DVrchleuchtiger Hochgeborner Fuͤrſt / E. F. G. ſeyen mein vnderthaͤnig gehorſame Dienſt euſſerſtes vermoͤgens je - derzeit zuvor / Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herr / Es iſt auß den Hiſtorien maͤnniglich kundt / mit was groſſem Fleiß / Luſt vnd Nutzen jhrer viel vnder den Alten vnd Jungen Koͤ - nigen / Fuͤrſten vnd andern groſſen Herren ſich in den Loͤblichen Sinn - reichen Mathematiſchen Kuͤnſten / bevorab in der Aſtronomi vnd Geometri geuͤbet / vnd jhre ſonderbare Freud / auch mit hindanſetzung anderer an ſich ſelbſten Rittermaͤſſigen Leibs Exercitien / in dieſer doppelen wiſſen - ſchafft geſuchet vnd gefundẽ haben. Vnd daß wir jetzund von den Aſtro -): (iijnomiſchenDEDICATIO. nomiſchen diſciplinen nichts ſagen / weil dieſelben etwas weitter von die - ſem Buch abweichen / darinnen der Newen Welt oder Weſt-Jndien Na - tuͤrliche vnd Hiſtoriſche Beſchreibung fuͤrgeſtellet wird / ſo iſt gewiß / daß / alß der vbertreffliche Philoſophus Plato auff eine Zeit gefragt wurd / was er wol meinte / das Gott am allermeiſten thete / gab er zur antwort / ipſum γεω - μετρεῖν, das iſt / Er regierte vnd erhielte alle ding nach Geometriſcher Pro - portion / welche meinung faſt vberein komt mit dem das die H. Schrifft ſagt (Sap. XI.) Gott hab alle ding nach dem Maß / Zahl vnd Gewicht ange - ordnet / wie dann er Plato vber die Thuͤr ſeines Auditorii, darinnẽ er profitirt / anſchreiben laſſen / daß keiner / der Geometri vnerfahren / hinein gehen ſolte.
Alexander der groſſe hat in ſeinen weiten vnd gefaͤhrlichen Reyſen ſich ſonderlicher Geographiſcher Tafeln mit nutz gebraucht / vnd ſeine Zuͤg ne - ben andern nachrichtungen darnach angeſtellet / zu welchem Ende er auch zween erfahrne Geographos Diognetum vnd Betonem mit ſich gefuͤhret. Marcus Agrippa, Keyſer Auguſti Tochtermann / hat nicht allein in der Beſchreibũg deß damal bekandten Erdbodens ſich fleiſſig geuͤbt / ſondern auch in einer ſchoͤnẽ gewelbten Gallerei eine Mappam oder Landtafel / der gantzẽ Welt / ſo gut man ſie zur ſelben zeit haben koͤnnen / offentlich auffgehenckt / damit maͤnniglich dieſelbe beſehen koͤnte / wie dann Plinius bekent / daß er ſich deren mit nicht geringem Nutz gebrauchet habe. Carolus Magnus hat die Coſmo - graphiſche Buͤcher / ſo er haben konte / nit allein fleiſſig geleſen / ſondern eine Weltbeſchreibung oder Landtafel auf ein gantz Silbern Tiſchblat kuͤnſt - lich graben oder ſtechen laſſen / vñ ſich in derſelben mit groſſem luſt geuͤbet / auch ſonſten ein groſſen Vorrhat Mathematiſcher Jnſtrumenten in ſei - ner Kunſt Kammer gehabt / wie Auentinus bezeugt. Mehr vnd friſchere Exempel einzufuͤhren iſt vnvonnoͤten / weil dieſelben bekandt / wie dann nit weniger / wie ſchaͤdlich dieſer dingen Vnwiſſenheit einem Herrn oder Re - genten zu Fried vnd Kriegszeitten ſeye.
Wann dann Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herr / E. Fuͤrſtliche Gnaden / dem loͤblichen Exempel der oberwehnten Keyſer / Koͤnig vnd Herren nicht al - lein gantz rhuͤmlich nachfolgen / ſondern auch dieſelben vnd viel andere / de - ren mit lob in den Hiſtoriẽ gedacht wird / in dieſen ſehr ſchoͤnen vnd anmuͤ - tigen Studien vbertreffen / geſtalt ſolches E. F. G. mit gutem grund nachgeruͤhmet werden kan /
Alß hab in Anſehung deſſen ich mir die Vnderthaͤnige Freyheit ge - nommen / E. F. G. diß mein Ernewert vnd biß auff dieſe Zeit Continuirt Weſt-Jndianiſch Werck in gehorſam zuzuſchreiben vnd vnder E. F. G. hochgeehrtem Fuͤrſtlichen Namen an deß Tages liecht zu geben / der vn - derthaͤnigen Hoffnũg / E. F. G. werdẽ jhro ſolches nit zu wider ſeynlaſſen.
Dann Erſtlich werden E. F. G. hierin finden / hin vnd her eingemeng -tenDEDICATIO. ten Bericht von dem Theil deß Himmels oder Firmaments / ſo gegen dem Suderſtern zeucht / ſampt der Cruſera vnd andern Geſtirnen / welche von vns vnd allen denen / ſo diſſeits deß vergleichers oder Æquinoctial Lini gegen Norden wohnen / nicht moͤgen geſehen werden / vnd davon die Al - ten nichts gewuſt. Darnach augenſcheinliche vnnd auß vielfaltiger Er - fahrung hergenommene demonſtrationes, daß Antipodes, oder Leuth ſeyen / welche die Fuͤſſe gegen vns wenden / vnnd doch nicht weniger alß wir / den Himmel vber jhren Haͤuptern haben / zugleich auch ein Mittleiden tra - gen mit den guten Alten / welche ſolche nicht in jhren Kopff bringen koͤn - nen / vnd derwegen gar gelaͤugnet haben / auch vnder den frommen Gott - ſeligen Kirchenlehrern / alß mit Auguſtino, der lib. 16. de Ciuit. Dei cap. 9. ſolche darum̃ laͤugnet / weil er nicht begreiffen koͤnnẽ / woher ſie auß vnſerm theil der Welt in jenes moͤchten kommen ſeyn / vnnd derwegen ſorg gehabt / er muͤſſe einen Newen Adam vnd newe Eva tichten. Mit Lactantio Firmiano, der lib. 2. de Falſ. Sap. cap. 24. die außlacht / ſo die Erde Kugel rund haben woͤllen / vnd Antipodes gegen vns logiren / ſagend / daß / da ſolche Leut weren / ſie mit den Fuͤſſen an den Erdboden feſt gemacht ſeyn muͤſten / damit ſie nicht hin - ab fielen / darumb er ſie auch Pendulos nennet. Mit Iſidoro Hiſpalenſi in Etymol. der außtruͤcklich leugnet / daß ſolches muͤglich ſey / vnd demnach diß alles fuͤr ein Gedicht der Poetẽ haͤlt. Vnd daß wir noch etwas naͤher zu vnſern Zeitten ſchreitten / ſo hat Pabſt Zacharias vmbs Jahr Chriſti 745. den Biſchoff zu Saltzburg Vigilium der Kaͤtzerey beſchuldigt / weil er geſagt / die Erde were eine runde Kugel / vnd es gebe Antipodes daruff / Alſo dieſe meinung auß Paͤbſtlicher Authoritet gantz vnd gar verworffen.
Auch werden E. F. G. ein mitleiden tragen mit den Alten Geographis, welchen die Poeten nachgeſungen / vnd gemeinet haben / man koͤnne weit - ter / alß die Columnæ Herculis ſind / das iſt / El ſtretto de Gibraltar, nicht kommen / dann daſelbſt hab die Welt ein Ende / da doch vnſere Leute jhre Schiffar - ten in Oſt / vnd Weſten erſt daſelbſten anfangen / vnd biß dahin auß Grie - chenland ein Kinder Reyſe vnnd Spatzirgang iſt / wie dann auch mitlei - dens wehrt / daß die Griechen mit etlich hundert Schiffen außgefahren / vnnd die Statt Trojam nicht finden koͤnnen / die doch aller naͤchſt gegen vber lag / ſondern in Mœſiam kommen / vnd vom Koͤnig Telepho zu recht ge - wieſen worden / wie Strabo vnd Euſtathius melden.
Es werden E. F. G. hierin finden was die Eigenſchafft vnd Natur der Erden / der Lufft / der ſtehenden vnd flieſſendẽ Waſſer / der Berg vnd Thaͤ - ler / der Mineren vnd Metallen / der Brennenden Vulcanen vnd Schwe - felbergen / der ſiedenden vnd heilſamen Quellen / der vnderſchiedlichen / vñ vns gantz vnbekanten Thier / Voͤgel / Fiſch vnd Gewuͤrmes ſey / vnd dar - in die Weißheit vnd Krafft deß Allmaͤchtigen Schoͤpffers preyſen.
): (iiijEs wer -DEDICATIO.Es werden E. F. G. hierin finden ein warhafftigen Bericht / von der Grauſamkeit vnd vberauß Barbariſcher Greulichkeit deß meiſten theils der Leut in dieſer Newen Welt / welche gantz Mutternacket gehen / die Mẽ - ſchen / auch jre eigene Kinder dem Teuffel opffern / jhr Fleiſch gekocht / eins theils auch rohe freſſen / vnnd ſo grimmig / nur aus begird deß Menſchen Fleiſches einander verfolgen / daß einem die Haar zu berg ſtehen moͤchten / Jtem / wie ſie den Teuffel ſichtbarlich anbetẽ / von jm geſchlagen / betrogen / gar getoͤdtet werden / vñ die geringſte erkantnuß võ Gott vnd ſeinem wil - len nit haben / jhrer viel auch nichts davon hoͤren oder wiſſen wollen: vnd auß vergleichung der gnaden Gottes / ſo er vns in offenbarung ſeines hei - ligen Euangelii erzeigt / vns fuͤr ſeelige Leut billich preyſen.
Schließlich werden E. F. G. auch hierin finden eine immerwehrende vnd biß auf dieſes lauffend Jahr continuirte Hiſtoria von erſter Entde - ckung dieſer Newen Welt durch Columbum vnd Veſputium, vnd den folgen - den Schiffarten / ſo vor andern denckwuͤrdig / Jtem wie ſich die Spanier / Portugeſen / Frantzoſen / Engliſchen vnd Hollaͤnder / nicht zwar / wie man ſagt / vmb den Barchent / ſondern vmb das Mexicaniſche vnnd Peruani - ſche Gold vnnd Silber gejagt haben / welches gezaͤnck mit wandelbarem Gluͤck noch biß auff dieſen Tag wehret.
Dieſes nun alles / Gnaͤdiger Fuͤrſt vnd Herr / ſo theils mein Schweher - vatter Seeliger / Johan Theodor de Bry, theils ich ſelbſt von meiner Hand mit Schrifftmaͤſigen vnd verhoffentlich dem Leſer anmuthigen Kupfferſtuͤ - cken vnd nuͤtzlichen Landtafeln / gezieret / jetzo aber in dieſer Kuͤrtzern vnd Kaͤufflichen Form durch mich verlegt vnnd außgefertigt / an tag gegeben wird / will E. F. G. obangeregter maſſen / ich in vnderthaͤnigkeit verehret vnd hiemit offerirt haben / damit E. F. G. ſich in demſelben allen ſampt dero Fuͤrſtlichen Vielgeliebten Gemahlin / vnd andern lieben anverwan - ten nach genaͤdigem gefallen erſehen vnd beluͤſtigen / vnd alſo nebẽ andern mitteln / von ſchweren / der Regierung vnzertrennet anhangenden Ge - ſchefften / hieher vnderweilen jhren regreß zu ergetzligkeit nemen koͤnnen / mit dem fernern gehorſamen pitten vnd erpieten / daß E. F. G. mich fuͤr jhren Diener gnaͤdig annemen vnd halten / vnd darneben verſichert ſeyn wollen / daß ich ſolches nach meinem vermoͤgen / auff alle zutragende gele - genheiten in der that zu leiſten gefliſſen ſeyn vnd pleiben wolle. E. F. G. ſampt dero Hochgeliebten Gemahlin dem Schutz deß Allerhoͤchſten / mich aber denenſelben zu genaden in vnderthaͤnigkeit befehlende. Da - tum Franckfurt den 8. Septembris 1630.
E. F. G. Vnderthaͤniger Matthæus Merian, Buͤrger vnd Kupfferſtecher / auch Buchhaͤndler daſelbſt.
DAmit dir / Guͤnſtiger / der Hiſtorien vnd Warheit liebhabender Leſer / Vnſere Meinung / Jntention vnd Procedur in dieſem volkommenen Weſt-Jndianiſchen Werck deſto beſſer bekant ſey / alß ſoltu mercken / daß wir daſſelbe in drey Theyl oder Buͤcher vnderſchieden haben.
Jm Erſten wird gehandelt von der Situation vnd Gelegenheit der Newen vnd vnſern Vaͤttern vnbekanten Welt (alſo zu nennen) wie groß dieſelbe / ſo viel deren entdecket / vnder welchen Himliſchẽ Zirckeln / Graden oder Linien / ſo wol von Oſt gegen Weſten / alß auch von Sud gegen Norden / ſie gelegen / wie die Elementa da - rin beſchaffen / waß es fuͤr Meteora, Gelaͤnde / Gewaͤſſer / Metall / lebendige / wachſen - de / vnnd todte Creaturen darinn gebe / ſonderlich die viel vnderſcheids von den vnſern haben / wie widerumb ein Land vnd Provintz dem andern gantz vngleich / Erſtlich zwar durchauß vnd ins gemein / darnach in abſonderlichen Koͤnigreichen vnd Landſchafften / dabey auch der groſſen differentz / anlangend die Art / Natur / Sitten / Policei / vñ gantz Weſen der Weſt-Jndianiſchen Voͤlcker / wie auch der Alten vnd Newen Wohnplaͤtz / Schiffreichen vnd ſtehendẽ Waſſer / Vorgebirg / Meerhafen vñ Anlendungẽ / weitlcuf - tig vnd zu guter nachrichtung gedacht wird / Auß Acoſta, Oviedo, Martyre, Herrera, Iohanne de Laet, vnd andern bewerten Weſt-Jndianiſchen Scribenten. Dann wir es eine Notturfft erachtet / daß zuvor das Subiectum, darin ſich alles folgendes zugetra - gen / beſchrieben vnnd vorgeſtellet wuͤrde / ehe die accidentia folgten / zu dem auch die Schiffarten nicht moͤgen mit luſt geleſen noch verſtanden werden / man wiſſe dann wo die Ort / da ſich eines vnd anders begeben / gelegen / vnd was deſſelben Lands oder Voͤl - cker Natur Art vnd Beſchaffenheit ſeye.
Jm andern Theyl werden 33 vnderſchiedliche Schiffarten beſchrieben / dadurch die - ſe deß gantzen Erdklotzes helfft / nach vnd nach erfunden / entdeckt / vnd von vnſern Eu - ropeiſchen Voͤlckern bewohnet wordẽ iſt / Der anfang wird genom̃en von den 4. Schif - fahrten Chriſtophori Columbi, dem dieſe Ehr vor allen andern von Gott gegonnet worden / daß er der Erſte erfinder dieſer halben vnd Newen Welt geweſt / vnd derwegen billicher nach jhm alß dem Florentiner Americo Veſputio genennet worden ſein ſolte / da ja ſolches einem Menſchen gebuͤrte. Jhm hat nachgefolget jetztgemelter Veſputius, vnd die Landſchafft Paria ſamt andern / jenſeit der Lini entdecket / auch daruͤber ſein Le - ben zugeſetzt. Die dritte Stelle goͤnnen wir billich (nicht zwar der Zeit / ſondern wuͤr - digkeit vnd verdienſts halber) Ferdinando Magellano auß Portugal / weil er im Jahr 1520. das Enge Meer zwiſchen Chile vnd del Fuoco erfunden / einen newen Weg ge - gen Orient entdeckt / vnd der erſte geweſt / deſſen Schiff Victoria vmb die gantze Welt geſegelt / wiewol er ſelbſt vor entlicher verrichtung dieſer Herrlichen Fahrt / von den Wilden erſchlagen worden iſt.
