Alſo / Hoch - und Wohl-Edelgebohrne Ritter und Herꝛen / Allerſeits nach Stand / Ehr / Ambt und Wuͤrden / Hoͤchſt - und Hochgeehrteſte Herꝛen / Groſſe Patroni, Maͤchtige Foͤrderer / und Vornehme zuverſichtliche Goͤnner / Wie nicht weniger / Hoch - und Wohl-Edelgebohrnes / vieler Ehren-reiches / Holdbelobtes und Tugend - Vollkommenes Frauen-Zimmer / Frauen und Jungfrauen / Meine nach Stand / Ehr und Gebuͤhr / Hoͤchſt - und Hoch - geehrteſte Frauen / Vornehme Patroninnen / Hoch - geneigteſte Goͤnnerinnen.
ALſo / ſage ich / und mit dieſen Worten trette ich anitzo in dieſe Hoch-Adel. Trauer-Caſada nicht unbillich auff / und mache damit den Anfang mei - ner Rede / wenn ich abſonderlich betrachte undA 2erwe -4Die itzt abfallendeerwege / was am verwichenen 3. Septembris in dieſem Hoch - Adel. Hauſe Dalcke geſchehen / und warumb noch itzo al - les in Boy und Flor klaͤglich verhuͤllet / und mit Leid und Trauren gaͤntzlich erfuͤllet iſt. Dieſes wenn ichs bey mir uͤberlege und betrachte / ſo kan ich mich allerdinges nicht enthalten / ich muß nochmahlen außbrechen und ſagen:
Daß ich aber eben davon anfange / deſſen ſoll und wird ſich verhoffentlich niemand groß verwundern. Denn iſt et - was auf dem groſſen Schau-Platze der Natur / was uns zufoͤderſt zu dieſer Zeit des Jahres zu unſer Erkaͤntnuͤs fuͤh - ren / und ein Bilde unſers Lebens und deſſen Nichtigkeit und Fluͤchtigkeit geben und vorſtellen kan: So werden es gewißlich und vor allem andern die itzt abfallenden und wandernden Blaͤtter ſeyn / die wir itzo taͤglich und ſtuͤnd - lich vor den Augen / ja vor den Fuͤſſen / ſehen und haben. Sind dieſe bißher gleich noch ſo eine ſchoͤne Zierꝛath der Baͤume und Gaͤrte den Sommer uͤber geweſen; Sie ha - ben an ihren Staͤmmen noch ſo wohl geſtanden / geſtutzet und gepranget: So fangen ſie doch zu dieſer Zeit / da der Safft und Nahrung ihnen entzogen / und die kalten Nord - Winde uͤber ſie gegangen / nicht allein mit aller Macht an zu falben und zu gelben / die Todten-Farbe und den Sterbe - Kittel anzulegen / und ſich zum Grabe geſchickt und reiſe -fertig5und wandernde Blaͤtter. fertig zu machen: Sondern ſie ſind auch in groſſer Menge ſchon gar abgefallen / und demſelben zugegangen / und ha - ben ihren Kirch-Hoff in der Erden / (darauß ſie auch den Uhrſprung hatten) wieder genommen und geſuchet. Wo - hin denn auch die uͤbrigen und andern in kurtzer Zeit ihren Weg nehmen / und ihnen zu gleichem Begraͤbnuͤß nach - wandern werden / wie ſie denn taͤglich abfallen und dahin gehen / ſo daß ihnen billich die Uberſchrifft zu ſetzen:
Wenden wir uns nun itzo durch etwas genauers Betrach - ten zu ihnen / gleich wie ſie durch ihꝛ Abfallen ſich zu uns wen - den / und uns fuͤr die Fuͤſſe legen: So koͤnnen wir je dieſelbte nicht anders annehmen und erkeñen / als ſtum̃e Lehrer und lebloſe Prediger / die uns ſaͤm̃tlichen / ſonder jemand liebzuko - ſen / deutlich lehren / zeigen und weiſen / theils was wir ſeyn / theils was wir auch leichte koͤñen werden / und ſich noch alle Tage mit uns begeben moͤge. Erſtlich geben ſie ein Bilde unſer ſelbſten / darinnen wir uns ſelbſten beſpiegeln und be - ſchauen / und unſern Urſprung und Beſchaffenheit eigentlich erkenen moͤgen. Deñ haben wir gleich noch ſo viel vor ih - nen / den Blaͤttern / vor aus; Wir ſind ein Außzug und Auß - bund aller Creaturen / ein kurtzer Begriff der gantzen groſ - ſen Welt / ein ſonderbahres Wunderwerck der unſter blichenA 3Goͤt -6Die itzt abfallendeGoͤtter / Thavma Thavmaton, das Wunder aller Wunder / (wie auch die Heyden / Trismegiſtus und Plato, geurtheilt und erkennet:) So kommen wir doch in vielen und abſonder - lich auch in deme mit ihnen uͤberein / daß wie ſie und ihre Baͤume ſelbſt / die ſie getragen / ihren Urſprung von und aus der Erden haben; Alſo auch wir / und ein jeglicher Menſch von Natur / und dem Leibe nach / ein Erd-Gewaͤch - ſe / ein Erden-Kind / deſſen Mutter in der H. Schrifft die Erde genennet wird. Deswegen denn nun auch die Heili - gen und Geliebten GOttes theils ſich theils andere / nach dieſer ihrer natuͤrlichen Beſchaffenheit betrachtet / gar ge - mein mit Laub und Graß / mit Kraͤutern und Blumen / und fallenden Blaͤttern / vergliechen / als wir bey den vortreff - lichſten Triumviris des geiſtlichen Stadt-Weſens GOttes finden und zuſehen haben / bey Hiob dem Geduldigſten / (c. 13. v. 25. c. 14. v. 1. 2.) Bey David dem Geliebteſten / (Pſ. 90, 6. Pſ. 103, 15.) Und bey Eſaia dem Beredteſten (c. 40, 6.) Ja wie man hin und wieder lieſet / ſo ſind auch wohl die Heyden dahin kommen / daß ſie aus den verduͤſterten Natur-Fuͤncklein ſo viel erkennet / daß die Menſchen Blumen und Blaͤttern nur gar zugleich und aͤhnlich waͤren / und mit ihnen ſehr viel ge - meine haͤtten / als das gar leichte aus Platone, Muſæo, Avie - no, Homero, und andernzu er weiſen ſtuͤnde. Nur ein eini - ges aus einer unzehlbaren Menge anzufuͤhren; So hat der letztere / der Homerus, vor einen Heyden bedencklich genung geredet / weñ er Iliad. 2. v. 146. geſchrieben:
Cujusmodifoliorum generatio, talis & hominum. Welches verſetzt alſo lauten moͤchte:
Und iſt hievon nun kein einiger ausgenommen; Son - dern ein jeder traͤget an ſeinem Gantzen / was er traͤget / den Zettel der unvermeidlichen Eitelkeit und Sterbligkeit: Und iſt da kein eintziges Faͤſichen oder Glied zu nennen und zu zeigen / was hiervon privilegiret und befreyet ſeye. Wie wir alle von einem ungluͤckſeeligen Vater ſtammen / und in dem Einen Alle von dem verbothenen Baume geſſen haben: Alſo haben wir auch alle einen Todten-Wurm zur Wurtzel / wie die Baͤume dorten auff Sumatra, (davon Erasmus Fran - ciſci P. 1. ſeines Luſt-Gartens p. 760. zu beſehen /) der an uns ſo lange zehret und friſſet / biß er uns endlich gar verzehret und aufgefreſſen. Und doͤrffte ich wohl bald gar ſagen / daß keine armſeeligere Creatur / kein elender Blatt unter allen Blaͤttern auf Erden als der Menſch waͤre; Weñ er nur bloß die Erde zur Mutter / und nicht auch den Himmel zum Va - ter haͤtte: Wenn er nur bloß auf Erden gruͤnete / und nicht auch im Himmel ſtammete. Aber ſo iſt diß Einige noch das beſte / worinnen er auch alle andere Blaͤtter weit weit uͤber - trifft / daß er uͤber das Jrꝛdiſche auch noch was Goͤttliches hat; Und ein ſolches Weſen zwiſchen ſeinen verweßlichen Schalen und Faͤſelein wohnet / was den Himmel zu ſeinem Pflantz-Garten bekommen / und die Ewigkeit zu ſeinem Schlaff-Gemach erhalten ſoll. Jnzwiſchen aber / und ehe ſich das noch aus ſeiner Schale außſchaͤlet / dahin gelanget und verſetzet wird / und der Menſch in dieſem verderblichen Welt-Garten annoch ſtehet; So muß er das Gluͤcke / was ſonſten uͤber die Blaͤtter insgemein gehet / ebenfalls erfah - ren und uͤber ſich nehmen. Und mag er deſſen ſich eher nicht entbrechen / er werde denn von dem Tode gar abgebrochenund8Die itzt abfallendeund zerbrochen / und alſo hiermit alle dem entzogen und ent - riſſen. Und zeigen demnach die Blaͤtter mit ihren Zufaͤllen auch vors Ander deutlich an / was den Menſchen als Blaͤt - tern taͤglich / und alſo noch eher als den Blaͤttern ſonſten / zu - ſtoſſen und begegnen / und was ſie daruͤber leichtlich werden koͤnnen. Blaͤtter muͤſſen insgemein gewaͤrtig ſeyn / daß ſie bald von dem Winde grauſam angeſtuͤrmet; Bald von der Sonnen verbrennet; Bald von der Lufft vergifftet; Bald vom Wurme angeſtochen; Bald von Hagel / Regen und Meelthau befallen; Bald auf andere Weiſe beſchaͤdiget und verderbet werden: Daruͤber ſie endlich falben und welcken / ſich zur Erden haͤngen / neigen und beuͤgen / ja wohl gar auf die Erde fallen und zu Erden werden. Was an dieſen / mag gar leichte auch an den Menſchen erfolgen und geſchehen: Ja es ergehet und geſchiehet an ihnen / ehe man ſichs offte wohl vermuthet und verſiehet. Denn gleichwie ſie ſo wohl als die Blaͤtter Regen und Winde / Schloſſen und Ungewit - ter vieler Kranckheit / Truͤbſal und Wiederwaͤrtigkeit auß - geſetzet ſind / und dieſem herhalten muͤſſen / ſo lange ſie in der Welt ſtehen: So kan es je nicht anders ſeyn / ſie muͤſſen end - lich gleich jenen welck und ſchwach / elend und ohnmaͤchtig werden; Sie muͤſſen ſich ſchrunden und runtzeln / wancken und ſchwancken / ja zu letzte gar abfallen / und von dem To - des-Winde weg und dahin gefuͤhret werden / und die Uber - ſchrifft bekommen:
Denn geſetzet / daß wir eine zeitlang noch ſo wohl / ab - ſonderlich in dem Lentzen unſerer Jugend / als die gruͤnen Blaͤtter gruͤnen; Daß wir noch ſo ſchoͤn in dem Sommer der beſten und dem gemeinen Weſen nuͤtzliche Jahre bluͤhen und prangen: So koͤm̃et doch endlich der kraͤnckliche Herbſt des ſchwachen Alters / darinnen unſer Safft vertrocknet / nach dem 32. Pſalm / (welche Worte etliche gaꝛ nachdencklich Virorem hominis das Gruͤne des Menſchen / gegeben haben Bootſacc. Moral. Gedan. tit. Viridis p. 1133.) unſere Blaͤtter ver - welcken / ab - und in Todes-Staub verfallen und zu nichts und Aſchen in dem Froſte des Grabes werden. Ja viel hundert und noch mehꝛ Blaͤtter ſind / die in den Herbſt nicht einmahl kommen und den erꝛeichen / ſondern bald im vor - ſprieſſen und vorſchieſſen verwelcken und abfallen / den A - bend im Morgen / den Untergang im Aufgange / das Erlie - gen und Sterben in der Wiegen bald haben und finden / ſo daß es von ihnen heiſſet: Occaſus in ortu.
Viele ſind hernachmahls auch / die da mitten im Fruͤhling / oder in dem beſten Theile ihrer Jahre / (da ſie am ſchoͤnſten und lieblichſten gruͤnen / da ſie GOtt und den Jhrigen am beſten dienen koͤnten) durch Kranckheits Hitze außgezehret / durch den Todes-wind beſtuͤrmet und alſo angegriffen wer - den / daß es mit Jhnen / wie mit Blaͤttern zum abnehmen und welcken / zum falben und fallen / zum wandern und da - hin ziehen kommet / und man ihnen das jenige außfertigen muß / was dorten Johannes, ein Hertzog von Cleve uͤber eine Lilie und ihre Blaͤtter ſchreiben und mahlen lieſſe:
BHodiè10Die itzt fallendeHodiè aliqvid, cras nihil. (Weberus in Arte diſcurrendi Fonte 88. Exẽmpl. 10.)Heute was / und ſchoͤn geſtanden;Morgen weg / und nichts verhanden:
Oder was ein Ander / der es noch kuͤrtzer zu faſſen und mit einem Worte zu geben wuſte / uͤber eine verdeckte Schuͤſſel mit duͤrꝛen Blaͤttern ſchriebe: Die Sterbligkeit. (Davon Pfefferkorn in ſeinem Sinnbilder-Vorꝛath p. 172.) Welches alles denn nun eben dahin gehet / und klar erweiſet / daß dem allerdinges ſo / und waar geredet / was geredet: Nemlich
Und wolte GOtt! Jch ſolte und doͤrffte diß nicht auch an einem Lebendigen / ja was ſage ich Lebendigem? An einem todten Exempel der weyland Hoch - und Wohl-edelge - bohrnen / vieleꝛ Ehrenreichen / und noch mehꝛ Tugend - belobten Frauen / Fr. Mariana Blaubitzin / Gebohr. von Stoſchin / Frauen auff Dalcke / Bau - hen / Großwuͤrbitz und Kotſchwitz / des auch Hoch-und Wohl-Edel-Gebohrnen Ritters und Herꝛn / Herꝛn Hanß George von Glaubitz / auf Dalcke / Bau - hen / Großwuͤrbitz und Kotſchwitz / im Leben Hertz - geliebteſten Ehe-Schatzes heute vorſtellen / zeigen undweiſen.11und wandernde Blaͤtter. weiſen. Allein ſo muß ich ungluͤckſeeliger Redner nur leyder ſagen und klagen / (was ich mit ſtam̃lender Zunge und mit betruͤbtem Hertzen ſage /) daß ob die Seel. Fr. Glaubitzin / ſchon andern Stand-Stam̃ - und Tugend-Blaͤttern gleich gegruͤnet / und in dem Dalckiſchen Pflantz - und Ehe-Gar - ten 12. Jn dem groſſen Welt-Garten aber 41. Jahr in al - lem geſtanden / es doch endlich nach Gottes weiſem Rath und Willen dahin kom̃en / daß Jhr Lebens-Safft vertrock - net / wie es im Sommer duͤrꝛe wird; Daß er endlich gantz und gar außgezehret / und Sie am verwichenen 3. Septembr. verblaſſet und verwelcket / Jhr Haubt geneiget / und gleich den wandernden Blaͤttern abgefallen / und dahin gegan - gen / damit aber dem Hoch-Adel. Hauſe Dalcke / und de - nen Hochwertheſten Jhrigen nichts als bitters Leyd und Betruͤben / nichts als ſehnliche Klage und ſchmachten - des Verlangen hinterlaſſen: So daß man itzo ein Gleiches von dieſen Ehren-und Tugend-Blaͤttern klagen und ſagen muß / was der vornehme Scaliger von ſich und ſeinem vor - nehmen Geſchlechte geſaget: Fuimus Troës!
