DEr fruͤhe himmel fieng kaum geſtern an zu grauen /
Da lieſſen unſre zwey ſich ſchon im felde ſchauen /
Man ſah’ und hoͤrte ſie / indem ihr fruͤh-geſang
Auf einer feld-ſchallmey durch berg und thal erklang.
Die heerde ſpreuͤte ſich indeſſen in die breite /
Doch wenn ſie ohngefehr ſich gar zu ſehr zerſtreute /
So trieb ſie Lepſch der hund / und Thieras ſein geſell /
Durch ein gebelle denn bald auf die rechte ſtell’.
Hier ſah’ man nun den bock die jungen pappeln ſchaͤlen /
Das ſchaf-vieh aber ſich mit laub-abſtreiffen qvaͤlen /
Die ziegen kletterten bald da bald dort hinauf /
Und ſchaf und ſchaͤfer ließ der regung ihren lauff.
Als nun die hirten faſt mit ihren feld-ſchallmeyen /
Mit ihrem fruͤh-geſang’ und andern dudeleyen /
Den halben vormittag ſo ziemlich hingebracht /
So ward vor dieſesmahl deſſelben ſchluß gemacht.
Wir wollen / ſprach Milen / uns zu einander ſetzen /
Und mit erzehlungen vielmehr den geiſt ergoͤtzen /
Die hunde nehmen ſchon indeß das vieh in acht /
Daß deſſen zahl der wolff nicht irgend kleiner macht.
Daß vieles reden uns nicht auch die zunge laͤhme /
So waͤr mein raht / daß man noch jenen zu uns nehme /
Der weiß ohndem offt viel / und bild ich mir’s gantz ein /
Daß ihm itzund auch wird was neues wiſſend ſeyn.
Gib’s ihm nur durch den ſchall der tuͤte zu verſtehen /
Jch weiß er ſtreubt ſich nicht zu uns hieher zu gehen.
Saladin.
Te! Lycidas! Te! Te! herbey! zu uns! herbey!
Milen.
Er gibt das jawort ſchon durch einen gegen-ſchrey.
X 2Da324Da kommt er auch ſchon an und Fix der hund mit ihme /
Der weiß es meiſterlich wo ihm zu gehn gezieme /
Er ſchleichet hinten drein / damit er’s bald verſpuͤrt /
Wenn ſein geliebter herr was ohngefehr verliert.
Lycidas.
Was ſetzt es hier bey euch? der himmel gruͤß’ euch beyde:
Wofern ihr noch geſund ſo iſt’s mir eine freude.
Wie ſteh’ts wie geht’s euch noch? iſt’s doch ſchon lan -
ge zeit /
Daß eure gegenwart nicht hat mein aug’ erfreut.
Milen.
Es kan nicht lange ſeyn daß du uns haſt geſprochen:
Denn da ohnlaͤngſt mein bock das eine bein zerbrochen /
So fragt’ ich damahls dich um einen guten raht /
Der auch / ich danck’ es dir / ſehr wohl geholffen hat.
Jch glaube / daß ſeit dem zehn tage kaum vergangen /
Das iſt nicht lange zeit / doch mag es immer ſeyn /
Gut / daß wir itzt nur hier zuſammen uns erfreun.
Daß du’s doch aber weiſt / wo wir die zeit geblieben /
Und ſelbſt nicht unſer vieh / wie ſonſten / ausgetrieben /
So wiſſe / daß nechſthin die Sylvia / als braut /
Dem hirten Corydon ward an den hals getraut.
Da wurden wir nun auch vom braͤutigam gebeten /
Wir moͤchten doch mit ihm hin zum altare treten /
Er wolte wiederum davor zu dienſten ſtehn /
Wenn’s uns auch irgend ſo / doch beſſer / ſolte gehn.
Lycidas.
Ja / ja ich habe was von dieſer freyt vernommen /
Auch wie ſo wunderlich er zu der frau gekommen /
Er habe ſich mit ihr ſchon lange zeit geſchleppt /
Und ihrer ehre faſt vorlaͤngſten angezaͤppt.
