Donatus Scholæ Chriſtianæ:‘Chriſte AMO te, DOCEO, LEGO & AUDIO, te FERO Chriſte Ut ſis ergo meus, SUM, VOLO, FIO tu[us]. ’
Denen HochEhrwuͤrdigen / Wol - Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten / Herrn Ludwigen von Lochow / Domherrn vnd Cellario der PrimatErtzbi - ſchoͤfflichen Kirchen zu Magdeburg / auch Dom - Probſten zu Brandenburg / vff Zeitz / ꝛc. Herrn Heinrichen v. Lochow / Domherrn der hohen Biſchoͤffli - chen Stiffts Kirchen zu Halberſtadt / Auch Canonico vnd Theſaurario, des CollegiatStiffts S. Nicolai in Magdeburgk / vff Seedorff etc. Denn auch Georgen von Lochow / Vff Nenhauſen Erbſaſſen / Meinen inſonders guͤnſtigen lieben Herrn / reſpectivè Gefattern / groſſen Patronis vnd wolgeneigten Freunden allerſeits. A ijGot -[4]Vorrede. GOttes Gnad / durch Chriſtum / in des Heiligen Geiſtes Krafft / ſambt williger Erbietung mei - nes andaͤchtigen Gebets / vnnd aller moͤglichen Dienſtwilfahrigkeit / jederzeit bevorn.
HOch Ehr wuͤrdige / WolEdle / Geſtrenge vnd Ehrenveſte / inſonders guͤnſtige liebe Her - ren vnd Patroni, Es hat A. C. 1130. vnd alſo fuͤr jene fuͤnff - hundert Jahr gelebet / ein gar gelahrter vnd frommer Mann / genant: Bern - hardus Morlanenſis, Ordinis Cluniacenſis Mona - chus, welcher ein ſehr ſchoͤnes Buͤchlein de Va - nitate Mundi, mit gar lieblichen Verſibus leoni - nis durchſpicket / hinterlaſſen / Vnd ſaget er in ſolchem ſeinem Buͤchlein / von dieſes Lebens nichtiger Eitelkeit vnd eiteler Nichtigkeit / vn - ter andern auch alſo:
‘’ ()A iijSind[6]Vorrede.Fallitur inſipiens Vitæ præſentis amore,Sed novit ſa piens quanta ſit plena dolore,Quicquid formoſum Mundus gerit & ſpe -(cioſumFloris habet morem, cui dat natura ca -(lorem,Mox[5]Vorrede.Mox ut ſiccatur, totus color annihilatur,Regia majeſtas, omnis terrena poteſtas,Proſperitas rerum, ſeries longinqua die -(rumIbit absꝙ́ morâ, cum mortis venerit hora.Noſti quippe ſatis quam nil ferat utili -(tatis,Prædia terrarum, poſſeßio divitiarum,Fabrica murorum, grandis ſtructura do -(morumGloria menſarum, cum deliciis epularum,Inſignesꝙ́ thori, pariterꝙ́ Scyphiꝙ́ decori,Reſplendens Veſtis quæ moribus obſtat ho -(neſtis,Grex armentorum, ſpacioſus cultus agro -(rumFertile vinetum diverſâ vite repletum,Gratia Natorum, dilectio dulcis eorum,Cuncta relinquentur, nec poſt hæc inve -(nientur.
Sind fuͤrwar ſehr ſchoͤne Verßlein / wel - che Jch dieſes Orths widerholen wollen / vmb des wolſeligen Herrn Cuͤnen von Lo - chow / Ewres geliebten Vettern / vnd mei - nes hochgeehrten Herrn vnnd Gefattern willen.
Denn Seine HochEhrwuͤrde / die ha - ben nicht allein obgedachtes Buͤchlein Bernhardi Morlanenſis einsmahls Mir ge - ſchencket / welches daher treffach lieb Jch habe / Sondern der liebe wolſehlige from - me Herr / ob Er gleich in dieſem Leben / durch GOttes milden Segen / reichlich ge - habt hat faſt alles das jenige / was Morla - nenſis in angezogenen Verßlein nacheinan - der erzehlet / So iſt dennoch vnſer ſehliger Herr CUNO auch geweſen ein ſolcher Sa - piens, welcher ſich nicht hat bethoͤrẽ laſſen / mundi hujus amorem, Er hat wol geſehen vnd erkant fallacem hujus ſeculi florem, Er hat gegen dem Himliſchen vnnd Ewigen Gut nichts geachtet / weder prædia terrarum noch poſſeſſiones divitiarum, in letzter ſeiner Schwachheit / was achtet ſehliger Herr CUNO murorum fabricam? was achtet Er domorum ſtructuram? da galt bey jm nichtsgloria[7]Vorrede. gloria menſarum, vielweniger achtet Er de - licias epularum, Es begab ſich je der liebe fromme Herr der jrrdiſchen Ding gaͤntz - lich / Er trachtet nach den Himliſchen Guͤ - tern ſehnlich / ja es war der grundtfromme Menſch zum ſeligen Abſchiedt dermaſſen begierig vnd wilfaͤhrig / daß Jch derglei - chen Patienten niemahln geſehen.
Welches heiligen vnd ſeligen Abſchie - des denn / gleich wie in gehaltener Leich - Predigt mit mehren erwehnet worden / al - ſo iſt dieſelbe numehr von Mir / mit eygenen meinen Haͤnden / von Wort zu Wort eben alſo mundiret, wie ſie gehalten worden / vnd weiß Jch nicht anders / als daß ſolche Pre - digt E. E. HochEhrwuͤrden vnd E. Ge - ſtrengkeit gebuͤhre vnd zuſtehe. Wil dem - nach dieſen Sermon Euch meinen Groß - guͤnſtigen lieben Herrn vnd Patronis, hie - mit demuͤtigſt offeriret vnd fleiſſigſt gebe - ten haben / Sie damit guͤnſtig vorwillen nehmen wolten / wollen auch Mir vnd den meinigen in beſtaͤndiger Gunſt vñ Freundt - ſchafft wol gewogen ſeyn vnd bleiben / das verſchulde Jch alle mahl ſo willig als bil -lig /[8]Vorrede. lig / Vnd wil hiemit E. E. HochEhrw. vnd E. Geſtr. Gottes Vaͤterlichem Obhalt trewlichſt empfolen haben. Magdeburgk 11. Julij, Anno 1623.
