PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Philoſophiſche Oratorie,
Das iſt: Vernuͤnftige anleitung zur gelehrten und galanten Beredſamkeit, wie ſich ſelbige ſo wohl in oͤffentlichen reden, als auch im taͤglichen umgang, bey allerhand ma - terien, auf mancherley art, durch eine gluͤckliche er - findung, nette expreßion und ordnung zeigen muͤſſe, mit auserleſenen exempeln erlaͤutert, und mit einem regiſter verſehen.
Leipzig,1724. Bey denenCoͤrneriſchen Erben,in der Grimmiſchen Gaſſe.

Dem Magnifico, Hoch-Edelgebohrnen Herrn, Herrn Gottfried Langen / vornehmen JCto, Sr. Koͤnigl. Maj. in Pohlen und Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen hochbeſtalten Hof - und Juſtitien - Rath, des Ober-Hof-Gerichts, des Conſiſtorii und Schoͤppen-ſtuhls in Leipzig hochverordneten Aſſeſſori, der Stadt Leipzig hochanſehnlichen Buͤrgermeiſter, und des groſſen Fuͤrſten-Collegii Colle - giato, &c. Meinem Hochzuehrenden Herrn, Wie auch Dem Hoch-Edelgebohrnen Herrn, Herrn Jacob Born, vornehmen JCto, Sr. Koͤnigl. Maj. in Pohlen und Churfuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen hochbe - ſtalten Appellations-Rath, des Ober - Hof-Gerichts Aſſeſſori, der Stadt Leipzig hochverdienten Stadt-Richter, ꝛc. Jngleichen Dem Hoch-Edlen, Veſten und Hochweiſen Herrn, Herrn Joh. Ernſt Kregeln, hochverdienten Baumeiſter und Fuͤrnehmen des Raths zu Leipzig, auch fuͤrnehmen Kauf - und Handels - Herrn daſelbſt, Meinen Hochzuehrenden Herren.

Magnifice, Hoch-Edelgebohrne, Hoch-Edler, Hochweiſer, Hochzu Ehrende Herren,

EW. Magnificence, Hoch - Edelgebohrnen und Hoch-Edlen Herrlig - keiten, gegenwaͤrtiges werckchen zuzueignen, habe kein bedencken ge - tragen, da mir theils eine allgemeine ſchuldigkeit ſchon fuͤrlaͤngſt auferleget, Erlauchte und Hochverdiente Haͤupter zu verehren, theils gantz beſondere pflich - ten, welche, wann ich ſie erzehlen wolte, uͤber die graͤntzen einer zuſchrift giengen, mich zu dieſem unternehmen ins beſon - dere verbinden. Es iſt zwar dieſe art der verehrung allezeit mit einiger kuͤhn - heit, und zuweilen gaꝛ zu groſſen freyheit vergeſellſchaftet: Doch haben leute von) (3ho -hohem range und veꝛdienſten, ſolche kuͤhn - heit leichter vergeben und genehm gehal - ten, als diejenigen, welche mit ihren weni - gen faͤhigkeiten, ſo zu reden, noch vor den hafen der gehoften ruhe laviret, ſelbige begangen. Jch ſchmeichle mir mit die - ſen eines gleichen gluͤcks, und da ich die eh - re habe, Ew. Magnificence, Hoch-Edelge - bohrnen, Hoch-Edlen Herrligkeiten / alle arten vom wohleꝛgehen zum aufnehmen des gemeinen beſten und zu dem hohen vergnuͤgen Dero hoch-anſehnlichen Fa - milien anzuwuͤnſchen: So erſuche Die - ſelben unteꝛthaͤnig, dieſe blaͤtter als gerin - ge fruͤhlings-bluͤthen nicht zu verſchmaͤ - hen, ſondern hochgeneigt anzunehmen, und mich ſo lange Dero hohen wohlge - wogenheit zu wuͤrdigen, biß ich durch vollkommene fruͤchte zeigen koͤnne, mit was fuͤr beſonderer tieffen ergebenheit ich ſey

Ew. Magnificence, Hoch-Edelgebohrnen, Hoch-Edlen Herrligkeiten gehorſamſt-ergebenſter diener
Der auctor.

Vorrede.

Geehrter Leſer.

EJne vorrede iſt einem buche ſo noͤthig, als einem prieſter der kragen, einem profeſſor der mantel und einem ſtu - denten der degen, denn ſie ſoll dem buche das anſehen und die rechte kraft geben, auch wider die vermuth - lichen anfaͤlle es zum voraus verthaͤidigen. Dieſes hat der herr auctor reiflich in erwegung gezogen; nachdem er aber ſeine zeit lieber auf andere dinge als auf vorreden wendet: ſo hat er mich erſuchet, ihn der muͤhe zu uͤberheben, und ich habe auch ohne be - dencken ihm gewillfahret, und ſtatt ſeiner die muͤhe eines vorredners uͤber mir genommen. Wann du aber von mir erwarteſt, daß ich dir dieſe arbeit an - preiſe, und mit geſchminckten und geſchwaͤntzten no - ten erheben ſolle, ſo wirſt du dich betrogen finden. Jch ſchicke mich zu nichts weniger, als zu einem pa - negyriſten, und es wird auch weder dir noch dem auctori / welcher den fehler an ſich hat / daß er von ſeinen ſachen immer zu wenig haͤlt, damit gedienet ſeyn. Alſo will ich dir nur eins und andeꝛs, was du wider dieſes buch einwenden koͤnteſt, unter den fuß geben, du magſt heꝛnach ſehen, ob ich recht habe, und die boltzen vollends verſchieſſen. Da der herr au - ctor eine Oratorie ſchreibet, ſo ſcheint er die menge derſelben zu vermehren, und wir haben bereits der Metaphyſicken, Logicken und Rhetoricken ſo viel, daß wir iemand bitten moͤchten, einen vorſchlag zu thun, wie man die anzahl derſelben verringerte. ) (4NunVorrede. Nun wird er zwar wohl einwenden, daß er ſich hier der allgemeinen freyheit bedienet / welche einem ie - den erlaubet, ſo gut er kan, ſein weniges vermoͤgen zum dienſt des gemeinen beſten anzuwenden: Al - lein er haͤtte dich doch billich, mein leſer, erſt um er - laubniß bitten ſollen / mit ſeinen ſchlechten ſachen herfuͤrzutreten. Weiter habe ich anfangs mich verwundert, warum er es eine Philoſophiſche Oratorie genennet? Denn ich ſehe ja, daß es auf alle arten von reden gerichtet iſt, was er hier fuͤrbringet. Vielleicht meinet er, die Philoſophie ſey die univerſelle gelehrſamkeit, und weil er ſein werck auf Philoſophiſche, das iſt, nach ſeiner mei - nung, auf gelehrte gruͤnde bauet, ſo ſey es auch eine Philoſophiſche Oratorie. Wann du nun mein - teſt, auch auf dieſe weiſe Theologiſche, Juridiſche und Mediciniſche Oratorien zu ſchreiben, ſo koͤnteſt du es verſuchen, aber du wuͤrdeſt es vielleicht nach ſeinem concept nicht treffen, dann er wuͤrde ſpre - chen, daß auch dieſe philoſophiſch / das iſt, gelehrt, muͤſten geſchrieben weꝛden, und in dieſen ſtreit will ich mich weiter nicht mengen, dann es kaͤme da wohl auf kein raiſonniren ſondern auf die probe ſelber an. Bey dem werck ſelbſt hat der herr auctor ſeine lehr - ſaͤtze ziemlich frey fuͤrgetragen, aber mit noch frey - ern noten erlaͤutert. Erſtlich handelt er von ein - richtung der gedancken, nachgehends von dem aus - druck derſelben, und endlich von der diſpoſition derſelben. Da gehet er von andern ab, welche die elocution zuletzt ſparen, er handelt nirgends von denen generibus dicendi, demonſtratiuo, deliberatiuo, Judiciali, ohngeachtet M. Uhlmann zum troſt aller rhetorum das didaſcalicum noch erfunden. Hin - gegen dringet er uͤberall darauf, daß man der natur des obiecti nachgehen, und wie ein mahler dabey ſich auffuͤhren muͤſſe / welcher eine ſache nach der natur fuͤrſtellet, allenthalben die regeln der pro - portion / der Perſpectiv, des wohlſtandes beobach -tet,Vorrede. tet, ſein obiectum zuweilen ausputzet, ſtarcke lichter, ſtarcke ſchatten, und die doch mit einander in einer guten harmonie ſtehen, und in einander zu flieſſen ſcheinen, anbringet. Deßwegen hat er auch den Apellem auf das kupferblat ſetzen laſſen, wie der - ſelbe bemuͤhet iſt, dem Alexandro die urſachen ſeiner Mahlerey zu entdecken. Nun laß ich alles dieſes dahin geſtellet ſeyn, wo man ſonſt ſo viel hinzuſtel - len pfleget, und muß erwarten, ob ich dem herrn auctori recht prophezeiet, da ich ihm zuvoraus ge - ſagt, daß er einige mit ſeiner ſchreibart beleidigen, und vielleicht denen gelehrten regiſtratoribus, wel - che mit anderer leute fehlern geld verdienen, in die haͤnde fallen werde: Oder ob er recht gehabt, da er mir geantwortet, daß er nicht vermuthe, die feindſchaft vernuͤnftiger leute auf ſich zu laden; wolten hingegen die unvernuͤnftigen boͤſe werden, ſo ſey ihm ſolches gar lieb, denn es wuͤrde albern ſeyn / wenn er ſich etwas leid ſeyn lieſſe, das er doch nicht aͤndern koͤnne. Jch moͤchte nur in ſeinem nah - men den geneigten leſer bitten, daß er, ehe er boͤſe werden wolte, zuvor die umſtaͤnde uͤberlegte, die antecedentia und conſeqventia der ſtelle wohl be - trachtete, womit er ſich etwa beleidiget zu ſeyn glaubte, und lieber einer gelinden auslegung derſel - ben, als einer uͤbereilten gehoͤr gaͤbe. Er ſetzte hin - zu, daß er ſich auch fuͤr denen urtheilen derienigen nicht fuͤrchtete, welche ſelbige oͤffentlich an den tag legten, wohl aber fuͤr dieienigen, welche gleich de - nen ſchmeißfliegen, gantz in der ſtille, auch auff die reinſten ſtellen ihre excrementa ingenii ſetzten, und ohngeachtet ſie ziemlich ſtranguriam empfaͤnden, in ihrer ſatyriſchen vena, dennoch aus verborgenen winckeln auf andere ihren gifftigen unflath gar zu gerne ſpritzten. Denn, ſagte er, wer ſeine gedan - cken uͤber meine arbeit publiciret, der unterwirfft ſich dem urtheil der gantzen welt, die etwas davon zu ſehen bekommt: iſt er nun vernuͤnftig in ſeinem) (5ur -Vorrede. urtheil, ſo lerne ich ia etwas von ihm / und bekuͤm - mere mich wenig oder nichts darum, ob ihm die liebe zur wahrheit und tugend oder der neid, darzu anlaß gegeben, iene ſchuͤtzet man mehrentheils fuͤr, und dieſer iſt das rechte principium movens. Jſt er unvernuͤnftig, ſo wirds ihm gehen wie dem Alex - andro, da er von des Apellis gemaͤhlde unrecht rai - ſonnirte, und die mahleriungen ihn auslachten; denn es werden auch die anfaͤnger der beredſamkeit ihn fuͤr einen ungeſchickten raiſonneur halten. Jſt er endlich gar grob / ſo fehlt mirs nicht an hertz, auch nicht an der faͤhigkeit, ihm gehoͤriger weiſe zu begegnen. Meines orts laſſe ich, wenn du es an - ders auch zufrieden biſt, geneigter leſer, dem herrn auctori darinne ſeine freyheit, und kan ers halten nach ſeinem gefallen. Nur muß ich dich erinnern, daß du nicht, wenn du ihn etwan wenig oder gebro - chen reden hoͤreſt, daraus ſchluͤſſe macheſt: denn er redet nur wenig oder gebrochene worte gegen ein - zele perſonen, denen er nicht trauet, und die er nicht kennet. Sonſt halte ich ihn fuͤr ſo complaiſant, daß er niemand ſeine meinung aufdringet, abeꝛ ſich nicht gerne eines andern meinung ebenfalls aufdringen laͤſt, ohngeachtet er keine ſchwierigkeit macht, allen leuten ſuo modo recht zu geben, aber nicht von dir praͤtendiret, daß du ihm in allem beyfallen ſolteſt, da du vielleicht mit deinem geſchmack ſelbſt noch nicht einig biſt. Zwey dinge muß ich doch noch beruͤh - ren, einmahl die allegirten auctores und heꝛnach die beygebrachten exempel. Bey ienem ſcheints, als wann der herr auctor wenig ſtaat darauf machte, denn er fuͤhrt ſie ſo quaſi aliud agendo an. Jch habe ihm treuhertzig gerathen, er ſolle etwan ſehen, wie er einen gelehrten fuhrmann wo auftriebe, der ihm vorſpann gebe, und die auctores brav zuſammen peitſchete, ich habe ihm auch etliche fuͤrgeſchlagen, welche, ohngeachtet ſie ſo wenig Frantzoͤiſch als Rabbiniſch verſtehen, doch gantze buͤcher mit Fran -tzoͤi -Vorrede. tzoͤiſchen und Rabbiniſchen noten heraus geben. Allein er meinte, was es denn noͤthig waͤre, anderer leute zeugniſſe anzufuͤhren, da die ſache ſelbſt redete, er habe noch gantze millionen auctores, die er alle anfuͤhren wolle, wo man ihn der allegatorum we - gen boͤſe machte. Bey den exempeln die er ſelbſt gemacht / [denn mit anderer leute arbeit habe ich ie - tzo nichts zu thun] habe ich ihn gefraget, ob er nicht in ſorgen ſtuͤnde, wann etwa Herr Luͤnig ſolte auf die gedancken kommen, die reden kleiner herren heraus zu geben, daß man auch da ſeine arbeit fin - den moͤchte: allein er ſchien deßwegen gantz ge - ruhig zu ſeyn, und meinte, wenn ihn etwa die natur ſo kuͤnſtlich zubereitet haͤtte, daß der kopff auf die huͤften relegiret waͤre, das geſichte bey dem kinne eben ſo hoch in die hoͤhe ſtuͤnde, als bey der ſtirn, die naſe gleich dem hoͤltzernen pferde auf einem gepfla - ſterten marckte herfuͤr ragete, und der mund die zaͤhne nicht mehr bedeckte, oder damit er deſto ferti - ger alle leute taxiren koͤnte, immeꝛ offen ſtuͤnde, auch ſonſt die gantze laͤnge ſeines coͤrpers nur etliche ſpannen betruͤge, da moͤchte er freylich die ehre ha - ben, daß man ihn unter die kleinen herrn einſchalte - te; Aber da ihn der guͤtige himmel groͤſſer gemacht, als ihm lieb ſey, ſo wuͤrde man ſeinetwegen ſich wohl nicht bemuͤhen duͤrffen. Ubrigens hat er mir befoh - len, denenienigen hohen Patronis, wertheſten Goͤn - nern und freunden gehorſamſten ſchuldigſten erge - benſten danck abzuſtatten, welche ihm theils durch ihre lehren, theils durch ihren wohlgemeinten auf - richtigen u. freyen rath, theils durch com̃unicirung vieler buͤcher, theils durch ihre gemachte gelehrte einwuͤrffe, bey verfertigung dieſes werckes, beyge - ſtanden. Wann auch du, geneigter leſer, etwas fin - deſt, das verdiente beygebracht zu werden, ſo bittet er dich, daß du ihm ſolches nicht mißgoͤnnen wolleſt, er wird dir gleichen groſſen danck abſtatten; wuͤn - ſchet dir darneben alles wohlergehen, wie ich danngleich -Vorrede. gleichfalls dir will angewuͤnſchet haben. Sonſt nimm dir unbeſchwert die muͤhe und corrigire fol - gende druckfehler pag. 2. l. 11. ließ: eintheilung. p. 8. l. 11. ließ: program. IIII. §. 7. 14. p. 9. l. 20. ließ: den anhang, und l. 29. ließ: unten den anhang. p. 17. l. 29. ließ: Qvinctilianus. p. 23. l. 9. ließ: Part. III. cap. 3. p. 35. l. 24. ließ: naturale. p. 47. l. 19. communium. p. 62. l. 26. ließ: wollen. p. 72. l. 16. ließ: Hiſtoriſche. p. 76. l. 4. ließ: im dritten capitel. p. 82. l. 27. ließ: Apophthegmata. p. 84. l. 4. ließ: moͤglichkeit nicht unterſcheiden. p. 86. l. 27. ließ: daraus. p. 99. l. 4. ließ: zur. p. 105. l. 2. deutlichkeit. p. 190. l. 16. de Germaniſmis falſo ſuſpectis, de amplificatione verborum & totius locutionis, p. 177. l. 33. ließ: Micraelii. und an - dere, welche der herr auctor viellsicht bey dem aca - demiſchen gebrauch, dem dieſe arbeit gewiedmet, bemercken wird. Lebe wohl. Jch bin dein ergebenſter

