PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Verliebte-Galante / Sinn-Vermiſchte und Grab - Gedichte.
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Hamburg und Leipzig /BeyChriſtian Liebezeit /Anno 1716.

Vorrede.

Geneigter Leſer!

WEil zuſagen Schuld machet / ſo habe mit der Herausgebung dieſer Gedichte mein in der Vorrede des verliebten Studen - tens gethanes Ver - ſprechen erfuͤllen wollen / ich geſtehe aber gleich anfangs / daß ich mich dadurch zu keinen Poeten zu machen ſuche; ich er - kenne meine Schwachheit / und mag mich nicht mit dem Icaro uͤberheben / weil ich ſonſt gleichen Zufall mit ihm erfahren wuͤr - de. Der Nahme Poet / iſt zwar leicht auszuſprechen / aber ſchwer zu erlangen / und ſolchen mit Recht ſich zuzueignen / iſt kein geringes / ich laſſe derowegen denen) (2dieVorrededie Ehre / welche von aller Welt vor recht - ſchaffene Poeten gehalten werden; wie dann ſolche denen Herꝛn von Lohenſtein / von Hoffmannswaldau / von Abſchatz / von Canitz / von Beſſer / Opitz / beiden Gryphiis / Muͤhlpford / Menantes / Philander von der Linden / Amaranthes / Neukirch und Neumeiſtern niemand abſprechen wird.

Es iſt zwar nicht ohne / daß ſich noch viel andere leſens-wuͤrdige Poeten finden / weil man aber nicht geſonnen iſt / einen gantzen Catalogum davon anzufuͤhren / ſo wird man ſie ſtillſchweigend uͤbergehen / ſie muͤſſen aber nicht meinen / daß ſolches aus Verachtung geſchehe / denn weil man ſich vor keinen Meiſter in der Poeſie aus - giebt / ſo folget daraus / daß man nicht ge - ſonnen / diejenigen zu verkleinern / welche der Welt durch ihre Schrifften ſchon ge - zeiget / daß ſie Poeten heiſſen.

Die Zuneigung / welche ich von Jugend auf zu der Poeſie gehabt / nahm immer mit den Jahren zu / und endlich wurde ich ſo kuͤhne / daß ich einige Gedichte auf - ſetzte / das Gefallen / ſo man zu ſeinen eige - nen Sachen hat / uͤberredete mich / daß ich eben nicht unrecht handeln wuͤrde /wennVorrede. wenn ich meinen natuͤrlichen Triebe fol - gete / und mich in der Dichtkunſt zu ver - beſſern ſuchete. Dieſem nach / war in muͤßigen Stunden die edle Poeſie meine Beluſtigung / wodurch ich auch manchen verdrießlichen Zufall erleichtert: Zuwei - len bin ich auch von guten Freunden um ein Gedichte angeſprochen worden / denen ich ſolches nicht verſagen koͤnnen / noch wol - len. Auf ſolche Art ſind nun dieſe Gedich - te gebohren worden; ihre Geburth geſcha - he ohne Schmertzen / die Federn durfften nicht aus Ungedult zerſtoſſen / noch die Oh - ren aus Mißvergnuͤgen gekratzet werden / und es ging alles ſo leichte zu / daß ich dahe - ro ſelber muthmaſſe / ſie duͤrfften wegen ihrer leichten Geburth eben von keiner ſon - derlichen Wichtigkeit ſeyn.

Wenn ſie nun ſchon daher einigen miß - fallen ſolten / ſo werden ſie doch andern ge - fallen / weil ſie in der erſten Jugend und uͤberdem in muͤßigen Stunden erzeuget worden / die Fehler ſo darinnen zufinden / muͤſſen nicht alle mir / ſondern der freyen Jugend / zugeſchrieben werden. Ein ernſt - haffter Seneca ſchreibet eingezogener / als ein feuriger Ovidius und dem Catoni wil) (3dieVorrede. die Aufffuͤhrung der jungen Welt nicht gefallen.

Meine Dreiſtigkeit weiter zu entſchul - digen / achte ich unnoͤthig zu ſeyn / denn ich weiß ſchon vorher daß ich damit alle uͤbele Vorurtheile und Scoptiſche critiquen mo - röſer und widriggeſinnter Gemuͤther nicht hindern und heben kan. Jch ſuche nichts mehr / als daß ein jeder Verſtaͤndi - ger mit einer leidlichen Cenſur ſelbige durchſehen / und geringe Fehler nicht hoch - aufmutzen moͤge. Es iſt keiner ohne Feh - ler / und wenn man alle Dinge ſcharff un - terſuchen will / ſo wird man mehr tadel - hafftes als ruhmwuͤrdiges antreffen; Denn die Vollkommenheit iſt eine Sache ſo nur in der Einbildung und einen guͤti - gem Urtheile des Leſers und Autoris be - ſtehen / ſonſt aber iſt ſie nirgends anzu - treffen. Es ſolte zwar nichts unvollkom - menes geſchrieben werden / wenn man aber ſchlechterdings darauf gehen wolte / ſo wuͤrde man wenig oder nichts in denen Buchlaͤden antreffen. Jch will meine Ge - dichte nicht ſelber ruͤhmen / aber auch nicht verachten / denn wenn ſie ja keinem gefal - len ſolten / ſo haben ſie doch die Vergnuͤ -gung /Vorrede. gung / daß ſie mir und andern ſchon vor mehr denn 12. Jahren gefallen.

Jch lobe und verachte ſie demnach nicht / weil beydes ſtraffwuͤrdig / ſondern uͤberge - be ſie dir mein Leſer / ein unpartheyiſches Urtheil davon zu faͤllen / du findeſt darin - nen Weltliche / Freuden - und Trauer-Ge - dichte / derſelben bediene dich nach deinem Gefallen / und wenn du etwan einen paſſio - nirten Tadeler antreffen ſolteſt / ſo habe die Guͤte / und weiſe Jhn zu vernuͤnfftiger Betrachtung ſeiner eigenen Fehler.

Fuͤr dieſe Hoͤflichkeit bin ich mit gezie - menden reípect

Geneigter Leſer

Dein Dienſt-ergebenſter Celander.

An den Herꝛn Autorem.

WO reine Liebes-Glut den holden Scepter fuͤhret /
Da iſt die Tichterey ein treuer Unterthan /
Und wo dieſelbe erſt nur das Clavier beruͤhret /
Da giebet jene gleich den Thon vernehmlich an.
Ein Cato wird hierbey gar eifrig Splitter richten /
Weil ſeine Leber Eyß / das Hertze eiſern iſt
Ein Plato aber faͤngt wol ſelbſten an zu dichten /
Wenn er ein ſchoͤnes Weib nur erſt einmahl gekuͤſſt.
Mein Freund / es zeugt dein Buch von Lieben und von Wiſſen /
Apollo ruͤhmt den Fleiß / er kennt dein Wiſſen wol.
Die Venus iſt hierbey zu deinem Danck befliſſen /
Daß dich vor deine Maͤh ein jeder lieben ſoll.

Hiemit legte bey Herausgebung dieſer Gedichte bey dem Hn. Autore ſeine Obligation an den Tag Deſſen Aufrichtiger Freund und Diener Copiantes.

An

An die Splitter-Richter.

JHr / die ihr alles wolt nach euren Urtheil richten /
Und alles fort verwerſſt / was euch nicht Probe haͤlt /
Gedencket richten iſt vielleichter als was dichten /
Und daß des Him̃els Thun nicht allen gleich gefaͤlt.
Gedenckt wer allzu kuͤhn den Richter-Stuhl beſteiget /
Der richtet ſich ſelbſt mit / und zeiget klaͤhrlich an /
Wie weit er es verſteht / wozu ſein Hertz geneiget /
So wie man an dem Knall ein Stuͤck erkennen kan.

Dieſes ſchrieb zur Bezeugung ſeiner Ergeben - heit des Autoris nicht unbekannter Freund und Diener Polidor.

Verzeichniß einiger Buͤcher welche von Chriſtian Liebezeit / verleget worden.

  • Allatii Leonis apes urbanæ S. de viris illuſtribus qui ab anno 1630 per totum 1632 Romæ ad - fuerunt ac typis aliquid evulgarunt, & Joannis Imperialis muſæum hiſtoricum virorum li - teris ill. elogia, vitas eor. compl. cum præf. Jo. Alb. Fabricii 8. 1711.
  • Arie ſcelte del opera d Henrico IV. R. di Caſti - glia da Giovanni Matheſon f. 1711.
  • Caſauboniana S. Iſ. Caſauboni judicia varia de ſcriptoribus & libris, obſervationes ſacræ ut & animadverſiones in Card. Baron. annales eccleſ. J. C. Wolfius edidit. 8. 1710.
  • Catalogus bibliothecæ Thuanæ a Petro & Jaco - bo Puteano ordine alphabetico primum di - ſtributus, tum a Iſm. Bullialdo ſecundum ſcientias & artes digeſtus, denique a Joſepbo Quesnel Paris Bibl. editus cum indice fol. & 8 1704
  • Colomeſii Pauli Presb. Eccl. Angl. & Bibl. Lamb. cur. opera ſc. gallia orientalis, varia opuſcu - la, bibliotheque choiſie, Epiſtolæ Sel. Cl. vi - rorum, obſervationes in varia ſ. ſcr. loca, pa - ralipomena ad Cavei Carthophilacem de ſcript. eccleſ., rome proteſtante, Icon Pres - byterianorum parallele de Ia pratique del egliſe ancienne & de celle des proteſtans de France, Lettre au Mr. Juſtel ſuͤr l hiſtoire critique du V. T. Melanges hiſtoriques, ca -talo -talogus MSC. codicum Iſ. Voſſii. D. Jo. Alb. Fabricius omnia edidit 4. 1709.
  • Daſſovii Theod. de pura doctrina ſanctiſſime cu - ſtodienda 4. 1713
  • Ejusd. juſta animadverſio in cordati evangelici inanem loquacitate temere effuſam 4. 1716.
  • Electa rei nummariæ ſ. ſelectæ diſſertationes de rarioribus nummis antiquis tam græcis quam latinis cum fig. 4. 1709
  • Fabricii D. Joh. Alb. bibliotheca græca ſ. notitia ſcriptorum vet. græcorum 7. Volumina 4.
  • Ejusd. memoriæ Hamburgenſes S. virorum Hamb. bene meritorum elogia & vitæ 4. vo - lumina 8. 1710. 1715.
  • Ejusd. Iſagoge in notitiam ſcriptorum hiſtoriæ gallicæ, qua contin. Andr. du Cheſne biblio - theca chron. ſcriptorum ab originibus R. Francici ad ſua usque tempora. C. Gryphii Script. ſæculi XVII. de rebus gallicis, & H. D. Meibomii diſſertatio degallicæ hiſtoriæ pe - riodis & ſcript. 8. 1708.
  • Ejusd. collectio obſervationum ſelect. in varia loca N. Teſt. S. R. Ramireſii de Parado pente contarchus, A Mori notæ in novum fœdus, & P. Poſſini ſpicilegium evangelicum 8. 1712
  • Ejusd. menologium. ſ. de menſibus 8. 1712
  • Ejusd. bibliographia antiquaria ſ. introductio in notitiam ſcriptorum qui antiquitates he - bracias, græcas, romanas & chriſtianas ſcri - ptis illuſtraverunt 4. 1716
  • Ejusd. vita Procli a Marino Neapolitano ſcripta gr. cum verſione latina & notis 4. 1700.
Ejusd.
  • Ejusd. de vita & morte Moſis libri III. autoris Rabb. cum obſervat. G. Gaulmini, accedunt pſeudo Dorothei, Tyrii & aliorum veterum apoſpaſmatia de vita prophetatrum apoſto - lor. & LXX. diſcip. Chriſti gr. & lat. Benſira & aliorum ſententiæ a Fagio & Druſio pri - dem edita, Nic. Calliſti menologium breve eccleſiaſticum 8. 1714.
  • Ejusd. centuria Fabriciorum ſcriptis clarorum 8. 1708
  • Ejusd. ſupplementa & obſervationes ad Voſſi - um de hiſtoricis græcis & latinis, qu. cont. Bern. a Mallincrot paralypomenon de hi - ſtoricis græcis, Lud. Nogarolæ de viris illu - ſtribus qui grace ſcripſerunt, Chr. Sandii no - in Voſſii libros de hiſt. latinis & Jo. Hal - lervordii ſpicilegium de hiſtoricis latinis. 8. Hamb. 1709.
  • Behmeni der liebliche und doch kriegeriſche Cupi - do in unterſchiedenen niederſaͤchſiſchen Liebes - Geſchichten vorgeſtellet 8. 1712.
  • Celanders verliebter Student / in einigen annehm - lichen und warhafftigen Liebes-Geſchichten / wel - che ſich in Deutſchland zugetragen vorgeſtellet 3. Theilie 8. 1710.
  • Ejusd. Hiſtoriſche Luſt-Grotte / in ſich haltend 100. Hiſtorien aus denen neueſten Scribenten zuſam - men geſetzet 8. 1710.
  • Ejusd. Die ungluͤckliche Princeßin Barſine aus Armenien in einer angenehmen Liebes - und Helden-Geſchichte vorgeſtellet 8. 1713
  • Ejusd. Der ſchwermende und doch geſcheite Cupi - do in einem luſtigen Roman. 8. 1715.
  • Funckens Chriſtian poetiſche Andachten uͤber die Kern - und Denckſpruͤche welche in denen Evan - gelien und Epiſteln enthalten / 8. 1713
  • Liebes-Geſchichte des Spaniſchen Marcheſen Don Roderigo und Prinzeßin Donna Sylvia Man - cadada, von Philopatore 8. 1707
  • -- -- -- Lyſanders und Caliſtens 8.
  • Menanders poetiſirende Welt / in auserleſenen Gedichten 8. 1705
  • Selamintes die gluͤckliche und ungluͤckliche Liebe / oder der Unterſchied der menſchlichen Gemuͤther / 8. 1711.
  • Elrindo Emblematiſche vermiſchte Gedancken uͤber mancherley curieuſe Sachen der alten und neuen Welt / in 26. Sinnbildern und Kupffern fuͤrgeſtellet / 4. 1709.
  • Thaler-collection oder continuation derer in de - nen Hiſtoriſchen remarques der Welt mitge - theilten Reichs - und anderer Thaler 1. biß 6te Scatola / 4. 1709
  • Weg zur Gluͤckſeligkeit aus dem Frantzoͤſiſchen des Herꝛn Formentin uͤberſetzet / 8. 1709
  • Wolterecks Chriſt. geiſt - und weltliche Cantaten / Oden / und Arien nebſt einen Anhang einiger andern Gedichte / 8. 1713
  • Wuͤrtzers / Hern. Harmonia Evangelico-Bibli - ca, oder Ubereinſtimmung der Heil. Schrifft im Evangelio. Worin / nach den Sonn - und Feſt-Tags Evangelien / die gantze Bibel homi - letiſch durchgangen / eines jeden Buchs Autor und Jnhalt / nach der Ordnung / gezeiget / und ſo dann der fuͤrkommende Evangeliſ. Text aus demſelben Buch erklaͤhret wird. 4. 1716.
[1]

I. Verliebte und Galante Gedichte.

Amors Schaͤtze.

Naͤchſt; da der Phoſphorus ſchon durch die Wolcken
brach /
Und dieſe dunckle Welt mit ſeinem Licht beſtrahlte;
Da Titans guͤldner Schein von ferne allgemach /
Auf der bethanten Au wie Diamanten prahlte.
Da ſuchte Seladon zu ſeinem Zeit-Vertreib /
Jm Garten ſeine Luſt; in den belaubten Aeſten /
Schlug hier ein Vogel an / dort lockte ihn das Weib;
Der ſuͤſſe Morgen-Wind / die ſanffte Lufft von Weſten.
Bließ ihm von Roßmarin ambrirten Odem an /
Der Floren bunte Schooß von ſchoͤnen Blumen glaͤntzte /
Mit mehr denn Koͤnigs-Pracht geziemend angethan /
Der Tulpen hohes Haupt ein ſchoͤner Krantz bekraͤntzte /
Die Hyacinthe ſtund in ihrer vollen Pracht /
Die Nelcken lieſſen ſich hoch-auffgebruͤſtet ſehen /
Die Lilje prahlete / wie ſie ſo ſchoͤn gemacht /
Die Roſe zeigte an / daß es mit recht geſchehen /
Da ſie zur Koͤniginn der Blumen ſey ernennt /
Narciſſus ließ alldort die weiſſen Locken hangen /
AUnd2Verliebte und galante Gedichte.
Und ſchien aus Ubermuht noch in ſich ſelbſt entbrennt /
So ſah er ſeine Luſt an ihrem ſtoltzen Prangen /
Und ging mit ſanfften Schritt durch das Saphirne Gras /
Zu einem Manlbeer-Baum und deſſen kuͤhlen Schatten /
Allwo die Lieblichkeit in vollem Schmucke ſaß /
Die Ruhe nahm ihn auf in die bekleeten Matten.
Kaum aber hatt er ſich aufs weiche Gras gelegt /
Als ihm ein ſuͤſſer Schlaff die matten Augen ſchloſſe /
Da doch ſein Geiſt in ihm von hoͤhern Trieb erregt /
Recht ungemeine Luſt in dieſem Schlaff genoſſe.
Denn es erſchiene ihm der kleine Liebes Gott /
Und ſprach: wenn Seladon will meine Schaͤtze ſchauen?
So folge er mir nach in jene dunckle Grott /
Wenn er mir folgen will / und meinen Worten trauen?
So zeigt ihm meine Gunſt der Liebe Auffenthalt.
Der Antrag mugte gleich dem Seladon behagen /
Drum ging er Amorn nach / gelangte auch gar bald
Mit ihm daſelbſten an / wo deſſen ſchaͤtze lagen.
Der Grotten Finſterniß im Augenblick verſchwand /
Er ſah durch einem Blitz viel Fackeln angezuͤndet /
Und wuſte nicht wer ſie ſo ſchleunig angebrandt /
Dis ſind die Schaͤtze all / die man von Gold hier findet:
Hub Amor lieblich an / doch iſt der beſte Schatz
Jn jenem Cabinet dir noch verborgen blieben /
Verwunder dich des nicht / iſts gleich ein enger Platz /
Wo dieſer Schatz jetzt liegt / ſo muſt du ihn doch lieben.
Cupido zog hiemit ein duͤnnes Tuch bey ſeit /
Und zeigte ihm daſelbſt ein ſchoͤn geputztes Bette /
Darinnen lag ein Menſch mit Roſen uͤberſtreut /
Sonſt ward er nichts gewahr im gantzem Cabinette,
Und doch ſolt Amors Schatz daſelbſt verborgen ſeyn /
Da ſolten Cypripors koſtbahrſte Schaͤtze liegen!
Wo man kein Silber ſah / kein Gold / noch Demant-Stein /
Er dachte kleiner Schalck / du ſolt mich nicht betriegen /
Wie du im Sinne haſt; hier ſiehe Seladon:
Hub Amor zornig an mit harter Stimm zu ſprechen /
Verdammter Spoͤtter Geiſt / jetzt ſoll die Schoͤnheits-Sonn
Nach kurtzer Zauderung aus dunckeln Wolcken brechen.
Jn[-]3Verliebte und galante Gedichte.
Jndem er dis geſagt / war auch das Bett entdeckt /
Er ſah ein Weibes-Bild / ſo gantz der Venus glieche /
Das hatte vorwerts ſich gantz nackend ausgeſtreckt /
Vor deren Schoͤnheits Glantz Helenens Schein erblieche.
Jhr gold entflammtes Haar / die Alabaſter Stirn /
Der blauen Augen Blitz / und die ſo ſchoͤnen Wangen
Wie Minch und Milch vermiſcht / verruͤckten ſein Gehirn /
Der wohl-formirte Mund ließ die Rubinen prangen /
So die Natur dahin zu unſer Luſt geſetzt /
Das Kinn war zugeſpitzt / der Hals als Marmor ſchiene /
So kuͤnſtlich als wenn ihn Pygmalion gemetzt.
Die Bruͤſte zeigten ſich wie eine Liljen Buͤhne.
Bald wie ein Marmor Meer / da Amors Winde wehn /
Es ließ dis ſtille Meer nur ſanffte Wellen ſpielen /
Des Bulgen Alabaſt darauf Corallen ſtehen.
Die Schiffer duͤrffen da kein Ungewitter fuͤhlen /
Weil der erwuͤnſchte Port ſchon in der Naͤhe iſt /
Der Wollen-weiche Bauch / der prangte mit Turckoſen /
Die ihre weiſſe Haut in ſchoͤnſter Zierde kuͤſt.
Die Huͤfften zeigten ſich wie weiſſe Anmuhts-Roſen /
Darzwiſchen die Natur ein ſchoͤnes Schloß gebaut.
Da ragte es hervor mit ſeinen Marmor Spitzen /
Darnach ein jedes Schiff als ſeinen Pharos ſchaut.
Liegt man in dieſem Port / ſo lacht man zu den Blitzen /
Kein rauher Sturm verdirbt der Wolluſt Lagerſtadt /
Da iſt der Sammel-Platz der allerſuͤßten Luͤſte /
Und Amor ſeinen Sitz in dieſer Gegend hat.
Dis iſt der ſchoͤne Wald und die beliebte Wuͤſte /
Der Liebe Paradies / der Luͤſte Canaan:
Wohin einjeder wuͤnſcht und unſer Reitzung ſtrebet /
Der Venus Muſchel-Schloß / Cupidens Luſt-Altaan /
Der ſeine Gegend ziert / und ihren Pracht erhebet.
Rubinen kroͤneten den Alabaſter Thron /
Zu welchem Koͤnige ſich auch in Demuht beugen /
Und vor ihm niederſtreun Hertz / Scepter / Reich und Kron /
Die da von ihrer Treu als Geiſſel muͤſſen zeugen.
Des Leibes Untertheil war auch wol werth zu ſehn /
Die Helffenbeinern Knie / die Spiegel-glatten Beine /
A 2Der4Verliebte und galante Gedichte.
Der wohlgemachte Fuß / und die galanten Zeen /
Die ſchienen faſt geſchnitzt aus weiſſen Marmor Steine /
Hier ſiel die Decke zu / die Kurtzweil war vorbey /
Ohn daß er dieſes Bild demuͤhtig koͤnnen gruͤſſen /
Das Amor ihm gezeigt / daß es das ſchoͤnſte ſey.
Drauf muſt er ſeine Luſt mit herben Schmertzen buͤſſen /
Als der erzuͤrnte Gott ihn in das Hertze ſchoß /
Und ſprach: ſo muß ich dich / verruchter Spoͤtter lohnen /
Weil du entweyhet haſt Dionens Anmuhts-Schloß /
Fort packe dich dahin / wo Plutons Geiſter wohnen.
Hierauf verſchwand er ihm / die Fackeln gingen aus /
Er war mit groſſer Furcht mit herber Angſt umgeben /
Er tapte an der Wand / er fand kein Grotten-Haus /
Und ſah ein Jrwiſch-Licht mit ſchrecken um ihm ſchweben.
Demſelben folgte er zu ſeinem Schaden nach /
(Weil deſſen falſcher Schein auch Wachende bethoͤret)
Biß daß er endlich kam an einen groſſen Bach;
Wie nun ſein Ohr den Strohm und deſſen Brauſen hoͤret.
Da hatt er ſeinen Fuß ſchon in dem Fluß geſetzt.
Er lieff in Eyl zuruͤck / und floh des Jrwiſchs Schatten /
Weil er den Folgenden durch ſeinem Schein verletzt.
Doch ſah er ihn vor ſich mit vielen andern gatten /
Bis daß er endlich gar im Augenblick verſchwand.
Drauf war das gantze Feld mit Finſterniß bedecket /
Und er verharrete an dem bemooßten Strand.
Hier wurde er aus Noht / aus Furcht und Schlaff erwecket /
Denn ſeine Lesbia, die ſchenckte einen Kuß /
Dem treuem Seladon auf die erblaßten Wangen.
Er ſprung geſchwinde auf / fiel Lesbien zu Fuß /
Und ſprach: wohin mein Licht / mein eintziges Verlangen?
Cupido ſoll dennoch von mir geaͤffet ſeyn;
Sein Zorn iſt Kinder-Spiel / ſein Pfeil der wird verlachet /
Er darff zu unſer Luſt nicht bitter Wermuht ſtreun /
Weil ihr galantes Kind vor euren Liebſten wachet.
Die Worte hatte er im Schlaffe weggeredt /
Und nicht darauf geacht / daß Lesbia entwichen.
Die Falſche hatte ſich freywillig abgedreht /
Und weil die Liebe todt / die Treu dazu verblichen /
So5Verliebte und galante Gedichte.
So ſolte Seladon der Falſchheit Opffer ſeyn;
Es ſolte ihm der Kuß zur letzten Oehlung dienen /
Und ihrer Lippen-Gifft vermehren ſeine Pein.
Sie ſagte bey ſich ſelbſt: nun iſt| der Tag erſchienen /
An welchem Seladon aus Kummer ſterben muß.
Allein / ob Amor ihn durch ihren Haß gleich beuget /
So lebt und lebet er dennoch ihr zum Verdruß /
Er ehrt das ſchoͤne Bild / das Amor ihm gezeiget /
Und bannet Lesbien auf wuͤſte Jnſuln hin /
Wo Loͤw und Tyger-Thier bey Baſilisken wohnen.
Es ſcheint ſein gluͤckes Stern / und lencket ſeinen Sinn /
Daß er die Falſche muß mit gleicher Muͤntze lohnen.
Verlaͤſt ihn Lesbia, ſo flieht er ihren Gang /
Spielt ſie mit ihrer Tren / ſo lacht er ſeiner Schwuͤre /
Zuͤrnt Cupido mit ihm / ſo ſagt er ihm doch Danck /
Wie er den Liebes-Brand nicht in der Seelen ſpuͤhre /
Den gegen Lesbien er ſonſt bey ſich gehegt.
Er nehrt die keuſche Brunſt / die ſein Gemuͤht er quicket /
So Amourettens - Bild daſelbſten angelegt;
Nachdem ihn Cypripor durch ihren Leib beruͤcket /
So zuͤndet ihr ſein Geiſt gebuͤhrend Weyrauch an /
Er ſchaͤtzet ihre Schooß mehr als der Heyden Goͤtter /
Weil ſie diejenigen zu Sclaven machen kan.
Vor dieſem beugen ſich auch die verruchſten Spoͤtter /
Und ſtreun dem Schooß-Altar den beſten Weyrauch auf.
Jm Felde prahlet Mars, hier muß er doch erliegen /
Die Venus zaͤhmet ihn / und hemmet ſeinen Lauff;
Siegt er gleich Fuͤrſten an / ſie kan er nicht beſiegen /
Er ſencket ſich erhitzt in ihre hole Schooß /
Und kuͤhlet bey ihr ab die heiſſen Liebes Flammen /
Die Venus ſpannt als dann den Anmuhts-Guͤrtel loß /
Und fuͤhret alle Luſt in dieſem Kreyß zuſammen /
Woher die Liebe ſelbſt den erſten Urſprung hat /
Wo ſie des Tages-Schein zum erſten hat genoſſen /
Als ſich ihr Muſchel-Schloß in bittrer See auffthat.
Die Reitzung iſt daſelbſt mit ihr zugleich entſproſſen /
Drum ſehnet jedes Schiff nach dieſem Haven hin /
Hier wuͤnſchet jede Jagd den Ancker auszuwerffen /
A 3Der6Verliebte und galante Gedichte.
Der Schiffmann ſpricht: Nun ich in dieſem Haven bin /
Muß Jupiter umſonſt die Donner-Keile ſchaͤrffen /
Sein gelb-geflammter Strahl wird hier nicht mehr geacht /
Er ſelbſten wurd ein Schwaan um Ledens Schooß zu kuͤſſen /
Europa wurd von ihm in Stiers Geſtalt gebracht
Nach Creta, wo er ſie in Ruhe kunnt genieſſen /
Hier zeigte Jupiter durch ſein Exempel an /
Daß ſeine Staͤrcke muß vor Cypris Krafft entweichen /
Was keine Creatur von ihm erhalten kan /
Kan Acidalie mit leichter Muͤh erreichen.
Kein Wunder / daß der Menſch ſich nach dem Gute ſehnt /
Was ſelbſt der Goͤtter Zunfft / ſo ſehnlich hat begehret /
Wozu uns die Natur von Kindheit angewehnt /
Davon kein Uberfluß die Liebenden beſchweret.
Nun hatte Seladon der Lesbis abgeſagt /
Er wolte ihre Pracht hinfuͤhro nicht mehr ehren /
Weil aber noch ſein Hertz von Liebe ward geplagt /
So ließ er dieſem Spruch auf ſeinem Ruͤck-Weg hoͤren.
Cupido, der du mich durch deinen Schein beruͤckt /
Und in ein Schatten-Bild den luͤſtern Geiſt en tzuͤndet /
Mach ander Orten mich durch deine Gunſt begluͤckt /
Daß Lesbiens Verluſt die Bruſt nicht mehr empfindet.
Weis mir ein Maͤdgen an / das Amouretten gleicht /
Jn deſſen Angeſicht ſichSchoͤn - und Keuſchheit kuͤſſen.
Wo von dem Wangen-Feld die Roſe niemahls weicht /
Und ſolche Bruͤſte hat / den Liljen weichen muͤſſen.
Das Hertze laß wie Sammt / nicht Stahl und Eiſen ſeyn /
So daß ich ohne Quaal ihr Hertze mag gewinnen /
Und ſie mich mitder Zeit nimmt in die Muſchel ein /
Wo Seel in Seele ruht / und Geiſt-in Geiſter rinnen.

Die unvollkommene Schoͤnheit.

Ob gleich die Lilien mit ſtoltzem Silber prangen /
Sieht man doch manchen Fleck an ihrem Marmor hangen /
Der ihrer Wunder-Zier den groͤßten Glantz beraubt /
Und ihrer Blaͤtter Pracht mit dunckler Nacht behaubt.
Die Krone / und die Zier des angenehmen Lentzen /
Der Blumen Koͤniginn mit ihren Purpur-Kraͤntzen /
Prangt7Verliebte und galante Gedichte.
Prangt zwar im ſtoltzem Schmuck / doch weil ſie Dornen hegt /
So kommt es / daß man offt vor Roſen Abſcheu traͤgt.
Der bluͤhende Saphier, die Herrſcherinn des Gruͤnen /
Das koͤſtliche Gewaͤchs die praͤchtigen Jesminen,
Die prangen an dem Strauch / und bluͤhen maͤchtig ſchoͤn /
Doch iſt bey dieſer Pracht offtmahls ein Wurm zu ſehn.
Der Seiden reiche Sammt iſt nicht ohn alle Fehler /
Der Dafft und theurer Stoff zeigt ungerade Thaͤler /
Der ſchoͤnſte Diamant iſt nicht von Mackeln rein /
Den Perlen fehlt etwas bey ihrem klahren Schein.
Das Auge dieſer Welt zeigt auch verſchiedne Flecken /
Die ihm bald hie bald dort das reine Feur bedecken
Des Monden ſilber Licht iſt nicht von Maͤngeln rein /
Die ihm bey ſeiner Pracht mit eingeſaͤmet ſeyn.
Ja bey dem Kunſt-Gebaͤu / den hellen Himmels Buͤhnen /
Jſt die geſchmuͤckte Pracht mit Mangel auch erſchienen /
Jndem das Sternen-Heer / ſo luſtig Wache haͤlt /
Sich nicht vollkommen ſchoͤn in ſeinem Schmuck darſtelt.
Der weiſſe Marmor-Stein / der glatte Alabaſter /
Hegt Mackels mancher Art in ſeinem ſtlber Pflaſter /
Rubinen und Schmaragd / den Tuͤrckiß und Saphier,
Die findet man befleckt bey ihrer netten Zier.
Des Meeres Wunder-Wald / die aͤſtigten Corallen /
Der Erden Demant-Glaß die klahren Berg-Cryſtallen /
Und was von dieſen mehr die gantze Ruͤndung hegt /
Jſt nicht gantz ſchoͤn da es auch Maͤngels an ſich traͤgt.
So auch die kleine Welt / das artige Geſchlechte /
Das in die Banden legt / und uns heiſt ihre Knechte /
Das ſchoͤne Jungfern Volck / der unſchaͤtzbahre Schatz /
Der giebt bey ſeiner Pracht verſchiednen Maͤngeln Platz.
Die Haare / ſo als Gold / als lichte Perlen prahlen /
Die muͤſſen / ob gleich ſpaht / die alte Schuld bezahlen /
Und ſagen / daß ſie nicht von allem Mangel frey /
Die andern fallen auch derſelben Meynung bey.
Die glatte Marmor-Stirn / der Alabaſter Huͤgel /
Hengt / wie ein Pfau / beſchaͤmmt die ſonſt gerichten Fluͤgel /
Wenn ſie den Silber-Schein nicht gantz vollkommen ſieht /
Und ihre Himmels-Burg / ein Mangel Dufft bezieht.
A 4Die8Verliebte und galante Gedichte.
Die Sternen des Geſichts / die Sonnen gleichen Augen /
Die muͤſſen offt Verdruß aus ihrem Fehler ſaugen /
Daß ihnen Perlen gleich das Zaͤhren-Saltz abrinnt /
So ihren hellen Schein mit Trauer-roht entzuͤndt.
Die Roſen / ſo in Milch geſetzet auf den Wangen /
Wie Purpur und Scarlat im ſtoltzem Schmucke prangen /
Beziehet auch gar bald ein bleicher Todes-Schein /
Und zeiget / daß ihr Glantz nicht kan beſtaͤndig ſeyn.
Der ſchoͤne Zucker-Mund / und die Zinnober Lippen
Beſchaͤmen den Rubin / und die Corallen Klippen /
Doch ſetzt ein kurtzes Nu den rohten Schein in Eyß /
Und faͤrbet den Rubin mit ſeinem Kalcke weiß.
Das glatte Marmor-Kinn / der ſchoͤne Hals / die Kaͤhle /
Die trotzen dem Cryſtall / als wenn nichts ihnen fehle /
Allein / ſie ziehen bald die ſtoltze Pfeiffe ein /
Und zeigen / daß ſie gleich den andern ſchadhafft ſeyn.
Bald aber darff ich nicht die ſchoͤne Bruſt verachten /
Wohin ein jeder wuͤnſcht / wohin wir alle trachten /
Wo ſich die ſuͤſſe Luſt in Schwanen eingekleidt /
Und ſtets ein neues Was auf unſer Geiſter ſtreut.
Allwo die Lieblichkeit ihr Wohn-Zelt auffgeſchlagen /
Dahin die Gratien als zarte Bienen tragen /
Das Zucker unſrer Luſt / der Seelen Honig Seim /
Der Geiſt zu Geiſtern fuͤgt durch zaͤhen Liebes Leim.
Wo Aphrodite, wo die Liebes - Goͤtter wohnen /
Da man die Wolluſt ſieht auf ſuͤſſer Anmuht Thronen /
Wo Edens - Garten uns den frohen Eingang zeigt /
Da ſich ein Balſams-Strauch zu unſern Dienſten reicht.
Doch dieſes alles macht die Bruͤſte nicht vollkommen /
Es wird dem ſchoͤnen Paar auch Glantz und Luſt benommen /
Wie Marmor fleckig iſt / das Sonnen-Licht nicht rein /
So kan auch deren Pracht nicht uͤber-irrdiſch ſeyn.
Der rund-gewoͤlbte Bauch prahlt wie ein heller Spiegel /
Jn deſſen Mitten ſteht des Nabels runder Huͤgel /
Der weiſſer als Albaſt / und glaͤtter noch als Eyß /
Jndem er in ſich haͤlt der Wolluſt Zauber Kreyß.
Durch einem Blick kan er den Geiſt in Flammeu ſetzen /
Und ob ihm ſchon was fehlt / wil er uns doch ergoͤtzen.
Er9Verliebte und galante Gedichte.
Er pochet gar darauf / daß er den Wolcken gleicht /
Und denckt nicht / daß der Schmuck im Augenblick entweicht.
Allein / wer will die Schooß / die ſchoͤne Schooß beſchaͤmen?
Woher wir unſer Licht / und unſer Leben nehmen /
Wo die Gedancken hin / und jeder Wuͤnſchen geht /
Woher was koͤmmt und wird in Leib und Seel beſteht.
Den Sammel-Platz der Luſt / den Ebenbild des Leben /
Das jene erſte Welt veraͤchtlich hingegeben /
Und unſer Wohl verſpielt / verlachet jene Luſt /
Daß uns im Schatten-Werck nur wird die Luſt bewuſt.
Das ſchoͤne Morgenland / die rechte Gluͤckes Jnſuli
Dionens Wunder-Schloß; allein hier fehlt der Pinſul /
Zu mahlen ſeine Pracht / die alles uͤbertrifft /
Weil Liebreitz und Cyther es ſelbſten angeſtifft:
Rubinen und Albaſt / die dieſe Grotte zieren /
Und uns in einem Gang voll ſuͤſſer Fruͤchte fuͤhren /
Sind nicht von Sodom her / nicht falſcher Augen Schein /
Dieweil ſie von dem Baum des erſten Garten ſeyn.
Wer will / kan dieſer Pracht nur ihre Fehler zeigen /
Jch halte ſchon den Mund und werde davon ſchweigen.
Jch zaͤhme meine Hand / und zwinge meinen Kiel /
Wenn er zu deſſen Schimpff nur etwas ſchreiben will.
Mit jenem Mahler will ich mich mit Schweigen decken /
Und Schweigend uͤbergehn was ſelben kan beflecken /
Jch ſage nichts von Luſt / von Pracht / noch deſſen Zier /
Und werffe vor dem Fehl die Schweigens-Decke fuͤr.

Antwort einer Comœdiantinn / auf eines Barons Liebes-Declaration.

Baron!
wenn eure Hand die Slaven Ketten traͤget /
Und wenn eur Hertz ſo ſpricht als eure Feder ſchreibt?
So ſpuͤhr ich / daß mein Hertz ein ſolcher Trieb beweget /
Denn die erfreute Bruſt den Sternen ein verleibt. A 5Al -10Verliebte und galante Gedichte.
Allein! bald kan ich nicht den ſuͤſſen Worten trauen /
Und meine Hoffnung faͤlt / die mich ſo ſehr ergoͤtzt.
Wie! wenn ein Adler kan nur in die Sonne ſchauen /
So iſt der Unterſcheid ſchon zwiſchen uns geſetzt.
Erweg ich euren Stand / ſo kan ich euch nicht gleichen /
Und muß als eine Magd vor eurem Anſehn weichen.
Der Fuͤrſte des Metals miſcht ſich mit keinem Eiſen /
Das Silber machet ſich mit Stahle nicht gemein;
Der Eiſen Stein will nur des Nord-Winds Gegend weiſen /
Und ein geſchliffen Glas hoͤrt nicht zum Demant Stein.
Das niedrige Geſchlecht daraus ich bin gezeuget /
Und eure Trefflichkeit die ſcheelen gar zu viel;
Des Jcars Hochmuth wird durch ſeinem Fall gebeuget /
Wenn er ſich allzu nah der Sonnen machen will.
Die Semele verbrennt / wenn ſie den Zeus will lieben /
Und wird an ſtatt der Luſt in Flammen auffgerieben.
Jedoch die Liebe heiſt mir viel ein Anders hoffen /
Jch nehme ihren Troſt mir zum Vergnuͤgen an:
Was am Geſchlecht und Stand bey mir nicht eingetroffen /
Ein dienſt-ergebnes Hertz gantz wohl erſetzen kan.
Es haben Koͤnige diejenigen geliebet /
Die das / was ich jetzo / vor dem geweſen ſind.
Der Teutſchen fuͤnffter Carl verliebte Blicke giebet /
Wenn ſeinen Helden-Geiſt ein ſpiel lend Weib entzuͤndt.
Der Franckreich uͤberwand / und ſeinen Koͤnig bindet /
Bey der Blumbergerin die Sclaven Ketten findet.
Die Gabrielle zwingt der Frantzen groſſen Koͤnig /
Der in der Herrſcher-Zahl der vierte Heinrich hieß /
Es iſt ſein Helden-Muht vor ihrer Macht zu wenig /
Jhr angenehmer Strahl ihm ſeine Schwachheit wies. Hiſpanjens Philipp faͤlt vor einer Calderone,
Jhr Schau-Platz iſt der Platz / wo er das Feld verlohr.
So macht die Liebe gleich Schau-Plaͤtze und die Throne /
Und zieht ein ſpielend Weib offt hohen Damen vor. Die11Verliebte und galante Gedichte.
Die Liebe machet gleich was Cron und Purpur traͤget /
Und was mit groben Tuch und Lumpen iſt beleget.
Jch lege nun die Furcht in meinem Hertzen nieder /
Jch glaube was ihr ſchreibt / und liebe / weil ihr liebt /
Hat euren Geiſt beſtrickt? die Schoͤnheit meiner Glieder /
So wiſſet / daß eur Stand mir gleiche Banden giebt.
Jch will Dianen nicht in dieſem Stuͤcke gleichen /
Wenn ſie dem Acteon ſein Todes-Urtheil ſpricht.
Sie ſoll an Freundlichkeit und Liebes-Brunſt mir weichen /
Wenn ſie den heiſſen Sinn nach Latmus Spitzen richt.
Jhr ſollt Endymion, ich will Diane heiſſen /
Kan meine Bruſt ſchon nicht als ihr Planete gleiſſen.
Jhr ſeyd kein Mahomed, der die Irene toͤdtet /
Die ihm vor kurtzer Zeit ſein Abgott muſte ſeyn.
Und iſt der Falſchheit-Kraut in euch gantz ausgegaͤttet?
So nehm ich ohne Sturm den ſchoͤnen Krieger ein.
Muß Conſtantinens - Burg in Flammen untergehen /
Weil es der Tuͤrcken Macht nicht widerſtehen kan?
So ſoll kein Widerſtand in meiner Bruſt geſchehen /
Vielleicht ſieht eure Macht die Demuht gnaͤdig an.
Auf meinen Thuͤrmen weht ſchon die Ergebungs Fahne /
Und der Accord iſt nur: liebt immer die Diane.

Gedancken uͤber die Liebe der Heydni - ſchen Goͤtter / nach dem Lateiniſchen des Herrn Stigelii.

Wenn das ein Fehler iſt / daß ich verliebet bin /
So muͤſt ihr Goͤtter doch hier durch die Finger ſehen /
Weil Amor ebenfals bezwungen euren Sinn /
Und ſeinen ſcharffen Pfeil in euch hat laſſen gehen.
Es12Verliebte und galante Gedichte.
Es muſte Jupiter der Liebe dienſtbahr ſeyn /
Umſonſt nennt man ihn nicht Stier / Widder / Schwaan
und Regen /
Er kleidete darum ſich in ſolch Weſen ein /
Damit nach Hertzens-Wunſch der Lieb er koͤnte pflegen.
Neptun hat in der Fluht offt lichter loh gebrennt /
Sein Hertze iſt entzuͤndt durch heiſſe Gluht geweſen.
Auf daß ein ſchoͤnes Kind von ihme wuͤrd erkennt /
So ließ zum Schaͤffer ſich der Phœbus auserleſen.
Die Goͤttin / ſo der Welt die ſuͤſſen Schmertzen macht /
Hat offt ihr eigen Schwerdt auf ihre Bruſt gewetzet.
Jhr lahmer Ehe-Mann iſt offt von ihr verlacht /
Wenn mit dem tapffern Mars ſie ihre Bruſt ergoͤtzet.
Jndem ſie einſt mit ihm die ſuͤſſe Wolluſt treibt /
So wird ſie vom Vulcan im Ehe-Bruch erfunden.
Man redete ſonſt nichts / als daß er ſchlimm beweibt /
Und ſeiner ward gedacht / wo nur zwo Goͤtter ſtunden.
Selbſt Juno, der die Lieb ein Dorn im Auge war /
Hat mehr denn einmahl ſich im Eh-Bruch laſſen kuͤſſen!
So reiſt mich Amor auch zu ſeinen Brand-Altar /
Und der / der alles zwingt / hat mich auch zwingen muͤſſen.

Als man einem Frauen-Zimmer einge Galanterien uͤberſandte.

Sonnet.

Wenn dort Cleopatra, das Wunder ihrer Zeit /
Den feurigen Anton mit ihrer Gunſt erfreut /
Und dieſer ſolche Huld mit Dancke will erkennen;
So muß ein Koͤnigreich ſie ſeine Goͤttinn nennen.
Gantz Cappadocien ihr ſuͤſſen Weyrauch ſtreut /
Und Syrien wird ihr zum Tempel eingeweiht;
Man ſiehet uͤberall viel tauſend Opffer brennen /
Nichts als der Todt ſoll ihn von ihrer Liebe trennen.
Jch / der ich gleiche Gunſt von eurer Huld empfangen /
Will / ob ich ſchon nicht kan mit Kron und Scepter prangen /
Und13Verliebte und galante Gedichte.
Und kein Monarche bin / euch auch erkenntlich ſeyn /
Mein Hertze will ich euch zu einem Tempel ſchencken /
So an der Probe Gold / an| Treue Demant Stein /
Nebſt etwas Weniges zu einem Angedencken.

An die Nacht / als ihm ſeine Maitreſſe eine 2Nacht-Luſt verheiſſen.

Du mir verhaßte Nacht / und ihr furchtſamen Schatten /
Wie lange ſoll eur Flor die Erde uͤberziehn?
Wenn wollet ihr doch weg vor Titans Strahlen fliehn?
Wenn kuͤhlt Aurorens Thau die bund-geſtickten Matten?
Wie lange waͤhrt es noch mit euch ihr blaſſen Sternen?
Wenn ſoll eur ſilber Licht / Diana, untergehn?
Und warum muͤſſet ihr ſo lang am Himmel ſtehn?
Ach / koͤnnt ihr euch denn nicht auf mein Geheiß entfernen!
Beliebter Tag brich an / geht auf ihr guͤldnen Strahlen /
Vertreibt die Finſterniß / die uns umſchloſſen haͤlt / Matuta zeige dich doch der betruͤbten Welt /
Und laß dein Purpur-Kleid die Wolcken feurig mahlen.
Verwegner / hoͤre ich ſchon in der Lufft erſchallen /
Entſieht ſich nicht dein Stoltz / Herr der Natur zu ſeyn?
Ja! willigten wir ſchon in dein Begehren ein /
So iſt uns unbewuſt / warum wir dir gefallen.
Sag an / warum du wilt / daß es ſoll helle werden?
Vielleicht kan es geſchehn / daß du erhoͤret wirſt /
Daß Cynthius ſich zeigt / und daß der Sternen-Fuͤrſt
Von hinnen weichen muß mit traurigen Gebaͤrden.
Hoͤrt denn die Urſach an / ihr angenehmen Luͤffte /
Sprach mein erfreuter Mund / die mich dazu bewegt / Caliſte, die mich ſonſt hart zu begegnen pflegt /
Bey der ich um den Port als ein Verlaßner ſchiffte;
Hat mir die ſuͤſſe Luſt auf Morgen nun verſprochen /
Es iſt ihr ſchoͤner Schooß zu meiner Luſt bereit /
Der Schooß / wo tauſend Luſt die Liebe ausgeſtreut.
Ach waͤre doch der Tag nur erſtlich angebrochen!
Der14Verliebte und galante Gedichte.
Der angenehme Tag / der ſo viel ſuͤſſer Luͤſte /
Und tauſend Lieblichkeit im Geiſte mir verſpricht /
Von der / der an Geſtalt und Zierde nichts gebricht;
Die noch beliebter macht das Paar der ſchoͤnen Bruͤſte.
Wenn aber ich dis Bild ſoll deutlicher beſchreiben /
So wird das Eben-Holtz den Haaren beygeſetzt /
Das ſchwartze Augen-Paar erquicket und verletzt /
Die Majeſtaͤt laͤſt ſich nicht von der Stirnen treiben.
Die Wangen ſind der Ort / wo eine Hochzeit machen /
Der Liljen weiſſe Pracht und ſchoͤner Roſen-Bluͤth /
Ein heller Purpur auf den ſchoͤnen Lippen gluͤth /
Bey dem die Gratien mit ſammt der Anmuht wachen.
Der angenehme Schmuck der weiſſen Marmor-Wellen /
Stellt eine Gegend vor die Cypripor beſchifft /
Weil ihn kein harter Sturm auf dieſer Fahrt betrifft /
Die Winde dieſes Meer zu keiner Zeit verſtellen.
Da liegt das Vor-Gebuͤrg wo gute Hoffnung wohnet /
Ein Pharos leuchtet da bey Tage als bey Nacht /
Allwo Cytherea das Feuer angemacht /
Daran kein Marmor-Stein noch Zieraht iſt geſchonet.
Darauf zeigt ſich der Port / die angenehme Stelle /
Allwo die Lieblichkeit in lauter Roſen ſitzt /
Ein ſchoͤner Myrthen-Wald den Ort der Anfuhrt ſchuͤtzt.
Da iſt der kalte Brunn / und feuer-reiche Quelle /
Daraus wir Gluht und Fluht nach Willen ſchoͤpffen koͤnnen /
Daſelbſt was Staͤhlern war wie weiches Wachs zerrinnt /
Und das / was weich und ſchlap dem Eiſen abgewinnt /
Wenns in die Eſſe koͤmmt da Venus Kohlen brennen.
Was ſonſt an Koſtbarkeit und Anmuht da verborgen /
Soll mir zu Dienſte ſtehn / ich ſchmecke ſchon die Luſt /
Die mir ihr Schooß verſpricht / es freut ſich meine Bruſt /
Und wuͤnſchet immerfort / ach waͤr es doch erſt Morgen.
Er15Verliebte und galante Gedichte.

Er giebt ihr ſeine Liebe zu verſtehen.

Ringel-Gedichte.

Jch bin verliebt / mein Hertze iſt entzuͤndet /
Durch deine Pracht / die mehr als menſchlich iſt:
Weil nun bey dir ſich auch Erbarmniß findet /
So gieb / daß mich gewuͤnſchte Huͤlffe kuͤſt /
Eh Eros mich dem Tode uͤbergiebt.
Jch bin verliebt.
Der Augen Pracht / dein angenehmes Weſen /
Und was noch ſonſt dir Venus mitgetheilt /
Macht / wenn ich todt / mich wiederum geneſen:
Ein ſuͤſſer Kuß der Seelen-Wunde heilt /
Der Krancke jauchzt / wenn troͤſtlich ihn anlacht /
Der Augen Pracht.

Er iſt zu fromm.

Jch bin zu fromm / zu fromm beym Frauen-Zimmer /
Man klagt mich ſtets als allzufurchtſam an /
Das Jungfern-Volck / das ſaget je und immer /
Mit meiner Gunſt waͤr ihnen nichts gethan.
Jch ehrte zwar das Juͤngferlich Geſchlechte /
Und meine Pflicht / die truͤge reichlich ein;
Doch hielt ich mich nicht nach der Venus Rechte /
Und meine Hand wolt niemahls dreifte ſeyn.
Die Finger ſich nicht zu den Bruͤſten machten /
Auch kaͤhm ich nicht vor das Gelobte-Land.
Jch ließ den Mund bey ſuͤſſer Koſt verſchmachten /
Und waͤre nur den Nahmen nach bekandt.
Mein Gut-ſeyn ließ mich ihre Gunſt verſchertzen /
Jch machte ſelbſt mein Gluͤck zuruͤcke gehn /
Nicht das Geſchenck / das Taſten und das Hertzen /
Das lieſſe nur vor einen Mann beſtehn.
Die Klage muß ich aller Orten hoͤren /
Sie haſſen mich ob meiner Guͤtigkeit;
Doch kan ich mich an ihrem Wunſch nicht kehren /
Macht gleich mein Fleiſch mir unterweilen Streit.
Jch16Verliebte und galante Gedichte.
Jch will ſtets keuſch in meinem Weſem bleiben /
Bannt man mich gleich zum Thor und Stadt hinaus;
Jch wil mich nicht an ihre Dinger reiben /
So ſtoß ich nicht die Fenſter-Scheiben aus.

Die ungleiche Verwandelung.

Pygmalion ſein Bild / daß er aus Helffenbein
Mit ungemeiner Kunſt zur Goͤttinn ausgehauet /
Auf ſeinen Wunſch alsbald ſo ſchoͤn belebet ſchauet /
Als er es ſelbſt gemacht; zur Lindrung ſeiner Pein.
Hingegen wird dein Hertz / da jenes weich ward / hart /
Und haͤuffet meine Pein / die mir mein Lieben machet /
Dein Schoͤn-ſeyn mir vor Luſt nur Schmertzen verurſachet /
Durch die Verwandelung der gantz ungleichen Art.
Das unbelebte Bild fing gleich der Liebe Gluht;
So bald die Kunſt-Gebuhrt erlangte Geiſt und Leben /
Ließ ſie der Liebe Zinß gern ihrem Meiſter heben /
Und im Umarmen gab ſie ihm ihr beſtes Gut.
Du / die du biſt belebt / wilt kalt und lieb-loß ſeyn /
Dein Hertz / das fleiſchern iſt / wilt du verhelffen beinern /
Ja es iſt ſchon ſo hart / und haͤrter noch als ſteinern /
Mein klaͤglichs Seufftzen giebt dir noch mehr Straͤnge ein.

Daß der Bruͤſte Kuß annehmlicher als der Lippen ſey.

Ob zarte Lippen ſchon mit Honig-Thaue trieffen /
So ſchaffet doch mehr Luſt mit ſeiner Lippen-Kahn /
Der Bruͤſte Marmor-Meer im Ambra zu beſchiffen /
Denn / wenn man Mund und Bruſt zu kuͤſſen bietet an;
So buͤckt man ſich zur Bruſt / und laͤſt die Lippen fahren /
Weil auf dem Schnee-Gebuͤrg des Indianers Rohr /
Hymettens Bienen-Safft ſich mit der Anmuht paaren;
Dis Luſt-Gefilde bringt des Hyblens Klee hervor.
Man koſtet Ambra Fladen /
Und ſuͤſſe Marmeladen.
Wann17Verliebte und galante Gedichte.
Wann man die zarte Bruſt an ſeine Lippen druͤckt /
Und mit der Limonad den matten Geiſt erquickt.
Prahlt gleich der Mund Rubin mit ſeiner Purpur Farbe /
So muß er doch dem Schnee der Liljen Bruͤſte weichen;
Kuͤſt einer gleich den Mund / ſagt er doch / daß er darbe /
Wenn er die Bruſt nicht kan zur Kuͤhlung mit erreichen.
Hier ſetzt man Kirſchen bloß dem heiſſen Munde vor /
Dort quilt gekroͤnte Frucht in groͤßrer Zier empor.
Die Kirſchen muß man zwar aus Hoch muht nicht verachten /
Doch der Granate macht / daß wir nach ſelben trachten.

An Salinden.

Sonnet.

Jch will wie Hercules der Hoͤllen Riegel brechen /
Jch will / wenn Mouſon weht / nach Siams Graͤntzen gehn /
(a)
(a)
Jch will wie Mutius in Feur und Flammen ſtehn.
Jch will mit Zemblens Eyß die nackten Glieder ſchwaͤchen.
Jch will den Goliath an Davids Aſchen raͤchen /
Durch mich ſoll Babilon den Thurm gebauet ſehn /
Des Himmels Stuͤrmung ſoll von meiner Hand geſchehn.
Jch will in Wein verkehrn das Waſſer in den Baͤchen.
Jch will Napell und Gifft wie Zucker-Roſen eſſen /
Jch will den groſſen Weg zur blauem Hoͤhe meſſen.
Jch will das weite Meer in einem Eymer fuͤllen /
Jch will den heiſſen Durſt mit warmen Ertze ſtillen.
Dis alles / und noch mehr ſoll meine Arbeit ſeyn /
Wenn mich Salinde nimmt in ihre Muſchel ein.
aMouſon heiſſet bey denen Seefahrenden derjenige Wind / wel - cher ein halb Jahr wehet / und unter waͤhrender Zeit kein Schiff aus Holland nach Siam ſeegeln laͤſſet.
a

Er klaget uͤber die Haͤrtigkeit ſeiner Schoͤnen.

Verworffner Unbeſtand! im Lieben und im Waͤhlen /
Wenn laͤſt dein falſcher Schein die frohe Stunde zaͤhlen? BDa18Verliebte und galante Gedichte.
Da auf der Liebſten Mund /
Nach ſchmertzlichem Verdruß / und Gallen-reichen quaͤlen /
Jch mich von neuem kan mit ſuͤſſer Koſt beſeelen.
Wenn wird dein Zorn Comet in Venus ſich verkehren /
Und vor gewoͤlckte Lufft mir heitern Schein verehren /
Wenn wird ihr Augen-Glantz
Mit ſeiner Freundlichkeit / und ſanfften Strahlen lehren?
Daß kein verſteckter Blitz mich Armen ſoll verzehren.
Doch! es ſchafft wenig Luſt ſich mit der Hoffnung ſpeiſen?
Und die ſchon reiffe Frucht nur bloß den Augen weiſen /
Die man nicht koſten darff.
Denn kan man wol die Frucht / und ihre Guͤte preiſen?
Wenn die Granaten man nicht wuͤrcklich darf zerbeiſſen.
Was hilfft ein groſſer Schatz? den man nicht darff genieſſen /
Den man mit Sorgen muß behuͤten und verſchlieſſen /
Daß nicht durch frembde Hand
Er werde aus der Huht mit Liſt hinweggeriſſen /
Und wir ſtatt wahrer Luſt den leeren Schatten kuͤſſen.
Hat die Natur darum dir ſolchen Schatz gegeben?
Daß du damit vor dich ſolt in der Stille leben.
Ach nein! du irreſt ſehr;
Es laͤſt ihr Gnaden-Schein dich hier auf Erden ſchweben /
Damit die Liebenden nach deinem Gute ſtreben.
Du aber widerſtehſt den Himmliſchen Geſetzen /
Und ſtelſt in einſahm-ſeyn dein eintziges Ergoͤtzen /
Du fliehſt den ſtarcken Trieb /
Wodurch der Goͤtter Macht die Sterblichen verletzen /
Und gleich-geſinnten Geiſt in beyde Hertzen aͤtzen.
Du ziehſt den Ancker auf / der meine Hoffnung ſtuͤtzte /
Und mich vor Æols Wuht durch ſeine Krafft beſchuͤtzte /Bis19Verliebte und galante Gedichte.
Bis daß ein kuͤhler Weſt /
Jn meine Segel bließ / und keine Wolcke blitzte.
Noch ein vergrelter Sturm den Himmel mehr erhitzte.
Nun treibt mein morſches Schiff in ungeſtuͤhmen Wellen /
Jhm dreuet jede Fluht / es gaͤntzlich zu zerſchellen.
Kein Pharos ſcheinet mir.
Es fehlet der Compas das Steur darnach zu ſtellen /
Es dreuet Syrt und Sand den ſchwachen Kahn zu faͤllen.
Jch muß mein Canaan nur in der ferne ſchauen /
Und auf des Nebons Hoͤh ein Grab-Mahl mir erbauen /
Jch darff den Honig-Strand
Des Landes nicht beſehn noch ſeine Milchern Auen
Und muß in Paran mich der Erden anvertrauen.

Als die ſchoͤne Tuͤrckin / da er mit ihr bekand worden / kurtz darauf wegzog.

Wil meine Sonne ſchon die ſchwartzen Schatten kuͤſſen /
Und huͤlt ſie ihren Glantz in dunckle Wolcken ein?
Muß die verhaßte Nacht mit ihren Finſterniſſen /
Auf einem kurtzen Tag ſo bald verhanden ſeyn?
Ja! Goſen will mir jetzt zu Memphis Gegend werden /
Die ſchwartze Finſterniß verdunckelt ſeine Lufft /
Die Sonne meiner Luſt / die ziehet um die Erden /
Und durch entwandtem Schein ſtoͤſt ſie mich in die Grufft.
Jch ſehe mit Verdruß den Freuden-Stern verſincken /
Die kummer-volle Nacht mit Traum-Geſpenſten dreut /
Es laͤſt ein Jrwiſch-Licht der Traurigkeit ſich blincken:
Und ein Cometen-Stern die Flammen von ſich ſtreut.
Mein Lotus muß ſein Haupt betruͤbt zu Grunde neigen.
(b)
(b)
Es kuͤßt mit Cynthius die auffgeſchwollne See.
Jch muß wie Clytie der Seelen-Kummer zeigen /
Nun meine Sonne fort / ich ſterbend untergeh.
Barlottens Abzug raubt der Seelen ihre Freude /
Mein klahrer Himmel wird zu einer Trauer-Lufft /
B 2Jch20Verliebte und galante Gedichte.
Jch gehe jetzt im Boy an ſtatt der gruͤnen Seide /
Und mein Geſicht umgiebt ein Sorgen-voller Dufft.
Der Zembler lange Nacht beginnet anzuheben /
Wer weiß / ob ich mein Licht jemahlen wieder ſeh?
Jch muß vor Angſt entſelt in langen Naͤchten leben /
Es zeigt ſich ſonſt kein Licht als der Gedancken-Schnee.
Mein mattes Hertze muß verderben und erfrieren /
Der kalte Winter greiffts mit vieler Unluſt an.
Jch muß / ach herber Schmertz! Diejenige verliehren /
Von der ich nur allein das Leben haben kan.
Wie! wenn des Winters Grim̃ der Sonnen-Strahlen mindert
Das bunte Blumen-Feld ein Todten-Kleid anzieht /
So hat auch dein Verluſt die Sommer-Zeit verhindert /
Die Liebe iſt erſtarrt / die Hoffnung ſteht verbluͤht.
Zwar laͤſt die Liebe ſich abweſend wol ernehren /
Doch es iſt nur ein Traum / ſie kan nicht lange ſtehn /
Wenn man den Gegen-Stand nicht taͤglich kan verehren /
So muß die Liebes-Glut ohn Nahrungs-Oehl vergehn.
Die Zeit verkehret viel ſie aͤndert die Geſtalten /
Ein weit entferntes Hertz der Meiſterin vergißt /
Mit der Abweſenheit muß Lieb und Gunſt erkalten /
Sie macht / daß deren Glut nicht immerwaͤhrend iſt.
Jch fuͤrchte nicht umſonſt annehmliche Barlotte,
Daß meine Liebes-Glut ſich in ſich ſelbſt verzehrt;
Und daß die ſchnelle Zeit die Neigungen ausrotte /
Weil man abweſend nicht der Liebſten Pracht verehrt.
Die Wurtzel iſt nicht veſt ins Hertze eingeſencket /
Die Liebe Pflantze nur die erſten Keumen traͤgt;
Wenn nur ein kleiner Froſt ſie zu verderben dencket /
So wird ſie ohne Frucht ins dunckle Grab gelegt.
Ein Garten / der verdirbt / wenn ihm der Gaͤrtner fehlet /
Die Pflantzen gehen ein / die allzuweichlich ſind.
Dein Abzug meine Lieb entkraͤfftet und entſeelet /
Weil ſie ins kuͤnfftige nicht ihre Nahrung findt.
Jch kan die Flammen nicht aus deinen Augen ſaugen /
Wenn mir ein ferner Ort derſelben Glantz entzieht;
Was nuͤtzet uns der Schein der uns entzognen Augen?
Nichts! weil man ſie von fern / und in Gedancken ſieht.
Du21Verliebte und galante Gedichte.
Du aber ſeelger Ort / und hoch-geprieſnes Staͤdgen
Schließ dieſes ſchoͤne Kind auf ewig bey dir ein /
Es iſt recht liebens werth / und ein galantes Maͤdgen /
Es wird dein beſter Schmuck und ſchoͤnſte Zierde ſeyn.
Die Nymphen werden ſich alsbald zu ihr geſellen /
Sie wird geehret ſeyn / ſie iſt der Liebe werth /
Jhr muͤſſet / ihr zur Luſt das Blumen-Feſt anſtellen /
Damit ihr nach Gebuͤhr die ander Flora ehrt.
Die Schaͤffer ſeh ich ſchon zu ihren Dienſten ſtehen /
Jedweder iſt bemuͤht / daß er ihr Liebſter ſey /
Hing egen muß ich mich entfernt und traurig ſehen /
Mein Gegen-Stand iſt fort / mein Sommer iſt vorbey.
(b)Lorus iſt eine Egyptiſche Pflantze / gleich denen Liljen / waͤchſe / haͤuffig in dem Nil-Strohme / hat dieſe wunderliche Eigen - ſchafft an ſich / daß es mit der Sonnen Untergang ſich in das Waſſer verbirget / und bey deren Auffgang wieder hervor ſtei - get. Proſper. Alpinus de plantis Ægypt. cap. 4. pag. 103.
(b)

Liebes-Brief an ſeine Maitreſſe.

Jch ſchreibe / ſchoͤnſtes Kind / von Fleiſch und Blut getrieben /
Vergib / wo dieſer Brief zu frey gerahten iſt!
Es heiſſet die Natur uns alle beyde lieben /
Jch weis / daß du mit mir von gleicher Regung biſt.
Du darfft daruͤber dir gar kein Gewiſſen nehmen /
Was bildeſt du dir mehr als ander Menſchen ein?
Weswegen wilt du dich vor deinem Schatten ſchaͤmen?
Wie lange wilt du ſelbſt auf dich tyranniſch ſeyn?
Du weiſt es Grauſahmſte / daß ich als Sclave lebe /
Und gleichwol legſt du mir erſt ſchwere Ketten an /
Was ſoll die Jungfrauſchafft / das leichte Spinn-Gewebe /
Das Ding / das jeder ſucht / und niemand finden kan?
Laß deine Roſen bald im erſten Fruͤhling pfluͤcken /
Gedencke / daß ſie nicht auf kaltem Eiſe bluͤhn /
Die Liebe wil ſich nicht zum ſpaͤhten Alter ſchicken /
Es pflegt ihr nackend Kind im Winter weg zu ziehn.
Das Cloſter glaub es mir hat allzuſtrenge Lehren /
Dis iſt kein Leben nicht / das mich und dich vergnuͤgt /
B 3Die22Verliebte und galante Gedichte.
Die Schoͤnheit wird veracht / die keiner darf verehren /
Sie iſt ein Goͤtzen Bild / das in den Winckeln liegt.
Weswegen zeigſt du mir die rundgewoͤlbten Bruͤſte?
Sie laden meinen Mund / und meine Finger ein /
Warum erhitzt du mich / und reitzeſt meine Luͤſte?
Wer kan ein Tantalus bey ſolchen Aepffeln ſeyn?
Wie offt betracht ich nicht die wunder ſchoͤnen Gaben /
Und dencke bey mir ſelbſt / dis ſiehet alle Welt /
Was muß nicht dieſes Kind vor andre Sachen haben /
Die ſie nicht zeigen will / und mir verborgen haͤlt?
Du wirſt dis Heiligthum doch ewig nicht verſtecken /
Sonſt geht die Suͤßigkeit mit deiner Jugend hin /
Und biſt du es geſinnt vor einem auffzudecken /
So glaub ich / daß ich hier der allernaͤchſte bin.
Du darffſt die Jungferſchafft nicht mit zu Grabe tragen /
Jhr ſeyd von unſerm Fleiſch / und unſerm Bein gemacht /
Doch ſolt es deine Schaam bey Tage mir verſagen /
So goͤnne mir die Luſt bey Schatten reicher Nacht.
Jch will mein Paradieß auch nicht im fiuſtern fehlen /
Der angenehme Weg iſt mir nicht unbekannt /
Jndeſſen ſolt ich nicht die rechte Straſſe waͤhlen /
So ſey du Fuͤhrerin / ich folge deiner Hand.

Er verlaͤſt die Mannon.

Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Jch lache eurer Strengigkeiten / mir gefaͤllt eur ſtellen nicht /
Dieſe Worte recht im Ernſte / Mannon, meine Zunge ſpricht:
Gegen euch aus Lieb und Gunſt meine Geiſter nicht mehr
brennen /
Weil ſie mehr als allzuwol euren boͤſen Mißbrauch kennen.
Liebet welchen / den ihr wollet / meinentwegen iſts verguͤnt /
Jch verlange von euch nichtes / der ich lang geweſen blind.
Jhr ſeyd meine Herrſcherin / Mannon, lang genug geweſen /
Endlich muß der krancke Geiſt von dem Fieber doch geneſen.
Adjeu Mannon, Gluͤck zur Reiſe / meine vormahls veſte Treu
Jſt verblichen und verloſchen / und die Schwuͤre ſind vorbey /
Mein23Verliebte und galante Gedichte.
Mein Hertz / daß ſich endlich hat euren Ketten noch entriſſen /
Soll forthin in ſtiller Ruh ſeine Zeit vor ſich beſchlieſſen.

Als er Urona verlaſſen muſte.

Du Sam̃el-Platz der Luſt / du Wohn-Haus groſſer Freuden /
Mein Schickſahl zwinget mich von deiner Pracht zu
ſcheiden /
Es rafft ein Unfall mich von deinem Feſte hin /
Das mit beliebter Luſt erquicket Hertz und Sinn.
Ob gleich die Chloris jetzt die Blumen eingeleget /
Und ein Atlaſſen Kleid von Schnee und Eyſe traͤget /
So laͤſt die Luſtbarkeit dich doch nicht oͤde ſeyn /
Und was Vergnuͤgen heiſt geht nicht im Winter ein.
Es kan die Schlitten-Fahrt die Garten-Luſt erſetzen /
Die Maſquerade zinſt ein Koͤniglich Ergoͤtzen.
Es laͤſt die Anmuht uns auf Zucker-Roſen gehn /
Und ſuͤſſe Mandeln-Milch in guͤldnen Schaalen ſtehn.
Die Blumen deiner Luſt beſtricken Aug und Hertzen /
Jhr lieblich Angeſicht vertreibet alle Schmertzen /
Und ihrer Schoͤnheits-Pracht nichts irrdſches uͤberwiegt /
Sie ſind der ſchoͤnſte Theil von dem was uns vergnuͤgt.
Die holden Kindergens den ſchoͤnſten Engeln gleichen /
Dian und Venus muß vor ihren Blicken weichen:
Die Glieder ſind wie Schnee / wie Wolle zart und weiß /
Sie ſind dein beſter Schatz / der Schoͤnheit Ehren-Preiß.
Die Wangen ſind annoch im erſten Fruͤhlings-Jahren /
Auf welchen Milch und Blut in ſchoͤnſter Luſt ſich paaren /
Der Augen helles Licht den lichten Tag gebiehrt /
Und dich / du ſchoͤner Ort / mit vielen Sternen ziert.
Jhr ſchoͤnes Antlitzt iſt ein koſtbahr Eden-Garten /
Darinnen Roſ und Lilg ſich durch einander karten /
Die Lippen croͤnt Corall / den Zucker-Mund Rubin /
Jhr Athen uͤberſteigt den Ambra und Jeſmin.
Der wohl-gewoͤlbten Bruſt ihr Spiegel glattes Pflaſter
An Klarheit macht beſchaͤmt den weißten Alabaſter;
Granaten bluͤhn im Schnee den blauer Tuͤrcks durchflicht
Es gleicht des Himmels Glantz den netten Gliedern nicht.
B 4Sie24Verliebte und galante Gedichte
Sie ſind der Sorgen-Peſt / der Luſt Gebaͤhrerinnen
Es laͤſt ihr holder Mund des Loutens Zucker rinnen /
Jhr ſchoͤnes Weſen zeugt ſtets neue Lieblichkeit /
Die bitter Wermuth wird nie in die Luſt geſtreut.
Dis alles zwinget mich mein Schickſahl zu verlaſſen /
Es ſchenckt / vor ſuͤſſen Moſt / mir Galle in die Taſſen:
An ſtatt des wahren Lichts reicht es den Schatten dar /
Und macht / ein ſolches Spiel / mir gleich zum Neuen-Jahr.

Er hat zu Elida keine Vergnuͤgung.

Jch baue mir ein Haus von kummer-vollen Neſſeln /
Wo Einſamkeit und Gram mir ſtets zur Seiten ſtehn:
Die Traurigkeit will mich mit todten Schatten feſſeln /
So daß kein Freuden-Stern in meiner Bruſt zu ſehn.
Der ſuͤſſe Marcipan wird mir zu herben Pillen /
Mir ſtinckt des Zuckers Safft als bitter Wermuth an /
Und mein Verhaͤngniß laͤſt nur ſaure Galle quillen /
Die keine Luſtbarkeit allhier verzuckern kan.
Mit Thraͤnen wird mein Tranck nur allzu offt vermiſchet /
Mir wird ein ſchwartzes Brodt das liebliche Confect,
Mein Luſt-Wald iſt ein Ort / wo Unck und Schlange ziſchet /
Ein Schwantz-Stern ſticht hinweg den guͤnſtigen Aſpect.
Vor die genoßne Luſt empfind ich herben Schmertzen /
Die Einſamkeit ſchenckt mir Allaun und Wermuth ein /
Die Traurigkeit beſtuͤrmt die Thore zu dem Hertzen /
Es ſoll mein Sinnen-Bau ihr ſteter Wohn-Platz ſeyn.
Doch unterweilen labt mich noch ein Angedencken /
Und die gehabte Luſt dem matten Geiſt erquickt /
Wenn aber ich zu weit wil Zaum und Zuͤgel lencken /
So wird die Froͤlichkeit mit dem Kapzaum beſtrickt.
Und alſo muß mein Geiſt in ſtetem Kummer ſchweben /
Weil hier zu Elida gar wenig Anmuth iſt;
Hir muß ich als ein Muͤnch in engen Clauſen leben /
Dazu Urona mich ſtets holde Luſt gekuͤßt.
Hier kan ich nicht mit Luſt dich / meinen Engel / ſchauen /
Jn deſſen Angeſicht Cupido Wache haͤlt:
Hier25Verliebte und galante Gedichte.
Hier find ich meine Luſt in den bekleeten Augen /
Wenn drauf im ſuͤſſen Thau Aurorens Weinen faͤlt.
Mit dieſer Luſtbarkeit muß ich mich hier vergnuͤgen;
Jetzt muß ich ſeyn ein Knecht in der Egypter Land /
Bis nach verloffner Zeit die Luſt mich ein wird wiegen
Jn jenem Canaan bey dem beliebten Strand.
Jndeſſen lebe wohl / dein Gluͤcke muß ſtets bluͤhen /
Dein Auge ſchaue nichts als lauter Wohlergehn /
Die Segens-Wolcke ſoll auf deine Scheitel ziehen /
Und was behaglich iſt / muß dir zur Seiten ſtehn.
Es mehre ſich die Pracht der angenehmen Glieder /
Gruͤn wie ein Cedern-Baum am Berge Libanon,
Daß / wann ich dermahleinſt komm aus der Wuͤſten wieder /
Jch gegen deine Pracht verachte Thron und Kron.
Du aber Solime, du Stern und Kern von allen /
Dein Angedencken macht / daß ich noch lebend bin /
Dein Bild verwehret mir in Ohnmacht hinzufallen /
Sonſt fiel der matte Leib / wie zarte Blumen / hin.
Liebes-Geſpraͤch zwiſchen unſern erſten Eltern.
Adam.
Welch unbekannte Brunſt beſeelet meine Bruſt?
Was vor ein him̃liſch Feur erwaͤrmet meine Glieder?
Jn meinem Hertzen glimmt ein Zunder fremder Luſt /
Mein Ohr / das hoͤret nichts als lauter Liebes-Lieder.
Der Vogel lockt das Weib mit halb erſtorbner Stimm /
Die Fiſche in dem Meer in Luſt zuſammen ſchertzen /
Der Leue wird ein Lamm / er heget keinen Grimm /
Die Thiere dieſer Welt ſich in die Wette hertzen.
Nur ich / ich aller Herr was dieſer Erd-Kreyß hegt /
Muß in der ſtummen Glut ohn einzig Labſahl brennen /
Jch finde kein Geſchoͤpff zu dem mein Sinn ſich legt /
Gehuͤlffen kan ich nicht zu meiner Kuͤhlung kennen.
Doch was beklag ich mich? da ich zur Stillung hab
Die Eva, die mir iſt von meinem Fleiſch genommen /
B 5Die26Verliebte und galante Gedichte.
Die mir des Schoͤpffers Hand zur Mitgeſellin gab /
Bey der ich / wann ich will / die Ruhe kan bekommen.
Wie! daß ich denn ſo gar vor groſſer Liebe blind /
Und meinen Engel nicht zur Seiten ſehe ſtehen?
Was wilden Thieren iſt zu ihrer Luſt verguͤnt /
Kan mir zu groͤßrer Luſt von Even auch geſchehen.
Eva.
Mein Adam ſiehſt du nicht wie jeder Vogel liebt?
Wie ſich ein jedes Thier zu ſeines gleichen ſtellet?
Was iſt es? daß in dir zur Zaudrung Anlaß gibt?
Wie / daß ſich deine Brunſt nicht gleich zu mir geſellet?
Mein Weſen groͤſſer Luſt und Anmuth in ſich haͤlt /
Als alles / ſo die Welt in ihren Graͤntzen heget:
Umſonſt iſt dieſer Schmuck mir ja nicht zugeſtelt /
Wie! daß dein Wunſch ſich nicht zu meinem Wollen leget.
Sieh meiner Glieder-Pracht / die wohl-gewoͤlbte Bruſt /
Wie ſie aus heiſſer Brunſt nach Adams Feur ſich ſehnet /
Schau jener Gegend Zier / den Wohn-Platz aller Luſt /
Woran uns die Natur durch ihren Trieb gewehnet.
Wie ſtehſt du als entzuͤckt / verblendet dich die Pracht
Der angenehmen Bruſt und Perlen voller Glieder?
Wie / daß dein Sehnen nicht zu meiner Bruſt ſich macht /
Und ſich erhitzet legt in meinem Schooſſe nieder?
Komm kuͤhle dich mein Kind / und ſtille deine Brunſt /
Was uns ergoͤtzen kan iſt gleich entbrandter Wille /
Der Thiere Schertzen iſt bey unſer Liebe Dunſt;
Komm eilend liebſter Schatz mein Feur der Sehnſucht ſtille.
Adam.
Dein ſchoͤnes Weſen nimmt mir meine Geiſter ein /
Es zwinget mich der Schmuck von deinem ſchoͤnen Leibe /
Es wuͤnſchet meine Brunſt in dir gekuͤhlt zu ſeyn /
Mach Eva, daß ich nicht in ſteten Flammen bleibe.
Kuͤhl meine Gluhten ab mit Julep ſuͤſſer Luſt /
Laß mir die Zucker-Koſt des Paradieſes ſchmecken /
Berauſche meinen Geiſt mit deines Schooſes Moſt /
Laß uns ins kuͤhle Gras die heiſſen Sinnen ſtrecken.
Eva. 27Verliebte und galante Gedichte.
Eva.
Jch warte deiner ſchon / ich brenne mit Begier /
Laß uns das ſuͤſſe Werck nicht laͤnger mehr verſchieben /
Mein Hertze / Seel und Sinn die laͤchtzen ſtarck nach dir /
Laß uns in ſtiller Ruh die hoͤchſte Luſt veruͤben.
Jch bin dazu bereit / der Vogel lockt mich an /
Und ſingt mit holder Stimm die ſchoͤnſten Hochzeit-Lieder.
Adam.
Mein Geiſt geht mit der Luſt ſchon auf der Roſen-Bahn /
Vereinige mit mir die Schoͤnheit deiner Glieder.
Eva.
Mein alles geb ich dir mein liebſter Adam hin.
Adam.
Es bleibet Adam dir / mein Engel / auch ergeben!
Es ehret deine Pracht mein heiß entbrannter Sinn /
Und wuͤnſcht durch deine Gunſt in voller Luſt zu ſchweben.
ARIA. Adam.
Vollkommene Schoͤne / du Wunder der Erden /
Laß Adam begluͤcket
Und kraͤfftig erquicket /
Durch deine beperlete Glieder jetzt werden.
Vermaͤhle die Hertzen
Mit Luſt und Schertzen /
Und tiſche der Seelen ein Zucker-Brodt auf.
Eva.
Jch opffer dir / ſchoͤnſter mein Hertze und Bruſt /
Die Quelle der Luſt /
Komm koſte und ſchmecke die Engliſche Koſt /
Genieſſe der Seelen entzuͤckendes Moſt.
Jch tiſche dir Liebſter ein Zucker-Brodt auf.
Beyde.
So ſpielen die Hertzen in Himmliſchen Flammen /
Und ſchmecken / was ihnen Ergoͤtzlichkeit macht /
So flieſſen die Seelen in Anmuth zuſammen /
Weil ihnen ein ſuͤſſes Vergnuͤgen anlacht.
Als28Verliebte und galante Gedichte.

Als er ihre Bruͤſte kuͤßte.

Blondine deiner Bruͤſte Kuß /
Hegt mehr von ſuͤſſen Uberfluß
Als tauſend Zucker-Fladen
Und theure Marmeladen.
Mehr Suͤſſigkeit quilt aus dem Schnee
Der Bruͤſte / als aus Hyblens Klee /
Die Feige wird zur Schleen
Kein Honig kan beſtehen /
Daß nicht zu Gall und Wermuth wird
Wenn es der Bruſt wird beygefuͤhrt.
Der Wein wird ſchlechte Pfuͤtze
Das Manna Haber Gruͤtze /
Dem Ambroſin und Nectar Safft
Benimmt dein Buſen alle Krafft /
Dein unbefleckte Bruͤſte
Die Zinſen Himmels-Luͤſte.

Uber ihre Bruͤſte.

Beſchaͤmte Roſen flieht / weicht Liljen und Narciſſen:
Semirens Buſen laͤſt mich beßre Blumen kuͤſſen /
Den Roſen / ſo ihr ſeht auf ihren Huͤgeln bluͤhn /
Hat Aphroditens Blut den ſtoltzen Schmuck verliehn.
Den Liljen / die ſo ſchoͤn ſich auf zu blaͤhen wiſſen /
Hat ſelbſt der Juno Milch zum Urſprung dienen muͤſſen.
Die Wolluſt wil mit Macht ſich recht darauf bemuͤhn /
Daß dieſer Wunder-Platz den Lippen vorzuziehn.
Hier kan ein kuͤſſend Mund mehr Suͤſſigkeiten haben /
Als Sternen an der Burg des blauen Himmels ſtehn /
Hymettens Bienen-Safft ein Honig von Athen
Verkehrt ſich in Allaun bey dieſen ſchoͤnen Gaben.
Die Seelen eſſen hier den Zucker wahrer Luſt /
Und ſchaͤtzen ſich begluͤckt bey einer ſchoͤnen Bruſt.
Die29Verliebte und galante Gedichte.

Die Suͤſſigkeit des Kuſſes.

Wenn Ambroſin und Nectar Moſt
Der Bienen ſuͤſſe Honig Koſt /
Des Zuckers / und des Ambra-Safft /
Die Specerey / ſo Ceilon ſchafft /
Canarie-Sect und Spaniſch Wein /
Der edle Reben-Safft vom Rhein /
Was Gallien von dieſem zahlt /
Womit Pannonien ſo prahlt /
Was da Guinée von Palmen giebt /
Der Schiras, den der Perſer liebt /
Vergliechen wird mit einem Kuß /
So iſts ein coloquinten Muß.
Denn ſchoͤner Lippen reines Meth
Jn groͤßrer Lieblichkeit beſteht.

Er beklaget ihre Grauſamkeit.

Madrigal.

Felſen zerſpringen /
Eiſen wird weich /
Diamanten laſſen vom Blute ſich zwingen;
Und Perlen in Wein.
Jhr aber mein Leben / ſeyd keinem nicht gleich /
Jhr wollet noch haͤrter als ſelbige ſeyn.
Die Augen / die reichen euch Thraͤnen und Fluht /
Die Adern / die zinſen mein eigenes Blut /
Von euch zu erlangen Liebe und Gunſt /
Ach! aber umſonſt.

Printz Monoſes wil aus Ehr-Furcht ſeine Liebe nur ihrem Ebenbilde zu erkennen geben.

Lebloſes Bild / das ſelbſt die Goͤtter ehren /
Weil die Geſtalt der Schoͤnheit-Muſter zeigt /
Sieh wie ein Knecht um gnaͤdiges Erhoͤren /
Jn ſeiner Quaal ſich kniend vor dir neigt.
Er30Verliebte und galante Gedichte.
Er liebt die Pracht der Himmliſchen Barſinen,
Doch darf er nicht eroͤffnen was ihm fehlt /
Wenn Ixion die Juno will bedienen /
So wird ſein Stoltz mit ſteter Augſt gequaͤlt.
Ein Knecht darf nicht an Koͤniginnen dencken /
Was Cronen traͤgt kommt keinem Printzen zu /
Der Zinß und Schoß muß Ober-Herren ſchencken /
Damit er nur erhaͤlt ſein Land in Ruh.
Weil ich nun nicht die Liebe darf entdecken /
Die mein Gemuͤht zu der Barſinen traͤgt /
So muſt du Bild mir dieſen Troſt erwecken
Daß keinen Zorn mein Lieben dir erregt.
Drum wil ich auch die Hertzens-Quaal verſchweigen /
Und dich mein Bild demuͤhtig behten an;
Vielleicht wird ſich noch wol die Stunde zeigen /
Daß auch ein Knecht ein Koͤnig werden kan.

Artabanus freuet ſich uͤber ſein guͤtiges Schickſahl.

Dreut offte ſchon das Meer mit Sturm und Wellen /
Mit Blitz und Wind die Donner-ſchwangre Lufft
Ein morſches Schiff gantz grimmig zu zerſchellen /
Doch reiſt das Gluͤck es oͤffters aus der Grufft /
Daß es gewuͤnſcht den frohen Port kan finden /
Ob Hoffnung ſchon den Ancker laſſen ſchwinden.
Und ſtelt ſich ſchon das Schickſahl ſo zu Zeiten /
Als wolte es nicht nach Wunſche und Begehr /
Der Seelen Wunſch zu unſer Ruh begleiten /
So fuͤhrt es doch denſelben endlich her /
Und iſt bereit der Seelen aͤngſtigs Sehnen
Mit gutem Gluͤck vor die Gedult zu kroͤhnen.
So wil auch nicht die Venus gleich bewirthen
Die Liebenden mit angenehmer Luſt
Die Myrrhen erſt / hernach die Liebes-Myrthen
Die ſetzet ſie zur Tafel auf zur Koſt. Wer31Verliebte und galante Gedichte.
Wer erſt die Gall der Unluſt hat geſchmecket /
Dem wird zuletzt ein Zucker zugeſtecket.
So wolte auch die himmliſche Barſinc,
Nicht gleich mein Hertz zum Opffer nehmen an;
Sie ſtraffte mich / denn ich war allzukuͤhne Monoſes war bey ihr kein Artaban.
Jch muſte erſt der Liebe Plagen fuͤhlen /
Eh ſieghafft ich kunt mit der Krone ſpielen.
Doch jetzo kan ich als ein Sieger prangen /
Der Koͤnig gibt die Palmen mir zur Hand / Barſine liebt mein embſiges Verlangen
Der erſte Sturm hat ſich ſchon umgewandt. Barſine wird durch gleiche Gluht getrieben
Den Artaban, ſo wie er wuͤnſcht / zu lieben.

Klage des ungedultigen Koͤnigs Altamiro.

Der im zerſchmoltznen Ertz und heiſſen Oehl muß kochen /
Dem das Genicke wird mit einem Strang gebrochen /
Der unter tauſend Angſt auf Folter-Baͤncken liegt /
Dem wird nicht ſolche Quaal / als mir jetzt zugefuͤgt:
Sein Martern wird zuletzt durch ſeinen Tod geendet
Mir aber wird kein Troſt kein Labſahl zugewendet.
Mein mattes Hertze bricht / und kan doch nicht zerſtuͤcken /
Die Liebe foltert es und wil durch ihr Beruͤcken /
Und einer Grauſahmkeit mich zu dem Tode ziehn;
Sie heiſt mich auf dem Platz / wo ich vergehn ſoll / knien /
Und wil zu groͤßrer Pein mich laſſen denn nicht ſterben /
Halb hoffend / halb verzagt ſoll ich mich ſelbſt verderben.
So bin ich lebend todt / weil meine Schoͤne ſchweiget /
Und keinen holden Blick auf mein Bekaͤnntniß zeiget /
Was aber nun vor Raht? ich wil / ich muß zu ihr /
Mein hertze ſchwillet auf von reitzender Begier /Und32Verliebte und galante Gedichte.
Und heiſt / als Koͤnig / mir / Gewaltſamkeit veruͤben /
Wo nichts verfangen wil / Beſcheidenheit im Lieben.
Habt doch ihr Goͤtter ſelbſt eur ſehnliches Vergnuͤgen /
Durch oͤfftere Gewalt im Lieben muͤſſen kriegen;
Wer wehret es denn mir? der ich ein Gott hie bin /
Was haͤlt mich davon ab / wer ſtraffet meinen Sinn?
Scheint Mariamne ſchon zur Juno mir zu werden /
Geh ich als Jupiter dennoch zur Jo auf Erden.

Eine von ihrer Fuͤrſtin verſtoſſene Kam̃er - Jungfer bittet ihren Galan um Beyſtand.

Mein werther Hertzens-Freund! mit gantz erſchrocknen Haͤnden /
Jſt dieſe ſchlechte Schrifft aufs weiſſe Blatt geſtellt /
Du darfſt nicht groſſen Fleiß auf ihre Deutung wenden /
Weil ſie dir alſofort in deine Augen faͤlt /
Mit zitterndem Gemuͤht muß ich / mein Liebſter / ſchreiben /
Wozu mich Angſt und Noht in dieſen Stunden treiben.
Ein feindliches Geſchick / das unſer treuen Liebe /
Und unſer Leidenſchafft ſo gar zu widern iſt /
Macht / daß die Fuͤrſtin weiß was ich mit dir veruͤbe /
Sie weiß / daß ich dein Schatz / und du mein Engel biſt /
Was wir allein gemacht / was zwiſchen uns geſchehen /
Das weiß ſie ſo genau als wann ſie es geſehen.
Weil ich nun ihr Geboht / ſo als ſie es befohlen /
Und wie ſie es gewolt / in allen nicht vollbracht /
So muſte ich den Lohn des Ungehorſahms hohlen /
Mein Urtheil wurde mir im Augenblick gemacht /
Jch muſte alſo fort aus ihrem Pallaſt weichen /
Mein Flehen kunte nicht ein gnaͤdigs Ohr erreichen.
So hat mich jene Gunſt / die ich zu dir getragen /
Jn dieſes Ungeluͤck / in dieſe Noht geſtuͤrtzt /
Jch muß mein Ungemach mit dieſem Spruch beklagen /
Mit Elend wird mein Brodt / und Waſſer angewuͤrtzt /Wenn33Verliebte und galante Gedichte.
Wenn du mein Hertzens-Schatz / mein Engel / mein Verlangen /
Nicht macheſt / daß ich kan mit Unterhaltung prangen.
Bin ich nun die vor dem dein Engels-Kind geweſen?
Bin ich diejenige / ſo deinen Geiſt beſtrickt /
Bin ichs / durch deren Gunſt / du vormahls biſt geneſen /
So mache mich anjetzt auch wiederum begluͤckt /
Wenn du jetzt guͤtig biſt / ſo kan ich klaͤrlich mercken /
Daß du auffrichtig liebſt in Worten und in Wercken.
So viel als an mir iſt / ſo ſolt du dieſes wiſſen /
Daß keine auf der Welt dich mehr / als ich / verehrt /
Ja! waͤre mir ein Loch in meine Bruſt geriſſen /
Und wuͤrde es dem Licht der Augen nicht verwehrt /
Mir in das Hertz zu ſehn; ſo wuͤrdeſt du erkennen /
Daß ich mich nur allein mag deine Sclavin nennen.
Allein! was ſoll die Pracht der Worte jetzo nuͤtzen /
Du weiſt es mehr als wohl / daß ich dein eigen bin /
Und dieſe Zu verſicht will mich anjetzo ſchuͤtzen /
Daß ich nicht zweiffeln darf es liebe mich dein Sinn /
Du wirſt zu keiner Zeit mich ohne Troſt verlaſſen /
Jch werde dich mein Schatz als meinen Schutz umfaſſen.
Ob ich ſchon dieſen Troſt in meinem Hertzen hege /
So wird mein Flehen doch allzeit beſtaͤndig ſeyn /
Damit ſich deſto ehr die frohe Huͤlffe regel
Je mehr mein Hertze laͤchtzt nach deiner Gnaden-Schein /
Jnzwiſchen lebe wohl / du wirſt mich ſtets ſo finden /
Daß du kanſt guͤnſtig ſeyn der willigen Salinden.

Als er bey ihr ſchlieffe.

Ein angenehmes Kind ſchleuſt mich in ſeine Arme /
Daß ſich mein matter Geiſt auf ihrer Bruſt erwarme /
Auf ihrer Schwaanen-Bruſt der angenehmen Hoͤh
Allwo ein weicher Sammt beleget iſt mit Schnee /
Daraus ein Liebes-Feur als einem Æthna ſteiget /
Das durch geheimen Zug die Hertzen zu ſich neiget /
CUnd34Verliebte und galante Gedichte.
Und ihnen ſolche Luſt in ihre Sinnen floͤßt /
Daß man ein Centner Gold aus ſolcher Wahre loͤßt.
Ja was ein Centner Gold? was ſoll die gelbe Erde?
Verdienet ſie doch nicht / daß ſie verglichen werde /
Der ſtoltzen Lieblichkeit / und angenehmen Luſt /
Die mir / mein Engel / macht jetzt deine Schwaanen-Bruſt.

Als er in ihrem Buſen griffe / und ſie ihn mit der Nadel ſtach.

Sonnet.

Jch lache Silvia ob deiner Tyranney /
Stich immer wie du kanſt / ja ſtich mit beyden Haͤnden /
Dein Stechen ſoll mich doch von dieſer Koſt nicht wenden /
Wer Honig koſten will den macht kein Stachel ſcheu /
Es mehrt den Appetit, und lockt zur Rauberey.
Allein! was zuͤrneſt du ein Griff der kan nicht ſchaͤnden /
Die Kohle meiner Hand kan deinen Schein nicht blaͤnden /
Bedencke / daß die Bruſt des Brandes Urſprung ſey.
Doch ſtich nur immer zu / und mach die Haͤnde wund /
Bey Roſen geben ſich die ſchaͤrffſten Dornen kund.
Der Ort / wo Honig liegt / hegt viele Stachel-Bienen /
So ſoll auch deiner Bruſt der Nadel-Spitze dienen:
Wer auf der Liebſten Bruſt will Zucker-Roſen brechen
Der lachet / ſolten ihn gleich tauſend Nadeln ſtechen.

Er entſaget der Liebe.

Entweiche falſches Kind / du blinder Bogen-Schuͤtze /
Laß meinen Geiſt in Ruh verkenne fort mein Hertz /
Dein Lachen hecket Leid / dein Schertzen zinſet Schmertz /
Und dein Ambroſer Wein ſchmeckt als die ſchlimſte Pfuͤtze.
Du liſt’ge Jdalis laß mich in ſtoltzen Frieden
Jns kuͤnfftige befreyt von deinen Banden ſeyn:
Denn bey der Liebe geht Verſtand und Klugheit ein /
Und Zanck und Eyfer-Sucht ſind nie von dir geſchieden.
Drum35Verliebte und galante Gedichte.
Drum Liebe gute Nacht / ich meide deinen Haven /
Und mag die Frucht nicht ſehn / die ſcharff verboten iſt /
Weil ſich ein Bitter-ſeyn mit deinem Zucker kuͤßt /
Und du die Geiſter machſt zur Wolluſt ſtete Sclaven.

Liebes-Brief an Silvien.

Nimmt Silvia den Brief an mit geneigten Haͤnden?
Darinn enthalten iſt / was meine Sinnen kraͤnckt /
Und was dem Geiſt befiehlt ſich zu ihr hinzuwenden /
So weiß ich / daß ſie ſchon viel Guts von mir gedenckt.
Zwar was hier heimlich iſt / ſind ihr bekannte Sachen /
Sie weiß / daß ſie mein Hertz durch ihren Blick entzuͤndt /
Jhr laͤchelnd Auge will die Flammen groͤſſer machen /
Die mehr denn allzugroß / ja unausloͤſch lich ſind.
Es kan mein ſchwacher Mund nicht alle Seuffzer zaͤhlen /
Die ihre Artigkeit in meiner Bruſt erregt;
Und ob ſie es ſchon weiß / will ich doch nicht verhehlen
Wer in dem Hertzen erſt das Feur hat angelegt.
Der ſchoͤnen Augen-Licht / das gleich den Sternen blitzet /
Bringt mir die Liebes-Gluht / ihr die Vollkommenheit;
Vollkommen iſt die Pracht / die das Geſicht beſitzet /
Wer iſt? der tadeln kan der Mienen Trefflichkeit.
Mit Schnee und Purpur ſind die Wangen ausgezieret /
Da ſieht man den Jesmin bey ſchoͤnen Roſen ſtehn /
Die Stirne iſt der Thron worauf den Scepter fuͤhret
Die holde Freundlichkeit geſchmuͤckt mit tauſend Schoͤn.
Die Lippen ſind Rubin davon ein Nectar flieſſet /
Der Athem uͤberſteigt des beſten Balſams Krafft /
Gluͤckſelig / wer die Luſt noch dermahleins genieſſet
Daß ihm der ſuͤſſe Mund ein ſolches Labſahl ſchafft.
Der Cedern glatte Hals wie aus Albaſt geſchnitzet /
Der ſiegt den Liljen an / die Juno Milch gezeugt /
Das Haar / ſo als ein Wall den ſchoͤnen Ort beſchuͤtzet /
Der Berenicen Schein an Schoͤnheit uͤberſteigt.
Der Bruͤſte Perlen Pracht iſt ein entzuͤckends Weſen /
Aus ihrer Roſen Spitz die holde Anmuth lacht /
C 2Die36Verliebte und galante Gedichte.
Die Schoͤnheit hat dabey den Wohn-Platz auserleſen /
Und die Natur daran ihr Meiſter-Stuͤck gemacht.
Den noch verdeckten Schatz und ander Koſtbarkeiten /
Die will ich als verdeckt mit Schweigen uͤbergehn.
Wer iſt der gegen ſie und ihre Pracht will ſtreiten?
Der nicht durch ihre Macht ſich muß bezwungen ſehn.
Mit Freuden hoͤre ich wie meine Feſſel klingen /
Jch behte ſie mein Licht als meine Goͤttin an /
Jhr Auge / ſo mein Hertz zur Liebe koͤnnen zwingen /
Mit einem ſanfften Blick die Schmertzen lindern kan.
Erblickt galantes Kind den angeſchloſſnen Sclaven /
Den Brand / den ihr erregt / laſt euch gefaͤllig ſeyn /
Nehmt mein verirrtes Schiff in den gewuͤnſchten Haven /
Stellt eure Sproͤdigkeit / und eur Verſtellen ein.
Jhr Hart-ſeyn gegen mich verkehre ſich in Liebe /
Jhr Nebel werde mir zu einem Sonnenſchein /
Jhr Eyß verwandel ſich in heiſſe Liebes-Triebe /
Jhr Hertze werde Wachs das jetzund Kieſelſtein.
Ach! ſchencket mir ein Wort das ſuͤſſe Wolluſt heget /
Die Sylbe / ſo der Pein ein frohes Ende macht /
Ein Ja / das allen Schmertz / und alles Leiden leget /
Und das die Loſung iſt / daß mir ihr Hertze lacht.

Uber die Nacht-Luſt bey Chloris.

Jhr hellen Sterne / die ihr jetzt ſo feurig ſpielet /
Du ſilber-weiſſer Mond / des Schimmer auf mich zielet /
Du blaſſe Cynthia, die Phœbus muß beſtrahlen /
Miß goͤnnet mir die Luſt / die mir die Chloris ſchencket /
Ums Himmels Willen nicht.
Umhuͤll dich Mond mit Flor / laß braunen Schatten mahlen
Den gantzen Erden-Kreys mit ſchwartzer Farbe an /
Verſtecke dich ins Meer / dein Schein ſey gantz verdunckelt /
Die Chloris iſt bey mir / die da viel heller funckelt
Als aller Sternen Glantz.
Jch ſehe / daß der Mond ſich ſchon zum Abzug lencket /
Weil er der Chloris Schein nicht mehr vertragen kan /
Die37Verliebte und galante Gedichte.
Die Sterne weichen auch / nun iſt es vollends Nacht /
Doch Chloris heller Schein benimmt ihr alle Macht
Und macht was finſter Licht.
Jch ſpuͤhre keine Nacht in meiner Chloris Armen /
Jch fuͤhle keinen Froſt / ſie kan mich wohl erwarmen
Sie druͤckt mich an die Bruſt / und liege ich gleich bloß
Empſind ich keinem Froſt weil meiner Chloris Schooß
Feur hegt im Myrthen Krantz.

An einiges Viſurgipoliſches Frauen-Zim̃er.

Es will mein kuͤhner Kiel anjtzo etwas ſchreiben
Davon der ſchwache Sinn ſo viel als nichts verſteht /
Ein ruͤder Bootsmann laͤſt ſein Schiff ſo lange treiben
Jn ungeſtuͤhmer Fluht bis es zu Truͤmmern geht /
UndVor - und Hinter-Theil ſich von einander trennet /
Wenn er aus Unverſtand an eine Klippen rennet.
Jch bin der ruͤde Knecht / die Feder gleicht dem Schiffe /
Die ſchreibet was mein Sinn ihr auffzuzeichnen heiſt /
Und ob ein Blinder gleich nach Diamanten grieffe /
So kan er doch nicht ſehn; ſo wenig an man ſchleuſt /
Daß dieſe Verſe gut / weil ſie auf eure Pracht
Vortreffliches Geſchlecht der Erden ſind gemacht.
Jhr Sonnen dieſer Zeit / ihr artigen Jungfrauen /
Eur Knecht / den eure Pracht zu dieſer Schrifft bewegt /
Laͤſt ſeine Schuldigkeit in dieſen Zeilen ſchauen /
Die er vor euren Thron in hoͤchſter Demuht legt /
Und damit dieſes zeigt / daß man in frembden Luͤfften
Auch eurer Schoͤnheit muß Altar und Tempel ſtifften.
Denn was die Fama kan Verwunderliches weiſen /
Wie ſich die Hoͤfflichkeit bey euch mit Klugheit paart /
Das muß die Wahrheit ſelbſt an euch vollkommen preiſen /
Und ſagen / daß ihr ſeyd galant, klug / nett und zart;
Nur dieſes tadelt ſie / daß ihr zu ſproͤde ſeyd
Wann ein verliebter Mund euch einen Kuß aubeut.
C 3Die38Verliebte und galante Gedichte.
Die Mode leget ab ihr angenehmen Dinger /
Gebt euren ſuͤſſen Mund nur unterweilen frey /
Es macht ein leichter Kuß den Schmuck ja nicht geringer /
Gedencket / daß er nicht vor euch gemachet ſey.
Der Himmel ſchencket euch die angenehmen Gaben
Damit den Gegen-Stand wenn es ſich ſchickt zu laben.
Jhr Vonus Meiſter-Stuͤck / ihr Kern und Preiß der Schoͤnen /
Verzeihet meiner Hand / daß ſie ſo dreiſte ſchreibt /
Verzeiht / man zwinget ſie des Kuͤſſens zu erwehnen /
Einander hat die Schuld / daß ſich dieſelbe reibt
An euren ſchoͤnen Mund / und dem Geſetze giebt /
Den jedermann verehrt / und uͤber alles liebt.
Euch wird an jeden Ort der Weyrauch auffgeſtreuet /
Eur Himmliſch Antlitz iſt ein Paradies der Luſt /
Das keine Zeit verdirbt / das taͤglich ſich verneuet /
Eur Hals iſt Marmor-Stein / aus Alabaſt die Bruſt.
Man muß mit Fug und Recht euch Erd-Goͤttinnen nennen /
Kein bloͤdes Auge kan die Schaͤtzbarkeit erkennen.
Jhr Kalten / die ihr nur galante Buͤcher heget /
Die ihr das Frauen-Volck als Lew und Tyger flieht /
Zuͤrnt nur / daß meine Schrifft ihn ſolchen Ruhm beyleget /
Den es mit recht verdient / ſeht wie ihr liebreiz zieht /
Den Stahl kan kein Magnet ſo emſig an ſich ziehn /
Als wie ein ſchoͤner Mund ein Hertz reiſt zu ſich hin.

Amor ein Tyranne.

Vertrau dich Amorn nicht / er iſt ein ertz Tyranne /
Kommt er gleich ſchmeichelnd an / und ſcheint dir Moſt
zu ſeyn /
So ſchencket er zuletzt doch Gall vor Honig ein /
Er ruhet eher nicht / bis daß dich in die Pfanne
Haut Gram und Eyverſucht;
Und39Verliebte und galante Gedichte.
Und bis der blaſſe Tod dein armes Leben endet /
Wenn man nun in das Grab den ſtarren Leichnam ſenckt /
Alsdann er ſich gar offt / doch viel zu ſpaͤht / bedenckt /
Und ſeinen harten Grimm in eine Liebe wendet;
Drum eile mit der Flucht /
Daß dich das blinde Kind im Fluge nicht ereile /
Und an ein Felſen Hertz mit ſeiner Wehr anpfeile /
Wenn du ihm wirſt entgehn / wird dir die Nach-Welt ſetzen
Ein praͤchtig Ehren-Mahl / und dieſe Schrifft dran aͤtzen:
Steh Leſer! dieſer Menſch iſt nie verliebt gemacht /
Cupiden hat er ſtets mit ſeiner Luſt veracht.

Liebes-Brief an Bellandren.

Darf ein verwehnter Kiehl die Schwelle uͤberſchreiten?
Woſelbſt Diane wohnt / und Tugend Hof-Statt haͤlt /
Wo man Dionen haßt ſammt ihren Koſtbarkeiten /
Wo des Cupidens Pfeil auf Alabaſt zerſchelt.
Allwo verbannet ſind die ſuͤßten Schmeichelungen /
Wo man verborgen Gifft nicht in Granaten bringt /
Wo man wies Hertze ſpricht / eroͤffnet durch die Zungen /
Wo die Sirene nicht entzuͤckte Lieder ſingt.
Wo nichts denn Keuſchheit bluͤht / und reiner Ehre Liljen /
Die / ob gleich Zeit und Neid ſich wie die Kroͤten blaͤhn /
Kein gifftger Laͤſter-Biß iſt maͤchtig zu vertilgen /
Wo an der Tugend-Fels der Neid muß untergehn.
Denn wie der Monden lacht wenn tolle Hunde raſen /
So lacht die Tugend auch / ob gleich der Neid ſie dreut /
Sein Nebel wird gar bald durch einen Wind verblaſen /
Der ſeine Laͤſterung wie leichtes Spreu zerſtreut.
Darf / wo der Pallas Sitz / ein heiſſes Blat ſich zeigen?
Das tauſend Seuffzer hegt / ſo die entflammte Bruſt
Laͤſt als ein Weyrauch-Feur zu ihrer Gottheit ſteigen /
Aus dem die Goͤtter ziehn die allergroͤßte Luſt.
Es bringt nicht Seuffzer bloß / mein Hertz ſich ſelber ſtellet
Zum Opffer vors Altar / wo ihre Gottheit ſitzt /
Wo ihr Dionc weicht / weil ſie mehr Hertzen faͤllet /
Wenn ſie nur lieblich ſtrahlt / als wann die Cypris blitzt.
C 4Dis40Verliebte und galante Gedichte.
Dis zeig ich ſelber an mit eigenem Exempel /
Denn da noch nie kein Menſch mich ſonft verliebt gemacht /
So neig ich mich doch hier vor ihren Ehren-Tempel /
Allwo mit Flammen ſpielt der Augen ſchwartze Nacht.
Welch Sterblicher kan wol bey ihrer Allmacht pochen?
Der nicht / wenn ſie ſich zeigt / muß lauter Flammen ſeyn /
Dem nicht ſein Stor-Kopff wird durch ihre Macht gebrochen /
Daß er gezwungen muß ihr Weyrauch-Koͤrner ſireun.
Kan nun kein Sterblicher vor ihrer Macht beſtehen
Was Wunder iſt es dann / daß auch mein Hertze brennt /
An dem ja Fleiſch und Blut als andern iſt zu ſehen /
Das / zuͤrnt ſie / Schoͤnſte / gleich / ſich doch ihr Sclave nennt.

Er kan ohne Aſterien nicht leben.

Die Sonnen-Wende folgt der Sonnen Strahlen nach /
Der Palm-Baum liebet ſehr den Cryſtallinen-Bach /
Dem Eiſen-Stein beliebt der Nord zum Angel-Sterne /
Der Ulm und Reben ſind einander ſelten ferne
Das Ephen kuͤßt die Maur / der Agtſtein leichtes Stroh /
Jmgleichen iſt mein Geiſt auch recht beſonders froh /
Wenn er ſein Seelen-Licht kan in der Naͤhe ſchauen /
Und ihren Augen-Schein darf als der Sonnen trauen /
Wenn ihm der ſuͤſſe Mund die Anmuths Quellen reicht /
Und die erhoͤhte Bruſt ſich als den Nord-Pol zeigt;
Wenn der galante Leib / als wie der Ulm den Reben
Jhm einen Unterhalt und Maure ab-will geben:
Wenn ihn der Glieder-Agt wie Stroh wird an ſich ziehn /
Und ihr Magnet-Stein nicht ſein Eiſen denckt zu fliehn.
Wann aber ihr Geſicht ein ſchwartzer Zorn verduͤſtert /
So ſind die Sonnen-Blum’n und er genau verſchwiſtert /
Wenn ihrer Lippen-Bach ihm auch entzogen wird /
So wird dem Palm und ihm des Lebens-Safft entfuͤhrt.
Wenn nun der Articus des Buſens ſich verſtecket /
Alsdenn ſein Liebs-Magnet ſich mit Betruͤbniß decket.
Wenn er den zarten Leib nicht kan zum Ulmen ſehn /
So muß er wie der Ranck verlaſſen untergehn.
Wenn41Verliebte und galante Gedichte.
Wenn ihm die Maure wird der zarten Bruſt entriſſen /
So muß das Winter-Gruͤn / und er die Erde kuͤſſen;
Wenn ihn der Glieder-Agt wie Stroh nicht zu ſich reißt /
Und ihr Magnet als Feind ſein Eiſen von ſich ſchmeiſt
(c)
(c)
Alsdann ſo muß ich mich dem Sterben uͤbergeben /
Weil ohn Aſterien ich nicht vermag zu leben.
(c)Erasmus Francisci berichtet / daß in Jndien eine Art Magneten zu finden ſey / welche dem Eiſen feind / und es von ſich ſtoßt.
(c)

Almidor an die ſich zornig ſtellende Selinde.

Selinde ſiehe doch / und lencke jene Strahlen
Der ſchoͤnen Augen her auf dieſes Blat Papier /
Ließ es nur obenhin / denn wirff es weg von dir /
Wenn es den Augen kan die Muͤhe nicht bezahlen /
Daß ſie es angeſehn.
Wann aber / ſchoͤnſtes Kind / die Worte dir gefallen /
So ließ ſie gaͤntzlich durch / dein Zuͤrnen ſtelle ein /
Und laß ſie zwiſchen uns die Friedens-Stiffter ſeyn;
Hernach ſo ſtecke es zu deinen Marmor-Ballen
Wie ſonſten wol geſchehn.
Wenn eine treue Hand der Liebſten etwas ſchicket /
Das / weil es heimlich iſt / nicht jeder darf beſehn /
So muß der Buſen ihm zur Frey-Stadt offen ſtehn /
Eh denn das liebe Blat ihr wird hinweg geruͤcket
Von dem / der Huͤter iſt.
Jſt nun das Blat verſteckt / ſo darf dein Ohr nicht hoͤren
Das Laͤſtern / ſo der Mund der Mutter ſonſt ausſpeit /
Die auf dich Achtung giebt bey Nacht und Tages-Zeit /
Und als ein Argus mir den Zutritt will verwehren
Zu dir / die ich erkießt.
Sie aber wird von uns argliſtiglich betrogen /
Wenn du / mein Kind / und ich nur eines Sinnes ſind;
Sie wolte Argus ſeyn / und war doch ſtarre blind /
Als dein Almidor ward durchs Fenſter auffgezogen /
Und in dein Bette kahm.
Da hat dein Enge-Land ihn inniglich ergoͤtzet /
Mit mehr als Ambroſin und Goͤtter Nectar Moſt /
C 5Jhn42Verliebte und galante Gedichte.
Jhn hat das ſuͤſſe Safft der Lippen Honig-Koſt
Entzuͤcket / und die Luſt an jenen Ort geſetzet /
Wo Amor Hofſtadt nahm.
Bey der Jesminen-Bluͤth der aufgeſchwollnen Bruͤſte /
Da fandt er ſich vergnuͤgt als eine Biene ein /
Ach! moͤchte dieſe Luſt mir bald erlaubet ſeyn /
Und daß ich jenen Zorn / mein Kind / verbannet wuͤſte /
Der mir ein Ungeluͤck.
Dis hat Almidor ſelbſt an dich / mem Kind / geſchrieben /
Zu ſehen ob dein Zorn ſich noch nicht hat geſtillt /
Und ob du / Engels-Kind / mich ewig haſſen wilt /
Wenn du Almidorn wilt inskuͤnfftige noch lieben?
So ſchreibe doch zuruͤck.

Selindens Antwort an Almidorn.

Du ſchreibſt Almidor dreiſt / und etwas laͤcherlich /
Doch mir gefaͤlt dein Brief / die Worte kitzeln mich /
Selinde iſt mit dir / Almidor, ſchon verſoͤhnet /
Sie denckt nicht mehr daran / daß du ſie haſt verhoͤhnet /
Dein Brief iſt laͤcherlich.
Nun ſtell dich dieſe Nacht ja bey Selinden ein /
Es ſoll ihr weicher Leib dein Unter-Bette ſeyn /
Da will ich meinen Schimpff an dich gar ſuͤſſe raͤchen /
Da wollen wir die Frucht der ſchoͤnſten Zweige brechen /
Die Worte kitzeln mich.
Ob gleich die Mutter wacht / ob ſie ſchon Achtung giebt /
Dennoch Selinde ſich mit dir im Lieben uͤbt /
Sie huͤte wie ſie will / ſie wache alle Stunden /
Du ſolt doch / wehrtes Kind / verbinden meine Wunden.
Dein Brief iſt laͤcherlich.
So bald der blaſſe Mond mit ſeinem Heer auffgeht /
Alsdann Selinde ſchon vor ihren Fenſter ſteht /
So nach Almidorn ſchaut / daß ſie dich mag umarmen /
Und in dem Feder-Grab kan neben dich erwarmeu.
Die Worte kitzeln mich.
Drum ſtell dich dieſe Nacht ja bey Selinden ein /
So bald Dianens Horn auslaͤſſet ſeinen Schein /
Daß43Verliebte und galante Gedichte.
Daß dich Selinde kan recht nach der Mode kuͤſſen /
Und dein gehabtes Leid mit einer Straffe buͤſſen.
Dein Brief iſt laͤcherlich
Dis ſchreibt mit eigner Hand die laͤchtzende Selind
Ach! ſtelle dich ja ein / Almidor Hertzens-Kind /
Und lehre meine Bruſt wie ſie ſoll bruͤnſtig lieben /
Selinde hat zwar ſo noch nicht an dich geſchrieben;
Was ſchadts? es kitzelt mich.

Uber ſein Maͤdgen.

Mein Maͤdgen iſt recht ſchoͤn;
Wenn ich die Lippen kuͤſſe /
Kan ich nicht gnug erhoͤhn
Die Luſt / ſo ich genieſſe.
Wenn ich die weiſſe Bruſt
An meine Lippen druͤcke /
Alsdenn mit Goͤtter Luſt
Jch meinen Geiſt erquicke.
Ja! wenn denn ſeine Gunſt
Mir noch was beſſers ſchencket /
So brauchts die groͤſte Kunſt
Daß er zuruͤcke dencket.

Die ſchoͤne Saline.

Fuͤngſt da Dianens Glantz durch dunckle Wolcken brach /
Da ſich das Sternen-Heer ſchon allbereits zur Wach
Auf ſeinem Sammel-Platz dem blauen Himmel zeigte /
Und Phœbus jener Welt die guͤldnen Strahlen reichte.
Da ſahe ich ein Kind von Engliſcher Statur,
An deſſen Ausbildung die guͤtige Natur
All ihre Krafft gewandt es goͤttlich auszuzieren;
Vor ihn muß Helena der Schoͤnheits-Pracht verliehren.
Die blaue Pallas weicht vor deſſen Augen-Licht /
Der Venus Guͤrtel hilfft auch dieſer Goͤttin nicht /
Die Juno muß vor ihn die trotzen Segel ſtreichen /
Calliope muß ihm an heller Stimme weichen.
Era -44Verliebte und galante Gedichte.
Eratens leichte Hand ſpielt kein ſo nett Clavier
Als dieſe Nymphe ſchlug / die in der ſchoͤnſten Zier
Sich vor denſelben wies mit ſchwartz geputzten Haaren /
Die auf der weiſſen Haut ſich mit Zinnober paaren /
Das auf dem Liljen-Feld der Wangen ſich geſetzt.
Der Bruͤſte Schnee Gebuͤrg mit Muſcus angenetzt
Wie weiſſer Marmor ſchien / darinn Turckoſen glaͤntzen /
Hier kan der ſchwache Kiehl das Wunder nicht ergaͤntzen;
Da meine ruͤde Fauſt ſchon allzuweit gepfluͤgt;
Gnug / daß ihr hoher Strahl ein ſteinern Hertz beſiegt /
Gnug / daß der Saͤyten-Schall den frohen Geiſt entzuͤcket /
Gnug / daß die holde Stimm der Freyheit Gold entruͤcket /
Und an unzaͤhligen die Sclaven-Feſſeln legt /
Die ſtatt der Unluſt-Laſt nur ſuͤſſe Luſt erregt /
Weil man vor Sclaven Koſt die pure Wolluſt iſſet /
Wenn ſich ihr holder Blick mit unſern Augen kuͤſſet.

An Dulcinden.

Dieweil mein Auge nicht die Strahlen an-kan ſchauen /
Die deiner Augen-Sonn mit ſtarcken Flammen ſcheußt /
So muß ich meine Quaal der Feder anvertrauen /
Daß ſie in weiß und ſchwartz die ſchuldge Ehr-furcht weißt.
Was aber ſoll Papier der Gluht ſich widerſetzen?
Vor der gewoͤlbt Cryſtall nicht einſt beſtehen kan /
Wird nicht dein ſtrenger Blitz es mit Gewalt verletzen
Eh deine ſchoͤne Hand das Siegel auffgethan?
Wann aber ſchoͤnſtes Kind das blitzen ſich geleget /
So glaub / daß Ehr und Furcht die keuſche Brunſt erhaͤlt /
Daß keine Geilheit wird in meiner Bruſt geheget /
Und daß kein Fall-Brett iſt dem Hermelin geſtellt /
Das eh den Tod begehrt / eh es ſein Fell betruͤbet
Jn den verſchantzten Koth ſo rein nun deſſen Haut /
So keuſch iſt mein Gemuͤht / dem Redlichkeit beliebet /
Nicht groſſe Schmeichelung von Zucker auffgebaut /
Worunter Kroͤten-Gifft der falſchen Geilheit ſtecket /
So bittre Wermuth zeugt / und Baſtlisken nehrt /
Mit45Verliebte und galante Gedichte.
Mit ſuͤſſen Uberzug der glatten Wort bedecket /
Das den / ſo leichtlich traut / aufs aͤuſerſte verzehrt.
Hier aber ſcheinet nichts als nur der Warheit-Schimmer /
Der keine Luͤgen liebt / dem Falſchheit unbewuſt /
Der in Gedancken nie betruͤbt ein Frauen-Zimmer /
Jn deſſen Seele nicht die ungerechte Luſt.
Je ihren Sitz gehabt noch Wohnung auffgeſchlagen /
Hier zeigt ein reiner Brief die laͤngſt verborgne Glut /
So dein Geſicht erregt: Ach! koͤnnt ich ſie vertragen /
Es ſolte dir mein Brief noch nicht mein letztes Guht
Zu deinen Fuͤſſen ſtreun. Jtzt aber da mein Leben
Faſt mit dem Tode ringt / ſo will ich dir mein Hertz
Und deiner Schoͤnheit-Zier zum Opffer uͤbergeben.
Will nun Dulcinde ſeyn der Artzt vor meinen Schmertz?
So laſſe deine Hand mir wenig Zeilen leſen /
Doch mache / daß dein Knecht nicht Brief und Leben bricht /
Ach ſtraffe nicht zu hart / wenn ich zu frech geweſen /
Gedenck wer murriſch ſchweigt / der haßt und liebet nicht.

Der entwaffnete Cupido.

