PRIMS Full-text transcription (HTML)
Die Edle Bemuͤhung muͤſſiger Stunden /
In Galanten, Verliebten / Sinn-Schertz - und Satyriſchen Gedichten /
HAMBURG/ VerlegtsGottfried Liebernickel/ Buch - haͤndler im Thum. 1702.
Vorrede.
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Vorrede.

DIeſe wenige Blaͤtter werden manchen bey den erſten Anblick dergleichen Gedancken verurſa - chen: Abermahl ein neuer Poë - te? Es mangelt gewiß dran? Allein derſelbe beliebe mir mehr Verſtand / und Beſcheidenheit zuzutrauen / als daß eine kindiſche Selbſt-Liebe mich mit andern zu den unzeitigen Ehrgeitz verfuͤhren ſolte / durch we - nige Bogen den Nahmen eines rechtſchaffenen Poëtens zu ambiren / welcher allein durch etli - cher vortreflicher Maͤnner unſterbliche Schrif - ten in eines verſtaͤndigen Gedaͤchtniß gruͤnet. Sondern man glaube vielmehr / daß ich noch allezeit ein lehr-begieriger Schuͤler von ihnen bin / und in dieſer Qualitaͤt das Vertrauen he - ge / es werde mir in den kleinen Wercke viel - leicht noch etwas gerathen ſeyn / ſo einen Platz unter der Mittelgattung der Poëſie verdienet. Denn bloſſe Reimen-Schmiererey / die durch laͤppiſche Einfaͤlle und zerflickte Ausarbeitung ſo ſchmackloß / als ungeſaltzene Speiſen ſind / wuͤrde mich zu meinen eignen Feind ſo wohl) (2alsVorrede.als derer machen / die ihre Zeit unnuͤtzlich da - mit verſchwenden. So aber haben die Bege - benheiten anderer / ihre Ausſchweiffungen / ja Ruhm und tadlens-wuͤrdige Zufaͤlle meiner Feder die Muͤhe gegeben / die muͤſſigen und vergnuͤgteſten Stunden damit zuzubringen / und das Belieben Etlicher / das ſich auch zu - weilen nach etwas Unvollkommenes eꝛſtrecket / hat ſie nicht ſo wol unter die Preſſe genoͤthiget / als einige Bewegungs-Gruͤnde / die auch kein Oedipus in Durchleſung etlicher Gedichte wohl errathen kan.

Nun iſt man zu Erkennung anderer Fehler gemeiniglich ſcharffſichtiger / als bey ſeinen ei - genen / und dahero werden viele bey Lichte mit ſpitzen Augen erſehen / was den Ihrigen zuwei - len ſelber verborgen iſt. Doch wie es eben nicht ruͤhmlich / dasjenige allzuſehr zu tadeln / wel - ches keinen Ruhm verlanget / wenn es ſelbigen gleich meritirte: ſo verhoffe auch deswegen ei - ne guͤtige Cenſur, daß ich meine Vernunfft in Urtheilen uͤber unvergleichliche Leute nicht ver - pachtet / durch deren herrliche Anleitung man erſt ein reiffes Judicium erwerben muß.

Gewiß / es iſt ein ſchlechtes Kennzeichen ei - nes geſunden Verſtandes / dasjenige unge - reimt zu nennen / welches durch die Vollkom - menheit eines hohen Geiſtes bey den KluͤgſtenſichVorrede.ſich vorlaͤngſten wunderwuͤrdig gemacht / zu - mahl von denen / die wie der ſchmierichte Schu - ſter beym Apelles, die Ausbeſſerung Kunſtrei - cher Sinnen-Bilder weiſen wollen / da ſie nicht einmahl den Schatten davon zu entwerffen vermoͤgend ſind. Und alſo kan die Erinnerung einer klugen Feder in der Lob-Schrifft des vor - trefflichen Herrn von Lohenſtein ſeines Armi - nius, auch bey ſeinen Ibrahim anitzo ſehr wol paſſen / wenn ſie ſchreibet:

Druͤm ſplittert / wie ihr wolt / ihr Richter kluger Welt /
Und macht durch Urtheil euch zu groſſen Buͤcher Rieſen /
Dis / was eur Unverſtand an dieſer Schrifft vergaͤllt /
Hat / eh 'ihr ſie geſehn / ſchon der Verſtand geprieſen.

Doch ſo machet ſich mancher die uͤbermaͤſſi - ge Einbildung / die Sonne wuͤrcke am Durch - dringenſten in ſeinen Verſtande / wenn der heiſ - ſe Suͤd-Stern uͤber ſeinen Wirbel ſtehet / der ihm das Gehirn / wie der Blitz das Marck aus den Knochen / dergeſtalt auszehret / daß er her - nach als taumelnd in gelehrter Leute Spott faͤllt. Und geſetzt / daß man mit praͤchtigen Woͤrtern zur Unzeit geſpielet / ſo iſt doch ſol - ches ſelbſt Verſtaͤndigen zu zeigen die Art un - nuͤtzer Kluͤglinge; ſo aber weiß die kluge Welt am beſten / daß ein Poët nicht eben ſeinen Geiſt mit den wenigen Jahren einer Perſon / von der man ſchreibet / erniedrigen muͤſſe / ſonſten wuͤr - den die Verſe nach unterſchiedenen Zufaͤllen ſo) (3kin -Vorrede.kindiſch heraus kommen / als das Urtheil / daß ſolches ſehr wol gemacht ſey.

Das Abſehen / nach Gewohnheit der Fran - tzoſen / mit critiquen Hinter-Schrifften herzu - gehen / deren hohes Weſen und Geheimnuͤſſe ei - ner nicht gemeinen Seele man nicht einmahl erreichen kan / heiſſet mit aller Hoͤflichkeit ſeine begangene Fehler ſelber anmercken. Doch das Sprichwort muß auch in excellentiori gra - du wahr ſeyn: ars non habet osorem, niſ[i]ignorantem, und was nicht auff unſern Miſte waͤchſt / iſt aller Fortpflantzung unwuͤrdig. Sehr wohl gegeben.

Sonſten werden ſich die teutſchen Poeten wenig uͤber die ſeltzame Verwunderung aͤrgern / daß ſie weiſſe Bruͤſte mit Marmor und Wangen mit Alabaſt ver - gleichen. Knaben in Schulen wiſſen auch / daß ein Menſch vom Fleiſch und nicht Steinern ſey / und wenn ſie der gleichen Sachen leſen / ſollen ſie ohne Kopffbre - chen das Tertium Comparationis; errahten. Doch nach dieſer Phantaſie kan das ſchoͤne Gleichniß der Wangen von Roſen / und Lippen von Purpur ebenfals nicht Statt finden / weil der kuͤhle Morgen-Wind im Fruͤhling keine angenehme Waͤrmde in die Blumen wehet / und der Purpur in Kauffmanns-Gewoͤlbern mehr als bey den Kachel-Ofen lieget. Wie reimen ſich nun dieſe Worte: Wenn ich von Marmor-Bruͤ - ſten und Wangen von Alabaſt hoͤre / ſo ſtelle ich mir ei - ne erblaſte Schoͤnheit im Sarge fuͤr. Wer hat jemahl eine erblaſte Schoͤnheit geſehen? Sapienti lat.

Was der teutſchen Poëten, ihre wolflieſſendeVerſeVorrede.Verſe anbelanget / iſt vor andern Nationen ihr unſtrei - tiger Ruhm / daß ſie darinnen vollkommrn ſind; doch nicht alle / die ſich aus laͤcherlicher Hochmuth dafuͤr aus - geben. Dahero klinget ſehr abgeſchmackt: Wir uͤber - treffen die Auslaͤnder; und wer die harten Eliſiones faſt in jeder Zeilen / die verworffene Conſtruction, die uͤberhuͤpffte Cæſur oder Abſchnitt in langen Verſen / ja die uͤmgetauffte oder neugebohrne Fœminina im Teutſchen. Z. E. daß er eine Affe / vor ein Affe iſt / und dergleichen Poetiſches Auskehricht erblicket / wird die wolflieſſende Lieblichkeit mit funffzehen Laternen nicht zu finden wiſſen. Doch ich rede nur von dem / was ei - nes unteutſchen Versmachers Prahlerey leget / andere gute Gedancken koͤnnen bey Geſcheuten nach Verdienſt ſich einen Beyfall erwerben.

Die Schreib-Art in dieſen wenigen Blaͤttern iſt ſonſten leicht / und wird mich keiner beſchuldigen / daß ich durch dunckele und unverſtaͤndliche Redens-Arten mich jemanden zum Oracul auffdringen wil / der mei - ne Meinung zu faſſen gedencket. Die Satyriſche und Schertzhaffte nun betreffend / ſolches ſind ungeheuchel - te Gedancken uͤber unterſchiedliche Mißgeburthen ei - ner reiffen Vernunfft oder geſchickten Aufffuͤhrung / davon man aus Lobwuͤrdigen Haß uͤber dergleichen Thorheit nicht aber aus Privat-Affecten ſchreiben darff / und ſo der geneigte Leſer manches eben ſo wol er - kennen lernen / wuͤrde ſeine Feder noch ſpitziger als die Meinige geweſen ſeyn. Ich haͤtte ihrer viel noch derer Gattung anbeyfuͤgen koͤnnen; allein die Vorſicht / niemanden durch bekandte Umſtaͤnde zu beleidigen / und eine geheime Uberlegung halten mich vor dißmahl noch ab / der Richt-gierigen Welt ſolche zu communiciren.

MiVorrede.

Mit vielen Leichen-Klagen / Hochzeit-Reimen und andern gewoͤhnlichen Lumpenzeuge klugen Ohren verdrießlich zu fallen / iſt mein Abſehen nicht / und Un - paſſionirte wiſſen die Raiſon ſo wol / als ich ſelbe in ei - nen Satyriſchen Gedichte nicht genugſam eroͤffnen koͤnnen. Unter vielen Schwachheiten aber / die ſich un - geſcheut zum Gelaͤchter ins Licht wagen / muß ich eine hieher ſetzen / die ein gewiſſer Studioſus auff den Ge - burths-Tag einer Hertzogin in einer elenden Gratula - tion beginge / und weil ſie unpaͤßlich geweſen / brauchte er nebſt andern Gehirn-loſen Dingen dieſe ſaubere Al - legorie:

Und in ſo heiſſer Creutzes-Hitze
Erſchien die Unvollkommenheit /
Denn durch die ſtarcke Truͤbſals-Spruͤtze
Kam dir das Waſſer vor der Zeit /
L -- in deines Lagers Hoͤle
Biß an die Jammer-volle Seele.

In Ubrigen brauche ich keine Entſchuldigung / daß ich eine Ecloga von einer geſchickten Feder hierin - nen entlehnet / weil niemand ſeine Zeit damit verderben / mancher aber mit mir geſteaͤen wird: es koͤnten derer wol mehr ſeyn.

Und ſo ich zu letzt noch eine Gunſt von dem geneig - ten Leſer ſol ausbitten / wird es dieſe ſeyn / daß ſeine Guͤ - te meine Fehler in Tugenden / die Auffrichtigkeit aber was irgends noch mittelmaͤſſig iſt / in keine Fehler keh - ret; denn wie keines Gedancken allezeit gleich ſind / und man einen Lehrbegierigen und der von recht klugen Leu - ten billige Unterweiſung nimmt / durch allzuſcharffe Cen[ſ]ur von ſeiner loͤblichen Bemuͤhung abſchreckt / ſo wuͤrde es auch wider meinen Vorſatz ſeyn / vor deſſen Hoͤfflichkeit allezeit verpflichtet zu bleiben

Menantes
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Verliebte und Galante Gedichte.

Uber Teutſchlands Edles Frauenzimmer.

