Fuͤrchte den Todt nicht / gedencke daß alſo vom HErren geordnet iſt vber alles Fleiſch / beyde de - rer / die vor dir geweſen ſind / vnd nach dir kommen werden.
EDler / Geſtrenger / Wol Ehren - veſter / Auch Wolbenambter Herr / Jnſonders großguͤnſti - ger Herr Gevatter vnd maͤch - tiger Patron; Daß alle Men - ſchen ſterblich ſein / vnnd dermahl eines den Weg aller Welt wandern muͤſſen / bezeugen nicht allein die Exempla von anbegin der Welt her / ſo bald der Sententz vnd das Vr - theil vber die Menſchen geſprochen iſt / Gen. 3. A ijTer -[4]Geneſ. 3.Terra es, Du biſt Erde / vnd ſolt wieder zur Erden werden / Sondern es gibts auch die taͤgliche Experientz, biß auff heutigen Tag / daher dann Syrach der weiſe Mann nichtSyrach 40. vnrecht ſpricht am 40. Cap. Es iſt ein elend jaͤmmerlich ding vmb aller Menſchen Le - ben / von Mutter Leibe an / biß ſie wieder inn die Erde begraben werden / die vnſer aller Mutter iſt / da iſt jmmer Sorge / Furcht / Hoffnung / vnd zu letzt der Todt / ſo wol bey dem / der Seyden vnd Kron traͤget / als bey dem / der einen groben Kittel an hat Vnd imSyrach 41. c. 41. Cap. ſpricht er: Alles was aus der ErdenSeneca. Obliviſci ſuo rum ac me - moriam cum corporibus efferre, effu - ſißimè flere, meminiſſe parciſsimê in - humani ani - mi eſt. koͤmpt / muß wie der zur Erden werden / wie alle Waſſer wieder ins Meer flieſſen. Weil nu dieſes Vrtheil / vnd was jtzt erzehlet wor - den / auch albereit E. Geſt. Hertzallerliebſte Haußfraw betroffen / daß dieſelbe wieder hat muͤſſen zur Erden werden / davon ſie ge - nommen / vnnd durch zeitlichen Todt alſo ploͤtzlichen aus E. Geſt. Augen weg gerafft worden / ſo ſol doch jhr Ehrengedaͤchtniß bey vns verbleiben / dann der H[.]Geiſt hat gere - det durch den Mund Davidis im 112. Pſal ꝟ. Pſal. 112. v. 6.6. alſo: Deß Gerechten wird nim̃ermehr ver - geſſen. Welches ſein Son Salomon repetiretin den[5]in den Sprichwoͤrtern am 10. Cap. ꝟ. 7. DasProv. 10. cap. v. 7. Gedaͤchtnuͤß deß Gerechten bleibet im Se - gen / Aber der Gottloſen Nahme wird ver - weſen.
Woraus vnſchwer abzunehmen / es ſey recht vnd angenehme fuͤr Gott / daß wir die jeni - gen ſo Gott bey jhrem Leben geehret / nach jhrem Tode auch wiederumb ehren / vnnd ſo viel an vns iſt / jhr gedaͤchtnuͤß bey den nach - kommen gebuͤrlich erhalten.
Wann dann ſolches gegen der Seeligen Frawen zu thun / ich auch entſchloſſen bin / vnd an mich begeret ward / die Gedaͤchtnuͤß - Predigt zu halten / habe ich ſie nicht allein in vnterthaͤnigſter Pflichtſchuldigkeit / auff mich genommen / vnd nach dem Maß das mir Gott verliehen / in offentlicher anſehnlicher groſſer Verſamlung verrichtet / Sondern auch auff E. Geſt: begehren vnd anſuchen / da - mit ſolch Ehren Gedaͤchtnuͤß verbliebe / auch andern kundt wuͤrde / numehr in Druck fol - gen laſſen.
Gelanget aber demnach an E. Geſt: mein in Demuth fleiſſiges bitten / vnnd freundli - ches erſuchen / ſie wollen ſolch Ehrengedaͤcht - nuͤs wolmeinend annehmen / vnnd kuͤnfftigmir[6]mir vnd den meinigen ferner mit gunſt vnd promotion zugewand verbleiben.
Rom. 15. v. 5. 2. Cor. 1. v. 4. Pſal. 103. v. 4. Num. 23. v. 4. Pſal. 56. v. 14. & 116. v. 9. Pſal. 17. v. 15. 1. Pet. 1. v. 8.Der Gott aller Gedult vnd Troſtes / der vns troͤſtet in allen vnſern Truͤbſaln / erfuͤl - le / ſtercke E. Geſt: mit dem Troſt ſeiner Gna - den / kroͤne ſie mit Gnaden vnd Barmher - tzigkeit / vñ verleihe eine derogleichẽ Chriſt - liche / friedliche / froͤliche nach folge zu ſeiner zeit / daß wir wandeln im Liecht vnd Lande der lebendigen / vnd das Antlitz vnſers Got - tes ſchawen in Gerechtigkeit mit herrlicher vnaußſprechlicher Frewde / Amen.
Datum Rudelßdorff den 14 May Anno Salutis humanæ M. DC. XXI.
E. Geſtr: Vnterthaͤniger Diener vnd Trewer Vorbitter zu Gott. Jacobus Nergerus.
GEliebte in dem HErrn / vnnd hochbe - truͤbte in dem Hertzen / Wir halten heute ein vberaus Trawrigen Kirchgang / vnd laſſen ſich viel weinender Augen ſehen / vnd hochbetruͤbter Hertzen vermercken / vber dem fruͤzeitigen vnd ſchnel - len Toͤdtlichen / jedoch Chriſtlichen vnd ſeligen Ab - ſchiede / der weiland Edlen / VielEhrentugendtrei - chen / nunmehr aber ſeligen Frawen Hedwigis Rei - chenbachin / gebornen Zedlitzin / aus dem Hauſe Sie - benaich / Deß Edlen / Geſtrengen / Wol Ehrenve - ſten vnd Wolbenambten Herrn Heinrichs von Rei - chenbach / Erbherrn auff Rudelßdorff / ꝛc. geweſenen hertzlieben EheGemahls / welche der Allmechtige Gott / nach ſeinem vnerforſchlichen geheimen Rath / vnd gnaͤdigen willen den 19. Martij nach Mittage / zwiſchen 3. vnd 4. der halben Vhr / in wahrer Er - kendtniß deß einigen wahren Gottes / vnd hertzlicher anruffung deß einigen Mitlers / vnd Seligmachers vnſers HErren Jeſu Chriſti / gantz ſanfft vnd ſelig von dieſer Welt durch den zeitlichen Todt abgefo - dert hat.
Weil aber nun derſelbigen Adelicher Coͤrper vnd Leichnam nach den worten Eccleſ. 12. Der ſtaubEccleſ. 12. v. 7 muß wieder zur Erden kommen / wie er geweſen iſt / ehrlich / Chriſtlich vnd Adelich / als ein fruchtbares Weitzen Koͤrnlein ſol in die Erde verſetzet werden / vnd aber bey ſolchen Chriſtlichen Sepulturen vndBe -[8]Begraͤbnuͤſſen / Chriſtliche vnd Troͤſtliche Erinne - rungen / wegen der betruͤbten lebendigen / vnd den verſtorbenen zum gedaͤchtnis pflegen gehalten zu werden / Als habe ich E. L. auff begehren meines viel - geliebten Erb - vnd Lehnes Herren / bey dieſer Ade - lichen Chriſtlichen Leiche / die wort aus dem Gefang Beati Lutheri, De profundis clamavi ad te, ausPſal. 130. dem 130. Pſalm Davidis, welche dieſe verſtorbene Adeliche Leiche / bey jhrem Leben neben andern troſt - reichen Sprůchen H. Schrifft jhr hat laſſen gelie - ben / vnd zum oͤfftern (wie ich aus jhrem Munde ſelb - ſten gehoͤret) repetiret, vnd ſich in jhrer Angſt da - mit getroͤſtet,Handschriftliche Ergänzung: "Zů erklären fuͤr mich genommen"1
Damit aber ſolches moͤge fruchtbarlichen ge - ſchehen / daß es gelange dem Allgewaltigen Gott zu Lob vnd Ehren / vnd vns allen miteinander zu ſon - derm Troſt / vnd vnſer Seelen Seligkeit / als wollen wir vns fuͤr der Goͤttlichen Mayeſtaͤt demuͤtigen / vnd im Nahmen Jeſu Chriſti beten ein gleubiges vnd andaͤchtiges Vater vnſer.
VNd ob es werth biß inn die Nacht / Vnd wieder an den Morgen / Doch ſol mein Hertz an Gottes Macht /Ver -[9]Verzweiffeln nicht noch ſorgen / So thue Jſrael rechter art / Der aus dem Geiſt erzeuget ward / Vnd ſeines Gottes erharre.
JHr Andaͤchtige / Chriſtliche-Geliebte in dem Herren / vnd hochbetruͤbte in dem Her - tzen / Ob wir zwar als Chriſten den vnſern / ſo ſelig abgeſchieden / daß ſie alles zeitlichen Leides / Angſt / Kuͤmmerniß / dadurch ſie in dieſem Leben vielfaltig bedrenget / ein mahl froͤlich abkommen / vnd nun mehr in Gottes Hand gantz ſicher zu ewiger Ruhe gelanget / Apocal. 14. Selig ſind die Todten /Apoc. 14. v. 13 die in dem HErren ſterben von nu an. Ja / der Geiſt ſpricht: Daß ſie ruhen von jhrer Arbeit / jhnen hertz - lichen vergoͤnnen ſolten / jedoch iſt das wehemuͤtige Menſchliche Hertz alſo beſchaffen / daß es ehe in ſtuͤck ſpringen / denn ſich alles klagens vnd ſeufftzens gentz - lich koͤndte oder moͤchte enthalten.
Vnter ſo vielen aber Hertzleiden / kan kein groͤſ - ſer cordolium ſein / dann wann zwey Chriſtliche E - heleut / ſo zu beyden content miteinander gelebet / durch die Bitterkeit deß Todes von einander geſetzt / vnd getrennet werden.
Ein ſolche facidiam hat Baſilius Magnus mitBaſil. Magn&uſ;. einem woͤrtlein Dichotomiam genent / das iſt / eine zertheilung deſſen ſo zuvor eines geweſen / mit dem esBgleich[10]gleich alſo geſchaffen / als wann eines Menſchen Hertz in zwey ſtuͤck zerſchnitten / das eine theil in das Erdreich verſcharret werde / das ander aber in dem Menſchlichen Coͤrper vn[v]erbunden hengen bliebe / biß ſichs vbel verblutet / e[nd]lich aber nach vielen ſeh - nen mit einer Narbenvberzogen / welche doch ſo ſub - til vnd zart / daß ſie leichtlich alle Augenblick wegẽ ſte - ter bewegung deß Hertzens wiederumb auffbrechenPropert: Verus amor nullum novit habere modũ. koͤndte. Es heiſt wol recht:
Non dolor eſt major, quàm cum violentia mortis, Unanimi ſolvit cordaligata fide. Daraus man leichtlich ermeſſen kan / wie ſchwer es muͤſſe zugehen / wann ſich frome Ehleute von einan der ſcheiden muͤſſen.
Herodotus. Herodotus ſchreibet vom Koͤnig Pſamenito: Als er vom Keyſer Dario gefangen worden / vnd ſe[-]hen muͤſſen / daß ſein Ehgemahl / die er hertzlich ge - liebet / fuͤr ſeinen Augen hingerichtet / vnd ſampt den Kindern erwuͤrget wird / da hat er ſich daruͤber nicht beweget / Als aber ſeiner Raͤthe einer zur Schlacht - banck gefuͤhret worden / hat er angefangen klaͤglich zu weinen / vnd als er gefraget worden / Warumb erPſamenitus. Domeſtica mala ſunt majora la - chrymis. vber die Perſon weine / da er doch zuvor ſein Weib vnd Kinder nicht hette beweinet? Hat er geantwor - tet: Domeſtica mala ſunt majora lachrymis, Das Elend vnd Creutz / ſo einer an ſeinen lieben Kin - dern vnd fromen Ehgemahl ſihet / das iſt groͤſſer / als man es beweinen kan. Alſo gar vnd nichts anders ſey zu muth dem hinterlaſſenen Ehegatten / welchem die Artzney / Nemblich rerum irrecuperabiliumoblivio[11]oblivio ſehr ſchwer beyzubringen. Nun in dieſem Trawerſtandt iſt nach dem willen deß Hoͤchſten lei - der zum andernmahl widerumb gerathen / Der ge - genwertige Edele / Geſtrenge / WolEhrenveſte / auch Wolbenambte Herr Heinrich von Reichen - bach / auff Rudelßdorff vnd Siebenaich / ꝛc. deroweil jederzeit groſſen vnd Heroiſchen Gemuͤthes / ſein zu - geſtandene vielfaͤltige Wiederwertigkeiten / durch Gottes Beyſtandt vberwunden / als wird er auch hie - rinnen jhme nicht entſtehen / Sondern der jenige / welcher er jedermal geweſen / ſtandthafftig vorblei - ben / darin jhn dann auch das me〈…〉〈…〉 ge mitleiden vnd condolentz billich ſol bekrefftigen. Vnd ſaget An -Antiphanes. 1. Theſ. 4. Proverb. 17. tiphanes in[dieſem] ſchoͤnen Verßlein:
Lugendi ſunt modicè, conjuncti nobis olimamici,Non enim mortui ſunt, ſed eandem viam,Quam ingredi omnibus neceſſarium eſt,Præiverunt, nos etiam impoſterumIn idem cum ipſis diverſorium veniemus,Communem unà reliquam acturi vitam.
