PRIMS Full-text transcription (HTML)
auserleſener und bißher ungedruckter Gedichte
vierdter Theil.
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Mit Churfuͤrſtl. Saͤchſ. Gn. Privilegio.
LEJPZJG /bey Thomas Fritſchen /1708.
1

Galante und Verliebte Ge - dichte.

Auf ihre Schoͤnheit. C. H. v. H.
DEr himmel hat dich lieb / und die natur noch lieber /
Die pflantzet dem geſicht die ſchoͤnſten roſen ein;
Die / wenn des herbſtes wind zieht noch ſo offt daruͤber /
Dennoch in ſteter bluͤht und voll vergnuͤgung ſeyn
Die nelcken bluͤhen ſtets auf dem zinnober-Munde /
Der ſtets umſtreuet iſt mit weiſſer liljen-ſchnee:
Der ſchoͤnſte biſam ſteigt aus deinem liebes-grunde:
Vergiß mein nicht ſteht da / wo ich vergeſſen ſteh.
Narciſſen bluͤhen ſtets auf deinen ſchoͤnen haͤnden:
Der liebreitz laͤſſet ſich auf allen Gliedern ſehn:
Ja frag ich Floren ſelbſt / ſo wil ſie diß einwenden;
Du ſeyſt noch tauſendmahl ſo ſchoͤn / als tauſend ſchoͤn.
Hofm. w. IV. Th. ARoſe -2Galante und
Roſelinde und Sophronille bekla - gen ihren einſamen Zuſtand. C. H. v. H.
MAn weiß nicht was man wil / und wil nicht was man weiß /
Der ſinnen uhrwerck wil verwirret in uns gehen /
Der erden ſanffte bahn iſt ſpiegel-glattes eis /
Da auch ein amboß nicht kan ohne gleiten ſtehen.
Was hilfft uns wohl fuͤr raht? ſoll denn das bittre ziel
Der faulen einſamkeit noch laͤnger uns umſchlingen?
Treibt das verhaͤngniß denn mit uns nur poſſenſpiel /
Daß friſche baͤume auch faſt todte Knoſpen bringen?
Der glatte maͤnner-mund ſchwatzt praͤchtig uns was vor /
Und Roſelinde ſolls mit Sophronillen glauben /
Doch goͤnnt man ihnen nur das auge / nicht das ohr /
Und ſetzt zum gegenſatz auf ſchrauben wieder ſchrauben.
Des himmels reiche gunſt macht unſern glantz beruͤhmt /
Der worte ſchmincke ſchminckt umſonſt die reinen glieders
Der Jahre Fruͤhling iſts / der geiſt und leib bebluͤhmt /
Dafuͤr das alterthum den morſchen leib legt nieder /
Der Tuͤrckis pralt um uns: die Perl beperlt die Bruſt:
Die lippen gleichen ſich verzuckerten Corallen:
Und der beſchneite hals erwecket eine luſt /
Die auch den Goͤttern ſelbſt vor andern muß gefallen:
Hier zeigt der zaͤhne pracht das reine Helffenbein:
Vergoldte Faden ſind auf unſerm haupt die haare:
Der ſtirne breites feld traͤgt weiſſen Marmelſtein:
Rubinen-ſchmuck beſchmuͤckt der bruͤſte theure waare:
Die adern ſind voll treu / nicht minder als von blut:
Es blitzt der augenblitz: die holden wangen lachen:
Die wangen ohne falſch / auf denen Schnee und glut
Mit keuſchem freundlich-ſeyn zuſammen hochzeit machen.
Was aber ſagen wir von hochzeit machen viel?
Was nutzt der Roſen-haubt wenn ſeine Blaͤtter fallen?
Was dient dem lichte licht? der ſcheibe ſelbſt ein ziel?
Was3verliebte Gedichte.
Was nuͤtzen ungepfluͤckt den baͤumen die Corallen?
Was iſt es / daß an uns geſtalt und alter bluͤht?
Wenn hertz mit hertzen ſich nicht wollen liebend gatten /
Die ſchoͤnheit ſingt behertzt ſo ſelbſt ihr ſterbe-lied /
Und weiſet / daß ſie ſey der wolluſt duͤrrer ſchatten.
Ein feuer-ſtein gibt feur wenn man ihn haͤrter reibt;
Der Maͤnner lieben iſt nur liebeln und nicht lieben /
Die liebe wird entzuͤndt / wenn liebe liebe treibt /
Hingegen iſt ein rauch das lieben ohne uͤben.
Soll denn der adern qvell / der glieder Perlen-ſchein
Durch falſcher Maͤnner treu ſich ſo erbaͤrmlich ſchwaͤchen?
Soll auch der lippen-ſafft nur Schlangen-ſpeiſe ſeyn?
Und unſrer ſchoͤnheit glantz wie ſchimmernd glas zerbrechen?
Jſt unſre wollen-hand nicht eines kuſſes werht?
Sind den die Augen nicht des haubtes haubt Cryſtallen?
Wie iſt denn dero preiß ſo ploͤtzlich umgekehrt?
Daß auch der helle tag dem tage wil entfallen?
Die palmen unſrer treu ſind itzt noch unbefleckt /
Und unſrer tugend wil ſich gar niemand erbarmen /
Wo bleiche einſamkeit noch ferner uns bedeckt /
So muß der warme leib den kalten tod umarmen.
Der ſtoltze hahn hat kaum des nachts zweymahl gekreht /
Da hitzen manches paar ſchon keuſch erhitzte kuͤſſe;
Uns aͤrmſten ach! wird nur kein mund zum mund gedreht /
Und ſchlieffen immermehr wir beyde noch ſo ſuͤſſe.
Das ſtille einſam ſeyn das foltert unſern Sinn /
Es bringet ſolche zeit nichts als ein taͤglich ſterben /
Wir werffen das geluͤck 'in gluͤckſ-topff immerhin /
Und koͤnnen doch nicht draus errettung uns erwerben.
Wenn oͤhl und pflaſter nicht das brandmahl heilen kan /
Wo nicht die linde hand den ſchaden kan gewinnen /
So muß alſdenn der Artzt ſein meſſer ſetzen an /
Doch lobt die Tugend nicht ſolch euſſerſtes beginnen;
Die Graͤntz iſt der Natur / der See ihr ziel geſteckt:
Wir muͤſſen ebenfals den liebeſ-circkel leiden /
Und unſer ehren-ruhm wird nicht dadurch befleckt:
Was das gebuhrtſ-geſtirn durch GOttes raht beſcheiden.
A zTroſt4Galante und
Troſt auf Roſelindens und Sophro - nillens Klage. C. H. v. H.
JHr roſen-kinder ihr / ihr ſonnen tag und nacht /
Wie daß die bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen?
Was wird durch dieſe wolck fuͤr wetter euch gebracht
Daß ſich eur hertze muß mit naſſen ſeufftzern kuͤhlen?
Die kranckheit geht nicht bald / nur mit der zeit hinweg /
Auch kan der himmel eh / als ihr vermeint / ſie mehren /
So brennt die einſamkeit / auch keinen ehrenfleck /
Nichts wird den rautenkrantz der tugend euch verſehren.
Gedult / vernunfft und zeit ſchafft endlich huͤlff und raht;
So nehmet nun in acht den zuſtand eures ſtandes /
Denn wenn vernunfft und zeit den regiments-ſtab hat /
So iſt die Hoffnung auch die ſalbe dieſes brandes.
Der lichte Donnerſtrahl verſehrt / was nachgibt / nicht /
Schlaͤgt von dem Pappelſtamm gar nicht die weichen ſplitter
Da er das harte holtz der Eichen bald zerbricht:
Alſo zermalmt das gluͤck auch ſteinerne gemuͤther.
Ein waͤchſern hertze bleibt von allem ſturme frey.
So laſt nun fallen auch die Segel ſteiffer Sinnen /
Und dencket daß vor euch noch endlich gluͤcke ſey /
Womit ihr gunſt mit gunſt koͤnnt jedem abgewinnen.
Schaut! wie die blumen doch auf euren wangen bluͤhn:
Schaut! mit was ſtrahlen auch die augen-ſterne ſpielen:
Schaut! wie die Lippen ſich bepurpern mit Rubin /
Wie laſſen ſie an ſich ein anmuhts-zeichen fuͤhlen!
Es kuͤnſtelt keine kunſt was euren gaben bey /
Es leuchten noch vielmehr der tugend helle flammen
Und weiſen rein und klar / was ſchoͤne ſchoͤnheit ſey /
Worinnen witz und blitz vermaͤhlet ſind zuſammen.
Jhr ſagt; der Maͤnner mund ſey voll und glatt von Liſt;
Jhr meinet aber nur ein ſchlecht geſchlacht gemuͤhte /
Das ſich der buttermilch gleicht / die geſattelt iſt /
Nicht aber von natur ein tugendreich gebluͤte.
Gantz5Verliebte Gedichte.
Gantz unrecht zeihet ihr die Maͤnner falſcher treu /
Und ſeht ihr lieben an vor liebeln und nicht lieben?
Ach! nein / ihr irret ſehr / die Maͤnner haben ſcheu /
Und woll’n durch leichten ſchein mit nichten euch betruͤben:
Man weiß es allzuwohl daß keine woͤrterpracht /
Noch ſtoltzes auſſenwerck kan euer hertze binden /
Wenn nicht ein treues hertz und hand das buͤndniß macht /
So kan kein hertze nicht die hertzen uͤberwinden.
Eur Athem iſt ja recht ein angebiſamt Wind /
Der gantze Schmuck der iſt ein liebreitz der Gebehrden /
Den kein behertzter Muht nicht ohne brand empfindt /
So daß ein Stein und wachs und eiß muß Schwefel werden.
Eur wollichts haar entfaͤrbt der Morgen-Roͤhte licht /
Es iſt das ſuͤſſe werck faſt allem vorzuſetzen
Wenn euer Roſen-Mund beliebte reden ſpricht /
Drum hat ein Mann gar wohl dies Kleinod hochzuſchaͤtzen.
Jhr ſeyd ein Paradieß der reinen liebes-luſt:
Soll truͤbe Einſamkeit euch ſolches denn beſchaͤmen?
Soll der Zinnober nicht mehr mahlen eure Bruſt?
Soll eur benelckter Mund im Grabe blumen ſaͤmen?
Nein: euch iſt ohne dieß ſo gar nicht unbekant
Das weltbekandte thun / was wolt ihr dieſes ſcheuen
Was kuͤhne wird veruͤbt durch dies und jenes Land
Und euch die Traͤume auch ſtets in die Sinnen ſtreuen.
Wie herrlich iſt doch wohl der Ehe Ehren-ſtand
Wenn ein gepaartes Paar zuſammen kan erwarmen /
Wenn Mund mit Munde ſchertzt; das Hertz wird angebrant;
Und ſich ſatt heben kan aus eines andern Armen.
Ein Menſch kan in der Welt nicht mehr vergnuͤget ſeyn
Als wenn auf zarten Schooß ihm lachen ſeine Glieder /
Wenn er die ſuͤſſe Frucht des Sieges erndtet ein /
Und kriegt auf Honigkuͤß candirte Kuͤſſe wieder.
Hier kan er auf gewinn erhalten ſeinen Sieg /
Kan mit erhitztem Mund gantz ſchoͤn zuſammen ſpielen /
Hier iſt der Wuͤrffelpaſch / ein treppel und ein pick /
Hier iſt der Kegelplatz / hier Peilcke / hier ſind Muͤhlen /
Hier ſuchet er das bret / ihm iſt nicht unbekant.
A 3Das6Galante und
Das lortſchen / und wie man die ſchoͤne dame ziehet /
Der letzte Stein gewinnt / und iſt die groͤſte Luſt
Wenn man ſo aͤmbſig ſich um gute Maͤulgen muͤhet.
Doch wird ſolch Spielen nicht wie blinde Kuh geſucht /
Des Himmels freyheit laͤſt dem Spieler freyen willen /
Der Liebe Spiel bringt nur zu rechter Zeit die Frucht /
Was das verhaͤngniß ſchleuſt muß erſt der Menſch erfuͤllen.
Abbildungen der Augen. C. H.
WJr Sonnen-Tempel ſind das heiligthum der liebe /
Wo unausloͤſchlich feur auf den Altaͤren brennt;
Ein Himmelreich / das iſt: ein Urſprung ſuͤſſer triebe /
Das ſeinem werthe nach nicht Nebenhimmel kennt.
Zwey Sterne / deren krafft auf krancke hertzen flieſſet;
Zwey Lichter / ſo die Nacht der liebenden zerſtreun;
Ein offnes Paradieß / doch daß ſich ſelbſt verſchlieſſet
Wenn die begierde will ſein reines Feld entweihn;
Ein Brunn / aus dem bald zorn / bald lieb u. hoffnung qvillet;
Ein ſchoͤnes wetter-glaß / das hitz und kaͤlte fuͤhlt;
Ein Koͤcher / der mit zorn und luſt iſt angefuͤllet;
Ein bogen / der niemals wohin vergebens zielt;
Ein Zeughauß / wo Geſchoß und Siegeswaffen liegen;
Ein Schloß / das in der hoͤh iſt in ein thal gebaut;
Ein thurm / an welchem ſich die Schiffenden vergnuͤgen /
Wenn ihre Sehnſucht hier die liebes-ampel ſchaut;
Zwo kertzen / die der GOtt der lieb in haͤnden traͤget /
Wenn ſeiner Mutter wird ein Opffer abgeſchlacht;
Ein bild / das alle Welt faſt anzubeten pfleget /
Und das die Schoͤnheit hat mit eigner hand gemacht;
Wir ſind ein koſtbahr Schiff / das reiche Ladung fuͤhret;
Ein Wechſeltiſch / auf dem ein blick dem Golde gleicht;
Ein Buch / das niemand noch hat gaͤntzlich ausſtudieret /
Weil jede Sylbe da nach groſſer Klugheit reucht;
Die7verliebte Gedichte.
Die Schule / wo man lernt / die Schrifft der liebe kennen;
Das thor / bey welchem ſelbſt ein Engel wache haͤlt;
Zwey Schoͤpffer dieſer glut / in der viel tauſend brennen;
Zwey redner / deren Spruch der Maͤnner vorſatz faͤllt;
Zwey Jaͤger / welche frey in allen Waͤldern jagen;
Zwey Schuͤtzen / denen nicht ſo leicht ein Wild entgeht;
Zwo Schweſtern / welche ſtets nur eine Mode tragen /
Die immer neu verbleibt und taͤglich netter ſteht;
Zwo braͤute die ein hertz und einen liebſten kuͤſſen /
Und doch um deſſen gunſt nicht eiferſuͤchtig ſind;
Zwey ſpiegel / die doch nur ein bild zu zeigen wiſſen;
Ein ſpiel / bey dem man kaufft / verkaufft / verliehrt / gewinnt;
Zwo Kugeln / welche klein an groͤſſe / groß an ſtaͤrcke;
Zwo Uhren / welche doch nur ein gewichte zieht;
Zwey Kuͤnſtler / deren thun beruͤhmte wunderwercke;
Zwo Muſcheln / die man offt voll Waſſer-perlen ſieht;
Zwey Mahler / die ein bild am aͤhnlichſten entwerffen;
Zwey helden / die zwar viel doch einerley / gethan;
Ein Stahl den ſtumpffen Muht der liebenden zu ſchaͤrffen;
Ein Dittrich der die bruſt geſchwind eroͤffnen kan;
Wir ſind ein See-Compaß / dem der verliebten Menge /
Als ihrem Fuͤhrer folgt; doch dieſes ſchlechte blat
Ja dieſe Welt iſt viel vor unſern ruhm zu enge /
Die Welt / die ihren glantz bloß uns zu dancken hat.
Dem himmel fehlte licht / der erde geiſt und leben /
Dem tage ſelbſt der tag / den blumen blumen-ſchein:
Wenn wir den ausſchlag nicht von allem koͤnten geben /
So wuͤrde dieſer bau ein nachtgebaͤude ſeyn.
Die naͤchte wuͤrden nicht bey tag in Graͤbern liegen /
Sie ſchluͤgen ihr gezelt nun bey den Menſchen auff /
Und wuͤrden den verſtand in ihrem Schatten wiegen /
Der wuͤſte weder zeit / noch ſtund - und ſternen-lauff.
Die liebe waͤre tod / ihr feuer unentzuͤndet /
Wenn unſre Strahlen nicht die Hertzen angebrandt;
Die Erde / die man itzt voll liebes-fruͤchte findet /
Die waͤr ohn uns / wie vor / ein ungebautes Land;
Die Schoͤnheit wuͤrde nicht die Seelen luͤſtern machen /
A 4Der8Galante und
Der glieder blumen-ſchmuck erregte nicht begier /
Es waͤre gantz umſonſt der lippen holdes lachen /
Kein Auge truͤge dies dem innern Geiſte fuͤr.
Es hat auch unſer ruhm den himmel eingenommen /
Die Gottheit wolte ſelbſt durch uns ſeyn abgemahlt;
Da haben wir das hefft des regiments bekommen /
Daß jeder den Tribut uns itzt gehorſam zahlt.
Wie Diener folgen uns des leibes andre Glieder /
Doch ſtill / es iſt genung Dies ſoll das Siegel ſeyn:
Laͤſt Sonn und Himmel ſich einmahl zur Erde nieder /
So kehren ſie gewiß bey unſern Sternen ein.
Abbildungen der Lippen. C. H.
JHr Augen habt euch wohl mit farben angeſtrichen /
Nun aber unſer Schloß ſich gleichfals aufgethan /
So moͤgt ihr Praler euch bey zeiten nur verkriechen
Weil euer ruhm doch uns nicht gleiche werden kan.
Wenn unſre zunge redt / ſo muſt ihr ſtille ſtehen /
Die blicke gelten nichts / wo man die Woͤrter hoͤrt /
Ein blumen-weſt wird itzt aus unſerm thale gehen
Der deutlich ſagen ſoll wie uns die Welt verehrt:
Den himmel heiſt ſie uns / der das vergnuͤgen zeiget /
Und der vom ſuͤſſen thau der lebens-ſaͤffte trifft;
Das land / an dem zu erſt die lieb aus Ufer ſteiget /
Wenn ſie das ſchwartze Meer der zagheit durchgeſchifft.
Das blumen-Feld / darauf die bienen gerne fliegen /
Und aus den blaͤttern ſchon gemachten honig ziehn;
Den garten / deſſen ſchmuck die hertzen kan vergnuͤgen /
Weil hier die roſen-puͤſch und nelcken-ſtraͤuche bluͤhn;
Das Sommerhauß die glut des blutes abzukuͤhlen;
Den ſtul auf dem der Artzt vor krancke Seelen ſitzt;
Das Meer / auf welchem nur die Fruͤhlings-Winde ſpielen /
Und wo ſich offt die Fluth ſelbſt an der Fluth erhitzt;
Den9verliebte Gedichte.
Den Brunn / der Goͤtter-tranck vor ſchlechtes Waſſer reichet;
Die Qvelle / wo offt zorn / doch meiſtens luſt entſteht;
Die Wohnung / wo der Weſt / wenn er dem Herbſte weichet /
Mit ſamt dem Fruͤhlinge ſich einzulagern geht;
Das bette / wo ein paar der Seeleu hochzeit machen;
Den Ehſtand deſſen zucht gewuͤnſchte kuͤſſe ſeyn;
Die wiege / die man wiegt mit ſehnſucht-vollem lachen;
Und wo ſo alt als jung offt nach der Amme ſchreyn;
Dies alles ſind wir auch: allein auf unſern Klippen /
Liegt noch von ſchmuck und ruhm ein groͤſſer uͤberfluß.
Wer iſt es der nicht kennt den Richterſtul der lippen
Vor dem ein jeder ſelbſt allein erſcheinen muß?
Wir koͤnnen uͤber tod und leben urtheil faͤllen /
Drum nehmet euch vor uns ihr augen wohl in acht /
Die netze / welche wir mit groſſer klugheit ſtellen
Die haben Koͤnige zu Sklaven offt gemacht.
Von unſerm throne hoͤrt die Erde die geſetze /
Hier henget der befehl / der kuͤſſe zollen heiſt /
Doch ſo / daß nicht ein biß das ſtegel dran verletze /
Wenn ſich der Unterthan gar zu gehorſam weiſt.
Von uns zwo Muͤttern ſind zwey zwillinge gebohren /
Das lachen und der kuß / das ſchweigen und das wort /
Und haben dieſe Welt zu ihrem ſitz erkohren
Was wider ſie hier iſt muß alles uͤber bort.
Doch auf den rechten weg itzt wiederum zu kommen:
Wir ſind zwo Muſcheln / wo man theuren purpur find;
Ein fluß / auf dem die koſt der Seelen koͤm̃t geſchwommen;
Ein tranck / von welchem ſie nicht ſelten truncken ſind;
Ein faß / aus welchem thau und milch und ambra flieſſen;
Ein becher von der hand der wolluſt eingeſchenckt /
Aus dem ein jeder menſch will gerne was genieſſen;
Zwey waͤlle / deren Creiß ſo gaͤrt als Feld umſchrenckt;
Zwo pforten / die bald zu bald wieder offen ſtehen;
Sie ſollen auch itzund gar bald geſchloſſen ſeyn /
Wir koͤnnen doch den Ruhm nach wuͤrden nicht erhoͤhen
Drum ſoll uns nur die Welt die ſieges-palmen weihn
Und unſer hohes lob in diamanten graben /
A 5Denn10Galante und
Denn andre ſteine ſind nicht unſres nahmens wehrt /
Sie melde noch daß wir die welt regieret haben /
So weit der ſonnen licht mit ſeinen ſtrahlen faͤhrt
Und noch beherrſcher ſeyn: die Saͤulen koͤnnens ſagen
Die unſrer klugheit ſind zu ehren aufgebaut /
Was unſer thron der welt vor fruͤchte hat getragen /
Und wie man oͤffters uns verwundernd angeſchaut /
Wenn wir Athen und Rom mit reden uͤberwunden /
Die tugenden erhoͤht die laſter abgeſchafft;
Der friedenſtoͤrer arm durch einen ſpruch gebunden;
Ja offters auch wohl gar zum tode hingerafft;
Uns hindert keine nacht mit ihrem ſchwartzen zuͤgel /
Die blicke hemmt er zwar doch unſre ſtimme nicht /
Die hat in ihr vielmehr noch weit geſchwindre fluͤgel
Weil kein geraͤuſche nicht derſelben kraͤffte bricht.
Es wil die Mißgunſt hier zwar unſern ſcharlach ſchwaͤrtzen /
Als waͤren wir ein ſitz der geilen buhlerey /
Und lieſſen uns / ſo gar ohn alles weigern / hertzen
Da doch ein kuß vielmehr der keuſchheit ſchandfleck ſey.
Wir lachen nur hierzu / und wiſſen dieſes beſſer /
Wozu der roſen-ſtock um unſre gegend waͤchſt
Wozu der athem weht / und daß nach dem gewaͤſſer
Das unſre Qvelle fuͤhrt / ein geiſt mit rechte lechſt.
Doch wenn die geilheit hier wil unſre blumen brechen /
So fehlts an waffen nicht / und kommt ſie nur zu nah /
So wiſſen wir ſie ſchon aus eifer ſo zu ſtechen /
Als ſtuͤnden neſſelſtraͤuch und doͤrnerpuͤſche da.
Ein tugendhaffter kuß bleibt dennoch unſer leben /
Wann aber dieſer wird auf ſeiner bahre ſtehn
So werden wir uns auch bald von der erde heben
Zun huͤgeln / wo erſt recht das kuͤſſen wird angehn.
Abbil -11verliebte Gedichte.
Abbildungen der Bruͤſte. C. H.
AN unſern felſen wetzt Cupido ſeine pfeile /
Wenn ſie der ſteiffe ſinn der Maͤnner ſtumpf gemacht:
Dadurch wird uns ein ruhm / der ewig gruͤnt / zu theile /
Und der das eigen-lob der vorigen verlacht.
Jſt jener ankunfft hoch / ſo ſind wir gleich geſchaͤtzet /
Der himmel iſt es ja / wo man den Marmel graͤbt
Aus welchem die natur hat unſer bild gemetzet /
Das ſich aus eigner macht bald auf bald nieder hebt.
Wir ſind ein Paradieß / wo liebes-aͤpffel reiffen /
Die ſuͤſſer noch als die ſo Abels Mutter ;
Die Adams-Soͤhne ſind hier meiſter in dem greiffen /
Und thuns dem Vater nach / da ers verboth vergaß.
Wir ſind der ſchoͤnſte brunn / wo koſt und nahrung qvillet /
Wo milch mit honigſeim vermengt nach wunſche flieſt /
Womit[der]jungen welt der hunger wird geſtillet /
Wenn ihr noch zarter mund deſſelben oͤffnung kuͤſt;
Wir ſind ein blumen-hauß / wo in den winter-ſtunden
Nareiß und lilje bluͤhn als wie zur fruͤhlings-zeit;
Ein felß wo Chryſolith und Demant wird gefunden;
Ein fruchtbahr ſommer-feld mit hagel uͤberſtreut;
Ein berg / auf dem der ſchnee ſich ſelbſt in ballen rollet;
Zwo kugeln / die ein bild des weltgebaͤudes ſeyn;
Ein bergſchloß / wo man vor gelinde griffe zollet /
Eh uns die freundligkeit laͤſt in die thaͤler ein;
Ein atlas / denn kein griff ſo leichtlich nicht beflecket;
Ein kleinod / das den leib des Frauenzimmers ziert;
Ein thurm / auf deſſen hoͤh ein feuer-zeichen ſtecket;
Ein brieff der allezeit ein rohtes ſiegel fuͤhrt;
Zwey ſchilde / deren feld mit lilien beleget;
Ein amboß / wo die macht / ſo alle lieben heiſt /
Die pfeil in groſſer zahl geſchickt zu ſchmieden pfleget /
Mit denen ſie hernach auch rieſen niederſchmeiſt;
Die12Galante und
Die wolle / draus ihr garn die liebes goͤttin ſpinnet;
Ein netze von der hand der wolluſt aufgeſtellt;
Ein Cittadell / das leicht ein lieber feind gewinnet;
Ein ſchnee der lebend iſt und feuer in ſich haͤlt;
Die burg die von begier und anmuth auffgebauet /
Und deren waͤnde ſind mit marmel uͤberlegt;
Ein ſtein / den man der milch an farbe gleichen ſchauet /
Und der dem ſtrahle nach des mondes nahmen traͤgt:
Ein bette / welches offt mit kuͤſſen wird begoſſen;
Ein bette / wo die lieb auff ſchwanen federn liegt;
Ein ziel / nach welchem auch mit ſeufftzen wird geſchoſſen;
Ein bollwerck / dem kein ſturm hat ſchaden zugefuͤgt;
Ein wachhauß / wo nur ſtets zwo ſchoͤne ſchweſtern wachen;
Ein wall / durch den das thal der keuſchheit wird beſchuͤtzt;
Ein heerd / wo lieb und luſt nicht ſelten feuer machen;
Ein doppeltes altar auf zeit und ſchmuck geſtuͤtzt;
Ein tiſch mit teppichen von atlas uͤberleget;
Ein ſchoͤnes helffenbein / das alles gold beſchaͤmt;
Ein wagen deſſen ſitz den uͤberwinder traͤget;
Ein ſieger / der die thier und wilde voͤlcker zaͤhmt;
Ein liebs-geruͤſt auf dem man auch zum thale ſteiget;
Zwo platten die an werth des ſilbers maͤchtig ſind;
Zwo taffeln welche man nicht leichtlich jedem zeiget;
Zwo trauben / welche man auf keinen ſtoͤcken findt;
Die liebe brauchet uns manchmahl zu handgranaten /
Wenn die eroberung durch pfeile mißgelingt /
Und giebt den nahmen uns des werckzeugs ihrer thaten /
Durch die ſie alle welt zur uͤbergabe zwingt;
Doch unſer ruhm iſt ſchon in Marmel eingegraben /
Und wird durch ſo ein blat / wie dieſes / nur entweiht;
Kein glied des leibes kan vor uns den vorzug haben
Weil keines ſo wie wir die gantze welt erfreut.
Wie wuͤrde deren Creiß noch voller Menſchen leben /
Wenn wir als amme nicht dieſelbigen getraͤnckt /
Und taͤglich muͤſſen wir noch dieſe nahrung geben /
Damit ihr bau ſich nicht zum untergange ſenckt.
Wir13verliebte Gedichte.
Wir ſind ein wunderwerck der ſchoͤnſten liebs-pallaͤſte /
Drum geben ſich bey uns auch hohe haͤupter an /
Und bald ſind Koͤnige bald Kaͤyſer unſre Gaͤſte /
Bald kommt ein kluger Kopff bald gar ein unterthan;
Doch deſſen duͤrffen wir uns ebenfals nicht ſchaͤmen /
Wir thuns dem himmel nach und machens wie die Welt /
Die zwar die niedrigen in ihre graͤntze nehmen /
Und doch auch Koͤnigen zur wohnung ſind beſtellt.
Wir ſind dem hertzen nicht vergebens beygefuͤget /
Es hieß uns die natur deſſelben ſchilder ſeyn;
Die bruſtwehr / wo der zeug zu dem beſchuͤtzen lieget /
Drum gab ſie uns ſo nah dabey die wohnung ein.
Wir fuͤhren wie die welt zwo kugeln in dem Schilde /
Und dieſes iſts wodurch der menſch das lob erreicht /
Daß er / die kleine welt / der groſſen in dem bilde /
Als wie ein Ey dem Ey und in dem weſen gleicht.
Eh nun die groſſe welt nach ungewiſſen Jahren
Mit ihren kugeln wird zerfallen und vergehn /
So wird die liebe vor auf uns zum himmel fahxen
Und unſern glantz vielmehr als auf der erd erhoͤhn.
Abbildung der Schooß. C. H.
DEr geiſt des alterthums ſchrieb den beſchaumten wellen
Die kuͤnſtliche Gebuhrt der Liebes-Goͤttin zu /
Und daß ein muſchelhaus auf den geſaltznen ſtellen
So wol zur uͤberfuhr als ihrer erſten ruh
An ſtatt der wiege ſey damabls beſtimmt geweſen;
Allein ſo wurde da die wahrheit eingehuͤllt /
Wer ihre Perlen nun wolt aus dem ſchlamme leſen
Der fand ſie endlich zwar / doch frembde vorgebildt.
Zieht jenen vorhang weg und laſt die fabeln ſchweigen /
Was14Galante und
Was gilts die wahrheit wird / ja ſelbſt der augenſchein
Euch den verdeckten grund der Sache beſſer zeigen /
Daß ich ſo Muſchel / Meer als Welle muͤſſe ſeyn.
Jn meinen gruͤnden iſt die liebe ja gebohren /
Jch bin ihr erſter Sitz / ihr Stamm-haus / Vaterland /
Mich hat zu dieſer See ſelbſt die natur erkohren /
An deren ufern ſich das ſchoͤne Maͤdgen fand.
Jhr glieder moͤget nun vor mir die ſegel ſtreichen /
Weil ich die Goͤtter ſelbſt durch mich hervor gebracht /
Jhr ſelber muͤſtet auch in Mutter-leib erbleichen /
Wenn nicht durch mich das Thor waͤr in die welt gemacht.
Es fuͤllet meine frucht den Himmel und die Erde /
Jch mache daß der bau der wundergroſſen welt
Nicht vor der letzten zeit zu einer wuͤſten werde /
Die nichts als diſtel-ſtraͤuch und doͤrner in ſich haͤlt.
Jch bin das paradieß / vor dem die keuſchheit wachet /
Jn deſſen gegenden die lebens-fruͤchte bluͤhn /
Wo unſer leben wird / wie feuer angefachet /
Dabey die Soͤhne ſich / wie Adam / gerne muͤhn;
Ein Tempel / wo die glut der liebe ſtuͤndlich brennet;
Ein Opffer-Tiſch / wo milch zum opffer wird gebraucht;
Ein heiligthum / daß die vor Prieſter nur erkennet /
Jn deren keuſcher bruſt ein reiner weyrauch raucht;
Ein gutes feld / das nur gerahtne fruͤchte bringet;
Ein garten / den der thau der wolluſt uͤberflieſt;
Ja der die anmuht hat / die alle welt bezwinget /
Und deſſen blumen-feld ſein eigner fluß begieſt.
Ein Meer wo Ebb und Fluht dem Monden-lauffe gleichet;
Ein ſpiegel-glattes eiß / wo auch ein Rieſe faͤllt;
Ein hafen / den vergnuͤgt die Zucker-flott erreichet;
Die Schule / die man nur vor junge Maͤnner haͤlt;
Der liebe muſterplatz die mannſchafft auszuuͤben;
Ein zwinger / welcher zu doch nicht verſchloſſen iſt;
Die wahlſtadt / wo auch wol ein Simſon iſt geblieben;
Das ſchuͤtzen-haus in dem ein jeder gerne ſchieſt;
Ein Marckt / wo regungen durch blicke zu erlangen;
Ein wechſel-tiſch der uns vor Jungfern / Frauen zahlt;
Ein15verliebte Gedichte.
Ein laden / wo noch nie gebrauchte waaren hangen;
Ein thal in welches nie das licht der Sonnen ſtrahlt;
Ein bergwerck welches gold - und ſilber-adern heget;
(Die wuͤnſchelruhte ſchlaͤgt offt allzu hefftig an)
Ein land daß unbeſaͤt auch keine fruͤchte traͤget;
Ein abgrund / wo die welt die perlen fiſchen kan;
Der maͤnner groͤſter ſchatz liegt offt in meinem fache /
Denn das behaͤltniß bin ich eigentlich dazu /
Drum haͤlt die eiferſucht bey mir ſo ſcharffe wache /
Damit demſelbigen kein frembder eingriff thu.
Hier iſt der bienenſtock / wo aus der keuſchen blume
Der lebens-honig wird zur rechten zeit gemacht;
Der himmel und die welt traͤgt den zum eigenthume
Wenn ich ihn an das Licht; Sein ziel davon gebracht.
Der liebe ruheſtadt die liegt auf meinem grunde /
Jhr forſt / in welchem ſie die ſchoͤnſten zobel jagt /
Die maͤnner ſind dabey die beſten jaͤger-hunde /
Denn ihr verwegner geiſt iſt immer unverzagt.
Wenn ich verſchloſſen bin / ſo geht die luſt im leide /
Offt werden gar darum die laͤnder ruinirt /
Und ſpinnen trauer-flor an ſtatt der weiſſen ſeide /
Weil meine muſchel nicht den thron mit perlen ziert.
So kan der wohlſtand ſich auf meine pfeiler gruͤnden /
Wer fuͤhrt nun einen ruhm der meinen lorbern gleicht?
Bey euch / ihr bruͤſte wird man dieſen ſchwerlich finden /
Die ohnmacht hat euch nicht vergebens ſo gebleicht.
Nur eines aͤrgert mich / daß auch die kinder wiſſen
Was die erwachſenen in meinem garten thun /
Wie ſie durch ihren thau mein blumen-feld begieſſen /
Und mit der groͤſten luſt auf dieſem bette ruhn.
Ach koͤnt ich dieſer brutt unnuͤtze reden ſtillen!
Ein vorſchlag faͤllt mir bey: ich wil aufs ehſt einmahl
Jhr ungewaſchnes maul mit meinem waſſer fuͤllen /
Wer weiß? befrey ich mich dadurch nicht dieſer qval.
Doch meine bloͤſſe heiſt itzund mich ſtille ſchweigen /
Drum huͤll ich wieder mich in meine decken ein /
Und wil nur noch mein thun dadurch gebilligt zeigen:
Wo blumen ſollen bluͤhn muß tau und regen ſeyn.
Ar -16Galante und
Arminius an die Thußnelda nach erhaltenem Siege wieder die Roͤmer in dem Deutſchmeyeriſchen Thale. C. H.
LEbt meine heldin noch und hat des feindes degen
Nicht ihrer ſchoͤnen bruſt gewalt und leid gethan:
So kroͤnt der himmel ſie und mich mit tauſend ſeegen
Und fuͤhrt uns nach der ſchlacht auf eine blumen-bahn.
Lebſtu? ſo werden mir die palmen doppelt gruͤnen /
Die ich den feinden nur hab einfach abgejagt.
Wer weiß: ob Deutſchland nicht dem Adler muͤſte dienen /
Wenn ſich dein helden-arm nicht wider ihn gewagt.
Du ſiegteſt / ehe noch die beyden-Heere ſtritten /
Dein vor-kampff ſolte mir ein ſiegs-prophete ſeyn /
Dein heldenmaͤßiges und deutſchgeſinntes bitten /
Das pflantzte mir vorher ſchon dieſe hoffnung ein.
Mit was vor regungen ward da mein Geiſt umgeben /
Verwundrung / zweiffel / furcht und hoffnung hielten ihn /
Auch blieb mein auge ſtets an deinem ſchilde kleben /
Und konte ſich mit macht faſt nicht zuruͤcke ziehn.
Dein gruͤner harniſch hieß in mir die hoffnung gruͤnen /
Rom werde bald gebuͤckt in trauer-kleider gehn /
Die deutſche freyheit ſich des freuden-flors bedienen /
Und wie ein Palmenbaum vor allen voͤlckern ſtehn.
Mir ahnt ich weiß nicht was? doch ließ ich mir nicht traͤumen /
Daß ſich Segeſtens zweig in harniſch eingehuͤllt /
Und daß ihr ſchoͤner mund auch eifer koͤnne ſchaͤumen /
Der nur durch feindlich blut beſaͤnfftiget / ſich ſtillt.
Jtzt aber hat man mir das Siegel aufgebrochen /
Das raͤtzel aufgeloͤſt / den vorhang weggeſtreifft /
Und von Thusneldens arm dergleichen vorgeſprochen /
Daß er der Deutſchen ruhm durch ſeine that gehaͤufft.
Nun17verliebte Gedichte.
Nun mag das ſtoltze Rom ſich an den Deutſchen ſpiegeln /
Und nach den tugenden zu unſrer frauen gehn /
Die laſter herrſchen nur auf ſeinen ſieben huͤgeln /
Die keuſchheit aber muß in einem winckel ſtehn.
War nicht der Feldherr ſelbſt ein ſklave geiler luͤſte?
Dem haͤupte folgten auch die andern Glieder nach /
Sein geifer wagte ſich an Koͤnigliche bruͤſte /
Doch die erwehleten davor die ſiege-bach
Und ſturben ohn befleckt / ihr aſche ruffte rache!
Die haſtu / Fuͤrſtin / nun der Fuͤrſtin ſo verſchafft /
Daß Rom zerfallen wil bey dieſer ſchweren ſache /
Die groſſen Saͤulen ſind hierbey ohn alle krafft.
Sein Kaͤyſer raſet faſt und wil vor unmuht ſterben /
Es rufft die gantze ſtadt die Goͤtter ſehnlich an /
Und weltzt von ſich hinweg das fuͤrchtende verderben /
Zu dem dein ſchoͤner arm den anfang hat gethan.
Was ich gethan / ruͤhrt her von deinem angedencken /
Thußnelda war mein Wort; da freute ſich der geiſt /
Wenn er / gedenckende / zu der ſich konte lencken /
Die ihn vorher und noch mit ambroſinen ſpeiſt.
Was nun Armin gethan / ſind der Thußnelden thaten /
Sie lenckte geiſt und hand / er / lehnte dieſe nur /
Jhr auge wieß den weg / und halff in allem rahten /
Und zeigte zu dem ſieg uns die gewiſſe ſpur.
Ach! aber meine ſchuld macht itzt die ſinnen rege /
Es iſt / als ſchluͤg auf mich ein donner-wetter zu /
Wenn ich den harten ſchlag / den frevel-ſchlag / erwege /
Der meine luſt noch ſtoͤrt und meine ſeelen-ruh.
Jch ſchlug zwar deine hand / mich aber ſelbſt aufs hertze /
Jch wurde durch dein blut / dein tapffres blut / ſehr bleich /
Und zeigt auch aͤuſſerlich von meinem innern ſchmertze /
Und wie ich ſey verwundt durch dich und meinen ſtreich.
War die Tanfane denn gleich damahls nicht zu gegen?
Noch ſonſt ein deutſcher Gott / daß er den ſchlag verwehrt?
Doch ich vermercke ſchon das feindliche vermoͤgen:
Roms Rach-Gott hat den ſtahl und meine hand gekehrt.
Hofm. w. IV. Th. BEs18Galante und
Es hatten allbereits viel in das graß gebiſſen /
Die ſeelen waren ſchon beym Pluto angelangt /
Und gaben ihm bericht von unſerm blut vergieſſen /
Und daß der Deutſchen haupt mit lorber-aͤſten prangt.
Drauff wetzte der das ſchwerd auf unſre liebes-triebe /
Die rache zielete auf unſer beyden bruſt /
Sie zeigte ſich auch ſchon mit einem ungluͤcks-hiebe;
Doch bald verkehrte ſich die eingebildte luſt /
Als Deutſchlands ſchutzgott kam auff den geweihten
pferden /
(Die unſer heil’ger haͤyn in groſſer anzahl kennt)
Da muſte jener ſieg zu lauter waſſer werden /
Hingegen unſer band noch bleiben unzertrennt.
Drum fluche / Heldin / nicht dem feindlichen beginnen /
Das meine hand veruͤbt / weil ſtaͤrckere gewalt
Durch meinen ſtahl den zeug zur rache wollen ſpinnen /
Wer wiederſtehet wol der goͤttlichen geſtalt?
Es riecht mein ſieges-krantz ohndem mir nach cypreſſen /
Weil ihn dein heldenblut beſchaͤmt und bleich gemacht /
Doch wo dein hertze nur des fehlers kan vergeſſen /
So windet ſich um ihn der roſen lichte pracht.
Des feuers-flamme laͤſt durch ſchlaͤge ſich nicht hindern /
Sie kuͤſt bald wiederum der neben-flamme glut;
So wird auch dieſer ſchlag nicht unſre flammen mindern /
Wer weiß / entzuͤndet ſie nicht mehr dein heiſſes blut.
Sie ſind ſo lebens voll / dein vater kan es zeigen /
Als welcher bloß allein durch unſre liebe lebt /
Und werden taͤglich anch noch immer hoͤher ſteigen /
Biß ihre ſpitze ſich biß an den himmel hebt.
Nun fahre / Heldin / wol / des vaterlandes ſonne /
Du bild der tapferkeit / Tanfane ſeegne dich /
Was deine bruſt vergnuͤgt / verbleibt auch meine won -
ne /
Lebſtu / ſo kroͤne dich der himmel / und auch mich.
Er19verliebte Gedichte.
Er vergleicht Sie mit Rom. C. H.
WEiſtu auch / Clelie / wem deine ſtellung gleicht?
Was vor ein wunder-bau dir ſieges-palmen reicht?
Weiſtu’s? ſo ſag es mir: wo nicht? ſo laß die ſinnen
Sich eine zeit bemuͤhn / ob ſie’s errahten koͤnnen.
Du haſt den treffer ja ſonſt allemahl bey dir
Und braͤcht auch mein verſtand ich weiß nicht was? herfuͤr.
Den finger ſtaͤmmeſtu zwar itzt an deine ſtirne /
Siehſt mit den augen ſteiff / und plageſt das gehirne /
Allein / ich ſeh es dir ſchon an den augen an /
Daß dein entzuͤckter geiſt das ziel nicht treffen kan;
Drum qvaͤle dich nur nicht erſt lange mit gedancken /
Es iſt kein wunder nicht / wenn ſie zu weilen wancken
Und nicht zum zwecke ſehn / gib / ſchoͤnſte / dich nur drein /
Du ſiehſt’s / es kan alhier doch ſchon nicht anders ſeyn /
Es koſtet einen kuß / ſo kanſtu alles wiſſen /
Woruͤber du dich haſt ſo ſehr zermartern muͤſſen /
Er wird dich nicht gereun / verweile dich nur nicht /
Je laͤngſamer der kuß / je ſpaͤter der bericht.
Hier ſiehſtu meinen mund und neben an die wangen /
Jm angenblicke kanſt du ſelbe ja umfangen;
Nun ach! nun bin ich recht vergnuͤgt /
Da deine ſeele ſich auff meinen lippen wigt
Und meine gleichfals liegt auf deinem ſchoͤnen munde.
Nun warte / liebſte / nur noch eine viertel-ſtunde /
Biß meine ſeele ſich giebt wiederum zur ruh /
Jtzt weiß ich ohnedem nicht was ich ſelber thu /
Dann will ich dir hernach das gantze thun erklaͤhren /
Doch / darff ich / Clelie / noch was von dir begehren /
So bitt ich / daß dein aug und mund nicht eher lacht /
Biß dir der reime ſchluß dazu den anfang macht.
Jhr woͤrter ſchickt euch nun / ich muß es dennoch wagen.
Und meiner Clelien euch vor die ohren tragen;
Du gleichſt wie daß mir hier die zunge bleibet ſtehn?
Wil irgend nicht der mund die ſylben laſſen gehn!
B 2Jch20Galante und
Jch glaube / daß ſie ſich vor deinen augen ſchaͤmen /
Doch wart ich wil ſie ſchon hierzu alsbald beqvemen /
Und aus dem Kercker ziehn: du gleicheſt jener Stadt /
Die in Jtalien nicht ihres gleichen hat;
Jn der der Roͤmer wohnt / der nur von ſeinen ſachen /
Nebſt groſſer pralerey viel ſchreibens weiß zu machen /
Du gleichſt dem groſſen Rom: verwunderſt du dich viel?
Daß ich mit einer Stadt dich itzt vergleichen wil?
Halt ein und lache nicht / es wird ſich denn ſchon weiſen /
Ob ich mit fabeln dich geſucht blos abzuſpeiſen /
Was gilts? du ſtimmeſt mir im ende ſelber bey /
Daß die vergleichung dir in allem aͤhnlich ſey.
Ein ſchmeichler nennt zwar Rom die Koͤnigin der erden /
Der alle hertzen faſt fußfaͤllig muͤſſen werden;
Jch aber lach ihn aus / der nahm iſt mehr vor dich /
Die du der ſchoͤnheit reich beherrſcheſt koͤniglich.
Rom nahm ihm dieſen ſelbſt / durch degen / mord und tuͤcke;
Du haſt dir ihn verdient durch deine Fuͤrſten-blicke /
Zu dem / was ſind nicht dir vor hertzen unterthan /
Jch wette / daß man ſie kaum alle zehlen kan.
Die Engelsburg in Rom / die ruͤhmt man zwar vor allen /
Und hat ſie mir auch ſelbſt vor andern wohl gefallen /
Doch ſind die Engel da aus ſteinen nur gehaun;
Da ich bey Clelien ſie kan lebendig ſchaun:
Was ſind die tugenden denn anders als wie Engel?
Und iſt ein ſchoͤnes kind / daß ſich durch grobe maͤngel
Niemahls beflecket hat / nicht gleichfals engel-rein?
Es lagern ja bey ihr ſich ſelbſt die Engel ein.
Es iſt auch jene burg ein aͤltliches gemaͤuer /
Wie bald zerſchmettert es die zeit / ein feind / das feuer /
Hier aber ſcheinet noch der jugend ſchoͤnes licht /
Die liebes-glut verzehrt auch dieſes hertze nicht.
Die haubt-burg wil ich nicht einmahl itzund beruͤhren /
Die muͤſte den triumph der Schoͤnſten gleichfals zieren /
Weil ihres haubtes burg ſo am verſtande reich /
Daß ihr der gantze Raht in jener kaum iſt gleich.
Nun aber ſiehe Rom auf dieſe ſchlechte blaͤtter.
Die21Verliebte Gedichte.
Die Tempel bring ich jetzt / das eigenthum der Goͤtter /
Die machen meinen Sinn in etwas zweiffelhafft /
Ob auch bey Clelien dergleichen wunderkrafft
Als wie bey ihnen iſt / es haͤlt den reime-lauff
Allhier der groſſe Schatz der heiligthuͤmer auff /
Jch weiß nicht ob ich wohl von dieſen hier ſoll ſchreiben /
Die liebe heiſt es mich / die andacht laß es bleiben /
Doch die beſcheidenheit befiedert meinen kiel /
Und ſaget: halte nur im dichten maaß und ziel.
Die lippen Cleliens die thun auch wunderwercke /
Kuͤſſ ich dieſelbigen / ſo fuͤhl ich neue ſtaͤrcke /
Zumahl wenn ich darnach recht kranck geweſen bin
So geht durch einen kuß die gantze kranckheit hin.
Sie iſt ein heiligthum / das zu gewiſſen Stunden
Sich willig kuͤſſen laͤſt / iſt dieſe zeit verſchwunden /
So ſchlieſſet ſie ſich zu / dann geht die faſten an /
Da ich den ſuͤſſen kuß nicht mehr genieſſen kan.
Sie iſt mein rauch-altar / mein aller-goͤtter tempel /
Der Liebes-Goͤtter und Goͤttinnen wahr Exempel /
Mein Sonnen-Tempel auch / in den der Roͤmer rennt /
Wenn er vom Capitol zur lincken hand ſich wendt.
Vor hab ich Clelie zu meinem Ungeluͤcke
An deinen kuß gedacht / hilff mir doch von dem Stricke
Der Sehnſucht wieder loß / denn wil ich gerne gehn /
Und nicht bey dir / mein Rom / mehr bleiben betteln ſtehn.
Laͤſtu mich ohne troſt der Sehnſucht fieber fuͤhlen /
So muͤſſen nur die glut ſchon jene fluͤſſe kuͤhlen /
Die mir das groſſe Rom itzt zu geſichte bringt /
Und ſchon ſein Sieges-fahn / noch vor dem kampffe /
ſchwingt.
Zu waſſer wird dein ſieg / die hoffnung gleich den fluͤſſen /
Die von begierden toll / die taͤmme durchgeriſſen /
Hier kommſtu trefflich kahl / ſehr abgeſchmackt und blind /
Betrachte nur einmahl was deine fluͤſſe ſind /
Sie ſind ja anders nichts als ſchleimichte gewaͤſſer /
Bey meiner Clelien ſind ſie wohl zehnmal beſſer /
Sieht nicht die weiſſe fluth / die aus dem munde flieſt
B 3Der22Galante und
Der milch am aͤhnlichſten? iſt / was ſie da vergieſt /
Wo es mit liſpelndem und lieblichem geziſche
Durchrauſchet einen thal und deſſen liebs-gepuͤſche /
Nicht den Citronen gleich an farbe? Stelle mir
Du aufgeblaſnes Rom dergleichen fluͤſſe fuͤr!
Springbrunnen / waſſer-gaͤng und faͤlle / baͤch und fluͤſſe /
Die ſind auch lange nicht ſo lieblich / ſchoͤn und ſuͤſſe /
Wie meiner Clelien; die zweygetheilte ſpur
Der fluͤſſe / beſſer noch / der brunnen der natur /
Die an der ſchoͤnen bruſt wie waſſer-kuͤnſte ſtehen /
Die muͤſſen jenen noch zur rechten ſeite geheu /
Jch tauſchte nicht einmahl / und wenn die gantze welt
Mit allen fluͤſſen noch zu ihnen waͤr geſtellt.
Hier hab ich ſuͤſſe milch; in jenen truͤben fluhten
Fand ich wol ehemahls / und wider mein vermuhten
Erſtickte beſtien: hier hat es keine noht /
Hier faͤllt kein wurm hinein / hier liegt auch keiner todt /
Es waͤre meiner denn / der pflegt hierum zu kriechen /
Wenn ſich die Clelie mit freundlich-ſeyn beſtrichen /
Sonſt muß er wegen ihr behutſam fuͤr ſich ſehn /
Daß ſie auf ihn nicht laͤſt den ſturm des zornes wehn.
Hier haͤlt die reinligkeit die allerſchaͤrffſte wache /
Damit kein moder ſich an dieſes ſilber mache /
Jch glaube / daß der fluß / der ſo um ſchilff als mooß
Jn viergetheilter fluht im Paradieſe floß
An liebligkeit und zier vor dieſem muͤſſe weichen.
Nun ſchwinge dich mein kiel / du muſt die berg erreichen /
Auf welche Rom / als wie ein andrer berg gebaut /
Allein mein auge hat von weiten ſchon geſchaut /
Daß Rom auch hier verliehrt / es iſt’s ja nicht alleine /
Das ſo aus berg und thal / aus gold und marmelſteine
Jn ſeiner pracht beſteht: Hier! hier! iſt berg und thal!
Hier iſt der marmelſtein! betracht ihn nur einmahl
Allein verbrenne dir nicht irgend das geſichte /
Was gilts? die ſieben wird vor dieſer zwey zu nichte.
Jns thal da laͤſſet man dich und auch mich nicht ein
Sie23verliebte Gedichte.
Sie muͤſte denn / wie nechſt / vom ſchlaffe truncken ſeyn.
Meynſtu / ich plaudre nur? ſo frage deine helden /
Die werdens dir als ich viel beſſer koͤnnen melden /
Was dieſes thal vermag. Was that nicht einſt Tarqvin /
Als er in ſelbiges als Koͤnig wolte ziehn?
Das thal Lucretiens macht ihn zu einem zwergen /
Sein koͤnigliches haus zerfiel auf deinen bergen /
Doch weiſtu dies wol vor / du ſtelleſt dich nur ſo /
Und fuͤrchſt / es wuͤrde ſonſt dein ſieg auch hier zu ſtroh /
Da du doch blumen hoffſt! Nun denck ich an die gaͤrte /
Jn deren circkeln ſich die wolluſt einſt ernaͤhrte /
Die ſind zwar lobenswehrt / doch / wo mir iſt erlaubt
Zu ſagen / was mein ſinn im gantzen ernſte glaubt /
So acht ich ſie wie nichts vor denen / die hier bluͤhen /
Und meine Clelie zu zieren ſich bemuͤhen:
Ließ dieſe mich einmahl in ihren garten ein /
Des Roͤmers ſeiner moͤcht im Pfefferlande ſeyn.
Die blumen halten ſie ſelbſt vor die ſchoͤnſte blume /
Und rechnen ihnen dies zum allergroͤſten ruhme /
Wenn ſie auf ihrer bruſt und auf dem haupte ſind /
Ob gleich ihr ſchmuck dadurch mehr ſchand als lob gewinnt.
Was du noch ferner haſt / O Rom / an uͤberſchrifften /
Die deiner majeſtaͤt ein angedencken ſtifften /
Die hat hier die natur noch ſchoͤner angelegt /
Kein glied des leibes iſt / das nicht auch eine traͤgt.
Um ihre lippen ſteht: das zeughaus aller kuͤſſe.
Um ihre bruſt: Das meer / wo milch wie ſilberfluͤſſe /
Aus deſſen ſchooß entſpringt. Das auge fuͤhrt den ſpruch:
Hier iſt der liebenden und der geliebten buch.
Des leibes mitteltheil: Hier werden die Coloſſen /
Und pfeiler vor den bau der unterwelt gegoſſen /
Hier iſt der platz / auf dem die liebe triumphirt /
Und in den feſſeln ſelbſt den uͤberwinder fuͤhrt.
Hier wird ſie ſelber matt / hier findt ſie neue kraͤffte /
Und labt ſich wiederum durch die unſchaͤtzbarn ſaͤffte /
Waͤr dieſer garten nicht / die groß und kleine welt
Die waͤre ſchon vorlaͤngſt in eine grufft gefaͤllt.
B 4Die24Galante und
Die fuͤſſe zeigen ſich / da / wo ſie ſich zertheilen /
Wie zugeſpitzte thuͤrm und weiſſe marmel-ſaͤulen
Jch weiß / daß weder Rom noch ſonſten eine ſtadt
Dergleichen wunderzeug in ihren mauren hat.
Rom iſt an graͤbern reich; Hier iſt vor eitle luͤſte /
Vor traurigkeit und gram auch eine todten wuͤſte /
Was nicht vom himmel ſtammt / und wie die tugend rein /
Das muß hier in ein grab auf ewiglich hinein.
Wird dir / beſchaͤmtes Rom / das warten auch zu lange?
Macht dir die Clelie mit ihrem ruhme bange?
Bleib einen augenblick nur noch im kampffe ſtehn /
Hernach ſo wollen wir / als freunde / weiter gehn.
Jn deiner gegend wirfft die Sonne heiſſe ſtrahlen;
Die aber dieſen ort der Clelien bemahlen /
Und ihrer augen ſind / die ſind ſo warm / ſo heiß /
Daß ich dieſelben offt nicht zu vertragen weiß.
Ziert der Citronen baum gleich deine gaͤrt und felder;
Hier ſind ſie auch zu ſehn / und zwar wie gantze waͤlder /
Sie ſind noch lieblicher / die ſaͤure ſticht hier nicht /
Als waͤren ſie ſchon vor mit zucker zugericht.
Die wallfart / die man thut zu deinen andachts hoͤhen /
Die heiſſet mich allhier im zweiffel wieder ſtehen /
Wo da das gleichniß liegt: Doch itzt beſinn ich mich /
Weil Sie mein Rom denn iſt / ſo bin der pilger ich;
Es ſcheint / als waͤr ich ſelbſt zur pilgerſchafft gebohren /
Denn meine haut die gleicht vorher den braunen Mohren /
Und darff des kittels nicht / ſtab / taſche hab ich auch /
Es fehlt mir ſonſten nichts nicht mehr als der gebrauch.
Jhr alten Koͤnige! vor deren purpur-blicken /
Die Tyber ſich gemuſt wie eine Sklavin buͤcken /
Und die ihr ihre Stadt durch einen winck regirt /
Jhr werdet nun durch mich aus eurer grufft gefuͤhrt /
Denn euer Scepter ſoll allhier den reihen ſchlieſſen
Jch hab es auf geheiß mit euch ſo machen muͤſſen /
Damit nicht irgend Rom bey eurer pracht gedenckt /
Jch ſey durch dieſe nun ins bockshorn eingezwaͤngt.
Doch wie es uͤberall des ſieges hat verfehlet /
So25verliebte Gedichte.
So hat es auch allhier den falſchen weg erwehlet /
Jch weiß ja gantz gewiß daß Clelie dies hat /
Nachdem ſo mancher held verwegne ſpruͤnge that /
Den purpur mein ich hier; es ſind gewiſſe zeiten /
Da legt ſie ſelben aus und laͤſt ihn abwerts gleiten /
Jndem er flieſſend iſt / und wird offt jenes pracht
Durch dieſen hohen glantz wol gar beſchaͤmbt gemacht.
Gib meiner Clelien / O Rom / nun deinen tittel /
Und kleide deine pracht in einen ſchlechtern kittel /
Du haſt denſelbigen noch gluͤcklich eingebuͤſt.
Weil dieſe / die ihn erbt / mehr deſſen wuͤrdig iſt.
Geh nun zur Tyber hin / was ich bey dir gefunden /
Das zeigt mein neues Rom mir eben alle ſtunden /
Ja noch vortrefflicher. Hier iſt kein alter graus:
Hier bebt die erde nicht: hier iſt kein krancken hauß;
Liegt meine Seele gleich manchmahl in dieſem ſpittel /
So gibt mir Clelie bald den geſundheits-tittel
Auf Jungfern wachs gedruͤckt / und macht mich wieder frey /
Damit das Fieber mir nicht irgend toͤdlich ſey.
Hier leget euch nun hin ihr Siegeriſchen waffen /
Denn meine Clelie die ſehnt ſich nach dem ſchlaffen /
Es iſt ſchon hohe zeit / drum hoͤrt mit ſiegen auff /
Verfolgt ein andermahl den vorgeſetzten lauff /
Schaut / ſchaut da lieget ſchon die ſchlummernde darnieder /
Drum auf! und fanget an ſchlaff-traͤum - und abend-lieder.
Als Sie ihn zu ihrem Leib-Artzte machte. C. H.
WJlſtu mir deinen leib auf meine ſeele binden?
Soll ein Recept von mir dein lebens-balſam ſeyn?
Wilſtu in meiner hand die ſuͤſſe kuͤhlung finden?
Soll meine gegenwart dein zartes hertz erfreun?
So ſag ich: Fahret hin ihr andern patienten /
B 5Lebt /26Galante und
Lebt / ſterbt / thut was ihr wolt / und was der himmel will /
Jch ſehne mich nicht mehr nach euren kargen renten /
Jhr gebt ohndem offt eh zu wenig / als zu viel.
Was muß man nicht um euch vor kummer in ſich freſſen /
Weib / kinder / ſchreien da die ohren offt ſo voll /
Daß man daruͤber kan der beſten kunſt vergeſſen /
Daß einem dies entfaͤlt / was man doch brauchen ſoll.
Seht euch nach andern um / ich bin itzt ſchon vergnuͤget /
Die eine habe ich mehr als eurer tauſend lieb /
Das gluͤcke hat es wohl durch ſeinen zug gefuͤget /
Da dies die ſchoͤne bruſt zu meiner neigung trieb.
Doch mag ich mich mit euch nicht lange hier verweilen /
Genung: ich laß euch loß: nehmt einen andern an:
Und laſt ins kuͤnfftige durch deſſen kunſt euch heilen /
So werdet ihr gewahr / was auch ein andrer kan.
Dir aber netter leib / euch wohlgewachſnen gliedern /
Euch lippen / bruͤſten / ſchoß / euch adern / hertz und blut /
Will zu gefallen ich die pfeile gerne fiedern /
Und zeigen / was ein artzt vor ſuͤſſe dienſte thut.
Nun laß ich / ſchoͤnſte / mich bey deinem bette nieder /
(Du weiſt es / daß ein artzt da am geſchickſten ſitzt)
Entdecke mir genau den zufall deiner glieder /
Ob ſie erkaͤltet ſind / ob ſie ein feuer erhitzt.
Die hitze kan ich ſchon aus deinem pulſe ſchlieſſen /
Die adern ſind voll blut / das angeſichte roht /
Jch werde dir wol bald zur ader laſſen muͤſſen /
Und denn durch kuͤhlungen zerſtreuen dieſe Noht.
Doch wenn ich dir die gluht im blute ſoll curiren /
So muß dein finſtrer mann mir nicht im lichten ſtehn /
Sonſt moͤcht ich gar den ſafft verſchuͤtten und verliehren /
Drum ſoll ihn Opium zu bette heiſſen gehn.
Den durſt ſtillt mandelmilch: (ich haͤtt mich bald verſchrieben
Und ſtatt der mandelmilch die mannes-milch geſetzt)
So wird des fieber-macht ohnfehlbahr aufgerieben /
Und dein gekraͤnckter geiſt durch deſſen ſchluß ergoͤtzt.
Wenn nun dein netter leib das fieber uͤberſtanden /
Und meine cur geſchmeckt / ſo nimm dich ja in acht /
Auf27verliebte Gedichte.
Auf daß dein leibes-ſchiff nicht wieder moͤge ſtranden /
Und dich ein neuer ſturm / wie neulich / muͤrbe macht.
Damit du nun den weg nicht irgend moͤgſt verfehlen /
Der zur geſundheit fuͤhrt / ſo hoͤre was mein mund
Jn dreyen worten will zu deiner ruh erzehlen /
Nimm meinen handgriff an / ſo lebeſt du geſund.
Entſchlage dich zu erſt / mein Engel / fremder luͤffte /
Und kluͤhl in ſelbigen nicht deine bruſt und glut /
Sie ſind offt augemacht mit einen ſchlauen giffte /
Daß unſerm leib und auch dem ruhme ſchaden thut.
Allein du magſt dich wol in meinem garten kuͤhlen /
Da iſt die lufft geſund / da weht kein rauher wind /
Da kanſtu den geruch von reinen blumen fuͤhlen /
Die doch bey weitem nicht wie deine blumen ſind.
Doch nicht geluͤſte dich ins gruͤne hier zu legen /
Jch waͤre denn dabey und wolte waͤchter ſeyn /
Sonſt koͤnnte leichtlich dir ein wurm gefahr erregen /
Und den ſo ſchoͤnen leib mit geifer uͤberſtreun.
Gewehne dich auch nicht bey leib an andre ſpeiſen /
Als die dir meine hand nechſt vorgeſchrieben hat;
Der ausgang pflegt es denn gemeiniglich zu weiſen /
Was vor gebluͤme bringt der ungeachte raht.
Will dir mein zucker-werck der liebe nicht recht ſchmecken /
So faſte kurtze zeit / ich wette / die begier
Wird ihren appetit durch hunger bald entdecken /
Dann kommt dir meine koſt deſt angenehmer fuͤr.
Biſtu des zuckers ſatt? ſo nimm vom perlen-trancke!
Verachſtu dieſen auch? ſo iſt ein julep da /
Und was man ſonſten hat vor ſolche liebes-krancke /
Von welchem dir beliebt zu dieſem ſage: ja;
Geluͤſtet deinen mund nach glatten maͤnner-zungen /
So nimm ein ſolch recept von meinen lippen an!
Es iſt mir ehemahls bey dir ja ſchon gelungen /
Wer weiß? ob ich itzt auch den durſt nicht ſtillen kan.
Doch wo verfall ich hin? ich habe mich vergangen /
Wer bleibt im Paradieß von allem irrthum frey?
Doch wil ich meinen weg durch dieſen ſatz erlangen:
Die28Galante und
Die kleider tragen auch was zur geſundheit bey.
Biß / wo die bruſt ſich zeigt / magſtu dich wol entbloͤſſen /
Doch wenn ein rauher wind um unſre ſchlaͤffe ſtreicht /
Der flecken in die haut durch ſeine Wut kan floͤſſen /
So deck auch dieſes zu / daß er zuruͤcke weicht.
Damit auch dieſe wohl nach dir / als blume / riechen /
So fuͤlle deren ſchranck mit lorbeerblaͤttern aus /
Mit Majoran / dem noch nicht der geruch entwichen /
Mit Calmus / Naͤgeln und mit einem roſen-ſtrauß.
Weil auch dein frauen-Haar nicht mehr gebluͤme traͤget /
So ſtecke dies dahin / wo deine bruſt ſich theilt /
Und wo ſelbſt die natur den garten angeleget /
Der ſolches blumwerck bringt / das maͤnner-hertzen heilt.
Hingegen pudre dir die kohlpech ſchwartzen haare /
(Der puder iſt das Saltz / das unſer haar erhaͤlt)
Und ziere ſie mit der den frauen eignen waare /
Weil dich die liebe doch in deren Zunfft geſtellt.
Verbring auch nicht die zeit mit ſehnlichen gedancken /
So plagſtu dich nur ſelbſt / weils offtermahls geſchieht /
Daß auch daruͤber muß der zarte leib erkrancken /
Wenn er ihm was davon zu ſehr zu hertzen zieht.
Wird dir die zeit zu lang / ſo liß in helden-buͤchern /
Da lieget ein Confect vor deinen zarten geiſt /
Jch kan dich / Clelie / dabey gewiß verſichern /
Daß ein verliebter ſich allda am beſten ſpeiſt.
Mich deucht ich hoͤre wen die treppen auf werts ſteigen /
Es komt gewiß dein mann / der dich beſuchen wil /
Drum muß ich nur itzund auch wider willen ſchweigen /
Denn hoͤrt er was / ſo traut er uns hernach nicht viel.
Jch werde mich itzund gantz wiederſinniſch ſtellen /
Du kehre gleichfals dich von mir zu jener wand /
Damit wir nicht in ihm das gute blut vergaͤllen /
Dies waͤre de[nn][v]or mich und dich ein harter ſtand.
Jch werde mich bey ihm auch lange nicht verweilen /
Denn ſeine gegenwart die ſchaͤtz ich nicht ſo hoch /
Und wuͤnſch offt; waͤr er nur von hier zehnhundert
Meilen /
So29verliebte Gedichte.
So druͤckte dich nicht ſo ſein eiferſuͤchtig joch.
Nun lebe / Clelie / und denck auf mein vergnuͤgen /
Erhalte deinen leib / an dem mein leben haͤngt /
Du magſt im bette wohl / doch nicht als krancke / liegen /
Sonſt wuͤrd auch meine bruſt / durch deine noht / bedraͤngt.
Jch ſchlieſſ er iſt ſchon nah / den ſchluß ſoll dieſes machen /
Da nechſt dein mund den artzt des leibes Engel hieß /
Und ſage: Meine kunſt ſoll dich ſo wohl bewachen /
Als wie ein Cherubim das offne Paradieß.
Auf ihre haͤuffige Thraͤnen. C. H.
WO hat dich / Clelie / die wehmuht hingeriſſen /
Daß du der Seelen-blut / der thraͤnen perlen-fluß
Laͤſt ſo verſchwenderiſch um dein geſichte flieſſen /
Und nicht einmahl gedenckſt zu endern dieſen ſchluß.
Will deiner augen-licht um andre ſich verzehren?
Wer nicht die thraͤnen ſteht der achtet ſich auch nicht /
Und wird dir ſchlechten danck vor ſo ein thun gewehren /
Daß deine ſchoͤnheit zwar / nicht deinen Jammer / bricht.
Die trauer-wolcke ſchwaͤrtzt den himmel des geſichtes /
Aus duncklen hoͤhlen hebt ſich dieſe trauer-nacht /
Die den gebrochnen ſtrahl des allerſchoͤnſten lichtes
Jn ihren abgrund ſenckt / und zum gefangnen macht.
Der wangen blumen-feld iſt durch den thau gebleichet /
Die todten-farbe haͤngt bey dir ihr bildniß aus /
Der ſeufftzer heiſſer wind / der um die lippen ſtreichet /
Verkehrt des ſchmuckes-reſt in einen leichen grauß.
Die hertzen weiſtu ja ſonſt meiſterlich zu binden /
Ach! lege / Clelie / dir auch itzt feſſel an /
Und ſchade dir nicht ſelbſt mit ſo viel naſſen ſuͤnden /
Sonſt iſts um deine bruſt und meine luſt gethan.
Es brennet und verzehrt das ſchlaue gifft der thraͤnen /
Wenn nicht ein gegen-gifft bey zeiten wird gebraucht /
Wenn wir das auge nicht von ſelben abgewehnen.
Eh30Galante und
Eh noch / des hertzens krafft / wie fluͤchtig ſaltz / verraucht.
Der himmel weinet auch aus liebe zu der erden /
Doch trocknet er ihm bald die augen wieder ab /
Wilſtu / ſein engel / denn zum mammelucken werden?
Er pflantzt dir blumen ein / und du beſtellſt dein grab?
Dein auge ſchicket ſich ja nicht zur todten-bahre /
Wie wilſtu denn darauff zur grufft getragen ſeyn?
Dem tode geben wir nicht gerne graue haare /
Und du wilſt ihm den ſchmuck der ſchoͤnen jugend weihn?
Begrabe deine noth / wenn du ja muſt begraben /
Jch wil mit dir beym ſarg im erſten paare gehn /
Den boy um meinen leib / im auge thraͤnen haben /
Und bey der grufft verblaſt wie ein betruͤbter ſtehn.
Verſtopffe qvell und brunn dem brennenden gewaͤſſer /
Das meine liebe mehr / als deine freud entzuͤndt /
Und glaub es iſt vor dich und tauſend ſeelen beſſer /
Wenn man dich ſelber als dein grab voll blumen find.
Als ſie ihn einen Mohr ge - heiſſen. C. H.
VErſchlagne Clelie! weiſtu’s? ich habe noch
Mit dir von neulich her ein huͤnchen abzupflucken
Gedenckſtu noch daran? veraͤnderſtu dich doch
Und meinſt / ich woll auff dich / ohn dein verſchulden / hucken.
Nein / ſchoͤnſter engel / nein / ich denck itzund daran /
Da mich dein lichter mund nechſt einen ſchwartzen nannte /
Dergleichen Mohren-land alleine zeigen kan /
Und mir daſſelbige zur heymath zuerkannte.
Dies hab ich / als du’s wohl am wenigſten vermeint /
Mir deutſch und leſerlich hier hinters ohr geſchrieben /
Und find es itzt nun da; doch muß ich / wie es ſcheint /
Die gantze ſache dir wohl ins gewiſſen ſchieben.
Denn31verliebte Gedichte.
Denn du geſtehſt mir nichts / und lachſt noch uͤber mich:
Trieb ich dein augenpaar / die lippen und die bruͤſte
Auch gleich auf einen eyd / ſo ſchreckt ich doch nicht dich /
Jndem dein ſchlauer geiſt ſchon einen anſchlag wuͤſte
Wie dieſem zu entgehn / drum geb ich mich nur drein /
Und will dir Clelie die gantze ſchuld vergeben /
Wenn dus nicht mehr wilſt thun / und kuͤnfftig froͤmmer ſeyn /
Auch / wie mein hertze wil / mit mir im liebe leben.
Was du auff mich geſagt / das tadl ich zwar auch nicht /
Jch will es ſelbſt geſtehn: ich muß den Mohren gleichen /
Denn welcher kan dem ſtrahl und auch dem ſonnenlicht /
Und deren wuͤrckungen / ſo wie man wuͤnſcht entweichen /
Die Mohren beten noch die / ſo ſie ſchwaͤrtzet / an;
Jch habe / Clelie / dich auch von gantzem hertzen
Wie goͤttlich faſt verehrt / da ich doch ſchweren kan /
Dein ſtrahl ſey ſchuld / daß ſich an mir die glieder ſchwaͤr -
tzen.
Jſt meine haut ſo ſchwartz / wie wirds ums hertze ſtehn?
Mein blut iſt auch verbrannt von deinen ſonnen-blicken /
Jch muß in kurtzem gar zu meinen vaͤtern gehn /
Wo du / o ſonne / mich nicht wieder wirſt erqvicken.
Der Mohren eignes thun iſt ſonſt der perlen-fang /
Den nahmen gabſtu mir / laß mich auchs amt verwalten /
Dann werd ich nimmer mehr von deinen ſtrahlen kranck /
Wenn du die muſchel zeigſt und ihre perlen-falten.
Hat mich dein aug und mund den mohren gleich gemacht /
So wirſtu ja ein werck von deinen augenſtrahlen /
Und die an mir itzund ſo kohl-pech-ſchwartze nacht
Auch ſuchen durch dein licht der gunſt zu uͤbermahlen.
Dein lieben bringſtu ſo nicht etwan uͤbel an:
Was ſchwartz iſt / weiß zur lieb am beſten ſich zu ſchicken /
Weil nichts beſtaͤndiger das feuer halten kan
Als dieſes / was das bild der nacht weiß abzudruͤcken.
Jn ſchwartzen augen liegt die allerſtaͤrckſte glut /
Nach ſchwartzen kirſchen pflegt man offtmals hoch zu ſteigen
Und was vor wunder offt der tinte ſchwaͤrtze thut /
Kan ein verliebter brieff am allerbeſten zeigen.
Wie32Galante und
Wie klebt nicht ſchwartzes pech! wie lange brennt es nicht!
Wie iſt die glut ſo ſtarck von den geſchwaͤrtzten kohlen!
Doch darff ich den beweiß / und meiner rede licht /
Nicht erſt (du lacheſt ſchon) vom feuer-heerde hohlen.
Geh / ſchoͤnſte ſelbſt in dich / und ſag ob nicht dein haar /
Das ſchwaͤrtzer als die nacht / der liebe feſſel trage /
Was gilts? dein hertze ſagt: Ja freylich iſt es wahr /
Ob ich zum ſcheine mich derſelben gleich entſchlage.
Und liebet nicht die welt am meiſten in der nacht /
Weil deren ſchwartzer flor ſich wohl zum lieben ſchicket?
Bey tage faͤngt man’s an / bey nachte wird’s vollbracht /
Dies / was die liebenden ſo ungemein erqvicket.
Und ſchwaͤrtzt / ihr ſchoͤnſten / nicht auch ſelbſt der glieder
ſchein?
Sind nicht die plaͤſtrigen deßwegen auf den wangen /
Daß ihre ſchwaͤrtze ſoll mehr flammen von ſich ſtreun /
Und durch das bild der nacht das bild der ſchoͤnheit
prangen?
So habt ihr kinder ja die ſchwartze farbe lieb:
Was wilſtu / Clelie / dieſelbe dann verachten /
Haſtu mit ihnen ſonſt im lieben einen trieb /
So wirſtu auch wie ſie nach einer farbe trachten.
Doch gibſtu dieſer noch nicht den erlangten preiß /
So ſtimm ich endlich bey / nur thu mir den gefallen /
Und bleiche mich davor durch deine kuͤſſe weiß /
Denn ſoll durch mich ein lob der weiſſen farb erſchallen.
An ihr kranckes Huͤndgen. C. H.
DU meiner Clelien ſehr angenehmes thier!
Du meiner Clelien getreuer ſchlaff-geſelle!
Jhr hauß - und tiſch-genoß / wie ſtehts? wie geht es dir?
Empfaͤngſtu mich denn nicht mit einigem gebelle?
Und33verliebte Gedichte.
Und zeigſt wie ſonſt / die luſt ob meiner ankunft an?
Was fehlt dir? biſtu kranck? kanſt du nicht nachricht geben?
Haſtu vielleichte dir im ſpringen wehgethan?
Als du dich auf den ſchooß der ſchoͤnen wollen heben /
Und fehlgeſprungen biſt? haſtu dir was verſtaucht?
(Gar leicht kan ihm ein hund den hinterfuß verrencken)
Hat dich vielleicht jemand ins Waſſer eingetaucht /
Und deine freundlichkeit dadurch geſucht zu kraͤncken /
Daß du deswegen noch voll zorn und galle biſt /
Wer ſagt es endlich mir? ſinds auch wol liebes-ſchlaͤge /
Woruͤber du dich haſt ſo ungemein entruͤſt /
Die ich bey Clelien dir brachte nechſt zu wege?
Es iſt ja irgend auch nicht gar die eyferſucht?
Die meinetwegen will in dir itzt galle kochen /
Weil ich bey Clelien / der lippen ſuͤſſe frucht /
Jn deiner gegenwart ſo offtmahls abgebrochen.
Auf daß man aber recht des traurens grund erfaͤhrt /
So laß mich deine Fuͤß und deine beyde klauen /
Den bauch (den Clelie vor andern haͤlt ſo wehrt /)
Den kopf / und was an dir / itzund haarklein beſchauen.
Was gilts / ſo find ich bald den dir verhaſten gaſt /
Doch aber muſtu mich bey leibe ja nicht beiſſen /
(Zumahl wo du auf mich ein haͤckgen irgend haſt)
Noch auch vielweniger zum poſſen gar be
Nun gib die pfoten her! die ſind ja gantz geſund:
Laß auch den bauch beſchaun / den nabel und die ſachen /
Die deſſen nachbarn ſind! doch hier iſt auch nichts wund /
Als dies / das die natur hat ſelbſt ſo wollen machen.
Wie ſtehts denn um das maul? haſtu die zaͤhne noch?
Sind auch die ohren gantz? haſtu noch alle haare?
Auch dieſe ſtehn noch wol: woher kommts aber doch /
Daß du den kopff ſo haͤngſt? ſags! ſags! daß ichs erfahre.
Jtzt fallen allererſt mir auch die augen ein /
(Jch haͤtte buͤßlich ſie im augenblick vergeſſen)
Mich deucht! mich deucht! allhier wirds rechte fleckgen
ſeyn /
Darum dich / mein L Amour, der kummer auf will freſſen.
Hofm. w. IV. Th. CJch34Galante und
Jch hab auch nicht gefehlt. Ach allerliebſtes thier.
Wie biſtu immermehr zu dieſem ſchaden kommen?
Wie iſts um dich mir leid! ich fuͤhle ſchon in mir
Daß auch dein ſchmertz bereits mein hertz hat eingenommen.
Das aug iſt ja ſo groß als wie auch ſonſten zwey /
Du winſelſt / und ich kan es leichtlich auch gedencken /
Daß dir nicht allzuwohl dabey zu muthe ſey /
Und daß du dich faſt gar zu tode moͤchteſt kraͤncken.
Es ſcheint / als marterte dich ein geſaltzner fluß:
Wo haſtu denn ſo viel geſaltznes auffgelecket?
Daß dein geſichte nun davor ſo buͤſſen muß /
Daß dir die wolluſt-koſt dergleichen pein erwecket.
Was aber fochte dich / du armes huͤndgen / an?
Da du die ſpeiſe magſt von ſchoͤnen lippen hohlen /
Daß du dich anderwerts darnach haſt umgethan /
Und etwas weg geleckt / daß dir niemand befohlen.
Du biſt ja Cleliens ihr Schatz und zeitvertreib /
Jhr allergroͤſte luſt / ihr poſſenſpiel / ihr leben /
Jhr mann und beſter troſt / und freygelaßner leib /
Die wird dir ſchon die koſt / die auch nicht ſchadet / geben.
Ach! waͤr ich ſo begluͤckt / wie du / geliebtes thier!
Wie gerne wolt ich doch den liebes-ſchlag erleiden /
Wie blieb ich allezeit in ihrem luſt-revier /
Und wolte niemahls nicht aus ihren augen ſcheiden.
Jch wolte ſo wie du zu ihren fuͤſſen tuhn /
Jch wollt auch ihren mund faſt unauffhoͤrlich kuͤſſen /
Jch lernt in kurtzer zeit / mit ihr / wie du / zu thun /
Daß mich ihr mund faſt ſelbſt auch wuͤrde loben muͤſſen.
O nehme dich / L Amour, doch dieſe kranckheit hin!
Jch weiß es gantz gewiß / ich erbte deine ſtelle /
Und da ich nur itzund dein neben-buhler bin /
So wuͤrd ich denn der herr in dieſer liebes-zelle.
Aus danck ſo ſolte denn ein warmer leichenſtein /
Auff deiner hundes-grufft zum angedencken rauchen /
Vor dich / als hund / wird der auch gut genung ſchon ſeyn /
Weil deines gleichen ſonſt dergleichen gar nicht brauchen.
So ſtirb nun immerhin / es ſchickt ohn dem ſich nicht /
Daß35verliebte Gedichte.
Daß hunde gluͤcklicher als menſchen ſollen lieben /
Und ſchade! daß das volck der jungfern dieſes bricht /
Was die natur ſo feſt in ihre bruſt geſchrieben.
Er vergleicht ſie mit der ſonne. C. G. B.
ALs ich nechſt deine pracht / mein engel / wohl erwog;
Und mir den fuͤrhang recht von beyden augen zog /
Da fand ich daß mit dir auff erden nichts zu gleichen;
Denn / wer vollkommen iſt / vor dem muß alles weichen.
Hierauf ſah ich den glantz des hohen himmels an /
Und ſprach: Hier iſt / womit man dich vergleichen kan /
Das ſchoͤne ſonnen-licht wird ſich in allen ſtuͤcken /
Zu deiner ſchoͤnheit wol am allerbeſten ſchicken:
Wilſtu die probe ſehn? Sie ſtimmet voͤllig ein /
Was gleiche gaben hat / das muß ja gleiche ſeyn.
Dem glantz der ſonnen weicht der andern ſternen ſchimmer;
So auch hat deine pracht vor allem frauen-zimmer /
Womit Clyſten / womit Budorgis prangt /
(Ob ſie gleich alle huͤbſch) den hoͤchſten ruhm erlangt.
Die ſonn erleuchtet uns das gantze rund der erden;
Du aber unſre ſtadt und wilſt zur Sonne werden /
Drum brauchen wir hinfort der andern lichter nicht /
Weil uns / wenn du noch bluͤhſt / kein ſonnenſchein ge -
bricht.
Die ſonne kan ihr licht viel andern ſternen geben /
Und bleibet doch wie vor; Liſettens pracht kan eben
Noch hundert andern gnug zu ihrem ſchmucke ſeyn /
Sie bleibet doch wie vor vollkommen ungemein
Die ſonne ſcheint ſo wol den boͤſen als den frommen;
Du laͤſſeſt deinen blick auch auf dieſelben kommen /
Die dieſer gnade doch mit nichten wuͤrdig ſind /
Und / wie in jener ſtrahl die erd erqvickung findt /
So kan dein anblick auch die groͤſten ſchmertzen ſtillen /
C 2Und36Galante und
Und eine truͤbe bruſt mit frohem troſt erfuͤllen /
Denn wie der nebel nicht bey ſonnen-ſtrahlen bleibt /
So auch dein auge leicht die traurigkeit vertreibt.
Die ſonne ſcheinet ſtets / ihr glantz wird nicht vermindert /
Ob eine wolcke gleich uns ſie zu ſchauen hindert;
Du bleibeſt wie du biſt / und deine tugend ſtrahlt /
Ob gleich vor ſie der neid viel fleck - und decken mahlt.
Man kan die ſonne nicht mit bloſſen augen ſchauen /
Jhr licht verblendet uns: ſo / welche ſich getrauen /
Dein blitzend angeſicht genauer anzuſehn /
Um deren augen iſt es ebenfals geſchehn;
Ja nicht die augen / nur das hertze ſelber fuͤhlet /
Wenn deine ſonne recht mit ihrem plitzen ſpielet /
Da man doch jener macht nur auf der haut erkennt /
Liſettens auge gar bis in das hertze brennt.
Die ſonne ruhet nicht / ſie lauffet ohn verweilen;
Dich heiſſet auch der fleiß in allen dingen eilen /
Es kan die ſchoͤne hand nicht lange muͤßig ſtehn /
Noch der galante fuß umſonſt ſpatzieren gehn.
Der ſonnen coͤrper iſt mit bergen angefuͤllet:
Zwey berge zieren dich / woraus mein gluͤcke qvillet /
An weiſſe gleichen ſie dem ſchnee und helffenbein /
Und koͤnnen wol mit recht ein thron der liebe ſeyn.
Die ſonn iſt zwar ſehr hell / doch hat ſie tauſend flecken;
Dein zarter leib kan uns verwunderung erwecken /
Kein tadel iſt an ihm / kein fehler iſt zu ſchaun /
Die liljen gleiche haut iſt nirgend ſchwartz noch braun /
Es ſey dann / daß du nichts der ſonnen nachzugeben /
Ein ſchwartzes pflaͤſtrichen wilſt auf die wangen kleben /
Und dieſes ſolte dir mit nichten garſtig ſtehn /
Du wirſt vielmehr dadurch wol noch einmahl ſo ſchoͤn.
Die ſonne kan nicht ſtets uns ihre flammen zeigen /
Sie muß zur unterwelt noch alle tage ſteigen;
Dein glantz erfreuet uns ſo wol bey tag als nacht /
Schlaͤfft gleich dein augen-paar / ſchlaͤfft doch nicht deine
pracht.
Di[e]s macht es / daß man dich kan eine goͤttinn nennen /
Dann /37verliebte Gedichte.
Dann / will das tolle volck der ſonnen weyrauch brennen /
Und heiſt ſie einen Gott; ſo ſchmuͤcket man ein hauß /
Mit beſſerm rechte / dir / als einer goͤttin / aus.
Wer zweiffelt nun hinfort / daß du der ſonne gleicheſt?
Der neid weiß ſelber nichts / worinnen du ihr weicheſt:
Ach! ungemeines kind ich bin mit dir vergnuͤgt /
Weil alle liebligkeit in dir vergraben liegt.
Nun dieſes iſt mir leid / daß du in einem ſtuͤcke
Der ſonnen gleiche biſt / dies iſt mein ungeluͤcke!
Der ſonnen klares licht verliehrt offt ſeinen ſchein;
So auch wird deine pracht dereinſten nichts mehr ſeyn /
Jndem der tod dich wird ins finſtre grab verſtecken /
Und deinen zarten leib mit ſeinem kittel decken.
Erweg ich dieſes recht / ſo wuͤnſcht mein treuer ſinn:
Ach himmel nimm̃ mich ja vor dieſem falle hin!
Als er ſie im Garten bey einem andern ſahe. C. G. B.
WAs ſeh ich? iſt es wahr? darff ich den ſinnen
trauen?
Wie? oder ſeh ichs nicht / was doch die augen ſchauen?
Ach! ja / ſie iſt es ſelbſt / ihr gang / natur und kleid /
Trifft mit Liſettens ein / hier iſt kein unterſcheid.
So bin ich ausgethan? So hat man mich vergeſſen?
Was Saladin an dir am erſten hat beſeſſen?
O himmel / erd und lufft beſtrafft den falſchen ſinn /
Und reiſſet mich zugleich durch euren eyfer hin!
Heiſt dieſes mir getreu: Heiſt dieſes mich nur lieben?
Nein! du haſt deinen ſchertz mit meiner pein getrieben
Ach! daß ich dich geſehn! ach daß ich dir vertraut!
Ach! daß ich meine treu auf deinen ſand gebaut!
Seht wie ſie Vermidor auf tauſend art bedienet!
Seht wie er ſie wohl gar zu kuͤſſen ſich erkuͤhnet!
O himmel / erd und lufft beſtrafft den falſchen ſinn!
C 3Und38Galante und
Und reiſſet mich zugleich durch euren eyfer hin.
Die baͤume ſcheinen ſelbſt das falſche paar zu haſſen /
Jhr ſchatten fliehet weg / wenn ſie ſich blicken laſſen;
Der wipffel rauſchen zeigt mit ihren unwill an /
Jhr krachen dreuet ſchon / weil ich nicht ſtraffen kan /
Und ihrer aͤſte fall ſoll dich mit ſchrecken lehren /
Daß man nicht ungeſtrafft die treue kan verſehren:
Drum himmel / erd und lufft ſtrafft auch den falſchen ſinn /
Und reiſſet mich zugleich durch ihren eyfer hinn /
Mein auge ſchleuß dich zu; ihr ſchnellen fuͤſſe fliehet!
Weil mir mein ungluͤck hier in dieſen fluhten bluͤhet;
Ach! koͤnt aus ihrem garn mein geiſt ſo leicht entfliehn /
Als ihrer gegenwart ſich kan mein fuß entziehn!
Allein ſo werd ich ſie bis in den tod verehren /
Ob ihre falſchheit gleich muß meinen ſchmertz vermehren /
O himmel / erd und lufft beſtrafft den falſchen ſinn!
Und reiſſet mich zugleich durch euren eyfer hin!
Doch nein / nein / ſchonet noch der / ob zwar falſchen /
ſchoͤnen!
Vielleicht wird ſie mit mir ſich wiederum verſoͤhnen;
Ja ſolt es nicht geſchehn / ſo ſtraffet mich allein /
Sie aber laſſet ſtets vergnuͤgt und gluͤcklich ſeyn;
Jch will vor ihre ſchuld mit meinem leben buͤſſen;
So wird ſie denn zuletzt aus meiner treue ſchluͤſſen /
Daß ihrer liebe wehrt nur ich geweſen ſey /
O himmel / erd und lufft ſtimmt meinem wunſche bey.
Als ſie auf dem Clavir ſpielte und drein ſang. C. G. B.
WJe lange muß dein knecht doch etwas von dir bitten /
Worinnen man dich nicht genung bewundern kan?
Ein ſtuͤmper darff ſich nur vor fremden ohren huͤten;
Du aber greiffſt den ruhm der beſten meiſter an /
Und kanſt dich uͤber ſie mit gutem rechte ſetzen /
Doch deine demuht ſchlaͤgt dergleichen lobſpruch aus /
Und39verliebte Gedichte.
Und ſpricht: Mein ſingen iſt nicht tuͤchtig zu ergoͤtzen /
Mein ſpielen kommt noch gar zu ungeuͤbt heraus.
Ach ſchoͤnſte! kanſtu wol mit wahrheit ſolches ſagen?
Verzeih / ich glaube dir / in dieſem ſtuͤcke / nicht;
Jedennoch wirſtu mich am allerbeſten ſchlagen /
Wo finger und Clavir das zeugniß ſelber ſpricht;
Wo deine ſtimme mich wird etwas anders lehren /
Und wo mich deine hand durch ſpielen uͤberweiſt /
Erhalt ich dieſen wunſch / ſo wirſtu ſelber hoͤren /
Daß meine liebe dich / mit gutem rechte / preiſt.
So baht ich / als wir nechſt allein beyſammen waren /
Und ich dein Clavicord eroͤffnet ſtehen fand;
Du lieſſeſt mir das gluͤck auch endlich wiederfahren /
Und nahmſt das Notenbuch und dein Clavir zur hand.
O himmel! O / was hab ich wunder da geſehen!
Was hab ich da gehoͤrt! ich ſtund als wie entzuͤckt /
Um meine freyheit war es laͤngſt zuvor geſchehen /
Sonſt haͤtteſt du gewiß ſie dazumahl beſtrickt.
Du ſpielteſt ungemein; es kamen laͤuffer / fugen /
Und ſonſt ein ſchwerer griff dir als was leichtes fuͤr /
Die finger flohen recht / wann ſie geſchwinde ſchlugen /
Und zeigten uͤberall die treflichſte manier;
Der beſte meiſter muß hier ſeine ſeegel ſtreichen /
Wenn deine ſchoͤne hand ſich ihm entgegen ſetzt /
Ja ſelbſt Franceſco wird dein lob nicht halb erreichen /
Ob ihn die albre welt ſchon unvergleichlich ſchaͤtzt.
Noch mehr bewegte mich dein ungemeines ſingen /
Die ſchoͤne ſtimme war der engel ſtimme gleich /
Jch wuͤnſchte meine zeit ſtets alſo zu zubringen /
Es dauchte mich dein haus ein rechtes himmelreich.
Weg! weg! Jtalien! mit deinen ſaͤngerinnen /
Die der gemeine ruff bis an die ſterne hebt /
Du wirſt hinfort durch ſie ein ſchlechtes lob gewinnen /
So lang Elyſtens Liſette nur noch lebt.
Weg ihr Caſtraten weg mit den Coloraturen!
Die ſtimme will bey euch ſchon etwas heiſcher ſeyn;
Hingegen machet hier Liſettens hand figuren /
Und40Galante und
Und ſingt ihr ſchoͤner mund / ſo iſt es ungemein.
So dacht ich dazumahl und itzo muß ichs ſchreiben /
Damit du ſehen kanſt / ich habe wahr geſagt /
Als ich dein lob erhoͤht; es wird auch ewig bleiben /
So lange nur der Welt die liebligkeit behagt.
Zwar deine hoͤffligkeit will dieſen ruhm nicht leiden /
Und du verachſt dich ſelbſt / allein es iſt nicht recht;
Damit du kuͤnfftig nun muſt dieſe Suͤnde meiden /
So ſoll die ſtraffe ſeyn ein kuß von deinem knecht /
Jn deſſen lebe wol / die freude heiſt mich ſchlieſſen /
Die mir die hoffnung macht / daß ich dich kuͤſſen ſoll;
Jch weiß du wirſt die ſchuld mit gutem willen buͤſſen /
Drum ſchreib ich recht vergnuͤgt: mein engel lebe wol.
Saladin an Liſetten. C. G. B.
GEh hin begluͤcktes blat / geh kuͤſſe dieſe haͤnde /
Die mich mein unfall itzt nicht ſelber kuͤſſen laͤſt /
Geh / ſprich / daß Saladin dich an Liſetten ſende /
Der treue Saladin / der ſeinen lebens-reſt
Jn einer fremden lufft mit ſeufftzen ſoll beſchlieſſen /
Weil ihn dein lebens-licht nicht mehr beſtrahlen kan;
Und wo ſie was begehrt von meinem thun zu wiſſen /
So zeig ihr meine pein und meine ſchmertzen an /
Die mir / ſeitdem ich bin aus unſer ſtadt gewichen /
Ein taͤgliches confect auf meinem tiſche ſind;
Erzehle wie kein tag / wie keine nacht verſtrichen /
Ja noch kein augenblick mir ohne ſie verſchwindt;
Des tages red ich nur mit ihr in den gedancken /
Bey nachte kan ich ſie in tauſend traͤumen ſehn;
Ach! traͤume! ſeufftz ich denn / ach bleibt in euren ſchran -
cken!
Was hilfft die phantaſie / wenn es nicht kan geſchehn?
Nun wol / geliebter brieff / fleuch mit erwuͤnſchten winden /
Jn das begluͤckte land / wo dieſe engel iſt /
Allein /41verliebte Gedichte.
Allein / wer weiß ob du auch wirſt genade finden /
Wer weiß / ob deine ſchrifft ihr ſchoͤnes auge lieſt?
Vielleicht verhindert ſie ein nenerwehltes lieben /
Ein langer weiberrock bedeckt offt kurtze treu;
Vielleichte bin ich laͤngſt zu denen eingeſchrieben /
Die man vergeſſen hat; ich fuͤrchte vielerley:
Es kan Liticenat ſie uͤberwunden haben;
Es kan auch Hermion ihr liebſter diener ſeyn;
Es kan ein fremder ſich an ihrer liebe laben;
Es kan auch wol ein Freund mir das verderben dreun;
Ach ſchmertz! iſt dieſes wahr / ſo wuͤnſch ich zu erbleichen /
So ſuch ich mir den tod; mein leben wuͤrde doch
Nur einer marterbanck / ja einer hoͤllen / gleichen /
Wo ſchwartze traurigkeit / wo kummer und was noch
Weit ſchrecklicher / als die verzweifflung das gewiſſen /
Die grauſen hencker ſind. Ach himmel! laß mich ja
Vielehe durch den tod die matten augen ſchlieſſen /
Wovon Liſetten mir dergleichen unfall nah.
Doch wo gerath ich hin? was bildet meinen ſinnen /
Von falſcher wanckelmuth mein ſchweres leiden ein?
Ach ſchoͤnſtes kind verzeih! du weiſt / es muß hierinnen
Ein recht verliebter geiſt offt etwas zaͤrtlich ſeyn.
Vergib der treuen hand / wo ſie zu viel geſchrieben /
Auch ihr verbrechen ſtellt die groſſe treue dar;
Jch weiß es / daß du mir annoch getreu verblieben;
Allein die liebe ſieht vielmehr auf die gefahr /
Jn die ſie fallen kan; verſichre mich mein leben /
Schreib nur drey worte her: Liſette bleibt getreu:
So will ich ferner nicht der furcht gehoͤre geben /
So lebet meine bruſt von allem zweiffel frey.
Wiewol es iſt zu viel; ich darff es nicht begehren /
Daß deine ſchoͤne hand mich durch das ſchreiben ehrt /
Denn pflegt man ſclaven wol dergleichen zu gewehren?
Jch will zu frieden ſeyn / iſt nur mein wunſch erhoͤrt;
Behalte ſchoͤnſtes kind / nur ſtets das alte weſen /
So bleibt zum wenigſten mein hoffen unverruͤckt;
C 5Und42Galante und
Und darf ich nur von dir nie etwas neues leſen /
So werd ich allemahl durch dieſen troſt erqvickt /
Daß keine feinde mich und meine ruh bekriegen /
Uud daß ich noch zuletzt / O allerſchoͤnſter lohn!
Jn deiner ſchwanen-ſchooß / Liſette / werde liegen /
Dann traͤgt beſtaͤndigkeit den ſieges-krantz davon.
Jch zweifle nicht daran; das gluͤck iſt mir gewogen /
Es hat bisher von mir den untergang gewandt;
Die neben-buhler ſind wie leichter rauch verflogen /
Jch aber fuͤhle noch den angenehmen brandt /
Denn deine pracht in mir / O engels-bild / entzuͤndet /
So lange dieſer noch beflammt den matten geiſt /
So lange leb ich auch; ſo bald als der verſchwindet /
Ergeht mein todesſpruch / der mich ins grab verweiſt;
Denn ohne lieb kan und mag ich nimmer leben /
Sie iſt ein rechtes horn / das allen uͤberfluß
Uns von vergnuͤgungen von ſuͤſſer ruh kan geben:
Sie macht daß unſre bruſt den ſchmertzlichen verdruß /
Den ſchwerſten ungluͤcks-fall / durch großmuht uͤberwindet;
Sie iſt der ſuͤſſe zug / der einen edlen ſinn /
Aus ſeinem ſchlaffe reiſt / und was zu thun verbindet;
Wohl allen / und wohl mir! daß ich verliebet bin!
Jch kan hierinnen mich vor andern ſelig preiſen /
Weil du das ſchoͤne ziel in meiner liebe heiſt;
Die welt hat ſchwerlich was dir gleiches aufzuweiſen /
Das die vollkommenheit / wie du / in ſich beſchleuſt;
Ach! daß der himmel mich ſo weit von dir emriſſen!
Ach koͤnte wie zu vor dich doch mein auge ſchaun /
Und ſtets den achten tag in unſerm tempel gruͤſſen /
Jch wolte meine ruh auf dieſes gluͤcke baun:
Allein gedult! gedult! wer weiß ob mein verlangen /
Nicht zu beſtimmter zeit des himmels-ſchluß erfuͤllt:
Jhm ſtell ich alles heim / er hat es angefangen /
Er ſelber iſt es ja / von dem mein lieben qvillt;
Und wie er mir bisher beſtaͤndigkeit gegeben /
So iſt er auch vielleicht auf meinen lohn bedacht;
Jndeſſen laß er nur dich / ſchoͤner Engel / leben /
Durch43verliebte Gedichte.
Durch dein vergnuͤgen wird auch deſſen luſt gemacht /
Der ſich verbunden hat dein Sclave zu verbleiben /
So lange / bis der todt ſein leben reiſſet hin /
Erlaub ihm nur geneigt ſich allezeit zu ſchreiben:
Der ſchoͤnen Liſtlis getreuer Saladin.
Auf ihre allzugroſſe Fettigkeit. C. G. B.
HJlff himmel! welch ein bild! ſoll das Liſette ſeyn?
Jſt das ihr netter leib / ihr zartes angeſichte?
Wie? oder aͤffet mich vielleicht der augenſchein /
Jndem ich nur auf ſie ſtets die gedancken richte;
Ach nein! du biſt es nur; ich kenne deinen ſtrahl /
Ob du mir von geſtalt gleich faſt unkenntlich worden /
Dem auge bleibt die krafft auch in der groͤſten qvahl /
Womit den ſchoͤnen leib das gluͤcke ſucht zu morden.
Wo iſt die majeſtaͤt? wo die annehmligkeit?
Mit der dein antlitz vor wie eine goͤttinn prahlte;
Wo iſt der wundermund? dem ich vor weniger zeit
Noch die verliebte ſchuld in einem traume zahlte.
Wo iſt der duͤnne hals? wo iſt das kleine kinn?
Wo iſt der ſchlancke fuß? wo ſind die kleinen haͤnde?
Wo der geſchickte leib? ach ſchmertz! iſt alles hin?
Ach findet deine pracht ein ſo geſchwindes ende?
Zwar deine bruſt behaͤlt noch ihren heiſſen ſchnee /
Die liljen / der hals / die roſen deiner wangen /
Und was mir lindern kan das uͤbergroſſe weh /
Der ungemeine geiſt iſt noch nicht untergangen /
Nur was dich vor beliebt und angenehm gemacht /
Der glieder artigkeit iſt gantz und gar verſchwunden /
Wie ſich den tage gleicht die ungeheure nacht;
So hab ich Liſilis ihr ſelber aͤhnlich funden.
Ein fremder uͤberfluß von vieler fettigkeit /
Vernichtet alle zier / verſtellt dein gantzes weſen /
Das44Galante und
Das vormals kleine haupt iſt allzu dick und breit /
Ja wo uns die natur ließ ihre kuͤnſte leſen /
Da laͤſſet ſie uns jetzt auch ihre fehler ſehn.
Ach ſchmertz! was hat an dir dein meiſter-ſtuͤck verbre -
chen?
Daß ihm ein ſolcher fall zur ſtraffe muß geſchehn?
O himmel! dieſes heiſt mehr als zu ſcharff gerochen!
Doch nein / ich glaube nicht daß es von dir entſpringt /
Es kan dein Ubel wohl aus andern qvellen flieſſen /
Wer zweifelt? daß die welt verfluchte ſchlangen bringt /
Die ihr verteuffelt gifft auff alle ſtellen gieſſen;
Vielleichte trat dein Fuß auf einen ſolchen ort!
Vielleichte hat dich wo ein drachen-hauch vergifftet /
Und baſilisken blick; vielleichte hat ein wort /
Durch ſeine zauberkrafft dein ungluͤck angeſtifftet.
So war / verdammter neid / dir ſo ein leichtes ding /
Liſettens groſſen geiſt mit tauſend luͤgen plagen?
Du muſt auch ihren leib der voller roſen hieng /
Mit greulicher geſchwulſt durch teuffels mittel ſchlagen.
O himmel! ſchauſtu diß und kanſt geduldig ſeyn?
Wilſtu nicht ohn verzug den frechen frevel daͤmpffen?
Und ſchlaͤgt dein eyfer nicht mit blitz und donner drein?
Auff! auff! du ſelber muſt vor deine kinder kaͤmpffen!
Brich loß / zertritt den kopff / der uns ſo tieff verletzt;
Es muͤſſe tauſend weh auff deſſen ſcheitel kommen /
Und tauſend plagen ſey demſelben zugeſetzt /
Der ſich mein engel dir zu fluchen unternommen.
Nun wohl! es wird geſchehn / getroſt mein werthes kind!
Dein auge ſieht betruͤbt / ich muß mit dir mich graͤmen;
Allein getroſt! gleichwie man offtmals wieder findt /
Was uns der himmel ließ durch fremde tuͤcke nehmen;
So glaube / daß auch du die jetzt verlohrne pracht
Der glieder artigkeit bald wieder kanſt verlangen;
Und wie ein Phoenix / den die flamme neu gemacht /
Weit ſchoͤner als zuvor mit neuer zierde prangen.
Doch glaͤube dieſes mir / mein engel auch dabey /
Solt uns der himmel gleich nach wunſche nicht erhoͤren /
