Die Mannigfaltigkeit der Dinge dieſer
Welt,
Die uns des Hoͤchſten Macht ſo ſicht -
bar vorgeſtellt,
Zeigt uns dadurch zugleich der Weis -
heit klare Spuren,
Die alles kluͤglich waͤhlt im Reich der Kreaturen.
Man ſehe nur den Ball der dichten Erde an,
Wie viel und mancherlei drauf jeder ſchauen kann;
Man bringe jedes Ding zu den beſtimmten Claſſen,
Wer wird die groſſe Meng in alle Zahlen faſſen?
Welch ein erſtaunend Heer, wird man ſogleich ge -
wahr,
Und ein jedwedes Ding, das Kleineſte ſo gar
Zeigt ſeinen Meiſter an, der wenn man es erweget,
Darin ein Probeſtuͤck der Weisheit abgeleget
Die unbegreiflich iſt. Wie manche Art von Kraut
Wird im Gewaͤchſe-Reich nicht hie und da geſchaut,
Das wir von anderen vor unterſchieden halten,
So wegen ſeines Zweks; als wegen der Geſtalten?
Die Forſcher der Natur, die nur auf Kraͤuter ſehn,
Die in den Gegenden, allwo ſie wohnen ſtehn,
Ver -339Vermoͤgen nicht einmahl dieſelbigen zu zaͤhlen,
Vielweniger wenn ſie das ganze Reich erwaͤhlen
Zu ihren Augenmerk; da ein jedwedes Land,
Beſondre Kraͤuter hegt, die andern unbekant:
Wer dieſes uͤberdenkt, wird ſich nicht unterwinden,
Die mannigfaltge Art der Kraͤuter zu ergruͤnden.
O! was vor ein Verſtand der dieſe all erdacht,
Und eine jede Art in ſeine Form gebracht!
Als ſie auf Erden ſtehn! O Weisheit ſonder gleichen,
Die durch ein jegliches muß ihren Zwek erreichen.
Geht immer weiter fort, beſchaut die groͤßre Frucht,
Die GOtt fuͤr jedes Theil der Erden ausgeſucht.
Bedenkt wie mancherlei iſt die erſchafne Menge,
An Formen und Geſtalt, Geruch, Geſchmak und
Laͤnge
An ihrer Farben Zier, an aͤuſerlichen Puz,
Wie ſonderbar ſie noch nach ihren Zwek und Nuz?
Und koͤnnten wir das Reich der Pflanzen uͤberſehen,
Die in den Thaͤlern ſind, die auf den Bergen ſtehen,
Die Oſt, Suͤd, Nord und Weſt in ſeinen Angeln
hegt,
O! welches Mannigfalt wuͤrd uns denn vorgelegt,
Darin die Weisheit ſich den Menſchen ſo gezeiget,
Daß ſie ſchon den Verſtand derſelben uͤberſteiget.
Der Thoren Tadelſucht nnd haͤmiſcher Verdrus,
Denkt woll der Fruͤchten Meng ſei nur ein Ueberflus,
Der ſpielenden Natur; ſie ſei alſo vorhanden,
Und aus der Fruchtbarkeit der feuchten Erd enſtanden.
O! blinder Unverſtand! woher in Feld und Wald
Die unterſchiedne Art, woher das Mannigfalt,
Daß ſich an allen zeigt? macht denn die ſchwangre
Erde,
Die ihre Fruͤchte zeigt, daß auch die Bildung werde,
Die nur im Saamen ſtekt? entſteht das ohne Rath,
Y 2Das340Das eine Blume roth und viele Blaͤtter hat,
Die andre neben ihr der Blaͤtter ſanfte Seide,
Die in das weiſſe faͤllt, als waͤre ſie mit Kreide
Gefaͤrbt und uͤberſchmiert? O! Wahnwiz, Unbedacht,
Dies zeugt das dieſes ſo, von weiſen GOtt gemacht.
Jhr wollet dies geſtehn, der Schoͤpfer der regieret,
Der alle Ding erhaͤlt, der wuͤrd daran geſpuͤret:
Die Weisheit ſeht ihr nicht, an dieſen Mancherlei,
Jhr glaubt daß ſo viel nicht, den Menſchen noͤthig ſei;
Vielweniger dem Thier: Was ſolln in einen Garten,
Von Fruͤchten, Blumen, Kraut ſo unterſchiedne
Arten?