Ach ja / leider / ja! Denn eben dieſes iſt anitzo die Klage des Hochbetruͤbteſten Hn. Wittwers / als der bey ſich uͤber - zeuget / daß Er an der Seeligen eine kluge Abigail, eine treue Caſſandram, eine wohlmeinende Alceſten, eine from̃e Olym - piam, und eine beſtaͤndige Renatam gehabet / itzo aber auch zu deſto groͤſſerm Leid-Weſen verlohren. Eben das machet die hinterbliebenen 2. kleine und liebſten Soͤhne SeuffzenB 2und12Die itzt abfallendeund Klagen / als die eine ſehr liebreiche / wohlmeinende und hertzlich vor ſie bekuͤm̃erte Frau Mutter / eine rechte Cor - neliam, eine treue und ſorgfaͤltige Iſabellam, an der Seeligen Frauen gehabet; Aber nun deſto ſchmertzlicher und em - pfindlicher vermiſſen. Und bin ich gaͤntzlich bey mir verſi - chert / ſo Sie bey dieſen minderen Jahren den Verluſt Jhreꝛ liebſten Frau Mutter / ſo wohl und eigentlich ſchaͤtzen ſol - ten koͤnnen / als hart und ſchwer er ſie betroffen; Sie wuͤr - den wie dorten Theſſalia beym Appiano einen Schwamm voll Thraͤnen / wie Cleander einen Pocal voll Zehren Jhrer ſo werthen Leiche hertzlich gerne lieffern wollen. So klagen hernachmahls auch die wertheſten Herꝛn Bruͤder / und Frau Schweſter den Verluſt einer ſo liebreichen treuen Schweſter / die Sie mehr als Schweſterlich geliebet / und alſo mit Jhnen um̃gegangen / daß Sie ſo gut als Pomponiu[s]Atticus beym Valerio Maximo und Cornelio Nepote ſich be - ruͤhmen koͤnnen / daß Sie niemahls von noͤthen gehabt / ſich mit Jhr außzuſoͤhnen. So gar hatte es das Anſehen / als wenn in ſo vielen Leibern nur eine Seele wohnete / umb der beſtaͤndigen Liebe / Vertrauligkeit und Vertraͤgligkeit / die unter Jhnen anzutreffen ware! Es klaget die Saͤm̃tliche Vornehme Hoch-Adel. Freundſchafft / die uͤber viel - faͤltigen von weniger Zeit her erlitten Verluſt / itzt aber - mahls ein liebes und werthes Blatt von jhrem Geſchlechts - Stamme verliehret und dahin geben muß / und dahero ge - vielfaͤltigften Schaden / erneuerte Wunden und vergroͤſſer - ten Schmertzen daruͤber hat und empfindet. Und wie kan es auch anders bey ſolcher Begebenheit odeꝛ vielmehr ſchmertz -lichen13und wandernde Blaͤtter. lichen Falle ſeyn / deñ daß es naſſe Augen / betruͤbte Hertzen / klaͤgliche Seuffzer und wehmuͤthige Gebehrden bey denen ſetze / bey welchen er ſich ereignet und befunden hat: Da es ewig war bleibet / was der alte Kirchen-Lehrer Auguſtinus im 19. Buche von der Stadt Gottes c. 18. davon ſententioni - ret; Daß nemlich dehren Abſchied uns nothwendig bitter und ſchmertzlich fallen muͤſſe / deren Leben unsſuͤſſe / lieb und angenehm geweſen.
Allein iſt es bey ſolcherley Faͤllen was Menſchliches an uns / daß wir den Schmertzen fuͤhlen; So iſt dargegen auch zu wiſſen und zu bedencken / daß es wiederumb was Chriſtli - ches ſey / daß man der gnaͤdigenSchickung willig gehorſame; Ja daß es endlich gar was Engliſches ſey / daß man mit Hi - ob ſich erklaͤren und ſprechen koͤnne: Der Nahme des HEr - ren ſey gelobet! Haben Sie nun Hoch-Adel. Trauer-Her - tzen bißhero genung erwieſen / was Menſchlich und Natuͤr - lich iſt / und Die / die Sie verlohren / bitterlich genung betrau - ret und beweinet: Nun ſo werden Sie itzo auch / wo nicht was Engliſch / doch was Chriſtlich / nach Jhrer bekandten Gottesfurcht auch von ſich ſpuͤhren laſſen: Das iſt / Sie werden ſich mitten in Jhrem Betruͤbnuͤs wohl zu faſſen / jh - re Gemuͤths-Unruhe zu beſaͤnfftigen / Jhr Leid und Thraͤ - nen zu maͤßigen wiſſen / und von ſich erweiſen / daß Sie in deꝛ Schule des HErꝛn wohl gelernet / wollen / was der HErꝛ will. Und weil demnach des Hoͤchſten Schluß es alſo geord - net / den keine menſchliche Hand aͤndern kan und ſoll; So werden Sie den auch in ſtiller Gelaſſenheit annehmen / ſich demſelben gehorſamlich unterwerffen / und von ſeiner Guͤte ſuͤſſen Troſt und Erqvickung darunter hoffen und erwar -B 3ten:14Die itzt abfallendeten: Abſonderlich aber wohl hierbey bey ſich erwegen den herꝛlichen und ſeeligen Wechſel / den Jhre Seel. Frau Eh - Gemahlin / Fr. Mutter / Fr. Schweſter / Fr. Schwaͤ - gerinn und Freundin nunmehro getroffen. Jſt dieſelbte gleich aus ihren Augen und Geſichte gezogen / Sie iſt davon gegangen und gewandert / wie zu der Zeit die hinfaͤlligen Blaͤtter davon ziehen und wandern: So iſt Sie doch dar - umb nicht gar verlohren und verdorben / wie es wohl von gemeinen wandernden Blaͤttern itzo ſonſten heiſſet:
Nein: Von der Wohl-Seel. Frauen koͤnnen Sie ein an - ders wiſſen und verſichert ſeyn. Von Der heiſſet es vielmehr umbgekehret:Non tota peribit,
Deñ verfaͤllet ſchon Jhr Leib in das duͤſtre Grab / und in die finſtre Todes-Hoͤle; Es werden dieſe Tugend-Blaͤtter in das Sterbe-Kleid eingewickelt / und in die Erde verſcharꝛet und hingeleget: So geſchiehet das alles doch zu keinem ſchad - hafften Ende / ſondern nur zu Jhrem groſſem Gluͤcke / was hierunter gantz gewiß verborgen lieget / und ſich alsdeñ recht offenbahren wird / weñ CHriſtus Jhr Leben in ſeineꝛ Herꝛ - ligkeit offenbar wird werden. Es iſt die Seel. Fr. Glau - bitzin nur darumb gefallen / daß ſolch Jhr Fall Jhr zum Aufferſtehen / ihr Tod zum Leben Jhr wiederumb gereichenmoͤch -15und wandernde Blaͤtter. moͤchte: Ja daß Sie nicht nur aufferſtehen / ſondern auch viel herꝛlicher / ſchoͤner und vollkommener aufferſtehen und hervor kom̃en moͤchte / und aͤhnlich werden dem verklaͤrten Leibe JEſu CHriſti. Und ſoll und wird dahero durch die - ſen Jhren Fall und Einbruch mehr gewiñen als verliehren. Philippus Picinellus gedencket in ſeinem Mundô Symbolicô, l. 9. §. 61. Daß als Chriſtina, die Koͤnigin in Schweden / des Reiches ſich begeben / und Cron und Scepter niedergeleget / Sie einen Baum mahlen laſſen mit verhauenen Zweigen und abgelaubten Blaͤttern / umb daß er deſto beſſer Fruͤchte bringen moͤchte / mit dem Lemmate und Uberſchrifft:
Oder daß ich es noch anders gebe:
Mit tauſendmahl beſſermRechte iſt das wie von alleꝛGlaͤu - bigen / alſo auch von der Seel. Fr. Glaubitzin Tode zu ſa - gen / daß dieſer Jhr mehr zum Gluͤcke als Schaden / mehr zum Erwerben als zum Verderben gereiche: Daß er Jhr diene zu Erlangung eines neuen und unvergaͤngl. Schmu - ckes / des Schmuckes der zukuͤnfftigen Unſterbligkeit und Seeligkeit. Deñ eben darumb leget Sie das / was der Er - den iſt / zur Erden nieder / daß Sie es zum Himmel wieder darausfodere: Sie leget es ſchwach / ſterblich und verderb - lich nieder / daß Sie es herꝛlich ſtarck und unvergaͤnglich wie - dernehme. Es wird geſaͤet verweßlich / und wird aufferſte -hen16Die itzt abfallendehen unverweßlich. Es wird geſaͤet in Schwachheit / und wird aufferſtehen in Krafft: Es wird geſaͤet in Unehre / und wird aufferſtehen in Herꝛligkeit. Es wird geſaͤet ein natuͤrli - cher Leib / und wird aufferſtehen ein geiſtlicher Leib / wie der Geiſt des HErꝛn durch Paulum abermahls verſichert. 1. Cor. 15, 42. 43. Und was noch mehr und das troͤſtlichſte iſt; So lebet das Beſte von Jhr / deꝛ Seeligen / bereits itzo ſchon / und lebet in ewiger Freude und Seeligkeit. Jhre ſo theuer erloͤſete Seele lebet in der Hand GOttes / und iſt der Ewig - keit und Unſterbligkeit nunmehr anvertrauet: Jhr guter Tugend-Geruch / Jhr Ruhm und Lob / lebet auch noch und ſchwebet auff aller Zungen: Jhr Bilde lebet und bleibet in den hinterlaſſenen 2. Soͤhnchen; Jhr Andencken und Ge - daͤchtnuͤs in aller Freunde / auch der Unterthanen / Hertzen / dehnen Sie keines weges geſtorben / ſondern im̃er lebendig bleiben wird. Jſt nun dem alſo / wie ihm deñ nicht anders iſt / ſo nenne ich Jhr Ungluͤcke entweder kein / oder ein gluͤck - ſeelig Ungluͤcke; Jhren Verluſt keinen / odeꝛ doch einen troͤſt - lichenVerluſt / den Sie / Betruͤbteſte Hoch-Adel. Trau - er-Hertzen / erlitten haben. Deñ die Sie verlohren / haben Sie alſo verlohren / daß Sie ſelbte gleichwohl im Him̃el wiſ - ſen; Daß Sie ſie im Hertzen und Andencken haben / auch in lebendigem Bildnuͤs; Und daß ſie ſelbte auch im Him̃el wie - der zu finden getrauen doͤrffen: Ja nicht alleine wieder zu finden / ſondern auch zu behalten / und nicht nur zu behalten / ſondern auch in alleꝛ Freude / Herꝛligkeit und Vollkommen - heit zu behalten / und ſich in ewiger unzertrennlicher Geſell - ſchafft mit Jhr zu ergoͤtzen. Dieſes alles wie es ein Vieles / Groſſes und Herꝛliches iſt; Alſo wird es auch vermoͤgend /ſtarck17und wandernde Blaͤtter. ſtarck und kraͤfftig genung ſeyn / ihꝛ Klagen zu legen / ihꝛ Trau - ren zu mindern / und ihre Thraͤnen abzuwiſchen; Sie aber dargegen zu Chriſtlicheꝛ Gedult und Gelaſſenheit / auch froͤ - liche Hoffnung / auffzurichten. Und ich / nachdem ich in der letzten Ehre der Wohl-Seel. Frauen von Glaubitzin heute auffgetretten und dero Hoch-Adel. angeſtellte Fune - raillen mit einer Stations-Rede unwuͤrdigſt beehren ſoll; Weiß auch kaum beſſer mich meiner aufgenom̃enen Pflicht und Schuldigkeit zu entſchuͤtten / als weñ ich mich bemuͤhen werde / ſolche Gottgelaſſene Gedancken in Jhnen noch fer - ner zu unterhalten; Der Wohl-ſeel. Frau Glaubitzin aber zu guter letzte noch ein Ehren-Denckmal und Gedaͤcht - nuͤs unter Jhnen auffzurichten / darbey Jhrer Vornehmen Ankunfft / ihres wohlgefuͤhrten Tugend-Wandels / auch Chriſtl. Außganges und ſeeligen Endes / ſo denn drauff ge - folgter Herꝛligkeit und Seeligkeit / gebuͤhrends gedacht wer - de. Und dieſes getraue mir / obwohl nicht nach Wuͤrden / je - doch nach Vermoͤgen in etwas / zu entwerffen und vorzu - ſtellen in dem Gemaͤhlde und Bilde / davon ich bald Erſtlich angefangen / nemlich in dem Gemaͤhlde undBilde der wan - dernden Blaͤtter: Darzu mir nicht allein die gegenwaͤr - tige Herbſt-Zeit / und die dariñ fallenden und wandernden Blaͤtter / ſondern auch zum Theil der Seel. Fr. Glaubitzin angebohrnes Stam̃-und Geſchlechts-Wapen / (darinnen eine See-Blume mit ihren Stengeln und Blaͤttern gar ei - gentlich enthalten /) Anleitung und Gelegenheit geben ſoll und wird. Jndem nun ſolches thue und vorhabe / und Jh - nen unter dem Bilde der wandernden Blaͤtter die Wol -CSeel.18Die itzt abfallendeSeel. Fr. Glaubitzin heute noch einſten vorſtelle; So wer - den Sie allerſeits Hoͤchſt - und Hoch-geehrteſte Anweſende / mir auf kleine Zeit geduldige Ohren und geneigte Audientz geben und goͤnnen / (warumb ich auch eben gehorſamſt er - ſuche:) Dargegen ich deñ treulichſt verſichere / daß ich der - ſelben vorſetzlich nicht mißbrauchen / ſondern mich vielmehr aller moͤgl. Kuͤrtze hierbey befleißigen werde. Abſonderlich weil ich wohl weiß / daß / wenn ich gleich noch ſo viel von den abfallenden und wandernden Blaͤttern reden wolte / ich damit doch nichts neues / und vor ſo eine Vornehme und cu - riöſe Trauer-Aſſemblee wuͤrdiges ſagen wuͤrde; Son - dern nur das jenige / was die ſchon geredet und geſaget / wel - che die Vergaͤngligkeit dieſes Zeitlichen erkennet und bekla - get. Jedoch weil es eben dieſes ſein wird / und aus demBu - che der Natur und Erfahrung genommen; So getroͤſte mich umb ſo viel mehr und ſicherer / daß Sie mir ſaͤmbtlich hierinnen Beyfall geben / und meine auch ungeſchmuͤckte Rede mit Jhrer Bejahung bekraͤfftigen werden.
