Du haſt die freien Lieder, die mein ſcherz - hafter Liebhaber nach der Natur und nach dem Anakreon gedichtet, deines Beifalls werth gehalten. Du haſt ſie nach kritiſcher Einſicht gebilliget: mir haben ſie aus Zärtlichkeit gegen den Verfaſſer, und wenn ich es ſagen darf, aus einer kleinen Eitel - keit gefallen. Die meiſten enthalten mein ge - heimes Lob. Gewiſſe verräteriſche Züge ma - len dir die Doris. Sie muß dir gefallen, ſo oft dir der Poet gefällt, und du muſt ſie loben, ſo oft du den Dichter erhebſt. Welch ein an - genehmes Opfer für ein Frauenzimmer, gelobt zu werden! Ich kan meine Empfindungen nicht verläugnen, und ich ſtatte dir hiermit für dein Lob öffentlichen Dank ab, indem ich dir zugleich) (2nochIVnoch eine Sammlung von Gedichten eben der Art übergebe. Konte ich wol eine beſſere Gele - legenheit ergreifen, dir meine Erkentlichkeit zu be - zeigen? (*)Ich darf meinen Geliebten wieder keine verdrieß - liche Geiſter vertheidigen. Seine Lieder ſind nur freundlichen Kunſtrichtern, und frölichen Leſern in die Hände gerathen. Die Frau von Sevigne, meine beſte Freundin unter den Todten, deren Briefe ſo niedlich ſind, als die Lieder des Anakreon, die ich für die beſte Scherzrichterin halte, weil ſie ſelbſt ſo glükklich ſcherzte, war, bei gleicher Gele - genheit, nicht ſo glükklich, als ich. Wie muſte ſie ſich nicht über die traurigen Feinde der ſcherz - hafteſten Dichter Frankreichs, des Benſerade, und des Fontaine ärgern, als ſie an den Grafen von Buſſy ſchrieb: Jouiſſons, mon cher Couſin, de ce beau ſang, qui circule ſi doucement & ſi agréa - blement dans nos veines. Tous vos plaiſirs, vos amuſemens, vos tromperies, vos lettres & vos vers m’ont donné une veritable joie, & ſur tout, ce que vous écrivez pour defendre Benſerade & la Fontaine, contre ce vilain factum. Je l’avois déja fait en baſſe notte à tous ceux, qui vouloient louer cette noire ſatire. Je trouve que l’Auteur fait voir clairement, qu’il n’eſt ni du monde, ni de la Cour, & que ſon goût eſt d’une pedanterie qu’on ne peut pas même eſperer de corriger. IlEs geſchiehet ſo gar wieder WiſſenmeinesVmeines Geliebten, daß ich dir dieſe neue Oden überreiche. Er hat ſie meiſtens zu meinem ein -) (3ſamen(*)y a de certaines choſes qu’on n’entend jamais, quand on ne les entend pas d’abord: on ne fait point entrer certains eſprits durs & farouches dans le charme & dans la facilité des Balets de Benſerade & des fables de la Fontaine; cette porte leur eſt fermée, & la mienne auſſi; ils ſont in - dignes de jamais comprendre ces ſortes de beau - tez & ſont condamnez au malheur de les improu - ver & d’être improuvez auſſi des gens d’eſprit. Nous avons trouvé beaucoup de ces pedans. Mon premier mouvement eſt toujours de me mettre en colere, & puis de tacher de les inſtruire; mais j’ai trouvé la choſe abſolument impoſſible. C’eſt un batiment, qu’il faudroit reprendre par le pied; il y auroit trop d’affaires à le reparer: & enfin nous trouvions qu’il n’y avoit qu’à prier Dieu pour eux, car nulle puiſſance humaine n’eſt capable de les éclairer. C’eſt le ſentiment, que j’aurai toujours pour un homme qui condamne le beau feu & les vers de Benſerade, dont le Roi & toute la Cour a fait ſes délices, & qui ne con - noît pas les charmes des fables de la Fontaine. Je ne