[figure] A ngenehme Sommerszeiten ! euer feuerreicher Strahl ,
Von der Sonnen Glut entſprun -
gen , der belebt Feld , Berg und Thal ;
Der erwaͤrmet die Natur , durch den Einflus ſeiner Guͤte ,
Und erhizt bei dem was lebt , ein friſch wallendes Gebluͤte .
Eure Anmuth naͤhrt die Triebe , die der Lenzen angeflammt ,
Und verdoppelt das Ergoͤzzen , das aus den Ge - ſchoͤpfen ſtammt ,
Das der Vater alles Lichts , in dem Fruͤhling , wie verjuͤnget ,
Aus dem Schoos der Erde zeugt , und nun zu der Reiffe bringet .
Eure holde Liebligkeiten , womit ihr die Welt be - ziert ,
Womit ihr die Sinnen weidet , und des Geiſtes Auge ruͤhrt ,
Zweyter Theil . A Die 2 Die entzuͤnden meinen Trieb , dem die heilgen An - dachts-Pflichten ,
Der euch uns zur Luſt geſchenkt , wie es billig zu entrichten .
Wenn der Lichts-Monarch die Sonne , ſein recht feu - rig Angeſicht ,
Zu des Krebſes Zeichen kehret , und mit ſeiner Hiz durchbricht ;
Wenn er durch den rothen Mund des erhizten Loͤ - wen brennet ,
Und die Jungfrau gluͤend macht , da er durch den Thierkreis rennet :
So ſind dieſe Anmuts-Zeiten da , wo man den Som - mer fuͤhlt ,
Wo die ſchwuͤle Hiz erwaͤrmet , und der ſanfte Schat - ten kuͤhlt ;
Alsdenn lebet die Natur , die uns ſpeiſt mit ihren Bruͤſten ,
Und den ganzen Tag erquikt , mit den Vorwurf ſuͤſſer Luͤſten .
O! du Schoͤpfer aller Dinge ! O! wie herrlich iſt dein Nath ,
Der die Einrichtung der Zeiten , weislich abgemeſ - ſen hat ,
Und dieſelbe ſo regiert , daß man in den Tages - ſtunden
Nichts als guͤldne Wonne ſieht ; daß man wenn das Licht verſchwunden ,
Jn den ſtill und duͤſtren Naͤchten , bis zur frohen Morgen-Glut ,
Da die Welt ſich wieder reget , ſanft und ſuͤß auf Polſtern ruht .
Auf ! laſt uns die Sommerluſt , zu des Allerhoͤch - ſten Ehren ,
Von 3 Von den Morgen bis zur Nacht , wie ſie folget , ſehn und hoͤren .
Kaum hat ſich in dieſen Tagen lichter Sonnen - Glanz verſtekt ,
Da die Nacht die Schatten breitet ; ſo wird wie - derum erwekt
Das vergnuͤgte Morgenroth , deſſen lichte Purpur - ſtrahlen
Dieſe ſchwarze Demmerung allgemaͤhlig uͤbermah - len .
Es geht aus den dunklen Tieffen erſt ein rother Strahl hervor ,
Der durch das Gewoͤlke ſchimmert , der ſteigt im - mer mehr empor :
Da macht Licht und Finſternis , an den dunklen Himmels-Bogen ,
Ein von Licht durchſtrahltes Grau , bis die Schat - ten ſind entflogen .
Dieſes roth entglomne Prangen , gruͤſſet die ent - ſchlafne Welt ,
Als ein froher Morgenbote und erhellt das gruͤne Feld :
Darauf zeigt ſich wiederum mit den ſanften Blik die Sonne ,
Und verklaͤrt ſich allgemach mit der Schimmerreichen Wonne .
Da ſchwingt ſie mit ſchnellen Lauffen , ihren hei - tren Anmuthsſtrahl ,
Ueber die erhabnen Berge , und erwekt das Feld und Thal :
Welch ein Anblik voller Luſt ! ruͤhret die erwekten Sinnen ,
Man ſieht in den feuchten Thau , lauter Seegens ſtroͤme rinnen .
A 2 Auf ! 4 Auf ! entſchlafne Erdenbuͤrger ! auf ermuntert eur Geſicht !
Da das Auge dieſer Erden , das verneute Sonnen - licht
Alles in den Schimmer ſezt ! Auf , erwegt das Feld , die Auen ,
Seht , die frohen Wunder an , ſeht hier lauter Per - len thauen .
