PRIMS Full-text transcription (HTML)
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I. N. J. Das unter der Creutzes Laſt aͤchtzende Chriſten-Hertz /
Der Weyland Hoch-Edelgebohrnen Frauen / FRAUEN Barbara Eliſabeth Vermaͤhlten von Kreckwitz / geb. von Tſchammer / Frau auf Jupen-Heintzendorff / Großkloden und Frontze / Aus den Worten Hiobs VI. v. 1. 2. 3. den 28. Maji, des 1704ten Jahres / Bey Hoͤchſt-Adel. Leich-Begaͤngnis Jm Hauſe Gottes zu Geiſchen / Bey gehaltener Leich-Predigt Einfaͤltig vorgeſtellet /
Schlichtingsheim/ drucktsJohann Chriſtoph Wild.
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Denen ſaͤm̃tlichen Hoch-Adelichen Trauer-Hertzen / Herrn Wittibers / Herren Soͤhnen / Frauen Toͤchter / Herren Eidmaͤnnern / Fr. Schwieger-Tochter / Seinen allerſeits Genaͤdigen und Wohlthaͤtigen Herꝛen und Frauen Gevattern / uͤbergiebet Jn gebuͤhrender Obſervantz / Auff dero Begehren / Dieſe / zu der Seel. Frau[ G] emahlin / und Frau Mutter Letztem Andencken / Gehaltene Predigt /

Jhr treuer Vorbitter bey GOtt / M. Caſpar Sommer.

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I. N. J.
GOtt troͤſte uns / laß leuchten dein Ant - litz uͤber uns / ſo geneſen wir / Amen.

ER hat mich gefuͤhret / und laſſen ge - hen ins Finſternuͤs / und nicht ans Licht. Dieſes / Andaͤchtige / Hoch - Adeliche Trauer-Hertzen / ſind Worte des klagenden Propheten. Thren. III. a Welcher in dem vorher -Thr. 3, 2. gehenden Vers ſich verlauten laſſen / er ſey ein elender Mann / der die Ru - the des Grimmes GOttes ſehen muͤſſen.

Er redet ſo wohl in der Perſon ſeines Volckes / als ſei - ner eigenen; weil das Elend und Jammer ſie ſam̃t und ſon - ders troffen / und jedweder vor ſich ſelbſt daruͤber zu klagen gehabt. Stellet ſich alſo vor / als einen von dem Hoͤchſten in cameram obſcuram gefuͤhrten / und vergleicht damahli - gen Zuſtand einer finſtern Kammer. Den Gelehrten iſt bekand / was ſinnreiche in opticis wohlgeuͤbte Koͤpffe vorA 2luſus4Chriſtlicheluſus und Spiele haben / wie ſie in ihren finſtern Kammer〈…〉〈…〉 gegen geſetzte Sachen bald auff recht bald auff verkehret / nachdem die eingeſetzten Augen-Glaͤſer ſind / und die Strah - len des Lichts hinein fallen / wunderlich ſtellen koͤnnen / daß es wohl die Unwiſſenden vor Zauberey halten ſollen.

Es braucht keiner weitlaͤufftigen Außfuͤhrung / wie in Goͤttlicher Schrifft Finſternuͤs / Truͤbſal / Elend und Trau - rigkeit bedente / die Finſternuͤs machts kein Ende mit mira Hiob. 23. v. 17. und das Dunckele wil von mir nicht verdecket werden. Hiob. XXIII. v. 17. a Das iſt Truͤbſal und Ungluͤck will noch keinb Pſ. 18, 29. Ende nehmen. Jm Gegentheil ſtehet. b Pſ. XIIX. Der HErꝛ mein GOtt machet meine Finſternuͤs lichte.

Was es vor einen Jammer-Stand zur ſelbigen Zeit mit dem Volck gehabt / unter deme der Prophet geweiſſa - get / erhellet gnugſamb aus den Klage-Liedern: Unſers Hertzens Freude hat ein Ende / unſer Reigen iſt in Weh - klagen verwandelt / die Cron unſers Haͤupts iſt abgefallen. O wehe daß wir ſo geſuͤndiget haben. Darumb iſt unſer Hertz betruͤbt und unſer Augen ſind finſter worden. c

c Thren. 5, 15. 16. 17Mir kommet es vor / als ſey vom 27. Februar. an / in dem Hoch Adelichen Hauſe Jupendorff eben dieſe Kla - ge gehoͤret worden: Er har mich gefuͤhret / und laſſen gehen ins Finſternuͤs / und nicht ans Licht: Nach - dem dem Allerheiligſten GOtt gefallen ins Fuͤnſternis zu legen / wie die Todten in der Welt / zu reden mit dem Heil. d Pſ. 143, 3 Thr. 3, 6.Pſalmiſten Pſ. CXLIII. d Oder vielmehr / die GOtt gehei - ligte Seele zu verſetzen in das ewige Licht / der weyland HochEdelgebohrnen Frauen / Frauen Bar - bara Eliſabeth / Vermaͤhlten von Kreckwitz / ge -bohren5Leichen-Predigt. bohrnen von Tſchammer / Frauen auf Jupen-Hein - tzendorff / Großkloden und Frontze.

Es klaget der Hoch Edelgebohrne Ritter und Hr. Herꝛ Guſtav Siegmund von Kreckwitz / Herꝛ auf Jupen-Heintzendorff / Großkloden und Frontze / des Gurauiſchen Kreißes Hoch-Anſehnli - chen Koͤnigl. Mann-Rechts Beyſitzer und Zauden - Richter / bey toͤdlichem Hintritt ſeiner Hertz-innigſt ge - liebten Fr. Gemahlin: Er hat mich gefuͤhret / und laſſen gehen ins Finſternuͤs / und nicht ans Licht - GOtt hat Jhn bisher geuͤbet durch vielfaͤltige Kraͤnckung und Bekuͤmmernuͤs / daß es geheiſſen: Unſer Hertz iſt be - truͤbet und iſt alles[finſter] vor den Augen. Thr. V. aa Thr. 5, 17 Der HErr unſerer Tage b hat ihn kommen laſſen in dieb Pſ. 74, 16 jenigen Tage / die der weiſe Prediger vorſtellet / daß ſie heiſ - ſen: c Sie gefallen mir nicht / die Sonne und das Licht /c Ecd. 12, 1 Mond und Sternen werden finſter. Es war nicht gnung / daß der Allgewaltige ihn gerathen laſſen in den Zuſtand des Patriarchen Iſaacs, daß ſeine Leibes-Augen tunckel worden / d und eroͤffters ſeuffzet: e Es iſt finſter umbd Gen. 27. v. 1. mich. Sondern es erzeuget Jhm GOtt ein hartes durch Hinwegnehmung ſeiner Augen-Luſt / wie eine liebreiche E -e Tob. 5. v. 13. he-Gemahlin von dem Heiligen Geiſte genennet wird. ff Ezech. 24, 16. Er fuͤhret ihn recht incameram obſcuram des Elendes. Die Sonne des Hauſes g und Hertzens iſt untergegangeng Sir. 26. v. 21. auf die ſein Hertze ſich verlaſſen koͤnnen / die ihm Liebes und kein Leides gethan ihr Lebenlang / h an der er gehabt ei -h Prov. 31, 11. 12. ne treue Gehuͤlffin und eine Saͤule / der er ſich troͤſten koͤn - nen; i in welcher als in einen Mittel-Punct zuſammen ge -i Sir. 36. v. 26.A 3faſſet6Chriſtlichefaſſet alle Tugenden / die Syrach und Salomon an einema Sir. 26, 1. ſeq. 16. ſeq. Prov. 31, 10 ſeqq. Tugend-belobten Frauen-Zimmer preiſen: a Die Jhres gleichen nie gehabt / wie der HochEdle Nuͤrrenberger Bili - bald Perckheimer ſeine verſtorbene Ehe-Genoßin auff dem ihr geſetzten Grabmahl preiſet. Alſo ſitzet er recht in ei - ner finſtern Kammer voll Kummer / darinnen mancherley Bildnuͤſſe vor ſeine Gemuͤths-Augen kommen / die demſel - ben mehr Sorgfalt verurſachten. GOtt der nur bey ver -b Pſ. 18, 27 kehrten verkehret iſt / Pſal. XIIX. b ſcheinet auch hier gantz verkehret zu ſeyn. Er bath umb ſeiner innigſt-geliebteſten und eintzigen Stuͤtze ſeines kummerhafften Zuſtandes Er -c Pſ. 65, 3. haltung: c Aber es ſahe aus / als wenn die Goͤttliche Oh - ren verſtopfft waͤren. Zuweilen lies er ſich in ſeiner rech -d Prov. 31. v. 10. 11. ten Geſtalt / welche iſt / wie der Pſalmiſt ſie vorſtellet; d du erhoͤreſt Gebeth / und einige Blicke ſehen / die Hoffnung machten der Wiederaufkunfft / aber er verwandelte ſich end - lich durch den harten Hertzens-Rieß in einen Grauſamen. e Job. 30. v. 21. Sirach. 26 v. 21. 22. 23.e Und nun wird ſeinem Hertzen in dieſer camera obſcura bald ein zerſtickt und blutend Hertze / bald eine in Eßig toͤd - licher Kranckheit zerfluͤſſende Perle / f bald ein reich bela - den / aber zerſcheiterndes Kauffmann-Schiff / bald eine ver -f v. Dãnh. Theol. Conſc. T. l. p. 289. finſterte Sonne / verloſchene Lampe / umbgekehrte Saule vorgeſtellet. g Die Juden haben ein Sprichwort / h dem die Ehe-Frau ſtirbet / umb den wird die Welt finſter. Eing Johan. Riſt / Vor - bericht uͤber ſeine Jen - ners-Mo -〈…〉〈…〉 nat Unter - redungen. in Schrifften hochberuͤhmter Mann i ſchreibet von ſich / als ihm ſeine Ehe-Genoßin zur Leiche worden: Jch habe Zeit meiner Wahlfarth ſo mancherley Ungluͤck / und ſo viel Truͤbſal außgeſtanden / daß ich ſie nicht alle erzehlen kan. Dieſes letzte aber hab ich befunden / daß es das Schwer - ſte ſey. Ein jeder in vergnuͤgter Ehelebender der mit einer ſolchen Geſellin des Bundes begabet / ſo ein Ehemann we -gen7Leichen-Predigt. gen der vielfaͤltigen Tugenden von Hertzen liebet / kan leicht urtheilen / welch ein uͤberauß groſſes Creutz und Elend das ſeyn muͤſſe. Dieſes iſt eben / was unſer Hochbetruͤbter Herr von Kreckwitz klagt / daß er gehabt (ach leider! ge - habt) eine ſolche Ehe-Gemahlin / die geweſen / die Sonne ſei - nes Hauſes / die Crone ſeines Haupts / a die er als eina Prov. 12. v. 4. ſonderbahres Zeichen Goͤttlicher Gunſt auf ſeinem Hertzen getragen / und umb der Gnaden Gaben und Tugenden willen / die GOtt in ſie gepraͤget und gepflantzet / wie ſein Hertz und Leben geliebet.

Jn eben dieſe finſter Kammer befinden ſich gefuͤhret die Hoch-Adelichen Herꝛen Soͤhne / Frauen Toͤch - ter / Herꝛen Schwieger-Soͤhne / Fr. Schwieger - Tochter / denen in der Seel. Frau Mutter unterge - gangen die Sonne der Freuden und Troſtes: welche / wo ſie nur vermocht / ihnen die Sonne zugewand mit andaͤch - tigem Gebeth die Gnade GOttes / ſo der Frommen Son - ne iſt Pſal. LXXXIV, 12. erbethen / und viel Finſternuͤs abge -b Pſ. 84, 1[2] kehrt / dannenhero / nachdem ſie ins Finſternuͤs geleget / kla - gen ſie: Er hat uns gefuͤhret und laſſen gehen ins Finſternuͤs und nicht ans Licht / in welcher Duͤſterheit ihnen ſonderlich jaͤmmerlich vorkommet / das Bild des Hn. Vatern / wie ſelbiger durch Zubrechung ſeiner Hauß - Saͤule ſo uͤbel ſteht.

Solch Finſternuͤß des Traurens befindet ſich bey al - len Hoch-Adelichen Blut - und Muths-Freunden / welche die Seel. Frau vor Jhr Licht gehalten / das Licht bey Jhr geholet / und Troſt und Rath allezeit gefunden. Es kan die Sonne / das allgemeine Welt-Licht / nicht ſo erfreu -lich8Chriſtlichelich ſeyn / denen die im Finſternuͤs geſeſſen / wann ſie ſolches zuſehen bekommen: Denn es iſt das Licht ſuͤſſe / und denEccleſ. 11. v. 7. Augen lieblich die Sonne zuſehen Eccleſ. XI. v. 7. als ihren Unterthanen / wenn ſie in Angelegenheiten und Noͤthen bey ihr Zuflucht hatten / und nie ohne Troſt und Huͤlffe von Jhr gelaſſen worden. Darumb / nachdem ihnen dieſe allerguͤttigſte Frau / ja gnaͤdige Mutter / entzogen / klagen ſie: Er hat uns gefuͤhret / und laſſen gehen ins Finſternuͤs / und nicht ans Licht.

