Syr[:]44. Laſſet vns loben die Beruͤhmten Leutte.
Gott der Vater aller Barmhertzig - keit / der da verwundet vnd heilet / betruͤbet vnd erfrewet / toͤdtet vnd wieder lebendig machet / der wolle mit dem Troſt deß heiligen Geiſtes / nicht allem gegenwertige Lei - de tragenden / ſondern auch Alle andere betruͤbte Hertzen troͤſten vnd auffrichten / daß ſie im Creutz geduͤldig ſeinem gnaͤdigen Willen gehorſamlich ſich vntergeben moͤgen / vmb Jeſu Chriſti vnſers einigen Erloͤſers vnd Mittlers willen.
ERlauchte / Andäch - tige / alleſampt Geliebte / in vnſerm HErrn Chriſto / Wir haben allhero zu ſeinem verordneten Schlaff - vnd[ruhe] Kaͤm - merlein / begleiten helffen / den Weyland WolEhrwuͤr - digen / Achtbarn vnd Hochgelahrten Herrn M. Georgi - um Kirstenium, Fuͤrſtlichen / Moͤnſterbergi - ſchen / Bernſtaͤtiſchen Hoffpredigern / Pfar - rern allhie zur Bernſtadt / Superattendenten deß Olßniſchen Fuͤrſtenthumbs / vnd darzuge - hoͤrigen weichbilder / wie denn auch deß Fuͤrſt - lichen Conſiſtorii Aſseſſorem Primarium, Bey dieſem Actu bin ich nicht allein / von der Hochbetruͤbten Fraw Wittib / hinterlaſſenen Kindern vnd Freunden / freundlich vnd dienſtlich gebeten vnd erſuchet / ſondernA ijes iſt2Vorrede.es iſt mir ſolches von meinem Gnaͤdigen Fuͤrſten vnd Herrn / Herrn Carll Friederichen Hertzogen zu Moͤnſterberg in Schleſien / zur Olß / ꝛc. an jetzo zu gegen / anbefohlen / wie denn gleichfals / von der Hochanſehlichen / Fuͤrſtlichẽ hinterlaſſenen Re - gierung / allhie zur Bernſtadt / an mich gemutet worden / dem ſeligen Herrn / Superintendenten, die Leich - vnd letzte Ehrenpredigt zu halten / Jch thue aber ſolches gerne / vnd auch vngerne: Gerne thue Jch es / denn waß koͤnte mir wol liebers wiederfahren / als daß Jch / dem jenigen / nach ſeinem Tode / den letzten Ehren-Dienſt beweiſe / der mir in meinem Leben viel guttes gethan / vnd mich / zu meinen Ehren befoͤrdern helffen; Der mein lieber Schwager / Collega,d. 22. Au - guſti A.C. 1603. Freund / ja Patron vnd gleichſam ander Vater geweſen / Er iſts / der gleich jetzund / fuͤr 35. Jahren / zu Breßlaw mein erſter Præceptor worden / von deme Jch Muſa & Magiſter lernen decliniren, vnd die erſten fundamenta pietatis & Artium begrieffen: Er iſts; der mich / als die Jahre numehr herbey kamen / daß Jch ſolte auff Univerſiteten verſchicket werden / mit nothwendiger inſtruction vnd fleißiger vermahnung trewlich vnterrichtet. Vnd als nach verfloſſenen ſechs Jahren / Jch wiederumb anheim kam / durch ſeine commendation vnd intercſesion, bey dem Hochloͤb - lichen Fuͤrſtlichen Moͤnſterbergiſchen Hauſe / als bey vnſerer gnaͤdigen LandsFuͤrſtlichen Obri - keit / mich anbracht vnd bekand gemacht / denn gleichdieſen3Vorrede.dieſen Tag / Donnerſtag poſt Dominicam XII. Trini - tatis A. C. 1619. habe ich allhier / in dieſer Kirchen / mein erſtes concionatorium exercitium, auff dieſer Kantzel gehalten / vnd darauff bin ich nach dreyen Jahren / A. C. 1622 zum Pfarr / gen Wabnitz / vnd balt folgendes 1623 Jahr / zum Diacono dieſer Kirchen / von J. F. G. dem Kayſerlichen vnd Koͤniglichen Oberhauptman / vnſerm allerſeits gnaͤdigen Fuͤrſten vnd Herrn beruffen worden / Da Jch denn gantzer Acht Jahr / wie den meiſten / in dieſer anſehlichen Chriſtlichen Gemeine bekandt / mit vnd neben dem ſeligen Herrn Superintendenten, Ge - orgius cum Georgio, als ein geiſtlicher Ackers - mann neben dem andern / nach vermahnung S. Pauli / 1. Cor. 3. v. 6. Den geiſtlichen Kirchen vnd Ack - erbaw allhie / verhoffentlich nicht ohne nutz vnd from - men / in ſteter Liebe vnd vertrewlicher Einigkeit fortge - trieben. Er iſts / der Mir auch in meinen ſchweren vnd wichtigen curis & deliberationibus, mit guttem Rath beygeſtanden / vnd ſolche vaͤterliche Liebe / Gunſt vnd Freundſchafft beſtaͤndig biß in den Todt gegen mir erhalten / daß Jch billich bey dieſem ſeinem letzten Eh - ren-Dienſt / mich willig vnd gerne ſoll befinden laſſen.
Es will mir aber gleichwol auch dieſes Werck / ſehr beſchwerlich fallen / dieweil ich fuͤr mir ſehe / nicht allein Erlauchte / Fuͤrſtliche Perſonen / Hochan - ſeliche / Tapffere / Fůrnehme Politicos, ſondern auch Diſertiſsimos & Doctiſsimos Theologos,A iijderer4Vorrede.derer etliche an Alter / Weißheit / Kunſt vnd Ge - ſchickligkeit mir weit vberlegen. Ja weil der ſelige Herr Magiſter, wol wuͤrdig vnd werth / wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Kunſt vnd hohen Gaben / daß Jhm ein Gelaͤhrter Prediger / als ich bin / ſeine Leichpredigt halte / vnd wie Er ſeinem Herrn Vorfahren vnd Su - perintendenten in der gehaltenen Leichpredigt / ein Anſehliches langes Prieſter-Kleid zugeſchnittẽ / jhme gleichfalß von einem beretten vnd gelehr - ten Manne / ein gebuͤhrliches Ehrenkraͤutzlein nach dem Tode moͤchte auffgeſetzet werden. So weiß ich auch in warheit nicht / wie ich / ohne bittere Zaͤh - ren vnd Thraͤnen / dieſe Predigt verrichten ſoll / weil ich nicht allein wegẽ der nahen Schwegerſchafft vnd Freundſchafft hertzlich betruͤbet / der hochbekuͤmmer - ten Fraw Wittib / der hochbetruͤbten Waͤyſen groſſes Elend mir tieff zu hertzen gehet / ſondern wo Jch mich hinwende / ſehe ich vberal naſſe Augen / tieffe Seufftzer / alſo daß ich lieber zuhoͤren vnd weynen / als ſelber reden / vnd der ich ſelbſt deß Troſtes bedarff / andere nicht wohl werde troͤſten koͤnnen / So beſorge ich auch / es werde dieſer Todt / vnſers Herrn Superin -A. C. 1636. d. 16. Mar - tii mortu - us eſt Olſ - næ Dn. M. Samuel Heinitz Superint: Olſnen. tendenten / eine groſſe Landplage vnd Straffe mit ſich bringen / zu mal / weil in ſo kurtzer zeit / dieſes Olßniſche Presbyterium, zweymahl ſeines Haupts / vnnd ſeiner Krone iſt entbloͤſet worden. Deñ wenn Gott an den Knauff ſchlegt / ſo muͤſſen die Pfeiler beben /ſtehet5Vorrede.ſtehet Amoſi c. 9. Vnd wenn der Hirtte geſchlagen wird / da muß ſich die Herde zerſtrewen / Zach. 13. 1. Reg. 22. v. 17.Derowegen ich auch einen ſolchen Leichen-Text / mir fuͤrgenommen habe zu erklaͤren / welcher nicht allein / dem Verſtorbenen zu Ehren / den Betruͤbten zu troſte / ſon - dern auch vnß allenſampt zu[nothwendiger][Vermah - nung] / vnd ſonderlich zu wahrer Buß vnd beſſerung deß Lebens dienen wird / Damit wir ja bey zeiten in vns ge - hen / wahre rechtſchaffene Buſſe thun / vnd den vorſte - henden Zorn Gottes / welcher vnß durch ſolche vnd der - gleichen traurige Faͤlle angedrewet wird / demuͤttig ab - wenden moͤgen. Jhr verſtehet ſelbſt / daß wir darzu bedoͤrffen[von] oben herab / goͤttlichen[ beyſtand /] Derowe - gen betet anfangs mit mir ein glaͤubiges vnd andaͤchti - ges Vater Vnſer.
SJhe / der Herr Herr Zebaoth wird von Jeruſalem vnd Juda nehmen allerley Vor - rath / allen vorrath des Brods / vnd allen vor - rath des Waſſers / Starcke vnd KriegsLeute / Richter / Propheten / Warſager vnd Elteſten / Hauptleute vber funfftzig / vnd ehrliche Leute / Raͤthe vnd weiſe Werckleute / vnd kluge Rede - ner / vnd wil jhnen Juͤnglinge zu Fuͤrſten geben / vnd kindiſche ſollen vber Sie herrſchen / vnd dasVolck6Chriſtliche Leichpredigt.Volck wird ſchinderey treiben ein jeglicher vber ſeinen Nechſten / vnd der Juͤnger wird ſtoltz ſein wider den Alten / vnd ein loſer Mann wider den Ehrlichen.
Denn wird einer ſeinen Bruder auß ſei - nes Vaters Hauß ergreiffen / Du haſt Kleider ſey vnſer Fuͤrſt / huͤlff du dieſem vnfall / Er aber wird zu der Zeit ſchweren vnd ſagen / Jch bin kein Artzt / es iſt weder Brod noch Kleid in mei - nem Hauſe / ſetzt mich nicht zum Fuͤrſten im Volck / denn Jeruſalem faͤllet dahin / vnd Juda liegt da / weil jhre Zunge vnd jhr Thun wider den Herrn iſt / daß Sie den Augen ſeiner Ma - jeſtaͤt wider ſtreben / Jhr weſen hat ſie kein heel / vnd ruͤhmen jhre ſuͤnde wie die zu Sodom / vnd verbergen Sie nicht / wehe jhrer Seelen / denn damit bringen Sie ſich ſelbſt in alles vngluͤck. Prediget von den Gerechten / daß ſie es gutt ha - ben / denn Sie werden die Frucht jhrer Wercke eſſen. Wehe aber den Gottloſen / denn Sie ſind boßhafftig / vnnd es wird jhnen vergolten werden / wie ſie es verdienen.
ERlauchte / Andaͤchtige / Gelieb - te vnd Betruͤbte / Dieſer inſtehende Mo -nat7Chriſtliche Leichpredigt.nat Auguſtus, fuͤhret vns zu gemuͤtte augultas & anguſtas mutationes in Politiâ & Eccleſiâ, Denckwuͤrdige froͤliche vnd betruͤbte Verende - rungen / im weltlichem vnd geiſtlichem Regi - ment. Denn in dieſem Monat der weitberuͤhmte Roͤmiſche Kayſer Auguſtus, zu deſſen Zeiten der rechte Auguſtiſsimus, vnſer lieber HErr vnd Heyland Jeſus Chriſtus in die Welt kommen / vnd von der H. Jungfrawen Maria wahrer[Menſch] gebohren / im 76. Jahr ſeines alters den 19 hujus geſtorben. Es hat aber gedachter Roͤmiſche Kayſer noch bey ſein¾ Lebetagen wie Svetomus bezeuget / mit deß Raths zu Rom bewilligung vnd beſtetigung / dieſen Monat nach ſeinem Namen ge - nennet / vnd nicht zwar ohne vrſach / weil Er eben in die - ſem Monat das erſte mahl Burgermeiſter worden / vndMacrob. Sat. v. 1, c. 12 drey mahl Triumphiret / ja das gantze Koͤnigreich Ægy - pten / vnter die Gewald des Roͤmiſchen Reichs gebracht / vnd dem Buͤrgerlichen einheimiſchen Krieg ein ende ge -Plutarchꝰ in Camillo & Ariſtide. macht / wie Macrobius meldet. Jn dieſem Monat haben die Griechen die beruͤhmten Schlachten erhaltenGloſſa ad Juſt: ex Trog. l. 2. pag. 30. wider die Meden vnd Perſen / den 3. hujus haben ſie geſieget / ad Plateas Duce Pauſaniâ, wie Plutarchus ſchreibet / den 6. haben ſie gleichfals den Feind geſchla -notat qua - draginta nationes tum victas occubuiſ - ſe, vide Sethũ Calviſ. ad annum Mundi 3594. gen / ad Marathonem Urbem duce Miltiade. Jn die - ſem Monat hat Alexander Magnus auch groſſes Gluͤck gehabt / denn eben auff den 6. referiren die mei - ſten Chronologi, ſeinen Geburts-Tag / da auff einen Tag ſeinem H. Vater Philippo, Koͤnige in Macedo - niâ drey gute Zeitungen zukommen / daß jhme nehmlich ein Sohn gebohren / daß die gewaltige Stadt Potidæa,Bdie8Chriſtliche Leichpredigt.die Er langſt belagert / von ſeinem Feld-Oberſten einge - nom̃en / vnd dañ ſein Pferd in olympico certamine das beſte gethan. D. 20. Aug. hat gedachter Alex: Magnus, die gewaltige Stadt Thebas in Beotiâ mit ſturmender Handd. 26. Aug,〈…〉〈…〉 eſtante D. Ebero in Calenda - rio. eingenommen / vnd zu grunde eingeaͤſchert / ſervatâ uni - us Pindari familia, wie Plutarchus auch bezeuget. Eben vmb dieſe Zeit des Jahres / hat jetzt erwehnter Alexan. Magnus auch Darium ad Arbelam geſchlagen / anno ante Chriſtum natum 329. vnd dadurch die Griechiſche Monarchiam geſtifftet. Alſo haben die Roͤmer auch in dieſem Monat faſt die aller groͤſten Schlachten ver - lohren / denn nicht allein d. 2. Auguſti, Jhr Kriegs -Videatur Livius de - cade 3. l. 3 Oberſter Terentius es jaͤmmerlich verſehen / vnd von Hannibale der Carthaginenſer Oberſten ad Cannas biß auffs Haupt geſchlagen / Da denn faſt der gantze Roͤmi - ſche Adel auff dem platze blieben / vnd gantz Jtalia vom Feinde eingenommen worden / Sondern eben vmb die - ſe Zeit / A. C. 12. wie es H. Paulus Eberus außrechnet / haben vnſere vorfahren die Alten Deutſchen / Quinti - lium Varum den Roͤmiſchen General im ſaltu Teuto - burgenſi dermaſſen empfangen / daß er nicht allein viel tauſend Mann verlohren / ſondern auch ſelbſt mit blu - tigem Kopff muͤſſen zu Grabe gehen / wie denn ſolcher klaͤglichen Schlacht Horatiꝰ gedencket / ſonderlich Quin -lib. 1, Oda 4. tilium Varum betrauret. Anno Chriſti 391 hat der tapffere Kayſer Theodoſius, den 27. hujus, bey Meyland Maximum geſchlagen / welcher ImperiumSecundun Calviſium A. C. 388. occidentis Meyneidiſcher weiſe eingenommen / vnd den frommen Kayſer Gratianum getoͤdtet hatte. Vmb dieſe Zeit / die 5 Auguſti, A. C. 1247. iſt das groſſe Tref - fen zwiſchen Heinrico & Conrado IV. gehalten worden. Jetzt9Chriſtliche Leichpredigt.Jetzt iſt es gleich auch jaͤhrig / das Rudolphus I. Habs - purgicus der erſte Roͤmiſche Kayſer / auß dem Hochloͤb - lichen Hauſe Oeſterreich Ottocarum vberwunden / vnd hernach gutte Ruhe vnd Friede im Roͤmiſchen Reich ge - ſtifftet.