Jhr Tadler der Natur, ihr meiſtert GOttes Werk,
Darauf ihr ſpoͤttiſch dreht, eur ſchielend Augenmerk;
Jhr ſeid den Kinde gleich, das keinen Vater liebet,
Daruͤber ſuͤndlich murrt, weil er zu viel ihm giebet.
Der Schoͤpfer lies ſo viel aus unſrer Erde gehn,
Das wir an jeder Frucht die Allmacht ſolten ſehn;
Er ſchuf ſo mancherlei, daß wir daraus erkennen,
Daß er ein weiſer GOtt auch darum ſei zu nennen.
Kein Kraut ſprieſt aus der Erd, und wenn es noch
ſo klein,
Es muß nach ſeinen Rath, auch wozu nuͤzlich ſein.
Die Weiſen irren zwar, die aus der Bildung
ſchlieſſen,
Wozu es nach dem Zwek des Schoͤpfers dienen muͤſſen.
Die Schrift verſtehn wir nicht, die auf den Blaͤttern
ſteht,
Und wie der Adern Zug recht durch einander geht:
Mir deucht es iſt daraus vielmehr der Spruch zu
leſen:
Das uns alſo gemacht, das iſt ein weiſes
Weſen.
Die Weisheit zeigt ſich auch, an der belebten Welt,
Da341Darin das Mannigfalt ihr gleichfals woll gefaͤlt:
Man ſeh nur was im Reich der Thiere iſt zu finden,
Wer wird ſich das zu zaͤhln von Menſchen unter -
winden?
O! welch ein groſſes Heer das in den Luͤften fleugt,
O! welche Wundermeng! die in der Erde kreucht,
O! welche groſſe Zahl! die zahm in Wieſen ſpringet,
Den Menſchen Woll und Milch zum Kleid und Nah -
rung bringet:
O! welche Art und Zahl von denen wilden Thieren,
Jſt nicht in Feld und Wald, auf Bergen auszu -
ſpuͤren,
Die zu der Menſchen Nuz, zum Zeugnis weiſer
Macht,
Jn der beſeelten Welt von GOtt herfuͤrgebracht?
Die Weisheit ſpiegelt ſich an Groſſen und an Klei -
nen,
Die uns nach ihren Zwek zuſammen kuͤnſtlich ſchei -
nen.
Das zarteſte Gewuͤrm, das unſer Fus zerknikt,
Zeigt uns, wenn wirs beſehn, das darin abge -
druͤkt,
Des Meiſters weiſe Kunſt, die es ſo ſchoͤn formiret,
Das es ſich ſchlingelnd dreht; die es ſo ſchoͤn ge -
zieret
Mit mannigfaltger Pracht, ſo wunderbahr bemahlt,
Als wenn auf ſeiner Haut ein Schild von Golde
ſtrahlt.
Wie herrlich glaͤnzet nicht, zu unſrer Augenweide
Der Ungeziefer Heer in ihren Sommerkleide?
Wenn ſie befluͤgelt ſich in warmen Luͤften drehn;
Welch eine guͤldne Pracht kann man an denen ſehn
Die um den zarten Leib mit Ringelein umgeben,
Und welch ein fladdernd Gold wenn ſie die Fluͤgel
weben,
Y 3Die342Die durch den Sonnenſchein, bald roth, bald blau
geſchmuͤkt,
Bald gruͤn bald gelb wenn man ſie in der Fern er -
blikt.
O! welche Liberei! ein Salamo im Kleide,
Von Scharlach hell gefaͤrbt, von allerfeinſter Seide
Jſt nie alſo geſchmuͤkt, mit ſolchen Glanz und Zier,
Als ein ſo klein Geſchoͤpf ein ſolches Wunderthier!
Was hat die Weisheit woll zu ſolcher Kunſt bewo -
gen,
Womit ſie ſolch ein Thier ſo herrlich angezogen?