Anlangend die Schiffarten Bobadillæ, Nicolai de Ouando, Bartholomæi de Ca - ſis, Didaci Niques, Alphonſi Hoiedi, Valboæ, Ariæ vnd anderer / ſind dieſelben meh - rertheils nur in die vorhin erfundene Laͤnder vnd Jnſulen abgangen. Dabey dañ diß zu mercken / daß dieſe Gubernatores vnd Amptleut die armen Jndianer zwar vnder das elende Joch der Tyranniſchen dienſtbarkeit gebracht / vnd es alſo gemacht / daß jnen der Todt lieber vnd nuͤtzer alß das Leben geweſt / Aber ſie / die Regenten / haben die Raach Gottes vnder ſich ſelbſt widerumb erfahren muͤſſen / daß einer den andern hingerichtet / ja der Schweher dem Tochtermann den Kopff abſchlagen laſſen.
GleichesVorrede an den Leſer.Gleiches Gluͤck haben auch gehabt / Alphonſus Ninnus, die Pizarrer / Almagrus / Nunezvela, vnd andere / ſo ſich auß Goltgeitz vnd begierd der Ehren einander gemet - zelt / ob ſchon Pizarrus das Koͤnigreich Peru, vnd Corteſius die Statt vnd Land Mexi - co erobert.
Den Spaniſchen folgen zwo Schiffarten / ſo zween Hochteutſche / Vlrich Schmid von Straubingen / vnd Hanß Staden von Homburg in Heſſen / in dieſe Landen ver - richtet / denen vier Frantzoſen / Iohannes Lerius, Renatus von Laudonniere, Iohan - nes Ribaldus vnd Gurgues ſuccediren. Auff welche vier Engellaͤnder folgen / Fran - ciſcus Drach / Walter Raleig / Reinhart Greinwille / vnd Thomas Candiſch / welche mechtige Reyſen gethan / vnd vnglaͤubliche gefahr außgeſtanden / der erſt vnd letzte auch vmb die gantze Welt geſchiffet haben.
Den Teutſchen / Frantzoſen vnd Engliſchen folgen vier Niderlaͤnder / Olivier von der Nord / Jacob Mahu / Peter von der Does / vnd Georg Spielbergen / vnder denen gleicher geſtalt / wie bey den Engliſchen / der Erſte vnd Letzte / die gantze Welt vm̃ſegelt.
Dabey bleibt es nicht in dieſem Andern Theil / ſondern es wird noch hinbey gefuͤgt ein ſehr denckwuͤrdige Reyſe Wilhelm Schuttens von Horn in Holland / welcher die Newe Durchfahrt hinder dem Magellaniſchen Freto, ſo viel bequemlicher iſt / mit groſ - ſem rhum erfunden / vñ durch dieſelbe vmb den gantzen Erdenkreiß geſchiffet hat / daher er wol der zweyte Magellanus genennet werden mag. Jtem wie die Hollaͤndiſche Ar - mada die Statt Sanct Salvator zuſamt dem Hafen Totos los Sanctos erobert vnd wi - der verloren / beneben einſprengung allerhand erzehlungen / vom zuſtand Virginiæ, deß Newen Engellands / vnd anderer Engliſchen Colonien.
Jm Dritten Theil dieſes Wercks wird der Guͤnſtige Leſer neben Beſchreibung etli - cher Weſt-Jndianiſchen Landtſchafften in dem Nordertheil Americæ, alß New Mexi - co, Cibola, Cinaloa, Quivira, vnd anderer / deren bißher weder in dieſem vnſerm / noch dem groſſen Americaniſchen Werck ſonderlich gedacht worden / wie auch vielen wun - derbaren Miraculis Dei & Naturæ in New Hiſpanien / Iucatan, Fonduras vnd Gua - timala, finden drey denckwuͤrdige Schiffarten der Hollaͤnder in Weſt-Jndien. Die Erſte / ſo der Admiral Jacob Leremit mit eylff Schiffen vorgenommen / vnd damit vmb die gantze Weltkugel geſegelt. Die ander / wie die Hollaͤndiſche Schiff vnder dem Gene - ral Peter Heyn vnnd Admiral Loncken die vberauß reiche Spaniſche Silberflotta zu Matanza in der Jnſul Cuba erobert vnd gluͤcklich naher Hauß gebracht. Die dritte / welcher geſtalt angeregter Hollaͤndiſche Admiral / Heinrich Cornelis Lonck ſambt dem Obriſten Dieterich von Wartenburg / die Hauptſtatt vnd Port Olinda de Fernam - bucco in Braſilien eingenommen / vnd alſo ſich derſelben ſamt den beyliegenden Caſtel - len vnd ſehr bequemen Hafens bemaͤchtigt.
Dieſes alles / was obangeregter maſſen in den drey Theylen alſo begriffen / haben wir mit zugehoͤrigen Landtafeln / ſo gut vnd correct alß immer moͤglich / wie auch mit vielen theils alten / theils gantz newen Geſchichtmaͤſigen Kupfferſtuͤcken gezieret / da - mit ſolche nicht allein dem Kunſtliebenden Leſer zur beluͤſtigung vnd recreation, ſondern dem Grund - vnd Warheit begierigen zur gewiſſen nachrichtung vnnd mehrerm ver - ſtand dienen moͤchten. Worauß zweiffels ohne der Guͤnſtige Leſer leichtlich wird zu erachten haben / daß wir jhme zum beſten / keinen Fleiß / Muͤhe oder Coſten geſparet / dem wir dabey wuͤnſchen / daß er ſich ſolches alles geſund gebrauchen moͤge. Franck - furt den 8. Septembris im Jahr 1630.
Johan Ludwig Gottfried / Mattheus Merian.
JNdia / wirdt eygentlich genandt die groſſe Landt - ſchafft Aſiæ gegen der Sonnen Auffgang gelegen / ſo etwann von Alexandro vnd den Macedonibus beſichtiget / vnd mit Krieg vber - zogen worden. Wir halten aber darfuͤr / es habe Columbus dieſen Namen Indiæ, welcher eygentlich den Morgenlaͤndiſchen zuſteht / der Newen Welt / als der ſie erſtmals erfunden / darumb gegeben / dieweil / da er die Newe Welt zuerſt gefunden / gemeinet hat / es ſey die Jnſel Cipangnon, welche gegen Sina vnd Cataio vber gelegen / mehr der Mor - genlaͤndiſchen / als Nidergaͤngiſchen Grentzen vnd Frontier zugeeignet: Vnd daſſelbi - ge nach der Meynung Ariſtotelis vnd Senecæ, welche geſchrieben haben / India ſey nicht weit von Hiſpania gelegen.
America aber die Newe Welt / hat von Americo Veſputio, welcher nach Chri -Abtheyluͤg Americæ. ſtophoro Columbo auß deß Koͤnigs in Caſtilien Befehl Anno 1495. dahin geſegelt / den Namen behalten / vnd kan in drey Theyl abgetheylet werden.
Der eine Theyl ſo gegen Mitternacht gelegen / wird New Franckreich genandt /Der erſte Theyl Ame ricæ. dieweil im Jahr 1524. Johannes Verrazanus ein Florentiner / von Koͤnig Franciſco I. vnd ſeiner Mutter / die dem Reich fuͤrſtunde / in die newe Welt geſand / das gantze Ge - ſtadt deß Meers gemercket hat / welches ſich vom Tropico Cancri vom 28. Gradu biß auff den 50. vnd weiter gegen Mitternacht / erſtreckt / vnd hat daſelbſt deß Koͤnigs Wa - pen auffgericht / Alſo / daß die Spanier ſelbſt / die hernach dahin kommen ſeynd / dieſen Theyl Americæ, Franckreich genandt haben. Jhre Breyte iſt vom 25. Grad / biß auffNew Franck - reich. den 54. gegen Mitternacht / die Laͤnge von dem 280. biß auff den 330. grad. Der Theyl gegen Auffgang / wirdt von den newen Scribenten Norumbega genandt / vnd erſtreckt ſich biß in den Meerhafen Gamas, damit ſie von Canada (dahin Robertvallus vnnd Jacobus Carterius im Jahr 1535. kommen ſeynd) vnderſchieden iſt. Vmb dieſe ligen viel andere Jnſeln mehr / vnd vnter denſelbigen das Landt Labrador, das ſich biß gen Gronelandiam erſtreckt. Gegen Nidergang begreifft es viel Landſchafften / ſo nun - mehr etlicher maſen bekandt ſeynd / als Quivira, Cibola, Aſtatlan vnd Terlichichi - meni, das aber gegen Mittag ligt / wirdt Florida genandt / dieweil am Palmtag / den die Frantzoſen Floridum Paſcha nennen / man derſelbigen wahrgenommen. Der Theyl gegen Mitternacht iſt noch gar vnbekandt.
Dieſes new Franckreich iſt faſt ſo groß als vnſer Europa, vnd darinnen die Land - ſchafft Florida am beſten erbawet / als welchen viel Frantzoſen in mancherley Schif - farten angetroffen / vnd alſo die herrlichſte iſt. Sein Vorgebuͤrg erſtreckt ſich 100. Frantzoͤſiſche Meyl lang in das Meer / vnd zeucht ſich hinab gegen Mittag / dargegen vber ligt die Jnſul Cuba 25. Frantzoͤſiſche Meylen weit / welche ſonſten Iſabella genand wirdt. Gegen Auffgang Bahama vnd Lucaia. Gegen Nidergang hat es den Ha - fen deß Mexicaniſchen Meers.
DerVon den Namen Jndiæ vnd Americæ.Der ander Theyl Americæ wirdt new Spanien geheiſſen / hat ſeinen Anfang von Tropico Cancri vom 25. grad biß an den 9. darinnen Themiſtitan gelegen / vnnd begreifft viel Landtſchafften in ſich / ſampt andern anſtoſſenden Jnſeln / die ſie Antillas nennen / vnter welchen die fuͤrnembſten vnnd beruͤmbteſten Hiſpaniola vnnd Iſabella, auch viel vnzahlbare andere mehr ſeynd. Dieſes gantzen Theyls Laͤnge / darinnen auch obgemeldte Jnſel / vnd der Meerhafen Mexicon begriffen / iſt 70. grad hoch / nemblich von 245. biß auff den 315. vnd derhalben lang / aber ſchmal wie Italia.
Der dritte Theyl Americæ heiſſet Peru. Jſt ſehr groß. Seine Hoͤhe faͤhet ſich an vom 10. grad / diſſeyt deß Æquatoris, vnd langet biß an den 52. grad vber den Æqua - torem, nemblich / biß an das Magellaniſche Meer. Jſt in der Form einem Ey gleich / allenthalben bekandt. Nach der Laͤnge helt ſie 60. grad / von dannen ſie dann gegen beyde Ende ſchmaͤler wirdt. An einem Theyl / nemblich vnter dem Capricorno hat ge - wohnet Villagagno, der es das Mittagige Franckreich genandt / weil es ſich nach Mit - tag erſtreckt / wie Europa gegen Mitternacht / iſt aber nachmals von den Portugale - ſern eingenommen worden.
Das vnbekante Land / ſo ſich gegen dem Polo Antarctico erſtrecket / vnnd TerraTerra Au - ſtralis. Auſtralis genant wird / ſetzen etliche fuͤr den Vierdten Theil Americæ, andere (wel - ches auch mehr ſcheinbare vrſachen hat) fuͤr den Vierdten Theil der gantzen Erdkugel. Was hieran entdecket / iſt im Zweiten Theil dieſes Buchs an ſeinem Ort angezeigt worden.
Weſt -Von den Namen Jndiæ vnd Americæ.ES haben die alten Kirchen Lehrer / Lactantius, Chryſoſto -Die Alten Lehrer ha - bẽ den Him - mel der new en Welt fuͤr ein nich - tig Ding gehalten. Lact. lib. 3. diuin. in - ſtit. c. 24. Chryſoſt. hom. 14. & 17. ſup. 8. c. ad Hebr. Hieron. lib. 2. ſup. epiſt. ad Eph. cap. 4. Auguſti - nus lib. 2. Geneſ. cap. 9. &c. Sapient. 13. Roman. 1. mus, Hieronymus, Auguſtinus, Theodoretus vnnd Theophylactus auß Anlaß etlicher nit wol verſtandenen Ort der H. Schrifft vorgegeben vnnd vemeinet / dieſe gantze Welt ſey einem Hauß gleich / das nur auff einer Seiten / vnd nit allenthalbẽ ein Dach habe / ſey auch gantz vngereimbt / vnd wi - der alle Vernunfft / daß die ſchwere Laſt der Erden mitten in der Lufft ſolt kon - nen hangen bleiben / vnd derwegen die vortrefflichſten alten Philoſophen ver - lacht vnd verworffen / in dem ſie gelchret: daß der Himmel Kugelrund vnnd beweglich ſey. Es iſt ſich aber vber keinen mehr zuverwundern / als vber den H. Auguſtinum, welcher / ob er gleich in weltlichen Kuͤnſten vberauß wol gelehrt / die Phyſicam vnnd Aſtronomiam auch wol verſtanden / dennoch in dieſem allenthalben ſtecken blieben / vnnd gezweiffelt: Ob die Erde vom Himmel vmbgeben werde / da er gleich die Ruͤnde etlicher maſſen nachgegeben.
Man wirdt es aber jhme vnnd den andern Alten leichtlich zu gut halten / dieweil ſie ſich gantz vnnd gar den Schoͤpffer zuerkennen / vnd demſelbigen zudienen geflieſſen / ob ſie gleich von den Creaturen biß - weilen vnbequemlich geredt haben. Vnd ſeynd die Weltweiſen deſto vngluͤckſeliger zuhalten / dieweil ſie ſo hoch geſtiegen vnnd gewuſt / was die Welt ſey / vnnd die gantze Ordnung derſelben durch gewiſſe Schluß - reden begriffen / vnnd auff derſelben Werck Achtung gegeben / aber entweder den Schoͤpffer nicht er - kandt / oder ſo ſie jhn erkandt / nicht der Gebuͤr nach geehret / ſondern in jhren Gedancken eytel worden ſind.
Zwar Ariſtoteles vnd die andern Peripatetici / welche mit den Stoicis hierinnen vberein ſtimmen /Plutarchus lib. de pla - citis Phi - loſ. 2 cap. 2. Der Him - mel allent - halben rund vnd vmb - gibt die Erden. haben ſolche Ding võ der Figur vnd Vmbwendung deß Himmels fuͤrgegeben / die wir in dieſen Laͤndern klaͤrer mit Augen ſehen / dann wirs auß Philoſophiſchen Gruͤnden jemals hetten lernen koͤnnen. Wir moͤ - gen nit zweiffeln / daß der Himmel wie ein Kugel ſo inwendig hol / geſchaffen ſey / vnd die Erden allenthal - ben vmbgebe: Dann wir ſehen das theil deß Erdreichs / welches die Alten nit geſehen: Wir beſchawẽ offt - mals beyde Welteck / als den Mitnaͤchtiſchen vnnd Mittaͤgiſchen Polum (daran Auguſtinus gezweif - felt) wann wir mit Schiffen vber die Equinoctial Lini gefahren ſeynd: Wir haben 60. Grad diſſeit vnnd jenſeit der Mittel - oder Equinoctial Linien gereiſt / geſchweige / daß noch andere ein vberauß weitte Schiffart vollbracht / vnd den 70. vnd 80. Grad gegen Mitternacht erlanget. Das Schiff Victoria ge - nant / hat die gantze Welt vmbſegelt / vnd erwieſen / daß der Alten meynung / als obs ein vnmeßlich groß eytel vnnd leer Ding were / jrrig ſey: Auff der Fahrt haben ſie die Groͤſſe deß Oecani oder hohen Meers abgemeſſen / vnd gleich als mit Menſchen Fußſtapffen erwieſen / daß das Erdtreich / ob es gleich groß / dennoch minder vnd kleiner / dann das Meer ſey / Jtem / daß der Erden vnd deß Waſſers gantze Kugel / ſo einander vmbfahen / auff allen Seiten begreifflich / vnd deſſen ein Ende gefunden werden moͤge.