Nichts deſto weniger haben ſich auch vmb dieſe Zeit des Jahres groſſe verenderungen zugetragen / In Eccle - ſiâ, Dann den 1. Tag Auguſti iſt geſtorben der aller erſte Superintendens des Alten Teſtaments der liebe Aa - ron / deſſen Begraͤbniß mit denckwuͤrdigen vmbſtaͤndenSecundum calculum D. Pauli Eber[i]. Numerorum 20. beſchrieben wird.
Heute als den 26. iſt es gleich jaͤhrig daß der Pro - phet Samuel geſtorben / wie denn die lieben Alten eben auff heutigen Tag ſein Gedaͤchtniß verlegt haben / waß dieſes fuͤr ein tapfferer / auffrichtiger vnnd trewer Mann geweſen / hat man nicht allein auß ſeiner Predigt / lib. 1. Sam. c. 12. ſondern auch auß ſei - nem Begraͤbniß abzunehmen / Denn bey ſeinem Be - graͤbniß verſamlete ſich gantz Jſrael / vnd trugen Leyde vmb jhn / wie zu leſen 1. Sam: c. 25.
Eben dieſen Monat iſt auch der erſte Superin - tendens deß Newen Teſtaments S. Johannes der heilige Teuffer eines klaͤglichen vnd erbaͤrmlichen Todes hiengerichtet worden / wie wir davon auff kuͤnffti - gen Sontag / add. 28. hujus, in offentlicher Kirchen - verſamlung werden berichtet werden.
Vmb dieſe Zeit iſt auch geſtorben der heilige Su - perintendes vnd Apoſtel Bartholomæus, Lau -B ijrentius,10Chriſtliche Leichpredigt.rentius Diaconus, Auguſtinus Epiſcopus, Bernhar - dus Abbas, derer Gedaͤchtniß alle Jahr vmb dieſe Zeit vernewert vnd erfriſchet wird. Alſo iſt dieſer Monat den Juden ein rechter Angſt Monat geweſen / dennVideatur hiſtoria Io - ſephi & Oegeſippi quæ quo - tannis in Eccleſiis noſtris hoc tempore prælegi - tur. zu zweyen mahlen jhre ſchoͤne Stadt Hieruſa - lem vnd heiliger Tempel elendiglich von den Chal - deern vnd Roͤmern eingenommen / verbrennet vnd eingeaͤſchert worden / das auch kein Stein vber dem an - dern blieben / wie der HErr Chriſtus ſelbſt geweiſſaget hat / Lucæ am 19. Da zu letzte alle Hohe vnnd kleine Prieſter Titus toͤdten laſſen / mit dieſem ſcharffen ſen - tentz, weil der Tempel hinweg / ſo duͤrffe man auch keine Prieſter mehr. Alſo haben viel frommer Chri - ſten in Franckreich eben vmb dieſe Zeit ein ſchreckliches Blutbat muͤſſen außſtehen A. C. 1572. darvon viel groſſe Tractatus geſchrieben ſind / Wir beklagen billich / das eben vmb dieſe zeit des Jahres / jetzo fuͤr einem Jahre / H. Doctor Gerhardus, der Fuͤrſtliche Superintendens zuA. C. 1637. Jena die ſchuld der Natur bezahlen muͤſſen / welcher war Theologorum noſtrorum in Germaniâ lumen, vnd jetz und vor zwey Jahren nahm der grimmige Todt hin - weg / der Stadt Breßlaw wolverdienten trewfleißigenA. C. 1636. d. 17. Au - guſti. Paſtorem der Kirchen zu S. Eliſabeth / H. M. Danie - lem Hermannum.
Sonderlich iſt wol zu mercken / das eben den 6. hu - jus, an welchem vnſer Herr Superintendens verſchieden / auß der Triumphirenden himliſchen Kirchen Zwey Fuͤrnehme Heilige Superattendentes, auff Erden geſendet worden / nemlich Moſes vnd Elias / welchebey11Chriſtliche Leichpredigt.bey der verklaͤrung deß HErrn Chrifli / wie ſolche hi -c. 17. v. 31 Marc. 9. v. 4. Luc. 9. v. 30. ſtoriam S. Mattheus beſchreibet / ſich ſehen laſſen / vnd mit dem HErrn von ſeinem gang zum Vater / das iſt / Leyden vnd Sterben vnterredet haben / vnd alſo gleich - ſam dem HErrn Chriſto eine ſtadtliche / herrliche Leich - predigt gethan / welche auch die lieben Apoſtell mit ſon - derlicher hertzens frewde angehoͤret / vnd ſonderlich S. Petrus gewuͤntſcht / daß er jhm eine Huͤtten daſelbſt auffſchlagen moͤchte. Dieſe vnd dergleichen denckwuͤr - dige mutationes vnd angefuͤhrete Hiſtorien geben eine vrſach / daß Jch in gegenwertiger Leichpredigt mir fuͤrgenom̃en habe einen ſolchen Textum lugubrem zu erkleren / der ſich nicht allein auff vnſern ſeligen Verſtorbenen / ſondern auch auff dieſe jetzige Zeit wol ſchuͤcket vnd reimet / da es eine ſolche gelegenheit mit vns hat wie mit den Juͤden kurtz fuͤr der Babyloniſchen Gefengnis / da auch GOtt einen From̃en nach dem an - dern abfoderte / biß hernach das gantze Landt jaͤm̃erlich verwuͤſtet wurde / wie wir / leider Gott erbarme es / ſchon fuͤr Augen ſehen / vnd wir billich ein hertzliches verlan - gen tragen ſollen nach vnſerer Erloͤſung / vñ mit wahrer bußfertigkeit / nach der vermahnung deß HErrn / Luc. 21. darzu bereiten / Darauff hoͤret nu einen bericht an:
Wir ſeufftzen billich auß dem 90. Pſalm: O HErr / lehre vns bedencken daß wir ſterben muͤſſen / auf daß wir klug werden / Ach HErr / kehre dich wieder zu vns / vnd ſey deinen Knechten gnaͤdig / Erfrewe vns nu wieder / nach dem du vns ſo lange plageſt / nach dem wir ſo lange Vngluͤck leiden / Zeige deinen Knechten deine werck / vnd deine ehre jhren Kindern / vnd der HErr vnſer GOtt ſey vns freundlich / vnd foͤrdere das werck vnſerer Haͤnde bey vns / Ja das werck vnſer haͤnde wolle Er foͤrdern.
GEliebte Chriſten / Wann die Propheten etwas beſonders vnd denckwuͤrdiges an Gottes ſtadt wollen anzeigen ſo pflegen Sie gemeinig - lich oben an zu ſetzen ein Nota benè, Particulam attentio - nis, adverbium demonſtrandi Ecce, Sihe der HErr. Wann denn der Prophet Eſaias auff Gottes be - fehl ſeinẽ Zuhoͤrern ſolte eine klaͤgliche Leichpredigt halten / wie nemlich göttliche Majeſtaͤt nunmehr be - ſchloſſen hette / die fuͤrnembſten Haͤupter auß allen Staͤnden hinweg zu nehmen / derowegen ſetzet erauch13Chriſtliche Leichpredigt.auch alſo bald oben an ein denckwuͤrdiges Nota benè, Ecce Sihe / alß wolte Er ſagen: Ach verachtets doch nicht / es wird gewiß geſchehen / Ja Jhr werdets ſehen vnd erfahren / darumb behaltets wol / vnd vergeſt es ja nicht.
Wir haben aber / damit wir fein ordentlich davon reden moͤgen / die gantze trawrige Leichpredigt deß Pro - pheten eingetheilet in zwey theil.
Das erſte begreifft Superattendentium luctuoſam & doloroſam re - motionem, Das andere Eorundem Glorioſam & honorificam aſſum - ptionem.
DAs erſte Theil beſchreibet vnſer Prophet mit denckwuͤrdigẽ worttẽ / â 1. verſiculo, usq̀; ad 10. Der Heꝛꝛ Herꝛ Zebaoth wird von Jeru - ſalem vnd Juda nehmen allerley Vorrath / allen vorrath des Brods / vnnd allen vorrath des Waſſers / Starcke vnd KriegsLeute / Richter / Propheten / Warſager vnd Elteſten / Haupt -leute14Chriſtliche Leichpredigt.leute vber funfftzig / vnd ehrliche Leute / Raͤthe vnd weiſe Werckleute / vnd kluge Redener / vnd wil jhnen Juͤnglinge zu Fuͤrſten geben / vnd kin - diſche ſollen vber Sie herrſchen / vnd das Volck wird ſchinderey treiben / einer vber den andern / vnd ein jeglicher vber ſeinen Nechſten / vnd der Juͤnger wird ſtoltz ſein wider den Alten / vnd ein loſer Mann wider den Ehrlichen / Denn wird einer ſeinen Bruder auß ſeines Vaters Hauß ergreiffen / Du haſt Kleider / ſey vnſer Fürſt / hilff du dieſem vnfall. Er aber wird zu der Zeit ſchweren vnd ſagen / Jch bin kein Artzt / es iſt weder Brod noch Kleid in meinem Hau - ſe / ſetzt mich nicht zum Fuͤrſten im Volck / Denn Jeruſalem fellet dahin / vnd Juda liegt da / weil Jhre Zunge vnd Jhr thun wider den Herren iſt / daß ſie den Augen ſeiner Majeſtet wider - ſtreben. Jhr weſen hat ſie kein heel / vnd ruͤh - men jhre Suͤnde wie die zu Sodom / vnd ver - bergen ſie nicht / weh jhrer Seelen / denn damit bringen Sie ſich ſelbſt in alles vngluͤck.
Jn dieſen worten wird vnß fuͤrgehalten das erſte Stuͤck vnſer Predigt / welches fuͤglich kan eingetheilet werden in drey denckwuͤrdige vmbſtaͤnde.
I. Haben wir zu bedencken Circumſtantiam Quis?
Wer der jenige groſſe vnd maͤchtige Herrſey /15Chriſtliche Leichpredigt.ſey / welcher dem Propheten dieſe ſcharffe drew - ungs Predigt anbefohlen?
II. haben wir zu erwegen Circumſtantiam Quos!
Weme ſolche Drewung gelte / vnd waß die - ſes fuͤr Leute ſein die Er wil wegnehmen?
III. haben wir zu betrachten Circumſtantiam Cur!
Waß denn dieſen groſſen Herru darzu ver - urſacht habe? hoͤret an ordentlich davon reden:
Wer der jenige ſey / der dem Propheten dieſe ſcharffe Leichpredigt zu thun befohlen?