Seht durchſtrahlte Tropfen rollen , ſeht wie lieblich alles blizt
Wie die naſſen Berge rauchen , wie der Anger Feu - er ſprizt ,
Wenn das Licht den Thau durchſcheint ; ſeht wie ſich der Schimmer bildet ,
Der hie alles bunt gefaͤrbt , da verſilbert , uͤberguͤl - det .
Wer kan dieſes blendend Spielen , auf den friſchen Feldern ſehn ,
Ohne HErr ! der Sonnen Sonne , deinen Na - men zu erhoͤhn ,
Da in Millionen Zahl , auf den Auen , Aekern , Huͤgeln
Sich in jeden Troͤpfgen Thau , lauter kleine Son - nen ſpiegeln ,
Die in funkelnden Criſtallen , von der Sonnen Ge - genſchein ,
Von den groſſen Himmels Lichte , lauter kleine Bil - der ſeyn .
Wenn dies guͤldne Feurwerk glimmt , das von Son - nenlicht herſtammet ,
Und mit tauſend Farben ſpielt ; ſo wird dadurch angeflammet
Jn der Bruſt der Andachts-Zunder , da ein dank - bahres Gemuͤt ,
Durch 5 Durch die Kreatur entzuͤndet , auf derſelben Schoͤp - fer ſieht ,
Der der Brunquell alles Lichts , und da muß in unſern Herzen ,
Auch zu ſeinen Ruhme gluͤhn , des Gebetes Raͤu - cherkerzen .
Welch ein freudiges Empfinden , uͤber dieſer Som - merluſt ,
Reget ſich in unſrer Seelen , und ergoͤzzet unſre Bruſt ,
Wenn des Himmels Heiterkeit , lauter ſuͤſſe Biſams Duͤfte ,
An den fruͤhen Morgen haucht , und damit die ſtil - len Luͤfte
Als mit holden Duͤnſten fuͤllet ; da was aus den Kraͤutern zieht ,
Wenn die ſanften Weſten ſaͤuſeln , wie ein lieblich Rauckwerk gluͤht
Und uns den Geruch erquikt . O! ein angenehmes Blaſen ,
Das die Lebens Geiſter ſtaͤrkt , kreucht unſichtbar durch die Naſen
Zum Gehirn den Siz der Seelen , daß dies geiſtig Labſahl ſchmekt .
Und durch die erregten Nerven uns zur Munterkeit erwekt .
Alles lacht in der Natur , wenn die Sonne hoͤher ſteiget ,
Und ſich in vollkomnen Glanz an den Firmamente zeiget ;
Dieſe frohe Munterkeiten wekken denn des Mor - gens fruͤh ,
Aus den ſanft empfundnen Schlummer und erfri - ſchen , Menſch und Vieh ,
A 3 Daß 6 Daß ſie aus den Lagern gehn , worin ſie die Nacht verhuͤllet ;
Weil durch warme Heiterkeit , das was lebt , mit Luſt erfuͤllet .
Alles regt ſich voller Freuden , das Gevoͤgel fliegt hervor ,
Und ſchwingt ſich mit hellen Hauſſen in die freie Luft empor ,
Es erfuͤllt mit ſuͤſſen Klang , Wald und Feld , die von den Schallen ,
Wollgeſtimmter Melodein , allenthalben wieder - hallen ,
Und das lnſtige Gefieder ſchwingt ſich auf der duͤn - nen Bahn ,
Bald in jene blaue Ferne , wo es frei erzehlen kan ,
Was es vor ein Trieb ergoͤzt ; bald geht es zum dunklen Schatten ,
Jn den kuͤhlen Aufenthalt der Gebuͤſche ſich zu gatten
Mit den ſtillen Buhlerinnen , die nach ihren Frei - er girrn ,
Und um ſeine zarte Liebe , klaͤglich thun und lokkend ſchwirrn .
Bald rauſcht dieſes leichte Volk , wiederum aus ih - ren Neſte ,
Und kuͤhlt die erhizte Bruſt , durch den ſchmeichel - haften Weſte ,
Der die Sonnen Hizze mildert , die nun immer ſtaͤrker brennt ,
Wenn ihr feurig Angeſichte nach den Mittags Zir - kel rennt .