DU Wunder-ſchoͤnes Land / und Kleinod gantzer Erden!
Wo die Gluͤckſeligkeit mit jeden Tag erwacht.
Du ird'ſches Paradies / wo Menſchen Engel werden /
Wo Adams ſuͤſſe Koſt uns zum Vergnuͤgen lacht.
Du Himmel voller Glantz der angenehmſten Sonnen /
Und deren Schoͤnheits-Strahl in alle Laͤnder dringt.
Du Meer / in deren Schaum Saturnus Krafft geronnen /
Worinnen Venus offt in einem Jahr entſpringt.
Begluͤckter Teutſchen Sitz! Du Sammel-Platz der Schoͤnen!
Wo Himmel und Natur verſchwendriſch worden iſt.
Wo ſich der Staͤdte Pracht mit Myrthen kan bekroͤnen /
Und wo ein Menſchen Mund nur Goͤtter Lippen kuͤßt.
Des guͤldnen Apfels-Streit / den Paris beygeleget /
Und deſſen Koſtbarkeit der Venus zuerkand /
AWird2Verliebte
Wird durch den Ehrgeitz noch bey deiner Zeit erreget /
Und manches nennet ſich vor dir das ſchoͤnſte Land.
Du Wunder-Theil der Welt! Paris tritt in die Schrancken /
Die Venus / Juno ſich und Pallas ſonſt erſehn /
Und wil ſich uͤm den Preiß des Apffels mit dir zancken /
Sein Frauenzimmer ſoll in erſten Paare gehn.
Nun Engelland wil gar mit lauter Engeln prahlen /
Franckreich ſoll neben dir der Palmen Zinsman ſeyn.
Ach Teutſchland koͤnte dich ein Paris noch beſtrahlen /
Und ſtell'te die Vernunfft ſich hier zum Richter ein!
So wuͤrde deine Pracht und ſeltne Schaͤtzbarkeiten
Sein kluger Augen-Raht noch mehr als vor beſehn /
Und lieſe ſich ſein Blick auff andre Laͤnder leiten /
So wuͤrde Paris Mund auff dieſen Spruch beſtehn:
Franckreich iſt zwar ein Land mit Klugheit angefuͤllet /
Und in Galanterie des Frauenzimmers Welt.
Ja wo Geiſtreicher Schertz gemein wie Waſſer quillet.
Wo witziger Verſtand die hohe Schule haͤlt.
Allein daß Schuͤler offt die beſten Meiſter werden /
Kan Teutſchland ſonder Ruhm mit Sachſen Zeuge ſeyn.
Man pflantzet erſt geſchickt die Liljen frembder Erden /
Denn koͤmmt Natur und Kunſt verwundrend uͤberein.
Du ſchoͤne Linden-Stadt! (ſo wuͤrde Paris ſagen.)
So bald mein Auge dich / du Kleinod Meiſſens ſieht /
Seh 'ich die Pallas auch auff ihren Sieges-Wagen
Die mich / ſo wie Paris zu ihren Schaͤtzen zieht.
Die Goͤttin kan allhier die kluͤgſten Toͤchter zeigen /
Wo Witz / Verſtand und Liſt ſehr ſchoͤne Proben weißt;
Durch die allein der Ruhm muß biß zum Sternen ſteigen /
Daß die galantſte Stadt anitzo Leipzig heiſt.
Ja Dreßden kan ſich auch mit gleichen Lorbern kroͤnen /
Wo die Gefaͤlligkeit ſehr artge Leute macht.
Und Halle darff den Schmuck von keinen Frembden lehnen /
Weil dieſe Seltenheit bey ihren Schoͤnen lacht.
Das kleine Weiſſenfelß hat Klugheit groß geſchaͤtzet /
Ob Einfalt gleich daſelbſt auch offt gemeiſtert wird /
Des Gartens-Schoͤnheit iſt daruͤm nicht gar verletzet /
Wenn ſich das Unkraut gleich bey Roſen hat verirrt.
Noch3und Galante Gedichte.
Noch andre Staͤdte mehr und praͤchtigen Pallaͤſte
Hat Pallas Wunder-Hand mit Toͤchtern angebaut /
Sie locket mich entzuͤckt zu ihren Hochzeit-Feſte /
Und ſpricht: Die Klugheit macht die allerbeſte Braut.
Doch (wuͤrde Paris mehr den edlen Sinn entdecken /)
Weil Schoͤnheit ein Magnet der meiſten Hertzen iſt:
Und ſich ein jeder denckt das ſuͤſſe Ziel zu ſtecken /
Daß ihn auff Erden ſchon des Himmels Vorſchmack kuͤſſt.
So kan ſich Engeland zwar einen Spiegel gleichen /
Der mir den Gegenſtand ſtets wunderſchoͤne weiſt /
Wo Wangen-Purpur nicht geſchminckte Farben ſtreichen /
Und wo Annehmlichkeit der Sinnen Meiſter heiſt.
Allein wie Sonnen-Glantz die Sternen uͤberſteiget /
So muß Britannien bey Teutſchlands Strahlen ſtehn.
Denn ob die Venus dort ihr Ebenbild gezeiget /
So laͤſſt ſie ſich doch ſelbſt auff Preuſſens Throne ſehn.
Du Venus Wunderreich! Du Pallas Teutſcher Erden!
Wo Juno ſich den Thron von Gold und Perlen baut.
Soll dir des Apffels Preiß nicht zu erkennet werden /
Da man dein Weſen gantz / bey andern Stuͤckwerck ſchaut?
Nimm hin / Germanien! Was du vorlaͤngſt genommen /
Und laß dein Eigenthum dir ein Geſchencke ſeyn.
Der Apffel iſt ja ſelbſt auff deinen Baume kommen
Wer nun die Fruͤchte pflantzt / nimmt ſie auch wieder ein.
So wuͤrde Pariß Schluß auf Weißheits-Grund beſtehen /
Und ſein gerechter Spruch hing dieſes Bitten an:
Soll mir / du ſchoͤnes Reich! durch deine Gunſt geſchehen /
Was Venus ehmahls mir in Griechenland gethan:
So gib mir eine Frau nach deinen Wunder-Schaͤtzen /
Wo Schoͤnheit einen Geiſt / wie Gold die Perle haͤlt.
Wo Eulen von Vernunfft ſich nicht in Purpur ſetzen /
Und wo kein Schatten Werck von einem Coͤrper faͤllt.
Wo kein Pigmalion nur ſtumme Goͤtzen machet /
Nicht / wo Apelles Kunſt ſich bloß mit Farben ziert /
Nicht / wo ein Affe nur in Gold und Seyde lachet /
Nein / wo ein ſchoͤner Leib die Seele bey ſich fuͤhrt.
Ja wo die Koſtbarkeit wie auff dem Goͤtter Throne
Der Himmel die Geſtalt / der Geiſt die Sonne heiſt.
A 2Wo4Verliebte
Wo edler Tugend Glantz und Pallas Lorber Crone
Sich auff der Venus Haupt in ſchoͤnſten Schmucke weiſt.
Doch daß ich meinen Wunſch die Graͤntzen moͤge ſetzen /
Und ſchoͤn / galant und reich mit auff einmahl vergnuͤgt /
So goͤnne meiner Bruſt (diß waͤre ſein Ergetzen)
Daß ſie die Helena aus deinen Leiptzig kriegt.
An Lesbien.
BRicht Lesbia den Brief durch ihre ſchoͤnen Haͤnde /
So bricht ſie auch dabey des Hertzens-Siegel auf;
Daß iſt: Daß ich zugleich ihr tauſend Kuͤſſe ſende;
Jedoch ich legte ſie ihr lieber ſelber drauf.
Worauf? Auf ihre Bruſt? Ach ja / und auf die Lippen /
Wo der Gedancken Schiff gantz ſicher Landen kan;
Und ſcheitert es zuletzt an ihren Marmor Klippen /
So ſchau 'ich doch Vergnuͤgt den ſchoͤnen Schiffbruch an.
Ich falle von der Hoͤh' in Amors tieffe Wellen.
Ach zuͤrne / ſchoͤnſte nicht / wenn ich zu weit will gehn /
Nur zuͤrne / wenn ichs nicht nach wuͤrden vor kan ſtellen /
Daß ich es nicht zu vor durch deine Gunſt geſehn.
Denn deine Guͤtigkeit gleicht ſich den Roſen-Straͤuchen /
Die mir die Schmeicheley von oben ſchoͤn verſpricht:
Doch will ich auf den Grund und nach den Stiele reichen /
So heiſt es: Freund zuruͤck / weil Dorn und Nadel ſticht.
Ach Nadel! Daß ich mich nur koͤnte wieder raͤchen /
So offt mein treues Blut durch deinen Stich zerfließt!
Und das man Lesbien das Urtheil moͤchte ſprechen:
Der laſſe wider Blut / der reines Blut vergießt.
Verwundre dich nur nicht / daß ich diß kan begehren /
Noch mehr / ich wolte dir die Straffe ſelber thun /
Denn Rache / die ſich kan ſo wol Vergnuͤgt gewehren /
Laͤßt den entzuͤckten Leib auf Sammt und Seide ruhn.
Du haſt mir Qvaal genug und Schmertzen zugefuͤget /
Wenn ich um deinen Schatz vergebens ſeufftzen muß.
Dein Reichthum macht mich arm / weil er vergraben lieget /
Und mangel plaget mich bey deinen Uberfluß.
Ich5und Galante Gedichte.
Ich ſeh 'an deinen Baum die ſchoͤnſten Apffel hangen /
Und muß wie
*Die Poeten dichten / daß der Tantalus zur Straffe / weil er den Goͤt - tern ein Gaſtgebot verſaget / in einen Fluß an den El[v]ſaͤiſchen Fel - dern habe ſtehen muͤſſen / ohne ſeinen Durſt zu loͤſchen / und daß er die Wunderſchoͤnen Aepffel an einen am Ufer ſtehenden Baum oh - ne Genieß angeſehen.
* Tantalus darnach vergebens ſehn /
Der Nectar ſtroͤhmet recht durch deine Purpur Wangen /
Und meine Seele muß dabey vor Durſt vergehn.
Ach ſtrenge Lesbia! ſtellt mich nur das Geluͤcke
Nur noch einmahl zu den / was deine Bruſt erhoͤht /
So beiß ich dir gewiß vor Grimm davon zwey Stuͤcke /
Weil meine Unruh doch hier niemahls Stille ſteht.
Doch / edle Freundin nein / das angenehme Beben /
Das Venus ſtoltzes Schloß durch heiſſe Gluth bewegt /
Iſt zwar der Ruhe Tod / doch auch mein neues Leben /
Weil ſich das Blut dadurch in allen Adern regt.
Drum werd ich ja daran nicht ſelbſt mein Hencker werden /
Nein / ſchoͤnſte Lesbia / mein Vorſatz ſey verbannt:
Und ſtehet itzt mein Fuß auf dornen fremder Erden
So ruffe mich zu dir in das gelobte Land.
Dein Willen iſt mein Thun / drum ſchreib 'ob ich ſoll kommen /
Ich weiß das mich dein Aug' in wenig Tagen ſchaut.
Und zwar ſo hab 'ich nichts an Guͤtern abgenommen /
Die deiner Augen-Strahl dem Hertzen an vertraut.
Nein / nein / mein Reichthum kan dir noch die Rente zahlen /
Ach daß die Lippen nur das Zahlbret moͤchten ſeyn /
Und daß ich auf der Bruſt die Rechnung duͤrffte mahlen /
So ſchrieb' ich Lebenslang mich in dein Schuld-Buch ein.
Drum ſchreib 'ich will mich gleich zu deinen Fuͤſſen legen:
Doch fuͤrchteſt du vielleicht die Alabaſter Bruſt /
Und daß die Drohung ihr wol Schaden moͤcht' erregen /
So ſey das Mittel dir vor meinen Biß bewuſt.
Denn wird der Liebe Macht mich endlich uͤberwinden /
Und nun mein Hunger ſtarck nach deinen Fleiſche ſeyn /
So muſt du meinen Mund an deine Lippen binden /
Mich aber ſchlieſſe gar in deinen Kercker ein.
A 3An6Verliebte
An Iſmenen Zu einer Nacht-Luſt.
ISmene meine Luſt! Mein Leben / mein Vergnuͤgen!
Die Zeilen lieffert dir ein treuer Diener ein /
Von dem du ingeheim kanſt mehre Nachricht kriegen /
Was meine Seele plagt / was meine Seufftzer ſeyn,
Die Sonne will bereits zu Meer und Wellen rinnen /
Und meine Sonne hat mein Auge nicht geſehn!
Ach! Glaube! kan ich nicht das Gluͤcke noch gewinnen /
So wird mein Leben gar mit deinem Licht vergehn.
Verdient ein plumper Kerrl denn ſo viel edle Blicke /
Daß ihm der Tag zur Luſt und mir zum Schmertzen dient?
Ach jage doch einmahl den Haſen-Kopff zuruͤcke /
Vor dem nur Kraut und Kohl / doch keine Roſe gruͤnt.