So45Verliebte Gedichte.
So daß dein erſter ſchmuck nicht mehr zu hoffen ſey /
Werd ich doch deinen geiſt bis in den tod verehren.
Er offenbaret Liſetten ſeine Liebe. C. G. B.
DArff ſich ein kuͤhner brief zu deinen fuͤſſen werffen /
Worinnen jedes wort von treuer liebe ſagt?
Und wird ein ſchlechter knecht auch an dir ſchreiben duͤrf -
fen /
Wie viel / wie allzu hoch ſein hertze ſich gewagt?
Jch zweiffle faſt daran / wenn ich bey mir erwege /
Daß nur dein groſſer geiſt auf etwas groſſes denckt /
Derhalben ſeh ich ſchon die harten donnerſchlaͤge /
Die dein ergrimmter arm an meine ſcheitel lenckt;
Jch ſehe ſchon zuvor / wie du fuͤr zorn erbleichet /
Und der verwegenheit mit tauſend worten fluchſt /
Jch ſehe wie dein fuß erſtaunt zuruͤcke weichet /
Wie neue marter du zu meiner ſtraffe ſuchſt.
Dieß alles weiß ich ſchon / und muß dafuͤr erſchrecken /
Allein / ich will viel eh durch deine hand vergehn /
Als laͤnger meinen ſchmertz in dieſer bruſt verdecken /
Und ob ich lieben darff in ungewißheit ſtehn;
Mein ſchweigen iſt bisher mich theuer angekommen /
Die groͤſſe meiner pein hat die gedult beſiegt /
Drum hab ich mir ein wort zu reden vorgenommen /
Reitzt dieſes deinen zorn / ſo ſterb ich wohl vergnuͤgt /
Ach! aber darff ich was / Liſette / von dir bitten?
So hoͤre mich zuvor in dieſen zeilen an /
Eh du den ſtab zerbrichſt / ſteig mit bedachten ſchritten
Auf deinen richterſtuhl / trau nicht auf falſchen wahn;
Erwege doch genau die liebe meiner ſinnen /
Die bis ins vierdte jahr (ich ſag es ohne ſcheu)
Mich dir zum ſclaven macht / dann ſtraffe mein beginnen /
Und ſprich mir den ſententz / ob ich zu tadeln ſey.
Jch muß es zwar geſtehn / ich will mich hoͤher ſchwingen /
Als46Galante und
Als meine wuͤrdigkeit und tugend meritirt,
Nur Fuͤrſten ſolten dir die liebes-opffer bringen /
Allein die liebe hat hierzu mich angefuͤhrt /
Drum mag ſie mich bey dir hierinnen auch vertreten /
Sie mag ihr altes recht zu ſchuͤtzen ſich bemuͤhn /
Da ſie offt hohe zwingt was ſchlechtes anzubeten /
Dadurch ſie niedrige nach hohen pflegt zu ziehn.
Sie achtet keinen ſtand; es muß wol eine crone /
Wenn ſie es haben will / bey einem rocken ſtehn /
Und gleichfals liegt es nur an ihrem kleinen ſohne /
So darff ein ackers-mann zu einer Fuͤrſtin gehn.
Uns wolte die natur in vielem gleiche haben /
Ach haͤtte ſie dir auch ein gleiches hertz gemacht?
Jch wolte meinen geiſt an deiner liebe laben /
So aber wird mein tag zu einer duͤſtern nacht.
Diß / was ich hier geſetzt iſt kein ſo fremdes weſen /
Mein auge hat es dir vorlaͤngſten kund gethan /
Du konteſt gar zu wol an meine ſtirne leſen /
Was mir im hertzen ſteckt / und ſich nicht bergen kan.
Du ſieheſt / wo du wilt / wie offt mein mund erroͤthet /
Wenn du im tempel mir gantz in der naͤhe ſitzt /
Jch ſtehe recht erſtaunt / ich ſcheine faſt ertoͤdtet /
So bald ein ernſter ſtrahl aus deinen augen blitzt.
Doch eben dieſer blick / der mich zu toͤdten meinet /
Reiſt die betaͤubte bruſt aus ihrem nebel raus;
Wann deine ſonne nur auf meine ſtelle ſcheinet /
So klaͤret ſich auch bald mein gantzer himmel aus.
Als ich vor langer zeit mich dreymahl dorffte wagen /
Jn deiner gegenwart die harffe zu bemuͤhn /
Ach! wie war ich verwirrt / ich konte wenig ſchlagen /
Jch konte meinen fuß kaum mehr zuruͤcke ziehn;
Er war zur erde ſich zu werffen ſchon beflieſſen /
Und wolt nm heilſam oel vor ſeine wunden flehn /
Ja haͤtte man nur nicht die andern ſcheuen muͤſſen /
Es waͤre warlich wol das letzte mahl geſchehn.
Allein ſo muſten nur die ſtillen blicke zeigen /
Was weder mund noch fuß zu thun erlaubet war /
Die47verliebte Gedichte.
Die ſeufftzer redeten / die lippen muſten ſchweigen
Jch furchte deinen zorn und liebte die gefahr.
Haſtu Liſette nun die ketten angeleget /
So laß auch itzo zu / daß ich ſie ruͤhren darff
Jch freu mich abermahl / wenn ſich ihr klang erreget /
Jndem das ſchoͤnſte kind mich in dieſelben warff.
Dein treuer ſclave liegt zu deinen zarten fuͤſſen /
Und betet deine pracht mit heiſſer andacht an /
Laß meine kuͤhnheit doch nicht allzuſtrenge buͤſſen /
Erweiſe daß bey dir erbarmung wohnen kan.
Du wirſt durch guͤtigkeit dein hohes lob vermehren /
Und wo du meine treu mit gegen liebe lohnſt /
So wird man deinen ruhm auch bey der nachwelt hoͤ -
ren /
Wenn gleich dein knecht und du ſchon bey den ſternen wohnſt.
Wilſtu den feſten ſchluß des himmels denn verdammen?
Was das verhaͤngniß heiſt / dem kan man nicht entfliehn /
Vom himmel kommen ja / bedenck es / meine flammen /
Dem wirſtu dich umſonſt zu wiederſtehn bemuͤhn.
Drum weigre dich nicht mehr der liebe platz zu geben /
Sprich nicht: ich mag und will niemals verliebet ſeyn;
Wer ohne liebe lebt / hat nur ein halbes leben /
Und hegt in ſeiner bruſt ein hertz aus Marmelſtein.
Was nutzt das roſen-feld auff deinen ſchoͤnen wangen?
Und was die lilien auff deiner ſchwanen-bruſt?
Kanſtu auch einen kuß von deinem mund erlangen?
Und haſtu ſelbſt an dir die allergroͤſte luſt?
Nein / traun / einander mund muß deine lippen kuͤſſen /
Und einem fremden ſind die blumen zugedacht?
Du wirſt es ſelber noch dereinſt bekennen muͤſſen /
Daß dein ſo ſchoͤner leib nicht dir allein gemacht.
Jch ſchreibe wol zu kuͤhn / ach ſchoͤnſte! dieſe ſchmertzen
Verhindern daß ich nicht mein ungluͤck fuͤrchten kan /
Die luſt und ungedult beſtreiten mich im hertzen /
Und etwas hoffnung fuͤhrt die kuͤhne Feder an.
So laß doch meine pein mich nicht vergebens qvaͤlen /
Bedencke / liebe ſey der gegenliebe werth /
Soll48Galante und
Soll ich noch immfort mehr marter-wochen zehlen?
Wo bleibt der oſter-tag den meine bruſt begehrt?
Wilſtu auf wahre tren den liebes-ancker gruͤnden /
Und nicht auf leichten ſand der eitelkeiten baun /
So kanſtu wol an mir ein bild der treue finden /
Dergleichen in der welt wol ſchwerlich iſt zu ſchaun.
Jch bin kein leichtes rohr / daß jeder wind beweget /
Was ich mir vor geſetzt / das halt ich ſteiff und feſt;
Die liebe wird in mir nicht itzo erſt erreget /
Jhr alter macht / daß ſie ſich nimmer aͤndern laͤſt.
Du kanſt den treuen ſinn auch nur hieraus erkennen /
Daß ich dich da geliebt / wie keine hoffnung war;
Jch ſahe / wie es ſchien viel andre hertzen brennen /
Die alle mehr denn ich; allein die gantze ſchaar
Jſt / wo ichs ſagen darff / als wie ein rauch verſchwun -
den /
Nur Saladin behaͤlt den alten treuen ſinn:
Die andern haben ſich meiſt anderweit verbunden /
Jch bleibe dir getreu / ſo lang ich etwas bin.
Genug / ich ſchlieſſe nun / ich kan nicht laͤnger ſchrei -
ben /
Die worte wollen nicht nach meinem wunſche gehn /
Wer ſeine reden kan aufs allerhoͤchſte treiben /
Und ſeine liebe laͤſt in tauſend worten ſtehn /
Der ſtecket voll betrug; du kanſt genugſam ſehen /
Was dein getreuer knecht mit wenig ſylben ſagt /
Erbarm dich meine pein / ſo kan es bald geſchehen /
Daß Saladin ſein leid Liſetten muͤndlich klagt;
Wo du mich aber wilſt durch deinen haß verderben /
So werd ich bis ins grab dir auch gehorſam ſeyn /
Der matte leib wird bald; die liebe nimmer ſterben /
Sie wird aus meiner grufft ſtets rache / rache ſchreyn.
Als49verliebte Gedichte.
Als ihm eine Freundin ſchrieb: Sei - ne erſte Liebſte haͤtte ihm einander weggenommen C. H.
EJtrone / flor und boy und trauer-mantel her!
Jch will und muß mich itzt als einen wittwer kleiden /
Mein liebes-tempel wird an ſeiner Goͤttinn leer /
Wer wolte dieſen raub wol ohn empfindung leiden?
Jch habe ſie zwar noch mit augen nicht gefehn;
Doch aber abgemahlt in einer freundinn ſchreiben /
Es hieß: ſoll deiner bruſt und liebe wohl geſchehn /
So komm und ſaͤume nicht dich gluͤcklich zu beweiben.
Jch habe ſie auch noch mit opffern nicht verehrt:
Doch brannte lichterloh der weyrauch in gedancken;
Jch fieng / ob haͤtte man von groͤſſrer glut gehoͤrt /
Auch mit den liebenden aus eyfer an zu zancken.
Die kuͤſſe zehlt ich ſchon jedweder ſtunde zu /
Wie viel der nachmittag / der abend und das bette /
Wie viel die morgen-zeit nach hingelegter ruh /
An ſtatt des aqvavits und fruͤhſtuͤck noͤhtig haͤtte.
Es machte taͤglich mehr als hundert tauſend aus /
(Wer rechnet ſie wie viel auf eine ſtunde kommen?)
Doch kamen ihrer noch vor mich zu wenig raus /
Jch dachte / hab ich ſi[e]nur in den arm genommen /
So ſteigt die naſſe zahl wol zehnmahl hoͤher an /
Und ſolte gleich der mund dabey zu druͤmern gehn /
Denn ſonſt zerlechſte ja der liebe ſchoͤner kahn /
Wenn er bey dieſer gluht im trocknen ſolte ſtehen.
Die ſuͤſſe ſehnſucht nahm mir alle glieder ein:
Die augen fiederten ſich mit verliebten pfeilen;
Jhr koͤcher war ſo voll / ſo uͤberhaͤufft ſein ſchein;
Daß ſich vor ſelbigem die luͤffte muſten theilen.
Die wangen zeigten auch die regung durch ein bild /
Und wolten treue-ſeyn auf ihren ſchildern fuͤhren /
Hofm. w. IV. Th. DEin50Galante und
Ein bild / das treflich viel bey den verliebten gilt /
Und ſie weit beſſer kan als gold und ſcharlach zieren.
Das hertze ſtellte ſich gantz ungeſtuͤhm hierbey /
Sein uhrwerck ſchien als waͤr es unrecht aufgezogen /
Es ſchlug ſehr ſtarck / und mir das bruſtbein faſt entzwey /
So hatt es der verzug zur ungedult bewogen.
Die adern ſchwollen auf von lieb als auch von blut;
Es ward der auffenthalt / die angewieſnen gaͤnge /
Der von dem liebes-feur ſo rohtgefaͤrbten fluht /
Und ihren wendungen itzt nach und nach zu enge.
Die haͤnde griffen offt im ſchlaffe hin und her /
Und wuſten nicht / wo doch ihr ſpiel ſo lange bliebe /
Und ob nicht nur ein traum mit ihnen ohngefehr /
Durch falſche bildungen ſein affenwercke triebe.
Da kam / ich weiß nicht was vor einer mutter-kind /
Und uͤberſchattete das mahlwerck meiner luͤſte;
Das blumen-feld / worauf ich vor mein wohl gegruͤndt /
Streut doͤrner in mein hertz und wird zur trauer-wuͤſte.
Ach freundinn haͤtte mich dein brief nicht aufgebracht!
Jedoch was hilfft mich itzt mein ungereimtes klagen?
Wer weiß / wo ſonſten man ein hochzeit-hembde macht /
Daß noch ein maͤdgen auf / ich um den leib ſoll tragen.
Jhr patienten ſchlagt dies vorſpiel nicht in wind!
Mein erſte liebſte nimmt ein fremder bey dem zopffe /
Wo meine curen nun wie meine liebe ſind /
So kriegt gewiß der todt den erſten bey dem kopffe.
Der fluͤchtige Cupido. Aus dem Griechiſchen des Moſchi.
DJe Venus ruffte nechſt auf allen Ecken aus:
Hat niemand meinen ſohn / die liebe / wo geſehen?
Wer’s weiß / der ſag es mir / ja kan es gar geſchehen /
So51verliebte Gedichte.
So bring er ihn mir doch bald wiederum ins haus /
Jch will ihm jederzeit davor zu dienſten leben /
Und zeigt er mir bloß an /
Wo ich ihn finden kan /
So ſoll er dieſes wiſſen /
Daß ich / ich Goͤttinn / ihn zur danckbarkeit will kuͤſſen;
Ja fuͤhret er ihn gar zu mir /
So will ich ihm aus danck-begier /
Noch gar weit beſſre ſachen geben.
Jch will ihm itzt allhier des knabens zeichen nennen /
An welchen man ihn kan vor hunderten erkennen.
Sein leib ſteht feurig aus / und nicht ein bißgen weiß:
Scharffſichtig iſt ſein aug und helle wie ein feuer:
Die tuͤcken ſind bey ihm / dem ſchalck / auch niemahls
theuer:
Durch ſuͤſſe worte lockt er alle welt auf’s eis:
Er meynt’s nicht / wie er’s redt: ja hat er ſich entruͤſt /
So ſieht man wie er ſich vor zorn und rachgier bruͤſt:
Er ſpielt manch trauer-ſpiel /
Und hilfft dazu ihm ſeine ſchalckheit viel.
Die lockichten und wohlgefaͤrbten haare /
Die iſt an ihm faſt noch die beſte waare /
Die haͤnde ſind zwar klein / doch ſehr geſchickt zum ſchieſſen /
Daß ſich der hoͤllen-fuͤrſt ſelbſt vor ihm fuͤrchten muͤſſen.
Gantz nackend iſt er zwar am leibe /
Doch ſein gemuͤht iſt eingehuͤllt.
Bald flieget er herum / da’s denn ihm gleiche gilt /
Zu wem ihn ſeine wolluſt treibe /
Es ſey zum mann es ſey zum weibe:
Da ſchleicht er ſich ſehr heimlich ein /
Und muß ſein ritter-ſitz das eingeweide ſeyn.
Er fuͤhrt auch einen kleinen bogen /
Auf den ein kleiner pfeil gelegt /
Doch welcher / wenn er aufgezogen /
Bis in des himmels-felder traͤgt.
Der guͤldne koͤcher / den er an der ſchulter traͤgt /
Der iſt mit bitterm rohr bis oben vollgelegt /
D 2Von52Galante und
Von dieſem hab ich ſelbſt offt wunden /
Durch meines ſohnes tuͤck empfunden.
Ja alles iſt an ihm zur grauſamkeit gericht:
Die fackel die er hat / brennt ſelbſt der ſonnen licht.
Wer ihn erhaſchen wird / der muß ihn ja wohl binden /
Und ſo fuͤhr er ihn her; und wenn er thraͤnen zeigt /
Laß er bey leibe ſich dadurch nicht uͤberwinden /
Weil dieſes waſſer nur aus liſt zum auge ſteigt.
Lacht er / ſo zieh ihn fort; ja wenn er dich will kuͤſſen /
So ziehe dich zuruͤck / es iſt ein falſcher kuß /
Die lippen laſſen nichts als gifft und wermuht fluͤſſen /
Vor welchen ſich gar wohl ein fuͤhrer huͤten muß.
Spricht er: nimm dieſe waffen hin /
Die ich hier an - und um mich habe /
Weil ich itzt dein gefangner bin /
So nimm auch deren uͤbergabe.
Da ruͤhre ja nichts an /
Weil er damit am meiſten ſchaden kan /
Er ſagt es mit bedacht /
Weil er ſie alle hat mit feuer angemacht.
Dafne ſucht die Sylvia zur Liebe zu bewegen. Aus dem Amynta des Torqvato Taſſo. D. C. v. L.
O Wie kanſtu dies nur glauben /
Thut ſich der bock der zieg aus feindſchafft zu?
Jſt ein jung ochſ ein feind der jungen kuh?
Und haßt der taͤuber tauben?
Meynſtu53verliebte Gedichte.
Meinſtu daß dieſe lentzen-zeit /
Will zorn und feindſchafft munter machen?
Jn der doch vieh und menſchen lachen /
Ja ſich die gantze welt erfreut:
Du muſt dich gegen alle ſchaͤmen /
Weil du dein ſelbſt nicht wahr kanſt nehmen.
So viel in dieſem umkreiß iſt /
Jſt alles voll / voll ſuͤſſer liebesſchmertzen;
Schau nur wie dort mit girrend-frohem hertzen /
Der taͤuber ſeine taube kuͤſt:
Gib auff die nachtigal nur acht /
Wie ſie von aͤſt auff aͤſte ſpringet /
Und mit verbuhlter ſtimme ſinget:
Jch lieb ich liebe tag und nacht /
Die natter laͤſt ihr gifft ſelbſt fahren /
Mit ihrem buhler ſich zu paaren:
Die rauhen tieger ſind verliebt:
Der Loͤwe laufft voll brunſt in dem gefilde;
Nur deine bruſt iſt alſo kalt und wilde /
Daß ſie ihr keinen ſitz nicht giebt.
Was aber ſag ich nur von tieger / loͤw und ſchlangen?
Weil jedes dieſer fuͤhlen kan:
Schau die verliebten pflantzen an /
Wie dort der Ulmenbaum die reben-aͤſt umfangen /
Die Weiden fuͤhln die heiſſe liebes brunſt:
Schau wie die Tanne Tannen liebet:
Die Fichte Fichten kuͤſſe giebet:
Die erl umarmt die erle nicht umſonſt /
Das ſuͤſſe lieben kan erweichen
Die Rinde der verjahrten Eichen;
Du wuͤrdeſt / haͤtte dich ihr geiſt genommen ein /
Die ſeufftzer ihrer brunſt vernehmen;
Allein du wilt dich nicht beqvemen /
Und rauher noch als alle ſtauden ſeyn.
D 3Aus54Galante und
Aus demſelben. C. H.
ACh! fuͤhlte doch nur einmahl deine bruſt /
Den kleinſten theil der allerſuͤſten luſt /
So die verliebten durch die gegengunſt genieſſen /
Du wuͤrdeſt ſeufftzende mit reue ſagen muͤſſen:
Verlohren iſt dieſelbe zeit /
Die nicht dem lieben wird geweiht /
Wie ſchade vor die ſtunden /
Die ſo in einſamkeit verſchwunden /
Wie manchen ſchoͤnen tag! wie manche liebe nacht!
Hab ich ſo liederlich und muͤßig hingebracht /
Jch haͤtte nuͤtzlicher zu dem ſie angewandt /
Das oͤffters wiederhohlt ſtets ſuͤſſer wird erkandt.
Drum lege nun den eiſen-harten ſinn /
Und auch zugleich das tyger-hertze hin /
Und mache deinen ſchmuck nicht vor der zeit zu nichte;
Denn glaub es: ſpaͤte reu bringt ungerathne fruͤchte.
Aus deſſelben erſter Abhandlung anderm Aufftritte. Die von einer Biene gebißne Fillis wird von der Sylvia geheilet. C. H.
DJe Fillis und die Sylvia /
Das ſchoͤne paar vertrauter hertzen /
Gewaͤhnt zum lieben und zum ſchertzen /
Das55verliebte Gedichte.
Das legte neulich ſeinen ſchmuck der blumenreichen glieder.
Aus wolluſt und zum zeitvertreib im ſchatten einer buͤche
nieder /
Jch ſelbſten war auch gleich damals bey ihnen da /
Als unverſehns die kluͤgſte von den bienen /
Um der gelegenheit ſich artig zu bedienen /
Und / als wenn ſie ſich verirrte / ihren flug ſo nah uns nahm /
Daß ſie ſtatt der nahen wieſen auff der Fillis wange kam;
Es hatte ſie vielleicht die aͤhnligkeit verfuͤhret /
Weil dieſes wangen-feld mit roſen ausgezieret /
Daß ſie hieher ſich ſchwang / in dem gefaſten wahn /
Als traͤffe ſie allhier ſo wieſ als wahre blumen an;
Drnm biß ſie auch ſo embſig zu / und wiederholte ſteks die
biſſe /
Um recht den ſafft heꝛaus zuziehn / der wie die kuͤſſe wird ſo ſuͤſſe;
Gleich fieng die Fillis an aus aller macht zu ſchreyn /
Und wolte faſt vor ſchmertz und angſt des todes ſeyn /
Denn dergleichen ſcharffe plagen /
War ihr zartes wangen-feld /
So zum kuͤſſen zwar beſtellt /
Nicht gewohnet zu ertragen.
Doch meine ſchoͤne Sylvia
War bald mit ihrem troſte da /
Sie ſprach: mein liebſtes kind / hoͤr auf / hoͤr auf / zu ſchreyn /
Jch weiß etwas / wovon dir bald ſoll beſſer ſeyn /
Jch darff die wunde nur beſchweren /
So muß ſich gleich der ſchmertz verzehren /
Du kennſt Areſien, die eine von den klugen frauen /
So unſer wald deßwegen ehrt /
Die hat es mich / doch nicht umſonſt gelehrt /
Denn ſolche ſtuͤckgen pflegt man nicht ſo leichtlich zu ver -
Zum lohne gab ich ihr mein horn von helffenbein / (trauen;
Du kennſt ja das / an dem die goldne ringe ſeyn.
Drauff machte ſie ſich kuͤſſende mit ihrem ſchoͤnen munde /
Zum krancken wang und deſſen kleiner wunde /
Und murmelte was her / ich kans noch nicht erfahren /
Was diß doch immermehr vor kraͤfft’ge reime waren.
D 4Sie56Galante und
Sie waren kaum geſagt /
So muſte das / was ſie geplagt /
Jm augenblick entweichen;
Wie’s aber zugegangen ſey /
Das kan ich noch / ich ſag es frey /
Mit meinen ſinnen nicht erreichen.
Obs durch der Woͤrter macht
Zuwege ſey gebracht?
Ob ihrem ſchoͤnen munde /
Der / was er nur beruͤhrt /
Gleich zur geſundheit fuͤhrt /
Vielmehr die heilung dieſer wunde
Zu dancken ſey? das weiß ich nicht /
Und hoffe nur auff gruͤndlichern bericht.
O wundervolle krafft!
Die den verwundeten ſo eilends lindrung ſchafft.
Amintas verliebt ſich bey dieſer Gelegenheit in die Sylvia. C. H.
JCh / der ich nun bißher auff ſonſten nichts gedacht /
Als was die Sylvia vor ſchoͤne blicke macht /
Als was ihr ſchoͤner mund vor ſuͤſſe reden fuͤhrt /
Die mit der lufft und bach geſchwindem rauſchen /
Wenn jene mit den leichten aͤſten ſpricht /
Wenn die an ihre ſteingen ſtoͤſt / und gleichſam ihren
lauff zerbricht /
An liebligkeit nicht zu vertauſchen;
Jch / ſage / wurde nun auch von begier geruͤhrt /
Den meinigen an ihren mund zu druͤcken;
Doch57verliebte Gedichte.
Doch wuſt ich nicht / wie ſichs am beſten wuͤrde ſchicken.
Hierauff erdacht ich eine liſt /
Darzu mein geiſt ſonſt nicht gewohnet iſt /
Doch kan die lieb uns bald zu was gewaͤhnen;
Mir ſolte folgender betrug dazu die wege baͤhnen;
Jch ſtellte mich /
Als wenn durch einen bienen-ſtich /
Mein unterlippe waͤr getroffen /
Und daß ich alſo hier /
Nur bloß allein von ihr /
Die beſte lindrung koͤnte hoffen /
Jch nennte zwar die artzney nicht /
Doch gab mein auge den bericht /
Was ich vor eine haben wolte.
Der noch unſchuldigen und lieben Sylvia /
Gieng meine noth und mein betruͤbniß trefflich nah /
Sie ſagte mir vor mein ertichte wunde /
Gewiſſe huͤlffe zu;
Als aber ſie mit ihrem ſchoͤnen munde /
Hier dieſen lippen naͤher kam /
So ſpuͤrt ich gleich / wie meine ruh /
Von mir nun gaͤntzlich abſchied nahm /
Und fuͤhlte nun warhaffte wunden /
Die vor ich nur aus liſt zu meiner luſt erfunden.
Ach! keine biene kan /
Jn allen blumen gruͤnden /
Dergleichen ſuͤßigkeiten finden /
Als die / womit ihr mund war gaͤntzlich angethan /
Wenn nur ſo ſcham als furcht / die zwey bekandten ſachen /
Die alle liebes-luſt gantz unvollkommen machen /
Nicht ihrer lippen heiſſes kuͤſſen /
Von mir zu zeitlich abgeriſſen:
Doch als die ſuͤßigkeit /
Worunter heimlich gifft geſtreut /
Griff meine ſinnen an /
So hatt ich bald ein ſolch gefallen dran /
Daß ich ihr liebliches beſchweren /
D 5Es58Galante und
Es koſt auch immer was es wolte /
Und wenn ich ſelbſt dabey vergehen ſolte /
Gedachte weiter zu begehren;
Jch ſtellte mich als waͤr mein ſchmertz noch gaͤntzlich
nicht vergangen /
Wodurch ſie wiederum bewegt / die cur von neuem anzufan -
gen.
Amintas entdecket der Sylvia in dem ſpiele ſeine zu ihr tragende Liebe. Aus demſelben. C. H.
DJe liebe nahm bey mir von tag zu tage zu /
Jch hatte keinen augenblick vor ihrem anlauff ruh /
Sie hatt auch kaum /
Jn meiner bruſt beqvemen raum /
Drum muſt ich mich bemuͤhn /
Sie an das tagelicht zu ziehn /
Es ſchien als wolt es mir in dieſen liebes-dingen /
Was die gelegenheit betrifft / noch ziemlich wol gelingen.
Denn als ich es am wenigſten gedacht /
So fand ich unſre Schaͤfferinnen /
Wie unter ſich ſie einen Creiß gemacht /
(Die ſchaͤffer waren auch mit drinnen /)
Man ſpielte dies / worinn der ſchluß /
Daß jeder ſeinem nachbar muß /
Was heimliches ins ohre ſagen;
Da dacht ich nun mein elend vorzutragen /
Und ſagte nur dies wenige zu ihr:
Ach Sylvia! ich bin in dich verliebt /
Und59verliebte Gedichte.
Und wo dein blick mir nicht vertroͤſtung giebt /
So glaub es mir /
Jch ſterb im augenblicke hier.
Als ichs nun ſo gewagt /
Und meine noth ihr vorgeſagt /
So ſenckte ſich zur erd ihr himmliſches geſichte /
Die roͤthe machte dies auff allen ſeiten lichte /
Die roͤthe / ſo von ihrer ſcham /
Als auch von groſſem zorne kam:
Sie ſchwieg / als eine die ſich uͤber was entruͤſt /
Und voller dreuungen und ſehr verwirret iſt.
Worauff ſie mehr und mehr entbrannte /
Und augenblicklich von mir rannte /
Und will / (das muß die pein vermehren)
Mich noch biß dato weder ſehn noch hoͤren.
Der nackte ſchnitter hat dreymahl dir aͤhren abge -
hauen;
Der fruͤhling hat auch ſchon ſo offt den wald verjuͤnget
laſſen ſchauen;
Daß ſie mich nicht hat angeſehn.
Mich wundert / daß ſie es noch nicht vergeſſen kan /
Da zur beſaͤnfftigung ich alles faſt gethan;
Nur eines iſt noch nicht geſchehn /
Daß ich nicht auffgehoͤrt zu leben /
Doch wolt ich mich um ihre gunſt dem tode gerne ge -
ben /
Wenn ich vorher nur wuͤſte /
Ob ſie darnach geluͤſte /
Weil ich unmoͤglich ihr was kan zuwider thun[:]
Und glaub ich koͤnte ſonſt nicht wohl im grabe ruhn.
Aus60Galante und
Aus der Mirtilla Der Jſabella Andreini. Gorgo verachtet die Liebe / und erhebet das wolleben. C. H.
DU Damon bleib derweil hier bey der heerde ſtehn /
Jch will nur bloß dorthin zu meiner huͤtte gehn /
Nach einem ſtuͤcke brodt nach kaͤſ und andern ſachen /
Und mir einmal damit das leben luſtig machen.
Nichts iſt doch auff der welt was mich ſo ſehr ergoͤtzt /
Als wenn es wo was guts vor mich zu freſſen ſetzt.
Dieſelben / welche ſich der tollen lieb ergeben /
Die ſagen zwar: es ſey auff erden /
Kein angenehmer leben /
Als lieben und geliebet werden;
Und machen taͤglich mir damit den kopff ſo heiß /
Daß ich es laͤnger faſt nicht mehr zu dulden weiß;
Sie ſagen / daß die guͤtige natur /
Von allen ſinnen einen nur /
Als nehmlich den geſchmack / mir haͤtte ſollen ſchencken /
Weil ich ſonſt pflegt an nichts / als ſchmauſen / zu ge -
dencken:
Wir haͤtten auch nicht bloß deswegen das Geſichte /
Daß ſichs zum himmel nur und zu der erde richte /
Nein / ſondern auch den ſchmuck der liebſten zu erwegen /
Und durch den blick vor ihr das hertze niederlegen.
Ja das gehoͤre haͤtten wir /
Um bloß der liebſten ſtimme zier /
Vor der die harmonie des himmels ſich muß ſchaͤmen /
Auffmerckſam / mit verſtand und deutlich zu vernehmen /
Die naſe ſtuͤnde nicht nur bloß deßwegen da /
Sich in dem fruͤhlinge mit blumen zu vergnuͤgen /
Sie waͤr auch / daß durch ſie uns dieſes kaͤme nah /
Was ſo ihr haar als ſchooß / vor rauchwerck lieſſe fliegen;
Das61Verliebte Gedichte.
Das fuͤhlen ſey / die zart und weiche ſchooß /
Durch die die zahl der menſchen noch bleibt groß /
Aus lieb und wolluſt zu befuͤhlen /
Und unſre glut ſo abzukuͤhlen.
Doch dencken ſie niemahls daran /
Daß ich der ſinnen ſchatz weit beſſer brauchen kan /
Den mir der himmel hat und die natur gegeben /
Und daß ich beſſer weiß damit / als ſie zu leben;
Jch fluch auch niemahls meinen ſinnen /
Wie ſie zu weilen es beginnen:
Geſchieht es / wie es denn gar offtermahls geſchieht /
Daß er ſein liebſtes kind auf ſich erzuͤrnet ſieht /
So ſind die augen ſchuld auf die wird er entruͤſt /
Und weinet / daß er doch nicht blind gebohren iſt /
Denn alſo haͤtt er nicht die ſchoͤnheit angeſchaut /
Und ſeiner liebe-werck auf ihren grund gebaut;
Jagt ſie ihn weg von ihr / ſo flucht er / daß ihm nicht /
(Daß ers nicht hoͤrete) gehoͤr und ohr gebricht;
Riecht er nicht den geruch / der immer / wie ihn daucht /
Aus ihrer ſchoͤnen ſchooß und goldnen haare raucht;
So moͤcht er / lieber ihm die naſe faſt zerſtuͤcken /
Als ſich nicht / wie er wuͤnſcht / mit dem geruch erqvicken;
Kan er nicht ihre hand und ihren mund beruͤhren /
So will er bald gefuͤhl und auch geſchmack verliehren.
Daß dieſe leute doch ſich laſſen ſo verfuͤhren!
Mein auge pflegt vielmehr ſich da zu freun /
Wo uͤberaus viel lebens-mittel ſeyn /
Mein ohre wird auch treflich da vergnuͤgt /
Wo’s vom geſchmack nur was zu hoͤren kriegt /
Ja krieg ich auch was vom geruch zu wiſſen /
So moͤcht ich faſt vor ſuͤßigkeit zerflieſſen.
Das fuͤhlen bringt mir auch nicht wenig anmuht ein;
Begreiff ich denn mit leichter muͤh
Die kaͤlber und das fette laͤmmer vieh /
So denck ich: ach was wird das vor ein biſſen ſeyn!
Was aber ſoll ich wol von dem geſchmacke ſagen?
Jch weiß die ſuͤßigkeit nicht gnugſam vorzutragen /
Die62Galante und
Die ich von ſpeiß und tranck in mir empfinden kan.
Drum ſeht / wie jene mir hier nun zu viel gethan /
Da ich die ſinnen doch / als der natur geſchencke /
Auf ſolche nuͤtzliche und gute ſachen lencke.
Sie ſolten mir vielmehr ein gutes zeugniß geben /
Weil ich durch ſpeiß und tranck nur ſuch ein langes
leben /
Sie aber zehren ſich bey ihren menſchern ab /
Und kommen auch wol gar durch ihren zorn ins grab.
Doch weil mir die natur hat mehr verſtand
Als ihnen zugewandt /
So ſeh ich luſtig hin zu meiner freyen huͤtten /
Mit ſpeiſe fuͤll ich dieſe taſche /
Mit weine fuͤll ich dieſe flaſche /
Mit weine / der mich kan mit freuden uͤberſchuͤtten /
Der mein gebluͤht erfriſcht / die wangen roͤhter macht /
Der meine bruſt erqvickt / zertreibt der augen nacht /
Der meinem leibe neue krafft /
Und tauſendfach vergnuͤgen ſchafft.
So folge wer nun will der liebe falſchen ſtricken /
Mich ſoll ein guter trunck und biſſen mehr erqvicken.
Die ſchoͤnen Augen. Aus des Guarini Madrigalen. C. H.
JHr irrd’ſchen ſterne dieſer augen /
Aus denen ich muß lautern jammer ſaugen /
Jhr zeigt mir auch durch euer ſchlaffen /
Daß ihr mich wolt ums leben ſtraffen /
Kan ich an euch geſchloſſnen dis ſchon ſehen /
Hilff himmel / was wird erſt / wenn ihr erwacht / geſchehen.
An63verliebte Gedichte.
An die Amaranthe / als er ihr ſein Bildniß uͤberſchickte. C. H. v. H.
MEin bildniß haſtu hier auf duͤnnes glas geleget /
Es ſcheint daß zwiſchen glas und menſch verwandſchafft
ſey /
Denn die gebrechlichkeit iſt beyden eingepraͤget /
Sie ſeyn von dem verderb faſt keine ſtunde frey.
So bald ein glas zerbricht / kan auch ein menſch verge -
hen /
Das glas zerbricht der menſch / den menſchen GOttes
hand /
Es koͤnnen beyde nicht die laͤnge recht beſtehen /
Jhr end und anfang iſt faſt nichts als aſch und ſand.
Zubricht das glas nicht gantz / ſo kriegt es ſchnoͤde flecken /
Laufft von dem wetter an / und wird ſehr ungeſtalt;
So will die kranckheit uns offt allen ſchein verdecken /
Und macht gemuͤht und leib verdruͤßlich / ſchwach und kalt.
Zerfaͤllt das ſchoͤne glas / wer achtet deſſen ſtuͤcke?
Man ſtoͤſt es ſchaͤndlich hin / als ſchlechten ziegel graus;
Die menſchen ſparen nicht den menſchen ihre tuͤcke /
Man hat uns kaum verſcharrt / ſo iſt die freundſchafft aus.
Ruhm / nahmen und geſtalt iſt allzubald verſchwunden /
Wenn man uns nach gebrauch das letzte hemde giebt /
Wo hat man dieſer zeit wol einen freund gefunden /
So an das grab gedenckt und nach dem tode liebt?
Hier iſt das duͤnne glas / wilſtu es bald zerbrechen /
So nehm ich es von dir vor keine feindſchafft an /
Der Amaranthe weiß ich nicht zu widerſprechen /
Jndem mich ihre hand in nichts verlegen kan.
Dein bildniß aber iſt mir in den ſinn gedruͤcket /
Die freundſchafft praͤgt es mir faſt ſtuͤndlich wieder ein /
Es wird durch keine noht und keine zeit verruͤcket /
Und mit dem hertzen nur allein gebrochen ſeyn.
An64Galante und
An dieſelbe / als ihr Spiegel zu - brochen. C. H.
EJn zufall bricht itzund dein ſpiegelglas entzwey /
Es ſcheint / als wolle der dich in die ſchule fuͤhren /
Daß deiner ſchoͤnheit ſchmuck dem ſpiegel aͤhnlich ſey /
Und daß ihr beyde leicht koͤnnt die geſtalt verliehren.
Sein glattpolirtes feld laufft von dem hauchen an:
Dein angeſicht beſtreut die rauhe lufft mit flecken /
Und was nur deſſen ſtrahl der bildung ſchaͤnden kan /
Das kan auch deinen glantz der wangen uͤberdecken.
Die hitze ſprengt dies glas: ein fieber deine pracht:
Wer liebt alsdenn die ſonſt ſo hochgeachten ſtuͤcke?
Das auge / ſo vorhin ſich nah herzu gemacht /
Das ſparet itzt die muͤh und ſchonet ſeiner blicke.
Was nuͤtzt ein ſpiegel-glas / das ſtets im finſtern liegt?
Was traͤgt der ſchoͤnheit feld vor angenehme fruͤchte /
Wenn dies ſo einſamkeit als eigenſinn beſiegt?
Es macht ſo ſeinen ruhm ja vor der zeit zu nichte.
Ach Amaranthe! laß dir dies geſaget ſeyn /
Und aͤndre bey der grufft des ſpiegels deine ſinnen /
Die ſchoͤnheit pflantzet dir die ſchoͤnſten ſtrahlen ein /
Und will / du ſolſt damit viel hertzen dir gewinnen /
Das meine haſtu ſchon: vergiß des ſpiegels nun!
Dein bildniß iſt ſo tieff demſelben eingepraͤget /
Daß dies dir beſſern dienſt als jenes glas wird thun /
So lange / bis der todt es endlich auch zerleget.
An eine liebenswuͤrdige Schleſierin. C. H.
JCh will den Ruͤbezahl aus Schleſten verjagen?
Jch65Verliebte Gedichte.
Jch will dir ſeinen ſchatz zum leibgedinge weihn:
Jch will ſein zauber-ſchloß bis auf den grund zerſtreun:
Jch will den zoten-berg von ſeiner ſtelle tragen:
Jch will mich gar bis auf den rieſen-koppe wagen:
Jch will ins gantze land von deiner ſchoͤnheit ſchrein:
Jch will / wo du’s verlangſt / ein glaubens-eifrer ſeyn /
Und da des Schwenckfelds ſchwarm bis auf das haupt er -
ſchlagen:
Jch will den Oderſtrohm in andre gaͤnge bringen:
Jch will zu deiner luſt ſein Ufer ſchoͤner baun:
Jch will den Oderwald der erde gleiche haun:
Jch will viel Arien zu deinem lobe ſingen:
Wenn ich nur kan dadurch dir den gefallen thun /
Daß du mich laͤß davor auf deinem ſchooſſe ruhn.
Als er ſie im Sommer-Hauſe ſchlaffen fand. C. H.
DEn roſen-ſtoͤcken hat die zeit den ſchmuck entfuͤhrt:
Die lilien ſind auch gefallen und verblichen;
Den tulipanen iſt die bunte zier entwichen;
Und die narciſſen hat der blumen-todt geruͤhrt;
Die nelcke / die vorher den garten ſo geziehrt /
Und unſre bruſt erqvickt durch ein gewuͤrtztes riechen /
Jſt ebenfals als wie die andern ſchon verſtrichen /
Und kurtz: von blumen wird itzund nichts mehr verſpuͤrt.
Doch hier bey Clelien ſind alle plaͤtzgen voll /
Hier bluͤhen roſen auf / dort zeigen ſich narciſſen /
Ja alles blumwerck liegt auf dieſem jungfer-kuͤſſen /
Jch weiß nicht was ich recht hieruͤber ſagen ſoll:
Vielleicht will mich ein trieb mit blumen-hunger ſtraffen /
Drum liegt der fruͤhling hier im ſommer-hauſe ſchlaffen.
Hofm. w. IV. Th. EAn66Galante und
An ſeine Traͤume. C. H.
JHr fruͤchte meiner ruh und kinder ſtiller nacht!
Euch traͤume muß ich mehr als Lesbien erheben /
Denn ihr verſuͤſſet mir doch wiederum das leben /
Wenn ſie es bittrer noch als galle hat gemacht.
Jhr habt mir manchen blick von ihr zu wege bracht /
Durch euch hat ſie mir offt die zarte hand gegeben /
Durch euch koͤnnt offt mein mund an ihrem munde kleben /
Jn euch hat ſie mich auch ſehr freundlich angelacht.
Jhr ſeyd barmhertziger / als ihre ſteiffe ſinnen?
Doch wolt ich euren ruhm noch zehnmahl mehr erhoͤhn /
Wenn ich durch euch dies koͤnnt auch wachende gewin -
nen /
Was ich im ſchlaffe ſeh ſo offte vor mir ſtehn /
Dann ſtuͤrben augenblicks die ſchweren trauer-buͤrden /
Wenn eure naͤchte nur einmahl zu tage wuͤrden.
Als ſie mit zu Grabe gieng. C. H.
ES gieng die Lesbia nechſt hinter einer leiche /
Aus ihrem auge fiel ein ſtrahl der traurigkeit /
Um ihre ſchultern lag ein weiſſes ſchleyer-kleid /
Nur auf den wangen ſah ich friſche roſen-ſtraͤuche /
Jch dachte: dieſe tracht iſt ihr ja ſelbſt nicht gleiche /
Es hat den gantzen leib die wehmuht uͤberſchneit /
Wie daß die roſen denn hier auch nicht abgemeit /
Jſt das nicht wider der begraͤbniſſe gebraͤuche?
Vielleicht wird’s ſchon allhier ſo die gewohnheit ſeyn /
Daß bey der leiche man auch kan gebluͤme fuͤhren /
So67verliebte Gedichte.
So ſolte mich faſt bald die ſeele ſelbſt nicht reun /
Wenn ihren leich-proceß dein blum-werck wolte zieren /
Jch ſtuͤrbe heute noch auf dir / als bloſſer erden /
Wenn deine blumen nur gefaͤhrten wolten werden.
Die ſchoͤne Comoͤdiantinn. C. G. B.
WAs ruͤhmt ſich Spanien mit ſeiner Calderone?
Jn deren liebes-garn ein groſſer Philipp faͤllt;
Hier iſt Angelica / ſo ihr die wage haͤlt /
Ein ungemeines bild / das eher einer krone /
Als jene wuͤrdig iſt / ja auf dem liebes-throne
Wird ſie der Venus ſchon als goͤttinn zugeſellt /
Den Fuͤrſten lieben ſie die goͤtter unſrer welt;
Was will Angelica denn mehr zu ihrem lohne?
Ha! wehrtes vaterland dein ruhm muß ewig ſtehn /
Dann / wenn von uns ſie wird in frembde laͤnder gehn /
So werden dieſe gar / doch aber falſch gedencken /
Daß ſie Elyſien der ſchoͤnheit ſonn entwandt /
Nein! es iſt ein Comet / den wir euch zugeſandt /
Die ſonnen pflegen wir nicht leichtlich wegzuſchencken.
Auf die Dorilis. C. G. B.
DEin nahme iſt mir zwar / du aber nicht bekannt /
Jn dem dich Daͤlamon mir niemahls zeigen wolte /
Weil eyferſucht bey ihm mehr als die freundſchafft golte;
E 2Jtzt68Galante und
Jtzt ſtrafft der himmel ihn durch ein entferntes land /
Wird deine gegenwart ihm unverhofft entwandt.
Jch weiß es / daß ein bach aus ſeinen augen rollte /
Wie er den abſchieds-kuß von dir empfangen ſolte;
Jch weiß es / daß auch dir der ſchmertz die geiſter band;
Allein der himmel laͤſt ſich dieſes nicht erweichen /
Es iſt ſein feſter ſchluß: er will euch wermuht reichen /
Nachdem ihr lange zeit den zucker habt geſchmeckt;
Ja Daͤiamon ſoll dich nicht eher wieder kuͤſſen /
Bis daß er Saladin laͤſt deine ſchoͤnheit gruͤſſen /
Und bis kein eyfer mehr in ſeinem hertzen ſteckt.
An eine Nonne. C. G. B.
DArff ſich was weltliches in deine zelle wagen?
Darff wohl / O heilige / bey dir ein Suͤnder ſtehn?
Du pflegeſt ſonſten zwar mit engeln umzugehn;
Jedoch GOtt ſelber will ſein haus uns nicht verſagen /
Wenn wir nur an die bruſt mit leid und reue ſchlagen;
Mich druͤckt der ſuͤnden-laſt; du wirſt dein lob erhoͤhn /
Woferne du mich laͤſt bey dir zur beichte gehn;
So laß dich doch um raht vor mein gewiſſen fragen /
Du biſt die prieſterinn; dein leib iſt mein altar /
Die beyden lichter drauf ſind deiner augen paar;
Der tempel aber ſelbſt iſt deine dunckle zelle /
Ach ſprich mich / heilige / von meinen ſuͤnden loß /
Die ſtraffe leg ich dir gantz willig in den ſchooß /
Wo nicht / ſo bringet mich die ſchuld noch in die hoͤlle.
Auf69verliebte Gedichte.
Auff ihren Mund. C. G. B.
GAr recht! du bleibeſt doch ein unvergleichlich kind;
Jch habe dich niemals ohn uhrſach ſo genennet:
Wer dich geſehen hat / und deinen nahmen kennet /
Der findet meinen ſchluß mehr als zu wohl gegruͤndt.
Jch ruͤhme nicht den geiſt / der tauſend hertzen bindt /
Nicht wangen / nicht den halß / nicht wie dein auge bren -
net /
Nicht dein ſchwartzbraunes haar / und was mir kaum
vergoͤnnet /
Die alabaſter bruſt / die nichts ihr gleiche findt /
Nur der vollkommne mund ſoll hier alleine zeigen:
Kan ſeine nettigkeit noch etwas groͤſſer ſeyn?
Vor ſeinem purpur muß ſich aller purpur neigen /
Sein angenehmer thon verſuͤſt die ſchwerſte pein.
Kurtz: ſeine ſchoͤnheit iſt der rechte liebes-zunder /
Und du Liſette wirſt durch ihn zu einem wunder.
Als er des Morgens von ihr Ab - ſchied nahm. C. G. B.
BRicht mir den meine nacht mit hellem morgen au[?]
Geht mir die ſonne denn mit ihrem auffgang nieder?
So iſts: der harte ſchluß ſetzt meine freuden-lieder /
Jn einen trauer-thon; ich bin ſchon auff der bahn /
Die meinen matten fuß zum grabe fuͤhren kan /
Jch traure nicht um mich noch meine freund und bruͤder;
Nur dieſes daß ich bald die ſchoͤnheit deiner glieder
Nicht weiter ſchauen ſoll / ſteckt meinen kummer an.
E 3O un -70Galante und
O ungereimtes wort! daß ich zum himmel ſchickte /
Als mir der feinde macht die hoffnung faſt erſtickte:
Jch wuͤnſchte nur von dir Liſett entfernt zu ſeyn.
Jtzt will ſein harter ſchluß den wunſch erfuͤllet wiſſen /
Jch ſoll die ungedult durch meinen abſchied buͤſſen /
Ach traͤff auch nur mein wunſch im wiederſehen ein!
Als ſie ihr im Winter einen Som - mer-Rock mit Blumen nehte. C. G. B.
JCh glaube deine hand kan wunder-wercke machen;
Die angenehme zeit hat ſich ſchon laͤngſt verſteckt /
Die blumen-felder ſind mit ſchnee und eyß bedeckt /
Doch ſoll der fruͤhling itzt auff deinem rocke lachen;
Jch ſeh die blumen bluͤhn / ich finde tauſend ſachen /
Die uns vor dieſem nur der ſommer ausgeheckt /
Durch deine wunder-kunſt im winter aufferweckt;
Wie? kan es moͤglich ſeyn / daß ſolches menſchen ma -
chen?
Gewiß ein ander muß ſich hier zu ſchwach geſtehn;
Liſetten aber wird es ſtets nach willen gehn /
Weil noch der fruͤhling wird an ihrem leibe bluͤhen /
Die roſen / welche ſie in ihren rock verſetzt /
Und dieſe lilien / die man vor wahre ſchaͤtzt /
Sind ihr von wange / halß / von bruſt und ſchoß ge -
liehen.
Als71verliebte Gedichte.
Als ſie von der Thuͤre weg lieff / da ſie ihn kommen ſahe. C. G. B.
WJe? flieht mein engel denn vor ihrem Saladin?
Und will fort keinen gruß aus ſeinem munde hoͤren?
Noch ſeine demuth mehr durch einen blick verehren /
Was muß die uhrſach ſeyn? war ich vielleicht zu kuͤhn /
Als ſich mein auge ließ zu deinen ſternen ziehn?
Wie / oder will dich ſonſt ein falſcher wahn bethoͤren /
Und etwas widriges von deinem knechte lehren?
Doch nein / ich irre ſehr: ich weiß ja was ich bin /
Ein Menſch voll ſuͤnden wuſt / voll ungeheurer Maͤngel
Du aber heiſt und biſt ein unbefleckter engel /
Nun kan ein engel ja bey keinem ſuͤnder ſtehn /
Denn von den laſtern wird der reine geiſt vertrieben /
Was wunder! daß du nicht biſt an der thuͤre blieben /
Als ich nechſt hin zu dir / O engel / wolte gehn.
Als ſie mit andern Frauenzimmer auf dem Schiffe fuhr.
JHr ſtroͤme gehet ſanfft: ihr winde leget euch!
Und treibt das werthe ſchiff mit angenehmen wehen;
Das ſchiff dem Argo nicht an ruhm und wuͤrden gleich /
Das ſchiff / das man der einſt ſoll bey den ſternen ſe -
hen /
Dort fand man helden zwar / doch bloſſe menſchen
ſtehn /
Und Jaſon in der mitt als einen fuͤrſten ſitzen;
E 4Dort72Galante und
Dort war ein guldnes-fließ Hier ſieht man goͤtter gehn /
Hier ſieht man Liſilis wie eine ſonne blitzen /
Man ehret ihre pracht: ſie ſitzet oben an /
Wie eine Kaͤyſerin umringt mit Princeßinnen;
Sie iſt das goldne-fließ / das mich vergnuͤgen kan /
Und das kein Jaſon auch mir wird entfuͤhren koͤnnen.
Sie iſts / an der die welt was unvergleichlichs hat;
Jch kan mit gutem recht ſie liebes-goͤttin nennen;
Und was ſie iſt es ja: denn ihr befehl und raht
Macht daß d[i]e halbe welt muß in der liebe brennen.
O ſchiff! dein ruhm iſt groß / ob du gleich ſelber klein:
Mit was kan ich dich wol am fuͤglichſten vergleichen?
Die Venus faͤhrt in dir / drum muſtu muſchel ſeyn /
So itzt die wilde See vertauſcht mit fluͤß - und teichen!
Als ſie ſich einen mann zu ſeyn wuͤnſchte.
WEr gibt dir / ſchoͤnſtes kind / doch die gedancken ein?
Wer bringet deinen ſinn auff die verkehrte grillen?
Du wilt nicht was du biſt / ein frauenzimmer ſeyn /
Und wuͤnſcht dich einen mann: was muß dein geiſt um -
huͤllen /
Daß er den vorzug nicht der frauen mercken kan?
Jhr ſeyd das ſchoͤne volck / dem alles lob gebuͤhret;
Die maͤnner ſchauen euch mit ſolchen augen an /
Woraus man liebe / furcht und ehrerbietung ſpuͤret.
Jhr herrſchet in der welt / und wir gehorchen euch;
Wir fuͤrchten euren zorn vielmehr als tod und ſterben;
Jhr habet uͤber uns ein allgemeines reich /
Dergleichen Ludewig wird nimmer mehr erwerben.
Jhr habet unſer gluͤck in eurer ſchoͤnen hand;
Jhr ſeyd den ſternen gleich / die uns den einfluß geben;
Und73verliebte Gedichte.
Und wie der ſchwefel wird von feuer abgebrannt /
So haben wir von euch auch alleſamt das leben.
Wir ſind dem ſchatten gleich / den ihr / als leiber macht;
Wie jener ohne den nicht iſt / noch kan entſtehen /
So wird auch unſer wohl von euch hervorgebracht /
Und muß / ſo bald ihr wolt / auch wieder untergehen.
Jhr ſeyd ohn alle qvaal und lebt in ſteter ruh;
Wir aber muͤſſen offt mit tauſend faͤllen ſtreiten;
Jhr ſchluͤſſet / wann ihr wolt / die muͤden augen zu /
Wir muͤſſen auch bey nacht offt gehen / fahren / reiten:
Und alles nur vor euch. Wir heiſſen zwar das haupt /
Doch nur wann ihr uns wolt mit federpuͤſchen kroͤnen;
Jhr habet alle mahl uns laͤngſten weggeraubt /
Damit ihr deſtomehr die maͤnner koͤnnet hoͤhnen.
Was fehlet euch denn wol / ſeyd ihr noch nicht vergnuͤgt?
Du kanſt / mein engel / ja den Goͤttern gleiche leben;
Behalte deinen ſtand / weil es der himmel fuͤgt /
So kanſtu deinen knecht auch in den himmel heben.
Als er ihr eine gewiſſe Arie uͤberſchickte. C. G. B.
HJer haſtu ſchoͤnſtes kind das nechſtbegehrte lied /
Du ſprichſt: es habe dir recht ungemein gefallen /
Weil es von thraͤnen ſagt / von Qvaal / und Waſſer -
gallen /
Und weil die traurigkeit aus allen ſylben ſieht;
Ach ſchmertz! ſo liebſtu das / was mir die ruh entzieht /
So hoͤreſtu mit luſt mein ungeluͤck erſchallen /
Denn alles geht auff mich; ich bin es unter allen /
Vor dem Liſette mehr als baſilisken flieht /
Und uͤber deſſen haubt viel ungewitter ſteigen;
Es kan dir jedes wort / als wie ein ſpiegel zeigen /
E 5Wie74Galante und
Wie mein verlangen ſey mit tauſend angſt vermaͤhlt;
Wilſtu die grauſamkeit nun noch was hoͤher dringen /
So wird dir zwar mein wunſch durch meinen tod gelin -
gen /
Doch auch ein ſtachel ſeyn / der mein gewiſſen qvaͤlt.
Auff ihre vermeinte anderwaͤrtige verheyrathung. C. G. B.
SO biſtu eine braut? ſo muß ich noch erleben /
Daß mich mein feind beſiegt;
So muß ich ihm den raub geduldig uͤbergeben
Um welchen wir gekriegt?
Er nimt den theuren ſchatz / nach dem ich ſtets gegraben /
Ohn alle muͤh und ſchweiß:
Du oͤffneſt ſeiner luſt die angenehmſten gaben /
Von der die liebe weiß;
Ach hartes donnerwort / das mir die ſeele ruͤhret;
Wie wenn des himmels hand
Den dreygeſpitzten blitz nach unſrer bruſt gefuͤhret /
Und marck und bein verbrandt.
Mein geiſt iſt uͤberſchwemmt mit ungeheurem leiden /
Der ſinnen krafft iſt hin /
Und die empfindligkeit will aus dem hertzen ſcheiden /
Jch weiß nicht wo ich bin;
Es will kein thraͤnen-ſee aus meinen augen flieſſen /
Kein ſeufftzer wird gehoͤrt /
Warum? weil ſie doch nicht gnung zu beweinen wiſſen /
Was meine ruh verſtoͤrt.
Die groͤſſe meiner pein geht uͤber alle plagen
Drum kan nur blut und tod
Von75verliebte Gedichte.
Von meinem ungeluͤck am allerbeſten ſagen /
Als zeugen meiner noth.
Kan blut und tod allein von meinen ſchmertzen zeigen /
So reiſt ihr adern reiſt!
Jch bin ohndem bereit ins ſchwartze grab zu ſteigen /
Weil es mein unfall heiſt;
Es iſt nunmehr genung; ich habe treu gelitten /
Als ich noch hoffnung ſah;
Jtzt hat die ſchoͤnſte hand den ſchwachen drath zerſchnit -
ten /
Drum iſt mein ſterben da.
Jch ſehe ſchon die grufft / ich ſehe Charons nachen /
Jch ſeh die geiſter ſtehn:
Jch ſeh wie lieb und treu ſich ſchon zu rechte machen
Mit mir ins grab zu gehn.
Denn weil Liſette ſie aus ihrer bruſt verwieſen /
Und wanckelmuth erwehlt;
So wollen ſie mit mir ſich einen ort erkieſen /
Wo uns kein wechſel qvaͤlt.
Jch hatte dich zur braut vor meine treu erkohren /
Du mich hingegen nicht /
Was hat nun Saladin das er nicht hier verlohren?
Weil ſie die treue bricht.
Vor hochzeit-hembde muß ich ſterbekittel ſagen:
Vor einen lorber-krantz
Muß ich Cypreſſen jetzt auff meinem haubte tragen;
Der hochzeit fackeln glantz
Muß mir in meinen ſarg an ſtatt des bettes ſcheinen;
Die freudige muſick
Beſteht in ach und weh / in klagen und in weinen;
Das allerbeſte ſtuͤck /
Wornach ich ſelber ſoll den erſten reyhen haben /
Und meinen braut-tantz thun /
Geht aus b dur und heiſt: laſt uns den leib begraben;
Die ſchooß in der ich ruhn
Die mich erqvicken ſoll / iſt kuͤhler ſand und erde;
Ja alle liebes-frucht
Beſte -76Galante und
Beſtehet nur in dem: daß ich zu ſtaube werde:
Das macht Liſette flucht;
Liſette hat das gluͤck in ihren ſchoͤnen haͤnden /
Wem ſie ihr hertze giebt
Zu dem muß fried und heil und luſt und ruh ſich wenden /
Weil ſie der himmel liebt.
Nun / weil Liſette mir das urtheil hat geſprochen /
So muß es auch geſchehn;
Jhr winck iſt mein befehl; ich habe nichts verbrochen /
Doch aber ſoll ſie ſehn
Daß ich um meinen tod ſie nimmer werde haſſen /
Jch bin vielmehr vergnuͤgt /
Daß ſie mich ihren zorn hat niederſchlagen laſſen /
Nachdem ſie mich beſiegt.
So lebe / ſchoͤnſtes kind / ich ſterbe nun mit freuden /
Und muß von hinnen gehn;
Der treue geiſt ſoll nie von deiner ſeite ſcheiden /
Der leib im grabe ſtehn /
Allein die lieb und treu wird allezeit Cypreſſen
Auff mein gebeine ſtreun /
Damit die nachwelt nicht ſo leichte kan vergeſſen /
Wem ſie geweſen ſeyn.
Uber die Sonnen-Faͤcher. C. B.
DJe ſchoͤnen fuͤhren uns als ihrer blicke zuͤgel /
(Sonſt giengen die zu weit und zuͤndten alles an)
Allein die heßlichen die brauchen uns zum riegel /
Damit ihr ſchlacken-werck ſich wohl verſtecken kan.
Wie wir den ſonnen nun lufft und auch ſchatten geben;
So kan der ſchatten ſelbſt durch uns in ſchatten leben.
Grabſchrifft des Adonis / welche ihm die Venus geſetzt beym Marini in ſeinem L’Adone. C. H.
JHr leute: die ihr ſonſt hier pflegt vorbey zu gehn
Bleibt / ſeyd ihr ſelbſt nicht ſtein / bey dieſem ſteine ſtehn /
Hier77verliebte Gedichte.
Hier iſt’s Adouis grab! Die liebe haͤlts ſo wehrt /
Daß ſie darinnen ſelbſt in aſche ſich verkehrt.
Jſt gleich ihr licht hier todt / lebt doch noch ihre glut /
Der weder ſo ein grab noch kalter ſtaub was thut.
Daß dies die wahrheit ſey / ſo ruͤhrt den ſtein nur an /
Wie der auch ohne ſtahl doch feuer geben kan.
Clelie ſucht die Einſamkeit in einem Garten. C. H.
JM paradieſe war wol erſt die einſamkeit:
Allein jetzt wird man wol in ſolchen wolluſt-gruͤnden
Nicht mehr den auffenthalt der ſtillen ruhe finden /
Weil blume / laub und gras von lauter liebe ſchreit /
Und gleichſam dieſe ruh durch ſolchen ruff entweiht.
Der thau / der fruͤh ſich pflegt ums roſen-haupt zu winden /
Jſt nicht ein thau / es ſind die naſſen liebes-ſuͤnden /
Die thraͤnen nenn ich ſo / die dis vor liebe ſtreut;
Ja ſein geruch der iſt nur ſeiner ſeuffzer wind /
Durch deſſen ſprach es offt die gegen-liebe findt /
Ach blume! dieſes feld das rufft dir gleichſam zu /
Wilſtu der einſamkeit und ihrem ſtillen leben
Den garten deiner bruſt / und dich der ruh ergeben /
So ſuch im lieben doch das kleinod wahrer ruh.
An dieſelbe. C. H.
JM garten hat die erſte welt geliebt /
Und jeden ſatz der wolluſt ausgeuͤbt;
Weil wir nun hier in einem garten ſeyn /
So raͤum auch du die bruſt dem lieben ein /
Die liebe kocht in mir bereits das blut /
Das wachsthum bringt / und liebes-wunder thut.
Salari78Galante und
Salari an Severino / als ſie ſich aus Verzweiffelung erſtach. Aus dem erſten Theile des Jtaliaͤni - ſchen Spinelli. C. G. B.
BLut / Severino / blut! mit blute ſchreib ich dir /
Jm blute will ich auch den letzten abſchied nehmen;
Verachte nicht die hand / verſchmaͤh nicht das papier /
Ob ſchon die Schreiberinn ſich itzt vor dir muß ſchaͤmen.
Jch bin noch uͤberall von deinem blut beſpritzt /
Jch habe deine hand durch meinen dolch getroffen /
Den doch die eyferſucht auf deren bruſt geſpitzt /
Die mich fort nichts mehr hieß von deiner liebe hoffen.
Ach ſchmertz! ach qval / ach pein! ich habe dich verletzt /
Verzeih es mir mein Printz / ich that es nicht mit willen /
Und ſchau / ich habe mir die ſtraffe ſelbſt geſetzt /
Es ſoll mein heiſſes blut itzt deine rache ſtillen.
Du weiſt / wie Salari dich ſtets ſehr hoch geacht /
Es kan es Tripolis und ſein geſtade zeigen;
Das gluͤcke hatte dich zum ſclaven mir gemacht /
Doch muſte ſich mein hertz zu deiner liebe neigen;
Mein vater hatte dir die feſſel angelegt /
Du muſteſt wie ein knecht in unſerm hauſe dienen;
Ach! wie hat deine laſt offt meinen ſinn bewegt /
Bis mich die liebe hieß ein groͤſſer werck erkuͤhnen /
Jch offenbahrte dir den angenehmen brand /
Und ſagte: wo du mich wilt deine liebſte nennen /
So giebt dir meine treu die mittel an die hand /
Daß du und ich uns leicht von hier entfernen koͤnnen.
Du wolteſt lange nicht / weil Mardi dich beſiegt;
Doch weil du keinen raht ſie zu erlangen fandeſt /
So ſprachſtu endlich ja und ſcheineſt recht vergnuͤgt /
Wann du durch einen kuß dich mir aufs neu verbandeſt /
Bald ſtieg ich in das ſchiff / und floh mit dir davon.
Jch79verliebte Gedichte.
Jch fuͤrchte weder ſturm / noch die erboſten wellen /
Nicht meines vaters zorn / nicht ſchande / ſpott und hohn.
Nur in die freyheit dich / mein Severin / zu ſtellen /
Wir ſtrichen durch die ſee und kamen in gefahr /
Wenn uns das wilde meer offt zu verſchlingen draͤute;
Bis daß Sicilien nicht allzuferne war /
Und uns von aller furcht durch ſeinen port befreyte.
Hier dacht ich bin ich nun in ſicherheit gebracht:
Hier wird nun meine luſt in voller bluͤhte ſtehen:
Ach aber! als ich kaum den ſuͤſſen ſchluß gemacht /
So muß mein liebes-ſchiff im hafen untergehen.
Es kam dir Mardi ein / du wilſt ſie wieder ſehn /
Du ſucheſt uͤberall / und denckeſt ſie zu finden;
Trapani laͤſſet dir auch dieſen wunſch geſchehn /
Mir aber allen troſt durch dieſen fall verſchwinden.
Trapani ſchmertzens-ort / du feindinn meiner ruh /
Ach! daß ich dich geſehn / und nicht im meer ertruncken;
So waͤr mein ungluͤcks-thor mit meinen augen zu /
Und doͤrfft ich in mein blut itzt nicht die haͤnde tuncken.
Schau Severino ſchau! was du mir angericht;
Jch habe vaterland und eltern nur verlaſſen /
Weil meine liebe ſich zu deinem wohl verpflicht;
Jch habe dich erloͤſt; ich habe zorn und haſſen
Der meinigen um dich vor lauter nichts geſchaͤtzt;
Jch bin durch noht und tod durch wind und wellen
gangen /
Jch habe meinen Gott / gewiſſen / treu verletzt /
Nur dich / mein theuer Printz / zum liebſten zu erlan -
gen.
Du haſt auch meine gunſt am erſten nicht veracht /
Und allezeit mit mir / als deiner braut / gelebet /
Allein als dir dein wunſch die Mardi wiederbracht.
Hat dieſe mir den zeug zum ungeluͤck gewebet.
Du liebeſt ſie allein / du ſitzeſt ſtets bey ihr;
Jch aber muß mich gantz von dir verſtoſſen wiſſen;
Gedenck es Severin / ob meine ſchmertzen hier
Sich wohl von der vernunfft in ſchrancken laſſen ſchlieſſen.
Nein!80Galante und
Nein! ihre laſt koͤmmt mir gantz unertraͤglich vor /
Und meine marter iſt nur mit ſich ſelbſt zu gleichen /
Wer keinen ſolchen ſchatz wie Salari verlohr /
Kan auch die groͤſſe nicht von meiner qvahl erreichen.
So kanſtu / wehrter Printz / aus meinem leiden ſehn /
Wer mir das eiſen hat in meine hand gegeben:
Verzweiflung ſchrie mir zu! es iſt um dich geſchehn /
So lange Mardi wird bey Severino leben.
Bald fuhr ich raſend auf / und wolte durch ihr blut /
Dein hertze wiederum auf meine ſeite zwingen;
Jch ſtach nach ihrer bruſt / du ſtundeſt auf der hut /
Und machteſt / daß der ſtreich mir muſte mißgelingen:
Der ſtich traff deine hand an ſtatt der feindinn bruſt;
Ach ungluͤcks-voller ſtich! ſo muß ich das durchbohren /
Was mein vergnuͤgen war / und noch iſt meine luſt:
Ach Dolch! verfluchter Dolch! nun bin ich ſelbſt ver -
lohren.
Jch ſelber und auch du / wir haben ſchwer gefehlt /
Drum will ich nach verdienſt uns auch das urtheil ſpre -
chen:
Jch habe deinen ſtahl zu meiner ſtraff erwehlt /
Dir aber meine bruſt ſtatt jener zu durchſtechen.
Nun wohl! ſo ſchneide mir den lebens-draht entzwey /
Weil du nicht ſcharff genung die Mardi zu ermorden:
Der adern rohte fluht ein ſoͤhnungs-opffer ſey /
Weil meines Printzen blut von dir vergoſſen worden /
Und dieſes letzte macht mein ſterben noch ſo ſchwer /
Jch wolte meinen tod viel freudiger umfangen /
Wenn deine hand nur nicht von mir verwundet waͤr /
Und mein geſpitzter Dolch nicht dieſe ſchuld begangen.
Jch ſetze dich davor zu meinem erben ein;
Was ich von Tripolis mit mir hieher gefuͤhret /
Das ſoll vor deinen ſchmertz ein klein geſchencke ſeyn /
Bis ſich die wunde gar aus deiner hand verliehret.
Nun lebe wohl / mein Printz; jetzt flieſſet blut und geiſt /
Jtzt ſtirbt mein treues hertz um deiner liebe willen:
Hab81verliebte Gedichte.
Hab ich dir einen dienſt durch meinen tod geleiſt /
So laß drey thraͤnen nur aus deinen augen qvillen.
Schaͤffer-Gedichte. Saladin. C. H.
MJlen und Saladin die zwey vertrauten hirten /
Die wurden neulich ein’s ſich gaͤntzlich aufzuguͤrten /
Sie legten taſch und ſtab / mit dieſen auch den ſinn /
Und den geſtreckten leib zu jener buche hin.
Die heerde hatten ſie dem Damon uͤbergeben /
Der muſte ſie gar offt des huͤtens uͤberheben /
Davor verehrten ſie ihm denn bisweilen was /
Bald ein gefaͤrbtes riet / bald ein geſchnittnes glas /
Bald ſuͤſſes ziegenfleiſch / bald abgezogne felle /
(Davor gab er zugleich auch achtung auf die ſtaͤlle)
Ja unlaͤngſt gaben ſie (er traͤgt’s noch dieſe zeit)
Jhm ein noch taugliches / doch abgelegtes kleid.
Die hirten lagen da nur eine weile ſtille /
Jhr ſchlaff war einerley / als wie ihr gleicher wille /
Drauf fieng der Saladin zu dem Mileno an:
Jch weiß nicht was mir fehlt / daß ich nicht ſchlaffen
kan /
Es iſt als laͤge mir was irgend auf dem hertzen /
Es macht gar offte mir verdruß und ſeelen-ſchmertzen /
Kein eſſen ſchmeckt mir nicht / darzu hat meine bruſt /
Zu keinen ſpielen auch nicht die geringſte luſt /
Jch glaube / wo das ding noch laͤnger ſo wird waͤren /
So muß ich wie ein lamm / das kranck iſt / ab mich
zehren /
Hofm. w. IV. Th. FAch82Galante und
Ach waͤr ich / liebſter freund / ach waͤr ich doch nur todt /
So ſchlieff ich ja mit ruh und fuͤhlte keine noht.
Jch hab es laͤngſt gemerckt dir muͤſſe ſo was fehlen /
Fieng drauf Mileno an / du wolſt es zwar verhehlen /
Doch / glaub es / als ich nechſt mich kaum zu dir genaht /
Daß dich dein eigner blick mir bald verrahten hat.
Jch dachte da bey mir: was muß den ſchaͤfer plagen /
Er hat ja ſonſt zu mir gar groſſe luſt getragen /
Jtzt aber / da das feld doch luſtig / koͤmmt er mir
Sehr traurig / blaß / beſtuͤrtzt und gantz veraͤndert fuͤr.
Jch hatt es dazumahl gantz buͤßlich nur vergeſſen /
Sonſt haͤtt ich dich gefragt / und troſt dir zugemeſſen /
Als aber drauf dein fuß ſo eilends mich verließ /
So dacht ich weiter nach / was wol dein unmuht
hieß.
Doch wuſt ich lange mich in dich nicht recht zu finden /
Jch fand auch nichts worauf ich ſicher konnte gruͤnden /
Jch gieng im walde rum / ich dachte hin und her /
Was doch dem Saladin wol zugeſtoſſen waͤr.
Da kam ich ohngefehr und gleichſam in gedancken /
Auf einen ſeiten-weg / um den aus dornen rancken
Die kuͤnſtliche natur hatt einen zaum gemacht /
Dergleichen wol noch nie kein landmann hat erdacht.
Jch glaub es hatte mir’s der Pan ſo eingegeben /
Der Pan / der hirten-gott / der vor der ſchaͤfer leben
Als wie vor ſeines ſorgt; damit ich / Saladin /
Dir moͤchte dieſen dorn aus deinem fuſſe ziehn.
Da ſtund ein eichenbaum mit ſehr gekruͤmten zweigen /
(Jch daͤcht ich wolt ihn dir noch dieſe ſtunde zeigen /
Es war ein junger baum / ſonſt gleich / und ziemlich
breit /
Und auf der rinde noch mit mooſſe nicht beſtreut.)
Da ſah ich was mir nun die ohren koͤnnte raͤumen /
Doch dacht ich: will Milen dir irgend hier was traͤu -
men /
Schlaͤffſtu nicht irgend auch? doch nein / ich ſeh’s gewiß /
Jch fuͤhlt auch ja vorher da mich ein kaͤfer biß.
Es83verliebte Gedichte.
Es hat zwar Saladin ſich offtermahls vermeſſen /
Er habe Lislichen vorlaͤngſten ſchon vergeſſen /
Alleine dieſe ſchrifft / die in den daum gehaun /
Laͤſt ſeine regungen mich gar zu deutlich ſchaun.
Sie hieß: (ich weiß zwar nicht ob ich’s noch werde wiſ -
ſen /
Und ob die zeit ſie mir nicht aus der acht geriſſen)
Ach treuer Saladin! weil du ſo treu geliebt /
So wird auch deine bruſt ſo ungemein be -
truͤbt /
Du biſt itzt anders wo / und wirſt in fremder
erden
Um deine Liſilis zur leiche muͤſſen werden /
Jch weiß / ich ſterbe hier / du aber / liebſter
baum
Gib meinen ſchatten denn / wie dieſen klagen
raum.
Was meynſtu Saladin? iſt dis nur ein geruͤchte /
Wie du es ſonſt genennt? ach nein / in dem geſichte
Da leſ ich / was ich nechſt an jener eiche laß /
Du faͤrbſt dich und wirſt blaß und ich erfahre was.
Nun ich beſchwere dich bey allen hirten goͤttern /
Beym wunder-groſſen Pan und unſrer heerd errettern /
Verhehle mir’s nicht mehr / bekenne / was dich plagt /
Was du mir wirſt vertraun / das bleibt unnachgeſagt.
Du haſt ja / Saladin / von mehr als ſieben jahren
Schon meinen treuen mund und freundſchafft wohl er -
fahren /
Mich wundert / daß du mir nicht dieſes auch vertraut /
Da du ſonſt groſſe ſtuͤck auf meine treu gebaut.
Hier fieng nun Saladin / Milenen an zu bitten /
Er moͤcht ihn doch nicht mehr mit kummer uͤberſchuͤt -
ten /
Er haͤtte vor genung gelitten und gehoͤrt /
Nun wuͤrd auch ſeine laſt durch den verweiß gemehrt.
F 2Mile -84Galante und
Mileno / ſprach er drauf / ich ſchwere bey den baͤumen /
Worunter ich mir offt ließ von der liebe traͤumen /
Daß ich dich habe ſtets nach hirten-brauch geliebt /
Und im geringſten nicht dir deine bruſt betruͤbt.
Wenn ich mein wollen-vieh auf eine trifft getrieben /
So hab ich gleich gefragt: wo iſt Mileno blieben?
Jch hab ihn nicht geſehn; wenn ich mein vieh getraͤnckt /
So fragt ich: hat Milen dem ſeinen ſchon geſchenckt?
Ein tag wurd ohne dich mir faſt zu einem jahre;
Erſah ich dich denn wo an deinem ſchwartzen haare /
So war’s / als gienge mir mein licht und ſchatten auf /
Und ich nahm augenblicks zu dir dann meinen lauff.
Wuſt ich ein vogel-neſt / wie nechſt die ringel-tauben /
So wolt ich ohne dich daſſelbe nicht berauben /
Jch kam vorher zu dir / und ſagte: komm Milen
Wir wollen auf den raub zu je’m wacholder gehn /
Und da die junge zucht der tauben uͤbereilen /
Auch / wo es dir gefaͤllt / ſie unter uns dann theilen.
Koͤnt’ſtu nicht mitte gehn / ſo gieng ich auch nicht hin /
Denn deine gegenwart war mehr als der gewinn.
Daß aber ich / Milen / mit dieſem meinem lieben
Und meiner Liſilis ſo bin zuruͤcke blieben /
Das nimm nicht uͤbel auf; weil du mich treu geliebt /
So hab ich ſtets befuͤrcht / du wuͤrd’ſt dadurch betruͤbt.
Doch will zur ſtraff ich jetzt die gantze ſach erzehlen /
Die mich / du haſt’s gemerckt / bis dato pflegt zu qvaͤlen /
Nur hoͤr es mit gedult / betruͤbe dich auch nicht /
Weil mir von neuen ſonſt mein hertz in ſtuͤcken bricht.
Seither / daß ich gemuſt Elyſien verlaſſen /
Jn dem ich mir doch einſt gewuͤnſchet zu erblaſſen /
Elyſien / das land / daß unſer groſſer Pan
Und alles hirten-volck nicht gnugſam loben kan;
Als mich / wie ich geſagt / mein Elis nun verdrunge /
(Elyſien liegt mir noch immer auf der zunge)
So gab ich hoͤchſtbetruͤbt ihm einen abſchieds-kuß /
Und goß ein thraͤnen-meer in ſeinen Oder-fluß.
Ach /85verliebte Gedichte.
Ach! mein Milen ich kan es dir unmoͤglich ſagen /
Was ich vor hertzeleid und jammer da ertragen /
Zumahl da Liſilis / ein hirten-kind alda /
Beſtuͤrtzt und faſt wie todt ſo ſehnlich nach mir ſah.
Das wetter kan ſo ſehr nicht dem Getreyde ſchaden /
Kein feind mit ſo viel noth das arme feld beladen /
Als mein gemuͤthe hat zur ſelben zeit geſpuͤrt /
Es war / als haͤtte mich ein donner-ſchlag beruͤhrt.
Bald wolt ich wieder mich zu ihr zuruͤcke wenden /
Denn ich getraute mir’s nicht ohne ſie zu enden /
Jch kehrt auch vielmahl um. Ach aber meine pein
Die konte dieſesmahl nicht mehr gehoben ſeyn.
Die heerde haben wir ſchon dreymahl abgeſchoren /
Der moſt der iſt auch ſchon ſo vielmahl abgejohren /
Daß ich ſie nicht geſehn. Was meynſtu nun / Milen /
Wie deinem Saladin dies muß zu hertzen gehn?
Zudem gefallen mir auch hier die ſchaͤffer-huͤtten /
Der hirten lebens-art / der ſchaͤfferinnen ſitten
Faſt im geringſten nicht / und waͤr’ſtu nicht bey mir /
Jch glaub / ich waͤre ſchon vorlaͤngſten nicht mehr hier.
Es gibt gar kahle trifft das ufer an der elbe /
Die ſchaͤfferinnen ſind auch meiſtentheils ſehr gelbe /
Und etwas bauren-ſtoltz / ſie bilden ſich was ein /
Und meynen wunder! was ſie vor geſichter ſeyn /
Ach ſolten ſie einmahl nur in mein Elis riechen /
Gewiß / ſie wuͤrden ſich vor denen da verkriechen
Die nur das Mittel ſeyn; ach liebſtes vaterland!
Jtzt wird dein werth von mir erſt nach verdienſt er -
kandt.
Zudem ſo giebt es hier auch naſe-weiſe hirten
Die ſoll nun unſer-eins bey tag und nacht bewirthen /
Die tadeln offtermahls auch unſrer floͤte klang /
Da doch wie froſch-geſchrey ihr alberer Geſang.
Nechſt ließ ein ſolcher Mann bey mir ein lied beſtellen /
Da’s fertig! wolt er nun ein kluges Urtheil faͤllen /
Und ſprach: das lied gefaͤlt mir im geringſten nicht /
Es iſt nicht hoch genung und praͤchtig eingericht.
F 3Dar -86Galante und
Daruͤber muſt ich wol recht in dem hertzen lachen /
Daß ſich ein Corydon ſo mauſig wolte machen /
Der doch ſo viel davon / als wie der bock verſteht /
Der forne vor der heerd aus ſtoltz und hoffarth geht.
Es iſt in dieſer flur dahin nun leider! kommen /
Wenn man nicht ihren ſinn in obacht hat genommen /
Und marmor / purpur / gold und ſonn hineingebracht /
So wird’s / O unverſtand! von ihnen ausgelacht.
Die gaͤnſe wollen nun itzund die ſchwaͤne lehren /
Wie man der lieder zier auf’s neuſte ſoll vermehren /
Der woͤrter ſchmincke muß hinein geſchmieret ſeyn /
Sonſt geht es ihnen nicht in ihren kopff hinein.
Allein Elyſien / ach! daß ich dran gedencke /
Und mit den nahmen auch mich faſt zu tode kraͤncke /
Elyſien das ſingt / und lehrt die ſingen kunſt /
Der ander floͤthen-thon iſt gegen ihm ein dunſt.
Jch ſelber habe da mich meiſt entheils beflieſſen /
Die ſchoͤne Liſilis mit liedern zu begruͤſſen /
Sie nahm es auch geneigt / wie andre Nymfen an /
Die man mit liedern da ſehr wohl vergnuͤgen kan.
Doch was verweil ich mich / ich muß es dir nur ſagen /
Daß ich zur Liſis ſtets die groͤſte gunſt getragen /
Jch war in ihre pracht recht inniglich verliebt /
Die / weil ich ſie nicht ſeh / mich itzt ſo ſehr betruͤbt.
Da wo der Oder-Fluß die uͤberſchiffte fluthen
Reibt an ein fruchtbahr land und an geſchwancke ruhten /
Da wo die vaterſtadt in ihm den ſchatten macht /
Und unſer hirten-volck um deren Nymfen wacht;
War ein erhabner ort mit baͤumen rings umgeben /
So luſtig / daß nach ihm auch fremde hirten ſtreben /
Dahin verfuͤgte ſich die gantze hirten-ſchaar /
Wenn allen vom Montan was vorzutragen war.
Es kamen auch dahin die ſchoͤnen ſchaͤfferinnen /
Wir ſtunden um ſie rum / ſie ſaſſen mitten innen /
Und hoͤrten alle da den hirten-lehrer an!
Und was der groſſe Pan vor wunder hat gethan.
Allein87verliebte Gedichte.
Allein da klebt ich mehr an meiner Liſis augen /
Und wolt aus ihnen mir beliebtre lehren ſaugen /
Sie muſte Panin ſeyn / ſie ſtellt auch dieſe zier /
Die unſern goͤttern gleicht / am allerbeſten fuͤr.
Die kleider / die ſie trug / die waren weiß wie wolle /
Die haare rund gedreht wie eine wollen-rolle /
Auff dieſen lag ein krantz von qvendel / roßmarin /
Und ſchien als fiengen da die wieſen an zubluͤhn.
Die augen waren ſchwartz / und gleich den maulbeer -
trauben:
Ach liebſter hertzens-freund du kanſt mir’s gar nicht glau -
ben
Wie dies ſo ſchoͤne ließ / es war ſo wohl gemacht /
Daß mir daruͤber noch das hertz im leibe lacht.
Jn ihren haͤnden war ein ſtab mit laub umwunden /
(Dergleichen Nymfen-tracht mein Elis hat erfunden)
Den fuͤhrte ſie ſehr wohl und ſetzt ihn zierlich an /
Daß ihr es keine hat darinnen gleich gethan.
Milen / ach koͤnt ich itzt auff meinen ſeufftzern fahren!
Jch floͤge heute noch zu Elis hirten-ſchaaren
Und zu der Liſis hin. Ach Liſis / liebſtes kind!
Daß wir itzunder doch ſo weit entfernet ſind.
Jch werde mich noch wol hier gar zu tode graͤmen /
Und fang allmaͤhlich auch ſchon ziemlich abzunehmen /
Mich deucht / daß auch mein vieh ſchon magrer worden
ſey /
Nachdem es hoͤrt / wie ich ſo ſehr vor liebe ſchrey.
Die boͤcke pflegen nicht / wie vormahls / rumzuſpringen /
Vielleichte / weil ſie mich ſo klaͤglich hoͤren ſingen /
Die laͤmmer bloͤcken nicht ſo ſtarck als wie vorhin /
Vielleichte wiſſens ſie / daß ich ſo troſt-loß bin.
Der hammel der vorhin auff und auch um mich ſprunge /
Und mich zum lachen offt durch ſeine ſtellung zwunge /
Der will itzund beſtuͤrtzt zu meinen fuͤſſen ruhn /
Und nicht ſo luſtig mehr / als wie noch neulich thun.
Ach hilff mir groſſer Pan! wird mir mein wunſch gelingen /
Will ich ein ſaugend lamm zu deinem opffer bringen /
F 4Jch88Galante und
Jch will auch dein altar und deiner gottheit hauß
Auffs allerpraͤchrigſte mit lanbwerck zieren aus
Milen / ich bin von angſt und auch vom reden muͤde /
Drum laß mich / liebſter freund / itzunder nun zu friede /
Und wo ich noch itzt was von dir etbitten kan /
So fang ein liebes-lied von meiner Liſis an
Milen / der biß hieher mit ſchmertzen zugehoͤret /
Der haͤtte durch ein lied die Liſis nun verehret /
Allein der himmel fieng ein wetter an zu dreun /
Drum muſt es dieſes mahl nur auffgeſchoben ſeyn.
Es war den gantzen tag geſchwuͤhl und heiß geweſen /
Da ihnen ſie den baum zur kuͤhlung auserleſen /
(Den baum / der noch betruͤbt um Saladinen ſteht /
Und um die Liſilis mit ihm im leide geht.)
Drum war’s kein wunder nicht; der wind fing an zu pfeiffen
Und durch der baͤume laub mit ungeſtuͤm zu ſtreiffen /
Da hatte dieſes paar der hirten hohe zeit /
Wo ſie nicht wolten ſeyn vom regen eingeweiht.
Sie lieffen eilends fort vor dieſes wetters wuͤtten /
Zu ihren in der naͤh gebauten ſchaͤffer-huͤtten /
Und ſorgten nach dem tantz und dieſer liebes-noth /
Auff ein erqvickendes und gutes abend-brodt.
Schaͤffer-Gedichte. Klagen der Verliebten. C. H.
DAs wetter war zu naß das ſchaff-vieh auszutreiben /
Drum muſten unſre zwey in ihren huͤtten bleiben /
Und jenes eingeſtallt. Die zeit ward beyden lang /
So daß ſie auch das vieh zu vielen bloͤcken zwang.
Die89verliebte Gedichte.
Die Schaͤffer lieſſen zeug und taſchen auſſgehangen /
Und ſonnen hin und her / was itzund anzufangen /
Womit ihr truͤber tag koͤnt ansgeklaͤret ſeyn /
Da fiel Milenen dies zum zeitvertreiben ein /
Er ſprach: wir muͤſſen vor / eh ſonſt was anzuheben /
Dem eingeſtallten vieh ein morgen-futter geben /
Und / daß uns auch hernach der magen nicht verſtoͤrt /
Jhm ſo viel butter-brodt / als fruͤh vor ihn gehoͤrt;
Drauff will ich / Saladin / dir nach der reyh erzehlen /
Mit was fuͤr klagen ſich die buhler-hirten qvaͤlen /
Du haſt mich geſtern ſelbſt auff dieſe ſpruͤnge bracht /
Da du durch deinen ſchall den wald betruͤbt gemacht.
Es wolte Saladin hierzu ſich nicht geſtehen /
Er ſprach: es ſcheint / als wenn auf mich dies ſolte gehen /
Doch / wo ich unrecht bin / ſo ſey es denn gewagt /
Wer acht’s hat doch der Pan offt ſelber ſo geklagt.
Drauff fieng Mileno an die wahrheit herzuſagen:
Kein volck das muß ſich mehr mit den gedancken ſchlagen /
Als das / ſo ſeine bruſt dem lieben eingeraͤumt /
Und ſo bey tag als nacht von ſeiner liebſten traͤumt.
Der kummer moͤchte mich / wie ſie die liebe / freſſen /
Wenn ich ihr gantzes thun bey mir offt nachgemeſſen /
Wenn ich offt uͤberlegt / was ſie des tages thun /
Wie ſie bey nacht auch nie mit frieden koͤnnen ruhn.
Wenn kaum der fruͤhe tag zu ſcheinen angefangen /
Und eh ſie noch in ſtall das vieh zu futtern gangen /
So geht bey manchen ſchon das liebes-klagen an /
Damit er auch was rechts den tag verbringen kan.
Und eh er noch ein Wort gedacht von ſeinen ſchaaffen /
So denckt er ſchon bey ſich / wie Liſis hat geſchlaffen /
Die Liſis / die ihn feſt in ihren banden haͤlt /
Ob irgend auch ein traum ihn ihr hat voꝛgeſtellt /
Ach koͤnt ich / ſpricht er drauf / davon doch Nachricht
hoͤren!
Jch wolte gerne drum ein ziegenfell verehren /
Ja waͤre dies zu ſchlecht / ſo geb ich ſonſt noch was /
Jch haͤtt auch da darzu ein ſchoͤn geſchnittnes glaß.
F 5Es90Galante und
Es hat des kuͤnſtlers hand in ſelbiges gegraben /
Wie unſre ſchaͤffer ſich verliebt geſtellet haben /
Zum erſten ſteht der pan mit fichten-laud umkroͤnt /
Wie er die Syrinx rufft / die ihn doch nur verhoͤhnt.
Menalcas ſteht bey ihm / der Damon auff der ſeiten /
Der Damon / der ſich ſtets behaͤngt mit ziegen-haͤuten /
Der Damon / der ihm hat auff Elis fetter trifft
Nicht ein geringes lob durch manches lied geſtifft.
Dies ſag ich wolt ich ihm von hertzen gerne geben /
Koͤnt ich nur einen troſt aus ſeiner poſt erheben /
Allein ich merck es ſchon ich bin dazu verſehn /
Daß ich vergebens ſoll nach troſt und huͤlffe flehn.
Hoͤrt er denn ohngefehr ſchon andre drauſſen pfeiffen /
So faͤngt er an den ſtab und taſche zu ergreiffen /
Und treibet uͤber hals und kopff ſein ſchaff-vieh naus /
Und dann ſo laͤſſet er erſt ſeine klagen aus.
Da moͤchte nun davon die welt in ſtuͤcken fallen /
Da muß berg / thal und wald von ſeiner lieb erſchallen /
Da wird die ſchaͤffer-magd durch ſein geſchrey verehrt /
Vor die offt kaum ein blick geſchweig ein lied gehoͤrt.
Da ſchallt der gantze wald von Briſis und Liſetten /
(Wenn dieſe menſcher noch was ſchoͤnes an ſich haͤtten!)
Da gehts: ach grauſamer und harter himmels-ſchluß!
Daß ich itzund von der entfernet leben muß.
Die tage werden mir zu langen trauer-jahren /
Was muß ich nicht vor dampff und hertzeleid erfahren /
Jch leb in lauter furcht / daß nicht ein fremder knecht
Auff meine Doris paſt und ihre neigung ſchwaͤcht.
Und’s iſt auch denn wohl wahr. Ach ſolt er’s einmahl
ſchauen /
Wenn ihr der Corydon den ruͤcken pflegt zu krauen /
Jch glaub er hienge ſich (wenn’s nicht verbothen waͤr)
Und hohlte ſich den ſpieß zu ſeiner rache her.
Ach! kriegt ich einen winck von dieſem nur zu wiſſen /
So muͤſt ich augenblicks die augen-lieder ſchlieſſen /
Auff meiner zungen ſitzt ohndem mir ſchon der todt.
(Allein im hertzen hat’s denn noch wol keine noth.
Bald91verliebte Gedichte.
Bald muß ich fauler blick den ſonnen-ſtrahlen gleichen /
Bald muß der gelben haut des marmels weiſſe weichen /
Bald iſt in Elis nicht ſo eine ſchoͤne magd.
(Das bey viel tauſenden doch zehnmahl beſſre hat.)
Hat er ſie wo geſehn bey einem andern ſtehen /
So heiſt’s / er muͤſſe nun / als wie ein licht / vergehen /
Er wuͤnſche dies nur noch / daß / wenn er ſchon dahin /
Sie ſagen moͤcht: Ach! daß ich ſein beraubet bin.
Wird ſie ihm irgend kranck / ſo iſt die welt zu enge
Vor ſeiner klagen thon und vor ſein hertz-gedraͤnge /
Bald wird ſie ihm zu fett / bald hat man ſie behext /
(Weil ihr vielleicht der bauch etwas zu dicke waͤchſt.)
Stirbt ſie denn gar dahin / ſo heiſſen ſeine lieder:
Gebt himmel / erd und lufft mir meine ſchoͤne wieder /
Da wird er voller zorn / da wird er erſt recht thum /
Und ſchluͤge ſich wol gar mit erd und himmel rum.
Hat er ſich den nun ſat und kraͤffte-los geſchrieen
So hoͤrt er doch nicht auff ſich ferner zu bemuͤhen /
Er thut was ihm beliebt / was er vor noͤhtig haͤlt /
Die ſchaafe moͤgen thun was ihnen wohlgefaͤllt:
Die durch ihr bloͤcken denn in ſein gebloͤcke ſingen /
Daß dem der’s hoͤrt das ohr in ſtuͤcken moͤchte ſprin -
gen /
Doch ſind dieſelbigen weit kluͤger noch als er /
Er thut es mit bedacht / ſie thun es ohngefehr:
Es waͤre denn / daß ſie ihn kluͤger wolten machen /
Und meynten durch ihr ſchreyn darum ihn auszulachen /
Drum kehren ſie auch meiſt die maͤuler auff ihn zu /
Damit er’s mercken kan warum’s die heerde thu.
Bald pflegt er ſeine noth den baͤumen einzuſchnitzeln /
Bald ſeinen hirten-ſtab mit nahmen zu bekritzeln /
Die ſchlieſt er auch ſo wol mit eichen-zweigen ein /
Als wuͤrden ſie allda unausgeſchabet ſeyn.
Der henger hat ihn auch ſo offtermals geritten /
Daß er im walde faſt die baͤume durchgeſchnitten /
Und glaub ich / wo ſich eh’ſt ein groſſer wind erregt /
Daß er den gantzen wald zu boden niederſchlaͤgt.
Steht92Galante und
Steht gleich ſchon uͤberall ihr nahmen eingegraben:
So wiederhohlt er’s doch / wenn er herum kan draben /
Er pfleget ihn ſo tieff denſelben einzuhaun /
Daß man vorm wald ihn kan ein viertel-weges ſchaun.
Bald leget er ſich hin auff einen gruͤnen raſen /
Als wolt er da vor angſt / wie ſeine laͤmmer / graſen /
Die taſche ſchmeiſt er hin / die ſo nach brodte reucht /
Zu welcher ſichbenn bald der hund Melampo ſchleicht /
Und auch derſelbigen pflegt ſeine noth zu klagen /
Die / wenn ſie nur geſpickt / ihm bald weiß troſt zu ſagen /
Woruͤber er ſich denn manchmal ſo ſehr befriſt /
Daß er zum Huͤtten drauff nicht ſo geſchickt mehr iſt.
Dann leget dieſer ſich dem hirten an die ſeite /
Da machet denn der wolff im augenblicke beute /
Und holt ein Lamm hinweg: da ſieht der haſe nun
Was ſolche liebe kan vor groſſen ſchaden thun.
Dich aber / Saladin / dich muß ich doch noch loben /
Daß du vor liebe nicht wie jene pflegſt zu toben /
Du biſt zwar auch verliebt / und laͤſt dein trauren ſehn /
Doch pflegt’s zu rechter zeit und kluͤglich zu geſchehn.
Jch ſelber kan mich auch der liebe nicht erwehren
Doch laß ich mir durch ſie den kopff nicht ſo verkehren /
Jch klag auch manchesmahl / doch bin ich dann allein /
Und pflegt mein ort darzu der hirten-brunn zu ſeyn.
Mit dem vertauſch ich denn zuweilen meine huͤtte /
Und nehme Clelien / (nur in gedancken) mitte /
Da fang ich denn mein wort / vermiſcht mit thraͤnen an /
Und klage / was ich nur vor weinen klagen kan.
Doch es iſt hohe zeit das plaudern zu beſchlieſſen.
Jtzt faͤlt mir’s ein / daß wir das vieh noch fuͤttern muͤſſen /
Wir haben’s vor verſaͤumt / das macht die liebes-noth /
Die bringt mein vieh um’s graß / und mich ums
morgen-brodt.
Hierauff ſo giengeu ſie mit Futter zu den ſtaͤllen /
Als ſie Mejamp erſah / ſo fieng er anzubellen /
Und fordert auch vor ſich mit ſchmeicheln ſeine part /
Auff die mit ſchmertzen er den halben tag gewart.
Nach -93verliebte Gedichte.
Nachdem ſie beyde nun vom fuͤttern wiederkommen /
So haben ſie auch erſt ihr fruͤhſtuͤck eingenommen /
Das nach der ſonne doch eh mittags-mahlzeit war.
Nach tiſche ward auch drauf der himmel wieder klar.
Schaͤffer-Gedichte. Lycidas.
NEchſt ließ ſich Lycidas bey jenem brunnen nieder /
Sein hertze war voll glut als wie der kopff voll lieder /
Die er der Delie zu ehren ausgedacht /
Nachdem ihn ihre zier ſo ſehr entzuͤckt gemacht.
Es war ſein wille zwar ein wenig hier zu ſchlaffen /
Doch dieſes hinderten der liebe ſehnſuchts-waffen /
Drum ließ er alſo auch das ſchlaffen ſchlaffen ſeyn /
Und raͤumte ſeinen mund den herben klagen ein.
Erſt ſah er gantz beſtuͤrtzt / ob jemand wo zu ſehen /
Der ihn verſtoͤren koͤnnt in ſeinem leid und flehen /
Er hoͤrte lange zu / ob irgend ohngefehr /
Ein ſchaͤffer oder ſonſt jemand zu gegen waͤr /
Als aber ihm kein menſch nicht zu geſichte kommen /
Auch kein geraͤuſch / als das ſo er gemacht / vernommen /
So bahnt er dem geſchrey durch ſeuffzern erſt die
bahn /
Hernach ſo fieng er auch dergleichen klagen an:
Du immer friſcher brunn und kuͤhlendes gewaͤſſer!
Du haſt es tauſendmahl als unſer einer beſſer /
Die hitze plagt dich nicht / du biſt auch nicht verliebt /
Und wirſt auch nicht / wie wir / durch dieſen brannt be -
truͤbt.
Ja waͤr ſtu auch verliebt / ſo kanſtu dich bald laben /
Weil doch die fluͤſſe nicht ſo harte hertzen haben /
Wie94Galante und
Wie manche Schaͤfferinn; nichts hartes iſt an euch /
Jhr ſeyd ja durch und durch gantz zaͤrtlich / rein und
weich.
Wenn deine tropffen ſich zuſammen gleich verlieben /
So hindert ſie niemand ihr wollen auszuuͤben /
Allein uns ſchaͤffern will’s nicht ſo von ſtatten gehn /
Wir muͤſſen lange zeit vor derer thuͤre ſtehn /
Die wir zur liebſten uns aus neigung auserleſen /
Wie bald verhindert man uns auch im liebes-weſen /
Bald wird ihr hertze kalt / bald kommt ein ander
mann /
Und gieſſet uns bey ihr / der ſchoͤnen / uͤbel an.
Bald fehlt ihr ſonſten was / bald zeiget ſie mit blicken /
Sie laſſe ſich noch nicht der liebe garn beſtricken /
Da wir die neigung doch gewuͤnſcht bald reiff zu
ſeyn /
Da reiſt ihr unbeſtand die gantze hoffnung ein.
Da ſie die treue ſoll des treuſten ſchaͤffer lohnen /
So laͤſt ſie in der bruſt die grauſamkeit ſtets wohnen /
Und dencket / ach der noht! an dieſes hertze nicht /
Das gleichſam iſt und bleibt auf ſie wie gantz ver -
picht.
Da hat ſie ihre luſt allzeit am vogel-fangen /
Laufft auf der weide rum mit einer vogel-ſtangen /
Die ſchmieret ſie mit leim / ach ſchoͤnſte ſchaͤfferinn!
Gedenck ich denn bey mir / nimm doch mein hertze
hin;
Die ſtange brauchſtu nicht / es gibt ſich ſelbſt leib-eigen:
Wofern du ihm nur wilſt die mindſte gunſt erzeigen /
Du haſt den leim gelegt / darauf es kleben blieb /
Dein auge hat es ſchuld / das dies in’s netze trieb.
Bald ſtellt ſie ſprenckel auf die voͤgel zu beruͤcken /
Ach! ſag ich denn bey mir / es muß dir wohl geluͤcken /
Denn faͤngſtu hertzen weg / und ſprenckelſt maͤnner
ein /
So muß ein vogel wol noch eh beſtricket ſeyn.
Doch95verliebte Gedichte.
Doch laſſe / ſchoͤnſtes kind / fang ich denn drauf zu ſa -
gen /
Mit dieſer nahrung ſich die armen hirten plagen /
Du braucheſt es ja nicht / und jener hungers-noht
Die treibet ſie darzu / dadurch zu ſuchen brodt.
Die lieb iſt / glaub ich wol / nur bloß dem ſchaͤffer-orden
Zur pein / zum ungemach im meere jung geworden /
Denn ſonſten hoͤrt man nicht / daß irgend jemand klagt /
Und wie ein ſchaͤffers-ſohn der lufft ſein leiden ſagt.
Kein thier darff auf der welt ſo viel im lieben leiden /
Als wie der menſch / der doch gemacht zun liebes-freu -
den /
Der qvaͤlt ſich tag und nacht / und wird als wie ein
ſchein /
Weil er faſt niemahls nicht kan bey ſich ſelber ſeyn.
Ja unſer ſchaaf-vieh kan hierinn begluͤckter leben /
Wenn dies einander pflegt die hitze kund zu geben /
So ſtimmt die gegenpart im augenblicke bey /
Und machet die alſo des laͤngern kummers frey.
Und alſo geht es auch bey allen andern thieren:
Nur bloß den mann den pflegt der brannt ſo zu vexiren /
Nur bloß der menſch der wird ſo ungemein geqvaͤlt /
Eh ihn der liebſten bruſt zum liebſten ſchatz erwaͤhlt.
Ach ſchaͤfferinnen! ſeyd ihr denn darzu gebohren /
Daß unſre beſte krafft durch euch ſoll ſeyn verlohren;
Wenn man durch klagen ſich ſo lange mergelt ab /
So wird der gantze leib mit allen gliedern ſchlap.
Jhr koͤnntet auch vor euch dies leichtlich wol gedencken /
Daß eure rauhigkeit muß unſre ſinnen kraͤncken /
Wie wird euch denn / wenn ihr was allzuſehr begehrt /
Und ohngefehr euch wird der appetit verwehrt.
Jhr moͤchtet ja alsdann vor klagen faſt zerſpringen /
Daß dieſes euch nicht will / als wie ihr wolt / gelingen /
So gehet es auch uns / drum aͤndert nur den ſinn /
Und legt die haͤrtigkeit / und was euch hindert / hin.
Hier muſte Lycidas die woͤrter unterbrechen /
Jhn deucht als hoͤrt er wem nicht weit von ihme ſprechen /
Und96Galante und
Und dieſes war auch wahr / es kam der Saladin /
Der unterwegens ließ viel klagens aus ſich fliehn.
Da machte Lycidas ſich weg auf eine ſeite /
Und hoͤrte zu / warum der mit ſich ſelbſt ſo ſtreite /
Doch als auch dieſer nah zu dieſem brunnen kam /
So fand er einen ſtab; als er ihn zu ſich nahm /
Und ihn genauer wolt betrachten und beſchauen /
So kannt er alſobald den loͤwen an den klauen /
Und ruffte: Lycidas hier lieget was vor mir /
Und weil es deine iſt / ſo komm und hohl es dir.
Was wolte Lycidas hierbey nun anders machen /
Er muſte bey ſich ſelbſt zu dieſem poſſen lachen /
Drum holt er ihm den ſtab. Ein jeder aber gieng
Nach dem / wohin ihm vor ſein hertz und neigung hieng.
An ſeine Reime.
LAuf / lanf geringes buch in der Albine hand /
Die fuͤr den weiſſen zwirn den ſcepter ſolte fuͤhren /
Doch huͤte dich genau fuͤr ihrer augen brand /
Sonſt werd ich dich gewiß / als wie mich ſelbſt / ver -
liehren.
Mein hertze muͤſte dir itzund gefehrte ſeyn /
Haͤtt es Albine nicht und drengt es mit den flammen.
Laͤſt ihre hoͤflichkeit auch ſchlechte blaͤtter ein /
So kommt alsdenn mein hertz und auch mein reim zu -
ſammen.
Balan -97