Da der Voͤgel muntres Heer in den Oberkreiſen ſchwebet ,
Macht 7 Wacht der niedre Schwarm auch auf , der die Welt noch mehr belebet ;
Hie ſumßt eine Schaar von Wespen , da ein blin - des Fliegen Heer ,
Hie brummt eine Kaͤfer Menge da ſaußt bei der Wiederkehr ,
Mit der ſuͤſſen Laſt beſchwert ; eine Menge kleiner Bienen :
Dieſes toͤßende Geraͤuſch kan uns zum Vergnuͤgen dienen ,
Wenn wir bei den Sommerszeiten , die belebte Welt anſehn ,
Auf ihr freudiges Bewegen ein betrachtend Auge drehn .
Wenn wir achtſam das beſchaun , was vor freudi - ges Gefuͤhle ,
Jn den Thieren ſich erregt , was vor muntre Gau - kelſpiele
Jn der freien Luft zu ſehen : ſo erkennen wir da - bei ,
Das der Anmuths-volle Sommer , Menſch und Vieh ergoͤzlich ſei .
Sehen wir den Schauplaz an , den ſich die Natur bereitet ,
Wie zur ſchoͤnen Sommerszeit alles ausſtaffirt , be - breitet ,
Mit des Graſes Kunſtgewirke , ausgeſchmuͤkt und uͤberdekt :
So wird durch die Augenweide unſer Herz zur Luſt erwekt .
Das iſt recht die Kroͤnungszeit , da das Jahr uns zu erfreuen ,
Sich in Feierkleidern zeigt , und mit den Tapece - reien
A 4 Alle 8 Alle Flaͤchen ausgeſchmuͤkket . Alles , wo man nur hinblikt ,
Jſt mit ſeinen Puz gezieret , uͤberbluͤmet , ausge - ſtikt .
Wenn wir auf die Anger gehn , in die gruͤn be - wachſnen Wieſen ,
So deucht uns , wir gingen da , in verneuten Pa - radieſen :
Auf des Graſes ſammtnen Dekken , die mit Blu - men untermengt ,
Draus bald Gold , bald Silber ſtrahlet , mit roth , blau und falb geſprengt ,
Liegen in der ſtolzen Ruh , ſo viel Anmuths-volle Heerden ,
Die den Schauern ihrer Luſt ein vergnuͤgtes Luſt - ſpiel werden .
Wenn die ausgeblizten Strahlen ihnen unertraͤg - lich ſeyn ,
Bloͤkken die bewollten Schaafe , bei der Hizze un - gemein ,
Bis ſie ein gekuͤhltes Bett , an den Baͤchen untern Linden ;
Oder untern Pappelbaum ein recht ſchattigt Schirm - dach finden .
Allda lagern ſie ſich ſtille in den ſanften Schatten her ,
Rupfen die noch friſchen Keimen , bis ſie wie von ohngefehr
Ein ſanft rieſelnd Murmeln hoͤrn ; alsdenn werden ſie gleich innen ,
Das da im beſchilften Bach vor ſie Labſalsſtroͤme rinnen .
Jhre lechzende Begierde ſchlurft das Waſſer , wird geſtillt ,
Jh - 9 Jhre Hizze wird von innen , wie von auſſen abge - kuͤhlt ,
Und ſie werden wieder friſch , legen ihre ſanften Glieder ,
Wiederum , als wie vergnuͤgt in das Graſe-Bette nieder .
Dieſe Ruh bleibt ungeſtoͤhret , bis etwan ſich ihr Geſchrei ,
Nach den Stall und Huͤrden ſehnet , wenn die Ta - geszeit vorbei ;
Oder wenn ein Streit entſteht unter denen geilen Boͤkken ,
Da ſie bei gewagten Kampf , nach den Schiedes - richter bloͤkken :
Damit ſie ſich nicht die Koͤpfe , bei den an einander prelln
Der mit Grim geſteiften Stoͤſſe , in der Naſerei zerſchelln .
Abermahl ein neues Spiel , ſieht man an der ſuͤſ - ſen Muͤhe ,
Auf der gruͤnen Weide an , da die fresbegiergen Kuͤhe
Schmazzend ihren Hals ausſtrekken und den weiten Magen fuͤlln ,
Bis ſie endlich die Begierde , nach den fetten Kle - en ſtilln :
Alsdenn lagern ſie ſich auch , liegen bei der ſchwuͤ - len Hizze ,
Als geſaͤttigt ausgeſtrekt , in den lauen Dampf und Schwizze ,
Jm Vergnuͤgen misvergnuͤget , bis die frohe Mit - tagszeit ,
Da ſie werden ausgemolken , ſie von ihrer Laſt be - freit .