Vermuthlich daß der Menſch der Schauer ſeiner
Pracht,
Daran mit Luſt erſeh, wer die Geſchoͤpf gemacht;
Daß GOttes Weisheit auch ſehr gros in ſolchen
Kleinen,
Die wenn ſie ohne Glanz, uns ſonſt veraͤchtlich
ſcheinen.
Und welch ein groſſes Heer das in den Luͤften
ſchwaͤrmmt,
Wenn ein recht heitrer Tag im Sommer ſie er -
waͤrmmt!
Da wimmeln ohne Zahl der Muͤkken groſſe Schaa -
ren,
Da ſumßt ein Wespenheer, die ſich mit Bienen
paaren,
Hie braußt ein Kaͤfer-Schwarm, da brummt ein
Fliegen-Heer,
Und eine jede Art traͤgt auch ihr Schuzgewehr;
Da wir theils Hoͤrner ſehn, theils Stachel oder
Klauen,
Kann man an dieſen nicht der Weisheit Wunder
ſchauen?
Laſt uns von dieſer Schaar zum Reich der Vogel gehn,
Die343Die Mannigfaltigkeit nach ihrer Art beſehn,
Derſelben ſchlanken Leib, der Fluͤgel Bau bemer -
ken!
So werden wir geruͤhrt, den wahren Saz beſtaͤrken
Daß ihres Schoͤpfers Macht, ſie weislich ausge -
ſchmuͤkt,
Durch zarter Nerven Band die Glieder ſo verſtrikt,
Daß ſie ein Wunderwerk voll von verborgner Kuͤnſte,
Ein knoͤchrichtes Geweb, ein fleiſchichtes Geſpinſte;
Wie gros und mancherlei iſt der Gefluͤgel Art;
Die unſers Schoͤpfers Wink recht wunderbar ver -
paart?
Man ſeh den Adler an, den Koͤnig der Gefluͤgel
Der ſeine Neſter baut auf jene Berg und Huͤgel
Die bis zum Wolken gehn: Man ſtelle ſich die
Schaar
Die in den Luͤften fliegt, nach ihren Arten dar!
O! welche Wundermeng! die auch die Luft belebet,
Jn zwitſchernden Geſang der Weisheit Ruhm er -
hebet,
O! welch ein Mannigfalt! an Groͤſſe und Natur,
An Stimmen, Federn, Glanz, und was zur Kre -
tur
Der Voͤgel ſonſt gehoͤrt; Und wollen wir nur nen -
nen,
Die wir in unſern Strich des groſſen Weltraums
kennen,
Welch Arten! welche Zahl! ſind uns nicht hier be -
kannt,
Die unterſchieden ſind? Was hat das Morgenland
Vor andre Arten noch? Und was vor ein Gewim -
mel,
Von Voͤgeln fremder Art ſchwebt untern Weſten-Him -
mel?
Y 4Und344Und andre wiederum ſind untern Suͤderpol,
So gar das Waſſerreich iſt auch von Voͤgeln voll,
Die unterſchiedlich ſind, wie die mit Luſt erwogen,
Die auf der glatten Fluth, die fremde Welt um -
zogen.
Der GOttheit Finger ſtrahlt, aus jeglichen her -
vor,
Die Weisheit laͤſt ſich hoͤrn in dieſen Saͤnger-Chor,
Wenn die erregte Luft, durch hellen Schall geruͤh -
ret,
Die ſuͤſſe Harmonie durch Ohr zum Herzen fuͤhret.
Die helle Nachtigal, die holde Buſch-Siren
Die Saͤnger-Meiſterin im zwitſchernden Gethoͤn
Regiert gleichſam das Chor durch ihr bezaubernd
Singen,
Die Lerche folget nach; welch mannigfaltig Klin -
gen
Erwekket das Gehoͤr! die Graſemuͤkke ſchnarrt,
Ein andrer pfeift, der gluchzt, wenn dieſer aͤngſt -
lich knarrt.
Die Turteltaube girrt, die lacht, die ſchreit, und
jene
Miſcht einen andern Klang in das verwirrt Gethoͤne.
Der Gugguk rufet nach, die Wachtel lokt und ſchlaͤgt
Der Sperling ſchwirrt darein, die Droſtel wird be -
wegt,
Und ſtimmet auch mit an, bis endlich noch die En -
le,
Die ſtille Nacht erwekt, durch fuͤrchterlich Geheule.