Nun habe dis Montan nicht laͤnger wollen leiden /
Montan / ihr naher freund / der habe neulich beyden
Die wahrheit deutſch geſagt: worauf ſie raus ge -
platzt /
Es hab’ ihr Coridon das kraͤntzgen abgeſchwatzt.
Da325Da hat der tumme ſchoͤps das jawort muͤſſen geben /
Er woll’ ins kuͤnfftige mit ihr als ehmann leben /
Das iſt nun / wie ihr ſagt / auch neulich ſchon geſchehn /
Nu wird der gute kerl / was er gethan / erſt ſehn.
Mich jammert ſeiner recht / daß er ſo wird betrogen /
Und von dem kluncker-mutz ins kummer-neſt gezogen /
Sie hat beym blute nichts / und wie ſie geht und ſteht /
Das iſt ihr gantzer praſt.
Saladin.
Drum gab auch das panqvet /
Nach ihrer trauung uns nicht gar zu viel zum beſten.
Wiewol es iſt auch nicht bey ſolchen nackten meſten /
Viel zum verſchencken da / es kommt noch wol ein tag /
Da ſo ein bettel-ſack ſein bißgen ſelber mag.
Milen.
Du armer Corydon ich muß dich ſelbſt beklagen /
Doch hoͤre / Lycidas / ich muß nun etwas fragen:
Gedenckeſt du denn / daß ein maͤdgen in der ſtadt
Allzeit ſo groſſes gut zu ihrem mahlſchatz’ hat?
Ach im geringſten nicht! man hoͤrt offt da ſeyn wunder /
Was mancher braͤutigam vor alten wirtſchaffts-plunder
Zum heyrahts-gute kriegt mit einer / die doch viel /
Und vor den andern noch was rechtes haben will.
Lycidas.
Milen / du redeſt wahr / ich muß es ſelbſt geſtehen /
Doch pflegts beyn maͤnnern auch manchmal ſo herzuge -
hen /
Es hat denn mancher ſich ſo trefflich ausgeputzt /
Daß hoſ’ und wammſt an ihm auf recht frantzoͤſiſch ſtutzt.
Doch iſt wo ein gelach / und er ſoll was bezahlen /
Da ſieh nur dieſen an / der vor ſo konte prahlen /
Wie’s da ſo feſte ſitzt / kein pfennig regt ſich da;
Ja waͤre gleich der tod ſchon ſeinem hertzen nah /
Er aber ſolte den mit geld’ ab koͤnnen weiſen /
So koͤnt’ er dies nicht thun / er muͤſte mit ihm reiſen.
Was meynſt du hier Milen? ja’s geht noch ſchlimmer her /
X 3Be -326Betrachte nur einmal das manns-volck ohngefehr /
Was die parucke nicht vor fehler muß bedecken /
Was nicht vor maͤngel offt in ſammtnen hoſen ſtecken /
Der hat kein eintzig haar / dem ſtincket maul und ohr /
Ein andrer aber iſt in ſonſten was ein thor.
Hat ein gelehrter wo dreyhundert alte buͤcher /
Die keinen augen-blick vor ſchab und motte ſicher /
So ſetzet er ſie wol vor wie viel tauſend an /
Da er den zehnten theil daraus kaum loͤſen kan.
Nicht noͤhtig iſt’s daß’ ich auch von den andern ſage /
Wie der und jener denn ſein gut ſo hoch anſchlage /
Das halb ſo viel nicht werth. Was meynſt du / lieber hirt’
Ob da das ſrauen-volck nicht recht betrogen wird?
Die maͤnner werden meiſt in einer ſache fehlen /
Der fehler ſind ſo viel / daß man ſie kaum kan zehlen:
Der ſitzt den gantzen tag ſtudieren wie ein pferd /
Und achtet ſeine frau kaum eines blickes werth /
Er lieget tag und nacht bey ſeinen alten kruſten;
Der frauen buch das moͤcht indeſſen faſt verroſten /
Und huͤpffte manchmal nicht eine floh daruͤber her /
So ſtuͤnd es jahr und tag / und noch wol laͤnger leer.