A 5 Da 10 Da die Eitern ausgeleert , bleiben ſie in Graſe lie - gen ,
Bis etwan ein Muͤkkenſtich oder Heer von blinden Fliegen
Sie in ihrer Ruhe ſtoͤhret , da ſie denn mit ihren Bruͤlln ,
Die ſonſt ſtillen Weiden ſchrekken und die ſchwuͤle Luft erfuͤlln .
Schwaͤrmmt das ſtachlicht Muͤkken-Heer auf ſie los mit wilden Raſen ,
So bewegt ſich Kopf und Schwanz dieſe Feinde wegzublaſen ,
Die in blinder Wut verlezzen . Haben ſie genug gekriegt ,
Und nach einen langen Streite , endlich dieſen Schwarm beſiegt ,
So ſind ſie mit ſuͤſſer Luſt , da der heiſſe Schmerz vergeſſen ,
Wiederum darauf bedacht ihre Wanſte voll zu freſ - ſen .
Welch ein angenehmes Wuͤhlen ! das man an den Viehe ſieht ,
Das die ſaftig-fetten Keimen aus der Erde rupfend zieht ,
Das mit emßiger Begier ſeine Futterung verzeh - ret ,
Und indem es ſich erhaͤlt , Menſchen Nahrungs - Milch beſcheret .
Wunderbarlich ſind die Triebe , an dergleichen zahmen Vieh ,
Wunderbar die Milchgefaͤſſe , darin das , was ſie mit Muͤh
Von den Anger abgerupft , gleichſam wird verdaut , geſeiget ,
Bis 11 Bis die Milch durch den Canal in die weichen Eu - tern ſteiget .
O! das zeigt uns deine Guͤte , die du gnugſam kund gethan ,
Und dein weiſeſtes Verhalten , groſſer Schoͤpfer ! deutlich an ;
Deine Guͤt und weiſe Macht , wird auf Kraͤuter - reichen Wieſen ,
An den Blumen , Gras und Kraut , an den Vie - he ſelbſt geprieſen ,
Das darauf der Sommer weidet , der des Himmels Heiterkeit ,
Uns zum Nuz und zum Vergnuͤgen auf denſelben ausgeſtreut .
Dieſes laͤſt die Sommerszeit in den luſtig gruͤnen Auen ,
Jeden Schauer der Natur mit vergnuͤgten Augen ſchauen .
Wer in ſolchen Luſtrevieren , die erquikkend , rei - zend , ſchoͤn ,
Wo die Anmuth unſre Sinnen weidet , ſich wird recht beſehn ,
Der erheitert das Gemuͤt und ſieht ſolche Lieblig - keiten ,
Die uns durch die Kreatur , zum erhabnen Schoͤp - fer leiten .
O! ihr Seegens-volle Anger ! wo bei heiſſer Son - nen Glut ,
Ein zufriedener Silvander , in belaubten Schatten ruht ,
Jhr koͤnnt uns ein frohes Herz , und ein rechtes Beiſpiel geben ,
Von den ſichren Aufenthalt , derer die zufrieden leben .
Bei 12 Bei euch iſt in Sommertagen , eine rechte guͤldne Zeit ,
Darin ſich ein frommer Hirte , ob der ſtillen Raſt erfreut ,
Der ein folgſam Vieh regiert , und entfernt von Gram und Leide ,
Auf den Schauplaz der Natur eine frohe Augen - weide
Tag vor Tag zum Vorwurf waͤhlet , und was ſein Gemuͤthe fuͤhlt ,
Auf den duͤnnen Haberrohre , in die freien Luͤfte ſpielt ,
Da er in der Einſamkeit , ſich dem langen Tag verkuͤrzet ,
Und mit der vergnuͤgten Luſt , ſeine trocknen Spei - ſen wuͤrzet .
Wir verlaſſen eure Triften , ſuchen einen Aufent - halt ,
Da die Mittags-Sonne brennet , in den dick be - laubten Wald ,
Wo die ſtille Andacht wohnt unter den erhabnen Eichen ,
Untern ſtolzen Fichtenbaum , unter niedrigen Ge - ſtraͤuchen .
