PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Neu Alamodiſche Ritterliche Fecht - und Schirm - Kunſt.
Das iſt: Wahre und nach neueſter Frantzoͤſiſcher Manier eingerichtete Unterweiſung Wie man ſich in Fechten und Schirmen perfectioniren und verhalten ſolle;
Denen reſpectivè Herren Liebhaberen zu beſſerer Erleuterung mit 60. hierzu dienlichen Figuren
Jhrer Churfuͤrſtl. Gnaden zu Mayntz verordneten Hof-Fechtmeiſtern.
Nuͤrnberg und Franckfurt/ zu finden beyPaul Lochnern /Buchhaͤndlern. A. M. D. C. C. XV.
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Dem Hochwuͤrdigſten Fuͤrſten und Herrn / HERRN / LOTHARIO Frantzen / des Heil. Stuhls zu Mayntz Ertz-Biſchoffen / des Heyl. Roͤm. Reichs durch Germani en Ertz-Cantzlern und Churfuͤrſten / Biſchoffen zu Bamberg ꝛc. Meinem Gnaͤdigſten Herrn /

Hochwuͤrdigſter Ertz-Biſchoff und Churfuͤrſt / Gnaͤdigſter Herr!

SEith deme / daß in Eu. Churfuͤrſtl. Bnaden hoher Protection und Dienſtenzu ſte -zu ſtehen ich die hoͤchſte Gnad gehabt / habe nicht al - lein meine unterthaͤnigſte Schuldigkeit und Incum - benz Eu. Churfuͤrſtl. Bnaden Edelkna - ben in dieſer Ritterlichen Schirm - und Fecht - Kunſt mit treulichſt - und ſorgfaͤltigſter Unterwei - ſung zu dienen billig allſtets vor Augen gehabt / ſondern bin anbey dahin bedacht geweſen / wie ich einem jeden / ſo theils zu ſeiner Schutz - und Siche - rung / theils und inſonderheit bey gegenwaͤrtigen gefaͤhrlichen Laͤufften dem Publico dienen zu koͤnnen / durch Ritterliche Ubungen ſich zu qualificiren trach -) (3tet /tet / dem von GOtt mir verliehenen Talento nach darzu an Hand gehen / und ſolche loͤbl. Intention, ſo viel an mir iſt / befoͤrdern helffen moͤge; Welchem - nach dann ich gegenwaͤrtige nach heutiger perfectio - nirten ſo Frantzoͤſ. als Italianiſcher Manier eingerich - tete / von mir ſo titulirte: Neu Alamodiſche Ritterliche Fecht - und Schirmkunſt ꝛc. zu verfaſſen / und die darzu noͤthige Figuren durch wohlerfahrne Kuͤnſtler nach meiner Anweiſung accuratè delineiren zu laſſen / umb ſo mehr veran - laſſet worden / als mehr jedermaͤnniglich bekannt /daßdaß in denen wenigen von dieſer Edlen Kunſt hie - bevor zum Druck gekommenen Tractaͤtlein viele ungereimbte / nicht practicirliche / ja irrmachende / und leichter zu groͤſter Gefahr und Schaden gerei - chende Unrichtigkeiten / auch von denen Kupfer - ſtecheren oder ſonſt herruͤhrende Fehler befindlich ſeynd; Obwohlen nun Gnaͤdigſter Chur - fuͤrſt und Herr / ich mich faſt entbloͤden ſolte / Eu. Churfuͤrſtl. Gnaden alseinem Geiſt - lichen Herrn und Regenten dieſes purè weltliche undfaſtfaſt nur zum Krieg dienende Wercklein unterthaͤ - nigſt zu dediciren / ſo animiret mich dannoch eines theils die von Deroſelben genieſende hohe Chur - fuͤrſtl. Clemenz, als welcher ich meine zeitliche Wol - fahrt zu dancken habe / andern theils aber / daß Eu. Churfuͤrſtl. Gnaden dieſe und alle andere Ritterliche Exercitia und Wiſſenſchafften nicht allein in Dero Jugend ſelbſten hoͤchſtens geliebt und geuͤbt / ſondern nunmehro alle diejenige / ſo adelich / als unadeliche / welche dem von Eu. Lhur -Churfuͤrſtl. Gnaden bißhero in ſo groſſer und Welt-geprieſener Sorgfalt gehabten werthe - ſten teutſchen Vatterland und gemeinen Beſten zu ruͤhmlich - und erſprießlichen Dienſten zu ſtehen ge - dencken / gar gerne in dergleichen wohl geuͤbt und er - fahren ſehen: Und gelanget ſolchem nach an Eu. Churfuͤrſtl. Gnaden mein unterthaͤnigſtes Bitten / Dieſelbe geruhen dieſes Tractaͤtlein / ſo Deroſelben ich hiemit in tieffeſter Submiſſion ge - horſamſt devovire / gnaͤdigſt anzunehmen / und daßeses zum Druck befoͤrdert werde / zu erlauben / mich aber in beſtaͤndigen hohen Churfuͤrſtl. Hulden zu erhalten / als

Eu. Churfuͤrſtl. Gnaden

Unterthaͤnigſt-treu-gehorſambſter Alexander Doyle.

Sum -
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Summariſcher Unterricht Derer Jn der Ritterlichen Fecht-Kunſt ſich befinden - den vier fuͤrnehmſten Quardien, wovon ſolche den Nahmen fuͤhren / und worinnen deren Wuͤrckung beſtehet / als welche nach der Ordnung accuraté hierinnen beſchrieben werden;

Dahero zu bemercken / daß ſo viele Quardien / als fuͤrnehmſte oder Haupt - ſtoͤſſe / und zwar deren vier: als Prima, Secunda, Tertia, Quarta.

ADie

Die Erſtere nun / Prima genannt / belangend / ziehet ſelbige ihren Nahmen daher / wann man den Degen aus der Scheiden ziehen will / denſelben mit verkehr - ter Fauſt auf der Seiten ergreiffet / und nach deſſen Entbloͤſung ſeinem Feinde die Spitze bietet / da dann mit dem kleinen Finger in der Hoͤhe / dem Daumen unten / mit zugelegter Fauſt und ausgeſtrecktem Arm gegen die Achſel die Spitze præ - ſentirt wird: Und in ſolcher Poſitur wird die ſo genannte Prima formiret; Wobey gleichwohl nicht unrecht zu mercken / daß ſolche nicht mehr im Gebrauch / deſſen Urſach dieſe iſt / weilen bey Ergreiff - und Ausziehung des Degens man mit dem Feind gleich in Tertia zu liegen kommt: Alſo dann gewiß / daß / wann ei - ner des andern Spitze oder Schwaͤche der Klingen ſtringiret / und ſolche abzu - wenden ſuchet / der ander umb des Feindes Bloͤſe in der Quart zu ſtoſſen / inde - me er ſolche in der Tertz abgewieſen / lavirt / und in der Quart zu ſtoſſen ge - zwungen wird; welche Manier von allen expediten Maiters ihren reſpectivè Herren Scholaren zu erſt angegeben wird.

Damit
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Damit aber auch der vorkommend und geziemenden Reverence, welche fuͤr die einige und fuͤrnehmſte Zierlichkeit / beſonders bey Schertzfechten gehalten wird / nicht moͤge vergeſſen werden / ſo will hiemit anzeigen / daß wann / wie vorge - meldt / die Klingen zuſammen kommen / man den rechten Fuß einen Schritt vor ſich ſtellen / den rechten Arm ausſtrecken / die Spitze ſo hoch / als hoch des Fein - des Achſel / fuͤhren / die Fuͤſſe in einer Linie / deſto feſter auf denen Beinen ſtehen zu koͤnnen / halten / damit der rechte Daumen und die Zaͤhe des Fuſſes in einer Weite des Leibs ſich gerichtet moͤge finden / wie auch das lincke Knie ſo biegen / daß der gantze Leib darauff ruhe / und die lincke Hand ſo hoch / als das lincke Aug ein wenig / doch nicht zu weit / zuruck halten muͤſſe / und dieſes deßwegen / damit man in ſchoͤner Poſitur ſich ſehen / wie auch ſeinem Feinde deſto weniger entbloͤſen moͤge.

A 3Jn

Jn ſolcher Poſitur ſtehend / greifft man in einem Tempo mit der lincken Hand nach dem Hut / battiret mit dem Fuß / laͤſſet die Spitze mit gehobener Fauſt in die Quart gegen die anweſende Compagnie ſincken / wie Num. 2. zeiget / zween Schritt zuruck weichend / battiret man mit dem rechten Fuß / thut einen Schritt mit dem lincken Fuß vor ſich / und nach auffgeſetztem Hut in einem Tempo laͤſſet man die Spitze gegen den Feind ſincken / und ſtellet ſich alſo wie - der in ſein voriges Lager / wie lit. A. zeiget. Ob nun wohl die Figuren oder Kupfer dieſer hochzierlichen Manier der Reverence, in allen Stuͤcken nicht koͤn - nen ſo vollkommentlich gerichtet werden / es ſeye dann / daß eine jegliche Art de - ren ausgelegt wuͤrde / welches aber in etwas verdrießlich vorkaͤme / ſo wird jedoch hiebeneben ſtehende Figur zum theil ſolches vorzeigen / mit welcher ſich jede re - ſpective Herrn Liebhaber / welches ich bitte / zu vergnuͤgen belieben werden.