Balante und Verliebte Arien. Klagen uͤber ihre Abweſenheit.

1.
SEither / Aſterie, mein Abgott meiner Seele /
Jch durch den harten himmels-ſchluß
Von dir entfernet leben muß;
Hab lebend ich geſchwebt in einer todten-hoͤhle.
Die bange einſamkeit ſchreckt meine ſtille bruſt /
Der unſre qvahl und pein und marter recht bewuſt.
2.
Jedwede ſtunde kan von tauſend ſeufftzern zeigen /
Mein ein’ger thon iſt ach! und weh!
Mein Wort: wo iſt Aſteric?
Der meiner ſeele hat verſchworen ſich zu eigen.
Glaub / daß die lufft die ſich um deine bruͤſte find /
Und ihre kugeln ruͤhrt / ſey meiner ſeufftzer wind.
3.
Noch iſt kein freuden-ſtern bey meiner nacht erſchienen /
Mein tag hegt keine ſonne nicht /
Nachdem dein auge mir gebricht /
Nur finſterniß wil mir zu allen ſeiten dienen.
Ein jammer-reicher ſchmertz nagt meinen matten geiſt /
Der auſſer dir nicht kennt diß / was vergnuͤgung heiſt.
Hofm. w. IV. Th. G4. Ach!98Galante und
4.
Ach! daß nur gar zu ſehr mein hertz erfahren muͤſſen /
Was ſey vor hellen-ſchwere pein /
Bey dem geliebten nicht zu ſeyn /
Sie nicht zu ſehen / nicht zu ſprechen / nicht zu kuͤſſen;
Vielleicht wird meine ſeel ſo ungemein betruͤbt /
Weil in der Welt kein Menſch / als ich / ſo treulich
liebt.
5.
Doch trag ich alles diß mit mehr als ſtillem hertzen /
Und nehme mit gedult diß an /
Was meine macht nicht aͤndern kan /
Es wird doch auch ein ziel geſetzt ſeyn meinen ſchmertzen;
Die nacht vergeht / es bleibt nicht ſturmwind immerdar;
Ein truͤber brunnen wird doch endlich wieder klar.
6.
Der ſchmertzen-zucker wil / die hoffnung / mir liebko -
ſen /
Die deiner augen ſonnen-licht
Mit tauſend ſtrahlen mir verſpricht /
Mich deucht / ich gehe ſchon auf einer bahn von roſen /
Und wie mein muntrer fuß die liljen-ſpur beruͤhrt /
Die meinen durſt’gen mund zu deinen qvellen fuͤhrt.
7.
Alsdenn wird tag und nacht ſich von einander ſcheiden /
Denn wird mein Kind / Aſterie,
Jn deinen ſuͤſſen himmels-klee
Mein faſt erſtorbner leib die matten geiſter weiden
Denn reichet mir dein mund was ſuͤſſers als Con -
fect
Und ich dir einen kuß / der nach dem hertzen ſchmeckt.
Sie99verliebte Arien.
Sie nimmt Abſchied von ihrem geliebten Philadon.
1.
DEr himmel pflantzet mein geluͤcke
Numehr an einen andern ort /
Und darum folg ich ſeinem blicke /
Und geh von dir mein ſchaͤffer fort /
Gleich da der ſanffte fruͤhlings-wind
Der bluͤten junge knoſpen kuͤſſet;
Und da den winter uns verſuͤſſet /
Ein angenehmes blumen-kind.
2.
Der winter zwar in meinem hertzen /
Da es noch lauter wehmuht ſchneit /
Vermehret ſich durch abzugs-ſchmertzen /
Und fuͤhlet keine fruͤhlings freud /
Weil ich die linden laſſen muß /
Darunter noch ein ſchaͤffer bleibet /
Dem ſich mein hertze treu verſchreibet /
Durch dieſen letzten abſchieds-kuß.
3.
Nun dieſer miſchet ſich mit thraͤnen /
Er ſchmeckt nach bittern wermuht-ſafft;
Der mund verliehrt die luſt durch ſehnen /
Durch ach! und ſeufftzer ſeine krafft /
Der wangen roſen werden blaß /
Die augen die an deinen blicken /
Mein ſchatz / ſich koͤnten offt erqvicken /
Die ſind von vielen thraͤnen naß.
G 2Der100Galante und
4.
Deun denck ich an die ſchoͤnen ſtunden /
Da ein geſpraͤch ein ſpiel und ſchertz
Uns oͤffters hat beyſammen funden /
Ach! ſo betruͤbet ſich mein hertz /
Das kuͤnfftig deiner anmuht-pracht /
Und deiner gegenwart ſoll meiden /
Vornehmlich da mit tauſend freuden /
Der gruͤne fruͤhling wieder lacht.
5.
Wie hertzlich wurd ich offt ergoͤtzet /
Mein Philadon, auf deiner Schooß /
Da mich / wann ich mich nur geſetzet /
Dein ſchoͤnes armen-paar umſchloß /
Und ſo durch einen ſanfften zwang /
Mich feſte an dein hertze druͤckte /
Von meinem munde nelcken pfluͤckte /
Und ich von deinem Nectar tranck.
6.
Denck ich nun dieſen zuckerluͤſten
Mein Philadon, was weiter nach /
So waͤchſet in den zarten bruͤſten
Ein groſſer trieb voll ungemach /
Weil kuͤnfftig deine liebligkeit
Mir armen gaͤntzlich wird benommen /
Und ich nicht mehr kan zu dir kommen /
Das bringt ja ſchmertz und hertzeleid.
7.
Doch muß der abſchied uns gleich kraͤncken /
Den gluͤck und zeit mir auferlegt /
Soll doch dein ſuͤſſes angedencken /
Mir ſeyn tief in das Hertz gepraͤgt /
So lang ich noch begeiſtert bin /
Und man mich einen menſchen nennet /
So101verliebte Arien.
So lange ſoll ſein ungetrennet /
Der dir ergebne liebes-ſinn.
8.
Kan ich dich nicht wie vor anblicken /
Will ich dich in gedancken ſehn /
Dir durch die luͤffte kuͤſſe ſchicken /
Und ſie mit ſeufftzern zu dir wehn /
Gibt mir der tag dazu nicht raum /
So ſoll mein hertz bey nachtes-ſchatten /
Sich offt mit deinem geiſte gatten /
Jn einem ſuͤſſen liebes-traum.
9.
Jn deſſen bleib mein ander leben /
Mein hoͤchſtgeliebter Philadon,
Dir bin ich ewig treu ergeben /
Muß ich gleich itzt betruͤbt davon /
Und kan mein wunſch was nach ſich ziehn /
Wuͤnſch ich / ſo viel an baͤumen blaͤtter /
Daß noch vielmehr und noch viel netter /
Dein ruhm und gluͤcke muͤſſen bluͤhn.
10.
Leb wol mein kind / die ſylben brechen /
Mir auf der bloſſen lipp entzwey /
Jch kan nicht mehr ſo frey dich ſprechen /
Als da ich war von ſchmertzen frey /
Das hertz iſt zwar der wuͤnſche voll /
Der mund kan aber nichts vor klagen
Als dieſe letzte woͤrter ſagen:
Mein halbes hertz gehab dich wol.
G 3Die102Galante und
Die verliebte ſehnſucht.
1.
SO kan ich laͤnger doch nicht ſchweigen /
Mein hertze nimmt die ſehnſucht ein /
Es wil ſich faſt zum tode neigen /
Und laͤnger nicht mehr meine ſeyn /
Es ſucht bey dir / mein kind / ſein halb verlohrnes leben /
Ach: warum wiltu es ihm doch nicht wieder geben.
2.
Man ſoll ja ſeinem nechſten dienen
Jn allem was geſchehen kan;
Und ziehen gleich die klugen bienen
Den honig von den roſen an /
So muß der roſe doch geruch und ſchoͤnheit bleiben;
Der ruhm beſteht auf dem / was andre leute glaͤuben.
3.
Da wird / was oͤffters voller Flecken /
Fuͤr rein und ſchoͤne doch geſchaͤtzt /
Und welche in der hoheit ſtecken /
Die werden unten angeſetzt /
Was weiß der poͤvel denn / ob ich bey dir geweſen /
Weil man das ding ja nicht kan aus der ſtirne leſen.
4.
Sucht ihm ein ſtorch zu ſeinen zeiten
Fuͤr ſchnee und kaͤlte doch ein loch; \
So kanſtu mirs nicht uͤbel deuten /
Jch ſuchte vor und ſuche noch /
Drum laß mich / liebſtes kind / nur endlich bey dir fin -
den /
Die hoͤle / die mein hertz vom froſte kan entbinden.
5.
Und fuͤrchſt du etwann einen ſchaden /
Das fruͤchte koͤnten draus entſtehn /
Dami103verliebte Arien.
Damit dein ſchoͤner leib beladen /
Alsdenn zu winckel muͤſte gehn /
So wird die ſchnoͤde furcht durch dieſes leicht verſchwin -
den;
Wer vor dem dorffe ſchieſt kan keine ſcheun anzuͤnden.
Die ſteinerne Schoͤnheit.
1.
BLaͤntzende ſtrahlen der blitzenden Jugend /
Muſter der erden und wunder der welt /
Streue das leuchtende feuer der tugend
Uber dein funckelndes roſen-gezelt /
Toͤdte dein hertze von ertzte von ſtein /
Wiltu nicht gantz unempfindlich mir ſeyn.
2.
Laͤugneſt du / ſchoͤne / nach deinem behagen /
Daß du von ſteine zuſammen geſetzt /
Waͤlder und felder die werden dir’s ſagen /
Wie du mich grauſame ſtuͤndlich verletzt;
Daphnis / Narciſſus / die hirten und Pan
Klagen die ſteinerne haͤrtigkeit an.
3.
Glaube nicht / ſchoͤnſte / daß ich dich wil loben /
Gleichſtu gleich Paphos und Jliums pracht;
Wird in den tempeln zu goͤtzen erhoben /
Was aus den ſchwereſten ſteine gemacht;
Stellſtu dich weicher als dieſe bey mir /
Sind doch die glieder gantz ſteinern an dir.
4.
Jupiter machte die guͤldenen haare /
Aber von Chryſolith und von magnet.
G 4Die -104Galante und
Dieſes iſt / ſchoͤne / die koſtbahre waare /
Welche dir numehr am beſten anſteht;
Chryſopus / Agtſtein und gelber Saphir /
Sagen die haare ſeyn ſteinern an dir.
5.
Glaͤntzend iſt an dir die ſtirne zu ſchauen /
Froͤlich und munter und ohne verdacht /
Aber wer darff dem geſichte vertrauen /
Weil es aus haͤrteſtem marmor gemacht;
Kanſtu nicht lieben / O ſuͤſſeſte zier!
Glaub es die ſtirne iſt eiſern an dir.
6.
Schoͤnſte / wie ſind doch ſo niedlich die bruͤſte /
Weiß als albaſter mit Tuͤrckis durchetzt /
An dem milchlieblichen liebes-geruͤſte
Stehen rubinen zufoͤrderſt geſetzt;
Birgeſt du aber die berge vor mir /
Ruff ich die bruͤſte ſind ſteinern an dir.
7.
Warum ſieht aber dein angeſicht dunckel?
Hat dir die liebe was liebes verletzt?
Haſtu nicht augen? Ja zwene Carfunckel /
Wurden fuͤr augen ins antlitz geſetzt;
Streuſtu nicht goldene ſtrahlen zu mir /
Glaub es die augen ſind ſteinern an dir.
8.
Artlich durchflinckern die roſen die wangen /
Wenn ſie durch lachen geziereter ſeyn /
Aber wenn ich ſie will kuͤſſend umfangen /
Sind ſie nicht anders als ſardiſcher ſtein;
Wiltus noch leugnen mein Engel / vor mir?
Glaub es / die wangen ſind ſteinern an dir.
9. Zwar109[105]verliebte Arien.
9.
Zwar in dem purpurnen blute der ſchnecken /
Sind die verzuckerten lippen genetzt /
Aber es muͤſſen Corallen ſie decken /
Weil man ſich immer an ihnen verletzt;
Haͤlſtu mir ferner dies muſchelwerck fuͤr /
Glaub ich die lippen ſind ſteinern an dir.
10.
Summa / die naͤgel / die finger / die glieder /
Welche bey andern vor goͤttlich geacht /
Aermchen und beinchen / des angeſichts lieder /
Sind von der mutter der perlen gemacht.
Zeigſtu nicht / Seelgen / die perlene zier /
Alle die glieder ſind ſteinern an dir.
11.
Andere ſagen von demantnen hertzen /
Andere ſetzen noch kieſel dazu /
Jch kan in wahrheit / O hertze! nicht ſchertzen /
Hertze / der Donnerſtein ſelber biſtu;
Zitterſt - und lauffeſtu Engel vor mir /
Glaub es das hertze iſt ſteinern an dir.
12.
Wuͤrd es ſo leichte mit blute gezwungen /
Wie ſich ſonſt zwingen der diamant laͤſt /
Waͤren mir laͤngſten die adern geſprungen /
Aber der donnerſtein bleibet zu feſt /
Daß ich nun ſagen muß[:]ſteinerne zier /
Alles iſt haͤrter als ſteine bey dir.
G 5An106Galante und
An Libindgen.
1.
Buͤldenes roſenkind! perlene wangen /
Edelſte blume! mein ſchoͤnſtes verlangen!
Deine verrichtung der himmliſchen tugend /
Schmuͤcket die guͤldenen roſen der jugend.
2.
Silberne lilgen-bruſt! laſſe dich kuͤſſen /
Niedliches leibgen! komm laß dich umſchlieſ -
ſen /
Deinen narciſſen-weis-ſeidenen haͤnden /
Wil ich mich immer und ewig verpfaͤnden.
3.
Milcherne wangen! was wolt ihr euch ſchaͤmen /
Meine verliebete lippen zu nehmen /
Sind doch die lippen auf unſeren wangen /
Alle bey einerley Sonn aufgegangen.
4.
Laß uns denn kuͤſſen / dieweil wir noch bluͤhen /
Eh uns die roſen der wangen wegziehen;
Wenn uns das alter die blumen wird nehmen /
Wird ſich kein maͤulgen zum kuͤſſen beqvemen.
5.
Schau wie die beyden narciſſen dort ſtehen /
Gleich wie ſie wolten zur ſtunde vergehen;
Ja auch der roſenknopff wil ſich verſchlieſſen /
Laß mich / ich wil ihn mit waſſer begieſſen.
6.
Nun mein Libindgen / mein eintzigs verlangen /
Laß mich doch deinen mund kuͤſſend umfangen /
Wird nur dein maͤulchen mich itznnd durchſuͤſſeu /
Wil ich dich tauſendmal wiederum kuͤſſen.
An107verliebte Arien.
An dieſelbe.
1.
LJbindgen nur noch einen ſatz /
Nicht wegre dich mein kind / mein ſchatz
Mir ſelbſt den feuchten mund zu bieten;
Nimm zung und lippen willig ein
Und laß die deinen munter ſeyn /
Aus heiſſem trieb in mich zu wuͤten.
2.
Entbloͤſſe deine marmel-bruſt /
Das reiche bergwerck aller luſt /
Laß mich dein ſchnee-gebuͤrge ſchauen /
Das zweyfach durch die glut ſich trennt /
Und ſtets voll heiſſer flammen brennt /
Die kalten hertzen auffzutauen.
3.
Sie da! mein hertze giebt ſich bloß /
So wird ſich ja dein zarter ſchooß /
Jn dieſem ſtuͤck mir gleich bezeugen
Jch ſchwer dir einen teuren Eyd /
Daß ich dagegen jederzeit
Getreu will ſeyn und ewig ſchweigen.
Auf ihre Schoͤnheit.
1.
DEin ſchoͤner mund kan roſen uͤberſteigen /
Und wenn dein arm mit der narciſſe ſpielt /
Muß108Galante und
Muß ſie beſchaͤmt ihr haubt zur erden neigen /
Weil ſie die macht von deiner ſchoͤnheit fuͤhlt;
Denn deiner hand gebleichte ſilber-liljen /
Die koͤnnen ſchnee und alabaſter tilgen.
2.
Mein antlitz bricht / wenn dein entflamtes blitzen /
Durch ſchwartze nacht verbulter augen ſchlaͤgt /
Ja wenn ſich will de in heiſſer blitz erhitzen /
Der meinen geiſt ſchier in die aſche legt /
So muß das gold der ſonnen dieſer erden /
Jn einem nu erblaſt und dunckel werden.
3.
Die nackte bruſt geſpitzet mit rubinen /
Der ſchoͤne hals mit perlen uͤberſchneit /
Die ſind der ort wo Venus mir erſchienen /
Und wo ihr ſohn mir waffen zubereit /
Kurtz du allein / (ich rede frey von hoͤhnen)
Biſt und wirſt ſeyn die Crone aller ſchoͤnen.
An die Doris.
1.
BLaubt meine Doris nicht daß Seladon ſie liebe /
Und ihn das lieben hat gelehrt?
Jhr erſter blick der mich beehrt?
Nam meiner ſeite gleich des paradieſes ribe /
So daß mein fleiſch und bein ſich itzt in Doris liebt /
Und / was er hier erlernt / an ſeinem meiſter uͤbt.
2.
Du’weiſt / was erſtlich mir dein auge vorgeſchrieben /
Als ich / dein ſchuͤler / dich geſehn /
Jſt’s gleich vor laͤngſten ſchon geſchehn /
Hat109verliebte Arien.
Hat von der vorſchrifft doch die zeit nichts ausgerieben;
Ein weiden-reiß das bleibt / wie man es einmahl bricht /
Und wie man ſich gewehnt / ſo bleibt das hertz gericht.
3.
Die liebe wird nicht alt / ſie waͤchſet mit den jahren /
Das kleinſte feur wird endlich glut /
Ein brunu macht letztlich eine fluht /
Die zeit bezeucht den felß mit mooß / als eignen haaren;
Soll denn mein hertze nun nach vieler jahre ſchein /
Die deine ſonne macht / nicht auch ein Aetna ſeyn?
4.
Jch habe / Doris / dich zu lieben mich gewehnet /
Und kan nicht wieder davon ab /
Verſcharre mich ins tieffſte grab /
Die Seele ſtirbt doch nicht die ſich nach deiner ſehnet /
Dich kennen ohnverliebt / das kan ich nicht zugleich /
Mein hertz iſt zu verliebt; du biſt zu tugendreich.
5.
Laß die beſtaͤndigkeit dich aber auch bewegen /
Du wirſt doch Seladons nicht loß /
Du haſt ja fleiſch in deiner ſchooß /
So rege denn es auch nach meines hertzens ſchlaͤgen /
Durch vieles fallen weicht ein tropffen fels und ſtein;
Du / ſchoͤnſte Doris / kanſt ja auch nicht haͤrter ſeyn.
6.
Du kanſt / erweg es nur / dein eigen werck nicht haſſen /
Wer tadelt / was er hat gelehrt?
Was ich gelernt / iſt lobens wehrt.
Jch werd auch / weil ich’s kan / es nimmer unterlaſſen /
Hab ich / als ſchuͤler / mich hierinn an dir geuͤbt /
Jſt’s billig / daß mein hertz dich auch als meiſter liebt.
Der110Galante und
Der verliebte Traum.
1.
WAs hilffts / daß meine luſt
Stets in gedancken ſpielet?
Und deine liljen-bruſt
Jm traume kuͤſt und fuͤhlet?
Die nacht giebt unſerm wahn
Viel tauſend ſuͤſſe ſtunden /
Und wenn der tag bricht an /
Jſt alles ſchon verſchwunden.
2.
Ein ungemeine freud
Durchdringet marck und glieder;
Bin ich zur ruh bereit
So kommſtu / ſchoͤnſte / wieder /
Und bringſt der Liebe troſt
Jn ſchaalen von jeſminen /
Greiff ich denn nach der koſt /
So biſtu nur erſchienen.
3.
Es iſt nur ſchatten-ſpiel
Von traum und phantaſeyen /
Und wenn die liebe will
Die luſt mit luſt verneuen /
So muß das liebe paar /
Den traum als traum verlachen /
Und in der that ſelbſt wahr /
Was man getraͤumet machen.
Auf111verliebte Arien.
Auf ihre Bruͤſte.
1.
WOllen-weiches ſchweſter-paar!
Liljen-weiſſer honig-bruͤſte!
Wieg in welcher Venus war!
Angenehmes liebs-geruͤſte!
Halb-verſtecktes ſchoͤnes zwey!
Liebes-ſchwangre zucker-ballen!
Laſſet euch doch einſt gefallen
Treuer ſeuffzer angſtgeſchrey.
2.
Schau! ach ſchau! der zucker-weſt
Der nun Ambra fuͤr die winde
Aus den liebes-bergen blaͤſt /
Blaͤſt ſie ſelber ſo geſchwinde /
Weil du in der innern bruſt
Muſt bereits das zarte ſpielen /
Hertzlicher begierde fuͤhlen /
Zu der frohen liebes-luſt.
3.
O du marmel-weiſſer ſchnee!
Laß die runden Ballen nieder!
Amor treib ſie in die hoͤh!
Daß ſie ſich bekuͤſſen wieder /
Jhr! O mehr als helffenbein!
Das Pygmalion belebet /
Jhr O ſchoͤnſte bruͤſte! ſchwebet
Stets in luſt / ſtets ohn pein.
Noch112Galante und
Noch auf dieſelben.
1.
DEine bruͤſte wollen zeigen /
Daß ſie ſind wie fels und ſtein /
Laͤſtu aber mich naufſteigen /
Brech ich billig arm und bein /
Wenn ich nur wo ſie geſpalten /
Mich darff nach dem fall anhalten.
2.
Gerne moͤcht ich mich verirren
Auch in deinem roſen-thal /
Solt ich gleich mein bein verwirren
Jm Geſtraͤuche tauſendmahl /
Aber darff ich dies zu wagen /
Jn gehaͤgtem puſche jagen.
3.
Ach! ihr lippen im gebluͤte
Der verliebten eingetaucht /
Fuͤhrt ihr reitzend zu gemuͤhte /
Was ihr zur erqvickung braucht /
Wiltu / ſo wil ich / mein leben /
Dir die ſuͤſſe nahrung geben.
Die geqvaͤlte Liebe.
1.
VErdrießliche ſtunden! was qvaͤlet ihr mich!
Jch liebe und leide /
Spinn elend vor Seide /
Der113verliebte Arien.
Der morgen
Bringt ſorgen /
Bey nachte
Waͤchſt ſachte /
Der kummer nach dem ich nicht trachte.
2.
Mein heiſſes verlangen erſaͤtigt ſich nicht;
Jch lieg oder ſtehe /
Jch ruh oder gehe /
So rennet
Und brennet /
Gantz helle
Und ſchnelle
Der ſchmertz als mein ſteter geſelte.
3.
Jch ſpanne die flaqven der hoffnung itzt auff /
Damit ich erfinde
Bey gluͤcklichem winde /
Behende
Das ende /
Worinnen
Die Sinnen
Den hafen der liebe gewinnen.
4.
Zwar glaub ich der ancker ſey ſtandhafft geſenckt;
Weil aber die wunden
Nicht bald ſind verbunden /
So einen
Zum weinen
Und thraͤnen
Gewehnen /
Soll eyfer den weg hierzu baͤhnen.
Hofm. w. IV. Th. H5. Ent -114Galante und
Entweder ich ſterbe verzweiffelungs voll /
Bald oder ich kriege
Erhoͤrung zum ſiege /
Und uͤbe
Die liebe /
Jm leiden
Und freuden /
Doch wuͤnſch ich das letzte von beyden.
Die bewachende Seufftzer. C. H.
1.
NEhmt / ihr ſeufftzer! alle winde
Nun zu mit-gehuͤlffen an /
Und bemuͤht euch ſo geſchwinde
Als ich nur gedencken kan /
Hin zu jenen dichten baͤumen /
Wo mein kind im ſchatten liegt /
Und mit angenehmen traͤumen /
Von dem ſchlaffe wird gewiegt.
2.
Fallt auff ihre bruͤſte nieder /
Wie ein ſanffter fruͤhlings-wind /
Und umſchlieſſet dieſe glieder /
Die zwar fleiſch / doch marmel ſind /
Haltet da genaue wache /
Daß kein molch noch hoppe-pferd
Sich an ihren purpur mache /
Denn er iſt was beſſers werth.
3. Merckt115verliebte Arien.
3.
Merckt ihr irgend an den zweigen /
Daß es hier nicht richtig ſteh /
Daß ſie gar zu tieff ſich beugen;
Ey ſo jagt ſie in die hoͤh /
Die nach meiner ſonne trachten /
Deren blaͤtter / frucht und pracht
Muͤſſe durch die glut verſchmachten
Und noch werden ausgelacht.
4.
Auch den blumen raubt die ſaͤffte /
Die das wolluſt-lager ſeyn /
Laſſet ihnen keine kraͤffte /
Huͤlt ſie zum verweſen ein /
Daß auch keine blume lebe /
Die an gluͤck und liebe ſich /
Meinen flammen gleich erhebe /
Ja ſie mehr vergnuͤg als ich.
5.
Aber euch iſt’s zugelaſſen.
Euch / die ihr mein lieben wißt /
Sie bald hier / bald da zu faſſen /
Doch wo ſie am ſchoͤnſten iſt /
Kuͤſt das paar der netten haͤnde
Kuͤſt das auge / kuͤſt den mund /
Kuͤſt der bruͤſte Marmel-waͤnde
Kuͤſt bis alles werde wund.
6.
Reiſſen irgend ihre blicke /
Dieſes ſchlafes band entzwey;
So verfuͤget euch zuruͤcke /
Dann bin ich des kummers frey /
Weil ſie wachend auch den ſchatten
Aller buhlerey verlacht /
H 2Und116Galante und
Und mit nichts ſich ſucht zu gatten /
Das mich eyferſuͤchtig macht.
7.
Aber ihr begluͤckten traͤume!
Die ihr in der ſeele ſteckt /
Bleibt mit allem dem daheime /
Was die ſchlaffenden erſchreckt /
Druͤckt vielmehr den zarten ſinnen /
Dieſe letzten woͤrter ein:
Lieben muß die zeit gewinnen
Und nicht lange ſchlaͤffrig ſeyn.
Die heimliche Liebe.
1.
SO ſoll ich dich / mein Engel / nimmer ſprechen /
Und muͤndlich dir bekennen was mir fehlt?
Du ſtehſt es zwar aus meinen augen brechen /
Doch hat mein mund es niemals dir erzehlt.
2.
Die mißgunſt laͤſt / dich ſchoͤnſtes kind / bewachen /
Die dich von mir ſtets abzuhalten ſucht;
Es huͤten meiſt die guͤldnen aͤpfel drachen /
Und ſchlangen ſind bey der verbothnen frucht.
3.
Drum muß ich blos mit fremder zunge klagen /
Es ſaget dir einander was mich druͤckt /
Doch darff ich’s nie / wie mir’s um’s hertz iſt / ſagen
Weil uns ein freund auch offtermals beruͤckt.
4. Mich117verliebte Arien.
4.
Mich mag die macht der liebes-glut verzehren /
Wo gegen dich was falſches an mir iſt /
Du aber wirſt nichts treuers ſonſt begehren /
Wenn einmahl nur du meinen mund gekuͤſt.
5.
Erlaubſtu mir / ſo will ich zu dir kommen /
Biſtu gleich ein verſchloßnes paradieß /
Durch wagen ward das goldne fell genommen;
Jch thu es auch an dir mein guͤldnes fließ.
6.
Jmmittelſt trau auf dies was ich geſchworen /
Mein hertz iſt treu / der mund verbleibt auch rein /
Denn liebe die natuͤrlich blind gebohren /
Heiſt liebende auch ſtumm und ſprachloß ſeyn.
An die weinende Megane.
1.
ENtſchlage dich / Megane / deiner thraͤnen /
Und heb die perlen beſſer auf
Man ſoll ſich nicht nach eitelkeiten ſehnen /
Noch ſelbſt verkuͤrtzen ſeinen lauff /
Sie werden auſſerm waſſer hart /
Und du benimmſt uns deine gegenwart.
2.
Gedencke nur der boͤrnſtein waͤchſt in wellen;
Was machſtu dich demſelben gleich /
Dein ſilber muß zum thon ſich nicht geſellen /
Sonſt macht die nachbarſchafft es bleich /
H 3Die118Galante und
Die zehren ſind darum erdacht /
Daß ſie wie gifft verzehren unſre pracht.
3.
Man ſuchet zwar in fluhten die Corallen:
Man hohlt die Schaͤtze von der ſee;
Doch wo es ſchloſt und viele regen fallen /
So wird zerſchmeltzt der ſchoͤnſte ſchnee;
Und deinen hellen mund-rubin
Richt eben wol die groſſe naͤſſe hin.
4.
Sagſtu mir gleich: es baden ſich die ſchwanen /
Und haben ihre luſt im fluß;
So wiſſe doch hingegen des Meganen
Sich anderwerts ergoͤtzen muß /
Du lebeſt uns noch nicht zu lang
Und niemand wuͤnſcht auch deinen grabgeſang.
5.
Bezwinge drum die flieſſenden gebehrden /
Die perlen lauffen dir nicht fort /
Du kanſt noch ſtets zu einer mutter werden /
Die muſchel bleibt an ihrem ort
Als Nioben der ſchmertz nahm ein /
Ward ſie zum fels und ihre thraͤnen ſtein.
An die grauſame Celimene.
1.
DU Celimen / biſt was ich hier vergleiche /
Dein grauſam-ſeyn iſt meine noht /
Du ſchilts den ſarg und machſt dich ſelbſt zur leiche /
Denn deine freundlichkeit iſt todt /
Die119verliebte Arien.
Die auf ſich ſelbſt im zorn verraucht /
Und dein geſicht zur todten-bahre braucht.
2.
Zeigt deinen ſchmertz dein angenehme blaͤſſe /
So redt vor mich mein heiſſes blut /
Das mein geſicht beſchwert mit rohter naͤſſe /
Wenn deine bleiche wunder thut;
Verweſung haͤlt im hertzen haus /
Und todten-farbe ſieht zun fenſtern rauß.
3.
Wilſtu zugleich zwo leichen nicht begraben /
Begrabe deinen zorn und haß /
Du wilt man ſoll erbarmung mit dir haben /
Und macheſt andrer augen naß /
Ach Celimene ſey kein ſtein /
Und laß noch heut mein auferſtehen ſeyn.
An die nicht wiederliebende Phyllis.
1.
LJchte glut in vollen flammen /
Ziehet keinen rauch zuſammen;
Liebe die in vollem brennen /
Laͤſt ſich nicht die zeit zertrennen.
2.
Strahlen / die man recht empfunden /
So / daß man auch ſuͤſſe wunden
Hat erlangt von ſolchem qvaͤhlen /
Laſſen ſchwerlich ſich verhelen.
3. Welche120Galante und
3.
Welche ſeele will erkennen
Diß mein innigliches brennen?
Welche will die flammen naͤhren /
Eh ſie geiſt und hertz verzehren?
4.
Soll mein Feuer denn verſchwinden?
Jſt kein liebes-oͤhl zu finden /
Das die glut erhalten koͤnnte /
Und zu leben mir vergoͤnnte?
5.
Lieben und nicht liebe finden /
Schmertz / der niemahls zu ergruͤnden /
Stirne / mund und bruſt voll wunden /
Hab ich druͤber offt empfunden.
6.
Pflegt denn nicht der kreiß der zeiten
Aus dem lentz im herbſt zu leiten?
Wilſtu Phyllis mir entziehen /
Fruͤchte die ich ſehen bluͤhen?
7.
Wilſtu mir denn nicht vergoͤnnen /
Daß ich doͤrffte ſammlen koͤnnen /
Fruͤchte / die die Venus heget /
Wann ſie ſich zu bette leget.
An Lauretten.
1.
ALs nechſt ich mein geſicht auf ein paar bruͤſte wandte /
Ward mir gelohnt mit feur und glut /
Jch121verliebte Arien.
Jch ſah zwar nichts als milch und blut /
Und was ſich weiſſer noch als Alabaſter nannte /
Es wieß ein ſchneegebuͤrg vor meinen augen ſich /
Und aber / ach! dennoch umgaben flammen mich.
2.
Wie wunderbahr kanſtu / Laurette dich verſtellen!
Jch dacht bey deiner bruͤſte paar
Als fleiſch und blut / ſey nicht gefahr /
Sie aber wurden mir zu lauter flammen-qvellen /
Jch wolt auf deiner bruſt die zucker-aͤpffel ſehn /
Und feuer-ballen ſeh ich mir daraus entſtehn.
3.
Ein anmuhts-weſtwind der auf ſelben damahls ſpielte /
Facht noch darzu das feuer auf /
So daß die flamme ihren lauff /
Durch mein entbrannte bruſt mit voller macht erhielte /
Jemehr dieſelbig in der bruͤſte baͤlge ſtieß /
Jemehr er auch die glut in meiner bruſt anbließ.
4.
Und noch itzund muß ich der flammen macht erkennen /
Mein hertz / ſo damahls angebrannt /
Brennt noch zum weyrauch deiner hand /
Und will auf ewig auch zu deinem ruhme brennen;
Denn weil ein kuͤhner blick hat meinen geiſt beliebt /
So leidet er mit recht vor das / was er veruͤbt.
5.
Jedoch ſolt dieſer brannt mir unertraͤglich fallen /
So goͤnne mir nur einen tag /
An dem ich mich abkuͤhlen mag /
Jn deinem ſchneegebuͤrg und waͤſſrichten Corallen /
Denn machſtu vollend dich zum wunder aller welt /
Wenn kuͤhlung deine ſchoß / die bruſt feuer in ſich haͤlt.
H 56. Wiltu122Galante und
6.
Wiltu mir aber gluht und feuer zuerkennen:
Wolan: ſo geh ichs willig ein /
Nur laſſe mir erlaubet ſeyn /
Auf den zwey bergen deiner bruͤſte zu verbrennen /
Wer will der zieh zum grab in das gelobte land /
Jch bin vergnuͤgt / wenn hier mein coͤrper wird ver -
brand.
An die unbeſtaͤndige Liſette.
1.
LJſette / hat die kurtze zeit
Veraͤndert die beſtaͤndigkeit /
Jn der ich bin verreiſt geweſen /
Mein abſchieds-kuß ſchrieb unſern bund
Dir ja ſo deutlich auf den mund /
Jtzt kan ich kaum was davon leſen.
2.
Die ſonne / wenn man ſie nicht ſieht /
Durchwuͤrcket dennoch das gebluͤht /
Und ſchoͤnheit reitzt auch in der ferne /
So hab ich auch in fremder welt
Dein bildniß mir ſtets vorgeſtellt /
Und zwar im hellen Venus-ſterne.
3.
Wie laͤſt mich denn dein holder blick?
Die ſonne geht ja nicht zuruͤck /
Sie dreht ſich immer weit und weiter /
Die liebe gleicht ſich einem fluß /
Der123verliebte Arien.
Der ſich vergroͤſſert durch den guß /
Und an dem ende ſtets wird breiter.
4.
Doch muß vielleicht dein angeſicht /
Veraͤndern ſchatten / glantz und licht /
Nachdem der neid es dich heiſt machen;
Weil doch bey der verboten frucht /
Und wo man guͤldne aͤpffel ſucht /
Die ſchlangen und die drachen wachen.
5.
Jſt dieſes / was dich kaͤlter macht /
So nimm dich aͤuſſerlich in acht /
Beherrſche minen / mund und augen;
Laß aber / was im hertzen brennt /
Und meine liebe zunder nennt /
Mir auch zum ew’gen brande taugen.
An die zornige Liſette.
1.
LJſette / mein Engel / wie lohnſtu mir doch /
Jch liebe / du haſſeſt und toͤdteſt mich noch /
Mein blaſſes geſichte /
Zieht deins vor gerichte /
Als welches mein auge zur liebe gebracht;
Ach! waͤr es ſo guͤtig als lieblich gemacht.
2.
Du wareſt mir guͤnſtig und biſt es nicht mehr /
Jtzt findet kein ſeuffzen noch klagen gehoͤr /
Was hab ich begangen?
Mein wunſch und verlangen!
Spricht124Galante und
Spricht etwan der argwohn was falſches von mir?
Ach! glaube mein hertze gehoͤret nur dir.
3.
Denn thu ich gleich etwas zu veinem verdruß /
Geſchieht es / mein Engel / dieweil ich ſo muß /
Sonſt bleib ich dein eigen /
Und muß ich’s verſchweigen
Hegt dennoch mein hertze verdeckete glut /
Liſette / dir brennet unendlich mein blut.
4.
Ja liebe durch mißgunſt und ſtrenge der zeit /
Liſette / noch morgen ſo grauſam als heut /
Liebt dennoch mein hertze /
Sie mitten im ſchmertze /
Wird endlich ihr wuͤhten auf nimmer geraͤcht /
So ſterb ich auch einer Tyranninn ihr knecht.
An die Solimene.
1.
DEr himmel blitzt itzund auf meinen ſcheitel /
Und ſchmeiſt mit Donner-keilen zu;
Jch leide recht / denn ich war gar zu eitel /
Jch ſuchte meiner ſeelen ruh /
Jndem / das Unruh mir erweckt /
Und ſeel und leib faſt in den brand geſteckt.
2.
Du ſolſt nicht andre neben-goͤtter haben:
Das iſt / was das geboht uns lehrt /
Und ich hab Solimene deine gaben /
Die ſterblich / faſt als Gott verehrt /
Ein125verliebte Arien.
Ein halber kuß war mein gewinn /
Davor gab ich den gantzen himmel hin.
3.
Wie offt hab ich durch falſchen Wind geſuchet
Bey dir den hafen meiner luſt?
Wie offt hab ich auch die minut verfluchet /
Wenn ich dein licht nicht ſehen muſt?
Bißweilen fiel mir dieſes ein /
Jch wolt ohn dich nicht bey den ſternen ſeyn.
4.
Zwar kan man dich die andre Venus nennen /
Die roſe dieſer fluͤchtigkeit /
Die ſonne die den erdkreiß kan verbrennen
Durch ſtrahlen ihrer goͤttligkeit /
Und einen engel / der ſo ſchoͤn /
Daß alle welt vor ihm entzuͤckt muß ſtehn.
5.
Doch haben engel auch einmahl gefehlet;
Die ſonne leidet finſterniß;
Die ſchoͤnſte roſ iſt mit dem dorn vermaͤhlet /
Jhr ambra ſtaͤrckt / ihr dorn macht riß;
Und ob die Venus noch ſo gleiſt /
So weiß man doch daß ſie ein irrwiſch heiſt.
6.
Drum werff ich mich noch nicht zu deinen fuͤſſen /
Jch bete nur das himmliſch an /
Jch will dich zwar / doch nicht als engel kuͤſſen
Wer iſt der engel kuͤſſen kan?
Wer kuͤſſe nimmt hat fleiſch und bein:
Du bleibſt ein menſch wo du gekuͤſt wilſt ſeyn.
Er126Galante und
Er iſt ungluͤcklich in der Sehn - ſucht.
1.
DAs iſt recht des todes qvaͤlen /
Und die bittre ſterbens-angſt[;]
Wenn du wuͤnſchſt von gantzer ſeelen /
Und doch nicht den wunſch erlangſt /
Wenn dein treues hertz begehret /
Das / woran dein leben haͤngt /
Und dir dieſes wird verwehret /
So wird geiſt und ſeel bedraͤngt.
2.
Keiner liegt in dieſem ſpittel /
Kraͤncker nieder als wie ich /
Eines wohlgeplagten tittel /
Zieret keinen ſo wie mich;
Seit mir feuer in den beinen /
Und im hertzen liebe wohnt /
Jſt mir kummer pein und weinen!
Meine treue abgelohnt.
3.
Zwar ich darffs nicht eckel nennen /
Daß ich eine hab gewolt /
Der mein keuſches opffer brennen;
Und mein weyrauch ſteigen ſolt;
Treue iſts / daß ich die ſtrenge /
Durch verachtung nicht verlacht /
Und mein hertz bey groſſer menge /
Habe beſſer angebracht.
4.
Meine ſeufftzer und verlangen
Finden ſtets ein taubes ohr /
Meine127verliebte Arien.
Meine tod-farb-naſſe wangen
Kommen bloͤden augen vor /
Und die wehmuth / die mich plaget /
Die durch alle blicke bricht /
Wird nur nicht einmal beklaget /
Nein / man achtet ſie gar nicht.
5.
Offt verbiet ich meinem hertzen
Daß es mehr verliebt ſoll ſeyn;
Offt verbeiß ich meine ſchmertzen
Und laß keine regung ein;
Aber ſchwachheit! wenn ich dencke /
Wie ein menſch der Gottheit gleicht /
Jſts / als wenn in all gelencke /
Mir die liebe wiederkreucht.
6.
Dieſes troͤſtet mich am meiſten /
Daß noch hoffnung bey mir gruͤnt /
Und mein fleiß will dienſte leiſten /
Ob er gleich umſonſt offt dient;
Tropffen hoͤhlen doch die ſteine
Ob es gleich was lange waͤhrt;
Und nach vieler folter peine /
Wird die treue doch verehrt.
7.
Malmt den Demant gleich kein hammer /
So zergeht er doch im blut;
Hievon treibt mein langer jammer
Aus den augen eine flut /
Dieſe wird das ſtein-gemuͤthe
Meiner ſchoͤnen weichen ein /
Und ihr kalt geſinnt gebluͤte
Laſſen fuͤr mich waͤrmer ſeyn.
Als128Galante und
Als Roſette zur Ader gelaſſen.
1.
NEulich kam ich zu Roſetten
Als ſie lag in ihrem bettgen
Kranck an ſinnen / wie halb tod /
Jhre rotgefaͤrbte wangen /
Waren gantz und gar vergangen
Nur ein bißgen ſah ich roth.
2.
Jhr haar das war auffgeſchlagen /
Und die lieben geiſter lagen /
Unter der entſeelten bruſt:
Was ſich ſonſten hat verſtecket /
War ihr bloß und auffgedecket /
Unluſt kam mir an vor luſt.
3.
Jch beſah ſie forn und hinden /
Konte gleichwohl nichts nicht finden
Daß ihr etwann toͤdlich war;
Jch begrieff ihr puls und haͤnde
Da ſprach ſie ſo gar behende
Ach! wer iſt denn bey mir da:
4.
Ach! mein ſchoͤnſtes kind! Roſettgen!
Rieff ich zu ihr in das bettgen /
Wie liegſt du ſo ſeltſam hier?
Nicht ein woͤrtgen ſprach ſie wieder /
Schlug die augen auff und nieder /
Regte ſich auch nichts an ihr.
5.
Jch mich nun annehmend ihrer /
Lieff alsbald hin zum balbirer
Der129verliebte Arien.
Der auch eilend mit mir gieng;
Er ſollt ihr die ader laſſen /
Jch wolt ihr das aͤrmlein faſſen /
Es war ein gefaͤhrlich ding.
6.
Drauf nahm er ſein kurtz Lancettgen /
Und ſtach damit der Roſettgen
Mitten in die median /
Daß der ſafft herauſſer gienge /
Jch ſchrie ſachte mit dem dinge!
Nein / ſprach ſie / noch beſſer dran.
7.
Sie hielt ſtille wie ein laͤmmgen /
Ob er gleich in ihrem ſchraͤmmgen
Wunderlich herummer gieng;
Und ſo bald es war geſchehen /
Hub ſie munter aufzuſehen /
Laͤchelte das liebe ding.
8.
Der balbier Roſettgen fragte /
Wie es ihr denn nun behagte /
Nahm ein weiſſes ſaͤlbelein;
Schmierte das auf ihre narbe /
Flugs bekam ſie ihre farbe /
Wurde wieder huͤbſch und fein.
9.
Und ſo balde ſie ſich wieder
Wuͤrde legen kraͤncklich nieder /
Solte ſie ſich allezeit /
Dieſe ader laſſen ſchlagen /
Da ſie denn von ihren plagen /
Stuͤndlich wuͤrde ſeyn befreyt.
Hofm. w. IV. Th. JAn130Galante und
An die ſtill-liebende Beliſſe.
1.
WAs haͤlt Beliſſe viel vom lieben /
Und laͤſt mich deſſen probe ſehn?
Wer von der flamme wird getrieben /
Kan nicht ſo heimlich als ſie gehen:
Denn lieb und glut iſt unſre luſt /
Verdecket keine menſchen-bruſt.
2.
Man kan zwar ſtill im geiſte brennen /
Denn liebe lebt ſo ſtumm als blind /
Doch muß es deſſen hertz erkennen /
Fuͤr dem man ſeins entzuͤndet ſind;
Hier aber bleibt der ſeelen-brandt
Auch dem geliebten unbekandt.
3.
Auch iſt es leichtlich ſich verſtellen /
Und der vertrauten freundlichkeit
Verhluͤhmtes haſſen zu geſellen /
Zu taͤuſchen den verblendten neid;
Beliſſe nur iſt allzeit ſtill /
Und man vernimmt nie was ſie will.
4.
Wenn wolcken gleich die ſonne decken /
Redt doch der tag von ihrem ſchein;
Das feur / ſo Aetna muß verſtecken /
Laͤſt er durch aſche kundbahr ſeyn;
Und in Beliſſen liebes-fluhr
Jſt auch nicht die geringſte ſpur.
5. Ver -131verliebte Arien.
5.
Veraͤndre dich mein kind / Beliſſe /
Und habe deutlicher mich lieb /
Wir ſind nicht mehr im Paradieſſe /
Das allezeit verſchloſſen blieb /
Der fall hat ſolches aufgethan /
Legt auch kein ſchloß dem hertzen an.
6.
Dein anmuht nuͤtzt nichts in der ſerne /
Ob ſie dein auge gleich bewacht /
Was helffen uns des himmels ſterne /
Die uns der tag unſichtbar macht?
Sie ſeyn wie ein verborgnes licht /
Es brennt und man geneuſt es nicht.
7.
Liebſtu ja das geheime weſen /
So mache mir es erſtlich kund /
Man kan aus ſtummen minen leſen /
Und reden ſonder zung und mund /
Denn was man nicht der ſprache traut /
Sagt kuß und handdruck ſonder laut.
8.
Geſchiehts / ſo will ich frey bekennen:
Jch habe dir zu viel gethan /
Denn der Beliſſen ſtilles brennen
Zeigt kluger liebe kunſtſtuͤck an /
Daß ſie durch ſtummes fleiſch und blut
Mehr / als die hellſte ſtimme thut.
J 2Die132Galante und
Die verſpottete Zaghafftigkeit.
1.
VErzagter! pfui dich an /
Was ſtehſtu hier und traͤumeſt?
Dein gluͤck / das du verſaͤumeſt /
Sucht einen andern mann /
Du muſt dich billig ſchaͤmen /
Du haſt das hertze nicht /
Jn deinen arm zu nehmen /
Die / kuͤß mich / ſchweigend ſpricht.
2
Das allerzahmſte wild
Jſt dir ins netz gegangen /
Du aber wilt nicht fangen
Dies angenehme bild;
Es wird dir angetragen
Ein uͤberirrdiſch pfand;
Und du wilt es nicht wagen
Zu nehmen in die hand.
3.
Die ſchoͤnſte ziehlt auf dich /
Sie laufft dir in die arme /
Spricht gleichſam: ach! erbarme
Dich liebſter uͤber mich /
Sie redet dir mit blicken /
Mit haͤnde druͤcken zu /
Der ſich nicht weiß zu ſchicken /
Verzagter der biſt du.
4.
Ein furchtſamer ſoldat
Jſt nicht geſchickt zum kriegen /
Dieweil er zu dem ſiegen
Gantz keine hoffnung hat;
So133verliebte Arien.
So iſt es mit dem lieben
Auch ebenfals beſtalt /
Wie kan was tapfers uͤben /
Der zaghafft iſt und kalt.
5.
Wie daß dir itzund graut
Vor Amors pfeil und bogen /
Was hat dich denn gezogen
Auff dieſe baͤren haut?
Du biſt ja ſonſt geſtanden
Als wie ein krieges-mann /
Jſt denn kein muth verhanden?
Verzagter pfui dich an.
An die Nacht.
1.
KOmm ſchwartze nacht! umhuͤlle mich mit ſchatten
Dein flor beziehe meines purpurs glantz /
Weil ſich mit mir will eine ſonne gatten /
Vor deren licht erbleicht der ſternen krantz /
Laß deinen teppicht meine bruſt bedecken /
Und meinen ſieg in dein gezelt verſtecken.
2.
Verbirg in dir den raub geheimer liebe /
Dein dunckel-ſeyn umſchlieſſe meine bruſt;
Jhr wolcken! eilt und macht den himmel truͤbe /
Befoͤrdert mir doch meine himmels-luſt /
Umſtricket mich geliebte finſterniſſen
Daß nichts von mir des hofes augen wiſſen.
J 33. Komm134Galante und
3.
Komm Engelsbild! komm laß dich bald umfangen /
Dein lippen-Julep kuͤhle meinen brand /
Mein hertze lechſt mit feurigem verlangen /
Biß deine kuͤhlung ihm wird zugeſand;
Komm zeuge; daß entzuͤnden und ſelbſt brennen /
Des himmels wahrer vorſchmack ſey zu nennen.
Die gezwungene Liebe.
1.
LJeben das laͤſt ſich nich zwingen.
Lieben entſtehet vor ſich /
Soll dir’s darinne gelingen /
Muſtu geduldiglich
Warten was zeiten und tage dir bringen.
2.
Bindſtu der liebe die haͤnde;
Sicher ſo wird ſie dir feind /
Ploͤtzlich / geſchwinde / behende
Eh man es haͤtte vermeint
Lauffet gezwungene liebe zum ende.
Die ſorgen-volle Liebe.
1.
WAs iſt die luſt des ſorgen-vollen lieben
So nur der eitle wahn hochſchaͤtzt?
Hat Goͤtter ſie nicht von dem thron getrieben
Jn135verliebte Arien.
Jn unvollkommenheit geſetzt?
Wer will mag mit dem Jupiter,
Europen fuͤhren durch gefahr und meer.
2.
Traut nicht zu ſehr den engel-gleichen blicken /
Jhr glantz verduͤſtert unſre pracht /
Jhr auge kan die unſrigen zu druͤcken /
Wenn man ſeyn volles licht betracht;
Ein donnerblitz offt viele blendt /
Was wunder! wenn gedoppelt feuer brennt /
3.
Der haare zier ſind truͤbſands ſanffte wellen /
Wo unſre ruh und geiſt verſinckt /
Jhr Meer kan wohl in ſtille ſich verſtellen /
Woraus doch ſturm und wetter dringt;
Was hoffet man beſtaͤndigs mehr /
Die Venus kommt ja ſelbſt von wellen her.
4.
Auff wangen bluhn offt ſchmertzen gleiche freuden.
Jhr purpur hegt verſuͤſte pein /
Huͤllt nicht die ſonn ihr nebel-ſchwartzes ſcheiden
Offt in gezwungne klarheit ein?
Der ſtrahl den uns der abend ſchickt /
Wird bald hernach mit finſterniß beſtrickt.
5.
Ein ander mag in Venus-Muſchel ſchwimmen /
Kein waſſer leſchet dieſe gluth /
Auf dieſem Meer ſind der Syrenen ſtimmen /
Bey welchen das verderben ruht /
Drum ſoll mein letzter wille ſeyn:
Man meide ſtets der Venus zauberſchein.
J 4Die136Galante und
Die zugelaßne Liebe.
1.
LJeben erlaubet die jugend zu uͤben /
Lieben pflantzt ſelber der himmel uns ein;
Keine geſetzt verbieten das lieben /
Sondern erfodern empfindlich zu ſeyn;
Wahre verbuͤndniß getreuer gemuͤther /
Lieben und wiederum werden geliebt /
Kuͤſſen und hertzen ſind koͤſtliche Guͤter /
Welche ſie ihrem ergebenen giebt.
Die verdammte Liebe.
1.
VErdammter trieb der lieben mich gelehret!
Was hat mich fuͤr ein geiſt geregt?
Hat denn kein Witz der thorheit abgewehret /
Die mich itzt mit der reue ſchlaͤgt /
Ach! daß ein Menſch ſich ſelbſt verbrennt
Und ſeinen trunck durch taumeln erſt erkeunt.
2.
Hat jemand wohl ſo ſehr als ich geliebet /
Der bloß um eines Menſchen gunſt /
Den himmel ſelbſt und ſein geluͤck betruͤbet
Als zeuge dieſer ſchweren gunſt /
Was aber iſt die dafuͤr mein lohn?
Jhr hertz iſt falſch / ihr hochmuth ſpricht mir hohn.
3.
Lernt denn von mir und meinen ſpaͤten ſchmertzen /
Jhr buhler / was die jungfern ſeyn /
Sie137verliebte Arien.
Sie fuͤhr’n den mund an leibern und im hertzen /
Jhr liebreitz iſt aprillen ſchein /
Der / ehe man ſich des verſieht /
Des himmels glantz mit wolcken uͤberzieht.
4.
Wir bauen zwar auff ihre marmol-bruͤſte
Uns ein vermeintes felſen-hauß /
Weht aber nur ein luͤfftgen aus der wuͤſte /
Sinckt dieſer grund wie ſand und grauß /
Der athem / der dieſelbe regt /
Jſt ſelbſt ein wind den wanckelmuth bewegt.
5.
Traut alſo nicht den engel-gleichen blicken /
Jhr feuer heget lauter rauch /
Sirenen ſing’n die menſchen zu beruͤcken /
Und ſchoͤnheit reitzt und toͤdtet auch /
Der Sodoms-apfel iſt zwar roth /
Doch ſtecket er voll wuͤrmer und voll koth.
6.
Wer ſuchte wol in Phyllis edlen gaben /
Was leider mein verhaͤngniß ſpinnt /
Jch freute mich mit Phyllis gunſt zu laben /
O freudigkeit! ſo bald verſchwindt /
Seht doch die ſchoͤnſte dieſer Welt /
Hat dies an ſich / was jedes weib verſtelt.
7.
Was kan ich thun! der fehler iſt begangen /
Der ſchaden macht die albern klug /
Jch bin dießmal / als wie ein wild / gefangen /
Doch forthin triff mich kein betrug /
Hat Jupiter doch ſelbſt gefehlt /
Und als ein gott ein weibsbild ſich vermaͤhlt.
J 5So138Galante und
8.
So geht es mir / ein bild hat mich geruͤhret /
Das meine demuth betet an;
Jch bin nicht ſchuld ihr aug hat mich verfuͤhret /
Als irrwiſch dieſer freuden-bahn /
Ach! daß ich allzuviel getraut /
Und / was mich haßt / ſo zaͤrtlich angeſchaut.
9.
Hiermit verſchwer ich alle ſolche triebe /
Und laſſe Phyllis ihre muͤh /
Vergeſſen iſt die zuſag unſrer liebe /
Und ſterb ich ja verliebt in ſie /
Soll dieß mein letzter wille ſeyn:
Man meide ſo die liede wie den wein.
Er entſaget der Liebe.
1.
WEnn hoͤrſtu auff mein traͤger ſinn
Der dienſtbarkeit dich zu ergeben?
Ein edler geiſt muß in der Freyheit leben /
Drum lege dieſe knechtſchafft hin /
Und diene nicht der eitelkeit
Jn deiner beſten lebens zeit.
2.
Ein weibes-bild / in welche man
Sich offters pfleget zu vergaffen /
Jſt vor den mann / zum dienen nur geſchaffen /
Die alſo ja nicht herrſchen kan /
Was ehrſtu denn zu deinem ſpott
Dies ſchwache zeug als einen Gott.
3. Was139verliebte Arien.
3.
Was iſt ein blick / ein wort / ein kuß
Darnach man ſich ſo ſehr bemuͤhet?
Und welchen man / wenn ja das gluͤcke bluͤhet /
Mit muͤh und gelde kauffen muß /
Was iſts / als eine falſche pein /
Und angenehmes naͤrriſch ſeyn.
4.
Ein freund vergnuͤgt mich ja ſo wohl
Der mich aus treuem hertzen liebet /
Der ohne falſch nicht ſchmeichelworte giebet /
Und redet / wie man glauben ſoll /
Als einer jungfer falſcher blick /
Und ihrer glatten worte ſtrick.
5.
Und wenn man ſchon das maͤulgen kriegt /
Das mancher hat zuvor beflecket /
Und da man nur den fremden ſpeichel lecket,
Der noch auff ihren lippen liegt /
Da hat man ſich denn recht benetzt /
Und ein vortrefflich diug erhetzt.
6.
Wie ſolte mich ihr glatter leib
Und ihre bruͤſte denn vergnuͤgen /
Jch ſehe bloß zwey ſtuͤckgen fleiſch da liegen /
Nur daß ſie ſeyn von einem Weib /
Als waͤren meine waden nicht
Von menſchen-fleiſche zugericht.
7.
Drum ſchwinge dich mein feiger muth /
Was hoͤher auff / die eitelkeiten
Die koͤnnen dir nichts guts bedeuten /
Die tugend gibt das hoͤchſte guth;
Komm140Galante und
Komm tugend deine himmels-luſt /
Soll ſtets vergnuͤgen meine bruſt.
Auff zwey zuſammen ſchlaffende.
1.
SPiele Cupido du luͤſternes kind!
Brauche die waffen /
Wo du zu ſchaffen /
Wo man dich kennet /
Und Soͤhnigen nennet /
Jtzo beſchlaffen wir unſere luſt /
Decken mit federn die nackichte bruſt.
2.
Haͤtte gleich heute dein bogen verletzt
Unſere hertzen
Sind doch die ſchmertzen /
Wieder gedaͤmpfet /
Du ſelber bekaͤmpfet /
Weil uns vergnuͤget die finſtere nacht /
Die uns vom ſpringen zur ruhe gebracht.
3.
Andre bediene / wir achten es nicht /
Schieſſe / verletze /
Wieder ergoͤtze /
Brauche vergnuͤgen /
Wo liebgen nun liegen /
Jtzo beſieget dein bogen uns nicht /
Weil es uns allen am beſten gebricht.
4. Flam -141verliebte Arien.
4.
Flammen entzuͤnden nur flammen und glut /
Wilſtu bekriegen /
Wilſtu beſiegen /
Sollen wir brennen /
Gefangen uns nennen /
Muͤſſen es feuer und braͤnde nur thun /
Die uns entzuͤnden und laſſen nicht ruhn.
5.
Aber wir wiſſen: wir fuͤhlen itzt nichts /
Unſre gedancken /
Bleiben im ſchrancken /
Unſere glieder /
Erqvicken ſich wieder /
Dieſes gefieder iſt unſere luſt /
Waͤrmet uns weil uns nichts beſſers bewuſt.
6.
Ruhet ihr taͤubgen / vertreibt euch die zeit /
Bis euch das hertzet /
Was euch jetzt ſchmertzet /
Bis euch ergoͤtzet /
Was itzo verletzet /
Bis ihr in armen was maͤnnliches druͤckt /
Das euch mit flieſſendem zucker erqvickt.
1.
NJcht ſtelle dich / du Engel dieſer welt /
Als wuͤſtu nicht / wer dir zu fuſſe faͤllt;
Ein menſch / der dich zu einem abgott macht /
Hat ſeine bruſt genung ans licht gebracht.
2. Du142Galante und
2.
Du ſprichſt: ey ſey dir gantzlich unbekannt /
Wer dir ſein hertz als weyrauch angebrannt;
Und deine hand hat flamm und feur gefuͤhlet /
Als meinen mund ich damit abgekuͤhlet.
3.
Mein auge lad’t dich ſtets zum opffer ein /
Kan dir / was alle ſehn / verborgen ſeyn?
Die ſeele giebt dir heerd und rauchfaß dar /
Und meine bruſt iſt tempel und altar.
4.
Jch drehe mich nach dir als ein magnet /
Wie? ſiehſtu nicht wer dir vor augen ſteht?
Du meynſt du loͤſcht ſo den gebrannten grauß /
Und gieſſeſt oͤhl vielmehr auf ſelben aus.
5.
Dein laulicht ſeyn verleſcht nicht meine gluht /
Den kalck entbrennt des waſſers kalte fluht /
Weil Bathſeba ſich in dem brunnen find’t /
Wird Davids geiſt viel ſchaͤrffer angezuͤnd’t.
6.
Je mehr du fliehſt / je mehr verfolg ich dich /
Der ſonnen radt wendt nach der ſonne ſich /
Der himmel hat mir dieſes auferlegt /
Der meinen fuß nach deinen ſchritten regt.
7.
Verſchmaͤhe nicht die heil’ge ſchuldigkeit /
Die dir ein zug von oben hat geweiht /
Die tempel ſtehn dem offen der ſie ehrt /
Wie? wird denn mir dein heiligthum verwehrt?
8.
So laͤugne nicht was mein geſichte zeigt /
Und mache daß dein bick zu mir ſich neigt /
Ant -143verliebte Arien.
Antworten doch der harten felſen-klufft /
Die ſchreyenden empfindlich wiederrufft.
9.
Du weiſt genung: wer der verliebte ſey /
Er ſcheint zwar ſchlecht / jedennoch iſt er treu /
Will nun dein aug auch deſſen liebſte ſehn /
So darffſtu nur vor einen ſpiegel gehn.
1.
NJmmermehr ſoll mich die liebe verletzen /
Denn ich bin feſter als eiſen und ſtahl /
Will ſie mir eines von hinten verſetzen /
Gluͤckt ihr doch ſolches kein eintziges mahl /
Tauſendmahl hat ſie friſch auf mich gebrandt.
Aber ich bin ihr zu hurt g gewandt.
2.
Tindaris ſuchte mit freundlichen kuͤſſen /
Tindaris ſuchte zu rauben mein hertz /
Hab ich gleich damahls dergleichen thun muͤſſen /
War es doch nichts als mein hoͤflicher ſchertz /
Keiner verſag ich warum ſie mich bitt /
Meyn ichs gleich anders / ſo mach ich doch mit.
3.
Chloris erſuchte mich neulich mit ſchreiben /
Alle wort hielten zwey centner und mehr /
Jhrem beduͤncken nach muſt es bekleiben /
Aber mir wog es kein eſgen nicht ſchwer /
Weil die geſandte magd ſtunde dabey /
Kuͤſt ich das briefgen / drauf riß ichs entzwey.
4. Tin -144Galante und
4.
Tindaris hatte den Damon erkohren /
Chloris die hatte den Daphnis bethoͤrt /
Beyderſeits hatten ſich aͤuſſerſt verſchworen /
Beyderſeits hattens die goͤtter gehoͤrt /
Chloris und Tindaris kamen auf mich /
Daphis und Damon verlohren den ſtich.
5.
Nein ich bin gar nicht im Hornung gebohren /
Hirſchgeweih ſtuͤnde mir wahrlich nicht an /
Chloris hat bey mir den glauben verlohren /
Tindaris hat ſchon die probe gethan /
Geben ſie andre vor meine gunſt auf /
Halten ſie wahrlich mir auch nicht den kauff.
6.
Denckt ihr / ihr jungfern / ihr wolt mich betriegen /
Daß ich ein ſtockfiſch / wie mancher iſt / ſey /
Denckt ihr / ich ſoll mich viel biegen und ſchmiegen /
Ach! ich bin lieber der dienſtbarkeit frey /
Wahrlich / ich kan ſo gelencke nicht ſeyn /
Eure gunſt bringt mir die koſten nicht ein.
7.
Eure gewogenheit gehet ſpatziren /
Wer ſie begehret / erlanget ſein theil /
Wie man maͤußfallen von thuͤren zu thuͤren;
Tragt ihr auch eure gewogenheit feil /
Solte gleich nimmer kein kauff nicht geſchehn /
Laſt ihr doch gerne die wahren beſehn.
8.
Wie der Scharwentzel die farben im ſpielen
Aendert / nachdem er geſellſchafft bekoͤmmt;
Alſo geſellen ſich jungfern zu vielen /
Der iſt der beſte der neulich erſt koͤmmt /
Wenn145verliebte Arien.
Wenn ſich nun eine zu einem geſellt /
Denck er nur daß ſie ihm farbe nicht haͤlt.
9.
Soll mich ein maͤdgen alleine vergnuͤgen /
Werd ich ſchon wiſſen / was meine pflicht ſey /
Aber die muß in den windeln noch liegen /
Keine / die reden kan / halt ich vor treu /
Die auch die zunge kan heben empor /
Bringt ſchon gebrochne betruͤglichkeit vor.
10.
Wolt ihr die falſchen / ihr redlichen bruͤder /
Redlich bezahlen / ſo machts ſo wie ich /
Wie ſie mich halten / ſo halt ich ſie wieder /
Alles was fein iſt / taugt alles vor mich /
Meine gunſt wird in die rundte geweht /
Wie ſich der wirbel vom winde verdreht.
Die traurende Celimene.
1.
WAs traureſtu beflohrte Celimene /
Dein ſchmertz vergleicht ſich meinem nicht /
Dein todten-lied und klaͤglich leid-gethoͤne /
Jſt meiner qval nur zugericht /
Was du zur trauer angethan /
Steht meiner noht am beſten an.
2.
Es traͤgt mein leib zwar blau und rohte ſeide /
Denn ſolche farbe liebeſtu /
Doch glaube daß ich mehr in ſolchem leide /
Als deckte boy und flor mich zu /
Hofm. w. IV. Th. KDenn146Galante und
Denn von Egyptens ſchwartzer nacht
Hat ſich mein hertz ein trauer-kleid gemacht.
3.
Du ſiehſt kein grab es laͤnger zu beweinen /
Die erde hat es zugedeckt /
Mir aber pflegt mein todter zu erſcheinen /
Der mich zu neuen zehren weckt /
Wobey dies meine pein vermehrt /
Daß gar kein ohr auff meine klage hoͤrt.
4.
Wie gleicht ſich nun dein kum̃er meinen ſchmertzen?
Dir ſtirbt / was dir nicht ſchaden kan /
Du aber biſt ein theil von meinem hertzen /
Verlier ich dich / was bleibt mir dann?
Kein leib kan ohne geiſt beſtehn /
Und Lyſis hat nur Celimen.
1.
MAch es aus / wia kanſt du qvaͤlen?
Mein himmel! ich bin lebensſatt /
Nur ein grab iſt mein erwehlen /
Die freude findet keine ſtatt /
Jn meinem hertzen
Wohnt nichts als ſchmertzen /
Ach leid!
Wo iſt meine ſchoͤne zeit?
2.
Biß in tod bin verliebet /
Jch ſchicke tauſend ſeufftzer ab /
Auch mein ſchmertz der mich betruͤbet /
Bleibt bey mir und bluͤht bis ins grab /
Drum147verliebte Arien.
Drum kan mein hoffen /
Nicht ſeyn getroffen /
Ach leid!
Wo iſt meine ſchoͤne zeit?
3.
Was iſt luſt? was iſt vergnuͤgen?
Was iſt der roſen wunderpracht?
Schatten ſinds / die leicht verfliegen /
Und ſich verſchleichen in die nacht /
Die roſen ſtechen /
Die luͤſte ſchwaͤchen /
Ach leid!
Wo iſt meine ſchoͤne zeit?
4.
Phoͤbus kuͤſt den kuͤhlen morgen /
Der abend macht die felder froh /
Mir ach! iſt die luſt verborgen /
Jch ſinge nur und klage ſo /
Komm mein verlangen /
Komm tod gegangen /
Ach leid!
Wo iſt meine ſchoͤne zeit?
5.
Macht euch auff / ſeht an die ſternen /
Jhr augen / und geſegnet ſie /
Wo ſie nicht mein leid entfernen /
Sagt / daß ich nach dem grabe zieh /
Drum haͤufft ihr thraͤnen /
Mein haͤuffig ſehnen?
Ach leid!
Wo iſt meine ſchoͤne zeit?
K 2Sie148Galante und
Sie gehet ins Kloſter.
1.
NUn hab ich mich der eitelkeit entriſſen /
Und meine ſeel dem himmel anvertraut /
Jch will hinfort von keiner Wolluſt wiſſen /
GOtt iſt mein ſchatz / und ich bin ſeine braut.
2.
Was helffen mich der ſchoͤnheit edle gaben /
Wenn mich nicht ziert des himmels reiner glantz;
Ein andre mag an pracht beliebung haben /
Die tugend iſt mein ſchoͤnſter ehren-krantz.
3.
Jch weiß es zwar / ich bin ein menſch gebohren /
Und bin verliebt in zucht und hoͤflichkeit /
Doch bin ich nicht zu dieſer welt erkohren /
Jch achte nicht die blumen dieſer zeit.
4.
Hier kan ich nichts als meinen Schoͤpffer lieben /
Und bin erfreut / daß ich ihn lieben mag /
Sein nahm iſt mir tieff in mein hertz geſchrieben /
Er liebet mich / hier iſt mein hochzeit-tag.
5.
Das kloſter hat mich dieſer welt entnommen /
Jch lebe nun vergnuͤgt in ſtiller ruh;
Und weil ich nicht kan aus der zelle kommen /
Bring ich die zeit mit meinem pſalter zu.
6.
Jch kan numehr mit rechter andacht ſingen /
Und treibe nicht der liebe poſſen-ſpiel;
Jch bin bemuͤht die wolluſt zu bezwingen /
Und weg zu thun / was muht und jugend will.
7. Nun149verliebte Arien.
7.
Nun lebet wohl ihr meine liebe ſchweſtern /
Und weil ihr liebt / ſo liebt / was loͤblich iſt;
Jch will euch nicht in eurem ſtande laͤſtern /
Jch weiß / ihr ſeyd zum lieben auserkieſt.
8.
Jhr werdet zwar hinfuͤhro bey den frauen /
Jch aber ſtets in meinen kloſter ſeyn /
Und weil ich euch nicht weiter werde ſchauen /
So lebet wohl und laſſet mich allein.
Geile Kuͤſſe flecken.
1.
ZArter wangen purpur-farbe
Wird durch einen kuß verletzt /
Wo zumahl gar eine narbe
Der entbrannte mund verſetzt /
Siehe du nur ob dein kuß
Einer andern werden muß.
2.
Falſcher buhler! aus den augen
Und der lippen ſchoͤner pracht
Laß ich keinen honig ſaugen /
Weil des ſtachels ſcharffe macht /
Der ſich zum verwunden ruͤſt /
Fuͤr mich allzuſpitzig iſt.
3.
Meinetwegen magſt du kuͤſſen /
Wen dich deine Wolluſt heiſt /
K 3Von150Galante und
Von mir ſoltu nichts genieſſen /
Was die geilen lippen ſpeiſt /
Denn mein eiſenfeſter ſchluß
Achtet keinen geilen kuß.
4.
Darffſtu wohl von dingen ſagen /
Die dein eigner will erregt /
Darffſtu wol die laſt beklagen /
Die du dir ſelbſt aufgelegt /
Deiner eignen ſinnen-pracht
Hat dich ſelbſt zum knecht gemacht.
5.
Jch verbleibe dem gewogen /
Der ſich anders giebet kund /
Wer mich einmahl hat betrogen /
Dem verſchließ ich meinen mund /
Weil / wornach ihn ſo geluͤſt /
Nicht vor ihn gewachſen iſt.
1.
WEr leichtlich traut / wird leicht verfuͤhret /
Drum nehme man ſich wohl in acht /
Wer Sodom-aͤpffel nicht beruͤhret /
Wird als betrogen nicht verlacht /
Auf erden iſt ohn dies nichts ſchlimmer
Nichts aͤrger als ein frauenzimmer.
Es glaͤntzet offt die ſchlechſte wahre /
Und wirfft den ſchoͤnſten ſtrahl von ſich /
Und unter einem goldnen haare /
Jſt dennoch wol ein falſcher ſtrich.
2. Sy -151verliebte Arien.
2.
Syrenen ſingen ſtuͤndlich heller /
Wenn die verfuͤhrung nuͤtzen kan /
Ein wohlerfahrner vogelſteller /
Lockt alles durch betrug heran /
Es ſcheint daß beyde zucker geben /
Verkuͤrtzen aber doch das leben.
Wie ſchlipfrig jener nun muß wandeln /
Der nach der ſtimmen anmuht laͤufft /
So thoͤricht wird auch dieſer handeln /
Der ſich in frauen-gunſt erſaͤufft.
3.
Sie ſind ohndieß genung beſchrieen /
Daß ſie dem monden gleiche ſind /
Der / die ſich ihn zu ſehn bemuͤhen /
Und kennen wollen / machet blind /
Damit des wechſels eigenſchafften /
An keinem zu geſchwinde hafften.
Denn lieben / haſſen / kuͤſſen / kratzen /
Jſt Weibern alles einerley /
So wahr als Argus nicht kan ſchwatzen /
Daß er noch unbetrogen ſey.
Vor das Frauenzimmer.
1.
EJn weib hat zwar das ungluͤck eingefuͤhrt /
Warum die welt muß unaufhoͤrlich buͤſſen /
Und dieſes iſt / woher die mißgunſt ruͤhrt /
Daß immer ſich die weiber leiden muͤſſen /
Doch nimmt den fall kein kluger zu genau /
Es iſt und bleibt was edles eine frau.
K 42. Jhr152Galante und
2.
Jhr gantz geſchlecht iſt hoͤher als man meint /
Sind ſie gleich all aus Pyrrus ſteinen kommen /
So iſt doch wahr und ewig unverneint /
Das Pallas hat den uhrſprung hergenommen
Aus deſſen kopff / der in dem heidenthum
Fuͤr andern trug des groͤſten abgotts ruhm.
3.
Man hat offt lang um eine frau gekriegt /
Und uͤber ihr das ſchoͤnſte land verwuͤſtet /
Die goͤtter ſelbſt hat ihre kunſt beſiegt /
Wie ſehr ſie ſich zum wiederſtand geruͤſtet /
Ein kuß der offt nicht allzuſuͤſſe ſchmeckt /
Hat dennoch viel in glut und brand geſteckt.
4.
Dem frauenvolck iſt kein geſchoͤpffe gleich /
Und es verdient allein die groͤſten ehren /
Dieweil es iſt an himmels-gaben reich /
Und laͤſſet uns manch guͤtig urtheil hoͤren /
Ob wir gleich ſehr die Majeſtaͤt verletzt /
Und ihren preiß dem manns-volck nachgeſetzt.
5.
Die weiber ſind von ſchweren ſtraffen frey /
Sie haben nicht den himmel mit geſtuͤrmet /
Der unſchuld ſchild ſteht ihren thaten bey /
Wenn gegen ſie der blaſſe neid ſich thuͤrnet /
Lieb und beſtand iſt bey dem zehnden nicht /
Nur eine frau brennt wie ein ewig licht.
6.
Des mundes milch und ihrer lippen-thau /
Sind ſclaven-gifft und fuͤrſten-panaceen
Jm ſonnen-kreiß glaͤntzt herrlich eine frau /
Europa will in einer frau beſtehen /
Der153verliebte Gedichte.
Der ſchimpft ſich ſelbſt der frauen-volck verletzt /
Daß Goͤtter hoch und Kaͤyſer wehrtgeſchaͤtzt.
An Sylvien. J. E. G.
1.
ALlerſchoͤnſtes Kind auff erden /
Hochgeprieſnes goͤtter-bild /
Bild / dem viel zu ſclaven werden /
Brunn daraus die liebe qvillt
Welcher wolte dich nicht lieben?
Hat er anders fleiſch und blut
So wird er dazu getrieben /
Daß ers Adam gleiche thut.
2.
Ach ich darff dich nur erblicken /
Giebt ſich bald die regung an /
Die ſich will an dir erqvicken /
Weil ich ſie nicht laſſen kan /
Sie begehret dich zu kuͤſſen /
Findt ſich auch bißweilen ein /
Deiner liebe zu genieſſen /
Und dein liebſter freund zu ſeyn.
3.
Nun wohlan du wirſts vergoͤnnen /
Daß wir eine ſtraſſe gehn /
Da wir uns vergnuͤgen koͤnnen /
Und in gleichen flammen ſtehn /
Warum ſolten deine wangen /
Und der purpur rothe mund /
K 5So154Galante und
So vergebens an dir prangen /
So zerfaͤlt der liebes-grund.
4.
Alſo wollen wir dergleichen /
Ferner hin mit maaſſe thun /
Biß wir einmahl in dem weichen
Safft und wohl beyſammen ruhn /
Haben ſich die freuden-ſtunden /
Wornach wir in hoffnung ſehn /
Mit der zeit nur eingefunden /
Da ſoll’s recht verliebt geſchehn.
J. E. G.
1.
JCh bin dir zugethan /
Die angebohrnen triebe /
Sind zeugen von der liebe /
Wenn ich an dich gedencke /
Und dir mein hertze ſchencke /
So giebt ſich dieſer wahlſpruch an:
Jch bin dir zugethan.
So werden die hertzen zuſammen gebunden /
Und haben die beſte vergnuͤgung gefunden.
2.
Jch muß dir guͤnſtig ſeyn /
Denn unſre liebes-flammen /
Verknuͤpffen ſich zuſammen /
Will gleich mein junges leben
Nach einer andern ſtreben /
So faͤllt mir dieſe loſung ein:
Jch muß dir guͤnſtig ſeyn.
Es155verliebte Arien.
Es locken mich ſelber die ſchoͤnen geberden /
Durch dieſe kan alles befeſtiget werden.
3.
Wohlan ich bin verliebt /
Du wirſt auch in gedancken /
Nicht von der liebe wancken /
Da weichen alle ſchmertzen /
Wenn den verliebten hertzen /
Die liebe was zu koſten giebt.
Wohlan ich bin verliebt.
O luſtig - und lieblich - und ſuͤſſeſtes weſen!
Jch habe die Flora zur liebſten erleſen.
4.
Hier ſoll mein netter kuß
Zum unterpfande dienen /
Bis wir beyſammen gruͤnen /
Und mit verliebten wercken
Auch unſre ſehnſucht ſtaͤrcken /
Drum bleibet der gefaſte ſchluß /
Hier labt ein netter kuß.
Du ſpuͤreſt die liebe / du ſpuͤreſt die blicke /
Drum warte mit mir nur auf beſſer geluͤcke.
Er liebet ohne Hoffnung. C. G. B.
1.
REiſt ihr bande! breche ihr ketten:
Mich zu retten /
Aus dem kercker meiner noht /
Laſſet die betruͤbten ſinnen
Fliehn156Galante und
Fliehn von hinnen /
Denn mein hoffen iſt nun tod.
Gluͤck und neid hat ſich verbunden /
Meine wunden
Sollen fort unheilſam ſeyn;
Jch ſoll klagen
Und verzagen /
Jch ſoll unauffhoͤrlich tragen
Meine hoͤllengleiche pein.
2.
Die vernunfft heiſt mich entweichen
Und den ſtreichen
Des geluͤckes geben nach;
Wen das urtheil hat getroffen /
Das ſein hoffen
Wird zu lauter weh und ach;
Der iſt weiſe wenn er meidet
Und nicht neidet /
Was ihm nimmer werden kan /
Drum ihr ſinnen
Folgt hierinnen /
Laſt Liſettens huld gewinnen /
Wem der himmel zugethan.
3.
Aber ach! kanſtu verlaſſen?
Kanſtu haſſen?
Saladin Liſettens pracht /
Ach vergebens: ob ich ſolte /
Ob ich wolte /
Keines ſteht in meiner macht /
Eher werd ich geiſt und leben /
Wieder geben /
Eh mein hertz die treu auffgiebt /
Ob die Ketten
Von Liſetten /
Gleich157verliebte Arien.
Gleich noch ſchlechte hoffnung haͤtten /
Bleib ich doch in ſie verliebt.
Er will nicht mehr lieben. C. G. B.
1.
WEg / O liebe!
Deinem ungereimten triebe
Sag ich itzund gute nacht;
Alles was dein ſchnelles gifft und dein feuer angeſtecket /
Was nach deinen luͤſten ſchmecket /
Alles wird von mir verlacht.
2.
Zwar vor dieſem
Hab ich dir auch ehr erwieſen /
Und viel opffer angebrannt;
Aber als mich Leucoris hat zu ihrem ſohn erkohren /
Hab ich deinen dienſt verſchworen /
Und zur freyheit mich gewandt.
3.
Auf den ſchulen
Koͤnnt ich noch bisweilen buhlen /
Da war oftmahls lange zeit;
Wenn ich in der lection mich halb lahm und krumm ge -
ſeſſen /
Ward ich dann durch die Careſſen
Meiner Oloren erfreut.
4. Jtzt158Galante und
4.
Jtzt verſchwinden
Mir die zeiten mit den Winden /
Alle ſtunden werd ich an;
Wer in ſe ner Facultæt ſich noch nicht will habiliti ren
Muß wohl tag und nacht ſtudieren /
Eh er Doctor werden kan.
5.
Drum Amouren
Weg / verlaſſet meine fluren!
Raͤumet die befreyte bruſt /
Euꝛe tempel ſind verſtoͤꝛt und den Muſen eingegeben
Dieſen will ich kuͤnfftig leben /
Dieſe bleiben meine luſt.
6.
Weg Romainen,
Die zur lieb uns nur gewaͤhnen /
Eure titel ſind nur tand;
Dir OCodex bin ich hold! euren titeln / ihr Pandecten
Bleiben kuͤnfftig die Affecten,
Meiner ſinnen zugewandt.
7.
Weg ihr lieder /
Euer thon iſt mir zu wider /
Weil ihr von der liebe zeigt;
Lex und Regel werden mir weit mehr ruhm und ehre
bringen;
Euren ungereimten dingen /
Jſt kein kluger menſch geneigt.
8.
Endlich ſchoͤne
Vorgeliebte Olorene,
Gute nacht mein liebes Pohl
Jch159verliebte Arien.
Jch mag deinen netten leib vor kein corpus juris nehmen /
Deſſen darff ich mich nicht ſchaͤmen /
Aber deines leibes wohl.
An Briſinden. C. G. B.
1.
SOll meine liebe nichts; als herben ſchmertz gebaͤhren?
Soll meiner hoffnung-feld nur voller dornen ſtehn?
Heiſt mich der himmel ſtets auff ſteilen felſen gehu?
Und will mir keine ruh gewehren?
Ach ungerechter ſchluß!
Wie reimt ſich dieſes wohl zuſammen?
Du zwingſt mich / daß ich lieben muß /
Und wilſt doch meine glut verdammen.
2.
Bey vollen ſchuͤſſeln ſeyn / und nichts daraus genieſſen /
Macht daß der hunger nur in unſrem leibe waͤchſt;
So auch ein liebender nur deſto ſtaͤrcker lechſt /
Wenn er muß dieſes nahe wiſſen /
Und offt vor augen ſehn /
Was ſeine geiſter hat gefangen;
Nicht aber darff um huͤlffe flehn /
Noch zeigen ſeiner bruſt verlangen.
3.
Jch kan Briſinden zwar wohl offte ſchaun und ſprechen /
Doch nur als einen baum / der mir verbothen iſt;
Jch darff von ſeiner frucht / wornach mich ſtets geluͤſt /
Nichts unterſtehen abzubrechen;
Sonſt wuͤrde mich ihr grimm /
Aus160Galante und
Aus dieſem paradieſe jagen /
Und die vor angenehme ſtimm /
Mit tauſend donnerworten ſchlagen.
4.
Jndeſſen mehret ſich mein ſchmertz mit dem verlangen /
Und meine marter nimmt mit den begierden zu;
Jch dencke ſtets an ſie und ſtoͤhre meine ruh;
Wenn ich die purpur gleiche wangen /
Wenn ich den roſen-mund /
Und ihre liljen-bruſt erwege /
So wird mein hertz aufs neu verwundt.
Und alles / was an mir / wird rege.
5.
Was kan ſich meiner pein in aller welt vergleichen?
Wird ein verbrecher ſchon auf foltern ausgeſpannt /
Ein andrer aber gar zu aſch und ſtaub verbrannt /
Muß doch ihr ſchmertz dem meinem weichen;
Sie leiden kurtze zeit /
Hingegen meine bruſt empfindet /
Wie ihrer flammen hefftigkeit
Sich immer mehr und mehr entzuͤndet.
6.
Ach ſo erbarme dich! O himmel und Briſinde!
Von eurem willen kommt der urſprung meiner pein /
Durch ihn kan alle noht auch leicht gehoben ſeyn;
Wenn ich bey euch genade finde:
Und zwar wo ſchoͤnſte du
Nur meine klage wilſt erhoͤren /
So wird der himmel meine ruh /
Weil er dich ehrt / auch nimmer ſtoͤren.
Die161verliebte Arien.
Die Kuß-ſcheue Doris. A. N.
1.
SO glaubſtu / Doris / denn / daß dich ein kuß verletzt /
Den ein erhitzter mund auff deine lippen ſetzt?
Die roſen welcken zwar / wenn man ſie offt beruͤhrt /
Doch deine werden erſt dadurch noch mehr geziert.
2.
Du weiſt’s / dein auge hat in mir den zug erweckt /
Du haſt in meiner bruſt das feuer angeſteckt /
Jtzt aber / da die glut mit lichten flammen ſpielt /
So wegerſtu den troſt / der dieſe ſehnſucht kuͤhlt.
3.
Vielleichte bildeſt du dir dieſe woͤrter ein:
Es ſey ein wiederſpiel / keuſch und verliebet ſeyn:
Nein / wie Narciſſen gern bey Tulipanen ſtehn /
So mag ein keuſcher geiſt auch wol zur liebe gehn.
4.
Ein unbefleckter kuß iſt auch bey goͤttern rein;
Und doch will deine bruſt von ſtahl und eyſen ſeyn;
Ach! geh nur in dich ſelbſt und aͤndre deinen ſinn;
Ein kuß der nimmt ja nicht bald alle keuſchheit hin.
5.
Jch habe / Doris / zwar nicht deine gunſt verdient /
Doch wo die wehmuth noch in deinem hertzen gruͤnt /
So ſchau nicht meinen werth nur meine flammen an /
Und dencke / daß kein menſch / als du / ſie heilen kan.
6.
O lieb! itzt merck ichs ſchon / mein wuͤnſchen wird erhoͤrt /
Doch daß kein falſcher dorn uns dieſe luſt verſtoͤrt /
Hofm. w. IV. Th. LSo162Galante und
So ſtelle dich verbluͤmt / und ſprich: ich kenn ihn nicht /
Biß einſt die einſamkeit uns ſicherheit verſpricht.
An Liſillen.
1.
SEy mir willkommen / ach! ſey mir willkommen /
Schoͤnſte Liſille / du krone der frommen /
O! du mein alles! mein eintzigs verlangen?
Hab ich dich oder haſtu mich gefangen?
2.
Alles iſt numehr gantz ruhig und ſtille /
Komm und vergnuͤge mich / liebſte Liſille /
Laß mich die blumen / ach! laß mich den maͤyen
Deiner holdſeeligen ſchoͤnheit erfreuen.
3.
Unſere liebe ſoll nimmer verwelcken:
Streut mir das bette mit roſen und nelcken /
Roßmarin / ſamt den verliebten narciſſen
Streuet auff meiner Liſillen ihr kuͤſſen.
4.
Stille! mein liebgen iſt muͤde vom wachen /
Muͤde vom ſchertzen / und muͤde von lachen /
Gleich wie die Laͤmmerchen unter den ſchaafen /
So iſt das liebſte Liſillchen entſchlaffen.
5.
Niemand erkuͤhne ſich dieſe zu wecken /
Biß ſich die ſterne am himmel verſtecken /
Biß ſie die ſonne von dannen heiſt gehen /
So wird ein niedliches weibgen auffſtehen.
Er163verliebte Arien.
Er will nicht heyrahten.
1.
MEin junges hertz iſt ungebunden /
Es denckt nur ſtets an froͤligkeit /
Die traur’gen und betruͤbten ſtunden /
Die finden ſich wol mit der zeit /
Solt ich mich qvaͤlen
Um einen kuß /
Und darum zehlen
So viel verdruß /
Wenn ich nicht muß.
2.
Mir iſt die goldne freyheit lieber
Als ein gefaͤrbter zucker-mund /
Da mancher buhler ſtirbt daruͤber /
Jch aber lebe noch geſund /
Die liebes-ſchmertzen
Die gehn mit macht /
Nach meinem hertzen
Daß ſie nichts acht: /:
3.
Ein muntres pferd / ein’n blancken degen /
Ein paar piſtol’n / ein ſchoͤnes kleid /
Laß ich mir mehr ſeyn angelegen /
Als eines maͤdgens freundligkeit /
Will ſie mich gruͤſſen /
So danck ich ihr /
Will ſie zuſchluͤſſen
Die gnaden-thuͤr /
Wer kan dafuͤr?
L 24. Doch164Galante und
4.
Doch bin ich nicht von ſtahl und eiſen /
Die liebe qvaͤlt mich eben wol /
Jch eſſ ſo gern verbotne ſpeiſen /
Als ein verliebter brauchen ſoll /
Wobey dies bleibet
Der unterſcheid /
Wer ſich beweibet /
Stuͤrtzt ſich in leid
Und traurigkeit.
Er klaget der Nacht ſein Leyden.
1.
DU verborgne ſtille nacht!
Die den himmel ſchrecklich macht /
Und ihr wolcken-kluͤffte!
Hoͤret meinen uͤberdruß /
Den ich hier verbergen muß /
Jn die finſtern luͤffte;
Ziehrt gleich keiner ſternen-licht
Eure dunckle decken;
Mein gemuͤthe laͤſt ſich nicht
Durch die nacht erſchrecken.
2.
Schwaͤrtzt ſich gleich das wolcken-dach /
Stuͤrmt der himmel tauſendfach /
Nichts ſoll mich verſtoͤhren /
Daß ich nicht der ſeelen qvaal /
Meinen jammer allzumahl
Solte laſſen hoͤren;
Meine165verliebte Arien.
Meine ſchmertzen haben ſchon
Alles uͤberſtiegen /
Auch des ſchaͤrffſten donners-thon /
Koͤnnen ſie beſiegen.
3.
Mein gemuͤhte liegt verhuͤllt /
Und mein hertz iſt angefuͤllt
Mit verborgnen pfeilen:
Dieſer wunden herbe noht
Weiß kein ander / als der tod /
Recht und wobl zu heilen:
Es verſtoͤrt der ſorgen nacht
Meine freuden-lieder /
Und der ſtrengen liebe macht
Schlaͤgt den geiſt darnieder.
4.
Weg betruͤbter lauten-klang /
Was bemuͤht ſich dein geſang /
Meinen ſchmertz zu mehren?
Mein gemuͤhte / das ſich kraͤnckt /
Liegt vorhin in ſchmertz geſenckt;
Laß dich nicht mehr hoͤren /
Nichts wird meiner matten bruſt /
Lieblich vorgeſungen /
Denn den ſeyten meiner luſt
Sind ſchon abgeſprungen.
5.
Doch was fuͤll ich dieſe bahn /
Meinen mund / die wangen / an
Mit viel thraͤnen-guͤſſen;
Die verborgne liebes-pein
Heiſt mich zwar verliebet ſeyn /
Aber nicht genuͤſſen:
Dieſer ſchmertz will mir itzund
Alle krafft verderben /
L 3Und166Galante und
Und beſiehlet / daß mein mund
Schweigen muß und ſterben.
C. H.
1.
JCh liebe / du liebeſt / er liebet das lieben;
Was liebet / wird alles vom lieben getrieben /
Wir lieben / ihr liebet / ſie lieben zuſammen /
Drum kommet ihr Nympfen / und kuͤhlet die flammen.
2.
Jch liebte zum erſten die ſtoltze Clorinde /
Die keuſche Diana / die ſchoͤne Melinde /
Sie liebten mich wieder / ich koͤnnt es wol ſpuͤren /
Doch ließ ich mich niemahls von einer verfuͤhren.
3.
Jch hatte geliebet / ich muß es geſtehen /
Da meynt ich mir ſolte das lieben vergehen;
Nun hat mich das lieben doch wieder beſtricket /
So bald ich die ſchoͤne nur einmahl erblicket.
4.
Die werd ich hinfuͤhro alleine nur lieben /
Sie wird mich im lieben auch nimmer betruͤben /
So offt ich ſie kuͤſſe / kuͤſt ſie mich von neuen;
Doch lieb ich das lieben und haſſe das freyen.
1.
JCh liebe das freyen / und haſſe das lieben /
Das auſſer der ehe die wolluſt heiſt uͤben;
Die167verliebte Arien.
Die alſo umirrend und naſchende liebe /
Die machet die ſaͤffte des leibes nur truͤbe.
2.
Jn fremden gefielden ſind auch zwar gewaͤſſer;
Doch kuͤhlen die eignen die hitze weit beſſer /
Die eignen ſind ſichrer zum trincken zum baͤden /
Die fremden die dienen zum mercklichen ſchaden.
3.
Die blumen umzaͤunen die doͤrnichten wachen /
Damit ſich kein fremder kan uͤber ſie machen;
Doch moͤgen die keuſchen und fleißigen bienen
Sich ihrer zum honig / zur nahrung bedienen.
4.
Drum liebet das freyen / und haſſet das lieben /
Dort findt man ergoͤtzen / hier langes betruͤben;
Dort bindet der himmel die hertzen zuſammen;
Hier aber erwecket die wolluſt die flammen.
Uber ſeinen Abſchied. C. G. B.
1.
JHr augen weinet blut /
Und ſchmeltzet endlich gar in thraͤnen;
Es fodert dieſer tag dergleichen rohte fluht /
Denn heute ſoll ich mich gewaͤhnen /
Liſettens pracht nicht mehr zu ſehn /
Das heiſſet ich ſoll mich bereiten /
Mit einer ewigen verzweiflungs-nacht zu ſtreiten /
Weil um mein lebens-licht es ohne ſie geſchehn.
L 42. Ach168Galante und
2.
Ach ungeheures Wort!
Das mir bis in die ſeele dringet /
Und aus der wehrten ſtadt / dem angenehmſten ort /
Jn fremde lufft zu ziehen zwinget /
Ach gluͤcke! du biſt mir zu ſchwer!
Jch wolte mich hier leichtlich faſſen /
Wenn ich Liſetten nur nicht duͤrfft alleine laſſen /
Und ihrer liebe recht verſichert worden waͤr.
3.
Doch was verſichert waͤr!
So weiß ja nichts von meinem lieben /
Noch daß von ihrer hand mein leiden ſtammet her;
Jch wolte mich nur halb betruͤben /
Wenn ich die heiſſe noht /
Jhr nur vor augen duͤrffte legen;
Allein daß auch mein hertz bey hundert tauſend ſchlaͤgen /
Muß unempfindlich ſeyn iſt aͤrger als der tod.
4.
Nun alles mit gedult!
Man ſoll aus meiner treu erkennen /
Wie ihr geſchlecht und ſie die maͤnner ohne ſchuld
Pflegt unbeſtaͤndige zu nennen:
Das gluͤcke will mich zwar
Von ihr dem leibe nach itzt treiben /
Doch meine ſeele ſoll nach mir zuruͤcke bleiben /
Ob gleich die treue glut ihr noch nicht offenbar /
5.
Jch will ohn hoffnung ſeyn /
Jch will ohn allen troſt mich qvaͤlen;
Schenck himmel ihr nur ſtets von deinen freuden-wein /
Und laß ſie frohe ſtunden zehlen!
Vielleichte wird die zeit /
Was ich um ſie gelitten zeigen /
Und169verliebte Arien.
Und ihre felſen-bruſt zu der erbarmung neigen /
Dann bin ich wohl belohnt vor meine traurigkeit.
6.
Jn dieſer zuverſicht
Will ich den letzten abſchied nehmen;
Liſette ſey vergnuͤgt: denn klageſtu nur nicht /
So werd ich mich mit freuden graͤmen.
Mein lieben aber ſey
Dem treuen himmel uͤbergeben /
Er laſſe keinen feind Liſettens huld erheben /
So reiſt mein kummer-joch vielleichte bald entzwey.
Die verſpottete Beſtaͤndigkeit.
1.
DEine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt:
Ob dich die plagen
Grauſam zu nagen /
Ob du dich ſtuͤndlich mit ſeufftzen muſt ſchlagen /
Kriegſtu doch nicht die verlangete gunſt;
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt.
2.
Suche durch immer erſinnliche kunſt /
Was dich entzuͤncket /
Was dich entruͤcket /
Ob dich die treueſte flamme gleich ſchmuͤcket /
Jſt es doch eine vergebliche brunſt?
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt.
L 53. Brenn -170Galante und
3.
Brennſtu gleich helle vor lieb und vor brunſt /
Kommen die flammen
Doch nicht zuſammen;
Ob ſie gleich ſelbſt von Cupido herſtammen /
Kriegſtu doch nicht die verlangete gunſt:
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt.
4.
Alle dein hoffen iſt nebel und dunſt /
So meine blicke /
Treiben zuruͤcke;
Ja wenn auch nebel zur ſonnen ſich ſchicke /
Kriegſtu doch nicht die verlangete gunſt:
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt.
5.
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt /
Wenn auch die minen
Himmliſch gleich ſchienen;
Und du mich wolteſt recht goͤttlich bedienen /
Kriegſtu doch nicht die verlangete gunſt;
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt.
6.
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt /
Ob mir die haͤnde
Venus gleich baͤnde /
Kriegſtu doch / das iſt das liedgen vom ende /
Nimmermehr nicht die verlangete gunſt /
Deine beſtaͤndigkeit hoffet umſonſt.
1.
WAs vor ein ernſt blitzt aus den ſchoͤnen augen /
Die ſich mein hertz zum ſonnen-licht erwehlt?
Soll171verliebte Arien.
Soll nichts nicht mehr mein ſeuffzen vor dir taugen /
Daß dein geſicht mit ſchelem blick mich qvaͤlt?
Was hab ich denn ſo hart verbrochen?
Daß mir itzt durch dein ſtetig ſauer-ſehn
Mein urtheil wird geſprochen /
Was iſt zu wider dir mein licht geſchehn?
2.
Wird mir dein mund / dein ſchoͤner mund / entzogen /
Worauf ich ſonſt die liebes-roſen brach?
Was hat zu ſolchem eyfer dich bewogen?
Jch denck umſonſt dem groſſen fehler nach;
So du mein lieben ſchuld wilſt nennen /
Und ſtraffen das mein hertze dich verehrt /
So muß ich meine ſchuld bekennen /
Und daß dein kalt-ſeyn mich nicht recht verzehrt.
3.
Ach! aber ach! wer will das ſuͤſſe lieben /
Dem fehler ſonder fehler zehlen zu?
Der himmel heiſt es ſelbſt uns menſchen uͤben /
Und ſchafft dadurch der welt die hoͤchſte ruh /
Will denn darum dein grimm mich haſſen?
So muſtu deinen allzuzarten neid
Den himmel ſelbſt entgelten laſſen /
Der doch mit dir als ſeinem engel ſtreit.
4.
Suchſt du dadurch von mir vielleicht zu wiſſen /
Ob meine glut zu dir beſtaͤndig ſey;
So wirſtu doch von mir erfahren muͤſſen /
Daß niemahls ich von deinen flammen frey /
Du haſt ſie ſelbſt in mir entzuͤndet /
Der anfang wird darum ſo hoch geſchaͤtzt /
Weil ſeine wuͤrckung nicht verſchwindet /
Als bis der tod mein brennend hertz verletzt.
5. Wann172Galante und
5.
Warum hab ich bey dir gnade funden /
Wenn mich dein blick ſo grauſam toͤdten will /
Du fingſt ſchon an zu heilen meine wunden /
Nun aͤnderſtu das hoͤchſt-beliebte ziel:
Den Nectar denn ich ſchon geſchmecket /
Auf deiner wangen ſuͤſſem roſen-feld /
Hat bey mir ſolchen durſt erwecket /
Der mich bis dato noch gefangen haͤlt.
6.
Darum laß mich nicht ſolche faſten halten /
Vielmehr gib zu / daß ich vergnuͤget ſey;
Eh werd ich wol in meiner aſch erkalten /
Eh daß ich breche die verſchworne treu /
Mein hertz / das ſich ſtets nach dir ſehnet /
Hat deiner glut ſchon tempel aufgebaut /
Und ſich zum opffern angewehnet /
Wo man dein bild ſchon laͤngſt verewigt ſchaut.
1.
WEr in liebes-fruͤchten wehlet /
Findt im ſchoͤnſten apffel offt /
Wenn er ihn hat abgeſchelet /
Auch ein wuͤrmgen unverhofft;
Aus dem beſten helffen-bein /
Jſt gemacht das frauen-zimmer /
Darum will’s vom erdkloß immer
Frey und unbeherrſchet ſeyn:
Denn die harten koͤpffe kommen /
Und ſind her vom bein genommen.
2. Will173verliebte Arien.
2.
Will man ſchon was ſchwartzes bleichen /
Dennoch bleibts bey ſchwartzer art:
Dies laͤſt ſich nicht gern erweichen /
Was ſchon von natur iſt hart;
Alles fraun-volck iſt zu hauff /
Weich von auſſen / hart von innen /
Schoͤn von leib und ſteiff von ſinnen /
Wer nun wehlt / der dencke drauf:
Wie er taͤglich ſeine ſchoͤne
Vor der abend-zeit verſoͤhne.
An Clelien. C. H.
1.
ALles thu ich in gedancken
Daß ich ſelbſt davon nichts weiß;
Offte fall ich aus dem ſchrancken /
Doch geſchieht es nicht mit fleiß;
Fallen iſt mir angebohren /
Und ein Weib iſt ſchuld daran /
Daß ich dieſen ſchatz verlohren /
Der dem falle ſteuren kan.
2.
Spiel ich irgend mit den blicken
Auff ein ſchoͤnes maͤdgen zu /
Sie durch ſelbe zu beruͤcken /
Daß ſie ſchoͤne mit mir thu /
So geſchiehts nur in gedancken /
Und ich weiß es ſelber nicht /
Daß174Galante und
Daß das aug aus ſeinen ſchrancken
Ohne meinen willen bricht.
3.
Fallen irgend meine haͤnde
Jn der jungfern ey-land ein;
Koͤnnen ihrer bruͤſte waͤnde
Nicht vor dieſen ſicher ſeyn /
Ach! ſo thu ich’s in gedancken /
Und gewiß ich weiß es nicht /
Das die geile hand den ſchrancken
Aller ehrbahrkeit durchbricht.
4.
Faͤngt die lieb in meinen gliedern
Durch des blutes beſten theil
Alle ſehnen an zu fiedern /
Das es ſcheint / als wuͤrd ich geil /
Bleib ich dennoch in den ſchrancken /
Grieff ich eine gleich auch an /
Thaͤt ich’s doch nur in gedancken /
Da man leichtlich fehlen kan.
5.
Nun / ſo duͤrfft ihr euch nicht ſperren /
Wenn ich kuͤnfftig mich aus luſt
Werde wollen mit euch zerren /
Weil euch ſchon mein ſinn bewuſt /
Dieſer pflegt auch nie zu wancken /
Drum verſteht mich itzo nun:
Alles thu ich in gedancken /
Was ich kuͤnfftig werde thun.
Verach -175verliebte Arien.
Verachtung der Wolluſt. C. H.
1.
MEine liebe geht zu ende /
Und die wolluſt bindet mir
Jtzt nicht mehr / wie vor / die haͤnde /
Mich verlangt auch nicht nach ihr /
Hab ich doch ſchon ihrem leben /
Laͤngſten wollen abſchied geben.
2.
Sie verfuͤhret die gemuͤther /
Wie ein irrlicht durch den ſchein;
Der’s nicht weiß / daß ihre guͤter
Falſch-gemuͤntzte ſorten ſeyn /
Kuͤſſt wohl gar noch ihre ſtricke
Als ein ſonderbahr geluͤcke.
3.
Beſſer bring ich bey den buͤchern
Meine lebens-ſtunden zu /
Denn da kan ich mich verſichern /
Daß ich nichts verbotnes thu;
Es gehoͤrt ohndem das buhlen
Nicht gar wohl auff hohe ſchulen.
4.
Drum ſo ſpringt ihr feſten ſchloͤſſer
An der wolluſt-kett entzwey /
Jtzund ſeh ich / daß nichts beſſer
Als die ſuͤſſe freyheit ſey /
Drum ſo reiſt ihr wolluſt-bande!
Meiner ſeelen groͤſte ſchande.
C. H. 176Galante und
C. H.
1.
NEhmt / ihr gruͤnen myrten-ſtraͤuche
Nach dem tode meine leiche
Doch in eure ſchatten ein!
Laſſet kuͤnfftig meinen ſchatten
Mit dem eurigen ſich gatten /
Und genau vermiſchet ſeyn.
2.
Myrten haben mir im leben
Einen himmel abgegeben /
Myrten lachen mich noch an;
Myrten laben meine glieder /
Wenn mir alles dies zu wider /
Was mich ſonſt erfreuen kan.
3.
Nun ihr gruͤnen myrten-ſtraͤuche
Euch befehl ich meine leiche /
Nehmet ſie mit willen ein /
Kan ich nur in euren ſchatten
Mich mit luſt und ruhe gatten /
Werd ich wie im himmel ſeyn.
Hoch -177

Hochzeit-Bedichte.