Wenn in einem Zimmer die Lichter außgeleſchet wer - den / ſo wird es in demſelben finſter. Die From̃en ſind eina Eph. 5, 8 Licht in dem HErꝛn / a und Lichter der Welt / die da ſchei - nen mitten unter dem unſchlachtigen und verkehrten Ge -b Phil. 2, 15 ſchlecht / wie Paulus von den wahren Glaͤubigen redet / b weil ſie ihr Licht leuchten laſſen vor den Leuten / daß ſie ih - re gutte Wercke ſehen / und den Vater im Himmel preiſen /c Matth. 5, 16. nach der Vermahnung des Heylandes. c Unter denen iſt unſere Seel. Frau von Kreckwitzen geweſen / die / wie von Thabea das Apoſtoliſche Geſchicht-Buch ruͤhmet / d volld Act. 20. v. 36. gutter Wercke und Allmoſen / damit ſie Jhren Glauben leuchten laſſen: Welche wie gegen das Armuth mildiglich / alſo gegen Gottes Diener: Deſſen warhafftiger Zeuge ich ſeyn kan / ehrerbietig und wohlthaͤtig / darinnen Sie wenig ihres gleichen hat. Dennoch iſt mit Jhr verloſchen ein helles Licht / eine Matron, von welcher mit Warheit das /e Ruth. 3. v. 11. was von Ruth geprieſen worden / mag nachgeſagt werden. e Das gantze Land weiß / daß du ein Tugendſames Weib biſt / welcher Maͤnniglich das Lob zueignet / ſo der Weiſeſte unter den Koͤnigen an einem Frauen-Zimmer durch dasf Prov. 31. v. 10. ſeq. gantze Ebræiſche Alphabet herauß ſtreichet. f Derer Wan -del9Leichen-Predigt. del von Jugend auff beſtanden / nicht in eitlem Schmuck und Putz; denn ihr Schmuck war der verborgene Menſch des Hertzens / unverruͤckt mit ſtillem und ſanfftem Geiſte / ſo koͤſtlich iſt vor GOtt nach des Apoſtels Petri Lehre. aa 1. Potr. 3. v. 3. Sie leuchtete nicht wie die ſtoltzen Frauen zu Zion. Eſ. III. b So heutiges Tages ein galantes Frauen-Zimmer heiſt /b Eſ. 3, 16. ſondern in wahrer Gottesfurcht und Andachten wie Eli - ſabeth, c indem ſie mit Maria das beſte Theil erwehlte / dc Luc. 1, 41 mit Hanna Luſt hatte zuſchauen die ſchoͤnen Gottesdienſted Luc. 10. v. 42. des HERRN / und ſeinen Tempel zubeſuchen; e und ihr Hertz vor dem HErrn außſchuͤttete / f und manche Nothe Pſ. 27, 4. abgebetet. Jn welcher wohnete ein ungefaͤrbter Glaube /f 1. Sam. 1. v. 15. wie an der Loide und Eunice. 2. Tim. I. g Ja ein herrlich Licht Heiligen Beyſpiels / ſo JEſu ihrem Licht nachgefol -g 2. Tim. 1. v. 5. get / h und in ſeinem Licht zu wandeln / ſich angelegen ſeyn laſſen / iſt in unſer Kirch-Verſam̃lung außgegangen. Da -h Joh. 8. v. 12. hero was iſt anders zubefuͤrchten / als Finſternuͤs? Und weil die From̃en weggerafft werden vor dem Ungluͤck. Eſ. LVII. i Wer weiß was uͤber uns kommen doͤrffte? i Eſ. 57, 1.

Allein in dieſer camerâ obſcura fallen weg die Strah - len des Goͤttlichen Wortes / ſo uns ein ſchoͤnes Troſt-Bild vorſtellet. Denn wer iſt der / welcher fuͤhret ins Finſter - nuͤs? Der HErr der ſeine Heiligen wunderlich fuͤhret; kk Pſ. 10, 4. Er fuͤhret in die Hoͤlle und wieder herauß. l Der iſt derl 1. Sam. 2. v. 6. From̃en Licht und Heyl / m daß ſie ſagen mit dem Pro - pheten: n Ob ich gleich im Finſtern ſitze / ſo iſt doch derm Pſ. 27, 1. HErr mein Licht. Jch wil des HErren Zorn tragen /n Mich 7. v. 8. 9. denn ich habe wieder Jhn geſuͤndiget. Er wird mich an das Licht bringen / daß ich meine Luſt an ſeiner Gnade ſe - he. Es ſtellet uns vor die Seel. Frau / wie Sie vor Gott liegt und ſeuffzet: o Die Angſt meines Hertzens iſt groß /o Pſ. 25, 17. 18.Bfuͤhre10Chriſtlichefuͤhre mich aus meinen Noͤthen: Fuͤhre meine Seele aus dem Kercker. Es ſtellet uns aber auch ſelbte vor / wie ſiea 2. Tim. 4. v. 18. auffwerts zum Hoͤchſten ſiehet: a Der HErr wird mich erloͤſen von allem Ubel / und außhelffen zu ſeinem Him̃li - ſchen Reich. Er ſtellet ſie vor zu herrlichem Troſt allerſeits HochAdelichen Betruͤbten / wie die Him̃liſche Hand ſie aus dem finſtern Thal zum ewigen Lichte eingefuͤhret.

Wie nun Jhrem betruͤbten Hertzen ſolche Goͤttliche Licht-Strahlen vorkommen / alſo bin ich auffgetreten die Seel. Frau / wie ſie ſelbſt ſich durch erwehlten Leich-Text in camerâ obſcurâ, in ihrer Jammer-Geſtalt auffgeſtellet / zu Jhrem loͤblichen Andencken und Jhnen zu Troſte zu præ - ſentiren / als welche darauß in das Licht der ewigen Freu - den eingefuͤhret / zu GOtt der da wohnet in einem Lichtb 1. Tim. 6. v. 16. da niemand zukommen kan / b bey dem Sie iſt und ſeyn wird allwege. Wozu aber bey unſerm von Natur verfin -1. Theſ. 4. v. 17. ſterten Verſtande / wir erbitten Goͤttliche Erleuchtung / und bey unſerm natuͤrlichen Unvermoͤgen Krafft aus der Hoͤhe / durch das Gebeth / ſo uns JESUS ſelbſt gelehrt und zu bethen befohlen hat.

Leichen-TEXT.

(Hiob. VI. v. 1. 2. 3. )
HIob antwortet und ſprach: Weñ man meinen Fam -mer11Leichen-Predigt. mer waͤge / und mein Leyden zuſammen in eine Wage lege - te / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn / dann Sand am Meer.

DU haſt auf unſere Lenden eine Laſt geleget. Alſo ſinget David Pſal. LXVI. a in welchem era Pſ. 66, 18 alle Lande auffmuntert mit Jauchzen den Hoͤch - ſten zu ruͤhmen. Er fuͤhret darinnen an die Goͤttlichen Wohlthaten / unter denen auch iſt die Befreyung von der ſchweren Laſt / ſo Er / der HERR / ihnen auffgelegt. Du haſt auf unſere Lende eine Laſt gelegt.

Er redet mit GOtt / deme Er danckt / der der einige Helffer und Erꝛetter / b der alle Huͤlffe thut / ſo auf Erden ge -b Pſ. 70, 7. ſchiehet; c welcher auch die Laſt auffgelegt: Du haſtc Pſ. 74, 12 auf unſere Lenden eine Laſt gelegt.

Er redet aber im Nahmen des Volckes GOttes. Die - ſes war im Alten Teſtament das Jſraelitiſche / das zum Erbtheil erwehlet war. dd Pſ. 24, 2.

Dahero verſtehen einige durch die Laſt / von der er re - det / die Drangſal / ſo das Volck erlitten in Egypten unter der ſchweren Dienſtbarkeit. Und freylich waren ihre Schul - tern Laſttragende / wie Pſal. XXCI. ſtehet / da ich ihre Schul - tern von der Laſt erledigte. ee Pſ. 81, 7.

B 2Allein /12Chriſtliche

Allein / es moͤgen dieſe Davidiſche Worte von allen From̃en verſtanden werden / denen GOtt eine Laſt aufge -a Pſ. 68, 20 legt. Pſ. LXIIX. a

Durch das Wort Laſt / wird angedeutet ein groſſes und ſchweres Leyden / das Wort des eigentlichen Textes, ſo im Deutſchen Laſt uͤberſetzet iſt / wird ſonſt gegeben durch einen engen Gurt / wie es alſo auch die Hollaͤnder gege -b Geier. Cõment. in h. l. ben; b Daß die Meynung ſey / du haſt eine ſchwere Laſt aufgeguͤrtet / wie man Eſeln oder andern Laſtbahren Thie - ren thut / auch wohl Menſchen / denen als Sclaven ſolche groſſe Buͤrden zutragen auffgeleget werden. Beym Pro -c Amos 11, 13. pheten Amos c wird das Stamm-Wort〈…〉〈…〉1 gebraucht von einem Laſtwagen / der ſo ſchwer beladen / daß er knirret. Alſo wird GOttes Volck vorgeſtellet / als ein ſchwer bela - dener Laſtwagen / ſo unter der Laſt knirret und knarret /d Back. in Pſ. Part. II. p. 136. als wolt er itzo in Stuͤcken brechen. d

So ſind die Frommen rechte Lafttraͤger mit ſchweren Laſten beladen / und zwar von GOtt / der dadurch entwe - der bezwinget den alten Adam / oder das Fleiſch / daß es nicht muthwillig und geil werde / noch ſich mit Suͤnden be - lade / ſondern nach GOttes Willen einhergehe / oder ver - ſuchet und pruͤfft den Glauben / muntert auf die Hoffnung / und erwecket eine Begierde und Verlangen nach dem ewi - gen Leben.

Doch aber laͤſt er ſie nicht alſo beladen / und daß ſie ſolten untergedruͤcket werden / und erſticken / ſondern es fol - get die Erledigung / daß ſie erqvicket und vergnuͤgt werden; welches ſo es nicht in dieſem Leben / doch im Tode voͤllig ge - ſchiehet / da wir erloͤſet werden vom allem Ubel. 2. Ti - moth. IV, 18.

Wie David from̃e Creutztraͤger einiger maſſen anſieht /als13Leichen-Predigt. als beladene Laſtwagen / ſo wuͤntſchet Hiob in verleſe - nem Text ſeine Creutzes-Laſt geleget in eine Wage.

Unſere Seel. Frau von Kreckwitzin / war eine geiſt - liche Jſraelitin. Denn alſo werden die Glaͤubigen genen - net Rom. IX. a ſie gehoͤrte zum Jſrael GOttes / durch dena Rom. 9. v. 7. Glauben: b Darumb ſie auch die Verhaͤngnuͤſſe der Jſrae - liten erfahren muͤſſen. Es bleibt doch dabey was JEſusb Gal. 6, 16 zu ſeinen Juͤngern ſaget: Jn der Welt habt ihr Angſt. cc Joh. 16. v. 43. Und alſo muſte ſie ſeyn eine Laſttraͤgerin. Jene Laſt leg - te auf der Tyrann Pharao, aber auf Goͤttliche Zulaſſung / deñ ſolche der Hoͤchſte ſchon Abraham angeſaget: d Da -d Gen. 15. v. 13. hero wird die Aufflegung auch GOTT zugeſchrieben: Du haſt auf unſere Laͤnden eine Laſt gelegt. GOtt iſt es der den From̃en die Laſt aufflegt; es iſt Chriſti Laſt. Matth. XI. e Solche kam ihr zu tragen ſchwer vor / und liese Matth. 11. v. 30. ſich beduͤncken Hiob gleich zu ſeyn; derowegen ſie ſeine Worte zu Jhrem Leichen-Text erwehlet / und mir bey ihrem Leich-Begaͤngnuͤs vorzutragen anbefohlen: Wenn man meinen Jammer waͤge / und mein Leyden zuſam - men in eine Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn den Sand am Meer. Wie Sie in den Davidiſchen Worten / ſo zu Jhrem Stations-Texte erkieſet / und bereits geiſtreich außgefuͤhret worden / angezeiget Jhr Laͤchzen nach Troſt und Labſal: Alſo hat Sie mit dieſen Wor - ten Hiobs, deſſen Urſachen zuerkennen geben wollen / nem - lich die ſchwere Laſt und Truͤbſal unter welcher Sie aͤchzet: Wenn man meinen Jammer waͤge / und mein Leyden zuſammen in eine Wage legte / ſo wuͤr -B 3de14Chriſtlichede es ſchwerer ſeyn / deñ Sand am Meer. Demnach werden wir uns aus demſelben vorzuſtellen haben: Ein unter der Creutzes-Laſt aͤchzendes Chriſten-Hertz:

SO aͤchtzet uͤber das uͤberkommende und ihm ſchwer vorkommende / doch endlich abkommende Leyden. Wir ſeuffzen:

Dein Will geſcheh HErr GOtt zugleich /
Auf Erden wie im Himmelreich:
Gib uns Gedult in Leydens Zeit /
Gehorſam ſeyn in Lieb und Leyd:
Wehr und ſteur allem Fleiſch und Blut
Das wieder deinen Willen thut / Amen.

Wenn wir dieſe Worte Hiobs kuͤrtzlich durchgehen / ſind ſie eine beſchwer uͤber ſeines Leydens Schwere. Sie hal - ten in ſich Hiobs Klage uͤber ſeine Plage.

Denn es iſt die Klage Hiobs, welcher in dieſen Wor - ten beantwortet den Eliphas ſeinen Freund / der ihn ge - ſtraffet wegen ſeiner Ungedult / da er ſich verantwortet und erweiſen wil / er habe nicht zuviel gethan in ſeiner Klage wegen Groͤſſe und Wichtigkeit ſeiner Plage / vielmehr thue Eliphas zuviel in ſeiner Anklage und Beſtraffung / der auf die Beſchaffung ſeines Leydens / nicht recht acht habe.

Jch wil nicht einfuͤhren Hiobs Perſonalien. Jch laſſe an ſeinen Orth geſtellet ſeyn ſeine Herkunfft / und wer ergewe -15Leichen-Predigt. geweſen / ob ein Koͤnigin Edom, oder Fuͤrſt / oder Frembdling unter den Arabern geweſen. a Das iſt gewiß daß er ge -a v. Schmid. Comm. in Job. c. 1 v. 1. weſen.

