Dem Hoch-Edel-Gebohrnen Ritter und Herꝛn / Herꝛn Johañ Georgen / von Glaubitz / Herꝛn / auff Dalckau / Baune und Groß-wirbitz / Als Hochbetruͤbten Herꝛn Wittiber; Wie auch Siegemund Und Johannſen / Gebruͤdern / von Glaubitz / Der Verblaſſeten Hinterlaſſenen Soͤhnen; So dann Denen Hoch-Edel-Gebohrnen Ritteren und Herꝛen / Herꝛn Balthaſar / von Stoſch / Herꝛn / auf klein Tſchirnaw / Schkeyden und Paltzig / Herꝛn George Ladisla / von Stoſch / des Loͤbl: Czauden-Rechts / in Guhrauiſchen Creyſe / Asſeſſori, Herꝛn / auf Gabel und Peterwitz / Als Hertz-Betruͤbeten Herꝛen Bruͤdern; Sampt Der Hoch-Edel-Gebohrnen Frauen / Frauen Helenen Kottwitzin / Gebohrnen / von Stoſch / Frauen / auff Contop / Bejadel und Streitelsdorff / Als der Seligſt Verſtorbenen Hoch-Leidtragenden Frauen Schweſter /[4] So wol Dem Hoch-Edel-Gebohrnen Ritter und Herꝛn / Herꝛn Adam Wentzel / von Kottwitz / Herꝛn / auf Contop / Bejadel und Streitelsdorff / Als Der / in GOtt / ruhenden Hochgeliebten Herꝛn Schwager; Jmgleichen auch Denen Hoch-Edel-Gebohrnen Frauen / Frauen Catharinaͤ Beataͤ Stoſchin / Gebohrnen / von Landskron / Frauen / auf klein Tſchirnau / Schkeyden und Paltzig / Frauen Urſulaͤ Eliſabeth Stoſchin / Gebohrnen / von Seefeld / Frauen / auf Gabel und Peterwitz / Als Der Seligſten Frauen Schwaͤgerinnen /
uͤbergiebet Dieſe Leichen-Predigt / Mit hertzlicher Anerwuͤnſchung Des reichen Troſtes GOttes und hocherfreuͤlichen Wolſeyns / Dero Pflicht-Schuldigſter Fuͤrbitter / bey GOTT / M. S. L.
O Weib / dein Glaube iſt groſz! Dir geſchehe / wie du wilt. Diß iſt / Jhr Meine Geliebte / zum Theil / Hertz-ſchmertzlichſt-Betruͤbte / allerſeits GOtt-ergebene / Zuhoͤrer / in Chriſto JEſu / dem HErꝛn / der hoͤchſt-erfreuliche Außſpruch / welcher / auß des allertheureſten Heylandes Munde / gehet / gegen die wolverſuchete Cananaͤerin / und zu finden iſt / im Mat - thæo, am XV. v. 28.
Ach GOtt! Wie uͤbel war dieſe / arme / Frau dran! A 3Jhre6ChriſtlicheJhre Tochter ward / vom Teuffel / uͤbel geplaget / und ſie ſelbſt dergeſtalt / an ihrem / zarten / Mutter-Hertzen / wo - her jene kommen war und wieder dahin gieng / mit ſehr ſchweren Creutze / rechtſchaffen angegriffen. Und da war alle menſchliche Huͤlffe aus; Darumb ſuchete Sie die Goͤtt - liche. Aber die ſchiene auch ſehr ferne zu ſeyn / und CHri - ſtus ſeine holde Menſchen-Freundligkeit und heylſame Helffer-Art gaͤntzlich abgeleget zu haben; Daß ſie wol ſa - gen moͤgen: Hat denn GOtt vergeſſen / gnaͤdig zu ſeyn / und ſeine Barmhertzigkeit / vor Zorn / verſchloſſen? Pſalm. LXXVII, 10. Dann zum Theil wolte Er gar nicht antwor - ten; Zum Theil antwortete Er / aber alſo / daß ſie ſich deſ - ſen wenig zu erfreuen hatte / in dem Er ſie nicht allein / vor eine Heydin / ſondern / gar Huͤndin / ſchalt; So / nach dem Urtheil eines alten Theologi, wol ein harter / erſchroͤckli - cher / Donnerſchlag geweſen / welcher / dem armen betruͤb - ten Weibe / das Hertz / im Leibe / zerſchmettern moͤgen. Doch iſt ihr Glaube ſo groß / daß ſie ſich das alles nicht anfechten laͤſſet; ſondern / bey ihrem Anſuchen / ſo lange beharꝛet / bis ſie dem unuͤberwindlichen HErꝛn das Hertze gewinnet / und dieſes Lob abpreſſet: O Weib / dein Glaube iſt groß! Ja / ihn gar / zu ſagen / noͤthiget: Dir geſchehe / wie du wilt; So auch wuͤrck - und hoͤchſt vergnuͤglich er - folgete. Dann ihre Tochter ward geſund / zu derſelbi - gen Stunde.
Wir leiſten heute den letzten Ehren-Dienſt nicht ei - ner Cananaͤerin / ſondern wiedergebohrnen Chriſtin; Jſt die Weyland Hoch-Edel-gebohrne / und vonallen /7Leichen-Predigt. allen / Jhrem Geſchlechte / geziemenden / Chriſt-Adelichen / Tugenden / Hochbelobte Frau / Fr. Mariana / von Glaubitzin / ge - bohrne / von Stoſchin / Frau / auf Dalckau / Baune und Groß-wirbitz / des Hoch-Edel - Gebohrnen Ritters und Herꝛn / Hn. Jo - hann Georgen / von Glaubitz / Herꝛn / auf Dalckau / Baune und Groß-wirbitz / hoch - geliebteſte Frau Gemahlin. Dieſelbe iſt nicht ſo wol / mit Kinder-Creutz / woran es aber auch ſonſt nicht ermangelt hat / als vielmehr / mit ſelbſteignen / langwuͤri - gen / Siechthum / ſo heimgeſuchet worden / daß es / in Wahr - heit / geheiſſen: Menſchen Huͤlffe iſt kein nuͤtze. Pſal. LX, 13. Uber das / daß Sie / dem Patriarchen / ſeine Jam̃er-Worte abzuborgen hatte: Wenig und boͤſe iſt die Zeit meines Le - bens; Geneſ. XLVII, 9. Muſte Sie beſonders / mit Hiob, klagen: Mein Antlitz (ja / mein gantzer Leib) iſt geſchwol - len. Job. XVI, 16. Nahme daher ihre Zuflucht / zu der Huͤlf - fe / in den groſſen Noͤthen. Pſal. XLVI, 1. Muſte aber das / was die Cananaͤerin / erfahren / und faſt Gelegenheit fin - den / die Jobiſche Jammer-Klage ihrig zu machen: Du biſt mir verwandelt / in einen grauſamen / und zeigeſt dei - nen Gram / an mir / mit der Staͤrcke deiner Hand. Du hebeſt mich auff / und laͤſſeſt mich / auf dem Winde / fahren /und8Chriſtlicheund zuſchmeltzeſt mich kraͤfftiglich. Deñ ich weiß / du wirſt mich dem Tode uͤberantworten. Job. XXX, 21. ſeq. Hoͤrete indes doch nicht auf / ihꝛ Vertrauen großglaͤubig / auf Jhn / zuſtellen / und / ſo freuͤdig / als zuverſichtlich / zu ſprechen: Dennoch bleibe ich feſt an dir — Wann mir gleich Leib und Seel verſchmacht; So biſt du doch GOtt allezeit meines Hertzens Troſt und mein Theil. Pſal. LXXIII, 23. 26. Oder (wie man zum Theil den 15. Vers Job. XIII. lieſet.) Wann mich der HErꝛ gleich toͤdten wird / will ich doch / auff ihn hof - fen. Ja / ich glaͤube doch / daß ich ſehen werde das Gute des HERRN / im Lande der Lebendigen. Pſalm. XXVII, 13. Worauf hoffentlich ihr Heyland erwiedert: O Weib / dein Glaube iſt groß! Dir geſchehe / wie du wilt. Dictum fa - ctum: So geſagt / ſo geſchehen; Aber auch in ſo ferne des HErꝛn Wille. Denn eben der war der ihre. Sein Wille / ihr Wille / ein Wille. Sie wuſte ſich ſeinem / ſo Willen / als Bilde / zu aͤhnlichen / und ihm zuverſichtlich nachzubethen: Mein Vater / iſts muͤglich / ſo gehe dieſer Kelch / von mir; Doch nicht / wie ich will; ſondern wie du wilt. Matth. XXVI, 39. Nun GOttes Wille iſt geſchehen. Darumb ſchicken ſich / in denſelben / ſo willig / als billich / die Hertz-ge - kraͤncketen Hinterlaſſene / inſonderheit / der Hoch-betruͤbte Herꝛ Wittiber / ſambt ſeinem gantzen Hoch-Edlen Hauſe / wie auch der Wol-ſeligſt Verſtorbenen leibliche Herꝛen Bruͤder / Frau Schweſter / mit dero Fuͤr -nehmen9Leichen-Predigt. nehmen Familien und ſaͤm̃tlichen Hohen An - verwandten. Sie geſtehen gerne / daß Jhnen ihr GOtt ein hartes erzeiget / und einen Trunck Weines gege - ben / daß Sie davon daumeln muͤſſen. Pſ. LX, 5. Jnſonderheit der Hoch-Leidtragende Herꝛ / von Glaubiz / welchem Seine Hoch-geliebteſte Stoſchin einen ja ſo hefftigen Stoß / mit ihrem Fall / an das ſelbſte Hertz / ge - geben / als kraͤfftig Sie daſſelbe / als eine wahrhaffte Glaubizin / durch ihren Goͤtt - und Ehelichen Glau - ben / geſtuͤtzet und erfreuet hat. Doch erholen Sie ſich / in dem HERRN / nehmen den Thraͤnen-Kelch / mit Gedult / von ſo gar lieber Hand / und ſagen / mit Eli: Es iſt der HERR / Er thue / was Jhm wolgefaͤlt. 1. Sam. III, 18. Dem aber thut gar nichts gefallen / dann was uns nuͤtzlich iſt / Er meints gut mit uns allen / ſchenckt uns den HErꝛen Chriſt / ſein’n allerliebſten Sohn / durch den Er uns beſcheret / was Leib und Seel ernaͤhret; Ja / das Gu - te des HErꝛn / im Lande der Lebendigen / des ſich derge - ſtalt David getroͤſtet hat / und / mit Jhm / eine jede glaͤu - bige Seele getroͤſten kan / als wir / mit mehren / hoͤren wer - den / wann wir zuvor / in Andacht / und / nach dem Befehl unſeres JESU / ein Chriſt-glaubiges und ſtilles Vater Unſer werden gebethet haben.
Pſalm. XXVII. v. 13. JCh glaube aber doch / daß ich ſehen werde das Gute des HERRN / im Lan - de der Lebendigen.
DEr eheliche Nahme / welchen unſere / im HERRN / ſeligſt-entſchlaffene / Hoch-Edel-Gebohrne Frau / ſeit der Zeit / gefuͤhret / als Sie / mit dem / von Glaubitz / vermaͤhlet worden / ſcheinet entweder herzu - kommen / oder doch nicht ſo gar ferne zu ſeyn / von dem theu - ren Wort / Glaube. Denn was kan naͤher zuſammenkom -11Leichen-Predigt. kommen / als die / durch einen einigen Buchſtaben / entſchie - dene Worte / Glaubiz und Glaubig? Daß dis letz - tere aber ſeinen Urſprung / vom Glauben / habe / iſt auſſer allem Streit / und daher vermuthlich / daß es / mit dem er - ſten / nicht viel anders beſchaffen ſey. Wer wolte aber wol einen herꝛlichern Nahmen wuͤnſchen / als der / vom Glauben / geformet wird? Sonderlichſt / ſo Nahme und That zuſam̃en kommet. Jch will ſagen: So die / von Glaubiz / auch / in Wahrheit / glaubig ſind. Denn ſo iſt Glaubiz ein uhralter Geſchlechts-Nahme / ein Hoch-Edler Ritter-Nahme / ein gar ſonderbarer Ehe - und Ehren-Nahme.
Das iſt / auſſer Verwerffung / daß das Geſchlechte der Gerechten / von Anfang der Welt her / deſſelben ſo wuͤrdig / als faͤhig / und beſonders die Patriarchen rech - te Glaubizer geweſen. Denn ſo ſchreibet / von ihnen / der Meiſter der Epiſtel / an die Ebraͤer / Cap. XI. verſ. 4. Durch den Glauben / hat Abel ein groͤſſer Opffer ge - than / denn Cain / durch welchen er Zeugnuͤs uͤberkom - men / daß er gerecht ſey — Durch den Glauben / ward Enoch weggenom̃en / daß er den Tod nicht ſehe — Durch den Glau - ben / hat Noe GOtt geehret / und die Archa zubereitet / zum Heil ſeines Hauſes — Durch den Glauben / ward gehorſam Abraham — Durch den Glauben / iſt er ein Frembdling ge - weſen — Durch den Glauben / ſegnete Jſaac / von den zu -B 2kuͤnff -12Chriſtlichekuͤnfftigen Dingen / den Jacob und Eſau — Durch den Glau - ben / ſegnete Jacob / da er ſtarb / beyde Soͤhne Joſephs — Durch den Glauben / redet Joſeph / vom Außgang der Kin - der Jſrael — Durch den Glauben / ward Moſes, da er ge - bohren ward / drey Monden verborgeu / von ſeinen El - tern — Durch den Glauben / giengen ſie / durch das rothe Meer / ꝛc. Die ſelbſte Eva iſt eine / von Glaubiz / geweſen. Dann ſie troͤſtete ſich des Meſſiæ, wann ſie / bey der Ge - burth des ruchloſen Bruder-Moͤrders / beweglich außrieff: Jch habe den Mann / den HERRN / eth-Jehovah, den HERRN / nicht des HERRN / oder / von dem HERRN / [Nullum enim eſt dubium, ſicuti Gen. 4, 1. 2. illa Præpoſitio Ac - cuſativi nota eſt, in reliqvis ibi contentis; qvod ita etiam ſit Ac - cuſativi nota, in hoc ipſo, de qvo agimus: Et Adam cognovit eth-Hhavah, Evam, uxorem ſuam, & peperit eth-Kajin, Cainum. & dixit acqviſivi virum, eth-Jehovah Jehovam, & addidit, ut pa - reret eth-achiv, fratrem ejus, &c. Franzius, in Schola Sacrif. Diſp. Theol. II. Theſi XCIIX. Es ſey nun / daß hiemit die Ertz-Mutter / als / zum mehrern Theile / dafuͤr gehalten wird / auf den neugebohrnen Sohn / gezielet / und denſelben / wiewol / zur Ungebuͤhr / vor den ver - ſprochenen Weibes-Samen / angeſehen; Oder / daß ſie nur / bey jenes Geburt / ſich / der Menſchwerdung des letzteren / erinnert / als andere erachten; So hat man doch / an dem Glauben dieſer Gottſeeligen Matron, keines weges zu zweif - feln. [Etſi autem veneranda mulier falſa eſt ſpe ſua — tamen perſpicuè ſignificat, ſe, magnâ fide, accepiſſe Evangelium, de ſe - mine mulieris, &, ex hoc Evangelio, omnem conſolationem ſuam concepiſſe, ac æternam ſuam ſalutem unico ſemini mulieris h. e. Chriſto, Filio Dei, acceptam tuliſſe. Brentius, Comm. in Gen. IV. f. 66.) Hier ſtehet der groſſe und eigene Nahme GOttes /Jeho -13Leichen-Predigt. Jehovah, der nichts anders bedeutet / denn allein GOtt ſelbſt / in ſeiner Natur und Weſen / und Iſch, welches / wo es allein ſtehet / ohn ein Weib / heiſſet es nicht ſchlecht ein Manns-Bil - de / wie alle Maͤnner ſind; Sondern ein Außbund und fuͤr - nehmlichen Mann / wie wir Deutſchen auch ſagen / das iſt ein Mann / das will ein Mann werden: Alſo will Heva hie / ich habe einen Sohn gebohren / der wird ein Mann werden / Ja / Er iſt der Mann GOTT ſelbſt / ders thun ſoll und die Schlange zertreten / wie GOtt uns geredt hat / ꝛc. ꝛc. Lutherus, Tom. VIII. Jenenſ. ſol. 157. a. Eva, boni ominis cauſa, filium vo - cavit Kajin — qvod, dum eum pareret, in animo haberet & fide poſſideret verum Meſſiam, in plenitudine temporis, naſeiturum. Schmid. Diſp. de fide matris Eva. quæ 2. Faſc. & Colleg. Bibl. I. p. 155. Pfeiffer. Dub. Vex. Loc. XI. p. 36. & 37.) Wie die Eva / ſo auch der ſelbſte Adam / ein Glaubiz. (Sie wirds auch nicht allein ſo verſtanden haben; ſondern Adam wird / mit ihr / lange zuvor davon geredet — und ſich des getroͤ - ſtet haben / wieder die Suͤnde und Tod / ſo / durch dieſen Sa - men / ſolte weggenommen / dafuͤr die verlohrne Unſchuld und Leben wiederbracht werden / ſonſt waͤren ſie verzweiffelt. Lu - therus l. c. & in margine, f. 6. Adam und Heva haben Chri - ſtum erkannt / und / an Jhn / geglaubet / und alſo ſelig worden. Und die geſampten Vaͤter. Denn ſie glaubeten alle. Act. XV, 11. Wie ſolte man ſie nicht / mit obigen Nahmen / im Grunde der Warheit / belegen koͤnnen?