Als naͤchſt der Chloris Schooß die kuͤhlen Fluhten kuͤßte /
Verſah es Cypripor, ſo von der Reiſe kahm /
Daß er dis nackte Bild als ſeine Mutter gruͤßte
Dieweil ſie ihn aus Schertz auf ihre Arme nahm.
Doch ſah er den Betrug / und weil er ohne Waffen /
Die er am Strand gelegt / nicht kunte Rache ſchaffen /
So rieß er ſich geſchwind von ihren Armen loß /
Und flog dem Lande zu; wo er den Bogen bloß
Nicht Sehn und Pfeile fand / die Harpagus geſtohln /
Der Chloris unvermerckt von ferne nachgeſchlichen /
Und heimlich mit dem Raub war in dem Buſch entwichen /
Daſelbſten einen Stock zu ſeiner Sehn zu hohln.
Cupido durffte nicht zu ſeiner Mutter kommen /
Weil ihm die Sehn und Pfeil ſo liederlich genommen /
Jndem er nun betruͤbt bey ſeinem Bogen ſaß
War er der Chloris Spott / ſie machte ihn gantz naß.
Er46Verliebte und galante Gedichte.
Er kunte unbewehrt die herbe Schmach nicht raͤchen /
Damit das nackte Weib ihm ſtets beſchwerlich war /
Das Hertze wolte ihm vor Zorn im Leibe brechen /
Doch war ſein Zorn umſonſt / weil Sehn und Pfeil nicht dar.
Zu dieſem Schmertz ward er noch hefftiger vexiret /
Denn Chloris ſprach zu ihm: Das heiſt gecourtiſiret /
Ein ander mahl ſieh dich / Cupido, beſſer fuͤr /
So treibt ein ſchwaches Weib nicht ihren Spott mit dir.

Liebes-Brief an eine Nachbarinn.

Galante Nachbarin erbrich ein kleines Schreiben /
Das ein entflammter Geiſt aufs weiſſe Blat geſtellt;
Mein Feuer muͤſte zwar noch wol verborgen bleiben /
Allein! wer widerſteht wenn Dach und Giebel faͤllt.
Wenn der geſammte Bau in lichten Flammen ſtehet /
So fliehet jedermann / und ſucht bey andern Raht /
Eh als das gantze Haus im Rauch und Dampff vergehet /
Und die erboßte Flamm zu weit gefreſſen hat.
Mein Hertz brennt lichterloh / die heiſſen Funcken ſtieben
Mir aus den Augen raus: die helle Liebes-Gluht
Jſt ſchon neun Monden lang bey mir verborgen blieben /
Wodurch mir iſt verſeigt mein Nahrungs-Oehl / das Blut.
Jſt nun von deiner Hand nicht Huͤlffe zu erlangen?
So muß mein Hertzens-Bau in Flammen untergehn;
Doch ſtoltze Hoffnung laͤſſt mich ſchon mit Beyſtand prangen /
Weil meinen Untergang dein Auge nicht kan ſehn.
Denn brennt des Naͤchſten Wand / ſo iſt Gefahr verhanden
Vor jenen / der zunaͤchſt an ſolchen Flammen wohnt;
Es pflegt der harte Sinn / am Wehmuhts-Fels zu ſtranden /
Weil die erzuͤrnte Gluht auch ſeinen Bau nicht ſchont.
Ein jeder traͤget bey was zur Errettung dienet /
Setzt Feindſchaft an die Seit / und ſteurt den wilden Brand /
Weil durch gethane Huͤlff die Wohlfahrts-Pflantze gruͤnet /
Und angewandter Fleiß beſchuͤtzet ſeine Wand.
Allem! hier ſeh ich gern / daß auch mit heiſſen Flammen
Dein annoch kaltes Hertz in Liebe werd entbrennt;
Daß47Verliebte und galante Gedichte.
Daß du magſt meine Gluht / als ſchaͤdlich / nicht verdammen /
So da der Tugend-Bahn im minſten nicht verkennt.
Schlaͤgt nun mein Bitten an / werd ich Erhoͤrung finden /
So wird mein krancker Geiſt ins Paradiß verruͤckt.
Jch werde vor Napel gehn in den Roſen-Gruͤnden /
Wo ſich Zibeth und Muſch zu meinen Fuͤſſen buͤckt.
Jch werde in dem Port der frohen Hoffnung laͤnden /
Und treiben an das Land der Gluͤckes-Jnſul an /
Die lange Nacht wird ſich mit hellem Morgen enden /
Und Memphis Kaͤrcker wird zu einer Nelcken Bahn.
Mein Lotus wird ſein Haupt zur blauen Hoͤhe ſchwingen /
Nachdem ihm ſeine Sonn geht in der Naͤhe auf /
Jch werde durch den Sturm zum gruͤnen Berge dringen /
Weil mir kein Remora verhindert meinem Lauff
d)
d)
Wird nun auch kein Verzug an deiner Seiten liegen /
So ſchreib mir Nachbarinn gewuͤnſcht bald wieder zu /
Gedenck / daß ich den Brand ſchon lang genug verſchwiegen /
Und ſetz durch gute Schrifft mein traurges Hertz in Ruh.
(d)Erasmus Francisci ſchreibet in ſeinem Geſchicht / Kunſt und Sitten-Spiegel / ꝛc. daß ein kleines Fiſchlein / kaum einer El - len lang / ſo auf Latein Remora genannt wird / gefunden werde / welches ein groſſes Schiff im vollem Lauffe aufhalten kan.
(d)

Arismene verweiſet ihm ſeine Dreiſtigkeit.

Nicht zu dreiſte mein Lyſander!
Kuͤßt die Bruͤſte / ſo euch frey /
Bleibt bey dieſen / laßt das Ander /
Dencket / daß es heilig ſey.
Laßt die geilen Griffe bleiben /
Kroͤnet lieber meine Bruſt /
Und laſt eure Finger treiben
Jn dem Marmor-Meer der Luſt.
Kuͤhlet eure heiſſe Finger
Jn des Buſens zarten Schnee /
Er wird dadurch nicht geringer
Sondern quillet in die Hoͤh.
Spielet in den zarten Wellen /
Kuͤhlt euch in dem Perlen-Thau /
Kuͤßt48Verliebte und galante Gedichte.
Kuͤßt der Wolluſt Lager-Stellen
Auf der Bruͤſte Roſen-Au.
Schaut Corallen auf Junkiljen
Und den Tuͤrcks in Milch geſetzt;
Schmeckt die Anmuth / ſo die Liljen
Meiner Bruͤſte angenetzt.
Schuͤtzt den Eingang dieſes Landes /
Wo Rubin auf Perlen gluͤht /
Ehrt die Gegend dieſes Strandes /
So den Geiſt mit Luſt verſteht.
Wadet in dem Marmor-Meere /
Deſſen Wellen milchern ſind /
Was ich allen hier verwehre /
Wird euch nur allein geguͤnnt.
Fuͤget euren Mund und Lippen
Dieſen Himmels-Fruͤchten bey /
Suchet von den Perlen-Klippen
Etwas / ſo euch Zucker ſey.
Sauget als die zarten Bienen
Honig aus dem Tauſend-Schoͤn
Jener bluͤhenden Jesminen /
Die auf meinen Huͤgeln ſtehn.
Kroͤnet / kuͤſſet dieſe Ballen /
So die Anmuth Toͤchter nennt /
Laßt euch ihre Pracht gefallen /
Davon ſich die Luſt nie trennt.
Wartet dieſe Luſt-Granaten /
Lacht die Edens-Aepffelan /
Wie ihr Schmuck ſo wohl gerahten /
Daß er Todten helffen kan.
Bleibt von dem verbohtnen Lande /
Jn daſſelbe kommt ihr nicht /
Wohnet bey dem ſchoͤnen Strande
Da euch keine Luſt gebricht.
Selbſt die Anmuth will euch weiden /
Sie giebt alle Schaͤtze frey /
Warum wolt ihr Mangel leiden
Jn der oͤden Wuͤſteney?
Bleibt49Verliebte und galante Gedichte.
Bleibet in dem vollen Garten /
Da die Toͤpff mit Fleiſch| gefuͤllt /
Was! wolt ihr auf Paran warten
Wo der Than den Hunger ſtillt?
Bleibet bey den vollen Bruͤſten /
Und verlaßt die leere Schoß;
Wer vertauſcht um eine Wuͤſten
Wol ein ſchoͤn geputztes Schloß?
Froſt und Hitze koͤnnt ihr finden /
Jn der Bruͤſte Paradieß /
Flammen loͤſchen und entzuͤnden
Kan des Buſens Silbern Vließ.
Seht wie Feur aus Eyſe quillet
Heiſſer denn es Æthna hegt /
Doch der Brandt wird bald geſtillet /
Daß ſich ſeine Hitze legt.
Hecla heget Feur und Flammen /
Froſt und Hitze reicht er dar /
Dieſe ſtehen auch beyſammen
Auf der Bruͤſte Brand-Altar.
Bald ſind ſie in Eyß geweltzet
Und dem Schnee in Ballen gleich /
Wenn die Hitze ſie nun ſchmeltzet /
Sind ſie am Vergnuͤgen reich.
Und bey dieſen Wechſelungen
Bleibet doch die Anmuth hier /
Ja die Luſt iſt ungezwungen
Jn dem weiſſen Bruſt-Revier.
Drum ſo kroͤnet dieſe Ballen /
Wo ſich Luſt und Anmuth regt /
Und verlaßt des Schooſſes Hallen /
Die nur todtes Tauren hegt.
Schaut die Zwilling meiner Bruͤſte /
So wie glatte Rehe ſtehn /
Sagt / daß ſich eur Sehnen ruͤſte
Dieſes Wild im Netz zu ſehn.
Meine Bruͤſte ſind wie Trauben /
Die noch nicht zerquetſchet ſind /
DDa -50Verliebte und galante Gedichte.
Davon koͤnnt ihr Julep raubeu /
Welchen man voll Anmuth findt.
Jhre Saͤffter ſind viel beſſer
Als der angenehmſte Wein /
Da iſt das Verlangen groͤſſer
Als es nach dem Wein kan ſeyn.
Schaut ſie hier in Roſen weiden /
Da ſie keine Sonne ſticht /
Aus den Schatten reichen Heiden
Weicht die kuͤhle Anmuth nicht.
Was den Zephyr uͤberſteiget /
Und Ambrirte Winde blaͤßt /
Hier ein holdes Schickſahl zeiget /
So euch nichts ermangeln laͤßt.
Nehmet an mein ſuͤßtes Leben
Dieſes zarte Luſt-Gefild /
Euch will ich die Bruͤſte geben
Der Dionen Eben-Bild.
Schaut die Helffenbeinern Thuͤrme
Als des Himmels Bruſt-Bild an /
Laßt / daß nicht mein Eyfer ſtuͤrme /
Was die loſe Hand gethan.
Hier ſteht euch mein Hold-ſeyn offen
So weit als die Bruͤſte gehn;
Doch die Schooß laͤßt euch nichts hoffen /
Ja nicht einſt das bloſſe Sehn.
Brechet von den Bruͤſten Fruͤchte /
Huͤllt die Hand in Sammet ein /
Eßt des Buſens-Schau-Gerichte
Es ſoll euch vergoͤnnet ſeyn.
Nur die Schooß / und ihren Haͤynen
Laſt Lyſander unberuͤhrt /
Sonſten ihr ein Zorn-erſcheinen
Uber eure Schaͤdel fuͤhrt.
Seht wie Amors Winde pfeiffen
Um der Bruͤſte Wolluſt-Baum /
Schaut wie ſeine Aepffel reiffen /
Drum verlacht den Sodoms-Schaum.
So51Verliebte und galante Gedichte.
So das todte Meer euch zeiget /
Und zum Ungluͤcks-Koder braucht /
Deſſen Luſt zum Sterben neiget /
Und wie leichter Rauch verraucht.
Aber bey der Bruͤſte Liljen
Findet ihr beliebte Luſt /
Die kein Wetter kan vertilgen
Aus dem Garten meiner Bruſt.
Bey den Liljen / und Jesminen
Bey Granaten / und der Nelck /
Jdumeens Roſen gruͤnen /
Dieſe macht kein Unfall welck.
Daſelbſt iſt die Zucker Quelle /
Die mit Milch und Honig rinnt /
Und die Ambra reiche Stelle
Da man Lebens Staͤrckung findt.
Balſam / Muſch und Specereyen
Wird auf dieſem Bett gehegt /
Alle Tage ſich von neuen
Da erneute Wolluſt regt.
Drum mein wehrter Schatz Lyſander
Kuͤßt die Bruͤſte / ſo euch frey /
Dabey bleibet / laſt das Ander /
Denckt / daß es verboten ſey.

Lyſanders Antwort an Arismenen.

Warum wird die Frucht des Lebens
Schoͤnſter Engel mir verſagt?
Lieb ich denn ſo gar vergebens?
Darf kein Griff nicht ſeyn gewagt?
Heiſſet das ſchon uͤbertreten
Wenn man nur die Frucht angreifft?
Sollen denn Egyptens-Ketten
Niemahls werden abgeſtreifft?
Soll ein ſteter Sclave bleiben /
Mein ſo ſehr entbrannter Sinn?
D 2Darf52Verliebte und galante Gedichte.
Darf ich nicht die Finger treiben
An das Land der Luͤſte hin?
Kan man das wol dreiſte nennen /
Was die treue Hand veruͤbt?
Die zum Opffer ſich verbrennen
Hat man jederzeit geliebt.
So kan auch mein Unternehmen /
Gar kein Trieb der Geilheit ſeyn;
Denn zum Opffer ſich bequehmen /
Nimmt nicht luͤſtern Geiſter ein.
Jſt es nicht des Schooſſes Ehre?
Wenn ſie kroͤnet meine Hand /
Weil ich ihr gantz zu gehoͤre /
Gruͤſſe ich das ſchoͤne Land.
Wo ſind wol die zarten Wellen /
So des Lebens Perlen thaun /
Und der Wolluſt Lager-Stellen
Als in ihrer Schooß zu ſchaun?
Durch das Opffer treuer Finger
Wird kein Heiligthum beſchmitzt;
So wird auch ihr Schooß nicht ringer
Wenn ſie meine Hand beſchuͤtzt.
Schuͤtzt den Eingang dieſes Landes /
Hat ihr Mund ja ſelbſt geſagt;
Ehrt man nicht die Pracht des Strandes /
Vor den man ſein Leben wagt?
Suͤndigen denn meine Haͤnde
Wenn ſie ihr Gebote thun /
Und als eigne Liebes-Pfaͤnde
Bey des Schooſſes Eingang ruhn?
Jſrael geht durch die Wuͤſten
Aus der ſtrengen Dienſtbarkeit /
Solte mich denn nicht geluͤſten
Auch zu ſeyn in Sicherheit?
Jſt nicht in den Roſen-Gruͤnden
Amors liebſter Ruhe-Platz /
Und die dunckle Grufft zu finden
So verwahret ſeinen Schatz?
Tau -53Verliebte und galante Gedichte.
Tauſend Luͤſte / tauſend Freuden
Wohnen in der Marmor-Schooß /
Und die Myrthen gleichen Heiden
Ubergehn der Bruͤſte Schloß.
Durch die Wuͤſten muß man gehen /
Wenn man will in Canaan /
Bey den Bruͤſten ſtille ſtehen
Nur zum Schein vergnuͤgen kan.
Selbſt die Seele kan es fuͤhlen
Was ſie da vor Luſt geneußt /
Wenn ſie kan daſelbſten ſpielen /
Wo ſie faſt vor Luſt zerfleußt.
Jene gingen durch die Wuͤſten /
Und durchs groſſe rohte Meer
So macht meine Hand vom Bruͤſten
Sich durch dieſe Wuͤſten leer.
Zwar ich wil die ſchoͤnen Ballen
Jhrer Bruͤſte nicht verſchmaͤhn /
Aber durch die Wuͤſten wallen
Laͤßt weit groͤſſer Anmuth ſehn.
Wo iſt wol der Wolluſt Garten
Jſt es nicht die ſchoͤne Schooß?
Wo Luſt und Ergoͤtzung warten
Nur zu werden Zuͤgel loß.
Und iſt nicht die Schooß die Stelle?
Die uns alle Anmuth zolt /
Jſt ſie nicht die Feuer-Quelle?
Daraus Æthna Flammen hohlt.
Sie iſt Pharos, Port und Leuchte /
Und das ſchoͤne Morgen-Land /
Jhre angenehme Seichte
Macht den Gluͤckes-Strand bekandt.
Jhre dunckeln Opffer-Hallen /
So ein Mirthen-Wald umgiebt /
Sind gezieret mit Corallen /
Deren Schmuck ein jeder liebt.
Marmor / Myrthen und Rubinen
Sind der Zierath ihrer Schoß /
D 3Selbſt54Verliebte und galante Gedichte.
Selbſt die Anmuth muß ihr dienen /
Das Ergoͤtzen macht ſie groß.
Drum mein Engels-Kind vergoͤnnet
Meiner Hand den Kroͤhnungs-Griff /
Gebt zu / daß man ſie erkennet
Vor Dionens Muſchel-Schiff.
Denn / als die kahm aus den Wellen
Schloß ſie eine Muſchel ein /
Dieſes dadurch fuͤrzuſtellen /
Daß ſie ſolte heilig ſeyn.
Ja! ihr Anſehn zu vermehren
Jſt ſie in die Schooß geſetzt /
Will ich ſie nun nicht verehren /
So iſt Cypris Recht verletzt.
Dieſes heiſt die Muſchel kroͤhnen
Als ein Opffer mit der Hand /
Und nennt jenes ein Verhoͤhnen /
Wenn man ihr den Dienſt entwandt.
Drum / ihr Zieraht aller Schoͤnen /
Zuͤrnet nicht mit eurem Knecht /
Wenn er eure Muſchel kroͤhnen
Wollen nach der Venus Recht.
Werfft die Schaam mein Engel nieder /
Und ſeyd doch ſo ſproͤde nicht /
Da dem Zierath eurer Glieder
Gar kein Uberlaſt geſchicht.
Jene Freyheit meiner Haͤnde
Wird gantz unrecht ausgelegt;
Jndem ich mich euch verpfaͤnde
Es der Geilheit Nahmen traͤgt.
Nicht zu ſtrenge / hegt erbarmen /
Schlieſt den Freuden-Ort nicht zu /
Sonſten raubt eur Zorn mir Armen
Meiner matten Geiſter Ruh.
Bruͤſte heiſſen Sodoms-Fruͤchte /
Die im Schauen lieblich ſind /
Aber ein vergnuͤgt Gerichte
Man an ihrer Muſchel findt.
Nicht55Verliebte und galante Gedichte.
Nicht zu ſtrenge Arismene!
Ach hegt doch Barmhertzigkeit /
Seyd ſo guͤtig / als ihr ſchoͤne /
So wird meine Bruſt erfreut.
Warum ſoll ich denn verderben /
Und im Feuer untergehn?
Bald im kalten Eyſe ſterben
Und mich ſtets gequaͤlet ſehn?
Fuͤhret meine treuen Sinnen
Jn den angenehmen Port /
Daß ſie freudig ſagen koͤnnen /
Dieſes iſt der ſchoͤne Ort:
Da man kan in ſuͤſſen Luͤſten
Und in Anmuth truncken ſeyn;
Denn man ſchmecket bey den Bruͤſten
Allezeit gemiſchten Wein.
Was iſt ſonſt der Luͤſte-Quelle?
Als ihr Schooß mein Engels-Kind /
Und die freuden-volle Stelle?
Da man Lebens-Staͤrckung findt.
Alle Tage ſich von neuen
Da ein neu Ergoͤtzen regt /
Und der rechte Liebes-Reyen
Wird in einer Schooß gehegt.
Nun weiß ich / daß Arismene,
Jhr mirs ferner nicht verſagt /
Daß ich eure Schooß bekroͤne /
Da es Jdalis behagt.

Liebes-Brief an Amalien.

Amalie ein Brief / von meiner Hand geſchrieben /
Eilt mit geſchwinden Flug durch Sehnſucht fortgetrieben /
Als jene Taube fliegt / die Bagdat macht bekand
Zu deiner Wohnung hin / und wil die Ehr-Furcht zeigen /
Die mich verbindlich macht demuͤhtig ſich zu neigen /
Wo deinen Nahmen zeigt auch meines Feindes Wand.
D 4Weil56Verliebte und galante Gedichte.
Weil man die Goͤtter muß mit groſſer Ehr-Furcht ehren
So wirſt du deinem Knecht als Goͤttin nicht verwehren /
Daß er dem Hand Altar beliebten Weyrauch ſchenckt /
Wie man ihn ſonſt der Mund und andern Gliedern weyhet.
Was hier in Armuth wird anjetzo ausgeſtreuet /
Zeigt an / daß meine Bruſt allzeit an dich gedenckt.
Hier reich ich nun den Kern der ſchoͤnſten Raͤucher-Kertzen /
Denn weil dein Nahrungs-Oehl dem ſtarck ent flam̃ten Hertzen
Den kraͤfftigſten Geruch und ſuͤſſe Anmuth giebt /
So gebe ich es dir zum Opffer deiner Haͤnde /
Davor zum Gegen-Gruß mir deines wieder ſende /
Und laß den Wahl-Spruch ſeyn: Wer liebt / der wird
geliebt.

Gedancken uͤber das Bildniß einer Schoͤ - nen in der Tabaquier.

Bey dieſem Wunder-Bild da fehlet nur der Geiſt /
Nicht praͤchtige Geſtalt / und das was Schoͤnheit heiſt /
Das milcherne Geſicht / die Seiden-gleiche Wangen
Sieht man voll Lieblichkeit im ſtoltzen Schmucke prangen.
Die Augen ſind ein Pech geſetzet in dem Schnee /
Des Buſens ſchoͤne Frucht die quillet in die Hoͤh;
Doch goͤnnet uns die Hand nur halb die ſchoͤnen Fruͤchte /
Und zieht das Wunder-Land uns meiſt aus dem Geſichte /
Das Marmor uͤberſteigt / und Hertzen brennen macht
Denn offtmahls hat ein Bild ein groſſes Feur gebracht.
Kan dieſes die Copie durch todte Zuͤge machen?
So wird das rechte Bild bald unſer Bande lachen.
Die Augen werden ſeyn zwey Lichter voller Feur /
Ein Flammen-reicher Ort / ein blitzend Ungehenr;
Die Bruͤſte werden an den Feuer-Bergen ſiegen /
Worinn Empedocles und jeder wuͤnſcht zu liegen.
Und fehlt hier ſchon der Geiſt / heiſt es ein todtes Bild
So iſt doch dieſe Pracht in kein Gedicht verhuͤllt:
Denn das Original hegt Seele / Geiſt und Leben /
Und einer ſchoͤnen Stadt iſt es znm Schmuck gegeben.
Kan57Verliebte und galante Gedichte.
Kan man ſchon ihre Pracht und Schoͤnheit nicht beſehn /
Dieweil es Gluͤck und Zeit allhter nicht laͤſt geſchehn /
So will ich doch dis Bild mit hoͤchſter Demuth gruͤſſen
Und wie ein Heiligthum in dem Behaͤltniß kuͤſſen.

Das Bild redet das Frauen-Zimmer an.

Annehmliches Geſchlecht / ihr Koͤnige der Hertzen
Schaut dieſes ſchlechte Bild mit keinen Eyfer an /
Laßt euch die wen’ge Pracht deſſelben nur nicht ſchmertzen /
Weil gegen die Natur die Kunſt nicht zuͤrnen kan.
Ja ſtuͤnd’s in meiner Macht ich wolte euch ſo ſchmuͤcken /
Daß dieſes gantze Rund euch Weyrauch ſolte ſtreun /
Doch geb ich dieſen Raht: ſpielt ſtets mit holden Blicken /
So werdet ihr ſo ſchoͤn bisweilen ſchoͤner ſeyn.

An die zornige Caſſandra.

Erzuͤrnte ſchauet doch zu euren zarten Fuͤſſen
Den Sclaven / der ſein Gluͤck durch Unverſtand ver -
ſchertzt;
Den dreiſten Fuͤrwitz muß er gar zu herbe buͤſſen /
Und eur entbrandter Grimm ihn in der Seelen ſchmertzt.
Wo iſt der ſuͤſſe Blick / der mich vor dem erquicket?
Ach Schmertz! ach Weh! er iſt in ſtrengen Blitz verkehrt /
Ein ungemeiner Zorn mich mit Verbannung druͤcket /
Die Seele wird durch Angſt und Unmuth gantz verzehrt.
Jch lebe faſt nicht mehr weil ich ſo elend lebe /
Kein Redner druͤcket aus was meine Sinnen kraͤnck /
Der Tod umnebelt mich mit dicken Spinn-Gewebe /
Jch bin in Angſt und Noht bis an den Hals verſenckt.
Jch leugne nicht mein Schatz / daß ich mich grob verſehen /
Mein Fehler wird von mir mit groſſer Reu erkannt /
Das krancke Hertze ſeuffzt / die matten Lippen flehen /
Und haben / ach umſonſt! viel Opffer angebrannt.
Jhr zuͤrnet allzuviel / und ſtellt euch mein Verbrechen
Viel groͤſſer als es iſt in ſolchem Eyfer fuͤr:
D 5Wie58Verliebte und galante Gedichte.
Wie lange wolt ihr euch an eurem Sclaven raͤchen?
Wie lange ſpielt eur Zorn ſo wunderlich mit mir?
Ach kehret doch zuruͤck! ach kehret! kehret wieder!
Hemmt meine Hertzens-Angſt / verkuͤrtzet meine Noht /
Beſeelt durch einen Blick die ſchon erſtorbnen Glieder /
Erquickt den matten Geiſt / vertreibt den nahen Tod.
Was meine Hand veruͤbt iſt nicht durch ſie vollfuͤhret /
Der netten Glieder-Zier / und was euch ſchoͤne macht
Hat ſie durch einen Trieb / der maͤchtig war / regieret /
Daß ſie den Griff gewagt / eh ich es recht bedacht.
Erwegt nun ob ihr mich ſo hefftig haſſen koͤnnet /
Da euer Schoͤnheit-Pracht den Zwang an mir veruͤbt /
Betrachtet ob ihr den mit Recht und anckbahr nennet /
Der euch aufs zaͤrtlichſte mehr als ſich ſelber liebt.
Jhr thut mir Uberlaſt mehr als ich es verbrochen /
Die Straffe iſt zu hart damit ihr mich belegt;
Wenn ihr nun meine Schuld durch meinem Tod gerochen /
So glaubt nicht / daß die Welt Hochachtung vor euch traͤgt.
Man wird eur Angeſicht als einen Leuen fliehen /
Der mehr vergrelte Wuth als Beyleids-Zeichen zeigt /
Man wird ſich nicht zu ſehr um eure Gunſt bemuͤhen /
Das Meer-Weib fliehet man / weil ſein Geſang betreugt.
Wenn aber eure Gunſt ſich wieder zu mir wendet /
Wenn den gequaͤlten Geiſt ein holder Blick erquickt /
So wiſſet / daß man ſich mit Luſt an euch verpfaͤndet /
Und daß die gantze Welt euch heiſſe Seuffzer ſchickt.

Als ſie beſaͤnfftiget worden.

Das Blitzen iſt vorbey / die ſanfften Strahlen blincken /
Der frohe Morgen folgt auf die betruͤbte Nacht /
Mein Freuden-Himmel laͤßt den Jammer-Stern verſincken /
Da ein gewuͤnſchter Schein / mir zum Vergnuͤgen lacht:
Denn wo mir ſonſt zum Schmertz die Traur-Cometen ſtunden /
Da haben ſich nach Wunſch Planeten eingefunden.
So aͤndert ſich die Zeit / die mich zuvor betruͤbet /
Und laͤſt mir jeden Tag anjetzo guͤlden ſeyn;Nach -59Verliebte und galante Gedichte.
Nachdem ich lang genug das Faſten ausgeuͤbet
So bricht mein Jubel-Jahr mit aller Macht herein.
Jch kan nun gantz vergnuͤgt / nach ausgeſtandnen Quaͤhlen /
Die Stunde meiner Luſt aus den Aſpecten zaͤhlen.
Es ſieht mein Liebes-Schiff ſchon ſeinen Haven liegen /
Jhm kan kein harter Sturm im Segeln ſchaͤdlich ſeyn /
Der Zephyr will ſich nun zum Segel kuͤſſend fuͤgen /
So fahr ich wol begluͤckt in meinen Haven ein:
Jch lache zu dem Sturm / verachte Æols Raſen /
Weil die Beſtaͤndigkeit wird in die Segel blaſen.
Egyptens Dienſtbarkeit und ihre Sclaven Kaͤrcker /
Die ſchwinden wie die Nacht mit ihrer Dunckelheit /
Und Canaan nimmt mich in ſeinen Freuden-Aercker /
Wo das Vergnuͤgungs-Horn ſtets neue Luͤſte ſtreut;
Da kan ich nach der Nacht / und ihren Finſterniſſen
Die Sonne meiner Luſt im vollem Glantze kuͤſſen.

Er gratuliret ſeinen Freund zu der Verſoͤhnung.

Sonnet.

So muß dich / werther Freund / nach dunckeln Finſterniſſen
Ein helles Gnaden-Licht mit ſeinen Strahlen kuͤſſen /
Es aͤndert ſich die Zeit / und laͤſt nach Angſt und Pein
Dennoch ein holdes Gluͤck das beſte Labſahl ſeyn.
Haſt du ſchon eine Zeit Cometen fuͤrchten muͤſſen /
Jetzt wird die Sonne dich ſo zu beſtrahlen wiſſen /
Daß der Cometen-Schwantz ein heller Himmels-Schein
Dir kuͤnfftig heiſſen wird. Der Sturm hoͤrt auf zu dreun.
Luſt und Vergnuͤgen ſucht mit Anmuth dich zu kroͤnen
Und den gehabten Schmertz durch Freude auszuſoͤhnen /
Die Liebe iſt bemuͤht mit ihrem zarten Kleinen /
Nach ausgeſtandner Prob nach Schmertzen und nach Weinen
Mit aller Lieblichkeit die Unluſt zu verſuͤſſen /
Die dein getreues Hertz von ihnen leiden muͤſſen.
Er60Verliebte und galante Gedichte.

Er ſendet jemanden das Contrefait ſeiner Nachbarinnen.

Weil du / geehrter Freund / ſchon offtmahls haſt geſchrieben /
Daß ich das Contrefait der ſchoͤnen Nachbarinn /
So ich dir zugeſagt / zu ſchicken moͤcht belieben /
So flieget dieſes Blat zu deinem Schloſſe hin.
Es glaͤntzet zwar nicht fein mit bunt-couleurten Farben /
Doch ihrer Trefflichkeit blitzt auch von dem Papier;
Des Mahlers ſeine Kunſt muß / arm am Witze / darben /
Denn ihre Nettigkeit geht ſeiner Schmincke fuͤr /
Kan nun kein Mahler nicht der Schoͤnheit Strahl erheben?
So wird mein ruͤder Kiel viel wenger tuͤchtig ſeyn
Der ſchoͤnen Nachbarinn die Farben recht zu geben /
Da ihre Augen gleich den Zweiffels-Saamen ſtreun.
Wo fang ich aber an die Schoͤnheit abzumahlen?
Ein jedes Glied verdient den ſchoͤnen Ehren-Krantz /
Die Venus ſiehet man aus allen Theilen Strahlen
Und Cynthia verſchwendt den hellen Silber Glantz.
Doch! ſchau / ich will zu erſt bey ihrem Haar anfangen /
Das Serens Wurm-Geſpinſt an Zartheit angewinnt /
Die Berenice mag mit guͤldnen Zoͤpffen prangen /
So wird der Sternen Schein bey ihrer Nacht doch blind.
Die Stirne macht beſchaͤmt was Junens Milch gezeuget /
Narciſſens weiſſe Pracht die ſtoltzen Segel ſtreicht:
Der glatte Alabaſt vor ſolchen Schmuck ſich neiget /
Und in die ſchwartze Grufft der erſten Wohnung weicht.
Die Augen ſind ein Blitz der durch die Luͤffte faͤhret
Davor der Diamant der Strahlen Glantz verliehrt /
Ein Dunckel / das die Nacht mit duͤſtern Schatten nehret
Und doch den Sonnen Schein aus ſchwartzen Pech gebiehrt.
Die Naſe prahlt mit Schnee / die aller Dinge Amme /
Die guͤtige Natur recht zierlich ausgemacht /
Nicht daß man ſie als klein noch als zu groß verdamme /
Dianens ſilber Horn hat ihr den Glantz gebracht.
Die Wangen ſiegen an den wunder-ſchoͤner Nelcken /
Die Morgen-Roͤht erſtaunt vor ihrer Purpur-Pracht /
Die Anemonen gleich vor den Corall verwelcken /
Die Tulpe giebt der Welt auf ewig gute Nacht.
Vor61Verliebte und galante Gedichte.
Vor den Zinnober Mund-Rubin und Scharlach fallen /
Der Tyrer Schnecken-Blut / und der gekroͤhnt Granat /
Die machen ſich hinweg vor ihren Mund-Corallen /
Der Venus koſtbahr Blut ſich da verſpritzet hat.
Die Zaͤhne ſind gepflantzt vom feinſten Helffen-beine /
Wodurch die holde Zung / und ihres Athen Weſt /
Geſichert ſind umſchantzt in Perlen-weiſſe Zaͤune /
Daß kein vergrelter Nord in ihre Kaͤhle blaͤßt.
Das Kinn iſt kuͤnſtlich rund / worauf Jesminen bluͤhen /
Die ein beliebter Tuͤrcks der blauen Adern kuͤßt;
Kein Archimedes kan ſo nette Scheidung ziehen
Als des galanten Kinns geſpaltne Hoͤle iſt.
Der Hals verſchwaͤrtzt den Schnee und die gebleichte Seide /
Das feinſte Poſt-Papier wird ſchlechtes Maclatur:
Zu Kohlen wird vor ihn die allerreinſte Kreide /
Und ſeine Klarheit ruͤhmt am meiſten die Natur.
Die Bruͤſte quilln hervor als glatte Marmor-Ballen /
Zinnober waͤchſt auf Milch / Granaten kroͤnt Rubin /
Auf ihren Huͤgeln ſtehn die roͤhtſten Meer-Corallen /
Die in dem hoͤchſten Schmuck auf Perlen-Mutter gluͤhn.
Hier muß der Mahler weg und auch die Feder weichen /
Weil der verborgne Schatz in ſeinen Schaalen bleibt /
Das Contrefait wird auch ſein Ende gleich erreichen
Wenn die galante Hand erſt in den Federn treibt.
Allein! was ſoll der Hand ich an die Seiten ſtellen?
Der feinſter Neſſel-Tuch und Seide iſt zu hart /
Wo man aus Marmor ſieht den blauen Tuͤrckis quellen /
Der mit beliebten Schnee der Finger ſich gepaart.
Beſchaue nun dis Bild / betrachte alle Zuͤge
Und ſetze die Couleur wohin ſich jede reiſt /
Sieh meine Worte durch / erwege jede Riege /
Und ſage mir hernach was vor ein Bild ſich weißt.
Zwar koͤnteſt du hier wol die Mahlerey verlachen /
Weil ein verſtumpffter Kiel kein Pinſel es gethan /
Und fragen / was du ſolſt mit dieſen Sachen machen?
Doch wiſſe / daß du ſiehſt Caſſandren ſelber an.
Er62Verliebte und galante Gedichte.

Er iſt Eyferſuͤchtig.

Verdammte Eyferſucht / du Hencker meiner Seelen
Was plagſt du mich ſo ſehr? halt ein mit deinen Quaͤlen /
Du Bild des herben Tods / du Gallen-ſchwanger Frucht /
Was plagſt du mich ſo ſehr verdammte Eyferſucht?
Aus Nectar quillt dein Gifft / dein Quaͤlen kommt vom Lieben /
Die Frucht der ſuͤßten Bluͤth iſt Hoͤlliſches Betruͤben /
Wie! daß dein Schlangen-Maul mir Geiſt und Hertze trifft?
Verdammte Eyferſucht aus Nectar quilt dein Gifft.
Du Kind der duͤſtern Nacht / du Vorſchmack von der Hoͤllen /
Dein Mara, das entſpringt aus einer Zucker-Quelle /
Du Mord Geiſt deſſen Quaal mich raſend hat gemacht /
Aus Nectar quilt dein Gifft du Kind der duͤſtern Nacht.
Du Hencker ſuͤſſer Huld / du Blend-Werck meiner Augen /
Das mir aus Roſen laͤßt Napel und Schierling ſangen /
Und meinem Hertzen raubt ſo Hoffnung als Gedult /
Du Kind der duͤſtern Nacht / du Hencker ſuͤſſer Huld.
Vermaledeyte Wuht / du Folter-Banck der Sinnen
Soll ich einſt uͤber dich die Ober-Hand gewinnen /
Und werd ich ruhig ſeyn wenn flieſt des Feindes Blut?
Du Hencker ſuͤſſer Huld / vermaledeyte Wuth!
Die meiſte Quaal iſt hin wenn ſich mein Muth gerochen /
Denn folgt das Oſter-Feſt auf meine Marter-Wochen /
Und ich bin ſchon vergnuͤgt wenn ich gerochen bin /
Vermaledeyte Wuth! ſo iſt die Quaal meiſt hin.

An die ſchoͤne Nonne zu ***

Sonnet.

Den Himmel kan man wol hier unbarmhertzig nennen /
Weil er die Schoͤnheit ſelbſt ins Cloſter hat verſteckt /
Und ihren Anmuths-Glantz mit Stein und Kalck
bedeckt /
Daß dieſen Venus-Schein gar wenig ſchauen koͤnnen.
Doch in den Cellen auch die Liebes-Fackeln brennen /
Ein jeder Pfaffe wuͤnſcht dis liebliche Conſect,
Doch nach den Port umſonſt ſich Sinn und Sehnſucht ſtreckt
Denn ihre Muſchel laͤſt ſich nicht vom Pfaffen trennen.
Allein!63Verliebte und galante Gedichte.
Allein! was nuͤtzt ein Schatz / der immer iſt verſchloſſen?
Nichts! und das Feld verdorrt / ſo niemahls wird begoſſen;
Vollkommen kan man nicht dieſelbe Schoͤnheit heiſſen /
Die Aphroditen denckt die Glieder nicht zu weyhn /
Soll nun der Schoͤnheit-Pracht bey dir im Schmucke gleiſſen?
So muſt du Roſen-Krantz und ich dein Pater ſeyn.

Verliebte Thorheiten.

Aus dem Lateiniſchen des Herrn Corn. Galli.

Galante Lydia du angenehmes Kind
Vor deiner Schoͤnheits-Pracht wie nichts zu achten ſind /
Der weiſſen Liljen Zier wie auch der Roſen Prangen
Das Helffen bein erſchwaͤrtzt vor deinen glatten Wangen /
Ach! zeige ſchoͤnſtes Kind dein gold-entflammtes Haar
Entbloͤſſe deine Bruſt das Schwaanen gleiche Paar
So aus der Marmor Klufft der weiſſen Schultern prahlet /
Erhebe doch den Glantz damit dein Auge ſtrahlet
Mit ſchwartzer Demmerung der Augen braun verhuͤlt /
Mein Maͤdgen ſchencke mir die Roſe / ſo erfuͤlt
Dein ſchoͤnes Wangen-Feld mit Purpur angenetzet /
Ach! reiche mir den Mund der mit Rubin beſetzet /
Die Lippen wo Corall ſich mit der Anmuth paart /
Und labe deinen Knecht nach Turtel-Tauben Art
Mit ſuͤſſem Nectar-Moſt der angenehmen Kuͤſſe:
Du nimmſt mir Thoͤrigten die beſten Nahrungs-Fluͤſſe /
Dein Kuß entſeelt mein Hertz / und ſtoͤhret meine Luſt /
Warum entzieheſt du das Leben meiner Bruſt?
Verhuͤlle deine Bruſt / bedeck die Edens-Ballen /
Die als ein Marmor-Meer mit ſanfften Oden wallen.
Die angenehme Schooß ich weis nicht was anbeut /
Dein Liebes Weſen giebt ſtets neue Lieblichkeit.
Verſtecke deine Bruſt / die mich mit ihren Pfeilen /
So weiſſer als der Schnee / verraͤthriſch wil ereilen /
Die ſtets ihr blanckes Schwerd zu meinem Schaden wetzt /
Und mein ſchon ſchwaches Hertz noch mehr in Ohnmacht ſetzt.
Allein / du ſiehſt aus Wuth nicht meiner Seelen-Plagen /
Und laͤſſeſt mich halb todt in meiner Noht verzagen.
Lie -64Verliebte und galante Gedichte.

Liebes Brief an Clelien.

Vergoͤnne Clelia, daß mein verirrter Geiſt
Jn deinen Haven treibt / wo Amors-Winde wehen /
Den Port / wo lauter Luſt ſich ums Geſtade weiſt /
Wo Myrthen / Tauſend-Schoͤn und Anemonen ſtehen.
Wo Cypripor den Sitz / und Venus ihr Gezelt
Mit ſammt der Kitzelung zur Wohnung auffgeſchlagen /
Wo ſich die Anmuth hat den dreyen zugeſellt /
Wohin uns die Natur den beſten Schatz getragen.
Wo Milch und Honig fleuſt / wo ein Gelobtes-Land /
Wo Zucker und Zibeth ſich mit der Ambra kuͤſſen /
Wo Liebes-Roſen zeugt der Alabaſter Strand /
Daſelbſt vergoͤnne mir die Luͤſte zu genieſſen.
So dis Revier gebichrt /[und] unvergleichlich ſind /
Die mich mit Ambroſin und Alecant berauſchen /
Jn welchem ſich mehr Luſt als Sand am Meere findt /
Die ich mit Jupiter nicht dencke zu vertauſchen /
Weil ſein erdichtes Reich nicht ſolche Engel hegt /
Die uns mit einer Koſt von Venus Muſcheln laben /
Man da nur bloſſen Schein zu ſeiner Tafel traͤgt /
Wenn man ſchon Luſt verlangt kan man nur Unmuth haben.
Wie ſich nur Tantalus mit leeren Schauen plagt /
Weil die beliebte Frucht dem Munde wird entzogen /
Wie er im Waſſer ſteht und uͤber Durſt doch klagt /
So gehts in Jovis Reich! wer glaubt der wird betrogen.
Du aber ſchenckeſt mir / ich weis nicht was vor Frucht
Wenn ſich dein hohler Schooß mit meinen Gliedern paaret /
Den mein verirter Geiſt zu ſeinen Haven ſucht /
Wo er vor allen Sturm am beſten iſt verwahret.

An Amarianen um ein Affections-Band.

Mein Schatz / mein Engel-Kind mein eintziges Vergnuͤgen
Erblicke deinen Knecht zu deinen Fuͤſſen liegen /
Der da von deiner Hand ein kleines Band begehrt /
Das alle Furcht vertreibt / und ſeine Hoffnung nehrt.
Die Hoffnung die mich ſonſt aus leeren Schaalen ſpeißte /
Ob gleich ein holder Blick nach deinen Knecht verreißte /
Weil65Verliebte und galante Gedichte.
Weil du den Gnaden-Bund mit mir nicht auffgericht /
Noch durch ein Zeichen mich zu deinem Dienſt verpflicht.
Wie dort der Regen-Bog dem Noah Zeugniß gabe
Daß ſeine Gnaden-Zeit den groͤßten Wachsthum habe /
So mag ein Band bey mir das Gnaden-Zeichen ſeyn
Daß nach vergagner Nacht der heitre Sonnen-Schein
Mit dem Erquickungs-Strahl nach deinen Knechte zielet /
Wodurch er neue Krafft in ſeiner Seelen fuͤhlet.
Kein ſuͤſſer Morgen-Thau ſo ſehr das Feld erquickt
Als mich ein Gnaden-Band von deiner Hand begluͤckt.
Kein Balſam kan ſo bald das matte Hertz beleben
Als mir dein Baͤndgen wird ein neues Leben geben.
Ach neige doch dein Ohr zu deines Knechtes Flehn /
Laß ihn nicht unbeſchenckt von deinen Fuͤſſen gehn.
Verknuͤpffe durch ein Band dein Wollen und mein Hertze /
So ſtillt ſich meine Furcht / ſo leget ſich mein Schmertze /
So liebe ich vergnuͤgt / ſo ſage ich mit recht /
Jch heiſſe Lebens lang Amarianens Knecht.

Er dancket Silvien vor ein Affections - Band.

Jch ſtell mich Silvia, daß ich die Zahlung ſey
Weil meine Armuth dir ſonſt nichtes bieten kan /
Mein Unvermoͤgen zuͤndt nur ſchlechte Kraͤuter an /
Es ſchenckt Vergiß mein nicht / und opffert Mannes-Tren /
Statt rarer Specerey und reinen Weyrauchs-Flammen /
Dis Opffer wirſt du nicht / galantes Kind / verdammen /
Weil es ein treuer Knecht auf deinem Altar ſtreut /
Der ſich mit Leib und Blut zu deinen Dienſten weyht.
Der vor erzeigte Gunſt ſich deinen Sclaven nennt /
Dem dein geſchencktes Band die Ketten angelegt /
Die er als einen Schmuck auf ſeinen Hertzen traͤgt /
Das Band / daß er ſich ſelbſt aus Bloͤdigkeit mißgoͤnnt;
Weil deſſen Koſtbarkeit auch Cronen uͤberwieget /
Und mehr als glaͤntzend Ertz aus Potoſi vergnuͤget.
Denn wenn gantz Peru mir all ſeinen Schatz verehrt
Und guͤldne Berge zinſt / ſo iſt dein Band doch werth /
EDaß66Verliebte und galante Gedichte.
Daß ich den gelben Koth der Erden Uberfluß
Den Urſprung mancher Angſt wie leichtes Spreu verſchmaͤh
Wenn ich nur die Perſon / die mirs geſchenckt / anſeh
Von deren Hand ich Glas vor Perlen kuͤſſen muß /
Die ich in allem Thun zu meinen Nord-Pol ſetze
Und eher Koͤnige / als ihr Gebot verletze
Weil jener nur den Leib nicht mein Gemuͤhte / quaͤlt
Sie aber und ihr Haß ſo Leib als Geiſt entſeelt.

An Amarianen, da ſie ſeine Bitte abgeſchlagen.

Es zeigte mir dein Brief ſo viel Vergnuͤgtes an /
Daß ich faſt halb entzuͤckt das Siegel auffgethan /
Das Siegel / ſo ich mehr als tauſendmahl gekuͤſſet /
Weil es mich allezeit zum freundlichſten begruͤſſet /
Und taͤglich neue Gunſt von deiner Hand gereicht;
Die aber / wie es ſcheint / aus deſſen Schrancken weicht.
Die Schreib-Art die du brauchſt / und der ich nicht gewohnet /
Hat wie ein harter Sturm des Lebens nicht geſchonet /
Sie laͤſt mit voller Macht die Ungluͤcks-Winde loß /
Und ſtuͤrtzt mich unverhofft in aller Mutter Schooß.
Kein Donner kan ſo ſehr bey heiterm Himmel ſchrecken /
Kein unverſehner Blitz kan ſolche Angſt erwecken /
Als wie dein hartes Nein in meine Bruſt erregt.
Die Worte ſind ſo hart / die deine Schrifft gehegt /
Daß ſie mein mattes Hertz im Augenblick entgeiſtert /
Jch wurde faſt entſeelt / von Ohnmacht uͤbermeiſtert
Sanck ich als wie ein Bild zur Erden gantz erblaßt /
Ja haͤtte mich mein Freund ſogleich nicht umgefaßt /
Und Balſam dargereicht / ſo waͤr ich gar verblichen /
Die Geiſter waren ſchon in Charons Kahn entwichen /
Woraus ſie deſſen Hand ſo weit zuruͤck gebracht /
Daß mir des Tages-Schein aus dunckeln Wolcken lacht.
Denn deine Hand ließ mir in wenig Worten leſen /
Daß deine Freundlichkeit verſtellter Schertz geweſen.
Amariane ſchenckt dir nicht ein ſolches Band
Es kriegt mein Liebſter nur von mir das Liebes-Pfand /
Be -67Verliebte und galante Gedichte.
Begnuͤge dich daran / daß dich mein Mund geliebet
Der nicht ſo gleich das Hertz zur Wechſel-Banck hingiebet.
Hiemit ward mir der Korb gantz hoͤfflich zugeſtellt /
Mein Urtheil wurde mir gleichſahm im Schertz gefaͤllt.
Mein Hoffnungs-Schiff treibt nicht in den gewuͤnſchten Haven /
Amariane waͤhl’t mich nicht zu ihren Sclaven.
Weil aber dieſer Spruch mir allzu herbe ſcheint /
So habe ich dein Knecht allzeit / und noch / vermeynt /
Daß es dein Ernſt nicht ſey / was du ſo hart geſchrieben /
Jch hoffe / daß du wirſt mich wie vorhero lieben.
Jch will dein eigen ſeyn mit Hertze / Hand und Mund /
Und dieſer machet dir die ſchoͤnen Feſſeln kund /
Damit du meinen Geiſt als einen Sclaven druͤckeſt
Und in die Dienſtbarkeit ſo ſchoͤner Augen ruͤckeſt.
Zieh doch die Larve ab / ſo dein Geſicht verſtellt
Blick deinen Selaven an / ſo dir zu Fuſſe faͤllt
Und laß mich doch das Band / das Band der Liebe kriegen /
Woran mein Leben hengt / und was mich kan vergnuͤgen.

Als ſeine Blondine ſehr kranckwurde.

ES zeigen jetzt der Welt die Seuffzer und die Zaͤhren /
Daß ſich mein Canaan in Mara will verkehren.
Das Zucker vorger Luſt wird jetzt zu Wermuth-Schleim /
Und Coloquinten-Safft wird mir mein Honig-Seim.
Vor ſpeißte mich das Gluͤck mit gleiſſenden Paſteten /
Nun aber muͤht es ſich nur meine Luſt zu toͤdten /
Und zeigt den Drachen-Schwantz vor die Sirenen Bruſt /
Jndem es mir entzieht die Nahrung meiner Luſt.
Es wird ſein Freuden-Feſt zu einer Marter-Wochen /
Und meine Sonn hat ſich in Wolcken gantz verkrochen
Hat es mir ſeinen Wein im Anfang gleich geſchenckt /
Doch werd ich nun mit Gifft und Schierlings-Safft getraͤuckt /
So ſchmeichelt mir das Gluͤck mit falſchen Judas-Kuͤſſen /
Und laͤſt mir Pilſen-Safft in ſeinem Nectar flieſſen /
Es druͤckt mich an die Bruſt / und ſtellt ſich freundlich an
Doch es die Klauen nicht dabey verbergen kan.
C 2Jch68Verliebte und galante Gedichte.
Jch ſehe den Betrug und fuͤhle ſeine Klauen /
Die es in meine Bruſt ſo toͤdtlich eingehauen /
Daß mich der herbe Schmertz durch Wehmuth faſt entſeelt /
Weil mein Vergnuͤgungs-Licht die letzte Stunde zaͤhlt.
Jch kuͤſſe auch den Tod wenn meine Schoͤne ſtirbet /
Blondinens Untergang vor mich ein Grab erwirbet /
Die Roſen wandeln ſich in eine Dornen Bahn
Und vor Ergoͤtzlichkeit greifft mich ein Schaudern an.
Das Roͤcheln ihrer Bruſt beklemmet mir das Hertze
Jch fuͤhle ebenfals die Pein / ach herber Schmertze!
So dieſes Engels-Bild / Ha Ungerechtigkeit!
Erbaͤrmlich toͤdten will vor der geſetzten Zeit.
Ach Himmel giebſt du zn das Sterben dieſer Schoͤnen?
Kan denn kein Seuffzer nicht den harten Zorn verſoͤhnen.
Ach! zinßt ſo mancher Mund die Farren gantz umſonſt?
Und finder keiner nicht vor deinem Throne Gunſt?
Grauſahmer Himmel / ach! ach laß dich doch erbitten!
Und hoͤre auf in Grimm die Hoffnung zu verſchuͤtten /
Schmeiß Donner-Keile her / ihr Wolcken blitzt und kracht
Gewaltig auf mich zu / daß nur Blondine lacht.
Doch wo gedenckt ihr hin / ihr Sorgen reiche Sinnen?
Was ſtoſſet ihr heraus / was wollet ihr beginnen?
Der Himmel iſt gerecht / verzaget nicht ſogleich /
Er wird vielleicht noch wol durch meine Seuffzer weich.
Was aber hilfft der Troſt? einjeder will verzagen
Den Himmel und das Gluͤck koͤnnt ihr mit recht verklagen
Auf / fluchet dem Geſchick / ſpeyt das Verhaͤngniß an /
Den Himmel ehrt man nicht wenn er nicht helffen kan.
Ha ungetreues Gluͤck! das Gifft vor Zucker ſchencket
Und vor ein Lippen-Meth mit Drachen Blute traͤncket /
Dein Becher mich anjetzt bis auf den Tod verletzt
Wie koſtbahr auch das Gold / das dieſer Gifft-Tranck naͤtzt.
Der Krantz / den ich von dir auf meiner Schlaff gefunden /
Jſt guten Theils mit Dorn und Nageln unterwunden /
Ach! gar ein ſchlechter Krantz der mir das Leben nimmt /
Und durch Blondinens Tod zum Opffer Vieh beſtimmt.
Noch mehr / du raubeſt mir den Nahrungs reichen Biſſen
Und laͤſt mich Spinnen-Gifft vor Panaceen kuͤſſen /
Du69Verliebte und galante Gedichte.
Du tobeſt auf mich zu / verfolgſt mich als ein Feind /
Und ſchaffſt / daß ein Comet zu meinen Schaden ſcheint.
Ha ungerechtes Gluͤck! verfluchet ſey dein Schmeicheln /
Der Firniß des Geſchicks / und des Verhaͤngniß Heucheln /
Ein ander traue dir / und deinem falſchen Schein
Mir nimmt dein Schmeicheln nie die Sinnen wieder ein.

Auf den Gebuhrts-Tag ſeiner verlobten Julien.

L Julia dis Blat zu deinen Haͤnden dringen
Weil heute meine Luſt und dein Vergnuͤgen lacht:
Dem Lichte muß mein Geiſt ein frohes Opffer bringen /
An welchen die Natur dich auf die Welt gebracht.
O hoͤchſtbegluͤckter Tag! du haſt ein Meiſter-Stuͤcke
Und meiner Wuͤnſche-Ziel zum erſten angeſtrahlt /
Der Himmel ſchickt durch dich mir ſeine Gnaden-Blicke /
Da Phœbus recht vergnuͤgt in Gold und Purpur prahlt.
Heut iſt der frohe Tag! es lachet mein Vergnuͤgen /
Heut iſt dein zartes Bild von der Natur gepraͤgt
Die holden Gratien erſchienen bey der Wiegen /
So bald Lucina dir das Leben beygelegt.
So offte nun der Tag / dis heute Wiederkommen /
So vielmahls ſah man dich recht mit Erſtaunen an /
Wie deines Leibes-Schmuck ſo haͤuffig zugenommen
Und wie ſich der Verſtand ſo braff hervorgethan.
Jch ſelber weiß die Luſt nicht gnugſahm auszuſprechen /
Die mir der ſuͤſſe Tag verſchiedne mahl geſchenckt
Die frohe Zunge will aus ihren Schrancken brechen
Sie zeigt die Freude an womit das Hertz umſchraͤnckt.
Kein Balſam findet ſich / der ſo das Hertz erquicket /
Kein weiſſer Perlen-Thau labt mehr das duͤrre Feld /
Als mich / mein Engels-Kind / dein Lippen-Moſt begluͤcket /
Wenn in erwuͤnſchter Luſt mein Geiſt da Tafel haͤlt.
Hat ſchon der Schoͤnheit-Pracht das Hertze mir geruͤhret
Und iſts der erſte Zweck / daß ich dich auserkießt!
Doch zeigt das Tugend Gold / ſo deine Seele zieret /
Daß du mein Engels-Bild recht uͤber irrdiſch biſt.
E 3Und70Verliebte und galante Gedichte.
Und wenn die Tugend erſt den Zunder angeleget /
Da deine Roſe ſich in erſten Knoſpen wieß /
So iſt doch dieſe Gluht in mir noch mehr erreget
Als ſich mit voller Pracht ihr Sammtes Haupt ausließ.
Das Sehnen quaͤhlet mich die Luͤſte zugenieſſen /
Die mir das falſche Gluͤck noch unvollkommen ſchenckt /
Jch wuͤnſche etwas mehr als den Corall zu kuͤſſen
Wenn ſich mein heiſſer Mund zu deinen Lippen lenckt.
Gar offte pflegt mein Sinn das Schickſahl anzuklagen /
Daß ich um deinen Schatz ſo lange ſeuffzen muß.
Die keuſche Liebes-Brunſt vermehret meine Plagen /
Das ſuͤſſe Hoffen zeugt mir ſchmertzlichen Verdruß.
Wie aber ſoll das Licht / ſo mir das Leben giebet /
Jn meinen Hertzen ſeyn ein trauriger Aſpect?
Ach nein! der Himmel ſelbſt / der reine Liebe liebet /
Reicht vor das Sorgen Brodt ein liebliches Confect.
So lebe dann vergnuͤgt du Auszug aller Gaben /
Lach wenn ein Midas-Kopff den feſten Bund verhoͤhnt /
Mich ſoll dein Zucker-Mund inzwiſchen kraͤfftig laben /
Bis uns Beſtaͤndigkeit mit Amors-Myrthen kroͤnt.

Die verliebten Diebe.

Jhr Maͤdgens ihr ſeyd Diebe
Jhr ſtehlet uns das Hertz /
Die ſonſt verſuͤßte Liebe
Jſt nur ein herber Schmertz.
Es lockt mit ſuͤſſen Blicken
Eur ſchoͤnes Angeſicht /
Es ſucht uns zu beſtricken /
Das Netz iſt aufgericht.
Ob gleich von euren Wangen /
Die mit Rubin bedeckt
Wie Purpur Roſen prangen /
Wol mancher Zucker ſchmeckt.
Doch weißt daß dieſes Kuͤſſen
Uns gar zu ſchaͤdlich iſt /
Und71Verliebte und galante Gedichte.
Und der vergiffte Biſſen
Durch Marck und Adern friſt.
Mich hat noch nie vergnuͤget
Noch ein’ge Luſt geſchafft
Wenn auf den Lippen lieget
Der Wolluſt Nectar-Safft.
Der Bruͤſte Liebes-Roſen /
Die unvergleichlich bluͤhn /
Mit freuden lieb zu koſen
Mag ich mich nicht bemuͤhn /
Nennt ſie ein Safft der Bienen /
Ja nennt ſie Zucker-Luſt /
Jch will das nicht bedienen
Was mir ein Dornen-Wuſt.
Laſt ander eure Wangen
Die Bruͤſte und die Schooß
Bekuͤſſen und umpfangen /
Jch lebe Zuͤgel loß.
Jch will in Freyheit bleiben
Jch mag kein Sclave ſeyn /
Jch will die Zeit vertreiben
Mit Luſt und nicht mit Pein.
Mein ſagt / was iſt das Lieben /
Und Kuͤſſen eurer Bruſt?
Nichts / denn ein ſolch Betruͤben /
Das Gallen ſchenckt vor Luſt.
Jch haſſe eure Liebe
Eur Huld und Freundlich ſeyn /
Jch halte euch vor Diebe
Stellt nur eur Schmeicheln ein.

An Zamiren.

Zamire du biſt ſchoͤn / dein Weſen iſt galant,
Ein jeder / der dich ſieht / wird gleich durch dich entbrannt;
Dein artigs Weſen ſucht mit unentwandten Blicken
Den ungezwungnen Sinn mit Feſſeln zu beſtricken.
E 4Die72Verliebte und galante Gedichte.
Die Augen feyren nicht / die Mienen ſchuͤren zu /
So nunſt du laͤchelnd weg den Grund-Stein unſer Ruh /
Und laͤßt an deſſen ſtatt Brand / Quaal und Angſt zuruͤcke
Damit uns hart genug der Sclaven Feſſel druͤcke.
Und ſucht man denn bey dir Errettung aus der Quaal /
So doppelt unſer Noht ein ernſthafft Augen-Strahl /
Die arme Seele muß in tauſend Angſt verſchmachten /
Und darf in ihrer Pein auf keine Huͤlffe trachten.
Manch Geiſt iſt ſchon dahin / wo ihn das dunckle Grab
Die Flammen ſeiner Brunſt kuͤhlt in der Erden ab /
Viel muͤſſen jetzo noch die heiſſen Flammen nehren /
Und durch ein heimlich Feur den matten Geiſt verzehren.
Jch fuͤhle auch den Strahl / Zamire, in der Bruſt /
Der mich in mir verwirrt und meine ſchlechte Luſt
Verſtoͤhrt: ich bin dein Knecht / der Liebes-Feſſeln traͤget /
Die mir dein artger Geiſt / mein Engel / angeleget.
Jch ſenffze in der Laſt / ich ſeh nach Rettung aus /
Allein dein Auge dreut mir einen harten Straus /
Und zeiget / daß es auch ſo grauſahm iſt als ſchoͤne /
Und daß ich mich umſonſt / dich zu erbitten / ſehne.
Zamire meine Luſt / ſey gnaͤdig meinem Flehn
Und laß das Jubel-Feſt in Kurtzem vor ſich gehn.
Soll ich das Purpur-Blut der ſchoͤnen Lippen kuͤſſen?
So wirſt du dich gewiß nicht lange weigern muͤſſen.
Wo aber nicht? ſo zieh die ſtrengen Strahlen ein /
Und laß der Augen-Blitz nicht ſo durch dringend ſeyn /
Damit / wenn ich nicht ſoll ein guͤtig Hertze hoffen /
Mein Geiſt nicht allzu ſehr / Zamire, werd getroffen.

An die ſchoͤne Blandella.

Sonnet.

Die kalten Sinnen ſind von heiſſer Luſt entbrannt /
Der netten Augen-Pracht hat ſolche angezuͤndet /
Die Wirckung dieſes Strahls die Seele mit empfindet /
Dein gold-gemengtes Haar / der Stirnen Perlen-Band
Und die Corallen-See der Lippen ſind galant.
Des Buſens heiſſer Schnee ſich mit der Gluht verbindet /
Die73Verliebte und galante Gedichte.
Die aus den Augen bricht: dem / wer ſich unterwindet
Dich dreiſte anzuſehn / iſts Feur ſchon zuerkant.
Die Glieder laſſen ſich wie klahre Perlen ſehen;
Um den Albaſter Leib die Anmuths-Liljen ſiehen /
Und die Narciſſe kuͤßt die Milchlich-weiſſe Hand.
Des Buſens-Paradieß laͤſt mich auf Schwanen gehen /
Jch ſchau ein Canaan von den Albaſter Hoͤhen /
Blandella fuͤhr mich doch in dis Gelobte-Land.

An Selanen da er nach Philuris reiſete.

Scheu dich nicht das Blat zu brechen /
Das der Ruhe-Faden bricht /
Scheint es ſchon die Treu zu ſchwaͤchen
Dennoch reiſt die Liebe nicht.
Daß es mehr mit heiſſen Thraͤnen
Als mit Dinten iſt benetzt /
Das macht dein betruͤbtes Sehnen
So die krancke Bruſt verletzt.
Truͤbe Stunden / boͤſe Zeiten
Tage / die ein taͤglichs Leid /
Naͤchte die mir Quaal bereiten /
Grauen / Furcht und Traurigkeit /
Muß ich / weil ich lebe / leiden;
Tauſend Angſt vertreibt mein Wohl /
Trauren ſpuͤhr ich ſtatt der Freuden
Weil ich von dir ſcheiden ſoll.
Heiſſe Thraͤnen uͤberſchwemmen
Mein verfallnes Angeſicht /
Keiner kan das Weinen hemmen /
So mir aus den Augen bricht.
Tieffe Seuffzer / herbe Zaͤhren /
Und der Schmertzen Centner-Pein
Mich in mich durch mich verheeren
Nun es ſoll geſchieden ſeyn.
E 5Durch74Verliebte und galante Gedichte.
Durch die angenehme Augen
Fing mein Hertz den erſten Brand
Noch mehr Flammen muſt es ſaugen
Bis es gantz im Feuer ſtand.
Endlich machte mich die Liebe
Gar zu deinen Eigenthum
Deine Schoͤnheit zwung die Triebe
Doch noch mehr dein Tugend-Ruhm.
Alſo waren unſer Seelen
Eines andern Luſt und Troſt /
Aber ach! nun folgt das Quaͤhlen
Und das Ungluͤck iſt erbooſt.
Mein Hertz iſt dir gantz ergeben /
Mir gehoͤret zu dein Hertz /
Dieſe ſcheiden ſich mein Leben
Dencke was es vor ein Schmertz.
Ach! jetzt muß ich von dir ziehen /
Wir verlaſſen uns mein Licht /
Wo die edlen Muſen bluͤhen
Dahin iſt mein Weg gericht.
Stille Schoͤnſte dein Gemuͤhte
Gib dem harten Schickſahl nach /
Endlich ſtillt des Himmels Guͤte
Unſer Jammer-reiches Ach!
Laß die Ungluͤcks-Winde raſen
Endlich hoͤrt das Stuͤrmen auf /
Wenn der Orcan ausgeblaſen
So beſchlieſt das Schiff den Lauff.
Nach dem Regen ſcheint die Sonne
Auf das Weinen folgt die Luſt /
Endlich kroͤhnet ſuͤſſe Wonne
Die zuvor bedrengte Bruſt.
Nun75Verliebte und galante Gedichte.
Nun ſo lebe wohl mein Leben
Jetzo muß ich von dir ziehn /
Lieb mich / wie ich dir ergeben /
Nimm den Kuß der Treue hin.
Alle Briefe / die ich ſchreibe /
Zinſen dir der Treue Zoll.
Bleibe mein / wie ich dein bleibe /
Meine Schoͤne lebe wohl.

Liebes-Brief an Lucretien.

Erbrich galantes Kind das Schreiben und mein Hertze
Und ſchaue / daß ein Feur in beyden Theilen brennt /
So deiner Augen-Strahl und holde Schoͤnheits-Kertze
Als ſeinen Zuͤnde-Strick und erſten Urſprung kennt.
Dein laͤchelnd Angeſicht / dein angenehmes Weſen
Das ſpielet Gluht auf Gluht in meine Geiſter ein /
Dein ſuͤſſer Blick laͤſt mich bald ſterben / bald geneſen /
Und deiner Schoͤnheit muß ich unterthaͤnig ſeyn.
Die Augen / ſo am Pracht den Himmel angewinnen /
Wenn er in blauer Farb die ſchoͤnſten Wolcken zeigt /
Die machen ſolche Gluht / daß Hertz und Geiſt zerrinnen
Als wenn das Sonnen-Licht ein duͤnnes Wachs erweicht.
Die holden Gratien die ſpielen im Geſichte
Der Venus Thron und Sitz auf deinen Wangen ſteht /
Vor deiner Wunder-Pracht wird Junens Zier zu nichte /
Die Schoͤnheit ſelbſt vor dir ins Meer zu Gnaden geht.
Von dieſem Angeſicht wuͤnſch ich beliebte Blicke
Damit mein Hertze mag vollkommen froͤlich ſeyn /
Es gehet Freud und Luſt in meine Seel zuruͤcke
Wenn dein beliebter Blick ein ſanffter Sonnen-Schein.
Jch lebe bloß in dir mein auserwehltes Leben /
Dein angenehmer Geiſt beſeelet meine Bruſt /
Die ich dem ſchoͤnen Geiſt ſchon lange eingegeben /
Ob es / mein Auffenthalt / dir ſchon noch unbewuſt.
So treibt dein ſchoͤner Geiſt mein Hertz an dich zu lieben /
Und mein verliebtes Hertz noch mehr durch ihn entbrennt;
Du76Verliebte und galante Gedichte.
Du Schoͤnſte / ſchreibſt es ſelbſt / was ich allhier geſchrieben /
Dein angenehmer Geiſt den rechten Schreiber nennt.
Ach blick galantes Kind! mit angenehmen Strahlen
Dich ſelbſt und deinen Knecht in meiner Seelen an /
Doch was verlange ich? ich weiß von keinen Quaaleu
Denn weil du in mir biſt mich nichts betruͤben kan.
Dein holdes Angeſicht / dein angenehmes Weſen /
Das machet tauſend Luſt / und leget allem Schmertz /
Ja ich muß nur davon die ſchoͤnſten Fruͤchte leſen
Ach / floͤß den ſchoͤnen Geiſt nur offte durch mein Hertz?
Doch wie nach dunckler Nacht der Sonnen guͤldne Strahlen
Durch angenehmen Schein das dunckel braune Feld /
Mit hellem Tages-Licht zu neuer Luſt bemahlen /
Ob gleich ihr Wunder-Glantz beſtaͤndig in der Welt.
So wollſt du mich noch mehr durch neue Gunſt begluͤcken
Den Geiſt / der in mir iſt / laß in dein Hertze ein
Dein Geiſt ruht ſchon in mir / der Wechſel wird es ſchicken
Daß / wie du in mir biſt / ich in dir koͤnne ſeyn.
Nun nimm / Annehmlichſte / nach angebohrner Guͤte
Mich / die du in mir biſt / zu einem Opffer an /
Laß mich entdecket ſehn dein guͤtiges Gemuhte
Daß ich mich recht begluͤckt dein eigen nennen kan.

An Sie.

Sonnet.

Hertzens Doris deine Schoͤne
Jſt beliebet und galant,
Deine Augen ſind ein Brand /
Und das Haar Cupidens Sehne;
Deine Stimm ein Luſt Gethoͤne;
Und die angenehme Hand
Macht den reinſten Schnee bekannt.
Goͤnne / daß ich mehr erwehne?
Deine Wangen ſind wie Roſen /
Die einjeder lieb will koſen
Deine Lippen ſind Rubin /
Deine Bruͤſte Marmor-Ballen /
Und dein Schooß iſt von Corallen;
Nichtes iſt dir fuͤrzuziehn.
Lie -77Verliebte und galante Gedichte.

Liebes-Brief an Charlotten.

Charlotte laß dis Blatt zu deinen Haͤnden fliegen /
Jch weiß / du weiſt es ſchon / was es verborgen haͤlt.
Die Augen / ſo den Geiſt und den Verſtand beſiegen /
Verſchaffen / daß es dir leicht zu errahten faͤllt.
Zwar ſchreib ich etwas frey durch Fleiſch und Blut getrieben /
Die Regung / ſo mich quaͤhlt / mehr als zu hefftig iſt /
Doch nein / es iſt nicht frey du wilſt ich ſoll dich lieben /
Und zeigſt dadurch / daß du der Schreiber ſelber biſt.
Jch habe dich geliebt / ich liebe dich noch ferner /
Allein die Gunſt wird noch umſonſt von mir geſucht.
Vor Amors Zucker-Brodt / und vor die Wolluſt-Koͤrner /
Reichſt du mir Salſen her / und Coloquinten-Frucht.
Es kuͤſſet zwar mein Geiſt die angenehmen Wangen /
Er kuͤßt den Purpur-Mund / und deine Schwaanen-Bruſt /
Allein / was iſts? er kan draus keinen Troſt erlangen
Die leere Phantaſie macht ſchlechte Luſt bewuſt.
Wann der erhitzte Mund die ſchoͤnen Roſen-Lippen /
Wo Milch und Honig fleuſt / nicht darf zum Labſahl ſehn /
So gleichet er dem Schiff / daß zum Magnetſchen Klippen /
So ſolches nach ſich ziehn / muß ins Verderben gehn.
Wann aber ihn die Gunſt der Schoͤnen lieb gewonnen
Wenn ein beliebter Blick aus holden Augen ſpielt /
Die an zu ſehen ſeyn als zweene Gnaden-Sonnen /
Und wenn er ſich im Schnee des zarten Buſens kuͤhlt:
So faͤhret er daher in lauter ſanfften Wellen /
Das Gluͤcke ſteht ihm bey weil Eros Schiffmann heißt.
Kein harter Sturm kan es in ſeiner Farth zerſchellen
Weil es ſich nicht zu weit von ſeinen Haven reiſt.
Nun ſtehet es bey dir du kanſt mich gluͤcklich machen
Sprich nur: Es iſt vergoͤnnt / ſo legt ſich meine Pein /
Jch werde gantz entzuͤckt vor ſuͤſſer Wolluſt lachen
Wenn mich dein ſchoͤner Schooß nimmt in dem Haven ein.

Als ſie ſich nicht wolte erbitten laſſen.

Mich will die ſtrenge Fluth ins Ungluͤcks-Rachen jagen /
Es wird mein Hoffnungs-Schiff im Jammer-Merzer -
ſchlagen /
Jed -78Verliebte und galante Gedichte.
Jedwede Wolcke iſt von Blitz und Donner voll
Jch weiß nicht wo ich mich vor Unmuth laſſen ſoll.
Du fuͤhrſt / Charlotte, mich auf ſolche grauſe Wellen /
Die deine Freundlichkeit in ſtrengen Zorn verſtellen /
Derſelben ſtarcke Fluth ſo raſend auf mich dringt /
Daß mein erſchrockner Geiſt die Sterbe-Lieder ſingt.
Mein Weinen kan dein Hertz / o Schmertze! nicht durch hoͤhlen!
Ein harter Kieſel-Stein wird deine Bruſt beſeelen /
Dein Felſen harter Sinn erhoͤrt mein Seuffzen nicht
Mein kranckes Hertze wird durch deinen Haß gericht.
Jch muß wie Jxion den leeren Schatten kuͤſſen /
Mein Ungluͤck quaͤlet mich mit lauter Finſterniſſen /
Die krancke Seele iſt bis in den Tod betruͤbt /
Von Unmuth faſt entſeelt / und ohne Troſt verliebt.
So wenig als das Meer dem feſten Felſen ſchadet /
Und wenn mein truͤbes Aug in tauſend Thraͤnen badet
Das iſt in allen gleich; du biſt und bleibſt ein Stein /
Dein hartes Hertze will mir immer grauſahm ſeyn.
Der Haven meiner Luſt iſt mir / ach Schmertz! verſchloſſen /
Dein Unwill hat mir da die Ketten vorgeſchloſſen /
Mein armes Schifflein muß in wilder See vergehn /
Der truͤbe Himmel laͤſt nichts als Cometen ſehn.
Jch koͤnte zwar noch wolden frohen Haven finden /
Allein dein Zorn muß erſt in heitrer Lufft verſchwinden /
Die ſchwartze Trauer-Nacht muß mir ein Mittag ſeyn /
Die duͤſtre Abend-Lufft ein heller Morgen-Schein.
Wenn mich dis Gluͤcke kuͤßt ſo kan ich gluͤcklich leben /
Bis an den Himmel wird die ſuͤſſe Luſt mich heben /
Denn ich Zucker Brod / und trincke Nectar-Safft /
Denn iſt was mich gequaͤhlt gantz fort und weggeſchafft.
Wird ſich dein Zuͤrnen nun in holde Gunſt verkehren?
So werde ich dich ſtets als meine Goͤttin ehren /
So bald dein Auge laͤſt den Hoffnungs-Stern auffgehn /
So kan ich meine Luſt aus den Aſpecten ſehn.
Jch will mich nun / mein Schatz / auf deine Huld verlaſſen /
Dein ſchoͤnes Weſen kan mein treues Hertz nicht haſſen /
Wenn aber deine Gunſt ein ſteter Zorn verſtellt /
So hoͤr ich dieſen Spruch: Fort fahre aus der Welt.
Als79Verliebte und galante Gedichte.

Als er ihre Gunſt erhalten.

Nun gehet bey mir auf die Sonne meiner Seelen /
Charlotte zeiget ſich als wie ein Engels-Kind /
Mein Jammer-Stern iſt fort / er kan mich nicht mehr quaͤhlen /
Mir wird ein ſuͤſſer Blick und holde Gunſt geguͤnnt.
Das Hoffnungs-Schiff darff nun die frohen Seegel ſpannen /
Die Liebe leitet es zum ſichern Haven hin /
Kein Ungluͤcks-Sturm wird es in ſeiner Fahrt bemannen /
Mein ſchoͤner Nord-ſtern lenckt ſich recht nach meinem Sinn.
Es wird von dieſem Port zu keinen Zeiten weichen /
Ein angenehmer Weſt in ſeine Segel ſpielt.
So wird die lange Fahrt die Wohlfahrt nun erreichen /
Wohin mein ſeuffzend Hertz ſo lange Zeit gezielt.
Der Hoffnungs-Ancker ruht in ſolchen feſten Gruͤnden /
Daß ihn kein ſtarcker Sturm aus ſeinem Lager reiſt /
Nun kan ich meine Ruh nach langen Suchen finden /
Der angenehme Port ſich in der Naͤhe weiſt.
Des Zornes ſtrenge Fluht / die mich ſonſt auffgehalten /
Verkennet ihren Grimm / nun kan ich froͤlich ſeyn
Mein hartes Schickſahl wil nun gantz und gar veralten /
Es giebt den ſchoͤnſten Blick und angenehmſten Schein.
Charlotte laͤſt den Mund und ihre Wangen kuͤſſen /
Mein Lippen-Opffer brennt auf ihrer Marmor-Bruſt
Mein froher Geiſt weiß nichts von Furcht und Hinderniſſen
Er kennet keine Angſt / er ſpuͤhret lauter Luſt.
Mir ſteht das Paradieß der ſuͤſſen Wolluſt offen /
Das Thor iſt auffgethan| ſo ſonſt verſchloſſen war /
Mein Sehnen iſt erfuͤllt / es trifft mir zu mein Hoffen /
Jch halte gantz vergnuͤgt ein frohes Jubel-Jahr.
Mein Geiſt kan ſeine Luſt an ſuͤſſen Blicken haben
Kein ſtrenger Zorn verſtellt dein ſchoͤnes Angeſicht;
Dein ſchoͤnes Weſen wil die matten Sinnen laben /
Du biſt mein Schatz der Welt / mein Leben / und mein Licht.
So hab ich was ich wil / ich kuͤſſe mein Verlangen /
Mein Klagen hoͤret auf / mein Wuͤnſchen iſt erhoͤrt /
Jch kan den Roſen-Mund und deine Bruſt umfangen /
Der ſanfften Kuͤſſe-Thau die matte Seele nehret.
Ach80Verliebte und galante Gedichte.
Ach bleibe ſo geſinnt mein wehrter Schatz im Lieben /
Kein Neidhart treffe uns mit ſeinem Schlangen-Gifft /
Kein Schein der Eyverſucht muß unſer Bruſt betruͤben /
So weiß ich / daß mein Gluͤck mein Ungluͤck uͤbertrifft.

Die gebundene Freyheit.

Guͤldne Freyheit / mein Vergnuͤgen!
Meine Feſſeln ſind entzwey /
Meine Liebe laͤſt mich ſiegen /
Und mein Hertze iſt nun frey.
Solche Freyheit kan man haben
Wenn auf einer ſchoͤnen Bruſt /
Sich die Seele weiß zu laben
Jn vergnuͤgter Himmels-Luſt.
So bindt mich auch deine Guͤte /
Schoͤnſter Engel jetzo loß /
Und dein gnaͤdiges Gemuͤhte
Oeffnet mir die ſchoͤne Schooß.
Ob die Ketten gleich entbunden /
Dennoch legſt du Feſſeln an /
Und die Freyheit wird gefunden /
Wenn man nicht entgehen kan.
Dieſe Ketten muß ich kuͤſſen /
Weil ſie allzu lieblich ſeyn;
Was mich vordem binden muͤſſen
Kleidet ſich in Freyheit ein.
Weil mich dieſe Banden binden
Weiß ich / daß du meine biſt /
Und die Freyheit kan ich finden
Wo ſie eine Sclavin iſt.
Bey den zarten Schwaanen-Bruͤſten
Meine Hand gefangen liegt
Und die Anmuht von den Luͤſten
Den erloͤßten Geiſt vergnuͤgt.
Durch die Feſſeln deiner Haͤnde
Werden meine frey gemacht /
Wo81Verliebte und galante Gedichte.
Wo ich meinen Geiſt hinwende
Alles in der Freyheit lacht.
Bey dem Marmor deiner Glieder
Bey der Bruſt und bey dem Hals
Find ich meine Freyheit wieder
Und verliehr ſie ebenfals.
Von dem angeſchloſſnen Fuͤſſen
Loͤſeſt du die Feſſeln ab /
Was den Sclaven mag verdrieſſen
Mir die guͤldne Freyheit gab.
Wenn mein Geiſt bey Mund und Wangen
Jn der ſuͤſſen Sclaverey
Kan mit ſolchen Feſſeln prangen /
Jſt er in den Banden frey.
Soll er ſtets gebunden liegen
An der Bruſt / und deiner Schooß?
Glaub / es wird ihn recht vergnuͤgen /
Keine Laſt iſt da zu groß.
Weil ich dich nun kan umfaſſen /
Will ich gern dein Sclave ſeyn /
Jch will alle Frey heit haſſen
Schließ mich nur in Banden ein.
Meine Freyheit iſt verhanden
Wenn dein holdes Auge lacht
Und die Laſt der leichten Banden
Wird der Freyheit gleich geacht.

Geſpraͤch zwiſchen Adamald und der Nonnen Adina.

Adamald.
Beruͤhmtes Tugend-Bild / du Kleinod aller Schoͤnen /
Das allen Damen muß ein rechtes Beyſpiel ſeyn /
Darf ein getreuer Knecht mit wenigen erwehnen
Wie ſo durchdringend iſt der Augen Sonnen-Schein?
Dein ſchoͤnes Angeſicht der Schoͤnheit Bildniß traͤget /
Wozu die Liebe uns als ihren Tempel fuͤhrt.
FDie82Verliebte und galante Gedichte.
Die Anmuth hat dahin den beſten Schatz geleget /
Der unſchaͤtzbahr / und dich recht unvergleichlich ziert.
Das zarte Wangen-Feld zeigt uns des Himmels-Bilde /
Vollkommen ſtellet es deſſelben Schoͤnheit fuͤr
Es iſt ein Sommer-Ort ein rechtes Luſt-Gefilde /
Die Roſen ſind ſein Schmuck / und Liljen ſeine Zier.
Die wunder-ſchoͤne Bruſt ſo Majeſtaͤtiſch pranget
Als wenn dis Schweſter-Paar die gantze Welt beſiegt
Ein theurer Perlen-Schmuck am Sieges-Wagen hanget /
Der alle Koſtbarkeit vom Morgen uͤberwiegt.
Den noch verborgnen Schatz / und ander ſchoͤne Sachen /
Die ſoll mein heiſſer Mund ſtillſchweigend uͤbergehn /
Doch wie dein Weſen kan ſogleich verliebet machen /
Das laͤſt die groſſe Zahl der treuen Sclaven ſehn.
Jch ſahe nicht ſo bald die ungemeinen Augen /
Als ſich mein luͤſtern Geiſt in Dienſtbarkeit befand /
Mein Hertze wolte nicht zum widerſtehen taugen;
Jch brenne / mehre doch den angenehmen Brand.
Adina.
Schweig Adamald, ſchweig ſtill / ich will im Cloſter bleiben /
Es iſt mein Paradies / mein Himmel auf der Welt /
Jch kan die lange Zeit mit heilger Ruh vertreiben /
Jch weiß nicht / was vor Luſt die Liebe in ſich haͤlt.
Nichts iſt geruhiger als in den Cellen leben /
Kein Ungluͤcks-Stern erſchreckt die Gott-geweyhte Bruſt /
Wer ſo zum Himmel kan Hertz / Sinn und Hand auffheben /
Der hat am Zeitlichen nur gar zu ſchlechte Luſt.
Des Himmels Liebſte ſeyn / und eine Braut der Sternen /
Jſt wahrlich eine Ehr / die man gar gerne nimmt /
Mein Hertze will allhier das rechte Lieben lernen /
Es nehrt die keuſche Bruſt / ſo von dem Himmel kuͤmt.
Jch weiß gantz keine Luſt an der Geſt alt zu finden /
Was ſoll der Zucker / den man von den Lippen leckt /
Vor keuſchen Lilien muß ein geiler Mohn verſchwinden /
Wer unermuͤdet kaͤmpfft wird mit dem Crantz bedeckt.
Wil ſchon mein Wangen-Feld beliebte Roſen zeigen /
Jſt etwas artiges das meine Lippen ziert /
Laß83Verliebte und galante Gedichte.
Laß ſeyn / ich acht es nicht / ich will den Ruhm verſchweigen /
Wer ſich da rauf verlaͤſt den beſten Schatz verliehrt.
Mein keuſches Hertze haßt den Dunſt der eiteln Liebe
Die reine Seele iſt dem Himmel eingeweiht /
Kein Ungewitter macht derſelben Ruhe truͤbe /
Jch ſpuͤhre lauter Luſt und tauſend Lieblichkeit.
Adamald.
Mein liebſter Engel laß den Cloſter-Himmel fahren /
Und glaube / daß er dich nicht recht ergoͤtzen kan /
Wenn ſich in ſuͤſſer Luſt zwo keuſche Seelen paaren
Da trifft man erſt die Ruh des Paradieſes an.
Der Himmel / welcher dich ſo ſchoͤne werden laſſen /
Verlangt nicht / daß du ſolſt in engen Clauſen ſeyn;
Wer wird dich um den Schluß den eiteln Schluß nicht haſſen?
Der deine Artigkeit ſperrt in das Cloſter ein.
Was helffen dir / mein Kind / die angenehmen Augen?
Was nuͤtzt der Diamant / der aus denſelben ſternt?
Wenn man aus ihnen nicht ſoll ſuͤſſe Flammen ſaugen /
Wodurch man erſt den Trieb der reinen Liebe lernt.
Was ſoll der Wangen Zier / was nuͤtzt ihr ſchoͤnes Prangen?
Sind ſie von der Natur umſonſt ſo ſchoͤn geſchmuͤckt?
Nein! dieſe treibt dadurch zum Sehnen und Verlangen /
Bis ſie den matten gEiſt mit ſolcher Koſt erquickt.
Wenn erſt die Roſen ab durchs Alter ſind geriſſen /
Und wenn die Liljen-Pracht der ſchoͤnen Bruſt verbluͤht /
Denn wird kein heiſſer Mund die duͤrren Lippen kuͤſſen /
Denn wird kein Menſch nicht ſeyn der nach dem Schatten
ſieht.
Bediene dich der Luſt / gebrauche deiner Jugend /
Ein keuſches Feuer iſt dem Himmel nicht verhaßt /
Wer ſein Verlieben gruͤndt auf das Gebot der Tugend /
Der hat die Ehren-Kron ſchon uͤber halb gefaßt.
Wer liebet nicht / mein Kind / die reinen Liebe-Flammen?
Wer Gott und Himmel ehrt ihr keuſches Weſen liebt /
Die Triebe ſolcher Gluht vom hohen Himmel ſtammen /
Der uns von dieſem Feur ein rechtes Beyſpiel giebt.
Weil nun mein Lieben keuſch ſo ſey doch zu bewegen /
Ach nimm das Hertze an / ſo dich in Ernſt verehrt /
F 2Jch84Verliebte und galante Gedichte.
Jch will es dir gantz gern zu deinen Fuͤſſen legen
Sag nur der Meynung ab die ſein Vergnuͤgen ſtoͤhrt.
Adina.
Du liebeſt / Adamald, mich gantz und gar vergebens /
Der Himmel iſt mein Schatz / und ich bin ſeine Braut
Er iſt mein ſchoͤnſter Schmuck / und beſtes Gut des Lebens
Mein Hertz iſt ihm ſchon laͤngſt als eigen anvertraut.
Es iſt umſonſt / und nichts / was du von mir begehreſt /
Treu-bruͤchig mag mein Hertz zu keinen Zeiten ſeyn /
Wenn du denhoͤchſten Gott von gantzen Hertzen ehreſt /
So nimmt kein luͤſtern Trieb die ſtillen Sinnen ein.
Das Garn der Liebe ſoll mein Hertze nicht beſtricken /
Mein Gott-ergebner Geiſt reiſt ſolches gleich entzwey /
Bemuͤhe dich nur nicht mich in dein Netz zu ruͤcken /
Mein Hertze iſt und bleibt dem holden Himmel treu.
Was ſolte meine Bruſt zur eiteln Liebe treiben?
Die ich des Himmels-Gunſt nach Wunſch genieſſen kan /
Die Lilje meiner Bruſt ſoll unbeflecket bleiben
Mit geilen Haͤnden greifft man dieſe Frucht nicht an.
Cryſtallen kan man nicht wenn ſie entzwey ergaͤntzen /
Die Porcellan gilt nichts wenn ſie zerbrochen iſt.
Vor Roſen wuͤrde mich ein Dieſteln Krantz bekraͤntzen /
So bald ich deinen Mund aus geiler Luſt gekuͤßt.
Die Keuſchheit ſteigt empor wenn tolle Brunſt verſincket /
Sie haßt die Liebes-Luſt viel aͤrger als das Gifft.
So wie das Huͤtten-Rauch bey einem Weyrauch ſtincket /
So uͤbel reucht auch das was geile Liebe ſtifft.
Die Roſe meiner Bruſt ſoll unberochen ſterben /
Vor jeden geilen Griff ſoll ſie verborgen ſeyn;
So werd ich dort davor die Wohlfahrts-Roſen erben /
Die ihre Blaͤtter aus auf keuſche Seelen ſtreun.
Noch iſt die reine Schooß / ſie bleibt auch wol / verſchloſſen /
Die Zucht und das Geluͤbd ſteurt aller boͤſen Luſt.
Von der verbohtnen Frucht hab ich noch nichts genoſſen /
So geilt auch nicht darnach die Gott geweyhte Bruſt.
Halt Adamald, halt ein / ich wil und mag nicht lieben /
Es ſcheint mir eine Laſt und keine Luſt zu ſeyn.
Die85Verliebte und galante Gedichte.
Die ſtille Freyheit laͤſt mein Hertze nicht betruͤben /
Jn dieſer Einſamkeit bin ich niemahls allein.
Verachte nur nicht mehr das ſuͤſſe Cloſter-Leben /
Es hegt dein Eheſtand weit mehr Verdrießlichkeit /
Wer klug / wird ſich nicht leicht in dieſen Stand begeben
Der taͤglich neue Angſt und friſche Plagen dreut.
Adamald.
Jſt dieſes denn der Schluß? wohlan! ſo muß ich ſierben /
Der kuͤſſet ſchon den Tod / dem man kein Leben goͤnnt.
Du wilſt ich ſoll durchaus in meiner Brunſt verderben /
Du lacheſt weil mein Hertz in lichten Flammen brennt.
Ach quaͤhle mich nicht ſo / erhalte doch mein Leben?
Ach nimm den Sclaven an / der dich inbruͤnſtig liebt /
Dein ſchoͤnes Antlitz kan ein frohes Urtheil geben /
Wenn es nur einen Blick mit ſanfften Strahlen giebt.
Allein du zeigeſt mir nichts / als ergrimmte Blicke /
Und das Verhaͤngniß iſt auf meinen Tod verpicht /
Dein Weigern webet mir nur lauter Todes-Stricke /
Mein Weinen iſt umſonſt / mein lehen hilfft mir nicht.
Jhr Wolcken toͤdtet mich mit Blitz und Donner-Schlaͤgen /
Doch meine Schoͤne nicht / ob ſie mich ſchon nicht leibt.
Doch nein! mein Seuffzer wird ſie mit der Zeit bewegen
Jhr Hertz / ich weiß es ſchon / ſich noch gefangen giebt.
Sie wird den krancken Geiſt mit ſtarcken Balſam laben /
Die Seele wird noch nicht den letzten Oden ziehn /
Jch werde meine Luſt an deiner Liebe laben /
Jch ſeh mein Hoffen ſchon mit holden Blumen bluͤhn.
Jch ſoll in Canaan ans dieſer Wuͤſten reiſen /
Du wirſt mein Engels-Kind / das ſchoͤne Land mir ſeyn /
Da kan ich meinen Geiſt mit Wolluſt-Fruͤchten ſpeiſen /
Denn ſchenckſt du mir die Luſt mit vollen Maaſſen ein.
Mein Engel laß mich doch die ſchoͤne Bruſt umfangen /
Die ſuͤſſe Anmuth lockt die heiſſen Sinnen an /
Kuͤß ich die Lilien von deinen glatten Wangen /
So ſchmeck ich ſchon die Luſt / die ich nicht ſagen kan.
Laß meinen Geiſt nicht mehr in Kedars Huͤtten wohnen /
Jch habe lang genug den Pilgrims-Stab gefuͤhrt /
F 3Ach86Verliebte und galante Gedichte.
Ach eile! es iſt Zeit; wilt du mein Leben ſchonen
So ſprich ein ſuͤſſes Ja. Du haſt es wohl geſpuͤhrt
Wie ſehr ich deine Pracht / mein wehrter Engel liebe /
Du weiſt / das ſich mein Geiſt mit deiner Bruſt vertraut /
Du kenneſt meine Gluht / und die getreuen Triebe /
Ach ſprich mir dieſes nach: Jch heiſſe deine Braut.
Adina.
Wie iſt mir? bin ich denn ſo bald verkehret worden?
Jch weiß nicht / ob ich dir in Ernſt gewogen bin?
Halb klebt mein Hertz an dir halb an dem Cloſter-Orden
Wo kehr ich mich denn nun in dieſem Zweiffel hin?
Zur Liebe! ja / ſie iſt den Seelen eingepraͤget
Der Eden muſte gleich der Liebe Schau-Platz ſeyn
Sie ward der Even da und Adam begeleget /
Sie kehret auch ins Hertz der groſſen Goͤtter ein.
Weil nun die Liebes-Gluht vom hohen Himmel ſtammet /
So folge ich mit Luſt deſſelben Trieben nach /
Jch habe zwar vordem das ſchoͤne Feur verdammet
Doch jetzt befind ich mich zum Widerſtand zu ſchwach.
Die Roſe meiner Bruſt mag nun gebrochen werden /
Das bunte Wangen-Feld gibt ſeine Blumen frey.
Es liebt / und wird geliebt das gantze Rund der Erden /
Was lebt und lebloß iſt / weiß was die Liebe ſey.
Brich Liljen von der Bruſt / und von den Wangen Roſen
Mein Liebſter ſie ſind dir zum Eigenthum geweiht /
Jhr Bruͤſte facht euch auf / vergoͤnnt euch Lieb-zu koſen /
Labt meinen Adamald mit eurer Suͤſſigkeit.
So wird dein Wunſch erfuͤllt / es trifft dir zu dein Hoffen /
Mein gantzes Hertze iſt dir ewig zugethan;
Es ſteht die treue Bruſt dir nach Belieben offen
So geheſt du nun ein / wohin? in Canaan.
Dein Hertze hoͤrt mir zu / ich opffer dir die Seele /
Wir ſind einander ſchon im Himmel angetraut /
Jch folge deſſen Raht / indem ich dich erwehle
Er hat von Ewigkeit uns als ein Paar geſchaut.
Er wird uns immerfort mit ſeiner Gunſt beſchatten /
Er weiß / daß unſer Gluht wie ſeine Flammen rein /
Weil87Verliebte und galante Gedichte.
Weil er nun ſelber brennt / ſo wird er uns verſchatten /
Daß wir in dieſem Stuͤck ihm etwas aͤhnlich ſeyn.
Der Abend kehrt ſich nun in einen hellen Morgen /
Dein und mein Gluͤcke lacht uns unvergleichlich an /
Du darfſt um meine Gunſt nicht mehr vergebens ſorgen.
Jch bin und bleibe dir / mein Liebſtr zugethan.
Zum Unterpfande ſolt du meine Lippen kuͤſſen /
Und wenn man uns zur Ruh in unſer Bett gebracht
So ſolt du unverwehrt dasjenige genieſſen /
Was dir mein Aberwitz im Cloſter ſchwehr gemacht.

Eine ſchoͤne S**

Sonnet.

Zinnober ziehrt den Mooß / den Circul kroͤhnen Myrthen /
Ein ſchwartz Wald deckt den Ort wo Venus ſchlaffen liegt /
Und huͤlt die Muſchel bey / ſo Cypriporn gewiegt
Sie muͤſte ſonſt zu viel den Luͤſtern Gaſt bewirthen.
Die Jnſul und ihr Port ſind frey von allen Syrten /
Sie ſchuͤtzt die Citadell, die treue Brunſt beſiegt;
Da liegt ein canaan, ſo Amorn ſelbſt vergnuͤgt
Das angenehme Feld iſt nur vor einen Hirten.
Die eng-gewoͤlbte Schacht zeigt Roſen und Rubinen.
Die Luſt und Kitzelung der ſuͤſſen Anmuth dienen.
Die Eſſe hegt ein Feur / das es ſoweit gebracht
Daß es was Staͤhlern ſchien zu weichen Wachſe macht.
Die ſchoͤne Gegend laͤſt in ſeichten Roſen - Gruͤnden
Den allerbeſten Schatz der Lieblichkeiten finden.

Als ſie eine Feder-Muffe machte.

Sonnet.

Schaut doch die Perſis an! die mit den Federn ſpielet /
Und eine Art bald hier / die ander dorthin ſetzt /
Bis daß der bunte Schein ihr ſchoͤnes Aug ergoͤtzt /
Und ſie ein feines Sammt von zarten Federn fuͤhlet.
F 4Sie88Verliebte und galante Gedichte.
Sie ſpricht: Es waͤrmt die Hand / wenn Boreas ſie kuͤhlet /
Und durch des Himmels-Schnee der Finger Schnee benaͤtzt.
Jch brauchs / wenn Flora ſich mit Tuberoſen letzt /
Und wenn vor ſtarren Froſt kein Pflug im Acker wuͤhlet.
Alleine! ſagt mir doch was iſts vor ſanfft Gefluͤgel?
Jſts noͤhtig / muß ſie auch die Arbeit ſelber thun?
Sind Amors Fittig der leichten Wolluſt-Zuͤgel?
Nein! Amor kennt ſie nicht / ſie gehen ihm nicht an /
Die Hand hats halb zur Luſt / und halb zum Pracht gethan /
Die Felle ſind zu rauch / ſie will in Federn ruhn.

Als ſie ein weiſſes Regen-Tuch um hatte.

Sonnet.

O Anmuths voller Geiſt! den Schooß und Bruͤſte zieren /
Du Geiſt / den jedermann mit Luſt und Freuden ſieht /
Geiſt / der von auſſen weiß und doch wie Roſen bluͤht /
Geiſt / deſſen Reitzungen ins Paradies hinfuͤhren.
Du Geiſt / der keinen Trug der argen Liſt laͤſt ſpuͤhren /
Du Geiſt / um deſſen Gunſt ſich jedermann bemuͤht /
Geiſt / deſſen Freundlichkeit die Seelen an ſich zieht /
Geiſt / da man Fleiſch und Blut mit Fingern an kan ruͤhren.
Geiſt / dem die Lieblichkeit aus ſeinen Augen lacht /
Geiſt / den der Liebes-Geiſt zu ſeiner Mutter macht /
Geiſt / dem Dianens Glantz und Silber-Schmuck nicht gleichet /
Wenn ſie in voller Pracht auf Latmus Spitzen ging
Und da Endymion bey ſtiller Nacht umpfing.
Ach goͤnne / daß mein Geiſt dich edlen Gaſt erreichet.

An die zornige Almire.

M denn ein heiſſer Zorn eur Antlitz uͤberziehen?
Wenn man der Sonnen-Licht nach Thetys Fluhten
weiſt
Sie muß / Almire, doch vor euren Blicken fliehen
Eur ſchwartzes Augen-Paar zweyfache Strahlen ſcheuſt.
Vor89Verliebte und galante Gedichte.
Vor dieſen Augen muß ihr guͤldnes Licht erbleichen /
Zwey Sonnen koͤnnen mehr / als eine / kraͤfftig ſeyn /
Sie will gantz gern vor euch die hohen Seegel ſtreichen /
Sie ziehet ihren Glantz bey euren Flammen ein.
Dort hieß ein Joſua die Sonne ſtille ſtehen
Der Himmel ſah es an / und zuͤrnte nicht darob /
Jch heiß ſie nur hinweg nach Thetys Fluhten gehen /
Doch zuͤrnt ihr uͤber mich; ihr eyfert auf eur Lob.
Allein / es bleibet doch der Preiß den ſchoͤnen Augen /
Die Sonne heiſſet das / was ich geſaget / recht /
Sie ſpricht: Mein Blitzen kan bey ihrem Strahl nicht taugen /
Bey zweenen Sonnen ſcheint mein Glantz nur allzuſchlecht.
Was nuͤtzet nun eur Zorn annehmliche Almire?
Was hab ich denn geredt / das ſtraffens-wuͤrdig iſt?
Der edle Tugend-Trieb / den ich in euch verſpuͤhre
Macht euch ohn meine Schuld und ohne Fug entruͤſt.
Er zieret euren Geiſt / er machet euch vollkommen /
Er wil des Himmels-Pracht gar nicht gemindert ſehn /
Er ſpricht: Der Sonnen wird ihr Schein ſo nicht benommen
Das Auge muß vor ihr / nicht ſie / zu Gnaden gehn.
Allein / dis machet nicht der Augen - Pracht geringer /
Die Demuht beugt das Recht der holden Augen nicht:
Sie bleiben voller Feur und Flammen-reiche Dinger /
Wie ſehr hier auch der Trieb der Tugend widerſpricht.
Kan man bey Sonnen-Schein der Kertzen Brand nicht ſehen /
Macht dieſes Licht der Welt die ſchlechten Flammen blind?
So kan die Sonn auch nicht den Augen widerſtehen /
Der ſchoͤne doppel Glantz den groͤßten Beyfall findt.
Die Sonn geſteht es ſelbſt / daß ich die Warheit rede /
Sie muͤht ſich euren Pracht noch ferner zu erhoͤhn /
Eur Zuͤrnen ſchreckt mich nicht! ſtellt euch nicht allzubloͤde /
Eur Weigern machet euch noch tauſend mahl ſo ſchoͤn.
Beſcheidenheit und Zucht die holde Schoͤnheit kuͤſſet /
Kein Hochmuht wird an euch / galantes Kind / verſpuͤhrt /
Und dieſes macht / daß ihr den Lob-Spruch gerne miſſet /
Der euch vor aller Welt mit allen Recht gebuͤhrt.
Erweget nun bey euch / vortreffliche Almire,
Ob eur Erzuͤrnen recht und zu beſchoͤnen ſey?
F 5Be -90Verliebte und galante Gedichte.
Beweiſt mir / ob ich euch durch Schmeichelung verfuͤhre?
Die Warheit ſtimmet mir in meinen Reden bey.
Legt doch das Zuͤrnen ab! und goͤnnet mir das Ruͤhmen!
Die Warheit redet hier / die nicht zu tadeln iſt /
Einander ſuche die mit Loben zu bebluͤmen /
Die den geſchmuͤckten Weg der Laſter auserkießt.
Eur Weſen iſt galant, ihr ſpielt mit Lieblichkeiten
Die Augen laſſen ſich wie holde Sonnen ſehn /
Wer wil den ſchoͤnen Schmuck / der euch beziert ausbreiten?
Wer nennet nicht die Pracht der ſchoͤnen Glieder ſchoͤn?
Die Venus hat den Sitz der holden Anmuhts-Mienen /
Auf den erhabnen Platz des Angeſichts geſtellt /
Die Schoͤnheit muß daſelbſt als eine Sclavin dienen /
Helenens Ruhm vor euch wie ſchlechtes Glas zerfaͤllt.
Die holden Gratien, und ander ſchoͤne Nymphen,
Die legen ſich beſchaͤmt zu euren Fuͤſſen hin /
Jhr koͤnnt das ſchoͤne Bild aus Griechenland beſchimpffen /
Das ſich aus Hochmuht macht zu einer Pracht-Goͤttin.
Apelles fand bey ihr recht ungemeine Strahlen /
(e)
(e)
Es fiel ihm allzuſchwehr der ſchoͤnen Augen-Schein /
Drauf ließ ſie ſich die Sonn zu ihren Fuͤſſen mahlen
Und dieſe Schrifft: Nur ich muß angebehtet ſeyn.
Seyd ihr nun nicht ſo ſchoͤn / die Demuht iſt doch groͤſſer /
Es prange Griechenland mit Apollonien,
Beſcheidenheit macht euch und eure Schoͤnheit beſſer /
Sie ſetzt euch in die Zahl der holden Gratien.
(e)Apollonia eine ſchoͤne Lacedemonerin, welche den Apelles, weil er den Glantz ihrer Augen nicht vertragen kunte / ſeinen Pinſul etliche mahl niederzulegen bewog / ließ ſich die Sonne unter ihre Fuͤſſe gemahlet auf einen Altar ſtellen / mit dieſen Worten: Jch bin das Bild ſo unter allen Goͤttern am meiſten ſoll angebehtet werden.
(e)

An die allzuverliebten Maͤdgens.

Oeffnet nicht zu fruͤh den Laden /
Wo eur beſtes Guͤtgen liegt /
Was euch ſonſt ſo ſehr vergnuͤgt
Duͤrffte euch am meiſten ſchaden.
Seht91Verliebte und galante Gedichte.
Seht / es langen ſchon die Finger
Jn den zarten Buſen nein /
Dieſer muß verſchloſſen ſeyn /
Sonſt wird ſeine Pracht geringer.
Aber was? er wird bekuͤſſet
Mehr als hundert tauſend mahl /
Und es macht euch herbe Quaal /
Wenn ihr ſolches meiden muͤſſet.
Eure Lippen und die Wangen
Sind vor alle Freyers frey /
Und man kan da ohne Scheu
Den beliebten Kuß erlangen.
Wenn euch einer Schoͤne nennet /
Alsdann ſteht die ſchoͤne Schooß
Dieſem falſchen Schmeichler bloß /
Den ihr ſonſten gar nicht kennet.
Brauchet doch ein wenig Maaſſe /
Schnuͤret zu die ſchoͤne Bruſt
Und verkehrt das Schloß der Luſt
Nicht in eine ſchlechte Straſſe.
Spahret doch die ſchoͤnen Schaͤtze /
Wendt die Gaben beſſer an /
Sonſten iſts um euch gethan /
Und ihr werdet ein Geſchwaͤtze.
Wenn ihr eingezogen lebet /
Alsdann ſeyd ihr wunder-ſchoͤn /
Und ihr werdt mit Freuden ſehn /
Wie man ſich um euch beſtrebet.

Lob des Frauen-Zimmers.

Vortreffliches Geſchlecht! ihr Sonnen dieſer Erden!
Die Schoͤnheit hat an euch ihr Meiſter-Stuͤck gemacht /
Jhr ſeyd ein Paradies und Engels an Gebaͤhrden
Ein Himmel auf der Welt wo Luſt und Freude lacht.
Wenn92Verliebte und galante Gedichte.
Wenn ſich das groſſe Licht des Firmaments entfernet /
Und mit beliebten Glantz die Unter-Welt beſtrahlt;
Als denn man erſt von euch und euren Blicken lernet /
Das ein gedoppelt Licht an eurer Stirnen prahlt.
Es muß die groſſe Welt mit einer ſich begnuͤgen /
Zwo Sonnen zieren euch beliebte kleine Welt.
Jhr koͤnnt des Himmels-Pracht an Schoͤnheit uͤberwiegen /
Eur Glantz den Sternen-Schein mehr als die Wage haͤlt.
Die Schoͤnheit / die euch ziert / macht euch zu Pracht-Goͤttinnen /
Die Goͤtter haben euch zu ihren Gott erklaͤhrt;
Jhr koͤnnt durch Lieblichkeit derſelben Hertz gewinnen /
Was iſts wenn Jupiter Caliſtens Bruſt verehrt?
Euch iſt der beſte Schatz der Schoͤnheit beygeleget /
Und dieſer machet euch recht unvergleichlich ſchoͤn.
Es iſt ein feines Bild in eur Geſicht gepraͤget
Die Venus hat ſich ſelbſt ſo ſchoͤne nicht geſehn.
Die ſchoͤnen Haare ſind den Netzen zu vergleichen /
Worin ſo manches Hertz den freyen Stand verliehrt.
Vor euren Stirnen muß der glatte Marmor weichen
Der Himmel iſt nicht ſo / als dieſer Platz / geziert.
Die Anmuth hat daſelbſt ihr wunder-ſchoͤnes Weſen /
Jhr iſt der ſchoͤne Ort auf Erb-Pacht eingethan /
Sie hat recht mit Bedacht die Stirne auserleſen /
Weil ſie die Gratien daſelbſten ſtellen kan.
Die ſchoͤnen Augen ſind das Brenne-Glas der Liebe /
Ein ſpiegel ſuͤſſer Luſt / und eure beſte Zier /
Das Hertze faͤngt dadurch das Feur der ſchoͤnen triebe /
Zwo Sonnen ſtellen ſie mit ihren Strahlen fuͤr.
Die Maͤnner haben ſie vor einen Gott erklaͤhret /
Die Hertzen behten ſie mehr als die Lippen an /
Mit Ehr-Furcht werden ſie als wie ein Gott verehret
Was ihr Oracul ſagt da fehlet nichts daran.
Jhr holder Anblick kan die Seelen froͤlich machen /
Die vor Bekuͤmmerniß faſt halb erſtorben ſind;
Wenn ſie durch einen Blick halb von der Seiten lachen
So ſpuͤhrt man eine Gluht die Hertz und Seel entzuͤndt.
Kein Purpur kan die Pracht der Wangen uͤbergehen /
Kein Ametiſte wird denſelben gleich geſchaͤtzt /
Die93Verliebte und galante Gedichte.
Die Roſe muß ſich hier als eine Sclavin ſehen
Der theure Scarlach wird den Roſen bey geſetzt.
Zinnober hat den Mund / den ſchoͤnen Mund umgeben /
Was Roſen ſchoͤne macht / und was Rubinen ſchmuͤckt /
Das trifft man bey ihm an: er macht ein neues Leben
Wenn er durch einen Kuß den krancken Geiſt erquickt.
Aus den Corallen / ſo die ſchoͤnen Lippen zieren /
Flieſt eine Panace die unvergleichlich iſt /
Die Wirckung kan man gleich an denen Seelen ſpuͤhren /
Den ſchon der blaſſe Tod an Marck und Adern friſt.
Kan man den ſuͤſſen Kuß von euren Mund erlangen /
So ſchmeckt man Himmels-Brodt und Ambroſinen-Safft.
Der Liebreitz ziehet uns nach euren ſchoͤnen Wangen /
Wo Luſt und Freundlichkeit ein Paradis verſchafft.
Die weiſſen Zaͤhne ſind von feinem Helffenbeine
Als wie ein runder Zaun in euren Mund gelegt;
Sie ſind ein ſchoͤner Wall von weiſſem Marmor-Steine /
Der viel zu euren Schutz und eurer Pracht beytraͤgt.
Jhr Liljen / eur Geruch muß vor dem Athen weichen /
Sein ungemeiner Zug erquicket und ernehrt.
Dem milchlicht weiſſen Kinn iſt nichts / nicht zuvergleichen /
Die Juno hat dahin der Bruͤſte Milch verehrt
Der Hals iſt Helffeubein und Marmor eure Kaͤhle /
Der Schoͤnheit - Perlen ſtehn auf der erhabnen Bruſt /
Da ſchmecket Mandeln-Milch die halb erſtorbne Seele /
Die Milch-Cur heilt den Schmertz mit ungemeiner Luſt.
Kein Carniol ſticht weg ihr angenehmes Weſen /
Kein Carmeſinen-Farb gleicht ihrer Wunder-Pracht.
Die Schoͤnheit hat ſich hier den beſten Sitz erleſen /
Wo Luſt und Lieblichkeit mit Roſen-Lippen lacht.
Die weiſſen Achſeln ſind der Wolluſt Luſt-Gewebe /
Wo mancher Luͤſtern-Geiſt gefangen hengen bleibt /
Der Bruͤſte-Traube hengt an dieſer ſchoͤnen Rebe /
Wo manche Bienen hin die ſchwachen Fluͤgel treibt.
Des Alabaſters Lob muß denn zu Grunde gehen /
Wenn eurer Arme Schnee ſich etwas ſehen laͤſt /
Kein Marmor weiß den Preiß derſelben zu erhoͤhen /
Den Liljen wird dadurch das Weinen ausgepreßt.
Die94Verliebte und galante Gedichte.
Die zarten Haͤnde ſind ein Eben-Bild der Seide /
Die blauen Adern ſind mit Tuͤrckis ausgeſchmuͤckt /
Saphiren brauchen ſie zu ihren Himmels-Kleide /
Sie ſind recht wunder-ſchoͤn und zierlich ausgeſtickt.
Der gantze Leib iſt ſchoͤn und alle Glieder nette:
Recht unvergleichlich hat euch die Natur gemacht /
Schaut man den bloſſen Leib / ſo ſiehet man ein Bette /
Wo Luſt und Lieblichkeit in Schwaanen-Federn lacht /
Die angenehme Schooß / wo Wolluſt-Roſen bluͤhen /
Zeigt eine Gegend an / die uͤber alles ſchoͤn /
Darf man in dieſen Port mit ſeinem Schiffe ziehen /
So ſpricht man gantz erfreut / der Lauff iſt nun geſchehn.
Der Wolluſt-Zunder wird da erſtlich angezuͤndet /
Jn dieſem Æthna iſt der Venus Luſt-Gezelt /
Noch hat kein kluger Witz die Luͤſte ausgegruͤndet /
Die ſie um dieſen Ort zur Wache ausgeſtellt.
Der weiſſe Atlaß faͤlt vor euren Marmor-Fuͤſſen /
Darauf euch die Natur den gantzen Schmuck geſetzt.
Weil Schnee und Perlen auch vor dieſen weichen muͤſſen /
So werden ſie dem Glantz des Himmels gleich geſchaͤtzt.
Allein / wer kan euch gnug nach Wuͤrdigkeit erhoͤhen?
Je mehr man loben will / je mehres trifft man an /
Bis man aus Ungedult zu letzte muß geſtehen /
Man habe viel / und doch ein wenig nur gethan.

Cupido ruͤhmet ſeine Mutter.

Sonnet.

Mein edler Stamm / der iſt von einer Koͤniginnen /
Die wegen ihrer Macht der Liebe wird geehrt.
Die Schoͤnheit machet ſie zu einer Pracht-Goͤttinnen /
Die gantze Welt hat ſie zur Herrſcherin erklaͤhrt.
Sie kan ein Demant-Hertz durch einen Blick gewinnen /
Den Marmel-gleichen Sinn ihr holder Strahl verzehrt /
Sie werden alſo bald der ſuͤſſen Liebe innen /
Wenn ſie mit Blitz und Feur die hellen Blicke nehrt.
Jch95Verliebte und galante Gedichte.
Jch ſamle von der Bruſt die ſchoͤnſten Roſen ein /
Mein Schwaanen-Bette liegt auf dero zarten Ballen
Mich wieget ſanffte ein das auf und niederfallen.
Wer dieſer Goͤttin nun will ungehorſahm ſeyn /
Der wird durch einen Pfeil und Bogen uͤberwunden /
Jch treffe / ob mir ſchon die Augen zugebunden.

An eine ſchoͤne Dame.

Sonnet.

Vollkommne Silvia! wo find ich ihres gleichen?
Jhr hoher Tugend-Ruhm erfuͤllt die gantze Welt /
Jhr Geiſt / der wohnet ſchon im hohen Stern-Gezelt /
Minerva muß davor die guͤldnen Seegel ſtreichen.
Die Juno muß beſchaͤmmt mit ihren Schaͤtzen weichen /
Was Venus ſchoͤne macht / vor ihrer Pracht zerfaͤlt /
Die Schoͤnheit hat den Schmuck ihr doppelt zugeſtelt /
Jhr ſchoͤner Geiſt belebt durch einen Blick die Leichen.
Hier faͤllt der Laſter-Schluß durch die Gerechtigkeit /
Die Keuſchheit iſt ihr Schmuck / und Mildigkeit ihr Kleid.
Recht Goͤttlich das Geſicht in Liljen-Wolcken ſpielet /
Jm Haaren hat das Gold ein Berg-Werck angelegt /
Diana keinen Glantz und keine Tugend hegt /
Weil ſie geſehn / daß ſie den beſten Preiß erziehlet.

Er verlanget zu ſterben.

Sonnet.

Weich Leben! weich geſchwind / der Tod iſt vor der Thuͤr /
Komm doch! komm Charon komm! bring mich ins
Todten-Feld /
Wie leb ich! bin ich todt! bin ich in jener Welt?
Strahlt Lesbien ihr Schein der Gnade nicht herfuͤr?
Nein! ach nun iſts geſchehn / mein letzter Tag iſt hier.
Jhr Unbarmhertzig-ſeyn bringt mich an Plutons Zelt /
Mein Oden hoͤret auf / mein Urtheil iſt geſtelt /
Jch ſoll und muß vergehn. Ach kehre doch zu mir.
Be -96Verliebte und galante Gedichte.
Beliebte Lesbia! ach laß mich nicht verderben!
Jch habe dich gekuͤßt / iſt das des Todes werth?
Wie / hoͤrt dein Ohr denn nicht? ach Nein! nun muß ich ſterben /
Jhr / die ihr ſie noch liebt / hoͤrt was ich ſage / hoͤrt.
Hoͤrt! wenn ihr leben wolt / ſo laßt ſie ungekuͤſſet /
Mein Vorwitz wird anjetzt durch meinen Tod gebuͤſſet.

Auf das Kuͤſſen.

Sonnet

Die Blume laͤſt den Safft den ſchlechten Wurm genieſſen /
Der ihn in Honig-Seim durch ſeinen Fleiß verkehrt /
Die Roſe wehrt es nicht / daß ihn ihr Zucker nehrt /
Die Lilje laͤſt ſich gern von ſeinem Munde kuͤſſen.
Der blaue Hyacinth, die weiſſeſten Narciſſen
Die haben ihren Safft den Bienen nie verwehrt /
Die Tulpe freuet ſich wenn ſie ihr Kuß verehrt /
Und wollen ſich darum noch einſt ſo ſchoͤne wiſſen.
Jhr Schoͤnen / die ihr lebt / nehmt hier ein Beyſpiel an /
Laſt euren ſchoͤnen Mund durch einen Kuß bedienen;
Man pfluͤckt die Blumen ab / die auf den Wangen gruͤnen /
Ein Kuͤßgen hat noch nie denſelben Leid gethan.
Seyd ihr nun klug? ſo thuts / und weigert euch nicht weiter /
Sonſt ſaget man von euch die Blumen find geſcheiter.

An Lesbien da ſie ſich ermorden wolte.

Holdſeelge Lesbia was vor ein Hoͤlliſch Wuͤhten /
Und welch ein Aberwitz treibt eure Sinnen an?
Wolt ihr der Adern-Quell den fernern Lauff verbieten?
Wodurch man alſobald das Leben enden kan.
Bedencket bey euch ſelbſt eur boͤſes Unternehmen /
Und macht den Himmel nicht mit ſeinen Straffen wach /
Welch Raſen kan eur Hertz mit ſolcher Wuht beſaͤmen /
Schaut / Erd und Him̃el draͤut mit Blitz und Donner-Rach.
Vermaledeyter Geiſt / du ſchwartzer Printz der Erden /
Du grauſer Hoͤllen-Mohr / der Luͤffte boͤſer Gaſt /
Was97Verliebte und galante Gedichte.
Was vor ein Schickſahl laͤſt dich hier ſo maͤchtig werden /
Daß deine Hoͤllen-Brutt in einem Engel raßt?
Du ſtoltzer Lucifer, du Herr der Hoͤllen-Fuͤrſten /
Will dir dein Ubermuth dennoch nicht einſt vergehn?
Und will dein heiſſer Gaum nach ſolchem Blute duͤrſten?
Das man / als Engel / wuͤnſcht in ſeinem Flor zu ſehn.
Du hetzeſt immer zu mit boͤſen Sterb-Gedancken /
Du ſucheſt deine Luſt / daß dieſer Engel faͤlt /
Und darum laͤſſeſt du auch ihren Schluß nicht wancken /
Dein Netze haſt du ihr zu ihren Fall geſtelt.
Was wolt ihr Lesbia, ein Engel dieſer Erden /
Durch ſolche grauſe That / und unerhoͤrte Wuth
Zu Plutons Mit-Geſell und einen Teuffel werden?
Verſpruͤtzt ſo liederlich doch nicht eur ſchoͤnes Blut!
Ach laßt den ſchoͤnen Mund die Worte nicht mehr ſprechen /
Jch will des Teuffels ſeyn / und ſeinem Hoͤllen-Schwarm /
Wenn ich mich nicht den Hals und Leben / will zerbrechen
Mit dieſer meiner Fauſt / mit dieſem ſchwachen Arm.
Die Worte bringen mich in Schrecken und Entſetzen /
Jch weiß nicht wie mir iſt / und was ich dencken ſoll /
Bald will mein kuͤhner Geiſt den Leumuth euch verletzen /
Bald widerſpricht er mir / und ſchilt mich raſend toll.
Auch dieſes wird gewiß die Oberhand gewinnen /
Die ſchoͤne Lesbia, die iſt ſo grauſahm nicht.
Es faͤhlet mein Gehoͤr / es triegen meine Sinnen /
So daß ich ſelbſt nicht weiß was Lesbia geſchicht.
Zuͤrnt auch deswegen nicht / und laßt das Wollen fahren /
Wenn etwa ſolte noch ein Wollen uͤbrig ſeyn /
Daß ihr den Dolchen wolt mit euren Gliedern paaren /
Stuͤrtzt euch nicht in das Grab der ſchwartzen Erden ein.
Lebt / lebt galantes Kind / und ſeyd ein Schmuck der Erden /
Laßt eure Artigkeit nicht vor der Zeit vergehn /
So koͤnnet ihr hernach ein Himmels-Engel werden /
Und in beliebten Schmuck der hellen Sternen ſtehn.