M. L. v. S.

Jnhalt des gantzen wercks.

  • Vorbereitung: von der Oratorie uͤber - haupt.
  • Der erſte theil: von der erfindung der ge - dancken.
    • Cap. 1. von der erfindung der thema - tum.
    • 2. von der erfindung der argu - mentorum uͤberhaupt.
    • 3. von beweiß-gruͤnden.
    • 4. von erlaͤuterungs-gruͤnden.
    • 5. von bewegungs gruͤnden.
  • Der andere theil: von dem ausdruck der gedancken.
    • Cap. 1. von dem ausdruck uͤberhaupt.
    • 2. von dem ſtilo und deſſelben ei - genſchaften.
    • 3. von den unterſchiedenen arten des ſtili.
    • 4. von den mitteln zum guten ſtilo.
    • 5. Moraliſche betrachtung des ausdrucks.
  • Der dritte Theil: von der ordnung im fuͤrtrage.
    • Cap. 1. von der diſpoſition uͤbeꝛhaupt.
    • 2. von reden im gemeinen leben und briefen.
    • 3. von oͤffentlichen ſchul - und po - litiſchen reden.
    • 4. von Juridiſchen reden. 5. von geiſtlichen reden.
  • Anhang: von den aͤuſſeꝛlichen umſtaͤnden im fuͤrtrage.
Viel
VJel Redner reden viel, und wann ſie gluͤck - lich ſind,
(wind.
So faͤhrt der ſchall ins ohr, der nachdruck in den
Warum? die weißheit fehlt. Viel worte, wenig ſachen,
(machen.
Sind blaſen, die den mund des Redners eitel
Wer dieß, Gelehrter Freund, von deinen re - den ſpricht,
Der redet ohne grund, und kennt die feder nicht,
Die kurtz und triftig ſchreibt, betrug und farben haſſet,
Und das, was klug erdacht, in enge ſchrancken faſſet.
Was hier der leſer ſieht, das hab ich laͤngſt ge - ſehn,
Mir iſt bereits mein wunſch, und Dir Dein recht geſchehn.
Jhr, die ihr in der welt nach gleichem vortheil ringet,
Schafft daß ihr euren fleiß auf gleiche hoͤhen ſchwinget.
Nehmt weißheit in den mund, verdammt der worte ſchein,
Hier kan FABRICIVS ſtatt eines muſters ſeyn.
Und wenn Dich, Edler Freund, verdienſt und kunſt erhoben,
So zeige vor der welt noch ferner kluge proben.

Hiemit wolte des Herrn Autoris, ſeines ehemali - gen wehrten Auditoris, Philoſophiſche Ora - torie der Studiren den Jugend beſtens recommendiren,

D. IOHANNES Schmid, Prof. Publ. und der Leipzigſchen Univerſitaͤt Senior.
[1]

Vernuͤnftige anleitung zur Beredſamkeit. Vorbereitung von der Oratorie uͤberhaupt.

Jnhalt.

WAs die Oratorie ſey? §. 1. Worinn das weſen der wahren beredſamkeit beſtehe? § 2. Wel - ches der rechte endzweck der beredſamkeit? §. 3. Daß ſich die beredſamkeit auch in der con - verſation zeigen muͤſſe, §. 4. Von dem nutzen der Oratorie, §. 5. Daß die Oratorie deßwe - gen nicht zu verwerffen, weil ſie weltlich, weil man ſie von natur beſitze oder mißbrauchen koͤnne, §. 6. Wor - inn die Oratorie von der Logick unterſchieden? §. 7. Was zu einem redner erfodert werde und ob er ein polyhiſtor ſeyn muͤſſe? §. 8. Was zu einem redner gehoͤre in anſehung des leibes? §. 9. Jn anſehung des verſtandes? §. 10. Jn anſehung des willens? §. 11. Was er fuͤr wiſſenſchaften hauptſaͤchlich verſtehen muͤſſe? §. 12. Von der klugheit des redners uͤderhaupt, §. 13. Von der klugheit des redners, in anſehungAder2vernuͤnftige anleitungder ſache davon er redet, §. 14. Jn anſehung ſeiner eignen perſon, §. 15. Jn anſehung ſeines zuhoͤrers, §. 16. Jn anſehung der aͤuſſerlichen umſtaͤnde, §. 17. Von der hiſtorie der Oratorie uͤberhaupt §. 18. Von der Oratorie vor der ſuͤndfluth und nach derſelben bey den Barbarn, §. 19. Bey den Phoͤniciern, Hebraͤern und Griechen, §. 20. Bey den Roͤmern, §. 21. Bey den Teutſchen, §. 22. Bey den Frantzoſen, §. 23. Bey den Engellaͤndern, §. 24. Bey den Jtaliaͤnern, §. 25. Bey den Spaniern, §. 26. Bey denen uͤbrigen Natio - nen, §. 27. Von[der eintheilung] der Oratorie, §. 28.

§. 1.

DJe Oratoriea) iſt eine vernuͤnftige anweiſung! zur beredſamkeit, das iſt, zu der geſchicklichkeit, ſolche woͤr - ter zugebrauchen, welche mit un - ſern gedancken genau uͤberein kommen,b) und in ſolcher ordnung mit ſolcher art: ſeine gedancken fuͤrzuſtellen, daß in denen die unſere worte hoͤren oder leſen, eben die gedancken und regungen entſtehen, die wir ihnen beybringen wollen, damit die gluͤckſeeligkeit des menſchli - chen geſchlechts befoͤrdert und der umgang un - ter ihnen angenehm gemacht werde.

a)Griechiſch heiſt ſie: Rhetorica Teutſch: Die Re - de-kunſt. Einige ſagen die Rhetorick gebe re - geln, die Oratorie bringe ſie in die uͤbung; und machen alſo einen unterſchied unter beyden, das will ich ihnen nicht wehren, ich thue es inzwi - ſchen nicht.
a)
b)Cicero de orat. III. 10. Quinam eſſet dicendi modus melior, quam vt latine, vt dilucide, vt orna - te, & adid quodcunque agetur, apte congruenterque dicamus. Quincti l. Lib. III. V. Tria ſunt quæpræ -3zur beredſamkeit. praeſtare debet orator, vt doceat, moueat, delectet Und Morhoff lobt den Virgilium alſo: Non plus dicit, quam debet. quae maxima omnis elo. quentiae virtus eſt. Polyh. I. 3. 10. 30. Joh. Clerici Penſeés de la vraie et fauſſe eloquence Parrhaſian. I. p. 73. ſind fuͤrtreflich einen rechten begrif von der beredſamkeit zu machen. Man hat ſie mit noten ins Teutſche uͤberſetzt edirt Alten - burg. 1722. 8. Conf. Ridig, Senſum Veri & Falſi. IIII. 4. de propoſitione medit. D. Auguſt Frid. Mülleri Diſſ. de Arte[e]loquendi Lipſiæ 1708. M. Gottfr. Polycarp. Mülleri. diſſert. de emendatione eloquentiae moderna praemiſſam ideae eloquentiae Nov-antiquae, Joh. Georgii Walchii Epiſt. de cor - rupta ſcholarum eloquentia, Facciolati orationi ad humanitatem praemiſſam. Lipſ. 1716. Eiusdem dia - triben de litteris humanioribus, hiſtoriae criticaelati - linguæ adiectam.
b)

§. 2. Alſo beſtehet das weſen der beredſamkeit in dem accuraten ausdruck der gedancken, und es irren dieienigen, welche ſolches in der men - ge leerer worte,a) in pedantiſchen formuln, in figuren, in argutien,b) in der gleichheit mit andern beruͤhmten rednern, in dem klange der rede,c) in der kunſt den leuten was weiß zu machen,d) in der fertigkeit von ſachen pro - und contra zu ſchwatzen,e) und in andern der - gleichen kleinigkeiten ſuchen.

a)Quinctilianus lib. X. c. 1. Nobis autem copia cum iudicio paranda eſt. &c. Es iſt alſo uͤbel ge - than wann man die leute nur auf die ausdeh - nung der rede fuͤhret, und doch finde ich daß die - ſes der meiſten rhetorum ihr hauptwerck ſey - Viel worte ſind nicht allemahl ein zeichen einesA 2guten4vernuͤnfftige anleitungten iudicii. Und es muß doch wohl ein unterſchied ſeyn unter ſchwatzhaftigkeit und beredfamkeit.
a)
b)Die bons mots macher werden vielleicht anderer meynung ſeyn, allein ob man ihnen wohl den naͤchſten platz nach denen groͤſten ſchertzern bey hofe gerne einraͤumet, ſo wird doch der gar zu groſſe zufluß vom ingenio ſie wohl zu keine red - ner machen.
b)
c)vid Luciani ρητορων διδασκαλον Oper. Tom. II. da er die Sophiſten abſchildert.
c)
d)oder ſie an ſich zu ziehn und ihnen zu gefallen Vid. A. Gellium in noct. V. I.
d)
e)Siehe Thomaſii Cautelen Cap. 9. §. 66. not. n. und die von ihm allegirten auctores. Ridig. l. c. §. 36. M. Gottfr. Polycarp. Mülleri diſſert. de emendatione eloquentiae moderna. p. 22. §. XX.
e)

§. 3. Die beredſamkeit hat einen doppelten endzweck, einen allgemeinen und einen gantz beſondern. Den allgemeinen hat ſie mit der gantzen gelehrſamkeit, auch ſo gar mit der ſpra - che gemein, nemlich die gluͤckſeeligkeit und das vergnuͤgen der menſchlichen geſellſchaft zu be - foͤrdern. Der beſondere endzweck aber iſt, durch geſchickten ausdruck ſeiner gedancken in andern eben die gedancken und regungen erwe - cken, die man ſelbſt bey ſich hat und empfindet und in andern rege zu machen ſuchet. a)

a)Jch mag mich in den ſtreit von dem endzweck der beredſamkeit nicht miſchen, denn ich bin noch zweiffelhaft, ob nicht etwa ein wortſtreit daraus gemacht werden koͤnne. conſ. Ridig. S. V. & F. Lib. IIII. Cap. IIII, §. 30. und M. Polyc. Mülleri Diſſ. de emendatione eloquentiae moderna.
a)

§. 4. Aus dieſem flieſſet von ſelbſten, daßdie5zur beredſamkeit. die beredſamkeit ſich auch im umgange zeigen muͤſſe, weil eben daſelbſt die meiſte gelegenheit ſich zeiget, die gluͤckſeeligkeit und das vergnuͤ - gen der menſchlichen geſellſchaft zu befoͤrdern, und ſeine gedancken auszudrucken. Zumahl da man im umgange mit andern bey dem fuͤr - trag ſeiner gedancken leicht wiederſpruch findet, dafuͤr man bey oͤffentlichen declamationibus ſicher iſt.

§. 5. Da uns nun die Oratorie zu einer ſol - chen beredſamkeit vernuͤnftige anweiſung giebt, ſo iſt ſie gewiß eine der noͤthigſten und nuͤtzlichſten wiſſenſchaften. Alles unſer den - cken und wiſſen wuͤrde vergraben liegen, und die menſchliche geſellſchaft wuͤrde kaum beſte - hen, noch von den thieren koͤnnen unterſchieden werden, wann wir nicht die faͤhigkeit haͤtten unſere gedancken durch worte an den tag zu le - gen und zu reden. Allein alle unſere conver - ſation und wiſſenſchaft, wuͤrde ein rechtes Ba - bel ſeyn, wann wir nicht durch die Oratorie, zum vernuͤnftigen ausdruck unſerer gedancken angefuͤhret wuͤrden und alſo durch vernuͤnfti - ges reden uns von unvernuͤnftigen menſchen und albernen waͤſchern unterſcheiden koͤnten.

  • Conf. Hermanni von der Hardt De ſermone humano epiſtolam. Helmſtædt. 1705. 8. Lipſius Cent. I. miſcell. Epiſtol. 77. Juxta Sapientiaeſtudium ſti - lum cole & exerce, qui diuae illius fidus & neceſſa - rius adminiſter. Quid enim recondita illa aliis proderit, niſiſpargereeam & emittere poteris felici quadam penna (vel ſermone.) Alle menſchen re -A 3den6vernuͤnftige anleitungden (natuͤrlicher ordentlicher weiſe) aber nicht alle menſchen reden wohl und ſind beredt. Die - ſes koͤnnen nur diejenigen welche die grund re - geln der beredſamkeit inne haben und beobach - ten.