Was nun der Augenſchein von der Erd Gelegenheit vnnd Vmblauff deß Hummels bezeuget / iſt keines Wegs der H. Schrifft zuwider / ſondern ſtimmet damit vberein. Dahero dann David klaͤrlichZeugnuſſen der ſchrifft / daß die Erd in der Mit - te der Welt ſey. Pſal. 19 ſagt: Die Sonn gehet auff vnd gehet vnter / vnnd laufft an jhren Ort / daß ſie wider daſelbſt auffgehet / der Wind gehet gegen Mittag / vnnd gehet hervmb zur Mitternacht / vnnd widerumb an den Ortda er anfieng: darvber die Paraphraſis alſo helt: Nachdem die Sonn alle die Welt durchlauffen / wird ſie her - umb gedraͤhet zum ſelbigen Termino oder Punct: welches dann fuͤrwar nit geſchehen koͤndte / ſo ferꝛn die Erd an einem theil auß dem Himmel geſchloſſen were. Weitter ſaget die Schrifft: Der Herr habePſalm. 74. die Seule der Erden befeſtiget / auff daß man verſtehe / daß die groſſe Moles (vnmenſchliche Laſt) durch die Hand der Goͤttlichen Gewalt gehalten werde. So ſetzt ſie auch Pfeiler vnter den Himmel vnd Erden /Job 9. vnd 26. Hebr. 1. Pſalm 135. aber nit deß Poetiſchen Athlantis / ſondern deß Worts Gottes / der alles traͤgt mit ſeiner Krafft. Sie ſaget auch ſehr weißlich / die Erde hange am Element deß Waſſers / vnnd werde von demſelbigen am meiſtenA2Weſt-Jndianiſcher Hiſtorien Erſter Theilvmbgeben. Er (der Herr) hat jhm (die Erd) an die Meer gegruͤndet / vnnd an den Waſſern bereitet. Fraget man nun weiter / auff welche Grundſeſt ein ſo groſſe Laſt der Erd vnnd Waſſers beſtehe / ant -Job 26. wortet die H. Schrifft: Er breitet auß Mitternacht nirgend an / vnnd hanget die Erd an nichts. Wel - ches vberauß wol geredt: dann die Erde ſcheinet an nichts gehaͤnget ſeyn / vnnd wirt geſagt / die Erde vnnd Waſſer ſeyen zuſammen vermiſcht / ſtehen mitten in der Lufft / wie ſie auch fuͤrwar ſtehet: Solch Wun -Job 38. derwerck bildet der Herr deß Menſchen Hertzen reichlicher fuͤr / in dem er Job fraget / wo wareſtu / da ich die Erde gruͤndet / ſage mirs biſtu ſo klug / weiſſeſtu wer jhr das Maß geſetzt hat? Oder welcher vber ſie ein Richtſchnur gezogen hat? Oder worauff ſtehen jhre Fuͤß verſenckt? Oder wer hat jhr einen EckſteinPſalm 104. gelegt? Die weiſe aber dieſes Gebaͤws beſchreibet David / in dem er ſagt: der du das Erdreich gruͤndeſt auff ſeinen Boden / daß es bleib jmmer vnd ewiglich / diß iſt / will er ſagen / die Vrſach / warumb die Erd / die ſo ſchwer iſt / vnnd in der mitte der Lufft geſetzt / nit faͤlt noch wancket / dieweil ſie gewiſſe Grundfeſte jhrer na - tuͤrlichen Feſtigkeit hat / welche jr der allerweiſeſte Schoͤpffer gegeben / auff daß ſie in ſich ſelbſt bleibe / vnd kein andere Grundfeſt bedoͤrffe. So darff man auch nit beſorgen / wiewol ſie ſcheinet / in der Mitte auffgehenckt ſeyn / daß ſie herwarts oder dorthin falle. Sie bleibt / ſagt er / jmmer vnd ewiglich.
Daß aber Paulus den Himmel ein Huͤtte nennet / die Gott / vnd kein Menſch auffgerichtet habe / kan ich nicht ſehen / daß man darumb leugnen wolte / die Welt were nicht gantz rund vnd wuͤrde in ſich nit vmb - gedraͤhet. Dann dz Gott eine Huͤtte auffgerichtet / muͤſſen wir darumb nit dencken / daß die Erde / ſo vnbeweglich / als ein Huͤtte nur auff einer Seiten bedeckt werde / vnnd iſt ohne das bekant / daß Allegorien vnd Gleichnuſſen nit aller Dingen auff den Buchſtaben gezogen werdenkoͤnnen. Daß ferꝛner Auguſti - nus wider die Runde deß Himmels fuͤrbringet den Spruch: Du breitteſt den Himmel auß wie ein Tep - pich. Darumb er nitrund / ſondern oben eben ſeyn ſolle / wirt leichtlich widerlegt: dz mit erzehlten Worten nit deß Hiimmels Figur angezeigt werde / ſondern daß Gott ſo leicht geweſen / den vnmeßlichen Him -cap. 9. Pſalm 103. Pſalm 110. Actor. 8. 17. mel zumachen / als leicht vns iſt / ein zuſammen gewickelten Teppich außzubreitten. So jrret auch nit / dz geſchrieben ſtehet: Der Himmel iſt mein Stul / vnd die Erde meiner Fuͤſſe Schemel. So ferꝛn wir den Anthropomorphiten gleich weren / welche Gott ein Menſchliche geſtalt angedichtet haben / moͤchte es ein ſchwere Frag ſeyn / wie es zugienge / daß / nach dem Gott alles erfuͤllet / die Erde zu ſeinem Fuß - ſchemel habe / ſo ferꝛne die Erde in der Mitte geſetzt iſt / dann Gottes Fuͤſſe muͤſten gegen jm ſtehen: muͤ - ſten auch nit nur ein / ſonder viel Haͤupter erdencken?
Weiter fragen viel in Europa: wie dann die Geſtalt dieſes Mittagiſchen Himmels beſchaffen ſey / weil in den Alten Aſtrologis nichts darvon geleſen wirt. Vnnd ob ſchon dieſelbe ſo weit kommen / daß ſie ein Mittagiſchen Himmel erkandt / haben ſie doch deſſen Beſchaffenheit nit erreichen koͤnnen / die Gelehr - ten pflegen viel groſſe Ding võ dieſem Himmel zuſchreiben / vnnd daß darin viel vnd groſſe Sternen ſeyen / Jch halte aber man ſehe groͤſſer vnd ſchoͤner Sternen bey dem andern Polo: vnnd was man hie ſihet / ſey den Mitnaͤchtigen Sternen / vnnd dem Geſtirn / deſſen bey dem Poeten Virgilio gedacht wirdt / nit vorzuzie -Geſtirn Cruſera. hen. Es iſt aber ein ſchoͤner Anblick in dieſem Himmel / dz Geſtirn Cruſera genand / welches von 4. Stern / wie ein Creutz formirt / die vnerfahrne pflegẽ darfuͤr zuhalten / diß ſey der Antarctiſch Polus, dieweil ſich die Schiffleut in jhrer Fahrt darnach richten / wie man vber dem Æquinoctial zum Polo arctico thut / das geſchicht aber darumb / daß / nach dem dieſer Polus Antarcticus durch keine feſte Stern gezeiget wirdt / werden die Schiffleut gezwungẽ / den naͤchſten zuſuchen / den ſie deß Cruſeræ Fuß nennen / welcher nach der Gelehrten Rechnung 30. Grad davon iſt.
Ob auch wol die Alten Lehrer Lactantius vnnd Auguſtinus gantz vnd gar verneinet haben / daß vber dem Circulo Cancri (des Krebs Zirckel) Menſchen wohnen ſolten / weil ſie durch keinerley Mittel dahin kommen koͤnnen / oder / ſo je Menſchen allda weren / daß ſie doch zwiſchen der Mittel Gegend oder Revier / wegen der vnmaͤßlichen brennenden Hitz nicht moͤchten verharren. Welches auch Parmenidis, Ariſtotelis vnd Plinii Meynung geweſen. So iſt doch klar vnd am Tag / daß beyde oberzehlte Meynun - gen der Alten jrrig ſeynd. Vnd finden ſich andere / ſo das Widerſpiel etlicher maſſen bejahen. Dann es ſagt Hieronymus vber die Epiſtel zum Epheſern: Wir fragen auch was es ſey. Jn welchen jhr gewandelt habt / nach der zeit dieſer Welt. Ob auch ein andere Zeit ſey / welche nit gehoͤre zu dieſer Welt / ſondern zur andern Welt / von welcher auch Clemens ſchreibet / das Meer Oceanus vnd die ander Welt: die vber oder ferꝛner dañ dieſelbige ſeynd. Da er dann klaͤrlich wil: daß jenſeit deß Meers Qceani ein ander Welt / ja andere Welte ſeynd / vnnd find ſich auch ein newe Welt / das iſt America vnd Oſt Jndia / weit von einander gelegen. C. Plinius hat nach ſich gelaſſen: daß Hanno ein Carthaginenſer von Gades biß zum End von Arabia her - umb gefahren / vnnd ſolche Schiffart in Schrifften verfaſt hab. Wann dem alſo / iſt Hanno ſo weit gefah - ren / als die Portugaleſer / ſo heutiges Tages die Equinoctial Lini zweymal vberfahren. So ſchreibet Cor - nelius Nepos, daß zu ſeiner Zeit einer / ſo Eudoxus geheiſſen / da er fuͤr dem Koͤnig Latyro geflohen / ſolche Schiffart auch gethan habe / aber vmbgewendter weiſe / nemlich / daß er ſey gefahren auß dem ArabiſchenSeneca in Medea in fin. Act. 2. Meerſchoß / vnd gen Gades angelaͤndet. Etliche pflegen ſonderlich zubewegen das Carmen Senecæ in ſeinen Anapæſticis, da in ſeiner Medea alſo ſtehet:
Typhis3Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt.Nach vnſer Zeit vbr manche Jahr /Wirdt der Ocean offenbahrAn tag bringen ein ander Land /Das vns bißher war vnbekandt.
Typhis wirt gar ein ander Welt entdecken / vnnd nicht wie mans helt / wird Jßland ſeyn die letzte Erd / ſo ſich weit gegen Norden kehrt.
Es ſcheinet auch daß Plato noch außtruͤcklicher hievon geſchrieben / wo dieſe newe Welt gegenPlatonis Meynung in Timæo. Nidergang gelegen ſey: damalen / ſagt er / konte man auffs Meer (er redet vom Athlantiſchen) fahren. Dann es hatte ein Jnſel fuͤr ſeinem Einfluß / welche man die Seulen Herculis nennet. Die Jnſel aber war groͤſſer als Lybia vnd beyde Aſia, vnd die ſo reiſeten / kondten von dannen zu andern Jnſulen kommen / vnd auß den Jnſeln in alle die Fußfeſte Laͤnder / welche vmb das rechte groſſe Meer lagen.
Etliche fuͤrtreffliche Autores / als Franciſcus Vatablus / Robertus Stephanus / vnnd andere /Etlicher Meynung daß vnter Ophir Pe - ru verſtan - den werde. Rob. Steph in Bibl. Reg. 2. Pa - ral. 9. wollen / daß vnter dem Namen Ophir / darauß Salomon 450. Talenta Golds bekommen / das Nider - gaͤngiſch Jndien / vnnd ſonderlich die Jnſel Hiſpaniola vnnd das feſte Land Peru zuver ſtehen ſey. Aber dieſes fuͤrgeben ſcheinet nit der Warheit aͤhnlich ſeyn. Dann ob gleich in dieſem America viel Golds iſt / kan es doch deßwegen Oſt Jndien nit vorgezogen werden. Jch finde auch in Peru noch nit die vberauß koͤſtliche Edelgeſteine vnnd das Hebenholtz / deßgleichen niemals zuvor ſeynd zu Jeruſalem geſehen wor - den / vnnd iſt auſſer den gruͤnen Smaragden vnnd wolriechendes ſtarckes Holtz / ſonſt nichts ſonderliches allda zufinden. Es hat auch kein Schein der Warheit / daß Salomon das vberauß reiche Oſt Jn - dien habe bleiben laſſen / vnnd ſeine Schiffflotte in die euſſerſte Weſt Jndien geſchickt / vnnd wann ſol - ches ſo offtmals were geſchehen / ſolten ja billich ſolcher groſſen Sachen etliche Fußſtapffen vbrig blie - ben ſeyn.