So viele Thoͤne gehn, und iſt ins Chor vorbei;
So hoͤrt man wiederum, ein anderes Geſchrei:
Wer den Geſang verſteht, der wird aus allen Choͤ -
ren:
Jn ſuͤſſer Harmonie, aus jeder Kehle hoͤren:
Wir345Wir ſingen mancherlei, der unterſchiedne
Klang
Stimmt dennoch uͤberein; es iſt ein Lobge - ſang,
Den wir dem ewgen GOtt und ſeiner Weis - heit weihen,
Der durch den Unterſchied geſtimmter Me - lodeien
Dem Menſchen angezeigt; daß die Veraͤn - derung
Jn unſern Luſtgethoͤn, ihn zur Bewunde - rung
Der Weisheit und der Macht, durch ſteten Zuruf leite;
Daß er nach ſeiner Art der GOttheit Ruhm ausbreite.
Was ihre Stimme lehrt, das legt des Koͤrpers
Bau,
Dem forſchenden Gemuͤt zum wunderbahren Schau:
Man ſieht mit einen Blik, an dieſen Kunſt-Ge -
baͤnde,
Des Schoͤpfers weiſen Zwek, die Allmacht ſeiner
Haͤnde.
Der Kopf iſt zugeſpizt, zum Fliegen eingericht,
Jndem das Vogel Heer damit die Luft durchbricht,
Daß wenn ſie in der Hoͤh die freie Bahn durchren -
nen,
Sie mit denſelbigen die leichte theilen koͤnnen.
Ein neues Wunderwerk wird an der Bruſt erkant,
Man wird daran gewahr ein ſtarkes Knochen Band
Das dienet ſie zum Schuz, wenn etwa auf dem
Wegen,
Ein harter Wiederſtand im Fluge kaͤm entgegen;
Wie weislich ſiehet man die Beine eingebeugt,
Y 5Das346Das wenn ein Vogel fliegt, und ſolche an ſich neigt
Die Zehen vorwerts kehrn, damit ſie ſich gleich hal -
ten,
Wenn ſie um einen Zweig die krummen Klauen
falten.
Sie klammern ſich damit, da wo ſie ſizzen an,
Das auch kein Vogel nicht vom Baume fallen kann,
Wenn er im haͤngen ſchlaͤft; weil die gezognen
Krallen,
Sich um ein zartes Reis gleichſam zuſammen ſchnal -
len.
Der ganze Leib der iſt mit Federn uͤberdekt,
Die zarteſten die ſind um Hals und Bruſt geſtekt,
Die haͤrteſten die ſind, in Fluͤgel eingeſchraͤnket,
Weil dadurch wird ihr Leib getragen und geſchwen -
ket
Jn einer freien Luft. Der zarten Fluͤgel Paar,
Die Faͤſerchen die ſchoͤn an dieſen Fluͤgeln hangen,
Die machen Seegel aus, die gleichſam wie an Stan -
gen,
Geſteift und ausgeſpannt, und wenn ſie ſtark be -
wegt,
So hebt der Vogel ſich, der ſich dadurch forttraͤgt.
Wie weislich ſind ſie nicht der Lage nachgeſezzet
Damit das Gleichgewicht des Koͤrpers nicht verlez -
zet:
Wie ſind die Federchen der Fluͤgel aufgepaßt,
Da in Zuſammenzug die ein ans andre faßt?
Wer dieſes uͤberdenkt; der muß geruͤhrt bekennen,
Dies ſei ein Meiſterſtuͤk der weiſen Macht zu nen -
nen.
Die feuchte Waſſerwelt zeigt manche Kreatur,
Die in den Meeren, Seen des Reiches der
Natur
Jn347Jn Flus und Teichen ſind, ja in den Pfuͤzzen
ſtekken,
Und jeden der es ſucht, der Weisheit Kunſt ent -
dekken,
O! welch ein Mannigfalt, lebt nicht im Element
Des Waſſers, welches man, noch nicht der Art
nach kennt,
Weil dieſes ſchwimmend Heer ja groſſe Meeren
fuͤllet
Wo Waſſer untern Eis, und harten Schollen
ſchwillet
Die nie recht unterſucht. Welch Wunder ſieht man
nicht
Jm kalten Nordmeers Schlund, wenn man das
Eis durchbricht?