Selbigen kan man auch denen fuͤrtrefflichſten Rit - tern und Helden / in Jſrael / unmoͤglich verſagen. Denn ſo ſchreibet abermahls der Apoſtel: Und was ſoll ich mehr ſagen? Die Zeit wuͤrde mir zu kurtz / wann ich ſolte erzeh - len / von Gedeon / und Barac / und Samſon / und Jeph - thahe / und David / und Samuel / und den Propheten /B 3welche14Chriſtlichewelche haben / durch den Glauben / Koͤnigreiche bezwun - gen / Gerechtigkeit gewuͤrcket / die Verheiſſung erlanget / der Loͤwen Rachen verſtopffet / des Feuers Krafft außge - loͤſchet / des Schwerts Schaͤrffe entrunnen / ſind kraͤfftig worden / aus der Schwachheit / ſind ſtarck worden / im Streit / haben der frembden Heer darnieder geleget. Heb. XI, 32. 33. 34. Der unvergleichliche Held / welcher / mit GOtt und mit Menſchen / ſo kaͤmpffete / daß er oblage / Geneſ. XXXII, 28. hat es warlich nicht / mit dem Fleiſches-Arm / worauff / ſich zu verlaſſen / ein Fluch iſt / Jerem. XVII, 5. und der wol nicht helffen kan / Pſal. LX, 13. ausgerichtet; Son - dern / mit der unuͤberwindlichen Hand des Glaubens. (Lieber was wars / daß der Sohn GOttes / mit dem from - men Jacob / kaͤmpffete / und ihn gleichwol nicht uͤbermochte? Strit doch der Schoͤpffer / mit dem Geſchoͤpffe / der HERR der Heerſcharen / mit einem armen Wurm / mit einer Hand voll Aſchen / Staub und Erden / der HErꝛ groß / von Rath / und maͤchtig / von That / mit einem rauſchenden Blat / und ſolt ihn nicht uͤbermoͤgen? Der die Meer vertrocknet / die Sonne / in ihrem Lauff / aufhaͤlt / dem Feuer ſeine Krafft und Hitze daͤmpffet / die Teuffel zaͤumet / alle Creatur / wie ein nichts und eiteles / achtet / ſolt der Jacob / den armen Tropffen / nicht uͤbermoͤgen? Ja freylich uͤbermocht er ihn / wie denn alle Creatur / gegen ihm / ſind / wie ein Staͤublein / das man hin - blaͤſet. Aber der hitzige / eifferige / Glaube / das feſte / ſtand - haffte / Vertrauen / damit Jacob den Sohn GOttes gleich - ſam gefangen hielte / uͤbermochte ihn / daß er nicht gewiñen kon - te / odeꝛ wolte. Klotz. Geiſtlich. Cypreſſen-Kraͤntzl. p. 73.) Die guten Streiter CHriſti insgeſampt koͤnnen die feuri - gen Pfeile des Boͤſewichts / mit nichts anders / außloͤſchen / als dem Schilde des Glaubens. Eph. VI. verſ. 17. Damitkan15Leichen-Predigt. kan man nicht weniger / an der gantzen Welt / zum Rit - ter / werden. Dann alles / was / von GOTT / geboh - ren iſt / uͤberwindet die Welt / und unſer Glaube iſt der Sieg / der die Welt uͤberwunden hat. Wer iſt aber / der die Welt uͤberwindet / ohne / der da glaubet / daß JESUS GOttes Sohn iſt? 1. Joh. V, 4. 5. O gluͤckſeelige Sieger / die dergeſtalt uͤberwinden! Die haben / als die alleredelſten Ritter / die unverwelckliche Krone / von der Hand des HErꝛn / zugewarten / welcher ſich und andere / der Heilige Paulus verſichert: Jch habe einen guten Kampff gekaͤmpf - fet / ich habe den Lauff vollendet / ich hab Glauben gehal - ten. Hinfort iſt mir beygelegt die Kron deꝛ Gerechtigkeit / welche mir der HErꝛ / an jenem Tage / der gerechte Richter / geben wird; Nicht aber mir allein / ſondern auch allen / die ſeine Erſcheinung lieb haben. II. Tim. IV, 7. 8.
So hat auch die Heilig - und ſeeligſte Ehe keinen andern Grund / als den Glauben. (Glauben koͤm̃et her / in unſer Mutter - Sprache / vom geloben / weil es das ſicherſte und beſte Votum und Geluͤbde iſt / dadurch man ſich / gegen den Allerhoͤchſten GOtt / verpflichtet. Deñ gleich wie ſich der Sohn GOttes / im Glauben / ewiglich / mit uns / verlobet. Hoſ. II, 19. 20. Alſo geloben auch wir ihm hinwiederumb / durch den Glauben / daß wir ihm hold / treu und gehorſam / bleiben wollen / in Ewigkeit. Drumb da Koͤnig / David / im Pſ. 76. v. 10. ſeinen Glauben zu erkennen gegeben hatte / wie er innen werde / wenn er ruffe und bete / daß GOtt ſein GOtt ſey / wie er des HErꝛn Wort ruͤhme / und / auff GOtt / hoffe / und ſich nicht fuͤrchte / ſo ſetzet er hinzu: Jch habe dir GOTT gelobet / daß ich dir dancken will. Und ermahnet uns alle / zu ſolchem geloben; Gelobet / ſagt er / und haltet dem HErꝛn / eurm GOtt / alle / die ihr umb ihn her ſeyd. Pſalm. 6. v. 12. Feſſel. Part. II. Conc. Funebr. p 527) Der16ChriſtlicheDer Glaube verurſachet die Geiſt-Eheliche / aber allerin - nigſte / Beywohnung des / der ſeine Geſpons alſo anredet: Der dich gemachet hat / iſt dein Mann / HERR Zebaoth heiſt ſein Nahme / und dein Erloͤſer / deꝛ Heilige / in Jſrael / deꝛ alleꝛ Welt GOtt genennet wird. Jeſ. LIV, 5. Dañ / durch den Glauben / wohnet Chriſtus / in ihrem Hertzen. Eph. III, 17.
Ehe bringt Ehre; bevorab die jenige / welche dem / in Ehehafften / ſtehenden Manne eigen iſt; Weil doch / nach dem alten Sprich-Wort / das Weib / durch die Stra - len ihres Gemahles / glaͤntzet / und / nach der Rechte Erkaͤnt - nuͤs / in die Beſchaffenheit deſſelben / eintritt. (Uxor ſem - per ſeqvitur conditionem mariti. Carpzov. Jurisprud. Conſi - ſtor. Lib. II. Tit. I. Defin. II. §. 6.) Hauß und Hoff / ſampt andern Eigenthumb / ſtehet nicht minder deroſelbten zu genieſſen. (Uxor eſt de familia viri, non patris. L. qvicunꝙ́ C. de re militar. Lib. II. l. pen. §. Julian. ff. de to, qvod falſ. tut. aut geſt. Unde & viri forum, privilegium, do - micilium ac dignitatem ſeqvitur. Carpz. Lib. VI. Reſp. Jur. Elect. Tit. 8. Reſp. 83. §. 14. 15.) Was wird hier nicht ſeyn? Bevorab / da / mit CHriſto / alles geſchencket wird. Rom. VIII, 33. Und Der unwieder - rufflich ſaget: Wer da glaͤubet und getauffet wird / der wird ſeelig werden. Marc. XVI, 16. Wer / an den Sohn GOttes / glaubet / der hat das ewige Leben. Johan. III, 36. Ach! aber / von was groſſen Nachdruck iſt / ſeelig zu heiſ - ſen / und das ewige Leben zu haben? Traun / die allerhoͤch - ſte Ehr und Herꝛligkeit ruhet darauff. Die ſelbſte JEſus - Aehnligkeit und Gleichheit wird dadurch verliehen. Alle Himmels-Guͤtter / als ferne ſie Chriſto / nach dem Erwerb -Recht /17Leichen-Predigt. Recht / zuſtehen / werden hiemit conferiret und gemein ge - machet. Man darff ſicher glauben / daß die / durch den Glauben / mit CHriſto / vermaͤhlete Seele / wann ſie zu - mahl / durch den Tod / heimgeholet wird / von dem Glantze der ſelbſten Herꝛligkeit CHriſti / beſtralet / und eine ewig re - gierende Koͤnigin werde. Deñ GOtt / der HERR / wird ſie erleuchten / und ſie werden regieren / von Ewigkeit / zu Ewigkeit; ſtehet Apoc. XXII, 5. Man darff glauben / daß derſelben ſo woll das Hauß der Freuden / als auch / was darzu gehoͤret / alles Gute des HERRN / im Lande der Lebendigen / zum ewigen Beſitz und Gebrauch / eingeraͤu - met werde. Jſt Sie de familia mariti, und auf die Weiſe GOttes Kind / wie Sie allerdinges iſt / durch ihren Glau - ben / Joh. I, 12. So hat Sie warlich auch Theil / an das Va - ters Hauſe / Joh. XIV, 2. So wird ſie theilhafftig aller Hauß-Guͤter / Pſal. XXXVI. Ja / des ſelbſten Himmel-Lan - des / der Erde / darin Gerechtigkeit wohnet. 2. Pet. III, 13.
Des troͤſtet ſich David / und / mit ihm / eine jede glau - bige Seele / als der verleſene Text lehren kan. Darauß ſey / zum Vorſchlage / Die SELJGE GLAUBJZJN / Und zwar / Wie Sie (1) Glaubig / (2) Selig iſt.
Es helff uns JEſus / unſer Troſt / der uns / durch ſein Blut / hat erloͤſt / vons Teuffels Gewalt und ew’ger Pein / Jhm ſey Lob / Preiß und Ehr allein! Amen!
WAnn das außerwehlte Ruͤſtzeug CHriſti den verſchiedenen Zuſtand der Kindeꝛ GOttes / in der gegenwaͤrtigen und zukuͤnfftigen Welt / kuͤrtzlich entwerffen / und gegen einander halten will / gebrauchet es ſich dieſer Worte: Wir wandelen / im Glauben / und nicht / im Schauen. 2. Cor. V. v. 7. Jſt damit nicht ferne / von dem Zeugnuͤß des H. Jo - hannis: Meine Lieben / wir ſind GOttes Kinder / und iſt noch nicht erſchienen / was wir ſeyn werden. Wir wiſſen aber / daß / wenn es erſcheinen wird / wir Jhm gleich ſeyn werden. Deñ wir werden Jhn ſehen / wie Er iſt. 1. Joh. III, 2. Was nicht erſcheinet / faͤllet auch nicht in die Augen. Und darumb wandeln wir voritzo nicht im Schauen; Doch wird das folgen / ſo wir anders / von CHriſto / gehoͤret ha - ben / und / in Jhm / gelehret ſind / wie / in JESU / ein recht - ſchaffenes Weſen iſt / Eph. IV, 21. und das angefangene We - ſen / archèn tes hypoſtáseos, den Anfang der gewiſſen Zu - verſicht [ſo der ſelbſte Glaube iſt / Heb. XI. v. 1.] Ja / tèn parrhesian kaì tò kávchema tes helpidos, das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung / biß ans Ende / feſte behal - ten. Heb. III, 14. & 6. Jch will ſagen / ſo wir des Geſchlechts / von Glaubiz / ſind / und / mit Ruhm / jedoch / ohne Ruhm / wie David / ſagen koͤnnen: Jch glaube aber.
Hemanthi ſtehet / in der H. Sprache / und kommet her / von Neman, gewiß / feſte / wahr / wahrhafft / ſein undwer -19Leichen-Predigt. werden. Jſt auch gnaue verbunden / mit Amen, welches eigentlich ſo viel heiſt / als Warheit / aber auch / als ein Betheuͤrungs-Beyfals-Vertrauens-Ja gar / Zueignungs - Wort / gebrauchet wird. (Qvod valdè notabile eſt, ox Amen deducitur, à verbo, Credere, & eſt adverbium optandi, vocula applicationis. Hâc enim particulâ clauduntur precationes & imprecationes, non, ut tantùm in genere probentur, ſed, ut ap - plicatio fiat, ad ſu〈…〉〈…〉 gulos. Hier. II. v. 5. Eritis mihi in populum, ut ſuſcitem juramentum, & reſpondens dixi, Amen, Domine &c. &c. Chemnit. LL. Theol. Part. II. L. de juſtif. & qvidem de vocab. fidei p. m. 243. Amen, Veritas, Jeſ. 65, 16. Inde tranſit, in fiden - tis & aſſentientis particulam, Amen, Devt. 27, 15. qvaſi dicas, Firmum, Ratum, eſto, Verè fiat. Buxtorff. Lexic. Hebr. & Chald. in voce, Aman. Bedeutet alſo ein ſolch glauͤben / welches ſich / auf eine ver - ſicherte Warheit / gruͤndet / in dero Erkaͤntnuͤs / Beyfall / Vertrauen und Zueignung / beſtehet / und ihr gleichſam / als / mit einem kraͤfftigen fiat, unterſchreibet.
Nun aber iſt gewiß / was unſer Heyland bethende leh - ret: Heilige Sie / in deiner Warheit. Dein Wort iſt die Warheit. Joh. XVII, 17. Es iſt gewiß / was dieſer treue und warhaffte Zeuge / Apoc. III, 14. ob ſchon / von Jhm ſelbſt / und / in Anſehen der Warheit / doch nicht / ohne Warheit / zeuget: Jch bin der Weg und die Warheit. Joh. XIV. v. 5. So ſind auch / in Jhm / alle Verheiſſungen GOttes Ja und Amen. 2. Cor. l, 20. Weshalb Er dann ſelbſt AMEN genennet wird. Apoc. III, 14. Spricht nun David Heman - thi, ſo ſetzet er gewiß keine andere / als dieſe Warheit / zum Grunde ſeines Glaubens / und darauf alle ſein Vertrauen / als auch dem ſelbſten contextui, und beſonders / achten undC 2erſten20Chriſtlicheerſten Verſicul / aller Dinge gemaͤß iſt. Man hoͤre / wie betraͤchtlich er / in dem erſtberuͤhrten Orthe / redet: Mein Hertz haͤlt dir fuͤr dein Wort: Jhr ſolt mein Antlitz ſu - chen. Darumb ſuche ich auch / HERR / dein Antlitz. Sol - te das Hertz Gotte ſein Wort fuͤrhalten / muſte es gewiß daſſelbe / auch fuͤr ſich / gefaſſet / und / als recht / befunden / oder geachtet haben. Zumahle / da es hierbey ſo getroſt iſt / und kein Bedencken / hiemit / fuͤr den groſſen Gott ſelbſt / zu treten / ja / ihm nachzuleben / und das Angeſicht GOttes zu ſuchen / traͤget. Jn dem letztbedeuteten Verſicul / ſaget Er: Der HERR iſt mein Licht und mein Heil / Jischi. Gehet / auf den Herꝛn JEſum / es mag / als ein proprium, oder appellativum, angeſehen werden. Denn / auf jene Weiſe / iſt es der eigentliche Nahme CHriſti. Luc. II, 21. Auf dieſe / iſt es nirgends zu finden / dann nur / bey unſerem Heylan - de. Act. IV, 12. Und wird daher / von dem ſeel. Calovio, nicht unrecht / mit den Worten / Mein JEſus / verwechſelt und paraphraſiret. (Mein Heil. Pſ. CXIIX, 6. Mein JEſus / in wel - chem ich habe Erloͤſung / von meinen Suͤnden / Matth. I, 21. Geſch. X, 43. Die Gerechtigkeit / die fuͤr GOtt gilt. Rom. X, 4. Heil und Seeligkeit. Act. IV, 12. c. X, 15. Durch den ich / von allem Ubel / erꝛettet werde. 1. Moſis. XLIIX, 16.) Bevorab / da unverborgen / daß der H. Koͤnig ſo wol des Meſſiæ, des GOttes Jacob / verſichert / 2. Sam. XXIII. als auch ſein Prophet geweſen iſt / und gewuſt hat / was ihm GOTT verheiſſen — auch zuvor geſehen und geredet / von der Aufferſtehung CHriſti. Act. II, 30. 31. Pſ. CXXXII. v. 11. Pſ. XVI. v. 8. Den ergreiffet Er / mit ſeiner Glaubens-Hand und ſpricht ſo Beyfals - als Zueignungs-Weiſe / mein Heil /mein21Leichen-Predigt. mein JEſus. Sonſt ſagete er nur / mit dem Patriar - chen / Jacob: HERR / ich warte / auf dein Heil. Pſalm. CXIX, 166. Und im vorhergehenden: Meine Seele verlan - get / nach deinem Heil / ich hoffe / auf dein Wort. v. 81. So auch zuverſichtlich gnug geredet / jedoch jenem nicht gleich iſt. Abſonderlich / ſo man / in genauen Betracht / ziehet / was darauff folget / und eine uͤbergroſſe parrheſie, Freu - digkeit und Vertrauen / andeutet. So dann iſt dieſes: Eins bitte ich / vom HErꝛn / daß ich / im Hauſe des HErꝛn / bleiben moͤge / mein Lebenlang / zu ſchauen die ſchoͤnen Got - tesdienſte des HErꝛn / und ſeinen Tempel zu beſuchen. Zum Zeugnuͤß des guten Fuͤrſatzes / GOtte zu dienen / und dieſen Glauben / in der That / zu bezeuͤgen / wie ſonſt ſeine Gewohnheit war / Krafft welcher er ſagen dorffte / Heman - thi, ki adabber, ich glaube / darumb rede ich. Pſ. CXVI, 10. So ein Theologus nicht vergebens / auf die Bekaͤntnuͤs / Ehre und Anruffung GOttes / als beſondere Glaubens - Wercke / ziehet. (Locutus ſum. i. e. liberè profeſſus ſum, me cre - dere; Palam etiam celebravi, Deumq́; invocavi. Höpfn. D. 9. Juſtif. c. 2. aph. 5. §. 12.) Daß man alſo / an dem warhafften / nach Wiſſenſchafft / Beyfall / und zuverſichtlichemVertrauen / wolbeſchaffenen / lebenden und thaͤtigen / Glauben Davids / nicht zu zweif - feln hat.
Der ſpricht nun ferner / im Text: Aber; Jch glau - be aber; ſo / im Grunde / Lule heiſſet / und noch / fuͤr He - manthi, ſtehet / auch deswegen / von etlichen / mit niſi, gege - ben wird; Der Meinung / daß es eine verbrochene RedeC 3ſey /22Chriſtlicheſey / dergleichen mehr / in der Schrifft / zu finden / und etwa dieſen Verſtand gebe: Wo ich nicht glaubete / oder ge - glaubet haͤtte / daß ich ſehen wuͤrde / das Gute des Herꝛn / im Lande der Lebendigen / ſo waͤre ich verſchmachtet / ver - gangen / verzweiffelt / um̃kommen ꝛc. (Niſi credidiſſem, me viſurum beneficium DOMINI, in terra viventium, defeciſſem. Brentius Comment. in h. l. p. m. 377. Periiſſem. Genebrardus, apud Geierum. Jn deſperationem lapſus eſſem. Geſnerus. Actum de me fuiſſet. Piſcator, Comment. in Pſalmos. Commodisſimè verò ex Pſalm. CXIX, 92. ſuppleri poteſt, As abadthi beonji. Sic enim habet locus parallelus: Lule, niſi lex tua fuiſſet oblecta - tio mea (ſic hôc locô relativè, niſi credidiſſem) jamdudum per - iisſem, in afflictione mea. Geierus, Comment. in Pſalmos, f. m. 418.) Der ſeel. Lutherus aber hatte es / mit dem Wort / Aber / gegeben / welches auch vor Zeiten der Syriſche Dolmetſch und der H. Hieronymus gethan hat. Darzu ſetzet er das nachdenckliche Woͤrtlein / Doch; ich glaube aber doch; und beſtaͤrcket hiemit ſeine ehemahlige Meinung / die Er / in der alten Uberſetzung / gehabt / und das Wort / Ja / ge - brauchet hat: Jch glaube Ja / womit auch andere Ver - ſionen uͤbereinkommen. (Lutherus, in antiqva verſione, Jch glaube ja / Sic & Dietemb. &c. Vid. modò laudatus Geierus l. c.) Und das nicht vergebens. Dann es ſetzet der Pſalmiſte dieſe Worte entgegen ſeinen Feinden und falſchen Zeuͤgen / die wieder Jhn ſtunden / und Jhm / ohne Scheu / unrecht thaten / ſo gar / daß Er ihrem fernern Willen nicht gerne wolte unterworffen ſeyn / und deswegen bethet: Gieb mich nicht / in dem Willen meiner Feinde. Die haben Jhn zweiffels ohne / als den aͤrgeſten Ubelthaͤter / nicht nurſelbſt23Leichen-Predigt. ſelbſt geachtet / ſondern auch / bey andern / inſonderheit / dem Koͤnige / Saul, angegeben / außgeſchrien / und ſo / des zeitlichen und ewigen Todes / werth geſchaͤtzet / oder / wie es / nach der H. Sprache / koͤnte gegeben werden / alle Ge - walt und Grauſamkeit / gegen Jhn / außgedampffet / ge - blaſen und geſpiehen / Jhm / an den Halß / gewuͤnſchet / ge - fluchet / gedrohet / geſchworen / ja / ſelbſt anzuthun begeh - ret / und daruͤber / nach der Weiſe des wuͤtenden Sauls / Act. IX, 1. geſchnaubet und geprauſtet.