Hierauff iſt die klare vnd runde antwort: Der Herr Herre Zebaoth / in ſeiner Sprache lautets: Dominator Jehova Exercituum, Der groſſe GOtt vnd HErr der Herrſcharen / Dominus Exercituum cœle - ſtium & terreſtrium, qui declarat ſuam potentiam, in omnibus creaturis & in ſua poteſtate ac manu ha - bet victorias in bellis, wie ſolchen ſeinen Namen er -David Chytræus in onoma - ſtico The - ologico. kleret der tapffere Theologus Chytræus, Alß wolte der Prophet ſagen: Jhr elenden Juden / vnd Buͤrger zu Hieruſalem / Jhr verlaſſet euch auff ewere groſſe gewal - tige vnd feſte Stadt Hieruſalem / vnd auff andere Fe - ſtungen im Lande / wie denn das gelobte Land vnterſchie - dene feſte vnd wohl erbaute vnd bewehrete Staͤdte hat - te / mit Vieh vnd Menſchen angefuͤllet / alſo das Koͤnig David zu ſeiner zeit / als er das Volck zehlen ließ / in1. Chron. 22. Jſrael gefunden eylff mal hundert tauſend / vnd in Ju - da vier mal hundert taufend vnd 70000 / ohne die zweyCStaͤm -16Chriſtliche Leichpredigt.Staͤmme Benjamin vnd Levi / welche Joab der Feld - Hauptman nicht zehlen wolte / weil das Gebott des Koͤ - niges jhme ein grewel war. Alſo ſtehet im andern Buch der Chronica cap. 13. Das in einem einheimiſchen Krieg auff der Jſraeliter ſeiten in einer Schlacht blieben ſind 500000. Aber dieſes hilfft alles nicht / vnd wann gleich deß Volcks tauſend mahl mehr wehre / wann Jehova Zebaoth Deus Exercituum daher gezogen koͤmpt / vnd ſich ruͤſtet / da kan niemand beſtehen / da hat er vnter -Heb. v. Pſal. 104. Gen. 32. ſchiedene Heer / die jhme zuziehen / Nicht allein die Him - liſche Mahannaim, die heiligen lieben Engel ſind Jhme zu dienſte erſchaffen / welche feinen Befehl muͤſſen auß - richten / derer iſt eine groſſe zahl / Tauſend mahl Tauſend / Dan. 7. Sondern es muͤſſen auch Jhme ge - horſam ſeyn alle boͤſe Geiſter / wie Jobi am 1. zu le - ſen / vnd Marci 5. zu erkennen / da eine gantze Legion auff ſeinen befehl außfahren / vnd ohne ſeinen willen in die herrde Saͤw nicht faͤhren doͤrffen. Alſo muͤſſen jh - me zu geboth ſtehen alle Elementa, die er zur ſtraffe wider ſeine Feinde gebrauchen kan / Fewer / Waſſer / Lufft vnd Erde wie ſolches die ſchrecklichen exempla Gen: 7. ꝟ. 19. Levitici 10. Num. 16. Math. 8. bezeugen / Es muͤſ - ſen jhme gehorſam ſein die Sterne Judicum 5. vnd wi - der ſeine Feinde ſtreitten. So hat er auch die Feinde allein ſeiner Hand / er darff nicht lange groſſe Brief - fe außſchreiben vnd viel Boten ſenden / ſondern wie vn - ſer Prophet lehret / c. 7. Sibilat tantùm Er ziſchet nur der Fliegen am ende der Waſſer in Ægypten / vnd denBienen17Chriſtliche Leichpredigt.Bienen im lande Aſſur / daß ſie kommen vnd alle ſich lagern an die trockene Baͤche vnd Steinkluͤffte / vnd in alle Hecken / vnd in alle Puͤſche / daß iſt / So leichte es einem Menſchen iſt / daß er einen Fliegen oder Bienen ſchwarm fort treiben kan von einem Orth zum andern / Alſo leichte iſt es Gott dem HErrn / die Feinde auß ei - nem Lande vnd Koͤnigreich in das ander zu fuͤhren. Ja ſolte es auch daran fehlen / ſo hat er auch wol andere groſſe Exercitus, damit Er die Menſchen ſtraffen kan / nemlich allerley inſecta, als da ſeind Hewſchrecken / wie ein ſolch groſſes Heer gleich jetzo jaͤhrig in dieſemChron. Si - leſiæ Schickſuſij l. 1. c. 40. p. 214. Den 29. Auguſti zogen ſie zu Breß - law für - uͤber drey Tage lang ſo dicke / dz Sie die Sonne verfinſter - ten. Monat Auguſto A. C. 1542. vnſer liebes Vatterland Schleſien faſt bedeckte / Er hat Kefer / Geſchmeiß vnd Raupen / die ſein groſſes Heer ſind / wie der Prophet Joel c. 2. redet / Wenn er ſich zum Streite ruͤ - ſtet / ſo wetzet er als ein Gewaltiger Kriegs-Held ſein Schwerd / vnd ſpannet ſeinen Bogen / er leget darauff toͤdtliche Geſchoß / ſeine Pfeile richtet er zu ver - derben / wie der 7. Pſalm bezeuget. Wenn dieſer Kriegßmann / wie Jhn vnſer Prophet c. 42. nennet / außzeicht / da bebet die Erde / vnd die grundfeſte der Ber - ge regen ſich vnd zittern fuͤr Jhm / Denn Dampff gehet auff von ſeiner Naſen / vnd verzehrendes Fewer von ſei - nem Munde das es plitzet / er faͤhret auff dem Cherub vnd fleucht daher / er ſchwebet auff den Fittigen deß Windes / Sein Gezelt vmb jhn her iſt Fewer / vnnd ſchwartze duͤcke Wolcken darinnen er verborgen iſt / wie der 18. Pſalm bezeuget. Jn Sum̃a / nicht allein die Menſchen muͤſſen fuͤr Ihme ſich fuͤrchten / ſondern dasC ijMeer18Chriſtliche Leichpredigt.Meer ſelbſt muß fliehen / der Jordan ſich zu ruͤcke wen - den / die Berge huͤpffen wie die Laͤm̃er / die Huͤgel wie die jungen Schafe / Pſalmo 114. Alſo / das billich Koͤnig David im 139. Pſalm alſo mit verwunderung davon ſchreibet: Solches Erkaͤndniß iſt mir zu wun - derlich vnd hoch / ich kans nicht ergreiffen / wo ſol ich hingehen fuͤr deinem Geiſt / vnd wo ſol ich hienflie - hen fuͤr deinem Angeſicht / fuͤhre ich gen Him̃el / ſo biſtu da / bettet ich mir in die Helle / ſihe / ſo biſtu auch da / neme ich Fluͤgel der Morgenroͤte / vnd bliebe am euſſerſten Meer / ſo wuͤrde mich doch deine Hand daſelbſt fuͤhren / vnd deine Rechte mich halten. Ja freylich ſagen wir ferner auß dem Buͤchlein Job am 11. Cap. Er iſt hoͤher denn der Himmel / was wiltu thun? Tieffer denn die Helle / waß kanſtu wiſſen? Lenger denn die Erde / vnd breiter denn das Meer / So er ſie vmbkehret oder in ei - nem hauffen wuͤrffe / wer wolte jhme wehren? vnd biß - anhero der erſte vmbſtandt.
Welchen dann dieſe ſcharffe Drewung gelte / vnd waß dieſes fuͤr Perſonen / welche der Herr Zebaoth von Jeruſalem vnd Juda wegnehmen wil?
℞. Nicht Pauern / Gaͤrtner / oder gemeine Hand - wercksleute vnd Buͤrger zu Hieruſalem / ſondern es ge - het an die Superattendenten in allen Staͤnden / Die wort des Textes lauten alſo:
Jch / wil von Jeruſalem vnd Juda nehmenaller -19Chriſtliche Leichpredigt.allerley vorrath des Brods / vnd allen vorrath des Waſſers / Starcke vnd KriegsLeute / ꝛc. in ſeiner ſprache lautets etwas anders / denn da Herr D. Lutherus verdolmetſcht den Vorrath / ſetzen ande - re fulcimentum & fulcimentum, Andere gebens Robur & Roboratricem, wie denn die Verſio LXX Interpre - tum auch dahin gehet ἰχὐοιτα καὶ ἰχύομσαν Validum & va - lidam, vnd H. [Andreas]Munſterus Omne ſuſtent ans & roborans; Tiremellius: Scipionem & Bacillum; Tigu - rini: Der HErr wird hinnemen einen Jeden vnd ei - ne Jede / die etwas vnterſtuͤtzen moͤchten. Dar - bey wir denn abzunehmen haben / das GOtt anfangs drewet Generaliter in gemein er wolle die Pfeiler vnd Stůtzen des gantzen Landes wegnehmen / Denn durch den vorrath des Brods vnd Waſſers wird nicht allein das liebe taͤgliche Brodt / deſſen hinnehmung an jhme ſelber auch zwar eine groſſe ſtraffe iſt / ſondern es wird fuͤrnemlich angedeutet der Hunger des geiſt - lichen Brods der Seelen / wie Gott drewet bey dem Propheten Amos am 8. Daß er einen Hunger ins Land ſchuͤcken werde / nicht einen Hunger nach Brod / oder Durſt nach Waſſer / ſondern nach dem Wort des HErrn zu hoͤren / daß Sie hien vnd her / von einem Meer zum andern / von Mitternacht gegen Morgen vmblauffen / deß HErren Wort ſuchen vnd doch nicht finden werden. Vnd damit man ja deutlich genung verſtehen moͤge / waß der HErr meinet / ſo erkleret ſolches der Prophet nach den dreyen vnterſchiedenen Hierarchiis, wieC iijGott20Chriſtliche Leichpredigt.Gott werde die Fuͤrnemſten Regenten / Oberſten vnd Fuͤrſteher in allen dreyen Staͤnden hinweg neh - men.
1. Vnd zwar in ſtatu politico, wil Gott wegnehmen: Starcke vnd Kriegsleute / Richter / Hauptleu - te vber 50. / Raͤthe / ꝛc. Jn ſeiner Sprache lautets / Virum belli, Heroem, LXX γίγαντα καὶ ἰχύοντα θαυμα - ςὸν Gigantem & confortantem, diſciplinæ militaris peri - tum autoritate præditum, Tigurini: Wolgeachtete / alii Hochanſehliche / Hochgeachtete / wird alſo an - gedeutet: Das Gott wolle die aller ſtadtlichſten vnd fuͤrnemſten Maͤnner bey den Regimenten weg neh - men / welche nicht allein von wegen jhrer innerlichen qualiteten, ſondern auch wegen des euſerlichen anſe - hens / das Regiment mit jhrer Perſon zieren. Solche Helden wahren Joſua / Samſon / Gedeon /1. Sam. 10. Jephtha / auch wird Koͤnig Saul geruͤhmet daß er deß Haupts lenger geweſen denn alles Volck / vnd deß - wegen weil Er ſeines gleichen an der ſtatur nicht gehabt / deſto groͤſſeres anſehen gehabt. Jedoch iſt mehr gele - gen an den innerlichen qualiteten eines Regenten / wie1. Sam. 16. denn David vnter ſeinen Bruͤdern / der kleineſte vnd verachteſte / aber gleichwol den andern allen fuͤrgezogen wurde. Sonderlich aber hat es viel auff ſich / wo Richter vnd Regenten entweder ſelbſt waß ehrliches verſucht haben / oder auch vmb vnd neben ſich tapffere verſuchte Soldaten haben / die bey fuͤrfallender gelegenheit wider den Feind koͤnnen gebraucht werden. Dahin gehoͤrenHaupt -21Chriſtliche Leichpredigt.Hauptleute vber 50. vnd 100. Kriegs Officirer, Ober - ſten vnd dergleichen Beampte / vnd ſind ſonderlich ſol - che weitberuͤhmte Gibberim vnd Helden in Deutſch - land geweſen Carolus Magnus, Heinricus IV. welcher bey 50. Schlachten ſelbſt in eigener Perſon geweſen / Fridericus Auſtriacus, welcher in eigener Perſon fuͤr der groſſen Schlacht / in dem verlohrenen hauffen der Feinde in die 50. mit eigener Hand erlegt / Dergleichen auch beruͤhmt Albertus Brandenburgicus, welchen man Achillem Germaniæ genennet / Mauritiu[s]Churfuͤrſt zu Sachſen / ꝛc. Imperatoriam enim majeſtatem, non ſolùm armisoportet eſſe decoratam, ſed[et]iam legi - bus armatam ſtehet in proæmio Inſtitutionum in p[a]: es dienet aber darzu nicht ein jederman / ſondern wenn Gott einem Lande wol wil / ſo giebet Er jhme einen tuͤchtigen Regenten / vnd einen loͤblichen Cantzler / wie Syrach ſaget / denn es iſt vbel gethan bey Regimenten /Sirach: 10. wo der Regent ſelbſt nichts verſtehet / vnd auch guttem Rath nicht folgen wil / hergegen wann die Gewaltigen klug ſind / ſo gedeyet die Stadt. Darumb vermahnet Gott Deut. 17. das allezeit der Koͤnig das Buch deß Ge - ſetzes ſoll bey ſich haben / vnd da der fromme Koͤnig Jo -2. Chron. 19. ſaphat / Richter vnd Regenten im Lande beſtellete / ver - mahnet er ſie: Sie ſolten wol zuſchawen / vnd in der Furcht deß HErrn trewlich vnd mit rechtem Hertzen wandeln in allen Sachen die fuͤr ſie kom̃en wuͤrden / Ja er erinnert ſie / daß ſie ſonderlich in ſchweren delibera - tionibus der Prieſter conſilia auch in acht nehmen / ſo wuͤrde Gott mit jhnen ſeyn. Daher ſagt Salomo:Prov. 28. ꝟ 15. 16. Ein Gottloſer der vber ein arm Volck regieret / der iſt ein bruͤllender Loͤw vnd gieriger Beer / vnd wann einFuͤrſt22Chriſtliche Leichpredigt.Magiſtra - tus illite - ratus eſt quaſi Aſi - nus coro - natus dixit olim Tra - janus Im - perator. Fuͤrſt ohne verſtand iſt / da geſchiehet viel vnrecht / vnd eben am ſelbigen orth: Vmb deß Landes ſuͤnde willen werden viel verenderungen der Fuͤrſtenthuͤme / Aber vmb der Leute willen / die verſtaͤndig vnd vernuͤnfftig ſind / bleiben ſie lange / vnd werden billich geruͤhmet / Syrach: am 44. Die jenigen beruͤhmten Leute / welche jhre Koͤnigreiche wol regieret / loͤbliche Thaten ge - than / weißlich gerathen vnd geweiſſaget.
Vnd wie viel an einem weiſen verſtaͤndigen Rath gelegen / zeiget an das loͤbliche vnnd herrliche Regiment Koͤnig Davids / welches er ſelbſt im 101. Pſalm beſchreibet / Da der Alte Barſilai, Huſai vnd andere zu Rathe gezogen worden / da gieng es wol zu / dade quo D. Iohan: For - ſterus in com: in Eſa: p. 114, der junge Narr ver - ſpielete auff eine Schantze gantzer 10 Staͤmme. dieſe aber geſtorben / vnd Rehabeam nichts fragte nach den Alten Raͤthen / ſondern wolte nur die jenigen zu rahte ziehen / welche mit jhme wahren aufferwach - ſen / da verleuret er 10. Staͤmme / das iſt / zehen theil ſei - nes Koͤnigreichs / wie zu leſen 1. Regum 12.