Das iſt: Vnſere bekandte Freunde / Ehegahten vnd Kinder / wenn ſie ſterben / ſein mit maſſen zu be - weinen / dann ſie ſein nicht geſtorben / Sondern den Weg gewandert / den wir auch alle gehen muͤſſen / ſie ſein fuͤr vns hingegangen / wir werden auch in die - ſelbige Herberge kommen / vnd allda vnſer gemeine Leben fuͤhren.
Adelicher / vnnd in dem Hertzen hochbetruͤbter Herr Wittwer / ob es gleich wegen fruͤezeitigen auch ſchnellen Toͤdtlichen / jedoch Chriſtlichen AbſchiedesB ijEwer[12]Ewer Hertzvielgeliebten Adelichen Haußfrawen /Pſal. 42. v. 4. mit tuch heiſſet: Lachrymæ factæ mihi ſunt in ci - bum, Thraͤnen ſind meine Speiſe / Mein GOTT betruͤbet iſt meine Seele / So beklaget doch dieſelbige mit maſſen / Saget: Mein liebes Hertz iſt nicht ge - ſtorben / ſondern den Weg gewandert / den ich auch gehen muß / ſie iſt fuͤr mir hingegangen / ich werde auch in dieſelbige Herberge kommen / vnd allda mit jhr das gemeine Leben fuͤhren.
Syr. 7.Dieweil ich mich aber nun / nach der Vermah - nung Syrachs am 7. Cap. ſchuldig erkenne / meine Wolthat auch an den Todten zu beweiſen / vnd die hochbetruͤbten vnd weinenden auch ohne Troſt nicht zulaſſen / als wil ich dieſer gegenwertigen Adelichen Leiche zu Ehren / vnd Chriſtlicher gedaͤchtniß / vnd dem hochbetruͤbten hinterlaſſenen Herren Witwer / auch der gantzen Trawrigen Adelichen Freundt - ſchafft / zu ſonderm Troſt / zuvor abgeleſener wort / welche die verſtorbene Adeliche Leiche / viel vnd offt repetiret, gar auffs kuͤrtzte erklaͤren / in folgendem ei - nigen ſtuͤcke / Nemblichen:
Propoſitio. Was vns die Adeliche Leiche / in den Deutſchen Reimen Lutheri aus dem 130. Pſalm zeige vnd wei - ſe / damit wir Lebendigen auch lehren in jhre Fuß - ſtapffen tretten.
Der Ewige Allmechtige Gott wolle ge - ben / daß ſolches jhm zu Lob vnd Ehren / vndden[13]den Betruͤbten vnd Trawrigen zu beſondern Troſt gelangen moͤge / Amen.
JHr Andaͤchtige / Chriſtliche / geliebte in dem HErren / vnd hochbetruͤbte in dem Hertzen / ich habe mir vorgenommen euch zu erklaͤren / was die Adeliche Leiche in den Deutſchen Reimen aus dem 130. Pſalm zeige vnd weiſe / damit wir Lebendi - gen auch lernen in jhre Fußſtapffen tretten.
Weiſet vnd zeiget vns die Adeliche Leiche / Cer -1. tum ſui refugii aſylum, Einen gewiſſen Ort / wo - hin ſie in noͤthen / ja inn letzter Todes angſt / jhren recurs vnnd zuflucht genommen habe / nemblich zu Gott / denn ſo ſagte ſie offt aus dem 130. Pſalm / diePſal. 130. v. 5. Deutſchen Reimen Lutheri: Ob es gleich werth biß in die Nacht / vnd wieder an den Morgen / doch ſol mein Hertz an Gottes macht / verzweiffeln nicht noch ſorgen. Als wolte ſie ſagen: Jch harre deß HErren / meine Seele harret / vnd ich hoffe auff ſein Wort. Meine Seele wartet auff den HErren / von einer Morgenwache biß zu der andern.
Aus dem 9. Pſalm: Jch frewe mich HErr / vndPſal. 9. v. 3. bin froͤlich in dir / vnnd lobe deinen Nahmen du aller Hoͤchſter. Dann du fuͤhreſt mein Recht vnd Sache auß.
Aus dem 23. Pſalm: Der HErr iſt mein Hirt /Pſal. 23. v. 1. mir wird nichts mangeln.
Aus dem 25. Pſalm: Nach dir HErr verlangetPſal. 25. v. 1. mich / mein Gott ich hoffe auff dich.
Aus[14]Pſal. 42. v. 2.Aus dem 42. Pſalm: Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / ſo ſchreyet meine Seele Gott zu dir. Meine Seele duͤrſtet nach Gott / nach dem lebendigen Gott / wann werde ich dahin kommen /Pſal. 40. v. 2. daß ich Gottes Angeſicht ſchawe?
Aus dem 40. Pſalm: Jch harre deß HErren.
Pſal. 62 v. 6. Auguſtin ſu - per Pſal. 74. Non eſt quo fugias à Deo irato, niſi ad Deum placa - tum. Auguſt. ſuper Pſal. 26. quie quid præter Deũ eſt, dulce non eſt. Aus dem 62. Pſalm: Meine Seele harret nur auff Gott / denn er iſt mein hoffnung. Er iſt mein Hort / meine Huͤlffe / vnd mein Schutz / daß ich nicht fallen werde. Bey Gott iſt mein Heil / meine Eh - re / der Felß meiner ſtercke / mein zuverſicht iſt auff Gott.
Jn dem 121. Pſalm / Nimmet der liebe David ſeine zuflucht vnd refugium zu Gott in ſeiner Noth vnd Bedraͤngniß / da er ſpricht: Jch hebe meine Au - gen auff zu den Bergen / von welchen mir huͤlffe koͤmpt. Meine huͤlffe koͤmpt von dem HErren / der Himmel vnd Erden gemacht hat.
Obſervatio. Da ſehet / geliebte in dem HErren / wie die Ade - liche Leiche zeiget vnd weiſet / wohin wir auch in Noth vnd Draͤngniß vnſer refugium vnd zuflucht hinneh - men ſollen / Nemlich / nicht auff erſchaffene Creatu - ren / Gott gebe / ſie ſind auch ſo maͤchtig vnd praͤchtig vor vnſern Augen / als ſie jmmer mehr wollen / dann das hieſſe Gott verlaſſen / als den Brunn deß Lebens / Sondern allein auff den lebendigen Gott / der vns Leib vnd Seel / Augen vnd Ohren / Vernunfft vnd alle Sinne gegeben hat / vnd noch erhelt / den alleine ſollen wir ſuchen / Jnmaſſen er denn auch ſolches von vns ernſtlich erfodert vnnd haben wil / da er ſpricht /Exod. 10. v. 2. Exod. 20. Jch bin der HErr dein Gott / du ſolt keinander[15]ander Goͤtter haben neben mir. Vnd Eſaiæ 44.Eſa 44. v. 7. cap. So ſpricht der HErr / der Koͤnig Jſrael / vnndDeut. 5. v. 6. & 7. Deut. 6. v. 4. ſem Erloͤſer der HErr Zebaoth / Jch bin der erſte vnd der letzte / vnd auſſer mir iſt kein Gott. Vnd Apocal. Apoc. 21. v. 6.21. cap. Jch bin das A vnd O / der Anfang vnd dasDeut. 7. v. 9. Ende. Er ruffet ſelber zu ſich alle die ſeiner Huͤlffe beduͤrffen. Eſaiæ 45. cap. Laß ſich verſamlen vndEſa. 45. v. 5. kommen miteinander herzu die Helden der Heyden / die nichts wiſſen / vnnd tragen ſich mit den Klaͤtzern jhrer Goͤtzen / vnd flehen dem Gott / der nicht helffen kan. Verkuͤndiget vnd machet euch herzu / rathſchla - get mit einander. Wer hat diß laſſen ſagen von Al - ters her / vnd dazumahl verkuͤndiget? Hab ichs nicht gethan der HErr? Vnd iſt ſonſt kein Gott ohn ich / ein gerechter Gott vnd Heyland / vnd iſt keiner ohn ich. Matth. 11. Venite omnes, &c. Ioh. 6. Venien -Matt. 11. v. 28. tes ad me, non ejiciam foras. Der gleichen ſtehetIoh. 6. v. 37. Pſ. 25. Bewahre meine Seele / vnd errette mich / laßPſal. 25. v. 20. mich nicht zu ſchanden werden / denn ich trawe auff dich. Pſal. 34. Der HErr iſt nahe bey denen / die be -Pſal. 34. v. 19. truͤbtes Hertzens ſind / vnd hilfft denen die zuſchlagen Gemuͤth haben. Pſal. 46. GOtt iſt vnſer ZufluchtPſal. 46. v. 2. vnd ſtaͤrcke / Eine huͤlffe in den groſſen Noͤthen / die vns troffen haben. Proverb. 18. Cap. Der NahmeProv. 18. v. 10. deß HErren iſt ein feſtes Schloß / der Gerechte laufft dahin / vnd wird beſchirmet. Auguſtin. lib. 7. Confeſsionum. O æterna veritas, ô vera chari tas, & chara æternitas, tu es Deus meus, ubiſu - ſpiro, die ac nocte.
Nahum 1. cap. Der HErr iſt geduͤltig vnd vonNahum 1. v. 3. groſſer krafft / fuͤr welchem niemand vnſchuͤldig iſt / eriſt[16]iſt der HErr / deß Wege im Weter vnd Sturm ſind / vnd vnter ſeinen Fuͤſſen dicker ſtaub.
Zu dieſem einigen Gott vnnd zu ſeiner Macht / wann wir inn der Adelichen leichen Fußſtapffen tretten wollen / ſollen wir einig vnnd allein vnſer refugium vnnd zuflucht haben / nicht aber auff er - ſchaffene Creaturen / ſie haben auch ſo ein groſſen Nahmen / als ſie jmmermehr wollen. Daher ſprichtJerem. 17. der Prophet Ierem. 17. cap. Maledictus qui con fidit in homine, & carnem ponit brachium ſu - um, Verflucht ſey / der ſich auff Menſchen verleſt / vnd helt Fleiſch fuͤr ſeinen Arm. Vnd wie man inn Chriſtlichen Kirchen ſinget:
Eſa. 40. v. 6. Pſal. 62. v. 10.Warumb? Eſa. 40. ſtehet die vrſache: Omnis caro fœnum, Alles Fleiſch iſt Hew / vnnd alle ſeinePſal. 68. v. 21. Herrligkeit / wie eine Blume auff dem Felde.
David Pſal. 68. v. 21. ſpricht: Wir haben einen Gott der da hilfft / vnd den HErrn HErrn / der vom Tode errettet. Nun zu dieſes Gottes macht vnndhuͤlffe /[17]huͤlffe / nahm die Adeliche ſelige Leiche jhren recurs vnd zuflucht / vnd zu keinem andern / denn / ſagete ſie: Mein Hertze ſol an dieſes Gottes macht nicht zweife - ten / wenn es gleich wehret mit jhr[biß] inn die Nacht / vnd wieder an den Morgen.