E. E. HochEhrw. vnd E. Geſtr. Allezeit Williger Reinhardus Bakius D. DomPrediger.
Den Text zu vorſtehen - der Adelichen Leichpredigt / be - ſchreibet der heilige Apoſtel Paulus / in ſei - ner Epiſtel an die Roͤmer am 14. Cap. mit nachfolgenden Worten:
VNſer Keiner lebt jhm ſelber / vñ keiner ſtirbt jhm ſelber / leben wir / ſo leben wir dem Herꝛn / ſterben wir / ſo ſterben wir dem Herꝛn / Darumb wir leben oderBſter -[10]Chriſtliche LeichPredigt /ſterben / ſo ſind wir des HErꝛn / Denn dazu iſt Chriſtus auch geſtorben vnd aufferſtanden / vnd wider lebendig worden / daß er vber Todte vnnd Lebendige ein HERR ſey.
JM Propheten Jeremia am 48. Capitel (Geliebte / etc.) fuͤhret der groſſe vnnd lebendige GOtt vnter andern auch ſolche Wort / daß er ſpricht von den Kindern Mo - ab: Lieber habt doch ein Mitley -den[11]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. den mit jhnen / die jhr vmb ſie her wohnet / vnd die jhr jren Namen kennet / ſprecht doch: Quomodo fracta eſt virga fortis & baculus glo - rioſus; Wie iſt die ſchoͤne Ruthe vnd der herrliche Stab ſo zerbro - chen?
Welche ſchoͤne vnd wolbekante Wort Gottes des HERRN denn / G. F. wenn ſie recht angeſehen vnd wol betrachet wer - den / ſo befindet ſichs daß es ſeyn: Verba de tempore, ſolche Wort / welche auff ge - genwertige / Adeliche vnd Hochanſehnliche Leichbeſtattung gar artig ſich reimen vnd ſchicken. Dann der weilandt HochEhr - wuͤrdige / Geſtreng vnd WolEdle HerrDer von Lochow Sehliger: Virga for[-]〈…〉〈…〉i〈…〉〈…〉 & bacu - lus glorie - ſus. Cuno von Lochow / dieſer vnſer Primat Ertzbiſchoͤffliche Kirchen zu Mag - deburg Dom Herr vnnd ViceDominus, auch Domprobſt zu Havelberg / auff Rein - ſperg Erbſeſſen / Mein inſonders guͤnſti - ger Herr / groſſer Patron / lieber Gefatter /B ijvnd[12]Chriſtliche LeichPredigt /vnd ſehr werther Hochgeehrter Freundt / was war er anders / als eben Virga fortis & Baculus glorioſus, ein ſehr ſchoͤner vnd herrlicher Stab dieſer vnſer Dom Kirchen? Herrlich war dieſer Stab / wegen ſeines Vhralten Adelichen Geſchlechts: Herrlich war dieſer Stab / wegen Geiſtlicher Dignitet / Hochheit vnd Eminentz: Herrlich war dieſer Stab / we - gen ſonderbahrer Pietet vnd Froͤmmigkeit: Herrlich war dieſer Stab / wegen Kunſt / Erfahrung / Dexteritet vnnd Geſchicklig - keit: Herrlich war dieſer Stab / wegen freundtlicher vnnd friedliebender Saufft - muth: Herrlich war dieſer Stab / wegen Liberalitet vnd freygebiger Mildigkeit: Ja herrlich war dieſer Stab / wegen der ſchoͤnen Bluͤte ſeines Alters / welches noch nicht allerdings auff 40. Jahr ſich erſtre - ckete: Vnd in Summa / vnter den zwoͤlff Staͤben / welche Moſi von den Kindern Jſrael ſind gereichet worden / gleich wie des frommen Aarons Stab / gruͤnete / bluͤ -hete[13]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. hete vnd Mandeln truge / Num. 17. Ebe - ner maſſen / vnter den zwoͤlff Herrn Capi - tularen, des Loͤblichen Primat - vnd Ertz - ſtifftes Magdeburgk / meinen allerſeits Gnaͤdigen vnd großguͤnſtigen lieben Her - ren / wie lieblich hat bißher floriret / gegruͤ - net vnd gebluͤhet / ſeliger Herr Cuno von Lochow / deſſen verbliechene Leich wir vor vns haben! Aber / Ach leyder / Quomodo fracta eſt Virga hæc fortis & Baculus hic glorioſus? Dieſe ſchoͤne Ruthe vnd dieſer herrliche Stab / wie iſt er ſo baldt zerbrochen? Die - ſer junge Mann / dieſer fromme vnd Gott - ſelige Mann / dieſer geſchickte vnd erfahrne wolbegabte Mann / ja dieſer freundliche / friedfertige vnd gutthaͤtige tapffere Mann / wie iſt er ſo ſchleunig von vns abgefordert worden? Lieber die jhr vmb vns her wohnet / habt doch ein Mitleyden mit vns / vnd die jhr vnſern Na - men kennet / ſprecht doch: VirgaB 3fortis[14]Chriſtliche LeichPredigt /fortis & baculus glorioſus, quomodo fractus eſt; Die ſchoͤne Ruthe / vnd der herrliche Stab / wie iſt er ſo baldt zerbrochen? Antwort: A Deo qui diligitur, maturiùs is moritur, wen GOtt lieb hat / der ſtirbet baldt / vnd wird in dieſer Welt nicht alt: Der Gerechte / weil er Gott gefellet / vnd iſt jhm lieb / ſo wird er zeitig auß dieſem Leben weggenommen / Sap. 4. Die Frommen werden fuͤr dem Vngluͤck weggerafft / vnd welche richtig fuͤr ſich gewandelt haben / die kommen zum Friede / vnd ruhen in jhren Kammern / Eſa. 56. Ja in dieſen boͤſen / ge - fehrlichen vnd beſchwerlichen Zeiten / wol dem Menſchen / welchem geſagt wird vom Allerhoͤchſten: Mein Volck / gehe hin in ei - ne Kammer / vnd ſchleuß die Thuͤr nach dir zu / verbirg dich ein klein Augenblick / biß daß mein Zorn fuͤruͤber gehe / Eſa. 26.
Derwegen / dieſe ſchoͤne Ruthe vnd dieſer herrliche Stab / der vonLochow[15]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. Lochow ſeliger / ob er gleich fruͤezeitig zer - brochen vnd von vns weggenommen iſt / ſo muß es dennoch numehr heiſſen: Sit mo - dus in rebus, jam mœſta quieſce quere - la! Lieber die jhr vmb vns woh - net / vnd die jhr vnſern Nahmen kennet / wuͤnſchet doch nebenſt vns dem ſelig Verſtorbenen eine ſanffte Ruhe / vnd froͤliche Aufferſtehung / ja ſaget ſambt vns: Dominus dedit, Dominus abſtulit, ſicut Domino placuit, ita factum eſt, ſit nomen Domini benedictum, Der HERR hatte vns dieſen herrlichen Stab gegeben / der HERR hat vns jhn genommen / wie es dem HERRN gefal - len! alſo iſts geſchehen / des HErrn Nahm ſey gelobet vnd gebenedeyet.