2. Darnach drewet auch Gott den Superatten - denten im Geiſtlichen Stande / daß er wil wegnehmen Propheten / Weiſſager vnd Elteſten / kluge Re - dener / Dieſe Aempter gehen an den Geiſtlichen Stand. Lyra iſt in der meinung / alß rede der Text all - hier von boͤſen falſchen Propheten / nu iſt zwar nicht ohne / das auch zu Zeiten des Propheten Eſaiæ & Hie - remiæ, zuvor vnd hernach viel falſcher Propheten vnd Warſager gefunden worden zu Hieruſalem / vnd in Judæâ, wie denn ſonderlich Hieremiæ 29. ge -klaget23Chriſtliche Leichpredigt.klagt wird vber Acham, Zydkim vnd Semeia welche den Propheten deß HErrn widerſtanden. Alſo gabs zur Zeit Eliæ viel Baals-Pfaffen vnnd falſcher Propheten / wie wir leſen 2. Reg. 22. Aber es ſtim - men die Interpretes allhie vber ein / das in dieſem Orth nicht geredet wird von Falſchen Propheten / denn da iſts nicht ſchade / wenn gleich ſolche boͤſe verfuͤhriſche Menſchen ſterben / mit welchen es wird je laͤnger je aͤr - ger / ſie verfuͤhren / vnd werden verfuͤhrt / wie S. Pau - lus von jhnen ſchreibet / 2. Tim. 3. vnd iſt gar kein ſcha -2. Timoth. 3. v. 13. de wenn ſie Gott wegnimpt / welche wie wilde Saͤw den Weinberg der Kirchen zerwuͤlen / Eſa. 5. vnd wie Woͤlffe die Herde zerſtrewen / vnd die Schafe grewlich zureiſſen / Act. 20. ſind Diebe vnd Moͤrder / Joh. 10. Aber vmb ſolche Propheten / Warſager vnd Seher iſt es groſſer Schade / welche Gott geſendet hat / vnd ſie mit heiligen vnd nothwendigen Gaben gezieret / welche zur Buſſe vnd Bekehrung fleißig vermahnen / vnd jh - re zuhörer warnen fuͤr kuͤnfftigem vngluͤck / da wolte man ſie gerne wieder / wann es möglich were / von den Tod - ten auffwecken / wie der Gottloſe Koͤnig Saul / gerne ſeines verſtorbenen Trewen Superintendentens vnnd Hoffpredigers Rath ſich gebrauchen wolte / welchen Er doch bey ſeinem leben verachtet hatte / aber gar zu ſpate vnd deßwegen vergebens / wie wir leſen / 1. Sam. 28. Denn zu gleicher weiſe die jenigen nur Kinder Gottes ſind / welche treibet der Geiſt Gottes / wie S. Pau - lus lehret zum Roͤmern am 8. Alſo ſind das auch nur Rechtſchaffene Propheten / welche getrieben vonDdem24Chriſtliche Leichpredigt.dem heiligen Geiſt / geweiſſaget haben / wie S. Petrus lehret / 2. Pet. 1. Vnd ſolche wahren nicht allein Moiſes, Samuel, David, Eſaias, Hieremias, Daniel, & c. alß Ex - traordinarij Doctores des Alten Teſtaments / ſondern auch die ordinarij Prieſter vnd Leviten / Weiſe vnd Schriefftgelehrten / von denen vnſer Prophet an Gottes ſtadt redet / Eſa: c. 41. Jch bin der Erſte der zu Zion ſaget / Sihe da iſts / vnd gebe Jeruſalem Predi - ger. Derer Nachfolger ſind nu im Newen Teſta - ment / die heiligen Apoſtel / als die zwoͤlff General Su - perattendenten, wie ſie denn vergliechen werden / den zwoͤlff Sternen in der guͤldenen Krone / welche ein Weib mit der Sonnen bekleidet / dadurch die Chriſt -Apoc. 12. & 31. liche Kirche deß N. T. verſtanden wird / tregt. Jtem zwoͤlff Thoren / zwoͤlff Gruͤndẽ der newẽ Stadt Hieruſalem / darauff geſchrieben ſind die Namen der zwoͤlff Apoſtel / Derer rechte vnd aͤchte Nachfolger nu alle trewe vnd fleißige Lehrer vnd Prediger deß Newen Teſtaments / von welchen der Apoſtel in ſei - ner Epiſtel ad Eph. c. 4. bezeuget / Daß der HErr Chri - ſtus auffgefahren in die hoͤhe / vnd habe den Menſchen Gaben gegeben / vnd etliche geſetzet zu Apoſtein / etliche aber zu Propheten / etliche zu Evangeliſtẽ / etliche zu Hirtten vnd Lehrern / daß die Heiligen zugerichtet werden zum wercke deß Amptes / dadurch der Leib Chri - ſti erbauet werde / biß wir alle hinan kommen zu einer - ley glauben vnd erkaͤntniß des Sohnes Gottes. Dennda iſt25Chriſtliche Leichpredigt.da iſt vnd bleibet noch der HErr Chriſtus der oberſte Ertzbiſchoff vnſerer Seelen / der an vnß erfuͤllet waß er ſaget Math. 23. Sihe ich ſende zu euch Propheten vnd Weiſen vnd Schrifftgelehrten. Nur allein mit dieſem vnterſcheid / daß er die Propheten im Alten vnd Apoſtel in. N. T. ohne mittel ſelbſt beruffen / jetzund aber beruffet er durch mittel. Vor zeiten wurden ſol - che bochbegabte Leute vnverſehens mit dem heiligen Geiſt erfůllet / mit nothwendigen Gaben außgeruͤſtet / wie wir von den Propheten vnd Apoſteln leſen / daß ſie nicht aller erſt haben doͤrffen ſtudiren vnd lernen / ſon - dern es ſind vnverſehens auß gemeinen Leuten groſſe Doctores worden / vnd gar andere Leute als ſie zuvor ge - weſen / Da die Gabe deß heiligen Geiſtes reichlich vber Sie außgegoſſen worden / wie wir nicht allein von den lieben Apoſteln Act. 2. [Sondern] auch von den 70. El - teſten / welche Moiſi adjungiret worden / Num. 11. leſen. An jetzo hat es gar ein andere gelegenheit / da muͤſſen Lehrer vnd Prediger zuvor etwas ſelber lernen / ehe ſie andere lehren wollen / Da muͤſſen Lehrer vnd Prediger von jugend auff die heilige Schrifft fleißig leſen / nach dem Exempel Timothei, Es muß ein Leh -2 Timoth. 3. v. 15. rer nach vermahnung Syrachs / in den Propheten fleiſ - ſig ſtudiren, die Geſchichte der beruͤhmten Leute mer - cken / denſelben nachdencken waß ſie bedeuten. Er muß die geiſtlichen Spruͤche lernen / vnd in den tieffen Re - den ſich vben / vnd ein ſolcher kan hernach den Fuͤr -Syr. 39. v. 1. 2. 3. 5. 6. 9. 10. 15. ſten dienen / vnd bey den Herren ſeyn / das iſt auff vn -D ijſere26Chriſtliche Leichpredigt.ſere Art zu reden / kan einen Stadtlichen Hoffpre - diger vnd Superintendenten geben / denn GOtt giebt jhme den Geiſt der Weißheit reichlich / daß er wei - ſen Rath vnd Lehre geben kan gewaltiglich / dafuͤr er dem HErrn dancket in ſeinem gebet / vnd der HErr giebet gnade darzu / daß ſein Rath vnd Lehre fortgehen / dieweil er lebt hat er einen groſſen Namen / denn andere Tau - ſend vnd nach ſeinem Tode bleibt jhme derſelbe Name. Darbey wir deñ zu erkennen haben / welch ein groß ding es ſey vmb einen trewen vnd klugen Haußhalterv. 42. Gottes / wie der HErr Chriſtus ſelber redet Lucæ 12. Denn es iſt nicht ein ſchlechtes Ampt vmb einen ſolchen Biſchoff vnd Superintendenten, deme die Inſpection vber ein gantzes Fuͤrſtenthumb anvertrawet iſt / der muß trawen nicht allein nach dem Exempel S. Pauli / Act. 20. Gott dienen in aller demuth / mit viel Thraͤnen vnd Anfechtungen / er muß nichts verhalten ſeinen Zuhoͤ - rern / waß da nuͤtzlich iſt zu jhrer erbawung / auff daß er vollende ſeinen Lauff / mit frewden / vnd das Ampt daß er von Gott empfangen / zu bezeugẽ das Evangelium von ſeiner gnade / Sondern er muß groſſe acht haben auff ſich ſelbſt / vnd auff ſeine gantze vertrawte Herde / vnter wel - che jhn der heilige Geiſt geſetzt zu einem Biſchoff / zu wey - den die Gemeine Gottes / welche Er durch ſein eigen Blut erworben hat / daß er ſie fleiſsig vnd trewlich wey - de mit dem Wort Gottes vnd wache vnd zuſehe das nicht Woͤlffe vnd Rotten vnter die arme Schafe einreiſſen / Act. 20.
Darumb gedencket auch vnſer Text der klugenRedner /27Chriſtliche Leichpredigt.Redner / vnd wie es der Apoſtel erkleret / daß er halte ob dem Wort das gewiß iſt vnd lehren kan / auff daß er maͤchtig ſey zu ermahnen durch die heilſame Lehre / vnd zuſtraffen die Widerſprecher / Tit: 1. ꝟ. 9. ut ſit aptus ad docendum, daß er ſey Lehrhafftig / wie abermals der Apoſtel vermahnet / 1. Timoth. 3. ꝟ. 3. Welches der al - te Kirchenlehrer Theodoretus alſo erkleret / non qui ſit tantùm eloquentiâ præditus, & verborum floſculos, pueriliter ſectetur, ſed qui ſit Eruditus in divinis, & poſsit ea ſvadere, quæ conveniunt, vnd wie es der 47. Pſalmo 47. v. 8.Pſalm gloſsiret, Der da kluͤglich Lobſinge / vnd Sy - rach c. 25. Der mit ſeinem reden keinen ſchaden thue. So muß er auch darneben ein vnſtrefflich Leben1 Timoth. 3. v. 7. fuͤhren / vnd ein gut Zeugniß haben von denen die drauſ - ſen ſind / auff dz er nicht falle dem Laͤſterer in die ſchmach vnd ſtricke / Daher der Alte Kirchenlehrer Chryſoſt. in c. 23. Matthei einen Prieſter anredet / Benè vivendo & benè docendo populum inſtruis quomodo vivere debeat: benè autem docendo & malè vivendo De - um inſtruis quomodo debeat Te condemnare.
3. Endlich drewet auch Gott / daß er wolle wegneh - men / die Fürnehmſten im Haͤußlichen ſtande / Dahin gehen die wort deß Propheten: Er wolle nehmen Ehrliche Leute / Werckleute / Jn ſeiner ſprache lau -Arias Mon - ſtanus. Sebaſt. Münſterꝰ. tets Sapientem ingenioſorum, andere gebens Sapientem Artificem honorabilem vultu, das iſt / kluge verſtaͤndige Handwercks leute / Erbare / wolgeachte Elteſten der Zuͤnfften / Denn da iſts gewiß einer Stadt vnd Gemeine ein groſſer Frommen / da man kluge vndD iijverſtaͤn -28Chriſtliche Leichpredigt.verſtaͤndige Buͤrger antrifft / die nicht allein Jhr Handwerck Ehrlich vnd redlich gelernet / vnd dar - auff eine zeitlang gewandert / etwaß erfahren / darbey Alt vnd wolbetaget worden / ſondern auch in der Jugend die fundamenta artium liberalium gelernet / vnd jhre Handwerck vnd Nahrung mit fleiß treiben / Jhren Handel vnd Wandel mit ruhm vnd ehren fuͤhren. Vnd ob ſie gleich zum Lehren vnd Predigen / vnd andern hohen officiis nicht koͤnnen gebraucht werden / denn ſie koͤnnen nicht die Gemeine regieren / ſie koͤnnen die Spruͤche nicht leſen / Jedoch troͤſten ſie ſich jhres Handwercks / vnd ein jeder fleißiget ſich daß er ſeine Arbeit koͤnne / Man kan jhrer in der Stadt nicht ent -v. 35. 36. 37. behren / wie Syrach ſagt c. 39. Ja ſie koͤnnen eben ſo wol zu Buͤrgerlichen Aemptern gebrauchet werden / das man auß jhnen macht Rathsverwandten / Schoͤp - pen / Elteſten / Denn ſie werden auch erfuͤllet mit dem Geiſt Gottes / mit Weißheit vnd Verſtand / mit allerley Werck kuͤnſtlich zu arbeiten / in Gold / Silber / Ertzt / Stein / ꝛc. einzuſetzen / wie von Bezaliel ſtehet / Exodi 31. Vnd wie viel an ſolchen frommen Hand - wercks leuten gelegen ſey / ſtehet man am allerbeſten / ex privatione, Als zum Exempel / wie elende ſtund es im Gelobten Lande / da kein Smied im Lande war / da die[bedrengte] Jſraeliten / wenn ſie jhre Pfluͤge wolten zurichten / allererſt in der Feinde Land ziehen muſten / Da war kein Spieß / kein Schieldt vnter40000.29[Chriſtliche] Leichpredigt.40000. in Jſrael zu ſehen / wie Debora klaget in jhrem Danck-Lied / Judicum c. 5. vnd 1. Sam 13. ſtehet / das kein Schmid im gantzen Lande Iſrael erfunden / vnd da der Streit herbey kommen / were kein Schwert noch Spieß funden worden in des gantzen Volcks hand / das mit Saul vnd Jonathan wahr / ohne Saul vnd ſein Sohn hatten Wapffen.
Allhie moͤchte jemand einwenden vnd ſagen: Es iſt ja ſo viel nicht daran gelegen / wenn gleich ein tapffe - rer Regent / ein kluger weiſer Rath / ein Hoch - verſtaͤndiger Lehrer vnd Prediger hingenommen wird / ein fleißiger Handwerckßman ſtirbet. Es iſt ja derer noch eine groſſe menge in der Welt / Sterben etliche / ſo werden auch andere wieder gebohren / vnd man hat noch viel ſolches Holtzes im Lande / darauß man ſolche Leute ſchnitzen kan?
Nu iſts freylich an dem / Es hat freylich nicht ſo viel zu bedeuten / wen Idonea ſubjecta verhanden / wenn ein Glaͤubiger Abraham hinter jhme leſt einen glaͤubigen Jſaac / ein Hochgeehreter Aaron einenNum. 10. gleich geehreten Eleazar, ein Hochverſtaͤndiger Moiſes einen Kriegß erfahrenen Ioſuam, ein hoch - erleuchter vnnd begabter David / einen weiſen Sohn Salomon / der an ſeines Vaters ſtadt mit groſſem Ruhm zum Koͤnige Introduciret ward / 1. Reg: 2. & 3. Ein Eyfriger Elias; einen gleich Eyfrigen Eliſæum, der mit / zweyfaltigem Geiſt das Amptbekoͤmpt /30Chriſtliche Leichpredigt.bekoͤmpt / da heiſt es freylich wie Sprach ſagt / c. 30. Wo ein ſolcher Vater ſtirbt / ſo iſts / als were er nicht geſtorben / denn er hat ſeines gleichen hinter ſich ge - laſſen / da er lebte ſahe er ſeine luſt / vnd hatte frewde an ſeinẽ Sohn / da er ſtarb dorffte er nit ſorgen / deñ er hatte hinter ſich gelaſſen einen Schutz wider ſeine Fein - de / vnd der den Freunden wieder dienen kan. Alſo hat es gewiß / ehe der vngluͤckſelige Boͤmiſche Krieg an - gieng / in vnſerm geliebten Vaterland vnd in Deutſch - land nicht gemangelt an tapfferen ſubjectis in allen Staͤnden / im Regierſtand / Lehrſtand vnd Nehr - ſtand / da gabs Herrliche Gymnaſia vnd Schulen / die Univerſiteten wahren wol beſtellet / da kunte man tan - quàm ex Equo Trojano, innumerabiles Viros Doctos herauß nehmen / vnd war gewiß Deutſchland / wie ein hochgelahrter Politicus ſchreibet / Legum domicilium, literarum Gymnaſium, Curia dignitatum, vertex mundi, libertatis Patria, vnd hat ſonderlich vnſer Land Schle - ſien dieſen ruhm / das auß vnſern Schulen viel gelehrte vnd der Kirchen Gottes dienſtliche ingeniâ auff hohe Schulen geſchicket worden / welche mit groſſem Ruhm vnd Ehren der Kirchen Gottes gedienet haben / wie Jch denn ſolches meinem Vaterland Schleſien / mit ruhmVide ora - tiones lu - bileas Lipſiæ hoc & ſequenti anno ex - cuſas. vnd ehren nachſage / das A. C. 1609. als die Univerſitet Leiptzig jhren annum Jubilæum celebriret, ſind alle 4. Decani, in allen 4. Faculteten Schleſier geweſen / welches vnſere liebe poſteritet wol mercken ſoll.