Wie
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Wie man die Quart ſtoſſe?

MJt wider vor ſich geſtellten Fuß (wie oben gemeldet) gegen dem Feind hebet man die Fauſt ſo hoch / als ſein Angeſicht in die Hoͤhe / laͤſt den lincken Arm ausgeſtreckt ſincken / haͤlt den lincken Fuß ſteiff / die rechte Schulter hoch richtend / um die lincke zu bedecken / den Kopff grad hinter die Fauſt haltend / auf daß der Feind den Kopff nicht lædiren moͤge / und alſo wird die Quart geſtoſſen / wie Figur weiſet.

Wie die Quart zu pariren.

HJebey iſt zu wiſſen / und wohl zu obſerviren / daß man nur allein ſeine Fauſt in die quart inwarts umkehre / damit der Daume in die Hoͤhe komme / ſo wird und kan man / des Feindes Schwaͤche zu pariren / kraͤfftig und maͤchtig ſeyn / ſolche abzuwenden / wie ſolches aus nebenſtehender Figur abzumercken iſt.

Wie
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B

Wie die Tertia zu ſtoſſen.

DJeſes geſchicht / wann eines Hand umgedrehet / und deren Flaͤche unter ſich gerichtet: die lincke Hand ſinckend und die Flaͤche auswaͤrts gehalten / den Kopff aber / damit er vor ſeinem Adverſario deſto geſicherter ſey / dicht am rech - ten Arm gehalten wird / und dann ſeinem Adverſario von auswendig uͤber den Arm ſtoſſend / als die Figur 4. zu verſtehen gibt.

Wie die Tertz zu pariren.

DErſelbe wendet ſeine Fauſt / die Finger unter ſich / in die Tertz, pariret ſei - nem Gegner die Schwaͤche / richtet die Spitz gegen deſſen Kopff / damit / wann derſelbe zuruck gehet / er in ſeinem Lager den Nachſtoß deſto leichter fuͤhren und anbringen koͤnne / wie auch in Figur 4. zu ſehen.

Wie
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Wie man die Secund ſtoſſen ſolle.

SOlche wird geſtoſſen in derſelbigen Linie als die Tertz, doch daß der Leib ein wenig niedriger ſey / die Bruſt aber uͤber das rechte Knie / der Kopff am Arm / und die Fauſt / um den Kopff zu bedecken / ein wenig hoch gehalten wer - de / damit man ſeinen Feind unter der Klinge deſto mehr und beſſer im Geſicht ha - ben kan / wie bey der Figur 5. zu ſehen.

Wie die Secund pariret wird.

ZU dem Ende kehret man wiederum die Fauſt mit der Klingen unter ſich / ſei - nem Feind die Schwaͤche ſeiner Klinge abzuwenden / richtet die Spitze gera - de auf des Adverſarii ſeine Bruſt oder Leib / damit man in der Secund, oder aber in der Tertz den Nachſtoß / wann der Feind etwan zuruck gehen ſolte / je be - quemer fuͤhren moͤge / welches bey der Figur 5. anzumercken iſt.

Nuͤtz -
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Yützliche Obſervation und Unterrichtung deren drey Haubt-Stoͤß im Fechten.

HJebey iſt zuvorderſt zu melden / daß / wann einer mit ſeinem Adverſario jetzo will angehen / er vor allen Dingen ſich wohl aus der Meſsur halte / ſo lang / bis daß er wohl betrachtet und beſchauet / wie ſein Adverſarius gegen ihn geſtaltet; Ob er nemlich Erſtlich den Leib vorwarts auf den rechten Schenckel liegend / oder ob er Zweytens geſchwinder Fauſt / oder Drittens / ob er mit einem krummen Arm / oder ob er Vierdens hitzig im Fechten angehen / oder ob er ſich Fuͤnfftens auf ſeiner lincken Hand parade verlaſſen thue.

Was das Erſtere belanget / iſt zu wiſſen / wann der Adverſarius mit dem Leib vorwarts auf dem rechten Schenckel liegend ſich befindet / oder zu Fechten ge - wohnet iſt / muß er gleich zwey Tempo machen / oder haben; Eines daß er vom Schenckel ſich erſt muß heben / das andere zum Stoß: Und wann nun ſolches / ſo kan Adverſarius es leichtlich mercken / und ſich auf ſeine Defenſiv deſto beſſerſtellen /ſtellen / alſo daß er ſeinem Adverſario eine Tertz, oder Quart nachſtoſſen kan und mag;

Zweyten falls / wann der Adverſarius eine geſchwinde Fauſt hat / ſo muß man ſich wohl vor der Klinge im Lager bedecken / dann und wann eine falſche Bloͤ - ſe geben / welches ſo viel geſagt iſt / wann einer von der Spitze ſich entbloͤſe / daß er ſich dann wohl mit der Staͤrcke bedecke / oder wann ſich mit der Staͤrcke entbloͤ - ſete / daß er ſich mit der Spitze bedecke / und alſo den Feind deſto beſſer anlocken und verfuͤhren / ſich aber zum pariren und nachſtoſſen bereit machen / und folgli - chen dardurch ſeinen Feind verletzen kan;

Dritten falls / wann einer mit krummen Arm fechtet / ſo muß man wiſſen / wann ſolches obſerviret wird / daß derſelbige allezeit grauſam auf der Klinge zu liegen und ſolche zu forciren ſuchet und trachtet / einem ſolchen Fechter aber ſoll und muß man der Klingen Schwaͤche mit nichten geben / ſondern vielmehr ſchau - en / daß man ihm auf Tempo Stoͤſſe anſetzen moͤge / doch auch ſich wohl in acht nehmen / daß er nicht etwan zugleich einen Contra Stoß bekomme / welches von ſolchen und dergleichen Herren Fechteren gar gemeiniglich geſchiehet;

Vierd -

Vierdten falls / ob eines Adverſarius hitzig im fechten angienge? So muß ſolchen falls nothwendig deſſen Leib wohl betrachtet werden / ihn auf Tempo Stoͤß entweder zu arretiren / oder aber ihn auf Volten zu empfangen;

Fuͤnfften falls / da der Adverſarius auf ſeiner Hand paraden ſich verlaſ - ſen ſolte / muß man befliſſen ſeyn / nur allein halbe Stoͤſſe auszuſtoſſen / damit man des Feindes Hand parade betruͤgen / und ihn zum Stoß verfuͤhren moͤge / er aber ſo leichter an ſeiner Klinge Nachſtoͤſſe vollbringen koͤnne / wie ſolches alles aus nachfolgenden Lectionibus und Figuris mit mehrerm Vergnuͤgen zu mercken und zu erkennen.

Von
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C

Von Ab - oder Außtheilung der Klingen.

DJeſelbige wird auß - oder abgetheilet in vier Theile / mit dieſen Worten: gantze und halbe Starcke / ſo dann halbe und gantze Schwaͤ - che / wie ein ſolches aus hier nebengebildeter Figur 6. abzunehmen iſt.

Hierher ſeynd nun auch gehoͤrig die bey der Fecht-Kunſt vorkommende und gebraͤuchliche Termini, ſamt deroſelben Ausdeutung: Als

  • (1) Approchiren / iſt ſo viel geſagt / als Beyrucken.
  • (2) Caminiren / iſt ſo viel als gehen / und den Feind zu lædiren ſuchen.
  • (3) Attaquiren / den Feind angehen / oder ihn an die Klinge gehen.
  • (4) Engagiren / die Klinge gewinnen.
  • (5) Battiren / an die Klinge ſchlagen / oder mit dem Fuß an die Erde klappen.
  • (6) Appelliren / weiter belangen / oder einen entweder zum Stoß / oder zur parade bewegen.
  • (7) Stringiren / die Klinge bezwingen / oder daͤmpfen.
  • (8) Ligiren / den Degen anbinden / oder umdrehen.
(9) Cavi -
  • (9) Caviren / unten durch / oder oben uͤber gehen.
  • (10) Allongiren / ausſtoſſen.
  • (11) Pariren / ausnehmen / oder den Stoß abwenden.
  • (12) Repouſiren / nachſtoſſen.
  • (13) Paſſiren / einlauffen.
  • (14) Voltiren / ſich umdrehen.
  • (15) Seſſiren / den Degen ergreiffen.
  • (16) Rumpiren / die Menſur brechen.
  • (17) Retrahiren / ſich zuruck begeben.
  • (18) Diſarmiren / den Degen nehmen.
  • (19) Ludiren / den Feind zur Erden werffen.
  • (20) Faintiren / oder fainte machen / den Feind zu verfuͤhren / oder deſſen Bloͤſe gewinnen.
Art

Art und Weiſe ein Fainte zu machen / und dem Feind keine Bloͤſe zu geben.