Die in den kalten Flus, als wie in warmen Wellen,
Als ſcherzend im Geſpiel ohn kaltes Schaudern
ſchwellen.
Und gleichſam ſpringend ſich in ihren Wirbeln drehn?
Die wie ein ſchneller Pfeil, bald ruͤck-bald vorwerts
gehn,
Und ſich in reger Luſt in feuchten Wuͤſteneien,
Wo ſie bei Schaaren gehn, in ſteter Kurtzweil
freuen.
Mein GOtt! man wird erſtaunt, wenn man die
Wunder ſchaut,
Die Du nach weiſer Kunſt bald ſo, bald ſo erbaut;
Wenn man mit Andacht ſieht, wie tauſend Mil -
lionen
Von Fiſchen fremder Art, in feuchten Tieffen
wohnen.
Der Wallfiſch, den dein Arm zum Ungeheur ge -
macht,
Kommt uns hier billig erſt vor andern in Betracht,
Die348Die fuͤrchterliche Groͤß, die Deine Groͤß abſpiegelt,
Jſt wunderbahr erdacht, mit Feſtigkeit verriegelt.
Er rudert da einher; ſo thuͤrmen ſich die Wogen
Und ſprizzen in die Hoͤh bis an die Wolken-Bogen.
Er ſchnaubt und ſchluket gleich auf einmahl Wellen
ein,
Der Schiffmann wird erſchreckt ob ſeinen grauſen
Spein.
Er athmet: alſobald faͤngt auf ſein ſtarkes Blaſen,
Das Meer mit Ungeſtuͤm, recht grauſam anzuraſen.
Das Seepferd folgt ihm nach, das ungeheure ſchoͤn,
Doch wer kann dieſes all mit Achtſamkeit beſehn,
Was ein entferntes Meer in ſeinen Buſen heget,
Da jeder Waſſerflus, ganz neue Wunder traͤget?
Wir merken nur dabei zum Schoͤpfers Preiſe an,
Daß ſich die weiſe Macht in allen kund gethan.
Jn Groſſen iſt ſie groß, nicht minder in den Kleinen,
Die mehr als tauſendfach in ihrer Art erſcheinen.
So volkreich, ſo bepflanzt ſind Fluͤſſe, Seen und
Meer,
Es wimmelt recht darin das Zahlreich Schuppen
Heer,
Das ſich bald in der Hoͤh, bald in der Tieffe zei -
get,
Wenn es in ſchneller Flucht, bald auf, bald abwerts
ſteiget.
Die Weisheit hat den Bau der Fiſche ſo beſtimmt,
Wie ein Geſchoͤpf ſein muß, das in dem Waſſer
ſchwimmt,
Der Leib iſt dicht und feſt mit Schuppen uͤberſchnuͤ -
ret,
Mit Panzern angethan, mit Harniſch ausgezieret
Die zarten Federchen, die man Flosfedern nennt,
Die nuͤzzen einen Fiſch, wenn er die Flut durch -
rennt.
Zu349Zu ſeinem Gleichgewicht, ſonſt wuͤrd er taumelnd
wanken.
O! wie gar tief ſind nicht des Weiſeſten Gedanken,
Der dieſe Kreatur mit einen Schwanz verfehn,
Der lang und ſchmeidig iſt, ſich dadurch fort zu
drehn,
Der Fiſche innrer Bau iſt kuͤnſtlich ausgefunden,
Die Theilgen ſind daran recht weislich auch verbun -
den.
Die Lunge fehlet hier, damit man Othem ſchnappt,
Die Weisheit hat dem Fiſch mit ſolcher nicht be -
gabt,
Weil er im Waſſerreich, bei dem geſchwinden Ren -
nen,
Nicht wuͤrde in der Flut, die Lufft einziehen koͤn -
nen,
Als wie ein Erden-Thier, das in den Luͤfften lebt,
Als wie ein Lufftgeſchoͤpf, das in der Hoͤhe ſchwebt.