Ein Gottſeeliger Mann / dem der Hoͤchſte Hertzen - kuͤndiger / b der allein die Menſchen recht kennet c und beurtheilet / indem Er Hertzen und Nieren pruͤfet / d dasb Jer. 17. v. 10. Zeugnuͤs giebet / daß er geweſen ſchlecht und recht / das iſt auffrichtig / und ohne falſch im Glauben und Liebe gegenc Pſ. 44, 22 GOtt und Menſchen: GOtt fuͤrchtend / und das Boͤſed Pſ. 7, 10. meidend / das iſt / der in allem ſeinen Thun GOtt vor Au - gen / und im Hertzen gehabt / und ſich gehuͤttet in die Suͤn - de zu willigen / e alſo daß ſein Ruhm war / das Zeugnuͤse Tob. 4, 6 ſeines gutten Gewiſſens / der konte ſagen: f Mein Gewiſ -f c. 27, 6. ſen beiſt mich nicht / meines gefuͤhrten Lebens halben. Mein Zeuge iſt droben in dem Himmel. g Aber dieſer ſo Gott -g c. 16, 19. ſeelige Mañ iſt worden ein truͤbſeeliger Mann / der allem Ungluͤck zum Ziel geſetzet war. h Denn der Heiligſte Gotth c. 16, 12. verhing dem Satan / der / als ein Luͤgner von Anfang / ii Joh. 8. v. 44. unverſchaͤmt Jhn angab als einen Heuchler / ſo nur GOtt wegen ſeines zeitlichen Nutzens diente / weil er ſo reichlich geſegnet / und im Him̃liſchen Schutze begriffen war; daß er ihn Anfangs angrieff an Haab und Guͤttern / ja an ſei - nen Kindern antaſtete / alſo daß er auff einen Tag umb all daß ſeine / auch die Kinder / kommen. Welches Hiob mit Gedult erlitten / und des Hoͤchſten Nahmen gelobet. Darnach hielt Sathan weiter an / und erhilt Macht uͤber ſeinen Leib / daß er ihn ſchlug auf ſolche Erlaubnuͤs GOt - tes mit boͤſen Schweren von der Fußſohlen an bis auf die Haupt-Scheitel. Wir laſſen ſich andere bekuͤmmern umb die Beſchaffenheit dieſer Leibs-Plage / k in welcher Hiobk v. Bar - tholinuserwie -16Chriſtlichede mor - bis Biblic & Urſin. Analect. P. II. p. 234.erwieſen einen GOtt-gelaſſenen Sinn: Haben wir Gut - tes empfangen von GOtt / und ſolten das Boͤſe nicht auch annehmen? Allein / als die grauſamſten Schmertzen anhil - ten / verfluchte er den Tag ſeiner Geburth / wuͤnſchete / daß er bald nach ſeiner Geburth moͤchte geſtorben ſeyn / und verlanget nach dem Tode / wegen der uͤberauß groſſen Schmertzen und Begierde der Ruhe. Demnach nun Eli - phas, der nebſt andern Freunden angekommen / ihn zu be - ſuchen / deswegen ſtraffte / vorhaltende die Goͤttliche Ge - rechtigkeit / die ihn ſeiner Suͤnde wegen alſo heimſuchete / welches er in dem 4. und 5. Capitel außfuͤhret / verantwor - tet ſich Hiob und breitet aus

Die ihm zugeſchickte Plage / wenn er ſagt: Weñ man meinen Jammer waͤge / und mein Leyden in ei - ne Wage legte / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn deñ Sand am Meer. Es gielt uns gleich / ob wir dieſe Worte op - tative als einen Wuntſch / oder conditionaliter, als eine be - dingte Rede / wie es unſer Lutherus gegeben / annehmen. So wil Hiob abbilden die Vielheit / Groͤſſe und Schwere ſeiner Plage / und zwar unter dem Bilde einer Wage. Wobey zu betrachten.

Die Einlage. Jn die eine Schaale begehret er ein - zulegen ſein Leyden und Jammer. Raſi, ſagt er. Der Griechiſche giebt es / orgin, Unwillen / Zorn: Dahero die Vulgata es peccata Suͤnden uͤberſetzet / damit ich den Zorn verdienet / ſo aber weder nach dem Buchſtaben / noch Mei - nung des Textes. Denn Hiob nicht erkennet / daß er der - maſſen ſich verſuͤndiget / daß ſeine Plage dem Zorne GOt - tes von einem Wiedergebohrnen moͤge zugeſchrieben wer -den.17Leichen-Predigt. den. Jm 10. Vers ſaget er: Habe ich doch nicht ver - laͤugnet die Rede des Heiligen / das iſt: Nach der Gloſſe / verdienet / daß ich ſo geplaget werde. Das He -Schmidi&uſ; Cõment. in h. l. braͤiſche Wort / bedeutet eine ſtarcke Veraͤnderung und ge - waltige Gemuͤths-Bewegung insgemein; inſonderheit a - ber einen Jammer / wie es Lutherus gedeutſchet / ein groſ - ſes Betruͤbnis / als Eccleſ. VII. a es iſt beſſer Kaas, Trau -a Eccleſ. 7. v. 3. 4. ren deñ Lachen. Denn durch Trauren wird das Hertz ge - beſſert. Dieſem nach verſtehet Hiob ſeines Hertzens Be - kuͤmmernuͤs / ſo uͤber dem uͤberhaͤufften Ungluͤck entſtanden war / da aller Troſt verſchwande / und im Gegentheil ihn nichts als ſchwere Gedancken aͤngſteten. Er begehret in dieſe Wag-Schale einzulegen

Sein Leyden / Hajathi oder Hafathi, kommet her vom Worte Haja, oder Hafa, dadurch angedeutet wird / ein Ver - terben oder Zerſtoͤrung / Zerbrechung eines Dinges / eine Hinrichtung oder Zernichtung / daß es von dem ſeyn zum nicht ſeyn gebracht wird. Es bedeutet aber auch allerley Hertzeleid. b Als Prov. XIX. c Ein naͤrriſcher Sohn / iſtb Schmid. l. d. ſeines Vaters Hertzeleid. Pſ. XCI. d Finden wir es von der ſchaͤdlichen Peſtilentz / die nichts als lauter Leyden / Ver -c Prov. 19. ſtoͤrung und Zerbrechung anrichtet. Und ſtellet durch die -d Pſ. 91, 3. ſes Wort Hiob vor / ſein Ungluͤck ſo ihm an Hab und Gut / Ehr und Kindern / ja Leib und Gemuͤth betroffen / als auch ſolches Ungluͤcks ſchmertzhaffte Empfindung / da ihm nicht die geringſte Ruhe vergoͤnnet worden / ſondern er ſich im - mer mit ſeinem Jammer und Leyden tragen muͤſſen / ja im - mer tiefer und tiefer von der Laſt hinein gedruckt werde. Das iſt die eine Wageſchal.

Jn die ander ſol eingelegt werden der Sand desCMeers.18ChriſtlicheMeers. Er redt nicht von dem Sande einer Elle weit oder breit / tief oder hoch: Nicht von dem Sand am Ran - de des Jordans / oder Euphratis; ſondern Coljamim, allen Sand / ſo im oder umb das Meer herumb ligt. Von dema Jer. 5, 22 Job. 38, 8. Sande welchen GOtt dem Meer zur Graͤntze geſetzt. a Der weder gezehlet noch abgewogen mag werden. c. XXXIII. b Jer. 33. v. 22.b Wie man des Him̃els Heer nicht zehlen / noch den Sand des Meers meſſen kan. Hoſ. I. c Es wird die Zahl der Kin -c Hoſ. 1, 10 der Jſrael ſeyn wie Sand am Meer / ſo man weder meſſen noch zehlen kan. Sand im Meer bedeutet eine unermeß - liche Laſt die weder beſchrieben noch getragen mag werden /d Prov. 27, 3. wie auf den Schlag Salamon ſagt: Prov. XXVII. d Stein iſt ſchwer / und Sand iſt Laſt; aber des Narren Zorn iſt groͤſſer deñ die beyde. So ſollen nach Hiobs Wuntſch ge - gen einander gewogen und in eine Schale gelegt werden / ſein Leyden und Jam̃er / in die andere der Sand am Meer / und wenn ſolcher Einlag alſo geſchehen ſolte / ſo wuͤrde folgen

Der Außſchlag / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn denn Sand am Meer. So gar wil Hiob vergroͤſſern ſein Jam - mer und Elend / und ſeine Plage / uͤber welche er Klage fuͤh - ret. Maſſen ſolche Abwegung ſchlechter Dinge unmoͤglich: Denn wie ſolte es wol angegriffen werden? Wobey ſolte man den Jammer und Leyden faſſen / wenn man es in eine Wage legte? Wie ſahe es aus? Was muͤſte das vor eine Schale ſeyn / darinnen man allen Sand des Meeres ſchuͤt - ten koͤnte? Wo waͤre der Wagebalcke daran man beydes aufzoͤge? Welch eine Vergleichung mit dem Jammer / ſo ans Hertz und Seel gegangen / und dem ſichtbaren Meers - Sand? Wie kan man endlich den Außſchlag ſehen?

Alſo19Leichen-Predigt.

Alſo iſt zuſehen wie dem Hiob die groſſe Angſt ſolche ſeltzame Reden außgetrieben. Solte nur ſo viel Sand auf ihm gelegen haben / als etwa in ein Schiff kan einge - laden werden / ſo haͤtte es ihn erdruͤcket; Nun war er noch nicht von ſeinem Jammer und Leyden unterdrucket. Da - hero es noch lange nicht ſo ſchwer als aller Sand des Meers. Jnzwiſchen wie der Sand eine ſchwere Laſt / ſo den Ruͤcken / auf welchen ſie liegt / hart druͤcket / den Schweiß außpreßt / muͤde / krafftloß / gantz verdroſſen und zu allen Verrichtungen ungeſchickt macht: Ja weñ ſie allzuſchwer wird / endlich zu Boden wirfft / daß der auf dem ſie liegt / darunter erſticken muß; alſo will Hiob anzeigen / wie ſein Jammer und Leyden unvergleichlich ſchwer und bey nahe ihm der Athem und Geiſt darunter vergehen wolte. Hie - mit aber legt der liebe Mann die Schwachheit ſeines Flei - ſches an den Tag / welche bey willigem Geiſte a unter dera Matth. 26. v. 41. Creutzes-Buͤrde ſich hervor thut.

Dieſe Beſchwer Hiobs unter deꝛ Creutzes-Schwer bildet uns vor Ein unter der Leydens-Laſt aͤchzendes Chriſten-Hertz:

So mit Hiob aͤchzet: Weñ man meinen Jammer waͤ - ge / und mein Leyden in eine Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn denn Sand am Meer. Und alſo anzeigt: Das Uberkommen des Leidens Von wem und uͤber wen ſolche Laſt kom̃t.

C 2Von20Chriſtliche

Von wem? Von GOtte. Das erkennet Hiob, wenn er folgends ſagt: Deine Pfeile ſtecken in mir. a Sit. 11, 14Hiemit ſiehet er auf GOtt / von welchen alles kom̃t. a Jſt auch ein Ungluͤck in der Stadt / das der HErr nicht thue. b Amos 3. v. 6.b Der HErꝛ leget eine Laſt auff. c Ohne ſeinen Willen kan uns nichts begegnen. d Ob wohl der Satan dermaſſenc Pſ. 68, 20 gegen den lieben Mann gewuͤtet / ſo wuͤrdiget er ihn dochd Matth. 10, 29. nicht / daß er es ihm ſolte zuſchreiben / ſondern er giebt GOtt die Ehre. Alles was uns widerfaͤhret / widerfaͤhret uns nach dem gutten Rath und Willen GOttes / welcher gutte Matth. 19, 17. iſt. e Welcher Vater iſt / f ſo uns je und je geliebet / g welcher treu iſt / h welcher barmhertzig iſt / und unmoͤglichf Eſ. 64, 16 uns mehr aufflegen kan / als wir ertragen koͤnnen / i derg Jer. 31, 3. es nicht uͤber ſein Hertze bringen kan / uns unter der Laſth 2. Cor. 1. v. 18. zu verlaſſen / und uns laſſen erdruckt werden oder verſincken.

i 1. Cor. 10 v. 13.Uber wen aber kom̃t ſolche Laſt? Hiob klagt uͤber ſeinen Jammer und ſein Leyden. Hiob der wegen ſeiner Froͤmmigkeit dem Hoͤchſten lieb und wehrt war. Hiob der from̃ und Gottfuͤrchtig / das Boͤſe meidete: Der ſonderlich ſeine Kinder zur Gottesfurcht gehalten / fleißig vor ſie gebetet. Deñ der Hoͤchſte wuͤrdiget des Prædicats,k E[z]. 14, 14 daß er ſein Knecht ſey. Bey Ezechiel k wird er nebſt Noah und Daniel als ein fleißiger Beter vorgeſtellet. Und der iſts / der klagt uͤber ſchweren Jammer und Leyden / ſo uͤber ihn kommen. Die GOtt lieb und wehrt / ſind mit Creutz beſchwert. Die GOtt lieb / ſind nicht ohne An -l Tob. 12. v. 13. fechtung. l Die GOttes Diener ſeyn ſollen / muͤſſen ſichm Sir. 2, 1. ſchicken zum Leyden. m Der Gerechte muß viel leyden / nn Pſ. 34, 20 der gepruͤfet und befunden wird / daß er GOttes wehrto Sap. 3, 5. iſt. o So war Hiob ein geplagter Mann / es zerplagt ihneines21Leichen-Predigt. eines uͤber das andere. a Moſes der ein treuer Knecht war /a Job. 10. v. 17. mit welchem ſich GOtt gemein gemacht / b wie ein[g]utter Freund mit dem andern / war ein geplagter Mann uͤber alleb Num. 12 v. 8. Menſchen. c David war ein Mann nach dem Hertzenc ib. 3. GOttes / d und der klagt / e ich bin zu leyden gemacht. d Act. 13. v. 22.Du laͤſſeſt mich erfahren viel und groſſe Angſt. f Jch bin geplaget taͤglich / und meine Straffe iſt alle Morgen nen. ge Pſ. 38, 18.