ERſtlichen iſt zu wiſſen / wann man an des Adverſarii Klinge kommet / es geſchehe ſolches in der Tertz, oder Quarta, daß man die Fauſt hebet / um ſich von oben wohl zu beſchuͤtzen / laͤſſet dann die Spitze ſincken / und bat - tiret in einem Tempo den Fuß / machet eine kleine Fainte unter die Fauſt / in die Tertiam, ſtoͤſſet hernach eine Quartam, haͤlt die Fauſt hoch an des Fein - des Klinge / und reteriret ſich geſchwind in ſeiner Poſitur, und ſuchet in einem Tempo an des Feindes Klinge zu kommen / die Schwaͤche zu gewinnen / und ſo dardurch vor des Adverſarii Nachſtoß ſich deſto ſicherer zu machen / wie bey der Figur 7. geſehen wird.

Zwey
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Zweyte oder gedoppelte Fainte.

HJerzu werden zwey oder drey Tempo gebraucht / nemlich ſo Adverſarius an die Kling in die Quart zu liegen kommet / ſo laͤſt man die Spitze ſincken oder fallen / unter des Adverſarii ſeiner Klinge / machet ihm eine Fainte in der Tertz und in der Quart, und ſtoſſet geſchwind in die Tertz, wie bey der Figur 8. gezeiget wird.

Wann
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Wann Adverſarius in der Tertz lieget.

SO machet man eine Fainte in der Quart und in der Tertz, laͤſſet die Spitz und den Leib ſincken / und ſtoſſet hernach unter des Adverſarii ſei - nem Arm in die Secundam; Weil nun aber die Secunda von den dreyen Haubt - Stoͤſſen die gefaͤhrlichſte iſt / muß einer ſich wohl ſuchen zu reteriren / und ſeines Feindes Klingen Schwaͤche zu gewinnen / als an der Figur 9. kan gemercket werden.

Drey -
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D

Dreyfache Finte zu machen.

DJeſe nimmt an ſich mit ſamt den Stoß / vier Tempo, nemlich wann Ad - verſarius in der Tertz zu liegen kaͤme / oder kommet / ſo macht man eine Finte in der Quart, und in Tertiâ und Secunda, und ſtoſſet Adverſa - rio geſchwind uͤber den Arm die Tertz, welches durch die Figur 10. bezeuget wird.

Wann
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Wann Adverſarius aus der Meſsur ſtehet.

BEy ſolcher Begebenheit attaquiren die Klingen hoch die Quart im mar - chiren / den Feind zum pariren zu bringen / dann laͤſſet man die Spitze ſincken / und ſtoſſet geſchwinde ſeinem Adverſario die Quart unter dem Arm / wie geſehen wird bey der Figur 11.

Wann
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Wann der Adverſarius in der Tertz ſuchet zu attaquiren.

JM fall ein ſolches geſehen wird / ſo machet man geſchwinde eine Fainte in die Quart, und ſtoͤſſet die Quart uͤber den Arm / apponiret ſeine Fauſt an des Feindes Klinge / ſo daß man mit ſeiner Staͤrcke des Feindes Schwaͤche ge - winnen kan / wie durch die Figur 12. vorgebildet wird.

Wann
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Art und Weiſe / wie hergegen man ſeinen Gegner an - locken und zum Stoß verfuͤhren ſoll.

WAnn einer des Willens / oder ein ſolches zu thun geneigt iſt / ſo muß er mit der Fauſt in der Quart, des Gegners Kling in die Tertz ſtringiren / alſo und dergeſtalten / daß der Feind die Quart zu ſtoſſen bereit ſey / ſeine Schwaͤ - che zu pariren / und die Flanconade zu ſtoſſen / ſo von denen Teutſchen die Quart Revers genennet wird / doch alſo / daß er behender dings die Hand wohl apponiret / damit der Feind ſeine Fauſt nicht umdrehen / und ihn ſelbſten ver - letze / wie bey der Figur 13. gezeiget wird.

Wann
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E

Wann einer an des Adverſarii Kling in der Tertz zu liegen kommet.

SO machet der ander eine Appell, an des Adverſarii Klinge in Quart, ſo daß derſelbe ſich beweget / ſelbe zu pariren / alsdann kehret man die Fauſt um / und ſtoſſet die Tertz Cavé dans les armes, welches die Tertz in Quart geſtoſſen heiſſet / oder teutſcher zu ſagen / ein Winckel-Stoß genannt iſt / jedoch aber muß der Leib niedrig uͤber dem rechten Schenckel zu liegen kommen / damit er unter des Adverſarii Klinge ſich befinden koͤnne / und dann geſchwind an des Feindes Klinge battiren und ſich retrahiren / oder zuruck ſpringen / wie zu ſe - hen bey der Figur 14.

Wann
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Wann Adverſarius in Quart mit ſeiner Schwaͤche an der Staͤrck zu liegen kommet.

SOlchen falls drehet man in einer guten Geſchwindigkeit die Fauſt herum / ligiret deſſen Klinge und ſtoſſet in die Secund, wie die Figura deutet / welches alles dann von denen geraden Stoſſen geſagt ſey; Doch muß man ſich in acht nehmen / daß Adverſarius die Fauſt nicht an die Klinge ablauffen laſſe / und euch verletze / welches gar leichtlich geſchehen kan; Man kan auch / wann Ad - verſarius zuruck gehet / eine kleine Fainte in die Tertz thun / wollte aber Ad - verſarius pariren / ſo ſtoſſe man in Secunda, wie Figur 15. zeiget.

Art
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Wann Adverſarius den Degen engagiret in die Tertz.

MAche man eine Appell in die Quart, damit man ihn / die Tertz zu ſtoſ - ſen / ſuche zu verfuͤhren / und ſo dann ſolches von ihm geſchicht / nemlich / daß er ſich die Tertz zu ſtoſſen verfuͤhren laſſe / dann parire man wohl / und mit ſei - ner Staͤrcke / an des andern Schwaͤche / den Arm wohl ausgeſtreckt haltend / den Leib aber nidrig / alſo wird der Adverſar ſelbſt in den Degen hinein lauffen / und ſich verletzt machen / wie bey der Figur 16. wird geſehen werden.

Wann
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Wann Adverſarius ſeinen Degen hoch an die Kling in die Tertz attaquiret.

ALsdann muß Gegner / oder der / ſo mit demjenigen zu fechten kommt / ſich gar wohl fuͤrſehen / daß Adverſarius nicht etwan einen Tempo Stoß in die Secund fuͤhret / dieweilen die Fauſt hoch gehoben wird / wo aber ſolches nicht / nemlich / daß Adverſarius keinen Tempo Stoß thaͤte / oder fuͤhrete / ſo machet man alsdann eine Finte in Secund, daferne er dann ſolche pariret / ſo doupli - ret wieder eine Fainte in Tertz, und ſtoͤſſet eine Quart; pariret aber dann Adverſarius und will nachſtoſſen in die Flanconade, ſo kehre man die Fauſt nur geſchwind um / in die Secund, ſo wird zwarn Adverſarius ſelbſt in die Klinge hinein lauffen / man muß aber alsdann in einer ſonderlichen Geſchwindig - keit an die Klinge in die Tertz reiteriren / damit Adverſarius durch einen Nach - ſtoß nicht ſchaden koͤnne / wie Figura 17. bemercket.

Wie
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F

Wie die gehobene Stoͤſſe muͤſſen gefuͤhret werden / welche von denen Frantzoſen die cupirte Stoͤß uͤber die Klinge genennet werden.

DArbey battiret man mit dem Fuß / machet eine Fainte hoch an des Ad - verſarii ſeine Klinge in Form und Weiſe / als wann man uͤber ſelbig ſeine Kling cupiren wollte / apponiret oder bewegt er ſich nicht zu pariren / ſo hebe man die Fauſt mit der Staͤrck an die Schwaͤche / und ſtoſſe gerad in Quart; pa - riret er aber / ſo cupire man uͤber die Kling / und ſtoſſe in Tertz, welche Lection in Tertz und Quart gar leicht gemacht werden kan / man muß ſich aber auch dabey wohl fuͤrſehen / daß man ſeinem Widerpart keine Bloͤſe gebe / und er auf ſel - bigem Tempo nicht etwan einige Verletzung anbringe / deßwegen man dann auch den Leib wohl zuruck halten muß / wie bey Figur 18. zu ſehen.

Wie
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Wie man ſeinen Adverſarium zu verfuͤhren ſuchen / und ihn mit Tempo Stoͤſſen empfangen ſolle.

WAnn der Widerpart anrucket / und ſeines Gegners Klinge in demſelbigen Tempo zu gewinnen ſuchet / oder ſuchen ſollte / ſo breche man die Meſsur zuruͤck / und ſuche wieder an ſeine Kling zu kommen / wo er vorhin oder zuvor ge - legen / es ſey oder geſchehe dann ſolches in Tertz, oder Quart, ſo wird Adver - ſarius vermeinen / es geſchehe aus einer Forcht / und ſo er dann nochmahlen an - marchiren und die Klinge gewinnen wolle / muß man ſeinen Leib wohl in acht neh - men / geſchwinde unter die Klinge caviren / und in Tempo hinein ſtoſſen / wie Figur 19. angibt.

Wann
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Wann Adverſarius an die Klinge in Quart zu liegen kommet.