So ſind denn nun die wandernden Blaͤtter itzo und zu der Zeit nicht nur das meiſte Objectum und Gegen-wurff unſerer Augen / die uns anitzo / wohin wir auch kom̃en und treten / uͤber all vorkommen: Sondern ſie ſind voritzo auch das Objectum unſers Gemuͤthes / Gedancken und Rede; Unter deren Hieroglyphiſchem Bilde und Vorſtellung wir anitzo noch einſten die Wohl-Seel. Fr. von Glaubitzin beſchauen / abbilden und vorſtellen wollen / und das auff 3. fache Art / oder unter 3. facher Abbildung und Bezeichnung.
1. Bezeichne und ſtelle ich Jhnen dieſe Blaͤtter vor alsſchoͤne19und wandernde Blaͤtter. ſchoͤne gruͤne und lebhafft in noch ſchoͤnerm und recht goͤlde - nem Grunde / mit dem Bey-Worte der Uberſchrifft: Viguêrunt. Oder: Claruêrunt:
Und unter ſolcher Bildung und Vorſtellung werden Sie nun alſobald Jhren (der wohl-ſeel. Fr. Glaubitzin) Vor - nehmen Geſchlechts-Stam̃ oder Baum / daraus dieſe be - nennte Blaͤtter entſproſſen / ihren Urſprung genom̃en und Wachsthum bekommen / ſambt deren eigenen guten Arth / erwieſenen Krafft und Tugend / gleich alſobald deutlich be - mercket und bezeichnet finden. Blaͤtter wachſen jenicht oh - ne Stam̃ und Wurtzel; Sondern wo dieſelben ſind / da zeu - gen ſie auch von ihrer Wurtzel / woraus ſie entſproſſen; Sie weiſen auff den Stam̃ woran ſie ſtehen / und von dem ſie ge - tragen und gehalten werden / Leben / Safft und Nahrung aus ihm ziehen / umb daß ſie / was ſie ſeyn / auch ſein und blei - ben koͤnnen. Umb ſo viel Edler nun der Stam̃ und Baum iſt; Umb ſo viel edler und vortrefflicher werden auch in alle - wege die Aeſte und Blaͤtter geachtet / die ſelbter treibet / her - vorſprieſſet und ſchieſſet: Abſonderlich weil man doch dafuͤr glauben und halten muß / daß ſie der Natur des Stamm - Baumes ſehr nahe kommen / und deſſen Tugend-Krafft an ſich haben und erweiſen. Denn hat man gleich noch ſo viel Seltenheiten in der Natur ſonſt angemercket; So iſt doch kaum erhoͤret und erfahren worden / das LorbeerBaͤume in Papelblaͤtter / Palmen in Neſſelblaͤtter außgeſchlagen / und die hervor getrieben; ſondern die Blaͤtter ſind immer demC 2Stam -20Die itzt fallendeStamme und Baume gleich geweſen / der ſie geſetzet und ge - bracht hat. Wie nun auch dieſe Blaͤtter nicht aus niedrigen Erd-ſtanden / ſondern aus Hoch-Adel. Tugend-Baͤumen entſproſſen waren / nemlich aus dem uhr alten Weltbekand - ten Hoch-Adelichem Stam̃-Baum dehren von Stoſch: Alſo kan und muß man nun itzo auch von Jhnen ſagen / Claruêrunt; Oder / daß Sie wohlgeſtammet; Und des - wegen in goͤldenen Grund zu mahlen und zu ſetzen ſind. Deñ iſt etwas / was den Menſchen bald im Anfang und Uhr - ſprung verherꝛlichen / und in Glantz und Klarheit ſetzen / hoch und groß machenkan; So iſt das Hohe und vornehme Ge - burth / weñ die von GOtt und der Natur einem Menſchen beſcheret iſt. So daß Franciſcus Hermannus in ſeinen goͤl - denen und denckwuͤrdigen Sachen l. 13. c. 4. Hiſt. 9. p. 484. Aus dem Gvevarra gar wohl urtheilet / Wohlgebohren worden ſeyn / ſeye des Menſchen beſter und recht goͤldener Hauß - Rath. Weil nun diß deꝛSeel. Fr. Glaubitzin bald durchs Recht der Natur auch wiederfahren / und Sie aus altem Hoch-Adel. Stande und Stam̃e gebohren; So hatte Sie nun auch billich die Uberſchrifft verdienet / daß man daruͤbeꝛ ſetzete oder darzu ſchriebe: Wohlgeſtam̃et / wolgegruͤnet! Ja wohl geſtam̃et. Und nicht nur auf Erden / ſondern auch im Himmel; Als dem dieſe hervorgeſchoſſene Blaͤtter zeit - lich uͤbergeben / geſchencket und geheiliget wurden. Nicht genung war es / daß Sie / die Seeligſte / den Adel bald mitte auf die Welt gebracht / und mit dieſem angebohrnen Ehren - Glantze vor andern im Reiche der Natur ſchim̃erte: Son - dern Sie ſolte auch im Reiche der Gnaden fuͤr GOtt gleichherꝛ -21und wandernde Blaͤtter. herꝛlich glaͤntzen / und unter die Zahl des Außerwehlten und Gottgeheiligten Geſchlechtes auffgenommen werden. Und dieſes geiſtlichen Glantzes iſt Sie nun auch nach ihrer Leib - lichen Geburth gar erwuͤntſchet theilhafftig worden / wenn Sie durch das Bad der Wieder geburth wieder neu geboh - ren / Gotte zu ſeinem Eigenthum gewiedmet / und zum Keñ - Zeichen deſſen der ſchoͤne Nahme Mariana, ihr gleichſam zu - ruͤcke gegeben und auf Sie geſchrieben wurde. Krafft deſſen hatten nun dieſe Blaͤtter ihren Stam̃-Baum auf Erden; Sie hatten Jhn auch im Himmel / als wo ſie in den Lebens - Baum JEſum neu-eingepfropffet und durch neue Krafft von Jhme heilſamlich belebet wurden. Krafft deſſen fuͤhr - ten ſie den Nahmen GOttes auff ſich und auff allen Jhren Faͤſern / gleichwie auch GOtt ihren in ſeinen Archiven und Reichs-Tafeln fuͤhrete / ja in ſeinen Hand-Teller / zu ewigem und unvergeßlichen Andencken angeſchrieben. Und konten dieſelbige allemahl trotzen Virgilij Flores inſcriptos Nomina Regum.
(Eclog. III. v. 106. Uber welchen Ort ſich Servius und Joh. Lu - dov. de la Cerda noch vergleichen ſollen;) Des Virgilij ſeine beruͤhmte Blumen / die in der Uberſchrifft des Koͤnigs Nah - men haben und fuͤhren ſolten. Deñ dieſe Blaͤtter fuͤhrten und trugen nicht nur den Nahmen eines ſchlechten Koͤniges / ſondern des Koͤniges aller Koͤnige auff ſich / mit deme ſie vor jenen unvergleichlich ſchoͤner prangeten / und darunter viel gluͤckſeeliger waren / als ehmahls die Heydniſchen Prieſter / die auch wohl die Mahlzeichen und Nahmen ihrer Goͤtter auff ihrem Leibe trugen; Oder die alten Soldaten / die die Nahmen ihreꝛ Generalen und Regimenter auff ihren Schil -C 3den22Die itzt abfallendeden / gleichwie die Schafe bey den Hebræern die Stigmata o - der Zeichen von ihren Herꝛen und Huͤttern an ihrer Wolle trugen / (davon Urſinus in ſeinen Analectis S. P. I. p. 57. ſeq. zu ſe - hen.) Denn in dieſem / ihres GOttes / Nahmen / den ſie fuͤh - rete / konte Sie / die Seel. Fr. Glaubitzin hernachmahls GOttgefaͤllig dienen: Jn dieſem Nahmen konte Sie her - nachmahls als eine gutte Streiterin JEſu CHriſti eine gu - te Ritterſchafft uͤben: Jn dieſem Nahmen auch als ein ge - duldiges Schaͤfflein ihr Creutze / und die Mahlzeichen ihres JEſu an ſich tragen / und die feurige Pfeile des Boͤſewichts dargegen ritterlich außſchlagen / alles wol und gluͤcklich auß - richten und das Feld behalten; Und daß das auch erfolget und geſchehen / werden wir hernach bey deꝛAndern Vorſtel - lung deutlich zu hoͤren und zu vernehmen haben. Jtzo muͤſ - ſen wir voꝛ allen Dingen wieder zu demFruͤhling odeꝛ erſten Jugend unſer Blaͤtter kom̃en / und ihr gluͤckſeeliges Gruͤnen darunter ferner anſehen und betrachten. Als nun GOtt und die Natur bald mit der Erſten Zeugung eine gutte Art und Tugend mittheilen / und machen / daß aus einem edlen Stamme auch gleich edle Zweige und Blaͤtteꝛ hervor kom̃en und ſchieſſen; (Weñ abſonderlich an guter Auffſicht und noͤ - thiger Wartung kein Mangel iſt / und deꝛ guͤttige Him̃el ſein Erqvicken und Gedeyen daꝛzu giebet: So fand ſich das auch allhier an dieſen Stoſchſiſchen Stamm - und Ehren-Blaͤt - tern / ſo in dem Hoch-Adel. Hauſe KleinTſchirna / als einem edlen Pflantz-Garten entſproſſen und hervoꝛ geſchoſſen wa - ren; Und gienge mit ihnen recht nach beſchriebener Art des Senecæ, der geſaget: Generoſa in ortûs Semina exſurgunt ſuos;Daß23und wandernde Blaͤtter. Daß edler Saamen ſich dem Urſprung nahe leget Und ihme gleiche Arth und gleiche Tugend heget.