Dein ausgeuͤbter Geiſt wird ſchon die Mittel finden /
Wie durch verſtellte Liſt der Stuͤmper wird beruͤckt.
Der Liebe Sinnen Meer iſt niemahls zu ergruͤnden /
Und wie die Schiffarth offt bey Sand und Felſen gluͤckt.
Du kanſt -- Allein ich will nicht Stern 'an Himmel ſetzen /
Weil deiner Klugheit Thron ſchon mit Verwundrung blitzt.
Nein / winde du das Garn / ich folge deinen Netzen /
Nur ſchaue / das uns nicht Gefahr im Wege ſitzt.
Doch ſchoͤnſte / ſoll ich ja des Hertzens Sinn entdecken /
So ſcheint dein Garten mir der beſte Sammel-Platz:
Denn wird ihn nun die Nacht in ihren Flor verſtecken /
So huͤllt ihr Forhang mich und meinen liebſten Schatz.
Kein Neider wird uns da wie bey der Sonn' erſehen /
Weil Venus heller Stern vor die verliebten Wacht.
Die Buͤſche werden ſtill / als wie Trabanten ſtehen /
Indem ihr rauſchen gleich die Schleicher lautbar macht.
So ſoll uns Einſamkeit mit Zucker Manna ſpeiſſen /
Wodurch in uns entzuͤckt ſich Seel und Seele kuͤßt.
Die Goͤtter werden uns an ihre Tafel Weiſen /
Wo Wolluſt aufgedeckt / und Liebe Wirthin iſt.
Die7und Galante Gedichte.
Die Roſen ſollen ſich beſchaͤmt in Schatten huͤllen /
Wenn mir dein Nelcken-Strauß auf Purpur Lippen prangt:
Und wird dein Blumen-Buſch die frohen Hande fuͤllen /
So hat der Leib auch ſchon ſein Paradieß erlangt.
Aurora kan ſich nicht ſo ſchoͤn ins gruͤne ſtrecken /
Wenn ſie bey fruͤher Zeit auf feuchten Graſſe ſitzt /
Als dein erhitzter Leib die Blumen wird bedecken /
Wenn unſer Perlen Thau auf Moß und Kraͤuter ſpritzt.
Ismene / ſchoͤnſtes Kind / die dickſten Finſternuͤſſen
Sind nur der Liebe Licht / wenn ſie vollkommen wird.
Diana will bey Nacht Endimionen Kuͤſſen /
Denn Furcht und Scham wird offt durch Dunckelheit gekirt.
Drum laß uns den Altar in ſchwartzen Schatten bauen /
Zum Lichte blitzt dein Schooß mit Flammen ausgeruͤſt.
Vor Augen ſoll der Leib / ja Hand und Lippen ſchauen /
Weil ſehen zwar beliebt / doch fuͤhlen ſuͤſſer iſt.
Nun unvergleichliche! laß uns Vergnuͤget werden /
Und lege deine Gunſt zu meiner Sehnſucht hin.
Mir deucht / die ſtarcke Luſt erſchuͤttert ſchon die Erden /
Und daß ich ſelbſt dafuͤr wie Federflocken bin.
Bedencke / wie die Zeit die Roſen laͤſterbleichen /
Wenn unſre Wolluſt Hand nicht auf den Bruch bedacht /
Und wie die Stunden ſich der ſuͤſſen Fluth vergleichen /
Die uns der Jahre Meer gar bald zu Saltze macht.
Ja dencke / Liebe ſey ein Schatz von allen Schaͤtzen /
Der uns den Uberfluß des Himmels aufgethan /
Nur dencke / daß ihr auch der Mangel beyzuſetzen /
Das ſie nicht Zeit genug zu Lieben geben kan.
An Madem. Schmidin.
ACh zuͤrne / Schoͤnſte nicht / das Feder und Papier
Nicht ſo gefluͤgelt ſind wie meine treue Sinnen /
Denn der Gedancken Poſt geht Augenblicks zu dir /
Nur Brieffe koͤnnen nicht ſo bald das Gluͤck gewinnen.
Zwar Venus biehtet mir die fluͤchtgen Schwanen an /
A 4Viel8Verliebte
Viel eher mit der Schrifft zu deiner Hand zu ſpringen /
Wenn nur ihr kleiner Sohn der Reuter werden kan /
Und dir Cupido darff die Zeilen uͤberbringen.
Sein Poſtgeld aber ſoll in Hertzen nur beſteh'n /
Du weiſt / der kleine Dieb haͤlt nichts von Gold und Schaͤtzen /
Er will den Bienen gleich zu Liebes-Roſen geh'n /
Und traͤget ab und zu / nur andre zu ergetzen.
Drum gieng er neulich auch mit meinen Hertzen fort /
So zur Bequemlichkeit er gar in Brieff geleget.
Allein wie hat dir denn ſo gleich das erſte Wort /
Das von dem Hertzen ſprach auch einen Zorn erreget?
Cupido muß betruͤbt und leer zuruͤcke gehn /
Und klaget: ihre Gunſt will ſich nicht weit erſtrecken /
Bey einer Freundin muß ich nur in Furchten ſtehn /
Ihr finſtres Auge kan mich als ein Popantz ſchrecken.
Drum mag 'ich auch nicht mehr in deinen Dienſten ſeyn
Sie ſchicket ja durch mich die Antwort nicht zuruͤcke:
Und ſtell' ich mich bey dir nun ohne Hertzen ein
So krieg ich zum Verdruß noch lauter finſtre Blicke.
Denn floh er wiederum zu ſeiner Mutter hin /
Und lieſſe mich dadurch die beſte Poſt verliehren.
Ach Freundin! daß ich nun im Schreiben langſam bin /
Iſt / weil ich wie ichwill / nicht darff die Feder fuͤhren.
Denn Worte gleiten nicht / die nicht die Seele ſchreibt /
An einer Sylbe wird ein gantzer Tag verſchwendet /
Und wo der freye Geiſt nicht in den Schrancken bleibt /
Da wird die edle Zeit vergebens angewendet.
Reitzt mich die Freundin nun zu keiner Antwort nicht /
So muß die Liebſte mir die frohen Haͤnde fuͤhren.
Mein Siegel flieſſet nur durch deiner Augen-Licht /
Und Amor will mein Blnt allein zur Din[t]e ruͤhren.
Druͤm tauchet ſich der Kiel anitzt in meine Bruſt /
Und ſchreibet: Lieben iſt _ _ doch halt Verwegner innen /
Daß du den Frevel nicht zu theuer buͤſſen muſt /
Und ihre Freundſchafft nicht durch Liebe darff zerinnen.
Begluͤcket ihre Gunſt dich nicht ſchon ungemein?
Denn nur die Schmidin ſehn / heiſt ja die Schoͤnſte kennen.
Wie kanſt du nicht vergnuͤngt bey einer Freundin ſeyn
Die9und Galante Gedichte.
Die man nicht anders kan / als unvergleichlich nennen?
Nun ja / ich ſchreibe denn: Dein angenehmer Brieff
Hat neulich deinen Freund in ſeiner Seel ergetzet;
Weil / da er kaum begluͤckt in meine Haͤnde lieff /
Er / Edle Freundin dich auch neben mir geſetzet.
Die Lippen kuͤßten ihn / und die Gedancken dich.
Ach welche Luſt kan nicht der Sinnen Krafft erwecken!
Ein Wahn hat offtermahls die beſte Koſt in ſich /
Und Engel koͤnnen auch in Schatten ſich verſtecken.
Ich letzte mich demnach an deiner Lippen Koſt /
Die an der Roͤthe ſich dem Schnecken Blut vergleichen /
Und an der Lieblichkeit dem Muſcateller Moſt /
Dadurch ſie einen Rauſch der Seelen uͤberreichen.
Denn kuͤſt 'ich deine Bruſt. Ach / ſchoͤnſte nimm geneigt /
Wenn mein erhitzter Geiſt noch weiter denckt zu wandern:
Dein Nectar-Thau hat mir die Trunckenheit erzeigt /
Ein Trunckner taumelt ja von einem Ort zum andern.
Ich laſe deinen Brieff nach dieſen alſo fort:
Mein Freund / was wilſt du mich die Allerliebſte heiſſen /
Ach ich verdien' es nicht / es iſt ein Schmeichel-Wort /
Damit du artger Freund dich kanſt gefaͤllig weiſen:
Was ich bey dir gethan / ſind Wercke meiner Schuld /
Wie kan denn meine Pflicht ſo viel Verpflichtung kriegen?
Gib einer Wuͤrdigern die Zeichen deiner Huld /
Ich wil mich gern an dir als Freundin noch vergnuͤgen.
Ach! dieſes iſt ein Pfeil / der ungezielet trifft;
Denn wo die Hoͤfflichkeit bey Schoͤnen wird verſchwendet /
So ſaugt man nach und nach ein wohl candirtes Gifft /
Das Zucker ſuͤſſe ſchmeckt / und doch die Freyheit endet.
Erſt bauen wir entzuͤckt ein Schloß in Schatten auff /
Da ſoll kein Menſch hinnein als unſre Freundin kommen:
Doch ſcheinet die Vernunfft mit klarer Sonne drauff /
So hat die Liebe da die Reſidentz genommen.
Druͤm ward ich auch zuerſt durch Freudigkeit bethoͤrt /
Es ſchien 'ihr Strahl allein durch Freundſchafft anzubrennen:
Doch da das Feuer mich mit Luſt und Schmertzen nehrt /
So kan ich auch den Brand nach ſeinen Urſprung nennen.
Ich ſchreibe: Lieben iſt -- Ach Schoͤnſte laß den Kiel
A 5Und10Verliebte
Und ſeinen freyen Lauff des Hertzens Meynung ſagen.
Die Freundſchafft rennet erſt zum angenehmſten Ziel /
Wenn ihr die Liebe weiß von Fuſſe nach zu jagen.
Und wie? ſchlieſt meine Bruſt nur Stahl und Eiſen ein?
Und ſoll der Adern Blut bey einer Sonne frieren /
Dagegen Felſen auch wie leichter Zunder ſeyn /
Und Titan ſeine Krafft an Strahlen muß verliehren?
Der Menſchen Lieblichkeit kan Menſchen an ſich ziehn /
Wo aber die Geſtalt aus Engeln weiß zu lachen /
Kan unſer Hertze wohl vor ihren Flammen flieh'n?
Nein / dieſes hieſſe ſich zu einen Unmenſch machen
Drum ſchreib 'ich! Lieben iſt der Fuͤhrer meiner Hand /
Das Feuer keuſcher Glut / das Uhrwerck meiner Sinnen /
Der ſtiffter meiner Noth / und meiner Freuden Brand
Wenn Leipzig einen Blick im Geiſte kan gewinnen.
Dein Blick iſt mir entfernt ein Stern und Freuden Licht /
Wenn ihn nur deine Gunſt im Briefe ſo will mahlen /
Daß aus den Woͤrtern Glut / wie aus den Wolcken bricht /
Zu zeigen / daß hierdurch die Sonne muͤſſe Strahlen.
Zwar theurer Perlen Schmuck umfaſſet nur das Gold /
Und meine Niedrigkeit ſucht ſich zu hoch zu ſchwingen.
Doch wer die Tugend liebt / iſt auch der Demuth hold /
Und tieffer Klee kan nicht der Sonnen Flecken bringen.
Zu dem ſo ſetz' ich auch den Graͤntzſtein meiner Luſt;
Denn bin ich zu gering mich dir in Schooß zu ſetzen /
So ſetze mich doch nur in deine ſchoͤne Bruſt /
Denn auch der Vorhoff kan von Paradieſſe letzen.
Nun / ſchoͤnſte / mein Geluͤck beſteht in deiner Gunſt /
Die mein Verhaͤngnuͤß weiß ertraͤglicher zu machen.
Umhuͤllet mich anitzt der trauer Naͤchte Dunſt /
So kanſt du Sonne / doch mir Freuden-Tag machen.
Mich kraͤncket der Verluſt der ungetreuen nicht /
Wenn mich vor Laͤffel-Kraut nur keuſche Liljen zieren.
Das muß ein Narre ſeyn / der ſolche Roſen bricht /
Die alle Kaͤfferfaſt mit ihren Koth beſchmieren.
Nein / will mein Leit-Stern nur die edle Schmidin ſeyn /
So kan kein Irlicht mehr mein falſcher Fuͤhrer heiſſen:
Und ſtellet ſich dein Brieff bald wieder bey mir ein /
So11und Galante Gedichte.
So wird vielleicht dein Knecht in kurtzen zu dir reiſen.
Indeſſen goͤnne mir die ſuͤſſe Dienſtbarkeit /
Die mir dein ſchoͤner Arm nach Wunſche laͤßt erkennen.
Ich fordere mit Recht ſo viel Gewogenheit /
Weil meine Banden dich die ſchoͤne Schmidin nennen.