§. 6. Jch weiß alſo nicht ob es eine heilige oder naͤrriſche einfalt ſey, wenn man die Ora - torie fuͤr eine ſache haͤlt, welche weil ſie welt - lich, das iſt, nicht aus der offenbahrung ent - ſprungen, einen nothwendigen zuſammenhang mit der ſuͤndlichen welt habe. a)Dieienigen welche ſonſt der Oratorie gram, erklaͤren ſich auch fuͤr feinde der wahren beredſamkeit, und unterſcheiden nicht eine vernuͤnftige Oratorie, von einem Scholaſtiſchen woͤrterbuch,b) oder wollen lieber uͤbelreden, als auf einen vernuͤnf - tigen ausdruck ihrer gedancken bedacht ſeyn, oder halten ihre fertigkeit im plaudern fuͤr be - redſamkeit, wie dieienigen thun, welche ſich ein - bilden von natur beredt zu ſeyn,c) oder ſte - hen ſonſt in albernen vorurtheilen. d)

a)Warum ſagt doch Dippel im Jlluminirten grundriß der aeademiſchen Gottes-gelahr - heit: Logic Rhetorick &c. waͤren erfindun - gen und gaben des teuffels: Mir duͤnckt weil er ſie weder als treuhertzige ſchweſtern, noch als goldtincturen gebrauchen konte. Uberhaupt wo die gelehrſamkeit reden darf, da ſpricht ſie der unwiſſenheit dem aberglauben und der athei - ſterey ein ſcharffes urtheil, was wunder dann daß dieſer Cerberus ſeinen geiffer wieder die beredſamkeit ausſchuͤttet.
a)
b)Dergleichen ſind die meiſten Rhetoriken.
b)c) Es7zur beredſamkeit.
c)Es wird keine ſprache und keine fertigkeit zu re - den mit uns gebohren, vielweniger eine fertig - keit wohl zu reden. Dieſe fertigkeit kan man oh - ne regeln und uͤbung nicht erhalten. Wer ſoll uns alſo die regeln geben, welche durch ſo vieler iahre abwechſelndeu geſchmack, dennoch regeln blieben, und durch vieler und groſſer redner voll - kommene proben bewehret worden? Gewiß, weder unſere ammen noch unſere muͤtter koͤn - nen ſie uns mit der milch einfloͤffen, vielweniger werden wir ſie auf dem tantz - oder fecht-boden lernen. Wie man aber hier die fuͤſſe und den degen gebrauchen lernet, ſo ſolte man ſich auch nach gelegenheit umthun, wo man die fertig - keit bekaͤme, wohl und geſchickt zu reden. Doch ich befinne mich, bey dem tantzen braucht man die fuͤſſe, bey dem fechten die haͤnde, hingegen bey der wohlredenheit braucht man den kopf, und da haben die meiſten veraͤchter der bered - ſamkeit bey ihren falſchen abſichten weniger verſtand und geſchick als in haͤnden und fuͤſſen.
c)
d)Z. e. ein Theologus meint er muͤſſe nicht anders als bibliſch reden, und die concordantzen und poſtillen ſtehn ihm beſſer an, ein Juriſte denckt weil die Oratorie ſeiner unwiſſenheit im jure nicht zu ſtatten komme, ſey ſie wohl nichts nuͤtze, der Medicus glaubet eben das, weil er in ſei - nen recepten keine oratoriſche figuren braucht, andere haltẽ es fuͤr eine ſchulfuͤchſiſche ſache, weil ſie aus der Hiſtorie noch nicht unterrichtet, daß ein groſſer ſtaats-mann und ein treflicher redner ſeyn, mehrentheils beyſammen ſtehe. Kurtz: ars non habet oſorem niſi ignorantem.
d)

§. 7. Wie die Oratorie zur beredſamkeit anfuͤhret, alſo muß hingegen die Logick zum vernuͤnftigen dencken anweiſung geben. UndA 4zwar8vernuͤnftige anleitungzwar muß dieſe billich vorangeſetzet werden,a) denn die Oratorie giebt keine anweiſung, von ſachen, die man nicht verſtehet, und davon man keine oder unordentliche gedancken hat, viel worte zu machen. Hierinn iſt aber zugleich der rechte unterſchied der Oratorie und Logick zu ſuchen, und nicht in prolixitate expreſſio - nis. b)

a)Die kinder lernen ia nicht eher tantzen als ſie gehen koͤnnen, ſiehe Thomaſii kle[i]ne ſchrifften program. II.
a)
b)Ridiger l c. §. XXII.
b)

§. 8. Wer alſo ein vernuͤnftiger redner und kein locutulejus oder affectiꝛender unnuͤtzer waͤ - ſcher ſeyn will, muß von der natur gute gaben und faͤhigkeiten erhalten, und dieſe faͤhigkeiten, durch die kunſt und cultur, zu fertigen guten ge - ſchicklichkeiten gemacht haben. von nichts reden als was er verſteht, und auch von dem was er verſteht, nicht eher reden als es noͤthig iſt. Wor - aus erhellet, daß er eben kein polyhiſtor ſeyn muͤſſe. a)

a)Conf. Quinctilianum Lib. I. cap. X. Jnzwiſchen erhellet aus dieſen und den folgenden daß es eben nicht ſo leicht ſey einen guten redner abzugeben. Denn man muß von der natur dazu gemacht, und uͤber dieſes mit treflichen qualitaͤten ausge - ruͤſtet ſeyn, wiſſenſchafften, ſprachen in ſeiner ge - walt haben, dem zuhoͤrer ins hertz ſehen ꝛc. doch eben deswegen iſt es ein deſto groͤſſerer ruhm.
a)

§. 9. Es werden aber zu einem redner fol - gende dinge erfordert, und zwar in anſehung des leibes, daß er nichts wiederwaͤrtiges undver -9zur beredſamkeit. verdrießliches in ſeiner perſon, geſichte und aͤuſſerlichen weſen habe, uͤber ſeine minen air und geſtus ohne affectation diſponiren koͤnne, auch ſeine ſprache zu moderiren wiſſe und im uͤbrigen mit geſunden organis zum reden aus - geruͤſtet ſey. a)

a)Dieſes hieſſen die alten: eloquentiam corporis, darinn die Pantomimi bey ihnen uͤberaus gluͤck - lich waren. vid. Reimmann Hiſt. Litt. Germ. Vol. III. p. 394. Thomaſii Caut. Cap. 9. p. 182. §. 50. Conrart de l’action de l’orateur, ſo zu Helmſtaͤdt 1690. 4. lateiniſch, unter dem titul: de pronun - ciatione & geſtu oratoris, und 1709 zu Jena in 12 Teutſch heraus kom̃en, mit dem titul: Conrarts gruͤndlicher unterricht, wie ein geiſtlicher und weltlicher redner in der ausſprache und geſtibus ſich manierlich und klug auf - fuͤhren ſolle. Hieher gehoͤren viele regeln des wohlſtandes, ſiehe unten des dritten theils un - ſerer Oratorie achtes capitel.
a)

§. 10. Jn anſehung des verſtandes, muß er ordentlich, gruͤndlich, deutlich, artig gedencken, alles muß von einem geſauberten iudicio dirigi - ret werdena) das ingenium und memorie muͤſſe nicht zu hefftig wuͤrcken, aber auch nicht gar zu ſchwach ſeyn. b)

a)Siehe hierbey Ridiger S. V. & F. lib. I. Cap. II. §. XXVI.
a)
b)Siehe unten das achte capitel.
b)

§. 11. Jn anſehung des willens, muß er eine durch kunſt und klugheit zu wege gebrachte gleichguͤltigkeit beſitzen,a) aufrichtige und red - liche abſichten haben,b) und uͤber ſeine nei -A 5gun -10vernuͤnftige anleitunggungen einiger maſſen diſponiren koͤnnen, nicht furchtſamc), aber auch nicht verwegen ſeyn.

a)[Ein] natuͤrlich ſang froid, oder laͤppiſche ſchlaf - muͤtze iſt hier nichts nuͤtze.
a)
b)Siehe Thomaſ. l. c. §. 43. und die angefuͤhr - ten auctores. Der alte Cato ſagte: Orator eſt vir bonus, dicendi peritus, conf. Cic. de offic. L. II. C. XIIII. Jch weiß leider wohl, daß die wenig - ſten menſchen redliche abſichten haben, ſie ſetzen bey allen ihren verrichtungen, alſo auch bey ih - ren reden, geld-geitz, ehr-geitz, wolluſt zu ihrem endzweck, und intendiren allezeit dabey, den andern zu betruͤgen. Allein ſie betreten dabey einen weg, auf welchen viele tauſend, auch die gluͤcklichſten und groͤſten leute, den hals gebro - chen. Denn man betruͤgt einen nur einmahl, und hat ihn hernach mit allen ſeinem anhang zum feinde, und wer einmahl gewohnt iſt mal - honnetten abſichten nachzugehen, der kommt bey denen, die mit ihm umgehen, bald herum, hernach iſt er ſo zu reden, fertig, und alle ſind uͤbel gegen ihn geſinnet, warten auch nur auf beqveme gelegenheit, ihm wieder eins anzu - haͤngen. Hingegen iſt auch die welt niemahls ſo unvernuͤnftig, daß ſie iemand, der auf eine vernuͤnftige art, allezeit honnetten abſichten nachgehet, ſollte gaͤntzlich fallen laſſen. Zu geſchweigen der goͤttlichen, natuͤrlichen und buͤrgerlichen rechte, welche uns verbinden, al - lezeit redliche abſichten zu haben.
b)
c)Gracians Maxime 91. 182. ein furchtſamer redner bringt alle, die ihn hoͤren, faſt in kindes - noͤthen, ein verwegener, allarmiret ein gantzes auditorium, macht es aufmerckſam und ſcharf - ſichtig auf die fehler, ſo er begeht, beydes iſt unangenehm und albern.
c)§. 12.11zur beredſamkeit.

§. 12. Von wiſſenſchaften ſind ihm ei - nige ſchlechterdings noͤthig, einige koͤnnen ihm nur zuweilen nuͤtzen. Die noͤthigen ſind: Logicka), Moralb), insbeſondere die kunſt der menſchen gemuͤther zu erkennen,c) die hiſtorie derer dinge, die nahe um ihn ſind,d) und die principia der ſache, davon er reden wille), ingleichen eine erkaͤnntniß der ſprache, darinn er redet. f)Alle uͤbrige gelehrte wiſ - ſenſchaften, insbeſondere die alte und neue Hiſtorie, koͤnnen ihm nach ſeinen unterſchie - denen abſichten bald mehr, bald weniger nuͤtzen.

a)Hiezu koͤnnen ihm dienen Thomaſii Einlei - tung und Ausuͤbung der Vernunfft-Lehre, Halle. 1719. 8. Ridiger. Senſus V. & F. Lipſiae 1722. 4. Ejuſdem Inſtitutiones eruditionis Lipſiae 1717. 8. und Philoſophia pragmatica, Lipſiae. 1723. 8. Da in beyden letztern die Logick gleich aufangs wohl ausgefuͤhret. D. Aug. Frid. Muͤllers Teutſche Philoſophie, daran derſelbe ietzo noch arbeitet, und wovon die Logick meh - rentheils fertig. Wer in der Philoſophie und ſonſt an recepten doctrinen glaubt, und dazu Logick und Moral gebrauchen will, dem will ich folgende fuͤrtrefliche Triumuiros recommen - diren: Jacobi Thomaſii Philoſophiam. Jo. An - dreae Schmidii Compendium Philoſophiae, Helmſt. 1710. 8. Jo. Franciſci Buddei elementa Philoſophiae inſtrumentalis, theoreticae & pra - cticae. Man kan dieſen beyfuͤgen Samuel Werenfelſens Diſſertation de Logomachiis E - ruditorum. Amſterd. 1702. 8. und die beygefuͤg - te Diatribe de Meteoris orationis. Jch koͤnte mehr Logicken anfuͤhren, wann es auf die men -ge12vernuͤnftige anleitungge oder ſeltenheit oder auf einen Frantzoͤiſchen be l’eſprit oder ſchulfuͤchſiſchen woͤrter-kram, bey gutem raiſonniren ankaͤme.
a)
b)Dieſe begreifft das recht der natur, die regeln der klugheit, und des wohlſtandes unter ſich. Alſo gehoͤren hieher alle, welche ietzt-benannte drey wiſſenſchaften, in ihre vollkommenheit zu ſetzen ſich bemuͤhet haben. Duͤrfte ich ohne ie - mand zu praͤiudiciren, aus einer ſo groſſen men - ge, etliche wenige einem zukuͤnfftigen redner an - preiſen, ſo wollte ich Thomaſii Einleitung und Ausuͤbnng der Sitten-Lehre, Ridigeri Philo - ſophiam pragmaticam, die klugheit zu leben und zu berrſchen, welche 1722. 8. Leipzig her - aus kommen, Buddei Philoſophiam practicam, Gracians Homme de Cour mit D. Auguſt fried - rich Muͤllers noten, les caracteres ou les moeurs de ce ſiecle par Mr. de la Bruyere, des Hrn. von Rohrs moraliſche ſchriften, Bellegarde ſa - chen, und Hrn. Hofrath Menckens Diſputa - tion: De eo, quod decorum eſt, anfuͤhren. Wer mehrere wiſſen, und auch von denen, die ich an - gefuͤhret, zum theil nachricht haben will, der leſe Hrn. Stollens Hiſtorie der Gelahtheit den dritten theil.
b)
c)Angefuͤhrte auctores geben mehrentheils hier - zu ebenfalls anleitung. Jch erinnere mich ins beſondere des Bellegarde l’art de connoitre les hommes. Amſterd. 1709. 12. und Rohrs unter - richt von der kunſt der menſchen gemuͤther zu erforſchen, Leipzig. 1714. Jch werde viel - leicht von dieſer und der vorigen gattung, im folgenden, mehrere auctores anzufuͤhren gele - genheit haben.
c)
d)Jch wolte faſt ſagen, daß dieſes nicht nur fuͤr einem redner, ſondern uͤberhaupt fuͤr einem klugen menſchen, die noͤthigſte wiſſenſchaft ſey,welche13zur beredſamkeit. welche er aber nicht aus buͤchern, ſondern aus der vernuͤnftigen erfahrung haben muß.
d)
e)Alles vorhergehende gehoͤret zur univerſellen gelehrſamkett, dieſes aber ins beſondere zu de - nen Facultaͤten und Diſciplinen. Und da die Oratorie ein ſtuͤck der univerſellen gelehrſam - keit, ſo mag ſich um die principia der Facultaͤ - ten und Diſciplinen inſonderheit derjenige be - kuͤmmern, welcher die Oratorie in denenſelben zu appliciren gedencket, z. e. ein Theologus um die heil. Schrift, derſelben grund-ſprache, die Libros ſymbolicos, die Kirchen hiſtorie und or - thodoxie, ein Juriſte um die leges, derſelben hiſtorie, rationem und applicationem, wer von Mediciniſchen dingen reden will, muß Phyſick, Chymie, Anatomie, Botanick, ꝛc. verſtehen, ꝛc. - Sagt man: ia, wann ich die Diſciplin verſte - he, ſo brauche ich keine Oratorie, ſo antworte ich: es folgt nicht gleich, daß, wer eine ſache verſteht, auch ſofort geſchickt ſich ausdrucken koͤnne.
e)
f)Hier muß ich Hederichs Anleitung zu den fuͤrnehmſten Philologiſchen Wiſſenſchaften ruͤhmen, die zu Wittenberg 1713. 8. heraus kommen, worinn man auch mehrere auctores, die hieher gehoͤren, allegiret findet. Jngleichen Jo. Gottl. Heineccii ſtili cultioris fundamenta, Halae. 1720. 8. Jener handelt von der Grie - chiſchen, Lateiniſchen und Teutſchen ſprache, dieſer inſonderheit von der Lateiniſchen. Meh - rere muß man in Morhoffs Polyhiſtore und Stollens Hiſtorie der gelahrheit T. I. Cap. II. und III. ſuchen.
f)

§. 13. Jn den regeln der klugheit muß ein vernuͤnfftiger redner wohl erfahren ſeyn, dann hiedurch erlangt er eine geſchicklichkeit, nachden14vernuͤnftige anleitungden unterſchiedenen beſchaffenheiten der per - ſonen und ſachen, damit er umgehet, ſeine ge - dancken einzurichten und fuͤrzutragen, wel - ches die hoͤchſtnoͤthige prudentia oratoria iſt.