Zum Andern / weiſet vns auch die Adeliche Lei -2. che in den abgeleſenen Worten / weil ſie jhr zuflucht zu Gottes Allmacht nahm / Verum invocationis objectum, zu weme ſie jhr Seufftzen vnd Gebet inn der Noth dirigiret vnnd gerichtet habe / Nemblich / nicht zu den ſtummen Goͤtzen / wie Orpheus vnd ſei - ne Geſellen gethan / denn von deme lieſet man / daß er alleine 365. Schutzgoͤtter gehabt / ſo viel als Tage im Jahre ſind /[v]n[d]da hat er alle Tage einen new - en vnd beſondern Gott angeruffen / der jhme Schutz vnd Schirm leiſten ſolte. Sehet / Geliebte / in was Blindheit die armen Heyden geſteckt / die von dem wahren lebendigen Gott keine wiſſenſchafft gehabt / vnd dennoch huͤlffe bey ſolchen elenden Creaturen ge - ſucht / von denen ſie keine huͤlffe haben erlangen moͤ -[g]en. So ſollen wir auch vnſer Gebet nicht dirigi -[r]en vnd richten zu den Engeln / oder zun verſtorbe - nen He[ili]gen / denn die koͤnnen auch nicht huͤlffe thun / Sondern heiſt recht wie Eſa. 64. cap. geſchrieben ſte -Eſa. 64. v. 16. het: Abraham weiß von vns nichts / vnd Jſrael ken - net vns nicht. Zu wem denn ſollen wir vnſer GebeteQ. vnd Seufftzen richten? Antwort: Zu dem HErren der Himmel vnd Erden gemacht hat. Wer iſt aber℞. Q. ℞. der HErr? Es iſt der rechte Iehova / die heilige vnd hochgelobte Dreyfaltigkeit / Gott Vater / Sohn / vnd heiliger Geiſt / der Himmel vnd Erden erſchaf -Cfen /[18]Pſal. 33. v. 6.fen / wie im 33. Pſalm geſchrieben ſtehet: Der Him - mel iſt durchs Wort deß HErren gemacht / vnd alle ſein Heer durch den Geiſt ſeines Mundes. Vnd bey dieſem HErren alleine ſtehet beydes / facultas & voluntas auxiliandi, das vermoͤgen vnnd der wille zu helffen beyſammen. Zu dieſem HErrn hat aber nun nicht alleine die Adeliche Leiche jhr Seuff tzen vnd Gebet dirigiret, Sondern auch loͤbliche Koͤ -2. Chron. 20. v. 13. nige vnd Regenten / wie auch andere frome Hertzen. Denn ſo ſpricht Joſaphat 2. Chron. 20. cap. Wir wiſſen nicht / was wir thun ſollen / ſondern vnſere Au -Jon. 2. v. 8. gen ſehen Herr nach dir. Vnd Jonas bekennet von ſich ſelber 2. Cap. vnd ſpricht: Da meine Seele bey mir verzagte / da gedachte ich an den HErren / vnnd mein Gebet kam HErr zu dir. So thut jhm auch die liebe Eſther / die ſpricht: Jch habe HErr keinen andern helffer denn dich. Vnd ſingen wir recht:
Pſal. 130. v. 1.David ſpricht: Pſalm 130. Aus tieffer Noth ſchrey ich zu dir.
Can -[19]Daß Gott der wahre Nohthelffer ſey / zeuget Pſ. 50. da geſchrieben ſtehet: Ruffe mich an inn derPſal. 50. v. 15. Noth / ſo wil ich dich erhoͤren / vnnd du ſolt mich prei - ſen. Er confirmiret auch ſolchen Befehl mit Goͤttlicher promiſsion, daß wir nicht vmb ſonſt ruf - fen ſollen / er wolle bey vns ſein / im Leyden bey vns halten / herauſſer reiſſen / vnd zu Ehren ſetzen / wie der 91. Pſalm ſaget. Darumb wird er genandt ein Noth -Pſal. 91. v. 15. helffer / vnd das in oportunitate, wann es die rechte Zeit / da man aller Menſchen huͤlffe entbloͤſſet / ſich nirgends vmb huͤlff bewerben vnd vmbſehen kan / daß er alsdann vns zuſpringen wolle / vnd vnſer Nothelf - fer ſein / wie Philo ein gelaͤhrter Jude / da er an Ca - ligulam vmb frieden zu handeln / abgefertiget / vnnd vngeſchaffet wiederumb abziehen muͤſſen / vnd keinen gutten willen oder Gnade erlangen koͤnnen / zu ſeinenPhilo. Ubi deſinit Juͤden ſpricht: Jhr ſolt gutes Muts ſein / der KeyſerC ijiſt[20]humanum auxilium, ibi incipit divi - num. iſt vnſer Feind / wir wiſſen aber dagegen / Wo Men ſchen huͤlffe ableſſet / da hebet Gottes huͤlffe wider - umb an. Da Moyſes mit dem Volck Jſrael war ausgezogen / vnnd Pharao jhnen mit groſſer macht auff dem Fuſſe nachfolget / vnnd nun die Jſraeliten hinder ſich den gewaltigen Feind / fuͤr ſich das rote Mehr hatten / vnd in hoͤchſten engſten waren / vnd zu Moſe ſprachen: Waren nicht graͤber in Egypten / daß du vns muſt hinweg fuͤhrẽ / dz wir in der wuͤſten ſtuͤrben? Da troͤſtet ſie Moyſes vnd ſpricht: Exod. Exod. 14.14. Stehet feſte / vnd ſehet zu / was fuͤr ein Heyl der HErr an euch thun wird. Denn dieſe Egypter / die jhr heut ſehet / werdet jhr nimmer ſehen Ewig - lich / der HErr ſelbſt wird fuͤr euch ſtreiten / vnnd jhr werdet ſtille ſein. Vnd fuͤhret ſie Gott alſo mit ſei - ner Allmechtigen Hand durchs rothe Meer / vnd le get der HErr Ehre ein an Pharao vnd ſeinem gan - tzen Heer / daß er im Meer mit ſeiner groſſen Macht erſoffen / vnd Jſrael mit truckenem Fuſſe iſt hindurch gegangen. Gott ließ wol eine zeitlang ſein Volck in Egypten mit harten Dienſten vnd Arbeit drucken vnd plagen / daß ſie vber jhr vermoͤgen vnd kraͤfften beſchweret wurden. Aber dum duplicantur late - res, mittitur Moſes, das iſt / da jhnen die Ziegel gedoppelt wurden / ward jhnen Moſes geſandt. Denn Gott iſt der rechte Nohthelffer / er weiß auch die rechte zeit / wann er auffwachen vnd helffen ſol.
Wie er ſein Volck 40. Jahr mit Himliſchem Manna geſpeiſet / ſie vber den Jordan gefuͤhret / auch ferner die gewaltigen Koͤnige aus dem Lande Canaan vertrieben / ſelbſt jhr Oberſter Heerfuͤhrergewe -[21]geweſen / vnd ſie in allen gefehrligkeiten geſchuͤtzet / Solches giebet vns die Bibel.
Wie Joſeph von ſeinen Bruͤdern inn Egypten verkaufft / vnnd in Potiph〈…〉〈…〉 s Hauß iſt gekommen / vnd dieweil er mit dem vnzuͤchtigen Weibe keine ge - meinſchafft hat haben wollen / wie er derowegen in langer vnd harter Gefaͤngniſſe gelegen vñ gehalten worden / vnnd wie alleine der einige Nothelffer jhm heraus geholffen / zu hohen Ehren vnd Wuͤrden ge - ſetzet / das zeuget das Buch Geneſis.
Zu dieſem Nohthelffer weiſet vns die Adeliche Leiche mit vnſerm Seufftzen vnd Gebet / wann wir in jhre Fußſtapffen tretten wollen. Dann ſo ſtehet Deut. 6. geſchrieben: Du ſolt Gott deinen HErrenDeut. 6. allein anbeten. Vnnd Chriſtus verheiſchet Erhoͤ - rung Matth. 16. Cap. Warlich / warlich / ich ſageMatth. 16. euch / was jhr den Vater bitten werdet inn meinem Nahmen / das wird er euch geben.
Zum Dritten / weiſet die Adeliche Leiche Ani -3. mi affectum, was ſie fuͤr ein Hertze gehabt. Es haben die lieben Alten pflegen zu ſagen: Wenn man einem Chriſten was guttes wuͤndſchen wolte / ſo ſolte man jhm drey Hertzen wuͤndſchen aus dem alten Teſtament. 1. Ein Jacobs Hertze. 2. Ein HiobsGeneſ. 38. Hiob 1. Pſal 73. Luc 17. Marc. 9. Luc. 1. Hertze. 3. Ein Davids Hertze. Vnd wiederumb auch aus dem Newen Teſtament dreyerley Hertz. 1. Das Hertz der 10. Auſſetzigen. 2. Das Hertz deß armen Vaters im Marco. 3. Vnd endlich Simeo - nis Hertz.
Nun ſo wol vnnd gut koͤnnen wir ſolches nichtwuͤnt -[22]wuͤntſchen / es ereignet ſich an der ſeligen Frawen /1. Cor conſtan - tiæ. Dann 1. ſo hatte ſie ein recht Jacobs Hertze / welches war cor conſtantiæ, ein recht beſtendiges Hertze / das ſich nicht bald lies abſchrecken / dann wie GottGeneſ 32. der HErr wolte von jhm weichen / ſaget er / Geneſ. 32. HErr ich laſſe dich nicht / du ſegneſt mich dann. Pſal. 130.Alſo ſagte auch die ſelige Fraw aus beſtendigem Hertzen: Ob es gleich werh biß in die Nacht / vnnd wieder an den Morgen / ſo zweiffele ich nicht an Gottes Macht. Als wolte ſie ſagen: Non uno ca - dit arbor ab ictu, Der Baum fellt nicht von einem ſtreich. Sondern wie Gregorius ſaget: Quod peti - tioni primæ denegatur, hoc ſecundæ perſeve -Jacob inquit Gen. 49. Domine ex - pecto ſaluta - re tuum. rantiæ datur. Es iſt ſo viel / als wann ſie geſaget hette: Jch hoffe aber darauff / daß Gott ſo gerne hilf - fet / ob es gleich nicht bald geſchicht. Auff ſeine Goͤtt - liche Macht frewet ſich mein Hertze. Auff den HEr - ren harre ich beſtendiglich / getroſt vnnd vnverzaget / veniens veniet & non tardabit, Er wird gewißHab. 2. Pſal. 9. kommen / vnd nicht auſſen bleiben / Hab. 2. Denn er iſt Adjutor in oportunitatibus, Pſ. 2. Ein rechter Nohthelffer.
Item:
Wollen wir nun in der Adelichen Leichen Fuß - ſtapffen tretten / ſo muͤſſen wir im Creutze / Kranck - heit vnnd wiederwertigkeit haben cor conſtantiæ, ein Jacobs Hertze / das beſtendig bleibet / wenn er gleich mit der huͤlffe nicht bald koͤmpt / denn das ge - ſchicht zur pruͤffung / ob wir auch vns ſtand vnd feſt / wie Jacob an Gott halten werden.
2. Hatte die Adeliche Leiche auch ein recht Hi -2. Cor patientie obs Hertze / Nemblich cor patientiæ, Ein ſanfftmuͤ - tiges vñ geduldiges Hertze. Der liebe Job / do er alle ſeine Kinder vnd Viehe verlohren hatte / vnd voller boͤſer Blattern war / murret er doch nicht / ſondern ſprach geduldig: Jch bin nackend von meiner Mutter1. Cap. Leibe kommen / nackend werde ich wieder dahin fah - ren. Der HErr hats gegeben / der HErr hats ge - nommen / wie es dem HErren gefallen / ſo iſt es ge - ſchehen / der Name deß HErren ſey gelobet. Vnd im 13. Cap. ſpricht er: Etiamſi occiderit me Domi -Hiob. 13. cap. nus, in ipſo ſperabo / Ob mich gleich der HERR toͤdtet / ſo wil ich doch auff jhn hoffen. Alſo ſagete die ſelige Fraw nicht aus Vngedult / usq́; quo Domi - ne / HErr wie lange wiltu mein ſo gar vergeſſen / HErr wie lange verbirgeſt du dein Antlitz fuͤr mir. Ierem. 14. Ach HErr / du biſt der Troſt Jſrael / vndJerem. 14. jhr Nothelffer / warumb ſtelleſtu dich / als wereſtu ein Gaſt im Lande / vnd als ein frembder / der nur vber Nacht darinne bleibet? Warumb ſtelleſtu dich als ein Heldt / der verzaget iſt / vnd als ein Rieſe / der nicht helffen kan?
Hab. 1. cap. HErr wie lange ſol ich ſchreyen /Habac. 1. vnd wilt nicht hoͤren? Wie lange ſol ich zu dir ruffenvber[24]vber frevel / vnd du wilt nicht helffen? Sondern ſie ſagete aus geduldigem Hertzen: Ob es gleich werth biß in die Nacht / vnd wieder an den Morgen / ſol doch mein Hertz an Gottes Macht verzweiffeln nicht noch ſorgen. Das iſt: So wil ich doch nicht vn - geduldig werden.