Das hatte zumahl ein ſchlechtes Anſehen / vor den frommen David / und war er / auſſer Goͤttlichen Erhoͤ - rung / bereits denen nicht ungleich / die / in die Hoͤlle / fah - ren / als ſo fort / in dem Anfange des nachfolgenden Pſal - mes / zu erſehen. Weil er aber wuſte / wie er / mit ſeinem GOtt / ſtunde / laͤſſet er ſich das alles nicht anfechten; ſon - dern ſetzet / allen ſeinen Feinden und Verbaͤumdern / ge - troſt entgegen: Jch glaube aber doch / daß ich ſehen wer - de das Gute des HErꝛn / im Lande der Lebendigen; Als ſolte er ſagen: Ey ſo moͤgen dann ſie alle miteinander reden und thun / was ſie immer wollen / oder koͤnnen; So glaube ich doch / und bin des / in meinem GOtt / gewiß / daß Sie mir das Land der Lebendigen nimmermehr neh - men werden. Oder / wie er ſelbſt redet: Darumb / ſo die Boͤſen / meine Wiederſacher und Feinde / an mich / wollen / mein Fleiſch zu freſſen / muͤſſen ſie anlauffen und fallen. Wann ſich ſchon ein Heer / wieder mich / leget / ſo fuͤrchtet ſich dennoch mein Hertze nicht. Wann ſich Krieg wieder mich erhebet / ſo verlaſſe ich mich / auf Jhn. verſ. 2. & 3. Jſt alſo unſer Lule, oder / aber doch / ein getroſtes Her -tzens24Chriſtlichetzens Wort / wodurch David ſeine Furchtloſigkeit und Un - erſchrockenheit andeutet / und ſich der Goͤttlichen Gnade ſicherlich troͤſtet; So auch dem beyſtehenden Hemanthi nicht zuwieder iſt / welchem die Araber eine ſolche Wurtzel geben / die nichts / als Vertrauen / Sicher - und Gewißheit / bedeutet. Amana, fidit. Joh. Frid. Nicolai, in Hodeget. Orient. Harm. p. m. 52. Et, in Complemento, ſub voce, Amanon: Amana, ſe - curus, certus, fuit. Conſentit Sennertus, &, ex Amana, deducit Amanon, ſecuritas, ut & Aminon, ſecurus, tutus, firmus. Ara - bism. p. 91. Das iſt / was der Meiſter / und / von GOtt / getriebene Au - tor der Epiſtel / an die Hebraͤer / ſetzet: Der Glaube iſt eine gewiſſe Zuverſicht des / das man hoffet / und nicht zweiffelt / an dem / das man nicht ſiehet. Ebr. XI, 1. Daher muß die Glaubizin / mit Paulo / wiſſen / an welchen Sie glaubet / und gewiß ſeyn / daß Er ihr koͤnne ihre Beylage bewahren / biß an jenen Tag. 2. Tim. I, 12. (Eleganter hic depingit indolem fidei, qvam initiò habere, docet, fundamentum, cui innitatur, Deum nempe ejusq́; verbum & promiſſiones. Deinde omnem dubitationem procul ab illa abeſſe. Ita enim, in Deum, recum - bit, ut nullatenus, de promiſſo ipſius auxilio & præmio, dubitet. Job. Qviſtorp. Comment. in Epiſt. Pauli, ad Timoth. poſteriorem, p. m. 173. Will Sie nun / mit David / ſprechen: Jch glaube; So muß Sie zu forderſt den jenigen wiſſen und kennen / in wel - chem alle Verheiſſungen GOTTES / und ſo auch die / von dem Schauen des HERRN / im Lande der Lebendi - gen / Ja und Amen ſind; So muß Sie dem H. Hiob ſei - ne Worte abborgen / und / jedoch / mit nicht weniger War - heit / ſagen: Aber ich / oder / wie es auch heiſſen kan / Ja / ſoll /und25Leichen-Predigt. und Jch / Vaani, und ich weiß / daß mein Erloͤſer lebet / und Er wird mich hernach / aus der Erden / aufferwecken / und werde hernach / mit dieſer meiner Haut / umbgeben wer - den / und werde / in meinem Fleiſche / GOtt ſehen; Den - ſelbigen werde ich mir ſehen / und meine Augen werden Jhn ſchauen / und kein Frembder. Job. XIX, 26. (Præmittit conjunctionem, vel ad ſignificandum conſenſum, cum fidelibus, ſi ſumatur copulativè: Et ego ſcio, cum reliqvis; vel ad affirma - tionem ſtabilendam, cui particula iſthæc nonnunqvam inſervit, ab initio ſentontiæ, ut rectè vertatur, certò ſcio, qvæ certitudo magis confirmatur, tum per Pronomen, Ani, & ego ſcio opti - mè, ſcientiâ mihi familiari, & tam certâ, ac ſi oculis haurirem, vel ipsô experimentô didiciſſem; tum per originalem ſignificatio - nem verbi, Jada, qvod omnem dubitationem excludit & affert firmam mentis adhæſionem, ad rem ſatis ſuperq́; exploratam. Gen. 48. v. 19. Joh. Gerhardus, L. L. Theol. L. de Juſtiſic. per fidem §. 67. p. 317.) Dann das iſt das ewige Leben / daß ſie dich (Vater) daß du allein wahrer GOtt biſt / und den du geſand haſt / JE - ſum CHriſtum / erkennen. Das iſt / wird wol eben ſo viel ſeyn / als darin beſtehet das ewige Leben / (Hávte, id eſt, tuto, hoceſt vita æterna, ſeu in hoc conſiſtit vita æterna, vel etiam, hoc eſt cauſa vitæ æternæ. Glasſius lib. III. Philolog. Sacr. Tract. I. Canone XIX. p. m. 430.) Daß ſie dich / erkennen / ginóskosi, nicht oben hin / ſondern / eigentlich / und ſo gnau / als immer moͤglich / wie nicht nur dieſes Wort / ſondern auch der ſelbſte context, anzeiget / darin zu erkennende ſo / fuͤr ſich / beſchrieben / als auch / von andern / deutlich entſchieden werden. So laͤſſet ſich auch ſonſt der groſſe GOtt dergeſtalt vernehmen: Durch ſeinDEr -26ChriſtlicheErkaͤntnuͤs / verſtehe / dadurch andere Jhn erkennen / wird Er / mein Knecht / der Gerechte / viel gerecht machen. Jeſ. LIII, 11. (Ubi ſcientia juſti ſervi non eſt activa, qvâ ille nos ſcit, 2. Tim. 2, 19. Sed paſſiva, qvâ ille ſcitur. Qvenſt. Syſtem. Theol. Part. III. Cap. VIII. p. 282.) Nachdencklich iſt / was der ſelbſte Seelen-Braͤutigam ſei - ner Freundin zugeſtehet. Du haſt mir das Hertze genom - men / meine Schweſter / liebe Braut / mit deiner Augen ei - nem. Cant. IV, 9. Das Auge iſt warhafftig der Glaube. (Meritò unô oculô Chriſtus videtur: Qvia non videtur oculô carnali: Aut qvia duos oculos habens eccleſia, moralem & my - ſticum, fidei oculô plus videt Chriſtum. Ambroſ. Serm. XI. in Pſalm. CXVIII. f. 37.) Solte das Auge nicht ſehen / und den / welchem es das Her - tze nimmet / erkennen / wuͤrde es ein todtes / blindes / Auge ſeyn / und ſo ſchlechte Thaten thun. Doch kan kein Auge etwas ſehen / es komme dann ein Liecht darzu / ſo das ob - jectum viſus, oder / zum Schau / auffgefuͤhrete Weſen / be - ſtrale und beſcheine; Wiewol gleich gilt / ob es dieſem ſelbſt inwohne / oder / von auſſen / zugeſellet werde / wann es nur das Zuſehende ſcheinbar fuͤrſtellet. Wenigſtens muß ein diaphanès, (Ariſtot. II. de Animâ, Cap. VII. Textu LXVIII.) oder medium luminoſum, zwiſchen das Auge / und deſſen Abziel / fallen / wo jenes ſeinen Zweck erreichen ſoll. (Vid. Magirus, Comment. in Phyſiolog. ſuam, Cap. VII. Lib. VI. p. 522.) Der Glaube kan CHriſtum nicht ſehen / er ſchaue dann / in das Wort GOttes / ſo die Leuͤchte unſerer Fuͤſſe / und das Liecht / auf unſerm Wege / iſt. Pſalm. CXIX, 105. Jn dem Liecht / ſehen wir das Liecht. Pſalm. XXXVI, 11. Das Liecht /wel -27Leichen-Predigt. welches JEſus CHriſtus iſt. Joh. VIII, 12. Denn wir ha - ben ein feſtes / Prophetiſches / Wort / und ihr thut wol / daß ihr darauff achtet / als auf ein Liecht / das da ſcheinet / in ei - nen dunckeln Orth / biß der Tag anbreche / und der Mor - genſtern (iſt der HErꝛ JEſus / Apoc. XXII, 17.) aufgehe / in euͤren Hertzen. 2. Pet. I, 19. Darum̃ muß die / von Glaubiz / oder / von dem wahren Glauben / zubenennende Seele / nach dieſem Liecht / ihre Augen wenden / und die ſelbſte H. GOttes Schrifft / bevorab / von CHriſto / ſeinem Ver - dienſt / und daher entſtehenden Gnade GOttes / ſambt an - derer Zubehoͤr / erkennen / wiſſen und verſtehen. Dann wie ſollen ſie glauͤben / von dem ſie nichts gehoͤret haben? (nichts wiſſen?) Wie ſollen ſie aber hoͤren / ohne Predi - ger? Rom. X, 14. Und nachmahls: So koͤmmet der Glau - be / aus der Predigt; das Predigen aber / durch das Wort GOttes. v. 18. Was kan nachdruͤcklicher geſagt werden? Denn der Hocherleuͤchtete Mann GOttes verneiñt hiemit offenbarlich / daß man / an den / glauͤben koͤnne / von wel - chem / man nichts weiß oder gehoͤret hat; Und erhaͤrtet / im Gegentheil / daß der Glaube / aus dem Worte / komme / und ſich folglich auch darauff beziehe. (In hunc enim finem iſthæc inſtituta eſt gradatio, ut oſtenderetur, qvodnam ſit pro - ximum medium conſeqvendi fidem illam juſtificantem, de qva ſupra dixerat, nimirum auditum verbi divini, per qvem Deus, in hominum cordibus, fidem accendit. Balduin. Comment. in Epiſt. ad Rom. p. m. 197.) Doch iſt es / an der bloſſen Erkaͤntnuͤs / nicht genug; Weil unſer Heyland außdruͤcklich betheuͤret / daß nicht alle / die / zu ihm / ſagen / HERR / HERR / in das Himmelreich / kom -D 2men28Chriſtlichemen werden. Matth. VII, 21. Und etwa auch die aͤrgeſten Un - Chriſten / ja / gar Athei, eine ziemliche Erkaͤntnuͤs und Wiſſenſchafft des Wortes der Warheit haben / ſo ſie doch wuͤrcklich uͤbertreten und unterdruͤcken / als Schrifft und Erfahrung zeuͤgen. (Pſalm. L. 16. 17. 18 19. 20. Rom. 11, 17. 18. ſeq. & Epiſtola Matthai Cnuzen, Holſati, apud Hartnac. in Continuat. Syntag. Hiſtoriarum Eccleſiæ omnium Micrælij - pag. Syntag. 1262. 1263.) Wehe aber denen / die da haben den Schein eines Gottſee - ligen Weſens / und ſeine Krafft verlauͤgnen — die werdens / in die Laͤnge nicht treiben. 2. Tim. III, 5. 9. Die Thoren / ſo / in ihren Hertzen / ſprechen / es iſt kein GOtt / tuͤgen gewiß - lich nicht / und ſind ein Greuͤel / mit ihrem Weſen. Pſalm. XIV, 1. & LIII, 1. Die ohne GOTT ſind / ſind auch / ohne Hoffnung / ohne CHriſto / frembde und auſſer der Buͤr - gerſchafft Jſraelis / und frembde / von den Teſtamenten der Verheiſſung / und ſo auch / von dem wahren ſeeligma - chenden Glauben / und deſſen Ende / oder der ſelbſten Se - ligkeit. Eph. II, 12. I. Pet. I, 9.
Auch der Beyfall machet es nicht aus; Weil den die ſelbſten Teuffel haben und doch erzittern. Jac. II, 19. Traun ſie laͤugnen nicht / daß JEſus GOttes Sohn / und inſon - derheit / ſie zu quaͤlen / kommen ſey / ob ſchon ſie daſſelbige / als zu fruͤhzeitig / außſchreyen. Matth. VIII, 29. Marc. V, 8. Sie bekennen / durch die Magd / ſo einen Wahrſager-Geiſt hatte / offentlich / daß das Wort Pauli / und feiner Gefaͤhr - ten / der Weg / zur Seligkeit / ſey. Act. XVI, 17. Der Verſu - cher CHriſti weiß die ſelbſte H. Schrifft / zu ſeinem Vor - theil / anzuziehen / und ſo ſeinen Beyfall / gegen dieſelbe /kund29Leichen-Predigt. kund zu machen. Matth. IV, 6. Aber was hilffet ſie das? Sie erzittern nichts deſto minder / und haben ſich dieſes Glaubens wenig zu erfreuen. (Premenda eſt emphaſis verbi, phríssein. Nam Græci ſignificaturi metum vehementisſimum, eumq́; ſubitaneum, qvô qvis cotripitur, uſurpare ſolent verbum, phríssein: Nam hôc ſenſu invenies hanc vocem, apud Plutar - chum & alios, qvò etiam ducit radix vocis. Nam phríx eſt fre - mitus & horror maris ac fluctuum. Docere vult Apoſtolus, qvod ea ſit natura fidei Dæmonum, ut, qvò plura noverunt, de myſterijs divinis, eò majora metuant tormenta: tantùm abeſt, fides, qvam habent, ſpem ſalutis ingeneret. Brochmandus Com - ment. in Epiſt. Jacobi f. m. 59.) Das iſt wol wahr / daß / wer recht glauͤben will / dem jeni - gen / was / und / an was / er zu glauͤben hat / ſchlechter Din - ge beypflichten / und in ſo ferne ſeine Vernunfft / unter den Gehorſam des Glaubens / gefangen nehmen muß. 2. Cor. X, 5. Sintemahl CHriſtus ſpricht: So ihr nicht glauͤ - bet / daß Ichs ſey / ſo werdet ihr ſterben / in euren Suͤnden. Joh. VIII, 24. Und der Brieff / an die Ebræer: Das Wort der Prediger halff jene nichts / da nicht glauͤbeten die / ſo es hoͤreten. Heb. IV, 2. Damit aber iſt es gleichwol nicht gaͤntzlich gethan; Sondern annoch noͤthig / daß man der - maſſen geglauͤbetes / vor ſeines Hertzens Freude und Troſt / halte / und darauff ſein einiges Vertrauen ſetze; und ſo zwar bekenne: Ich glauͤbe allem / was geſchrieben ſtehet / im Geſetze und in den Propheten. Act. XXIV, 14. Aber auch: Ich verlaſſe mich / auf dein Wort. Pſalm. CXIX, 42. Inſonderheit aber: Nach dir / HERR / verlanget mich / mein GOtt / ich hoffe / auf dich. Pſalm. XXV. v. 2. Mein GOTT! Was fuͤr eine ſchoͤne Glaubens-Rede iſt meinD 3GOtt!30ChriſtlicheGOTT! Denn hiemit ſiehet nicht allein das Davids - Hertz / auf den GOtt / welcher / mit der Zeit / gar ſein Sohn werden ſolte; Jerem. XXIII, 5. 6. Sondern eignet ihme auch Denſelben dergeſtalt zu / als weñ er niemandes mehr / als ſein eigen / Gott waͤre. So auch die / von Glaubiz / eine jede / durch den Glauben / mit Chriſto / vertrauete Seele. Hoſ. II, 19.