§. 14. Bey der ſache, davon er redet, hat er zu ſehen, ob es eine theoretiſche, alte, un - ſtreitige, beliebte, traurige, geiſtliche, ꝛc. oder practiſche, neue, wahrſcheinliche, bittere, luſti - ge, weltliche, ꝛc. ſache ſey, da eine iede von ietzt - erzehlten, andere einrichtung, ausfuͤhrung und ſtellungen erfordert.

§. 15. Unter denen perſonen, muß er ei - nes theils ſich ſelbſt pruͤfen, andern theils ſei - ne zuhoͤrer, oder wahrſcheinliche leſer. Bey ſeiner eigenen perſon hat er entweder ſeine in - nerlichen beſchaffenheiten, oder ſeine aͤuſſerli - chen umſtaͤnde zu beobachten. Jene betrach - tung fuͤhret ihn auf die kraͤfte ſeines verſtan - des, und auf die neigungen ſeines willens, dieſe aber auf das eigentliche decorum ora - torium.

§. 16. Bey denenienigen, welchen er etwas fuͤrtraͤget, muß er ihren verſtand, willen, al - ter, geſchlecht, ſtand, vermoͤgen, und andere umſtaͤnde in erwegung ziehen, ob ſie wahr - heiten annehmen, vertragen oder mißbrau - chen koͤnnen und dergleichen.

§. 17. Letzlich muͤſſen alle andere umſtaͤn - de, der zeit, des orts, der gelegenheit, des wohlſtandes uͤberhaupt, fuͤrnemlich die regeln der gerechtigkeit und honnettete, ſorgfaͤltig inbe -15zur beredſamkeit. betrachtung gezogen werden, widrigenfalls wird man vergebens reden, ihm ſelbſt und andern ſchaden, und ſtatt eines geſcheuten redners ein unnuͤtzer waͤſcher werden, ja wohl gar ein thoͤrichter und ſchaͤdlicher menſch heiſſen.

§. 18. Die hiſtorie der Oratorie giebt ei - ne nachricht von denenienigen, welche anwei - ſungen zur beredſamkeit geſchrieben, oder ih - re proben der beredſamkeit der gelehrten welt mitgetheilet. Ferner, was die Oratorie und beredſamkeit fuͤr zufaͤlle gehabt, was fuͤr veraͤnderungen ſie unterworffen geweſen, und ſo fort an.

  • Um die Hiſtorie der Oratorie und beredſamkeit, haben ſich bekuͤmmert, Morhof im Polyhiſtore Tom. I. Lib. VI. und in dem Unterricht zur Teutſchen ſprache und Poeſie. Stolle in der Hiſtorie der Gelahrheit Tom. I. Cap. II. Reimmann in der Einl. zur Hiſt. Litt. Tom. I. p. 56. 293. Clericus in arte Critica P. II. S. I. Cap. 16. Gibert Jugemens des Scauans ſur les Au - teurs, qui ont traité de la Rhetorique auec un precis de la doctrine de ces auteurs. Paris 1713, Dieſes Buch wird in den Actis Eruditorum 1721. im Jun. p. 257. Polyhiſtor Rhetoricus genennet. He - derich hat in ſeinen Philologiſchen Wiſſen - ſchaften, bey der Rhetorick, vor iedem ſtuͤcke eine ziemliche nachricht von auctoribus gege - ben, die davon geſchrieben. Hieher koͤnnen auch gezogen werden, Rapins vergleichung des Demoſthenis und Ciceronis, und der di - ſcours von der beſchaffenheit der gemuͤther bey denen Athenienſern und Roͤmern. Jn -glei -16vernuͤnftige anleitunggleichen haben ietzt-benannte auctores noch andere angefuͤhret, die man bey ihnen finden und zu rathe ziehen kan. Es werden auch in folgenden noch mehr angefuͤhret werden.

§. 19. Jn den zeiten vor der ſuͤndfluth,a) und gleich nach derſelben bey den Barbarn,b) Scythen,c) Chaldaͤern, Jndianern und andern voͤlckern, findet man von der Orato - rie nichts. Jnzwiſchen moͤgen doch wohl beredte leute unter ihnen geweſen ſeyn, die theils auf einen accuraten ausdruck geſehen, theils ihn durch gute regeln feſte zu ſtellen ſich bemuͤhet haben, damit ein vernuͤnftiger ge - brauch der rede unter denen menſchen einge - fuhret wuͤrde.

a)Siehe Reimmanns Hiſtor. Litt. Antediluvia - nam p. 47. und 124. Doch bin ich, was die elogia, welche er der rede-kunſt beyleget, be - trifft, mit ihm nicht einig. Zumahl, da der Herr Auctor den ruhm ſelbſten hat, daß er ein guter redner ſey.
a)
b)Quinctilian. Lib. III. Cap. 2. vielleicht findet ſich etwas hievon in denen hiſtorien der Philoſo - phie und Moral dieſer voͤlcker. vid. Stollen Tom. II. Cap. I. §. 14. ſeqq. Tom. III. Cap. I. §. 8. 10. ſeqq.
b)
c)Die Oratorie des Scythiſchen Abgeſandten beym Curtio Libr. VII. Cap. VIII. §. o. ſeqq. iſt wohl des Curtii eigene arbeit und mit denen reden, welche von den alten bey andern geſchicht - ſchreibern e. g. Liuio &c. aufgezeichnet ſind, hat es vielleicht gleiche bewandniß.
c)

§. 20. Bey den Phoͤniciern, Hebraͤern, und andern Orientaliſchen voͤlckern, hat ſichieder -17zur beredſamkeit. iederzeit eine ſehr heftige und lebhafte imagi - nation, wegen ihres hitzigen climatis, in einer ſehr fruchtbaren erfindung und reichem aus - druck gewieſen, wie man ſolches an denen ſchriften altes Teſtaments zum theil wahr - nimmt. Doch iſt uns ſonſt nicht viel uͤbrig blieben, von dem, was ſie etwan in der Ora - torie und beredſamkeit herfuͤrgebracht. Die Griechen aber haͤlt man fuͤr die erſten, ſo durch die wohlredenheit beruͤhmt worden, da - zu ihnen die form ihrer republicken anlaß gege - ben. Jns beſondere haben Ariſtotelesa) mit ſeiner Rhetorick, Jſocratesb) und Demo - ſthenesc) mit ihren reden, ihren guten cre - dit, biß auf unſere zeiten, fuͤr allen andern behauptet.

a)Vid. Stollen Tom. I. Cap. III. §. 10 und Mor - hoff Tom. I L. VI. C. I. 2. Frantzoͤiſch iſt ſie edirt par Mr. Caſſandre. la Haye. 1718. 8.
a)
b)ibid. §. 4. not. c. von mehrern ſ. Morhoff Tom. I. Lib. VI. Cap II.
b)
c)ibid. §. 4. not. d. vid. D. Rechenberg de ſtudiis Academicis Sect. V, C III.
c)

§. 21. Die beredſamkeit der Roͤmer fieng in ihrer republick gar ſpaͤte an ſich zu zeigen, ſtiege bald zu dem allerhoͤchſten gipfel, und fiel nach und nach wieder, nachdem ſie ſich in al - len arten fuͤrtreflich gewieſen. Jn der theo - rie dienen uns noch Cicero und Quincilianus, und in der praxi haben wir vollkommene mu - ſter an Cicerone, Quinctiliano. Seneca, Pli - nio, und vielen andern.

BSiehe18vernuͤnftige anleitung
  • Siehe Stollen l. c. §. 5. 6. 7. 10. ſqq. Morhoff l. IIII. XI. ſqq. Quinctiliani dialogum de cauſſis corruptae eloquentiae hat Hr. Chriſt. Aug. Heu - mann heraus gegeben. Göttingae. 1719.8. Hier iſt Hꝛn. Jo. Georg. Walchii Hiſtoria critica linguae Latinae, Lipſiae 1716. mit anzufuͤhren.

§. 22. Die alten Teutſchena) bemuͤheten ſich mehr durch tapfere thaten, als trefliche reden beruͤhmt zu werden, biß endlich Ru - dolph von Habſpurgb) durch einfuͤhrung der Teutſchen ſprache bey ein und andern ge - richtlichen handlungen, und die fruchtbrin - gende Geſellſchafft,c) dieſe Nation erinner - ten, an die cultur der Teutſchen ſprache und beredſamkeit zu gedencken, darin ſie ietzo, wo nicht alle Nationen uͤbertrifft, doch von kei - ner uͤbertroffen wird. Wolte man die hiſtorie der Teutſchen beredſamkeit ausfuͤhrlich be - ſchreiben, wuͤrde man auf die Schleſiſched) Meißniſche,e) Niederſaͤchſiſchef) und fraͤnckiſcheg) wohlredenheit, ins beſondere zu ſehen haben. Uberhaupt ſind in der theorie zu ruͤhmen: Huͤbner. h)Lange,i) Menan - tes,k) Muͤller,λ) Talander,l) Uhſe,m) Weiſe,n) und andere. Jn der praxi aber kan man ſich Abſchatz*) Beſſers,o) Boͤhmers,p) Canitzens,q) Franciſci,r) Geyers,ſ) Gry - phii. t)Hoffmannswaldaus,u) Roͤnigs - dorffs,w) Lohenſteins,†) Maͤyers,x) Muͤllers,y) Neukirchsz) Neumanns,a) Pritii,b) Riembergs,c) Seckendorffs,d) Treuers,*) Thomaſii,e) Weiſens,f) Zieg -lers,19zur beredſamkeit. lersg) der reden groſſer Herren und fuͤr - nehmer Miniſter,h) ꝛc. mit nutzen bedienen. Zugeſchweigen, daß Buchner,i) Cellarius,k) Schurtzfleiſch,l) Schuppius,m) Jacob Thomaſius,n) und andere in der Lateiniſchen ſprache, mit ihrer beredſamkeit groſſe ehre eingelegt.