Die ſchlaffende Venus. Bey dem Freytag-Roͤteliſchen Hochzeit-Feſte. C. H. v. H.
DJe Goͤttinn / der die welt ſo brandt als opffer raucht /
Die unſre hertzen ſelbſt zu dem altar gebraucht /
Und gruͤner jahre lentz den beſten weyrauch nennet /
Erhub ſich / als das licht / ſo uns zum beſten brennet /
Der erde kalte bruſt mit neuer brunſt beſchwang /
Zu ſchauen / wie das gras aus thal und bergen drang /
So vor die Flora ſich zu einem teppicht machte.
Die Venus / der die luſt aus mund und augen lachte /
That itzt / was nimmermehr der Phoͤbus wuͤrcken kan /
Jhr antlitz richte hier den erſten fruͤhling an:
Wohin der ſuͤſſe blick der augen kam zu ſchlieſſen /
Da wuchs ein tulipan umzircket mit narciſſen:
Man ſpuͤrte wie der mund / ſo nichts / als amber / blies /
Aus vieler knoſpen ſchooß die bluͤhte ſteigen hieß /
Und durch den ſuͤſſen dampff / der todten koͤnnt erwe -
cken /
Durch friſche roſen hieß die vollen bruͤſte decken /
Da auch noch roſen ſtehn. Es ließ das ſchoͤne weib /
Durch dieſen ort gereitzt / den angenehmen leib /
Der nur ihm ſelber gleicht / in hoͤchſter luſt zur erden;
Der kraͤuter groͤſter wunſch war ſo gedruckt zu werden.
Jch weiß nicht wie die krafft / die aus den blumen drang /
Der goͤttinn heiſſen geiſt ſo meiſterlich beſchwang /
Daß ſie aus ſchlaͤffrigkeit die augen muſte ſchlieſſen:
Hofm. w. IV. Th. MMan178Hochzeit-Gedichte.
Man ſchaute wie das haar / der dienſtbarkeit entriſſen /
Und durch des windes ſpiel nun wieder frey gemacht /
Mit goldnen fuͤſſen lieff um ihrer ſchuldern pracht /
Ja wenn es ſich zuſehr nach ihren bruͤſten neigte /
Jn hoͤchſter lieblichkeit rubinen-ringe zeigte /
Von der natur erdacht. Des Phoͤbus heller ſchein /
Der wolt aus vorwitz ſelbſt der erden naͤher ſeyn /
Und weil er ſie nicht darff durch ſeinen mund beruͤhren /
So wolt er ihren leib mit tauſend ſtrahlen ziehren /
Als zeugen ſeiner brunſt. Sie lag in ſtoltzer ruh /
So kam ihr kleiner ſohn von weiten auch herzu /
Und bracht ein kleines paar / durch ſeinen pfeil geruͤhret /
Der mutter / ſo da ſchlieff / mit freuden zugefuͤhret.
Er nahm mit linder fauſt das gold-geſtickte band /
So er von ihrem haupt itzt abgeſtreiffet fand /
Und knuͤpffte ſie damit in hoͤchſter luſt zuſammen;
Er rufft ihn leiſe zu: es wachſen eure flammen /
Und ſpreuen uͤber euch mehr lieblichkeit und luſt /
Als hier der blumen ſtehn um meiner mutter bruſt;
Der himmel muͤß itzund mit reicher hand den ſegen /
Aus dem geluͤcke ſproſt / um eure ſcheitel legen /
Und ſpeiß euch lange zeit mit tauſend uͤberfluß.
Cupido gab darauf die mutter einen kuß /
Und ſprach: hier ſchauet ihr vermehrt den groſſen orden /
Hier ſteht ein wehrtes paar das itzt iſt euer worden /
Und euch zu ſelaven wird / auch wann ihr ſchlaffen liegt /
Hat auch die Venus je beruͤhmter obgeſiegt?
Sie reden itzt zwar nicht / doch brennen tauſend kertzen /
Die keine zeit verleſcht aus ihrem treuen hertzen /
Man kennet durch den loh ein angeſtecktes haus /
Die flammen ſchlagen hier aus beyden wangen aus /
Und will ihr keuſcher mund gleich nicht von liebe ſpre -
chen /
So wollen funcken doch aus ihren augen brechen:
Die rechte lieb erſtummt: doch ſchweigt das antlitz nicht /
So ein verraͤhter iſt und ohne zunge ſpricht /
Der menſchen augen ſeyn die buͤcher der gedancken /
Ein179Hochzeit-Gedichte.
Ein kurtzer blick entdeckt des hertzens engen ſchrancken /
Wie finſter er auch iſt. Es ſtund das ſchoͤne paar /
So in der Venus hand itzt uͤberliefert war /
Mit furchte / liebe / ſcham und hoffnung gantz umgeben /
Man ſchaut im kummer-ſchnee die freuden-roſen leben.
Beſonders ließ die braut der keuſchen augen-licht
Jn hoͤchſter lieblichkeit zur erde ſeyn gericht;
Sie fuͤhlet einen pfeil durch marck und adern dringen /
Wenn ſie bedacht: Jch ſoll der Venus opffer bringen /
Und weiß nicht was man ihr zu bringen ſchuldig iſt /
Mein reines auge hat zu keiner zeit erkieſt /
Wie ſich das opfer-vieh muß beym altar erzeigen /
Ob auch die flamme ſoll hoch gegen himmel ſteigen /
Wie man das werck beginnt / und wie man ſchlieſſen
muß /
Wie man gebrauchen ſoll mund / augen / hand und fuß /
Und was dergleichen mehr. Die Venus ſo die ſinnen /
Und was ſich in der ſchooß derſelben kan entſpinnen /
Als waͤr es groſſe ſchrifft / gantz fertig leſen kan /
Nahm dieſes neue paar mit luſt und freuden an:
Sie druckt es an die bruſt und ſprach: verliebte ſeelen!
Jtzt iſt es keine zeit die regung zu verhoͤhlen /
Jch fuͤhle was euch kraͤnckt / und kenne was euch brennt.
Ein krancker ob er gleich nicht den gebrechen nennt /
Muß doch ein krancker ſeyn: was iſt der ſcham von noͤhten?
Beſonders / liebſte braut / was wilt du dich entroͤhten?
Dies / was man liebe heiſt / hat Jupiter erdacht /
Und ſolches in die bruſt der andern goͤtter bracht /
Jch hab es nach und nach die gantze welt gelehret.
Dies / was dein ohr itzund nicht ohne ſchrecken hoͤret /
Und dein geſichte nur mit zittern ſchauen will /
Wird bald dein luſt-lied ſeyn und ſuͤſſes poſſen-ſpiel.
Dich wird alsdenn verluſt mehr als gewinn ergoͤtzen /
Und wirſt den ſuͤſſen kuß den perlen gleiche ſchaͤtzen.
Behalt dis kleine wort: durch eine kurtze nacht /
Wird aus dem wermuht-ſtrauch ein zucker-rohr gemacht /
M 2Und180Hochzeit-Gedichte.
Und was man itzt nicht laͤſt in die gedancken kommen /
Das wird alsdenn mit luſt oft in den arm genommen.
Und du / O Braͤutigam / zeuch itzt dein ſeegel auf /
der himmel und ſein ſchutz begleite deinen lauff /
Mein licht ſoll nord-ſtern ſeyn / und dir die ſtraſſe weiſen.
Genung; die iiebe laͤſt ſich nicht mit worten ſpeiſen:
Thut mehr als ich geſagt / der liebes-engel ſchaar /
die als ein bienen-ſchwarm um ihre goͤttinn war /
Und derer fluͤgel ſich mit Venus tauben ſchlugen /
die roſen vieler art in ihren ſchnaͤbeln trugen /
Umſchloß die beyden zwey / ſo Venus itzt verließ /
Und weil der luͤffte volck viel ſtimmen von ſich ſtieß /
Ja tauſend blumen ihn die fuͤſſe wolten kuͤſſen /
So trachte ſie dies feſt auch gleichfals zu verſuͤſſen.
Und ſang dis kurtze lied:
1.
LJebſtes paar! laſt eure glut
Und die wunder-reichen flammen /
Euch beherrſchen geiſt und muht
Jagt die funcken recht zuſammen:
Schau unſre fluͤgel an / derſelben bunter ſchein
Soll des feuers fache ſeyn.
2.
Richtet einen atlas zu /
dem auch atlas ſelbſt muß weichen /
Laßt die glut in einem nu
Phoͤbus fackel ſelbſt erreichen;
Der ſchoͤne wunderbrannd / der aus dem hertzen bricht /
Schadet unſern fluͤgeln nicht.
3.
Es muß mehr als geiſt und geiſt /
Sich allhier verbinden laſſen /
Wer die Venus fuͤrſtinn heiſt /
Muß nicht ihr geſetze haſſen:
Wir181Hochzeit-Gedichte.
Wir richten hier / ſo gut es immer werden kan /
Ein gewoͤlb aus fluͤgeln an.
4.
Scham iſt hier ein uͤbelſtand;
Und die fruͤchte der gebehrden /
Strafft der Venus ſtrenge hand:
Laſt gedancken wercke werden /
Wir ſchweben uͤber euch / ihr werdet nicht erſchreckt /
Weil euch unſer fluͤgel deckt.
5.
Braut / gedencke; wohl verſchenckt /
Jſt ſo gut als ſelbſt zu haben /
Was itzt dein gemuͤthe kraͤnckt /
Heiſt die liebe dich vergraben:
Sey heute nur getroſt / dir troͤpffelt nichts als luſt /
Von den fluͤgeln auff die bruſt.
6.
So verbindet brand durch brand /
Eines brenne durch das ander /
Macht euch aller welt bekand
Als verliebte Salamander:
Es ſtellt ſich euer ruhm mit ſo viel zungen ein /
Als hier unſrer fluͤgel ſein.
7.
Thut / was taub und muſchel thut /
Und der eppicht nicht kan laſſen;
Braͤutgam ruͤſte hertz und muth /
Deine liebſte zu umfaſſen:
Die fluͤgel wehen dir die friſchen blumen zu.
Schoͤnes paar was ſaͤumeſt du?
Man ſchaute wie darauff ein blumen-hagel kam /
Und die verliebte zwey in neue bande nahm.
Die tauben lieſſen itzt die rothen roſen fallen;
Man ſpuͤrte / wie allhier vor / andern blumen allen.
M 3Der182Hochzeit-Gedichte.
Der praͤchtige Jeßmin ſich reichlich finden ließ /
Und ſeine werthe krafft aus weiſſen lippen bließ.
Es kamen nun ſo viel der blumen angeflogen /
Daß ſie das ſchoͤne paar recht meiſterlich umzogen;
Es wuchs ein zartes ſchlooß / ſo Flora ſelbſt erdacht:
Dies ſuͤſſe Maͤyen-werck / die bundte wunder-pracht /
Weiß nur der braͤutigam genungſam zu beſchreiben.
Jn dieſem labyrinth da muſten ſie verbleiben /
Man ſchaute nichts von ihn / ein ſanfft gereuͤſch allein /
Das wolte liſpelnde faſt ihr verraͤther ſeyn /
Als wann ſie ſich numehr der hoͤchſten luſt beflieſſen:
Doch roſen laſſen nicht geheime ſachen wiſſen.
Rechts-Streit Der Schoͤnheit und Freundligkeit um den Sieges-Krantz der Liebe / Bey dem Bukiſch-Wolfahrtiſchen Hochzeit-Feſte. D. C. v. L.
Die Schoͤnheit.
DJe guͤldnen roſen ſind die ſonnen gruͤner felder /
Die ſonn hingegen iſt des himmels keiſer-blum /
Die183Hochzeit-Gedichte.
Die lorbeer-baͤume ſind der koͤnigs-ſchmuck der waͤlder:
Jch ſchoͤnheit aber bin der ſeelen heiligthum.
Die goͤtter opffern mir / die welt dient meinem rechte /
Die menſchen ſind mein volck / die Fuͤrſten meine knechte.
Die Freundligkeit.
Dem demant weicht Rubin / den Perlen die Korallen /
Dem balſame weicht oel / dem biſame zibeth /
Das gold ſticht ſilber weg / glaß ſchaͤmt ſich fuͤr kriſtal -
len /
Man weiß / das ſchnecken-blut fuͤr alle farben geht;
Das mohnden-ſilber muß fuͤr ſonn und gold erbleichen:
So muß der freundligkeit auch ſchoͤnſte ſchoͤnheit wei -
chen.
Die Schoͤnheit.
Der menſch die kleine welt beherrſcht der groſſen graͤntze:
Mein koͤnigs-ſtab beherrſcht die klein und groſſe welt.
Den helden windet man bepalmte ſieges-kraͤntze:
Von mir wird Palm und Sieg zum ſchau-ſpiel darge -
ſtellt;
Der koͤnigs-purpur weicht der Roͤthe meiner hirten /
Der Helm der frauen-haut / der Scepter meiner Mirten.
Die Freundligkeit.
Fuͤr feuer ſchmiltzt Metall / das glaß muß demant ſchnei -
den /
Den diamant bezwingt kein ſtahl nicht / ſondern Blut.
Kein ſtahl / kein eyß kein ſchnee kan deine ſtrahlen lei -
den /
Fuͤr deiner hitze ſchmiltzt blut / diamant / und glut:
Nun muß dies alles ja wie glaß fuͤr mir zerſpringen;
Weil meine flammen auch dir ſelbſt durchs hertze drin -
gen.
Die Schoͤnheit.
Das gifft dringt bis ins hertz / der blitz friſt marck und beine /
M 4Die184Hochzeit-Gedichte.
Die ſonne blendet nur der augen ſternend licht;
Die ſchoͤnheit aber blitzt durch felſen / ertz und ſteine /
Den augen der vernunfft entzeucht ſie das geſicht.
Die ſeele / die gleich ſonſt noch ſtrahl noch blitz empfin -
det /
Wird durch mich ſonne ſtets mit liebes-brunſt enttzuͤndet.
Die Freundligkeit.
Die Sinnen die beruhn noch nicht in deinen haͤnden /
Denn du laͤſt uͤber dich die augen urtheil faͤlln:
Jch aber weiß vernunfft und augen ſo zu blaͤnden
Daß ich die raben auch in ſchwanen kan verſtelln /
Der ſchoͤnheit ſchnee zerſchmiltzt fuͤr meiner anmuth
hitze /
Jhr ſcharlach krieget fleck / ihr Marmel krieget ritze.
Die Schoͤnheit.
Mein weſen ohne fleck darff ſpiegel ohne flecken /
Darff richter ohne falſch und augen die nicht blind.
Du muſt dein faͤrbicht nichts in meine ſeide ſtechen /
Mein glantz iſt weſentlich / dein Prangen iſt ein wind /
Schoͤn zu ſeyn ſcheinen iſt dein groͤſtes meiſter-ſtuͤcke /
Und daß ein nackter ſich mit meinen federn ſchmuͤcke.
Die Freundligkeit.
Es iſt viel groͤſſer Kunſt / aus nichts nicht etwas machen /
Als dieſem / das ſchon iſt / zu ſetzen etwas zu.
Schmaͤhſt du die haͤßligkeit ſo muß ich deiner lachen /
Weil ſie durch mich offt wird ſo ſchoͤn geſtellt als du.
Solch ſchmincken geht wol hin / wo die gefaͤrbten Strah -
len
Nur ſchoͤner / als wol ſelbſt der ſchoͤnheit pinſel mahlen.
Die Schoͤnheit.
Mein irrdiſch himmel iſt ein irr-ſaal der gedancken /
Mein lebend garten iſt ein Paradieß der luſt /
Der185Hochzeit-Gedichte.
Der geiſt umſchlinget ſich in den umgarnten ſchran -
cken /
Kein auszuwickeln iſt der ſeele nicht bewuſt.
Die Sinnen ſind durch mich bezaubert und entſinnet.
Kein menſch kein vogel iſt der durch den flug entrinnet.
Die Freundligkeit.
Die ſchoͤnheit freylich iſt ein Himmel; ich die ſonne.
Ein garten; aber ich das blum-werck das ihn ſchmuͤckt.
Der ſchoͤnheit luſthaus iſt ein Kercker; meine wonne
Das netz / in welches geiſt und ſeele wird beruͤckt.
Der ſchoͤnheit zauber-kunſt kan ſinn und hertz bethoͤren;
Sie aber floͤſt ihr gifft durch meine zucker-roͤhren.
Die Schoͤnheit.
Die glut ſteigt in die hoͤh aus der ſie iſt geronnen /
Des eiſens un-arth kehrt ſich immer zum magnet /
Die ſonnenwende folgt der angenehmen ſonnen:
Das flammen-qvell bin ich / daraus die lieb entſteht /
Der ſtein / der nach ſich kan die haͤrtſten hertzen ziehen /
Die ſonne gegen der viel tauſend geiſter gluͤhen.
Die Freundligkeit.
Das lieben iſt das kind der ſchoͤnheit; ich bin Amme /
Sie ſaugt die mutter-milch aus meiner honig-bruſt.
Sie iſt das feur-qvell; ich aber bin die flamme;
Aus meiner wuͤrckung ruͤhrt die folge ſolcher luſt.
Die ſchoͤnheit muß nach mir das ſteuer-ruder lencken;
Nach meinem winde muß die lieb ihr ſeegel ſchwencken.
Die Schoͤnheit.
Jch bin das ebenbild des ſchoͤpffers / Gottes ſpiegel /
Das mahl-werck der natur / das kunſt-ſtuͤck’aller welt /
Ja meine ſtrahlen ſind der morgen-roͤthe fluͤgel
Und zeugen / daß den geiſt die tugend-ſonn erhellt.
Denn wo der tugend licht erleuchtet duͤſtre hertzen /
Da bringt die ſchoͤnheit auch den tag den augen-kertzen.
M 5Die186Hochzeit-Gedichte.
Die Freundligkeit.
Du und die tugend ſelbſt wirſt ohne mich zum laſter;
Wo euch mein licht und geiſt nicht anblickt und beſeelt /
Jſt eure todte pracht ein glatter alabaſter /
Den ihm ein kuͤnſtler hat zum goͤtzen ausgehoͤlt.
Ob auch die ſchoͤnheit zwar mit zucker ſpeiſt die augen;
So pflegt die ſeele ſelbſt doch meine milch zu ſaugen.
Die Schoͤnheit.
Jch bin ein himmels-kind / die mutter aller zierde /
Der ſpringbrunn ſuͤſſer luſt / der tugend tulipan /
Der Venus ihr altar / ein abgott der begierde /
Zum opffer zuͤndet man mir tauſend ſeelen an.
Jn meinen nelcken hat Cupido ſeine wiege /
Den renn-platz ſeiner macht / die Wahl-Stadt ſeiner ſiege.
Die Freundligkeit.
Jch bin ein roſen-zweig im paradieß erzogen /
Und durch ein anmuths-reiß gepropfft der ſeelen ein /
Biſt du der liebe-qvell / der luſt-begierde bogen;
So muß mein ſaltz die fluth / mein ſtrahl die ſeene ſeyn /
Cupido leidet durſt / die liebe muß verwelcken
Sammt dir / wo nicht mein thau beperlet deine nelcken.
Die Schoͤnheit.
Die Schoͤnheit iſt der grund / ein angebohrnes weſen /
Darauff die freundligkeit geſalbte ſchmincke ſtreicht;
Ein buch / indem man kan auff tauſend blaͤttern leſen /
Daß die natur bey mir den gipfel-zweck erreicht.
Das balſam-kraut der hold iſt mehr als halb verſigen /
Wo es nicht wurtzeln kan auff meinem baͤthe kriegen.
Die Freundligkeit.
Die ſchoͤnheit braucht mich zwar an ſtatt tapezereyen /
Sie ſchmuͤckt ihr zimmer auch mit meinen blumen aus;
Jch muß ihr leeres feld mit liljen uͤberſchneien;
Jch throͤne meinen ſtuhl offt in ihr marmel-hauß:
Jeden -187Hochzeit-Gedichte.
Jedennoch kan ich auch aus ſchlechten augen blitzen /
Auff bleichen wangen ſpiel’n / auff krancken lippen ſitzen.
Die Schoͤnheit.
Gar recht / denn weil mein thau das ſeelen-feld befeuchtet /
Darff man der freundligkeit beliebten weſt-wind nicht.
Wenn meiner ſonne glantz im hertzen nicht mehr leuchtet /
So thut alsdenn erſt noth der anmuth mohnden-licht.
Die freundligkeit iſt nur den haͤßlichen erfunden;
Der ſchoͤnheit pfeil macht auch mit ihrer unhold wunden.
Die Freundligkeit.
Die roſen friſt ein wurm / den purpur friſt die ſchabe /
Der reiff verſaͤngt die ſaat und hitze fettes kraut /
Ein blaſſes fieber traͤgt die ſchoͤnheit bald zu grabe /
Auch in halb-todter bruſt bleib ich der liebe braut.
Dein himmel-brodt verdirbt mit ſchluͤſſung matter augen;
Jch ſiege / wenn gleich gifft und kranckheit an mir ſaugen.
Die Schoͤnheit.
Mach unhold immerhin der ſchoͤnheits-himmel truͤbe;
Werfft alles anmuths-kleid ihr zarten glieder hin /
Die ſchwindſucht der vernunfft / der ſeele krebs / die liebe /
Wird gleichwohl bey euch ein in euer wohn-hauß ziehn.
Worzu darff ſich mein licht mit nebel / dunſt und ſchatten /
Das irrlicht falſcher hold ſich mit mir ſonne gatten?
Die Freundligkeit.
Die leere ſchoͤnheit gleicht ſich bundten tulipanen /
Die noch geruch noch krafft auff ihren blaͤttern fuͤhr’n /
Geht der Sirenen lied fuͤr den Geſang der ſchwanen /
Wird meine zunge mehr als deine feder ruͤhr’n.
Der ſeele ſeiden-wurm die natter der gebeine /
Nagt an den runtzeln offt eh als an helffen-beine.
Die Schoͤnheit.
Jhr ſchwartzen ſonnen ihr im himmel des geſichtes /
Jhr ſchoͤnheits-Herolden ſeyd zeugen meiner macht.
Jhr188Hochzeit-Gedichte.
Jhr augen ſeyd der brunn des hellen ſeelen-lichtes /
Die liebe ſchoͤpfft die glut aus eurer kalten nacht.
Jn euren wolcken muß ſie ihren blitz anzuͤnden /
Ja einen hertzens-weg durch euer fenſter finden.
Die Freundligkeit.
Was ſeyd ihr ſternen wol wenn nicht die ſtrahlen ſchieſſen[?]
Ein koͤcher ohne pfeil / ein uhrwerck ohne gang
Wenn ſie nicht ihr metall in meine formen gieſſen /
Erweckt der augen-thron wol keinen liebes-zwang.
Jhr augen moͤcht ja wol der liebe zeug-hauß bleiben /
Doch / daß die waffen ſich aus meiner ſchmiede ſchreiben.
Die Schoͤnheit.
Es mag der perlen-mund / den nelcken rings bebluͤmen /
Der becher aus rubin der voller zucker ſchwimmt /
Durch eigne wuͤrckungen der ſchoͤnheit palmen ruͤhmen;
Weil ja die liebe ſelbſt in ſeinem purpur glimmt.
Cupido muß ſein garn in dieſe roſen ſtellen /
Dafern er einen geiſt will in ſein netze faͤllen.
Die Freundligkeit.
Mein naſſes hauchen muß den lippen-pfad beſuͤffen /
Und den zinober-mund mit laͤcheln zuckern ein /
Des kuͤſſens balſam muß auff die korallen flieſſen /
Soll er der ſeele burg / der liebe garten ſeyn.
Denn / wenn mein weſt-wind nicht durch dieſe blaͤtter ſpielet
Wird wol in keiner bruſt ein ſuͤſſer hauch gefuͤhlet.
Die Schoͤnheit.
Jhr bruͤſte kaͤmpfft fuͤr mich / ihr ſchnee-gebirgten bruͤſte /
Aus derer gipffel glut mit vollen flammen ſchlaͤgt /
Sprecht / eure ſchoͤnheit ſey der Venus blut-geruͤſte /
Worauff ſie in den ſarg der buhler freyheit legt /
Ein felß / an dem die lieb ihr gold-geſchooß muß ſchaͤrffen /
Ein brunn / wo milch und blut beliebte wellen werffen.
Die189Hochzeit-Gedichte.
Die Freundligkeit.
Wo dieſe baͤlge ſoll’n die liebes-brunſt aufwachen /
So muͤſſen ſie von mir vor aufgeblaſen ſeyn.
Jch kan nach dieſer frucht die finger hungrig machen /
Huͤllt gleich die ſchoͤnheit ſich der marmel-aͤpfel ein.
Auch ohne ſehen laͤſt die ſeel ihr ſich geluͤſten /
Wenn ſie itzt unterm flor die ſchwulſt ruͤhr’t in den bruͤſten.
Die Schoͤnheit.
Des kinnes weiche perl / der hals aus marmel-ſteine /
Der achſeln blancke milch / der ſtirne ſchnee-geſtalt /
Der adern warmer tuͤrcks / die ſchooß aus helffenbeine /
Sind tempel ſuͤſſer luſt / der augen auffenthalt.
Die weichen lilien der rohten ſammet-wangen
Sind muſcheln / inner der die Venus wird gefangen.
Die Freundligkeit.
Wenn deine ſchnecke ſoll die liebes-perle zeigen /
So muß mein athems-weſt den ſaamen hauchen an;
Mein antlitz’s-himmel muß auf ſie das thau-glas ſaͤugen
Der anmuht / daß ſie ihr die lippen waͤſſern kan.
Der augen ſonnen-ſtrahl muß waͤrmen und erleuchten /
Der kuͤſſe ſeelen-ſaltz muß balſamen und feuchten.
Die Schoͤnheit.
Es muß die gantze welt der ſchoͤnheit ſich bedienen /
Die ſternen borgen gold / den himmel ſchmuͤckt Saphir;
die erd eutlehnt Schmaragd / das feuer braucht Rubinen /
Kriſtall und perlen ſind des waſſers hoͤchſte zier.
Wenn die natur die welt mit liebe will beſaͤmen /
Muß ſie das pfropfungs-reiß von meinen ſtaͤmmen nehmen.
Die Freundligkeit.
Die gantze welt muß ſich im lieben freundlich ſtellen /
der ſterne zwinckern iſt ihr buhl’riſch liebes-blick.
der blumen ihr geruch / das rauſchen in den qvellen /
Der luͤffte blitzen iſt ihr holder anmuhts-ſtrick.
Den190Hochzeit-Gedichte.
Den ſafft / den die natur in ihre wurtzeln leitet /
Den hat mein ſonnen-ſchein anfaͤnglich zubereitet.
Die Schoͤnheit.
Jhr Nymphen / die ihr rings um dieſe tafel ſitzet /
Und eurer ſchoͤnheit gold auf dieſen ſchau-platz ſtellt /
Bekennt es / was euch mehr bey euren buhlern nuͤtzet /
Mit was ihr ſie zu erſt in euer netze faͤllt.
Bekennt es! iſts nicht wahr? daß euer ſchoͤnheit ſpiegel
Sey euer liebes-garn / der buhler hertzens-zuͤgel.
Die Freundligkeit.
Jhr Nymphen / die ihr mehr des buhl - und kuͤſſens
wegen /
Als wegen ſuͤſſer koſt wohnt den bancketen bey /
Bekennt / durch was ein mann in ketten ſey zu legen!
Ob nicht die Freundlichkeit das rechte kleinod ſey /
Fuͤr das die jugend witz und hertz und ſinn muß geben /
Der leim / an welchem bleibt der maͤnner freyheit kle -
ben.
Die Schoͤnheit.
Bekennt / verliebte braut / ſind die verbuhlten ſonnen
Der ſchwartzen augen nicht der brunn-qvell aller luſt?
Der pfuhl / daraus das gifft des liebens iſt geronnen
Durch ſeiner augen-roͤhr in ihres liebſten bruſt?
Kurtz: ob ihr ſchoͤn-ſeyn nicht ſein lieben hab erwecket /
Und uͤber ſeine kunſt die ſiegs-fahn aufgeſtecket?
Die Freundligkeit.
Die ſchoͤnſte ſchoͤnheit iſt die ſchoͤnheit des gemuͤhtes /
Die man durch mein kryſtall wie durch ein ſchau-glas
ſieht.
Der geiſter aͤhnlichkeit die eintracht des gebluͤhtes
Jſt mehr um die gebuhrt der gegen-gunſt bemuͤht.
Jch habe / liebſtes zwey / durch gleichheit holder ſitten /
Mehr / als das auſſenwerck der glieder / euch beſtritten.
Die191Hochzeit-Gedichte.
Die Schoͤnheit.
Jch kaͤmpffe fuͤr das hefft daß ich in haͤnden habe /
Fuͤr kraͤntze / die mein ruhm in Phrygien errenn’t /
Weil Paris ſchon mit reich und kron und koͤnigs-ſtabe
Den guͤldnen Apfel hat der ſchoͤnheit zuerkennt.
Wie ſoll dies liebe Paar denn anders urtheil faͤllen!
Die ſich ſelbſt ohne zwang in Paris ketten ſtellen.
Die Freundligkeit.
Jch kaͤmpffe fuͤr den krantz aus lorbern / der mich kroͤnet /
Mit dem fuͤrlaͤngſt Anton der Moſrin hold beſchenckt /
Als er die ſchoͤnheit hat Octaviens verhoͤhnet /
Und der Cleopatra die ſiegs-fahn aufgehenckt.
Ja Venus hat gemuͤſt mit meinen waffen ſiegen.
Wie habt ihr liebſten zwey / denn anders koͤnnen krie -
gen?
Die Schoͤnheit.
Es mag das kluge volck des ſchoͤnen frauen-zimmers
Rings um die tafel her von uns ihr urtheil faͤll’n.
Jch ſchwere bey der pracht des angebohrnen Schim -
mers:
Aus meinen brunnen muß die liebes-ader qvell’n.
Jedweder der ſich wird nach wunſche mir beqvemen /
Die ſoll den ſchoͤnſten ſchatz ihr aus dem hauffen neh -
men.
Die Freundligkeit.
Der richter bleib erkieſt. Die ſoll ihr liebſter kuͤſſen
Noch heinte / welche mir wird unentfallen ſeyn.
Mein zucker ſoll den mund ihr ewiglich beſuͤſſen.
Herr Braͤut’gam ſammlet ihr der Nymphen ſtimmen ein.
Die allerliebſte Braut ſoll ſelbſt den anfang machen.
Jhr maͤnner aber moͤgt die weigernden verlachen.
Der192Hochzeit-Gedichte.
Der gluͤckſelige Leid - und Freu - den-Wechſel. Bey der Kahl-und Keßleriſchen Ver - maͤhlung vorgeſtellet von S. K.
HErtzliebſter verliebter!
Nach dem wechſel neuer zeit
Wechſelt er ſein altes leid
Sehr kluͤglich / weil es ſo ſchicklich /
Und gluͤcklich / weil es ſo vergnuͤglich iſt.
Die ehe hat ein vorſchmack des ewigen leben /
Uble wahl
Machet qval /
Und nach leide
Folget freude.
Die flammen der liebe ſind irrlichter:
Jhre ſtricke haben viel zweifels-knoten /
Jhre ſeile beruͤcken viel ſeelen.
Manchen ziehen ſie zur ehe als in einen kercker /
Darinnen er bis auf den tod gefangen ſitzen muß;
Ehe ſchmeckt er ach und wehe /
Eh er recht erkennt die ehe.
Man liebet nichts / als was man gut befindet /
Man ſoll alles pruͤfen und das gute behalten;
Aber dieſes nohtwendige uͤbel darff man nicht ſuchen /
Und kan es doch nicht verlaſſen.
Die eh iſt ein Paradieß:
Und darinnen der baum des erkaͤnntniß gutes und boͤſes /
Jn dem ſtande der unſchuld darff man deſſen frucht nicht
koſten /
Die liebes-luſt iſt der ſaame von der verbohtenen frucht /
Die uns mit freuden bluͤhen und nach dem Paꝛadieß ſchmecken /
Ja193Hochzeit-Gedichte.
Ja die roſen ſind kraͤfftig / aber die dornen verletzen die un -
vorſichtigen /
Ohne die ehe war das Paradieß ſelbſt ungluͤckſelig;
Es war alles gut / aber es war doch nicht gut / daß der menſch
allein waͤre /
Das ebenbild Gottes / die augenluſt der engel /
Das meiſter-ſtuͤcke der welt;
Wo dieſes ſich mit einem andern verbindet / da iſt die zwie -
fache vollkommenheit /
Der menſch beſteht aus leib und geiſt / darum muͤſſen ſie
beyde vereiniget ſeyn /
Die begierde ſiehet auf den leib / die freundſchafft auf das
gemuͤhte /
Die ehliche liebe fuͤget leib und ſeele zuſammen.
Der reichthum iſt keiner liebe faͤhig / weil es keine gegen -
liebe hat.
Ein hohes geſchlechte iſt aller ehre / aber nicht der liebe
wehrt.
die tugend iſt ruͤhmlich und jedermann iſt ihr gleiche gunſt
ſchuldig.
die ſchoͤnheit iſt vielen andern gefaͤllig und zur eyferſucht
verſehen /
Aber die ehliche liebe will etwas beſonders haben /
Jhre kuͤſſe muͤſſen nicht nach fremden biſam ſchmecken /
die iſt die ſchoͤnſte / die unſern augen alleine gefaͤllt /
Und dieſe iſt die liebſte / welche dem hertzen beliebet /
Die augenliebe kan ein augenblick in haß veraͤndern /
Wer achtet der dornen / wenn die roſen des mundes ver -
welcken?
Wenn der ſchnee der wangen ſchwindet /
So muß auch das eiß der luſt vergehn /
Worauf die liebe ſonſt zu tantzen / aber auch leichte zu glei -
ten pfleget.
Wenn die matten glieder ſchlaffen / ſo gehet dieſe liebe
ſchlaffen /
Weil ſie die blaſſe geſtalt des leibes erwecket hat.
Hofm. w. IV. Th. NJn194Hochzeit-Gedichte.
Jn einem ſchoͤnen leibe / wohnt auch ein ſchoͤner geiſt:
Dieſer aber muß dem verliebten in gegen-liebe gleichfoͤr -
mig ſeyn /
Sonſt ſchaͤrfft er nur die zaͤhne des widerwillens;
Wenn die ſeiten der ſitten verſtimmet ſeyn /
So ſinget man dem muhte zu grabe;
Wo ein leib iſt / da muß auch ein hertz und eine ſeele ſeyn /
Des einen geiſt muß in dem andern ſchweben /
Er muß gleiche regung und bewegung haben /
Das band der ehe iſt keine folter-kette ein frey gemuͤhte zu
feſſeln /
Und mit langem verlangen eines langen todes zu mar -
tern /
Es iſt ein liebes-guͤrtel der alle vergnuͤgung begreiffet /
Wenn er nur fuͤglich und gluͤcklich geſchloſſen wird;
Die magnet-nadel der begierde ruhet nicht /
Wo ſie nicht auf den angel-ſtern der gegen-liebe ziehlet.
Wie die erde gegen den himmel; ſo iſt der leib gegen die
ſeele.
Aus dieſer gegen-ſchein entſtehet der einfluß aller gluͤck -
ſeligkeit.
Herr Braͤutigam.
Er wird heute einen gluͤckſeligen anblick haben /
Die kleine welt iſt der groſſen gleich geartet /
Die ſonne iſt bisher in dem waſſer-manne geweſen /
Und heute tritt der volle monde in die jungfrau.
Sein leid hat bisher waſſer gezogen / welches er nun von
ſich ſchuͤtten ſoll /
Heute ſoll ihm der volle mond in dem zeichen der jungfrau
ſcheinen /
Der himmel wird hierzu fruchtbaren einfluß verleihen /
Hierauf hat ihm ſein hertz und mund gewaͤſſert /
Nun ſolten ſeine lippen mit dem liebes-thau des ſegens
flieſſen /
Welche er im ſuͤſſen kuͤſſen uͤberfluͤßig ſchmecken muͤſſe!
Kein195Hochzeit-Gedichte.
Kein kuß kan ſich ſelber koſten:
Die einſamkeit kan die krafft der liebe nicht empfinden;
Es muß ſeel und geiſt in einem leibe zuſammen rinnen /
Daraus wird der balſam ehlicher liebe bereitet /
Der goͤttliche leim / ſo allein zwey in einem leibe zuſammen
fuͤget.
Seine ſeufftzer vergiengen mit der lufft / da ſie niemand auf -
genommen /
Die flamme des hertzens verleſchte / als das liebes-oͤhl er -
mangelte /
Die wunden des leidens kunten nicht heilen /
Weil ſie nicht verbunden wurden.
Numehr wird der ſchmertz in ſchertz verkehret / denn ſein
hertz hat freude im leide.
Mit dem neuen jahre begunte er aufs neue zu lieben /
Gewißlich aufs neue zu leben.
Liebe brennt auch in der kaͤlte:
Der weiſſe heckelsberg laͤſt aus ſchnee und eiß ſeine flammen
ſteigen /
Die kleine welt muß auch ein heimlich feuer bey ſich haben.
Des Herrn Braͤutigams anitzo zu geſchweigen /
So wird die Jungfer Braut ihm heute ſelber zeugen /
Wie itzt ihr ſchnee-gebirg im heiſſen brande ſteh
Und eine rohte glut aus deſſen huͤgeln geh;
Hier ſtarren die glieder und wollen gefrieren /
Doch wil ſich die hitze viel minder verlieren.
Sonſten wird die fremde welt itzund herbſt und fruͤhling
halten;
Solte der Herr Braͤutigam irgend bey dem froſt erkalten /
So fahr er nur in das noch unerfundne land /
Jn ſeiner neu-entdeckten welt /
Dort an dem bemooſten Strande /
Jn dem neu gelobten Lande /
Wird er roſen koͤnnen brechen /
Welche nicht mit dornen ſtechen /
Er wird aͤpfel und granaten /
Die nach jener art gerahten /
N 2So196Hochzeit-Gedichte.
So im Paradieſſ geweſen /
Aus erfuͤlltem ſchooſe leſen /
Da ſchertz er von hertzen nach ſchmertzlichem leide /
Mit lieblichen lieben in hertzlicher freude /
Jn gluͤcklich-und unverruͤcklicher luſt /
Die ſchicklich - und fuͤglicher beyden bewuſt.
Sie muͤſſen / was andre nicht wiſſen / genieſſen /
Jn ſuͤſſeſten kuͤſſen der ſeelen zerflieſſen /
So wird denn aus zweyen ein einiger leib /
Und bleibet das braͤutgen im haͤubgen ein weib /
So ferne die ſterne der liebe wohl ſcheinen /
Und beyde mit rechter verbindung es meynen /
So koͤmmt wol ein dritter leib kuͤnfftig an tag /
Und zeiget / was gluͤcklicher wechſel vermag.
Copia eines Schreibens an Tit. Hr. J. F. Richtern / Pfarrern in Melaun / als er ſeinen Vermaͤhlungs-Tag begieng. S. R. B. Velamajenſis Eliſius.
MEin freund erlaube mir / daß unter dieſen zeilen
Ein ungebehtner gaſt zu deiner hochzeit geht /
Er wird ſich hoffentlich gar wenig uͤbereilen /
Weil trieb und nahmen ſchon auf dieſen blaͤttern ſteht.
Die leute wundern ſich in klein und groſſen ſtaͤdten /
Was dein getroſter geiſt hat vor ein werck gethan /
Die laͤyen ſehen faſt dein thun als raritaͤten /
der Clerus aber dich mit hohen augen an.
Komm / ſprach die liebe / ſchreib / und lobe mir den Richter /
der ſich im lieben ſelbſt ein maͤßig urtheil ſpricht /
Und ſtraffe mir dabey die tollen boͤſewichter /
So ihren zweck der eh auf welt und geld gericht.
Jch197Hochzeit-Gedichte.
Jch folgte dem befehl / jedoch nicht ohne kummer:
Es hieſſe dieſes ja ins weſpen-neſt geſtoͤrt /
Doch Clio fuͤhrte mir die hand im ſuͤſſen ſchlummer /
Darin ich folgendes geſchrieben und gehoͤrt.
Mein Richter deine zucht wird wohl den ruhm behalten /
Daß deine jugend ſich nach tugend umgeſchaut /
Da ſonſt die kinder-zucht der prieſter will erkalten /
Und mancher ſeele ſchon vor Eli ſoͤhnen graut.
Dein vater wolte nur von einem ſohne wiſſen /
Der ſeine bluͤthe nicht mit uppigkeit vermengt /
Da pfarren-kinder itzt frantzoͤſiſch tantzen muͤſſen /
Und mancher ſeine brut bey zeit den teuffel ſchenckt.
Des vaters ſeegen pflegt nicht aus der art zu ſchlagen /
Legt eine mutter nur des ſeegens-helffte bey /
Drum konte man von dir das ſpr[i]chwort auch nicht ſagen:
Daß meiſtens nicht viel guts an pfaffen-kindern ſey.
Die ſchulen wiſſen ja noch deinen fleiß zu loben /
Gewiß / Gott hat an dich ein herrlich pfund gelegt /
Nicht / wie das Trivial / ſo manchen hat erhoben /
Der itzt mit ehren kaum den kirchen-ſaͤckel traͤgt.
Hat Wittenberg dir nicht das zeugniß mitgegeben /
Daß du dich recht modeſt und loͤblich auffgefuͤhrt /
Wenn andre wie das vieh und ertzt-bacchanten leben /
Und mancher eine ſau als Muſe careſſirt.
Dich plagten dazumahl noch keine liebes-grillen /
Wie einen / der als fuchs ſich ſchon verplempert hat.
Wer ſo hat abſolvirt, kan froͤlich wie der kommen /
Und trotzt der raſenden Pedanten gantze ſchaar /
Weil er kein fremdes kalb an ſeinen pflug genommen
Und kein erkaufft concept in ſeiner predig war.
Du ſtiegſt durch lauffen nicht / viel weniger geſchencke /
Noch durch der Venus ſchooß in Chriſti ſchaffſtall ein /
Auch kein juriſten-ſtreich / noch andre Pfaffen-raͤncke
Hat zu der pfarre dir behuͤlfflich duͤrffen ſein.
Jch weiß / du biſt ein feind von ſolchen prahlereyen /
Du gehſt im geiſt geruͤſt in deines Gottes hauß;
N 3Wenn198Hochzeit-Gedichte.
Wenn ſonſt ein andrer laufft und legt mit vielen ſchreyen
Den abgeſchriebnen krahm auff allen Cantzeln aus.
So pflegt das gluͤcke denn ſo leichte nicht zu fehlen /
Mit dem / was man gelernt / auch andre zu verſehn /
Wenn eltern anders nur auch Præceptores wehlen /
Durch die mehr dienſte Gott / als dieſer welt geſchehn.
Zwey Loͤwen haben dir viel gutes nachgeſchrieben /
Es ſog ihr zarter geiſt viel ſchoͤne lehren ein /
Du biſt ihr erſter hier und auch der letzte blieben /
Wenn in fuͤnff jahren ſonſt zehn Hoffemeiſter ſeyn.
Es ſtund das Chriſtenthum mit Adelicher tugend
Bey untergebenen durch dich auff guten fuß /
Jtzt iſt die Zucht verkehrt / indem die meiſte jugend
Eh ſie deutſch bethen kan / frantzoͤſiſch fluchen muß.
Jedoch bekenne mir / mein Richter / hat die liebe
Dir dazumahl in Culm nicht ſchon ein garn geſtellt /
Mich deucht / ich hoͤre noch das wort von dieſem triebe
Da’s hieß: ich muß geſtehn / das Roſel mir gefaͤllt.
Hier war gelegenheit genung zum courteſiren,
Wenn eure redligkeit das ende nicht bedacht /
Ein andrer wuͤrde wohl ſo keinen tag verliehren /
Und haͤtt in ſolcher zeit / ich weiß nicht / was gemacht.
Doch wahre tugend laͤſt ſich keine laſter fangen
Und rechte keuſchheit haͤlt des fleiſches proben aus.
Du biſt honett verliebt mit Roſeln umgegangen /
Aus reverentz fuͤr Gott / gewiſſen / ſchatz und hauß.
Viel halten dieſen ſtreich vor unvollkommne ſuͤnden /
Wie nechſt ein Candidat des predigamts gethan /
Sie laſſen ſich getroſt bey Dinens ſchweſtern finden /
Und ſtreichen ihre that mit fremden pinſeln an.
Wer weiß? (man wolte mir nechſt wunderding er -
zehlen)
Auff wie viel zofen ſich hat mancher rumgeſihlt /
Wie ſolt er nicht hernach auff laſter koͤnnen ſchmehlen /
Die als reliqvien er noch im buſem fuͤhlt!
Es war Amour gemacht / und fehlte nichts als ſtuffen /
Durch welche mit manier ein weib zu heben waͤr /
Als199Hochzeit-Gedichte.
Als Wittenberg dir hat zum andern mahl geruffen /
Und machte dir dadurch nur hertz und liebe ſchwer /
Doch hat Marien-thal nechſt Gott dir das gegeben /
Was Doctor Luthers hut und Cantzel nicht gethan /
So nahmſt du ungeſaͤumt dein kuͤnfftig prieſterleben /
Durch himmliſchen beruff von dieſem Cloſter an.
Both eine himmels-braut auff deine Complimenten
Durch ein paar handſchuh dir doch offt die ſeegens-hand /
Und hat / wenn andre ſich die ſchuh von fuͤffen ranten /
Manch artig beutelgen von hoffnung uͤberſandt.
Hier dorfften ſich nicht erſt viel Collatores zancken /
Es hat kein Competent ſich dir contrair bemuͤht.
Dein wohlſeyn darffſt du auch nicht einem juncker dancken /
Der ſeinen pfarr zugleich mit weib und kind verſieht.
Laß kommen / die ſich hier nicht allzuſicher wiſſen /
Und lege den beruff doch deinen bruͤdern vor /
Es wird / ich weiß gewiß / ſich mancher ſchaͤmen muͤſſen /
Der ehr und Renomèe bey ſeinem dienſt verlohr.
GOtt ließ ſich als Patron hier gantz allein erkennen /
Der deiner Aeptißin ihr frommes hertz regiert /
Die dich / mein freund! gewolt zum Paſtorat ernennen /
Und dir per Conſeqvens ein noͤnngen zugefuͤhrt.
Ja warum ſolte dich der himmel nicht berathen /
Er kennt ja deinen geiſt und deſſen eyffer wohl /
Mit dem dort fiſcher mehr als Schrifftgelehrten thaten;
Der aber itzo nur auff Qvackern ruhen ſoll
Dich hat der hochmuths-geiſt noch niemahls angetrie -
ben /
Der mehr Magiſter itzt als gotts-gelehrte macht /
Die mehr den Doctor Hut als ihren meiſter lieben /
Die haſt du jederzeit als narren ausgelacht.
Der geiſt des friedens wird dich ferner hin regieren /
Treib nur die widrigen mit Chriſti ſanfftmuth ein /
Laß andre zancken / ſchrein und greulich disputiren,
Und glaube / daß es doch nur huͤlſen-dreſcher ſeyn.
Dein gott-gelaßner ſinn wird ſich um nichts bekuͤmmern
Was an der kirche nicht und ihrem ſprenckel hengt
N 4Wo -200Hochzeit-Gedichte.
Wogegen mancher ſich (nur ſtanckerey zu zimmern)
Als ein Polyphragmos in alle haͤndel mengt.
Jſt dein Diſcurs von GOtt und uͤberird’ſchen Dingen /
So ſchwatzt ein anderer / was das getraide gilt /
Was ſeine Decimen und wiedemuthen bringen /
Und wie er alle jahr die kuͤch - und keller fuͤllt.
Jch weiß du laͤſt dich nicht des uͤbels wurtzel blenden /
Den geitz (der geiſtlichen ihr altes Proprium)
Du wirſt die todten nicht um kuͤh und bette pfaͤnden /
Du zeigſt den armen ja dein thaͤtigs Chriſtenthum.
Jn de[i]ner Compagnie muß man des nechſten ſchonen /
(Welch frommer geht doch gern mit laͤſter-zungen um?)
Bey andern iſt der zweck von Converſationen
Ein taͤglich hechelndes Tobacks-Collegium.
Dir iſt dein Amts-reſpect viel lieber als das ſchmauſen /
Dabey manch alter narr ein Pickel-haͤring iſt /
Pfuy! daß man hoͤren muß / wie itzt die pfaffen hauſen /
Und ſolche flegeley von GOttes-knechten liſt.
Mein freund verzeihe mir / daß ich dergleichen melde /
Jch nehme dich mit recht von dieſer gattung aus;
Und lege wider mich der gantze Prack zu felde /
So acht ich bann und fluch als eine todte maus.
Die frommen weiß ich wohl / ich kenne deines gleichen /
Wo lehr und leben ſtets in gleicher waage gehn /
Da wohl vor dieſem ruhm der groͤſte theil muß weichen /
Und manch impietiſt beſchaͤmt zuruͤcke ſtehn.
Jch bin nicht klug genung / was ſich der groͤſte hauffen
Vor ein Concept von GOtt und ſeiner Kirche macht /
Wenn ſie wie raſende nach pfarr und weibe lauffen /
Und mancher Subſtitut ein heimlich opffer ſchlacht.
Wohl dem! der warten kan / und laͤſt den himmel wal -
ten /
Und nur auff ſtall und pferd nicht allzuhitzig iſt /
Und wenn das gluͤcke kommt auch kan Parole halten /
Noch ſeiner Roſilis in fremder lufft vergieſt.
Dieß iſt der treue ſinn / mit dem du dich verbunden /
Den weder zeit noch ort zu trennen hat vermocht /
Da201Hochzeit-Gedichte.
Da lange weile ſonſt leicht mittel hat erfunden /
Und manch verliebter ſchatz bald qverlet oder kocht.
Schwatzt ſonſt ein geitzlicher von nichts als guͤldnen
ziegen /
Und hohlt den Teuffel ihm aus einer groſſen Stadt;
So wird dich Roſilis weit gluͤcklicher vergnuͤgen /
Als ſonſt ein boͤſes ding das tauſend thaler hat.
Wen alſo nicht vermag was beſſers zu bewegen /
Den ſchoͤnheit / ſtand und geld nicht in ſein netze zieht /
Der muß vergiß mein nicht in ſeinem garten hegen /
Das nur wie Aloe in hundert jahren bluͤht.
Dieß will gemeiniglich ein helles zeugniß geben /
Das ein dergleichen Paar ihm einen himmel baut /
Wenn ſonſt der Pfarr und ſie wie hund und katze leben /
Und taͤglich jeder theil ſein fege-feuer ſchaut.
Bey euch wird wohl gewiß die liebe nicht veralten:
Jn zwantzig jahren iſts wie in der erſten nacht /
Wenn ſonſt ehrwuͤrdige ſich Schwaͤgerinnen halten /
Und mancher bey der Magd vor ſeine Heerde wacht.
Genung / ſprach Clio hier ſo muſt ich nun er wachen)
Ein feind der laſter muß ein freund der Menſchen ſeyn /
Dir uͤberlaß ich itzt das Compliment zu machen /
Und ſolches fiel mir auch in dieſen worten ein:
Mein freund! der himmel will durch mich ſich itzt erklaͤhren /
Und rufft durch dieſes blat dir tauſend gluͤcke zu.
Er ſagt: was ich geſtifft daß muß auch lange waͤhren /
Denn ſeiner gunſt Propos ſey Roſilis und du.
Jch ſchwatze billich dir mit garſtigen Poeten
Nichts von Cupidens pfeil und ſuͤſſen naͤchten vor /
Bey dem / was GOtt geſtifft / darff keine braut erroͤthen /
Als wo ein Sodoms-blat den keuſchen zweck verlohr.
Soll denn ein Prieſter nicht wie alle menſchen lieben?
Jſt beydes / liebe nicht und andacht feuer-reich?
Der / ſo der gantzen welt geſetze vorgeſchrieben /
Spricht auch zur Cleriſey: Wachſt und vermehret euch!
Der ſo die Prieſter-Eh verſprochen hat zu ſegnen /
Und ſich als braͤutigam zu ſeiner Kirche thut /
N 5Wird202Hochzeit-Gedichte.
Wird dir / geliebtes paar / in kirch und hauß begegnen /
Ach! wenn du dieſen haſt / ſo ſtehet alles gut.
Er blaſe nur nach wunſch in deine liebes-flammen /
Und gebe / daß in ihm ſich mund und hertze freut /
Er ſey (ich ſetze wohl das beſte hier zuſammen)
Dein prieſterlicher ſchmuck und auch dein ehren-kleid /
Er laß im creutze ſich den himmel bald verklaͤren /
Und deine Roſilis ſtets ohne dornen bluͤhn;
Auch (weil du ihm ſchon kanſt manch geiſtlich kind gebaͤh -
ren)
Dich / leiblich kindes kind zu ſeiner Ehre ziehn.
Jch will nun zwar den brieff doch nicht die hoffnung
ſchlieſſen /
Und druͤcke wunſch und pflicht den letzten worten ein:
Gott wird was ich gewuͤnſcht wohl zu erfuͤllen wiſſen /
Jch aber lebenslang dein freund und diener ſeyn.
Lob der Wittwen bey einer Hochzeit vorgeſtellet Von J. S. S.
WJr lieben mehrentheils diß was uns gleichen kan /
Und wer ſich durch das band der ehe will vermaͤhlen /
Der wird gemeiniglich ihm eine braut erwaͤhlen /
Die eben ſo wie er / mit Sitten angethan.
Die thaler moͤgen zwar einander uͤberwiegen /
Doch muß geſchlecht und ſtand in gleicher wage liegen.
Vor allen aber ſoll das alter gleiche ſeyn /
Da will die liebe ſich mit keiner andern paaren /
Als die uns eben gleich an alter und an jahren.
Die203Hochzeit-Gedichte.
Die jungen leute nimmt die falſche Meynung ein:
Als doͤrfften ſie ſich nicht mit einer wittwe laben /
Und muͤſten anders nichts als eine jungfrau haben.
Wie uͤbel aber kommt bißweilen mancher an /
Offt weiß die junge braut die wirthſchafft nicht zu fuͤh -
ren /
Die finger ſind zu zart die arbeit anzuruͤhren /
Man ſiehet / wie ſie nur das fenſter druͤcken kan.
Vor ihres hauſes heil wird ſie gar ſelten wachen.
Sie denckt / was ſie nicht thut wird das geſinde machen.
Jm ſommer geht ihr fuß auff doͤrffer / gaͤrt und wald /
Jm winter muß man ihr den ſchoͤnſten ſchlitten bringen /
Worauff die ſchellen ihr viel angenehmer klingen /
Als wenn zu mancher zeit die kirchen-glocke ſchallt.
Wie kan bey dieſer luſt der gute mann beſtehen /
So muß ſein gluͤckes-rad gewiß zuruͤcke gehen.
Dem ſchon der weg bekannt / der reiſet gut und wol /
Er wird ein irrlicht ſich nicht leicht verfuͤhren laͤſſen /
Und will gefahr und noth den muͤden fuß umfaſſen;
So weiß er wo man fliehn und wo man weichen ſoll.
Wer einen ſolchen ihm wird zum gefehrten wehlen /
Der kan gewißlich nicht den rechten weg verfehlen;
Der eine Wittwe nimmt verſpuͤret gleiche treu /
Denn wo der kummer will die lieben zwey umfangen /
So ſind die wittwen ſchon die ſtraſſen durchgegangen /
Sie wiſſen was zu thun und was zu laſſen ſey.
Wenn junge frauen offt bey Kart - und bret-ſpiel lei -
ben /
So ſuchen ſie die zeit mit arbeit zu vertreiben.
Jn liebes-ſachen ſind ſie keine ſchuͤler nicht /
Sie ſind ſoldaten gleich / denn die bey vielen ſiegen
Und ſchlachten ſind geweſt / die werden gluͤcklich kriegen /
Wenn204Hochzeit-Gedichte.
Wenn der erhitzte feind in ihre laͤger bricht /
Der liebſte darff ſich hier nicht um die kuͤſſe plagen /
Und keine ſorge nicht vor bett und wiege tragen.
So lebt denn dieſer menſch vergnuͤget und begluͤckt /
Der kuͤch und keller voll / der hauß und haußraht findet /
Und ſeines gluͤckes bau auff ſolche Saͤulen gruͤndet /
Die auch die groͤſte laſt nicht leichtlich unterdruͤckt.
Mit deſſen ehren-tag kein kummer-tag erſchienen /
Und dein die ſorgen nicht zur hochzeit-taffel dienen.
Diß wird / herr ihm nichts unbekanntes ſeyn /
Er hat ſchon laͤngſt gewuſt was dieſes blat beſchrieben /
Drum als der himmel ihn zum lieben angetrieben /
So nimmt ein wittwen-bild ihm geiſt und ſinnen ein.
Mit einer jungfrau ſucht er ſich nicht zu vermaͤhlen /
Er will / wie mich beduͤnckt / das beſte theil erwehlen.
Drum wird dies liebes-band faſt unzertrennlich ſeyn /
Sie werden ſich mit luſt in reinen flammen uͤben /
Es wird / ſie wertheſten / kein jammer nicht betruͤben /
Das gluͤcke ſtellt ſich ſchon als ihr begleiter ein /
Sie werden ſchertz und luſt / ſie werden tauſend ſegen
Schon mit dem hochzeit-kleid um ihre lenden legen.
Jſt in der liebe-feld bißhero was verſaͤumt /
So wird als gaͤrtner er diß wiſſen einzubringen /
Er ſehe / daß ihm nicht bey ſo beſtellten dingen /
Schon in der erſten nacht von einer erndte traͤumt.
Auff aͤckern pflegt die frucht am beſten auffzugehen /
Die manches jahr beſaͤet und manch jahr wuͤſte ſtehen.
Bey205Hochzeit-Gedichte.
Bey der Stryck-und Zangiſchen Vermaͤhlung. J. S. S.
NJcht wundre dich vielleicht verwundrungs-wehrte
frau!
Daß ich mit kuͤhner fauſt dir ehren-pforten bau /
Und ſie bemuͤhet bin nur auf papier zu ſetzen /
Da doch gantz Breßlau ſelbſt / das kleinod deutſcher
Welt
Zum ehren-tempel dir ſich heute dargeſtellt /
Und dieſen tag gedenckt dem marmel einzuaͤtzen.
Jch kenne deine hoͤh und meine niedrigkeit /
Jch weiß / daß dieſes blat mit ſeiner dunckelheit
Der hochzeit-kertzen glantz / die heute um dich gleiſſen /
Und wie geſtirne ſind / nicht wohl vertragen kan /
Doch blickſtu nur geneigt die ſchlechten zeilen an /
So wird ihr ſchatten klar / und ich entſchuldigt heiſſen.
Wer / groſſe goͤnnerinn / von deinen tugenden
Ein rechtes ebenbild ſucht zu verfertigen /
Erkuͤhnt ſich einer that / vor der die krafft verſchwindet /
Deshalben ſchweiget auch mein ungeuͤbter kiel /
Und ſchreibet nur / daß / wer die tugend ſchauen will /
Jn deinem hertzen ſie / als ſeiner heymaht findet.
Drum haſtu jederzeit ſo gluͤcklich dich vermaͤhlt /
Und haͤupter haben dich zu ihrem ſchatz erwehlt /
Die deine vaterſtadt ſtets ihren ſchatz genennet /
Dein Arzat / der ihr wohl ſo gut erhalten hat /
Als ſein geſchickter fuß vor ſeinen Kaͤyſer trat /
Wird bey der nachwelt ſelbſt vor ihren artzt erkennet.
Nach206Hochzeit-Gedichte.
Nach dieſem wurdeſt du dem klugen Burghardt lieb /
Den bald die ewigkeit zu ſonn und monden ſchrieb /
Als Breßlaus himmel ihn zu ſeinem ſtern erkohren /
Und er in deſſen raht ein hohes mitglied hieß /
Woher nach ſeinem tod er dieſen nahm-ruhm ließ /
Daß eine harte burg durch Burghards fall verlohren.
Und heute giebt das gluͤck dir einen neuen kuß /
Weil ſich der groſſe Stryck mit dir verknuͤpffen muß /
Der Stryck an dem noch mehr als goldne faden prangen /
Die ſelbſt der klugheit hand geſchickt gewuͤrcket hat /
Mit kurtzem: dieſer Stryck / an den des himmels raht
Der Fuͤrſtinn halbes hertz / des landes wohl / gehangen.
Wer nun dein hohes lob und deiner tugend preiß /
Gleich ſo vollkommen ſonſt nicht zu begreiffen weiß /
Kan bey der groͤſſe doch aus deinem lieben ſchlieſſen:
Die adler paaren ſich mit ſchlechten tauben nicht /
Weil jene den compaß auf deſſen blick gericht /
Wirſtu ihr angelſtern mit rechte heiſſen muͤſſen.
Der Hoͤchſte gebe nur / daß dein vermaͤhlungs-feſt /
Das er zum drittenmahl dich itzt begehen laͤſt /
Auch dreyer wohlergehn zuſammen dir verbinde /
Dir werd ein neuer artzt und neue burg zu theil /
Und dein ſo theurer Stryck ſey dir ein ancker-ſeil /
Worauf gantz unbewegt ſich dein vergnuͤgen gruͤnde.
Lebt endlich beyderſeits verſtrickte hertzen wohl /
Und glaubet feſtiglich / kein Alexander ſoll
Das diamantne band / das euch verknuͤpfft / zerſchmeiſſen /
Die lieb und das geluͤck betreten euer haus /
Und ruffen / wie mich duͤnckt / als eure ſclaven aus:
Weil Stryck und Zang uns haͤlt / wie ſolten wir ent -
reiſſen!
Das207Hochzeit-Gedichte.
Das ſchoͤnſte Wildpret bey der Foͤr - ſter - und Zobeliſchen Ehe-Vermaͤhlung eingeliefert durch einen Getreuen Schuͤtzen.
DEr foͤrſter Melidor gieng neulich gantz betruͤbt /
Und ſchien / ob haͤtt er ſich bloß in den forſt verliebt:
Er meynte keine luſt / als nur in ſtillen gruͤnden
Bey felſen / baͤumen und bey altem mooß zu finden.
Jn dieſer lebens-art vergieng er manche zeit:
Sein gantz vergnuͤgen war der wald der einſamkeit:
Da wo ein jaͤger ſonſt das muntre horn ließ klingen /
Ließ er durch laub und blat wol tauſend ſeufftzer drin -
gen.
Jndem er nun die bruſt mit ſolchem thun vergnuͤgt /
Und mittags ungefehr im kuͤhlen ſchatten liegt:
Da hoͤrte Melidor gar fremde voͤgel ſingen /
Und daß durch zweig und aͤſt itzt andre winde gien -
gen.
Die lufft erhobe ſich von balſam und jeſmin /
Dabey der gantze forſt voll lauter feuer ſchien:
Man ſahe nichts als glantz: ja ſelbſt der ſonnen-ſtrahlen /
Die muſten jedes blat mit gold und ſilber mahlen /
An dieſen ſchoͤnen ort und praͤthtigen revier /
Zog nun der muntre Pan mit ſeiner Pales fuͤr;
Drauf kamen Satyri in vollem flammen-triebe /
Und ſolchen folgte gleich die mutter aller liebe.
Als ſie nun Melidor in ihrer pracht erſah:
Da wuſt er nicht fuͤr angſt / wie ſeiner bruſt geſchah:
Er warff ſich alſobald beſtuͤrtzt zur erden nieder /
Und ſchrie: ach Goͤttinn! ach! hier iſt geſchoß und fieder.
Die Venus ſprach entruͤſt: Was dient mir dein geſchoß?
du druͤckſt kein einigmahl auf etwas wildpret loß:
du wilt der faulheit nur und einſamkeit nachgehen:
Um meine kuͤche mags / wer weiß wie? ſonſten ſtehen /
Du208Hochzeit-Gedichte.
Du haͤlſt mir uͤbel haus. Und ſieh der tapfre Pan
Der zeigt mir alleſamt die faulen ſchuͤtzen an:
Ja ſeine Pales hier die wird dich uͤberfuͤhren /
Daß du in deinem forſt nichts thuſt als rumſpatziren.
Drum auf ihr Satyri bringt ihn gefangen ein!
Er ſoll aus meinem forſt durchaus verbannet ſeyn.
Und daß ich meinen grimm an ihm will recht erweiſen:
So ſchlagt ihn alſobald in banden und in eiſen.
Hier lag nun Melidor in voller angſt und noht:
Und ſchien / ob waͤr er ſchon durch dieſes urthel todt;
Doch als er noch einmahl die goͤttinn an will ſehen /
Merckt er ihr ſoͤhngen da / da faͤngt er an zu flehen
Und ſchreyt: Ach hertzen-kind / du troſt in meiner qval!
Ach nimm dich meiner an! Verſuchs ein einig mahl!
Jch will mich lebenslang dir treu zu ſeyn verpflichten:
Und kuͤnfftig mein geſchooß nach deinem willen richten.
Cupido war vergnuͤgt: er bildte ſich was ein:
Daß er bey dem Proceß ſolt Advocate ſeyn.
Er ſprach: Mein Melidor / ey gib dich nur zufrieden:
Was gilts? die ſache wird durch mich noch gut entſchie -
den.
Du biſt mit deiner noht ja noch niemahls gehoͤrt;
Und gleichwol uͤberhaupt in dem Sentenz beſchwert;
Wir wollen / wo ſie nicht laͤſt dich genade ſpuͤren /
Von meiner mutter an den vater appelliren.
Drauf gieng Cupido flugs die liebe mutter an /
Und ſprach: Was hat denn dir der Melidor gethan /
daß du ihn alſobald wilſt gantz und gar verwerffen?
dem foͤrſter fehlt ja nichts / als nur den muht zu ſchaͤrf -
fen /
Sein rohr iſt ſonſten gut: der will iſt auch dabey:
Nur klagt er: daß das wild nicht anzutreffen ſey.
Man thut ihm wol zuviel / ich muß es ſelbſt geſtehen:
Er iſt / nach weid-manns art / mit kraut und loht verſehen;
die Venus laͤchelte / und ſprach: Mein liebſter ſohn /
du hoffſt gewiß etwas aus dieſem forſt zu lohn.
Du kommſt vergebens nicht mit deinem kraut und lohte.
Und209Hochzeit-Gedichte.
Und biſt des Melidors vertrauter raht und bohte?
Ach! ſprach Cupidgen / ja / er hat ſich mir verpflicht:
Der hahn iſt aufgepaſt / das rohr iſt ſchon gericht:
Er will das ſchoͤnſte wild / daß er nur kan erſchleichen /
Eh ich michs ſoll verſehn in deine kuͤche reichen.
Und dieſes iſt gewiß; ich ſelbſt will buͤrge ſeyn:
Er hat auf dem geſchoß itzt einen neuen ſtein:
Er mag auf jedes wild gar ſicherlich anſchlagen:
Jch weiß die buͤchſe wird ihm wohl nicht leicht verſa -
gen.
Wohl dem! rieff Venus aus / mein allerliebſter ſohn /
Um deinet wegen gilt die Intercesſion:
Du magſt den Melidor mit ſolchem troſt erqvicken:
Doch ſoll er unverlaͤngt ein ſtuͤcke wild einſchicken.
Drauf zog die goͤttinn fort in ihrer vollen pracht:
Cupido aber der nun richtigkeit gemacht /
Der ließ dem Melidor noch guten raht dahinden /
Und wieß ihm / wo er koͤnn das beſte wild auffinden.
Er ſprach: Geh alſo fort; dort wohnt ein weidemann /
Der ſtellet itzo gleich auf eine hochzeit an:
Da ſoll das ſchoͤnſte wild im forſt zuſammen ſtreichen /
Bey dieſer jagd kanſt du dich unvermerckt einſchleichen.
Da ließ der goͤttinn denn auch etwas rares aus:
Und trag es alſobald zu ihr ins jaͤger-haus /
Du wirſt ſie ſicherlich nicht ungenaͤdig finden /
Und ſie zu deinem gluͤck und fernern thun verbinden.
Hier haſtu einen ſtein / damit beſtreich dein rohr /
Das halt dem wilde nur recht nach der ſtirne vor:
Du magſt dich gar gewiß auf meine kunſt verlaſſen:
Jch weiß / du wirſt ſobald nicht einen ſchuß verpaſſen.
Dis nahm der Melidor nun alles wohl in acht:
Und als er ſich hierauf ein wenig noch bedacht:
So gieng er gantz erhitzt / ja voller muht und flammen:
Und fand in ſolchem forſt viel edles wild beyſammen.
Ach! dacht er: Himmel hilff! welch ſchoͤnes wild iſt hier!
Wem ſtehſtu auch nun recht mit deiner buͤchſe fuͤr?
Hofm. w. IV. Th. O.Und210Hochzeit-Gedichte.
Und welches duͤrffte wol von dieſem wildpret allen /
Der goͤttinn und auch dir am beſten wohlgefallen?
Er nahm den ſtein zur hand / und ſtrich damit ſein
Rohr:
Und alsdenn ſtellt er ſich damit behertzt hervor:
Von allen aber / ſo allhier beyſammen waren /
Gefiel ihm nur ein ſtuͤck / ſo wunderſchoͤn von haaren.
Ach! dacht er / dieſes iſt / was hertz und ſinn begehrt:
Das fell iſt koſtbahr und der ſchoͤnſten perlen wehrt:
Jch hoffe daß der ſchuß auf ſolches wird geluͤcken /
Jch wil auf dieſes nur im nahmen GOttes druͤcken.
Kaum aber druͤckte er die ſchnelle buͤchſe loß:
So ſah man daß er ihm recht nach dem hertzen ſchoß:
Und eh man kaum gehoͤrt des pulvers donner knallen /
So muſte dieſes wild ihm in die armen fallen.
Es ſah ihn unverwandt mit ſtarren augen an.
Ach! dacht er bey ſich ſelbſt: Was hab ich doch ge -
than?
Daß ich das blut ſoll ſehn von dieſem thiere fluͤſſen /
Da ich es tauſendmahl viel lieber wolte kuͤſſen.
Er ſah an ſeinem fell wol ſeine hertzens-luſt /
Und druͤckt es immdar mit ſeufftzen an die bruſt:
Ja als er ohngefehr aus ſeinen ſchoͤnen augen /
Ein ſuͤſſes liebes-gifft begunte einzuſaugen:
Da ſtellte ſich alsbald Cupido wieder ein /
Und wolte nicht gar weit von dieſer beute ſeyn.
Ach! ſprach er / Melidor / was wird die goͤttinn ſagen /
Wenn du ſo koſtbahr wild ihr wirſt ins jagt-haus tra -
gen?
Er fuͤhrt ihn alſofort zu ſeiner mutter hin /
Und ſprach: Ach goͤttinn! ſchau welch wunderſchoͤn ge -
winn
Dir nun der Melidor zu deinen fuͤſſen leget:
Daß einem muht und ſinn / ja aug und hertz beweget?
Hier ſah die Venus ihn vergnuͤgt und freundlich an /
Und ſprach: Nun halt ich dich vor einen weide-mann /
Von dir mag ich mir auch nunmehro gutes hoffen /
Du211Hochzeit-Gedichte.
Du haſt den Zobel und das ſchoͤnſte wild getroffen /
Dergleichen hat mir hier noch keiner eingebracht:
Drum ſey dir auch dafuͤr was ſchoͤnes zugedacht /
Komm folge mir alsbald in den pallaſt der liebe /
Und ließ dir da was aus nach eignem hertzens-triebe.
Als ſich der Melidor nun einen muht gefaſt:
So folgt er gantz behertzt der goͤttinn in pallaſt:
Damit er ihrem wort nu moͤg im wercke trauen:
So ließ ſie ihn den kern der ſchoͤnſten kinder ſchauen.
Hier / ſprach ſie / nimm dir hin den wohl-verdienten lohn:
Und fuͤhre / die du wilt / mit dir anitzt davon /
Wilt du dich aber auch nach meinem willen lencken?
So will fuͤrn Zobel ich dir eine Zoblinn ſchencken.
Da ſtund nu Melidor / als waͤr’er gantz entzuͤckt.
Ach! ſprach er / goͤttinn / wem der wechſel ſo geluͤckt:
Der hat nach hertzens-wunſch und eigenem verlangen
Das allerbeſte ſtuͤck und ſchoͤnſte wild gefangen.
Drauf nahm die goͤttinn bald die ſchoͤne Zobelinn:
Und gab ſie unverlaͤngt ihm mit dem worten hin:
Weil du ein foͤrſter biſt: ſo ſchickt ihr euch zuſammen:
Jch ſegne euer hertz mit reinen liebes-flammen!
Und du Cupido geh / beſtelle nun den ſchmauß:
Und ruff im gantzen forſt ein liebes-opffer aus /
Beſtelle tiſch und bett: Laß deine wirthſchafft ſehen /
Und um die tafel nun das ſchoͤnſte wildpret ſtehen:
Wenn dein gehorſam nu / was ich gewolt / gethan:
So ſchreib noch folgendes vor ihrem lager an:
Hier wird ein treulich paar einander treulich lieben:
Des himmels hand hat ſelbſt das buͤndniß unterſchrie -
ben.
Aus dieſem liebes-forſt da ſollen fruͤchte ſteigen:
Die ihren ſegen auch der nachwelt werden zeigen.
O 2Die212Hochzeit-Gedichte.
Die Wohnungen der Liebe. C. H.
1.
DJe liebe ſchleicht ſich zwar bey allen menſchen ein
Doch pflegt ſie ihr gezelt ſtets wechſelnd aufzuſchlagen;
Bald ſoll ihr ritter-ſitz in einem auge ſeyn /
Bald laͤſſet ſie den mund um einen platz befragen /
Bald giebt ſie wieder ſich bey haͤnd und fuͤſſen an /
Und hoͤret / ob ſie nicht bey ihnen wohnen kan.
2.
Geſchieht es / daß ihr licht der augenſtern bezieht /
So mercket man den gaſt bald an den feuer-blicken /
Und wie das auge meiſt nach einer ſonne ſieht /
Wo gegen-wendungen ſein mattes licht erqvicken:
Ja beyde lauffen offt ſo ſehr im kopff herum /
Als waͤren ſie entzuͤckt und gar vor liebe tumm.
3.
Beym munde pflegt es nicht viel beſſer herzugehn:
Was vor verrichtungen muß nicht die zunge tragen!
Wie muß der liebe ſie nicht zu gebohte ſtehn!
Bald freude / bald verdruß / bald ſchmeichelungen ſagen /
Wird offte gar ihr band durch vieles klagen wund /
So macht ſie zwar ein kuß / doch faſt mit zwang / ge -
ſund.
4.
Die haͤnde haben auch die haͤnde voll zu thun /
Und muͤſſen meiſtentheils mit ihrem wincken ſprechen /
Gar ſelten kan der hut vor dieſer unruh ruhn /
Und ſolte deſſen filtz des jahres zehnmahl brechen /
So achten ſie es nicht / ſie ſind es ſchon gewohnt /
Und hoffen eine zeit die alles zehnfach lohnt.
5. Doch213Hochzeit-Gedichte.
5.
Doch wird weit aͤrger noch der arme fuß geplagt /
Es moͤchte dieſer ſich faſt gar zu tode rennen /
Wenn ihn derſelben wurm faſt ſo empfindlich nagt /
Als wuͤrd er ihn noch gar von ſeinem leibe trennen /
Offt laufft er einer nach / die ihn doch nur verlacht /
Und uͤber jedem ſchritt ein ſchlimm geſichte macht.
6.
Doch dies iſt meiſtentheils der eitlen liebe gifft /
Wo aber dieſe glut ſowol vom himmel ſtammet /
Als auff ein ſittſames und reines hertze trifft /
Da wird der falſche dunſt der erſten gantz verdammet /
Wo deren flamme ſich zum wohnen niederlaͤſt /
Da feyret eine bruſt das rechte liebes-feſt.
7.
Verliebtes paar bey dir iſt dieſer letztern ſitz /
Es iſt dein auge / mund und hand zwar auch erhitzet /
Doch iſt die flamme nicht wie ein geſchwinder blitz /
Der vieles feuer hat / doch eh man’s meynt / verblitzet /
Bey dir hat dieſe glut weit laͤngeren beſtand /
Weil ſie die tugend hat in dir ſelbſt angebrand.
8.
Weil eurer liebe brunn denn aus der hoͤh entſpringt /
So wird er immer auch mit ſeegens-waſſer rinnen;
Das gluͤcke / das der thau des himmels zu euch bringt /
Wird euch den freuden-zeug zum ehſtands-kleide ſpin -
nen /
Auff allen ſeiten legt der himmel dieſes an /
Was eure reinligkeit und lieb erfreuen kan.
9.
So nehmt mit ſack und pack nun dieſe zu euch ein;
Das mit-geld wird ſie euch gewiß nicht ſchuldig bleiben /
Wo aber ihr nicht traut / ſo will ich buͤrge ſeyn /
Das eh neun monath wird der zeiten lauff vertreiben /
O 3Sie214Hochzeit-Gedichte.
Sie eine mulde voll euch uͤberſchicken ſoll /
Jndeſſen aber liebt und lebt und wohnet wol.
Cupido ein Jude. Bey dem Adam-Humeliſchen Hochzeit-Feſte.
1.
LEtzhin kam Cupido in eine handels-ſtadt /
Als wie ein Mammſer pflegt zerriſſen auffgezogen /
Und weil mit ſeinem pfeil / auch ſein Credit verflogen /
So hielt er gantz verwirrt nun mit ſich ſelbſten rath /
Jn meynung wie er doch bey den ſo klemmen zeiten /
Sich moͤchte ſonder geld wohl einen krahm bereiten.
2.
Sein abgefeimter geiſt nahm alle liſt zur hand /
Und wuſte ſeinen ſinn bald hin und her zu lencken /
Doch endlich wehlt er dieß zu ſeinem haupt-bedencken /
Wie mit Baratto er ſich machte wohl bekandt /
Und weil ſein leerer ſack nicht bahre mittel hegte /
Geſchah es / daß er ſich auff ſolche probe legte.
3.
Er lieff in ſchneller eil die gaſſen hin und her /
Bemuͤhte ſich mit fleiß die haͤuſer bald zu kennen /
Und wo er hoͤrte nur ein frauenzimmer nennen /
Daſſelbe merckt er ſich nicht etwan ohngefehr /
Er wuſte ſo genau die jungfern zu notiren /
Daß man von fernen ſchon ſein abſehn konte ſpuͤren.
4. Er215Hochzeit-Gedichte.
4.
Er machte ſich hiervon ein kurtz memorial /
Fieng auch nach dieſem an die wittwen auffzuſchreiben /
Und keine muſte ihm hierbey verſchwiegen bleiben /
Biß ſeine nota war vollkommen an der zahl;
Jn ſumma er beſchloß ſich mit profit zu naͤhren /
Auch zu dem ende bald mit jungfern zu verkehren.
5.
Weil ihm auch kein ſenſal hierbey von noͤhten war /
So ſucht er ſeinen fund alleine auszuuͤben /
Er gieng den marckt vorbey / wo knoblauch / welcke ruͤ -
ben
Man ihm mit zwiebel-kraut zum erſten bothe dar /
Allein er fuͤhrte gar weit andere gedancken /
Von waaren / die ihm nicht ſo in die naſe ſtancken.
6.
Es gieng vielmehr beſorgt der arme tropf herum /
Ob nicht bey revele / damaſten und griſetten /
Eſtoffen / taffend / er ſich koͤnte ruhig betten /
Jedoch man macht ihm hier auch ſeinen anſchlag
krunun;
Ein jeder dachte ſich was beſſers zu erhandeln /
Nicht aber dergeſtalt ſein gut ſo zu verwandeln.
7.
Von hier trieb ihn der geiſt auff tuch und lein-ge -
wand /
Und ſuchte hie und dar ihm unterſchiedne proben /
Fieng ſeine wahre drauff hingegen an zu loben /
Beſchrieb ſein jungfer-volck von ſtirne / bruſt und
hand;
Doch nie mand hatte luſt mit ihm zu barattiren /
Man meynte bey der waar ſey offte zu verliehren.
O 48, Und216Hochzeit-Gedichte.
8.
Und alſo ſchlug ſein zweck in ſtechen nirgend an /
Bald ſucht er juchten auff / bald eingeſetzte pfaͤnder /
Denn gantze buͤcher voll papierne ſtaͤdt und laͤnder /
Doch alles war umſonſt und ohne frucht gethan /
Sein abſehn hatte ſich in kurtzen ſo verſtiegen /
Wie in der butter-milch die abgematten fliegen.
9.
Und weil ihm alles hier ſo ſehr entgegen ſtand /
So ſolt ein wechſel-brief ihn ſeinen zweck vollfuͤhren /
Und zwar auff einen mann verzweiffelt zu traßiren /
Des nahmen in der welt noch niemahls war bekand /
Man hieß ihn aber ſich der Conti finti ſchaͤmen /
Und mit der buͤberey bey zeiten abſchied nehmen.
10.
Drauff dacht er bey ſich ſelbſt / wie kommt es im -
mermehr /
Daß du mit deiner luſt wirſt ſpoͤttiſch angeſehen /
Darff man der klugen welt mehr keine naſe drehen?
Und hat das jungfern-volck numehro kein gehoͤr?
So muſt du doch vor dich die ſachen unterſuchen /
Wie mancher ſchon voraus den braten hat gerochen.
11.
Hiermit ſo ſchlug er bald ſein kurtz regiſter nach /
Fieng nach dem alphabeth die nahmen abzuleſen /
Und ſprach: Alſine ſoll ſeyn liebens-werth geweſen /
Doch hat ein boͤſes maul ihr lauter ungemach
Durch argwohn und verdacht auff ihren hals gezogen /
Daß numehr ihr reſpect iſt aus der welt geflogen.
12.
Alaris war ein kind / vor dieſem / großgeacht /
Doch hat vor kurtzer zeit die ſchoͤne Balſamine /
Durch ausgeſtreuten neyd zu ihrem ſelbſt gewinne /
Sie gantz auff ſchlaue art um ihren buhler bracht;
Und217Hochzeit-Gedichte.
Und Bellis ſucht nur ruhm / die vielheit der perſonen /
So mit ihr ſind bekant / mit koͤrben abzulohnen.
13.
Clorinde / fuhr er fort / iſt zwar an guͤtern reich /
Doch hat ihr alterthum ſie ſehr bekant gemachet /
Daß jeder der ſie ſieht bereits von ferne lachet /
Und iſt zum uͤberfluß an mund und lippen bleich.
Diana geht ihr vor an ſchoͤnheit / an der ſtirne /
Doch gleichen ſie ſich ſehr einander im gehirne.
14.
Ja ſchau ich Edelheit von forn und hinten an /
So iſt der nahme hier zuvor das allerbeſte /
Denn bey dem vater ſitzt das liebe geld zu feſte /
Da er doch / wie man weiß / den leuten dienen kan /
Denckt tauſend thaler er gleich kuͤnfftig mitzugeben /
So doͤrfft ein ſchwieger-ſohn bloß die intreſſen heben.
15.
Und eben alſo ſieht es mit Florinden aus /
Sie hat der mutter art ſich freundlich anzuſtellen /
Und waͤre auch beliebt bey vielen junggeſellen /
Doch ihr herr vater giebt beym leben nichts heraus;
Jndeſſen muß das kind unſchuldig brache liegen /
Wenn andre unverdient in ihrem entzweck ſiegen.
16.
Geniſtens hoher geiſt ſteigt allzuhoch empor /
Sie weiß vor hoffarth mehr ſich ſelber nicht zu kennen /
Und doͤrffte leichtlich ſich die finger dran verbrennen /
Daß man Gratiolen zog ihrem hochmuth vor;
Die iſt vor anderen an demuth doch zu preiſen /
Weil ſie das gantze jahr nur einen putz kan weiſen.
17.
Zwar bleibet Heſperis und Honorat ein paar /
Die wol zu ruͤhmen ſeyn / den ihre zarte jugend /
O 5Legt218Hochzeit-Gedichte.
Legt alle fruͤchte dar von ungemeiner tugend /
Und laufft bey ihnen leicht nicht einer in gefahr /
Allein wer gelben koth vor reines gold will haben /
Kan an der ſchmincke ſich von Jſabellen laben.
18.
Klimenes frommer ſinn / Liſettens ſittſamkeit /
Sind aller ehren werth; doch ihre weiſen muͤtter /
Die machen durch ihr maul die heyrath ihnen bitter /
Weil ihre klugheit offt aus ihren ſchrancken ſchreyt:
Und da ſie aller welt was wiſſen anzuhencken /
Wie ſolten ſie es wohl dem eydam kuͤnfftig ſchencken.
19.
Melinde derer mund nach lauter ambra ſchmeckt /
Obgleich die fluͤchtigkeit bey ihr ſitzt hintern ohren /
Die ſcheint zur wirthſchafft mir noch allzujung gebohren;
Denn weil das kaͤlber-faͤll die zarten glieder deckt /
So moͤchte ſafft und geiſt aus allen ſuppen fliegen /
Und mit der zeit der mann die ſchwindſucht ſelber krie -
gen.
20.
Was Necolinen treibt / das iſt bekandt genug /
Hat ſie gleich nicht viel geld / ſo iſt ſie doch vermeſſen /
Daß ſie auff ewig will den eheſtand vergeſſen /
Wo ſie beym antritt nicht bald einen demant-ſchmuck
Von tauſend thalern werth kan ihrer ſchoͤnheit wegen
Und einen Drap d’argent um ihre ſchultern legen.
21.
Octavia iſt fromm / und ein ſehr liebes kind /
Doch weil beym heyrath-gut die bahren mittel fehlen /
Will niemand ſie darum zum ehgemahle wehlen /
So uͤbel iſt itzund die boͤſe welt geſinnt.
Auch die beſchaffenheit hat es mit Philippinen /
Jſt ſie gleich angenehm und von beliebten minen.
22. Qvirina219Hochzeit-Gedichte.
22.
Qvirina doͤrffte wohl ein fetter biſſen ſeyn /
Wenn ſie der adel-ſtand nicht in gedancken plagte /
Und alles buͤrger-blut aus ihrem hertzen jagte /
Weil Roſimenen es ſo gut getroffen ein.
Die kuͤnfftig wohl bey nah ſich ſelbſt nicht moͤchte ken -
nen /
Wenn ihr geſinde ſie geſtrenge frau wird nennen.
23.
Selinden fehlet nichts an klugheit und verſtand /
Und weiß bey Compagnie ſich artig auffzufuͤhren /
Jedennoch duͤrffte ſie wohl den aͤſtim verliehren /
Dieweil ſie / wie mich duͤnckt / ſich macht zuſehr bekand /
Und unſre Thlaſpia iſt allzufrey im ſchertzen /
Laͤſt ſich auch oͤffentlich in allen gaͤrten hertzen /
24.
Wenn gleich Valeria auff hohe ſachen zielt
Und die beredſamkeit erlernet aus Romainen /
So weiß ſie doch das maul im reden krum zu dehnen /
Daß keine liebligkeit aus ihren worten ſpielt:
Hingegen will allein der liebſten Wilhelminen
Zu einem zeitvertreib die kart und bretſpiel dienen.
25.
Was an Xantippen iſt / das weiß ein jeder faſt /
Wie ſie in ihrem thun ſcheint allzu boͤſer haare /
Und Urſis iſt bereits gar zu verlegne wahre /
Drum mag ſie keiner nicht zu ſeiner uͤberlaſt.
Was Zoroͤane wird durch ihr fontangen ſtecken
Erwerben mit der zeit / das mag ich nicht entdecken.
26.
Und hiermit hoͤrt er auff / und lachte ſelbſt bey ſich /
Daß bey dergleichen thun er ſich ſo ſehr vergangen /
Und mit der jungfrauſchafft zu ſtechen angefangen /
Sprach mit verwirrten geiſt nun! wo erhohl ich mich?
Jch220Hochzeit-Gedichte.
Jch will nur / fuhr er fort euch jungfern laſſen fahren /
Und meine wittwen nun mit junggeſellen paaren.
27.
Er war auch bald bemuͤht dieſelben durchzuſehn /
Und ſchwur der erſten an / ſo er nur wuͤrde finden /
Die wolt er ſonderlich durch ſeine kuͤnſte binden /
Und dadurch ihm den weg zu ſeinem handel baͤhn’n /
Er hoͤrte bald den werth der Hummelin erſchallen /
Wart / dacht er / die ſoll dir zu deinem zweck gefallen.
28.
Er nahm mit vorbedacht ſie alsbald zu der hand /
Und traff auch gluͤcklich drauff an eine gute ecken /
Wobey der laden-thuͤr viel ſpielcke-meſſer ſtecken /
Doch war der herr davon ihm annoch unbekandt /
Er forſchte fleißig nach wie er ſich moͤchte nennen /
Jn willens nicht ſo blind / wie vormahls / an zu rennen.
29.
Und ſchaut herr Adam ſaß in dieſem paradieß /
Das um und um von ſchmeltz / von ſpiegeln / taſche -
meſſern /
Von ſilber / gold und ſtahl / meßingnen tinte-faͤſſern /
Brumm-eiſen / flintenſtein und blechnen-doſen / gließ:
Dort ſah man fingerhuͤtt und flaͤmmlein zu den kraͤn -
tzen /
Hier ringe / wagenſchal und ſilber-perlen glaͤntzen.
30.
Dem juden ſtunde hier der krahm haubtſaͤchlich an /
Er laß ihm uͤber das auch noch viel andre wahren /
Womit er kuͤnfftig hin nach Pohlen wolte fahren /
Nebſt langen pfeiffen aus / und es war kurtz gethan /
Daß zu dem handel ſich ein jeder leicht verſtunde /
Und jeder part dabey bald ihren nutzen funde.
31. Denn221Hochzeit-Gedichte.
31.
Denn der Herr Adam traff des Judens antrag gut /
Und baht / wo kuͤnfftig er was brauchte von geſchmeide /
Von draht und andern zeug auch Veroneſer ſeide /
Bey ihm zu kauffen ein / dem Juden wuchs der muht /
Als ihm der handel nun war gluͤcklich angegangen /
Und ſchwur / die lebens-art nun anders anzufangen.
32.
Er wolte nicht ſo bald mehr ein Ebreer ſeyn:
Warff ſeinen rock hinweg / dran tauſend zotteln hungen /
Dieweil die ſchacherey ſo muͤhſam war gelungen /
Und ihm nicht uͤberall der zweck getroffen ein;
Sprach: muß ich mich gleich itzt vor allen jungfern
ſchaͤmen /
Will ich doch von euch zwey behertzten abſchied nehmen.
33.
Und hiermit lebet ſtets in eurem handel wohl /
Jch wuͤnſch euch Abrahams und unſrer vaͤter ſegen /
Vergnuͤgung muͤſſe ſich mit euch zu bette legen /
Und fuͤlle euer haus mit allen guͤtern voll.
Denckt / wenn ihr kuͤnfftig hin einander werdet kuͤſſen /
Ein etwas mehrers wird denſelben euch verſuͤſſen.
34.
Mein abſehn mag hinfort auf andere beſtehn /
Jch will nun in der welt von ſchachern ſtille ſchweigen /
Und bey den jungfern wird der wehrt aufs hoͤchſte ſtei -
gen /
Weil kuͤnfftig keine ſoll von mir ſo leer ausgehn /
Bin irgend einer ich itzund zunah getreten /
So ſey es ihr hiermit auch wieder abgebeten.
Eines222Hochzeit-Gedichte.
Eines klugen Artztes vernuͤnfftige Liebes-Cur. H.
1.
DJe aͤrtzte bleiben doch bey aller welt beliebt:
Jhr angeſichte ſoll der engel ihrem gleichen /
Wenn ſie der krancken bruſt gewuͤnſchte huͤlffe leiſten /
Wenn ihre cur die laſt vom krancken halſe ſchiebt:
Je mehr dem krancken da die noht pflegt zuzuſetzen /
Je hoͤher pflegt er auch des Artztes kunſt zu ſchaͤtzen.
2.
Vornehmlich ſtimmt uns hier das frauen-zimmer bey;
Wie offte ſeuffzen die nicht nach der aͤrtzte curen?
(Die meiſten ſind ohndem von kraͤncklichen naturen /)
Und daß bey ihnen doch ein artzt zugegen ſey?
Zumahl wenn eine glut ſich will im blute finden /
Die hertze / bruſt und ſchooß gar leichtlich kan entzuͤnden.
3.
Offt will bey ihnen auch etwas geoͤffnet ſeyn:
Kan’s blut nicht hurtig fort / ſo muß die ader leiden /
Daß man ein loͤchlichen in ihre haut mag ſchneiden /
Drauf ſtellt geſundheit ſich und farbe wieder ein /
Die ſie vor kurtzer zeit bey dieſer noht verlohren /
Und durch die oͤffnung wird itzt gleichſam neu gebohren.
4.
Manchmahl ſo muͤſſen auch ſogar die koͤpffe dran /
Die laſſen ſie ohndem ſich hertzlich gerne ſetzen /
Und achtens nicht / ob ſie die haut gleich was verletzen /
Genung / daß ſich ihr geiſt dabey erholen kan /
Denn welcher dieſes volck curirt nach ihren willen /
Der kan des artztes amt mit groſſem ruhm erfuͤllen.
5. Wohl -223Hochzeit-Gedichte.
5.
Wohl-Edler / ihm giebt auch die lieb itzt was zuthun /
Die Patientinn ſeufftzt nach perlen-milch und tropffen /
Sie klagt: das hertze pfleg ihr allzuſehr zu hopffen /
Der puls ſchluͤg auch ſo ſtarck / ſie koͤnn auch nicht wohl
ruhn /
Und ſchlieff ſie dann / ſo traͤumt ihr von dergleichen din -
gen /
Die ſie ſich ſchaͤmte faſt ans tagelicht zu bringen.
6.
Jch weiß er fuͤhlt hier ſchon / wohin die kranckheit
zielt /
Das hertz und auch der puls mit ihren ſtarcken ſchlaͤ -
gen /
Die koͤnnen ſchon die noht an tag genugſam legen /
Und lehren: daß er ja bey zeit die hitze kuͤhlt /
Es koͤnnte leichtlich ſonſt darzu was aͤrgers ſchlagen /
Wer waͤre dann hernach am meiſten zu beklagen?
7.
Die ſommer-curen ſind ohndem von guter art:
Die kraͤuter geben itzt durch ihre friſche kraͤffte
Die alleredelſten und angenehmſten ſaͤffte /
Daß ſich die Medicin und dieſe zeit wohl paart /
Sie ſchlagen treflich an / und wiſſen es die krancken
Denn ihrem artzte nicht genugſam zu verdancken.
8.
Befindt er es auch vor gut / daß ſie zur ader laͤſt /
So wird ſies gerne thun; will er ihr koͤpffe ſetzen:
So wird ſie gleichfals ſich daruͤber ſehr ergoͤtzen /
Wenn er die kranckheit ihr nur aus dem leibe preſt /
Die oͤffnung / wo es noht / wird ſie gar gerne leiden /
Und wohl den ſchoͤnen ort der kranckheit ſelbſt entklei -
den.
9. Wir224Hochzeit-Gedichte.
9.
Wir ſtoͤren ihn vielleicht in ſeiner liebes-cur /
Drum wollen wir ihm hier nicht weiter anſchlag ge -
ben /
Er weiß es mehr als wir / wie man die noht ſoll heben /
Die liebſte zeigt ihm auch bereits darzu die ſpur;
Curiret euch denmach umzechig / in die wette /
Doch leget euch darzu vorhero ja zu bette.
10.
Der ſo die liebes-cur die menſchen hat gelehrt /
der ſegne / was ihr thut / der laß euch in dem ſchatten
Sich mit dem uͤberfluß der reinen wohlluſt gatten /
die vor ein ſolches paar / wie du / gar wohl gehoͤrt.
Den lohn vor ſeine muͤh / mein freund / ſoll er erſt
wiſſen /
Wenn ſeine krancke wird noch kraͤncker werden muͤſſen.
Hochzeit-Arien. F. S. E.
ZAchaͤe komm nur an /
Jch will / ſo viel ich kan
Dich lieben / hertz und hand
Soll ſeyn das unterpfand
Der feſt verknuͤpfften Ehe /
Zachaͤe.
Zachaͤe glaube mir /
Jch wuͤnſche taͤglich dir
Der225Hochzeit-Arien.
Der Amaltheen horn /
Gold / ſilber / wein und korn /
Auch wildpret / haſen / rehe /
Zachaͤe.
Zachaͤe / du mein haupt /
Dir ſey numehr erlaubt /
Was keinem vor geſchehn /
Nach aller luſt zu ſehn
Die groß und kleine zehe /
Zachaͤe.
Zachaͤe ſey nicht faul
Zu druͤcken maul auf maul /
Abſonders ſey bereit
Zur kammer-haͤuslichkeit /
Wenn ich zu bette gehe /
Zachaͤe.
Zachaͤe / fuͤhre mich /
Alsdenn fein ſaͤuberlich
Jns ſchlaffgemach hinein /
Und wenn wir ſo allein /
So ſtoͤbre mir die floͤhe /
Zachaͤe.
Zachaͤe / laß die laus
Des kummers nicht ins haus /
Und wenn ſich trauren findt /
Schlag alles in den wind /
Und wirff es in die Seee /
Zachaͤe.
Zachaͤe / dein geſicht
Sey mein Cometen-licht
Des ſommers / herbſt und lentz
Mit ſeiner influentz
Mir gegen uͤber ſtehe /
Zachaͤe.
Zachaͤe / denn will ich
Dir danckbar weiſen mich /
Hofm. w. IV. Th. PJch226Hochzeit-Arien.
Jch will recht aͤhnlich ſeyn
Dem vollen monden-ſchein
Mit rund gewoͤlbter hoͤhe /
Zachaͤe.
Zachaͤe / wird es wahr /
Daß unter einem jahr
Was junges uns erfreut /
So wieg es / wenn es ſchreyt /
Weil ihm der bauch thut wehe /
Zachaͤe.
Zachaͤe / mit der zeit
Nimmt ab die froͤligkeit /
Die maͤnner legen ein /
Solts auch bey dir ſo ſeyn /
So trinck vom kraute thee /
Zachaͤe.
Zachaͤe / frommer Chriſt /
Weil du ſo milde biſt /
So bin ich wieder mild /
Und ſchenck dir in dein ſchild
Den hahn und auch das rehe /
Zachaͤe.
Abſchied des Jungfer-Kraͤntz - gens.