Er preiſet ſein Gluͤck.

SO kan ich nun
Holdſelige Belline
GAuf98Verliebte und galante Gedichte.
Auf deiner Liljen Buͤhne
Der zarten Bruͤſte ruhn.
Es machet mir die Luſt
Auf deiner Schwaanen-Bruſt /
Ein ſanfftes Roſen-Bette /
Die Ballen prangen nette /
Und machen ihre Freude kund
Wenn mein erhitzter Mund
Den ſchoͤnen Ort bekuͤßt.
Sie ſpringen in die Hoͤhe
Wie ein erfreutes Rehe
Das aus dem Netz entgangen iſt.
Auf dieſen Liljen-Auen
Sieht man nur Ambra thauen /
Der meiner Seelen ſchmeckt
Als wie ein koͤſtliches Confect.
Jch bin im Paradies /
Und kan mein guͤldnes Vließ
Jn deinen Edens-Gruͤnden
Mein liebſter Engel finden.
Nichts iſt die Garten-Pracht
Die Hiſpalis und auch Heſperien gemacht /
Vor dieſer Bruſt
Vergehet deren Luſt.
Es zeiget zwar nur Schnee
Die Alabaſter Hoͤh /
Doch praͤchtige Jesminen
Mit Liljen untermiſcht hier bey Narciſſen gruͤnen.
Die ſchoͤne Wuͤſteney
Und das galante Zwey
Der allerſchoͤnſten Bruͤſte
Hegt rechte Himmels-Luͤſte.
Das Eyß-beſeelte Werck
Und der beſchneete Berg /
Hat unſchaͤtzbahre Schaͤtze /
Sie ſind der Wolluſt Lager-Plaͤtze.
Es weicht das Marmor-Meer von deiner Bruͤſte Ballen /
Sie ſind bekroͤnet mit Corallen.
Cleo -99Verliebte und galante Gedichte.
Cleopatra mag nur mit ihren Perlen prangen /
Jch kan an ſolchen hangen /
Die mehr / als ihre / ſchoͤne ſind.
Rubinen und Saphiren
Die muͤſſen dieſe Perlen zieren
Die man auf deinen Bruͤſten findt.
Die Wolluſt ſelbſt kan nicht vergnuͤgter ruhn /
Als wie ich nun
Annehmliche Belline
Auf dieſer Liljen-Buͤhne.
Jch lieg im Paphos Schooß /
Und dieſe macht mir bloß
Die wunder-ſchoͤnen Gaben /
So Hertz und Sinnen laben.
Der Wolluſt-Zucker quilt aus dieſen Ballen /
Cupido nehret ſich mit dem Erquickungs-Safft
So ihm dein Buſen ſchafft
Aus den Corallen.
Dir ſind die Bruſt-Granaten
Belline wohlgerahten.
Cupido laͤſt die Bruſt der guͤtigen Dionen
Und will mit mir in deinem Buſen wohnen.

Als er ſie entbloͤſſet ſahe.

Schaut / wie die Roſen doch / die milchern Bruſt bekroͤhnen /
Und wie die Anmuth da mit theuren Perlen ſpielt /
Wie unvergleichlich ſind die Glieder dieſer Schoͤnen /
Die Schoͤnheit hat daran ein Meiſter-Stuͤck erziehlt.
Die Venus machet ſie zu einen Schau-Geruͤſte /
Sie hat da ihren Thron der Liebe auffgeſtelt /
Der Schwaanen reine Pracht reicht nicht an dieſe Bruͤſte /
Der feinſte Marmor-Stein vor ihren Glantz zerfaͤlt.
Es mag Heſperien mit guͤldnen Aepffeln prangen /
Hier zeigt ſich eine Frucht die viel mahl ſchoͤner iſt /
Der bunte Sommer lacht auf den beliebten Wangen
Die Chloris hat das Feld zu ihren Sitz erkießt.
G 2Es100Verliebte und galante Gedichte.
Es zeigt ſich Milch und Blut auf deinen Marmor-Ballen /
Mit dieſen ſind ſie auch zur Gnuͤge angefuͤllt /
Und ſtecket eine Krafft in denen Meer-Corallen?
So iſt dieſelbige hier gleichfals eingehuͤllt.
Gantz Morgenland zinſt nicht die Perlen / die den gleichen /
Die dieſer zarte Leib ſo haͤuffig ſehen laͤſt /
Der weiſſe Atlaß muß vor dieſen Gliedern weichen /
Auroren ſind umſonſt die Thraͤnen ausgepreßt.
Die rund-gewoͤlbte Schooß iſt artig ausgezieret
Die Anmuth hat dahin den beſten Schatz gelegt;
Wenn Amor einen Gaſt in dieſe Grotte fuͤhret /
Der wird aufs lieblichſte mit aller Luſt gepflegt.
Da ſuchet man den Grund der Wolluſt zu ergruͤnden /
Der Æthna wird entdeckt / der ſuͤſſe Flammen ſpeit /
Ergoͤtzen kan man da bey Luſt und Anmuth finden /
Ein ſuͤſſes Etwas mehrt die ſtille Lieblichkeit.
Lyſette zuͤrne nicht / ich ſehe dieſe Schaͤtze
Jn der Vollkommenheit / die mich erroͤhten macht /
Mein Geiſt iſt ſchon beſtrickt in dem ſo ſchoͤnen Netze /
Der Freyheit gebe ich die letzte gute Nacht.
Actæon ſtarb als er Dianen nur erblickte
Jch ſterbe ebenfals der edlen Freyheit ab /
Sie legte ſich / als mich dein Augen-Glantz beruͤckte /
Nun findet ſie vor ſich in deiner Bruſt das Grab.

Die Venus zuͤrnet / daß ſie ſich entbloͤſſet ſehen laſſen.

Wirfft man ſo / loſes Kind / der Bruͤſte Roſen hin?
Verachteſt du mein Blut / das deine Pracht bedecket?
Die Perlen ſind umſonſt daſelbſt nicht ausgehecket /
Vergebens ziert dich nicht Zinnober und Rubin.
Du laͤſſeſt dich entbloͤßt gleich als ein Schau-Spiel ſehn /
Die zarten Liljen auf den holden Roſen-Buͤhnen /
Die muͤſſen jedermann zur Augen-Weide dienen /
Damit man ſehen mag wie ſie ſo ſchoͤne ſtehn.
Allein!101Verliebte und galante Gedichte.
Allein! bedencke doch / wie du den Leib entweyht /
An dem Vollkommenheit ein Meiſter-Stuͤck gemachet /
Die Schoͤnheit / die bey mir und meinen Bruͤſten wachet /
Hat ihren Schatz bey dir verſchwendriſch ausgeſtreut.
Der Bruͤſte Perlen-Milch verkehrt ſich faſt in Blut /
Sie ſind mit Schaam und Furcht deswegen angefuͤllet /
Kein Seuffzer ſteigt hervor draus nicht ein neuer quillet /
Du aber ſiehſt es nicht aus bloſſem Ubermuth.
Du denckeſt du biſt ſchoͤn / du pochſt auf deine Macht
Wie vor den Gliedern weicht der Schmuck der weiſſen
Schwaanen /
Und ſucheſt dir dadurch den Wohlfahrts-Weg zu bahnen /
Und alſo werde ich faſt nichts von dir geacht.
Jch muß es zwar geſtehn / daß du recht ſchoͤne biſt /
Du biſt ein ſchoͤnes Kind / und heißt mit rechte nette /
Die Wolluſt machet ſich bey dir ein Roſen-Bette;
Wie / aber / geht es dem / der ungehorſahm iſt?
Du weiſt / daß Paphos mich die groͤſte Goͤttin nennt /
Und wie ſo Koͤniglich gantz Cypern mich verehret /
Den guͤldnen Apffel hat mir Paris Hand gewehret /
Er wurde mir mit recht vor andern zuerkennt.
Dort in Eryce iſt mein Tempel auffgebaut /
Jn Acidalien hab ich geweyhte Fluͤſſe /
Die holden Gratien ſind Schemel meiner Fuͤſſe
Und Cytharis auf mich als ſein Oracul ſchaut
Zur Liebes-Goͤttin hat mein Gnidus mich erklaͤhrt /
Jch bin es / der der Preiß vor aller Welt gebuͤhret /
Wo von den Schwaanen hin mein Wage wird gefuͤhret /
Da werde ich geliebt / und als ein Gott verehrt.
Jch poch auf meine Macht / der nichts zu maͤchtig iſt /
Sie hat den Pyramus zu Thisben hingezogen /
Durch ſie wird Hercules zur Liebes-Luſt bewogen /
Sie machts / daß Jupiter in Gold Danaen kuͤßt.
Jch Venus bin darbey der Schoͤnheit Koͤnigin /
Mein ſchoͤnes Haupt / das traͤgt von Perlen ſeine Kronen /
Auf der erhoͤhten Stirn ſieht man der Anmuth-Thronen /
Und vor den Augen faͤlt der Sternen Demant hin.
G 3Die102Verliebte und galante Gedichte.
Die Wangen ſiegen an der Tyrer Schnecken-Blut /
Wo ſich die Liljen mit ſchoͤnen Roſen kuͤſſen /
Und die Corallen / ſo die Lippen ziehren muͤſſen /
Sind eine Panace, die wider alles gut.
Das kuͤnſtlich runde Kinn / des Halſes ſchoͤne Zier /
Prahlt unvergleichlicher als ſcheinende Cryſtallen
Die Lieblichkeit bewahrt der Bruͤſte Marmor-Ballen /
Den weiſſen Glieder-Schmuck ſtelt keine Schoͤnheit fuͤr.
Jch ſchweige von der Schooß / ich laſſe ſie verſteckt /
Jch ſage nichts von dem / was Amor aus kan richten /
Man findt es klahr genug in Schrifften und Geſchichten /
Ovidius hat viel von unſer Macht entdeckt.
Doch / ach! wie wird mein Ruhm / und ſeine Macht entehrt /
Du laͤſt dich nackend ſehn / du zeigeſt deine Glieder /
Du faͤllſt nicht mehr vor mir und meinem Sohne nieder /
Du denckſt / wir ſind nicht mehr ſo groſſer ehren werth.
Du pochſt aus Aberwitz auf deine ſchoͤne Pracht /
Du wilſt / es ſoll die Welt die Wunder-Sachen wiſſen /
Und meynſt / ſie wuͤrden ſonſt bey dir veralten muͤſſen /
Allein / du weiſt noch nicht / daß ich darob gelacht.
Es geht dir dieſer Streich ſo ungeſtrafft nicht hin /
Untreu und Abfall wird mit herber Quaal gerochen /
Weil du nun deinen Eyd der treuen Pflicht gebrochen /
So ſpuͤhre / daß ich auch ein ſtrenger Richter bin.
Von nun an nimmt dein Reitz die Sinnen nicht mehr ein /
Jch will dich aller Pracht der Lieblichkeit entkroͤhnen /
Ein jeder / der dich ſieht / wird deinen Stoltz verhoͤhnen /
Von meinem Angeſicht ſolt du verſtoſſen ſeyn.
Wenn aber deine Bruſt ein reuig Hertze zeigt
So will ich meinen Zorn und meinen Ausſpruch lindern /
Jch bin ſo grauſahm nicht bey abgefallnen Kindern /
Mein Hertze wird gar bald zur Gnade hingeneigt.

Sie ſucht durch ſeine Verbannung bey der Venus Gnade.

Geh fort / Verfluchter geh / fort geh mir aus den Augen /
Jch kan / und will dich nicht hinfuͤhro vor mir ſehn /
Dein103Verliebte und galante Gedichte.
Dein Schmeicheln kan zu nichts als zum Verderben taugen
Wer dir Gehoͤre giebt / mit ſolchem iſts geſchehn.
Jch muß der Venus Zorn um deinent willen leiden /
Dein Fuͤrwitz hat mich in mein Ungeluͤck gebracht
Allein du ſolt davor mein Angeſicht vermeiden /
Jch gebe dir hiemit auf ewig gute Nacht.
Du ſolt mein Angeſicht hinfuͤhre nicht mehr ſchauen /
Jch geb dir keinen Blick / ich achte dich nicht mehr /
Du magſt dein Elend nun als ein Verſtoßner bauen /
Und wenn ich dich geliebt / ſo haß / ich dich nun ſehr.
Dein Lob hat es gemacht / daß ich mich drob vergangen /
Du haſt mich zu den Stoltz und Aberwitz bewegt;
Jch zierte wie ein Pfau die auffgeblaßnen Wangen
Die Bruſt hat einen Stoltz / der all zu groß / gehegt.
Allein wie ließ ich bald die ſtoltzen Fluͤgel fallen
Als Venus ſich erzuͤrnt ob dieſer That befand /
Jch ſolte fort von ihr ins herbe Elend wallen
Die Straffe wurde mir mit Rechte zuerkannt.
Doch ihre Guͤtigkeit / die ließ mich Gnade finden
Mir ſolte mein Verſehn nicht zugerechnet ſeyn /
Sie wolte keine Ruht vor meinen Ruͤcken binden /
Wenn ich inskuͤnfftige das Unrecht wuͤrde ſcheun.
Jch werde dieſe Gunſt ſo leichte nicht verſchertzen /
Verfluchter geh nur fort / du haſt mich einſt geſtuͤrtzt /
Allein dein Frevel ſoll dich in der Seelen ſchmertzen
Verachtung hat das Band der Liebe abgekuͤrtzt.
Jch werde dich hinfort mit keinem Blicke lieben /
Du biſt nun gantz und gar aus meiner Gunſt verbannt.
Du biſt nun in das Buch der Feinde eingeſchrieben /
Jch habe nun mein Hertz gantz von dir weggewandt.
Ach Venus zuͤrne nicht / du ſiehſt wie mein Geſichte
Mit Schaam und Furcht erfuͤllt / die Augen weinen Blut /
Das matte Hertz zerſpringt / dis ſind die Reue-Fruͤchte /
Zu dem ſo bin ich auch dem Buhler nicht mehr gut.
Jch werde deine Macht gantz unterthaͤnig ehren /
Jch kuͤſſe Koͤnigin Fuß-faͤllig deinen Fuß /
Jch bitte / daß du magſt den Zorn in Gnade kehren /
Denn ſieh ich thue ja mit wahrer Reue Buß.
G 4Ve -104Verliebte und galante Gedichte.

Venus ertheilet ihr Gnade.

Weil dir dein Fehler leid / und weil du dich gebuͤckt
Jn Unterthaͤnigkeit zu meinen weiſſen Fuͤſſen
Und weil den Frevelmuth der Buhler buͤſſen muͤſſen /
So biſt du nun begnadt / mein Zorn iſt fortgeſchickt.
Du zierſt durch deine Buß mein lichtes Roſen-Haupt
Darum du einen Krantz von gruͤnen Lorbern windeſt.
Jndem du dich bey mir mit Reu und Leid einfindeſt /
So haſt du mich dadurch mit Myrthen-Laub belaubt.
Wenn bey der Juno ſich ſo Kron als Scepter findt /
Wenn Weisheit und Verſtand die Pallas kan verehren /
So muß mir Paris doch die guͤldne Frucht gewehren /
Der meine Pracht allein vor allen liebgewinnt.
So hat denn meine Zier den Sieg allein erlangt /
Der rauhe Ida iſt die Wahl Statt dieſer Kriege /
Er gibt den Zeugen ab von meinem ſchoͤnen Siege /
Und wie ich da ſo ſchoͤn mit Pracht und Schmuck geprangt.
Jhr Gratien hohlt mich mit Lorbeer-Kraͤntzen ein /
Jch habe dieſes mahl auch wieder uͤberwunden
Lyſett hat ſich bey mir in Demuth eingefunden /
Nun werd ich Koͤnig in der Lieb und Schoͤnheit ſeyn.

Er verzweifelt uͤber ſeine Verbannung.

Jch bin nun hin! ich bin / ach Schmertz! nun gantz verlohren /
Lyſette hat mich von ſich weggebannt /
Sie hat ſich gantz und gar auf meinen Fall verſchwohren /
Und ihre Liebe umgewandt.
Jch muß wie Ixion nun Lufft und Wolcken hertzen /
Die vorgenoßne Luſt quaͤlt mich herben Schmertzen.
Die Seele iſt in Alabaſt verkehrt /
Das keine Klagen hoͤrt.
So jagt mich Æolus hin auf die Ungluͤcks-Seen /
Und ſchlaͤgt mein Hoffnungs-Schiff vor ſeinen Port vorbey /
Die Seegel reiſſen ab / der Ancker iſt entzwey
Jch muß im Sturme untergehen.
Es105Verliebte und galante Gedichte.
Es kehret mein Magnet jetzt ſich nach Suͤden /
Sonſt ging er nach den Nord-Pol zu
Und zeigte die erwuͤnſchte Ruh /
Der Orcan meiner Pein will nicht ermuͤden.
Die Hoffnung kan die Segel nicht mehr ſpannen /
Sie trifft gar keinen Haven an /
Es iſt mit mir gethan.
Der Jammer will mich uͤbermannen.
Jhr Wolcken ſchlagt nur her /
Mit Blitz und Donner-Schlaͤgen /
Die mich zur Erden niederlegen /
Fort eilet / das iſt mein Begehr.
Komm Charon fuͤhre mich auf deinen ſchwartzen Wellen
Hin nach dem Schlund der Jammer-vollen Hoͤllen.
Fort fahr nur hin /
Jch ſeh ſchon wo ich bin /
Da iſt der groſſe Cerberus
Mit ſeinen weiten Rachen
Ha Cammerad ich muß
Mit dir dis Loch bewachen /
Jhr Furien ſeyd nur getroſt
Jch bringe Feur und Flammen
Jhr Geiſter flieht zuſammen
Jch bin ein Hercules, verſtoßt.

Sie belachet ſeinen Tod.

DA lieget nun dein Leib / die Geiſter ſind entwichen /
Die Liebe hat dir jetzt den Untergang gebracht /
Der Athen iſt hinweg / und in der Lufft verſtrichen /
Es kuͤßt dein geiler Mund die Geiſter jener Nacht.
Mein Hertze iſt nun frey von deinen vielen quaͤhlen /
Dein Seuffzen fuͤllet mir die Ohren jetzt nicht mehr /
Vergnuͤgung wohner nun in meiner keuſchen Seelen /
Weil ich das Klag-Geſchrey und Fluchen nicht mehr hoͤr.
Der Donner wird dir ſchon durch deine Seele ſpielen /
Die Parcen reiſſen dir den geilen Leib entzwey /
G 5Du106Verliebte und galante Gedichte.
Du wirſt da Pech und Blitz zu ſteten Schmertzen fuͤhlen /
Wo ihren Sitz gehabt die Liebes-Raſerey.
Buhl mit Proſerpinen, buhl mit den Hoͤllen-Thronen /
Sie werden / Ungluͤcks Kind / dir mehr als grauſam ſeyn.
Der ſchwartze Pluto wird das Lieben dir belohnen
Mit Centner-ſchwerer Angſt und tauſendfacher Pein.
Verſchmachte in dem Pfuhl / da Pech und Schweiffel brennet /
Und ſey dem Tantalus an Schmertz und Plagen gleich /
Dein Unſinn hat dich offt demſelben gleich genennet;
Nun haſt du deinen Sitz in dem begehrten Reich.

Der Todte redet ſie an.

Frolocke / Stoltze / nicht / mein blaſſes Schatten-Jch
Das ſoll zu ſteten Schmertz dich quaͤhlen aͤnſtiglich.
Mein Geiſt / der heiſchet Rach ſie wird nicht auſſen bleiben /
Die Hertzens-Quaal / die ſoll dich Tag und Nacht umtreiben.
Die grimmen Furien ſind ſchon auf Rach bedacht /
Doch dein Gewiſſen iſt dir noch nicht auffgewacht /
Laß aber erſt den Schwarm aus ſeinen Schrancken brechen /
So wird der Hertzens-Wurm dich allzugrauſahm ſtechen.

Er verzweiffelt uͤber ihre Grauſahmkeit.

Blitzt ihr Wolcken / wollt ihrs thun?
Ach ſo donnert bald ihr Luͤffte!
Oeffnet euch ihr dunckeln Kluͤffte
Laſſet mich darinnen ruhn.
Kommt ihr Furien / kommt her /
Werffet auf mich eure Flammen /
Nun mich Lesbis will verdammen /
Acht ich keiner Freude mehr.
Stoßt mich nur ihr Furien
Hin in eure ſchwartzen Hoͤlen /
Wo die ungluͤckſeelgen Seelen
Jn dem Hoͤllen-Rauch auffgehn.
Nimm107Verliebte und galante Gedichte.
Nimm mich in dein tieffes Grab Cerberus du Hoͤllen-Beller / Charon he! hier iſt der Heller
Fuͤhre mich nur bald hinab.
Oeffne dich du ſchwartzes Haus /
Wo des Plutons ſeine Thronen /
Und die grauſen Geiſter wohnen /
Speyet Blitz und Feuer aus.
Nimm mich ein verfluchter Port /
Daß den Styx und ſeine Wellen
Mag mein Geiſt zu frieden ſtellen /
Schleuß dich auf ſo geh ich fort.
Laß mich doch du toͤdtend-Fluß
Von dem bittern Waſſer trincken /
Laß mein Schiff nur bald verſincken /
Weil ich doch vergehen muß.
Rauch und Flammen / Blitz und Feur
Laſſet mich nur bald erſticken /
Da mich Angſt und Furcht beſtricken /
Jſt mir keine Quaal zu theur.
Sterb ich denn ſo fahr ich hin!
Wo mich Blitz und Feur umſchuͤtten / Lesbis laͤſt ſich nicht erbiten /
Jch muß mich umſonſt bemuͤhn.
O du ungluͤckſeelge Nacht /
O du ſtets verworffnes Tagen /
Drinn ich werd in groſſen Zagen
Zu der Hoͤllen hingebracht.
Sonn und Mond ſcheint mich nicht an
Decket mich ihr Finſterniſſen /
Seht nicht wie ich hingeriſſen
Werde zu der Hoͤllen-Bahn.
Strenge Lesbis bleibts denn wahr /
Daß ich zu den traurgen Seelen
Jn der Hoͤllen tieffe Hoͤlen
Auch / als dein Verfluchter / fahr?
Ja108Verliebte und galante Gedichte.
Ja es iſt um mich geſchehn /
Jch bin gantz und gar verſtoſſen
Meine Hoffnung trifft den bloſſen /
Jch muß mich verlaſſen ſehn.
Ach wer wil ein kaltes Stahl
Durch mein mattes Hertze bohren?
Stoſt nur zu / ich bin verlohren /
Und vergehe in der Quaal.
Hat denn keine Seele Gifft?
Das dem Lebens-Safft verzehret /
Jſt kein Menſch / der mich erhoͤret?
Seht den Jammer / der mich trifft.
Gibts denn keinen Hencker mehr?
Der den Lebens-Drat abkuͤrtze
Und mich in die Grube ſtuͤrtze /
Ach! ſo kommt ihr Parcen her:
Schont mich im geringſten nicht /
Schneidet ab den Lebens-Faden
Muß es gleich der Seelen ſchaden;
Auf! verloͤſcht mein Lebens-Licht.
Es muß mein betruͤbter Geiſt
Mehr als Hoͤllen Pein ertragen / Lesbis wil / ich ſoll verzagen /
Hoͤrt doch was ihr Hertz beſchleuſt.
Geh nach den Verdammten zu /
Jch verlange dein Verderben
Du ſolt ohne Huͤlffe ſterben /
Such im Grabe deine Ruh.
Quaͤhlen / Seuffzen / Angſt und Pein /
Bange Todes-Noht und Schmertzen
Spuͤhre ich in meinem Hertzen /
Dieſes macht ihr Grauſahm-ſeyn.
Thu dich auf du ſchwartze Klufft /
Hier iſt doch vor mich kein Retter /
Jhr erzuͤrnten Hoͤllen-Goͤter
Nehmet mich in eure Grufft.
He109Verliebte und galante Gedichte.
He ihr Geiſter hohlet mich
Nach den ſchwartzen Hoͤllen Rachen /
Wo nur Angſt-Geſchrey und Krachen /
Ach und Weh erregen ſich.
Blitzt ihr Wolcken / wollt ihrs thun?
Ach ſo donnert bald ihr Luͤffte /
Offnet euch ihr dunckeln Kluͤffte /
Laſſet mich darinnen ruhn.

Der Verliebten ſtumme Sprache.

Hier iſt Beredſamkeit ein bloſſes Stilleſchweigen /
Die Augen koͤnnen nur die beſten Redner ſeyn /
Die / ob ſie gleich ſind ſtumm / die Kunſt im Reden zeigen /
Es kehret in der Bruſt dadurch die Liebe ein.
Sie reden ihre Sprach ſo deutlich mit dem Hertzen
Als keine Zunge kan / und wo ſie in beſteht /
Das ſpuͤhrt der Gegen-Stand wenn ihre Blicke ſchertzen /
Und der beliebte Strahl durch Geiſt und Seele geht.
Erfinders heiſſen ſie der ſuͤſſen Liebes-Sachen /
Die / ob ſie ſchon geheim / doch ihnen wohl bekannt.
Die Seelen koͤnnen ſie verliebt und lebhafft machen /
Sie zuͤnden allda an der Liebe-Feur und Brandt.
Sie ſind der Liebe-Brunn / die Mahler der Gedancken /
Sie gruͤbeln alles aus / was unerforſchlich iſt /
Sie wiſſen ob das Hertz des Gegentheils wil wancken /
Ob es beſtaͤndig heiſt / was es bey ſich beſchließt.
Den Schluͤſſel fuͤhren ſie zu den verſchloſſnen Seelen /
Es koſt nur einen Blick ſo faͤllt der Stoltz gleich hin /
Kan eine Thraͤnen-Fluht ein Hertze nicht durch hoͤlen /
So zwingt ein heiſſer Strahl den Eiſen-harten Sinn.
Die Sprache kan niemand / als die Verliebt / verſtehen /
Was dieſer Hertze redt iſt ihnen gleich bekannt /
So bald die Blicke fort als treue Bohten gehen
So bald entſpinnet ſich ein feſtes Liebes-Band.
Cupido muß ſich ſelbſt in ihre Hertzen ſchreiben /
Die Goͤttinn Venus iſt der Sprache Meiſterinn /
Sie110Verliebte und galante Gedichte.
Sie kan durch ihren Trieb dahin die Geiſter treiben /
Daß ſie auf dieſe Kunſt hinwenden ihren Sinn.
Die guͤtige Natur laͤßt ſie auch bald erfinden /
Sie mahlet kuͤnſtlich vor ein wunderſchoͤnes O /
Sie koͤnnen darinn leicht der Liebe-Grund ergruͤnden /
Vor dieſer Kunſt erſtaunt der Redner Cicero.
Sie kan durch ihre Macht diejenigen bewegen /
Die wie ein Demant hart / und unbeweglich ſind /
Sie darf nur einem Blick der Lieblichkeit erregen
Alsdann ein ſtoltzer Sinn wie weiches Wachs zerrinnt.
Wer in der Sprache ſich wil einen Meiſter nennen /
Der muß im Lieben ſeyn mehr als im Reden frey /
Dabey die Eigenſchafft von dieſer Kunſt erkennen /
Daß ſie was Himmliſches und nichts Gemeines ſey.

Ein nicht zu junges Frauen-Zim̄er raiſon - niret uͤber das Sprich-Wort: Die Alten / Sind die Kalten; nach vorgeſchriebenen End-Reimen.

Sonnet.

Jhr friſchen Buhlers ſprecht: was nuͤtzen uns die -- Alten /
Denn eure Loſung heiſt: die Alten ſind die -- kalten /
Allein probiret erſt der Alten ihre -- Spalten /
Und fuͤhlet / daß ſie auch die Luͤſte koͤnnen -- halten /
So werdt ihr nicht ſo ſehr verachten ihre -- Falten /
Und ja ſo gern in ihr als einer jungen -- walten /
Weil ihr mit gleicher Luſt daſelbſten koͤnnet -- ſchalten
Auch Feur und Hitze ſpuͤhrt bey einer nicht zu -- alten.
Doch ſie muß aͤlter nicht als vierzig Jahre -- ſeyn
Der Hencker gehe ſonſt mit ihr die Liebe -- ein /
Denn welcher ſehnt ſich wol nach einen Todten -- Schein /
Wer machet ſich vor Luſt im Lieben Hertzens -- Pein?
Der alte Moſt geht vor dem jung-und friſchen -- Wein /
Und ein bewandtes Weib wird recht aptitlich -- ſeyn.
An111Verliebte und galante Gedichte.

An Dorinden.

Copiantes.

Dorinde lebſt du noch / und denckſt du noch an mich?
Jch hoffe deine Lieb und Treu wird nicht erkalten /
Ob mich das Schickſahl gleich drey Wochen wunderlich
Von deinem Umgang hat verdrießlich abgehalten.
Die Sonne zuͤndet auch von fernen Haͤuſer an:
Ein Baſiliske kan durch bloſſes Sehn vergifften /
Drum iſts kein Wunder / daß das Feuer brennen kan /
So du abweſend kanſt in meiner Seelen ſtifften.
So bald dein Saamen-Licht mich einmahl angeblitzt /
So wurde Seel und Leib in voller Flamm entzuͤndet
Dein ſuͤſſes Gifft zugleich im Marck und Bein geſpruͤtzt /
Daß in mir Lebenden das Leben faſt verſchwindet.
Wilt du nun nicht mein Artzt und mein Erretter ſeyn;
Werd ich voll Flamm und Gifft vor deinen Augen ſterben /
Weil der / in den / ſich ſchenckt der Augen-Strahl hinein /
Wenn du nicht loͤſchen wilt / vor Gluhten muß verderben.
Dorinde, wenn du nun noch Gnade vor mir haſt /
So ſage / ob ich darf noch heute zu dir kommen /
Weil meine Seele ſich nicht eh zu frieden faßt /
Bis deine Gottheit ihr hat ihre Traur benommen.

An die ſchoͤne Clelie.

Copiantes.

Mein Hertz! erroͤhte nicht das Siegel auffzubrechen /
So meine kuͤhne Hand dir jetzund zugeſchickt /
Es ſoll daſſelbe ſtets von deiner Guͤte ſprechen /
Wenn du dis ſchlechte Blatt in Gnaden angeblickt.
Zwar neulich ſagte ich / daß ich nicht lieben koͤnne /
Wie mich um ſelbiges dein holder Mund gefragt;
Doch weiß ich ſelber nicht ob ich anjetzo brenne /
Da eine innre Krafft die reine Seele plagt.
Jch bin voll Pein und Quaal / und weiß nicht was mir fehlet /
Mein Hertz iſt noch nicht todt / doch lebet es auch nicht:
Da112Verliebte und galante Gedichte.
Da ein verborgner Schmertz die matte Seele quaͤhlet /
Bin ich ein Krancker / dems an Huͤlff und Troſt gebricht.
Jn allen Buͤchern kan ich kein Vergnuͤgen finden /
Die Sayten ſind mir nichts / als nur ein todter Klang:
Hierbey will mir die Luſt zur Tichter-Kunſt verſchwinden /
Und das ſtudiren iſt nur eine Folter-Banck.
Mein Leben ſage mir / woher entſtehn die Schmertzen /
Und welches meynſt du ſey die Urſach meiner Pein?
Dein ſchoͤnes Auge bringt ſie hin zu meinen Hertzen /
Da ich durch deſſen Feur jetzt muß entzuͤndet ſeyn.
Mein Engel zuͤrne nicht auf mein ſo kuͤhnes Schreiben /
Jndem Schmertz und Verdruß die Feder ſelbſt regiert;
Denn da die Liebe mir wil meine Sinnen treiben;
Was Wunder / wenn man hier viel tauſend Fehler ſpuͤhrt.
Es iſt die Liebe ja ein Meiſter unſrer Seelen /
Ein heimlich Strick / dem ich ſelbſt nicht entfliehen kan /
Ein Schmertz / den man nicht leicht kan vor den Artzt verhelen /
Sie betet jeder gern / als eine Goͤttin an.
So wil ich auch vergnuͤgt die ſuͤſſen Bande tragen;
Da ſie von deiner Hand; ſo iſt mir alles recht /
So daß ich wil fortan mit allen Freuden ſagen /
Die Liebe machet mich zu deinen treuen Knecht.

Bey Wiederſendung eines Arien-Buchs.

Copiantes.

SO nimm von meiner Hand daſſelbe wieder an /
Daß ich an deiner Statt in tieffſter Pflicht verehret:
Zwar bin ich erſt vergnuͤgt / wenn ich dich ſehen kan /
Doch auch da mir das Gluͤck hat dein Portrait gewaͤhret.
Es iſt in dieſem Buch vortrefflich ausgedruͤckt;
Hergegen kan ich auch allhier mein eignes finden:
Jch / als ein Sclave bin von deiner Hand beſtrickt /
Du aber hoͤrſt nicht auf mich mehr und mehr zu binden.
Jch ſchrieb ein ſchlechtes Lied in ſelbiges hinein /
Zum Zeugniß / daß in mir ſo Marck als Adern brennen /
Doch kan es meiner Pein kein rechter Ausdruck ſeyn /
Weil ich zu ſelben nicht die Feder finden koͤnnen.
Mein113Verliebte und galante Gedichte.
Mein Ungluͤck kan kein Menſch / als der allein verſtehn /
Der auch ein gleiches hat in ſeiner Seel empfunden /
Denn ſelber weis nicht recht in meine Pein zu ſehn /
Dem von der Liebe nicht / gleich mir / das Hertz gebunden.
Sprich / liebſte Seele ſprich / daß du gebunden biſt /
So kanſt du auch ein Bild von meiner Seelen fuͤhlen;
Doch wo dir eben ſo als mir zu muhte iſt
So muß die Flamme traun auf was gewiſſes ziehlen.
Mein Leben / laß mich bald hiervon die Funcken ſchaun:
Es ſind dieſelben nur ein angenehmes Schreiben:
Der Himmel wird den Oehl in deine Flammen thaun /
Und ich wil bis ins Grab dein treuer Diener bleiben.

Als Aurora uͤber ihren verſtorbenen Hund weinete.

Oeuvres de Monſ. Voiture Tom. 2. pag. 110.

Schoͤnſte Goͤttin meiner Seelen haltet doch mit Weinen ein /
Ach! ſtopfft zu der Augen Brunnen / und laßt doch eur
Klagen ſeyn.
Wenn Aurorens Thraͤnen-Thau ſich in ſchoͤne Perlen kehret /
Alsdenn habt ihr einen Schatz / der faſt unſchaͤtzbahr / verheeret.
Doch es machten mich die Thraͤnen mehr deñ uͤberaus begluͤckt /
Wenn ihr ſie um meinent wegen in die weite Welt geſchickt:
Aber ihr vergieſſet ſie nur um eines Hundes wegen /
Da ſie doch an Koſtbarkeiten Koͤnigreichen uͤberlegen.
Und dieſelbe / der ihr gleichet / nur daß ihr weit ſchoͤner gleißt /
Deren Nahme ſo wie eurer / ihr wie ſie Aurora, heißt /
Laͤßt aus ihrem Goͤtter-Mund viele heiſſe Seuffzers gehen /
Ja ſie weinet wenn ſie fruͤh von dem Bette auf wil ſtehen.
Aber nur des Liebſten halber / nicht wie ihr um einen Hund /
Jhre Thraͤnen thun was Groſſes / eure was geringes / kund.
Wenn nun eure Augen auch / ſo wie jene / ſollen weinen /
Alsdenn muß eur Hertz ſich nicht gegen mich verhelffenbeinen /
Eure Freundſchafft muß dem helffen / der ſonſt ſein Verderben
findt /
Und um ſolche muͤßt ihr weinen / die der Thraͤnen wuͤrdig ſind /
HNicht114Verliebte und galante Gedichte.
Nicht um einen der zur Luſt macht / daß ihr der Poſſen lachet /
Weinet doch nicht um den Hund die ihr Menſchen ſterben
machet.

An die erzuͤrnte Victore.

Sonnet.

Welch Laſter iſt von mir Victore denn begangen?
Daß kein beliebter Strahl aus deinen Augen zieht /
Und daß nur Flamm und Blitz auf meine Scheitel gluͤht /
Warum verſtellet ſich die Schoͤnheit deiner Wangen?
Soll ſie nicht wie zuvor mit holder Anmuth prangen?
Und warum iſt dein Grimm auf meinen Fall bemuͤht?
Da mir vordem bey dir das ſchoͤnſte Gluͤck gebluͤht /
Und ich auf Erden ſchon mit Eden war umfangen.
Erzuͤrnet dich der Kuß / den ich dir weggenommen /
Jſt dieſes meine Schuld / darauf du boͤſe biſt?
So ſoll mein Mund davor ſatſahm in Straffe kommen /
Und lieffern dir den Kuß / der dir geraubet iſt.
Jſt einer nicht genug / und wilt du Zinſe heben?
So ſoll er hundert dir / vor einen / wiedergeben.

Neu-Jahrs-Wunſch an Bellinen.

Brich an erwuͤnſchter Tag mit neuem Seegens-Schein /
Erhelle Delius die Himmliſchen Sapphiren,
Hohl Gold aus Potoſi die Strahlen auszuziehren /
Reiß alle Kuͤmmerniß / und alles Klagen ein:
Erfuͤlle ihre Bruſt mit Himmels-reichen Freuden /
Nichts als beliebte Luſt muß ihre Augen weiden.
Bring mit dem Neuen-Jahr verjuͤngte Luſt hervor
Erneu altaͤglich dich in neuen Froͤlichkeiten /
Hemm der Aſpecten Lauff die Unluſt zu bereiten /
Ruff ihr mit ſanfften Hauch der Engel-Thon ins Ohr.
Erfuͤlle ihre Bruſt mit Himmels-reichen Freuden /
Nichts als beliebte Luſt muß ihre Augen weiden.
Bau115Verliebte und galante Gedichte.
Bau Freude dir ein Haus bey ihr das ewig ſteh /
Es bluͤh der Jugend. Lentz in ihrem Angeſichte /
Helena kuͤſſe ſie im vollen Schoͤnheits-Lichte
Ruh und Zufriedenheit ihr ſtets zur Seiten geh.
Erfuͤlle ihre Bruſt mit Himmels-reichen Freuden /
Nichts als beliebte Luſt muß ihre Augen weiden.
Beſchuͤtte Himmel ſie mit Luſt und Wohlergehn /
Es ſchau ihr Auge ſtets das holde Gluͤcke bluͤhen /
Hinlaͤßig muß ihr Haar das Silber uͤberziehen /
Rund um den zarten Leib muß lauter Seegen ſtehn.
Erfuͤlle ihre Bruſt mit Himmels-reichen Freuden /
Nichts als beliebte Luſt muß ihre Augen weiden.
Liebes-Geſpraͤch des Hirten Damon mit der Schaͤfferinn Hyelle.
Damon.
Hyelle laß dis Feld wo Phœbus Feuer blitzt /
Und geh mit mir dahin wo man im kuͤhlen Schatten
Am Rand des hellen Strohms in weichen Blumen ſitzt /
Wo Anmuth und die Luſt das Lager uns verſtatten.
Es wird der Glieder-Schnee hier vou der Hitze braun /
Dein ſchoͤn es Angeſicht wird durch den Strahl verbrennet.
Hyelle.
Die Worte ſind zwar gut / doch dir iſt nicht zu traun /
Die / ſo den Maͤnnern folgt / in ihr Verderben rennet;
Sie zuckern an ihr Wort / man ſtellt ſich heilig an /
Bis daß ſie uns beruͤckt / und in das Netz gejaget /
Und ſind wir denn gefaͤllt / alsdenn ſo ſiehet man /
Daß ihr uns nicht wie ſonſt mehr auf den Haͤnden traget.
Damon.
Wie uͤbel ſieheſt du doch meine Worte ein /
Die nichts von ungebuͤhr / und falſchen Locken hegen /
Wie koͤnnt ich gegen dich / mein Kind / betruͤglich ſeyn!
Da Ehr und Furcht in mir das Wollen niederlegen.
Jch ehre deine Pracht / doch zwing ich mich dabey /
Daß nichts / was widrig klingt / aus meinem Munde fahre /
H 2Und116Verliebte und galante Gedichte.
Und daß ich deiner Zucht niemahls beſchwerlich ſey /
Noch daß ich mich zu frech mit deiner Pracht gebahre.
Komm mit zu jenem Buſch fuͤhl wie die Sonne ſticht /
Laß doch die ſchoͤne Haut ſo boͤßlich nicht verderben
Komm mit wo Phœbus ſich nicht durch die Aeſte flicht /
Und wo den Marmor-Glantz ſein Strahl nicht mag entfaͤrben.
Hyelle.
Nein! Nein! ich folge nicht. Den Voͤgeln pfeifft man ſuͤß.
Bis daß der Vogler ſie mit Netz und Garn beſtricket /
Du machſt es eben ſo / und meineſt gantz gewiß /
Jch wuͤrde auch von dir durch Schmeichelung beruͤcket.
Jch ſehe ſchon womit die Geiſter ſchwanger gehn /
Jch mercke deine Gluht / ich ſpuͤhr du biſt entzuͤndet;
Du muſt vom innern Brand mehr Uberlaſt ausſtehn /
Als mein Geſicht und Hand von Titans Strahl empfindet
Doch birgeſt du den Schalck / und ſtelſt dich heilig an /
Als haͤtte deine Hand das Waſſer nie betruͤbet /
Da uͤber Wolffes-Art der Schaaf-Peltz iſt gethan /
Von auſſen biſt du kalt inwendig ſehr verliebet;
Du laurſt als wie ein Loͤw auf meine Jungferſchafft /
Nein! Nein! ich folge nicht / ich will beym Schaafen bleiben /
Dein ſuͤſſes Locken hat bey mir gantz keine Krafft /
Hier will ich meine Zeit in ſtoltzer Ruh vertreiben.
Damon.
Laß ſeyn ich liebe dich / laß mich verliebet ſeyn /
So kanſt du doch mein Licht / mich darum nicht verdammen /
Wer iſts / der uns den Trieb der Liebe floͤſſet ein /
Wer nehrt in unſer Bruſt die ſuͤſſen Liebes-Flammen?
Thuts nicht der Himmel ſelbſt / der unſer Meiſter iſt?
Nach deſſen Schatzungen die Menſchen-Kinder leben /
Wer iſt / der ſein Befehl nicht ohne weigern kuͤſt?
Und welcher findet ſich / der ihm kan widerſtreben?
Man ſaugt den Liebes-Safft mit aus der Mutter-Bruſt /
Und eh man reden kan die Liebe uns beſitzet /
Es ſchafft in Windeln ſchon mehr denn verſuͤßte Luſt
Wenn auf der Mutter Leib man ſeinen Leib erhitzet.
Die Liebe waͤchſt wie wir / altaͤglich nimmt ſie zu /
Ja ſie hat mehr bey uns / als wir ſelbſt / zugenommen /
Sie117Verliebte und galante Gedichte.
Sie treibt die Sinnen an / und ſtoͤhrt dem Geiſt die Ruh /
Bis er den Ort geſucht / wo er iſt hergekommen.
Man ſpuͤhret ihre Macht in Steinen und in Stahl /
Die gantze Creatur iſt gegen ſich verliebet /
Es ehrt der Liebe Macht die Erde uͤberall /
So bald die Sonne weicht iſt Clytie betruͤbet.
Die Turtel-Taube ſtirbt / wenn ihr der Tauber fehlt /
Der Palm-Baum der verdorrt / wenn ihm ſein Mann entriffen /
Aurora ſich noch jetzt um ihren Cephal quaͤhlt /
Und du wilt nichts von Feur und Amors-Trieben wiſſen.
Hyelle.
Jch weiß nicht was dein Mund mir von der Liebe ſagt /
Mir iſt was Amor heiſt gar fremde anzuhoͤren /
Doch weiß ich nicht wie mir der Nahme ſo behagt /
Jch weiß nicht wie mir wird / die Bruſt will ſich verkehren /
Es regt ſich was in mir / doch iſt mirs unbewuſt /
Ach Damon! loſer Schalck / ach! ach! ich bin verliebet
Dein ſuͤſſes Reden ruͤhrt die eiſen-harte Bruſt
Jhr Goͤtter / daß ihr mich / mich Arme / ſo betruͤbet.
Damon.
Was ficht Hyellen an? was macht den Geiſt verkehrt?
Gelt! Amor wird gewiß den Schimpff mit Schmertzen raͤchen?
So gehts / wenn man die Macht des ſtarcken Gotts entehrt /
Der einen Felſen-Sinn im Augenblick kan brechen.
Doch Amor heget auch mehr Luſt als herben Schmertz /
Er ſchenckt den Liebenden viel tauſend Suͤſſigkeiten /
Er uͤberhaͤufft mit Luſt / er reget ſuͤſſen Schertz;
Komm folge mir nur nach den Schmertzen zu beſtreiten.
Hyelle.
Jch ſtehe noch was an / dir / Damon, nachzugehn /
Jch weiß nicht / wie ich ſoll die kuͤhne That beſchoͤnen /
Dann wuͤrde mich bey dir wer gantz alleine ſehn /
So moͤcht man meine Zucht und Ehrbarkeit verhoͤhnen.
Damon.
Wirf die Gedancken hin / und folge mir nur nach /
An jenen dunckeln Ort / zu denen Luſt-Gebuͤſchen /
H 3Wo118Verliebte und galante Gedichte.
Wo wir alleine ſeyn / bey dem Cryſtallen-Bach /
Gewiß / da kan kein Menſch zuſammen uns erwiſchen.
Da wird die ſanffte Lufft verliebte Winde wehn /
Die Voͤgel werden uns verbulte Lieder ſingen /
Wir werden da vor Luſt gleich als bezaubert ſtehn /
Der klahre Bach wird gleich den hellen Orgeln klingen.
Es wird wenn du geſinnt / wie ich geſinnet bin /
Ein Meer der Suͤſſigkeit die Geiſter uͤberſchwemmen /
Und in die Schwaanen-Bruſt wird ſich die Anmuth ziehn.
Komm koſte Amors-Luſt laß deinen Sinn nichts hemmen.
Hyelle.
Jch weiß nicht wie mir iſt / ich ſchwinde / ich vergeh /
Dein Mund bringt Sachen fuͤr die meinen Geiſt bethoͤren /
Bald bin ich recht begluͤckt / bald wird mir wieder weh /
Wie iſt mir / ſoll ich denn Dianen nicht mehr ehren?
Soll denn ihr ſtarcker Arm anjetzt gantz krafftloß ſeyn /
Und muß ihr ſchneller Pfeil vor Amors Pfeil ſich biegen?
Wie geht mir alle Krafft und alle Staͤrcke ein?
Ach! ja der Damon muß Hyellens Sinn beſiegen.
Damon.
Komm nur mein Engel komm / und ſchenck mir deine Gunſt /
Reich mir die Bruͤſte dar die allerſchoͤnſten Dinger /
Die Koſt des Paradies / den Zunder zu der Brunſt /
Ach ſchenck mir deinen Schooß den rechten Hertzens-Zwinger.
Hyelle.
Mein Damon halte ein / was unternimmſt du dich /
Warum ſucht deine Hand das Kleid mir auffzuheben?
Damon.
Es fuͤgt ſich eben ſo doch haͤlt es nichts in ſich
Verliebte pflegen da nicht Achtung auffzugeben.
Hyelle.
Wenn du wilt taͤppiſch ſeyn? ſo gehe in der Zeit /
Du moͤchteſt ſonſt mit mir dich gar zu mauſicht machen.
Damon.
Entweiche nicht mein Kind es bringet dir kein Leid
Ein Griff und Kuß die ſind ja gar geringe Sachen.
Hyelle. 119Verliebte und galante Gedichte.
Hyelle.
Doch zuͤndt ein Griff und Kuß der Venus Fackel an /
Und macht durch innre Gluht uns in uns ſelbſt verbrennen.
Damon.
Da / wo man Waſſer hat ſogleich man loͤſchen kan /
Wenn ſich die Flamme laͤſt nur durch den Rauch erkennen.
Flammt nun dein Hertze an / ſo kuͤſſe mich mein Kind
Laß mich ein mehres zu gib Kuß und Griff zuſammen /
So loͤſchet ſich die Gluht durch das was ſie entzuͤndt /
Und Waſſer wird daraus was vormahls heiſſe Flammen.
Hyelle.
Mein Damon nicht zu frech vergnuͤge dich am Kuß
Betaſte meine Bruſt und laß das ander bleiben.
Damon.
Du Naͤrrin weiſt noch nicht was darauf folgen muß
Wenn man mit kuͤſſen will die Zeit nicht mehr vertreiben.
Hyelle.
Was folget denn darauf? ach laſſe mich doch loß /
Und ſage mir hernach was folget nach den Kuͤſſen.
Damon.
Das / was du noch nicht weiſt / erfaͤhret deine Schooß /
Doch ſoll ſie es jetzund mit hoͤchſter Anmuth wiſſen.
Hyelle.
Hilf Himmel / ſteh mir bey / Diana ſchuͤtze mich!
Rett meine Jungferſchafft ſie liegt in letzten Zuͤgen.
Damon.
Dein Ruffen hilfft dir nichts / wie hoͤrt Diana dich
Die bey Endymion ſelbſt ſuchet ihr Vergnuͤgen.
Bequehme dich mein Kind nur zu der Liebes-Luſt /
Der Himmel ſtimmet bey / das Schickſahl will es haben.
Hyelle.
Soll es denn alſo ſeyn ſo druͤcke Bruſt an Bruſt /
Jch will ſo viel ich kan dein heiſſes Hertze laben.
Damon.
Jch bleibe dir davor / mein Leben / ſtets verpflicht.
H 4Hyelle. 120Verliebte und galante Gedichte.
Hyelle.
Ach halt! mein Schatz halt an! es iſt genug geſchertzet
Ein mehres goͤnn ich dir bey meiner Treue nicht /
Ach glaube / daß dein Thun mich gar zu herbe ſchmertzet.
Damon.
Mein Kind es ſchadt dir nichts / die Schmertzen ſind gar klein /
Den Jungfern thun ſie weh / doch kitzeln ſie die Weiber.
Hyelle.
Laß doch mein liebſter Schatz es nun zum Ende ſeyn.
Wir bringen ſonſt in eins ja unſer beyde Leiber.
Damon.
Gedulde dich mein Kind / und traue es mir zu
Daß ich dir deinen Leib gar nicht verletzen werde
Hyelle.
Jch bin von Wolluſt ſat / ach! gib dich nun zur Ruh /
Und ſiehe wie ich mich ſo aͤngſtiglich gebaͤhrde.
Damon.
Mein Schatz ich bin entzuͤckt ---------------
Hyelle.
--------------- ich bin nicht mehr bey mir /
Jch bin im Paradies / ich breche Zucker-Fruͤchte /
Mein Liebſter / ach mein Schatz ---------------
Damon.
--------------- ich lebe bloß in dir
Mir ſchencket deine Bruſt ein ſuͤſſes Luſt-Gerichte.
Hyelle.
Ach welche Zucker-Luſt hat doch mein Geiſt geſchmecket!
Welch ſuͤſſen Lebens-Thau haſt du mir eingefloͤſſet!
Damon.
O ſuͤſſe Anmuths-Quell! von der mein Geiſt geleckt /
Nachdem du mir die Bruſt und deine Schooß entbloͤſſet.
Hyelle.
Voll Wolluſt iſt die Bruſt und meine Seele voll /
Es kitzelt mich annoch das Luſt beſeelte Streiten.
Damon. 121Verliebte und galante Gedichte.
Damon.
Mein Leib der iſt ermuͤdt / er kan nicht wie er ſoll /
Jhm fehlet Staͤrck und Krafft dir Anmuth zu bereiten.
Hyelle.
So hat mein Damon doch Hyellens Sinn beſiegt /
Und in der zarten Schooß den Liebes-Schatz gepraͤget.
Damon.
Nein! Nein der Himmel hat den Sieg dir zugefuͤget /
Der mich als deinen Knecht fuͤr deine Fuͤſſe leget.
Hyelle.
Auf! auf! mein Damon auf! es iſt genug geſchertzt /
Hoͤr / was die Baͤume ſchon von unſer Liebe ſagen.
Damon.
Ach! warte doch mein Kind und ſey noch eins gehertzt /
Die Baͤume duͤrffen es / nicht zu verrahten wagen.
Hyelle.
Nun gute Nacht mein Schatz der Phœbus eilt zur Ruh /
Jch ſcheide zwar von dir / der Geiſt ſtets bey dir bleibet.
Damon.
Der Himmel wehe dir mein Engel Anmuth zu /
Die dir mit ſtoltzer Freud Angſt / Noht und Pein vertreibet.

An Silvien da ſie den Tod eines Sperlings beweinete.

SO hoͤret doch einſt auf den Vogel zu beklagen
Und laßt das Augen-Paar mit Weinen ſtille ſeyn /
Jhr habet nichts von Noht und herber Angſt zu ſagen /
Ermuntert euren Geiſt / und ſtellt das Hermen ein;
Der Vogel iſts nicht werth was ihr um ihn veruͤbet /
Wendt jene Koſtbarkeit der Thraͤnen beſſer an.
Und weil euch lang genug die treue Bruſt geliebet /
So goͤnnet / daß ich euch vor ihn bedienen kan.
H 5An122Verliebte und galante Gedichte.

An eben Dieſelbe.

Die Thraͤnen laſſen euch mein Engel gar nicht ſchoͤn /
Drum hoͤret auf den Tod des Sperlings zu beweinen /
Jhr werdet ſonſt der Welt gar zu veraͤchtlich ſcheinen /
Soll euch ein ſchoͤnerer zu euren Dienſten ſtehn?
So facht die Bruͤſte auf um mich dadurch zu fangen /
Jhr werdet mich gar bald in eure Hand erlangen.

Als ihn die harte Violante im Contra - Marche kuͤſſen muſte.

Sonnet.

Dein harter Sinn muß ſich / doch Violante brechen /
Der lang verſagte Kuß / der ſtellt ſich endlich ein /
Solt er auch durch das Spiel von dir erzwungen ſeyn.
Denn Amor pfleget ſich an denen hart zu raͤchen /
Die ſeine groſſe Macht / durch ihren Wahnwitz ſchwaͤchen /
So ſchmeck ich nun mit Luſt der Lippen ſuͤſſen Wein /
Wie gerne wolteſt du mir bittre Wermuth ſtreun /
Und ſehen / daß der Dorn / bey Roſen moͤge ſtechen.
Du ſagſt zwar Ja dazu / daß ich den Mund ſoll kuͤſſen /
Doch haͤtteſt du vorher die Reguln ſollen wiſſen /
Die in dem Pfande-Spiel beym Contra-Marche ſind /
So haͤtteſt du mir nicht den ſuͤſſen Kuß verguͤnnt.
Jch haͤtte auf den Kuß mein Lebe muͤſſen warten /
Den mir jetzt Spiel / Gluͤck / Zeit / auf meine Lippen karten.

Uber ihren Tod.

Sonnet.

Jhr Augen fließt! laßt haͤuffig Thraͤnen quillen /
Als Brunnen zinßt! die Toͤchter herber Pein /
Der Zaͤhren-Saltz! laß heiſſe Perlen ſeyn /
Fließt Augen fließt! nichts muß die Thraͤnen ſtillen /
Beweint den Tod der lieblichen Baſillen,
Stellt alle Luſt / und alle Freude ein /
Der123Verliebte und galante Gedichte.
Der Himmel ſelbſt verdeckt den hellen Schein /
Und will in Flor ſein ſchoͤnes Haupt verhuͤllen.
Jch bin halb todt / vor Schmertzen ſterbe ich /
Mein Hertze iſt mit ihren Leib begraben /
Nichts als nur Leid und Quaͤhlen kuͤſſet mich
Mit Jammer muß ich meine Geiſter laben:
Denn alle Luſt iſt aus der Welt entwichen
Nachdem mein Licht Baſille iſt verblichen.

Er kan ſie nicht gluͤcklich machen.

Sonnet

Jch muß! ach hartes Wort! ach uͤber groſſe Pein!
Der ſchoͤnen Magdalis zu meinen Schmertzen ſchreiben /
Daß ich hinfuͤhro ihr nicht kan ergeben bleiben /
Es ſtreut zu unſer Luſt der Neid den Wermuth ein.
Das Schickſahl goͤnnet uns nicht ſeinen Gnaden Schein /
Die Freunde mit Gewalt das Buͤndniß hintertreiben /
Jch muß! ich ſoll hinweg / man achtet nichts mein Streuben /
Jch ſoll ihr Liebſter nicht / noch ſie mein Schaͤtzgen ſeyn.
Mein Licht / ſie ſtraff mich nicht / ſie kennt mein treues Hertze
Sie weiß daß ich nicht ſchuld an dieſen Bruche bin.
Jch leide billig Quaal / mich trifft gerechter Schmertze /
Nichts aͤngſtet mehr den Geiſt als ihr getreuer Sinn /
Und daß ſie ohne Schuld durch ihr getreues Lieben /
Kommt in Bekuͤmmerniß und in ein ſolch Betruͤben.

Als er ſie im Garten gerne bey ſich haben wolte.

Sonnet.

Auf! linder Zephyr auf! mach dich zur Anemonen,
So wie du Chloren ſuchſt / ſuch meinen Auffenthalt /
Beſiehe jeden Buſch / durchſuche Stadt und Wald /
Sieh in den Kammern zu / darinn ſie pflegt zu wohnen.
Auch Zephyr! ſuche ſie! die Zierd und Anmuth-Thronen
Jn ihren Angeſicht. Die goͤttliche Geſtalt /
Ver -124Verliebte und galante Gedichte.
Verraͤth das Himmels-Bild / wenn du es ſieheſt / bald /
Denn ein beliebter Blick den andern pflegt zu lohnen.
Nimm ſie / wenn du ſie ſiehſt / in deinem ſanfften Schooß /
Verhuͤlle ſie in dich / bedeck ihr Angeſichte /
Wehr daß nicht truͤbe Lufft auf meine Schoͤne ſtoß.
Ach! Zephyr gehe fort! befluͤgel deinen Lauff /
Nimm Anemonen doch in ihrem Schmucke auf!
Bring mir den Himmel her / mit doppelt hellem Lichte.

Er kan ſich in ihre Weiſe nicht finden.

Sonnet.

Jch weiß Rubelle mich mit dir noch nicht zu ſtallen /
Jch kenne dich nicht recht. Bald biſt du mir zu gut /
Bald wenn ein falſcher Wahn bethoͤret deinen Muth.
So muß ich aus dem Schooß des ſchoͤnſten Gluͤckes fallen.
Du ſpieleſt ſo mit mir als wie mit einem Ballen /
Sag ob mein Jammer dir vielleichte ſanffte thut?
Schmertzt oder dich die Luſt / die kitzelt Seel und Blut?
Eroͤffne es mein Kind / ſo halt ich Maaß in allen.
Wie? wenn ich vorwerths geh / ſo eileſt du zuruͤcke /
Wenn ich dich froh anſchau ſo krieg ich Donner-Blicke /
Wenn ich nun traurig bin ſo lacheſt du mich an /
Wenn ich dich lieben will / ſo kennſt du nichts als Haſſen /
So daß mein treuer Sinn dich nicht bezwingen kan /
Und fall ich von dir ab / ſo wilt du mich nicht laſſen.

An ſeine Augen.

Sonnet.

Jhr Augen ſeht die Roſilis nicht an /
Jhr / die ihr mir die groͤßte Marter ſeyd;
Jhr bringt vor Luſt nur herbe Traurigkeit:
Ach daß eur Blitz mich nicht erretten kan!
Durch euch wird mir der meiſte Drampff gethan /
Jhr macht aus Ruh mir taͤglich Zanck und Streit /
Wenn ihr euch vor Roſillens Blicken ſcheut /
So bringt ihr mich auf eine Marter-Bahn.
Jch125Verliebte und galante Gedichte.
Jch bin nicht Herr von euch ihr falſchen Augen /
Jhr laſſet mich die heiſſen Funcken ſaugen /
Die Roſilis ſteckt in der Augen-Lichte /
Und macht den Schein durch ihren Blitz zu nichte /
Ach! Augen raͤcht die Ungerechtigkeiten /
Laß Roſilis mit euren Blicken ſtreiten.

Als einer im Schlaff verſchwenderiſch geweſen.

Mein Maͤdgen laß hinfort mich nicht verſchwendriſch ſeyn /
Und nimm die Perlen-Milch in deine Muſchel ein:
Groß Schade / daß ſie wird ſo liederlich verſpruͤtzet /
Da wo ſie keiner Schooß / auch nicht den Tuͤchern nuͤtzet.
Dein hart-ſeyn gegen mich verſchwendet meinen Schatz /
Vergoͤnne mir hinfort in deinem Schooſſe Platz /
Und laß den Liebes-Than daſelbſten ſich ergieſſen /
Wo er mit groͤßrer Luſt wird als im Schlaffe flieſſen.
Dein duͤrrer Acker wird alsdenn von Wolluſt feiſt /
Die Bruͤſte haͤrten ſich / die Luſt entzuͤckt den Geiſt;
Die Anmuth / die durchdringt des gantzen Leibes-Glieder /
Jn Lachen ſteigt man ein / mit Kitzeln kommt man wieder /
Nichts denn Ergoͤtzung bringt er deiner Marmor-Schooß /
Die Venus ſpannt dir denn / den Jungfern-Guͤrtel loß /
Und laͤſt dir alle Luſt / die ſie beſitzet / ſchmecken /
Der Hymen wird nach Schmertz den ſuͤßten Schertz erwecken.
Ach ſtelle doch mein Kind die Sproͤdigkeit nur ein!
Laß deine Muſchel mir nicht mehr verſchloſſen ſeyn /
Eroͤffne ihren Helm die Nahrung zu empfangen /
Wo in dem Liebes-Thau / die Anmuths-Perlen prangen.
Sperrt nun dein Muſchel Schloß die Thore willig auf /
Und hemmt kein Widrig-ſeyn mir meinen Liebes-Lauff /
So ſoll das Liebes-Safft mit ſuͤſſen Quellen flieſſen.
Und ſich mit vollem Strohm in deine Muſchel gieſſen.
Auf126Verliebte und galante Gedichte.

Auf Roſinen Tag.

MDM.

Als das Ende meiner Pein /
Der mir durchgebrochnen Wangen /
Jn dem Allmanach zu ſeyn /
Jch juͤngſt ſuchte mit Verlangen.
Sah von ſelbten Tag nicht fern
Jch Roſinen Nahmen prangen;
Gleich dacht ich / an dieſen Stern
Mag vielleicht dein Heyl wol hangen.
Gluͤcklich die Aſpecten ſeyn /
So Roſinens Licht begleiten;
Ein gevierter Venus-Schein
Strahlt den Zwillingen zur Seiten.
Gelt / ſagt hoffend ich bey mir /
Es wird dir nach Wunſch gelingen /
Die Roſinen werden dir
Die Geſundheit wiederbringen.
Was geſchicht! die Pein ſich bricht /
Alle Marter drauf vergehen /
Und ich kan an dieſem Licht /
Meine Liebſte wieder ſehen.
O der Sympathetſchen-Krafft
So Roſina bey ſich heget!
Bloß ihr Anblick Lindrung ſchafft /
Und der Nahme Schmertzen leget.
Hier muß eine Phantaſey
Von der Koͤnge Cur verbleichen /
Der Roſinen Artzeney
Thut weit beſſer Wunder-Zeichen.
Kan dann in Abweſenheit
Mich Roſina alſo laben?
Moͤchte ich wol allezeit
Dieſe Aertztin bey mir haben!
Doch127Verliebte und galante Gedichte.
Doch zu fruͤh mit dem Begehr /
Kan die Frucht wol abgenommen
Werden von den Meyern / ehr
Jhre Zeit und Erndte kommen?
Har! mit Gott und mit der Zeit /
Werden ſchon die milden Reben /
Jhrer Trauben Suͤßigkeit /
Denen Schnittern guͤtig geben.
Jndeß wil das edle Licht
Der Roſinen ich verehren /
Bis der Tod die Augen bricht /
Und in nichts mich wird verkehren.
Jndeß muͤſſe mehr und mehr /
Schoͤnſte euer Gluͤcke gruͤnen /
Alsdenn habe ich die Ehr /
Eure Schoͤnheit zu bedienen.

An die unerbittliche Dorimene.

Will Dorimene nicht dein harter Sinn erweichen?
Und gibſt du keinen Blick zu einem Gnaden-Zeichen?
Muß ſtets dein Augen-Licht ein Zorn Comete ſeyn?
Schau deine Grauſamkeit benimmt ihm Glantz und Schein!
Wohnt in dem ſchoͤnen Leib ſo eine ſchwartze Seele?
Verwirfft dein Paradies in ſolche Kummer-Hoͤle?
Lacht dein verliebt Geſicht mir zum Verderben an!
Ja! der beliebte Weg fuͤhrt auf die Todes-Bahn.
Jſt die Erbarmniß denn ſo gar aus dir verbannet /
Daß deine Freundlichkeit der Stoltz ſtets uͤbermannet?
Mitleiden zieht bey dir das trotze Seegel ein /
Du wilt ergrimmeter als Loͤw und Tyger ſeyn
Mich ſoll dein lachend Aug mit Luſt zu Grabe leuchten /
Du wilt den glimmen Tocht vor Oel mit Waſſer feuchten /
Du reichſt vor Msndeln-Milch mir Pilſen-Saͤffte dar /
Und deine Freundlichkeit bereitet mir die Bahr.
Du machſt dich groß damit die Menſchen zu ertoͤdten /
Und ruͤhmſt die Tyranney ohn eintziges Erroͤhten /
Der128Verliebte und galante Gedichte.
Der Stahl und Kieſelſtein hegt mehr Empfindlichkeit
Als du / der die Natur ſonſt alles eingeweiht.
Mit Schoͤnheit iſt dein Leib gar praͤchtig ausgezieret /
Nur ſchade! daß der Leib ein ſolches Hertze fuͤhret /
Dem Demant und Porphyr an ſeiner Haͤrte weicht /
Das bloß zur Quaal und Pein mit Anmuth an ſich zeucht.
Der Marmor-Stein vergleicht ſich deinen weiſſen Gliedern /
Das Hertze aber will ſich nicht mit ihm verbruͤdern /
Der Marmor weicht wann ihn ein Regen-Tropff betreufft /
Der Diamant zerſpringt wenn Bockes-Blut ihn taͤufft.
Du aber bleibeſt hart bey meinem Tod und Sterben /
Du ſiehſt mit Freuden an mein klaͤgliches Verderben /
Mein Leben faͤllt dahin wie eine Tulipan,
Wenn ich den harten Sinn nicht bald erreichen kan.
So hoͤre doch nun auf mein kranckes Hertz zu plagen /
Was nuͤtzt es deiner Bruſt? was hilfft dir mein Verzagen?
Wenn du mitleidig biſt / ſo biſt du doppelt ſchoͤn /
Sonſt biſt du als ein Bild von Ertze anzuſehn.

Er belauret ſie im Bade.

Philena wolte juͤngſt Fernanden recht begluͤcken /
Denn dieſes Maͤdgen kahm zu ihm aus freyen Stuͤcken /
Und ſprach: Wenn er / mein Herr / will meine Jungfer ſehn
Gantz nackend / muß er gleich nach unſern Garten gehn.
Er kunte nicht den Schluß der Rede gantz abwarten
Er eilte als ein Pfeil nach den benannten Garten /
Die Thuͤr war angeſpehrt / doch nicht ins Schloß gemacht /
Daß er ſich ungeſehn ſogleich hinein gebracht.
Er ging dem Bade zu / allein es war verſchloſſen /
So daß ihn Muͤh und Fleiß / die er gebraucht / verdroſſen /
Er fluchte der Philen, daß ſie ihn ſo beruͤckt /
Und haͤtte ſich entfernt / wenn er kein Loch erblickt /
Wodurch er in dem Bad die nackte Schoͤne ſehen /
Und im Gebuͤſch verſteckt verborgen kunte ſtehen /
Allda erſahe er ein gantz entbloͤßtes Kind /
Das an der Zierlichkeit Dianen angewinnt /
Wenn129Verliebte und galante Gedichte.
Wenn ſie unangelegt das kuͤhle Bad geſegnet /
Und dem Endymion auf Latmus Hoͤh begegnet /
Ein Kind / das zaͤrter war als man die Cypris mahlt /
Wenn ſie den Paris nackt und den Adon beſtrahlt.
Der ſchoͤnen Augen Strahl beſchaͤmmt die hellen Sternen /
Ja was / die Sonne muß ſich vor den Glantz entfernen /
Die Morgenroͤth entfaͤrbt ſich vor der Wangen-Gluht /
Der beſte Marmor iſt vor ihrer Haut nicht gut.
Die Bruͤſte kroͤhnt Rubin / auf Liljen bluͤhn Corallen /
Ein feurig Hecla ſpielt aus ihren Liebes-Ballen /
Die wohlgewoͤlbte Schooß / der Luͤſte Paradies
Den Augen ſuͤſſe Luſt / und Kitzelung verhieß.
Es lag ein Myrthen-Wald um den Rubinen Schloſſe /
Den Eingang zu der Luſt / den rund gewoͤlbten Schooß /
Wo Venus ſchlaffen liegt / wo Luſt und Anmuth wacht /
Und dieſen ſchoͤnen Ort zur Gluͤckes-Jnſul macht.
Da iſt das Ravelin drinn Amor commendiret
Der / ſtuͤrmmt man noch ſo ſehr / den Poſten nicht verliehret.
Er hatte nun genug das nackte Bild beſehn /
Und wolte unvermerckt zur Thuͤr hinauſſen gehn /
Als eben Lesbia des Bades-Thuͤr auffmachte /
Die in der Einſamkeit allein zu ſeyn gedachte;
Sie ſchrieh / Verraͤther geh / zerbreche Hals und Bein /
Wer laͤſt Fernanden denn in unſern Garten ein?
Gewiß / Philena wird mit um die Sache wiſſen /
Hier wolte ſie vor ihn des Bades-Thuͤr verſchlieſſen /
Allein er war geſchwind / und drengte ſich hinein /
Weil ſie nun nackend war / muſt ſies zu frieden ſeyn.
Sie ſchalt ihn hefftig aus / ein ſchelmiſcher Verraͤhter /
Ein Raͤuber / Laͤſterer / ein boͤſer Ubelthaͤter /
Das muſte er ſeyn; doch gab ſie ſich zur Rruh /
Und ließ auf ſeine Bitt ihm noch ein mehrers zu.

Auf den Gebuhrts-Tag der vollkomne - ſten Charitinen.

Mehr Sonne deinen Schein mit dreymal hellern Strahlen /
Als wie du ſonſten pflegſt die Erde zu bemahlen.
JBlaß130Verliebte und galante Gedichte.
Blas lauter Bieſams-Lufft annehmlich ſuͤſſer Weſt
Mit Ambra untermiſcht wenn ſich dein Hauch auslaͤſt.
Vermehret eure Zier ihr bunt geſtickten Blumen /
Du tieffgebuͤckter Klee verkehr dich in Jdumen,
Jhr Dornen tragt Jesmin, ihr Neſſeln zeugt Zibeth,
Jhr Oreaden kommt mit Muſch die Berg erhoͤht.
Du edle Mogorin, darum die Sterne ſtreiten /
Verlaß den klugen Ser, goͤnn uns die Koſtbarkeiten /
(f)
(f)
So dein Geruch ertheilt. Jhr Steine ſchwitzet Oel /
Jhr Baͤume triefft mit Safft dem ſelbſt der Balſam ſcheel /
Jhr Wolcken floͤßt herab nur Pomerantzen-Naͤſſe /
Jhr Dieſteln gebet ab Biſamte Rauch-Gefaͤſſe /
Jhr Fluͤſſe zinſt Coral / Rubin und Demant-Stein /
Laſt eure Wellen nichts als puren Nectar ſeyn.
Jhr Baͤume tragt an ſtatt der Blaͤtter lauter Zungen /
Jhr Sterne lehret mich die ſuͤßten Schmeichelungen.
Jhr Muſen ſteht mir bey / Apollo gib mir Krafft /
Daß meine Feder heut was angenehmes ſchafft.
Daß ich dem guͤldnen Licht ein tuͤchtigs Opffer bringe /
Daß mein verſtimmtes Spiel wie Orpheus Harffe klinge /
Daß ich das erſte Licht der ſchoͤnſten Charitin,
So wie es ſich gebuͤhrt / mit meiner Hand bedien.
Bebluͤmte Chloris hilff mir Anemonen leſen /
Die denen Palmen gleich nicht welcken noch verweſen /
Wind’t mir von Mogorin und Perlen einen Krantz /
So koſtbahr wies verdient der Charitinen Glantz.
Jhr Morgenlaͤnder ſchenckt mir eure Koſtbarkeiten /
Helfft mir ein Angedenck mit hoͤchſten Schmuck bereiten /
Ternat und Potoſi, Moluck und Martrapan,
Streckt ihr / zu ehren / doch all eure Kraͤffte an.
Doch weicht ihr Jndiens unſchaͤtzbahr groſſe Schaͤtze /
Jch weiß ihr ziehet ab / wenn ich entgegen ſetze
Euch dieſes Wunder-Bild / den gelben Haaren weicht /
Der Printze des Metalls / der wie das Bley erbleicht.
Die Augen ſtechen weg die feurgen Diamanten /
Den Lippen gehn zur Seit Corallen als Trabanten /
Der Hals ſiegt Perlen an / die Zaͤhn den Helffenbein /
Und vor den Adern geht der feinſte Tuͤrckis ein.
Die131Verliebte und galante Gedichte.
Die Kaͤhle macht beſchaͤmt die klaͤrſten Berg-Cryſtallen /
Man ſieht den rohten Wein ſo fein hinunter wallen /
Daß ſich die Helena vor uͤberwunden ſchaͤtzt /
(g)
(g)
Wenn Charitine ſich ihr hier entgegen ſetzt.
Der Scharlach wird beſchaͤmt vor ihren Purpur-Wangen /
Die Bruͤſte als Albaſt / ja mehr als Marmor prangen /
Vor denen Lippen bleicht Zinnober und Rubin /
Jhr Athen uͤberſteigt Jesmin und Mogorin.
Weil alles nun vor nichts iſt gegen ſie zu ſchaͤtzen /
Was vor ein Opffer ſoll denn meine Feder ſetzen /
Die nicht ein geiſtger Trieb Elyſiens beſeelt /
Die da in jeder Zeil mehr denn zu offt gefaͤhlt.
Du machſt / o edles Licht die gantze Stadt begluͤcket!
Jndem dich Charitin zum erſten angeblicket /
Du machſt / daß jedermann in groſſen Freuden lacht /
Weil du die Charatin auf dieſe Welt gebracht.
Jndeß will ich das Licht der theurſten Charitinen,
So wie mein Arm-ſeyn kan mit hoͤchſtem Fleiß bedienen /
Jch weihe mich ihr gantz zu ihren Dienſten ein /
Sie wird mein Seelen-Licht / und werther Nord-Pol ſeyn.
(f)Dan. Caſp. von Lohenſtein ſchreibet in ſeinem Arminlo, daß auf dem Seriſchen oder Sineſiſchen Gebuͤrge Kinhoa eine Blu - me wachſe / ſo Mogorin genannet wird / welche uͤberaus wohl / und viel edler als unſer Jesmin riechen ſoll / und warum der Kriegs-und Liebes-Stern geſtritten.
(f)
(g)Von der Helena, des Koͤniges Menelaus von Sparta Gemah - lin / ſchreibet man / daß ſie eine ſo klahre Kaͤhle gehabt / daß man den rohten Wein / den ſie gern getruncken / koͤnnen herabrinnen ſehen.
(g)

Als ihm die vermaͤhlte Arſinœ er weiß nicht was zuließ.

Alte Liebe roſtet nicht /
Dieſes Sprichwort iſt bekand;
Denn Arſinoe, mein Licht /
Laͤſt auch in dem Ehe-Stand /
Jhr alte Glut noch brennen /
Die ich nie vermercken koͤnnen.
J 2Denn132Verliebte und galante Gedichte.
Denn als ich von ohngefehr
Vor dem Hauſe ging vorbey /
Rieff ſie ſanffte zu mir her
Daß ſie gantz alleine ſey /
Und ihr Mann in Sauff-Gelagen /
Sich begoͤſſe ſeinen Kragen.
Mich bewog das arme Weib /
Daß ich nein hinzu ihr ging;
Und vor erſt zum Zeit-Vertreib
Jn dem Brett ein Spiel anfing;
Funffzig mahl ſolt ich ſie kuͤſſen /
Wuͤrd ſie ſich verlohren wiſſen.
Jch gewann ſo manches mahl /
Daß der ſonſt beliebte Kuß /
Wegen ſeiner groſſen Zahl
Ward zum Eeckel und Verdruß /
Denn zu viel in allen Sachen /
Kan leicht einen ecklern machen.
Endlich ſprach Arſinoe:
Er gewinnt ja alle Spiel /
Da ich ſtets verlohren geh
Jch mag ſpielen wie ich will.
Weil ich nun nicht kan gewinnen /
Muß ich auf Bezahlung ſinnen.
Doch noch ein mahl friſch daran /
Verliehr ich gleich Rock und Schuh /
Jſts denn gantz um mich gethan /
Geb ich noch die Schuͤrtzen zu.
Denn die Kuͤſſe ſolt ihr miſſen /
Oder meine Gunſt genieſſen /
Jch ging das Bedinge ein /
Und gewann Arſinoen,
Sie ſchalt auf mein Gluͤcklich-ſeyn
Und wolt aus der Kammer gehn.
Doch ſprach ſie: Vor euer ſiegen /
Muß ich euch erſt wohl vergnuͤgen.
Man133Verliebte und galante Gedichte.
Man rahte nun friſch zu / was
Mir Arſinoe gab frey?
Nichtes ſage ich / als das
Aus und ein geſpielet ſey.
Bis ich endlich wohl vergnuͤget /
Mich nach Hauſe hinverfuͤget.

An die eyferſuͤchtige Amœne. Rondeau.

Jch meyns ſo boͤſe nicht / annehmliche Amœne,
Wenn bey Emilien ich eure Pracht verhoͤhne;
Jhr geht doch / wie ihr wißt / Emilien weit fuͤr /
So weit die guͤldne Sonn dem Mond nimmt ſeine Zier.
Jch fliehe nun fortan die ſchmeichelnde Sirene,
Jch ſchlag veraͤchtlich aus ihr ſchaͤdlichs Luſt-Gethoͤne
Ob ich dem Anſehn gleich mich hefftig nach ihr ſehne
Und tauſend mahl veracht eur Schoͤn-ſeyn gleich bey ihr
Jch meyns ſo boͤſe nicht.
Nenn ich Emilien ſchon vor den Leuten ſchoͤne /
Glaubt mir daß ich den Mohr mit leichten Firniß kroͤhne
Mein Lob verbeſſert nicht das ſchwartze Murmel-Thier
Drum zuͤrnt galantes Kind ins kuͤnfftig nicht mit mir /
Wenn bey Emilien, ich eurer ſchlimm erwehne /
Jch meyns ſo boͤſe nicht.

Vor des beruͤhmten Talanders getreue Bellamira, welche man an ein Frauen - Zimmer geſchenckt. Sonnet.

SO kroͤhnt Beſtaͤndigkeit / nach ausgeſtandnen Proben /
Zuletzt den treuen Sinn mit einem Sieges-Krantz /
Denn wie ein Fels im Meer bleibt unzerſtuͤckt und gantz /
Ob gleich des Æolus und Nereus Schaaren toben.
So bleibt Beſtaͤndigkeit trotz allen Wettern oben /
Wenn gleich des Reiches-Sonn verehrte ihren Glantz /
J 3Hier134Verliebte und galante Gedichte.
Hier fuͤhrt der Printz zuletzt die treue Braut zum Tantz /
Nachdem des Nebels-Dunſt und Ungluͤcks-Lufft verſtoben.
Hier lerne Lesbia auch ſo beſtaͤndig lieben /
Daß dich kein Ungluͤcks-Wind mag von der Stelle ſchieben.
Jch werde trotz den Neid / trotz allen Donner-Wettern
Jn meiner Liebe ſtehn / und in der Treue Schrancken
Gar wohl geſichert ſeyn / bey deren Lorber-Blaͤttern /
Nur laſſe du mein Kind die feſte Treu nicht wancken.

Da ſie ihn aus ihrem Geſichte verbannete.

Die Lesbia die juͤnſt mit Anmuths-Blicken ſtrahlte /
Und deren Freundlichkeit ſo wie die Sonne prahlte /
Verſtellet ſich anjetzt in einen Zorn-Comet,
Der uͤber meinen Haupt / o grauſes Weſen ſteht.
Die mich den ſuͤſſen Moſt gab in Citronen-Schaalen /
Schenckt jetzo Wehrmuth ein mit Gall vermengte Quaalen /
Jch ſaß der Lieb im Schooß / da ich dein Liebſter war /
Nun aber iſt mein Fall ſchon mehr denn allzu klar.
Jch ſterbe Lesbia mein Hertze will zer flieſſen /
Jch muß nun tauſend Angſt und herben Schmertz genieſſen:
Mein Troſt der iſt hinweg / die Hoffnung faͤllt nun ein
Denn meine Lesbia will unbeſtaͤndig ſeyn.

Liebes-Brief an Flavien.

Darf ein verloffner Knecht / der offt den Eyd gebrochen /
Sich bey der Fahnen wol ohn Straffe finden ein?
Wird nicht nach Krieges-Recht das Urtheil ihm geſprochen /
Daß er ein Opffer ſoll des engen Stranges ſeyn?
Weil er zu offte ſchon / den feſten Eyd zerriſſen
Und die Barmhertzigkeit des Richters hat verhoͤhnt /
Nein! vor den Meyn-Eyd muß er mit den Leben buͤſſen /
So anders Themis Zorn ſoll werden ausgeſoͤhnt.
Doch pflegt ein Deſerteur, ſo er ſich ſelber ſtellet /
Erlaſſen von der Straff auf ſeine Wacht zu gehn /
Denn nach den Rechten ſelbſt der Straffe-Laſt zerfaͤllet /
So auf den Trommel-Schlag ſich laͤſt der Suͤnder ſehn.
So135Verliebte und galante Gedichte.
So mein ich Flavia auch Gnade zu erlangen /
Weil mein verloffner Sinn ſich zu den Fuͤſſen legt
Die er als ſeine Fahn mit aller Luſt umpfangen /
Eh als mein Unbeſtand den Meyn-Eyd hat erregt.
Soll nun mein leichter Siñ des Meyn-Eyds Strafe ſchmecken!
So thue Flavia mir ſelbſt die Straffe an /
Mich wird der herbe Tod zu keiner Zeit erſchrecken /
Wenn von ſo lieber Hand er mir wird angethan.
Kein Strick noch Schwerdt iſt Noht / die Blitz beſeelten Augen /
Die koͤnnen Flavia, wenn ich verdammet bin /
Schon meines Lebens-Krafft aus meinen Hertzen ſaugen /
Daß mein ſchon matter Geiſt faͤllt wie die Blumen hin.
Kein gifftger Afrioan mit toͤdtenden Geſichte
(h)
(h)
Jſt zur Beſtraffung noht / bloß deiner Augen-Strahl
Vollzieht und haͤlt zugleich das traurge Hals-Gerichte /
Und martert meinen Geiſt mit uͤberhaͤuffter Quaal.
Wann aber Flavia Erbarmniß dich geruͤhret;
Daß deine Gnaden-Sonn mit hellen Strahl auffgeht /
So dann mein Lotus-Buſch das matte Haupt auff fuͤhret
(i)
(i)
Und freudig ausgeſtreckt in vollem Schmucke ſteht.
Wilt du nun Flavia zu meiner Sonnen werden?
So werd ich Sonnen-Blum ja mehr als Lotus ſeyn.
Jch werde ſeyn begluͤckt vor andern auf der Erden /
Solt es den Solon gehn auch noch ſo widrig ein.
(k)
(k)
Jch werde auf der Welt des Himmels-Vorſchmack ſpuͤhren /
Und Adams ſuͤſſe Koſt wird mir ſeyn auffgetiſcht /
Jch werde meine Hand nach ſolchen Fruͤchten fuͤhren
Wodurch mein mattes Hertz mit Wolluſt wird erfriſcht.
Wird Flavia, mein Brief / geneigt Gehoͤre finden /
So wird mein matter Geiſt auf Zucker-Roſen gehn /
Laͤſt dein erzuͤrnter Sinn des Zornes-Flammen ſchwinden?
So kan ich nach der Nacht den frohen Morgen ſehn.
Hier ſchlieſſet ſich mein Brief hier kaͤumet auf mein Hoffen /
Daß meine Flavia nicht mehr erzuͤrnet iſt /
Gewiß mein bloͤder Geiſt jetzt haſt du es getroffen /
Denn meine Flavia ſo Brief als Siegel kuͤßt.
(h)Plinius lib. 7. und auch Solinus melden in ihrer Africaniſ. Beſchrei - bung / daß ein Geſchlecht in beſagten Africa anzutreffen ſey / welches mit ſeinẽ giftigen Augen die gruͤnẽ Wieſen und fruchtbahrẽ Baͤume verdorren gemacht / auch ſo gar die jungen Kinder umgebracht. (l)
(h)136Verliebte und galante Gedichte.
(i)Der Lotus, eine Egyptiſche Pflantze / ſo haͤuffig in den Nilus zu finden / breitet bey der Sonnen Aufaang ſeine Blaͤtter / ſo ſich bey deren Untergang traurig eingehuͤllt / und ins Waſſer ver - ſteckt / freudig wieder aus. Proſper. Alpinus de Plantis Ægypti cap. 34. p. 103.
(i)
(k)Dieſes Weiſen Griechen / an den Lydiſchen Koͤnig / den ſtoltzen und reichen Koͤnig Crœſum, welcher ihn fragen laſſen / wer der Gluͤckſeeligſte in der Welt waͤre? geſandter Spruch / wird wol unbewuſt ſeyn / da er geſagt: Nemo ante obitum beatus.
(k)

An die zornige Lesbia.

Soll ich mich Lesbia mit Sorgen immer quaͤhlen?
Soll denn dein Seladon ſtets Kummer-Naͤchte zaͤhlen?
Erbarm dich meiner Noht / erquicke meinen Geiſt /
Wehr / daß nicht Atropos den Lebens-Dratt zerreißt;
Muß denn dein Zorn Comet auf mich Betruͤbten ſpielen /
Und mit vergrelten Blitz auf meine Scheitel zielen?
Soll ich an ſtatt des Lichts nur ſchwartzen Schatten ſehn /
Und ſtatt der Roſen-Bahn auf ſcharffen Dornen gehn?
Laß doch galantes Kind die Augen helle werden
Verſtelle nicht in Grimm die freundlichen Gebehrden /
Gib deinem Zorn verlaub / verklaͤhrte dein Geſicht
Es ſey dein Gnaden-Strahl auf meinen Geiſt gericht.
Wenn du nun Lesbia wilt wie die Sonne glaͤntzen /
Wenn holde Freundlichkeit dich Schoͤnſte ſoll bekraͤntzen?
So kuͤſſe mich dein Mund / ſo ſprich mich wieder loß /
Und nimm den Seladon in deine Marmor-Schooß.

Er vergleicht die Lesbia mit einem Garten.

Entweiche Flora nur mit deiner Blumen-Pracht /
Verhuͤll das Luſt-Gefild der ſchoͤnen Anemonen,
Gib dem beliebten Schmuck der Nelcken gute Nacht /
Verlaß die Prahlerey der ſtoltzen Kaͤyſer-Cronen.
Hilff der verlaßnen Lilg beperlte Thraͤnen ſtreun /
Auf den gebuͤckten Klee / entfaͤrbt euch ihr Narciſſen,
Jhr Tulpen dancket ab Aurorens Wiederſchein /
Jhr gruͤnen Matten ſterbt in dunckeln Finſterniſſen.
Du137Verliebte und galante Gedichte.
Du edles Blat Jesmin zieh deinen Ambra ein /
Jhr gruͤnen Lauben welckt / ihr blauen Regen-Bogen
Huͤlt euren Jndich bey / laß nur dein Bluͤhen ſeyn
Du ſafftger Apricos, du biſt ſchon uͤberwogen.
Seht meine Lesbia den ſchoͤnen Garten an
Es muß vor ihrer Pracht eur ſchlechtes Anſehn weichen /
Sie hegt mehr Luſtbarkeit als Flora reichen kan /
Die Chloris muß vor ihr das ſteiffe Seegel ſtreichen.
Weil ihr Rubinen Mund die Roſen uͤberſteigt
Vor ihren Wangen muß die Nelcke ſich entfaͤrben /
Die Kayſer-Crone ſich vor ihren Haupte neigt /
Und vor den Buſen muß die ſtoltze Lilge ſterben.
Die Stirn-Narciſſe nie ein Kaͤffer-Biß beſchmutzt /
Jhr Athen thut weit mehr als Ambra Wunder-Zeichen /
Die blauen Adern ſind mit Turckis ausgeputzt /
Die Tulpe muß entſchwaͤrtzt vor ihren Wartzen weichen.
Die blaue Iris ſtirbt vor ihrer Augen-Licht /
Denn / der beliebte Glantz den Jndich uͤberſteiget;
Ein blauer Anmuths-Strahl ſpielt aus dem Angeſicht
Der dem bemannten Geiſt die Liebes-Fackeln zeiget.
Die rund-gewoͤlbte Schooß die Lauben uͤbertrifft /
Der Eingang ſticht hinweg das bluͤhn der Apricoſen,
Die Gegend des Gebuͤſchs ein feurig Kitzeln ſtifft /
Demſelben / der da bricht der Luͤſte-Zucker-Roſen
Dem Garten fehlet nichts / die Anmuth faͤllt ihm bey /
Die Venus nimmt den Sitz in den bekleeten Gruͤnden /
Die Huldinnen ſind ſtets in dieſer Wuͤſteney /
Auch Amor laͤſt ſich da mit ſeinen Luͤſten finden.
Nur eines fehlt ihm noch / ein Gaͤrtner / der ſich kan
Mit fetter Perlen-Milch zu ſaͤemen ihn befleiſſen /
Nimmt mich nun Lesbia zu ihren Gaͤrtner an /
So kan ich Zephyrus ſie meine Chloris heiſſen.

Da ſie ihn beſuchte.

Mich hub des Gluͤckes-Gunſt zu den geſtirnten Hoͤhen /
Als ich die Lesbia ſah in mein Zimmer gehen /
J 5Es138Verliebte und galante Gedichte.
Es lachte mich ihr Mund mit holden Blicken an /
Die Augen waren mir mit Anmuth zugethan
Kein Blitz mag nicht ſo bald durch ſchwartze Wolcken ſpielen /
Als ſie der Augen-Strahl ließ auf mein Hertze zielen /
Der den Cryſtallen-Schein des Mondes uͤberſteigt /
Wenn er ſich bey der Nacht in vollem Wachsthum zeigt.
So wie kein Demant kan der Sonnen-Glantz verdringen /
Noch ein begraut Magnet das weiſſe Silber zwingen /
So geht der Wangen-Pracht des Himmels Golde fuͤr /
Wenn ſich Matuta zeigt in ihrer ſchoͤnſten Zier.
Die Lilje kroͤhnt das Haupt / die Roſe deckt die Wangen /
Die Lippen mit Rubin wie Morgen-Roſen prangen /
Vor ihrer Augen-Glantz der Sternen Printz entweicht /
Und vor der Bruͤſte-Schnee des Himmels-Schnee erbleicht.
Vor Hitze haͤtte ich wie Wachs zerſchmeltzen muͤſſen /
Als ich dis ſchoͤne Kind ſo nahe muſte wiſſen /
Wenn deſſen Freundlichkeit mir nicht den Lippen Safft
Jn dieſem Liebes-Brand zur Kuͤhlung angeſchafft.
Jch kuͤhlte meine Hand bey ihren ſchoͤnen Bruͤſten /
Die wegen ihrer Pracht den Engeln ſelbſt geluͤſten /
Sie war recht wunder-ſchoͤn / und freundlich mit dabey /
Ach Himmel gib / daß ſie ſo ſtets geſinnet ſey.

Er bittet ſie zu kuͤſſen.

Sonnet.

Darf ich den Perlen-Thau von euren Lippen nehmen?
Brunette, die ihr mehr als alle Schoͤnen prahlt /
Wenn eurer Augen-Blitz was goͤttlichs von ſich ſtrahlt;
Der Wangen Purpur kan das Schnecken-Blut beſchaͤmen.
Ach darf mein brauner Mund das ſchoͤne Feld beſaͤmen /
Wo die Natur den Mund ſo angenehm bemahlt /
Wo ein Ambroſen-Safft den heiſſen Kuß bezahlt.
Jch will mich gern dazu / wenn ihr nur wolt / bequehmen.
Brunette gebt es zu / vergoͤnnt mir einen Kuß /
Euch iſt der Lippen-Schmuck umſonſt nicht zugeſtellet /
Selbſt die Natur will / daß man ſich dahin geſellet.
Vergebens quillt da nicht der ſuͤſſe Nectar-Fluß /
Die139Verliebte und galante Gedichte.
Die Liebe heißt es uns den ſchoͤnen Ort zu ſuchen /
So kan die Keuſchheit ſelbſt dis Werck auch nicht verfluchen.

Als er den Kuß erhalten.

Ringel-Gedichte.

Jch bin begluͤckt nun ich den Kuß genoſſen /
Jch habe recht was Sonderlichs geſchmeckt /
Was iſt es doch / das in den Kuͤſſen ſteckt?
Und woher iſt die ſuͤſſe Koſt entſproſſen?
Vom Himmel? Ja! mein Geiſt iſt recht erquickt;
Jch bin begluͤckt.
Jch dancke dir vor dieſe Goͤtter-Gabe /
Die an dem Werth nicht ihres Gleichen hat
O ſuͤſſer Kuß! o angenehme That!
O Goͤtter-Luſt! die ich verſpuͤhret habe;
Brunette hoͤr / mein Hertze ſpricht in mir
Jch dancke dir.

Liebes-Brief an Eranen.

Mein Licht! ſie nehme an mit wohl-geſinntem Hertzen /
Was ein getreuer Geiſt aus Liebe ſtyliſirt;
Es hat ihr holder Strahl als Feuer-reiche Kertzen
Den gantzen Hertzens-Bau in lichten Brand gefuͤhrt.
Mein Leben lebt in ihr / mein Hertze iſt ihr eigen /
Es ſteht in ihrer Macht ob ich ſoll gluͤcklich ſeyn.
Wird ihrer Augen-Paar die Strahlen auf mich neigen /
So nimmt mich Canaan in ſeine Huͤtten ein.
Ein Eden wird die Luſt vor meinen Geiſt auffbauen /
Wo Ambra und Zibeth die gantze Lufft verſuͤßt /
Des edlen Balſams-Strauch wird bluͤhen in den Auen /
Woſelbſt die Lieblichkeit mit vollen Stroͤhmen fließt.
Der Winter muß bey mir zu einen Sommer werden /
Jn meinem Hertzen zuͤndt ſich eine Sonne an /
Der Augen ſuͤſſer Strahl / die freundlichen Geberden
Erquicken mehr den Geiſt als Phœbus leiſten kan.
Mein140Verliebte und galante Gedichte.
Mein Licht / ſie zuͤrne nicht wenn ihr die Schrifft zu wider
Und ſo mein frecher Geiſt nach feinen Willen ſchreibt;
Kein Manns-Bild bleibet hart bey ihren Pracht der Glieder /
Das nicht der Augen-Blitz in Sclaven-Ketten treibt?
Jhr Antlitz iſt der Thron wo Zucht und Tugend ſtrahlen /
Die Schoͤnheit hat dabey ihr ihren Sitz gericht.
Wie ſchoͤn auch die Natur die Kirſchen kan bemahlen /
So gleicht ihr Purpur-Schein doch ihren Lippen nicht.
Reimt ihre Trefflichkeit und ich zwar nicht zuſammen /
Legt man den Demant auch zu keinem Kieſelſtein
Noch ein geringes Spreu zu Zimmetrinde-Flammen
So muß die Zwiebel doch bey ſchoͤnen Roſen ſeyn.
(l)
(l)
Auf einen wilden Baum pfrofft man offt ſuͤſſe Fruͤchte
Man huͤllet Perl und Gold in ſchlechte Wolle ein /
Die Larve decket offt ein ſchoͤnes Angeſichte
Und eine ſchwartze Wolck ſteht bey dem Sonnenſchein.
Soll nun mein frecher Geiſt durch ihren Grimm verderben /
Und reiſt die zarte Hand den Hoffnungs-Ancker ab?
Ach Nein! Erbarmniß laͤſt mich nicht ſo Huͤlff-loß ſterben /
Und ihre Freundlichkeit die ſtuͤrtzet nicht ins Grab.
Jch ſehe / daß ein Licht mir in der Nacht auffgehet /
Ein Pharos zeiget mir allwo ich landen ſoll /
Der Himmel des Geſichts in hellen Strahlen ſtehet /
Die ſchoͤnen Augen ſind nicht Blitz und Donners voll.
Es laͤſt ihr Freundlich-ſeyn mich ſtets das beſte hoffen /
Und ihr Erquickungs-Strahl reiſt Furcht und Schrecken ein /
Jch ſehe / daß mein Geiſt im Haven eingeloffen /
Weil keine Klippen ihm daſelbſt im Wege ſeyn.
Hier ſchlieſſet ſich mein Brief / doch nicht die groſſe Liebe /
Die gegen ſie / mein Licht / in meinem Hertzen brennt /
Der Himmel gebe zu / daß ſie den Wechſel uͤbe /
Und daß ihr keuſches Hertz nicht meine Brunſt verkennt.
(l)Plutarchus ſchreibet / daß die Gaͤrtner neben die Roſen-Stoͤcke ſtarckriechende Zwiebeln und Knoblauch pflantzen / davon die Roſen einen ſtaͤrckern und annehmlichern Geruch bekommen.
(l)
Auf141Verliebte und galante Gedichte.

Auf ihr Angeſichte.

Ringel-Gedichte.

Dein Angeſicht dem lichten Himmel gleichet
Das Augen-Paar mit ſanfften Strahlen blitzt!
Und Titan gleich den kalten Geiſt erhitzt /
Das Wolcken-Feld den glatten Wangen weichet;
Es uͤbertrifft / des Himmels klahres Licht /
Dein Angeſicht.
Der Purpur-Schein der ungeſchminckten Wangen
Der ſticht hinweg Aurorens Roſen-Krantz;
Das Abend-Roth verliehret Pracht und Glantz
Vor den Rubin / damit die Lippen prangen.
Den Himmel laͤſt nicht Obermeiſter ſeyn
Der Purpur-Schein.

Er wuͤnſchet eine Blume zu ſeyn.

Jhr Florens Meiſter-Stuͤck /
Jhr angenehmen Roſen /
Die ihr das holde Gluͤck
Jn Chloris Buſen habt /
Daß ihr die weiſſe Haut
Der Marmor-Bruſt beſchaut;
Vor welcher die Zeitloſen
Gleich als beſchaͤmet ſtehn.
Die euch ein warmer Schnee
Der zarten Bruͤſte labt /
Die einen Marmor-See
Zur Kuͤhlung bey ſich ſehn /
Seyd doch darauf bedacht /
Daß gleicher Blaͤtter-Pracht
Mit euch mich huͤlle ein /
Daß ich mag bey euch ſeyn.
Euch Goͤtter bitte ich!
Ver -142Verliebte und galante Gedichte.
Verwandelt mich in Blumen
Jn kraͤfftige Jdumen,
Jn riechende Violen /
Jn praͤchtige Narciſſen,
Macht fort / verwandelt mich!
Laßt Chloris Hand mich holen /
Und bey den Bruͤſten wiſſen /
So lebe ich vergnuͤgt.
Wo nicht / ſo ſoll mein Blut /
Wie Adons ſeines thut /
Doch ſchoͤne Roſen zeugen /
Die ſich zu Chloris neigen /
Denn bin ich auch entſeelt
Bey ihrer Bruſt vergnuͤgt /
Weil es das Gluͤcke ſo gefuͤgt /
Daß ich das ſchoͤne Feld
Der Bruſt zum Blumen-Bett gekriegt.

An die artige Demoiſelle W ---- im Nah - men des Duremonds.

Ein Blatt voll Schaam und Furcht wirfft ſich zu euren
Fuͤſſen /
Es ſcheut ſich / daß es ſoll die Haͤnde ruͤhren an /
Die als der Unſchuld Bild von keiner Falſchheit wiſſen /
Ach! daß ich mich des Ruhms nicht wuͤrdig ſchaͤtzen kan.
Zuͤrnt nicht galantes Kind / daß ich das Wort gebrochen /
So euch mein falſcher Mund mit Lieblichkeit verſprach /
Jhr ſeyd ſchon / meine Luſt / genug an mich gerochen /
Es brauchts nicht / daß ihr mehr beſinnet euch auf Rach.
Mein guͤtiges Geſchick / mein bluͤhendes Geluͤcke
Verehrte eure Gunſt mir als ein Eigenthum /
So bald ich euch erſah und eure holde Blicke /
Da war mein freyer Sinn um ſeine Freyheit um.
Jch ſtarrete vor Luſt / ich fing euch an zu lieben /
Und ihr erregetet ein Feur in meiner Bruſt /
Allein die Linderung war nicht zu weit geblieben /
Ein heiſſer Thès, der war Urheber meiner Luſt.
Jch143Verliebte und galante Gedichte.
Jch kunte euch / mein Schatz / da ſehen und auch ſprechen /
Und unſer Liebe-Grund ward bey dem Thèe gelegt /
Eur vordem hartes Hertz / das fing da an zu brechen /
Jhr wurdet ſo wie ich durch gleichen Trieb bewegt.
Noch ferner bauten wir das Wohn-Haus unſer Liebe /
Als man durch Speiß und Tranck den matten Leib erhielt /
Bald war eur Antlitz klahr / bald wurd es wieder truͤbe /
Von euren Augen wurd ein ſteter Blitz geſpielt.
Da fing nun jedes Hertz an gegen euch zu brennen /
Die gantze Compagnie verehrte eure Pracht /
Einjeder muͤhte ſich euch zu gefallen koͤnnen /
Und nach dem Eſſen ward ſo manche Luſt erdacht.
Man ſang / man ſpielete vermiſcht mit einem Tantzen /
Da wurde ich von euch zu euren Mann erklaͤhrt /
Und drauf begunten wir den Lebens-Baum zu pflantzen /
Eur Hertze wurde mir und meines euch verehrt.
Darnach ſo machten wir verſuͤßte Kalte-Schaalen /
Erdbeeren / Zucker / Wein genoſſen wir darinn /
Jhr waret gantz vergnuͤgt mit ſolchen Liebes-Mahlen /
Es zeigte Luſtbarkeiteur angenehmer Sinn /
Wie dieſe war verzehrt / da fing man an zu trincken
Den heiſſen Chocolad bis in die ſpaͤhte Nacht /
Und als die Sonne ſchon am Himmel fing zu blincken /
Da ward der matte Leib zur Ruhe erſt gebracht.
Als nun der ſuͤſſe Schlaff die Augen-Burg verlaſſen /
Da ging die Luſtbarkeit von neuen wieder an /
Man ſchenckte ſiedentheis den Coffe in die Taſſen,
Und die Geſundheit war: Es leb die W ----
So bald wir nun hinweg vom Tiſch und Tafel waren /
So war ſchon neue Luſt im Uberfluß erdacht /
Es kahm ein Wage an darinnen auszufahren /
Wie die Abrede man ſchon unter uns gemacht /
Hin nach dem naͤchſten Dorff / ſo vor der Stadt gelegen.
Als nun die Kurtzweil da / wie wir gewolt / war aus /
Da lieſſen nach der Stadt wir wieder uns bewegen /
Da blieben wir vorm Thor in einem Schencke-Haus.
Da muſtet ihr die Nacht hin mit dem Tantzen bringen /
Kein Schlaff der kahm uns nicht / wir waren luſtig da
Bis144Verliebte und galante Gedichte.
Bis daß der Voͤgel-Schaar anzeigte durch ihr Singen /
Daß allbereits der Tag und guͤldne Sonne nah.
Hier ſolt ich als ein Mann euch nun Geleite geben
Da eure Reiſe fort / und zu den Freunden ging;
Allein es kahm damahls mir eine Reiſe eben /
Daran der Compagnie ein groſſer Vortheil hing;
Drum koñte ich mein Wort / mein Schatz und Kind nicht halten /
Verzeihet eurem Mann / was er / mein Licht / verſehn;
Und ſo ihr zornig ſeyd / ſo laßt ihn leicht veralten /
Sonſt muß ich vor der Luſt in ſchwartzen Trauren gehn.
Mein Hertze lebt in euch / ich bin mit euch verbunden /
Eur ſuͤſſes Hertze fließt alltaͤglich durch mein Hertz /
Wenn ihr nun boͤſe ſeyd ſchlagt ihr euch ſelber Wunden /
Doch was? ihr zuͤrnet nicht / ihr treibt nur Spaaß und
Schertz.

Als er Bellandren auf einer Hochzeit ſahe.

Sagt Augen / ſagt es doch / ſeh ich Bellandren hier?
Ja! denn ihr Angeſicht geht allen Damen fuͤr /
Es ſieht die Cyprie ihr aus den holden Augen /
Schaut wie man unvermerckt ein Gifft hierein muß ſaugen /
Das man vor Luſt nicht ſchmeckt bis es die Wirckung thut /
Und ſpielend durchgewuͤhlt Gehirn / Hertz / Marck und Blut /
Doch zagt nicht / denn ihr ſeht auch ein Paar ſchoͤne Bruͤſte
Die heilen allen Schmertz durch ungemeine Luͤſte.
Es wird der Liebes-Brand geloͤſchet und gekuͤhlt /
Wenn der entzuͤckte Geiſt um Bruſt und Lippen ſpielt /
Doch Augen ſchließt euch zu / ihr habt hier nichts zu hoffen /
Euch ſteht das Auge zwar / doch nicht der Buſen offen.

Auf ihre Augen.

Sonnet

Kein Demant ſpielt ſo ſchoͤn als deiner Augen-Licht /
Wann ein beliebter Blick mit holden Flam̃en ſtrahlet /
Und wenns der Sonnen gleich mit reinem Feuer prahlet /
Der Sternen Silber gleicht der guͤlden Sonnen nicht.
Und145Verliebte und galante Gedichte.
Und vor Matutens Glantz weicht Phœbens ihr Geſicht;
Jhr Augen aber doch weit beſſer Anmuth zahlet /
Der Himmel hat in euch ſein Weſen abgemahlet /
Das gleich als wie der Blitz durch Marck und Adern bricht.
Jhr Augen eure Pracht iſt mehr denn wunder-ſchoͤn.
Zwey Sonnen ſieht man da ſo noch beyſammen ſtehn.
Jhr ſeyd der Liebe-Quell / der Schoͤnheit beſtes Weſen
Der Ort / wo Freundlichkeit den Wohn-Platz auserleſen /
Ein Spiegel holder Luſt / ein Brenn-Glas voller Gluth /
So in geſchwinder Eyl die groͤßte Wirckung thut.

Als er wieder ſeinen Eyd gehandelt und ihr Maſquiret eine Viſite gegeben.

Sonnet.

Mein Licht! ach duͤrffte ich ſie / Schoͤnſte / alſo nennen /
Und hoͤrte ſie von mir den holden Nahmen an /
So haͤtte meine Pflicht nichts Widriges gethan /
Und ihr entbraunter Zorn koͤnnt nicht ſo hefftig brennen /
Ja moͤchte ſie ſich ſelbſt und ihre Anmuth kennen /
Und was ihr Reitz-Magnet vor Wunder-Kraͤffte kan /
So ſchwuͤnde gleich ihr Haß / und der gefaßte Wahn
Als wolte ich das Band des feſten Eydes trennen.
Doch was beſchoͤn ich mich! der Bruch der iſt begangen /
Mein Fehler / der verdammt / und richtet mich zugleich /
Jch muß des Eydbruchs-ſtraf den Rechten nach empfangen /
Gerechte Richters macht kein Flehn bey Unrecht weich.
Allein! dis bitt ich aus / ſoll ohne Gnad ich ſterben /
Daß ich in ihrer Schooß / mein Engel / mag verderben.

Eines v[e]rliebten Schreib-Feder redet.

Was vielen heimlich iſt / das kriege ich zu wiſſen /
Durch mich wird manche Noht und groſſer Schmertz
beklagt;
Jch ſage was man offt ſich nicht zu ſagen wagt /
Und jenes macht entzuͤckt / was ich geſetzt vom Kuͤſſen.
KAus146Verliebte und galante Gedichte.
Aus meiner Roͤhre pflegt der Wolluſt-Quell zu flieſſen /
So daß die todte Schrifft ſo Aug als Hertz behagt.
Mein ſtummer Mund viel mehr als ein Beredter ſagt /
Durch mich kan ſich ein Paar an fernen Orten gruͤſſen;
Durch mich entzuͤnden ſich gar offt die kalten Hertzen /
Mein Weſen zeuget Luſt mit Gluth beſeelten Schertzen /
Mein unberedter Mund auch ſproͤde Hertzen zaͤhmt /
Jch muß den Liebenden die erſte Labſahl zeigen /
Jch ſaͤtze was der Mund ſich vorzubringen ſchaͤmt /
Und rede vom Papier wenn Zung und Redner ſchweigen.

Als ſie ſagte ihre Bruͤſte waͤren nicht huͤbſch.

Jocaſte deine Bruſt iſt uͤberaus galant,
Wie / kan ein Buſen wol von Bruͤſten huͤbſcher ſeyn?
Der Athen ſchwellet auf den weichen Marmor Stein /
Der runde Circul fuͤllt die drauf geſenckte Hand.
Es macht der warme Schnee die groͤſte Luſt bekand /
Die beſte Zierde iſt / daß ſie ein wenig klein /
Doch blaͤßt ſie Feur und Reitz den luͤſtern Geiſtern ein.
Jhr Milch-Meer das entzuͤndt durch einen ſanfften Brand.
Von den Rubinen trifft ein ſuͤſſer Alecant,
Die Mildigkeit und Gunſt zu vollen Wachsthum ſtreun
Den Saamen ſuͤſſer Luſt auf das beliebte Land.
Jhr Bruͤſte quillt hervor das beſter Zuckerkand /
Man muß euch Hand und Mund zu einen Alkar weyhn
Und behten goͤttlich an den weiſſen Wunder-Schein.

Schaͤffer-Gedichte Balis.

Als naͤchſt der Phœbus kaum vergnuͤget ausgeſchlaffen /
Und ihm im Augen noch der dunckle Schlummer
ſtand /
War Tarſis ſchon im Feld mit ſeinen frommen Schaafen /
Weil er im Bette nichts als lauter Unruh fand.
Er trieb die Liebe-Schaar auf eine fette Weide /
Und legte ſich betruͤbt an eine Eichen hin /
Er147Verliebte und galante Gedichte.
Er klagte / daß ſein Gluͤck des Schickſahls-Haß beneide /
Jndem es aͤnderte der Balis ihren Sinn.
Die Kuͤſſe / brach er aus / die mir ihr Mund gegeben /
Die mehren meinen Schmertz nun ſie verſaget ſind /
Die Geiſter ziehen weg / es endet ſich mein Leben /
Nun Balis ihre Luſt nicht mehr an Tarſis find.
Jhr Freundlich-ſeyn iſt hin / die Liebe iſt verblichen /
Ein jeder Blick anjetzt mit Donner ſchwanger geht /
Das heiſſe Liebes-Feur iſt aus der Bruſt entwichen /
Daß ſie wie Zemblens Eyß ſtarr und erfroren ſteht.
Ach! dencke ich anjetzt an die verſuͤßten Stunden /
Die ich mit ihr vor dem an dieſem Ort gehabt
Wie ich der Lippen-Safft im Uberfluß gefunden /
Und auf der Zucker Bruſt mit Anmuth mich gelabt:
So zinßt der Augen-Quell ſehr haͤuffig heiſſe Zaͤhren /
Das Hertze ſchlaͤgt als wenns vor Angſt zerſpringen will /
Unſeeliges Geſchick! verworffenes Verkehren!
Muß eben Tarſis ſeyn dein auserwehltes Ziel?
Was ſchoͤpffeſt du vor Luſt aus meiner Angſt und Quaͤhlen?
Sag ob dir Freude bringt mein Jammer / meine Pein /
Und warum trenneſt du zwey heiß verliebte Seelen /
Daß eine muß ein Feur die ander Kaͤlte ſeyn?
Kaum hatten ſich geſetzt des Hertzens tieffe Wunden /
Und Balis die war erſt durch Bitten uͤberſtimmt /
Als dein verworffner Zorn mir das / was ich gefunden
Zur Heilung meiner Pein / mit Ungeſtuͤm wegnimmt.
Hie ſchoß ein Thraͤnen-Bach ihm aus den truͤben Augen /
Die Zunge laͤhmte ſich / der Worte-Laut verſchwand /
Die Geiſter wolten nichts mehr vorzubringen taugen /
Die Angſt und Traurigkeit nahm bey ihn uͤberhand.
Doch endlich fing er an; was nuͤtzet mir das weine
Mit meinen Klagen treibt die Echo ihren Spott /
Nach Regen pfleget ſonſt die Sonne ſchoͤn zu ſcheinen
Allein die Hoffnung iſt zu Balis Aenderung todt
Jhr Sinn iſt wie Porphyr, den keine Tropffen trennen /
Jhr Hertze iſt wie Stahl / ſo hart wie Diamant /
Weils auch die Thraͤnen nicht der Augen zwingen koͤnnen /
Das Feuer / das mich brennt / hat nicht bey ihr beſtand.
K 2Jch148Verliebte und galante Gedichte.
Jch lebe ohne Luſt / ohn Schlaffen / Eſſen / Trincken /
Der Gramm verzehrt den Geiſt / der Coͤrper naht dem
Grab /
Ob ſchon die Nymphen mich mit holden Augen wincken /
So ſchaffet Balis Haß doch alle Freude ab.
Der Phyllis Kuß iſt Gall / der Mopſa Mund iſt bitter.
Jhr Schertzen ſtincket mich als Euter-Beulen an /
Wenn ich ſie lachen ſeh duͤnckts mir ein Ungewitter /
Nichts als der Balis Gunſt den Geiſt erfreuen kan.
Jch ſehe manches Bild bey unſern Schaͤffer Nymphen,
Das gar nicht heßlich iſt / doch gleichts der Balis nicht /
Sie kan durch ihre Pracht ſie alleſammt beſchimpffen /
Die gantze Nymphen-Schaar erſtaunt vor den Geſicht
So wie der helle Tag den Abend uͤberſteiget /
So raget ihre Pracht vor andern auch herfuͤr /
Der lichte Jſabel ſich vor den Haaren neiget /
Die weiſſe Haut beſchaͤmt der Liljen ihre Zier.
Die Wangen Milch und Blut wie bunten Marmor mahlen /
Vor ihren Mund zerfaͤlt der ſchoͤneſte Rubin /
Die Augen ſanfften Blitz aus ſchwartzen Peche ſtrahlen /
Die Zaͤhn ſind Helffenbein / der Athen iſt Jesmin.
Die Bruͤſte ſind ein Schnee / ach angenehmes Dencken /
Davon ein ſuͤſſes Safft gleich Lontens Zucker rinnt /
Wer wolte ſich im Geiſt nicht ſehr daruͤber kraͤncken
Wenn ihm ſolch eine Bruſt nicht allzeit iſt verguͤnnt?
Wenn ihren Purpur fruͤh Aurorens Schooß ausbreitet /
Und ſie nach Cephaln ſich betruͤbt mit Thraͤnen ſehnt;
So dann mein muͤder Fuß die Felder ſchon beſchreitet
Jch freu mich wenn bis Kind der Goͤttin Schmuck verhoͤhnt.
Ach Balis aͤndre dich! Verhaͤngniß laß dein Wuͤhten!
Mach / daß die Balis mich / den treuen Tarſis liebt /
Erzuͤrnter Himmel laß mein Flehen dich beguͤten /
Daß Balis ſich mit Luſt in meine Armen giebt.
Dein Hart-ſeyn gegen mich verjage und verbanne /
Und vor Cometen-Schein ſey ein gewuͤnſcht Planet,
Sey kein ergrimter Loͤw / kein Tyger / kein Tyranne /
Dem ſein vergrelltes Maul nach Blut ſtets offen ſteht.
Wann149Verliebte und galante Gedichte.
Wann aber Balis Hertz unmuͤglich iſt zu beugen!
So weiß ich Armer nicht was vor mich uͤbrig iſt /
Jch muß zu meiner Noht / und meinen Schmertzen ſchweigen /
Und dencken / daß der Tod die Lebens-Pein verſuͤßt.
Aus Kummer und aus Angſt ſoll meine Seel verſchmachten /
Hier dieſer helle Fluß ſoll mein Begraͤbniß ſeyn /
Doch muß ich in den Baum erſt einzuſchneiden trachten /
Der Balis Hart-ſeyn ſtuͤrtzt zum Fluſſe Tarſis ein.

Der Venus Freude uͤber des Paris Ausſpruch.