Allein / warum kommet die Laſt des Leydens alſo uͤberf Pſ. 71, 20 die Frommen? Hiob konte ſich noch nicht allerdinges dar -g Pſ. 73, 14 ein finden. Das war eben die materie woruͤber er mit ſci - nen Freunden diſputirte. Dieſe ſchloſſen aus den Leyden / die uͤber den Hiob kommen waren / er muͤſſe vor andern ein groſſer Suͤnder ſeyn / weil GOtt nur die Boͤſen plage. Die - ſen haͤlt Hiob obſtatt / und wehrte ſich und vergieng ſich darinnen. Daß er behaupten wolte / es waͤre der Goͤttli - chen Gerechtigkeit gemaͤſſer / wenn er die Frommen nicht ſo ſcharff hielte / GOtt verfuͤhre mit ihnen etwas zu ſcharff / wenn er ihnen ſo viel aufflege; es waͤre ſeiner Guͤtte gemaͤſ - ſer / wenn die ſo GOttes Freunde ſind / mit ſolcher Truͤb - ſal verſchonet blieben.[h][h] Calovi&uſ; Præf. in Hiob in Teutſchẽ Bibel - Werck.

Allein / GOtt iſt ein heiliger GOtt / i ja der Aller -i Pſ. 22, 4. heiligſte / k und alſo ſind auch ſeine Wege heilig / wie Da -k Dan 9. v. 22. vid ſinget / l und daher hat er die heiligſten Urſachen / umbl Pſ. 77, 14. welcher willen er die Leydens-Laſt laͤſt uͤber die Frommen kommen:

Ob er gleich ſchlaͤgt /
Und Creutz aufflegt /
Bleibt doch ſein Hertz gewogen.
Das kan uns fehlen nimmermehr /
Der Vater muß uns lieben /

C 3Und22Chriſtliche

Und wenn er uns auch wirff ins Meer /
So will er uns nur uͤben.
Und das Gemuͤth
Jn ſeiner Guͤtt /
Gewehnen feſt zu ſtehen /
Haͤlt man nun Stand
Weiß ſeine Hand /
Uns wider zu erhoͤhen.

Er thut es zur Befoͤrderung ſeiner Goͤttlichen Ehre. Al - les was der Hoͤchſte mit den Menſchen Kindern fuͤrnim - met / iſt alles eingerichtet / daß ſein Nahme dadurch geehret und gepreiſet / und der Menſchen Beſtes befoͤrdert werde. Nun wird durch die Aufflegung der Creutzes-Laſt die Eh - re GOttes befoͤrdert / maſſen ſeine Krafft am allerbeſten in der Schwachheit erkennet wird. Sein Treu und Wahr - heit leuchtet hervor in der Noth / ſeine Weißheit und Macht zeigt ſich alsdenn da Menſchen Rath und Huͤlffe erman - geln: Seine Barmhertzigkeit und Guͤtte wird am aller - beſten erkañt zur Zeit des Elendes / und ſein Rath / der wun -a Eſ. 28, 29 derbar a weiſet ſich herrlich in den allerverworneſten Haͤn - deln. Alſo befoͤrdert GOtt durch Auflegung des Creu - tzes ſeine Ehre / umb welche wir beten: Geheiliget werde dein Nahme / welche zu ſuchen und zu befoͤrdern wir auch verbunden.

Wenn GOtt der HERR die Laſt des Creutzes uͤber die From̃en kommen laͤſſet / ſo thut Er es ſie zu erinnernb Jer. 30. v. 11. der Suͤnde. Bey dem Propheten ſagt er. b Zuͤchtigen will ich dich doch mit Maſſen / damit du dich nicht un -c Ex 34, 7. ſchuldig achteſt. Vor GOtt iſt niemand unſchuldig / cſol -23Leichen-Predigt. ſolches aber wird offt nicht erkennet; allein wenn es uns uͤbel gehet / deñ ſchlagen wir an mit dem verlohrnen Sohn. aa Luc. 15. v. 17. Joſephs Bruͤder erkañten es auch allererſt / daß ſie ſich an ihrem Bruder verſchuldet / da ſie von Joſeph hart gehalten worden. b Unter dem Jammer und Elend mercken wir /b Gen. 42. v. 21. daß wir nicht mehr im Paradieß / ſondern im Jam̃erthal c ſeyn / da lernen wir GOttes Gerichte / als gerecht erkennen. c Pſ. 84, 7. d Daher ſagt David: Es iſt mir lieb (es iſt mir gutt /) daßd Pſ. 119. v. 75. du mich gedemuͤthiget haſt / daß ich deine Rechte lerne. e Alsdeñ glauben wir daß GOttes Gerichte recht / und wire ib. 5, 71. demuͤthigen uns unter ſeine gewaltige Hand und ſagen: ff Dan. 9. v. 7. HErr du biſt gerecht / wir aber muͤſſen uns ſchaͤmen.

Wenn GOTT die Creutzes-Laſt uͤber die Frommen kommen laͤſſet / ſo thuters zu ihrem Beſten. Denen die Gott lieben / muͤſſen alle Dinge zum beſten dienen. Rom. IIX. gg Rom. 8. v. 28. Alle Zuͤchtigung / weñ ſie da iſt / duͤncket ſie uns nicht Freu - de / ſondern Traurigkeit ſeyn / aber ſie wird ſchaffen eine fried - ſame Frucht der Gerechtigkeit / die darinnen geuͤbt ſind. hh Ebr. 12. v. 11.

Denn durch die Creutzes-Laſt werden wir verwahret vor der Suͤnde / die in uns wohnet. i Daß ſie nicht uͤberi Rom. 7. v. 17. 18. uns herꝛſche. kk Rom. 6. v. 12.

Wenn es gieng nach des Fleiſches Muth
Jn Gunſt / geſund und groſſem Gutt /
Wuͤrd’t ihr gar bald erkalten /
Darum ſchiekt GOtt die Truͤbſal her /
Damit das Fleiſch gezuͤchtigt waͤr /
Zur ewigen Freud erhalten.

Singet die Chriſtliche Kirche. Es wird dadurch der alte Menſch gecreutziget l und geſchwaͤchet / das Hertz gekraͤn -l Rom. 6. v. 6.cket /24Chriſtlichecket / Haͤnde und Fuͤſſe gefaͤſſelt / die Zunge gezaͤhmet / und dergeſtalt manche Gelegenheit zur Suͤnde abgeſchnitten.

Die Creutzes-Laſt ſpornet an zum Gebeth. Wenna Eſ. 24, 16 Truͤbſal da iſt / ſteht Eſ. XXVI. a ſucht man dich / und wenn du ſie zuͤchtigeſt / ſo ruffen ſie aͤngſtiglich. Wenn es ihnen uͤbel gehen wird / bezeuget der Hoͤchſte ſelber / ſo werden ſieb Oſ. 6, 1. mich fruͤhe ſuchen. b Das weiſet Davids Beyſpiel c weñc Pſ. 77, 4. ich betruͤbt bin / denck ich an GOTT / wenn mein Hertz in Aengſten iſt / ſo rede ich. Wer ſchwer zu tragen hat / wird durſtig. Die ſchwere Creutzes-Laſt machet uns durſtigd Pſ. 63, 2. nach GOtt / nach dem lebendigen GOtt. d

Die Creutzes-Laſt erwecket eine Begierde und Luſt zu GOttes Wort. Anfechtung lehret aufs Wort mercken / ſtehet bey dem Propheten Eſaia XXIIX. Jch hatte / ſagt Da - vid von ſich / viel Bekuͤmmernis in meinem Hertzen / aber dei -e Pſ. 94, 19 ne Troͤſtungen ergoͤtzten meine Seele. e Die nicht Creutz und Truͤbſal haben / denen wird die Anhoͤrung Goͤttliches Wortes und Gottesdienſt zu lang / ſie fliehen die ihnen lang vorkommende Predigten / wie die Bienen den Rauch / und legen damit ihre Unluſt und Eckel an dem Him̃liſchen Man -f Num. 21. v. 5. na / wie die Kinder Jſrael f in der Wuͤſten / an den Tag. Womit ſie erweiſen / daß ſie nicht wuͤrdig ſind der Zeit die ihnen GOtt giebet und des Gutten / daß Er ihnen in der Zeit widerfahren laͤſſet / weil ſie ſo gar keine Zeit ihme zu Ehren wollen anlegen. Aber / wenn GOTT Creutz und Truͤbſal kommen laͤſſet / da wird die Begierde nach den Goͤttlichen Troͤſtungen gereitzet / da ſinnet man nach / und wird empfunden / was vor Krafft GOttes Wort habe das Hertze zutroͤſten.

Es wil (das Goͤttliche Wort) durchsCreutz bewehret ſeyn / Da wird ſeine Krafft erkannt und Schein.

Die25Leichen-Predigt.

Die Creutzes-Laſt befoͤrdert das Wachsthum des Chri - ſtenthums.

Das Feld kan ſonder Ungeſtuͤm̃
Gantz keine Fruͤchte tragen;
So faͤllt auch Menſchen Wolfarth uͤm /
Bey lauter gutten Tagen.
Die Aloe
Bringt bittres Weh /
Macht gleichwohl rothe Wangen /
So muß ein Hertz
Durch Creutz und Schmertz
Zu ſeinem Heil gelangen.

Eine bittere Artzney iſt wol uͤbel einzunehmen / wer nicht gerne brauchet / erſchuͤttert ſich dafuͤr / aber ſie ſchaffet viel Guttes: Alſo bringet Truͤbſal Gedult / Gedult bringet Erfahrung / Erfahrung bringet Hoffnung / Hoffnung a - ber laͤſſet nicht zu Schanden werden. a Und alſo:a Rom. 5. v. 3. 4. 5.

Jſt es hertzlich gutt gemeint
Mit der From̃en Plagen /
Wer hier zeitlich wol geweint
Darff nicht ewig klagen /
Sondern hat vollkom̃ne Luſt
Dort in Chriſti Garten /
Dem es eintzig recht bewuſt /
Ewig zu gewarten.

Denn es laͤſt GOtt die Creutzes-Laſt uͤber die Frommen kommen / daß Er entzuͤnde das Verlangen nach dem Him - mel. Je mehr einer zu tragen hat / je mehr ſehnt er ſich nachDder26Chriſtlicheder Ruhe; Je ſchlimmer es einem Wandersmanne gehet unter Weges / je mehr ſehnt er ſich nach der Heimat. Hiera 2. Cor. 5. v. 6. ſind wir unter Weges a und wallen als Frembdlinge und Pilgram̃e / b im Himmel iſt unſer Politevma, und Wan -b 1. Petr. 2. v. 11. del. c Gieng es uns in dieſem Leben ſtets nach dem fleiſch - lichen Willen / wuͤrden wir uns zuſehr in daſſelbige verlie -c Phil. 3. v. 20. ben / aber durch Creutz und Leyden will uns GOTT died Pſ. 42, 3. Welt verleiden / daß wir ſtets gedencken: d Weñ werd ich dahin kommen / daß ich GOttes Angeſicht ſchaue.

Ja Creutz und Leyden ſind Merckmahl / daß wir auff dem Wege zum Himmel ſeyn: Denn wir muͤſſen durch viele Act. 14. v. 22. Truͤbſal in das Reich GOttes eingehen. e Gleichwie Je - ſus unſer Vorgaͤnger / durch ſein Leyden in ſeine Herꝛlig -f Luc. 24. v. 26. keit eingegangen. f Und alſo laͤſt GOtt die / welche Er lieb hat / in ſo viel Creutz gerathen / daß er ſie dort durchs Creutz herꝛlich mache. Weil ſie hier viel Truͤbſal haben / ſollen ſie dort reichlich getroͤſtet werden. Je groͤſſere Truͤbſal auff Erden / je groͤſſere Freude und Herrligkeit im Himmel. g Arndt Wahres Chriſten - thumb 2. Buch 26 Capit.Sind Worte des geiſtreichen Arnds. g

Wenn GOtt uͤber die From̃en die Creutzes-Laſt laͤßt kommen / ſo thut ers auch zu ihrer Pruͤfung des Glaubens / Andacht / Gedult und Hoffnung. Gleichwie das Gold durchs Feuer / alſo werden die ſo GOtt gefallen / durchsh Sir. 2, 5. Feuer der Truͤbſal bewehret. Sir. II. h GOtt verſuchet die Gerechten / und findet ſie / daß ſie ſein wehrt ſeyn / Er pruͤfet ſie wie Gold im Ofen / und nimmet ſie an / wie ein voͤlligesi Sap. 3. v. 5. 6. Opffer / ſteht Sap. III. i Wie deñ GOtt ſelber ſich erklaͤret gegen das Hauß Jacob. Eſ. XLIIX. Jch wil dich laͤutern / aber nicht wie Silber / ich will dich außerwehlt machen im Ofen des Elendes. Dahero die Glaͤubigen erfahren muͤſ - ſen / was David in ihrem Nahmen bekennet / du haſt uns ver -ſucht27Leichen-Predigt. ſucht und gelaͤutert / wie das Silber gelaͤutert wird. a Woa Pſ. 66, 10 wuͤſten wir von Hiobs Gedult / wenn GOtt nicht[ſo]viel und ſchweres Leyden uͤber ihn kommen laſſen.