Fruͤhling der Liebe.

MEin ausgeruhter Geiſt / und die befreyte Sinnen /
Die durch das Schlaffen ſich ins Laberynth verſteckt /
Begunten noch die Luſt an Traͤumen zu gewinnen /
Als auch Aurora ſchon die Glieder ausgeſtreckt.
Ihr Gold-entflammter Leib ſchien alle Ruh zu haſſen /
Weil dieſe Suͤſſigkeit ihr Titons Alter kraͤnckt.
Sie ſchiene meine Bruſt ſo bruͤnſtig zu umfaſſen /
Als ob ihr Lieb und Gluͤck den Cephalus geſchenckt.
Doch weil Rubinen nicht in Bley wie Golde prangen /
So ward ihr Purpur Strahl beſchaͤmt von mir gekuͤſſt.
Ich dachte Phoebus wird dich heute nicht umfangen /
Weil / der Auroren liebt / ſein Nebenbuhler iſt.
Doch Eiferſucht muß offt zu Liſt und Klugheit werden:
Drum huͤllte ſeinen Zorn ein frohes Angeſicht.
Er blitzt und rennete mit ſeinen Feuer Pferden /
Und zog mich durch den Glantz zu einen andern Licht.
Sein Strahl war ein Magnet / der mich ins Gruͤne zwunge /
Allwo ſein Diamant ſich zu Schmaragden legt /
Und wo der kuͤhle Weſt durch friſche Roſen drunge /
Ja wo nur die Natur die ſchoͤnſte Wohnung hegt
Hier legt 'ich meinen Leib auff Samt und Seide nieder /
Jedoch die Seele lag auff einen Marter Stein:
Die Seuͤfftzer waren erſt die ſtummen Klage-Lieder /
Doch endlich floͤſſte ſich der Schmertz den Worten ein:
Soll mich die braune Nacht mehr als der Tag begluͤcken /
Und lacht mich ihre Gunſt nur in Gedancken an?
Ach das mein Auge doch die Sonne moͤcht erblicken /
Die meine Seele nur in Traume ſehen kan.
Was aber nuͤtzt ein Schatz der noch vergraben lieget?
Und was die ſchoͤnſte Perl / die noch die Maſchel haͤlt?
Nichts12Verliebte
Nichts als wenn unſer Wunſch in tauber Lufft zerflieget /
Das ſich der Sehnſucht auch die Marter zugeſellt.
Man darff den Purpur wohl mit Schnecken Blut begieſſen.
Die Roſen macht kein Kuß doch wohl der Abend bleich.
Der Bruͤſte Schnee kan nicht bey Liebes-Gluht zerflieſſen /
Der Jahre kalter Schnee iſt hier der Flammen gleich.
Die Liljen bricht die Zeit / die Amors Haͤnde bauen.
Der Blumen-Stock verdirbt / der nie begoſſen iſt.
Doch ſoll ihr Paradieß ſich lieber oͤde ſchauen /
Als daß es meine Luſt und ſeine Wohlfahrt kuͤſt.
So wil ſie Fleiſch und Blut in eigne Faͤſſel ſchlagen /
Und haſſet die Natur / die ſie am meiſten liebt.
Ihr Auge redet viel / und wehret doch zu ſagen /
Wie ihrer Zauber-Sprach ein Hertze Beyfall giebt.
Sie pflantzet ſelbſt den Trieb / und hat ſich ihm entriſſen /
Sie zwinget mich zur Gluth / und bleibet Schnee und Eiß.
Muß Heclens Schooß von Brand / von oben Kaͤlte wiſſen /
So bleibt ihr Hertze kalt / und das Geſichte heiß.
Die Lippen wolten noch von mehren Klagen brechen /
Da ſie was Rauſchendes durch Graß und Baͤume ſchloß.
Die Augen konten kaum die Urſach zu mir ſprechen /
Als das erhitzte Blut mir in die Adern floß.
Ich ſahe durch den Raum der auffgewehten Baͤume
Der heiſſen Seufftzer-Ziel die Dulcimene gehn.
Die Sonne / die ich erſt in Schatten meiner Traͤume /
Und nun bey hellen Strahl der Sinnen konte ſehn.
Die Sonne / welche noch von einen Stern begleitet /
Weil ihr Amalia zur Schlancken Seiten war /
Die Freundin / die ſie mehr / als Gold und Perlen leidet /
Denn was ſie ſelber weiß / iſt dieſer Sonnen klar.
Die Liebe fuͤhrte nun die Engel gleiche ſchoͤnen /
Dadurch ein Roſen-Thal zum Paradieſe wird /
Um durch Vertraulichkeit ſie einſam zu bekroͤnen.
Allein ſie hatten ſich / ſo wie ich mich verirrt.
Ich deckte mich vor ſie mit dick belaubten Straͤuchen /
Und lauſchte wie Vulcan / wenn Mars die Venus kuͤſt.
Ach ſprach die Eyfferſucht: Verhaſte Freundſchaffts-Zeichen!
Da Dulcimene dir nicht gleich gewogen iſt,
Indem13und Galante Gedichte.
Indem ſo nahten ſich die gleich geſinnten Hertzen /
Und nahmen ihr Geſpraͤch mehr als die Schritt 'in acht.
Der Minen freyen Trieb und das vertraute Schertzen
Hat mir der kuͤhle Mund des Zephirs hinterbracht.
Ich hoͤrte meine Treu als ungereimt verlachen /
Und Dulcimene ſprach / in Eiſe ſey kein Brand:
Sie waͤre noch zu jung zu reiffen liebes Sachen /
Ja lieben ſey ihr wohl / doch nicht die Krafft bekandt.
Wie? ſprach Amalia / zur ſchoͤnen Dulimenen /
Was wilſt du deinen Leib der Liebe mehr entziehn?
Pflegt ihn nicht die Natur mit Myrthen zu bekroͤnnen?
Und muß dein liebes Baum nicht in den Fruͤhling bluͤhn?
I chhab' ihn neulich zwar in kahlen Mertz geſehen /
Da erſt der feuchte Safft zu Liebes Stoͤckel floß.
Doch deiner Jahre Lentz muß nun belaubet ſtehen /
Ich weiß der bundte May begruͤnet deine Schooß.
Aurora iſt noch nie ſo glaͤntzend aufgegangen /
Als Dulcimenens Blut auf reine Liljen kan.
Die freye Redens-Art beſchaͤmte Bruſt und Wangen /
Die Roͤthe zeigte hier der Keuſchheit Bildniß an.
Doch die Vertraulichkeit und meinen Brand zu mehren /
So ſtriche dieſes Paar das bloͤde Weſen hin.
Ich / ſprach Amalia / kan durch mich ſelber lehren /
Daß ich nach kurtzer Zeit ſehr wohl Verſehen bin.
Drum laß mich / Schweſterchen / nur deinen Garten ſehen /
Weil uns das Schatten Werck der Einſamkeit bedeckt.
Die Augen ſollen ſtets auf ſcharffer Wache ſtehen /
Daß uns kein fremder Blick nicht Furcht und Scham erweckt.
Diß Wort war als ein Wind / der in die Flammen blieſſe /
Ich brandt 'und war ein Luchs der ins Verborgne ſieht.
Biß Dulcimenens Arm die ſuͤſſe Wohnung wieſe /
Worein der Crypripor mit ſteiffen Bogen zieht.
Ach! rieff Amalia / was ſchoͤne Wunderwercke?
Wie iſt dein Freuden-Thal ſo herrlich ausgeziert!
Hier weiſſet die Natur / wie durch geheime Staͤrcke
Ein Liljen gleicher Strick die Dienſtbarkeit gebuͤhrt.
Wie ſoll die Liebe denn die Graͤntzen nicht beruͤhren /
Da die bekroͤnte Schooß ſie ſelbſt zum Luſt-Wald traͤgt?
Die14Verliebte
Die Berenice muß der Haare Schmuck verliehren /
Wo Venus krauſes Haar ſich in die Locken legt.
Welch 'Auge kan ſo ſchoͤn die Kaͤyſer Cron erblicken?
Setzt hier nicht die Granat dergleichen Zierath drauf?
Der Purpur Apffel weiß ſich beſſer nicht zu ſchmuͤcken /
Und weil er rieff genug / ſo ſpringt er ſelber auff.
Will Flora Monatlich nun bundte Blumen bringen /
Und ſiehet Moſcau dich mit ſeinen Zobeln an /
So laß den Hymen auch in dein Gezelte ſpringen
Und ſteige durch das Bett auff deine Roſen Bahn.
Hier brache meine Gluth der vorgeglimten Kohlen
Aus Augen / Hertz und Mund in volle Flammen loß.
Ich hatte durch den Buſch mich heimlich weg geſtohlen
Und eilte nun mit Macht zur auffgedeckten Schooß.
Kein ſchneller Blitz faͤhrt nicht ſo hefftig durch die Eichen /
Als Dulcimenens Blut durch Bruſt und Wangen fuhr.
Die andre wolte gar vor Scham und Grimm erbleichen /
Und huͤllte mir zum Trotz die offne Liebes-Spuhr.
Allein ich warffe mich vor ſie zur Erden nieder /
Hielt den beſtuͤrtzten Fuß von ſeinen fliehen ab.
Ich ſchwure bey der Pracht der anffgedeckte Glieder /
Bey ihren Nelcken-Schoß und meiner Freyheit Grab /
Daß Titan alle Schuld deswegen beyzumeſſen /
Der mich durch ſeinen Strahl in dieſen Buſch gebracht.
Ich ſprach / welch Auge hat den Zuͤgel nicht vergeſſen /
Wenn uns der groͤſſte Schatz der Schoͤnheit angelacht.
Verdammter / laß mich gehn (brach ihr der Zorn die rippen)
Dein Baſilißken Blick iſt meiner Ehr ein Gifft
Dein Unbedachtſahm Schiff zerſcheitert an den Klippen.
Ach das nicht mich und dich der Untergang betrifft!
Ach daß du vor der Zeit _ _ hier band der Schmertz die Zunge /
Die Thraͤnen redeten mich deſto ſchaͤrffer an:
Ihr Saltz war als ein Blitz / der durch die Seele drunge
Biß Furcht und Schrecken mich dem Tode hieſſen nahn.
Ich weiß nicht / welche Macht mir Geiſt und Leben nahme /
Doch dieſes weiß ich wohl / daß ich von nichts gewuſt.
Und da ich wiederum recht zu mir ſelber kame /
Lag ich Amalien an ihrer holden Bruſt.
Ihr15und Galante Gedichte.
Ihr Beyleid ſahe mir auf die noch blaſſe Wangen /
Und ruffte / dieſer Freund iſt der Erbarmung wehrt.
Was denckſt du Schweſterchen / mit ihm wohl anzufangen /
Gib Dulcimene gib / was ſeine Treu begehrt.
Die Liebe hat ihn ſelbſt zu deiner Gunſt beſtimmet /
Denn den verſchloſſnen Ort ſchlieſſt ſie ihm ſelber auff /
Er kennt den Opffer Herd / da Venus Weyrauch glimmet /
Drum brenn 'ihn nur zur Straff / und wirff ihm ſelber drauf.
Hat ihn dort jener Buſch vor unſrer Scham verborgen /
So macht dein Lorber-Strauch ihn Zorn und Blitzen frey.
Aurora ſchencket ihm den angenehmſten Morgen /
Druͤm Zeige / daß ihm auch die Sonne guͤnſtig ſey.
Ich bahte ſie zugleich durch tauſend ſchmeichel Worte /
Und die Vernunfft gab ihr die ſchoͤne Regul ein:
Was ſperſt du ihm wohl mehr die vorerblickte Pforte /
Die Augen muͤſſen ja des Leibes Fuͤhrer ſeyn.
So wuſte Zeit und Gluͤck mich doppelt zu vergnuͤgen /
Die Marter konnte nun zum ſchoͤnſten Grabe gehen.
So muſte mich mit Recht die Liebe laſſen ſiegen /
Weil ich die Palmen ſchon auff ihren Schooß geſehn.

An Flavien auff ihren Nah - mens-Tag / der dieſes 1701. Jahr nicht in Calender ſtunde.

AUf / ſchoͤnſte Flavia / ermuntre deine Sinnen /
Da heute mein Geluͤck und dein Ergetzen lacht.
Laß uns den frohen Tag in ſchoͤnſter Luſt beginnen /
An welchen die Natur ein Meiſter-Stuͤck gemacht.
Der angenehme Tag ſoll einen Nahmen fuͤhren /
Der dir mein Engel iſt zum erſten beygelegt.
Und muß mein Weſen gantz von deinen Weſen ruͤhren /
So hat dein Nahmens-Tag auch meine Luſt erregt.
Zwar kan man ihn dis Jahr nicht in Calender ſehen /
So ſieht dein ſchoͤnes Aug 'ihn doch in meiner Bruſt.
Ach16Verliebte
Ach glaube nur es iſt nicht ohne Grund geſchehen /
Was hier das Schickſall will / iſt mir nicht unbewuſt.
Der Himmel will nicht mehr dich in Calender wiſſen /
Denn was ihm ſelber gleicht / ſoll unvergaͤnglich ſeyn.
Die Dinte leſcht die Zeit / Papier wird leicht zerriſſen /
Drum ſchreibt dich ſeine Hand in meinen Hertzen ein.
Er weiß wol / das mein Hertz dich ewig denckt zu lieben /
Weil du mit Diamant da eingezeichnet biſt.
Deswegen iſt ſein Schluß wo die Perſon geblieben /
Da werde kuͤnfftig auch der Nahme nicht vermißt.
Mit deinen Nahmen denckt ſich auch dein Stand zu aͤndern;
Ich kuͤſſe dieſes Jahr dich ja als meine Braut?
Jedoch jetzt faͤllt mir ein / es wird ja fremden Laͤndern
Zu mehrer Fruchtbarkeit ein ſchoͤner Zweig vertraut.
Der Himmel der dich pflantzt / will auch die Fruͤchte ſehen /
Und ſetzt dich in ein Land / das dem Gelobten gleicht.
Der Liebe Weſt wird da zu deinen Wachsthum wehen /
Wenn noch der Silber Mond zweymahl zuruͤcke weicht.
Ach das doch dieſe Zeit nicht ſoll gefluͤgelt werden!
Und das du ſuͤſſer Tag nicht angebrochen biſt!
Ich weiß / ich hab 'alsdenn mein Paradieß auff Erden /
Wenn meine Flavia Madame worden iſt.
Indeſſen muͤſſe dich das Gluͤck ſo vielmahls kuͤſſen /
Als Lieb' und Treu vor dir in meinen Hertzen gruͤnt;
Die Freude ſey um dich / wie ich mich moͤchte wiſſen /
So weiß ich, daß ſie dir zu Tiſch und Bette dient.

Als er Lesbien vergebens uͤm ein Affections-Band erſuchet.

BEliebtes Lindenfeld! ich ſoll dir dienſtbar ſeyn /
Dieweil dir meine Bruſt ſo manchen Seufftzer ſchencket /
Du faͤllſt mir ſchoͤner Ort / vor allen andern ein /
So offt nur mein Gemuͤth an was galantes dencket.
Doch dieſes alles iſt nur der Gedancken Spiel /
Denn niemahls darff ich wohl von dir was liebes hoffen.
Du17und Galante Gedichte.
Du weiſt / die ſtrenge Hand verruͤcket mir das Ziel /
Und machet / daß ich nur was leeres angetroffen.
Die Lesbia ſo dort in deinen Mauren ſtrahlt /
Durch deren Schoͤnheits-Pracht ich dich als Schoͤne kenne /
Hat mein Verlangen nicht mit rechter Muͤntz bezahlt /
Und machet / daß ich dich auch itzo grauſam nenne.
Ihr Auge / welches ſtets in holder Anmuth lacht /
Ließ mich von auſſen nur der Liebe Strahlen leſen /
Denn da ich auff den Grund und Uhrſprung war bedacht /
So war es bloſſer Schertz und Hoͤfflichkeit geweſen.
Ich bathe ſie mit Fleiß nur uͤm ein ſolches Band
Das aus Galanterie offt mancher hat empfangen:
Jedoch / die ſchoͤne Sprach: Dis iſt ein Liebes Pfand /
Und der mein Liebſter heißt / pflegt nur damit zu prangen.
Und ſo ward mir der Korb gantz freundlich zugeſtellt /
Da durch ſie ſich dennoch gewogen will erweiſen;
Denn ſpricht ſie: Da dich nichts von mir gebunden haͤlt /
So kan dein freyer Sinn mich mehr als guͤtig heiſſen.
Nun wohl / ich nehme gern der Freyheit Kleinod an /
Und loͤſe / wenn ich kan / den Geiſt von ſchweren Ketten /
Wenn nur / was ihre Hand itzo nicht geben kan /
Die ſchoͤnen Augen mir nicht ſchon geſchencket haͤtten.

An Selimenen.