Der lauffet gar von ihr und laͤſt ſie nackend ſitzen /
Da muß ſie dann genung verdruß und jammer ſchwitzen.
Der ſaufft vom morgen an biß in die ſpaͤte nacht;
Der giebt mehr auff das ſpiel als ſeine nahrung acht;
Der pflegt den gantzen tag ſich mit toback zu tragen /
Und durch deſſelben rauch ſein armes weib zu plagen;
Der murret allezeit / iſt rappelkoͤppiſch / toll /
Daß niemand wiſſen kan / wie man’s ihm machen ſoll.
Milen.
Ach Lycidas genung! nun kan ich leichte ſchlieſſen /
Daß dich die weiber wo beſtochen haben muͤſſen /
Weil du der maͤnner ruhm / und ſo dich ſelbſt / vergaͤllſt /
Auch gar vom heyrahts-gut’ auff ihre fehler faͤllſt.
Lycidas.
Verſteh mich recht / Milen / ich rede von den ſachen /
Durch327Durch die ein mann ſein weib kan ungluͤckſeelig machen /
Die ſind auch heyrahts-gut / doch iſt drum nicht mein ſinn
Daß ich den maͤnnern feind / den weibern guͤnſtig bin.
Bey leibe nicht / mein freund!
Milen.
Nun hab ich’s recht ver -
nommen /
Weil mancher mann nicht viel mit ſeiner frau bekommen /
Da ihn doch deſſen hat verſichert das geſchrey /
So meynſt du / daß er nicht mit ihr betrogen ſey /
Sie aber mehr mit ihm / wenn er dem laſter-leben /
Dem ſauffen / ſpielen und dem buhlen iſt ergeben;
Dies ſteh ich ſelber zu / und dis iſt auch wol wahr:
So leydt ſie ja durch ihn / er nicht durch ſie gefahr.
Saladin.
Faßt nur die ſache recht / ſonſt koͤnt ſich’s leichtlich ſchicken /
Daß ihr denn gar zu nah zuſammen moͤchtet ruͤcken /
Dann muͤſt ich / dritte mann / denn euer ſchiedsmann ſeyn
Milen.
Das hoffen wir wol nicht.
Lycidas.
Nein / liebſter ſchaͤffer / nein.
Wir trincken nicht ſo ſtarck ‒ ‒
Saladin.
Es koͤnte leicht geſchehen /
Man kan nicht allemahl der ſachen ausgang ſehen;
Weiſt du nicht wie geſchwind uns offt ein wort entfaͤhrt /
Daß alle lieb’ in haß und luſt in unluſt kehrt?
Milen.
Man nimmt’s nicht ſo genau mit wolgemeynten freunden /
Ein anders aber iſt’s mit gleißneriſchen feinden.
Lycidas.
Laſt dieſes ſtreiten ſeyn; nun wolt’ ich wol / Milen /
Mit einer bitte dir (darff ich?) entgegen gehn /
Doch weiß ich nicht / ob ich die ſache wol darff wagen.
Milen.
Jch werde / Lycidas / dir dieſe nicht verſagen /
X 4Wo328Wo ſie mir moͤglich iſt / womit ich dienen kan
Das ſoll mit luſt geſchehen. Was iſts / mein freund?
ſag an.
Lycidas.
So hoͤre: Weil ich weiß / daß du aus alten muͤttern
Sehr viel erforſchet von der maͤdgen heyrahts-guͤtern /
Die hier um dieſes feld itzund noch wohnhafft ſeyn /
So bitt’ ich / mache doch mit mir dies auch gemein.
Jch ſchwere bey dem Pan / dem Vater unſrer heerde /
Daß ich kein eintzig wort zu andern ſagen werde /
Was du mir wirſt vertraun.
Milen.