Von ſehr guter undrecht edler Art / und von den allerfroͤm - meſten Eltern war die Seel. Fr. Glaubitzin erzielet und gezeuget; So konte Sie nun auch nicht anders denn dieſem Jhren Stam̃e gleich und nahe kommen / wohl außſchlagen / gruͤnen und gerathen. Abſonderlich da ſie hernachmals von dem Stamme immer je mehr und mehr Safft und Krafft / und neues Vermoͤgen hierzu bekam / und dieſe ihr durch beſt - moͤglichſte Pflege und Wartung mittgetheilet wurden. Da - hero ſo geſchahe es nun / daß dieſe Blaͤtter nach und nach wuchſen / lieblich gruͤneten und ſich außbreiteten: Zufoͤderſt aber ſich in recht annemlicher Gruͤne der Gottesfurcht und anderer Tugenden / ſo dieſes Geſchlechte vor andern ziehren und ſchmuͤcken / einzukleiden / und damit der Erden und dem Himmel / GOtt und den Menſchen / beliebet zu machen an - fiengen. Daß es alſo allerdinges von Sie hieſſe:
Wohlgeſtammet nemlich / durch Adel. Geburth und Her - kommen: Wohlgegruͤnet / durch eigene Tugend und loͤb - liches Wolverhalten: GOtt gedienet abeꝛ durch Reinig - keit des Lebens / durch Gebet / Andacht und Gottesfurcht / in welcher Sie biß an Jhr Ende beſtanden und daran feſte gehalten. Und lieſet man demnach von irꝛdiſchen Baͤu - men und dero Blaͤttern / daß ſie gewiſſen Goͤttern ehmals uͤbergeben / gewiedmet und geheiliget geweſen; Als die Eiche mit ihren Blaͤttern dem Jovi, die Myrte der Veneri, der Lor -beer24Die itzt abfallendebeer dem Apollini, der Oel-Baum der Minervæ; Andere mit ihren Blaͤttern / andern Goͤttern: So kan man ohn einigen Schein der Heucheley auch von dieſen Blaͤttern ſagen / daß ſie GOtt und dem Lambe ergeben und gewiedmet geweſen / demſelben auch uͤbergeben und gewiedmet blieben. Gehen hernach die Blaͤtter faſt insgemein mit ihrem beſten Theile uͤber ſich / ſie kehren und wenden daſſelbe gen Himmel; Sie erwarten dahero den fruchtbaren Regen und liebl: Son - nenſchein / und nehmen ihn freudig auf: So waren auch die - ſe Blaͤtter alſo loͤblich geartet und beſchaffen. Sie ſtunden ebenfals mit dem beſten Theile / mit ihreꝛ Hertz und Seelen / empor und gen Himmel gerichtet; Sie ſahen und ſehnten ſich nach den hellen Sonnen-Strahlen der Gnaden und Barmhertzigkeit GOttes / und nahmen den lieblichen und fruchtbaren Regen des Wortes Gottes / zur Verſicherung deſſen gerne und mit Freuden auf / ſo offte ſie davon nur be - thauet werden konten: Ja ſchaͤtzten ſich nie vergnuͤgter und gluͤckſeeliger / als wenn ſie damit zum Leben bethauet wor - den. Kurtzzu ſagen / ſo hatten dieſe Blaͤtter die Art deꝛSon - nen-Blumen an ſich / und wendeten ſich vornehmlich nach deꝛ Sonnen der Gerechtigkeit CHriſto JEſu / ohne den ſie wol wuſten und verſtunden / daß keine Pflantze oder etwas an - ders zu gedeylichen Wachsthumb kom̃en und gelangen koͤn - ne. Und wie ſie nun zu dieſem fleißig und treulich hinauf ge - gangen und geſehen haben: So hat dieſer auch auf ſie mit Goͤttlichen Liebes-Strahlen wieder herab geleuchtet und geſehen / und Sie im Leben und Sterben wohl und troͤſtlich damit erfreuet und erquicket. Ob ich nun wohlſchon bereit viel geſagt von dieſen Blaͤttern und deren Tugend-Art; Sohalte25und wandernde Blaͤtter. halte ich dennoch gaͤntzlich davor / daß ich noch zu wenig ge - ſaget / wo ich nicht auch hinzu ſetze / ſage und erweiſe / daß ſie auch nach Gott ihꝛem Nechſten / (ſo viel ſie ſollen und gekont) wohl und gerne gedienet / und alſo oben geſetzte Inſcription fe - ſte ſtehe / da es hieſſe: Gott und Menſchen gern gedienet. Aber auch dieſes hat ſich an dieſen Blaͤttern allhieꝛ warhaff - tig funden. Deñ ſo wohl ſie zu GOtt im Him̃el auffwarts ſahen und giengen durch Gottesfurcht und Andacht: So wohl giengen und hiengen ſie in Liebe / Demuth und Ehrer - bietigkeit auch hernieder zu denen / welchen auch nach der Heyden Erkaͤntnuͤs / die erſte und vornehmſte Stelle und Ehre nach GOtt gehoͤrete / nemlich zu den wertheſten El - tern / die ſie / noch lange ſie noch am Leben waren / recht Kind - lich zu lieben und zu ehren wuſte: Mit welchem ſie deñ auch / allen reichen Seegen ohne Zweiffel auf ſich geerbet / der Jhr hernachmals gefolget. Uberdiß / ſo iſt hernach nicht unbe - kañt / wie die Seelige ſich allezeit in treuer und vertraͤglicher Liebe zu ihrem werthen Geſchwieſteꝛ / mit Anmut und Hoͤff - ligkeit zu ihres gleichen / mit Glimpff und Gelindigkeit zu de - nen Niedern / mit Wolthun und Gutthaͤtigkeit zu denen Ar - men geneiget und niedergelaſſen / und ſich damit bey Jeder - mañ beliebet und belobet gemachet. So kam endlich auch dieſes darzu / daß dieſe unſere Blaͤtter dieſes Verwunderſa - me zugleich an ſich hatten / was in Braſilien die Blaͤtter einer gewiſſen Staude an ſich haben / die wenn man nur den ge - ringſten Staub drauf wirfft / alſobald zuſam̃en lauffen / ſich runden und ſchlieſſen / auch nicht eher wieder eroͤffnen und von einander ziehen / biß der / ſo ihnen zu nahe getretten / ſich gantz hinweg gemachet / wie davon der Weltberuͤhmte Kir -Dcherus26Die itzt abfallendecherus in Regnô Naturæ Magneticô S. 3. c. 2. p. 73. Joh. Hugo Lindſchott P. 4. c. 27. Marggraff. in Hiſtoriâ Plantarum Braſili - enſ. L. 2. c. 12. Erſamus Franciſci im Luſt-Garten P. I. p. 409. und andere mit groſſem conſens berichten und ſchreiben. Wie die - ſe itzt beſchriebene; So waren auch die Stoſchiſchen Stam̃ - und Ehren-Blaͤtter loͤblich gearthet: Daß ſie nemlich dem / was gut / was loͤblich und Tugendhafft / wohl geoͤffnet; De - me aber / was nicht nach Tugend / nach Ehr und Reinigkeit ſchmeckete / allſtets geſchloſſen blieben / und ſolches nicht auff ſich ſtaͤuben und fallen lieſſen. Als nun dieſes ſchon admira - bel und ruͤhmlich war; So kamen hernach auch noch ande - re Tugenden darzu / die ſich mit ihrem lieblichenGeruch und Anmuth wohl recommendirten / und weit und breit veꝛthei - leten und außbreiteten nach Art der wohlriechenden Blu - men und Blaͤtter. Und dahero ſo geſchahe es nun auch / daß dieſe preißwuͤrdige Tugenden an ſelbten erkennet / verehret / geliebet und gelobet wurden / abſonderlich aber von denen / die ſolche nach ihrer Wuͤrde recht zu beurtheilen und zu ſchaͤ - tzen wuſten. Wie nun ſonſten vielerley Begegnuͤſſe und Be - gebnuͤſſe ſeyn / da Blaͤtter zu Ehren genom̃en / hervorgezo - gen und gebrauchet werden: Alſo hat es auch dieſen unſern Stoſchiſchen Ehr - und Tugend-Blaͤttern nicht gefehlet / daß nicht auch dieſelbte zu aller Ehre / æſtim und Groß-Haltung kom̃en und genommen worden. Blaͤtter wurden weyland zu Goͤttlichen Geheimnuͤſſen und Offenbahrungen gebrau - chet / und ſo werth geſchaͤtzet / daß von den Sibyllen auch alle Oracula drauff gezeichnet und beſchrieben wurden. Blaͤtter wurden weyland / und wohl noch / darzu genom̃en / daß Ehe - Leuten / Trumphiereꝛn und Sieges-helden Kronen daraußgewun -27und wandernde Blaͤtter. gewunden und bereitet wuꝛden: Und haben ſich auch Durch - lauchtigſte und Kayſerliche Haͤubter nicht geſcheuet und ge - ſchaͤmet / mit ſolchem Blaͤtter-Schmucke zu ſtutzen und zu prangen / wie das aus den alten Gedaͤchtnuͤß-Muͤntzen die man noch hin und wieder findet / mag erſehen werden: Ab - ſonderlich aber des Kayſers M. Aurelij, Conſtantini M. und Theodoſij, davon bey dem Franciſco Mediobarbo Birago, in Imperatorum Numismatibus An. 1683. zu Meyland gedruckt. p. 217. p. 460. & p. 517. ein mehres zu befinden. Ja daß auch wohl ehe die Blaͤtter und daraus gemachte Cronen in der Goͤtter Schoß niedergeleget und hingegeben worden / wie ein Exempel deſſen bey dem Plinio in Panegyrico c. 8. zu befin - den; Da der Autor gedencket / daß als Nerva aus Pannonien Lorber-Kronen bekom̃en / habe er ſolche dem Jovi geeignet / und ihme in ſeinen Schoß geleget. Zu ſo hohen Ehren und Wuͤrden ſind ehmals auch die bloſſen Baum-Blaͤtteꝛ kom̃en und gediegen! Auch unſere Stoſchiſche Hauß-Ehe - und Eh - ren-Blaͤtter / als ſie in ihrer Jugend - und Tugend-Gruͤne in dem Vaͤterlichen Hauß-Garten annoch ſtunden / und mit ihrem lieblichen Tugend-Geruch alles erfuͤlleten; fielen dem itzt gegenwaͤrtigen Hochbetruͤbten Hn. Wittwer da - mals alſo in die Augen / daß er ſie nicht allein zu lieben an - fienge / ſonde[r]n auch alſo ehrete / und ſo hoch und werth ſchaͤtz - te / daß Er ihm auch darauß ſeine andere Ehe - und Ehren - Kꝛone nach Goͤttl: Schickung winden und flechten ließe / und darunter angenehmen Schatten / Ruhe und Erqvickung ſuchte. Und was er geſuchet / das alles hat er auch darun - ter nach Wuntſche gefunden / und mit Freuden geſchen und erfahren / wie Er unter ſolcher Ehe - und Ehren-Krone vonD 2ſeinem28Die itzt abfallendeſeinem GOTT begluͤcket und geſegnet worden. Geſegnet und begluͤcket war er mit Ehrerbietiger Liebe / ſorgfaͤltiger Treuͤe und ſuͤſſeꝛ Eintraͤchtigkeit / die er je und allewege reich - lich darunter zu genieſſen gehabt: Alſo daß man hier ein Gleiches erkeñen und ruͤhmen muͤſſen / was von dem Edlen Agricolà und ſeiner Gemahlin beym Hiſtorico geſaget wird: Vixêrunt mirâ concordiâ per mutuam Charitatem & invicem ſe anteponendô. Geſegnet und begluͤcket wurde er bey und unter dieſer Ehe - und Ehren-Krone an Haab und Guͤtern / und gedeylichen Wachsthum und Zunehmen ſeines Wohl - ſtandes / der unter Jhr mercklich gewachſen und zugenom - men / und auffs lieblichſte floriret und gegruͤnet hat. Geſeg - net und begluͤcket iſt er auch worden mit 5. lieben Kindern / die als neue Sproͤßchen von ihnen kommen / und in ſeinem Hauſſe anmuthig gebluͤhet haben. Und ob er gleich bald darauf wieder ſehen muͤſſen / daß GOtt dieſe mit Jhme ge - theilet / und ſie zu ſeiner Pflege und Wartung in den Him - mels-Garten verſetzet und auffgenommen / da ſie bald voll - kommen worden und viel Jahre erꝛeichet: So wird Jhm dennoch unter allem itzigen Leide noch dieſe Freude von ſei - nem GOtt vergoͤnnet und gelaſſen / daß Er zwey der aller - liebſten Soͤhne noch bey ſich und zu ſeineꝛ Aufferziehung (die von oben ab geſegnet ſein muͤſſe!) behalten und ſich an de - nenſelben beluſtigen und ergoͤtzen kan. Und wird er gewiß - lich dieſe niemals anſchauen koͤnnen / daß Er ſich hierbey der ſo ſuͤß - und friedlich gefuͤhrten Ehe nicht erinnern / und dero Andencken immer neu machen und erfriſchen; Der Seelgen Ebenbild aber in dieſen Sproͤßchen und Zweigen ſelbſt er - kennen und anſchauen wird muͤſſen. Und das umb ſo vielmehr29und wandernde Blaͤtter. mehr und eher / weil dieſe Eh - und Ehren-Krone / ſo lange ſie ſeinem Haubt und Hauſe gegruͤnet / ſich immer gleich erwie - ſen / und in der alten zugebrachten Guͤtte und Tugend be - ſtanden. Denn behalten ſonſten Blaͤtter ihre gute Art / Krafft und ſuͤſſen Geruch auch in dem Krantz und Krone / darein ſie gebracht / gewunden und geflochten werden: So aͤnderten ſich auch dieſe Blaͤtter bey ihrer Kronen-Ehre gar nicht / ſondern behielten ihre alte Tugend Art und Guͤtte: Ja ſie verſtaͤrckten und breiteten ſolche um̃ ſo vielmehr aus / umb ſo viel weiter ſich ihre Ehre itzo außbreitete / und ſie er - keñten und merckten / daß ſie vielen nunmehro dienen und nuͤtze ſein ſolten. Und geben demnach jene Blaͤtter eines ge - wiſſen Baumes in der Canariſchen Jnſul di Ferro oder Hierro ſo viel angenehmes Waſſer / daß alle Einwohner in Ermangelung eines andern ſich davon laben koͤnnen / (da - von Hier. Benzo, in Beſchreibung der Canarien-Jnſulen cap. 2. n. 423. zu ſehen:) So gaben auch dieſe Blaͤtter noch in dem Dalckiſchen Pflantz-Garten ein Gleiches den Jhrigen vielfaͤltig erfreulich zugenieſſen. Deñ da war die Seel. ihreꝛ Frau Mutter / ſo lange die noch lebte / eine groſſe Freude / ih - rem Ehe-Herꝛn eine troͤſtliche Erqvickung / denen Kindern eine treue Vorſorgeriñ / denen Nothleidenden eine willige Pflegerin / denen Frembden ein ſichereꝛ Schutz und Auffent - halt; Denen Unterthanen und Geſinde aber eine andere Mutter / die mit ihreꝛ Unterꝛichtung und Vermahnung uͤ - berall in dem Hauſe Dalcke Furcht / Liebe und Gehorſamb gar gluͤcklich fortpflantzete.
Sonſten ſtreiten die Philoſophi und Naturkuͤndiger noch / ob die Blaͤtter eine Luſt und Zierde / oder vielmehr eineD 3Decke30Die itzt fallendeDecke und Schutz waͤren. Cardanus hat vermeinet / ſie waͤ - ren den Baͤumen und Pflantzen / fuͤrnemlich aber ihren Fruͤchten / gleichſam eine Schutz-Decke. Der Hochgelehrte Scaliger aber will behaubten / daß ſie nur eine Zierde ſeyn. (Exercit. 177.) Allein ich halte / die Erfahrung lehre wohl / daß beydes zugleich war ſeyn koͤnne. Deñ daß die Baͤume nicht ohne Zierde / und die Fruͤchte nicht ohne Schutz ſein moͤchten; So laͤſſet Gott eben die Blaͤtter jaͤhrlich wachſen. Was nun die Blaͤtter ſonſten insgemein; Eben das ſind die - ſe Blaͤtter beſonders den Jhrigen auch geweſen: Nemlich ein ſo guter Schutz und groſſe Huͤlffe / als ſchoͤne Zierde; Ja ich ſetze noch darzu: Eine ſo heilſame Artzney / als ſchoͤne Zierde. Denn uͤberdiß daß Sie ihrem Haubt und Hauſe als eine rechte Ehe - und Ehren-Krone alle wolanſtaͤndige Zierde gegeben; So hat ſie auch den Jhrigen allen annehm - lichen Schutz ertheilet / und Jhnen nach Art der Artzneyen - den und heilſamen Blaͤtter vielfaͤltig mit aller erfreulichen Huͤlffe willigſt gedienet. Abſonderlich war Sie / die Seelig - ſte / darauf bedacht und beflieſſen / wie ſie ihren wehrteſten Ehe-Herꝛn mit Freundligkeit troͤſten / mit Haͤußligkeit er - freuen / mit Liebe ſaͤttigen und mit dem lieblichen Geruche guten Veꝛſtandes laben moͤchte; Dañ auch wiederum: Wie die Jenigen / ſo von Jhr entſproſſen und ihren Namen fuͤhr - ten / auch Jhre Tugenden und gute loͤbliche Art haben und fuͤhren moͤchten / und dieſe auf Sie mit gluͤckſeeligen Fort - gange moͤchten fortgepflantzet werden. Hieher war vor allen Dingen Jhre ruͤhmliche Vorſorge / Jhr Muͤhe und Fleiß zu ihrem groſſen Lobe gerichtet. Alleine den Anfangſolte31und wandernde Blaͤtter. ſolte Sie wohl darzu machen / den erſten Grund wol darzu legen / (wie Sie ihn denn auch geleget:) Aber die Außfuͤh - rung deſſen ſolte nach dem Rathe deꝛ Waͤchter einem andern bleiben; Jhrer eignen Tugend aber ein ander Land / ein beſ - ſer Pflantz-Garten / auff - und vor-behalten ſeyn / darinnen Sie zur rechten Vollkommenheit kommen / und deß allen / was Sie hier erfahren und ausſtehen muͤſſen / gaͤntzlich und auf ewig uͤberhoben ſein ſolte. Hier ſind doch Blaͤtter und Baͤume / wie gut / ſchoͤne und vollkommen ſie auch ſeyn / wie groß / lieb und werth ſie auch geachtet ſeyn / vielerley Zufaͤl - len / Anſtoͤſſen und Begegnuͤßẽ ausgeſetzt und unteꝛworffen / welche ſie unmoͤglich hier uͤbergehen und vermeiden koͤñen. Deñ da ſind ſie baͤte fuͤr keinem Anlauf verzaͤunet; und muͤſ - ſen leiden / daß jedweder vorbey reiſender von ihren Blaͤtteꝛn etwas abbricht und mitnim̃t; Ofte auch / daß ihnen die wil - den Thiere mancherley Schaden zufuͤgen / und ſie ihreꝛ Zier - rath berauben. Jſt das auch nicht / und ſie ſind davon be - freyet; So findet ſich doch ſonſten allerhand ander Unge - mach / das ihnen mit Macht auffſtoͤſſet und vielfaͤltig zuſe - tzet. Denn Sonne / Regen / Schnee / Donner / Hagel / und alles Ungewitter ſind doch die gewoͤhnlichen Abwechſelun - gen / welche ſie Tag und Nacht uͤber ſich nehmen und erge - hen laſſen muͤſſen. Haͤtten nun gleich nicht das Erſtere; So haben doch gewißlich das Andere unſere Tugend - und Ehren-Blaͤtter / (von denen wir reden /) mehr als zu viel er - fahren / wie vor Jhrer Verſetzung / und da Sie noch in dem Vaͤterlichen Hauß-Garten ſtunden / und am beſten gruͤnen ſolten; Als auch nach ihrer Verſetzung / und da Sie die 12. Jahr uͤber in dem Adelichen Dalckiſchen Ehe-Gartenverſe -32Die itzt abfallendeverſetzet gegruͤnet. Viele kraͤnckliche Zufaͤlle / Schwach - heit / Siechthum und Gebreſten waren hier als unzertreñ - liche Gefaͤrthen im̃er bey einander / die dieſen Blaͤttern viel - faͤltig zuſetzten / und ſie auff alle Weiſe incommodirten. Und ſaget man von ſolchen Blaͤttern / die ihre ſonderbahre Signaturen / ihre eingedruͤckte Creutz-Bildung / oder ander Kenn - und Merckzeichen haben / darnach ſie von andern unterſchieden: (Wie denn in einer Peruaniſchen Provintz dergleichen Art Baͤume ſich befindet / welche Himmelblaue Bluͤthe / Fruͤchte und Blaͤtter aber mit einem natuͤrlichen Creutz bezeichnet tragen:) Alſo muͤſſen wir auch von die - ſen vor unſern Augen da ſtehenden und hinwandernden Blaͤttern ſagen / daß ſie mit ſolcher Creutz-Signatur bezeich - net geweſen / und die Zeit ihres hierſeyns in dieſem Welt - Garten die Mahlzeichen JESU an Jhrem Leibe wohl tragen muͤſſeu. Und koͤnte man der Seel. Fr. Glaubitzin auch bey viel minderen Jahren dennoch die Worte des Alt - Vaters Jacobs gar wohl eignen / und von derſelben ſagen / daß die Zeit ihres Hierſeyns wenig und boͤſe geweſen ſeyn. Gen. 47. v. 9. Jedoch wie die Baͤume und Blaͤtter getroſt und unerſchrocken unter dem allen ſtehen / ob noch ſo viel Ungewitter uͤber ihnen zuſammen zoͤge und auff ſie loß ſtuͤr - mete: Alſo ſtunden auch dieſe Chriſt - und Helden-Blaͤtter unter allem obhandenem Schmertz und Leyden unbeweg - lich / und waren immer mit dem zu frieden / was der HErꝛ ſchickte und aufflegte: Und ware / als fuͤhreten Sie das Symbolum, was dorten die Koͤnigin in Engeland / die Eliſa - betha, fuͤhrete bey dem Cambdeno P. I. p. 17. Semper eadem, Das iſt:
Jch33und wandernde Blaͤtter.Und wie dieſe Koͤnigin ſonſten auch noch mehꝛ von ſich ſagete: Adverſus mala virilem animum induo, ut, qvicqvid evenerit, mors me imparatam non opprimat, (Cambden. ad An. 1586. p. 467. Alſo thate dergleichen auch unſere itzt ſeel. Fr. Glau - bitzin. Sie ruͤſtete ſich gleichfalls mit recht Maͤnnlichen Muthe und Tapfferkeit wieder alles Ungluͤcke / und ſahe wohl zu / daß Sie wieder daſſelbe unbereitet nicht erfunden wuͤrde. Auch da noch / da der Todes-Wind ſelber Sie an - blieſſe und anſtieſſe / und Jhrem Leben draͤuete; So waren dieſe Blaͤtter annoch unerſchrocken / und ſtunden auff fe - ſtem ja recht goͤldenem Grunde / auff JESUM / nemlich den Felſen des Heyls / in welchem ſie feſt gegruͤndet und ein - gewurtzelt waren / und Jhr ander und ewiges Leben / Jhr Bleiben und Gruͤnen / ſchon vorheꝛ ſahen / wuſten und glaub - ten / wenn es zeitlich gleich ausgelebet und außgegruͤnet ſeyn wuͤrde. Darumb wie Sie nun in deme gegruͤnet / ſo lange ſie gegruͤnet; Wie ſie deme gelebet / ſo lange ſie gelebet und gefſtanden: Alſo wolten Sie auch ſeine ſein und bleiben / im Welcken und Falben / im Sterben und Fallen / und Jhme in ſeine H. Haͤnde und zu ſeiner Bewahrnuͤß anheim fallen. Sie ſind Jhme auch anheim gefallen / und damit gar wohl und gluͤcklich / und alſo / gefallen / daß Sie zu ſeiner Zeit aufs lieblichſte ſchon wieder außſchlagen und gruͤnen werden / und das nicht zur Erden / ſondern zum Himmel; Nicht zu vergaͤnglicher / ſondern unvergaͤnglicher und ewigeꝛ Gruͤne. Denn der / der im Siechen und Welcken ihr Troſt und Ge -Eſund -34Die itzt fallendeſundheit / in der Mattigkeit ihre Krafft / in der Schwachheit ihre Staͤrcke / und in dem Todte noch Jhre einige Erqvi - ckung geweſen; Der wird auch nach dem Todte ihr Leben und Aufferſtehung ſeyn / und wird es ſein zum ewigen Le - ben / zu ewiger Glorn und Herꝛligkeit; Als Sie das alles / itzt ſchmertzlich Betruͤbteſte / ſchon einſten an Denſelben ſe - hen und gewahr werden ſollen. Jtzo da wir alle auf Jhren Fall alleine noch ſehen / ihr deſto herꝛlicher Aufferſtehen und Hervorgruͤnen aber noch nicht bedencken koͤnnen / bilden uns dieſe wandernde Blaͤtter auch vor
II. Als duͤrꝛe und verwelcket in einem Aſchenfar - benem Felde und Grunde / und ſetzen daruͤber dieſe Bey - ſchrifft und Worte:
Decidêrunt!
Oder: Daß ichs noch deutlicher ausrede und gebe:
Blaͤtter / ob ſie noch ſo ſchoͤne waͤren; Ob es goͤldene und ſilberne Blaͤtter waͤren / (wie denn jeneꝛ Baum ſolche hatte / den vor ohngefehr fuͤnff hundert Jahren Henricus I. Marg - graff in Thuͤringen und Meiſſen / in ſeinem angeſtellten Tournier und Ritterſpiel auff den Bilen-Raſen zu Nord - hauſſen auffſetzen lies / die mit ſam̃t denen gantz goͤldenen Aepffeln den jenigen zum Preiß und Ehren-Danck wurden / die ſich hierinnen wohlgehalten / als Cyriacus Spangenberg in ſeiner Manßfeldiſchen Chronick / und Herꝛ D. Joh. TitiusP. 2. Orat. 35und wandernde Blaͤtter. P. 2. Orat. 16 p. 216. gedencken:) Ob ſie hernach auch ſo lange ſtuͤnden / und die Baͤume und Gaͤrte / darinn ſie befindlich noch ſo lange ziereten und ſchmuͤcketen: So kom̃et doch end - lich die Zeit / daß ſie wieder abfallen / davon wandern / und nicht mehr ſeyn; Und man auch ihre Staͤtte nicht mehr ken - net / wo ſie geweſen und geſtanden haben. Und eben das findet ſich auch bey uns Menſchen als andern vergaͤnglichen fluͤchtigen und nichtigen Blaͤttern: Und ſind wir ſo wenig als jene von dem Rechte deꝛ Sterbligkeit / des Abfallens und Wanderns befreyet. Ja ich darff wohl ſagen / daß ſichs eher und mehr bey uns / als bey jenen / finde und ſtatt habe. Deñ da es bey jenen noch ſeine gewiſſe und beſtim̃te Zeit hat / weñ es geſchiehet; Und dieſe von den alten Deutſchen im bekand - ten Spruͤchwort deutlich außgedruckt:
So hat es bey uns hergegen keine gewiſſe Zeit / ſondern eine jede kan die letzte ſeyn / darinnen es geſchiehet. Wenn die Sonne am Himmel untergehen und ſich unſerm Geſichte entziehen ſoll / das hat ſeine gewiſſe Zeit: Weñ die Blumen welcken und dorꝛen; Die Blaͤtter von den Baͤumen abſtie - ben und herab fallen werden / daſſelbe wiſſen wir auch; Deñ es geſchiehet eher nicht / als die von Natur beſtimbte Zeit / (welches bey den Blaͤttern die Herbſt-Zeit) heran nahet und kommet. Alleine wenn es an den Menſchen kommen werde / das iſt / wie geſagt / uns allen unbewuſt; Und iſt ein jeder alle Stunde und Augenblicke reiff genung zu verdor - ren / abzufallen und dahin zu wandern. Und geſchiehet je gar offte / daß den der Abend friſch und geſund zur Ruhe be -E 2gleitet /36Die itzt abfallendegleitet / der Morgen kranck und ſchwach erblicket und wie - dergiebet / der Mittag aber wohl gar erſtorben / dem Krich - Hoffe und Grabe liefert und zuſchicket. Offte ehe ſich das geringſte Todes-Zeichen oder Vorbothe des Todes gewie - ſen; So hat ſich der Todt ſelbſt gefunden und eingeſtellet: Ehe ſich das Blat gefaͤrbet oder gefalbet / ſo iſt es ſchon ab - gefallen: Ehe man an das Wandern gedacht / ſo iſt es ge - wandert und fortgegangen / und lieget der Menſch in der Erden. Und gehet es auch gleich nicht eben ſo ploͤtzlich ge - ſchwinde und unvermuthet mit allen zu; So iſts doch ge - wiſſer als gewiß / daß ein jeder gleichwohl den Saamen der Kranckheit und des Todes bey ſich trage / und dieſer doch letzlich komme und außſchlage / ob er gleich was langſamb kom̃e; Und mancher daruͤber etwan ein paar Schuh mehr zureiſſet als der ander / wie jener gelehrte Mann Joh. Ferra - rius P. P. zu Marpurg einſten ſagte / als er mit jemand zu Grabe gienge / apud D. Zinggreff. P. I. Apophthegm. p. 271. Die goͤldene Lebens-Qvelle vertrocknet doch immer allmaͤh - lich auch bey den Geſuͤndeſten / die Staͤrcke und Kraͤffte neh - men ſenſim ſine ſensû, oder ohnvermercket abe / die aͤuſſer - liche Schoͤnheit und Geſtalt gilbet und verwelcket und faͤr - bet ſich immer bey ſachten zum Grabe: Und denn fehlet es nur ein kleines und weniges / ſo faͤllet und lieget das gantze groſſe und kuͤnſtliche Gebaͤu des Menſchen uͤbern Hauffen / und wird einem nach dem andern die Uberſchrifft geſetzet:
Gleichwie es eben auch mit unſern Tugend-Ehe - und Eh -ren -37und wandernde Blaͤtter. ren-Blaͤttern letzlich dahin kommen / daß man Jhnen itzo dieſe Uberſchrifft außfertigen muß: Cecidêrunt. Oder:Decidêrunt:
Oder auff andere Weiſe:
Denn ob dieſelbten wohl gantzer 41. Jahr / 10. Monath / 2. Wochen / 3. Tage hier in dem groſſen Welt - in dem Dalcki - ſchen Ehe-Garten aber 12. Jahr geſtanden / und es noch immer von Jhnen geheiſſen:Viguêrunt.