Wollen wir nu in jhre Fußſtapffen tretten / ſoIacob 5. Rom. 12. muͤſſen wir auch alſo cor patientiæ, ein geduͤld[ig]es Hiobshertze haben / Iacob. 5. So ſeyt nu geduͤldig / lieben Bruͤder. Rom. 12. Seyt froͤlich in hoffnung / geduͤldig in Truͤbſal.
3. Cor confl - dentiæ. 3. Hatte die Adeliche Leiche ein recht Davids Hertz / welches war cor confidentiæ, ein recht fr[e]wPſal. 73. diges vnd getroſtes Hertz / inn dem der liebe David mit froͤlichem Munde geſaget / Pſ. 73. Wenn ich nur dich habe HErr Jeſu Chriſte / ſo frage ich nichts nach Himmel vnd Erden. Wenn mir gleich LeibPſal. 23. vnd Seel verſchmachtet / ſo biſtu doch Gott allezeit meines Hertzen Troſt / vnd mein Theil / Pſ. 23. Ob ich ſchon wandele im finſtern Thal / fuͤrcht ich kein Vngeluͤcke / denn du HErr biſt bey mir / dein Ste - cken vnd Stab troͤſten mich / ꝛc. Alſo hatte die A - deliche Leiche jhre Frewde auch an Gott / hielt den fuͤr jhren groͤſten Schatz (wie ſie denn deß zeitlichen wenig vnnd nichts geachtet hat) der war jhres Her - tzens Troſt vnd Theil.
Wollen wir nun in jhre Fußſtapffen tretten / ſo muͤſſen wir auch haben cor confidentiæ, vnd GottDeut. 6. vber alle dinge lieben / Deut. 6. Du ſolt Gott deinen HErren lieben von gantzem Hertzen / von gantzer Seelen / vnd von gantzem Gemuͤtte.
4. Hat[25]4. Hatte die Adeliche Leiche das Hertze der 10. 4. Cor precum. Luc. 17.Auſſetzigen / welches war cor precum, dann ſo ſchri - en ſie: Jeſu / lieber Meiſter / erbarm dich vnſer. Alſo ſchrey die Adeliche Leiche auch: Jeſu / du Sohn Da - vid / erbarme dich mein.
Wollen wir nu in jhre Fußſtapffen tretten / ſo muͤſſen wir auch haben cor precum, ein Hertze daß alſo zu dem HErren Jeſu ſchreyet vnd ſeufftzet.
5. Hatte die Adeliche Leiche auch das Hertze5. Cor fidei. Marc. 9. deß Vaters im Marco / welches war cor fidei, der da ſaget: HErr ich gleube / aber hilff du meinem Vn - glauben. Dann daß ſie gleubete / iſt aus dem zuſehen / weil ſie Gott nicht ziel geſetzet / Sondern ſagete / Pſ. 130. Speravit anima mea in Domino, MeinePſal. 130. Seele hoffet auff den HErren / à cuſtodiâ matu - tinâ uſq́; ad noctem, von einer Morgen wache biß zu der andern. Joh. 3. Wer da gleubet / der wird ſe -Joh. 3. lig. Weil die Adeliche Leiche nun gegleubet hat. Ey ſo iſt ſie auch gewiß ſelig.
Wollen wir nun in jhre Fußſtapffen tretten / ſo muͤſſen wir auch haben / cor fidei, ein gleubiges Her - tze. Vnſer Glaube aber der kan im Creutz vnnd Kranckheit durch dieſe Mittel confirmiret vnd be - ſtetiget werden.
1. Baptiſmi recordatione, wann wir ſich vn -1. Medium eſt Baptiſmi recordatio. ſer Tauffe erinnern. Dann in der H. Tauffe da wir den HErren Chriſtum anziehen / Galat. 3. Da macht Gott der Allmechtige einen Bund mit vns /Galat. 3. daß wir Kinder Gottes ſind / vnnd erben der ewigenRom 8. Glori vnd Herrligkeit / Rom. 8.
2. Sacro-ſanctæ cœnæ Dominicæ uſurpa -2. Medium eſt ſacro-ſanctæDtione,[26]cœnæ Domi - nicæ uſurpa - tio. tione, wenn wir vns finden zu dem H. Abendmahl vnſers HErren vnd Heylandes Jeſu Chriſti. Dann er giebet vnß ſein Leib / vnd Blut / gleich zu einem Pfandt / daß wir mit jhm in Gnaden Verſtrickt vnd Verbunden ſein / ja auch mitten in dem Creutze ſon - dert er ſich nicht von vnß abe / Dann wir tragen ſeineGalat 6. Mahlzeichen an vnſerm Leibe. Gal. 6. hinfort mache mihr niemand weiter muͤhe / denn ich trage die Mahl - zeichen des HErrn Jheſu an meinem Leibe.
3. Medium eſt ſedula verbi divini lectio. 3. Sedula verbi divini lectione, wenn man fleiſſig Gottes Wort lieſet / vnd von Chriſto hoͤret. Wie ſollen ſie gleuben / von dem ſie nichts geleſenRom. 10. oder gehoͤret haben / Spricht Paulus Rom. 10. Alſo wer heute noch wil zu dem rechten Glauben kommen / der mus fleiſſig Gottes Wort hoͤren vnd leſen / denn der Glaube koͤmpt ex auditu. Die Exempla gebens klar. Ob ſchon der HErr Jeſus S. Paulo das Her - tze durch eine beſondere erſcheinung auff dem Wege nach Damaſco erweichet / ſo ſchicket er jhn doch als - bald auff die richtige Gaſſen in die Stadt / daß er A - naniæ Predigt von dem HErren Chriſto hoͤre / vndActor. 9. alſo in ſeinem Glauben geſtercket vnd gebeſſert wer - de / Actor. 9. Sol Eunuchus der Caͤmmerer aus Morenland zum rechten Glauben kommen / ſo musActor. 8. er zuvor dem Apoſtel Philippo zuhoͤren / Actor. 8. Da Lydia dem Apoſtel Paulo zuhoͤrete / da that jhr Gott das Hertz auff / vnnd erwecket darinne einen rechten Glauben. Darumb ſpricht ſie bald zu jhm vnd zu den Geferten: So jhr mich achtet / daß ich gleubig bin an denn HErren / ſo kompt inn mein Hauß / vnd bleibet allda.
Es[27]Es iſt aber nicht gnug / daß man Gottes Wort hoͤre vnd leſe / ſondern man muß auch daneben hertz - lich vnd andaͤchtig beten. Hilff lieber Gott / daß wir dein ſeligmachendes Wort nicht zum Verdamnuͤß hoͤren moͤgen. HErr / mehre in vns den Glauben / Luc. 17. Luc. 17.
O HErr Jeſu! gib mir nach deiner Barmher - tzigkeit / den wahren Chriſten Glauben. Dann der rechte Glaube iſt nicht Menſchen Kunſt / ſondern Gottes gabe / 1. Cor. 12. Wir gleuben nach der wuͤr -1. Cor. 12. ckung der maͤchtigen ſtaͤrcke Gottes / Epheſ. 1. Dar -Epheſ. 1. umb ſagen vnſere Catechiſmi Schuͤller wol recht. Jch gleube / daß ich nicht aus eigener Vernunfft noch Krafft an Jeſum Chriſtum meinen HErren gleuben oder zu jhm kommen kan / ſondern (ſo ge - hets zu) der H. Geiſt hat mich durch das Evange - lium beruffen (das iſt eines) mit ſeinen Gaben er - leucht / vnnd bey Jeſu Chriſto erhelt im rechten eini - gen Glauben (das iſt das ander) derhalben koͤñen die Leute zu keinem rechten Glauben kommen / welche die Predigt Goͤttliches Worts mutwillig negligi - ren vnd verſeumen. Ach welchen groſſen Schaden thun ſie jhnen ſelber! Wann Vngluͤck vnd Kranck - heiten kommen / ſo wollen ſie aus der Haut fahren. Warumb? Jm Hertzen iſt kein Troſt / vnd kein rech - ter Glaube. Wes iſt die Schuldt? Ex te perditioOſe 13.D ijtua,[28]tua, Mag man mit dem Propheten Oſea am 13. C. ſagen: Du bringeſt dich ſelber in Vngluͤck. Sie ha - ben bey guten Tagen mutwillig Gottes Wort ver -Ex nihilo nihil fit. ſeumet vnd veracht / ex nihilonihil fit, wo nichts jn - nen iſt / da kan nichts heraus flieſſen.
Der H. Geiſt hat der holdſeligen Bienlein art / die machen wol ſuͤſſes Honig / aber es muͤſſen auch Blumen dabey ſein. Alſo wird der H. Geiſt wol das ſuͤſſe Honig inn dem Bienſtoͤcklein deines Hertzens wuͤrcken / du muſt aber zuvor in deinem gedaͤchtnuͤß viel ſchoͤner Bluͤmlein aus Gottes Worte geſamlet haben. Wer die Predigt aber gering ſchaͤtzet / der verachtet deß H. Geiſtes Gutſchen Wagen / denn darauff fehret er in der Chriſtenheit herumb von e[i -]nem Hertzen zu dem andern / vnnd erleuchtet ſie im wahren Glauben. Alſo koͤnnen auch die Leute nim̃er zu dem rechten Glauben koͤmmen / die bey ſchallen - der Predigt nicht beten vnd ſeufftzen / ſondern mit den Augen in allen Winckeln herumb fladern / vnndOcioſus ſer - mo dicentis, niſi S. S. adſit cordi audi - entis. frembde Gedancken in dem Hertzen haben. Ocioſus ſermo dicentis, niſi S. S. adſit cordi audientis, Alle Arbeit deß Predigers iſt gantz verloren / wo der Heilige Geiſt nicht regteret der Zuhoͤrer Hertzẽ vnd Ohren.
Wann jhr nun / Meine Geliebte / ewren Glau - ben wollet confirmiren, ſo lauffet zur Predigt / leſet in der Bibel / gehet zum H. Abendmahl / vnnd hoͤret vberal / ob ſich der HErr Jeſus beſſer gegen euch wol - le erklaͤren / vnd durch ein ſchoͤn Spruͤchlein ewer ge - queltes Hertze troͤſten. Harre deß HErren / ſey ge -Pſal. 27. troſt vnd vnverzaget / vnd harre deß HErren / Pſal. 27.
O lie -[29]O lieber Menſch / laß Gottes Wort deine Rathsleute ſein / denn offt kan ein kleines Spruͤch - lein in deinem Hertzen zu lauter Zucker vnnd Honig werden / daß dir daruͤber ſo wol wird / als wann du ſchon in dem Himmel wereſt / da du zuvor tieff inn Betruͤbniß vnter der Erden giengeſt. Vnd damit es deſto eher geſchehe / ſo ſeufftze jmmer fort / wann Gottes Wort geprediget wird. Ja wann ſchoͤne Troſtſpruͤche gefallen / ſo halt ſie feſte / wie Jacob einen Himmelman / vnd ſprich: Gott kan in ſeinem Wort nicht triegen / Ebr. 6. Darumb wil ich jhm dieEbr. 6. Ehre geben / vnd auff dieſen Troſt froͤlich beten / lei - den / leben vnd ſterben. Alſo wird durch deß H. Gei - ſtes krafft dein Glaube wiederumb lebendig werden. Denn gleich wie er durch anhoͤrung Goͤttliches Worts / vnd durch das Gebet angezuͤndet / ſo wird er auch durch ſchoͤne Spruͤchlein geſtaͤrcket vnd gela - bet. Sagen doch die Medici, ex iis nutrimur, ex quibus ſumus. Koͤnig David war inn groſſer angſt / da er aber fleiſſig betete / vnd hielt ſich an das ſeligmachende Wort Gottes / kam er zu ſich ſelbſten / vnd ſpricht: Pſal. 42. Warumb betruͤbſtu dich meine Seele / vnd biſt ſo vnruhig in mir? Harre auff Gott / dann ich werde jhm noch dancken / daß er meines An - geſichtes huͤlffe vnd mein Gott iſt.
Was nun ſolche Spruͤchlein / welche wir aus den Predigten lernen / vns nuͤtzen vnd dienen / das ſe - hen wir an der Adelichen Leichen Exempel / wie vn - ſer mattes Hertze dadurch geſtercket wird. Hette ſie ſolche nicht gelernet / vnd im Hertzen behalten / ſo het - te ſie ſich nicht ſo ſchoͤne in jhrer Angſt troͤſten vnd zu frieden geben koͤnnen.
6.[30]6. Cor mortis cupidum. 6. Hatte auch die Adeliche Leiche ein Simeo - nis Hertz / welches war cor mortis cupidum, Ein Hertze das ſich ſehnete zu ſterben / Alſo ſagete der al -Luc. 1. te Simeon / Luc. 1. HErr nun leſſeſtu deinen Die - ner im Friede fahren / denn meine Augen haben dei - nen Heyland geſehen. Dergleichen hatt die Adeli - che Leiche vielmahls geſaget / vnd iſt mit ſterbens ge - dancken vmbgegangen / wie jtzt in den perſonalibus wird erzehlet werden.