Dagegen haben ſie die ſo genannten Ohren,
Die weislich ausgedacht, die kluͤglich auserkohren,
So kuͤnſtlich angelegt, mit Oeffnungen verſehn,
Wodurch die Waſſer gleich die eingeſchlukt, fort
gehn.
Der Fiſche Unterleib der ſeine Blaſen traͤget,
Jſt von der weiſen Macht recht weislich angeleget.
Die Blaſen voller Lufft, die nach dem Augenſchein,
Bei einen jeden Fiſch, gedoppelt, zwiefach ſein,
Die dienen ihm zum Fall, und und auch zu ſeinen
Steigen;
Wenn er ſich in die Hoͤh in ſeinen Schwimmen
ſehnt,
So wird der Koͤrper breit, die Blaſe ausgedehnt;
Will er zum tieffen Grund der ſchnellen Waſſer -
wogen
So350So wird die Blaſe nur durch Muskeln angezogen;
So wird der Koͤrper ſchmahl; ſo wird der Blaſen
Roͤhr,
Die von der Lufft gefuͤllt, von ihren Duͤnſten leer.
Die erſte Blaſe iſt am Hinterkopf verſchraͤnket,
Und wie im Schlos verwahrt, dadurch die Lufft ſich
ſenket
Bis zu der hinterſten, die ſolche weiter dringt,
Durch eine ſchmahlen Roͤhr zu den Gedaͤrmen
bringt
Bis ſie den Ausgang ſucht: Dies alles dient zum
Schwimmen.
So muß der Fiſche Leib gar ſchoͤn zuſammen ſtim -
men
Mit ihren Element. Der goͤttliche Verſtand,
Der alles woll erdacht, wird daraus gnug erkannt;
Laſt uns nun weiter gehn, die Erdenthier erwegen,
Die uns auch ebenfals klar vor die Augen legen,
Wie mannigfaltiglich mit Zahmen und mit Wild,
Die Weisheit Berg und Thal und Feld und Wald
erfuͤllt.
Wer zaͤhlt der wilden Art im Wald und im Ge -
buͤſchen,
Die grauſam heulen, bruͤlln, die brummen, giftig
ziſchen
Mit Hoͤrner, Krallen, Klaun, mit Tatzen, ſchar -
fen Zahn,
Als ſtarken Schuzgewehr, verſehn und angethan.
Das Mannigfalt erſcheint in denen Thiere-Garten,
Wo Loͤwen, Tieger, Baͤr, Hirſch, Schwein und
andre Arten
Wie manche finden ſich, die ihren Auffenthalt
Jn Rußlands Wuͤſtenei, in Polens dichten Wald,
Die uns hier unbekand; wie manche ſind verborgen,
Jn351Jn fremden Gegenden gen Mittag, Abend, Mor -
gen?
Die wir nicht ohne Furcht, ohn innerliches Grauen,
Jn einen Bilderſaal, als todt gemahlt, beſchauen.
Dergleichen Ungeheur, die koͤnnen uns doch lehren,
Wie GOttes Weisheit auch in Thieren zu ver -
ehren,
Die wild ſind von Natur. Ein achtſam Augen -
merk,
Eutdekkt mit Luſt daran manch reizend Wunder -
werk:
Jndem er jegliches mit Gliedern ausgeruͤſtet,
Mit ſtarker Macht verſehn, mit Knochen ausgebruͤ -
ſtet
Die weislich nach den Zweck, den er dabei erdacht,
Zu ſeines Nahmens Ruhm, recht kuͤnſtlich ſind ge -
macht.
Und dies erhellet auch an denen zahmen Thieren,
Die er alſo gewuſt, recht wunderbahr zu zieren,
Daß wir ſtets andre ſehn, von einer andern Art,
Die er mit Knochen, Haut von auſſen ſo verwahrt,
Wie es den Thieren nuͤzt, wie es der Zweck befiehlet,
Den ſeine Vorſehung dadurch hat abgezielet.
Der innerliche Bau, der Eingeweide Schaz,
Gedaͤrme, Adern, Herz, die haben ihren Plaz
Und die Verbindung ſo, in ihren Kunſtgeweben,
Wie es die Nahrung heiſcht, dadurch dieſelben leben.