Es braucht des ſchwerens nicht /
Jch kenne deine treu / die mich dir laͤngſt verpflicht /
Jch wil / was ich nur weiß / dir hertzlich gern erzehlen /
Doch glaub ich / wird dir eh geduld zum hoͤren fehlen /
Als alles aus wird ſeyn / doch will ich mich bemuͤhn /
Und / was du wiſſen wilſt in wenig woͤrter ziehn.
Seit dem ich in dis land aus Elis bin gekommen /
So hab ich alles mir ſehr wohl macht genommen
Was merckens wuͤrdig war; da hab ich nun geſehn /
Daß mit dem maͤdgen auch nicht wenig iſt geſchehn.
Bald laß ich ein Paſqvill an’s ſchwartze bret gekleibet /
(Das zwar die wahrheit offt doch offt auch poſſen ſchrei -
bet)
Schrieb drauß begierig ab / was mir in meinen kram
Und meiner Wiſſenſchafft ſehr wohl zu ſtatten kam.
Bald hoͤrt’ ich anders wo dergleichen mir vertrauen /
Aus dem ſich leichtlich ließ der maͤdgen regung ſchauen /
Bald war ich ſelbſt dabey / wo man was ſehen kan /
Und grieff die wahrheit hier mit dieſen faͤuſten an.
Nun welche ſoll ich dir itzund am erſten nennen /
Florinen wirſt du wohl ohn allen zweifel kennen /
Weil jeder ſie faſt kennt / denn welcher buhlen will /
Der trifft gar bald bey ihr ſein vorgeſtecktes ziel.
Sie moͤchte hertzlich gern’ im ehſtand ſich begeben /
Und laͤnger nicht wie itzt allein und einſam leben /
Es329Es mangelt ihr bereits auch an den freyern nicht /
Doch iſt kein nehmer da / der’s / wie er’s meynet / ſpricht.
Jhr heyrahts-gut iſt ſchlecht; ihr vater und die mutter
Die geben nichts heraus / ſie brauchens ſelbſt zum
futter
Weil wenig mittel da; ſo wird die tochter nun /
Die etwas gelblich iſt / ein weilgen muͤſſen ruhn.
Drey roͤcke hat ſie nur und etwas alte ſpitzen /
Die noch / wenn ſie vorher gebiegelt / ziemlich ſitzen /
Ja es gehoͤrt ihr auch ein ſchock verworren garn /
Und ein / itzt denck’ ich dran verfaulter ſchaͤffer-karn /
Ein halbes hauß (daß macht ſie hat noch mehr geſchwiſter /
Der bruder wurd ohnlaͤngſt mit groſſer noth magiſter /)
Das iſt ihr gantzer Packt / verſteh’ ihr heyrahts-gut /
Warum das thumme thier ſo aufgeblaſen thut.
Lycidas.
Milen du muſt dich nicht bey einer ſo verweilen /
Spendir auff eine nur ſechs oder ſteben zeilen /
Es iſt ſchon viel genung
Milen.
Ja / ja es ſol geſchehn /
Sonſt wuͤrd es gar zu lang / ich kan’s nun ſelber ſehn.
Alſin und Alaris das ſind zwey ſtoltze ſchweſtern /
Die jeden ſchaͤfer faſt mit zung’ und mine laͤſtern /
Die albern dinger die; ſie bilden ſich was ein /
Da beyde doch nicht ſchoͤn noch von vermoͤgen ſeyn.
Sie wiſſen offters nicht wie ſie ſich ſollen zieren /
Man ſieht ſein wunder offt an dieſen ſtoltzen thieren /
Die mutter lebt nur noch der vater iſt ſchon tod /
Was gilts? es leydet noch einmal dies voͤlckgen noth.
Lycidas.
Es pflegt gemekniglich den dingern ſo zu gehen /
Und da ſo hoch itzund die naſen ihnen ſtehen /
So geben’s ſie hernach wohl naͤher
Milen.
Recht mein freund!
Jtzt geht’s der Bellis ſo / wie ſie’s wohl nicht vermeynt.
X 5Mich330Mich deucht die Doris wird dies ebenfals erfahren /
Nun iſt ihr keiner recht / kommt ſie denn nur zu jahren /
Wie wir[d]ſie diß bereun / dann aber hilffts nicht viel /
Weil da ſie’s itzt verſchiebt / alsdenn der mann nicht wil.
