchuͤtz / an Brech - vnd Hebzeugen vnd andern ſa -chen222Ander buchchen mehr / wie hiernacher weitleuftiger erzehlet werden ſoll / nach dem ich zuvor die Roͤhmiſche und dero alten Machi - nas gezeiget.
FOlgende gedenckwuͤrdig / alß durch welche ſie maͤchti - ge und feſte oͤrther beſtritten und erobert /
WAhren Inſtrumenta oder Machinæ bellicæ (I) von 7 ſchuhen breit uñ 8 hohch / etwa ſechtzehen in die lenge / oben / wie auch forn und auff den ſeiten mit brettern und hoͤrden bedecket / darunder ſie jhre Arietes und andere tor - menta gehabt / die mauren vnder graben und zuſchellet. Darzu ſie auch noch ander Machinas gebrauchet / welche ſie Pluteos, etwa auch Cautias und Cattos genennet und mit (II) ſigniret ſindt. Moͤgen uff unſere ſpraache Sturm - daͤcher geheiſſen werden.
SJndt dreyerley Aggeſtitiæ, Foſſoriæ, Arietariæ und den Griechen ſehr bekandt geweſen. Die erſte manier iſt ihnen〈…〉〈…〉: Vitruvio aber Teſtudo ad congeſtio - nem foſſarum. Jm abriß iſts mit (III) notiret. Die an - dere nenneten ſie〈…〉〈…〉 und Vitruvius Teſtudinem ad fo - diendum comparatam. Darvon kan man den abriß (IV) beſehen. Arietaria aber / naͤmblich die dritt manier (V) iſteigentlich223des Erſten theilß. eigentlich under die tormenta zu rechnen / alß welche nuhrt die Arietes zu bedecken gebrauchet warden.
Kompt faſt mit den Teſtudinibus uͤberein / wie aus Cæ ſare erſcheinet / lib. 2. De bello civili und hatman darunder die mauren durchbrochen. Jſt zwar eine kleine machination / aber wohl verdecket geweſen / darunder man an mauren / weiln mans liederlich verruͤcken koͤnnen / nicht geringen ſchaden gethan. Kan bey der deſignation mit no - ta (V) foͤllig geſehen werden.
SJndt ſolche kriegesruͤſtunge / welche bey den Alten A - rietes darmit man die mauren zu zerſchellen gepflegt / Catapultæ vñ Baliſtæ, darmit man geworffen vñ geſchoſſen.
HAben nach außſage Vitruvii die Carthaginenſer zum erſten erfunden / deme daꝛnach der Calcedonier Cetras weiter nachgedacht und ſolche Arietes Wider oder Boͤcke an ein geſtell gehaͤnget und wohl verdecken laſſen. Weils aber langſam von ſtadt ging / wart dieſe ruͤſtung Arietaria genandt / zu welcher hiernegſt viel bequemere wege erfundẽ. Darmit ich aber deren etliche vorzeigen koͤnne / ſo bezeichnet VI Arietem Carthaginenſem, VII Arietem fabri Tyrii Phefarſemeni, VIII Arietem Cetræ Chalcedonii.
ES hatten die alten zweyerley inſtrumenta / darmit ſieE eufden224Ander buchuf den feind ſchoſſen und warffen / nemblich mit dem einen tela und groſſe boltzen / mit dem andern ſchwere ſteine. Dieſes nenneten ſie Balliſtam oder werffzeug / jenes Cata - pultam. Catapulta iſt Griechiſch〈…〉〈…〉. Deren manch - erley arten kan man bey nota (IX) ſehen.
ODer Balliſtæ〈…〉〈…〉 à jaciendo, Darmit man nuhrt geworffen / und koͤndte mã / wan mã wolte / noch anheut allerhand groſſe ſtein und etwa aaß und ander unflaht in die ſtaͤtte / ſchantzen und ſonſtet darmit werffen. Beſihe hier - von den abriß (X).
DEren ſind mancherley arten geweſen / etliche haben ſie genennet Scalas compactiles oder ſolutiles (XI) etliche inſpectores (XII) etliche ſcalas cum ponte (XIII) etliche Tollenones (XIV) etliche Sambucas (XV).
Durch ſolche Thuͤrme haben die Roͤhmer den Gallis nicht geringen ſchrecken ingejagt. Weiln aber dieſelbe aus den abriſſen wohl koͤnnen verſtanden werdẽ / ſe bezeich - net der numerus (XVI) Turrim mobilem ex Herone und den man fortſchieben koͤnnẽ. (XVII) Turrim mobilem Ve - getii darinnen unden ein Aries vnnd oben ein zogbruͤcke / (XVIII) ein thurm aus ziegelſteinen zugerichtet / wird auch geheiſſen Turris latericia Cæſaris cum funibus anchora - reis præpendentibus, dum fit opus, cujus tectum ſupernè mobile.
LEtzlich mag man alhier auch under die Inſtrumenta bellica / ſo beyn Roͤmern im brauch wahren / ſetzen ihre kriegsſchiff / wiewohl nicht ohne daß ſie ſich ein geraume zeit der ſchiffarten enthalten. Nachdem ſie aber nuhnmer auch zu waſſer zu kriegen und kaufſchlag zuſchif zu dreiben ſich angewehnet / haben ſie dreyerley arten ſchiffe zuge - richtet / nemblich naves Bellicas, Onerarias, Actuarias.
Actuarias brauchte man / volck pferde vnd anders darmit uͤberzufuͤhren / oder aber ſchiffbruͤcken daraus zuzurichten: Die Onerarias profeant ſampt dem krigesvolck / vnd ſonſt andere wahren darmit zufuͤhren. Bel - licæ naves waren nicht ſo weit als die Onerariæ / ſondern lang vnd war - den gleich vnſern Galeern durch die ruder gezogen. Hatten auch ihre be - ſondere namen / alß Biremes, Triremes, Quadriremes Quinqueremes und ſolches nach anzahl der riemen: Hexeres darauff die Conſules ge - fahren. Auch werden noch uͤber dieſe bey den ſertbenten benahmet Hep - teres, Octeres vnd dann die Libutnicæ Biremes, Moneres, Celoces, Tectæ, Roſtratæ (doch hatten gemeiniglich alle kriegsſchiff ihre roſtra) Tutritæ / welche vorn vnd hinden ihre thuͤrme gehabt.
Jtzo ſind bey den ſeefahrten auch dreyerley ſchiffe / Kriegs - vnd Laſt - ſchiffe und dann die kleine ſchiffe. Kriegsſchiffe ſind zweyerley / Gales - ten vnd Galleen. Die Galeoten ſind viel groͤſſer alß die Galleen / vnnd fuͤhren zu ihren 100 oder 200 laſten noch 30 oder 40 Metalline ſtuͤck / rudern vñ ſegeln zugleich / wañ die Galleen im gegenwind maſt vnd ſegel ablegen: haben 2 boden vnd mehr Cammern alß ſonſt der groſſen ſchif - fe eins / weiln viel vornehmer leut darauff zu fahren pflegen.
Galeen haben nuhrt einen boden vnd ein ſtuͤck fornen auff der ſpitze des ſchiffes / auch allein eine Cammer vor den Capitain. Sind et - wa von 20 oder 30 laſten. Die Ruder an dieſen ſchiffen nennet man Riemen vnd ſitzen an dieſen im rudern an eim jden 3 oder 4 mann / nach dem der riemen gros iſt. Der boden an der Galeen iſt in der mitte erho - ben / darmit die / ſo am ruder / vom krigsvolck nicht gehindert werden: wird genennet ein vordeck oder uͤberlauff / darauf die ſoldaten gehen koͤnnen. Die nahmen aber der andern groſſen laſtſchiffen ſind Kraackẽ /E e ijHuo -226Ander buchHuolyckẽ / Pinaſſen / Boetz von etwa zwey oder drithalb hundert laſten: Die Kraacken aber von 6 / 7 / 800: Die Huolycken von 3 / 400: Die Pinaſſen von 20 laſten zu 300 vnd die Boyers vnd 30 la: biß zu 90.
Die kleinere ſchiffe aber ſo allein ein ſegel haben / werden genen - net Schmaacken in gemein / vnd ſind darunder vielerley begriffen / alß Carviels / Hochen / Schmalſchepen / Kagen / Punnen / Damlopers / vnd viel andere.
Mit den anckern aber helt ſichs alſo. Der groͤſſeſt wird genennet der Buogancker / der ander der Plechtancker / der dritte das Daglisancker / der vierte der Toygancker / der fuͤnffte der Werfancker / vnd ſo viel ſind an einem jeden ſchiff.
Die groͤſſeſt ſchiffe haben vier boden / oder ſoͤller / die kleinere drey vnd werden von ſchiffenden genennet Oferlopers: Der oberſt iſt das Bofenete vnd iſt nicht alzeit gantz bedecket / ſondern allein in der noth. Der ander boden heiſſet die Kuhbruͤcke vnd gehet durch das gantze ſchif in maſſen zwar auch die andere boden / welche aber nuhrt Oferlope ge - nennet werden. Die Cammern im ſchiffe ſind des Capitains vnd ſchif - fers / nemblich im hind ertheil des ſchiffs / darnach das Steuermãs cam - mer / des Botzmans / des Conſtabels mit ſeinen Buͤchſenſchieters / des Koches ſampt der kuͤchen / an der andern ſeiten des Buͤttelierers ſampt der buͤtteley. Vorn im ſchiffe iſt noch eine cammer / darin allerhand nohturfft zum ſchiffe von Toygwerck vnd anderm / wird genennet die Helle: vnd noch ein andre cammer darbey / darin ſind die Cabels oder Duͤcktoygen zu denen anckern. die ſchiesloͤcher werden genennet porien vnd ſind noch 3 oder 4 cammern hinden im ſchif / ſo mit bley beſchlagen / darin ligt das profeant.
Zum beſchlus mus ich noch die aͤmpter auffn ſchiffen hinzuſetzen. Der Ammiral iſt der obriſt uͤber die gantze Armade / vnd nach ihm der Viceadmirahl / Schoute beinachte iſt der jenige / ſo alles zu erfahrẽ aus - geſchicket wird. Vnd ſind diß die principal aͤmpter vnd befelich auf einer armade / deren jedes ſein beſonder ſchiff hat / doch daß zur Schoute bey nachte mehrertheils ein Pinaſſe genommen wird.
Doch hat ein jedes ſchiff ſein beſondern Capitain / ſo allein uͤber ſein krigesvolck zu regiren.
Schipper iſt der regirer uͤbers ſchiff / uͤber die madroſen / victnaliẽ vnd alles anderes ausgenommen die ſoltaten.
Steuer -227des Erſtentheils.Steuerman muß wiſſen alle gelegenheit des waſſers / hafen / Jn - ſeln / etc vnd laͤſſet das ruder durch der madroſon einen regiren.
Hohe boßman muß die boßleut zuſammen fordern / vnd beſorget das achter ſchiff (oder den hindertheil deſſelben) ſampt dem groſſen Maß vnd Tau / mus auch uͤber das gantze ſchiff die ancker verſehen laſſẽ.
Schieman hat den vordertheil des ſchiffs zu verſehen / vnd daß Tog vnd Tackelen im inladen an gebuͤhrenden ort geſetzet werdẽ / zu verordnẽ.
Conneſtabel hat uͤber das gantze geſchuͤtz mit ſeinem zugehoͤr zu ge - bieten / hat under ihm die buͤchſenſchieters / ſind die Buͤchſenmeiſter / nach anzahl des groben geſchuͤtzes.
Buͤtte lierer hat zu gebieten uͤber ſamptliche victualien / welche er auszutheilen hat. Der Koch hat das ſeine zuverrichten mit ſeiner zu geordneten huͤlffe.
Der Quartiermeiſter hat under ihm 20 perſohnen oder Boßgeſellẽ / denen er gebeut / was ihm der Schipper / Steuerman vnd Boßman be - vehlet. Siehet auch daß die wacht deren aus den 20 wohlverſehen wird / darmit dem Schiffe kein ſchade widerfahr / hat aber mit der kriegswache nicht zu ſchaffen. Sind nuhn viel boßleut auf einem ſchiff / ſo muͤſſen auch mehr quartiermeiſter bey ihnen ſeyn. Vnd hat ein ieder quartier - meiſter 4 ſtunden lang zu wachen / ſo offt es an ihn kompt / ſey zu tag oder nacht und ſtehen jevon 20 vier ein jeder eine ſtunde am ruder und muͤſſen under deſſen die andere 19 uf der wacht und ſonſtet ſeyn. Die boß - geſellen ſind alle gleich. Vber das ſind auf einem jeden ſchiffe drey / vier / faͤnf oder ſechs trommeter nach dem es groß iſt. Vnder denſelben iſt einer der meiſter. Bodtgerß aber ſind die jenige / ſo den bott verwah - ren / nach anzahl der quartiermeiſter / der ein jeder einen hat.
SJnd das Geſchuͤtz / Brech - und Hebzeuge / Sturm - bruͤcken / wie auch hiebevor angehoͤret. Was ſonſten vom un - dergraben / dem uͤberhoͤhen / an deſſen ſtadt hiebevor die die Muſ - culi vnd Turres gebraucht worden / zu reden / will ich hiernechſt beim beſtuͤrmen dero feſtungen verrichten.
VNd deſſen macherley ſorten / wie ſie beyn Teutſchen imE e iijbrauch228Ander buch. brauch hab ich zwar hiebevor am 87 blad auch gehandelt / wie in gleichem hierneben angezeiget / daß das geſchuͤtz / als geſchos damit man zu werffen pfleget / ſind die Moͤrſer / Narren und Boͤller in ihren ſorten: und dan vors ander ge - ſchuͤtz / welches man zum ſchieſſen brauchet.
I Von der erſten art mercke / das unſere forfahren in ab - theilung derſelben folgenden modum und gebrauch halten. nemblich zum exempel mercke den vorriß uf der tafel mit (XIX) figniret / dann daſelbeſt wird beides die alte vnd newlichere manier der Boͤller ei - gentlich vorgeſtellet / doch iſt hierneben zu mercken / daß man auch hierin von tag zu tag / wie auch die buͤchſen belanget / neuerung vnd en - derung ſuchet / auch den ſachen in allem neherkommet. Derowegen niemand an dieſe vorriß gebunden ſein / ſondern wiſſen ſoll / das hier in nuhrt die vorige wie ſie nemblich im brauch geweſen vnd jetzige manier / gezeiget wird. Kan ſonſtet jemand etwas gutes hierin ſtifften / wird er deſſen ſein gebuͤrenden lob vnd danck zu gewarten haben.
II Vom andern groſſen geſchuͤtz aber merck folgenden unſerer Vorfahren brauch: nemblich ſie haben die Scharfmetzen / halbe ſcharfmetzen / Trommeterin / am rohr 15 biß an 18 kugel lang gegoſ - ſen vnd die lade ſo lang alß das rohr / in der breite aber 26 zol vnd ſie - benthalben dick gemacht: die dick der forder naben aber 20 zoll / die ſpei - chen 14 biß in 15 zoll hoch / die velgen 8 zoll hoch / 5 dick.
Halbe doppelte Carthaune / doppelte Carthaune / den Affn / Car - thaune / Puͤffel / halbe Carthaune / Nachtigal / Baſiliſck / am rohr auch 18 kugeln die laͤnge / die lade nach der laͤnge des rohrs / in der breide aber 21 zoll / 6 dicke / die dicke der nabe 18 zoll / 18 ſpeichen hoͤhe / vierthalb dicke.
Quartier Carthaunen / gantze Nothſchlangen / von 10 vnd 11 ſchu - he in die laͤnge / die lade daran 20 zoll breit ſechſthalb dicke.
Vnd halbe Nothſchlagen / gantze vnd halbe Feldſchlangen / von 14 biß zu 18 ſchuhen in der laͤnge. Quartierſchlangen / Falckonen / vnd Falcko - netlein / am rohr vnd der laden gleich lang. Die Lhaden von 17 zoll biß an 12 breit / 3 zoll dicke. Die naben von 16 biß uf 14 dicke / 20 lang / alles nach der ſchwere des ſtuͤcks wohl ermeſſen / vermehret vnd gemindert. Sonſt -229des Erſten theilß. Sonſtet haben ſie den Scharffentinlein gemeiniglich 7 ſchuhe an der laͤnge zugelegt.
Man hat auch damalen pulvercammern oder ſaͤcke beides an die hauptſtuͤck / geſchuͤtz vnd auch die Boͤller gemacht / vnd deswegen be - ſonders genau achtung geben uf die lenge vnnd weite derſelben pulver cammer. Dann wan ſie ungleich an der laͤnge / ob ſie ſchon gleiche maaß pulver faſſen / veruhrſachen ſie dennoch ungleiche ſchuͤſſe. Dan in dem ſie alzulang vnd enge / ſo geſchichts / daß das pulver nicht zu gleich ent - zundet werden kan / ſondera deſſen ein guttheil / wann die kugel aus dem rohr / erſtet verbrinnet vnd alſo wenig krafft wircket. Darumb hat man die proportz zu ſolchen pulvercammern einer haupthuͤchſen / ſo ſtein fuͤh - ret / anderhalb kugel lang vnd zwey drittell weit: aber zum eiſen drey ku - gel lang vnd drey vierthel genommen: vnd treibet ohn gefehrlich in ſol - cher cammer 1 lb. pulver 3 lb. eiſen / in obgemelter aber 1 lb. pulver 3 oder vierthalb pfundt ſtein.
Ferner hat man vor alters die ſtuͤck vmb das weit oder zuͤndloch den diamitrum dreyer kugel hoch / vornen beym mundloch aber nuhrt zweyer kugel hoch gegoſſen vnnd die Efroſive oder zapfen ob den drittetheil des ſtuͤcks / wan nemblich das ſtuͤck in fuͤnfte getheilet.
WJlich auch nicht viel ſchreiben / ſondern wie viel vnd oft bißhero von mihr beſchhẽ / den guthetzigen leſer in die tabulas gewieſen habẽ dariñen er aus wenigẽ exempeln gute nachrichtung ſchoͤpffen under lernẽ kan. Nun bezeich - net (XX) die Hebzeuge (XXI) die brechzeuge und (XXII) die ſturmbruͤcken / wie die zu weilen gebraucht worden.
DR eierley Requiſita werden zu denen Machinis erfor - dert / als pulver vnd kugeln oder kraut vnd loht / Ladt - zeug und ſonſtet allerhand nohturft der arckeley gehoͤri - gen dingem und den zu letzten die Fuhre oder anſpan. Vom pulver iſt hiebevor im erſtẽ buch in beſchreibung der exerci - tien weitleufftig gehandelt worden / und wil darumb den leſer an ſelbigen locum remmittiret und verwieſen haben. Sonſtet gehoͤren eigentlich zu den groſſen ſtuͤcken ihre ge - wiſſe Ladtſchauffeln Setzer od’ ſetzkolbẽ und Wiſcher ſampt denen Nohtſchrauben und der gleichen. Die ander Requi - ſita zur arckeley gehoͤrig / kã man aus folgẽder erklerung der fuhre erlernen. Es gehoͤret aber zur general arckeley folgender An - ſpan als pulver vnd kugel wagen / darnach bruͤckwagen / wie auch wagẽ zun Bolen / dielen vnd ſtarcken brettern / mulẽ / tragbahren / koͤrben / zim - merwerck / ſpelten / Setzbauͤmen / weigeboͤcken / vnd-ſetzboͤcken / heb - traͤmeln / pfaͤlen / ſcheiben: zu leitern / ſturmleitern / hebſteigen vnd feur - hacken: zu luntſtangen / zeltbaumen / ſtangen zu leitern / ſproſſen / reiſig vnd holtz: zu ſelſcheitern beneben ſpeichen / achſen / felgen oder bereidetẽ vnd ausgemachten raͤdern / naben / deichſeln vnd dergleichen: zu roß - baren / ſaͤnfften vor krancke: item wagen vor kummete / ſtraͤnge / protzẽ: wagen zu aftergeſchir / ſchmeer / ſpeck / wagenther vnd deſſen mehr: item wagen zu aͤxten / beilen / picken / hauen / ſpaden / ſchauffeln / allerhand maurzeug / vnd dergleichen: zu geißfuͤeſſen / brech-heb - vnd legeiſen / win - den / naͤgeln / haͤmmern / zangen / boͤrern: zu eiſern ſtaͤben / ſchineiſen / lehnen / vnd fuͤeßeiſen / brechmeiſeln / ſtaal vnd ander ertz: zu ſtraͤngen / ſtricken / Lahe - vnd Cronſeilern: zum geſchoß dero einfach vnnd doppel hacken uf boͤcken / handrohren / lunten / zuͤnd ſtricken / hagel geſtreu / la - dung der Scharffentinlein / lahdtſtecken: zu den Lehren oder kugelringen / formen / modeln / zangen / gießloͤffeln / ſchlaͤgen / ſchroht / bley / grummet vnd heu zum lahden: deßgleichen wagen zun Lahden oder gefehß / vnnd dauben zu kleinen pulperfaͤßlein von eichenem holtz / in ſchantzen / da es ſchteſſens halber geferlich: zu ſalpeter / ſchwefel / kolen pech / hartz / reif -fen /231des Erſten theilß. ffen / rincken / pechringen in faſſe ingeſchlagẽ / feuerkugeln: zu zelten / tuch / zwillich / wolnſaͤcken / leder zu pulverſaͤcken / vnd ſonſt andern ſachen die wagenburg angehoͤrig: Noch zun windtlichtern / fackeln / kertzen / vnſchlit / wachß: item laternen: vnd mehr pechkeſſelln vnd pfannen / ſo man ausſtecket vnd henget. Daruͤber auch wagen zur armatur vnnd anderßruͤſtung auf reuter vnd knechte: zu kugeln kraut vñ loht / ſo auſſer - halb der arckeley gebraucht wird / vnd dann allerhandt ſachen den ben - dern / metzgern / vnd zur feldtſchmittẽ noͤhtig / item muͤlwerck / backzeug / vnd dergleichen darauf zu fuͤhren. Man hat auch vor jahren zum geſchoß an Armbroſten / Stalen vnd handbogen / ein gute anzal groß vnd kleine pfeile / ſampt den bogen vnd armbroſten mitgefuͤhret / nuhrt aus der uhr - ſach / daß wo ein langwirig naß regenwetter mit infallen ſolte / vnd das pulver / wie dann offt zu geſchehen pfleget / mit ſampt den zuͤndſtricken / lunten vnd ſchwaͤm̃en erfeuchten ſolte / man dennoch mit geſchoß ge - faſt ſein koͤndte. Man helt aber jederzeit vor einem ſolchen wagen 4 pfer - de. Was ſonſter die pferde das geſchuͤtz zu fuͤhren anlanget / ſo beſihe hier - von folgende taffel / in deren auch beyleuftig das gewicht eines jeden ſtuͤcks gezeiget werden kan. Doch iſt zu mercken / daß die ſtuͤck / ſo uͤber 40 cendtner am gewicht halten / uf eignen Kantzwagẽ / die darzugehoͤrige laden aber vnd lehre gefeß beſonders gefuͤhret werden: Vnnd dan auch daß etliche vnd der mehrertheil l buͤchſenrohr einerley geſchlecht / ob ſie wohl eine gleichmeſſige kugel fuͤhren / ein uͤberauß groſſe differentz vnd underſcheit am gewicht haben. Darumb man dan nimmer eins jeden geſchlechts dero ſtuͤck gewicht eigentlich vnd gruͤndtlich / ſonder nuhrt beyleufftig / wie auch in beigefuͤgter tabel beſchehen / ernennen vnd wiſſen kan.
Die Boͤller vnd Mortier belanget / ſo wil ich einen zum exempel ſetzen / derſelbe hat am gewicht 50 centner / vnd ſcheuſſet 300 lb. ſtein: muß derowegen haben zu jedem mahl 21 lb. pulfer / 12 roß wan et ſoll fort gezogen werden / 2 Buchſenmeiſter 3 ſchneller / vnd alſo uf 100 ſchuͤſſe 277 centner 84 lb. an ſteinen kugeln / vnd 58 centner 36 lb. an pulver. Aus den groſſen Boͤllern wirffet man ſtein / aus den kleineren aber feuer - kugeln. Jtem es hat ein Boͤller am gewicht 40 centner / wirft 100 lb. ſtein / mit 7 lb. pulver / darvor 10 pferde: thun 100 ſchuͤſſe 92 centner 64 lb. ſtein vnd pulver 6 centner 52 lb.
Sor -WJhr habẽ anfenglich dieſen tractat gethei - let in Apparatum & Congreſſum. Nuhn iſt aber die beſchreibung Apparatus foln - zogen: Folget derwegen Congreſſus vnd handelung vor dem feinde / von welchem bey denen krigsſchribẽten viel vnd mancherley anordnung zu finden. Vnder andern aber ſind folgende ſtuͤck wohl in acht zu haben / nemblich Præparatio ad conflictum vnd wie man zu einem Treffen / ſey in ſturm oder ſchlachtẽ / ſich præ - pariren und bereiten ſoll / und dan vors ander Pugna und das Treffen ſelbſtet.
Jn Præparatione koͤmpt zu bedencken Opportu - nitas und gelegenheit und dan gute Ordnung vors ander.
WElche vor andern im krieg wohl in acht zu ziehen / in behertzigung / daß nimmermehr ſo viel uf ſtaͤrcke und viele ſich zu verlaſſen / daß man darumb einigen vorthelge - gen dem feinde / ſonderlich im ſchlagen / uͤbergeben und ver - ſaͤumen woͤlle. Denn dadurch folget offtmahls der verluſt und daß der kleiner hauf den groͤſſern ſchlegt.