Wollen wir nun in jhre Fußſtapffen tretten / ſo muͤſſen wir auch cor mortis cupidum haben / vnd mit S. Paulo ſagen: Cupio diſſolvi, & eſſe cum Ieſu, Jch begehre auffgeloͤſet / vnd bey meinem HEr - ren Jeſu zu ſein.
O troͤſtlich / vnd aber mahl troͤſtlich iſt es dem A - delichen hochbetruͤbten Herrn Witwer / daß er ein ſolch Gottſeliges Adjutorium vnnd getrewes Ehe - hertze gehabt / welches alle den jenigen / ſo jhme heu - te das Geleite helffen zum Ruhebetlein geben / ein ſchoͤn folg Exempel gelaſſen / jhnen gewieſen / daß ſie in jhrer Noth zu Gott allein Zuflucht nehmen / vnnd jhn allein zum Nohthelffer erſuchen / vnd ein beſten - diges / geduldiges / frewdiges / getroſtes / gleubiges / vnnd nach dem Tode verlangendes Hertze haben ſollen.
Troͤſtlichen iſt es jhrem Herren Pflege Va - tern / daß ſeine Education ſo wol gerathen / vnnd nicht vmbſonſt vnd vergebens geweſen iſt.
Troͤſtlichen iſt dieſes jhrer Fraw Groſſe Mut - ter / daß ſie eine ſo Gottſelige Tochter gehabt.
Troͤſtlichen iſt es jhrer Fraw Schwieger Mut -ter /[31]ter / daß ſie eine ſolche Gottsfuͤrchtige Schnure ge - habt.
Troͤſtlichen iſt es der gantzen hochbetruͤbten A - delichen Freundſchafft / daß ſie eine ſolche Freunden gehabt / auff welcher Exempel vnd Fußſtapffen an - dere / die da noch leben / gewieſen werden / daß ſie es auch alſo ſollen anſtellen / im Creutze beſtendig blei - ben biß an den Todt / auff daß ſie die vnverwelckliche Cron deß Ewigen Frewden Lebens erlangen moͤ - gen / in welche ſie allbereit der Seelen nach transfe - riret vnd verſetzet worden.
ANlangende jhre Adeliche Ankunfft / ſo iſt ſie1. Familia. Vita natura - lis. von Chriſtlichen Ehrlichen vnd Adelichen El - tern Anno 1602. den 17. Auguſti geboren worden.
Jhr Herr Vater iſt geweſen / der Edele / Ge -1. ſtrenge / Ehrenveſte vnd Wolbenambte Herr Hans von Zedlitz / aus dem Hauſe Buchwald / auff Sie - benaichen / Ranßdorff / Lauterſeiffen / Hoͤll vnnd Hartaw.
Jhres Herren Vatern Fraw Mutter iſt gewe -2. ſen / eine geborne Warnßdorffin / aus dem Hauſe Schoͤnb〈…〉〈…〉 rn.
Jhres Herren Vatern / Vatern Fraw Mutter3. iſt geweſen eine geborne Hobergin / aus dem Hauſe Fuͤrſtenſtein.
Jhres Herren Vatern Fraw Mutter Mutter4. iſt geweſen eine geborne Rechenbergerin / aus dem Hauſe Klitſchdorff.
Jhre[32]1.Jhre Fraw Mutter iſt geweſen / die Edele / Viel - Ehrentugendtreiche Fraw Barbara / Geborne Zet - ritzin / deß weyland Edelen / Geſtrengen / Ehrenve - ſten vnd Wolbenambten Herrn Sigiſmundi von Zetritz / vnnd Newhauß auff Zobten / hinterlaſſene Fraw Tochter.
2.Jhrer Fraw Mutter Mutter iſt die Edele / Viel Ehrentugendtreiche Fraw Sabina Zetritzin / geborne Riemin / aus dem Hauſe Zobten / auch noch zur zeit Wittib / vnd Fraw auff Zobten vnd Neun - dorff / jtzo hochbetruͤbet wegen toͤdtlichen Abganges jhrer lieben Tochter Tochter / der trewe Gott gebe jhr Troſt / vnd verley jhr alles / was gut vnd ſelig iſt.
3.Jhrer Fraw Mutter Herren Vatern Fraw Mutter iſt geweſen / eine geborne Reichenbachin / aus dem Hauſe Klettendorff.
4.Jhrer Fraw Mutter Mutter / Mutter iſt gewe - ſen / ein geborne Schindelin / aus dem Hauſe Wit - gendorff.
Von ſolchen Chriſtlichen / Ehrlichen vnd Adeli - chen Eltern iſt vnſere verſtorbene Erb - vnd Lehns - Fraw / wie oben gedacht / in dieſe Welt geboren wor - den / Dieweil es aber wegen Adams fahl mit jhr ge -Pſal. 51. heiſſen aus dem 51. Pſal. Jn Suͤnden bin ich gebo -2. Vita gratiæ. ren / in Suͤnden empfieng mich meine Mutter / vnndJoh. 3. ſie derogeſtalt nicht koͤnnen Gottes Angeſicht an -Hieronymus. Cruenta in - fantum cor - pora ſtatim, ut emittun - tur ex utero, lavari ſolent: ita & genera - ſchawen / noch in das Reich Gottes kommen / Joh. 3. Als iſt ſie durch jhre liebe Eltern den dritten Tag nach jhrer Geburt / welches der 20. Tag Auguſti geweſen / zum Sacrament der H. Tauffe befoͤdert / der Chriſtlichen Kirche einverleibet / vnnd durch dasWaſ -[33]Waſſer vnd Geiſt von newem gebohren / daſelbſt ſietio ſpiritua - lis lavacro indiget ſalu - tari. Ambroſ ſup. Luc lib. 2. c. 2 Aqua corpus abluitur, ſpi -[v]itu animæ delicta mun - dantur. Auguſtio lib de cataclyſ mo cap. 2. Baptiſmus eſt aqua quæ nõ ſolum corpo - ris ſordes, ſed animum â peccatis li - berat. auch jhren Chriſtlichen Tauffnahmen erlanget / daß ſie Hedwigis iſt genennet worden. Der Nahm Hedwig aber iſt Saͤchſiſch / vnnd heiſt deß Vaters Burg (Hedo / Vater / wig / burg) eine ſolche Toch - ter / auff die ſich der Vater auffs Alter verlaſſen mag. Ja ich meine / wenn ſie hette leben ſollen / der Haußvater wuͤrde eine rechte Vaters Burg an jhr gehabt haben / auff die er ſich gewiß in Leyd vnnd Freud hette verlaſſen moͤgen.
Von jhren lieben Eltern iſt ſie ferner inn der Gottesfurcht erzogen worden / zwar jhre liebe Fraw Matter iſt jhr geſtorben Anno 1604. den 22. No - vemb: da ſie nur 9. viertel Jahr alt geweſen / daß ſie wol wenig oder nichts von jhr wird gewuſt haben.
Ach wie viel weniger wird auch jhr liebes Kindlein2. Educatio. von jhr wiſſen / weil ſie ſo balde vnd ſchnelle durch deß Todes Buterten von jhme geriſſen worden. Nicht alleine aber iſt dieſe Adeliche Fraw von jhrer Fraw Mutter verwaſſet worden / ſondern jhr lieber Herr Vater / Anno 1608 den 19. Martii / eben deß Ta - ges als 19. Martii dieſes inſtehenden 1621. Jahres ſie auch ſelig nach gefolget / iſt auch geſtorben / als ſie 6. Jahr vnd 22. Wochen alt geweſen. Jedoch von[i]hrem lieben Herren Vater bey Lebezeiten fleiſſig zu dem lieben Gebet gehalten worden.
Weil aber in jhrer Kindheit die Adelichen El - tern abgeſtorben ſind / vnd ſie[v]erwaiſet geblieben / ſo ſind jhr / ve[r]moͤge jhres ſeligen Herrn Vatern auff - gerichteten Teſtamentes / Die Edelen / Geſtrengen / Ehrenveſten vnnd Wolbenambten Herren / HerrEChri -[34]Chriſtoff von Reibnitz auff Gierl[ß]dorff / Herr Hem - rich von Zedlitz auff Bertelßdorff / Herr Conradt von Zedlitz auff Laͤhnhauß vnnd Wieſenthal / vnnd Herr Chriſtoph von Zetritz auff Zobten / zu Vor - muͤnden geordnet worden. Sie aber / die ſelige Fraw / iſt dem Edelen / Geſtrengen / Ehrenveſten / vnd Wolbenambten Herren Conrado von Zedlitz auff Laͤhnhauß vnd Wieſenthal / vnnd deſſelbten ge - liebten Haußfrawen / der weiland Edelen / Vieleh - rentugentreichen Frawen Agnes Zedlitzin / gebor - nen Zedlitzin / Frawen auff Laͤhnhauß vnd Wieſen - thal / zu einer Pflege Tochter / von jhrem Herren Vater im Teſtament anvertrawet worden: Damit gedachter Herr Zedlitz vnd ſeine geliebte Haußfraw ſolche in aller Gottesfurcht / Zucht vnd Erbarkeit / als wie jhre ſelbſt eigene Kinder / aufferziehen ſolten / welches ſie dann gethan / auch einen Præceptorem gehalten / daß ſie jhr ſchreiben vnd leſen gelernet / wie ſie dann auch eine feine reinliche vnnd wol leſerliche Schrifft geſchrieben hat / vnd offters in meinem bey ſein jhrem Herrn Pflege Vater gutt vnnd loͤbliches Zeugniß der Aufferziehung gegeben / auch jhme da - vor gedancket. Wie auch ſolches der hochbetruͤbte H. Witwer offters ſelbſten geruͤhmet hat.
3. Pietas. Pietas n. eſt fundamẽtum omnium vir - tutum. Solche Trewhertzige Aufferziehung jhrer lie - ben Pflege Eltern / hat vnſere liebe nunmehr ſelig im HErren verſchiedene Erb - vnd Lehns-Fraw von Jugend auff wol in acht genommen / vnnd derſelbten trewlich nachgelebet. Dann ſie von Jugend auff ein fromes vnd Gottſeliges Hertze geweſen / die jhr die Gottes furcht hat laſſen ein ernſt ſein / denn das iſt zuſehen[35]ſehen aus jhren manuſcriptis, was ſie im Heitzen gefuͤhret hat / demnach ſie folgende ſchoͤne Deutſche Rythmos ex abundantiâ cordis, in ein ſchwartz Sammetes / mit Golde geſtuͤcktes Buͤchlein einge - ſchrieben hat / ſo jhr mit in das Ruhebetlein gegeben iſt / alſo lautende: 1. ſtehet jhr Symbolum / welches man in allen jhren Buͤchern findet:
W.G.W.I.M.Z.D.I.L.V.S.W.
Das hat ſie alſo gedeutet: Wie Gott wiel / ſo iſt nein Ziel / dar auff ich leben vnd ſt[e]rben wiel.
Demnach ſtehet jhr Tauffnahme / Hedwigis Reichenbachin / geborne von Zedlitzin / Fraw auff Rudelßdorff vnd Siebena[i]ch.
Nach dieſem folgen die ſchoͤnen Rythmi / welche ihr zum Ehren gedaͤchtnuͤß zuvor in dem Chriſtlichen Leich Sermon fuͤr dem Altar bey mederſetzung deß Adelichen Corpers ſind erklaͤret worden / nacheinan - der / wie folget:
Jch wil mich in das Blut Faͤhnlein Je -1. ſu Chriſti e[in]wickeln / darin wil ich leben vnnd ſterben / vnd wiederumb froͤlich aufferſtchen.
Von dieſem hat der hochbetruͤbte Herr Witwer gar nichts gewuſt / biß nach jhrem ſeligen Abſchiede / da er ſolches gefunden / vnnd daraus groſſen Troſt geſchoͤpffet / auch jhm ſehr lieb geweſen / daß ſein al - erliebſtes getrewes Ehehertze mit ſolchen Gottſeli - gen Gedancken vmbgegangen war. Hat jhr auch in meiner gegenwart daſſelbige Buͤchlein alsbald in jre rechte Hand mit in den Sarg gegeben.
Aus[38]Aus Gottſeligem Hertzen hat ſie auch gerne Chriſtliche Geſaͤnglein geſungen / nicht alleine zu Hauſe / ſondern auch auff der Straſſen / auff jhrem Wagen / wie ich dann ſelber gehoͤret.