Die hat dieſen GOtt / wie / vor ihren HErꝛn / alſo auch Ehe-Herꝛn / zu erkennen / und ſo / auf denſelben / als den allergetreuͤeſten Ehe-Gatten / der ſich Jhr / mit alle dem / was ſein iſt / zu eigen ſchencket / zuverſichtlich zu hof - fen und ſich zu verlaſſen. Anfangs zwar muß Sie ge - troſt zugreiffen und Jhr dieſen Mann nehmen; Jch will ſagen / Jhr denſelben / mit dem / was Er Jhr erworben / zueignen. Deñ CHriſtus will genommen ſeyn / und zwar / durch den Glauben; Darumb der H. Johannes ſchrei - bet: So viel ihn aber aufnahmen / Hósoi dè elabon avtòn, ſo viel Jhn aber nahmen / denen gab Er Macht / GOttes Kinder zu werden / die / an ſeinen Nahmen / glauͤben. Joh. I, 12. Hier naͤchſt / ja / indem (denn diß zweyes leidet we - der Zeit - noch Weſens-Unterſcheid) muß Sie Dero Hertz lauterlich / in die Liebe JEſu / legen / und / bey Jhr ſelbſt / gedencken: Was ich itzt lebe / im Fleiſch / das lebe ich / in dem Glauben des Sohnes GOttes / der mich geliebet hat / und ſich ſelbs / fuͤr mich / dargegeben. Gal. II, 20. Er iſt mir gemacht / von GOtt / zur Weißheit / und zur Ge - rechtigkeit / und zur Heiligung / und zur Erloͤſung. 1. Cor. I, 30. Jn dem HERRN / habe ich Gerechtigkeit und Staͤrcke. Jeſ. XLV, 24. Mein Freund iſt mein / und ich binſein.31Leichen-Predigt. ſein. Cant. II, 16. (Intelligimus apprehenſionem, non theoreticam, nudè aſſentitivam, qvùm qvis, in intellectu ſuo, pro indubitato, habet, Chriſtum, non tantum, pro omnibus, ſed etiam, pro ſe, in individuo, eſſe mortuum; Ita enim vel ipſi impij, qvi non deſi - derant, ut, propter Chriſti meritum, ſibi obtingat ſalus, inferre poſſunt; Sed practicam, qvæ totius cordis & voluntatis, in me - rito Chriſti, recumbentiam involvit. Qvenſted. Syſt. Theol. Part. III. de fide Juſtif. Cap. VIII. Sect. I. Theſi X. König, Theol. Po - ſit. Acroam. §. 899. p. 262.) Das alles endet ſich / in dem guten Vertrauen / durch Chri - ſtum / zu GOTT / 2. Cor. III, 4. Daß unſere Glaubizin Jhr Haupt getroſt Himmel an hebet / und / in Ihrer See - len / ſaget: Jſt GOtt fuͤr uns / wer mag wieder uns ſeyn? Welcher auch ſeines eingebohrnen Sohnes nicht hat ver - ſchonet / ſondern hat Jhn / fuͤr uns alle / dahin gegeben / wie ſolte Er uns / mit Jhm / nicht alles ſchencken? Wer will die Außerwehleten GOttes beſchuldigen? GOtt iſt hie / der gerecht machet. Wer will verdam̃en? Chriſtus iſt hie / der geſtorben iſt / ja vielmehr / der auch aufferwe - cket iſt / welcher iſt / zur Rechten GOttes / (Jedoch aber auch / durch den Glauben / in unſerem Hertzen / Eph. III, 17.) und vertritt uns. Rom. VIII, 31. 32. 33. 34. Das machet zuſammen die bypoſtaſin, firmam, immotam, imperterritam, fiduciam, oder gewiſſe Zuverſicht. Heb. XI, 1. Jn welcher Anſehen / der wah - re / ſeligmachende / Glaube eigentlich iſt / was er iſt: Ein gantz ungemeiner Magnet, CHriſtum / nach ſich / zu ziehen / (Qvemadmodum enim, in corporibus naturalibus, qvidam at - tractus ineſt qvibusdam, ad qvædam, veluti magneti, lapidi, ad ferrum, & bitumini, qvod dicitur, Naphtha, ad ignem: Ita fidei ad divinam virtutem, Origenes in cap. 13. Matth. Eine32ChriſtlicheEine liebe Hand / JEſum zu faſſen und zu halten / Cant. III. (Das Wort iſt gleichſam die Gebehand / damit GOtt der him̃liſche Vater / in CHriſto JEſu / alle ſeine Guͤter reichet. Aber der Glaube iſt die Nehmehand / damit der Menſche dieſe angebothene Guͤter ergreiffet / und / in ſein Hertz / einſen - cket. Der Glaube iſt die ſtarcke Hand Jacob / welche den Sohn GOttes / in ſeinen Armen / das iſt / in ſeinen heiligen / theuren / Verheiſſungen / ergreifft / und Jhn ſo feſte haͤlt / daß Er nicht entweichen / ſondern ſeinen Goͤttlichen Segen kraͤff - tiglich ertheilen muß / ꝛc. Steph. Klotz, im Geiſtl. Cypreſ - ſen-Kraͤntzlein. p. m. 354.) Und endlich eine feſte Saͤule / die ſelbſte Seele wol zu gruͤn - den und zu ſtuͤtzen; Den Knochen nicht ungleich / durch welche / die gantze Laſt des hinfaͤlligen Leibes / vor den wancken und ſincken / bewahret wird. (Oſſa ſunt firmamen - tum corporis, ſie animæ firmamentum eſt fides. Botſas. in Mo - ral. Gedanenſ. ex Aug. tom. 8. col. 1079.) Nur muß man / an dieſelbe / nicht boßhaffte Haͤnde legen / und ſie / durch frevele Suͤnden / von ihrem Orte / bewegen / als die thun / ſo Brandmahle / in ihr Gewiſſen / bekommen. 1. Tim. IV, 2. Die / in der That / auch / von dem Glauben / abtreten; Ja / denſelben gar ver - und zerbrechen / als Pau - lus / von den geilen Wittwen ſchreibet. 1. Tim. V, 10. Viel - mehr hat man hohe Urſach / dieſe Saͤule gebuͤhrend zu be - wahren und zu bewehren. Der H. Apoſtel / ob er ſich ſchon / von Hertzen freuet / in dem er der Coloſſer Ord - nung und ihren feſten Glauben ſtehet; erachtet es den - noch hoher Nothwendigkeit / dieſelben alſo zu ermahnen: Wie ihr nun angenommen den HErꝛn JEſum Chriſtum / ſo wandelt / in Jhm / und ſeyd gewurtzelt und erbauet / inJhm /33Leichen-Predigt. Jhm / und ſeyd feſte / im Glauben / wie ihr gelehret ſeyd / und ſeyd / in demſelben / reichlich danckbar. Col. II, 6. Jn dem Vorhergehenden bedinget Er hiemit ein ſehr groſſes Werck: Nu aber hat Er euch verſoͤhnet / mit dem Leibe ſeines Fleiſches / durch den Todt / auf daß Er euch darſtel - let heilig und unſtraͤfflich / und / ohne Tadel / fuͤr Jhm ſelbſt; So ihr anders bleibet ihm Glauben / gegruͤndet und feſte und unbeweglich. Col. I. v. 21. ſeq. Das kan nicht wol ſeyn / wo nicht zugleich Hand angeleget wird / den Beſtand dieſer Veſte / mit tuͤchtigen Wercken / beſtmoͤglichſt zu um̃ - bauen / und ſo / wie den Beruff und Wahl / alſo auch ſelb - ſten glauben / auf welchen ſich beyde beziehen / wenigſt / zur mehrer Verſicherung / feſte zu machen. Dahin gehet die Vermahnung Petri: So wendet allen euͤren Fleiß daran / und reichet dar / in eurem Glauben / Tugend / und / in der Tugend / Beſcheidenheit / und / in der Beſcheidenheit / Maͤſ - ſigkeit / und / in der Maͤßigkeit / Gedult / und / in der Ge - dult / Gottſeligkeit / und in der Gottſeligkeit / Bruͤderli - che Liebe / und / in der Bruͤderlichen Liebe / gemeine Liebe. Denn wo ſolches reichlich bey euch iſt / wirds euch nicht faul noch unfruchtbar ſeyn laſſen / in der Erkaͤntnuͤs un - ſeres HErꝛn JEſu CHriſti. Welcher aber ſolches nicht hat / der iſt blind und tappet / mit der Hand / und vergiſ - ſet der Reinigung ſeiner vorigen Suͤnde. Darumb lie - ben Bruͤder / thut deſto mehr Fleiß / euͤren Beruff und Er - wehlung feſt zu machen / II. Petr. I. v. 5. 6. ſeq. (Das iſt nun eine ſolche Weiſe der Schrifft / zu reden / wie S. Paulus re - det / Eph. II, 12. Jhr waret Gaͤſte / in den Teſtamenten der Verheiſſung / daher ihr keine Hoffnung hattet / und waret / oh -Ene34Chriſtlichene GOtt / in der Welt. Denn ob gleich kein Menſch we - der boͤſe / noch gut iſt / uͤber welchen GOtt nicht HErr ſey; Sintemahl alle Creaturen ſein ſind / dennoch ſagt Paulus / daß der keinen GOtt habe / welcher ihn nicht erkennet / lieb hat / und / auff ihn / trauet / wiewol Er / an Khm ſelbſt / GOtt bleibet. Alſo auch hie; Wiewol der Beruff und Erweh - lung fuͤr ſich ſtarck gnug iſt / ſo iſt ſie doch nicht / bey dir / ſtarck und feſt / weil du noch nicht gewiß biſt / daß ſie dich betreffe; Darumb will Petrus / daß wir uns ſolchen Beruff und Er - wehlung / mit guten Wercken / feſt machen. Alſo ſieheſt du / was dieſer Apoſtel den Fruͤchten des Glaubens glebet / wie - wol dieſelbe dem Naͤchſten gehoͤren / daß ihm damit gedie - net werde / ſo bleibt doch auch die Frucht nicht auſſen / daß der Glaube dadurch ſtaͤrcker wird. Lutherus, Thom IV. Altenb. Item Tom. I. Altenb. Es iſt kein Werck / darinnen man ſo eben empfindet und fuͤhlet die Zuverſicht und Glauben / als den Nahmen GOttes ehren / und hilfft ſehr den Glauben ſtaͤr - cken und mehren / wiewol alle Wercke helffen auch darzu / wie S. Petrus ſagt: Lieben Bruͤder / habt Fleiß / daß ihr / durch gute Wercke / euͤre Beruffung und Erwehlung gewiß machet.) Ob nun ſchon die / von Petro / erheiſchete und / mit ihnen / verbundene / heilige / Chriſten-Tugenden weder das We - ſen des GOtt-gefaͤlligen Glaubens einlauffen / noch auch / in das Ende deſſelben / der Seelen Seeligkeit / und fuͤrher - gehende Rechtfertigung / nach unſerem Evangeliſchen Glauben / wuͤrckend und verdienſtlich / einflieſſen; Kan man ſie doch von demſelben / ſo wenig abſondern / als wenig Licht und Waͤrmde / von der / ihr ſelbſt gelaſſenen / Sonne / moͤgen ſepariret werden. Vielmehr ſind ſie ſolchem ſo noͤthig / als erfordert wird / von einer lebendigen Seelen /daß35Leichen-Predigt. daß ſie ſich / mit Regen und Bewegen ihres Leibes / zum wenigſten / mit Athemen und dergleichen / zum Zeichen ih - rer Anweſenheit / herfuͤr thue. Denn der Glaube iſt / ohne Wercke / todt. Jac. II. v. 20. Will man nun ſeines Lebens verſichert ſeyn / muß er ſeine Wercke zeigen. Dadurch wird er / in ſo weit / vermehret / als einem Baume geſchiehet / der die reiffen Fruͤchte zeiget / oder vielmehr traͤget. Wie aber / von dieſer Art Pflantzen der HErꝛ JEſus ſaget: Ein jeg - licher Baum / der nicht gute Fruͤchte bringet / wird abge - hauen / und / ins Feuer / geworffen: Matth. VII, 19. Alſo hat man / von dem Lieb - und Werck-loſen Glauben / zugewar - ten. Darumb die Augſpurgiſchen Bekenner / ſo willig / als billich / ſetzen: Docent (Eccleſiæ noſtræ unanimi conſenſu) qvod fides illa debeat bonos fructus parere & qvod oporteat bona opera facere. (Auguſtan. Confeſſ. Artic. VI. & qvi concordat, Artic. XX. inqve Form. Concord. Artic. IV. Theſ. Affirm. §. 3.) Unſere Kirchen lehren / mit einhelliger Ubereinſtim̃ung / daß der Glaube ſolle gute Fruͤchte tragen / und / daß er muͤſſe gute Wercke thun. Der ſeelige Lutherus redet viel / von fide incarnata, compoſita und concreta; Und iſt das eine alte Regul der Chriſtlichen Kirchen: Fides juſtificat ſola, qvamvis nunqvam ſit ſola. Der Glaube rechtfertiget al - lein / doch iſt er niemahls allein. (Gerbard. L. de juſtif. per fi - dem §. 112. p. m. 361.) So auch / in der Wahrheit / kein muͤßig / ſchlaͤffrig und faul Weſen / ſondern / durch die Liebe / thaͤtig. Gal. V, 6. (Der Glaube iſt keine ſchlechte / bloſſe und krafftloſe Ein - bildung / die / auf dem Hertzen / ſchwebet / wie eine Ganß / auf dem Waſſer / ſondern eine lebendige / geiſtliche Flamme / da - mit die Hertzen / durch den H. Geiſt / entzundet werden / daßE 2ſie36Chriſtlicheſie begehren und thun / was GOtt wolgefaͤllt. Wie das Waſ - ſer / durchs Feuer erwaͤrmet wird / ſo machet der Heilige Geiſt / durch den Glauben / das Hertze warm / milde und flieſſend / zu allem Guten. Durch den Glauben / ſchreibet der H. Geiſt lauter Feuerflammen / ins Hertz / und machet es lebendig / daß es heraus bricht / mit feuͤriger Zungen und mit thaͤtiger Hand / und wird ein neuer Menſch / der da fuͤhlet / daß er gar einen andern Verſtand / Gemuͤth und Sinn / gefaſſet habe / wie zu - vor / und iſt nun alles lebendig / Verſtand / Liecht / Muth und Hertz / das da brennet und Luſt hat / zu alle dem / was GOtt gefaͤllt. Heinrich Muͤller / im Him̃liſchen Liebes-Kuß cap. 16. p. 520.) Zum wenigſten muß die rechte Hand des Glaubens / auch die Lincke des H. Lebens / zu ihrer Seiten / haben / welche die / fuͤr GOtt / geltende Gerechtigkeit / zwar nicht zeuͤgen / den - noch zeigen und bezeuͤgen kan. (Fides, ut ita explicandi gratia, di - cam, duplices habet manus. Unam, qvam extendit ſurſum, & apprehendit Chriſtum, unà cum omnibus beneficijs ſuis, & hac parte dicimus, nos juſtificari, per fidem: Alteram, qvam pro - tendit deorſum, ad exercenda opera caritatis ac reliqvarum vir - tutum; Et hâc parte teſtificamur qvidem veritatem fidei, non autem juſtificamur. Brentius, in Apologia, cont. Würt. p. 319.) Kurtz: Die Werck kommen gewißlich her / aus einem rech - ten Glauben; Weñ das nicht rechter Glaube waͤr / wollſt ihn der Werck berauben; Doch macht allein der Glaub gerecht / die Werck die ſind des Naͤchſten Knecht / dabey wir’n Glauben mercken. Und ſo kan allererſt unſere Glau - bizin recht / Hemanthi, Jch glaube / ſagen.
Darzu mag Sie ſo dann ſicherlich ſetzen / Lule, aber doch / ja / warlich / gewißlich / ſicher und unfehlbar / feſt und ſteiff / oder /wie37Leichen-Predigt. wie es Paulus giebet: Jch bin gewiß / daß weder Tod / noch Leben / weder Engel / noch Fuͤrſtenthumb / noch Ge - walt / weder Gegenwaͤrtiges / noch Zukuͤnfftiges / weder Hohes / noch Tieffes / noch keine andere Creatur / mag uns (mich) ſcheiden / von der Liebe GOttes / die / in CHriſto JEſu iſt / unſerm HErꝛn. Rom. VIII, 39. Denn das iſt des wahren Glaubens Arth / daß er allen Zweiffel auß - ſchleuͤſſet / ſo / daß die auch nur / im Glauben / bitten wol - len / nicht zweiffeln ſollen / wie Jacobus anzeiget / wann er ſchreibet: Er bitte aber / im Glauben / und zweiffele nicht. Denn wer da zweiffelt / der iſt gleich / wie die Meers-woge / die / vom Winde / gewebt und getrieben wird. Solcher Menſch gedencket nicht / daß er etwas / von dem HErꝛn / empfahen werde. Ein Zweiffeler iſt unbeſtaͤndig / in allen ſeinen Wegen. Jac. II, 6 ſeq. O! der wuͤchtigen Gruͤnde / womit hier Jacobus den Zweiffel ſeinen Seelen-Kindern zu - verleiden ſuchet! Zwar fuͤrnemlich / im Gebete; Aber doch auch / in dem Glauben / daher aus jenes geben ſoll; Wie er dann offenbarlich Glauben und Zweiffel gegen einan - der ſetzet / und damit bezeuͤget / daß ſie nicht beyſammen ſtehen koͤnnen. Entweder kan man / nach dem Willen GOttes / zugleich zweiffeln und glauͤben / oder nicht? Kan man; So bedarffs keiner Erinnerung / vielweniger Er - mahnung / daß das Gebet / im Glauben und nicht Zweif - fel / geſchehe. Kan man nicht; So muß eines das andere nothwendig auffheben / und der Glaube keinen Zweiffel neben / und noch minder / in ihm ſelber / leiden. Gehet der Zweiffel weg / wird ihm hoffentlich die Gewißheit folgen; weil ſie beyde auch wieder einander ſind / und deshalb / wieE 3derglei -38Chriſtlichedergleichen Art Dinge pflegen / ſich Wechſels-Weiſe heben und legen. Ja wol. Denn ſo ſchreibet Johannes: Wir wiſſen / daß wir / aus dem Tode / in das Leben / kommen ſind. Denn wir lieben die Bruͤder. 1. Joh. III, 14. Der Au - genſchein giebet / daß der H. Mann / von dem Wercke / zu der Urſach / von der Bruder-Liebe / zu der Wiedergeburth / ſchlieſſet / und einen buͤndigen Schluß / oder demonſtration, wie wol / â poſteriori, machet. Drumb iſt ſein Wiſſen ein gewiß ſeyn. Was weiß er ſo aber? Daß die Liebende / aus dem Tode / ins Leben / und ſo / aus dem Zorne / in die Gna - de / kommen ſind / und deshalb recht geiſtlich leben / in der Gnade GOttes / ſtehen / deſſen Kinder und Erben des ewi - gen Lebens ſind. Was Johannes dermaſſen gewiß machet / deduciret Paulus, à priori; Jhr habt nicht einen Knechtlichen Geiſt empfangen / daß ihr euch abermahl fuͤrchten muͤſtet; Sondern ihr habt einen Kindlichen Geiſt empfangen / durch welchen wir ruffen / Abba, lieber Vater. Derſelbige Geiſt giebet Zeugnuͤs unſerm Geiſt / daß wir GOttes Kinder ſind. Sind wir dann Kinder / ſo ſind wir auch Erben / nemlich GOttes Erben und Mit - Erben CHriſti. Rom. VIII, 15. ſeq. Ach! das Zeugnuͤs des Heil. Geiſtes muß man warlich gelten laſſen / und gantz un - bezweiffelt annehmen. Der aber verſichert / daß die Jhn empfangen / und ſo glauͤbig / gewiß GOttes Kinder und des ewigen Lebens Erben / ſind. Darumb muß Er ſie auch warlich der Vater-Gnade ſelbſt verſichern. Zumahl / da Er ein Kindlicher Geiſt iſt / und die / welchen Er beywoh - net / von der Knechtlichen Furcht / befreyet. Von der Knechtlichen / ſage ich. Denn ob auch wol / bey den Kin -dern39Leichen-Predigt. dern GOttes / eine Furcht iſt / ja / ſeyn ſoll. Phil. II. v. 12. Prov. 24, 21. Prov. 28, 14. So iſt doch ſolche nicht Knecht - ſondern Kindlich. Das aber iſt / zwiſchen beyden / zum Unterſcheid / daß jene / von der Vater-Liebe und Gnade / nichts weiß / die doch dieſe hat. Darumb fuͤrchten ſich zwar die Glauͤbigen; aber nicht / aus Mißtrauen / Zweif - fel und Verzweiffelung / an der Vater-Hulde / ſondern / aus Kindlicher reverence und Ehrerbietigkeit; Nicht / daß ſie jene nicht haben / ſondern nicht verliehren moͤgen. Die - ſerthalben laͤſſet man unſerſeits gerne zu / daß die Gewiß - heit / die ein Glauͤbiger hat / in Anſehen ſeines kuͤnfftigen Standes / Verharrung / in der Gnade GOttes / und wuͤrcklichen Beſitzes him̃liſcher Herꝛligkeit / zwar gewiß ge - nug / aber doch nicht gantz unbedungen ſey / ſondern ſich / in dieſe Bedingung / zerlaſſe / als ferne die hieher gehoͤri - ge Mittel nicht verachtet werden. (Salutis futuræ & perſe - verantiæ certitudo non eſt abſoluta, ſed tantùm hypothetica; qvatenus media perſeverantiæ non ſpernuntur, ſed ſemper ob - ſervantur, interim tamen infallibilis eſt, qvoad ejus poſſibilita - tem. Qvenſt. Hiſt. P. III. c. VIII. circa Theſin XXIII. p. 527. Certitudo, de perſeverantia, non eſt abſoluta, ſed hypothetica, qvatenus media perſeverantiæ non negliguntur, ſed obſervantur. Gerhard. Confeſſ. Catholic. Lib. II. Spec. Part. III. Artic. XXIII. Cap. V. p. m. 726.) Doch iſt auch dieſe Gewißheit weder bloß wahrſcheinlich und vermuthlich / noch / in Wahrheit / ungewiß; Wañ die / von Glaubiz / nur / von Hertzen / entſchloſſen iſt / ihrem GOtte getreuͤ zu ſeyn / und ſich ſeinem Willen gemaͤß zu - verhalten. Denn ſo kan Sie ſich gewiß verſichern / daß auch GOtt / der HERR / treuͤ ſeyn / und Sie / uͤber JhrVermoͤ -40ChriſtlicheVermoͤgen / nicht verſuchen werde laſſen. I. Cor. X, 13. Son - dern vielmehr das gute / angefangene / Werck vollfuͤhren / biß an den Tag JEſu CHriſti; Phil. I, 6. Wie das Wol - len / alſo auch das Thun / nach ſeinem Wolgefallen / wuͤr - cken. Phil. II, 13. Abſonderlich / ſo dieſelbe zugleich reſolvi - ret iſt / hierumb fleißig zu bitten / und / was die Erhoͤrung ſolchen Gebets hindern koͤnte / ſind wiſſentliche Suͤnden und Blut-Schulden / Joh. IX, 31. Jeſ. I, 15. c. LIX, 3. fuͤr ſichtig zu verhuͤten. (Promiſit Deus, absq́; conditione petentibus exauditio - nem, ſi petunt ea, qvæ ad ſalutem ſunt neceſſaria. Qvicqvid pe - tieritis Patrem, in nomine meo, hoc dabitur vobis. Joh. 16. v. 23. Ego autem, qvi jam converſum me ſcio, ex vera fide, peto per - ſeverantiam. Certus ergo eſſe poſſum. Deum mihi eam datu - rum. Meisnerus, Anthropol. Dec. II. Diſp. VIII. Qv. IV. p. 363. Nihil impedire poteſt perſeverantiam & excutere Spiritum S. qvàm peccatum mortale. Hoc autem vitare & fugere, in mea, præſertim, ſi jam converſus ſum, poteſtate eſt. Qvod ſi igitur fixa ſit ſententia, me nolle mortaliter peccare, de perſeverantia, utiq́; certus eſſe poſſum, cum, ſublatâ amisſionis causâ, res non amittatur. Idem cit. l. p. m. 364.) Jndeſſen iſt das nicht ſchlechthin zuvermengen / mit der Glauͤbigen Gewißheit / von der gegenwaͤrtigen Gnade und daran hangenden Suͤnden-Vergebung / Rechtfertigung / Wiedergeburth / GOttes Kindſchafft / und dergleichen. Die iſt ſo gewiß / als der ſelbſte Glaube iſt. Dann wer / an den Sohn GOttes / glauͤbet / der hat das Zeugnuͤs GOttes / bey ihm — Und das iſt das Zeugnuͤs / daß uns GOtt das ewige Leben hat gegeben / und ſolches Leben iſt / in ſeinem Sohn. Wer den Sohn GOttes hat / der hat das Leben. I. Joh. V, 10. 11. Ach wie ſchoͤn! So wahrhaff -tig41Leichen-Predigt. tig man glauͤbet / und ſo JEſum ergreiffet und hat / ſo war - hafftig hat man auch / der Hoffnung nach / Rom. VIII, 24. das ewige Leben; So warhafftig iſt man / aus dem To - de / in das Leben / aus dem Zorn GOttes / in die Gnade / kommen / und wird des / in dem Hertzen / uͤberzeuͤget. Da - her ſagt auch Paulus: Nun wir ſind gerecht worden / durch den Glauben / ſo haben wir Friede / mit GOTT / durch unſern HErꝛn / JEſum CHriſt. Durch welchen wir auch einen Zugang haben / im Glauben / zu dieſer Gnade / darin wir ſtehen / und ruͤhmen uns der Hoffnung der zukuͤnfftigen Herꝛligkeit. Rom. V, 1. So wol / von dem Friede / als der Gnade / GOttes / redet hier der Apoſtoli - ſche Mann / und ſichert / mit ihm / gerecht wordene / daß ſie nicht nur jenen haben / ſondern auch / in dieſer / ſtehen / und zu dero mehr und mehrern Genuß / einen freyen Zugang haben. Auff ungewiſſen Grunde aber iſt ſchlecht zu ſte - hen / und / in fluͤchtige Wellen / kem Fuß zu ſetzen. Dar - umb muß die Gnade GOttes / darin jene ſtehen / keines / von dieſen beyden / noch auch / von den Glauͤbigen / dafuͤr angeſehen / ſeyn. Vielmehr ſichern ſie ſich derſelben / und verſehen ſich ſo dañ / weder zu GOtt / noch Menſchen / ja / Teuffeln / was Boͤſes / und / in Warheit / ſchaͤdliches / weil doch nichts verdam̃liches iſt / an denen / die da ſind in Chri - ſto JEſu / dem HERRN. Rom. VIII, 1. Dann auch darin iſt ihr Glaube eine hypóſtaſis, daß er ſie gantz zweiffel - frey machet / und ihr Hertz / mit unerſchrockenen Gewiſ - ſen / fuͤr das Goͤttliche Angeſicht / ſtellet. Tu mihi ambiguum garris, qvô nihil eſt certius. Sed Auguſtinus aliter. Fides, ait, non conjectando, vel opinando, habetur, in corde, in qvo eſt,Fab42Chriſtlicheab eo, cujus eſt; Sed certâ ſcientiâ, acclamante conſcientiâ. Pla - cet mihi, fateor, illius (Apoſtoli) definitio: Fides eſt rerum ſpe - randarum ſubſtantia. Subſtantiæ nomine aliqvid certum fixumq́; præfigitur; Non eſt enim fides æſtimatio, ſed certitudo. Bern - hard. Epiſt. 190. Ad Innocent. Pontif. contra Petrum Abailardum. Er ſelbſt iſt eine parrhesia, oder Freuͤdigkeit / zu GOtt. I. Joh. III. 21. Darumb muͤſſen mit ihm Verſehene / auch die - ſe haben / als Paulus zeuͤget: Wir haben Freuͤdigkeit und Zugang / in aller Zuverſicht / durch den Glauben / an Jhn. Eph. III, 12. Das aber iſt die Freuͤdigkeit / die wir haben / zu Jhm / daß / ſo wir etwas bitten / nach ſeinem Willen / hoͤret Er uns / und / ſo wir wiſſen / daß Er uns hoͤret / was wir bitten / ſo wiſſen wir / daß wir die Bitte haben / die wir / von Jhm / gebeten haben. I. Joh. V, 14. 15. Dieſe Freuͤdig - keit gilt auch / am Tage des Gerichts / und alſo / weñ Suͤn - de / Tod / Teuffel und Hoͤlle / wieder uns / ſtehet. I. Joh. IV, 17. (Notisſimum autem eſt hoc vocabulum, ſignificans, ſine metu & trepidatione, liberè & dicere & agere, ſicut, de verbo, par - rhesiázomai, multa extant exempla. Et duleisſima hæc eſt ac - commodatio, ad fidem juſtificantem, qvæ conſcientiæ talem fert pacem, cum Deo, ut non trepidet, ad conſcientiam legis, non terreatur, indignitate propriâ, vel ignitis telis Diaboli, nec fugiat Deum &c. Chemnit. L. de juſtif. ſub vocab. fidei. p. 247.) Jnmittelſt wird nicht geleuͤgnet / daß ſo wol die Freuͤdig - keit / als Gewißheit / ihre gradus, oder Stuffen / habe / nach der Qvalité des ſelbſten Glaubens / welcher nicht uͤber all gleich groß iſt. Wie aber ein kleiner Glaube doch auch ein Glaube iſt / ſo auch dieſe Freuͤdigkeit und Gewißheit. Magis & minus non differunt ſpecie; Und iſt die Klippe / im Meer /ja43Leichen-Predigt. ja ſo wol ein Stein / als die hoͤheſten Felſen / ob ſie ſchon viel geringer ſcheinet / und / durch die wuͤtende Wellen und Wogen / offters bedecket / und unſichtbar gemachet wird. Wiewol auch nicht alles Gold iſt / was da gleiſſet / und da - her ein jeder ſich / ſo wol nach der Schrifft / als auch ſeiner eigenen Hertzens-Meinung und ſelbſten That / gnau zu pruͤfen und forſchen hat / ob er auch / im Glauben / ſey. II. Cor. XIII, 5. Multa videntur, qvæ non ſunt, & multa ſunt, qvæ non videntur. Mancher redet viel / vom Glauben / und hat doch keinen; Ein ander hat ihn und kan ihn doch / zur Zeit der Anfechtung / nicht mercken. Deshalb aber hoͤret die Gewißheit / von der Gnade GOttes / drumb nicht auf; Sondern wird nur beſtritten. So lange aber noch der Krieg waͤhret / kan ſich des feindliche Theil kei - nes Sieges ruͤhmen / und ſo weder Fleiſch / noch Teuffel / ſagen / daß ſie einem eintzigen Glauͤbigen / ſein thársos, Hertz und Vertrauen / genommen haben. In fine videtur, cu - jus toni. Jſt der Glaube / nur warhafftig da / er wird ſich gewiß nach und nach herfuͤr thun / und / mit David / ſagen: Dennoch bleib ich ſtets an dir. Deñ du haͤlteſt mich / bey meiner rechten Hand. Du leiteſt mich / nach deinem Rath / und nimmeſt mich endlich / zu Ehren / an. Pſalm. LXXIII. v. 23. 24. Oder / wie / in unſerm Texte / ſtehet: Jch glauͤbe aber doch / daß ich ſehen werde das Gute des HERRN / im Lande der Lebendigen. Und das waͤre ſo dann unſer Erſtes / oder / wie die Glaubizin / das iſt / was ſie heiſſet / in Warheit / glauͤbig.
Und darauff
F 2Fol -44ChriſtlicheFolget nun / vors Andere / wie Sie ſelig? Welches / nach den letzten Worten unſeres Textes / derge - ſtalt zu beantworten: Durch das ſehen; Das ſehen des Guten; Des Guten / im Lande der Lebendigen.
Jch glauͤbe aber / daß ich ſehen werde / ſagt Koͤ - nig / David / daß ich ſehen werde. Scheinet vorgeſage - ten zuwieder zu ſeyn / da gedacht wurde / daß der ſelbſte Glaube ein Auge ſey / welcher das Liecht / im Liecht / ſehe / woraus jemand ſchlieſſen doͤrffte / daß ſo ferne kein ander ſehen zugewarten ſey. Aber vergebens. Denn ab unius poſitione, ad alterius negationem, non valet conſeqventia. Es folget nicht: Der ſiehet itzo; darumb wird er morgen nicht ſehen. Nicht: Er ſtehet / mit der Seelen; darumb kan er / mit dem Leibe / und deſſen Augen / nicht ſehen. Wir ſehen hier auch; Doch nur / im Spiegel — Dort aber / von Angeſicht. I. Cor. XIII. v. 12. Wir ſehen hier; Aber / was das / im Text / beſchriebene Gut betrifft / nur / mit den Augen des erleuͤchteten Gemuͤths; Dort aber auch / mit den Augen des Leibes / wie / aus Hiobs Worten / erſcheinet: Und werde darnach / mit dieſer / meiner / Haut / umbgeben werden / und werde / in meinem Fleiſche / GOTT ſehen. Denſelbigen werde ich mir ſehen / und meine Augen werden Jhn ſchauen. Job. XIX, 25. 26. Man kan zulaſſen / daß der gedultige Schmertzens-Mann / durch dieſen GOtt / beſon - ders den jenigen verſtehe / welchen er / im vorigen / ſeinen Er -loͤſer45Leichen-Predigt. loͤſer nennet / oder den ewigen Sohn GOttes / unſern HErꝛn / JEſum CHriſtum; Doch iſt das zubedingen / daß Er nicht vergebens den ſtylum aͤndert / und / an ſtatt des Erloͤſers / das Wort / GOTT / ſetzet; Sondern damit / zweiffels ohne / bemercket / daß Er / an demſelben / nicht al - lein einen Goël, oder nahen Blutsverwandten / als diß Wort ſonderlich bedeuͤtet / I. Reg. XVI, 11. Sondern auch warhafften GOtt / zu haben / glauͤbe / welcher / nach der ihm beywohnenden GOttes Krafft / des Vermoͤgens ſey / ihn ſo wol / von der Erden / auffzuwecken / als / mit ſeiner eignen Haut und Fleiſche / zu umbgeben. Je mehr er ſich nun hiemit troͤſtet / je glaublicher iſt / daß er zugleich inſon - derheit / auf die Natur / ziehle / nach welcher ſolches dem Er - loͤſer urſpruͤnglich und eigenmaͤchtig zukoͤmmet; Zumah - le / da das Schauen der Menſchheit JEſu / mit der Auffer - ſtehung unſerer Leiber / an jenem groſſen Gerichts-Tage / ohne dem gantz unaufloͤßlich verknuͤpffet ſeyn wird. Zach. XII, 10. Joh. XIX. Daß hier nicht von noͤthen geweſen waͤ - re / ſolches nochmahls / und zwar / mit ſo gar betraͤchtli - chem Worte / zu wiederholen. Jſt dem alſo / wie ihm al - lerdinge zu ſeyn ſcheinet; So fleuͤſſet von ſelbſten / daß Hi - ob gewiß iſt / ſeinen Erloͤſer / wie / nach der Menſchheit / nach welcher er ſein Bluts-Freund war / und ſein Leben / zu einer Erloͤſung / vor viele / geben konte / als die eigentli - che Deuͤtung des vorgemeldeten Wortes mit bringet: (Qvâ talem notat vindicem, qvi tum redimendis conſangvinitate eſt junctus, tum pretium qvoddam, pro redemptione, interponit. Pſalm. 19. v. ult. Pſ. 72. v. 14. Pſal. 74, 2. Pſalm. 78. v. 35. Eſaiæ 59. v. 20 Walth. Harm. Bibl. in Jobi c. 19. p. 482.
Alſo auch nach der Gottheit / zu ſehen. Wie aberF 3das?46Chriſtlichedas? Mit ſeinen Augen: Meine Augen werden Jhn ſchauen. Nicht des Gemuͤths / oder Glaubens; Denn die ſahen Jhn ſchon. Darumb des Leibes; Als auch der Context mitbringet / welcher Haut / Fleiſch und Au - gen / zuſammen ſetzet / und ſo / dem Anſehen nach / ei - gentlich die jenigen verſtehet / welche / in der Haut / und dem Fleiſche / ſind / darzu gehoͤren / und / ſambt dieſen / ſol - ten wieder gegeben werden. Die ſollen GOTT ſchauen / und ſo nicht allein den Theánthropon, oder den GOTT / welcher Menſch / und / im Fleiſch / geoffenbaret worden / als damahls noch kuͤnfftig war; Sondern auch Vater und Heiligen Geiſt. Denn wer den Sohn ſiehet / ſiehet auch den Vater. Joh. XIV. v. 9. Wer Vater und Sohn ſiehet / muß den Heiligen Geiſt auch ſehen / weil Sie alle Drey ei - nes ſind. I. Joh. V, 8. Was dem Hiob geſchehen wird / wird auch anderen nicht verſaget ſeyn. Und deshalb ſchrei - bet Paulus: Wir ſehen itzt / durch einem Spiegel / in ei - nem dunckelen Worte; Dañ aber / von Angeſicht / zu An - geſichte. Jtzt erkenne ichs Stuͤck-Weiſe; Deñ aber wer - de ich erkennen / gleich wie ich erkennet bin. I. Cor. XIII[,]12. Beyderſeits Gegenſatz zeiget an / daß der Heil. Paulus ſich einer gantz vollkommenen Erkaͤntnuͤs getroͤſtet; Sinte - mahl er deshalb die Kuͤnfftige / von der Gegenwaͤrtigen / die nur Stuͤck-weiß iſt / ſehr nachdruͤcklich entſcheidet. Eine vollkommene Erkaͤntnuͤs aber iſt / welche nicht allein / nach den Umbſtaͤnden des zuerkennenden / ſondern auch des er - kennenden / richtig iſt; Es ſeye dann / daß man ſagen wol - te / Iſaac habe den Jacob voͤllig erkañt / ob er nur ſeine Stim - me entſcheiden / und ihn ſo / in ſeinem Gemuͤthe / vor den /der47Leichen-Predigt. der er war / halten koͤnnen. Gen. XXVII. v. 22. Soll nun Pauli Erkaͤntnuͤs kuͤnfftig voͤllig ſeyn / wird er nicht allein / mit dem Gemuͤthe / ſondern auch Geſichte / erkennen muͤſ - ſen / das / was er hienieden nicht anders / als Stuͤck-Weiſe / erkennen kan / und GOTT ſelber iſt. Und das umb ſo viel mehr / als nachdencklicher geſagt wird: Gleichwie ich erkennet bin; Nicht / von GOtt: Dann derſelbe wird / mit ſeiner wuͤrcklichen Erkaͤntnuͤs / wol den Fuͤrzug / in al - le Ewigkeit / behalten / und Jhme darin weder Paulus / noch ein ander Heiliger / gleich kommen; Darumb / von Menſchen / zumahle vertrauten / oder doch denen / die die - ſen groſſen Apoſtel nicht nur / nach ſeineꝛ Schreibe-Art / ſon - dern / auch Perſon und Sprache / ſattſam kañten. II. Cor. X. v. 10. Die aber erkenneten ihn nicht allein / mit den Ge - muͤths-ſondern auch Leibes-Augen / und ſahen / daß die Gegenwaͤrtigkeit des Leibes ſchwach war. Und ſo / ſagt Er / werde auch Er erkennen. Denn werde ich erkennen / gleichwie ich erkennet bin. Werden alſo Pauli und aller Außerwehlten Leibes-Augen hoffentlich / uͤber den gegen - waͤrtigen Stand / erhoben / und / in einen ſolchen / geſetzet werden / daß ſie nicht allein ihre gemeine objecta, Liecht und Farbe / ſampt denen hiemit verſehenen Coͤrpern / ſon - dern auch die ſelbſten Geiſter / werden ſehen koͤnnen. Jſt deshalb inſonderheit zu glauben / weil abermahls der Hey - den-Lehrer ſetzet: Es wird geſaͤet ein natuͤrlicher Leib / und wird aufferſtehen ein geiſtlicher Leib. I. Cor. XV, 44. Der H. Auguſtinus hat vorlaͤngſt angemercket / daß dieſe Geiſt - ligkeit / nicht / in dem Weſen ſelbſt / ſondern / beſonderer Eintracht des Geiſtes und Leibes / ſtehen werde. (Reſurgentigitur48Chriſtlicheigitur Sanctorum corpora, ſine ullo vitio, ſine ulla deformitate, ſicut ſine ulla corruptione, onere, difficultate. In qvibus tanta facilitas, qvanta felicitas. Propter qvod & ſpiritualia dicta ſunt, cum procul dubiô corpora ſint futura, non ſpiritus. Sed ſicut nunc corpus animale dicitur, qvod tamen corpus, non anima, eſt: Ita tunc ſpirituale corpus erit, corpus tamen, non ſpiritus erit. — — Qvantum autem attinet ſubſtantiam, etiam tunc ca - ro erit. Propter qvod &, poſt reſurrectionem, corpus Chriſti caro appellatum eſt. Sed ideò ait Apoſtolus: Seminatur cor - pus animale, reſurget corpus ſpirituale: Qvoniam tanta erit tune concordia carnis & ſpiritus, vivificante ſpiritu, ſine ſuſtentaculi alicujus indigentia, ſubditam carnem, ut nihil nobis repugnet ex nobis, ſed, ſicut foris neminem, ita nec intus nos ipſos, patiamur inimicos. Auguſt in Enchiridio, ad Laurentium c. 91.) Eintracht aber und recht beſtaͤndige harmonie, Liebe und Zuneigung / pfleget nicht leicht / bey Ungleichen / zu ſeyn. Daher wird ſich / zwiſchen Geiſte und Leibe / eine ſonder - bare Gleichheit finden / und der Leib dem Geiſte viel naͤher kommen und gemaͤſſer ſeyn / weder eritzo iſt. Die ſelbſten Augen werden das auch mit zugenieſſen haben / und / als geiſtliche Augen / das / was geiſtlich iſt / zu ſehen / durch die Krafft des Allerhoͤchſten / erhaben werden; Weil ſie mit / zu der Vollkommenheit des Leibes / als deſſen ſonderbare Integral-Stuͤcke / gehoͤren; Und daher auch / von denſelben / anzunehmen / was / im folgenden / der Apoſtel lehret: Wie wir getragen haben das Bild des Jrꝛdiſchen / alſo werden wir auch tragen das Bild des Him̃liſchen (Adams) v. 49. und Phil. III. JEſus CHriſtus wird unſern nichtigen Leib verklaͤren / daß er aͤhnlich werde ſeinem verklaͤreten Leibe / nach der Wuͤrckung / da er mit kan auch alle Dinge ihmunter -49Leichen-Predigt. unterthaͤnig machen. Phil. III. v. 22. Werden alſo auch die Leibes-Augen / bey den Außerwehlten / verklaͤret / und / in einen / gantz andern / Stand / weder ſie itzo haben / verſe - tzet werden / daß ihnen ein ſo beſonderes Sehen nicht un - moͤglich ſeyn wird.