Opportunitas und vortheil aber belanget und ſiehet alhier uff die gelegenheit der Zeit / des Orts und dan auch des Kriegsvolcks.
MErcke I daß man das volck nicht an den feind fuͤhre vnd in gefahr ſetzen und ohne groſſe noht und ſchier gewiſſen vortheil / ſich der ſchlachten alß einem ungewiſ - ſen und mißlichen außgang nimmer undergeben ſolle / dan es viel beſſer iſt / nichts erobert / alß ſchaden gelitten und et - was verlohren. der des ſichern ſpielet und wacker iſt / kan immer zu einer gelegenheit erwarten ſeinem feinde abbruch zuthun. II Wan man ſihet und mercket / daß des feindes datum uff einer eil und dem ſchlagen ſtehet / ſo iſt das beſte und ſicherſte / daß man ſich der gefahr und mißlichkeit der feltſchlachten nicht underwerffe / und die gewißheit des ſieges durch die harre aus den haͤnden laſſe. Dan hierdurch kan man durch zuſehen den ſieg erhalten / angeſehen daß ein feind / ſo in ſeiner feinde land beſchloſſen und den krieg zu continuiren nicht ſtaffiret / auch keine ſtadt und feſtung zu ſeinem vortheil hat / von ſich ſelbſt zerlauffen muhß. IIIWann236des Andern theilß. Wann des kriegßherren| gelegenheit alſo beſchaffen / daß er dem feinde nicht gleich ſein und zum ſchlagen kein vortheil gehaben mag / ſondern ſich nuhrt gedencket uffzuhalten und ſein land zu verwahren.
Jch ſage aber darumb nicht / daß man gahr nicht ſchlagen ſolle: Dan das were der|groͤſſiſten thorheiten eine allezeit mit zuſehen den ſieg erlangen woͤllen. Vnnd kan man aber wohl und vortheilig ſchlagen: I Nach beſchehe - ner anruffung und gebet zu Gott. II Regulariter zu auß - gang des Fruͤlings / im Som̃er und im ingang des Herb - ſtes / wann keine kaͤlte vorhanden. III Wann die luft nicht naß und regenhafft und dardurch das pulver erfeuchtet. Wan nuhn ein ſolche zeit vorfiele und nichſtoweniger des feindes halber geſchlagen ſeyn muͤſte / als dann iſt am raht - ſamſten / daß man ſich den feindt im regen wohl abmatten laſſe / ſich in gewarſam halte / biß ſich das wetter endere / und dann erſtet den feindt angreiffe. Alſo hingegen auch ſo ein heller tag / alß ſind ſehr behuͤlfflich die Son / Wind und ſtaub zu ruͤck zu haben: Doch iſts gefaͤhrlich / | ſich der Son und Winds halber vorm feinde zu wenden und ge - hoͤret zeitiges bedencken derzu. IV Vnd letzten iſt wohl in acht zu haben die zeit am tag / nemblich wann man vermer - cket / daß ſich der feind in der fruͤhe herauß gibet / man ſich alß dan noch ein zeitlang im Laͤger halte / und des nachmit - tags erwarte und ſich under deſſen den feindt in nebel und tau / in regen oder hitze zuvor wohl abmergeln lahſſe. Es ſind die naͤchtliche treffen zu mahl gefaͤhrlich / es ſey dann daß ſolche entweder die unvermeidliche noht / oder aber gu -F f iijte gele -237Erſte buchte gelegenheit vnd des feindes ſicherheit veruhrſache und befordere. Alß da dem Feldtherren unverſehens ein vor - thel und gelegenheit durch des feindes verſaumnis vnd un - ordnung oder andere faͤlle zuſtuͤnde / wie zum offtern im krieg pflegt zu beſchehen / da mag er ihm alßbald dieſelbe zu nutz machen und ſein heil darauff verſuchen. Hierneben auch / ſo der Feldtherr in erfahrung kompt / daß ihn der feind uͤberfallen will / alß dann ſoll er ſich alßbald ſonder lerm in die ſchlachtordnung ſtellen / vnd an das ort begeben da der feind herzeucht und inbrechen will. Wann ihn nuhn der feind alſo gefaſt findet / kan wohl geſchehen / in maſſen ich dergleichen ſelbſt geſehen / daß er daruͤber irre wird / er - ſchrickt / vnd wider zu ruͤck begeret / und hiedurch ihm abzu - brechen ein vortheil an die hand gibt. Bißweilen auch gi - bets die gelegenheit / daß man / ehe der feind die ſchlachtord - nung verfertiget / ihn uͤberfallen / in unordnung bringen / und ſchlagẽ kan: Vnd das alles nach bequemigkeit der zeit.
ABer mercke / ob derſelbe dihr oder aber dem feinde beifellig vnd gelegen / weiln ſonders derſelbe oft mehr vermag / alß das kriegesvolck ſelbſten. Mann ſoll aber fleiſſig erwegen ob die landart gebirgicht / holtzecht / oder eben vnd offen ſey. Jtem ob der feind ſtaͤrcker an Reu - tern / ſo kan man die ebne vnd weite zum ſchlagẽ fliehen und die enge vnd das gebirge deſto mehr ſuhchen / und iſt auch ſolches nuͤtz / wen man dem feinde an menge ungleich / die - weilen ihm durch die enge das umbringen benommẽ wird. Auch238des Anderen theilß. Auch kan man ſonſtet durch allerhand fleiß den ort ſicher vnd bequem machen / in maſſen dan der Lacedæmonier Cleomenes wider Hippiæ des Athenienſers reuterey in das feld viel abgehauene beume fuͤhren lahſſen vnd hiermit den infal des feindes abgehalten.
Vber das / ſo der feindt einem an menge des volcks uͤberlegen und man ſich beſorgen muhß / daß er an der ſei - ten infalle / ſo pfleget man eine / zwo oder drey reigen wagen uf die ſeiten zu ſtellen / graͤben / geſtruͤpf vnd hoͤhen zum vorthel inzunehmen. Beſonders bringen die hoͤhẽ groſſen frommen. Vnd ſolman derwegen mit fleiß ſich dahin bear - beiten / wie man den feind darvon in die ebene ablocken vnd ſich ſelbſt den hoheren plaͤtzen impatroniren moͤge.
JSt / wan Exercitus in ſufficiente Quantitate & Ani - moſitate, und nemblich das kriegesvolck in gebuͤren - der anzal und friſches gemuͤhts und hertzens. I Quanti - tatem und anzal aber belangendt / ſo hatte Cæſar / wann er ſich zu ſchwach befandt / dieſen brauch / daß er gar nicht ſchlug oder aber den feind ſich zu zertheilen uhrſachet / oder aber ſo lang aufhielt / biß er ſich under deſſen ſtercken konte. Ferner ſo mercke man alhier / was beym Ho - mero Ulyſſes Achilli vor ein raht gibet / daß er nem̃lich / ehe er das volck ausfuͤhre / ſich daſſelbe mit ſpeiſſe und tranck ſtercken / doch den Sommer etwas meſſiger alß zu Winters und kalter zeit. Dann wann man ſich in der hitze zu ſeher fuͤl - let / ſo werden die leiber verdroſſen und alzu fruͤe mat. Vnd ſind auch die wunden deſto ſchwerlicher zu heilen.
II Animoſitas kompt ſehr hero aus dapferer ermah - nung des Feldtherren und anderer obriſten und dem fueß -fall239Erſte buchfall und anruffung zu Gott / guten exempeln / ſo allewege vorhergehen und dem alten brauch nach nicht underlaſſen werden ſoll. Wann das volck willig und behertzt iſt / ſo darf man die viele der feinde nicht ſo hoch achten. Spuͤret man aber zagheit und unwillen / da mag der Feldherr wohl die ſchlacht underwegen laſſen. Muhß es aber je geſchlagen ſeyn / ſo ſoll alß dan er und andere Obꝛiſten ihre redtichkeit erzeigen / mit zuſprechen und guten exempeln dem volck ein hertz machen. Summa es iſt nicht der wenigſten haupt - ſtuͤck ein / ſo einem Feldtherren zugehoͤren / daß er nemblich ſein volck willig und behertz machen / auch darin zu erhalten wiſſe. Vnnd darumb ſoll ein Feldtherr oder andere O - briſten / da ſie ſchon verwundt / ſich ab der walſtadt vro er - oberter ſchlacht nicht fuͤhren lahſſen. Siehe alſo betrifft es beydes die Befehlichhaber und ſoldaten / nemblich be - hertzt und unverzagt zum treffen ſeyn. Folget
DEm andern theil Præparationis / an welchem ſo hoch und viel gelegen. Dañ es ſey ein volck ſo behertzt / ver - ſucht und dappffer alß es im̃er wolle / ſo kan es durch vahr - leſſigkeit und boͤſe ordnung in zug und ſchlachten zu ſchand und ſchaden gefuͤhret werden. Solche ordnund aber nennẽ wir erſtlich die Zug-uñ da die Schlachtordnung. Zugord - nung aber gehet vorher / alß ein mittel dardurch man zur Schlachtordnung kommen mag.
WAnn man nuhn den uffzug eines krigsvolcks recht beſehen will / ſo koͤmmet zweyerley zu betrachten vor / erſtlich Regionum notitia die erkundigung der landſchafft / ſo man zu bekrigen oder in deren man das Laͤger zu ſchlagẽ entſchloſſen: Vnd vors ander Agminis ductus oder wie und in was vor ordnung man das volck fortmarchiren und reiſen lahſſen ſoll.
JSt daß man erkundigen lahſſe / wie fern die oͤrter und ſtaͤtte von einander gelegen / was vor wege und wie man zuſtrecken oder ein boͤſen ort uͤmbziehen koͤnne / vnnd was vor gebirge und waſſerfluͤſſe underwegens. Vnnd muhß demnach ein kriegß Fuͤrſt inſonders ſich befleiſſen und umbthun I umb einen der Chirography erfahrnẽ man / welcher ihm ſo wohl der freunde / alß feinde Laͤnder in gewiſſe abriß vnnd beſchreibung bringe / darauß dann der Fuͤrſt erlernen vnd wiſſen muͤge / an welchem ortt gebirge / ebne / morahß / waſſer / anfuhrte / ſtraaſſen / ge - hoͤltz vnd waͤlde / weide vnd fuͤtterung / ſtaͤtte vnnd doͤrffer etwa bißwei - len zum quartiren haben koͤnne / vnd wie weit er von einem ortt zum an - dern zu reiſen / in den abgeriſſenen Mappen ermeſſen koͤnne: Doch muhß der Fuͤrſt ſolches / ehe er ſich deß kriegeß vermercken laͤſſet / bey zeiten verrichten laſſen / auch hierin kein zerung / wie hoch ſie auch lauffẽ moͤge / ſparen / ſintemal eß in verrichtung dieſer ſachen ſich nicht eilen laͤſſet / ſoll es anderß in der geheim bleiben vnd behalten werden. Aber in dem iſt inſonderß zu zuſehẽ / daß gedachter abreiſſer nicht ein volſauf - fer / nicht ein ſchwaͤtzer / ſondern der ſich in verſtellung der perſohn wohl zu verhalten wiſſe / ihm nicht leichtlich etwaß außſtochlen laſſe / vnd ſeine kunſt bey maͤnniglich zu verbergen vnd zu verſchweigen qualificiret vnd geartet ſey / auch wohl wiſſe ſich geſellig zu machen / uf daß er hierdurchG gzu241Erſte buchzu erkundigung der veſtungen deſto leichter kommen vnd gelangen moͤge / wie dann ſolches ein erfahrner dieſer kunſt wohl wird zu machen wiſſen. Vnd dieſes iſt vom abreiſſers / durch welcher verrichten der Feldtherr leichtlich abnemen kan / mit waſſerley nohturfft er ſich auff die reiſe zu verſehen vnd zu verſorgen / ja er kan auch / was etwa an dieſem einzigen man an zerung uͤbrieg auffgehet / an aller fortheiligkeit vielfaͤltig wie - derumb inbringen vnd erſparen.
Zu dem muhß er ſich dann vors II umbthun / umb erfahrne / behertzte und verſchlagene Kuntſchafter / die aller - hand ſprachen erfahren / welche er zuvor ſich ſo wohl umb der laͤn - der gelegenheit / beneben dem Abreiſer / doch nicht jedezeit mit einander / alß darnach in außbrechung deß geruͤchts vom krieg / der inwohner ge - genwehrliche zuruͤſtung / oder aber des feindes / ſo den Feldtherren zu bekriegen ihm undernommen / macht vnd vermoͤgen uffs heimblichſt zu erkunden / zu waſſer oder zu land abſchicken muhß. Solche leut aber ſeind vornemblich uff den Feldtmarſchack beſcheiden / oder werden etwa ſonſt die kundtſchafften / practicken vnd verraͤhtereien gegen dem feinde einem vertrawten ehrlichen mann in befehlich ubergeben / doch ſtehet es beim Feldtherren / ob er die geheimeſten alle uff ſich woͤlle beſcheiden habẽ.
Wie im gleichen vors III ſoll ein Feldtmarſchalck jederzeit und an allẽ ortẽ / da der krieg hingeraͤteth / mit einer guten anzahl Landt-und wegkunder / erfahrnen und trewen fuͤhrern / gleich von anfang verſehẽ ſein / ſo bey tag vnd nacht die leut wiſſen zu vnd vom feind zufuͤhren / vnd durch ſie die reiſe deſto ſich - erer / leicht er vnd kurtzer gemacht werde. Vnd dieſelben ſollen gleich - falß auff einen ehrlichen vertrawten mann / der befehlich uͤber ſie habe / beſcheiden ſein.
Vnd muͤſſẽ letzlich dieſe leut ſaͤmptlich / alß Abreiſſer / Kunt - ſchafter und Wegweiſer verſchwiegẽ ſeyn und da maul bey maͤnniglich im zaum zu halten wiſſen / darmit nicht durch ihr nachwaſchen / ſey bein freunden oder feinden / deß Feldt - herren vornemen außbreche und an tag komme / und hier -durch242des Andern theilß. durch ein guter anſchlag zu ruͤck gehe oder verhindert werde.
Wann man auch etwa der feind kundtſchaffer ertapfet / ſo ſoll man dieſelbe nicht allzeit umbringen / inſonders wann man ſich der ge - buͤhr gefaſt ſein weiß / ſondern etwa in maſſen Annibal / dem feinde wi - derumb zum ſchrecken zuruͤck ſchicken. Doch iſt ſich hierin wohl vorzu - ſehen / wie auch vor der feinde Geſandten / durch welche oftermahls die groͤſiſte kundtſchafft ingebracht wirdt.
VNnd wie man das volck im zihen fortfuͤhret / geſchicht uf zweyerley manier / beides nemblich zu waſſer und zu lande.
JM fortziehen zu lande wollen wihr Ordinem Ag - minis die zugordnung ſelbſtet und dan Quantitatem & laborem itineris zeigen. Eß wird aber die zugordnung gemacht durch den Feldtmarſchalck / welcher die Regimen - ter außtheilet und einem jeden Regimentobriſten ſein ver - richten anzeiget: von denen kompt es darnach an die Ca - pitainen und von Capitainen an die feldtwebell. Es wird aber nũ zugordnung gemacht auß zweyerley volck ex tur - ba militari & turba imbelli auß krigßleuten und dann ſonſt anderem unwehrhaften volck / alß da ſind die Medici / bal - birer / ſcribenten / fuhrleut / der troß und anderes / welche man mit einem Lateiniſchen nahmen Impedimenta nennẽ kan. Sonſt iſt auch die zugordnung in mancherley art / alß im reiſezeug / im wachtzeug / im anzug / und abzug / under denen doch der wachtzeug keine Impedimenta bey ſich hat.
DJe Zugordnung zu Lande hat Caͤſar alſo gehalten / lib. 2. Sechß legiones zogen voran / uf dieſelben fol - geten deß gantzen heerß Impedimenta und troß / umb und nach welchen 2 Legiones zogen / nemblich die Impedimenta zu verwaren. Wann er aber vom feinde abzog / ſo waren die Impedimenta im vorzug.
Wir aber wollen dieſes orts die Zugordnung fol - gender geſtalt anſtellen und zu forders nachgeſetzte poſtẽ in acht nemẽ. I Partes ſeu membra Agminis uñ general abthei - lung des gantzen hauffens. II Situm, ubi de militum loca - tione & agminis forma, wo nemblich und an welchem ort ein jeder gehen ſoll. III Conſervationem und erhaltung der zugordnung. IV Diſſolutionem Agminis und wie mans fuͤglich ende n koͤnne.
WErden erſtlich gemacht aus Syzygia und dan Syn - tagmatibus: Syzygia aber kompt aus den Seriebus
& jugis / nemblich reihen und glidern. Series oder reihe iſt ein anzahl perſohnen / ſo hin dereinander gehen und ſtehen. Jugum und glidt aber ein anzahl ſoldaten / ſo neben einander geſtellet werden.
Syntagmata ſind Ordinaria und Extraordinaria. Or dinaria aber ſind Extrema und Medium oder Taxis. Extrema und euſſerſte hauffen / ſind Protaxis & Epitaxis Vor-und Nachzug. Taxis aber und der mittels hauffen iſt gemeiniglich am ſtaͤrckiſten und groͤſten.
Extraordinaria koͤnnen genandt werden Perpendi - cularia und Lateralia. Perpendicularia ſind / welche die dreypartes244deß Andern theils. partes dem Vor-Mittel-uñ Nachzug vorgehen und folgẽ. Sind aber Prophylactica, Præſidia oder Emiſſaria verlorne hauffen oder Vorwacht. Epiphylactica oder Subſidia Nach - wacht oder hinderhalt: Dieſe verhuͤten den infall von hin - derwarts uf die kranckẽ / geſchuͤtz / pagage / ſo man etwa nach zu fuͤhren pflegt. Jene ziehen vorauß die paͤſſe zu beſichti - gen und vor des feindes ankunft zubewahren. Vnnd hat man von dieſen die beſte kuntſchaft. Lateralia Syntagmata ſind die ſeidtwacht zur rechten und lincken umb den feind / ſo etwa in ambuſcada oder laurwacht helt / abzuhalten / daß er nicht zur Seiten infallẽ / die zugordnung trennẽ / oder nuhrt beſehen oder zehlen koͤnne / viel weniger aber mercke / wie ſtarck man ziehe oder wo man ſich hienaus zu wenden ge - ſinnet.
JSt auch zweierley Militum & Ducum dero ſoldaten und befehlichhaber. Doch ſol man die Syntagmata und hauffen nicht zu weit auſeinander ſtellen / darmit eins das ander deſto zeitlicher entſetzen / auch der feint wie ſtarck man ſey / nicht ermeſſen koͤnne. Zu dem muhß mann in der breite auch ein mittel halten / daß man nemblich nicht zu breit oder zu ſchmal ziehe. Dann zeucht man zu breit / ſo muhß man der vorfallenden paͤſſe halber oft ſtill halten und ſchmaͤlern / welches den ſoldaten verdroſſen macht / dem feinde aber viel gelegenheit geben kan. Zeucht man aber zu ſchmal / ſo wirt die ordnung viel zu lang vnd unſicher.
BEy den Roͤhmern und Griechen hat man ſehr hart daruͤber gehalten / und wann ein ſoldat aus der ord - nung gegangen / denſelben am leben geſtraafft. Ach welch ein ungleichheit der alten mit der unſrigen zeit / in deren nichts ſo gemein / alß herumb ſtreiffen und beuten / wenig dero alten ſchoͤne ufſicht behertziget / die auch einen ſoldaten umb eines geringen abtrits willen geſtraaffet.
Billich iſts noch / daß man gute ufſicht hat / darmit man beyſam - men bleibe / vnd nicht hin vnd wider zerlauffe vnnd in die doͤrffer falle / beſonders aber die in der Vorwacht vnd Vorzug / dan wan dieſelbigen es anfahen / ſo folgen die andern hernach. Jſts dan nahend bey dem feind oder in der feinde landt / ſo werden ihrer viel daruͤber erſchlagen vnd ge - fangen. Darumb thut man wohl / daß niemands von reuttern oder knechten zum quartiren vorhin geſchicket werde / alß der ordentliche quar. tiermeiſter / die fuhrirer vnd etliche wenige perſohnen / ſo ihnen zugegeben. Locatio militum iſt aber in ſeriebus und reihen alſo / der er - ſte iſt der Rottmeiſter / der 2 / 4 / 6 / 8 / 10 Subſtites und ge - meine ſoldaten / der 3 / 5 / 7 / 9 und eilfte antiſtites oder gu - te ſoldaten und dann der letzte der Rottknecht / iſt aber eine rotte von 16 / wie des Vegetij / ſo iſt nichſtoweniger der hinderſte der Rottknecht.
Ein ſolche Seriem kan man die hoͤhe des hauffens nẽ - nen / Ælianus aber heiſſets Longitudinem. Jm glidt hat ein reuter 5 ſchuhe und ein ſoldat 3. Jn der reihe aber ein Reuter 8 ß. und ein fueßgenger 5 / verſtehe in der ſchlacht - ordnung / und wann man etwa im zug enge ziehen muhß: dann ſonſtet kan man wohl nach gelegenheit der zeit unnd ortes etwas weiter außeinander marchiren. Vnd ſolches wird ein jeden kriegßverſtendigen die mẽge des volcks / der gelegenheit / der zeit und orts fein lehren / beſonders aber wie ſtarck man in einem glied herein ziehen ſoll. Ob ich aber gleich hierin niemandts gewiſſe manier will vorgeſchriebẽ haben / ſo gefellet mir doch des Æliani meinung dieſes orts zu repetiren / da er ſolche zahlen haben will / die allezeit gerad bleiben / ſo offt man ſie halbiret / alſo das entlich ex binario numero unitas entſtehe. Vnd dahero lahſſe ich mihr auch gefallen / daß in einem glidt am fuͤglichſten zwo perſoh - nen / viere / und achte marchiren koͤnnẽ: zwar iſts nicht ohne das 3 und 5 ſehr gemein in einem gliedt. Bißhero iſt Loca - tio militum generalis. Specialis begreiffet darnach die ſor - ten der kriegsleut / alß Reuter / Fueßvolck und Arckeley ſol - daten. Jn Taxi und Mittelzug pflegt man wenig Reuter und nuhrt die jenigen / deren der Feldtherr zu ufwartern be - noͤtiget / zu haben: Jm Vor-und Nachzug aber die meiſte Reuterey / doch daß im Vorzug erſtlich die Carbiner / dar - nach die Lantzirer und zum dritten die Cuͤraſſer vorm fueß - volck marchiren: deßgleichen nach denſelben zum fuͤnften abermahls Cuͤraſſer / zum ſechſten Lantzirer / und zum letz - ten widerumb Carabiner. Vnderm Fueßvolck aber gehenvoran247Erſte buchvoran die leichte ſchuͤtzen oder Archibuſirer / darnach die Muſquetier / darauff dann folgen Pickenirer und nach dẽ - ſelben widerumb Muſquetirer und Archibuſirer. Bey der Arckeley aber erſtlich die Arckeley perſohnen / an handwer - ckern und berghauern / und nach denſelben das geſchuͤtz ſampt den darzugehoͤrigen perſohnen und wagen. Wer auch der Roͤhmer zugordnung ferner zu beſehen und zu wiſſen begeret / der leſe hiervon Polybium.
BEy den Roͤmern wie auch noch / war der Feldtherr im mittelzug. Mit ihren Signis aber hielten ſie es alſo / daß ſie die forn in die hauffen ſtelleten. Die Tribuni und Primopoli waren beym Feldtherren und den Aquilis in der mitte / uñ ein jeder Centurio forn in ſeinem manipulo.
So iſt auch anheut der Feldherr in Taxi und dem Mittelzug / ſampt der general Arckeley und troß / dem Ar - ckeleyobriſten / general Profoſen und der profeant. Den Vor-und Nachzug fuͤhren der general Leutenãt und Feldt - marſchalck / nem̃lich daß einer einẽ tag umb den and’n beym Vor-oder Nachzug ſey. Die Seitwachtẽ haben zwen vor - neme Rittmeiſter. Die Vorwacht ſoll billich der general quartirmeiſter fuͤhrẽ / uhrſach / weiln er der erſte im quartier ſein / daſſelbe bereiten und beſtellen muhß / und darumb werden ihm zugegeben die andre quaetiermeiſter / und fuͤh - rer / deßgleichen die fuhrierſchuͤtzen / bißweilen auch leib - ſchuͤtzen die paͤſſe / wo von noͤhten / darmit zu oͤfnen und zu bewahren. Die Nachwacht aber kan der general Wacht -meiſter248des Andern theils. meiſter verſehen / alß der / ſo am letzten im quartier iſt und die wachtoͤrter ausſticht und affiguriret. Jn einem jeden Regiment aber ſoll ſich d’ Regimentobriſter finden lahſſen: So wohl auch bey ieder fahnen der Capitain und in der er - ſten corporalſchafft der Leutenandt / in der an der der Feldt - webel / in mittẽ derſelben der Capitain / Fuͤhrer / ſampt dem Faͤndrich / und letzlich in der dritten der Fuhrirer / wann er nicht in der Vorwacht voran zeucht / oder aber ein ge - mein webel.