Wenn nun demſelben allen ſo / G. F. vnd aber der ſehlige Herr von Lochow den jtztverleſenen Apoſtoliſchen Spruch zum Text ſeiner vorſtehenden Leichpredigt ſelbſt / beydes Schrifft - vnd Muͤndlich / beramethat /[16]Chriſtliche LeichPredigt /hat / als wollen wir auch denſelben / ohne weitern Eingang zur Hand nehmen / vnnd kuͤrtzlich drauß betrachten: Arcanum Chriſtianorum triplex, Ein driefa - ches Geheimniß oder Kunſtſtuͤck / welches zwar aller Welt verborgen iſt / frommen Chriſten aber denen iſts in Got - tes Wort entdecket vnd offenbahret / ſambt dem / ſo hiebey allerſeits zu mercken vnd wol in acht zu nehmen / das wird vor dieſes mahl vnſer Predigt ſeyn: CHRiſtus Jeſus ein HErr vber die Lebendi - gen vnd di〈…〉〈…〉 Todten / verleyhe ſeines Geiſtes Krafft / damit es ja ohne Nutz vnd Frucht vnter vns nicht abgehen moͤge / Amen.
WAs nun dieſen vnſern jtzt - verleſenen Apoſtoliſchen Text an - langet vnd betrifft / G. F. in demſel - ben findet ſich Anfangs / ein ſchoͤnes Kunſt - ſtuͤcklein / welches wil: Quod homo nonſibi[17]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. ſibi ſed Deo vivere debeat; Das ein Menſch leben ſolle / nicht jhm ſelbſten / ſon - dern Gott dem HErrn / Jnmaſſen denn S. Paulus ſaget: Vnſer keiner lebet jm ſelber / ſondern leben wir / ſo leben wir dem HErrn. Freylich iſt dieſes ein ſolches Myſterium, ein ſolches Geheim - nuͤß / ja ein ſolches Kunſtſtuͤcklein / welches ſehr vielen Menſchen verborgen vnd aller - dings vnbekant iſt:Deo non vivunt
Denn ein Epicurer der ſolte zwar Gott dem HErrn leben / aber der lebet jhm1. Epicuræi. ſelber / ſintemahl Epicuriſche Hertzen jhr Leben zuſchreiben / nicht Gott dem HErrn / ſondern entweder dem blinden Fato, oder je jhren Eltern / oder doch bloſſen Natuͤrli - chen Vrſachen / deßwegen ſie ſagen: Caſu nati ſumus, wir ſind ohn Gefehr gebo - ren / vnd fahren ohn Gefehr wieder da - hin / als weren wir nie geweſen / Sap. 2.
Deßgleichen Wolluſtige vnd Sar -2. Voluptuoſi danapaliſche Menſchen die ſolten zwarCGott[18]Chriſtliche LeichPredigt /Gott dem HErrn leben / aber ſie leben jhnen ſelbſten / vnd vermeinet ein Voluptuoſus, diß zeitliche Leben ſey nur deßwegen jhm zu - getheilet / daß er freſſen / ſauffen / raſen / qua - ſen / vnd ſeinem Hertzen eine Frewden Meye nach der andern auffſtecken ſolle / Darumb wann der reiche Mann recht leben wolte / denn lebte er alle Tag herrlich vnd in Frew - den / Luc. 16. Deßgleichen jener gute Schlu - cker der lieſſe je auff ſein Grab ſchreiben die - ſe Wort: Vixit dum vixit benè, & qui i ta vivunt, non multum juvant hære - des, Als dieſer lebte / da lebte er wol / ſeines Guts ſich Niemandt frewen ſol: Ja noch heutiges Tages / wie viel ſind derer Leute / welche nicht leben koͤnnen / wo ſie nicht ſtets / wie die Ente / im Naſſen leben / Das heiſt aber nicht dem HERRN / ſondern jhm ſelbſten leben / ja das heiſt in Wolluͤſten lebendig todt ſeyn / wie Paulus redet / 1. Tim. 5.
3. Avari. Deßgleichen geitzige Leute die ſolten zwar dem HERRN leben / ſie leben aberauch[19]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. auch jhnen ſelbſten! ſie ſcharren nur auff jh - ren Kuchen / ja ſie dienen / durch jhr gantzes Leben / weder Gott noch dem Nechſten / vnd ſind daher entſtanden die boͤſen Sprich - woͤrter / daß man ſaget: Proximus ego - met mihi, Jch bin mir ſelbſt der Nechſte / daß man ſaget: Tunica pal - lio propior, Das Hembd iſt mir naͤher als der Rock / daß man ſaget: Dilige ſic alios, ut ſis tibi fidus amicus, Ein jeglicher fuͤr ſich ſelbſt / vnnd Gott fuͤr vns alle / Das heiſt noch - mahln nicht dem HERRN / ſondern jhm ſelbſt gelebet.
Ja alle Gottloſe boͤſe Menſchen / die ſol -4. Omne - impij. ten zwar dem HERRN leben / ſie leben a - ber jhnen ſelbſten / das iſt / verruchte Leute die dancken GOtt dem HERRN nicht fuͤr diß zeitliche Leben / ſie bitten Gott nicht vmb ein langes Leben / ſie ſprechen nicht in jhrem Vornehmen: Ob Gott wil / vnnd wofern wir leben / Jac. 4. ſie ſtellen jhr Leben nichtC ijan[20]Chriſtliche LeichPredigt /an nach Gottes Willen vnd Geboten / ja gottloſe Leute die verkuͤrtzen jhnen gemein - lich ſelbſt das Leben / Vnd in ſumma: Do - mino vivere, dem HERRN leben / das iſt ein ſolches Myſterium, ein ſolches arcanum, ja ein ſolche[ſ]Kunſtſtuͤck vnd Ge - heimnuͤß / welches gar nicht verſtehen / we - der die Epicurer / noch die Wolluͤſtige / noch die Geitzige / noch alle Gottloſe Menſchen:
Domino vivunt o - mnes pij. Jm Gegentheil aber / fromme / Gottſe - lige vnd rechtgleubige Chriſten / die wiſſen einig vnd allein / wie ſie leben ſollen / non ſi - bi, ſed Domino, nicht jhnen ſelbſten! ſon - dern dem HERRN. Fromme Hertzen die ſchreiben jhr Leben zu / nicht dem blinden Fato, auch nicht nur jhren Eltern / vnd an - dern Natuͤrlichen Vrſachen / ſondern viel - mehr dem groſſen vnd lebendigen GOtte / welcher iſt vnſer langes Leben vnnd hohes Alter / Deut. 30. Er hat vns Leben vnd Wolthat geben / Job. 10. Er hat vns ge - macht / vnd nicht wir ſelbſt / Pſal. 100.