Vnter andern aber hat ſie auff dem Wagen am meiſten geſungen / wie ſie dann ein beſonders Ge - ſangbuͤchlein gehabt / (welches jhr jhr lieber Herr gegeben) ſo ſie mit ſich gefuhret. HErr Jeſu Chriſt / ich weiß gar wol / daß ich ein mahl muß ſterben / etc[.]vnd ſich alſo jhrer ſterbligkeit allezeit erinnert / ſinte - mal es heiſſet:
Diſce mori vivens, moriens ut vivere poſsis.
1.Sie hat ſich nicht alleine jhrer ſterbligkeit erin[-]nert / ſondern auch darauff gedacht: 1. wie jhre Seele wol moͤchte verſorget werden / denn / wann ſie deß A bends zu Bette gegangen / alle wege mit offter repe -Pſal 31. v. 6. tition dieſer worte eingeſchlaffen iſt: HErr Jeſu / meine Seele befehlich in deine Haͤnde.
2.2. Wie jhr ſterblicher Leib moͤchte verſorget wer den / in dem ſie jhr vnd jhrem lieben Herren kurtz vor den 6. Wochen die SterbeKittel hat machen laſſen /1. Cor. 2. v. 12. & 3. v. 16. Joh 4. v. 23. Syr. 38. v. 6. vnd mich erſucht / daß ich jhr aus H. Schrifft außer - leſene dicta habe auffzeichnen muͤſſen / mit welchen ſie beyde hat zieren laſſen / daß jhre Adeliche Leiber gebuͤrlicher weiſe damit verhuͤllet wuͤrden / wann man ſie zur Erden beſtatten ſolte. Ja es hat es jhr Hertzegar[39]gar wol gewuſt / daß ſie auff dem Elende nicht lange wuͤrde zu bleiben haben / denn offtmahls / wann ſie mit der Jungfrawen in das Gewaͤlbe gegangen iſt / wo man ſonſten die Speiſen pflegte zu halten / hatte ſie nach vorherzeigung der ſtellen / wo deß Herren ſein Herr Vater ſeliger geſtanden / offte vnter ſich vnd vber ſich geſehen / ſagende: Es wuͤrde nicht lange werden / ſo wuͤrde ſie auch da ſtehen. Vnd zum vber - fluß: Ey / wie werdet jhr alsdann vmb mich herumb gehen / wenn ich allda werde in dem Sarge ſtehen.
Ach Gott erbarm es! Es iſt leider dar zu kom̃en / daß wir oft mahls die zeit vber mit weinenden Augen / vnd hochbetruͤbten Hertzen vmb ſie herumb geſtandẽ / vnd jhren Ploͤtzlichen todes faal beklaget haben.
Ach zu wuͤntſchen were es! daß wir auch ſtets vñPſal. 89. Me - mento quàm brevis fit vi - ta mea. Pſal 119 Ho - ſpes ſum in ter〈…〉〈…〉 a Syr 7. Memorare in omnibus operibus noviſsima: & nunquam pec - cabis Syr 38. Memento finis. Eccleſ. 12. Pulvis revertetur in terram, & S. redit ad Deum, qui dedit eum. offters an vnſer Sterdſtuͤndlein gedaͤchten / wir wuͤr - den offters viel Demuttiger vnd Froͤmer ſein. Me - ditatio mortis ſapientia ſumma.
Vnd ob zwar die Seelige Adeliche Leiche nun nicht Engelrein geweſen / Sondern auch Menſchliche Schwachheit mit vntergelauffen / wie denn kein Menſch ohne Suͤnde vnd Gebrechen iſt / ſo hat ſieGeneſ. 6. v. 5. & 8. v. 21 Exod 24 v. 7 Num. 14. v. 18. 3. Reg 8 v. 46 2. Par. 6. v. 36. Joh 4. v 17. & 9. v 1. & 15. v 14. & 17. & 25. v. 6 Pſ. 51. 7. 53. 2. 130. v. ſolches auch erkennet / vnd beym Beichtſtuel / den lie - ben Gott vmb vergebung jhrer Suͤnden gebeten / vnd ſich darauff[mit]dem hochwuͤrdigen Abendmahl verſichert / Jnmaſſen ſie auch kurtz fuͤr den 6. Wo - chen / ſich mit jhrem lieben Herren inn offener Ver - ſamlung allhier zu Rubelßdorff / zum Hochwuͤrdi -gen[40]3. 143. v. 2. Pro - verb. 20 v 9. Eccleſ. 7. v. 2. Eſa. 64 v. 4 Jerem 3 v. 19 20. 30. v ii Mich. 7. v. 2. Nahum 1. v. 3. Sap. 12. v 10. Eccleſ. 7. v. 5 Matth. 6. v. 2 Luc. 17 v. 3 Galat. 3. v. 22 Eph. v. 3. 1. Joh i v 8.gen Abendmahl eingeſtellet / hat auch jhr Leben nach anleitung Goͤttliches Wortes gerichtet / ſo viel jhr in dieſer ſterbligkeit moͤglich geweſen.
Dieſe jhre Pietet iſt nun nicht ohne frucht abge - gangen / denn wor zu ſie bey geſundem Leibe luſt g[e]tragen / vnd was ſie aus Gottes Wort gehoͤret / ge leſen vnd gemercket / deſſen hat ſie ſich erinnert / vnnd damit getroͤſet.
1. Tim 4. Sen. in Thyeſt Hieronymus. Cœpiſſe mul - torum eſt, ſed ad culm〈…〉〈…〉 n peruenniſſe paucorum eſtVnd heiſſet recht: Pietas ad omnia utilis eſt, Die Gottesfurcht iſt zu allen nuͤtz / vnd hat die verhe[i -]ſchung dieſes vnd deß zukuͤnfftigen Lebens: Wie auch Seneca ſaget: Pietas, probitas, fides, privatabo - na ſunt, Gottſeligkeit oder Gottes furcht / Froͤmig - keit vnd Glaube / das ſind die fuͤrnembſten Schaͤtze / die ein Menſch in dieſer Welt haben kan.
Wer nun alſo Gottes Wort liebet / gerne hoͤret vnd behelt / leſſet daſſelbige ſeiner Fuͤſſe Leuchte ſein /Marth. 10, Joh. 8 Luc. 11. Pſal. 119. Vnd beharret in der Gottes furcht / biß an das Ende / der wird ſelig. Denn Gottes Wort iſt ein krafft / ſelig zu machen / alle die daran gleuben. Wer aus Gott iſt / der hoͤret Gottes Wort. Seli[g]ſind die Gottes Wort hoͤren vnd bewahren / ſie ſehen den Todt nicht Ewiglich. Dieſes alles iſt nu erfuͤl[-]let worden / der Seelen nach / an[d]ieſer Adelichen Lei -Apocal. 21. che / derſelbigen Leichnam werden die 12. Perlene Thore im Himliſchen Jeruſalem / in der Aufferſte - hung der Todten / auch vnverſchloſſen ſein.
4. Conjugium. Jhren Eheſtand anlangende / da ſie 15. Jahr vnd 15. Wochen alt worden / iſt ſie aus ſonder ſch[i -]ckung[41]ckung deß Allerhoͤchſten Gottes / auch zu vorhin ge - pflogenen Rathe jhres Herrn Pflegevaterns / Fra - wen Groſſe Mutters / vnd anderer Herren vnnd Freunde Anno 1618. den 3. Iulii / Dem Edlen / Ge - ſtrengen / Ehrenveſten vnnd Wolbenambten Herrn Heinrichen von Reichenbach / auff Rudelßdorff / jtzo hochbetruͤbten vnd Leidtragenden Witwer / verehli - get / wie dann auch allhier zu Rudelßdorff derſelben Traͤwung vnd Beylager gehalten worden. Jn ſol - chem Ehſtande haben ſie zwey Jahr vnd 37. Wo - chen / in hertzlicher Ehlicher Lieb vnd Trew beyſam - men gelebet / vnd iſt die ſelige Fraw mit vielen ſchoͤ - nen Weiblichen Tugenden gezieret geweſen / hat ſich recht Adelich vnd Ehrlich / ſtill vnnd eingezogen /Gregorius. Nobilitas eſt eſſe clarum virtutibus. keuſch vnd zuͤchtig / in der Haußhaltung Trew vnnd Wirtlich erzeiget vnnd verhalten: Wegen ſolcher jhrer Tugendt / Froͤmbkeit vnd Freundligkeit / iſt ſie meinem Herrn S. G. geweſen ein hertzliebes Ehe - gemahl / dann weil ſie jhn hertzlich geliebet biß in den Todt / jhn auch geehret / vnd in Fried vnd Einigkeit bey jhm gelebet / (zwar Menſchen ſind ſie allbeyde geweſen) ſo hat er ſie widerumb hertzlich geliebet / als ſein eigen Leib / Vnd hetten wol gerne / wann es Gottes wille geweſen were / in ſolcher hertzlichen Eh - lichen Lieb vnd Trew das Elend noch lenger wollen bawen helffen. Wie denn vnſere ſelige liebe Fraw offters vor vnnd in den 6. Wochen geſaget: Liebes Hertz / wann es Gottes wille were / wie gerne wolte ich noch bey euch leben / doch Gott ſchicke es wie er wil / nur ſeliglich. Hieraus zu ſchlieſſen / was ſie fuͤr eine hertzliche Liebe zu jhrem Herren getragen /Fin[42]in deme jhr auch der Herr S. Geſt. beydes im geſe - gnen nach jhrem Toͤdtlichen Abgange / wie auch noch biß dahero / daß ich ſolches zum offtern gehoͤret / das Zeugniß gegeben / da er geſaget: Er koͤndte jhrNB. vor Gott vnd der gantzen Welt das Zeugniß geben / daß ſie jhn vom erſten anfang (vnangeſehen / ſie manchen ſturtz ſeinet wegen hette außſtehen muͤſſen / deſſen ſie wegen der Trewe vnd Liebe gar nichts ge - achtet) biß zu außgang jhres letzten Athems / nechſt Gott / vber alles geliebet. Wie ſich aber der Herr S. Geſt. hinwiederumb mit Liebe gegen jhr erwie - ſen / das wiſſen die jenigen am beſten / ſo bey vnd vmb ſie offters geweſen / die wil ich von ſolchen zeugen laſſen.
Ach Gott! wenn der Ehſtandt alſo gereth / daß rechte Gottes furcht / hertzllches Vertrawen / Liebe /Fœlix matri - monium eſt quaſi Paradi - ſus. Pſal. 128. Fried vnd Einigkeit vnter Eheleuten iſt / da wohnet Gott / der leſt ſich mit ſeinem Segen mercken / ja da iſt der Eheſtand ein halber Himmel: Solches rhuͤ -Proverb. 31. met auch Koͤnig Salomo Proverb. 31. Wem ein Tugendſam Weib beſcheret iſt / die iſt viel edler / denn die koͤſtliche Perlen / jhres Mannes Hertz darff ſich auff ſie verlaſſen / ſie thut jhm liebes vnnd kein leidesSyr. 26 v. 1. & 16. Syr. 37. ſein lebenlang. Vnd Syr. 26. ſpricht: Ein Tugendt - ſam Weib iſt eine edele Gabe / vnnd wird dem gege - ben / der Gott fuͤrchtet / er ſey reich oder arm / ſo iſt ſie jhm ein Troſt / vnd macht jhn allzeit froͤlich.
Eine ſolche Chriſtliche vnd freundliche / fried[-]liebende Ehe iſt zwiſchen dieſen zweyen Adelichen Hertzen geweſen / derhalben wir allſambt vrſache vns mit[jhm] zu frewen / vnd dem lieben Gott zu dancken gehabt haben.
Wie[43]Wie es nun ein edele Gabe Gottes iſt / vnd den Eheleuten eine hertzliche frewde / vnnd jrdiſch Para - diß / wann der Eheſtandt alſo wol geraͤth / alſo iſt es auch hergegen ein groſſes Hertzeleid / wann die / ſo ſich hertzlich geliebet / durch den zeitlichen Todt von einander geriſſen werden. Wann ein Tugentſames Eheweib einen fromen Mann verleuret / ſo verleuret ſie jhr Haͤupt / dann der Man iſt deß Weibes Haͤupt / Epheſ. 5. Epheſ 5.
Wiederumb wann einem ehelichen Manne ſein Trewer Ehegatte genommen wird / ſo wird jhm gleich ein ſtuͤcke von ſeinem Hertzen genommen / ja ſolche Hertzensangſt iſt nicht auszuſprechen / vnd ge - nugſam zu beweiſen / wie der Adeliche Herr Witwer leider mit groſſen Schmertzen zum andernmahl ſol - ches fuͤhlet vnd erfaͤhret.