Darmit aber bißdahero beſchriebene Zugordnung / deſts beſſer koͤnne verſtanden werden / ſo wil ich erſtlich ein faͤhnlein allein beides an reuttern vnd knechten / in abriß vorſtellẽ / darnach ein Regimẽt vnd dan letzlich ein gãtzes heer. Võ einer companey oder faͤhnlein mercke das a den Leutenandt ſampt einem ſpiel bezeichne / b Archi - buſirer / c Mußquetirer / d den Feldkwebel / c Pickque - nirer / f wiederumb ein ſpiel / H den Capitain und darauff g der Faͤhndrich ſampt dem fuͤhrer mit den Helpartirern / und widerumb e pickquenirer / ſint ſaͤmptlich in gewiſſe troupen abgetheilet und je in einem gliedt 4 perſohnen / und dann letzlich abermahl / c Mußquetirer und b Archibu - ſirer. Belangendt die reuter / pflegt man die (L) Lantzi - rer mehrertheils ad cuſtodias laterum unnd in die Seit - wachten zu ordnen / ſind ſie aber beim hauffen / ſo haben ſie ihren ort zwiſchen den Carabinern und Kuͤriſſern. (c) Ca - rabiner etwa zwen oder 4 in einem gliedt / je in gewiſſe trou - pen abgetheilet / (K) Kuͤriſſer in 3 troupen etwa 8 hoch und 4 breit / kompt in die mittelſt der Faͤhndrich neben dem Corporal von der Adelburſch in das dritte glidt. Die ex -H hſte249Erſte buchſte troupe kan von einem Corporalen oder dem Leutenant / wann er nicht bein Lantzirern iſt / gefuͤhret werden / und die mittelſt vom Rittmeiſter / die letzte auch von einem Cor - poral. Wann nuhn zwo compagnien zu ſammen marchi -
Wann aber ein regiment in ſeiner Zugordnung marchiren ſoll / verſtehe wans nuhr 9 fahnẽ ſtarck / ſo wirts250des Andern theils. ren / bleibet nichſto weniger jede in ihrer breite / nuhrt daß die Carabiner halb vorauß und halb hinder die Cuͤriſſer geſtellet werden.
in drey gleiche hauffen getheilet / uhrſach weilen ſonſtet die alæ Seit-ſo auch die Vor-und Nachwachtẽzu ſchwach. (AA)251Erſte buch(AA) iſt der Vorzug (BB) der Mittelzug (CC) der Nach - zug (DD) Vorwacht (EE) Seitwachtten (FF) Nach - wacht / (GG) die Arckeley und troß. (HH) Reuterey.
(C) Carbiner / (K) Cuͤriſſer / (L) Lantzirer. (o) Muſquetirer (C) Archibuſirer / (v) Pickquenirer (n) Hellebartirer und ſchlachtſchwertirer. Eß kan aber auch der Vor-und Nach - zug von der archibuſirey und der Mittelzug von piquen gemacht werdẽ. Jſt auch zu weilen der Vorzug ſchwaͤcher alß der nachzug. Die angehenckte fluͤgel aber ſind von Muſquetirern / wiewohlettliche auch Archibuſirer / ettliche / aber doch nicht zum beſten / Muſquetirer und ſchuͤtzen zu gleich anhengen wollen. Nuhn fehet der eine theil der ca - vallerie dieſe zugordnung an / darnach kommen 3 faͤhnlein in die erſte Cohortem uñ treffen oder dẽ vorzug / und macht ein jedes faͤhnlein ſeine glieder von 2 breit / thut 6 perſohnen in einem gliedt. So marchiren nuhn in der erſten troupe die Archibuſirer / die fuͤhret etwa ein Leutenandt des vornemb - ſten Capitains neben etwa 2 fuhrirern oder g. weibeln und einem tromſchlager võ jedem faͤhnlein. Darnach folget die erſte troupe der piquen und vor und hinder derſelben wie auch der folgenden ein gliedt hellebardirer / und wird durch ein Capitain gefuͤhret / aber kein ſpiel darbey. Darauff mar - chiret die troupe piquen darin die 3 faͤhlein / und wird ge - fuͤhret durch den principal Capitain / unnd ſind hierbey 3 tromſchlaͤger und ſo viel pfeiffer und neben jedem faͤhnrich ein fuͤhrer. Die dritte troupe iſt der erſten gleich und wird durch den dritten Capitain gefuͤhret. Hierauf folget nuhn die troupe von Muſquetirern / wird etwa gefuͤhret von2 Leute -252des Andern theilß. Leutenanten vnd einem weibel / darmit ſie darnach getheilet und uff beyden ſeiten gefuͤhret werden koͤnnen / aber kein ſpiel darbey / unnd zu letzt den reſt von ſchuͤtzen und Muſ - quetirern / ſo von den 3 Feldtwebeln mag gefuͤhret werden. Vnd ſiehet man hierauß wie auch die andre zwey Treffen zum zug angeordnet werden ſollen / nemblich die ſchuͤtzen in Vor - und Nachzug und die piquen in die mitten. Die erſte und letzte Cohors und Treffen aber wechſeln einen tag umb den andern umb / wie gemelt / der Mittelzug aber bleibet dem Obriſten.
Wann aber mehr als ein Regiment ſollen in Zug - ordnung gebracht werden und man umb den Vorzug ge - ſpielet oder aber ſich ſamptlicht verglichen / ſo muͤſſen als dann Vor-Mittel und - Nachzug in ihr gewiſſe proportz gebracht werden. Alß wann acht Regiment beyſammen / ſo muͤſſen vier in Mittelzug vnd 2 in Vorzug / wie auch 2 im Nachzug marchiren. Sint ihrer 4 / ſo gehoͤren 2 in Mit - telzug / die andern zwey in Vor - und Nachzug. So fehet ſich nuhn die Zugordnung alſo an / (1) iſt die Cavallerey / (2) das feldt geſchuͤtz darvor laͤſſet man die verlorne hauffẽ und außgetheilete fluͤgel marchiren / (3) die Regimenter im Vorzuge und hinden an (4) die pagage des Vorzugs / welche wider mit dem außgeſtelleten hinderſten fluͤgeln be - ſchloſſen wird. Darauff folget der Mittelzug und (5) 2 Regimenter voran und darauff der feldther mit ſeiner guarden vñ uffwartern (6) vnd hinder ihm der Arckeley obriſter / das batarte geſchuͤtz vnd die pagage (8) von allen Regimenten des Mittelzugs vnd auff die - ſelben die andre 2 Regimenter (9). So dann reuterey vorhanden / zeucht dieſelbe (10) vor vnd hinder den Regimenten hero.
J iDer253Erſte buchDer Nachzug hat gleiche ordnung mit dem Vorzug / doch inverſo ordine nemblich (11) die pagage des Nachzugs mit den außgeſtelleten fluͤgeln / (12) die 2 Regimenter / (13) feldtgeſchuͤtz / (14) die Cavallerie.
Etwa da man infall vom feind beſorgen muhß / am ſelben ort ſoll deſto beſſer verſehung geſchehen von ſchuͤtzen vnnd anderen / alſo leſſet man auch den Mittelzug ſtracks auff den Vorzug ziehen / vnnd wagen vnd troß hernach. Vnnd da man ſich hinden zu beſorgen / ſo bleibet der Mittelzug ſtracks am Nachzug vnd ziehen die wagen vnd troß vor ihm. Alle drey hauffen oder zuͤge / nem̃lich Vorzug / Mittelzug / vnd Nachzug / ſoll jeder ſeinen Obriſten haben / auff welchen die andern befehlichßha - ber in abweſen des Feltherren ihr ach〈…〉〈…〉 ung geben / vnd ziehen die Mar - cadenter jeder bey dem troß ſeines hauffen / darauff ſie beſcheiden. Auch ſoll man die ordnung am zug aus vnd in daß Laͤger ordentlichin lahſſen umbgehen / darmit gleichheit gehalten werde / vnnd ſich niemand zu be - ſchweren hab.
Daß geſchuͤtz vnd Munition gehet zum erſten / wie in gleichem deß Krigeß-vnd Feldtherren wagen vnd troß. Bey den wagen ſollen die O - briſten vnd Rittmeiſter niemand / dann ihre wagenmeiſter vnnd tra - banten / vnd die Hauptleute jeder zwen ſchuͤtzen laſſen.
Die Munition vnd geſchuͤtz pfleget man alſo zu ordnen / nem - lich zum 1 Zum Renfaͤhnlein ein wagen mit hawen / axten / ſchauffeln / die weg darmit zu beſſern: den bruͤckenwagen / vnd dann einen zeugwa - gen / dann der ander gehoͤret zum Nachzug. 2 Sollen bey dem gewaltigen hauffen / wan Vor - vnd Nachzug verſehen / gefuͤhret werden alle Fal - conet / alle Falkonna / alle ſchlangen vnd alle nohtſchlangen: Darnach der wagen mit allerley zeug / kugeln / pulver / raumern / zuͤndtſtruͤcken / pulverſaͤcken / vnnd aller nohturfft / ſo in der eil zum feldtgeſchuͤtz zu ge - brauchen / ein wagen mit kleinem zeug / einen mit groſſem / vnd der wage mit den winden / hebeiſen / haͤmmern / ſchlaͤgeln / zangen / etc. Darauff alle quartaunen / alle ſengerin / mit ihren gefeſſen / alle nachtigallen / alle baſiliſcen / alle ſcharff metzen vnnd beide feuerbuͤchſen / alle kleine boͤller / die halbe Boͤller / vnd narren / vnd die groſſen boͤller vnd narren / ſampt - liche arten mit ihrem zugehoͤr vnd gefeſſen: Nach ihnen nuhn der wagen mit den ſtotzbaumen / blocken vnd underſetzeln / ein wagen mit wiſchern / auſſetzkolben / vnd ſchauffeln zum groſſen geſchuͤtz / die wagẽ mit zimmer vñ wagner zeug / der ſchmiedtwagen / der wagen mit lehnſeilern / lahna -geln /254des Anderen theilß. geln / hebtremeln / ſo man brauchet in die raͤder zu ſtoſſen vnd ſie an bergẽ darmit zu hem̃en / die wagen mit dem pulver / die kugel wagẽ zum feldtge - ſchuͤtz der wagẽ mit den zuͤndſtruͤckẽ / die kugel wagẽ zum groſſen geſchuͤtz / die wagen mit picken / hauwen / vnd ſchauffeln / die ſo ſteinerne vnd feuer - kugeln zun Boͤlern fuͤhren / die / ſo roßnaͤgel vnd huffeiſen fuͤhren / die / ſo boͤcke vnd haackenbuͤchſen fuͤhren / die wagen mit handrohren / die mit helleparten / die mit ſpieſſen / die / ſo bley fuͤhren / die buͤchſen model / zangẽ vnd kolwagen / der ſchwefel vnnd ſalpeter wage / der mit den uͤbrigen lahdſtangen / der mit den feuerpfangen / die harniſchwagen / kohmmet vnd ſaͤttel wagen / der mit den ſtaͤben vnd ſpineiſen / die raͤder wagen / die mit den langen ſtangen vnd ſilſcheitern / die mit den ſeilern / ſenften / die mit den tragkoͤrben vnd kuͤbeln zum ſchantzen / der wage mit den gro - ſſen achſen / der mit deu kleinẽ achſen / mit dem wagner holtz / der mit den runden ſtangẽ zun gezelten / der mit den ungemachten gefaͤßhoͤltzern / die mit den geringen zim̃erhoͤltzern vnd die mit den ſturmleitern. Vnd pflegẽ letzlich hierauff zu folgen die andere wagen / ſo nicht zur arckeley gehoͤren / alß deß Feldtherren / deß Feldtmarſchalcks / der Obriſten / vnd aller Grafen vnd befelichhaber / jede ihrem ſtandt vnd hoheit nach.
VNnd wordurch die Zugordnung erhalten werden mag / geſchicht durch vielerley mittel / 1 daß Sintag - matum ductores und die / ſo die troupen unnd Corporal - ſchafften fuͤhren / ihren ort fleiſſig mercken / inſonders aber / weiln die bevehlichhaber bißweilẽ auch anderswo zuſchaf - fen / die Rottmeiſter und rotknecht ihre reihen mit fleiß ob - ſerviren: 2 Daß man im marchirẽ im ſchrit und trit gleich - heit halte / 3 daß die tromnſchlaͤger den ſchlag recht halten / alß nach welchen der ſoldat tantzen muhß / 4 daß auch et - liche uff der ſeiten neben der Zugordnung den fehlenden ſoldatẽ im marchiren mit anruͤrung des ſpieſes corrigiren / aber doch nicht in die ordnung lauffen.
VNd wann man die Zugordnung in etwas endern muhß / geſchicht mehrertheils bey den engen paͤſſen / und iſt dann wohl zumercken / daß man ſo wohl die / ſo uͤber den paß kommen / alß welche noch dahinden / fleiſſig in ſchlachtordnung ſtelle / darmit man vor anfallung des fein - des deſto ſicherer / auch nicht einer vor den andern lauffe: die auch / ſo durch ziehen / ſollen ihre ordnung nicht durch die glieder / ſondern reihen diſſolviren / darmit ſie deſto ge - ſchwinder widrumb zuſammen koͤnnen.
DArvon ſchreibet Vegetius / daß die Roͤmer 20000 gemeiner ſchrit in einem tag gezogen / thut etwa viert - halb meil / wann aber die noht eil erfordert / 24000 / oder bey vier meilen. Jtzo / verſtehe wann man nicht zu eilen / bringet man wohl uͤber einer meil 30der 4 ſtunden zu.
Jſt es aber ſache / daß auff ein guten anfchlag / oder dem feind vorzukommen / ihn zu uͤbeteilen vnd ein unverhofften abbruch zuthun ein eilenß vorhaben / muhß man dem volck einen guten muht inſprechẽ / ihm / wie man ein hochloͤblicheß vnnd nutzlicheß vornemmen / ſo ihnen ſaͤmptlich zu erſprißligkeit außſchlagẽ werde / zu verrichten entſchloſſen / inbilden / doch deß vorgenommenẽ anſchlagß biß auffs letzte / vnd wann man jetzo angreiffen ſoll / verſchweigen / (iſt es anders noͤhtig vnnd heimlich) vnd alſo zu volnſtreckund der reiſe die nacht mit zu huͤlffe ne - men. Darauff ſich das volck erquicken laſſen vnd dan letzlich mit einem dapfern muet dem volck zuſprechen vnd zum vorhabenden intent wirck - lich ſchreiten.
SOlches aber ſeind nicht ſo viel die waffen / dann die - ſelben ſeind warhafftig die glieder eines kriegßmanß / alß etwa der profeant / ſo man mit ſich fuͤhren vnd tragen muß / oder aber andere materi zu einer ſchantz oder außfuͤl - lung der graben / und die noͤtige kriegßinſtrument der Ar - ckeley / deß tageß hitze / verhinderung im gebirge / in ſump - figen oder andern gefaͤhrlichen orten / in ſchnehe / regen und ung witter. Welche doch ſaͤmplich / ob ſie wohl ſchwer vnd bißwei - len unertraͤglich ſcheinen / einen Feldtherrẽ nicht uhrdruſſig vnd furcht - ſam machẽ ſollẽ / wo fern er etwaß nuͤtzlicheß vñ gedenckwirdiges verrich - ten will / angeſehen daß er in deren beſchwerligkeiten uͤberwindung allen der ſeinde anſchlaͤgen zu vorkommen / vnd ein loͤblichen fieg ereilen kan. Wie dann deſſen exempel unzehlich viell in hiſtorien zu finden.
Waren beyn Roͤmern nicht geringe. Dann eß muſte ein ſoldat uͤber ſeinegewoͤhnliche ruͤſtung tragen 3 oder 4 pfaͤhle zun ſtacketen / mit welchen ſie ſich in eil ſtarck verſchantzen konten / vnd dan ſeine profeant / welches ihnen doch keine muͤhe gab / ſo gar hatten ſie ſich darzu angeweh - net. O der ungleichen zeit vnnd gewonheit. Jtzo kan mancher ſeine waaffen kaum fortbringen / ja offt ſich ſelbſten nicht vor groſſer faul - heit. So hatten auch die Roͤmer ein geringen troß / vnd brauchten nure wagen zu den muͤhlen / zelten vnd andern hochnoͤtigen ſachen.
VErhelt chſi wie folget. Nemblich man will entweder uͤber Meer / oder ſonſt ein gemeinen fluß und ſtarck flieſſent waſſer.
Reiſet man mit einer ſtarcken und wohlbeſtalden armada Vnnd waren beyn Roͤhmern die befelichhaber uber ein ſolche Claſſis Præfectus ſo viel alß der Admiral. Trierarchus hatte ein ſchiff under ihm / Gubernator, Magiſter navis. Socii navales wahren bey den Rie - men.
J i iijWo257Erſte buchWo man aber mit ein groſſer anzahl ſchiff / ſich zu Meehr begeben will / und alſo mit einer gantzen armada frembte Laͤnder zu bekriegen entſchloſſen / iſt es vor ein be - ſonder genadt und gluͤck zu achten / wan einem ſolchen vor - nemen und reiſe daß wetter / luft und windt beyfaͤllig und mitgefertich ſich erzeigẽ. Nachdem nuhn auß vergunſt deß wetterß / der Admiral von landt ſtoſſen und fahren will / ſchicket er zwey geringe ſchiff / gleichſam in prophylacia ſo mit außbuͤndigen ſoldaten beſetzt / in die Vorflut oder zug / welchẽ gebuͤret / ſo balt ſie etwaß von feindſchafft vermerckẽ / dem Obriſten oder nechſten hinder ihnen durch ein ge - merck zeichen oder fahnen deß tageß / vnd zu nacht durch licht oder latern kund zu thun. Vnd ob ſie ſchon etwas ver - mercken gebuͤhret ihnen nichſto weniger fort zu ruͤcken / ſo lang biß ſie des feindeß gelegenheit / macht und ſtaͤrcke ei - gentlich ingenommen und alß dann ſich wiederumb zu den ihren zu wenden / und ihnen alleß anzumelden. Dieſen beyden ſchiffen folget die gantze Armada in guter ordnung / ſo viel muͤglich beyſammen / doch alſo daß kein ſchiff das ander beruͤhre und im fahren hindere. Die kleinen muͤſſen ihre ſegel alſo regieren / daß ſie nicht geſchwinder als die groſſen und ſchwerbeladenen / fortrucken und hiermit die ordnung brechen: Auch werden ſolche groſſe ſchiffe glie - derweiß mitten ein in Taxi gefuͤhret / und mit den andern gleich einem mantel und mauren umbgeben und bedecket. Nemblich die kleinen fahren theils im Vorzug / theilß im Nachzug / und theils zu beyden ſeiten / wie die angehaͤnge - te fluͤgel. Jſt der Kriegßfuͤrſt ſelbſt zu gegen / muß ſich derObriſt258des Andern theils. Obriſt Admirall / ſo nahe er kan / mit ſeinem ſchiff vor / ne - ben oder gar bey ihm halten. Es haben auch ſolche ſchiff beſondere fahnen zu einem kenzeichen / und deß nachts lich - ter / welches in anndern ſchiffen nicht zugelaſſen / dieweil ſie hierumb alzu weit zu erkennen. Letzlich werden wiederumb zwey ſchiff mit gewerten dapferen leuten den forderen eben meſſig in Nachzug verordnet / welche doch nicht alzu weit vom hauffen bleiben ſollen / alſo das ſie ihn im geſicht be - halten / und mit warzeichen oder loſungen einander dienen und behuͤlfflich ſeyn koͤnnen. Sonſtet wann der Admiral abfehret / ſo gehet er vor und ſtecket des nachts ſeine la - tern auff / die ander nacht aber der vice Admiral / und die dritte die Schoute bey nachte unnd ſo folgends die andre ſchiffe nach einander / biß es wieder an Admiral kompt. Vnd darff kein ſchiff / ſey Admiral oder Vizeadmiral / das ſchiff mit der latern vorbey ſegeln.
KOmmet man uͤber mit ſchiffen / 2 mit uberbruͤcken / und 3 ſetzen durch einen furt / da die waſſer nicht zu ge - fehrlich.
Kan mann ſich auch der ſchiffe / ſo man etwa mit - gefuͤret / inſonders aber wann noch andere viel groſſer ſchif - fe / die an und auff demſelben waſſer zuvor in aller handt - lung und zum uͤberfuͤhren genuͤtzet worden / vorhanden / gebrauchen. Dieſelben aber muß man zuvor von allen or - ten an denſelben ſtrom zuſammen bringen und treiben laſ -ſen.259Erſte buchſen: Auch ſo balt ein antheil volcks hienuͤber geſetzt / dem - ſelben alsbalt / wo fern noht und gefahr vorhanden / ſich zu verſchantzen gebieten.
HAben die Roͤmer balt ſchiffe / wie auch bey uns / balt ſchleuche / balt lehre faͤſſer gebrauchet / balt wie inſon - ders Julius Cæſar groſſe und ſtarcke ſchiffreiche waſſer / alß den Rhein / Donau und den Euphrat / wie auch Cy - rus den Gangem / mit huͤltzernen bruͤcken uͤberbawet / wel - cher brauch doch nuhnmer ſer gefallen / und alleß thun in ſolchen noͤten an die ſchiffbruͤcken angewendet wirt. Doch waß graben / die nicht wohl zu watten oder zu reiten ſeind / wie in gleichem ſchmale flieſſende waſſer mit hohen ufern / dieſelbig uberbawet mann noch heut zu tage mit bruͤcken / ſo mann darzu mit ſich zu fuͤhren pfleget. Die ſchiff bruͤ - cken aber werden gleich zu anfangs der bewerbung mit ih - ren wagen / ſchiffen / ſtraͤck und legebauͤmen / pfloͤcklingen oder bruͤckhoͤltzern und anderm zu gehoͤr verſchaffet / in die ſchiffwagen gelegt und mit den ſchiffen bedecket / wie ſolches im erſten theil vermeldet. Wann man nuhn die bruͤck uͤber etwa ein ſchiffreich waſſer ſchlagen wil / wird das ſchiff von wagen gethan vnd inß waſſer geſchoben / die ſtraͤckbaͤume in die runſen gelegt / darauff die pfloͤcklinge neben einander uber zwerch / die neben hoͤltzer darauff vnnd von den undern ſtrackbauͤmen / mit ſeylern vnd wuͤrgbengeln auffge - bunden oder mit zweyen zwicknaͤgeln mit ſchliſſen auffgezogen / vnd alſo ein ſchiff nach dem andern inß waſſer geſchoben vnd angehenckt / mit ei - nem ſchifflein uͤber das waſſer geleitet vnnd alſo angebunden. Man pflegt die lederne ſaͤcke nach art der ſchleuche / deren in gleichem vormalß gedacht / alß dann auffzublaſen / mit ſeilern anzuhefften / hoͤltzer vnnd ploͤche darauff zulegen / gleich der andern ſchiffbruͤcken. Vnd kan manzwar260des Andern theils. zwar viel fuhre an ſolchen ſaͤcken erſparen / aber im tragen ſeind ſie nim - mer an der ſtaͤrcke den ſchiffbruͤcken gleich / doch kan man auch die ſaͤcke / wann der ſchiffe zu wenig / mit inmengen. Koͤmmet aber die zeitung / daß der feind vorhandẽ vnd etwa uͤber den paß oder waſſer den uͤberzug ver - waren wolte / ſoll ſich alßbalt der Feldtmarſchalck mit dem kriegßheer / wie die ſachẽ anzugreiffen beredẽ / ob man den paß erhalten moͤge / oder ei - nẽ andern ſuchen muͤſſe. Da gehoͤret dann eilen zu / auff daß man unver - ſehentlich uͤberkomme / mit der ſchiffbruͤcken vnd aller nohturfft gefaſt ſey / vnd alßbalt groß vnd klein geſchuͤtz auff den paß richte / die / ſo die bruͤcken ſchlagen / zu vertedigẽ / auch alßbalt etliche ſchuͤtzen vnd ſchantz - bauren eilenß eine ſchantz auff jenerſeid der bruͤcken gegen dem feind auff zu werffen / hinuber ſchicke / darmit man ſich darinnen auffhalten / vnd den platz / biß das ander volck auch hinuͤber gebracht werde / vertedigen koͤnne. Muß man ſich auff beyden ſeiten beſorgen / leſſet man beyde or - ter verſchantzen vnd bewahren / biß alles hinuͤber gebracht iſt. Etwa kompt es auch / daß man die bruͤcke eine zeitlang alſo verwahret vnd ge - macht bleiben leſſet / darmit beyde ufer vnd umbligende gegendt zu aller nohturfft zu gebrauchen: vnd geſchicht ſolches etwa innerhalb belage - rungen der ſtaͤtte / oder aber wann der ſeind daſelbſt gegen den Feldther - ren ſein Laͤger geſchlagen.
DArinnen kan man ſich aber bemuͤhen / wo fern die waſſer nicht zu ſtarck / daß man mit allem fleiß die durchfuhrten erkundige / unnd ſich deren gebrauche / dann offt in ſtarcken breiten fluͤſſen ſolcher genugſam zu finden. Das ſicherſte aber iſt / daß ſich ein Feldtherr mit ſeiner ſchiffbruͤcken ohn mangel gefaſt halte und dieſelbe auffs fleiſſigſt / darmit ſie ihm nicht von feinden benommen wer - de / bewachen und verwahren laſſe / ſintemahl ihm ſo wohl in ſeinem als in der feinde landen in kriegßlaufften hoch und viel daran gelegen.