HEut giebt mein kraͤntzgen gute nacht
Dem jungferlichen leben /
Mein braͤut’gam hat mir’s abgemacht
Und heiſſen abſchied geben /
Wolan du muſt begraben ſeyn /
Ein haͤubgen iſt dein leichen-ſtein.
Du227Hochzeit-Arien.
Du wirſt verbannt von meinem haar /
Das andern ſchmuck ſoll haben /
Du kenneſt zwar nicht deine bahr /
Noch was dich wird begraben /
Doch wirſt du / wo der troſt nur hafft /
Mit tauſend freuden abgeſchafft.
Die liebe / die auf ihrer bahn
Das ſchoͤne blum-werck webet /
Zieht mir den ſterbe-kittel an /
Sie iſts / die dich begraͤbet /
Sie iſt dein tod und auch dein grab /
Und ſingt bey deiner leichen ab.
Niemand beklage deine zier /
Die dich begraben muͤſſen /
Denn man bewirfft dein grab allhier
Mit heiſſen lieben-kuͤſſen /
Du wirſt mit ehren beygeſetzt /
Nachdem was beſſers mich ergoͤtzt.
Verſcharre dich in deiner’ruh /
Dahin du itzt muſt reiſen /
Wie es hier weiter gehe zu /
Das wird ſich denn wol weiſen /
Denn wo du muſt zu grabe gehn /
Muß allzeit eine frau aufſtehn.
Jhr Nymphen / die ihr um mich weint /
Und noch recht eyfrig liebet /
Seyd / weil mir die braut-fackel ſcheint /
Nur nicht ſo ſehr betruͤbet /
Jhr ſollet auch in kurtzer friſt
Erfahrn / wie dis begraͤbniß iſt.
Hiemit mein kraͤntzgen lebe wohl /
Du wirſt uns junge bringen.
P 2Weil228Hochzeit-Arien.
Weil dein grab dazu dienen ſoll /
Daß blumen draus entſpringen /
Aus denen man ein kraͤntzgen macht /
So bald was in der wiegen lacht.
Geſpraͤch der alten Jungfern und jungen Frauen von Hey - rahten. S. E. R.
Die alten Jungfern.
WJe duͤrfftig ſcheint uns maͤdgen das geluͤcke!
Wir ſind der jungfern uͤber-reſt /
Wie? daß das himmliſche geſchicke
Nur uns ſo lange ſitzen laͤſt?
Da manche doch bey noch ſo jungen jahren
Zum liebſten ſchon ins bette ſteigt /
Und wir / ach ſchmertz! dann mit verdruß erfahren /
Daß man uns wol dafuͤr den ofen zeigt.
Die jungen Frauen.
Wohl uns! die wir ſchon haben
Das fleiſch / nach dem die jungfern ſo geluͤſt /
Wir weiber koͤnnen uns bey unſern maͤnnern laben /
Da ſie hingegen faſt der kummer gleichſam friſt /
Ein lieber ehmann kan uns manche nacht verſuͤſſen /
Wenn alte jungfern ſich im bette graͤmen muͤſſen.
Die alten Jungfern.
Was hilfft uns doch das aͤngſtliche gebehte /
Womit Andreas wird verehrt?
Das229Hochzeit-Arien.
Das man beym kleppeln beym genethe
Zum oͤfftern thut / doch unerhoͤrt /
Die Chriſt-nacht ſchwatzt wol viel von unſern freyern /
Doch die man ihm nur ſelbſt erdacht;
Manch muͤhlwerck muß bey gutem winde feyern /
Wenn ſich nicht hat der muͤller drauff gemacht.
Die jungen Frauen.
Wir ſind zu maͤnnern kommen /
Da wir noch faſt an keinen mann gedacht /
Was gilts / es haͤtte manch ein praver kerl genom -
men /
Wenn ſie nicht fuͤr der zeit ſich ſelbſt zur frau gemacht /
Drum darff itzt keine wol ſichs laſſen nahe gehen /
Wenn ſie bald oben muß in dem regiſter ſtehen.
Die alten Jungfern.
Ach ſchweſter ſchau! da geht mein alter freyer /
Ein wackrer mann / ach! haͤtt ich ihn!
Ja wol / ſo leg ich itzt nicht feyer /
Und waͤr was anders als ich bin.
Jch wolte ſtets nur einen jungen haben /
Jtzt ſagt ichs einem wittwer zu /
Aus ungeduld moͤcht ich mich ſelbſt begraben /
Da ſitz ich nun / ach! ach! du naͤrrin du.
Die jungen Frauen.
Wie gut iſts / wer nicht wehlet /
Die ihr alsbald den erſt-den beſten nimmt /
Wie manche jungfer hat viel werber zwar gezehlet /
Doch weil die liebe ſtets nach einem lecker glimmt /
Der ſie doch nicht gemeynt / ſo kommt ſie ſo darne -
ben /
Biß ſie dem tode muß zuletzt die hand drauff ge -
ben:
P 3Die /230Hochzeit-Arien.
Die / durch die Materiam Perlatam, cu - rirte Liebe bey der Hartwig-und Doviſchen Hochzeit vorge - ſtellet Von C. R.
SAgt / ihr koͤche / welche kuͤchen
Werden wol mit der verglichen
Die der ſchertz lateiniſch heiſt?
Traun / hier werden nicht Caluncken /
Graupe / gruͤtze / birnen-tuncken /
Bettel-ſupp und kraut verſpeiſt.
Man kocht hier nicht welcke ruͤben /
Oder waͤrmt was uͤberblieben
Geſtern war vom hirſe-brey /
Arme-ritter / eyer-kuchen
Darff kein hungriger hier ſuchen /
Daß es ſeine nahrung ſey.
Koͤnnt ihr auch gleich beſſre ſpeiſen /
Als die itzt genandten weiſen /
Wenn man hochzeit-taffel haͤlt /
Da ihr rind und kaͤlber ſchlachtet /
Nach dem beſten wildpret trachtet /
Laufft es ſchon was hoch ans geld.
Da ihr ſpeiſet gantze ſchweine /
Bratet voͤgel / groß und kleine /
Enten / gaͤnſe / henn und hahn /
Da ihr ſetzet auff die tiſche /
Schildkroͤt / auſtern / ſchnecken / fiſche /
Die zur zeit man haben kan.
Da231Hochzeit-Arien.
Da aus mehl ihr manche ſorten /
Aepfel-kirſch-und mandel-dorten
Vor das frauenzimmer backt /
Macht holippen / gleich den floͤten /
Nebſt den traͤchtigen paſteten /
Drein ihr fleiſch und knochen ſackt.
Da ihr eſſen nur zum ſchauen
Pflegt aus buntem wachs zu bauen /
So mit gold-blatt iſt belegt /
Daß es deſtomehr bey lichte
Dem mag ſcheinen ins geſichte /
Wer hierzu belieben traͤgt.
So kan doch diß und dergleichen
Jenem nicht das waſſer reichen /
Was nach unſrer kuͤche ſchmeckt;
Da kan man wohl zehnmahl zehen
Curieuxe ſtuͤckgen ſehen /
Die in glaͤſer ſind verſteckt.
Hier weiß unſer kuͤchen-meiſter
Faſt aus jedem oͤle geiſter
Kuͤnſtlich durch die glut zu ziehn /
Er kan ſpielen aus der taſche /
Wenn er aus der blumen aſche
Neue bluhmen laͤſſet bluͤhn.
Er iſt dreyer Reiche Koͤnig /
Achtet es noch viel zu wenig /
Nur der kraͤuter herr zu ſeyn /
Er zwingt auch das ertzt zum dienſte /
Nimmt / was nuͤtz iſt / zum gewinſte
Von den thieren insgemein
Aber / wer mag aller ſachen
So die Apotheker machen /
P 4Art232Hochzeit-Arien.
Art erzehlen in der eil?
Hier ſind Perlen / Edelſteine /
Nicht zum bloſſen hoffarts-ſcheine /
Sondern zur geſundheit feil.
Und von ſolcher Perlen wahre
Hat vor einem viertel jahre
Jhm herr -- was erkieſt /
Laͤſt die lieb er ſich regieren /
Oder kommt es vom ſtudieren /
Daß er ſo erblaſſet iſt?
Eines iſts von dieſen zweyen /
Liebe kraͤnckt ihn / er ſoll freyen /
Drum ſo ſucht er ſeine Cur
Von der Perlen krafft zu haben /
Margarethe ſoll ihn laben
Mehr als Bezoar-Tinctur.
Wohl getroffen! welch planete
Hat ihm dieſe Margarethe
Doch vom himmel zugefuͤgt?
Jeder kuß der Margarethe
Macht ihm neue luſt-panqvete /
Wenn er ihr in armen liegt.
Will er fiſche? Margarethe
Jſt die koͤſtlichſte lamprete /
Darnach er die finger leckt;
Jſt er traurig? Margarethe
Blaͤſt in ihre ſchertz-trompete /
Daß ihm freude wird erweckt.
Er mag dieſe Margarethe
Jn das ſichre Cabinete
Seines hertzens ſchlieſſen ein /
Doch ſoll er auch noͤhtig wiſſen /
Daß233Hochzeit-Arien.
Daß dergleichen Perlen muͤſſen
Oeffters eingerigen ſeyn.
Jch bin zwar ein ſchlecht Prophete
Doch weis ich / daß Margarethe
Sich wird loͤſen mit der zeit;
Himmel! laß es wohl gelingen /
Und mehr perlen dieſe bringen
Durch der liebe fruchtbarkeit.
Alſo wird die perle-mutter
Perlen hechen / derer futter
Wird aus milch und mehl gemacht /
Perlen / die da vater ſagen /
Hoſen oder roͤcke tragen /
Drein hofieren / daß es kracht.
Das mag mir ein ſuper feines /
Officinen nicht gemeines
Perlen-meiſter-ſtuͤcke ſeyn /
Wenn die perlen gehen koͤnnen /
Haben aug / ohr / mund und ſinnen /
Sind ſie gleich noch jung und klein.
Fuͤrchte dich nicht Margarethe /
Wenn zu weilen ein Comete
Uber dir wird gehen auf /
Solche pflegen eheleuten
Kinder-gluͤcke zu bedeuten /
Drum ſo laß ihm ſeinen lauff.
Vivat unſer herr Pro-Rector!
Der numehr auch ein Protector
Seiner Margarethen heiſt;
Weg mit allem ungluͤcks-eßig
Der den Perlen iſt gehaͤßig /
Daß er dieſe nicht zerbeiſt.
P 5Schlaff -234Hochzeit-Arien.
Schlaff-Arie.
1.
SChlaff du auserwehltes zwey /
Schlaff im lieben hoͤchſt vergnuͤget /
Schlaff! ach! ſchlaffe ſorgen-frey /
Weil der ſchatz in armen lieget /
Ruhe wohl in ſanffter luſt!
Und verdopple deine bruſt.
2.
Schauet wie ſich holder ſchertz
Mit beliebter gunſt umbarmet /
Wenn das zwey vereinte hertz
Jn der kuͤhlen glut erwarmet /
Und der athem ſeinen weſt
Auff den wangen ſpielen laͤſt.
3.
Ach! ihr hoͤchſtverliebtes paar!
Was euch laͤſt die liebe traͤumen /
Machet itzo wachend wahr /
Laft auff lieben / uͤben reimen;
Bringt behaͤglich in die that /
Was der ſchlaff gebildet hat.
4.
Schlafft ihr noch? wacht auff und ſpielt /
Zaͤrtelt eurer ſeelen wagen /
Was die liebe ſelbſt befuͤhlt /
Das verbringet mit behagen /
Schertzt / umbarmet / ſpielet lacht /
Wenn ihr aus der ruh erwacht.
5.
Laſt den zuckerſuͤſſen ſafft
Durch das abgetauſchte kuͤſſen /
Der235Hochzeit-Arien.
Der den hertzen giebet krafft /
Von den lieben lippen flieſſen /
Biß die ſchlaffen-reiche ruh
Wieder ſchleuſt die augen zu.
6.
Denn ſo ruhet ſanfft und weich
Ohne furcht und rauches ſchrecken /
Biß die ſonnen brautmagdt euch
Wird vom ſanfften ſchlaff erwecken
Dann ſo zahlt den liebes-zoll /
Jtzund aber ſchlaffet wohl.
Gedancken uͤber nachfolgende Begraͤbniß-Bedichte. C. H.
JHrſelaven eitler luſt! druͤckt nun die augen zu /
Um dieſe gegend ſtaubt die aſche von Cypreſſen /
Damit die erde nicht euch erde! ſchaden thu /
Die ihr aus Ubermuth dies ſtamm-hauß habt vergeſſen.
Ja bleibet lieber gar bey jenen myrthen ſtehn:
Wo nichts als diſteln ſind und leichen-doͤrner bluͤhen /
Jſt euer zarter fuß doch nicht gewohnt zu gehn /
Er moͤchte ſich vielleicht zum ſchaden nur bemuͤhen.
Zudem ſo iſt auch hier vor euch nichts angelegt;
Der graͤber hoͤhlen ſind nicht angenehme grotten /
Nicht thaͤler / wo das hifft der wolluſt luſt erregt /
Nicht zimmer / die der grufft und rauhen waͤnde ſpotten.
Hier236Begraͤbniß-Gedichte.
Hier gilt ein leichenſtein mehr als ein Diamant /
Der gaͤrte Paradieß muß dieſer wuͤſten weichen /
Der wolluſt-bette wird allhier ein leichenſand /
Vor dem die gantze welt ſoll ihre Seegel ſtreichen.
Der Reſt von Babylon iſt jener ziegel-grauß /
Sein wolcken-naher thurm liegt in den tieffen gruͤfften /
Es iſt mit ſelbigen / wie mit den helden / aus /
Die ihr Gedaͤchtniß-mahl durch dieſen wolten ſtifften.
Hier ſtirbt das alte Rom / die Siegerin der welt /
Mit ihrer Majeſtaͤt und tapffern krieges-ſoͤhnen:
Pallaͤſte / Saͤulen / waͤll und bogen ſind zerſchaͤllt /
Und[k]eine hand will mehr den uͤberwinder kroͤnen.
Der Mauſoleen bau hat feind und zeit zerſtreut /
Die groſſen graͤber ſind ihr eigne graͤber blieben /
Es hat die ſterbligkeit die Tempel auch entweiht /
Der pfeiler ertzt zermalmt den marmor auffgerieben.
Dort / wo ſtackete ſind / fault die Cleopatra /
Die ſchlangen ſaugen noch an ihren morſchen bruͤſten /
Jſt ihr Antonius gleich wie im Leben nah /
So will ihn doch nicht mehr nach dieſer koſt geluͤſten.
Der Meſſalinen ſchooß / der abgrund / wo die luſt
Des buhleriſchen Rom’s offt matt und muͤde worden /
Hat in die kalte ſchooß der erde doch gemuſt /
Wo ihren geilen leib nun ſchlang und natter morden.
Klingt euch das ohre hier? wie iſts? was fehlet euch?
Hengt euch die ohnmacht zu? Verblaſt doch das ge -
ſichte!
Wird irgend euer muth durch dieſen fall ſo bleich /
Der hier das brand-altar der wolluſt macht zu nichte?
Ach! freylich iſt es ſo: Der moder ſtinckt euch an /
Der gruͤffte leichen-dunſt ſchreckt wie ein blitz das auge /
Ja ein gedancken macht euch ſchon ein hertz-geſpan /
Und uͤbergeiſt den leib mit einer kalten lauge.
Jhr kommt mir zwar ſehr matt / ſehr kranck und muͤrbe
fuͤr /
Als koͤnnet ihr den fuß nicht mehr zum gehen zwingen /
Doch ſtuͤnde nur ein ſchiff der eitlen luͤſte hier /
Wie237Begraͤbniß-Gedichte.
Wie wuͤrdet ihr darein mit gleichen fuͤſſen ſpringen.
Jch weiß ihr ſeyd nun ſatt / doch eh die lippe ſoll
Die knochen / faule ſaͤrg und leichen-wuͤrmer laſſen /
So nehmet noch zuvor die beyden augen voll /
Und ſchaut mit ſelbigen durch die geſchminckten gaſſen
Des andern Babylons / vielleicht ruͤhrt euch ein
ſtraal /
Der alles dieß verbrennt / was nach der erde riechet /
Vielleicht erſeht ihr / daß die welt ein thraͤnen-ſaal /
Daß alles / was hier laͤufft / zu ſeinem grabe kriechet.
Gebt achtung ob der todt nicht mit den menſchen ſpielt /
Wie wellen und orcan mit den erſchrocknen ſchiffen /
Ob nicht derſelben leib / offt eh er noch was fuͤhlt /
Durch ihn auf ſein altar zum opffer wird ergriffen.
Nun ſchau ich wie ein ſchein ſo eure nacht verjagt /
Wie ihr das auge ſelbſt zu denen graͤbern wendet /
Und dieſe regungen nebſt jener zeit beklagt /
Da ihr der wolluſt euch zu ſclaven habt verpfaͤndet.
Jtzt kehrt ihr wohlbedacht noch in geraumen um /
Und gebt der flatternden vernunfft die grufft zum zuͤgel /
Jhr uͤberlaßt die welt / der wolluſt eigenthum /
Den gaucklern des betrugs zu einem zauber-ſpiel.
Sterbt nun derſelben ab / in der ihr vor gelebt
Als halb-verſtorbene / verbrennt die myrten-ſtraͤuche;
Dem purpur / den ihr euch zum leben kuͤnfftig webt /
Entlehnet ſeinen glantz von einer friſchen leiche.
So lebt ihr ſterbende / und ſeyd lebendig tod /
Und koͤnnet bey und in der grufft den himmel finden /
Den hafen / wo das ſchiff des lebens aus der noht /
Und wo der eitelkeit gewoͤlcke muß verſchwinden.
Bricht gleich das ſpiegel-glas der wolluſt hier entzwey /
Bleibt doch der diamant der tugend unzerſpalten /
Und erbet einen ſchatz vor die gefaͤrbte ſpreu /
Dem auch die laſt der welt nicht kan die wage halten.
Begluͤckter wechſel! da euch itzt die grufft erfreut /
Bey der euch vor das haar zu berge wolte ſtehen /
Nun238Begraͤbniß-Gedichte.
Nun wiſſet ihr das thor zu GOtt und ewigkeit /
Drum auf! und laſſet uns vergnuͤgt von dannen gehen.
Auf den Tod Herrn Johann Gebhard von Miltitz / ꝛc. Jm Nahmen J. T. Engels.
JHr brunnen oͤffnet euch! die ihr in meinen augen
Der thraͤnen treue fluht in eure circkel ſchließt /
Und laſt den trauer-fall die tropffen aus euch ſaugen /
Da meine perl itzund im todten-meer zerfließt.
Die zunge ſoll mit euch durch halbe woͤrter ſagen /
Was mir der himmel von der ſeite weggeſchlagen.
O anvertrautes Pfand! mir lieber als die ſeele /
Fuͤhrt dich des fiebers-grimm in eine wuͤſteney?
Wie? daß man mich nicht auch begraͤbt in dieſe hoͤle /
Damit / wie in der welt / ich da bey dir auch ſey?
So koͤnnte / die wir uns ſo nah verbunden nennen /
Kein ſturm noch ander fall hinfort vonſammen tren -
nen.
Wie kan mir dein verluſt ſo ſehr das hertze beugen!
Jch ehrt und liebte dich nach reiner ſeelen-art:
Jch ruffe deinen geiſt noch hier zu einem zeugen /
Wie wohl der freundſchafft feld von uns gebauet ward /
Mein wollen war dein thun / dein thun war mein vergnuͤ -
gen /
So konnte beyden nie verdruß im wege liegen.
So lange / daß mein fleiß vor deine ruh gewachet /
So lange hat dein geiſt / was ich gewuͤnſcht / gethan:
Dies239Begraͤbniß-Gedichte.
Dies angedencken iſts / was mich betruͤbter machet /
Und daß mein mund dich nicht nach wuͤrden loben kan /
Die woͤrter ſind doch nur ein ſchatten deiner tugend /
Und keiner dieſer trifft die bluhmen deiner jugend.
Wie lebte nicht dein geiſt nach ſeines Gottes lehren /
Wie liebteſt du die kunſt und deren rechte ſchluß /
Du lernteſt wie man ſich ſoll kluͤglich laſſen hoͤren /
Und was ein Cavallier bey hofe wiſſen muß /
Der degen und ein pferd / war nechſt den wiſſenſchaff -
ten /
Daran dein kluger geiſt gewohnet war zu hafften.
Doch war dem allen noch die tugend vorzuziehen /
Die pflicht / mit welcher du die mutter-bruſt verehrt /
Wie du um ihre gunſt dich pflegteſt zu bemuͤhen /
Wie du durch keinen blick ihr edles haupt verſehrt.
Die / ſag ich / koͤnnen ſchon von deinem geiſte ſagen /
Was er vor fruͤchte haͤtt im alter erſt getragen.
Drum geht dein hohes haus / ſo wie mein hertz / im
leide /
Die zimmer ruffen ſtets durch einen wiederſchall:
Wo bleibt mein liebſter Sohn? wo ſtirbet meine freude?
Ach trauer-brief! ach wachs! ach herber todes-fall!
Mein allerliebſter zweig bricht ab / und ſinckt darnieder /
Wer bringt mir dieſen Schatz / den ich verſchicket / wie -
der?
Ein ander zimmer rufft: Mein bruder / ach! mein leben /
Mit dir vergeht der ſchmuck / der unſern ſtamm geziert /
Dein wachſen ſolte den ihm neue ſaͤffte geben /
Nun wird der mangel ſchon / und allzufruͤh / geſpuͤrt.
Aus liebe ſoll dein geift / an ſtatt der letzten gaben /
Mein hertze zu der grufft und ſeiner wohnung haben.
So240Begraͤbniß-Gedichte.
So laͤſt dein ſtamm-haus ſich in ſeinem trauren hoͤren /
So ſeuffzen die / die ſich auf deinen troſt gefreut /
Und darff ich durch ein wort die vielen ſeuffzer ſtoͤren /
So iſt auch ihr verluſt von groſſer wichtigkeit:
Der erſte wird hierdurch in einſamkeit verkehret /
Dem andern alle luſt durch dieſen fall verzehret.
Erloͤſter helden-geiſt / du krone deines ſtammes /
Wir trauren / und du haſt dein wahres ziel erlangt /
Dein neues ſtamm-haus wird der reine Schooß des
lammes /
Jn der dein adel ſo / wie fuͤrſten purpur prangt /
Dein wappen iſt verneut / die felder ſind beleget
Mit dem / was GOTT und licht in ſeinem Schildt
traͤget.
Nun fahre / Seele / wohl / und wo die geiſter wiſſen /
Was unſre ſinnen hier in dieſer wuͤſten thun /
So laſſe / was mein kiel allhier hat laſſen flieſſen /
Zum zeichen letzter pflicht / bey deinem grabe ruhn.
Von blut und thraͤnen die von meinen augen thauen /
Will ich darzu ein mahl / dir liebſter Militz bauen.
Dein Engel muß dich itzt / wiewol gezwungen / laſſen /
Weil andre engel ſchon an deiner ſeite ſtehn /
Die emſig ſind bemuͤht die ſeele zu umfaſſen /
Und mit ihr an den ort der ewigkeit zu gehn /
Ein Engel lenckte dich auf der verlaſſnen erden /
Was wunder! wann auch itzt dir Engel dienſtbahr
werden.
Jch ſchlieſſe dieſes blat / und dir die zarten augen /
Ach! nimm noch einen kuß von meinen lippen an /
Und laß noch dieſen troſt aus ſelbigen mich ſaugen /
Daß ich dich artiger denn wieder ſehen kan /
Wenn241Begraͤbniß-Gedichte.
Wenn auch mein freyer geiſt wird in den Sions-gruͤn -
den /
Wie du / das licht und recht der auserwehlten finden.
Auff deſſelben Prædicat: Von Sieben-Eichen: Die zu fruͤh gefaͤllte Eiche.
JHr Eichen laſt euch itzt mit mir zum klagen ein!
Umſchlieſt mit eurem laub und zweige dieſe blaͤtter /
Allwo von eurer art ein baum gemahlt ſol ſeyn /
Mit dieſer uͤberſchrifft: Geruͤhrt von einem wetter.
Zeigt durch der Aeſte knall und eurer rauſchen an!
Was euch ein ſolcher ſchlag vor jammer angethan.
Das Haupt / ſo nemlich noch ein haupt der Eichen war /
Und deſſen Tugenden mit euren zu vergleichen /
Liegt itzt zufruͤh gefaͤllt / auf dieſer todten-bahr /
Und zeiget um den mund uns dieſes trauer-zeichen:
Wann jungen Eichen nicht iſt mehr vergoͤnnt zu ſtehn /
Hilff himmel! wie wils doch den aͤltern kuͤnfftig gehn.
Wie ſich der Eichen haupt nur zu dem himmel neigt /
Und deſſen reinen glantz mit ſeinem gipfel ehret /
Auch denen wettern trotz und die verachtung zeigt /
Gleich ſo war auch der geiſt des Seeligſten gelehret:
Der himmel war das ziel nach dem ſein gipfel ſah /
Wo deſſen antlitz war / war auch ſein leben da.
Daß dieſer Eichen-fall den hohen ſtamm erſchreckt /
Kan man zum uͤberfluß aus deſſen minen leſen /
Hoff. w. IV. Th. QWeil242Begraͤbniß-Gedichte.
Weil ſchwartzer trauer-boy die wurtzeln gaͤntzlich deckt /
Muß ſie der groͤſte ſchmuck derſelben ſeyn geweſen.
Es zeigt der unterthan / wie man den baum geliebt /
Weil ihn auch der verluſt des Schattens ſo betruͤbt.
Der bau des hauſes ſolt auff dieſer eiche ruhn /
Die aͤſte die der kunſt und tugend nahmen fuͤhrten
Die ſahe man bereits von weitem wunder thun /
Und wie das gluͤcke ſie nach wunſche ſchon regierten /
Die helden uͤbungen die zeigten auch dabey /
Daß dieſer Eichenbaum von ſchoͤner ſtellung ſey.
Allein / was ritzen wir die wunden wieder auf /
Die hauß und unterthan durch dieſen fall empfunden /
Man lege nun vielmehr des troſtes pflaſter drauff /
Und wuͤnſche nach der nacht vergnuͤgte Tages-Stunden!
Jhr Soͤhne! wuͤnſcht: daß / wie des todten Seele lebt /
Dergleichen licht und luſt um dieſe graͤntzen ſchwebt.
Der himmel / dem du ſchon hier frucht getragen haſt /
Der laſſe deinen ſtamm von neuen wieder gruͤnen;
Mit neuer bluͤthe ſey bekroͤnt dein Tugend-Aſt /
Uns aber ſoll dein bild zu einem beyſpiel dienen;
Die eiche ſoll in uns ein denckmahl vor dich baun /
Bey deren anblick wir ſtets deine Tugend ſchaun.
So nimm noch einen krantz von Eichen-laube hin /
Dergleichen einſten Rom nur groſſen helden reichte;
Mit beſſerm rechte traͤgt dein ſcheitel den gewinn /
Weil deine jugend ſchon derſelben alter gleichte;
Da jene ſich darum bemuͤht durch Mord und Raub;
Haſt du durch tugend dir erworben dieſes laub.
Drum kan auch deſſen Schmuck / wie jenes / nicht ver -
gehn /
Der himmel wil vielmehr denſelben unterhalten /
Und243Begraͤbniß-Gedichte.
Und ſeinen glantz und ſtamm im Paradieß erhoͤhn /
Wo ihn kein ſtarcker wind noch donner kan zerſpalten /
Da ſoll dein eichenbaum ein ſtamm des lebens ſeyn /
Und ihn die ewigkeit mit fruͤchten uͤberſtreun.
Noch auff denſelben. C. H.
GEweihte Grufft! wo eine zahl
So vieler tapfern Ahnen ſtehet /
Thu auff itzt deinen trauer-ſaal /
Damit ihr fuß entgegen gehet
Dem zweige / der die frucht von ihren lenden war /
Und itzt zu ihnen kommt auff einer todten-bahr.
Derſelben Ahnen eben-bild /
Des Adels-Stern / der Tugend-ſaͤule /
Liegt mit dem leichen-tuch umhuͤllt /
Geruͤhrt von einem Todten-Pfeile.
Der an der elbe hat ber weißheit-gold geſucht /
Findt da ſein Todten-Meer und edens ſterbens-frucht.
Die Ceder lieget umgehaun /
An der das ſtamm-hauß ein vergnuͤgen
Nebſt neuen ſproſſen ſolte ſchaun /
Und ſo den untergang beſtegen;
Den blaͤttern hatte ſchon die Tugend eingepraͤgt /
Dies / was ein helden-geiſt in ſeinem Schilde traͤgt.
Die Elbe klagt um dieſen ſohn /
Und ihre ſoͤhne ſchaun mit ſchmertzen /
Wie man dies kleinod fuͤhrt davon /
Daß ſie geehrt / geliebt von hertzen.
Sie baun in ihrer bruſt ein Ehren-denckmal auf /
Und ſtellen da das bild / den theuren Miltitz / drauff.
Q 2Jhr244Begraͤbniß-Gedichte.
Jhr ſtunden dieſer faſten-zeit /
Jhr ſeyd zwar vor in boy gekleidet /
Weil itzt der brunn der ewigkeit /
Das heil der welt / den tod erleidet /
Doch kuͤnfftig ſey das licht / das eure tage macht /
Noch tieffer eingehuͤllt in eine trauer-nacht.
Und du Hoch-Edles Helden-hauß!
Dem dieſer pfeiler iſt gefallen /
Dein ſchmuck iſt ein Cypreſſen-ſtrauß /
Du laͤſſeſt ach! und weh! erſchallen /
Auch giebt dein Unterthan durch ſeufftzen an den tag /
Was er vor einen ſchutz verliehrt durch dieſen ſchlag.
Doch ſchau den glantz der ſonnen an!
Der dieſes / was wir trauren nennen /
Wie eine nacht zerſtreuen kan /
Und dieſen wermuths-ſtrauch verbrennen /
Vielmehr laß deinen thon bey unſrer liebe ſeyn /
Und dieſer helden-grufft dergleichen palmen weihn;
Jhr augen ſchlieſt euch ſanffte zu!
Schlafft wohl ihr Edelen gebeine!
Genieſt ſo lange ſtiller ruh /
Biß euch des himmels-licht erſcheine /
Und euren ahnen rufft / dann werfft die bande hin /
Und nehmt / wie ſie / das ſchloß des himmels zum ge -
winn.
Geweihte grufft! in der die zahl
Durch einen wapen iſt vermehret /
Schleuß zu itzt deinen helden-ſaal /
Damit kein ſturm ihr lager ſtoͤret /
Laß dieſes helden-blut bey ſeinen vaͤtern ruhn /
Biß GOtt und Ewigkeit dein ſiegel auff wird thun.
Bey245Begraͤbniß-Gedichte.
Bey dem Grabe Fr. Chriſtiana Eli - ſabeth Hoͤltichen / Jhro Magnif. Herrn Joh. George Neumanns / SS. Theolog. D. und Profeſſ. Publ. in Wittenb. ꝛc. geweſenen Eheliebſte. C. H.
ENdlich haſt du / reine ſeele / doch die ſterblichkeit beſiegt /
Die mit ihren eitelkeiten nun zu deinen fuͤſſen liegt /
Band und ketten ſind entzwey / noht und leiden iſt ver -
ſchwunden /
Und du haſt dein Canaan durch das thor der grufft ge -
funden.
Aber ſchau / wofern es moͤglich / noch einmahl das zim -
mer an /
Das von deinem groſſen jammer und erloͤſung zeugen kan /
Schau / wie da die wehmuht ſeuffzt / wie die thraͤnen-ſtroͤme
flieſſen /
Die ſo wol Gemahl als Sohn uͤber dem verluſt vergieſſen.
Jtzt da Zion bey den windeln ſeines heiles ſich erfreut /
Und den weyrauch wahrer andacht aufs altar zum opffer
ſtreut /
Wird allhier der truͤbe geiſt nebſt den kummer-reichen
ſtunden
Mit dem boy der traurigkeit und Cypreſſen-laub umwunden.
Deine plagen / groſſer lehrer / und die uͤberhaͤuffte noht
Dringen auch an unſre ſeelen / ja dein herbes thraͤnen-brod
Macht auch unſre ſpeiſe an / alles legt bey deinem leide
Freud und feyer-kleider hin / und erſcheint im trauer-kleide.
Wer beklagt nicht deren abſchied / die dein andres leben war /
Und mit welcher dein vergnuͤgen lieget auf der todten-bahr /
Wer iſt nicht mit uns betruͤbt uͤber ihrer ſchoͤnen jugend?
Welchen jammert nicht der fall dieſer ungeſchminckten tu -
gend?
Q 3Dei -246Begraͤbniß-Gedichte.
Deiner reinen wolluſt-fruͤchte ſind zu zeitlich abgemeyt /
Und der liebe roſen-garten hat betruͤbniß uͤberſchneit /
Ja des winters leichen-tuch hat die blumen uͤberzogen /
Wo du bey der arbeits-laſt troſt und linderung geſogen.
Sehn wir die umhuͤllte leiche noch mit wenig augen an /
Ey ſo ſchaun wir wie das elend unſre leiber foltern kan /
Wie der jugend-ſchmuck verbluͤht / wenn die krafft des lei -
bes weichet /
Wie der ſchoͤnheit blume bricht / wenn orcan und wetter
ſtreichet.
Doch was reiſſen wir die wunden durch die feder weiter
auf /
Und vergoͤnnen noch der wehmuht einen unumſchraͤnckten
lauff?
Waͤr in unſerm Gilead doch ein pflaſter nur zu finden /
Das den herben ſeelen-riß kraͤfftig waͤre zu verbinden!
O wie braͤchten wir ſo willig und mit freuden oͤhle dar /
Deiner ſinnen ſchmertz zu lindern und zu troͤſten bey der
bahr /
Der bey ſo gehaͤuffter angſt und dem ungemeßnen leiden /
Auch den wohl-geplagten geiſt koͤnnte von dem leibe ſcheiden.
Ja der eifer vor den weinberg deines Herren koͤmmt hierzu /
Da die liſt der ſtoltzen huͤtter ſtuͤrmt auf deiner ſeelen ruh /
Die den ſeelen beſſern wein auf den fremden bergen ſu -
chen /
Und noch dem geſegneten des gerechten Gottes fluchen.
Doch die brunnen Jſraelis / wo dein hertze ſtuͤndlich liegt /
Und in dieſen wehetagen ſich auch da gewiß vergnuͤgt /
Werden auch aus ihrer ſchooß und den friſchen lebens -
qvellen
Deinem geiſte bey dem jammer krafft und troſt vor au -
gen ſtellen.
Weil in deinen tage-buͤchern itzt die truͤbe faſten ſteht /
Und der blaſſe todten-ſonntag noch an ihrer ſeiten geht /
Wuͤnſchen wir dir neuen ſchein / daß dein geiſt den ſchmertz
beſiege /
Und mit Gott und ewigkeit in gedancken ſich vergnuͤge.
Kommt247Begraͤbniß-Gedichte.
Kommt ihr toͤchter unfres berges / kommt und denckt bey
dieſer grufft /
Daß euch jeder tag / ja ſtunde zu der kuͤhlen wohnung rufft /
Legt die pracht der hoffart hin und ergreifft die todten-aſche /
Streut ſie auf das weiche haar / fuͤllt damit die puder -
flaſche.
Hohe ſchulen ſind die graͤber / da man lernt recht weiſe ſeyn /
Da der kern der wiſſenſchafften / und der weiſen edler ſtein /
Der hier ſtirbet / eh er ſtirbt / und der tugend bleibt ergeben /
Schließt mit wolluſt und gewinn vor dem tode noch ſein
leben.
Trauer-Ode bey den Hochgraͤf - lichen Promnitziſchen Exeqvien.
HJmmel? was vor donner-wetter
Schlagen auf dem ſtamm der Goͤtter
Meines vaterlandes zu!
Was vor hohe todten-zoͤlle /
Was vor ungemeine faͤlle /
Unterbrechen deſſen ruh!
Wir beweinten noch die ſtunden /
Die uns tieffgeſchlagne wunden
Durch der zweige fall gebracht /
Und indem wird unſer hoffen
Staͤrcker als vorhin getroffen /
Durch der wetter ſchwere macht.
Q 4Vor248Begraͤbniß-Gedichte.
Vor zerbrachen nur die aͤſte;
Aber itzund gehts ans beſte /
Selbſt die Ceder faͤllt dahin;
Dis / an dem wir licht und ſchatten
Und ein ſchutz-geſtirne hatten /
Wird der ſterblichkeit gewinn.
Theures haupt! zu deſſen fuͤſſen
Alle laſſen thraͤnen flieſſen /
Deine grufft iſt dieſe ſee /
Wo des ſchadens herbe fluhten
Uber unſeres vermuhten /
Bringen dieſem lande weh.
Wie dein hohes haus zum thraͤnen
Aug und hertze laͤſt gewehnen /
Zeigt ſein wehmuht-voller ſtand /
Alle ſtimmen alle blicke
Gehen nur dahin zuruͤcke /
Wo ein leib ſein ſtamm-haus fand.
Selbſt der tugend edle ſoͤhne
Sind mit einem leid-gethoͤne
Deiner grufft zu ehren da;
Jhre ſeufftzer / thraͤnen / klagen /
Koͤnnen zur genuͤge ſagen:
Dieſer fall geh ihnen nah.
Himmel! druͤcke nun das ſiegel
Wahrer ruh auf dieſe riegel /
Die der grufft bewahrer ſeyn;
Laß die hohen augen ſchlaffen /
Bis ein tag des todes waffen /
Wird in aſch und grauß zerſtreun.
Laſſe249Begraͤbniß-Gedichte.
Laſſe ſie den trauer-wellen
Deinen troſt entgegen ſtellen /
Richte die geſchlagnen auf;
Hilff der hinterbliebnen Cedern
Hohes heil und ruhm befoͤdern /
Lencke deren helden-lauff.
Es empfange nach dem wetter
Nun das ſtamm-haus meiner goͤtter
Einen angenehmen ſchein!
So kan Soran von den zweigen /
So noch taͤglich hoͤher ſteigen /
Kuͤnfftig wohl vergnuͤget ſeyn.
Bey dem Grabe Tit. Fr. Margaretha Godel. Cathar. geb. Hoffmanninn; Jhro Magnif. Herr P. L. Hanneken, SS. Theol. Doct. und P. P. &c. Frau Ehe - Liebſten. Jm Nahmen D. S. C.
JHr hertzen! die ihr euch der tugend habt verſchrie -
ben /
Und ihren tempel mehr als alle wolluſt ehrt /
Sagt / was vor eine art des todes ſey zu lieben /
Wenn uns des leibes noht die zeit zum ſcheiden
lehrt /
Jch weiß / daß euer ſchluß dahin wird endlich kommen:
Am beſten iſts wenn man geſchwinde wird entnommen.
Q 5Es250Begraͤbniß-Gedichte.
Es wird zwar dieſes wort ein donner in dem hertzen /
Und feuer in der bruſt deſſelben menſchen ſeyn /
Der ihm hat fuͤrgeſetzt erſt in den groͤſten ſchmertzen /
Und wenn der mund faſt nicht mehr kan um huͤlfft
ſchreyn /
Dem himmel ſeine ſchuld durch ſeuffzern abzubitten /
Und ſeines hertzens laſt vor ſelbem auszuſchuͤtten.
Allein bethoͤrter ſinn! wie wird doch dis geſetze
Vom hoͤchſten ausgelacht! kanſt du vorher denn ſchaun /
Wenn dir ſo tod als zeit ſtellt die verborgnen netze
Und eine grufft vor dich im ſande laͤſſet baun?
Man zieht den todt nicht auf als wie die ſeiger-ſtun -
den /
Denn unſer ſcheiden iſt an keine zeitgebunden.
Wenn dort zu Siloe des thurmes hohe mauren
Die ſeelen / ſo ſich ihm vertraut / ins grab gelegt /
Wenn Hiobs zweige nicht im felde konten tauren /
Als ihnen haus und wind des lebens ſchluß er -
regt.
Und nur ein augenblick ſo tod als leben ſchiede /
Was werdet ihr denn nicht von eitler hoffnung muͤ -
de?
Es ſoll zwar euren ſchluß des ſchaͤchers ende ſchuͤtzen /
Als ihm des Creutzes-bau der beichtſtuhl muſte ſeyn:
Allein auch dieſer wird euch allzuwenig nuͤtzen /
Bey allen triffts nicht ſo / als wie bey dieſem ein /
Wer kan des himmels-ſinn und art in ſeinen thaten /
Und wo des ſchaͤchers-bruſt die gnad erlangt / errah -
ten?
Drum251Begraͤbniß-Gedichte
Drum bleibt der gegen-wurff nur allzufeſte ſtehen /
Sein grund iſt haͤrter noch als wie ein diamant /
Kein hertze kan ſo frey dem tod entgegen gehen /
Als welches ſeinen ſinn zum himmel ſtets gewandt /
Der angenblick / an den die ewigkeit ſich haͤnget /
Der machet es vergnuͤgt / weil er mit luſt anfaͤnget.
Zieht hier den vorhang nur des grabes auf die ſeiten /
Und ſchaut das ebenbild der wahren tugend an /
Das wird euch irrdiſche / zum rechten wege leiten /
Und wie man zwar geſchwind / doch ſelig ſterben kan /
Hier ſchied die kurtze zeit das ſterben von dem leben /
Ein tag hieß zeug zum ſeyn und auch zum ſcheiden weben.
Vor den erblaſten leib iſt dieſes zwar ein gluͤcke /
Doch dir / Hoch-Edles Haus / ein harter donnerſchlag /
Die ſeele rieß entzwey des leibes ſchwache ſtricke /
An welchen ſie vergnuͤgt / der tugend nahe / lag /
So muß aus einen ſtamm / hier roſ und wermuht bluͤhen /
Ein ſturm und ſonnenſchein die hertzen uͤberziehen.
Dis war der tugend-ſtern den Heſſen uns geſchencket /
Und der an unſer Elb ein rechtes kleinod ſchien /
Was wunder! wenn / da er wird in die grufft verſen -
cket /
Dis haus der traurigkeit gewoͤlcke gantz beziehn.
Du / du / Gamaliel biſt ſchmertzlich zu beklagen /
Daß nun dein alter muß ſein hertz zu grabe tragen.
Dein weiſer geiſt bedarff zwar nicht / daß dieſe zeilen
Dir irgend einen troſt um deine ſchlaͤffe ſtreun /
Denn dir iſt ſelbſt bewuſt / wohin der geiſt muß eilen /
Wenn ihm das waſſer will faſt an der ſeele ſeyn /
Die brunnen Jſraels die ſtehn dir ja ſo offen /
Daß wir vielmehr von dir hier koͤnnen huͤlffe hoffen.
Der252Begraͤbniß-Gedichte.
Der himmel / welcher dich in ſeinem ſchooß genommen /
Verblichnes tugend-bild / der ſey auch deren ſchild /
Auf die durch deinen tod ein wetter iſt gekommen /
Er mache / daß ihr geiſt ſich mit vergnuͤgen ſtillt /
Wir aber ſagen noch: Jn einem augenblicke
Beſteht der glaͤubigen unendliches geluͤcke.
Der Chriſten wahrer Sieg und Triumph / bey Fr. R. C. von Poſerin ꝛc. Leichbegaͤngniſſe vorgeſtellet Von S. E. R.
DEr Roͤmer kluges volck / fuͤr deſſen groſſe macht
Der erden dritter theil gebuͤckt erzittern muͤſſen /
Hat / eh es noch das reich der welt zu ſich geriſſen /
Bey andern ſitten mehr auch dieſen fund erdacht:
Daß wer durch ſeine fauſt und tapffern widerſtand
Die freyheit einer ſtadt von ihrer feinde ſtuͤrmen /
Und uͤbermachten trotz hat wiſſen zu beſchirmen /
Auch ſeiner tugend lohn der nachwelt waͤr bekand
Durch einen ſieges-krantz; Worbey ſie wollen lehren:
Wer ſo die buͤrger ſchuͤtzt / den muß man wieder ehren.
Doch als das haupt der welt / Rom aller ſtaͤdte pracht /
Durch ſeiner waffen-lauff in oſt und weſt gedrungen
Und vieler voͤlcker macht / ja koͤnige bezwungen /
So hat es zum triumph ein ſchoͤnes werck erdacht:
Hier war kein ſchlechter krantz der helden ehrenmahl /
Jndem ein lorbeer-zweig die ſieges-haͤupter kroͤnte /
Von deren tapfferkeit das groſſe reich erthoͤnte /
Zu253Begraͤbniß-Gedichte.
Zu zeigen / daß gleichwie kein ſchwerer donner-ſtrahl
Zu ſchaden maͤchtig ſey dem lorbeer-baum auf erden /
So wenig koͤnnte Rom auch uͤberwunden werden.
Und zwar / ſo koͤnte diß die wahre deutung ſeyn /
Denn als es ſchon mit Rom war auff die neige kom -
men /
Und Hannibal es faſt durch ſchrecken eingenommen /
So warff ein Fabius den feſten vorſatz ein.
Hier konte Trebia, nicht Cannas, noch Ticin,
Noch irgend Thraſimen den ſteifften Rathſchluß daͤmpf -
fen /
Daß nicht der Roͤmer heer noch muthig ſolte kaͤmpffen /
So gar: obſchon der feind ſich ſuchte zu bemuͤhn /
Jemehr diß groſſe reich durch kriegs-luſt zu zermalmen /
Je ſchoͤner ſtiegen vor der Roͤmer ſieges-palmen.
Was hat Tarpejens ſchloß vor helden nicht geſchaut /
Wenn bald ein Scipio gantz Africen bekrieget /
Dort des Martelli fauſt Sicilien beſteget /
Hier ein Æmilius ſich ehren-ſaͤulen baut /
Ein Koͤnigreich bezwingt / und griechenland befreyt /
Daß ſich auch koͤnige zu ſeiner Roͤmer fuͤſſen /
Die doch nur buͤrger ſind / aus demuth werffen muͤſſen;
Ein tapffrer Marius der Barbarn heer zerſtreut;
Wenn vor Lucullo muß ein Mithridat erzittern /
Und ein Pompejus kan gantz Aſien erſchuͤttern.
Doch wo gerath ich hin? O ſchnoͤde Phantaſey!
Die von der eitelkeit und ehrſucht iſt entſproſſen /
Um deren leichte dunſt man ſo viel blut vergoſſen
Und laͤnder hat verheert; Weg ſchnoͤde pralerey /
Verlegener Triumph! Jch haſſe deinen tand /
Wir Chriſten koͤnnen euch von vielen andern helden
Von ihrer tapferkeit / und deren urſprung melden /
Die254Begraͤbniß-Gedichte.
Die nicht vergaͤnglich ſind / und die weit mehr bekand;
Als euer ſtoltzes Rom / daß unſern ſieges-zeichen /
Wie grobes ſchlacken-werck muß reinen ſilber weichen.
Schau ich die groſſe zahl der theuren Maͤrtrer an /
Die unter eurem joch viel ungemach erlitten /
Und vor der Kirchen heyl bis auff das blut geſtritten /
Was ſind vor helden nicht auff dieſer ſieges-bahn!
Sie ſcheuen insgeſamt die macht des feuers nicht /
Und weder loͤw noch baͤr kan ihren muth bezwingen /
Wie froͤlich koͤnnen ſie die ſiegesfahnen ſchwingen /
Jhr blutiges gewand beſtrahlt ein helles licht;
Fuͤr dem / weil ſie behertzt ihr mildes blut gelaſſen /
Der Roͤmer purpur-rock muß gantz beſchaͤmt erblaſſen.
Schau ich den ſchweren ſtand der Chriſten itzt noch an /
Wie iſt man da umſchraͤnckt von mancherley gefahren /
Wenn Lucifer ſich regt mit ſeinen hoͤllen-ſchaaren /
Und ihn der Herr nicht ſchilt / ſo iſts um uns gethan.
Wenn uns die welt verhoͤhnt / bald das gewiſſen nagt /
Die koͤnnen insgeſamt mit ihren Legionen
Ein mehres richten aus denn alle Koͤnigs-Cronen;
Wenn uͤber dieſes noch uns ſchwere kranckheit plagt /
Den matten leib verzehrt / daß manch menſch vor be -
ſchwerden
Noch muß auff dieſer welt zu einem Hiob werden.
Charlottens tugend-bild kan hier ein muſter ſeyn /
Das hier auff dieſer welt mit uͤberhaͤufftem wuͤtten
Ja mit dem tode ſelbſt in der geburt geſtritten /
Drum trifft ja hier mit recht auch dieſe meynung ein:
Daß wann ein frauens-bild hier mit geduld gekaͤmpfft /
Den groͤſten helden ſey der wuͤrde nach zu ſchaͤtzen /
Weil ſie ihr leben faſt bey der geburt verſetzen /
Bis durch geneſen einſt der bittre ſchmertz gedaͤmpfft;
Ge -255Begraͤbniß-Gedichte.
Geſchweige noth und qval / die ſie noch ſonſt verletzen /
Und durch viel ach und weh in todten-grauß verſetzen.
Erblaſtes Ehgemahl / itzt biſt du gaͤntzlich frey /
Die kranckheit iſt gedaͤmpfft / du haſt nun uͤberwun -
den /
Und durch des lammes blut / da haſt du ruh gefunden /
Getroſt / es iſt vollbracht / der kampff iſt nun vorbey /
Dein heyland ſtecket dir die ſieges-palmen auff /
Und deine ſeele prangt mit der gerechten Crone /
Die er dir beygelegt zu einem gnaden-lohne /
Und weil du ruͤhmlich haſt vollendet deinen lauff /
Will der erloͤſer dir durch ſeine ſieges-fahnen
Zur groſſen Sions-burg den weg zur ehre bahnen.
Zwar eltern und gemahl / die itzt dein hingang kraͤnckt /
Und deines coͤrpers reſt mit thraͤnen balſamiren /
Die laſſen nichts als angſt und wehmut von ſich ſpuͤ -
ren /
Weil dich des himmels ſchluß ins finſtre grab verſenckt.
Die zarte pflantze muß noch vor der zeit verbluͤhn /
So deine fruchtbarkeit uns kurtz zuvor gewehret /
Drauff wird dein roſen-ſtock vom tode ſelbſt verzeh -
ret /
Der erſte tag des jahrs nimmt deinen zierath hin.
Du ſchlieſt auff dieſer welt des alten jahres zeit /
Und faͤngſt ein neues an der frohen ewigkeit.
Hoch-edle trauer-ſchaar / drum lindert euren ſchmertz:
Entfernt ſich gleich von euch die Edelſte Charlotte /
Bey fruͤher jahre zeit in eine todten-grotte /
So ſtaͤrckt doch durch den troſt der himmel euer hertz:
Daß ihre ſchaalen nur / doch nicht der kern vergraben.
Es ſchwebt der reine geiſt in ungemeiner pracht /
Die auch des Mogels-ſtaat und ſchaͤtze nichtig macht /
Und die kein Kayſerthum in dieſer welt mag haben;
Sie256Begraͤbniß-Gedichte.
Sie lebt nun hoͤchſt vergnuͤgt in Salems guͤldnen auen /
Und kan daſelbſt vergnuͤgt ſtets ihren Heyland ſchauen.
O angenehmer tauſch vor deine centner pein /
Die hier auff dieſer welt dein ſchwacher leib erlitten /
Wenn ſich der ſchmertz gehaͤufft / und ein ergrimmtes
wuͤten
Jn deinen gliedern fand: nun kanſt du ſicher ſeyn.
Hier war dein leben nur zuletzt ein lazareth /
Dort aber wird es ſeyn ein luſt-haus voller freuden /
Wo der Erloͤſer will die frommen ſchafe weiden /
Jn welches nimmermehr kein reicher ſchlemmer geht:
Zu zeigen / daß wer hier ein lazarus im leben /
Nach ſeinem tode ſoll in Abrahms ſchoſſe ſchweben.
Wolan begluͤckter geiſt / du biſt von banden frey /
Und wie ein ſclave ſich von ſeinen ruder-ketten
Durch treuer freunde rath erfreulich ſieht erretten /
So biſt du auch erloͤſt: der kampff iſt nun vorbey:
Mich deucht / ich hoͤre noch dein ſchoͤnes ſieges-lied:
Weicht ſtoltzen Roͤmer / weicht mit euren ſieges-kraͤn -
tzen /
Jch kan viel herrlicher im Paradeiſſe glaͤntzen;
Wer biß ans ende treu zu kaͤmpffen ſich bemuͤht /
Wie ich bereits gethan / kan auff Gliaͤ wagen
Sieg / Cronen und Triumph davon gen himmel tragen.
Sinn -257Sinn-Gedichte.
Sinn-Gedichte. An Clelien. C. H.
NJcht fuͤrchte dich / verliebtes kind /
Ob meine reime gleich manchmahl verwegen ſind /
Und andrer leute thun erzehlen:
Dich / glaub es ſicherlich / ſoll keiner qvaͤlen.
Denn die mich liebt / wird auch von mir geliebt /
Und im geringſten nicht betruͤbt.
Kein fremdes ohre ſoll von unſern liebes-waaren /
Nicht einer ſylbe wehrt erfahren.
Ja lieſſe man mich gleich darum befragen:
So wuͤrd ich wenig ſagen:
Und wolte man mich gar verklagen:
So wolt ich doch nichts ſagen;
Ja braͤchte man die folter-banck und wolte mich drum
plagen;
So wolt ich gleichfals nichts nicht ſagen;
Und wolte man mich endlich auch drum gar zum todt
tragen /
So wolt ich dennoch und zum poſſen nichts nicht ſagen /
Denn meine liebes-treu zu denen iſt verſchwiegen /
Die unter einer decke mit mir liegen.
Eheſtands-Plage. C. H.
ES iſt ein ungeſunder herbſt /
Man hoͤrt faſt uͤberall von lauter fluͤſſen /
Hofm w. IV. Th. RDer258Sinn-Gedichte.
Der eine hat’s im haupt / der ander an den fuͤſſen /
Der dritte ſonſten wo /
Dem vierdten liegt was auf der bruſt /
Daß er ſich faſt zu tode huſt /
Wer weiß? was gar der fuͤnfft und ſechſte hat:
Doch dis graßiret nur allein in unſrer ſtadt /
Ein zufall aber geht auch durch das gantze land /
Der heiſt: die jungfern plagt ſo ſehr der eheſtand.
Die Weiber-Poſt. C. H.
MJch wundert / daß kein Potentat
Das poſt-amt denen weibern anvertrauet hat /
Sie wuͤrden ſelbiges ſo wohl in obacht nehmen /
Daß ſich die maͤnner muͤſten druͤber ſchaͤmen.
Man kan’s aus dieſem leichtlich ſehn /
Jſt was / auch in der groͤſten ſtadt / geſchehn /
So wiſſen ſie’s zu erſt / durch ſie die gantze ſtadt.
Mich wundert! daß kein koͤniglicher raht /
Den groſſen nutzen noch nie uͤberleget hat;
Doch itzund faͤllt mir’s ein /
Daß ſie darzu nicht tuͤchtig ſeyn /
Das maul iſt gut genug / es fehlt nur an dem tritte /
Denn deren zweene gleichen offt nicht einem Sperlings -
ſchritte.
Die259Sinn-Gedichte.
Die klugen Weiber in B -- C. H.
JCh muß es ſelbſt geſtehn /
Jn B -- giebt’s vortreflich kluge weiber /
Durch deren muſterung faſt muß ein jeder gehn /
Und waͤr’s auch nur ein ſchlechter pfeffer-reiber.
Bald hats der raht vor ſie nicht recht gemacht;
Bald wird der fromme prieſter ausgelacht;
Da heiſt’s: GOtt ihr mir doch den neuen herr Magiſter,
Was dieſer junge menſch vor eine predigt thut!
Mercks! neue beſem kehren gut.
Wenn eure maͤnner doch auch ſo gedaͤchten /
Und offt vor ſich was neues mittebraͤchten.
Nehmt nun auch meinen reim in eure klappe /
Doch huͤtet euch / daß ich euch nicht ertappe /
Sonſt aͤndr ich meinen ſinn /
Und ſchreib im andern reim ein ander woͤrtgen hin /
Dann heiſts: in B -- giebts vortreflich tumme wei -
ber.
Als ſich eine / aus dem Gebuͤrge buͤrtige Kauff-Frau / uͤber vorher - gehendes geaͤrgert. C. H.
JCh haͤtt es nicht gedacht /
Daß ich durch meinen reim die weiber aufgebracht /
Doch laſ ichs / als mir nechſt ein brief
Von einem freund in meine haͤnde lief /
R 2Er260Sinn-Gedichte.
Er ſchrieb: ich zeigte nechſt dein arbeit einem weibe /
Die fuhr wie naͤrriſch auf und ſchalt mit gantzen leibe:
Han denn die teuffela ſonſt niſchta dort zu ſchoffa /
As doß ſie har zu uns nach B -- muͤſſo goffa /
Doß doch da Ruͤbezahl-hier hielt ſie wieder ein /
Und konte / glaub ich wol / vor zorn nicht weiter ſchreyn.
Doch ſtund zuletzt auch da: dies war in hundes-tagen /
Da auch die muͤcken wol noch kluͤgre narren plagen.
Das Frauen-Zimmer in -- C. H.
BLeßine fuhr mich neulich an:
Warum ich doch den maͤdgen hier die ehre nicht gethan /
Und ihre ſchoͤnheit auch beſungen /
Jch haͤtte ja ſonſt allen qvarg in meinen vers gezwungen:
Ob mich dis wort ein wenig gleich verdroß /
So gab ich doch nicht meine regung bloß /
Und ſan indeſſen auch vor ſie auf eine bruͤhe /
Und eh ſie ſich’s verſah /
War ich mit dieſer antwort da:
Jch dacht es lohnt ſich hier ja nicht einmahl der muͤhe.
Auf die Studenten-Maͤdgen in B. C. H.
EJn maͤdgen / das es gut mit den ſtudenten kan /
Das iſt gewiß recht uͤbel dran /
Jn -261Sinn-Gedichte.
Jndem es faſt auff allen gaſſen
Die weiber uͤber ſich muß ſtand-recht halten laſſen.
Da heiſt’s: die wird wohl auch nicht lange jungfer ſeyn /
Es vettern ſich bey ihr ſchon die ſtudenten ein /
Wo dieſe gaͤſte hingerochen /
Da wird gar bald der keuſchheit thamm durchſtochen.
Die kluge weibrigen / die haben’s ſelbſt erfahren
Jn ihren jungfer-jahren /
Drum wiſſen ſie’s ſo gut /
Was man im liebeln thut.
Und weil ſie’s itzt nicht mehr ſo haben koͤnnen /
So wollen ſie es auch nicht dieſen maͤdgen goͤnnen.
Studenten-Liebe. C. H.
STudenten ſind nicht faul /
Wo’s was zu naſchen ſetzet;
Doch wenn ſie ſich genung ergoͤtzet /
So wiſchen ſie das maul /
Und gehen ihrer wege.
Jſt einer denn was beygebracht /
So mag ſie ſeyn bedacht /
Wie ſie es ſelbſt verpflege.
Den urſprung geben ſie zwar gerne her /
Doch um den nahmen und die nahrung haͤlt es ſchwer.
Wiewohl ſie drum nicht zu verdencken /
Weil dieſe menſcher ſich an gar zu viele hencken.
Und theilte man das kind nach deren anzahl ein /
So muͤſten ziemlich viel der portionen ſeyn /
Und wolt ich mich was ehrliches verwetten /
Daß ihrer viere kaum ein pfund davon zu hoffen haͤtten.
R 3Sylvia262Sinn-Gedichte.
Sylvia klaget uͤber die Baͤrte der Maͤnner. C. H.
VOrtreffliches geſchlechte!
Wir wuͤrden dich innbruͤnſtiger noch lieben /
Wenn nur das ſtachlichte gemaͤchte /
Der bart / an dir waͤr auſſen blieben;
Wir kriegen ja nicht einen eintz’gen kuß /
Daß unſer mund nicht uͤber ſelben klagen muß.
Wie iſt der kummer doch zu heben /
Ach! haͤtt’es die natur doch dir / wie uns / gemacht /
So koͤnten wir vergnuͤgter leben /
Und wuͤrden nicht durch luſt in unluſt bracht.
Doch es verbleibt nun ſchon dabey;
Daß keine Roſe ſonder dornen ſey /
Drum muͤſſen wir nur euch nebſt eures bartes plagen /
Und alles ſtechen mit gedult und luſt / von euch / ertragen.
Frauenzimmer-Geſchencke. C. H.
NJcht anders kommet mir
Das meiſte frauenzimmer fuͤr /
Als wie der Czaar der Moſcowitter;
Wenn dieſer einen liebt /
Und ihm geſchencke giebt /
So ſind es zobell-fell und andre rauche guͤter.
Die263Sinn-Gedichte.
Die Jungfern. C. H.
MAn ſaget insgemein:
Die jungfern ſind ein ander Paradieß;
(Allwo der Adam ſich von Even fangen ließ.)
Und wenn ich ſoll das kind beym rechten nahmen nennen /
So muß ich ſelbſt bekennen /
Er treffe ziemlich ein.
Durch jenes kamen wir ja in die groͤſte noth /
Und ſpielten all in Adam banqverot;
Nun darff man ſich nicht lange hier bemuͤhen
Die aͤhnligkeit heraus zuziehen.
Den nahmen haben ſie vorher ſchon im gebrauch;
Und itzt beweiß ich auch /
Daß ſie mit dem auch deſſen unarth angenommen;
Weil ſo viel juͤnglinge durch ſie zu falle kommen.
Das wie ein Schlaff-Rock gemachte Braut-Hemde. C. H.
DJe welt wird doch von tag zu tage kluͤger:
Und ſonderlich in liebes-ſachen
Will ſie es immer beſſer machen /
Und es gelingt ihr auch.
Bey unſern lieben alten
Da muſte ja die liebe faſt erkalten /
Eh alles auffgeneſtelt war;
Die jungen ſind itzund von gar viel anderm haar.
Des braͤutgams hemde braucht itzund nicht ſo viel muͤhe /
Daß man es lange ziehe /
R 4Es264Sinn-Gedichte.
Es richtet ſich nach dieſer zeiten lauff /
Und macht ſich ſelber auff /
Als wuͤſt es: daß ein deutſcher itzt
Mehr auff das lieben ſey / als wie vor dem / erhitzt.
An den Hornung. C. H.
NUr du biſt ſchuld daran /
Daß auch die maͤnner itzt fontangen tragen /
Man ſolte dich aus dem Calender jagen /
Vielleichte waͤr der ſchimpff damit auch abgethan.
Allein das frauen-volck haͤlt dir zu ſehr den ruͤcken /
Weil deine gegenwart kan ihren leib erqvicken /
Drum muß das gantze jahr bey ihnen hornung ſeyn.
Jhr maͤnner theilt die zeit bey zeiten anders ein!
Seyd ihr zu faul dazu? ſo moͤgt ihr’s kuͤnfftig leyden /
Wenn man aus euch den wird paruͤqven-kaͤmme ſchneiden.
An einen der im Hornunge gebohren. C. H.
JCh rathe / Criton / dir /
Sieh dich ja wohl auff allen ſeiten fuͤr /
Und glaube: daß bey ſo geſtallten ſachen
Du dich nicht weit von hauſe weg darffſt machen /
Zumal wenn helle tage ſeyn /
Da nimmt man jedes ding zu ſehr in augenſchein.
Denn265Sinn-Gedichte.
Denn glaub es / ſolten dich die fleiſcher-hund erſehn /
So waͤr’s um deinen leib / du guter mann / geſchehn.
An denſelben. C. H.
DU biſt ein guter Mann:
Das lob wird dir ein jeder geben /
Drum ſieht man auch ſo viel nach deiner freundſchafft
ſtreben /
Und dieſe nimmſt du auch mit groſſen freuden an.
Noch beſſer iſt dein weib;
Du pflegſt mit einem nur dein hertz zu theilen /
Sie aber gar den leib /
Um ihren lieben nechſten recht zu heilen.
Wer ſagt nun daß der freundſchafft band
Durch dieſe zeiten ſey zertrannt?
Man findet dies wie vor auch ebenfals noch heute:
Denn aller orten gibts ja ſehr viel gute leute.
An einen Alchymiſten. C. H.
DEr ſtein-beſchwerung hat /
Der iſt in vielem dir zu gleichen;
Den beyde ſuchet ihr durch geld / durch muͤh und rath
Den endzweck zu erreichen.
Euch beyde plagt der ſtein:
Den erſten recht / dich nur in den gedancken /
R 5Und266Sinn-Gedichte.
Und jener muß an ſeinem leibe krancken /
Du aber an dem kopf ein Patiente ſeyn.
Wiewohl der erſt erlangt offt noch ſein ziel /
Und findt den ſtein in einem pinckel-glaſe;
Du aber / ſuchſt du ihn gleich noch ſo offt und viel /
Findſt nichts als dieſes lob: du ſeyſt ein tummer haſe.
UNIVERSAL. U. G. B.
EJn Methaphyſicus und Alchymiſt,
Die ſonſten weiter nichts mehr ſeyn /
Die treffen wohl in vielen uͤberein;
Der will aus allem faſt die beſten kraͤffte zwingen /
Und jener alles unter eine decke bringen.
Beyder ihr gehirne muß einen weiten umkreiß haben /
Daher es auch viel ſparr-werck braucht /
Das ſelbes einzufaſſen taugt.
Was man ſonſt denckt und ſieht in groſſer zahl /
Das wiſſen ſie in eins-zuziehen /
Dieß iſt ihr thun und eintziges bemuͤhen /
Sie reden ſonſt von nichts als vom Univerſal.
Der Gryllen-Fang. C. H.
JTzt nimmt und faͤngt man uͤberall:
Jn Welſchland machen es ſo die Frantzoſen:
Jn267Sinn-Gedichte.
Jn Bayern bricht der Engellaͤnder roſen:
Und dort bey Portugall /
Da muß der Spanier die haare laſſen gehn:
So will es auch itzund um Schweden ſtehn.
Doch bald veraͤndert ſich hinwiederum das ſpiel /
Und kriegt die axt dann einen andern ſtiel.
Ach! waͤr’s auch ſo bey euch ihr wohlgeplagten Gryllen /
Daß die veraͤnderung koͤnt euer ungluͤck ſtillen /
So moͤcht’s noch endlich gehn /
So aber wiſſet ihrs nicht laͤnger auszuſtehn.
Man faͤngt euch weg jahr aus jahr ein:
Jhr koͤnt ſo gar des nachts nicht ſicher ſeyn.
Jedweder narr der will an euch zum ritter werden.
Doch mit den narren giengs noch hin /
Wenn nur der klugen leute ſinn
Nicht haͤtte ſo ein groß verlangen /
Die meiſten Gryllen wegzufangen.
Der alte Freyer. C. H.
JM winter ſich nach roſen umzuſehn /
Wird keiner leichtlich wagen;
Die zeit pflegt ſelbſt den vorſatz abzuſchlagen /
Weil da ſchon andre winde wehn.
Wie faͤllt denn dir dergleichen ein?
Jm winter kan es ja bey uns nicht ſommer ſeyn.
Haſt du in deinen langen jahren
Noch nicht ſo viel erfahren?
Ein maͤdgen nimmt nicht dich / ſie meynet nur dein geld;
Und wenn ſie dies bekommen hat /
So268Sinn-Gedichte.
So zeiget ſie ſich danckbar in der that /
Wenn ſie dir auff dein haupt ein bock-gewehre ſtellt.
An einen klein-naͤſichten. C. H.
DU biſt Marcolphus uͤbel dran
Mit deiner kleinen naſe;
Und glaub ich / daß der kleinſte haſe
Mit ſeiner groͤſſern dich faſt bald beſchaͤmen kan.
Du ſiehſt wie eine ſtadt /
Die keinen thurm nicht hat.
Doch dieſe kleinigkeit iſt dir auch trefflich gut:
Denn ſonderlich wird ſich kein weib um dich bemuͤhn
Und in ihr netze wollen ziehn /
Weil ſo ein mann wie du den weibern wenig dienſte thut;
Ja niemand wird dir auch mit naſe-ſtuͤbern dreun /
Er muͤſte denn nicht recht bey ſinnen ſeyn.
Fuͤrſichtig biſt du auch / weil dir dein naͤßgen nicht
Den augen-ſtral an ſeinem nichts zerbricht
Wer nun fuͤrſichtig will in allen ſachen wandeln /
Der mag ihm eine zucht von deinem ſturtz erhandeln.
Auff ihren Diamant. C. H. v. H.
JCh glaube vor gewiß / daß ihrer augen brand /
Mehr glut und funcken fuͤhrt als dieſer Diamant;
Doch269Sinn-Gedichte.
Doch ſoll die ſuͤſſe glut entzuͤnden ohne ſchmertzen /
So muß kein Diamant ſich ſtellen zu dem hertzen.
Auf ihre Hand. C. H. v. H.
AUs wolle / ſchnee und glut beſteht die ſchoͤne hand /
Mich wundert / daß ſie nicht zerſchmoltzen und verbrand.
An die Phyllis. C. H. v. H.
SChreibſtu mich nicht / ſchoͤnſte Phyllis / bey den erſten
freunden ein /
So laß doch den armen Damon ein verkehrtes raͤtzel
ſeyn.
Auf dieſelbe. C. H. v. H.
PHyllis hat drey biſam-kugeln mir in meinen mund ge -
trieben /
Hertze / du muſt koͤnig ſeyn / will man ſo der kegel ſchieben.
An270Sinn-Gedichte.
An dieſelbe. C. H. v. H.
WAs ſag ich / Phyllis / dir von deinem ſuͤſſem ſchertze /
Du ſchenckeſt mir ein band und ſtieleſt mir das hertze.
Auf ihren Kuß. C. H. v. H.
VErmeynſt du daß die glut nicht auch im waſſer ſteckt!
Mir hat ein feuchter kuß den ſuͤſſen brannt erweckt.
Auf ihre Augen. C. H.
AUs deinen augen faͤllt blitz / regen / ſonnen-ſchein:
Wie ſolten ſie denn nicht vor mich ein himmel ſeyn.
Auf ihre Thraͤnen. C. H.
JHr thraͤnen ſeyd begluͤckt / ihr fallt auf ſchoͤne bruͤ -
ſte:
Ach wenn ich mich in euch doch zu verwandeln wuͤſte!
Oder:271Sinn-Gedichte.
Oder:
Laͤſt du der thraͤnen-fluht auf deine bruͤſte ſchieſſen /
So wuͤnſcht ich mir nur bald in thraͤnen zu zerflieſſen.
Oder:
Die thraͤnen laͤſt du ſich auf deiner bruſt begraben:
Wer wuͤnſchet ihm nicht auch ein ſolches grab zu ha -
ben?
Auf dieſelben. C. H.
WEnn man die thraͤnen ſchon will waſſer-perlen
heiſſen /
Wo wird der eßig ſeyn / der dieſe kan zerbeiſſen.
Auf ihre Lippen. C. H.
AUf deinen lippen kan’s nicht gar zu ſicher ſeyn /
Jch buͤſte neulich erſt da meine freyheit ein.
Auf derſelben Roͤhte. C. H.
WAs hat man denn auf euch vor opffer abgeſchlacht /
Daß ihr mit dieſen euch ſo blutig habt gemacht?
Auf272Sinn-Gedichte.
Auf ihre Schooß. C. H.
MEin auge hat ſich offt an deiner ſchooß vergnuͤgt /
Weil ſie am ſolchen ort als wie Venedig liegt.
Jtem. C. H.
ACh ſchoͤnſte laſſe mich bey dir nur Doge ſeyn /
Und meine flammen ſich mit deiner fluht vermaͤhlen /
Jch will die ſeele dir an ſtatt des ringes weihn /
An maſt und ruder ſoll es auch allhier nicht fehlen:
Die liebe fuͤhrt das werck und zeigt mir ſchon die bahn /
Wie ich auf deiner ſee gen himmel fahren kan.
Heyraht. C. H.
DJe heyraht iſt ein roſen-ſtrauch an dem ſich manche
ſtechen /
Hingegen andre / wenn’s gelingt / vergnuͤgungs-blumen
brechen.
Auf ihr Bild. C. H.
DEin bildniß gleichet dir / du wieder deinem bilde:
Denn beyde fuͤhrt ihr licht und ſchatten in dem ſchilde.
Auf273Sinn-Gedichte.
Auf ihr Schooß-Huͤndgen.
KAn ſchoͤnſte Clelie ein unvernuͤnfftig thier
Dir auf dem ſchooß und in den armen liegen /
So laß vielmehr mir zu / daß ich mich darff auf dir
Als ein vernuͤnfftiges und kluges thier vergnuͤgen.
Uber ihr Bette. C. H.
DEr ſonnen bild pflegt hier / nicht in der ſee / zu
ſchlaffen /
Wenn nacht und ſchatten hat die felder uͤberdeckt;
Drum nehmet euch in acht / daß keiner ſie erweckt /
Jhr wachen wuͤrd euch ſonſt um eure ruhe ſtraffen.
Das Bild der Liebe. C. H.
DJe liebe mahlet man mit bogen und dem pfeile;
Weil ihr von weitem auch ein hertze wird zu theile.
Auf daſſelbe. C. H.
DEr liebe pfleget man geſchuͤtze beyzuſetzen /
Weil auch ein liebes-blick von weitem kan verletzen.
Hofm. w. IV. Th. SDer274Sinn-Gedichte.
Der Liebes-Thau. C. H.
ES heiſt der liebes-thau mit recht ein goldner regen:
Weil er des leibes-gold pflegt in die ſchooß zu legen.
Die Heyraht. C. H.
WEr durch den eheſtand ſich gerne will erhoͤhn /
Der muß nach einer frau in das gebirge gehn.
Auf ihre Augen. C. H.
DEr mohren leiber ſchwaͤrtzt nur einer ſonnen-licht /
Mich aber brennen zwey und ſchwaͤrtzen mich doch nicht;
Der erſten wuͤrckung muß bey jenen auſſen bleiben /
Die aber wiſſen ſie ins hertz hinein zu treiben.
Das Gluͤck. C. H.
DAs gluͤcke mahlet man als wie ein frauen-bild;
Weil aus der weiber-bruſt der maͤnner wohlfahrt qvillt.
Auf275Sinn-Gedichte.
Auf eines Mathematici Hochzeit. C. H.
DJe lieb und liebſte will / du ſolt es nicht vergeſſen /
Wie man hier ſoll die laͤng und breit und tieffe meſſen /
An eine ſchoͤne Muͤßiggaͤngerinn. C. H.
DU biſt der ſonnen gleich / weil du den lobſpruch
traͤgſt /
Daß du auch allezeit / wie ſie / zu ruhen pflegſt.
Der Gelehrten Vergnuͤgung. C. H.
EJn klug verfaſtes buch und wohlgebildtes weib
Sind der gelehrten welt vollkommner zeit-vertreib.
An Citron. C. H.
DU ziehſt mit deiner frau ja alle jahr ins bad;
Wie koͤmmts denn daß ſie noch von dir nichts junges hat?
S 2Das276Sinn-Gedichte.
Das verliebte Frauenzimmer. C. H.
DAs frauen-zimmer iſt viel fleiſchichter als wir /
Drum hat’s zur fleiſches-luſt auch groͤſſere begier.
Verſchwiegene Liebe. C. H.
EH dir ein maͤdgen ſoll ihr ſchoͤnes reichthum zeigen /
So muſt du / merck es wohl / vor lernen ſtille ſchwei -
gen.
Gemeine Liebe. C. H.
EJn maͤgden / das zu viel im lieben hat begriffen /
Jſt wie ein meer / auf dem ein jeder frey kan ſchiffen.
Die Mann-begierige Dorinde. C. H.
DOrinde waͤr’ſt du arm / ſo waͤr’ſt du hoͤchſt-begluͤckt /
Denn heut zu tage wird das armuht ſehr gedruͤckt.
Auf277Sinn-Gedichte.
Auff Floren. C. H.
DJe Flora zeigt ſich ſtets in einem ſchwartzen kleide
Fragſt du warum? ſie geht um ihren krantz im leyde.
Auff dieſelbe. C. H.
DJe Flora pflegt das gifft der hoffarth zu verlachen /
Drum will jedwedem ſie ſich unterwuͤrffig machen.
An Flavien. C. H.
WOfern mein liebes-ſchiff ſoll an dein Ufer laͤnden
So bitt ich / laß zuvor dir dein geſichte wenden.
Auff Sylvien. C. H.
JCh ſeh an Sylvien ja nichts als haut und knochen:
Die ſchoͤnheit iſt gewiß bey ihr hinein gekrochen.
An einen Muͤller. C. H.
D deiner tochter auch dein handwerck wolgefaͤllt /
Schließ ich aus dem / weil ſie ſehr viel von ſaͤcken haͤlt.
S 3An278Sinn-Gedichte.
An Flavien. C. H.
JCh habe dich mit fleiß den lilien verglichen /
W[ei]l du dich ohne ſcheu von jedem laͤſt beriechen.
C. H.
DEr tugend waͤr es leicht die wolluſt auszujaͤten /
Wenn unſre jungfern nur wie Magdalena thaͤten.
Die Schmincke. C. H.
JHr mahler / itzund iſt’s um eure kunſt gethan /
Weil jeder frauen-bild ſich ſelber mahlen kan.
Auff ihr Bildniß. C. H.
DJe hand iſt lobens-werth / die dich ſo wol getroffen /
Daß es der meiſter ſelbſt nicht beſſer koͤnnen hoffen;
Jch aber ſage doch / daß dir dein bild nicht gleicht /
Weil es demſelbigen nicht aus dem halſe reucht.
Jtem. 279Sinn-Gedichte.
Jtem. C. H.
DEin bildniß trifft mit dir in allem uͤberein /
Die farben kleben dort / wie hier / in dem geſichte /
Und macht ein naſſes tuch in beyden ſie zu nichte /
So wuͤrde grober zeug genung zu ſehen ſeyn.
Jtem.
DEin bildniß laͤſſet mich auch deine neigung ſpuͤren /
Weil ich mit ſelbem kan / wie ichs verlang / handthieren.
Jtem.
JCh ſage / daß dein bild darum mir wohlgefaͤllt /
Weil dies beſtaͤndiger / als du / die farbe haͤlt.
Auff die Naſen. C. H.
DJe Naſen ſind itzund ſehr angenehme pfaͤnder
Das frauenzimmer macht darnach die liebs-calender /
Die groſſen ſind der May / die aber gar zu klein /
Die muͤſſen ihr Aprill und hoͤrner-monath ſeyn.
S 4Auff280Sinn-Gedichte.
Auff Gryllens kleine Naſe. C. H.
WEr ſo wie unſer Gryll ein haſen-naͤßgen hat /
Der heiſſet zwar ein mann / nicht aber in der that.
An denſelben. C. H.
ES hat der ſchnup-toback vor dir gar gute ruh /
Dies macht / dein naͤsgen iſt etwas zu klein darzu.
Auff deſſen Paruͤcke. C. H.
WJlſt du dich auch zur neuen mode ſchlagen /
Und gleich wie wir Paruͤcken-zoͤpfe tragen?
Gar recht: dich hilffts zu deiner beſſern zier /
Es iſt ohndem kein gutes haar an dir.
An Floren. C. H.
DU darffſt die Flora nicht beklagen /
Daß deine ſchooß nicht fruchtbar ſey;
Denn281Sinn-Gedichte.
Denn biſt du gleich von kindern frey /
So haſt du maͤnner doch getragen.
An dieſelbe. C. H.
WEnn ſonſt die nahrungen darnieder liegen /
So kan man weder geld noch arbe[i]t kriegen:
Allein die Flora findt bey ſolchen zeiten
Nicht arbeit nur / ſie kan auch geld erbeuten;
Geſchieht es / daß bey ihr die nahrung liegt /
So hat ſie was zu thun und geld gekriegt.
Als ſie ihn barbieren ſahe. J. E. G.
WJe ſtachſt du neulich mich durch die verliebten kuͤſſe /
Als noch der ſchwartze bart auff deinem kinne ſtund /
Es war mir dazumahl als haͤttſt du mich verwund.
Jtzt wendt ſich nun das blat /
Denn weil dich der barbier numehr verjuͤngert hat /
So ſchmeckt mir itzt dein kuß noch tauſendmahl ſo ſuͤſſe.
An Arminden. J. E. G.
ARminde ſchaͤmte ſich / als ſie die ſchuͤrtz verlohr;
Doch weil ich bey ihr war; ſo ſagt ich ihr ins ohr
S 5Mein282Sinn-Gedichte.
Mein kind / was ſchaͤmſt du dich? wilt du nicht was verliehren /
So darff dich auch kein mann mit ſich zu bette fuͤhren.
Auff einen Naͤchtlichen Lauten-Stuͤmper. C. H.
DEin lauten-ſpiel iſt nur ein werck der finſterniß /
Warum? du biſt darauff nicht ſonderlich gewiß.
Auf ein ungeſchicktes doch verliebtes Frauenzimmer. J. E. G.
DJe Doris iſt verliebt / doch von geringen gaben:
Das heiſt: die Perle liegt bey ihr im miſt begraben.
Auff eine Rothkoͤpfige. J. E. G.
MAn muß ſie vor verliebt mit allem recht erkennen /
Weil ihre haare ſelbſt vor lauter liebe brennen.
Als ſie vorgab: er haͤtte nur den an ihrem Fenſter geſtandenẽ Paruqven - Stock / nicht aber ſie / gegruͤſt. J. E. G.
AMbrette wolte ſich nechſt meiner ſchuld bedienen /
Und283Sinn-Gedichte.
Und ſprach: ich haͤtt ein holtz an ihrer ſtatt gegruͤſt;
Dies iſt auch wahr: wer ſieht es nicht an ihren minen /
Daß ein Paruͤqven-ſtock ihr trefflich aͤhnlich iſt.
An das zu weit entbloͤſte Fauenzimmer.
JHr pflegt die bruͤſte zwar von auſſen zu entdecken /
Und doch im gegentheil das hertze zu verſtecken;
Doch achtet man das thun nicht eben gar zu groß /
Deckt nur die bruͤſte zu / und tragt das hertze bloß.
Die Fontangen. C. H.
DAs Frauenzimmer haͤlt vortrefflich viel auff ſpitzen /
Und weil es meynt / daß ſie ſehr wohl und artig ſitzen /
So macht’s mit ſeinen lieb - und ſeinen leibes-gaben /
Daß ihre maͤnner auch beſpitzte ſtirnen haben.
Gute Weiber ſind ſeltzam. C. G. B.
FRomme weiber ſind ſehr rar /
Ja ich wolte kuͤhnlich ſchweren /
Das noch ihrer weniger / als der eine-hoͤrner waͤren;
Dieſe ſind ein halbes paar /
Nun284Sinn-Gedichte.
Nun kan jeder leichte ſchluͤſſen /
Wie viel guter weiber wohl auff der erden leben muͤſſen.
Einer Uhralten und doch Mann-be - gierigen Wittwen Rede. C. G.
ES will kein junges Blut / wie weyland / nach mir fragen /
Weil mein betagtes haupt muß ſchnee und runtzeln
tragen;
Jhr narren wuͤſtet ihr was in der taſche ſteckt /
Es haͤtte mancher mir / ich weiß nicht was / beleckt.
Eine Frau an ihren ſchielenden Ehmann. C. G.
DU Mopſus haſt fuͤrwar! faſt eben ſolche gaben
Als unſer bock / den wir zunechſt verlohren haben /
Du reuchſt ſo ſtarck wie er; du kanſt die augen drehn /
So gut / als er gekonnt / und in die qvaͤre ſehn.
Nur dieſes mangelt dir / daß du nicht hoͤrner traͤgeſt /
Und mit der ziege nicht ſo offt zu ſtutzen pflegeſt:
Doch will ich hoͤrner dir ſchon ſelber fuͤgen ein /
So werden auch vor dich wol andre ſtutzer ſeyn.
C. H.
SChreib / ſprach die Pooͤſte ja / ſagt ich / wo ich kan.
Schreib / ſprach ſie / bringſt du gleich nur poſſen auff die bahn.
Die285Sinn-Gedichte.
Die Eltern. C. H.
DEn eltern kan und darff man gleiches nicht vergelten /
Denn ſonſten muͤſte man ſie pruͤgeln und offt
ſchelten.
Die Fruͤhlings-Zeit. C. H.
JTzt liegt die gantze welt in ihrem hochzeit-bette:
Ach wenn ich kleine doch der groſſen gluͤcke haͤtte:
Auf die vielen Aertzte. C. H.
JHr ſchulen / helfft doch / daß nicht mehr viel Aertzte
werden /
Der krieg nimmt ja vorher gnug menſchen von der erden.
Auf die vielen Juriſten. C. H.
JM himmel brauchen wir nur einen Advocaten;
Wo werden kuͤnfftig denn die andern hingerahten?
Der286Sinn-Gedichte.
Der Artzt. C. H.
ES ſtellet mancher artzt die cur ſo gluͤcklich an /
Daß ſich der patient und erbe freuen kan.
Die Muſen. C. H.
WEnn nicht in dieſer ſtadt neun alte maͤgde waͤren /
So wuͤrd ich nicht daſelbſt mein bißgen geld verzehren.
Der Schleſiſche Helicon. C. H.
WEr Muſ und Helicon vor eine fabel haͤlt /
Der ſeh Leandern hier / der ſie vor augen ſtellt.
Auf denſelben. C. H.
LEander ſetzt das volck in unſern Helicon /
Wer ihn zum freunde hat / kriegt einen platz davon.
Als287Sinn-Gedichte.
Als Zeſens Helicon die Maͤuſe zubiſſen. C. H.
JHr tichter laufft herzu! ſchuͤtzt euren Helicon /
Die maͤuſe ſchleppen ſonſt den gantzen berg davon /
Laufft zu! wo nicht / ſo ſucht denſelben und die lieder /
Nach einer kurtzen zeit im maͤuſe-kohte wieder.
Ein Bild. C. H.
DAs leben und ein bild die nehmen leichte ſchaden /
Denn beyde hangen nur an einem duͤnnen faden.
Jtem. C. H.
DEin ende ſtellt ſich dir in deinem bilde dar:
Der leinwand iſt der zeug zum allerletzten kleide /
Der raͤhme ſchwartzes holtz iſt eine todten-bahr /
Der ſchatten bleibt die welt / das licht die ſeelen-freude.
Auf die Schneider. C. H.
WEr unſre ſchneider hat zu boͤcken erſt gemacht /
Verdient daß uͤber ihm jedwedre ziege lacht;
Mit288Sinn-Gedichte.
Mit krebſen konnte man ſie eher noch vermengen /
Weil ſie die ſcheeren ſelbſt vor ihre fenſter hengen.
Jtem.
DOch itzt beſinn ich mich: die hoͤrner ſind die ſcheere /
Und alſo kennet man den bock an dem gewehre.
Auf zweene uͤber dem Karten-ſpiele verſoͤhnte Freunde.
JSt’s nicht recht wunderlich? es zanckten ſich zwey
freunde
Um die Theologie / und wurden endlich feinde /
Jedoch verſoͤhnte ſie das liebe karten-ſpiel /
Drum ſpiel ein jedermann / wer freundſchafft haben will.
Auf das Pulver. D. F. S.
NAchdem der deutſche muͤnch das Pulver hat erdacht /
So wird zu pulver faſt die halbe welt gemacht.
Auf289Sinn-Gedichte.
Auf die Barbierer. C. G. B.
EJne kraͤhe hackt der andern ſonſten nicht die augen
aus;
Doch bey euch kommt’s anders raus:
Wenn gleich ſonſten in der welt keine / die euch ſchieren
waͤren /
Muß doch ſtets in eurer zunfft einer ſelbſt den andern ſcheren.
Von den Toͤpfern. C. G. B.
WJr toͤpfer kommen zwar noch aus dem Paradieß.
Denn GOtt / der menſchen-ſchoͤpffer /
War ſelbſt der erſte toͤpfer /
Als er aus thon und leim den Adam werden ließ;
Allein itzt wird die kunſt nicht allzuviel geacht /
Denn keiner denckt mehr dran / woraus er iſt gemacht.
An einen / der die Weiber vor keine Menſchen anſahe. J. H. H.
JSt deine frau kein menſch / wie mag ſie dich vergnuͤgen?
Du wirſt nicht thoͤricht ſeyn / und bey dem viehe liegen.
Jtem.
D weiber menſchen ſind / das will dir ſchwerlich ein;
Drum folgt / dein vater ſey ein Sodomit geweſen /
Hofm. w. IV. Th. TUnd290Sinn-Gedichte.
Und habe dir ein vieh zur mutter auserleſen /
Du muſt ohnfehlbar wol ein rechtes monſtrum ſeyn.
Das Gluͤck. C. H.
BEſteht das gluͤck aus glas / ſind glaͤſern ſeine tuͤcke;
So hat ein glaſe-mann viel tuͤck und auch viel gluͤcke.
Ungereimte Poeſie. C. H.
VErſtuͤnde manchesmahl ein hund des tichters zeilen /
Was gilts? er wuͤrde mehr als vor dem pruͤgel heulen.
F. C. H.
DAs wort der fabel faͤngt von einem F ſich an;
Drum hoͤrt man / wie damit man uns ſo aͤffen kan.
S.
DAs ſchmauſen aber fångt von einem S ſich an /
Drum ſieht man / wie dabey jer ſo wohl eſſen kan.
T. 291Sinn-Gedichte.
T.
DEr thee der macht geſund: wer ſagt nun das die
knaben
Die in die ſchule gehn / geſunde muͤſſen ſeyn?
Da ſie all augenblick des T es noͤhtig haben /
Es trifft bey ihnen mehr / das T macht kranckheit / ein.
Die Liebe. C. H.
ES iſt die buhlerey numehr ſehr hoch geſtiegen /
Und gleichwohl will ſie doch noch immer niederliegen.
Die Laute.
DJe laute traͤget offt durch ihren ſuͤſſen thon /
Zum lohne manches hertz und manchen geiſt davon;
Doch muß’s kein ſtuͤmper ſeyn / der ſie begehrt zu ſpielen /
Sonſt wird er nimmermehr den rechten zweck erzielen.
Die Liebe.
WEnn du im winter wilſt das geld zum holtz erſparen /
So laß die liebe nur dir in dein hertze fahren.
Jtem.
WEnn man nicht lieben ſoll / was nuͤtzet uns das leben?
Die liebe hat es uns ja nicht umſonſt gegeben.
T 2Der292Sinn-Gedichte.
Der Vielfraß.
DU biſt dem feuer gleich / das alles will verzehren /
Was man ihm immermehr nur pfleget zu gewehren.
Die Chloris.
WEr moͤchte Chloris nicht auff deiner bloſſen erden /
Wenn du wilſt goͤttin ſeyn / zum tempel-herren werden?
An dieſelbe.
WEiſt du warum man dich die allerliebſte nennt?
Weil gegen jederman dein hertz in liebe brennt.
Der Stern-ſeher und Feldmeſſer aus dem Oveno.
JHr beyde theilet wohl die Welt gantz unter euch /
Vor jen’n gehoͤrt der Pol / vor den der erde reich.
WOfern die gantze welt ſoll voller diebe ſeyn /
So richtet ſie vorher nach Span’ſchen ſitten ein.
An den Fabian.
VJel ſind von auſſen kahl / du biſt es in der ſtirne:
Und jenen fehlt das haar / dir aber das gehirne.
Der293Sinn-Gedichte.
Der Kuß. C. H.
TReibt mit dem kuͤſſen nicht ihr maͤdgen eur geſpoͤtte:
Und glaubts: vom kuͤſſen faͤlt man offtermals aufs bette.
Auff einen Relegirten. C. H.
DU wareſt ſonſt gantz weiß / itzt biſt du wie die nacht /
Nachdem das ſchwartze bret dich hat ſo ſchwartz gemacht.
An die Chloris. C. H.
MAn kan die redligkeit aus deinen augen leſen:
Nicht was du itzt ſo biſt / nur daß du’s ſeyſt geweſen.
Auff die Weiber.
WJe das die Weiber ſich ſtets mit den floͤhen ſchlagen
Sie koͤnnen ſonſten ja die ſtiche wohl vertragen.
Auff Marinnes Haar.
ES hengt dein braunes haar das gantze jahr voll nuͤſſe /
Und zeigt ſo ſelbſten an daß man es ſchuͤtteln muͤſſe.
T 3Grab -294
Grabſchrifften. Adams. C. H.
ES ſtarb durch meine ſchuld die unſchuld in der wiege /
Jch buͤſſe nun davor weil ich im grabe liege /
Jch ledte / haͤtte weib und apffel nur gethan /
Drum greifft ihr Soͤhne nicht dies Paar ſo leichtlich an.
Jtem.
DEs weibes Schoͤnheit brach zum erſten meine ruh /
Hernach ſo kam die luſt zum apffel auch darzu /
Was wunder! Wenn ich bin dadurch ins grab geglitten:
Gedoppelte gewalt hat meine bruſt beſtritten.
Ebens. C. H.
JN meinen lenden lag das menſchliche geſchlechte /
Mein naſchen brachte dies um alle ſeine rechte:
Nun lebt es zwar durch mich / doch ſtirbt es auch durch mich /
Drum ſeyd ihr toͤchter ja nicht ſo vernaſcht wie ich.
Herrn von Moliere. C. H.
MEin ledens-ſpiel iſt aus: der ſchauplatz aͤndert ſich /
Dis macht / ich gab dem tod im ſchauſpiel einen ſtich /
Drauff raͤcht er ſich an mir: nun lehrt mich mein verieren /
Doch allzuſpaͤt / daß ſich der tod nicht laͤſt agiren.
Me -295Grabſchrifften.
Meduſæ. C. G. B.
JCh ward von hinten zu durch einen ſtreich gefaͤllt /
Es ſchmieß der groſſe tod mich hinterwerts zur erden:
Warum hat er mir nicht von forne nachgeſtellt?
Er fuͤrchte / daß er auch zu ſteine muͤſſe werden /
Denn / wo mein auge nur auf etwas ſeinen ſchein
Mit vollen kraͤfften warff / das wurde bald ein ſtein.
Einer Ehebrecherinn. C. H.
JHr menſchen dencket nicht bey einem offnen grabe /
Daß alle wolluſt da ein kaltes ende habe;
Jch werde hier ſo wol als auf der welt vergnuͤgt /
Jn dem mein bloſſer leib bey fremden maͤnnern liegt.
Einer jungen Ehefrauen. C. H.
DJe liebe traͤnckte mich an ihren ſchoͤnen bruͤſten /
Mein liebſter ſpeiſte mich mit angenehmen luͤſten /
Nun reiſt der todt zu fruͤh dis Liebes-band entzwey /
Wer ſaget’s / daß er nicht ein Ehebrecher ſey?
T 4Einer296Grabſchrifften.
Einer alten Jungfer. C. H.
NEchſt kam der tod zu mir der ungebehtne gaſt /
Und ſagte: komm ich will dir einen liebſten geben /
Es koſtet aber dir (wofern du ſie noch haſt)
So wol die jungferſchafft als dein betagtes leben.
Eines Verliebten. C. H.
DJe liebe hat mich erſt an ihrer bruſt getraͤnckt /
Die liebe hat mich auch in dieſe grufft verſenckt /
Die liebe wil / ſo bald ihr ſoͤhngen wird erblaſſen /
Es auch zu mir hieher aus liebe legen laſſen.
Eines beqvemen Mannes. C. H.
DU kanſt / mein wandrer / leicht aus nachgeſetzten le -
ſen /
Daß ich muß auf der welt was rechtes ſeyn geweſen:
Gekroͤnet war ich ſchon / doch fehlte leut und land /
Das letztre hat mein weib den fremden zugewandt.
Eines297Grabſchrifften.
Eines unerfahrnen Artztes. C. H.
ES wuchs durch meine kunſt die groſſe zahl der leichen /
Nun muß ich eintziger ſtatt tauſender erbleichen /
Denn kuͤnfftig haͤtt ich noch viel hundert abgethan /
Wie ſchade! daß der tod nicht beſſer rechnen kan.
Eines Schulmeiſters. C. H.
JHr ſchuͤler haltet ja dis grab vor andern wehrt /
Hier liegt / der euch nicht nur den bloſſen leib bekehrt /
Beſondern auch den geiſt. Drum thut ihm den gefallen /
Und laſt ſein lob zum danck aus jenem theil erſchallen.
Jtem.
HJer lieget der ſo offt die hoſen declinirt
Und Ars und Virga hat zuſammen conjungirt
Er fuͤhrt noch dieſes lob / ob er gleich ſchon entwichen /
Daß ein verſchmitzter mann mit ihme ſey verblichen.
Einer boͤſen Stief-Mutter. C. H.
NAchdem dis boͤſe thier den geiſt hat aufgegeben /
So kan ich auf der welt / als wie im himmel / leben:
Doch wird mich alle luſt zur ewigkeit vergehn /
Wo kuͤnfftig auch dis weib wird ſollen auferſtehn.
T 5Eines298Grabſchrifften.
Eines im Weinfaß erſoffnen Daͤniſchen Koͤniges. C. H.
EJn tunckel-rohter Wein verſuͤßte mir mein leben /
Ein faß von dieſem hat mir auch den tod gegeben /
Dadurch hab ich die ruh und mir den ruhm erworben /
Daß ich noch ſuͤſſer bin als Pharao geſtorben.
Eines Atheiſten. C. H.
JCh glaubte keinen GOtt / ich glaubte keinen teufel /
Jtzund benimmt mir der den vorgehabten zweifel /
Und lehrt mich’s / da ich es nun ohnedem ſchon weiß /
Die unterweiſung macht mir aber treflich heiß.
Eines Narren. C. H.
MEin naͤrr’ſcher kopf gleicht itzt dem allerkluͤgſten
ſchaͤdel /
Der tod und dieſe grufft die machen ihn ſo edel /
Die weiſen liegen nun um meinen kopff herum /
Und ſind ſo klug wie er / und auch wie er ſo tumm.
Eines Nacht-Waͤchters. C. H.
DEs tages ſchlieff ich aus / des nachtes muſt ich wachen /
Und299Grabſchrifften.
Und wenn der tag erſchien die andern munter machen /
Nun ſchlaff ich tag und nacht: Drum habt ihr ſchlaͤffer
noth /
Daß euch bey nachte nicht itzt ſtehle ſelbſt der tod.
Eines Thuͤrhuͤters. C. H.
DJe thuͤren ſchloß ich auff / die thuͤren ſchloß ich zu;
Jch hatte weder tag noch nacht im amte ruh /
Nun aber iſt die plag und alle muͤh verfloſſen /
Nachdem mich ſelbſt der tod in dieſes grab verſchloſſen.
Eines Mohren. C. H.
DJe Sonne brannte mich zu ſehr in meinem lande /
Darum vertauſcht ich es mit dieſem kuͤhlen ſande.
Eines - C. H.
ZWey ſind allhier nur eins. Hier ruhet mann und
weib /
Und iſt doch / merck es wohl / nicht mehr als nur ein leib.
Eines300Grabſchrifften.
Eines Gehangenen. C. H
DAs leben henget nur an einem duͤnnen faden /
Und viele fuͤhlen doch daran ſo ſelten ſchaden:
Mein leben aber henckt an einem dicken ſtricke /
Und bricht mir eher noch als ihnen das Genicke.
Eines Diebes. C. H.
JHr todten gebet acht auff eure leichen-tuͤcher
Vor dieſes nachbars hand war ſonſten nichts zu ſicher /
Und glaub ich / daß er ſich bey zeiten weggeſtohlen /
Wenn ihm es nur getraͤumt / daß ihn der tod woll holen.
Eines Judens. C. H.
DJe Chriſten ſollen einſt davor die hoͤlle haben /
Daß ſie gelegenheit zu meiner kranckheit gaben /
Sie aſſen ſchweine-fleiſch / vor dieſem graute mir /
Ein fieber ſchlug darzu und dies begrub mich hier.
Ver -301