Da iſt die gewuͤnſchte Kuͤhlung , in den dichten Lorbeer-Hain ,
Wo die Sonne ruͤkwerts prallet mit den Feuerrei - chen Schein ,
Da das brennend Ungemach uns nicht auf die Scheitel ſchieſſet ,
Noch der ausgedrungne Schweis , mehr auf unſern Ruͤkken flieſſet .
Angenehme Sommerlauben ! dichte Waͤlder ! ihr komt mir ,
Als 13 Als bequeme Sonnen-Daͤcher , in der ſchwuͤlen Hizze fuͤr ,
Die nach unſers Schoͤpfers Rath , auf der Berge ſteilen Hoͤhen
Fuͤr den muͤden Wanderer wol gewebte Luſt-Al - leen .
Hier entſpringt aus Fels und Stein , manche fri - ſche Labungsquelle ,
Die als wie in Sprudeln kocht , und doch kuͤhl und klar und helle :
Dabei ſezzet ſich vergnuͤget , ein von Durſt ermat - tet Herz ,
Und vertreibt durch gierig Schoͤpfen , den vorher empfundnen Schmerz ,
Und preißt bei der Silberfluth , die des Durſtes Qual geſtillet ,
Den , der aller Guͤte Born , woraus alles Labſal quillet .
Hier in dem geweihten Tempel , wo die GOttheit ihre Spur ,
Ehrfurchtsvoll uns merken laͤſſet , wo jedwede Kreatur ,
Die Vernunft und Odem hat , einen heilgen Schau - der fuͤhlet
Dient ein jedes gruͤnes Blat , uns zum Faͤcher , der uns kuͤhlet
Bei des Sommers Brand und Hizze . Dieſes merkt das ſcheuche Wild
Das den ſchlauen Jaͤger fuͤrchtet und die Angſt von Herzen bruͤllt ,
Wenn das Windſpiel es verliert , es verkreucht ſich unter Hekken ,
Die mit einen friſchen Laub ſie in ſanften Schatten dekken .
Wenn 14 Wenn die ſtille Luft ſich reget , in der Baͤume Gip - fel rauſcht ,
Sieht man wie die ſcheuche Rehe ihre Ohren ſpizt und lauſcht ,
Ob vielleicht ein Treiber koͤmt , der ihm ſeine Ruh misgoͤnnet ,
Es erhebt ſich zu der Flucht , eh mans denkt , iſts fort gerennet .
Ob es gleich der Wind getaͤuſchet ; ſo war doch die Ahndung da ,
Ein nach Wild begierger Jaͤger , war mit ſeinen Spuͤrhund nah ,
Und belebete den Wald , durch ſein Horn bei deſſen Schallen ,
Gaben Klippen , Baum und Buſch ein recht luſtig Wiederhallen .
Dies ermunternde Gethoͤne wekte alle Thiere auf ,
Die ſich in den Schatten kuͤhlten , und die mit ge - ſchwinden Lauf ,
Die bewachſne Rennebahn , von des Jaͤgers Trieb bewogen ,
Und von jaͤher Furcht geſpornt , ohne Aufenthalt durchflogen .
Die beliebten Saͤngerinnen , die die ſuͤſſe Mittags Ruh ,
Auf den dichten Gipfeln halten , kamen auch geſchwind herzu
Sahen dieſen Aufſtand an , dehnten die erfriſchten Kehlen ,
Fingen durch den Luſtgeſang an die Triebe zu er - zaͤhlen
Die ſie in der Bruſt verſpuͤren , wenn ſie in den kuͤhlen Hain ,
Un - 15 Unter blaͤtterreichen Hauben , vor der Glut beſchir - met ſeyn .
Dieſe frohe Munterkeit , dieſer Wollklang ſuͤſſer Lieder ,
Dieſes lispelnde Geraͤuſch , dieſes klappernde Ge - fieder
Das den ſtillen Wald erreget , macht zur ſchwuͤ - len Sommerszeit ,
Ein Gemuͤhte aufgewekket , das ſich in dem Schoͤp - fer freut ,
Der bei heiſſen Sonnenbrand , der die duͤnne Luft durchgluͤhet ,
Ueber ſeine Kreatur , ſolche Anmuths-Dekken zie - het .