ALsdann mache man eine Appell hoch in die Tertz, ſtoſſet er dann in Tem - po in Secund, muß man wohl pariren und ihm eine Finte hoch in die Tertz machen / gleich als wolle er die Tertz ſtoſſen; hebet er Adverſarius die Fauſt alsdann zur parade, ſo repoſtirt man geſchwind in die Secund, das iſt nachſtoſſen / wie es die Frantzoſen nennen / welches gezeiget wird bey der Figur 20.

Wann
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Wann Adverſarius an der Klinge in der Tertz lieget.

SOlchen falls / ſo engagiret man ſeine halbe Schwaͤche / gibt ihm eine Bloͤſe in die Tertz, ihn dadurch zu verfuͤhren / nimmt alsdann ſeine Fauſt wohl in Obacht; ſo bald er ſich nun bewegt uͤber den Arm in die Tertz zu ſtoſſen / ſo falle man geſchwind mit dem Leib niedrig / laſſe die Spitze ſincken / und arrêtire ihn in die Secund, wie Figur 21. anzeiget.

Art
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G

Wann Adverſarius die Klinge attaquiret in Quart.

SO machet man ihm geſchwind eine Fainte in die Tertz, und thut dann ei - nen halben Stoß in die Quart; und wann er wollte pariren / ſo ſtoͤſſet man ihme eine Quart unter den Armen / mit dem Leib innwendig ſich jedoch wohl aus dem Wege haltend / wie Figur 22. zeiget / battiret dann geſchwind an des Ad - verſarii Klingen / und ſpringet zuruck.

Wann
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Wann Adverſarius die Klinge ſuchet in Quart zu engagiren / und ſeine Spitze niedrig haͤlt.

BEy einem ſolchen Fall muß man mit ſeiner Staͤrcke ſeines Adverſarii Schwaͤ - che ſubtiliter zu gewinnen ſuchen / und ſtoſſen an die Klinge dem Leibe zu / es ſeye ſolches in Tertz oder Quarta, wie Figur 23. andeutet / iſt aber auch wohl in acht zu nehmen / daß Adverſarius nicht etwan eine geſchwinde Quart untern Arm zu ſtoſſen ſuche / und anbringen moͤchte / ſolchen falls aber muß man ſeines Adverſarii Fauſt gar genau in acht nehmen / und allezeit zur parade ſich bereit halten.

Wann
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Wann Adverſarius ſuchet die Kling in Quart zu ſtringiren.

SO machet man ein Appell in Tertz hoch mit ausgeſtrecktem Armen; wann dann euer Adverſarius ſolche pariren wolle / ſo kehret man die Fauſt an die Kling in Quart um / und ſtoſſet ihme ſo fort eine Quart uͤbern Arm / wie an Figur 24. zu ſehen / wiewohlen ſolches ein gefaͤhrlich - und beſorglicher Stoß und ſchwehr zu pariren iſt.

Wann
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Wann Adverſarius den Degen ſucht zu engagiren.

WAnn ſolches / ſo muß man ihme eine Appell in Tertz machen / und zwar mit ausgeſtrecktem Arm / und wann er dann die Tertz oder Secund ſtoſſen wollte / und Adverſarius zeigen / als wolle er pariren / oder nicht / ſo dre - het man den Leib in die Quart wohl um / und ſtellet ſich in Poſitur, als die Figur 25. weiſet.

So
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H

So Adverſarius den Degen in Quart zu engagiren / oder zu ſtringiren / und ſo dardurch einen zum Stoß zu ver - fuͤhren / ſuchete.

WAnn ein gleiches an Adverſario bemercket wird / ſo machet man ihme Fainte in Tertz, oder aber eine Appell, ſo werden des Widerparts ſei - ne Concepten von Stund an verruckt werden / ſo er aber dann pariret / ſo ſtoſ - ſet man ihm eine Secund oder eine Quart, wo ſeine Bloͤſe am beſten zu finden iſt / wobey dennoch auch zu wiſſen / und wohl zu mercken / daß / ſo offt als Ad - verſarius mehrere Finten zu machen ſuchet / man alsdann ihme jedesmahl eine Gegen Appell machen muͤſſe / umb ihn in ſeinen Concepten fort und fort ver - ruͤckt zu machen / wie Figur 26. zeiget.

Wann
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Wann Adverſarius den Degen in Quart zu engagiren ſuchet.

M ihme geſchwind eine Appell in Quart uͤber den Arm mit einem geſchwin - den halben Stoß in Quart unter den Arm gemacht werden / und muß ſol - ches mit geſchwinder Zuruckkommung in die Poſitur an Adverſarii Klingen in Tertz geſchehen / umb ſeine Schwaͤche zu gewinnen / wann nun ſolche gewonnen / doupliret man in Geſchwindigkeit an die Klinge in Tertz, wie Figur 27. zeiget.

Wann
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Wann Adverſarius anmarchiret den Degen in Quart zu forciren.

SO muß man ihn die Klinge nicht finden laſſen / ſondern ihme eine Finte in Tertz machen / und eine Secund ſtoſſen / battiret dann die Klinge / und ſpringet geſchwinde zuruck in ſein Lager / wie bey Figur 28. zu ſehen.

So
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So Adverſarius die Klinge ihm engagiret in Quart aus der Meſsur.

ALsdann ſo ſuchet man ihm die Meſsur zu gewinnen / und mit ſeiner Staͤrcke an ſeine des Adverſarii Schwaͤche zu kommen / machet ihme eine Ligation in Quart, welches zu verſtehen / daß man den Degen anbinde / oder umbdrehet / aus der Fauſt / wordurch dann Adverſarius gezwungen wird um gut Wetter zu bitten / wie in der Figur 29. geſehen wird.

Wie
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J

Wie und auf was Weis man ſuchen ſolle ſeines Adverſarii Klinge in die Quart engagiren.

EJn ſolches zu thun / ſo gebe man ihme ein wenig Bloͤſe / daß er entweder in Quart, oder Tertz, deſto leichter ſtoſſen kan / uͤbern Arm; und wann als - dann Adverſarius ſich darob verfuͤhren laͤſſet / ſo pariret man ihm mit der Ca - vation, und apponiret die lincke Hand an ſeine Klingen / damit er an dieſelbe / verſtehendlich eure Klinge / zu pariren nicht kommen kan / wordurch dann ihme leichtlichen zween oder drey Stoͤſſe anzubringen / ehe er in ſein Lager zuruck kommen thut / wie angemerckt bey Figur 30.

Eine
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Eine Appell an ſeines Adverſarii Klingen in Tertz zu machen / und wie einer dabey ſich zu verhalten?

WAnn ſolches einer tentiren oder fuͤrnehmen will / muß er mit dem rechten Fuß battiren / und den Arm ausſtrecken in Tertz, eben als wann er den Stoß in Tertz fuͤhren wollte / und alſo ſuchen den Feind zu verfuͤhren / in Quart zu ſtoſſen / fuͤhret er aber dann einen Tempo Stoß / ſo pariret man ihm mit der Cavation, welches contra de gagement genennet wird / und ſtoſſet dann ge - ſchwinde in Tertz; ſollte aber etwan Adverſarius pariren / ſo doupliret man in Secund, und ſpringet zuruck in ſein Lager / wovon dann Figur 31.[anzeigung] thut.

An
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An Adverſarii Kling in Quart liegend zu kommen.

EBen dieſes zu fuͤgen / ſo battiret man in einer Geſchwindigkeit mit dem Fuß / und caviret unter des Feindes Klinge / als wann man eine Tertz oder Quart uͤbern Arm ſtoſſen wollte / cupiret alsdann uͤber die Klinge / und ſtoͤſſet die Quart, wie Figur 32. euch zeiget / und dieſe werden von denen Teutſchen die geſchobene Stoͤſſe genennet; Eine ſolche Lection kan nun zwar in Tertz und Quart gemachet werden / dennoch aber iſt ſie ſchwehr zu pariren / und hat man ſich abſonderlich dabey in acht zu nehmen / daß Adverſarius nicht etwan ein Tempo Stoß anbringe / wie an Figur 32. zu ſehen.

Wie
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Wie die Quart Baſe, oder auf teutſch die niedrige Quart zu machen / als welche gegen einen mit der lincken Hand Fechtenden gar nuͤtzlich iſt.

DJeſelbige zu machen / haͤlt man die Fauſt hoch / den Ober-Leib zu bedecken / die Spitze aber niedrig / den Unter-Leib zu bedecken / und machet eine Ap - pell in Quart, wie Figur 33. zeiget / und wann dann Adverſarius ein geraden Stoß in Quart uͤbern Arm thun wollte / ſo drehet man die Fauſt um / apponi - ret die lincke Hand an ſeine Klinge / und ſtoſſet eine gerade Quart, wie Fig. 33. zeiget / und eine ſolche Parade iſt bey der Nacht gar nutzlich / abſonderlich aber de - nen jenigen / welche ohngefehr von zweyen oder dreyen angefochten werden / doch muß man dabey auch dieſes mercken / daß man die Fauſt wohl umbdrehet / die Muline oder Rad zu machen / ſo lange und viel / biß man Gelegenheit bekommet / ein oder andern zu verletzen / wie Figur 33. angemerckt.

Wann
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K

Wann ſich die Klingen in Quart zuſammen befinden.