Jn[21]Auß der Epiſtel Pault / Rom. 14.Den Leib / die Seel / das Leben /Hat Er vns allen geben /Actor. 17.Jn jhm leben / ſchweben vnnd ſind wir /
Nebenſt dem / ein frommer Chriſt / der ſtellet ſein Leben an / GOtt zu Ehren vnd dem Nechſten zum beſten / jmmerdar ſeuff - tzend:
Ja / ein frommer Chriſt der befihlet je taͤg - lich ſein Leib vnd Leben Gott dem HErrn / jmmerdar ſprechend:
Das alles heiſt / Vivere non ſibi, ſed Do - mino, nicht jhm ſelbſt / ſondern dem HErrn leben. Vnd iſt demnach dieſes das erſte Ar - canum, Geheimnuͤß oder Kunſtſtuͤcklein /C iijwel -[22]Chriſtliche LeichPredigt /welches ſich findet in vnſerm Apoſtoliſchem Spruch:
‘’ ()‘Vive diu, ſed vive Deo, nam vivere[Mundo,Mortis opus, vera est, vivere, vita,[Deo:
’ ()Wer leben wil / der lebe GOtt /Wo nicht / ſo iſt er lebendig todt.
JNmaſſen denn diß erſte Ar - canum Chriſtianum vnd Kunſt - ſtuͤcklein gar wohl verſtanden vnd fleiſsig practiciret hat / der ſelige Herr Cuno von Lochow / deſſen verblichene Leich wir fuͤr vns ſehen. Es hat derſelbe ſein Le - ben zugeſchrieben / nicht dem blinden Gluͤck / auch nicht nur bloſſen vnd Natuͤrlichen Vr - ſachen / ſondern vielmehr dem Allerhoͤch - ſten Gott / welcher auch jhm Leben / Odem / vnd Wolthat gegeben hat / durch Adelichegar[23]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. gar vornehme Eltern vnnd Anherrn / mit welchen ſichs alſo verhelt:
Der ElterVater vnſers ſelig Ver -Elter - Vater. ſtorbenen iſt geweſen / der Edle / Geſtreng vñ Ehrnveſt auch Cuno von Lochow / vff Nenhauſen Erbſeſſen / deme vermaͤhl[et]geweſen / die Edle vnd VielEhrentugentrei - che Fraw / Anna / Geborne von der Hage / Friederich von der Hage / vff hohen Nawen / Eheleibliche Toch - ter.
Der GroßVater vnſers ſelig Ver -Groß - Vater. ſtorbenen war Heinrich von Lochow / vff Nenhauſen / dem verehliget worden / Fraw Anna / Geborne von Broͤſi - cke / Thomas von Broͤſicken / vff Koͤtzuͤer Eheleibliche Tochter.
Der Vater aber vnſers ſeligen HerrnVater vnd Mutter. Cuͤnen iſt geweſen / der Edle / Geſtreng vnd Ehrnveſt: Caſpar von Lochow / vff Nenhauſen / dem vertrawet worden /die[24]Chriſtliche LeichPredigt /die Edle vnd VielEhrentugentreiche Fraw Anna / Geborne von der Hag / Arn - ten von der Haag / vff hohen Na - wen / Eheleibliche Tochter: Vnd haben die - ſe Adeliche Eheleut / in wehrendem Matri - monio, durch Gottes Segen mit einander erzeuget vier Kinder / zwene Soͤhne nemb - lich / vnd zwo Toͤchter.
Soror De - functi 1.Die erſte Tochter / domahln Jungfraw ANNA, Geborne von Lochow / iſt Ehelich beygelegt worden / dem Edlen / Geſtrengen vnnd Ehrnveſten / Friederichen von Knoͤblauch / auff Peſſten vnd ho - hen Fergeſer Erbſeſſen / wohnen beyder - ſeits dieſer Adelichen Leichbeſtattung jhres lieben ſeligen Brudern vnnd Schwagern trawrig bey / Gott wolle ſie / nebenſt den jh - rigen / bey guter Geſundtheit / Adelichem Wolſtandt / vnd aller gedeylichen Proſpe - ritet lang erhalten.
Soror 2.Die ander Schweſter vnſers ſelig Ver - ſtorbenen war: Hypolita / Geborne vonLochow /[25]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. Lochow / welche vermaͤhlet worden / dem Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten: Al - brechten von Arnſtedt / Fuͤrſtl. Mag - deburgiſchem Haͤuptmann zu Hoͤtenſchle - ben vnd Sommerſchenburg / vff Hohen Ztatz / aber im Kindbet / vnd zwar an den Maſern / womit ſie nach Gottes willen be - fallen / iſt dieſe Adeliche Matron verſtor - ben / vnd ſambt jrem Soͤhnlein in die Kirch zu Hoͤtenſchleben begraben worden.
Der Bruder vnſers ſelig Verſtor -Frater. benen iſt geweſen Chriſtoff-Heinrich von Lochow / Ertzbiſchoͤfflicher Mag - deb. Haͤuptmann zu Dreyleben / welcher Anno 608. an einer im Leib jhm geſprun - genen Ader ſelig verſtorben / vnd zu Drey - leben in die Kirch / bey Volckreicher Verſam - lung / iſt begraben worden.
Endlich betreffendt vnſern ſeligen Herrn Cuͤnen / der iſt in dieſe Welt geboren wor -Natus. den / A. C. 1583 gleich am Pfingſt Mon - tag / vnd alſo / omine ſatis fauſto, im Feſt GOttes des werthen H. Geiſtes / welcherDauch[26]Chriſtliche LeichPredigt /auch bald drauff / im ſeligen Badt der Wie - dergeburt / reichlich vber jhn iſt außgegoſ - ſen worden / durch Jeſum Chriſtum vnſern Heyland / Tit. 3. Vnnd hat Warlich von ſolcher Zeit an der ſehlige Herr Cuno gele - bet / non ſibi ſed Domino, Nicht jhm ſelbſten / Sondern dem HErrn / Jnmaſſen gnugſam erſcheinet / auß ſeiner Loͤblichen Aufferziehung: auß ſeinem ge - fuͤhrten Ehrenſtandt: ſo wol auch auß ſei - ner taͤglichen Lebens Vbung.