Welch ein Schauplaz neuer Wunder , wird auf den beſaamten Feld
Den vor Luſt entzuͤkten Augen in dem Sommer vorgeſtellt !
Auf ! laſt uns die Schaͤzze ſehn , die zum Nuzzen und Vergnuͤgen ,
Auf den breiten Seegens-Tiſch wollgedekter Aekker liegen .
Welch ein Vorwurf ruͤhrt die Sinne , wenn die Sonn die Himmels-Uhr
Jhre heitren Anmutsſtrahlen wirft auf die bewachſne Flur !
Da wird man mit Luſt gewahr , wie die Fruͤchte im Gefilden ,
Durch den hellen Gegenſchein ſich mit tauſend Far - ben bilden .
Wenn wir von erhabnen Huͤgeln ſolche Felder uͤber - ſehn ,
Die mit aufgekeimten Saaten , als im Seegen traͤchtig ſtehn :
So 16 So bewegt das Mannigfalt von den Fruͤchten und Getraide ,
Sein von Anmuth wallend Herz , durch die ſchoͤn - ſte Augenweide .
Es duͤnkt uns in dieſer Ferne , als wenn das be - ſaamte Land ,
Mit den tuͤrkſchen Kunſtgewirke , mit Tapeten uͤber - ſpannt ;
Hie iſt eine Lage gruͤn , da der Blumen bunte Spizzen
Wie ein heller Silberſtrahl , wie erhabnes Stick - werk blizzen .
Da laͤſt ſich ein rothes Feuer , dort ein blaulicht Flammen ſehn ,
Von den roth und blaugemahlten Blumen , die darzwiſchen ſtehn :
Dort iſt die Tapecerei , wieder anders uͤbermah - let ,
Die wie ein verguͤldtes Tuch , koſtbar in die Augen ſtrahlet ,
Das mit Ranken durchgebluͤmet . Wirft man den vergnuͤgten Blik ,
Auf die breiten Gegenden die in Bluͤte ſtehn , zu - ruͤk ;
So ſieht man die bunte Pracht allenthalben herrlich glimmen
Und in einer heiſſen Glut , wie in glatten Meere ſchwimmen .
Wenn die Erndte Zeit ſich naͤhert , und die Hal - men ſich geſteift
Die die Sonne endlich troknet , und mit ihren Koͤrnern reift :
So verdoppelt ſich die Luſt , wenn wir bei den ſanf - ten Wehen ,
Auf 17 Auf dem gelben Akkerfeld , die bewegten Halmen ſe - hen .
Da wallt unſer Herz von Freude , wenn der Wind die Frucht bewegt ,
Und ein lispelndes Geziſche in den Aehren-Meer erregt ,
Und gleichſam den Landman ſagt , daß die Zeit an ihren Seegen ,
Den der Sommer reif gemacht , nun die Siechel anzulegen .
Es entſteht ein muntres Jauchzen ; man wird bald der Schnitter Schaar ,
Die recht froh zu Felde ziehet , in der Erndte-Zeit gewahr ,
Und die ganze Dorfſchaft kommt , die die Senſen ſcharf gewezzet ,
Welche die bewegte Fauſt , mit begierger Luſt an - ſezzet .
O ’ ein angenehmes Kriegen ! wo die Erndte-Sie - chel blinkt ,
Und auf jeden Schlag die Beute mit den Feind dar - nieder ſinkt .
Wo ein luſtigs Feldgeſchrei ! ohne alles Blutver - gieſſen ,
Wo von der beſchwizten Fauſt , zwar die heiſſen Tropfen flieſſen ,
Doch aus keinen Wunden rinnen . Welch ein Schauſpiel giebt das Feld ,
Da der Landmann ſeine Voͤlker , wie zur Schlacht in Ordnung ſtellt :
Da folgt immer Schlag auf Schlag , Hieb auf Hieb , und Bliz auf Blizzen
Wenn ſie mit geſchwenkten Arm , durch die dorren Halmen rizzen
Zweyter Theil . B Und 18 Und in Garben zu ſich ziehen . Welch ein emßiges Gewuͤhl !
Und das in der ſchwuͤlen Hizze : doch die Arbeit , wird zum Spiel
Weil ſie in der Aehren-Meng , die ſie froh zuſam - men binden ,
Einen fetten Lebens-Mark , wieder ſich zu ſtaͤrken finden .