a)S. Reimmanns Einleit. II. pag. 32. 145.
a)
b)S. Reimmanns Einleit. III. p. 397 vorher hat er die uͤbrigen verdienſte der Teutſchen um die Oratorie der neuern zeit beruͤhret p. 379. Ein - leitung zur Roͤmiſch-Teutſchen Hiſtorie p 871.
b)
c)S. Stollen Tom. I. Cap. IIII. §. 18. Reimmann Tom. I. p. 109, 112. 113. II. 138. Thomaſii Cau - telen C. 9. §. 27. 28. 29.
c)
d)Solche ſie het man in Lohenſteins Arminio und in Schleſiens fliegender bihliotheck ꝛc. Stolle T. I. Cap. IIII. §. 20. Cap. V. § 67.
d)
e)Davon haben Weiſe, Talander, Pritius, ꝛc. vie - le proben abgeleget.
e)
f)Dieſe findet man in der Octavia, Aramena, Boͤh - mers und anderer reden. Stolle T. I. C. V. §. 67.
f)
g)Deren Beſchaffenheit kan man aus Harsdoͤrf - fers, Franeiſci, ꝛc. ſchrifften lernen. Es waͤre zwar bey dieſer eintheilung vieles zu erinnern, ich habe ſie zuerſt beym Huͤbner gefunden in ſei - nen oratoriſchen fragen, und was er Saͤchſiſch nennet habe ich Meißniſch, hingegen was er Brandenburgiſch heiſſet, Niederſaͤchſiſch genen - net. Jedoch hoffe ich, es werde niemand unter die ketzer gerechnet werden, wann er an dieſe ein theilung nicht glaubet oder auch wann er ſie fuͤr gut und nuͤtzlich paſſiren laͤſſet.
g)
h)S. Stollen Tom. I. Cap. IIII. §. 17.
h)
i)Deſſen Einleitung zur uͤblichen und nuͤtzlichen Oratorie durch regeln und exempel, zum an -B 2dern -20vernuͤnftige anleitungdernmahl edirt, Leipzig 1713. 8. Herr Stolle hat ſie nicht angefuͤhret, und alſo wann ich die wahr - heit ſagen darff, das beſte in dieſem genere ver - geſſen. Der erſte theil hat folgende capitel 1. von der haupt-diſpoſition aller reden durch die chrie. 2. Von der propoſition einer rede. 3. Von den aͤtiologien, 4. von den amplificationi - bus, inſonderheit a contrario. 5. a ſimili. 6. ab exemplo und teſtimonio. 7. a loco communi und meditatione. 8. ab interpretatione, 9. ab argutlis. 10. a conſectariis. 11. Von den aus - putz der chrie durch die periodos. Der andere theil beſteht aus folgenden: 1. Von den reden welche die aͤtiologie zuerſt ſetzen. 2. Von den briefen. 3. Von denen reden in welchen die am - plificationes zuerſt geſetzet werden. 4. Von ab - danckungen. Uberall ſind denen gruͤndlichſten regeln, die ſchoͤnſten exempel beygefuͤget. Das programma des Herrn Auctoris iſt ſo ſchoͤn, wel - ches Er 1708. geſchrieben, das ich es unten P. III. Cap. 4. meinem wercke eine merite zu machen mit einruͤcken will. Wie ich hoffe der Herr Auctor werde dieſes nicht unguͤtig nehmen, ſo bitte der geneigte leſer wolle mich nicht deswegen fuͤr ei - ne eule halten, welche ſich mit fremden federn ſchmuͤcket.
i)
k)Menantes Einleitung zur Teutſchen Orato - rie und briefverfaſſung, andere auflage, Hal - le und Leipzig 1715. 8. Handelt im 1. theil von ſtilo, im 2. von der invention, im 3. von der diſpo - ſition. Von ſeinen auserleſenen briefen ſiehe Stollen T. I. IIII. 38. Was er mehr geſchrie - ben ſoll unten angefuͤhret werden. Jſt wie be - kannt D. Hunold.
k)
λ)Herrn Gottfried Polycarp Muͤllers abriß ei - ner gruͤndlichen Oratorie zum academiſchen gebrauch entworffen und mit anmerckungenver -21zur beredſamkeit. verſeben, Leipzig 1722. 8. hat zwey theile, der erſte giebt zur theorie, der andere zur praxi an - weiſung. Er iſt zu loben, daß er Logick und Ora - torie miteinander zu verbinden geſucht, und doch gewieſen daß man ſelbige nicht vermiſchen ſolle. Seine Idea eloquentiæ nov-antiquæ iſt mit ſeiner academiſchen klugheit zugleich heraus kommen Leipzig 1720. 4. Wie dieſe zur galanten gelehr - ſamkeit fuͤrtrefliche dienſte thut, alſo ſteckt iene voller artigen ſachen und nuͤtzlichen wahrheiten. z. e. p. 18. ſagt der Herr Auctor: In eo infelix eſt orbis eruditus, quod tot habeat hinc & inde ora - toriae emendatores cum tamen perpaucos inveniat, a quibus quidquam viderit, quod in hoc ſcribendi genere excellat feratque aetatem. Und p. 23. ſetzt Er: Eruditi ſtulti, ſunt maximi ſtulti & am - pliſſimi ſæpe viri plurimis praeiudiciis opinioni - bus & affectuum ſtimulis ita abundant, vt non niſi iuxta ſuas perſuaſiones ſint ducendi. Jch habe dieſe ſchrifft mit vielen vergnuͤgen geleſen. Sie enthaͤlt in ſich 1. Diſſertationem de emendatione eloquentiae moderna, 2. Programma auſpicale ora - eioni praemiſſum als der Herr Auctor 1716. Prof. Eloqu. und Poeſeos zu Leipzig wurde III. Orationẽ de genere dicendi nov antiquo. IIII. Ideam elo - quentiae nouantiquae, P. I. C. I. de themate, 2. de argum. probantibus. 3. de argum. mouentibus. 4. conciliantibus 5. de illuſtratione & amplificatione. 6 de inuentione & diſpoſitione, 7. de ſtilo. 8. de actione. P. II. Practica. C. I. de conuerſatione & progymnaſmatibus. 2. de litteris conſcribendis. 3. de orationibus ſolemnibus. 4. de orationibus va - riorum vitae generum. Was man uͤbrigens von des Herrn Auctoris Oratorie ihm vor einen con - cept machen ſolle, giebt er ſelbſt an die hand. Diſſ. de emend. p. 44. ſentio quoad principia totius Ora - toriae artis cum Ariſtotele ac familia eiusdem, ſedB 3nollena22vernuͤnftige anleitungnollem cum Paulo Rabo in Rhetorica ciuili ab ipſo edita (Regiomonti & Lipſiae 8. 1704. ) libro mul - tae diligentiae & vtilitatis variae ariſtotelizare.
λ)
l)Talanders anweiſung zur Teutſchen Orato - rie, allezeit fertiger briefſteller ꝛc. ſind bekannt vid. Stollen I. IIII. 38 Er heiſt ſonſt Boſe und hat ſich durch viele nette Teutſche ſchriften be - ruͤhmt gemacht.
l)
m)M. Erdmann Uhſens Rect. Gymn. Martisb. wohl informirter redner, worinn die orato - riſchen kunſt-griffe vom kleineſten biß zum groͤſten durch kurtze fragen und ausfuͤbrliche antwort fuͤrgetragen werden. Die fuͤnffte auflage, Leipzig 1712. 12. Jſt in 4. Buͤcher ge - theilet, da das 1. von worten, das 2. von perio - dis. Das dritte von der connexione periodorum, das 4 von der gantzen Oration handelt. Hin - ten iſt des Herrn von Koͤnigsdorff rede auf Leopoldum und des Herrn von Planitz auf Joſe - phum beygefuͤgt. Bey der achten auflage wel - che nunmehro 1723. heraus kommen, hat man ein paar miſerable piecen da kein r drinnen iſt angehengt.
m)
n)Von Weiſen S. Stollen l. c. §. 18. 38. Cap. V. §. 12. 51 56. 69. Morhoff, Polyhiſtor. Tom. I. Lib. VI. Cap. I. §. 32. Cap. III. §. 12. S. das ge - lehrten Lexicon. Reimmanns Einl. III. 382. 388. 443. IIII. 653. M. G. Polyc. Müllerum de emenda - tione eloquentiae moderna p. 5. ſqq.
n)
*Deſſen Hof - und Buͤrgerliche reden Halle. 1696. 8. edirt.
*
o)S. Stollen Cap. V. §. 57.
o)
p)Deſſen reden ſind denen reden groſſen Herren und fuͤrnehmer Miniſter beygefuͤget und fuͤr andern wohl zu leſen. Er war ehedeſſen Prof - Eloquentiaͤ in Helmſtaͤdt und zugleich D. und Prof. Theolog ietzo aber iſt er des Kaͤyſerlichen freyen ſtiffts Lockum Abt. Jch habe die ehre ge -habt23zur beredſamkeit. habt, auf der Julius-univerſitaͤt Jhn als mei - nen lehrer zu veneriren, und nach deſſen gelehrter anfuͤhrung mich in der beredſamkeit zu uͤben. Wenn man ſeine Lateiniſchen orationes und pro - grammata lieſet, wird man zweifelhaftig ſeyn, wie es moͤglich, daß man in zweyen ſprachen zu - gleich excelliren koͤnne. Von ſeiner commenta - tione academica de orationibus parentalibus iſt un - ten P. III. cap. 5. zu gedencken.
p)
q)Wenn der Herr von Canitz nur die eintzige rede, welche uͤber das zeitige abſterben der Bran - denburgiſchen Chur-Princeſſin Eliſabeth Henriette gehalten, und ſeinen gedichten beyge - fuͤgt iſt, aufgeſetzet haͤtte, ſo wuͤrde ihm wegen derſelben artigkeit hier ein platz gebuͤhren.
q)
r)Sein leben ſtehet in Henr. Pippingii mem. Theo - log. in der mantiſſa. Von ſeinen ſchrifften hat er ſelbſt ein verzeichniß heraus gegeben nebſt der wiederlegung des M. Jo. Matthaei 1691. 8. Nuͤrnberg, und da zehlet er derſelben ſchon 66. Man ruͤhmt ihn als einen meiſter in geſpraͤchen. Stolle. I. IIII. §. 28. Das gelehrten Lexicon.
r)
ſ)Martin Geyers Theologiſche Teutſche ſchriften ſind zum ſtilo ſimplici und denen Theologis nu - tze. S. das gelehrten Lexicon.
ſ)
t)Von Chriſtian Gryphio ſiehe Stollen I. II. 43. Von Andrea Gryphio ebenfalls Stollen l. V. 35. Von beyden wie auch von andern deren ich erwehnung gethan und welche nicht mehr in le - ben, kan das gelehrten Lexicon nachgeſchlagen werden. Vom Andrea gehoͤren hieher ſonderlich ſeine lob - und trauer-reden.
t)
u)Von Hofmannswaldau gehoͤret hieher ſonderlich die rede, welche ſeinen gedichten angehaͤngt, die man auch in den reden groſſer Herrn ꝛc. fin - det. Von ihm und ſeinen uͤbrigen ſchriften und verdienſten ſiehe vorhin angefuͤhrten StollenB 4I. V. 24vernuͤnftige anleitungI V. 37. und anderwerts, ingleichen das ge - lehrten Lexicon.
u)
w)S. Stollen l. IIII. 19. und kurtz vorhergehende notem)
w)
†)S. Stollen l. c. §. 19. 23. Maͤnnling hat einen Arminium enucleatum und Schroͤter eine an - weiſung zur Oratorie nach Lohenſieins art in 8. heraus gegeben.
†)
x)D. Jo. Frid. Maͤyer iſt ohnſtreitig einer der fuͤr - treflichſten redner unter denen Lutheriſchen The - ologis geweſen. Seine fruͤheſtunden, betruͤb - tes und getroͤſtetes kind GOttes, geiſtliche re - den und andere ſchriften, ſind ſo voller geiſt und leben, daß er unſterblichen ruhm behalten wir[d].
x)
y)D. Henr. Muͤller Prof. und Superint. zu Ro ſtock hat Erquickſtunden, den himmliſchen lie - beskuß ꝛc. in reinen Teutſchen ſtilo geſchrieben. Morhoff. Pol〈…〉〈…〉 h. I. VI. IIII. 23.
y)
z)Beniamin Neukirch hat ſich viel ruhm erwor - ben mit ſeiner beredſamkeit. S. Stollen I. IIII. 20. 38. 40.
z)
a)Von Caſpar Neumann S. Stollen l. IIII. 19.
a)
b)Jo. Georg Pritii proben der beredſamkeit ſind zu Leipzig. 8. heraus kommen. Sie beſtehen theils in ungebundenẽ theils gebundenen ſachen und man hat damit vielleicht das werck abgehen moͤchte Hoffmannswaldaus reduͤbungen fuͤrge - ſetzt. Doch recommandiren ſie ſich ſelbſt wohl.
b)
c)S. Stollen l. c. und die reden groſſer Herrn.
c)
d)Deſſen Teutſche reden, uͤberſetzung des Lucani und andere ſchriften ihn auch in der beredſamkeit unſterblich gemacht.
d)
*)Herr Gottlieb Samuel Treuer, Profeſſor Mo - ralium auf der Julius-univerſitaͤt, iſt ein fuͤr - treflicher redner. Als eine probe ſeiner bered - ſamkeit, kan man die rede anſehen, welche er bey der abreiſe der ietzigen Kaͤyſerin, damahligen Koͤ - nigin in Spanien in Wolffenbuͤttel gehalten, undin25zur beredſamkeit. in den reden groſſer Herrn und fuͤrnehmen Mi - niſtren ſtehet. Jch habe Jhm in dieſem ſtudio vieles zu dancken.
*)
e)Der Herr geheimbde Rath Thomaſtus hat in ſeinen ſchrifften gewieſen, daß man eine gute Phi - loſophie auch in der Teutſchen ſprache, gruͤndlich nett und angenehm fuͤrtragen koͤnne.
e)
f)Von dieſem um[ d] ie Teutſche beredſamkeit wohl - verdienten Mann ſiehe Stollen l. IIII. 18. 38. Thomaſii Cautelen C. 9. §. 30. und oben die not. n.
f)
g)Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphauſen, verdienet wegen ſeines Schauplatzes und La - byrinths der zei, hier mit recht einen platz. Von ſeinen uͤbrigen zur Teutſchen beredſamkeit dienli - chen ſchriften, wird anderswo meldung geſche - hen, inzwiſchen S. das gelehrten Lexicon.
g)
h)Mit dieſer collection hat ſich der fleißige Herr Luͤnig, auch um die Teutſche beredſamkeit beſon - ders verdient gemacht. Wo ich nicht irre, ſo ha - ben wir nunmehro 12. tomos. Jch koͤnte hier noch mehr anfuͤhren z. e. D. Leyſers parerga Ora - toria. D. Huldrich Sigismund Rothmahlers Oratoriſche baumſchule, Rudolph Sadelers Teutſche Rhetorick, Schottelium, Boͤdickern, Morhoff, Scriveꝛn, Luͤtkemann, Gerhardt, Arndt, D. Gottfried Ludwig, Chriſtian Juncker, Rie - mern, Schuppen, Happelium, Opitzen, Oleari - um, Spenern, Laſſenium, Neumeiſtern, Daniel Richtern im vorſchlag wie man zu der redner - kunſt nach dem ingenio dieſes ſaeeuli gelangen koͤnne 1662. 8. und unzehliche andere. Doch es iſt mein vorhaben nicht, einen voͤlligen abriß der Teutſchen beredſamkeit zu geben. Am allerwe - nigſten iſt meine abſicht alles gute und boͤſe was in dieſer art zum vorſchein kommen zuſammen zu - raffen, und mein weniges ur theil daruͤber zu faͤl -B 5len.26vernuͤnftige anleitung. len. Dann eine ſolche ſchatz-kammer meinen le - ſern zu ſchencken bin ich zu arm und mit den Hof - meiſtern will ich mich nicht verwirren. Hat ie - mand luſt ein oder den andern auſſer den ange - fuͤhrten noch zu ſehen, ſo ſchreibe er deſſen nahmen hierbey, oder kan er auch von oberwehnten et - wan einen nicht in dieſer claſſe leiden, ſo ſtreiche er deſſen nahmen weg. Es werden ſich in folgen - den, am gehoͤrigen ort noch einige zeigen.
h)
i)Siehe Morhoffen Polyh. l. VI. l. 16. l. VI. III. 3. l. 1. XXIIII. 99. Stolle l. IV. 12.
i)
k)S. ſeine diſſertationes und orationes die Herr Prof. Walch herausgegeben, ingleichen ſeine andere ſchriften.
k)
l)Von Schurtzfleiſchens leben und ſchriften, han - delt Clarmundus in ſeiner lebens-beſchreibung die 1710. 8. Dreßden und Leipzig heraus kom - men. Seine Epiſtolae Orationes, Diſſertationes, Poëmata &c. ſind hier ſonderlich zu ruͤhmen.
l)
m)Von Schuppio ſiehe Stollen l. IIII. 16. Mor - hoff iſt nicht wol auf ihm zu ſprechen Polyh. l. VI. III. 3. Reimmann Einl. IIII. p. 102. Mehrere Lateiniſche redner unter den Teutſchen, nennet angefuͤhrter Morhoff l. VI. III.
m)
n)Jac. Thomaſii orationes Lipſ. 1683. 8.
n)