So iſt es doch denen Hoch-Leidtragenden Hinterbliebenen / abſonderlich abeꝛ den Unmuͤndigen kleinen / noch gar zu zeit - lich gekommen / daß Sie gewelcket und verbliechen / daß Sie abgefallen und erſtorben / und ſie Jhnen itzo mit betruͤbtem Hertzen und naſſen Augen nachſehen und nachſeuffzen muͤſ - ſen:Decidêrunt,
Und moͤchten Dieſelbten bey ſolchem Abfalle wohl lieber wuͤntſchen / daß er entweder nicht geſchehen und in ſpaͤte und lange Zeiten hinaus erſt vor behalten worden; Oder da es ja alſo ergehen und geſchehen muͤſſen / dieſe ſchon abgefallene Blaͤtter gleiche Art und Beſchaffenheit an ſich haben moͤch -E 3ten /38Die itzt abfallendeten / welche einige Blaͤtter in Oſt-Jndien an einem Orte an ſich haben ſollen. Denn da ſollen in der Jnſul Borneo ſol - che Blaͤtter ſeyn / die / wenn ſie gleich ſchon einmahl abge - fallen / dennoch leben und auff dem Stiele wie auff einem Fuſſe wandeln / und noch einige Zeit-Laͤnge beſtehen. Wie das zugehe / will ich wohl nicht ſagen; Gleichwohl auch vor - nehmer Leute Zeugnuͤß als des Majoli, Schotti, Pincieri, E - rasmi Franciſci und anderer nicht in Zweiffel ziehen (Vid. E - rasmus Franciſci in des Luſt-Gartens vorgeſpraͤchen P. I. p. 36. Majolus Dierum Canicularium Colloqu. 6. & 21. part. 4. Caſp. Schottus l. 4. Magiæ Natural. p. 435. & 441. &c.) Forerus meinet / daß wenn dieſe Blaͤtter abfallen / etwan ein Wuͤr - michen oder ander neu-gebohrnes Thierchen dahin krieche / ſich darein logire, und das umb ſich gehuͤllte Blat nachmals wie ein Hauß mit ſichfortziehe. Schottus will dagegen ger - ne glaͤuben / daß ſelbte Blaͤtter an dem Baume ſelbſten all - gemach mit einem ſinnlichen Leben belebet waͤren / nach ſol - cher empfangenen Sinn-Lebigkeit etlicher maſſen ferner in die Geſtalt eines Voͤgleins gebildet wuͤrden / und anwach - ſende Fuͤſſe bekaͤmen / hiernechſt abfielen und alſo fortwan - derten und walleten. Alleine ſo ein Gleiches gleich gewuͤnt - ſchet ſolte werden; Res ſaltem voti eſſet, non tamen Spei; So wuͤrde es doch nur zu wuͤntſchen und nicht zu hoffen ſtehen oder zu erwarten ſeyn: Daß nemlich die abgefallene Blaͤtter / die erſtorbene Leiber der Chriſten / wenn ſie ein - mahl abgelebet und in die Erde gefallen / wiederumb zu der Erden belebet ſolten werden / auff derſelben wieder einher gehen und wandeln. Es waͤre auch gewiß kein Gluͤcke vor ſie / wenn es geſchehen und erfolgen ſolte / und ſie diß elendeLeben39und wandernde Blaͤtter. Leben noch einmahl anbauen und anleben ſolten / was ſie doch kaum außgelebet. Wird es doch ſo frommen Chri - ſten ſauer genung / ſich nur einmahl durch die Welt durch zu arbeiten / und dieſelbte zu uͤberwinden / wie ein feiner Theo - logus in ſeinem Todes-uͤhrlein p. 117. gar fein davon urtheilet und ſchreibet: Was ſolten ſie demnach noch einmahl / und alſo das ander mahl auf der Welt machen / was Guttes da - fuͤr ſich erholen / da nichts beſtaͤndig-Gutes zu finden? Es wuͤrden je die treuen Dienſte der frommen Kinder GOttes uͤbel und ſchlecht belohnet ſeyn / wenn ſie nur damit belohnet wuͤrden / daß ſie ewig hier in dieſem Leben bleiben ſolten. Denn alſo wuͤrde ihnen ihre Treue und Froͤm̃igkeit nur eine Verhinderung zur Herꝛligkeit und laͤngereBefoͤderung zur Beſchwerligkeit ſeyn und geben muͤſſen. Allein ſo verſichert der Geiſt GOttes / daß ſie dorten erſt im ewigen Leben recht und voͤllig belohnet werden ſollen / und alſo belohnet / daß ſie aller Beſchwerligkeit befreyet / aller Herꝛligkeit und See - ligkeit aber gewehret und theilhafftig werden ſollen. Nun denn hierzu anders nicht als durch den zeitlichen Tod zuge - langen; So iſt es je ein Unverſtand odeꝛ uͤbelſtand von uns / daß wir from̃e Leute gerne immer bey uns auf der Erden / und gleichſam ewig im Leben haben wollen / und es fuͤr et - was ungluͤckſeelig achten / daß ſie geweſen und nicht immer ſeyn ſollen. Ach! GOtt der ſie der Welt nur auf eine zeit - lang geliehen / iſt Jhnen viel ein groͤſſers ſchuldig / weder ih - nen die Welt bezahlen und gut machen kan! Beſchleuniget und maturiret er nun Jhr Ende / er eilet mit ihnen davon auß dieſem Leben unter den Suͤndern: So beſchleuniget und maturiret er auch ihr Gluͤcke; Er machet auf einmahlein40Die itzt abfallendeein Ende aller ihrer zeitlichen Beſchwerligkeit / gleichwie bergegen den Anfang ewiger und unauffhoͤrlicher Herꝛlig - keit und Seeligkeit in dem Himmel. Und ſind demnach ſei - ne Kinder / ſeine Frommen und Glaͤubigen nur einmahl davon / und durch den Tod entkommen; So ſind ſie auch aller neuen Lebens-Angſt und Lebens-Noth in dieſer Zeit - ligkeit entnommen / aber wohl zu dem rechten und ewigen Leben / der Seelen nach / kom̃en / ob es gleich ſonſten im uͤbri - gen von ihren Leibern heiſſet:
Dedicêrunt.
Jedoch mag ihnen dieſe Inſcription keines weges ſchaden; Ob ſie gleich etwa den jenigen / ſo da von ihnen hinterblieben / bitter und ſchwer zu leſen faͤllet / Denn ſolte es anders mit ihnen zu ihrer Verbeſſerung und Verherꝛlichung kom̃en; So muſte es nothwendig zu ſolcher Veraͤnderung vorhero mit Jhnen kom̃en: Und wuͤrden ſie dieſe nimmermehr er - fahren doͤrffen / wenn ſie nicht durch dieſe zu jener gelangen koͤnten und ſolten. Und derowegen ſo kan und darff es auch unſern Adel-Stam̃ - und Standes-Blaͤttern nicht ſchaden; Ob man Jhnen gleich dieſe dem erſten Anſehn nach betruͤb - te Inſcription heute ſetzet / und von Jhnen ſaget:
Decidêrunt.
Denn daß ſie gefallen und durch den Tod dahin genom̃en ſind; Das iſt nach GOttes Heil. Rath und Willen geſche -hen /41und wandernde Blaͤtter. hen / ohne den keines dieſer Blaͤtter auff und zu der Erden fallen darff: Es iſt geſchehen zu ihrem From̃en und Beſten / daß Sie alſo hierdurch herꝛliche und ewige Verklaͤrung er - halten moͤchten. Sie werden ſie auch in ihrem GOtt und Heylande erhalten / gleichwie Sie ſich im Leben allezeit nach Jhme verhalten / und auch im Todte und Fallen noch an demſelben feſte gehalten haben. Denn daß war Jhr ruͤhm - lich und Chriſtlich bezeugen / womit dieſe Blaͤtter ihren Ab - ſchied genommen / und darinnen ſie aus dieſer Welt gegan - gen. Und wollen einige von den abgebrochenen Blaͤttern vorgeben / daß ehe ſie noch verwelcken / am allerſtaͤrckeſten riechen und da den kraͤfftigſten Geruch noch von ſich geben ſollen: So muͤſſen und koͤnnen wir abſonderlich von dieſen unſern Blaͤttern ſagen / daß ſie auch da vornemlich da es mit ihnen zum Welcken / zum Sincken und Fallen kommen / den lieblichſten Tugend-Geruch noch von ſich gegeben: Den Ge - ruch des feſten Glaubens / der beſtaͤndigen Gedult / der froͤ - lichen Hoffnung / biß ſie endlich mit dem und anderm Chriſt - lich bezeugen ſich gar der Welt entzogen / und dahin gegan - gen. Welches denn an einem ſolchen Tage geſchahe / der recht nachdencklich war / und mit ſeinem ſchoͤnen Nahmen gleich ſchoͤne Vorbedeutung und tieffes Nachſinnen gabe. Denn der Tag / worinnen dieſe Blaͤtter verwelcket und ab - gefallen / war eben der Tag Salome, welcher Nahme von Schalom, welches ſo viel als Friede / dieſes aber von Scha - lam, welches ſo viel als perfici, compleri oder Vollkommen werden heiſſet / den Uhrſprung hat und fuͤhret. Daß nun eben an dieſem Tage Jhr / der Seel. Fr. Glaubitzin / En - de erfolget; Das halte ich nicht ſo gar umbſonſt und ohneFalle42Die itzt abfallendealle Bedeutung geſchehen zu ſeyn. Und werde ich wohl nicht irꝛen / ſo ich ſage / GOtt habe Jhnen / Hoch-Adel. Leidtra - gende / zu ihrem groſſen Troſte zeigen und weiſen wollen / wie Er dieſe Jhm ſo liebe und Heil. Blaͤtter aus der Unruhe und Unfriede / aus dem Winde und Wetter / fuͤhren und zur Ruhe und Friede bringen / und Sie ewig vollkommen und herꝛlich nunmehr machen wolle. Und das ſol und wird nun zu ſeiner Zeit in der Krafft / die alles wuͤrcket / gewiß erfol - gen und geſchehen / und wird zu Jhrer groſſen Freude erfol - gen und geſchehen. So wohl eine Zeit kommen wird / da die itzt begrabene Saam-Koͤrner wieder auskeimen und lieblich gruͤnen; Die itzt verwelckten und erſtorbenen Blu - men ſich wieder zeigen und mit neugebohrner Zierꝛath wie - der prangen; Die anitzo wandernden Schwalben und an - dere Voͤgel / ſo das Meer verſchlucket / (Vid. Excell. Thomaſij Diſp. publica de Hibernaculis Hirundinum, & Prætorius im Storch - und Schwalben Winter-Qvartier /) wieder dar - aus hervorkom̃en und aufffliegen werden: So wohl und gewiß wird auch die jenige Zeit kommen und erſcheinen / da die der Erden anvertrauete Chriſten-Blumen und Blaͤtter wieder erwecket und in neue Pracht und Zierde werden ein - gekleidet werden: Da die Gebeine auff dem groſſen Felde vom Geiſte GOttes werden angeblaſen und lebendig ge - machet werden; Wie deñ deꝛ Prophete des Herꝛn Ezechiel ſchon vorher geſehen c. 37, 10. und der warhafftige Mund GOttes durch Eſaiam c. 26, 19. deutlich verſprochen / daß die verdorꝛeten Todten-Beine gruͤnen ſollen wie das Graß /[d]enn der Thau GOttes / der auff ſie faͤllet / ſey ein Thau des gruͤnen Feldes. Wie es nun ſehr ſchoͤne und praͤchtig maggelaſ -43und wandernde Blaͤtter. gelaſſen und geſtanden haben / wenn ehmahls und zu Nero - nis Zeiten deꝛ beſchrieene Roͤmiſche Feigenbaum Ficus Rumi - nalis, mit neuen Sproͤßlingen / da er ſchon verdorꝛet war / wieder außgeſchlagen (Tacitus l. 13. Annalium:) Wenn auf der Laͤnderey des Kayſers Veſpaſiani ein hoher Cypreſſen - Baum / nachdem er eines Tages umbgefallen / des andern wieder an voriger Stelle auffgeſtanden / davon abermahls Tacitus l. 2. Hiſtor. c. 78. und An. 1629. noch in Pommern aus einer unfruchtbaren Weide etliche ſchoͤne natuͤrliche und wohlriechende Roſen entſprungen und hervor geſchoſ - ſen / wie Zeilerus Cent. 4. Ep. 85. und Microclius in Chron. Po - meran. p. 373. gedencken: Wie es auch noch ſchoͤne und wohl laͤſſet und ſtehet / wenn zur Fruͤhlings-Zeit die gantze Natur den Sterbe-Kittel ableget / und ſich in ein gruͤnes und bun - tes Hochzeit-Kleid verwandelt und einkleidet: Alſo wird es alsdenn noch tauſend mahl praͤchtiger und ſchoͤner zu ſe - hen ſeyn / wenn ſo viel ſchoͤne Roſen und Blumen aus der Erden wieder zum Himmel werden hervor ſchieſſen / und mit him̃liſcher Klarheit und Herꝛligkeit begabet und gezieh - ret werden. Da da wird die Wuͤſte und Einoͤde luſtig ſeyn / und das Gefilde wird froͤlich ſtehen / und wird bluͤhen wie die Lilien / daß ich es abermahls mit den Worten GOttes ausrede Eſa 35. v. 1. 2. Daran wir denn umb ſo viel weniger zweiffeln doͤrffen / weil wir nicht alleine in GOttes Wort klare Verheiſſungen / ſondern nebenſt denſelben auch ſchoͤne Bilder und Vorſpiele in der Natur Jaͤhrlich davon haben / (wie ſchon gehoͤret) Ja diß auch wohl in Kraͤutern und Blumen und deren Erweckung duꝛch die Kunſt ab - und vor - gebildet ſehen koͤnnen. Denn da haben einige der NaturF 2nach -44Die itzt abfallendenachkuͤnſtelnde Meiſter und Chymici es auch wohl durch ihre Kunſt und Geſchickligkeit / ſo weit gebracht / daß ſie aus der Aſchen verwelcketer oder verbrandter Blumen und an - dereꝛ Gewaͤchſe den andern gantz aͤhnliche in vorigeꝛ Schoͤn - heit erwecket und hervor gebracht; (Davon D. Sennertus Chym. cum Ariſtot. & Galen. Conſenſû & Disſensû c. 20. und M. Chriſtian Haͤvecker / in Sinn-Bildern der natuͤrlichen Lilien-Bilder p. 7. 8. 9. und viele andere zu beſehen.) Derglei - chen Qvercetanus bey einem Medico zu Krakau in Pohlen / Borellus bey einem Pariſiſchen Chymico, Hannibal Barlet; Petrus Servius, Pabſtes Urbani VIII. Leib-Medicus und an - dere mit ihren Augen geſehen haben / als bey Herꝛn L. Lyſero in Parergis Oratoriis p. 106. 108. 109. zu befinden. So nun Menſchen durch ihre Chymiſche Wiſſenſchafft Kunſt und Erfahrung ſo viel zu wege bringen / und eine Blume aus ihrem Staub und Aſche wieder erwecken moͤgen: Ey wie vielmehr wird dis der Allmacht GOttes moͤglich ſeyn / die menſchliche Coͤrper auß ihrer Aſchen / darein ſie verfallen und darinnen ſie gelegen / wieder auffzuwecken und zum Le - ben hervor zubringen: Ja nicht nur hervor zubringen / ſondern auch / (was noch mehr / und jenen unmoͤglich und verſaget iſt /) noch herꝛlicher / ſchoͤner und vollkommener / als Sie vor geweſen / auffzufuͤhren und vorzuſtellen? Ja er will und wird es thun wie an allen / alſo auch an dieſen abgefallenen und itzt wandernden Blaͤttern; Wie Euch / Hoch-Edle Seelen / denn dieſes auch noch die letzte Bil - dung und Vorſtellung dieſer Blaͤtter verſichern und leh - ren kan / wenn Sie dieſelben auch darinnen noch letzlichen anzuſchauen und zu betrachten geruhen werden. Und dakoͤm̃et45und wandernde Blaͤtter. koͤmmet mir nun abſonderlich der Seel. Frauen ange - erbtes Adel. Stam̃-Wapen wohl zu ſtatten / als worinnen oben auf dem Schilde eine See-Blume mit vollkom̃enem Stengel und Blaͤttern in einem Adlers-Fluͤgel enthalten. Derowegen ſo weiſe ich Sie noch anitzo letzlich darauf / ſtel - le Jhnen dieſe itzt wandernde Blaͤtter in gleichem Bil - de / nemlich in einem Adlers-Fluͤgel / vors
III. Auch noch vor / mit umb-und beygeſetzter Zu - Schrifft:Evolabunt!
Adlers-Krafft und Arth erweiſen fromme Chriſten ſchon von ſich hier in dieſem Leben / abſonderlich mit ihrem hohen Fluge / der nach GOtt und nach dem Himmel rectà gehet und gerichtet iſt / wie der Geiſt GOttes denn deutlich von Jhnen zeuget / daß ſie neue Krafft kriegen und aufffahren mit Fluͤgeln wie Adler Eſa. 40, 31. Und der Chriſtliche Poëte gleichfalls von ihnen ſchreibet:
Sunt Aqvilæ Chriſtjanæ Animæ Celi Alta petentes.