Nun muß man denen auch antworten / welche verneinen / daß Antipodes, das iſt / Leute / ſo vn -Daß Anti - podes ſeyẽ. ter vns wohnen / vnnd vns die Fuͤſſe entgegen kehren / ſeyen / vnnd daß die Landſchafft / darin ſie jetzt woh - nen / koͤnne bewohnet werden / vnnd wie gedacht / ſo hat die vnmaͤßliche Groͤſſe deß hohen Meers den H. Auguſtinum verleitet / daß er vermeinet / es koͤnne kein Menſch in dieſe newe Welt mit Schiffen kom - men. Wir aber / die nun wiſſen / daß vorzeiten allhier Menſchen gewohnet haben / vnnd durch die H.Actor. 17. Schrifft gelehret / daß alle Geſchlechter der Menſchen von einem Menſchen herkommen ſeynd / koͤnnen ſolches keines Wegs widerſprechen: Wir koͤnnen aber nit fuͤr gewiß ſagen / ob die Menſchen dahin auß Aſia oder auß Europa kommen ſeynd / derhalben verwundern wir vns noch heutiges Tages vnd erfor - ſchen / wie / durch welchen Weg / vnd vnder was fuͤr einem Fuͤhrer oder Gleidsman das vnzehliche Volck der Jndier hieher gelanget ſey: So koͤnnen wir vns auch keinen andern Kaſten Noe / der allhier angelaͤn - det / einbilden: noch daß ein Engel / die erſten Vaͤtter der Jndianer mit den Haaren dahin gefuͤhret / wie dem Propheten Abacuc widerfahren. Es wirt auch allhier nit gefraget / was Gott vermoͤge / ſondern was die Menſchen reden vnd die Ordnung zulaſſe / vnd mag fuͤrwar beydes wol mit gutem Fug vnd Recht vn - ter die wunderbare Werck vnnd verborgene Rahtſchlaͤge Gottes gezehlet werden / daß das Menſchli - che Geſchlecht vber ein ſo Vnmeßlich groſſes Meer / vnnd viel Landſchafften dahin kommen iſt: vnnd daß ſolches ſo lang verborgen blieben / vnd da es ſich gleich weit vnd breit außgetheylet vnd zerſtrewet / man dennoch hievon nichts gewuſt hat. Vnd muͤſſen alſo auß etlichen Mutmaſſungen dieſe Schlußreden ſe -Wie die Jndianer in die Newe Welt moͤch ten kõmen ſeyn. Ent - wederdurch die Schif - fart oder zu Land. tzen / daß entweder die Jndianer vber Land / oder vber das Meer dahin kommen ſeyn. Vber Meer ſeynd ſie kommen vngefehr / ohne Vorbedacht durch Krafft deß Vngewitters / oder mit Raht vnd Vorſatz newe Ding zuſuchen. Man kan auſſer dieſen dreyen keine andere weiſe finden / wann man betrachtet / was mit Menſchlichen Dingen ſich reimet / vnnd nit Poetiſch Fabeln von Perſei gefluͤgelten Pferd / Syrenen vnd dergleichen erdichten wil. Laſſet vns derwegen dieſe Weiſen beſſer erforſchen / vnnd ein jegliche fleiſſi - ger erwegen: vnd ſcheinet dieſes der beſte Weg ſeyn / daß / wie jetzunder die Meerſchiff mit jhren Patro - nen / ſo den Lauff der Sternen vnnd deß Himmels Vmbwendung warnehmen / auch die Kraͤffte der Wind vnnd Waſſern kennen / einen ſichern Weg gen Jndiam ſuchen: daß alſo auch vnſere Voraltern / die ſolches alles gewuſt / dieſen Sitz geſucht haben / vnnd da ſie jhn funden / allda blieben ſeynd / dann es haben ja die Alten eine Schiffart angeſtellet / vnnd ein Antichtonam (das iſt / ein Landſchafft / die ge - gen vns gelegen war) geſuchet / welches ſie auß guten Vrſachen wuſten / daß ſie vorhanden / vnnd mit jh - ren zugeruͤſten Schiffflotten hieher gelangen koͤnten. Hier zu kompt auch daß die Schrifft ſaget: Es habe Salomon von denen von Tyro vnnd Sydon / Schiffmaͤnner / die ſich auffs Meer verſtanden / bekom - men / vnd daß ſie 3. Jahr lang gefahren. Warumb ſolte nun der Schiffleute Kunſt geruͤhmet / oder die langwaͤhrende Schiffart er zehlet werden / es were dann daß Salomonis Flotta habe woͤllen vber den Oceanum fahren? Andere ſeynd eines andern Sinns / vnnd haltens nit darfuͤr / daß die erſten Autores der Jndianer jhre Schiffart hieher gerichtet / oder daß ſie mit Vorſatz vnd vorgehabtem Raht in dieſe ande - re Welt kommen ſeynd. Jſt auch gantz nit zuvermuten / daß die Alten die Kunſt deß Schifffahrens ge -Die Alten haben den Magnet nit gehabt. Deſſen Ruhm vnd Nohtwen - digkeit. habt / ſo wir jetzo haben / vnd durch welcher Mittel vnſere Leut mit einer vnglaublichen Sicherheit vnd Geſchwindigkeit auff das hohe Meer allenthalben fahren: dann bey jhnen auch nit die geringſte Fuß - ſtapffen deß vberauß herꝛlichen vnd vortrefflichen Magnetſteins oder der Meernadel / wie ſie die Schiffleut nennen / zufinden / ohne welches Huͤlffe die Fahrt vber den Oceanum vnmoͤglich iſt. Dann es kan ein Schiffman auff dem hohen Meer ohne Magnetſtein ſo wenig wiſſen / wohin oder her er ſeinen Lauff rich - ten ſoll / als ein Blinder mit ſeinem Finger zeigen kan / was auff einem weitſtehenden Berg ſtehe oder liege. Vnd die Warheit zuſagen / alle Witz vnd Kunſt / ſo die Alten auff dem Meer zufahren gehabt / iſt nur al -Der Alten Schiffart. lein in der Kundſchafft der Stern / der Vorgebirg / der Erden vnd Vnterſcheid der Geſtadten / beſtanden / wann ſie auff dem hohen Meer / da man nur Waſſer vnd Lufft ſehen konte / ergriffen wurden / hatten ſieA ijkein4Weſt-Jndianiſcher Hiſtorien Erſter Theilkein ander Mittel / wuſten auch nit wohin das Ruder zurichten / dann nach den Sternen / Sonn vñ Mond: wann die auch bey neblichem Wetter vberzogen waren / muſten ſie es richten nach der Art deß Winds / nach dem Beduncken der Reiß ſo ſie verrichtet / endlich nach Geſchicklichkeit jhres Verſtands / vnd Gelegenheit deß Orts / da ſie hingedachten / wie dann noch heutiges Tags die Jndianer durch ſolche Mittel weit vbers Meer fahren.
So ſchreibet Plinius, daß die Schiffleut der Jnſel Taprobana, welche man jetzt Sumatra nennet / vnd vnder die Oſt Jndianiſchen gezehlet wird / ein newe Kunſt erfunden / daß ſie nemblich viel Voͤgel auffsVoͤgel Wegweiſer im Mer. Schiff mitgenommen / vnnd wann ſie den Nordſtern nit erſehen koͤnnen / dieſelbigen offtermahls fliegen laſſen / vnnd dann jhrem Strich nachgeſegelt / das feſte Landt zuſuchen. Hetten ſie aber die Krafft / Natur vnd Gebrauch des Magnets gewuſt / were dieſes vnnoͤhtig geweſen.
Ob man nun hiergegen Salomonis Schiff Flotta fuͤrwerffen wolte / thut wenig zur Sachen. Dañ die H. Schrifft ſagt nit / daß man 3. gantze Jahr damit zubracht / ſondern / daß man gepflegt habe in dreyen Jahren einmahl eine Flotta dahin zuſchicken / vnnd ob wir gleich zulieſſen / daß die Schiffart 3. Jahr ge - waͤhret / muß man darneben bedencken / welches dann der Warheit aͤhnlich / daß die Schiffflotten ſeyn gen Oſt Jndiam gefahren / vnnd vnderſchiedliche Meerporten vnd Landtſchafften beſucht haben / auff wel - che Weiſe beynahe auffm gantzen Mittaͤgiſchen meer von Chile biß in new Spanien gefahren wird. Solche weiſe zufahren iſt wol ſicher / dann ſie das Land allwege im Geſicht hat / braucht aber mehr Zeit / weil man vmbfahren / vnd in den Meerporten verharren muß. Viel Gelehrte Leut haltens darfuͤr / daß die Voraͤltern allenthalben mit Riemen oder Rudern neben dem Geſtadt gefahren / welches auch auß der Schif -Jon. 1. fart Jonæ abzunehmen.
Nach dem nun der Warheit vngemeß zuſeyn erwieſen iſt / daß die erſten Jnwohner mit Fuͤrſatz in Weſt Jndiam gefahren / vnd ſich allda nidergeſchlagen haben ſolten / ſo muß darauß folgen / daß / ſo ferꝛn ſie vbers Meer dahin kommen / ſolches ohn jren Fuͤrſatz vnd vngefehr geſchehen ſey / ob ſchon die vnmeßliche Weite deß Oceani einen von ſolcher Meynung abhalten koͤnte / dann wie das Vngewitter vnnd Sturm - wind am Geſtad der newen Welt getrieben haben den Schiffman / welcher ſolch Erkantnuß vnnd Wiſſen - ſchafft eines ſo groſſen Dings Chriſtophoro Columbo im Teſtament hinderlaſſen: Alſo hats auch auff ei - ne gleiche oder doch nit ſehr vngleiche weiſe geſchehen koͤnnen / daß etliche Hauffen Leut / auß Europa oder Africa wider jren willen vber den vnmaͤßlichen Oceanum in dieſe Landſchafften getrieben worden / deſſenPlinius lib. 2. cap. 67. Et lib. 6. c. 22. dann Plinius in zweyen andern Exempeln gedencket. Zu dem iſt auch niemands vnbewuſt / daß mehr Land - ſchafften der newen Welt durch ſtarcke Gegenwinde / als durch Menſchlichen Fleiß ſeyn entdeckt vnnd of - fenbaret worden.
Ob man aber wol zugibt / daß die erſten Jnwohner Maͤnner vnd Weiber / dz Menſchliche GeſchlechtWie die Wilden Thier hin - ein moͤchten kommen ſeyn. zuvermehren / durch Vngewitter verworffen / vnd vbers Meer allhier angelanget / bleibt doch dieſe Frag vn - eroͤrtert / wie die Wilden Thier / ſonderlich / die dem Menſchen ſchaͤdlich / als Loͤwen / Beeren / Tygerthier / Woͤlff / Fuͤchs / ꝛc. Jtem / die mancherley Voͤgel hinein kommen / dann es nit glaublich ſcheinet / daß die Men - ſchen ſolche ſchaͤdtliche Thier zu jhrem eygenen Verderben in den Schiffen hinein gebracht. So kan man auch wider die H. Schrifft keine newe Schoͤpffung erdichten / oder zulaſſen / daß die Suͤndflut daſelbſtenOb ſie zu Land hin - ein kom - men. nit geweſen / welche doch die Jnwohner ſelbſten etlicher maſſen bekennen. Muß demnach nothwendig ge - ſchloſſen werden / weil weder die Voͤgel oder Thier vber das vnermeßliche Meer fliegen noch ſchwimmen koͤnnen / daß dieſe newe Welt nit gantz vnd gar von der andern geſcheiden ſey / ſondern zum wenigſten an ei - nem Ort an derſelben hange / oder doch von dannen nicht weit angraͤntze / daß beyde / Menſchen vnd Viehe hinein kommen moͤgen / vnd iſt bißher das Widerſpiel mit keiner gewiſſen Beweiſung dargethan / dann alleDie newe Welt iſt noch nicht gantz er - kuͤndiget. die Laͤnge biß zum Polo Arctico (Mitternaͤchtiſchen Eck) iſt noch nit gantz erforſchet / vnnd meinen viel daß Florida ſich weit gegen Mitnacht erſtrecke / vnd biß zum Teutſchen oder Scytiſchen Meer reiche / vnd bringen deſſen ein Schiff zum Zeugnuß fuͤr / welches auß derſelbigen Gegend kommen / vnd berichtet / daß Baccalaos biß zum euſſerſten End Europæ ſich erſtrecke. So iſt die Weite der Erden / welche jenſeit deß Vorgebirgs Mendocinum ligt / auch noch nit genugſam erforſchet / ſondern wird fuͤrgegeben / daß ſie v - ber auß groß ſey. Niemand hat auch bißhero erfunden / wie weit ſich das Fußfeſte Land jenſeit den Patago - nes biß zum Polo Antarctico erſtrecke. Wirt alſo dieſe Mutmaſſung daß die Erd an ein ander hange / oder zum wenigſten nit weit von einander geſcheiden ſey / mit keiner gewiſſen Schlußrede widerlegt / vnnd hat auch niemand das Widerſpiel erfahren / daß alſo das Menſchlich Geſchlecht allgemaͤchlich vber Land auß der Alten in die newe Welt gefloſſen / newe Wohnungen geſucht / vnd da ſie die funden / von Zeit zu Zeit fortgefahren / biß ſie das gantze Land eingenommen / daher endlich ſo viel Nationen vnnd Voͤlcker ent - ſprungen. Dieſe Meynung / daß beyde Welt jrgend an einander hangen muͤſſen / vnd die Thier nit zu Schiff hinein gebracht worden / wird auch hierdurch beſtetiget / weil alle die Jndianer zu jhrer Fahrt nur Canoas, Peraguas, oder Balſas, das iſt / Weidlingen / kleine Schifflein vnd Fiſcher Nachen gebrauchen / vnnd ſich vber der Spanier groſſe Schiff hefftig entſetzt vnd verwundert / vnd ſie fuͤr Felſen vnd Stein / ſo das Meer außgeworffen / angeſehen vnd gehalten haben.
Etliche ſeynd auch Platonis Meynung / vnd woͤllen / daß dieſe Leute auß Europa oder Africa durch die Athlantida / davon man ſolch groß Weſen gemacht / von einer Jnſel in die ander / vnd zum letzten in die - ſes Fußfeſte Land angelanget ſeyen / aber es faͤllt dieſes Gedicht ſelbſt zu Boden / dieweil der Berg Atlas im euſſerſten Theil Mauritaniæ gelegen / vnd die angeregte Jnſel verſuncken.
Noch5Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt.Noch etliche finden ſich / ſo dieſen Weg bey dem Eßdra zufinden vermeinen: in welches 4. Buch alſo4. Eßdræ 13. geſchrieben ſtehet. Du aber haſtgeſchen / wie er zu jm ein ander Fridſam Volck geſamlet hat / das ſeynd die 10. Staͤmme / die auß jrem Lande gefangen gefuͤhrt wurden / zu den Zeiten deß Koͤnigs Oſeæ / den Salmanaſſer der Koͤnig in Aſſyrien gefangen hatte / vnd fuͤhrt ſie vber das Waſſer / vnd kamen in ein an - der Land. Sie wurden aber zu raht / daß ſie die Heyden verlieſſen / vnd zogen hinvber in ein ander Land / da niemals keine Leut gewohnet / da wolten ſie jre Geſetz vnnd Braͤuche halten / nach denen ſie in jrem Land nie gelebt hatten / ſie zogen aber durch den Euphraten hinein / vnd that jnen Gott Zeichen / ſtelt den Fluß biß ſie hinvber kamen: dann durch daſſelbe Land war ein groſſer Weg / nemlich anderthalb Jahr lang / welche Gegend Arſareth heiſt. Daſelbſt wohneten ſie / biß auff die letzte Zeit. Vnd ſo ſie wider herauß zie - hen werden / wird der hoͤchſte die Adern deß Fluſſes wider ſtillen / daß ſie durchziehen moͤgen: darumb ha - ſtu die viele geſehen mit Friden. Dieſe deß Eßdræ Schrifften / vnterſtehen ſie ſich den Jndianern zuzu -Ableynung daß etliche die Jndia - ner fuͤr Ju - den gehal - ten. ſchreibẽ / vnd ſagen / ſie ſeyen võ Gott dahin gefuͤhrt / da nie Menſchen gewohnet / vnnd ſey jre Landſchafft ſo weit abgelegen / daß anderthalb Jahr darauff gehet / Jtẽ es ſey dz Volck von Natur friedſam / forcht - ſam / ſehr aberglaubiſch / ſpitzfindig vnnd Lugenhafftig / Es treffe auch der Jndianer Kleydung mit den Juden vberein / dann ſie brauchen ſchlechte Roͤck vnd viereckichte Maͤntel / gehen entweder barfuß / oder haben ſchlechte Fußſohlen oder Schuch ſo oben gebunden / vnnd daß diß der Hebreer Kleydung geweſen / nemẽ ſie auß der Hiſtori Simſons / daß er nur dieſe Gattung Kleyder / als Roͤck vnd zart Leinwath / wel -Judic. 14. che die Jndianer brauchen / begeret habe. Aber dieſe Ding alle ſeynd kindiſche Gedancken / vnnd mehr wider / als fuͤr ſie: dann die Juden haben Buchſtaben vnd Schrifft gebraucht / die Jndianer habẽ keine / jene ſamlen Gelt vnd Gut / dieſe verachtẽ ſolches gantz vnnd gar. Die Juden waren beſchnitten / vnd hat - ten den waren Gottesdienſt / deſſen bey den Jndianern kein einig Merckmahl geſpuͤret wird / ſo ſeynd die Jndianer auch nicht vberall forchtſam / ſpitzfindig vnnd betruͤglich / ob ſie gleich / wie alle andere Heyden / dem aberglauben zugethan ſeynd / ſo ſeynd ſie auch mehrerntheils gantz nackend / vnnd daß etliche ſchlechte Kleydung tragen / haben ſie mit den Juden vnnd andern Voͤlckern gemein. So iſt auch Eßdræ Meynung Apocryphiſch vnnd jhnen ſelbſt zuwider: dann die 10. Geſchlechter ſeynd dar - vmb von der Menge der Heyden geflohen / auff daß ſie jhre Ceremonien moͤchten brauchen / dieſe aber haben ſich auff alle Abgoͤtterey ergeben. Sie moͤgen zuſehen wie die offen Thuͤren deß Euphratis habe koͤnnen fuͤhren zu dieſer newen Welt / vnnd ob die Jndianer wider dardurch muͤſſen kehren / wie daſelbſt geſchrieben ſtehet. Wie ſolt man das ein friedſam Volck heiſſen / ſo allwege mit vnauffhoͤrlichem Krieg vnnd Zweyſpalt wider einander wuͤtet. Daß alſo deß Eßdræ Apocryphiſcher Euphrates / ſo wenig die Menſchen in dieſe newe Welt kan bringen / als deß Platonis Maͤhrlein von dem Atlantiſchen Berg vnd Jnſeln.