Vermiſchte-Gedichte.

Schreiben der Aurora an ſeine Koͤnigliche Majeſtaͤt in Preuſſen. B. N.
JCh ſchreibe / Koͤnig / hier / was man bey hofe klagt /
Was meinen ruhm verletzt / und faſt ein jeder ſagt;
Ach zuͤrne nicht zu fruͤh! Denn unſers geiſtes triebe
Sind zwar voll eyfferſucht / allein auch voller liebe.
Es iſt nichts grauſames / womit du uns beſchwehrſt:
Wir klagen / daß du dich vor andre ſelbſt verzehrſt /
Daß du ein Koͤnig biſt / und doch in deinen landen
Kein diener je gelebt der fruͤher auffgeſtanden.
Die hirten ſind erſtaunt / die muſen ſchaͤmen ſich /
Denn beyde finden ſchon / ſo bald ſie wachen / dich.
Mein Phoͤbus / der dir doch ſo hertzlich wuͤnſcht zu dienen /
Jſt ſelber / wie du weiſt / ſtets viel zuſpaͤt erſchienen /
Und fuhr mich heute noch mit rauhen worten an /
Daß ich der wolcken-flor nicht eher abgethan.
Was Phoͤbus an mir ſtrafft / geb ich mit gleichem blicke
Der ordnung dieſer welt und der natur zuruͤcke;
Was / ſprach ich offtermahls / nutzt mir der fluͤgel-ſchein /
Wenn helden fluͤchtiger als licht und fluͤgel ſeyn?
Allein was die natur mich laͤſt zur antwort hoͤren /
Jſt dies; ich moͤchte doch nicht ihr geſetze ſtoͤren.
Ach! Wenn denn die natur ſo ſtarck gebunden iſt /
Wenn ſie ihr eignes thun nach alten regeln miſt;
Wie kommt es denn / o held / daß du ſie uͤberſteigeſt /
Und dich zu gleicher zeit als herr und diener zeigeſt?
Jſt es denn nicht genung / daß du dein hauß erhoͤht /
Daß dein geuͤbtes heer ſchon an der ſpitze ſteht /
Das302Vermiſchte Gedichte.
Daß du bey tage pflegſt an heil und recht zu dencken /
Muſt du dem reiche denn auch noch die naͤchte ſchencken?
Muſt du der letzte ſtets / der fremde ſorgen traͤgt /
Und auch der erſte ſeyn / der ſich im bette regt?
Weil ſich mein naſſes haupt noch in der See verweilet /
Haſt du dem hofe ſchon befehl und rath ertheilet.
Tret ich denn in die hoͤh / ſo ſeh ich mit verdruß /
Wie ich den deinigen mit ſchimpffe dienen muß.
Das licht iſt / ſprechen ſie / nicht in Aurorens wangen /
Wenn unſer Koͤnig wacht / kommt auch der tag gegangen.
Jedoch ſo hurtig ſie dein muntres auge macht /
So ſind ſie doch bißher nicht eh / als du / erwacht.
Sie laſſen dir die muͤh und ſchlaffen ohne ſorgen /
So lange du nicht ruffſt / ſo iſt es noch nicht morgen.
Der treue Wartenberg / der doch nach aller ſinn /
Dir eben dieſes iſt / was ich der ſonnen bin /
Klagt ſelbſt / wenn er ſein amt zu thun ſich vorgenom -
men /
Daß du ihm offtermahls / o held! zuvor gekommen.
Wo wil es endlich hin? ruͤhrt Phoͤbus ſich in dir:
Wie? oder ſchreibt dein glantz mir neue ſtunden fuͤr?
Doch wenn du Phoͤbus biſt / wer hemmet mir den zuͤgel?
Und biſt du etwas mehr / warum ſind meine fluͤgel /
Nicht deinen kraͤfften gleich? halt inne groſſer held!
Du haſt genung gethan / daß du der gantzen welt
Ein neues Reich geſchenckt. Laß andre ſich entkraͤfften /
Die an ihr wapen nichts als leere titel hefften.
Europa brauchet dich noch laͤnger / als du denckſt /
Wenn du die augen fruͤh auf ſeine wunden lenckſt /
So weint ſein hertz um dich / aus furcht daß du der
erden
Durch allzugroſſe laſt bald moͤchſt entzogen werden.
Dein land kan ſich ja wohl / wie Spanien / erfreun.
Und hat / o herr / an dir faſt ſteten ſonnen-ſchein:
Allein es wolte doch ein jeder lieber ſterben /
Als eine ſtunde nur an deiner ruh verderben.
Jedoch303Vermiſchte Gedichte.
Jedoch du hoͤreſt nicht. Der unterthanen flor /
Europens fried und gluͤck geht allem ſchlaffe vor /
Du liebeſt ſie / nicht dich / und ſucheſt dein vergnuͤgen /
Allein in ihrer ruh / ihr heil in deinen ſiegen.
Wenn ein bedraͤngter dir viel bogen uͤberreicht /
So denckſt du / daß der thron ſich Roſen-gaͤrten gleicht /
Die zwar voll muͤhe ſind / doch auch viel blumen tragen.
Ein centner arbeit gibt dir zehnmahl mehr behagen /
Als andern ſo viel gold. Was red ich dir denn zu?
Was man beſchwerniß heißt / das nennſt du luſt und ruh.
Dein wachen / treuer hirt / iſt dir ein ſaͤſſes ſchlaffen /
Dein ſchlaff ein ſteter traum von ſo viel tauſend ſchafen /
Die dir vertrauet ſeyn. Drum geb ich mich beſiegt /
Jch ſehe daß dir mehr / als mir / zu thun obliegt.
Jch muß die finſterniß / du noht und krieg zerſtreuen /
Jch darff das auge nur / du muſt das hertz erfreuen
Doch eines bitt ich noch / weil doch kein fuͤrſt regiert /
Der taͤglich / ſo / wie du / mich aus dem lager fuͤhrt;
So laß doch / groſſer held / es einmahl nur geſchehen /
Daß ich / als Koͤnig dich darff in dem bette ſehen.
Auf den Koͤniglichen Einzug in Berlin. B. N.
NUn komme denn / o Held / und mache wieder klar /
Was durch dein auſſen-ſeyn bisher verdunckelt war /
Zieh ein in dein Berlin / und wie du in den hertzen
Als Koͤnig / laͤngſt gewohnt / ſo ſtill auch nun die ſchmertzen /
Die wir / als Koͤnig dich zu ſehen / offt gefuͤhlt /
Dein einzug / der auf nichts / als heyl und gluͤcke ziehlt /
Spielt ſchon den ſiegen fuͤr: die fruͤh genung erthoͤnen /
Und neben dir zu gleich den Kaͤyſer werden kroͤnen.
Gantz304Vermiſchte Gedichte.
Gantz Teutſchland wuͤnſchet es: Europa freuet ſich /
Und billig: denn wer hofft nechſt GOtt itzt nicht auf dich?
Wo Koͤnig Friedrich herrſcht / da wohnt die luſt der er -
den:
Wo Koͤnig Friedrich ſchlaͤgt / da muß auch friede werden.
Als Se. Hoch-Graͤfliche Gnaden / Herr Hans Anthon / Graf von Schaff - gotſch / an der Michaelis-Meſſe des 1698ſten Jahres gen Leipzig kam.
MEin Grafe / nun du dich zu uns genaͤhert haſt /
Und einer ceder gleich biſt zu den linden kommen;
So dencke nicht / du ſeyſt ein unbekannter gaſt /
Und habeſt herberge bey fremden angenommen.
Nein: hundert hertzen ſind auch hier dir zugethan /
Die dein hochtheures haupt und fuͤrſten-antlitz kennen /
Du triffſt hier uͤberfluß an ſolchen gaͤſten an /
Die voller lieb und treu bey deiner ankunfft brennen /
Doch deine gegenwart erfreuet ſonderlich /
Die / denen ſonſt mit dir ein vaterland zueigen:
Sie ſchaͤtzen ſich begluͤckt / und koͤnnen andern dich /
Als einen wunder-ſchmuck der vater-erde zeigen.
Jch weiß / daß ihre bruſt mit heiſſer regung ſchlaͤgt /
Wenn ſie den groſſen greiß / der dich erzeugt / bedencket /
Der um ſein ſilber-haar die ſchoͤnſte krone traͤgt /
Die von verdienſten ihm gemacht und auch geſchencket.
Thut dieſes ſchwanen-haupt auch wol ein einig werck /
Das nicht das land erbaut und ſeine ruhe ſchuͤtzet?
Er iſt / O Schleſien! dein beſter rieſenberg /
Der noch dein wohlergehn mit treuen ſchultern ſtuͤtzet.
Jedoch305Vermiſchte Gedichte.
Jedoch nicht nur dein haus und hoher Grafen-ſtand
Macht / daß man uͤberall ſchon deinen nahmen horet;
Du biſt auch allbereit durch eignes thun bekannt /
Des theuren vaters ruhm wird auch durch dich gemeh -
ret.
Ein Koͤnig will dir ſchon ein wichtig amt vertraun /
Der ſo viel laͤnder kan durch ſeine macht beſchirmen /
Ein Joſeph / der der welt wird nahrungs-håuſer baun /
Auf die ſein nach-ruhm ihm wird Pyramiden thuͤrmen.
Macht nun die klugheit dich ſo fruͤh viel alten gleich /
Wie wird dein alter nicht geehret ſeyn auf erden?
Biſt du im morgen ſchon ſo hell und ſtraalen-reich /
Wie groß wird nicht dein glantz im vollen mittag wer -
den?
Und dieſes alles kan uns nicht verborgen ſeyn /
Der ruhm hat hier dein lob vorlaͤngſt ſchon laſſen le -
ſen /
Du zeuchſt nicht / wie du meynſt / zu fremden thoren ein /
Wo du nicht ſelbſt geweſt / iſt doch dein ruhm geweſen.
Du triffſt hier endlich gar auch unterthanen an /
Zu deren zahl auch ich / mein Graf und Herr / gehoͤre /
Erlaube / weil ich mich der pflicht nicht aͤuſſern kan /
Daß ich mein innerſtes mit treuen wuͤnſchen ehre.
Die weisheit / derer qvell vom himmel auf uns fleußt /
Erleuchte ferner dich / und lencke deine thaten:
Es wolle ſtets der HErr und deſſen guter Geiſt
Bey deinem hohen amt dir ſelbſt das beſte rahten.
Ja wenn einſt Leopold den ſcepter niederlegt /
Und deinem Koͤnige vertraut das reich der erden /
So muͤſſe ſo viel wuͤrd als dein Herr Vater traͤgt /
Von ſeiner Majeſtaͤt dir zugetheilet werden.
Der HErr ſchuͤtt uͤber dich und dein hochgraͤflich haus /
Wie er bisher gethan / viel tauſend hohes gluͤcke /
Sein ſchutz geh auch mit dir zu unſern mauren aus /
Mit engeln kamſt du her / mit engeln zeuch zuruͤcke.
Hofm. w. IV. Th. UDie306Vermiſchte Gedichte.
Die Liebe des alten Deutſchen Frauenzimmers. C. H.
ALs Deutſchland meiſt ein wald und ſitz der unſchuld
war /
Der helden-wohnungen aus ſeinen zweigen flochte;
Und deſſen Koͤniginn mit ihrer weiber-ſchaar
Die wohlluſt / wie ihr Fuͤrſt der Roͤmer macht / befochte /
Da war der deutſche wald recht treu und deutſch geſinnt /
Kein mehl-thau hatte noch die blaͤtter nicht beflecket /
Kein ſtraal der uͤppigkeit die gipfel angezuͤndt /
Noch ein verderbter ſafft die wurtzeln angeſtecket.
Da lag die treue nicht nur in der maͤnner hand /
Auch in den liebenden und frommen weiber-ſinnen
Ward ihrem heiligthum ein opffer angebrannt /
Dadurch die goͤtter und die maͤnner zu gewinnen.
Vornehmlich aber war der liebe-tempel rein /
Kein fremder weyrauch kam auf ſein altar zu brennen /
Es muſte / was geſchickt zum raͤuchern ſolte ſeyn /
Sich nach der deutſchen art / getreu und reine nennen.
Die tugend hatte ſelbſt das amt der prieſterinn /
Die opffer-ſorge war der keuſchheit zugeſchrieben /
Beym Gottes-dienſt erſchien ſo wol die Koͤniginn /
Als alle / denen ſchon die zeit befahl das lieben.
Die brutt der eyfer ſucht und was man laſter hieß /
Das muſte noch in Rom und an der Tyber bleiben /
Jndem der keuſche Rhein nichts zu den deutſchen ließ /
Was treu und glaube koͤnnt aus ihren hertzen treiben /
Wie gluͤcklich! wie vergnuͤgt! war da ein teutſcher mann /
Er doͤrffte nicht aus furcht zum frauen-huͤter werden /
Die weiber thaten ſelbſt den argwohn in den bann /
Und machten fremden nicht verdaͤchtige gebehrden.
Nahm denn Arminius die maͤnner mit ins feld /
Das kriegeriſche Rom vom Rheine wegzuſchlagen /
So307Vermiſchte Gedichte.
So folgte manches weib dem manne bis ins zelt /
Und halff ihm ſeinen zeug nebſt ihrem eignen tragen.
Ja wenns zum treffen kam / und offt ein roͤmiſch ſchwerdt
Jhm unverſehens ſchien gewiß den reſt zu geben /
So wurd es durch ihr ſchild ſehr hurtig abgewehrt /
Sie ließ daruͤber offt aus lieb ihr eigen leben.
Traff ihn des feindes ſtaal / band ſie die wunden zu:
Koͤnnt er vor mattigkeit nicht laͤnger fechtend ſtehen /
Trug ſie die ſuͤſſe laſt ins lager zu der ruh /
Durchſuchte ſeinen leib vom haupte bis zun zehen /
Ob ſonſt noch was verwund. Drauf war ein liebes-kuß
Die allerbeſte cur. Da ſchmeckte noch das kuͤſſen
Weit ſuͤſſer als wie itzt die lipp erfahren muß /
Da treu und falſchheit offt aus einem munde flieſſen.
Beſtritte nun Armin des Adlers ſtarcke macht /
Und kroͤnte Deutſchlands haupt mit friſchen palmen-aͤſten /
So ward die tapfferkeit des weibes auch bedacht /
Und uͤberkam ein theil von dem gewinn zum beſten.
Die aber mehr den wald / als ein gezelt / geſchaͤtzt /
Und zu der huͤtten ſchutz daheime waren blieben /
Die hatten jagende dem wilde nachgeſetzt /
Auch / wie der mann den feind / viel deſſen aufgerieben.
Theils bauten durchs gebeht an ihrer maͤnner heil /
Theils ſonnen arten aus ſie voͤllig zu vergnuͤgen /
Theils uͤbten ſich / wie doch ein abgeſchoßner pfeil /
Aufs eheſte dem feind ins hertze moͤchte fliegen:
Theils muͤtter floͤſten zucht den jungen toͤchtern ein:
Theils lehrten ſelbige die helden-lieder ſingen /
Die andern / wie ein mann bedienet muͤſte ſeyn /
Wie er / als ſieger / doch durch keuſchheit zu bezwingen /
Die unterweiſung war bey ihnen mancherley /
Von liebe wuſten auch viel toͤchter zu erzaͤhlen /
Doch ward die jungferſchafft dadurch nicht vogelfrey /
Sie blieb gantz unverletzt und rein bis zum vermaͤhlen.
Erſchallte durch den wald: die Roͤmer ſind beſiegt:
So hing im augenblick der himmel voller geigen /
Die goͤtter wurden bald durch opfer-vieh vergnuͤgt /
U 2Man308Vermiſchte Gedichte.
Man ſchmuͤckte dieſen weg mit friſchen eichen-zweigen /
Auf dem der ſieger kam. Der helden-lieder thon
Empfing die tapfferkeit / auch ſelbſt der baͤume blaͤtter
Die unterredeten ſich liſpelnde davon /
Und nennten den Armin des Vaterlands Erretter.
Drauf holte man ſie ein / Thusnelda gieng voran /
Die weiber folgten ihr in zierlichem gepraͤnge /
Und ruͤhmten was Armin und die Armee gethan /
Die freude zeigte ſich durch neue ſiegs-geſaͤnge.
Umfieng die Koͤniginn den Koͤnig / ihr gemahl /
So thatens alle nach; nahm ſie ihn bey den haͤnden /
Gleich griffen alle zu; und nach derſelben wahl
War jede meiſterlich gelehret ſich zu wenden.
Zur huͤtten brachte man die maͤnner ſchwebende /
Die lippe / ſo indeß ſich nicht mit fremden kuͤſſen
Und zuͤngeln abgenetzt / und wo kein wohlluſt-klee
Den ſafft der nahrung fand / ließ da den zucker flieſſen
Jn ihres liebſten mund. Dis war ein goͤtter-tranck
Vor die verwundeten und abgematten glieder.
War denn der arme mann von vieler arbeit kranck /
So legte ſie ihn ſanfft auf ihre haͤute nieder /
Und ſtreichelte den bahrt / der Deutſchen ſchmuck und luſt /
Die finger wuſten ihn als kaͤmme durchzufahren /
Bald druͤckte ſie die hand / bald ſeine ſteiffe bruſt /
Bald fuhr ſie ihm aus ohr / bald nach den dichten
haaren /
Bald wieder ſonſt wohin. O mehr als goldne zeit!
Da jeder auf das gold der treuen liebe dachte /
Da tugend und verſtand vor ſich den wald geweiht /
Da ihm der himmel ſelbſt hier ſeine wohnung machte /
Und bey der einfalt ſaß. Die ungeſchminckte pracht
Gefiel ihm allzuwohl. Es wurden ſchwartze haare
Noch aus verachtung nicht durch puder weiß gemacht /
Den ſtaub der eitelkeit und falſchheit leichte waare.
Man uͤberließ das werck der guͤtigen natur /
Vor perlen ſtund der ſchweiß in tropffen ums geſichte /
Den309Vermiſchte Gedichte.
Den ſo der ſonnen glut als die geſuchte ſpur
Des wildes ausgejagt. Das laub von einer fichte
Umwand den naſſen ſchlaff und war des hauptes zier /
Wo keine favoritt aus hoffart noch geſtanden /
Als die / ſo ohngefehr die winde ſtellten fuͤr /
Wenn ſie das ſchoͤne haar / befreyt von ſeinen banden
Den ringen gleich gedreht. Der wangen todtes licht
Durch purpur / kreyde / ſafft und oehle zu erheben /
Verſtund die buhlerey und wolluſt ſelbſt noch nicht /
Ein brunnen muſte bad und ſchminck und ſpiegel geben.
Der leib war ungefaͤrbt / und wie die ſinnen rein;
Das auge ſpielte nicht mit buhleriſchen blicken;
Die ſeufftzer dorfften nicht der leichte wagen ſeyn /
Auff dem die falſchheit ſaß die maͤnner zu beruͤcken.
Jhr lieben und ihr haß / ihr gehen und ihr ſtehn /
Jhr kuͤſſen und ihr ſchertz / ihr weinen und ihr lachen /
Jhr ſchweigen / und wenn ſie die lippen auff ließ gehn /
Jhr ſpringen und geſang / ihr ſchlaffen und ihr wachen /
War ohne falſch und blieb der treuen liebe bild.
Wo aber kan man itzt dergleichen weiber haben?
Gar ſchwerlich wird itzund die ſehnſucht uns geſtillt /
Man muͤſſe ſelbige denn aus der erde graben.
Es liegt der alte wald ja meiſtens umgehaun /
Die aͤſte ſind zerſtreut / die abgeſchaͤlten rinden /
Wo man die ſatzungen der liebe konte ſchaun /
Sind / glaub ich / gar verbrennt / und nirgends mehr zu
finden.
Doch wo verfaͤllt mein geiſt mit ſeinem tichten hin?
Wo ich / Eliſten / noch deiner gruͤnen auen
Und andrer gegenden / wie vor / recht kundig bin /
So kan ich ja in dir dergleichen ſproſſen ſchauen /
Auff denen noch der ſchmuck der reinen liebe liegt /
Und die kein raupen-neſt der wolluſt an ſich leyden;
Jn deinen waͤldern wird die unſchuld noch gewiegt /
Die dir der deutſche wald ließ ſterbende beſcheiden.
Vergebens ſchenckt dir nicht die Oder manchen kuß;
U 3Die310Vermiſchte Gedichte.
Die Nymfen / ſo aus luſt in deiner gegend ſpielen /
Die ſind der zug-magnet / ſie lenckt dahin den fluß /
Jn hoffnung ihre glut bey ihnen abzukuͤhlen.
Sie ſchaut die Reinligkeit / die dieſe Seelen ziert /
Nicht ohn erſtaunen an / und weiß daß die Cryſtallen /
Die ſie in ihrer flut und naſſen zuͤgen fuͤhrt /
Vor deren glantze ſelbſt zu boden muͤſſen fallen.
So bleibt dein alter ruhm / du deutſcher wald! doch ſtehn /
Und bluͤht von neuem auff in unſerm vaterlande /
Weil ſelbſt der himmel wil / daß er nicht ſoll vergehn /
So traͤgt ihn Schleſien davon zum unterpfande.
Klagen der betagten Jungfern / uͤber ihren einſamen Zuſtand. C. H.
UNs jungfern iſt numehr auch die gedult entriſſen /
Die ziemlich lange zeit hat unſre bruſt beſchwehrt /
So daß wir uns nur itzt einmal beklagen muͤſſen /
Weil deren tyranney auch gar zu lange waͤhrt.
Vielleicht erbarmen ſich der himmel und das gluͤcke /
Und endern unſre noth / die noch zu endern iſt /
Damit die einſamkeit uns nicht zu boden druͤcke /
Und uns der kummer-wurm das hertze vollends friſt.
Ach ſchoͤn und goldne zeit! wo biſt du hingeflogen?
Da unſrer jugend ſchein ein jederman verehrt /
Da man vor uns den hut gebuͤckt hat abgezogen /
Und mit der groͤſten luſt / uns redende gehoͤrt.
Wie gluͤcklich waren doch daſelbſt noch unſre glieder!
Jedwederm hing das volck beſondre lob-ſpruͤch an;
Man311Vermiſchte-Gedichte.
Man faſte dieſen ruhm in wohlgeſetzte lieder /
(Mit dieſen bunden uns meiſt die ſtudenten an)
Da hieß man unſer haar die gold-gemengten faden;
Von Marmel muſte da das bruſt-gebuͤrge ſeyn;
Der ſtirne weiſſes feld mit woll und ſchnee beladen;
Sie tauchten unſern mund in blut und ſcharlach ein.
Die augen waren da bald ſterne / bald auch ſonnen;
Und unſre rede roch nach balſam und zibeth;
Die blicke / die wie feur aus unſern augen ronnen /
Die hieſſen dazumahl der hertzen zug-magnet.
Wenn wir des morgens fruͤh noch warm vom bette
waren /
So ward von buhlern ſchon ein fruͤhſtuͤck eingeſchickt /
Man bath dabey uns auch ſpatzieren mit zu fahren /
Da wurden wir durch ſie / und ſie durch uns erqvickt.
Doch alles muſte da nach unſerm kopfe gehen:
Fiel uns ein Appetit zu lecker-bißgen ein /
So gaben wir es nur den freyern zu verſtehen /
Da wolt ein jeder faſt der erſt im kauffen ſeyn /
Um vor den andern ſich verbindlich uns zu machen /
Offt kam die eyferſucht dadurch auch mit in’s ſpiel /
Da muſten wir wohl recht der lieben kinder lachen /
Wenn ihrer freundſchafft bau ſo leichtlich denn zerfiel.
Dies war / wir ſtehn es zu / vor uns ein rechtes freſſen.
Da fiſchten wir alsdann im truͤben ziemlich rum /
Und konten da was rechts aus unſern freyern preſſen /
Denn damals wurden ſie denn recht vor liebe thumm.
Da wurden denn bey uns die kuͤſſe ziemlich theuer /
Ach Schweſtern! ach was galt doch da ein liebes-griff?
Doch achteten es nicht die raiſonablen freyer /
Wenn das begehrte gleich ſich etwas hoch belieff.
Wir hatten meiſtentheils kauff-diener zu galanen /
Da muſte denn die Caß und auch der laden dran /
Daß ſie zu uns den weg fein gleiche konten bahnen /
Dort mauſten ſie es weg / uns bunden ſie mit an.
Wie manche dreſſe kam in unſre hand geflogen /
Wie manches ſtuͤcke band / wie manches reſtgen zeug /
U 4Kam312Vermiſchte Gedichte.
Kam denn ſo ſaͤuberlich und heimlich nachgezogen /
Doch hies es gleichſam auch dabey: nimm hin und ſchweig.
War denn der jahrmarck da / ſo baten wir um ſpitzen /
Und was uns irgend ſonſt noch mehr von noͤthen war /
Da lieſſen ſie uns denn nicht lange wartend ſitzen /
Der eine legte dies / der ander jenes dar /
Der bracht ein ohrgehenck / und jener was geſchmeide /
Der dritte ſonſten was. Wer lachte da nun nicht?
Die muͤtter ſahen ſelbſt an uns ſich ihre freude /
Wie wir ſo meiſterlich auffs nehmen abgericht.
Durch fodern konten wir auch da noch mehr erbeuten /
Schrien gleich die muͤtter offt: Macht euch nicht ſo ge -
mein:
So war es nicht ihr ernſt / ſie thaten’s nur vor’n leuten /
Und wolten nur zum ſchein auff jener ſeiten ſeyn /
Es hieß: was werdet ihr davor nun ihnen geben?
Da ſtrahlt ein liebes-blick denn auff den ſchencke zu;
Der dacht auch denn vor dies was anders ſchon zu heben /
Wir wuſten’s ebenfals / daß er’s umſonſt nicht thu.
Denn / kamen wir einmal zuſammen was zu ſpielen /
So dachten wir alsdenn an ihre hoͤffligkeit /
Und lieſſen ihnen zu / ihr muͤtgen abzukuͤhlen /
Doch dorfften gleichwol ſie bey uns niemahls zu weit.
Und ſo behielten wir ſie ſtets in unſerm baude
Denn die zuviel vergoͤnnt / die kan die kunſt nicht recht /
Und wird / eh ſie’s gedacht / zu ihrer buhler ſchande /
Von dieſen bleibt denn kaum ein eintziger ihr knecht.
Mit ſeiden-ſchwaͤntzen pflegt es noch wohl hinzugehen /
Doch mit ſtudenten ſieht es da gefaͤhrlich aus /
Mit dieſen hat denn die was haͤrters auszuſtehen /
Die kleiben ihr dazu noch gar etwas an’s hauß.
Da fuͤhrten alſo wir die hertzen in den ketten /
Da ſahe man uns ſtets mit eherbietung an /
Da wolt ein jeder ihm in unſre gnade betten /
Wie doch die rauhe zeit faſt alles aͤndern kan!
Bald ward ein garten wo zu unſrer luſt beſtellet /
Da ſtund das blum-werck denn in trefflicher gefahr;
Da313Vermiſchte Gedichte.
Da wurde durch das ſpiel der liebſt ums geld geſchnellet.
Doch ſchien er froh / ob’s ihm gleich nicht um’s hertze war.
Doch konten wir ihn bald durch liebes-lieder zwingen /
Daß er es gantz vergaß. Wolt einer abwerts ſtehn /
So konten wir durch blick ihn wieder an uns bringen /
Da muſte ſtimm und blick ſtets wechſelsweiſe gehn
Wenn wir im Sabbate geputzt im tempel kamen /
Da ſahen mehr auff uns als auf den Prieſter hin /
Wir mercktens / wie ſie uns ſo zu geſichte nahmen /
Und war im bethen ſelbſt bey uns auch wohl ihr ſinn.
Wer weiß? empfinden wir nicht itzt davor die ſtraffen /
Daß wir / o ſchweſtern! uns ſo uͤppich auffgefuͤhrt /
Es brechen albereits die ſiegeriſchen waffen /
Mit denen wir geſiegt / und alle welt geruͤhrt.
Was muͤſſen wir nicht itzt vor ſchandfleck in uns freſſen?
Jedweder junge weiſt auff uns mit fingern zu /
Die freyer pflegen uns itzt wieder einzumeſſen /
Sie zahlen uns itzt ab und ſtoͤren unſre ruh /
Wenn ſie / uns armes volck mit titteln noch beſchimpffen /
Da muß nun alles her / da ſchencken ſie uns ein /
Daß alle faſt auff uns die naſe moͤchten ruͤmpfen /
Zumahl die uns vorher nicht gar zu gruͤne ſeyn.
Bald ſind wir leſch-papier / bald alte raſſel-ſcheite /
Bald haben wir wol gar die flederwiſche feil.
Bald heiſt ein krantz von ſtroh vor uns die beſte beute /
Bald wird der fledermauß ihr nahmen uns zu theil /
Bald heiſts: verſchrumpelt obſt / bald ihr Rapuntze -
ſtauden
Bald Saffran-Craͤmerin / bald alter ſtilleſtand /
Bald: ihr verlegner zeug / ihr leeren wolluſt-bauden /
Schlaff-ſaͤcke / nacht-geſicht und wem iſt es bekand?
Was dieſes loſe volck zu unſer pein erdichtet?
Jedweder ſucht uns faſt zum poſſen was zu thun /
Jedweder ſinnt was aus womit er uns zernichtet /
Sie koͤnnen faſt davor zuweilen nicht recht ruhn.
U 5Doch314Vermiſchte-Gedichte.
Doch aͤrgert uns nichts mehr / als daß die jungen din -
ger /
Die kaum mit muͤh und noth zu weibern worden ſind /
Sichſtellen gegen uns / als waͤren wir geringer /
Da man bey ihnen doch kein bißgen klugheit findt.
Die narren haben wir in armen noch getragen /
Die windeln ausgefegt / die ſie denn voll gemacht /
Auch oͤffters ihnen gar den podex voll geſchlagen /
Und haͤtten damals wir von ihnen dis gedacht /
Wir haͤtten ihnen noch wohl beſſer wollen geben /
Jhr nackten ſaͤcke moͤgt euch noch wohlſehr erhoͤhn /
Man kennt euch irgend nicht und weiß nicht euer leben /
Jhr moͤchtet hinter uns noch als die zofen gehn.
Jhr wißt ja nicht einmahl ihr tummen ſchlumper-taſchen /
Wie man ein ſuͤpgen kocht / und wie ihr affen ſolt
Den maͤnnern / die ihr habt / ein hemde reine waſchen /
Wir lachen euch nur aus wenn ihr was machen wolt.
Es klingt: als haͤttet ihr den pappe noch im maule /
Wenn euch / flachs-hecheln / was zu reden hat beliebt /
Und waͤret ihr nur nicht der maͤnner ihre gaule /
Was gilts? ihr wuͤrdet mehr als wir itzund betruͤbt.
Bey uns iſt mehr verſtand? bey euch ihr maͤnner pup -
pen!
Da ſieht die wirthligkeit noch trefflich kindiſch aus /
Wenn ihr daheime pflegt / wie boͤcke / rum zu huppen /
So lockt ihr ja dadurch nicht einen qvarg ins hauß.
Doch was? ihr ſeyd’s nicht werth daß wir mit euch uns
zancken /
Es kommt euch denn ſchon heim / denn fuͤhlt ihr auch die
noth /
Wenn eure maͤnner ſich zu tode muͤſſen krancken /
Da bleibt euch denn das hauß voll kinder / wenig brodt.
Die glock iſt uͤber euch ſo wohl als uns gegoſſen /
Jhr albern naͤrrin ihr! doch wir ſind viel zu gut /
Daß wir bey euch hier ſtehn / thut / was ihr wolt zum poſ -
ſen /
Wer weiß? wer’s euch einmahl ſo und noch aͤrger thut.
Jhr315Vermiſchte-Gedichte.
Jhr ſchweſtern aber ſagt: was hilfft uns das gebethe /
Womit der mann-patron Andreas wird beſchwehrt /
Jch glaub er aͤfft uns nur / da mancher albern kaͤthe
Er gleich zu willen iſt und einen Hanß beſchert.
Moͤcht uns das hertze nicht dabey in ſtuͤcken brechen?
Da geht der kummer ja gantz wie von neuem an /
Da w[i]ſſen wir nicht gnug den jammer auszuſprechen /
Kein menſch iſt’s als ein mann der uns da helffen kan.
Jſt eine hochzeit wo / ſo moͤchten wir verſchmachten /
Jedweder braͤut’gam giebt uns einen hertzens-ſtoß /
Wir koͤnnen keine braut nicht einen blick betrachten /
So reiſſet die gedult in unſerm hertzen loß.
Dann dencken wir recht nach: was nutzet die ſchabracke?
Was nutzet dieſes pferd das keiner nicht beſteigt?
Ein bette traͤget nichts / wenn nicht die rode-hacke
Sein feſtes land durchwuͤhlt / und neue pflantzen zeugt;
Die haͤuſer ſtehn ja da / daß man ſie ſoll beziehen;
Die blumen wachſen auff / damit der menſchen hand
Sie abzubrechen ſich ſoll ohne furcht bemuͤhen;
Die gaͤrte ſind darum / daß man die angſt verbannt.
Sind wir denn nur zu nichts auff dieſe welt gekommen!
Soll nur die einſamkeit von uns ſeyn angebaut?
Weswegen haben wir das fleiſch an uns genommen?
Wenn ſich kein ander fleiſch mit uns zu paaren traut.
Sind wir der welt zu alt / ſo muß ſie wol nicht wiſſen /
Daß altes holtz zum baun und brennen eh ſich ſchickt /
Als das vor kurtzer zeit gefaͤllt hat werden muͤſſen;
Und daß ein alter wein den jungen unterdruͤckt.
Ach haͤtt uns das jemand bey zeiten prophezeyet!
Was gilts? wir wolten laͤngſt zu muͤttern worden ſeyn /
So wuͤrden wir itzt ja durch unſer fleiſch erfreuet /
Weil uns mit ſeinem will kein manns-volck nicht erfreun /
Was ſollen wir nun thun? die hochzeit-hembde nehen?
Die ſtiche kommen uns hier zu bedencklich fuͤr;
Wie oder wollen wir gezwirnte ſchnuͤre drehen?
Mich deucht dies ſchickt ſich nur vor ein verarmtes thier.
Viel316Vermiſchte Gedichte.
Viel raiſonabl er waͤr’s fontangen auffzuſtecken /
Was meynt ihr ſchweſtern nun? was duͤnckt euch? gebet
rath:
So kriegen wir noch geld von manchen jungen jecken /
Da eine denn nicht mehr / als eine deren hat.
Doch dieſes will mir auch nicht allzuwoll gefallen /
Mein rath ihr ſchweſtern waͤr / ihr lieſſet alle nun
Zum heiligen Andres dieß ſtoß-gebeth erſchallen /
Jch weiß / er wuͤrd uns bald was angenehmes thun:
ACh heiliger Andres! ach mach uns doch zu weibern /
Wir koͤnnen laͤnger nicht mit unſern jungfer-leibern
Die einſamkeit ausſtehn! ach hilff! wir bitten dich /
Und leg ein pflaſter auff vor dieſen hertzens-ſtich.
Wir koͤnnen laͤnger nicht die jungferſchafft ertragen /
Sonſt muͤſſen wir uns noch mit ihr zu tode plagen /
Du weiſt’s / wir ſeufftzen offt: ach kaͤme jener doch!
Der uns vom halſe reiſt dies centner-ſchwere joch.
Wir wollen kuͤnfftig dir die beſten opfer bringen /
Laß unſre wuͤnſche nur vor dieſesmahl gelingen /
Erbarm dich uͤber uns / befrey uns dieſer qval /
Und bring uns / lieber herr / doch einen ehgemahl.
Er mag ſeyn wie er will / blind / lahm / klein-naͤſicht / naͤr -
riſch /
Verſtaͤndig / ungelehrt / jaͤhzornig / murriſch / herriſch /
So nehmen wir ihn auff / ach! iſt es nur ein mann /
So faſſen ſelben wir mit tauſend freuden an.
Nun wir verlaſſen uns / du wirſt uns ſchon vergnuͤgen /
Daß wir alleine nicht im bette doͤrffen liegen /
Nun hilff uns auch nur bald! wir wollen immer nun /
Uns um das hochzeit-hauß und hoch-zeit-bett umthun.
Schaͤffer -317Vermiſchte Gedichte.
Schaͤfer-Gedichte. Mileno. C. G. B.
JHr buchen / wißt ihr noch was neulich hier geſchehn?
Jhr eichen / wißt ihr euch noch etwas zu entſinnen?
Ja freylich wißt ihrs noch: ihr habet ja geſehn
Zwey thraͤnen-baͤche mir aus meinen augen rinnen?
Jhr habet ja mein ach wol hundert mahl gehoͤrt /
Und wie die ſeuffzer mich faſt ſchienen zu erſticken:
Jhr ſeyd es / die mein mund am meiſten hat gelehrt /
Was meinen truͤben geiſt vor centner-laſten druͤcken.
Eliſens ſchoͤner ſtraal hat meine ruh verletzt:
Jch fund ſie einesmahl in eurem ſchatten ſchlaffen /
Und hatte mich zu ihr kaum naͤher hingeſetzt /
Als meinen fuͤrwitz ſie ſchon anfieng abzuſtraffen.
Jch hatte ſie noch nie ſo eigen angeſehn /
Ob mir viel ſchaͤfer gleich von ihrer ſchoͤnheit ſagten:
Jtzt aber muſt es auch von ohngefehr geſchehn /
Daß meine fuͤſſe ſich auf ihre fluren wagten.
Jch kannte noch die kraft der ſchlauen liebe nicht /
Und wuſte nicht den ort wo ſie zu wohnen pfleget:
Drum ſah ich ohne furcht ihr engliſch angeſicht /
Das ein verzehrend feur in ſeinem zirckel haͤget.
Jch hatte die gefahr nicht zu vorher bedacht:
Die augen hatte zwar ein tiefer ſchlaf verdecket /
Allein / gleich wie der blitz bey finſterniß und nacht
Viel ungeheurer ſcheint und uns weit mehr erſchrecket;
So hat auch durch den ſchlaff ihr nicht geſchwaͤchter
ſtraal
Mir augen / geiſt und bruſt nur deſtomehr geruͤhret:
Jch wurde gantz verwirrt / und fuͤhlte wie die qvaal
Mir durch die augen ward bis in das hertz gefuͤhret.
Jhr baͤume ſaget mir / iſt das Eliſens bild?
Das318Vermiſchte Gedichte.
Das euer ſchatten decke; wie oder hat Diane
Sich nur zu meiner pein in ihrem leib verhuͤllt /
Sagts: ich beſchwere euch bey unſerm groſſen Pane!
So rieff ich ſeufftzend aus / und floh den puͤſchen zu /
Weil die Eliſe gleich itzt anfieng aufzuwachen /
Mein ruffen hatte ſie geſtoͤret in der ruh:
Drum furcht ich ihren zorn und tauſend andre ſachen.
Jch dachte / hat ſie dis gehoͤrt / was du geſagt /
So wird Eliſe dich wie woͤlff und beeren fliehen:
Und hat ſie auch gemerckt / was du dich haſt gewagt /
Wird uͤber dich ihr zorn als wie ein wetter ziehen.
Jn den gedancken trieb ich meine laͤmmer ein;
Die liebe hatte mich ſchon voͤllig eingenommen /
Jch war nicht mehr wie vor; ich lebte ſtets allein /
Und moͤchte faſt nicht mehr zu andern hirten kommen.
Nur taͤglich gieng mein weg / ihr buchen / her zu euch;
Jch dachte / hier wird ſie die laͤmmer wieder weiden:
Ach aber nur umſonſt / und ich errieht es gleich /
Sie wuͤrde dieſen ort um meinet willen meiden /
Und ihrer heerde bald ein andre trifft erſehn.
So war ich ohne troſt und muſt es doch verſchweigen:
Jch durfft Eliſen nicht um ihre huͤlff anflehn /
Noch meiner kranckheit art den beſten freunden zeigen.
Nechſt aber hat Milen / mein ſehr vertrauter freund /
An dieſer ſtelle mich recht liſtig hinterſchlichen;
Jch hatte lange zeit mein ungeluͤck beweint /
Daß mit den thraͤnen mir die kraͤffte faſt entwichen:
Jch war noch gantz verwirrt / als er ſich blicken ließ /
Und voller ſorgfalt mich um meinen kummer fragte:
Jch ſchwieg; er ließ nicht nach und als er mir be -
wieß /
Daß alles ihm bewuſt / was meine geiſter plagte /
So hab ich ſeiner treu mein leiden auch vertraut:
Er ſuchte mich mit troſt und hoffnung aufzurichten /
Und ſprach: iſt nur dein thun auf einen fels gebaut /
So wird kein anderer dein gluͤcke dir vernichten.
Wohl /319Vermiſchte Gedichte.
Wohl / mein Mileno / wohl / ich will gedultig ſeyn;
Durch deinen zuſpruch iſt mein leiden halb verſchwun -
den /
Jtzt traͤumet mir von nichts als lauter ſonnenſchein /
Ob gleich mein hertze noch die ſonne nicht gefunden.
Was aber ſeh ich dort? iſt das nicht mein Milen?
Was redt er mit ihm ſelbſt? wie iſt er ſo vergnuͤget?
Jch will um jenen ſtrauch und um die hecke gehn /
Vielleichte hoͤr ich dis / was ihm im ſinne lieget.
Doch ſeht / er iſt ſchon da; gluͤck zu! Milen / gluͤck zu!
Wo kommſtu itzund her?
Mileno
Mein hirte von den ziegen:
Der Damon weidet mir die heerd in guter ruh /
Jch aber wolte mich im walde hier vergnuͤgen.
Saladin.
Jch weiß nicht / ob du mir die wahrheit haſt geſagt:
Dein lachen heiſſet mich auf etwas anders dencken;
Du ſtehſt ſo freudig aus / als wenn du was gewagt /
Woran der ſchaͤfer heil / ruhm / luſt und freude hencken.
Mileno
Mein allerliebſter freund / vertrauter Saladin /
Mit dem ſich mein gemuͤht auf ewig hat verbunden;
Nicht eine groſſe that macht daß ich luſtig bin /
Jch habe weder wolff noch beeren uͤberwunden;
Jch habe keinen krantz im ringen weggebracht /
Noch mich beym nechſten ſpiel der ſchaͤfer laſſen finden;
Vor dieſem nahm ich wol auch meinen ruhm in acht /
Allein itzt will die luſt und auch die zeit verſchwinden.
Nein / etwas anders iſt das meinen ſinn ergoͤtzt:
Jch weiß die ſtunden nun viel beſſer anzuwenden /
Jch habe mir ein ſpiel zum zeit-vertreib geſetzt /
Wo uns auch bey verluſt der vortheil bleibt in haͤnden.
Es iſt das ſchoͤne ſpiel / ſo von der liebe ſtammt:
Der liebe hab ich mich / mein Saladin / ergeben;
Wo dieſe ſinn und geiſt mit ihrer luſt beflammt /
Der kan auch wohl vergnuͤgt im ungewitter leben.
Und320Vermiſchte Gedichte.
Und weiſt du / wen ich mir zur liebſten auserwehlt?
Es iſt ein hirten-kind aus unſrem vaterlande /
Die ſchoͤne Clelie; der nichts an guͤtern fehlt /
Und ihre fluren hat am rechten Oder-ſtrande.
Jch weiß nicht / ob du ſie zu Elis haſt gekannt;
Sie traͤgt ihr ſchwartzes haar wie einen krantz gebunden;
Jhr graues auge draͤut den feinden tod und brannt /
Mir aber macht es nur die angenehmſten wunden.
Sie iſt nicht allzu groß und auch nicht allzu klein;
Vom leibe was geſchwanck und von geſchickten lenden /
Jhr hals iſt weiß / wie milch / und ihre lippen ſeyn
Wie junges ziegenblut: an ihren weichen haͤnden
Scheint durch die klare haut der adern brunn herfuͤr:
Auf ihren wangen ſieht man tauſend roſen lachen:
Kurtz: meine Clelie hat keinen ort an ihr /
Den die natur und kunſt noch koͤnnte ſchoͤner machen.
Sie hat auch uͤber dis drey eigne heerden vieh;
Und in der erſten ſind drey hundert ſchoͤne ziegen /
Die weidet Coridon; die andre fuͤhret ſie /
Wo tauſend ſchaafe ſtets vor ihren augen liegen.
Die dritte / welche noch fuͤnff hundert laͤmmer haͤlt /
Hat ſie der Silvia in ihre hand gegeben;
Jhr haus und ſchaͤferey iſt alles ſo beſtellt /
Daß ſie vergnuͤgter kan als eine fuͤrſtinn leben.
Nun kanſt du leichte ſehn / worauf ich freudig bin;
Die huld der Clelie macht meine ſinnen munter;
Jhr angedencken reißt mir alle ſorgen hin /
Und machet / daß mir nie die ſonne gehet unter.
Jtzt hat mir ihre treu ein ſchreiben zugeſchickt;
Ach hoͤre Saladin die angenehmen worte /
Sie ſchreibet: iſt Milen noch allezeit begluͤckt /
So lebt auch Clelie vergnuͤgt an ihrem orte.
Wilſt du dein vaterland nicht endlich wieder ſehn?
Soll mein vergnuͤgen denn noch laͤnger in gedancken /
Und meine liebe gar in traͤumen nur geſchehn?
So weicheſt du zuweit aus wahrer treue ſchrancken /
Hat321Vermiſchte Gedichte.
Hat dich die ſchaͤferey der Elbe dann verblendet?
Komm / komm! der Oderſtrohm will deinen ruhm erhe -
ben:
Und wo mir dieſe bruſt noch reinen weyrauch brennt /
So will ich dir mein haus und hof zu lohne geben.
Getreuer Saladin was meyneſt du hierbey?
Jch habe noch nicht luſt die Elbe zu verlaſſen;
Mein vorſatz geht dahin: ich will bis auf den May
Hier die geheimniſſe der hirten beſſer faſſen /
Dann will ich noch einmahl den Rhein und Tieber
ſchaun:
Jch will die lebens-art derſelben ſchaͤfer lernen /
Und mich aus ihrem ſpiel und ſitten erſt erbaun /
Bevor ſich dieſer fuß ſoll aus der welt entfernen /
Und in den engen kreiß des vaterlandes gehn;
Jch muß mich Cleliens erſt beſſer wuͤrdig wiſſen;
Es muß mich mein verſtand und nicht mein gluͤck
erhoͤhn /
Da kan ich ihren mund mit frohen lippen kuͤſſen.
Saladin.
So iſt es Clelie / die deinen ſinn vergnuͤgt?
Jch kenne ſie zwar nicht doch hab ich nechſt erfahren /
Daß wer in ihrer ſchooß und ſchoͤnen armen liegt /
Mit dieſem wolle ſich das gluͤcke ſelber paaren.
Nun du haſt wohl gethan / daß du ein hirten-kind /
Von unſer Oder laͤſt dein hertze lieb gewinnen:
Jch war ſchon voller furcht / weil doch die liebe blind /
Es waͤre deine glut von Albis ſchaͤferinnen.
Die hirten-toͤchter hier ſind weder reich noch ſchoͤn /
Die fluren ſelber ſind mit ſandbedeckte felder;
Die zarten laͤmmer ſieht man wie die ſchatten gehn:
Es nimmt hier alles ab / auch ſelbſt die dicken waͤlder.
Wer eine ſchaͤferinn zu ſeiner braut erwehlt /
Bekommt kaum dreyßig ſchaf und zwantzig ziegen mitte.
Allein das eichel-vieh empfaͤngt er ungezehlt /
Und wenn es hoͤher koͤmmt / auch eine ſchlechte huͤtte.
Hofm. w. IV. Th. XZu -322Vermiſchte-Gedichte.
Zudem ſo ſind auch hier die weiber nicht getreu:
Mit einem ſchaͤfer ſind ſie nimmermehr zu frieden /
Sie wechſeln gerne ab / und lieben vielerley /
Auch der geringſte knecht kan hier ſein gluͤcke ſchmieden.
Welch ſchaͤfer kan vergnuͤgt bey ſolcher liebe ſeyn?
Du aber kanſt mit ruh die Clelie verehren;
Kein neuer buhler reiſt dein feſtes hoffen ein /
Und keiner feinde neid kan deine luſt verſtoͤhren;
So zeuch zu Clelien! zeuch hin ins vaterland!
Es hat die liebe hier den vorſchmack ihrer luͤſte /
Dir nur bisher gezeigt: Dort ſoll die ſchoͤnſte hand /
Jhr angenehmer mund und ihre liljen-bruͤſte /
Die wangen und der hals / ja gar die weiche ſchooß /
Dir allen uͤberfluß der wahren wolluſt geben!
Ach! ſpraͤch Eliſe mich auch von der Elbe loß /
Es ſolte Saladin ihr gleich zu willen leben.
So aber werd ich ſie vielleichte nimmer ſehn /
Zum allerwenigſten doch erſt nach langen zeiten:
Dir beuts der himmel an; laß ſeinen ſchluß geſchehn /
Und hoͤre zeitig auf noch wider ihn zu ſtreiten.
Wenn du nun / mein Milen / nach Elis kommen biſt /
So laß Eliſen doch mein treues lieben wiſſen;
Sag ihr: wo Saladin Eliſens huld vergiſt /
Wird unſer Oderſtrohm nicht mehr gen Norden flieſſen.
Mileno.
Du ſagſt mir viel von gluͤck und von vergnuͤgung fuͤr /
Jch wil den vorſchlag noch genauer uͤberlegen /
Jndeſſen lebe wohl: mein Damon ruffet mir /
Es iſt gewiß ſchon zeit die heerde zu verpflegen /
Jndem die ſonne weicht / und uns den abend bracht:
Jch werde morgen wol dich bey der heerde ſchauen /
Und wo der himmel ja vor meine wohlfahrt wacht /
So wird er ſeinen raht mir dieſe nacht vertrauen.
Schaͤffer -323Vermiſchte Gedichte.
Schaffer-Gedichte. Das betruͤgliche Heyrahts-Gut C. H.
DEr fruͤhe himmel fieng kaum geſtern an zu grauen /
Da lieſſen unſre zwey ſich ſchon im felde ſchauen /
Man ſah und hoͤrte ſie / indem ihr fruͤh-geſang
Auf einer feld-ſchallmey durch berg und thal erklang.
Die heerde ſpreuͤte ſich indeſſen in die breite /
Doch wenn ſie ohngefehr ſich gar zu ſehr zerſtreute /
So trieb ſie Lepſch der hund / und Thieras ſein geſell /
Durch ein gebelle denn bald auf die rechte ſtell.
Hier ſah man nun den bock die jungen pappeln ſchaͤlen /
Das ſchaf-vieh aber ſich mit laub-abſtreiffen qvaͤlen /
Die ziegen kletterten bald da bald dort hinauf /
Und ſchaf und ſchaͤfer ließ der regung ihren lauff.
Als nun die hirten faſt mit ihren feld-ſchallmeyen /
Mit ihrem fruͤh-geſang und andern dudeleyen /
Den halben vormittag ſo ziemlich hingebracht /
So ward vor dieſesmahl deſſelben ſchluß gemacht.
Wir wollen / ſprach Milen / uns zu einander ſetzen /
Und mit erzehlungen vielmehr den geiſt ergoͤtzen /
Die hunde nehmen ſchon indeß das vieh in acht /
Daß deſſen zahl der wolff nicht irgend kleiner macht.
Daß vieles reden uns nicht auch die zunge laͤhme /
So waͤr mein raht / daß man noch jenen zu uns nehme /
Der weiß ohndem offt viel / und bild ich mir’s gantz ein /
Daß ihm itzund auch wird was neues wiſſend ſeyn.
Gib’s ihm nur durch den ſchall der tuͤte zu verſtehen /
Jch weiß er ſtreubt ſich nicht zu uns hieher zu gehen.
Saladin.
Te! Lycidas! Te! Te! herbey! zu uns! herbey!
Milen.
Er gibt das jawort ſchon durch einen gegen-ſchrey.
X 2Da324Vermiſchte Gedichte.
Da kommt er auch ſchon an und Fix der hund mit ihme /
Der weiß es meiſterlich wo ihm zu gehn gezieme /
Er ſchleichet hinten drein / damit er’s bald verſpuͤrt /
Wenn ſein geliebter herr was ohngefehr verliert.
Lycidas.
Was ſetzt es hier bey euch? der himmel gruͤß euch beyde:
Wofern ihr noch geſund ſo iſt’s mir eine freude.
Wie ſteh’ts wie geht’s euch noch? iſt’s doch ſchon lan -
ge zeit /
Daß eure gegenwart nicht hat mein aug erfreut.
Milen.
Es kan nicht lange ſeyn daß du uns haſt geſprochen:
Denn da ohnlaͤngſt mein bock das eine bein zerbrochen /
So fragt ich damahls dich um einen guten raht /
Der auch / ich danck es dir / ſehr wohl geholffen hat.
Jch glaube / daß ſeit dem zehn tage kaum vergangen /
Das iſt nicht lange zeit / doch mag es immer ſeyn /
Gut / daß wir itzt nur hier zuſammen uns erfreun.
Daß du’s doch aber weiſt / wo wir die zeit geblieben /
Und ſelbſt nicht unſer vieh / wie ſonſten / ausgetrieben /
So wiſſe / daß nechſthin die Sylvia / als braut /
Dem hirten Corydon ward an den hals getraut.
Da wurden wir nun auch vom braͤutigam gebeten /
Wir moͤchten doch mit ihm hin zum altare treten /
Er wolte wiederum davor zu dienſten ſtehn /
Wenn’s uns auch irgend ſo / doch beſſer / ſolte gehn.
Lycidas.
Ja / ja ich habe was von dieſer freyt vernommen /
Auch wie ſo wunderlich er zu der frau gekommen /
Er habe ſich mit ihr ſchon lange zeit geſchleppt /
Und ihrer ehre faſt vorlaͤngſten angezaͤppt.
Nun habe dis Montan nicht laͤnger wollen leiden /
Montan / ihr naher freund / der habe neulich beyden
Die wahrheit deutſch geſagt: worauf ſie raus ge -
platzt /
Es hab ihr Coridon das kraͤntzgen abgeſchwatzt.
Da325Vermiſchte Gedichte.
Da hat der tumme ſchoͤps das jawort muͤſſen geben /
Er woll ins kuͤnfftige mit ihr als ehmann leben /
Das iſt nun / wie ihr ſagt / auch neulich ſchon geſchehn /
Nu wird der gute kerl / was er gethan / erſt ſehn.
Mich jammert ſeiner recht / daß er ſo wird betrogen /
Und von dem kluncker-mutz ins kummer-neſt gezogen /
Sie hat beym blute nichts / und wie ſie geht und ſteht /
Das iſt ihr gantzer praſt.
Saladin.
Drum gab auch das panqvet /
Nach ihrer trauung uns nicht gar zu viel zum beſten.
Wiewol es iſt auch nicht bey ſolchen nackten meſten /
Viel zum verſchencken da / es kommt noch wol ein tag /
Da ſo ein bettel-ſack ſein bißgen ſelber mag.
Milen.
Du armer Corydon ich muß dich ſelbſt beklagen /
Doch hoͤre / Lycidas / ich muß nun etwas fragen:
Gedenckeſt du denn / daß ein maͤdgen in der ſtadt
Allzeit ſo groſſes gut zu ihrem mahlſchatz hat?
Ach im geringſten nicht! man hoͤrt offt da ſeyn wunder /
Was mancher braͤutigam vor alten wirtſchaffts-plunder
Zum heyrahts-gute kriegt mit einer / die doch viel /
Und vor den andern noch was rechtes haben will.
Lycidas.
Milen / du redeſt wahr / ich muß es ſelbſt geſtehen /
Doch pflegts beyn maͤnnern auch manchmal ſo herzuge -
hen /
Es hat denn mancher ſich ſo trefflich ausgeputzt /
Daß hoſ und wammſt an ihm auf recht frantzoͤſiſch ſtutzt.
Doch iſt wo ein gelach / und er ſoll was bezahlen /
Da ſieh nur dieſen an / der vor ſo konte prahlen /
Wie’s da ſo feſte ſitzt / kein pfennig regt ſich da;
Ja waͤre gleich der tod ſchon ſeinem hertzen nah /
Er aber ſolte den mit geld ab koͤnnen weiſen /
So koͤnt er dies nicht thun / er muͤſte mit ihm reiſen.
Was meynſt du hier Milen? ja’s geht noch ſchlimmer her /
X 3Be -326Vermiſchte Gedichte.
Betrachte nur einmal das manns-volck ohngefehr /
Was die parucke nicht vor fehler muß bedecken /
Was nicht vor maͤngel offt in ſammtnen hoſen ſtecken /
Der hat kein eintzig haar / dem ſtincket maul und ohr /
Ein andrer aber iſt in ſonſten was ein thor.
Hat ein gelehrter wo dreyhundert alte buͤcher /
Die keinen augen-blick vor ſchab und motte ſicher /
So ſetzet er ſie wol vor wie viel tauſend an /
Da er den zehnten theil daraus kaum loͤſen kan.
Nicht noͤhtig iſt’s daß ich auch von den andern ſage /
Wie der und jener denn ſein gut ſo hoch anſchlage /
Das halb ſo viel nicht werth. Was meynſt du / lieber hirt
Ob da das ſrauen-volck nicht recht betrogen wird?
Die maͤnner werden meiſt in einer ſache fehlen /
Der fehler ſind ſo viel / daß man ſie kaum kan zehlen:
Der ſitzt den gantzen tag ſtudieren wie ein pferd /
Und achtet ſeine frau kaum eines blickes werth /
Er lieget tag und nacht bey ſeinen alten kruſten;
Der frauen buch das moͤcht indeſſen faſt verroſten /
Und huͤpffte manchmal nicht eine floh daruͤber her /
So ſtuͤnd es jahr und tag / und noch wol laͤnger leer.
Der lauffet gar von ihr und laͤſt ſie nackend ſitzen /
Da muß ſie dann genung verdruß und jammer ſchwitzen.
Der ſaufft vom morgen an biß in die ſpaͤte nacht;
Der giebt mehr auff das ſpiel als ſeine nahrung acht;
Der pflegt den gantzen tag ſich mit toback zu tragen /
Und durch deſſelben rauch ſein armes weib zu plagen;
Der murret allezeit / iſt rappelkoͤppiſch / toll /
Daß niemand wiſſen kan / wie man’s ihm machen ſoll.
Milen.
Ach Lycidas genung! nun kan ich leichte ſchlieſſen /
Daß dich die weiber wo beſtochen haben muͤſſen /
Weil du der maͤnner ruhm / und ſo dich ſelbſt / vergaͤllſt /
Auch gar vom heyrahts-gut auff ihre fehler faͤllſt.
Lycidas.
Verſteh mich recht / Milen / ich rede von den ſachen /
Durch327Vermiſchte Gedichte.
Durch die ein mann ſein weib kan ungluͤckſeelig machen /
Die ſind auch heyrahts-gut / doch iſt drum nicht mein ſinn
Daß ich den maͤnnern feind / den weibern guͤnſtig bin.
Bey leibe nicht / mein freund!
Milen.
Nun hab ich’s recht ver -
nommen /
Weil mancher mann nicht viel mit ſeiner frau bekommen /
Da ihn doch deſſen hat verſichert das geſchrey /
So meynſt du / daß er nicht mit ihr betrogen ſey /
Sie aber mehr mit ihm / wenn er dem laſter-leben /
Dem ſauffen / ſpielen und dem buhlen iſt ergeben;
Dies ſteh ich ſelber zu / und dis iſt auch wol wahr:
So leydt ſie ja durch ihn / er nicht durch ſie gefahr.
Saladin.
Faßt nur die ſache recht / ſonſt koͤnt ſich’s leichtlich ſchicken /
Daß ihr denn gar zu nah zuſammen moͤchtet ruͤcken /
Dann muͤſt ich / dritte mann / denn euer ſchiedsmann ſeyn
Milen.
Das hoffen wir wol nicht.
Lycidas.
Nein / liebſter ſchaͤffer / nein.
Wir trincken nicht ſo ſtarck
Saladin.
Es koͤnte leicht geſchehen /
Man kan nicht allemahl der ſachen ausgang ſehen;
Weiſt du nicht wie geſchwind uns offt ein wort entfaͤhrt /
Daß alle lieb in haß und luſt in unluſt kehrt?
Milen.
Man nimmt’s nicht ſo genau mit wolgemeynten freunden /
Ein anders aber iſt’s mit gleißneriſchen feinden.
Lycidas.
Laſt dieſes ſtreiten ſeyn; nun wolt ich wol / Milen /
Mit einer bitte dir (darff ich?) entgegen gehn /
Doch weiß ich nicht / ob ich die ſache wol darff wagen.
Milen.
Jch werde / Lycidas / dir dieſe nicht verſagen /
X 4Wo328Vermiſchte Gedichte.
Wo ſie mir moͤglich iſt / womit ich dienen kan
Das ſoll mit luſt geſchehen. Was iſts / mein freund?
ſag an.
Lycidas.
So hoͤre: Weil ich weiß / daß du aus alten muͤttern
Sehr viel erforſchet von der maͤdgen heyrahts-guͤtern /
Die hier um dieſes feld itzund noch wohnhafft ſeyn /
So bitt ich / mache doch mit mir dies auch gemein.
Jch ſchwere bey dem Pan / dem Vater unſrer heerde /
Daß ich kein eintzig wort zu andern ſagen werde /
Was du mir wirſt vertraun.
Milen.
Es braucht des ſchwerens nicht /
Jch kenne deine treu / die mich dir laͤngſt verpflicht /
Jch wil / was ich nur weiß / dir hertzlich gern erzehlen /
Doch glaub ich / wird dir eh geduld zum hoͤren fehlen /
Als alles aus wird ſeyn / doch will ich mich bemuͤhn /
Und / was du wiſſen wilſt in wenig woͤrter ziehn.
Seit dem ich in dis land aus Elis bin gekommen /
So hab ich alles mir ſehr wohl macht genommen
Was merckens wuͤrdig war; da hab ich nun geſehn /
Daß mit dem maͤdgen auch nicht wenig iſt geſchehn.
Bald laß ich ein Paſqvill an’s ſchwartze bret gekleibet /
(Das zwar die wahrheit offt doch offt auch poſſen ſchrei -
bet)
Schrieb drauß begierig ab / was mir in meinen kram
Und meiner Wiſſenſchafft ſehr wohl zu ſtatten kam.
Bald hoͤrt ich anders wo dergleichen mir vertrauen /
Aus dem ſich leichtlich ließ der maͤdgen regung ſchauen /
Bald war ich ſelbſt dabey / wo man was ſehen kan /
Und grieff die wahrheit hier mit dieſen faͤuſten an.
Nun welche ſoll ich dir itzund am erſten nennen /
Florinen wirſt du wohl ohn allen zweifel kennen /
Weil jeder ſie faſt kennt / denn welcher buhlen will /
Der trifft gar bald bey ihr ſein vorgeſtecktes ziel.
Sie moͤchte hertzlich gern im ehſtand ſich begeben /
Und laͤnger nicht wie itzt allein und einſam leben /
Es329Vermiſchte Gedichte.
Es mangelt ihr bereits auch an den freyern nicht /
Doch iſt kein nehmer da / der’s / wie er’s meynet / ſpricht.
Jhr heyrahts-gut iſt ſchlecht; ihr vater und die mutter
Die geben nichts heraus / ſie brauchens ſelbſt zum
futter
Weil wenig mittel da; ſo wird die tochter nun /
Die etwas gelblich iſt / ein weilgen muͤſſen ruhn.
Drey roͤcke hat ſie nur und etwas alte ſpitzen /
Die noch / wenn ſie vorher gebiegelt / ziemlich ſitzen /
Ja es gehoͤrt ihr auch ein ſchock verworren garn /
Und ein / itzt denck ich dran verfaulter ſchaͤffer-karn /
Ein halbes hauß (daß macht ſie hat noch mehr geſchwiſter /
Der bruder wurd ohnlaͤngſt mit groſſer noth magiſter /)
Das iſt ihr gantzer Packt / verſteh ihr heyrahts-gut /
Warum das thumme thier ſo aufgeblaſen thut.
Lycidas.
Milen du muſt dich nicht bey einer ſo verweilen /
Spendir auff eine nur ſechs oder ſteben zeilen /
Es iſt ſchon viel genung
Milen.
Ja / ja es ſol geſchehn /
Sonſt wuͤrd es gar zu lang / ich kan’s nun ſelber ſehn.
Alſin und Alaris das ſind zwey ſtoltze ſchweſtern /
Die jeden ſchaͤfer faſt mit zung und mine laͤſtern /
Die albern dinger die; ſie bilden ſich was ein /
Da beyde doch nicht ſchoͤn noch von vermoͤgen ſeyn.
Sie wiſſen offters nicht wie ſie ſich ſollen zieren /
Man ſieht ſein wunder offt an dieſen ſtoltzen thieren /
Die mutter lebt nur noch der vater iſt ſchon tod /
Was gilts? es leydet noch einmal dies voͤlckgen noth.
Lycidas.
Es pflegt gemekniglich den dingern ſo zu gehen /
Und da ſo hoch itzund die naſen ihnen ſtehen /
So geben’s ſie hernach wohl naͤher
Milen.
Recht mein freund!
Jtzt geht’s der Bellis ſo / wie ſie’s wohl nicht vermeynt.
X 5Mich330Vermiſchte-Gedichte.
Mich deucht die Doris wird dies ebenfals erfahren /
Nun iſt ihr keiner recht / kommt ſie denn nur zu jahren /
Wie wir[d]ſie diß bereun / dann aber hilffts nicht viel /
Weil da ſie’s itzt verſchiebt / alsdenn der mann nicht wil.
Jhr gut geht noch wol hin / ſie darff ſich nicht ſo ſpreuſſen /
Man geht nach ſolchen nicht von Reuſſen bis nach Preuſ -
ſen /
Man trifft ſie naͤher an / die reicher noch als ſie /
Dann heiſt’s: was ſchieret mich die ſtoltze klunte die?
Lycidas.
Kennſtu Octavien? die deucht mich iſt die beſte:
Milen.
Ach es iſt ebenfals ſo eine ſtoltze meſte /
Die denckt / das jeder ſie zu ehren ſchuldig ſey.
Lycidas.
Jch haͤtt es nicht gedacht.
Milen.
Es legt ihr niemand bey /
Denn alle wiſſen ſchon um ihre hoffarts-ſitten /
Da ſie zu hauſe doch muß leere kaſten huͤten /
Daß niemand nichts drein legt; ihr vater haͤlt drey kuͤh /
Da meint ſie / daß dabey ihr groͤſtes gluͤcke bluͤh.
Lycidas.
Jſt denn Melinde reich?
Milen.
Die? ſie iſt zwar was kleine /
Doch hat ſie faſt allhier die allermeiſten ſchweine /
(So iſt’s bey uns der brauch) wer dieſe nehmen wird
Der kriegt fuͤnffhundert mit und wird ein reicher hirt.
Allein es ſoll ihr was (doch ſtille mit der geigen /
Jch moͤchte mich zu ſehr in dem proceß verſteigen.)
Jhr aͤlter-mutter ſoll auch ziemlich reich noch ſeyn /
Die giebt denn auch was her / wenn ſie wird einer freyn.
Lycidas.
Wofern ich recht gehoͤrt / ſo iſt ſchon einer kommen /
Den ſie auch allbereit zum liebſten angenommen /
Jch331Vermiſchte Gedichte.
Jch weiß zwar nicht ob’s wahr / Qvirina ſagt es mir /
Denn die befindet ſich gar offtermals bey ihr.
Wer ſo im rohre ſitzt der kan gut pfeiffen ſchneiden:
Milen.
Dies gluͤck iſt eben nicht vor andern zu beneiden /
Jch moͤchte ſie nicht freyn / denn mir gefaͤllt ſie nicht /
Obgleich ihr heyrahts-gut mir ſo viel vieh verſpricht.