Adlers-Krafft erweiſet ſich auch noch im Tode an Jhnen: Adlers-Krafft wird ſich auch nach dem Tode noch / und am Juͤngſten Tage einſt an ihnen erweiſen. Adlers-Krafft und Art erweiſet ſich in ihrem Tode an Jhrem Creutz und Leyden / als welches alsdenn rechtſchaffen Fluͤgel bekom̃et / und ſich ſambt ihnen davon macht: Adlers-Krafft erwei -F 3ſet46Die itzt fallendeſet ſich auch alsdenn an ihrer Seele / als die da von den irꝛ - diſchen Ketten und Banden dieſes Leibes erloͤſet mit Freu - den auffflieget und ſich in die Armen ihres JESU ſchwin - get: Adlers-Krafft ſoll und wird ſich auch einſt hernach erweiſen an ihren Leibern / als die am Juͤngſten Tage der Seelen nachfahren und zu gleicher Herꝛligkeit und Seelig - keit mit ihnen werden erhoben werden. Und wie es ſich nun itzo mit den abgefallenen Blaͤttern verhaͤlt / daß wenn ein ſtarcker Wind auch nur etwas drein blaͤſet / es umb ein leich - tes geſchiehet / daß ſie geruͤhret und turbiret / daß ſie empor gehoben und in die Hoͤhe getrieben werden: Alſo wird es dermahleinſten am Ende der Welt auch geſchehen / daß weñ Gott mit ſeinem allmaͤchtigem Athem unter die abgefallenẽ und verdorꝛeten Blaͤtter / unter die Gebeine der Verbliche - nen / blaſen wird / und die vertrocknete Krafft ihrer Leiber wiederumb begeiſtert machen; Sie alsdenn gleich leichte und noch leichter als jene werden neue Fluͤgel kriegen und mit Adlers-Krafft aufffliegen. Was ſie hier im Leben mit der Gottſeeligen Monica, des Auguſtini Mutter / gewuͤnt - ſchet / daß ſie Fluͤgel kriegen und zu ihrem GOtte aufffliegen moͤchten / wenn Sie mit derſelbigen in hertzlicher Andacht offt geſeuffzet:
Evolemus, Evolemus!
Das werden ſie da erlangen und erhalten / es wird an ihnen da in der That erfuͤllet werden:
Jtzo ſchleppen und tragen Sie ſich mit einem ſchweren irꝛdi - ſchen Leibe; Und wollen ſie etwa wohin; ſo koſtet es viel Muͤhe und Zeit / es gehet alles ſchwer und langſamb zu / Sie muͤſſen Schritt vor Schritt fortgehen / ehe ſie dahin kom̃en: Aber wenn es dahin kom̃en wird / ſo wird alle dieſe Schwe - rigkeit und Langſamkeit abgeleget / und hergegen Engliſche Hurtigkeit / und Geſchwindigkeit angenommen und ange - leget ſeyn / in welcher Sie in einem Nu und Augenblick ſich werden auffſchwingen und dahin bringen koͤnnen / wo Sie ewig werden ſeyn ſollen. Kurtz: Sie werden Fluͤgel kriegen und mit Adlers-Krafft auffliegen. Und indem ich nun hier bey dieſer dritten Bildung und Vorſtellung von denen wie - der aufffliegenden Blaͤttern reden ſoll / ſo faͤllet mir hierbey / was allerdings bedencklich und troͤſtlich / gar gelegen ein / daß nemlich die Blaͤtter in Hebræiſcher Sprache ab Aſcenſû oder vom Aufffahren und Auffliegen den Namen haben / ja Aufffarth und Blaͤtter mit einerley Wort von dem Heil. Geiſte bezeichnet und beyde darinnen Haleh genennet wer - den. Wobey es denn alſobalden ſcheinet / als ob hiermit und hierunter deutlich angezeiget werde / was mit unſern wan - dernden und verdorꝛeten Blaͤttern / oder mit denen erſtor - benen Leibern deꝛ Chriſten / ſeiner Zeit werde vorgehen: Und ob eben hiermit das jenige Bilde inventiret wuͤrde / was wir zuletzte hier gebrauchet und angefuͤhret / und aus dem Hoch-Adel. Stoſchiſchen Geſchlechts-Wapen ent - lehnet haben; Da wir Blaͤtter in einen Adlers-Fluͤgel gebil - det geſetzet / und die Worte darum̃ gefuͤhret:
Nun48Die itzt abfallendeJa allerdinges iſt es ſo! Und ſollen und werden ſie nicht nuꝛ zu ſeiner Zeit aufffliegen / ſondern auch noch viel ſchoͤner und herꝛlicher auffliegen / als Sie abgefallen / ſich niedergeleget und ſchlaffen gegangen. Es wird da an Jhnen recht waar werden / was ſonſten Seneca von Politiſchen Gluͤcks-Faͤllen an einem Orte raiſoniret und geſprochen: Multi cadunt, ut illuſtriûs ſurgant: Viele thun einen Fall / oder leideu ein klei - nes Ungluͤcke / daß ſie nur deſto praͤchtiger wieder aufferſte - hen und zu einem hoͤhern Gluͤcke gelangen koͤnnen. Auch die Glaͤubigen und Frommen fallen im Tode / daß ſie deſto ſchoͤner aufferſtehen: Sie gehen unter / daß ſie deſto herꝛli - cher aufgehen; Und heiſſet mit Jhnen ebenfalls:
Denn ſie ſtehen und ſteigen auf / daß ſie in den him̃liſchen Paradiß-Garten fuͤrder verſetzet / und da von GOtt ſelber gewartet und gepfleget / und mit him̃liſcher Klarheit und Herꝛligkeit ewig beſeeliget werden. Nun was wir von al - ler frommen Chriſten Gebeinen zu hoffen und zu glauben haben nach GOttes Wort / was nicht liegen und truͤgen kan: Eben das koͤñen / ſollen und moͤgen Sie / Hoch-Adel. Trauer-Hertzen / von Jhrem Seel. Ehe-Schatze / Fr. Mutter / Fr. Schweſter / Fr. Schwaͤgerin und Freun - din ſich auch ſicher verſprechen: Sie werden es in deꝛKrafftGOt -49und wandernde Blaͤtter. GOTTES dermahleinſten auch noch ſeeliger befin - den und erfahren / daß nemlich auch dieſe itzt wandernde Blaͤtter alsdenn als ein neuer Phœnix werden Fluͤgel bekommen / und mit Adlers-Krafft auffliegen; Und viel ſchoͤner aufffliegen / als ſie wohl davon geflogen und weg - gezogen. Zwar itzo liegen und ruhen ſie wohl biß zum Schalle der Poſaunen / und biß der Athem des Hoͤch - ſten in Sie blaſen wird: Jedoch haben Sie das Recht des Auffſtehens und Aufffliegens mit ſich in die Erde ge - nommen; Welches denn ſo wenig auſſenbleiben wird / ſo wenig der letzte Tag auſſenbleiben wird / auf welchen GOtt dieſes alles zu thun ſich vorbehalten. Wird dieſer kom̃en, ſo wird auch dieſe ihre Freude / Hoch-Adel. Betruͤbte / mitkommen und offenbahret werden: Es werden dieſe itzt wandernde Blaͤtter wieder hervor kommen und gruͤnen / und alſo gruͤnen / daß Sie mit vollkommener und ewiger Herꝛligkeit und Schoͤnheit begabet ſeyn und bleiben / und in dem Him̃liſchen Viridariò, in der warhafften Gruͤn-und Luſt-Stadt des ewigen Lebens / ewig ewig fuͤr GOtt glaͤn - tzen und prangen werden; Und tauſendmahl mehr glaͤntzen und prangen als die goͤldene und ſilberne Blaͤtter an jenes Marggraffen Baume / davon oben gedacht; Oder auch als die goͤldene Aepffel gar / die die Gaͤrte Heſuridum, Alcinoi und Adonidis ſollen getragen haben; Mehr als der groſſe und ſchoͤne Sonnen-Baum im Lande Perſien, davon Z〈…〉〈…〉 ile - rus Cent. 2. Ep. 8. ex Marco Paulo Veneto ein vieles; Oder auch als jener herꝛliche und koͤſtliche Oliven-Baum weyland auf der Jnſul Gades in dem Tempel Herculis, an welchem die Fruͤchte auß dem ſchoͤnſten und klareſten Smaragd geweſen /Gdeſſen50Die itzt abfallendedeſſen Fournier in Geograph. c. 15. p. 427. gedencket. Alles / al - les dieſes / und was mehr ſchoͤnes / herꝛliches und glaͤntzendes mag geneñet werden / wird als nichts und noch weniger als nichts ſeyn gegen die Klarheit und Herꝛligkeit / darinnen die - ſe itzt dahin ziehende und wandernde Blaͤtter dort ewig ſte - hen / leuchten und glaͤntzen werden. Und wie nun dieſes die Saͤmtliche Hoch-Betruͤbten Leidtragende Hertzen allerſeits kraͤfftig auffrichten und troͤſten kan / daß ſie nem - lich wiſſen / daß ihre itzt wandernde Blaͤtter einſt wieder gruͤ - nen und leben werden / wenn der Geiſt des HErꝛen darein blaſen wird / und Sie in tauſend Freuden und voller Herꝛ - ligkeit wieder finden ſollen / was Sie itzt mit Thraͤnen dahin geben / ziehen und fahren laſſen: Alſo kom̃et heute auch noch darzu und dienet nicht wenig Meiner allerſeits nach Stan - des - und Ehren-Gebuͤhr Hoͤchſt - und Hochgeehrten Herꝛn / Frauen und Jungfrauen Hohe Faveur, Gunſt und Wohl - gewogenheit / die Sie bey heut angeſteltem Hoch-Adel. Leich - und Ehren-Begaͤngnuͤß deꝛ Seel. Frau Glau - bitzin mit Jhrer ſo willig gegoͤnneten Gegenwart und ab - gelegtem Chriſtl: Bey-Leide Saͤmbtl: ruͤhmlichſt conteſti - ret haben. Da nun die Hoch-Adel. Leidtragenden auch hierdurch ſich nicht wenig in Jhrem Trauren geſtaͤrcket und auffgerichtet befinden / und die Warheit der Worte des al - ten Stobæi (Serm. 112.) Hierbey allerdings wohl erfahren / der vor langer Zeit geſchrieben / daß Betruͤbten und Leydtra - genden auch dieſes ſchon ein groſſer Troſt ſey / weñ Andere mit Jhnen Mitleiden tragen und weinen: So erkennen und verehren Sie dieſes nicht allein mit gebuͤhrendem Eh -ren -51und wandernde Blaͤtter. ren-Ruhme und verbindlichſtem Dancke; Sondern (weñ Sie anitzo letzlich durch meine Wenigkeit nuꝛ noch demuͤtig / Dienſt - und Ehren-freundlich angeſuchet / daß Sie in conti - nuiren der und beharꝛlicher Gunſt-Gewogenheit ferner ge - ruhen wollen / den annoch uͤbrigen Ceremonien dieſer Fu - neraillen dero Anſehnlich - und troͤſtlichen Præſentz noch wei - ter zu goͤnnen und dieſe wandernde Blaͤtter mit Liebes-vol - ler Folge biß zum Letzten Jhrer Ehre zu begleiten;) So ver - pflichten ſich auch hievor der Hochbetruͤbte Leidtragen - de Wittwer / Sambt der gantzen Hoch-Adel. Freund - ſchafft / daß Sie dieſes vor die hoͤchſte Marqve ihrer Gunſt und geneigten Wohlwollens Danckerkeñtlichſt annehmen und zu keiner Zeit ermangeln wollen / dieſelbte mit unauß - ſetzlichen Gehorſam unveraͤnderter Treue und aller Erge - benheit euſerſt wieder zu bedienen und zu demeriren. Wuͤnt - ſchen nur darbey von treuſter Seelen / daß der Hoͤchſte Sie und ihre Haͤuſer und Familien vor dergleichen Trauer-Faͤl - len und Leidens-Gaͤngen in Gnaden bewahren / allermeiſt aber dieſes von Jhnen abwenden und verhuͤtten wolle / daß Sie noch lange Zeit nicht wandernde Blaͤtter werden doͤrf - fen / vielmehr in ſteter und immerwaͤhrender Gruͤne ſtehen bleiben / und gruͤnen wie ein Blatt / wie ein Palm-Baum und wie die Cedern auf Libanon Pſal. 92, 13. Ja ſolche Blaͤt - ter ſelber abgeben / ſeyn und bleiben moͤgen /
Qvæ ſeram ſeris factura Nepotibus umbram,
Sie getrauen von Jhrem GOtte zu erbitten / daß Sie undG 2Ihre52Die itzt abfallendeJhre vornehme Familien moͤgen gleiche ſeyn den geheiligten Baͤumen und Waͤldern der Goͤtter / wie die Poëten davon fabuliren / worinnen keine Axt keinen Schlag thun dorffte. (Ovid. Metam. l. 8. fab. 11.) Und alſo nun auch bey Jhnen kein Todes-Fall und Knall zu hoͤren ſey / vielmehr abeꝛ Leben und Seegen / Wonne und Freude bey Jhnen beſtaͤndig geſpuͤh - ret und gefunden werde. Oder ſo es ja je zum Wandern mit Jhnen und denen Hochwertheſten Jhrigen kom̃en ſolte; So iſt Jhr / der gantzen Hoch-Adel. Freundſchafft / treu - ergebener Wuntſch / daß es von einer Gluͤckſeeligkeit und Freude in - und zu der andern geſchehen muͤſſe / und Sie Al - lerſeits durch ſtete liebliche Roſen-und Violen-Bluͤte Jhre Lebens-Tage hindurch wandeln und alſo den voͤlligen Ab - trag ihrer Promeſſen mehr unter froͤlichen Myrꝛten und in allem floriſſanten und erfreulichen Zuſtande / als unter ſo traurigen Cypreſſen heben und einziehen moͤgen / und end - lich aller ihre Wall - und Wanderſchafft in den Him̃el ſeiner Zeit eingehen / und ſich da ſeeliglich enden uñ ſchlieſſen moͤge.