Noch vngewiſſer iſt / was die Jndianer von jhrem eygenen Vrſprung vnnd Sachen ertraumen. Die Jndia - ner ſeynd jhrer An - kunfft ſelbſt vngewiß.Dann ob ſie gleich von einer allgemeinen Suͤndflut wiſſen vnnd zuſagen pflegen / vnd die Gelehrten zwar etliche klare Gedenckzeichen einer groſſen Suͤndflut ſpuͤren / iſt doch darfuͤr zuhalten / weil ſie jhre Ge - ſchichten nur von 400. Jahr hero oder zum laͤngſten von 800. wie die Mexicaner gedencken / daß es fuͤr eine Suͤndflut / die nur dieſe Landſchafften vnd Voͤlcker getroffen / vnnd nit die vralte Noachiſche muͤſ - ſe geweſen ſeyn. Sie geben auch zu / daß in der groſſen Suͤndflut alle Menſchen ertrencket ſeynd. Etliche ſagen / es ſey auß dem groſſen Pful Jnticaca ein Viracocha herfuͤr kommen / der zu Tiganace ſeinen Sitz gehabt / allda noch das zerbrochen Mawerwerck von alten wunderbarlichen Gebewen zuſehen / von dannen ſey er in die Landſchafft Cuſco kommen / vnnd habe das Menſchliche Geſchlecht fortgepflan - tzet. Sie zeigen auch im ſelben Pful ein Jnſel / da die Sonn ſoll geſchaffen ſeyn / darumb allda ſo viel Blut von Menſchen vnnd Schaffen vergoſſen vnd geopffert worden. Andere ſagen es ſeyen auß einer Hoͤhle durch ein Fenſter ſechs Menſchen herauß geſprungen / welche die Sonn außgeheckt / vnnd ſich nach - mals bemuͤhet das Menſchliche Geſchlecht fortzupflantzen / vnnd dahero werde der Ort noch heutiges Tages Pacaritambo genennet. Jſt alſo ein gemeine Sag: daß die Tembos vor allen andern Men - ſchen geweſen ſeyen: von denſelbigen komme Mangacapa / welcher fuͤr einen Anfaͤnger deß GeſchlechtsMangaca - pa ein An - faͤnger der Jngas. Jnga gehalten wird. Von dieſen zweyen vornemen Geſchlechthaͤuſern entſpringen Hanan von Cuſco vnnd Brincuſcque. So ſaget man / daß die Koͤnige Jngæ / wie ſie die andern Voͤlcker dieſer Welt be - krieget / am meiſten fuͤrgewendet / als die vornembſte Vrſach deß Kriegs / daß alle ſterbliche Menſchen / weil ſie von deren Geſchlecht vnd Vatterland alle herkommen / denen auch die rechte Religion von Gott were offenbaret / jhnen muͤſten vnterthaͤnig ſeyn. Dergleichen Fabelwerck haben ſie noch viel / welches wir allhier auff die Bahn zubringen fuͤr vnnoͤtig halten.
Laſt vns nun in vnſerm Diſcurß weiter kommen / vnd vernehmen / weil der meiſte theil dieſer new -Von der Natur deß Equinocti - als. en Welt vnter dem mittel Revier deß Himmels / zwiſchen den beiden Sonnewend Circkeln / welche die Alten fuͤr brennend vnnd vnwohnbar gehalten / gelegen / was es dann fuͤr ein Beſchaffenheit mit der - ſelbigen habe / dieweil deren Meynung nit zuverachten / ſo da fuͤrgeben / daß die Erkandtnuß der Jndia - niſchen Sachen / vnnd der Voͤlcker Natur vnnd Sitten vornemblich an der Erkandtnuß deß Equi - noctials oder Mittlen Strich vnnd Zirckels hange. Dann alles was in dieſer newen Welt anders geſtalt iſt / als in vnſerer / wird am meiſten vom Equinoctial vervrſachet. Die Vrſachen aber deſſen zu - erforſchen / woͤllen wir mehr auß warhafftigen vnnd bewaͤhrten Schlußreden / als auß der Alten Philoſo -Sonnen Natur. phia hernemmen. Vnd iſt Anfangs jederman bewuſt / daß die Erd warm wirdt / wann die Sonne herbeyA iij6Weſt-Jndianiſcher Hiſtorien Erſter Theilkompt / vnnd dargegen kalt / wann ſie abweichet / welches dann klaͤrlich durch die Veraͤnderung deß Winters vnnd Sommers / Nachts vnnd Tags erwieſen wird. Hierauß ſcheinet auch daß natuͤrlich folge / je weiter ein Landſchafft von der Sonnen Vmbwendung abgelegen / je kaͤlter ſie ſey: Wir befin - den auch / daß alle die Laͤnder gegen Mitternacht vber auß ſtreng kalt ſeynd. Vnnd nach derſelben Ord - nung dieſe waͤrmer / ſo bey dem Zodiaco gelegen. Etliche ſetzen noch zu der Sonnen Stralen / daß der Him - mel zwiſchen den Tropicis geſchwind bewegt werde / aber bey den Polis gar langſam: daß darvmb das gantze Revier / ſo vnter dem Zodiaco gelegen iſt / von den nahweſenden vnnd richtigen Sonnen Stralen / vnnd vber auß geſchwinden Vmbwendung deß Himmels allwegen vnnd hefftiglich verbrennet werde. Vnnd iſt dieſes nit allein von der Hitz vnnd Kaͤlte / ſondern auch von der Truͤckene vnnd Feuchtigkeit zuverſtehen: Dann es ſcheinet daß der Sonnen Beykunfft truͤckene / vnnd jhr Abweichen Feuchtig - keit beybringe. So ſiehet man auch / daß in den Gezeiten deß Jahrs Feuchte mit Kaͤlte / waͤrme mit truͤckene einander verwand ſeynd / Alſo iſt die Nacht kaͤlter vnnd feuchter / dann der Tag / vnnd der Tag mehr waͤrmer vnnd truckener als die Nacht. Der Winter iſt ſehr kalt vnnd regenaͤchtig / wann die Son - ne weit davon iſt / wie der Sommer / wann die Sonn nahe kompt / warm vnnd ſehr trucken iſt / dar - auß dann Ariſtoteles vnd die andern Philoſophi geſchloſſen / daß dahero diß mittel Revierwegen der vber - meſſigen Hitz gantz brennend / vnnd vber alle maſſen duͤrꝛ ſeyn muͤſſe / vnnd nothwendig auch darauß er - folge / daß darinnen kein Waſſer noch Weyde / vnnd ſie zur Menſchlichen Wohnung gantz vnbe - quem ſey.
Wiewol nun dieſes alles gewiß vnnd warhafftig ſcheinet / iſt dennoch das jenige / welches dar - auß geſchloſſen wird / falſch / dann diß mittelſte Revier / ſo mann Torridam oder Verbrannt nennet / wird in der Warheit nit allein von den Menſchen bewohnet / welches dann die oͤffentliche Erfahrung bezeuget / ſondern es iſt ſehr wunderbarlich / aber ohne widerſprechen wahr / daß in dem gantzen Revier / ſo von den Tropicis beſchloſſen wird / die Zeit des Jahrs am aller lieblichſten / wann die Sonn am allerweiteſten: Vnd hinwiderumb / ſo fallen in keinem theil deß Jahrs mehr Platzregen vnnd Schnee / dann wann die Sonn am naͤheſten iſt. Alſo iſt der Landſchafft Peru / welche gegen dem Antarctiſchen oder Sudli - chen Polo gelegen / die Sonn am weiteſten / wann ſie Europæ am neheſten iſt / das iſt / im Majo / Ju - nio / Julio vnnd Auguſto / da ſie dem Tropico Cancri nahe iſt: Jn denſelbigen Monaten aber iſt der Himmel bey vns in Peru ſo klar / daß einer ſich darvber verwundern muß: Es fallen keine Schlagregen / Schnee / alle Fluͤß fallen vnd nehmen ab / jhrer viel vertrockenen auch gar / kurtz darnach / wann die Sonn zu dem Circulo Capricorni (Steinbocks) koͤmmet / faͤngets an zu ſchneyen vnnd regnen / vnnd die Fluͤſſe zu wachſen / nemlich vom anfang Octobris biß in den December. Als dann fallen vberauß groſſe Regen / viel Schnees vnnd wuͤten die Fluͤſſe / Wann aber die Sonne auß dem Steinbock wider koͤmmet / vnnd oben vber die Koͤpff trifft / ſo gibts auch aberaus groſſe Hitz / nemlich / vom Januario an / biß auff halb Mertz / vnnd diß iſt ein jmmer wehrent thun in dieſer Landſchafft. Jn den theilen aber / ſo jenſeit dem Equinoctial ſeynd / vnnd den Polum gegen Mitternacht ſehen / geſchicht gantz das Widerſpiel: Dann wann man Panama / vnnd den gantzen Strich betrachtet / New Spanien / die Jn - ſuln Cubam / Jamaicam oder S. Johannis / ſo wird man klaͤrlich befinden / daß ſie vom anfang No - vembris / biß in April / einen klaren gelinden Himmel haben / weil die Sonn bey gemeltem Tropico / ſich von dieſen Gegenden weiter thut vnnd ſcheidet als jrgendt im Jahr / Hinwiderumb aber / daß allda ſchreckliche groſſe Schlagregen / vom anfang Junij / durch den gantzen September fallen / weil die Stra - len der Sonnen / ſo dieſelbige zeit vber waͤhren / vber zwerch vnnd etwas naͤher die Climata treffen / Daß alſo in dieſem brennenden Circkel oder Revier / groſſe duͤrre vnnd truͤcken iſt / wann die Sonn abweichet / wann ſie aber wider koͤmpt / ein groſſe Feuchtigkeit herfuͤr bracht wird. Außerhalb den Tropicis aber ge - ſchicht das Widerſpiel: Dann Schlagregen / Kaͤlte / Hitze vnnd Duͤrꝛe ſeind bey einander / Solches iſt in Europa vnnd jener gantzen Weltoffenbar: Jn dieſer newen Welt aber iſt es auch alſo geſtalt. Solches bezeuget die Landſchafft Chile / welche / nach dem ſie jenſeit der Sonne wend / des Steinbocks / vnd eben ſoRechnung Winters vnd Som - mers bey - der Welt. viel Gradus hoͤher / als Hiſpania gelegen / helt ſie gleiche Regel mit Winter vnnd Sommer / allein / daß die Winter vnnd Sommer Zeit verkehret iſt / dann ſie ſiehet einen andern Polum / ſo dem Hiſpaniſchen Polo entgegen geſetzt. Wann nun die Sonne weit abweicht / machet der vber fluͤſſige Regen / vnd die Kaͤl - te in obermelter Landſchafft den Winter: Gehet an vom anfang Aprilis / biß in September / die Hitze vnnd Truckene aber koͤmpt widerumb / wann die Sonn wider dahin nahet: Eben gleich wie in Europa. Auß dieſem geſchichts / daß die Landſchafft Chile an Fruͤchten vnnd Qualiteten den Menſchen Euro - pæ fuͤr andern gleichet. Auff obermelte weiſe ſind der Lentz / mit waͤrme vnnd truckene / der Winter mit Kaͤl - te vnnd Feuchte in zweyen Landſchafften gleich / Jn der Zona Torrida aber / ſeind ſie beyde einanderWitterung in Europa. vngleich / dann die Schlagregen folgen viel mehr auff hitze / mit der kaͤlte koͤmpt ein ſchoͤn Wetter. Jn Europa beſtehet die Winterzeit in Regen vnnd Kaͤlte zuſammen / die Sommerzeit aber in Waͤrme vnndWitterung in Ameri - ca. Truckene / aber allhier iſt es viel anders / dann ſie ſagen / im Gebirge in Peru / waͤhre der Lentz vom April biß in September / weil dieſelbige zeit vber nicht viel Waſſers faͤlt / vnnd die Lufft ſehr klar ſey: Winter heiſſen ſie die Zeit vom September an biß in Aprilen / weil dieſelbige Zeit vber Schlagregen fallen.
Alſo beſtetigen ſie / daß man im Gebirg Peru Sommer hab / eben zu der Zeit / wann es in Spa -nien7Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt. nien noch weder Sommer noch Winter iſt / vnnd wann die Sonne am allernechſten iſt / vnnd recht auffs Haupt ſcheinet / ſo meinen ſie / es ſey der groͤſſeſte Winter vorhanden / weil viel groſſe Schlagregen fallen / Welches zwar laͤcherlich / aber doch gemein iſt / dann wie Tag vnd Nacht durch Beykunfft oder Abwei - chung der Sonnen beſchrieben werden / Alſo auch Sommer vnd Winter nach der Jaͤhrlichen vmbwen - dung / welches der Sonnen ſelbſt Eygenſchafft iſt. Alſo iſts in Warheit recht Winter / wann die Sonn mehr abweſent / aber Sommer / wann ſie am neheſten herbey kommet. Hitze vnd Kaͤlte folgen nothwendig - lich der Sonnen zukommen vnnd abweichen / aber Feuchte vnnd Truckene folgen nicht nothwendiglich. Auß dieſem ſihet man klaͤrlich / welches aber wider den gemeinen Wahn iſt / daß der Winter bey den Americanern gar lind vnnd luſtig iſt / hinwiderumb der Sommer regenaͤchtig / vnd daß der Winter et - was waͤrmer / vnnd der Lentz kuͤler ſey. Alſoſcheidet auch der gemeine Mann durch eine gleiche jrrige Meinung der Berge Winter / von der Ebene der Landſchafft Peru Winter / vnnd ſagt: Daß die vnterſten am Geſtadt des Meers Winter haben / wanns auff dem Gebirg Lentz iſt / nemlich im April / Majo / Ju - nio / Julio vnnd Auguſto / dieweil in denſelbigen Monaten die gantze Birgiſche Revier von lindem Sonnenſchein klar gemacht wird / jnnerhalb welcher Zeit dieſe Revier / ſo am Meer ligen / am meiſten durch jmmerwerende Nebel verdunckelt werden.
So hat das Revier Torrida ſolchen vberfluß an Feuchtigkeit / daß ſie mit Mildigkeit vnnd lebendi -Vberſtuͤſſi - ge Feuchtig - keit der Tor rida / wider der Alten Meinung. gen Quellen alle andereleichtlich vbertrifft / außgenommen an denen oͤrtern / da es Sandig / oder das Erd - reich gar ein Einoͤde iſt / vnnd verbrennet wird / welches auch in andern oͤrtern der Welt offtermalen be - ſchicht. Dann es hat nechſt dem vberfluß an Himmliſchem Waſſer / als Schlagregen / Schnee vnnd Reiff / noch vnzehlig viel jrꝛdiſche Waſſer in Pfuͤtzen / Brunnen / Fluͤſſen vnd Seen / ja es koͤnnen viel oͤr - ter Americæ weit vnd breit / wegen der menge Waſſer nicht bewohnet werden. Dann die Fluͤſſe lauffen durch die Sommeriſch Schlagregẽ vber alle maſſe auß / verderben alles / vnnd vervrſachen die moͤſige Pfuͤl / daß man an ſehr viel orten keinen feſten Tritt thun kan / darumb die / ſo am vberaus groſſen Fluß Para -Fluß Para - guay. guay wohnen / wann ſie fuͤhlen / daß der Fluß auffzuſchwellen anfenget / vnnd daß er weit vnd breit auß - laͤufft / kommen ſie jhm bevor mit jhren Nachen / in dem ſie in dieſelbigen jhre Fewer machen / vnnd beynahe drey gantze Monat darinnen erhalten. Wann der Fluß nun gefallen / vnnd ſich widerumb in ſein gewoͤhn - lichen Canal gethan / kehren ſie wider zu jhren alten halbfeuchten Plaͤtzen. Dieſer Fluß iſt ſo herꝛlich vnd groß / daß wann gleich der Nilus / Ganges / vnnd Euphrates / dagegen gehalten werden / kan man ſie doch allzuſammen hiemit nicht vergleichen. So iſt auch der Fluß Magdalena ſehr groß / welcher zwiſchenFluß Mag - dalena. S. Martha vnnd Carthaginis Meerhafen ins Meer laͤuffet. Vnd was ſol man allererſt von dem groſ - ſen Fluß der Amazoner ſagen / welcher faſt mehr einem Meer als einem Fluß zuvergleichen / vnnd von den Spaniern Oregliana vnnd Maragnon genennet / gefunden vnnd beſchifft worden. Er empfehet die Schlagregen / ſo auß dem Gebirg Peru fallen / vnnd die Fluͤſſe ſo von allen Orten zu jhm lauffen / vnndAmazoner Fluß. laͤufft durch die vberaus weite Felder der Landſchafften Paytiti / Gold Land vnd der Amazoner / zum letz - ten ins Meer gegen der Jnſuln Margarita vnd Trinidad vber. Da er aber zum Außgang eylet / laͤufft er ſo weit auß / daß er viel vnd groſſe Jnſulen in der mitte leſt / vnnd welches vnglaublich ſcheinet / wann man in der mitte des Fluſſes iſt / koͤnnen ſie nichts anders dann des Fluſſes Waſſer vnnd den Lufft ſehen. Solche vnnd viel andere Fluͤſſe / ſeind in der brennenden vnd duͤrren Zona / welche Ariſtoteles vnd alle Vr - alten an Waſſer vnd Weide fuͤr duͤrfftig gehalten haben.