Kommt Amourette, kommt / helfft ſtoltzen Schmuck
bereiten /
Bringt weitgehohte Wuͤrtz / und theuren Ambra her /
Jhr Nymphen ſchaffet an was noch viel koͤſtlicher
Als Zimmet-Oele iſt / und Balſam kan beſtreiten /
Jhr Wolcken thauet Safft / das dem Jesmin-Oel gleicht /
Und am Geruch die Krafft des Muſcus uͤberſteigt.
Die Venus hat den Rang der Schoͤneſten bekommen /
Der Juno Schnee-Geſtalt vor meinen Marmor weicht /
Der Fallas blauer Strahl die ſtoltzen Seegel ſtreicht /
Mein Anſehn hat jetztmehr als ſonſten zugenommen /
Es ſtreut die gantze Welt mir Weyrauch aufs Altar /
Die Venus hat geſiegt die ſonſt die dritte war.
Den guͤldnen Apffel hat mir Paris zugeſtellet
Es hat mein nackter Leib den andern obgeſiegt /
Minerv-und Junens Pracht mir zu den Fuͤſſen liegt /
Mein Leib hat ſich jetzt mehr durch Schoͤnheit auffgeſchwellet /
Der Zunder ſuͤſſer Luſt mit mehrer Anmuth glimmt /
Da meiner Glieder-Pracht die andern uͤberſtimmt /
Mein Schoͤn-ſeyn bruͤſtet ſich mit groͤſſern Zierlichkeiten /
Als da ich aus der Fluht des bittern Meeres kahm /
Und mich mein Gnidus auf zu ſeiner Goͤttin nahm.
Mein Paphos wird den Thron mir koͤſtlicher bereiten /
Mir / als der Schoͤneſten / zuͤndt jeder Opffer an /
Und dieſe Ehre wird mit Recht mir angethan /
K 3Jch150Verliebte und galante Gedichte.
Jch bin die nuͤtzlichſte / und allen vorzuziehen /
Das Reich-ſeyn hilfft gar nichts / die Schaͤtze find nur
Dunſt /
Die Weisheit / die zerfaͤllt / es gehet ein die Kunſt;
Wenn keine Menſchen mehr zu unſern Fuͤſſen bluͤhen /
Durch mich beſteht die Welt / mein Weſen brennt den Geiſt /
Durch meine Macht entſteht was Brunſt und Liebe heiſt.
Vor lag was Lieben heiſt in duͤſtrer Grufft vergraben /
Die Anmuth war noch nicht der Erden anvermaͤhlt /
Die Welt war oͤd und wuͤſt / der Menſch ſtund als entſeelt /
Bis daß ich aus der See kam mit den Liebes-Gaben.
Kaum aber hatte mich das feſte Land erblickt /
Als ſchon die Creatur ſich ſchaͤtzete begluͤckt.
Die Menſchen lebten auf / es liebte was geſtorben /
Die Voͤgel kuͤßt en ſich / die Fiſche trieben Schertz /
Es war da lauter Luſt / wo vormahls duͤſtrer Schmertz /
Vor Hitze ſchwitzte das / was durch den Froſt verdorben /
Die Menſchen paarten ſich / zwey nennten ſich ein Leib /
Da dieſes eins doch zwey zuſammen Mann und Weib.
An Schoͤnheit Pallas mir und Juno nicht kan gleichen
Wer bringt das ſchoͤne Volck / die Jungfern wol herfuͤr?
Bin ichs / die Venus nicht / wer widerſetzt ſich mir?
Jch kan durch ihren Blick das haͤrtſte Hertz erweichen /
Alleine dis Geſchlecht reicht Kron und Palmen her
Wenn auch des Paris Spruch mir ſchon entgegen waͤr.
Nun aber hat der Hirt den Apffel mir gegeben /
Des Jda Nymphen ſind die Zeugen des Gewinſt /
Die Seide ſieget an der Spinnen-Wurm Geſpinſt /
Und die Arachne faͤllt vor meiner Feindin Weben.
Die Roſen meines Bluts den Liljen uͤbergehn /
Die von der Juno Milch mit Thraͤnen ſchwanger ſtehn.
Mich ehrt die gantze Welt / man ruͤhmt die Aphrodite,
Mein Anſehn meine Macht beſeelet Holtz und Stein /
Und meiner Allmacht-Krafft muß alles dienſtbahr ſeyn /
Doch macht die Banden leicht mein gnaͤdiges Gemuͤhte /
Und meine Sclaverey iſt ein verſuͤßter Dienſt /
Was man dadurch verliehrt bringt doppelten Gewinſt.
Mein151Verliebte und galante Gedichte.
Mein Ehren-Tempel wird in Ewigkeit beſtehen /
Wenn Kunſt und Schaͤtze hin / liebt doch die Seele noch /
Und in der letzten Welt traͤgt man das Liebes-Joch;
Es wird der Venus Macht mit keiner Zeit vergehen /
Der Schoͤnheit-Pracht iſt ihr / die zwingt die gantze Welt /
Und was der Himmel hegt zu ihren Fuͤſſen faͤllt.
Mein Paphos lachet jetzt / und Gnidus lieſet Palmen /
Cupido iſt erfreut / die Tauben ſchnaͤbeln ſich /
Mein Schwaanen-Spann das liebt ſich noch ſo inniglich /
Und traͤgt zu meinem Sitz viel gruͤne Myrthen Halmen.
Der Blumen Kayſerin / der Erden Sonnen-Rad /
Die bruͤſtet ſich / weil ſie mein Blut zum Urſprung hat.
Macht Amouretten fort dieſelbe zu bedienen /
Vor die der Himmel ſich mit ſammt der Erden beugt /
Und ſich vor ihren Thron in tieffſter Demuth neigt /
Schafft ſtoltze Perlen an / bringt ſchimmernde Rubinen /
Holt theure Steine her / ſo wie ſie wuͤrdig ſind /
Daß ihrer Venus ſich zu einen Schmuck bedient.
Jch weiß vor Freuden nicht was ich zuerſt beginne /
Jch weiß nicht wie ich ſoll mein Freuden-Feſt begehn /
Und was vor Zierath ſoll in meinem Tempel ſtehn /
Und ob ich mich gleich viel auf Schmuck und Pracht beſinne /
So faͤllt mir luſtigers zu dieſer Zeit nichts ein /
Als daß der Auffzug ſoll von nackten Nymphen ſeyn.

Er iſt zu gluͤcklich.

Sonnet.

Das Gluͤcke iſt mir mehr / als ich verdient / gewogen /
Es blickt ſein holdes Aug mich uͤbermaͤſſig an /
Es leitet ſeine Hand mich auf die Nelcken-Bahn /
Noch hat mir ſeine Gunſt im Lieben nichts entzogen.
Die Sterne ſind mir hold am blauen Himmels-Bogen /
Jhr Einfluß hat mir Guts im Uberfluß gethan;
Mein Stellen auch ſo gar die Hertzen fangen kan /
Dadurch ich Lesbia. das holde Kind betrogen.
K 4Jm152Verliebte und galante Gedichte.
Jm Lieben kan ich mich vor andern gluͤcklich nennen /
Denn wenn ein ander ſich mit leerem Dunſt muß heucheln /
So kan mein Hertze ſich mit wahrer Liebe ſchmeicheln /
Jocaſte iſt mir hold / die Lesbia mich liebt /
Doch wie bey heiterm Schein es finſter Wolcken giebt /
So kan mein Hertze auch bey aller Brunſt nicht brennen.

Er entſchuldiget ſich bey dem Frauen-Zim - mer wegen ſeiner Unbeſtaͤndigkeit.

Hoch werthes Jungfern-Volck ihr Luſt-Gebaͤhrerinnen /
Jhr Kinder des Geluͤcks / ihr Schmuck der gantzen
Welt /
Der / welcher eure Pracht nicht recht kan Lieb-gewinnen /
Vor eurem Sieges-Thron in hoͤchſter Demuth faͤllt.
Er beichtet ſeine Schuld / er ſchilt auf ſein Verbrechen /
Sein boͤſes Weſen iſt ihm uͤbermaͤſſig leid /
Doch kan er euch dabey nicht Beſſerung verſprechen /
Weil ihm in Wege ſteht die Unbeſtaͤndigkeit.
Mein Hertze wird zwar wol von euren Pracht geruͤhret /
Es ſcheint als waͤre ich in euren Schmuck verliebt /
Doch wenn man mich alsdann zur lichten Sonnen fuͤhren
So zeigt ſich / daß mein Hertz nur falſche Stellung giebt.
Jch bin mir ſelbſten gramm ob dieſen boͤſen Weſen /
Jch fluche aufs Geſchick / das mich nicht lieben laͤſt.
Hat heute gleich mein Hertz was Liebes auserleſen /
Das flieh ich morgen ſchon als waͤr es Gifft und Peſt.
Vertumnus kan ſich nicht ſo bald und viel verkehren.
Als mir mein Wanckelmuth was friſches lieben heiſt /
Dieſelbe / die ich fruͤh muß uͤber goͤttlich ehren /
Vor Abend offt mein Geiſt von ihrem Throne ſchmeiſt.
Das Meer / ſo ſtille iſt / und ſpielt mit ſanfften Wellen /
Erhebet nicht ſo bald die ungeſtuͤhme Fluth /
Als wie mein Wanckelmuth mein Lieben kan verſtellen /
Und ſetzen das in Pein / was in der Luſt geruht.
Das Thier Chamelæon muß mir am Wandeln weichen /
Jch ſchaͤme mich darum / daß ich ſo ſchwermiſch bin /
Der153Verliebte und galante Gedichte.
Der Unbeſtand des Monds kan meiner Art nicht gleichen /
Es uͤberwieget ihn mein unbeſtaͤndger Sinn.
Des Protheus ſeine Kunſt ſein ſchleuniges Veraͤndern /
Auch meinem Wanckelmuth nicht im geringſten gleicht /
Der bin ich jetzo hold / und jene laß ich ſchlendern /
Dem Augenblick ſchon dort mein Hertz die Seegel ſtreicht.
Dis iſt Hochwertheſte was meine Sinnen quaͤhlet /
Was mich in Kummer ſetzt / was meine Bruſt veracht.
Macht doch Annehmlichſte / daß mich ein Stern beſeelet
Der gegen euren Schmuck mein Hertze brennen macht!
Jch wuͤnſche mir gar offt ein heiß verliebtes Hertze /
Wenn eine ſchoͤne Hand mir meine Finger druͤckt /
Doch dieſes iſt alsdann mein allergroͤßter Schmertze /
Daß ſich mein Stellen nicht zu ihren Flammen ſchickt.
Ach Engels zuͤrnet nicht / verſpahret eur Verdammen /
Vielleichte aͤndert ſich mein Hertze mit der Zeit /
Und ich bequehme mich zu nehren Amors Flammen /
Wenn meine Wanckelmuth wird zur Beſtaͤndigkeit.

Der Traum.

Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Was ſehe ich? einpfindliche Climene!
Jſt euer Hertz durch Amors Trieb geruͤhrt?
Jſts muͤglich / daß ihrs ſeyd / geſtrenge Schoͤne?
Jſts nicht ein Traum der mich in Jrrthum fuͤhrt?
Wie! ſehe ich allhier die ſtoltze Schoͤne?
Die meinen Wunſch durch ihren Haß verletzt;
Die ſtreng und unbarmhertzige Climene ----
Jhr weint; macht daß eur Seuffzen mich ergoͤtzt.
Ein ſtoltzer Schaam hat ſchon vor langen Zeiten /
Den ſtillen Wunſch in eurer Bruſt bekriegt /
Ach! daß anjetzt das Amors wil bereiten /
Was nach Verdruß! ſo Hertz als Geiſt vergnuͤgt.
Die Zaͤrtlichkeit / die unſer Hertzen brennet /
Berauſchet uns Climene inniglich;
Mein Hertz iſt ſchon --- wer iſt es / der mich nennet?
Grauſahmes Hertz! warum erweckt ihr mich?
K 5Die154Verliebte und galante Gedichte.

Die Luſt des ſuͤſſen Todes.

Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Die ſuͤſſe Hefftigkeit der allerſchoͤnſten Luſt
Ließ Tyrſis naͤchſt bey nah in Phyllis Armen ſterben /
Die da ſein Himmelreich / und Seele ſeiner Bruſt /
Der Phyllis deren Macht durch Blicke alles zwinget
Und in die Sclaverey des ſchoͤnſten Gottes bringet.
Doch Phyllis wolte nicht / daß Tyrſis ſolte ſterben /
Sie wolt mit ihm zugleich in ſolcher Luſt verderben.
Denn Tyrſis ließ hierauf von ſeinem Sterben ab /
Und lehnte ſich aus Zwang auf ſeinen Schaͤffer-Stab;
Doch da er leben wolt / ſtarb er zu tauſendmahlen
Als unterdeſſen nun auf ihrer ſchoͤnen Bruſt
Der Schaͤffer Himmels-Koſt geſchmeckt in voller Luſt /
Und ſie ſein Sterben ſah / und ſeine Liebes-Quaalen /
Sprach ſie mit ſanffter Stimm / und einem ſchwachen Blicke:
Mein liebſter Schaͤffer ſtirb / ihr Geiſter weicht zuruͤcke /
Die Phyllis ſtirbt auch mit / ſie kuͤßt den ſuͤſſen Tod.
So ſtarb nun dieſes Paar / indem es ſich erhitzte /
Doch Tyrſis ſagte bald / du wunderſchoͤne Noht /
So wie mein Leben ſtirbt / ſo wil ich auch verderben /
Stirb / liebſte Phyllis ſtirb! die Ohmacht ficht mich an /
Wenn du mein Leben ſtirbſt / ich nicht mehr leben kan ----
So ſind die Liebenden in Anmuth hingeſtorben /
Doch ſie durch einen Tod / der voller Luſt / verdorben /
Und deſſen Luſt verdient / daß man um todt zu ſeyn /
Von neuem tauſend mahl ſchoͤpfft Geiſt und Odem ein /
Weil ihre Sterbens-Pein zu neuen Luͤſten nuͤtzte.

Als ſie zu ihm ſagte ihre Liebe gegen ihm waͤre geſtorben.

Ringel-Gedichte.

Jch ſterbe ſchon / nun deine Gunſt verſenckt
Jm Grabe iſt; denn kan es wol geſchehen /
Daß ohne Hertz zu leben man gedenckt?
Und ich ſoll hier mein Hertz begraben ſehen /
Das155Verliebte und galante Gedichte.
Das dir geſchenckt der Venus kleiner Sohn /
Jch ſterbe ſchon.
Aſterie! gruͤnt keine Hoffnung mehr?
Schlaͤgt der Blitz die ſtarcken Eichen nieder?
Da doch ein Strauch ſtuͤrmt es gleich noch ſehr
Auffrecht behaͤlt die gantz geringen Glieder;
Begehr doch nicht / daß ich vor Angſt vergeh
Aſterie.

Man bittet ein Frauen-Zimmer zur maſquirten Schlitten-Fahrt.

Sonnet.

Jetzt / da der rauhe Nord / mit blanckem Eyß bezogen /
Den Pfeil-geſchwinden Lauff des ſtrengen Fluſſes wehrt /
Da Florens bunte Pracht ein kalter Froſt verzehrt /
Da nichts als weiſſer Schnee kommt aus der Lufft geflogen /
Der uns das todte Feld zu laſſen hat bewogen /
Da man ein Marmor-Meer uns auf dem Land verehrt /
Das in der Winters-Zeit Luſt und Vergnuͤgung mehrt /
Denn in dem kalten Schnee erhitzet Eros Bogen.
Hat eine Compagnie die Schlitten-Fahrt beliebt
Darinnen man verkleidt ſo Mond-als Jahres-Zeiten
Als Tuͤrcken und Hufarn iſt willens zu begleiten /
Weil nun ihr Angeſicht den bunten Lentz abgiebt /
So bittet dieſe Zunfft / wenn es ſo kan geſchehen
Daß man ſie mit darbey als Fruͤhling moͤge ſehen.

Als er die Ehre hatte ſelbige unter den Nah - men Jbrahim zu fahren.

Begluͤckter Jbrahim, der du in rauhen Zeiten
Der Anmuth holden Lentz durch Schnee und Eyß kanſt
leiten /
Der du mit Purpur-Schmuck bemarmeln kanſt den Schnee /
Und Roſen wachſen ſtehſt auf der beſchneeten Hoͤh
Der156Verliebte und galante Gedichte.
Der Alabaſter Bruſt / der du der Lippen-Nelcken /
Und Wangen-Liljen ſiehſt in keinem Schnee verwelcken /
Der du den ſanfften Strahl der Augen ſpielen ſtehſt /
Und deren Venus-Schein zu kuͤſſen dich bemuͤhſt.
Doch wuͤrdeſt du noch mehr der ſchoͤnſten Sachen ſehen /
Wenn du als Zephyr duͤrffſt in ihren Garten gehen /
Allwo ein Balſam-Buſch mit Zucker Roſen bluͤht /
Zu dem die Reitzung uns / wie Agt das Spreu hinzieht.

an ein Frauen-Zimmer / der man des be - ruͤhmten Talanders Schau-Platz der ungluͤckſeeli - gen Verliebten ſchicket.

Sonnet.

Mein Schickſahl iſt ſo ſchlimm als derer wohl geweſen /
So hier die witzge Schrifft von einer klugen Hand
Jn netter Zierlichkeit den Teutſchen macht bekandt /
Die Franckreichs Ebentheur in ihrem Buch laͤſt leſen /
Sie zeiget / daß der Neid ſtets bey der Liebe-Treſen
Den Kaͤuffern giebt Allaun vor ſuͤſſes Zuckerkand /
Der offt das rohte Hertz in Spaden hat verwand /
Denns Gluͤcke geht in Bley / das Ungluͤck faͤhrt in Chaiſen,
Lernt nun Jrene hier auch ihre Treue brechen /
So kan ich nicht der Schrifft daruͤber boͤſe ſeyn /
Nur auf das Schickſahl werd ich nicht zum beſten ſprechen /
Weil es Jrenen hat dis Buch geliefert ein
Doch troͤſt ich mich damit trotz aller Neider Raſen.
Daß endlich das Geluͤck ins Seegelmuͤſſen blaſen.

Die gluͤckliche Mittags-Ruhe.

Ovid. Amor. lib. 1. Eleg. V.

ES war ſehr hefftig heiß / der Morgen war vergangen /
Jch legte mich aufs Bett als ich geſpeiſt zur Ruh /
Die Fenſter-Lade war halb offen und halb zu /
Faſt wie mit ihrem Licht die duͤſtern Haͤynen prangen /
So157Verliebte und galante Gedichte.
So / wie / wenn Phœbus fort die dunckle Demmrung leuchtet /
Wie / oder nach der Nacht des Tages Vortrab ſcheint /
Jn welcher Dunckelheit kein Maͤdgen es verneint /
Weil der Furchtſahmen Schaam darinn geſichert daͤuchtet.
Corinna kahm darauf mit einem Rock bedecket /
Loß um den weiſſen Hals des Haar ohn Schleyer hing /
So wie Semiramis vor dem zur Ruhe ging /
Und wie die Lais ſich ins Buhler-Bett geſtrecket.
Jch raubte ihr den Rock / und dachte ſie zu kriegen /
Sie aber griff auch zu / und faßte das Gewand
Es wieder anzuziehn / doch war ihr Widerſtand
Kein Ernſt / ſie ward beſiegt durch willigs Unterliegen.
Daß ſie nun gantz entbloͤßt vor unſern Augen ſtehet /
Es war ſo gar kein Fehl an dem galanten Bauch /
Als ich die Schulter ſah ſo war der Armen auch /
Die Bruſt / die war gerecht zur Taſtung aufgeblaͤhet.
Jch weiß nicht alle Pracht / und was ſich koſtbahr zeigte /
So wie die Seite war / ſo war der Huͤffte-Zier
Jch fand / mit einem Wort / nichts Tadelhaffts an ihr /
Daß ich auch meinen Leib an ihre Glieder beugte.
Wers Ubrige nicht weiß / der rahte in die Wette
Bis ihn die Reitzung hin auf die Gedancken zieht /
Wir ſchlieffen endlich ein / weil wir zu ſehr ermuͤdt /
Doch wuͤnſch ich / daß ich ſtets ſo guten Mittag haͤtte.

Als ſie zu ihm ſagte: er waͤre zu furchtſahm.

Rondeau.

Jch bin und bleibe ſo in meinem Courtifiren /
Daß ich die Frucht mag ſehn doch nicht zum Munde fuͤhren /
Die wurmenſtichig iſt und voller Galle ſteckt /
Die / ob ſie Anfangs ſuͤß / hernach verzweiffelt ſchmeckt.
Drum kanich auch nichts mehr als ihre Bruſt beruͤhren /
Und der Gewohnheit nach mit Worten ſie flattiren /
Denn dieſes werde ich niemahlen hazardiren
Noch goͤnnen / daß mein Sinn nach ihrer Schooß ſich ſtreckt.
Jch bin und bleibe ſo.
Jch158Verliebte und galante Gedichte.
Jch mag den Maͤdgens gern aus Luſt complimentiren /
Und ſo ſie guͤtig ſind zum Spaſſe was tentiren /
Alleine von der That mich vielerley abſchreckt /
Das dem es nicht bewuſt verſuͤßte Luſt erweckt.
Drum ſoll auch uͤber mich kein Maͤdgen triumphiren.
Jch bin und bleibe ſo.

An Arlinden, da ſie ihn liebkoſete.

Sonnet.

Arlinde, liebſtes Kind / dein holdes Augen-wincken /
Dein lachend Angeſicht macht meinen Geiſt erfreut /
Dein angenehmer Mund ſo ſuͤſſes Zucker ſtreut /
Daß mir die Galle wird als Ambroſin zu trincken /
Der Augen Blitzen wird zu einen ſanfften Blincken /
Und dein Erquickungs-Strahl nicht mit Cometen dreut!
Ein heller Venus-Schein ſich doppelt da verneut
Der ſeinen Anmuths Glantz laͤſt auf mein Hertze ſincken.
Jch ſehe ſchon den Port da angenehm zu landen /
Der Pharos deiner Gunſt die rechte Straſſe zeigt /
Wo an der Bruͤſte-Fels kein Schiffmann pflegt zu ſtrandem
Und vielmehr an das Land der groͤßten Luͤſte ſteigt.
Schenckt nun dein Augen-Glantz mir ferner ſanfften Schein
So treibe ich gewuͤnſcht in deinen Haven ein.

An die Demoiſelle W ---- in Nahmen des Kemares.

Erbrecht galantes Kind das Siegel und mein Hertze /
Und ſchauet / daß es treu / ob es ſchon bloͤde iſt /
Es wurd von euch entzuͤndt durch eurer Augen-Kertze /
So bald es eure Pracht und deren Licht gegruͤßt.
Dann als eur ſchoͤner Mund ſo viele Heimlichkeiten
Ja gar eur gantzes Hertz mir kuͤndig lieſſe ſeyn;
So fing an alſofort die Liebe zu bereiten /
Ein Neigungs-volles Feur mich euch dadurch zu weyhn.
Doch meine Bloͤdigkeit verhaͤlete die Flammen /
Jch war nicht dreiſt genug ſie / Schoͤnſte / kund zu thun /
Jch159Verliebte und galante Gedichte.
Jch meynte / weil ſie her von euren Augen ſtammen /
So wuͤrde Brand und Feur bey euch nicht minder ruhn.
Jch ließ die ſchoͤne Zeit verſchwenderiſch verſtreichen /
Da ich / eur Secretair, zu meinem hoͤchſten Gluͤck /
Bald koͤnnen ſo ein Bild in eure Bruͤſte zeichen /
Das mir vor andern ſtets gegeben ſuͤſſen Blick.
Jch dachte zwar ſehr offt die Gluht zu offenbahren /
Und war abweſend mehr als ich verlangte dreiſt /
Allein! wenn ich euch ſah / ſo ließ den Muth ich fahren /
Die Worte waren weg / es war verirrt der Geiſt.
Nun da eur ſchoͤn Geſicht mein Hertze muß entbaͤhren /
So ſage ich euch frey durch dieſe treue Schrifft /
Daß eure Schoͤnheit ich ſo lange will verehren
Bis mir der blaſſe Tod das matte Hertze trifft.
Auf bis Bekaͤnntniß will ich dieſe Antwort hoffen /
Jhr werdet eurem Knecht noch ferner guͤnſtig ſeyn /
Und laſſen ihm den Port zu Bruſt und Hertzen offen
So ſtellt bey euch ſich ſtets als treuer Diener ein
Kemares.

Uber ſeine Veraͤnderung.

Jch weiß die Urſach nicht im Hertzen zu ergruͤnden /
Warum / wenn Phyllis laͤßt ſich mir vor Augen finden /
Jch bald bin Purpur-roht / bald blaſſer wie der Schnee /
Und doch vor ſuͤſſer Luſt auf Zucker-Roſen geh.
Vielleichte wird die Gluht mir im Geſicht erreget
Von ihrer Augen-Blitz? der Feuer in ſich heget /
Wie! aber kan das Feur ernehren auch das Eyß /
Und macht die Hitze auch die rohten Glieder weiß?
Nein! dieſe Blaͤſſe kommt von denen Marmor-Ballen
Wo man den Liebes-Schnee in heiſſer Gluht ſieht wallen /
Und wo der Feur-Rubin auf Luſt-Jesminen ſteht /
Der ſich mit ſtoltzem Schmuck bald neiget / bald erhoͤht.
Jch halt die Marmor-Bruſt / die voller Flammen ſtecket /
Jſt es ſo beyderley mir im Geſicht erwecket /
Sie iſt es die erregt die heiſſe Liebes-Gluht /
Und die in Eyß verkehrt das auffgewalte Blut.
Der160Verliebte und galante Gedichte.

Der Ahalibama Klage uͤber den Tod ihres geliebten Elieſers.

Auffgefuͤhret nach den erſten Theile der Syriſchen Aramena.

Mein Elieſer ſtirbt! mein beſter Schatz iſt todt!
Mein ander Hertz iſt hin / ja ſelbſt mein eigen Leben!
Ahalibama auf! ermann dich in der Noht /
Und laß den krancken Geiſt in freyen Luͤfften ſchweben:
Folg Elieſern nach / vermaͤhl den Geiſt mit ihm /
Schließt Augen / ſchließt euch zu! erſtarrt ihr matten Glieder!
Brich Hertze / brich entzwey! bring aus dem Ungeſtuͤhm
Mich Tod! ach ſuͤſſer Tod! zu meinem Schatze wieder.
Schlag Schmertze meinen Geiſt wie Tulp und Nelck entzwey!
Bringt mir den Becher her / der meinen Schatz vergeben /
Mach Beor daß im Tod ich bald bey ihm doch ſey /
Und goͤnne uns die Ruh im Eliſeer-Leben.
Ach! aber ach umſonſt! mein Elyeſer will
Jch ſoll um ſeinen Tod mich nicht zu tode kraͤncken /
Verhaͤngniß quaͤhlſt du mich auf einmahl nicht zu viel?
Gefangen mich zu ſehn / den Schatz ins Grab zu ſencken /
Den Schatz / der mir ſehr offt die Lebens-Zeit verſuͤßt /
Ach Eieſer! ach! ach werthe Todten-Beine!
Wie / daß der Moder ſchon die ſchoͤnen Glieder frißt /
Und deine Marmor-Haut dir wird zum Leichen-Steine.
Der offt gewuͤnſchte Tod / der wird mir jetzt verſagt /
Da deſſen Stachel mir am allerſuͤßten ſcheinet /
Wer iſt der deinen Tod im Hertzen nicht beklagt /
Und mir Gequaͤhlten gleich viel heiſſe Zaͤhren weinet?
Doch der dein Vater heißt / der dir das Leben gab /
Das Felſen-harte Hertz empfindet kleine Schmertzen /
Es ſtuͤrtzt um kleine Ehe den beſten Sohn ins Grab /
Und will ums Koͤnigs Gunſt der Kinder Heyl verſchertzen.
Ach! daß der Donner dich nicht laͤngſt zerſchlagen hat
Du wilder Wuͤterich! du Muſter grauſer Vaͤter /
Ha Beri Drachen-Kind! vermaledeyte That!
Pfuy ſchaͤme dich ins Hertz verdammeter Verraͤhter!
Ach161Verliebte und galante Gedichte.
Ach Elieſer! ach! ach ewiger Verluſt!
Ahalibama ſtirbt wenn ſie den Fall erweget /
Mein Hertze ſteigt heraus aus der erſtorbnen Bruſt /
Die Geiſter wein ich weg / die mein Gehirne heget.
Dein letzteres Gebot das Sterben mir verbeut /
Dis geh ich endlich ein / allein die alten Goͤtter
Laß ich nicht um den Tand gelehrter Seltenheit /
Die Jſis bleibt mein Schutz / Oſiris mein Erretter.
Jch lebe / aber ach! zu meinen groͤßten Schmertz /
Mein beſter Schatz iſt todt / mein Leben iſt verblichen /
Jch weiß nicht wie mir iſt? ich lebe ohne Hertz /
Mit deinem Tod / mein Schatz / ſind Hertz und Geiſt entwichen.
Jch lebe in der Luſt von aller Luſt entfernt /
Mit Elieſern iſt mir alles abgeſtorben /
Des Beors Liebe macht den Geiſt noch mehr entkernt /
Ach waͤre ich mein Schatz an deiner Statt Verdorben!
Doch auf ermuntre dich / Ahalibama leb
Blieb Elieſer treu / mehr keine Liebes-Flammen /
Verehre deſſen Brunſt / und ſeine Treu erheb
Die alle Welt erhoͤht / nur Beor will verdammen.
Nun ruhe wohl mein Schatz / ach Elieſer! ach
Daß das Verhaͤngniß dir ſo feindlich iſt geweſen /
Und deinen Tod verhaͤngt / die Zunge wird mir ſchwach /
Den Jammer kan man mir an meiner Stirnen leſen.
Das viele Weinen nimmt der Zunge ihre Macht /
Der Kummer will den Geiſt der Ohnmacht uͤbergeben /
Doch wird mit Muͤhe noch dis Wort hervorgebracht;
Mein beſter Schatz iſt todt! ja ſelbſt mein eigen Leben!

An ein keuſches Frauen-Zimmer.

Was ſoll mein ſchwacher Kiel hier vor ein Opffer bringen /
Allwo die Schmeichelung nicht darf zu finden ſeyn?
Wo nicht die Luſtbarkeit darf aus der Feder dringen /
Auch nicht die matte Hand darf Amorn Weyrauch ſtreun.
Jch muß ein reines Blatt vor ihre Fuͤſſe legen /
Das kein candirtes Werck der eiteln Wolluſt weißt /
LDie162Verliebte und galante Gedichte.
Die Zeilen duͤrffen nicht verdeckte Gallen hegen /
Als die von ferne flieht ihr tugendhaffter Geiſt.
Derhalben lieffer ich nur dieſe ſchlechte Riegen /
Und zahle meine Schuld mit bloſſen Worten ab /
Mein Unvermoͤgen laͤßt von mir nichts beſſers kriegen /
Weil ich den Muſen-Tranck noch nicht gekoſtet hab.
Jch bin auf dem Parnaß kein Buͤrger nicht geworden /
Auf Pindus hab ich nicht den laſſen Fuß geſetzt /
So hat auch Phœbus mich in der Poëten-Orden
Durch angebohrnen Witz und Zierde nicht geaͤtzt.
Jch bringe meine Pflicht nicht in geſchminckten Worten /
Nicht unter Prahlerey der ſchnoͤden Eitelkeit /
Jch tieſche ſchwartzes Brodt nicht angemachte Torten
Von Wind und Waſſer auf / die wol ein ander weyht.
Ein ander prange ſehr mit groſſen Complimenten
Und mit getuͤnchter Pracht der falſchen Gleißnerey /
Er mache ſich beruͤhmt mit ſeines Maules-Renten
So zeigt ſich doch zuletzt / daß er ein Luͤgner ſey.
Kan ich nicht Adlern gleich bis an die Wolcken tragen
Jhr zugehoͤrigs Lob / und muß ich niedrig gehn /
So will ich Schwalben gleich es durch die Gaſſen jagen
Denn wird die Fama ſchon was ich geſagt erhoͤhn.
Fehlt hier Demoſthenes mit ſeiner guͤldnen Zunge
Wird nicht ein Cicero aus dieſer Schrifft erkandt /
Der ſeines Nahmens Ruhm bis an die Wolcken ſchwunge
Fuͤhrt mich ein Socrates hier meine ruͤhde Hand /
Singt nicht ein kluger Schwaan hier ſeine Wunder-Lieder /
So wird ihr doch die Ganß nicht gar entgegen ſeyn.
Es trotzt ein Stammler auch bey ihren Gunſt-Gefieder /
Bey ihr muß Cicero mir ſeinen Platz verleyhn.
Doch endlich auch einmahl beym End Zweck anzulangen /
So ziert den ſchoͤnen Leib auch ein beliebter Geiſt /
Und der galante Geiſt wird mit dem Geiſt umfangen /
Den Marmor und Albaſt als Obermeiſter preißt.
Die Augen blitzen Gluht / die Wangen zeugen Roſen /
Darinnen zarte Milch nett untermiſchet iſt /
Die Adern quillen auf und gleichen den Turckoſen /
Die ihre Glieder-Schnee in hoͤchſter Anmuth kuͤßt.
Dis163Verliebte und galante Gedichte.
Dis hat ein treuer Knecht in Eile aufgeſetzet /
Und mit gezwungner Macht den ſtumpffen Kiel beſeelt /
Daß er ſich / doch mit Muͤh / in Hyppocren genaͤtzet /
Und dieſe ſchlechte Schrifft mit dem Papier vermaͤhlt.

Klage eines ungluͤcklichen Liebhabers.

Mein Schickſahl mehret ſich mit lauter Ungluͤcks-Blitzen /
Jch ſehe Wolck auf Wolck mit Donner ſich erhitzen /
Hier ſchlaͤgt ein grauſer Strahl die ſtoltze Hoffnung nieder
Dort ſtuͤrmt ein Ungluͤcks-Wind auf meine Liebe zu /
So quaͤhlet neue Angſt die ſchon beſtuͤrtzten Glieder /
Und nimmt dem matten Leib die laͤngſt begehrte Ruh.
Amariane kuͤßt den prahlenden Silvander
Und nehret ihn im Feur als einen Salamander,
Jch aber muß wie Stroh bey ihrer Gluht vergehen
Wo kein Erretter iſt / wo keine Huͤlffe kuͤmmt /
Und mich in Aſch und Grauß durch Gram verkehret ſehen /
Da mir mein Lebens-Tacht ohn Nahrungs-Oehl verglimmt.
Jch muß vor Durſt vergehn bey Waſſer-reichen Quellen
Und darf den matten Mund dem Mund nicht beygeſellen /
Von dem ein groſſer Strohm ambriter Wolluſt flieſſet /
Der eine Juleps-Quell vor Liebes-Hitze reicht /
Mit Kummer muß ich ſehn / daß man den Mund bekuͤſſet /
Was iſt nun vor ein Schmertz / der meinem Schmertzen gleicht.
Jch ſehe mich verbannt aus dem gelobten Lande /
Und ſcheiter an der Syrt zu naͤchſt dem Hoffnungs-Strande /
Die mir verſprochne Treu wohnt bey den Hottentotten /
Sie lachet nun ſie mich aufs Liebes-Eyß gefuͤhrt /
Und in dem Labyrinth nach weggerißnen Knotten
Dem grimmigen Centaur zum Opffer eingeſchnuͤrt.
Jetzt liege ich verſenckt in Dothans Wolffes-Gruben /
Mein Nahme iſt ein Spott bey den geringſten Buben /L 2Egyp -164Verliebte und galante Gedichte.
Egyptens Kaͤrcker ſchlieſt mit truͤben Finſterniſſen
Den halb entſelten Leib in Kummer-Ketten ein /
Wie gerne wolte ich dem Tod die Haͤnde kuͤſſen /
Koͤnnt ich nur meiner Angſt durch ihn entbuͤrdet ſeyn.
Allein / es iſt umſonſt der Geiſt bleibt doch am Leben /
Und kan entleibet ſich auch nicht zu frieden geben /
Das Angedencken ſchwebt ihm jederzeit vor Augen /
Jhm wird das Honig Gall / das Zucker wird Allaun /
Aus Roſen kan er nichts als ſchlechte Nahrung ſaugen /
Weil er Sylvandern muß vergnuͤget Lieben ſchaun.

Als ſie den Kuß wieder gefordert.

ES zuͤrnet Clelie, daß ich ſie naͤchſt gekuͤßt
Und fordert / als beſchaͤmt / den Kuß mit Weinen wieder /
Doch halt! ich merck’s wo ihr der Schuh zu enge iſt;
Sie hat nicht gnug daran / und will noch mehre ſchmecken /
Ein Kuß kan ihr die Brunſt nicht ſtillen / doch erwecken /
Daß ſolches wahr / bezeugt der Brand der braunen Glieder
Wo der Rubin-Stein iſt durch Liebes-Hitz verbrannt
(m)
(m)
Weil ihm das Kuͤhlungs-Safft der Bruͤſte unbekannt.
Drum weint ſie auch / daß ich nur einen Kuß ihr gebe
Und nicht zwey Stunden lang an ihren Lippen klebe.
(m)Chriſtoph. Schweitzer ſchreibet in ſeiner Orientaliſchen Reiſe von den Rubinen / daß / wann ſie durch Minderung des Waſ - ſers etliche Tage in der Sonnen liegen / verbrannt und un - brauchbahr werden.
(m)

Lieben und geliebet werden iſt das hoͤchſte Vergnuͤgen.

Was iſt Vergnuͤglichers im gantzen Rund der Erden /
Als Lieben / und zugleich mit Ernſt geliebet werden
Was iſt annehmlichers als ein ambrirter Kuß?
Den reine Liebe ſchenckt aus innerm Hertzen-Fluß /
Was iſt erquickender als ſchoͤne Bruſt Granaten /
Worinnen Milch und Blut zur Kuͤhlung hingerahten.
Was165Verliebte und galante Gedichte.
Was iſt bezauberndes als die gewoͤlbte Schooß?
Die uns entzuͤcket macht der ſatten Sinnen loß.
Was iſt verzuckerter als feuriges Umhalſen?
Das Honig-Kuchen macht aus bittern Wermuths-Salſen.
Was iſt anmuhtiger als ein polirter Leib
Von zarten Helffenbein zur Naͤchte Zeit-Vertreib?
Was iſt gewuͤnſcheters als Leib an Leiber leimen /
Und feuchten Perlen-Thau in Liebes-Muſcheln ſchaͤumen?
Was iſt entzuͤckender als in der Muſchel ruhn /
Wo Luſt und Kitzelung der Wolluſt-Thor auf thun?
Was iſt begierlicher als da den Eintritt nehmen?
WoPerl - und Perlen-Milch das ſeichte Feld beſaͤmen.
Nichts iſt Vergnuͤglichers / nichts das mehr Wolluſt ſchafft /
Als wenn nur gleicher Will in beyder Hertzen hafft.
Nichts iſt / das mehr erquickt / daß mehr die Geiſter blendet /
Als wenn man ſeine Brunſt im Schooß zur Kuͤhlung ſendet /
Nichts iſt verzuckerter / nichts kommt gewuͤnſchter an /
Als wenn man in der Lieb ſich recht ergoͤtzen kan.

Er bittet ſie zu kuͤſſen.

L deinen Zucker-Mund mich / Schoͤnſte / doch bekuͤſſen /
Und kuͤhlen Juleps-Safft aus deinen Lippen ziehn /
Laß ſuͤſſen Honig-Thau von deinen Roſen flieſſen /
Der Nectar uͤbertrifft / und Himmels-Ambroſin.
Laß den Rubinen-Mund mit ſuͤſſem Moſte quillen /
Das mehr von Anmuth hegt als Ferrens Wunder-Baum
(n)
(n)
Laß mich den heiſſen Durſt mit dem Getraͤncke ſtillen /
Dem am Geſchmacke weicht / der Palmen weiſſer Schaum.
(o)
(o)
Laß mir den Perlen-Thau von deinen Lippen ſuchen /
Wornach verſchmachtend faſt ein jedes Hertze laͤchtzt;
Doch der iſt Scheltens werth / ja billig zu verfluchen /
Der bey dem Uberfluß der Quellen durſtig aͤchtzt.
Drum muſt du Lesbia auch ſonder ſcheele Augen
Von deinen Lippen mir den Honig geben frey /
Du muſt mir unverwehrt den Nectar laſſen ſaugen /
Und zeigen / daß vor Durſt dein Mund ein Labſal ſey.
(n)Erasmus Francisci berichtet / daß auf der Camariſchen Jnſul Ferro kein Brunne oder ander trinckbahres Waſſer zu finden ſey /L 3als166Verliebte und galante Gedichte. als dasjenige / welches von einem unbekannten Baum trieffen ſolle / womit ſich Menſchen und Viehe erquicken.
(n)
(o)Michael Hemmerſam ſchreibet in ſeiner Weſt-Jndianiſchen Reiſe / daß die Mohren in Guinea aus den Palm-Baͤumen ein Getraͤncke ziehen / welches weißlich wie Oehl / am Geſchmacke aber dem Spaniſchen Wein ſehr nahe kommen ſolle.
(o)

Als ihn die ſchoͤne Secantis nach langen Ab - weſen wieder umarmete.

SO hat mein Trauren doch zu Lachen werden muͤſſen /
Da dich das holde Gluͤck mir in die Arme giebt /
Nach ſchwartzer Kummer-Nacht kan ich den Morgen gruͤſſen /
Weil mich dein Abſeyn nun mit Angſt nicht mehr betruͤbt.
Egyptens Kaͤrcker wird ins Koͤnigs Sahl verkehret /
Nachdem mich meine Sonn mit ihrem Strahl anlacht /
Den ſie der bittern See / ſonſt eine Zeit gewehret
(p)
(p)
Und mir die Nacht dadurch der Zembler zugebracht.
Nun aber laͤſt mein Geiſt die langgewehrten Faſten /
Und hebet hoͤchſt-vergnuͤgt die Oſter-Woche an /
Mein Froh-ſeyn laͤſſet mich nicht laͤnger traurig raſten /
Da ich mein Leben jetzt vergnuͤgt umfaſſen kan.
Der Sommer meiner Luſt mit ſchoͤnen Blumen ſpielet /
Die in dem Angeſicht und auf der Bruͤſte-Feld /
Die guͤnſtige Natur mit groſſem Fleiß erziehlet /
Und zum Genuſſe mir in ihrer Pracht erhaͤlt.
Die Stirn-Narciſſe kan kein Kaͤffer-Biß vertilgen /
Die Wangen-Roſe friſt kein ſchaͤdlich Raupe ab /
Der Schnee erſchwaͤrtzet ſchier vor deiner Bruͤſte-Liljen /
Vor deinen Adern geht die blau Viol ins Grab.
Die Bluͤhte des Jesmins kan nicht ſo kraͤfftig riechen /
Der Balſam Jndiens kan nicht ſo ſtaͤrckend ſeyn /
Als wie dein Athem-Dufft erquicket was erblichen /
Und wie dein Lippen-Oehl floͤßt Lebens-Geiſter ein.
Jch ſelber kan hiervon ein lebhafft Beyſpiel geben /
Denn da ich halb entſeelt von vielen Sorgen war /
Bracht deine Gegenwart und Kuß mir neues Leben.
So daß mich deine Gunſt ſtellt wieder lebend dar.
(p)Weil ſie ſich eine Zeitlang zu Luͤbeck aufgehalten.
(p)
Die167Verliebte und galante Gedichte.

Die ſchoͤne / aber unempfindliche Urania.

SO wie Aurora pflegt mit ihren Roſen-Wangen
Bey fruͤher Tages-Zeit an grauer Wolck zu prangen /
So wie die Sonne ſcheint wenn ſie aus Thetys Bett
Jn Purpur eingehuͤllt mit munterm Lauf aufſteht;
So wie ein Roſen-Stock mit halb eroͤffnten Roſen
Bey kuͤhler Morgen-Zeit den Thau pflegt liebzukoſen /
So prangt Urania, wenn ſie unangelegt
Den Alabaſter Leib aus weichen Federn traͤgt.
Die Wangen ſtehen weg den lichten Roſen-Morgen /
Von ihren Augen muß die Nacht die Schwaͤrtze borgen /
Der Sonnen Purpur weicht vor den Rubinen-Mund /
Und huͤllt ſich / als beſchaͤmt / in Amphitritens Schlund.
Narciſſen kriechen weg / vor denen klahren Bruͤſten /
Den Liljen fehlet ſelbſt das Wollen und Geluͤſten /
An Klahrheit ſiegt der Leib den heitern Himmel an;
Was irrets? daß man ſie nicht Himmel nennen kan.
Vor ihren Strahlen muß der Strahl der Sonnen weichen /
Jn deſſen Feur zu ſehn durch Witz man kan erreichen
(q)
(q)
Allein wer bleibet hier mit Adlers Augen ſtehn /
Wer unterwindet ſich die Augen anzuſehn?
Der nicht ſo gleich ſein Hertz in heiſſer Gluht befindet /
Die ihrer Augen-Blitz darinnen angezuͤndet.
Sie aber bleibet Stahl / ihr Hertze gleicht dem Eyß /
Das keine Flammen faͤngt / und nichts vom Lieben weiß:
Dem auch der Kieſelſtein an der Empfindung weichet /
Daran ein Regen-Tropff doch mit der Zeit erreichet /
Was ein geſchwollner Bach in eile nicht verricht /
Allein ſie bleibet hart / mein Weinen nuͤtzt mir nicht.
Der Diamant zerſpringt in ſchlechter Thiere Blute
Sie aber wird erhaͤrt von meiner Adern-Glute /
Und uͤbertrifft darinn den Stein und Diamant /
Daß Blut und Thraͤnen ſind umſonſt an ihr gewandt.
(q)Wenn man / wie die gemeine Rede gehet / durch einen Flohr ſiehet.
(q)
L 4Auf168Verliebte und galante Gedichte.

Auf ihre Thraͤnen.

Sonnet

Die Thraͤnen / Schoͤnſte / ſind ein ſuͤſſer Tranck den Seelen /
Davon ein Tropffen gleich berauſcht und truncken
macht /
Tyrannen werden weich / ſie hoͤren auf zu quaͤhlen /
So bald ein Opffer wird der Thraͤnen dargebracht.
Araſpes muſte gleich die Panthea erwaͤhlen /
Als ihre Thraͤnen ihm gezeigt der Schoͤnheits-Pracht.
Die Seelen koͤnnen ſich dennoch mit Luſt vermaͤhlen
Ob ſchon das Auge weint / wenn nur das Hertze lacht.
Aus deinen Augen laͤßt du Liebes-Zaͤhren flieſſen /
Damit du meine Seel in der Betruͤbniß nehrſt /
Jch werde noch mehr Luſt aus dieſer Fluht genieſſen /
Wenn deiner Schoͤnheit-Zier du durch dieſelben mehrſt;
Ach laß nur / ſchoͤnſtes Kind / verliebte Thraͤnen rinnen /
Mein Hertze ſolt du bald durch eine Zaͤhr gewinnen.

Als ſie ihn gruͤſſete.

SO wie der Morgen lacht die Welt mit Blicken an /
So laͤßt du auch mein Kind / mir Blick und Gruß genieſſen /
Die jetzo auf mich zu aus deinem Antlitz ſchieſſen /
Daß ſich mein Geiſt faſt nicht vor Freuden halten kan.
Es geht mein Hoffnungs-Stern beym hellen Morgen auf /
Die ſchwartze Trauer-Nacht und Finſterniß verſchwindet /
Jn deinem Antlitz man den frohen Mittag findet /
Darinn die Schoͤnheits-Sonn nie aͤndert ihren Lauff.
Und daß dieſelbige ſtets unveraͤndert ſey /
Daß zeigen / Schoͤnſte / an die angenehmen Augen /
Daraus man Flammen kan der holden Liebe ſaugen /
Man legt dir drum mit recht den Preiß der Schoͤnheit bey.
So ſtrahlt da immerfort der Anmuth-Sonnenſchein /
Er kan und will niemahls bey dir zu Gnaden gehen /
Des Adlers Auge kan wol in die Sonne ſehen /
Doch in dein Auge ſchaut ſo gar kein Argus ein.
Denn169Verliebte und galante Gedichte.
Denn das Geheimniß / ſo daſelbſt verborgen iſt /
Kan keiner / als der liebt / und daß getreu / ergruͤnden /
Wem du die Blicke goͤnnſt / der kan es leichtlich finden /
Wie ſich die Luſt dadurch mit der Vergnuͤgung kuͤßt.
Du biſt mein liebſter Schatz die Blicke / ſo du giebſt /
Mich / wenn ich traurig bin / alsbald erfreuen koͤnnen /
Jch kan dich meine Luſt und mein Vergnuͤgen nennen /
Du gruͤßt mich / weil ich dich / und du mich wieder liebſt.

An das ſich gleich-guͤltigſtellende Frauen - Zimmer.

Jhr Schoͤnen zuͤndet ihr kein Liebes-Feur mehr an /
Und muß die holde Gluht in euch vergebens brennen?
Wo ſind die Flammen / die euch Venus eingethan /
Und wolt ihr keinen Blick den Manns-Perſohnen goͤnnen?
Mein! ſagt iſt das kein Feur / das in der Aſchen glimmt /
Und iſt das keine Gluht / was in den Augen ſtecket /
Wie! daß es denn ſo bald den freyhen Geiſt einnimmt /
Und in der harten Bruſt ein Liebes-Feur erwecket?
Wer glaubte / daß noch Feur in Æthnens Kluͤfften waͤr /
Wenn nicht der Rauch und Dampff den innern Brand
bewieſen /
Eur rohtes Angeſicht verbirget nicht ſo ſehr /
Als ihr / die ſchoͤne Gluht / doch wirds von euch geprieſen.
Wenn ein beliebter Blick aus euren Augen geht /
Das iſt als wenn ein Blitz durch dicke Wolcken faͤhret /
Jemehr der Wind und Lufft dem Wetter widerſteht /
Jemehr man deſſen Krafft und Donner-Schlaͤge hoͤret.
Was euer Hertz gedenckt / das zeigt das Auge an /
Sie ſind / wißt ihrs doch wol / Verraͤhter eurer Seelen /
Ein Spiegel holder Gunſt / der Liebe Renne-Bahn /
Wo ſelbſt durch Blick und Strahl die Hertzen ſich vermaͤhlen.
Jhr werffet Donner zwar und Blitz auf den herzu /
Der eure Wangen will / und auch die Lippen kuͤſſen /
Schalckhaffte iſts nicht wahr empfindet ihr eh Ruh
Bis daß man eurem Mund die Kuͤſſe laſſen wiſſen?
L 5Der170Verliebte und galante Gedichte.
Der muß verworffen ſeyn bis in das dunckle Grab /
Wer nach den Lippen will und nach den Bruͤſten laͤchtzen /
Und der wird gar verdammt / der da bricht Fruͤchte ab /
Doch ſieht man insgeheim euch nach den Maͤnnern aͤchtzen.
Euch ſcheint ein ſuͤſſer Kuß ein Uberdrus zu ſeyn /
Doch wolt ihr / daß man ihn euch auf die Lippen leget /
Wenn man euch kuͤßt / ſo traͤnckt man euch mit Nectar-Wein /
Und euer Hertze wird zu ſuͤſſer Luſt beweget.
Jhr gebt zum Schau-Gericht die milchern Bruͤſte hin /
Die Seuffzer muͤſſen ſie hoch in die Hoͤhe ſchwellen /
Jhr liebt / und wollet doch der Venus Luͤſte fliehn /
Es iſt euch gar kein Ernſt eur Weigern und Verſtellen.
Wenn ihr die Bruſt beſchaut / wie da Corallen gluͤhn /
So muß der Wolluſt-Wind ſie in die Hoͤhe prallen /
Jhr wolt man ſoll daraus den Liebes-Zunder ziehn /
Und kuͤſſend behten an die ſchoͤnen Liebes-Ballen.
Wenn gleich ein zartes Tuch die weiſſe Bruſt bedeckt /
So ſcheinen doch herdurch derſelben Anmuhts-Roſen /
Jhr habt ſie nur zum Schein / und nicht im Ernſt verſteckt /
Sie gibt ſich bald hervor / wenn man ſie lieb will koſen.
Jhr ſtellt euch ernſthafft an / und ſeyd ſo nicht geſinnt /
Jhr wolt man ſoll den Griff nur ungebehten wagen /
Jſts nicht ſo / daß man euch denn am geneigſten find /
Wenn ihr die dreiſte Hand gedenckt hinweg zu ſchlagen?
Jhr lacht / wenn ihr erſchroͤckt ein ehrerbietigs Hertz /
Und freut euch wenn es ſeuffzt / daß ihr den Kuß verwehret /
Der aber iſt beliebt / der weiß / daß es nur Schertz /
Und der im minſten ſich an eur Verſtellen kehret.
Ja darum laßt ihr offt euch halb entbloͤſſet ſehn /
Daß man betrachten ſoll die angenehmen Schaͤtze;
Greifft man euch tapffer an / ſo iſt es leicht geſchehn /
Daß ihr euch ſelber fangt in eure eigne Netze.
Es wird gar bald erweicht / was euch ſo ſproͤde macht;
Acht man nicht / wenn ihr ſprecht: man ſoll ſich etwas ſchaͤmen /
So hat mans ohne Muͤh bey euch dahin gebracht /
Daß ihr euch gerne moͤgt zu aller Luſt bequehmen.
Jhr ſtelt euch nur ſo hart als wie ein Kieſelſtein /
Da doch ein ſanfftes Wort eur hartes Hertz bald zwinget;
Wer171Verliebte und galante Gedichte.
Wer dieſe Kunſt nicht weiß / der leidet Hoͤllen-Pein /
Weil denn durch euer Hertz / kein ſtarcker Seuffzer dringet;
Wenn er / wie Priamus um ſeine Krone / ſchreit /
Und ſich wie Hecuba vor Leid und groſſen Schmertzen
Jn einen Hund verkehrt; ihr ihn doch nicht befreyt /
Er muß wie Jxion nur Dunſt und Wolcken hertzen.
Doch o ſchalckhaffte Art! eur Hertze iſt ein Feur /
Das eurem gantzen Leib mit heiſſer Glut entzuͤndet;
Eur Stellen machet euch auf kurtze Zeiten theur /
Bis man den rechten Ort zu der Erlangung findet.
Jn euren Bruͤſten liegt des Æthna heiſſe Gluht /
Und aus den Augen bricht der Uberfluß der Flammen /
Es brennet uͤberall eur ſtarck verhitztes Blut /
Jhr lobt die ſuͤſſe Brunſt / die ihr doch wolt verdammen.
Der wuͤrde gottloß ſeyn / der eure glatte Schooß /
Die ihr vor heilig ſchaͤtzt / mit freyer Hand beruͤhrte;
Und wehrt / daß Charon gleich ſein Schifflein machte loß
Und ihn damit zur Grufft der ſchwartzen Hoͤllen fuͤhrte.
Jhr ſtellt euch wilder an als wie die Furien
Wenn man bekuͤſſen will der Wolluſt Ruhe Plaͤtze /
Denn muß man euch ergrimmt wie Loͤw und Tyger ſehn /
Wenn man zu nahe koͤmmt an eure Wunder Schaͤtze.
Die Wolcken ſchlagen ſo mit Blitz und Feur nicht her /
Als wenn ihr Zorn und Grimm aus eurem Munde ſpeyet /
Wer euch einſt kuͤſſen will / dem hilfft kein Bitten mehr /
Wer in der Schooß will ruhn dem wird der Tod gedreuet.
Es ſcheint / man koͤnte eh / das blaue Sternen-Dach /
Als euren ſchlancken Leib / Argſtliſtige / umfangen.
Je mehr man ſich bemuͤht / je wenger gebt ihr nach /
Jhr wolt mit Sproͤdigkeit als einem Schmucke prangen.
Doch Maͤnner fuͤrcht euch nicht vor dieſer ſtrengen That /
Wenn ſchon ihr Paradies der Liebe ſich verſchloſſen /
Wenn man euch gar verdammt / und gantz verworffen hat /
So ſeyd ihr drum doch nicht aus ihrer Gunſt verſtoſſen.
Sie ſchlieſſen willig auf / ſo Lippen Mund und Bruſt /
Der Wolluſt Schlaff-Gemach / wo man in Roſen-Gruͤnden
Der Liebe Honig-Seim und Zucker ſuͤſſer Luſt
Kan ohne Weigerung in der Umarmung finden.
Drum172Verliebte und galante Gedichte.
Drum quaͤhlen ſie euch gleich durchHart - und Grauſahm-ſeyn /
Jſts / daß ihr keine Gunſt von ihrem Stoltz genieſſet /
Erweckt ihr harter Zorn Beſchwerung / Angſt und Pein /
Daß euch der Lebens-Geiſt wie weiches Wachs zerflieſſet.
So dencket / daß ihr Hertz euch in Gedancken kuͤßt /
Sie werden eh ihrs meynt / veraͤndert und verkehret /
Jhr Hertz ſo Demant ſcheint im Augenblick zerfließt /
Nur nehmet dis zur Lehr; Sie wollen ſeyn geehret.

Uber ſeine Reimen.

Verfuͤg dich ſchlechtes Buch zu Mirabellen hin /
Die wegen der Geſtalt den Scepter ſolte fuͤhren /
Und zeuge ihr / daß ich ihr treuer Diener bin /
Doch ſcheu der Augen-Brand / ſonſt werd ich dich verliehren.
Zwar muͤßte ich jetzo wol dein Gefaͤhrte ſeyn /
Wenn nicht mein Hertze ſchon in ihren Bruͤſten lege /
Laͤßt ihre Hoͤfflichkeit auch nun die Blaͤtter ein /
So hat mein Hertz und Reim bey ihr faſt gleiche Pflege.

ENDE Der verliebten und galanten Gedichte.

[figure]
II. Ver -173

II. Verliebte und Galante Arien.

Er entdeckt ihr ſeine Liebe.
Cantata.
DU ſanffter Wind dein angenehmes Blaſen
Erregt ein Feur in meiner Bruſt.
Die Seele brennt / die Liebes-Flammen raſen
Jm Hertzen / dem ſonſt keine Gluht bewuſt.
So bald der Augen-Blitz die Seele angeſtecket /
So bließ dein ſanffter Hauch /
Die Flamme groͤſſer auf /
Ein heller Brand im Hertzen ward erwecket.
ARIA.
Wo Augen am Blitzen die Sonne beſchaͤmen /
Da brennet ein Hertze / das Felſen-hart iſt /
Die Liebe gewinnet die herrlichſten Siege /
Wenn ſolches Geſchuͤtze ſie brauchet im Kriege /
Da Wuͤhten und Toben ſich wider ſie ruͤſt;
Durch ſolche laͤſt Mavors und Pluto ſich zaͤhmen.
Wo Augen am Blitzen die Sonne beſchaͤmen /
Da brennet ein Hertze / das Felſen hart iſt.
Jhr Flammen brennt
Weil eure Brunſt den ſchoͤnſten Urſprung kennt /
Ein Kind /
Von angenehmer Schoͤne /
Von174Verliebte und galante Arien.
Von reiner Zucht / und holder Pracht /
Hat euch entzuͤndt /
Und mich verliebt gemacht /
So daß ich nuch unendlich nach ihr ſehne.
ARIA.
Schoͤnſte nimm mein Hertze an /
So ich dir zum Opffer ſchencke;
Strahle mit beliebten Blicken /
Dis dein Opffer zu begluͤcken /
Doch als eine Gottheit an /
Der ich mich zu eigen ſchencke.
Blaß ſanffter Wind nur ſtets die Flammen an /
Wodurch mein Hertz zu einem Opffer brennet /
Jch duld es gern / wenn ich nur kan /
Dadurch erwerben /
Daß mir zum Altar wird gegoͤnnet
Die Bruſt / und ſolt ich auch deswegen ſterben.
Er liebet ſie uͤber alles.
1.
Jch lebe bloß in dir mein auserwaͤhltes Leben;
So lange mir die Lufft wird Geiſt und Oden geben /
So lange ſoll mein Hertz / mein Kind beſtaͤndig ſeyn /
Es reiſt noch Noht noch Tod die veſte Treue ein.
2.
Einander mag ſein Gluͤck auf Gold und Silber ſetzen /
Jch ſuche bloß in dir mein eintziges Ergoͤtzen /
Das Gold der reinen Gunſt macht mich vor allen reich /
Und vor der Liljen-Bruſt wird helles Silber bleich.
3.
Wie der Magnet den Stahl und Eiſen nach ſich ziehet /
Wie nach dem Agtſtein ſich ein leichtes Spreu bemuͤhet /
So kehrt mein Hertze ſich zu deiner Schoͤnheit hin /
Und zeiget / daß ich dir als Knecht ergeben bin /
4. So175Verliebte und galante Arien.
4.
So wie dein Auge will / ſo laſſe ich mich fuͤhren /
So wie ein Schiff das Steur muß lencken und regieren /
So wird mein Hertz gefuͤhrt durch deiner Schoͤnheit-Zier /
Du biſt mein Seelen-Licht ich lebe bloß in dir.
Sie wuͤnſchet allezeit in ihres Liebſten Armen zu ruhen. Cantata.
ARIOSO.
Kan ich immer mit Vergnuͤgen
Jn ſo ſchoͤnen Armen liegen
Bin ich uͤberaus begluͤckt.
Zwar ein angenehmes Kuͤſſen
Laͤſt viel Suͤſſigkeiten wiſſen;
Wenn man aber gantz entzuͤckt /
Haut auf Haut zuſammen druͤckt /
Kan ich wol die Lippen miſſen.
Kan ich immer mit Vergnuͤgen
Jn ſo ſchoͤnen Armen liegen
Bin ich uͤberaus begluͤckt.
Sich umarmen
Und erwarmen
Aneinander eingeſchrenckt /
Jſt / und bleibt die hoͤchſte Luſt /
So die Bruſt
Mit Anmuth traͤnckt.
ARIA.
Jn dem Schertzen / in dem Lachen /
Wenn zwey Seelen Hochzeit machen
Jſt die Liebe ſelbſt verſteckt.
Was man ſonſt ſo ſehr verborgen /
Wird alsdenn ohn alle Sorgen
Einen Liebſten aufgedeckt.
Jn dem Schertzen in dem Lachen /
Jſt die Liebe ſelbſt verſteckt.
Jm176Verliebte und galante Arien.
Jm Lieben muß Maaſſe ſeyn. Cantata.
ARIA.
Allzuviel iſt ungeſund.
Jn den Schertzen /
Jn den Lachen
Jn den ſuͤſſen Lippen hertzen
Und in den betruͤbten Sachen
Muß ein Ziel und Maaſſe ſeyn:
Denn es trifft bey allen ein
Dieſer veſtgeſetzte Grund /
Allzuviel iſt ungeſund.
Drum iſt es gut
Wenn einer Maaſſe halten kan /
Und alles / was er thut /
Faͤngt mit Bedachte an.
ARIA.
Die Liebe ſchreibet ihren Luͤſten
Auch ebenfals Geſetze fuͤr.
Sie ſchlieſſet Regung und Gedancken /
Zwar nicht in allzuenge Schrancken /
Doch hats auch Maaß und Ziel mit ihr.
Die Liebe ſchreibet ihren Luͤſten
Auch ebenfals Geſetze fuͤr.
Er entdecket ihr ſeine Liebe.
1.
Der Augen ſchoͤne Pracht /
Die alle Schoͤnheit uͤberſteigt /
Hat mich verliebt gemacht /
Daß ſich mein Hertze neigt
Zu deinem Fuß
Um einen Kuß /
Und Blick /
Kriegt den mein Hertz /
So weicht der Schmertz /
Und wird mein beſtes Gluͤck.
2. Es177Verliebte und galante Arien.
2.
Es gleichet dein Geſicht
Des Himmels-Glantz und hellem Schein /
Sein angenehmes Licht
Kan nicht ſo ſchoͤne ſey;
Dein ſchoͤner Hals
Jſt ebenfals
Cryſtall:
Der Mund-Rubin
Da Roſen bluͤhn
Beſetzet mit Corall.
3.
Der rund-gewoͤlbten Bruſt /
Die lauter ſuͤſſe Anmuth hegt /
Wohin die holde Luſt
Der Liebe Wohn-Haus legt /
Kein Marmor gleicht /
Vor ihr erbleicht
Der Schnee /
Der Schnecken Blut
Weicht vor der Gluth /
Die brennt auf dieſer Hoͤh.
4.
Wirf einen Gnaden-Blick
Mein ſchoͤnſter Schatz / mein ander ich /
Auf deinem Knecht zuruͤck /
Mein Kind erquicke mich.
Entreiß mich doch
Den ſchweren Joch
Der Pein /
Daß nach dem Streit
Der Traurigkeit
Jch kan ein Sieger ſeyn.
Er liebet nicht mehr.
1.
Von den Banden / von den Ketten
Jſt mein Hertze nun befreyt /
MDa -178Verliebte und galante Arien.
Davon in ſo langer Zeit
Es ſonſt kunte nichts erretten:
O hoͤchſt begluͤckter Tag! o angenehme Stunden!
Darinnen ich mein Gluͤck und Freyheit wiederfunden.
2.
Lachet ihr befreyten Sinnen /
Und du ſonſt beklemmte Bruſt
Schoͤpff aus deiner Freyheit Luſt /
Die eur thoͤrigtes Beginnen
Vor einem Blick vergab von ungetreuen Augen /
Die euch zu nichtes ſonſt als einer Folter taugen.
3.
Schaut doch an die holden Blicke /
So euch jetzt das Schickſahl giebt /
Und wie euch ſo hertzlich liebt
Ein gewuͤnſchetes Geluͤcke /
So eure Feſſeln bricht / euch in die Freyheit ſetzet /
Und ſtatt Egyptens Dienſt in Canaan ergoͤtzet.
4.
Solten euch die Augen zwingen?
Die nur ſchlechter Firniß ſind /
Nein! ſeyd nicht mehr ſtarre-blind.
Laſt euch aus dem Nebel bringen /
Der euch mit ſeinem Dunſt bishero hat betrogen /
Und mehr als Wahrheit iſt von ihr euch vorgelogen.
5.
Wer will wol als Sclave leben /
Wenn er kan erloͤſet ſeyn?
Und wer geht den Wechſel ein?
Seine Freyheit hinzugeben
Vor einem falſchen Blick / vor ein betruͤglichs Lachen.
Und wer laͤſt ſich aus Luſt zu einem Knechte machen?
6.
Schuͤtzt euch nun in eurem Stande
Bleibt der Freyheit zu gethan /
Nehmt hinfuͤhro nicht mehr an
Dieſe ſo verhaßte Bande /
Bemuͤhet euch vielmehr derjenigen zu dienen /
Bey der ihr Gegen-Gunſt und Liebe ſehet gruͤnen.
Er179Verliebte und galante Arien.
Er liebt die Lyſette.
1.
Lyſette jene holden Strahlen /
So eur beliebtes Auge macht /
Kan kein geringer Pinſul mahlen /
Der Lippen angenehme Pracht
Beſchaͤhmt Rubinen und Corallen /
Mit Liljen iſt der Hals geziert /
Der Bruͤſte auf-und niederwallen
Zu einem ſanfften Milch-Meer wird.
2.
So vielen ſuͤſſen Lieblichkeiten
Kan keine Seele widerſtehn /
Der muß zum Dienen ſich bereiten /
Den ihr nur wuͤrdigt anzuſehn.
Die Blicke eurer blauen Augen /
Die haben mich in Brand geſetzt /
Noch taͤglich muß ich Flammen ſaugen /
Bis ſich mein Leben endlich letzt.
3.
Jhr ſehet mein verliebtes Quaͤlen
Ohn eintziges Erbarmen an /
Und freuet euch in eurer Seelen /
Daß ich den Brand nicht loͤſchen kan.
Ja will es meine Zunge wagen /
Euch meine Marter kund zu thun;
So hoͤr ich dis zur Antwort ſagen;
Laſt doch die Complimenten ruhn.
4.
So lachet ihr zu meinem Schmertzen /
Da ihr doch Quell und Urſprung ſeyd /
Und meinem faſt verbrandten Hertzen
Jſt keine Linderung bereit.
Mein Leben ſeyd doch zu bewegen /
Ach brecht ein mahl den harſchen Sinn /
Wenn ſich die grauen Haare regen /
So iſt die Liebes-Luſt dahin /
M 25. Eur180Verliebte und galante Arien.
5.
Eur Antlitzt bluͤht jetzo mit Roſen
Es hat die holde Lieblichkeit /
Die allerniedlichſten Zeitloſen
Auf euren Wangen ausgeſtreut.
Die Liebe ſelbſt will / daß ihr Lieben
Und Gegen-Gunſt erweiſen ſolt
Dem / der durch ſie dazugetrieben
Euch tauſend heiſſe Seuffzer zolt.
6.
[Entweder] zwinget eure Blicke /
Daß ſie mir nicht beſchwerlich ſeyn /
Macht / oder meinem Ungeluͤcke
Ein Ende / weil ihr nur allein
Mich freudig und betruͤbet machen /
Mir Tod und Leben geben koͤnnt /
Die Hoffnung heiſt mich froͤlich lachen /
Und ſpricht: eur Hertz in Liebe brennt.
An Brunetten.
1.
Soll ich meine Meynung ſagen /
Die mein Hertze von euch hegt /
So verwerff ich mich zu retten
Von den angenehmen Ketten /
Die ihr mir habt angelegt /
Und wil ſie beſtaͤndig tragen.
2.
Eur beliebtes Angeſichte /
So mit holden Laͤcheln ſpielt /
Sucht mit unentwandten Blicken
Meine Freyheit zubeſtricken;
Wenn es blitzend auf mich zielt
Geht mein freyer Sinn zu nichte.
3.
Wenn die anmuths-vollen Bruͤſte
Sich bald auf bald nieder blaͤhn /
Muß181Verliebte und galante Arien.
Muß in dieſen ſchoͤnen Wellen
Meiner Freyheit-Schiff zerſchellen
Und darauf zu Grunde gehn;
Uberſchwemmt durch ſo viel Luͤſte.
4.
Kan ich aber in dem Haven /
Wo die Liebe Hoffſtadt haͤlt /
Ohne Schiffbruch ohne Stranden
Zwiſchen euren Huͤfften landen /
Und beſchreitt ich dieſen Belt
Mach ich mich zu eurem Schlaven.
5.
Meine Seel iſt nun eur eigen /
Und mein Hertze hoͤrt euch zu /
Weil ich aus ſo ſchoͤnen Gruͤnden
Koͤnnen meinen Ancker winden.
Was ich mache / was ich thu
Muß euch meine Ehr-Furcht zeigen.
6.
Unvergleichliche Brunette
Dis iſt meine Danckbarkeit /
Ja ich wil zum Angedencken
Mich euch gantz zu eigen ſchencken.
Meine Dienſte ſind bereit /
So am Tage als zu Bette.
Er zuͤrnet / daß er Brunetten geliebet.
1.
Jch bin ein rechter Narro
Mir fehlet eine Sparre /
Weil ich verliebet bin.
Den Haaſen laß ich ſtreichen
Und die Vernunfft entweichen
O ungerahtner Sinn!
2.
Die Leute werden lachen /
Wenn ſie die laͤpſchen Sachen
M 3Jm182Verliebte und galante Arien.
Jm vorgem Liede ſehn.
Mich wunderts wie ich koͤnnen
Jn dieſes Bild entbrennen
Und ihr zu Dienſte ſtehn?
3.
Geh Thoͤrin geh von hinnen /
Es wollen meine Sinnen
Dir nicht mehr dienſtbahr ſeyn.
Jch weiß mich wol zu retten
Aus deinen Liebes Ketten /
Und kan mich bald befreyn.
4.
Weil du nicht koͤnnen ſchweigen /
So hab ich wollen zeigen /
Daß du zu mild bericht’t.
Die Feſſeln ſind zerriſſen /
Die mich ſonſt halten muͤſſen /
Mein Hertze liebt dich nicht.
5.
Mein / geh erſt hin und lerne /
Das deiner Augen-Sterne
Nicht ſo durchdringend ſind /
Als wie du wol vermeyneſt /
Dem du annehmlich ſcheineſt /
Der iſt aus Wahnwitz blind.
6.
Vordem war ich bethoͤret /
Daß ich ein Bild verehret /
So keine Goͤttin iſt
Weil nun mit meinem Lieben
Jch Ketzerey getrieben /
So wird ſie jetzt gebuͤßt.
7.
Jch breche die Altare /
Und was ſonſt heilig ware /
Jn meinem Hertzen ab;
Weil mich die Freyheit gruͤſſet /
So ſey ſie auch gekuͤſſet
Bis in das dunckle Grab.
Als183Verliebte und galante Arien.
Als er wegen der Liebe zu der Esperancen das Leben verliehren ſolte.
1.
Wenn die Menſchen muͤſſen ſterben?
Welche einen Engel ſehn:
So wird meine Bruſt verderben
Und es iſt mit mir geſchehn.
Denn den Anblick ſolcher Strahlen
Zu bezahlen /
Muß ich bald zu Grunde gehn.
2.
Weil ich mich zu hoch verſtiegen
Und ein Engel-Bild geliebt /
Geht mirs / als mit Jcars fliegen
Und mein Stoltz den Tod mir giebt.
Drum will ich den Entſchluß faſſen /
Und erblaſſen /
Mehr vergnuͤget als betruͤbt.
3.
Alles was die Welt uns ſchencket /
Reucht doch nur nach Unbeſtand
Wenn man ſich zu freuen dencket /
Jſt der Schmertz ſchon bey der Hand.
Weil nun nichts beſtaͤndig heiſſet /
So zerreiſſet
Auch nur meines Lebens-Band.
4.
Lebt wohl meine Esperance
Gute Nacht du Vater Hertz
Mit der Lebens-Fackel Glantze /
Lencket ſichs ſchon Abend-werts
Hat man nun mein Blut vergoſſen
Wie beſchloſſen /
Ach ſo hoͤret auf mein Schmertz.
M 4Er184Verliebte und galante Arien.
Er zuͤrnet mit ſich / daß er ſo wanckelmuͤtig.
1.
WO denckt ihr hin / ihr fluͤchtigen Gedancken?
Welch Unbeſtand nimmt euch / ihr Sinnen / ein?
Heiſt dieſes wol treu und beſtaͤndig ſeyn?
Bald hie / und denn bald dort hinaus zu wancken.
Was nuͤtzet euch die falſche Heucheley?
Wie! wenn ihr lieben wolt / ſo liebet treu.
2.
So liebet treu / mein Gluͤck iſt noch verhanden /
Das Wetter / ſo ihr Antlitz uͤberzieht
Wird nicht beſtaͤndig ſeyn / ihr Zorn entflieht
So ſchleunig als er bey dir iſt entſtanden /
Geduldet euch nur eine kleine Zeit /
So wird zum Ende ſeyn euer hartes Leid.
3.
Eur hartes Leid wird ſich in Luſt verkehren
Bey Roſen laſſen ſich die Dornen ſehn
So kan man auch nicht ſtets auf Sammet gehn
Die Liebe will nicht immer Luſt verehren /
Zuweilen ſie auch ſcharffe Salſen giebt /
Und pruͤfet uns / ob man beſtaͤndig lieb’t
4.
Beſtaͤndig liebt ein recht verliebtes Hertze /
Es wancket nicht ob ſchon ein Sturm entſteht /
Wenn alles neben ihm zu Grunde geht.
So brennet doch in ihm die Liebes-Kertze
Die keine Noht / wie groß ſie iſt ausblaͤßt /
Bis daß den matten Leib der Geiſt verlaͤſt.
5.
Der Geiſt verlaͤſt / offt eh des Leibes-Hoͤle
Als daß er ſeine treue Liebe bricht
Wohin man einſt den ſteiffen Sinn gericht
Dahin verlanget immerfort die Seele
Jch fuͤhle auch das angenehme Strick
Das nach Melinden mich nun zieht zuruͤck.
6. Nun185Verliebte und galante Arien.
6.
Nun zieht zuruͤck / bleibt immer fort beſtaͤndig
Der Sieger wird erſt nach der Schlacht gekroͤhnt
Wer ſich recht nach dem Sieges-Krantze ſehnt
Den machet nichts von ſeinem Zweck abwendig.
Weil ich nun auch ein Venus-Kaͤmpffer bin /
So flieht die Meuterey / wo denckt ihr hin?
An eine zornige Schoͤne. Cantata.
ARIA.
Zornige ich falle nieder
Blicke mich halb Todten an /
Ach kehr doch / ach kehre wieder!
Daß ich Athen hohlen kan.
Laß mich deine ſchoͤnen Wangen
So umfangen /
Als mein Mund vordem gethan.
Zornige ich falle nieder
Blicke mich halb Todten an.
Laͤſt ſich doch
Ein harter Fels erweichen;
Das Feur kan Stahl und Eiſen zwingen /
Ein Demant muß in Blut zerſpringen /
Wie! wilt du dennoch
Haͤrter ſeyn?
Biſt du noch mehr als Stahl und Stein?
Und ſoll nichts deinem Hertzen gleichen?
Laß ab mich ferner ſo zu quaͤhlen /
Und goͤnne / daß ich nach den Finſterniſſen /
Die mich hißhero foltern muͤſſen
Kan vergnuͤgte Blicke zaͤhlen.
Soll aber ich nicht
Meinen Wunſch erfuͤllet ſehn?
So laß mir nur ein kleines Licht
Der Hoffnung auffgehn /
M 5Daß186Verliebte und galante Arien.
Daß mir / wenn ich gnug geplagt /
Dieſer Troſt iſt unverſagt.
ARIA.
Auch die Hertzen muͤſſen brechen /
Welche mehr den Staͤhlern ſind:
Endlich werden durch die Liebe
Eben ſolche heiſſe Triebe
Auch in ihnen angezuͤndt;
Daß ſie gantz entflammet ſprechen /
Auch die Hertzen muͤſſen brechen /
Welche mehr den Staͤhlern ſind.
Jch hoffe nun ein gut Geluͤcke
Sey mir bey dir noch vorgeſpaart;
Krieg ich jetzo dunckle Blicke /
Will dein Auge truͤbe ſeyn /
Und mit Cometen dreun?
Wohlan! laß es donnern laß es wittern;
Jch bin getreu /
Will ſchon der Grund der Erden ſich erſchuͤttern /
So bleib ich doch dabey
Mein Hertze ſchlaͤgt nicht aus der Art /
Und will dein eigen ſeyn.
ARIA.
Der Himmel kan nicht ewig ſtuͤrmen
Die Sonne bricht doch endlich an
Dein Hertz wird auch nicht immer haſſen /
Und mich ſo gar verderben laſſen
Weil ich dir eintzig zugethan /
Der Himmel kan nicht ewig ſtuͤrmen /
Die Sonne bricht doch wieder an.

Dafnis entdecket der Silvia ſeine Liebe.

Aus des Torq. Taſſo ſeinem Amintaſ. Act. 1. X. 1.

1.
Schreibſt du es der Feindſchafft zu?
Daß der Bock gern bey der Ziegen /
Und187Verliebte und galante Arien.
Und der Ochſe bey der Kuh
Mag im gruͤnen Graſe liegen.
Jſt es Haſſen oder Lieben
Was die Turtel-Tauben uͤben?
Wenn der Tauber gantz vergnuͤgt
Sich zur treuen Tauben fuͤgt.
2.
Meynſt du / daß die Grauſahmkeit
Jhren Urſprung hergenommen
Von der ſuͤſſen Fruͤhlings-Zeit?
Die jetzt lieblich angekommen /
Und zur Liebes-Luſt beweget
Was die Welt an Thieren heget /
Auch den Maͤnnern zeiget an /
Wie man Frauens lieben kan.
3.
Kanſt du denn ſo gar nicht ſehn?
Wie anjetzo alle Sachen /
Jn verliebten Flammen ſtehn /
Und vor groſſer Wolluſt lachen.
Schau des Taubers artigs ſtellen /
Der um ſeinen Eh-Geſellen
Mit verliebten Murmeln fliegt /
Und ſich kuͤſſend zu ihr fuͤgt.
4.
Hoͤr die Nachtigalle an /
Die von Zweig zu Zweigen ſpringet /
Und ſo helle wie ſie kan
Mit erhobner Stimme ſinget /
Seht die hellen Liebes-Flammen
Schlagen uͤber mich zuſammen /
Sehet! wie mein Hertze brennt /
Die ihr Amors Kraͤffte kennt.
5.
Und als wenn dir unbewuſt?
Was die kluge Schlange treibet /
Die das Gifft vor ihrer Luſt
Erſt der Erden einverleibet /
Drauf188Verliebte und galante Arien.
Drauf zu ihrem Buhlen eilet /
Der die Liebe mit ihr theilet;
Denn die Liebe will allein
Nur luſt-und nicht gifftig ſeyn.
6.
Es vergeht die Grauſamkeit
Denen wilden Tyger-Thieren;
Und wenn Amor es gebeut
Muß der Loͤw den Stoltz verliehren:
Jedoch deine harten Sinnen
Wollen dieſen abgewinnen
Nichtes iſt ſo wild als du /
Du ſchleuſt dein Hertz Amorn zu.
7.
Doch was ſage ich allhier!
Da die Loͤwen / Tyger / Schlangen
Mit Empfindung gleich als wir /
Und mit gleicher Fuͤhlung prangen.
Aber da der Baͤume-Rinden
Amors heiſſe Macht empfinden /
Kenn ich nichtes / ſo dir gleicht /
Dir / der Amor ſelbſten weicht.
8.
Mit Verwundern kanſt du ſehn /
Wie des Weinſtocks ſchlancke Reben /
Jn ſo groſſer Jnbrunſt ſtehn
Und des Maͤnnleins Stamm umgeben;
Jhre Liebe iſt ſo hefftig /
Daß ſie immerdar geſchaͤfftig /
Wie ſie ihren lieben Mann
Gantz genau umarmen kan.
9.
Schau die Tannen ſind verliebt /
Und die Fichte kuͤſt den Fichten /
Der Ulm ſeine Braut umgiebt /
Darnach ſich die Weiden richten.
Auch die Buͤche fuͤhlet Flammen
Und ſeufftzt nach der Liebſten Stammen.
Eichen189Verliebte und galante Arien.
Eichen / die ſo hart und wild
Sind mit Liebe angefuͤllt.
10.
Haͤtteſt du Geiſt und Verſtand?
Wuͤſteſt du die Kunſt zu lieben?
Wuͤrden dir nicht unbekandt
Jhre Seuffzer ſeyn geblieben;
Jhre ſtummen Liebes-Thaten
Haͤtte dein Gehirn errahten
Und der Liebe ihre Macht
Wuͤrde mehr von dir geacht.
11.
Jſt dein Hertze mehr als Stein?
Wilt du denn den Baͤumen weichen?
Und ein ſtoltzer Sieger ſeyn
Uber Amors Sieges-Zeichen?
Soll die Bruſt nie Flammen fangen
Und mit Liebes-Ketten prangen?
Aender / aͤnder dieſen Schluß /
Den ich thoͤrigt nennen muß.
Er liebet ſie beſtaͤndig.
1.
Hertz und Sinn
Haſt du hin /
Weiter kan ich dir nichts geben /
Selbſt mein Leben
Jſt durch ander ſtille Macht
Dir auf ewig zugedacht.
2.
Jch will dein
Ewig ſeyn /
Nichtes ſoll mich[untreu] machen
Hohe Sachen
Sind aus meiner Bruſt verbannt /
Wo dein Bild nur iſt bekand.
3. Denn190Verliebte und galante Arien.
3.
Denn mein Hertz
Sucht im Schmertz
Nur auf Gott und dich zu ſetzen
Sein Ergoͤtzen:
Drum mein Licht bleib mir getreu /
Daß ich nicht des Todes ſey.
Er nimmt unter der Verſicherung ſeiner Treue von ihr Abſchied. Cantata.
ARIA.
Adjeu Schoͤnſte! lebe wohl!
Bleibe meiner eingedenck.
Kuͤſſe mich offt in Gedancken /
Meine Treu / die ſoll nicht wancken.
So lang als ich athmen kan
Bett ich deine Gottheit an
Adjeu Schoͤnſte! lebe wohl!
Bleibe meiner eingedenck.
Wird ſchon der Leib entfernt
Bleibt doch die Seele da;
Wo ſolche Schoͤnheit ſternt /
Bleiben / ob der Leib von hinnen /
Doch die Sinnen
Jhrem Angel-Sterne nah.
ARIA.
Auch Abweſend will ich brennen
Schoͤnſte in der hellen Gluht;
Meine Treue ſoll beſtehen /
Und nach ſteten Wachsthum ſehen
Mitten in der Neider-Wuht
Auch Abweſend will ich brennen
Schoͤnſte in der hellen Gluht.
An191Verliebte und galante Arien.

An die harte Jris.

Aus dem Frantzoͤſiſchen.

1.
Wenn ich die Seuffzer ſchick nach Jris heilgen Throne /
So ſetz ich mich in Quaal / und kriege Angſt zum Lohne:
Mein Lieben wird veracht / die Jris weicht zuruͤck;
Sie lachet meiner Quaal wenn ich die Seuffzer ſchick.
2.
Mein Hertze iſt verliebt / mich toͤdten Jris Blicke /
Jch gebe ſolches zu / und acht es vor mein Gluͤcke:
Doch ſaget mir warum eur Mund die Loſung giebt?
Wenn ihr euch von mir trennt / mein Hertze iſt verliebt.
3.
Daß Jris ſchoͤne ſey / daß viele nach ihr trachten /
Das geb ich zu / doch wenn man Seuffzend muß verſchmachten /
Und ſcheun ihr Grauſahm-ſeyn / ſo ſage ich gantz frey /
Jch achte es gar nicht / daß Jris ſchoͤne ſey.
An Albanien.
1.
Albanie, ich bin entzuͤndet
Und zwar durch deine Schoͤnheit-Pracht /
Auf dich ſich mein Vergnuͤgen gruͤndet;
Die andern ſind vor nichts geacht.
Du ſchlaͤgſt mein Hertze /
Durch einen Strahl /
Doch iſt der Schmertze /
An ſtatt der Quaal
Ein Freuden-Mahl.
2.
Mein Geiſt / der iſt durch dich beſtricket /
Mit Luſt ſeh ich die Banden an /
Dein Schoͤnſeyn hat mein Hertz beruͤcket /
So ohne dich nicht leben kan
Mir find deine Banden
Gar ſanfft und leicht.
Wo192Verliebte und galante Arien.
Wo iſt verhanden
Die / ſo dir gleicht?
Da Venus weicht.
3.
Die Blicke deiner holden Augen
Die toͤdten und erquicken mich /
Und wenn ich muß die Flammen ſaugen /
So koͤmmt mein Geiſt gantz auſſer ſich.
Jch werd entzuͤcket
Durch deine Macht /
Und auch erquicket
Wenn mich anlacht
Der Augen Pracht.
Als ihm lange Zeit verwehret war ſeine Schoͤne zu ſehen.
1.
Schoͤnes Kind / ach mein Verlangen!
Soll ich dich denn nicht mehr ſehn?
Jſt mein Gluͤcks-Stern untergangen
Und ſoll es nicht mehr geſchehn?
Daß ich aus den holden Augen
Und den Liljen deiner Bruſt /
Darf als eine Biene ſaugen /
Anmuhts volle Himmels-Luſt.
2.
Zwar mein Engel deine Guͤte /
Strahlt noch immer auf mich zu /
Und mein trauriges Gemuͤhte /
Kuͤßte die erwuͤnſchte Ruh /
Wenn die Mißgunſt ihr bewachen /
Und ihr Huͤten unterließ /
Die / als wie vor dem die Drachen /
Dich bewahrt / mein guͤldnes Vluͤß.
3.
Geht ihr Himmel / daß mein Warten /
Den erwuͤnſchten Zweck erreicht /
Oeff -193Verliebte und galante Arien.
Oeffnet den verſchloßnen Garten
Schaffet daß die Schlange weicht /
Die mir von dem Lebens-Baume /
Nicht die ſuͤſſe Frucht gewehrt /
Und nur ſtets im leerem Traume
Sodoms Fruͤchte mir verehrt.
4.
Doch wie oͤffters nach dem Weinen /
Mancher feyrt ein Freuden-Feſt /
Und die Sonne pflegt zu ſcheinen /
Wenn es nach mit Stuͤrmen laͤſt /
So werd ich / was mein Verlangen /
Und was mich erfreuen kan /
Endlich wiederum umfangen /
Gleich wie ich vor dem gethan.
Er giebt ihr ſeine Liebe zu erkennen.
1.
Durch deiner Augen-Pracht geliebte Schoͤne!
Haſt du mein Hertz verletzt / und mich verwundt /
Drum goͤnne / daß es auch ſich nach dir ſehne
Durch einen holden Blick wird es geſundt.
Eh bin ich nicht vergnuͤgt /
Bis ich dein Hertz beſtegt /
Darf ich dein eigen ſeyn?
So legt ſich meine Pein /
Und iſt vorbey:
Es ſchmecket meine Bruſt /
Vergnuͤgte Himmels-Luſt /
Wenn mich dein Mund bekuͤſt /
Und meine Quaal verſuͤßt
Durch wahre Treu.
2.
Mein Wahl-Spruch lautet ſo: Jch will dich lieben /
So lange mir die Lufft das Leben ſchenckt /
Dein Nahm iſt mir ſo tieff ins Hertz geſchrieben /
Daß es ſo Tag als Nacht an dich gedenckt.
NJch194Verliebte und galante Arien.
Jch ehre deine Pracht
Die mich zum Sclaven macht /
Dein ſchoͤnes Angeſicht
Daß weicht im minſten nicht
Dem Paradies
Laß deiner Augen-Schein
Mir holde Sternen ſeyn /
So fuͤhret mein Compas
Mich auf die rechte Straß /
Zum guͤldnem Vließ.
Gedancken uͤber die ſchoͤne Dorimene zu Juliopolis.
1.
Dorimene eures gleichen /
Findet man gar keine hier /
Wie die Sterne muͤſſen weichen
Wenn die Sonne ſteigt herfuͤr /
So ſtirbt auch der andern Schimmer /
Die noch etwas ſchoͤne ſind
Wenn bey dieſen Frauen-Zimmer
Man euch Dorimene find.
2.
Wer euch einen Menſchen nennet /
Keinen Witz im Haupte fuͤhrt /
Weil er keinen Engel kennet /
Den des Himmels-Schmuck beziert /
Was die Goͤtter an ſich haben /
Und was uͤber irrdiſch heißt /
Findet man nebſt tauſend Gaben /
An dem tugendhafftem Geiſt.
3.
Wie die guͤldne Sonne blendet /
Wenn man ſtarre in ſie ſieht /
So eur Glantz die Freyheit endet /
Und die Hertzen nach ſich zieht /
Daß195Verliebte und galante Arien.
Daß einjeder muß geſtehen /
Daß ihr unvergleichlich ſeyd /
Und wer euch nur kriegt zuſehen /
Ruͤhmt dis Wunder dieſer Zeit.
4.
Wie die hohen Cedern ſchwingen /
Jhr begruͤntes Haupt empor /
So giebt ſich an allen dingen /
Was erhobnes hier hervor /
Die erhoͤhte Marmor-Stirne /
Jſt der Ort wo Schoͤnheit blitzt /
Und eur witziges Gehirne
Jſt der Thron wo Pallas ſitzt.
5.
Eure ſchoͤne braunen Augen /
Sind der Liebe Auffenthalt /
Flammen muß man daraus ſaugen /
Jſt das Hertz gleich noch ſo kalt /
Wenn ihr eure Strahlen ſchieſſet
So zuͤndt ſich ein Æthna an /
Daß das wie ein Wachs zerflieſſet /
Was ſonſt Eiſen trotzen kan.
6.
Stahl und Felſen harte Hertzen /
Macht eur holder Blick gleich weich /
Doch empfindt man keine Schmertzen /
Den er iſt dem Blitze gleich.
Wenn man nur von ferue ſchauet /
Eurer Augen Wunder-Licht /
Wird ein Tempel ihm gebauet /
Und ein Altar aufgericht.
7.
Jedermann ſeyd ihr beliebet /
Weil die ſchoͤnſten Sachen braun /
Brauner Wolcken Schoͤnheit giebet /
Daß die Sterne klar zu ſchaun.
Braune Nelcken ſind die beſten /
Der Geruch mit Ambra ſpeiſt /
N 2Und196Verliebte und galante Arien.
Und man den beliebten Gaͤſten /
Nur die ſchwartzen Kirſchen weiſt.
8.
Eure Tugend iſt noch groͤſſer /
Die / die Seele koſtbahr macht /
Als wie eure Schoͤnheit beſſer /
Denn der andern ſchoͤnen Pracht /
Wenn die andern einfach ſchoͤne /
Seyd ihr tauſend mahl ſo ſchoͤn /
Und vollkommne Dorimene
Als ein Engel anzuſehn.
9.
Eur beliebtes Angeſichte /
Das mit holden Laͤcheln ſpielt /
Gleicht dem hellen Sonnen Lichte /
Wenns auf Memnons Seule zielt /
Denn wie dieſe jenes preiſet /
Wenn die Strahlen auf ſie gehn /
So euch jeder himmliſch heiſſet /
Den ihr wuͤrdigt an zu ſehn.
10.
Doch bey allen euren Blicken /
Jſt eur Hertze Eiſen-hart /
Und vor den gelegten Stricken /
Eure Seele ſich verwahrt /
Daß die Keuſchheit ſelbſt ihr Wunder /
An dem keuſchen Weſen ſieht /
Weil der Wolluſt Liebes-Zunder /
Nie in eurer Seelen gluͤht.
Sie beklaget den Verluſt ihres Amanten.
1.
SO muß ſich nun mein Stern in einem Unſtern kehren /
Sein vormahls ſuͤſſes Licht wil ein Comete ſeyn.
O Himmel kanſt du ſo ein treues Hertz beſchwehren
Mit ſo viel ungemach und Centner ſchwerer Pein?
Ach197Verliebte und galante Arien.
Ach ſoll ich meinen Stern hinfuͤhro nicht mehr ſehn?
So muß mein Freuden-Licht in Thraͤnen untergehn.
2.
Was bringt es dir vor Luſt grauſahmeſtes Verhaͤngniß?
Daß du ein ſchwaches Hertz fuͤhrſt auf die Marter-Bahn /
Mein ſonſt vergnuͤgter Geiſt haͤlt nun ſein Leich-Begaͤngniß /
Und leget halb entſeelt die Trauer-Kleider an.
Und was nur noch allein erquicket meine Bruſt /
Jſt die Erinnerung der laͤngſt verfloßnen Luſt. |
3.
Jedoch verzage nicht / treu doch verfolgte Seele /
Die Zeit veraͤndert ſich in einem Augenblick /
Wer jetzo iſt verſenckt in einer Trauer-Hoͤle /
Hat / eh ers wohl vermeynt / das allerhoͤchſte Gluͤck /
Vielleicht kan auch dein Stern / der jetzt verſchwunden iſt /
Dich wiederum erfreun / wenn du beſtaͤndig biſt.
Als ſeine Liebſte untreu worden.
1.
Was vor ein Strahl wil doch das Schiff zerſchellen?
Das faſt den Port und Haven ſieht /
Was vor ein Blitz will meine Hoffnung faͤllen?
Die ſich um deine Gunſt bemuͤht.
Was iſt es doch / das die Verehrung ſtoͤhrt /
Und mich nicht hoͤrt?
Ach weh! es iſt ein fremdes Bild /
Das dich mit Gluht und Flammen angefuͤllt.
2.
Ach bittrer Schmertz / der meine Glieder ruͤhret /
Und wie ein Gifft zum Hertzen dringt.
Ach falſcher Sinn! der mich an Oerter fuͤhret /
Wo man nur Trauer-Lieder ſingt.
Ach ſchoͤnſtes Bild! faͤlt denn kein ſuͤſſer Blick
Auf mich zuruͤck?
Nein! dieſes ſtoͤhrt ein fremdes Bild /
Das dich mit Gluht und Flammen angefuͤllt.
N 33. Er -198Verliebte und galante Arien.
3.
Erbarme dich / o Goͤttin! meines Lebens /
Erbarme dich doch meiner Pein;
Hilfſt du mir nicht? ſo iſt die Gluht vergebens /
Durch deine Gunſt kan ich nur ſeyn.
Doch nein! du hoͤrſt mich jetzo nicht.
Ach ſchoͤnſtes Licht
Warum? dich hat ein fremdes Bild /
Mit Gluht und Flammen angefuͤllt.
An die Nacht.
1.
Komm ſchwartze Nacht / du ſtille Finſterniß /
Umhuͤlle mich mit deinem braunen Schatten /
Du blaſſer Mond zeig mir mein guͤldnes Vließ /
Laß ungeſtoͤhrt mich mit Sorellen gatten.
Jhr Sternen zuͤndt die hellen Fackeln an /
Daß ich den Port der Wolluſt finden kan.
2.
Mein Geiſt verlangt den Haven bald zu ſehn /
Den Alabaſter und Corallen zieren;
Die Enge / wo nur kan ein Schifflein gehn /
Soll ihn ins Land der ſuͤßten Luͤſte fuͤhren /
Der Pharos ſoll die weiſſe Bruſt ihm ſeyn /
So faͤhret er vergnuͤgt zum Haven ein.
3.
Wie / winckt mein Licht nicht albereits von fern /
Und rufft mir zu / im Seegeln fort zu eilen /
Ja! nun wohlan! ich folge dieſem Stern /
Der Tag will auch nicht laͤnger mehr verweilen /
Die Sonne ſucht im Meere ihre Ruh /
Und ich / ich eile nach Sorellen zu.
4.
Jch fuͤhle ſchon die Liljen weiche Hand /
Jch ſeh die Bruſt mit Wolluſt-Roſen ſpielen /
Und ferner fort das angenehme Land /
Das meine Brunſt iſt willig abzukuͤhlen.
Das /199Verliebte und galante Arien.
Das / was mein Schiff nun eingeladen hat /
Das bleibet dir Sorelle vor die That.
Streit der Keuſchheit und Liebe. Serenata.
ARIA. Venus.
Augen / die dem Glantz der Sonnen
Mehr als doppelt abgewonnen /
Muͤſſen meine Fackeln ſeyn.
Solche Blicke zu verſtricken /
Daß ſie gleich ein Hertz beruͤcken
Gebe ich den Damens ein.
Augen / die den Glantz der Sonnen
Mehr als doppelt abgewonnen
Muͤſſen meine Fackeln ſeyn.
Jch zwinge alle Welt
Zu meiner ſuͤſſen Dienſtbarkeit /
Ein Hertz von Stein und Stahl /
Wird bald durch einen Strahl /
Und holden Blick gefaͤlt.
Es kan ſich keiner retten /
Aus meinen ſtarcken Ketten.
Zu mahl da ſolche Schoͤnen
Zu meinem Dienſt bereit /
Die Pracht und Anmuht kroͤhnen.
Auch keine Luſt /
Jm Himmel und auf Erden /
Kan einer Bruſt
Beliebter werden /
Als wenn man liebt /
Und Schoͤnheit wieder Kuͤſſe giebt.
ARIA. Diana.
Wo reine Zucht und Tugend bluͤht /
Da iſt der Himmel auf der Erden.
Nichts giebt dem klugen Frauen-Zimmer
Mehr Ruhm und groͤſſern Tugend-Schimmer /N 4Als200Verliebte und galante Arien.
Als wenn die Keuſchheit ſich bemuͤht /
Daß es zur Goͤttin moͤge werden.
Wo reine Zucht und Tugend bluͤht
Da iſt der Himmel auf der Erden.
Wer in vergnuͤgter Ruh
Den Fruͤhling ſeiner Jahre
Wil in der Bluͤhte ſehn /
Der gebe ja kein Lieben zu /
Sonſt faͤlt er zeitig auf die Bahre /
Und muß in kurtzer Zeit vergehn.
ARIA.
Liebe iſt die Peſt der Seelen /
Liebe iſt ein ſcharffes Gifft;
Zucker ſcheint ſie zwar zu ſeyn /
Doch der herbe Wermuhts-Wein /
Muß zuletzt die Geiſter quaͤhlen.
Liebe iſt die Peſt der Seelen /
Liebe iſt ein ſcharffes Gifft.
Cupide.
Wie! Diana raſet ihr?
Jſt Endymion vergeſſen?
Kennt ihr Latmus Hoͤh nicht mehr?
Wo ihr offtmahls mit Begier
Gantze Naͤchte habt geſeſſen /
So daß auch das Sternen-Heer /
Euch von euren ſuͤſſen Kuͤſſen /
Hat zuruͤcke ruffen muͤſſen /
Wenn des Brudern guͤldner Schein
Ließ die Berge feurig ſeyn.
ARIA.
Was Goͤtter und Menſchen mit Anmuth ergoͤtzet /
Was Himmel und Erden mit Wolluſt vergnuͤgt /
Sind eintzig der Liebe
Annehmliche Triebe.
Was Goͤtter und Menſchen / was alles beſiegt /
Jſt eintzig die Liebe / die lieblich verletzet.
Jupiter.
Die Venus hat gewonnen /
Denn wo die Augen Sonnen /Und201Verliebte und galante Arien.
Und wo die Schoͤnheit blitzt /
Da muß ſich alles biegen /
Jch ſelbſt muß unterliegen
Mein Anſehn mich nicht ſchuͤtzt.
So offt Cupidens Pfeil
Mich hat verletzet /
So offte hat mein Heyl
Die Venus mir erſetzet.
ARIA.
Wer kan ihr nun widerſtehen?
Da den Donner-Gott ſie zwingt.
Wer kan ungefeſſelt ſehen
Wunder-ſchoͤne Augen an?
Die mit Anmuht an gethan.
Wer kan ihr nun wiederſtehen /
Da den Donner-Gott ſie zwingt?
Cupido.
Nun Mutter ſeyd vergnuͤgt / Diana iſt beſiegt.
Auch unſer Freude zu vermehren /
So laſſe ich mich jauchtzend hoͤren.
Venus.
Jch muß zu meinem Siegen
Mich freudig zu dir fuͤgen.
ARIA. Venus. # Cupido. #
Jo! jo! Triumph!
Venus.
Jch habe obgeſiegt /
Cupido.
Die Venus hat geſiegt.
Venus.
Diana mir zum Fuͤſſen liegt.
Cupido.
Diana ihr zum Fuͤſſen liegt.
Venus. # Cupido. #
Jo! jo! Triumph!
Venus.
Jch habe obgeſiegt /
Cupido.
Die Venus hat geſiegt.
N 5Dia -202Verliebte und galante Arien. Diana.
O! ungerechtes Siegen.
Jhr Thraͤnen brecht hervor /
Jhr Augen weint /
Beweint mein Ungeluͤcke /
Das widrige Geſchicke
Hebt Jdalis empor /
Und laͤſt mich niederliegen.
Der Keuſchheit iſt man feind;
Ob ſchon der Schoͤnheit-Strahlen
So Wang als Bruſt bemahlen /
So iſt man doch nicht ſchoͤn;
Weil man die Keuſchheit liebet /
Und nicht das Buhlen uͤbet.
Ach! ach! ich muß vergehn.
O! ungerechtes Siegen /
Die Keuſchheit ſoll darniederliegen.
ARIA.
Jhr Schoͤnen ſucht ihr ein Vergnuͤgen /
So bleibt der Freyheit zu gethan /
Denn wird euch keine Liſt beſiegen /
Wie ſchlau ſie es auch faͤnget an:
Da / wo verliebte Geiſter weinen
Koͤnnt ihr vergnuͤgt alsdenn erſcheinen.
Jhr Schoͤnen ſucht ihr ein Vergnuͤgen /
So bleibt der Freyheit zugethan.
Jupiter.
Wie ſo verzagt Diane?
Jhr ſteckt im falſchen Wahne /
Die Keuſchheit bleibt geehrt /
Die Liebe wird geprieſen /
Wenn ihr den Argwohns-Rieſen
Jn einen Zwerg verkehrt /
So zeigt ſich / daß die Liebe
Der Schoͤn-und Keuſchheit Schweſter iſt.
Diane.
Jſt dieſes unſer Zwiſt?
So bin ich ſchon vergnuͤgt /
Jhr Augen lacht / ſeyd nicht mehr truͤbe /
Jch habe mit geſiegt.
ARIA. 203Verliebte und galante Arien.
ARIA.
Keuſcher Seelen ihr Ergoͤtzen /
Kan gantz wol die Liebe ſeyn.
Wer ſich Tugendhafft verliebt /
Ein beruͤhmtes Beyſpiel giebt
Zu den Sternen ſich zu ſetzen.
Keuſcher Seelen ihr Ergoͤtzen
Kan gantz wol die Liebe ſeyn.
Cupido.
Frau Mutter ſeyd vergnuͤgt /
Wir ſiegen und verliehren /
Zwey angenehme Schoͤnen /
Die Zucht und Schoͤnheit ziehren.
Die machen / daß ihr ſiegt /
Und wollen auch Dianen kroͤhnen.
ARIA. Mercurius.
Selbſt die Vollkommenheit lobt dis Geſchwiſter /
Sie ſind an Zucht und Schoͤnheit ſchoͤn /
Die Augen ſind der Liebe-Spiegel /
Jhr Strahl durchdringet Stein und Riegel /
Die Wangen voller Roſen ſtehn.
Selbſt die Vollkommenheit lobt dis Geſchwiſter /
Sie ſind an Zucht und Schoͤnheit ſchoͤn.
Jupiter.
Dieſe Schoͤnen ſollen werden
Auf der Erden /
Was ihr in dem Himmel ſeyd.
Doch mit dieſem Vorzugs-Rechte /
Daß eure Eigenſchafften
An jeder muͤſſen hafften.
Es ſteige ihr Geſchlechte
An Ruhm und Wuͤrdigkeit /
Bis an die blauen Buͤhnen /
Die uns zur Wohnung dienen.
ARIA.
Tutti.
So ſcheint ihr angenehmen Sonnen
Zu dieſer Stadt Zufriedenheit
Jupiter.
Das Gluͤcke ſelbſten ſoll euch dienen /
Diana.
Niemahls ſey eur Vergnuͤgen weit.
Venus.
An Schoͤnheit muͤſt ihr taͤglich gruͤnen /
Cupi -204Verliebte und galante Arien.
Cupido.
Euch ſoll einjeder Dienſtbahr ſeyn /
Mercurius.
Kein Neid verdunckle euren Schein.
Tutti.
So ſcheint ihr angenehmen Sonnen
Zu dieſer Stadt Zufriedenheit.
Als zwey Verliebte durch den dritten ver - ſtoͤhret wurden.
1.
Amariane die Geuͤbte
Lag in dem weichen Feder-Grab /
Als ihr Helari der Geliebte
Vergnuͤgte Luſt zu koſten gab /
Ach! ſprach ſie / moͤcht ich ſo ſtets leben /
Und mir mein Licht Careſſen geben.
2.
Sie ſchloß ihn in die weichen Arme /
Und druckte ihn an ihre Bruſt;
Sie ſprach: wenn ich alſo erwarme /
So wird mir ſolche Luſt bewuſt /
Die gegen alle Suͤſſigkeiten
Kan um die Ober-Herrſchafft ſtreiten.
3.
Hier hielt ſie Augenblicklich innen /
Die Zunge ließ das Reden ſeyn /
Auch warff die Anmuht ihre Sinnen
Jn eine ſuͤſſe Ohnmacht ein /
Sie ſtarb / doch muſte ihr das ſterben
Die allerſuͤßte Luſt erwerben.
4.
Sie lag und ruͤhrte nicht die Glieder /
Nur daß der Athen hefftig ging /
Doch kahm das Leben endlich wieder /
Worauf ſie an zu reden fing:
Ach ſuͤſſer Tod! in welch Ergoͤtzen /
Kanſt du doch meine Seele ſetzen.
5. Nichts205Verliebte und galante Arien.
5.
Nichts kan auf dieſem Rund der Erden /
Das mit dir zu vergleichen ſey /
Durch keine Kunſt erfunden werden;
Helari ſtimmte auch mit bey /
Und ſprach: Mein Kind / ach dis Vergnuͤgen /
Kan alle ander Luſt beſiegen.
6.
Kaum als die Worte ausgeſprochen /
Da ſanck Helari bey ihr hin /
Sie ſprach: Jhr Augen ſeyd gebrochen /
Wie! daß ich noch am Leben bin /
Ach Tod komm! laß es doch geſchehen /
Daß ich mit ihm mag untergehen.
7.
So gleich erſturben ihr die Geiſter /
Die Zunge blieb erſtarret ſtehn.
Die Ohmacht wurde von ihr Meiſter /
Es war um alle Krafft geſchehn.
Doch ihr Vergnuͤgen zu vermehren /
Muſt ihnen der Geiſt wiederkehren.
8.
Sie kuͤßten ſich / und lachten beyde /
Als jemand in die Kammer kahm /
Worauf zu ihrem groſſem Leide
Gleich ihre Luſt ein Ende nahm /
Jn welcher man nach vielen Stunden
Sie haͤtte ſonſten noch gefunden.
Er wil nicht lieben.
1.
Die Freyheit allein /
Die ſoll es nur ſeyn /
Mit welcher ich ſtete Freundſchafft geh ein;
Denn wer da im Lieben /
Sich taͤglich wil uͤben /
Der leidet nur Pein.
Man206Verliebte und galante Arien.
Man ſucht ſich zu retten
Aus Banden und Ketten /
Ein armer Gefangner ſucht gerne die Thuͤr.
Das Wild ſucht die Felder
Und dickeſten Waͤlder /
Jch ſuche mit ihnen
Der Freyheit zu dienen
Mit hoͤchſter Begier.
Mein Mund ſoll die Sachen
Der Liebe verlachen /
Weg Venus von mir.
2.
Dir folg ich nicht mehr;
So auch deiner Lehr
Gibt ferner mein Hertze niemahls Gehoͤr;
Du kehreſt das Schertzen
Jn klaͤglichem Schmertzen /
Und bringeſt Beſchwehr.
Ein hoͤlliſches Quaͤhlen
Empfinden die Seelen /
So deinen verdammten Trieben nachgehn.
Dein praͤchtig Gerichte
Sind gifftige Fruͤchte /
Die alle betriegen /
Die meinen Vergnuͤgen
An ihnen zu ſehn.
Jch mag ſie nicht ſchmecken /
So kan ich vor Schrecken /
Jn Sicherheit ſtehn.
Er preiſet ſein Gluͤck.
1.
Jhr Auen / Baͤch und Buͤſche
Du ſtiller Felder-Ruh /
Und auch ihr ſtummen Fiſche /
Hoͤrt meine Freude zu.
2. Jch207Verliebte und galante Arien.
2.
Jch ſaß vor wenig Tagen
Bey meiner Cynthia
Und was ich nur mucht fragen /
War alles bey ihr Ja.
3.
Jch ſprach: Mein Kind von Hertzen
Verehr ich eure Pracht
So lang die Sternen ſchertzen
Am Himmel bey der Nacht.
4.
Ja in der letzten Stunde /
Die Leib und Seele trennt /
Ob ſchon mit ſchwachem Munde /
Werdt ihr mein Licht genennt.
5.
Drauf ſchloß ſie mich gebunden
Jn ihre Arme ein /
Ach! daß der ſuͤſſen Stunden
Noch tauſend moͤchten ſeyn.
6.
Und mit verliebten Blicken
Sah ſie mich freundlich an /
Ein ſanfftes Haͤnde druͤcken
Wurd auch hinzugethan.
7.
Bis endlich meine Schoͤne
Die Worte bracht herfuͤr /
Mein Liebſter / ach ich ſehne
Mich immerfort nach dir.
8.
Jch ſtelle dir das Kuͤſſen
Und beſte Lieben frey /
Doch keiner ſoll es wiſſen /
Daß ich dein eigen ſey.
9.
Wir ſaſſen voller Freuden
Jn dem gebuͤckten Klee /
Ent -208Verliebte und galante Arien.
Entfernt von allen Leiden /
Von Kummer / Furcht und Weh.
10.
Jhr Mund lag auf dem meinen
Von ihr ſelbſt angelegt /
Und ihre Bruſt ließ ſcheinen
Was ſie verborgen traͤgt.
11.
Zwo ſchoͤne Marmor Ballen /
Die quollen in die Hoͤh /
Es wuchſen auf Corallen
Jn Flammen und im Schnee.
12.
Es daurte unſer Freude
Bis in die ſpaͤhte Nacht /
Worauf wir alle beyde
Uns auf dem Weg gemacht.
13.
Dis wil ich euch vertrauen
Jhr Felder weit und breit /
Jhr aber muͤſſet ſchauen /
Daß ihr verſchwiegen ſeyd.
14.
Drum ſag ich mein Veruͤben
Den ſtummen Felſen an /
Die beſte Kunſt im Lieben
Jſt / daß man ſchweigen kan.
Da ſie ihren Buſen veſte vermachte.
1.
Mein Kind / ſey doch ſo bloͤde nicht /
Laß deinen Buſen offen /
So ſieht man / daß dir nichts gebricht /
Daß alles eingetroffen:
Sonſt dencket man gewiß von dir /
Du haͤtteſt nicht der Bruͤſte Zier.
2. Ein209Verliebte und galante Arien.
2.
Ein Griff entweyht nicht deine Bruſt /
Und macht ihr keine Flecken /
Was nuͤtzt ein Schatz der unbewuſt
Den Sand und Steine decken?
Die Perl / ſo ſtets verborgen liegt /
Mit ihrem Glantze nicht vergnuͤgt.
3.
Was die Natur uns Menſchen giebt /
Das darff man allen zeigen /
Am meiſten dieſem / der uns liebt /
Dem wir die Sinnen beugen.
Was iſt es / das zum Sclaven macht?
Wol anderſt / denn der Bruͤſte Pracht.
4.
Was nun die Liebe heilig heiſt /
Das laſſe auch verehren /
Und wenn denn ſeine Pflicht erweiſt /
So muſt du den nicht ſtoͤhren /
Dem deine Bruſt das Altar iſt /
Auf dem er deine Gottheit kuͤßt.
Jhre Antwort.
1.
Verwegner ſey ſo kuͤhne nicht /
Sonſt habt ihr nichts zu hoffen /
Und wenn euch die Gedult gebricht /
Stehn Thor und Thuͤren offen /
Gedenckt bey leibe nicht von mir /
Jch hielte nichts von keuſcher Zier.
2.
Ein Griff entweyhet meine Bruſt /
Und macht ihr Mahl und Flecken /
Jch halte nichts von ſolcher Luſt /
Und wil ſie gern bedecken /
Wenn ſie im Tuch verborgen liegt /
Bin ich in keuſcher Luſt vergnuͤgt.
O3. Was210Verliebte und galante Arien.
3.
Was die Natur mir zugeſtelt /
Das darf ich keinen zeigen /
Und der / ſo etwas von mir haͤlt /
Muß davon ſtille ſchweigen /
Sonſt wird er als ein Knecht geſtrafft
Und aus dem Dienſte weggeſchafft.
4.
Das / was die Liebe heilig heiſt /
Das muß man nicht entehren /
Wenn man die Bruſt entbloͤſſet weiſt /
Wil man die Pracht verſtoͤhren /
Denn weil ſie eine Gottheit iſt
Man ſie durch einen Vorhang kuͤßt.
Als ſeine Schoͤne ſchlieffe. Cantata.
ARIOSO.
Ach ſchlafft ihr angenehme Augen /
Jhr Lichter dieſer kleinen Welt /
Komm Morpheus mit beliebten Traͤumen /
Und zeig ihr / wie mein Hertz ſie liebt.
Will dann der Schlaff die Augen raͤumen /
So dann es holde Blicke giebt /
Noch groͤſſer Gluht daraus zu ſaugen /
Die mich in ſteten Flammen haͤlt.
Ach ſchlafft ihr angenehmen Augen /
Jhr Lichter dieſer kleinen Welt.
Denn wenn ihr ſchon in Ruhe liegt /
So ſchlaͤfft doch eure Schoͤnheit nicht /
Die Roſen auf den Wangen /
Jn holder Zierde prangen:
Die Liljen-Bruſt
Den Geiſt vergnuͤgt /
Wenn ſie mit Luſt
Aus ihren Schrancken bricht.
ARIA. 211Verliebte und galante Arien.
ARIA.
Eure Ruhe holde Schoͤne
Muß mir eine Unruh ſeyn.
Denn die vielen Lieblichkeiten /
Die mich ſchlaffend auch beſtreiten /
Nehmen meine Sinnen ein.
Eure Ruhe holde Schoͤne /
Muß mir eine Unruh ſeyn.

An die ſtrenge Moniri.

Aus dem Frantzoͤſiſchen.