Man findet auch in ſchrifften / daß ſich die Kriegß -K kfuͤrſten261Erſte buchfuͤrſten ſehr befliſſen / das krigßvolck zwiſchen der reuterey durch zufuͤhren / damit die / ſo oben im waſſer den fall des waſſers brechẽ und es mit ihrem und der andern jumento - rum reiten und menge ſeichter machten / die uͤbrige aber / ſo under dem volck in geringerer anzal / die jenige / ſo etwa vom waſſer hingedrieben / koͤnten auffangen unnd retten. Vnd iſt hierzu auch gut / daß ſich ein ſoldat fleiſſig an das ſchwimmen gewehne. Solches uͤberfuͤhrens hat man zwey ſchoͤne exempel beim Cæſare.
Man findet auch / daß etwa Krigßfuͤrſten in mangel der ſchiff - bruͤcken vnd ſchiffe / ſtarcke fluͤſſe vnd waſſer in viele graben zertheilet / vnd zum durchwaden ſeicht gemacht. Dieſelbe kleine ſtroͤm vnd gra - ben muͤſſen an einem bequemen ort / vnd da nemblich das waſſer oder fluß ein kruͤmme giebt / in der breite 30 oder meher ſchue / gemacht vnnd geleitet werden. Aber ein ſolch werck will ein uͤbrige zeit haben / tag vnd nacht gedrieben ſein / vnd halt darvor / daß es mehr nuͤtzlich vnnd breuchlich ſey einer ſtadt etwa ein fuͤrflieſſend waſſer zu beneben / alß ein krigßvolck hiermit uͤber zu bringen / dieweil es zu viel zeit / darinnen man ſonſt viel gutes vereichten koͤnte / verderben wuͤrde.
Es iſt aber uͤber diß billich / daß man zum beſchluß auch darvon ein wenig rede / wie man nemblich das volck hierneben in ſicherheit und ohne gefahr des feindes uͤber waſſer oder aber durch die anguſtias und beſchloſſene br - ter durch - und uͤberbringe / und geſchicht uff zweyerley ar - ten / nemblich jenes / Simulando, Præveniendo, dieſes ſitus difficultatem & hoſtium inſidias ſuperando, daß man der feinde hinderliſt und des orts unbequemligkeit uͤberwel - tige.
I
Simulando und daß man ſich in ſeinen wercken ver - ſtellet und hiermit den feind betreuget / wie folgende exem -pel -262des Anderen theilß. pell lehren. 1 Kan man ſich / wann der feind tranſitum vnd die uͤberfuhre hindern will / ſtellen alß wann man an vielen orten uͤberſetzen woͤlle / in maſſen Sinan Baſſa bey Raab vnnd auch hiebevor Labienus Cæſaris legatus ſich erzeiget haben. Dieſer Labienus fing in der nacht mit ſeinen ſchiffen an vielen orten zu gleich ein ſolch weſen an / daß ſich der feind daruͤber theilen muſte / vnnd kam nichſtoweniger er an einem unvermerckten ort in der ſtille under deſſen hinuͤber / uͤberfiel der zerthei - leten hauffen etliche / vnd brachte hiermit endliche dẽn feind gaͤntzlich in die flucht. Alexander Magnus liß auch an etlichen orten zu gleich die reuter in Hydaſpin ſetzen / vnnd ſich ſtellen / alß wann ſie hinnuͤber ſetzen wolten. Aber under deſſen namen oben am waſſer ein kleine anzall des volcks ein inſul in / daſelbſten ließ er ſich ein theil uͤberſetzen. Wie nuhn Porus dieſelbe uberfallen wolte / zog er unden am waſſer mit ſeinem volck ungehindert hinnuͤber. Vnd der gleichen mehr exemyel. II Ha - ben ſich etliche mercken laſſen / alß wann ſie an einem hohen ort / das Laͤger ſchlagen wolten / vnd darmit den feind veruhrſachet / ihm genſeit des waſſers auch ein laͤgerſtadt auß zu ſuchen / vnd ſich alſo im felde hin vnd wider außzutheilẽ. Vff ſolche manier hat under deſſen Q. Lucta - tius Catulus ſein volck unvermerckt uͤbergeſetzet.
III Etliche auch haben ſich geſtellet / alß wann ſie uf erfordern der ihren ab - vnd anheim ziehen muͤſten / auch hiervon ein groß geruͤchte auß - gehen lahſſen / aber darauff / ehe man ſichs verſehen / an einem andern ort den furt ingenommen.
Præveniendo und wie man dem feinde vorkommen ſoll leren folgende exempel.
NEmblich daß etliche Krigßfuͤrſten in eil ihre reuterey vnnd ein anzahl ſchantzbaurẽ uͤberbracht / ſich durch dieſelbe ehe feindes ankunft alſo verſchantzet / daß er ſie darnach wohl ungehindert mit dem hellen hauffen uͤberzihen laſſen muͤſſen. Sertorius iſt ſolcher geſtalt / alß ihm der feind uffm halſe vnd ruͤcken vnd ſich mit ihm umb den fuhrt dringen wollen / mit verſchantzung deſſelben ihm vorkommen. Eben uff dieſe weiſe iſt Polepidas Thebanus des furts maͤchtig worden.
II
De ſitus difficultate, anguſtiisq; & hoſtium inſidiisK k ijſupe -263Erſte buchſuperandis und wie man der feinde hinderhalt und liſt ent - gehen und die enge oͤrter /’ auch geferligkeit derſelben vorbey kommen und deren maͤchtig werden koͤnne / mercke beſche - ne faͤlle und exempel. Eß machen aber den ort unſicher zweyerley / erſtlich Situs und gelegenheit des orts und dan hoſtium Inſidiæ des feindes hinderliſt.
I So weiß / man daß die beſchwerlickeit und ungele - genheit eines orts kompt durch die unartigkeit der waͤlde / felſen / berge / und thal / auch geſuͤmpf und flieſſende waſſer. Wie nuhn Annibal durch die felſen mit feuer vnd eſſig gebrochen / weiß man auß hiſtorien. Crœſus alß er auß mangel der ſchiffbruͤcken vnnd furts nicht uͤber den Halim kommen konte / leitet er denſelben flußtheils mit einem graben hinder dem Laͤger herumb / darmit er das waſſer ſeich - ter mechte. Alſo kan ein jeder Krigßfuͤrſt / durch geſchickligkeit vnd erfahrung in bauſachen / durch ſchwert vnd feuer / unableſſigen fleiß / die unartigkeit der waͤlde / felſen / ja berge vnnd thal / auch die enge der oͤrter beweltigen.
II Daß auch ein feind ſich ſolcher ihm gelegener oͤrter zum hinderhalt zu gebrauchen pflege / gibt die erfahrung. Noch dennoch kan man ihn durch allerhand mittel / alß Exploratione, daß mã zuvor den ort genaueſt beſichtige vñ erkunde: Deviatione & fallacia in itinere, daß man ſich ſtellet / als wann man an dieſem ort durchziehen woͤlle / und nichſtoweniger dann denſelben umbzeucht und allerhand erkundete abwege ſuchet: Mutatione Agminis daß man die Zugordnung verendert: Circumventionibus den feind et - wa uͤmbringet: Contramolitionibus oder aber daß man den feind mit gleicher muͤntze bezalet.
Haſdrubal aß er im walde beſchloſſen / ſtellete er ſich den friden vnd ab - zug zu tractiren / kam aber under deſſen hindurch. So auch L. Sylla /alß ihm264des Andern theils. als ihm der feind uͤberlegen vnd der ort abguͤnſtig / machte er einen an ſtandt / under welchem er der gefahr entwiſchete. Annibal ſelbſt / be - trog den Q. Fabium mit ſeinen ochſen / die er mit brennenden wiſchen hin vnd wider in der nacht umblauffen ließ / daß alſo Fabius ein hinder - liſt befuͤrchtend / nicht aus dem laͤger dorfte / vnd alſo hieruͤber unan - gefochten außdem geferlichen orte kam. Darius / Ligures vnnd andre / alß ſie heimlich darvon ziehen wolten / lieſſen ſie hanen / pferde vnd och - ſen im laͤger umb den feind mit derſelben thier geſchrey zubetrigen. Peri - cles, Cæſar, Lyſimachus vnd andre / alß ſie in oͤrtern / ſo mit hohen felſen umbgeben / vnd nuhrt zwen oder drey außgenge hatten / vergru - ben ſie deren einen mit einem tieffen graben / alß nuhn der feind meinet ſie wuͤrden daſelbſtet nicht hinnaß begeren / vnd derowegen ſich der an - dern oͤrter / durch welche man vermeinet ſie außbrechen wuͤrden / ernſtlich annam vnnd den vergraben ort verließ / ſind ſie durch ihre zugerichte bruͤcken ehe man daran gedacht / uber den graben gezogen. Ageſilaus von Lacedemon alß er vom feinde an einem gelegenen engen ort angeta - ſtet / ſtellet die / ſo er dem feinde abgefangen / an den ort des angriffs / darumb dann der feind von ſeinem beſchaͤdigen nachgelaſſen. Nicoſtra - tus, weiln ihm die engeverlegt / ſtellet ſich alß wolte er an einem andern ort inbrechen / in dem nuhn die Epiroten denſelben ort zu retten zulie - ffen / ward er under deſſen der enge maͤchtig. Solcher vnnd dergleichen thaten vnd exempel find man viel beim Frontino / ja es ſind deren auch alle neue hiſtorien voll. Darumb ihm ein jeder auß denſelben genugſa - me anleitung ſelbſtet erlernen kan.
HJebevor haben wier In Præparationead Conflictum und wann man zu ſchlagen geſinnnet / wohl zu er - wegen vorgeſtellet Opportunitatem und Ordinem: Ordi - nem aber genennet Agmen & Aciem. Nuhn iſt das Agmẽ oder Zugordnung nach gelegenheit beſchrieben: folget de - rowegen conſtitutio Aciei und wie man die Schlachtord - nung anzuſtellen pflege. Vnnd geſchicht daſſelbe wannK k iijman265Erſte buchman die corporalſchafften oder auch troupen / wie ſie in Zugordnung gangen / neben einander ſtellet. Vnd fallen ge - meiniglich hirin viererley bedencken vor / in maſſen auch in Agmine beſchehen / alßnemblich Partes ſeu membra Aciei und die general abtheilung des gantzen hauffens / zum an - dern Militum locatio und wo nemblich ein jeder ſein gebuͤh - renden ort halten ſoll: Vors dritte Forma aciei und man - cherley arten der Schlachtordnungen: Vnd letzlich Con - ſervatio & Diſſolutio, wie man nemblich eine gute ord - nung erhalten oder aber nach erheiſchung der zeit endern koͤnne. Erzelte bedencken aber ſind nuͤtze beides zu waſſer und lande / weiln ſo wohl uffm waſſer / alß dem lande / wo man vortheilig ſchlagen und ſigen will / gute ordnung von noͤhten.
ES ſind die hauffen Ordinary oder Extraordiuary. Die Ordinary hauffen ſind Acies media oder Cor und dan die Cornua oder fluͤgel. Jn Corde oder der rechten mittel - ſten ſchlachtordnung pflegen gemeiniglich die beſte und meiſte ſoldaten zu fueß geſtellet zu werden. Cornua und fluͤgel ſind das andertheil der Bataille / ſo zu beiden ſeiten mediæ aciei geſtellet werden. Muͤſſen gleich ſtarck ſein vie - ler theilung und abwechſelung halber / ſo in ſchlachten pfle - gen vorzufallen. Die reuterey hat man etwa im rechten fluͤgel ſtaͤrcker alß im lincken / umb den anfang des treffens daſelbſt zu machen. Vnd alſo habens auch die Roͤmer ge -halten266des Andern theilß. halten / wie man aus dem Cæſare und Polybio ſiehet. Bey den Greichẽ aber ſind die Cornua an reuterey gleicher ſtaͤr - cke geweſen / weiln ſie viel reuterey ins feldt zu bringen ge - pflogen.
Die Extraordinary hauffen ſind / wie in der Zugord - nung Vor - und Nachwacht / Præſidia und Subſidia. Die - ſe nennen wir Nohthauffen oder hinderhalt und werden hinder die Bataille etweder zum entſetzen / oder heimliche ausfaͤlle neben und durch die ſchlachtordnung zu thun / oder den feind zu umbringen geſtellet. Ja eß ſind dieſe Sub - ſidia oftermahls ein uhrſach zum ſieg geweſen / wie deſſen Frontinus ein zeuge / auch die exempel und friſche gedaͤcht - nus uns deſſen erinnern. Præſidia werden vor die Bataille geſtellet umb dem feinde das geſicht zu benemen / darmit er nicht die form der ſchlachtordnung erkennen und ſehen koͤnnne: und denn auch den feind zum treffen zu reitzen und zu nohtigen. und darumb werden ſie genennet Verlohrne hauffen.
ZEigen ſolches nemblich die art der Roͤmer Livius und Polybius / dero Macedonier aber Ælianus. Vnd haben die Roͤmer ihre velites hin und wider ingeſtellet und die ſigna vor die hauffen / darmit ſie / wann das treffen anginge / den ſoldaten deſto behertzter zu folgen uhrſach geben. Die Macedonier aber vor oder hinder die Haſtatos unnd die ſigna mitten in / doch nicht in die glieder / ſondern zwiſchen dieſelbe.
Vnd267Erſte buchVnd weiln es alhier die gelegenheit von Signis zu reden gibt / ſo mercke / daß die Signa zweyerley ſeien. Eins theils dienen ſie dem ge - ſicht / eins theils aber dem gehoͤhr: dieſe ſind die ſpiele vnnd offenbart lohſung / pfeiffen vnd trommeln / trommeten vnd heerbaucken. Muͤſ - ſen aber ihre beſondere arten haben / nemblich das volck zu verſamlen ein andere / zur zugordnung andere / zur ſchlachtordnung ein andere / zum treffen vnd alerma ein andere / vnd zum umbſchlagen vnd anmel - den ein andere / etc. Dardurch die ſoldaten wiſſen moͤgen / was ihn zu thun ſeie. Die offenbare lohſung aber / ſo dem gemeinen krigßman gegeben wird / iſt darneben auch nuͤtzlich / wie wohl nicht muͤhſelig / in maſſen menniglich bewuſt. Jene Signa aber / die dem geſicht zum beſtẽ angeordnet / ſind Fahnen / banderolen / faͤhnlein vnd feldtzeichen / auch etwa der underſchied an roͤcken vnd mantelichen. Die faͤhnlein der O - briſten / ſind gemeinlich weiß oder ſonſt von einer eintzigen farb / doch je - des mit ſeinen beſondern kenzeichen / dardurch eines vor dem andern zu erkennen. Die andre faͤhnlein aber ſind von ſtuͤcken vnd allerhandt farbe zu ſammen geſetz / doch keines wie das ander / darmit nicht die ſol - daten / welche im gedreng etwa vom faͤhnlein kommen / irre gemacht / ſondern ein jeder ſein faͤhnlein wohl kennen moͤge. Bein reutern braucht man etwa zweyerley / reuterfahnen beyn Kuͤriſſern vnnd vier - eckte Cornete beym Carbinern. Die Lantzirer aber haben an ihren lan - tzen zum kenzeichen banderolen. Belangend die Feldtzeichen vnd feder -
buͤſch /268deß Andern theils. buͤſch / haben beyn Roͤmern vnd Macedoniern nuhr die befehlichhaber / darmit ſie vor andern zu erkennen / gefuͤhret / vnd nicht die gemeine ſol - daten. Waß koͤnte es ſchaden / wann man ſolchen brauch noch in acht haͤtte?
Bey den Roͤmern waren Signa visum reſpicientia zweyerley / des ſueßvolcks vñ der reuter. Des fueßvolcks waren Signa Legionis vñ dan Signa manipulorum. Signum Legionis war Aquila / ſolche hat man ſo wohl in der ſchlacht / alß im laͤger in die erd geſtecket. Die Signa manipulorum wahren mancherley ſorten / von allerhandt gethiren vnd anderem. Signa bey den reutern warden genennet vexilla / waren vier - eckt wie aus der figur zu ſehen. Signa Auditus waren Claſſicum, Tuba, Litui, Cornua, Buccina, Tympana.
Bey uns iſt Cor oder Media acies von fueßvolck / die beiden Alæ von fueßvolck und reutern zu gleich. Wan nuhn 8 Regimenter beyſammen / ſtehen in Corde 4 und in beyden Alis oder Cornubus auch viere. Kommen alſo in den rechten fluͤgell erſtlich reuterey von Kuͤriſſern / Cara - binern und Lanzirer / darnach 8 feldtſtuͤcke. Jn einem je - den treffen ſind die fluͤgel / wie breulich von Archibuſirern. Darauff kompt den Cor oder Media acies, darin das bat - terie geſchuͤtz: Vnd dann letzlich widerumb das fueßvolck des lincken fluͤgels ſampt ſeiner baterye und reuterey. Sub - ſidium wird etwa von ſchuͤtzen gemacht: Præſidium aber von reutern und Lantziren. Die Mußquetirer werden den Piquenirern zur ſeiten geſtellet. Die pagage und troß / wann mans mit im felde hat / wird alſo außgetheilet / daß deß Vorzugs hinder dem rechten fluͤgel / des Mittelzugs hinder dem Corde, und des Nachzugs hinder dem lincken fluͤgel / werden die wagen in form der wagenburg angeord - net und der troß und die ſaumroſſe darzwiſchen. Vnd kan man den troß mit halben piquen und rohren / daran feuer -L lſchloſſe269Erſte buchſchloſs bewehrt machen. Die Prediger / feldtſcherer und Muſterſchreiber / ſind kurtz hinder den ordnungen / darmit ſie die beſchaͤdigte curiren / troͤſten und aufnotiren koͤnnen / undalſo keiner verſaumet werde.
Der Feldtherr / beneben dem general Arckeley mei - ſter / Commiſſarien und ſeinen ufwartern / und dem Gene - ral profeantmeiſter und Profoſen helt recht mittẽ in Corde im mittelſten intervallo zwiſchen den 4 Regimenten. Der general Leutenand und Feldmarſchalck theilen ſich in beide fluͤgel gleich vorn an zwiſchẽ die reuter und fueßvolck. Bey den verlornen hauffen und dem hinderhalt ſind der general Wachtmeiſter und general Quartiermeiſter. Jn einem jeden faͤhlein ſtehet der Capitain forne / der Feldtwebel hindẽ / der Leutenandt im rechten und der Fuͤhrer im lincken fluͤgel. Jſt nuhn in einem treffen mehr alß ein faͤhnlein / ſo pflegen ſich die Capitaine mit ihren befehlichen alſo in zu - theilen / daß die eltiſte die piquenirer und die andre die ſchuͤ - tzen fuͤhren. Die faͤhnlein werden mitten in die piquen oder gravem armaturam geſtellet uñ die Fuͤhrer bey ſie. Die hel - lebardierer und ſchlachtſchwerdirer werden etwa bey den faͤhnlein oder auch wohl / welches zwar am beſten / angeſe - hen daß zum brauch dieſer gewehr raum erfordert wird / auſſen in fronte oder cauda geſtellet / oder uff beyden ſeiten der piquenirer / und die ſpiele auff alle vierecken / oder auch zu einem jeden faͤhnlein oder manipulo eines und darmit ſolches deſto beſſer ingenommen werden moͤge / ſo merck folgenden abriß.
Die270des Andern theils.Die Cavallerie und der reuter collation belangende / helt ſichs mit den Kuͤriſſern faſt wie mit den piquenirern / allein daß die faͤhndriche beſſer forne halten. Bey den Lan - tzirern uñ Carabinern muͤſſen auch die bevehlichhaber for - ne ſein / darmit der Lantzirer beſonders ſehen koͤnne / wo hie - nauß er treffen ſoll.
Lantzirer in ihre ordnung.
Carabiner in ihrer ordnung.
Kuͤriſſer in ihrer ſchlacht - ordnung.
WElche dan nicht unnoͤtig zu wiſſen in betrachtung / daß man auß ſolchen das gute behalten und das boͤſe mercken und im nohtfall meiden kan. Doch will ich alhier niemand keine ordnung vorgeſchrieben / ſondern nuhrt et - liche model / wie ſie von vielen Kriegßherren gebraucht / vor - mahlen. Ein jeder kriegßverſtendiger wird ihm wohl / was ihm noͤhtig / außſehen.
JCh will aber alhier erſtlich der alten Roͤhmer und Griechen maniren auß Livio, Polybio, Æliano, und andern vorgehen lahſſen / darmit man ſehen koͤnne / wie die - ſelbe uns in vielem vorgangen / und noch gut iſt dieſelbe fleiſſig war zu nemen. Doch ſind dieſelbe nichſtoweniger zweyerley / alß welche man itzo nicht brauchen / und dann / welche man wohl in vielen dingen imitiren und nachrah - men kan.
Vnd ſind dieſelbe Cuneus, Rombus, Orbis, Globus Forfices, Forcipes, Serra, vnd andere wie hiernechſt folget.
Cuna -272des Anderen theilß.A, I〈…〉〈…〉 Præfectus turmæ, B, II〈…〉〈…〉 Lateris cuſtos. C,〈…〉〈…〉 Tergiductor. Solche Cuneos wie Vegetius, Livius, Cæſat, Agatias, zeugen / ſind vor alters den Roͤmern vnd Galliern ſehr gemein geweſen: des Globi gedencket Vegetius: Agellius ſampt Vegetio vnd Ammia - ano haben die Forfices vnd Forcipes: Bey Æliano ſind ſie / wie folget / uffgezeichnet.
Von Serra findet man in Feſto: Serra prælari dicitur, cum aſſiduè acceditur & receditur, neq; ullo conſiſtitur tempore.
Die Ordnungen aber / ſo ſich faſt in unſere zeit ſchicken / ſind die gevierte ordnungen.
Ælianus zeiget hiervon gar ein ſchoͤn model / darin ſie gravem atmatu - ram auſſen herumb (v) in fronte (die Griechen nennenß〈…〉〈…〉) vnnd hinder dieſelbe Levem armaturam oder die Velites (o) geſtellet vnd dan inwendig (C) die leichte reuterey / waren bey ihnen Contati vnd Feren - tarii, aber beſſer hinnein die Cataphractos (K) vnd inß mittel die paga - ge vnd troß. (m)
Jſt zu ihrer / der Macedonier / zeiten / zwar ein ſchoͤne ordnung ge - weſen / kan aber itzo in allem nicht imitiret werden / beſonders der ſchuͤtzẽ halber / weiln dieſelbe gleichſam hinder die piquen kommen / vnd dann weiln die reut erey gantz ingeſchloſſen vnd nicht wohl herauß kommen kan. Sonſtet iſts der pagage vnd anderer anordnung halber wohl zu acceptiren.
Turres hat man beym Catone / vnd iſt ſolche manier beyn Grie - chen〈…〉〈…〉, vnd Heſychius legets auß〈…〉〈…〉 ordi - nem militum in quadrato, Euſtatius hats auch beym Homero Iliad〈…〉〈…〉. Vnd273des Andern theilß.
Vnd darmit man nuhn dero Roͤhmer Schlachtordnung deſto beſſerbekommen moͤge / ſo iſt folgender Iconiſmus Aciei vulgatæ oder abriß einer gemeinen Roͤmiſchen Schlachtordnung hinzu - geſetzt / deſen erklerung ſich alſo verhelt.
WAnn man nuhn ein Schlachtordnung machen will / fehet man am rechten fluͤgelan. Eß muͤſſen aber wol in acht gezogen werden 1 die intervalla und gaſſen zwiſchen den treffen. 2 die hauffen und groͤſſe derſelben. Intervallaſind275Erſte buchſind Recta und Tranſverſa, nemblich| welche ſtrack vor ſich / und dan die zwerch durchgehẽ. Haben die Recta ihren beſondern nutzen / daß nemblich die Subſidia und hinder - halt dardurch außfallen / oder aber die jenige / ſo geſchlagen oder in in gefahr ſeindt / man durch diſelbe inneme und ſich reteriren lahſſe / oder aber die ordnungen ſtercken koͤnne: Die Intervalla Gaſſen oder Straſſen aber ſeind Majora und Minora groſſe unnd kleine / und haben ihren Spe - cial gebrauch. Durch die majora / ſo zwiſchen den Alis und Corde und auffs wenigſt 100 ß. haben / fuͤhret man gan - tze treffen von reuter und knechten / wie auch etliche ſtuͤck ge - ſchuͤtzes auff und ab / und haben auch hierdurch die verlor - ne hauffen ihren auß und inzug / ſo wohl auch die betrenge - te groſſe treffen. Durch die minora aber haben die ſchuͤtzen und Carabiner ihren auß und in under dem treffen / darmit ſie widerumb zur ladung kom̃en koͤñen: darher ſie auch Ca - rabiner und Schuͤtzen gaſſẽ geneñet werdẽ / dieſe ſind etwa 5 / jene aber bey 15 ß. oder mehr breit. Siñ bißhero beyn Teut - ſchen nicht viel im brauch geweſen / ob ſie wohl hochnoͤtig und die Spanier und Staden / ja auch die Tuͤrcken ſelb - ſten / es alſo auß der alten Macedonier und Roͤhmer Milita zu ihrem ſonderbaren nutz behalten.
Die Tranſverſa aber werden gebraucht / daß man dar - durch von einem fluͤgel ſicher zu dem andern kommen / der Feldtherr und andere generalen die ordnung wahren / die vorderen obſerviren und wo mangel infallen will / denſel - ben corrigiren koͤnnen / und was deſſen mehr der Schlacht - ordnung zu nutz zu verrichten. Eß muͤſſen aber allezeit dieInter -275des Andern theils. Intervalla der reuter breiter ſein alß der ſoldaten zu fueß / nemblich 50 biß auff 100 ſchuhe.