So ligt auch in der Obern Landſchafft Peru in der mitte Collao / der groſſe See Jntiticaca /See Jnti - ticaca. welcher in ſeinem Vmbkreiß 2400. Stadia begreifft / vnnd beynahe 900. lang / an der breite aber 220. Stadia helt / daraus zehen groſſe Fluͤſſe lauffen. Von dieſem See auff 50. Meil von dannen / wird auch ein kleiner See Paria genant / funden. Jn welchen beyden viel Jnſuln ſeind / vnd theils bewohnet / theilsSee Paria. aber vnbewohnet ſeynd. Daß alſo dieſes Revier mehr Waſſers hat / als ſonſt jrgendt andere Laͤnder.
Warumb aber das Equinoctialiſche Revier wider der Alten Meinung vberaus feucht ſey / kanVrſach der Feuchtig - keit bey der Zona Tor - rida. man deſſen kein andere Vrſach anzeigen / dann daß der Sonnen Krafft vberaus groß iſt / vnnd auß dem vberaus groſſen vmbflieſſenden hohen Meer / ein groſſe Menge Daͤmpff ſauget / den alsbald ſchmel - tzet vnnd in Regen verwandelt. Es kan auch mit klaren Beweiſungen dargethan werden / daß aus der vberaus groſſen Hitz in das brennendt Revier Schlagregen fallen. Der vornembſten Beweiſungen ei - ne iſt / daß zur Zeit des Jahrs / wann die Sonn von obenher ſich anhelt / Schlagregen werden: VnndSonnen Krafft Re - gen zu ver - urſachen. daß die auffhoͤren / wann ſie ferner abgewichen / Alſo wird der Regen durch die ſtarcke Krafft der Sonnen fortgebracht. Ferner hat man wargenommen / daß in dieſem America / auß dem Mittage / wann der Sonnen Stralen am ſtaͤrckeſten ſind / Schlagregen zufallen pflegen / am gantzen Morgen aber hat man ſich deren nicht zubeſorgen / Darumb alle Peruaner jhre Reiſen von Morgen / alſo anſtellen / daß ſie we - gen der Platzregen auff den Mittag in der Herberg ſeyen. So pfleget es auch meiſt zuregen / nach dem der Mond am meiſten zugenommen / vnnd leſt ſich anſehen / als ob Jahr / Monat vnd Tag hierin einig ſeyen / vnnd bezeugen / daß zwiſchen den Tropicis die Schlagregen von der vberaus groſſen Krafft der Hitze gezeuget werden.
Das bißher erzehlet / geſchicht auch in den Kuͤnſten: Dann wann man auß den Kraͤutern Waſ -Exempel von den Kuͤnſten. ſer zum Gebrauch der Artzeney diſtillirt / treibet vnnd zeucht das hitzige vnnd brennent Fewer ein groſſe menge dieſer Feuchtigkeit hinauff / vnnd da dieſelbige von der Hitz vmbgeben / außſchwitzet / macht es zu Waſſer. Daſſelbige geſchicht auch wann Gold vnd Silber durch die wunderbarliche Krafft des Queck -A iiijſilbers8Weſt-Jndianiſcher Hiſtorien Erſter Theilſilbers geleutert wird / Dann ſo fern das Fewer ſchwach iſt / ſchwitzet beynahe nichts daraus / iſts aber ſtarck / ſo gibts viel Waſſer / vnd die Materia / ſo erſtlich in Rauch reſolvieret / wird hernach veraͤndert / vnd Waſ - ſer daraus / wie zuvorn / vnd fleuſt von oben hinab. Ob nun gleich dieſe dinge widereinander zu ſeyn ſchei - nen / daß die Sonn wegen Naͤhe in der Torrida Regen vervrſachet / außerhalb der Torrida aber wenig Re - gens gibt. Jſt doch hierin nichts wiederwertiges / dieweil viel natuͤrliche Wirckungen auff vnterſchiedliche Weiſe / vnd auß widerwertigen Vrſachen kommen. Alſo wird ein naſſes Kleid ſo wol von einem kalten Wind / als von einem warmen Fewer trucken gemacht. Die Ziegelſtein werden von Kaͤlte ſo wol als von der Sonn gebacken. Ein mittelmeſſige Bewegung erweckt den Schlaff / Aber durch gar keine oder vber - maͤſſige Bewegung wird der Schlaff zerſtoͤret.
Wann man aber ſaget / daß das Revier zwiſchen den Tropicis feuchter ſey / vnd alsdann am mei - ſten Schlag regen fallen / wann die Sonn nechſt herbey koͤmpt / ſol mans verſtehen / daß es meiſtentheils alſo geſchehe / vnd daß man ſolches ſicherlich abnehmen koͤnne. Dann man kan hierneben auch nit leugnen / daß in dem Mittel Revier etliche theil ſehr duͤrr ſeind / vnd die Leut in Peru am Geſtadt des Meers gegen Mit - tag / gleich wie die in Morenland gantz des Regens beraubet / außgenommen etliche Thaͤler / welche von den Fluͤſſen auß den Berg Waſſern befeuchtet werden / das ander alles iſt ein vnfruchtbares Land / allda gar wrnig Brunnquellen / oder ja vberaus tieffe Pfuͤtzen zufinden.
Warumb aber es daſelbſt nimmermehr regne / wird an ſeinem Ort auch antwort erfolgen / Sollen nur allhier dieſes mercken / daß / was außerhalb dem natuͤrlichen Geſetz geſchicht / nimmermehr eine Noth / oder nothwendig Geſetz daraus gemacht werden ſol / vnd ſo viel ſey geſagt von der Truckene vnd Feuchte der Mittel Revier.
Jetzt wollen wir auch von der Waͤrme vnd Kaͤlte ein wenig Andeutung thun / da ſich dann befinden wird / daß das Equinoctial wol Feucht vnd Warm ſey / aber am meiſten ein temperirte Waͤrme habe / wel - ches vielen vnmuͤglich beduͤncket. Man hat aber in gewiſſe Erfahrung gebracht / daß viel Meerfahrer an ſtatt vberauß groſſer Hitz / die ſie nach der Philoſophen Meinung im Monat Martio / wann die Sonn in der Mittel Linien (das iſt / im Widder) iſt / haben ſollen / dermaſſen Froſt empfunden / daß ſie damals der Sonnen waͤrme hefftig gewuͤntſchet vnd begeret haben / vnnd iſt kein Landſchafft in der Welt temperirter / keine ſuͤſſer vnd linder / als die Equinoctial / Doch iſt es auch nicht allenthalben gleich / dann hie iſt die Landt - ſchafft in jhrer Mitte wunderbarlich temperirt / wie bey vns: Dort wunderbarlich kalt / wie bey den Poto - ſtanern: Auff einem andern Ort auch ſehr heiß / wie bey den Braſilianern / vnd Moluchianern / durch die - ſes moͤcht einer gezwungen werden / ein andere Vrſach der Hitze vnnd Kaͤlte zu ſuchen / dann der Sonnen Straal: Dann offenbar iſts / daß vmb ſelbige Zeit des Jahrs / vnd in gleicher Laͤng der Graden / etliche Ort brennen / etliche mittelmaͤſſig Warm ſeind / vnd in andern die Kaͤlte kaum weiß auffzuhoͤren.
Es moͤgen aber etliche Vrſachen / warumb die vberaus groſſe Hitz bey der Gelegenheit vnnd Ge - ſtalt Zonæ Torridæ (brennen[d]en Schnur) gelindert werde / erzehlet werden. Als er ſtlich / wie gedacht / daß ſie faſt Regenaͤchtig. Nun verkuͤhlen alle Schlagregen / weil die Natur des Waſſers kalt iſt: Vnd ob wol / wanns von auſſen darzu koͤmpt / ein fewrige Krafft auch warm wird / dannoch miltert das Waſſer ohn al - len Zweilffel den vnmaͤßlichen Brandt / ſo die hellen lauter Sonnen Straalen ſolten erweckt haben. Die andere Vrſach iſt / daß ob wol das Equinoctial brennende Sonnen leidet / ſie aber gantz vnd gar kurtz ſeind. Daraus dann erfolget / daß / weil die zeit der Hitze des Tages kurtz iſt / nicht ſo ſehr entzuͤnden kan. Nach dem nun in dem Equinoctialiſchen Revier die Sommertaͤge kuͤrtzer ſind dann in keinem andern / alſo ſeind auch die Naͤcht ſelbſt von jhrer Natur feucht vnd kalt / vnnd dem Tag gleich / Vber dieſes mag auch die Temperatur / das angraͤntzende Meer vervrſachen. Dann wiewol das Meer geſaltzen / iſt es doch gleich - wol kalt / vnnd darff man deſſen Vrſach nicht erkuͤndigen / ſondern auß der Natur des Waſſers erlernen. Nun werden die Sonnenſtralen von dem Waſſer / weil es fleuſt vnd duͤnner iſt / weniger / als von der Jrꝛ - diſchen Materia / zu ruͤck getrieben vnnd gedoppelt / ſolches dienet faſt ſehr daß entweder die Hitz ſich mehre oder nachlaſſe. Hierzu koͤmpt noch / daß die vnmeßliche Tieffe des hohen Meers verhindert / daß das Waſſer von der Sonnen heiß werde / wie flieſſende Waſſer gemeiniglich pflegen / vnd eben gleich / wie das Waſſer kalt wird vom Steinſaltz / alſo befinden wir / daß das Meerwaſſer eine Krafft zukuͤhlen habe. Die - ſem mag auch zugeſetzet werden / die Gelegenheit des Lands / nach dem es hoch oder nidrig iſt / dann wer weiß nicht / daß die Gipffel der Berg kaͤlter ſind / als die tieffe hole Thaͤler / Solches geſchicht nicht allein deßhalben / weil der Sonnenſtraal in den holen Plaͤtzen mehr Widerſcheins empfahen / vnd alſo einen groͤſ - ſern Brandt oder Waͤrme vervrſachen: Sondern auch / daß das Revier der Lufft ohn allen Zweiffel kaͤlterWarumb die Laͤnder vnder der Mittelli - nien nit all - zu heiß ſeyen. iſt / je hoͤher ſie vber die Erd erhaben iſt. Daß ſich dieſes alſo verhalte / zeigen die Ebene der Landſchafften / Colla vnd Popajan / welche fuͤrwar ſehr kalt ſeind / werden gleichwol allenthalben mit hohen Bergen vmb - geben / vnd ſeind der Sonnenſtralen ſehr vnterworffen. Ob auch jemand die Vrſach zuwiſſen begeret / warumb die Ebene der Landſchafft Peru am Meer gelegen / warm ſey / hingegen aber die Bergiſche Ebene alſo kalt / mag jhm kein andere Antwort darauff widerfahren / dann daß jene Bergiſche Landſchafft ſehr hoch / dieſe aber ſehr nidrig iſt. Daß aber die Lufft in ſeiner Mittel Revier vberauß kalt ſey / zeigen oder beweiſen theils die faſt hohe Gipffel der Berge / ſo biß dahin gereichen / vnd von jmmerwerendem Schnee vnd Froſt glintzen / theils auch die natuͤrliche Vrſache / daß durch Gegenbewegung vnnd Waͤrme der few - rigen Revier alle die kaͤlte in der Mitte lauffe. Entlich geben auch die ſonderbare Wind in America / ſolche Temperatur / von welchen an ſeinem Ort auch Meldung geſchehen ſol. Vnnd ſey dieſes genug von desEqui -9Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt. Equinoctials Qualitet / als Hitz / Kaͤlte / Truckene / Regen vnd ſeinem Temperament genugſam geſagt / wollen nun auch von vnterſchiedlichen Winden / Waſſern vnd Landen / wie auch von Metallen Kraͤutern vnd Thieren / ſo in America gefunden werden / ein wenig diſcurrieren vnd Sprach halten.
Was nun die vorhabende Materi von den Winden antrifft / ſo helt der allerweiſeſte Koͤnig Salo -Von den Winden in America. mon / die Wiſſenſchafft derſelben ſehr hoch / da einer der Winden Natur / Kraͤffte vnnd Eygenſchafften weiß zuerzehlen / ſintemal ſie offt widerwertiger Naturen ſind / vnd deßwegen ſehr wunderbar: Dann der eine iſt naß vnd bringet Regen / der ander iſt trucken: Einer iſt geſundt / der ander vngeſundt: Einer heiß / der ander kalt: Einer mild / der ander vngeſtuͤm: Einer fruchtbar / der ander vnfruchtbar: Ja ſie ſeynd wol tauſenter - ley vnterſchiedlicher Eygenſchafften. Es ſind Winde / ſo allweg in etlichen Gegenden wehen / da ſie dann / gleich als Herren ſeind / ohn einigen Mitgehuͤlffen / vnnd leiden keinen widerwertigen: An ein theil Orten blaſen ſie zu etlichen zeiten / bißweilen ſiegen ſie / vnd behalten die Oberhand / bißweilen werden ſie von jhrer Widerpart auch vberwunden: Bißweilen blaſen auch vnterſchiedliche vnnd widerwertige Winde zuſam - men / vnd zu gleicher Zeit / vnd machen vnter jhnen ein Abtheilung jhres weges / Bißweilen begibt ſichs auch / daß einer oben / der ander vntenher blaͤſet / biß weilen begegnen ſie einander mit gewalt / kommen darauff vnter einander / welches die Schiffleut auff dem Meer in groſſe Gefahr ſetzet. Etliche Winde dienen zur Fortpflantzung der Thier: Andere verderben dieſelbe. Wann ein ſonderlicher Wind wehet / da ſihet man an etlichen Vfern Floͤheregnen: An etlichen auch Froͤſch vnd dergleichen. Solche vnterſchied - liche Eygenſchafften ſchreibet man gemeiniglich denen oͤrtern zu / dadurch dieſe Winde gehen oder brauſen: Vnnd gibt man fuͤr / daß ſie jhre Qualiteten vnnd Eygenſchafften / als Kaͤlte / Truckene / Feuchtigkeit / Hitz / Geſundheit / Kranckheit / vnd anders mehr von ſolchen Orten herhaben / welches ſich offtmals war / bißweilen auch das Widerſpiel befindet: Dann man ſihet offt vnterhalb wenig Meilen von einem Wind groſſe vnd merckliche vnterſchiedliche Wirckungen / als zum Exempel: Jn Hiſpania iſt der Oſtwind gemeiniglich heiß vnd muͤhſelig: Jn Murcia aber nahe bey Granaten / iſt er der kuͤh - leſt vnd geſuͤndeſt Wind / ſo allda wehet / dann er koͤmpt durch Garten vnd Wieſen / ſo kuͤhl ſeind / da er ſich badet / wenig Meil von dannen / als in Cartagena / iſt eben derſelb Wind beſchwerlich vnd vngeſundt. SoPlinius lib. 2. Cap. 47. meldet Plinius / daß in Africa der Nordwind Regen / der Sudwind aber ſchoͤn hell Wetter bringe / Doch folget ſolches nicht allwege / iſt auch kein gewiſſe Regel daraus zu machen / ſondern wir muͤſſen nothwegen bekennen / daß die Himmliſche Region oder Geweſt / daraus ſie ſauſen vnd kommen / jnen die - ſe Tugent vnd Eygenſchafft mittheile. Dahero iſt der Nordwind / weil er auß der allerweiteſten Region von der Sonnen blaͤſet / von ſich ſelbſt kalt / der Sudwind aber vnd Mittag iſt von Natur heiß / vnd weil er die Hitz vnd Dampff nach ſich zeucht / iſt er zugleich feucht / vnnd bringt Regen mit ſich / dargegen iſt der Nordwind trucken vnd ſubtil / dann er leſt nicht zu / daß ſich Daͤmpff an einem Orth verſamlen. Dieſer Geſtalt kan man auch von andern Winden reden / vnnd jhnen jhre Eygenſchafften nach dem Revier oder Geweſt der Lufft / daraus ſie kommen zuſchreiben / Aber vber dieſes alles ſeind die Winde vnd derer Eigen - ſchafft fuͤrnemblich den Himmliſchen Kraͤfften / als der Sonn / den Bewegungen / vnd Himmliſchen Jn - fluentien / ja Gott dem hoͤchſten Schoͤpffer ſelber zuzuſchreiben / wie es dann durch die H. Schrifft viel - feltig bezeuget wird.