Educatu[ſ]. Anlangendt die Education vnd Auff - erziehung vnſers ſelig Verſtorbenen / ſo iſt Herr Cuno ſeiner lieben Mutter frůezeitig beraubet vnd zum Waͤyßlein worden / do er kaum 5. oder 6. Wochen alt geweſen / Aber du HERR ſiheſt an das Jammer vnd E - lendt / die Armen befehlens dir / Du biſt der Waͤyſen Helffer / Pſal. 10. Darumb ſtracks im 6. Jahr ſeines Alters / da iſt ſeliger Herr Cuno hieher naher Magdeburg verſchickt worden / zu ſeinem hochgeehrten hertzlieben Vettern / dem HochEhrwuͤrdigen / Geſtren -gen[27]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. gen vnd WolEdlen / Herrn Ludewigen von Lochow / dieſer PrimatErtzbiſchoͤff - lichen Kirchen zu Magdeburgk DomDe - chanten / Chriſtſeliger Gedechtnuͤß / der denn vnſern Herrn Cünen, nebenſt ſei - nen geliebten Vettern / Herrn Ludewigen / numehr allhie zu Magdeburg / vnd Herrn Heinrichen von Lochow / jtzt zu Halberſtadt Domherrn / (meinen inſonders guͤnſtigen Herrn vnd hochgeehrten lieben Patronen / welche Gott kraͤfftiglich anjtzo troͤſten / vnd bey gutem Leibes vnnd der Seelen Wol - ſtandt / ſambt allen den Jhrigen Vaͤterlich lang erhalten wolle!) die ſage Jch / hat wol - gemelter Herr Decanus ſehr wol vnd fleiſ - ſig aufferziehen laſſen / durch den weilandt Ehrnveſten / Ehrwuͤrdigen vnd Wolgelar - ten Herrn Paulum Cellarium, folgends Eines HochEhrwuͤrdigen DomCapituls Secretarium, Canonicum ſub Aulâ, vnd Vicarium allhie im Dom / Vnd iſt mit demſelben ſeliger Herr Cuno, ſambt ſeiner geliebten Vettern / erſtmahln verſchicketD ijwor -[28]Chriſtliche LeichPredigt /Ablegatus. worden gen Franckfurt an die Oder /1. Franco - furtum. da Er in Philoſophicis, in elegantiâ ſty - li vnd ſonſt ſehr fleiſſig ſich geuͤbet.
Von Franckfurt iſt ſeliger Herr Cuno,2. Jenam. ſambt ſeinem lieben Herrn Vettern / fortge - reiſet gen Jena / da Er denn trienale ſtudium compliret hat / vnd hat in ſolcher Zeit beydes Lectionibus, ſo wol auch Di - ſputationibus, & publicis & privatis fleiſſig beygewohnet.
Von Jena iſt ſeliger Herr Cuno durch Heſſen auff Meintz / vnnd von dannen gen3. Coloniam. Coͤlln am Rhein verreiſet / da er denn ſeinen Studiis jmmer fleiſſig obgelegen / iſt etwa von dannen excurriret vnd hat beſe - hen / was anderswo denck wuͤrdig fuͤrgefal - len / Jnmaſſen denn ſeliger Herr Cuno zu Aach ſich befunden / als daſelbſt das groſ - ſe JubelFeſt Solenniſſimè celebriret wor - den.
4. Argenti - nam. Von Coͤlln hat ſehlig Verſtorbener ſich begeben gen Straßburg / von Straß -burg[29]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. burg aber nach etlichen excurſionen, gen5. Fribur - gum. Freyburg in Prißgaw / da Er denn willens geweſen ſtrack in Jtalien ſich zu be - geben / wozu auch gute Gelegenheit vorge - fallen / iſt aber von ſeinem geliebten Vettern wider zu ruͤck erfordert worden / doch alſo / daß ſehliger Herr Cuno nochmahln einen excurs gemacht hat / vber den Schwartz - walt in die Graffſchafft Fuͤrſtenberg / in die Gegend am Bodenſee / in Wuͤrt - tenberg / in Schwabẽ / in Beyern / ſo wohl auch in Francken / biß er end - lich friſch vnd geſund allhie zu Magdeburg widerumb angelanget.
Das iſt alſo / die loͤbliche Aufferzie - hung vnſers S. Herrn Cuͤnen / welche traun dermaſſen wol gerahten / das auß dem von Lochow worden iſt / nicht allein ein from - mer vnd Gottſeliger Herr / ja nicht allein ein freundlicher vnd beſcheidener Herr / ſon - dern auch ein Grundgelarter / erfahrner / vnnd verſtendiger tapfferer Herr / an wel -D iijchem[30]Chriſtliche LeichPredigt /chem was wir dieſes Orths gehabt haben / wer weiß das nicht? Es konte trawn dem ſehligen Herrn / auß allen guten Kuͤnſten vnd Diſciplinen nichts vorgebracht wer - den / er war reſolut / wuſte ſich leicht zu fin - den / vnd habe Jch in einem Jhm dedicir - ten Buͤchlein geſetzet / das mit ſehligem Herrn Cunen ſo gern ich converſiren wol - te / als cum Theologo ſic ſatis exercita - to, das war nicht zu viel geſaget / Gott gebe nur dieſesfals ſeines gleichen!
Ehren - Standt.Betreffendt weiter den EhrenStandt vnſers S. Verſtorbenen / darin hat er wie - derumb gelebet / non ſibi ſed Domino, nicht jhm ſelbſten / ſondern dem HErrn / Denn / A. C. 1592. da hat der wolſelige Herr Dom Dechant vnſerm Verſtorbenen erlanget vnnd contentiret Majorem præbendam allhie: A. C. 602. Da hat ſeliger Herr Cuno extra nume - rum zu reſidiren angefangen / Ja A. C. 604. Weil Herr Chriſtoff von Arnim ſehlig verſtorben / iſt ſehliger Herr Cuno adreſiden -[31]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. reſidentiam zugelaſſen worden / vnnd hat jhm vber das A. 13. der Durchleuchtigſte vnnd Hochgeborne Fuͤrſt vnnd Herr / Herr Joan-Sigißmund Chur - fuͤrſt zu Brandenburg / auß Gnaden vñ ohn einiges ſein Anhalten providiret mit der Dom Proͤbſtey zu Havelbergk / da er denn durch Herrn Adam Gan - ſen / Edlen Herrn von Putlitz dem Eltern / ſolenniter introduciret wor - den. Bey welchen ſeinen digniteten, wie ſehliger Herr Cuno gelebet / das iſt / Gott lob / jederman wol bekandt / er hat ſich be - fliſſen eines zuͤchtigen vnd keuſchen / ſo wol auch eines nuͤchternen vnd meſſigen Chriſt - lichen Wandels / er hat friedlich vnnd wol gelebet mit ſeinen Herrn Confratribus, zu Capitul was dieſer Herr fuͤr gute / heil - ſame / vernuͤnfftige / beſcheidene vnnd fried - fertige Conſilia gefuͤhret / billig wirds er - kand vnnd geruͤhmet / ſeine horas Matuti - nas & Veſpertinas hat ſelig Verſtorbener fleiſſig vnd andechtig / als viel muͤglich / be -ſuchet /[32]Chriſtliche LeichPredigt /ſuchet / Jn auffgetragenen Commiſſionen vnnd anbefohlenen Kirchengebaͤwden / wie fleiſſig vnnd ſorgfeltig war dieſer Mann / ſonderlich in newlicher renovation vnſers Chors vnd beſtellung der Muſic, da hat je ſehliger H. Cuno im Vmbgang des Chors anſchreiben laſſen mit guͤldenenen Buch - ſtaben / den Prophetiſchen Spruch: Verè languores noſtros ipſe tulit, Fuͤrwar Er trug vnſere Kranckheit / Vnd lude auff ſich vnſere Schmertzen / etc. Eſa. 53. Es hat ſehliger Herr Cuno vmb die Newe AltarsDecke ſchreiben laſ - ſen die ſchoͤnen Wort Bonaventuræ:
‘’ ()Pie Pelicane Jeſu Domine,me immundum munda tuo ſanguineCujus una gutta ſalvum fa〈…〉〈…〉 repoteſt totum mundum ab omni ſce -[lere, &c.