Nun ich traͤtte und gienge von dieſem Trauer-Pla - tze itzo ab / wenn mir nicht noch eines letzlich einfiele / was ich bald bey den wandernden Blaͤttern vergeſſen haͤtte / was doch das Vornemſte waͤre. Es iſt bekandter als bekandt / daß wenn anitzo die Blaͤtter zu der Zeit von denen Baͤumen fallen und wandern; Sie unter allem Fallen und Wandeꝛn nach dem Baume / der Sie gehalten und getragen / noch gleichſamb liebreich blicken und ſehen / gegen demſelben an - nemlich ſpielen[/]ſich neigen und beugen; Gleich ob wolten ſie mit ſolcher Danckſpielenden Mine, mit ihrem Blinckern und Wincken / Jhn gleichſam geſegneten und von Jhm Valet undAbſchied53und wandernde Blaͤtter. Abſchied nehmen. Auch dieſes koͤñen und werden auch Un - ſere wandernde Blaͤtter nicht vergeſſen oder zuruͤcke laſſen; Sondern wie Sie ſonſten jenen in vielen gleich geweſen / als wir gehoͤret / ſo wollen Sie Jhnen auch noch in dieſem / im Valediciren und Geſegnen / gleiche kom̃en / von dem Hoch - Adel. Hauſe Dalcke / und Jhrer gantzen Freundſchafft Abſchied nehmen / und ſich durch letzte Geſegnungs-Worte mit Jhnen noch lezzen und ergoͤtzen. Und koͤnnen Sie dem - nach das gleich nicht ſelber thun / was wohl ſonſten in dem Dodonæiſchem Gefilde die Blaͤtter und Baͤume ehmals ſol - len gethan haben / die da reden und weiſſagen koͤnnen nach der Poëten ihrer Meinung; ſo wollen Sie doch ſolches letz - lich durch meinen Mund / den ich Jhnen hierzu leihen ſoll und werde / beſtens noch verꝛichtet und nachgethan haben und wiſſen. Und demnach ſo richten ſich unſere wandernde Blaͤtter noch einſten itzo auf / Sie kehren und wenden ſich noch zu dem gantzen Hoch-Adel. Hauſe Dalcke / und ge - ben Demſelben den letzten Gruß und Abſchied. 1. Kehren und wenden ſie ſich zu Deme mit dem Sie in Liebe ein Leib geweſen / nemlich zu Jhrem wertheſten Ehe-Herꝛen / und ſa - gen: Ade und tauſend gute Nacht / Hertzliebſter Ehe - Schatz! Habet tauſend mahl und ewigen Danck vor alle Ehliche Liebe / vor alle Treue / Gutt - und Wolthat / mir je - mahls abſonderlich aber in letzteꝛ Kranckheit erwieſen! Gott mein und meiner Vaͤter GOTT ſey dafuͤr euer Gutt / euer Schild und Lohn / euer Theil und Erbtheil hier zeitlich und dort ewiglich[!]Er bewahre und erhalte Euch dafuͤr beym Leben / und laſſe es euch wolgehen auf Erden und euren Kin -G 3dern54Die itzt fallendedern mit euch: Er erqvicke euch auch zuletzte auf eurem Siech-Bette / und laſſe euch ſanfft und ſtille / doch nicht eher als in Simeons-Jahren / in Friede dahin fahren! Sie kehren und wenden ſich 2. Zu ihren Kindern / geſegnen auch dieſe und ſagen: Ade und tauſend gute Nacht / ihr meine liebſten Kinder! GOtt mein GOtt dem ich gedienet habe / dem ich Euch itzt laſſe und befehle / ſey auch euer GOtt! Der regiere und fuͤhre euch; Der neige euere Hertzen zu Jhm / und er - halte euch zufoͤderſt bey dem Einigen / daß Jhr ſeinen Na - men fuͤrchtet! Er ſchuͤtze und behuͤte euch vor allem Boͤſen / Er ſtaͤrcke und befeſtige euch in allem Gutten / Er ſegne und ſetze euch wie Ephraim und Manaſſe, Gen. 48, 20. Von euers Vaters Gott ſey euch geholffen / und von dem Allmaͤchtigen ſeyd geſegnet mit Seegen oben vom Himmel ab! Die See - gen eurer Mutter gehen ſtaͤrcker denn die Seegen meiner VorEltern nach Wuntſch der Hohen in der Welt / und ſol - len kom̃en auf das Haubt Sigismundes, und auf die Scheitel meines Hauſes. Gen. 49, 25. 26. Alſo / daß ſie in dieſem Seegen wie die Roſen bluͤhen / daß Sie wachſen wie die Liljen am Baͤchlein gepflantzet / und lieblichen Geruch geben / wie die Roſen zu Jericho. Sir. 24, 18. & c. 40. 18. Jn Sum̃a: Gott der euch gluͤcklich gefuͤhret in die Welt / der bringe euch auch mit Ehren durch die Welt / Er ſegne euch reichlich in der Welt / und bringe euch auch endlich ſeeliglich aus der Welt / und helffe / daß wir im Him̃elreich einander wieder ſehn zugleich! Sie kehren und wenden ſich 3. zu Jhrem Geſchwieſter und Freunden / geſegnen auch dieſelbte und ſagen: Ade und tau - ſend gute Nacht Jhr liebſten Herꝛen Bruͤder und FrauSchwe -55und wandernde Blaͤtter. Schweſter / meine liebe Herꝛn Schwaͤger / Freunde und Freundinnen! Jch gehe von euch des Weges / den ich nicht wieder kom̃en / Jhr aber wohl zu mir kommen werdet. Hiob. 16, 22. 2. Sam. 12, 23. GOtt mein und euer GOtt geden - cke Euer im beſten. Nehem. 13, 31. Er dencke an Euch / und ſegne euch / Er ſegne euch je mehr und mehr / Euch und eure Kinder / beyde kleine und groſſe. Pſal. 115, 13. 14. Und weñ nun eure Zeit aus iſt / und Jhr auch wandernde Blaͤtter werden muͤſſet / ſo laſſe Er euch auch mit Frieden von hinnen fahren zu der Engel Schaaren. Luc. 2, 29. Sie kehren und wenden ſich 4. zu Jhrem Hauß / Ritterſitz und Guͤttern / Sie ſeg - nen auch dieſe und ſagen: Ade und tauſend gutte Nacht / mein liebes Dalcke und Bauhen / alle meine Guͤtter / mein Hauß und Hoff! Jch laſſe euch einem andern zum Erb - theil Eccl. 2, 21. und erwehle und behalte dafuͤr das Land deꝛ Lebendigen / die Haͤuſer des Friedens / die ſichern Wohnun - gen. Eſa. 32, 18. GOtt mein GOtt ſey eine feurige Mauer umb Euch her / Er ſey drinnen und bezeuge ſich bey Euch herꝛlich. Zach. 2, 5. Er laſſe Ehre und Wonne in Euch woh - nen / Gerechtigkeit und Friede ſich kuͤſſen / Pſal. 85, 11. daß Jhr ſeyd wie die Arche Nohæ zubereitet zum Heil des Glaubi - tziſchen Hauſes / Stam̃es und Nahmens / bis an das Ende der Welt / Hebr. 11, 7. Daß der und deſſen Wohlerge - hen in Euch mag feſt und wohl beſtehen! Sie wenden und kehren ſich letzlich und 5. zu allen und jeden Leich-Beglei - tern / Sie letzen ſich auch mit denſelben und ſagen: Ade und tauſend gutte Nacht Alle / die Jhr hier verſam̃let ſeyd / beſtellet euer Hauß / Jhr werdet wie ich ſterben und nichtlebendig56Die itzt abfallendelebendig bleiben Eſa. 38, 1. Jch gehe voran / Jhr werdet fol - gen. Sehet Jhr die Blaͤtter itzo unterwegens an in mei - ner Begleitung / ſo moͤget Jhr nur darauß das Bilde / die Bothſchafft und Erinnerung euers Todes nehmen / und an jenes Cardinals und Ertz-Biſchoffs zu Maͤyntz kurtzes und denckwuͤrdiges Epitaphium gedencken / welches nur in dieſen 2 Worten beſtanden; (So auch hernach Hertzog Heinrich zu Glogau an 2. Fuͤrſtl. Kinder-Begraͤbnuͤß an - ſchreiben laſſen / davon Zeilerus Cent. 3. Ep. 88. ex Curæi Chron. Sileſ. P. 2. f. 62.) Alle hernach. Traun wird Ei - ner in der Reyhe gewiß der Erſte ſeyn; Der Andere und letzte auch nicht zuruͤcke bleiben. GOTT helffe nur / daß ein jeder alsdenn in JESU ſtehe und erfunden wer - de; So wird er nicht uͤbel fallen / weñ er faͤllet: Es wird mit Jhme und in ſeinem Geleite gut wandern; Jn Jhme gut liegen / und durch Jhn leicht und ſeelig auffzufliegen ſeyn und auffzuſtehen. Und der nun bewahre euer Hertz und Sinnen / euere Seelen und Leiber / und laſſe Euch Gnade und Barmhertzigkeit wiederfahren auff die Zeit / wenn Euch Huͤlffe am meiſten Noth ſein wird. Hebr. 5, 16. Und woll Euch letzt auch heben ins Himmels Freuden-Le - ben! Und damit noch einmahl fuͤr allemahl Ade und tau - ſend gute Nacht! Ade und tauſend gute Nacht / du gantze weite und breite Welt / Jhr empfindlich - und unempfindliche Creaturen / Jhr vernuͤnfftige doch ſterbliche Menſchen!
Nun das war die Valediction und Geſegnung der Seeli - gen Frau Glaubitzin; Bey der ich mir die Erlaubnuͤß itzo noch nehme und außbitte / daß ſolche in dieſe gebun - dene Rede noch uͤberſetzen mag. So ſaget Sie demnach nochmahls:
Nun die Seel. Frau Glaubitzin hat uns geſegnet; Wir wenden uns zu Jhr wieder mit Geſegnen / und ruffen Jhr das Supremum Salve & Vale, der Roͤmer zu / und ſa - gen: Vale, vale, vale, nos te ordine, qvô Natura permiſerit, ſeqvemur. Gehabet Euch wohl / Hoͤchſt-Seel. Fr. MA - RIANA Glaubitzin / wir wollen Euch alle zu der Zeit und in der Ordnung folgen / wie es GOTT ſchicken wird. (Vid. Petrus Sanct-Fleur Mompelienſis Libellô de illuſtriori - bus Rebus Dieterici Antiqvitatibus Romæ annexô Cap. de Pompâ Exeqviarum p. m. 212. & ex Ferretio de Officijs Sepul - cralibus Veterum. D. Zimmermannus in Analect. Menſ. V. p. 274. 276.) Gehet nunmehr ein zu eures HERRN Freu - de / darnach Jhr in dieſer Sterbligkeit ſo geſeuffzet und ver - langet! Gehet ein zu derſelben im Nahmen der H. Drey - Einigkeit! GOtt der Vater ſegne euren Außgang aus dem Leiden dieſer Zeit / woraus Jhr nunmehro geſchrit - ten: Er ſegne euren Hingang aus dieſem euren Hoch - Adel. Ritter-Sitze in euer Grufft und Grab / Schlaff - und Ruhe-Kaͤmmerlein! Lieget / ſeyd ſtille / ſchlafft und habet gutte Ruhe! Hiob. 3, 26. JESUS CHriſtus GOttes Sohn ſegne euren Außgang dermahleinſt aus eurem Gra - be / daß Jhr lebet / mit dem Leichnam aufferſtehet und her - vor gehet! Eſa. 26, 19. Joh. 5, 25. GOtt der H. Geiſt ſegneeuren59und wandernde Blaͤtter. euren Eingang in das him̃liſche ewige Vaterland; Daß Jhr mit allen Rittermaͤßigen Chriſt-Heldinnen einſten die holdſeelige Stimme hoͤren moͤget: Veni dilecta mea, re - qvieſce in Cubilibus Patris. Komm meine Schoͤne / meine Fromme / meine Taube / ruhe in der Schooß deines Va - ters / und ererbe das Reich / daß dir bereitet iſt von Anbe - ginn der Welt! Matth. 25, 34. Und daß ichs ebenfalls in ge - bundener Rede abfaſſe und außrede / ſo ruffen wir Jhr nochmals alſo zu:
Uns allen aber lehre Er wohl und reifflich bedencken und er - kennen / daß ſo lange wir hier ſeyn / nicht anders ſeyn als hinfaͤllige und wandernde Blaͤtter.
DIXI.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
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