1.
Die Freyheit habe ich verlohren /
Mit ſteten Seuffzen quaͤhl ich mich
Um eine / die ſo ſchoͤn gebohren /
Daß alle Welt verwundert ſich
Wie ſie ſo ſchoͤn / doch hart darneben
Vor den / der ſich ihr hat ergeben.
2.
Kaum hatten ihre Koſtbarkeiten
Der Jugend Anmuhts-Lentz erreicht /
Als Venus ließ den Thron bereiten /
Der ſich auf ihren Wangen zeigt;
Die Roſen / ſo da herrlich prangen /
Die nehmen meinen Geiſt gefangen.
3.
Ach! haͤtt ſie nicht ſo ſchoͤne Augen /
Und waͤr ihr Hals ſo artig nicht /
So duͤrffte niemand Flammen ſaugen /
Und auf ihr waͤr kein Hertz gericht.
Ach! daß die holden Schoͤnheits Strahlen
Der Moniri ſo muͤſſen prahlen.
4.
Jch brenne durch den Strahl entzuͤndet /
Der aus ſo ſchoͤnen Augen faͤhrt.
Die Marter / ſo mein Hertz empfindet /
Jhr ſtrenges Grauſahm-ſeyn vermehrt /
O 2Sie212Verliebte und galante Arien.
Sie lachet wenn ich mich beklage /
Daß ich ſo ſchwere Banden trage.
5.
Noch mehr / ich ſoll ſo gar verbrennen /
Und in der Noht verſchwiegen ſeyn;
Sie zuͤrnt / will ich den Urſprung nennen
Der ungemeinen Liebes-Pein.
So muß ich an der Schoͤnen ehren /
Was mir die Stoltze wil verwehren.
An Ardelien.
1.
Sinnen / die ſich ſelbſt nicht kennen /
Sind Ardelie bemuͤht
Dir zu zeigen Feur und Brennen /
Das in meinem Hertzen gluͤht /
So dein feurig Augen-Strahl
Halb zur Freude und zur Quaal
Hat darinnen angezuͤndet /
Daß es nichts als Flammen findet.
2.
Aber! ach wo iſt mein Hertze?
Jſt es noch in meiner Bruſt?
Nein! ich fuͤhle / daß mein Schmertze
Deutlich zeiget den Verluſt.
Du haſt es / mein Licht / bey dir /
Und die Schaalen ſind nur mir
Bloß zum Leben uͤberblieben /
Da der Kern dir iſt verſchrieben.
3.
Wer nun ſo / wie ich / muß leben /
Der brennt / ſtirbt / und lebt zugleich /
Jn Verwirrung muß er ſchweben /
An Vergnuͤgen arm und reich
An dem Schmertzen der ihn plagt /
Und die heiſſen Sinnen nagt.
Er kan keine Stunde zaͤhlen /
Die nicht dreut ein neues Quaͤhlen.
4. Dei -213Verliebte und galante Arien.
4.
Deiner Freundlichkeiten-Sterne /
Der beliebten Augen-Licht /
Treiben meine Freyheit ferne /
Die gar nicht darwider ficht;
Sie wil gern in Banden ſtehn /
Und mich einen Sclaven ſehn.
Solcher angenehmen Augen /
Die zum Brand und Loͤſchen taugen.
5.
Schoͤne da mein Hertz nun deine /
Und in deinen Bruͤſten iſt /
Werd ich faſt zum kalten Steine /
Wo mich nicht dein Auge gruͤßt /
Und durch einem ſanfften Blick
Bringet meinen Geiſt zuruͤck /
Der in deinem Hertzen wohnet /
Und der Bruͤſte Pracht bethronet.
6.
Schencke mir mein Hertze wieder /
Aber deines mit dabey /
Goͤnn / daß meinen Augen-Lieder
Deine Bruſt ein Polſter ſey:
Lege Feur zu Holtz und Stroh /
Mach mein traurges Hertze froh;
Liebe / da ich dich verehre /
Und mein Feur mit Flammen mehre.
7.
Deiner Augen Heyl Planete
Mir ein neues Hertz zufuͤgt /
Und ich halte Luſt-Panquete
Wenn auf deiner Bruſt es liegt.
Wenn Ardeliens Geſicht
Scheinet mit beliebtem Licht
So vergeht den Hertzens-Mauren
Jhr verduͤſtert Liebes-Trauren.
8.
Drum mein Engel kenn die Flam̃en /
Die dein Auge mir erregt;
O 3Und214Verliebte und galante Arien.
Und weil ſie von dir herſtammen
Bleibe nicht ſtets unbewegt;
Liebe weil man lieben kan /
Beut den Flammen Nahrung an /
Die dich ihren Urſprung nennen
Und ohn dich nicht brennen koͤnnen.
Auf ihre Bruͤſte.
1.
Engliſche Bruͤſte
Nichts reichet mehr Luͤſte
Als ihr /
Den feurgen Rubinen /
Den weiſſen Jesminen,
Den wallenden Ballen
Den ſuͤſſen Corallen
Kein Nectar und Honig / noch Zucker geht fuͤr.
2.
Milcherne Auen
Jhr laſſet mir ſchauen
Die Frucht:
Darinnen verſtecket
Was Anmuht erwecket.
Da man den Leim findet /
Der Seelen verbindet.
Und da man die Speiſe der Lieblichkeit ſucht.
3.
Auf eure Huͤgel
Traͤgt Venus Gefluͤgel
Die Saat:
Daraus denn entſpringet
Was Luſtbarkeit bringet /
Was jedem beliebet /
Was Lieblichkeit giebet /
Und ſuͤſſe Vergnuͤgung im Uberfluß hat.
Leib -215Verliebte und galante Arien.
Leib-Aria der Cecilia.
1.
Suͤſſeſte Luſt verliebter Gedancken
Ruͤhret mein Hertze / und machet es wancken /
Daß es nicht ſtets an einem klebt
Uber gemeinen Brauch ſich hebt;
Und darneben nur gedenckt /
Wie es ſich fein offt verſchenckt.
2.
Wechſeln im Lieben lieb ich vor allen /
Schoͤnheit und Pracht muß mehren gefallen /
Edele Seelen feſſelt nicht
Einem allein geſchwohrne Pflicht;
Schwuͤre ſind ein leichter Schertz
Fuͤr ein recht verliebtes Hertz.
3.
Einer hat offt viel Roſen gebrochen /
Offt haben viel ein Roͤslein berochen /
Balſam hat vielen ohne Neid
Seinen Geruch zugleich geweyht:
Wie ſoll denn was vielen behagt?
Nur ſeyn einem zugeſagt.
Er wil die wanckelmuͤhtige Cecilia nicht mehr lieben.
1.
Cecilia fahr immer hin
Du wandelbahrer Mond /
Jch wil nicht / daß dein leichter Sinn /
Mit Falſchheit mich belohnt.
2.
Cecilia fort packe dich
Jch mag dich nicht mehr ſehn;
Denn deine Treu haͤlt keinen Stich /
Mit ihr iſts leicht geſchehn.
3.
Cecilia ich halte dich
Vor ein Chamelcon.
O 4Denn216Verliebte und galante Arien.
Denn deine Treu veraͤndert ſich /
So offt aufgeht die Sonn.
4.
Drum packe dich Cecilia
Jch liebe dich nicht mehr /
Komm mir nur ferner nicht zu nah /
So haß ich dich nicht ſehr.
Er wil eine harte Schoͤne beſtaͤndig lieben.
1.
Das iſt der Schluß / den ich bey mir gefaßt /
Daß euch mein Hertz beſtaͤndig ſoll verehren:
Und bin ich gleich / mein Engel / euch verhaßt /
So ſoll eur Haß doch meine Gluht nicht ſtoͤhren.
Die Hoffnung rufft mir dieſen Troſt noch zu /
Es kommt die Ruh.
2.
Es kommt die Ruh / eh man es offt vermeynt /
Ja! wenn ein Sturm mit Blitz und Donner wittert
Von ferne ſchon die guͤldne Sonne ſcheint /
Die das belebt / was vor Verjagniß zittert.
Wer nur getroſt ertraͤgt ein kurtzes Leid /
Der wird erfreut.
3.
Der wird erfreut / der unermuͤdet hofft /
Daß ſeine Quaal ſich wird in Luſt verwandeln /
Das Gluͤcke bricht hervor indem wir offt
Aus Ungedult mit Tod und Sterben handeln.
Ein feiger Muht nennt auch ſein Gluͤcklich-ſeyn
Nur Angſt und Pein.
4.
Nur Angſt und Pein in ſeiner Liebe ſehn /
Jſt ſchon genug ein Hertze abzuſchrecken.
Jch aber wil dennoch beſtaͤndig ſtehn:
Die Wetter / die eur Antlitzt jetzt bedecken /
Sind ſchon vorbey wenn mein getreuer Geiſt
Beſtaͤndig heiſt.
5. Be -217Verliebte und galante Arien.
5.
Beſtaͤndig heiſt / die Liebe / mir zu ſeyn;
Jch will ihr auch ſtets zu Gefallen leben:
Eur Zuͤrnen / und eur ungerechtes Nein
Kan meiner Gluht nicht immer widerſtreben /
Jch ſehe ſchon / wie mich dis Wort erquickt
Du wirſt begluͤckt.
6.
Du wirſt begluͤckt treu-doch gequaͤhltes Hertz
Sie haſſet dich / um dich nur zu probiren /
Erdulde nur den angenehmen Schmertz /
So wird dich bald die Sieges-Krone ziehren:
Schau / wie ihr Mund / in dem er dich veracht /
So artig lacht.
7.
So artig lacht ein holdes Gluͤck mich an:
Bey Roſen muß man nicht die Dornen ſcheuen.
Wer niemahls nicht was Ruͤhmliches gethan /
Dem wird man nicht Altar und Tempel weyhen.
Wer tapffer kaͤmpfft / und die Gefahr verhoͤhnt /
Der wird gekroͤhnt.
8.
Der wird gekroͤhnt mit einem Myrthen-Krantz /
Der immerfort treu und beſtaͤndig liebet /
Er fuͤhrt zuletzt ſein Engel-Bild zum Tantz /
Obs ſchon vorher viel ſaure Blicke giebet:
So dann erquickt ihr angenehmer Kuß /
Das iſt der Schluß.
Er verehret die ſchwartzbraune Statire.
1.
Du Goͤttinn meiner Bruſt;
Strahlen / die die Sonne machet
Wenn ſie an dem Himmel lachet
Die ſieht man an mit Luſt;
Denn ihre Gluht / und angenehme Schoͤne /
Den Augen gleicht / nach welchen ich mich ſehne.
O 52. Das218Verliebte und galante Arien.
2.
Das ſchwartze krauſe Haar
Mit den Augen iſt verſchwiſtert /
Deren Pech die Nacht verduͤſtert /
Wenn ſie befloret war.
So wie der Blitz / den ſchwartz Gewoͤlcke heget /
So auch dein Strahl die Hertzen niederſchlaͤget.
3.
Die angenehme Nacht
Macht die braunen Wolcken ſiehen /
Dran die Sternen ſich erhoͤhen
Mit ungemeiner Pracht /
Daß ſie den Geiſt durch ihre Zier entzuͤcket /
Wenn er die Lufft ſo angenehm erblicket.
4.
So auch galantes Kind /
Du ihr gleichende Statire,
Die ich ſtets im Hertzen fuͤhre /
Entzuͤckend machſt entzuͤndt.
Die braune Nacht / die / Schoͤnſte / dich bekroͤnet /
Das helle Licht der weiſſen Damen hoͤhnet.
5.
Ein weiſſes Kind erſehn
Macht nicht gleich die Hertzen brennen /
Aber ſchwartzen Strahlen koͤnnen
Nicht leicht wir widerſtehn.
Des Tages-Schein den weiſſen Damen gleichet /
Der vor der Nacht der braunen Schoͤnen weichet.
6.
Die ſchoͤnen Augen ſind
Bey dir gleich dem groͤßten Wunder /
Jhr Schwaͤrtze iſt der Zunder /
Der Hertz und Seel entzuͤndt:
Sie ſind die Nacht / und leuchten doch wie Sonnen /
Weil Æthnens-Blitz in ihren Kohl zerronnen.
7.
Der ſchwartze Marmor-Stein
Wird mit groſſer Muͤh gebrochen;
Gold219Verliebte und galante Arien.
Gold muß man aus Schlacken kochen
Die gleichfals dunckel ſeyn;
Und dennoch ſind ſie hoch und werth geachtet /
Daß jedermann ſie zu beſitzen trachtet.
8.
So ſteigt man auch mein Kind
Nach den Kirſchen in die Hoͤhe
Auf des Baumes ſchlancke Jaͤhe /
Die da erſchwartzet ſind;
Weil ihre Frucht viel ſuͤſſer und geſunder /
Als die / ſo da im Schatten ſind darunter.
9.
So kan nun eure Pracht
Schoͤne Braunen mehr entzuͤnden /
Als ſich heiſſe Blicke finden
Jn ſchwartzer Wolcken-Nacht /
Jhr ſcheinet zwar beliebt euch anzuſchwaͤrtzen /
Doch ſieht man nichts als Feuer-reiche Kertzen.
10.
Jhr brennet / und entzuͤckt
Als die Wolcken voller Blitze /
Und eur Monden-Licht hat Hitze /
So brennet und erquickt /
Es ſteckt in euch das Waſſer mit den Flammen /
Wer euch erlangt kriegt Luſt und Brand beyſammen.
Er entdecket ihr ſeine Liebe.
1.
Die Sclaven aͤchtzen in den Banden /
Und ihr Gemuͤhte iſt betruͤbt /
Warum? es iſt niemand verhanden
Der ihnen gute Worte giebt.
Sie duͤrffen ihre Noht nicht klagen /
Damit ſie ihre Henckers plagen.
2.
Mit recht verfluchen ſie die Ketten /
Die ſie ſo uͤbermaͤſſig druͤckt /
Sie220Verliebte und galante Arien.
Sie wuͤnſchen / daß ſie niemahls haͤtten
Dis Rund der Erden angeblickt.
Jhr Jammer zwinget ſie zum Sterben /
Und wil ſie dennoch nicht verderben.
3.
Ein Kluger haſſet dieſes Leben /
Und wil gern ohne Banden gehn /
Doch viele ſind / die dahin ſtreben
Sich als Gefangene zu ſehn;
Jch ſelber bin in dieſem Orden
Freywillig eingeſchrieben worden.
4.
Allein! die Banden / die ich fuͤhre /
Sind angenehm / und auch ſehr leicht.
Die Freyheit / die ich jetzt verliehre
Vor einer ſolchen Goͤttinn weicht /
Der alle Welt begehrt zu dienen /
Wenn ſie ſich deſſen darf erkuͤhnen.
5.
Die Schoͤnheit / ſo eur Antlitz heget /
Der blauen Augen Wunder-Macht /
Und was ſich in dem Buſen reget /
Die haben mich dazu gebracht /
Die ſchoͤnen Feſſeln zu verehren /
Die meine Hand und Bruſt beſchwehren.
6.
Seyd nun ſo guͤtig als ihr ſchoͤne /
Blickt euren Sclaven gnaͤdig an /
Goͤnnt / daß ich mich nach dieſen ſehne /
Was meine Banden mildern kan.
Und wird die Treue nicht gebrochen /
So werd mir Gegen-Gunſt verſprochen.
Als ihm Salinde eine Nacht-Luſt verſprochen.
1.
ES bricht die Nacht mit ihrem Schatten ein /
Darin ich ſoll in deinem Schooſſe ſeyn:
Der221Verliebte und galante Arien.
Der Sternen Schein verliehrt ſein helles Funckeln /
Und Cynthia laͤſt ihren Glantz verdunckeln.
Nun fuͤhre du die ſchoͤnſten Sterne her /
Dein Auge laß nicht ſeyn von Strahlen leer.
Dein Angeſicht ſey jetzt des Himmels-Bilde /
Die ſchoͤne Bruſt Hesperiens Gefilde.
2.
Diana kuͤßt Endymion bey Nacht /
Weil denn die Luſt in ihrem Schatten lacht /
Cythere laͤſt in duͤſtern Finſterniſſen
Jn voller Luſt ſich von dem Mavors kuͤſſen /
So laͤſt die Nacht die ſuͤßte Wolluſt zu /
Ein Liebender findt in dem Schooſſe Ruh:
Verſuͤßte Luſt / Freud und Ergoͤtzlichkeiten /
Die ſind bemuͤht den Vor-Rang zu erſtreiten.
3.
Cupido zollt im dunckeln Seelen-Luſt /
Und fuͤllt damit das Wohn-Haus unſer Bruſt /
Er ſetzet uns als Liebes-Kuͤchenmeiſter
Die Speiſen vor / ſo nur vor treue Geiſter.
So laß auch mich anjetzt mein Engel ein /
Da uns die Zeit recht wil behuͤlfflich ſeyn;
Es locken uns die dunckel-braunen Schatten /
Jn Luſt ſich mit einander zu begatten.
4.
Du laͤſt mich nicht ein widrig Augen-ſehn /
Beſondern gleich den frohen Stern auffgehn /
Der mir verheiſt / daß ich bey der Salinden
Kan ſtracks den Port der Gluͤckes-Jnſul finden:
Der Jnſul / da ein Roſen Bette macht
Die ſuͤſſe Luſt / und die Ergoͤtzung lacht;
Wo Anmuht ſich in reiche Stroͤhme gieſſet /
Und durch den Thau in unſer Geiſter flieſſet.
5.
Schenck Julep ein von Wangen / Mund und Bruſt /
Mach mir die Krafft der Edens Frucht bewuſt /
Ach kuͤhle mich / und loͤſche meine Flammen /
Die keiner kan als ungerecht verdammen.
Mich222Verliebte und galante Arien.
Mich hat dein Strahl / mein Engels-Kind / verletzt /
Und durch den Blitz in Brand und Gluht geſetzt.
Die Marmor-Bruſt ſchlaͤgt mich in ſolche Ketten /
Daraus du nur / mein Leben / mich kanſt retten.
6.
Du biſt der Artzt der eintzig und allein
Nur kan mein Troſt und beſter Labſahl ſeyn /
Die Wunden / ſo du pflegeſt auszutheilen /
Die kanſt du gleich durch holde Blicke heilen.
Jch will / ich will! dein ſuͤſſes Muͤndgen ſpricht /
Dein matter Geiſt erhaͤlt ein neues Licht.
Salinde hat vor deine Liebes-Wunden
Ein Buſen-Oehl und Lippen-Safft erfunden.
7.
So ſpricht mein Schatz / ſo denckt mein Engels-Kind
Und zeigt / daß ſie mir Huͤlffe ſtets erſinnt /
Nur bleib alſo beſtaͤndig mein Vergnuͤgen /
Und laß mich bald in deinen Armen liegen.
Du ſchwartze Nacht du Trauer-Flohr der Lufft /
Bring alles Licht in Morpheus Erden-Klufft.
Ach brich doch an du dunckel ſchwartzes Weſen /
Daß ich genieß die Luſt / ſo ich erleſen.
8.
Diana weich von deiner ſilber Bahn /
Jhr Sternen zieht ein dunckles Luͤfftgen an.
Ach eilet doch / ihr wartet allzulange /
Mein Hertze iſt vor Furcht und Liebe bange.
Doch ſo ihr wollt nur halb erſtorben ſeyn?
So ſtoͤhrt uns nicht durch eurem blaſſen Schein /
Helfft unſer Luſt / vermehret unſer Kuͤſſe /
Durch eure Krafft / und guͤtige Einfluͤſſe
9.
Salinde iſt ihr Lichter ſchon bereit
Mich zu umpfahn mit Luſt und Froͤlichkeit /
Sie muͤht ſich ſchon mit was vor ſuͤſſen Mienen
Sie meinen Dienſt wil wiederum bedienen.
Sie rufft mir zu ich ſoll nicht langſahm ſeyn /
Jhr Angeſicht huͤllt ſich in Roſen ein /
Ein kleiner Schaam heiſt euch von hinnen gehen /
Die Jungferſchafft ſollt ihr nicht ſterben ſehen.
Er223Verliebte und galante Arien.
Er verſichert Olinden ſeine Beſtaͤndigkeit.
1.
SO wie ein Fels beyWind - und Meeres-Stuͤrmen
Durch eigne Krafft ſich ſelbſten pflegt zu ſchirmen /
So will ich auch in meiner Liebe ſtehn
Eur Auge mag noch ſo erzuͤrnt ausſehn.
2.
Jch will / mein Schatz / euch unveraͤndert lieben /
Eur Zorn heiſt mir noch groͤſſer Treu veruͤben /
Die ſteheſt feſt / faͤlt ſchon der Himmel ein /
Ein zornig Blick kan ihr nicht ſchaͤdlich ſeyn.
3.
Zuͤrnt nur / zuͤrnt nur / ich bleib euch doch ergeben /
Eur zornig Aug kan meine Treu nicht heben /
Und brennt eur Zorn gleich noch vielmahl ſo ſehr /
So lieb ich euch dennoch / mein Kind / vielmehr.
4.
Will gleich eur Zorn auf meine Liebe raſen /
Doch ſoll Beſtand in meine Seegel blaſen /
Jch will getreu bey allen Stuͤrmen ſeyn
Ein zornig Blick reiſt nicht die Hoffnung ein.
5.
Eur Zorn vermehrt noch ferner meine Liebe /
Man ſtirbt nicht gleich / ob ſchon der Himmel truͤbe /
Auf Blitzen folgt ein froher Sonnen-Schein /
Und Liebe pflegt im Zorn verſtrickt zu ſeyn.
6.
Drum zuͤrnet nur annehmliche Olinde,
Je mehr ihr zuͤrnt / je mehr ich mich entzuͤnde
Von Strahlen / die eur duͤſters Auge zeigt /
Die gleich dem Schein / der aus den Wolcken ſteigt.
An die Nacht.
1.
Jhr Sterne an den Himmels-Buͤhnen /
Jhr Lichter dieſer Unter-Welt /
Helfft mir Semiren doch bedienen
Erhaͤllt das dunckle Wolcken-Feld /
Laßt224Verliebte und galante Arien.
Laßt eure Strahlen heller ſchimmern /
Vertreibt die ſchwartze Schatten-Nacht.
Seckt aus den blauen Himmels-Zimmern /
Die Fahnen eurer Schoͤnheit-Pracht.
2.
Diana laß die truͤben Wangen
Erfuͤllt mit klahrem Silber ſeyn /
Laß da die hellen Strahlen prangen
Was jetzt die ſchwartze Nacht nimmt ein /
Erhell ihr Zimmer / und das Bette
Daß ich mein Engels-Kind kan ſehn /
Und ſchauen wie an ihr ſo nette
Die Anmuhts-vollen Glieder ſtehn.
3.
Die Wangen ſuͤſſen Ambra trieffen /
Die Lippen ſind ein Zucker-Brodt /
Der Buſen laͤſt in Liljen ſchiffen /
Die Schooß gebiehrt den ſuͤſſen Tod /
Da geht man von Egyptens Kuͤſten
Durchs rohte Meer in Canaan,
Und in der Oed und dunckeln Wuͤſten
Man ſuͤſſes Manna koſten kan.
4.
Cupido iſt da Kuͤchenmeiſter
Die Anmuht traͤgt die Speiſe zu /
Die Luſt berauſcht die heiſſen Geiſter
Und ſchafft dem Leibe ſuͤſſe Ruh.
Granaten / Kirſchen und Jesminen
Die ſetzet ſie dem Munde fuͤr /
Die Aepffel zur Erfriſchung dienen /
Die Roſen bricht man mit Begier.
5.
Ach eilet doch ihr hellen Sternen!
Eilt / foͤrdert meine Liebes Luſt!
Geh auf du klahre Mond-Laterne /
Doch weich! Semirens ihre Bruſt
Mit ſolchem Silber iſt verſorget /
Das ſeinen Glantz mir ſietig weiht /
Da du von Titan es geborget /
Der ſeinen Uberfluß dir leiht.
Wech -225Verliebte und galante Arien.
Wechſel-Aria der Galanen und Maitreſſen.
1. Galanen.
Jhr Jungfern freuet euch /
Die ihr euch gerne troͤſten laßt /
Es hat der Liebe-Reich
Jetzt feſten Fuß gefaßt.
Ein jedermann
Will was er kan
Euch weyhn:
Eur ſchoͤner Schooß
Muß nun auch bloß
Vor die Galanen ſeyn.
2. Maitreſſen.
Galanen kraͤnckt euch nicht /
Wir laſſen alles willig zu /
Schafft / daß nur eure Pflicht
Befordert unſer Ruh /
Wir ſind bereit
Zur jeden Zeit
Zur Luſt:
Doch ingeheim
Den Honig-Seim
Der Liebe ſchenckt der Bruſt.
3. Galanen.
Wenn ſchon die truͤbe Nacht
Des Himmels blauen Teppicht deckt /
Und vor der Sternen Pracht
Sich Cynthius verſteckt /
So kommen wir
Zu eurer Thuͤr
Um euch:
Sammt unſer Bruſt
Jn voller Luſt
Zu ſehn in Amors-Reich.
4. Maitreſſen.
Wenn die Beſcheidenheit
Euch ſtets in eurem Lieben kuͤßt /
PAls -226Verliebte und galante Arien.
Alsdenn zu aller Zeit
Jhr unſer Gunſt genießt.
Wir ſind vergnuͤgt /
Wenn ihr nur ſiegt /
Weil wir:
Darum gemacht /
Daß unſer Pracht
Euch diene zum Plaiſir.
5. Galanen.
Halt Kinders / nicht zu weit /
Verdunckelt nicht der Schoͤnheits-Pracht /
Hat eure Trefflichkeit
Uns nicht verliebt gemacht?
Euch bleibt der Sieg
Jm Liebes-Krieg
Mit recht:
Wir ſtreiten zwar /
Doch zeigt ſich klahr
Daß ihr uns immer ſchwaͤcht.
6. Maitreſſen.
Ob wir ſchon Sieger ſeyn!
So kaͤmpfft doch / Helden / unverzagt /
Die Veſtung nehmet ein /
Die euch ſo ſehr behagt.
Beſtuͤrmt das Thor /
Und kaͤmpfft davor
Mit Muht:
Der Venus-Sohn
Laͤſt euch den Thron
Erobern ohne Blut.
7. Galanen.
Jhr Schoͤnen habt Gedult /
Eur heiſſes Wuͤnſchen ſoll geſchehn /
Laͤſt uns nur eure Huld
Und Liebe offen ſtehn:
Wann dieſe Gunſt
Die Liebes-Brunſt
Er227Verliebte und galante Arien.
Erhaͤlt:
So ſuchen wir
Recht mit Begier
Den Punct der kleinen Welt.
An das liebens-wuͤrdige Frauen-Zimmer.
1.
Jhr Schoͤnen freuet euch /
Die ihr nach Kron und Palmen tracht /
Es hat der Liebe-Reich
Den Sieg davon gebracht.
Daß nun die Welt
Zu Fuß euch faͤllt
Und ſpricht:
Man muß allein
Euch Dienſtbahr ſeyn /
Und eurem Wunder-Licht.
2.
Facht eure Flammen auf /
Die Augen laßt voll Feuer ſeyn /
Schickt Blick im vollen Lauff
Auf unſer Geiſter ein:
Der Bruͤſte Pracht
Sey bloß gemacht
Anjetzt:
Daß Labſahl ſey /
Das kuͤhle Zwey
Wenn eur Geſichte blitzt.
3.
Laßt eure Artigkeit
Jn ſchoͤnſter Zier der Mienen ſehn.
Daß ihr mit rechte ſeyd
Galant und wunder-ſchoͤn.
Nehmt Hertzen ein
Daß ſie euch ſeyn
Verpfaͤndt:
P 2Denn228Verliebte und galante Arien.
Denn eure Pracht
Gefangne macht
Wo man die Augen wendt.
Er liebt eine harte Schoͤne.
1.
Mein Vergnuͤgen heiſt nur Schauen /
Mir iſt weiter nichts vergoͤnnt /
Jch darf nicht auf Hoffnung bauen /
Mein Hertz ohne Huͤlffe brennt.
Jch darff nichts von Lieben ſagen
Die Pein nicht klagen /
Welche kein Auffhoͤren kennt.
2.
Meine Schoͤne lacht der Flammen /
Sie verwirfft die reine Gluht /
Und wil meine Bruſt verdammen /
Ob ſie gleich die Wirckung thut /
Jhr Geſichte-Flammen blitzet
Und mehr erhitzet
Daß ohnedem entflammte Blut.
3.
Doch gedult! wer kan das wenden
Was das Schickſahl haben will?
Man muß ihm an allen Enden
Unverweigert halten ſtill.
Endlich wird es ſich bedencken
Und meinen Kraͤncken
Setzen gleichfals Maaß und Ziel.
Er darf ihr ſeine Liebe nicht entdecken.
1.
Blondine deine Pracht
Hat mich verliebt gemacht;
Mein Hertz muß dir zu einem Opffer brennen /
Doch darf ich nicht die Seelen-Wunde nennen;
Jch229Verliebte und galante Arien.
Jch ſoll dich nicht /
Du ſchoͤnſtes Licht /
Zu meinem Troſt und froher Huͤlffe kennen.
2.
Allzeit bin ich betruͤbt /
Und ohne Troſt verliebt /
Jch darf dich nur / mein Licht / von ferne ſchauen /
Und nicht dem Artzt die Kranckheit anvertrauen /
Die innre Noht /
Der Seelen Tod /
Will mir aus Gram ſchon mein Graͤbniß bauen /
3.
Wenn ſoll erboßtes Gluͤck
Sich aͤndern dein Geſchick?
Wenn wird vor Gram einſt ſtoltze Freude bluͤhen /
Und nach der Nacht der rohte Morgen gluͤhen?
Daß ich mit Luſt
Kan aus der Bruſt
Den ſuͤſſen Safft der Zucker Kuͤſſe ziehen.
4.
Doch ſtoltze Freude fort /
Hier iſt kein Anmuhts-Port /
Jch muß mein Licht nur in Gedancken kuͤſſen /
Und nichts von Luſt und wahrer Freude wiſſen;
Bis daß der Schmertz
Zerbricht mein Hertz /
Und nach der Pein mein Leben macht beſchlieſſen.
Er beklaget ſich uͤber ihre Haͤrtigkeit. Folie d Eſpagne.
1.
Clarinde ſchoͤnſtes Bild
Jſt denn ein Stein verhuͤllt
Jn deiner zarten Bruſt?
Daß du mit Hertzens Luſt
P 3Kanſt230Verliebte und galante Arien.
Kanſt meinen Kummer ſehn?
Du laͤſſeſt mich vergehen /
Da dein Mund Marcipan
Den Schmertzen lindern kan.
2.
Den Schmertzen / den du mir
Durch deine Schoͤnheit-Zier /
Und deiner Augen Macht
Jn meine Bruſt gebracht.
Wodurch ich werd verzehrt /
Und bald in Nichts verkehrt /
Wenn nicht dein Zucker-Mund
Mein Hertze macht geſund
3.
Ein Kuß von deinem Mund
Macht gleich mein Hertz geſund
Ein freundlich Augen-Blick
Treibt meine Quaal zuruͤck;
Das druͤcken deiner Hand
Fuͤhrt ins Gelobte-Land /
Allwo mein matter Geiſt
Von Edens-Fruͤchten ſpeißt.
4.
Doch deine Grauſahmkeit /
Der du dich gantz geweyht /
Laͤſt dich nicht freundlich ſeyn /
Ob gleich die Mittel klein.
Dein Hertz iſt Stein und Stahl /
Es lachet meiner Quaal /
Und weigert mir den Kuß
Ohn dem ich ſterben muß.
5.
Jch ſterbe edles Kind
Durch deine Pracht entzuͤndt /
Wo deiner Lippen-Safft
Mir kein Vergnuͤgen ſchafft /
Noch mich befreyt aus Noht;
Der ich den herben Tod
Schon231Verliebte und galante Arien.
Schon in dem Rachen bin
Erweicht ſich nicht dein Sinn.
6.
Allein! du bleibeſt Stein
Bey meiner Liebes-Pein /
Es ſauget deine Bruſt
Aus meinen Schmertzen Luſt.
Mein Quaͤhlen kitzelt dich /
Dein Kitzeln quaͤhlet mich /
Doch liebet ſtets mein Geiſt
Was ſein Verderben heiſt.
An die ſtrenge Silvia. Folie d Eſpagne.
1.
DU ſtrenge Silvia,
Jch bin dem Tode nah /
Mich ſchreibt dein Grauſahm-ſeyn
Jns Buch des Todes ein.
Erbarm dich meiner Noht /
Und wuͤnſch nicht meinen Tod
Blick mich in Gnaden an /
Daß ich dich kuͤſſen kan.
2.
Du ſchoͤne Moͤrderinn
Zerbrich den harten Sinn /
Dein Hertze laß nicht Stein
Noch Stahl und Eiſen ſeyn.
Jch falle dir zu Fuß
Um einem Blick und Kuß /
Doch muß zu groͤßrer Pein
Mich kraͤncken falſcher Schein.
3.
Jch kuͤſſe ſchoͤnſtes Kind
Nur eitel Dunſt und Wind /
Wenn ich dich kuͤſſen will
Und du mir nicht haͤlſt ſtill.
P 4Jch232Verliebte und galante Arien.
Jch ſpuͤhre Hoͤllen-Pein /
Und kan nicht froͤlich ſeyn /
Da meine Freud und Luſt
Beſchwaͤrtzt ein Trauer-Wuſt.
4.
Mein Hertze bricht entzwey
Vor deiner Tyranney /
Du haͤuffeſt meinen Schmertz /
Und folterſt ſtets mein Hertz.
Durch deiner Augen-Strahl
Der mir nur Hoͤllen-Quaal
Vor ſanffte Blicke goͤnnt /
Und meinen Geiſt verbrennt.
5.
Bringt denn ein Blick und Kuß
Dir ſo viel Uberdruß?
Daß mein verliebtes Hertz
Von dir nur Seelen Schmertz
Vor ſuͤſſes Hoffen kriegt
Und ſich mit nichts vergnuͤgt /
Wenn es ſo ſehr begehrt /
Daß es dein Strahl ernehrt.
6.
Laß ab doch Silvia,
Und reich mir Huͤlffe da /
Schenck mir den Kuß und Blick
Daß er mein Hertz erquick.
Der Augen ſanffter Strahl
Vertreibe meine Quaal /
Mein Kind umarme mich
Und ſchlieſſe mich an dich.
Uber zwey Verliebte. Paſpiè.
1.
SO kuͤhlet und loͤſchet die luͤſterne Flammen /
Umarmet die Leiber in hefftiger Brunſt /
So233Verliebte und galante Arien.
So floͤſſet die Seelen und Geiſter zuſammen /
Und theilet in Liebe die heimliche Gunſt:
Vergnuͤget die Seelen durch wechſelnde Kuͤſſe /
So druͤcket und buͤcket zuſammen die Bruſt /
Vereinget mit Anmuth der Jdalis Fluͤſſe /
Und ſchmecket den Zucker der hoͤheſten Luſt.
2.
Bekuͤſſet eur Grab-Mahl auf Lippen und Bruͤſten /
Und ſchmecket in Anmuth den ſuͤſſeſten Tod /
Zerflieſſet in Freuden / erſterbet in Luͤſten /
Und koſtet im Sterben ein liebliches Brodt.
Jhr ſterbet in Luͤſten / ihr ruhet in Freuden /
Drum ſterbet nur offte / und tauſend mahl mehr /
Die Seelen die koͤnnen im Sterben ſich weiden /
Die Schaͤtze der Liebe ſind niemahls da leer.
3.
Erſterbet nur haͤuffig / ſo offt als ihr wollet /
Und wuͤnſchet euch immer die ſuͤſſeſte Pein /
Weil Amor da Luͤſte mit Uberfluß zollet /
So ſcharrt man mit Anmuth die Todten hinein.
Ach ſuͤſſes Vergnuͤgen! ach liebliches Sterben!
Wo haͤuffige Anmuth daſſelbe beſeelt;
Es wuͤnſcht ſich einjeder ein ſolches Verderbeu /
Weil keine Betruͤbniß die Sterbenden quaͤhlt.
4.
Jhr lebet im Sterben / ihr ſpielet in Flammen /
Jhr ruffet das Leben zu kuͤſſen den Tod /
Jhr roͤchelt / und flieſſet in Wolluſt zuſammen /
Und wuͤnſchet nur immer die liebliche Noht.
Die Seelen verlangen ſo immer zu leben /
Und lieben den Wechſel der toͤdtlichen Luſt /
Sie wollen ſtets lebend die Geiſter auffgeben /
Und ſuchen ihr Grab-Mahl im Schooſſe und Bruſt /
Die rechte Garten-Luſt.
1.
Dem Gaͤrtner mag das Hertze lachen
Wenn er in ſeinem Garten geht /
P 5Wo234Verliebte und galante Arien.
Wo ihm die Lufft von allen Sachen
Schon den Geruch entgegen weht.
Da blicket er die Blumen-Felder
Gewißlich recht vergnuͤget an /
Und freut ſich wenn er ſeine Waͤlder
Voll Obſt und Fruͤchte ſchauen kan.
2.
Er laͤchelt / wenn auf den Jesminen
Er ein verirrtes Bienchen ſieht.
Zu riechen muß die Roſ ihm dienen /
Er kuͤßt die ſuͤſſe Nelcken-Bluͤth;
Zur Liljen ſpricht er: Seht wie nette
Daß ihre weiſſe Blaͤtter ſtehn /
Die Nacht-Viol ſetzt er vors Bette
Wenn er jetzt will zur Ruhe gehn.
3.
Wenn er nun durch der Vogel Lieder
Des Morgens aus dem Schlaff erwacht /
So gehet er zum Garten wieder
Zu ſehen was ſein Kirſch Baum macht /
Und wenn der Maul-beer-Baͤume Fruͤchte
Zu ihrer Reiffe kommen ſind /
So findt er da ein gut Gerichte /
Das fuͤr das boͤſe Ubel dient.
4.
Die Aepffel nimmt er mit nach Hauſe /
Und ſcharrt ſie in ſein Bett-Stroh ein /
Damit dieſelbigen zum Schmauſe
Fein muͤrb und appetitlich ſeyn.
So mag des Gaͤrtners ſein Vergnuͤgen
Jn rechter Garten-Luſt beſtehn /
Jch ſolte bald ein Luͤſtgen kriegen
Dergleichen Kurtzweil nachzugehn.
5.
Es ſey darum! ich wils probiren
Jch trett zum Gaͤrtner-Orden ein /
Wird mir nun Gott ein Kind zu fuͤhren /
Das ſoll alsdenn mein Garten ſeyn.
Da235Verliebte und galante Arien.
Da will ich ein Bouquetgen binden
Von Blumen / die mein Garten hat /
Jch weiß / ich werde Fruͤchte finden
Die mich vergnuͤgen in der That.
6.
Von Wangen will ich Roſen pfluͤcken /
Und Nelcken von dem Zucker-Mund;
Ja bey der zarten Haͤnde druͤcken
Wird mir was Liljen heiſſen kund.
Bey den Jesminen ihrer Bruͤſte
Da ſtell ich mich als Biene ein /
So lang ich ſolche Honig Luͤſte
Genieſſe / wil ich ſchwermend ſeyn.
7.
Und wenn ich denn zu Bette gehe
Nehm ich die Nacht-Viole mit /
Damit im Schlaff ich auch verſtehe
Wie angenehm mein Garten bluͤht;
So lieg ich bis am hellen Morgen /
Und wenn ich denn erwachet bin /
So mach ich mich gantz ohne Sorgen
Zu meinem Garten wieder hin.
8.
Da breche ich von ihren Lippen /
Die allerreiffſten Kirſchen ab /
Es rinnt von ihren Purpur-Klippen
Ein ſuͤſſes Maulbeer-Safft herab.
Die Aepffel / ſo ihr Buſen traͤget /
Die nehm ich mit aufs Bette-Stroh /
So macht mich / was mein Garten heget /
Bey Tage und bey Nachte froh.
An Lesbis.
1.
Schoͤnſtes Kind ich bin entzuͤndet /
Deine Schoͤnheit hats gethan /
Brennen / das die Seel empfindet /
Zuͤndt dein ſchoͤnes Auge an;
So236Verliebte und galante Arien.
So! daß ich bald muß vergehen /
Wenn ich nicht kan Huͤlffe ſehen.
2.
Reiche deinen Mund und Lippen
Mir zu einem Labſahl her /
Sammt des Buſens Marmor-Klippen /
Und der Bruͤſte Kuͤhlungs-Meer;
Jſt es? daß ich die umfange /
Alsdenn bin ich nicht mehr bange.
3.
Deine Bruſt dem Himmel gleichet
An Vergnuͤgen ſchoͤnſtes Kind /
Deiner Stirn der Marmor weichet
Den man ohne Flecken findt;
Ja dein angenehmes Weſen /
Laͤſt nur lauter Anmuth leſen.
4.
Lesbis deinen ſchoͤnen Mienen /
Und der trefflichen Geſtalt
Wuͤnſchen Goͤtter ſelbſt zu dienen /
Denn wer kaͤmpfft mit der Gewalt /
So dein Auge bey ſich traͤget
Wenn es heiſſe Blitze heget.
5.
Faͤlt nun jeder vor dir nieder
Ach ſo ſey doch nicht ſo ſtoltz /
Und bedencke bey dir wieder /
Daß du nicht von Stein und Holtz /
Sondern auch ein Menſch gebohren /
Nicht zum Quaͤhlen auserkohren.
6.
Grauſahms Kind ach laß dich lieben /
Ach erkenne meine Brunſt!
Venus heiſt dir dieſes uͤben
Und befiehlt die Gegen-Gunſt;
Nun ſo halte ihr Geſetze
Daß mich deine Gynſt ergoͤtze.
Sie237Verliebte und galante Arien.
Sie entdecket ihm ihre Gegen-Liebe. Cantata.
ARIOSO.
Mein Schatz / du haſt geſiegt /
Mein Hertze iſt dein eigen
Denn wo die Liebe kriegt /
Da muß ſich alles neigen.
Doch / ja ich bin vergnuͤgt /
Weil du gefangen
Da du als Sieger denckſt zu prangen.
Jedoch du haſt geſiegt
Mein Hertze iſt dein eigen;
Denn wo die Liebe kriegt
Da muß ſich alles neigen.
RECIT.
Doch mein Verluſt
Wil meine Bruſt
Als Sieger gruͤſſen;
Der vielen obgeſiegt
Zu meinen Fuͤſſen liegt
Jn Demuth ſie zu kuͤſſen.
ARIA.
Jn der Liebe ſuͤſſen Kriegen
Muß der Sieger unten liegen
Die Beſiegte kriegt den Krantz /
Keiner kan von Vortheil ſagen /
Man hoͤrt ſonſt auch keine Klagen
Als es ſtirbt der Freyheits-Glantz.
Sie verſichert ihm ihrer Gegen-Liebe.
1.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt!
Alle die Plagen
Sind ſchon verſchlagen /
Daß ſie nicht koͤnnen dein Hertze mehr nagen /
Weil238Verliebte und galante Arien.
Weil es das Gluͤcke ſo artig fuͤgt.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt.
2.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt:
Was dich gedruͤcket /
Jetzt dich erquicket
Wenn dich der Marmor des Buſens entzuͤcket /
Und die Vergnuͤgung die Geiſter einwiegt.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt.
3.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt:
Weil deine Flammen
Vom Himmel ſtammen /
Kan ſie mein Hertze nicht fuͤglich verdammen /
Sondern ſie machen mich hoͤchlich vergnuͤgt.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt.
4.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt:
Weil deine Blicke
Ohn falſche Tuͤcke
Auch ſind beſtaͤndig im widrigen Gluͤcke
Daß mich kein Nebel der Falſchheit betriegt
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt.
5.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt:
Vor das Betruͤben
Muß ich dich lieben
Mir iſt dein Nahme ins Hertze geſchrieben;
Und zu der Beute haſt du es gekriegt.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt.
6.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt
Nach langen Hoffen
Jſts eingetroffen /
Daß dir der Haven des Gluͤckes ſteht offen /
Und dein Hertz ruhig vor Ancker da liegt.
Deine Beſtaͤndigkeit hat nun geſiegt.
Sie239Verliebte und galante Arien.
Sie wil die Abweſenheit ihres Liebſtens mit Gedult ertragen.
1.
Scheint die Hoffnung meines Lebens
Schon zu ſchwinden in der Lufft /
Quaͤhl ich mich doch nur vergebens /
Und bereite mir die Grufft /
Darum weicht / Gedancken weichet /
Daß mein Hertz die Ruh erreichet.
2.
Solte denn kein Stern mehr ſternen?
Der ein gut Geluͤcke zeigt /
Wenn ein Liebſter durch Entfernen
Nur auf wenig Monden weicht;
Ja! auf kurtze Zeiten ſcheiden
Bringt vor Ungluͤck ſuͤſſe Freuden.
3.
So erhohle dich mein Hetze
Laſſe deinen Schatz nur ziehn /
Dencke / daß zuletzt der Schmertze
Muß zur ſchwartzen Hoͤllen fliehn.
Ein gewuͤnſchtes Wiederſehen
Laͤſt dich nicht zu Grunde gehen.
4.
Fahr denn wohl geliebte Seele /
Groſſer Himmel ſteh ihm bey /
Schaffe / daß des Todes-Hoͤle
Nicht vor ihme offen ſey;
Laſſe meine Traͤume luͤgen /
Und mich friſch ihn wieder kriegen.
5.
Mehr indeſſen ſeine Liebe /
Wie ſich meine taͤglich mehrt /
Flamm noch an die heiſſen Triebe /
Die ſchon unſer Hertze nehrt.
Laſſe uns ſo hefftig lieben /
Als ein Menſch je koͤnnen uͤben.
Sie240Verliebte und galante Arien.
Sie ſehnet ſich nach ihrem abweſenden Liebſten.
1.
Fliegt ihr Seuffzer / gleich dem Winde /
Doch zu meinem Schatze hin /
Eilet fort / ach! eilt geſchwinde /
Und beſchreibt ihm meinen Sinn;
Saget ihm / daß ich mein Leben
Seinem Leben uͤbergeben.
2.
Tauſend Stunden ſind gezaͤhlet /
Um ihn wiederum zu ſehn /
Aber / ach! die rechte fehlet /
Die Vergnuͤgung anzugehn
Meinen Liebſten auf den Wangen
Liebreich kuͤſſend zu umfangen.
3.
Mahlt die Groͤſſe meiner Liebe
Jhm als einen Atlas fuͤr /
Sagt ihm / wie ich mich betruͤbe /
Bringet ihn doch her zu mir /
Daß die Seele meiner Seelen
Hemme meines Hertzens-Quaͤlen.
Er verlanget gleichfals bey ihr zu ſeyn.
1.
Unter tauſend Saͤbel blitzen /
Schlaͤffet doch die Liebe nicht /
Sie weis ſich ſowol zu ſchuͤtzen
Daß ihr gar kein Leid geſchicht.
Den / ſo ihren Fahnen ſchwoͤren /
Kan ſie gleiches Heyl gewehren.
3.
Selbſt ihr Weſen gleicht dem Kriege /
Bald hat Luſt die Ober-Hand /
Bald hat Schmertz die ſuͤſſen Siege
Und die Anmuth umgewandt.
Doch241Verliebte und galante Arien.
Doch wer iſt beſtaͤndig blieben
Kriegt die Krone in dem Lieben.
2.
Wer beſtaͤndig bleibt im Hoffen /
Und im Lieben trotzt der Zeit /
Dem ſteht Venus Tempel offen /
Und das Haus der Lieblichkeit /
Wo er auf der Liebſten Bruͤſte
Schmeckt die ſuͤſſen Himmels-Luͤſte.
4.
Schoͤnſter Gegen-Stand der Seelen
Faſſe dich nur in Gedult;
Mein Abweſen macht dein Quaͤhlen /
Und das Schickſahl hat die Schuld /
Das dich bald in Freude ſetzen
Und dich wird durch mich ergoͤtzen.
Als ſeine Balis ſtarb. Cantata.
ARIA.
Komme Tod! ach ſuͤſſer Tod!
Lieblich ſcheinet mir dein Wuͤten /
Hau mit deiner Senſen zu /
Setz den ſchwachen Geiſt in Ruh;
Denn kein Gluͤcks-Schein kau beguͤten
Seine zugeſtoßne Noht /
Komme Tod! ach ſuͤſſer Tod!
Lieblich ſcheinet mir dein Wuͤten.
RECIT.
Da die Haͤlffte meiner Seelen
Lieget in des Grabes-Hoͤlen;
Wil ich ihr Gefaͤhrte ſeyn /
Scharrt mich doch zu ihr hinein.
Wenn der Sonnen guͤldne Strahlen /
Nicht die Erde mehr bemahlen
Sinckt der Lotus in die Fluht /
Und verlaͤſt den hohen Muth;
QJa242Verliebte und galante Arien.
Ja des Nilus duͤſtre Wellen
Muͤſſen ihn zu frieden ſtellen /
Und indem er ſinckt hinein:
Wil er Phoebus aͤhnlich ſeyn.
Weil er in dem Strohm begraben
Scheinet da ſein Grab zu haben /
Da der Leit-Stern ſeiner Pracht /
Phœbus iſt ins Grab gebracht.
Meine Sonn iſt auch verblichen
Und ins ſchwartze Grab gewichen /
Jhr Entfernen greifft mich an /
Daß ich nicht mehr leben kan.
Schoͤne Balis reiß mein Leben /
Daß ich willig auf-will-geben /
Doch mit deinem Sterben ab /
Sieh / es kuͤſſet ſchon das Grab.
ARIA.
Schwinge dich betruͤbte Seele
Doch zu deinem Schatze hin /
Da die Schoͤne / die dein Leben
Dir kan frohe Blicke geben;
Auf / verlaß des Leibes Hoͤle.
Schwinge dich betruͤbte Seele
Doch zu deinem Schatze hin.
RECIT.
Auf der Erden
Kan mir nichts behaͤglich werden /
Nun mein Himmel
Jſt gemacht zum Traur-Getuͤmmel.
Alle Luſt iſt mir Verdruß
Nun ich Balis meiden muß.
Keine Freude / kein Ergetzen
Kan mich mehr zu frieden ſetzen /
Als der Tod /
Das End und Anfang meiner Noht.
ARIA243Verliebte und galante Arien.
ARIA.
Weg Vergnuͤgen / dein Vergnuͤgen
Jſt ein Tand
Und beſteht auf Unbeſtand.
Da mein Leben iſt entfernet
Mir kein Freuden-Stern mehr ſternet.
Weg Vergnuͤgen / dein Vergnuͤgen
Jſt ein Tand
Und beſteht auf Unbeſtand.
RECIT.
Jch will ſterben
Da mich meine Balis laͤſt /
Und im Tod die Luſt erwerben /
Daß ſie nimmer mich verlaͤſt.
ARIA.
Entweichet ihr Geiſter
Sucht Sterben und Grab /
Da alles Vergnuͤgen mit Balis iſt todt!
Wie kan ich denn leben in bitterer Noht?
Entweichet ihr Geiſter
Sucht Sterben und Grab.
An Sie.
1.
Schoͤnſte deiner Augen-Strahl
Macht ſuͤſſe Quaal
Jn meinem Hertzen;
Doch die Schmertzen
Sind ohne Pein.
Deine Blicke /
Mir ein Gluͤcke
Koͤnnen in dem Sterben ſeyn.
2.
Lachen / Weinen / Leben / Tod /
Noht ohne Noht
Q 2Ent -244Verliebte und galante Arien.
Entſteht aus Lieben;
Und Betruͤben
Folgt auf die Luſt /
Wenn die Sinnen
Nicht gewinnen
Schoͤnſte deine Marmor-Bruſt.
3.
Jſt es / daß ich ſterben ſoll?
So fahr ich wohl /
Wenn auf den Bruͤſten /
Jn den Luͤſten /
Jch fahre hin /
Da mein Sterben
Kan erwerben
Sich ein Grab bey dem Rubin.
4.
Sieh mein Auge froͤlich bricht /
Weil mir mein Licht
Allda erſcheinet
Schoͤn vereinet
Mit Roſen-Bluͤth;
Und die Wangen
Selbſt verlangen /
Daß mein Leben von mir flieht.
An die Sterne.
1.
Spielet ihr Sterne mit guͤldenen Strahlen /
Schnuͤre dich Himmel in Lieblichkeit ein /
Cynthia mehre dein praͤchtiges Prahlen /
Laſſe dein Antlitz verſilbert dir ſeyn;
Braͤnnet euch Wolcken verdoppelt das Prangen /
Laſſet die Fahnen der Schoͤnheit aushangen.
2.
Weichet ihr Zierden / erblaſſet ihr Strahlen /
Ziehe nur Himmel die Lieblichkeit ein /
Do -245Verliebte und galante Arien.
Doris die ſpielet mit praͤchtigerm Prahlen /
Alle die Schoͤnheit beſchaͤmet muß ſeyn;
Denn ihr Geſichte verdoppelt das Prangen /
Und laͤſt die Fahnen der Schoͤnheit aushangen.
An ſeine harte Schoͤne.
1.
Soll Schoͤnſte denn mein Hertz in ſtum̃er Gluth verbrennen?
Und darf die Zunge nicht des Hertzens ſtille Quaal?
Zu einer Linderung der Liebes-Pein bekennen?
Dein Auge / das mich brennt / verlaͤugnet ſeinen Strahl.
Du wilt ein Feuer ſeyn / und keine Hitze haben /
Dein ſpielend Augen-Blitz verwundet Muth und Hertz;
Doch ſoll kein ſanffter Blick das matte Hertze laben /
Mein Sterben macht dir Luſt / mein Trauren ſuͤſſen Schertz.
2.
Kan Gluth und kalter Froſt nun wol beyſammen ſtehen?
Und will das Augen-Paar nicht warm und kalt mir ſeyn?
Ja / Feur und Eyß laͤſt ſich im Berge Hecla ſehen /
Dein Auge iſt ein Eyß / und giebt doch heiſſen Schein.
Der Bruͤſte Marmor-Berg zeugt aus dem Eyſe Flammen /
Die Augen ſpielen Gluth / und ſind mir dennoch kalt;
Bald loben ſie mein Thun / bald wollen ſie’s verdammen /
Und alſo foltert mich die himmliſche Geſtalt.
Sie verzweiffelt.
1.
Verfluchter Tag / verworffnes Licht!
An dem mein Schatz die Treue bricht /
Die mir ſein Mund ſo offt verſprach /
Verworffnes Licht / verfluchter Tag!
2.
Brich Himmel brich / ſpey Donner aus /
Zerſchlage nur mein Seelen-Haus /
Jhr Wolcken blitzt und ſtrahlt auf mich /
Spey Donner aus / brich Himmel brich.
Q 33. Mein246Verliebte und galante Arien.
3.
Mein Leben ſtirbt / mein Odem weicht /
Und mein Geſichte ſchon erbleicht /
Der herbe Schmertz den Pracht verdirbt
Mein Odem weicht / mein Leben ſtirbt.
4.
Der Glieder-Pracht / der Roſen-Mund /
Die machen mir mein Sterben kund /
Es kuͤſſet ſchon des Todes-Nacht
Der Roſen-Mund / der Glieder-Pracht.
5.
Jch bin ſchon hin / ich ſterbe ſchon /
Und dis iſt meiner Liebe Lohn /
Ein falſches Hertz / ein leichter Sinn;
Jch ſterbe ſchon / ich bin ſchon hin.
6.
Ach eile doch du Menſchen-Feind /
Du bittrer Tod / mein beſter Freund /
Zerbrich an mir das Kummer-Joch /
Du Menſchen-Feind ach eile doch.
7.
Jhr Augen brecht / ach ſchlieſt euch zu /
Und laſſet nun den Geiſt in Ruh /
Jhr euch doch nur mit Thraͤnen ſchwaͤcht /
Ach ſchlieſt euch zu ihr Augen brecht!
8.
All meine Luſt / all meine Freud /
Verkehrt ſich jetzt in lauter Leid;
Ein Sorgen-Schlam / ein Schmertzen-Wuſt /
Jſt meine Freud und meine Luſt.
9.
Mein Hertze bricht / die Bruſt erfriert /
Die Freude ſich aus mich verliehrt /
Es gehet aus mein Anmuths-Licht /
Die Bruſt erfriert mein Hertze bricht.
10.
He! Charon He! hol mich hinab /
Und fuͤhre mich ins ſchwartze Grab /
Mein Geiſt erſtirbt / und ich vergeh /
Hol mich hinab / He Charon He!
11. Kommt247Verliebte und galante Arien.
11.
Kommt Furien, kommt Parcen her /
Jch mag allhier nicht leben mehr /
Seht wie ich muß vor Angſt vergehn /
Kommt Parcen her / kommt Furien.
12.
Jhr Kluͤffte reiſt / ihr Berge brecht /
Vollzieht an mir das letzte Recht /
Jn Aſch und Graus mich nur zerſchmeißt /
Jhr Berge brecht ihr Kluͤffte reißt.
13.
Du Hoͤllen-Schwarm / du ſchwartze Schaar /
Bringt mich zu Plutons Mord-Altar /
Zerfleiſchet mich / zerreiſt den Darm /
Du ſchwartze Schaar / du Hoͤllen-Schwarm.
14.
Mein ſchwartzer Geiſt / mein Schaaten-Jch /
Der ſoll dich quaͤhlen aͤngſtiglich /
Dein falſches Hertze dir zerreiſt /
Mein Schatten-ich / mein ſchwartzer Geiſt.
Sie beklaget die Falſchheit der Buhler.
1.
Jris, die betruͤbte Schoͤne /
Sprach voller Angſt mit weinenden Geſicht;
Ach geliebte Selimene,
Trau nimmermehr der Buhler Schmeicheln nicht /
Denn ihre Gunſt iſt nur auf Trug gericht /
2.
Wann ſie ſchon betrieglich ſagen /
Jch liebe euch ſo viel ich immer kan /
Muſt du uͤber ſie doch klagen /
Denn ſchauen ſie nur eine ander an /
Wird gleich ihr Sinn durch Wechſeln kund gethan.
Q 4Uber248Verliebte und galante Arien.
Uber die Vermaͤhlung eines Koͤnig - lichen Paars. Cantata.
ARIA.
Brennt / verliebte Hertzen brennet /
Jn vergoͤnnter Liebes-Gluth /
Mehret eure heiſſe Flammen /
Denn weil ſie vom Himmel ſtammen /
Bleibt er ihnen ewig gut.
Brennt / verliebte Hertzen brennet
Jn vergoͤnnter Liebes-Gluth.
RECIT.
Hymen iſt mit ſeinen Luͤſten
Euch zu dienen ſtets bereit.
Tauſend Anmuth / tauſend Freuden
Werden auf euch aus geſtreut /
Wenn auf den erhobnen Bruͤſten
Dieſer vierten Gratien
Phraataces ſich wird weiden /
Die voll Wolluſt-Roſen ſtehn.
ARIA.
So eile dann vollkommnes Fuͤrſten-Paar /
Verknuͤpffe Hand / Gemuͤhte / Leib und Seele /
Kuͤhl deine Gluth entflammter Koͤnig ab /
Jm Wolluſt-Brunn der ſchoͤnen Dejaniren,
Ein holdes Gluͤck will euch zu Bette fuͤhren /
Woſelbſt ihr findt ein angenehmes Grab /
So eile dann vollkommnes Fuͤrſten-Paar
Verknuͤpffe Hand / Gemuͤhte / Leib und Seele.
An ihre Augen.
1.
Quaͤhlt mich nur ihr holden Augen /
Und verkehret euch in Blitz /
Jch will gern die Flammen ſaugen
Sterb ich gleich vor Liebes-Hitz /
Strah -249Verliebte und galante Arien.
Strahlet / blitzet / und verbrennet
Alles iſt euch gern gegoͤnnet.
2.
Muß ich gleich im Feur verderben /
Bleibt mir doch der Ruhm davon /
Daß ich Goͤttlich koͤnnen ſterben /
Wie ein ander Phaeton,
Welchem Blitz und Donner-Strahlen
Muͤſſen ſeinen Stoltz bezahlen.
3.
Sterb ich denn durch eure Flammen
So geſchieht mir eben recht /
Blicke / die vom Himmel ſtammen
Hoͤren nicht vor einem Knecht /
Drum will ich auch willig leiden /
Daß ſich Leib und Seele ſcheiden.
4.
Wenn ſich Semele verſteiget
Und in Blitz den Zeus begehrt /
Alsdenn wird ihr Stoltz gebeuget /
Daß ſie Flamm und Feur verzehrt /
So wird auch mein Stoltz-Beginnen
Gleichen Untergang gewinnen.
An den Wider-Hall.
1.
Stiller Ort / begluͤckte Schatten /
Echo Sitz und Wunder-Haus
Goͤnnt / daß ich auf euren Matten
Schuͤtte meine Seuffzer aus;
Denn meine Seuffzer / meine Zaͤhren
Will / mir zum Troſte / keiner hoͤren.
Echo. Erhoͤren.
2.
Das Erhoͤren iſt verſchwunden /
Mein Schatz iſt in jener Welt /
Und der Schmertz vonmeinen Wunden
Hat mein Hertz ſchon halb gefaͤllt.
Q 5Ach250Verliebte und galante Arien.
Ach dein Erhoͤren iſt ein Meynen /
Mir wird die Sonne nimmer ſcheinen.
Echo. Erſcheinen.
3.
Wird des Gluͤckes froher Morgen
Nach den Stuͤrmen mir aufgehn?
Wird der Himmel vor mich ſorgen?
Soll ich mich erfreuet ſehn?
Ach Nein! ach Nein! ich bin verlaſſen
Jch kan ſie nicht wieder umfaſſen.
Ech. Umfaſſen.
4.
Jch umfaſſe ihre Bruͤſte!
Nein / ach Nein! das kan nicht ſeyn
Denn zu koſten ſuͤſſe Luͤſte
Geht mit Todten keiner ein;
Den Todt und Grab mag ich umfangen /
Die Syris werd ich nicht erlangen.
Echo. Erlangen.
5.
Nimmer und zu keinen Zeiten
Echo wird dein Reden wahr /
Da mich Augſt und Noht beſtreiten
Wird mir kein Befreyungs-Jahr;
Denn von den Banden / von den Ketten
Wird nun / ſie todt / mich keiner retten.
Echo. Erretten.
Als ſie auf dem Meer ſchiffte.
1.
Wehet ihr Luͤffte / verdoppelt euch Winde /
Eilet und jaget
Bringet und traget
Syris die Schoͤne zur Stelle geſchwinde.
2.
Spielet ihr Fluhten fein ſanfft und gelinde /
Laſſet die Wellen
Friedſahm ſich ſtellen /
Stuͤrme vergehet doch vor dieſen Kinde.
3. Ste -251Verliebte und galante Arien.
3.
Stehe auf Neptun, und das Meer einbinde /
Lege die Fluhten /
Zeige die Ruhten /
Deiner Hand dem Meer / daß ſie den Port finde.
Von der Groͤſſe der Liebe. Cantata.
ARIA.
Alles kan der Menſche enden /
Nur der Liebe ſuͤſſes Ziel
Giebt ihm ſtets was unter Haͤnden;
Er findt allzeit noch ſo viel /
Als er koͤnnte ewig machen
Von den angenehmſten Sachen.
Nie iſt der Liebe Macht
Jn enge Graͤntzen bracht.
Der Himmel brennt /
Die Welt ernehren Flammen /
Und ſtehen unzertrennt
Jn reiner Gluth beyſammen.
Die Luſt
Der Bruſt
Kan niemand nicht ausſprechen
Die ſtets ein ſuͤſſes Lieben ſpuͤhrt.
Kein Schmertz
Jns Hertz
Derſelben Seelen bricht
Darinnen ſcheint das frohe Freuden-Licht.
So durch die Liebe wird
Gezwungen anzubrechen.
ARIA.
So ſtarck ſind deine Triebe
Vergnuͤgungs-reiche Liebe /
Daß kein Schmertz
Kommt ins Hertz
Wo252Verliebte und galante Arien.
Wo deine Allmacht wohnet /
Dein Liebes-Weſen lohnet
Allzeit die Bruſt
Mit lauter Luſt.
So ſtarck ſind deine Triebe
Vergnuͤgungs-reiche Liebe.
Nacht-Lied.
1.
Schoͤnſte Goͤttin / du mein Leben /
Deine Schoͤnheit beht ich an;
Du kanſt meiner Seelen geben
Was ſie recht vergnuͤgen kan.
Angenehme Himmels-Luſt
Jſt der Anblick deiner Bruſt /
Und dein wunder-ſchoͤnes Weſen
Machet meinen Geiſt geneſen.
2.
Syris deine Roſen-Wangen
Sind der Liebe Auffenthalt /
Und die Purpur Lippen prangen
Wie des Meers Corallen-Wald.
Meine Seele / liebſtes Kind /
Allda ihr Vergnuͤgen findt;
Wer ſie kuͤhnlich darf bekuͤſſen /
Kan die hoͤchſte Luſt genieſſen.
3.
Kuͤß ich deine ſchoͤnen Bruͤſte /
Alsdenn wird mein Geiſt entzuͤckt /
Und derſelben ſuͤſſe Luͤſte
Machen mich durchaus begluͤckt.
Wer dein ſchoͤnes Weſen liebt /
Und ſich dir zu eigen giebt /
Darf in ſeinem gantzen Leben
Nicht am Ungluͤcks-Tuche weben.
4.
Jſt es? daß dein Schooß mich ſchlieſſet
Jn der Wolluſt Haven ein /
Und253Verliebte und galante Arien.
Und wird mir die Pein verſuͤſſet /
Der ich noch muß zinß bahr ſeyn /
Alsdenn iſt mein Gluͤck ſo groß /
Daß ich deiner ſchoͤnen Schooß /
Und dein lieblichen Ergoͤtzen
Nichtes kan entgegen ſetzen.
5.
Du ein Bild der reinen Sternen /
Und ein Schatz des Himmels biſt /
Deine Keuſchheit laͤſt mich lernen /
Was des Himmels Weſen iſt.
Deine Schoͤnheit / Zucht und Zier
Stellet ihn vollkommen fuͤr /
Alles was er ſchoͤnes heget
Jſt dir Syris beygeleget.
6.
Schwinden ſchon die klahren Sterne /
Blickt mich doch mein Himmel an /
Deſſen Blicke auch von ferne
Jch genau erkennen kan.
Schlaͤffſt du gleich in ſuͤſſer Ruh /
Wirffſt du mir doch Blicke zu;
Deiner Schoͤnheit helle Strahlen
Kan kein Dunckel nicht bemahlen.
7.
Wenn der traur’ge Abend weichet
Und die ſchwartze Nacht anbricht /
Dennoch Morgen-Roſen reichet /
Dein beliebtes Angeſicht.
Das in angenehmer Pracht
Als der heiter Himmel lacht /
Daß ich mag den Himmel finden
Vor dem alle Naͤchte ſchwinden.
Er will keinen Neben-Buhler leiden.
1.
Wer das ſchoͤne Auge kennet /
So mein mattes Hertze brennet /
Stuͤrtze ſich nicht in Gefahr /
Sehen254Verliebte und galante Arien.
Sehen mag er’s / doch nicht lieben /
Sonſten moͤchte Rache uͤben /
Der / der laͤngſt ſein eigen war.
2.
Nach dem Schatten dieſer Schoͤnen
Ehrerbietig ſich zu ſehnen /
Laſſe ich noch wol geſchehn;
Jhre Schoͤnheit zu verehren
Will ich keinen Menſchen wehren
Noch von Ferne ſie zu ſehn.
3.
Wie zwey groſſe ſtarcke Hunde /
Selten ohne Biß und Wunde
Koͤnnen bey einander ſeyn
So muß auch bey dieſem Beine /
Der mich laſſen nur alleine
Wer die Wunden denckt zu ſcheun.
4.
Jm verſchloſſenen Gehaͤge
Giebt es ungemeine Schlaͤge
Wenn ein Fremder es betritt /
Und das Wild gedenckt zu fangen /
Was der Herre zuerlangen
Selbſten eyfrig ſich bemuͤht.
Er liebet ſie allein.
1.
Mein himmliſches Bild / euch lieb ich allein;
Muß ich gleich zu weilen bey andern auch ſeyn /
Doch bleib ich / mein Leben /
Euch eintzig ergeben /
Euch will ich mich weyhn.
Jhr habet mein Hertz
Mir laͤngſten geraubet /
Wie! daß ihr denn glauhet
Jch lieb euch aus Schertz;
Da ich doch mein Licht
Euch eintzig verpflicht.
Ver -255Verliebte und galante Arien.
Verbannet das Dencken /
Das euch nur will kraͤncken /
Und lebet in Luſt /
Euch bleib ich ergeben
So lange das Leben
Mir nur iſt bewuſt.
2.
Die Sonne erſchwaͤrtzt dein himmliſcher Schein
Der lieblichen Augen / die feuriger ſeyn /
Als alle die Flammen /
Die Phœbus zuſammen
Der Erden kan leyhn.
Ein eintziger Blick
Erquicket mein Hertze.
Und bringet nach Schmertze
Zuruͤcke mein Gluͤck.
Jch werde beſeelt
Wenn Kummer mich quaͤhlt
Durch liebliche Blicke /
Und kuͤſſe mein Gluͤcke
Jn deinem Geſicht /
Es laſſen die Augen /
Stets Freundlichkeit ſaugen
Und Anmuth mein Licht.
Uber ihre Augen.
1.
Weich Sonne / hier blitzen gedoppelte Strahlen /
Und wollen des Angeſichts-Himmel bemahlen /
Sie ſtrenen die Flammen der Lieb lichkeit aus;
Sie brennen die Hertzen mit himmliſchen Flammen /
Und fuͤhren die Triebe der Liebe zuſammen /
Sie ſtreuen die Flammen der Lieblichkeit aus.
2.
Hier blitzen nur lauter erquickende Blicke /
Und haͤuffen mit Anmuth der Liebenden Gluͤcke /
Sie256Verliebte und galante Arien.
Sie toͤdten und heilen durch kraͤfftigen Strahl;
Sie lindern die Wunden und hemmen den Schmertzen /
Sie machen Vergnuͤgen den ſterbenden Hertzen /
Sie toͤdten und heilen durch kraͤfftigen Strahl.
3.
Jhr Augen / ihr Lichter der liebenden Seelen /
Jhr ſeyd es / die hemmen und foͤrdern das Quaͤhlen /
Jhr machet die Liebe / und brennet das Hertz /
Jhr ſetzet in Flammen / und loͤſchet die Gluhten /
Und bleibet doch feurig in ſaltzernen Fluhten
Jhr machet die Liebe / und brennet das Hertz.
Er entſaget der Liebe.
1.
DU ſchwacher Liebes-Gott wo ſind nun deine Banden?
Mein Hertz und Sinn
Hat ſeine Freyheit funden.
Du ſolt annoch an mir erſtreiten Schimpff und Schanden /
Weil ich nun bin
Von Ketten loß gebunden /
Verlach ich den Zunder und Plunder der Liebe /
Vermeide die ſchoͤnen Sirenen und Diebe.
2.
Sieh hier mein Hertze iſt gantz loß von deinen Ketten /
Das willig hat
Von dir ſich fangen laſſen.
Man kan ſich gleichwol noch aus deinen Banden retten /
Wenn in der That /
Man will die Feſſeln haſſen /
So deine verſchmitzete Schwaͤncke uns geben /
Verkuͤrtzen und wuͤrtzen das edelſte Leben.
3.
Und alſo lieffert dir die Freyheit jetzt Bataillen,
Mit vollem Gluͤck
Sucht ſie dich zu beſiegen /
Du ſolt wol tauſendmahl mit ihr dich wieder balgen /
Eh deine Tuͤck
Sie werden unter kriegen.
Jch257Verliebte und galante Arien.
Jch trotze / und ſchelte nun billig die Ketten /
Wovon ſich ſonſt trauet leicht keiner zu retten.
An eine Dame die mit Worten hin haͤlt.
1.
Wolt ich deinen Worten glauben
Spielt ich nur mit leeren Schein /
Denn mein Engel deine Liebe
Hegt nicht Flammen-reiche Triebe /
Die der Liebe Nahrung ſeyn.
Wolt ich deinen Worten glauben
Spielt ich nur mit leeren Schein.
2.
Ach mein Engel / meine Seele
Linder doch die Liebes-Pein
Mache dein be liebt Geſichte
Mir zu einem Sonnen-Lichte /
Das mir giebet falſchen Schein,
Ach mein Engel / meine Seele
Linder doch die Liebes-Pein.
3.
Gib der Augen helle Strahlen
Meiner Seel zum Anfuhrts-Licht
Daß ich deinen Port erblicke
Wo die Anmuth ſammt dem Gluͤcke
Jhre Wohnung aufgericht
Gib der Augen helle Strahlen
Meiner Seel zum Anfuhrts-Licht.
Das unbeſtaͤndige Frauen-Zimmer.
1.
Des Frauen-Zimmers artigs Stellen /
Gleicht denen wilden Meeres-Wellen;
Wer ihren glatten Worten traut
Auf Glas die hoͤchſten Thuͤrme baut;
REr258Verliebte und galante Arien.
Er fiſchet in der Lufft / er pfluͤget in der See /
Und ſucht ein Schwalben-Neſt in dem erſtarten Schnee.
2.
Sie lieben hefftig mit dem Munde
Doch ſteht die Lieb auf ſchlechten Grunde /
Wenn nur ein kleiner Wind entſieht /
Gleich Lieb und Gunſt zu Boden geht /
Jm Wandeln ſiegen ſie des Mondes Wandel an /
Da ſelbſt der Unbeſtand ſie nicht beſiegen kan.
Er liebet ſie.
1.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind /
Der Anblick deiner zarten Wangen
Laͤßt mir ein ſolch Gefilde ſehn /
Auf welchemLilg - und Roſen ſtehn /
Die in der ſchoͤnſten Bluͤhte prangen.
Kein Schnecken-Blut iſt zuvergleichen
Mit deiner Lippen Wunder-Pracht /
Womit die Schoͤnheit ſelber lacht /
Vor deinen Mund Corallen weichen.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
2.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind /
Von deinen Feuer-reichen Augen
Jſt meine Seel in Brand geſetzt /
Aus dem / was deine Lippen naͤtzt /
Muß man den Liebes Nectar ſaugen.
Es laben ſich die matten Sinnen
An dieſen angenehmen Fluß /
Durch den ſo ſehr beliebten Kuß
Spuͤhrt man ein Roſen-Zucker rinnen.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
3.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
Der Ort / wo Himmels-Blumen bluͤhen /
Jſt259Verliebte und galante Arien.
Jſt deine wunder-ſchoͤne Bruſt /
Die Aepffel ungemeiner Luſt
Nach dieſer zarten Gegend ziehen /
Jhr Anblick zeiget ſolche Fruͤchte /
Woran die Anmuth ſelbſten baut /
Und faſt einjedes Auge ſchaut
Nach dieſen lieblichen Gerichte.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
4.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
Der Wunder-glantz der Schwaanen Bruͤſte
Beſchaͤmt das weiſſe Helffenbein /
Es fuͤhret nicht ſo ſchoͤnen Schein
Das Marmel-gleiche Stern-Geruͤſte;
Die Anmuths-Roſen / ſo ſie decken
Jn ſolcher Pracht und Zierde ſiehn /
Daß ihr beliebtes Tauſend-Schoͤn
Verhoͤhnt das edle Blut der Schnecken.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
5.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
Du Eben-Bild der hellen Sonnen
Muſt mir auch eine Sonne ſeyn /
Die mit beliebten Glantz und Schein
Den Geiſt erquickt / den ſie gewonnen
Kan ich mich an den Blicken laben /
Und kuͤſſe ich die ſchoͤne Bruſt /
So ſchmecke ich die frohe Luſt /
Wodurch man kan den Himmel haben.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
6.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
Laß mir den Liebes-Garten offen /
Der lauter Lebens-Fruͤchte traͤgt /
Und ſo viel Anmuth in ſich hegt /
Daß man nicht darf vergebens hoffen.
Gedenck ich an die ſeltnen Schaͤtze /
Die dein verborgnes Eiland giebt /
So bin ich froh / und doch betruͤbt /
R 2Weil260Verliebte und galante Arien.
Weil ich mich nur im Traum ergoͤtze.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
7.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
Erhoͤre doch mein ſuͤſſes Leben
Das Flehen / ſo dein Knecht ausſtoͤßt /
Die zarte Bruſt ſey mir entbloͤßt /
So Milch und Schnecken-Blut umgeben /
Daraus du Zucker-Luſt den Seelen
Und holde Anmuth floͤſſeſt ein /
Alsdenn verſchwindet jene Pein /
Womit ſich meine Sinnen quaͤhlen.
Jch lieb dich ſchoͤnſtes Kind.
Das ſuͤſſe Kuͤſſen. Paſpiè.
1.
ES ſchmecken die Lippen der Damen ſo ſuͤſſe /
Und reichen im Kuͤſſen ein himmliſches Brodt /
Man weidet die Seelen durch wechſelnde Kuͤſſe /
Und ſolche entziehen befordert den Tod.
Es traͤuffet ein Nectar von denen Corallen /
Und tauſend entzuͤckende Luͤſte darbey:
Wem pfleget dis Manna nicht ſtets zugefallen
Wie eckel ſonſt immer im andern er ſey?
2.
Es muͤſſen den Bruͤſten die Lippen doch weichen /
Weil mehre Vergnuͤgung bey ihnen ſich findt /
Da kan man die Venus entkleidet beſchleichen /
Die uns in dem Marmor zu baden verguͤnnt.
Es hitzen und kuͤhlen die Marmorne Ballen /
Und dieſes erquickende Schnee-Gebuͤrg macht
Daß man in die Flam̃en nur wuͤnſchet zu fallen /
Weil einen erwuͤnſchete Kuͤhlung anlacht.
3.
Jhr Lippen und Bruͤſte ihr ſchmecket zwar ſuͤſſe /
Und zinſet den Koſtenden voͤllige Luſt /
Doch261Verliebte und galante Arien.
Doch machen des Schooſſes entzuͤckende Kuͤſſe
Uns groͤſſer Vergnuͤgen und Anmuth bewuſt.
Da bricht man die Fruͤchte vom Baume des Lebens /
Und trincket den flieſſenden Honig darbey.
Man ſuchet das Manna da niemahls vergebens /
Daß es nicht zu finden im Uberfluß ſey.
Der hoͤffliche Liebhaber.
1.
Mein Hertze / und das Auge ſpricht
Ob ſchon die Lippen ſchweigen /
Nennt gleich der Mund mein Lieben nicht /
Dennochs die Seuffzers zeigen.
Und deckt mein Blut
Gleich ſeine Gluth
Die Funcken doch aus meinen Adern ſteigen.
2.
Mein Weſen laͤſt mein Feuer ſehn /
Ob ich es ſchon verhaͤhle;
Laͤſt gleich mein Mund kein Klagen gehn /
So thut es doch die Seele /
Und zeigt die Bruſt
Gleich auſſen Luſt /
Doch ich mich ſehr durch innre Flammen quaͤhle.
3.
So lieb ich nun / doch ſcheut der Mund
Sein Liebes-Feur zu nennen /
Das Hertze aber macht es kund /
Und zeiget an mein Brennen /
Doch weiß ich nicht?
Wenns Hertze ſpricht
Ob meine Gluth mein Engel wird erkennen.
Als Doris ihm gekuͤſſet.
1.
Mein Gemuͤth iſt voller Freuden /
Und mein Geiſt am Himmel hafft /
R 3Mei -262Verliebte und galante Arien.
Meine Doris heiſt mir weiden /
Wo die Luſt Vergnuͤgen ſchafft /
Jhren Mund darf ich bekuͤſſen /
Und auch genieſſen
Von den Lippen Ambra-Safft.
2.
Milder Himmel mehr mein Gluͤcke
Haͤuffe meine Liebes-Luſt!
Schenck mir Gnaden-reiche Blicke /
Mache mir den Ort bewuſt /
Wo Narciſſen und Jesminen
Jm Schnee ſtets gruͤnen
Auf den Huͤgeln ihrer Bruſt.
3.
Jhrer Lippen Wolluſt-Keller /
Wo berauſchet Geiſt und Seel /
Schencket heiſſen Muſcateller
Aus des Munds Corallen-Hoͤhl /
Und der Bruͤſte reiffe Reben
Sehr haͤuffig geben
Den ſo ſuͤſſen Liebes-Oehl.
4.
Doris deine zarten Lippen
Zeigen meinem Schiff den Bay /
Wo es von den ſcharffen Klippen /
Und von allen Stuͤrmen frey;
Jn dem ſchoͤnſten Haven lieget
Und ſich vergnuͤget
An Cupidens Naſcherey.
5.
Spuͤhrt man ſonſt wo harte Wetter /
Oder daß es Winter iſt /
So ſind da doch Roſen-Blaͤtter
Die ein ſteter Fruͤhling kuͤßt;
Da iſt niemahls Blitz und Regen /
Vor Donner-Schlaͤgen
Man ein holdes Gluͤck genießt.
6.
Dieſen Vorſchmack von dem Leben
Und den Anfang ſolcher Freud /
Muß263Verliebte und galantt Arien.
Muß der Lippen Koſt uns geben
Nebſt der Bruͤſte Suͤſſigkeit /
Dieſe fuͤhren zu dem Lande
Und Wolluſt Strande /
Wo Cythere Zucker ſtreut.
An die zornige Caſſandra.
1.
Ach! mein Engel / mein Verlangen!
Muß / und ſoll ich denn vergehn?
Darf ich nicht die Bruſt umpfangen?
Ach! ſo iſts um mich geſchehn!
Stehet meinem heiſſen Hoffen
Kein Gut-ſeyn offen?
So kan ich mein Sterben ſehn.
2.
Zornige / ich falle nieder /
Blicket mich halb-todten an /
Ach kehrt doch / ach kehret wieder!
Daß ich Athen hohlen kan /
Und an euren ſchoͤnen Wangen
So moͤge hangen /
Als ich ehmahls wol gethan.
3.
Schoͤnes Kind / Preiß aller Damen
Eures Halſes Helffenbein
Und der Bruͤſte Marmor Rahmen
Fuͤhren mich im Zweiffel ein /
Ob ihr aus der Goͤtter Orden
Zur Damen worden /
Die hier will verehret ſeyn.
4.
Oder / ob ihr ſo gezeuget /
Als wie ander Menſchen ſeyd?
Trifft dis ein / ſo uͤberſteiget
Jhr der Loͤwen Grimmigkeit /
R 4Jn -264Verliebte und galante Arien.
Jndem ihr mein ſchlecht Verbrechen
So hart zu raͤchen
Mit erzuͤrnten Augen dreut.
5.
Aber Nein! eur ſchoͤnes Weſen
Euch ein Bild der Gottheit heißt /
Der man an der Stirn kan leſen /
Daß ſie Gnad und Huld erweißt:
Auf ein unermuͤdtes Flehen
Wird es geſchehen /
Daß man Huͤlff und Rettung preißt.
6.
Drum / o Goͤttin! ſoll ich leben!
So ſtelt doch eur Zuͤrnen ein /
Meinen Jammer muͤſt ihr heben /
Sonſt werd ich verlohren ſeyn.
Was die Seele will verzehren
Muß ſich verkehren
Jn beliebten Gnaden-Schein.
7.
Mehr will ich mein Schatz nicht ſuchen /
Weil ihr eine Gottheit ſeyd /
Sonſten wuͤrd ich nicht verfluchen
Eures Buſens Lieblichkeit /
Und die wunder-ſchoͤnen Gaben /
So den erlaben /
Dem der Tod das Sterben dreut.
8.
Eure Donner-reiche Blicke /
Und der Augen Finſter-Nacht /
Haben mein gehabtes Gluͤcke /
Zu dem groͤßten Schmertz gemacht;
So daß ich bald muß verderben
Und Huͤlff-loß ſterben /
Wo nicht eur Erbarmen lacht.
An265Verliebte und galante Arien.
An die ſtrenge Lesbia.
1.
Galante Lesbia du toͤdteſt mir mein Leben
Wenn deine harte Bruſt ſich noch nicht will ergeben;
Mich quaͤhlet deine Pracht / dein Hart-ſeyn foltert mich /
Jch bin lebendig todt / und ſeuffze aͤngſtiglich.
2.
Allein umſonſt! umſonſt ſind meine Jammer-Zeichen /
Dein Hertz / das ſteinern iſt / iſt gar nicht zu erweichen /
Du bleibeſt allezeit bey meinen Klagen hart /
Ob ſchon das Seuffzen ſich mit meinen Thraͤnen paart.
3.
Ein Diamant zerſpringt im ſchlechten Bockes-Blute
Mir aber kommt mein Blut / und Weinen nicht zu gute /
Ein harter Stein wird weich / das Eiſen zaͤh gemacht /
Nur du / mein Kind / wirſt nie auf andern Sinn gebracht.
4.
Sonſt pflegt man nach der Nacht / und ihren Finſterniſſen /
Den frohen Morgen-Stern im hellen Licht zu kuͤſſen /
Nach langen Faſten bricht das Oſter-Feſt herein /
Du aber wilt mir Nacht / und ewigs Faſten ſeyn.
5.
Jch ſoll das Jubel-Jahr auf deiner Bruſt nicht halten /
Mein heiſſes Seuffzen muß in kuͤhler Lufft erkalten.
Da ſtets die Marter-Woch in meiner Seelen iſt /
So klag ich / daß mein Mund noch keinen Ablaß kuͤßt.
6.
Jch ſchiffe um den Port / wo Freud und Anmuth wohnet /
Allein vor jene Luſt / werd ich mit Angſt belohnet /
Jndem das Vor-Gebuͤrg / ſo nach der Hoffnung heißt /
Sich / wenn ich landen will / von meinem Schifflein reißt.
7.
So muß ich gleiche Quaal wie Tantalus ertragen /
Jch ſehe meine Luſt / und darf es doch nicht wagen /
Daß ich ſie koſten will / weil du ſonſt wirſt erhitzt /
Und Donner ſtoͤſſeſt aus / dabey mein Himmel blitzt.
R 58. Jxi -266Verliebte und galante Arien.
8.
Jxion iſt mir gleich / ich dulde ſeine Schmertzen /
Wenn ich dich kuͤſſen will / ſo muß ich Wolcken hertzen /
Umarmen einen Dunſt / und einen falſchen Schein /
Denn du wilt auch ſo gar im Kuͤſſen grauſam ſeyn.
9.
So quaͤhleſt du mein Hertz mit Centner-ſchweren Plagen /
Und doch kan ſtets dein Mund von groſſer Guͤte ſagen /
Von deines Hertzens-Brand / von deiner Treu und Huld
Da doch mein Leben ſtirbt vor groſſer Ungedult.
10.
Ach harte Guͤt ach! ach! feindſeeliges Erbarmen /
Wie quaͤhlet doch dein Stoltz mich halb-erſtorbnen Armen!
Bald lebe ich in Luſt wenn mich ein Blick vergnuͤgt /
Bald aber ſtirbt der Geiſt / wenn mich der Schein betriegt.
11.
Tyrannin meiner Bruſt / du Moͤrderinn des Lebens
Hofft dann mein matter Geiſt auf Gnade gantz vergebens?
Muß eine friſche Quaal der alten dienſtbahr ſeyn /
Und nimmt ein neuer Schmertz des vorgen Stelle ein?
12.
Heißt dieſes Guͤtigkeit wenn man muß Huͤlff-loß ſterben?
An ſtatt der Gnade laͤſt du Seel und Hertz verderben;
Der Kummer zehret ab den halb-erſtorbnen Geiſt /
Und dieſe Quaal dein Mund Guͤt und Erbarmen heift.
13.
Allein die Marter iſt bey weiten keine Gnade /
Noch jenes Linderung wenn ich in Kummer-Baade /
Tyrannen Gnade pflegt ein ſchneller Todt zu ſeyn
Nicht der / den man erlangt nach ausgeſtandner Pein.
14.
So hoͤre doch nun auf mich / Lesbia, zu quaͤhlen /
Fang an im Augenblick die Geiſter zu entſeelen /
Reiß ein den Hoffnungs Bau / wenn mir kein Hoffen nuͤtzt /
Und ſtoß die Stuͤtze weg / die mich noch unterſtuͤtzt /
15. Wirff267Verliebte und galante Arien.
15.
Wirff doch die Decke ab der gantz verſtellten Minen /
Und zeige / ob mir ſoll ein Lebens Oehl-Blatt gruͤnen?
Ob mir die Gnaden-Wahl dein Paradies verſpricht /
Und ob im Gegen-Theil dein Zorn das Leben bricht?
An die zornige Melinde.
1.
Cupido ſage an Melinden,
Daß ſie mir nicht mehr boͤſe ſey /
Mach / daß ihr Zorn bald mag verſchwinden /
Und gib mir ihre Lippen frey;
Verehr mich ihr zu einen Sclaven /
Und leite mich in ihren Haven.
2.
Mein Schiff / das ſchwebt annoch in Wellen /
Und kan den frohen Port nicht ſehn
Hilf ihm Compas und Seegel ſtellen /
So wird es gut im Haven gehn /
Und an ein ſolch Geſtade kommen /
Wo es den Urſprung hergenommen.
3.
Die dunckeln Augen hefftig blitzen /
Der Lippen-Donner knalt und kracht /
Jch bleibe an den Klippen ſitzen
Vor Kummer bin ich faſt verſchmacht.
Erzuͤrnnt und grimme Donner-Blicke
Jhr Antlitz auf mich ſchickt zuruͤcke.
4.
Der Engel treibt mich aus dem Garten /
Wo Luſt und ſteter Sommer bluͤht /
Vor Roſen Dieſteln auf mich warten
Jn welchen Ach! und Schmertze gluͤht /
Jch muß das Paradies vermeiden /
Und von Melindens Lippen ſcheiden.
5.
Du Cypripor hilff doch mir Armen!
O groſſe Venus ſey mir huld!
Jhr268Verliebte und galante Arien.
Jhr Sternen heget doch Erbarmen /
Kommt rahtet meiner Ungedult!
Macht / daß das Hertze der Melinden
Laͤſt allen Grimm und Eyver ſchwinden.
6.
Jhr Waͤlder / und ihr duͤſtern Haynen
Kommt zaͤhlet meine Seuffzer her!
Vielleicht beweget ſie mein Weinen /
Daß ſie mir wird was guͤtiger /
Und mich laͤſt aus Egypten Lande
Nach Canaan zum Wolluſt-Strande.
7.
Dich |aber zornige Melinde
Fleh ich um Huͤlff und Rettung an!
Komm! komm mein kranckes Hertz verbinde /
Sonft iſts um deinen Knecht gethan /
Der jetzt vor Trauren Geiſt und Leben
Dem Tode ſoll zum Opffer geben.
Er will die Schmiedin nicht mehr lieben.
1.
Jch habe mich darauf verſchworen /
Daß ich ſie nicht mehr lieben will /
Mein Hertze ruhet in Victoren,
Und liegt auch bey Clarinden ſtill:
Allein der Schmiedin Liebes-Banden
Sind in der Bruſt nicht mehr verhanden.
2.
Mich muͤſte ja der Teuffel plagen
Dem Maͤdgen lieb und hold zu ſeyn /
Das allen Leuten pflegt zu ſagen /?
Jch ſtuͤrbe faſt vor Liebes-Pein /
Da / wenn es meinen Sinn recht kennte /
Es ſich die Finger nicht verbrennte.
3.
Mach ich zu weilen Complimenten /
Und faͤlt das Stellen mir nicht ſchwer /
Daß269Verliebte und galante Arien.
Daß alle Leute ſagen koͤnten /
Daß ich im Ernſt verliebet waͤr /
So ſind ſie doch beym Licht betrogen /
Und ihre Meynung hat gelogen.
4.
Jch liebe zwar / doch nur mit Mienen /
Die nicht von treuen Hertzen gehn /
Jch ſage woll ich will euch dienen /
Doch ihr muͤßt mir zu Dienſte ſtehn;
Denn eh ich mich zum Sclaven mache /
Jch alle eure Luſt verlache.
5.
Jch hoͤre ohne dem nach Flandern
Und kan nicht wol beſtaͤndig ſeyn;
Doch dieſe muß vor allen wandern /
Die ſich die Herrſchafft bildet ein.
Der aber bleib ich mehr ergeben /
Die mich in Freyheit laͤſſet leben.
6.
Victore will ich ewig lieben /
Die gleich wie ich geſinnet iſt /
Clarinden kan ich nicht betruͤben /
Ob ich ſchon Silvien gekuͤßt /
Bey dieſen Maͤdgens will ich bleiben /
Weil ſie ſich auch von Flandern ſchreiben.
7.
Wer kan mich nun verliebet nennen?
Da ich ſo wanckelmuͤhtig bin /
Mir deucht es wird vor Liebe brennen
Die unerfahrne Schuͤlerin /
Und daß ſie um ſich zu beſchoͤnen
Nur meine Flammen will verhoͤhnen.
Er darff Silvien ſeine Liebe nicht offen - bahren.
1.
Mein Vergnuͤgen heiſt nur Schauen /
Mir iſt weiter nichts vergoͤnnt;
Jch270Verliebte und galante Arien.
Jch darf nicht auf Hoffnung bauen /
Mein Hertz ohne Huͤlffe brennt.
Jch darf nichts von Lieben ſagen /
Die Pein nicht klagen /
Welche kein Auffhoͤren kennt.
2.
Silvia lacht meine Flammen /
Sie verwirfft die reine Gluth /
Sie will meinen Brand verdammen
Ob ſie gleich die Wirckung thut.
Jhr Geſichte Flammen blitzet /
Und mehr erhitzet
Das ohndem entflamte Blut.
3.
Doch mein Hertze ſey zu frieden /
Liebt dich gleich dis Maͤdgen nicht
Darum biſt du all - und jeden
Nicht zum Ziele aufgericht.
Laͤſſet dich ſchon dieſe faͤhlen /
Nach ſolchen Quaͤhlen
Scheinet wol ein ander Licht.
4.
Drum ſo faſſe dis Entſchlieſſen /
Daß du ſie nicht lieben wilt:
Nach der Naͤchte Finſterniſſen /
Auf ein leeres Schatten-Bild
Folgt ein helles Sonnen-Scheinen /
So Schmertz und Weinen
Mit vergnuͤgten Blicken ſtilt.
Er nimmt von ihr Abſchied.
1.
Margenis mein Licht und Leben!
Nun muß es geſchieden ſeyn /
Jetzo muß ich Abſchied geben /
Bringt es gleich ſo groſſe Pein.
Mein271Verliebte und galante Arien.
Mein Verhaͤngniß heiſt mich ſcheiden /
Jch muß euch meiden
Ach die Stunde bricht ſchon ein.
2.
Doch gedult / wer kan das wenden /
Was das Schickſahl haben will /
Man muß ihm an allen Enden
Unverweigert halten ſtill /
Endlich wird es ſich bedencken /
Und meinen Kraͤncken
Gleichfals ſetzen Maaß und Ziel.
3.
Du biſt ſtets mein Troſt geweſen
Mein Ergoͤtzen / meine Luſt /
Jetzt iſt nichts denn Angſt zu leſen
Jn der hart beklumnen Bruſt
Was ich hoͤchlich ſonſt begehret /
Und mit verehret /
Bleibet mir nun unbewuſt.
4.
Muß mein Leib gleich von dir reiſen /
Meine Seele bleibt bey dir /
Deine Schoͤnheit wird ſie ſpeiſen
Mit Ergoͤtzung nach Begier.
Muß ich gleich die Lippen miſſen
Will ich doch kuͤſſen
Jn Gedancken deine Zier.
5.
Gute Nacht geliebte Seele /
Gute Nacht mein Engels-Bild /
Wenn ich mich mit Kummer quaͤhle
So ſey deine Bruſt erfuͤllt /
Stets mit Luſt und frohen Sachen /
Die gar bald machen /
Daß die Traurigkeit ſich ſtllit,
Er272Verliebte und galante Arien.
Er liebet ſie nicht mehr.
1.
Mein Hertz bezwinge dich
Die Liebe zu vertreiben /
So dir Caſſandra hat in deine Bruſt gebracht /
Als ihre Artigkeit mich hat entzuͤndt gemacht /
Und laß mich frey von ihrem Brande bleiben.
Mein Hertz bezwinge dich
Die Liebe zu vertreiben.
2.
Dein Feuer brennt umſonſt
Verloͤſche deine Flammen /
Und laß die Liebes-Gluth in dir verborgen ſeyn /
Bis daß ſie mit der Zeit geht von ſich ſelber ein /
Wenn du ſie wirſt als ungereimt verdammen.
Dein Feuer brennt umſonſt /
Verloͤſche deine Flammen.
3.
Jch will / und kan dir nicht
Zu deinem Zwecke dienen /
Jch zieh den Freund anjetzt / der Luſt im Lieben fuͤr /
Weil er mit ihr vermaͤhlt / ſo weis ich / daß allhier
Kein Oehl-Blatt wird vor meine Liebe gruͤnen.
Jch will / und kan dir nicht
Zu deinem Zwecke dienen.
4.
Drum auf mein Hertz und Geiſt
Laſt die Gedancken fahren /
Als ſolte ihre Bruſt noch zu bewegen ſeyn /
Schlagt alles in den Wind / und reiſt die Hoffnung ein /
Sie muß ſich nun mit ihrem Eh-Schatz paaren.
Drum auf mein Hertz und Geiſt
Laßt die Gedancken fahren.
Sie273Verliebte und galante Arien.
Sie beklaget im Cloſter den Todt ihres Amanten.
1.
Jhr truͤben Augen weinet Blut /
Jhr ſpahret nur die ſchlechten Zaͤhren /
Ergieſſet euch / ich kans nicht wehren /
Quilt / wie ein friſcher Brunnen thut.
Der herbe Schmertz / ſo meine Bruſt bekrieget /
Wird nimmermehr durch Froͤlichkeit beſieget
2.
Mein mattes Hertze furchtſahm bebt /
Der Coͤrper wird ſehr hart gequaͤhlet /
Wie! daß ich nicht ſchon laͤngſt entſeelet!
Das Schickſahl! ſo beym Sternen ſchwebt /
Hat mich wol recht zum Marter-Holtz erſehen /
Jch ſoll davon / und darf doch nicht vergehen.
3.
Die ſtarcke Stuͤtze iſt entzwey /
Worauf ich mich vor dem gelehnet;
Wornach der Geiſt ſich ſonſt geſehnet /
Jſt nicht mehr da / und ſchon vorbey.
Ein Donner ſchlaͤgt mit Sturm und lichten Blitzen
Starck zu mir ein / wer wil mich nun beſchuͤtzen?
4.
Mein helles Sonnen-Licht iſt fort /
Der Himmel iſt durchaus verdunckelt /
So daß kein Freuden Stern mehr funckelt;
Hier iſt der rechte Jammer-Ort /
Wo nichts als Nacht und duͤſtre Finſterniſſen
Die matte Bruſt und ſchwachen Geiſt umſchlieſſen.
5.
Wo ſoll ich nun ein helles Licht
Jn meiner Angſt und Schrecken finden?
Die Dunckelheit wil nicht verſchwinden
Bis mir der Tod das Hertze bricht.
Wohlan mein Geiſt! bereite dich zum Sterben
Du kanſt doch nichts als Tod und Grab erwerben.
S6. So274Verliebte und galante Arien.
6.
So ſage ich denn gute Nacht
Der Welt und ihren falſchen Freuden /
Womit ſie will die Sinnen weiden /
Daſſelbe wird von mir verlacht.
Mein Ohr iſt taub die Lieder anzuhoͤren /
Damit ſie denckt mein Hertze zu bethoͤren.
Er verlanget nach der Nacht.
1.
Brich doch an du dunckles Weſen!
Eile fort du ſchwartze Nacht!
Die mich vor ſich auserleſen
Jſt auf meine Luſt bedacht.
Jhr Lichter an den Himmels-Buͤhnen
Solt uns zu Hochzeits-Fackeln dienen.
2.
Schwaͤrtzet euch ihr hellen Luͤffte /
Zieht den weiſſen Schimmer ein /
Scharrt uns in die Feder Gruͤffte /
Und laſt uns verknuͤpffet ſeyn /
Macht / machet / daß mit Kuß und Druͤcken
Die Geiſter ſich gar bald erquicken.
3.
Schauet wie Roſellens Bruͤſte /
Die ein irrdiſch Eden ſind /
Sich erheben durch die Luͤſte /
So uns Amor heinte guͤnnt.
Ach! laſſet doch eur Licht verſchwinden /
Jch kan mein Gluͤck im Finſtern finden.
4.
Hoͤrt das Seuffzen / ſo wir ſenden /
Laſt uns nicht vergebens flehn /
Laßt den langen Tag ſich enden /
Und die Sonne untergehn /
Ach flieh doch Tag! eilt fort ihr Schatten /
Jch will mich mit Roſellen gatten.
Er275Verliebte und galante Arien.
Er verzweiffelt. Cantata.
ARIA.
Blitzet ihr Wolcken / und donnert ihr Luͤffte /
Speyet Pech / Schwefel ihr hoͤlliſchen Kluͤffte /
Fallet ihr Berge doch auf mich zu:
Brechet ihr Gruͤnde der dunckelen Erden /
Wollet ihr Himmel nicht guͤnſtig mir werden /
Bringe mich Abgrund endlich zur Ruh.
Auf / auf mein Geiſt
Laß Dolch und Degen klingen
Was gifftig heiſt
Muß zu dem Hertzen dringen /
Jhr Parcen reiſt
Den Lebens-Faden ab /
Fort / fort / ich ſehe ſchon die Hoͤlle und das Grab.
Jch kan / ich darf / ich will nicht mehr am Leben ſeyn /
Jhr Furien heraus verkuͤrtzet meine Pein.
ARIA.
Fort auf! fort auf!
Brechet / reiſſet
Mich als wie ein zartes Laub /
Tretet / ſchmeiſſet
Meine Glieder in den Staub
Fort auf! fort auf!
Miſcht Gifft in Drachen Blut /
Schenckt Ertz / das flieſſet / ein /
Zu loͤſchen meine Gluth
Die heiſſe Liebes-Pein /
Die mich ums Leben bringet
Und zur Verzweifflung zwinget.
ARIA.
Brechet ihr Gruͤnde / heckt hoͤlliſche Flammen /
Kommet ihr Flammen all auf mich zuſammen /S 2Bli -276Verliebte und galante Arien.
Blitzet ihr Himmel / mehret den Strahl:
Hemmet den Jammer / und endet mein Leben /
Schaͤrffet euch Dolche den Reſt mir zu geben /
Kuͤrtzet das Elend / endet die Quaal.
Er liebet ſie nicht.
1.
Galante Lesbia, ach zuͤrne nicht auf mich!
Wenn dich mein falſcher Schein zur Liebe hat bewogen /
Mein Stellen hat dein Hertz / das ehrlich iſt / betrogen /
Galante Lesbia ach zuͤrne nicht auf mich!
2.
Verbanne nur die Gunſt / ſo dein Gemuͤhte hegt /
Mein Schickſahl wehret mir dein Artig-ſeyn zu lieben /
Mein Stellen ſoll nicht mehr dein treues Hertz betruͤben /
Verbanne nur die Gunſt / ſo dein Gemuͤhte hegt.
3.
Befreye deine Bruſt von Amors Selaverey /
Es laͤſt mein Wanckelmuth mich nicht beſtaͤndig bleiben /
Mein Schiff verlanget nicht im Haven einzutreiben /
Befreye deine Bruſt von Amors Sclaverey.
4.
Das Feuer loͤſche aus / das deine Liebe nehrt /
Jch ſpuͤhre keinen Brand / es frieren meine Sinnen /
Mein Hertze laͤſt ſich nicht durch frem des Feur gewinnen /
Das Feuer loͤſche aus / das deine Liebe nehrt.
5.
Verbunden will ich dir zu ſteten Dienſten ſeyn /
Allein! mein Hertze kan kein Liebes Feur ernehren /
Der Sternen Einfluß wills mit aller Macht verwehren /
Verbunden aber will ich dir zu Dienſte ſeyn.
6.
Jch zuͤrne ſelbſt mit mir ob dieſer boͤſen Art /
Doch will mein Hertz nicht zur Liebe ſich bequehmen /
Jch mag der Venus-Joch nicht auf den Ruͤcken nehmen /
Drum zuͤrn ich mit mir ſelbſt ob dieſer boͤſen Art.
7. Dis277Verliebte und galante Arien.
7.
Dis aber Lesbia geh ich mit Freuden ein
Wenn mich dein ſchoͤner Mund will ſeinen Bruder nennen
Vielleichte macht mich noch dein Liebes-Weſen brennen /
Und ſchafft / daß mit der Zeit ich geh dein Wuͤnſchen ein.
Er liebet ungluͤcklich. Cantata.
ARIA.
Soll ich ein Ball
Des falſchen Gluͤckes ſeyn?
Der bald erhoͤht zur blauen Hoͤhe ſteiget
Bald zu der Grufft der Hoͤllen ſich hin neiget.
O herbe Quaal!
Die Amor floͤſſet ein.
Soll ich ein Ball
Des falſchen Gluͤckes ſeyn?
Jch muß verbannt
Von meiner ſchoͤnen leben:
Da ander bey dem Wolluſt-Strand /
Jn reichen Freuden ſchweben:
Wenn ander in der Luſt
Auf Zucker-Roſen gehn /
So muß ich in dem Wuſt
Der ſcharffen Dornen ſtehn.
ARIA.
Gedult mein Geiſt!
Laß nur den Himmel ſorgen.
Nach langer Nacht geht auf
Der offt erwuͤnſchte Morgen;
Das Schiff beſchlieſt den Lauff
Wenn ſich der Haven weiſt.
Gedult mein Geiſt!
Laß nur den Himmel ſorgen.
S 3So278Verliebte und galante Arien.
So wirſt du auch
Nach langen Quaͤhlen
Die frohe Stunde zaͤhlen /
Da nach der Liebe Brauch
Die Galle wird verſuͤßt
Wenn dich dein Leben kuͤßt.
ARIA.
Drum bleib getreu
Trotz aller Winde Raſen /
Laß keine Gleißnerey
Jn deine Seegel blaſen:
So wird das falſche Gluͤck
Beſchaͤmet ſeiner Tuͤck
Der treuen Liebe weichen /
Und du den Port erreichen.
Drum bleib getreu
Trotz aller Winde Raſen.
Als ſie ihm eine Nacht-Luſt verheiſſen.
1.
Selige Stunden
Da ich gefunden
Was mich vergnuͤgen kan /
Dunckele Schatten /
Decket die Matten /
Und zuͤndt die Sternen an.
2.
Bleiche Diane
Schwinge die Fahne
Des hellen Silbers aus.
Heiſſe Dione
Wehle zum Throne
Dir meiner Liebſten Haus.
3.
Fuͤhre die Flammen
Eros zuſammen
Jn279Verliebte und galante Arien.
Jn ihrer Marmor-Schooß
Fuͤlle die Bruͤſte
Mit Moſt der Luͤſte
Aus dem geſtirnten Schloß.
4.
Netze der Lippen
Rubinen Klippen
Mit feuchten Hyblens-Thau /
Laß ihre Wangen
Bepurpert prangen
Wie Chloris bunte An.
5.
Laſſe die Fluͤſſe
Ambrirter Kuͤſſe
Mehr als uͤberfluͤßig ſeyn.
Haͤuffe Vergnuͤgen
Jn Liebes-Siegen
Denn Doris laͤſt mich ein.
An die falſche Phyllis.
1.
Phyllis deine Heuchel-Thraͤnen
Sind den Crocodillen gleich /
Und dein ſtarck verſtelltes Sehnen
Koͤmmt aus der Syrenen Reich;
Die zu unſern groſſen Schaden
Uns mit ſuͤſſer Stimm einladen.
2.
Deiner Augen dunckle Blicke /
Und dein ſtets verſchloſſner Mund /
Zeigen klaͤhrlich deine Tuͤcke
Und des falſchen Hertzens-Grund /
Wo Betrug und Argliſt wohnen /
So die Lieb mit Weh belohnen.
3.
Biete die geſchminckten Waaren
Nur bey andern Kaͤuffern aus /
S 4Zieh280Verliebte und galante Arien.
Zieh mit den gefaͤrbten Haaren
Andre in der Wolluſt-Haus /
Die dein falſches Hertz nicht kennen
Und vor eitler Liebe brennen.
4.
Jch verfluche deinen Haven /
Und den Luſt-getuͤnchten Strand /
Kauff mit deinem Leibe Sclaven
Den dein Falſch-ſeyn unbekandt /
Jch will dein falben Lippen
Meiden gleich den ſcharffen Klippen.
5.
Nimm von meinen Armen wieder
Das beperlte Liebes-Haar /
Schaͤmet euch ihr meine Glieder /
Daß die Nattern gleiche Waar
Jn dem Buſen ihr gefuͤhret
Und damit ſo braff ſioltzieret.
6.
Jhr bethoͤrte Geiſter fliehet /
Die entzuͤckende Syren,
Die in Hoͤll und Abgrund ziehet
Durch ihr falſches Luſt-Gethoͤn /
Stopffet zu die luͤſtern Ohren
Daß eur Schiff nicht geh verlohren.
Er beklaget ihre Grauſamkeit.
1.
Jhr Fluͤſſe / und ihr harten Steine /
Seyd Zeugen meiner Liebes-Pein /
Jhr wißt wie offtmahls ich beweine
Der ſchoͤnen Syris Grauſahm-ſeyn.
Es ſollen ſich mit euch vermiſchen
Die Thaͤnen / ſo mein Haupt vergeußt
Es ſoll das duͤrre Feld erfriſchen
Der Zaͤhren-Thau der von mir fleußt.
2. Die281Verliebte und galante Arien.
2.
Die Echo ſtimmet meinen Klagen
Mit ihrer Jammer-Stimme bey.
Und mehret meiner Schwermuth-Plagen
Durch wiederholtes Angſt-Geſchrey.
Der Jammer zehret ab mein Leben
Und treibt mich zur Verzweiffelung;
Wird Syris mir noch widerſtreben
Empfind ich keine Linderung?
3.
Das Ungluͤck ſchieſt mit ſeinen Pfeilen
Auf mein betruͤbtes Hertze zu /
Und keiner kan die Wunden heilen
Es weiß mein Geiſt von keiner Ruh /
Da Syris, deren ſteinern Hertze
Von keiner Liebes-Gluth entbrennt /
Nur lacht zu meiner Seelen-Schmertze
Und ſich mit Freuden grauſahm nennt.
4.
Soll denn mein Angſt-beſeltes Schreyen
Niemahls erweichen deine Bruſt?
Soll ſich mein Leiden ſtets verneuen?
Schafft dir denn meine Folter Luſt?
So laß der Augen heiſſes Blitzen
So fort verzehren meinen Geiſt
Denn was kan dir mein Jammer nuͤtzen
Wenn ſich dein Paradies verſchleußt?
5.
Wo nicht ſo ſchaffe daß mein Hoffen
Den frohen Haven bald erreicht:
Steht denn dein Paradies mir offen
So mache / daß der Engel weicht
Der mit dem Schwerdte deines Zornes
Den Gang zum Lebens-Baum verwehrt /
So wird mein Schatz des Wolluſt-Hornes
Jn dir mein Eden ausgeleert.
S 5Er282Verliebte und galante Arien.
Er preiſet ſein Gluͤck.
1.
Die ſuͤſſe Stunde bricht ſchon an /
Die meinen Geiſt vergnuͤgen kan /
Mit laͤngſt begehrter Liebes-Luſt.
Es fehlet nur daran
Ein bald verſchwundner Augen-Blick
So bluͤht im Pracht mein hoͤchſtes Gluͤck
Das mich mit Amors-Luͤſten ziert
Und ein in Eden fuͤhrt.
Jn Kurtzem iſts gethan /
Daß ich mein Engel gantz gewiß
Jn deinen engen Paradies
Die Roſen brechen kan.
2.
Dein ſchoͤner Mund der ſpricht das Ja /
Und ein gewuͤnſchter Schluß iſt da /
Daß ich dich bald / Annehmlichſte.
Jn hoͤchſter Luſt umpfah
Wie freut ſich doch darob mein Geiſt
Daß ſich dein Paradies auffſchleußt
Und mir die Anmuth nicht verwehrt
Die Amor zugehoͤrt
Bey dir Bellandera
Du theileſt ſeine Schaͤtze ſchon /
Und reicheſt mir der Liebe-Lohn
Durch ein verſuͤßtes Ja.
Als er Blondinen nach ihren langen Ab - weſen wieder umarmete.
1.
Gluͤckliches Schickſahl / himmliſche Freude
Die ihr nach uͤberſtandenen Leide
Meine bekuͤmmerte Geiſter erquickt /
Und mich dadurch uͤbermaͤßig begluͤckt.
Daß283Verliebte und galante Arien.
Daß ich Blondinens bezuckerte Corallen
Und ihres Schnee-Gebuͤrgs Albaſterne Ballen
Wieder anſchauen und kuͤſſen kan.
2.
Schencke mir Himmel ferner die Blicke
Haͤuffe die Anmuth / mehre mein Gluͤcke /
Schencke mir Zucker der Lieblichkeit ein /
Laß die Blondinen zur Sonnen gedeyn /
Die mir Vergnuͤgung und gluͤckſeliges Leben /
Durch ihre erquickende Blicke kan geben /
Wenn mich ihr holdes Augen-Paar kuͤßt.
3.
Kuͤſſe mich Schoͤnſte / ſchencke mir Strahlen
Die mir erquickende Blicke zahlen
Floͤſſe den Julep der Bruͤſte mir ein
Laſſe die Wangen ein Himmels-Brodt ſeyn /
Und ſpeiſe die Seele mit Manna der Luͤſte
Welches ſich befindet am Huͤgel der Bruͤſte /
Wo mir ein Canaan offen ſteht.
Als ſie kranck wurde.
1.
SO ſind die Stunden
Der Luſt verſchwunden|
Die Sorgen-Nacht
Bezieht mit Macht
Den Himmel der Gedancken.
2.
An ſtatt der Freuden
Findt ſich jetzt Leyden /
Das Trauer-Chor
Erſchallt ins Ohr
Vor froͤlich Jubel-ſchreyen.
3.
Die weiſſen Bruͤſte /
Ein Platz der Luͤſte /
Die284Verliebte und galante Arien.
Die ſeuffzen ſehr /
Daß ſie nicht mehr
Sich ſteiff auf ſchwellen koͤnnen.
4.
Jch bin betruͤbet
Weil die mich liebet
Durch Kranckheit ſchwach /
Daß ſie nicht mag
Durch Anmuth mich erfreuen
5.
So ſpielt das Gluͤcke
Durch falſche Tuͤcke
Daß wenn man lacht
Es ploͤtzlich macht
Die Augen uͤberflieſſen.
6.
Die kurtze Wonne
Die gleicht der Sonne /
Die bald vergeht
Und drauf entſteht
Ein hefftig Ungewitter.
7.
Es ſind Cometen
Die mich ertoͤdten /
Und durch den Schmertz
Mein traurges Hertz
Zu Boden nieder reiſſen.
8.
Wer kan wol lachen
Bey Donner-Krachen?
Werd ich ſie ſehn
Jm Sarge ſtehn /
So muß ich gleichfals ſterben.
Als ſie geſtorben.
1.
Grauſahmes Verhaͤngniß! hoͤlliſche Pein /
Muß ich ein Ballen des Gluͤckes denn ſeyn?
Der285Verliebte und galante Arien.
Der bald erhoͤht zur blauen Zinnen ſteiget /
Bald zu der Grufft der Hoͤllen ſich hinneiget.
Ha! ſtrenges Gluͤck
Durch deine Tuͤck
Jſt mir geraubet worden /
Mein halbes Hertz /
So daß der Schmertz
Mich bringt ins Todes-Orden.
2.
Erſterbet ihr Geiſter / kuͤſſet den Tod
So endet das Sterben / Jam̃er und Noht /
Hier findet ihr vor die gehabten Luͤſte
Ein Drachen-Haus / und Schlangen-volle Wuͤſte /
Jetzt ſtinckt die Welt /
Mein Geiſt nichts haͤlt
Von ihren falſchen Freuden.
Es wird verflucht
Die leere Frucht /
Damit ſie mich will weiden.
An Zarabellen.
1.
Zarabelle deine Wangen
Zeigen deinen Jammer an /
Und dein mattes Auge kan
Nicht / vor Schmertz / mit Strahlen prangen /
Die durch ihren heiſſen Schein
Hertz und Sinnen nehmen ein.
2.
Deine Roſen ſind erblaſſet /
Und die Lilje wil vergehn /
Dein beliebtes Tauſend-Schoͤn
Bleiche Todes-Angſt umfaſſet.
Der betruͤbten Augen-Licht
Nur durch Kummer-Wolcken bricht.
3. Schoͤn -286Verliebte und galante Arien.
3.
Schoͤnſte faſſe dich doch wieder /
Klaͤhre dein Geſichte auf
Laß der Freude ihren Lauff /
Daß die Anmuth deiner Glieder
Sich mit neuer Luſt belebt /
Und die vor’ge Pracht erhebt.
4.
Laſſe doch den Schmertzen fahren /
Und vergiß der alten Treu /
Denck / daß es unmuͤglich ſey
Mit Verſtorbnen ſich zu paaren.
Liebe den / wer lieben kan /
Was gehn dir die Todten an.
Er beklaget ihre Grauſahmkeit.
1.
Tyrannin meiner Bruſt laß ab mich ſo zu quaͤhlen /
Hoͤr auf mit deinem Grimm / und ſchone meiner Seelen /
Es bringt zwar meine Angſt dir / Lesbis, gar nichts ein /
Jedennoch muß ich ſtets von dir gefoltert ſeyn.
2.
Erbarm dich meiner Noht / laß ab mich zu verſuchen
Wie lange ſoll dein Zorn auf meine Liebe fluchen?
Jch kan ohndem nicht mehr ertragen jene Laſt
Womit du mich / mein Kind / ſo ſehr beladen haſt.
3.
Kein Baͤhr noch Tyger kan ſo grauſahm ſich gebaͤhrden
Als wie du dich verſtelſt / ich muß gefoltert werden /
Dein Hertze iſt ein Stein / der niemahls muͤrbe wird
Dein Ohr verſtopffet ſich wenn meine Kaͤhle girrt.
4.
Kan denn mein Jammer-Stand kein Bey-Leyd mir erwerben /
Jſt alles Flehn umſonſt? wohlan! nun will ich ſterben /
Gib nur drey Thraͤnen her / ſo wird die Todes-Pein
Mir lieb und angenehm / und nicht verdrießlich ſeyn.
Er287Verliebte und galante Arien.
Er liebet in der Stille.
1.
Jch will uͤben
Stilles Liben /
Stilles Lieben bringet Luſt.
Ob es ander gleich nicht wiſſen /
Wie ich muß mein Schaͤtzgen kuͤſſen /
Jſts doch mir und ihr bewuſt.
2.
Suͤſſes Leben
Kan ſie geben
Wenn ſie ihre Bruͤſte reicht /
Dieſer ſchoͤnen Wunder-Ballen
Blaͤhen und auch niederfallen
Einem Marmor-Meere gleicht.
3.
Jhr Umſchlieſſen
Laͤſt genieſſen
Ambroſin und Nectar-Safft /
Jhres Schooſſes Lieblichkeiten
Tauſend Anmuth zu bereiten
Mit vernenter Lebens-Krafft.
4.
Doch die Sachen
Muß ich machen
Fein geheim und in der Still /
Jn der Stille darf ich kuͤſſen
Und der Bruſt und Schooß genieſſen /
So offt als ich kan und will.
5.
Wer nun Lieben
So will uͤben
Der kuͤßt recht erwuͤnſchte Ruh.
Es wird vor die Liebes-Wunden
Die verlangte Huͤlff gefunden
Geht es nur fein ſtille zu.
Als288Verliebte und galante Arien.
Als die ſchoͤne Muſcowitin / nachdem ſie ei - nen Tag bey ihm geweſen / wieder wegreiſete.
1.
Nur einen Tag die ſchoͤnen Augen ſehn
Jſt ſchon genug mein Hertze zu entzuͤnden /
Doch lange nicht / daß es auch mag geſchehn
Verlangte Huͤlff in ſolcher Zeit zu finden.
Vergebne Quaal / und aͤngſtigs Seuffzen macht
Die lange Nacht.
2.
Die lange Nacht zeugt endlich Tag und Licht
Wenn Finſterniß die Erde haͤlt bedecket /
Mir aber bleibt kein Hoffen uͤbrig nicht /
Daß bald ein Tag beliebten Schein erwecket.
Mir wird vertauſcht der angenehme Schein
Jn Dunckel ſeyn.
3.
Jn Dunckel ſeyn manch treuer Sinn genießt
Die ſchoͤnſte Frucht der Zucker ſuͤſſen Liebe /
Mein Hertz allein vergalte Wermuth kuͤßt
Vor jene Koſt der angenehmen Triebe.
Was ſchoͤnes ſehn ohn Lindrung ſeiner Noht
Jſt ſchon der Tod.
4.
Jſt ſchon der Tod bey manchen ſehr verhaßt /
Die niemahls nicht was ſtraͤffliches veruͤbet?
Mein Hertz dennoch mit allen Recht erblaßt /
Weil es zu dreiſt ein Engels-Bild geliebet.
Allein der Spruch und ſeine Todes-Art
Scheint gar zu hart.
5.
Scheint gar zu hart mein Hertze dir zu ſeyn /
Und fuͤrchteſt du ich moͤchte ſeyn von Eyſen?
So ſtelle nur die harte Proͤbe ein /
Jch will mich gern wie Wachs bey dir erweiſen.
Kehr nur zuruͤck / erfuͤlle mich mit Luſt
Abgott der Bruſt.
6. Ab -289Verliebte und galante Arien.
6.
Abgott der Bruſt / die reine Brunſt beſeelt /
So mir dein Strahl darinnen angeflammet.
Dein heller Blitz nicht viel von jenem ſcheelt /
Der Semelen zum brennen hat verdammet.
Jetzt muß ich auch / wie ihr vor dem geſchehn /
Durchs Feur vergehn.
7.
Durchs Feur vergehn im peinlichen Gericht
Nur aber die / ſo Zauberey getrieben /
Nicht die wie ich ein ſchoͤnes Angeſicht
Erſehen und zugleich / daſſelbe lieben.
Ach kehre doch das Urtheil meiner Pein
Jn Gnaͤdig-ſeyn.
8.
Jn Gnaͤdig-ſeyn wird aber der auch offt /
Der ſchon begnadt / durch ſolche Gunſt verlohren /
Weil ihm das Wort der Gnade unverhofft
Ein Donnerſchlag in Hertzen und in Ohren /
Drum will ich nicht veraͤndern meinen Tod
Und dein Gebot.
9.
Und dein Gebot der Augen mir befiehlt
Die ſchoͤnſte Zier der Wangen zu verehren /
Es heiſcht die Gluth / ſo um die Bruͤſte ſpielt
Daß ihr mein Hertz ein Opffer ſoll gewehren /
Das geb ich gern / wenns dich noch ſehen mag
Nur einen Tag.
An ſeine Inclination.
1.
Nimm Geliebte Hertz und Hand
Beydes iſt dir zugewandt /
Du weiſt / daß meine Treu
Frey von der Heucheley;
Drum vertauſche ohne Schertz
Wertheſte mit mir dein Hertz.
T2. Was290Verliebte und galante Arien.
2.
Was bedenckeſt du dich noch
Nimm das leichte Liebes-Joch /
Ertrag es mit Gedult /
Das Schickſahl hat die Schuld /
Jetzt will es nicht anders ſeyn
Gib nur deinen Willen drein.
3.
Jſt ſchon etwas Bitterkeit
Bey der Liebe ausgeſtreut /
So iſt doch keine Luſt
Unliebenden bewuſt;
Von der Grillenfaͤngerey
Macht die ſuͤſſe Liebe frey.
4.
Amor iſt ein kluger Artzt;
Er macht offtmahls Weiß aus Schwartz /
Hat man gleich Schwartz auf Weiß;
Er ſpahret keinen Fleiß /
Daß ſich die gefangen ſehn
Die ihm aus dem Wege gehn.
5.
Will man in die Waͤlder fliehn
Wird man ihn doch nach ſich ziehn /
Die Wild-Bahn und die Hatz
Jſt recht ſein Sammel-Platz /
Da treibet er die Jaͤgerey /
Vogel faͤngt er auch dabey.
6.
Geht man in die Welt hinein
Er wird ein Gefaͤhrte ſeyn /
Er reiſet taͤglich aus /
Jſt nirgends recht zu Haus /
Doch nennt er wie wol bekannt /
Jeden Ort ſein Vater-Land.
7.
Sencket man ſich in die Fluth
Spuͤhrt man da auch ſeine Gluth /
Der291Verliebte und galante Arien.
Der Wellen Silber-Schaum
Macht ſeinen Flammen raum.
Venus iſt da ausgeheckt
Als die Muſchel ſie entdeckt.
8.
Nun du Engel-gleiches Bild
Waͤhle dir das / was du wilt /
Doch traue dem Bericht /
Es hilfft dir alles nicht /
Deiner Schoͤnheit Sonnenſchein
Soll und muß geliebet ſeyn.
9.
So umarme mich mein Kind /
Eil und kuͤſſe mich geſchwind
Der Leffzen Honig-Seim
Jſt gar ein ſuͤſſer Leim /
Wodurch Hertz an Hertz ſich veſt
Unzertrennlich fuͤgen laͤſt.
10.
Alabaſter ſcheint dein Hals
Und die Bruͤſte ebenfals /
Sie wallen alſo ſehr
Recht wie ein Perlen-Meer /
Wenn des Athens ſanffter Wind
Sie erregt und mich entzuͤndt.
11.
Weiter will ich jetzt nicht gehn /
Noch recht in die Tieffe ſehn /
Das ander ſpahr ich mir
Auf beßre Zeiten fuͤr.
Bleib indeſſen Eingedenck
Jch ſey dein / du mein / Geſchenck.
Er entſaget der Liebe.
1.
Was ſoll ich im Lieben hoffen
Freude / oder Angſt und Pein?
T 2Jſt292Verliebte und galante Arien.
Jſt das weiſſe Ziel getroffen
Oder wirds das ſchwartze ſeyn?
Scheinet mir das Licht des Lebens
Oder hoffe ich vergebens.
Echo. Vergebens.
2.
Echo wilt du mit mir ſchertzen;
Haſt du deine Luſt daran /
Daß mein Hertz vor Angſt und Schniertzen
Niemahls freudig werden kan?
Wilt du daß es mir ſoll gehen
Wie es iſt mit dir geſchehen?
Echo. Geſchehen.
3.
Nymphe bin ich ſchon verlohren
Und Cupidens Poſſen-Spiel?
Kuͤßt ein ander Leonoren
Gelte ich bey ihr nicht viel?
Bringet mir das ſuͤſſe Lieben
Vor Vergnuͤgen nur Betruͤben?
Echo. Betruͤben.
4.
Ha / nun mag ich nicht mehr lieben
Amor weg aus meiner Bruſt.
Bringt das Lieben nur Betruͤben
Was verſprichſt du denn vor Luſt?
Freyheit wird von mir verehret
Bis mein Lauff zum Grabe kehret
Echo. Bekehret.
Er bittet um die letzte Gunſt.
1.
Mein Leben / ſieh dein Knecht will als ein Opffer ſterben /
Zum Altar wuͤnſcht er ſich die ſchoͤne Bruſt
Wer ſich den Platz zum Grab-Mahl kan erwerben /
Der ſtirbt fuͤrwahr mit Luſt.
Die Flammen / die ihn da umſchlieſſen /
Zu neuen Luͤſten dienen muͤſſen
2. Nun293Verliebte und galante Arien.
2.
Nun kroͤhne mich als wie man muß das Opffer kraͤntzen /
Nimm Roſen / ſo auf deinen Wangen bluͤhn /
[J]esminen auf der Bruͤſte Huͤgeln glaͤntzen
Der Hals gibt Liljen hin.
Jn dieſem Schmuck will ich erblaſſen
Und mich gantz gern verbrennen laſſen.
3.
Und ſterbe ich denn ſchon in dieſem ſchoͤnen Feuer /
So weiß ich doch / daß mir der ſchnelle Tod
Mehr ſanfft ſeyn wird als hart und ungeheuer /
Jch bleibe auſſer Noht;
Drum laſſe mich bald / mein Vergnuͤgen /
Auf dieſem ſchoͤnen Altar liegen.
4.
Den Richt-Platz will ich gern als meinen Thron beſteigen|
Zwey Scheiter-Hauffen ich da vor mich ſeh
Die ſuͤſſe Brunſt und Liebes-Flammen zeigen;
Wenn ich darinn vergeh
So kan ich in den ſchoͤnften Gruͤnden
Ein neues Leben wieder finden.
An eine ſtrenge Schoͤne. Cantata.
ARIA.
Allzu ſtrenge Grauſahmkeit
Muß die krancke Seele leiden;
Sie vergeht in ihrer Pein /
Waſſer kan den Fels durchbohren /
Aber ach! ich bin verlohren
Deine Bruſt iſt mehr als Stein.
Allzu ſtrenge Grauſahmkeit
Muß die matte Seele leiden.
Du biſt zwar ſchoͤn
Und lieblich anzuſehn;
Deiner Augen Wunder-Pracht
Hat meinen Geiſt verliebt gemacht;T 3Auf294Verliebte und galante Arien.
Auf den Wangen bluͤhen Roſen /
Die Wolluſt da wie Thau zerfließt.
Silber weiſſe Perlen kroͤhnen
Das zarte Kinn.
Die Anmuth kuͤßt
Die glatten Wangen /
So mit den reinſten Liljen prangen /
Und Milch und Schnee verhoͤhnen.
Der Buſen faͤhrt dahin
Als wie ein weiſſes Meer /
Die Hertzen wuͤnſchen ſehr
Denſelben liebzukoſen.
So biſt du ſchoͤn
Und lieblich anzuſehn /
Doch deine Grauſamkeit /
Der du dich gantz geweiht
Macht mehr ein Tyger-Thier
Als wie ein Wunder-Bild aus dir.
ARIA.
Schoͤne Augen zwingt die Blicke
Daß ſie nicht ſo ſtrenge ſeyn /
Kehrt den / Blitz in eine Sonne
Huͤlt die dunckeln Strahlen ein.
So erblick ich meine Wonne
Mit erwuͤnſchetem Geluͤcke.
Schoͤne Augen zwingt die Blicke
Daß ſie nicht ſo ſtrenge ſeyn.
Was nuͤtzt dir meine Quaal?
Was bringet dir mein Leiden?
Nichts! ſpricht dein Mund
Und gibt dadurch ſein Unrecht kund.
Sey nicht mehr Stein und Stahl /
Liebe den / der dich verehret
Und ſo reine Flammen nehret
Daß er ſich dadurch verzehret. Du295Verliebte und galante Arien.
Du muſt doch endlich lieben!
Darum ſo fange an
Den Wechſel auszuuͤben.
Wenn Zeit und Jahre
Den Leib zur Bahre
Und ins Grab beſcheiden /
Alsdenn ſo iſts mit aller Lieb und Gunſt gethan.
Oder meyneſt du vielleicht Venus wuͤrde dein Verachten
Nicht zu raͤchen trachten?
Wenn dem alſo? ſo biſt du uͤbel dran.
ARIA. 1.
Stoltze Sinnen
Muͤſſen gleich dem Wachs zerrinnen /
So der Sonnen nahe ſteht;
Es kan Cupidens heiſſer Pfeil
Alsbald ein kaltes Hertz entzuͤnden /
Wann wird das Zunder glim̃end finden /
Wann er durch die Seele geht.
2.
Trotze Geiſter
Finden endlich ihren Meiſter Venus nimmt doch uͤberhand.
Wer will / verſuche hier ſein Heyl;
Den Fackeln / ſo auf Gnidus brennen /
Hat keiner widerſtehen koͤnnen /
Alles ſetzen ſie in Brand.
Kan nun kein Menſch / noch Thier und Stein /
Der Liebe widerſtehen /
Wie wilt du denn allein
Ein Ungeheuer ſeyn?
Laß die Gedancken gehen.
Liebe / weil man lieben kan /
Beut den Flammen Nahrung an;
Durch deine Augen iſt der erſte Brand geſchehen.
T 4ARIA. 296Verliebte und galante Arien.
ARIA.
Wilt du einem Menſchen gleichen?
Muſt du auch beweglich ſeyn.
Vom Geſicht biſt du ein Engel
Aber deiner Seelen-Maͤngel
Machen dich zu einen Stein.
Wilt du einem Menſchen gleichen?
Muſt du auch beweglich ſeyn.
Mein Engel ſey doch zu bewegen
Ach brich doch deinen harten Sinn /
Wenn ſich die grauen Haare regen
So iſt die Liebes-Luſt dahin.
ARIA.
Spielet ihr verliebten Blicke
Mit den Strahlen auf mich zu.
Troͤſtet mich ihr ſchoͤnen Augen;
Und du angenehme Bruſt
Laß mich deinen Julep ſaugen.
Labe mich mit ſuͤſſer Luſt
So kriegt meine Seele Ruh.
Spielet ihr verliebten Blicke
Mit den Strahlen auf mich zu.
Der Bellandra Abfall ſchmertzet ihn nicht.
1.
Was traureſt du mein Hertze!
Friſch auf / verzage nicht|!
Laß dieſe dunckle Kertze /
Und ſuch ein ander Licht.
2.
Du haſt ſie zwar geliebet
Doch nur zum Zeit-vertreib /
Was iſts / das dich betruͤbet?
Ein ungetreues Weib.
3.
Was iſt das Frauen-Zimmer?
Was heiſt bey ihnen Treu?
Es297Verliebte und galante Arien.
Es iſt ein falſcher Schimmer
Betrug und Heucheley.
4.
Wer ihren Worten trauet
Der wandert bey der Nacht
Bis er das Ungluͤck ſchauet
Darinn ſie ihn gebracht.
5.
Wie das Aprillen-Wetter
Unſiett und ſtuͤrmiſch iſt
Und wie die Roſen-Blaͤtter
Bald die Verweſung kuͤßt.
6.
So ſteht auch ihre Liebe
Auf lauter Unbeſtand /
Sie ſind verlogne Diebe
Betriegen Mund und Hand.
7.
Sie gleichen den Sirenen,
Die unſer Fall erfreut /
Will man ſich darnach ſehnen
So iſt der Todt nicht weit.
8.
Weil ſie nun ſolche Leute /
So ſchaͤtze dich vergnuͤgt /
Daß du zu einer Beute
Den Tod nicht weg gekriegt.
9.
Du haſt ſie ſchon berochen /
Du weiſt ja was ſie hat /
Die Roſe iſt gebrochen /
Und du biſt ihrer ſatt.
10.
Laß dieſe falſche Seele
Auf! gib ihr gute Nacht /
Flieh ihre Laſter-Hoͤhle
Wo dein Verderben wacht.
11.
So danck ich denn der Liebe
Und ihren Plagen ab
T 5Und298Verliebte und galante Arien.
Und ſchwinge meine Triebe
Nach Mavors Helden-Stab.
12.
Weñ Dolch und Degen blincken
So freut ſich meine Bruſt /
Wo Roß und Mann verſincken
Da find ich meine Luſt.
13.
Die Paucken und Trompeten
Zieh ich den Kuͤſſen fuͤr /
Piſtohlen und Muſqueten
Sind meine beſte Zier.
14.
Wenn die Carthaunen knallen
Wenn Feur und Pulver kracht
Wenn veſte Mauren fallen
Und wenn man Mienen macht.
15.
Denn find ich mein Vergnuͤgen
Jn dem erhitzten Streit /
Das Fechten und das Kriegen
Jſt lauter Froͤlichkeit.
16.
Nun gute Nacht du Schoͤne
Doch falſche auch dabey /
Jch liebe das Gethoͤne
Von Mavors Feld-Geſchrey.
An die artige Balis, da er ſtarb.
1.
Augen / die ſchon ſterbend brechen /
Blicken euch jetzt klaͤglich an /
Lippen / die nicht mehr zum Sprechen
Recht verſtaͤndlich aufgethan /
Muͤſſen euch / mein werthes Leben /
Schoͤne Balis Abſchied geben.
2.
Thraͤnen ſtatt der Worte flieſſen /
Die voll Liebes Seuffzer ſind /
Und299Verliebte und galante Arien.
Und die falben Lippen kuͤſſen
Euch zum letzten mahl mein Kind /
Daß ich auf der Todten-Reiſe
Mich mit eurer Anmuth ſpeiſe.
3.
Nehmet euren Geiſt zuruͤcke /
Balis, weg aus meiner Bruſt /
Ein ergrimmetes Geſchicke
Stoͤhret die gehabte Luſt /
Mein Hertz muß aus eurem ſcheiden
Und die zarte Wohnung meiden.
4.
Lebet wohl geliebte Seele /
Meine Seel iſt auſſer mir /
Und des Grabes ſchwartze Hoͤhle
Oeffnet ſchon die dunckle Thuͤr /
Jch muß euch / mein Kind / verlaſſen /
Und bey Geiſtern Wohnung faſſen.
Als ſie ſich mit ihm verſoͤhnet.
1.
Nach dem Regen ſcheint die Sonne /
Auf das Ungluͤck folget Wonne;
Lachen loͤßt das Weinen ab;
Blitz und Donner faͤlt ins Grab
Wenn des Titans guͤldne Strahlen
Dieſe dunckle Welt bemahlen.
2.
Auf das Haſſen kommt das Lieben /
Alles will den Wechſel uͤben /
Wer da trotzt dem Unbeſtand /
Der kommt ins gelobte Land /
Wo ſich nach vergangnen Schmertzen
Luſt und Freude lieblich hertzen.
3.
Scheinen gleich der Liebſten Augen
Nur zum ſauren Blick zu taugen /
Lin -300Verliebte und galante Arien.
Lindert doch ein ſanffter Strahl
Bald die heiſſe Liebes-Quaal /
Da / wo Dornen ſonſt geſtanden
Sind denn Roſen gnug verhanden.
4.
So verkehren ſich die Zeiten /
Und die ſuͤſſen Eitelkeiten
Wenn ein Kuß das Trauren hemmt;
Angſt und Schmertze wird geſtemmt
Wenn ein Hertz / das faſt vergangen /
Mit gewuͤnſchter Huld kan prangen.
5.
Wenn der Anblick von den Bruͤſten /
Die den Engeln ſelbſt geluͤſten
Frey und unverwehret iſt /
Wenn man Mund und Lippen kuͤßt /
Alsdenn hat man uͤberſtanden
Den Verdruß der ſchweren Banden.
6.
Das / was man vor dem verfluchet /
Wird alsdenn mit Ernſt geſuchet /
Denn zeigt Ketten / Strick und Band
Einen recht vergnuͤgten Stand /
Solche Sclaven ſind befreyet
Wenn der ander Zetter ſchreyet.
7.
Jn ſo ſuͤſſer Knechtſchafft leben /
Heiſt in ſteter Freyheit ſchweben
Ein Dienſt ohne Selaverey /
Gantz beſtricket und doch frey /
Sonnenſchein bey Wind und Stuͤrmen /
Und vor Eyferſucht ein Schirmen.
8.
Lieb und leb mein Hertz vergnuͤget
Deine Schoͤne iſt beſieget /
Keine Liſt und keine Macht
Jſt auf deinen Fall bedacht
Jhre wunder-ſchoͤnen Gaben
Sollen dich erfreulich laben.
Er301Verliebte und galante Arien.
Er verzweiffelt.
1.
Donner / Hagel / Blitz und Wetter
Spielt auf meine Scheitel zu /
Findt ſich doch kein ander Retter
Der mich ſetzen mag in Ruh.
Donner / Hagel / Blitz und Wetter
Schmeiſt den Geiſt nur in die Grufft
Auf / ihr ſchwartzen Hoͤllen Goͤtter
Holet mich in eure Klufft.
2.
Mein Gemuͤhte iſt verwirret.
Die Gedancken ſind verſtoͤhrt /
Mein Geiſt in der Noht verirret /
Meine Freude iſt verzehrt.
Mein Gemuͤhte iſt verwirret /
Lauter Angſt erfuͤll’t die Bruſt /
Und das Pein-Geſpenſte ſchwirret
Mit den Feſſeln durch die Luſt.
3.
Meine Pein wird taͤglich groͤſſer /
Und mein Ungluͤck wird vermehrt /
Wo ſind doch die Hoffnungs-Schloͤſſer?
Jhre Luſt iſt nun verſtoͤhrt
Meine Pein wird taͤglich groͤſſer /
Mein Schmertz findt kein Ende nicht /
Mir wird auch nicht eher beſſer
Bis der Tod das Hertze bricht.
4.
Drum ihr Parcen und ihr Geiſter
Holet mich ins ſchwartze Grab /
Komm’o Tod du ſtarcker Meiſter
Kuͤrtze meinen Jammer ab.
Drum ihr Parcen und ihr Geiſter
Bringet meinen Geiſt zur Ruh /
Mein Verhaͤngniß wird ſonſt dreiſter /
Und mein Ungluͤck nimmt noch zu.
5. Fal -302Verliebte und galante Arien.
5.
Falſche Liebe deine Netze
Ziehen ins Verderben ein /
Und Almire deine Schaͤtze
Muͤſſen meine Henckers ſeyn.
Falſche Liebe deine Netze
Sind der Urſprung meiner Quaal /
Und des Buſens Zauber-Plaͤtze
Leiten mich in Plutons Saal.
6.
Aber ach! ihr bleibt zuruͤcke
Geiſter / Furien und Blitz /
Drum mein Geiſt den Dolchen zuͤcke
Und den Lebens-Safft verſpruͤtz.
Aber ach! ihr bleibt zuruͤcke
Laͤngſt erwuͤnſchte Luſt und Ruh /
Jhr beweißt auch falſche Tuͤcke
Meine Noht nimmt durch euch zu.
7.
So Almire ſchaut ich ſterbe
Eure Schoͤnheit toͤdtet mich /
Ob ich mich gleich ſelbſt verderbe
Durch den kalten Dolchen-Stich.
So Almire ſchaut ich ſterbe /
Seht mein letztes Roͤcheln an /
Wenn ich Bey-Leyd denn ererbe
Jſt mein Sterben wohlgethan.
8.
Recht / nun dringt die ſcharffe Schneide
Durch die Adern in die Bruſt.
Auf mein Geiſt / auf! auf und ſcheide
Durch die Wunde / fort mit Luſt.
Recht nun dringt die ſcharffe Schneide
Jn den Brunn der Adern ein /
Seht Almire ſolche Seide
Webet euer Grauſahm-ſeyn.
Die303Verliebte und galante Arien.
Die wunderlichen Arten der Liebe. Aus dem Frantzoͤſiſchen.
1.
Ach ich ſeuffze / mir iſt bange!
Jch quaͤhle mich ſo Tag als Nacht /
Jch erſchrecke! ich verlange!
Die Liebe hat mich kranck gemacht.
Eure heiſſen Augen-Strahlen
Die haben meinen Geiſt entzuͤndt /
Daß die vielen Liebes-Quaalen
Gar nicht von mir zu haſſen ſind.
2.
Laßt uns dieſe Loſung geben /
So offt man uns zu reden zwingt /
Recht begluͤcket iſt das Leben /
Das man verliebt zu Ende bringt.
Furcht und Seuffzen kommt den Seelen
Faſt immerfort zu einer Zeit /
Und aus dieſen ſtillen Quaͤhlen
Erhaͤlt der Liebe Hefftigkeit.
3.
Warum wollen wir denn daͤmpffen
Der Seelen heiſſe Liebes-Gluth?
Und die ſuͤſſe Pein bekaͤmpffen?
Da uns die Quaal ſo ſanffte thut.
Laßt uns dieſe Loſung geben
So offt man uns zu reden zwingt
Recht begluͤcket iſt das Leben /
Das man verliebt zu Ende bringt.
An eine unerbittliche Schoͤne.
1.
DU Sonne meines Lebens
Beſtrahle mein Hertz;
Und laß mich nicht vergebens
Beſeuffzen den Schmertz.
Ver -304Verliebte und galante Arien.
Verkehre mein Klagen
Mein Seuffzen und Zagen
Jn lieblichen Schertz.
2.
Was nuͤtzet dir mein Quaͤhlen?
Was hilfft dir meine Pein?
Hoͤr auf mich zu entſeelen
Durch toͤdtenden Schein.
Ach laß mich die Sinnen
Mein Engel gewinnen
Die Felſen hart ſeyn.
3.
Das Eyſen muß erliegen
Jn Flammen und Gluth /
Der Demant laͤſt ſich biegen
Durch ſtinckendes Blut /
Jch aber mein Leben
Muß Blut und Feur geben /
Doch wird es nicht gut.
4.
Ach aͤndere doch Schoͤne
Den ſteinernen Sinn /
Und ſpanne mir die Sehne
So ferne nicht hin.
Erfuͤll mein Verlangen /
Und ſchenck mir die Wangen
Zum Liebes-Gewinn.
An Dieſelbe.
1.
Schoͤnſter Engel ſchau doch die Seelen-Pein /
Und laſſe den Schmertz geendiget ſeyn;
Linder die Plagen /
Die ich ertragen /
Ohn ſie zu klagen
Dir Goͤttin der Bruſt;
Die du ſuchſt Luſt
Wenn305Verliebte und galante Arien.
Wenn nur bewuſt
Schwere Plagen der krancken Bruſt.
2.
Mache Schoͤnſte mein Hertze bald geſund /
Und reich mir deinen bezuckerten Mund;
Laß mir genieſſen
Jn ſuͤſſen kuͤſſen
Der Liebe-Biſſen
Daß endlich mein Hertz
Nach Angſt und Schmertz
Schmeck ſuͤſſen Schertz /
Lieb und kuͤſſe mich doch mein Hertz.
3.
Schoͤne Wangen die ihr voll Roſen ſteht
Um die ein Krantz von weiſſen Liljen geht /
Jhr Wunder-Bruͤſte /
Du Prunck-Geruͤſte
Voll Himmels-Luͤſte!
Ach lachet mich an /
Daß ich bald kan
Die Freuden-Bahn
Bey euch treten mit Wolluſt an.
4.
Kuͤſſe Schoͤnſte doch meinen krancken Mund
Und heile im Kuſſe was du verwundt /
Du kanſt nur eben
Dem matten Leben
Die Lindrung geben.
Jch werde begluͤckt /
Und recht erquickt /
Ja gar entzuͤckt
Wenn mich Schoͤnſte dein Hertze begluͤckt.
An Dieſelbe.
1.
Holde Sonne meiner Seelen
Leget ſich dein Streuben nicht?
UMuß306Verliebte und galante Arien.
Muß ich mich zu tode quaͤhlen
Scheint mir garkein Gnaden-Licht?
Werden mich die Straff-Cometen /
Doch mit ihren Strahlen toͤdten?
2.
Schoͤnſte legehin dein Haſſen
Blicke mich mit Anmuth an /
Laß mich deine Bruſt umfaſſen
Daß ich mich ergoͤtzen kan.
Laß von ihren Marmor-Auen
Nectar auf die Lippen thauen.
3.
Gib mir deinen Mund und Bruͤſte
Holde Anemone frey /
Mache daß der Platz der Luͤſte
Mir ein frohes Eden ſey.
Hoͤr doch auf den zu betruͤben
Der dich ehrt mit ſeinen Lieben.
4.
Meine Liebe iſt beſtaͤndig
Sie verſchwehrt den Unbeſtand /
Sie wird auch nicht Wetter-wendig /
Jhr iſt nichts als Treu bekannt /
Dich beſtaͤndig zu verehren
Wird ihr nur der Tod verwehren.