Jhr gut geht noch wol hin / ſie darff ſich nicht ſo ſpreuſſen /
Man geht nach ſolchen nicht von Reuſſen bis nach Preuſ -
ſen /
Man trifft ſie naͤher an / die reicher noch als ſie /
Dann heiſt’s: was ſchieret mich die ſtoltze klunte die?
Lycidas.
Kennſtu Octavien? die deucht mich iſt die beſte:
Milen.
Ach es iſt ebenfals ſo eine ſtoltze meſte /
Die denckt / das jeder ſie zu ehren ſchuldig ſey.
Lycidas.
Jch haͤtt’ es nicht gedacht.
Milen.
Es legt ihr niemand bey /
Denn alle wiſſen ſchon um ihre hoffarts-ſitten /
Da ſie zu hauſe doch muß leere kaſten huͤten /
Daß niemand nichts drein legt; ihr vater haͤlt drey kuͤh /
Da meint ſie / daß dabey ihr groͤſtes gluͤcke bluͤh.
Lycidas.
Jſt denn Melinde reich?
Milen.
Die? ſie iſt zwar was kleine /
Doch hat ſie faſt allhier die allermeiſten ſchweine /
(So iſt’s bey uns der brauch) wer dieſe nehmen wird
Der kriegt fuͤnffhundert mit und wird ein reicher hirt.
Allein es ſoll ihr was ‒ ‒ (doch ſtille mit der geigen /
Jch moͤchte mich zu ſehr in dem proceß verſteigen.)
Jhr’ aͤlter-mutter ſoll auch ziemlich reich noch ſeyn /
Die giebt denn auch was her / wenn ſie wird einer freyn.
Lycidas.
Wofern ich recht gehoͤrt / ſo iſt ſchon einer kommen /
Den ſie auch allbereit zum liebſten angenommen /
Jch331Jch weiß zwar nicht ob’s wahr / Qvirina ſagt es mir /
Denn die befindet ſich gar offtermals bey ihr.
Wer ſo im rohre ſitzt der kan gut pfeiffen ſchneiden:
Milen.
Dies gluͤck’ iſt eben nicht vor andern zu beneiden /
Jch moͤchte ſie nicht freyn / denn mir gefaͤllt ſie nicht /
Obgleich ihr heyrahts-gut mir ſo viel vieh verſpricht.
Lycidas.
Mileno / es iſt zeit / daß ich bald wieder gehe /
Und ſchaue / wie es dort um meine ſchoͤpſe ſtehe /
Drum faſſe / was du weiſt / in wenig zeilen ein /
Wird mir ein andermal die zeit gelegner ſeyn /
So werd ich dich / mein freund / alsdenn von neuem bit -
ten /
Daß du / was uͤbrig iſt / noch vollends aus moͤgſt ſchuͤtten /
Jtzt iſt die zeit zu kurtz.
Milen.
Jch hab’s auch ſchon gedacht /
Weil die erzehlung ſonſt mich gar zu muͤde macht.
Jch will das noͤhtigſte auffs allerkuͤrtzte faſſen /
Und was hier uͤbrig bleibt / biß uͤbermorgen laſſen /
So deucht mich / geht es an. Clorinde leydet noth /
Und hat kaum manchen tag das liebe treuge brodt /
Doch iſt ſie ſtoltz dabey / und will ſonſt keinen nehmen /
Als welcher ſich / ihr knecht zu heiſſen wird beqvemen.
Dianens mutter ſoll was haben auſſen ſtehn /
Auff dieſes pfleget nun die tochter umzugehn /
Und traͤgt den kopff ſo hoch. Doch / wie ich nechſt erzielet /
So hat ihr ſchuldner ſchon halb banqverott geſpielet /
Wie wird’s nu um ſie ſtehn? mich deucht / mein freund /
mich deucht
Daß ihr erhabner geiſt denn bald die ſeegel ſtreicht.