m’en dedis point, il n’ya qu’à prier Dieu pour un tel homme, & qu’à ſouhaiter de n’avoir point de commerce avec lui. Seht, welche verhärtete Köpfe unter den Lan - desleuten der Frau von Sevigne! Ich wiederholeVIſamen Vergnügen geſungen. Bedenke, welche Gefälligkeit gegen dich! Ich ſetze mich deinet - wegen der Gefahr aus, meinen zärtlichen Freund das erſte mal zu beleidigen. Er iſt in den Krieg gezogen. Ich habe ſchon dreimal behauptet, daß dieſe Welt nicht die beſte ſei, ſeit dem ich ſeinen Kuß entbehre. Ach, wie viel Unglükk richtet der Krieg an! Ich würde über ſeine Ent - fernung untröſtbar ſeyn, wenn ich nicht zuwei - len das Vergnügen hätte, ſeine Briefe, dieſe zärtlichen Briefe zu küſſen. Er iſt noch immer ſcherzhaft. Er hat mir geſchrieben, daß er viele dieſer Geſänge in ſeinem Zelte angeſtimmet, wenn Kugeln über daſſelbe ehrerbietig hinweg - geflogen ſind, oder Bomben gewütet haben. Wie freundſchaftlich haben dieſe wilden Ge - ſchöpfe an mir gehandelt! Zu der Erfindung des Plünderers hat ihm eine Begebenheit in dem Lager bei Lobeſitz Anlaß gegeben. Ich habe ge - zweifelt, ob die betrübten Handlungen der Hel -den(*)mit Vergnügen folgenden Wunſch an die artigern Deutſchen:Lebt, überlebt die Splitterrichter, Ihr Freunde, die ihr weislich lacht, Und einem aufgewekkten Dichter Nicht ieden Scherz zum Frevel macht! VIIden einem ſcherzhaften Dichter Stoff liefern könten. Ich verwies es daher meinem Gelieb - ten, daß er vor ſeiner Abreiſe, an ſeinen un - vergleichlichen Freund, den Herrn von Kleiſt, ſchrieb:
Und wenn du tapfer ſchlägſt, ſo will ich ſcherzhaft dichten.
Wer kan Feinde ſehen, und doch ſcherzen? Ich beſorgte damals, mein verwegner Freund würde zeitig genung geſtehen müſſen:
Vorm Anblikk ihrer furchtbarn Heere Floh Scherz und Muſe ſchüchtern hin;
Allein der Krieg hat ſeiner herzhaften Muſe kei - nen Zug ihrer lächelnden Minen verrükket, und er hat mir mit iedem Briefe neue Scherze über - ſchikkt. Er verbot mir zugleich ſie bekant zu machen. Er nennte ſie, mit dem Herrn von Canitz, Ständchen, die er mir ins geheim brächte. Sie gefielen mir nicht weniger als die, welche gedrukkt und von keinem Kenner verachtet ſind. Mein Geliebter hat mir oft ſelbſt geſagt, daß mein Geſchmakk richtig ſei. Können alſo dieſe Gedichte von Leſerinnen und Kunſtrichtern verworfen werden, und hatte ich Urſach ſeinem Verbote zu gehorchen? Dein Ur -) (4teil,VIIIteil, mein Leſer, ſoll mich ſtrafen oder recht - fertigen.
Du haſt Verlangen getragen, den Ver - faſſer der ſcherzhaften Lieder zu kennen. Hier ſolte ich alſo, als an dem bequemſten Orte, ſein Bildniß ſchildern, wie er das meinige geſchil - dert hat. Allein wie leicht könte ihn mein Pin - ſel verfehlen? Er müſte ſich ſelbſt malen. Doch ich will dir geſtehen, wie ich einmal die Worte eines liebenswürdigen Dichters verändert habe, als ich das Bild meines Freundes einer eifer - ſüchtigen Freundin kennbar machen wolte. Ich ſagte zu ihr:
Ja, ich muß dieſen vollkommenen Liebhaber lie - ben, und ich liebte ihn ſchon, ehe mich das zärt - lichſte von ſeinen Gedichten, und ſein Kuß, be - wegte, mein Herze zu verrathen. Hier iſt das Gedicht. Es nöthigt mich ein gnädiger Befehl es nicht zurükk zu behalten:
AnIXKonte ich ihm wol wiederſtehen? Malte er mir nicht zu ſchön ſein Leiden ab?