Er will fie nicht lieben. 1.

Dein Hoffen iſt nichts / du warteſt umſonſt
Vertilge die Liebe / verbanne die Gunſt /
Jch fliehe die Flammen
Und werde verdammen
Die ſchmeichelnde Kunſt /
Die immerfort ſucht
Mein Hertze zu binden /
Jn Feſſelu zu winden /
Die es doch verflucht.
So307Verliebte und galante Arien.
So fahre nur hin
Verworffener Sinn
Jch haſſe dein Lieben
Das herbes Betruͤben
Der Seelen einbringt.
Geh falſche Sirene
Dein Zauber-Gethoͤne
Zum Schaden erklingt.

Sie flehet darwider. 1.

Mein eintziger Troſt / es ſtirbet der Geiſt /
Das Elend den Faden des Lebens zerreiſt
Wenn du auf mein Leben
Dein Lieben wilt geben.
Ach! daß ſich verſchleuſt
Dein liebliches Hertz /
Und ſetzeſt die Wunden /
Die ich ſchon empfunden
Jn groͤſſeren Schmertz
Jch ſterbe mein Licht /
Weil das mir gebricht
Wodurch ich die Sinnen
Sonſt koͤnnen gewinnen
Zur ewigen Pflicht.
Wilt du dich erweiſen
Denn haͤrter wie Eyſen?
Ach thu es doch nicht.
Von der Macht der Liebe. Cantata.
ARIA.
Suͤſſe Liebe!
Deine Triebe
Nehmen Hertz und Sinnen ein. U 2All308Verliebte und galante Arien.
All und jede Geiſter muͤſſen
Sich von dir gefeſſelt wiſſen
Keiner kan verſchonet ſeyn.
Suͤſſe Liebe!
Deine Triebe
Nehmen Hertz und Sinnen ein
Simſons groſſe Wunder-Staͤrcke
Und Alcidens ſtarcke Wercke /
Koͤnnen deine Wunder-Macht
Niemahls werden gleich geacht.
Stein und Eyſen muß ſich ſchwiegen
Und ein Felſen Hertze biegen /
Wenn der Venus-Zorn entbrennt
Und ſie Gnad und Huld verkennt.
Keiner kan ihr widerſiehen
Jeder muß Fuß-faͤllig ſeyn.
Jhr Entſchlieſſen muß ergehen
Gehts auch noch ſo widrig ein.
Der groſſe Zeus hat ſich ſehr offt verliebt / Mars ſich gefangen giebt /
Den Liebes-Printz nimmt Pſychens Glantz gefangen.
So muß der Donner-Gott / der Kriegs - und Liebes-Fuͤhrer
An Venus-Joche ziehn /
Sie kan als Sieger prangen /
Ein Knecht / ein Fuͤrſt / ein Koͤnig und Regierer
Muß in den Liebes-Gluhten bluͤhn.
ARIOSO.
Denckt einer ſchon auf heute ſich zu zwingen /
Jhr muß der Streich doch morgen wohl gelingen /
Und fliehet man ſchon einſt vor Amors Bogen /
Wird man durch ihn bald unverſehns betrogen /
Ja ſchuͤtzt man ſich ſchon einſt vor ſeinen Pfeilen
Sie wiſſen uns doch wol zu uͤbereilen.
Denckt einer ſchon auf heute ſich zu zwingen /
Jhr muß der Streich doch morgen wohl gelingen.
So muß der Liebe-Triebe ſpuͤhren
Die gantze Welt /Sie309Verliebte und galantt Arien.
Sie will an ihrem Seile fuͤhren
Was Odem-loß / und Athem in ſich haͤlt.
Die Sterne ſind verliebt am Himmel /
Jn ihnen glimmt die Liebes Gluth /
Es machet der Muren ein liebliches Getuͤmmel
Beym Ahle in der kuͤhlen Fluth.
Und der Magnet-Stein liebt das Eyſen
Wie auch den Stern aus Norden /
Der Agtſtein iſt dem gleich geworden /
Und will die Gunſt am Spreu beweiſen.
Die Rebe kuͤßt des Ulmbaums Stuͤtze /
Das Epheu kreucht in eine Mauren-Ritze
Der Palm-Baum ſteht bey ſeines Gleichen gerne /
Das lauffend Silber bleibt dem Gold nicht ferne.
OBLIGATO.
So liebt das gantze Rund nun in die Wette /
Der Menſch / der liebt und ſehnet ſich zu Bette /
Da loͤſchet er die Flammen
Die Gott und Menſchen nicht verdammen.
Wie ſoll man nun der Liebe-Macht entfliehn?
Da alles muß an ihrem Joche ziehn.
Da jeder muß vor ihren Altar treten /
Und ſie anbehten.
ARIA.
Gedult! Gedult kan alles uͤberwinden
Doch Amors Triebe nicht.
Eh wird der Geiſt mit ſamt dem Leben ſchwinden
Eh man den ſtarcken Held
Zu Boden faͤllt.
Gedult! Gedult kan alles uͤberwinden
Doch Amors Triebe nicht.
Sie iſt zu ſtrenge.
1.
Celindo ſtirb! dein Leben will es haben
Jhr Zorn hat dich Elender ſchon begraben.
Ach Leben fleuch / ich mag nicht lebhafft ſeyn /
Mein Leben ſcharrt mich in das Grab hinein.
U 3Jhr310Verliebte und galante Arien.
Jhr Geiſter flieht / verlaßt die Jammer-Huͤtten /
Jhr hofft umſonſt / ſie laͤſt ſich nicht erbitten.
2.
Auf ſuͤſſer Tod / ich warte mit Verlangen /
Jch will dich gern zu meiner Ruh umfangen
Jch liebe dich und kuͤſſe deinen Pfeil
Du biſt mein Troſt und allerletztes Heyl.
Ach ſterbet doch ihr halb erſtorbnen Sinnen!
Jhr ſucht umſonſt die Harte zugewinnen.
3.
Reiß mit Gewalt des Lebens-Pfeiler nieder /
Ach toͤdte doch die abgematten Glieder!
Jhr Grauſahm-ſeyn betruͤbt mich allzuſehr /
Jm Sterben fuͤhlt man keine Marter mehr.
Tyrannin ſag / was nuͤtzet dir mein Quaͤhlen?
Hab ich die Schuld ſo magſt du mich entſeelen?
4.
Leb wohl! leb wohl / du ſtrenge Arismene,
Du biſt ſo hart und grauſahm als du ſchoͤne.
Celindo ſtirbt / dein Hart-ſeyn hats gemacht.
Adjeu zu letzt / leb wohl zu guter Nacht.
Reu und die Zeit wird noch die Sinnen zwingen /
Lieb wen du wilt / mein Wunſch wird jetzt gelingen.
Caliſte iſt zu grauſahm.
1.
Gewalt! Gewalt! Huͤlff iſt vonnoͤhten /
Jhr Goͤtter eilet doch herbey!
Caliſte will mich gaͤntzlich toͤdten /
Ach macht mich von den Plagen frey!
Mein Geiſt muß tauſend Marter leiden.
Und darf doch nicht vom Leibe ſcheiden.
2.
Der Schnee-Berg ihrer ſchoͤnen Bruͤſte /
Der glatten Wangen Wunder Pracht /
Der Anblick dieſer Edens-Luͤſte
Die haben mich zum Knecht gemacht.
Jch311Verliebte und galante Arien.
Jch ſeuffze in den ſchweren Banden
Jſt kein Erretter nicht verhanden?
3.
Ach Nein! ich ſehe kein Erretten /
Jch ſoll und muß zu Grunde gehn /
Jch darf mich in den ſchweren Ketten
Nach keiner Linderung umſehn.
Jemehr ich meine Marter klage /
Je groͤſſer wird die Liebes-Plage.
4.
Weich Sonne / weich aus deinen Schrancken!
Komm und erweich ihr hartes Hertz /
Ach lencke ſie auf die Gedancken
So leget ſich mein Liebes Schmertz.
Wo nicht? ſo kommt ihr ſchwartzen Geiſter /
Und bringet mich zu euren Meiſter.
An eine Grauſahme.
1.
Sie toͤdtet mich mein Licht / mein Schatz / mein ſuͤſſes Leben /
Sie machet daß ich auf den matten Geiſt muß geben /
Der Augen heiſſer Blitz /
Das krůfftige Geſchuͤtz /
Setzt mein verliebtes Hertz in ſolche Feuer-Gluhten
Die niemand loͤſchen mag mit allen Waſſer-Fluhten.
Es gehet Fleiß und Schweiß vergebens in den Wind
So lange / bis man ſie auch bey der Rettung findt.
2.
Sie machet meinen Brand / und will mich doch nicht retten /
Sie denckt zu groͤſſern Schmertz mich in die Hoͤll zu betten.
Sie haͤuffet Feur auf Feur
Als dort das Ungeheur /
Mit welchem Hercules in Flammen muſte kaͤmpffen /
Doch dieſer kunte noch deſſelben Flammen daͤmpffen /
Er trug den Sieg davon / ich aber ſtege nicht /
Mein Kaͤmpffen hat noch nichts / o Himmel ausgericht.
U 4Jch312Verliebte und galante Arien.
3.
Jch muͤhe mich umſonſt ihr Hertze zubeſiegen /
Mein Unternehmen kan ich nicht zum Ende kriegen.
Mein Streiten ſtellet mir
Die Danaiden fuͤr.
Denn ſo wie dieſe nur in ſteter Arbeit ſchweben
Und in dem Siebe nicht das ſchwere Waſſer heben /
So ſchlaͤgt bey ihrer Bruſt auch mein Beginnen an /
Jch habe viel / und doch noch nichtes nicht gethan.
4.
Die Geiſter ſind ſchon halb aus meiner Bruſt verlohren /
Jhr Hertz hat ſich ſo gar auf meinen Fall verſchworen.
Die Ohren ſind verſtopfft
So das vergebens klopfft
Bey ihrem Hertzen an mitleydiges Erbarmen /
Sie ſtellt ſich taub und hart vor einen krancken Armen /
Jhr Hertz verkehret ſich in Stahl und Marmor-Stein /
Und will / o Ungeluͤck! mir unbeweglich ſeyn.
5.
Ach Unbeweglichſte! ihr Hart-ſeyn laͤßt mich ſterben /
Jhr weigern laͤſſet mich / doch viel zu fruͤh / verderben.
Der Geiſt begehrt die Lufft
Der Leib verlangt die Grufft.
Doch Atropos will mich nicht vor der Zeit ertoͤdten /
Die Parce machet ſie durch ihren Schluß erroͤhten /
Und zeiget daß ſie mehr / als dieſe / grauſahm iſt
Da ſonſt die Grauſamkeit ſich mit der Parcen kuͤßt.
6.
So muß ich nun alſo in ſteten Sterben leben /
Und lebend allezeit den matten Geiſt auffgeben /
Jch lebe / und bin todt
Halb Wohl / und halb in Noht.
Jn Noht / wenn ich mich muß mit ihren Streuben quaͤhlen
Und Wohl / dieweil ich weiß / daß ſie mich wird entſeelen.
So liege ich im Grab und bin auch in der Welt /
Der Himmel weis wie ſchwehr mir dieſer Jammer faͤllt.
An313Verliebte und galante Arien.
An eine Unbewegliche.
1.
Cupido lag an Venus Bruͤſten /
Da fing er dis zu reden an:
Jhr Schoͤnen ſeht mit was vor Luͤſten
Jch hier die Anmuth koſten kan.
Die Roſen-Bruſt darf ich umfangen
Die Lippen ſind mir frey geſtelt /
An dieſen bleib ich immer hangen /
Die Schooß iſt mir ein Luſt-Gezelt.
2.
Und ihr / ihr wolt das Wangen-kuͤſſen
Als ein beſchriehnes Laſter fliehn.
Allein ihr ſolt mir dieſes wiſſen /
Jhr werdet euch umſonſt bemuͤhn.
Jhr ſolt in eurer Meynung faͤhlen /
Jch bin der uͤber euch regiert /
Mein Pfeil und Bogen ſoll euch quaͤhlen
Bis ihr der Liebe Triebe ſpuͤhrt.
3.
Die Augen / die ſo bald entzuͤnden
Weil ſie der Mutter Brenn-Glas ſind /
Die muͤſſen auch den Brand entfinden /
Den ſie bey andern angezuͤndt.
Die Bruͤſte / Lippen und die Wangen /
So euch die liebe Mutter giebt
Deswegen ſo annehmlich prangen
Daß man euch deſto lieber liebt.
4.
Nun guͤrte ſchoͤneſte Goͤttinne
Den Liebes-Koͤcher mir nur an /
Daß ich das freche Volck gewinne
Es hat mir manchen Tort gethan.
Jch will ſo bald die Fluͤgel ſchwingen /
Und denn mit meiner Pfeile-Krafft
Durch ihre Demant-Hertzen dringen /
Alsdenn ſo hab ich Raht geſchafft.
U 55. Jch314Verliebte und galante Arien.
5.
Jch zwing die allerhaͤrtſten Hertzen
Daß ſie mir Mund und Wangen weyhn
Mit ihren Bruͤſten kan ich ſchertzen /
Sie muͤſſen mir ein Renn-Platz ſeyn.
Da iſt der Ort Verliebter-Kriege /
Wo man ſich um den Krantz bemuͤht;
Der Einzug nach den ſchoͤnen Siege
Jn der gewoͤlbten Schooß geſchieht
6.
Verzieht / ich will euch bald zuſammen
Als uͤberwundne Sclaven ſehn /
Bekrieg ich euch mit meinen Flammen /
So iſts um euren Trotz geſchehn.
Drum laßt ihr eure Wangen kuͤſſen /
Denn prangt ihr nicht mit eurer Schooß /
Jch will euch ſchon zu zwingen wiſſen.
Nun laßt mich / liebe Mutter / loß.
7.
Calliſte laß dich doch bewegen!
Cupido ſpannt den Bogen ſchon /
Wird er nun erſt den Pfeil drauf legen /
So ſpricht er deinem Trotze Hohn.
Er lachet nur zu deinen Dreuen
Du biſt vor ſeiner Macht zu ſchwach /
Er wird ſich gar nicht vor dich ſcheuen /
Ach gib doch meinen Flehen nach.
Er verſichert ihr ſeine beſtaͤndige Liebe. Cantata.
ARIA.
Feſſelt mich ihr ſchoͤnen Augen
Jch bin ſchon damit vergnuͤgt.
Jch begehr mich nicht zu retten
Von den angenehmen Ketten
Jhre Laſt gar leichte wiegt. Feſ -315Verliebte und galante Arien.
Feſſelt mich ihr ſchoͤnen Augen
Jch bin ſchon damit vergnuͤgt /
Die Schoͤnheit hat mich uͤberwunden
Jch will auch gern ihr Sclave ſeyn /
Wo man mit angenehmen Blicken
Die Angeſchloſſenen pflegt zu erquicken /
Da klagt man uͤber keine Pein /
Die rechte Freyheit wird gefunden
Wenn man ein ſolch Gefaͤngniß kriegt
Da man an ſtatt den Stein
An einer ſchoͤnen Bruſt gefeſſelt liegt.
ARIA.
Die Feſſeln will ich ewig tragen
Sie fallen mir niemahls zu ſchwehr /
Jch freu mich ob den ſuͤſſen Banden /
Die in der treuen Bruſt verhanden.
Denn dieſe ſtammen von dir her.
da Capo.
Als er vergebens liebte. Cantata.
Ach Ja! es iſt gewiß genug
Sie hat mich nun verſtoſſen /
Mein Hoffen iſt ein leerer Krug /
Es ſchlaͤget einen Bloſſen.
Sie iſt noch haͤrter als ein Stein
Und will nicht zu bewegen ſeyn.
ARIA.
Sagt was habe ich verbrochen
Das der Straffe wuͤrdig iſt?
Alles was ich noch erduldet
Hat mein Hertze nicht verſchuldet.
Jhr ſeyd ohne Fug entruͤſt.
Sagt was habe ich verbrochen /
Das der Straffe wuͤrdig iſt.
Jhr316Verliebte und galante Arien.
Jhr ſeyd kein Menſch! ihr ſeyd ein Tyger-Thier /
Jhr geht an Grimm den Baͤren fuͤr /
Jhr zuͤrnet / daß ich liebe /
Und haßt die reinen Triebe /
Die meine Seele nehrt.
Der Stein und Stahl wird endlich abgezehrt /
Allein ihr ſeyd noch mehr als ſteinern
Eur Hertz will ſich verhelffenbeinern.
ARIA.
Mein Hertze halt nur ein!
Sie wird nicht zu bewegen ſeyn.
Jhr meynt vielleicht
Jch muͤſte ſterben /
Nein! eure Meynung treugt /
Jch will des wegen nicht verderben.
Seyd ihr mein Leitſtern nicht /
So ſcheinet mir noch wol ein ander Licht.
Wende dich zu einen Hertzen /
Das mit hellen Liebes-Kertzen Deine treue Brunſt erkennt /
Und in gleichen Flammen brennt.
Mein Hertze halt nur ein
Sie wird nicht zu bewegen ſeyn.
Bemuͤhe dich nicht ferner /
Und pflantze deine Hoffnungs-Koͤrner
So ungewiß nicht hin.
Es giebt noch mehr der Schoͤnen /
Vielleichte kriegt dein Sehnen
Ein Hertze zum Gewinn /
Das nicht ſo unbarmhertzig iſt.
Das Gluͤcke und die Sternen /
Die werden ſich auf ewig nicht entfernen.
Sey wohlgemuth / verzage nicht /
Auf den Abend-voller Sorgen
Folgt ein Licht /
Das durch einen hellen Morgen
Deine Traurigkeit verſuͤßt.
Er317Verliebte und galante Arien.
Er bittet um ihre Gunſt. Cantata.
ARIA.
Ach ihr wunder ſchoͤnen Augen
Darf ich wol die Flammen ſaugen /
Die eur Weſen in ſich hegt.
Jch will gern deswegen ſterben /
Und in einem Feur verderben /
Das die Liebe angelegt;
Ach ihr wunder ſchoͤnen Augen
Darf ich wol die Flammen ſaugen /
Die eur Weſen in ſich hegt.
Sprecht nur das Ja!
Mein Will iſt da /
Jch will mich ſelbſt verbrennen /
Doch muͤſt ihr mir zum Scheiter-Hauffen goͤnnen
Die ſchoͤne Bruſt
Jch will mit Luſt
Jn eure Flammen lauffen /
Wenn ich auf dieſen ſchoͤnen Hauffen
Den letzten Oden ziehen mag.
Beſtimmet nur den Tag
Und ſagt / es ſoll geſchehen /
Jhr ſolt mich freudig ſterben ſehen.
ARIA.
Ach facht euch auf ihr ſchoͤnen Bruͤſte /
Und zuͤndet euren Æthna an!
Hat Curtius ein Lob erworben /
Daß er als wie ein Held geſtorben /
So hab ich dennoch mehr gethan.
Ach facht euch auf ihr ſchoͤnen Bruͤſte
Und zuͤndet euren Æthna an.
Als318Verliebte und galante Arien.
Als ſeine Schoͤne ſtarb. Cantata.
Mein Engel ſtirbt und ich ſoll leben
Nein! dieſes geht nicht an
Jch muß mit ihr den Geiſt aufgeben /
Jch kan nicht mehr am Leben ſeyn.
Wie! daß ich doch noch ſprechen kan!
Gewuͤnſchter Tod kehr bey mir ein.
ARIA.
Atropos komm reiß den Faden
Meines Lebens nur entzwey /
Toͤdte die betruͤbten Glieder /
Gib mir meine Schoͤne wieder /
Oder daß ich bey ihr ſey Atropos komm reiß den Faden
Meines Lebens nur entzwey.
Auf! auf! mein Geiſt
Es iſt nun Zeit zu ſcheiden.
Der Jammer reiſt
Den Lebens-Drat entzwey /
Jhr Sinnen ſeyd nun frey
Und koͤnnt die Erden meiden
Sie iſt zu grauſahm. Cantata.
ARIA.
Felſen brechen / Steine ſpringen /
Aber du bleibſt immer hart /
Meine Seuffzer / meine Zaͤhren /
Will dein Ohr niemahls erhoͤren;
Du biſt eine Tyger Art
Sonſten wuͤrde man dich zwingen.
Felſen brechen / Steine ſpringen
Aber du bleibſt immer hart.
Soll319Verliebte und galante Arien.
Soll ich ſterben?
Ey wohlan!
Jch will mich dazu bereiten /
Weil ich doch nicht leben ſoll.
Mag ein Seuffzer mich begleiten
Jſt mir auch im Grabe wohl.
Mein Verderben
Heiſſet jeder wohlgethan.
ARIA.
Plage / quaͤhle / ich erdulde
Aller Marter Centner-Laſt /
Denn wenn ich alſo geſtorben
Hab ich dieſen Troſt erworben /
Daß ein Maͤrterer erblaßt.
Plage / quaͤhle ich erdulde
Aller Marter Centner-Laſt.
An die harte Pantales.
1.
Pantales mein Licht und Leben
Hoͤr doch meinem Seuffzen zu!
Wilt du mir denn noch nicht geben
Die ſo lang begehrte Ruh?
Soll ich ſtets in Aengſten ſchweben
Pantales mein Licht und Leben
2.
Sey mitleidig ſtrenge Schoͤne.
Quaͤhle mich nicht allzuſehr /
Schau wie ich mich nach dir ſehne /
Sieh doch an mein Thraͤnen-Meer.
Hoͤre doch mein Sterb-Gethoͤne /
Sey mitleidig ſtrenge Schoͤne.
3.
Stein und Eiſen laͤßt ſich zwingen /
Aber durch dein hartes Hertz
Kan mein Jammer-Stand nicht dringen
Meine Noht iſt dir ein Schertz.
Tau -320Verliebte und galante Arien.
Tauben Ohren muß ich ſingen /
Stein und Eiſen laͤßt ſich zwingen.
4.
Alles kan mein Hertz ertragen
Hitze / Froſt und Hoͤllen Pein /
Aber nicht die harten Plagen
Womit eure Augen draͤun.
Gantz vergebens muß ich klagen
Alles kan mein Hertz ertragen.
5.
Doch ich bin damit vergnuͤget /
Wenn dein Hertz durch meinen Tod /
Pantales / nur wird beſieget;
Weine doch ob meiner Noht /
Wenn der Himmel dieſes fuͤget
Bin ich ſchon damit vergnuͤget.
Sie iſt verliebt. Cantata.
Jch bin verliebt /
Und halte ſtille /
Was mein Schatz mit mir veruͤbt /
Jſt auch mein Wille.
Dann kan ich mit ſuͤſſen Freuden
Meine heiſſen Sinnen weiden /
Wenn er mir den Nectar giebt
Der mit Wolluſt truncken macht.
ARIA.
Suͤſſe Luſt / vergnuͤgtes Lieben
Jſt den Menſchen vorgeſchrieben;
Und der Himmel macht den Schluß /
Daß das Hertze lieben muß.
Lieben ſpeiſt mit Luſt die Seelen /
Lieben iſt ein Zucker-Brodt /
Lieben ſuͤſſet an das Quaͤhlen
Und entbittert gar den Tod.
de Capo.
Denn321Verliebte und galante Arien.
Denn was kan wol beliebters ſeyn?
Als ſolche Luſt /
Die ein verliebtes Hertz
Nimmt ſonder Schertz
Von ihren Liebſten ein.
Das Hertz ſpringt in der Bruſt /
Die matten Geiſter leben /
Wenn ihnen wird der Nectar eingegeben.
Mein Hertze lacht /
Wenn mich mein Liebſter winckt;
Jch folge ihm zu Bette
So bald das Licht verſinckt /
Denn lieben wir uns in die Wette.
Sie liebet ihn.
1.
MEin Hertze / das liebt dein ſchoͤnes Geſicht /
Und meine Gedancken ſind auf dich gericht.
Mich laſſen die Augen
Den Liebes-Brand ſaugen.
Du biſt mir mein Licht /
Du biſt auch recht ſchoͤn /
Die Wangen die gleichen
Den Roſen am Streuchen /
Wenn ſie ſich auffblaͤhn
Jch ehre dich ſehr /
Und lieb dich noch mehr;
Jch kuͤſſe die Banden
Die in mir verhanden
Als meinen Gewinn.
Jch will mich nicht retten
Von Banden und Ketten
Die Freyheit iſt hin.
2.
Dir bin ich getreu / ich gebe mein Hertz
Dir / Schoͤnſter / zu eigen / komm linder den Schmertz /
Und mache durch Lieben
Mein bitters Betruͤben
XZum322Verliebte und galante Arien.
Zum lieblichen Schertz.
Umfange die Bruſt
Ergoͤtze die Seele
Jn Kuͤſſen mit Oele
Der groͤſſeſten Luſt
Erkenne die Brunſt /
Und reiche mir Gunſt /
Belohne die Liebe
Durch liebliche Triebe
Und guͤtigen Blick.
Vermiſche die Flammen
Mit deinen zuſammen
Und kroͤhne mein Gluͤck.
3.
Ach eile mein Schatz / umfange die Bruſt /
Und ſchencke der Seelen / vergnuͤgliche Luſt /
Laß liebliches Lieben
Mein Liebſter uns uͤben
Das keinem bewuſt
Komm kuͤſſe den Mund
Und mache den Biſſen
Jm ſafftigen Kuͤſſen
Der Liebe mir kund /
Jch warte mein Schatz
Und mache dir Platz /
Daß von den Bruſt Klippen
Mit freudigen Lippen
Du koſteſt Confect.
Komm uͤbe das Lieben
Das ſtatt des Betruͤben
Ergoͤtzung erweckt.
Leib-Aria der keuſchen Meurine.
1.
Jhr Wolluſt Roſen weicht
Vor meinen Keuſchheits-Liljen.
Jhr koͤnnt ſie nicht vertilgen /
Eur Weſen das erbleicht
Da -323Verliebte und galante Arien.
Davor / wo dieſe ſtehn /
Da muͤſſet ihr vergehn.
2.
Ob ſchon die Perl geſteckt
Jn ſchwartzen Muſchel-Schalen /
So kan ſie dennoch prahlen
Wenn ſelbige entdeckt.
Des Demants helle Pracht
Aus rauhen Schlacken lacht.
3.
Und bin ich gleich nicht ſchoͤn
Prang ich mit keinen Bruͤſten /
Die jedermann geluͤſten
So wird es doch geſchehn /
Daß man der Keuſchheit hold
Und nicht der Schoͤnheit-Gold.
Ein verſtoſſener Liebhaber verzweiffelt. Cantata.
SO iſt es denn mit mir geſchehn /
Jch ſoll und muß vergehen.
ARIA.
Jhr Geiſter aus den dunckeln Gruͤfften
Kommt nehmet meinen Geiſt zu euch;
Die / ſo mein Leben ſolte heiſſen /
Die wird durch keine Thraͤnen weich /
Sie will ihr ſolt mich nur zerreiſſen
Und ein erbaͤrmlich Schau-Spiel ſtifften.
Jhr Geiſter aus den dunckeln Gruͤfften
Kommt nehmet meinen Geiſt zu euch.
Komm Parce und ſchneide
Den Lebens-Drat ab /
Jch finde nur Freude
Jm finſteren Grab.
X 2An324Verliebte und galante Arien.
An Lyſetten.
1.
Unvergleichliche Lyſette
Meine Sonne / meine Luſt /
Mache mir ein ſanfftes Bette
Auf den Roſen deiner Bruſt;
Jhre Pracht
Hat gemacht
Daß mir Geiſt und Hertze brennen /
So dich ihren Zuͤnd-Strick nennen.
2.
Schoͤnſte Goͤttin meiner Seelen /
Meines Lebens-Auffenhalt /
Die ſich deiner Zier vermaͤhlen
Labt die Engliſche Geſtalt.
Und das Hertz /
Kan kein Schmertz
Durch Betruͤbniß traurig machen /
Welchen deine Augen lachen.
3.
Dieſe ungemeiue Freude
Treff ich bey mir ſelber an /
Meine Wohlfahrt geht in Seyde
Auf der ſanfften Roſen-Bahn.
Jch will auch
Nach dem Brauch
Derer die beſtaͤndig lieben /
Keinen Wanckelmuth veruͤben.
An Louiſen, da ſie ſich nicht verlieben wolte. Copiantes.
1.
Louiſe kan wol Ernſt in deinen Worten ſeyn /
Jndem du ſprichſt / es kan dein Hertz ſich nicht verlieben /
Dem Orpheus folget ja ein unvernuͤnfftig Stein /
Und du gehorcheſt nicht den ſuͤſſen Liebes-Trieben?
Zwar325Verliebte und galante Arien.
Zwar leg ich meinem Zug nicht Orpheus Kraͤffte bey;
Doch glaub ich / daß dein Hertz auch nicht von Steinen ſey.
2.
Es dringt der Liebe-Gifft durch Adern / Marck und Bein /
Daſſelbe kan ja auch den Scorpion entgeiſtern:
Narciſſen ſelbſten nimmt das ſchoͤne Weſen ein /
Soll es denn deinen Geiſt / Louiſe, nicht bemeiſtern?
Doch Salamandra wird nicht leicht vom Feur erhitzt /
Als nur wenn man auf ſie die fette Naphta ſpruͤtzt.
3.
Darum der / ſo dein Hertz zu fangen iſt bemuͤht /
Der muß ohn unterlaß mit ſuͤſſen Blitzen ſpielen
Weil deroſelben Krafft es vielleicht nach ſich zieht /
Da ſcharffe Pfeile ſtets nach dieſem ſchwartzen ziehlen /
So trifft aus ſelbigen ja wol ein eintzger zu /
Und bringt das ſuͤſſe Spiel der Hoffnung einſt zur Ruh.
4.
Wenn man in einen Punct der Sonnen-Strahlen ſchraͤnckt;
So kan man auch dadurch ein hartes Holtz entzuͤnden /
Nun da ſo mancher ſich nach deinen Hertzen lenckt /
Kan denn kein einiger da ſeinen Zunder finden?
Jch weiß / du raͤumſt mir noch dein gantzes Hertze ein /
Sprich nur einmahl / mein Kind / ich wil verliebet ſeyn.
An eine ernſthaffte Schoͤne. Cantata.
ARIA.
Dunckle Augen ſaget doch
Soll ich ſterben oder leben?
Jch erwarte euren Schluß.
Wolt ihr meinen Jammer heben /
Oder ſoll mein Ungluͤck noch
Haͤuffen meinen Uberdruß?
Dunckle Augen ſaget doch
Soll ich ſterben oder leben?
RECIT.
Brich / ach brich doch hartes Hertz!
Leucket euch ihr veſten Sinnen /
X 3Mei -326Verliebte und galante Arien.
Meine Bruſt Lieb zugewinnen /
Die euch mehr als menſchlich preißt.
Steine ſpringen /
Stahl und Eyſen laͤßt ſich zwingen /
Und der Diamant zerfleuſt
Wenn man ihn mit Blut begeuſt /
Aber ach / ihr ſeyd zu hart!
Meine Marter / meine Klagen
Duͤncken euch ein leichter Schertz.
Du biſt eine Tyger Art /
Und ein Wolff hat dich getragen /
Loͤwen zaͤhmt man / und die Baͤhren
Werden gleichfals zahm gemacht
ARIA.
Kan ich nicht dein Hertz erweichen?
So erblick ich ſchon den Tod.
RECIT.
Stirb nur beklemte Bruſt /
Dein Seuffzen / deine Zaͤhren
Werden doch vor nichts geacht /
Ja ich muß aus euch ihr Augen
Gifft vor ſuͤſſe Nahrung ſaugen.
RECIT.
Schlechte Luſt
Die zum Verderben
Eine matte Seele zwingt.
Doch was hilffts? ich muß doch ſterben.
Denn ihr lacht zu meiner Noht.
RECIT.
Ja wenn ich ſeuffze / wenn ich flehe /
Daß auch der Schall durch die holen Luͤffte dringt
So bleibt mir doch kein Troſt
Als daß ich nur zu Grabe gehe
Mein Schickſahl iſt zu ſehr erbooßt.
Und hoͤhnt meine Jammer-Zeichen.
RECIT.
So biſt du mehr als Stein
Und kanſt kein Menſch nicht ſeyn /
Dra -327Verliebte und galante Arien.
Drachen-Milch haſt du geſogen /
Und ein wildes Tyger-Thier
Hat dich / Stoltze / aufferzogen.
Kan ich nicht dein Hertz erweichen
So erblick ich ſchon den Tod.
RECIT.
Dieſer Troſt / der bleibet mir
Daß ich in dem kalten Grabe
Endlich Ruhe habe.
Es iſt und bleibt auch wol dabey /
Daß anderſt nichts zu hoffen ſey.
ARIA.
Kan ich nicht dein Hertz erweichen
So erblick ich ſchon den Tod /
Ja ich muß aus euch ihr Augen
Gifft vor ſuͤſſe Nahrung ſaugen;
Denn ihr lacht zu meiner Noht /
Und hoͤhnt meine Jammer-Zeichen.
Kan ich nicht dein Hertz erweichen /
So erblick ich ſchon den Tod.
RECIT.
Ein Blick /
Kan mir mein Gluͤck /
Und mein Verderben zeigen.
Ein Wort / ach bloß ein Wort /
Ein Wort und Blick zeigt alſofort
Was noch zu hoffen iſt.
Laß die Lippen nicht mehr ſchweigen /
Und zeige wie du gegen mir geſinnet biſt.
ARIA.
Sprich mein Hertz / Ja / oder Nein /
Heiſt es Ja / ſo werd ich lachen /
Oder ſolls das letzte ſeyn /
So muß ich mein Grab-Mahl machen.
Sprich mein Hertz / Ja / oder Nein.
RECIT.
Jch zweiffle nicht /
Daß mir das Gluͤcke
X 4Durch328Verliebte und galante Arien.
Durch holde Blicke
Ein guͤtig Urtheil ſpricht.
ARIA.
So hoffe / und warte bekuͤmmerte Seele /
Das Gluͤcke bricht endlich mit Freuden herein /
Duld und leide /
Daß die Freude
Moͤge deſto groͤſſer ſeyn.
So hoffe / und warte bekuͤmmerte Seele
Das Gluͤcke bricht endlich mit Freuden herein.
Uber die Arien an das Frauen-Zimmer.
1.
Nehmt ihr Schoͤnen dieſe Lieder
Mit geneigten Haͤnden an /
Eros findet ſich hier wieder /
Wenn man ihn nicht finden kan.
Er wird euch in dieſen Myrthen
Mit beliebter Luſt bewirthen.
2.
Eure Haͤnde / Mund und Bruͤſte /
Die / die Venus ſelbſten liebt /
Lieben dieſes Kraut der Luͤſte /
So das letzte Labſahl giebt.
Ach ſo liebt / die Gluth von oben
Wird den guten Endſchluß loben
3.
Endlich ſchlieſſet meiue Leiche
Angenehme Goͤtter-Art
Ein iu gruͤne Myrthen-Straͤuche;
Alsdenn bin ich wohl verwahrt /
Und erlange vor die Lieder
Etwas zur Belohnung wieder.

ENDE Der verliebten und galanten Arien.

III. Sinn -329

III. Sinn-Gedichte.

Der Entwurff einer Schoͤnen.

AN Schoͤnheit kanſt du wol der holden Venus gleichen /
Und dein Verſtand darf nicht der klugen Pallas
weichen /
Junonens Augen ſind vereinet mit der Pracht
Die zweyer Sonnen-Glantz an deinem Stirnen macht.
Der Thetis Fuͤſſe ſind mit deinen gar verſchwiſtert /
Ja ſelbſt der Himmel wird von deinem Glantz verduͤſtert /
Dein ſchoͤnes Weſen laͤſt nur Lieblichkeiten ſehn /
Und macheſt / daß du wirſt noch tauſend mahl ſo ſchoͤn.

Deutliche Liebes-Erklaͤhrung. Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Die Schoͤnheit iſt gemacht /
Gleich da man euch gezeuget /
Und die zu Weg gebracht /
Die mir mein Hertze beuget.
Laſſet mir die Gnade zu /
Daß ich euch daſſelbe thu /
Was man eurer Mutter that
Als man euch gemachet hat.

Als ſie ſich uͤber ihre braune Farbe beklagte.

Schoͤnſte Brunette mein eintziges Leben /
Der ich mich ſtetig zum Diener ergeben /
Zuͤrne nicht uͤber die braͤunliche Pracht /
Die recht galant aus deinem Antlitzt lacht.
X 5Pflegt330Sinn-Gedichte.
Pflegt man ſchon immer dich braͤunlich zu mahlen
Venus ernehret ſelbſt ſchwaͤrtzliche Strahlen /
Auch ſind die Gratien braͤunlicht wie du /
Drum zieh mein Licht dir kein Betruͤben zu.

Dorinde an dem unentpfindlichen Silvio. Aus dem Jtaliaͤniſchen.

L ich den holden Blick nach frembden Augen ſtreichen
So wilt du dieſe Gunſt den Ehe-bruch vergleichen
Wann aber ich von dir verlang ein heiſſes Hertz /
So krieg ich nichts als Eyß / vor Feude herben Schmertz.
Jch ſchau zwar Himmels-Luſt in deinen ſchoͤnen Augen /
Und muß doch Hoͤllen-Pein aus den Cryſtallen ſaugen /
Drum hoͤr; ich habe dich Kaltſinn’ger gung geliebt
Die Treu iſt nun erblaßt / die ich ſonſt ausgeuͤbt.

Auf die ſchoͤne einaͤugigte.

Hat dir ein Unfall gleich ein Auge weggenommen /
Womit gedoppelt ſonſt die rechte Schoͤnheit prahlt:
So weine darum nicht / du biſt und bleibeſt ſchoͤn /
Es kan die Lieb ins Hertz auch durch ein Auge kommen /
Es iſt nur eine Sonn / ſo dieſe Welt beſtrahlt:
Es laͤſt ſich nur ein Mond am blaſſen Himmel ſehn /
Wie Sonn und Mond die Welt genug erleuchten koͤnnen
So hat dein eines Aug auch Feuer ſatt zum brennen.

Das ſuͤſſe Sterben der Verliebten.

Stirb nur / Amando ſtirb / die Luſt ſteht dir zur Seiten /
Die ſchoͤne Marmor-Bruſt will dir das Grab bereiten:
O wunderſchoͤner Tod! gluͤckſehlig wer ſo ſtirbt /
Und in der hohlen Schooß ein ſuͤſſes Grab erwirbt
Man ſtirbt indem man lebt / man geht in Wolluſt unter /
Und wird nach ſolchen Tod zu neuen Freuden munter.
Beſteige nur das Grab / erfuͤll die ſchoͤne Grufft /
Denn der iſt recht vergnuͤgt / der ſo im Grabe dufft.
Als331Sinn-Gedichte.

Als ſie ihn ihren Engel genennet.

Wenn ich / Lyſette, ſoll dein lieber Engel ſeyn
So habe ich zwar nichts dagegen einzuwenden /
Allein! verzeihe doch / mir faͤlt noch etwas ein;
Kan auch ein Engel wol an anderm Ort und Enden
Als in den Himmel ſeyn? ich hoͤr / dein Hertze ſpricht /
Nein! wer ein Engeliſt / muß einen Himmel haben /
Wohlan! dein eigner Schluß iſt wider dich gericht /
Mir fehlt das Paradies / mich will kein Himmel laben.
Doch du kanſt / ſo du wilt / mir bald ein Paradies /
Das meine Wohnung ſey / und lieblich iſt gewehren.
Du biſt der Ort / und muſt / glaub’s nur mir gantz gewiß /
Soll ich dein Engel ſeyn / als Himmel zugehoͤren.

An eine Schoͤne.

Durch deiner Augen-Gluth bin ich in Brand geſetzet /
Die wunder-ſchoͤne Bruſt hat Geiſt und Hertz verletzet.
Die Mienen ſchlieſſen mich in Band und Ketten ein
Leibeigen muß mein Sinn dem ſchoͤnen Weſen ſeyn.
Weil ich nun deine bin / und dir gantz zugehoͤre /
So nimm das Opffer an / damit ich dich verehre /
Es iſt mein Hertz ſo dir / mein Schatz gantz zugethan /
Gib deines wieder her / den Wechſel geh ich an.

Kurtze Liebes-Erklaͤhrung.

Rubell ich liebe dich / ich ehre deine Pracht
Gefaͤllt dir dieſer Schluß / behaget dir mein Lieben?
So werde mir dein Will hinwieder zugeſchrieben
Damit Vereinigung ein veſtes Buͤndniß macht.
Rubelle traue mir / mein Hertze iſt dein eigen /
Drum ſcheue dich nur nicht auch deines mir zu zeigen.

Kurtze Antwort.

Talaſſo deine Schrifft iſt wohl zu recht gebracht /
Jch kuͤſſe deinen Schluß / und mir gefaͤllt dein Lieben /
Jch bin bereit zu thun was du mir vorgeſchrieben /
Jch folge dem Geſchick / und des Verhaͤngniß Macht /
Die332Sinn-Gedichte.
Die mir / mein Schatz / befiehlt mein Hertz dir zu zuneigen /
Zeigt ſich nun deines treu? ſo bin ich ſchon dein eigen.

Taleſtris ſtehet viel vor der Thuͤre.

Taleſtris die nunmehr nach dreyßig Jahren gehet /
Und ihre Kinder-Schuh bereits vertreten hat /
Die graͤmt ſich / daß ihr Mund nicht mehr voll Roſen ſtehet
Wie er ihr vor der Zeit in jungen Jahren that.
Doch weil ſie noch nicht gantz auf Wang und Mund verbluͤhet /
So ſtellt das groſſe Kind ſich taͤglich vor die Thuͤr /
Das ſtumme Weſen ſpricht / wie! daß denn keiner ſiehet
Daß ich ſo artig bin / iſt denn kein Kaͤuffer hier?
Sie laͤſt wol hundert mahl ſich an die Gaſſen ſchauen /
Und danckt den Gruͤſſenden mit groſſer Freundlichkeit;
Allein dis alles kan ihr Gluͤcke nicht erbauen /
Kein Freyer findt ſich ein / es iſt niemand der beut.
Das ſtehen nuͤtzt ihr nichts / umſonſt laͤſt ſie ſich ſehen /
Es beiſt kein Kaͤuffer an / die Waare will man nicht;
Doch hoͤrt ihr loſen Leut / man muß wol drauſſen ſtehen /
Und vor der Thuͤren ſeyn wenn Raum und Platz gebricht.

Man will die mannſuͤchtige Taleſtris im Bette ſehen.

Neugierig bin ich nicht / doch dieſes moͤchte ich
Von Hertzen gerne ſehn wie die Taleſtris ſich
Jn ihrem Bette ſtellt / wenn ihr die Luͤſte kommen /
Und ein verborgen Feur das Hertze eingenommen;
Jch glaube / ihr Geſicht wird dann mit Roſen bluͤhn
Die Lippen werden ſich mit Scharlach uͤberziehn.
Der zarte Buſen wird ſteiff in die Hoͤhe ſchwellen /
Und ſo ein Schwaanen-Bett der ſuͤſſen Luſt vorſtellen.
Die angenehme Schooß wird denn voll Feuer ſeyn
Jndem daſelbſten zieht Cupido aus und ein.
Die Flammen werden da als wie ein Hecla brennen /
Daran ein luͤſtern Sinn ſich wird erwaͤrmen koͤnnen.
Jn dieſen Stande wolt ich wol Taleſtris ſehn /
Jch wett ſie iſt alsdann noch tauſend mahl ſo ſchoͤn /
Als333Sinn-Gedichte.
Als wie ſie ſonſten iſt / wenn ſich die Lilje leget
Um ihre ſchoͤne Wang und ſilber Fruͤchte traͤget.
Doch wozu dient der Wunſch? da es doch nicht geſchicht /
Taleſtris ſehe ich in ihren Bette nicht /
Wer in den ſchoͤnen Port ſein Liebes-Schiff will lencken /
Der muß zum Ancker-Gold viel Lovys d’Oren ſchencken.

An eine Schoͤne.

Der Augen helle Pracht und alles iſt galant,
Drum glaubt / mein Engel / man du ſeyſt aus Engelland!
Doch Jrrland ſoll bey dir nur mein Vergnuͤgen ſeyn
Ach nimm mich in die Schooß den weiſſen Schottland ein.

An Dieſelbe.

Wie! findt man Engel nicht / mein Engel / auf der Erden?
Sieh / deine Schoͤnheit laͤſt dich hier zum Engel werden.

Als ſie ſich als eine Nonne verkleidet.

Die Maſque iſt recht gut / allein das Fleiſch der Nonnen /
Das fehlet dir mein Kind / die Wolluſt wohnt in dir /
Der Liebe Perlen Safft iſt offt in dir zerronnen /
Du ſuchſt den Zeit-Vertreib der Nonnen nicht herfuͤr /
Ein weſentliches Werck ſoll deine Sehnſucht ſtillen.
Das Kleid ſoll nur die Bruſt und nicht die Brunſt verhuͤllen.

Er verlanget ihren Fuß zu kuͤſſen. Madrigall.

Mein Hertze ſehnt ſich nach den Marmor Fuͤſſen /
Und will die heiſſe Luſt
Mit einem Kuſſe buͤſſen
Der Lippen ihr Rubin
Mag mich nicht zu ſich ziehn /
Noch weniger die zarte Bruſt.
Jſt334Sinn-Gedichte.
Jſt ſchon der Bruͤſte Pracht annehmlicher
Als Wein /
Als Balſam der vom Morgen koͤmmt.
So mag es doch drum ſeyn!
Blandella reiche her
Nicht deinen Mund / noch Bruſt / noch Schooß
Nur bloß
Den Alabaſter Fuß /
Jch muß
Mich an dem Marmor laben /
Soll ich ein frohes Hertze haben.

Sie verſaget es. Madrig all.

Schweigt Verwegner! nun die Wangen
Euch nicht gut und gnugſahm ſeyn;
Wolt ihr nicht die Bruſt umfangen /
Graut euch vor der Lippen Pracht?
Wohlan! wird auch die Schooß veracht?
Der Schluß iſt ſchon gemacht.
Weil ihr es ſelber ſo geſprochen
Daß ſie vor euch zu ſchlecht;
So ſprech ich dieſes recht;
Der nimmt kein Unrecht ein /
Der uͤber ſich den Stecken ſelbſt gebrochen.
Jhr ſolt hinfort vergebens ſeuffzen muͤſſen
Und nimmermehr
Die Hand / vielweniger die Fuͤſſe kuͤſſen.

Als ſie ſterben wolte.

Geht meine Sonne weg / verliehrt ſie ihren Schein!
So muß ich / Clytie, mit dir erſtorben ſeyn.

Uber ihre Bruͤſte.

Den Haven Albions ſeh ich von ferne prangen
Von dar kan ich gar bald nach Engeland gelangen.
Als335Sinn-Gedichte.

Als ſie ſich mit einer ſchwartzen Maſquen bedeckte.

Wirff deine Maſque weg / zeig uns dein Angeſicht /
Und mache dich nicht ſchwartz / dein Glantz entfaͤrbt ſich
nicht.

Auf die tugendhaffte und ſchoͤne Almire.

SO wie die guͤldne Sonn am hohen Himmel ſtehet
Und mit beliebten Schein deſſelben Zier erhoͤhet
So muß auch dein Geſicht der Tugend Wohn-Platz ſeyn /
Wer deine Wunder-Pracht galantes Kind erblicket
Deſſelben Hertze wird ins Liebes-Garn geruͤcket;
Nimmt ihn der Tugend-Glantz nun / oder Schoͤnheit ein?

Uber ihr Zimmer.

Ohoͤchſt begluͤckter Ort / viel mahl begluͤcktes Zimmer /
Der du den netten Schein / den angenehmen Schimmer
Der ſchoͤnen Julia, bloß und bekleidet ſiehſt /
Und dich um dieſe Pracht ſo viel als nichts bemuͤhſt.
Ach moͤcht ich mich ein mahl in dich verwandeln koͤnnen /
So wuͤrde ich mein Gluͤck recht unvergleichlich nennen.
Allein / wie gern ſie auch belebte Sachen hat /
So findt kein Flehen doch in deinen Ohren ſtatt.

Auf ihre Schoͤnheit.

Galante Pantales du biſt vollkommmen ſchoͤn /
Denn was der Himmel iſt / das laͤſt dein Antlitz ſehn.

Uber den ſchlaff-loſen Afer.

Verwundere dich nicht / wenn Afer nicht kan ſchlaffen
Schau auf Cecilien / die gibt ihm viel zu ſchaffen.
Auf336Sinn-Gedichte.

Auf den Namens-Tag der ſchoͤnen S ---- C ---- K ---- Per Anagramma. O Sonne / ſie prahlt ſtracks zwey mahl mehr.

DU magſt beliebtes Licht mit guͤldnen Blicken prahlen /
Jhr ſchoͤnes Auge ſtrahlt weit angenehmer her /
Den Sternen-Bogen mag dein heller Schein bemahlen /
O Sonne / hoͤr den Spruch / ſie prahlt ſtracks zweymahl mehr.

Als ſie ihn kuͤſſete. Madrigall.

Halt ein! mein Kind halt ein!
Mein Geiſt wird ſonſten truncken /
Der Lippen ſuͤſſer Wein
Jſt gar zu ſtarck /
Es dringt durch Bein und Marck
Der Ambroſiner-Moſt /
Den ich geſchmeckt.
Doch Nein! halt noch nicht ein
Jch will gern truncken ſeyn.
Wer ſich alſo berauſcht iſt uͤberaus begluͤcket
Weil ihm der Himmel ſelbſt den Rauſch hat zugeſchicket.

Das angenehme Rauch-Werck.

Jch weiß nicht / wie es kommt / daß man das rauche liebet /
Und in ein Haaren Loch ſo gern die Glieder ſchiebet.

Als ſie in dem Spiegel ſchauete.

L deine Augen mir der Liebe Spiegel ſeyn
So ſchau ich in dein Hertz / mein Engel / recht hinein.

Als ſie ein Marmor-Bild kuͤſſete.

Soll ſich dein ſchoͤner Mund mit falſchen Kuͤſſen laben?
Nim meine Lippen an / die mehr Vergnuͤgung haben.
Die337Sinn-Gedichte.

Die Unbeſtaͤndige

Wie / iſt mein Liebſter todt! unſchliges Betruͤben!
Doch ſtill / das iſt mein Troſt / daß mich noch ander lieben.

Als ſie ſein Bild am Finger trug.

Dein Bildniß iſt ſchon laͤngſt dem Hertzen eingepraͤget
Jedoch ich bin vergnuͤgt / weil mich dein Finger traͤget

Als ſie ihre verlohrne Perl ſuchte.

Wenn ihr / Caſſandra, gleich die ſchlechte Perl verliehret
So bleibt doch eurer Pracht
Als wie dem Mond bey Nacht
Die Wonne und der Preiß / ihr ſeyd ſehr ſchoͤn geziehret.
Die Augen ſind Cryſtall / Corall gluͤht auf den Wangen /
Die Perle deckt den Hals
Die Bruͤſte ebenfals /
Weil ihr nun ſo geſchmuͤckt / was wolt ihr mehr verlangen?

Als ſie ihm ihr Portrait geſchencket.

Was ſoll dein Schatten-Bild annehmliche Lyſette?
Deiner holden Schoͤnheit-Zier
Stelt kein ſchlechter Pinſul fuͤr.
Es ſtehet zwar das Bild recht unvergleichlich nette /
Doch das Original weit mehr Verehrer findet /
Stelle mir daſſelbe zu /
So vermehrſt du meine Ruh /
Die ſich auf deine Gunſt als ihren Ancker gruͤndet.

An ein Frauen-Zimmer ſo niemand haben will.

DU ſpieleſt aller Orts wo man nur Karten regt /
Weñ man nun nach dem Daus und dem Triumphe fraͤgt /
So iſt gar keiner dar / drum muſt du unten liegen /
Und kanſt zu keiner Zeit mit deinen Karten ſtegen.
YNun338Sinn-Gedichte.
Nun aber ſitzſt du ſtill / du biſt allzeit labet /
Kein eintzig Karten-Blat zu deinen Dienſten ſteht /
Doch ſo du in der Zeit das Spielen koͤnnen laſſen /
So wuͤrdeſt du nicht jetzt zu deinem Schimpffe paſſen.

Als er ſie kuͤſſen wolte.

Nein mein Kind das ſchickt ſich nicht / daß ſie ihre zarten
Wangen
Meinem heiſſen Mund entzeucht; jene Roſen ſo da prangen /
Sind deswegen aufgeſchoſſen / daß man ſolche brechen muß /
Dieſes kan ſonſt nicht geſchehen / als durch einen ſuͤſſen Kuß.

Auf ihren Nahmens-Tag.

OSonne weiche nur mit deinem Glantz zuruͤcke /
Solinde giebet uns die ſchoͤnſten Gnaden-Blicke
Jhr holdes Nahmen-Licht prangt unvergleichlich ſchoͤn
Zwey Sonnen laͤßt es uns an ihrer Stirnen ſehn.

An Chryſandern.

Denck ich / mein Engels-Kind / an deine holde Zier /
So ſtell ich mir die Pracht der edlen Schoͤnheit fuͤr /
Kein Gold / kein Diamant dir zu vergleichen iſt
Mein Engel / du mir mehr als alle Schaͤtze biſt.

Sie an ihm da er ſie zu frey kuͤßte.

Nicht zu dreiſte denn die Bruͤſte ſind der Keuſchheit noch
geweyht /
Dieſe zuͤrnet wenn ich euch laſſe dieſe Gegend kuͤſſen
Sie bewahret dieſe Gegend mit der groͤßten Emſigkeit /
Und will keinen fremden Gaſt in den zarten Garten wiſſen.

Auf ihre Kaͤhle.

Jhr zarten Perlen falt vor ihrer Marmor Kaͤhle /
Die wie Cryſtallen-Glas fein und durchſichtig iſt.
Der339Sinn-Gedichte.
Der ſuͤſſe Athen-Dufft die gantze Lufft verſuͤßt /
Der Liljen Geruch ernehrt die krancke Seele.
Die Wolluſt hat ihr Milch im Uberfluß geſchencket /
So daß ein groſſer Brunn da lauter Zucker quillt
Mit welchen dis Gefaͤß der Liebe angefuͤllt.
Ja der wird truncken ſeyn den ſie die Sinnen traͤncket.

Sie ſchleußt die Thuͤr zu vor ihn.

Ogroſſes Ungeluͤck! o Noht! o herbe Seelen-Pein!
Die ſchleußt den Eden zu / die mir ein Engel ſolte ſeyn /
Ach laß dein Paradies doch deinem Diener offen
So darf ich auf den Stand der ſuͤſſen Unſchuld hoffen.

Meliſſa laͤſt ſich gerne kuͤſſen.

D kein erhitzter Kuß dem Frauen-Zimmer ſchadet /
Das weiß Meliſſa wol / ſie gibt die Lippen frey
Und lachet / wenn der Geiſt im Thau der Liebe badet /
Jhr gilt ein Kuß und Gold ſo viel als einerley.

Als ſie den Buſen zudeckte.

Mein Kind du deckſt den Schnee der zarten Liebes-Ballen /
Und ſiehſt nicht daß mein Geiſt die zarte Gegend kuͤßt /
Mein ſage / ſolt es dir auch allzuwohl gefallen?
Wenn man den Augen raubt / was ihr Vergnuͤgen iſt.

An die geſchminckte Belliſe.

Belliſe ſchone doch der Unſchuld deiner Wangen
Du quaͤhlſt und folterſt ſie gewißlich ohne Noht;
Wo blaſſe Liljen ſtehn / da iſt kein Roſen-Prangen
Drum halt bey Zeiten ein / du wirſt ſonſt allzu roht.

Als ſie ſich badete.

Wie ſteht ihr ſo entruͤſt ihr ſchwimmenden Najaden,
Und ſcheint in Thraͤnen mehr als in der Fluth zu baden?
Y 2Doch340Sinn-Gedichte.
Doch ſtill / es kraͤncket euch / daß ſich ein Engels-Kind /
So eure Pracht weg ſticht / in denen Fluhten findt.

Als ſie ihm ein Staͤrckend-Waſſer reichte.

Jhr Doctors in der Welt eur Witz und eure Haͤnde
Sind nicht von ſolcher Krafft als dieſes Wunder-Bild /
Wo iſt die Medicin die gleich die Kranckheit ende?
Als dieſe / Schatz und Licht / der Schmertz iſt ſchon geſtillt.

Er bittet um einen Kuß.

Schoͤne Bella laß den Mund deiner Bruͤſte Perlen kuͤſſen /
Wo die ſuͤſſe Wolluſt ſchlaͤffet / und die reine Keuſchheit
wacht /
Laß aus dieſer Purpur-Frucht / Ambroſin und Nectar flieſſen /
Die Corallen und Rubinen in der Schoͤnheit ſchaam-roth
macht /
Ein entflam̃ter Liebes-Trieb treibt mich zu den Luſt-Narciſſen.
Zarte Roſen Knoſpen bluͤhen bey der Liljen Silber-Pracht /
Wolluſt-Aepffel kan man da in beliebter Luſt genieſſen
Und das angenehme Weſen mit vergnuͤgter Anmuth lacht.

Als Bellinde eine Roſe kuͤßte.

Bellinde ſchauet zwar die Roſen ihrer Wangen
Doch kuͤßt ihr Roſen-Mund der Roſen Purpur-Pracht.
Der Wangen Roſe kan den Kuß nicht ſelbſt empfangen /
So hat ihr den Geſchmack die Roſe kund gemacht.

Die auffgeblaſene Fabulla. Mart. Epigr. 65. l. 1.

Jch weiß / Fabulla, wol / daß du recht ſchoͤne biſt
Dein Auge ſtrahlet Blitz / vortrefflich iſt die Bruſt /
Doch / weil dir deine Pracht mehr denn zu viel bewuſt /
So nimmt der Hoffarth weg was dir verliehen iſt.
Uber341Sinn-Gedichte.

Uber ihre Wangen.

Die Roſen-Wangen ſind recht unvergleichlich ſchoͤn /
Zinnober kan man da bey feinem Purpur ſehn /
Die Nelcke mag nicht ſo mit bunten Farben prahlen /
Ein Scarlach muß das Feld ſo Tag als Nacht bemahlen.
Jhr Roſen Jndiens huͤlt eure Blaͤtter ein
Eur Wunder wird hier nichts bey dieſen Blumen ſeyn;
Der Atlas / welcher euch am hellen Morgen zieret
(a)Man findet in den Orientaliſchen Reis-Beſchreibungen / daß in Jndien eine Art Roſen anzutreffen / welche des Morgens mit weiſſer / des Mittags mit rohter / und des Abends mit ſchwartzer Farbe praugen.
(a)
Der Scarlach / welchen ihr des Mittags bey euch fuͤhret /
Die ſchwartze Mohren Farb / ſo euch des Abends deckt /
Die ſind zu einer Zeit zur Schau hier ausgeſteckt.
Die ſchoͤne Stirn iſt weis / ein Purpur ziert die Wangen /
Die Augen / gleich der Nacht / mit ſchwartzer Farben prangen.

An eine ſchoͤne und tugendſahme Jungfer.

Die Mutter dieſes Runds die guͤnſtige Natur /
Will dich in allen Ernſt recht unvergleichlich ziehren /
Vor deiner Schoͤnheit muß Helene ſich verliehren /
Denn an der findet man nur bloß der Schoͤnheit-Spuhr.
Dein Antlitzt iſt ein Schnee in Purpur eingehuͤlt /
Wo ſich die Liljen mit ſchoͤnen Roſen kuͤſſen;
Die Schoͤnheit hat an dir ihr Kunſt-Werck drehen muͤſſen /
Sie zeiget / daß du biſt ein uͤber irrdiſch Bild.
So ſchoͤn nun dein Geſicht / ſo iſt dein Hertze auch /
Die Gutheit hat den Sitz darinnen auffgeſchlagen
Es kan ſich mit dem Stoltz im minſten nicht vertragen /
Gantz wider die Natur / und ihrem uͤbeln Brauch.
Denn wenn ſie ſich mit Fleiß von auſſen emſig ſtellt
(b)Accidit interdum, ut natura exterioribus intenta perfectioni - bus interiorum, quæ potiores ſunt, obliviſcatur. Savedr. Symb. III. p. 22.
(b)
Und alle Schoͤnheit denckt in das Geſicht zu ſetzen /
So darf man nur das Hertz nicht allzukoſtbahr ſchaͤtzen /
Weils denn die Laſter-Brutt zuſammen in ſich haͤlt.
X 3An342Sinn-Gedichte.

An Blondinen.

DU biſt der Schoͤnheit-Bild annehmliche Blondine,
Die ſchoͤne Helene, der ich als Sclave diene /
Jch aber Jlium, das in den Flammen ſteht /
Und wegen deiner Pracht zu Grund und Boden geht.
Jch ſehe meinen Fall / ich ſpuͤhre meine Flammen /
Doch weil dieſelben her aus deinen Augen ſtammen /
So ſehe ich mit Luſt wie Dach und Giebel faͤllt
Wenn nur mein Hertz dadurch des Paris Platz erhaͤlt.

Als Syris weinete. Madrigall.

Mein Schatz hier ſind der Perlen viel
Mehr als die Muſchel faſſen will.
Drum hoͤre auf die Schaͤtze zu verſchwenden /
Die mehr als allzukoſtbahr ſind /
Und nur allein
Jn deinen Augen ſeyn.
Die keiner nicht an weit-entfernten Enden
Jn Ceilons Fluͤſſen findt.
Was achte ich der Perlen Pracht
Die Morgenland gemacht /
Auch die uns Teutſchland zinſt
Jm Iſer und der Queis
(c)Die Iſer in Teutſchland und der Queis tragen trotz den Orienta - liſchen Waͤſſern die ſchoͤnſten Perlen. Dan. Caſp. von Lohen - ſtein, im 11. Theil ſeines Arminii pag. 810.
(c)
Drum hoͤr doch auf mein Schatz /
Laß Syris ab zu weinen /
Gib Amors Luͤſten Platz /
Aurora muß allein
Jm Thraͤnen-Thau erſcheinen.

Sie an ihm / als er zu frey redete.

Die Finger auf den Mund / und ſtill davon geſchwiegen
Jyr redet allzu frey / ihr treibet loſen Schertz /
Das343Sinn-Gedichte.
Das Hertze laſſet ihr in eurem Munde liegen /
Jch aber huͤll den Mund hinunter in mein Hertz.
Man kan zuweilen wol ein Wort von Lieben nennen /
Doch man muß nicht zu weit in Venus Tempel gehn.
Den Eintritt mag man wol gern einem jeden goͤnnen
Allein ihr Heiligthum will keinen Spoͤtter ſehn.

Als ſich Meurine uͤber einen Kuß erzuͤrnete.

Meurine zuͤrnet nur / ich will den Zorn ertragen /
Der Mund will ſich dennoch zu euren Lippen wagen /
Denn wer da Roſen pfluͤckt / der achtet es nicht viel
Wenn ihm zuweilen ſchon ein Doͤrnlein ſtechen will.
Mit Dornen iſt der Weg des Lebens uͤberſtreuet /
Wie / meynt ihr / daß mein Geiſt ſich vor den Dornen ſcheuet?
Nein! denn der Ausgang macht daß man den Schmertz vergißt /
So bald die Dornen weg / alsdenn man Roſen kuͤßt.

An Fortille.

Wer deine Wunder-Macht / Fortille, ſehen will
Und deiner Schoͤnheit Krafft recht eigentlich will wiſſen;
Derſelbe ſtehe nur bey deinem Buſen ſtill
Alsdenn wird er mit mir mit guter Folge ſchlieſſen /
Sie ſetzet uns im Feur / ſie zuͤndt die Geiſter an /
Daß man dieſelbe wol den Æthna nennen kan.

An eine wohlgekleidete Alte.

Die Kleider ſind recht ſchoͤn man liebet ihre Pracht /
Allein dein alter Leib wird von uns nichts geacht.

Sat dotata venit, quæ bene caſta fuit.

Das Maͤdgen hat genug von Gold und andern Schaͤtzen /
Das ſeine reine Zucht kan auf die Waage ſetzen.
Jn deſſen keuſcher Bruſt kein geiles Feuer brennt /
Das nicht Cupidens Pfeil und ſeine Waffen kennt /
Y 4Dem344Sinn-Gedichte.
Dem nicht die Geilheit lacht aus ungezaͤhmten Augen /
Das nicht die Flammen will aus jeden Zunder ſaugen /
Solch Maͤdgen iſt ſchon reich / die Tugend ſteurt es aus /
Und fuͤhrt es jeder Zeit in ein beruͤhmtes Haus.

Auf Solindens Nahmens-Tag.

O Sonne! die du pflegſt beſtaͤndig zu erfreuen
Dis groſſe Rund der Welt / zieh deine Strahlen ein /
O Sonne! die du pflegſt die Erde zu erfreuen /
Heut muß zuruͤcke ſtehn dein angenehmer Schein.
Heut geht die Sonne auf die uns Solinda giebet /
Jndem ein holder Glantz aus ihren Augen bricht /
Der Nahme kommt dazu / einjeder der ſie liebet /
Spricht / Sonne weiche doch vor dieſem Wunder-Licht.

An einen der im Schlaffe eine Schooß vor Venedig anſahe.

Hilf Himmel! was iſt dis / ſoll das Venedig ſeyn
Was du ſo unverhofft im Schlaffe angeſchauet?
Es ſchlieſt ein weiſſes Meer zwar dieſe Gegend ein
Allein der Ort iſt nicht von Menſchen aufferbauet.
Drum iſts Venedig nicht / es iſt auch nicht ſo groß /
Es iſt / mein ſchau doch zu / Brunetten ihre Schooß.

Uber der Catholica bloſſe Bruͤſte.

DU traͤgſt Catholica die Bruͤſte ziemlich bloß /
Und reichſt der luͤſtern Welt die ſcharff verbohtne Frucht
Als eine Eva dar / die jeder Adam ſucht /
Weil ſie ein reitzend Feur der Liebe in ſich hegt /
Das da den Appetit nach dieſer Koſt erregt;
Allein ſie iſt mit Gifft und Wermuth angewuͤrtzt /
Man wird / indem man ißt / ins ſchwartze Grab geſtuͤrtzt /
Denn iſt die Wolluſt klein / und das Verderben groß.
Als345Sinn-Gedichte.

Als ſein ſchoͤnes Bild / den Adonis vorſtel - lend / einer Schoͤnen in den Schooß fiehle.

Weil ſich das Artige dem Schoͤnen zugeſellet /
So muß ein ſchoͤnes Kind auch hier Beſitzer ſeyn /
Der Spruch der iſt gemacht / das Urtheil iſt gefaͤllet /
Es ſtellet ſich dis Bild bey ihrer Schoͤnheit ein.
Es will ein Sclave ſeyn von den ſo ſchoͤnen Haͤnden
Gleich wie mein Geiſt auch ſchon die ſchoͤnen Feſſeln kuͤßt.
Laͤßt ſie nun / ſchoͤnſtes Kind / ſich nicht das Bild entwenden /
So weiß ich / daß noch Troſt vor mich zu hoffen iſt.

Auf ein Damen Aſſemblèe.

Was ſeht ihr Augen hier? wer kan hier wol bekennen /
Daß es nur Menſchen ſeyn? man muß ſie Goͤtter nennen /
Der ſchoͤnen Augen-Glantz
Verdienet Kron und Krantz /
Er raubet unſern Augen das Geſicht /
Jetzt iſt es Nacht / uns ſcheinet doch ihr Licht /
Und macht / daß wir bey Nachte ſehen /
Hier Sternen / Mond und Sonn auffgehen

Ein ſchoͤnes Auge.

Was ſoll ein Auge ſeyn / wie iſt es recht zu nennen?
Ein Brenn-Glas / deſſen Strahl die Hertzen kan ver -
brennen /
Cupidens ſchaͤrffſter Pfeil / den er am erſten ſcheuſt
Wenn ſeine Tyranney uns eine Schoͤnheit weiſt.
Die ihre Augen braucht / die Geiſter zu entzuͤnden /
Daß man die Liebes Gluth mit Schmertzen muß empfinden /
Ein Koͤder / ſo zwar ſuͤß / doch ins Verderben zieht /
Weil Drachen-Blut und Gifft bey ſeinen Roſen bluͤht.

Ein Kuß.

Was iſt ein heiſſer Kuß? ein Labſahl matter Hertzen /
Ein Julep, welcher kuͤhlt die heiſſen Liebes-Schmertzen /
X 5Ein346Sinn-Gedichte.
Ein Safft / das ſuͤſſerer als wie der Nectar iſt /
Ein Honig / den man ſchmeckt wenn man die Liebſte kuͤßt.
Ein Ambroſiner Wein / der uns den Durſt vermehret /
Die Luſt / die unſerm Geiſt das Paradies verehret /
Ein Moſt / das jedermann vor unvergleichlich haͤlt /
Ein koͤſtliches Confect, das beſte von der Welt.

Die Bruſt.

Was iſt die ſchoͤne Bruſt / was liegt daſelbſt verhuͤllet?
Ein lieblich Schnee-Gebuͤrg mit Heclens Gluth erfuͤllet /
Ein Schatz / den Amors Gunſt am allererſten zeigt /
Wenn ein verliebter Sinn ſich zu der Liebſten neigt.
Ein Æthna / welcher ſtets mit heiſſen Flammen ſpielet.
Ob man von auſſen gleich nur Eyß und Kaͤlte fuͤhlet.
Ein Eingang / welcher fuͤhrt in das Gelobte-Land /
Wo man die Geiſter kuͤhlt von ihren Liebes-Brand.

Die verkehrte Nonnen Art. Jungfer R **Per Anagr. Jch freye ungern.

Jch freye gantz ungern. Wie ſoll ich das verſtehen
Du angenehmes Kind / ſpricht dieſes auch das Hertz?
Nein! man kan es dir ſchon am Geſichte ſehen /
Du haſt kein Nonnen-Fleiſch / es iſt dein bloſſer Schertz.

Als ſie ſich wolte abmahlen laſſen. Auſon. Epigr. 60.

Durch Kunſt ſucht Biſſula ihr Antlitz nicht zu ſchmincken /
Die angebohrne Pracht wil ohne Huͤlffe blincken /
Die andern moͤgen Schmuck von Purpur Schnecken leihn /
Und auf die gelbe Haut ein weiſſes Pulver ſtreun.
Drum weiß ihr Angeſicht auch niemand abzumahlen /
Doch Mahler auf! vermiſch der Ros-und Liljen Prahlen /
Wenn347Sinn-Gedichte.
Wenn die Coleur nun gleicht dem rohten Himmels-Schein /
So wiſſe / dieſe muß des Mundes Farbe ſeyn.

Auf ihre Mouchen.

Ach wirff doch Silvia die ſchwartzen Flecken hin /
Wo die Natur zu ſeyn die Flecken ſelbſt hinfuͤhret /
Denn ſie beſchimpffen nur die Wangen / Mund und Kinn /
Du biſt ja ſchoͤn genug / und trefflich ausgezieret.
Vielleicht gedenckſt du dich dem Himmel zu vergleichen?
Wohl! ſiehe Sonn und Mond fuͤr deiner Pracht erbleichen.

Auf ihre Augen.

Brunettens Augen-Strahl beſchaͤmt den Glantz der Sternen /
Und der Planeten-Licht muß ſich davor entfernen;
Die Sonne ſelbſt wird blind durch jenen Schmuck gemacht /
Der aus den ſchwartzen Pech der ſchoͤnen Augen lacht.
Des Himmels Feuer mus vor ihren Blicken weichen /
Kein Demant kan den Glantz / den ſchoͤnen Glantz erreichen.

An ihr Schooß-Huͤndgen.

Vergoͤnne mir den Platz wo deine Knochen ruhn /
Und laß mich einſt im Schooß der ſchoͤnen Perſis liegen /
Jch wil ihr lieblicher als deine Zunge thun /
Und ihre Marmor-Schooß mit Perlen Milch vergnuͤgen /
Dich aber Fretiljon will ich davor ergoͤtzen /
Und zur Belohnung vor ein fettes Suͤpgen ſetzen.

Als ſie in einer Roman laſe.

ES werffe Perſis nur die Liebs-Geſchichte hin /
Es brauchts nicht / daß das Buch ihr den Verſtand
vermehre /
Es iſt Intriguen voll / ihr auspolirter Sinn /
Es brauchts nicht ſag ich noch / daß der Roman ſie lehre.
Als348Sinn-Gedichte.

Als ſich Amariane in einer Saͤnffte tra - gen lieſſe.

Des Atlas Schulter kan des Himmels Pallaſt tragen /
Amarianen bringt ein eintzger Kerl nicht fort /
Zwey Traͤger muͤſſen ſeyn will ſie an andern Ort.
Denn darf ein Mann ſich wol das fortzubringen wagen?
Das ſchwerer iſt als was der groſſe Atlas haͤlt /
Und wo der Himmel ſich nebſt Gott im Menſchen ſtelt.

Vor ihr Gebeht-Buch.

Der Himmel hoͤrt dich nicht / dein Behten iſt vergebens /
Er will dir Staͤhlern ſeyn / die Wolcken ſind verſchloſſen /
Die Thraͤnen ſind umſonſt / wie meine eh vergoſſen /
Doch ſey mir hold / ſo ſcheint auch dir das Licht des Lebens.

Als ſie ſich ſpiegelte.

Sie ſiehet / ſchoͤnſtes Kind / und wird alsbald geſehen /
Wenn ſie ihr Auge låſt in einen Spiegel gehen /
Darinnen zeiget ſich der Schoͤnheit beſte Pracht /
Zu der Vollkommenheit mit vollen Munde lacht.

An Albanien.

Albanie dein Glantz die Sterne ſchaam-roht macht /
Jn deinem Angeſicht die Amathunte lacht /
Cupido ſtreut da aus Jesmin und Anemonen
Die Lippen ſind der Thron wo Zucht und Schoͤnheit wohnen.
Der wohlgezierte Mund kein unrein Wort verſpillt
Ein ſuͤſſer Hyblens-Thau von den Rubinen quillt.
Der Bruͤſte Alabaſt / die reinſten Liljen ſchwaͤrtzet /
Kein Wunder / daß man hier den freyen Stand verſchertzet.

An Galatheen. Owen. Epigr. p. 178.

Der Hirſch wirfft alle Jahr die krummen Hoͤrner ab /
Dein Eh-Mann ſencket ſie zu jeder Stund ins Grab.
Er349Sinn-Gedichte.

Er liebet eine Wittwe. Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Liebet welche die ihr wolt / euch ſind alle frey gegeben /
Mein Hertz aber ſoll allzeit nur in einer Wittwen leben /
Der ein heiſſes Seuffzen ſteitig aus der Quell des Hertzens
ſteigt /
Und die ſich als ſchon bewandert beſſer zu den Luͤſten neigt.
Wenn der Wein die Wirckung thut / daß er in die Geiſter
kommen /
Denn laufft man der Tonnen zu / wo er iſt heraus genommen /
Und man macht ſich kein Bedencken braff zu trincken von dem
Wein /
Ob ein ander ſchon der Tonnen erſt der Bohrer muͤſſen ſeyn.

An ihre Augen.

Jhr Augen ſtrahlet mich mit ſanfften Blicken an /
Erquicket meinen Geiſt / der ſonſt nicht leben kan /
Labt ihn mit holdem Schein / vertreibt den bittern Kummer /
Erweckt ihn aus dem Schlaff / verſtoͤhrt des Gluͤckes-Schlum̃er /
Doch Nein! beſtralt mich nicht; es mehrt nur meinen Schmertz
Genieß ich gleich von euch begehrte Luſt und Schertz;
Chlorinde weichet nicht von ihren ſteiffen Sinnen /
Kein Flehn noch Draͤuen kan ihr hartes Hertz gewinnen.

Als er ſie im gruͤnen ſchlaffen fand.

Jhr Luͤffte wehet nicht / halt euren Oden auf /
Steh Zephyr ſtehe ſtille / bezaͤume deinen Lauff;
Laß / laß / mein Engels-Kind in ſuͤſſer Ruhe liegen /
Laß Ros-und Nelcken ſich zu ihren Fuͤſſen ſchmiegen.
Hauch an mein Paradies mit Ambra ſchwangrer Lufft
Still! daß kein Satyr hart in jenem Buſche rufft.
Macht kein Geraͤuſche nicht Napeen im Gebuͤſche
Still / daß ſie ſchlaffend bleibt / und ich den Kuß erwiſche.
Als350Sinn-Gedichte.

Als er in ihren Buſen greiffen / und ſie es verwehren wolte.

Roſabelle laß die Finger nur in deinen Buſen gehn /
Lange koͤnnen ſie die Hitze nicht von deinem Feur ausſtehn.
Auſſen ſind ſie zwar nur Schnee / weiſſe Liljen und Narciſſen,
Aber einen kuͤhnen Griff muß man mit dem Brande buͤſſen.
Aus dem Eyſe quillen Flammen / aus der Milch entſteht ein
Brand /
Und man ſieht die heiſſen Funcken an vor ſuͤſſes Zuckerkand /
Venus pflegt das meiſte Wild bey der Bruſt zu uͤbereilen /
Amorn iſts der rechte Ort loszudruͤcken mit den Pfeilen.

Auf ihr Contrefait.

Dein Bildniß hat man zwar Roſette wohl gemahlet /
Der Wangen ſchoͤne Zier / der Lippen Purpur Pracht
Jn voller Lieblichkeit aus bunten Farben ſtrahlet
Alleine dein Geſicht hegt groͤſſer Reitzungs-Macht.

Auf ihr Nacht-Cornet.

Sie gehet wie ein Schwaan im weiſſen Nacht-Cornette,
Darinn ſie ihr Geſicht und ſchoͤne Bruſt verhuͤllt /
Ach koͤnte ich doch ſeyn ein ſolches Tuch Brunette,
So ſchmeckte ich den Safft der von den Bruͤſten quillt.

Schwartze Augen.

Gleich wie das Sonnen-Licht aus ſchwartzen Wolcken
prahlet
Und mit beliebten Blitz auf Tellus Ruͤcken ſtrahlet /
So ſpielt die Anmuth auch aus ſchwartz-und ſchoͤnen Augen /
Und laͤſt den Liebes-Blitz aus duͤſtern Peche ſaugen.

An Amarillis. Madrigall.

Amarillis deine Pracht
Hat mich verliebt gemacht.
Jch351Sinn-Gedichte.
Jch ſchwinde! ich vergeh /
Jch werde halb erblaßt
Wenn ich dich bey mir ſeh /
Jch weiß du liebſt mich auch /
Ob gleich dein Angeſichte
Die Liebe macht zu nichte /
So liebet doch mein Hertz /
Das frey von allen Schertz
Jn heiſſen Flammen ſteht.
Denn lieſt die Liebe man nicht an der Stirne /
So iſt ſie doch im Hertzen und Gehirne.

An einem ſo eine Jungfer geſchwaͤngert.

Mein Freund er griff zu ſtarck das muntre Pferdgen an /
Der Sachen hat er auch dadurch zu viel gethau;
Dem Pferd / ſo willig iſt / und das ſich laͤſt beſteigen /
Muß man die ſcharffe Sporn nicht geben / ſondern zeigen.

An ihr Btte.

Jhr Federn hoͤrt ihr nicht aus meiner Liebſten Munde
Gebrochne Worte gehn / wenn ſie zur Morgen-Stunde
Halb ſchlaffend / halb erwacht auf ihren Lager ſpricht /
Und dencket ſie im Schlaff an ihrem Tarſis nicht?

Als ſie einen Ring am Finger trug.

Wie / traͤgt die Marmor Hand Gold und auch Demant-ſtein /
Da ihre Artigkeit dieſelben uͤberwieget?
Doch ſtill! du haſt mein Hertz durch einen Blick beſieget /
Nun ſoll auch meine Treu ſo veſt wie Demant ſeyn.

Der auffrichtige Liebhaber. Catull. Epigr. 85.

Kein Weib mit Wahrheit ſpricht; ſie ſey ſo ſehr geliebet
Als meine Lesbia von mir geliebet iſt /
Nie hat ſich ſolche Treu mit einem Bund gekuͤßt /
Als welche ich bey dir / mein Leben ausgeuͤbet.
Die352Sinn-Gedichte.

Die Rechnung der Verliebten. Aus dem Frantzoͤſiſchen.

SO wie das neue Tuch vom Waſſer lauffet ein /
So pflegt die Rechnung auch / die ſich Verliebte machen /
Wenn mans beym Licht beſieht gar offte falſch zu ſeyn /
Ein Kluger muß fuͤrwahr der albern Thorheit lachen.
Denn die Gedancken gehn auf Himmel hohen Spitzen /
Da ſie doch in der That in tieffen Thaͤlern ſitzen.

An die kleine Roſane, da ſie eine Perle von ihren Hals-Creutzgen verlohren.

Die Perle macht ſich weg von deiner weiſſen Haut /
Als ob ihr vor der Pracht des ſchoͤnen Halſes graut /
Sie huͤllet ſich beſchaͤmt in dunckle Oerter ein /
Und will nicht mehr ein Spott des klahren Marmors ſeyn.
Roſane weine nicht! laß alle Perlen fahren /
Du wirſt in kurtzen Jahren
Mehr denn als Perlen prahlen /
Wenn deine Schoͤnheit wird dir den Verluſt bezahlen.

Als ihn Bellaria zum Coffè baht. Madrigall.

Jch ſchlage den Coffè nicht aus /
Den mir Bellaria anbeut:
Doch muß auf dieſen Waſſer-Schmaus
Auch ſeyn bereit
Der Roſſolis der Lippen /
Und Marcipan der Bruſt erhoͤhten Klippen.

Die unbeſtaͤndige Liebe. Owen. Epigr. p. 6.

Die Lieb iſt anfangs ſuͤß / das Ende aber bitter /
Jhr Kommen bringet Luſt / ihr Abzug Ungewitter /
Sie gleicht dem ſuͤſſen Fluß / der ſich ins Meer ergießt /
Und drauf als ſelbiges mit bitterm Saltze fließt.
Faſt353Sinn-Gedichte.

Faſt desgleichen. Owen. Epigr. p. 14.

Die Liebe nimmt ſo zu / und faͤllt auch wie das Meer /
Kein Wunder / denn ſie ſchreibt da ihren Urſprung her.
Jhr Sinn iſt wandelbahr / man ſtellt ſie zum Jrr-Sternen /
Nicht unters Fix-Geſtirn / was machts? ihr offt Entfernen.

Die Kuß-ſcheue Phyllis. Owen. Epigr. p. 8.

Phyllis haͤlt vom Kuͤſſen nichts / doch nimmt ſie die Gege -
bnen an /
Da ihr doch nicht unbewuſt / daß da Annehm en heiſt gethan.

Das kalte Feur. Owen. Epigr. p. 8.

SO die Lieb ein Feuer iſt / wie das Sprichwort pflegt zu
ſagen /
Weh mir! welche kalte Brunſt muß dein Feur o Liebe tragen.

Der naͤchtliche Thier-Kreyß der Liebe.

Wenn meine Lesbia mein Thier-Kreyß denckt zu ſeyn /
So ſetz ich mich zur Sonn mit dem Bedinge ein;
Die Sonne braucht ein Jahr den Thier-Kreyß durchzugehen /
Jch will ſie aber Nacht fuͤr Nacht zum Thier-Kreyß ſehen.

DieGold - und Mannſuͤchtige. Madrig all.

Corisca glaub es mir nur zu /
Dein Schmertz iſt mir bewuſt /
Jch weis / was deine Ruh
Verſtoͤhrt; was fehlet deiner Bruſt?
Du haſt;
Soll es heraus?
Nicht wenig Uberlaſt
VonGold - und Maͤnner-Sucht.
ZLie -354Sinn-Gedichte.

Liebe und Haß. Catull Epigr. 83.

Jch ſpuͤhre Lieb und Haß / vielleicht gelangt an mir
Warum ich ſolches thu?
Die Urſach weiß ich nicht / nur daß ichs bey mir ſpuͤhr /
Jch quaͤhl mich noch dazu.

Als er ſie zur Straffe kuͤſſen muſte.

Florinde ſoll der Kuß mir eine Straffe ſeyn?
So werd ich immerfort nach ſolcher Straffe ringen /
Jch werd ſonſt nichtes nicht als was man ſtrafft vollbringen /
Denn dieſe Straffe geht mir allzulieblich ein.
Allein mein Mund will ſich mit einem nicht vergnuͤgen /
Jch nehm die Straffe an / ſolt ich gleich tauſend kriegen.

An ſeine Reimen.

WO denckt ihr Reime hin? doch geht nur immerfort /
Und ſaget Lesbien, daß ich ihr eigen bin /
Doch mein bleibt immer hier / ihr ſcheitert in dem Port /
Jhr ſeyd nicht hoch genug vor ihren klugen Sinn.

Niemand kan der Liebe entgehen.

Die Welt hegt nichts in ſich / daß Amors Trieb nicht ſpuͤhret /
Der Menſch-und Geiſter / ja die Goͤtter ſelber ruͤhret
Der Purpur iſt nicht frey von ſolcher Leydenſchafft /
Die von der Liebe kommt: es ſpuͤhret ihre Krafft
So wol ein hoher Geiſt / als ungelehrte Bauren /
Es weis ſie alleſamt Cupido zu belauren.
Wenn jemand gleich ſein Feur im Buſen haͤlt verdeckt /
Hat es doch / eh man meynt / ſchon Flammen ausgeheckt.

Gedancken uͤber das Kuͤſſen.

Mit den Groͤßten iſt dis eins von Jdalis Geheimniſſen /
Daß ſie Machtß at zu verſtecken eine ſolche Suͤſſigkeit /
Die355Sinn-Gedichte.
Die ſo ſehr durchdringend iſt / in dem Ambra reichen Kuͤſſen /
Und daß / ſie was mehr als Zucker auf die Purpur Lippen ſtreut.
Keine holde Wolluſt kan einen Geiſt ſo ſehr entzuͤcken
Und mit ſuͤſſer Luſt bezaubern / als des Munds Corallen-Belt /
Kan ſich ein entzuͤckter Mund an der Liebſten Lippen druͤcken /
Alsdenn koſtet er im Geiſte jene Luſt der andern Welt.
Denn auf dieſer Roſen-Au kommet beyder Geiſt zuſammen /
Um ſich allda zubeſprechen von der rechten Liebes-Luſt.
Jene Lufft der Seuffzer kuͤhlt ihre heiſſe Liebes-Flammen /
Und die Rede-Kunſt der Seelen labet die getreue Bruſt.

Weiß und Schwartz. Owen. Epigr. p. 22.

Jch kriegt ein weiſſes Blat / und eine ſchwartze Schrifft /
Da dieſe mit dem Geiſt / jens mit dem Leib eintrifft

Eigenſchafft der Liebe. [Owen. ]Epigr. p. 37.

Wer liebet / findt vor ſich ein Hoffen / das betriegt /
Ein Fuͤrchten / ſo ſtets daurt / und Luſt / die bald verfliegt /
Verſanrte Froͤlichkeit und einen ſuͤſſen Schmertz /
Denn bey der Liebe findt man Kummer und auch Schertz.

Krieg und Streit. Owen. Epigr. p. 38.

Bald Krieg / bald wieder Ruh / ſo ſpielt die falſche Liebe /
Denn Lieb und Zanck ſind ſtets bey dem entflam̃ten Triebe.

An ihre Augen. Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Was ſolte mein Geſicht der Sterne-Lauff beſchauen /
Und auf den Jrrlichts-Schein ihm ſein Geheimniß bauen?
Solt ich mein Ungeluͤck und Gluͤck daraus erſehen?
Nein! Doris dein Geſicht ſoll mir mein Himmel ſeyn.
Jn deinen Augen wird mein Gluͤck und Ungluͤck ſtehen /
Denn da trifft alles wohl / was ich erſehen / ein.
Z 2Bra -356Sinn-Gedichte.

Braſine macht ſich zu gemein.

Braſine lieſſe naͤchſt den tummen Schaͤffer ein /
Und ließ vor ihrer Thuͤr den treuen Acis warten /
Ha! dacht ich machſt du dich mit Coridon gemein
So mag ein ander gehn in den entbluͤmten Garten.

Luſt im Kuſſe. Owen. Epigr. p. 41.

Wenn keine Suͤſſigkeit in denen Kuͤſſen ſtecket?
So ſage Lesbia, warum man nur den Mund /
Und nicht vielmehr die Hand / mit ſeinen Lippen decket?
Mein Kind es heiſt / ſie macht nicht ſolche Anmuth kund.

Als ſie ihn ihre Liebe endlich entdeckte.

Jch dacht du waͤreſt ſtumm / allein das Band der Zungen
Wird nunmehr auffgeloͤßt. Wer zwingt dich doch dazu?
Mein harr! ich weiß es ſchon / die Lieb hat dich bezwungen /
Die lehret dich das Wort / mein Liebſter das biſt du.

Der Liebſten Mund.

Jch bin der ſchoͤnſte Ort / der Platz wo Venus lachet /
Der Sitz wo Lieblichkeit in Purpur-Roſen wachet /
Der ſuͤßten Luͤſte-Thron von Roſen auffgefuͤhrt /
Den ein Albaſter Feld voll ſchoͤnſter Liljen ziert.
Von der Natur werd ich zum Lieben angefriſchet /
Doch krieg ich nimmer ſatt / und wer mich einſt erwiſchet /
Der laͤchſet ſtets nach mir / der / welcher mich geſchmeckt /
Sich immer wieder hin nach meiner Anmuth ſtreckt.
Jch bin der Sammel-Platz wo Amors-Luͤſte wohnen
Die den verliebten Geiſt mit Himmels Nectar lohnen /
Der Wolluſt reiche Quell der Ort wo beyder Geiſt
Jn eine Maſſa rinnt / und nur ein Weſen heißt.
Ein jeder wuͤnſchet ſich / auf meiner Au zu weiden /
Man nennet mich die Thuͤr / zu Zucker-ſuͤſſen Freuden /
Die Seelen kuͤhln bey mir den heiſſen Liebes-Brand /
Und ſchmecken / was beſiegt / den theurſten Alccant.
An357Sinn-Gedichte.

An einen Unbeweglichen.

Wenn Purpur und Coral / der Lippen Wunder-Sachen
Der angenehme Kuß das holde Woͤrter-machen
Ein Ernſt und Freundlich-ſeyn / ein uͤber-zuckter Mund
Dein Auge nicht entzuͤndt und deinen Sinn verwundt /
Wenn Fleiſch das Sammet iſt / und Adern die Saphiren,
Die Haut / ſo weiſſer Schnee / dein Hertze nicht verfuͤhren?
So biſt du gar kein Menſch ein Stock und harter Stein.
Dem keiner Schoͤnheit-Pracht / erreget Liebes-Pein.

Auf die Blumen in der Doris Buſen. Aus dem Frantzoͤſiſchen. Madrig all.

Wie werdt ihr Blumen doch verehret /
Daß ihr in Doris Buſen blaßt;
Daß eure ſchlechte Pracht
Zur Zierde wird begehret;
Daß euch ein Blumen-Topff umfaßt /
Der auch den Marmel weichen macht.
Ein jeder neidet euch /
Daß ihr den Sitz
Recht in der Anmuth Reich /
Am erſten koͤnnt bekommen.
Doch wird der Schmuck euch bald benommen:
Weil ihr vor Hitze ſterben muͤſt.
Allein! duͤrfft ich da auch erſterben /
Jch wuͤrde aͤuſſerſt mich bemuͤhn
Daß ich bey ihrem Schooß Rubin
Ein Grab-Mahl koͤnnt erwerben.

Die nackte Liebe. Owen. Epigr. p. 43.

Man ſagt / daß die Natur das Feld mit Blumen zieret /
Die Vogel / und die Schaaf in Woll und Federn ſteckt
Und wenn ein rauher Nord und wilder Oſt regiret
Uns in die Kleider huͤlt / und durch die Kunſt bedeckt.
Z 3Wie358Sinn-Gedichte.
Wie hat ſie alles denn / nur Amorn nicht bekleidet /
Jemehr der nackend iſt / je wenger er Froſt leidet.

Die unvergaͤngliche Schoͤnheit. Owen. Epigr. p. 110.

SO offt eur holdes Aug ein Spiegel-Glas beſtrahlet /
Und eure Schnee-Geſtalt euch ſchoͤn entgegen prahlet /
So denckt / ich bin zwar ſchoͤn / allein der Schmuck zerbricht /
So ſchleunig / als man auch ein Spiegel-Glas zernicht.

Die widerſprochene Klage. Owen. Epigr. p. 41.

Die Ehe iſt ein Joch / das niemand mag ertragen /
Dis pflegt Alana ſtets den gantzen Tag zu klagen /
Doch bey der dunckeln Nacht ſtimmt ſie gantz anderſt an /
Weil ſie alsdann die Eh nicht ſatſahm loben kan.

Die Kuß-Rechnung. Owen. Epigr. p. 41.

Gib mir drey Kuͤſſe her / ſoll ich nicht dreye haben?
So laß es zweene ſeyn beliebte Lesbia,
Du nimſt / und giebſt den Kuß / wie viel ſind nun der Gaben?
Gieb mir mein Kuͤßgen her / ſieh deiner iſt ſchon da.

Die ſchaͤndliche Schoͤnheit. Owen. Epigr. p. 48.

Die Keuſchheit ehrt dich nicht / die Schoͤnheit kennt dich nur /
Doch nichts iſt ſchaͤndlichers als eine ſchoͤne Hur.

Der beliebte Dactylus. Owen. Epigr. p. 26.

Wenn du der Liebſten wilt galante Verſe ſchencken /
So muſt du allererſt auf ihren Ausgang dencken:
Nun wiſſe / daß ſonſt nichts den Weibern mehr beliebt /
Als nur der Dactylus, ſie ſind darauf geuͤbt.
Die359Sinn-Gedichte.

Die unter ſich ſteigende Liebe. Owen. Epigr. p. 26.

Auf Wang und Augen waͤchſt / es bluͤhet durch den Mund
Die Liebe / bis ſie ſinckt im ſchoͤnen Schooß zu Grund.

Die Fruchtbahre. Owen. Epigr. p. 111.

Wenn man zur Erden muß vom Tragen Fruchtbahr ſagen /
Jſts Fabiana auch / ſie hat ſehr viel getragen.
Der Hahnrey. Owen. p. 10.
Der Eh - Mann.
Das Weib gehoͤrt mir zu / ein ander bricht die Fruͤchte /
So macht ihr Bienen nicht vor euch eur ſuͤß Gerichte.
Der Ehbrecher.
Die Kinder ſind mein Werck ehrt man den andern gleich
So heckt ihr Vogel auch die jungen nicht vor euch.

Als ſie ihn kuͤßte. Madrig all.

Mein Gluͤcke bluͤht recht ſchoͤn /
Weil die Almir ’aus ihren Mund-Pocalen
Mich Nectar trincken heiſt.
Ach wunder-ſchoͤner Moſt /
Der vom Corall der zarten Lippen triefft /
Wie prangeſt du ſo ſchoͤn in den Rubinern-Schalen.
Mein Kind iſt dis der Liebe-Koſt /
Oder ſuͤſſes Gifft /
Das ſie mir jetzt zu bringet?
Doch ſtill! ich fuͤhle ſchon / ach! Ambra ſuͤſſes Safft /
Daß mir der Kuß durch Blut und Seele dringet.
Z 4Als360Sinn-Gedichte.

Als ſie im Garten ſpatziren ging.

Jhr Roͤmer / die ihr habt der Floren Bild verehret /
Die ſich durch Huren-Lohn den Goͤttern gleich gemacht /
Seht wie die Anmuth hier aus vollem Halſe lacht /
Wenn meine Balis, die der Keuſchheit Eben-Bild /
Jn ihrem Garten geht / und ſich im Laub verhuͤllt.
Waͤrt ihr zu dieſer Zeit / die Flora waͤr vorbey /
Und ſo ichs ſagen darf was meine Meynung ſey /
Durch Balis wuͤrde auch der Goͤtter-Zahl vermehret.

An Brunetten.

Brunette will ein Bett von weichen Federn wiſſen /
Sie legt das ſchoͤne Haupt auf ſanffte Schwaanen-Kuͤſſen /
Doch wenn ein heiſſer Geiſt ſchlaͤfft einmahl bey ihr ein /
So muß dem Bruſt und Schooß das weiche Lager ſeyn.

Auf die bleiche Farbe der Doris.

Wenn Blitz und Donner faͤhrt durch eines Menſchen Seele /
So hat der Lebens-Geiſt das letzte Ziel erreicht?
Mein / Doris ſagts / wie koͤm̃ts / daß eur Geſicht erbleicht?
Dringt nicht Cupidens Pfeil durch eure Liebes-Hoͤle?

Auf die falben Lippen der Phyllis.

ES ſchwaͤrtzet meinen Mund / ſpricht Phyllis, gar kein Ruß /
Warum? ſie nimmt den Kuß von allen gerne an.
Doch weil ſie allzufrey mit ihrem ſuͤſſen Kuß
So iſts um den Corall der Lippen nun gethan.

An Blondinen.

Die Muſen weichen weg / der Verſe-Brunn verſeigt /
Mein Geiſt / der iſt zu ſchwach / daß er auf Pindus ſteigt /
Apollo kennt mich nicht / der ſonſt den Einfluß giebet /
Doch wiſſe kurtz und gut / daß dich mein Hertze liebet.
Da361Sinn-Gedichte.

Da ſie beichten wolte.

Sie dencket / ſchoͤnſtes Kind / den Himmel zu verſoͤhnen /
Und durch Erniedrigung gerecht nach Hauſ zu gehn
Ach! ſie wird aber nur der Himmels-Gunſt verhoͤhnen
Den dieſer hoͤret nicht / was harte Hertzen flehn.

An die geile Thais.

DU Thais biſt zwar ſchoͤn / allein dein geiles Weſen /
Das jedem Buhler feil / verdirbet deine Pracht
Wenn erſt von dieſer Sucht dein Hertze iſt geneſen /
Denn haſt du dich zur Zier der gantzen Stadt gemacht.

Da ſie weinte.

Jhr Augen laſſet doch den Thraͤnen-Bach verſeigen /
Und werfft den Perlen-Stoff nicht auf den Boden hin /
Denckt nur / die Erde wird das Unrecht nicht verſchweigen.
Wenn ein ſo koſtbahr Schatz verdirbt aus Eigen-Sinn.

Da ſie halb entbloͤſſet ſchlieffe.

Wird Satyrus entzuͤckt von Amarillis Schein /
Wenn er von ferne ſieht die gelben Bruͤſte ſpielen /
Wie ſolte ich denn hart bey deiner Schoͤnheit ſeyn?
Jch kan die Bruͤſte ſehn / und mit den Haͤnden fuͤhlen.

Das ſuͤſſe Kuͤſſen.

Kein Nectar uͤberſteigt den angenehmen Moſt
Das ein erfreuter Geiſt auf ſchoͤnen Lippen koßt /
Hymettens Bienen-Safft laͤßt nicht die Luſt genieſſen /
Die ein Verliebter ſchmeckt in Zucker-ſuͤſſen Kuͤſſen.

An Selanen, da ſie ihre Haͤnde mit gelbe Hand-Schuhen bedecket hatte.

Zeuch doch den Hand-Schuh ab / und goͤnne uns die Pracht
Der Alabaſter Hand / die gelbes Leder decket /
Doch halt! ich weiß es ſchon warum du ſie verſtecket /
Auf daß ſie ſchoͤne bleibt / haſt du ſie gelb gemacht.
Z 5Uber362Sinn-Gedichte.

Uber ſein Maͤdgen.

Mein Maͤdgen liebet mich / und iſt mir rechte gut /
Es ſuchet immerfort mit neuen Liebes-Wercken /
Den ihr geweihten Sinn in ſeiner Treu zu ſtercken /
Doch unterweilen auch es nicht zu freundlich thut.

Er ſchencket ihr ein Bild.

ES ſtellet ſich dis Bild auf dein Begehren ein /
Und will von meiner Treu ein glaubhafft Zeuge ſeyn.

Uber eine ſchoͤne Mohrin. Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Scheint gleich kein weiſſer Glantz von deinem Angeſicht /
So loͤſcht die Schwaͤrtze doch der Liebe-Fackel nicht.
Die Schwartzen ſind auch ſchoͤn / ja ſchoͤner als die Weiſſen /
So wie der Alabaſt vor ſchwartzen Marmor weicht /
Und wie die Tanne nicht dem Eben-Holtze gleicht /
So muſt du praͤchtiger als weiſſe Jungfern heiſſen.

Vergleichung einer ſchwartzen und weiſſen Aus dem Frantzoͤſiſchen.