Die hauffen oder treffen auch belangend woͤllen wihr beſehen in ihrer Magnitudine und dan Numero omnium manipulorum & Turmarum. Magnitudo und die groͤſſe eines jeden Treffens iſt zweyerley / nemblich under den reu - tern und dem fueßvolck. Der reuter Treffen ſind drey - erley / der Lantzierer / der Carabiner und Kuͤriſſer. Wann nuhn uff ein reuter 5 ſchuh in die breite / und 8 in die lenge gerechnet / vnd 32 Lantzirer in ordnung geſtellet werden ſolten / ſo wuͤr - de die ordnung 16 ß. hoch vnd 20 breit.
Deßgleichen 28 Carabiner / nemblich 4 in einem glied / 7 in der reihe thun wie folget
Die Kuͤriſſer belangend haben ſtarcke Treffen darmit ſie nicht getrennet werden / will aber deren 96 in ein treffen ſetzen / gibt ein glid 12
Die hauffen des fueßvolcks ſind zweyerley / nemblich Schuͤtzen und Piquenirer / kompt aber uff einem ſoldaten raum 3 ß. im glidt / 5 in der reihe. Nuhn geſetzt das 3 faͤhn - lein ſolten in ein treffen geſtellet werden (dann ein faͤhnlein zu geringe) thut 450 Piquenirer / 16 in eine reihe unnd 28 inß glidt.
Die Schuͤtzen aber ſo wohl Muſquetirer alß Ar - chibuſirer werden hoch geſtellet / darmit ſie lang
nacheinander chargiren und widerumb zur la - dung kommen koͤnnen. Sind nicht uͤber 4 breit oder im glidt. Wo ihr aber viel beiſammen macht man gaſſen darzwiſchen. Die jenigen ſo an die pi - quẽ geſtellet werdẽ / ſind in gleicher hoͤhe mit den pi -quen278des Andern theils. quen und ſtehen uff beiden ſeiten derſelben. Die
form ſolcher ordnung nennete man etwa turres: und were alſo hierbeygeſetzte figur Turtis mani - puli velitaris aſtructi. Wann ſie aber achte breit haben muß man wie gehoͤret eine gaſſe darzwiſchẽ machẽ / kan mans neñen Turres Velitares, Subſtructas oder Præſtructas, und werden vor oder hinder geſtellet. Vnd alſo
wirds auch beym Æliano gedacht / und ma - chet derſelbe nahmhafft Inſertionẽ, oder in - tercalationem, Præſtructionem, Subſtru - ctionem, Adſtructionem, Interſtructionem, Poſtſtructionem. Vff Griechiſch ſind die namen〈…〉〈…〉.
Numerum manipulorum und wie viel man hauffen etwa von 4 Regimenten anordnen koͤnne / gibt die gelegenheit des orts und feindes. Etwa theilet man aus einem Regi - ment die piquen in 2 / etwa in 3 hauffen oder treffen. Geſe - tzet das es zwey weren / wiewohl ſie etwa zu ſtarck / thun 4 Regimenter zwar 8 manipulos: Weiln ſie aber in Corde et - was zu ſam̃en geſetzt / ſind es 7 manipuli uñ dan 2 in Subſidiis, thut alſo 9 treffen d’ Haſtatorum oder piquẽ / und zu jeden〈…〉〈…〉 Treffen Muſquetirer ſind 18 und ſo viel auch an Archibu - ſirern. Thut ſum̃a der Treffen underm fueßvolck 45. Jſt nuhn die reuterey ſtarck / nem̃lich zu jedem 2 Compagniẽ ſo gibts deſto mehr Turmas. Jſt aber bey einem Regiment nuhr eine Compagni ſo ſinds 4 / unnd dann ein Extra - ordinari. Kommen alſo in rechten fluͤgell 3 und in lincken 2 an Kuͤriſſern und bey jeden 1 Turma Carabiner. Noch eineM m ijExtra -279Erſte buchExtraordinaria Turma, und bey die zwey Treffen Lantzirer 4 thut ſumma der reuter Treffen 17 und alſo totum al - ler oberzelter treffen 62.
Darmit aber in folgenden verzeichnuſſen der man - cherley Schlachtordnungen man den underſcheid der ſol - daten an reuter und knechtẽ habẽ muͤge / ſo ſoll K oder R bezei - chnen Kuͤriſſer / L Lantzirer / C Carabiner / c Archibuſirer / o Muſ - quetirer / v piquenirer. v́, ó, ć, Ć, Ḱ, Ĺ, melden den ort / wo hienauß ſie treffen wollen. Mercke aber ferner / daß in Variis figutis und Speciebus Aciei ich allerhand model und arten / wie ſie etwa von Krigßfuͤrſten gebraucht und von ſcribenten ufnotiret ſind / vorſtellen thu. A. B. C. ſind verzeichnuſſen / ſo auß einem Jtalaniſchen tractat genommen. Das F den ſtand des Faͤhntrichs / M das geſchuͤtze / Q die pagage / R reuterey / H hellebartirer vnd ſchlacht - ſchwerdirer. Eß iſt aber Acies an ſich ſelbſten entweder Ordinaria nach gemeiner ordnung / Extraordinaria, ſo nicht nachderſelben art gemacht. Ordinaria iſt mit D be - zeichnet. Extraordinariæ ſind die model / darauff E. F. G. H. nemb. einer viereckten ſchlachtordnung. I. Jſt eine art bey den Schweitzern breuchlich. K ein Teutſche ordnung. L ein Niderlaͤndiſche. M ein Tuͤrckiſche / welche nuhrt umb den Keiſer zu halten pflegt. Man hat auch wohl Piquenirer vnd Schuͤtzen undereinander gemenget / alß
Sonſtet noch andre viereckte ſchlachtordnung zu machen / hat man noch mehr arten erdacht / vnd dieſelbe umb deſtomehr zu ſtercken / an vier ecken geſchuͤtz vnnd wagen geſtellet / wie auß folgenden patro - nen bey〈…〉〈…〉 zu ſehen. Eß woͤlle aber der leſer nicht ſo ſehr auff die anzal dero ſoldaten / alß die manier vnd form der ſchlacht ordnung ſehẽ / dann nachdem man viel ſoldaten hat / wird auch die ordnung in ihren reihen vnd gliedern ſtaͤrcker.
Jnwendig auff der pagage vnd uͤbrigen wagen ſind etwa die Muſ - quetirer darmit ſie uͤber die piquenirer ſchieſſen koͤnnen.
Jn folgender ordnung ſtehen auff vier ecken hellebartirer vnnd ſchlachtſchwerdirer (habe ſie mit (n) angedeutet) vnd inwendig die reſerven von Muſquetirern.
M m iijDiſſo -281Erſte buchVnd wann man die ſchlachtordnug endern muhß / ge - ſchicht etwa vor dem treffen und ſchlacht durch die interval - la wann man noch zeit hat des feindes gelegenheit außzu ſehen. 11 Jn der ſchlacht ſelbſten / muhß aber mit groſſemfleiß282des Anderentheilß. fleiß und vorbedacht geſchehen / inſonders wann des fein - des anfall und ordnung alſo beſchaffen / das mans nicht umbgehen kan. 111 Nach gehaltener ſchlacht es ſey der ſieg erhalten oder verlohren. Jenes iſt die nachjacht in de - ren mit fleiß uffſicht zu haben / das die ſoldaten nicht eben unerſetig uff den feind dringẽ und tyranniſiren mit ſolcher grauſamkeit uhrſach geben ex deſſieratione ſich zur wehr zuſtellen. Warlich eß ſind alß dann die morſus lethales, auch wan man nicht anders alß den Todt vor augen ſiehet und man daruͤber gedencket die haut theur genung zu ver - kauffen. Ja es iſt hierob mehrmals der ſieg widerumb verſchertzet worden. So wohl auch ſoll man das mauſen nicht alzu frue anfangen / ſondern in guter ordnung den feind mit der Levi armatura vorfolgen / aber mit gravi ar - matura immer nachziehen / darmit nicht etwa im wenden der feind beides Gravem und Levem armaturam zu ruͤck ſchlage. Doch von ſolchem hiernacher ferner.
SChlachto dnungen zu waſſer anzuordnen hat man auch ein beſonderen modum und brauch welcher in etlichen dingen mit der ſchlacht ordnung zu lande different. Demnach aber ſolches wohl auß den abriſſen unnd ver - zeichnuſſen zu ſehen / ſo ich wil derẽ ein oder viere hieher ſetzẽ / und bezeichnet (M) die groſſe Laſtſchiffe / ſo ohn ruder: (N) groſſe283Erſte buchgroſſe ſchiffe mit Riemen / alß Galeoten / und wie ſie ſonſt namen haben / (O) Galeen in ihren ſorten / die taffel mit (**) bezeichnet / hat in ſich die beyde ſchlacht ordnungen / ſo jahrs 1571 den 7 Octobris zwiſchen den Chriſten vnd Tuͤrcken angeordnet. Darin meldet A der Tuͤrcken / B aber der Chriſten Armata (1) iſt der Tuͤrckẽ Cor oder corpo dela Bataglia von 103 Galleern. (2) Cornu dextrum oder rechten fluͤgel von 57 galeen. (3) Den lincken fluͤgell. (4) Retroguardia oder hinderhalt von 40 Galleen. (5) La Bataglia reale di Galere lxi, die acies media vnd mittelſt ordnung der Chriſten von 61 galeen / (6) Cornu deſtro oder rechte fluͤgel von 53 galeen. (7) Siniſtro / der lincke fluͤgel von 55 galeen. (8) Retroguardia der Chriſten von 37 galeen. Die andre 4 taffeln ſind etwa ſolcher geſtalt auch võ Jtalianern / Frãtzoſen / Spa - mern vnd Tuͤrcken gebraucht worden.
Die Roͤhmer / nach außſage Vegetii nnd Polybii, hat - ten / ob ſie wohl mehrertheils zu lande ihre kriege gefuͤhret / jederzeit ein guten vorraht an ſchiffen / dahero ſegelten ſie im 8 jahr Belli Punici mit 300 ſchiffen: Vnd darnach Regu - lus mit 350 in Africam vnnd Emylius vnnd Fulvius aber hatten 360. Pompejus in Bello Piratico 270, Auguſtus 600. Derſelbe hat ſeine ſchifmacht in zwo Claſſes zerthetlet / die eine bey Miſenum in mare in - ferum wider Galliam, Hiſpaniam, Mauritaniam, Africam, Ægyp - tum gelegt / auch Sardiniam vnnd Siciliam darauß im zwang gehalten. Die ander Claſſem nemblich Ravennatium in mari Supero / brauchte er Macedoniam / Epiron, Achaiam, Aſiam, Cretam vnnd Cyprum darmit zu beſchuͤtzen. Vnd dieſes waren Ordinariæ Claſſes. Extraor - dinarias aber hat man in Ponto Euxino / an Gallia vnd wo man ſon - ſtet zu ſchaffen / gehalten.
Vnnd diß ſey alſo Præparatio adconflictum, folget nuhn Conflictus oder pu - gna ipſa.
WEiln dann wihr bißdahero gehoͤret und angeſe - hen / wie man ſich zu einem treffen zu zuruͤſten pflege / ſo will demnach nuhnmer auch von noͤhten ſein / das wir wiſſen / was uns / wann es nuhmer zum ernſt koͤmmet / ferner zu thun ſeye. Nuhn iſt aber Pugna entweder Stataria oder aber Motoria ſeu Velitatio: geſchehen aber doch beide durch folgende zwey mittel / nemblich Motiones und dann die andere adjuncta.
Nenne ich alhier Claſſicum, Clamorem und Signum pugnæ.
1 Claſſicum wahr bein Roͤhmer und Alten / wann alle ſigna militaria den ſoldaten zum treffen anmaneten und die Tubicines und Cornices zu gleich auffblieſen.
2 Daruff folgete noch / ehe man ſchug / aber doch in dem man itzo zu ſchlagen fortruͤckte / Clamor und ein groß feldtgeſchrey / ſampt dem concuſſu armorum, nuhrt zu dem ende / daß ſie dardurch dem feinde ein ſchrecken injagẽ wolten / iſt noch bey den Orientaliſchen / Aſiatiſchen voͤl - ckern und Tuͤrcken im brauch.
3 Nach dem nuhn dem gehoͤr durch das ClaſſicumN nund285Ander buchunnd Clamorem ſein zeichen und anmanung gegeben / ſo folgete dann darauff das letzte ſignum pugnæ, welches dem geſicht zum beſten erfunden / auch je zu weilen dem Claſſico vorgangen Diß wahr tunica punicea oder vexillum wel - ches man auffſteckte.
Sint ordenliche bewegungẽ der hauffen in ihren reihen und glidern / und nach gelegenheit dieſes loci zweyerley / Couverſionis und Pugnæ.
Motiones Converſionis hat man beim Æliano under andern / ſo wihr dieſes orts zu behalten gemeinet / zweyerley / und ſind ſolche bewegung dadurch man uff allen ſeiten die ordnung wenden kan / geſchehen aber Viritim mann vor mann / und Ordinatim. Viritim geſchichts per Declina - tionem & Immutationem.
Declinatio iſt ein halbe wendung nemblich in haſtam, in ſcutum, habens hiebevor bey den Exercitiis halb rechts umb / halb lincks umb genennet. Immutatio aber iſt ein gantze wendung / daß man mit dem geſicht und voderntheil des leibs kompt / da zuvor der ruͤcke geſtanden. Jſt eigent - lich Circumflexio und ab hoſtibus oder in hoſtes, gar rechts oder lincks umb.
II Motiones Converſionis ſo ordinatim und hauffen weiſe zu gehẽ ſind folgende bewegungẽ / deren wihr auch hie - bevor bey den Exercitiis gedacht.
1 Jſt das oͤffnen unnd ſchlieſſen der glider / geſchicht entweder felt zu gewinnen oder zu verlieren. Schlieſſung moͤchte man nennen Coarctionem, Ofnung Relaxationemund286des Andern theilß. unnd hieher gehoͤret auch ferner Conſtipatio und Diſ - ſipatio.
Conſtipatio iſt / wann man ſich zu ſammen ſchleuſſet / Diſſipatio wann man ſich widerumb außeinander thut / oder oͤffnet.
2 Jſt auch daſelbſten gedacht des duplirens und me - diirens. Eß fellet aber uͤber das noch bey dem Æliano vor Inſertio oder Intercalatio〈…〉〈…〉, interſtructio〈…〉〈…〉, Aſtructio〈…〉〈…〉. Vnd hat noch daruͤber Præſtructionem vnnd Subſtructionem Poſt - ſtructionem oder Poſtpoſitionem ſeu ſubjectionem.
Intercalationem beſihe bey dem numero (L) Interſtructionem num. (LI) Subſtructionem (LII) Aſtructionem (LIII). Præſtructio aber geſchicht wann die ſo ſonſtet Subſtruendo hinden angeſtellet / vor - auß gefuͤhret werden.
3 Ferner hat auch Ælianus ſeine dreyerley Evolutio - num genera, Macedonicum, Laconicum, Choreum, wel - che auch Evolutio, Perſica und Cretenſis genennet wird. Vnd werden alhier die glidt und reihen verkeret / oder vor ſich / zur ſeiten und zu ruͤck gefuͤhret.
Macedonicum kan man auß dem taͤfflein mit (LIV) notiret / Laconi - cum auß (LV) erſehen.
4 Sind das ſchwencken / iſt beim Æliano Flectio und Diductio, deſſen auch hiebevor in Exercitien gedacht. Vff ſolche motiones hat er dan Reſtitutionem, wann die ſolda - ten widerumb in vorige ordnung gebracht werden. Jſt dz Herſtellet euch.
N n ijMotio -287Ander buchMotiones Pugnæ.
Weiln ſie eigentlich hiernechſt in den Speciebus dero Treffen und præliorum beſchrieben werden / ſo will ichs da - ſelbſtet hin ſparen. Habẽ aber zuvor angehoͤret / daß Pugna ſeie Motoria oder Velitatio das ſcharmuͤtziren und Stataria.
ES geſchiecht aber das ſcharmutzirẽ von den leichtẽ waa - ffen zu roß und fueß / auff zweyerley weiſe / etwa man vor man oder ſparſim nach eines jeden wohlgefallen / oder aber hauffen weiſe. 1 Sparſim und wann ein jeder von ſich ſelbſten ſcharmuziret geſchicht etwa ein feind zuerlegen oder gefangen zu nehmen / oder aber auch des feindes gelegen - heit zu erforſchen. Man muß aber wohl in acht nemen / daß man ſich nicht zu weit hienauß begebe / und ſelbſt da - rob uͤbermannet werde: daß man wenig ſtilhalte / ſondern fertig im abſchieſſen ſchlangen weiſe zu und abgehe: im ladẽ den feind allezeit mit gewentem geſicht zu behalten / und wo man uͤberhauet / ſich der ſeitwehr zu gebrauchen wiſſe / und wie man ſich widerumb zum troup reteriren ſolle. Hievon beſihe das taͤfflein (LVII).
II Troupen unnd hauffen weiſſe ſcharmuziret man entweder ſtilſtehent oder gehent / und kommet alß dann das chargiren und ſalviren zu nutz / deſſen hiebevor am 106 und 7 blat gedacht worden.
Eß iſt aber im ſalviren in acht zu haben / daß wannman288deß Andern theils. man durch die glieder will ſalva geben / die reihen hart ge - ſchloſſen und die glieder geoͤffnet werden: Vnd hinwider - umb wan man durch die reihen zu ſalviren geſinnet / die gli - der geſchloſſen und die reihen geoͤfnet / die rohr einander bey den koͤpfen hingeleget und alſo abgeſchoſſen werde.
Jm Chargiren aber wann die gantze toupe moviret / ſchieſſen etliche ab / die andre aber gehen alweil ab. Vnd ge - ſchicht beydes in reihen vnd glidern / doch daß man etweder an einem ort bleibet / oder aber nehr zum feinde ruͤcket / vnnd am felde gewinne / doch daß man alzeit in abſchieſſen ein glid weiter hinauß ruͤcke.
hier ruͤcker man hinauß vnd wann man abgeſchoſſen
macht man alhter widerumb glieder.
Wann man aber ſolches reihen weiſe thun will / ſo muß man zu gleich vor ſich vnnd zur ſeiten forttreten / darmit an dem felde in latere nichts abgehe.
Ferner pfleget man wann der feind vorhanden / die erſte ſcharmuͤtzel mit beſonderer ſicherheit vortheilig zu be - ſtellen / darmit man nicht ſchaden leide und das volck gleich zu anfangs darob erſchrecke. Darumb leſſet man nie - mand nach ſeinem gefallen hienauß eilen / ſondern man ver - ordnet bevelichleut darbey / ſo die ſcharmuzirende anfuͤhren muͤſſen / und ihnen zeigen wie ſie auff einander halten / auch einander entſetzen ſollen. Vnd iſt alß dan auch deſto mehr nachdrucks und hinderhalts vonnoͤhten / und daß ein theilN n iijdes289Ander buchdes laͤgers oder ſchlachtordnung in guter auffachtung und vorbereitung ſey.
AVff die Motoriam pugnam oder Velitationem folget nuhnmehr Stataria. Dieſelbe nennen wir auch zweyerley Prælium oder offene feldtſchlacht und dann Obſidiones unnd belaͤgerungen deren ſtette und feſtungen.
JN dieſem Poſten fellet zweyerley vor / nemblich Ag - greſſio und dann Regreſſus wie man dem feinde wei - chet und ſich reteriret. Aggreſſio iſt / wann man den feind angreiffet oder ſich angreiffen laͤſſet.
Solches wird nuhn billich nach art der ſoldaten / welche zu fueß und dann welche zu roß treffen muͤhſſen be - ſchrieben.
Nemblich des fueßvolcks iſt zweyerley / dan es tref - fen entweder die ſoldaten gravisarmaturæ und piquenirer alleine / oder aber treffen mit den ſchuͤtzen oder aber reutern zu gleich.
Jſt widerumb zweyerley / nemblich uf reuter oder landes knecht.
Helt man ſtill / ſetzet die piquen in die erde oder wider den hinderſten fueß / die ſpitzen etwa 2 elen uͤber die erde / ſchren -cket290des Andern theils. cket ſpieß uͤber ſpieß / und helt den in der lincken hand / darmit man die rechte zum brauch der ſeitwehr frei habe.
Darff| man nicht eben ſtillſtehen / weiln die gewalt zu widerſtehen oder inzubrechen nicht ſo groß / alß von den reutern. Darumb ſchleuſt man ſich dicht an einander und faſſet hinden die ſpieſſe etwas hoch.
Jſt zweyerley / nemblich wann ſie ſchuͤtzen oder reuter bey ſich haben.
Treffen ſie / wann die ſchuͤtzen neben oder auſſer den pi - quen geſtellet. So ſie nuhn forne / geſchicht ſolches / wann man etwa auff reuter trifft / darmit ſich die ſchuͤtzen in die pi - quen oder auch wohl / beſonders wan ſie auff der ſeiten hal - ten / hinder die piquen reteriren koͤnnen / oder aber ſo ſie hin - den / helffen ſie den inbruch zur ſeiten erweren. Wann nuhn ſich auff allen ſeiten infals zu befuͤrchten / werden die ſchuͤtzẽ under die piquen gemenget / wie auch kurtz hiebevor am 279 blad gezeignet.
Treffen ſie / wan ſie etwa am hauffen zu ſchwach / oder keine ſchuͤtzen bey ſich haben. Vnd halten ihnen alß dan die Kuͤriſſer zu beiden ſeitẽ / oder aber treffen auch wol vor ihnẽ.
Nemblich die Treffen der reuter und ſonders der Kuͤ - riſſer und Lantzirer geſchehen eben wie auch der piquen und landsknecht / entweder allein oder aber nebẽ andern. Doch iſt alhier die Gravis armatura zweyerlei Kuͤriſſer uñ Lãtzirer.
JSt erſtlich der Lantzirer und darnach Carabiner ent - weder auff Reuter oder Lantzknecht.
Treffen die Lantzirer mit einer Carrera geſchrenckt und etwa auf des femdes luͤcken und lincken arm: Die Kuͤriſſer aber fueß vor fueß / darmit ſie in ordnung bleiben und durchdringen koͤnnen. Gut iſts / daß ſie des feindes pferde und nicht des mannes ſchonen / darmit nicht die ge - fallene und getroffene pferde groſſe unordnung anrichten.
Treffen die Lantzirer eben auch in carrera / aber nicht geſchrencket und den Piquenirern auff den rechten arm. Die Kuͤriſſer aber / wann keine Archibuſerei vorhanden / widerum̃ fueß vor fueß / darmit ſie die Piquẽ abhauen / ab - wenden und alſo inbrechen / auff Schuͤtzen aber im trab / ob ſie mit denſelben zu gleich im reteriren ſich zwiſchen die piquen in dringen koͤnnen. Sonſt muͤhſſen ſich Kuͤriſſer und Lantzirer nach gebrochener lautze und abgeſchoſſenem Piſtol der ſeitweren gebrauchen.
JSt dreyerley / alß nemblich wann erſtlich die Gravis armatura under ſich ſelbſten mit und neben einander und dann ein jedes Species / Lantzirer oder Kuͤriſſer mit und neben Carabinern / letzlich aber wann Kuͤriſſer bene - bent fueßvolcks treffen.
Lan -292des Anderntheils.Daß / wann die Carabiner abgeſchoſſen / ſie ſich hin - der gravem armaturam reteriren und laden / und darauff widerumb ihre charge thun koͤnnen. Auff Lantzknecht treffẽ auch wohl die Lantzirer mit den Carabiner vermiſcht.
Wann ſie etwa auff fueß volck ankommen ſollen / darmit ſie in dieſelbe ein loch ſchieſſen / dardurch man in - brechen moͤge.
WJrd auch genennet Retraicte. Geſchicht wann man vom feinde abziehen und das feldt raumẽ muhß vor eins / und dann wann man dem feinde die ſeite zu wendet und mit halbem geſicht neben ihm hinzeucht / und ſich etwa mit den feinde umb ein vorthel dringen will.
Wann man nohthalber abziehen muß / geſchicht etwa wegen der unbequemigkeit / des orts / etwa auch durch eine flucht. Eß ſoll aber keiner liederlich vorm feinde ab - ziehen / er woͤlle oder koͤnte dann mit vorthel nicht zum ſchla - gen kommen / und wiſſe ein andern ſicherern und beſſer ort abzu ziehen und ſich zu laͤgern. So iſt zu nacht unord -O onung293Ander buchnung / zerruͤttung und zerlauffung des krigßvolcks / oder da der feind alß dan angreiffen ſolte / ein unverſehnliche flucht zu befahren. Am tag aber wirts der feind baldt innẽ / henget ſich mit reutern / ſchuͤtzen und dem geringen geſchuͤtz an. Vnd das noch das ergeſte / daß ſo bald man in abzug kompt / und der feind folget / pflegen die / ſo abziehen / leicht - lich das hertz zu verlieren / darumbs dan deſto gefehrlicher iſt ſich wider zu wenden und zu ſchlagen. Muhßes aber je des ungelegnen geferlichen orts halber ſein / ſo achtet mans am ſicherſten bey der nacht / doch alſo daß ſolches uffs heimlichſte berahtſchlaget und angeſagt und der troß und geſchuͤtze vorhin geſchicket und auffs ſtilleſt nachgezogen / doch das beſte volck im Nachzug gelaſſen werde. Dann uff ſolche weiſe wirds der feind deſto ſpaͤter innen / und kan mit dem gantzen hauffen ſchwerlich gefolgen / ſo hats mit einem theil nachzufolgen auch ſein gefahr uff ſich. Eß iſt aber Regreſſus zweyerley / der Reuter und dann der Lantz - knecht.