ACh ungemeine Luſt recht treu-geſinnter Seelen /
Weil ihr Vergnuͤgen bloß in reiner Liebe ruht!
Wo weder Zeit noch Gluͤck durch die Erfernung qvaͤlen /
Weil Schertz und Gegenwart ſtets ſchoͤn im Geiſte thut.
Ach aber bittrer Schmertz! dem Gall und Wermuth weichen /
Wenn ſchnoͤder Unbeſtand der Hertzen Fuͤhrer heiſt /
Wenn keuſcher Liljen-Schmuck bey Neſſeln muß erbleichen /
Und das vergiß mein Nicht der Falſchheit Hand zerreiſt.
Wenn reiner Sonnen Glantz in truͤber Nacht verſchwindet /
Das ihre Blume ſich nach ihr nicht lencken kan.
Wenn man der Treue Strahl in keinem Schatten findet /
Dem Eulen ſchwartzer Luſt nur bleiben unterthan.
BAch18Verliebte
Ach unerhoͤrter Schmertz! Wenn unſrer Bruſt erſtirbet /
Was ihr die Suͤſſigkeit des ſchoͤnſten Lebens ſchenckt.
Wenn Treu und Liebe nicht das frohe Ziel erwirbet /
Wornach die Sehnſucht ſich ſo lange Zeit gelenckt.
So klagt mein Matter Geiſt die meiſten Augenblicke /
Wenn ihm ſein Freuden Stern durch keine Zeilen ſcheint /
Wenn ich nach Weiſſenfelß vergebne Seufftzer ſchicke /
Und mir dein Wanckel Muth nun alle Gunſt verneint.
Iſts moͤglich / da der Mond ſchon dreymahl zugenommen /
Daß mir dein Gnaden-Licht nicht einmahl ſcheinen ſoll?
Nein / du biſt meinen Haupt in halben Circul kommen /
Und deine Guͤtigkeit wird nur bey andern voll.
Vergib mir / wo der Kiel aus meiner Seele ſchreibet /
Und das hier deine Hand des Hertzens-Siegel bricht;
Du weiſt / das Schmeicheley der Tugend Feind verbleibet /
Daß zwar die Schmincke ziert / doch ſonder Flecken nicht.
Denn ſage mir warum / untreue Selimene!
Warum mein treuer Brieff gantz ſonder Antwort liegt?
Warum ich mich allein aus keuſcher Liebe ſehne /
Warum mein Wuͤnſchen ſtets in tauber Lufft zerfliegt?
Zum ſchreiben haſt du ja annoch geſunde Glieder /
Und Feder und Papier wirfft dein Herr Schwager hin:
Geſchwinde Poſten gehn auch immer hin und wieder /
Auff welcher faulen Poſt geht dein verkehrter Sinn?
Wil etwan dir die Zeit anitzt zu koſtbar werden /
Die du in meiner Gunſt zuvor verſchwendet haſt?
Und denckeſt du nicht mehr an Liljen fremder Erden /
Wenn deine Gegenwart das Leffel-Kraut umfaſt?
Ach haſt du dieſes Kraut nicht gnug von mir genoſſen /
Und bringt ſein Saamen dir im Geiſte keine Frucht?
Nein / Liebes-Stoͤckel muß aus Leipzig nur entſproſſen /
Daran dein Appetit ſich nun zu letzen ſucht.
Du ſpieleſt nur mit mir umſonſt die Faſtenachten /
Ich bin kein Kind nicht mehr / daß man mit Larven ſchreckt /
Und laͤſt das Schickſal mich dein Auge nicht betrachten /
Iſt dein Gemuͤthe mir doch nackend auffgedeckt.
Wie lange haſt du dich in Weiſſenfels ergetzet?
Wie lange hielt 'ein Schmauß vor die aus Leipzig an?
Wie19und Galante Gedichte.
Wie lange ward der Weg nach Barbi fortgeſetzet?
Wie lange haſt du nun mit ihnen ſchoͤn gethan?
Wie lange haſt du auch du ſchoͤne Selimene!
An deinen treuen Freund und ſeine Luſt gedacht?
Vielleicht / (damit ich nur die Falſchheit nicht beſchoͤne)
Wenn dein Gewiſſen iſt durch Tugend auffgewacht.
Vielleicht wird dich der Zorn auch gegen mich erbittern /
Und kein geneigtes Aug 'auff dieſe Zeilen ſehn;
Doch glaub' ich fuͤrchte mich vor keinen Ungewittern /
Die nur durch anderer / nicht meiner Sonn entſtehn.
Doch ach! wie kan ich wohl ſo ſchweren Zorn ertragen /
Da mir ein kleiner Haß ſchon ſehr zu Hertzen dringt!
Doch ſuch ich ihn nicht ſelbſt? Nein ſeh auff meine Plagen /
Und wie Verzweiffelung mich aus mir ſelber bringt.
Der Meyneid klagt dich an / du muſt dich ſelber ſtraffen /
Und was kan ich dafuͤr / was Schmertz und Jammer macht:
Die Ungedult erboſt auff den beliebten Haffen /
Wenn andern mehr als ihr die frohe Schiffahrt lacht.
Denn ach! ich muß vor dir noch was in Hertzen fuͤhlen /
Das von der Zaͤrtlichkeit der vor'gen Liebe ſtammt /
Ich ſpuͤr 'in meiner Bruſt noch keuſche Funcken ſpielen /
Und wie dein Augen Strahl in heiſſer Aſche flammt.
Drum ſo vergib mir nur / daß ich dich noch muß lieben /
Und deinen Unbeſtand beſtaͤndig werden muß /
Das Schickſal hat es doch am meiſten ſo verſchrieben:
Die treuſte Seele kriegt der Untreu aͤrgſten Kuß
Denn wer die Tugend liebt / kan nicht ſo leicht vergeſſen /
Wie Luſt und Lieblichkeit ihn ehemahls begluͤckt /
Und wer in frohen Lentz bey Roſen hat geſeſſen /
Wird auch im Winter noch bey Dornen dran erquickt.
Ich dencke noch der Zeit / wie wir vor Luſt zerfloſſen /
Als uns der Seelen Leim an treue Lippen hing /
Als ich der Goͤtter Koſt in deinen Mund genoſſen /
Wie mein verliebter Geiſt auff Purpur Roſen ging:
Als meine Hand dem Stahl / dein Schatz Magneten gliche /
Und reiner Bruͤſte Schnee mir Gluth und Kuͤhlung hieß.
Wie meine Seele gar aus ihren Schrancken wiche /
Wenn mich mein Engel nicht aus Edens-Garten ſtieß.
B 2Ja20Verliebte
Ja wie das Zauberwerck der Zucker-ſuͤſſen Luͤſte /
Das ſchoͤne Laborynth / ſo alle Welt beſtrickt /
Ach was! du weiſt es wohl / und auch daß dis Geruͤſte
Sich beſſer unter mir / als todte Verſe ſchickt.
Nun ſchoͤne Grauſame! ſchau wie in jeden Worte
Noch deiner Augen Macht verſteckte Flammen weiſt.
Und dencke / ſchlieſſeſt du mir gleich die Liebes-Pforte /
So iſt es vor den Leib / doch nicht vor meinen Geiſt.
Ich ſehe dich zwar nicht / doch biſt du ſtets zugegen /
Es zuͤndet mir dein Licht des Tages Fackel an /
Die Schatten muͤſſen auch dein Bildniß zu mir legen /
Und Traͤume fuͤhren mich auff deine Liebes-Bahn.
Ach! Traͤume wiſſen offt in duncklen vorzuſtellen /
Was uns am Tage nicht der Schauplatz ſehen laͤſt.
Druͤm wird mir mancher Traum zu ſolchen Thraͤnen-Quellen /
Die mir dein Ungeluͤck / nicht meines aus gepreſt,
Mein Geiſt beweinte dich _ _ doch nein / ich will n[uꝛ]ſchreiben /
Was noch vor alle Gunſt mein letzter Seufftzer iſt:
Weil du mir / Engels Kind / nicht kanſt gewogen bleiben /
Und dich der Wanckelmuth mit frembden Lippen kuͤſt /
Weil mein Geluͤcke nicht zu weiſſen Fels will gruͤnen /
Weil ſich der letzte Brieff zu deinen Haͤnden wagt /
Ja weil ich nun vor dir auff ewig werde fliehen /
Und meine Wehmuht nur betruͤbten Abſchied ſagt:
So wuͤnſch ich / kuͤſſe nur die angenehmſten Stunden /
Ob mir dein Unbeſtand gleich Marter-Wochen macht.
Und glaube / meine Quaal hat Linderung gefunden /
Wenn nur mein Hertz erfaͤhrt / daß dein Vergnuͤgen lacht.
Laß aber deinen Sinn ſtets an dem Himmel kleben /
Die Erde weiß nicht wohl mit Engeln uͤmzugehn.
Laß alle Gratien uͤm deine Lippen ſchweben /
Daran ich meine Luſt und Dienſtbarkeit erſehn.
Dein Auge muͤſſe ſtets mit ſolcher Anmuth blitzen /
Die es zuvor mit Ruhm recht ſittſam ausgeſtreut;
Doch dencke / wird es nun faſt alle Welt erhitzen /
Daß ſchoͤnheit Feſſeln macht / und Tugend Dienſtbarkeit.
An21und Galante Gedichte.

An ein Frauenzimmer / die ei - nen Geiſt auff den Theatro vor - ſtellete.

WIe kommt es / art'ger Geiſt! daß mich dein Weſen blendet /
Dein Weſen / daß man ſonſt bey keinen Geiſte ſieht?
Wie daß dir meine Bruſt ſo manchen Seuffzer ſendet /
Der ſich vielleicht umſonſt um deine Gunſt bemuͤth?
Denn ein wahrhaffter Geiſt kan nicht warhafftig lieben /
Dieweil er weder Gluth noch heiſſe Regung kennt:
Und dieſer wird ins Buch der Thoren eingeſchrieben /
Wer ſonder Hoffnung liebt / und ohne Feuer brennt.
Und ich / ich Thoͤrichter / muß ſelbſt mein Urtheil faͤllen:
Mein Hertz zerflieſſet faſt in einer ſtummen Gluth /
Und dennoch ſoll vor ihn ein kuͤhler Julep quellen /
Wo Venus ſtilles Meer nicht heget Ebb 'und Fluth.
So ſpeiſet mich das Gluͤck mit Damaſcener Fruͤchten /
Da ihre Schoͤnheit nichts als Aſchen in ſich haͤlt.
So wird mein Hertze ſich nur lauter Marter dichten.
Weil es dem ſchoͤnen Geiſt umſonſt zu Fuſſe faͤllt.
Und iſt beliebter Geiſt / dein ungemeines Weſen
Gantz ohne Fleiſch und Blut und Unempfindlichkeit /
So hat der Himmel dich zu unſrer Straff erleſen /
Weil jeder halb entſeelt vergebens Weyrauch ſtreut.
Allein da die Geſtalt gleichwohl vollkommen blitzet /
Da mich die Zauberey zu deinen Sclaven macht /
Da deiner Augen Gluth der Sonnen gleich erhitzet;
So ſey doch / wie du kanſt / auff Kuͤhlung auch bedacht:
Du wirſt ſie ſchoͤner Geiſt / am aller beſten wiſſen /
Du kanſt ja ſonder Muͤh' als wie ein Engel gehn -
Darff ich in der Geſtalt dich denn nur einmahl kuͤſſen /
So kan ich mich vergnuͤgt in meiner Liebe ſehn.
Allein muß deinen Mund nur ſchoͤnes Blendwerck banen /
Und iſt der Schein zwar gut / doch die Empfindung nicht;
So laß mich auch den Schein der andern Glieder ſchauen /
Vielleicht ſind ſie ſo ſchoͤn / wie auſſen dein Geſicht.
B 3[Ein]22Verliebte
Ein Blick vergnuͤget auch / daß wiſſen tauſend Augen /
Die durch Cryſtallen Glaß die Liebſte nackend ſehn:
Wozu ſoll nun bey dir die Pracht der Kleider taugen?
Ach glaube / bloß muß dir doch alles ſchoͤner ſtehn.
Nun Engel kommen ja zur Menſchen Luſt auff Erden /
Drum ſtelle dich zum Schutz bey meinen Lager ein;
Ich denck 'es ſolte wohl was menſchliches draus werden /
Kan nur mein ſchoͤner Geiſt in meinen Armen ſeyn.

Liebes-Brieff an eine Saͤngerin.

VErwundere dich nicht / du Schoͤne / _ _ _
Daß eine frembde Hand dir was bekantes ſchreibet /
Und daß ich auch ein Knecht der ſuͤſſen Herrſchafft bin /
Die dein beliebter Mund mit lauter Hertzen treibet.
Der Stimme Lieblichkeit bezaubert meinen Geiſt /
Und kan ihn kuͤnſtlicher / als ſchwartze Kunſt beſchweren:
Wer deiner Anmuth nur ein zartes Ohr erweißt /
Muß vor die Freyheit auch die Sterbe-Lieder hoͤren.
Die art'ge Stellung mehrt noch die Vollkommenheit:
Der Purpur ſteht dir wohl / die Majeſtaͤtſchen Minen
Sind Zuͤge deiner Pracht und auch der Wuͤrdigkeit /
Wenn dir / wie die Natur / das Gluͤcke wolte dienen.
Zwar deine Schoͤnheit ruͤhmt kein eintz'ger oͤffentlich /
Und ob du / oder nicht / ein Engel ſeyſt auff Erden /
Doch wiſſe Liebes-Gluth ſteigt mehrmahls unter ſich /
Und ſelten in den Mund / wenn Hertzen Redner werden.
Denn das Verſchwiegenheit die ſchoͤnſte Tugend ſey /
Kan niemand leicht ſo wohl / als Nebenbuhler wiſſen:
Hier ſind ſie keinem nicht mit einem Worte treu /
Und tadeln oͤffters das / was ſie im Geiſte kuͤſſen.
Druͤm wehlet ſich mein Hertz auch dieſe Redekunſt /
Und dieſes ſtumme Blat ſoll meine Gluth bekennen /
Die Flammen ſtrecken ſich nach deiner Gegengunſt /
Ach Schoͤnſte! laß ſie doch nicht ohne Kuͤhlung brennen
Ich23und Galante Gedichte
Ich bin von Fleiſch und Blut / und du biſt wunderſchoͤn /
Dein Weſen und dein Thun beſteht in Seltenheiten /
Und will mein Auge recht waß ungemeines ſehn /
So iſt dein Mund ein Ort von tauſend Lieblichkeiten:
Ich weiß das Orpheus hier die Lehre niederlegt /
Ob er die Baͤume gleich und Steine tantzend machet:
Manch Hertz iſt Felſen-Art / doch wird es leicht bewegt /
Wenn nur die Anmuht ſingt / und deine Schoͤnheit lachet.
Was halb erſtorben iſt / ſteigt lebend wieder auff /
Und was ſich ſonſten regt / erſtarrt durch deine Haͤnde:
Der Adern kaltes Blut kriegt den erhitzten Lauff /
Wenn du mir Feuer giebſt / und ich dir Blicke ſende.
Ja wie vermoͤgend iſt nicht ſanffter Saiten-Thon?
Er feſſelt Thetis Reich / das Schuppen Heer der Wellen /
Die Harffen klinget kaum / ſo ſchertzt ein Delphin ſchon /
Und muß ſich gantz verliebt in ſeine Netze ſtellen.
Es faͤllt die Grauſamkeit der Crocodillen hin /
Muſic kan mit der Wuth der Elephanten ſtreiten /
Und iſt Gewalt und Liſt nicht die Bezwingerin /
Beſtehn die Stricke doch in angenehmen Saiten.
Den Thieren bleibt der Grim / wie Tauben Gall bewuſt /
Cameel und Hirſche ſind der Unvernunfft zu wider /
Und der vernuͤnfftge Klang erquickt die wilde Bruſt:
Wie binden mich nun auch nicht deine ſchoͤnen Lieder.
Ach Schoͤnſte _ _ _ ich bin kein Unmenſch nicht /
Es regt ſich die Vernunfft in Augen / Hertz und Ohren /
Indem dein ſuͤſſer Mund von ſolcher Wuͤrckung ſpricht /
Dabey die Laute hat die edle Krafft verlohren.
Sirene / dieſer Zeit! du ſchoͤne Zauberin!
Wer kan Ulyſſes ſeyn bey deinen Lieblichkeiten?
Europens groͤſter Held wirfft Stahl und Eiſen hin /
Und reines Singen kan den Fuͤnfften Carl beſtreiten.
Dort konnte dieſe Macht das groͤſte Theil der Welt
Auch vor der kleinſten Theil mit holder Reitzung buͤcken:
Wie ſolte nicht ein Knecht / der dir zu Fuſſe faͤlt /
Vor Venus gantzes Reich mit hoͤchſter Freude ruͤcken?
Ach _ _ _ ſchau dich nur einmahl ſelber an /
Wie Glut und Flammen dir aus ſchoͤnen Augen dringen.
B 4Und24Verliebte
Und was der enge Raum der ſuͤſſen Kehle kan /
Wenn du die Stimme kanſt wie unſre Hertzen zwingen.
Iſt deine Lieblichkeit nun unbeſchreiblich ſchoͤn /
So laſſe ſie doch auch von Gegenhuld erſchallen.
Darff ein verliebter Kuß zu deinen Munde gehn /
So geht er zu den Ort von tauſend Nachtigallen.
Doch Nachtigallen ſind in guͤldner Einſamkeit /
Und laſſen ſich zur Luſt in gruͤnen Buͤſchen hoͤren:
Druͤm wilſt du / daß mich auch dein ſuͤſſer Mund erfreut /
So laſſe mich zu dir in das Gebuͤſche kehren.