Jſt das Sehen des Guten. Text. Daß ich ſehen werde das Gute des HERRN / tobh Jehovah, Bonum Domini. Da dann / als Geierus anmercket / tobh, nach Schrifftlichen Brauche / ſo viel iſt / als facultates, Vermoͤ - gen / Haab und Guͤther / wie es etwa genom̃en wird / Gen. XXIV, 10. Alſo nahm der Knecht zehen Kamel / von den Ka - melen ſeines Herꝛn / und zog hin / und hatte / mit ſich / allerley Guͤter ſeines Herꝛn; Dergleichen auch / Devt. VI, 11. Nehem. IX. v. 18. 20. zu finden iſt. Jnſonderheit aber bedeuͤtets koſt - bare Guͤter / welche einem geringen Haußrathe bey wei - ten uͤberlegen ſind / als die Guͤter Egypti / in Anſehen des Jacobaͤiſchen Vermoͤgens / nach den Worten Pharaonis: Sehet euͤren Haußrath nicht an / denn die Guͤter des gan - tzen Landes / Egypten / ſollen euͤer ſeyn. Geneſ. XLV. v. 20. Am ſonderlichſten ziehlet unſer Text-Wort / auf geiſtliche Guͤter / wie Pſalm. LXV, 5. Wol dem / den du erwehleſt und zu dir laͤſſeſt / daß er wohne / in deinen Hoͤffen / der hat rei - chen Troſt / von deinem Hauſe. Nach dem Grunde: Wir werden geſaͤttiget / von dem Guth / oder / von den Guͤtern / deines Hauſes. Jn dem Verſtande wird es auch der ſelb - ſten Herꝛligkeit GOttes zuleget / wann er / zu dem Moſe, ſaget: Jch will / fuͤr deinem Angeſichte her / alle meine Guͤte gehen laſſen; Welches er nachmahls ſelbſt / auf dieGHerꝛ -50ChriſtlicheHerꝛligkeit ziehet: Wann dann nu meine Herꝛligkeit fuͤr - uͤber gehet / will ich dich / in der Felß-Klufft / ſtehen laſſen. Exod. XXXIII. v. 19. 22. Dieſer letzte Spruch aber erweiſet / daß tobh, von GOTT / gebrauchet / nicht nur / auf deſſen Guͤter / ſondern auch / die ſelbſte Guͤte / ſehe; Weshalb auch Arias Montanus und Xantes Pagninus das Wort / bonitas, brauchen / und die Guͤte / an ſtatt der Guͤter / ſetzen. Kan beydes wol ſtehen / bevorab / ſo man die Worte Davids / von dem ewigen Leben / ausleget / als wir hie fuͤrhaben. Die Guͤte des HErꝛn aber iſt ein beſonderes attributum GOttes / ſo weſent - und urſpruͤnglich GOtt der HERR ſelber iſt / nach der Theologiſchen Regul: Nihil eſt in Deo, qvod non ſit ipſe Deus. Hieraus folget / daß / wer GOt - tes Guͤte ſehen / auch GOtt den HErꝛn ſelbſten ſchauen / wird. Allerdings. Denn wir werden GOtt ſehen / wie Er iſt. I. Joh. III. v. 2. Kathós eſti, ſicut eſt, wie Er iſt / nem - lich / nach ſeinem Weſen / nach welchen ein jedes iſt / was es iſt; Beſonders GOtt / der HERR / der ſich / fuͤr andern / hiernach will betrachtet wiſſen / und daher nicht allein ſei - nen eigenen Nahmen / Jehovah, vom Seyn und Weſen / fuͤh - ret / ſondern ſich auch ſelbſten nennet / Jch werde ſeyn / der ich ſein werde. Exod. III, 14. Unter andern deswegen / weil Er ein / fuͤr ſich ſelbſt / beſtehendes und unendliches / aber auch gantz reines und pur lauteres / Weſen iſt / da nichts / von accidentien und zufaͤlligen Beyweſen / zu finden / wie bey allen andern Creaturen. Wer nun GOTT ſiehet / wie Er iſt / muß Jhn nothwendig entweder / nach ſeinem eige - nen Weſen / ſehen / oder gar nicht ſehen / weil GOtt / wie Er iſt / ſehen und doch nicht / nach den Weſen / ſehen unmoͤglichbeyſam -51Leichen-Predigt. beyſammen ſtehen kan. (Videre Deum, ſicut eſt tamen non vi - dere, in eſſentia, antiphatikà ſunt. Prückn. Vindic. Bibl. Part. V. p. 893. Doch iſt ein Unterſcheid / zwiſchen dem Weſen ſelbſt / ſambt darzu innigſt gehoͤrigen Perſonen und Eigenſchafften / und zwiſchen denen freyen / willkuͤhrlichen / Schluͤſſen und Handlungen GOttes / ad extra, wie und wann ſie ſich / in dem / was auſſer GOTT iſt / endigen. Dieſe ſind zwar GOttes / jedoch weder bloͤßlich / in GOTT / noch vielweni - ger gar GOTT. Denn ſonſt muͤſten ſie / mit ihrer ver - ſchiedenen Art / eine Veraͤnderung / in die unvergleichlich - ſte Unwandelbar - und Lauterkeit des Allerhoͤchſten / fuͤhren / ſo man nicht ſagen kan. Wann ſich nun GOtt ſehen laͤſ - ſet / wie Er iſt / ſo ſehen die Außerwehlten zwar das Weſen und was darzu gehoͤret / gar klaͤrlich und herꝛlich / ſo / daß ihnen / von dieſen / hier unbegreifflichen / Dingen / nichts ver - borgen iſt / und ſie / wie ſie das GOttes-Weſen / mit ſeinen Heiligen Perſonen / intuitivè, Augenſcheinlich / ſchauen / alſo alle Goͤttliche Beſchaffenheiten gruͤndlich verſtehen; Aber damit wiſſen ſie drumb nicht die freyen decreta und wuͤrcklich / auſſer GOtt / gehende actus, ohne beſondere Of - fenbahrung und Erfahrung. Jſt klaͤrlich zuerweiſen / mit dem Beyſpiel der Heiligen Engel. Die ſehen allezeit das Angeſicht des Vaters / im Himmel / nach dem Außſpruche Chriſti. Matth. XVIII. v. 10. Aber ſie wiſſen dennoch nicht / was GOtt actu weiß und wuͤrcklich beſchloſſen hat / in An - ſehen des lieben / Juͤngſten / Tages. Denn / von dem Tage und der Stunde / weiß kein Engel / im Himmel. Matth. XXIV. v. 36. Marc. XIII. v. 12. Nun koͤnnen die ſeeligen Men -G 2ſchen52Chriſtlicheſchen wol nicht / uͤber die Engel / ſeyn; Weil davon nichts / in der Schrifft / zu finden; Sondern vielmehr nur der HErꝛ JEſus ſagt / daß ſie Engel-gleich ſeyn werden. Luc. XX, 36. Darumb wird ſich jener Wiſſenſchafft ſo wol / als dieſer / in dem Weſen / endigen / welches ſie auch / mit den Leibes-Au - gen / ſehen ſollen; Aber nicht / in die freyen Wercke und Schluͤſſe Gottes / anders / als / auf obgemeldete Weiſe / die wir doch kuͤnfftiger Erfahrung beſcheidentlich anheim ſtellen / wuͤrcklich einlauffen. Und hindert nicht / daß ihre Augen / dem Weſen nach / leiblich bleiben werden. Dañ das Leib - liche kan auch wol das Geiſtliche faſſen; Oder der Geiſt GOttes wohnet itzo ſchon nicht / in unſerem Hertzen / wel - ches doch Paulus bejahet / I. Cor. VI, 19. II. Cor. VI, 16. Es hindert nicht / daß die Leibes-Augen endlich ſein werden. Dann finitum iſt auch capx infiniti, das Endliche kan das Unendliche fahen / wann virtus infinita darzu koͤmmet / oder die ungemeſſene GOttes Krafft dabey geſchaͤfftig iſt; Oder es hat die gantze Fuͤlle der Gottheit / in die Menſchheit Chri - ſti / nicht einkehren und daſelbſt leibhafftig wohnen koͤn - nen / als nichts deſto minder der Apoſtel erhaͤrtet. Col. II, 9. Oder wir werden GOtt gar nicht ſehen / auch nicht / mit den Augen des Gemuͤthes / oder der Seelen; Weil doch die - ſelben auch endlich ſeyn / bleiben und nimmermehr / ihrem Weſen nach / unendlich werden / ob ſchon waͤhren / werden. Wie das aber niemand ſagen kan: Alſo muß man deſſen Grund-Satz / nicht / wieder unſer Schauen / richten; Son - dern vielmehr das Beſtaͤtigte / mit geziemender devotion und Freude / erwarten. Bevorab / da man verſichert ſeynkan /53Leichen-Predigt. kan / daß / aus dieſen Sehen / das allerhoͤchſte Wolſeyn ent - ſpringen / ja gar / in demſelben / das Weſen des ewigen Le - bens beſtehen werde. Ach! das hoͤchſte Gut / die ſuͤſſeſte Ruhe / die groͤſſeſte Freude / das ſelbſte Liecht / Leben und Seeligkeit / ſtets und ohn unterlaß ſehen / kan wol nichts / als das hoͤchſte Gluͤck / Ruhe / Freuͤde / Liecht / Leben und Seeligkeit / bringen; Daß daher ein alter Kirchen-Vater nicht umbſonſt ſaget: GOtt ſchauen iſt die hoͤchſte Gluͤck - ſeligkeit / die hoͤchſte Annehmligkeit / das ewige Leben / das ſelige Leben. (O beata viſio, videre Regem Angelorum, in decore ſuo: Videre Sanctum Sanctorum, per qvem omnes ſunt ſancti. Illum videre ſumma felicitas eſt, ſumma jucunditas, vita æterna & vita beata. Auguſt. de Spiritu & Anima, cap. LVII.) Darzu koͤmmet / daß nicht nur GOtt zu ſehen ſeyn wird / mit ſeiner Guͤte; Sondern auch / mit ſeinen Guͤtern / die ſich / in der ſeligen Ewigkeit / ſinden. Ach! aber / wie iſt deren ſo eine groſſe Zahl / wie gar unſchaͤtzbare Wuͤrde! Jch wolte ſie theilen / in bewegliche und unbewegliche / wann ſie nicht alle / von der lauteren Ewigkeit / waͤren. Sind alſo recht liegende Gruͤnde; Aber nicht / im Grunde / oder / von der ge - meinen Art. Die Gruͤnde der Stadt GOttes und des neuͤen Jeruſalems ſiehet Johannes, auf einem groſſen und hohen Berge. Apoc. XXI. v. 10. Und zwar den einen / von Jaspis, den andern / von Saphier / den dritten / von Calce - donier / den vierdten / von Smaragd / den fuͤnfften / von Sardonich / den ſechſten / von Sardis / den ſiebenden / von Chryſolith / den achten / von Beril / den neundten / von To - paſier / den zehenden / von Chryſoparas / den eilfften / von Hyacinth / den zwoͤlfften / von Ametiſt. Apoc. XXI. v. 19. 20. G 3Auf54ChriſtlicheAuf denſelben iſt erbauet die groſſe Stadt / das heilige Je - ruſalem / welcher Liecht iſt gleich dem alleredelſten Steine / einem hellen Jaspis, die Thore herꝛlich / und der Bau der Mauren / von Jaspis; Die Stadt aber ſelbſt / von lauterm Golde. l. c. v. 12. ſeq. 18. 19. Man kan dencken / was die Be - wohner dieſer Stadt / vor unvergleichliche Schaͤtze haben muͤſſen / weil dero Behaͤltnuͤs und Wohn-Platz / von ſo un - gemeiner Herꝛligkeit iſt. Was wird da nicht vor Gold der ſeligen Ewig-und ewigen Seligkeit ſeyn? Was vor un - ſchaͤtzbare Schaͤtze und Kleinodien / von den Edelgeſteinen himmliſcher Klarheit und JEſus-Gleichheit / werden ſich nicht allhier / als / in einer gantz unermeßlichen Schatz - Kammer / finden / und / als die fuͤrtrefflichſten dotes, oder Morgen-gaben / vor die Leiber und Seelen der Himmels - Koͤniginnen / herfuͤr thun? So mag man auch die zwoͤlf - ferley Fruͤchte / auf dem Holtze des Lebens / welches / im Pa - radies GOttes / waͤchſet / vor nichts / als herꝛlichſte Guͤ - ter / achten. Apoc. XXII. v. 2. Die werden nicht allein den Weinkeller / Cant. II, 2. Sondern auch die Taffel fuͤllen / daß ſo wol Brod / auf dem Tiſche GOttes / Luc. XIV. v. 15. als auch Wein und alles Vergnuͤgen / bey dem Mahl / von reinem Wein / von Fett / von Marck / von Wein / darin kei - ne Hoͤfen iſt / Jeſ. XXV. v. 6. Wiewol / auf gantz ungemei - ne und him̃liſche Weiſe / wird zugegen ſeyn. Und ſo ein gu - ter Freund auch ein groſſer Schatz / ein groſſes Gut / iſt. Sir. VI. v. 14. Wird es auch hieran nicht ermangeln; weil / nebſt dem allergetreuͤeſten Freunde / auch die freundlichen Engel-Geiſter / in unzehlbarer Menge / werden verhanden ſeyn / und / von allen Außerwehlten Gottes-Freunden / ver - geſellſchafftet werden.
Alle55Leichen-Predigt.Alle dieſer Guͤter hat die Glaubizin zu ſchauen / je - doch alſo / daß Sie auch derſelben wuͤrcklich genieſſen / und ſich darob hoͤchlich erfreuͤen wird; Wie unſer Text bedeuͤ - tet / durch die particulam, Beth, welche / nach Reoth, ſtehet / und fruitionem, cum viſione, oder viſionem, cum fruitione, bemercket / ſich / zu ſolchem Sehen / brauchen laſſende / wel - ches des Geſehenen wuͤrcklich geneuͤſſet / als Eccl. II. v. 1. zu finden: Da der weiſe Koͤnig / wie hier ſein Vater / das Wort Raah, mit einem Beth, conſtruiret, ſo gegeben wird durch / vide, in bonum, das iſt / fruere bono, geneuͤß des Gu - tes. Wird alſo / in jener Welt / nicht heiſſen: Qvid juvat aſpectus, ſi non conceditur uſus? Sondern die Außerwehl - ten werden truncken werden / von den reichen Guͤtern des Hauſes GOTTES / getraͤncket / mit Wolluſt / wie mit einem Strome. Pſalm. XXXVI. v. 10. Das wird Freuͤde geben / wie geſchrieben ſtehet: Siehe / meine Knechte ſol - len eſſen; Jhr aber ſollet hungern. Siehe / meine Knech - te ſollen trincken; Jhr aber ſollet durſten. Siehe / meine Knechte ſollen froͤlich ſeyn; Jhr aber ſollet zu Schanden werden. Siehe / meine Knechte ſollen / vor guten Muth / jauchzen; Jhr aber ſollet / vor Hertzeleid ſchreyen / und / vor Jammer / heuͤlen. Jeſ. LXV. v. 13. Jſt auch allhier ge - gruͤndet / durch die obige conſtruction. Dann uͤber das / daß die verba ſenſuum, affectum includiren, oder / nach der Ebræer Sprach-Arth / zum oͤfftern eine Gemuͤths-Bewe - gung / mit der euͤſſerlichen Sinnen-Wuͤrckung / anzeigen / hat inſonderheit unſer Text-Wort / nebſt ſeines gleichen / die Art / daß es / mit Beth, geſetzet / eine Luſt und Ergoͤtzlig - keit / uͤber dem geſchaueten / connotiret, als den Sprach -Kundi -56ChriſtlicheKundigen bekannt iſt / und von fuͤrnehmen Philologis, an - gemercket worden. (Verba videndi, Raah, Hhasah, Hetibh, &c. conſtructa, cum Beth, involvunt unà, cum fruitione, oblectatio - nem planè peculiarem. Geier. Comment. in Pſalm. XXII. v. 4. Conf. C. in Pſal. XX. v. 18.) Mit der Weiſe wird die / von Glaubiz / die gantze Fuͤlle der him̃liſchen Guͤter / zu ihrem Belieben / haben / daß Sie ſolche nicht nur ſchauen / und / an Jhnen / die Augen wei - den / ſondern Sie auch / zu aller Jhrer / und zwar / ewig - waͤhrenden / Luſtbarkeit / anwenden / als Sie ſelber wollen wird. Da wird Sie ſich freuͤen / wie man ſich freuͤet / in der Erndte / wie man froͤlich iſt / wenn man Beuͤte auß - theilet. Jeſ. IX. v. 3. Ewige Freuͤde wird da / uͤber ihrem Haupte / ſeyn / Freuͤde und Wonne werden Sie ergreif - fen / Schmertz und Seuffzen wird wegmuͤſſen. Jeſ. XXXV, 10. Da wird es heiſſen:
Poſt viſum, riſum, poſt riſum venit in uſum; Aber nicht zugleich / wie hienieden / auff Erden / bey dem ſuͤndlichen Schau und Gebrauch verbothener Dinge:
Poſt uſum, factum, poſt factum, pœnitet acti. Wann der HERR die Gefangenen Jacob erloͤſen wird / ſo werden wir ſeyn / wie die Traͤumende; Dann wird un - ſer Mund voll Lachens und unſere Zunge voll Ruͤhmens ſeyn. Pſalm. CXXVI. v. 1. 2. Seyn / aber auch bleiben. Deñ eure Freuͤde ſoll niemand / von euch / nehmen / ſagt der HERR JEſus / der HERR / unſer Erloͤſer. Joh. XVI, 22. O! des uͤberaus herꝛlichen Sehens!