Dieſe Hofnung ſtaͤrkt das Herze und erwekket in der Bruſt
Der beſchweißten Schnitter Freude ; ihre Muͤhe wird zur Luſt
Wenn ſie mit geruͤhrten Sinn den geſchenkten Nah - rungsſeegen ,
Den der fette Boden traͤgt und von Hoͤchſten flieſt , erwegen .
O! ein luſtiges Gewimmel ! iſt es gleich recht ſchwuͤl und heis ,
So bleibt dennoch unermuͤdet , ihr vergnuͤgter Ernd - te-Fleis ,
Einer bindet , jener haͤuft und ſtellt in geſchwinden Wandeln ,
Die geknuͤpften Garben auf , und macht reiche See - gens-Mandeln ;
Daran eine Aehren-Menge , die auf ihren Halmen haͤngt ,
Ein betrachtendes Gemuͤte zu dem hoͤchſten Geber lenkt ,
Wenn ſie wie mit Fingern zeigt , daß von den be - ſtirnten Hoͤhen ,
Als der GOttheit lichten Thron , ſie und alle Ding , entſtehen .
Wenn das Feld mit ſolchen Hauffen , als mit Kro - nen ausgeſchmuͤkt ,
Dar - 19 Daran ein geruͤhrtes Auge ſo viel Wunder hat er - blikt ,
Als der Koͤrner groſſe Zahl ; ſo ſind da die Erndte - Wagen ,
Dieſe reiche Felderfrucht in die Scheuren einzutra - gen .
Man bepakt die weiten Leitern , und legt immer Schicht auf Schicht ,
Die beſchaͤumten Pferde ziehen , und das raſchelnde Gewicht
Rollt , wenn gleich die Achſe knarrt , fort auf den beſtaͤubten Wegen ,
Die beim muntren Pferde Trab , hintern Wagen ſich erregen ,
Und geſtaͤubte Wolken machen , die ſich wiederum verziehn ,
Wenn die aufgehaͤuften Laſten , gaͤnzlich aus dem Felde fliehn .
O! vergnuͤgte Sommerluſt ! da das Feld ſo wird erreget ,
Wenn man die gedeihte Frucht in die Vorrathskam - mern traͤget ;
Hie rauſcht von bewegten Senſen , der getrofne duͤr - re Halm
Da in Luͤften wiederhallet , der erfreuten Schnitter Pſalm ,
Den ſie mit den Jubel-Chor , aus gedorrten Gau - men zwingen ,
Darin ſie des Schoͤpfers Ruhm , der das Feld ge - baut , beſingen .
Da knarrt der gedrukte Boden , von des Wagens Laſt beſchwert ,
Der mit raſſelnden Geraͤder uͤber ſeine Flaͤchen faͤhrt ;
B 2 Die - 20 Dieſes freudige Geſchrei , wird durch das Geklatſch verwirret ,
Das des Fuhrmans Peitſche macht , damit er die Pferde ſchirret
Wenn ſie nicht in Fluͤchten rennen . Dieſe frohe Munterkeit ,
Macht die Felder immer rege , bis die dunke Abends - zeit
Jeden zu der Ruhe weiſt ; Alsdenn gehen die ge - ſchnitten ,
Unter jauchzenden Geſchrei , freudig wieder zu den Huͤtten
Wo ſie die erſchoͤpften Glieder , die von ſaurer Ar - beit mat ,
Wiederum von neuen ſtaͤrken , auf der weichen La - gerſtat .
Wenn der Morgen wieder graut und die Poſt des Tages bringet ,
Wird der Felder rege Luſt abermahl als wie verjuͤn - get ,
Bis der Seegen eingeſcheuret , den der Vorſicht Gnadenhand ,
Bei des Sommers warmer Milde , ihren Kindern zugewandt .
GOtt ! der du als Brunn des Lichts , woraus al - les Gute quillet ,
Durch der Sonnen rege Glut , jenen Luftkreis an - gefuͤllet ,
Der durch ſein erwaͤrmend Hauchen Geiſt und Blut zur Luſt anfacht ,
Wie gar gros iſt deine Guͤte , deine Weisheit , dei - ne Macht !
Himmel , Erde , Wald und Feld , das beſchaͤumte Reich der Wellen ,
Sind 21 Sind von deinen Wundern voll , die ſich uns vor Augen ſtellen .
Du allweiſer Zeit-Regierer , ordneſt alles herrlich an ,
Du giebſt bei des Sommers Hizze , was den Gaum erfriſchen kan .