§. 23. Die Frantzoſen machen ihre bered - ſamkeit groͤſſer, als ſie in der that iſt, doch ſind als theoretici zu loben: Rapina) Lámi,b) Conrart,c) &c. Als practici aber ſind Boſ - ſvet,d) Flechier,e) Bourdaloue,f) Balzac,g) Boileau,h) Voiture,i) Pays,k) Buſſi Rabutinl) Fenelonm) Scuderi,n) &c. in groſſen ruhm. Uberhaupt iſt in der Frantzoͤi - ſchen beredſamkeit mehr bel-eſprit und artig -keit,27zur beredſamkeit. keit, als gruͤndliche ſcharfſinnigkeit anzutref - fen. o)

a)S. Stollen l. IIII. 22. 7. Renatus Rapin S. J. dans les reflexions ſur l’eloquence du Barreau & de la chaire Paris 1684. 4. in ſeinen operibus.
a)
b)Oder wer ſonſt auctor iſt von der l’art de parler & de perſuader die 1676. 12. Paris heraus kommen. S. Morhoff l. VI. l. 31. Stolle l. II. 13.
b)
c)Siehe oben §. 9. not. a.
c)
d)Siehe Stollen l. IIII. 22. III. V. 47. 48. und das gelehrten Lexicon.
d)
e)Stolle l, IIII. 22.
e)
f)ibid.
f)
g)Siehe Stollen l. IIII. 36. Thomaſii mona - the Tom. I. p. 659. Morhoff Polyh. l. I. XXIIII. 24. Die diſſertation de la grandc elo - quence iſt die ſechſte in ſeinen operibus.
g)
h)Hat Reflexions ſur Longin, nebſt einer verſion des Longini de ſublimitate herausgegeben, war ein treflicher ſatyricus, und wichtiger partiſan der alten in dem bekannten vorzugs-ſtreit zwi - ſchen den alten und neuen. Siehe Stollens Hiſt. l. V. 44. l. Vorber. 21. 23. Thomaſii Monathe Tom. I. p. 185. Jn den lettres ga - lantes par Madame de C. Tom. V. p. 160. ſteht ein artiges epitaphium auf ihn.
h)
i)Stolle l. IIII. 36. Thomaſii Monathe Tom. I. p. 659. ſqq.
i)
k)Siehe Thomaſium l. c. ſeine Amitiez Amours und Amourettes ſind ungemein wohl zu leſen. Grenoble & Paris. 1664. 12.
k)
l)Siehe Stollen l. IIII. 36.
l)
m)Siehe Stollen III. V. 47.
m)
n)George de Scudery und Mademoiſelle de Scudc - ry, von ienen ſiehe Stollen l. V. 27. von dieſer eben denſelben l. IIII. 29. l. V. 67. III. III. 8.
n)
o)Man uͤberſetze nur eine Frantzoͤiſche piece, diealle28vernuͤnftige anleitungalle leute charmiret, ins Teutſche, ſo wird die ſchmincke bald abfallen. Denn wer Teutſch philoſophiret, der muß gewiß gut reden und was geſcheutes fuͤrbringen, wann er gefallen will. Doch will ich denen reden, welche in dem Receuil des harangues, prononceés par Meſſieurs de l’academie Francoiſe, darunter viele fuͤrtreff - lich ſind, ihr gebuͤhrendes lob nicht abſprechen. Der P. Bouhours hat unſere Nation ſo laͤppiſch und veraͤchtlich tractiret, daß ich ſeiner ſchriften nicht erwehnen mag.
o)

§. 24. Von der Engellaͤnder beredſam - keit iſt mir nur etwas weniges bekannt, nem - lich dieſes, daß ſie ihre reden mit groſſem fleiß und nachſinnen ausarbeiten, und fuͤrtrefliche proben ihrer wohlredenheit herfuͤrbringen, daß endlich ihre ſachen, wann ſie in das Teutſche uͤberſetzet, wegen ihrer ſchoͤnen realien und ſcharfſinnigen gedancken, ungemein wohl ge - leſen und gebraucht werden.

  • Was Morhoff Polyh. I. VI. IIII. 18. 19. 20. 21. anfuͤhret, betrift nur geiſtliche redner, doch iſt auch in ihren geiſtlichen reden eine ſchoͤne moral und trefliche beredſamkeit. Man ſagt, das Scriver ſich der Engellaͤnder ſehr wohl be - dienet. Jch habe von Joſeph Hallen verſchie - denes, Baxters nun oder niemahls, Sonthoms guͤldenes kleinod, Roberti Boylens himmli - ſchenliebes-triumph, einige reden vom Richard Willis, Engliſche hiſtorien, und die ſint 12. und mehr iahren publicirte ſo genannte Addreſ - ſen, geleſen.

§. 25. Der Spanier beredſamkeit, iſt nach dem genie dieſer nation, praͤchtig, ſpruchreich,tief -29zur beredſamkeit. tiefſinnig, wie man ſolches an des Gracians lobredea) auf Ferdinandum Catholicum, die Lohenſtein uͤberſetzet, wahrnimmt. Es iſt auch ſonſt dieſe Nation, bey den kennern der Spaniſchen ſprache und Hiſtorie, in groſſen credit.

a)Stolle l. IIII. 23.
a)

§. 26. Denen Jtaliaͤnern, fehlt es nicht an guten rednern in ihrer ſprache. a)Es zeigt ſich aber ihre beredſamkeit mehr in der Poeſieb) und lateiniſchen reden. c)Jn der letztern art haben ſie ſolche proben die Ciceronianiſch ſind gegeben.

a)Stolle l. IIII. 37. Unter die rhetores ſind hier: Giuſto Fontanini della eloquenza Italiana Rom. 1706. 4. und des Gioſeffo Maria Platina Arte Oratoria. Bologna 1716. 4. zu zehlen
a)
b)idem l. V. II. 26. 27. &c.
b)
c)Morhoff Polyh. Tom. I. Lib. VI. Cap. I. & IIII.
c)

§. 27. Es wuͤrde muͤhſam und weitlaͤuftig, doch nicht gar zu nuͤtzlich ſeyn, aller voͤlcker be - redſamkeit hiſtoriſch zu unterſuchen. Die Eu - ropaͤiſchen, deren noch nicht erwehnung geſche - hen,a) haben ſich nicht ſonderlich ſignaliſiret in ihren mutterſprachen und nur eintzeln, in La - teiniſcher ſprache, ihre beredſamkeit gewieſen, wie dann Europa in den neuern zeiten, an La - teiniſchen rednern fruchtb arer geweſen, als an rednern die ihre eigne mundart cultiviret haͤttẽ. b)Und aus den andern theilen der welt, kom - men zuweilen proben der beredſamkeit zum vorſchein, darinn ſchoͤne und lebhaffte ſtricheeiner30vernuͤnftige anleitungeiner natuͤrlichen faͤhigkeit und grotesque al - berne ideen, aus mangel ſattſamer cultur im - mer miteinander abwechſeln. c)

a)Doch faͤngt man in Portugall an, mit denen humanioribus, auch die beredſamkeit, in ſelbi - gen reich, in ihre vollkommenheit zu ſetzen.
a)
b)Eins theils iſt es gar billich, da die lateiniſche ſprache, die ſprache der gelehrten iſt, und wohl gar den platz einer univerſal-ſprache behaupten kan. Andern theils ruͤhrt es aus einempedan - tiſchen vorurtheil her, da man lateiniſch koͤn - nen, fuͤr die rechte gelehrſamkeit haͤlt.
b)
c)Z. e. in denen reden der Tuͤrckiſchen, Perſiani - ſchen und Maroccaniſchen abgeſandten, inglei - chen denen briefen ſolcher Nationen, ferner bey ihren Philoſophen Schichſaadi, Lockmann ꝛc.
c)

§. 28. Wofern unſere Oratorie hinlaͤng - lich ſeyn ſoll, eine gruͤndliche und artige bered - ſamkeit herfuͤrzubringen, werden wir allezeit erſtlich auf die erfindung der gedancken, zwey - tens auf den ausdruck derſelben durch worte, und drittens auf den fuͤrtrag ſelbſt, die dabey noͤthige ordnung und andere umſtaͤnde zu ſehen haben. Auf welche theile auch folgende anweiſung beruhet.

Der31

Der erſte theil der Oratorie, von der erfindung der gedancken.

Das erſte capitel, von der erfindung uͤberhaupt und inſonderheit deſſen was man fuͤr - bringen will.

Jnhalt.

WAs erfinden eigentlich ſey? §. 1. Was die erfin - dung in der Oratorie ſey? §. 2. Wie vielerley dieſe erfindung in der Oratorie? §. 3. Von der erfin - dung der materie zumreden, §. 4. Von der erfindung eines thematis, oder von dem, was man will im re - den ausfuͤhren, §. 5. Von denen thematibus natu - ralibus und was dabey zu mercken, §. 6. Von denen thematibus artificialibus, §. 7. Wie die themata artificialia zu erfinden? §. 8. Was bey denen thema - tibus artificialibus in acht zunehmen? §. 9 Von denen lahmen erfindungs-mitteln, als der Lulliſterey, dem pathetiſchen weſen, dem Oratoriſchen enthuſiaſmo der cahbala, der topic, dem buchſtaben-ſpielen, in - uentione analogica ꝛc. §. 10. Vondenen ſo von der erfindung geſchrieben. §. 11.

§. 1.

DJe erfindung aller dinge, ſo weit ſelbige in die graͤntzen menſchlicher erkaͤnntniß eingeſchloſſen, beruhet auf eine fertig - keit desingenii, ſachen nach der moͤglichkeit zu - ſammen zu verbinden oder aus einander zu ſe - tzen. a)Die ſchoͤnheit des ingenii, kommt auf dietref -32von der erfindungtreflichkeit des dabey herfuͤrleuchtenden iudicii an, und die rechte beſchaffenheit des iudicii, auf eine gute erfahrung und vernunft-lehre. Wer alſo dieſes bey einander beſitzet, kan gut erfin - den.

a)Siehe D. Auguſt Friedr. Muͤllers Logick cap. 3. §. 11. 12. Weil aber nicht alle Leute dieſe fer - tigkeit beſitzen, ſo ſind nicht alle leute geſchickt gut zu erfinden. Jngenium und iudicium muß man einiger maſſen von natur haben, erfahrung und vernunft-lehre muͤſſen nothwendig hin - zu kommen.
a)

§. 2. Jn der Oratorie heiſt erfinden ſoviel, als bey denen gelegenheiten, welche uns gebieten zu reden, gedancken faſſen, wie man die ge - ſammlete wiſſenſchaft und erfahrung in reden anbringen moͤge, damit man ſeinen endzweck erhalten koͤnne.

§. 3. Man gedencket alſo, ehe man redet, an das wovon man reden oder was man in reden ausfuͤhren will, und hernach an die art und weiſe, wie man davon reden wolle, ienes heiſt inuentio thematis, dieſes inuentio argumen - torum.

§. 4. Die materie zum reden, geben uns al le dinge, davon wir gedancken haben oder faſ - ſen koͤnnen. Die gelegenheit aber der zeit des orts, und anderer umſtaͤnde oder begebniſſe, giebt uns freyheit und erfodert auch wohl von uns, unſere gedancken auszudrucken, und alles was wir davon wiſſen und gedencken anzu - bringen.

§. 5.33der gedancken.

§. 5. Dieſe gelegenheit wird genennet ca - ſus, und der kurtze inhalt meiner gedancken, darauf die rede gebauet wird, heiſt die propoſi - tio, das thema. a)Zuweilen kan man nur einen eintzigen concept zum grunde legen,b) mehrentheils aber verbindet man zwey conce - pte in dem dritten,c) und formiret alſo einen ordentlichen ſatz, ia zum oͤftern muß man viele ſaͤtze mit einander verbinden und davon re - den. d)

a)Z. e. einer iſt Doctor worden, ſo iſt mein thema wann ich ihn anrede oder an ihn ſchreibe: Jch gratulire ihm zur erhaltenen Doctor-wuͤrde. Oder man redet von duellen, und ich ſoll ſagen: Die duelie ſind verboten.
a)
b)Z. e. ich will von der ſonne reden. Oder von der reſignation Philippi des V. in Spanien.
b)
c)Das iſt man macht eine ordentliche propoſitio - nem logicam: z. e. Doctor werden iſt gewiß nichts geringes. Oder: Die duelle ſind mit recht in Sachſen verboten. Oder: Die ſonne iſt das centrum der welt.
c)
d)Z. e. in einer parentation he[i]ſt es: Der verſtor - bene iſt zu loben, zu beklagen, die hinterbliebe - ne angehoͤrige ſind zu troͤſten, denen leichen - begleitern muß man dancken. Bey einer in - veſtitur: Die vacante ſtelle muß wieder beſe - ßet werden, der Souverain will dieſen dazu verordnen, alſo werden die ſo davon depen - diren ihn dafuͤr zu reſpectiren wiſſen. Oder ich ſpreche: Philipp der V. hat die crone nie - dergeleget, dieſes ſetzt viele in ver wunderung, viele in ſorgen, vielen macht es einen vorneh - men concept von der großmuth dieſes Mo - narchen, ich glaube, daß er bey ſeinem tempe -Crament34von der erfindungrament mehr verlaͤugnung gewieſen haͤtte, Wann er ſich noch laͤnger der regierungs-laſt unterzogen, als da er ſie nun abgeworffen.
d)

§. 6. Bleibt man ſchlechterdings bey dem ca - ſu, und zieht das thema gleich heraus, ſo be - kommt man ein thema datum oder naturale. a)Dabey muß man zufoͤderſt auf die regeln der vernunft-lehreb) hernach auf die regeln der klugheit,c) und nach anleitung derſelben auf alle umſtaͤnde genau acht haben. Wenn man nun durch artige, nicht gar zu bekannte, einfaͤl - le, muthmaſſungen, vergleichungen, anmer - ckungen, ausſchweiffungen ein thema natura - le wohl ausfuͤhret, ſo wird man mit einem the - ma naturali eben ſo weit kommen als irgend ein anderer mit ſeinem themate artificiali.

a)Der unterſchied unter thema und propoſitio, den einige machen, iſt nicht weit her. Jnglei - chen die diſtinctiones unter thema ſimplex und coniunctum, finitum und infinitum, liberum und adſtrictum, ſcholaſticum, politicum, eccle - ſiaſticum, mixtum, demonſtratiuum, deliberati - vum, iudiciale, didaſcalicum. Hingegen hat die eintheilung der thematum, welche von de - nen diſciplinen hergenommen wird, groͤſſern nu - tzen, indem mich dieſe betrachtung zugleich in die diſciplin ſelbſt fuͤhret, daraus ich alles was von einer ſache geſcheutes kan geſaget werden, her - holen muß.
a)
b)Dieſe fuͤhren mich bey einem einzelnen con - cept auf die definitiones deſſelben, ſiehe Ridigeri S. V. & F. Lib. I. von V. biß X. Cap. oder auf die hypotheſes welche man dabey machen kan, vid. ibid. Cap. XII. bey einem ordentlichen ſatze aber, muß ich auſſer ietztangefuͤhrten momentis, aufdie35der gedancken. die regulas enunciationis zugleich reflectiren ſiehe ibid. Lib. II. Cap. I. Da dann alle dieſe momenta mir auch neue erfindung zu ſaͤtzen an die hand geben.
b)
c)Von dieſen waͤre es leicht etliche blaͤtter anzu - fuͤllen, allein ſie gehoͤren zur univerſellen gelehr - ſamkeit. Doch moͤgen zur probe folgende die - nen: 1.) Einen ſatz den ich verſchweigen kan oh - ne ridicul zu werden, 2.) wovon ich keinen deut - lichen und klaren begrif habe, 3.) wobey ich kei - nen vernuͤnftigen endzweck angeben kan, 4.) wo - durch ich der ſache zu nahe trete, den zuhoͤrer be - leidige, mir ſelbſt keinen vortheil ſtiffte, doch nicht dazu verbunden bin, ꝛc. verſchweige ich billich. 5.) Hingegen wozn mich einige ſchul - digkeit treibet und keines von obbenannten ſtuͤ - cken abhaͤlt, auch die in der vorbereitung §. 13. 14. 15. 16. 17. angefuͤhrten unterſuchungen an - geſtellet, davon kan ich billich reden. Wo man angefuͤhrte cautelen nicht brauchen und anwen - den kan, hat man ſeine freyheit Ein mehrers wird hievon im folgenden ſich zeigen.
c)

§. 7. Zuweilen iſt man nicht geſchickt ein thema nalurale recht zu tractiren, oder man will damit nicht zu frieden ſeyn, ſo ſuchet man durch eine meditation, und alſo durch die kunſt etwas bey dem caſu zu erſinnen, damit man das thema naturale verknuͤpfen koͤnne, das vielleicht bey dem erſten anblick nicht iedermann in die ſinne faͤllt und dieſes heiſt hernach ein thema artifi - ciale.