Aber es verkuͤndiget der Heilige Prophet an Got - tes ſtadt / das Er nicht wolle ſeinen Segen fernerzur31Crhiſtliche Leichpredigt.zur aufferziehung der lieben Jugend geben / ſine cujus numine nihil eſt in homine nibil eſt in - noxium, denn zu gleicher weiſe alles vergebens iſt / woPſalmo 127. der HErr nicht das Hauß bawet / ſo arbeiten vmbſonſt die daran bawen / wo der HErr nicht die Stadt behuͤt - tet / ſo wachet der Waͤchter vmbſonſt / Alſo wo GOtt nicht ſeinen ſegen giebet zur Aufferziehung der lie - ben Jugend / ſo iſt alle Muͤh vnnd Arbeit vergebens. Denn ſind Kinder eine gabe Gottes / wie viel mehr wolerzogene Kinder: Darumb hoͤret waß vnſer Prophet ferner an Gottes ſtadt verkindiget / denn da zuvor der Prophet geredet hatte / fehet jetzund goͤttliche Maſeſtaͤt ſelber an zu reden mutatogen[e]re prædicatio - nis, vnd fellet gar einen ſcharffen Sententz vnd ſpricht: Jch wil jhnen Juͤnglinge zu Fuͤrſten geben / vndꝟ. 4. kindiſche ſollen vber ſie herrſchen / Dieſe wort ge - hen nicht allein an den Regierſtand / ſondern auch die andern zwey Stende / den Lehrſtand vnd Nehr - ſtand / Deñ nach deme die Alten Hochanſehlichen / Fuͤrnehmen / Tapfferen / Gelahrten vnd Er - fahrne Superattendenten werden geſtorben ſeyn / da wird aufwachſen gar eine andereWelt / in derer werdẽ ſeyn Pueri Principes, oder wie es andere dolmetſchen / pueriles, Viri effœminati, molles, das ſind eben ſolche Leute / derer gedenckt in einer Epiſtel Cicero: Venerunt Oratores novi, Adoleſcentuli, rerum imperiti, qui perdiderunt Rempublicam noſtram. Alſo leſen wir im andern Buch Moſts / c. 1. Das nach deß fromenEPharao -32Chriſtliche Leichpredigt.Pharaonis tode / ſey in Aegypten ein ander Koͤnig er - wehlet worden / der zwar den Namen fuͤhrete wie der Alte / aber an Guͤtte vnd Barmhertzigkeit dem vorigen gantz vngleich / der wuſte nichts von Joſeph / wie viel guttes er dem gantzen Koͤnigreich erwieſen hatte / vnd fieng an wider das Volck Jſrael zu wuͤtten vnd zu toben / vnd auffs euſerſte zu verfolgen / wie wir im ge - meltem andern Buch Moiſi mit verwunderung leſen. O wie vbel gieng es zu nach Koͤnig Salomonis zeiten / da kam auch ein newer Koͤnig / da hieß es novus Rex nova Lex, wie wir zuvor gehoͤret haben. Alſo giengs vbel zu / nach Koͤniges Ioſiæ & HisKiæ zeiten / da dieſe Tapffere fromme Koͤnige beteten vmb den lieben Friede / da gab GOtt auch weil ſie lebten friedliche Zeiten / wie wir ſonderlich eine ſchoͤne Verheiſchung leſen / dem Koͤnige Joſia, geſchehen / 2. Regum 22. ꝟ. 16. & 17. Saget dem Koͤnige Juda, Sihe / Jch wil dich zu deinen Vaͤtern verſamlen / daß du mit frieden in dein Grab geleget werdeſt / auff das deine Augen nicht ſehen das Vngluͤck / daß Jch vber dieſe Stadt bringenEſa. 39. wil / Alſo betete Hißkias / Es ſey nur Friede vnd Trewe weil ich lebe.
Ebener maſſen iſt viel an einem trewen Superin - tendenten im geiſtlichẽ Stande gelegen / welches lehret das Exempel Jojadæ vnd Joas, denn ſo lange Jojada lebete / thet Joas waß recht war / vnd dem HEr - ren wolgefiel / Aber da Jojada ſtarb / ward Joas gantz Abgoͤttiſch / alſo daß jhn Gott ſtrafft / daß er von ſeinenKnechten33Chriſtliche Leichpredigt.Knechten erſchlagen wurde / wie wir im andern Buch2. Regum[22]. der Koͤnige leſen. Alſo nach abſterben des tapfferen Biſchoffs Gregorij Nazianzeni, kam ein vngeſchuͤck - ter vnd vngelehrter Biſchoff Nectarius, welchen das Volck erwehlete / dieweil er ein ſtadtlicher / Alter Anſehlicher Mann war / mit einem grawen lan - gen Bart / welcher aber der Kirchen Gottes gar we -Videatur Calvilius ad annum Chriſti 381. nig gefruchtet / wie Socrates ſchreibet / Succeſsit Gre - gorio Nazianzeno Theologo, rudis & nondum ba - ptiſatus Nectarius, aſſumtus autem fuit, quod eſſet ve - nerandâ canitie & vultu Sacerdote digno. Alſo ge - hets vbel zu / wo nicht in Schulen die liebe Jugend recht Informiret vnd vnterwieſen wird / oder wenn Gott die junge Manſchaft heuffig hinſterben leſt / das kein Alter zu[finden] iſt in einer ſamilia, wie GOtt dem Eli vnd ſeinem Hauſe drewet / 1. Samuelis 2. ꝟ. 32. vnd wie GOtt mit nachdencklichen worten drewet Eſaiæ 17. ꝟ. 9. & ſeq. Zu der Zeit werden die Staͤdte jhrer ſtercke /LXX, pro plantatio - ne lucun - dâ poſue - runt φύ - τευμα ἄϖιϛον plantatio - nem inſi - delem, ſi - cut & αϖέρμα ἄϖιϛον, Semen in - ſidele. oder die ſtarcken Staͤdte ſeyn wie ein verlaſſen Aaß vnd Zweig / ſo verlaſſen ward von den Kindern Jſrael / vnnd werden wuͤſte ſeyn. Darumb wirſtu luſtige Pflantzen ſetzen / Aber du wirſt den Frembden die Feſer geleget haben / zur zeit des pflantzens wirſtu ſein wol warten / daß dein Same zeitlich wachſe / Aber in der Erndte wenn du die Mandeln ſolt erben / wirſtu dafuͤr ſchmertzen eines Betruͤbten haben.
Denn das dieſes der verſtand vnd meinung ſey / er - kleret der Prophet in den nachfolgenden wortten:E ijVnd34Chriſtliche Leichpredigt.ꝟ. 5.Vnd das Volck wird ſchinderey treiben / einer vber den andern / vnd ein jeglicher vber ſeinen Nechſten / vnd der Juͤnger wird ſtoltz ſein wider den Alten / vnd ein loſer Mann wider den Ehr - lichen / ꝛc. Jn welchen vnd folgenden worten be - ſchreibet der Prophet eine rechte Ἀ̓ναρχίαν, eine Vn - ordnung vnd zerrittung in allen Staͤndẽ / Denn weh dem Lande deſſen Koͤnig ein Kind iſt / ſtehet im Pre - diger Salomonis am 10. vnd deſſen Rathauß mit tuͤch - tigen Rath Herrn nicht beſtellet iſt / quando ſtultitia armatur Potentiâ wie Eraſmus in einer Epiſtel klaget / Ubi potentia eſt juſtitia Regnum eſt ſine lege, ubi ra - tio habet licentiam, & voluntas eſt conſiliarius, ibi regnum eſt ſine veritate, fidelitate & pietate, da iſtHoſ. 4. denn keine Trewe / keine Liebe / kein Wort Got - tes im Lande / ſondern Gottes laͤſtern / Luͤgen / Morden / Stelen / Ehebrechen hat vber hand genommen / vnd kompt eine Blutſchuld nach der an - dern / da ſtehet denn das Land jaͤmmerlich / vnd gehet den Einwohnern vbel.
Zu gleicher weiſe aber die ἀναρχία zwey ſpecies hat / nemlich ὕβριν καὶ ἀϧεραϖευσίαν Tyrannidem & impoſ - ſibilitatem reſtaurationis, wie die gelehrten Politici wiſſen / Alſo beſchreibet der Prophet beyde Species mit nachdencklichen worten in vnſerem Text:
1. de primâ ſpecie agit verſu 5. wann er ſaget: Vnd das Volck wird ſchinderey treiben / einer vber den andern / vnd ein jeglicher vber ſeinenNech -35Chriſtliche Leichpredigt.Nechſten / vnd der Juͤnger wird ſtoltz ſein wider den Alten / vnd ein loſer Mann wider den Ehr - lichen / den zu ſolcher zeit leſt jhme niemand nichts ein - reden / ein jedweder thut da waß Er wil / oder wie wirꝟ. 6. leſen im Buͤchlein der Richter c. 17. Zu der Zeit war kein Koͤnig in Jſrael / vnd ein jeglicher thet waß Jhn recht deuchtet / da darff offtmals ein vnverſtaͤndiger boͤſer gottloſer Menſch ſich zum Regenten auffwerffen / wie Abimelech ſeine Bruͤder toͤdtete gantz Tyranni - ſcher weiſe / Judicum c. 9. Vnd Athalia, da ſie das Re - giment antrat / brachte ſie allen Koͤniglichen Sa -[2]. Reg. 11. men vmb / damit ſie das Koͤnigreich nach jhrem gefallen alleine beherſchen moͤchte. O wie gehets da vbel zu / wie eine ſolche Zeit beſchrieben wird im andern Buch der2. Chron. c. 15. Chronica am 15. Es werden viel Tage ſein in Iſrael / das kein rechter Gott / kein Prieſter der da leh - ret / vnd kein Geſetze ſein wird / zu der zeit wirds nicht wol gehen / dem der auß vnd ein gehet / denn es werden groſſe getuͤmmel ſeyn vber alle die auff Erden wohnen / denn ein Volck wird das ander zuſchmeiſſen / vnd eine Stadt die ander.
2. Darnach erzehlet Er auch alteram ſpeciem Ἀϑεραϖευσίαν difficultatem & impoſsibilitatem In - ſtaurationis, Das niemand kein mittel vnd rath wider ſolches vnheil finden werde / denn alſo ſaget der Prophet: Denn wird einer ſeinen Bruͤder auß ſeines Va -ꝟ. 6. & 7. ters Hauß ergreiffen: Du haſt Kleider / ſey vn - ſer Fuͤrſt / hilff zu dieſem vnfall: Er aber wirdE iijzu36Chriſtliche Leichpredigt.zu der Zeit ſchweren vnd ſagen: Jch bin kein Artzt / es iſt weder Brod noch Kleid in meinem Hauſe / ſetzet mich nicht zum Fuͤrſten im Volck. O wie ſchwer iſt es bey ſolchen Zeiten das Regiment fuͤh - ren / da keiner auff dem andern nichts geben wil / Da wil niemand forne an der ſpitzen ſtehen wider den Riß / vndꝟ. 30. die Mawer vnd den Zaun erhalten / wie Ezech. c. 22. geklaget wird / O wie vbel war an das Ampt zu brin - gen Moiſes / wie entſchuldiget Er ſich: Alſo daß er auchEx. 4. ꝟ. 13. zu GOtt ſagen dorffte: Herr ſende welchen du ſen - den wilt: als wolte er[ſagen]: Herr ſende ſonſten jemanden / welchen du nur wilt / allein lege mirLucas Oſi - ander ita reddit: Quemvis alium, quàm Me mitte, nec mihi tan - tum onus impone. nur nicht eine ſolche ſchwere Laſt auff. Dann - her jener bey dem Terentio auch klaget: Quid tu hìc facias, ſi ſit qui benè præcipiat & non ſit qui obedi - at, Denn es regieret ſich gar vbel / da bey den leuten keine Gottesfurcht vnd Gehorſam / wie ſolches auch jener apud Euripidem bekennet: Ubi ομ̓δεὶς ομ̓δὲν ομ̓δειος ἀϰγ´ει vnd hieher gehoͤret der ſchoͤne Apologus, von den vnterſchiedenen Baͤumen vnd jrer Koͤniglichen wahl / da ſie den Dornpuſch zum Koͤnige erwehlet hatten / welchen Jotham der juͤngſte Sohn Gedeonis, ſo allein von ſeinen Bruͤdern / die alleſampt Abimelech erſchlagen hatte / vberhlieben / Den Maͤnnern oder Buͤrgern zu Sichem erzehlete / vnd Jhnen zu verſtehen gab / wie toͤricht vnd vnrecht ſie gethan / daß ſie Abimelech zu jhrem Haupt / als einen gottloſen / vorwegenen vntuͤchtigen Menſchen / auffgeworffen haͤtten / vnd bißanhero die an - dere Vmbſtaͤnde / bey dem erſten Stuͤck.
Darvon lauten die Wortte des Propheten: Denn Hieruſalem faͤllet dahin / vnd Juda liegt da / weil jhre Zunge vnd jhr thun wider den HEr -ꝟ. 8. & 9. ren iſt / daß ſie den Augen ſeiner Majeſtaͤt wi - derſtreben. Jn dieſen worten erzehlet der Prophet / zwey denckwuͤrdige vrſachen / welche den eyfrigen HErrn Zebaoth / zu ſolcher groſſen Straffe beweget haben.
1. Weil Jhre Zunge geweſen wider den Her - ren / dadurch werden nu verſtanden alle vnd jede Suͤn - den / die ſie mit jhrem Munde / Lippen vnd Zungen be - gangen haben / da ſie ohne allen zweiffel ſeinen heiligen Namen geleſtert / darbey geſchworen vnd geflucht haben / vnd wenn er gleich zu jhnen geſendet die Prophe - ten / ſeine getrewe Knechte / vnd Sie fleißig warnen laſſen / ſo hat doch nichts helffen wollen / da haben ſie ſolche Geſandte vnnd Botten Gottes verachtet vnd verlachet / wie wir deſſen ein Augenſcheinliches Exem - pel haben bey vnſerem Propheten / c. 5. Wehe denen dieꝟ. 18. & 19 ſich zuſammen koppeln mit loſen Stricken / vnrecht zu thun / vnd mit Wagenſeulen zu ſuͤndigen / vnd ſprechen: Laß eilend vnd bald kommen ſein Werck / daß wirs ſehen / laß herfahren vnd ankommen denAn -38Chriſtliche Leichpredigt.Anſchlag deß Heiligen in Jſrael / daß wirs in - ne werden / Wehe denen / die Boͤſes gutt / vnd Gutes boͤſe heiſſen / die auß Finſterniß Liecht / vnd auß Liecht Finſterniß machen / die auß ſawer ſuͤſſe / vnd auß ſuͤſſe ſawer machen. Eben vber ſolche boͤſe vndanckbare vnd vngehorſame Zuhoͤrer klaget auch der Prophet im 28. Capitel / da er ſaget / das die Richter vnd Regen - ten die Vrtheil ſalvâ reverentiâ außgekoͤckt het - ten / daß auch die Vrtheils Tiſche / voller vnflat gewe - ſen weren / Ja daß ſie dem Propheten ins Angeſicht wi - derſprochen vnd geſaget hetten; Gebeut hin / gebeut her / harre hie / harre da / hie ein wenig / da ein wenig / vnd am 53. cap. exclamiret abermals der Pro - phet mit denckwuͤrdigen worten. Herr wer glaͤu - bet vnſerer Predigt / vnd wem iſt der Arm deß Herrn offenbahret. Alſo leſen wir ſonderlich bey den Heiligen geiſtreichen Propheten Hieremiâ, wie ſei - ne gottloſe vnd abgoͤttiſche Zuhoͤrer ſo freventlich Jhme widerſprochen: Nach dem wort / daß du in dem Namen deß Herren vnß ſagſt / wollen wir dir nicht gehorchen / ſondern wir wollen thun nach alle dem worte / das auß vnſerm Munde gehet / vnd wollen Melechet deß Himmels reuchern / vnd derſelben Tranck - opffer opffern / wie wir vnd vnſere Vaͤter / vnſer Koͤni - ge vnd Fuͤrſten gethan haben in den Staͤdten Juda / vnd auff den Gaſſen zu Jeruſalem.