Ja vber den Eingang des Chors da hat je ſeliger Herr Cuno ſchreiben laſſen: Pſallam DEO meo quam diu fuero,Jch[33]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. Jch wil den HERRN loben / ſo lang ich lebe / vnd meinem GOtt Lobſingen / ſo lang ich hie bin / Pſal. 146. Heiſt traun nicht jhm ſelbſt / ſondern dem HERRN gelebet.
Vnd denn endtlich in taͤglicher VbungChriſtia - niſmus. ſeines Chriſtenthumbs / da hat je ſehliger Herr Lochow nochmahln gelebet / non ſibi ſed Domino, nicht jhm ſelbſt / ſon - dern dem Herrn / Es hat ſehlig Verſtorbener die Predigten fleiſſig beſuchet / Er iſt zur heiligen Beicht andaͤchtig kom - men / Er hat der hochwuͤrdigen Sacramen - ten gebuͤhrlich ſich gebrauchet / Er hat die ſeinigen mit ernſter Diſciplin vnd wolge - faſter Haußhaltung / zu allen gutet-gehal - ten / Er hat friedlich vnd ſchiedlich ſich ver - gliechen mit jederman / Er hat alles guts erzeiget vns den Predigern dieſes Orths / wie auch andern Duͤrfftigen / Vnd in ſum - ma / Jch habe noch zur Zeit Niemandt ge - hoͤret / der vber ſehligen Herrn Cuͤnen vonELochow[34]Chriſtliche LeichPredigt /Lochow im geringſten ſich beſchweret hette. Das laſt vns auch thun / laſt vns gleichs - fals leben / non nobis ſed Domino, ſo iſts wol gewiß / werden wir mit Chriſto leben / leyden vnd ſterben / ſo werden wir auch mit jhm erben / vnnd zur ewigen Herrligkeit er - hoben werden / das iſt gewißlich wahr / ſpricht Paulus / 2. Tim. 2.
DArnach aber vnd vors An - der / ſo findet ſich auch in vnſerm A - poſtoliſchen Spruch ein Geheimnuͤß oder Kunſtſtuͤcklein / welches wil: quod homo non ſibi, ſed Deo mori debeat, daß ein Menſch nicht jhm ſelber / ſondern dem HEr - ren ſterbẽ ſolle / inmaſſen S. Paulus ſaget: Vnſer keiner ſtirbet jhm ſelber / ſondern ſterben wir / ſo ſterben wir dem HErrn; Jſt traun nochmahln ein ſoches Geheimnuͤß vnd Kunſtſtuͤck / welches gar vielen Menſchen allerdings verborgen vnd vnbekant iſt.
Denn[35]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14.Denn Epicuriſche ſichere HertzenDomine non me - riuntur. die wiſſen zwar / daß ſie ſterben muͤſſen / wie man aber ſterben ſolle / non ſibi ſed Do -1. Epicuræi. mino, nicht jhm ſelbſten / ſondern dem HErrn / das wiſſen ſolche Leute gar nicht / darumb heiſts bey jhnen / entwe - der in groſſer Kleinmuͤtigkeit / Laſt vns eſſen vnd trincken / denn wir ſterben doch Mor - gen / Eſa. 22. Oder aber in groſſer Sicher - heit / Wir haben mit dem Tode einẽ Bund / vnnd mit der Hellen einen Anſtandt gema - chet / ob gleich eine Flut daher gehen ſolte / wird ſie vns doch nicht treffen / Eſa. 28.
Deßgleichen alle deſperanten, αυτό -2. Deſperan - tes. χειρες vnd Verzweiffeler / die ſterben zwar / ſie wiſſen aber diß Geheimnuͤß vnnd Kunſtſtuͤcklein nicht / wie man dem Herrn ſterben ſolle / Darumb greifft einer zum Schwerdt / wie Koͤnig Saul / der andere zum Strang / wie Judas vnd Achitophel / Ja andere die fuͤhren ein vnordentliches Le -3. Intempe - rantes. ben / vnd bringen ſich ſelbſten vmb / jhrer et - liche durch Eyffer vnd Jachzorn / jhrer etlichE ijdurch[36]Chriſtliche LeichPredigt /durch Geilheit vnnd Vnzucht / jhrer etlich durch Geitz / Sorg vnd Grißgramen / wo - von man ſaget: Immoritur habendi ſtu - dio, ja mancher der friſt vnnd ſeufft ſich zu tode / laut dem Sprichwort: Plures cra - pulâ pereunt, quam gladio, wir Teut - ſchen ſauffen vns arm / vñ kranck / vnd in die Helle / ſagte der Herr Phi - lippus, vnd heiſt diß alles / non Domino ſed ſibi mori, nicht dem HErrn / ſon - dern jhm ſelbſten ſterben / laut des Verßlein:
‘’ ()Decurtare Tuum est, ſed prolongare(Tonantis.