Als Sie auff das Land reiſete.

WIlſt du nun galantes Kind!
Dieſen ſchoͤnen Ort verlaſſen?
Und die dir ergeben ſind /
Sollen ihn deswegen haſſen?
Denn man liebet nur die Auen /
Wo der Blumen-Zierath ſteht /
Wer wil ſich vergnuͤget ſchauen /
Wenn die Sonne untergeht?
Das Verhaͤngniß / ſo dich zieht /
Zieht auch meinen Geiſt von hinnen /
Und weil mein Vergnuͤgen flieht /
Fliehen auch die treuen Sinnen.
Ach! mein Leitſtern iſt verſchwunden!
Und die vorgewuͤnſchte Zeit /
Ja die Zucker-ſuͤſſe Stunden
Sind mit Wermuth uͤberſtreut.
Hab ich gleich das Gluͤcke nicht /
Dich als Liebſte zu umfangen /
Iſt mir doch dein ſchoͤnes Licht
Stets erfreulich auffgegangen
Denn25und Galante Gedichte.
Denn die reinen Freundſchaffts-Kertzen
Brennen mir auch wunder-ſchoͤn /
Und das angenehme Schertzen
Laͤſt mich hoͤchſt-vergnuͤget ſehn.
Doch ich mehre meine Pein /
Wenn ich alle Luſt erzehle /
Drum ſo ſag 'ich nur allein /
Lebe wohl / du liebſte Seele!
Kont' ich dich dahin begleiten /
So verſpraͤch 'ich mir gewiß
Wieder tauſend Lieblichkeiten /
Und mein vorges Paradies.

Als er ſie im Schlaffe kuͤſ - ſete.

DEr Schoͤnheit Meiſterſtuͤck / verliebter Eigenſinn
Sucht 'ihren Uberdruß im Schlaffe zu verſuͤſſen /
Sie ſtriche Quaal und Schmertz des treuen Damons hin /
Um lieber gar den Tod als ſeinen Mund zu kuͤſſen.
Die Sinnen ſchloſſen ſich mit ihren Augen zu /
Und Venus hilfft ſie ſelbſt in ihre Ruhe wiegen!
Denn / ſchoͤne grauſame / ſprach ſie / entſchlaͤffeſt du /
Soll Damon ſeinen Wunſch gar bald vergnuͤget kriegen.
Wie nun der ſtrenge Geiſt auff Phantaſien lieff /
Und auch in Traume nicht die Liebe wolte leiden /
Erwachte Damons Luſt / da ſein Vergnuͤgen ſchlieff /
Und konte ſich genug auff ihren Lippen weiden.
So wohl nahm Damons Durſt die Kuͤhlungs-Zeit in acht /
So artig wuſte ſich die Venus auch zu raͤchen;
Denn wo der Gaͤrtner nicht bey ſeinen Blumen wacht /
So kan ein ſchlauer Dieb die ſchoͤnſten Roſen brechen.
Es war ihr ſproͤdes Thun mit rechter Muͤntz bezahlt /
Verlachte ſie zuvor ſein ſehnliches Verlangen /
So hat ſein Freuden-Stern auch nie ſo ſchoͤn geſtrahlt /
Als da vor einen Kuß er tauſend hat empfangen.
B 5Drum26Verliebte
Drum ſo verweigert uns / ihr lieben Kinder nicht /
Was die Natur euch pflegt an Schaͤtzen mit zu theilen;
Ihr ſeyd der Artzt den man offt uͤm die Cur beſpricht /
Und laſſet euch wohl ſelbſt an dieſer Krackheit heilen.
Ja wo ihr noch ſo karg mit einen Kuͤßgen ſeyd /
Und macht uns manches mahl die ſchoͤne Koſt zu nichte /
So mehret ihr dadurch nur ihre Suͤſſigkeit /
Weil man nichts liebers iſſt / als die geſtohlne Fruͤchte.

An ----

PRintzeſſin! Deren Pracht was irdiſch heiſt erfuͤllet!
Printzeſſin! Die die Welt als Wunder-Goͤttin kennt.
Printzeſſin! Deren Glantz die Nacht in Tag verhuͤllet /
Und die der Himmel ſelbſt die andre Sonne nennt!
Will meine Niedrigkeit ſich biß zum Sternen tragen /
Und ſucht ein blaſſer Mond hier deinen guͤldnen Schein:
Will ſich die Finſterniß zu deinen Lichte wagen /
So dencke doch / es muß bey Sonnen-Schatten ſeyn.
Die Banden meiner Furcht hat eine Gluht verzehret /
Die mir zum Lebens-Port und Grabe leuchten kan.
Erzuͤrneſt du / daß dich ein ſchlechter Knecht verehret /
So ſage mir nur gleich des Todes Urtheil an.
Verliebt / und furchtſam ſeyn / iſt tadlens wehrt zu ſchaͤtzen /
Wer ſeine Noht verſchweigt / verdirbt durch eine Schuld.
Es kan mich deine Hand ins Reich der Freuden ſetzen /
Schlaͤgt ſie es aber ab / ſo ſterb 'ich mit Gedult.
Allein betrachte nur / was ich allhier begangen /
Und daß du wunderſchoͤn / und ich nur Menſchlich bin.
Erwege / daß dein Strahl mich zwunge Gluth zu fangen /
Es riſſe ſeine Macht mich zu den Flammen hin
Ein kaltes Spiegel-Glaß muß durch die Sonne brennen /
Da deſſen Gegenſtand dem Freuer nicht entgeht:
Und Menſchen muͤſſen den nur einen Unmenſch nennen /
Der als ein Brennglaß nicht bey deiner Sonnen ſteht.
Zwar ſucht ein Menſchen Mund bey Goͤttern ſich zu weyden /
Geht mein verliebter Geiſt auff allzuhoher Bahn:
So27und Galante Gedichte.
So kan die Venus doch Adonis Kuͤſſe leiden /
Und Amor ſchaut den Stand wie Gauckelpoſſen an.
Der Liljen weiſſer Schmuck muß offt bey Neſſeln prangen /
Bey Tulipanen Pracht / bey ſchoͤnen tauſend-ſchoͤn
Kan wilder Thymian auch einen Platz erlangen /
Und Majoran darff wohl bey Kaͤyſer Cronen ſtehn.
Aus ſchlechten Duͤnſten macht die Sonne Regenbogen;
Der koſtbarſte Magnet zieht den geringſten Stahl:
Die Liebe bleibt dem Rang und Ehrgeitz ungewogen /
Und legt den Reben-Stock uͤm einen wilden Pfahl.
Sie macht die Wuͤſteney zu einen Luſt-Gefilde /
Und unſern Sclaven-Stand den hohen Fuͤrſten gleich.
Den Herrn zum Unterthan / den Jaͤger ſelbſt zum Wilde /
Geſetze gelten nicht in ihren Koͤnigreich.
Was hier die Feder ſetzt / ſind nur erzwungne Zeilen /
Die Hand ſchreibt nicht vor ſich / du fuͤhreſt ſie allein /
Und will ich nun damit zu deinen Fuͤſſen eilen /
So dencke nur / ich muß / ich bin nicht ſelber mein.
Die Wunden / ſo mich ſchmertzt / hat mir ein Blick geſchlagen /
Der auch ein Felſen Hertz wie Wachs zerſchmeltzen kan:
Dein ſchoͤner Mund darff nicht nach Zeit und Orte fragen /
Du weiſt wohl / wenn du mich zum Sclaven nahmeſt an.
Man hielte dazumahl ein praͤchtges Vogelſchieſſen /
(Doch mein getroffnes Hertz war deiner Pfeile Ziel)
Und eine Schoͤnheit war dabey ſo hoch geprieſen /
Daß ich im Geiſte ſchon zu dero Fuͤſſen fiel.
Ich ſuchte denn ſo lang in dieſen Wunder-Auen /
Biß Leonora mich / und ich ſie konte ſehn.
Ach daß ich Adlern gleich in Sonnen wolte ſchauen /
Und wuſte nicht wie mir durch einen Strahl geſchehn!
Die Augen muſten ſich verblendet niederſchlagen /
Die Augen / die die Glut dem Hertzen mitgebracht /
Die Augen ſind allein die Urſach meiner Plagen /
Ach daß ich mich zu kuͤhn zu deinen Licht gemacht!
Die Freyheit war der Bruſt dem Augenblick entfuͤhret /
Ein Schmertzen-reiches Ach! kehrt wieder bey mir ein.
Wie Furcht / Verzweiffelung und Gram die Seele ruͤhret /
Wird Farb 'und auch Geſtalt bey mir Verraͤhter ſeyn.
Ich28Verliebte
Ich bin ein bloſes Nichts / ein Schein und leerer Schatten /
Die Sinnen irren ſtets / ich weiß nicht / wo ich bin.
Bey Tage will mein Geiſt ſich mit der Sonnen gatten /
Die Traͤume fuͤhren mich zu deinen Zimmer hin.
Die Freude nimmt man mir die Qvaal iſt unbenommen /
Ach Goͤttin! lege doch ein Gnaden Pflaſter drauff:
Bin ich aus Liebe nur in deine Banden kommen /
So loͤſe ſie doch auch aus Liebe wieder auff.
Ich falle hier als Knecht zu deinen zarten Fuͤſſen /
Es kniet jetzt vor dir ein treuer Unterthan /
Laß deiner Hoheit-Glantz doch meine Demuth gruͤſſen /
Nimm mich bey deinen Strahl zu einen Kleeblat an.
Der Schoͤnheit Wunderwerck / der Tugend-Koſtbarkeiten /
Und was den Goͤttern mehr als Menſchen aͤhnlich iſt /
Wil einen Sammel-Platz in deiner Bruſt bereiten /
Ach! daß dich Wehmuth auch als eine Schweſter kuͤßt.
Wil mich dein ſtrenger Blitz in Staub und Aſchen wiſſen /
Spricht denn dein ſchoͤner Mund mir alle Hoffnung ab;
So laß mich nur zuvor dein ſchoͤnes Auge kuͤſſen /
So kuͤß 'ich wie du wilt / hernach auch Tod und Grab.
Doch nein / mein Fehler muß den ſchoͤnſten Uhrſprung kennen /
So ſchlieſt das Ende nicht ein fruͤhes Sterben ein:
Denn muß dich nicht der Neid den Himmel ſelber nennen?
Druͤm was von Himmel ſtammt / muß ſchoͤn und ewig ſeyn.
Ich warte nun bereits auff die erwuͤnſchten Stunden /
Da ich in Feſſeln ſoll vor meiner Goͤttin ſtehn.
Hat meine Noht alsdenn ein gnaͤdig Ohr gefunden /
So kan ich hoͤchſt vergnuͤgt zum Freuden-Himmel gehn.
Doch ſoll die Kuͤhnheit ja mit Blut gebuͤſſet werden;
So aͤtze mir zum Ruhm auff meinen Leichen-Stein:
Des Himmels Ebenbild / ein Engel dieſer Erden /
Heiſt mich durch Schoͤnheit hier des ſchoͤnſten Todes ſeyn.

Uber ſeinen Zuſtand.