Jn ſolche boͤſe / jhrer Vorfahren Fußſtapffen tratenauch39Chriſtliche Leichpredigt.auch die Juden zu des HErrn Chriſti zeiten / welche mit jhrer Zungen offtmahls ſich aufflehneten wider den HERRN Chriſtum / vnd laut des andern Pſalmen /Pſalmo 2. ꝟ. 2. Rathſchlageten mit einander wider den HErrn vnd ſei - nen Geſalbeten / wie wir deſſen ein Exempel haben / Johannis am 8. Luc. 11. Da ſie Jeſum vnd ſeine Wun - der verachteten / vnd gar dem boͤſen Feinde zuſchrieben / alß wann er mit huͤlffe des Beelzebubs des oberſten der Teuffel ſeine Wunder thaͤte / Vnd S. Paulus klaget auch vber ſeine Zuhoͤrer: Daß ſie nicht alle dem Evan -Rom. 10. ꝟ. 16. gelio gehorſam / vnd S. Petrus weiſſaget in ſeiner andern Epiſtel / Das in den letzten Tagen kommen wer -2. Pet. c. 3. ꝟ. 3. & 4. den Spoͤtter / die nach jhren eigenen Luͤſten wandeln / vnd ſagen: Wo iſt die verheiſchung ſeiner Zu - kunfft / denn nach dem die Vaͤter entſchlaffen ſind / bleibet es alles wie es von anfang der Cre - aturen geweſen iſt / Vnd eben dahin deutet der HErr ſelbſt / Matth. 24. da er von den letzten Zeiten redet / das es da werde zugehen wie in den Zeiten Noe / zu gleicher weiſe dieſelben Leute ſich nicht wolten Gottes Geiſt regieren vnd ſtraffen laſſen / wie zu leſen Gen. 6. Alſo werde auch in den letzten Zeiten wenig Gehorſam gegen Gottes Wort zu finden ſeyn / welches wir genung - ſam erfahren.
2. Die andere vrſache welche den Eyfrigen HErrn Zebaoth zu ſolchem Zorn vnnd Eyfer beweget / iſt der Juden boͤſes thun vnd fuͤrnehmen / quia ſtudia ipſorum ſunt contra Jehovam, Dadurch werden nun verſtanden allerley wirckliche Suͤnden / welche ſieFnicht40Chriſtliche Leichpredigt.nicht ex infirmitate & imbecillitate humanâ, auß menſchlicher ſchwachheit vnwiſſende begangen / ſondern ſtudio, wie der Text lautet in ſeiner ſprache faciunt ma - la ad rebellandum oder wie andere verdolmetſchen / ad irritandum oculos Jehovæ, vnd ſtecket allhie eine ſon - derliche Emphaſis in vocabulo oculorum, daß ſie denꝟ. 8. Augen ſeiner Goͤttlichen Majeſtaͤt widerſtreben / Alß wolte der Prophet ſagen: Sie ſind ſo vnverſchempt / ob ſie gleich wiſſen / vnd jhr eigen Gewiſſen ſie deſſen vberzeuget / das Gott allwiſſende iſt / vberall ge - genwertig / erfuͤllet Himmel vnd Erden / ſiehet alles / weiß alles waß auff Erden geſchiehet / vnd ſeine Majeſtaͤt vberall zu ſpuͤren iſt / wie Koͤnig David ſelbſt bekennet im 139: Pſalm / ſo ſchemen ſie ſich doch nichts / ſondern ſuͤndigen nur je mehr vnd mehr.
Es moͤchte aber allhie jemand aufftreten vnd den Propheten Eſaiam anreden vnd fragen: Mein lieber Prophet / wie kanſtu dieſes alles beweiſen / es iſt gleichwol eine groſſe vnd ſchwere anklage die du fuͤhreſt vber die Stadt Hieruſalem / vorhelt ſichs denn auch alſo? Auff dieſen vnd dergleichen einwurff ant - wortet der Prophet mit nachdencklichen worten:
Jhr weſen hat ſie kein heel / vnd ruͤhmen jhre Suͤnde wie die zu Sodom / vnd verbergen ſie nicht / wehe jhrer Seelen / denn damit bringen ſie ſich ſelbſt in alles vngluͤck. Jn ſeiner Sprach lautets alſo: Agnitio vultus eorum teſtatur in ipſis, Es leuchtet auß jhrem Angeſicht herfuͤr / daß ſieſolche41Chriſtliche Leichpredigt.ſolche boͤſe Menſchen ſeyn / wer Sie nur anſtehet / der kan auß jhrer vnverſchembten Stirn abnehmen / das keine Tugend noch Erbarkeit da zu finden iſt / daß ſie kein Gewiſſen nicht haben. Solcher Leute mores beſchrei - bet S. Petrus: Sie haben Augẽ voll Ehebrechens /z. Epiſtola c. 2. ꝟ. 14. ἀκατα - πάυϛομς ἁμαρτίας â peccan - do ceſſare neſcientes. laſſen jhnen die Suͤnde nicht wehren / locken an ſich die leichtfertigen Seelen / haben ein Hertz / durchtrieben mit Geitz / verfluchte Leute / verlaſ - ſen den richtigen Weg / vnd gehen jrre gleich wie jener Adoleſcens, welcher in der Schule des Ariſtophanis wahr erzogen worden / als er von Athen nach hauſe kam / vnd gefragt ward / waß er in der Schulen des Ariſtophanis gelernet / gab er zur antwort: Er habe gelernet Ἀπορκεῖν καὶ βλέϖειν ἀντίον, pejerare & auda - cter aſpicere obvium: Das iſt / ſuͤndigen vnd nicht ein mahl deßwegen ſchamroth werden / Derowegen wil der Prophet durch dieſe Wort auzeigen ſummam indu - rationem & excuſsionem omnis conſcientiæ & timo - ris Dei, daß jhr Hertz dermaſſen verſtockt / daß ſie nicht einmahl vber jhren vnverſchempten ſuͤnden ſchamroth werden / vnd damit man ja daran nicht zu zweiffeln het - te: Setzet er vber dieſes noch hinzu / Sie ruͤhmen ſich jhrer Boßheit wie die zu Sodom / Deñ iſt jergend ein ſchrecklich es Exempel in der gantzen heiligen Schrifft zu finden / vnverſchemeter / vnzuͤchtiger Leute / ſo iſt gewiß das Exempel zu Sodom / da die Buͤrger derſelben Stadt / vnd benachbarten Staͤdte / in allerley Vnzucht vngeſchewet lebeten / vnd aͤngſtetenF ijdie42Chriſtliche Leichpredigt.die Seele des gerechten vnd fromen Loths / der ſie trew - lich vermahnete / aber ſie nur je laͤnger je aͤrger worden / biß ſie GOtt endlich mit Schweffel vnd Fewer verter -Gen. 18. & 19. bete. Nu eben ſolche Grewel geſchahen auch zu Hie - ruſalem vnd im gantzen Juͤdiſchen Lande / vnd war niemand der ſolches geſtrafft hette / dannher der Prophetꝟ. 4[8]. Ezechiel c. 6. dieſe denckwuͤrdige Worte fuͤhret / vnd an Gottes ſtad / die Stadt Hieruſalem anredet: So wahr Jch lebe ſpricht der Herr Herr / Sodom deine Schweſter / ſampt jhren Toͤchtern hat nicht ſo gethan wie du: Sihe / das war deiner Schweſter Sodom miſſethat / Hoffart vnd al - les volauff / vnd gutter Fried / den ſie vnd jhre Toͤch - ter hatten: Aber dem Armen vnd Doͤrfftigen halffen ſie nicht / ſondern waren ſtoltz vnd thaten grewel fuͤr mir / darumb Jch ſie auch weg gethan habe / da Jch begundte drein zu ſehen. So hat auch Samaria nicht die helffte deiner Suͤnde gethan / ſondern du haſt dei - ne grewel ſo viel mehr vber Sie gethan / daß du deine Schweſter gleich From gemacht haſt / gegen alle deine grewel die du gethan haſt. Vnd der HErr Chriſtus ſelbſt gedencket etlicher gottloſer Staͤdte in Judæa / in welchen am meiſten ſeine Thaten geſchehen waren / vnd hatten ſich doch nicht darauß gebeſſert / dasMatthei 11. ꝟ. 23. & 24. am Juͤngſten tage den Sodomitern eine ertregli - chere ſtraffe werde auff geleget werden / alß den Buͤrgern zu Capernaum / Ja er ſpricht deutlich / daßwenn43Chriſtliche Leichpredigt.wenn zu Sodom ſolche Wunder geſchehen weren als wie zu Capernaum / ſo ſtuͤnde ſie noch heutiges ta - ges.
Darauff ſetzet nu der Prophet eine Pathetiſche Exclamationem cùm proteſtatione: Wehe jhrer Seelen / denn damit bringen ſie ſich ſelbſt in al - les Vngluͤck: Jn dieſen worten proteſtiret gleichſam der Prophet an Gottes ſtad / daß Er nicht vrſache ſey an dem endlichen Vntergang der Juͤden / ſondern ſie hetten jhn mit jhren Suͤnden darzu verurſachet / daß er ſo ein ſcharffes Vrtheil vber ſie faͤllen muͤſſen / derowe - gen wil er noch zu guter letzte / nach dem Exempel Moi - ſis / jhnen fuͤrlegen den Todt vnd das Leben / ob ſieDevtero - nomij 30. ꝟ. 15. & ſeq. noch in ſich gehen / vnd durch wahre Buſſe den vorſte - henden Zorn Gottes abwenden wolten / Es ſey hohe zeit / der Sententz ſey ſchon gefellet / die Execution werde bald folgen / wenn ſie nun ſeinen trewen Rath folgen wuͤrden / ſo wuͤrde es jhnen zeitlich vnd ewig wolgehen / Jm fall ſie aber auff jhrem harten vnd boͤſen Sinn ver - ſtockt verharreten / ſo wolte er hernach entſchuldiget ſeyn / Sie wuͤrden Ach vnd Weh nicht allein vber jhre Stadt vnd Land ziehen / ſondern auch jhre Seelen wuͤrden es entgelten muͤſſen / Jſt eben diß / waß der Prophet Ho - ſeas ſagt / c. 13. Jſrael du bringſt dich in vngluͤck.
O Mercket bey erklerung des erſten ſtuͤckes / das alle Menſchen ſterblich ſind / Denn wir ſind alle von geſtern her / wie Job ſaget / c. 8. c. 8. ꝟ. 9.F iijvnd44Chriſtliche Leichpredigt.LXX. ha - bent χθιζομγ`ς vbernaͤch - tig.vnd wiſſen nicht waß zukuͤnfftig iſt / vnſer Leben iſt wie ein Schatten auff Erden / O wie bald iſts doch mit vns geſchehen / wie wir zu ſingen pflegen:
Jedoch ſol man dabey wiſſen / das durch Gottes ſonder - bahre providentz, das Leben vnd auch der Todt der Menſchen regieret werde / denn da wird der Menſch nicht ohne gefehr gebohren / vnd ohne gefehr ſtirbet er auch / wie jene ſichere Leute reden / Sap: 2. Sondern wie Job ſaget c. 14: Er hat ſeine beſtimbte Zeit / die zahl ſeiner Monden ſtehen bey Gott / der hat ein gewiſſes Ziel geſetzt / das kan der Menſch nicht vbergehen / darumb iſt vnd bleibet auch dieſer groſſe HErr Zebaoth der Ober - ſte Generaliſsimus Superattendens vber alle Voͤlcker / welcher die Menſchen leſſet ſterben / vnd ſich hoͤren leſ - ſet im 90. Pſalm / Kompt wieder Menſchen kin - der. Er ruffet alle Menſchen nacheinander von an - fang her / Er iſt der HErr / beydes der Erſten vndꝟ. 4. Letzten / Eſaiæ am 41. Darumb heiſſet er der Hoͤchſte in aller Welt / Pſalmo 4. Vnd gleich wie er hoch iſt / alſo ſind auch ſeine Geruͤchte hoch vnd vnerforſchlich / wie der 71. Pſalm bezeuget / vnd zum Roͤmerm am 11.Sap. 9. Eſ. 40. ſtehet: O wie vnbegreifflich ſind ſeine Gerichte / vnd vnerforſchlich ſeine Wege. Wir Menſchen dencken offtmals / Ey es iſt ja groſſer ſchade / daß dieſer vnd je - ner ſtadtliche Mann ſterben ſol / hergegen wuͤntſchen wir manchem den Todt / der doch lange lebet / Aber das ſindvergeb -45Chriſtliche Leichpredigt.vergebliche menſchliche Gedancken / vnd antwortet Gott durch den Propheten Eſaiam / c. 55. Meine WegeEſa. 55. ꝟ. 9. ſind nicht ewre Wege / vnd meine Gedancken ewre Gedancken / ſondern ſo viel der Himmel hoͤher iſt denn die Erde / ſo ſind alle meine Wege hoͤher denn ewre Wege / vnd meine Gedancken / denn ewre Gedan - cken.
2. Zum andern behaltet dieſe ernſte Warnung / das es ein boͤſes Zeichen eines Landes / einer Stadt vnd einer Gemeine / wenn GOtt die Fuͤr - nembſten Haͤupter leſt ſterben / vnd nicht andere an jhre Stelle giebet / ſie mit ſeinem heiligen Geiſt er - leuchtet / da iſt es gewiß hohe zeit das man wahre Buſſe thue. Bedencket wie GOtt bißanhero in Deutſchland /ꝟ. 4. durch den ſchedlichen Krieg vnd grawſame Peſtilentz / faſt in allen ortten die aller Fuͤrnehmſten in allen Staͤn - den weggenommen / vnd koͤnte ich erzehlen / das vnlengſt Gelehrte Tapffere Maͤnner beyſammen geweſen / welche gezehlet haben nahe bey Hundert Doctores Theologæ, welche innerhalb 10. Jahren Ab anno 1628. in Germa -Ex relati - one Dn. D. G. Sch. niâ geſtorben ſind / welche theils Fuͤrnehme Superinten - denten geweſen / theils ſonſten Anſehliche Profeſſores in Hohen Schulen / oder auch Paſtores in Volckreichen Staͤdten / gewiß ſolche mutationes & abitus tantorum virorum, wie Xenophon ſchreibet / de Magnorum Viro -Xenoph. lib. 2. rum obitu, ſunt θαιατηϕόροι Lethiferi, bringen mit ſich den vntergang deß Landes.