I Wann ſie ſich ſtracks und gleichſam mit einer flucht reteriren / geſchicht alſo / daß alzeit ein theil der Kuͤriſſer und Lantzirer dem feinde den kopff beut und der ander halbe theil durch die ſtraaſſen oder Intervalla der ſchlachtord - nung abzeucht / unnd das hierzwiſchen die Carabiner in ihrem abzug je ein glied nach dem andern ſich gegen dem feinde wendet und abſcheuſt / und darauff ſeriatim biß zu anfang der ordnung zeucht und ſich wiederumb in ein glid ſtellet / alß
Die294deß Andern theils.Die Lantzirer aber halten auff beiden ſeiten in corni - bus, darmit ſie / wann der feind etwa inbrechen wolte / dem - ſelben den weg verrennen und daran hindern koͤnnen.
II Wann man aber dem feinde zur ſeiten hero abzeucht / ſo verhelt ſichs / wie folgende figur andeutet.
Aber die Gravis armatura Zeucht immer in ihrer ord - nung fort.
Jſt dem andern faſt gleich und helt ſich mit dem / wie auß hierbey geſetz - tem figurlein zu ſehen
Eben alſo gleichet ſich dem reuter abzug auch der an - der abzug / wann man zur ſeiten hero den abzug / umb einen vorthel zu erlangen / nimmet.
Vnd daß ſey alſo zwar von einer offenen feldt - ſchlacht genung / will ſich aber gebuͤren / das gleich wie hiebevor in Agmine von Inſidiis etwas meldung beſche - hen / alſo auch alhier etliche exempel erzelet werden. Man hat auch mancherley gelegenheit ſich derſelben zu gebrau - chen / darumb will ich erſtlich / wie man etwa dem feinde inſidias ſtellen / und dann wie man ſich vor des feindes in - ſidiis und hinderliſt huͤten koͤnne / anruͤhren.
Zur anſtellung der inſidiarum helffen erſtlich die ſelbſtgewachſene vorthel des orts und dann vors ander das kriegßvolck ſelber.
I Durch des orts gute gelegenheit und vorthel kan man vielerhand anſchlaͤge ins werck richten / werden Em - buſcaden genennet / und ſind / wann man etwa hinder ſtau - den / gehoͤltz / hoͤhen / graben / in gruͤnden / ufern / ein hinder - halt ſtellet / oder aber ein geſuͤmpfe zum vorthel innimmet. Tomyris ein Koͤnigin der Scyten hat Cyrum mit einer flucht in die enge gelocket vnd ihn daſelbſten durch vorthel erlegt. Alſo haben ih - nen auch des orts gelegenheit nuͤtzgemacht Annibal bey Numiſtro wider den treflichen Hauptman Marcellum / Lucullus wider Mithridatem vnnd Tygranem in groß Armenia. So wohl bey neulichern zeiten Heinricus Navarræus Koͤnig in Franckreich / Wilhelmus Printz zu Vranien / wie auch ſein ſohn Mauritius. So habẽ auch andere an mo - raſen den vorthel alſo angeſtellet / daß ſie die moraſe mit ſeegraß oder alga beſtrauet / vnd ihre ordnung alſo angeſtellet / daß der feind im treffen eben des orts zu theil ankommen muͤſſen. Oder aber ſie haben ſich durch gewiſſe dartzu außerſehene oͤrter der flucht angenommen vnd hiermit den feind in moraß gelocket. Vnd was deren exempel mehr in hiſtorien.
So296des Andern theilß.II So kan man auch wie gehoͤret die oͤrter ſelbſten durch das kriegßvolck vor thelhaftig machen / oder durch verſtel - lung / ſimulando, den feind betriegen. Papyrius Curſor ließ zur ſeiten ſeinen troß von einem berglein mit einem groſſen geſchrey herein traben vnd groſſe ſtauden auf der erden ſchleiffen / darmit machte er daß beides ſein volck zukommende huͤlffe vermeinet / beides auch ſolches der feind argwohnet vnd darob die flucht gab. Alſo thet auch Cajus Sul - pitius Petrejus. Vnd pflegen auch gleiche exempel ſich zu begeben / wan man etwa durch ein hinderhalt zur ſeiten ein unverſehenen in fall thut / iſt zu ſehen an Rutilio Maximo, Munitio Rufo, Mario bey Aquis Sextiis Licinio Craſſo bey Calamarco, an unſern Niderlaͤndiſchen reutern in der ſchlacht bey Gran / wie auch bey Neuport in Flandern / vnd an andern orten mehr.
Romulus, Quintus Fabius Maximus, Sempronius Grachus, verſtecken etlich volck hinder hoͤhen / gaben darnach die flucht vnd lock - ten alſo die feinde zwiſchen die inſidias. Andere / alß der Koͤnig in Franckreich / vergruben ihr geſchuͤtz an unvermerckte oͤrter vnd lockten darnach den feind darzwiſchen / wie nuhn ſolches abgangen weiß men - niglich.
Etliche / wann ſie etwa ein abbruch erlitten / haben ſie ſich angenommen / alß wans mit fleiß beſchehen / daß die er - ſchlagene etwa abtruͤnnig zu werden gemeinet / und ſie dero wegen an ein ſolchen ort uff die fleiſchbanck geliefert wor - den / oder ſonſtet andre uhrſachen vorgewendet / darmit ſie nuhrt den ihrigen ein hertz machen wollen. Alſo auch haben etliche / wann ihnen etwa volck ab vnd dem feinde zugefallen oder ſonſtet auß dem feldte gezogenſich / geſtellet / alß wann es auß ihrembevehlich ge - ſchehen / vnd ſie under dem ſchlagen dem feinde einen groſſen ſchaden zu - fuͤgen / oder aber den feind umbziehen vnnd zu ruͤck angreiffen wuͤrden. Haben ſolcher exempel an Tullo Hoſtilio, Lucio Sylla, Scipione, welche mit ſolchem vorwenden dero ihrigen zagheit vnd gedancken gantz verkehret vnd geſtaͤrcket / alles mit ſonderer hoffnung der wolfahrt / ſo auß dieſem vermeinten anſchlag erfolgen wuͤrde. Hierneben auch wan ein treffen vieleicht noht gelitten / haben deſſen Obriſten die ſoldatenO o iijbere -297Ander buchberedet wie albereit etliche im anzug / ſo ſie entſetzen werden. Andert aber wann ihre Feldtherren oder Obriſten ver wunder oder aber gar tod auß der ſchlacht gefuͤhret / haben von ſtund an etliche zu ruͤck geſchicket vnd dem volck anſagen lahſſen / daß ſie nuhrt ſtandhafft verbleiben / dan der Herr wolle bald widerumb bey ihn ſeyn / nachdem er ſich nuhr ver - binden lahſſen.
Eß iſt auch mehrmals nicht gut / wan auch gleich der feind uͤberwunden oder gaͤntzlich umbringet und geſperret / daß man ihn gantz auf zu reiben ſich anmaſſen / oder aber die Paͤſſe gaͤntzlich verſchlieſſen woͤlle / darmit er nich auß verzweiſelter weiſe und noht ſich wider zur wehre ſtelle / und dann erſt den groͤſſiſten ſchaden thue / unnd unuͤberwind - tlich werde. Exempel hat man an Camillo / alß er die Gallos uͤber - wunden vnd in die flucht gebracht / an Q Martio Equite Romano, an Cnejo Manlio, Themiſtocle, Pyrrho der Epiroten Koͤnig welche ob ſie wohl den feind ingeſperret / ſo haben ſie doch ihm etliche luͤcken ge - macht / dardurch er die flucht nemen koͤñen vnd ihn darnach verfolgende entzlicher weiſe erleget. Mann ſoll aber hierneben gute acht ha - ben / obsrahtſam den feind verfolgen oder nicht / und ſol - ches in erwegung des orts / zeit / gelegẽheit / gefahr / des fein - des ſtaͤrcke und liſt. Darumb auch die verfolgung und das nacheilen nuhrt mit einem antheil volcks in guter ordnung geſchehen ſoll / darmit / da ſich die feinde wendeten / man die fordere entſetzen und wider treffen koͤnne. Auch iſts guet / daß man den feind wohl in abzug vnd flucht kommen / vnd die flucht vnnd unordnung bey ihm inreiſſen lahſſe vnd alß dan der zeit vnd gelegen heit / ihn anzufallẽ wahrneme. Derowegẽ dan auch der Feldther in den beſtal - lungen vnd ſonſtet dem krießvolck zu roß vnd ſueß ernſtlich inbilden ſoll daß eß ſich in keine unzeitige pluͤnderuͤng begebe. Dann es iſt oft geſchehen / daß durch das beuten der ſieg widerumb ver - ſchertzet worden. Exempel haben wir noch neulicher zeit in Vugern geſehen. Tryphon Koͤnig in Syrien / alß er von Antiocho, deßgleichenMithri -298des Andern theils. Mithridates von Lucullo / Froto Koͤnig in Dennemarckt von Enge - laͤndern uͤberwunden / haben geldt vnd ſonſt aller hand koſtbare ſachen hin vnd wider inß feldt geſtrewet vnnd zum beuten uhrſach geben / in mahſſen auch Annibal ſeinen maͤchtigen feind / vnd Antigonus die Gal - los mit ſolchem liſt betrogen. Andere haben viel wein hinderlahſſen / vnd dem feinde ſich zuberauſchen zeit geben / vnd darauff erſtet unverſe - hens zu ruͤck geeilet vnd den ſieger angegriffen. Vnnd ſolcher geſtalt iſt Cræſus Lydorum Rex gefangen / der Koͤnigin Tomyris ſohn von Cyro erſchlagen. Andere haben im abziehen ein vortheiligen ort außge - ſehen / vnd daſelbſten ſich in eil mit ihrer Wagenburg umbſchloſſen / vnd gleichſam ein Laͤger auffzuſchlagen angefangen. Demnach aber der feind ſich gegen ſie lagern wollen vnd derowegen alle nohturft hierzu zu - verſchaffen ſich bemuͤhet / vnd hin vnd wider zerſtrewet umblieff / ſind ſie in eil auffgebrochen vnd darvon gezogen.
Waſſer geſtalt nuhn erhaupte victori zu erhalten und was nach erlangtem ſieg zu thun / mercke aus dem al - ten brauch / Nemblich man hat ſich auff die walſtadt oder in der fein - deerobertes Laͤger gelagert / gute vnd fleiſſige wacht vnd ordnung gehal - ten. Deß folgendentages durch offenen Gottesdienſt vnnd gemeines gebet vnd danckſagung / vor erzeigte wolthat vnnd huͤlffe dem Almaͤch - tigen Gott gedancket vnd ſeine guthat gepreiſet. Darnach die nam - haffte leut erhlich beſtattet vnd ſonſtet auff der wahlſtadt gruben machen lahſſen feind vnnd freund darin zu begraben / aber hierneben / wann der feind nicht gar uͤberwunden / ſondern ſich noch im felde zu erhalten ver - moͤcht / die anzahl der erſchlagenen nicht vermercken lahſſen / ſondern dieſelbe viel germger / alß ſie an ſich ſelbſten / außgegeben.
Das iſt aber das meiſt und vornembſt / daß der Feldther ſich deß ſieges nicht uͤbernehme / ſondern Gott die ehre und den danck gebe / und ſich aller beſcheidenheit und mildigkeit verhalte: Darneben aber ſich deß ſiegeß wohlgebrauche / und wahrneme / wie dem feinde weiter abzubrechen unnd was die zeit und gelegenheit gebe / darmit dem krieg ein ende gemacht oder ein guter friede und vertrag erhalten werde.
Ferner299Ander buchHieher gehoͤren auch alle inopinatæ incurſiones, alß da man in der feinde landt infellet oder ſich gar hinein laͤ - gert: Da man die quartier und laͤger uͤberfellet oder auß unvermuhtlichẽ orten unverſehens in Zug - und Schlacht - ordnung infellet / welches dan mehr mit liſt / alß guter ord - nung zugehet / unnd gemeiniglich mehr durchs gluͤck / alß durch dapffere mannheit / verrichtet wird. Demnach es aber auch mehrertheilß zu deß Feldt herren verrichten gehoͤ - rig / ſo will ichs ſeiner diſpoſition und direction heimge - ſchoben / und under deſſen den leſer in Stratagemata Fron - tini gewiſen haben: Aber hierneben dieſe wenige nach rich - tung auß dem Æliano zum vorthel nemen / dardurch wihr vornemblich dieſen locum inſidiarum ſecundum beſſer und ordentlicher beſehen moͤgen. Eß ſind aber die Inſidiæ, ſo man durch kriegßvolck ins werck richten kan / zweyerley / Provocatio, Circumventio. Provocatio iſt wann man den feind uf die angeſtelte inſidias anreitzet / darzu auch gehoͤ - rig / wan man ihn durch die præſtructos uffs geſchuͤtz locket / welches man etwa zuvor mit volck bedecket hat / aber wann der feind itzo antrifft / ſich oͤffnet uñ das geſchuͤtz entdecket uñ dem feind offenbahr machet. So pfleget man alß dan auch etliche hauffen außzuſchicken / welche den feind mit ſchar - muziren uffhalten und zu ruͤckweichen immer naͤher her - bey bringen. Vors 11 gehoͤren alhier Eruptiones und wan die hinderſtellete hauffen durch die luͤcken der Præſtru - ctorum uff den feind außfallen. Vnd pflegen alßdan die Piquenirer und Lantzirer zum oftern ihre oberwehren zu verbergen und nach zu ſchleiffen / und hiermit den feind zubetri -300des Andern theils. betriegen / daß er ſich keiner gravi armatura verſiehet. Et - wa fallen auch die Subſtructi durch die Intervalla.
Circumventio und das umbringen iſt dem Æliano zweyerley / Circumventio Phalangis & circumvẽtio cornu. Jene iſt / ſo man deß feindes hauffen faſt gar umbſchleuſt / alſo daß man auch in caudam infallen moͤchte. Darumb weichet das cor / die alæ aber dringen fort / darob meinet der feind / er hab cor in die flucht bracht und dringet derowegen tapffer nach / biß ihn die beide cornua beſchloſſen: beſihe num (LVIII).
Dieſe / nemblich Circumventio cornu, iſt / ſo man die hauffen nuhrt uff der einen ſeiten / ſey dann ala dextra oder ſiniſtra, umbringet und anfellet num (LIX)
II
Muß man auch ein wenig beruͤhren / wie man ſich vor des feindes Inſidiis und hinderliſt huͤtẽ koͤnne / nemblich durch Explorationem und fleiſſige kuntſchafft / und nach dem man dieſelbe ingenommen / zum 11 Mutationem aciei und daß man nach erheiſchung deß feindes anordnung / und wan man mercken kan / was er im ſchilde oder ſin fuͤh - ret / auch ſeine gemachte ordnung endert / alß ſo man gegen die Subſtructos - welche Eruption und außfallens halber an - geordnet / Obſtructos anſtellet / darmit die ordnung deſto breiter werde / gegen Circumventiones amplificirung und vermerung der breite der ordnung oder hauffens / gegen ein duplirte ſchlachtorgnung ein gleichmeſſige / gegen ein Gibbum (LX) ein Lunulam und gegen des Æliani Cuneum und Rombum Forticipem, Forficem & Retroflexam & Anteflexam und ſo vorthan / (LXI) (LXII)
VOlget kuͤrtzlich / uñ daß man darin wohl in acht zu ziehen / wie man den feind mit betruͤglichem ſchar - muziren ſo lang auffhalte / biß die gantze armada in guter ordnung angreiffen koͤnne. Doch ſoll man darneben finſte - re zeit meiden / und wo man an Schiffen zu ſchwach / die enge des Meers und die Buſen außſuchen. Vnd weiln gemeiniglich den feind die neu ankom̃ende ſchiffe und huͤlf - fe mehr erſchrecken alß die / mitwelchen er albereit zu ſchaf - fenhat / ſo thut man weißlich daran / daß man etliche in hinderhalt / oder vielmehr in inſidias hinſchickt / welche alß dann / wann man am heffſtigſten ſtreitet / herzu nahen und ein neuen angriff erregen. Darneben auch mit fleiß zuſehe / daß die ſchiffleute und nautica miniſteria durch die ſtreitende nicht gehindert / oder die ſchiffe an ein ander lau - fen oder ſich zu weit von ein ander trennen laſſen: Auch mit allerhand feurwerck / der feinde ſchiffe darmit an zu zuͤnden / wohl verſehen ſey. Vnd pfleget der ſieger nach erhaltener Victori die ſchiffe / ſo er ihm nicht zu nutz bringen kã mit feur anzuzuͤnden / darmit ſie dem feind nicht etwa zu nutz wider zugefuͤhret werden koͤnnen.
NAch den Schlachten in offnem felde kommen wihr nuhn an die Obſidiones und beſtuͤrmen dero feſtenplaͤtzen /302des Anderentheilß. plaͤtzen / alß ſtaͤtte / Schloͤſſer und Schantzen. Wihr wollen aber in Obſidione zweyerley betrachten / in maſſen auch in Stataria pugna beſchehen / Aggreſſionem unnd Re - greſſum, wie man nemblich eine belaͤgerung angehen / oder aber / ſo man deß platzes nich maͤchtig werden kan / widerum̃ abziehen und retrette nemen ſoll.
Jſt zweyerley / nemblich durch Inſidias oder liſtige practiken / und dann ein beſtaͤndige belaͤgerung / koͤnt es et - wa nennen Diuturnam oppugnationem.
Kommet zweyerley zu beſehen / Cinctio und Propu - gnatio wie man nemblich ein ſtatt anzugehen / und auch hingegen / wie man ſich in gegenwehrlicher beſatzung zu verhalten pfleget.
Muhß geſchehen durch folgende poſten / durch das Berennen / durch Vmbſchantzen / durch Beſchiſſen / durch Beſtuͤrmen.
Ohne iſts aber nicht / daß ein Feldtobriſter vnd Krigßherr wohl zu bedencken vnd zeitlich zu berahtſchlagen / daß er ſich in keine unnoht - wendige / langwirige vnd mißliche belaͤgerung begebe: dann verzehret man leutte / gelt vnd zeit / vnd kompt des feindes entſatzung darzwiſchen / darob man dann zu weilen etwa mit ſpot abziehen muß / ſo hats aller - hand gefahr auff ſich. Vnnd ſind inſonders die belaͤgerungen Win - terßzeit zu meiden. Darumb ſoll man alle heimligkeit / ſchwaͤche vnd ſtaͤrcke des Platzes zuvor wohl wiſſen. Jtem ob man ſich des feindes anzug vnd entſatzung zu vermuhten habe: Vnnd da er keme / ob manP p ijgefaſt303Ander buchgefaſt ſein moͤge / beydes die belaͤgerung zu verſehen vnd darin zu behar - ren / auch hierneben ihm under augen ziehen: Vnd ob man entlich ge - traue vnd ſo viel alß ſicher ſeyn moͤge / durch oberzelete Poſten vnd mit - tel den Platz zu zwingen. Dann ein ſtatt zu erhalten / oder zu erobern / ſtehet mehr uff dem gewalt vnd geſchickligkeit / alß dem gluͤck. Vnnd ob wohl in die harre / da man allen vorthel vnnd gewalt gebrauchen mag / vnnd kein entſatzung vorhanden / ſich keine ſtadt / wie feſt / wohlbeſetzt vnd verſehen ſie auch gleich ſey / erhalten mag / ſo kommen doch gemei - niglich allerhand zufaͤlle entzwiſchen / dardurch die belaͤgerten gerettet werden / vnd die feinde abziehen muͤhſſen: alß etwa ſtet naſſes wettert infallende ſterbens ſeuche / mangel an profeant / ſchwere Winters zeit / da man ſich ſchon ſonſten des feindes wenig zubeſorgen.
DAs Berennen und inſperren der ſtaͤtte oder feſtung ſoll zu gleich geſchehen / und mit ſolcher ordnung und ernſt / daß die in der ſtat weitlich hinnein gejagt unnd ge - ſchrecket werden. So pfleget der Feldtherr den Platz im erſten darvor ruͤcken im nahmen deß Kriegßherren auff - zu fordern. Eß geſchicht aber das berennen durch ſon - derliche darzu deputirete hauffen / die mit der beſatzung ſcharmuziren und in mittels alle gelegenheit / ſo viel muͤg - lich / außſpehen. Beſſer aber iſts / daß ſolches durch vor - angemeldtẽ Chorographum albereit im abriß gezeiget wor - den: Ob nemblich der ort ſtarck oder ſchwach / ob und an wechem ort man ſonderlich ſchaden von innen hie - nauß thun moͤge / vornemblich aber an dem ort / da das Laͤger geſchlagen werden ſoll / und ob die wehren der feſtuͤg ſelbigem under augen / zu ruͤck oder gegen thal abhangen / weſſen orts man die waͤlle und gemeuer ſturmaͤſſig beſchie - ſſen koͤnne / und wans beſchoſſen / man guten zu - und abirithaben304deß Andern theils. haben koͤnne / ob er leitermaͤſſig. Ferner was etwa vor wehren vorhanden / ob mit groſſen ſtuͤcken dar auß zu arbei - ten muͤglich. Jtem obs hohe katzen oder andere uͤberhoͤhte gebeu habe / wie jetziger zeit an vielen orten zu finden und da - rauf aller ſeits groſſer geſchoß verſchirmet gebrauchet werdẽ moͤge. Vor ſolchen wehren iſt ſich wohl vor zuſehen / dann dieſe eben die ſind / ſo zu weilen ein laͤger aufftreiben / wel - ches doch aus den aller ſtaͤrckiſten bedeckten thuͤrmen ſchwerlich geſchehen mag / weiln in den ingeſchloſſenen ge - maͤchen der groſſe dampff / ob gleich rauchloͤcher vorhan - den / ſolches verhindert.
DAs meiſte iſt an dieſer kunſt und vortheiligkeit gele - gen. Man kan ſie Circumvallationem nennen nach dero Alten und des Thucydidis weiſe. Eß habens aber die Roͤhmer und Griechen ſo wohl in brauch gehabt / alß un - ſere jetzige Kriegßverſtendige. Man leſe hiervon Thucydidem, Appianum in Libyco & Ibericis narrantem vnd dan Cæſarem ſelb - ſtet / wie auch Vegetium. Die verzeichnus aber beſehe man bey num. (LXIII) Darin bezeichnet (1) die graben / (2) Stimulos, (3) Lilia, (4) Cippos (5) vallum, ſo auß erde zu gericht vnd Loricã oder bruſtwer dar - auff von holtz. (6) Cervi ſind ſtarcke eſte / welche man halb in den wall gelegt / darmit man darvor nicht hienauff ſteigen koͤnnen / (7) Turres oder hoͤltzine thuͤrme.