4. Omnes impij. Vnd in Summa / alle Gottloſe die wiſſen zwar / daß man ſterben muͤſſe / wie man aber nicht jhm ſelber / ſondern dem Herrn ſterben ſolle / das weiß kein Gott - loſer / darumb fahren auch ſolche Leut dahin wie das thumme Vieh / ohne Buß / ohne Bekehrung / ohne Glauben / ja ohne crux vnd ohne lux, ſie gehen ploͤtzlich vnter / vndnehmen[37]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. nehmen ein Ende mit Schrecken / Pſal. 73. Jm Gegentheil aber fromme / gottſelige vnd rechtglaͤubige Chriſten / die wiſſen einig vnd allein diß Geheimniß oder Kunſtſtuͤcklein / wie ſie nemblich ſterben ſollen / non ſibi ſed Domino, nicht jhnen ſelbſten / ſon - dern dem HErrn / vnd geſchiehet die - ſes alſo:
Ein frommer Chriſt weiß wol / dasPij quo - modo Do - mino mo - riantur. ſterben ſey der alte Bund / vnd der Suͤnden ſolt / Rom. 6. Darumb lebet er in ſteter Buß vnd Bekehrung: Ja ein frommer Chriſt der erinnert ſich teglich / ſeiner ſterb - ligkeit / jmmerdar mit Moſe ſprechent: HErr lehre vns bedencken / das wir ſterben muͤſſen / auff das wir klug werden / Pſ. 90. Ja fromme Chriſten / wenn ſie numehr loß - druͤcken vnnd Schicht machen ſollen / denn beten ſie fleiſſig vnd ſagen mit David: Jn deine Haͤnde befehle ich meinen Geiſt / du haſt mich erloͤſet HErr du getrewer Gott / Pſal. 31. So wol auch mit Paulo / Chri - ſtus iſt mein Leben vnnd ſterben mein Ge -E iijwinn /[38]Chriſtliche LeichPredigt /winn / Phil. 1. Deßgleichen mit dem alten Simeon: Mit Fried vnd Frewd ich fahr dahin in Gottes willen / getroſt iſt mir mein Hertz vnd Sinn / ſanfft vnd ſtille / wie Gott mir verheiſſen hat / der Todt iſt mein Schlaff worden. Jn Summa es gilt frommen Chriſten gleich viel / ſie leben o - der ſterben / daruͤmb heiſts:
Daß heiſt nicht jhm ſelber ſondern dem HErrn ſterben / vnd iſt demnach dieſes das ander Arcanum der Chriſten / das ſie al - lein ſagen koͤnnen:
‘’ ()‘Vivo tibi, moriorꝙ́ tibi, dulcisſime JeſuMortuus & vivus ſum maneoꝙ(tuus.
’ ()HErr Jeſu / dir lebe Jch / dir ſter -be Jch / dein bleib Jch / dein binJch[39]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14.Jch / Todt vnd lebendig / von dirſol niemand ſcheiden mich.
WElches Kunſtſtuͤcklein denn nochmahln gar wol verſtanden hat / hat auch darin durch ſein gantzes Leben fleiſſig ſich geuͤbet vnſer ſehliger Herr CUNO von Lochow: Es haben Seine HochEhrwuͤrde gar wohl gewiſt / das allen Menſchen / der Suͤnden halber / zu ſterben einmahl geſetzet were / Hebr. 9. Darumb den ſehlig verſtorbener fůr einen Armen Suͤnder gantz willig vnd gern ſich erkant vnd bekant hat / er hat allemahl ſei - ne Beicht gethan / Verbis Latinis iisꝙ́ ſatis elegantibus, vnd iſt darin vnverho - len angedeutet worden / das er mit ſeinen Suͤnden Gottes Zorn / zeitlichen vnd Ewi - gen Todt gar wol verdienet hette: So hatPiè defun - ctus Mor - boſus. auch der ſehlige Herr Lochow gnugſambVrſach[40]Chriſtliche LeichPredigt /Vrſach gehabt jmmerdar ſeiner ſterbligkeit ſich zu erinnern / er iſt von Jugendt auff ge - weſen ein Valetudinarius vnd ſchwacher Menſch / dem die Fluͤſſe ſehr zugeſetzet / er hat gemeinlich alle / oder je vmbs ander Jahr ein tertian Fieber außſtehen muͤſſen / zu Jena iſt ſehliger Herr Cuno an den Pocken todt kranck geweſen / zu Coͤllen haben jhm die Fluͤſſe vnnd Flatus dermaſ - ſen zugeſetzet / das ſehlig verſtorbener / auff Rath D. Knopfij Stadt Phyſici daſelbſt / ſich hat von dannen wegbegeben muͤſſen / A. C. 1604. Hat ſehliger Herr Cuno labo - riret am Hitzigen tertian Fieber / A. 606. ſanden ſich Haubtfluͤſſe / A 611. kam Febris Catharroſa wieder / A. 617. hat das Ma - lum hypochondriacum vnſerm ſehligUtitur aci - dulis. Verſtorbenen dermaſſen zugeſetzt / das er deßwegen den Sawerbrun zu Eger beſu - chen muͤſſen / vnnd haben jhre HochEhrw. zugleich ſich begeben gen Prag / da ſehlig Verſtorbener der Koͤniglichen Kroͤnung des jtzigen Roͤmiſchen Kaͤyſers FerdinandiPerſoͤn -[41]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. Perſoͤnlich beygewohnet / A. C. 618. Da hat ſehliger Herr Cuͤno zwar ſein Gut zu Reinſperg erkaufft iſt aber auff demſelben wider vnpaß worden / deßwegen er jhm vorgenommen Aerem zu mutiren, iſt in Dennemarck verreiſet / vnd hat durch ſolche Gelegenheit faſt das gantze Koͤnigreich be - ſichtiget. Wolan / bey ſo vielen Kranckhei - ten vnd Schwachheiten / was hat der ſelige Herr Cuno anders thun koͤnnẽ / als drauff gedencken / wie er dermahl eins ſterben moͤch - te / non ſibi ſed Domino, Nicht jhm ſelbſt / ſondern dem Herrn / ſein Teſtament vnnd letzter Will iſt verfertigt worden allbereit / vor zweyen Jahren / da er denn baldt drauff in ein hitziges Fieber ge - fallen / iſt aber durch GOttes Gnad vnd fleiſſige Cur der Medicorum davon erret - tet worden / Biß endtlich in dieſem noch lauffendẽ Jahr / vnd zwar den 6. Septemb. da fande ſich wider ein gar boͤſes Fieber /Morbus ultimus. welches bald tertiana, bald quartana, bald tertiana duplex, vnd endlich quotidiana ward / die Fluͤſſe fielen mit hauffen / es kamFdazu[42]Chriſtliche LeichPredigt /dazu ein bluten / wodurch weil der fromme Herr gaͤntzlich abgemattet ward / als ſchi - cket er ſich zum ſehligen Ende / Er that ſeine Beicht mit Threnen vnd groſſer Andacht nach den H. Zehen Geboten / Er empfienge das hochwuͤrdige Abendtmahl mit ſonder - barer Reverentz / Er bate daß Jch ja fleiſſig auffzuwarten mich nicht beſchweren moͤch - te / ſonderlich in letzten Todeszuͤgen / denn er gleichwol ohn andaͤchtigen Prieſter Segen nicht gern abſcheiden wolte / Er hat ſeinem lieben Herrn Vettern / dem HochEhrwuͤr - digen! Geſtrengen vnd WolEdlen Herrn Ludwigen von Lochow / Domherrn vnd Cellario allhie / auch Dom Probſten zu Brandenburg / meinen inſonders gůn - ſtigem Herrn vnnd lieben Gefattern / alles befohlen / wie es kuͤnfftig ſolt gehalten wer - den / Biß endlich am 16. Maij vnlengſten /Non eſt in Medico ſemper re - levetur ut æger. ob gleich die Herrn Medici, als D. Vogler von Helmſtadt / ſo wol auch D. Timotheus allhie! das jhre wol gethan / ſo iſt dennoch der von Lochow ſanfft vnnd ſelig / bey guterVer -[43]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. Vernunfft / im HERRN entſchlaffen / am 16. Maij vnlaͤngſten / Abends zwiſchen 9. vnd 10. Vhren / da denn Jhrer HochEhrw. den letztẽ Prieſter Segen Jch zutheilete / vnd ſprach: Der HErr behuͤte dich fuͤr allem Vbel / Er behuͤte deine See - le / Ja er behuͤte deinen Eingang vnd Außgang / von nun an biß in Ewigkeit / Pſal. 121.