So zeiget das aͤchzende Chriſten-Hertz wie die Ley - dens-Laſt uͤber es kom̃t. Es zeigt aber auch an Wie ſolche ihm vorkom̃t. Hiob hat wol ein GOtt-gelaſſenes Hertz und Sinn / aber auch Fleiſch und Blut: Es heiſſet mit ihm / wie JEſus ſagt: b Der Geiſt iſt willig / aber das Fleiſch iſt ſchwach. b Matth. v. 26, 41.Und ſo gehets auch den Frommen / die unter der Leydens - Laſt aͤchzen. Es kom̃t ihnen dieſelbe vor Nach dem Fleiſch erſchreck - und unertraͤglich: Erſchrecklich / denn ſie ſehen ſolche an als von GOttes Zorn und Gram herruͤhrend / wie die Grichiſche Bibel das Wort Raſi gegeben orgin Unwillen / Zorn. Alſo ver - meinen die Frommen / wenn ſie Creutz tragen / ſie tragen GOttes Zorn. Wie Mich. VII. redet: c Wie auch Hiobc Mich. 7. v. 9. in dem nach unſerm Text folgenden Worten dergleichen Gedancken entdecket; deine Pfeile ſtecken in mir / und der - ſelben Grimm ſauget aus meinen Geiſt. Ach ja GOTT kom̃et ihnen wie dem Hiob vor / verwandelt in einen Grau - ſamen / der ſeinen Gram an ihnen erzeiget. d Wie ein Kind /d Job. 30. v. 21. wenn es die Zucht-Ruthe des Vaters fiehlet / glaubet der Vater haſſe es / und ſey ihme gram / und aus ſolchem peit - ſche er es. Dergleichen Gedancken hat das in Goͤttlichen Sachen unverſtaͤndige Fleiſch und Blut an dem von Gott zugeſchickten Leyden / es kan ſich nicht einbilden / wie ſo bit - teres Leyden mit GOTTES Guͤtte und Liebe uͤberein - komme:

D 2Ach28Chriſtliche
Ach treuer Vater wie gar ſchwer
Jſt der Vernunfft zu glaͤuben /
Daß du denſelben / den du ſehr
Schlaͤgſt / ſollſt gewogen bleiben.
Wie macht das Creutz ſo lange Zeit /
Wie uͤbel will ſich Lieb und Leid
Zuſammen laſſen reimen.

Beſonders kommt Fleiſch und Blut ſolche Leydens-Laſt vor

Schwer und unertraͤglich. Hiob duͤncket ſein Ley - den ſchwerer ſeyn denn Sand am Meer. Ach ja das Fleiſch iſt / wie vor erwehnet aus den Worten JEſu / bey willigem Geiſte ſchwach. Dahero kommet den From̃en immer ihr Creutz ſchwerer vor als anderer Leute: Jhr Creutz iſt im - mer das groͤſeſte. Es laͤſſet aber GOtt die Frommen in ſolche Schwachheit gerathen / daß ſie ihr Vertrauen nichta 2. Cor. 1. v. 9. auf ſich ſelber ſtellen / ſondern auf GOtt. a Der ein GOtt der Gedult b und des Troſtes iſt. Es iſt eine Anzeigungb Rom. 15 v 5. unſer Unvollkommenheit / c denn es ruͤhret ſolche Einbil - dung her von der in uns wohnenden d und uns ankleben -c Phil. 3, 12 den Suͤnde / ſo uns immer traͤge machet / e wie zu allemd Rom. 7. v. 17. Gutten / alſo auch zu tragen die von GOtt auffgelegte Laſt / und gehoͤret unter die Suͤnden / umb derer Vergebung allee Hebr. 12 v. 1. Heiligen GOtt zubitten haben. Pſal. XXXII, 6. Der guͤt -f 2. Petr. 3. v. 9. tige und langmuͤthige Vater aber erweiſet an ſeinen Kin - dern dißfalls groſſe Gedult / f und haͤlt ihnẽ ſolche Schwach -g Pſ. 44, 12 heit zu gutte. Denn er kennet ihres Hertzens Grund gh Jer. 17, 10 als der es ergruͤndet h und erforſchet / er weiß ihren Glau -i Apoc 11. v. 19. ben / i den Er ſelbſt wuͤrcket / k Er kennet was fuͤr ein Ge -k Col. 2, 12maͤchte29Leichen-Predigt. maͤchte ſie ſind. a JEſus hat auch verſucht / wie einem un -a Pſ. 103. v. 14. ter der ſchweren Creutzes-Laſt zumuthe / und alſo hat Er Mitleyden / b und vertritt mit ſeiner Vorbitte d〈…〉〈…〉 Seini -b Hebr. 4, v. 15. gen Schwachheit / der mit ſeiner allervollkommeſten Ge - dult / c die Er in ſeinem Leyden / ſo Jhm ohne Zahl umb -c Hebr. 12 v. 2. geben / d erwieſen / gebuͤſſet unſer Ungedult. Wie denn der allerguͤttigſte GOtt auch dem Hiob ſeine Schwachheitd Pſ. 40, 13 zu gutt gehalten / und verziehen. Ja ohngeachtet dieſer Klage / preiſet doch der Heilige Geiſt die Gedult Hiobs, und ſtellet ſie uns vor zum Beyſpiel. ee Jac. 5, 11.

Jndeſſen werden wir dadurch gelehret / daß wir die Gedult unter dem Creutze nicht von uns ſelber haben / ſon - dern GOtt / der ein GOTT der Gedult iſt / muß durch ſeinen Geiſt dieſelbe wuͤrcken / und uns damit erfuͤllen. ff Col. 1, 11. Warumb wir Jhn anzuflehen haben / wenn die Laſt uns will zu ſchwer werden:

Greiff mich ja nicht zu hefftig an /
Damit ich nicht vergehe:
Du weiſt wol was ich tragen kan /
Wies umb mein Hertze ſtehe:
Jch bin je nicht von Stahl und Stein /
Wie gar bald bricht ein Wind herein /
So ſinck ich hin und ſterbe.
O JEſu / der du worden biſt
Mein Heil / in deinem Blutte /
Du weiſt gar wol was Creutze iſt /
Und wie dem ſey zu mutte /
D 3Den30Chriſtliche
Den Creutz und groſſes Ungluͤck plagt /
Drum̃ wirſt du / was mein Hertze klagt
Gar gern zu Hertzen faſſen.
Jch weiß du wirſt in deinem Sinn
Mit mir Mitleyden haben /
Und mich / wie ich itzt durſtig bin /
Mit Grund und Huͤlffe laben.
Ach! ſtaͤrcke meine ſchwache Hand /
Ach! heil und bring in beſſern Stand /
Das Straucheln meiner Fuͤſſe.
Sprich meiner Seel ein Hertze zu /
Und troͤſte ſie auffs beſte:
Denn du biſt ja der Muͤden Ruh /
Der Schwachen Thurn und Veſte /
Ein Schatten fuͤr der Sonnen Hitz /
Die Huͤtte / da ich ſicher ſitz
Jn Sturm und Ungewitter.
Und weil ich ja nach deinem Rath
Hie ſoll ein wenig leyden /
So laß mich auch in deiner Gnad /
Als wie ein Schaͤfflein weiden /
Daß ich im Glauben die Gedult /
Und durch Gedult die edle Huld
Nach ſchwerer Prob erhalte.
Reiche31Leichen-Predigt.
Reiche deinem ſchwachen Kinde /
Das auf matten Fuͤſſen geht /
Deine Gnaden Hand geſchwinde /
Bis die Angſt fuͤruͤber geht.
Wie die Jugend gaͤngle mich /
Daß der Feind nicht ruͤhme ſich /
Er hab ein ſolch Hertz gefaͤllet /
Das auf dich ſein Hoffnung ſtellet.

So kom̃t die Leydens-Laſt Fleiſch und Blut erſchrecklich und unertraͤglich vor wie dem Hiob. Der aber / ob er wol klagte / doch nicht verzagte / ſondern feſt an GOtt hielt und ſagte: a Ob mich der HErꝛ gleich toͤdtete / ſo will icha Job. 13. v. 15. dennoch auf ihn hoffen: Alſo ein frommer Chriſt / ob er wol unter der Laſt des Leydens / weil er Fleiſch und Blutt hat / aͤchzet / doch erhebt er ſich im Geiſt / der durch das Goͤtt - liche Wort geſtaͤrcket wird: Dahero wenn nach dem Geiſt die Leydens-Laſt wird angeſehen / kommet ſie gar anders vor / nemlich

Als ver - und zutraͤglich. Deñ ſie iſt nicht ein Zorn / ſondern ein Liebes-Zeichen. Welche ich lieb habe / die zuͤch - tige ich / ſagt der Sohn GOttes ſelbſt. Apoc. III. b Weilb Apoc. 3. v. 19. du GOtt lieb wareſt / ſo muſts ſo ſeyn / ohne Anfechtung konteſt du nicht bleiben / auf daß du bewehret wuͤrdeſt / ſagt der Engel Raphael zu Tobia. c Dahero troͤſtet ſich deſſen /c Tob. 12. v. 13. das unter der Creutzes-Laſt aͤchzende Chriſten-Hertz / und ſaget:

Ach32Chriſtliche
Ach treuer GOtt / barmhertzig Hertz /
Des Guͤtte ſich nicht endet /
Jch weiß / daß wie diß Creutz und Schmertz
Dein Vaters Hand geſendet /
Ja HErꝛ ich weiß / daß dieſe Laſt
Du mir aus Lieb ertheilet haſt /
Und nicht aus einem Haſſe.
Denn das iſt allzeit dein Gebrauch /
Wer Kind iſt / muß was leyden /
Und wen du liebſt / den ſtaͤupft du auch
Schickſt Trauren fuͤr den Freuden.

Denn es macht die Leydens-Laſt die Glaͤubigen aͤhnlicha Pſ. 40, 13 dem Ebenbild Chriſti / welcher klagt. Pſ. XL. a Es habenb Pſ. 88, 4. mich umbgeben Leyden ohne Zahl / und Pſalm LXXXIIX. b Meine Seele iſt voll Jammers. Weil aller Menſchen Ley -c Eſ. 53, 4. den ihm auffgeleget waren. c Welches Leyden war ein buͤſ - ſendes und verſoͤhnendes Leyden. Allein die Chriſten ſind / muͤſſen ſeinem Ebenbilde alſo aͤhnlich werden / daß ſie hierd 2. Cor. 1. v. 5. viel Leydens haben / d weñ ſie ihm wollen aͤhnlich werden in der Herꝛligkeit / e in welche er / ihr Haupt durchs Ley -e Rom. 8. v. 17. 29. den iſt eingegangen / f der Hertzog ihrer Seeligkeit iſt durchs Leyden vollkommen gemacht. g Und dieſes machtf Luc. 24. v. 26. die Fleiſch und Blut ſo ſchwer vorkommende Leydens-Laſtg Ebr. 2, 10 dem Geiſte

Leicht und ertraͤglich. Denn es iſt ein abgemaͤſſe - nes Leyden: Er iſt viel zugetreu / daß er uns ſolte uͤber Ver - moͤgen laſſen verſucht werden / vielmehr ſchaffet er / daß die Verſuchung ſo ein Ende gewinne / daß wirs koͤnnen (in ihmund33Leichen-Predigt. und durch ſeinen Beyſtand) ertragen / a denn wo unſerea 1. Cor. 10 v. 12. Kraͤffte nicht zulangen / da erweiſet ſich ſeine Krafft in un - ſer Schwachheit maͤchtig b daß wir mit Paulo ſagen moͤ -b 2. Cor. 12, 9. gen: c Jch vermag alles durch den / der mich maͤchtig ma - chet CHriſtus. Geſetzt / es ſey unſer Leyden ſo viel undc Phil. 4. v. 13. ſchwer als Sand am Meer / der iſt ja endlich / GOtt hat ihn abgezirckelt / und wie viel es ſeyn ſoll. d Und alſo iſtd Sir. 1, 2. auch unſer Creutz und Truͤbſal zeitlich und leichte. e Da -e 2. Cor. 4. v. 17. hero mahlet uns der Geiſt die Leydens-Laſt anders vor. Er legt in die eine Schaale die Suͤnde / damit verdienet wird ewiges Leyden; in die Andere das Leyden / ſo uns GOtt zur Zuͤchtigung und Daͤmpffung der in uns woh - nenden Suͤnden zuſchickt. Auf welches aber nach Goͤtt - lichem Rath ſoll folgen eine unaußſprechliche Freude / ff 1. Petr. 8. v. 8. ewige und uͤber allemaſſen wichtige Herꝛligkeit. g Da wird der Außſchlag gar anders herauß kommen: Nemlich:g 2. Cor. 4. v. 17.

Jſt euch das Creutz bitter und ſchwer /
Gedenckt wie heiß die Hoͤlle waͤr /
Darein die Welt thut rennen:
Mit Leib und Seel muß leyden ſeyn /
Ohn unterlaß die ewige Pein /
Und mag doch nicht verbrennen.
Jhr aber werd nach dieſer Zeit
Mit Chriſto haben ewig Freud /
Dahin ſolt ihr gedencken.
Es lebt kein Mann /
Der außſprechen kan /
Die Glorie und den ewigen Lohn /
Den euch der HErꝛ wird ſchencken.
EAlſo34Chriſtliche

Alſo wuͤrcket GOTTes Troſt in Truͤbſal Gedult. Wovon gar fein zu leſen / vor angezogener theurer Lehrer Arndt / im 46. Cap. des 2. Buchs / vom wahren Chriſten - thum / welches ſich in heiliger Gedult und Gelaſſenheit her - vor thut / denn darinnen erweiſet ſich die Krafft des Goͤtt - lichen Wortes / daß die Hertzen die es angenommen und behalten / wenn ſie gutt ſind / das iſt / wol durch die Wuͤr -a Luc. 8, 15 ckung des Heiligen Geiſtes als ein gutter Acker zugerich - tet / Frucht bringen in Gedult / nach den Worten JEſu. a

Denn das iſt auch der Troſt / ſo GOttes Geiſt / in dem Heil. Worte vorhaͤlt / daß man der Leydens-Laſt / die uͤber die From̃en kom̃t / ihremFleiſch und Blutt zwar erſchreck - und unertraͤglich / aber deſſen Geiſt / weil es ein Liebes - Zeichen / und aͤhnlich macht dem Ebenbilde JESU / vor - und zu - ja auch leicht und ertraͤglich vorkom̃t / abkom̃t.