Das wird geſchehen und ergehen / im Lande der Le -bendi -57Leichen-Predigt. bendigen / Beerez Hhajim, in terra viventium. Wird ſonſt / in der Schrifft / geſetzet / vor dieſe Welt / oder Erde / dar - auff wir leben; Als etwa Jeſ. XXXVIII. v. 11. Da Hiskias / in Anſehen des ihm angedroheten Todes / ſagt: Jch ſprach / nun muß ich nicht mehr ſehen den HERRN; Den HERRN / im Lande der Lebendigen. Nun muß ich nicht mehr ſchauen die Menſchen / bey denen / die ihre Zeit leben. Und Jeſ. LIII. v. 8. Er iſt / aus dem Lande der Lebendigen / weggeriſſen / da er / umb die Miſſethaten ſei - nes Volckes / geplaget war. Der ſelbſte David ſcheinet dies Wort alſo zu nehmen / Pſalm. CXLII. v. 6. HERR / zu dir ſchrey ich / und ſage / du biſt meine Zuverſicht / mein Theil / im Lande der Lebendigen. Aber eben dieſer letztere Ort zeiget an / daß es dem David / nicht ſo wol / umb das weltliche Erd-Land / als das him̃liſche Erb-Land / zu thun geweſen. Denn er hub ja ſeine Augen auf / und nahm ſo ſeine Zuverſicht / zu den Bergen / zu den hohen Himmels - Bergen / von dannen ihm Huͤlffe kam. Pſalm. CXXI. v. 1. Glaubete alſo / daß auch ſeine Zuverſicht / im Himmel / waͤ - re; Zumahl / da er / Pſalm. CXXIII. v. 1. ſeine letztberuͤhr - te Worte dergeſtalt ſelbſt erklaͤret: Jch hebe meine Au - gen auf / zu dir / der du / im Himmel / ſitzeſt. Daher koͤn - nen wir der Meinung Pomerani nicht ſchlechthin beyfal - len / welcher / durch das Land der Lebendigen / bloͤßlich das Jrꝛdiſche will verſtanden haben. (Terram viventium inter - pretantur futuram vitam, qvod illic ſit vera vita. Ego autem interpretor terram hanc, in qva nunc vivimus, atq́; hoc ipſum, ex ſcriptura, licet & ipſa oratio, Credo, qvod videam, ſatis in - dicet, de fide dici, qvæ eſt, in hâc vita, in Sanctis, &c. Johan. HPome -58ChriſtlichePomeran. Bugenhagius, Interpret. in Libr. Pſalmorum p. m. 152. ) Das koͤnte wol ſeyn / daß David zugleich mit / auff dies Welt-Land / geſehen / und ſich inſonderheit / mit ſeiner kuͤnfftigen / Koͤniglichen / Regierung / und / darzu gehoͤri - gen / Gluͤckſeeligkeit / getroͤſtet haͤtte; Weil doch die Gottſe - ligkeit / zu allen Dingen / gut iſt / und die Verheiſſung hat die - ſes und des zukuͤnfftigen Lebens. I. Tim. IV, 8. Und David / ſo wol / als ein Prophet / im Geiſt geſehen / was mit naͤchſten folgen wuͤrde / als auch / als ein rechtglauͤbiger Jſraelit / ſich / auf die Goͤttliche Verheiſſung / verlaſſen / der getroſten Hoffnung / daß / was GOtt verſprochen / werde Er auch thun / das angefangene Werck vollfuͤhren / und / auf die Salbung / darzu gehoͤrige Regierung verleihen. Daher man wol zulaſſen kan / was die wollen / ſo dieſe Worte / auff die zeitliche und ewige Gluͤckſeeligkeit unſeres / annoch nicht regierenden / ſondern / im Elend / herumb ſchweiffenden Koͤ - niges / ziehen. (Jch ſtelle es gar / in keinen Zweiffel / ſondern getraue meinem lieben GOtt / daß Er mich und alle Glauͤbigen / hie zeit - lich / wieder meine Feinde / beſchuͤtzen / und ſeine / liebe / Gemeine / weil die Welt ſtehet / nicht / zu ſcheitern / gehen laſſen / werde / ꝛc. Nach dieſem Leben / aber / wird Er mir ſeine Gnade erzeigen / daß ich / im Lande der Lebendigen / darinne kein Tod mehr herꝛ - ſchen wird / weſentlich ſeine Guͤte und him̃liſche Gnaden-Schaͤ - tze beſitzen / ihn / von Angeſicht / zu Angeſicht / ſchauen / mit Wol - luͤſten / wie mit einem Strome / getraͤncket und recht ſatt wer - den werde. Chriſtoph Fiſcher / in der kurtzen Außle - gung des 27. Pſalms. Jch hoffe nichts deſtoweniger / es werde mir GOtt / in dieſem Leben / noch groſſe Gutthaten er - zeigen / und / im zukuͤnfftigen / welches das rechte Leben iſt / mich unzweiffelich der ewigen Freuͤde theilhafftig machen. Lucas Oſiander in not. ad h. l.) Doch59Leichen-Predigt. Doch hat man wol die meiſte reflexion, auf das Him̃liſche / zu machen; Zumahl das fuͤrnemlich das rechte Erb-Land war / welches ihm gleichſam / mit Schnuͤren / auß - und zuge - meſſen / da ihm das Loß gefallen / auf das Liebliche / und ein ſchoͤn Erbtheil worden war. Pſalm. XVI, 6. Das iſt / Erez, terra, regio; Nicht / in eigentlicher Deuͤtung / ſondern figuͤr - licher / welche der Geiſt GOttes beliebet / wann Er das ewi - ge Leben ausdruͤcklich eine Erde nennet. Wir warten ei - ner neuͤen Erde / ſagt Petrus / II. Epiſt. am III, 13. Und be - ziehet ſich zugleich / auf die Verheiſſung GOttes / Jeſ. LXV, v. 17. Johannes ſchreibet: Jch ſahe eine neuͤe Erde. Apoc. XXI, 1. Ob nun ſchon Himmel und Erde ſehr weit von ein - ander ſind; Werden ſie doch / an beyden Orthen / gantz gnau zuſammen geſetzet. Als auch wol ſeyn kan / weil das ewige Leben beydes iſt / ſo wol Himmel / als Erde; Aber kei - nes / in gantz eigentlicher / oder gemeiner / Deuͤtung; Dar - umb das Wort / neuͤe / beygefuͤget wird. Das ewige Leben iſt ein Himmel / wegen des Glantzes / ſo ſich nicht allein / an den Goͤttlichen Perſonen und Heiligen Engeln / ſondern auch / Außerwehlten Menſchen / findet / und der him̃liſchen Sonnen-Monden - und Sternen-Klarheit gleichet / etc. Dan. XII, 3. Matth. XIII, 43. I. Cor. XV, 41. 42. Das ewige Le - ben iſt eine Erde / wegen der Beſtaͤndig-und Fruchtbarkeit / weil es ewig beſtehet / und alles Vergnuͤgen / als / aus einem Erden-Schoß / herfuͤr bringet / welches derſelben / wiewol / in gantz ungleicher und weit / weit / geringer qvalité, zugele - get wird. Pſalm. CIV, 13. 14. Jnſonderheit iſt es ein rechtes Land der Lebendigen / weil keine andere / als Lebendige / dariñ wohnen / und dahin kommen. Jſt die Welt ein Land derH 2Leben -60ChriſtlicheLebendigen / ſo iſt ſie es gewißlich / in ſehr ſchlechter Geſtalt / weil doch / was darin lebet / mehr tod / als lebendig iſt / und ſo ja wol comparatè dieſen Nahmen fuͤhret / weil ſie nicht ſo voll Todes / als die ſelbſte Hoͤlle / iſt. Anderer Weiſe moͤchte man ſie nicht unrecht ein warhafftes Todten-Land heiſſen. (Hæc terra eſt regio morientium, qvia omnes morti ſumus ob - noxii: Sed cœleſtis patria eſt regio viventium, qvia ibi non eſt mors, nec luctus. Dauderſt. Labor. Pſalter. Diſp. Pſal. 27. p. m. 328. Et pag. praced. Parum, aut inſufficienter, dicere videntur, qvi de terra Iſraelis, Palæſtina, accipiunt. In mundo enim mors domi - natur: Da iſt eitel todt Ding.) Aber nicht alſo der Himmel. Denn da wohnet fuͤrnemlich der lebendige GOtt / welcher allein Unſterbligkeit hat. I. Tim. VI, 16. Der GOtt Abrahams, der GOtt Iſaacs, und deꝛ GOtt Jacobs, der aber nicht ein GOtt der Todten / ſondern der Lebendigen iſt. Matth. XXII, 31. 32. Da wohnet die aller - heiligſte / aber / mit GOtt / innigſt vereinete Menſchheit / die zwar ihr Leben gelaſſen / zu einer Erloͤſung / vor viele; Matth. XX. 38. Aber es auch / nach der / ihr verliehenen / Macht / wie - dergenommen / Joh. X, 18. und nun lebet / von Ewigkeit / zu Ewigkeit. Apoc. IV, 9. Da wohnen die Heiligen Engel / die dienſtbaren Geiſter / Ebr. I. v. 14. ſo kein Fleiſch und Bein haben / und ſo auch nicht ſterben koͤnnen. Luc. XXIV, 39. Und die Seelen der Gerechten / ſo nicht koͤnnen getoͤdet werden. Matth. X, 28. Alles lebendig und nichts todt / lauter Leben / und kein Tod. Wie dann auch kein Tod / oder Todter / da - hinein kommen kan. Jn der Welt giebts aller Orthen Coloqvinten-Toͤpffe / und iſt kein Winckel / da nicht mors, in olla. II. Reg. IV, 40. Die Welt iſt das leibhaffte Egypten / da der Tod uͤberall hauſet / und kein Hauß zu finden / da derTod61Leichen-Predigt. Tod nicht innen ſey. Exod. XII, 30. Aber / in der Huͤtten Got - tes / bey den Menſchen / iſt wol GOtt / aber kein Tod. Apoc. XXI, 3. Tod und Todte muͤſſen / fuͤr der Thuͤre / ſtehen blei - ben / und werden nicht hinein gelaſſen / beſonders geiſtlich - und ewig-Todte / die / in Suͤnden / erſtorbene / und nachmals gar verdampte / Menſchen und Teuffel. Haußen ſind die Hunde / und Zauͤberer / und die Hurer / und Todſchlaͤger / und die Abgoͤttiſchen / und alle / die liebhaben und thun die Luͤgen. Apoc. XXII, 15. Zwiſchen dem reichen Schlemmer / in der Hoͤlle / und dem Vater Abraham, im Himmel / iſt eine groſſe Klufft befeſtiget / daß / die da wollen hinab fahren / koͤn - nen nicht / und auch nicht / von dannen / zu Abraham, hinuͤ - ber fahren. Luc. XVII. v. 26. O des herꝛlichen Landes! Das gehet / bey weiten / fuͤr die Jnſul der Lebenden / in Mo - momia. (Jm Hertzogthumb / Momomia (Mowm oder Mounſter) ſoll eine Jnſul ſeyn / darinne niemands jemahl ſtirbet. Und ob ſchon die Leuͤte daſelbſt kranck werden / ſo ſterben ſie doch nicht davon / ſo lange ſie ſich daſelbſt auffhalten. Dahero ſie auch der Lebenden Jnſul genennet werde. Moller. Continuat. Alleg. Profano-Sacrarum cap. XLI. p. 435. Zeill. Epiſt. Cent. 3. Epiſt. 4. ex itiner. Thom. Carve, part. 1. c. 4.) Denn ob es auch ſchon wahr waͤre (woran jedennoch billich zu zweiffeln / weil Paulus das Wiederſpiel bezeuͤget / Rom. V, 12.) daß daſelbſt kein Menſch erſterben koͤnte; So exuli - rete dennoch nur der leibliche Tod; Hier aber auch der geiſt - liche und ewige. Und darum̃ iſt es auch das aller fuͤrtreff - lichſte Land / das / in - und auſſer der Welt / ja die ſelbſte Welt / iſt. (Lieber / was iſt die Welt? Sie iſt das rechte Welſchland / da es / den frommen und glauͤbigen Kindern GOttes / welſch und ſel - tzam gnug gehet. Dann der HErꝛ fuͤhret ſeine Heiligen wun -H 3derlich /62Chriſtlichederlich Pſ. 4 / 4. Was iſt die Welt? Sie iſt das rechte Frieß - land / da einer den andern friſt / und der Gottloſe verſchlinget den / der froͤm̃er iſt / dañ er. Habac. 1, 13. Was iſt die Welt? Sie iſt das rechte Hungerland / da wir das Jammer-Liedlein in - toniren muͤſſen: Biß auf dieſe Stunde / leiden wir Hunger und Durſt / ſind nackend und werden geſchlagen / und haben keine gewiſſe Staͤtt. 1. Cor. 4, 11. Was iſt die Welt? Sie iſt das rechte Lapland / ſtultorum plena ſunt omnia, es laufft allent - halben voll ſolcheꝛ Lappen / die dem Jrꝛdiſchen ergeben ſind / ꝛc. ꝛc. (Creidius, in Funeral. p. m. 290. Qvi tamen & hæc addit, de cœlo: Da werden wiꝛ das rechte Gottland antreffen / da Gott wird alles / in allem / ſeyn. 1. Cor. 15. — Das rechte Engelland / ꝛc. Da die Heil. Engel / fuͤr Gottes Thron / taͤglich auffwarten und ſingen: Heilig / Heilig / Heilig / iſt GOtt / der HERR Zebaoth. Jeſ. 6, 3. Da werden wir antreffen das rechte Groͤnland / da die Gerechten ſollen gruͤnen / wie die Palmbauͤme — Pſ. 92, 13. — Das liebliche Mayland / da ein immerwaͤhrender Fruͤh - ling und lieblicher Mayen ſeyn wird — Das ſeelige Preiſ - ſenland / da uns nicht allein ſoll Preiß und Ehre wiederfahren; Rom. 2, 7. Sondern wir auch GOtt preiſen werden / fuͤr das Gute / das Er uns gethan hat. Dann die / in deinem Hauſe / wohnen / die loben dich immerdar. Pſal. 84, 5.) Jn diß unvergleiche Land gelanget Die / von Glaubiz / und ſiehet daſelbſt das Gute des HERRN. Solte Sie nicht ſeelig ſeyn? Traun ja. Denn da gehet aller erſt das rechte Gluͤck an / davon Sie hier nichts / als einen Schatten / oder geringen Vorſchmack / gehabet hat / auf die Weiſe / wie man etwa eine Landſchafft / auf der Mappe / oder / im Kupffer / zu ſehen pfleget. Was iſt das / gegen das Land ſelbſt? Dar - umb wir die / ſo deſſen / in der That / Beſitzer werden / fuͤr weit ſeliger / als uns ſelbſt / achten / aber auch / fuͤr unſere Perſon / darnach ein hertzliches Verlangen haben / und / daſſelbe zuerlan -63Leichen-Predigt. erlangen / alles Vermoͤgen dran ſtrecken ſollen. Hæc urbs, ut ut mea ſit, aut ferro, aut auro, efficiam, ſagte dort Philippus. Wie vielmehr wir / in Anſehen dieſes unvergleichlichen Lan - des / und der ſelbſten Stadt des lebendigen GOttes? Jch vergeſſe / was dahinten / und ſtrecke mich / nach dem / was da fornen iſt / nach dem fuͤrgeſteckten Ziel. Phil. III, 13. Jch will / Dir / zu Ehren / alles wagen / kein Creutz nicht achten / keine Schmach / noch Plagen / nichts / von Verfolgung / nichts / von Todes Schmertzen / nehmen zu Hertzen; Muß unſer al - ler ernſte reſolution ſeyn. Und darauf endlich folgen: Va - let will ich dir geben / du arge / falſche / Welt / dein fuͤndlich / boͤſes / Leben / durchaus mir nicht gefaͤlt / im Himmel / iſt gut wohnen / hinauf ſteht mein Begier / da wird GOTT ewig lohnen / dem / der ihm dient allhier.
So auch unſerer Glaubizin / der Wol-ſeel. Frauen / von Glaubiz; Die / nach dem Vermoͤgen / ſo ihꝛ GOtt ſelbſt dargegeben / ihm auch gedienet / und ſich / ihrem Chriſt - Adelichen Herkom̃en und Eheſtande gemaͤß / ſo viel menſch - liche Schwachheiten zulaſſen wollen / bemuͤhet hat / eine gute Ritterſchafft zu uͤben / Glauben und gutGewiſſen zu haben / und zubehalten. I. Tim. I, 18. Wol eine rechte Glaubitzin. Deñ Sie wuſte / an welchen Sie glauͤbete / und war gewiß / daß er Jhr ihreBeylage bewahren wuͤrde. II. Tim. I. O! wie getroſt konte Sie ſingen: Jch weiß / daß mein getreuer GOtt / vor mich / in Tod / ſein’n liebſten Sohn gegeben hat. Derſelbig’ mein HErꝛ / JEſus Chriſt / vor all’ mein’ Suͤnd’ / geſtorben iſt / und aufferſtanden / mir zu gut / der Hoͤllen Glut / geloͤſcht / mit ſeinem theuͤren Blut. Aber auch: Dem leb und ſterb ich allezeit / von ihm der bitt’r Tod mich nicht ſcheid’. Jch leb’ / od’r ſterb / ſo bin ich ſein / Er iſt allein / der ein’ge Troſt und Helffer mein. Die Perſonalia zeuͤgen / daß ihr Glaube nicht todt / ſondern lebendig gnug geweſen ſey; Wuſte dannenhero / daß wederTod /64Chriſtliche Leichen-Predigt. Tod / noch Leben — Sie ſcheiden mochte / von der Liebe GOttes / die da iſt / in Chriſto Jeſu. Rom. VIII, 39. Und bekañte ſich / mit freuͤdigen Her - tzen / zu dem Hauͤfflein derer / die / wie Tobias, ſagen: Wir ſind Kinder der Heiligen / und warten / auf ein Leben / das GOtt geben wird / denen / ſo / im Glauben / ſtarck und feſte bleiben / fuͤr ihm. Tob. II, 18. Muſte Sie ſchon klagen / Du laͤſſeſt mich erfahren viele und groſſe Angſt; So wurffe ſie deñoch das Vertrauen / zu dem / welcher wieder lebendig machet / und / aus der Tieffe der Erden / herauff holet / Pſ. LXXI, 20. mit nichten weg; Sondern glaubete doch / daß ſie ſehen wuͤrde das Gute des HERRN / im Lande der Lebendigen. Sie wuſte / daß / ſo auch ihr irꝛdiſch Hauß dieſer Huͤtten zerbrochen wuͤrde / Sie doch eine Bau haͤtte / von GOtt / erbauet / ein Hauß / nicht / mit Haͤnden / gemacht / ſondern das ewig iſt / im Him̃el. II. Cor. V, 1. Des troͤſtete Sie ſich / und vergaſſe daruͤber alles / was hienieden iſt / nur ſuchende das / was droben iſt. So Sie auch ver - hoffentlich gefunden / und deshalb weit vergnuͤgter / als Jacob, zu intoni - ren hat: Jch habe GOtt / von Angeſicht / geſehen / und meine Seele iſt geneſen. Gen. XXXII, 29. Ach! das him̃liſche Gut - / ja / Gott-Land iſt zwar kein Jrꝛ - aber doch Jhr Land / und giebt alles recht vollkommene Gut / ſo zu genieſſen / als zu ſchauen. Olim non ſic. So gienge es hier nicht. Deñ das Land der Todten gabe ſehr viel Boͤſes / und den ſelbſten Tod zuerkennen. Das Gute des HErꝛn lieſſe ſich nur ſtuͤck-weiß / auch wol bloß / im Spiegel / ſchauen; Nun aber / von Angeſicht zu Ange - ſicht. Das koͤnnen wir / von uns / nicht ſagen; Auch nicht unſere Hoch - Fuͤrnehme Leidtragende. Jhre Augen / ihre Thraͤnen-flieſſende Augen / ſehen faſt gar nicht; Geſchweige / daß Sie viel Gutes / beſon - ders / in ihrem Todes-Lande / in dem Hoch-Adelichen Trauer-Hauſe und Hofe / ſehen und warnehmen ſolten; Doch werden Sie indeß ihre Ge - muͤths-und Seelen-Augen deſto weiter aufthun / und fehn / auf GOtt / der Sie verwund / Der ſie / zu heilen / iſt bereit / wañs dient / zu ihreꝛ See - ligkeit. Der erleuͤchte auch unſer allerſeits Augen / daß wir nicht / im Tode / entſchlaffen. Pſal. XIII, 4. Und verleihe / in Gnaden / daß wir nicht vergebens ſingen: Mein’n lieben GOtt / von Angeſicht / werd ich an - ſchaun / dran zweiffl ich nicht / in ew’ger Freuͤd und Herꝛligkeit / die mir bereit. Jhm ſey Lob Preiß in Ewigkeit. Amen!