DAnn ſo mache man eine Appell in Tertz, gebe ſeinem Adverſario eine kleine Bloͤſe / ihn zu zwingen / oder zu verurſachen / die Quart untern Arm zu ſtoſſen / parire dann die Quart baſe, und mit der lincken Hand apponire an Adverſarii Kling / ſo wird er ſo dann nicht wieder zu pariren kommen koͤn - nen / weil die lincke Hand ſeine Klinge nieder truckt / wie Figur 34. anzeigt.

Wie
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Wie man die Quart Baſe Reverſe, das iſt ſo viel als verkehrt geſagt / machen ſolle.

HJerzu wird erfordert / daß man eine Fint, oder Appell in die Quart uͤber den Arm gebe / alsdann Adverſario die voͤllige Bloͤſe / den Leib innwendig haltend / um Adverſarium dadurch zu locken; wann dann Adverſarius die gerade Quart ſtoͤſſet / ſo laſſe man die Spitze innwendig an Adverſarii Klingen ſincken / parire deſſen Schwaͤche untern Arm von auswaͤrts / und ſtoſſe ihm unter der Achſel zu / und ſo balden als Adverſarius ſtoͤſſet / parire man im marchi - ren / damit des Feindes Klinge hinter in Rucken komme / wordurch er dann gar leicht und geſchwind wehrloß gemacht wird / und zwar ohne einige Sorge und Ge - fahr / wie Figur 35. zeiget.

Wel -
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Welcher geſtalten die Tertz Baſe zu machen / welche die Poſitur hat / als wie die hohe Secund.

HJebey iſt dieſes zu mercken / daß man die Lectiones eben als wie bey jetzt gemeldter Quart baſe geſchicht / gebrauchen kan / wann man per Exem - ple an einem geſchloſſenen Ort / oder an einem Waſſer / welches hinten auff dem Ru - cken waͤre / ſo daß man ſich nicht reteriren koͤnne / und dardurch in Gefahr ſtuͤnde / ſo leget man ſich geſchwind mit einer Fauſt hoch vor das Angeſicht / doch den Leib ein wenig vorgeſtreckt / und halte dann die Spitz gegen des Feindes Kling oder Bruſt; ſo dann Adverſarius ſtoſſen thaͤte / pariret man in Ligation, gleichwie in der Quart baſe, wie Figur 36. zeiget; pasſire dann rechts oder lincks / wo / oder wie man am beſten eine Avantage zu finden / und ſich aus Gefahr zu halten / die Gelegenheit ſich erbietet / ſo wird Adverſarius wieder in ſein vorigen Stand ge - bracht werden / wo er zuvor geweſen iſt.

Auff
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Auff was Art und Weiſe eine Ligation zu machen / ſeines Feindes Degen aus der Hand zu drehen.

WAnn jetzo Adverſarius den Degen mit der Spitze niedrig in Quarta at - taquirete / oder engagirte / ſo muß man ſeine Schwaͤche mit der Staͤrcke zu gewinnen ſuchen / in formirung einer an ſeiner Klinge zu machenden Ligation in Quart, und drehen die Fauſt mit der Staͤrcke an ſeiner Schwaͤche geſchwind herumb / ſo ligiret oder drehet man ihm ſeinen Degen aus der Fauſt / wordurch er alſo dann obligiret wird / um Pardon zu bitten / ſpringet aber deſſen Dege nicht aus der Fauſt / ſo kan man einen Stoß in die Tertz oder Secund in ihn thun / ehe und bevorn derſelbe wieder in ſein Lager kommet / und ſo gar leichte verletzet wer - den kan / wie Figur 37. davon weiſet.

Wie
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L

Wie die Ligation um die Klinge in Tertz oder Quart, auff teutſch ein Circul an die Kling zu machen.

SO balden Adverſarius an die Klinge in Quart mit ſeiner Spitze niedrig zu liegen kommt / ſo muß man ſuchen mit ſeiner Klinge des Adverſarii Schwaͤche zu gewinnen / drehe demnach geſchwind mit der Staͤrcke an ſeiner Klin - ge Schwaͤche / dieſelbe behend in Geſtalt eines Circuls umkehrend / und ſtoſſe eine gerade Quart zu / welche Art nicht nur in Quart / ſondern auch in Tertz und Secund, auch ohne Gefahr gemacht werden kan / wie davon geſehen wird in der Figur 38.

Wie
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Wie und auff was Weiſe die Paſsade zu machen ſeye.

ZU obſerviren iſt / wann gefehen wird / daß der Feind keinen Stand in ſeinem Fech - ten halten thue / ſondern hin und her wancke / auch ſeine Meſsur alſo breche / oder auch daß jemand ihm zu huͤlff kommen ſolte / ſo iſt noͤthig / daß man von einem ſich ſi - cher zu machen und zu befreyen ſuche / wie dann zu dem Ende die Paſsade zu ergreiffen / dabey aber auch ſich wohl in acht zu nehmen / wann man will pasſiren und entkom - men / daß nicht Adverſarius (welches / wann derſelbe auch ſchlimm und behend ſeyn ſollte / gewißlich erfolget) einen nicht arreſtiren thue / oder ſonſt ſein Maitre werde / als per Exemple, wann Adverſarius die Fauſt niedrig haͤtte / ſo attaquire man deſſen Degen in Quart, mit einer Appell von der Klingen / und halte die Fauſt hoch. Laſ - ſet ſich aber Adverſarius dardurch nicht ſchroͤcken oder verfuͤhren / aus ſeinem Lager zu gehen / ſo paſſire man nur geſchwinde die Quart uͤbern Arm mit ſeiner Staͤrcke an Ad - verſarii ſeine Schwaͤche / und wann dann derſelbige dieſe Paſsade mit der Tertz pariren thaͤte / ſo laß man innwendig an die Kling ablauffen / ſo daß man in Behendigkeit ſeinen Arm um des Adverſarii ſeinen Arm oder Haͤnde / ſuche zu winden / und greiffe ihn um den Degen herum / bey ſeinem Arm / ſtelle ſich alſo dann geſchwinde mit dem rech - ten Fuß wieder zuruck / und biethe ſeines Feindes Bruſt die Spitze / ſonſt kan man auch ſeinen Feind mit dem lincken unter den rechten Fuß ſchlagen / und ihn ſo auff die Erde nieder bringen / wie geſehen wird bey der Figur 39.

Wie
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Wie die Paſade in Quart uͤbern Arm zu machen.

BJllig iſt in acht zu nehmen / wann man ſich mit ſeinem Feind in der Quart befinden thut / daß deſſen Degen ſtringiret werde / und ihm alſo eine Fain - te in die Quart zu machen ſuche / wofern er ſich dann verfuͤhren laſſet / ſo cavire man durch und paſſire in der Quart uͤbern rechten Arm / die Schultern wohl zuruck haltend / ſonſten moͤgte Adverſarius mit der Volte einen Arreſt anbrin - gen / wann aber Adverſarius ſich darinn nicht verfuͤhren laſſen ſollte / muß man gerad in die Quart pasſiren / wie Figur 40. zeiget.

Wie
[figure]

Wie die Paſsade unten in der Secund zu machen.

WAnn man mit ſeinem Adverſario, alſo beyderſeits in der Tertz ſich be - findet / ſo cavire man unten durch / und mache ihme eine Finte an ſeine Schwaͤche nach ſeinem Haupt; bleibet er dann alſo ſtill liegen / ſo laſſe man die Spi - tze in der Secunda ſincken / und pasſire in Geſchwindigkeit mit gebogenem Leib und ſtoſſe ihn untern Arm; man kan ſonſt auch mit einer Finte in der Secund ſeinen Feind ſuchen zu verfuͤhren; Daferne er aber ſollte ſtill liegen / und auf einen Contra Stoß warten / ſo erhebe man unten die Klinge mit einer Appell, verhin - dere dadurch ſein Vorhaben / pasſire gleichfalls geſchwind unten in der Secunda, wie Figur 41. zeiget.

Wie
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M

Wie die gerade Paſsade in Quart zu bemercken / und wie ſich darinn zu verhalten.

WAnn ſich die Degen zuſammen in Quart befinden / muß man an des Ad - verſarii Kling eine Appell hoch in Quart uͤbern Arm machen; und wann er ſich alsdann wuͤrde laſſen verfuͤhren / oder aber pariren / oder auch nicht pari - ren / mit der Fauſt hoch / mit ſeiner Staͤrcke an deſſen Schwaͤche den Leib gerad in einer Linie ſich haltend / nehme ſich dann wohl in Obacht / wann er pasſiret daß ſein Adverſarius ihn nicht bey dem Gefaͤß ſeine Klinge / welches gar leicht geſche - hen kan / ergreiffe; wann alſo ſolches geſehen wird / muß man geſchwinde (man kan ſonſten auch / wann Adverſarius den Degen nehmen wollte) die Fauſt nur allein umkehren / und ihme Adverſario den Winckelſtoß anbringen / wie Figur 42. euch weiſet.

Wie
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Wie in der Paſsade man ſeinen Adverſarium arreti - ren kan.