Dieſe newe halbe Welt nun ligt an der Nord ſeiten / vnd hat ein groſſen vortheil vnnd Adel vor derVorzug Americæ gegen vn - ſerer Welt. andern halben Welt auff der Sudſeiten / vnd leſt ſich anſehen / daß ſich die Eygenſchafften der Winde / wel - che vber die Linien kommen / veraͤndern vnd abwechſeln / Aber in der That ſind ſichs nicht / diß iſt wol nicht ohn / daß der Nordwind des Orts in gemein ſo kalt vnnd klar nicht iſt / als anderswo / ſo ſind auch oͤrter vmb Peru / da der Nordwind vngeſund vnd beſchwerlich iſt / Jn der Linea der ebenen Laͤnder / vnd an dem gantzen Meerſtrandt / welcher ſich mehr als fuͤnffhundert Meilweges erſtrecket / da helt man den SudwindVom Nord vnd Sud - wind in A - merica. fuͤr geſund vnd kuͤhl / auch vberall hell vnd klar / dann es regnet daſelbſten nimmermehr / Solches iſt gantz widerwertig in Europa an dieſer Seiten der Linien. Wiewol nun ſolches / was wir jetzt vom Meer - ſtrandt zu Peru geſetzt / kein Regel macht / ſondern vielmehr ein Exception vnd Wunder der Natur iſt: So bleibet es doch bey dem / daß der Nordwind / an der andern Seiten der Linien / die Eygenſchafft nicht hat / wie der Sudwind auff dieſer Seiten / Ob ſie gleich beyde von Mittag herkommen / vnnd zu den Geweſten zu / welche gegen vber ſind / blaſen. Dann es iſt allda nicht gemein / daß der Nordwind Heiß vnd Regenaͤchtig ſey / wie es hie mit dem Sudwind iſt / ſondern es regnet am ſelbigen Ort ehe mit dem Sudwind / wie man ſolches mit dem gantzen Gebirg Peru / in Chile vnnd im Land Congo / welches jenſeit der Linea / vnd faſt weit im Meer ligt / ſehen mag. So iſts auch auſſer zweiffel / daß die oͤrter / da die Wind durch wehen / vnd die nechſte Geweſte / daraus ſie blaſen / ſolchen groſſen vnterſchied / vnnd widerwertige Wirckungen vervrſachen / wie man ſolches an tauſent orten in acht nehmen mag. Doch ſeind die Winde mehr auff der Seiten vnd Getheilts der Welt / von dannen ſie kommen / dann auff dieſer oder der andern Seiten der Linien. Dieſe Hauptwinde / als Oſt vnnd Weſt / haben weder hieVom Oſt - vnd We - ſtenwind in Ameri - ca. noch da keine beſondere noch gemeine Qualiteten / als die zween vorgemelte: Allein daß der Oſtwind allhie vnluſtig vnd vngeſundt / der Weſtwind aber geſund vnd erquicklich iſt. Jn Jndia vnnd durch die gantze Torridam iſt der Oſtwind / als das Gegentheil / faſt geſundt vnd luſtig / von dem Weſtwind kan man we - der in gemein noch auch inſonderheit etwas reden / weil er in der Torrida nicht blaͤſel / oder / da es je ge - ſchehe / ſehr langſam / dann in dem gantzen Raum / ſo man zwiſchen den Tropicis ſihet / hat maneinen10Weſt-Jndianiſcher Hiſtorien Erſter TheilBriſæ Be - ſchreibung. Vnter - ſchied der Schiffart der alten vnd newen Welt.einen Ordinari oder ſteten Wind / den Briſen / welches der wunderbarlichſten Werck eines iſt / ſo die Na - tur wircket / davon wir auch etwas melden wollen.
Der Weg auff dem Meer iſt nicht wie der Weg auff dem Land / dann auff dem Land kan man auff einem Weg hin vnd wider kommen / Aber auff dem Meer fehret man einen Weg hinaus / vnd durch einen andern koͤmpt man wider zu Hauß / vnd haben die Erfinder der Oſt vnd Weſt-Jndien groſſe Muͤhe vnnd Arbeit gehabt / biß ſie rechte vnd ſichere oͤrter gefunden / da man auß vnd einfahren koͤnnen / biß ſie durch Er - fahrung gelernet / daß durch den Oceanum nicht zufahren ſey / wie vber das Mittellaͤndiſche Meer nach Jtalien zu / da man im auß - vnd heimkehren eine Meerpforten vnd Ecken funden / vnd kennen gelernet / vnd nur auff Huͤlff des Windes wartet / welcher ſich nach der Zeit veraͤndert / Wanns aber hieran mangelt / vnd ſie den Wind nicht haben koͤnnen / behelffen ſie ſich mit Riemen / vnnd alſo fuͤhren ſie die Galeen der laͤngs hin vnd her. Auff dem Oceano aber hat man an etlichen gewiſſen Orten kein ander Winde zu ge - warten / vnd man weiß fuͤr gewiß / daß eben der Wind entweder mehr oder weniger wehen vnd blaſen muß. Entlich / wann ſchon der Wind im hinwegfahren gluͤckſelig iſt / ſo iſt er doch widerſpenſtig im herumbkeh - ren / dann wann man vber den Tropicum koͤmmet biß in Torridam / alsdann find man auff dem Meer herrſchende Winde / welche von auffgang der Sonnen herkommen / vnnd allezeit ohn auffhoͤren daſelbſt blaſen / allein daß ſie einem widerwertigen Wind geſtatten ſich ſo viel zuerheben / daß man jhn fuͤhlet. Oſtwind Briſen.Hierinnen ſihet man zwey wunderbarlicheding: Eines iſt / daß in der Region oder Geweſt (welche die groͤ - ſte iſt vnter den fuͤnffen / darin die Welt abgetheilet) Oſtwind herrſchen / die ſie Briſen nennen / vnd daß die Wind auß Weſt oder Mittag (ſo ſie Vendavalen nennen) zu keiner Zeit im Jahr daſelbſt blaſen moͤgen. Das ander Wunderwerck iſt / daß jhnen nimmermehr an Briſen mangelt: Vnd je naͤher man der Linien koͤmpt / je gewiſſer man ſie hat / ob ſichs gleich leſt anſehen / als obs daſelbſt allezeit ſolt ſtill ſeyn / weil daſſelb theil der Hitz am meiſten vnterworffen: So findet ſich doch das Gegenſpiel / dann es iſt am ſelbigen ort ſehr langſam ſtill vnd der Briſa daſelbſt viel kaͤlter vnd gefehrlicher. Daher koͤmpts / daß man leichtlicher auß Spanien in Weſt-Jndien / als zuruͤck auß Jndien in Spanien fahren kan. Dieſem nun lenger nach zu haͤngen / vnd den See Compaß vnd alle Winde zuerklaͤren / achten wir allhier fuͤr vnnoͤtig / weil dieſes den Schiffleuten beſſer bewuſt / vnd dem Teutſchen Leſer nichts damit bedienet wird / wollen nur noch etlicheWinde ver endern die Natur. wunderbarliche Wirckungen der Winde in Jndia erzehlen. Man findet Winde / welche das Meerwaſſer in der Natur veraͤndern vnnd finſtergruͤn machen: Ein ander machts ſo klar / als einen Spiegel / Einer macht luſtig / der ander betruͤbet vñ erſticket / die / ſo Seydenwuͤrm nehren / ſchlieſſen mit fleiß die Fenſter zu / wann die Vendavalen blaſen: Wann aber hergegen die widerwertige Winde blaſen / alsdann machen ſie die Fenſter auff / dann ſie haben in der That erfahren / daß dieſelbige Wuͤrm durch einen Wind vmb - kommen / durch den andern aber ſich beſſern vnnd mehren / Welches man auch von ſich ſelbſt erfahren kan / wann man darauff achtung gibt: Dann vnterſchiedliche Winde vervrſachen vnterſchiedliche Diſpoſi - tion der Coͤrper / ſonderlich an zarten vnd ſchwachen Gliedern / vnnd je zaͤrter ſolche ſind / je mehr Veraͤn -Exod. 10. 14 Job 17. Jon. 4. Ezech. 13. Dan. 3. derung ſie geben. Die Schrifft nennet den einen Wind ein Anzuͤnder vnnd Verdoͤrrer: Den andern nennet ſie ein Wind von ſuͤſſem Thaw. Es iſt kein Wunder / daß man in Kraͤutern / Thieren vnnd Men - ſchen ſo merckliche Wirckung von Winden fuͤhlet / weil man ſolches an der haͤrteſten Metallen einen / als dem Eyſen befindet. Dann man hat in Jndia an vnterſchiedlichen Orten eyſen Gegitter geſehen / ſo vomWind zer - malmet Ey - ſen in Jn - dia. Wind gantz zermalmet vnd zergangen / vnd da ſie das Eyſen zwiſchen die Finger genommen vnd trucknen wollen / daß es von einander gangen / als ob es duͤrꝛ Hew oder Stroh geweſen were. Vnter allen wun - derbaren Wirckungen iſt auch nicht die geringſte / daß etliche Leut / ſo erſtmals auff dem Meer im SchiffMeerkrãck heiten. fahren / Meerkranck werden / das iſt ein gemein ding / vnd thut doch niemand Schaden / wann man das nicht wuͤſte / ſolten ſie wol meinen / ſie weren todtkranck / dann es durchſchneidet vnd martert den Magen ſtetigs an einander / ſo lang es waͤret / welches dann meiſtentheils von der frembden Lufft vervrſacht wird / ob gleich des Schiffs Bewegung vnd Erſchuͤttung / wie auch der Geruch des Schiffs auch nicht wenig darbey thut / das beſte Remedium / ſo man dargegen erfunden / iſt / daß man Naſen vnd Ohren / ſo viel jmmer muͤglich / zuſtopffe / vnnd ſich wol mit Kleidungen verſehe / ſonderlich fuͤr den Magen / ſintemalToͤdtlicher Wind in Chili. die Lufft ſo ſubtil vnnd durchdringend iſt / daß ſie biß zum Eingeweyd koͤmmet. Noch verwunderlicher iſt / daß die Qualitet der Lufft ohn Fuͤhlen durch des Menſchen Leib dringet / vnd jhm ſein Leben abkuͤrtzet. Dann als vor der Zeit die Spanier von Peru in das Koͤnigreich Chili vber Land vnd Gebirg gereiſet / ſind ſie vber viel flache Felder kommen / da dann im durchziehen viel Leut geblieben / etliche aber verlahmet wor - den / vnd fuͤhlet man daſelbſt ein kleines Windlein vnnd ſanffte Lufft / welche dermaſſen durchdringet / daß die Leut / ehe ſie es recht fuͤhlen / todt auff die Erden fallen: Bißweilen fallen einem die Finger von den Haͤn - den / vnd die Zeen von den Fuͤſſen / vnnd dieſes hat Almagrus mit ſeinem Volck wol erfahren / Man helt dar - fuͤr / dieſes Windlein ſey ein Art von Froſt / welches dermaſſen durchdringet / daß es die Waͤrme des Le - bens außloͤſchet. Weil dieſer Wind auch vber die maß trucken iſt / verfaulet kein Leichnam / ſo in deſſen Lufft ligt: Dann alle Verfaulung entſtehet von Hitz vnd Feuchte: Die Art Lufft / ſo man vnter der Er - den rauſchen hoͤret / vnnd dadurch die Erdbeben erweckt werden / wird an ſeinem Ort erfolgen / wollen nun auch von den Waſſern handeln.
Der Oceanus oder das hohe Meer vmbfaͤhet gantz Jndien / vnnd alle andere Laͤnder: Dann alles Land / es ſeyen gleich Jnſuln oder Feſt Land / das da von Waſſern abgetheilet wird / das thut der Oceanus: Weil man in dernewen Welt noch keine Mittellaͤndiſche See oder Meer erfunden / wie Europa / Aſia vndAfrica11Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt. Africa haben / in welche theil der Welt etliche Armb auß dem groſſen Oceano ſteigen / vnnd fuͤr ſich ſelbſt Seen vnnd Meer machen / die auch nachmals jhre Namen bekommen von den Landſchafften / daran ſie grentzen oder darin ſie jhren Standt haben. Alle dieſe Mittellaͤndiſche Seen kommen beynah an einan - der / vnnd vereinigen ſich am ende mit genantem Oceano in der Straß oder Enge Gibraltar / welche die Al - ten Herculis Seulen genennet haben: Das rothe Meer aber iſt von den Mittellaͤndiſchen Seen abgeſchie - den / vnnd lauffet in den Jndianiſchen Oceanum / das Hyrcanier Meer vermiſchet ſich mit keinem an - dern / Aber in Weſt-Jndia / wie geſagt / iſt kein ander Meer als der Oceanus / vnd iſt in zwey theil abge - theilet. Eines wirdt das Sud - das ander aber das Nord-Meer genennet / das Land in Weſt-Jndien /Nord - Meer. welches an dem Oceano nach Hiſpanien zu ligt / iſt alles an der Nordſeiten gelegen: Durch gemeltes Landt hat man auff der andern Seiten das Suder Meer funden / weil man darvber niderwarts biß vberSud - Meer. die Lineam paſſiert vnd den Nordſtern oder Polum Arcticum auß dem Geſicht verlohren / dagegen aber den Polum Antarcticum / oder Sudſtern funden. Daher koͤmpts / daß man das Meer auff der andern Seiten in Weſt-Jndien / das Suder Meer nennet / wiewol ſich doch daſſelb ein gut theil an die Nordſeiten er ſtre - cket / wie dann iſt der gantze Strandt in new Spanien / Nicaregua / Guatimala vnd Panama. Vnnd kommen die zwey Meer nur auff ſieben Meilweges von einander zuſammen / Dann ob man gleich acht - zehen Meilweges von Nomen Dei biß gen Panama zehlet / ſo geſchicht ſolches darumb / dieweil man ſo viel Kruͤmme brauchen muß. Etliche haben den Fuͤrſchlag thun doͤrffen / man ſolte den Weg vonVergebli - cher Fuͤr - ſchlag / das Nord vnnd Sudmeer zuſammen zubringen. ſieben Meilen durchgraben / vnd das eine Meer ins ander bringen / welches dann ein bequeme Reiß na - her Peru gebe: Dann die achtzehen Meil koſten mehr vber Land / als 1300. zu Waſſer. Hierauff ge - ben etliche den Gegenbericht / wo man ſich deſſen vnter fienge / wuͤrde man das Land gewißlich verſen - cken / weil das eine Meer viel nidriger als das ander ſey / Ob aber gleich dieſes nicht were / ſo iſt es doch nicht Menſchlich / ein ſolches gewaltiges / vnd faſt vnzerbruͤchliches Gebirg zu ſchleiffen vnd eben zuma - chen / welches Gott alſo von Bergen vnd harten Steinklippen zuſammen gefuͤget hat / daß ſie dem vnge - ſtuͤmmen vnd wilden Meer wider ſtehen koͤnnen.