Jn unſer jetzigen militia aber iſt dieſer poſt num. (LXIV) zweyerley / das Vmbſchantzen an ſich ſelbſten / num. (8) und vors ander das Approchiren oder ſich mit gutem verdecktem vorthel herbey nahen / num. (9) und ge - ſchehen alle beyde durch das vergraben. Vnder deſſen manP p iijſich305Ander buchſich aber auf gedachte maniren vergraͤbet / gehoͤren ſtarckt wachten und reducten und retretten / welche man vors er - ſte in groſſer eil uffzufuͤhren pfleget / darzu gegen das auß - fallen der beſatzung. Jſt nuhn der platz gar in der ebne ge - legen / und alſo ſchwerlich zu belaͤgern und zu beſchantzen / ſo muhß man ſich von weitem inſencken / und von dannen anheben zu approchiren und die ſchantze zu fuͤhren / etwa hat man ſich mit wollenſaͤcken gefaſt gehalten / darmit man eilens das geſchuͤtz ſtellen und decken koͤnnen. Bey ieder ſchantzen ſoll man katzen oder gleichſam hohe bolwerck und battarien (10) auffwerffen / darauff man das geſchuͤtz deſto beſſer brauchen und die ſtreich - und andere wehren der fe - ſtungen uͤberhoͤhen moͤge. Den anfang des ſchantzenß macht man gemeiniglich bey nacht / weiles bey tag gefehr - lich iſt. Darmit es aber am ſicherſten geſchehen moͤge / ſo wird allerhandt vorthel geſuchet und gebrauchet / alß daß man / ſo mans gehaben mag / hinder einem buͤhel oder in einem thal zu graben beginne / und wo dieſes nicht / ſo ma - chet man heimliche reitzunge in einem oder zweyen vorthei - len / und ſich etwan lautreiſig / alß ob man ſtuͤrmen oder am ſelben ort ſchantzen wolle / darmit auß der beſatzung allein dahin geſchoſſen und dieſe / welche an der rechten ſchantze arbeiten / ungehindert bleiben. Wo dann der ort / da das geſchuͤtz hingeſtellet werden ſoll / am grund und boden waͤſ - ſerig oder moͤſig / ſo kan man ſelbigen ort mit wellen und waſen umbwegßlet außfuͤllen und feſt machen / dann oben darauff dielen legen und das geſchuͤtz darauff zuſtellen. Auch macht man etwa in zeit der noht blindſchantzẽ theilsmit306des Andern theils. mit ſchrancken / wellen und giffelholtz daran geleinet / theils mit wagen mit wellen oder buͤſchel und darin dicke tremel gebunden / beladen / und je eines an das ander gehefftet / auch vor|die wagen unden wellen geleihnet: theils auch duppelten kieſten mit erd und ſandt gefuͤllet / uf wagen geladen unnd unden mit ſtarcken dielen behenget. Solche blindſchan - tzen aber braucht man nuhrt ohne gefahr dahinder zu arbei - ten / dann wo nuhrt ein kleine und wenige blendung vor - handen / daſelbſt iſt ſehr ungewiß nach leuten zu ſchieſſen. Man ruͤcket darnach auß einer ſchantzen in die ander / und naͤhert immer zu den Contreſcarpen und dem graben biß man gar hinneinkoͤmmet. Solche ſchantzẽ und retretten be - ſetzet man ſo ſtarck / alß immer muͤglich / darmit nicht alle mahl / wann ein außfall geſchicht / im laͤger laͤrm gemacht werden doͤrffe. Vber das muͤſſen ſchuͤtzeñ in die lauffgra - ben geleget werden / und ſo nahent / alß geſein kan / an den graben uf die wehren zu ſchieſſen / darmit ſich darrinnen niemand bloeß geben doͤrffe / und man vor den handtſchuͤtzẽ etwa geſichert ſeye. Viel ſcharmuziren ſoll der Feldtherr vor dem platz nicht zu laſſen / dann dardurch nimmet man nuhrt ſchaden / erobert aber darum̃ die feſtung nicht. Man macht auch uber das verdeckte ſtollen und ingaͤnge in die graben / und darneben ſchießloͤcher in die maur / da eine vorhanden / darmit man in graben kommen / und ſonderlich dem feinde darauß wehren moͤge / daß er nicht im graben ſicher bleiben und wandeln / oder das ingeworffene unnd vom ſchieſſen ingefallene erdrich und ſteinwerck mit weg - tragen koͤnne. Da es waſſergraben hat / pfleget man daswaſſer307Ander buchwaſſer zu wenden / oder abzugraben / und wo muͤglich die graͤben dardurch zu vertrucknen. Jtem man brauchet pom pen und roßmuͤhlen darzu. Da man das waſſer nicht ne - men kan / hat man etwa allerhand manier ſturmbruͤcken / etliche von leder / etliche uff faͤſſern / etliche uff raͤdern unnd waltzen: Die ſchaltet man durch ein ſchantz biß an den gra - ben / und rauͤmet das erdtricht hauſſen hinweg / daß es dem waſſer faſt gleich wird / laͤſſet allein das fordertheil oder fuͤt - ter maur / ſo eine vorhanden / ſtehen. Stoͤſſets alß dann einsmals umb und hebt die bruͤcke an auf dem waſſer fort zu ſchieben biß an wall oder bolwerck. Aber darzu gehoͤret groſſe entſchuͤttung vom geſchuͤtz / und daß daſſelbe ort zu vor wohl beſchoſſen und die ſtreichwehren genommen ſeiẽ. Dann man ſich ſonſtet ſchwerlich vor dem geſchuͤtz und feuerwerck deren / ſo darinnen / erhalten kan. Das gewiſſeſt und naͤheſt mittel aber zu erobrung derwaſſergraͤben / und erreichung der bolwerck iſt das bergdreiben und auß - fuͤllen. Vnd pflegt man etwa gegen dem bolwercke num. (11) das man begeret zu ſtuͤrmen / das erdrich vor der con - treſcarpen in graben zu werffen: Hernach die contreſcarpe zu oͤffnen und ein zimlich breite außfuͤllung / die uͤber das waſſer reichet / zu machen / und hinder einer neuen bruſt - wehr mit wollen ſaͤcken oder gruͤnen wellen zugerichtet / immer fort zu arbeiten und das erdrich in graben zu werf - fen / und zu erhoͤhen. So verbauet man ſich zu beiden or - ten gleichfals / darmit man vor der feinde ſtreichen unnd ſchieſſen ſicher ſeyn und fortarbeiten koͤnne / und kein ſcha - den / dan allein oben herab zu gewarten habe: vor welchenman308des Anderntheils. man ſich doch auch mit ſchirn maͤnteln und naſſen kleidern und dergleichen bedeckt und verſchart / ſo lang und viel biß man die außfuͤlluug uͤber das waſſer bringet / und uͤber den graben hienuͤber an die zerſchoſſene und ingfallene waͤlle uñ wehren gereichet / und alß dan mit niderreiſſen / undergrabẽ und ſprengen / ꝛc. fortarbeiten kan. Zum infuͤllen gebraucht man ſich nicht allein des erdrichsſchuttens / ſondern auch ſaͤcke mit erdricht außgefuͤllet. An trockenen graben hats zwar weniger muͤhe und arbeit. Dann wann der grabe durch ſtollen geoͤffnet und kein waſſer irret / ſo pfleget man ſich etwa zu ſencken und ein graben zu dreiben / und das erd - tricht uff beide ſeiten zu werffen / und mit waͤllen / und wie man kan / zu verbauen / und oben mit brettern und heuten ein deckel zu machen / darmit man von den ſtreichen unnd handtwehrẽ und oben herab vorm feuer werffen ſicher ſeyn koͤnne. Oder da man ſchon die gelegenheit felſens halber zum ſencken und graben nicht gehaben mag / ſo macht man von den ſtollen und ingaͤngen in graben ein bedeckten gang / von ſtarckẽ eichinen dielen / darunder man deſto ſicherer biß an die waͤlle und mauren gelangen moͤge. Sind aber die ſtreichwehren in graben gar genommen / ſo hats deſto weni - ger muͤhe und gefahr. Hernacher gebrauchet man ſich et - wa der Sturmmaͤntelen / die auß bretter zuſammen gefuͤ - get / und in der groͤſſe ſein / daß mans fortbringen oder zerle - gen / und auf der ſtaͤtte wider ergaͤngen kan / die traͤgt und lenet man mit gabeln an den wall / under ſtuͤtzets und ſetzet ihrer ſo viel an einander / alß man bedarff: Vnder denſelbẽ arbeitet darnach das kriegßvolck und die ſchantzbauren.
DAs beſchieſſen und faͤllung der mauren und waͤlle geſchicht uff zweyerley art / durch das beſchieſſen des geſchuͤtzes und dan durchs ſprengen / und gehoͤret alhier das plantiren des geſchuͤtzes / feuerwerckerey / allerhandt vorthel im ſchieſſen / item miniren und ſapiren / etc. So balt man nuhn das laͤger vor einen Platz ſchlegt / ſo ſoll man gleich deſſelben tages ein antheil des geſchuͤtzes ſtellen und die oberwehren beſchieſſen darmit man gleich den an - fang mit einem ſchrecken mache / und deſto weniger ſchaden im laͤger leide / auch alſo deſto beſſer ſchantzen moͤge. Vnd auff daß der feind uͤberall zu thun und zu wehren habe / ſo ſoll man mehr alß an einem ort zu ſchantzẽ / und zu ſchieſſen anfahen. Jſt aber ein Fuͤrſt mit geſchuͤtz und munition nicht gefaſt / ſo gehe er der belaͤgerung muͤſſig. Jſt aber auch ein ſtarcker fluß an der feſtung / ſo muhß er uͤber das den ort auff beyden ufern umbſchantzen / und die laͤger mit ſchiffbruͤcken an einanderhangen. Wann man nuhn bruͤcken ſchlagen muß / und die / ſo under der ſtadt gelegen / in gefahr ſtehet (kan der andern obig der ſtagt eben ſo wol von feinden / ſo zur entſatzung ankommen / widerfahren) daß ſie durch feuerwerck und anders / ſo oben herab kom - men thete / beſchedigt und zerriſſen werden moͤchte / ſo ſoll man ober der bruͤcken pfell ſchlagen / oder kleine ſchifflein verordnen und mit langen hoͤltzern und ſtarcken ketten wider ſolche anfaͤlle / verwahren und zuſammen binden. Darneben aber gehoͤren hierzu auch ſonderliche ſchuͤtzen / welche wachen und wehren helffen. Nach dem nuhn diefeſtung310des Andern theilß. feſtung ſtarck mit bolwercken und wehren erbauet / muͤſſen die ſtuͤck auch deſto groͤſſer ſeyn / alß Carthaunen und dop - pel Carthaunen: Dann kleine ſtuͤck koͤnnen nicht genug - ſam in die waͤlle und das erdtrich arbeiten. Ein groſſe fuͤr - derung und vorthel iſts / wann jede ſorten des geſchuͤtzes ein loht ſchieſſen / und man ſchaͤffte / raͤder und axen / etc. von einem zum andern gleich verwechſeln und gebrauchen kan. Gut iſts auch daß man das geſchuͤtz foͤllig mit darzu gehoͤ - rigen leuten und einer anzal ſchantzbauren (wann man die ſoldaten zur arbeit nicht brauchen kan / in dem doch die Roͤ - mer das widerſpiel gehalten) verſehen ſey / darmit man in der eil und mit ernſt fortarbeiten koͤnne. Sonders aber trachte man mit fleiß dahin wie man uber zwerch auff die wehren ſchieſſen moͤge / bedacht / daß wo die in der feſtung kein gewiſſen ſichern ſtandt haben moͤgen / koͤnnen ſie des ſturmbs uͤbel außwarten / und da die waͤlle ſchmal ſeyn / kei - nen rechten ſtand und raum zur erhaltung gehaben. Da - rumb gebrauchet man ſich des groͤſten ernſtes an ſolchen ſchwachen orten / und da keine ſtreichwehren / oder da man die ſtreichwehren beſchieſſen und nemen kan. (num. 12) So balt nuhn zu ſchieſſen angefangen wird / alß ſoll ohne nach - laſſen und unauffhoͤrlich fortgearbeitet werden / und zum erſten den feinden die oberwehr / darauß ſie ſchaden thun / ge - nommen / und die bruſtwehren an den orten / da man ge - dencket zu ſtuͤrmen / weggeſchoſſen werden / uff daß die be - ſatzung gedrungen zu ruͤck zu weichen und neue bruſtweh - ren zu machen / welches dann ſie ſehr ſchwer ankommet und zu dem der platz und ſtand zum ſturm abſchlagen zu engeQ q ijwird.311Ander buchwird. Vnd werden zu dem abgemergelt und mit ſtetigem ſchieſſen am gegenbauen ſehr gehindert.
Eß iſt aber / die gemauer und waͤlle zu beſchieſſen / kein tigentliche und gewiſſe underweiſung zu geben / auß uhr - ſach / daß die gebeu einander ungleich und underſchteden. So werden auch wenig feſtungen erobeit / die auff ein glei - che weiſſe beſchoſſen. Dann ob man wohl an einem ort ein vorthel brauchen koͤnnen / habens an dieſen ort etliche zufaͤl - le widerwerdigkeiten gehindert / alſo daß man andere mit - tel ſuchen und an die handt nemen muͤſſen. Dann obwohl ein thurm oder feſtes gemauͤr ehr und fuͤrderlicher nicht be - ſchoſſen werden kan / dann mit Nohtſchlangen / alſo / daß allmahl nach zweyen ſchuͤſſen ein ſchuß mit und auß einer Scharfmetzen darzwiſchen geſchehe / und alle ſchuͤſſe ne - ben einander ohn gefehrlich zweyer man hoch ob der erden antreffen / ſo kan es doch nicht allemahl mit gleichem nutzen uff dieſen ſchlag beſchehen / auß uhrſachen / daß an ſumpfigẽ orten und hohem gebirge / die groſſen und groben haup - ſtuͤcke mit alzu groſſem unkoſten fort gebracht werden muͤſſen / und zu dem bißweilen unvonnoͤhten die ſtarcken dicken gemaͤur nider zufellen / weiln offtermahls viel beſſer iſt / wegen kuͤrtze der zeit mit dem geſchuͤtz allein die wehren derſelben zu benemen.
Demnach auch bey nacht eben ſo wohl / alß bey tag geſchoſſen werden muß / und auch ſolch naͤchtlich ſchieſſen den menſchen nicht gering ſchrecken injagt und groſſe zach - heit uhrſachet / vornemblich wann die beſatzung in ihrem beſten außbeſſern deſſen / ſo bey tag zerbrochẽ / unverſehensbeſchaͤ -312des Andern theils. beſchaͤdigt und abgedrieben / und alſo folgendes tages alles auffenthalts der ſchuͤſſe beraubet wird: alß ſol ſich ein buͤchſenmeiſter befleiſſen / bey tag die oͤrter zu verſuchen / achtung auff die inſtrumenta und richtung des geſchuͤtzes zu haben / und dann durch huͤlffe des magnets ſich an bey tag abgeſehene oͤrter auch bey naͤchtlicher weile mit ſchie - ſſen zu legen.
Feurwerck auß Boͤllern neben dem geſchuͤtz gebrau - chet / iſt ein gar nuͤtzlich und vortheilig ding / die feſtung an mehr orten / ſonderlich zu groſſen windes zeiten / oder wan man im ſturm iſt / anzuzuͤnden. Doch helt man darneben die feurkugeln mit ſchlaͤgen gemacht / vor die beſt und be - quemſt.
Vor feſtungen pflegt die beſatzung dem feinde die contreſcarpey fuͤr zu halten / und da will es groſſe muͤh ha - ben und viel leut koſten / ehe man dieſelbe erobert / und die belaͤgerten in die feſtung inſchleuſt. Aber es wil alhier nicht anders ſeyn / und muß der Feldtherr ſein euſſerſts darbey thun / uff daß er nicht lange darmit geſeumet werde. Wan ſie nuhn erobert / ſo ſencket man ſich auff dem graben in / und fehet an die ſtreichen mit dem geſchuͤtz zu ſuchen. Darne - ben arbeitet das geſchuͤtz von andern orten auß den Batarien / Katzen und ſchantzen mit allem gewalt und un - auffhoͤrlich gegen den bolwercken / dieſelbe an den ſpitzen und ſeiten (num. 13) zu oͤffnen / zu faͤllen / unnd die ſtreich - wehren zu daͤmmen.
Vnnd diß ſey alſo von dem beſchieſſen. Dem folget nuhn das miniren und ſprengen / wann man an die bol -Q q iijwerck313Ander buchwerck kommen. Vnd das iſt der ſicherſt und fertigſte weg Wie wohl man etwa / ſo man ſchwerer und langſamer an die wehren kommen kan / darauſſen in der eroberten con - treſcarpen vor dem graben ſtollen ſencket / dieſelbe under dem graben biß an den wall und die wehren dreibet (num LX) und ſich zum ſprengen richtet. Aber daſſelbe iſt viel langſamer und mißlicher alß daß erſte / und gerahtet ſelten wohl. Man nimbt ſich aber gewoͤhnlich umb die bolwerck an / und undergraͤbet dieſelben nicht mit einem oder zweyen / ſondern mit vielen ſtollen und underſetzt ſie mit pulver / und zuͤnds zu ſeiner zeit an. Doch ſoll man im graben gar heimlich und ſtill darmit umbgehen / darmit es der feind nicht innen werde und entgegen grabe. Da ers aber thut / ſo gehoͤren freudige erfahrne leut und gute wacht darzu / die ſich nicht lahſſen abdreiben / ſondern dem feinde fuͤrkom̃en und ihn undergraben / oder zum erſten anzuͤnden. Wann man nuhn zum ſprengen fertig / ſo ſoll man auch zum ſturm gefaſt ſeyn / und gleich mit an dem ort anlauffen / da das pulver die wehren / wall und bolwerck uff ein hauffen ge - worffen. Gerehtet nuhn das ſprengen / ſo hat der ſturm deſto mehr vorthel und nachdruckes. Da es aber nicht guete wirckung hat / da ſeind auch die ſtuͤrme gemeiniglich vergebens und gehen mit groſſen ſchaden ab.
ES ſollen aber die ſtuͤrme ordentlich auff einander be - ſtellet und ſturmleitern dem kriegßvolck mit ingethei - let und mehr alß an einem ort angeſtellet werden. Dann ſo thut jedes theil darinnen beſorgen / man werde am an -dern314des Anderentheilß. dern theil nicht feſt genug halten. Etwa laufft man an ei - nem ort an / da man nicht ſtuͤrmen will / noch kan / die drin - nen deſto mehr zu zertheilen / und zu ſchrecken. Etwa ge - ſchichts / daß man an einem ſolchen ort / der gemeiniglich nicht wohl beſtellet iſt / den ſturm unverſehenlich erhalten thut. So muhß auch der Feldther beſonder fueßvolck ver - ordnen / den ſturm / wo vonnoͤhten zu ſtercken. Vnder deſſen halten die reiſige und die andere hauffen in guter ord - nung / ob etwa der feind von auſſen ein infall thun / oder die beſatzung außfallen wuͤrde / ſelbige abzuhalten: und leſ - ſet man das geſchuͤtz ſtets arbeiten / biß man zu ſammen kompt. Doch wird das kriegßvolck des letzt en abſchieſſens verwarnet. Geſchichts auch / daß das erſte ſprengen und ſtuͤrmen ſchon nicht nach wunſch gerahtet / ſo ſoll man dar - umb nicht gar erligen unnd ablaſſen / ſondern nuhrt deſto embſiger und mit unauffhoͤrlicher arbeit / auff andere neue wege zum ſturm und eroberung bedacht ſeyn / unnd dem feinde weder tag noch nacht ruh laſſen / newe Minen ma - chen / die neu gemachte bruſtwehren der belaͤgerten hin - weg ſchieſſen / den wall durch die ſchantzbauren herunder ziehen / oder aber alſo undergraben / daß die bruſtwehr her - nacherfallen / und die droben uf der wehr / ſampt dem ge - ſchuͤtz bloß machen / und das kriegßvolck alſo nahe in den wall ſchantzen und vergraben / auch ſo nahent an den feind bringen / daß ſie mit der fauſt mit einander zu thun haben. Wo wans dahin bringen kan / ſo iſts balt mit den belaͤgertẽ auß: angeſehen daß die drauſſen die ſtaͤrckiſte und ſtetig die ihren abwechſeln und entſetzen koͤnnen / unnd hergegen diedrinnen315Ander buchdrinnen immer zu abnemen / er muͤdet und verzagt werden und muͤſſen entlich auff die ergebung bedacht ſeyn / oder der euſſerſten gefahr erwarten.
Kan nuhn ein Fuͤrſt ein feſtung durch ergebung und leidtliche mittel bekommen / ſo ſoll er ſich eines zweyffelhaftẽ ſturms nicht underfahẽ. Eß ſind aber die ergebung uff ſon - derliche conditionẽ / alß etwa uff gnadt und ungenadt nichts außgenom̃en: in welchem der Feldther nach des Kriegßher - rẽ gefallen macht hat ſtraaff fuͤrzunemen. Etwa ergeben ſich die kriegßleut in ritterliche gefengnus ihr ehr und leben vor - behalten: etwa auff ein freien abzug mit ihren wehren / faͤhn - lein / haab und gut: zu weilen auch ohne faͤhnlein / oder des etwas / oder allein ſo viel ſie bey ſich tragen moͤgen. Etwa iſt den buͤrgern auch erlaubet mit auß zu ziehen / etwa muͤſſen ſie in der ſtadt verbleiben. Vnd ſind dero bedinge viel.
Wird aber die feſtung durch ein ſturmb erobet / ſo bleibet dem kriegßvolck die pluͤnderung / doch dem kriegß - herren geſchuͤtz / munition und profeant vorbehalten. So wird auch die pluͤnderung nicht lange geſtattet / ſondern das volck balt herauß gefuͤhret und ein beſatzung darin ge - legt und was zerbrochen nach gelegenheit ergentzet / den buͤr - gern gute / neue geſetz und ordnung gegeben / und das regi - ment alſo beſtellet / daß ſie gegen ihrem neuen herren hier - durch ein gut hertz und willen faſſen / und nicht auff verraͤh - terey und das ergſt gegen ihm gedencken. Wo aber etliche verdaͤchtige under ihnen / ſo iſt daß ſicherſte / ſie alßbalt ab - geſchaffet. Will man aber den ort nicht behalten / ſo ſchleif - fet man ihn follents / und zuͤndet etwa uͤber dz die gebeu mit feuer an.
ES ſind mancherley anſchlaͤge / darmit man ein be - ſatzung betriegen kan. 1 Kan man ein ſtadt Primo im - petu durch unverſehenes ſchnelles anfallen inbekommen / in maſſen Titus Quintius, Roͤmiſcher Buͤrgemeiſter Antium, Marcur Cato ein ſtadt in Hiſpanien, nach dem er in zweyen tagen vier tagreiſen durch unwegſame oͤrter verbracht / vnd alſo den feind / der ſich ſolches nicht befuͤrchtet / uͤbereilet. Auch hat man etwa die vorſtaͤtte unverſe - hens mie feuer heimlich anlegen laſſen / wann nuhn die aus der rechten ſtadt das feuer zu leſchen hingelauffen / die feſtung unverſehens angefal - len. Andere haben ein geſprech angeſtellet / vnd under dem ungemer - cket die ſtadt erſtigen.
Moritz Graff zu Naſſau verſtellete etliche junge geſellen in ben - riſche weibskleider / welche theilß allerhand profeand ins Caſtel vor Zutphen tragen / theilß auſſen herumb graß abſchnitten. Demnach ſie aber vnder den kleidern bewaffnet / bekamen ſie durch ſolches mittel die pforte in / biß daß der nachdruck vnd entſatzung ankommen / vnnd des Caſtels gar maͤchtig worden. Der Duc de Maine ließ etliche ſoldaten in Diepen lauffen / welche ſich ſtellen muſten / alß wann ſie von ihm abge - fallen. Wie man ſie nuhn in Diepen angenommen / haben ſie bey nache den Mainiſchen die pforten geoͤffnet. Etliche haben durch laſtwagen zu wegt bracht / ſo ſie under die thore und pforten gebracht / vnnd alſo an - geordnet / daß etwas an einem rahd / oder ſonſtet zerbrochen / vnd hierob die thore nicht geſperretwerden koͤnnen: Oder aber haben underm ſchein der profeant auff den wagen ſoldaten under die thore gebracht / vnd ſie alſo erobert / darvon man noch gantze friſche exempel weiß. Antiochus alß er Suendam Cappadociæ caſtellum unverſehener ſache innemen wolte / vnd auß demſelben das vieh auff die weide gedrieben war / ließ er die hirten deſſelben umbrigen / ſeiner ſoldaten etliche ihre kleider anthun / vnd alß ſie mit dem vieh im hineintreiben an die wacht am thor kom̃en / dieſelbe abſtechen vnd das thor innemen. Da etwa ein feſte profeant - tiret entſetzet oder ſonſt etwas hinnem gebracht werden ſollen / vnd man die ſtunde eigentlich erkundet / iſt man dem andern theil vorkommen / ſich verſtellet / alß wann die / ſo ankommen ſolten / vorhanden vnd hier mitR rgantzer317Ander buchgantzer ſtaͤtte vnnd feſtung mechtig worden / oder da je das thor vor tag nicht geoͤffnet werden ſollen / durch Petarden die oͤffnung ſelbſtet gefun - den. Jſt an Raab in letzter eroberung von vnſern practiciret worden.
II Pfleget man etwa auch der beſatzung allerhandt ſchrecken / ſurcht und zagheit inzujagen / und ſie hiermit zur ergebung zu bringen / alß Philippns / weiln er das ſchloß Tirnaſſũ nicht erobern konte / ließ vor der maur ein hauffen erdtrich auffir erffen. Jn dem nuhn die beſatzung vermeinet ſie weren undergraben / uͤber - gaben ſie daß ſchloß. Pelopidas / wie er ihm zwo ſtaͤtte zu beſtuͤrmen vor - genommen / vnd er derwegen ſein heer zertheilet / ließ er under dem ſturm etliche gekroͤnete reuter daher rennen / ſo die eroberung der andern ſtadt felſchlich angeben vnd verkuͤnden muhſten / etlicheder ſeinen in gleicher kleidung der andern ſtad gefangen dahero fuͤhren / vnnd uͤber das einen walt / fo zwiſchen beyden ſtaͤtten gelegen / ar zuͤnden / darmit derſelbe ein brennende ſtadt repræſentirete. Darob erſchracken die in der einen ſtadt vnd ergaben ſich willig. Alſo haben auch etliche / wann etwa der Herr deslandes oder ſtadt in der ſchlacht todt geblieben / deſſen kopff denen be - lagerten gezeiget / oder aber je ihrer freunde vnnd ſonſtet abgefangner mit buͤrger haupter uff ſpieſſe geſtecket vnd umb die ſtad hero geſtellet.
III Mit benemung der waſſer oder aufſchwelgũg derſelbẽ / wie an Publio Servilio, Cajo dem erſten Keiſer / Alexandro vnd Semy ramyde zu ſehen / welche durch abgrabung der waſſer feſter oͤrter maͤchtig worden. So iſt auch La Ferre mit auffſtawung des waſſers uͤberſchwel - get vnnd erobert / vnnd neulicher zeit die ſtadt Braunſchweig geengſtet worden.