WAnn Adverſarius paſſiren wollte / ſo gebe man ihme eine falſche Bloͤſe - ber den Arm / mache ihme dabey etliche falſche Tempo oder Faintes, ihn deſto ehend - und beſſer zu verfuͤhren / aber deſſen Fauſt und Leib gar wohl in acht habend; ſo balden man aber ſiehet / daß Adverſarius pasſiren wollte / ſo arre - tiret man geſchwind in die Secund; ſpuͤhrete man aber / daß er ſich auf die Klin - ge verlaſſe / ſo kehre man geſchwind den Leib herum / und arretire ihn in Volt; Jſt aber Adverſarius etwan zu geſchwind in der Klinge / ſo laͤſſet man inwendig an den Degen ablauffen / und nehme ihm ſeinen Degen beym Gefaͤß oder Griff / wie gezeiget wird bey der Figur 43.

Wie
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Wie die Volte am ſicherſten zu machen.

HJebey muß zwar geſtehen / daß ich hin und wieder offtmahls geſehen / von de - nen / welche die Information auf ihren Adverſarium zu voltiren / ge - ben haben / nemlich daß man in ſeinem Lager auf ſeinen Feind voltiren ſolle / ich hergegen verſichere feſtiglich und getreulich / daß ein ſolches gar ſchwer und unſicher oder gefaͤhrlich zu machen ſeye / die Urſach aber iſt dieſe / weilen Adverſarius in ſeinem Lager wohl bedecket iſt / und halte ich derowegen fuͤr das allergewiſſeſte und beſte zu ſeyn daß man ſeinen Feind zum Stoß zu verfuͤhren ſuche / daferne aber Adverſarius eines Klinge in die Tertz ſuchete zu ſtringiren / und zwarn ſtarck / ſo muß man ihm die Klinge nicht finden laſſen / und wann das aber ja geſehen wuͤr - de / ſo voltiret man nicht / ſondern caviret vielmehr unter die Klinge durch / und breche die Meſsur zuruͤck; wann dann aber Adverſarius die Klinge dennoch wie - der zu ſtringiren ſuchen ſollte ſo laſſe man die Spitze nur ſincken / mit dem lincken Fuß zuruck hinter den rechten / und den Leib wohl umgedrehet / ſtellend / damit Ad - verſarius in ſelbigem Tempo, in Volt, arreſtiret werde / welches dann das ſicherſte und gewiſſeſte iſt / und gezeigt wird bey der Figur 44.

Wann
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Wann ſich die Degens zuſammen in Quart findeten.

ALsdann mache man ſeinem Adverſario eine Finte in Tertz, um einen halben Stoß in Quart zu ſtoſſen / ſo bald nun Adverſarius pariret ha - ben wird / und von der Kling die Quart zu ſtoſſen gehe / drehet man den Leib in Geſchwindigkeit herum / und arreſtiret ihn in Volt, wie die Figur 45. an - zeiget.

Wie
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N

Wie man eine Volte machen ſolle / ſeinem Adverſario das Geſicht oder deſſen Haͤnde zu zerhauen.

ERſtlichen ſo engagiret man die Kling in Tertz, attaquiret dann geſchwind in die Quart mit einer wenig zu gebenden Bloͤſe uͤbern Arm / umb ihn zu verfuͤhren; und wann er dann in die Bloͤſe floͤſſet / ſo laͤſſet man die Klinge ablauf - fen / thut den lincken Fuß hinter den rechten; ſo balden es abgelauffen / machet man mit dem rechten Fuß einen langen Schritt / und fuͤhret den Streich in einem Tem - po, in Feindes Angeſicht / oder uͤber die Fauſt / welches gar fuͤglich und wohl zu thun iſt / wie Figur 46. zeiget.

Wie
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Wie die doppelte Volte zu machen / in geſchwind - und leichteſter Manier.

DJeſe iſt zwar in ſcharffem Fechten gar ſchwehr zu vollbringen / indeme man ſei - nem Adverſario den Ruͤcken zu kehren / dennoch aber wann Adverſarius den Degen ſehr in Quart engagirete / ſo ſtringire man denſelbigen / die Spitze aus dem Wege / und gebe eine falſche Bloͤſe uͤbern Arm in Quart, ihn dardurch deſto beſſer zu verfuͤhren; ſo balden man aber ſiehet / daß er ſich ruͤhret oder den Stoß zu fuͤhren / rich - tet / ſo laſſe man den Degen ablauffen / als bey nechſt vorſtehender Lection angedeutet iſt / und wie man nun ſolchen hat laſſen ablauffen / kehret man ſich gantz zuruck / und ſchlage auf des Adverſarii ſeine Klinge hinein / kehre ſich dann wieder gantz herum / gehe auf ſeinen Adverſarium loß / und greiffe ihn fein geſchwinde bey der Bruſt oder Fauſt / jedannoch muß man ſich aber auch gar wohl in acht nehmen / daß Adverſa - rius, indeme daß man ſich umkehret / einen nicht faͤnget und zur Erden wuͤrffet / wie Figur 47. euch vorſtellet.

Einen
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Einen zu diſarmiren in unterſchiedlicher Manier / und wann ſolches zu thun ſeye.

ZU dieſem Zweck hat man fuͤrnemlich zu mercken / wie Adverſarius allenfalls geſinnet ſeyn moͤge; wann nun etwan derſelbe einen langen Stoß in der Quart zu verſetzen gemeinet / alsdann pariret man denſelbigen Stoß in der Quart inn - wendig / trette hernacher mit dem rechten Fuß fein behende zu / und druͤcke ſeines Feindes Klinge etwas nieder / ergreiffe in Geſchwindigkeit mit der lincken Hand ſei - nen Degen beym Gefaͤß / und ziehe ihme in moͤglicher Geſchwindigkeit ſeinen De - gen aus der Hand / auch wann man wollte / kan man alsdann mit ſeines Feindes eigenen Degen ſeinen Feind erlegen / wie geſehen wird bey Figur 48.

Wie
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Wie Adverſarius nach geſtoſſener Quart uͤbern Arm zu diſarmiren.

WAnn der Feind die Klinge in Tertz engagirete / ſo mache man ihme eine Fainte in Quart uͤbern Arm / ſo balden dann der Stoß geſchehen / ſo tritt man mit dem lincken Fuß herzu / ergreiffet des Adverſarii Degen / und druͤcket ſelbigen auswaͤrts uͤber die Klinge herum / ſo wird ſich auf ſolche Art ſeine Hand eroͤffnen / er ſelbſten aber ſeinen Degen entweder zu quitiren gezwungen / oder aber / und wo ſolches nicht / leidet doch wenigſtens Schaden an ſeiner Hand / welches dann denen / ſo mit einem krummen Arm zu fechten gewohnet / ſehr gewiß und leichtlichen begegnen thut / wie bey der Figur 49. zu ſehen.

Seines
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O

Seines Feindes Degen im Ablauffen zu eroberen / und wie ſolches zu fuͤgen.

SOlches zu bewerckſtelligen iſt inſonderheit zu mercken / wann Adverſarius entweder eine Tertz, oder aber eine Quart uͤbern Arm zu ſtoſſen inclini - ren thaͤte / ſo iſt das ſicherſte / daß man deſſen Stoß innwendig nach dem Leib / uͤber der Klinge laſſe ablauffen / ſtellet den lincken Fuß vor ſich / und greiffet in einem Tem - po nach dem Gefaͤß ſeines Degens / fuͤhre dann ſofort einen Streich nach ſeinem An - geſicht / mache einen langen Schritt mit dem rechten Fuß zuruck / und biete die Spitze des Feindes Bruſt / und weilen man dardurch ſeines Feindes Degen untern Arm be - findet / muß man einen ſtarcken Zug in die Hoͤhe / oder aber nach ſich / thun / ſo wird der Feind darob gezwungen / ſeinen Degen zu quitiren / und ſelbſt fahren zu laſſen / wie Figur 50. andeutet.

Einen
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Einem in Tertz zu diſarmiren.

DArzu attaquiret man den Degen friſch / battiret mit dem Fuß in Quart, ſo daß Adverſarius ſich verfuͤhren laͤſt / und ſo er dann einen Tempo Stoß in Tertz fuͤhren wollte / pariret man ihm und marchiret auf ihn zu / den Leib nied - rig haltend / und greiffet behend nach dem Gefaͤß ſeines Degens / haltet die Spitze nach des Feindes Bruſt zu / und ob er dann etwan ſeine Fauſt zuruͤck ziehen thaͤte / ehe und bevorn man deſſen Degen beym Gefaͤß ergriffen / iſt man dennoch ſeiner Mei - ſter worden / dieweilen deſſelben Kling und Leib ſchon gewonnen iſt / wie die Figur 52. davon Deutung gibt.

Wie
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Wie einer ſeinem Feind mittels der Cavation durch eine Tertz oder Quart uͤbern Arm zu diſarmiren.