WIe lebet doch mein Geiſt? in Unruh und Vergnuͤgen /
Schmertz und Zufriedenheit uͤmarmen meine Bruſt.
Die29und Galante Gedichte.
Die edle Roſe will bey harten Dornen liegen /
Die Aloe zeigt ſich zu Honig ſuͤſſer Luſt.
Mich rufft die Freudigkeit zwar offtermahls zu gaſte /
Doch Augenblicklich koͤmmt auch die betruͤbte Faſte.
Das heiſt: mein Gluͤcke bleibt in ungewiſſen Graͤntzen /
Und nimmt bey ſeinen Schein auch ein Maſque fuͤr.
Itzt zeiget ſich die Nacht / nun will die Sonne glaͤntzen /
Es ſtuͤrmen Oſt und Weſt in Hafen noch auff mir.
Die Ungedult zerreiſt den Fuͤhrhang der Gedancken /
Und ſpricht: die Liebe fuͤhrt den Geiſt in ſolche Schrancken.
Die Liebe will ſich mir zu einer Sclavin geben /
Und faͤſſelt mich dabey mit ſteter Dienſtbarkeit.
Ich muß durch ſie vergnuͤgt in Unvergnuͤgen leben /
Die ſuͤſſe Stunden ſind mit Wermuth uͤberſtreut.
Ein hochbeliebter Baum will mich durch Schatten nehren /
Ein ſchoͤner Aſt davon ſucht meine Ruh zuſtoͤhren.
Das _ _ Hauß / ein Auszug ſchoͤner Haͤuſer〈…〉〈…〉
Das auff den feſten Grund der Tugend feſte ſteht.
Das gleichet einen Baum / der durch die ſchoͤnſten Reiſſer
Weit uͤber alle Pracht dergleichen Baͤume geht.
Das Gluͤcke / welches ſtets den Meiſter pflegt zu ſpielen /
Laͤſt mich durch dieſes Hauß auch ſeine Kuͤſſe fuͤhlen.
Denn ſo viel Blaͤtter ſind an Baͤumen nicht zu finden /
Als ſeine Guͤtigkeit auff einen Diener denckt:
Wo Gunſt und Liebe ſich zu meinen Wohl verbinden /
Wo ſeine Gnade ſeet / und mir die Ernde ſchenckt.
Ein Glied von Rieſen weiſt / wie groß er ſey geweſen /
Des Sohnes Nahme laͤſt der Guͤte Groͤſſe leſen.
So wil mir unverdient die Liebe ſtuͤndlich dienen /
So lachet mich das Gluͤck mit tauſend Blicken an /
So ſoll zu meiner Luſt noch eine Myrthe gruͤnen /
Da ich Menanders Treu durch Treu genieſſen kan.
Menander / deſſen Hand in meine Bruſt geſchrieben:
Wer deine Seele liebt / den ſolſt du wieder lieben.
Die30Verliebte
Die reine Freundſchafft brennt in ſo entflammten Kertzen /
Die weder Gluͤck noch Zeit zu loͤſchen faͤhig iſt.
Wir ſchertzen bey der Luſt / wir weinen bey den Schmertzen.
Wenn ſein Vergnuͤgen lacht / ſo hat es mich gekuͤſt.
Was mein Gemuͤthe pflegt vollkommen zu ergetzen /
Wil er vor Bruder / Freund und vor die Schweſter ſchaͤtzen.
Doch wil mein Gluͤcke gleich an einen Orte bluͤhen /
Ja mehr / da ich zugleich die Fruͤchte brechen kan /
So muß ſein Unbeſtand mich anderwerts beziehen /
Ich ſchaue bey der Luſt auch meine Marter an.
Itzt ſcheint der Liebe-Lentz / nun ſchließt er ſeinen Schimmer /
Und alles dieſes kommt von einen Frauenzimmer.
Ein Frauenzimmer? nein / des Frauenzimmers Sonne /
Die offt den Gnaden-Strahl in einen Blitz verkehrt.
Der Urſprung iſt zu ſchoͤn / der meine Gluth entſponne /
Das ſie die Ewigkeitmit ihren Feuer nehrt:
Die Ehrerbietung traͤgt das Oel zu meinen Flammen /
So ſpricht der Himmel ſelbſt: ich ſey nicht zu verdammen -
Ihr ſchoͤner Mund will zwar nicht von verdammen ſprechen /
Sie laͤſt ſich meine Noth noch wohl zu Hertzen gehn.
Sie ſieht die ſtarcke Gluth aus meinen Augen brechen /
Und jede Mine weiſt / es ſey uͤm mich geſchehn.
Ja will ich meine Pein durch tauſend Seuftzer klagen /
Kan ihr geneigtes Ohr auch alles wohl vertragen.
Ein Lied / ja mehr als eins von meiner Hand geſetzet /
Die muſten meiner Quaal erſt ſtumme Redner ſeyn:
Die Liebe hatte ſich nur auf das Blat geaͤtzet /
Und ſchreib ihr Conterfait doch in die Bruſt hinein,
Als ſich die Wehmuht nun durch Blicke lieſſe ſehen /
So muſten Hertz und Mund den Brand zugleich geſtehen
Ich konte mich vergnuͤgt in meiner Liebe ſchauen /
Der Himmel weiß es wohl / und der ſoll Zeuge ſeyn:
Ich31und Galante Gedicht e.
Ich wolte mir ein Hauß von Zucker Roſen bauen /
So reiſt die ſtrenge Hand mir alle Hoffnung ein.
Mein Mund darff nicht ein Wort wie ſonſt von Lieben ſprechen /
Die Grauſamkeit will ſich an meiner Unſchuld raͤchen.
Ach iſt denn / die zuvor mein Himmelreich geweſen /
Nun Freundin meiner Noht und Feinden meiner Ruh /
Soll ich aus Liebe denn des Todes-Urtheil leſen?
So ſchreib 'ich dieſes nicht der Tugend Wuͤrckung zu.
Die Schoͤnheit / welche ſonſt den hoͤchſten Ruhm erworben /
Hat denn beliebten Glantz durch Wanckelmuth verdorben.
Mein Zuſtand war nur ſo: Ich ging mit ſchweren Hertzen /
Und hinge meiner Quaal mit ſtillen Seufftzern nach.
Indeſſen wuſte ſie dennoch galant zu ſchertzen /
Die Freundlichkeit war offt das Pflaſter meiner Schmach:
Biß ein geheimer Trieb des Zweiffels mich entbunde /
Und ich von neuen ihr die ſtarcke Glut geſtunde.
Ich ſprach: Galantes Kind / dem gar nichts zu vergleichen /
Der Tugend Meiſterſtuͤck! du Engel dieſer Stadt!
Was ſchoͤn heiſt / muß dennoch vor deiner Schoͤnheit weichen /
Was Wunders daß ein Knecht ſich dir ergeben hat.
Von deiner Gnade koͤmmt nur eintzig mein Ergetzen /
Ich wil dich Lebenslang als unvergleichlich ſchaͤtzen.
Mein Hertze liebet dich / und wird dich ewig lieben /
Verachte nicht die Glut / die du entzuͤndet haſt.
Du biſt mit Diamant in meine Bruſt geſchrieben /
Wo Gold der reinen Treu dein ſchoͤnes Bild umfaſt.
Dein ungemeiner Ruhm wird noch viel hoͤher ſteigen /
Wenn ſich die Wehmuth wird bey deiner Schoͤnheit zeigen.
Und als ich ſo verpflicht nach ihrer Gnade fragte /
So ſprach ihr ſchoͤner Mund: Ach ja! ich liebe dich.
Die artige Manier / womit ſie dieſes ſagte /
Iſt meiner Freyheit tod / ja die beſtricket mich.
Ach32Verliebte
Ach ungemeine Luſt! unſchaͤtzbahres Vergnuͤgen!
So laͤſt Beſtaͤndigkeit mich noch ſo gluͤcklich ſiegen.
Der Lippen Purpur iſt das Siegel unſrer Liebe /
Das Siegel / das ſo feſt als ſchoͤne denckt zu ſeyn.
Es miſchen ſich in uns die allerreinſten Triebe /
Die Hertzen ſtellen ſich als treue Pfaͤnder ein.
Mein Gluͤcke kan nunmehr auff ſeinen Gipffel ſtehen /
Denn meine Sonne wil nicht wieder untergehen.

Auff ihren Geburths - Tag.

MEin ſchlechter Kiel ſol dich / Annehmlichſte! bedienen /
Da dein beliebtes Licht in vollen Glantze ſtrahlt.
Dein gnaͤdiger Befehl gebiehret des Erkuͤhnen /
Und mein G[e]horſam hat die Freundſchaffts-Pflicht bezahlt.
Mein Wollen wolte nun wohl was geſchicktes ſenden /
Die weil dein kluger Geiſt die Poeſie verehrt;
Allein nimm dieſes auch mit hochgeneigten Haͤnden
Was hier mein Sinnen-Schiff von Unverſtande faͤhrt.
So bald ich dieſen Tag in deinen Brieff erblicket /
An welchen die Natur ein Meiſter Stuͤck gemacht /
War die gequaͤlte Bruſt auch wiederum erquicket /
Die ihre Zeit bißher in Thraͤnen zugebracht.
Der hoͤchſtegluͤckte Tag verbannet alle Plagen /
Die Sonne machet mich durch ihren Strahl vergnuͤgt.
Ich kan nun wiederum von tauſend Freuden ſagen /
Weil mein Ergetzen bloß in deiner Wolluſt liegt.
Die Sinnen muͤſſen ſich mit deiner Sonne gatten /
Die mir bey klarer Lufft ein Traum im wachen weiſt.
Die Augen ſehen zwar die Mohren-Farbe Schatten /
Doch dein Schnee weiſſer Schmuck umarmet meinen Geiſt.
So ſpielte Phantaſie und Luſt bey mir zuſammen /
Gleich / als der Augenblick ſo ſuͤſſe Poſt gebracht.
Aurora blitzte ſchon mit ihren guͤldnen Flammen /
Und mein vergnuͤgter Sinn war noch auf dich bedacht.
Hier33und Galante Gedichte.
Hier ſprach mein treuer Geiſt: der Morgen-Roͤhte prangen
Iſt nur ein Schatten-Werck vor Dulcimenens Glantz /
Der Scharlach ſteht beſchaͤmt bey ihren Purpur-Wangen /
Vor ihren Wunder-Strahl erblaſt der Sternen-Krantz.
Die Anmuht blitzetihr weit ſchoͤner aus den Augen /
Als aller Erden-Aug 'ein ſterblicher erblickt.
Die Sonne muß aus ihr die Krafft / wie Luna ſaugen /
Wenn ſich ihr blaſſer Schein mit fremden Lichte ſchmuͤckt.
So wie des Phoͤbus Blitz durch dunckle Wolcken dringet /
So bricht ihr Schoͤnheits-Strahl aus ſchwartzer Augen -
Pracht:
Denn daß er alle Welt uͤm ihre Freyheit bringet /
So kommt der ſchlaue Dieb in Kohl-gefaͤrbter Nacht.
Als meine Sinnen nun an deinen Schaͤtzen hingen /
Und wie Apelles Aug' ein Wunder-Bild beſahn /
Wenn ſeines Pinſels-Kunſt ſoll was zu Marckte bringen /
Das als ein Meiſterſtuͤck ein jeder muß bejahn:
So wolte Zephier mir in die Begierden wehen /
Und lockte mich noch Fruͤh durch ſeinen kuͤhlen Wind /
Rechſt an den Elbe-Strohm an einen Ort zu gehen /
Wo Auen von Saphier mit Silber-Qvellen ſind.
Hier ſah 'ich Wunder-ſchoͤn die Cryſtallinen ſpielen /
Und wie der krauſe Schaum mit Perlen ſchwanger ging /
Und als die Sinnen gleich auff Venus Uhrſprung fielen /
Und wie ihr Muſchel-Schiff an Saltz der Wellen hing /
Sprach ich: Ob wohl ein Kind aus Ledens zarten Schalen
Von mehrer Anmuths-Pracht / als du / gekrochen iſt?
Muß Schoͤnheit dich nicht mehr als wie Dionen mahlen?
So zeiget ſie dennoch / daß du ihr Bildniß biſt.
Die Venus hat die Milch aus ihren Schwanen Bruͤſten /
Und alle Lieblichkeit in deinen Mund geſchenckt.
Ja einen Uberfluß von Zucker ſuͤſſen Luͤſten
In deinen Lippen-Thau von Kuͤſſen auffgehenckt.
Sie bildete dir ſelbſt die Feuer-reichen Ballen /
Die doch auff ihrer Hoͤh kalt und beeiſet ſind /
Den Koͤcher / deſſen Pfeil die Hertzen heiſſet fallen /
Den Schuͤtzen / welcher doch mit beyden Augen blind.
CDer34Verliebte
Der wunderſchoͤne Strahl aus deiner Augen Sonnen
Hat ſeine Krafft allein von ihrer Macht entlehnt /
Und wie ihr Adern Brunn vor ſuͤſſer Luſt zerronnen /
So hat ihr Nectar Strohm ſich auch zu dir gewehnt.
Nach dieſen haben dich die Gratien genommen /
Und die Holdſeligkeit dir reichlich eingepraͤgt.
Denn biſt du endlich auch zur Tugend Goͤttin kommen /
Die ihren Lorber-Krantz um deinen Kopff gelegt.
So ging ich Sinnend fort in dieſen Anmuhts-Auen /
Und ſahe gleich vor mir ein ſchoͤnes Wunder-Thal /
Das ſich von weiten auch entzuͤckend ließ beſchauen /
Und endlich nahte ſich ein bundter Blumen-Saal.
Ich ſetzte meinen Fuß in die beliebte Graͤntzen /
Wo Chloris meiner Ruh 'ein Roſen Bett geſtickt:
Ja nie kan die Natur mit ſchoͤnren Schmeltzwerck glaͤntzen /
So hatte Chloris Hand die Auen aus geſchmickt.
Hier fiel ich alſofort auff deine Lieblichkeiten /
Und ſprach: die Chloris muß dir wohl gewogen ſeyn:
Muß ſich ihr gantzer Schmuck auff weite Felder breiten /
So huͤllet dein Geſicht den gantzen Zieraht ein /
Der Roſen Purpur glaͤntzt auff deinen ſchoͤnen Wangen /
Der Blumen Koͤnigin / die ſchlancke Lilje
Iſt als der Keuſchheit Bild auff deine Bruſt gehangen /
Und deine Stirne ziert ihr Schwanen gleicher Schnee.
Die zarten Glieder hat Narciſſus uͤberſponnen.
Auff deinen Lippen rinnt Granat - und Schnecken-Blut /
Wo Seelen-Honigſeim in Zucker iſt geronnen.
Die Perlen ſtehen nicht bey deinen Zaͤhnen gut.
Dein ſuͤſſer Athem muß Zibeth und Nelcken bringen.
Kurtz: Die Vollkommenheit iſt nur bey dir zu ſehn /
Ein Himmelreich / wo offt ein Engel pflegt zu ſingen /
Der Anmuht Paradieß: Der Schoͤnheit tauſend ſchoͤn.
Weil nun die Blumen dich in Angeſicht bedienen /
So muͤſſe dein Geluͤck auch nur auff Roſen gehn /
Der Himmel laſſe dich in ſteten Fruͤhling gruͤnen /
Wo Zephirs Winde dir nur Biſam-Luͤffte wehn.
Aurora muͤſſe dich wie friſche Kraͤuter kuͤſſen /
Ihr Perlen reicher Thau benetze Mund und Bruſt:
Die35und Galante Gedichte.
Die Sonne werde nie in Thetis Schooß geriſſen /
Es ſcheine dir den erſt die Sonne deiner Luſt:
Die Venus / welche dir aus allen Gliedern blitzet /
Die Blitze Lieb und Brunſt auch einſt in deine Schooß:
Cupido welcher dir / in beyden Bruͤſten ſitzet /
Der druͤcke ſeinen Pfeil auch auf dein Hertze loß.
Die Chloris pflantze dir was Amors Garten heget /
Der Liebe Tauſend-Schoͤn und ſuͤſſes Laͤffel Kraut.
Und weil ein Juͤngfer-Buſch nicht Liebes-Stoͤckel traͤget /
So mache / das man ſie bald in Madamen ſchaut.
Was aber ſol ich dir nun liebſte Schweſter ſchicken /
Daß dich an dieſen Tag zu binden wuͤrdig ſey?
Ich wolte dir zur Luſt wol tauſend Blumen pflicken /
Allein ſo biſt du nicht von ſolchen Zierath frey.
Doch eine ſoll dich noch als ein Geſchencke kuͤſſen /
Denn dieſe traͤget nicht dein holdes Angeſicht:
Ich lege ſie demnach zu deinen ſchoͤnen Fuͤſſen
Und auch in deine Bruſt / ſie heiſt: Vergiß mein nicht.