  • Z. e. ich ſoll einem kinde parentiren, das immer kraͤncklich und gebrechlich geweſen, da alle ſpre - chen: Gottlob daß es todt iſt, da werde ich von loben und bedauren nicht viel ſagen koͤnnen undC 2bey36von der erfindungbey denen anverwandten wird auch der troſt nicht noͤthig ſeyn. ꝛc. Oder ich gratulire iemand zu ſeinem erlebten geburts-tage, und wolte doch gerne etwas mehr ſagen als andere ꝛc. Bey dieſen faͤllen ſinne ich auf ein thema artificiale.

§. 8. Solches nun zu finden, reſolvirt man den caſum in ſeine umſtaͤnde, bey iedem um - ſtande ſuchet man allerhand moͤgliche einfaͤlle, muthmaſſungen, urſachen, und andere gedan - cken zu faſſen, dieſe ſchlieſſet man in kurtze pro - poſitiones ein, ſo hat man viel themata artifi - cialia. a)Die umſtaͤnde ſind entweder ge - nerales, oder ſpeciales oder ſpecialiſſimae,b) bey deren auſſuchung und ausfuͤhrung wie bey allen thematibus artificialibus das thema na - turale zum grunde muß geleget werden.

a)Z. e. bey oben angefuͤhrten exempel eines kin - des habe ich folgende umſtaͤnde: Es war immer kranck, es war gebrechlich, es hat Wenig gu - te tage gehabt, der todt hat ein ende gemacht ſeiner kranckbeiten ꝛc. Dabey koͤnte ich folgen - de gedancken haben: 1.) Die menſchen ſind, von ihrer geburt an, ſo lange ſie in der welt ſind, vielen und vielerley kranckheiten unterworf - fen 2.) Jch erinnere mich dabey des blindge - bohrnen, da die Juͤnger beym Joh. am 8. ſa - gen: Meiſter wer hat geſuͤndiget? Dieſer oder ſeine eltern, ſo antwortet Chriſtus: We - der er noch ſeine eltern, ſondern daß die wercke Gottes an ihm offenbahr wuͤrden: 3.) Wir haben wohl wenig gute tage, ſo lange wir in der welt leben: 4.) Wenn man ſich fuͤr den todt fuͤrchtet, muß man wohl nicht bedencken, daß der todt die beſte artzney, der eingang zum leben, der weg zur vollkommenheit undein37der gedancken. ein ende alles uͤbels ſey. Schloͤſſe ich dieſe me - ditationes in propoſitiones ein, ſo kriegte ich fol - gende themata artificialia: 1.) Die welt ein lazareth, die beſtaͤndige empfindung des to - des im leben, das lebendige grab, die beſeelte aſche. 2. Die wege Gottes, das unumſchraͤnck - te recht des Schoͤpfers, der krancke prediger. 3.) Die guten tage der menſchen / der verdor - bene geſchmack bey der begierde zu leben, die eitle lebens-luſt. 4.) Die vergebliche furcht fuͤr dem tode, die beſte artzney, der eingang zum leben, der weg zur vollkommenheit, das ende alles uͤbels ꝛc. Man ſiehet aber leicht, daß das beſte auszuſuchen, und daß es auf eine gute ausfuͤhrung fuͤrnemlich ankomme.
a)
b)Der unterſchied dieſer umſtaͤnde beruhet auf dem begriff welchen ich mir vom obiecto mache z. e. aus der definition, denn dasgenus in der definition giebt lauter circumſtantias generales, die differentia giebt lauter ſpeciales, und die membra dividentia oder ſpecies oder indiuidua geben circumſtantias ſpecialißimas. Z. e. es ſtirbt eine braut an ihren hochzeittage eines ſchnellen todes, wann ich dieſer parentiren oder ein leichengedicht verfertigen ſolte, und ſtellete fuͤr: die nothwendigkeit zu ſterben, die unbe - ſtaͤndigkeit des menſchlichen lebens. ſo bekaͤme ich themata, welche auf alle menſchen koͤnten appliciret werden, redete ich: von dem ver - welckten braut-krantz, von dem mit dem ehe - bette vertauſchten grabe, denen in trauerfa - ckeln verwandelten hochzeitlichtern, dem ſchrecklichen braut-fuͤhrer, der geſtoͤhrten - hochzeitluſt: ſo haͤtte ich lauter themata ſpecia - lia, fuͤhrete ich aus: den ſchnellen wechſel der irdiſchen mit der himliſchen hochzeit, die ver - ſchwundene braut, oder es waͤre den morgenC 3vor38von der erfindung. vor der trauung der trauring zerſprungen, und ich ſtellete dieſes fuͤr, ſo wuͤrden dieſes ihemata werden die aus denen circumſtantiis ſpecialißi - mis floͤſſen. Es iſt leicht zu urtheilen, daß die von der erſten art nicht viel ſagen wollen, wo nicht eine gantz auſſerordentliche ungemeine ausfuͤhrung ſie erhoͤhet. Die aus denen cir - cumſtantiis ſpecialibus genommen werden, ſind am gebraͤuchlichſten und leichteſten. Endlich die letzten ſind zwar angenehm, erfodern aber viel behutſamkeit.
b)

§. 9. Sonſt muß ich bey einem themate ar - tificiali allezeit erwegen, ob ich nicht beſſer thaͤ - te, wann ich beym naturali bliebe? wie ich es kurtz, doch nicht dunckel und zweydeutig ab - faſſen muͤſſeb) wie es mit dem themate natu - rali auf eine ungezwungene und angenehme art zu verknuͤpfen,c) ob etwan ein affect da - bey anzudeuten und wie?d) und endlich daß weder in der abfaſſung und putz noch in der ausfuͤhrung deſſelben etwas paradoxes mit unterlauffe. e)

a)Z. e. in brieffen, familiair-diſcourſen, und wo man ſonſt nicht viel zierrathen braucht, ſolte es billich allezeit naturel bleiben.
a)
b)Daß man es kurtz faſſe, dazu iſt noͤthig, daß man die propoſitiones incidentes weglaſſe, in - gleichen unnuͤtze epitheta, dunckel iſt es, wann man gar nichts dabey dencken kan, und zwey - deutig, wann man zu viel dabey dencken muß, auch wohl gar das gegentheil, und alſo zweiffel - haft bleibet, welches der erfinder des thematis gemeinet habe. Dieſemnach ſind z. e. folgende themata albern: Die von dem himmel abſtam - mende, dem menſchen zwar geſchenckte, aberdurch39der gedancken. den fall wiederverlohrne und durch Gottes gnade eintzig und allein wieder herzuſtel - lende er kaͤnntniß der menſchen in geiſtlichen dingen: oder die bettel hochfuͤrſtlich ange - ſehen ſeyn wollende welt, an ſtatt: Die er - kaͤnntniß der menſchen im geiſtlichen, oder die prahlende welt. Dunckel wuͤrde es ſeyn, wann ich ſpraͤche: die kroͤnende Eupheme, der ſcheideweg der tugend, oder ich wolte handeln von dem woͤrtgen: und. Zweydeutig wuͤrde es klingen, wann ich fuͤrſtellen wolte: Den wind der gelehrten, den Theologiſchen Krebs (Epheſ. 6. v. 14.) 2. Tim. 2. v. 17.)
b)
c)Eins muß aus dem andern zuflieſſen ſcheinen. Alſo kan ich nicht errathen, was iener fuͤr ein thema naturale muͤſſe gehabt haben, der da fuͤr - geſtellet: Das geiſtliche Großbrittannien, und zwar erſtlich, das irdiſche Jrrland, zum andern, das hoͤlliſche Schottland, zum drit - ten das himliſche Engelland. Ein ander ſtel - lete bey einer hochzeit, da der Braͤutigam 60. die braut 52 iahr alt war, das paradies der lie - be, fuͤr, ein ander: den Caffe der liebe, und was machen Venus und Cupido bey hochzeiten die muſen bey gluͤckwuͤnſchen, der todt bey leichen, die jahrgaͤnge bey predigten, die eigenliebe bey buͤchern und diſputationibus ꝛc. nicht zuweilen fuͤr weithergeholte themata, da alles bey den haaren zuſammen gezogen und gezwungen wird. conf. Menckens charlatanerie der ge - lehrten von buͤchertituln. p. 33.
c)
d)Z. e. Die verhaſte eigenliebe, zeuget von ei - nen gantz andern affect als: Die rechtmaͤßige, oder lobenswuͤrdige eigenliebe. Ferner: die zwar nicht verdiente aber doch erlangte huͤl - fe, oder: die erbetene huͤlffe, klingt weit ange - nehmer, als: die von GOtt erbettelte huͤlffe. C 4Und40von der erfindung. Und aus dieſen beyden: der betruͤbte unter - gang der landes-ſonne und: der leider ins graß beiſſende fuͤrſt, wird ein ieder die erſte wehlen.
d)
e)Z. e. das geiſtliche ſtoß die magd: Das groſſe gelaͤute bey dem grabe Chriſti uñ zwar erſtlich die himliſche ſchloßglocke 2.) die groſſe ſtadtglo - cke 3.) die kleine dorf glocke: Die Oeſierreichi - ſche lerche: Die butter[des]verſtandes: Der wohlerlaubte ſelbſt[mord:]Des h. Roͤm. Reichs ſchweinkofen Bayern: Des h Roͤm Reichs ſand-buͤchſe die Marck Brandenburg: Aus - putzer aller geelſchnaͤbel: Die eichene keule der ſtandhaftigkeit: Die cedern der demuth: Die in alle winckel ſchimmernde ceder: Die nach dem adler reiſende ſonne: Der laſter - weg und tugend-ſteg: Das mit dem himmel verwechſelte welt-getuͤmmel: Das himmel - ſuͤß erquickende Jeſus-bertz: Ariadneiſcher faden der goͤttlichen fuͤhrung: der pruͤgel des gebets ꝛc.
e)

§. 10. Jch koͤnte mehr anfuͤhren von erfin - dung der thematum, wann meine abſicht waͤ - re aus der Oratorie einen pontem aſinorum zu machen, daraus auch dieienigen, denen es an den hauptſtuͤcken ſo zur wohlredenheit gehoͤren, fehlet, von ſachen die ſie nicht verſtehen, viel erfindungen und worte machen lernten. Viel - leicht iſt aber dieſes die abſicht derer, welche mit der arte Lulliana,a) der topica,b) der inuentione analogica,c) der cabbala,d) dem buchſtaben ſpielene) und dergleichen, wie iener Kaͤyſer mit denen an den Brittanniſchen kuͤſten aufgeraften und in triumph gefuͤhrtenmu -41der gedancken. muſchelſchaalen ein groſſes geraͤuſch machen, oderdie lehr-begierigen auf ein pathetiſches we - ſen Oratoriſchen enthuſiaſmum und andere ſtaffeln zur waͤſcherey und narrheit verweiſen.

a)Von dieſer ſiehe Morhoffs Polyh. Lib. II. Cap. V. Tom. I. und Hederichs Philologiſche Wiſ - ſenſchafften p. 382. Die gantze kunſt beſtehet in fuͤnf circuln, iedweder iſt in neun theile, deren ieder einen gewiſſen terminum hat, eingetheilet und dieſe werden dann bey einem themate mit demſelben und untereinander combiniret nach der regula combinatoria. Nach dem Hederich iſt der erſte, circulus ſubiectorum und hat folgen - de terminos: Deus, ſpiritus, corpus, homo, ſen - ſitiuum, vegetatiuum, inſtrumentale, poſſeſſiones, actiones. Der andere: circulus praedicatorum abſolutorum mit folgenden terminis: Bonitas duratio, capacitas, forma, localitas, motus, poten - tia, principium, quantitas: Der dritte: circulus praedicatorum reſpectiuorum, zeiget nachgeſetz - te terminos: Differentia, concordantia, contra - rietas, ordo, aequalitas, inaequalitas, figura, ſignum, relatio. Der vierdte giebt als der circulus ne - gatiuorum dieſe: Annihilatio, diuerſitas, impo - potentia, contradictoria, malitas, nihil, priuatio, remotio, falſitas. Der fuͤnffte: circulus quae - ſtionum fuͤhrt dieſe: An? quid? cur? ex quo? quantum? quale? quando? vbi? quonam?
a)
b)Dieſe iſt unter ietzterzehleten doch noch das beſte deswegen auch alle rhetores darauf fallen, ſie giebt doch noch gelegenheit an die hand an das weſen der ſache ſelbſt zu gedencken. Aber die - ſes iſt es auch alles was von ihr kan erwartet werden. Wer alſo die ſache nicht verſteht, fuͤr dem ſind alle loci topici leere faͤcher, ſiehe l’art de parler in einem beſondern cap. reflexions ſurC 5les42von der erfindungles lieux communs. Obſeruat. Hallenſes Tom. I. Obſ. 17. Auctorem artis cogitandi. Zugeſchwei - gen daß ſie auch anlaß giebt, die ſachen zu con - fundiren, moͤglichkeiten fuͤr wahrheiten anzu - nehmen, wahrſcheinlichkeiten fuͤr unſtreitig, und ſich gar leicht ridicul zu macheu. S. von den locis topicis Hederich l. c. p. 342. Ridigeri S. V. & F. Lib. IIII. Cap. IIII. §. 6. ſqq. Die loci topici ſind folgende: A notatione, ab etymologia, a ſynonymia, & homonymia, a coniugatis, a defi - nitione, a genere, a ſpecie, a toto, a partibus, a cauſ - ſa efficiente, a materia, a forma, a fine, ab effectu, a ſubiecto, ab adiuncto, a circumſtantiis, a repu - gnantibus, a comparatis, ab exemplo, a teſtimonio.
b)
c)Siehe davon Hederich l. c. p. 391. und Mor - hoffs iudicium im Polyhiſtore l. IV. l. 18. Man nimmt nach dieſer kunſt, von einer ſo gleich in die ſinne fallende ſache, anlaß, bey dem obiecto davon man redet, etwas zu gedencken. Wenn man ſie zu erfindung allerhand gleichniſſe ge - brauchet, iſt ſie nicht gaͤntzlich zu verwerffen.
c)
d)Jch verſtehe hierunter die kunſt da man iedwe - den buchſtaben im alphabet eine gewiſſe zahl be - deuten laͤſſet, hernach einen nahmen, oder ſatz nach ſeinen buchſtaben zuſammenrechnet, und endlich eines andern ſatzes oder nahmens ſum - me ebenfalls zuſammen nimmt, beyde aber ſo lange zerret und zerſtuͤmmelt, biß von beyden ſaͤ - tzen die ſummen einander gleich werden. Als man iuͤngſt auf die bevorſtehende niederkunft der Kaͤyſerin cabbalirte und um die wette ei - nen Printzen prophezeyte, machte iemand fol - gendes:
Qua Cabala quiuis ex quouis fingere quoduis, Et ſibi pro lubitu dicere fata queat, Haccine pro certo promitti maſcula proles Imperio poſſit Caeſareoque throno? Oma -43der gedancken. Omagnas nugas magnis conatibus actas! Quas puerum & ſuperent vtilitate nuces! Optetis ſtulti! ſperetis, Cetra tacete. Nam cabala haec fieri fabula forte poteſt.
d)
e)

Dieſes iſt mancherley, z. e. durch verſetzung in anagrammatibus als z. e. Calepinus, verſetzt Pe - licanus, Leopoldus: Pello duos, ſiehe Morhoff Polyh. l. VII. III. 6. der Herr von Beſſer in ſei - nen unvergleichen gedichten hat unter andern folgendes auf einen anagrammatiſten: Was hat doch auf den Helicon, Ein anagrammatiſt davon, Daß er der woͤrter ordnung ſtoͤhret? Nichts dann daß er den kopf ſich ſtoͤhrt, Und wie die woͤrter er verkehrt, So ſein gehirn ſich mit verkehret.