HJerzu thue man ſeinem Feind / eine falſche Bloͤſe uͤbern Arm geben / ihn dar - ob zu verfuͤhren ſuchend / und ſolte ſolches allenfalls von ihme geſchehen / pariret man mit der Cavation / marchiret dann geſchwind auf ihn zu / und greiffet mit der lincken Hand ſeinen Degen beym Gefaͤß / ſchlaget dann mit der Staͤrcke deſſen Degen nieder / und thut einen Zug mit der Fauſt / ſo iſt er und wird gezwungen denſelbigen fahren zu laſſen / und wo man dann will / kan denſelben / als dardurch eroberten Feindes Degen nur ein wenig / Mittels dem Gefaͤße nach ſich wenden; und ſtoſſen / mit der Spitze / ſeinen Feind mit deſſen eigenen Degen darnieder / doch muß man bey ſolchem Caſu gar geſchwinde ſich finden / damit (wann der Feind / indeme daß man ihm nach ſeinem Degen zu greiffen trachte) er nicht die Fauſt umdrehet / und den die Cavation ſuchenden mit einem Winckelſtoß verletze / wie bey der Figur 51. zu mercken.

Einen
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Wie man ſich gegen einen Lincks-fechtenden zu verhalten.

DJeſes belangend / ſo ſeynd es nur contraire Stoͤſſe / alſo daß es mehrers nichts / dann die Tertz auf Quart, und die Quart auf Tertz ſtoſſen / ſonſt aber in allen Lectionibus mit denen vorhergangenen uͤberein kommen thut / ohne daß einem / der lincks zu fechten gewohnet / es nur im Brauch hat; dann erſtlich wann man ſich vor einem Lincks-Fechter im Lager ſtellet / ſo iſt zu obſerviren / daß man ſich in Tertz im Lager wohl bedecke / attaquiret alsdann ſeinen Degen in Quart auf Tertz, machet ihm eine Finte unter die Fauſt / und ſo er alsdann darauff pariren oder nicht pariren moͤch - te / ſo ſtoſſet man geſchwind die Quart hinein.

Zweytens ſo engagiret man Adverſarii Degen in die Quart friſch uͤbern Arm / gibt ihm ein wenig Bloͤſe / ihn darob zu verfuͤhren und zugleich zu obligiren / die Quart zu ſtoſſen; laſſet er ſich dann nun locken die Quart zu ſtoſſen / pariret man ihm in die Cavation, und ſtoſſet in ſelbige Quart gerade uͤbern Arm hinein / wie Figur 53. an - zeiget.

Drittens / wann aber Adverſarius den Degen ſtringirete / ſo contra ſtringiret man an ſeine Schwaͤche / wollte er ſich aber etwan an die Klinge apponiren / ſo cupi -Pretret man geſchwind unter die Fauſt / und ſtoͤſſet die Quart unter den Arm / hernach und darauff muß man ſich geſchwind zu reteriren ſuchen / ſo daß man wieder an ſeine Schwaͤche komme / ſich aber auch wohl bedeckt halten / damit Adverſarius durch einen behenden Nachſtoß nicht etwan jemand verfolgen oder verletzen koͤnne.

Vierdtens engagiret man Adverſarii Degen friſch in die Quart, machet ihm ein falſch Tempo in die Tertz; ſtoͤſſete aber Adverſarius auf das Tempo gerade in Quart zu / ſo pariret man mit der Fauſt in Tertz, und ſtoſſetdie Flanconade oder teutſch Quart Revers, wie Figur 53. weiſen thut.

Fuͤnfftens / ſolte Adverſarius eine Bloͤſe uͤbern Arm geben in Quart, ſo fuͤhret man einen halben Stoß als Quart, uͤbern Arm; laͤſſet er ſich dann darob verfuͤhren / und zur Parade bewegen / ſo kehret man die Fauſt nur geſchwind um / und ſtoͤſſet ge - rade in Tertz uͤbern Arm hinein / den Leib aber muß man niedrig ausgeſtreckt halten / hernacher battiret man geſchwind an die Kling mit einem Sprung zuruck.

Wann
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Wann Adverſarius den Degen in die Tertz ſuchet zu engagiren.

SO machet man behꝛnd eine Appell in die Quart, wann aber Adverſarius zum Stoß / oder wieder an die Kling zu kommen / caviren wolte / ſo pari - ret man in Contra Cavation / und ſtoſſet gerade in die Quart hinein / man kan ihme ſonſten auch einen halben Stoß uͤbern Arm fuͤhren / und wann er ſich zur Parade bewegete / kan man ihm doch einen Stoß oder Quart untern Arm gar leicht bey-practiciren / wie Figur 54. zeiget.

Wann
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Wann Adverſarius ſeinen Degen friſch mit der Staͤrcke an die Schwaͤche in Tertz engagiren wolte.

SO gibt man ihm darauff eine falſche Bloͤſe / verſtehe in Tertz, wann er dann hierauff / unter die Fauſt / geſchwind cupiren / oder die Tertz ſtoſſen wolte / ſo pariret man hoch mit der Cavation / und ſtoſſet geſchwind in die Secund, ſuchet dann ſchnell / im zuruck ſpringen / wieder an ſeine Kling in Quart zu kommen / damit Adverſarius keinen Stoß einfuͤhren / oder dar - durch verfolgen koͤnne / wie ſolches ſonſten geſchicht / und in der Figur 55. zu ſehen.

Wie
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Wie auf Lincks die coupirte Stoͤſſe angebracht werden koͤnnen.

ALlenfalls Adverſarius die Klinge in Tertz oder Quart zu ſtringiren ſuchete / ſo machet man ihme eine hohe Appell in ſeine Spitze / doch aber die Fauſt in ſeinem Lager haltend / dergeſtalten / daß nicht Adverſarius eine Bloͤſe findet; bewegte er ſich dann zur Parade, coupiret man geſchwind uͤber ſeine Klinge / und wann er ſich aber zur Parade nicht finden moͤgte / ſo apponiret man mit der Staͤrcke an ſeine Schwaͤche / und ſtoͤſſet gerade auf den Leib zu / ſo gar leichtlich zu thun iſt / wie zu mercken bey Figur 56.

Auff
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Q

Auff was Manier die Paſsade auff Lincks zu machen ſey.

SOlches geſchicht alſo / wann die Degen zuſammen ſich in Tertz befinden / ma - chet man ſeinem Adverſario einige falſche Bewegung in die Quart, gleich als wann man die Quart ſtoſſen wollte / bewegte er ſich dann / oder bewegte er ſich nicht / ſo paſſiret man mit ausgeſtrecktem Arm geſchwind in die Quart, dabey aber hat man ſich wohl in acht zu nehmen / daß man ſich nicht auf des Adverſarii Klinge verlaſſe / oder ſelbe zu ſtringiren ſuche / weil man den Leib gar leicht dabey verfehlen / und ſich in Gefahr geben kan / ſondern muß Adverſario gerad auf den Leib zu / zu paſſiren ſuchen wie bey der Figur 57. geſehen wird.

Wie
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Wie eine Volte auff Lincks zu machen ſey.

MAche man eine Appell an die Klinge in Tertz, und gebe ſeinem Feind eine falſche Bloͤſe; wann dann derſelbe ſich verfuͤhren laͤſſt / und wollte in Quart ſtoſſen / ſo kehret man den Leib geſchwind um / und arreſtiret ihn fort in Tem - po, in Volt, welches ebenmaͤſſig unter den Arm / und gar leichte auch zu thun iſt. Jm fall daß aber Adverſarius nur allein einen halben Stoß fuͤhren thaͤte ſo hat man ſich zu huͤten / daß er nicht pariret / und einen in Flanconade empfan - get. Man kan ihn ſonſten auch in Tertz voltiren / ein ſolches aber muß mit einer gar fuͤglichen Geſchwindigkeit geſchehen / und ſich dabey auch ein wenig aus der Meſsur gehalten werden; So balden dann aber Adverſarius den Degen in Tertz zu ſtringiren ſuchete / ſo muß man fein geſchwind in einem Tempo mit dem rech - ten Fuß voltiren / den Degen in die lincke Fauſt nehmen / und ſeinen Feind gerade in Volt empfangen / wie die Figur 58. zeiget; welche Manier ich gar oͤffters mit vielen / ſo ſich auf die Klinge verlaſſen / practiciret hab / und ohne Gefahr wohl zu practiciren iſt.

Wie
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Wie einer auf Lincks diſarmirt oder Gewehr-loß koͤnne ge - macht werden.

DJeſes zu thun / iſt zu wiſſen / wann ſich die Degen in Tertz zuſammen be - finden / ſo machet man ſeinem Adverſario etliche falſche Tempo, denſel - ben zum Stoß zu bewegen / und wann dann ſolches von ihm geſehen wird / und er die gerade Quart ſtoſſet / ſo pariret man niedrig mit dem Leib / und marchiret in einem Tempo auf ihn loß / greiffet mit der lincken Hand an deſſen Gefaͤß / und reiſſet ihm den Degen aus ſeiner Fauſt / welches dann in Tertz auch eben ſo leicht geſchehen kan; So dann der Feind eine Tertz fuͤhrete / pariret man mit der Hand in Quart, gehet in ihn drein / und ergreiffet ſeinen Degen beym Gefaͤß / wie Figur 59. zeiget.

Edle
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Edle und Hochgeehrteſt-auch Hochgeehrte Herren.