3. Endlich haben wir gewiß hohe zeit wahre. Buſſe zu thun / denn da hat es auch das anſehen / alßwenn46Chriſtliche Leichpredigt.wenn vnſere Zung vnd Thun ſey wider den Her - ren / denn jhr viel erzuͤrnen Gott mit Fluchen / ſchel - ten / mit allerley muthwllligen Suͤnden / da widerſtre - ben jhr viel ſeiner goͤttlichen Majeſtaͤt mit jhrem boͤ - ſen Leben / vnd heiſt recht: Jhr weſen hat ſie kein heel / vnd ruͤhmen jhre ſuͤnde wie die zu Sodom / vnd verbergen ſie nicht / weh jhrer Seelen / denn damit bringen Sie ſich ſelbſt in alles vngluͤck / Da iſt es gewiß jetzund ſehr finſter in vnſerm Lande / kei - ner ſchonet des andern / Rauben ſie zur Rechten / ſo leiden ſie hunger / eſſen ſie zur Lincken / ſo werden ſie nicht ſatt / Ein jeglicher friſt das Fleiſch ſeines Ar - mes / Manaſſe den Ephraim, vnd Ephraim den Manaſ - ſe, vnd ſie beyde miteinander wider Juda. Jn deme aber leſt Gottes Zorn nicht abe / ſondern ſeine Hand iſt noch außgeſtreckt / wie bey vnſerm Propheten Eſaia c. 9. geſchrieben ſtehet. Daß wir billich klagen muͤſſen außꝟ. 1. & 2. dem 12. Pſalm: Hilff Herr die Heiligen haben abgenom̃en / vnd der Glaͤubigen iſt wenig vnter den Menſchen kindern / waß iſts denn wunder / dasEſa. zz. ꝟ. 5. ein Tag des Getuͤmmels vnd der zutretung vnd verwirrung vom HErrn Zebaoth nach dem andernꝟ. 9. & 10. kommet / daß die Staͤde zerriſſen werden / die Haͤuſer eingebrochen. Denn da ſterben dahin die Sepimenta,Ezeh. 22. Vallamenta vnſere Stuͤtzen vnd Saͤulen die fuͤrAmos 9. Pſal. 60. ꝟ. 2. & 3. den Riß ſtehen / die ſich des ſchaden Joſephs anneh - men. O Gott der du vns verſtoſſen haſt vnd zerſtrewet /vnd47Chriſtliche Leichpredigt.vnd zornig wahreſt / troͤſte vns wieder / der du die Erde beweget vnd zuriſſen haſt / heile jhre Bruͤche / die ſo zerſchellet iſt:
DAvon handelt vnſer Prophet in den vbrigen abgeleſenen wortten: Prediget von den Gerechten daß ſie es gut haben / denn Sie werden die Frucht jhrer Wercke eſſen /ꝟ. 10. & 11.GWeh48Chriſtliche Leichpredigt.weh aber den Gottloſen / denn ſie ſind boßhafftig / vnd es wird jhnen vergolten werden / wie Sie es verdienet.
Jn dieſen Worten wird vns fuͤrgehalten / der Lob - wuͤrdige vnd troͤſtliche Ehrenſchild / Aller Frommen wolverdienter Superintendenten vñ Fuͤrſteher / Denn da hat es zwar fuͤr der Welt ein ſchlechtes anſe - hen mit jhnen / weil ſie eben ſo wol als die Gottloſen vn - terworffen ſind vielem Crentz / Jammer vnd Elend / vielen Kranckheiten / ja werden auch offtmahls viel her - ter geplaget als andere Leute / wie deñ ſonderlich Aſſaph ſolches erfahren / welcher deutlich von den Gottloſen ſpricht im 73. Pſalm: Es verdroß mich auff die Ruhmrettigen / da ich ſahe daß es den Gottloſen ſo wohl gieng / denn Sie ſind in keiner gefahr des Todes / ſondern ſtehen feſt wie ein Pallaſt / ſie ſind nicht in vn -Pſalmo 73. ꝟ. 3. 4. 5. 6. 7. 12. 13. gluͤck wie andere Leute / vnd werden nicht wie andere Menſchen geplaget / Jhre Perſon pruͤſtet ſich auff wie ein fetter Wanſt / ſie thun was ſie nur geden - cken: Sihe das ſind die Gottloſen / die ſind gluͤckſe - lig in der Welt / vnd werden Reich / Soll es denn vmb - ſonſt ſeyn / das mein Hertz vnſtrefflich lebet / vnd ich mei - ne Haͤnde in vnſchuld waſche / vnd bin geplaget taͤglich / vnd meine Straffe iſt alle Morgen da. Jedoch haben ſie fuͤr den Gottloſen einen groſſen fuͤrzug / wel - chen vnſer Prophet in den verleſenen wortten auch auff - gezeichnet / vnd zwar mutatô genere prædicationis, wie wir in Schulen reden / denn da introduciret der Prophet Jehovam loquentem, wenn in vnſerem Texte ſtehet Dicite, oder wie es andere geben Prædicate, pre -diget /49Chriſtliche Leichpredigt.diget / welches iſt die Stimme des groſſen Herrn Zebaoth / eben die Stimme welche ſich hoͤren leſt bey vnſerm Propheten am 40. Cap. Es ſpricht eine Stim -Eſa. 40. ꝟ. 6. 7. me predige / darauff antwortet der Prophet: Waß ſoll ich predigen? Worauff GOtt antwortet: Alles Fleiſch iſt Hew / vnd alle ſeine Guͤtte iſt wie ei - ne Blume auff dem Felde / denn deß Herren Geiſt bleſet drein. Eben dieſes iſt die Stimme die ſich hoͤren leſt / Marci 16. vnd redet an die General Su -ꝟ. 15. & 16. perintendenten der gantzen Welt / die lieben Juͤnger vnd Apoſtel: Gehet hin in alle Welt / vnd predi - get das Evangelium allen Creaturen / Wer da glaͤubet vnd getaufft wird / der wird ſelig werden / wer aber nicht gleubet / der wird verdampt werden.
Eben dieſer HERR vnd kein ander leſſet ſich auch hoͤren in vnſerm verleſenen Text / Prediget von den Gerechten / daß ſie es gutt haben: Es iſt ſein ernſter wille das man ſoll vnd muß davon predigen / darnach iſt zu wiſſen / das durch die Gerechten allhie nicht verſtanden werden ſolche Menſchen welche gantz Engel rein / niemahls keine Suͤnde gethan / vnd dem Geſetze Gottes einen voͤlligen gehorſam leiſten koͤnnen / denn auff dieſe art vnd weiſe zu reden / wuͤrden wir keinen Ge - rechten auff der Welt haben / denn es bleibet wol bey dem aphoriſmo Apoſtolico; Sie ſind allzumahl Suͤnder /Rom. 3. vnd mangeln des ruhms den ſie fuͤr Gott haben ſollen. Da iſt keiner der ſo viel guttes thue / als Gott von vnß haben wil vnd von vnß erfodert / auch nicht ei -G ijner /50Chriſtliche Leichpredigt.Pſal. 14.ner / Denn durch deß Geſetzes werck kein Fleiſch gerecht wird / wie S. Paulus ſchreibet zum Galatern am 3. cap. Sondern es wird allhie verſtanden Juſtitia imputata, die zugerechnete Gerechtigkeit Chriſti / denn wer anRom. 10. Chriſtum glaͤubet / der iſt gerecht / Denn Gott hat vnß ſelber mit jhme verſoͤhnet durch JEſum CHriſtum / vnd Gott war in Chriſto / vnd verſoͤhnet die Welt mit jhme ſelber / vnd rechnete jhnen jhre Suͤnde nicht zu / vnd hat vnter vns auffgerichtet daß Wort von der ver - ſoͤhnung / denn er hat den / der von keiner Suͤnde2. Cor. 5. ꝟ. 19. 20. wuſte / fuͤr vns zur Suͤnde gemacht / auff daß wir wuͤr - den in Jhm die Gerechtigkeit die fuͤr Gott gilt. Auß dieſem grunde fleuſt nun dieſe troͤſtliche Lehre hehr / von vnſerer Gerechtfertigung vnd Seligkeit / das nichts verdamliches iſt / an allen denen / die da ſind in Jeſu Chriſto vnſerem HErrn / wie S. Paulus ſchreibet in ſeiner Epiſtel an die Roͤmer am 8.
Derhalben wird allhie durch daß Wort Gerecht verſtanden / waß ſonſten die Schrifft nennet Glaͤubig / denn Chriſtus iſt des Geſetzes Ende / vnd wer an jhn glaͤubet der iſt gerecht / vnd damit niemand daran zu zweyffeln hette / das allhie durch die Gerechten / auch Fromme / Trewe vnd Eyfrige Lehrer verſtan -c. 12. ꝟ. 2. & 3. den werden / So erkleret ſolches der Prophet Daniel mit einem nachdencklichen Spruch: Die Lehrer wer - den leuchten wie des Himmels glantz / vnd die ſo viel zur Gerechtigkeit weiſen / wie die Sterne jmmer vnd ewiglich.
Darbey dann ſonderlich in acht zu nehmen / die groſſetieffe51Chriſtliche Leichpredigt.tieffe des Reichthumbs der heiligen Schrifft. Ob zwar[dieſe] Wort von vnterſchiedenen Interpreti - bus, vnterſchiedentlich verdolmetſcht werden / Jedoch keine Erklerung wider die andere laufft / ſondern wenn wir ſie gegen einander halten / ſo ſehen wir je mehr vnd mehr / wie hoch Goͤttliche Majeſtaͤt Fromme / Gerechte / glaͤubige Lehrer helt / Jn deme er von jhrem Lobwuͤr - digem vnd troͤſtlichem Ehren-Schildt / mit ſo nachdencklichen worten predigen leſt:
Denn da ſoll man 1. predigen von den Gerech - ten daß ſie es gut haben / wie es H. D. Lutherus gar herrlich vnd ſchoͤn verdolmetſchet hat / de Juſtis.
2. Soll man predigen Ad juſtos, zu den Gerech -Zach. Ur - ſinus in explicati - oni hujus loci. ten / wie es andere geben.
3. Soll man predigen Juſtis, den Gerechten / wie Arias Montanus, Tremellius vnd andere ſolche Wortte erkleren:
Ob nun zwar dem euſerlichen anſehen nach / dieſe vnterſchiedene Interpretationes, nicht gleich lauten / doch koͤnnen ſie alle neben einander ſtehen / vnd beſchrei - ben vnß Superattendentium honorificam & glorio - ſiſsimam Aſſumptionem, ſecundum triplicem reſpe - ctum, denn es wird vns darinne fuͤrgehalten ein dreyfacher troͤſtlicher vnd lobwuͤrdiger Ehren - ſchildt.
1. Der Erſte gehet an jhr Leben / denn Gott wil haben man ſol predigen Ad Juſtos, zu den Gerech - ten / verſtehet / weil Sie noch leben / vnd es ſelbſten anhoͤ -G iijren52Chriſtliche Leichpredigt.ren koͤnnen / daß ſte es gut haben / vnd werden die Frucht jhrer Wercke eſſen.
2. Das ander gehet an jhren Todt / denn GOtt wil haben das man ſolle predigen den Gerechten in jhrem Tode Juſtis in morte, Daß ſie es werden gut haben / vnd auch da werden die Frucht jhrer Wercke eſ - ſen.
3. Der dritte gehet an famam poſt mortem, Jhr Ehren-Gedaͤchtniß nach dem Tode / dennApoc. 14. ꝟ. 13. GOtt wil haben das man auch predigen ſoll De Juſtis, Daß ſie es gut haben werden nach dem Tode / denn jhre Wercke folgen jhnen nach. Hoͤret nun ferner von die - ſen dreyen Stuͤcken ordentlich reden:
WJl GOtt haben das man ſol predigen Ad juſtos, zu den Gerechten / weil ſie noch leben vnd es ſelbſt hoͤren koͤnnen / daß Sie es gut haben / denn weil ſie GOtt ehren in jhrem Leben / wil Er Sie als ſeine Diener wieder ehren / vnd1. Sam. z. habens ſolche Maͤnner ſehr gutt:
1. Jn deme er jhnen giebet ſchoͤne herrliche Na - men / Er nennet ſie nicht allein Gerechte / da ſie doch alle arme Suͤnder ſind / vnd ſeiner gnade leben muͤſſen / ſondern er helt ſie fuͤr ſeine Geſalbeten / Legaten / Engel vnd Mundbotten / Denn er wil haben / das alles fein ordentlich in den vnterſchiedenen dreyen Hie - rarchiis ſoll zugehen / vnd zu gleicher weiſe Er im Lehr - ſtand eine gewiſſe ordnung gemacht / daß er etliche geſetzt zu Apoſteln / etliche zu Propheten / etliche zu Evan -geliſten /53Crhiſtliche Leichpredigt.geliſten / etliche zu Hirtten vnd Lehrern / daß die Heiligen zugerichtet werden zum Wercke des Ampts / dadurch der Leib Chriſti erbawet werde / wie S. Paulus ſchreibet zum Eph. c. 4. Alſo wil Er[au]ch haben das man Fromme Chriſtliche Regenten auch ehren ſoll / nicht allein dem Koͤnige als dem oberſten / ſondern auch den Hauptleuten alß Geſand -1. Petri 1. ꝟ. 13. ten von jhme ſoll vnterthan vnd gehorſam ſein. Vnd wil trawen der Apoſtel haben / daß die jenigen die an - dern wollen fuͤrſtehen / ſie ſind in waß fuͤr einen1. Tim. 5. Stand ſie wollen / ſo ſind ſie duppelter Ehren werth / danher auch Syrach recht vnd wohl alle Kinder ver -Syrach c. 3. ꝟ, 4. & 9. mahnet: Wer ſeinen Vater ehret / deß Suͤnde wird GOtt nicht ſtraffen / vnd wer ſeine Mutter ehret / der ſamlet einen guten Schatz: Jtem / Ehre Vater vnd Mutter mit Worten vnd Geduld / auff daß jhr Segen vber dich komme.
Alſo giebet er ſonderlich im Lehrſtande einem jungen Prediger wie Samueli, Jeremiæ, Timo - theo, ein groſſes Anſehen / das Jederman mit Ver - wunderung jhme zuhoͤret / vnd jhn vmb ſeiner Jugend willen nicht verachten darff. Alſo dencket Syrach mit nach dencklichen worten des Hohenprieſters Aa - rons / als deß erſten Superattendentens im Alten Teſtament / wie jhn GOTT ſo hoch geehret / daß Er einen Bund mit Jhme vnd ſeinen Nachkommen ge - macht / Ja er gedencket fuͤrnehmlich / deß zwar Jungenaber54Chriſtliche Leichpredigt.aber weitberuͤhmten Hohenprieſters Pinehæ, welcher iſt geweſen der dritte in der Ehre / daß iſt der dritte Super - attendens des Alten Teſtaments / wie Er geeyfert in Gottesfurcht / vnd wie er trewlich / feſt vnd keck in ſei - nem Ampte geſtanden vnd das Volck verſoͤhnet habe. Syrach c. 45. ꝟ. 7. 8. 9. & 28. 28.Alſo dencket er auch mit ſtadtlichen Lob vnd Ehren des Hohenprieſters Simonis / deß Sohns Oniæ, welcher ohne allen zweiffel zu ſeiner Zeit gelebet / Das wenn er angethan in ſeiner ſchoͤnen Hohenprieſterli - chen kleidung / auß den Fuͤrhang herfuͤr getreten fuͤr das Volck: So habe er geleuchtet wie der Morgen - ſtern durch die Wolcken / wie der volle Mond / wie die Sonne ſcheinet auff den Tempel des Hoͤchſten / wieSyrach. c. 50. ꝟ. 6. 7. 8. 9. 10. 11. eine ſchoͤne Roſe im Lentzen / wie die Lilien am Waſſer / wie guldene Edelgeſtein / wie ein fruchtbahrer Oelbaum / vnd wie der hoͤchſte Cupreſſen Baum. Alſo hatte S. Paulus eine treffliche Autoritet, nicht allein bey den Elteſten zu Epheſo, welche nicht allein auff ſeinen Be - fehl willig vnd gerne zu jhm kamen / Fielen Paulo vmb den Halß vnd kuͤſſeten jhn / vnd wurden hertz - lich betruͤbet vber dem Worte daß er ſagete: Sie wuͤrden ſein Angeſicht nicht mehr ſehen / wie wir leſen in denc. 20. ꝟ. 18. & 37. cap. 4. ꝟ. 15. Geſchichten der Apoſtel; Sondern er giebet ſelbſt zeug - niß ſeinen Galatern / vnd ſpricht: Jch bin ewer Zeu - ge / das wenn es moͤglich geweſen / I Jhr hettet ewere Augen außgeriſſen.