Ob zwar Hiob ſein Leyden und Jammer vorkom̃t / ſo erſchrecklich / und untertraͤglich / daß er klagt: Wenn man meinen Jammer wuͤge / und mein Leyden in ei - ne Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn / denn Sand am Meer: So wirfft er doch nicht ab die Hoff - nung des abkommens / wie er ſolche zuerkennen giebet / nicht allein im 13. Capitel: Ob mich der HERR gleichb itan. v. 15. Intelli - gendum docet Schmid. Cõment. Calov. in Bibl. Ger. toͤdtet / ſo will ich dennoch auff Jhn hoffen: b Sondern hauptſaͤchlich aus ſeinem herrlichen Glaubens-Bekaͤntnis c. XIX. c da er ſich auffrichtet in ſeinem Leyden mit ſeines Erloͤſers Perſon / Ampt / und Zuſtand / durch welchen er wi - der aufferſtehen und zum Seel. anſchauen GOttes gelan -c Job. 19. v. 25. gen werde. Welches auch iſt der Troſt der mit Creutz be -d Job. 27, 5. ſchwerten Chriſten. Es ſoll ein Ende nehmen d GOttwill35Leichen-Predigt. will den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe laſſen / a ſon -a Pſ. 55, 23 dern ſeines Leydens ein Ende machen. b Der HE[rr]ver -b Pſ. 57, 3. ſtoͤßt nicht ewiglich / Er betruͤbet wol / und erbarmet ſich wider nach ſeiner Guͤtte. c Mit maſſen richteſt du ſie / undc Thr. 3. v. 31. 32. laͤſſeſt ſie loß / wenn du ſie betruͤbet haſt mit deinem rauhen Winde / nemlich / mit dem Oſtwind. Eſaia. XXVII. d Derd Eſ. 27, 8. HErr leget eine Laſt auf / aber Er hilfft uns auch. e Wiee Pſ. 68. v. 20. wir des Leydens Chriſti viel haben / alſo werden wir auch reichlich getroͤſtet durch Chriſtum. f Jch habe / laͤſt er ſichf 2. Cor. 1. v. 5. ſelbſt troͤſtlich gegen die unter der Creutzes-Laſt aͤchzen - de Hertzen verlauten / dich einen kleinen Augenblick verlaſſen / aber mit groſſer Barmhertzigkeit will ich dich ſam̃len. Jch habe mein Angeſicht zur Zeit des Zornes (wie es faſt vorkommet) ein wenig von dir verborgen / aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen. g Hiob hatg Eſ. 54. 7. 8. erfahren die Wendung ſeines Jammers / wie das letzte Ca - vitel bezeuget.

Die voͤllige Abkommung geſchiehet im Tode / da die Seele der from̃en Creutztraͤger kommet zur Herꝛligkeit / ge - gen welcher das Leyden dieſer Zeit nicht wehrt iſt / h dah Rom. 8. v. 18. die itzt eine kleine weile traurig ſind / ſich freuen werden in unaußſprechlicher Freude. i Denn die mit Thraͤnen ſaͤen /i 1. Petr. 1. v. 6. 8. werden mit Freuden erndten. Sie gehen hin und weinen / und tragen edlen Saamen / und kommen mit Freuden / und bringen ihre Garben. k Seelig iſt demnach der die An -k Pſ. 125. v. 5. 6. fechtung erduldet / denn nachdem er bewehret iſt / wird er die Crone des Lebens empfahen / welche GOtt verheiſſen hat denen / die ihn lich haben. ll Jac. 1, 12.

Alſo hat Hiob uns im Texte vorgeſtellet ein unter der Leydens Laſt aͤchzendes Chriſten-Hertz /E 2So36ChriſtlicheSo anzeigt / wie das Leyden uͤber die From̃en von GOtt kom̃t / ihnen vorkom̃t / und wie man endlich davon abkom̃t.

WAs Hiob geſprochen / hat die Seel. Frau von Kreckwitz nachgeſprochen / und alſo ſich auch auff - gefuͤhret / als ein unter der Leydens-Laſt aͤchzendes Chriſten-Hertz: Weñ man meinen Jammer waͤge / und mein Leyden in eine Wage legte / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn denn Sand am Meer.

Wie Sie in Hiobs Fußſtapffen zutreten beflieſſen ge - weſen / alſo hat Sie ſeine Fata und Verhaͤngnuͤſſe erfahren. Wie Sie getrachtet / GOtt lieb und wehrt zu ſeyn / alſo muſte Sie auch mit Creutz beſchwert ſeyn.

Hiob konte nicht ſagen / daß er Engel rein geweſen: Maſſen er ſelbſt geſtehet: Daß ein Menſch nicht rechtſchaf -a Job. 9, 2. fen gegen GOtt beſtehen moͤge. a Doch giebet ihm GOtt das Zeugnuͤs ſeiner Froͤm̃igkeit / daß er ſchlecht und recht / Gottesfuͤrchtig geweſen / und das Boͤſe meidend. Unſere Seel. Frau von Kreckwitzin erkandte an ſich und fuͤh - lete die auch den Widergebohrnen inwohn - und anklebende Suͤnde; aber Sie war bemuͤhet derſelben Herrſchafft in ſich zu ſteuren. Dahero damit ſie im Geiſte / aus welchem ſie widergebohren war / wandeln moͤchte / ruffte ſie den Hoͤch - ſten an umb des Heiligen Geiſtes Regirung: Sie bedien - te ſich fleißig der Mittel / wodurch die Jwohnung des H. Geiſtes erlanget und erhalten wird. Sie liebte und hoͤrteb Joh. 6. v. 63. fleißig JEſus Wort / ſo Geiſt und Leben / b ehrte und ge - horchte dem Ampt des Geiſtes: Hielt ſich offters mit hei -liger37Leichen-Predigt. liger Vorbereitung zum Hochwuͤrdigen Sacrament / und ergab ſich der Leitung des Heil. Geiſtes / durch deſſen K[ra]fft und Gnaden-Wuͤrckung / weñ ſie vom Fleiſch uͤbereilet / bald zu ſich kam / aufſtande / den Suͤnden-Fall GOtt hertzlich abbathe / und ſich mit Jhm außſoͤhnete.

Hiobs Lob / ſo ihm der HErr gab / war / daß er ſein Knecht genennet wurde: Alſo lies ſie ſich auch angelegen ſeyn / GOtte zu dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit die ihmgefaͤllig. a Dahero dienete ſie nicht der Suͤnde / von dera Luc. 1. v. 75. ſie durch den Sohn GOttes frey gemacht / ſondern begab ſich ſelbſt GOtt / und Jhre Glieder zum Dienſte der Ge - rechtigkeit. bb Rom. 6. v. 13. 19.

Hiobs Lob war / daß er ſchlecht und gerecht geweſen / damit angedeutet wird ſeine Auffrichtig - und Lauterkeit / das ſein Hertz / welches GOtt anſiehet / c und kennet / dc 1. Sam. 16, 8. ohne falſch geweſen / und daß er ſich nicht Heuchleriſch mit dem Munde zu GOTT genahet / worwider GOTTd Jer. 11. v. 20. eifert. Eſ. XXIX. e Unſere Seel. Frau von Kreckwitze Eſ. 39, 13. Seuffzen / war aus Pſal. XXV. f Schlecht und recht dasf Eſ. 25, 21. behuͤtte mich / derowegen lies Sie ihre Gottesfurcht nicht Heucheley ſeyn / und dienete GOtt nicht mit falſchem Her - tzen. g Jhr Gebet war eiffrig / ſo nicht aus falſchem Her -g Sir. 1, 36. tzen gienge. Pſal. XVI. h Jhre Andacht war iñbruͤnſtig inh Pſ. 17, 1. dem GOTTes Hauſe / und Anhoͤrung des Wortes des HErrn / und das ſich nicht ein Anſehen nur vor den Men - ſchen zu machen / ſondern in allem ihren Thun hatte Sie GOtt vor Augen und im Hertzen. i Und wie Suͤnde zui Tob. 4, 6 meyden / ihre groͤſte Sorgfalt; alſo uͤbete ſie ſich fleißig im Gutten / wozu ſie das Goͤttliche Wort anfuͤhrete. Sie wendete allen ihren Fleiß an / und reichete dar in Jhrem Glauben Tugend / und in der Tugend Beſcheydenheit /[E 3]und38Chriſtlicheund in der Beſcheydenheit Maͤßigkeit / und in der Maͤßig - keit Gedult / und in der Gedult Gottſeeligkeit / und in der Gottſeeligkeit Bruͤderliche Liebe / und in der Bruͤderlichena 2. Petr. 〈…〉〈…〉. v. 5. 6. 7. Liebe gemeine Liebe. a Sie opfferte Gott taͤglich die geiſt - lichen Opffer die GOTT angenehm ſind durch Chri -b 1. Petr. 2 v. 5. ſtum. b

Und wie Hiob vor ſeine Kinder geopffert / alſo war Sie auch eine ſorgfaͤltige Mutter Jhrer Kinder / wie ſelbte in der Genade GOttes ſtehen moͤchten / dahero Sie ſtets iñbruͤnſtig in ihrem Gebethe Jhrer vor dem Hoͤchſten ge - dachte.

Jn Summa / Sie trachtete wie Hiob zu haben ein guttes Gewiſſen gegen GOtt und Menſchen / daß ſie alſo auch GOtt lieb und werth ſein moͤchte.

Aber bey Jhrer Gottſeligkeit muſte ſie auch erfah - ren / wie Hiob, daß die GOtt lieb und werth / auch mit Creutz beſchwert ſeyn. Wie Jhr Hertz ein Schatz-Ka - ſten / darein GOtt alle Kleinodien der Gaben des Heili - gen Geiſtes und herrlichen Tugenden geleget iſt / wolt ich wohl ſagen / es ſey zugleich ein Laſtwagen / ſo mit ſchwerem Leyden beladen geweſen:

Denn wer ſich mit GOtt verbindet /
Den Satan fleucht und haßt /
Der wird gekraͤnckt / und findet
Viel ſchwere groſſe Laſt /
Zu dulden und zu tragen
Geraͤth in Hohn und Spott /
Das Creutz und viele Plagen /
Die ſind ſein taͤglich Brodt.
Alſo39Leichen-Predigt.

Alſo iſt uͤber die Seel. Frau kommen die Creutzes - Laſt. Sie mechte von Jhren Lebens-Tagen ſagen / wie der Ertz-Vater Jacob: a Wenig und boͤſe iſt die Zeit meines Le -a Gen. 47. v. 9. bens.

Wir ſind voller Angſt und Plag /
Lauter Creutz ſind unſer Tag.

Und mit David: b Jch bin zu Leyden gemacht / und meinb Pſ. 38, 18 Schmertz iſt immer fuͤr mir. GOtt und Jhr iſts am be - ſten / auch wol uns zum theil bekandt geweſen / dahero wir / die vielleicht nicht das Vermoͤgen haben wuͤrden derglei - chen Laſt zu tragen / umb ſo vielmehr es Jhr zu gutte zu halten haben.

Wenn Jhr ſolche Laſt auch je unertraͤglich vorkom - men / daß Sie geklagt: Wenn man meinen Jammer waͤge / und mein Leyden in eine Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn / denn Sand am Meer.

Es wolt Jhr der die Laſt aufflegende GOTT auch was erſchrecklich vorkommen / als haͤtte er ſich verwandelt in einen Grauſamen / und erzeige ſeinen Gram an Jhr. cc Job. 30. v. 21. Sonderlich das lange machte dem Hertzen bange. Worin - nen ſie aͤhnlich wurde dem Ebenbilde ihres JESU / der von ſich ſagt: d Das Geſichte vergehet mir / daß ich ſo langed Pſ. 69, 4. muß harren auf meinen GOtt.

Wir werden nicht viel dergleichen Beyſpiele haben / die mit ſolchen Buͤrden beladen geweſen / wie die Seel. Frau / noch weniger die ſolche Gedult und Zufriedenheit dabey erweiſen.

Ob es Jhr gleich ſchwer fiel / und ſie faſt niederſin - cken wolte / ſo hielt ſie ſich doch an GOttes Hand / die auf - legt und hilfft: ee Pſ. 68, 20.

Bin40Chriſtliche
Bin ich ſchwach / laß deine Treu
Mir an die Seite treten /
Gib daß ich unverdroſſen ſey /
Zum Ruffen / Seuffzen / Beten /
So lang ein Hertze hofft und glaͤubt
Und im Gebeth beſtaͤndig bleibt /
So lang iſts unbezwungen.

Es hatte auch ſolch Leyden an Jhr ſeine herrliche Wuͤr - ckung / daß es ihr alſo ſehr zutraͤglich kommen.

Es erwieſe GOTT an Jhr ſeine Ehre / indem ſeinea 2. Cor. 12. v. 9. Krafft an ihr / in ihrer Schwachheit maͤchtig war. a

Es diente ihr wie zur heiligen Demuth / alſo zur Creu - tzigung des euſſerlichen Menſchen / daß der innere von Ta -b 2. Cor. 4. v. 16. ge zu Tage erneuret wuͤrde. b

Es waren die Kolen auf denen das Raͤuchwerck Jh - res Gebethes aufſtieg zu dem Hoͤchſten.