ES brennet Amors Feur am meiſten bey den Mohren /
Wie ihr erhitzter Schooß davon mit Nachdruck zeugt /
Beym Weiſſen aber hats die meiſte Krafft verlohren /
Weil dieſe kalte Art vor ſeiner Gluth entweicht.

Die Anmuth der ſchwartzen. Aus dem Frantzoͤſiſchen.

Gleich wie das ſchwartze Fleiſch / das Zanguebar erziehet
ZU eſſen Delicat, und auch aptitlich iſt
(d)Es erzaͤhlet Petrus du Val in ſeiner Geographie, daß in Zan - guebar eine beſondere Art Huͤner gefunden werde / deren Fleiſch / Gebluͤt und Beine ſo ſchwartz als Dinte / aber gar deli - cat zu eſſen ſeyn ſoll.
(d)
So zeigt die Mohrin dem / der ihre Gunſt genießt /
Daß Amors Liebes-Luſt nicht vor der Schwaͤrtze fliehet.
Als363Sinn-Gedichte.

Als ſie ſagte / es koͤnten die Bruͤſte nichts mehr charmiren als das Geſichte. Copiantes.

DU legeſt deiner Bruſt gar wenig Kraͤffte bey /
Und ſagſt / daß Mund und Bruſt von einem Fleiſche ſey;
Die Lieb entſpringet zwar auf unverfaͤlſchten Lippen /
Allein / ſie ruhet erſt / wie Muſcheln an den Klippen.

Als ſie ſagte / ſie ſchaͤme ſich in Compagnie zu gehen. Copiantes.

DU ſprichſt: Duſchaͤmeſt dich offt bey die Leut zu gehn /
Warum? Es haben ſchon viel deine Schaam geſehn.

Auf ein Frauen-Zimmer / die ein Bereiter ein wenig ſcharff geliebet / und der er die Proben davon hinterlaſſen. Copiantes.

Mein Freund / du haſt allhier das Reiten wollen faſſen /
Jm Reiten haſt du dich auch ziemlich angelaſſen:
Die Jungfer Jris kan uns durch ihr Beyſpiel zeigen /
Daß du ein muntres Pferd kanſt nach der Kunſt beſteigen.

Als ſie baht / er moͤchte ihr gut Wetter auf die Waͤſche machen. Copiantes.

Nun ſoll ich / wehrtes Kind / ein Wetter-macher ſeyn?
Jch nehm es willig an / und bin damit zu frieden /
Da mir dein ſchoͤnſter Mund hat ſolch ein Amt beſchieden /
Weil ich dir geſtern gab vergnuͤgten Sonnenſchein.
Bey dir iſt mir bisher die Sonne untergangen /
Der Himmel hat ſich ſtets vor mir mit Flohr umhuͤllt;
Drum / weñ nun / wie du ſagſt ſtets wird mein Wunſch erfuͤllt /
So laß mir deine Sonn’heut an zu ſcheinen fangen.
Auf364Sinn-Gedichte.

Auf ihre Bruͤſte.

Jhr ſchoͤnes Vor-Gebuͤrg an Venus Liebes-Port;
Jhr Brunnen / wo die Luſt aus den Rubinen quillet /
Jhr Berge / wo im Schnee ein ſteter Sommer Ort /
Vergoͤnnet / daß mein Hertz bey euch den Kummer ſtillet.

An Favoriten.

Mich hat dein erſter Blick ſo gleich in Brand gebracht /
Als ich dich / ſchoͤnſtes Kind / von ferne nur betracht /
Wie aber dich das Gluͤck ließ in der Naͤhe ſehen /
Da muſt mein Hertzens-Bau in lichten Flammen ſtehen.

An ſie / als er keine Verſe machen kunte.

Jch wolte ſchoͤnſtes Kind dir gerne Verſe ſchencken /
Jch zahlte gern die Schuld mit feinen Reimen ab /
Alleine Hyppocren will ſich nicht zu mir lencken /
Und meine Poëſie geht allbereits ins Grab.

Da ſie ihm im Schlaff erſchien.

Kan mir dein Schatten-Bild im Schlaff die Flammen
mehren /
Und machen / das mein Hertz vor heiſſer Liebe raucht?
Wie ſolte mich dein Strahl den wachend nicht verzehren /
Wenn aus der Augen-Pech mein Geiſt die Funcken ſaugt.

Er klaget uͤber die Liebe.

Wie gerne wolt ich frey vom Liebes-Joche ſeyn /
Und mich der Muſen-Schaar zu ſteten Dienſten weyhn /
Jch aber bin kaum loß von einer Sclaverey /
So fuͤhl ich / daß ich ſchon wie vor beſtricket ſey.

An ſeine Liebſte.

Vor deinen Augen muß die lichte Sonne weichen /
Die Lippen ſtechen weg Zinnober und Rubin /
Vor365Sinn-Gedichte.
Vor deinen Wangen muß der Roſen Pracht erbleichen /
Der ſanffte Athen-Weſt fuͤhrt Cimmet und Jesmin.
Du biſt recht wohlgeziert an Schoͤnheit und Geberden /
So daß dich je dermann als uͤberirdiſch ehrt.
Jch aber muß darum auch dein Leibeigner werden /
Weil holde Freund lichkeit der Schoͤnheit Pracht vermehrt.

Auf die Bruͤſte ſeiner geliebten Sideminda.

DU Wunder-Glantz der Alabaſter Bruͤſte /
Du kleines Rund / doch Wohn-Platz groſſer Luͤſte /
Du Schnee-Gebuͤrg wo Lontens Zucker quillt /
Du Marmor-Meer / das auf vor Wolluſt ſchwillt.
Wenn wird mein Geiſt die frohe Stunde ſehen?
Daß er bey euch vor Wolluſt wird vergehen.
Wenn wird das Safft / das eure Circul ſchmuͤckt /
Mit vollem Strohm auf meinen Geiſt geſchickt?
Wenn ſoll die Hand bey denen Liebes-Ballen
Nach ihrem Wunſch in heiſſen Eyſe wallen?
Wenn wird der Schnee der Bruͤſte mir gereicht?
Aus dem die Gluth / als einen Æthna ſteigt.
Allein umſonſt / ich muß vergebens hoffen /
Des Buſens Pracht ſteht zwar den Augen offen /
Doch Mund und Hand greifft da vergebens zu /
Jhr Eigenſinn verhindert meine Ruh.

An die Citrone ſo vor ihren Bruͤſten ſteckte.

Leicht gleich des Buſens Pracht von deinem Anſehn Zier /
Geht deine Schoͤnheit doch hoffaͤrtige Citrone /
Der reiffen Edens-Frucht der Bruſt mit nichten fuͤr /
Denn den Granaten bleibt / vor dich / die Ehren-Krone.

Er wuͤnſcht den Tod.

Mein Leben liebt den Tod / es ſcheuet kein Verderben
Was andern bitter ſchmeckt ſoll mir ein Honig ſeyn;
Mir bringt das Sterben Luſt nicht Angſt beſeelte Pein /
Wenn mich der Tod nur laͤſt in deinen Armen ſterben.
Die366Sinn-Gedichte.

Die fluͤchtige Schoͤnheit. Auſon. Epigr. p. 6.

Jch habe offt geſagt / wir grauen und veralten /
Gebrauche deiner Schooß / dieweil du brauchbahr biſt /
Allein es war umſonſt / inzwiſchen zog in Falten
Die Zeit dein Angeſicht / die nicht zu halten iſt.
Jetzund gereut es dich / weil du nicht dieſen Willen /
Noch jetzige Geſtalt zu jener Zeit gehabt.
Doch hoͤr / umarme mich die alte Luſt zu ſtillen /
Werd ich gleich nicht mit dem / was ich gewolt / begabt.

Der eigenſinnige Liebhaber. Auſon Epigr. p. 13.

Das Maͤdgen liebe ich / daß mir nicht guͤnſtig iſt /
Daſſelbe will ich nicht / das mich mit Willen kuͤßt.
Die Venus will den Geiſt zwar in die Feſſeln kriegen /
Jhn aber nicht mit Luſt und Froͤlichkeit vergnuͤgen.
Den angebohtnen Knß / den ſchlag ich in den Wind /
Und den verlang ich nicht / der mir nicht wird verguͤnnt.
Die Sinnen will ich nicht mit Wolluſt uͤberſchwemmen /
Den Unmuth aber doch in ſeinem Lauffe hemmen.
Die Venus lieb ich nicht / Dianen haſſe ich /
Jen hat zu viel der Luſt / und dieſe nichts in ſich /
Jch will die Mittel-Bahn von dieſen beyden gehen /
Und will nach einer Frau / die etwas liſtig ſtehen /
Die die Verſchlagenheit / und loſe Schlackheit liebt /
Und ſich dem / was ich will / allzeit entgegen giebt /
Die wieder zuͤrnt und ſchilt / und gleich darzwiſchen ſchlaͤget /
Wenn meine Hand noch nicht den Knuͤttel angereget.

Der zufriedene Liebhaber. Auſon. p. 23.

ES ſind zwar einige den Criſpa nicht gefaͤllt;
Mir aber iſt ſie ſchoͤn / wie es mein Sinn vermeynet /
Denn weil die Eyverſucht zur Liebe ſich geſellt /
So ſeh ich auch nicht gern / daß allen ſchoͤn ſie ſcheinet.
Sein367Sinn-Gedichte.

Sein Maͤdgen. Auſon. Epigr. p. 23.

Mein Maͤdgen das ſoll ſeyn
Ein Kind von boͤſen Sinnen /
Des Lippen ſich erfreun
Wenn ſie frech ſchwatzen kuͤnnen.
Das frech und ſchoͤne iſt
Das Schlaͤge nimmt und giebet /
Das nach den Schlaͤgen kuͤßt /
Und deſto hefftger liebet.
Wenn es nicht ſo geſinnt /
Kenſch / ſitſahm iſt hingegen /
So ſchlag ichs in den Wind /
Und wils nicht bey mir hegen.

Der ungeduldige Licbhaber. Auſon. Epigr. p. 23.

Cupido miſch die Lieb / trenn / oder ihre Macht /
Es taugt nicht / daß du mich allein im Brand gebracht.

Derſelbe. pag. 24.

Das Feuer / das mich brennt / das loͤſche aus Dione,
Mach uns entweder gleich / mich / oder / ſonſt verſchone.

Uber die ungleichen Schweſtern. Auſon. p. 29.

Mich wunderts Delia, wie’s denn auch billig Wunder /
Daß deine Schweſter dir ſo gar entgegen iſt /
Sie traͤgt ein ehrbahr Kleid / und nehrt der Wolluſt-Zunder /
Du in den Kleidern geil / doch nicht im Hertzen biſt.
Hier iſt das Hertze keuſch / dort aber nur das Kleid /
Doch wegen Kleid und Brunſt ihr beyde ſtraffbahr ſeyd.
Vier368Sinn-Gedichte.

Vier Gratien. Auſon. p. 34.

Vor dieſen zaͤhlte man der Gratien nur drey /
Als aber Lesbia annoch am Leben war /
Da ſtellte dieſes Kind die vierte Huldin dar /
Nun ſie geſtorben iſt / iſt dieſes Paar vorbey.

Sie liebet ihn.

Belliſe ſpricht zu mir /
Daß ich ihr angenehm /
Sie ſchweret hoch und theur
Daß ihr mein Liebes-Feur /
Gar nicht zu wiedern ſey.
Fuͤg ich mich hin zu ihr /
So ſtellet ſie mir frey /
Daß ich den Mund bekuͤſſe /
Sie traͤgt da auf Roſinen
Jn pråchtigen Rubinen,
Sie traͤnckt mit Nectar-Moſt
Und zeuget Honig Fluͤſſe /
Sie lehrt mich / daß die Koſt /
Jm Lieben recht bequehm.

Uber eine ſpielende Schoͤne.

Mein Hertze muß durch euch der Liebe Wirckung fuͤhlen /
Wenn eure ſchoͤne Hand / galantes Muſen-Kind /
So wie ein Arion die Seyten zwingt im Spielen /
Jch ſtarre / ich vergeh / wenn nur der Schaal beginnt
Nach meinen Ohr zu gehn. Was aber thun die Augen?
Die ſpielen Feur und Gluth / die Bruſt ſtimmt auch mit ein.
Weil meine Kraͤffte nun zum Wiederſtand nicht taugen.
So ſtuͤrb ich gar / wenn ich eur Spiel mann wolte ſeyn.
Als369Sinn-Gedichte.

Als Clarinde des Abends ſpatziren ging.

Wie! zeigt Diana ſich
Auf dieſer nieder Welt?
Laͤßt ſie die Sternen-Bahn
Und ihr gewoͤlcktes Feld /
Und ſtrahlt die Erde an?
Doch Nein! ich irre mich /
Es iſt Clarindens Glantz
Der ihr den Ehren-Krantz
Vom Haupt und Stirne raubt
Und ſich damit belaubt.

Uber ihr Bildniß.

Macht dort der Venus-Bild Apellens Hand erſtarrt /
Da deren Bruͤſte Zier / und Angeſichtes Pracht /
Von ſeiner leichten Hand zu koſtbahr war gemacht /
Daß auch des Leibes-Theil nicht ausgemahlet ward.
(c)Apelles Veneris caput & ſumma pectoris politiſſima arte pef - fecit, reliquam partem corporis inchoatam reliquit, Cicero Epiſt. 9. ad Lentul.
(c)
So macht eur Wunder-Bild die gantze Stadt verliebt /
Woran nicht die Natur nur das Geſicht polirt /
Sie hat auch Bruſt und Geiſt / ſo liebreich ausgefuͤhrt /
Daß eure Wunder-Pracht was Engliſches abgiebt.

Die unbekanie Regung.

Wenn ich die Doris ſeh / ſo wallt in meiner Bruſt
Der Adern Quelle auf / doch mir iſt unbewuſt /
Woher der fremde Trieb in meiner Bruſt entſtehet?
Der / wenn die Doris weicht / mit ihr doch nicht vergehet.

Er ſeuffzet umſonſt. Madrig all.

Mein Seuffzen gehet in die Lufft /
Und hat die weite Welt zur Grufft /
A aDie370Sinn-Gedichte.
Die Echo ſiellet ſich bey meinen Klagen ein /
Und will in meiner Noht mir ein Gehuͤlffe ſeyn.
Jhr traurger Wider Hall vermehret meine Klagen /
Und laͤſt mich ohne Troſt in meiner Angſt verzagen.
Rufft gleich die ſanffte Stimm mir troͤſtlich zu /
Gebiert ihr Troſt doch keine Ruh /
Weil ihn der Wider Schall nicht Silvia ausſtoͤßt /
Jch werde nicht von meiner Quaal erloͤßt.
Jch kan der Echo mich gar wol vergleichen /
Nur huͤte dich mein Licht /
Daß dir Narciſſus nicht
Muß am Geſchicke weichen.

Vor der Dorimenen Geſang-Buch.

DU wilſt / ich ſoll etwas in dein Geſang-Buch ſchreiben /
Jch ſetz die Feder an / ich weiß nicht was ich ſchreib /
Mir ſelbſt iſt unbekandt / was ich da einverleib;
Jch laß den ſchwachen Kiel nach ſeinen Willen treiben.
Er ſchreibt: Ach ließ es doch / nimm Dorimen es hin /
Er ſchreibt / daß ich dein Knecht / ja gar dein eigen bin.

Liebe um Liebe.

Wann ich Liſetten ſoll verehren:
So muß mir ihre Gunſt geneigt entgegen gehn.
Denn warum ſolt ich mich mit Liebes-Laſt beſchweren /
Wenn ich von ihrer Gunſt nicht Lindrung werde ſehn.

Auf das ſchoͤne Frauen-Zimmer / ſo im guͤld - nen Engel logirte.

Der Engel Koͤnigin zieht in den Engel ein /
Denn Engel muͤſſen bloß bey ihres Gleichen ſeyn /
Ach koͤnnt ich nur einmahl dich Engels-Kind / umfaſſen /
Jch wolte dich gewiß nicht ungekuͤßt verlaſſen.
Es371Sinn-Gedichte.
Es ſolte meine Hand ſich um den ſchoͤnen Leib
Als wie ein Reben-Stock um ſeinen Ulmbaum ſchlieſſen /
Wir wolten uns zum Zeit-Vertreib
Recht zu ergoͤtzen wiſſen.

Auf der Amarianen Contrefait.

Dis Bildniß gleichet dir Amariane ſehr /
Denn es giebt gleich wie du nicht meiner Klag Gehoͤr /
Es bleibet unbewegt bey meinen Liebes-Schmertzen /
Und will gleich als wie du mit meinen Flammen ſchertzen.

Auf die Mouchen der Lesbia. Madrigall.

Jch frage offtersmahl
Warum dich Lesbia die Mouchen muͤſſen decken?
So muß dis meine Antwort ſeyn /
Das thu ich / das ich ſchoͤner ſchein;
Denn ſiehe Cynthia hegt ſelbſten ſchwartze Flecken /
Doch ſcheint ihr heller Strahl /
Gantz ſauber / klahr / und rein.

Eigenſchafften der Liebe. Ex Franciſc. Petrarch. Dial. 69.

Die Liebe iſt ein Feur / das im verborgnen brennet /
Ein Wunde / die beliebt bey ihren Schmertzen iſt /
Ein wohlgeſchmacktes Gifft / das jeder gern genießt /
Ein Bitter-ſeyn / das nicht die Suͤſſigkeit verkennet /
Ein Kranckheit / wo ſich Luſt nicht von der Marter trennet /
Ein Straffe / die man gern ohn groſſe Weigrung kuͤßt /
Ein Tod / der ob er gleich den Lebens-Drat zerfriſt /
Dennoch von Liebenden wird angenehm genennet.
A a 2Vier372Sinn-Gedichte.

Vier Maͤdgens lieben ihn.

Bellis und Clelia, wie auch Bellandrens Schein /
Die muͤhen ſich allzeit / zu Dienſte mir zu ſeyn /
Jch nehm es auch verlieb / wenn Silvien mein Sinn
Nicht nur Vergnuͤgung kriegt / ſonſt ſtehen ſie dahin.

Die ſterbende Suada an ihrem Freund Infortunio.

Mein Liebſter / deſſen Stern mit Ungluͤck ſtets gewuͤttet /
Hoͤrt dieſen letzten Schall mit tapffern Hertzen an:
Die treue Suada ſtirbt / die Geiſter ſind zerruͤttet /
Die Zunge kaum dis Wort mit Roͤcheln ſagen kan.
Jch ſcheide / und die Luſt / die wir vor dem empfunden /
Die wird zu Wermuth-Safft und Galle herber Pein /
Doch bluͤht die Hoffnung noch vor eure Liebes-Wunden /
Wenn euch Semire laͤſt im Lieben gluͤcklich ſeyn.

Grab-Schrifft der Suada.

Der Schoͤnheit Eben-Bild / der Treue beſter Kern /
Ein Engel aus der Welt nach dem beliebten Weſen /
Der Kenſchheit-Sonnen-Licht / der Tugend Morgen-Stern /
Dis Leſer / und noch mehr / als was du hier geleſen /
Liegt unter dieſen Stein in duͤſtrer Nacht verhuͤllt /
Nicht wunder dich mein Freund / daß ich ſo viel geſchrieben /
Der Leib der Suada war der Schoͤnheit Eben-Bild
Kern / Engel / Sonn und Stern ſind in dem Geiſte blieben.

Uber ihr Bildniß.

Zucht / Tugend / Ehr und Pracht von dieſer Tafel ſtrahlen /
Die Venus will ſich ſelbſt auf denen Wangen mahlen /
Die todten Augen ſind erfuͤllt mit Liebes-Gluth /
Der Bruͤſte Marmor-Schein erhitzt das kalte Blut.
Wenn373Sinn-Gedichte.
Wenn aber Silvia ſich als ein Wunder zeiget /
Wie aus den Augen Feur als einem Æthna ſteiget /
Wie ihre Bruſt ein Schnee der voller Flammen ſteckt /
So wird die Liebes-Gluth in Hertz und Sinn erweckt.

Auf ihre Jugend.

Die Roſe riechet ſchoͤn / die noch nicht auffgebluͤht /
Die jungen Tauben ſind zur Koſt die allerbeſten /
Am liebſten auf dem Tiſch man junge Moͤhren ſieht /
Die jungen Huͤner ſind ein Labſahl denen Gaͤſten.
Der friſche Pomerantz den alten uͤberſteigt /
Am delicatſten ſind die friſch und jungen Bohnen /
Ein junges Pferd mehr Muth als wie ein altes zeigt /
Der alten Krafft zerfaͤllt bey heurigen Citronen.
Geht nun dem Alterthum die friſche Jugend fuͤr?
So kanſt du Silvia dich auch nicht mehr beſchoͤnen /
Der Maͤdgen Jugend reicht die herrlichſte Plaiſir.
Weil eine junge Schooß Luſt und Vergnuͤgung kroͤhnen.
Sus, pueri bini, puer unus, nupta, maritus,
Cultello, Lympha, fune, dolore cadunt,
Ein Schwein / zwey Kinders / und ein Kind / das Weib / der
Mann
Gehn durch Stahl / Waſſer / Strick und Gram ihr Sterben an.

Uber den Feld - Zug der hohen Alliirten in Flandern / im Jahr 1708. und 1709. und folgen - den andern.

DU ſtoltzer Ludewig, doch jetzo mehr als klein /
Sieh wie dein Hochmuth faͤllt / und deine Groͤſſe ein;
Wenn die verknuͤpffte Macht dich ihre Staͤrcke zeiget /
So wird bey Audemard dir Hertz und Muth gebeuget.
Halt deine Krone veſt / ſie wackelt Ludewig,
Ein Kleinod iſt ſchon fort durch Audenardens Sieg.
A a 3Die374Sinn-Gedichte.
Die beſte Lilje hat Eugenius gepfluͤcket /
Und vor der Teutſchen Macht ſich nun dein Ryſſel buͤcket.
Es ſuchte zwar Bouff leur zu ſchuͤtzen dieſe Stadt /
Allein / was hilfft der Witz wenn man kein Gluͤcke hat?
Ob ſich viel Dornen gleich um Ryſſel ſehen lieſſen /
So iſt es doch hinweg ohn Hand Schuh dir geriſſen.
Der Hand-Schuh ging auch fort als man dir Gent wegnahm /
Da eben die Gewalt des kalten Winters kahm.
So wie dir Brügge kahm / ſo muſt es wieder gehen /
Und Brüſſel wolte nicht den Bayrn zum Heyland ſehen.
Ja ſelbſt dein Æthna muß zu letzte ruhig ſeyn /
Wenn man durch Arbeit nimmt dein Dornick auch mit ein /
Dem mancher Dornen-Strauch zu ſeinen Schutze nuͤtzte /
Und das wie Plutons Klufft nur Schweffel-Feuer blitzte.
Soll denn ein Felſen Loch dir eine Frey-Stadt ſeyn /
So faͤllt ein tapffer Arm auch in die Schantzen ein /
Schlaͤgt deine Voͤlcker weg / und muß das Feld beſiegen /
Und auch zum Sieges-Lohn den Berg und Felſen kriegen.

Uber die Stadt Venedig. Aus dem Lateiniſchen.

Neptunus ſahe einſt die Stadt Venedig liegen
Jm Adriatſchen Meer / und See und Land beſiegen /
Er rieff / Zeus wirff mir nicht Tarpejens Schloͤſſer vor /
Und Mavors prahle nicht mit Mauren und mit Thor.
Will euch der Tyber Fluß mehr als das Meer ergoͤtzen?
So laſt uns das Geſicht auf beyde Staͤdte ſetzen /
Denn werdet ihr geſtehn / daß Menſchen Rom gemacht /
Venedig aber ſey von Goͤttern aufgebracht.

Auf dem Engliſ. Admiral Franc. Dracus.

Beſchaͤmter Hercules prahl nicht mit deinen Saͤulen /
So bey der alten Welt dich trefflich groß gemacht /
Dem edlen Dracus muß man groͤſſern Ruhm ertheilen /
Wel er ſein Krieges-Schiff rund um die Welt gebracht.
Du375Sinn-Gedichte.
Du ſtunbſt bey Abila und auch bey Calpe ſtille /
Es ſolte da der Welt umſchrencktes Ende ſeyn /
Allein dein Schluß war nicht des edlen Dracus Wille /
Er ſprach / man ſchlieſt die Welt nicht in die Schrancken ein.
Er lieff durch Oſt und Weſt / durch Suͤden und durch Norden /
Er rieß die Wellen durch / er fuhr ins wilde Meer /
Und kahm durch einen Weg der nie erhoͤret worden /
Rund um die Welt herum nach England wieder her.
So muſt du / Hercules, doch dieſem Helden weichen /
Das himmliſche Geſtirn macht ſeinen Ruhm bekannt
Du biſt zwar Ruͤhmens werth doch ihm nicht zuvergleichen /
Er wird ein Wunder-Held von aller Welt genannt.

An Battulus, da Sylvia ſeine Gedichte verbrannt.

Hoͤr Battulus Poët, wenn dein verliebt Gedichte
Der ſchoͤnen Sylvia ſoll angenehme ſeyn /
So tiſche ihr nicht auf verbuhlte Luſt-Gedichte /
Und ſchenck der Geilheit Moſt nicht in den Becher ein.
Jhr Auge liebet nicht was nach der Geilheit ſchmecket /
Verbuhlte Reden flieht ſie aͤrger als das Gifft;
Weil nun in deiner Schrifft die Geilheit war verſtecket /
So klage nicht / wenn dich gerechter Eyfer trifft.
Der Nahme Venus iſt ihr eine Peſt zu hoͤren /
Und dieſes aͤrgert ſie wenn man ſie Venus heiſt /
Jhr Weſen wil ſich nicht in Cypris Thun verkehren /
Derſelben Eigenſchafft nicht aus den Augen gleißt.
Die Maͤdgens / die an Brunſt die Venus uͤberwinden /
Die nehmen ein Gedicht von geilen Worten an /
Bey ihnen kan man Gunſt durch ſolche Verſe finden /
Die Sylvien ihr Ohr gar nicht vertragen kan.
Jhr reiner Eyfer ließ die garſtgen Verſe brennen /
Hierinnen wolte ſie der Venus aͤhnlich ſeyn /
Sie ſprach: Die Verſe muß mein Mann Vulcan erkennen /
Drum werffe ich ſie jetzt in ſeine Flammen ein.
A a 4Die376Sinn-Gedichte.

Die verhaßten Stachel.

Was ſpitz und ſtachlicht iſt / daß haßt das Frauen-Zimmer /
Es ſchreit / wenn ihre Hand ein ſcharffes Ding beruͤhrt.
Wenn es die Roſen bricht ſchillt es die Stacheln immer
Die deren Purpur-Zier zur Wache bey ſich fuͤhrt.
Das Honig liebt es zwar / doch aber nicht die Bienen /
Denn deren ſcharff Gewehr offt ihre Haut verletzt /
Es liebt das weiche Blat der glaͤntzenden Jesminen,
Die Dornen aber nicht / die in dem Zaun geſetzt.
Die Nadel muß ihm zwar im Putze Dienſte leiſten /
Allein die Spitze iſt / ſo bald ſie ſticht veracht.
Dis ging noch alles hin / doch kraͤnckt uns dis am meiſten /
Daß unſers Mundes-Zier auch wird dazu gemacht.
Sie moͤgen hertzlich gern von uns die Kuͤſſe nehmen /
Wenn unſer Mannheit-Schmuck nicht um den Lippen ſteht /
Denn aber will der Mund ſich nicht dazu bequehmen
Wenn ihnen nur der Bart in ihre Haut eingeht.
Sind aber / Kinder / euch die Stachels auch verhaſſet /
Die eurer Jungferſchafft den lieben Tod anthun?
Nein! denn er wird von euch an ſolchen Ort gefaſſet /
Daß ihr im Stechen koͤnnt in ſuͤſſer Wolluſt ruhn.
Der Stachel iſts / der euch alleine will gefallen /
Da ander Stachels euch zu mahl verhaſſet ſeyn /
Den Stachel liebet ihr an uns vor andern allen /
Weil er ſo zaͤrtlich ſticht euch eine Wunde ein.
Allein ihr ſeyd bethoͤrt / daß ihr den Stachel liebet /
Der mit dem ſuͤſſen Stich euch allzu ſchaͤdlich iſt /
Geſetzt / daß euch ein Dorn / ein Bart Verletzung giebet
So ſtirbt die Ehr doch nicht / die bald das Grab-Mahl kuͤßt.
Haßt doch die Stacheln nicht / die euch nicht ſchaden kuͤnnen /
Vertragt der Dornen-Stich des Bartes auch darbey /
Der Schmertz / der davon kommt / pflegt leichte zu zerrinnen /
Und glaubt der ſuͤſſe Stich macht viel Beſchwererey.

An die falſche Lyſilis.

SO meynet Lyſilis, daß ich des Todes ſey
Wenn ihre Gunſt mir fehlt / und ſie mir ungetreu?
So377Sinn-Gedichte.
So meynt ſie / daß mein Geiſt vor Uberdruß verſchmachtet /
Wenn ſie mich hoͤniſch ſchillt / und ohne Schuld verachtet?
Ach Nein! die Meynung triegt / ich bin noch unverzagt /
Jch fuͤhle nicht / daß mich um ſie ein Kummer plagt /
Will ihr gleich meine Waar aus Hochmuth nicht gefallen?
Sie wird darum doch nicht verkleineret von allen.
Will ſie nicht Kaͤuffer ſeyn / ſo ſind derſelben mehr
Sie reiſſen ſich um ſie ja auch nicht allzuſehr.
Wenn ſie nicht beſſern Stoff vor ihren Laden leget
Alsdenn ſie keinen Mann in ihrer Buden heget.
Fahr hin du biſt verlacht du dunckles Augen-Licht /
Dein Spiegel ſchmeichelt ſehr / und gibt dir falſch Bericht /
Sie meynt / ſie waͤre zart / galant und trefflich ſchoͤne /
Sie meynt / daß man mit recht ſie als die beſte kroͤhne /
Doch Nein! ſie iſt nicht ſchoͤn / wie es ihr Sinn begehrt /
Die falſche Schoͤnheit wird durch Einbildung ernehrt.
Fahrt hin / ich acht eur nicht ihr falſchen Liebes-Sterne /
Jhr duͤſtert in der Naͤh und glaͤntzet nur von ferne.
Jhr falſches Hertze iſt ein Boden-loſer See /
Und ihre Treu vergeht wie der Aprillen-Schnee /
Sie iſt ein Wetterhahn / den jeder Wind verdrehet /
Und bald nach Oſt und Weſt / nachNord - und Suͤden wehet.

Mops wird betrogen.

Mops ſahe naͤchſt Lyſetten
Vor ihrer Haus-Thuͤr ſtehn /
Und ſprach / ich wolte wetten /
Wenns keiner wuͤrde ſehn /
Daß ich ſie kuͤſſen darf.
Er ging hierauf hinzu /
Um ſie zu embraſſiren
Allein ſie ſah zu ſcharff /
Und reichte ihm im Nu
So gar was Wuͤſtes dar /
Damit zu courtiſiren.
Man ward es gleich gewahr /
Mops wurde ausgelachet /
Und tapffer ausgemachet.
Mops378Sinn-Gedichte.

Mops faͤllt in den Dreck.

Mops wolte vor galant
Naͤchſt angeſehen ſeyn /
Man ſolte complaiſant
Jhn in der Stadt ausſchrein.
Er gruͤſte alle Damen,
Die ihm entgegen kahmen;
Auch die im Fenſter lagen /
Die muſten ihre Plagen
Von ſeiner Courteſie
Mit Ungedult ausſtehen.
Doch die Galanterie
Kan nicht auf Steltzen gehen.
Den als er Anmarigen
Sah in dem Fenſter liegen /
Wolt er es hazardiren /
Und ſich galant aufffuͤhren /
Allein es lag ein Stein
Recht hinter ſeinem Bein /
Der machte / daß der Herr
Gantz unwuͤrſch niederfiel.
Hier lag Paruqu und Hut
Und dort das arme Blut
Jm Drecke ſo ſubtil,
Als wenns ſein Bette waͤr.
Das Maͤdgen muſte lachen /
Daß die galanten Sachen /
So Monſieur Mopſus hegt /
Mit Dreck brodiret ſind /
Als er ſich hingelegt /
Da goß das liebe Kind
Die Kammer-Lange aus /
Und traͤnckte ihn damit;
Denn auf ein gutes Bad
Gehoͤrt ein braver Schmaus.
Der war auch gleich parat /
Er der Verjagniß quit.
Er379Sinn-Gedichte.
Er fing an auffzuſtehen /
Und heim nach Haus zu gehen.

An den betrogenen Mops.

Mops thu die Augen auf / und laß die Narren-Poſſen /
Du muſt doch immerfort / ſonſt nichts / als Waͤchter ſeyn /
Du biſt mit Haaſen-Schrot bis auf den Tod geſchoſſen /
Clarinde, die betriegt dich mehr als ungemein.
Einjeder ſchickt dich aus / du muſt von dannen weichen
Wenn ein verliebtes Schiff den Haven ſuchen will /
Du ſteheſt auf der Hut / ſie darf niemand beſchleichen /
Mein / lege doch einſt ab den ungeſchliffnen Brill.
Sie nennt dich zwar mein Mann / doch muſt du das entbehren /
Was dir mit recht gehoͤrt / weil du nicht gut genug
Mein / laß dich doch nicht mehr von deiner Frau bethoͤren /
Du biſt ein guter Mann / doch aber nicht recht klug.
Mops thu die Faͤuſte auf / und hege kein Erbarmen /
Nimm einen Stock zur Hand / und ſchlage auf dein Weib /
Schau / wie der Buhler kan auf ihrer Bruſt erwarmen /
Was dir verſprochen iſt / iſt ihm ein Zeit-Vertreib.
Doch Nein! du wirſt wol Mops, das iſt ein Narr / verbleiben
Du biſt gantz wohl vergnuͤgt / wenn du nur Suppen frißt /
Dein Weib darf dich ins Buch der groſſen Gilde ſchreiben
Wenn nur ein Doppelt-Marck dein Lohn der Wache iſt.

An die falſche Celinde.

Celinde fahr nur hin / ich mag dich nicht mehr lieben /
Mich ſoll dein Wanckelmuth hinfuͤhro nicht betruͤben /
Du ziehſt mich nicht mehr auf / ich kenne dich nun wol.
Und weiß wie ich den Reitz der Augen fliehen ſoll.
Jch ſpeißte mich vor dem mit lieblichen Gedancken /
Und glaubte deine Treu die wuͤrde niemahls wancken.
Nun aber kenn ich dich / du laͤſt auch andre ein /
Du fuͤhrſt mich hinters Licht / und gibſt mir falſchen Schein.
Jch ſage nun Adjeu, du magſt nur immer waͤhlen
Jch frage nichts darnach / allein ich will dir fehlen /
Der380Sinn-Gedichte.
Der Maͤdgens ſind genug / ſie wachſen alle Jahr /
Und biehten ſich wol ſelbſt an einem Freyer dar.
Wir leben nun getrennt / und ſind alſo geſchieden
Jch laſſe dich / und du mich auch hinfort / zu frieden.
Das Maͤdgen / ſo mich will bey ſich im Bette ſehn /
Das muß mit jedermann nicht in Bekanntſchafft ſtehn.

Armeniens wunderliche Liebens-Art.

Soll uns Armenie mit ihrer Gunſt anlachen /
So muß man ſie durch Geld zuvor verliebet machen /
Braucht man dis Kunſt-ſtuͤck nicht / ſo triegt die Meynung oft /
Und man erlangt das nicht / worauf man ſonſt gehofft.
Hat ſie die krumme Hand mit Gaben nicht vergnuͤget /
So kriegt man keinen Blick ob man gleich vor ihr lieget /
Sie dencket / weil ſie ſchoͤn und liebens-wuͤrdig iſt /
Es ſchwaͤrtzte ihre Zier wenn ohne Geld gekuͤßt.
Sie will der Danaen in allen Stuͤcken gleichen
Man ſoll durchs Gold wie Zeus den heiſſen Wunſch erreichen /
Denn gleich wie deſſen Gold durch Stein und Huͤter brach /
So gibt ſie alſofort auf das Geſchencke nach.
Sie laͤſt ſich nicht durch Liſt noch Schmeichelung beſiegen /
Sie liebet den Gebrauch mit guͤldnen Kugeln kriegen /
Der groſſe Ludewig wird drum von ihr geehrt /
Weil er ihr dieſe Kunſt zu ihren Vortheil lehrt.
Vom Freyen haͤlt ſie nichts / noch weniger von Nehmen /
Des Nehmens aber wil ſie ſelber ſich nicht ſchaͤmen /
Sie ſiehet auf das Geld / iſt dieſes mit darbey /
So glaub er / daß er ſchon der Veſtung Meiſter ſey.
Wer will / mag dieſe Kunſt nur einmahl an ihr uͤben /
Sie wird ihn alſofort mit groſſer Jnbrunſt lieben /
Denn ſpricht ſie: Wer kan wol von Stahl und Eyſen ſeyn /
Jſt doch ein heiſſer Kuß auch bey den Engeln rein
Allein was wird daraus? ach Kinder / Kinder / Kinder!
Sie aber bleibt getroſt / und buhlt nichts deſtominder /
Sie ſchreyet immer fort / ich nehme dennoch Geld /
Ob mich ſchon manches Kind vor ſeine Mutter haͤlt.
An381Sinn-Gedichte.

An Melinden.

JA freylich haſt du Recht / du biſt es zwar geweſen /
Doch jetzo nun nicht mehr; was denn? ſprichſt du zu mir /
Mein ſchau / du ſolt es gleich in wenig Worten leſen /
Sprach naͤchſt dein Jungfern-Kind nicht recht Mama zu dir?

Dorinde will nicht Mutter werden.

Dorinde ſehnſt du dich nicht auch nach einen Mann /
Der dir die lange Zeit mit Luſt vertreiben kan?
Ha! ſprichſt du hier zu Ja / wart nur / ich will dich fangen /
Weil ſelten Mann und Weib ein ander Abſehn hat /
Als warum Eva ſich zu ihrem Adam that /
So ſehnſt du dich darnach / was du nicht wilt verlangen.

Deſperatio aut facit militem aut Monachum.

Jch fliehe aus der boͤſen Welt /
Weil mir ihr Weſen nicht gefaͤllt;
Der Mißmuth treibet meine Sinnen
Zu dem / was ich jetzt muß beginnen.
Jch ziehe Nonnen-Kleider an /
Weil ſonſten nichts mehr helffen kan /
Kan ich ſchon kein Schaͤtzgen haben /
So wird mich doch ein Pater laben.

Uber einen Alten / der ein junges Maͤdgen heyrahtet.

SO gehts / weñ ein Alter wil bey den jungen Maͤdgens liegen /
Daß er zu dem Lohne muß Hoͤrner auf die Scheitel kriegen
Denn weil er der jungen Frauen nicht das Leder gerben kan /
So nimmt ſie zum Zeitvertreib ander gute Troͤſters an.
Das382Sinn-Gedichte.

Das unbeſtaͤndige Frauen-Zimmer. Aus dem Jtaliaͤniſchen.

Wenn ſchon der Himmel lacht / und Nereus Fluhten ſchertzen /
So ſtuͤrmmt es bald daſelbſt / wo jetzt die Stille prangt:
Und die Beſtaͤndigkeit hat in der Weiber Hertzen /
Den Ort der Wanckelmuth noch keinen Sitz erlangt.

Das freye Maͤdgen. Aus dem Frantzoͤſiſ.

Mit einer Jungferſchafft war ich vor dem begabt /
Und dieſes war der Schatz von meiner Eltern Sparen
Allein jetzt hab ich nichts von dem was ich gehabt
Mein kleines Erbtheil hat die Endſchafft ſchon erfahren.
Doch Amor laͤſt es zu / und heißt es daß man labt
Damit der Maͤnner Sinn wenn wir von funffzehn Jahren
Denn dieſes Maͤdgen fort wie eine Naͤrrinn trabt /
Daß ſeine Jungferſchafft noch laͤnger will verwahren.

An dem Leſer.

Jch kan zwar werther Freund mein Werck nicht koſtbahr
preiſen:
Jch weiß nicht ob mein Buch dir was galantes reicht /
Und ob die Lieblichkeit ſich in den Zeilen zeigt /
Kein Hoffmanns Waldau wird ſich in den Verſen weiſen /
Der Geiſt des Lohenſteins wird nicht darinn verſpuͤhret.
Jedoch mir iſt alsdann das beſte Gluͤck beſchehrt
Wenn es dein Auge ließt. Ja ſchaͤtzeſt du es werth /
So wird es ſelbſt von mir den Sternen zugefuͤhret.

ENDE der Sinn-Gedichte.

IV. Ver -383

IV. Vermiſchte Gedichte.

Tempel der Liebe.

Fuͤngſt als das Sonnen-Licht in letzten Zuͤgen lag
Da ſich ſein Purpur-Schein nach blauen Wellen
lenckte /
Da ſchon die Demmerung aus grauen Wolcken brach /
Und den geflammten Glantz in Thetys Schooß verſenckte.
Da ſtuͤtzte ich mein Haupt auf den ermuͤdten Arm
Den Sorgen zu entgehn / die Geiſter zu erfriſchen /
Und das beklummne Hertz aus der Gedancken-Schwarm
Durch Froͤlichkeit zu ziehn / und Luſtbarkeit zu miſchen
Jn Kummer-volle Angſt damit mein Schickſahl gluͤht.
Jndeſſen uͤberſpann ein Nebel das Geſichte /
Ein Schlaff / der alle Macht dem muͤden Leib entzieht /
Nam mir im Augenblick die meiſten Lebens-Fruͤchte.
Mein Haupt das ſenckte ſich von der erſtarrten Hand /
Mein Leichnam ſtellte fuͤr den rechten Todes-Schatten /
Mein Geiſt verreißte faſt ins Elyſeer-Land
Und wolt in Charons Kahn ſich mit den Geiſtern gatten.
Jnzwiſchen traumte mir / wie ich da ſchiffend fuhr
Wo in des Nereus Fluth die ſchwimmenden Najaden
Jn lauter Marmor-Milch entdeckten ihre Spuhr
Mir ſelbſten kahm die Luſt in dieſer See zu baden /
Wie ich denn auch ſo fort mein morſches Schiff verließ /
Und mich der ſanfften Fluth in ihre Schooß vertraute
Ein kuͤhler Anmuths-Wind das weiche Meer auffbließ /
Worauf ich mich ſofort in einem Lande ſchaute;
Wo ich ein Frembdling war / mir war kein Weg bekannt /
Wo ſonſt die Dornen ſtehn / da zeigten ſich die Roſen /
Vor384Vermiſchte Gedichte.
Vor Neſſel und Napel man aller Orten fand
Gewaͤchſe / die man gern pflegt kuͤſſend liebzukoſen.
Jndeme nun mein Fuß / das zarte Feld betrat /
Und als ein ſchuͤchtern Schaaf durch Au und Waͤlder irrte /
Ward ich von fern gewahr ein ausgelegtes Pfad /
Worauf ein lichter Strahl bald hier / bald dorthin ſchwirrte.
Daſelbſten ſchwenckte ich die muͤden Glieder hin /
Weil mein neugierger Geiſt dahin mit Macht begehrte /
Jch kam auch an das Pfad / und ſah den Aretin,
Den ein geweyhter Krantz von gruͤnen Myrthen ehrte.
Kaum wie er mich erſehn / fand er ſich bey mir ein /
Er reichte mir die Hand in dem er dieſes fragte /
Woher mir doch das Land ſo kundbahr koͤnnte ſeyn /
Und wie mir deſſen Luſt und Lager-Stadt behagte?
Noch ferner fuhr er fort / ob mir auch wol bewuſt /
Daß dis die Jnſul waͤr wo Venus Tempel ſtuͤnde?
Wo man vor Schmertz und Pein nur ungemeine Luſt /
Vor Dieſteln / Liljen und ſchoͤne Roſen fuͤnde.
Wo wenig Sterbliche den Fuß noch veſt geſtellt /
Wenn ſie nicht Venus Lob zur Gnuͤge ausgebreitet /
Und ihrer Majeſtaͤt den halben Kreyß der Welt
Zum Opffer dargereicht / und her zu ihr geleitet.
Jch ſprach mein Aretin mein unbeſonner Fuß
Jſt ſonder meine Schuld in dis Revier gekommen /
Denn als ich unterfing in jenem Marmor-Fluß
Den Leib zu kuͤhln / bin ich an dieſes Land geſchwummen.
Wo ich den Ausgang nicht / noch deſſen Eingang weiß /
Dort was erſcheinet dort / mit ſeinen guͤldnen Zinnen?
Was iſts vor ein Gebaͤu / vor dem ein kaltes Eyß /
Weil es ſo helle ſcheint / wie Waſſer muß zerrinnen?
Hierauf ſprach Aretin, es iſt der Venus Sitz /
Da kuͤßt ſich Amors Macht mit Cypris ſuͤſſen Flammen /
Da blitzet / ſtrahlt und brennt vergoͤnnter Liebe-Blitz /
Da ſchmeltzet Mann und Weib in heiſſer Gluth zuſammen.
Da gehet niemand frey ohn Strick und Band zuruͤck /
Wer als ein luͤſtern Gaſt in dieſe Gegend wallet /
Ehrt den beliebten Strahl mit einem heiſſen Blick /
Der aus der Nymphen Aug in ſein Geſichte prallet.
Jch /385Vermiſchte Gedichte.
Jch / den das Schickſahl laͤngſt zum Sclaven auserkieſt /
Erſuchte Aretin den Tempel zu beſehen;
Er ſprach: Dieweil dein Geiſt ſo neubegierig iſt /
Sey dir dein Wunſch gewehrt / dein Bitten ſoll geſchehen.
Jch / fuhr er fort / der laͤngſt von Jdalis ernennt /
Daß ich entſeelet ſoll ihr Heiligthum behuͤten /
Als einer / der den Schatz am allerbeſten kennt /
Den aus der blauen Schooß der bittern Amphitriten,
Sie mit ans Licht gebracht / und allda auffgeſtellt.
Sie hat mehr Perlen-Koſt als ſuͤſſe Milch genoſſen /
Und iſt dennoch ein Brunn der Anmuth in ſich haͤlt /
Unendlich kommt aus ihr die Wolluſt hergefloſſen /
Ob gleich dis groſſe Rund ihr taͤglich viel entfuͤhrt.
Jch habe nur die Quell mit Wenigen beſchrieben /
Die mein verſtumpffter Kiel nicht wie es ihr gebuͤhrt
Nur wie er es gekonnt den Sternen zugetrieben.
Er fuͤhrte mich hierauf in einen gruͤnen Wald
Wo Myrthen und Laurier, Jesmin und Roſen ſtunden /
Der war zur Abends-Zeit der Venus Auffenthalt /
Wenn ſie ſich aller Laſt und Vorſehung entbunden.
Recht in der Mitten floß ein Cryſtalliner Bach /
Worauf ihr Schwaanen Spann im Schwim̃en ſich erhitzte /
Dione ging darinn dem kuͤhlen Baade nach
Wenn ihr Albaſter Leib Zibeth und Ambra ſchwitzte.
Am Ausgang dieſes Hayns ſtund ein erhoͤht Altaan
Darunter wir hindurch in einen Vor-Hof gingen /
Daſelbſten zuͤndete man geilen Weyrauch an /
Den durfften ſie nicht hin zum rechten Tempel bringen.
Aus dieſem Hofe kam ich wo der Tempel iſt
Daran das Morgen-Land den groͤßten Schatz verwendet /
Wo Bantam, Bengala ſich miteinander kuͤßt /
Wo Java und Golcond die Edel-Stein verſchwendet.
Wo Gold aus Potoſi als viel zu ſchlecht verbleicht /
Wohin gantz Jndoſtan den beſten Schmuck verehret /
Wo Sidons Schnecken-Blut vor zarten Roſen weicht /
Wo der Sineſe noch den Araber vermehret.
Kein Pinſul iſt ſo zart / der ſo gelinde zieht
Als dieſer Goͤttin Haus und Tempel iſt geziehret;
B bKein386Vermiſchte Gedichte.
Kein Nelcken-Straus ſo nett in ſich gemarmelt bluͤht
Als man dis Heiligthum von auſſen auffgefuͤhret.
Es war gantz Circul-rund von Marmor aufgebaut /
Zwoͤlff Pfeiler ſtuͤtzeten der Cypris Allmachts-Tempel
Nach Ordnung die Corinth am liebſten ausgehaut.
Die innerſten Pilarn, nach Doriſchen Exempel /
Umfing ein Venus-Held mit Myrthen Laub bekroͤnnt.
Hier brannte Hercules in heiſſen Liebes-Flammen /
Dem Paris ſah mans an wohin er ſich geſehnt.
Drauf ließ ſich der Anton und Cæſar gleich beyſammen
Nach dieſen Nero ſich / und denn Avitus ſehn.
Zur lincken Seiten ſah ich alle die Poëten /
Die Paphos Ehren-Preiß mit lieblichen Gethoͤn
Auf Harffen / Lauten-Spiel und angenehmen Floͤhten
Bis an die Sternen-Burg durch ihre Kunſt gefuͤhrt /
Hier ſtund Anacreon, Petronius, Catullus
Recht praͤchtig angethan / mit Lorbern ausgeziert /
Und dort Horatius, Ovidius, Marullus.
Den Nahmen nach / fand man da unvergleichlich mehr.
Zuletzt ſo fiel der Sitz / wo ihre Gottheit wohnte /
Mir Bloͤden ins Geſicht als ein Erſtaunungs-Heer.
Woſelbſt der Diamant des Tuͤrckis-Schein belohnte /
Wo ein gewuͤnſchter Stein den andern angeſtrahlt /
Woſelbſt der Anmuth-Schmuck aus allen Theilen lachte /
Wo ſich Rubin und Gold ein Roſen-Feld gemahlt /
Wo dieſes theure Bund ein nettes Schau-Spiel machte /
Da war Dionens Sitz. Auf einem Prunck-Altar
Sah ich ein Opffer-Feur in blanen Flammen lodern /
Die holden Gratien, das Klee-geparte Paar.
Die muſten Amorn ab das theure Rauch-Werck fodern.
Die Goͤttin ſelbſt war nur mit zarten Flor geziert /
Wodurch der Glieder-Pracht mit ſtarcken Flammen blitzte.
Weil ſie durch ihre Krafft Stein / Baͤum und Thiere ruͤhrt /
So fiel es ihr nicht ſchwehr / daß ſie mein Hertz erhitzte.
Denn wie Magnet den Stahl / der Agtſtein leichtes Spreu
Durch Liebe an ſich zieht / ſo auch die nackten Bruͤſte /
Die Nelcken gleiche Schooß zeigt / daß ſie lebhafft ſey
Denn welcher ſchaut ſie wol / dems nicht ſo fort geluͤſte.
Der387Vermiſchte Gedichte.
Der Weinſtock liebt den Ulm / weil er die Rinde kuͤßt /
Das Epheu ſchlinget ſich in Felſen harte Mauren /
Dian und Nereus zeugt das Cypris maͤchtig iſt
Vor Amors Pfeilen kan Meduſens Haupt nicht dauren.
Es zuͤndet ihm die Welt viel tauſend Opffer an /
Der Mutter ſiegt er ob / und macht ſie ſelber brennen /
Da doch der groſſe Zeus der Mutter unterthan /
Ja es erhitzt ſo gar Cupidens bloſſes nennen.
Das auffgefrorne Meer / als ein gethuͤrmter Berg
Hegt Amors heiſſe Gluth in ſeinen kalten Wellen /
Das Loͤwens grimme Macht / und ſeine wilde Staͤrck /
Kan ihm der Venus-Sohn in Lammes-Art verſtellen.
Jndeme nun mein Geiſt auf Amors Wirckung dacht /
Und ſeine Wunder-Krafft im Hertzen uͤberlegte /
Ward mir von Aretin ein groſſes Buch gebracht
Das vieler Helden-Schrifft in ſeinen Blaͤttern hegte /
So ihr gelehrter Kiel aufs weiſſe Blat gepfluͤgt.
Er ſprach: Hier muſt du auch ein Ehren-Denck-Mahl ſetzen.
Wie ſo? erſetzte ich / wird denn auch beygefuͤgt
Ein ungelehrter Spruch / den klugen Wunder-Schaͤtzen?
Doch / daß man uͤber mich nicht aller Orten klagt /
So ſchreibe ich ins Buch nur wenig keuſche Zeilen.
Schreib was / und wie du wilt / es iſt dir unverſagt
Sprach Aretin, mach fort du darffſt dich nicht verweilen.
Hierauf nahm ich zur Hand Buch / Dinte und den Kiel
Und ſchrieb auf eine Schrifft an einem reinen Orte /
Sie fuͤllete den Raum bis zum gezeichten Ziel
Und hegte / wo mir recht / faſt eben dieſe Worte:
Jch flieh den ſuͤſſen Klang der ſchmeichelnden Sirene,
Und ſtopffe mein Gehoͤr mit der Verachtung zu;
Jch binde die Begierd mit der Enthaltungs-Sehne /
Am Maſt-Baum der Vernunfft / und gebe mich zur Ruh.
Jch wende meinen Lauff von den verborgnen Klippen /
Und lenck mein Sinnen-Schiff nach reiner Keuſchheit hin /
Mein Bau begehret nicht auf ihren falſchen Lippen
Den Untergang zu ſehn; des ich gewiſſer bin
Als Nacht und Sonnenſchein ſich um einander zeiget /
Als eine Woch ein Jahr ſich Wechſel-weiſe kuͤßt.
B b 2 Denn388Vermiſchte Gedichte.
Denn welcher ſein Gemuͤth auf Huren-Wolluſt neiget /
An ſtatt gewuͤnſchter Koſt vergiffte Kroͤten friſt.
Er ſchmeckt vergallt Napcl ſtatt reinen Liebes-Myrthen /
Er behtet Neſſel-Kraut vor Purpur-Roſen an.
Vor den verlangten Port ſtoͤſt er auf ſcharffe Syrten /
Die auch die Klugheit ſelbſt nicht ſtets vermeiden kan.
Sie faͤllt / wenn ſie dem Ort ſich allzu nahe machet /
Wo ein verbuhltes Weib der Geilheit-Prieſterinn /
Dem die verbotne Luſt aus Stirn und Auge lachet /
Das nach der Uppigkeit gelenckt den luͤſtern Sinn.
Das der gemeinen Luſt ein fettes Opffer bringet /
Das dem entzaͤumten Siñ noch Peitſch und Spornen reicht /
Das ſich wie Meſſalin zur Wolluſt Schlacht-Banck dringet /
Jn deſſen Nieren nie der Venus-Stern erbleicht /
Doch aber / wenn Vernunfft aus klugen Augen ſiehet /
Man wie Ulyſſes dort / Siren und Circen aͤfft /
Der Scyllens Fall-Strick / und Charibdis Netz entfliehet
Und in des Polyphems entweyhter Hoͤlen ſchlaͤfft.
Der muß Vorſichtig ſeyn / und gar behutſahm gehen /
Der je zuweilen noch ein wenig lieben will /
Haͤlt er ſeyn Leben hoch ſo muß er dahin ſehen
Daß ſein Verlangen nicht nach einer Huͤtten ziel /
Wo Mord und Tyranney bey falſchen Geiſtern wohnen /
Die / die Verzweiffelung mit Zucker uͤberſtreut /
Die ihre Laſter-Brut ſo wie die Keuſchen lohnen /
Und denen nichts / als nur dis eintzige / gereut /
Daß ſie in geiler Luſt nicht Obermeiſter heiſſen
Daß ihnen nur ein Krantz als Hauptmann wird geſchenckt /
Daß ſie nicht Meſſalin von ihren Throne ſchmeiſſen.
Dis iſt der groſſe Schmertz / ſo ihre Sinnen kraͤnckt.
Hieruͤber quaͤhlen ſich die geilen Creaturen /
Bey denen nur die Form und Anſehn menſchlich faͤllt /
Die ihre Hertzens-Luſt / aufs Loͤffeln / und auf Huren /
Und ander Schandbarkeit in dieſer Welt geſtellt.
Die / wenn ein reiner Geiſt durch ihre Wohnung irret /
So gleich den Boden kehrn / wo er den Fuß geſetzt /
Da doch deꝛ Hoͤllen-Mohꝛ durch Schooß u. Schloͤſſeꝛ ſchwirret
Und ihr verdammtes Haus mit Pech und Schweffel letzt.
Hier389Vermiſchte Gedichte.
Hier reichte ich das Buch ihm wieder in die Hand /
Das er denn auch ſofort an ſeine Stelle brachte /
Und mir in einem Huy aus dem Geſicht verſchwand /
Der Tempel regte ſich / die gantze Gegend krachte /
Die Venus die entzog ſich ihrem Rauch-Altar /
Die Nymphen flogen weg / und wo ich nur hin blickte
Wurd ich von aller Pracht gar nichtes mehr gewahr.
Die Ampeln gingen aus / ein groſſer Wind verruͤckte
Zu letzt den gantzen Bau. Jndem erwachte ich /
Jch wuſt nicht wo ich war / noch wo ich mich befunde /
Jch ſahe gar kein Licht / und kunte keinen Stich
Vor meinen Augen ſehn. Die Dunckelheit verbunde
Mit ihren ſchwartzen Flohr mein ſchlaͤffriges Geſicht /
Die Wolcken waren gantz mit Finſterniß bezogen /
Und Phœbens blaſſer Schein verbarg ſein ſilber Licht.
So hatte mich der Schlaff und Morpheus Tand betrogen.
Zuletzt beſonn ich mich / ich wuſte wo ich war
Als Phœbens ſilber Horn den Erden-Kreyß bemahlte /
Und in Metall und Wein den Lebens-Safft gebahr /
Wie ſie das Sternen-Heer mit ihrem Glantz beſtrahlte.
Es war ein leerer Traum / und eitel Phantaſey
Das mir verwichne Zeit den Sinnen-Bau bethoͤret /
So gleich ſchlug auch das Uhr durch ſeinem Hammer zwey
Dadurch ward mir die Zeit nach Bett zu gehn gelehret.

Als ſich Polidor auf einem luſtigen Berge divertiret.

Naͤchſt / als nach Mittags-Zeit die helle Sonne blitzte /
Da ihr beliebter Strahl erquickte jede Bruſt /
Und als der Ackersmann bey ſeinem Pfluge ſchwitzte /
Erkohr ihm Polidor im gruͤnen eine Luſt.
Er ſahe bald den Berg / der dem Parnaſſus gliche /
Die Anmuth hat ſich da ins gruͤne Gras Poſtirt,
Deſſelben gruͤnes Haupt bis an die Wolcken ſtriche /
Von dem die Weſten Lufft den ſuͤſſen Ambra fuͤhrt.
Hier ſtreckte Polidor die muͤd-und matten Glieder
Jn das bebluͤmmte Gras / wo Flora Hoff-Statt haͤlt.
B b 3Das390Vermiſchte Gedichte.
Das leichte Vogel-Heer ſang wunder-ſchoͤne Lieder /
Und ſtellte ſingend vor ein Elyſeer-Feld.
Der edle Muſen-Sohn vertrieb bald allen Kummer /
Jhm ſolte dieſer Ort ein rechter Labſahl ſeyn.
Es uͤberfiel ihm auch ein angenehmer Schlummer
Und Morpheus nahm ſein Haupt mit vielen Grillen ein.
Hier fehlet Cicero die Ruhe auszudruͤcken /
Die ihm des Himmels-Gunſt damahls genieſſen ließ /
Drum dacht er dieſen Ort mit Reimen auszuſchmuͤcken
Eh ihm die braune Nacht nach Hauſe gehen hieß.
Er ſprach: Begluͤckter Hayn es muͤſſen deine Aeſte
Jn jenem Tempel ſtehn wie hoher Cedern-Pracht.
Wenn man den Herren lobt am heil’gen Pfingſten Feſte
An dem jedweder Geiſt mit frohen Munde lacht.
So gruͤne immer dar du Sammel-Platz der Freuden /
Und deine Gegend ſey ein ſtetes Luſt-Revier,
Dann kan ein treuer Hirt ſein Schaaf in Frieden weiden /
Jch aber ehre dich / und ſcheide nun von hier.
Dis war was Polidor in eine Buͤche ſchnitte /
Die an dem Wege gleich zur rechten Seiten ſtand /
Nachdem es nun geſchehn / ging er mit ſanfften Schritte
Hin nach dem Flecken zu wo ſich ſein Freund befand.

Cupido zuͤrnet uͤber der Stellandra und Elio - dors Haͤrtigkeit.

Bin ich derjenige / der da die Wunder macht /
Daß in den Flammen ſteht faſt alle Creatur /
So nur durch Huͤlffe der Natur
An dieſes Licht gebracht?
Ja / Ja / ich ſoll es ſeyn / ich ſeh den Zeus entweichen /
Der ſtoltze Mavors muß die trotzen Seegel ſtreichen /
Und Phœbus wird durch meinen Pfeil beruͤckt
Daß er ſich heiß entzuͤndt zu Leucothoen buͤckt.
Jch hab es auch gemacht /
Daß Alpheus hitzig eilt zu Arethuſens Fluͤſſen /
Daß Pan bemuͤhet iſt Syringen zu genieſſen /
Daß Pluto wird ans Licht gebracht /
Und391Vermiſchte Gedichte.
Und als ein bruͤnſtig Hirſch Proſerpinen nach ſchreyt /
Daß ſich Aurora ſelbſt dem Cephalus anbeut /
Daß ſich Endymion auf Latmus hohen Spitzen
Mit der Diana pflegt bey Nachte zu erhitzen.
Daß ſich die Mutter ſelbſt mit dem Adonis kuͤhlt /
Daß gegen Daphnens Bruſt Apollo Neigung fuͤhlt.
Daß Boreas mit Macht Orithyen entfuͤhret /
Daß Zephyrs ſanffter Hauch der Chloris Schooß beruͤhret.
Daß Phœbus Clytien und Coronis erkennt.
Daß von der Herſen Schooß Mercur den Guͤrtel trennt.
Daß ſeine Schweſter ſelbſt Saturn zum Weibe nimmt /
Daß bey dem Jupiter derſelbe Zunder glimmt.
Daß von Pomonens Mund Vertumnus wird gekuͤßt /
Daß Amphitritens Schooß Neptunens Wohnung iſt.
Der Wunder ſind noch mehr; ich hab auch ausgeuͤbet /
Daß der Magnet den Stahl / wie auch den Nord Stern liebet /
Daß ſich die Sonnen Blum nach Titans Strahlen richtet /
Daß ſich der Reben Stock um ſeinen Ulmbaum flichtet.
Daß vor den Hunds-Stern ſich im wuͤſten Lybien
Der Geiſſen wilde Schaar mit ſtaaren Augen beuget /
Daß zu dem Agtſtein ſich das leichte Stroh hinneiget /
Daß man den Epheu ſieht in harten Mauren ſtehn.
Daß mit dem Gold Queckſilber ſich vermiſchet.
Daß ſich das Schuppen-Vieh im Meer erhitzt
Und vor groſſer Liebe ſchwitzt /
Daß ſich Muren und Aaal umarmen /
Daß Menſch und Delphin ſich erwarmen /
Daß der Forell vor heiſſer Liebe ziſchet.
Der Erden Eingeweid / das glaͤntzende Metall
Fuͤhlt meine heiſſen Triebe /
Man ſiehts am Blumen uͤberall /
Daß ſie bekuͤmmert ſind aus Liebe.
Die Sterne an den blauen Himmels-Bogen /
Die werden durch geheimen Zug den Menſchen zugezogen /
Den ich denſelben einverleib / wenn meine Macht die Wirckung thut /
Doch Nein / ich bin es nicht /
Jch zwinge niemand mehr zu meiner ſuͤſſen Dienſtbarkeit /
Mir wird kein Weyrauch aufgeſtreut /
B b 4Mir392Vermiſchte Gedichte.
Mir iſt kein Tempel aufgericht.
Doch ſchweig / mein toller Mund /
Gib deinen Unmuth ſo nicht kund /
Jch bin des Liebes-Gott / und zwinge alle Welt
Die mir mit Luſt zu Fuſſe faͤllt.
Nur Eliodor der ſtoltze Hirte
Und Stellandrens harter Sinn /
Spotten gaͤntzlich deiner Myrthe
Venus Cyprens Koͤniginn.
Sie ſchertzen ſtets mit meinem Pfeil
Und ſetzen auf Dian ihr Heyl /
Die ſelbſt verliebet iſt in Nereus ſaltzern Fluth.
Jch bin nicht / der ich bin wils auch nicht laͤnger ſeyn
Wo nicht eur Storrkopff wird gebrochen werden.
Jhr fuͤhlet auch / und ſollt es thun / was Lieben heiſt /
Eur harter Geiſt
Beherſchet nicht die Erden.
Jch ſchwere euch bey Pfeil und Bogen /
Beym Styx wird nie gelogen
Daß eur Stein-harter Sinn zu Wachſe ſoll gedeyn.
Eh als Diana wird ihr volles Licht gewinnen /
Solt ihr vor Liebes-Gluth zerrinnen /
So wahr Cupido Gott der Liebes-Schmertzen iſt /
Den alle Creatur die Fuͤſſe kuͤßt.

Der gluͤckſeelige Liebhaber. Sonnet. Nach vorgeſchriebenen End-Reimen.

Mit ſuͤſſer Anmuth bricht des Himmels-Strahl -- herein /
Es freun ſich meiner Luſt die Hoͤhen und die -- Gruͤffte /
Sie reichen Balſam her vor Wolffes-Milch und -- Giffte /
Die Venus will die Luſt mir gantz zu eigen -- weyhn.
Der Liebſten Zucker-Kuß / vertilgt nun alle -- Pein
Es ſtreuen Wolluſt aus die Seegen-ſchwangre -- Luͤffte
Und ein beliebter Schooß eroͤffnet ſeine -- Kluͤffte
Die Luſt-Entzuͤckung laͤſt den Geiſt erſtorben -- ſeyn.
Doch393Vermiſchte Gedichte.
Doch es ermuntern ſich die halb erſtorbnen -- Glieder /
Und legen Furcht und Angſt des ſuͤſſen Todes -- nieder /
Sie wuͤnſchen / daß ſie offt der Liebes-Kreyß -- umringt /
Der in der Liebes-Gluth den Geiſt zum Sterben -- zwingt.
Jch nehre in der Bruſt mit Luſt die Liebes -- Flammen /
Und will der Liebe Thun aus Thorheit nicht -- verdammen.

Als man ſich auf der Redute vor einen Ein - ſiedeler verkleidet.

SO lebet dann vergnuͤgt beliebte Spieß-Geſellen /
Mein Schickſahl zwinget mich aus dieſer Welt zu gehn /
Denn wo kein Have iſt / und lauter Ungluͤcks-Wellen
Mir Tod und Schiff-Bruch draͤun / da kan ich nicht beſtehn.
Urona lebe wohl / du Wohn-Platz aller Luͤſte /
Jch muß dein Muͤſſig-gehn du irrdiſch Paradies /
Jch fliehe deine Luſt und gehe in die Wuͤſte /
Die mir vor dieſen ſchon beliebte Ruh verhieß.
Redute gute Nacht du Stoͤhrerinn der Grillen /
Mir eckelt jetzt vor dir / ich ſuch die Einſamkeit /
Es ſoll ein ſtiller Ort mir meinen Kummer ſtillen /
Jch haſſe deine Luſt / die mit Cometen draͤut.
Jhr Jungfern lebt vergnuͤgt / ach allzu herbes Scheiden /
Die Hand erſtarret mir / der Arm wird ſchwach und matt /
Ach allzu herber Fall! ich muß euch Engels meiden /
Weil es des Himmels-Schluß alſo verhenget hat.
Doch bluͤhet ſtets bey mir eur Liebes - Angedencken /
Weil die vergoͤnnte Luſt abweſend mich ergoͤtzt /
Mich kan die Einſamkeit mit keinen Sorgen kraͤncken /
Eur ſchoͤnes Contrefait iſt mir ins Hertz geaͤtzt.
Adjeu zu guter Nacht ihr ſonſt beliebten Plaͤtze /
Mir kommt ein Grauen an wenn ich an euch gedenck
Jch ſcheide weg von euch / ihr holden Schoͤnheits-Schaͤtze /
Doch laſſe ich mein Hertz / euch Schoͤnen / zum Geſchenck.
B b 5Als394Vermiſchte Gedichte.

Als er ſeine Freyheit verlohren.

Jch bin verliebt /
Die Freyheit iſt nun hin /
Womit mein harter Sinn
Sich ſonſt zu kitzeln pflegte /
Als ob er keinen Brand in ſeinem Hertzen hegte.
Jch weiß nicht wie mir iſt
Wenn ich Bellandren nicht /
Die mir mein Seelen-Licht /
Die ich zur Herrſcherin mir auserkieſt /
Kan vor den Augen ſehn.
Das Hertz erſtarrt vor Luſt /
Und ſchlaͤget in der Bruſt
Wenn mich ihr Gnaden-Schein
Laͤſt gluͤcklich ſeyn /
Und mich mit ſeinem Strahl erquickt /
Der mehr mein kranckes Hertz begluͤckt /
Als kuͤhler Morgen-Than
Der duͤrren Au
Lieb und erfreulich iſt
Und wie der Balſam Staͤrcke giebt /
Wenn die Lebens-Kraͤfft entgehn.
Wann aber die Entfernung macht
Daß ich ihr Gnaden-Licht
Nicht kriege zu Geſicht /
So ſchrecket mich Egyptens Macht
Mit Kummer-vollen Traͤumen.
Bald ſtirbt der Geiſt /
Der doch unſterblich heiſt /
Bald muß ich mehr denn Koͤnig ſeyn /
Bald Thron und Scepter raͤumen.
Bald faͤllt mir dis bald jenes ein /
Jch zancke mich / und habe keinen Zwiſt.
Jch traͤume wachend / und weiß nicht was ich thu /
Mein Geiſt beſitzet keine Ruh /
Er iſt mit Gedancken /
So der Traurigkeit-Schrancken
Weit395Vermiſchte Gedichte.
Weit uͤbertreten / beſchweret /
Die Freyheit iſt in Hafft verkehret.
Ein eintziger Anblick und freundliche Zurede
Jhrer lachenden Augen / und lieblichen Zungen
Haben mein veſtes Hertz bezwungen /
So daß ichs mich zu ſagen faſt entbloͤde.
Der Diamantne Sinn iſt wie weiches Wachs zerronnen /
Wenn es die Hitze ſchmeltzt der verticalen Sonnen.
Jch bin nicht / der ich bin /
Jch bin gantz anderſt worden
Nun ich mich ſchreib in dem verliebten Orden.
Der eyſerne Sinn
Lenckt ſich zu dem Magnet,
Wie dieſer hin nach Norden geht.
Jch fuͤhle eine angenehme Pein
Die mir durchwuͤhlet Marck und Bein;
Bald bin ich froh
Und ſing in dulci jubilo.
Bald aber ſtimm ich Miſerere an /
Und fuͤhr die Trauer-Fahn.
Jch bin faſt halb verwirrt
Und in der Zeit verirrt /
Jch weiß nicht was mich plagt / und Freude giebt /
Als daß ich bin verliebt.

Als er wieder frey geworden.

Jch bin vergnuͤgt;
Die Ketten ſind entzwey /
Die Knechtſchafft iſt vorbey
Wodurch Bellandren ich verbunden bin geweſen.
Mein Geiſt der iſt geneſen /
Nun ihn nicht mehr beſiegt
Bellandrens Wiederſchein.
Melintes mag ihr Selave ſeyn /
Jch liebe mehr ein gutes Buch
Als ein geputztes Weib /
Wer dieſes waͤhlt zum Zeit-Vertreib
Jſt wahrlich nicht gantz klug.
Victo -396Vermiſchte Gedichte
Victoria, nun bin ich frey /
Die Ketten ſind entzwey
Womit ich naͤchſt gefaͤſſelt war
Die Freyheit iſt gefunden /
Victoria, das Hertz iſt wieder dar.
Mein Geiſt iſt frey
Die Knechtſchafft iſt vorbey
Wodurch ich war verbunden
Bellandren zu bedienen.
Victoria! Victoria!
He! luſtig! He ſa ſa!
Die Freyheit iſt erſchienen.
Bellandra geh nur hin /
Weil ich kein Knecht mehr bin /
So achte ich auch nicht
Dein ſchlaͤffriges Geſicht.
Adjeu Bellandra fahre wohl
Jch frage nichts nach dir.
Melintes nenn dich ſeine Zier /
Er mache dich zu ſeiner Muhmen /
Er ſchencke dir Confect und Blumen /
Jch weiß wol was ich glauben ſoll /
Jhn ſticht der junge Tarſis aus;
Und giebt er gleich ſo manchen Schmauß
So iſt er doch nur halb geliebt
Jch weiß wie es die Falſche uͤbt.
Doch hat er noch ein beſſers Gluͤck
Als wie Fernandens ſein Geſchick /
Denn wenn der Tarſis auſſen bleibt
So ſteht er oben an.
Wenn nun Melintes auch nicht kuͤmmt /
So ſoll Fernando ſeyn der Hahn /
Der beſt im Korbe wie man ſchreibt
Wenn keine mehr darinnen /
Allein ich dancke vor die Ehr /
Und verlange gar nicht mehr
So theur ſie zugewinnen
Neu -397Vermiſchte Gedichte.

Neu-Jahrs-Gratulation an einen vorneh - men Miniſter.

Das kluge Alterthum / von deſſen guten Sitten
Noch keine dieſer Zeit ſo gar verloſchen iſt /
Jſt recht mit Vorbedacht ins neue Jahr geſchritten /
Wenn Flora ihre Bruſt in warme Decken ſchlieſt /
Und vor den holden Weſt die rauhen Winde-wehen /
Daß jene muß betruͤbt nach ihrem Buhlen ſehen.
Die Felder ſind dann leer von Fruͤchten und von Leuten
Der ungeſtuͤhme Mars ſteckt ſeinen Degen ein /
Und ſeine Ritter-Schaar will nach den harten Streiten
So wie ihr Fuͤhrer ſtill / und nicht blut-gierig ſeyn.
Es ruht zu ſolcher Zeit / was dieſe Welt umſchlieſſet
Was Titans Wunder-Licht und Phœbens Glantz genieſſet.
Jn dieſe frohe Zeit da Dolch und Degen liegen
Da lauter Lieblichkeit die ſtoltze Ruhe reicht /
Da hat das Alterthum zu jedermanns Vergnuͤgen /
Das neue Jahr geſetzt / und dadurch angezeigt /
Daß denn mit beſtem Recht die Wuͤnſche koͤnnen flieſſen /
Weil Mavors ſtille iſt mit Mord und Blut-vergieſſen.
Jhr Abſehn war dabey den Goͤttern Danck zu geben
Vor die verliehne Ruh / ſie wuͤnſcheten zu gleich
Daß ferner ihre Huld ſie friedlich lieſſe leben /
So waͤren ſie ſo wol am Gluͤck als Guͤtern reich.
Am meiſten lieſſen ſich dieſelbe wuͤnſchend hoͤren
Die vorgenoßne Gunſt die Goͤnner muſten ehren.
Weil nun die neue Welt auch dieſen Brauch beliebet /
So ſtellt ſich meine Pflicht Hoch-Wohlgebohrner ein /
Mein Arm-ſeyn aber nichts von Gold und Silber giebet /
Mein Unvermoͤgen laͤſt mich nicht frey-gebig ſeyn.
Der Wille iſt zwar da / doch das Vermoͤgen fehlet /
Ohn das der Wille todt und gleichſahm iſt entſeelet.
Doch ſeiner Großmuth wird der Wille auch gefallen /
Denn hohe Leute ſind mit ſolchem offt vergnuͤgt
Ein Artaxerxes haͤlt am hoͤchſten unter allen
Wenn ein getreuer Knecht mit Waſſer vor ihm liegt /
Er398Vermiſchte Gedichte.
Er ſchaute an das Hertz / und nicht Geſchenck und Gaben /
Weil unter ſolchen offt das ſchaͤrffſte Gifft vergraben.
Jch lege mich nun ſelbſt zu ſeinen Fuͤſſen nieder /
Und ſtimme meinen Wunſch mit dieſen Worten an:
Der Himmel ſchencket uns den frohen Tag jetzt wieder /
An dem ein jeder jauchtzt / der nur zwey Worte kan.
Was von Vergnuͤgen iſt in dieſer Welt zu finden /
Hoch-Wohlgebohrner Herr / das muß ſich ihm verbinden.
Sein Alter ſteige ſo wie Noahs ſeine Jahre /
Huſai beuge ſich vor ſeinen klugen Raht /
Sein Reichthum wachſe ſo wie Jacobs Haabe ware
Der Fuͤrſt mach ihn ſo groß wie man dem Joſeph that.
Kein Unfall muͤſſe ihm niemahls beſchwerlich werden /
Bis ihm der Himmel wird gegeben vor die Erden.
Zwar da die Gaben ſchlecht und kein Geſchenck zu nennen /
So muͤſte wol die Pracht der Worte groͤſſer ſeyn /
Doch was verſtellet iſt / iſt leichtlich zu erkennen
Prahl-Worte geben nichts als uͤber-tuͤnchten Schein /
Ein ſteinern Schau-Gericht und Wind-erfuͤllte Torten
Reicht der / der ſeine Pflicht bringt in geſchminckten Worten.
Jch bring ein treues Hertz / das heiſſe Wuͤnſche reichet /
Das / groſſer Goͤnner / ihm auf ewig iſt geſchenckt /
Wenn ſeine hohe Gunſt nur niemahls von mir weichet /
So bin ich ſtets vergnuͤgt / und bleibe ungekraͤnckt.
Nun Himmel mache wahr was meine Wuͤnſche haben /
So wird mit froher Luſt ſein hohes Hertz ſich laben.

Man wuͤnſchet einem Gluͤck zu der erhal - tenen Liebſte.

Der Himmel heitert ſich nach langen Blitzen aus /
Und auf das Donnern folgt ein helles Sonnenſcheinen /
Das Gluͤcke lacht zuletzt nach ausgeſtandnen Strauß /
Und ein erfreut Geſicht beſchleußt das lange Weinen.
Nach denen Faſten bricht die Oſter-Woche an /
Darinn ein Jubel-Feſt die treuen Seelen halten /
Die399Vermiſchte Gedichte.
Die ihren Lauff gehabt auf einer Dornen Bahn /
Und mehr denn offt gemeynt ſie muͤſten nun erkalten.
Der Sommer ſuͤſſer Luſt bricht nach dem Winter ein /
Und das erſtorbne Feld bekommt ein neues Leben /
Die Blumen zeigen an des Himmels Guͤtig-ſeyn /
Sie wollen deſſen Gunſt durch ihren Glantz erheben.
So kehrt ſein Un-ſtern ſich auch in ein nenes Gluͤck /
Selbſt das Verhaͤngniß will ihn jetzt mit Wolluſt kroͤnen /
Der Himmel liebet ihn / er giebt beliebten Blick /
Sein Wuͤnſchen macht er wahr / nun trifft ihm ein ſein Sehnen.
Denn ſeiner Augen-Luſt / des Hertzens halber Theil /
Macht ſeine Freude voll / ſie haͤuffet ſein Vergnuͤgen /
Die Seelen-Wunde iſt nun aus dem Grunde heyl /
Sie laͤſſet ihn / mein Freund / die harte Bruſt befiegen.

Desaleichen.

ES traͤufft des Himmels-Gunſt nun lauter Balſam nieder /
Der ſtroͤhmt mit vollem Gluͤck auf deine Scheitel zu /
Nach langen Stuͤrmen findt ein ſanffter Blick ſich wieder /
Und auf die Unluſt-Laſt vergnuͤgte Seelen Ruh.
Die Wolluſt will anjetzt / mein Freund / dich truncken machen /
Sie laͤſſet ihre Luſt dir zum Vergnuͤgen aus /
Selbſt das Verhaͤngniß muß ob deinen Gluͤcke lachen /
Es fuͤhret dich zuletzt in das beliebte Haus.
So kroͤnt Beſtaͤndigkeit nach ausgeſtandnen Proben
Dennoch dein wehrtes Haupt mit einem Myrthen-Krantz /
Die erſte Liebe bleibt / ob gleich die Neider toben /
Jn der Zerreiſſung ſtehn / und im Zertrennen gantz.
Bellandra will ihr Wort / ihr reines Wort / erfuͤllen /
Sie will in kurtzer Zeit dein beſtes Labſahl ſeyn /
Es ſoll dein heiſſer Geiſt den Liebes-Hunger ſtillen /
Es nimmt ihr Canaan dich nun mit Freuden ein.
Vergnuͤgung will mit Luſt um deine Scheitel ſpielen /
Die Liebſte labet dich mit ihrer Zucker-Bruſt /
Corallen werden dir die heiſſen Lippen kuͤhlen /
Du wirſt beladen ſeyn mit angenehmer Luſt.
Das traurige Geſtirn / die duͤſteren Aſpecten,
Und der Cometen-Schwantz nebſt ſeinem blaſſen Schein /
Die400Vermiſchte Gedichte.
Die dir in dein er Lieb Angſt / Noht und Schmertz erweckten
Wird nun ein frohes Licht des klaren Himmels ſeyn.
Du wirſt dein Haupt mit Luſt wie Nilus Liljen richten /
Dis frendige Geſtirn vermehret deine Ruh /
Kein Stuͤrmen kan den Schein des Freuden-Lichts vernichten /
Es wirfft dir unverhofft die ſchoͤnſten Strahlen zu.
Nun kanſt du nach der Nacht und ihren Finſterniſſen
Den ſchoͤnen Morgen-Stern in vollem Glantze ſehn.
Dein Engels-Kind wird dich recht zu Vergnuͤgen wiſſen /
Dein Schmertze iſt nun fort / dein Klagen iſt geſchehn.

Gedancken uͤber die ſchoͤne Suſanna.

Das feurige Geſtirn / die ewig helle Sonne /
Der kalten Erden - Feur / und ſehr begehrte Wonne /
Warf ſeinen heiſſen Strahl von dem gewoͤlckten Zelt
Auf Babels ſtoltze Pracht dem Haupt der halben Welt.
Es war mit Macht bemuͤht die Erde zu erhitzen
Und ließ den Ackersmann am hohen Tage ſchwitzen
Als die Suſanna dort / das wohlgezierte Weib /
Jn ihren Garten ging / die Hitze ſtach den Leib /
Drum warf ſie ihren Rock bey einen Brunnen nieder /
Und ſenckte in die Fluth die Perlen reine Glieder /
Damit die klahre Quell / die kuͤhle Fluth-Cryſtall
Verringern moͤcht die Gluth von Titans heiſſen Strahl.
Die Alabaſter Bruſt die ſpielte in den Wellen /
Und ſuchte in der Fluth ein Milch-Meer vorzuſtellen.
Die Anmuth ſah mit Luſt die Liebes-Aepffel an
Und ſprach / dis iſt die Frucht / der keine gleichen kan.
Die Schoͤnheit ſahe man in ihren Buſen lachen /
Es wolten Milch und Blut daſelbſten Hochzeit machen /
Zinnober kroͤnte Schnee / auf Marmor lag Rubin /
Die Purpur-Roſe ſtund bey Liljen und Jeſmin.
Es fehlte keine Pracht den weiſſen Anmuths-Ballen /
Der Tuͤrckis / Alabaſt / Rubinen und Corallen /
Die kroͤnten ihren Schmuck und mehrten ihre Zier /
Und ſtelten ſie der Welt zu einen Wunder fuͤr.
Die Perlen gleiche Zier der Wollen-weiſſen Glieder /
Bekuͤſſete den Bauch / und ſeine zarten Bruͤder /
Sie401Vermiſchte Gedichte.
Sie war der Anmuth Bild / und lieblich anzuſehn /
Ja viel mahl praͤchtiger als ſchoͤnes tauſend Schoͤn.
Die mehr denn ſchoͤne Schooß war emſig uͤberdecket /
Es hatte ſie kein Griff der geilen Hand beflecket.
Ja ſelbſt der reinen Fluth / die ohne Flammen war /
Der machte ſie davon faſt wenig offenbahr.
Doch als die naſſe Quell das Leinwand durchgekrochen /
Und den verdeckten Weg zur Liebe aufgebrochen /
Da kunte man die Pracht des ſchoͤnen Gliedes ſehn /
Darnach der Appetit der Maͤnner pflegt zu ſtehn.
Es kunten auch den Zug die Richter nicht vertragen /
Sie wolten da ihr Heyl mit einem Wurffe wagen /
Demnach ſo brachen ſie von ihrem Orte loß /
Und gaben ohne Scheu ſich vor Suſannen bloß.
Sie ſtarrten vor der Pracht des Engel-gleichen Leibes /
Und lobten Jojakim den Eh-Mann dieſes Weibes;
Sie trugen ihren Brand dem ſchoͤnen Weibe vor /
Allein Suſanna gab gar kein geneigtes Ohr.
Sie kunten ihren Wunſch und den entflammten Willen /
Nicht in der zarten Schooß des ſchoͤnen Kindes ſtillen /
Sie muſten nur die Luſt aus bloſſen Schauen ziehn /
Es war umſonſt gethan ihr emſiges Bemuͤhn.
Das praͤchtige Geſicht / die Falcken-gleiche Augen /
Der Wangen nette Pracht / die muſten dieſen taugen
Sammt dem Rubinen Mund / und der galanten Bruſt /
Zu einen Schau-Gericht der geilen Liebes-Luſt.
Das Hertze wolte ihr vor Zorn im Leibe brechen /
Daß ſie der geilen Luſt nicht kunte widerſprechen /
Und darum wolte ſie gantz gerne heßlich ſeyn /
Die Schoͤnheit brachte ihr vergallte Seelen-Pein.
Die Augen lieſſen ſtets die Jammer-Thraͤnen flieſſen /
Und wolten jene Fluth des kuͤhlen Brunnens kuͤſſen /
Bald loͤſchte dieſes Naß der Alten Liebes-Brand /
Bald aber machte es noch groͤſſer Gluth bekannt.
Bis daß die Eyferſucht die Oberhand behielte /
Und die verſchmaͤhte Brunſt mit Wuth und Rache ſpielte /
Und ob der Eyfer ſchon in vollen Flammen ſtund /
So gab ſich doch darbey ein Trieb der Liebe kund.
C cDenn402Vermiſchte Gedichte.
Denn weil ſie ſchoͤne war und zartlich kunte heiſſen /
So ließ man ihr den Schleir von ihrem Haupte reiſſen /
Sie ſtund da aufgedeckt / und rief zu ihrem GOtt
Die alten freuten ſich / und lachten ihrer Noht.
Jhr Urtheil ſprach man ihr / das hieß: Sie ſolte ſterben /
Allein der Hoͤchſte ließ ſeyn Schaͤflein nicht verderben /
Er nahm ſich ihrer an / er wandte ihren Hohn /
Und ihre Richters traf der Boßheit Laſter-Lohn.

Die Wolluſt an das Frauen-Zimmer.

Jhr ſchoͤnes Jungfern - Volck / ihr holden Anmuths -
Schwaanen /
Jhr ſeyd recht wunder-ſchoͤn mit Pracht und Schmuck
geziert /
Schaut auf das Liljen-Feld / das auf den Bruſt-Altanen
Mit Roſen untermiſcht die Anmuth aufgefuͤhrt
Hoͤrt was mein kluger Mund vor ſuͤſſe Liebes-Lehren /
Der Freund-und Lieblichkeit euch jetzo geben will.
Jhr ſeyd das beſte Gut / der Maͤnner ihr Begehren /
Wohin ihr Wuͤnſchen geht / und der Gedancken-Ziel.
Sie muͤſſen euch zu Fuß in hoͤchſter Demuth fallen /
Jhr ſiegt das harſche Hertz der wilden Krieger an
Jhr ſpielt mit ſtarcker Gluth / und werffet Feuer-Ballen
Damit man alſo fort ein Hertz erobern kan.
Entbloͤſſet eure Bruſt die delicaten Sachen /
Den Geiſtern muͤſſen ſie der Liebe-Koder ſeyn /
Sie ſehn da Schnee und Blut zuſammen Hochzeit machen /
Die Anmuth ladet hier die Gaͤſte ſelber ein.
Die Venus kan ſo nicht mit ihren Bruͤſten prangen /
Ob ſie ein Paris ſchon die ſchoͤnſte Dame nennt /
Die Perlen / die man ſieht an euren Bruͤſten hangen /
Die kuͤhlen wenn man ſich den matten Geiſt verbrennt.
So putzt ſie denn heraus / entbloͤßt euch in die Wette /
Und ſeyd mit eurem Schatz nicht uͤbermaͤßig rar /
Er machet euch beliebt / und bringet euch zu Bette /
Und ſo verkauffet ihr dann theur genug die Waar.
Schneidt vorn die Kleider weg / die Spitzen weggenommen /
Den Anfang habt ihr zwar / doch nicht genug gemacht /
Die403Vermiſchte Gedichte.
Die Bruͤſte muͤſſen bloß bis an die Wartzen kommen /
Denn wird der ſchoͤne Schmuck ans Tages-Licht gebracht.
Auf / ſchnuͤret in die Hoͤh die weiſſen Liebes-Ballen /
Verſuchts auf alle Art / macht Hals und Bruͤſte bloß /
So muß jedwedes Hertz wie hart es iſt doch fallen /
Die Macht des Cypripors iſt allda allzugroß.
So kan man keinen Blick in euren Buſen fuͤhren /
Daß nicht ein freyer Sinn in Sclaven-Ketten aͤchtzt
Nicht einer kan ſein Heyl an ſolcher Macht probiren
Der nicht / wenn ſie ſich zeigt / nach ihrer Gnade laͤchtzt.
Wie! wenn ein ſanffter Wind auf dieſen Atlaß wehet /
So haͤlt die Lieblichkeit da ihren Tummel Platz /
Die Anmuth mit der Luſt auf Roſen Blaͤttern gehet
Die Artigkeit vermehrt den ungemeinen Schatz.
Und wenn ihr nun dadurch die Ober-Herrſchafft funden /
Die euch / beliebtes Volck doch ſchon in Haͤnden iſt /
So lieget nichts daran / daß man den Liebes-Wunden /
Durch einen holden Blick den herben Schmertz verſuͤßt.
Das Schauen gebet zu / doch nicht das ſuͤſſe Kuͤſſen /
Bis ſie durch eure Pracht erſt recht charmiret ſeyn /
Sie ſehnen ſich darnach / und laͤchtzen nach dem Biſſen
Die Hoffnung zuckert ſchon das lange Warten ein.
Wenn nun die Liebes-Gluth in lichten Flammen brennet /
Denn ſeyd ſo ſproͤde nicht / denn reicht die Kuͤhlung dar.
Jhr Toͤchter kommet her / die ihr mein Weſen kennet /
Daß eure Bruͤſte ſeyn mein ſuͤſſes Rauch-Altar
Was iſt wol lieblicher / als mir / der Wolluſt / dienen.
Die auf ein Roſen-Bett die ſatten Glieder legt /
Wer giebt euch euren Schmuck der reitzenden Jeſminen.
Hat nicht mein muntrer Fleiß die Pracht euch eingepraͤgt?
Jch mache / daß der Schnee der Perlen weiſſen Glieder
Sich in gar kurtzer Zeit in Alabaſt verkehrt;
Dann reiſſet keine Macht die feſten Hoͤhen nieder /
Wann die erhabne Bruſt mich nur als Mutter ehrt.
Jhr ſeyd in meinem Schutz vor allen Feinden ſicher
Legt nur die ſchwere Laſt des zarten Leibes hin /
Verwerffet gantz und gar die mir verhaßten Tuͤcher /
Und kleidet euch ſo an wie Gnidus Koͤnigin.
C c 2Was404Vermiſchte Gedichte.
Was nuͤtzt ein groſſer Schatz der in der Erden lieget?
Was iſt ein Diamant der nicht poliret iſt?
Was eine zarte Bruſt die man in Tuͤcher ſchmieget /
Daß deren ſilber Pracht kein heiſſes Auge kuͤßt?
Jch weiß die Antwort wird an eurer Seiten fallen /
Sie koͤnnen alle drey zu nichtes dienlich ſeyn /
Doch wenn der Schatz erloͤßt / und bloß die Marmor-Ballen /
Der Diamant polirt / ſo ſind ſie alle fein.
Die Augen laſſet frey an eurem Haupte gehen /
Und blitzt mit ſtarcken Strahl die heiſſe Liebes-Gluth.
Denn wird die gantze Welt vor euch entzuͤcket ſtehen /
Sie reichet willig dar ſo Leben / Geiſt als Blut.
So nehmet denn in acht / die ſuͤſſen Liebes-Lehren /
Die euch die Wolluſt jetzt / die treue Mutter / giebt /
Laßt euch das Winſeln nicht der Ehrbarkeit bethoͤren /
Die eur galantes Ohr mit ihrem Thon betruͤbt.
Und fahrt nur ferner fort die Bruͤſte aufzudecken
Die Augen laſſet frey in eurem Kopffe gehn /
So werdt ihr Ehr und Furcht in jedermann erwecken
Denn eure Schoͤnheit wird durch ſolchen Ausputz ſchoͤn.
Seht wie der Bruͤſte Pracht ſchon hundert Federn loben /
Wie Titan muß beſchaͤmt durch eure Augen ſeyn /
Wie eure Klugheit wird von jedermann erhoben /
Daß ihr ſo kuͤnſtlich koͤnnt die Liebes-Flammen ſtreun.
Jhr Toͤchter meiner Pracht ehrt dieſe holden Kuͤnſte /
Denckt / daß mein treuer Mund mit ſuͤſſen Lehren quilt /
Was ſoll die Ehrbarkeit / das leichte Wurm-Geſpinſte /
Die auf die Liebes-Luſt mit vollem Halſe ſchilt.
Jch ſchlieſſe meinen Mund ihr angenehmen Schoͤnen
Das kahle Weiblein tritt gantz murriſch ſchon heran /
Es will mein treues Wort durch ſeine Zucht verhoͤnen /
Die ſchon vor langer Zeit die Mode abgethan.

Straf-Rede der Ehrbarkeit an das Frauenzimmer.

Jhr / denen die Natur der Schoͤnheit reiche Gaben /
Als wie ihr eigen Gut auf Wang und Bruſt gelegt /
Wo405Vermiſche Gedichte.
Wo Roſen und Jeſmin zuſammen Hochzeit haben /
Und wo die Anmuth ſich in guͤldne Tafeln praͤgt.
Jhr Toͤchter meiner Zucht / die ihr die klugen Lehren
Aus meinem Munde ſaugt / und mich als Mutter kuͤßt /
Was vor ein Aberwitz will euren Sinn bethoͤren?
Welch Sturm-Wind reiſſet ein was kaum gebauet iſt?
Vergeßt ihr allbereits womit ihr mir verbunden?
Steht euch mein Regiment nicht wie vor alters an?
Habt ihr mein ſanfftes Joch vor euch zu ſchwer befunden?
Wird Zucht und Ehrbarkeit von euch in Bann gethan?
Ja freylich iſt es ſo: mein finſteres Geſichte /
Wo kein verbotner Schertz aus geilen Augen lacht /
Und wo kein frecher Blick mit ſeinem Zauber-Lichte /
Die Laſter-volle Glut der Seelen kenntlich macht.
Mein Mund / den niemahls nicht ein freyes Wort beflecket /
Der Stirne reines Feld / wo Ernſt und Strenge bluͤht /
Die nie befleckte Bruſt / die ſich mit Liljen decket /
Jn deren Silber man der Keuſchheit Bildnis ſieht /
Jſt nicht vor eurem Sinn: ihr brecht durch Band und Ketten /
Jhr wolt ein freyes Volck / ob gleich mit Schanden ſeyn /
Jhr laſt die Wolluſt euch auf Roſen-Blaͤtter betten /
Mein Dornen-Lager geht euch allzu ſauer ein.
Jch muͤhe mich jetzt nicht dis alles zu beruͤhren /
Womit ihr mich erzuͤrnt und faſt zu tode kraͤnckt /
Man darff nur einen Blick in euren Buſen fuͤhren /
So ſieht man mehr als wol wie ſchlecht ihr mich bedenckt.
Wie gluͤcklich war ich doch / als nur vor kurtzen Zeiten
Mein untergebnes Volck mir noch gehorſam war /
Da ließ ſich niemand nicht auf glattes Eiß verleiten /
Ein jedes ſtellte ſich in meinem Tempel dar.
Man hohlte damahls nicht aus Franckreich Putz und Kleider /
Es war mein Teutſches Reich mit ſeiner Tracht vergnuͤgt /
Ein jeder kam zu mir / ich war der Mode Schneider /
Das war der beſte Schmuck / den man von mir gekriegt.
Man ſuchte nicht mit Fleiß vor alle Welt zu legen /
Was aus des Himmels Gunſt an Schoͤnheit mitgetheilt /
Man war nicht ſo bemuͤht die Luͤſte zu erregen
Als jetzo / da faſt nichts den geilen Schluß verweilt.
C c 3Ein406Vermiſchte Gedichte.
Ein veſt geſchloßner Rock bedeckte Bruſt und Lenden /
Der Glieder Marmor-Bau ward ſorgſahm eingeſchnuͤrt /
Es herrſchte Schaam und Zucht in den bemuͤhten Haͤnden /
Und gab der finſtern Nacht was unſre Sinnen ruͤhrt.
Der Schoͤnheit holder Sitz war damahls im Gemuͤthe /
Die Tugend legte ſelbſt die reinen Flammen an /
Kein Schweffel toller Brunſt erhitzte das Gebluͤte /
Kein fremdes Feuer ward auf mein Altaar gethan.
Doch dieſe guͤldne Zeit iſt nach und nach verſchwunden.
Kaum daß man noch die Spuhr von ihrer Keuſchheit ſieht /
Es hat ein fremder Feind mich heimlich uͤberwunden.
Mein Reich iſt wie ein Feld / wo nichts als Unkraut bluͤht.
Jetzt denckt man Tag und Nacht der gantzen Welt zu weiſen /
Was vor ein Heiligthum die Schoͤnheit uns vertraut /
Die Wolluſt findet hier ihr rechtes Feuer-Eiſen /
So bald ihr Zunder ſich bey deſſen Funcken ſchaut.
Kaum kleidet ſich der Schnee der unbefleckten Glieder
Mit Huͤlffe der Natur in Alabaſter ein
So reißt man alſofort die engen Waͤlle nieder /
Die der erhabnen Bruſt faſt unerleidlich ſeyn.
So bald die Liebe nur ihr Zeichen ausgehangen /
So wird die Ehrbarkeit als Feindin fortgeſchickt;
Ja manche ſucht wol gar mit einer Frucht zu prangen /
Die man im Geiſte nur mit groſſer Muͤh erblickt.
Da wirfft man alſofort die laͤngſt verhaßten Tuͤcher /
Als eine ſchwere Laſt des zarten Leibes hin:
Da ſpricht manch armes Kind / Gott Lob! nun bin ich ſicher /
Nun weiß ich / daß ich auch wie ander Maͤdgens bin.
Da ſoll die gantze Stadt die neue Zeitung wiſſen /
Da muß ſo Knecht als Magd das groſſe Wunder ſehn.
Und niemand trauet ſich den Kramen zu zuſchlieſſen /
Aus Furcht / es moͤchte leicht der Sachen Leyd geſchehn.
Drauf laͤſt man alſofort die Kleider reformiren /
Und ſchneidet Rock und Wamſt zwey Zolle tieffer aus /
Man kan uns nicht ſo hoch / als wir es wuͤnſchen / ſchnuͤren /
Doch heckt der hoͤchſte Berg offt eine kleine Maus.
Jndeſſen warten wir und moͤchten immer ſterben /
Wofern kein hohes Feſt ſogleich gefaͤllig iſt /
Denn da will jede doch den groͤßten Ruhm erwerben /
Daß Lieb und Anmuth ſich in ihren Buſen kuͤßt.
Wie407Vermiſchte Gedichte.
Wie pflegt man ſich alsdenn ſo embſig zu bemuͤhen /
Die angebohrne Pracht der Liljen zu erhoͤhn.
Bald will man Spitz und Band durch ihre Fluren ziehen /
Bald ſoll diß Paradies von Roſen traͤchtig ſtehn.
Und wer iſt doch geſchickt die Kuͤnſte zu entdecken /
Die ein verliebter Geiſt zu ſeinen Vortheil braucht?
Mein Atlaß ſchcuet ſich vor ſolchen Laſter Flecken /
Mein helles Spiegel-Glas wird leichtlich angehaucht.
Durchaus bethoͤrtes Volck! Vergißt du aller Schande?
Deckt deines Buſens Flor / anjetzt dein Auge zu?
So komm / und folge mir biß zu des Nilus Nande:
Die ſo man Barbarn heißt / ſind zuͤchtiger als du /
Es gehet da kein Weib mit offnen Angeſichte /
Die Schoͤnheit iſt alda / wie duͤnner Porcellan,
Den ein geringer Stoß im Augenblick zu nichte /
So / wie den Tuͤrckis Gifft voll Flecken machen kan.
Du aber / laͤſſeſt dich / an dieſen nicht begnuͤgen /
Daß deiner Augen Paar mit freyem Feuer ſpielt.
Es ſoll auch das entdeckt und an der Sonnen liegen
Wornach der erſte Wunſch verbotner Triebe zielt.
Das heißt vernuͤnfftig ſeyn / das heißt die Tugend kennen /
Wenn uns ein wildes Volck durch ſeine Zucht beſchaͤmt /
Und dieſes Frechheit heißt / was wir gefaͤllig nennen.
Wenn man den Maͤnnern zeigt / wie gern man ſich bequemt.
Und o! betrognes Volck / was denckſt du zu erhalten /
Wenn du dich halb entbloͤßt als eine Venus weißt?
Es muß dein bißgen Gut noch vor der Zeit veralten /
Wenn Wetter / Sturm und Wind / an deinen Blumen reißt.
Erwegſt du dieſes nicht daß man die Koſtbarkeiten /
Des reichen Indiens mit Band und Schloß verwahrt?
Vor Sand und Kieſelſtein will niemand nichts bereiten /
Das macht / es wird hierbey kein Diebſtahl nicht befahrt.
Die Menſchen pflegen dis am meiſten zu verehren /
Was ihnen unbekant und halb verborgen iſt.
So pflegt man Memnons Bild verwundernd anzuhoͤren /
Wenn ſich das Sonnen-Rad mit neuen Feuer ruͤſt.
Fragt nur / wofern ihr wolt / den Schnee der zarten Haͤnde /
Was ihren alten Wehrt ſo tieff herab geſetzt:
C c 4Fragt408Vermiſchte Gedichte.
Fragt nach / worum man ſich alsbald von ihnen wende /
Wenn uns ein nackter Fuß biß auf den Tod verletzt.
Ein ſchlechter Waſſer Quell ſo bald er uns verboten
Koͤmmt uns weit ſuͤſſer vor als Alieanten Wein:
Des Fruͤhlings erſte Frucht / die fruͤhen Zucker-Schoten /
Sind theurer / weil ſie rar / und ſchwer zu haben ſeyn.
Geſetzt / manch Auge klebt an euren Schwanen-Bruͤſten /
Geſetzt / daß es von euch / die erſten Flammen faͤngt /
So pflegt doch keinem leicht nach Stoffen zu geluͤſten /
Die man Jahr aus / Jahr ein vor die Gewoͤlber hengt.
Und habt ihr nicht gemerckt / wie weit es ſchon gekommen /
Daß man ein Poſſen-Spiel mit eurer Einfalt treibt /
Nachdem ein frecher Kiel ſich ſelbſt die Macht genommen /
Daß er mit Hohn von euch / ja faſt veraͤchtlich ſchreibt.
Denckt albre / denckt ihm nach: laſt euch die Mutter rathen /
Die ehmals euren Fuß mit treuer Hand gefuͤhrt.
Erzuͤrnt mich weiter nicht durch tauſend freche Thaten /
Und traget Bruſt und Hals hinfuͤhro zugeſchnuͤrt.
Wo nicht ſo ſolt ihr bald den Ungehorſahm buͤſſen /
Und ungeacht der Hoff mich nicht zu lieben pflegt.
So wil ich es dennoch ſo weit zu bringen wiſſen /
Daß wan Aocis und Zoll auf eure Waaren legt.

Des Frauenzimmers Antwort an die Ehrbarkeit.

Wir lachen Ehrbarkeit / ob deinen Kinder Sprechen /
Und ſehen / daß du jetzt nicht mehr bey Sinnen biſt.
Du kanſt die Satzung nicht der ſuͤſſen Wolluſt brechen /
Die alles Frauen-Volck ohn eintzigs weigern kuͤßt:
Was ſolte unſer Leib in ſolchen Kleidern gehen /
Davon der Teuffel nicht zu raiſonniren weiß?
Was wollen wir einmahl das Alterthum beſehen?
So wird der nackte Leib erhalten Palm und Preiß.
Drum gehe nur hinweg mit deiner Otter-Muͤtze /
Wir brauchen nicht den Rock der unſern Pracht verdeckt /
Der Schleyr und Kragen wird uns jetzo nichts mehr nuͤtze /
Noch das geſchloßne Wamſt ſo faſt das Maul verſteckt.
Es409Vermiſchte Gedichte.
Es aͤndert ſich die Welt / und dieſe ſetzt die Kleider /
Die wir ihr Eigenthum zu unſern Schmuck anziehn:
Wir brauchen dich nicht mehr zu einen Mode-Schneider
Die Wolluſt will ſich nur anjetzt damit bemuͤhn.
Wir moͤgen nun nicht mehr / ſo wie die Alten gehen /
Da uns die junge Welt ſtets friſche Moden giebt
Uns wuͤrde ja kein Menſch in ſolcher Tracht anſehen /
Nun alles ſich verneut / und neue Moden liebt.
Wir ſind ein freyes Volck / und leben nicht gebunden /
Wir haben deine Macht ſchon laͤngſten abgethan.
Wie / daß du den ſo keck dich wieder eingefunden?
Wie / daß dein ſcharffer Mund greifft unſer Mittel an?
Wer achtet dein Geſetz / dein Gifft der frohen Zeiten
Jetzt kahle Ehrbarkeit von deinen Kleidern mehr?
Die Wolluſt laͤſſet uns den Kleider-Schmuck bereiten
Jhr klug-verſchlagnes Haupt iſt nie von Moden leer.
Hingegen muß man ſtets nach einer Pfeiffen tantzen /
Wenn man die Kleider noch dir zu Gefallen macht /
Da muß die freye Bruſt ſich laſſen veſt verſchantzen /
So daß kein Auge ſieht der Liebes-Ballen-Pracht.
Nun aber legen wir der Wolluſt reiche Waare /
Als ein galantes Werck zu ihren Dienſten an
Sie braucht die bloſſe Bruſt zu einen Luſt-Altare
Wer iſt der ihrer Macht wol wiederſtehen kan.
So macht die Bloͤſſe uns im minſten nicht verachtet /
Wie deine Albernheit aus groſſer Einfalt ſpricht /
Nein / ſondern unſer Schatz / wird als ein Schatz betrachtet
Worauf ein jedes Hertz den heiſſen Wunſch gericht.
Daß aber du uns gar den Barbarn nach wilt ſetzen /
Das ſehn wir als ein Werck von groſſer Dummheit an.
Es mag die Ehrbarkeit an denen ſich ergetzen /
Da man das Heiligthum des Schooſſes ſchauen kan.
(a)
(a)
Wir machen nur die Bruſt / und nicht des Schooſſes Hallen /
Einfaͤltge Ehrbarkeit / du tummes Weibgen / bloß
Und doch will dir die Art der Wilden mehr gefallen
Da man den Augen zeigt durch ſeinen Gang den Schooß.
Des aber lachen wir / als groß Abſurditeten /
Ob wuͤrde unſre Bruſt durch ihre Bloͤß verletzt /
C c 5Ver -410Vermiſchte Gedichte.
Verachtung kan uns nicht mit ihrem Stachel toͤdten
Der Bruͤſte theurer Stoff ſo Aug als Hertz ergetzt.
Die Waaren / ſo man kan am allererſten laſſen
Die ſetzt man vor den Kram ſie zu erſehen aus /
Das andre aber muß in ſeinem Packen paſſen /
Darum der Kaͤuffer nicht geht in des Kramers Haus.
Und o betrognes Weib / man kan die Pracht erhalten
Der Bruſt / ſo man entbloͤßt / als Venus-Schaͤtze weißt.
Es muß das ſchoͤne Gut nicht vor der Zeit veralten /
Die Kunſt erſetzet das was Sturm und Wind einreißt.
Und dieſes lehret uns der uns gefaͤlge Schreiber
(b)
(b)
Der allen Damen lieb / und werth geachtet wird /
Er zeiget wie man ſchmuͤckt / die ſchon galanten Leiber
Und wie noch groͤßre Pracht durch Kunſt wird beygefuͤhrt.
Und will ein Ehren-Dieb ſchon ſeine Feder wetzen /
So bleibt dis unſer Spruch: Ein Thor nicht ſchelten kan
(c)
(c)
Und hat ein muͤß ger Kautz ſonſt nichtes nicht zu hetzen
So faͤngſt er mit der Bruſt des Frauen-Zimmers an.
So dann muß dieſer Ort ein uͤber groß Geruͤſte
Der boͤſen Luͤſte ſeyn / und was der Poſſen mehr
Uns aber ziert dennoch der Pracht der ſchoͤnen Bruͤſte
Und ſie erlangen nicht die ſehr begehrte Ehr.
Allein zu unſern Ruhm muß Hoffmanns Waldau ſchreiben
(d)
(d)
Wenn ſchon einander gleich vor ihn die Feder fuͤhrt
Und viele andre mehr die unbenennet bleiben /
Weil deren reiner Vers, ſie / und die Bruͤſte ziert.
Nun albre Ehrbarkeit wir lachen zu den Draͤuen /
Wird gleich ein groſſer Zoll auf unſre Waar gelegt
Wir werden uns doch nicht ſie auszulegen ſcheuen /
Weil nach dem theureſten der beſte Kaͤuffer fraͤgt.
Allein wir leben nicht in ſolchen wilden Jahren
Da man der Wolluſt-Frucht mit Zins und Zolle druͤckt;
Die Fuͤrſten lieben ſelbſt die angenehmen Waaren
Damit das Frauen-Volck den weiſſen Buſen ſchmuͤckt.
Wir geben dir Adjeu und bloͤſſen unſre Bruͤſte /
So / wie die neue Welt und ihre Mode will
Doch wiſſen wir auch wol / daß man vor Mannes-Luͤſte
So Schrancken ſetzen muß / als Graͤntze / Maaß und Ziel.
(a) Hier -411Vermiſchte Gedichte.
(a)Hiervon beſtehe Partheis Oſt-Jndianiſche Reiſe in 12 mo.
(a)
(b)Jſt der Tractat betitult Nouveaux Experimentez pour con - ſerver la beaute Dames.
(b)
(c)Dieſes iſt ein Urtheil / welches ein artiges Frauen-Zimmer von dem Tractat benahmet: Daß die bloſſen Bruͤſte / Seyn ein groß Geruͤſte / Vieler boͤſen Luͤſte / und andern Saty riſchen Schreibern dieſer Sachen / faͤllete / wobey ich mir denn ausnehme / als wenn ich anderer Sachen durch ziehẽ wolte / wozu ich nicht incliniret.
(c)
(d)Hievon beſiehe den andern Theil der Hoffmanns Waldauiſchen bisher ungedruckter Gedichte / allda gleich das erſte galante Gedichte nicht wenig das ſchoͤne Eyland dir Bruͤſte heraus - ſtreichet.
(d)
Freuden Arie der Wolluſt.
1.
JO! Jo! Triumph!
Jch habe angeſteget.
Mein Feind zu meinen Fuͤſſen lieget /
Der Wolluſt ſanffter Weg
An Anmuth uͤberwieget
Den rauhen Tugend-Steg.
Jch habe angeſieget.
Jo! Jo! Triumph.
2.
Victoria.
Jhr Liebes-Goͤtter ſinget /
Und mir die Sieges-Palmen bringet.
Mir iſt der ſchoͤne Sieg.
Mein Streiten wohlgelinget
Jn dieſem Vorzugs-Krieg.
Jhr Liebes-Goͤtter ſinget
Victoria.

Das Frauen-Zimmer an die Wolluſt.

Wir bleiben dir getreu / du Mutter aller Luͤſte
Bleib uns in Gnaden auch nur ferner zugethan /
Wir ehren deine Pracht / wir zeigen unſer Bruͤſte
Und ſtimmen zu dem Sieg ein frohes Vivat an.
Se412Vermiſchte Gedichte.
Se contenter eſt la très grande richeſſe. Copiantes.
1.
Jch bin vergnuͤgt; ob gleich die holden Blicke
Des Schickſahls nur ein falſches Blend-Werck ſeyn /
Jch kenne ſchon deſſelben ſchlaue Tuͤcke /
Drum acht ich nichtes nicht den bloſſen Schein.
2.
Den bloſſen Schein / und ſonſten nichts zu lieben /
Heiſt Aepffel ihm von Sodom auserſehn:
Ein Maſt der Wind und grimmer Wellen Treiben
Folgt / muß gewiß ohn Steur bald unter gehn.
3.
Bald untergehn / und in der Noht verſincken
Kommt weibiſchen und bangen Hertzen zu.
Wer auch nicht kan die herben Myrrhen trincken
Erlangt niemahls die ſtets gewuͤnſchte Ruh.
4.
Gewuͤnſchte Ruh / und ſuͤſſe Luſt genieſſen /
Jſt nur fuͤr den / der niemahls nnterliegt /
Darum laß ich mir keinen Sturm verdrieſſen /
Mein Denck-Spruch iſt: Jch bin dennoch vergnuͤgt.

Neu-Jahrs-Wunſch an eine vornehme Goͤnnerinn im Nahmen eines andern.

Als noch das alte Rom Minerven Opffer brachte /
Und Jupiter ſein Schutz in allen Noͤhten war /
Wie es den Eichen Krantz um Janus Tempel machte /
Und gantz erfreuet ſprach: Nun iſt das neue Jahr.
Da ſah man die bemuͤht mit Wuͤnſchen und mit Gaben /
Die ein danckbares Hertz vermeyneten zu haben.
Der weiſe Cicero hat dieſen Brauch erhoben /
Wenn er die Danckbarkeit die ſchoͤnſte Tugend nennt.
Sie iſt des Himmels-Bild und eine Brut von oben /
Aus deren Trieben man den ſchoͤnen Urſprung kennt /
Die Goͤtter lieben ſie / und alle die ſie lieben /
Ja ſie befehlen ſelbſt wir ſollen ſolche uͤben.
Jetzt413Vermiſchte Gedichte.
Jetzt da der frohe Tag nun wiederum erſcheinet /
Den Tag / den uns der Herr zur Freud und Luſt gemacht /
Der Tag / der Freude bringt / an dem kein Auge weinet /
An welchem jedermann mit vollem Munde lacht /
So ſoll auch meine Pflicht erkenntlich ſich erweiſen /
Und die genoßne Gunſt mit hohen Dancke preiſen.
Sie iſts Hochwertheſte / die ſo viel Guͤtigkeiten /
Ja tauſend und noch mehr mir unverdient erzeigt /
Sie iſt es / deren Gunſt / ſich noch zu allen Zeiten
Wenn ich etwas bedurfft / mit Raht zu mir geneigt.
Was ſage ich mit Raht / in Worten und in Wercken /
Ließ ſie ihr guͤtigs Hertz in allen Sachen mercken
Vor alle ſolche Gunſt / iſt mein erfreut Gemuͤhte /
Nun es die Zeit befiehlt / mit Lob und Danck bereit /
Gerechter Himmel gib vor alle ihre Guͤte
Jhr die Belohnung hier und dort in Ewigkeit /
Laß nie den Ungluͤcks Wind auf ihre Wohnung wehen /
Laß ſie in hoͤchſter Luſt auf lauter Roſen gehen.
Dis iſt der treue Wunſch / den mein Gemuͤhte heget /
Der Himmel iſts der Ja und Amen dazu ſpricht /
So lange ſich mein Hertz in meinem Buſen reget /
So lange laͤſt mein Mund den heiſſen Seuffzer nicht.
Sie / und ihr gantzes Haus muß ſich mit Anmuth weiden /
Bis ſie der Hoͤchſte nimmt in jene Himmels-Freuden.

Der unvorſichtige Mops. Polidor.

Als juͤngſt der gute Mops an Jungfern ſich ergoͤtzte
Lief er nach Haaſen-Art die Laͤng und in die Quer
Faſt alle Gaſſen durch / bis daß von ohngefehr
Die artge Margaris ſich an die Haus-Thuͤr ſetzte.
Hier wird man Poſſen ſehen
Spracher: und ſpitzte gleich ſein breit formirtes Maul.
Als er nun naͤher gehen /
Und den Rubinen Mund der Schoͤnen wolte kuͤſſen /
Da fiel der arme Tropff zu ihren zarten Fuͤſſen /
Und weltzte ſich im Koht als ein halb todtes Gaul /
An414Vermiſchte Gedichte.
An dieſer Ebentheur hat Polidor verſpuͤhrt /
Daß Lieben ohn Bedacht in Schimpff und Schanden fuͤhrt.

Allerhand ſchoͤne Raritaͤten und ſchoͤne Spiele - Wercke / Welche auf dem Binniſch - und Graͤntziſchen Hochzeit-Feſte vorgeſtellet der Teutſche Welſche Mann.