JCh haͤtte zwarn (wie ich das mit Warheit wohl verſicheren kan / auch leichtlichen aus vorhergehenden allen ermeſſen und erkennet werden kan) noch weit mehrere Lectiones hierinnen anfuͤhren und beybringen koͤn - nen / in ſpecie von Paraden, Armbrechen / Contra Volten ꝛc. Jndeme aber alles ſolches von keiner Necesſitaͤt oder Nothwendigkeit; als habe auch fuͤr ohnnoͤthig gehalten / dieſes mit dergleichen anzufuͤllen / ſonderlichen dahero / weilen das auf einem Fecht-Boden / wo ſich der an Ort und En - den findet / denen Edlen und Hochgeehrten Herren Scholaren ſelbige Din - ge beſſer muͤndlich / als im Druck koͤnnen angedeutet werden / wobey dann auch zu erwegen / daß alles / was hierinnen unterlaſſen / bey ſcharffem zier - lichen Gefecht / als wovon dieſes einig und allein gehandelt iſt / nicht ge - braͤuchlich / alſo daß ich dieſe meine auffrichtig und wohlmeynende obigeIn -Inſtruction im Nahmen GOttes hiemit beſchlieſſe / allen reſpectivè Her - ren Liebhabern dieſer erklaͤrten Fecht-Kunſt aber mich auffs beſte recom - mendirt haben will / und nochmahlen recommendire / mit der gehorſam - ſten Bitte / dieſer wegen mich ſtets hin im beſten Angedencken zu halten; Jch aber offerire mich hergegen / daß / wofern das Gluͤck ſonſt haben kan / einem jeglichen / ſo muͤndlich / als auch ſonſten meine Wiſſenſchafft im Fech - ten / gerne communiciren werde und communiciren will. Was letzli - chen aber die Voltegier-Kunſt anbelanget / ſo haͤtte gleichfalls zwarn da - von genugſame Figuren woͤllen beyfuͤhren / als aber ich etwogen / daß ſol - ches an den Figuren nicht wohl koͤnne erlernet oder verſtanden werden / ſo hab auch davon / weilen es doch nur allein pro formâ, und nichts davon geſchoͤpffet werden kan / mich abgehalten / angeſehen / daß ſine vivâ Voce & Manuductione ſpeciali ſelbige nicht zu etlernen; Und beſchlieſſe dieſes Werck hiemit in GOttes Nahmen.

RRe -
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Regiſter Aller deren in dieſem Buch ſich befindlichen Lectionen der Edlen Fecht-Kunſt.

  • SUmmariſcher Unterricht. Pag. 1
  • Wie man die Quart ſtoſſe. 3
  • Wie die Quart zu pariren. ibid.
  • Wie die Tertia zu ſtoſſen. 4
  • Wie die Tertz zu pariren. ibid.
  • Wie man die Secund ſtoſſen ſolle. 5
  • Wie die Secund pariret wird. ibid.
Nuͤtzli -Regiſter.
  • Nuͤtzliche Obſervation und Unterrichtung deren drey Hauptſtoͤß im Fechten. Pag.
  • Von Ab - oder Austheilung der Klingen. 6
  • Ausdeutung derer bey der Fecht-Kunſt vorkommender und gebraͤuchlicher Termino - rum. ibid.
  • Art und Weiſe eine Fainte zu machen / und den Feind keine Bloͤſe zu geben. 7
  • Zweyte oder gedoppelte Fainte. 8
  • Wann Adverſarius in der Tertz lieget. 9
  • Dreyfache Finte zu machen. 10
  • Wann Adverſarius aus der Meſsur ſtehet. 11
  • Wann der Adverſarius in der Tertz ſuchet zu attaquiren. 12
  • Art und Weiß / wie hergegen man ſeinen Gegner anlocken und zum Stoß verfuͤhren ſoll. 13
  • Wann einer an des Adverſarii Kling in der Tertz zu liegen kommet. 14
  • Wann Adverſarius in Quart mit ſeiner Schwaͤche an der Staͤrck zu liegen kommet. 15
  • Wann Adverſarius den Degen engagiret in die Tertz. 16
  • Wann Adverſarius ſeinen Degen hoch an die Klinge in die Tertz attaquiret. 17
  • Wie die gehobene Stoͤſſe muͤſſen gefuͤhret werden / welche von denen Frantzoſen die cupirte Stoͤß uͤber die Klinge genennet werden. 18
  • Wie man ſeinen Adverſarium zu verfuͤhren ſuchen / und mit Tempo Stoͤſſen empfan - gen ſolle. 19
R 2WannRegiſter.
  • Wann Adverſarius an die Klinge in Quart zu liegen kommet. 20
  • Wann Adverſarius an der Klinge in der Tertz lieget. 21
  • Wann Adverſarius die Klinge attaquiret in Quart. 22
  • Wann Adverſarius die Klinge ſuchet in Quart zu engagiren / und ſeine Spitze nied - rig haͤlt. 23
  • Wann Adverſarius ſuchet die Kling in Quart zu ſtringiren. 24
  • Wann Adverſarius den Degen ſuchet zu engagiren. 25
  • So Adverſarius den Degen in Quart zu engagiren oder zu ſtringiren / und ſo dar - durch einen zum Stoß zu verfuͤhren ſuchete. 26
  • Wann Adverſarius den Degen in Quart zu engagiren ſuchet. 27
  • Wann Adverſarius anmarchiret / den Degen in Quart zu forciren. 28
  • So Adverſarius die Klinge ihm engagiret in Quart aus der Meſsur. 29
  • Wie und auf was Weiſe man ſuchen ſoll / ſeines Adverſarii Klinge in die Quart zu engagiren. 30
  • Eine Appell an ſeines Adverſarii Klingen in Tertz zu machen / und wie einer dabey ſich zu verhalten. 31
  • An Adverſarii Kling in Quart liegend zu kommen. 32
  • Wie die Quart Baſe, oder auf teutſch die niedrige Quart zu machen / als welche gegen einen mit der lincken Hand fechtenden gar nutzlich iſt. 33
  • Wann ſich die Klingen in Quart zuſammen befinden. 34
  • Wie man die Quart Baſe Reverſe, das iſt ſo viel als verkehrt geſagt / machen ſolle. 35
WelcherRegiſter.
  • Welcher geſtalten die Tertz Baſe zu machen / welche die Poſitur hat / als wie die hohe Secund. Pag. 36
  • Auff was Art und Weiſe eine Ligation zu machen / ſeines Feindes Degen aus der Hand zu drehen. 37
  • Wie die Ligation umb die Klinge in Tertz oder Quart, auf teutſch ein Circul an die Kling zu machen. 38
  • Wie und auf was Weiſe die Paſsade zu machen ſeye. 39
  • Wie die Paſsade in der Quart uͤbern Arm zu machen. 40
  • Wie die Paſsade unten in der Secund zu machen. 41
  • Wie die wahre Paſsade in Quart zu bemercken / und wie ſich darinn zu verhalten. 42
  • Wie in der Paſsade man ſeinen Adverſarium arretiren kan. 43
  • Wie man die Volte am ſicherſten zu machen. 44
  • Wann ſich die Degen zuſammen in Quart finden. 45
  • Wie man eine Volte machen ſolle / ſeinem Adverſario das Geſicht / oder deſſen Haͤnde zu zerhauen. 46
  • Wie die doppelte Volte zu machen / in geſchwind und leichteſter Manier. 47
  • Einen zu diſarmiren in unterſchiedlicher Manier, und wann ſolches zu thun ſeye. 48
  • Wie Adverſarius nach geſtoſſener Quart uͤbern Arm zu diſarmiren. 49
  • Seines Feindes Degen im Ablauffen zu erobern / und wie ſolches zu fuͤgen. 50
  • Wie einer ſeinen Feind mittels der Cavation durch eine Tertz oder Quart uͤbern Arm zu diſarmiren. 51
R 3EinenRegiſter.
  • Einen in Tertz zu diſarmiren. Pag. 52
  • Wie man ſich gegen einen Lincks-fechtenden zu verhalten. 53
  • Wann Adverſarius den Degen in die Tertz ſuchet zu engagiren. 54
  • Wann Adverſarius ſeinen Degen friſch mit der Staͤrcke an die Schwaͤche in Tertz engagiren wollte. 55
  • Wie auff Lincks die coupirte Stoͤſſe angebracht werden koͤnnen. 56
  • Auff was Manier die Paſsade auff Lincks zu machen ſey. 57
  • Wie eine Volte auff Lincks zu machen ſey. 58
  • Wie einer auff Lincks diſarmirt oder Gewehrloß koͤnne gemacht werden. 59

About this transcription

TextNeu Alamodische Ritterliche Fecht- und Schirm-Kunst
Author Alexander Doyle
Extent149 images; 8836 tokens; 1615 types; 58125 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationNeu Alamodische Ritterliche Fecht- und Schirm-Kunst Das ist: Wahre und nach neuester Frantzösischer Manier eingerichtete Unterweisung Wie man sich in Fechten und Schirmen perfectioniren und verhalten solle Denen respectivè Herren Liebhaberen zu besserer Erleuterung mit 60. hierzu dienlichen Figuren herausgegeben Alexander Doyle. . [1] gef. Bl., [73] Bl. : Frontisp., 59 Ill. (Kupferst.). LochnerNürnbergFrankfurt (Main)1715.

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SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 ARS MIL 1098/29 (1) RARA

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationWissenschaft; Militär; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

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Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:30:04Z
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Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 ARS MIL 1098/29 (1) RARA
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