Es erweckte in Jhr einen Hunger und Durſt nachc Pſ. 19, 11. GOttes Wort / daß es Jhr ſuͤſſer wuͤrde c als Honig und Honigſeim.

Es wurde dadurch befoͤrdert Jhr Chriſtenthumb: Denn dadurch ſtarb Sie ab der Welt / und ihr Verlangend Pſ. 42, 2. nach dem Him̃el wurde groͤſſer. d Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer / ſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir. Meine Seele duͤrſtet nach GOTT / nach dem lebendigen GOtt. Wenn werde ich dahin kommen / daß ich GOt - tes Angeſichte ſchaue.

Dahero freuete Sie ſich auff Jhren Todbette auffe Rom. 8. v. 23. Jhre Erloͤſung / e und begehrte nicht laͤnger zu leben / ſon -f Pſ. 30, 12. dern hatte Luſt abzuſcheyden / und bey Chriſto zu ſeyn. f

Denn41Leichen-Predigt.

Denn das war Jhr Troſt / daß alsdenn Jhre Klage werde verwandelt in Reigen / ihr Sack außgezogen und Sie mit Freuden geguͤrtet werden. a Daß ihꝛ Jammer aus / unda Pſ. 30. 1[2] die uͤber allemaß wichtige Herꝛligkeit / ſo unſer Truͤbſal ſo zeitlich und leicht iſt / ſchaffet / angehen werde. bb 2. Cor. 4. v. 17.

Nun wes ſie ſich getroͤſtet / iſt erfolget: Sie iſt durch ein ſeeliges Sterben Jhres Jammers und Leydens abkom - men. Deñ was iſt ein ſeeliger Tod anders als analiſis, apo - liſis, c eine Erloͤſung von allem Ubel. d Da die Erloͤſeten desc Phil. 1, 23 HErꝛen gen Zion kom̃en mit Freuden / ewige Freude uͤber ih -d Luc. 2. v. 29. v. Röber arcus Tri - umph. Part. I. Conc. III. rem Haupte iſt / Freude und Wonne ſie umbgibt / Schmertz und Seuffzen weg iſt. e Sterben in H. Schrifft heiſt telev - tan endigen f das Jammer-Leben / deſſen koͤſtliches Muͤh und Arbeit / g eine Verſetzung zur Ruhe. h Die richtig fuͤr ſich gewandelt haben / ſagt der H. Geiſt / kommen zum Friede und ruhen in ihren Kam̃ern. i Sie ruhen von aller ihreꝛ Ar -e 2. Tim. 4. v. 18. beit. k Deñ ſeelig ſind die Todten die in dem HErren ſter - ben. Unſere Seel. Frau von Kreckwitz / wie ſie dem HErrenf Eſ 35, 10. gelebt / alſo iſt ſie in dem HErꝛn geſtorben / deñ ſie hatte Chri -g v. Di - tric. An - tiqv. Il - luſtr. N. T. Vol. 2. p. 203. ſtum angezogen; Sie war durch den Glauben mit ihm ver - einigt / deſſen Fleiſches und Blutes Sie theilhafftig worden: Wer mein Fleiſch iſſet und trincket mein Blut / der bleibet in mir / und ich in Jhme / ſagt der Erloͤſer ſelber. l Jhme hat ſie als ihrem Schoͤpffer ihreSeele zu treuen Haͤnden befohlen / mh Pſ. 90, 11. i Job. 3, 17. Sir 38, 24. dahero weil ſie im Glauben bis ans Ende ihres Lebens ver - harret durch die Gnade ihres GOttes / der aus ſeiner Goͤtt - lichen Macht ſie dariñen erhalten / hat ſie auch das Ende desk Eſ. 57, 2. Glaubens / welches iſt deꝛSeelen Seeligkeit davon gebracht. l Apoc. 14. v. 13.n An ſtatt daß ſie klagte: Weñ man meinen Jam̃er waͤge / undm Joh. 6. v. 56. mein Leyden in eine Wage legte / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeynn 1. Petr. 4. v. 19. denn Sand am Meer / ſo heiſt es itzo. o Sey nun wider zuo Pſ 116. v. 7. 8.Ffrie -42Chriſtlichefrieden meine Seele / denn der HErr thut dir Guttes / du haſt meine Seele aus dem Tode geriſſen / meine Augen von den Thraͤnen. Nun erfaͤhret ſie in der Warheit / a daß das Leyden dieſer Zeit nicht werth ſey der zukuͤnfftigen Herꝛlig - keit die an uns ſoll offenbahret werden.

HochAdeliche Trauer-Hertzen.

Jhr Betruͤbnuͤß / ſo Sie ob der Seel. Frauen Abſterben em - pfinden / ruͤhret her von deꝛLiebe / damit ſie ſie geliebet. Allein wurde Jhr Hertz nicht geruͤhret / wenn ſie ſie hoͤreten klagen: Weñ man meinen Jammer waͤge / und mein Leyden in eine Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn deñ ſand am Meer.

Derowegen ſol Jhnen nun troͤſtlich fallen / daß die Ta - ge Jhres Leydens ein Ende genommen / daß ſich geendigt ihr Klagen / daß ſie nicht mehr darff klagen uͤber ihren Jammer und ihr Leyden / ſondern ſich befindet in der Schaar der mit weißen Kleidern angethanen / die Apoc. VII. den Gottes Ge -a Apoc. 7. 14. ſeq. lehrten gezeiget werden / von denen der Engel ſagt: a Dieſe ſinds die da kom̃en ſind aus groſſem Truͤbſal / und haben ihre Kleider gewaſchen / und haben ihre Kleider helle gemacht im Blutt des Lammes. Darumb ſind ſie vor dem Stuel Got - tes / und dienen ihm Tag und Nacht in ſeinem Tempel. Und der auf dem Stuel ſitzet / wird uͤber ihnen wohnen. Sie wird nicht mehr hungern noch duͤrſten. Es wird auch nicht auf ſie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze. Denn das Lam̃ mitten in dem Stuel / wird Sie weiden und leiten zu den le - bendigen Waſſer-Brunnen. Und GOtt wird abwiſchen alle Thraͤnen von Jhren Augen. Alſo frolocket Sie

Nun hab ich uͤberwunden /
Creutz Leyden Angſt und Noth.
Sie ruffet Jhnen zu / wie jener auf ſein Grab ſchrieb:
Niemand meinen Tod beklagen ſol /
Jch ruh in GOtt / und mir iſt wol.
Und43Leichen-Predigt.

Und alſo preiſen wir ſeelig / die erduldet haben / a wir[gr]atu -a Jat. 5,[15] liren vielmehr / als daß wir ſolten beklagen die zu klagen auf - gehoͤret: Wir ruffen Jhr zu:

O wie ſeelig ſeyd ihr doch ihr Frommen /
Die Jhr durch den Tod zu GOtt gekommen.
Jhr ſeyd entgangen /
Aller Noth / die uns noch haͤlt gefangen.

Und zwar iſt deshalben bey denen HochLeidtragenden kein Zweiffel / denn Sie ſind wiedergebohren zu einer lebendigen Hoffnung / durch die Aufferſtehung JEſu CHriſti von den Todten. b Auch der Urſachen wegen / ſind ſie nicht betruͤbet /b 1. Petr. 〈…〉〈…〉. v. 1. ſondern die wahre Urſache Jhres Traurens iſt das Verlan - gen / ſo ſie nach Jhr haben. Fieri non poteſt, qvin Mors ejus ſit acerba, cujus vita fuit dulcis. Es kan anders nicht ſeyn / es faͤllt das Abſterben deſſen herbe / deſſen Leben uns angenehm gefallen. Allein / ſie haben Hoffnung zu Jhr zu kom̃en / und in unaußſprechlicher Freude ſich mit Jhr zuerfreuen.

Bevorauß faͤllt dem HochAdel. Herꝛen Wittiber die - ſer Abgang am allerſchwereſten / daß er mit dem Propheten außrufft: c Jch bin ein elender Mann / der die Ruthe dei -c Thr. 3, 1. nes Grimmes ſehen muß. Daß er bey nahe in der Seel. Fr. Gemahlin Fußſtapffen zutreten beginnet: Weñ man mei - nen Jammer waͤge / und mein Leyden in eine Wage legete / ſo wuͤrde es ſchwerer ſeyn denn Sand am Meer.

Allein / er bedencke / wer Jhn in eine ſolche Cameram ob - ſcuram gefuͤhret / das iſt der HErꝛ / der hiemit ſeinẽ Glauben / Hoffnung / Gedult und Liebe / wie das Gold durchs Feuer bewehret. d Deswegen hat Jhm GOtt / das was ihm dasd 1. Petr. 1. v. 7. Liebſte auf der Welt geweſen / entzogen / ihn zu pruͤfen / ob er Jhn uͤber alles auf Erden liebe / wie er dort den Vater aller Glaͤubigen den Abraham zuverſuchen / nicht Gold odeꝛSil - ber / oder Viehe und dergleichen / ſondern den einigen Sohn /F 2den44Chriſtliche Leichen-Predigt. den er lieb hatte forderte zu Pruͤfung ſeines Glaubens unda Gen. 22, 1 Gehorſams. a

Gott nimmet den Menſchen ofte / was ihre Freude und Troſt geweſen / damit ſie nur Jhn ſelbſt vor ihres Hertzens Troſt und Freude halten. Denn GOtt iſts der uns troͤſtetb Pſ. 73, 1. in Angſt / b ein Gott des Troſtes / c deꝛ das Hertze erfreuet /c Pſ. 4, 2. d Mund e uñ Angeſicht froͤlich f machet / demnach muſtẽ wird 2. Cor. 1. v. 3. ſagen mit dem H. Pſalmiſt. g Weñ ich nur dich habe / ſo frag ich nichts nach Him̃el und Erden; weñ mir gleich Leib unde Eccl. 5, 19 Seel verſchmacht / ꝛc. Man kan leicht die Gabe vermiſſen /f Pſ. 103, 5. wenn man den Geber hat. Der HErr hat die Seel. Fraug Sir. 34. v. 20. Gemahlin Jhme gegeben / und der hat Sie auch weggenom -h Pſal. 73. v. 25. 26. Jer. 33, 11. men / der nichts als alles Guttes thut. h Darum muß auch diſes gutt ſeyn / was von dem HErꝛen geſchehen. Demnach erweiſe er ſich in der That als ein Liebbaber Gottes / der ihn uͤber alles liebet / und dahero das Beſte und Liebſte willig - berlaͤſſet / uñ erfuͤlle was er taͤglich betet: Dein Wille geſcheh.

GOtt hat ſeinen Schatz von der Erden in den Him̃el verſetzt / umb ſein Hertz und Gemuͤthe dahin zu ziehen / denni Matth. 6 v. 21. wo euer Schatz iſt / ſagt JEſus / da iſt auch euer Hertze. i

Wir aber liebſten Seelen / lernen von der Seel. Fr. von Kreckwitz / unter der Leydens-Laſt auf Gott ſehen / der ſie uns aufgeladen / unſer Jammer und Leyden abgewogen / wie viel und ſchwer es ſein ſoll / als ein Artzt die Artzney abwiegt / und nicht zuviel noch zu wenig gibt / ſondern ſo viel es genug iſt. Darum laſſet uns nicht ſehen auf das Sichtbare das zeitlichk 2. Cor. 4 v. 18. iſt; k ſondern auf das Unſichtbare das ewig iſt.

Ey ſo faß O Chriſten Hertz
Alle deine Schmertzen /
Wirff ſie froͤlich hinterwerts /
Laß des Troſtes Kertzen
Dich entzuͤnden mehr und mehr /
Gib dem groſſen Nahmen /
Deines GOttes Preiß und Ehr.
Er wird helffen! Amen!
45
I. N. J.

NAthan Chytræus, hat in ſei - nen Deliciis pag. 348. angemercket / daß zu Fori L. oder wie es ſonſt heiſſet Forum Li - vii, ein Bild angetroffen worden / da auff einer Sei - te der Tod / mit dieſer Beyſchrifft: Non terrori ve - rum lætitiæ ſolam ſpem in Deo habenti futura ſum. Jch bin nicht entſetzlich / ſondern ergoͤtzlich / nicht ab - ſcheulich / ſondern erfreulich / dem ſo auf GOtt ſeine Hoffnung ſtellet. Auff der andern / das Leben: Vi -Gta46PERSONALIA. ta fallax creſcendo decreſcens, mortis ludibrio qvot illa qveas. O du betruͤglich Leben / je mehr du zu - nimmeſt / nimmſt du ab / und wie viel beſtrickſt du / wenn ſie den Tod nicht betrachten. Es iſt allerdin - ges wahr daß / wie jener Profeſſor in Salamanticaa l. 11. Ferd: Nonius, wie Thuanus von ihm ſchreibet / a auff ſein Grab in ſeinem letzten Willen die 4. Wor - te zu hauen / befohlen. Maximum vitæ bonum mors, der Tod iſt das groͤſte Gutt des Lebens. Wenn ein Menſch / weil er lebt / GOtte lebet durch den Glauben / und daher ſich ſelbſt und der Welt abſtirbt / ſo ſtirbt er nicht wenn er ſtirbt. Es iſt dem Menſchen geſetzt einmahl zu ſterben. Das iſt der Bund / den wir mit dem Tode haben. Der iſt entſetzlich dem natuͤrlichen Menſchen / der nicht vernimmt / was des Geiſtes GOTTes iſt. Weil wir leben / ſo ſterben wir taͤglich / denn wir tragen an uns den Leib des Todes. Wer aber in Suͤn - den lebt / iſt lebendig tod / und daher / wenn er den Weg aller Welt gehen ſoll / ſo verfaͤllt er in den ewi - gen Tod / welcher der Suͤnden / der er gelebt / gerech - te Sold iſt. Deſſen Leben aber CHriſtus gewe - ſen / dem iſt ſterben ein herꝛlicher Gewinn / maſſen er durch den Tod in das Leben eindringet / qvitti - rende ein Leben / welches mehr ein Tod / wegen derſteten47PERSONALIA. ſteten Furcht des Todes zu nennen / deſſen koͤſtliches Muͤh und Arbeit / Elend und Jammer / drſſen End - ſchafft und Ziel ein ſeeliger Abſchied. Dahero als Kayſer Fridrich der III. te dieſes Nahmens aus den Teutſchen Kayſern gefraget worden / was einem Menſchen am beſten wiederfahren koͤnte / hat er ge - antwortet / ein ſeeliger Abſchied. Zinck - gruff Apoph. p. 57.