Alſo ruͤhmet Gregorius Nazianzenus, BaſiliumIn oratio - ne de Ba - ſilio Ma - gno. Magnum, daß er ein ſehr treffliches Anſehen gehabt / quod ejus verba ſonuerint ſicut Tonitru, & vita ful - ſerit ſicut fulgur &c.
2. Zum55Chriſtliche Leichpredigt.2. Sol man predigen den Lehrern vnd Predigern daß ſie es Gut haben / in deme GOtt jhnen verſchaffet Patronos & Nutritios die ſie reichlich verſorgen vnd er - nehren / Da muͤſſen offtmals Koͤnige jhre Pfleger vnd Fuͤrſten jhre Seugammen ſeyn / wie Eſa. am 49.In hebreo eſt[:]Et erunt Reges Nu - tricij tui & ſœminæ Principes eorum Nu - trices tuæ. geſchrieben ſtehet / Hieher kan gezogen werden das herr - liche ſchoͤne Exempel deß Tapfferen Hochanſehli - chen Superintendenten Joſephs im Alten Teſta - ment / welchen Pharao nicht allein ſetzete zu einem Herrn vber ſein Hauß / vnd zum Herſcher vber alle ſeine Guͤt - ter / ſondern daß er ſeine Fuͤrſten vnterweiſete nach ſeiner weiſe / vnd ſeine Elteſten Weißheit lerete / wie der 105. Pſalm bezeuget. Alſo wird mit ehren gedachtPſalmo 105 ꝟ. 23. deß fromen Obadiæ, zu zeiten deß Propheten Eliæ, deß fromen Ebedmelechs, zu zeiten des Propheten1. Reg. 18. Ierem. 38. Hieremiæ, welches rechte Prieſter Freunde wahren / die zur zeit der Verfolgung / den Frommen vnd beſten - digen Jſraeliten groſſen vorſchub thaten / wie darvon die Schrifft zu leſen. Vnd ob ſie gleich bißweilen in Hun - gers noth / Armuth / Kum̃er vnd groſſes Elend gerahten / wie ſolches die traurigen Exempel Eliæ, Elizæi, Jere -Mich. 7. Pſalmo 91. Num. 16. 1. Sam. 17. 18. 19. 20. & 23. & ſeq. 1. Reg. 18. Dan. 6. Ierem. 1. miæ vnd Danielis bezeugẽ / ſo wil er ſie doch nicht verſeu - men / vielweniger aber verlaſſen / wie der Geiſt Gottes bezeuget in der Epiſtel an die Hebreer am 13: Sondern jhre Sache dermaſſen heraußfuͤhren / daß er ſie wieder zu groſſen Ehren bringet / dz ſie entweder erlebẽ jhrer Feinde Todt / wie Moſes, David, Elias, Jeremias, Daniel, oder weiß ſonſten die ſeinen wunderlich zu erretten / macht ſie fuͤr jhren Feinden zur Feſten Stadt / zur eyſernen Seule / zur aͤhrenẽ Mauer / das ob gleich die FeindeHein -56Chriſtliche Leichpredigt.einhellig wider manchen fromen Prediger ſtreiten vnd ſtuͤrmen / dz ſie doch nichts außrichten / wie Gott troͤſtlich dem Propheten Ezechieli verheiſchet c. 2. weñ er ſaget: Das gantze Hauß Jſrael hat eine harte Stirne vnd verſtockte Hertzen / Aber doch habe ich dein Angeſicht hart gemacht gegen jhrem Angeſicht / vnd deine Stir - ne gegen jhrer Stirne / Ja Jch habe deine Stirne ſo hart als einen Demant / der haͤrter iſt als ein Felß gemacht / darumb fuͤrchte dich nicht / entſetze dich auch nicht fuͤr jnen / daß ſie ſo ein vngehorſam Hauß ſind.
Soll man auch predigen Juſtis, den Gerech - ten / verſtehet In Morte, daß Sie es gut haben in Jh - rem Tode / Denn es leſt GOtt ſolche Heilige Frome Maͤnner offtmahls zeitlich ſterben / vnd eylet mit jhnen / auff daß Sie je eher je beſſer zur Ruhe kom̃en / denn Sie gefallen Gott wol / werden hingeruckt / daß die Boßheit jhren Verſtand nicht verkehre / noch falſche Lehre jhre Seele betriege / Denn die boͤſen Exempel verfuͤhren vnd verderben einem das Gutte / vnd die reitzende Luſt ver - kehret vnſchuldige Hertzen / wie im Buͤchlein der Weiß - heit am 4. Capittel geſchrieben ſtehet. Da nimmet ſie GOtt offtmahls hinweg / damit jhre Augen nicht ſehen doͤrffen das groſſe Vngluͤck / damit in offentlichen Land - ſtraffen vnd Plagen offt eine gantze Stadt / oder auch wol ein gantzens Land anheimgeſuchet wird / wie wir ein ſchoͤnes Exempel haben an dem tapfferen Koͤnige Joſia,ꝟ. 16. & 17. welchen Gott durch die Prophetin Huldam, 2. Rag. 22. anzeigen ließ: Sihe Jch wil dich zu deinen Vaͤ - tern verſamlen / daß du mit friede in dein Grabgeleget57Crhiſtliche Leichpredigt.geleget werdeſt / auff daß deine Angen nicht ſe - hen das Vngluͤck / daß Jch vber dieſe Stadt bringen wil. Alſo errettet ſie GOtt offtmahls fuͤr dem Stricke des Jaͤgers / vnd fuͤr der ſchedlichen Peſti - lentze / er decket ſie mit ſeinen Fittichen vnd Fluͤgeln / wie der 91. Pſalm bezeuget / Denn ſeine Warheit iſt Schirm vnd Schilt. Danher der Alte Lehrer Augu -l. 6. de vi - ta Chriſti cap. 10. ſtinus troͤſtlich ſaget: Quemadmodum impii tollun - tur, ne diutiùs bonos perſequantur, ita Boni ante tempus avocantur, ne diutiùs â noxiis vexentur. Alſo verkuͤrtzet Er jhnen offtmahls jhre Schmertzen / laut des 41. Pſalmes / Daß er ſich jhrer annimmet vnd errettet zur boͤſen Zeit / Er erquicket ſie auf jhrem Siech - bette / vnd huͤlfft jhnen von aller jhrer Kranckheit / daß ſie den Todt nicht ſchmecken / wie Johann am 8 geſchrie - ben ſtehet / Sondern[ſelig]hindurch dringen in das ewige Leben / wie der HErr ſelber redet / Johan an 5.
Da hoͤret man denn mit verwunderung / wie ſolche frome tapffere Maͤnner mit Fried vnd Frewd nehmẽ jhren Abſchied mit dem Fromen Simeone / Luc. 2. getroſt dahin fahren / vnd mit S. Paulo den Todt fuͤr einen groſſen Gewin achten / ad Philip. c. 1.
Sie ſagen mit Aſsaph im 73. Pſalm / Wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden / vnd ob mir gleich Leib vnd Seele verſchmachtet / ſo biſtu doch Gott allezeit meines Hertzens troſt vnd mein theil. Jch kan hier nicht fuͤruͤber / ich muß gedencken deß Hoch - begabten Tapffern vnd wolverdienten Predigers zu Breßlaw / H. Lucæ Pollionis, welcher auch vnter die Superintendenten vnſers Vaterlandes Schleſien / we -H ijgen58Chriſtliche Leichpredigt.Videatur concio fu - nebris Franciſci Vierlingij. gen ſeiner Kunſt / groſſen. Gaben vnd geſchuͤckligkeit zu zehlen iſt / Derſelbe alß er ſterben ſolte / ſprach er kurtz fuͤr ſeinem Ende: Jetzt gehe ich in das ewige Lebẽ. Alſo ſind vielen vnter Euch bekand die ſchoͤnen letz - ten Worte / welche vnſer voriger Hochgeehrter VaterSic D. Hi - eronymus moribun - dus dixit, Ecce ad Te venio Ieſu, ſuſcipe quem tuo recupera - ſti ſangvi - ne, & Eo - banus Heſ - ſus Poeta Optimus; Adſcendã ad Domi - num me - um. vnd Superintendens, Herr M. Samuel Heinnitzius kurtz fuͤr ſeinem Ende zu ſeinen lieben Kindern vnd Freunden ſagte:
‘Claudam oculos moriens, ne plura pericula ſecli Damnaꝙ ſint oculis, conſpicienda meis. ’ ()Endlich erfodert Goͤttliche Majeſtaͤt / daß man auch predigen ſoll De Juſtis, von den Gerechten / daß Sie es ſehr gutt haben nach dem Tode / denn da folgen jhnen jhre Werck nach / wie ſolches die gehei - me Offenbahrung S. Johannis bezeuget / cap. 14. Sie gelangen da zu dem groſſen fetten Mahl / welches vn - ſer Prophet Eſaias. c. 25. & 65. beſchreibet / Das GOtt werde allen. Voͤlckern anrichten ein. Mahl von rei - nem Wein / dariñen keine Hoͤfen ſind / Da er werde den Todt verſchlingen ewiglich / vnd die Thraͤnen von allen Augen abwiſchen / vnnd wird auffheben die Schmach ſeines Volcks / Da werden die trewen vnd fleißigen Knechte Gottes Eſſen / Trincken vnd froͤlichcap. 65. ꝟ. 13. 14. ſeyn / da denn GOtt einen newen Himmel vnd newe Erde ſchaffen wird / daß der vorigen nicht mehr ſoll ge - dacht werden / Da werden ſolche Gerechten eſſen von den Fruͤchten jhrer Wercke / Sie werden da geſetzt werden zu dem Tiſche da die drey General Superinten -denten59Chriſtliche Leichpredigt.denten des Alten Teſtaments / Abraham / Jſaac vnd Jacob ſitzen / wie der HErr Chriſtus Matthei am 8. vertroͤſtet: Sie werden ſehen die Zwoͤlff General Superintendenten des Newen Teſtaments auff jhrẽ 12. Thronen vnd zwoͤlff Stuͤlen ſitzen / Matth. 19. Sie werden mit frewden ſehen die 124000. Elte - ſten / welche verſiegelt ſind von allen Geſchlech - ten der Kinder Jſrael / Apoc. 7. Ja ſie werden ge -ꝟ. 4. 5. langen zu dem rechten Berge Zion / vnnd zu der Stadt des lebendigen Gottes / zu dem himliſchen Hieruſalem / vnd zu der Menge vieler Tauſend Engel / vnd zu der gemeine der Erſtgebohrnen die im Him -Heb. 12. ꝟ. 22. & 23. mel angeſchrieben ſind / Vnd zu den Geiſtern der vollkom̃enen Gerechten. Fuͤr allen dingen aber werden ſie Gott ſchawen wie er ſelber iſt / Hæc enim eſt æterna vita, ut cognoſcant Te ſolum verum Deum & quem miſiſti Jeſum Chriſtum, Das iſt das ewige Leben / daß Sie dich / der du allein wahrer Gott biſt / vnd den du geſand haſt Jeſum Chriſtum recht erkennen / wie der HErr deutlich lehret Johan am 17. Auß welchen wort - ten der beruͤhmbte Theologus H. Chytræus ſeine mi -Chytræus in propoſi - tionibus diſputatis A. C. 1561. propoſi - tione 149. randam definitionem vitæ æternæ genommen: Erit vita æterna, conſpectus Dei, in quo Eccleſia reſuſci - tata ex morte & prorſus ab omni peccato liberata coràm intuebitur eſſentiam & voluntatem totius di - vinitatis, æterni Patris, Filij & Spiritus Sancti, & nova ac perpetuâ luce, ſapientia, juſtitia, vita & læti - tia æterna â Deo, qui erit omnia in omnibus comple -H iijbitur60Chriſtliche Leichpredigt.bitur & viciſsim Deum celebrabit, Das ewige Leben wird ſein ein hell vnd klar anſchawen Gottes / in wel - chem die wahre Kirche / die im rechten Bekaͤndniß vnd anruffung des lebendigen Sohnes Gottes ſeliglich ein - geſchlaffen / vom Tode wieder erwecket / vnd von allen Suͤnden / Jammer vnd Hertzenleid gantz vnd gar erloͤ - ſet / wird in gemeinſchfft der heiligen Dreyfaltigkeit / Engeln vnd Außerwehleten GOTT / den ſie in einem Spiegel im dunckeln Wort / im glauben vnd hoffnung geſehen / in einem hellen Liecht von Angeſicht zu Ange - ſicht anſchawen / vñ ſein einig Goͤttlich weſen dreyfach in Perſonen / vnnd gnaͤdigen Willen / ſampt den hohen wunderbahren Rath der Erſchoͤpffung vnd Erloͤſung vollkom̃entlich erkennen / vnd mit newer vnd goͤttlicher Klugheit / Weißheit Gerechtigkeit / Lob vnd Frewde er - fuͤllet werden / dafuͤr ſie GOtt ferner preiſen / vnd Lob / Ehre / Preiß vnd Danck ewiglich ſagen wird.
O Bedencket dieſes alles Jhr meine gelieb - ten Zuhoͤrer / betrachtet den Todt Ewers ſeli - gen Herrn Pfarrers vnd Superinten - dentens 1. Als ein zorn Zeichen / Denn Gott dreuet gewiß damit vns allen / dieweil er dieſen Tapfferen Leh - rer vnß ſo zeitlich entzogen / Denn ein verſtaͤndiger Mañ iſt gewiß eine tewere Seele / wie Proverb. 16. geſchrieben ſtehet / Vnd wenn Gott einem Lande wol wil /ſo61Chriſtliche Leichpredigt.ſo giebet Er demſelben ſolche taugliche nuͤtzliche Maͤnner / Er hat aber ohne allen zweyffel Jhn weg - gerafft fuͤr dem Vngluͤck / daß er keme zum rechten Frie - de / wie vnſer Prophet Eſaias redet / c. 56. Vnd ſollen