Das heiſt je ſterben / non ſibi ſed Do - mino, nicht jhm ſelbſt / Sondern dem HErrn / Ja wol denen vnd aber wol / welche alſo ſterben / denn es heiſt je: Selig ſind die Todten / die im Herrn ſter - ben! von nun / der Geiſt ſpricht / daß ſie ru - hen von jhrer Arbeit / vnnd jhre Werck die folgen jhnen nach / Apoc. 14.
VNd denn endlich / ſo findet ſich auch in vnſerm Apoſtoliſchem Spruch ein gar ſchoͤnes KunſtſtuͤckF ijvnd[44]Chriſtliche LeichPredigt /vnd Geheimniß / welches berichtet: Quod Chriſtiani non moriantur ſed orian - tur, vel, quod morte non tollantur ſed extollantur, Das Chriſten zwar ſterben koͤnnen / ſie koͤnnen aber ſo gar nicht verder - ben / das Paulus ſaget: Leben wir ſo leben wir dem Herrn / ſterben wir / ſo ſterben wir dem Herrn / darumb wir leben oder ſterben / ſo ſind wir deß Herrn / denn dazu iſt Chriſtus auch geſtorben vnnd aufferſtanden vnd lebendig wor - den / das er vber Todte vnnd Le -Fleiſch vnd Blut glaͤu - bet nicht / daß man auch im Todt ſelig ſey. bendige ein Herr ſey. Jſt noch - mahln ein ſothanes Arcanum vnnd Ge - heimniß welches Fleiſch vnd Blut gar nicht verſtehet. Denn Epicuriſche Menſchen die haltens je dafuͤr / wer einmahl ſterbe / mit dem ſey es allerdings auß / der Leib zerfalle wie eine Loderaſche / der Geiſt zerfladere wie eine duͤnne Lufft / vnnd ſey kein Wiederkom -men /[45]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. men / Sap. 2. Aber wie hefftig iſt dieſes zu - wieder vnſerm dritten Arcano Apoſtoli - co, ſintemahl fromme Chriſten im Gegen - theil wiſſen / das ſie ſehlige Leute ſeyn / bey - des im Leben vnd im Todt / laut dieſer ſchoͤ - nen Wort Pauli: Leben wir ſo leben wir dem Herrn / ſterben wir ſo ſterben wir dem HErrn / darumb wir leben oder ſterben ſo ſind wir deß HErrn. Lutherus hat hieruͤber garDomini in Nominati - vo & Geni - tivo. ſchoͤne Gedancken / wenn er ſpricht: Domi - ni ſumus, & in Nominativo & in Geni - tivo caſu, Die ſehlig Verſtorbenen ſind deß HERRN / in Genitivo, ſie ſind auch ſelbſten HErrn in Nominativo: Deß HErrn ſind die ſehlig Verſtorbe - nen / als Chriſti liebe Schaͤfflein / welchen er das ewige Leben gibt / nimmermehr ſollen ſie vmbkommen / vnd wird ſie auß Chriſti Haͤnden niemand reiſſen / Joh. 10. HErrn aber in Nominativo ſind die ſehlig Ver - ſtorbene auff mancherley Art vnd Weiß:F iijSie[46]Chriſtliche LeichPredigt /Sie ſind Herrn vber die Suͤnde / denn der geſtorben iſt / der iſt von der Suͤnde gerecht - fertiget / Rom. 6. Die ſehlig Verſtorbene ſind Herrn vber den Todt / der iſt jhnen zum ſuͤſſen Schlaff worden / Dan. 12. Die ſeh - lig verſtorbene ſind Herrn vber den Teuffel / welchen GOtt im kurtzen wird vnter jhre Fuͤſſe treten / Rom. 16. Die ſehlig Verſtor - bene ſind Herrn vber die Helle / ſintemahl nichts verdamlichs iſt an allen denen die da ſind in Chriſto Jeſu vnſerm HErrn / Rom. 8. Vnd in Summa wer ſehlig im HErrn entſchlaffen iſt / der iſt zu ſolcher Herrſchafft kommen / das er aller ſeiner Feinde ſpotten vnd ſagen kan:
DErwegen anlangendt vnſern Sehli - gen Herrn von Lochow / der gehoͤret nu - mehr auch vnzweiffelich in die Zahl derer /wel -[47]Auß der Epiſtel Pauli / Rom. 14. welche Herrn ſind / & in Genitivo & in Nomina - tivo caſu, er iſt des HErrn / als CHRiſti liebes Schaͤfflein / ſo iſt er auch ſelbſt ein Herr / welcher jtzo aller ſeiner / beydes Leiblicher vnnd Geiſtlicher Feinde / ſpottet vnd ſpricht:
‘’ ()‘Ad portam veni, mors peccatumꝙ́ fa -(ceſſeJn Christo vivo lætitiâꝙ́ fruor.
’ ()Zum ſichern Port Jch kommen bin!Suͤnde Todt / Teuffel fahr dahin /Jch Chriſto hab ich Fried vnd Frewd /Vnd leb in ewiger Seligkeit.
Derwegen ſolche Ehr vnnd Herrligkeit die goͤn - nen wir dem ſehligen lieben Herrn von Hertzen gern / wir wuͤnſchen ſeinem zarten Leichnam eine ſanffte Ruhe vnd froͤliche Aufferſtehung zum Ewi - gen Leben / wir wuͤnſchen den Adelichen Anverwan - ten krefftigen Troſt vom heiligen Geiſt / ja wir wuͤn - ſchen vns allen eine ſeine Nachfolge / damit wir auch nicht Vns ſelber / ſondern dem HER - REN leben vnd ſterben moͤgen / Denn wirds wol heiſſen:
Den Herrn nemblich / welchem ſambt dem Vater vnd heiligem Geiſt Lob / Ehr vnnd Danck geſaget ſey von Ewigkeit zu Ewigkeit:
Wollen hierauff die Noth der gantzen Chriſtenheit zuſamen faſſen / vnd mit einander ein Gleu - biges vnnd Andaͤchtiges Vater vnſer beten.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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