Welches auch mit eigner Erfahrung bekraͤff - tigen wuͤrde / wenn ſie unter uns ſich ſolte hoͤren laſ - ſen / die weyland HochEdelgebohrne Frau / Frau Barbara Eliſabeth / gebohrne von Tſchammerin / vermaͤhlte von Kreckwitzin / Frau auf Jupen-Heintzendorff / Großklo - den / und Akroſch Frontze / aufs wenigſte kan es bezeigen ihre Lebens-Geſchichte. Solche kan am fuͤglichſten mit dem Worte des Ertz-Vaters Jacob abgefaſſet werden: Wenig und boͤſe ſind die TageGen. 47〈…〉〈…〉 meiner Wallfarth.

Allein ihr Nahme / den ſie in der Heiligen Tauffe bekommen / Barbara Eliſabeth / erinnert Sie in GOtt Jhre Ruhe zu ſuchen / und alſo ihre Hoffnung auf den / der Glaͤubigen Zuverſicht zu ſetzen: Welche auch in Jhr ſeine Wohnung und Ruhe gehabt / indem Sie gelebt und ſelig geſtorben / daher bey Jhm ſie der Seelen nach lebet.

G 2Jhr48PERSONALIA.

Jhr Eingang in dieſes zeitliche Leben geſchahe zu ſolcher Zeit / da auch alles voller Truͤbſaal / we - gen der Krieges Unruhe war / nehmlich im Octo - ber, des 1638. Jahres / und zwar zu Sentſchin in Pohlen / wohin ſich die HochAdelichen Eltern we - gen der grauſamen Troublen retteriret hatten: Sie ſtammet aus uhraltem Hochberuͤhmten und umb das gemeine Vaterland hochverdienten Adelichen Geſchlechte.

Jhr Herꝛ Vater iſt geweſen / der Wey - land HochEdelgebohrne Ritter und Herꝛ / Herꝛ George Ernſt von Tſchammer / aus dem Hauſe Groß-Oſten / geweſener Erb - Herr auf Dahſe / Thiergarten und Ackreſch - Fruntze.

Die Frau Mutter / die weyland Hoch - Edelgebohrne Frau Eliſabeth von Tſcham - mern / gebohrne von Sacken / aus dem Hau - ſe Rathſchuͤtz.

Auf vaͤterlicher Seiten finden ſich Ah - nen aus den Hoch Adelichen Geſchlechtern /derer49PERSONALIA. derer von Rothkirch / derer von Rohr / und derer von Eichholtz.

Auff Muͤtterlicher aber der von Dy - herꝛn / derer von Landes-Cron / derer von Hauckwitz.

Sie muſte ſo bald Sie in diß Leben gebohren worden / ſterben / ſolte Sie des rechten Lebens / ſo aus GOtt iſt / theilhafftig werden. Darum befoͤrder - ten Sie alsbald Jhre Hoch-Adeliche Eltern zur Geiſtlichen Wieder-Geburth / daß in Jhr die ange - bohrne Suͤnde ſtuͤrbe. Welche Toͤdtung die gantze Lebens-Zeit fortzuſetzen Jhr eine ſtete Erinnerung gab der Nahmen Barbara Eliſabeth / damit ſie ins Lebens-Buch eingezeichnet worden. Sie war ein Kind gutter Arten / und hatte bekommen eine feine Seele / a da Sie aber wol erzogen war / wuchsa Sap. 8, 19 Sie zu einem unbefleckten Leibe / durch die gutte Auf - erziehung / wurde das in der Wiedergeburth erlang - te geiſtliche Leben nicht nur erhalten / ſondern auch vermehret / daß es mit dem Wachsthum der Jahre ſich herꝛlicher hervor thaͤte. Denn der in ihr woh - nende Heil. Geiſt / deſſen Trieb Sie ſich beqvemte / wuͤrckte in ihr die Abſterbung / ſo Jhrer ſelbſten / als der Welt / und das Leben JESU durch Verſiege -G 3lung50PERSONALIA. lung des lebendigen Wortes in ihrem Hertzen / deſ - ſen eiffrige Liebhaberin Sie in ihrem Leben beſtaͤn - dig geweſen / und erweckte in Jhr eine ſtete Begier - de mit JESU / dem Leben vereiniget zu bleiben / und dahero einen Hunger von dem Brodte des Le - bens im Heiligen Sacrament zu ſpeiſen / weil der ſo darvon wuͤrdig iſſet / ewig lebet.

Deswegen Sie ſich offters mit Heiliger An - dacht zu der Him̃liſchen Taffel einfunde: Denn ſie hoͤrte die Stimme des anklopffenden JESU / und oͤffnete Jhm die Thuͤr ihres Hertzens / daß er in ſie eingieng / und bey Jhr das Abendmahl hielte. Deñ Sie Jhn ſpeiſete mit einem zerknirſchten Hertzen und Fruͤchten des Glaubens / den er ſelbſt in Jhr wuͤrckte / und alſo hielte das Abendmahl mit Jhm / und empfand den Vorſchmack des Freudenmahls in der Herꝛligkeit / bey welchem Sie ſich der Seelen nach bereits befindet.

Jnsgemein wird vor das groͤſte Gutt des zeit - lichen Lebens eine anſtaͤndige Heyrath gehalten. Mit dieſer iſt Sie von dem Hoͤchſten beſecliget wor - den. Da Anno 1655. den 12. Octobr: Sie gluͤck - lich vermaͤhlet worden / an den HochEdelgebohr - nen Ritter und Herꝛen / Herꝛen GuſtavSieg -51PERSONALIA. Siegmund von Kreckwitz / Herꝛn auf Ju - pendorff / Großkloden / Heintzendorff und Ackreſch-Frontze / des Koͤniglichen Mann - Rechts Gurauiſchen Creyſes Hoch Anſehn - lichen Asſeſſorem und Zauden-Richter. Die ins 49igſte Jahr wehrende Ehe war auff beyden Theilen hoͤchſt vergnuͤget / weil Sie liebreich / und von dem Himmel bekroͤnet mit Seegen an Leibes - Fruͤchten und andern zeitlichen Guͤttern.

Sie ſchaͤtzte ſich wohl berathen / weil Sie zu Theil worden einem vernuͤnfftigen Manne: a Era Sir. 7, 26. preiſet ſich gluͤckſeelig / weil Jhme beſchehret eine treue Gehuͤlffin / und eine Saͤule derer er ſich troͤ - ſten koͤnnen / b die Jhm dahero ein fein geruhig Le -b Sir. 36. v. 24. ben gemacht. Wird vor geſegnet außgeruffen eine Matrone, ſo von dem Allmaͤchtigen gewuͤrdiget wird eine Kinder-Mutter zu werden / ſo iſt der Seeligen Frauen auch hierinnen nichts abgegangen / die 5. Soͤhne / und ſo viel Toͤchter zur Welt gebohren / davon 2. Herren Soͤhne und 3. Frauen Toͤchter Sie nach ſich in der Zeitligkeit verlaͤſſet. Allein / ſo erwuͤnſcht war die Vermaͤhlung / ſo muſte Sie doch die leiblichen Truͤbſaalen / c und das bitterec 1, Cor. 7. v. 28. Weh / mit welchem die Suͤßigkeit der Ehe vermen -get52PERSONALIA. get koſten. Zehn mahl die Geburths-Arbeit an - treten / heiſt ſo vielmahl in den Tod gehen. Wañ Homo toties moritur qvoties amittit ſuos. Der Menſch ſo offtmahl ſtirbet / als ihm die Seinigen durch den Tod genommen werden: Wie vielmahl iſt Sie geſtorben / da Sie nicht nur Eltern / Ge - ſchwiſter / ſondern was von Jhrem Leibe kommen / uͤberlaſſen muͤſſen / der Zahl derer die nicht mehr hier ſind. So groſſe Freude die Kinder machen / ſo groſſes Leid und Betruͤbniß koͤnnen ſie auch ver - urſachen. Wenn der HERR uͤber alles Fleiſch ihr Kinder oder Enckel / ſo ohne dem zaͤrtlicher von den Groß-Muͤttern geliebet werden / wegnahm / griff er Jhr ans Hertze / und rieß ein Stuͤck von demſelbigen mit hoͤchſt empfindlichen Schmertzen. Alſo war Jhre Freude an den Kindern damit Sie begluͤckt war wie Honig in welchen viel Aloe und Myrꝛhen der Hoͤchſte gethan. Es lies die Seeli - ge Frau ſich offt beduͤncken / Sie ſey zu Leyden ge -a Pſ. 38, 18 macht / und Jhr Schmertz ſey immer vor Jhr. a Allein / es diente Jhr zur Verweſung des cuſſerli -b 2. Cor. 4 chen / und Erneurung des innerlichen Meinſchen. b Dadurch wurde befoͤrdert das Maximum vitæ bo - num Mors: Nicht allein / daß ſie mit Paulo Luſt hat -c Phil. 1, 23 te abzuſcheyden und bey Chriſto zu ſeyn: c Son -dern53PERSONALIA. dern daß Sie ſich ſelbſt und der Welt abſtuͤrbe / und deſtomehr lebte GOTT in Chriſto. a Und dasa Rom. 6. v. 11. erwieſe Sie / indem Sie ſich als eine wahre Chri - ſtin / in der JESUS lebet / b den ſie alſo geler -b Gal 2, 10 net / daß in Jhm ein rechtſchaffen Weſen ſey / cc Eph. 4. v. 21. auffgefuͤhret / indem durch die Liebe thaͤtigen Glau - ben. d Wenn Sie in demſelbigen dargereicht Tu -d Gal, 5, 6. gend / in der Tugend Beſcheidenheit / in der Beſchei - denheit Maͤßigkeit / in der Maͤßigkeit Gedult / in der Gedult Gottſeeligkeit / in der Gottſeeligkeit / Bruͤ - derliche Liebe / und in der Bruͤderlichen Liebe ge - meine Liebe. e Bey ſich ereignender Schwach -e 2. Petr. 1. v. 5. ſeqq. heit des Fleiſches ſtaͤrckte ſich der Geiſt / durch fleiſ - ſigen Gebrauch der zu Erhaltung des geiſtlichen Lebens von GOtt verordneten Mittel / und hielt iñ - bruͤnſtig an im Gebeth / daß Sie aus GOTTes Macht durch den Glauben moͤchte bewahret wer - den zur Seeligkeit. f Sie iſt auch erhoͤret worden /f 1. Petr. [1]v. 5. weil Sie GOTT / wenn er geruffen / gerne gehoͤ - ret.

Als Sie am Soñtage Reminiſcere dem offent - lichen Gottesdienſt in der Kirchen zu Geiſchen bey - gewohnet / und nach eingenommener Mahlzeit Jh - re Hauß-Andacht mit Predigt leſen und GebethHange -54PERSONALIA. angeſtellet / wurde Sie auff den Abend mit einem hitzigen Fieber angegriffen. Es wurde zwar (Tit.) Herꝛ D. Chriſtian Mævius aus Bojanova / erfor - dert / der auch dienliche Mittel verordnete / welche Sie als von GOTT verordnet / gebrauchet. Jhr ob ſolcher Jhrer Kranckheit hoͤchſt bekuͤmmerter Herꝛ Gemahl / lies es an nichts ermangeln. Sie aber ſorgte vornehmlich vor Jhre Seele / und ſtaͤrck - te ſich in GOTT Jhrem Heylande / hiemit Sie / die ſich Jhres annahenden zeitlichen Lebens-Endes wegen hinfallender Leibes-Kraͤffte verſahe / das Ende Jhres Glaubens / und alſo / das auffgeſetzte Kleinoth / bey erreichtem Ziel Jhres Lauffes hab - hafft moͤchte werden. Darnach verlangte Sie innigſt / und ſtrebte nach hertzlichem Gebeth / ſo Sie zum theil aus ſich ſelbſten / theils vorgeſpro - chen / abgehen lies. Sie erreichte endlich ſolches den 27. Februarij, des Morgends halb 3. Uhr / da Sie nach dem Sie von ihrem Herren Beicht-Va - ter eingeſegnet worden / Jhre Seele in die treuen Haͤnde Jhres Schoͤpffers uͤbergeben. Sie hat ohngefehr 4. Monath uͤber 65. Jahr in dieſem Jammerthal gewandelt / und iſt durch viele Truͤb - ſaal in das Reich GOttes eingegangen. Dar -umb55PERSONALIA. umb billich auff Jhr Grab geſchrieben wird:

Maximum vitæ bonum mors:

Das groͤſte Gutt im Leben /
Ein ſelig Tod kan geben.
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About this transcription

TextDas unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz
Author Caspar Sommer
Extent56 images; 12849 tokens; 3311 types; 80781 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

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Bibliographic informationDas unter der Creutzes Last ächtzende Christen-Hertz Der Weyland Hoch-Edelgebohrnen Frauen/ Frauen Barbara Elisabeth Vermählten von Kreckwitz Caspar Sommer. . 56 S. Johann Christoph WildSchlichtingsheim1704.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 K 1203/35-36 / 392455

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LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T09:35:39Z
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