Der Weyland Hoch-Edel-Gebohrnen / Hoch-Sitt - und Tugend-belobten Frauen / Fr. Mariana Glaubitzin / Gebohrnen von Stoſchin / auff Dalckau / Baune / und Großwirbitz.
DJe Vergnuͤgligkeit iſt eine der vortrefflichſten Tugenden / ſie richtet ſich bloß nach des hoͤch - ſten Willen / und iſt gewohnt ſo wohl das Ungeluͤck geduldig an - zunehmen / als daß Geluͤcke zu verehren. Jhre Kinder lehret ſie bald von Ju - gend auf GOtt und den Nechſten lieben / und treuf - felt ihnen gleichſamb mit der Mutter-Milch die ed - len Geſetze der Natur ein. Keinen uͤppigen Sarda -Jnapel[66]PERSONALIA. napel leidet ſie in ihrer Schulen / keinen Blutgieri - gen Nero nimmt ſie in ihre Geſellſchafft / keinen ge - winnſichtigen Veſpaſian kan ſie vertragen. Nach hohen Stande ſiehet ſie niemahlen / und wenn ſie mit demſelben prangen moͤchte / weiſen ihre Demuͤ - thige Geberden / daß ſie anderen zu Troſt und Huͤlf - fe ſich deſſen bedienen. Die von GOtt verliehe - nen Gaben braucht Sie allein zur Ehre GOttes / und verachtet die mit ſcheinbaren Tugenden ver - kapten Laſter. Sie lehret die Jhrigen von der Welt ſich abziehen / wenn andere in ſuͤndlichen Ey - telkeiten erſoffen / taͤgliche Wolluͤſte opffern. Ja wenn ſich ein Welt-Kind hieruͤber verwundern und ſie fragen moͤchte / worzu ſie doch erſchaffen? Wird ſie gewiß mit dem Welt-Weiſen Anaxagora antwor - ten: Ut cœlum ſpectem, daß ich nach dem rechten Vaterlande ſehe.
Die vornehme Ankunfft / der ruͤhmlich gefuͤhr - te Lebens-Wandel / und deſſen Hochſeeliger Be - ſchluß der in GOtt ruhenden Hoch-Edelgebohr - nen / Sitt - und Tugend-begabten Frauen / Frau Mariana Glaubitzin / gebohrnen von Stoſchin / auff Dalckau / Baune / undGroß -[67]PERSONALIA. Großwirbitz / ſtellet uns alles dieſes deutlicher vor. Denn nachdem Sie Anno 1650. den 27ſten Octobris, Nachts umb halb 12. Uhr zur Gabel im Guhrauiſchen Creyße auf dieſe Muͤhe-volle Welt gebohren / hat Sie ſelbſt noch unvermoͤgend / Jhre Chriſtliche Vergnuͤgung durch die erbethenen Tauf - Zeuͤgen erwieſen / wenn Sie in dem H. Waſſer-Ba - de Jhrem Erloͤſer und Heylande CHriſto JESU zugefuͤhret zu werden verlanget / und bey der Heili - gen Tauffe / welche Jhr eben in Jhrem Geburths - Orth Gabel mitgetheilet worden / dem Teuffel und allen ſeinen Wercken wiederſaget / hingegen Chriſto zu ſeiner Creutzes-Fahne geſchworen / und dardurch den ſchoͤnen Nahmen MARIANA uͤberkommen.
Sie iſt folglich ſehr vergnuͤgt geweſen / als Sie ſelbſt die Gluͤckſeeligkeit der vornehmen Ankunfft er - kennen lernen: Jn deme Sie nicht nur von vorneh - men Eltern / ſondern auch aus einem uhralten Ade - lichem Geſchlechte erzeuget worden.
Allermaſſen Dero Herꝛ Vater geweſen / der Weyland / Hoch-Edel-Gebohrne Herꝛ / Herꝛ George Ladisla / von Stoſch / auff klein Tſchirna / Schkeiden / und Gabel / Gu -J 2rauiſchen[68]PERSONALIA. rauiſchen Creyſſes wohlbeſtelleten Tſchen - ſche.
Die Frau Mutter die weyland Hoch-E - delgebohrne Frau / Fr. Mariana Stoſchin / gebohrne von Noſtitzin / aus dem Hauſe Ranſen / im Wohlauiſchen Fuͤrſtenthumb / und Steinauiſchen Weichbilde gelegen / Fr. auf klein Tſchirna / Schkeyden und Gabel.
Jhres Herꝛen Vatern Frau Mutter iſt geweſen / eine gebohrne von Stoſchin / aus dem Hauſe Mondſchuͤtz / im Wohlauiſchen Fuͤrſtenthumb.
Jhres Herꝛen Vaters Vateres Frau Mutter eine gebohrne von Noſtitz / aus dem Hauſe Zedlitz.
Jhres Herꝛen Vaters Fr. Mutter Mut - ter / eine gebohrne von Abſchatz / aus dem Hauſe Boͤſau / im Glogauiſ. Fuͤrſtenthum.
Jhrer Frau Mutter Mutter iſt geweſeneine[69]PERSONALIA. eine gebohrne von Loß / aus dem Hauſe Simbſen / im Glogauiſchen Fuͤrſtenthum.
Jhrer Frau Mutter Herꝛen Vaters Fr. Mutter iſt geweſen eine gebohrne von Kreck - witzin / aus dem Hauſe Jacobs Kirche / im Glogauiſchen Fuͤrſtenthum.
Jhrer Frau Mutter Mutter Mutter / ei - ne gebohrne von Sack / aus dem Hauſe Drobelwitz / im Glogauiſchen Fuͤrſtenthum.
Allein wie der Poët ſaget: Et genus & Proavi & qvæ non fecimus ipſi, vix ea noſtra puto. Alſo hat Sie zwar das Andencken ſo vornehmen Geſchlechte allezeit venerirt, Sich aber derer beſonders nach ge - ruͤhmten Tugenden dermaſſen ingeſambt befliſſen / daß es bey der Seeligſten mehr geſchienen / daß Sie edel werden wolte / als daß ſie aus ſo vielen beruͤhm - ten Geſchlechtern edel gebohren. Wie denn / wo Sie Jhr Anſehen gebrauchen wollen / ſelbiges alle - zeit mehr in Chriſtlicher Milde / Demuth und Guͤt - tigkeit / als durch eitelen Ruhm erwieſen.
Sie war bald in Jhrer Jugend vergnuͤget / weñ Sie durch der wertheſten Eltern gute AnordnungJ 3den[70]PERSONALIA. den Grund Jhres Chriſtenthumbs in Erlernung ſchoͤner Bibliſchen Spruͤche / des Heil. Catechiſmi / und zu deſſen beſſerer Außuͤbung Leſens und Schrei - bens legen konte / darbey Jhr ſchoͤnſter Zeit-Ver - treib / alle dem Fraͤulichen Geſchlechte ruͤhmliche Kuͤnſte erlernen.
So lange Sie das Geluͤcke genoſſen / den ſeel. Herꝛen Vater zu kennen / und der in GOtt ruhen - den Frau Mutter Hauß-Sorge zu genuͤſſen / hat Sie dort ein Kind nichts als Freude / hie mit zuneh - menden Jahren hoͤchſt-bedachtſam viel Ehrerbie - tung / Gehorſamb und Liebe bezeuget: Auch endli - chen als Sie geſehen / daß der guͤtige GOtt Sie in einem anderen Stande und ehelich wiſſen wolte / der wertheſten Frau Mutter treues Beyrahten / und GOttes wunderbahrer Schickung ſo hoch ge - halten / daß Sie keinem wiederſtreben / ſondern viel - mehr die gegen den Hoch-Edelgebohrnen Rit - ter und Herꝛen / Herꝛen Hanß George von Glaubitz / auf Dalckau / Baune und Groß - wirbitz / itzt Hoͤchſt-betruͤbten Hn. Wittiber / auffwallende Neigung zu einem vollkommenen Lie - bes-Feuer werden laſſen / und den 17. Julij Anno1680.[71]PERSONALIA. 1680. Sich mit ſelbigem vermaͤhlet. Wie ver - gnuͤglich Sie in dieſer Zwoͤlff-jaͤhrigen Ehe gelebet / iſt mit Worten nicht außzuſprechen. Sintemah - len Sie auch daß in dieſem Stande haͤuffig unter - gemengte Weh ſich dermaſſen zu Nutze gemacht / daß Sie es nichts minder als ein Saltz zu Abwuͤr - tzung guter Speiſen / zu Laͤuterung Jhres Chriſten - thumbs und Beſtaͤttigung der beſonderen Gedult gebraucht. Jhr gantzes Hertze hieng an Jhrem Liebſten Gemahl / und war Jhre groͤſte Freude ſel - bigen zu vergnuͤgen. Sein Wille war allezeit Jhr Wille / und Sie niemahlen betruͤbter / als wann Sie Dero wertheſten Ehe-Herꝛen Kummerhafft / oder kraͤncklich ſehen ſolte.
Fuͤnff mahl lies Sie der Segens-volle GOtt eine vergnuͤgte Mutter werden / und mit Freuden drey Soͤhne und zwey Toͤchter kuͤſſen. Aber wie jener weiſe Mannſagte: Non verum gaudium naſci - tur ſed alitur. Dieſes ſey vor keine wahre Ver - gnuͤgung zu halten / weñ GOtt gleich Kinder gebe / wo Er Sie nicht auch zu Troſte leben laſſe: Alſo haͤtte Sie Urſache genung gehabt / wegen beyder Troſtreichen Toͤchter / und eines Hoffnungs-vollen Soͤhnchens fruͤhe-zeitigen Abſterbens ſich ſehr zubetruͤ -[72]PERSONALIA. betruͤben / wenn Sie nicht den gewiſſen Davids - Troſt gar zu feſt eingebildet. Dannenhero Sie hieruͤber mehr Chriſtliche Vergnuͤgung als menſch - liche Schwachheit erwieſen.
Illud gaudium qvod Deos Deorumq́; æmulos ſe - qvitur, non interrumpitur, non deſinit, ſagt Sene - ca, als ein Heyde. Von der Seeligſten Frau von Glaubitzin muß man mit hoͤchſter Warheit bezeugen / daß wie Sie Jhr erſtes Vergnuͤgen bey der heiligen Tauffe erwieſen / alſo in der Liebe Got - tes fortgefahren / Jhres Erloͤſers und Heylandes Leydens und Sterbens ſich allezeit wol erꝛinnert / Jhre ſuͤndliche Schwachheiten GOtt und Jhrem Beicht-Vater offt bekennet / bey dem Heil. Abend - mahl ſich Jhres Heylandes Gnade verſichert / in demſelbigen Jhren Glauben geſtaͤrcket / und viel - fach dargethan / daß Sie mit dem heiligen Bern - hardo ohne GOTT keine rechte Vergnuͤgung habe.
Jhren Neben-Chriſten hat Sie durch auff - richtigen Wandel allezeit im Guten zu ſtaͤrcken / im Argen zu beſſern / geſucht / und die feindlichen Boß - heiten / welche die Welt eine galanterie zu nennen pfle - get / als Gifft geflohen. Jnſonderheit hat SieJhr[73]PERSONALIA. Jhr wehrteſtes Geſchwieſter hertzlich geliebet / und Sorge getragen / Jhren liebſten Stiff-Kindern ſich zu einer natuͤrlichen Mutter zu machen / wann Sie ſelbigen ſo viel gute Lehren als nuͤtzliche Vorſorge zugetheilet / und war nichts minder uͤber derer Er - kaͤntlichen / als Jhrer eigenen Kinder eingepflantz - ten Liebe vergnuͤgt. Sie wuſte wol / daß Sie den Tod ſtets an Jhrem ſterblichen Leibe truͤge / und wurde deſſen durch viel zufallende Schwachheiten je laͤnger je mehr erinnert. Allermaſſen bey drey Jahren her mit gehendem Leibe Sie ſtets gekran - cket / und offt ſchmertzlich geklagt / daß der betruͤbten Naͤchte ſehr viel wuͤrden. Nichts deſtoweniger hat eine beſtaͤndige Gedult Jhr groſſes Vergnuͤgen an GOttes gerechten Willen gewieſen / wann Sie ſich ſelbſt getroͤſtet / daß GOtt dieſe Schwachhei - ten zuſchicke / entweder Sie dardurch dieſer Muͤhe - ſeeligkeit zu entnehmen / oder ja bey erfolgender Beſ - ſerung deſto mehr Lob - und Danck-Opffer von Jhr zu fordern: Und da Seeligſte Frau von Glaubi - tzin / die ordentlichen Mittel zur Ehre GOttes und des Nechſten Nothdurfft erſchaffen / gar vernuͤnff - tig geurtheilt / hat Sie Hochberuͤhmten und Ge - lehrten Medicis ſich vertrauet / inſonderheit (Titul.) KHer -[74]PERSONALIA. Herꝛen D. Beckers / Glogauiſchen Crayſſes wohlbe - ſtelten Phyſici Ordinarij, Raths und Cur bedienet. Nachdem aber kein Medicament ſeine rechte opera - tion mehr zeigen / und Sie dennoch nichts unterlaſ - ſen wolte / was zu conſolation dero Hochgeliebten Herꝛen Gemahls und der wertheſten Anverwand - ten gedeyen koͤnte / reſolvirte Sie die warme Bad - Cur / zu dehrer Gebrauch den 6. Auguſti, Sie nach Hirſchberg verꝛeiſet / jedoch vorher ſelbigen Orthes Medicum Land und Stadt-Phyſicum, (Tit.) Herꝛn Doctor Suͤſſenbach conſulirt, welcher zwar Jhr zu wieder nicht gaͤntzlich abrathen / aber doch auch nicht mehr als ein oder zweymahl das Bad zulaſſen wollen / da dann die Seelige Frau ſelbſt gewahr werdende / daß es Jhrer Kranckheit nicht zutraͤg - lich / ſonder Verzug die Ruͤck-Reiſſe beſchloſſen / und den 13. Auguſti in Dalckau wieder angelanget. Wie ein vorhin baufaͤlliges Gebaͤude / wenn es gerittelt und geſchittelt wird / ſo viel leichter in Fall gerahten kan: Alſo gieng es auch mit der Seeligſten Frau von Glaubitzin / je mehr Mittel adhibirt worden / je groͤſſere Schwachheiten funden ſich / ſo gar daß die viel beygetragene getreue Sorgen wohlgedachten Herꝛen Doct: Beckers / bey mehr und mehr abneh -menden[75]PERSONALIA. menden Athem / beſtaͤndig anhaltender Unruhe und uͤberhand nehmender Geſchwulſt / eine unvermeid - liche Todes-Gefahr ankuͤndigten.
Und auch darbey war Sie gantz vergnuͤgt / machte ſich durch andaͤchtiges Seuffzen / Bethen / und Singen / Jhrem Erloͤſer wohl zu begegnen / ge - ſchickt / nahm von Jhrem Liebſten Herꝛen Gemahl / und denen zwey noch lebenden Herꝛen Soͤhnen be - weglichen Abſchied / danckte dort vor viel erwieſene Liebes-Bezeugungen / und ungemeine Ehe-Treue / mit Bitte / was bey Jhr auffhoͤre / bey den lieben Kindern beſtaͤndig zu continuiren. Hier befahl Sie den Herꝛen Vater zu lieben / zu ehren / Jhme in allem zu gehorſamen / abſonderlich aber recom - mandirte Sie die Froͤm̃igkeit / ſelbige als eine Gelei - terin in der Welt ſtets zu gebrauchen / und derer viel - faͤltige Nachſtellungen durch Chriſtliche Vorſich - tigkeit vermeiden zu lernen. Hierauf beurlaubete Sie ſich mit dem wehrteſten Geſchwiſter / ſegnete alle Anweſende / und weil Sie wuſte wie Solon redet / Non fas eſſe beatum eum cenſere, qvi in hiſce vitæ flu - ctibus jactatur, donec ſit in portu, daß der in dieſer boͤſen Welt wallet / noch keine rechtſchaffene Ver - gnuͤgung uͤberkommen / biß er in den Haven him̃ -K 2liſcher[76]PERSONALIA. liſcher Sicherheit gelange / hat Sie ſich hertzlich dahin geſoͤhnet / iñbruͤnſtig darnach geſeuffzet / inni - glich ſich darauff gefreuet / auch was Sie gehoffet / mit hoͤchſter Vergnuͤgung erlanget: Jndem den 3. Septembris, nach Mittage 1. Viertel auf drey Uhr durch einen ſanfften Tod Jhr Heyland aus dieſer unbeſtaͤndigen / in die ewigwehrende Vergnuͤgung Sie geholet. Jhr Leben iſt kurtz und nur auf 41. Jahr 10. Monath / eine Wochen / den Hoͤchſtbe - truͤbten Verlaſſenen zu wenig / Jhrem wohlgefuͤhr - tem Wandel nach aufs hoͤchſte gebracht / weil dieſe lange genung gelebet / die from̃ und Tugendhafft ge - lebet haben.
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