Schaut ſchoͤne Raritaͤt! ſchaut ſchoͤne Spiele-Werk!
Jhr Leute kommt herbey / hier giebt es was zu ſehen:
Die Raritaͤt iſt wehrt / daß jederman drauf merck /
Und beydes Speiß und Tranck laß auf dem Tiſche ſtehen.
Herr Braͤutigam kommt her und ſchaut
Mit eurer lieben Jungfer Braut.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiel-Wercke / Belle Catharine, ſchoͤ -
ne Sybilla, Ilſe, Margaretha, Dorotheæ, ſchoͤne Raritaͤt / ſchoͤ -
ne Spiele-Wercke.
Fragt ihr / was ich bey euch in euren Gvelphos wil?
So ſag ich / daß ich bloß darum bin hieher kommen /
Weil ich aus einem Brieff juͤngſthin laß ohne Brill /
Daß ihm Herr Binnius hab eine Braut genommen /
Drum wolt ich euch und eure Gaͤſt
Erluſtigen beym Hochzeit-Feſt.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
So kommt ihr jungen Herren / ihr Jungfern / tret’t heran
Jhr Maͤnner / eilt herbey mit euren lieben Frauen /
Gebt achtung / was ich ſag / ich bin der Welſche Mann /
Der ſchoͤne Raritaͤt laͤßt ohne Geld beſchauen.
Doch eine jede Jungfer muß
Mir davor geben einen Kuß.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Mein415Vermiſchte Gedichte.
Meinen Kaſten thut ſich auf / und laͤſt was Rares ſehn /
Hier kommt Cupido her die Graͤntzen zu beziehen /
Damit ſein groſſes Reich moͤg ohne Abbruch ſtehn /
Viel Menſchen folgen ihm die ſeinen Pfeil nicht fliehen.
Jhr lieben Leute ſchaut einmahl
Wie viel von euch in dieſer Zahl.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Vor andern aber kommt Herr Binnius hervor /
Der an der rechten Hand die Jungfer Graͤntzin fuͤhret:
Sie treten beyderſeits vor andern hoch empor
Weil Braut und Braͤutigam die ehre ſo gebuͤhret.
Sie ſcheinen beyde recht vergnuͤgt
Daß ſie die Liebe hat beſiegt.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Ey ſehet doch / dort ſitzt die ſchoͤne Katze Bricks
Am Tage Briccii / und putzt die fette Naſen /
Wie lecket ſie das Maul / und wuͤnſcht darzu viel Gluͤcks
Der neuen Jungfer Brant / die ihr von Fiſch und Haaſen
Viel gute Bißgen vorgelegt /
Auch ſie geſtroͤpelt und gehegt.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Gebt weiter Achtung drauf! nun aͤndert ſich das Spiel;
Seht / hier kommt Adam her mit einer Staats-Paruque,
Die zu Berlin gemacht. Dort lieget an dem Nil
Die groſſe Stadt Tyrol mit ihrer guͤldnen Bruͤcke.
Die Eva kommt mit einem Zopff /
Und der Fontange auf dem Kopff.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Hier ziehet Cain gleich mit einer Flinten auf /
Und Nimrod folgt ihm nach mit ſeiner Tobacks-Pfeiffen /
Dort in dem Winckel liegt des Eſau Buͤchſen Lauff /
Nicht weit davon ein Stuͤck Venetianſcher Seiffen /
Die416Vermiſchte Gedichte.
Die Bathſeba gebrauchet hat
Als ſie im Garten ſich gebadt.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Nun kommt der Jubal her mit ſeinem Noten-Buch /
So gantz mit Arien und Menuets erfuͤllet /
Dort geht Cleopatra mit einem Regen-Tuch /
Und hier hat Vaſthi in ein Lacken ſich verhuͤllet.
Des Pharaonis Thee-Topff ſteht
Auf jenem Tiſche / wie ihr ſeht.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Seht hier einmahl / das iſt die Kammer und das Bett
Worinnen Potiphars ſein ſchoͤnes Weib geſchlaffen /
Dort ſitzet Delila mit ihrem Nacht Cornett,
Und ſpeiſet eine Milch von Nabals ſeinen Schaafen /
Hier ſteht Platonis Dinte-Faß /
Und Jeſabellens Schmincke-Glas.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Dis Traum-Buch / welches iſt zu Amſterdam gedruckt /
Hat Pharao gebraucht. Dort aber ſeht ihr ſitzen
Die Weiber Salomons. Kommt / ſehet / ſchaut / und guckt
Sie nehen insgeſammt Brabandſche feine Spitzen.
Nun wird die Woͤlffin euch gezeigt
Die vormahls Romulum geſaͤugt.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Noch mehr / dis iſt ein Bein von einer fetten Lauß
So Phararo gehabt. Hier kommt ein Saͤnfften-Traͤger /
Der Hamans Saͤnffte trug / nach dieſem geht heraus
Des groſſen Tamerlans ſein allerbeſter Jaͤger.
Nun ſchaut einmahl das Spinn-Radt an /
An welchem Sardanapel ſpann.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Des Alexanders Pferd genannt Bucephalus
Laufft dort in vollem Trab / doch nur mit dreyen Beinen /
Da -417Vermiſchte Gedichte.
Darius ſchieſt darnach allein es fehlt der Schuß /
Drum faͤngt er jaͤmmerlich und klaͤglich an zu weinen /
Des Kayſers Wentzels groſſer Hund
Thut in der Kuͤchen einen Fund.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Dis Brett-Spiel ſchreibet ſich dem groſſen Cyro zu /
Und dieſes iſt ein Paar von Hannibals Piſtolen /
Dort ſteht Pythagoras und putzet ſeine Schuh
Die gantz zerriſſen ſind biß auf die letzten Sohlen /
Hier laufft die Sau ins Juden-Haus /
Ey / ey / wie jagt man ſie heraus.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Seht welche Raritaͤt! Hier liegt Hans Sachſens Hut /
Dort Eulenſpiegels Rock und abgetragne Hoſen /
Marcolphi Narren-Kleid / ſo annoch neu und gut /
Zehn Erben ſind dabey ſo um daſſelbe loſen.
Nechſt dem kommt Midas auch hervor
Mit mehr als einem Eſels-Ohr.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Hier koͤnnt ihr weiter ſehn der Dina Fiſchbein Rock /
Und Spitzen Unterhembd / denn Adams Hand-Manchetten,
Dort laͤufft aus Nabals Heerd ein groſſer Ziegen-Bock /
Ein Sperling ſteht im Stall an einer dicken Ketten /
Hier faͤhrt ein Wage uͤbers Meer /
Ein Schiff kommt uͤbern Hartz-Wald her.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Nun ptæſentiret ſich ein wahlbeſetzter Tiſch /
Jn dieſer Schuͤſſel ſind geraͤucherte Floͤh Zungen /
Jn jener eine Wurſt von einem kleinen Fiſch /
Dort iſt ein Fricaſſée von Milch / Salat und Lungen /
Nachdem ſo ſtehet auch dabey
Ein an dem Spieß gebratner Brey.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
D dSeht418Vermiſchte Gedichte.
Seht wie der Plato dort und Ariſtoteles
Mit dem Carteſio ein L’Hombre-Spielchen machen /
Hier kegeln Ulpian und der Hyppocrates,
Und fangen alleſamt von Hertzen an zu lachen.
Nun hoͤret die Muſic auch an /
Die Pan mit Morpheus machen kan.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Jhr koͤntet noch vielmehr in meinem Kaſten ſehn /
Allein ich werde nur ein weniges noch zeigen /
Schaut her / hier ſehet ihr ein ſchoͤnes Braut-Bett ſtehn /
Worin der Braͤutigam mit ſeiner Braut wil ſteigen /
Die Wiege ſteht nicht weit von dar
Und wartet auf drey viertel Jahr.
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Werckeꝛc.
Zum Abſchied zeig ich noch ein langes Blat Papier
Auf welchem folgendes mit groſſer Schrifft geſchrieben /
Lebt neu-verknuͤpfftes Paar / lebt gluͤcklich fuͤr und fuͤr /
Der Himmel ſey euch hold und ſegne euer Lieben!
Dis wuͤnſchet euch der Welſche Mann /
Und rufft zuletzt / ſo laut er kan:
Schoͤne Raritaͤt / ſchoͤne Spiele-Wercke / Belle Catharine,
ſchoͤne Sybilla, Ilſe, Margaretha, Dorothea, ſchoͤne Raritaͤt /
ſchoͤne Spiele-Wercke.

An die Schoͤne in der Einbildung.

Gewiß wird Lethens Trunck bey dir die Urſach ſeyn /
Daß deiner Jahre Zahl dir ſchon entfallen iſt;
Denn wenn ich dreyßig zaͤhl ſo ſageſt du / ach Nein!
Da muß erſt achtzehn ſtehn / wo er ſchon dreyßig lieſt /
Seht doch an die Roſen-Wangen
Wie ſie prangen /
Kan wol ein garſtig Bild von ſo viel dreyßig Jahren
Sich mit der Anmuth paaren /
So mein Geſichte zeigt?
Nein eure Meynung treugt.
Hier419Vermiſchte Gedichte.
Hier geb ich dir gantz recht / denn deine Augen ſind
Mit rohten Sammt belegt / ſo die vergangne Zeit /
Als wie ein ſchlauher Dieb gantz ſchleunig und geſchwind
Den Wangen weggeraubt und allda ausgeſtreut.
Dann heiſts; ſeht doch mein Spiegel an
Wie ſchoͤn es kan
Mich ſo galant und nett als wol ein Maͤdgen preiſen /
Den Hals als Marmor weiſen /
Der weiſſer als der Schnee
Und wie die Bluͤth vom Schlee.
Auch dieſem Fall ich bey / dein Hals iſt Marmor-Stein
Der mit dem Eben-Holtz noch vor dem Richter ſteht /
Die Bruſt / die iſt ſo weis / als die Citronen ſeyn /
Damit die Troͤdel-Frau von Thuͤr zu Thuͤren geht.
Dann gehts / ſchaut die ſchoͤnen Bruͤſte
Und die Luͤſte
So deren Koſten zeugt / die Buhlers nie geſchmecket /
Weil ſie von mir verſtecket
Als ſolche Schaͤtze ſind /
Die man nicht jeden guͤnnt.
Der Kern iſt auffgezehrt / zieh nur die Schaalen ein /
Vergrabe nicht den Schatz / den man nicht mahl begehrt /
Die leeren Traͤbern muß man vor die Schweine ſtreun /
Es muß was feiners ſeyn / was ſolch ein Gaſt verehrt /
Als deine abgenuͤtzte Bruſt
Der Maden Luſt.
Sie ſehn natuͤrlich aus wie ausgeleerte Taſchen
Darinnen nichts zu naſchen
Vor friſche Buhlers iſt /
Der Wurm und Krebs ſie friſt.

An die uͤbelſehende Lupina, da ſie ſich be - ſchlaffen laſſen.

Lupina brich den Brief / den eine fremde Hand
Als einen Gluͤckes-Wunſch zu deiner Wohnung ſchicket /
D d 2Weil420Vermiſchte Gedichte.
Weil dich der Venus Gunſt mit Fruchtbarkeit begluͤcket
Und du als Jungfer mehrſt mit Leuten unſer Land.
Es iſt die gantze Stadt mit Laͤſtern zwar erfuͤllt /
Den guten Leumuth will ein ſchwartzer Kyehn-Ruß faͤrben;
Und daß du ungefreyt die Jungfer laſſen ſterben /
Verurſacht / daß man dich vor eine H -- ſchillt.
Doch dieſes ſchimpffet nicht / weil man die Jungfer nennt
Die ſchon zum fuͤnfften mahl die Welt als Jungfer mehren.
Wie ſolt Lupine dich ein Kind den gleich entehren?
Er wird ein ſchadhafft Glas auch vor ein Glas erkennt.
Weil nun ein ſchadhafft Glas ſo wie ein gutes heiſt /
So muß ich gleich als du das allbern Thun verlachen /
Daß dich der Neidhard will zu einer H -- machen
Da man die H -- liebt / und in die Jungfer ſchmeiſt.
Da man in Compagnie offt dieſe Worte hoͤrt:
Was redt der Herre da? was ſoll der Schimpff bedeuten
Man zieh die Pfeiffen ein von ſo verhaßten Leuten /
Mein Maͤdgen will nicht mahl als Jungfer ſeyn geehrt.
Was wunder iſt es dann / daß auch Lupina will
Nicht mehr geſcholten ſeyn / daß ſie den Nahmen haſſet
Worauf ein Knittel-Dirn nicht in Gedancken paſſet /
Und daß ſie ferner nicht wil ſeyn des Neides Ziel.
Denn wozu nutzet es / daß man die Jungferſchafft /
Die ſo beſchwerlich iſt / muß bis ins Eh-Bett tragen?
Daß man mit Keuſch-ſeyn ſich muß alle Tage plagen?
Das zehn mahl bittrer iſt als ſcharffer Wermuths-Safft.
Viel beſſer iſts / daß man auch ſonder Ehe ſchmeckt /
Was das beſchworne Band der veſten Treue ſchencket /
Daß man den freyen Leib zur Venus Altar lencket /
Und unbejocht den Hals zu ihrem Wagen ſtreckt.
Die Neſſel brennet ſchon eh ſie zum Buſch gedeyt /
Und was ein Hacke wird das kruͤmmet ſich bey Zeiten /
So machts Lupina auch / ſie laͤſſet ſich bedeuten /
Und lernt als Jungfer an des Ehſtands Suͤſſigkeit.
Die Bohne duͤngt das Land / ſo ſie hervor gebr[acht]/
Die ſchoͤn gezierte Blum / die man Lupine ne[nnet]
Macht / daß die Fettigkeit ihr Luſt Bett nie verkennet
(e)Die Lupinen, wie die Gaͤrtner berichten / die maͤrgeln ihre Luſt - Bette nicht aus / ſondern machen dieſelbe geiler.
(e)
So hat Lupina auch ihr Luſt-Bett fett gemacht.
Doch421Vermiſchte Gedichte.
Doch alles weggelegt / und nur auf dis geſehn /
So laͤſt ſich deine That mit Lobe noch bebluͤmen /
Sie iſt nicht Scheltens werth / ſie iſt vielmehr zu ruͤhmen /
Denn weil dir dein Geſicht durch Unfall will entgehn /
(f)Jndem ſie in den Kinder-pocken Schaden an den Augen bekom̃en.
(f)
So haſt du wol gedacht / daß / da vier Augen mehr
Als zweene koͤnnen ſehen / und dich dazu bequehmet /
Daß man mit zwenen dich zu deinen noch beſaͤmet
Damit dein Mangel ſich im Uberfluß verkehr.
Drum lache nur mit mir die tummen Leute aus /
Die wegen deinen Nutz / und hoͤchſtbeduͤrfftgen Sachen /
Dich wollen mit Gewalt zu einer H -- machen
Und reithe ſtattlich zu auf einen Pahten-Schmaus.
An das veraltete Frauen-Zimmer. Polidor.
1.
Darf ich an eure Noht / ihr lieben Kinder / dencken?
Wie ihr eur Ungeluͤck mit Thraͤnen offt beklagt /
So muß ſich mein Gemuͤth zu tieffer Wehmuth leucken /
Die Pflicht und Schuldigkeit den Frauens nichts verſagt.
Ach koͤnnt ihr Maͤnner kriegen!
Nach eurem Wunſch und Sinn /
Jch goͤnn euch das Vergnuͤgen
Wenn ich es nur nicht bin.
2.
Die Jahre lauffen fort / die Zeiten werden ſchlimmer /
Der Freyers gibt es viel / der Nehmer aber nicht /
Verfluchtes Ungemach vor altes Frauen-Zimmer /
Dem aus Verzweiffelung faſt aller Troſt gebricht.
Man ſchaut ſie nur von ferne
Als einen Jrwiſch an.
Sie ſind wie kleine Sterne /
Die man kaum ſehen kan.
3.
Zum oͤfftern ſagt ihr zwar ihr ſeyd von achtzehn Jahren /
Da uͤber dreyßig / man euch an der Stirnen zaͤhlt /
D d 3Ach422Vermiſchte Gedichte.
Ach dieſes hilfft euch nicht / es ſind verlegne Waaren /
Was hilfft ein ſchoͤnes Kleid? wenn es am Anſehn faͤhlt.
Was jetzt die Leute kauffen /
Das muß was friſches ſeyn /
Wer ſteht doch jemand lauffen
Nach halb verrauchten Wein?
4.
Die Schoͤnheit will nicht mehr auf euren Wangen ſcheinen /
Der Fruͤhling eurer Zeit iſt leider gantz vorbey /
Der Tod ſitzt in der Schooß / das Alter in den Beinen /
Ach daß ein Jubel-Jahr vor euch zu hoffen ſey!
Drum ſeyd ihr uͤberladen /
Mit Senffzern fuͤr und fuͤr /
Und ſprecht: Vor unſern Schaden /
Jſt gar kein Pflaſter hier.
5.
So gehts / wenn man zu ſehr auf ſeine Jugend bauet /
So gehts / wenn man ſo offt im Freyen hat gewaͤhlt /
Ein Schuͤtze / der ihm ſtets zu treffen zugetrauet /
Hat endlich doch zuletzt der Scheiben wol verfaͤhlt.
Jhr ſtrebt nach hohen Dingen /
Jhr wolt zu hoch hinan /
Und fallt mit hohen Spruͤngen
Merckt / wie man ſtuͤrtzen kan.
6.
Seyd ihr noch jung und ſchoͤn / auch artig von Gebehrden /
So wolt ihr daß man euch verehret uͤberall
Als Kronen unſer Zeit / als Engel dieſer Erden /
Der Hoffarth iſt allzeit der Bothe fuͤr dem Fall;
Die Roſen ſind vergangen /
Der Sommer iſt vorbey /
Jetzt zeigen eure Wangen /
Daß / da der Winter ſey.
7.
Was rath in ſolcher Noht? erwaͤhlt das Kloſter-Leben /
Und bringt die letzte Zeit mit Bibel-leſen hin /
So wird man euch ein Lob als frommen Schweſtern geben /
Die das / was fleiſchlich heiſt / verworffen aus dem Sinn.
Und423Vermiſchte Gedichte.
Und koͤnnen eure Lieder
Kein Halleluja ſeyn /
So ſtellt davor ſich wieder
Ein Miſerere ein.
8.
Jhr aber / die ihr noch in euren jungen Jahren /
Euch rath ich als ein Freund gebt etwas beſſern Kauff /
Soll euch nicht gleiches Gluͤck wie jenen wiederfahren /
So zieht / wenn einer kommt / gelinder Sayten auf.
Gedenckt jetzt ſind die Zeiten /
Davon man ſagen kan /
Es werden ſieben ſtreiten
Um einen eintzgen Mann.
Auf die ſproͤden Maͤdgen zu J **
1.
Auch bisweilen ſtreuben ſich
Die abſurden Maͤdgen /
Daß ſie lauffen vor den Stich
Gar aus unſern Staͤdgen.
Doch wenns ihnen kommt im Sinn /
Halten ſie / ſie jeden hin /
Laſſen ſich den auch recht derbe ſtoſſen.
2.
Ja ſie wollen ſchoͤner ſeyn /
Als die beſten Damen,
Und der abgeſchmackte Schein
Traͤgt Helenens Nahmen /
Da ſie doch mit ihrer Pracht
Leuchten wie ein Rotz bey Nacht /
Oder wie ein ſchwartzer Schornſtein-Fegen.
3.
Doch ſie ſind ſehr rahr und theur
Mit den gelben Dingern /
Und gedeyn zum Ungeheur
Wenn man denckt zu fingern /
Decken gleich die Lappen zu /
Daß man nichts galantes thu /
Noch derſelben Groͤſſe was vermehre.
D d 44. Ge -424Vermiſchte Gedichte.
4.
Gehet man denn auch zu weit /
Taſtet nach den Beinen /
Sehn ſie als die theure Zeit /
Fangen an zu weinen /
Denn ſie gleichen da dem Ahl /
Sind um Schooß und Maͤulgen kahl /
Und vergoͤnnen keinen Griff in Ehren.
5.
Drum ſo zieht die Pfeiffen ein /
Haltet kuͤnfftig ſtille /
Hoͤret bald auf ſproͤd zu ſeyn /
Thut was unſer Wille /
Laßt euch kuͤſſen / und dabey
Gebet Griff und Stoͤſſe frey /
So ſeyd ihr die allerbeſten Maͤdgen.
Die wohlfeilen Maͤdgen.
1.
Zuͤrnet doch ihr Maͤdgens nicht
Uber mein Beginnen /
Und was ich auf euch gedicht /
Zieht euch nicht zu Sinnen /
Schlaget es nur in dem Wind /
Denn die Wahrheit ſelten findt
Ein gewuͤnſcht und wohlgeſinnt Gehoͤre.
2.
Leget euren Stoltz hinweg /
Angenehme Dinger /
Eure Hoheit liegt im Dreck /
Und wird ſtets geringer /
Allenthalben ſeyd ihr feil /
So daß um ein ſtrohern Seil
Man kan vier und zwantzig Maͤdgen kauffen.
3.
So faͤllt eure Hoheit hin /
Und wil gantz verſchwinden
Weil kein Vortheil kein Gewinn /
An euch iſt zu finden /
Denn425Vermiſchte Gedichte.
Denn ihr gar zu haͤuffig laufft /
Und man hundert Dirnens kaufft.
Auf den Troͤdel-Marckt um einen Duͤtgen.
4.
Welche kommen ſelber her /
Um ſich zu verhandeln /
Doch die muͤſſen ohnbeſchwer
Gleich zuruͤcke wandeln /
Denn wo man gnug haben kan /
Nimmt man das nicht gerne an /
Was kein Kaͤuffer einzukauffen ſuchet.
5.
Werfft ihr ſchon dagegen ein /
Und fangt an zu bellen
Maͤnner / wolt ihr beſſer ſeyn /
Als wir Demoiſellen.
Ja / ſtellet ihr euch gleich erboſt /
Bleibt doch dieſes unſer Troſt /
Daß wir vor uns einſam leben koͤnnen.

Das Mauliſche und Meyeriſche Hochzeit-Feſte Wurde hiemit beehret im Nahmen eines andern.

ES muß der Jcarus mit Schimpff zu Boden fallen /
Wenn ſich ſein Unverſtand der Sonnen nahe macht /
Und ſoll ein ſchlechtes Rohr wie Phœbus Floͤhte ſchallen /
So iſt dem Marſyas der Fall ſchon zugedacht:
Nun ſolt ich bald hieraus als einen Beyſpiel lernen /
Vom Helicon muß ſich mein ruͤhder Geiſt entfernen.
Allein / ich ſoll und muß vor dis mahl Verſe ſchreiben /
So wenig auch mein Geiſt von dieſer Kunſt verſteht /
Es darf die Schuldigkeit hier nicht zuruͤcke bleiben
Ob ſchon die Poëſie auf ſchwachen Fuͤſſen geht:
Jch muß mich mit Gewalt auf Pindus Spitzen ſchwingen
Und mit verſtimmtem Spiel mein ſchlechtes Opffer bringen.
D d 5Wie426Vermiſchte Gedichte.
Wie fang ich aber an die Verſe aufzuſetzen?
Die Venus und ihr Sohn ſind mir gantz unbek annt /
Jch weiß von Hymen nichts / und finde kein Ergoͤtzen
Wenn manch Poëte ſchreibt von ſeiner Fackel-Brand;
Man ruͤhmet uͤberall Cupidens Macht und Staͤrcke /
Thut denn ein blindes Kind ſo groſſe Wunder-Wercke?
Doch bin ich faſt er ſtaunt / die laſſen Sinnen ſtehen /
Wenn ſich vor Delilen ein groſſer Simſon beugt /
Und vor Verwunderung gedenck ich zu vergehen /
Wenn ſich vor Omphalen Alcidens Staͤrcke neigt.
Dient Jacob ſieben Jahr um Rahels ſeltne Gaben /
So muß die Liebes-Macht nicht ihres Gleichen haben?
Ja! es iſt mehr als wahr; Den angenehmen Trieben
War ſchon im Paradies der erſte Menſch zu ſchwach /
Es muſte ſeine Bruſt ſo gleich die Eva lieben /
Er hengte alſobald der ſuͤſſen Regung nach.
Weil wir nun alle her von dieſen Eltern ſtammen /
So koͤnnen wir das Feur der Liebe nicht verdammen.
Es will zwar manches Haupt den Ehe-Stand verwerffen /
Den ſelbſt das groſſe Drey im Paradies geſtifft /
Wie mancher muͤht ſich nicht den Tadel-Kiel zu ſchaͤrffen
Wenn ein geweyhter Mann ein keuſches Buͤndniß trifft.
Allein kein Kluger wird den falſchen Schluß verſiegeln /
Den Latium gemacht auf ſeinen ſieben Huͤgeln.
Die Prieſter Jſraels / die durfften ehlich leben /
Gott ſah die keuſche Brunſt mit Wohlgefallen an /
Und alſo wird er auch zu dieſer Zeit zugeben /
Daß ſeine Prieſterſchafft ſich ehlich ſehen kan.
Kan Aaron ſeine Frau in reiner Unſchuld kuͤſſen /
So darf ers ebenfals mit keiner Straffe buͤſſen.
Denn / wenn es ausgemacht / daß Lieben eine Suͤnde /
So wuͤrde er gewiß den Fehler nicht begehn;
Nun aber ſehnt er ſich nach einem lieben Kinde
Weil Gott zum zweyten mahl es alſo auserſehn:
Er folgt des Hoͤchſten Raht / und wil auch deſſen Willen /
Jn der Verehligung als wie ſein Knecht erfuͤllen.
Der427Vermiſchte Gedichte.
Der Himmel / der ihn hat ſchon ein mahl Lieben laſſen /
Wird ihm / Hochwertheſter / auch dis mahl guͤnſtig ſeyn /
Und ließ er gleich zu fruͤh den erſten Schatz erblaſſen /
So bringt er den Verluſt jetzt reichlich wieder ein.
Was die verſtorbene an Zucht und Treu geweſen /
Das laͤſt die Mayerin an ihrer Stirnen leſen.
So lebet dann vergnuͤgt ihr neu-vermaͤhlten Seelen /
Eur Gluͤcke nehme ſo / daß ihr es mercket / zu /
Kein Kummer muß niemahls die treuen Sinnen quaͤhlen
Und die Zufriedenheit vermehre eure Ruh.
Womit ein keuſches Paar kan gluͤck-und friedlich prangen /
Das muͤſſet ihr nach Wunſch im Uberfluß erlangen.
Lied / bey einer luſtigen Geſellſchafft.
1.
Amor foltert nur die Seeelen /
Und beaͤngſtigt die mit Quaͤhlen /
Die ihm unterwuͤrffig ſeyn /
Es gebiert ſtets neue Pein /
An den Liebes-Joche ziehen /
Wo nur ſcharffe Dornen bluͤhen.
2.
Lachet ſchon das falſche Gluͤcke /
Gucken ihm doch ſeine Tuͤcke
Aus dem ſchwartzen Augenraus /
Glaͤntzet gleich der Liebe-Haus /
Wohnet doch nur Angſt darinnen /
So betruͤbt die freyen Sinnen.
3.
Scheinet gleich ein mahl die Sonne /
Wird doch bald die kurtze Wonne
Die wie eine Fluth verrauſcht /
Mit Cometen ausgetauſcht.
Flieht der Liebe gifftigs Schertzen /
Jhre Mandeln zeugen Schmertzen.
4.
Bannet Amor aus den Sinnen /
Laſt ihm keinen Platz gewinnen /
Sein428Vermiſchte Gedichte.
Sein Vergnuͤgen iſt ein Tand /
Und ſein Froh-ſeyn Unbeſtand.
Denn nach kurtzen Sonnenſcheinen /
Folgt ein langes Trauer-Weinen.
5.
Liebt vielmehr den Safft der Reben
Laßt euch eur Vergnuͤgen geben /
Was der edle Bachus ſchenckt /
Und womit die Ceres traͤnckt;
Amor muß betruͤbet paſſen
Wenn wir dieſe herrſchen laſſen.
6.
Auf ihr edlen Muſen-Soͤhne /
Stimmt mit freudigem Gethoͤne
Eur Rundadinella an /
Jauchtze nur wer jauchtzen kan /
Dieſen Goͤttern laßt zu Ehren
Eure frohe Lieder hoͤren.

Zu der Ridder - und Mahneriſchen Hochzeit-Feyer / Gratulirte durch Folgendes. Copiantes.

Jhr Tichter / deren Geiſt der Himmel ſelber treibet /
Wenn er durch heilges Feur blaͤſt eure Sinnen an /
Sagt / da ihr offter mahls von Liebes-Flammen ſchreibet /
Womit man ſie zuletzt noch wol vergleichen kan?
Der eine ſagt / es ſey ein Zucker vor die Seelen:
Ein ander aber nennt ſie der Gemuͤther Band.
Der heiſt ſie einen Grind / der nicht wol zu verhelen:
Und dieſer ſpricht / ſie ſey nichts als ein heiſſer Brand.
Allein ihr irret noch / ein einger hats getroffen /
Der ſagt / daß ſie mit recht dem Jaͤger-Garne gleicht /
Darinn ſchon manches Wild vergnuͤgt hinein geloffen
Wenn es der ſchlaue Fleiß des Weydemanns umſchleicht.
Der429Vermiſchte Gedichte.
Der Tiras iſt allein vor niedrige Gemuͤhter /
Dabey der Augen-Blitz die erſte Lock-Pfeiff iſt.
Die Koͤrner ſind alsdann der Erden falſche Guͤter /
Woran ſich mancher Menſch mit Luſt zu tode friſt.
Die Stangen ſind hieran die Regungen des Blutes /
Wo bey ſo Jaͤger als auch Wildpret wird geruͤhrt /
Er iſt bey ſelbigen vergnuͤgt und gutes Muhtes
Da dieſer Witterung ſein Vogel nachgeſpuͤhrt.
Allein dis alles hilfft noch nichts vor hohe Sinnen /
Bey denen muß allein die Tugend-Jaͤger ſeyn /
Das Steck-Garn das Vertraun / ſo kan hier nichts entrinnen /
Denn alles laufft mit Luſt in dieſe Lappen ein.
Und dieſe Tugend iſt bey ihm das Garn geweſen /
Herr Vetter / darinn er vorlaͤngſt dis Wildpret fing /
Daß dieſes Garn allein zu ſeinem Fang erleſen
Ob gleich ſonſt manches Netz ihm um das Lager hing.
Die friſch belebte Stirn die weiſet ſein Gemuͤhte /
Helenens Bruͤder ſind daran verliebter Blitz /
Der Wangen Purpur zeugt von ſeiner Seelen Guͤte
Auf der beſchneeten Bruſt hat Amor Thron und Sitz.
Jedoch ich will nicht mehr verbluͤhmt und dunckel ſchreiben /
Es iſt mit einem Wort die ſchoͤne Mahnerin.
Jch wuͤnſche nur / da mich Pflicht und Gehorſahm treiben /
Nehmt aus des Hoͤchſten Hand viel tauſend Seegen hin.

Als der Hoch - Edelgebohrne Herr Herr Johann Werlhoff / Hoch Fuͤrſtl. Braunſch. Luͤneb. wohlbeſtal - ter Hoff-Rath / und der weitberuͤhmten Julius Uni - verſitt Anteceſſor primarius und Facultatis Ju - ridicæ Senior beerdiget wurde / ſtellete man die ihren groſſen Verluſt beklagende Themis in folgenden vor.

DEr groſſe Pan iſt todt! ſo rieff vor vielen Jahren
Dem Thamus eine Stimm aus holen Luͤfften zu /
Als er mit ſeinem Schiff nach Pafi kam gefahren /
Und die ſonſt wilde See ſich fand in ſtiller Ruh:Durch430Vermiſchte Gedichte.
Durch dieſes Lufft-Geſchrey wurd alles Volck geſchroͤcket /
Und ungemeine Furcht in ihrer Bruſt erwecket.
Nun kunte dieſes Volck nicht ohne Schrecken leben /
Da aller Geiſter Fuͤrſt der Pan geſtorben war /
Der ihnen Geiſt und Leib / ja alles muſte geben /
Der lag wie ſie gehoͤrt / entſeelet auf die Bahr;
So quaͤlte Angſt und Noth mit Jammer dieſe Leute /
Da ihnen unbewuſt was ſolches recht bedeute.
Jch aber / die der Blitz des ſchwartzen Himmels ſchlaͤget /
Jch Themis, der der Strahl durch Marck und Adern bricht /
Weiß mehr als alzuwohl / was dieſes in ſich heget /
Daß Julia betruͤbt zu mir / als Schweſter ſpricht:
Dein groſſer Pan iſt todt / dein alles iſt erblichen /
Dein Kleinod iſt hinweg von deiner Bruſt gewichen.
O Schrecken-volles Wort! O Nachricht die mich quaͤlet!
Welch Schickſal raſet denn ſo grauſam wider mich?
Jſts muͤglich / daß mich noch ein Lebens-Trieb beſeelet?
Welch wilder Sterblicher wird ſo geplagt als ich?
Da ich doch Goͤttin bin! O Allmacht ohne Staͤrcke!
Jhr Sterblichen verlacht nur meine Wunder-Wercke.
Mein Werlhoff / der iſt todt! Ach unerhoͤrter Schmertze.
Mein Prieſter! ach mein Sohn! du ſtirbeſt vor der Zeit /
Dein gar zu fruͤher Tod ertoͤdtet mir mein Hertze /
Wer ſteht nun vor den Riß? O Jammer / Angſt und Leid!
Mein beſter Sohn iſt todt / mein Kleinod iſt verlohren /
Es hat ſich wider mich der Himmel ſelbſt verſchworen.
Jhr Augen oͤffnet euch vergieſſet heiſſe Zaͤhren /
Beweinet meinen Sohn / den ungemeinen Mann /
Weint aber nichts als Blut / denn was ich muß entbehren /
Ein ſchlechtes Zaͤhren-Saltz mir nicht erſetzen kan.
Mein Tempel faͤllt nun ein / mein Anſehn iſt verſchwunden /
Und kein Hipocrates heilt meiner Seelen Wunden.
Mein Hertze das erſtarrt / ja es wird faſt zur Leichen /
Wenn es an den Verluſt / o herber Schmertz gedenckt /
Doch kan es nicht den Tod / den harten Tod erweichen /
Daß er dem theuren Mann das Leben wieder ſchenckt /
Ein Orpheus kan ſein Weib aus Plutons Reiche bringen /
Mir aber muß mein Will und Wuͤnſchen nicht gelingen.
Be -431Vermiſchte Gedichte.
Betruͤbte Muſen-Schaar / ſchlagt die erſchrocknen Bruͤſte /
Und ſtimmt doch mit mir an / ein traurigs Grabe-Lied /
Der Helicon vergleicht ſich jetzo einer Wuͤſte /
Die Roſe meiner Luſt iſt / weint! ach weint! verbluͤht /
Des Todes rauher Nord hat ihre Pracht verwehet /
Ach daß ein Menſch ſobald / ja ſolch ein Menſch / vergehet.
Was da Papinian vor Alters iſt geweſen /
Was Cajus und Levin vor Wiſſenſchafft gewuſt /
Das ließ mein theurer Sohn an ſeiner Stirnen leſen /
Der Geiſt Juſtinians belebte ſeine Bruſt /
O ſchmertzlicher Verluſt! O neidiſches Geſchicke!
Wie hemmſt du meinen Ruhm / wie beugeſt du mein Gluͤcke!
Verworffner Unbeſtand / muß denn in allen Sachen
Der muͤden Sterblichen es ſo verkehret gehn?
Muß Bliß und Donner nur auf ſolche Cedern krachen?
Da ſchlechtes Dorn-Geſtraͤuch und Dieſteln ruhig ſtehn /
Mein Pharos wird vernicht / da ſchlechte Huͤtten bleiben /
Und das was koſtbahr iſt / wil Neid und Zeit zerreiben.
Jhr Luͤffte raſet nur / ihr Wolcken kracht und blitzet /
Zerſtoͤrt mein Heiligthum / vertilget mein Altaar
Jſt doch mein Prieſter todt / mein Atlas der mich ſtuͤtzet
Jſt leider nun hinweg; der mir der Liebſte war /
Den ich als Sohn geliebt / hat dieſe Welt verlaſſen /
Der Himmel wird den Geiſt in ſeinem Pallaſt faſſen.
Doch Themis, faſſe dich / was nuͤtzen deine Klagen?
Jſt ſchon dein Werlhoff todt ſo lebet doch ſein Ruhm /
Man muß des Himmels-Schluß gelaſſener ertragen /
Ein Centner Wiederwill ſtoßt ſolchen doch nicht um.
Ein Menſch / iſt ja ein Menſch / das iſt / er muß vergehen /
Er gleichet einer Saat / die immer reiff zu maͤhen.
Sobald er dieſe Welt / dies nichtige erblicket /
So ſtellt die Wiege ihm des Lebens Morgen fuͤr /
Und ehe er ſich recht in ihre Art geſchicket /
So iſt die Bahre ſchon als Abend vor der Thuͤr /
Citronen kan ein Wind in einen Huy entlauben /
Den Sterblichen der Tod die Lebens Geiſter rauben.
Wer aber auf der Welt wie Werlhoff hat gelebet /
Der ſtirbt nicht wan er ſtirbt / der Nachruhm ewig bleibt /Sein432Vermiſchte Gedichte.
Sein Angedencken noch in tauſend Seelen ſchwebet /
Wenn ſchon die graue Zeit ſo Seul als Bild zerreibt /
Denn dieſes iſt der Kern aus allen irrdſchen Guͤtern /
Und bleibet unverſehrt / wenn Blitz und Donner wittern.
Die Roſe riechet auch / wenn ſie gleich abgebrochen /
Die Lilje hegt Geruch / ob ſie ſchon nieder liegt /
Es bleibt der Nachruhm doch / ob um die morſchen Knochen /
Sich ſchon ein blauer Molch und gelbe Natter ſchmiegt /
Denn weil die Seele lebt / und ihre Thaten gruͤnen /
So muß der Tugend Ruhm zu der Belohnung dienen.
Drum die ihr jetzt in Boy und ſchwartzen Flore gehet /
Betruͤbte die ihr jetzt am Trauer-Joche zieht /
Ergreiffet die Gedult / und ob ihrs ſchon nicht ſehet /
Dennoch in eurem Leid ein neues Gluͤcke bluͤht /
Der Himmel pflegt nicht leicht ein Ungluͤck her zu ſchicken /
Darauf nicht alſobald ſich Freude lieſſe blicken.
Nun ruhe matter Leib in deine Todten-Kammer /
Biß dich der Himmels-Printz / in ſeinen Pallaſt rufft /
Du biſt jetzt ohne Noth / du ſpuͤhreſt keinen Jammer /
Die freye Seele ſchwebt beym Sternen in der Lufft;
Mein Prieſter ruhe wohl / bleib Seele im Ergoͤtzen /
Und laß mich dieſe Schrifft auf deinem Grabſtein ſetzen:
Mein groſſer Pan liegt hier / aus deſſen ſuͤſſen Munde /
Mit einem jedem Wort ein Centner Weißheit floß /
Was ſich vor Wiſſenſchafft in meinen Rechten funde /
Sein hochgelahrtes Haupt und kluge Bruſt beſchloß:
Was an Papinian das ſtoltze Rom vermiſſet /
Hat jetzo Julia an Werlhoff eingebuͤſſet.

Auf den Geburts-Tag einer vornehmen Frauen / im Nahmen eines andern.

Ermunter dich mein Geiſt / und ruͤhm die holden Stralen /
Womit ſich dieſer Tag vor andern koſtbahr macht /
Schau Phœbus iſt bemuͤht den Himmel roth zu mahlen /
Er doppelt ſeinen Glantz mit ungemeiner Pracht.
Die Erde fecuet ſich / ſie will ſich mit erheben /
Und die Natur vermehrt was ſie ſchon offt gethan.
Die Deutung wil ſich ſelbſt in dieſen Worten geben:
Es zeigt was groſſes an.
Es433Vermiſchte Gedichte.
Es zeigt was groſſes an / und macht durchaus begluͤcket
Wenn eine edle Seel den Tag offt wieder ſchaut /
An welchem ſie zu erſt die Erde angeblicket /
An dem des Himmels Gunſt den Wohlfahrts-Grund erbaut:
Sie kan Hoch-Edle Frau auch dieſes Gluͤcke ſehen /
Denn dieſes iſt der Tag / der ihr das Leben gab /
Sie iſt ein fruchtbahr Baum darbey die Worte ſtehen?
So gruͤnte Arons Stab.
So gruͤnet Arons Stab / und brachte ſuͤſſe Fruͤchte /
Und mir wil ihre Gunſt ein gleiches Wunder ſeyn /
Wenn ich mein Sehnen hin zu ihrer Guͤte richte /
So trifft mir alſo fort / was ich gewuͤnſchet / ein.
Mein Himmel laſſe ſie in ſtetem Gluͤcke gruͤnen /
Schuͤtz dieſen edlen Baum mit deiner ſtarcken Hand /
Denn wird die Uberſchrifft auch mir zum Vortheil dienen /
Gerecht zum Widerſtand.
Gerecht zum Widerſtand iſt ſie mir ſtets geweſen /
Wenn mir ein Ungluͤcks-Sturm nicht allzu ferne war /
Man kan die Guͤtigkeit an ihrer Stirnen leſen /
Wenn mich ein Mangel druͤckt ſo wird ſie offenbahr /
Jſt Jndien befugt den Wunder-Baum zu ehren /
Weil es von deſſen Stamm faſt alle Sachen hat /
So laß ich mich von ihr mit dieſem Denck-Spruch hoͤren /
Jn Worten und der That.
Jn Worten und der That verſpuͤhr ich ihre Liebe /
Mein Himmel zahle doch vor mich die Schulden ab /
Kein Unfall mache nie den Freuden Himmel truͤbe /
Sie ſeh offt dieſen Tag entfernt von Noht und Grab /
Mein Unvermoͤgen weiß nichts beſſers ihr zu ſchencken /
Als daß der groſſe GOtt ſelbſt der Vergelter ſey /
Und bey die Ehren-Kron will ich die Umſchrifft dencken /
Der Lohn wird immer neu.
Der Lohn wird immer neu / den dieſer Fuͤrſte giebet /
Und in der Ewigkeit nimmt er noch taͤglich zu /
Sie wird in ſeinem Schutz von keiner Noht betruͤbet /
Er mehret ihre Luſt / und fordert ihre Ruh;
Jndeſſen laß er ſie / Hoch-Edle / lange leben /
Sie ſey ein Lorbeer-Baum / der mich noch ferner ſchuͤtzt /
E eJch434Vermiſchte Gedichte.
Jch will die Laͤuterung mit dieſen Zeilen geben:
Jch lache wenn es blitzt.
Er troͤſtet ſich ſelbſt in ſeinem Ungluͤcke.
1.
Ein Hertz / daß ſich mit Sorgen plagt /
Verzehrt ſich ſelbſt vor Zeiten /
Wer taͤglich uͤber Ungluͤck klagt /
Wird ſich das Grab bereiten:
Es kan doch nichts beſtaͤndig ſeyn /
Auf Regen folget Sonnenſchein.
2.
Die Zeiten ſind veraͤnderlich /
Es wechſeln Tag und Stunden /
Es hat nach Blitz und Donner ſich
Die Stille eingefunden /
Die Nacht kan nicht ſo finſter ſeyn /
Der Tag bricht wiederum herein.
3.
Haͤlt gleich das angenehme Licht
Des Gluͤckes ſich verborgen /
So glaub ich / glaͤntzt es heute nicht /
Daß es doch ſcheinet morgen /
Es kommt bey mir auch wol der Tag
Daß ich mich gluͤcklich nennen mag.
4.
Ein Schiff daß in der Waſſers-Fluth
Mit ’Wind und Wellen ſtreitet /
Verlieret nicht ſo fort den Muth /
Weil es die Hoffnung leitet /
Es werde bald den Sturm entgehn /
Und ſich im ſichern Hafen ſehn.
5.
Liegt gleich mein Schiff vor Ancker noch /
Und hat contraire Winde /
So iſt bey mir die Hoffnung doch /
Daß ich noch endlich finde /
Den Haven der mir iſt beſchert
Und den mein Wuͤnſchen laͤngſt begehrt.
6. Wer435Vermiſchte Gedichte.
6.
Wer weiß / wo noch mein Gluͤcke ſoll
Jn voller Bluͤhte ſtehen /
Und ſcheinet es heute noch ſo toll /
Kans morgen doch geſchehen /
Daß ich durch einen guten Weg
Erlange den gewuͤnſchten Zweck.
7.
Das Gluͤcke iſt den Raͤdern gleich /
Das Unterſte kommt oben /
Der heute arm iſt morgen reich /
Und hoͤrt ſich herrlich loben /
Wie mancher iſt im Augenblick
Gelangt zu einen groſſen Gluͤck.
8.
Lacht gleich das Gluͤcke ander an /
Jch will es ihnen goͤnnen /
Weil auch der Tag erſcheinen kan /
Daran ich werd erkennen /
Daß Hoffnung doch den Preiß behaͤlt
Bey allen Ungluͤck in der Welt.
9.
Drum mein Gemuͤth ermuntre dich /
Und laß die Sorgen fahren /
Es geht das Gluͤcke wunderlich /
Man hat es nicht beym Haaren /
Laß ſorgen / wer da ſorgen will /
Jch hoff und warte in der Still.

Bey dem Teuto - und Gildehauſiſchen Hochzeit-Feſte Wurde der Handel und Wandel in der Liebe in Fol - genden vorgeſtellet / Jm Nahmen A. K.

Jſt die Liebe nicht ein Handel /
Gleicht ſie nicht der Kauff mannſchafft?
Ja! und dieſen ſchoͤnen Wandel
Treibet man mit ſolcher Krafft;
E e 2Daß436Vermiſchte Gedichte.
Daß man Hertz um Hertz verkauffet /
Denn ein jedes Menſchen-Kind
Hin nach ihrer Boͤrſe lauffet /
Wo man tauſend Kaͤuffer findt.
Die Advis-Brief ſind die Blicke /
Und der Wechſel-Zettul geht
Selten mit Proteſt zuruͤcke /
Was man redet / das beſteht.
Wann Myrtillo bey Melinden,
Erſt dahin es bringen kan /
Daß er ſich zu ihr darf finden
Alsdenn geht der Handel an.
Daß er ihr getreu ſich nennet /
Jſt das erſte Handlungs-Geld /
Wenn das keinen Mangel kennet /
Alsdenn iſt es wohl beſtellt;
Wenn es richtig wird befunden /
Wenn es nicht den Werth verliehrt /
Denn wird Hertz und Geiſt verbunden /
Und der Handel fortgefuͤhrt.
Giebt der Himmel dann Gedeyen
Daß er heim ſie fuͤhren kan /
Alsdenn geht es an ein Freuen /
Und die Zahl-Woch hebt ſich an
Alle Naͤchte in dem Bette
Jſt der taͤgliche Termin;
Allda liebt man in die Wette /
Und vermehret den Gewinn.
An der Zins wird nichts erlaſſen /
Noch viel minder compenſirt,
Weil einjeder beſter Maaſſen
Seine Liebes-Schuld abfuͤhrt.
So hat man viel zu caſſiren /
Des Correſpondenten Hand /
Will in keinem Ding falliren /
Alles bringet er zum Stand.
Nach ſo richtigem Belegen
Kommt lebendiger Gewinn /
Und der hochgewuͤnſchte Seegen
Zieht mit Wucher ſich dahin /
Mag437Vermiſchte Gedichte.
Mag man denn nicht weiter handeln
So greifft man die Renten an /
Und das angenehme Wandeln /
Wird den Kindern eingethan.
Jhr! ihr treu-verliebte Hertzen /
Die ihr heute euch verbindt /
Und bey Hymens Freuden-Kertzen /
Euch zu ſolchen Handel findt /
Jhr / ihr werdet ſchon erfahren /
Was mein Feder-Kiel hier ſetzt.
Handelt wol mit denen Waaren /
Da mit Amors Gunſt er goͤtzt /
Laſſet den Profit uns blicken /
Doch erſt nach drey Viertel Jahr
Alsdenn wird in allen Stuͤcken
Eure Handlung offenbahr /
Himmel! ſegne Bud und Laden /
Schuͤtze ſie durch deine Gunſt /
Und verleihe viel Intraden /
Dieſer keuſchen Liebes-Brunſt.

Auf den Nahmens-Tag einer Mutter / vor einen andern.

Geehrteſte / nun iſt es Zeit
Sich auf Gebeht und Wunſch zu ſchicken /
Heut iſt der Tag der Lieblichkeit /
Der mit den angenehmſten Blicken /
Und mit des vollen Lichtes Pracht
Den werthen Nahmen kundbahr macht /
Heut iſt der Tag / nun iſt es Zeit.
O ſuͤſſer Nahm! o froher Tag!
O ſey mir tauſend mahl willkommen!
Du wirſt ſo viel als ich vermag
Mit Luſt und Freuden aufgenommen /
Die Wonne bleibet unumſchraͤnckt
Die mir dein holdes Tagen ſchenckt;
O ſuͤſſer Nahm! o froher Tag!
E e 3Mein438Vermiſchte Gedichte.
Mein Hertz und Geiſt ermuntert euch
Jhr muͤßt bey Arbeit und den Buͤchern
Durch dieſes Opffer heut zugleich
Auch eure Freude mit verſichern /
Die Treue treibt euch dazu an /
Und Liebe nennt es wohlgethan.
Mein Hertz und Geiſt ermuntert euch.
Auf! Himmel auf! verklaͤhre dich!
Jhr ſchwartzen Wolcken weicht zuruͤcke
Was Ungluͤck macht verberge ſich /
Und du o! wandelbahres Gluͤcke
Miſch heute uns nichts truͤbes ein
Laß deinen Glantz ſtets guͤlden ſeyn!
Auf Himmel auf verklaͤhre dich!
Und du o Gott erhoͤre doch!
Mein Flehen und mein heiſſes Bitten /
Laß deine Gnade ferner noch
Mit reicher Wolluſt ſie beſchuͤtten.
Gib / daß kein boͤſer Unfall ruͤhrt
Was nur von uns den Nahmen fuͤhrt.
Und du o GOtt erhoͤr es doch!
Wo deine Gnaden Sonne ſcheint /
Da muß der Seegen ſich vermehren /
Da trotzet man ſo Neid als Feind;
Und laͤſt ſich jauchtzend dabey hoͤren /
Da muß das Gluͤck zur Seiten gehn /
Und ſtets in vollem Wachsthum ſtehn.
Wo deine Gnaden-Sonne ſcheint.
Was deine Guͤt und Allmacht ſchuͤtzt /
Das fuͤhlt nicht Schwachheit Schmertz und Plage
Wo deiner Gnaden Sonne blitzt
Da ſpuͤhrt man lauter frohe Tage /
Bekuͤmmerniß / Noht / Sorg und Quaal
Betrifft daſſelbe nicht ein mahl /
Was deine Guͤt und Allmacht ſchuͤtzt.
Hoch -439Vermiſchte Gedichte.
Hochwertheſte! ſo ſteht es wohl
Um Sie und uns zu allen Zeiten
Das Gluͤcke will ſie wie es ſoll
Jn ihrer Lebens-Zeit begleiten.
Giebt Gott / daß dieſes frohe Licht /
Noch offte ſo ein zu uns bricht /
Hochwertheſte! denn ſteht es wohl.
Es iſt mein Wohl mit ihr verknuͤpfft
Wenn ſie der Wuͤnſche wird genieſſen /
Wodurch mein Hertz vor Freuden huͤpfft /
Und ſie auf dieſes Blat laͤſt flieſſen /
Als Zinſen meiner Lieb und Treu /
Gott lege hier das Amen bey /
So iſt mein Wohl mit ihr verknuͤpfft.
Als die hohe Vice-Rectorats-Wuͤrde einen Profeſſori Metaphyſ. aufgetragen wurde. Jm Thon: Nichts iſt ſo galant gebohren / als die ſchoͤne Galathee.
1.
Nichts iſt ſo verhaßt geworden
Als die Metaphyſica,
Denn der dummen Spoͤtter-Orden
Schimpffet und verlaͤſtert ja /
Daß ein Metaphyſicus
Ein Gelehrter heiſſen muß.
2.
Ens und non ens ſollen Sachen
Gar von keinen Werthe ſeyn /
Doch ich muß der Thorheit lachen /
Denn mir faͤllt das Sprich-wort ein:
Daß die Kuͤnſte keiner haßt /
Als der ſelber nichts gefaßt.
3.
Blinde Welt / du biſt geſchoſſen /
Unverſtand / du biſt verblendt /
E e 4Weis -440Vermiſchte Gedichte.
Weisheit nennſt du Kinder Poſſen /
Weil dein dummer Kopff nicht kennt /
Wie der Weisheit falſcher Dunſt /
Wird verjagt durch dieſe Kunſt.
4.
Stahl / der alle Welt ergetzet /
Haͤtte den geſtaͤhlten Muht
Nie an dieſe Kunſt geſetzet /
Wenn er nicht das hoͤchſte Gut
Dieſe Lehre zu verſtehn
Jhm vor andern auserſehn.
5.
Hebenſtreit das Licht der Erden /
Der viel Streite beygelegt /
Duͤrffte wol vergeſſen werden /
Wenn er nicht den Geiſt gepraͤgt
Jn die Buͤcher die der Safft
Sind von aller Wiſſenſchafft.
6.
Lœbers und Martini Schrifften
So der Welt viel Licht gebracht /
Koͤnnen uns ein Denck-Mahl ſtifften /
So der Zeiten Roſt verlacht /
Und Niemeyers Ruhm beſteht /
Bis der Eltz und Elm vergeht.
7.
Antenor du haſt erfahren /
Wie der unverdroßne Fleiß
Sich kan mit der Weisheit paaren /
Wenn der Jugend warmer Schweiß
Dich durch alle Adern dringt /
Und den Ruhm zum Lohne bringt.
8.
Es iſt dein erhitzt Bemuͤhen
Keine Grillen-Faͤngerey /
Denn du weiſt heraus zu ziehen /
Was zur Sache dienlich ſey:
Kein Wort / ſo du je gelehrt /
Jſt vergeblich angehoͤrt.
Un -441Vermiſchte Gedichte.
9.
Unſre Stadt ruͤhmt deine Gaben /
Womit dich der Himmel ziert /
Und wird noch mehr Nutzen haben /
Wenn der nun den Scepter fuͤhrt /
Welcher iſt zu unſrer Zeit
Mehr als Stahl und Hebenſtreit.
10.
Brauche denn was dir gegeben
Kuͤnfftig zur Gerechtigkeit:
Laß den Purpur Geiſt und Leben
Uns zum beſten ſeyn geweyht:
Boͤſ und gute diſtinguirt
Heißt den Scepter wohlgefuͤhrt.

Bey der Beerdigung Der Hoch-Ehr und Tugend-belobten Frauen / Frauen Marien Pfluͤgerin / ꝛc. Legten gegen den Hoch-betruͤbten Hrn. Wittwer ihr hertzliches Mitleyden drey Verwandte durch Folgendes an den Tag.Copiantes ..

Wenn dir das bange Hertz in tauſend Stuͤcken ſpringet /
Ja / wenn dir ſelber faſt der Lebens-Faden bricht;
Wenn dir ein ſcharffes Schwerdt durch deine Seele dringet /
Und aller Muth entfaͤllt / ſo wundern wir uns nicht /
Denn jetzund wird dein Hertz zu Grabe hingetragen /
Dein Leben ſieheſt du auf einer Bahre ſtehn /
Du muſt / und wir mit dir / aus gleicher Wehmuth klagen /
Daß wir dich / welcher Riß? als Wittwer muͤſſen ſehn.
So gehts / ſo drehet ſich das Blat der Eitelkeiten;
So ſpielt das Wechſel-Gluͤck mit uns als einem Ball:
Offt ſchenckt uns ſeine Bruſt vergnuͤgte Lieblichkeiten /
Doch aber ſie ſind nichts als nur verfuͤßte Gall.
Wenn man ihm heute noch vergnuͤgt im Schooſſe lieget /
So macht es morgen Strick aus unſerm eignen Haar:
Es iſt ein irrend Licht / das uns des Nachts betrieget /
Daß / weñ es ſchoͤn geglaͤntzt / bald Schleim und Unflath war.
E e 5Ach!442Vermiſchte Gedichte.
Ach! daß wir nun auf dich die Deutung muͤſſen machen!
Herr Vetter / da der Tod durch deine Rechnung ſtreicht /
Jndem / da dir das Gluͤck ſing freundlich anzulachen /
Dein Weib / o hartes Wort! dein liebſtes Weib erbleicht.
Wir wollen jetzund nichts von ihrem Ruhme ſagen /
Weil / was vollkommen iſt / der Schmincke nicht gebraucht:
Genug / wer ſie gekannt / der wird mit Thraͤnen klagen /
Daß ihre Lebens-Zeit gleich wie ein Dampff verraucht.
Sie war der Martha gleich ihr Haus wohl zu regieren /
So daß es auch daher am Seegen nie gefaͤhlt:
Allein ihr Nahme konnt uns zu Gemuͤhte fuͤhren /
Daß / wie Maria, ſie das beſte Theil erwaͤhlt.
Doch man muß nicht aufs neu dir deine Wunden reiben;
Darum nimm deinen Troſt aus unſern Thraͤnen hin /
Und laß uns auf ihr Grab noch dieſe Worte ſchreiben:
Hier liegt die kluge / fromm und keuſche Pfluͤgerin.

Bey dem Ottiſch - und Ulrichſchen Hochzeit-Feſte Gratulirte zu dem aus dem Ulrichſ. Cabinet erlangtẽ Schau-ſtuͤck.Copiantes.

Ein Bild / das auf der Stirn des Vaters Nahmen fuͤhret /
Und dem der Mutter Geiſt aus beyden Augen lacht /
Das reiner Tugend-Gold am meiſten koſtbahr macht /
Und daß des Fleiſſes-Bild in ſeinem Wapen zieret *
Deſſelben Koſtbarkeit kein Silber kauffen kan /
Das trifft / Herr Braͤutigam / er jetzund gluͤcklich an.
Herr Ulrichs Cabinet kan ſolche Muͤntze zeigen /
Die wohlgepreget ſind von guten Korn und Schroot /
Und die vor keinem Strich / als nur allein dem Tod /
Den unverfaͤlſchten Glantz der holden Wangen neigen /
Derſelben keine nur allein von auſſen prahlt /
Weil ſie nicht triegend Schmuck noch Fuͤrniß angemahlt.
Dis eine Schau-ſtuͤck war vor ihn noch aufgehoben /
So dieſe Uberſchrifft: Der Eltern Abdruck / hegt:
Die Tugend ſelber hat auf den Revers gepraͤgt
Um ihre muntre Stirn den Spruch: Allein von Oben.
Die443Vermiſchte Gedichte.
Die Rand-Schrifft iſt hiebey: Vor einen nur getreu:
Die Deutung zeiget jetzt / daß es Herr Otto ſey.
Jch wuͤnſche Gluͤck dazu! GOtt ſegne Kauff und Waare /
Und laſſe Zucker-Brod ſtets eure Speiſe ſeyn /
Er ſchenck euch Malvaſier aus Anmuths-Schaalen ein /
Und gebe tauſend Luſt dem neu-vermaͤhlten Paare /
Er muͤſſe ſelbſt den Oel in eure Flammen thaun /
Daß man dis Kleinod nicht mag ohne Wucher ſchaun.
*Ein Eichhorn als ein Symbolum des Fleiſſes.
*

Als der Hoch-Edle / Veſte und Hochgelahrte Herꝛ / Herr Chriſtian Eiſenhart Zum Doctor auf der Welt-beruͤhmten Julius Univerſitaͤt creiret wurde / legte man ſeine Schuldigkeit mit Folgenden ab.

Wenn / da das vorge Rom das Wunder alter Zeiten /
Sich noch nicht von der Welt zur Herrſcherin gemacht;
Ein unerſchrockner Held durch unermuͤdtes Streiten
Den Sieg zu ſeinen Ruhm und Preis davon gebracht;
So wurde er zum Lohn mit einem Krantz bezieret /
Und mit Triumph und Pracht als Sieger eingefuͤhret.
Und wenn ſonſt zu Athen, der Burg der Pierinnen,
Der Weisheit Muſter-Platz und des Appollens Sitz /
Ein tieffgelehrter Kopff / die Ober-Hand gewinnen /
Und zeigen konte an den Weisheits vollen Witz /
So wurd das kluge Haupt auch ebenfals bekroͤnet /
Und ein Gluͤck-Wuͤnſchungs-Lied vom Volcke angethoͤnet.
Dis that die kluge Welt dem Sieger theils zu Ehren
Theils wurden andere auch dadurch angefriſcht /
So durch Verſtand als Muth das Vaterland zu mehren /
Da ſolche ſchoͤne Pracht zum Lohn ſtund aufgetiſcht.
Ein jeder war bemuͤht ſich alſo zu erzeigen
Damit man Huld und Gunſt doch auf ihn moͤchte neigen.
Den loͤblichen Gebrauch hat auch die Zeit erkohren /
Darinnen Kunſt und Witz aufs Hoͤchſte kommen iſt /
Da unermuͤdter Fleiß beſieget Aug und Ohren /
Und Themis ihren Sitz auf Erden hat erkießt.
Da mancher kluger Kopff Apollo dieſer Erden /
Und eine tapffre Fauſt mehr als ein Mars wird werden.
Drum444Vermiſchte Gedichte.
Drum kroͤhnt jetzt Julia zu nicht geringen Ruhme
Den klugen Eiſenhart mit einem Doctor-Hut /
Dem in Aſtræens Streit der Sieg zum Eigenthume
Blieb / als ein Vaͤterlichs ihm zugehoͤrigs Gut /
Er zeigte / daß Verſtand von Klugheit her entſpringet /
Und eine Fichte nicht gekroͤhnte Fruͤchte bringet
Die Themis hat ihn laͤngſt zum Sohne auserſehen /
Heut aber ſtellt ſie ſich als eine Mutter an /
Sie laͤſt den werthen Sohn in theurem Purpur gehen /
Und ſchenckt ihm alles das / was eine Mutter kan.
Des Vaters Zierde wird ihm heute beygeleget /
Da ſein gelehrtes Haupt Aſtræens Krone traͤget.
So muß der Tugend-Ruhm die Tugendhafften zieren /
Ein ſtarcker Adeler heckt keine Taube aus /
Und keine Loͤwen-Zucht kan ihre Krafft verliehren
Die Roſe kehrt ſich nicht in einen Neſſel-Straus.
Der Vater ſtellet ſich in ſeinem Sohne wieder /
So wie der Urſprung war ſo ſind auch deſſen Glieder.
Nun wird der kluge Mund mit Zucker ſuͤſſen Lehren Aſtræens Wiſſenſchafft mir doppelt floͤſſen ein
Es wird die Leucoris aus ihm ſich laſſen hoͤren /
Und der iſt recht begluͤckt dem er geneigt wird ſeyn /
Wohlan! ich ſetze mich ſo lang zu ſeinen Fuͤſſen
Bis ich nur einen Theil mag ſeiner Weisheit wiſſen.
Zu dieſer Wuͤrde wird des Himmels Schluß ſich fuͤgen /
Der angeſteckte Ring zeigt groͤſſers Steigen an /
Es mehre ſich ſein Ruhm / es wachſe ſein Vergnuͤgen /
Er werde Juliens Zier und Tribonian.
Wer Tiraquellus und Papinian geweſen /
Das wird man mit der Zeit an ſeiner Stirnen leſen.

Quodlibet.

Trau: aber ſchaue wem /
Dis wahre Sprichwort faͤlt
Der falſchen Welt /
Die nichts von Treu und Glauben haͤlt /
Anjetzt nicht angenehm.
Allein /445Vermiſchte Gedichte.
Allein / der iſt ein kluger Mann /
Der es wohl practiciren kan.
Luſtig ihr Bruͤder!
Singt froͤliche Lieder /
Denn Morgen geht die Hochzeit an.
Mein / laßt die Leute ſorgen /
Die Wirthin wird ſchon borgen /
Es ſauffe / wer da ſauffen kan.
Der Schuſter ſingt aus Hertzens Grunde /
Wenn er den Krug anfaßt
Und lange Zuͤge thut.
Der Haaſe haßt
Die Jaͤger-Hunde.
Die Cammer-Maͤdgens lieben
Den Beutel und das Geld /
Ach! daß es nicht von Himmel faͤlt;
Es koſtet Schweiß und Blut.
Das Hammel-Fleiſch mit Ruͤben
Jſt eine gute Koſt /
Zumahl / wenn ein Glas Wein /
Auch wohl ein friſcher Moſt
Dabey wird aufgetiſchet ſeyn.
Ha! ſprach das arge Kind /
Biſt du alſo geſinnt?
So wil ich dich verbrennen.
Nehmt Pillen ein / nehmt Pillen ein /
Denn dieſe koͤnnen
Die beſte Huͤlffe ſeyn.
Ach laßt mich ungeſchoren /
Der Haaſ hat lange Ohren /
Der Ochſe groſſe Hoͤrner /
Ein Sack faßt viele Koͤrner.
Der Pracher hat viel Laͤuſe /
Der Korn-Boden viele Maͤuſe.
Die Maͤdgens ſtraͤuben ſich /
Und dencken doch ach! haͤtt ich dich /
Sie moͤgen hertzlich gerne naſchen
Roſinen aus der Taſchen /
Und446Vermiſchte Gedichte.
Und Rhein Wein aus der Flaſchen.
Fort putze mir die Schuh.
Es hat die rothe Kuh
Den Spiegel gantz zerſtuͤckt
Denn als ſie ſich darinn erblickt /
Sah ſie als wie ein Cammer-Maͤdgen aus.
Das Kalbfleiſch ſchmecket gut.
Jhr Maͤdgens denckt daran /
Weil es ſo ſuͤſſe thut /
So greifft das Ding mit ſpitzen Fingern an /
Es beißt wie eine Laus.
So viel Weſpen ſo viel Stiche.
So viel Saͤuffer ſo viel Fluͤche.
Der Eſel hat Pantoffeln an /
Und wil ein Doctor werden.
Das Schiff geht auf der Erden /
Und ſeegelt doch nach der geſtirnten Bahn.
Mein! wolt ihr mit ſo laufft /
Der Wagen faͤhrt ſonſt weg.
Geld vor die Fiſche /
Sonſt kriegt ihr einen Dreck /
Nichts ohne Geld gekaufft /
Denn wer geſtohlen
Muß den Lohn am Galgen hohlen.
Pantoffeln und die Schuh
Die gehoͤren mit dazu.
Luſtig zu Tiſche /
Und hurtig im Bette
Spielet wol das ein und aus.
Jch wette /
Daß es Lyſette
Und Gretgen gerne haͤtte -
Die Maͤdgens haben Noth vom Vater /
Und ſehnen ſich darnach / als wie der Kater
Nach einer fetten Maus.
Jhr lieben Jungfern denckt daran /
Daß viel daran gelegen
Den Schornſtein wol zu fegen.
Dis447Vermiſchte Gedichte.
Dis iſt die Zeit / davon man ſagen kan /
Daß bloß um ein Paar Mannes Hoſen
Wohl zehn Paar Weiber loſen.
Die Jungfern ſind nicht frey /
Sie hoͤren mit dabey.
Das Gluͤck iſt Kugel rund.
Der eine kuͤßt die Hand /
Der ander Schoos und Mund.
Weg mit dem Tand
Es ſind nur Grillen.
Fleiſch muß den Hunger ſtillen /
Die Worte taugen nicht.
Jch dachte was mich biſſe.
Wil er die Jungfer freyen?
Sie fuͤhrt ihn hinters Licht /
Sie haͤlt es wol mit dreyen /
Und ſtelt ſich doch ſo Engel rein /
Als wenn ſie nie kein Waſſer truͤb gemacht:
Da ſie doch ſchon ein Kind zur Welt gebracht.
Laß nur das Freyen ſeyn /
Und leg dich[auf] die Kuͤſſe.
Von den Kuͤſſen faͤlt
Man offte auf das Bette.
Die Rennlichkeit ſteht nette.
Geld / Geld / Geld / Geld!
So ſchreyt die gantze Welt.
Wenn dieſes faͤhlt / ſo fehlet viel.
Jch thue was ich wil /
Und laß die Leute ſagen.
So viel Pfaffen ſo viel Kragen.
So viel Glocken ſo viel Gecken /
So viel Hunde ſo viel Stecken.
Nicht umſonſt / alles bezahlt.
Geſchmiert iſt nicht gemahlt.
Nur luſtig Bruder Studio
Der Wechſel macht dich wieder froh.
Semper luſtig /
Nunquam traurig /
Jſt448Vermiſchte Gedichte.
Jſt das beſte Symbolum.
Das Geld macht das Gerade krumm /
Und das Krumme gleich.
Der Arme iſt nicht reich.
Der Reiche iſt nicht arm.
Die Trommel ſchlaͤgt Alarm.
Ey! nein doch.
Wiler noch?
Zuviel iſt ungeſund.
Er macht es gar zu bund.
Potz hundert tauſend Velten /
Wie ſieht man ihn ſo ſelten?
Er hat das Ding verbrandt.
Das iſt mir eine Qual.
Nun Fickgen noch einmahl.
Jſt ihm das Ding bekannt?
Er laſſe mich zu frieden / ich ſag es der Mama.
Sind ſie ſchon wieder da?
Mein! macht es doch fein ſachte.
Es war gut / daß ich das bedachte.
Was ſollen dieſe Poſſen?
Mir deucht / er iſt geſchoſſen.
Was ſoll das dumme Weſen?
Hier gilt es Haut und Haar.
Die Jungfern halten dieſes Jahr
Nicht viel vom Bibel leſen /
Sie ſpielen lieber blinde Kuh /
Und ſuchen den verſteckten Schuh /
Schlagen auch wol ab den Dritten.
Koͤm̃t ihnen dann von ungefehr
Einſt eine Andacht an /
Und kriegen ſie die Bibel her /
So leſen ſie von Bathſeba,
Wie die nach wenig bitten
Dem David gaͤntzlich zugethan
Und ſeine Liebſte worden.
Loths Toͤchter / und die Sephira
Des Potiphars ſein Weib /
Ge -449Vermiſche Gedichte.
Gehoͤren auch in ihrem Orden
Sie ſuchen gleichen Zeit-Vertreib.
Juͤngſt ſprach ein zartes Jungfraͤulein
Von zwey und zwantzig Jahren:
Der Himmel weiß ob ſie noch rein:
Zur Mutter / wenn ſoll ich mich denn einſt paaren?
Die Mutter gab ihr dieſen Troſt /
Harr bis es Sommer wird / du Naͤrrin du!
Denn kommt noch wohl ein Freyer an /
Dem ich dich geben kan.
Die Tochter ward darob erbooßt /
Und rieff der Mutter zu:
Wolt ich auf euren Freyer harren /
So wuͤrde ich und er zum Narren /
Jch habe mich ſchon laͤngſt bedacht /
Und manche Liebes-Luſt vollbracht.
Dis war ein keuſches Jungfern-Bild /
So wie die Bauren / wenn ſie jagen /
Das Spieß tragen.
Wer ſie vor eine Hure ſchilt
Verdienet einen groſſen Danck.
Jn der Welt iſt alles Eitel /
Abſonderlich ein leerer Beutel.
Vor Danck giebt ſie Stanck /
Und Dreck vor Marcipan.
Mein / greiff es doch nicht an /
Du beſudelſt ſonſt die Haͤnde.
Jungfern Lieb / und Roſen-Blaͤtter /
Herren Gunſt / Aprillen-Wetter /
Daurt nur eine kuͤrtze Zeit.
Liebe / lebe ohne Leid.
Nun hat dis Quodlibet ein Ende.

Der vergnuͤgte Seladon.

WIe wunderlich iſt doch der Liebe artigs Weſen!
Fing naͤchſten Seladon bey ſich alleine an:F fWas450Vermiſchte Gedichte.
Was meine Sinnen kraͤnckt / iſt jenem ein Geneſen /
Und das betruͤbet ihn / was mich ergetzen kan.
Was einer emſig ſucht mit Sehnen und mit Hoffen /
Das iſt dem ander ſchon nach Wunſche eingetroffen.
Bey aller Wechſelung wird dis doch feſte bleiben /
Daß ſie durch das Geſicht den erſten Anlanff bringt /
Begierd und Sehnſucht muß die luͤſtern Augen treiben /
Bis daß man das erſehn / wornach man ſo geringt /
Das iſt ein ſchoͤnes Kind / von deſſen Wunder-Gaben
Der ungezaͤumte Sinn ein Labſahl wuͤnſcht zu haben.
Hat nun ein ſuͤſſer Blick das freye Hertz geruͤhret /
Daß es den Sclaven-Stand vor ſeine Wohlfahrt haͤlt /
Und doch als halb entruͤßt verliebte Kriege fuͤhret
Um die Eroberung der kleinen Wunder Welt /
So ſieht ein kluger Geiſt / daß die begehrten Sachen
Offt ein geſcheutes Hertz zu einer Thoͤrin machen.
Da werden in der Lufft mehr Tempel aufgerichtet
Als Rom im Heydenthum aus eitler Andacht that /
Geiſt und Gedancken ſind zur Opfferung verpflichtet /
Bald haͤlt man mit ſich ſelbſt / bald aus ſich ſelber Raht
Wie das geliebte Kind nach Wuͤrden zu verehren /
Und denckt doch ſonſt auf nichts als ihren Ruhm zu ſtoͤhren.
Und wird denn das erlangt / wornach man ſo getrachtet /
So faͤllt Altar ſo wol als auch der Tempel ein /
Die vorge Gottheit wird verlachet und verachtet /
Dann zeigt ſich offenbahr der falſche Heuchler-Schein /
Und ſo ja einer noch die auffgeſchwaͤntzte freyet /
So ſind wol tauſend den derſelbe Kauff gereuet.
Wenn aber ſich das Kind nicht will erbitten laſſen /
Wenn es die Schmeichelung / ſo wie Betrug anſieht /
So treibt die Ungedult zum Raſen und Erblaſſen /
Weil ſie ſo gar umſonſt ſich um ein Hertz bemuͤht /Das451Vermiſchte Gedichte.
Das mehr der Tugend folgt als dem verworffnen Triebe /
So von dem Mißbrauch kommt der ſonſt beſcheidnen Liebe.
Nun ſolte ich hier wol auf die Gedancken kommen /
Daß da verliebt zu ſeyn gar nicht vonnoͤhten ſey;
Die Meyuung aber wird mir gar zu bald benommen /
Weil keiner in der Welt von Amors-Trieben frey /
Wer ſonſt von andern kan als Fuͤrſt die Schatzung heben /
Muß ihm als Unterthan ſein Hertz zum Schoſſe geben.
Jch ſpuͤhre auch die Gluth / ſo mir im Hertzen brennet / Arlindens ſchoͤn Geſicht hat ſolche angelegt /
Und weil die Tugend ſich nicht von der Schoͤnheit trennet /
So wird das ſchoͤne Feur noch mehr dadurch erregt;
Doch aber bin ich auch im Ungeluͤck zu frieden /
Und ſterbe nicht darum ob wir ſchon ſind geſchieden.
So lieb ich ſie darum dieweil ſich Zucht und Tugend
Mit der vollkomnen Pracht des ſchoͤnen Leibes kuͤßt;
Der angenehme Geiſt und die beliebte Jugend /
So faſt zu aller Gunſt der rechte Koder iſt /
Die haben mich entzuͤndt / und mehren meine Flammen /
Doch ſo / daß man ſie nicht als ſtraͤfflich kan verdammen.
Jch ehre was die Welt an allen Schoͤnen preiſet /
Und das iſt meine Luſt / die mich ſo wohl vergnuͤgt /
Denn wo ſich ſolcher Schmuck als an Arlinden weiſet /
Da iſt ein Heyligthum zu dem ſich hinverfuͤgt /
Der durch Verſtand und Witz die Wolluſt uͤbermeiſtert /
Daß ſie ihm nicht mit Dunſt zu das Geſichte kleiſtert.
Und ob ich ſie ſchon nicht allzeit vor Augen ſehe /
So bin ich doch vergnuͤgt / und mache meine Luſt
Durch einen feigen Muth mir ſelber nicht zum Wehe /
Jch liebe / ob mir gleich nicht allzu unbewuſt /
Daß mir die Liebe frey / und daß mein groß Verlangen
Das / was es ſo begehrt zu keiner Zeit wird fangen.
F f 2Das452Vermiſchte Gedichte.
Das iſt ein kluger Geiſt / der ſo die Luͤſte zwinget /
Und nichts unmuͤgliches mit Ungedult begehrt /
Und dis was Seladon fuͤr bey ſich ſelber bringet /
Macht ihm der beſten Gunſt der ſchoͤnſten Damen werth /
Wie wenig ſind der doch in dieſer Welt zu finden /
Die ſo die Ungedult mit klugen Gruͤnden binden.
Nun kluger Seladon du machſt ein Meiſter-ſtuͤcke /
Und ſtellſt der Liebe Thun recht artig an das Licht /
Wer ſo das Lieben uͤbt der kuͤſſet ſein Geluͤcke /
Er weiß von keiner Pein und keinen Plagen nicht.
Wenn ſich mit Ungedult die leichten Sinnen kraͤncken /
So muß auch ſelbſt der Neid auf ſein Vergnuͤgen dencken
Die Liebe heiſſet ſonſt ein Gifft und Peſt der Seelen /
Sie iſt es auch gewiß / wenn nicht ein kluger Geiſt
Sich das zu Zucker macht / was ſonſt an Schmertz und Quaͤhlen
Derſelben Leidenſchafft verborgen in ſich ſchleußt;
Denn wo Vergnuͤgung ſich mit Lieb und Witz verbunden /
Da zaͤhlet man ſonſt nichts als lauter ſuͤſſe Stunden.

Uberſchrifft uͤber eine Wieſe / ſo einer von dem Lands-Herrn geſchenckt bekommen / ſo ihm zwar von einigen Mißgoͤnnern ſtreitig gemacht wor - den / die er aber dennoch behalten.

Die Mißgunſt und der Neid erfunden tauſend Raͤncke /
Allein es war umſonſt / der Anſchlag ging nicht an /
Der Koͤnig laͤßt ihm nun ſein Fuͤrſtliches Geſchencke
Und keiner findet ſich / der was darwieder kan.
So muß / was GOtt verhaͤngt / ein gutes Ziel erreichen /
Und ſolte gleich der Neid aus Ungedult erbleichen.
Auf453Vermiſchte Gedichte.

Auf den Nahmens-Tag einer vornehmen Frauen / im Nahmen ihrer Schweſter.

Heut iſt dein Nahmens-Tag / ich wuͤnſche Gluͤck dazu /
Frau Schweſter / daß du magſt den Tag noch offt
erleben /
Der Himmel gebe dir beliebte Luſt und Ruh /
Und ich will dir mein Hertz als eigen uͤbergeben:
Ey! nimm doch an den Wunſch / den meine Muſe giebt /
Du ſiehſt daraus / daß dich die Schweſter hertzlich liebt.

Die / Durch den wohlgetroffenen Bund befriedigte Liebe / Wurde bey dem Buͤnning - und Hellerſchen Hochzeit-Feſte Gluͤckwuͤnſchend vorgeſtellet.

Die Goͤttinn / ſo der Welt die ſuͤſſen Schmertzen macht /
Sah juͤngſt kein Opffer-Feur auf ihrem Altar lodern /
Drum ließ ſie alſobald Cupiden vor ſich fodern /
Und ſprach mit Ungedult; mein Anſehn / meine Pracht /
Und was noch mehr! ja faſt der gantze Liebes-Orden
Jſt jetzt ein Kinder-Spiel der loſen Welt geworden.
Vor dieſem hat man uns mehr Ehre angethan /
Wer kan nach Wuͤrdigkeit die theuren Tempel preiſen?
Davon die Truͤmmern ſelbſt noch Wunder-Wercke weiſen /
Weil ſie die lange Zeit nicht gantz zermalmen kan:
Mein Cypern laͤßt davon viel rare Stuͤcke ſehen /
So aber / mir zum Spott / leer und verwuͤſtet ſtehen.
Ja! hierzu ſchwieg ich noch aus groſſer Langmuth ſtill /
Jch koͤnte auch dazu wol durch die Finger ſchauen /
Und bin recht wol vergnuͤgt / wenn man mir vor das bauen /
Nur ein getreues Hertz zum Tempel widmen will:F f 3Allein!454Vermiſchte Gedichte.
Allein! wo finde ich ein ſolch getreu Verehren?
Man iſt vielmehr bemuͤht mein Altar zu zerſtoͤhren.
Und du verwegnes Kind! du ungerathner Sohn?
Bemuͤheſt dich gar nicht durch deine ſcharffe Waffen /
Durch deine kluge Liſt der Mutter Troſt zu ſchaffen:
Es gilt dir eben eins / ob man der Mutter Hohn
Vor die Verehrung zinßt / wenn du nur dein Vergnuͤgen /
Du kleiner Boͤſewicht! kanſt bey der Pſychen kriegen.
Biſt du des Mavors Sohn? biſt du das Wunder-Kind?
Biſt du der Liebes-Gott von mir und jenem Helden
Jn heiſſer Brunſt erzeugt? ja! deine Thaten melden
Es gar zu ſcheinbahr an / daß wir die Eltern find:
Allein! ich dachte was mich etwa moͤchte beiſſen /
Du biſt ein Wechſel-Balg / und nicht mein Kind / zu heiſſen.
Dein Bogen taugt nicht mehr / die Pfeile treffen nicht /
Der Koͤcher iſt hinweg / die Sehne iſt zerriſſen /
Mit deinen Fluͤgeln ſtopfft die Pſyche Pfuͤl und Kuͤſſen;
Erwege ſelbſt dein Thun / du kleiner|Boͤſewicht!
Und ſchaͤme dich ins Hertz ob deinen ſchlimmen Thaten /
Durch welche ich und du in dieſem Schimpff gerahten.
Vor Wehmuth kan mein Mund / ſo ſaget auch das Hertz /
Daß er nicht ferner ſoll von dieſer Sachen ſprechen /
Er duͤrffte ſonſt gar leicht in tauſend Stuͤcken brechen:
Ach! wo gerath ich hin? hier brach der herbe Schmertz
Die lange Rede ab / und die bethraͤnten Augen /
Die ſolten / als ſie ſchwieg / ihn zu bewegen taugen.
Nun haͤtte er kein Gott / und nur ein Ungeheur
Seyn muͤſſen / wenn ihm nicht der Mutter hefftigs Bitten /
Jhr Weinen / ihre Angſt ſein hartes Hertz durchſchnitten;
Die ſchoͤnen Thraͤnen hielt der kleine allzutheur /
Sie brachen ihm durch Hertz / und dieſe Fluth zu ſtillen /
Verſprach er alſofort ihr Wuͤnſchen zu erfuͤllen.
Es kraͤnckt mich / hub er an / daß das / ſo ich zur Luſt
Und Freude ausgedacht / ſo uͤbel ausgeſchlagen /
Die bloſſe Ungedult beweget euch zu klagen /
Und dieſer Jrrwiſch macht euch falſchen Schein bewuſt;Denn /455Vermiſchte Gedichte.
Denn / ſo ihr in Gedult noch eine Zeit geſtanden /
So waͤr das / was ihr ſucht / und mehr / hier ſchon verhanden.
Jhr wiſſet / fuhr er fort / daß ich nur kuͤrtzlich bin
Erſt wiederum zuruͤck von jener Reiſe kommen /
Die ich auf eur Geheiß nach Norden vorgenommen:
Jm erſten Fluge kahm ich nach Hannover hin /
Jch kahm / ich ſah / ich fand gleich alsbald mein Verlangen /
Warum ich dieſen Zug / Frau Mutter angefangen.
Jch ſahe gleich am Thor ein zartes Jungfern-Bild /
Die Schoͤnheit kuͤßte ſich als Schweſter mit der Tugend /
Die Anmuth ſah dis gern / und die beliebte Jugend
War ohne ſalſche Liſt mit Gottes Furcht erfuͤllt.
Jch ſprach: Dis alles ſind ja rechte Wunder-Sachen /
Drum will ich ſie bekannt in ferne Laͤnder machen.
Nun hatte ich den Schluß ſo ſchleunig nicht geſtellt /
Als ploͤtzlich ſich hinweg die leichten Fluͤgels machten /
Die mich auch bald darauf in jene Gegend brachten /
Wo Churlands hohes Haupt in Mitau Hoffſtatt haͤlt.
Da dacht ich dieſer Ort wird vor die raren Gaben
Der ſchoͤnen Hellerin wol einen Kaͤuffer haben.
Jch muſte auch daſelbſt nach Wunſche gluͤcklich ſeyn /
Denn / wie ich die Geſtalt in einem Mann verwandelt /
Der gegen Tauſch um Tauſch ins Groß mit Waaren handelt /
So ging Herr Bünning bald mit mir den Handel ein /
Er gab mir Hertz um Hertz / die brachte ich zuſammen /
So wie ihrs haben wolt / in reine Liebes Flammen.
So bald ich nun den Tauſch nach Willen ausgefuͤhrt /
Flog ich nach Pſychen hin / und machte das zu rechte:
Damit ich unverhofft euch einſt ergoͤtzen moͤchte:
Womit manch Freuden Feſt ein ſchoͤner Auffzug ziert.
Und eben dieſer Tag war zu der Luſt ernennet /
An dem man mit Bedacht kein Opffer angebrennet
Du biſt ein loſer Schalck / brach hier die Goͤttin loß /
Als ihr beliebter Sohn die Worte ausgeſprochen /
Mein Hertze war vor Gram ſchon mehr / denn halb gebrochen /
Denn die Verachtung ſchien / mir warlich allzugroß /F f 4Nun456Vermiſchte Gedichte.
Nun aber iſt der Zorn ſchon aus der Bruſt verſchwunden /
Wovor ſich Freud und Luſt mit Hauffen eingefunden.
Jndem erthoͤnete ein froͤliches Geſchrey /
Man ſahe in der Lufft viel Liebes-Engel ſchweben /
Die Braut und Braͤutigam war von dem Paar umgeben /
Das ſich in dreyen part / dis angenehme Drey /
Die holden Gratien erhub das treue Lieben /
Wodurch ſie ſich ins Buch der Ewigkeit geſchrieben.
Der Amouretten Hand trug ein geputzt Altar /
Worauf ein reines Feur in hellen Flammen brannte
So / daß man aus der Gluth gar eigentlich erkannte /
Daß es der Hellerin und Bünnings Hertze war.
Der Nymphen treue Schaar ließ / dieſe Luſt zu mehren /
Dem Arion zum Trotz ihr Seyten-Spielen hoͤren.
Als nun der gantze Zug auf ſolche Art geſchehn /
Trat Hymen auf / und ſprach: Du Koͤnigin der Liebe
Die einig und allein die angenehmen Triebe
Den Sterblichen verleyht / du ſiehſt hier vor dir ſtehn
Zwey Hertzen / ſo bereit / und die ſich willig finden /
Durch einen Liebes Bund ſich ewig zu verbinden.
Die reine Liebe / ſo in dieſen Hertzen wohnt /
Hat kein geringes Feur darinnen angeflammet /
Du weiſt / daß ſie von dir und deinem Sohn herſtammet;
Der keinen in der Welt mit ſeinem Pfeil verſchont /
Ein jeder muß daran: drum ſey damit zu frieden /
Daß dieſe ebenfals zu einen Paar beſchieden.
Jch ſtimme dir gantz gern / mein werther Hymen, bey /
Gab Cyprie darauf / und ſie recht zu vergnuͤgen /
Will ich mit eigner Hand ſie ſelbſt zuſammen fuͤgen /
Eur Wille / fuhr ſie fort / ſey immer einerley /
Wie ſie der Jungfern Hand in Bünnings rechte ſchloſſe /
Und dieſen heiſſen Wunſch auf ihre Scheitel goſſe.
Liebt / bluͤhet / und genießt der Jugend und der Zeit /
Die euch der Himmel und das holde Gluͤcke goͤnnet /
Der Seegen / ſo ſich nie von reinen Hertzen trennet /
Treff euch im Uberfluß / daß ihr die GuͤtigkeitDes457Vermiſchte Gedichte.
Des Himmels immerfort in allen euren Wercken /
Es ſey auch was es wil / moͤcht Augenſcheinlich mercken.
Die Nymphen ſetzten noch viel Artiges hinzu /
Der Braut-Gott wolte nicht alleine ſtille ſchweigen /
Der Amouretten-Schaar rief / ihren Wunſch zu zeigen /
Halt Hymen, nicht zu viel / wir ſind ſo gut als du /
Wir wuͤnſchen ebenfals den neu-vermaͤhlten Beyden
Viel liebe lange Jahr umringt mit Luſt und Freuden.
Die holden Gratien erhoben dieſen Bund /
Und die Vergnuͤgung fing von wegen dieſer Sachen /
Die ihr ſo wohl gefiel / recht hertzlich anzulachen /
Es wuͤnſchten tauſend Gluͤck die Lippen / Hand und Mund
Dem jungen Ehe-Paar / und endlich ließ nach allen Cupido dieſen Wunſch zu guter letzt erſchallen:
Jung und begluͤcktes Paar / der Himmel liebe dich /
Er wolle ſo viel Gluͤck / er wolle ſo viel Scegen /
Als wie du Haare zaͤhlſt / um deine Scheitel legen /
Er ſey dir immer gut / und endlich zeige ſich
Nach der geſetzten Zeit / dich noch mehr zu vergnuͤgen /
Ein Zeuge dieſer Eh lebendig in der Wiegen.

Auf eben derſelben Hochzeit wurde das beſte Wohl der Welt gluͤckwuͤnſchend angefuͤh - ret / im Nahmen eines andern.

ES war die Poëſie juͤngſt auf mich boͤſe worden /
Die Muſen hatten ſich gantz von mir abgewandt /
Mein Geiſt war faſt ſo kalt als wie die Lufft aus Norden /
Des Phœbus heiſſer Trieb war ihm gantz unbekaunt.
Jch kunte kein Gedicht / kein Lied zu wege bringen /
Und kaum ein leichtes Wort in ſchlechte Reimen zwingen.
Wie ich nun mein Gehirn ſo ſehr verduͤſtert ſahe /
Da warff ich aus Verdruß die ſtumpffe Feder hin /
Denn die Vergeſſenheit gieng mir verzweiffelt nahe;
Doch endlich kam mir noch der Anſchlag in den Sinn /F f 5Aus458Vermiſchte Gedichte.
Aus der Aſpecten Schein die Urſach zu ergruͤnden /
Warum die Muſen ſich ſo boͤſe auf mich fuͤnden.
Jch nahm den Allmanach deßwegen vor die Augen /
Und ſahe gantz genau die bunten Zeichen ein /
Da fand ich dieſer Tag kan nicht zum Gluͤcke taugen /
Der ander aber wird dir beſſer guͤnſtig ſeyn
Ha! ſprach ich / iſt diß wahr / ſo werd ich mein Vergnuͤgen
Wol auf ein andermahl mit beſſerm Fortgang kriegen.
Jch machte auch den Schluß das Dichten aufzuſchieben
Biß auf den Tag / der mir ein beſſers Gluͤck verſprach:
Allein / Cupido kahm / und ſprach es ſey geſchrieben /
Denn ſchreibſt du heute nicht ſo laß es gaͤntzlich nach /
Hoͤr! deine Schweſter wird in kurtzer Zeit vertrauet /
Mach doch / daß ſie ein Lied von deinen Muſen ſchauet.
Jch ſprach / diß alles ſind mir laͤngſt bewuſte Sachen /
Jch habe auch darauf ſchon eine Zeit gedacht /
Heut aber kan ich nicht Gedicht und Verſe machen /
Jch weiß nicht / was in mir die Geiſter traͤge macht?
Das aber weiß ich wol / daß ich mit meinem dencken
Den ſchon verwirrten Geiſt vergebens werde kraͤncken.
Ey! Poſſen / |rieff er aus / du hegſt ein irrigs Meynen /
Gewiß die Muſen ſind ſo unerbittlich nicht /
Und alſo wil es faſt der Warheit aͤhnlich ſcheinen /
Als wenn dir zu gering ein teutſches Lob-Gedicht:
Und doch geſetzt / du kanſt kein Werck zuſammen tragen /
So wil ich diß Gedicht dir in die Feder ſagen.
Jch durffte nun dem Gott nicht ferner wiederſtehen /
Der alles / was er wil / gar bald zu wege bringt /
Drum ſprach ich / Cypripor dein Wille ſoll geſchehen /
Jch ſchreibe willig auf was deine Muſe ſingt.
So ſchreib denn / fing er an / das beſte Wohl auf Erden
Kan nur in einer Eh / ſo gut / gefunden werden.
Wer da der Cronen Gold auf ſeinem Wirbel ſiehet /
Und in der rechten Hand den ſtoltzen Scepter fuͤhrt /
Meint offt / ein jeder ſey nur auf ſein Wohl bemuͤhet /
Weil er durch einen Winck ſo See als Land regiert;Allein459Vermiſchte Gedichte.
Allein Polycrates muß in der Meynung irren /
Die Boßheit muſte ihm das gantze Spiel verwirren.
Wer Ehre in der Welt und ſolchen Ruhm erlanget /
Daß er des Fuͤrſten-Hertz in ſeinen Haͤnden hat /
Nennt das / ſein beſtes Wohl / wenn er ſo herrlich pranget /
Wie dort Parmenio bey Alexandern that /
Hier aber kan ſich auch das Gluͤcke bald verdrehen
Und der gefallne Rath muß blutig untergehen.
Wenn Crœſus ſo viel Gold als Steine auf den Gaſſen /
Und Silber als wie Sand in ſeinem Schatze zaͤhlt /
So wil ſich doch ſein Wohl darin nicht finden laſſen /
Der Reichthum iſt der Schmertz der ſeine Seele quaͤlt /
Und wenn er denn gedenckt die Schaͤtze zu vermehren /
So nimmt ein ſiegend Feind die weg / ſo ihm gehoͤren.
Wenn Sardanapel ſich in tauſend Luͤſten waͤltzet /
Und ſein beliebtes Wohl in geile Freuden ſetzt /
Wenn er / als wie ein Wachs / vor Zaͤrtlichkeit zerſchmeltzet /
So iſts doch nur ein Tand / damit er ſich ergoͤtzt /
Bald wendet ſich das Spiel / wenn ſeine boͤſe Flammen
Der Auffruhr und die Noth zum rechten Feur verdammen.
Dis aber iſt das Wohl / ſo recht beſtaͤndig heiſſet /
Wenn ſich ein treues Hertz mit ſeines Gleichen liebt /
Kein Stern iſt / der ſo ſchoͤn bey duncklen Abend gleiſſet /
Als der beliebte Strahl / den reine Liebe giebt;
Dis ſchoͤne Feur-Werck iſt auch an dem Paar zu ſehen /
Das nach des Himmels-Schluß dis Wohl denckt einzugehen.
Nun ſoll ein heiſſer Wunſch das uͤbrige erſetzen /
Der Himmel / ſo dis Paar mit Luſt zuſammen fuͤgt /
Beſchuͤtte es nach Wunſch mit ſeines Seegens-Schaͤtzen /
Er gebe / daß ſein Wohl es jederzeit vergnuͤgt:
Es lebe lange Jahr begluͤcket und in Freuden /
Und was behaͤglich iſt / muß ihre Sinnen weiden.
Er hatte kaum den Schluß der Worte ausgeſprochen /
Da flog er / als ein Blitz in die entfernte Lufft /
Und mir war auch die Bahn zur Poëſie gebrochen /
Die vor’ge Ohnmacht lag nun gaͤntzlich in die Grufft. Jch460Vermiſchte Gedichte.
Jch war auch faſt geſinnt / noch weiter ſort zu ſchreiben /
Wie ich den Schluß ergriff / es mag dabey verbleiben.

Das D. und S. Hochzeit-Feſt beehrte mit folgenden / ein nicht unbekannter Freund.

WEr in der Einſamkeit nur ſein Vergnuͤgung ſuchet /
Und auf den Eheſtand ſo ſehr erbittert iſt /
Daß er die reine Glut der Sterblichen verfluchet /
Und das vor Wermuth haͤlt was ihren Schmertz verſuͤßt.
Der iſt kein rechter Menſch / und wird mit ſeinen Gruͤnden /
Bey der geſcheuten Welt gar ſchlechten Glauben |finden.
Es muſte dieſer Stand den erſten dieſer Erden /
Wobey das Hochzeit-Kleid die nackte Unſchuld war /
Annoch im Paradies zum Paradieſe werden /
Der Hoͤchſte traute ſelbſt das junge Ehe-Paar.
Und ſprach / mehrt eur Geſchlecht / ich wil mit reichen Seegen
Euch und den neuen Stand zu aller Zeit belegen.
Darauf hat alle Welt den Eh’ſtand angenommen /
Und biß auf dieſe Zeit mit Freuden fort geſetzt /
Des Hoͤchſten Segen iſt ſo zur Erfuͤllung kommen /
Daß man der Menſchen Zahl vor unbeſchreiblich ſchaͤtzt /
Und nun wird auch die Eh der Sterblichen beſtehen /
Biß ihr Geſchlechte wird mit ſamt der Welt vergehen.
Jſts / daß ein Ungluͤcks-Fall den Ehemann betruͤbet /
Daß ihn der herbe Schmertz faſt gantz zu Boden druͤckt /
So iſt die Frau ſein Troſt / die ihm ein Labſaal giebet /
Der Hoͤchſte hat ſie ihm zur Huͤlffe zugeſchickt /
Jhr Hold - und Freundlich-ſeyn / und ihr beliebtes Lachen
Kan bald die Traurigkeit zu ſuͤſſer Freude machen.
Da nun der Eheſtand ein ſolch vergnuͤgtes Leben
Ja faſt ein Himmelreich den Menſchen auf der Welt /
So muß Herr Braͤutigam ihm jeder Beyfall geben /
Daß er recht kluͤglich thut indem er Hochzeit haͤlt /
Und ſich mit Seel und Geiſt der wehrten Braut verbindet /
Bey der er Zucht und Pracht nach eignem Wunſche findet
Die461Vermiſchte Gedichte.
Die reine Gottesfurcht / verknuͤpffet mit der Tugend /
Mit Klugheit und Verſtand / beziert den edlen Geiſt /
Des Leibes erſter Schmuck iſt die beliebte Jugend /
Bey der als Schweſter ſteht was man die Schoͤnheit heißt.
Dis angenehme Kind wil mit den Wunder-Gaben /
Wie Eva Adam that / ihn / wehrter Braͤutgam laben.
So lebet denn vergnuͤgt ihr veſt-verbundnen Hertzen
Jn Liebe / Freud und Luſt in lauter Wohlergehn /
Der Himmel goͤnne euch das angenehme Schertzen /
Er mache eure Luſt durch ſeinen Seegen ſchoͤn /
Und treibe Schmertz und Leid gar weit von euch zuruͤcke /
Damit eur Leben ſey ein ſelbſt-erwuͤnſchtes Gluͤcke.

Eben daſſelbige Hochzeit-Feſt wurde im Nahmen eines andern beehret mit folgendenSonnette.

WEr ſagt / daß Cypripor mit ſeinen Liebes-Kertzen
Zur rauhen Winters-Zeit kein Hertz entzuͤnden kan /
Der trifft das Wider-Spiel bey dieſem Eh-Paar an /
Es ſteht im vollem Feur / und die verliebten Hertzen
Sieht man vor Liebes-Glut in reinen Flammen ſchertzen /
Wozu der Himmel ſelbſt den Zunder hergethan /
Die Anmuth fuͤhret es auf einer Nelcken Bahn /
Und die Vergnuͤgung rufft / es weichen alle Schmertzen.
So brenn denn immerfort jung - und begluͤcktes Paar /
Daß aus den Gluthen mag manch junger Phœnix kommen /
Der ſeinen Urſprung her aus deiner Brunſt genommen.
Leb immerfort begluͤckt ohn Ungluͤck und Gefahr.
Damit du dermahleins magſt gantz vergnuͤget ſehen
Die Fruͤchte deiner Luſt / in gleichen Flammen ſtehen.

Neu-Jahr-Wunſch / den man einer zu - kuͤnfftigen Braut aus der Fremde zuſchicket / im Nahmen eines andern.

WIlkommen wehrter Tag! den ſelbſt der HErr gemacht /
An dem ein neues Jahr mit neuem Gluͤck erſcheinet /Ein462Vermiſchte Gedichte.
Ein Gluͤck / mit dem Beſtand ſich ſchweſterlich vereinet /
Das nicht auf kurtze Zeit aus falſchem Munde lacht.
Der Himmel freut ſich ſelbſt / und deſſen holde Blicke
Verjagen Furcht und Angſt zum alten Jahr zuruͤcke.
Ob zwar die gantze Welt dich / angenehmer Tag!
Recht mit Zufriedenheit und hoͤchſter Freude ſiehet /
So find ich doch / daß mir ein doppelt Gluͤcke bluͤhet /
Und daß ich mich mit Recht vor andern freuen mag /
Weil auch dein guͤldner Glantz diejenige ergoͤtzet /
Die mich durch ihren Blick in ſuͤſſe Freude ſetzet.
Doch du haſt / wehrter Tag / das deinige gethan /
Du haſt das ſchoͤne Kind mit Freuden angeſtrahlet /
Wie! aber hab ich auch ſchon meine Pflicht bezahlet?
Nein! denn mein Hertze ſagt mir ſelbſt den Fehler an /
Es zuͤrnt aus Ungedult / daß du mit deinem Tagen
Jhm fruͤher noch als ich den Gluͤck-Wunſch vorgetragen
Nun aber wird mein Wunſch / nachdem das neue Jahr
Sich durch dich / wehrter Tag / auf heute eingeſtellet /
Zu deinem neuen Gluͤck und froher Zeit geſellet /
Der Himmel mache nur was ich begehre wahr /
Denn wird noch lange Zeit nach vielen neuen Jahren Sophia neues Gluͤck und neue Luſt erfahren.
Jch weiß zwar / daß mein Wunſch nicht viel zur Sache thut
Denn wo ſich Zucht und Pracht als bey Sophien kuͤſſen /
Da kan man ſonſt von nichts / als Gluͤck und Ehre wiſſen /
Die Wohlfahrt hoͤrt ihr zu als wie ein eigen Gut /
Und was die keuſche Bruſt nach eignem Wunſch vergnuͤget /
Wird ihr im Uberfluß vom Himmel zugefuͤget.
Weil aber mein Gemuͤth aus ihrem Wohlergehn
Die beſte Freude ſchoͤpfft / ſo darff mein Wunſch nicht ſchweigen /
Zumahl bey dieſer Zeit / und dieſerwegen ſteigen
Die Seuffzer Himmel an / und mein inbruͤnſtigs Flehn
Wuͤnſcht / daß ſie immerfort / wie ſie jetzt angefangen
Mag mit beſtaͤndgem Gluͤck noch viele Jahre prangen.
Diß463Vermiſchte Gedichte.
Diß iſt der heiſſe Wunſch / geehrte D -- rin /
Den ihr mein treues Hertz zum neuen Jahre ſchicket /
Die Offenhertzigkeit / ſo ſie daran erblicket /
Zeigt / daß ich albereits ihr gantz ergeben bin /
Und in der weiten Welt ſonſt kein Vergnuͤgen habe /
Als wann ich meine Bruſt an ihrer Wohlfahrt labe.

Neu-Jahrs-Wunſch an einem Prediger / im Nahmen eines andern.

WEil dis der frohe Tag / an dem vor langen Zeiten
Das laͤngſt verſtoͤhrte Rom / wenn er bey ihm er - ſchien /
Sich auf Gebet und Wunſch pflag embſig zu bereiten /
So wil ich mich mit Macht auch ebenfals bemuͤhn /
Daß er / hochwehrter Freund / mag aus dem Wunſche ſehen.
Wie ich ihm jederzeit zu Dienſte werde ſtehen.
Die groſſe Hoͤfflichkeit / ſo ich von ihm empfangen /
Hat ihm mein gantzes Hertz auf ewig zu geneigt /
Daß dort der Lehrer ſoll im guͤldnen Schmucke prangen
Scheint mir kein Wunder nicht / indem er ſchon gezeigt /
Wie er auf Erden wil ſein Licht ſo leuchten laſſen
Daß Sonne / Stern und Mond dereins davor erblaſſen.
Der unverdroßne Fleiß / das treu-gemeinte Lehren
Baut ihm zu ſeinen Ruhm mehr Ehren-Saͤulen auf /
Als Griechenland gethan / die Helden zu beehren:
Er kaͤmpfft den beſten Kampff / er laͤufft den ſchoͤnſten Lauff /
Und darum wird ihm auch| das theure Kleinod werden
Vor dem zu Aſchen wird der beſte Schatz auf Erden.
Geſegneter des HErrn / dem er ſein Volck zu weiden
Als Schaaffe eingethan / und die er treulich fuͤhrt /
Sein wehrtes Haus ſey ſtets ein Jnbegriff der Freuden /
Ein guͤldnes Canaan / ſo keine Noth beruͤhrt /
Ein fruchtbahr|Reben-Stock / der ſich gen Himmel ſchlinget /
Und unter deſſen Schirm viel reiffe Fruͤchte bringet.
Gruͤnt464Vermiſchte Gedichte.
Gruͤnt dorten Aarons Stab in bald verſtrichten Stunden /
Und traͤgt auch reiffe Frucht! ſo zeigts vas groſſes an /
Ja freylich; denn der HErr / dem wir zum Dienſt verbunden /
Hat durch das Wunderwerck den Juden kund gethan /
Daß er die Prieſterſchafft ſelbſt auserſehen wolle /
Und daß ſonſt keiner nicht darin ſich miſchen ſolle.
Da ihn nun dieſer HErr zum Hirten auserkohren /
So wird er auch ſein Schutz und ſtarcker Beyſtand ſeyn:
Des Neiders Anſchlag geht indem er wird verlohren /
Und falſche Hinterliſt ſtuͤrtzt durch ihr eigen Bein;
Denn weil des Hoͤchſten Schutz ihn allerſeits umgiebet /
So wird ihm das zur Luſt / was ſonſten wol betruͤbet.
Der Hoͤchſte / deſſen Volck ſein treues Lehren ſpeiſet /
Geb ſeinen Worten Krafft und Nachdruck ohn Verdruß;
Denn wenn ſein guͤldner Mund den Weg zum Leben weiſet /
So bluͤht das ſchoͤnſte Gluͤck bey ihm im Uberfluß:
GOtt wird auch ſeinen Fleiß / den er bezeigt / belohnen
Hier mit dem Wohlergehn / dort mit der Ehren-Kronen.
Weil nun der Hoͤchſte ſelbſt vor ſeine Wohlfart wachet /
Der ihn ſein Eigenthum auf ſeinen Haͤnden traͤgt /
So ſteht er als ein Baum / der zu den Wettern lachet
Und in dem hohen Schutz ſich unbeſorgt bewegt:
Denn ſeine Wurtzel iſt in ſolchem Grund geſencket /
Daß ihn der Tod zwar biegt / doch nicht zum Falle lencket.
Wohlan! dann wehrter Baum von deſſen Hand beſchirmet /
Der die Unmuͤglichkeit zu leichten Sachen macht /
Gruͤnt / als ein edler Palm / der ſich noch mehr aufthuͤrmet
Je mehr die ſchwere Laſt auf deſſen Fall bedacht.
Steht / wie ein Cedern-Baum / der auf den ſichern Hoͤhen
Sein gruͤnes|Haupt erhebt / wenn kleine Winde wehen.
Des Hertzens halber Theil / das Muſter kluger Frauen /
Sey ihm ein irrdiſch Troſt / ſie mehre ſein Geſchlecht /
Daß er mag Kindes-Kind in ſolcher Bluͤthe ſchauen /
Wie ehmahls Abraham der angenehme Knecht.
Und wenn denn endlich ſoll des Lebens Ende kommen /
So mehren ſie auch dort die wehrte Zahl der Frommen.
Letzte465Vermiſchte Gedichte.

Letzte Ehren-Bezeugung der unvergleich - lichen Louiſen einer Roͤmiſchen Damen, die ſich lieber ermorden / als ihre Ehre nehmen laſſen.

WEg mit Lucretien, die Rom ſo hoch erhoben /
Aus der das Alterthum ein Wunderwerck gemacht;
Wenn man die Laſters wil als eine Tugend loben /
So ruͤhm man / daß ſie ſich freywillig umgebracht /
Man preiſe / daß ſie erſt dir Liebes Luſt genoſſen
Eh ſie das luͤſtern Blut aus |Ungedult |vergoſſen.
Wenn ſie recht tugendhafft und keuſch geweſen waͤre /
So haͤtte ihre Zucht mehr Widerſtand gethan
Allein! das Leben war ihr lieber als die Ehre /
Und darum nahm ſie gern den ſuͤſſen Nothzwang an /
Sie ſchwieg als Sextus kahm / und ließ ſich zu den Dingen /
Die ihr ſo angenehm / nur bloß zum Scheine zwingen.
Jhr ſchlechter Widerſtand / ihr baldiges Bequehmen
Verurſacht / daß man faſt auf dieſe Meynung faͤllt /
Das Frauenzimmer wil ſich erſt einwenig ſchaͤmen /
Eh es der Liebes-Luſt ein willigs Opffer haͤlt;
Wenn aber erſt Gewalt und Zwang vorhergegangen /
So kan ein heiſſer Geiſt / was er verlangt / erlangen.
Doch dieſe Meynung muß / zuweilen hefftig fehlen /
Das Frauenzimmer hat auch einen Helden-Muth /
Und manche laͤſt ſich eh mit Luſt zu tode quaͤlen
Eh ſie der reinen Zucht etwas zuwider thut. Louiſens Beyſpiel kan ein klares Zeugniß geben /
Daß ſie die Tugend mehr geliebet als das Leben.
Die|Liſt und Schmeichelung / das Drohen ſamt den Bitten
Galt bey ihr einerley / ſie blieb ſtets unbewegt /
Und als die Parcen durch den Lebens-Faden ſchnitten /
Da fiel ſie als ein Held / der ſeinen Feind erlegt:
Sie ſturb / und ſiegete / indem ſie uͤberwunden
Die Wolluſt und den Zwang / ſo ihr entgegen ſtunden.
G gSie466Vermiſchte Gedichte.
Sie trug den Sieg davon / denn mitten in dem Sterben
Beſiegte ſie die Luſt mit ſamt der Grauſamkeit /
Jhr tugendhaffter Sinn hielt das vor kein Verderben
Des Lebens Ende ſehn / wenn nur das Ehren-Kleid /
Der Seelen keuſcher Schmuck moͤcht ohne Flecken bleiben /
Woraus der Laſter Koth durch keine Kunſt zu reiben.
So trotzte ſie der Noth / und gab die jungen Jahre /
Den wohlgemachten Leib / an Zier den Engeln gleich /
Um tugendhafft zu ſeyn mit Freuden auf die Bahre /
Und ſchwung ſich durch die That in das geſtirnte Reich /
Wo Sie den Ehren-Krantz vor ihren Sieg bekommen /
Als ſie der Engel-Schaar frohlockend angenommen.
Weg nun Lucretia, du Wunder deiner Zeiten / Louiſens Helden-Muth beſchaͤmet deine That:
So lange Tag und Nacht durch Wechſel ſich beſtreiten /
So lange Sonn und Mond Glantz und Bewegung hat /
So lange wird die That der treflichen Louiſen
Als wie ein Wunderwerck von aller Welt geprieſen.
Du nahmſt den Nothzwang an dein Leben zu erhalten /
Und als die That geſchehn / da brachteſt du dich um /
Sie wolte vor den Zwang / doch nicht wie du erkalten /
Sie ſtarb durch fremde Hand / und alſo muß der Ruhm
Jhr bleiben / weil ſie nicht des Selbſt-Mords Tyger-Klauen
Wie du an dir gethan / in ihre Bruſt gehauen.
Rom ruͤhmet ihre That / und hebt die reine Seele /
Mehr als die Rom gethan / biß an das Stern-Geruͤſt;
Ruͤhmt man am Hermelin, daß es den Tod erwehle?
Eh ſichs mit Koth befleckt / der ihm zuwider iſt /
So hat Louiſens Tod die Tugendhafft geſtorben /
Den Ruhm der gantzen Welt mit allem Recht erworben.

ENDE der vermiſchten Gedichte.

V. 467

V. Poëtiſche Grab-Schrifften.

Eines Generals L. v. B.

Zwey Herren diente ich / und nahm von beyden Geld /
Wie der gemeine Mann ein falſches Urtheil faͤllt;
Die Sau und Donau kan von meinen Thaten zeugen /
Und wenn der Rhein recht will ſo wird er auch nicht ſchweigen.

Carl Stuards I. Koͤnigs in Engelland.

DEs Cromwels kluger Kopff hat mir mein Haupt geraubt /
Jch muſte ihm die Kron und auch mein Leben laſſen /
Jch ward durch meinen Freund / den ich erhoͤht / enthaupt /
Wie! ſolt ein Koͤnig nicht das Parlamente haſſen?

Jacobus des Andern / geweſenen Koͤnigs in Engelland.

GOTT war ich nicht getreu / wie jener Jacob war
Drum muſte ich zur Straff mein Engelland verlaſſen.
Der Pabſt und Franckreich gab mir Volck und Geld zwar dar /
Doch dem hilfft keiner nicht / den GOTT und Himmel haſſen.

Zenobiens, Koͤnigin von Palmyra.

Sapores war zu ſchwach mit aller ſeiner Macht /
Das Gluͤcke war mir hold und halff zu meinen Siegen /
Doch wurde ich von Rom ins Sclaven Joch gebracht /
Denn Weiber muͤſſen auch den Maͤnnern unterliegen.

Carols II. Koͤnigs in Spanien.

Ein Koͤnig / und ein Kind / in dieſer Bahre ruhn /
Ein Koͤnig an Gewalt / ein Kind in ſeinem Thun
Ein Koͤnig wenn er ſpricht: Daß Oeſterreich ſoll erben
Ein Kind wenn Franckreich kan das Teſtament verderben.
G g 2Crom -468Poëtiſche Grab-Schrifften.

Cromwels.

Vor den ſich Engelland in Demuth hat geneigt /
Vor welchen Stuard ſich bis in den Tod gebeugt /
Des Aſche lieget hier wo todte Aeſer liegen /
Den nie das Schwerdt beſiegt / den muſt das Feur beſtegen.

Montecuculins, Kayſerl. Generals.

Hier ruht der kuͤhne Held / der jenen Mann beſiegt /
Den Franckreich ausgeſandt / die Teutſchen zu verheeren /
Durch ihn hat Leopold den Ludewig bekriegt /
Turennens Fall kan gnug von ſeinen Thaten lehren.

Turennens.

Turennens Leichnam ruht / wo Franckreichs Herſcheꝛ ſchlaffen
Die Ehre hat ſein Muth durch ſeine tapffere Waffen
Mit groſſen Ruhm erlangt; Denn wer die Kronen ſchuͤtzt
Wird ja ſo werth geacht / als der den Thron beſitzt.

Niclas Serins, des Aeltern.

Mich zwung die reine Treu mein Leben zu verliehren /
Mein Blut wird Sigeths Thor mit ſtetem Purpur zieren /
Mich hat der wilde Tuͤrck aufs Ehren-Bett gelegt /
Doch fiel ich als ein Held der tauſend Feinde ſchlaͤgt.

Niclas Serins, des Juͤngern.

Hier liegt der kuͤhne Held von einem Schwein entlebet /
Vor welchen Stambols Macht in ſteter Furcht geſchwebet /
Der Tuͤrck und Tartern zwung / den faͤllt ein wildes Schwein /
So muß der Tod gewiß / die Art unwiſſend ſeyn.

Peter Serins.

Wenn ich die reine Treu / ſo wie den Muth geerbet /
Und nicht der Kronen Gold geluͤſtend angeſehn /
So haͤtte nicht mein Blut des Henckers Schwerdt gefaͤrbet /
Mein nahme wuͤrde noch im Buch des Lebens ſtehn.
Wil -469Poëtiſche Grab-Schrifften.

Williams III. Koͤnigs in Groß-Britannien.

Den Frantzen lieſſe ich Britanjens Waffen fuͤhlen
Nachdem mein helden Muth mich auf den Thron geſetzt;
Jacobus wolte zwar mit um die Beute ſpielen /
Doch wurde er mit nichts / ich mit der Kron ergoͤtzt.

Johannes III. Koͤnigs in Pohlen.

Mein unverzagter Muth ließ ſich bey Chocim ſehen /
Wo ich den Thracier die erſte Probe gab /
Daß meinem Sabel mag kein Tuͤrcke wiederſtehen /
Bey Wien in Oeſterreich fand er ſein zweytes Grab.

Carls V. Hertzogs von Lothringen.

Hier ruht der blaſſe Tod der wilden Saracenen
Der Held von Boullion, der Franckreich hat gezaͤhmt;
Der / den der Siege Ruhm mit ſteten Lorbern kroͤhnen /
Macht Alexandern ſelbſt durch ſeine Fauſt beſchaͤmt.

Aretins.

Jch war der Venus lieb und zeigete der Welt
Wie ſie ſich ehmahls hat zu dem Adon geſelt /
Was ſie von Lieblichkeit annoch verborgen hielte /
Das wurde offenbahr / wenn meine Harffr ſpielte.

Catharinens, Koͤnigin aus Georgien.

Hier ruht Georgiens beruͤhmſte Koͤnigin /
Ein Weib / ſo Abas Wuth veraͤchtlich ausgeziſchet /
Und in der groͤßten Pein die Henckers angefriſchet /
Ein Mann an Tapfferkeit und eine Maͤrterin.

Horatii Cœlitis.

Rom kunte nicht ſo viel als meine tapffre Hand /
Vor den bewehrten Arm der Schwarm der Feinde ſtand /
Jch wurde unverſehrt ans Ufer hingetrieben /
Denn wer die Goͤtter ehrt / den wollen ſie auch lieben.
G g 3Cle -470Poëtiſche Grab-Schrifften.

Cleliens.

Porſenna ruͤhmet mich / und ehret meine That /
Was Mutius gethan / und Cocles ausgerichtet.
Hat ein verwegnes Weib durch ſeine That vernichtet /
Es bringt die Buͤrgen durch und liefert ſie der Stadl.

Caſimirs, Koͤnigs in Pohlen.

Mein Haupt hat eine Kron veraͤchtlich abgelegt /
Wer dieſes rohte Gold auf ſeinen Wirbel traͤgt
Muß ſtets in Sorgen ſtehn / und ſich mit Kummer kraͤncken /
Denn Kronen koͤnnen nichts als Coloquinten ſchencken.

Tamerlans.

Den Tuͤrcken / Ruſſen und Sines hab ich beſieget /
Der Tartar ſtellte mir ſein Cambala ſelbſt an /
Der Perſen Tauris iſt durch meine Macht bekrieget /
Hier liegt ein kuͤhner Held / der groſſe Tamerlan.

Des keuſchen Joſephs.

Der Keuſchheit wahres Bild ruht hier in dieſer Grufft /
Die Wolluſt wolte zwar ihm Netz und Fall-Strick ſtellen
Doch kunte ſie ſein Heyl nicht gantz zu Boden faͤllen /
Denn / ſo das Ungluͤck preßt / zuletzt das Gluͤcke rufft.

Eſaus.

Jch jagte Tag und Nacht den Seegen zu erlangen /
Jedoch es war umſonſt; Der Mutter ſchnelle Liſt
Hulff / daß ihn Jacob nahm / wie ich ihn wolt erlangen;
Hier lerne jedermann was Weiber Schalckheit iſt.

Siſſerahs.

Jch ſuchte Schutz / und fand daſelbſten mein Verderben /
Die Schuld war mein / warum? ich hing mich an ein Weib /
Wer ihren Worten traut / der toͤdtet ſeinen Leib /
Und muß / eh er es meynt durch einen Nagel ſterben.
-471Poëtiſche Grab-Schrifften.

Cæſars.

Jch ſtegte / wenn ich kahm / ja wenn man mich nur ſahe
So war der Feind ſchon fort. Rom ehrte mich darum /
Und gab mir ſeinen Thron / allein dadurch geſchahe
Daß eine Laſter-Brut mich raſend brachte um.

Pompejens.

ES zitterte die Welt wenn ich den Fußbewegte /
Den groſſen Mithridat erlegte meine Macht /
Doch als ich Rom auf Rom zum Buͤrger-Krieg erregte /
So fiel ich / und wurd bald verlaſſen umgebracht.

M. Craſſi.

Jch ehrte nur das Gold / und funde mein Ergoͤtzen
Jm Reichthum und in Gut / doch weil ich allzu ſehr
Nach Geld und Gold getracht / und weidlich kunte ſchaͤtzen /
So blieb im Tod auch nicht mein Mund von Golde leer.

Hectors.

Jch war ein ſtarcker Held / und wuͤrde noch wol leben
Wenn ich die Tapfferkeit nur beſſer angewandt /
So bald ich aber wolt der Boßheit-Schild abgeben /
So bald er legte mich Achillens tapffre Hand.

Helenens aus Griechen Land.

ES ſtuͤnde Troja noch mit ſeinen hohen Mauren
Wenn Paris mich mitr ſich nicht haͤtte weggefuͤhrt;
Doch weil er vor den Raub das Leben ſelbſt verliehrt /
So iſt er und die Stadt / und ich nicht zu bedauren.

Eines unbeſonnenen Schulmeiſters.

Der Jugend Schreck-Geſpenſt / Orbilius Geſelle /
Deꝛ ſtets den ſchweren Stock zu Schlag u. Streich gefuͤhrt
Ruht unter dieſem ſtein / flieh Jugend dieſe Stelle /
Damit ſein kalter Arm nicht deinen Kopff beruͤhrt.
Ei -472Poëtiſche Grab-Schrifften.

Eines ungluͤcklichen Verliebten.

Mein Leſer ſtelle doch das Gehen etwas ein /
Mir raubte / da ich war / ein ſteinern Hertz die Ruh /
Und jetzo giebt der Tod mir einen Stein dazu /
So muß ich / weil ich war / und todt bey Steinen ſeyn.

Einer Courtiſanin.

Die Augen waren Gluth / die bloſſe Bruſt ein Feur /
Nun aber bin ich recht ein feurig Ungeheur /
Und weil ich meine Luſt in geiler Brunſt gefunden /
So bin ich nun im Feur auf ewig angebunden.

Eines im Bette erſtickten Huͤndgens.

Mir hat die Eyferſucht den Lebens-Drat zerſchnitten /
Ein Bette muß mein Tod / und ich erſticket ſeyn /
Denn als ein altes Weib ſah / daß ich mehr gelitten
Als ſie war / ſo muſt ich ins ſchwartze Grab hinein.

Eines Flohes.

Nachdem ich lange Zeit die weiſſe Bruſt bewacht /
So kahm ich an den Ort / woſelbſt die Anmuth lacht /
Allein den Vorwitz muſt ich mit dem Leben buͤſſen
Denn allda wil man nichts als groſſe Stachel wiſſen.

Der Jungferſchafft.

Jch ſtarb / eh ich einmahl das Leben recht erkannte /
Ein angenehmer Stich gab mir den letzten Stoß /
Nicht wie Lucretien, ich ward zwar Athem-loß /
Doch ſtund ich wieder auf / als man mich Fraue nannte.

Eines Affen.

Jch war ein dummer Aff / drum weicht ihr klugen Affen
Von dieſer ſchwartzen Grufft / ſonſt ſage ich zu euch /
Jhr zeiget ſaͤmmtlich an durch eur neugierigs Gaffen
Daß wir einander faſt in allen Dingen gleich.

ENDE des gantzens Wercks.

[473][474]

About this transcription

TextVerliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte
Author Johann Georg Gressel
Extent492 images; 107980 tokens; 14503 types; 698113 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationVerliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte Johann Georg GresselCelander. . [8] Bl., 472 S. : Frontispiz. LiebezeitHamburgLeipzig1716.

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HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, H: P 1626.8° Helmst.Dig: http://diglib.hab.de/drucke/p-1626-8f-helmst/start.htm

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Belletristik; Lyrik; core; ready; china

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ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, H: P 1626.8° Helmst.
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