Sonſten hat ſich in jhrem Eheſtande vnſere nu - mehr ſelig im HErren verſchiedene Erb - vnd Lehns - Fraw auch trew vnnd fleiſſig erzeiget alſo / daß kein zweiffel geweſen / wann jhr Gott das Leben verlen - gern wollen / ſie wuͤrde ſich / ſo jung als ſie war an Jahren / dermaſſen in die Nahrung vnd Wirtſchafft geſchicket haben / daß die beyde Adeliche Hertzen / von Gott an Leib vnd Seele / Haab vnd Guͤtern wuͤr - den geſegnete Leute geweſen ſein Dann (ohne ruhm zu melden / vnd Gott ſey Danck darumb geſaget) ſie hatten wolſchon Gelt vnd Gut / daß ſie jhren Stand ehrlich dabey fuͤhren kondten.
Gegen jhren lieben Vnterthanen hat ſie ſich wol erzeiget / jhnen Gunſt vnd geneigten Willen be - wieſen / wenn jemand kranck geweſen / hat ſie WeinF ijvnd[44]vnd andere Sachen mittheilen laſſen / daß ſie gar offte von mir begeret haben / ich ſolte der ſeligen Frawen auff der Cantzel fuͤr ſolche wolthat Danc[k]ſagen.
Welches Trewhertzige vnd Adeliche Gemuͤthe ich zum offtern an jhr geſpuͤret vnd vermercket habe / in dieſem / wenn jemand inn der Gemeine kranck ge - weſen / daß ſie dann bey meiner Perſon fleiſſig frage te: Jſt dieſe oder jene Perſon auch ſehr kranck? Wie gehet es dieſem oder jenem Patienten? Da ich offte gedacht hette / Sie kennete dieſelbigẽ Leute noch nicht. Derhalben wir auch derſelben vnverhofften Toͤdlich - en Abgang heut zum hoͤchſten betrawren vnd bewer - nen / vnnd wuͤntſchen / wañ es dem lieben Gott gefel - lig / daß ſie noch lange Zeit vnſer liebe Erb - vnd Lehns Fraw hette ſein vnd bleiben ſollen.
Gott der Allmechtige welcher wolgefallen hat / wann ſich Chriſtliche Eheleute ſo wol begehen / hat ſie auch in dieſem inſtehenden 1621. Jahre / den 13. Februarij mit geſunder Leibesfrucht einer jungen Tochter begabet / welch liebes Adeliches K[i] ndlein den 18. Februar. auch alsbald zum Sacrament der H[.]Tauffe befoͤdert worden. Solch liebes Kindlein aber iſt jhr ſehr ſawr worden / dann ſie mit groſſen vnd vn[-]ausſprechlichen Schmertzen daſſelbige zur Welt ge - boren hat / jedoch gantz geduͤldig dabey geweſen / vnd jhr Vertrawen zu Gott gehabt.
Jn jhren hoͤchſten Noͤthen / da auch faſt alle Menſchliche huͤlffe aus war / kan ich mit Warhe[it]bezeugen / daß ich jhr nicht zuviel beten kondte / wann ich ein wenig auffhoͤrete / vermahnete ſie alsbaldwieder[45]wieder zu dem lieben Gebet. Wann jhre Schmertzen am groͤſten waren / ſo ſchrey ſie mit lauter Stimme: Jeſu / du Sohn David / erbarme dich mein. Welcher Textus zuvor / der vrſachen halben iſt expliciret vnd erklaͤret worden / bey außtragung jhres Adeli - chen Coͤrpers. Jch vermahnete / ſie wolte nu[r] "nun" handschriftlich korrigiert2 mit den Armen deß Glaubens von mir dieſe Worte an - nehmen / ex Pſal. 130. Vnnd ob es werth biß in diePſal. 130. Nacht / vnd wieder an den Morgen / ꝛc.
Das that ſie mit allem willen / vnd wiederholete ſie etlich vielmahl. Wann ich ſagte: Die Fraw Ge - batter laſſe ſich nicht verlangen / der liebe Gott wird gewißlich mit ſeiner huͤlffe in allen Gnaden erſchei - nen / vnd nicht lange mehr auſſen bleiben. Antwortete ſie: Ob es gleich werth biß in die Nacht vnd wieder an den Morgen / ſol doch mein Hertz an Gottes Macht / verzweiffeln nicht noch ſorgen.
Jhr groſſe Gedult / jhr beſtendiges Vertrawen zu Gott / vnd die groſſen kraͤffte / kan ich nicht deſcri - biren, wie dann die vornehmen Adelichen Perſonen wiſſen / die jhr in ſolchem ſchweren Zuſtande / Muͤt - terliche Liebe vnd rechte Trew erwieſen haben. Es war ſolche krafft in ihr / daß ſie auch jhren lieben Her - ren vnter den groͤſten Schmertzen troͤſtete / ergreiff jhn bey der Hand / hielt jhn feſte / ſagende: O liebes Hertze! O liebes Haͤuptlein! Betruͤbet euch doch nicht alſo / Gott wird wol helffen! Vnd wann er et - wan wegen groſſer Hertzensangſt ein wenig von jhrem Angſt Betlein gieng / ruffete ſie balde / O lie - bes Hertze! O allerliebſtes Haͤuptlein! O kompt wider zu mir / vnd betruͤbet euch doch nicht zu ſehr / eswird[46]wird bald beſſer werden! Ob es gleich werth biß in die Nacht / ꝛc.
Da aber der liebe Gott nu genaͤdiglich entbun - den hatte / ſagete ſie: Ja es hat recht mit mir geweh - ret biß in die Nacht / vnd wieder an den Morgen / vnd danckete Gott nebenſt jhrem Herren / vnnd vns allen von Hertzen.
Demnach verliehe der liebe Gott / daß ſie auff jhrem Kindelbette (auff welchem ſie gelegen 4. Wo - chen vnd 6. Tage) nach harten Schmertzen ſich gar wol befand / von Tage zu Tage funden ſich verlohr - ne Leibes kraͤffte wiederumb / befand ſich in guter ge - ſundheit / daß man jhren zuſtandt nicht gewuͤntſchter hette haben koͤnnen / vnd frewete ſich hoͤchlichen vber jhrem Kindlein.
Vnter dieſem treget es ſich zu / daß der H. Marg[-]graffe nach Lemberg koͤmpt / vnd ſein Volck auff mei - nes Herren S. Geſt. Guͤtter einquartiret / der vrſa - chen halben er dahin hat verreiſen muͤſſen / damit er moͤchte ſehen / wie mit den armen Leutlein vmbgegan - gen / auch deſto eher von ſeinen Guͤtern bracht wuͤrde.
Weil er aber nu etliche Tage auſſen bleibet / hat ſie ein hertzliches verlangen nach jhm / vnangeſehen / daß ſie jmmer vber den andern Tag Botſchafft zu - ſammen gehabt / vnd einander allen Zuſtand geſchrie - ben habẽ. Sie hat auch etlich mahl geſaget: Jch gleu - be nicht / daß mich der Herr wird lebendig finden.
Da aber das Volck auffbricht / machet ſich der Herr auch alsbald wiederumb hieher nach Rudelß dorff / vnd den 18. Martii kompt er nach Hauſe / da helt gleich die ſelige Fraw Mahlzeit. Wie er dieStu -[47]Stuben Thuͤr auffmachet / ſtehet ſie bald auff / gehet jhm entgegen / vnd empfangen einander mit groſſen frewden. Er findet ſie friſch vnd geſund / erzehlet jhr die verrichtung drauſſen / daß ſie recht froͤlich bey - einander ſitzen. Endlich fangen ſie auch an / ſich auffHomo pro - Deus diſpo - nit. den Kirchgang zu frewen / vnnd reden von demſelbi - gen / wie ſie jhre liebe Vnterthanen wolte laſſen ein - laden / iſt froͤlich vnd guter dinge / daß ſich auch der Wolgeborne Herr / Herr Chriſtoff von Redern / Freyherr auff Friedland / Reichenberg / Straͤlitz / Toſt vnd Peißkretſchem ꝛc. S. G. welcher gleich mit dem Herren S. Geſt. nach Hauſe kommen war / we - gen erholung der Leibeskraͤfften / auch froͤlichem lie - ben Zuſtande der beyden Ehleute nicht wenig erfrew - et hatte / wie Jhr Gnaden denn offters ſeithero die froͤligkeit / Eheliche / beſtendige Liebe vnd Trewe vn - ter dieſen beyden Eheleuten gelobet vnnd geruͤhmet haben.
Sie gehet denſelbigen Abend friſch vnd geſund zu Bette / am Morgen ſtehet ſie friſch vnnd geſund auff / iſt froͤlich daß jhr liebſtes Hertze wiederumb zu jhr kommen war / leget ſich mit Kleidung an / wie ſie ſonſten pflegete zu gehen / Nimbt jhr Buch / helt jhr Morgengebete / ſinget mit hertzlicher Andacht: Da Jeſus an dem Creutze ſtund / ꝛc. Da deñ jhr lieber H. in gleichem auch auffgeſtanden war / vnnd in einem vnd dem andern froͤliche Vnterredung mit einander gepflogen.
Darnach leſt ſie jhr ein Fruͤſtuͤck bereiten / ſitzet zu Tiſche / vnd jſſet etwas von einem Ey / ſtehet aber bald auff / wird ploͤtzlichen kranck / vnd ſpricht: Jung -fraw[48]fraw Barbara / O wie felt mir mein Fluß / Mein Fluß / heiſſet jhr auch ſelbſten Schlagwaſſer geben. Da erſchräcken ſie alle hoͤchlichen / vnd weil nicht weit vom Tiſche der Ammen Betlein ſtand / legten ſie die - ſelbe alſo mit Kleidern darauff / holen Schlagwaſ - ſer / vnd wird jhr von jhrem Herren in einem Loͤffel eingegeben. Weil ſie aber gar erkalt iſt / waͤrmen vnd reiben ſie ſolche mit warmen Tuͤchern / vnnd werden allerhand medicamenta adhibiret, die man in der Eyl hat haben koͤnnen.
Weil die Schwachheit vberhand nimbt / ſo bege - ret ſie / man ſolte nach mir ſchicken / da kam ich auch alsbald / vnd troͤſtete ſie mit Gottes Wort / wie ſie dann alles mit hertzlichem Seufftzen annam. Jch be - tete jhr auch etliche ſchoͤne Gebetlein fuͤr / Als da ſind: Leb ich / ſo leb ich meinem Gott / ꝛc.
HErr wie du wilt / ſo ſchicks mit mir / ꝛc.
Ein Wuͤrmlein bin ich arm vnd klein / ꝛc.
Himliſcher Vater / trewer Gott / ich weiß gewiß daß durch den Todt / mein Leben ich auff dieſe[r]Erd / einmahl ſchlieſſen vnd enden werd / ꝛc.
Vnd was dergleichen mehr war / welche ich alle zu er zehlen fuͤr vnnoͤtig achte.
Da ich jhr nun mit Troſte aus Gottes Worte beygewohnet hatte / da fieng ſie an / vnnd ſagete zu jhrem lieben Herren: O liebſtes Hertze / Es kompt jtzt wieder / ich werde gar kalt / es iſt wol der rechte To - des ſchweiß / ich werde gewiß ſte[r]ben / es drucket mich ſehr vmbs Hertze / vnd ſticht mich in beyden Seiten.
Da fieng der hochbetruͤbte Herr an bitterlich zu weinen / daß er fuͤr wehmut nichts ſagen kondte.
Weil[49]Weil aber der Wolgeborne Herr / Chriſtoph / "Herr" handschriftlich am Seitenrand ergänzt Herr von Redern S. G. auff der Seiten ſaß / vnnd ein warmes Tuch vmb jhren rechten Arm hielt / Sagte er: Aller liebſte Fraw Gevatter / ſie mache jhr nicht ſolche Gedancken / wir wollen hoffen / daß jhr Gott wol wieder wird auffhelffen.
Da Jhr G. ausgeredet hatten / ſagete ich: Wol - benambte Fraw Gevatter / wir wollen fleiſſig beten /Bernhardus. Sæpè Deus non exaudit ad volunta - tem, ut exau - diat ad ſaluté daß jhr der liebe Gott einen geſunden vnnd froͤlichen Kirchgang verleihen / vnnd dem jungen Adelichen Toͤchterlein (wo gut vnd ſeliglichen) zum beſten das Leben verlengern wolle / daß ſie neben jhrem lieben Herren viel freude vnd luſt an demſelbigen ſehen vnd haben moͤge.