Schieſt des Himmels heitrer Strahl uns recht brennend ins Geſichte :
So ſchenkſt du uns zu der Zeit manch erquikkendes Gerichte
Das mit ſolchen Saft erfuͤllet , der uns kuͤhlet , labt und ſpeiſt ,
Und auf deine weiſe Guͤte , allemahl zuruͤkke weiſt .
O! ihr Gaͤrten eure Frucht , laͤſſet den erhizten Keh - len ,
Nicht an dem erfriſchend Obſt , nicht an ſaftgen Beeren fehlen ,
Die uns wie in ſchoͤnen Schaalen wunderbarlich ſind geſchenkt
Woraus uns die ewge Liebe , als mit ſuͤſſen Nectar traͤnkt .
Euer Schattenreiches Dach , das aus Laubwerk iſt verbunden ,
Giebet uns bei ſchwuͤler Luft kuͤhlende Erquikkungs - ſtunden .
Eure ſammtnen Graſe-Dekken die natuͤrlich , rei - zend , ſchoͤn ,
Sind die Polſter ſuͤſſer Ruhe , worauf wir uns ſanfte drehn ,
Wenn der Weſtwind uns einwiegt , und mit fri - ſchen Laube kuͤhlet ,
Darin ſein unſichtbahr Hauch mit gelinden Blaſen ſpielet .
B 3 Men - 22 Menſchen ! wenn ihr ſolch Vergnuͤgen zu der Som - merszeit genießt ,
O! ſo denket an die Quelle , woraus ſolch Ergoͤzzen fließt ,
Laſſet durch den Sonnenſtrahl , eure Andacht euch entzuͤnden ,
Merket auf die hoͤchſte Guͤt , bei dem freudigen Em - pfinden ,
Das ſich in den Adern reget ; dankt der ewgen Guͤtigkeit ,
Fuͤr die ſuͤſſen Gnadengaben der beliebten Sommers - zeit ;
Preiſet ſeine groſſe Macht , die den Schauplaz die - ſer Erden ,
Bei des Sommers warmer Luſt laſſen zum Gewaͤchs - haus werden .
Ruͤhmet ſein allweiſes Walten , das im Luſthaus dieſer Welt ,
Denen Luſtbegiergen Sinnen , ſo viel Anmuth vor - geſtellt .
Lernet daran einzuſehn , wie uns zum vergnuͤgten Leben ,
Die ſtets wuͤrkende Natur , Mittel ſattſam darge - geben ;
Und wie unſers Schoͤpfers Wille , uns darum ſo viel beſchert ,
Daß wir ſeine Guͤte ſchmekten , die uns uͤberfluͤßig naͤhrt .
Lernet wie wir ſchuldig ſeyn , Jhn mit frohen An - dachtstrieben
Als das allerhoͤchſte Gut , zu erkennen und zu lie - ben .
Wenn die Sommerszeit verſtrichen , ſo folgt auf den warmen Tag ,
Bald 23 Bald der truͤbe Herbſt und Winter mit den Froſt und Kaͤlte nach :
Laſt euch dies ein Denkbild ſeyn , das mit denen Sommer-Jahren ,
Auch die Munterkeit vergeht . Man muß auf dem Win - ter ſparen ,
Wenn die Zeit der reichen Erndte , Boden , Faß und Keller fuͤllt ;
Wenn der Brunquell aller Gaben , von den See - gen uͤberquillt :
So muß man bei friſcher Kraft der noch muntren Leibesſaͤfte
Als zur rechten Erndte-Zeit , treiben ſein Berufs - geſchaͤfte .
Hier ſind immer Zeiten-Wechſel , und der Son - nen Unbeſtand ,
Macht die Aendrungs-volle Erde , wie uns allen wol bekand ,
Zu den groſſen Jnbegrif , wo die Eitelkeit regie - ret ;
Dadurch wird der rege Sinn das zu ſuchen , ange - fuͤhret
Was beſtaͤndig ewig dauret . Dieſes iſt nur da zu ſehn ,
Wo ſich die vollkomnen Zirkel guͤldner Ewigkeiten drehn ;
Jn der ſeelgen Geiſter-Welt , wo die ewge Sonn zu ſchauen ,
Wo es immer Sommer bleibt , dort in Salems gruͤ - nen Auen .