IV Mit benemung der profeant und außhungern der feſtung. Fabius Maximus nachdem er erſtlich der Campanier kornfeld verherget / vnd ſie eine zeitlang mit krig geengſtet / zog er zur ſaht zeit ab / darmit ſie auch das uͤbrige getreidich zur außſaht vernuͤtzen iheten. Kam darnach wider continuiret den krieg vnnd ſiget alſo durch diß mittel. Vnnd eben auff dieſen ſchlag ſoll auch Antiochus mit Athen gefahren ſeyn. Dionyſius alß er Rhegion zu bekriegen entſchloſſen / ſtellet er ſich faͤlſchlich zum frieden / vnnd nam ſich an / alß wolte er einen andern ort bekriegen / vnd begeret hierumb von den von Rhegion vorſchub an pro - feant. Alß er nuhn ſie hierdurch erſchoͤpfet / greiffet er ſie erſt mit krieg an. Manri -318deß Andern theils. Manritius Naffoviaͤ Comes / alß er die ſtarcke feſtung Grave zu belaͤgern entſchloſſen / ſtellet er ſich / alß wolt er den Hertzogen Buſch widerumb belaͤgern / wie nuhn Grave deßwegen an proveant vnnd munition ge - ſchwaͤcht / vnnd in Hertzogen buſch gefuͤhret / verließ er den Hertzogen Buſch / vnnd nam ſich vmb Grave an / welche er auch durch ergebung inbekommen. Lyſander alß ers mit den Athenienſern zu thun hatte / durchzog er zuvor Graͤciam / vnnd jager alle menſchen nacher Athen / darmit durch die groſſe menge die victualia deſto ehr verzehret wuͤrden. Durch ein ſolch mittel bezwang auch Alexander Leucadiam / alß er zu - ror den vmbligenden ſtaͤtten vnnd ſchloſſen raum gelahſſen dahin zu fliehen.
V Simulando und daß man etwas thut und anſtellet / nuhrt den feind zu betriegen und ein anders darunder zu ſuchen. Solcher geſtalt fuͤhret Domitius Calvinus ſeine kriegßleut zum offtern an die ſtatwehr Liutaͤ / vnd nach dem er die ſtadt vmbzogen / widerumb ins laͤger. Alß nuhn die ſtattleut vermeinet / es geſchehe uͤbung halber / fiel er einmals vnder ſolchem ſpatzirgang die ſtadt geling an vnd zwang ſie zur ergebung. Andere in Vngern vnd ſonſtet / haben zu nacht ein ſtarcken infall an einem gewiſſen ort gethan / aber vnder deſ - ſen an einem andern ort in guter ſtille die mauren erſtigen / vnd erobert / wie an innemung der ſtadt Peſt vnd Stuelweiſſenburg zu ſehen. Vnd iſt gut / daß man ſolcher hinderliſtiger anfaͤlle an orten / da etwa muͤhlen oder rauſchende waſſer ſeyn / ſich vnd erfange. Anntbal thet / alß wann er vor den außfallenden Hymereern wiche vnnd locket ſie darmit von der ſtadt zwiſchen die darzu beſtellete inſidias. Oder es haben ſich etliche ge - ſtellet / alß wann ſie an der eroberung verzweifelt abgezoͤgen / vnnd ſind darnach / ehe man ſichs verſehen / widerumb ankommen. Etliche haben ſich geſtellet / daß ſie vngehindert der ſtarcken feſtung nicht abzu ziehen entſchloſſen / ſie haben dann den ort erobert / vnd derowegen ſich groſſer verheiſſungen vnd grauſamer trauwort vernemen lahſſen / die ihnẽ doch nicht vmbß hertz geweſen / aber nichſtoweniger hiermit die beſatzungen / kleinmuͤtig gemacht.
Noch andere viel exempel und Stratagemata / darmit man ſtaͤtte und feſtungen erſchlichen / unnd etwa auch durch heimlichen verſtand mit etlichen auß der beſatzungR r ijangr -319Ander buchangerichtet und uneinigkeit in der feſtung erreget / koͤnte er - zehlen / wann mich nicht die weitleufftigkeit uͤber deren der leſer verdrieſſig werden moͤchte / darvon abhielte.
GEſchicht / da die Belaͤgerung ohn frucht abgehet / und derowegen die ſach auff einem Abzug ſtehet. Vnd da gehoͤret dem Feldtherren ſeine vernunfft und großmuͤh - tigkeit zu erzeigen / und fonſtett ſein reputation zu erhaltẽ / den befehlichßleuten und dem kriegßvolck zu zuſprechen / den vergebenen außgang und arbeit / ſo viel muͤglich / zu verglimpfen / und ſie eines beſſern zu vertroͤſten. Vnd das alles zerruͤttung und zerlauffung des volcks / weiln ein ab - zug vor einer feſtung faſt einer halben flucht ehnlich / fuͤr - zukommen: Beſonders aber auff neue anſchlaͤge bedacht zu ſeyn / und den Abzug alſo fuͤr zu nemen / und das geſchuͤtz und munition zeitlich fort zuſchicken / darmit ihm kein wei - ter ſchimpff und nachtheil begegene.
Propugnatio iſt das ander und gegentheil Aggreſſionis oder Oppugnationis diuturnæ und iſt gegen die Be - rennũg / Vmbfchantzũg und Beſchieſſung geſetzt zweyerley gegen wehr / das abhalten des feindes mit den geſchuͤtz / und das außfallen / gegen das ſchantzen und miniren / das gegẽ ſchantzen und die contraminen / gegen das beſtuͤrmen / das ſturmabſchlagẽ und allerhandt anordnũg zur gegenwehr.
Vom profeant iſt zwar hiebevor under einem beſon - dern titulo etwas gehandelt / welches auch alhier ſeinennutzen320des Anderntheils. nutzen hat: Eß will aber darneben auch in acht genommen ſeyn / daß in eine ſtadt oder feſtung zeitige fuͤrſehung gethan werde / und da der ort belaͤgert werden ſolte / er doch zeitlich entſetzet werde. Ein unfeſter ort iſt mißlich zu vertetigen / da auch ſchon redliche leut darinnen / dann durch oberzelte mittel wird ein feind der belaͤgerten zu leſt maͤchtig. Muß er aber je vertetiget ſeyn / ſo ſoll man deſto mehr leut darin thun / und ihn ſonſt mit aller nohturft beſtellen / auch deſto embſiger auff die entſatzung bedacht ſein. Zu weilen laͤſſet man ein ort belaͤgern / den man nicht gedencket zu entſetzen / oder in die laͤnge zu erhalten / nuhr daß der feind dardurch auffgehalten und geſeumet werde. Doch gehoͤret willig / und erfahren volck in ein beſatzung und ſoll ein Obriſt da - rin zuvor mehr in belaͤgerten orten geweſen ſeyn / der auch gute ordnung under buͤrgern und kriegßleuten an zurichten wiſſe. Jſt nuhn den buͤrgern zu trauen / ſo brauchet man ſie auch zur wehr / wo nicht / ſo befihlt man ihnen in ihren haͤuſern zu bleiben. Etwa nimbt man ihn gar die wehren / und macht ſich der verdaͤchtigen durch gefaͤngnus unnd wegſchickung ſicher / und laͤſſet keinen buͤrger in der ſtadt / ſo hinauß begeret. Vber das verſchicket man auch bey zeiten das unwehrhaffte geſindlein / ſampt weiber und kindern / fuͤrnemblich wann man ſich nicht genugſam profeantiret und verſehen ſeyn weiß: Brennet die vorſtaͤtte hinweg / ſampt den nechſtgelegnen flecken / und ſonderlich die fuͤtte - rung / darmit der feind deſto eher mangel leide. Darauff pfleget man den krigßleuten ſondere Articull fuͤr zu halten / und ſie zu ſammen ſchweren lahſſen / daß ſie bey einanderR r iijleben /321Ander buchleben und ſterben / und von keiner er gebung reden und hoͤ - ren woͤllen: und ſchweret der Obriſt auch zu ihnen. Alle beume umb die ſtadt ſoll man abhauen: die ſtadt mit holtz und kolen verſehen / die profeant in fleiſſiger ufacht haben / und ſich gleich anfanges der ſparſamkeit befleiſſen / geſchick - te und treue profeant - und com̃iß meiſter anſtellen: finantz und vorthel gegen dem krigßvolck nicht geſtatten. Etwa kocht man in gemein und theilets uff die rotten und ſonder - lich wann der feind arbeiret und man ſich ſtaͤtigß uͤberfals und ſturms beſorgen muß. Ja treflich iſt daran gelegen / daß man ordentlich mit der profeant umbgehe / und ſie in ſo leidlichen wart außtheile / daß das kriegßvolck zu frieden und willig bleiben moͤge. Auch ſoll man das pulfer ſparen und nicht vergeblich verſchieſſen. Den Buͤchſenmeiſtern gibt man erfahrne kriegß - oder Edeleut zu / die ſtaͤts bey ihnen ſeyn / alle nohturfft ſchaffen / und auff alle ding fleiſ - ſige achtung haben. Vnd ſoll nicht geſtattet werden / uͤber den wall hienauß dem feinde zu zuſchreien / oder ſchelt - und ſchmach wort wider ſie auß zugieſſen / bey leibsſtraaffe. So gebuͤret auch den Obriſten und anderen bevehlichs habern ſich ſtets under dem kriegßvolck ſehen zu lahſſen / und ſelbß hand anzulegen / und wo man verzagte und meutiſche re - den fuͤhret / ohne barmhertzigkeit ſtraff fuͤr zu nemẽ. Stuͤnd liche umbgehende wacht ſol er verordnen / die ihm oder dem Wachtmeiſter von allem / was ihnen begegnet / oder was ſie ſehen / bericht thun. Die wachten werden in beſatzungen etwa alſo beſtellet / daß man darumb taͤglich loſet / und die ſchar oder rotten wachten / item die plaͤtze darauff ſie wachẽſollen /322des Andern theils. ſollen / jede auff beſondere zettel ſchreibet: und waß platz je - dem zu getheilet wird / dahin zeucht er / und weiß keiner zu - vor / wo er ſein Quartier haben oder wachen wird. Sol - ches geſchicht gewoͤhnlich / wo viel nationen ſind / und man verraͤhterey beſorgen muß. Ein heimliche ſchiltwacht ver - ordnet man auff die graben hienauß / ſo weit ſie ſicher ſeyn muͤgen / umb zu loſen. Den gib man ihre beſondere loſung / darmit mans kenne / wann ſie kommen und etwas anzeigẽ. Auff daß man aber nuhn in Propugnatione oben gezeigter ordnung nicht gar vergeſſe / ſo folget
WAnn nuhn ein ort berennet wird / und man ſich zu verſchantzen anfehet / ſo ſoll ſich die beſatzung / mit ſchieſſen und außfallen dapfer erzeichen / dem feind in ſei - nem ab - und zu lauffen dapfer mit geſchuͤtz begegnen: Be - ſonders wann man ſicht / wo der feind ſchantzen und ſein ge - ſchuͤtz hinſtellen will / pfleget man das geſchuͤtz daſelbſten hin am meinſten zu richten. Etwa fuͤhret man den meh - rertheil des groſſen geſchuͤtzeß an einen ort / und underſte - het ſich den feind mit ſchieſſen auß ſeiner ſchantz zu dreiben / oder das ſchantzen ſo lang zu wehren / alß man kan. Das ſoll aber geſchehen / da man mit kraut und loht wohl gefaſt iſt. Dann ob gleich dem feinde groſſer ſchad dardurch zu gefuͤhret / ſo bleibet er doch zu letzt der ſtaͤrcker / und iſt ſchier unerhoͤret / daß man ein wohlgefaſten feind von einem platz hinweg geſchoſſen / oder das ſchantzen und beſchieſſen hab wehren moͤgen. Wie aber das geſchuͤtz auff die wehren anzu323Ander buchzu ordnen und was vor ſtuͤck auff einem bolwerck ſtehen und (verſtehe im ſturm) gebrauchet werden ſollen / darvon beſihe dẽ (num. LXX) Eß bezeichnet aber (2) halbe Carthaunen (c) Streichbuchſen oder wie mans nennet / ſchlangen / Nohtſchlangen (1) halbe Schlangen / (m) Falcona / (n) Falckoneten / (o) Scarpentin - lein / (r) Doppelhacken / (5) Mußqueten / (n) Handtrohr. Was groͤſere ſtuͤck / ſind nuhrt hinderlich vnnd gantz langſam zu gebrauchen / nemen darzu viel kraut vnd loht hinweg / verſchlagen den platz / brauchen viel volcks / vnnd geben viel rauch vnd dampf. So brauchen auch etliche Kammerſtuͤcke / deßgleichen ein art / ſo ſie ſturmbuͤchſen heiſſen / wegen daß man geſchwind mit umbgehen vnd in eil viel ſchuͤſſe darauß thun kan. Die Steinbuͤchſen vnd Boͤller ſind auch ſehr nuͤtz in ſtuͤrmen zum wurff - vnd feuerwerck / muͤſſen aber nicht zu hoch oder weit geworffen werden / ſondern nuhrt ſchwach vnder den feind vor vnd in den graben.
VJel ſcharmuͤtzell und außfaͤlle ſoll ein Obriſter nicht zu laſſen. Wann man aber Außfaͤlle thun will / und etwa ein gelegenheit erſihet in die ſchantz zu fallen / und dem feind das geſchuͤtz abzu jagen / oder zu vernageln / welches dann mit gutem̃ raht geſchehen ſoll / ſo lahſſe er das geſchuͤtz an daſſelbe ort verordnen / darmit die feinde in ihrem von und zulauffen moͤgen beſchediget werden.
Man hat auch etwa beſondere ſchifflein (4) hinder den fluͤgeln der ſtreichwehren / von 10 ß. in der breite und 30 in der laͤnge von eichinen dielen zu gerichtet / die ſehr nuͤ - tze zum außfallen.
WAn nuhn der feind neher herzu ruͤcket mit ſeinem ſchantzen / und ſich umb die contreſcarpen annemen und auff den graben kommen will / der platz aber raumlichund324des Andern theils. und mit genugſam volck verſehen / ſo gebrauchet man ſich der umblauffenden wehr auff dem graben / und macht et - wa ſchantzen und ſtreichen in die contreſcarpen und nim - met das groß und kleine geſchuͤtz zu huͤlffe. Eß wehret aber ſo lang / alß er kan / uñ verleuret man daruͤber viel guter leut und muß doch zu letzt weichen / und den graben verthedigẽ. Solches geſchicht aber von bolwercken / und ſtreichwehrn. Jſt nuhn der grabe trocken und hat einen zwinger / ſo kan man ſich deſto beſſer behelffen. Da es aber waſſergraben hat / kan man den feind deſto weniger vom graben abhalten. Doch iſt darneben auch des waſſers halben dem feinde die eroberung des grabens deſto ſchwerer. Hebt nuhn der feind den graben an außzufuͤllen: ſo muͤhſſen die drinnen auffs ſtaͤrckiſte arbeiten / und ſtein unnd erdtrich auß dem graben in die ſtadt tragen. Kan aber auch nicht in die harre beſtehen / denn der feind kommet zu letzt doch in den graben / unnd benimpt noch wohl zu dem auch die ſtreichwehren. So iſt dann der belaͤgerten beſte vorthel und arbeit / neue ſtreichwehren zu machen / und ſich zu verbauen / ſo beſt ſie koͤnnen. Hat er ihnen die bruſtwehren zerſchoſſen / ſo muͤſ - ſen ſie (num. LXXI) hinder ſich weichẽ / und neue bruſtweh - ren zu richten. Etwa brauchen ſie von eil wegen außgefuͤl - lete ſaͤcke / haͤute und was man haben mag darzu. Wird ih - nen der ſtandt oder wall zu enge / ſo erweitern ſie denſelben mit brettern oder einem geruͤſt. Da es etwa hinder einer maur keinen wall hatt und aber deſto groͤſſern platz / ſo kan man (nũ. LXXII) ein neue ſchantze / grabẽ und ſtreichwehrẽ aufffuͤhren. Wann man vermercket / daß ein bolwerck nichtS szu325Ander buchzu erhaltẽ / ſo verbauet man ſich auff ein neues (n. LXXIII) dahinder / undergraͤbet das belwerck / underſetzets mit pul - ver / und wan die feinde es innemen und darauff kommen / ſo zuͤndet mans an und thut etwa hiermit dem feinde gro - ſen ſchaden. Die contremine unnd heimliche gebeu aber under den bolwercken ſind ein guter behelff / wo ſie vor - handen / darumb wendet man auch auff das gegengraben groſſen fleiß und muͤhe / darmit man dem feinde recht ent - gegen kommen und tiefer dann er / ſich inſencken moͤge / oder wie man im graben gelegenheit moͤge finden auch ein feur - und ſprengwerck anzu ruͤſten / und daſſelbe under dem feinde / wann es zum ſtuͤrmen kompt / anzuzuͤnden. Das graben der feinde und wo ſie arbeiten / erfehret man durch mancherley: Alß man ſtellet etwa beckẽ mit waſſer gefuͤllet / oder trummen und wuͤrffell / die dann ein thon geben / und was der proben mehr. Etwa fuͤhret man in truckenen gra - ben vor die waͤlle und wehren ein blinden graben / darin al - les wohl zu vermercken und war zu nemen / wo der feind her graͤbet.
WAnn man nuhn eines ſturms gewertig / ſo be - ſcheidet man ein anzahl volcks auff den platz / denen ſo den ſturm verwarten oder noht leiden / zu huͤlff zukom̃en: Jtem etliche / ſo auff das feur ſehen / und wo das ingewor - fen wird / oder auffginge zu leſchen. Derowegen auch vor jedem hauſe faͤſſer mit waſſer ſollen ſtehen / und viel ſand / darmit zu leſchen / wie auch ingeweichte kuͤh - vnnd ochſen - heute im vorraht ſeyn / und die ſtro und ſchindeldaͤcher beyzeiten326deß Andern theils. zeiten abgeſchafft werden. Da reuter in der beſatzung / ſo verordnet mans auff gewoͤhnlichen platz und gaſſen / aber in der noht muͤſſen ſie ſich bey dem andern kriegßvolck auff der wehr finden lahſſen. Vnd dann ſoll uͤber das in der ſtadt jederman groß und klein / alt und jung / arbeiten / tra - gen und wehrẽ helffen. Wan man zur handt und in das ge - menge kompt / ſo thun wohlgeruͤſte knechte mit langen ſpieſ - ſen das beſte den ſturm ab zudreiben. Darneben ſind dem feinde ſehr ſchaͤdtlich die feuerkolben / pechringe / ſturmfaſ - ſe und ſonſt allerhand feuerwerckerey / deren hiebevor im erſten theil bey den Exercitiis gedacht worden.
Vnd das ſey alſo auch Propugnatio der ſtaͤtte / welche bißweilen alſo beſchaffẽ / daß auch die belaͤgertẽ ſich nicht er - geben wollẽ / ſondern vielmehr der euſſerſtẽ gefahr erwartẽ / welches dan fuͤrnemblich auß des Obriſten redligkeit er - folget / wan erß dem Kriegßherren zugeſagt hat / oder er be - ſorgen muhß / es moͤcht ihm den kopff gelten / da er ſich an feindt ergebe / oder da er und das kriegßvolck lieber ehrlich ſterben will / denn in des feindes haͤnde kommen. Etwa iſt auch die noht ſo groß nicht / beſonders wann man hoff - nung hat entſetzet zu werden. Doch hat man jtzo viel - mehr exempel daß ſich eine Beſatzung uff leidliche mittel er - geben / unnd zum wenigſten das leben errettet / dann das mans aufs ſterben und das euſſerſt entſchloſſen. Offt wer - den die feſtungen nuhrt beſatzt / umb den feind darvor auff - zuhalten / dieweiln er in einer belaͤgerung ſich lange ſaumpt / ſein heer er mattet und ſchwaͤchet / auch die beſte zeit verzeret / alſo / daß er ſonſtet wenig verrichten lan / und ent -S s ijlich327Ander buchlich ſich in abzug und winterlaͤger begeben muß. Solcher geſtalt iſts dann beſſer ein ſtadt verloren / dan das gantze weſen in gefahr und verluſt geſetzet. Ja es iſt ein groſſer vortheil vor den ſchwaͤchern den ſeind dahin zu bringen / daß er ein feſtung nach der andern mit groſſem verluſt der zeit / volcks und geldes bekrieget und ſich daruͤber ſelbſt auß - mergeln muhß. So fallen gemeintglich dem feinde die er - oberte flecken ſchwer zu erhalten / und kan under deſſen der Herr des landes immer zu gelegenheit verwarten / das ver - lorne widerumb in ſeine gewalt zu bringen.
DAs iſt aber das fuͤrnembſt / daß ein Fuͤrſt alle mittel herfur ſuchet / wie er die beſatzung zu rechter zeit entſe - tze / beſonders wan ihm hoch und viel an dem ort gelegen. So kan er auch ihm ſelbſt die rechnung machẽ daß d’feind / ſo er anderß ein kriegßman und gefaſt / wie dan ſein ſoll / ob ers ſchon mit einem ſtarcken ort zu thun / darumb nicht nachlaſſen wird und daß die beſatzung immer abneme und ſchwaͤcher / ja zu letzt wohl gar dem feinde in die haͤnde kom - men werde. Darumb dann kein geldt und anders geſpa - ret werden ſoll / leut oder briefe in die ſtadt zu bringen / und den belaͤgerten ein hertz zu machen / und ſie in ſumma ſo lange auffzuhalten / alß immer muͤglich / unnd darauff ſich mit der entſatzung zu eilen / ehe dann ſich der feind allzu ſtarck verbauet. Wo das geſchicht / iſt er ſchwerlich wide - umb auff zu jagen / es ſey dann / daß man ihn mit bene - mung der profeant darzu bringe. Etwa ſchlagen ſich ſol - che entſatzungen mit gewalt durch / etwa wird durch liſt undwunder -328des Anderen theilß. wunderliche rencke profeant in die ſtadt bracht. Alß Annibal Caſſilinum belaͤgert / lieſſen die Roͤhmer mehl in faͤßlein wohlverwahret den fluß Vulturnum hienab / darmit es die belaͤgerten auffingen.
Wie nuhn Annibal ſolches durch ein kette verwehret / ſchuͤt teten die Roͤmer nuͤſſe in den fluß / die vom waſſer in die ſtadt gefuͤhret und hierdurch der freunde nohturfft gehol - fen ward. Die Roͤhmer / wie auch Athener / alß ſie mit hũ gers noht bedrenget / warffen ſie brod uͤber die mauren un der die feinde. Die Thracier brachtẽ ein wenig getreide zu ſammen / und gabens etlichem vieh / lieſſen darnach daſſelbe lauffen: Vnd weiln die feinde / nach dem ſie daſſelb geſchlachtet / die frucht in dem gederm gefunden / ein groſſen vorraht verargwonet / ſind ſie darob abgezogen.
Noch viel andere exempel und Stratagemata Koͤnte man erzelen / wils aber diſmal hierbey bewenden laſſen / und dieſes kriegsbuch alſo beſchlieſſen.
Wird nuhn daſſelbe angenem ſein / ſo bin ich entſchloſ - ſen / wen mihr Gott zeit und weil verleihen wirt / dermaleins ſolches zu amplificiren.
ENDE
Andem 17 blat oder Colũnen in der 19 lint ſol man leſen Macedonict. Am 19 Bl. 11. l. jeder, zulegt. 24 bl. 27. l. Vnd Wollen demnach. 25. Bl 14 l. verrichte. 18 l. zugeordnete. 29 bl. 6 l. geſchworen ſein. 21 l. Regiment Profoſen. 32 b. 19 l. Befehlichs haber. 53 b. 25 l. Inventari - um. 56 b. 26 l. Obriſten Profoſes. Jm Buchſtaben 3 ſollen die 3alen hin und wieder gantz ausgethan ſein 76 b. 10. l. Baliſtaria. 84 b. 22 l. ſchlegt die 86 b. 19 l. naſſen henden. 87 b. 11 l. Quartier Carth: 94 b. 13 l. zwenſtende. 109 b. 31 l. habe / verordnen. 113 b. 7 l. gebrauchen / anlangen / ſind zwar genugſam 117 b. 1 l. dero Capientium. 118 b 3 l. alß das. 18 l. ſchand und: 20 l. ſchendtlich. 119 b. 20 l iſt (begriffen in) uͤbrig: 26 l. forenſi. 190 b. 20 l. ſehr darnider. 195 b. 13 l. Equitum. 203 b. 18 l. III die Loſung: IV den ortt. 19 l. V. Cireuitionem. 273 b. 14 l. Turmis utriusꝗ Cornu. 275 ſol in der Curiſſer ordnung der Fehnrich im dritten glied ſein. 281 ſol die ſchlacht ordnung dichte aneinander und keine intervalla darzwiſchenſein. 288 b. 6 l. Troupe. 308 b. 1 l. ſchirmmanteln 12 l. mit wellen. 311 b. 9 l. zufellige wieder wertigkeitẽ, 315 b. 1 l. ermuͤdet.
Auff den taffeln findet der buchbinder zum theil die gebuͤrende zahlen und ſchrifft / kan derowegen ſich / wo ſie hingehoͤren / deſto beſſer in / richten. Zum theil aber findet er keineſchrifft darauff / darumß er ſolche taffeln / wie folget binden und an gebuͤrende ortſetzen ſol.
Die zworaffeln darauff die zahl I / II / III / IV &c. bißauf XXII nach dem 222 blatt / die zwo taffeln mit den ſchlacht ordnungen / nach dem 275 blatt.
Die taffel mit L. LI. biß auff LX. nach dem 287 blatt.
Die Roͤmiſche belagerung einer ſtadt nach dem 303 blattt. das tefflein mit (**) bezeichnet 283 blatt.
Den Buchſtaben K 111 darauff 73 und 74 die zahl iſt / ſol der buch - binder am weiſſen ort zuſammen kleiſten / deßgleichen wo er den buch - ſtaben J inwendig weiß befindet.
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