Die Roͤhren ſind alſo im Koͤrper angehaͤngt,
Der Nerven feſtes Band iſt ſo gewirkt, gelenkt,
Daß ſie dem ganzen Leib als einer Kunſtmaſchinen
Zu der Empfindungskrafft und Sinnligkeiten dienen.
Die Weisheit wirket nie, ohn einen ſichren Grund,
Der Saz der wird auch hie zu GOttes Ruhme
kund
Bei352Bei einen jeden Thier, daran gar leicht erhellet,
War um ein jedes Stuͤk, nicht anders ſei geſtellet,
Als man es wuͤrklich ſieht? Und daraus folgt der
Schlus:
Es zeige uns daran, GOtt einen Ueberflus,
Den Reichthum ſeiner Macht, und ein unendlich
Wiſſen,
Das mancherlei erſehn und auch erſchaffen muͤſſen.
Der Menſch das Hauptgeſchoͤpf in der ſichtbahren
Welt,
Der wird, wenn mans erwegt, uns auch ſo vor -
ſtellt,
Daß wir mit Luſt daran ein Zeugnis ſehen koͤnnen,
Wie mannigfaltiglich, die Weisheit ſei zu nennen
Die dieſes Meiſterſtuͤk vor andern herrlich ſchmuͤkt,
Darinnen ſie ihr Bild recht ſichtbahr abgedruͤkt.
Sie ſind zwar wenn man ſie zu ihrer Gattung braͤchte,
Nur von dem maͤnlichen und weiblichen Geſchlechte.
Allein der Menſch lehrt doch des Hoͤchſten Weisheit ſei,
Bei dieſer einzgen Art ſehr gros und mancherlei
Was fuͤr ein Unterſcheid ſieht man im Bildungs -
Zuͤgen
Vornemlich des Geſichts und deſſen Theilen liegen?
Der Schauplatz dieſer Welt von Menſchen angefuͤllt,
Zeigt uns ſo manchen Menſch; ſo manch beſonders
Bild
Da keines Angeſicht dem andern voͤllig gleichet:
Und dadurch iſt der Zwek der Weisheit auch erreichet
Die die Veraͤndrung liebt; und bei der Aehnligkeit,
Jſt, wenn mans gnau anſieht, noch ſtets ein Unter -
ſcheid.
Der Menſchen ſind zwar viel, die auf der Erde woh -
nen,
Es faßt ſie keine Zahl, von vielen Millionen:
Und353Und dennoch findet ſich von allen keiner nicht,
Der einen andern gleich an Linien im Geſicht:
Was man etwan erzaͤhlt, iſt ſchwerlich zu beweiſen,
Von denen die ganz gleich, nach den Geſichtes-Kreiſen.
Hieraus erkennen wir den weiſeſten Verſtand,
Der alles aͤndern kann; und eine Allmachtshand
Die unbegreiflich weiß, durch wunderbahr Verbinden
Des Schatten und des Lichts, den Unterſcheid zu finden.
Die Miſchung des Gebluͤts, der Neigung Temprament,
Was man Gemuͤthsart ſonſt, und Leidenſchaften nennt,
Sind ebenfals zertheilt, die ſich wie Erd und Sternen,
Jn ihren Unterſcheid, aufs weiteſte entfernen.
Der iſt hie zu geneigt, der andre will das nicht,
Der ſaget hiezu Ja, wenn der verneinend ſpricht:
Was dieſen woll gefaͤllt, das will dem nicht mehr
ſchmekken,
Und pflegt ihm oftermahls woll Ekkel zu erwekken,
Der dritte wuͤnſchet was, das doch der vierte flieht,
Der eine iſt hier nach, der andere dort bemuͤht.
Welch! Mannigfaltigkeit der Staͤnde die verbunden
Hat GOttes Weisheit nicht in dieſer Welt erfunden?