Auff dieſe worte / ward jhr alsbalde das Adeli - che Kind von der Edelen / Viel Ehrentugentreichen Jungfrawen Barbara / gebornen Rechenbergerin / auffs Bette geleget / alſo ſagende: Jungefraw / Se - het jhr auch ewer liebſtes Kind? Da ſtreichete ſie es mit der Hand 2. mahl / vnd wandte ſich zum Her - ren / mit dieſen worten: O liebes Hertz / werde ich ja ſterben / ſo hadt ja das Kind lieb vmb meinet willen. Offte ſahe ſie den Herren S. G. ſtarck an / als wann ſie etwas ſagen wolte / vnd ſchweig doch / vnd hub jhre Augen alsdann empor.
Nach dieſem wuͤnſchete ſie offte: O wann ich nur in meinem Bettlein lege!
Als dieſes geſchach / ward ich abgefodert eine LeichenPredigt zu halten / da fragete ich / ob ich auch gehen ſolte? Antwortete ſie: Ja gehet nur / vnd kompt als denn wieder. Da gieng ich / vnd vermahnete fuͤrGvnd[50]vnd nach der Predigt / die Leute ſolten fleiſſig neben mir beten / daß es Gott mit vnſer vielgeliebten Erb - vnd Lehns Frawen ſchicken wolte / wie es jhr moͤchte gut vnd ſeliglichen ſein / weil ſie ploͤtzlichen inn groſſe Leibes ſchwachheit eingefallen were.
5. Morbi genus. Dieſe jhre Schwachheit aber war nichts anders als Apoplexia, der Schlag / oder der groſſe Schlag / vom ἀποπλήπτω percutio, ferio, afflo, attonitum reddo. Daher kompt das wort ἀποπληξίη oder ἀϖο - ϖληξία, languor, attonitus, ſtupor totius corpo - ris, ſtupor mentis & corporis, omnium mem - brorum reſolutio. Man nennets auch Gut〈…〉〈…〉 am, den Tropffen. Etliche nennens die Hand Gottes / Gottes gewalt / Jtem die Perle. Es iſt zwar dit Kranckheit eine paſsio capitis, oder Kranckheit deß Haͤupts / vnd geſchicht wenn einem Menſchen alle 3. ventriculi deß Gehirns mit einer kalten / dicken / ze - hen vnd rotzigen feuchtigkeit zugleich heuffig erfuͤllet vnd verſtopffet werden / vnnd wird alſo den Meati - bus, oder gegen deß Gehirns / durch welchen ſich die Spiritus animal es, ſenſitivi & motivi in den gantzen Leib zertheilen vnd außgehen / der weg oder jhr ausgang verhindert / daß ſie nicht fort koͤnnen: Verleuret demnach der gantze Leib ſeine bewegung vnd ſein fuͤlen / daß er nichts mehr fuͤhlet.
Mehr von dieſer Kranckheit zu reden / vnd was fuͤr ein groſſer vnterſcheid ſey zwiſchen der Apople - xia paraplegia vnnd paralyſi verbeut mir die zeit / weil ſie verfloſſen iſt.
Jn dem ich aber nun mein Ampt beſtellete / ha - ben ſie die Adeliche Fraw / welche mit der jtzo gemel -ten[51]ten Kranckheit behafftet war / vnter deſſen in jhr 6. Wochen Betlein geleget / vnnd weil der Herr S. Geſt. denſelbigen Tag noch nichts geſſen hatte / leſ - ſet er jhme etwas von Speiſe aufftragen / ſonderlich weil ſich die Fraw hatte hienumb gewendet / als weñ ſie ein wenig ſchlaffen wolte / ehe er ſich aber kaum recht nieder geſetzet hat / da ruffet ſie wiederumb: O liebſtes Hertz! O liebſtes Haͤuptlein kompt her! Als er zu jhr kompt / breitet ſie die Haͤnde von einander / hebet die rechte Hand auff / vnnd[greifft] jhn vmb den Halß / vnd ſihet jhn ſtarck an. Die ander als die lin - cke Hand / leget ſie gegen der Jungfrawen / weil ſie auff der andern ſeiten geſtanden / vnd ſpricht: O lie - bes Hertz / wo es ſo fort fehret / ſo ſtoͤſſet es mir das Hertze abe. Darauff hatte der Herr geſagtt: O al - lerliebſtes Hertze / der getrewe Gott wird genaͤdiglich behuͤten. Weil aber die Schmertzen continuè nach - einander angehalten / hatte ſie abermahl geſaget: Ey nun ſtoͤſt es mir das Hertze ab / vnd ruͤcket wie ein we - nig hinauff / vnd zeucht auch bald (den 19. Tag Mar - tij zwiſchen 3. vnd 4. Vhr nach Mittage) mit ſol -6. Obitus. chem feinen Verſtande / Troſie an Gott / vnnd be - ſtendiger Liebe gegen jhrem Herren / gantz ſanfft vnd ſtille / ohne einige Bewegniß / jhres Alters 18. Jahr vnd 30. Wochen / ſeliglichen davon. Darnach poſt obitum hat ſie der Herr S. Geſt. ſchmertzlichen vnd mit weinenden Augen hertzlichen vnd wehklagende (wie E. L. leicht erachten koͤnnen) geſegnet / weil es ante obitum nicht geſchehen / vnd von ſeiner Hand einen Demand Ring genommen / vnd jhr jhn zum letzten neben andern begerten Ringen / Armbaͤnd -G ijlein[52]lein vnd Ketlein angeſtecket / wie ſolches bey der A - delichen Leichen geſehen worden.
O Todt / O Todt / du grimmiger vnd vnbarm - hertziger Todt / in was Trawren haſtu meinen viel - geliebten Erb - vnd Lehnsherren geſetzet / du haſt jhm nicht alleine / Anno 1613. den 14 Martij inn jhrem Weiblichen Beruff / die weiland Hoch-Wol[g]ebor - ne Fraw / Fraw Lucretiam / geborne Schlickin / Graͤfin zu Paſſaw / Freyen zu Weiß Kirchen / Ellen - bogen vnd Newdeck / ꝛc. damahls Fraw auff Woͤl - ckersdorff vnd Falckenſtein genommen: Sondern biſt jtzo wiederumb kommen / vnd haſt jhm durch dei - ne Bitterkeit ploͤtzlich auff dem Kindel Bette / die Edele / Viel Ehrentugendreiche vnd Wolbenambte Fraw Hedewig Reichenbachin / geborne Zedlitzin / geweſene Erb - vnd Lehns Fraw / auff Rudelßdorff / Siebenaichen / Wuͤrgsdorff / Hallendorff / Contzen - dorff / Lauterſeiffen / Ranßdorff / Hoͤll vnd Hartaw / auch genommen. Ach du grimmiger Todt! Hetteſtu doch ein inutile pondus terræ ergriffen / vnd einen Gottloſen Menſchen vnd vnnuͤtzen Brodfreſſer / oder die gerne voneinander geweſt weren / hinweg genom - men vnd abgewuͤrget.
Aber was hilfft es / Wen es trifft / den trifft es / contra mortis imperium nullum eſt remedi - um, wieder Todes gewalt hilfft lauter nichts / keiner kan ſich ſeiner erwehren / denn da iſt jhm Simſon nicht zu ſtarck / Abſolon nicht zu ſchoͤne / David nicht zu heilig / Salomo nicht zu weiſe / Ahaſael nicht zu geſchwinde / ſie muͤſſen alle dem Tode herhalten / vnd iſt kein Menſch auff dieſer Welt / der den Todt nichtſehe /[53]ſehe / derhalben der Todt ein Weg aller Welt / oder alles fleiſches genennet wird.
Dieweil es denn anders nicht ſein kan / ſondern es mus geſtorben ſein / als ſollen wir vber dem ſeligen Abſchiede vnſerer gleubigen Mit Chriſten nicht auff Heydniſche weiſe trawren / die kein Troſt haben der froͤlichen Aufferſtehung / ſondern ſollen nach Sy - rachs vermahnung am 38: Cap. als Chriſten traw -Syr. 38. ren / vnd vns wieder troͤſten / denn von Trawren kompt der Todt / vnnd deß Hertzens Trawrigkeit ſchwechet die Glieder.
Ob nun zwar meinem vielgeliebten Erb - vndConſol: Lehns Herrn S. Geſt. nechſt Gott vnd ſeinem Wor - te / ſein hoͤchſter lieber Schatz / ſeines Hertzens freude vnd wonne / ſeine Augenluſt vnnd liebſtes getrewſtes Hertz / durch deß Todes Bitterkeit genommen wor - den / mit der er vermeinet hette / in lieb vnd leid / wie es dem lieben Gott gefellig ſein wuͤrde / ſein Leben zuzu - bringen / vnd alldar im Sarg gantz verblichen lieget / vnd in die Erde ſol verſetzet werden: Daß er billich ſagen koͤndte: Jch bin ein elender Man: Ach HErrJerem: Thren. 2. Thren 3. Feras non culpes, quod mutari non poteſt. gedencke doch / wie ich ſo elend vnd verlaſſen / mit Wermut vnd Gallen getrencket bin. Ach HErr wie bange iſt mir / daß mirs im Leibe davon wehe thut / mein Hertze wallet mir in meinem Leibe / denn ich bin hoch betruͤbet. Denn im Hauſe hat mich der Todt zum Witwer gemacht. Sol er ſich demnach heute troͤſten / daß ſolches nicht bloß caſu oder fortuitò ohne gefehr geſchehen ſey / Sondern es habe ſich nach Gottes willen alſo begeben vnnd zugetragen /Job 14. welcher den Anfang / Mittel vnd Ende dieſes zeitli -chen[54]chen Lebens /[das] "daß" von Hand durchgestrichen; handschriftliche Berichtigung "das" am Seitenrand3 nach ſeinem weiſen Rath verordnet vnd außgetheilet / vnnd einem jeden Menſchen ſeine zeit abgemeſſen hat / wie lang er lebẽ / vñ welche ſtun -Pſal. 90. de er ſterben werde / Pſal. 90. Der die hoͤchſte gewalt vber alle Menſchen hat / leſſet die Menſchen ſterben.
3. Vita gloriæ. Jtem: Er ſol ſich troͤſten: Daß Gott jhre Seele in ſeine Allmechtige Hand eingeſchloſſen hat / daß ſie in Ewigkeit keine Qual anruͤhren ſol / der wird auch jhren verſtorbenen Leichnam vnd Gebeine in der Er - den verwahren / biß an den Juͤngſten Tag / da er den Leib mit der Seelen widerumb vereinigen wird / vnd in das ewige Leben verſetzen / da jhr einander wieder - umb ſehen werdet / in groſſer Freude / welche Freude niemand von euch nehmen wird: Vnd wie jhr euch in der Welt gefrewet / wann jhr etliche Tage nicht bey - einander geweſen / vnd gewuſt / daß jhr wiederumb mit geſunde habt ſollen zuſammen kommen / Alſo werdet jhr euch im Ewigen Leben auch miteinander frewen / weil jhr eine zeitlang durch den zeitlichen Todt ſeyt von einander getrennet geweſen. Da wer - det jhr einander erſt freundlich empfangen / vnd vber ewer[Se] "Sterb" von Hand durchgestrichen; handschriftliche Berichtigung "Se -" am Seitenrand4 ligkeit einander gratuliren vnnd ſagen: Gott ſey gelobet vnd gepreiſet in alle Ewigkeit / daß wir allhier im Ewigen Leben wiederumb zuſammen kommen / dorte in jener Welt haben wir beyſammen gelebet in Fried vnd Einigkeit / in Lieb vnnd Leyd / Allhier aber leben wir in Himliſcher Wonne vnnd Freud / vnd da werdet jhr erſt einander recht ins Her - tze ſehen koͤnnen / vnnd werdet einander hertzlich dan - cken / vnd nachruͤhmen alle Liebe vnd Trewe / die ei - nes dem andern in dieſem Leben erzeiget vnd bewieſen hat.
Alſo[55]Alſo geſegnet nu die Adeliche Leiche / weil es we - gen ploͤtzlichen Todes fahls nicht zuvor hat geſchehen koͤnnen / mit dieſen worten:
Nun geſegn euch Gott der HErre mein / hertzliebſter Herr / hertzliebſtes Kind / hertz - liebſte Fraw Groſſe Mutter / hertzliebſte Fraw Schwiger Mutter / vnnd jhr aller - liebſten Freunde mein /
Darauff wollen wir nun vnſern Abſchied von dieſer Adelichen Leiche nehmẽ / vnd ſie in dieſer Welt geſegnen / Der Ewige / Allmechtige Gott / der wolle nu jhren Leichnam in der Erden bewahren / demſel - ben eine ſanffte Ruhe / vnd am Juͤngſten Tage / eine froͤliche Aufferſtehung verleihen zum Ewigen Leben / Amen.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
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