Allhier ſolten wir auch der Magellaniſchen Straſſen oder Enge gedencken / weil aber dieſelbige inMagella - niſche Straß. den Schiffarten vielfeltig beſchrieben / wollen wirs nur mit wenigen Worten beruͤhren. Dieſe Straß iſt in der hoͤhe von 52. Grad am Sud gelegen / in der lenge von einem Meer zum andern neuntzig oder hun - dert Meil / am ſchmaͤlſten Ort iſt ſie ein Meil breit / Sie iſt an etlichen Orten ſo tieff / daß man ſie nicht gruͤnden kan / An etlichen Orten findet man achtzehen / bißweilen auch funffzehen Klaffter tieff Grund / von den hundert Meilen / ſo die Straß von einem Meer biß zum andern helt / kan man eygentlich ſehen / daß dreiſſig Meil davon zum Sudmeer gehoͤren / dann die Golffen zeugen gnugſam / wie fern daſſelbe Meer koͤmpt / Die andern ſiebentzig Meil gehoͤren zum Norder Meer / welche auch durch ſeine Golffen abgezeichnet ſeind / Den vnterſchied aber hat man daher / daß die dreiſſig Meil von Sud / zwiſchen vber - aus groſſen Steinkluͤfften lauffen / Deren hoͤchſte Gipffel mit Schnee bedeckt ſeind / vnnd ſcheinet wegen der groſſen hoͤhe / als ob ſie faſt an einander ſeyen / darumb iſt die Straß gegen dem Suder See / ſo ſchwer - lich zuerkennen / Jetzt gemelte dreiſſig Meil ſeind vberaus tieff / daß man daſelbſt nicht wol anckern kan: Doch mag man die Schiff am ſelben Ort wol auff dem Land holen / dann die Vfer ſind ſehr bequem anzu - laͤnden. Die andern ſiebentzig Meil / ſo ins Norder Meer flieſſen / haben grundt: Auff beyden Seiten hat man groſſe Felder / vnnd flieſſen in dieſe Enge viel groſſe vnd ſehr ſchoͤne Waſſer / vnnd am Land ſeind viel wunder barliche Baͤume / deren etliche wolriechent Holtz haben: Mitten in der Straß liegen vnter -Jndianer in der Straſſen. ſchiedliche Jnſuln. Der Jndianer an der Sudſeiten ſind wenig / klein von Statur / vnd boͤß / Aber die auff der Nordſeiten ſeind groß vnd Dapffer / vnd haben die Jndianer die Scefahrer mit dem Namen JE -Von dieſen Leutẽ wird hernach in deß Eremi - ten Hiſtoria auß fuͤrli - cher berich - tet. Beſihe hie - von Wil - lem Schou - ten Schif - fart. ſu begruͤſſet. Sie ſeind gute Schuͤtzen / vnd gehen bekleidet mit Fellen von wilden Thieren / deren da - ſelbſt ein groſſe Menge iſt / zu Winterszeit kan man die Straß nicht fahren / dann es ſind wegen der vn - geſtuͤmmen Wind vnnd Waſſerwogen etliche Schiff darauff vntergangen / welche auff der Straſſen zuentrinnen gemeinet. Auff der Sudſeiten iſt nur ein Schiff durch die Straſſen kommen / vnnd hat da - ſelbſt das Land kein ende / wie dann etliche ſagen / das Land / ſo man an derſelben Straß finde / ſey ein Jnſul / vnnd ſollen ſich die zwey Meer / Nord vnnd Sud daſelbſt verſamlen: Andere wollen / daß es Oſtwarts ziehe / biß daß es zum Land komme / welches gegen dem Capite bonæ ſpei vber ligt / Aber man hat diß biß an den heutigen Tag nicht eygentlich erfahren koͤnnen / ſo hat man auch niemandt gefunden / der daſſelb Land der laͤngſt geſchiffet hette.
Wie man nun die Straß Magellanes am Sudmeer gefunden / alſo haben jhnen etliche fuͤrgenom -Andere Straſſen. men / ein andere Enge / welche jhrem Bericht nach bey Nord liegen ſol / zuerfinden. Vnd die Enge im Land Florida / ſol ſich ſo fern erſtrecken / daß ſie kein Ende davon wiſſen.
Es iſt eines auß den Wunderbarlichſten Geheimnuſſen der Natur / daß das Meer ab vnd zunimpt /Vom ab - vnd zuneh - men des Meers. nicht allein darumb / weil es frembd vnd vnbekant iſt / vnnd daß es waͤchſt vnd zunimmet / ſondern viel mehr / weil daſſelb an vnterſchiedlichen Meeren vnd Geſtaden geſchicht. Etliche Mittellaͤndiſche Meer haben einen mercklichen An - vnd Ablauff / etliche in einem Monat / etliche aber gar nicht. Die HiſpaniſchenSpring - flutten. An - vnd Ablauff des Meers bey Pana - ma. Meer haben taͤglich An - vnnd Ablauff / vnnd vber das noch zween An - vnnd Ablaͤuff / ſo alle Monat ge - ſchehen / nemblich mit dem newen vnnd vollen Mondten / die man Springflutten nennet. Deß Vnter - ſcheids halben / ſo man hierinnen findet / iſt eines vor andern in Jndia / darvber man ſich billich verwundern muß / daſelbſt ſind oͤrter / da dz Meer Waſſer taͤglich zwo Meilweges ablaͤuffet / wie man ſolches zu Panamaſihet /12Weſt-Jndianiſcher Hiſtorien Erſter Theilſihet / vnd wans Springflutten gibt / viel mehr: Man find Gegent / da der An - vnd Ablauff ſo gering iſt / daß mans bey nahe nicht mercken kan / das gemeineſt iſt / daß das groſſe Meer ſeinen taͤglichen vnd Monatlichen An - vnd Ablauff hat / vnd ſolches zweymal in einem natuͤrlichen Tag / doch allweg dreyviertel Stundt an einem Tag weniger / dann am andern / nach der Bewegung deß Monden. Vnd hierumb hat man das Ge - zeit nimmermehr / den einen Tag vmb die Stundt / vmb welche mans den vorigen Tag gehabt. Etliche haben gemeint / diß ſey ein ſolche Bewegung / die das Meer Waſſer von ſeinem Ort bewege / alſo / daß das Waſſer an einem Ort flieſſen / vnd am andern ort abnehmen ſolte / gleich wie ein Keſſel waͤllen macht / da das Waſſer auff einer Seiten auff ſteiget / vnd an der andern Seiten abnimpt. Etliche ſagen dagegen / das Meer wachſe zugleich an allen Orthen / vnd falle widerumb zu einer Zeit / wie das ſiedend Waſſer in einem Toͤpf - fen mit einander aufflaͤufft / ſich an alle ort zugleich außtheilet vnd vbergehet / vnnd faͤlt miteinander wider -An - vnd Ablauff in der Magel - laniſchen Straſſen. umb nider. Dieſe letztere meynung ſcheinet warhafftiger ſeyn / als die erſte / weil man deſſen gewiſſe Erfah - rung hat / an der Enge der Magellaniſchen Straſſe / dann daſelbſt / das Nord vnd Sud Meer zugleich Au - genſcheinlich mit einander wachſen / biß ſie einander begegnẽ / vnd nehmen auch mit einander widerumb ab / jedes zu ſeinem Ort vnd Meer zu / vnd iſt das Anlauffen vnd Auffſteigen / wie auch das Fallen vnd Ablauf - fen ein Ding / welches man alle Tag ſihet / So geſchicht auch das anſtoſſen vnd begegnen beyder Meer -Das an - vnd ablauf - fen des Meers iſt ein Sie - dung. waͤllen / ſiebentzig meil vom Norder Meer / vnd dreiſſig vom Suder Meer / Daraus man ſchlieſſen kan / daß das An - vnd Ablauffen des Oceani kein raͤumliche bewegung ſey / ſonder ein Alteration vnnd Aufwallen / damit gewiß alle Waſſer zu einer Zeit wachſen vnd flieſſen / vnd widerumb zugleich fallen vnd ablauffen / wie das ſieden in einem Topff. Es were nicht muͤglich dieſe Ding durch Erfahrung zubegreiffen / wo man ſolches nicht in der Straß thet / da ſich das Meer in einander menget / Dann ſo man durch das Ge - ſtadt / ſo gegen einander vber ligt / ſolt wiſſen koͤnnen / wann es an einem ort waͤchſet / vnd am andern faͤlt / da - von kan kein Menſch Bericht thun / weil niemand ſo weit ſehen oder in ſo ſchneller Eyl lauffen kan / biß das Gezeit ein ende hat / als welches nur 6. ſtundt waͤhret.
Jm Oceano iſt ein vnzehliche menge Fiſch / deren Geſtalt vnd Eygenſchafft nur von jhrem Schoͤpf - fer mag erklaͤret werden. Viel ſeind denẽ in Europeiſchen Meeren gleich / als da ſind die Elfte vnd Stoͤr / wel - che auß dem Meer die Fluͤß hinauff ſteigen: Jtem / Dorados / Sardynen vnd andere mehr. Etliche aber ſeindCabrillæ. Truyten. Bobis. Atunen. vns frembd vnd vnbekant / als die Cabrillæ / welche den Truyten aͤhnlich / wie auch den Bobis in new Hiſpa - nien / welche auß dem Meer in die Fluͤß ſchwimmen. Jtem / Beſuges oder Braſemen in Chile / Es ſind auch etliche Atunen am Geſtadt Peru aber ſehr wenig / vnd ſollen zu etlichẽ Zeiten an der Straß Magellanes zu Leichen hinauff ſchwimmen / ſeind aber denen in Spanien vngleich. Jn den Jnſulen Cuba / Hiſpaniola /Manatij wunderba - re Fiſche. Portoricco vnd Jamaica findet man die Fiſch / welche Manatii geneñet werden / iſt ein ſo frembde Gattung / daß man ſie kaum Fiſch nennen ſol / dann es iſt ein Thier / welches ſeine Jungen lebendig vberkoͤmpt / es gibt
jhnen13Von Natur vnd Eygenſchafft der Newen Welt. jhnen Eſſen vnnd Milch / es weydet Graß auff dem Feldt / doch helt ſichs gemeinlich im Waſſer / darumb mans auch fuͤr Fiſch zueſſen pfleget / ſein Geſchmack vnd Farb iſt wie Kalbfleiſch. Dieſer Fiſch iſt an Bein vnd Knochen / wann er zerſtuͤcket iſt / gleich ſo groß / als wann ſie von einer Kuhe weren. Vber die TiburonesTiburoni / oder Hayen. oder Hayen / kan man ſich nicht genugſam verwundern / dañ man deren einen gefangen / ſo ein Metzgersmeſ - ſer in ſeinem Kopff gehabt / mit einem groſſen eyſen Hacken / vnd ein groß ſtuͤck von einem Ochſenkopff mit einem Horn. Vmb dieſe Hayen her halten ſich allezeit die kleinen Romeros / welche ſie nicht von ſich trei -Romeri: ben koͤnnen / dann ſie ſich von dem / was die Hayen fallen laſſen / erhalten. Boladores ſeind fliegende Fiſche /Boladores Dorades. Largarten / oder Cay - manen. die man in den Tropicis findet / haben zu Feind die Dorados / welche ſie verfolgen / daß ſie die flucht geben muͤſſen / Von den Lagarten oder Caymanen findet man viel in den Jndianiſchen Hiſtorien / vnnd ſeind eben die Crocodil / welcher Plinius gedenckt / Dieſe findet man allein in heiſſen Geſtaden vnd Fluͤſſen / die Cay - manen doͤrffen nicht allein die Menſchen / ſondern auch wol die wilden Thier / ſonderlich aber die Tyger - thier angreiffen / werden aber gemeiniglich von jhnen vberwunden. So pflegen auch die Jndianer in Flori - da mit den Wallfiſchen Krieg zu fuͤhren / vnd mit Strickẽ zufangen / darvber ſich dann hoͤchlich zuverwun -Wallfiſch krieg. dern / daß ein einiger Jndianer einen Wallfiſch / einem Berg gleich / an einem Seyl daher gefangen bringet.
Dieſes aber gehet alſo zu: Sie nehmen ein Nachen / vnd rudern biß auff des Wallfiſches Ruͤcken / dar - nach ſpringet er jhm geſchwind auff den Nacken / reit alſo fort / vnnd erwartet der Zeit / biß er jhm einen ſpitzi - gen Pfahl / den er mitbraͤcht / in der Naßloͤcher eines geſtecket (diß nennen wir Naßloͤcher / da er Athem durch ſchoͤpffet / vnd das Waſſer heraus blaͤſet) wann diß geſchehen / ſchleget er mit einem Knuͤttel dapffer auff jhn / vnd ſcheuſt jhn wol tieff zu grundt. Der Wallfiſch ſtelt ſich grewlich / er ſchlegt ſich im Meer hin vnnd her / vnd treibet das Waſſer auff die Berge / biß weilen ſincket er mit einem groſſen Geraͤuſch hinunder / ſpringet wider hinauff / weiß nicht was er fuͤr Vnſinnigkeit anfahen ſol. Der Jndianer helt ſich als ein Reutter auff ſeinem Pferdt / ſitzt fein ſtill / vnd damit er jhm ſeinen Schmertzen beſſern moͤchte / ſtoͤſt er jhm noch ein Pfal ins ander Naßloch / welchen er ſo wol hinein ſchleget / daß ers wol verſtopfft / vnd jhm alſo den Athem nimpt. Wann diß geſchehen / ſpringet er wieder in ſeinen Nachen / welchen er auff dem Wallfiſch jmmer nach ge - ſchleppet hat: Alsdann weichet er mit dem Nachen auff ein Seiten / vnnd leſt das Seyl / ſo er an Wallfiſch gemacht / weit genug ſchieſſen / der Wallfiſch aber / ſo lang er Tieffe genug hat / wuͤttet vnd tobet / zeucht all - gemachſam auffs Land / da er dann ſeiner groſſen Vngeſchickligkeit halben bald liegen bleibet / vnd mag we - der hinder noch fuͤr ſich kommen / von ſtund an koͤmpt ein groſſe menge Jndianer / vnnd wil ein jeder theil an der Beut haben: Sie ſchlagen jhn zu todt / zerſtuͤcken vnd theilen ſein Fleiſch / davon machen ſie / wanns tru - cken worden / ſchoͤn Meel / vnd backen Brodt daraus / das ſich dann lange Zeit halten kan.
An ſtatt der Mittellaͤndiſchen Seen / welche die Landſchafften der alten Weithaben / hat der Schoͤpf -Von den Seen vnd Teichen. Titicacca. fer dieſe newe Welt mit vielen ſtehenden Waſſern begnadet / deren etliche ſo groß / daß man ſie wol See nen - nen mag / Als in Peru der groͤſte See Titicacca / davon hieoben Meldung gethan / das Waſſer dieſes Sees iſt nicht ſo ſcharpff / als das Meerwaſſer / doch iſts ſo dick vnd truͤb / daß