Erlaubt mir nunmehro, geliebte Mitſchwe - ſtern, daß ich mich mit euch unterhalte. Ihr ſeid ſo liederwürdig, als es die Schönen in Athen und Teios waren. Nehmt dieſe Verſicherung ſtatt des Danks an, den ich euch ſchuldig bin, weil ihr kein Verlangen bezeugt habt, die Lieder, womit euch mein Geliebter ergötzet hat, in Reime überſetzet zu ſehn. Ihr habt ſie gehöret, ohne dabei den Reichthum eines Reimregiſters zu wünſchen, und ihr habt dadurch bewieſen, daß der ſchöne Geſchmakk des griechiſchen Frauen - zimmers, welches Anakreon beſang, der eurige ſei. Wie wenig Ehre würde daſſelbe noch ietzo davon haben, wenn es ſeine Lieder in Reime überſetzet hätte! Die Frau Dacier merkte, als ſie dieſen Griechen in ihrer Mutterſprache unter - richten wolte, wie ſehr der bunte Zierrath der Reime, der edlen Einfalt ſeiner Gedanken ſcha - den würde, und ſie lehrte ihn deshalb nur pro - ſaiſch ſprechen. Die Lieder des Anakreon ſind unſern beſcheidenen Anzügen gleich, welche wir durch die Vielfältigkeit der Farben, und der Mo - den verderben würden. Longepierre und viel andere, deren Uberſetzungen mein Geliebter oft getadelt hat, haben ſie durch ihre Reime verdor -ben.XVIIben. Ich könte es nicht verantworten, liebens - würdige Geſpielen, wenn ich euch den Ana - kreon, von deſſen Liedern ich mit euch rede, nicht näher kennen lehrte. Die Frau Dacier und mein Geliebter haben mich mit ihm bekant gemacht. Ihr wißt, daß er ihn den artigſten Geiſt unter den Alten genennet hat. Leſet, was ich von ihm weiß.
Teios, eine Stadt in Jonien, war ſein Ge - burtsort, weswegen er oft der Teiiſche Dichter heißt. Die Frau Dacier giebt ihm fürſtliche Vorfahren. Er war glükklich, daß er vor mehr als zwei tauſend Jahren zu der Zeit zweener Prinzen lebte, deren Einſicht in die Werke des Geiſtes ſo groß war, als ihre Macht. Dieſe waren Polykrates, welcher zu Samos ſanft und glükklich regierte, und Hipparchus, auf den ſein Vater die Herrſchaft über Athen gebracht hatte. Der Ruhm eines ſo artigen Dichters drang aus den Schaaren gemeiner Bewunderer, bis in die Verſammlungen der feinſten Kenner der Höfe, durch welche er bis zu den Ohren der Fürſten ge - langte. Konten ſie wol von dem ſchönen Gei - ſte, der die Zierde ihrer Zeiten war, Nachricht er - halten, ohne aufmerkſam zu werden? Hippar - chus ließ ein Schiff von funfzig Rudern ausrü - ſten, welches nach Teios ſegeln muſte, daſelbſt) () (denXVIIIden Anakreon abzuholen, und ihn nach ſeiner Re - ſidenz Athen zu führen, wo unter dem weiſen Be - herrſcher, der gute Geſchmakk herrſchte, der den Verfaſſern witziger Werke Bewunderer zu ver - ſchaffen pflegt. Dis iſt die Nachricht des Plato, eines Weltweiſen, der ſo wenig lügen kan, als Doris,(*)S. den Verſuch in ſcherzh. Lied. Bl. 12. und ſie betrift einen Prinzen, dem die Geſchichtſchreiber das Lob eines Tugendhaf - ten gegeben haben. Wie vorteilhaft iſt dieſer Umſtand für den Lehrer meines Geliebten! Das Lob des Fürſten von Athen iſt das Lob des Anakreon.
Können die Lieblinge ruhmwürdiger Prinzen laſterhaft ſeyn? Und kan ein Dichter, allein mit der Wiſſenſchaft der Trinklieder und der Liebes - briefe, die Gnade erlauchter Fürſten verdienen? Dieſe Uberlegung, und die Nachricht, welche von mehr als einem Griechen beſtätiget iſt, daß Po - lykrates, der Fürſt zu Samos, den Anakreon an ſeinen Hof gezogen, und ihn auch ſogar als dann um ſich gehabt habe, wenn er mit den Abge - ſandten der Prinzen die Geheimniſſe der Völker überleget hat, überzeugt mich völlig, daß die Er - findung ſcharfſinniger Werke das geringſte Ver - dienſt geweſen ſei, welches ihm die Gunſt der Groſſen erworben.