So mannigfaltiglich der Menſchen Eigenſchaft
Verſtand und Wille iſt, und Seel und Leibeskraft:
Geſchaͤfft und Lebensſtand; ſo vielfach die Naturen
So unterſchiedentlich die vielen Kreaturen:
So vielmahl ſehen wir, daß unſer Zebaoth,
Sich in der Welt uns zeigt, als ein allweiſſer GOtt;
Der in der ganzen Welt, an Fruͤchten Baum und Huͤgel
An Menſchen und am Vieh zeigt lauter Weisheits
Spiegel
Wenn wir mit kuͤhnen Blik uns von der Erd erhoͤhn,
Und die Beſchaffenheit der Geiſter-Welt beſehn:
So duͤnkt uns daß wir dort in jenen ewgen Auen,
Auch ein ſolch Mannigfalt an Engeln ſelbſt beſchauen.
Erſter Theil. ZDie354Die Offenbahrung zeigt der Engel(*)Col. I. 16. 1 Pet. III. 22.
(*) Ordnung an, Woraus man dies gewis vernuͤnfftig ſchlieſſen kann:
Sie lehrt daß Thronen da, Erzengel Sera -
phinen,
Herſchafften, Fuͤrſtenthum und Kraͤffte, Che -
rubinen
Und die Gewaltigen. Jſt auch ein Unterſcheid,
Jn freudigen Genus der ewgen Seligkeit:
So wird das Mannigfalt in jenen ewgen Welten,
Zur Weisheit hoͤchſten Ruhm, vermuthlich ferner
gelten.
So unterſchiedentlich nun dieſes alles iſt,
Was man mit Augen ſieht, und was man hoͤrt und
lieſt:
So muß es darin doch zuſammen ſich vereinen,
Es ſoll o! groſſer GOtt! darin dein Ruhm er -
ſcheinen.
O! Weisheit deren Glanz ſo weit der Himmel geht,
Wie hat ſich dein Verſtand fuͤr aller Welt erhoͤht!
Ach! ſchaͤrffe unſern Geiſt, daß wir dies ſtets er -
wegen,
Wie mannigfaltiglich die Stroͤme deiner Seegen,
Wie gros die Wunder ſein, die du dadurch gethan,
Daß man ſo vielerlei auf Erden ſehen kann.
Jſt jedes Ding ſchon werth, daß mans bewundern
muͤſſe,
Daß man die weiſe Macht, die drin verborgen wiſſe:
Was vor ein groſſes Buch iſt denn die ganze Welt,
Die ein unzaͤhlbahr Heer von Wundern in ſich haͤlt:
Mein Sinn erſtaunt darob, von Millionen Zungen,
Wird deiner Weisheit Ruhm nie gnug gelobt, be -
ſungen.
Jemehr355Jemehr man ſieht und hoͤrt, jemehr entdekken wir,
Es kommt uns alles doch, als unbegreiflich fuͤr:
So gros iſt deine Groͤß, daß wir daran bemerken
Sie ſei unendlich ſchon in den erſchaffnen Werken.
Der Glanz der Unterwelt zeigt deine Herrlichkeit,
Es iſt ein Schattenbild von der Vollkommenheit
Die ſich in dir verbirgt, wer will ſich traͤumen laſſen,
Unendlich weiſes All! dich in ein Lied zu faſſen?
Dich ruͤhmet alle Welt, die Du mit Pracht geziert,
Das iſt der Menſchen Pflicht; weil dir doch Lob
gebuͤhrt:
Ach! ſo verſchmaͤhe nicht ein unvollkomnes Dichten,
Daß dir die Pflichten will der Menſchlichkeit ent -
richten.
Gib daß ich in der Zeit, im Reiche deiner Macht,
Nehm dieſe Schuldigkeit, als meinen Dienſt in
acht.
Laß mich in kuͤnfftigen von meinen Lebens Jahren,
Darinnen ungeſaͤumt mit froher Luſt fortfahren.
Jſt dieſe Zeit vorbei, geh ich zum Ewgen fort;
So fuͤhre mich von hier zu jenen Freuden-Ort,
Wo deine Weisheit ſich noch heller uns verklaͤret,
Und wo die ſelge Schaar dich vollenkomner ehret.
Da will ich dich noch mehr in Ewigkeit erhoͤhn,
Wenn ich das werde dort, was hier verborgen ſehn;
Da ſoll mein Lied dich ſtets als den alleine Weiſen,
Jn jenen Engel Chor, nach Art der Engel preiſen.