Selinde traͤget zwar wolauffgeſteckte hauben /
Doch ſagt das meiſte volck / und’s iſt auch wol zu glauben /
Daß ſpitzen / leinwand / band und was ſonſt mehr dabey /
Den buhlern / die ſie hat / meiſt abgebettelt ſey;
Die maͤdgen haben hier ohndem ſo gute gaben /
Daß332Daß ſie faſt ſtets von uns geſchencke wollen haben
Dann putzen ſie ſich aus / und eh man es gedenckt /
So heiſt’s: das waͤmbſtgen hat mir der und der geſchenckt.
Ja / Lycidas / ich kan ohn alles luͤgen ſagen /
Daß / was die menſcher hier an band und ſpitzen tragen /
Sie ſich nicht ſelbſt geſchafft / ihr beutel iſt zu leer /
Es kommt dies meiſtentheils von unſern bruͤdern her.
Lycidas.
Du muſt Milen gewiß ſelbſt ſeyn dabey geweſen /
Wo man euch pfleget ſo di[e]federn abzuleſen /
Sonſt duͤnckt mich / wuͤſteſt du es nimmermehr ſo gut /
Was unſer frauen-volck mit unſern bruͤdern thut.
Milen.
Ja freylich Lycidas / wo wolt ich’s ſonſten wiſſen /
Jch habe ſelber offt etwas ſpendiren muͤſſen /
Einmaln fuͤnff ellen band / hierauff ein geiſtlich buch /
Ein ſchergen / balſam-fach / citron’ und bette-tuch.
So kan man ihre kunſt am fuͤglichſten erfahren /
Sonſt ſind ſie ſehr geheim mit ihren liebes-wahren /
Doch dieſe narredey verdreuſt mich ſelber nun /
Jch wil wol nicht ſo bald dergleichen wieder thun.
Lycidas.
Mich deucht / die maͤdgen ſind hierinn nicht zu verden -
cken /
Daß ſie euch hirten ſo zuplagen um das ſchencken /
Sie ſammlen ſo was ein und zwar auf’s heyrahts-gut /
Das wol den meiſten hier ſehr hoch von noͤthen thut.
Milen.
Gar recht du namſt mir’s wort itzunder aus dem maule;
Jch dachte gleich daran wie dieſe liebes-gaule
So klug hierinnen ſeyn / und ſtellen ſich dabey /
Daß es doch ihnen nicht ſo um das hertze ſey.
Sind ſie denn weibrigen / und will der mann nicht paſ -
ſen /
Da heiſt’s: wie muſt ich mir’s ſo ſauer werden laſſen /
Und du / du lumpen-hund / du jagſt es durch den bauch /
Solls ja geſoſſen ſeyn / geh und verdien’ es auch.
Ly -333Lycidas.
Jch muß dich / wehrter freund / in deiner rede ſtoͤren:
Jch wolte laͤnger dich von hertzen gerne hoͤren /
Doch Damon rufft mir ſchon (wer weiß was’s dorten ſetzt /)
Du haſt mich ſonſten ſehr durch deine red ergoͤtzt.
Jch wuͤnſchte mir bey dir den gantzen tag zu bleiben /
Und mit erzehlungen denſelben zu vertreiben /
So aber ſchickt ſich’s nicht mit unſer einem wohl /
Daß man mit muͤßig-gehn die zeit verſchlendern ſoll.
Lebt beyde fein geſund und bleibet mir geneiget /
So lange noch ein ſchaf auf dieſe trifften ſteiget /
So lange noch Milen die deutſchen lieder liebt /
So lange Saladin ſich in den floͤhten uͤbt /
Lebt wohl!
Saladin.
Du auch mein freund!
Milen.
Geh hin ins Panes nahmen /
Und gruͤſſe Melidorn mit ſeinem ſchaͤffer-ſaamen.
Lycidas.
Ja / ja es ſoll geſchehn.
Milen.
Sprich auch denn wieder ein.
Lycidas.
Wenn ich nur irgend nicht beſchwerlich moͤchte ſeyn.