ErXIXEr hatte die Eigenſchaften eines Miniſters, wenn ihn ſein Prinz zu Rathe zog, und man lobte die Aufführung des artigſten Hofmanns, wenn er ſich unter den Fräulein zu Samos befand. Unterſuchet die Anmerkungen der Frau Dacier über ſeine Lieder, wenn ihr wiſſen wolt, wie fein er mit ihnen getändelt hat. Sie wird euch durch das Lob, das ihr in denſelben finden werdet, die Schönheiten ſeiner Scherze empfindlich ma - chen. Er ſcherzte nicht allein mit den Fräulein, die er eiferſüchtig machte, ſondern auch mit den Fürſten, in deren Gnade er ſtand. Es iſt aus ſeinen Liedern zu erſehen, ich will es aber aus einer andern Nachricht beweiſen. Polykrates, ſein gnädiger Herr, beſchenkte ihn einſt mit ohn - gefehr drei tauſend Thalern. Er nahm ſie an, verwahrte ſie einige Tage mit einer verſtellten Aengſtlichkeit, und trug ſie hierauf mit der Mine einer angenommenen Sorgloſigkeit zu ſeinem Wohlthäter, und erſuchte denſelben ein Ge - ſchenk zurükk zu nehmen, welches ihm allzu viel ſchlafloſe Nächte machte. Dieienigen, welche einen Anakreon nicht ſo gut kennen, als ich, ver - ſichern, daß der ſcherzhafte Grieche dis in Ernſt vom Polykrates verlangt habe; Allein, wie ſehr irren ſie ſich nicht! Wie leicht hätte er drei tau - ſend Thaler los werden können, ohne daß er) () (2ſeinemXXſeinem Prinzen die Mühe gemacht hätte, ſie wie - der anzunehmen! Der Maler, welcher ſeine Freundin ſo unvergleichlich abſchilderte, als er ſie beſchrieb, hatte vielmehr verdient. (*)S. das Gedicht auf der 58. Seite.Ich will dieſe Irrende zurecht weiſen. Anakreon ſcherzte auf die erzälte Art, über die Weltwei - ſen, welche zwar von der Verachtung der Reich - tümer predigen, und ihren Schülern eine edle Sorgloſigkeit anpreiſen, aber ſelbſt ihre Lehren niemals ſo gut ausüben, als Johann, der mun - tre Seifenſieder. (**)Verſuch in poet. Fabeln und Erzählungen Bl. 116.Wie ſehr muß nicht dieſer Scherz den Polykrates ergötzt haben? Stellt euch einen Hofmann aus eurer Bekant - ſchaft vor, welcher dem Könige drei tauſend Thaler zurükk bringt, weil er nicht davor ſchla - fen kan. Ihr müßt verdrießlich ſeyn, wenn ihr nicht über ihn lacht.
Könt ihr wol den Läſterern glauben, liebens - würdige Mitſchweſtern, welche ſagen, daß die - ſer Anakreon, den wir, wenn wir nicht undank - bar ſeyn wollen, ſo hoch ſchätzen müſſen, als ihn die Frau Dacier geſchätzt hat, dem Wein und der Liebe tadelhaft ergeben geweſen ſei? Schlieſſet niemals aus den Schriften der Dich -ter,XXIter, auf die Sitten derſelben. Ihr werdet euch betriegen; denn ſie ſchreiben nur, ihren Witz zu zeigen, und ſolten ſie auch dadurch ihre Tu - gend in Verdacht ſetzen. Sie characteriſiren ſich nicht, wie ſie ſind, ſondern wie es die Art der Gedichte erfodert, und ſie nehmen das Sy - ſtema am liebſten an, welches am meiſten Gele - genheit giebt, witzig zu ſeyn. Die matemati - ſchen Beweiſe der Wolfianer verſchönern kein Gedicht, und die Weltweisheit des Plato ſchikkt ſich nicht zum Inhalt ſcherzhafter Lieder. Ich empfehle ſie den Dichtern, welche die Gottheit loben.
Anakreon wäre nicht ſo alt geworden, wenn die Lehrſätze ſeiner frohen Muſe, nicht auf die weiſeſte Art, die Vorſchriften ſeines Lebens ge - weſen wären. Er war ein ehrwürdiger Greis von fünf und achzig Jahren, als er mit ſeinem Tode aufhörte zu ſcherzen. Er ſtarb vermut - lich ſo, wie die Nachtigall, die mein Geliebter beſungen hat:
Es ſoll der Kern einer Roſine ſein Lebensende verurſacht haben, und mein Freund hat mir ei -) () (4nenXXIInen römiſchen Schriftſteller genennt, welcher es der Gerechtigkeit der Götter zuſchreibt, daß der angenehmſte Dichter, eines ſo ſanften Todes geſtorben ſei. Ich nenne einen ſolchen Tod, einen artigen anakreontiſchen Tod.