Es gehoͤren hieher alle luſus verborum; der poeten technopaegnia; wenn man aus ieden buchſtaben eines wortes ein beſonders wort macht, z. e. iener ſagte, er wolte ein friſch weib nehmen, das iſt: fromm, reich, iung, ſchoͤn, chriſtlich und haͤußlich; wenn man aus der gleichheit zweyer woͤrter gelegenheit zu reden nimmt, u. ſ. f.

e)

§. 11. Von der erfindung haben geſchrie - ben Ariſtoteles,a) Cicero,b Boëthius,c) Quinctilianus,d) Rud. Agricola,e) Petrus Ramus,f) Beccherus,g) Cardanus,h) Raymundus Lullus. i)Alſtedius,k) Kir - cherus,l) Caſp. Knittel,n) Eman. The - ſaurus,o) Janus Gerhardus Bucholdianus,p) Caecil. Frey,q) Jord. Brunus,r) Owe - nus Gunther,ſ) Val. Thilo,t) Nic. Cauſſi - nus,u) Creſollius,w) Voſſius,x) Maſe - nius,y) Keckermannus,z) Weiſius,a)Fran -44von der erfindungFranciſcus Pomey,b) Eraſmus,c) Balbinus,d) Radau,e) Vincentius Placcius,f) M. Dauid Vlmann,g) Ludov. Granatenſis,h) Leibniz,i) Morhoffius,k) Hede ich,l) Wentzelm) &c. Alle die gantze Rhetori - cken heraus gegeben haben, ſind gleichfalls be - muͤhet geweſen, die lehre von der erfindung zum gebrauch zu aptiren, wiewohl nicht alle mit gleichen gluͤck. Man kan dieſe leſen, wenn man ſonſt will und muſſe hat, aber ich glaube ſo lange, daß man wenig nutzen davon haben werde, als es wahr iſt, daß ein mit guten na - tuͤrlichen faͤhigkeiten begabter, durch eine rech - te Logick gebeſſerter, durch wiſſenſchaften und erfahrung bereicherter verſtand, die beſte quelle guter erfindungen ſey.

a)Deſſen VIII. libri topicorum und III. artis rhe - toricae ſind bekannt S. Stollen II. II. 7. 8. und l. IIII. 10. not. q. Morhoff l. VI. l. 2.
a)
b)Von dieſem gehoͤren hieher de inuentione Rhe - torica libri II. Topica ad C. Trebatium. S. Stol - len l IIII. 10. Morhoff l. VI. l. 9. l. IIII. XI. 7. Ci - ceronis Topica ſind beſonders cum notis variorum zu Paris 1542. 1547. 1557. u. 1567. in 4. mit Achillis Statii zu Loͤwen 1552. 8. und mit Ant. Goueani zu Paris 1545. 8. heraus kommen.
b)
c)Dieſer hat IIII. buͤcher de differentiis topicis ge - ſchrieben, des Ariſtotelis ins Lateiniſche uͤber - ſetzt, und uͤber des Ciceronis in VI. buͤchern com - mentiret ſiehe Morhoff Polyh. II. l. XI. 1. He - derichs Philologiſche wiſſenſchaften, p. 340.
c)
d)Jch meine ſeine Inſtitutiones oratorias welche mit des andern Quinctiliani declamationibus heraus kommen Lugduni 8. 1549. S. Stollen l. IIII. 10. Morhoff l. IIII. XIII. 3.
d)c)45der gedancken.
e)Hat de inuentione dialectica geſchrieben, davon ſ. Morhoff Polyh. II. I. XII. 1. II. V. I. 4. iſt zu Coͤlln 1579. 8. edirt. ſ. auch Stollen I. IIII. 13. und von ihm allegirten Reimmann. III. p. 380.
e)
f)S. Stollen Einl. zur hiſt dergel. II. II. 20. der in fuͤrhergehenden und folgenden §. mehrere ſa - chen vom Ramo angemerckt. Morhoff Polyh II. I. XII. 1. Ramus beſchreibt die dialectic als eine artem diſſerendi und theilet ſie in inuentio - nem & iudicium, hat auch die 4 genera cauſſarum recht im ſchwang gebracht.
f)
g)Von Beccheri nouo organo pro verborum copia in quauis materia ex pedite acquirenda, S. Mor - hoff Polyh. l. II. IIII. 32. der es auch zur inuenti - one rerum dienlich haͤlt. Sein leben ſteht, nebſt dem catalogo ſeiner ſchrifften, vor ſeiner naͤrri - ſchen weißbeit - und weiſen narrheit, welche hl. Reimmann wieder herausgegeben. Jnglei - chen in eben hl. Reimmans Einl. zur hiſtor. litt. der Teutſchen III. p. 536.
g)
h)Warum ich dieſen hier anfuͤhre S. in Morhoffs Polyh. l. II. V. 2. Es ſcheinet als ob er[ d] bie fuͤr - treflichkeit der Logick in der erfindung, wohl ein - geſehen. Jm 10ten tomo ſeiner wercke ſteht ein tractat: de inuentione.
h)
i)Raymundi Lulli ars magna & parua inuentiua nebſt andern ſeinen we[r]cken, iſt zu Straßburg m[i]t Jordani Bruni, Agrippae, und Valerii de Va - leriis anmerckungen heraus kommen 1617. 8. Siehe oben §. 10. not. a.
i)
k)Von Alſtedii claue artis Lullianae ſo 1610. 8. zu Straßburg edirt ſ. Morhoff Polyh. I. II. V. 40. 55.
k)
l)Kircheri ars magna ſciendi ſ. combinatoria 1669. fol. Amſterdam Morhoff l. c. 41.
l)
n)Knittelii via regia ad omnesſcientias Prage 1682. 8. Morhoff. l. c. 43.
n)o) Von46von der erfindung
o)Von deſſen indice categorico und canocchiale Ari - ſtotelico S. Morhoff l. c. 3. 46. l. VI. III. 10.
o)
p)Libros III. de amplificationibus & inuentionibus Gerh. Bucholdiani, Lugd. Gall. 4. 1533. allegiret Morhoff. II. V. I. 4.
p)
q)In via ad ſcientias, linguas, ſermones extempora - neos noua & expeditiſſima, Paris. Jenae & Arnſta - diae recuſa 1674. 12. Morhoff. I. II. V. 51. I. VI. I. 18.
q)
r)Liber de progreſſu & lampade venatoria Logico - rum. 1587. editus. Morhoff. l. c. 29. Hernach artificium perorandi a Jordano Bruno. Nolano Italo, traditum ſiehe ibid. 54.
r)
ſ)Hat heraus gegeben Methodorum tractatus duos continentes totius artis Logicae medullam, faculta - tem omnium ſcientiarum ac demonſtrationum principia inueniendi diiudicandique rationem Helmſtadii. 1586. 8. Idem 1. II. VII. 4.
ſ)
t)Deſſen Topologiam Oratoriam fuͤhrt Morhoff an l. VI. I. 16. von ſeinen panegyricis und an - dern ſachen trifft man eben daſelbſt und Cap. III. 6. einige nachricht an.
t)
u)Nic. Cauſſini XVI. buͤcher de eloquentia ſacra & profana ſind zu Coͤlln 1681. 4. herauskommen, auch zu Pariß. 1643 4. Morhoff l. VI. 117.
u)
w)Vom Lud. Creſſollio gehoͤrt hieher ſein Theatrum Rhetorum 1620. zu Pariß in 8 gedruckt. ibid. 7.
w)
x)Gerh. Jo. Voſſium erhebt Morhoff ſehr, ibid. 22. hier ſind ſeine Inſtitutiones oratoriae zu ruͤhmen ſo zu Leyden 1643. 4. am beſten, 1608. 8. am er - ſten, ediret.
x)
y)Jacobi Maſenii Palaeſtra oratoriae Colon. 1659. 1707. 8. Morhoff. l. c. 17.
y)
z)Keckermanni Syſtema Rhetoricae Hanau 1608.
z)
a)Weiſens inſtitutiones oratoriae Leipzig. 1702. 8. ſiehe von ihm oben die vorber. §. 22. Seine gantze Logick zeigt faſt nichts als die applicationder47der gedancken. der Topic in der Oratorie, und alle ſeine nach - folger loben die Topic.
a)
b)Fr. Pomey Candidatus Rhetorices iſt edirt Lyon 1706. in 12. Morhoff l c. 18. Er hat ſonderlich inuentionem analogicam abgehandelt.
b)
c)Eraſmus de copia verborum & rerum iſt bekannt. Morhoff. l. c. 21.
c)
d)Balbini breuis tractatio de amplificatione oratoria. Wuͤrtzburg 1688. 12.
d)
e)Radau Orator extemporaneus 12. S. Reimmanns Einl. III. p. 386. Morhoff. l. c. 18.
e)
f)Vincentii Placci acceſſiones Rhetoricas artis Ari - ſtotelicae vna cum promtuario tripliei inuentionis Enthymematicae Affectuoſae & Moratae 1695. Hamburg vid. Reimmanns-Einl. III p. 381.
f)
g)M. David Vhlmanni Rhetorica ſacra & profana 1675. Franckfurt am Mayn 12. Idem III. p. 383.
g)
h)Morhoff l. VI. IIII. 25. erwehnt ſeiner ſiluae lo - corum communum in concionibus. Lugd. 1582. 8.
h)
i)Deſſen artem combinatoriam 1666. Lipſiae 4. edi - tam lobt Morhoff. l. II. V. 61.
i)
k)Dieſer hat nicht nur von ietztbekannten einige nachricht ſondern auch ſelbſt in ſeinem Polyhiſtore vielfaͤltig zur inuentione anweiſung gegeben. Jnſonderheit im Tom. I. Cap. VI. VII. und al - len folgenden.
k)
l)Jn ſeinen Philologiſchen wiſſenſchaften parte II. Cap. I. und II. Jch dencke wer dieſen und Morhoffs Polyhiſtorem hat, kan der uͤbrigen al - le wohlentbehren.
l)
m)Deſſen Hiſtoriſchen redner, welcher 1711. 8. Leipzig ediret, habe ich nicht vergeſſen wollen, weil er ſich bemuͤhet zu zeigen wie man die Hiſto - rie als einen quell der erfindung nutzen koͤnne. Ubrigens wird man mehr auctores beym Mor - hoff antreffen koͤnnen, meine abſicht iſt nicht ge - weſen, ſie alle, und in einer vollkommenen ſtel - lung anzufuͤhren.
m)
Das48von der erfindung

Das andere capitel, von der erfindung der argumentorum uͤberhaupt.

Jnhalt.

WAs in der Oratorie ein argumentum ſey? §. 1. Ob ein argumentum in der Oratorie unterſchie - den von einem argumento logico, und worinn? §. 2. Wie vielerley die argumenta? §. 3. Aus was fuͤr quellen dieſelbe zu nehmen? §. 4. Was die klugheit bey erfindung der argumentorum erfordere? §. 5. Wie und in was fuͤr ordnung ſie anzubringen uͤber - haupt? §. 6. Was realia ſeyn? §. 7. Wie man ſich einen vorrath von allerhand fontibus zu argu - mentis anſchaffen koͤnne und von excerptis? §. 8. Von der fertigkeit allezeit argumenta zu haben, und nichts ohne raiſon zu ſagen. §. 9.

§. 1.

WEnn der redner feſtgeſetzet, wovon er reden wolle, ſo muß er auch darauf bedacht ſeyn, wie er von der ſache re - den wolle, dabey muß er auf alles gedencken, was ſeinen endzweck befoͤrdern kan, hingegen ſich bemuͤhen dasienige aus dem wege zu raͤu - men, was ihm daran hinderlich iſt, und alles was er zu dem ende beybringt, heiſſet man in der Oratorie ein argumentum.

§. 2. Weil nun durch daſienige was man ſeinen endzweck zu erhalten beybringt, das the - ma zugleich erweitert wird, ſo nennt man auch die argumenta oratoria, amplificationes. Und da dem redner freyſtehet, im nothfall,a) nachden49der argumentorum. den regeln der klugheit, allerhand beyzubrin - gen, was zur erhaltung ſeines endzwecks dien - lich, ſo duͤrffen auch ſeine argumenta nicht eben allezeit nach der Logicaliſchen ſchaͤrffe einge - richtet ſeyn. Denn in der Logick heiſt man das ein argument, womit man etwas entweder auf eine unſtreitige oder wahrſcheinliche art be - weiſet, und hierinn unterſcheiden ſich die argu - menta Logica von denen Oratoriis.

a)Siehe hievon Ridigeri S. V. & F. Lib. IIII. Cap. IIII. §. 23 ſqq. Dieſen muß man fuͤr allen an - dern bey dieſen und dem folgenden capitel nach - leſen.
a)

§ 3. Dieſer argumentorum zehlet man ſonſt eine groſſe menge, man hat argumenta realia und perſonalia, die realia theilet man in do - centia und perſuadentia, die perſonalia in con - ciliantia und commouentia. Zu den docen - tibus rechnet man explicantia, probantia, il - luſtrantia, applicantia und ſo fort an. a)Al - lein mir duͤnckt man koͤnne ſie am fuͤglichſten zu dieſen dreyen arten zehlen