Lycidas.
Mileno / es iſt zeit / daß ich bald wieder gehe /
Und ſchaue / wie es dort um meine ſchoͤpſe ſtehe /
Drum faſſe / was du weiſt / in wenig zeilen ein /
Wird mir ein andermal die zeit gelegner ſeyn /
So werd ich dich / mein freund / alsdenn von neuem bit -
ten /
Daß du / was uͤbrig iſt / noch vollends aus moͤgſt ſchuͤtten /
Jtzt iſt die zeit zu kurtz.
Milen.
Jch hab’s auch ſchon gedacht /
Weil die erzehlung ſonſt mich gar zu muͤde macht.
Jch will das noͤhtigſte auffs allerkuͤrtzte faſſen /
Und was hier uͤbrig bleibt / biß uͤbermorgen laſſen /
So deucht mich / geht es an. Clorinde leydet noth /
Und hat kaum manchen tag das liebe treuge brodt /
Doch iſt ſie ſtoltz dabey / und will ſonſt keinen nehmen /
Als welcher ſich / ihr knecht zu heiſſen wird beqvemen.
Dianens mutter ſoll was haben auſſen ſtehn /
Auff dieſes pfleget nun die tochter umzugehn /
Und traͤgt den kopff ſo hoch. Doch / wie ich nechſt erzielet /
So hat ihr ſchuldner ſchon halb banqverott geſpielet /
Wie wird’s nu um ſie ſtehn? mich deucht / mein freund /
mich deucht
Daß ihr erhabner geiſt denn bald die ſeegel ſtreicht.
Selinde traͤget zwar wolauffgeſteckte hauben /
Doch ſagt das meiſte volck / und’s iſt auch wol zu glauben /
Daß ſpitzen / leinwand / band und was ſonſt mehr dabey /
Den buhlern / die ſie hat / meiſt abgebettelt ſey;
Die maͤdgen haben hier ohndem ſo gute gaben /
Daß332Vermiſchte Gedichte.
Daß ſie faſt ſtets von uns geſchencke wollen haben
Dann putzen ſie ſich aus / und eh man es gedenckt /
So heiſt’s: das waͤmbſtgen hat mir der und der geſchenckt.
Ja / Lycidas / ich kan ohn alles luͤgen ſagen /
Daß / was die menſcher hier an band und ſpitzen tragen /
Sie ſich nicht ſelbſt geſchafft / ihr beutel iſt zu leer /
Es kommt dies meiſtentheils von unſern bruͤdern her.
Lycidas.
Du muſt Milen gewiß ſelbſt ſeyn dabey geweſen /
Wo man euch pfleget ſo di[e]federn abzuleſen /
Sonſt duͤnckt mich / wuͤſteſt du es nimmermehr ſo gut /
Was unſer frauen-volck mit unſern bruͤdern thut.
Milen.
Ja freylich Lycidas / wo wolt ich’s ſonſten wiſſen /
Jch habe ſelber offt etwas ſpendiren muͤſſen /
Einmaln fuͤnff ellen band / hierauff ein geiſtlich buch /
Ein ſchergen / balſam-fach / citron und bette-tuch.
So kan man ihre kunſt am fuͤglichſten erfahren /
Sonſt ſind ſie ſehr geheim mit ihren liebes-wahren /
Doch dieſe narredey verdreuſt mich ſelber nun /
Jch wil wol nicht ſo bald dergleichen wieder thun.
Lycidas.
Mich deucht / die maͤdgen ſind hierinn nicht zu verden -
cken /
Daß ſie euch hirten ſo zuplagen um das ſchencken /
Sie ſammlen ſo was ein und zwar auf’s heyrahts-gut /
Das wol den meiſten hier ſehr hoch von noͤthen thut.
Milen.
Gar recht du namſt mir’s wort itzunder aus dem maule;
Jch dachte gleich daran wie dieſe liebes-gaule
So klug hierinnen ſeyn / und ſtellen ſich dabey /
Daß es doch ihnen nicht ſo um das hertze ſey.
Sind ſie denn weibrigen / und will der mann nicht paſ -
ſen /
Da heiſt’s: wie muſt ich mir’s ſo ſauer werden laſſen /
Und du / du lumpen-hund / du jagſt es durch den bauch /
Solls ja geſoſſen ſeyn / geh und verdien es auch.
Ly -333Vermiſchte Gedichte.
Lycidas.
Jch muß dich / wehrter freund / in deiner rede ſtoͤren:
Jch wolte laͤnger dich von hertzen gerne hoͤren /
Doch Damon rufft mir ſchon (wer weiß was’s dorten ſetzt /)
Du haſt mich ſonſten ſehr durch deine red ergoͤtzt.
Jch wuͤnſchte mir bey dir den gantzen tag zu bleiben /
Und mit erzehlungen denſelben zu vertreiben /
So aber ſchickt ſich’s nicht mit unſer einem wohl /
Daß man mit muͤßig-gehn die zeit verſchlendern ſoll.
Lebt beyde fein geſund und bleibet mir geneiget /
So lange noch ein ſchaf auf dieſe trifften ſteiget /
So lange noch Milen die deutſchen lieder liebt /
So lange Saladin ſich in den floͤhten uͤbt /
Lebt wohl!
Saladin.
Du auch mein freund!
Milen.
Geh hin ins Panes nahmen /
Und gruͤſſe Melidorn mit ſeinem ſchaͤffer-ſaamen.
Lycidas.
Ja / ja es ſoll geſchehn.
Milen.
Sprich auch denn wieder ein.
Lycidas.
Wenn ich nur irgend nicht beſchwerlich moͤchte ſeyn.
Die vertheidigten Juriſten. C. G. B.
WEn ſchmaͤht das ſchnoͤde volck noch mehr als Adpo -
caten?
Wer wird von neid und haß wol mehr als ſie beſchmitzt?
So gehts: ſo weit iſt’s mit der unſchuld ſchon gerahten /
Ein334Vermiſchte Gedichte.
Ein jeder hat auf ſie den ſchaͤrffſten pfeil geſpitzt:
Das macht es kan die welt nicht dieſen ruhm erdulden /
Den ihm ein Advocat in ſeinem leben macht:
Wenn andre gegen GOtt und menſchen ſich verſchul -
den /
So nimmt er uͤberall gerechtigkeit inacht.
Jhr ſpoͤtter lachet zwar / doch leſ’t nur dieſe zeilen;
Hier wird ihr lebens-lauff euch etwas dargeſtellt /
Wer ſich im urtheil pflegt / wie ihr zu uͤbereilen /
Der iſt dem hunde gleich / der auf den monden bellt:
Wer lacht nicht uͤber ihn und deſſen unterfangen?
Da ſeiue unvernunfft doch nicht den monden kennt /
Jhr auch muͤſt ſpott und hohn zu eurer ſtraff erlangen /
Weil eure tumheit nur aus blindem eifer brennt;
Jhr wißt die rechte nicht / ihr kennt nicht die Juriſten /
Jhr wiſſet warlich nicht / was ſie vor leute ſeyn;
Und dennoch tadelt ihr / und heiſt ſie boͤſe Chriſten /
Warum? ſie ſtimmen nicht mit eurem heucheln ein.
Juriſten reden frey / wenn ſie Proceſſe fuͤhren /
So fragen ſie zuerſt: iſt der Cliente reich?
Nicht daß man ihnen ſoll die haͤnde wacker ſchmieren /
Damit ſie grades krumm und krummes machen gleich:
Nein / ſondern weil man itzt muß alles teuer kauffen /
Der ſtreu-ſand / federn / dint / geſtempeltes papier /
Bind-faden / ſiegel-lack und was man ſonſt mit hauffen
Jn ſolchen faͤllen braucht / wie auch die ſchreib-gebuͤhr.
So kans nicht anders ſeyn / es muß nur der Cliente
Den ſteiffen beutel ziehn / und geben / was er ſoll;
Gewinnt er den proceß / ſo macht die fette rente
Den ausgeleerten ſack ihm leichtlich wieder voll.
Gewinnt er aber nicht / ſo kan er ſich doch freuen /
Daß ihn der himmel hat zum werckzeug auserwehlt /
Wodurch er dieſe wil mit ſeegen uͤberſtreuen /
Durch deren huͤlff es noch am rechte nie gefehlt.
Alsdenn pflegt der Proceß ſich erſt recht anzuheben:
Da Parthen beyderſeits wird ein Termin geſetzt;
Wer335Vermiſchte Gedichte.
Wer ungehorſam iſt / muß ſeine ſtraffe geben /
Er wird contumacirt / weil es das recht verletzt.
Bald laͤſt man ihn aufs neu auf andre zeit citiren:
Wenn nun ein jeder ſich beym richter eingeſtellt /
So geht der tantz recht an / denn keiner will verliehren /
Weil jeder ſich vor recht in ſeiner ſache haͤlt.
Da iſt es nicht genung mit worten ſich verfechten /
Die feder darff auch nicht bey dieſem kriege ruhn /
Ja viele wollen gar mit haͤnd und fuͤſſen rechten /
Die wahrheit deſtomehr ein ander darzuthun.
Bald faͤngt der klaͤger an mit ſeinem Advocaten /
Bald faͤllt die widerpart ihm eiligſt in das wort;
Sie ſchreyn / als waͤren ſie in raſerey gerahten /
Bis ſie aus heiſcherkeit nicht weiter koͤnnen fort.
Zuletzt weiß man doch nicht / was ihre rede heiſſet /
Sie haben beyde recht / ja oͤffters allzuviel;
Die ſache zeigt es ſelbſt: wer ſich wie ſie befleiſſet
Auf die gerechtigkeit / dem iſt ſie nur ein ſpiel.
Es kommt ſie leichter an nach den geſetzen leben /
Denn ſie ſind bis an hals von ſolchem zeuge voll:
Ein ander aber muß in ſteten furchten ſchweben /
Weil er nicht immer lebt / wie er wol leben ſoll.
Jndem nun der Proceß auf dieſen fuß gekommen /
So weiß der richter nicht / wer zu verdammen iſt:
Sie werden beyderſeits zwar oͤffters vorgenommen:
Doch wenn der richter gleich hat einen ſchluß erkieſt /
So weiß der andre ſtets was neues einzuwenden /
Die finten / die er hat / ſind faſt unzehlig viel /
Und alſo kan der ſtreit auch nimmermehr ſich enden:
Jch weiß nicht den beſchluß / drum ſchlieſſet itzt mein kiel /
Und heiſt / ihr ſpoͤtter / euch nur dieſes noch erwegen:
Weil die gerechtigkeit ein ewig weſen kennt /
So muß auch ein juriſt ſein rechten ewig haͤgen /
Jndem er allezeit ſich ihren diener nennt.
So ſchmaͤht inskuͤnfftige doch nicht die Advocaten /
Als denen Themis ſich alleine hat vertraut /
Sonſt336Vermiſchte Gedichte.
Sonſt werdet ihr dereinſt in ihre hand gerahten /
Da geht euch alles drauf / ja euer haar und haut.
An den Ruͤbezahl. C. H.
Koͤnig der rieſen! Monarche der hoͤhen /
Die in den graͤntzen Eliſiens ſtehen!
Schutz-gott der waͤlder! der Qvaden verwandter!
Derer verſtorbenen helden bekannter!
Oberſter jaͤger! beherrſcher der kluͤffte!
Fleißiger huͤter der heimlichen gruͤffte /
Schaͤtze-bewahrer! entdecke die gruͤnde /
Wo ich das reichthum der unter-welt finde;
Reiche die ſchluͤſſel und zeige die wege /
Welche mich fuͤhren zum goldnen gehaͤge.
Landsmann nnd meiſter! wo bleibſt du ſo lange?
Deine verzoͤgerung machet mir bange.
Komme doch eilends / komme doch balde /
Laß mich ſo lange nicht warten im walde.
Spotteſt du meiner? ich hoͤre dich lachen /
Anſtalt zum wetter aus ſchabernack machen.
Ja / ja / ich mercke den teufliſchen poſſen /
Soll ich itzunder nicht werden begoſſen /
Ey ſo entlauffet und fliehet ihr fuͤſſe!
Jenes gewoͤlcke fuͤhrt haͤuffige guͤſſe.
Hoͤr ichs ſchon donnern? ſeh ich das blitzen?
Fuͤhl ich mich wuͤrcklich mit waſſer beſpritzen?
Himmel! ach rette mich! laß mich entlauffen /
Laſſe mich ja nicht in thaͤlern erſauffeu.
Ach ihr verfluchten und teufliſchen ſchaͤtze!
Derer betrogenen ſterblichen netze.
Keiner337Vermiſchte Gedichte.
Keiner der muͤſſe zu euch in den gruͤnden
Nimmer die wege noch dittriche finden.
Aber du boͤſewicht! ſchandfleck der Qvaden!
Meiſter der wetter und leuten zu ſchaden!
Koͤnig der zwerge! Monarche der hoͤllen /
Derer den teuffeln verordneten ſtellen!
Abgott der ſeelen! welche nun ſitzen
Wegen des reichthums in ſchwefflichten pfuͤtzen.
Jaͤger der ſeelen! der hoͤllen geſandter:
Poltergeiſt! irrwiſch! und ewig verbannter!
Mißgeburth! zauberer! moͤrder und drache!
Tygerthier! luder und rothbarth und hache!
Eſelskooff! Ruͤbezahl! bockfuß! verraͤther!
Raben-aaß! ſchindhund und teuffels-geſchlaͤhter!
Deine gehaͤge die will ich verfluchen /
Weder dich ſelber / noch ſchaͤtze / da ſuchen.
Merckt / ihr Eliſter / mercket die felder /
Mercket die liſtig-verfuͤhrenden waͤlder /
Mercket die wohnungen / mercket die ſtraͤuche /
Mercket des affens verſtellte gebraͤuche.
Bleibet entfernet / und laſſet den goͤtzen
Eulen und ratten und beſtien hetzen.
Mag doch der gauckler die ſchaͤtze behalten /
Druͤber erhungern / verdorren / erkalten.
Keiner erkuͤhne ſich naͤher zu wagen /
Wo er nicht wetter zu lohne wil tragen.
Bey Verwandlung der Nymfe Syrinx. C. G. B.
SO recht / verdammter Pan! dein baͤren-gleicher leib
Sucht die wollen-weiche haut dieſer ſchoͤnen zuberuͤhren /
Hofm. w. IV. Th. YAch338Vermiſchte Gedichte.
Ach tummer ochſen-kopff / iſt nicht ein ſolches weib /
Das ein reiner tugend-glantz und vollkommne ſchoͤnheit
zieret /
Vor deinen ziegen-bart und pferde-fuß zu gut?
Geh / geile mißgeburth / geh kuͤhle deine glut /
An thieren deiner art: hier kanſt du nichts erlangen /
Und muſt an der Nymfe ſtatt ein geſchwanckes rohr um -
fangen.
Das iſt der rechte lohn /
Denn deine geile bruſt verdienet;
Ach! daß doch nicht zu aller frechen hohn /
Auch dieſes rohr in unſern auen gruͤnet;
Es wuͤrde mancher Pan an ſtatt der Syrinx muͤſſen
Einen ſtrohwiſch kuͤſſen.
An denſelben. C. H.
DA ſtehſt du nun / du albrer Pan /
Als einer / der auff drey nicht zehlen kan /
Einandermahl laß dich das lieben nur vergehn /
So wirds um dich und um die Nymfen beſſer ſtehn.
Schaff-reckel denckſt du denn / ſie haben das geſtohlen /
Was du bey ihnen meynſt zu hohlen?
Entferne dich von hier / und geh zu deinen thieren /
Hier muſt du hunde fuͤhren.
Was ſtehſt du? und was traͤumſt du ſo?
Du ſtehſt es ja: dein hoffen wird zu ſtroh.
Dorinde339Vermiſchte Gedichte.
Dorinde wil einen Docter heyrahten. C. H.
JN Sachſen iſt das Ey offt kluͤger als die henne;
Nicht weit von mir da wohnt ein maͤdgen daß ich kenne /
Die hatte vom Patron / der maͤnner ſonſt beſchert /
Laͤngſt einen docters-mann / und den gewiß / begehrt.
Allein / wie ſie geſehn / daß keiner wolle kommen /
Hat ſie die ſache ſo und kluͤger vorgenommen.
Ein Mediciner gieng bey ihr offt aus und ein /
Der ſprach einmal aus ſchertz / ſie muͤſte ſeine ſeyn /
Wenn ihm das gluͤcke nur ſo ein vermoͤgen goͤnnte /
Daß er vor ſelbiges den gradum haben koͤnnte.
Dies ging wie Pfeffer-ſtaub in ihrer naſen auff /
Sie lieff der mutter zu / und ſagt ihr dieſen kauff /
Die alte runtzelte vor freuden auch die ſtirne /
Sie dachte weiter nach / und plagte das gehirne /
Sie muͤhte ſich recht ſehr / ſie ſann die laͤng und qver /
Wo nehm ich einen ſtiel zu dieſer axt doch her.
Die mittel ſind nicht da / ſie ſind ſchon weggeflogen /
Die kinder haben ſie mir meiſtens ausgeſogen /
Was mach ich itzo nun? der tittel koſt auch ſchier /
Wie ich vernommen / mehr als ein gebraͤue bier.
Allein die tochter war viel kluͤger als die alte:
Da ſie gemerckt / was ſie vor kummer feſte halte /
Sprach ſie: frau mutter borgt auff hauß und garten
geld /
Daß er vor ſelbiges den Docter-grad erhaͤlt /
Und mich zur Doctrin macht. Wenn ich nun in dem
orden
Der Docter-frauen bin ein hohes mittglied worden /
Dann zahl ich euch das geld / was ich euch ſchuldig bin /
Jntreſſ und Capital auf einem brette hin.
Die pillen / Elixir / die pulver und purgantzen /
Die wiſſen uns das geld ſchon wieder zuzuſchantzen /
Y 2Wer340Vermiſchte Gedichte.
Wer weiß ob nicht mein ſchatz einmahl ſo gluͤcklich iſt /
Daß ihn ein groſſer herr zu ſeinem artzt erkieſt.
O! dacht ich wuͤſt ich nur noch eine deines gleichen /
Jch wolte heute ſelbſt den docter-hut erreichen /
Wie huͤbſch wie niedlich iſts um einen ſolchen mann /
Der ſo ein kluges kind zum weibe haben kan.
Alter Weiber Heyraht.
JSt eine frau
Gleich ſchon was grau
Und hat nur geld /
So ſchaͤtzt die welt
Sie doch vor jung
Und gut genung
Jn eheſtand;
Doch wie ein band /
Das goldnen drath
Zum grunde hat /
Und ſonſt aus miſt
Gewuͤrcket iſt /
Sehr ſchlechten preiß
Zum hoffen weiß /
So kommt es mir
Hier gleichfals fuͤr.
Jhr leib iſt kalt
Und ungeſtalt;
Jns mannes-bruſt
Hingegen luſt /
Die glieder ſteiff
Und gleichſam reiff /
Ja unverzagt
Zur liebes-jagt /
Wer wolte nun
Da gerne ruhn /
Wo ſchon die ſchooß
Von anmuth bloß /
Und341Vermiſchte-Gedichte.
Und durchgewuͤhlt /
Auch nichts mehr fuͤhlt /
Drum iſt ein mann
Recht uͤbel dran /
Der ſeinen leib /
An ſo ein weib
Um’s reichthum hengt /
Und wie verſchenckt:
Auch’s raſſelſcheit
Wird ſchlecht erfreut /
Denn’s mannes gunſt
Jſt nur ein dunſt /
Er meynt das gold /
Dem iſt er hold /
Und nicht die haut /
Vor der ihm graut.
Drum was die welt
Vor urtheil faͤllt /
Das iſt denn nicht
Wohl eingericht /
Weil ihr verſtand /
Der ehe-band
Nicht recht erwegt
Und uͤberlegt.
Du alte ſchaar /
Die du zur bahr
Solſt fertig ſeyn /
Stell’s lieben ein /
Und denck / ein grab
Kuͤhlt beſſer ab /
Als was die glut
Der liebe thut.
Steck in den ſarg
Nur deinen qvarg /
Weil nichts die welt
Auf dich mehr haͤlt.
Y 3Letzte342Vermiſchte Gedichte
Letzte Rede eines geſtrengen Schulmeiſters. C. G.
TOd / du biſt ein grober flegel / daß du nicht ſchonſt der
gelehrten /
Jch / der ich bisher geweſen / in der zahl der hochgeehrten /
Die in dem gemeinen weſen durch und durch zu finden
ſind /
Soll gleich den verachten bauren ewig werden kalt und
blind.
Jch ſoll laſſen macht und ſcepter das ich uͤber die gefuͤhret /
Die mit furcht und zittern haben unter mir bisher ſtu -
diret /
Soll mein anſehn moder freſſen / welches zierte meinen gang?
Jch war mehr als alle richter wenn ich meine ruhte
ſchwang /
Wenn ich Menſa declinirte / ey ſo muſten alle hoͤren /
Dreyzehn mandeln ſchuͤler muſten mich als ihren fuͤrſten
ehren /
Wolt ein bube mir nicht ſchleunig ſeine hoſen machen auf /
Ach! wie trat ihn mit fuͤſſen / ſchlug mit fauſt und pruͤgeln
drauf:
Wenn mein amt mich durch ſpatzieren zu ergoͤtzen mir er -
laubte /
Zog ſo buͤrger als der ſchuͤler ſeinen hut ſehr tieff vom
haupte /
Ach! daß ich noch leben ſolte vierzehn oder funffzehn jahr /
So wolt ich gewißlich ſchreiben ein tractaͤtgen / oder par.
Doch wird mir die nachwelt geben in der grube noch den
lohn /
Weilen ich nicht ſonder arbeit muſte die Præfation.
Uber die Grammatic machen / welche man bey uns tractiret /
Als ſie neu ward aufgeleget / die ich laͤngſt ſchon profitiret.
Weint! ach! weinet ihr regenten / weine du gelehrte welt!
Weil343Vermiſchte Gedichte.
Weil durch mich von deiner wohlfart eine ſtarcke ſaͤule faͤllt[.]
Laſſet eure thraͤnen flieſſen ihr Collegen! ich muß ſterben /
Keiner wird / wie vor / den buben doͤrffen recht das leder
gaͤrben.
Weint ihr Univerſitaͤten! ihr ſolt ſpuͤren den verluſt /
Keiner hat ohn ruhm zu ſagen in der welt / was ich / gewuſt /
Zu euch werden von den ſchulen kuͤnfftig grobe toͤlpel reiſen /
Weil den ſchuͤlern niemand ferner die Principia kan weiſen.
Vor ein Omen moͤgt ihr’s halten / weil ich muß von hinnen
gehn.
Daß dis gantze welt-gebaͤude nicht mehr lange werde ſtehn.
Weg mit ruhten / tinte / feder / wißt daß ich itzt dis verfluche.
Calefactor, die Catheder uͤberzieh mit ſchwartzen tuche /
Nimm die helffte von den mantel den ich habe ſtets gehabt /
Wenn das wort von meinem munde eure ſeelen hat gelabt /
So wird ſich der gantze hauffen ſtets erinnern meiner lehren /
Und / wenn gleich ein ander plaudert / weinen daß ſie mich
nicht hoͤren.
Nun ich ſcheide meine geiſter muͤſſen zu den ſternen gehn /
Laſſet / wenn man mich verſcharret / unſern gantzen Coetum
ſtehn /
Und befehlet den Collegen, daß ſie einem jeden knabe
Noch zu guter letzte geben einen ſchilling auf dem grabe /
Daß man mit der zeit kan fagen / hier hat man den mann
verſetzt /
Der am lehren / buͤcher-ſchreiben und am ſtaͤupen ſich ergoͤtzt.
Freud und Trauren der Tochter Jephta. H. v. A. u. S.
Die Tochter Jephta.
Auf! auf! liebſte ſchweſtern / der vater iſt da /
Auf! laſt ihm zu ehren /
Y 4Die344Vermiſchte Gedichte.
Die paucken itzt hoͤren /
Er kommet ſchon nah.
Auf! auf! liebſte ſchweſtern der vater iſt da.
Warum ſo betruͤbet zur froͤlichen zeit?
Willkommen vom kriegen /
Willkommen vom ſtegen /
Dein kind iſt erfreuet /
Warum ſo betruͤbet zur froͤlichen zeit?
Jephta.
Weh! ach! weh: /: Ach! meine tochter!
Ach wie beugſt du
Wie betruͤbſt du /
Mir mein hertz /
Jch muß klagen /
Darf ichs ſagen /
Du biſt urſach meiner plagen /
Und erregeſt ſolchen ſchmertz /
Weh! ach! weh: /: ach liebſte tochter /
Ach wie beugſt du!
Wie betruͤbſt du
Mir mein hertz!
Die Tochter.
Warum liebſter vater? ich lebe begluͤckt:
Wenn Jephta nur ſieget /
So bin ich vergnuͤget /
Wie GOtt es ſonſt ſchickt.
Jch bin gantz vergnuͤget /
Wie GOtt es ſonſt ſchickt /
Ja! ja! liebſter vater / ich lebe begluͤckt.
Jephta.
Weh! ach! weh: /: Ach liebſte tochter /
Ach! ich habe
Eine gabe
Zugeſagt:
GOtt345Vermiſchte Gedichte.
GOtt zu geben /
Und dies eben /
Koſtet liebſtes kind / dein leben /
Darum werd ich ſo geplagt.
Weh! ach! weh! ach! meine tochter /
Ach! ich habe!
Dich zur gabe
Zugeſagt.
Die Tochter.
Getroſt! liebſter vater / ich bin ſchon bereit /
Jch will gerne ſterben /
Damit vom verderben
Du bleibeſt befreyt /
Getroſt! liebſter vater ich bin ſchon bereit.
Jephta.
Ach! was iſt: /: Die luſt der erden /
Die geſchwinde /
Gleich dem winde
Fleucht dahin /
Unſer gluͤcke
Weicht zuruͤcke /
Und will offt im augenblicke /
Wenn es kommt / von dannen ziehn.
Ach! was iſt die luſt der erden /
Die geſchwinde /
Gleich dem winde /
Fleucht dahin.
Die Tochter.
Noch eins liebſter vater! begehr ich von dir /
Laß mich und die meinen
Mein ende beweinen /
Drauf ſterb ich allhier /
Nur dis liebſter vater! begehr ich von dir.
Y 5Jephta346Vermiſchte Gedichte.
Jephta.
Geh hin! geh hin! was iſt das leben /
Eine blaſe /
Gleich dem glaſe /
Das zerbricht /
Was itzt ſtehet /
Bald vergehet /
Welchen heut das gluͤck erhoͤhet /
Dieſen kennt es morgen nicht /
Gehe hin!: /: was iſt dein leben /
Eine blaſe /
Gleich dem glaſe /
Das zerbricht.
Thraͤnen der Tochter Jephta.
Hoͤrt ihr waͤlder!
Merckt auf ihr felder!
Hoͤrt ihr winde!
Wie geſchwinde /
Muß ich ſterben!
Hoͤrt ihr blumen-reichen auen /
Jch werd euch nun nicht mehr ſchauen /
Gute nacht! ich muß verderben.
Schoͤne jugend!
Du ſitz der tugend
Muſt verbleichen /
Und entweichen
Von der erden!
Der nimmt ſelber mir mein leben /
Der es mir hat erſt gegeben /
Und laͤſt mich zur leichen werden.
Ach!347Vermiſchte Gedichte.
Ach! wie fluͤchtig!
Ach! wie gar nichtig!
Gleich den winden
Muß verſchwinden /
Dieſes leben /
Jch kam mit dem ſaͤnger-reihen
Meinen vater zu erfreuen /
So werd ich in tod gegeben.
Jhr geſpielen!
Ach! ich muß fuͤhlen
Groſſe ſchmertzen
Jn dem hertzen
Schaut mein leiden /
Denckt daß ich euch hier umfangen /
Als ich in den tod gegangen /
Gute nacht! ich muß nun ſcheiden.
Uber den ungemeinen und von denen hohen Alliirten wider die Frantzoſen den 13. Aug. gluͤcklich erfochtenen Sieg. B. N.
ENdlich iſt einmahl die zeit /
Die gewuͤnſchte zeit / gekommen /
Da dein langes hertzeleid /
Armes Schwaben / abgenommen /
Da das ſtoltze Gallien /
Das ſo manches land verzehret /
Jn348Vermiſchte Gedichte.
Jn zehn ſtunden mehr erfaͤhret /
Als kaum hundert jahr geſchehn.
Tallard / der geprieſne held /
Der / eh er den degen ruͤhret /
Schon die muntern feinde faͤllt /
Schon den ſieg in haͤnden fuͤhret /
Giebt ſich (iſt es auch erhoͤrt?)
Mit viel andern ſeines gleichen:
Und lehrt ſeine troppen weichen /
Die er ehmahls ſtehn gelehrt.
Dieſe thun / was er begehrt /
Denn ſo groſſe Generalen
Sind ja / wie mich duͤncket / wehrt /
Daß ſie auch in feſſeln prahlen.
Darum folgen gantz gemach
Sechs und zwantzig battaillonen /
Und ein dutzend eſqvadronen
Jhnen auf dem fuſſe nach.
Schreibt ihr Frantzen / die geſchicht
Eilends auf gedaͤchtniß-bogen:
Denn ſie ſind auch / wie man ſpricht /
Gar mit ſtuͤcken eingezogen.
Warlich eine ſchoͤne bahn
Ruhm und ehre zu erwerben /
Wer will in dem felde ſterben /
Wenn man alſo leben kan?
Schreibet / ſchreibt! das gluͤcke flieht /
Und laͤſt euren Pyrrhus ſtehen /
Der euch vor zu ſehr bemuͤht /
Wird nun bald zu langſam gehen.
Doch wie faͤllt mir langſam ein?
Eilt ſein herr doch wie die blitzen /
Und349Vermiſchte Gedichte.
Und laͤſt gantze ſtaͤdte ſitzen /
Um nur bald bey euch zu ſeyn.
Fragt nicht / was es haben wil /
Seine wunden werden ſagen /
Was ſich fuͤr ein fremdes ſpiel
An der Donau zugetragen.
Hoͤret! rufft es mit verdruß /
Fama mag es weiter melden!
Franckreichs helden ſind zwar helden;
Aber kein Eugenius.
Aber nicht ein Malborough /
Oder auch ein Printz der Heſſen /
Der uns unſeren betrug
Zehnfach wieder zugemeſſen.
Was wir in viel jahren nicht
Mit der groͤſten muͤh gewonnen /
Haben dieſe drey erſonnen /
Und auch ſchleunig ausgericht.
Arme Frantzen! ſchaͤmt ihr euch?
Wie wird euch alsdenn geſchehen /
Wenn ihr in Paris zugleich
Koͤnnt die ober-haͤupter ſehen?
Die drey helden haben ſchon
Alles / was ſie kan erheben;
Aber in den andern leben
David / Judith / Salamon.
Keines liebt von ihnen ſtreit;
Aber jedes weiß zu ſiegen.
Leopoldens froͤmmigkeit
Gilt mehr / als die macht im kriegen.
Fridrichs350Vermiſchte Gedichte.
Fridrichs klugheit geht voran;
Und wer kan dich / Anna / nennen /
Der nicht gleich auch muß bekennen /
Daß du als ein mann gethan?
Wenn die ſpaͤte welt den krieg
Mit der zeit in buͤchern leſen /
Und wird ſehn / was Ludewig /
Und was dieſe drey geweſen /
Faͤllt ſie mir / ich weiß es / bey;
Daß er zwar ſehr groß geſchienen;
Aber jedes unter ihnen
Wuͤrcklich mehr / und groͤſſer ſey.
Groͤſſer / denn ſie haben recht!
Und ihr krieg iſt voller ſeegen.
Sprecht / ihr ſtoltzen feinde / ſprecht /
Was ihr immer wolt / dagegen.
Franckreich ward durch liſt bekant;
Drum iſt es zu hoch geflogen!
Aber was die drey vollzogen /
Das geſchah durch Gottes hand.
S. D.
1.
MEin urtheil wiederraͤth es mir /
Und ſagt: ich ſoll mich von dir wenden /
Jch aber habe die begier /
Mein lieb noch nicht in meinen haͤnden /
Jch ſtreit in groſſer ſorg und pein /
Und kan doch nicht ihr meiſter ſeyn.
2. Mein351Vermiſchte Gedichte.
2.
Mein zartes alter weiß noch nicht
Von ihren kraͤfften obzuſtegen /
Jch muß durch ihre ſtrenge pflicht
Jm erſten anſatz unterliegen /
Wie kluͤglich mein verſtand auch lehrt /
So wird er doch nicht augehoͤrt /
3.
Jch kenne zwar die tugend wohl /
Was hilfft es mir? ich muß ſie haſſen /
Jch ſehe / was ich meyden ſoll /
Und kan es doch nicht unterlaſſen /
Zum boͤſen lieb ich ſchnelle farth /
Zum guten trag ich ſchnecken-arth.
4.
Recht wie ein ſchiff in vollem lauff
Die Syrten zwar vor augen ſiehet /
Und haͤlt doch ſeine flucht nicht auff /
Wie hefftig ſich es auch bemuͤhet /
Der ungezaͤhmten winde ſtreit /
Goͤnnt hier der kunſt nicht krafft nicht zeit.
5.
So ſeh ich meinen untergang /
Mir auch zwar ſtets fuͤr augen ſchweben /
Und kan mich doch durch keinen zwang
Der ſorglichen gefahr entheben:
Das geile welt-thun fuͤhrt mich hin /
Wo ich mir ſelbſt nicht aͤhnlich bin.
6.
Da wo ich eben das muß ſeyn /
Was ſonſt des Jthacus gefaͤhrten /
Die ſich in baͤre / wolff und ſchwein /
Auff Circe zauberey verkehrten /
Wer352Vermiſchte Gedichte.
Wer unter den begierden iſt /
Darff keiner Circe kunſt und liſt.
7.
Sie ziehen ihm den menſchen aus /
Und heiſſen ihn zum viehe werden /
Denn iſt er nur des menſchen haus /
Und traͤgt nur menſchliche gebehrden /
Der kern des menſchen iſt verzehrt /
Und in ein tummes vieh verkehrt.
8.
Jedoch gleich wie die wilde fluth
Nicht allezeit ſich muß bewegen;
So wird mit meinem jungen blut
Der ſinnen toben auch ſich legen /
Jch weiß / mein urtheil und verſtand
Behaͤlt zuletzt die oberhand.
9.
Jndeſſen weil ich unverliebt
Wie gern ich wolte / nicht kan bleiben /
Und aber dich das gluͤck mir giebt /
Der jugend ſuͤſſes ſpiel zu treiben /
So ſolſt nur du / mein licht / allein /
Mir meine gegen-liebe ſeyn.
10.
Kein weibes-bild ſagt mir ſo zu /
Und reimt ſich ſo zu meinen ſitten /
Mein ſinnen-troſt / als einig du /
Drum haſt du mir die feel erſtritten /
Die ſeele / die mir gantz entfaͤllt /
Und ſich zu deiner ſeelen haͤlt.
11.
Vor dieſes aber / meine luſt /
Daß meine ſeel auff dir muß raſten /
Laß353Vermiſchte Gedichte.
Laß dich auch ferner / wie du thuſt /
Kein ungelehrte hand betaſten /
Weil Phoͤbus ſelbſt und ich / ſein kind /
Kaum deiner liebe wuͤrdig ſind.
Sauff-Lied. S. D.
1.
WEr fragt darnach?
Aus dem gelach
Hab ich mich fuͤrgenommen /
Den gantzen tag /
So lang ich mag /
Auch morgen nicht zu kommen.
Herr wirth! gebt ihr
Die freyheit mir /
Mich luſtig zu erzeigen:
So ſeht nur an /
Wie wohl ich kan
Die friſchen glaͤſer neigen.
2.
Das iſt der tranck /
Der unmuhts-zwang /
Durch den wir luſtig werden /
Der unſern geiſt
Der pein entreiſt /
Gibt freudige gebehrden:
Er thut uns kund
Des hertzens grund /
Macht bettler gar zu fuͤrſten;
Hofm. w. IV. Th. ZWir354Vermiſchte Gedichte.
Wir werden kuͤhn
Und friſch durch ihn /
Daß uns nach blut muß duͤrſten.
3.
Sein ſuͤſſer ſafft
Gibt denen krafft
Zu reden / die ſonſt ſchweigen /
Macht uns bereit /
Barmhertzigkeit
Der armuht zu erzeigen:
Wie auch behertzt /
Das / was uns ſchmertzt /
Zu aͤffen und zu laͤſtern;
Ertheilt die kunſt
Und alle gunſt
Der dreymahl-dreyen ſchweſtern.
4.
Daher man ſieht /
Wenn wir hiemit
Die naſe ſchon begoſſen /
Wie denn der fluß
Des Pegaſus
Kommt auf uns zugeſchoſſen:
Der will denn ein
Poete ſeyn /
Der kan viel ſtreitens machen
Von der natur /
Der redet nur
Von Gottes hohen ſachen.
5.
Dort hat ein paar
Sich bey dem haar /
Der greiffet nach dem degen /
der ſteht und ſpeyt /
der jauchtzt und ſchreyt /
Und355Vermiſchte Gedichte.
Und kan ſich kaum mehr regen:
Der ſaͤufft dem zu
Auf mein und du:
Der ſchwatzt von ſeinen kriegen /
der ſitzt und weiſt
Wo er gereiſt /
Und ſcheut ſich nicht zu luͤgen.
6.
Auch mir wird itzt
Der kopff erhitzt
O wein! von deinen gaben /
die zunge ſingt /
die ſeele ſpringt /
Die fuͤſſe wollen draben:
Wohlan noch baß /
durch dieſes glaß
Will ich auf dich itzt zielen /
du deutſches blut /
Laß mir ein gut
Rundadinella ſpielen!
An Salin. U. G. B.
1.
SAlin iſt neulich doctor worden /
Und hat ſich nun ſo ausſtaffirt /
Daß jeder ſeinen hohen orden
Beym erſten blick an ihme ſpuͤrt /
Zumahl da ein paruͤcken-zopff
Recht[d]octer-maͤßig ziert den kopff.
Z 22. Dem356Vermiſchte-Gedichte.
2.
Dem volcke will nun unter allen /
Die hier zu lande wohnhafft ſeyn /
Nicht einer ſo / wie er gefallen /
Drum giebt es auch der augenſchein /
Daß / wenn ihm was die qvaͤre koͤmmt /
Es gleich zu ihm die zuflucht nimmt.
3.
Da fuͤllt er ihnen nun die haͤnde
Mit ſeinen artzney-glaͤſern an /
Doch ſchreibt er vor um deren raͤnde /
Wies heiſt / und wie mans brauchen kan /
Dies volck hat ihn darum erkieſt /
Weil ſein pacqvet nicht theuer iſt.
4.
Dies muß ſich nun vor alles ſchicken /
Und wenn es auch wer weiß was? waͤr /
Plagt einen etwas in dem ruͤcken /
Laͤufft ſein gebluͤte gar zu ſchwer /
Reiſt lung und leber gleich entzwey /
Gibt er doch ſtets nur einerley.
5.
Jn allem haͤlt er nichts vor beſſer /
Als von dem Salmiack den geiſt /
Mit dieſem kraͤfftigen gewaͤſſer
Verjagt er / was nur kranckheit heiſt /
Und waͤr’s ich weiß nicht was? vor pein /
So muß er forn und hinten ſeyn.
6.
Kommt irgend einer angeſtochen /
Dem’s in dem kopffe geht herum /
Als wenn was boͤſes neingekrochen /
So heiſts: nehmt dieſen Spiritum,
Des357Vermiſchte Gedichte.
Des morgens nur mit ſuppen ein /
Was gilts? euch ſoll bald anders ſeyn.
7.
Kommt einer mit dem hypochonder /
Und klaget uͤber ſeiten-weh /
Wie das beyn kurtzen rippen runder
Und nauff biß an das hertze geh /
So heiſt’s: gewehnt nur den geſchmack
Zum Spiritu vom Salmiack.
8.
Hat einer ſchmertzen in dem kopffe /
An arm und fuͤſſen / haͤnd und bein /
Redt er / wie auſſem hohlen topffe /
Hat er beſchwernng von dem ſtein /
So heiſts: gewehnet den geſchmack
Zum Spiritu vom Salmiack.
9.
Fleiſt jenem da die guͤldne ader /
Qvillt blut aus naſe / lung und mund /
So ſagt er: holet erſt den bader /
Daß er die ader euch verwundt /
Alsdenn bringt mit dem Spiritu
Das blut in ſeine vor’ge ruh.
10.
Ja ſeyd ihr gantz von ſinnen kommen /
Verſteht ihr und vernehmt ihr nichts /
Hat das geſicht euch abgenommen /
Beraubt euch bloͤdigkeit des lichts /
Und fehlt euch fuͤhlen und geſchmack /
Braucht Spiritum vom Salmiack.
11.
Hat der ſich’s auge nur verderbet /
Daß er nun in die qvaͤre ſieht /
Z 3Hat358Vermiſchte Gedichte.
Hat jen’n die gelbe ſucht gefaͤrbet /
Spuͤrt dieſer keinen appetit /
So heiſts: gewehnt nur den geſchmack
Zum Spiritu von Salmiack.
12.
Das fieber haͤtt ich bald vergeſſen /
Von dem er doch das meiſte zieht /
Da heiſt er ihn mit loͤffeln freſſen /
Ob gleich der krancke vor ſchon gluͤht /
Und da verſpuͤrt erſt der geſchmack
Den Spiritum vom Salmiack.
13.
Drum ſchafft / ihr Welſchen / doch mit hauffen
Zu uns das Salmiac herein /
Salin wird alles von euch kauffen /
Und auch ein guter zahler ſeyn /
Doch macht euch ja bey zeiten auff /
Sonſt gehn ihm alle krancken drauff.
Uber etliche Courteſie-Schweſtern auf den Academien. C. H.
1.
JHr maͤdgen auf den hohen ſchulen /
Habt dieſen ruhm ſchon laͤngſt gefuͤhrt /
Daß ihr die handgriff in dem buhlen /
Recht aus dem grunde her ſtudirt /
Und daß / wer dieſe will verſtehen /
Jn eure ſchule muͤſſe gehen.
2.
Nun iſt euch auch mit dieſem lobe /
Kein unrecht / noch zu viel / geſchehn /
Jn -359Vermiſchte Gedichte.
Jndem ich ſelber deſſen probe
An mir und andern offt geſehn /
Ja taͤglich und faſt alle ſtunden
Noch ſehen kan an euren kunden.
3.
Laufft offtermals ein tummer haaſe
Jn eure wild und liebes-bahn /
Wie macht ihr ihm ſo manche naſe /
Daß er davor kaum ſehen kan /
Und muß darzu noch vor die naſen
Zum trinck-geld in die buͤchſe blaſen.
4.
Kommt ein Magiſter anmarchiret /
Der bauern kuͤnfftiger herr pfarr /
So wird er ebenfals tractiret
Als wie einander liebes-narr /
Jhr koͤnnt die text ihm ſo erklaͤren /
Daß ſich davon die beutel leeren.
5.
Juriſten kommen auch gar ſelten
Mit ihren Rechten beſſer an /
Weil ihre finten hier nicht gelten /
Und eure liſt ſie beſſer kan /
Jndem ihr ſie durch lange friſten
Zur hoffnung wiſſet auszuruͤſten /
6.
Der Mediciner ihr geſchencke /
das balſam-buͤchſgen und Confect,
Veraͤndert nicht Dorindgens Raͤncke /
Und hat es ihr gleich gut geſchmeckt /
So laͤſt ſie doch ſtatt gleicher freuden
Den Seladon die ſehnſucht leyden.
Z 47. Doch360Vermiſchte Gedichte.
7.
Doch wie die allerkluͤgſten affen /
Jhr eigenes verderben ſind;
So pflegt ihr auch herum zu gaffen /
Biß ihr den rechten vor euch findt /
Der euch zum fleckgen weiß zu lencken /
Und das vexiren einzutraͤncken.
Auff dieſelben. C. H
1.
JCh muß mich oͤffters wol zu lachen /
Wenn ich die meiſten maͤdgen hier
So ſtoltze minen ſehe machen /
Als traͤt ich weiß nicht wer? herfuͤr:
Da denck ich denn; ihr armen kinder!
Man kennt euch ſchon / laſt die nur ſeyn /
Die demuth wird euch viel geſuͤnder /
Als tauſend ſolche blicke ſeyn /
2.
Die ſchoͤnheit ſteht bey euch gar duͤnne /
Und faſt wie armer leute korn /
Jch wette / daß kaum ſieben kinne
So rauch nicht ſind / als wie ein dorn /
Die andern will ich zwar nicht tadeln /
Doch auch um ihre ſchoͤnheit nicht
Durch dieſe ſchertz-gedancken adeln /
Weil mir die wahrheit wiederſpricht.
3. Denn361Vermiſchte Gedichte.
3.
Denn viele ſind erſchrecklich gelbe /
Und glaͤntzen faſt wie ſaffian /
So friſch / als man den im gewoͤlbe
Vom Moſcowiter haben kan;
Doch ſind ſie hier nicht zuverdencken /
Weil ſie die lufft / der rauhe wind /
So unbarmhertzig pflegt zu kraͤncken /
Was wunder! wenn ſie gelbe ſind.
4.
Die ſchaͤtze / die mit euch zu hoffen /
Die lauffen auch nicht hoch hinaus /
Hat’s einer noch gar wohl getroffen /
Kriegt er ein altes guckgucks-hauß /
*Guckguck heiſt das ſtadt-bier in Wittenberg / und wird es hier vor jedweder bier genommen.
*
Nebſt dieſem einen hopfe-garten /
Zwey kuͤh und vierzehn guͤlden geld /
Doch muß er ſo mit dieſen karten /
Wies ſeiner frauen wolgefaͤllt.
5.
Weil eure ſchoͤnheit nebſt den ſchaͤtzen
Denn nun ſo duͤnne ſeyn geſaͤht /
So huͤtet euch ſie hochzuſetzen /
Daß ſie der wind ja nicht verweht.
Fuͤhrt aber eure ſtoltze blicke /
Fuͤhrt ſag ich ſie / wofern ihr klug /
Hinfort an einem demuths-ſtricke /
So ſeyd ihr ſchoͤn und reich genug.
Z 5Des362Vermiſchte Gedichte.
Des Frauenzimmers Spruͤch - woͤrter.
1.
JCh wuͤſte nicht warum?
Was macht er doch fuͤr haͤndel?
Er iſt mir wol recht ſchlimm.
Er geh mit dem getaͤndel.
So ſpaͤt als moͤglich iſt.
Was heiſſen doch die poſſen?
Er macht mich recht verdroſſen.
Jch glaub er iſt geſchoſſen.
Er iſt voll lauter liſt.
2.
Mit ſeinem teuffels-ſpiel /
Will er ein naͤrrchen haben?
Er macht des dings zu viel /
Jch muͤſte mich wol laben;
Er iſt wol haber-ſtroh /
Was ſoll der kuh muſcaten?
Ey nicht doch / meynt er’s ſo?
Man wird ihm etwas braten /
Er geh und laß ſich rathen /
Fuͤrwahr er gehe joh.
3.
Das kam vortrefflich ſchoͤn!
Was ſoll’s nun aber heiſſen?
Nun laͤſt er mich nicht gehn /
Jch werd ihn muͤſſen ſchmeiſſen /
Bey meiner ſeel! ich ſchrey /
Nicht doch / wenn’s jemand ſehe /
Jch ſtech ihn / meiner treu!
Er geh ja ſeiner wege /
Nu363Vermiſchte Gedichte.
Nu doch / er kriegt mir ſchlaͤge /
Je daß mirs GOtt verzeih.
4.
Er faͤllt flugs gar ins hauß /
Jch dachte / was mich biſſe /
Mein ſeel es wird nichts drauß /
Hat er nicht ein gekuͤſſe!
Ach nein! er ſtech ſich nicht /
Nu / nu das iſt verbothen /
Er iſt gantz falſch bericht /
Nun baͤckt er wieder zoten.
Hat er nicht loſe pfoten /
Fuͤrwahr itzt kan ich nicht.
5.
Was ſoll’s nun wieder ſeyn?
Ach ja / es iſt nicht ohne /
Jſt das nicht eine pein /
Er thut mirs nur zum hohne /
Jch ſpreche / daß er traͤumt.
Was heiſt denn nun das leben?
Jch haͤtt es nicht gemeynt /
Er ſteche nicht darneben /
Je flugs / das meynt ich eben /
Er haͤtt es bald verſaͤumt.
6.
Ja warum wolt er nicht?
Nicht doch / man ſolls kaum dencken /
Wie er mich zugericht!
Er iſt gut zu verſchencken /
Ja groſſe noth um ihn /
Er denckt er iſt zu hauſe /
Er macht ſich gar zu kuͤhn /
Er knittert ſeine krauſe /
Er iſt nicht bey dem ſchmauſe /
Er darff ſich nicht bemuͤhn.
7. Ach364Vermiſchte Gedichte.
7.
Ach geht ihr raben-aaß /
Jch kan euch nicht mehr ſehen /
Ach geht nur eure ſtraß.
Nun wolt ihr mir’s verdrehen.
Er frage wieder her.
Wo hat er das geleſen?
Warum nicht gar die qver?
Er geh er krigt den beſen /
Mit dem verfluchten weſen /
Was heiſt denn das geſcher?
8.
Er ſeh mich nur nicht an /
Jſt das nicht ein geziere /
Was teuffel macht er dann?
Warum nicht gar zum biere /
Der teuffel! ach nein! nein!
Der blitz! ich werde boͤſe /
Geht er? gluͤck auff die refe /
Er ſpreche wieder ein.
9.
Der teuffel rei’t ihn gar /
Er laſſe doch das greiffen;
Jſt er von ſolcher haar?
Man ſolt ihm eines pfeiffen /
Je vettrigen! ich ſchrey /
Er hat’s gewiß verfluchet /
Er laß nur ungeſuchet /
Mit ſeiner taͤndeley.
Das365Vermiſchte Gedichte.
Das nicht mehr bloͤde Maͤdgen. J. H. H.
1.
PAcket euch ihr bloͤden ſinnen /
Weil ihr mir verdruͤßlich ſeyd /
Was mein beſtes ſoll gewinnen /
Jſt die ſuͤßte freundlichkeit /
Darnach will ich emſig trachten /
Und die ſproͤdigkeit verpachten.
2.
Jmmer ſcheel und ſauer ſehen
Dient zu meinem zwecke nicht /
Triebe der natur verſchmaͤhen
Lauffet wider fleiſch und pflicht /
Drum will ich befugter maſſen
Zung und regung herrſchen laſſen.
3.
Doch / was zeit und jahre lehren
Komme nicht der zucht zu nah:
Denn ich ſage nun in ehren
Ein gehorſam-volles ja /
Was den guten nahmen kraͤncket /
Sey ins todte meer verſencket.
4.
Und allein bey den gedancken /
Will ich ſchoͤn und freundlich thun /
Sonſten mag ich in dem ſchrancken /
Heiſſer liebe nicht beruhn /
Jch gedencke nur auf minen /
Einen liebſten zu bedienen.
5. Roͤß -366Vermiſchte Gedichte.
5.
Roͤßgen bricht man weil die bluͤhte /
Lieblich und beweglich lacht /
Drum ſo lebet mein gemuͤhte
Jetzo nur dahin bedacht /
Mit entzuͤckungs-vollen blicken /
Deſſen hertze zu beſtricken.
6.
Auf ihr augen / meine flammen /
Sollen mir zu dienſten ſtehn /
Raffet eure macht zuſammen /
Laſt die ſtrahlen ſchaͤrffer gehn /
Wenn ſich nun die junggeſellen
Werden ins gehege ſtellen.
7.
Waffnet euch mit brand und feuer /
Und verdoppelt loh und glut /
Gebet euch nicht mehr ſo theuer /
Meynets mit den buͤfgen gut /
Laßt / es wird ſie nicht verdrieſſen /
Blitz aus euren aͤpffeln ſchieſſen.
Der ungeduͤltige Liebhaber. J. H. H.
1.
HA! du brut der Crocodillen /
Treu-vergeſſnes zauber-kind /
Solten mich die thraͤnen ſtillen /
Die doch nur erlogen ſind /
Die367Vermiſchte Gedichte.
Die dir ſelbſt dis zeugniß ſtellen:
Dein ſinn gleiche wind und wellen.
2.
Falſche mammeluck inn weiche /
Weiche leichter wanckel-geiſt /
Fort / die liebe wird zur leiche /
Wo ſie liſt und falſchheit ſpeiſt.
Solche tolle truͤgereyen
Pflegt man eyfrigſt zu verſpeyen.
3.
Oder wilſt du dis beſchoͤnen /
Weſſen ich dich ſchuldig weiß?
Spare nur mich zu verſoͤhnen /
Boͤſe ſeele! zeit und fleiß /
Du ſolt mich mit deinen blicken
Nimmermehr ins netze ruͤcken.
4.
Aechze / kluchze / ſeuffze / weine /
Bis dein falſches hertze bricht /
Denn ich traue dieſem ſcheine
Und den glatten worten nicht /
Durch das locken deiner lippen
Geht mein ſchiff zu grund und klippen.
5.
Deiner zunge ſchlipffrigkeiten
Moͤgen meiner feinde ſinn
Jn den wolluſt-himmel leiten /
Wenn ich nur geſichert bin:
Meine luſt / ſo ich erkieſe /
Gleicht dem ſchoͤnſten Paradieſe.
6. Kuͤtzle368Vermiſchte Gedichte.
6.
Kuͤtzle den entzuͤckten thoren
Durch der woͤrter ſuͤſſe macht
Jmmerhin die leiſen ohren /
Denn ſie haben nicht bedacht /
Daß liebkoſende Syrenen
Tolle ſeelen lachend hoͤhnen.
7.
Mache deine nackte bruͤſte
Mit der geilen Nymphen-ſchaar /
Zu der liebe luſt-geruͤſte /
Und der buhler ſchlacht-altar /
Baue nur auf dieſen ballen
Meiner hoffnung keine fallen.
8.
Falſche ſeele / vor mein leben /
Jetzt mein eckel tod und grauß /
Jch will mich zur ruhe geben /
Fahre wohl! das ſpiel iſt aus.
Du haſt ſelbſt den bund gebrochen /
Gute nacht / ich bin gerochen.
9.
Kind der bosheit / ſchalckheits-freundinn!
Ungetreue ſchlangen-zucht!
Reiner zucht geſchworne feiudinn!
Selig welcher dich verflucht /
Die ſich ſegnend vor dir buͤcken /
Wird des fluches donner druͤcken!
Der369Vermiſchte Gedichte.
Der bußfertige Liebhaber. J. H. H.
1.
STumme loh entflammter hertzen!
Qvelle tauſendfacher ſchmertzen!
Zarter ſeelen henckerinn!
Motte der zufriedenheiten /
Weil ich deinen grauſamkeiten
Nechſt nach wunſch entgangen bin /
Kanſt du (denn wir ſind geſchieden)
Mir nicht neue feſſel ſchmieden.
2.
Schoͤne ſtunden! ſeyd geprieſen /
Da ich dich aus mir verwieſen /
Schau ich bin mein eigner herr /
Nechſt war dieſes haus der ſeele
Meine bande marter-hoͤle /
Jch ſelbſt ſclav und maͤrtyrer /
Du ſollſt mich mir nicht mehr rauben /
Und in ſtock und folten ſchrauben.
3.
Locke / wie du wilſt / ich hoͤre
Nimmermehr nach deiner lehre /
Die auf ſchwachen grunde ruht.
Kinder / ſo das feuer kennen /
Werden ſich nicht leicht verbrennen /
Sie verfluchen flamm und gluht /
Doch die kuͤhnlich mit dir ſpielen /
Muͤſſen brand und hitze fuͤhlen.
4.
Wem nach deiner liſt geluͤſtet /
Dieſer werde nicht entruͤſtet
Hofm. w. IV. Th. A aWenn370Vermiſchte Gedichte.
Wenn die laſt die luſt verkuͤrtzt /
Wer dich hoͤret / wird verheeret /
Und von deiner macht verſehret /
Die nur ins verderben ſtuͤrtzt /
Da man zwiſchen furcht und ſchrecken
Galle muß vor honig lecken.
5.
Deine lecker-koſt iſt niedlich /
Und ſchmecket anfangs appetitlich /
Doch zu letzt wie Aloe /
Drum will ich ſie gerne miſſen /
Jhre krafft pflantzt im gewiſſen
Reu / verzweiflung / angſt und weh /
Sie pflegt ottern auszutragen /
Die die hertzen ſelbſt durchnagen.
6.
Weg mit dir du ſchnoͤdes weſen /
Durch dich kan man nicht geneſen /
Dein lieb-koſen bringt gefahr /
Deine regung iſt zwar maͤchtig /
Doch zugleich auch hoͤchſtverdaͤchtig /
Drum bleibt dieſer ausſpruch wahr:
Triebe toller luſt und liebe /
Machen gluͤck und himmel truͤbe.
Abſchieds-Arie von K. H.
1.
NUn lebe wohl!
Heißt mich das gluͤcke gleich aus deinen mauren ſcheiden /
So wiſſe: daß dein nahme ſoll
Den -371Vermiſchte Gedichte.
Dennoch in meiner bruſt ſich in vergnuͤgung weiden /
Weil deiner maͤdgen augen-luſt
So offt erfreuet meine bruſt.
2.
Das fenſter iſt begluͤckt /
Daraus ich oͤffters mich an deiner zier ergoͤtzet /
Weil’s auch der himmel itzt ſo ſchickt /
Daß dis durch einen ſprung mich in die freyheit ſetzet:
Jch glaube: jener augenſchein
Muß ſchuld an dieſem gluͤcke ſeyn.
3.
Und du verlangte nacht!
Jn welcher man wird ſchaun mein bette ledig ſtehen /
Sey auf geſpenſter doch bedacht /
Zu ſchrecken diefe ſchaar die irgends nach will gehen /
Verhindre deren pferde-fuß /
Daß er zuruͤcke fahren muß.
4.
Jhr waͤchter! trinckt einmahl
Auf meine freyheit loß / doch laſt das fluchen bleiben:
Tragt nun ins zeughaus euren ſtahl /
Nur laſt zuvor den roſt von ſelben runter reiben /
Weil euch itzund die faule zeit
Darzu verſchafft gelegenheit.
5.
Jhr ſchoͤnen! ſeyd geneigt /
Und lehnt mir euren ſtrahl zu dieſem dunckeln reiſen /
Wuͤnſcht: daß mein fuß dahin bald ſteigt /
Wo ſich das hertze kan mit ſuͤſſer freyheit ſpeiſen /
Wuͤnſcht gluͤcke / weil itzund mein fuß
Hinaus zum fenſter ſpringen muß.
A a 2Ge -372Vermiſchte-Gedichte.
Geſpraͤche Von Zwey verliebten Zwerginnen gehalten. Als Beyde von ihren Galans verlaſſen wurden. J. E. G.
ACh ſiehe hertzens-kind / wie mich der himmel qvaͤlet!
Leander nimmt ſich nicht der treuen Bellis an.
Du weiſt / daß nichts an mir und meinen gliedern fehlet /
Und daß ich dergeſtalt auch dienſte leiſten kan.
Jch bin ja wohl gebildt / und ſchoͤne von geſichte /
Und meine wangen ſind wol eines kuſſes wehrt.
So finden ſich bey mir auch andre liebes-fruͤchte /
Wie koͤmmt es / daß er mir numehr den ruͤcken kehrt?
Bulis
Jch wundre mich zwar ſehr; doch kan ichs leichte dencken /
Die puͤrſchgen ſind zu klug und bilden ſich was ein.
Sie laſſen ſich den ſinn bald ſo bald anders lencken /
Und da ſolls allemahl nur was galantes ſeyn.
Doch hoͤre ſchweſtrichen / du biſt es nicht alleine /
Bey welcher das geluͤck auf lauter ſteltzen geht.
Du kennſt den Daphnis wol / der liebt mich auch zum
ſcheine /
Weil bey ihm Flavia nur hoch am brette ſteht.
Es ſind in dieſer ſtadt gar wenig meines gleichen /
Und meine klugheit iſt auf alles abgericht;
Und dennoch will er nicht von ſeiner falſchheit weichen.
Bellis.
Wie gehts doch immer zu?
Bulis.
Jch weiß es ſelber nicht.
Er darff ſich uͤber mich in wahrheit nicht beklagen /
Jhm373Vermiſchte Gedichte.
Jhm iſt mein freundlich thun mehr als zu viel bekand.
Jch habe dieſen faſt auf meiner ſchooß getragen /
Wer weiß? ob du ſo viel an deinen ſchatz gewandt.
Bellis.
Was ſagſt du? hab ich nicht das handwerck auch getrieben?
Bulis.
Ja freylich / du verſtehſt die kuͤnſte ziemlich wohl.
Du weiſt ſchon / wie man ſich in Complimenten uͤben /
Und wie ſich beym Galan ein maͤdgen ſtellen ſoll.
Bellis.
Hat meine hoͤffligkeit Leander nicht genoſſen?
Bulis.
Das iſt gewiß von dir im Sommer-hauß geſchehn /
Als du die lampe ihm auff ſeinen Rock gegoſſen.
Bellis.
Jch habe dieſes nur ein eintzigs mahl verſehn /
Er hat den fehler auch nicht uͤbel auffgenommen /
Zumahlen weil ich ihn von neuen kleiden ließ.
Dein freyer hat von dir nicht halb ſo viel bekommen /
Da er dich doch mit fleiß im tantzen unterwieß.
Bulis.
Jch ließ ihm ja davor die alten hoſen flicken /
Da gab ich auff einmahl mehr als zwey groſchen aus.
Bellis.
Du geitz-hals / laͤſt du doch nicht einen dreyer blicken.
Bulis.
Was? geſtern gab ich ihm auch einen nelcken-ſtraus
Bellis.
Jn wahrheit dieſes ſind vortreffliche geſchencke /
Dadurch ein treues hertz ſich zuerkennen giebt.
Alleine weiſt du nicht noch andre liebes-rencke /
Was wunder / daß er ſich an Flavien verliebt.
Bulis.
Doch laſſe nur einmahl die ſtichel-woͤrter fahren.
Bellis.
Es faͤllt mir ohnedem itzt etwas anders ein!
A a 3Denn374Vermiſchte Gedichte.
Denn als ich und dein ſchatz bey einer hochzeit waren;
So gab er zuverſtehn: du waͤreſt gar zu klein.
Bulis.
Leander ließ ſich auch auf gleichen ſchlag vernehmen /
Als er vor kurtzer zeit zu mir in garten kam.
Er duͤrffte deiner ſich nicht im geringſten ſchaͤmen:
Jn zwiſchen waͤr er doch den kleinen jnngfern gram.
Man muß ſich / fuhr er fort / biß auff die erde neigen /
Wenn man ſie nur einmahl empfindlich kuͤſſen will.
Bellis.
Kan ich in ſolchem fall nicht auff den ſchemmel ſteigen?
Bulis.
Ja ſprach er: dieſes waͤr ein rechtes kinder-ſpiel.
Bellis.
Jch aber moͤchte faſt die groſſen leute tadeln.
Bulis.
Ja freylich / denn ſie ſind zum lieben unbeqvem.
Wenn kleine voͤlcker ſich durch helm und waffen adeln;
So iſt ihr helden-muth vor andern angenehm.
Ein kleiner Diamant gilt mehr als hohe klippen /
Ein kleiner roſen-ſtrauß als ein parucken-ſtock.
Ein mund der kleine iſt als auffgeſchwollne lippen /
Ein haaſe uͤbertrifft den groͤſten ziegen-bock.
Doch Daphnis wird vielleicht auffs wiederſpiel gerathen.
Bellis.
Jch weiß auch / wie hiervon Leanders kreyde ſchreibt /
Und was er ſich gedenckt.
Bulis.
Du riechſt gewiß den braten /
Daß nur ein Elephant ihm ſeine zeit vertreibt?
Bellis.
Du weiſt ja / wie er nechſt die groſſen ausgeſtrichen /
Und wie er noch zur zeit uns kleine maͤdgen ſchiert.
Wir werden nur von ihm dem kleinen volck verglichen /
Mit welchem ehemahls die Gemſen krieg gefuͤhrt.
Die375Vermiſchte Gedichte.
Die haare waͤren gleich den halbgeſchwaͤntzten noten /
Die koͤpffe wiegten mehr als unſer hintertheil.
Die fuͤſſe gleichten nur den dachs - und katzen-pfoten /
Und dennoch truͤgen wir die liebes-wahren feil.
Jch haͤtte / fuhr er fort / der armen faſt vergeſſen
Denn ſolche ſind bey euch kaum einer ſpannen lang.
Man muß nur euren leib mit lauter zollen meſſen
Mit kurtzem eure gunſt iſt eine folter-banck.
Bulis.
O ungluͤckſeelige! So ſind wir denn verlaſſen /
So hat des himmels-Schluß ſich uͤber uns erboſt?
Die leute geben uns numehr auf allen Gaſſen
Vor loſe maͤdgen aus.
Bellis.
Doch ſchweſter nur getroſt.
Wir wollen beyderſeits ins kloſter uns begeben /
Was meynſt du / ſtehet dir auch dieſer Orden an?
Bulis.
Ach ja / denn mir gefaͤllt ein ſolches nonnen-leben /
Zumahlen weil man ſich der welt entſchlagen kan.
S. Fr. Mutter erneuertes Gedaͤchtniß. C. G. B.
DRey jahre ſind vorbey / als ich den kuͤhlen ſand /
Der Roſelinde grab / mit meinen thraͤnen netzte /
Und um den werthen ſarg Cypreſſen-ſtraͤuche ſetzte:
Als ich den ſchweren fall in trauer-reimen band /
Und den geqvaͤhlten leib mit ſorg und flor umwand /
Was ſchrieb mein treuer kiel noch da zu guter letzte:
Weil mich dein mutterhertz am allerhoͤchſten ſchaͤtzte /
So ſoll auch meine bruſt mein mund und dieſe hand
A a 4Der376Vermiſchte Gedichte.
Der ungemeinen treu biß in den tod gedencken /
Ob boy und flor nicht mehr um meine ſchultern hencken.
Ach reiner geiſt! wie offt hab ich an dich gedacht!
Wie offte hat bißher mein mund dich nicht geprieſen!
Jtzt wird dir ſolches auch von meiner hand erwieſen /
Wohl dir! es blitzt dein ruhm auch durch die todes-nacht.
An die heyraths-Kupplerinnen.
JHr weiber ſeyd doch nuͤtzlich auff der welt /
Weil man durch euch offt ſeinen zweck erhaͤlt;
Jhr muͤſſet zwar auff beyden achſeln tragen /
Und offt / ich weiß nicht was / herſagen;
Doch koͤnnt ihr auch erbaͤrmlich luͤgen /
Wenn ihr damit nur einen koͤnnt vergnuͤgen.
Das macht der kuppel-peltz / der regt in euch das blut /
Daß ihr davor ſo gute dienſte thut.
So ſchleichet ihr euch auch bey vielen ein /
Und wolt geehrt / beſchenckt / gefraͤtzt von ihnen ſeyn /
Denn weiber / die wie ihr auffs knppeln nur ſtudieren /
Die muͤſſen alle ſchaam und Gottes-furcht verliehren.
Auff
JSt einem (einer) hier in was zu nah getreten /
So ſey es ihm und ihr von hertzen abgebeten:
Seyd aber ihr bedacht auff eine ſcharffe rache /
So wißt / daß man itzund den letzten theil auch mache /
Dann wird man euch davor ſchon den leviten leſen /
Und ſagen / wie ihr heiſt / auch wer ihr ſeyd geweſen.
Die377Vermiſchte Gedichte
Die laſter mag man ja mit dornen-ſpitzen ſtechen:
Der nimmt ſich deren an / wer ſich darum will raͤchen.
Wem das Gluͤcke wohl will / der fuͤhret die Braut heim. U. G. B.
ES kommet doch nur auff die meiſten ſtimmen an /
Wenn einer uͤber ſich ſoll laſſen judiciren:
Wer dieſe nur erhalten kan /
Der wird wol ſelten diß / was er geſucht / verlieren.
Daher es auch denn kommt /
Daß / wenn der Poͤfel in hochachtung nimmt /
Der muß gelehrt und klug und wolerfahren heiſſen /
Da doch verſtand und witz bey ihm w[i]e ſchmincke gleiſ -
ſen.
Verlieret einer deſſen gunſt /
So w[i]rd die groͤſte kunſt fuͤr dunſt
Und leeres ſchlacken-werck gehalten /
Da muß man / wie er will / mit ſich denn laſſen ſchal -
ten.
Wer ſieht nun nicht? daß Recht der Macht muß wei -
chen /
Und auch ein maͤchtiger vor’m ſtaͤrckern ſeegel ſtreichen.
Drum ſoll mein leib-ſpruch ſeyn: O eitelkeit des lebens!
Wenn GOtt und gluͤck nicht will / iſt alles gantz verge -
bens.
A a 5Kum -378Vermiſchte Gedichte.
Kummer-Gedancken. C. H.
1.
NUn gehn die ſorgen an:
Nun hengt der himmel nicht mehr voller geigen:
Der jugend wolluſt-kahn
He[i]ſt mich aus land der kummer-inſul ſteigen /
Wo tauſend huͤtten ſtehn mit ach und weh bedeckt /
Wo jeder abend mich ins dornen-bette ſteckt.
2.
Mein geiſt entſetzet ſich /
Jedweder blick allda iſt dem gewiſſen
Ein ſcharffer ſchlangen-ſtich /
Durch weichen mir die ſeele will entflieſſen;
Jtzt ſchmeck ich allererſt was dies vor fruͤchte traͤgt /
Wenn unſre jugend hat der wolluſt feld geaͤgt.
3.
Mein ſinn / GOtt / die natur /
Befehlen mir vor krancke heil zu finden:
Wo aber iſt die Cur
Die meine ſeelen-riſſe ſoll verbinden?
Kein mittel ſchlaͤget an / die wunden ſind zu groß /
Und das verderben wirfft ſchon uͤber mich ſein loß.
4.
Laß mich / O einſamkeit!
Nun meine grufft in deinem ſchatten haben /
Wo ich das ſuͤnden-kleid
Der laſterhafften jugend kan vergraben:
Erkenntniß / wahre reu / verdruß und ſeelen-pein /
Die machen allbereit dazu den leichen-ſtein.
Regiſter