Nun wißt ihr, geliebteſte Freundinnen, was ich von dem teiiſchen Dichter weiß. Es iſt mir entfallen, woſelbſt man ihm eine Ehren - ſäule aufgerichtet hat; mich deucht aber, es ſei zu Athen geſchehen, und wenn dieſes iſt, ſo laßt uns die Athenienſerinnen loben, welche zur Verherrlichung ihres Dichters, alles mögliche beigetragen haben.
Die Lieder, welche von demſelbigen übrig geblieben ſind, ſind von allen freundlichen Völ - kern hochgeſchätzt, und von Kennern feiner Schönheiten bewundert worden. Leſet ſie mit der Einſicht der Frau Dacier, wenn ihr Luſt habt, ihnen Gerechtigkeit wiederfahren zu laſ - ſen. “Man findet in denſelben eine ſolche „ Süßigkeit, und etwas ſo feines und zärtli - „ ches, als man vielleicht ſonſt nirgends findet. „ Alles iſt darinn ſchön und natürlich; ieder Ge - „ danke iſt eine Empfindung. Man findet da „ dieſe ungekünſtelten Annehmlichkeiten, welche„ denXXIII„ den Character des Liedes ausmachen, und daſ - „ ſelbe von allen andern Werken der Poeſie „ unterſcheiden. Man ſiehet da dieienigen la - „ chenden Bilder, welche allemal gewiß gefal - „ len, weil ſie mit Geſchmakk und Urteil aus „ der bloſſen Natur genommen ſind. “ (*)S. De la Nauze von den Liedern der alten Grie - chen, im zweeten Theil der Sammlung neuer Oden und Lieder.Die Gratien haben alle Annehmlichkeiten in den - ſelben vereiniget, und ſie verdienen von uns in alle Sprachen überſetzt zu werden. Ich habe mir niemals aus einer andern Urſache, die grie - chiſche Gelehrſamkeit der Frau Dacier ge - wünſcht, als aus Verlangen, ihrem ſchönen Beiſpiel zu folgen, und ich würde noch heute fortfahren, die Sprache des Dichters aus Teios zu erlernen, wenn der Freund meines Geliebten, der einmal an dem Ufer eines Teiches gelauſcht hat, ihn nicht bereits gelehret hätte, ohne An - ſtoß deutſch zu ſprechen. Ich erſuche ‒ ‒ ‒
Himmel,XXIVHimmel, eben höre ich, daß mein Ge - liebter von dem Feldzuge zurükk gekommen iſt ‒ ‒ ‒ und meine Vorrede iſt noch nicht ge - drukkt. Wie leicht könte er mich überraſchen! Ich fürchte ſein Verbot. Entſchuldigt mich, liebenswürdige Freundinnen. Ich muß ihn umarmen. Lebt wohl.
1744. Doris.
” Auf! Vortreflichſter der Maler!
„ Auf, und ſchildre, Preis der Maler!„ Meiſter in der Kunſt der Rhoder,
„ Komm, und ſchildre dieſe Schöne,„ Wie ich ſie beſchreiben werde!„ Male mir vor allen Dingen,„ Zarte rabenſchwarze Haare,„ Und, wofern es anders möglich,„ Male ſie auch lieblich düftend.„ Male zwiſchen ſchwarze Lokken,„ Da, wo ſich die Wangen ſchlieſſen,„ Eine Stirn von Elfenbeine.„ Laß ſich nicht die ſchwarzen Bogen,„ Die ſich um die Augen krümmen,„ Gänzlich trennen, noch vermiſchen;„ Sondern, wie bei meinem Mädchen,„ In einander ſanft verlieren.„ Ihrer Augen Reitz zu treffen,„ Male ſie wie reges Feuer,„ Und auch blau, wie Pallasaugen,„ Und auch zärtlich, wie Citherens.„ Miſche Milch, zu iungen Roſen,„ Wann du Naſ und Wangen maleſt.„ Gib ihr Lippen, wie der Suada,„ Die den Mund zum Küſſen laden.„ Um das ſanfte Kinn der Schönen,„ Und um ihren Hals, wie Marmor,
„ Laß die Huldgöttinnen fliegen.„ Kleide ſie nunmehr in Purpur.„ Aber laß vom zarten Leibe„ Etwas wenigs unverhüllet,„ Das verhüllte zu verraten.„ Geh itzt hin. Dis iſt die Schöne.„ Wirſt du Bild nicht auch bald reden?
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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