Regiſter der Sachen.

Galante und verliebte Ge - dichte.

  • AUff ihre ſchoͤnheit C. H. v. H Bl. 1
  • Roſelinde und Sophronille beklagen ihren einſamen zuſtand C. H. v. H. 2
  • Troſt auff Roſelindens und Sophronillens klage C. H. v. H. 4
  • Abbildung der augen C. H. 6
  • Abbildung der lippen C. H. 8
  • Abbildung der bruͤſte C. H. 11
  • Abbildung der Schooß C. H. 13
  • Arminius an die Thußnelda nach erhaltenen ſiege wieder die Roͤmer in dem deutſchmeyeriſchen thale C. H. 16
  • Er vergleicht ſie mit Rom C. H. 19
  • Als ſie ihn zu ihrem leib-artzte machte C. H. 25
  • Auff ihre haͤuffige thraͤnen C H. 29
  • Als ſie ihn einen Mohr geheiſſen C. H. 30
  • An ihr kranckes huͤndgen C H. 32
  • Er vergleicht ſie mit der ſonne C. G. B. 35
  • Als er ſie im garten bey einem andern ſahe C. G. B. 37
  • Als ſie auff dem Clavir ſpielte und drein ſang C. G. B. 38
  • Saladin an Liſetten C. G. B. 40
  • Auff ihre allzu groſſe fettigkeit C. G. B. 43
  • Er offenbahret Liſetten ſeine liebe C. G. B. 45
  • Als ihm eine freundin ſchrieb: ſeine erſte liebſte haͤtte ihm ein ander weggenommen C. H. 49
  • Der fluͤchtige Cupido / aus dem grichiſchen des Moſchi C. H. 50
  • Dafne ſucht die Sylvia zur liebe zu bewegen / aus dem Amynta des Torqvato Taſſo D. C. v. L. 52
  • Aus demſelben C. H. 54
  • Die von einer Biene gebißne Fillis wird von der Sylvia geheilet C. H. ib.
Amin -Regiſter der Sachen.
  • Amintas verliebt ſich bey dieſer gelegenheit in die Syl - via C. H. 56
  • Amintas entdeckt der Sylvia in dem ſpiele ſeine zu ihr tragene liebe C. H. 58
  • Gorgo verachtet die liebe / und erhebet das wolleben / aus der Mirtilla der Jſabella Andreini. C. H. 60
  • Die ſchoͤnen augen / aus des Gvarini Madrigalen C. H. 62
  • An die Amaranthe / als er ihn ſein bildniß uͤberſchickte C. H. v H. 63
  • An d[i]eſelbe / als ihr ſpiegel zubrochen C. H. 64
  • An e[i]ne liebens-wuͤrdige Schleſier C. H. ib.
  • Als er ſie im ſommer-hauſe ſchlaffen fand C. H. 65
  • An ſeine traͤume C. H. 66
  • Als ſie mit zu grabe gieng C. H. ib.
  • Die ſchoͤne Comoͤdiantin C. G. B. 67
  • Auff die Dorilis C. G. B. ib.
  • An eine Nonne C. G. B. 68
  • Auff ihren mund C. G. B. 69
  • Als er des morgens von ihr abſchied nahm C. G. B. ib.
  • Als ſie ihr im Winter einen ſommer-rock mit blumen machte C. G. B70
  • Als ſie von der thuͤre weglieff / da ſie ihn kommen ſahe C. G. B. 71
  • Als ſie mit anderm frauenzimmer auff dem ſchiffe fuhr. ibid.
  • Als ſie ſich einen mann zu ſeyn wuͤnſchte72
  • Als er ihr eine gewiſſe Ar[i]e uͤberſchickte C. G. B. 73
  • Auff ihre vermeynte anderwaͤrtige verheyrahtung. C. G. B. 74
  • Uber die ſonnen-faͤcher C. H. 76
  • Grabſchifft des Adonis / welche ihm die Venus geſetzt beym Marini in ſeinem L Adone C H. ib.
  • Clelie ſucht die einſamkeit in einem garten C. H. 77
  • An dieſelbe C. H. ib.
  • Salari an Severino / als ſie ſich aus verzweifflung er -ſtach /Regiſter der Sachen. ſtach / aus dem erſten theile des Jtaliaͤniſchen Syl - nelli C. G B. 78
  • Schaͤffer-gedichte Saladin C. H. 81
  • Schaͤffer-gedichte / klage der verliebten C. H. 88
  • Schaͤffer-gedichte Lycidas. 93
  • An ſeine Reime. 96

Galante und verliebte Arien.

  • KLagen uͤber ihre abweſenheit97
  • Sie nimmt abſchied von ihrem geliebten99
  • Die verliebte ſehnſucht192
  • Die ſteinerne ſchoͤnheit193
  • An Libindgen106
  • An dieſelbe107
  • Auf ihre ſchoͤnheit. ib.
  • An die Doris108
  • Der verliebte traum110
  • Auf ihre bruͤſte. 111
  • Noch auf dieſelben112
  • Die goqvaͤlte liebe112
  • Die bewachende ſeuffzer C. H. 114
  • Die heimliche liebe116
  • An die Megane117
  • An die grauſame Celimene118
  • An die nicht wiederliebende Phyllis119
  • An Lauretten120
  • An die unbeſtaͤndige Liſette122
  • An die zornige Liſette123
  • An die Solimene124
  • Er iſt ungluͤcklich in der ſehnſucht126
  • Als Roſette zu ader gelaſſen128
  • An die ſtill-liebende Beliſſe131
  • Die verſpottete zaghafftigkeit132
  • An die nacht133
DieRegiſter der Sachen.
  • Die gezwungene liebe /134
  • Die ſorgen-volle liebeibid.
  • Die zugelaſſne liebe136
  • Die verdammte liebeib.
  • Er entſaget der liebe138
  • Auf zwey zuſammenſchlaffende140
  • An die traurende Celimene145
  • Sie gehet ins kloſter148
  • Geile kuͤſſe flecken149
  • Vor das frauen-zimmer151
  • An Sylvien J. E. G. 153
  • Er liebet ohne hoffnung C. G. B. 155
  • Er will nicht mehr lieben C. G. B. 157
  • An Briſinden C. G. B. 159
  • Die kuß-ſcheue Doris A. N. 161
  • An Liſillen162
  • Er will nicht heyrahten163
  • Er klaget der nacht ſein leiden164
  • Uber ſeinen abſchied C. G. B. 167
  • Die verſpottete beſtaͤndigkeit169
  • An Clelien C. H. 173
  • Verachtung der wolluſt C. H. 175

Hochzeit-Gedichte.

  • DJe ſchlaffende Venus / bey dem Freytag-Roͤteliſchen hochzeit-feſte C. H. v. H. 177
  • Rechts-ſtreit der ſchoͤnheit und freundlichkeit um den ſieges - krantz der liebe bey dem Bukiſch-Wohlfartiſchen hoch - zeitfeſte D. C. v. B. 283
  • Der gluͤckſelige leid - und freuden-wechſel / bey der Kahl - und Keßleriſchen vermaͤhlung vorgeſtellet von S. K. 192
  • Copia eines ſchreibens an Tit. Hr. J. F. Richtern / Pfar - rern in Melaun / als er ſeinen vermaͤhlungs-tag begieng S. R. B. Velamajenſis Eliſius196
  • Lob der wittwen bey einer hochzeit J. S. S. 202
Bey -Regiſter der Sachen.
  • Bey der Stryck - und Zangiſchen vermaͤhlung J. S. S. 205
  • Das ſchoͤnſte wildpret bey der Foͤrſter - und Zobeliſchen vermaͤhlung eingeliefert durch einen getreuen ſchuͤ - tzen207
  • Die wohnungen der liebe C. H. 212
  • Cupido ein Jude / bey dem Adam-Hummeliſchen Hochzeit - feſte214
  • Eines klugen artztes vernuͤnfftige liebes-cur C. H. 222

Hochzeit-Arien.

  • ABſchied des jungfer-kraͤntzgens226
  • Geſpraͤch der alten jungfern und jungen frauen vom heyrahten. S. E. R. 228.
  • Die durch die Materiam perlatam curirte liebe E. R. 230
  • Schlaff-Arie. 234

Begraͤbniß-Gedichte.

  • AUf den tod Hr. J. G. v. Miltitz238
  • Auf deſſelben Prædicat: von ſieben-eichen: die zu fruͤh gefaͤllte eiche241
  • Noch auf denſelben C. H. 243
  • Bey dem grabe Fr. C. E. Hoͤltichen / Jhr. Magnif. Hr. J. G. Neumanns / 83. Theol. D. und P. P. in Wittenb. ge - weſenen Eheliebſte C. H. 245
  • Trauer-Ode bey denen Hochgraͤfl. Promnitziſchen Exc - qvien247
  • Bey dem grabe Tit. Fr. M. G. C. Hoffmannin / Jh. Magnif. Hr. P. L. Hanneken, SS. Th. D. und P. P. Frau Eheliebſte C. H. 249
  • Der Chriſten wahrer ſieg und triumph / bey Fr. R. C. Poſerinn ꝛc. leichbegaͤngniſſe S. E. R. 252
Sinn -Regiſter der Sachen.

Sinn-Gedichte.

  • AN Clelien C. H. 257
  • Eheſtands-plage C. H. ibid.
  • Die weiber-poſt C. H. 258
  • Die klugen weiber in B C. H. 259
  • Als ſich eine aus dem gebuͤrge buͤrtige kauff-frau uͤber vor - hergehendes geaͤrgert C. H. ibid.
  • Das frauenzimmer in C. H. 260
  • Auf die ſtudenten-maͤgden in B C. H. ibid.
  • Studenten-liebe C. H. 261
  • Sylvia klaget uͤber die baͤrte der maͤnner C. H. 262
  • Frauenzimmer-geſchencke. C. H. ibid.
  • Die jungfern C. H. 263
  • Das wie ein ſchlaff-rock gemachte braut-hemde C. H. ibid.
  • An den hornung C. H. 264
  • An einen / der im hornunge gebohren C. H. ibid.
  • An denſelben C. H. 265
  • An einen Alchymiſten C. H. ibid.
  • Univerſal. U. G. B. 266
  • Der grillen-fang C. H. ibid,
  • Der alte freyer C. H. 267
  • An einen klein-naͤſichten C. H. 268
  • Auf ihren Diamant C. H. v. H. ibid.
  • Auf ihre hand C. H. v. H. 269
  • An die Phillis C. H v. H. ibid.
  • Auf dieſelbe C. H v. H. ibid.
  • An dieſelbe C. H. v. H. 270
  • Auf ihren kuß C H. v. H. ibid.
  • Auf ihre augen C. H. ibid.
  • Auf ihre thraͤnen C. H. 270
  • Auf dieſelben C. H. 271
  • Auf ihre lippen C. H. 271
  • Auf derſelben roͤhte C. H. ibid.
  • Auf ihre ſchooß C. H. 272
  • Heyraht C. H. ibid.
AufRegiſter der Sachen.
  • Auff ihr bild C. H. ibid.
  • Auff ihr ſchooß-huͤndgen273
  • Uber ihr bette C. H. ibid.
  • Das bild der liebe C. H. ibid.
  • Der liebes-thau C. H. 274
  • Die heyrath C. H. ibid.
  • Auff ihre augen C. H. ibid.
  • Das gluͤcke C. H. ibid.
  • Anff eines Mathematici hochzeit C. H. 275
  • Auff eine ſchoͤne muͤßiggaͤngerin C. H. ibid.
  • Der Gelehrten vergnuͤgung C. H. ibid.
  • An Criton C. H. ibid.
  • Das verliebte frauenzimmer C. H. 276
  • Verſchwiegene liebe C. H. ib.
  • Gemeine liebeib.
  • Die mann-begierige Dorinde C. H. ib.
  • Auff Floren C. H. 277
  • An Flavien C. H. ibid.
  • Auff Sylvien C. H. ibid.
  • An einen muͤller C. H. ibid.
  • An Flavien C. H. 278
  • Die Schmincke C. H. ib.
  • Auff ihr bildniß C. H. ib.
  • Auff die naſen C. H. 279
  • Auff Gryllens kleine naſe C. H. 280
  • Auff deſſen paruque C. H. ib.
  • An Floren C. H. ib.
  • Als ſie ihn barbieren ſahe J. E. G. 281
  • An Arminden J. E. G. ib.
  • Auff einen naͤchtlichen lauten-ſtuͤmper C. H. 282
  • Auff ein ungeſchicktes / doch verliebtes frauenzimmer J. E. G. ib.
  • Auff eine rothkoͤpffige J. E. G. ib.
  • Als ſie vorgab / er haͤtte nur den an ihrem fenſter geſtande - nen paruqven-ſtock / nicht aber ſie gegruͤſt J. E. G. ib.
  • An das zu weit entbloͤſte frauenzimmer283
Hofm. w. IV. Th. B bDieRegiſter der Sachen.
  • Die fontangen C. H. ib.
  • Gute weiber ſind ſeltzam C. G. B. ib.
  • Einer uralten und doch mann-begierigen wittwen rede C. G. 284
  • Eine frau an ihren ſchielenden ehemann C. G. ib.
  • Die eltern C. H. 285
  • Die fruͤhlings-zeit C. H. ib.
  • Auff die vielen aͤrtzte C. H. ib.
  • Auff die vielen juriſten C. H. ib.
  • Der artzt C. H. 286
  • Die muſen C. H. ib.
  • Der Schleſiſche Helicon C. H. ib.
  • Als Zeſens Helicon die maͤuſe zubiſſen C. H. 287
  • Ein bild C. H. ib.
  • Auff die ſchneider C. H. ib.
  • Auff zwey uͤber dem karten-ſpiele verſoͤhnte freunde288
  • Auff das pulver D. F. S. ib.
  • Auff die barbierer C. G. B. 289
  • Von den toͤpffern C. G. B. ib.
  • An einen / der die weiber vor keine menſchen anſahe J. H. H. ib.
  • Das gluͤcke C. H. 290
  • Ungereimte poeſie C. H. ib.
  • F. und S. C H. ib.
  • T. 291
  • Die liebe C. H. 291
  • Die lauteib.
  • Die liebeib.
  • Der vielfraß292
  • Die Chlorisib.
  • Der ſtern-ſeher und feld-meſſerib.
  • An den Fabianib.
  • Der kuß C. H. 293
  • Auff einen relegirten C. H. ib.
  • An die Chloris C. H. ib.
AuffRegiſter der Sachen.
  • Auff die weiberib.
  • Auff Marinnes haarib.

Grab-Schrifften.

  • Adams C. H. 294
  • Evens C. H. ib.
  • Hr. von Moliere C. H. ib.
  • Meduſaͤ C. G. B. 295
  • Einer ehebrecherin C. H. ib.
  • Einer jungen ehefrauen C. H. ib.
  • Einer alten jungfer C. H. 296
  • Eines verliebten C. H. ib.
  • Eines bequemen mannes C. H. ib.
  • Eines unerfahrnen artztes C. H. 297
  • Eines ſchulmeiſters C. H. ib.
  • Einer boͤſen ſtieff-mutter C. H. ib.
  • Eines im wein-faße erſoffenen daͤniſchen Koͤniges C. H. 298
  • Eines atheiſten C. H. ib.
  • Eines narren C. H. ib.
  • Eines nachtwaͤchters C. H. ib.
  • Eines thuͤrhuͤters C. H. 299.
  • Eines mohren C. H. ib.
  • Eines C. H. ib.
  • Eines gehangenen C. H. 300
  • Eines diebes C. H. ib.
  • Eines Judens C. H. ib.

Vermiſchte Gedichte.

  • Schreiben der Aurora an Se. Koͤnigl. Majeſt. in Preuſſen B. N. 301
  • Auff den Koͤnigl. einzug in Berlin B. N. 303
  • Als Se. Hochgraͤfl. Gnaden / Hr. H. A. Graf von Schaff - gotſch an der Michaelis-Meſſe gen Leipzig kam304
B b 2DieRegiſter der Sachen.
  • Die liebe des alten teutſchen frauenzimmers C. H. 306
  • Klagen der betagten jungfern uͤber ihren einſamen zuſtand C. H. 310
  • Schaͤfer-gedichte / Mileno C. G. B. 317
  • Schaͤfer-gedichte / das betruͤgliche heyraths-gut C. H. 323
  • Die vertheidigten Juriſten C. G. B. 333
  • An den Ruͤbezahl C. H. 336
  • Verwandlung der Nymfe Syrinx C. G. B. 337
  • An den Pan C. H. 338
  • Dorinde wil einen Doctor heyrathen C. H. 339
  • Alter weiber heyrath C. H. 340
  • Letzte rede eines geſtrengen ſchulmeiſters C. G. 342
  • Freud und trauren der tochter Jephta. H. v. A. u. S. 343
  • Thraͤnen der tochter Jephta. Deſſelben346
  • Uber den ſieg bey Hochſtaͤdt B. N. 347
  • Liebes-arie S. D. 350
  • Sauff-lied S. D. 353
  • An Salin U. G. B. 355
  • Uber etliche courteſie-ſchweſtern auff ꝛc. C. H. 358
  • Auff dieſelben C. H. 360
  • Des frauenzimmers ſprichwoͤrter361
  • Das nicht mehr bloͤde maͤgdgen J. H. H. 365
  • Der ungedultige liebhaber J. H. H. 366
  • Der bußfertige liebhaber J. H. H. 369
  • Abſchieds-arie von K. C. H. 370
  • Geſpraͤche zweyer zwerginnen J. G. G. 372
  • Sr. Fr. Mutter erneuertes gedaͤchtniß C. G. B. 375
  • An die heyraths-kupplerinnen376
  • Wem das gluͤcke wohl will ꝛc. U. G. B. 377
  • Kummer-gedancken C. H. 378
Regiſter

Regiſter Derer enthaltenen Gedichte.

A.

  • ACh fuͤhlte doch54
  • Ach / ſchoͤnſte laſſe mich272
  • Ach ſiehe372
  • Allerſchoͤnſtes kind153
  • Alles thu ich in gedancken153
  • Als Teutſchland306
  • Als ich nechſt deine pracht35
  • Als nechſt ich mein angeſicht120
  • Ambrette wolte ſich282
  • An unſern felſen11
  • Arminde ſchaͤmte ſich281
  • Auf! auf! liebſte ſchweſtern343
  • Auf deinen lippen271
  • Aus deinen augen270
  • Aus wolle / ſchnee269

B.

  • Beſteht das gluͤck290
  • Bleßine fuhr mich260
  • Blut / Severino78
  • Bricht mir denn69

C.

  • Citrone / flor und boy49

D.

  • Darff ſich ein kuͤhner45
  • Darff ſich was weltliches68
  • Das frauenzimmer haͤlt283
  • Das frauenzimmer iſt276
  • Das gluͤcke mahlet274
B b 3DasRegiſter
  • Das iſt recht126
  • Das leben haͤnget300
  • Das leben und ein bild287
  • Da ſteheſt du nun338
  • Das wetter war88
  • Das wort der fabel290
  • Daß deiner tochter277
  • Daß weiber menſchen289
  • Dein bildniß gleichet272
  • Dein bildniß laͤſſet279
  • Dein bildniß trifftib.
  • Deine beſtaͤndigkeit169
  • Deine bruͤſte wollen112
  • Dein ende ſtellt ſich287
  • Dein lauten-ſpiel282
  • Dein name iſt mir67
  • Dein ſchoͤner mund107
  • Den eltern kan285
  • Den roſen-ſtoͤcken65
  • Der foͤrſter Melidor207
  • Der fruͤhe himmel323
  • Der geiſt des alterthums13
  • Der himmel blitzt124
  • Der himmel hat dich lieb1
  • Der himmel pflantzet99
  • Der liebe pfleget273
  • Der mohren leiber274
  • Der Roͤmer kluges volck252
  • Der ſonnen bild273
  • Der ſtein-beſchwerung hat265
  • Der thee der macht291
  • Der tugend waͤr es278
  • Des tages ſchlieff ich298
  • Des weibes ſchoͤnheit294
  • Die aͤrtzte bleiben220
  • Die Chriſten ſollen302
Diederer enthaltenen Gedichte.
  • Die Doris iſt verliebt282
  • Die Fillis und die Sylvia54
  • Die Flora pflegt277
  • Die Flora zeigtib.
  • Die Goͤttin / der die welt177
  • Die guͤldnen roſen182
  • Die hand iſt lobens werth278
  • Die heyrath iſt272
  • Die laute traͤget /291
  • Die liebe hat mich296
  • Die liebe mahlet273
  • Die liebe nahm bey mir58
  • Die liebe ſchleicht ſich112
  • Die liebe traͤnckte295
  • Die lieb und liebſte275
  • Die naſen ſind ietzund279
  • Die ſchoͤnen fuͤhren76
  • Die ſonne brannte299
  • Die thraͤnen laͤſt du271
  • Die thuͤren ſchloß ich299
  • Die welt wird doch263
  • Dorinde / waͤrſt du arm276
  • Drey jahre ſind375
  • Du biſt dem feuer gleich292
  • Du biſt der ſonnen gleich275
  • Du biſt ein guter mann265
  • Du biſt Marcolphus268
  • Du Celimene118
  • Du / Damon / bleib60
  • Du darffſt dich280
  • Du meiner Clelien32
  • Du Mopſus284
  • Du kanſt mein wandrer296
  • Du verborgne ſtille nacht164
  • Du wareſt ſonſt293
  • Du ziehſt mit deiner frau275
B b 4EhRegiſter

E.

  • Eh dir ein maͤdgen276
  • Ein klug-verfaßtes buch275
  • Eine kraͤhe hackt289
  • Ein maͤdgen / daß es gut260
  • Ein maͤdgen / das zu viel276
  • Ein Metaphyſicus266
  • Ein dunckel-rother wein298
  • Ein weib hat zwar151
  • Ein zufall bricht64
  • Endlich haſt du / reine ſeele245
  • Endlich iſt einmahl347
  • Entſchlage dich117
  • Es gieng die Lebbia66
  • Es haͤngt dein braunes293
  • Es hat der ſchnup-taback280
  • Es heiſt der liebes-thau274
  • Es iſt die buhlerin291
  • Es iſt ein ungeſunder herbſt257
  • Es koͤmmet doch nur377
  • Es ſtarb durch meine ſchuld294
  • Es ſtellet mancher artzt286
  • Es will kein junges284
  • Es wuchs durch meine kunſt297

F.

  • Fromme weiber283

G.

  • Gar recht! 69
  • Geh hin / begluͤcktes blat40
  • Geweihte grufft! 243
  • Glaͤntzende ſtrahlen103
  • Glaubt meine Doris108
  • Guͤldenes roſen-kind106

H.

  • Ha du brut366
Hertz -derer enthaltenen Gedichte.
  • Hertzliebſter verliebter! 192
  • Heut giebt mein kraͤntzgen226
  • Hier haſt du73
  • Hier lieget / der ſo offt297
  • Hilff himmel / welch ein bild43
  • Himmel / was fuͤr247
  • Hoͤrt ihr waͤlder! 346

J.

  • Jch bin dir zugethan154
  • Jch / der ich nur bisher56
  • Jch glaube / deine hand70
  • Jch glaube vor gewiß268
  • Jch glaubte keinen GOtt298
  • Jch habe dich mit fleiß278
  • Jch haͤtt es nicht gedacht259
  • Jch liebe das freyen166
  • Jch liebe / du liebeſtib.
  • Jch muß es ſelbſt geſtehen259
  • Jch muß mich360
  • Jch rathe / Criton / dir264
  • Jch ſage / daß dein bild279
  • Jch ſchreibe / Koͤnig301
  • Jch ſeh an Sylvien277
  • Jch will den Ruͤbezahl64
  • Jch ward von hinten zu295
  • Jch wuͤſte nicht362
  • Jhr augen habt8
  • Jhr augen / weinet blut167
  • Jhr beyde theilet292
  • Jhr brunnen oͤffnet euch238
  • Jhr Buchen / wißt ihr317
  • Jhr Eichen / laßt euch241
  • Jhr fruͤchte meiner ruh66
  • Jhr hertzen / die ihr249
  • Jhr irrd’ſchen ſterne62
  • Jhr leute / die ihr76
JhrRegiſter
  • Jhr maͤdgen358
  • Jhr mahler278
  • Jhr menſchen dencket295
  • Jhr pflegt die bruͤſte283
  • Jhr roſen-kinder4
  • Jhr ſchuͤler haltet297
  • Jhr ſchulen / helfft285
  • Jhr ſclaven eitler luſt235
  • Jhr ſtroͤhme / gehet ſanfft71
  • Jhr thraͤnen ſeyd begluͤckt270
  • Jhr tichter laufft287
  • Jhr todten gebet acht300
  • Jhr weiber376
  • Jm garten hat77
  • Jm himmel brauchen wir285
  • Jm Paradieſe war77
  • Jm winter267
  • Jn meinen lenden294
  • Jn Sachſen339
  • Jſt deine frau289
  • Jſt eine frau340
  • Jſt einem376
  • Jſts nicht recht wunderlich288
  • Jtzt liegt die gantze welt285
  • Jtzt nimmt und faͤngt man266

K.

  • Kan ſchoͤnſte Clelie273
  • Komm ſchwartze nacht133
  • Koͤnig der rieſen336

L.

  • Laͤſt du der thraͤnen-fluth271
  • Lauff / lauff geringes buch96
  • Leander ſetzt286
  • Lebt meine heldin noch16
  • Letzthin kam Cupido214
  • Libindgen / nur noch einen107
Lichtederer enthaltenen Gedichte.
  • Lichte glut119
  • Lieben das laͤſt ſich139
  • Liſette hat die kurtze zeit122
  • Liſette / mein engel123

M.

  • Mach es aus146
  • Man kan die redlichkeit293
  • Man muß ſie vor verliebt282
  • Man ſaget insgemein263
  • Man weiß nicht2
  • Mein auge hat ſich272
  • Mein bildniß63
  • Meine liebe gehet zu ende175
  • Mein freund / erlaube mir196
  • Mein Grafe / nu du304
  • Mein junges hertz163
  • Mein lebens-ſpiel294
  • Mein naͤrr’ſcher kopff298
  • Mein urtheil350
  • Mich wundert258
  • Milen und Saladin81

N.

  • Nachdem der deutſche288
  • Nachdem dies boͤſe thier297
  • Nechſt kam der tod296
  • Nechſt ließ ſich Lycidas93
  • Nehmt ihr gruͤnen176
  • Nehmt ihr ſeuffzer114
  • Neulich kam ich128
  • Nicht anders262
  • Nicht fuͤrchte dich257
  • Nicht ſtelle dich141
  • Nicht wundre dich205
  • Nimmermehr ſoll mich143
  • Nun gehn die ſorgen378
  • Nun hab ich mich148
NunRegiſter
  • Nun lebe370
  • Nun komme denn303
  • Nur du biſt ſchuld264

O.

  • O wie kanſt du52

P.

  • Packet euch365
  • Phyllis hat269

R.

  • Reiſt ihr bande! 155

S.

  • Sagt / ihr koͤche /230
  • Salin iſt neulich355
  • Schlaff / auserwehltes zwey234
  • Schreib / ſprach die Poeſie284
  • Schreibſt du mich nicht269
  • Seither / Aſterie /97
  • Sey mir willkommen162
  • So biſt du eine braut74
  • So glaubſt du / Doris161
  • So kan ich laͤnger102
  • Soll meine liebe159
  • So recht / verdammter Pan /337
  • So ſoll ich dich116
  • Spiele / Cupido /149
  • Studenten ſind nicht faul261
  • Stumme loh369

T.

  • Tod / du biſt ein grober flegel393
  • Treibt mit den kuͤſſen293

V.

  • Verdammter trieb136
  • Verdruͤßliche ſtunden /112
  • Vermeynſt du / daß die glut270
  • Verſchlagne Clelie30
Ver -derer enthaltenen Gedichte.
  • Verſtuͤnde manchesmahl290
  • Verzagter / pfui dich an132
  • Viel ſind von auſſen292
  • Uns jungfern310
  • Vortreffliches geſchlechte262

W.

  • Was haͤlt Beliſſe130
  • Was hat man denn271
  • Was hilffts110
  • Was iſt die luſt134
  • Was ruͤhmt ſich Spanien67
  • Was ſag ich270
  • Was ſah ich37
  • Was traureſt du145
  • Was vor ein ernſt170
  • Weg / O liebe157
  • Weinſt du auch Clelie19
  • Weiſt du / warum292
  • Wenn du im winter291
  • Wenn hoͤrſt du auff138
  • Wenn man die thraͤnen271
  • Wenn man nicht lieben ſoll291
  • Wenn nicht in dieſer ſtadt286
  • Wenn ſonſt die nahrungen281
  • Wenn ſchmaͤht das333
  • Wer durch den eheſtand274
  • Wer fragt darnach353
  • Wer giebt die72
  • Wer in liebes-fruͤchten172
  • Wer leichtlich traut150
  • Wer moͤchte Chloris292
  • Wer Muſ und Helicon286
  • Wer ſo / wie unſer Gryll280
  • Wer unſre ſchneider287
  • Wie daß die weiber293
  • Wie duͤrfftig ſcheint228
WieRegiſter derer enthaltenen Gedichte.
  • Wie? fleht mein engel71
  • Wie lange muß dein knecht38
  • Wie ſtachſt du neulich281
  • Wilſt du dich auch280
  • Wilſt du mir deinen leib25
  • Wir lieben mehrentheils202
  • Wir ſonnen-tempel6
  • Wir toͤpffer kommen289
  • Wofern die gantze welt292
  • Wofern mein liebes-ſchiff277
  • Wo hat die Clelie29
  • Wollen-weiches ſchweſtern-paar111

Z.

  • Zachaͤe komm224
  • Zarter wangen149
  • Zwey ſind allhier299

ENDE.

About this transcription

TextHerrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte
Author Christian Hofmann von Hofmannswaldau
Extent403 images; 80879 tokens; 12829 types; 514284 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationHerrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte vierdter Theil Christian Hofmann von Hofmannswaldau. . 360 S. FritschLeipzig1708.

Identification

Düsseldorf ULB Düsseldorf ULB, DLIT26117:4http://katalog.ulb.hhu.de/DUE_ULB:due_aleph:DUE_01_aleph000482184

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Belletristik; Lyrik; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:31:39Z
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Holding LibraryDüsseldorf ULB
ShelfmarkDüsseldorf ULB, DLIT26117:4
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