Er iſt ungluͤckſelig.

ANnehmlichſte der Zeit! Wie lange hat mein Hertze
Aus Ehrerbiethung dich mit Seufftzern nur verehrt?
Wie lange brennet nun der Augen Liebes-Kertze /
Eh 'auch der Flammen Brand aus meinen Munde faͤhrt?
Doch endlich muß das Hertz aus tauſend Schmertzen ſprechen /
Und den Granaten gleich durch viele Kernen brechen.
Ich haͤtte meine Qvaal mit Aſchen zugedecket /
Mein klagen kaͤme nun zu deinen Ohren nicht /
Wenn deine Lieblichkeit nicht meine Glut erwecket /
Daß ſie mit voller Macht nun in die Flammen bricht.
Ein Hertz und Aetna muß offt ſtilles Feuer hegen /
Nur daß ſich einſt die Wuth ſoll deſto mehr erregen.
Ich brenne / ſchoͤnſtes Kind / jedoch in keuſchen Flammen /
In Flammen deren Ruß den edlen Ruhm nicht ſchwaͤrtzt:
C 2Durch36Verliebte
Durch Feuer / das allein muß von dem Himmel ſtammen /
Womit der Sternen Gluth in reinen Weſen ſchertzt.
Ja deinen Tugenden und ſittſamſten Geberden
Muß mein getreues Hertz zum Opffer Heerde werden.
Die Gartien / ſo dir um deine Lippen ſchweben /
Und die Holdſeeligkeit damit dein Auge ſtrahlt /
Weiß kein beredter Mund genugſam zu erheben /
Kein Pinſel iſt / der dich nach deiner Wuͤrde mahlt;
Doch muß nun alle Kunſt bey deiner Pracht verſchwinden /
So ſchau in meine Bruſt / du wirſt dein Bildniß ſinden.
Hier hat die Ewigkeit ihm den Altar geweihet /
Und deine Schoͤnheit gieſt ſtets Oehl in meinen Brand.
Was aber hilfft ein Schatz / den uns ein Traum verleihet?
Was ſehn ich mich umſonſt nach den gelobten Land?
Ach meiner Hoffnung Schiff ſchwebt auf erzuͤrnten Wellen /
Die meines Gluͤckes Hoͤh 'in bauen wieder faͤllen!
Mein ſchoͤner Freuden Stern ſcheint mir zwar viele Stunden /
Und wuͤrde mir vielleicht ein Licht zum Haffen ſeyn /
Wenn nur mein Ungeluͤck nicht Wolcken haͤtt erfunden /
Die meinen Liebeskahn ſtets Sturm und Wetter draͤun.
Such ich nun uͤberall die Klagen auszubreiten
Rufft mein Verhaͤngniß doch nichts als Unmoͤglichkeiten.
Ach Himmel! Haſt du mich zu dieſer Gluth beſtimmet /
Warum blitzt denn dein Grimm auf ihr Verboth ſo ſcharff?
Wer ſieht den heiſſen Brand / der in der Aſche glimmet?
Wer leſchet / wenn man nicht recht Feuer ruffen darff?
Du laͤſt dein Paradieß mir nur zum Schmertzen ſehen /
Weil du den Weg nicht zeigſt / vergnuͤgt hinein zu gehen.
Warum verſchwendeſt du den Uberfluß von Schaͤtzen
Die mich nur hier allein zu den Magnete ziehn?
Kan die Annehmlichkeit mich ſonſten nicht ergetzen /
Kan nirgends wo ſo ſchoͤn der Anmuth Roſe bluͤhn?
Ja37und Galante Gedichte.
Ja wilſt du einen Knecht ſo koſtbar nicht vergnuͤgen /
Warum darff ſeine Bruſt kein fremder Strahl beſiegen?
So klag 'ich / ſchoͤnſte / ſtets / wenn dein beliebtes Weſen
Mir zwar die Dienſtbarkeit / doch keine Rettung giebt;
Allein ſoll ich vielleicht aus deinen Augen leſen /
Warum mich ein Comet vor Sonnen-Glantz betruͤbt?
Nein / laſſe meinen Geiſt die Gnade nur vergnuͤgen:
Das Schickſal muͤſſe dich an Kraͤfften uͤberwiegen.
Vergoͤnne mir demnach das Pflaſter meiner Wunden /
Das / wenn zu heilen nicht / ſich doch zu lindern ſchickt.
So Nacht als Schmertzen ſind ſchon mehr als halb verſchundẽ /
Wer / wie den Morgenſtern / ein Beyleid nur erblickt.
Darff Luſt und Sonne mich nicht oͤffentlich beſtrahlen /
Kan Nacht und ſtille Gunſt mich doch mit Sternen mahlen
Ach! Schoͤnſte laß die Noth dein Hertze doch erweichen /
Und ſehe meine Qvaal mit zarter Wehmuth an:
Kein kluger Argus weiß Gedancken zu erreichen /
Kein ſcharffer Luchs ſieht mehr als hier ein Maul-Wurff kan /
So kanſt du mir den Troſt ja in dein Hertze ſetzen:
Sein Ungluͤck heiſſet ihn Erbarmungs wuͤrdig ſchaͤtzen.
Erwege meinen Stand und deine Seltenheiten /
Und denck 'ein E[n]gel muß geneigt wie ſchoͤne ſeyn.
Ein Sclave leidet zwar des Schickſals Grauſamkeiten /
Doch keine Ketten ſind ſo ſchwer als meine Pein:
Die aͤrgſte Marter hat der Himmel ſo verſchrieben:
Auf ewig ohne Gunſt und ſonder Hoffnung lieben.
C 3Son -38Verliebte

Sonnet. Als er Amalien in Bade ſahe.

HIlff Himmel welcher Schmuck der Perlen weiſſen Glieder!
Ließ mir der zarte Leib an ſeiner Bloͤſſe ſehn!
Die Bruͤſte lagen hier gantz ungewoͤhnlich ſchoͤn.
Die Haͤnde ſpritzten ſie an Bauche hin und wieder /
Sie hub das eine Bein zu waſchen auff und nieder /
Daß mir das Paradieß recht offen konnte ſtehn.
Ich ſang ': Amalia / laß mich doch zu dir gehn /
Alleine Scham und Zorn verſtimmten meine Lieder.
Ach Venus unſrer Zeit! du biſt Diana nicht /
Die in den Brunnen gleich des Todes Urtheil ſpricht /
Doch ſucht dein ſtrenger Grimm mein Leben zu verkuͤrtzen /
So faͤllt Narciſſus dort in Brunnen / den er ſieht:
Weil nun mein ſtoltzer Geiſt zu gleichen Spiegel flieht /
So kanſt du mich zur Straff' in deinen Brunnen ſtuͤrtzen.

Als ſie ſeine Verpflichtungen Flaterien nannte.

DIe Engliſche Geſtalt der ſchoͤnen Lieſimenen /
Macht auch ein Felſen-Hertz den leichten Zunder gleich.
Die Tugenden / die ſie mit tauſend Lorbern kroͤnen /
Sind faſt bey aller Welt an Ehrerbiethung reich.
Und dennoch ſoll mein Hertz bey ihren Augen-Strahlen /
Wie Salamander kalt in heiſſen Flammen ſeyn.
Will mein verliebter Kiel der Schoͤnheit Wuͤrckung mahlen /
So ſpricht ſie / dieſes iſt nur leereꝛ Worte Schein.
O nein du art'ger Freund ich kenne hier dein Schertzen /
Und daß du weit entfernt mit deinen Hertzen biſt.
Ich ſage / Schoͤnſte / ja / ich ſchreibe ſonder Hertzen /
Indem daſſelbige bey Lieſiemenen iſt.
Als39und Galante Gedichte.

Als ihn Selimene und Ama - lia zu ihren Vertrauten annah - men.

DU wunder ſchoͤnes Gluͤck! komm laß dich einmahl kuͤſſen /
Weil zweyer Engel Gunſt mich kuͤſſens wuͤrdig haͤlt.
Doch kuͤſſe ſie dabey mit lauter Luſt Narciſſen /
Weil ihr Vergnuͤgen auch auff einen Diener faͤllt.
Und daß der Kuͤſſe Krafft
Den Auszug aller Freuden /
Und ſelbſt den Himmel ſchafft /
So laſſe mich auff ihren Lippen weiden.
Verſtattet mir die Gunſt / ihr Cronen Teutſcher Schoͤnen!
Und laſſet einen Kuß der Treue Siegel ſeyn.
Denn alſo pflegt man ſich vertraulich zu bekroͤnen /
So ſchreibt man ſich ins Buch getreuer Seelen ein.
So lacht die guͤldne Zeit /
Aus lauter edlen Hertzen /
Und ſo wird Ewigkeit /
Das Ende ſeyn / vergnuͤgt und treu zu ſchertzen.
Kommt oͤffnet mir vertraut den Purpur eurer Lippen /
Ja ſchlieſſet nicht vor mir das ſchoͤne Roſen-Thor.
Kein unbelebter Felß und ſtumme Marmol-Klippen /
Gehn an Verſchwiegenheit Roſanders Munde vor.
Legt alle Sorgen ab /
Sagt die geheimſten Sachen.
Sie ſollen ſich ihr Grab /
Zur Sicherheit in meinen Hertzen machen.
Ein neid'ſches Laͤſtermaul wird hier verſtummen muͤſſen /
Wir lachen in geheim / und ſchweigen oͤffentlich.
Wir traͤncken unſern Mund mit lauter Nectar Fluͤſſen /
Das Gluͤcke dienet uns / die Seelen kuͤſſen ſich.
C 4Druͤm40Verliebte
Druͤm muß die Welt geſtehn /
Es ſey kein ſuͤſſer Schertzen /
Und nichts ſo wunderſchoͤn
Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen.

Als er bey ihr zu gaſte ge - weſen.

DU ſchoͤne Margaris! ich bin dir ſchlecht verbunden /
Ob du mich geſtern gleich ſo wohl bewirthet haſt /
Ob ich der Goͤtter Koſt an deinen Tiſch gefunden /
Und war ich gleich bey dir ein angenehmer Gaſt.
Ich habe zwar die Luſt in Uberfluß geſchmecket /
So lange noch mein Aug 'an deinen Lippen hing:
Doch nur der Abſchied hat mich ungemein erſchrecket /
Ich weiß nicht / wie der Schmertz mit mir zuruͤcke gieng.
Ach loſſe Margaris! ich kan dirs nicht verhehlen /
Doch dencke / daß es dir mit nichten ruͤhmlich ſteht /
So offt man einen Gaſt zuletzte will beſtehlen /
Und daß er reichlich kommt / und arm zuruͤcke geht.
Den Diebſtahl haben nun die wunderſchoͤnen Wangen
Und deiner Augenſtrahl an meiner Bruſt begangen.

Eines Frauenzimmers an ei - nen Cavallier.

SChan Thraͤnen / Dint und Blut in dieſer Schrift vermengt /
Mon cœur ich ſchreibe dir mit mehr als tauſend plagen /
Mein trauren hat mich faſt zur finſtern Grufft geſenckt
Und ach! Du zwingeſt mich zu lauter Schmertzens klagen.
Der Hencker meiner Ruh 'iſt nur dein Unbeſtand /
Der Urſprung meiner Qvaal ruͤhrt von getreuer Liebe.
Dein Hertz verbande ſich zu meinen Unterpfand /
Ach das es ſolches auch in Ewigkeit verbliebe!
Du weiſt wohl / welche Kunſt mich in dein Netz gefuͤhrt /
Wie deine Schmeicheley mir pflegte liebzukoſen:
Und41und Galante Gedichte.
Und wie ſcheinbares Gold dein gantzes thun geziert.
Die Hoffnung zeigte mir die angenehmſten Roſen.
Die Treue gruͤndete ſich auff den theurſten Eyd;
Die Geiſter ſolten dich in tauſend Stuͤcken reiſen /
Bekroͤnete dich nicht Treu und Beſtaͤndigkeit /
So ſolte man dich nicht bey deinen Nahmen heiſſen.
Worauf ein Cavallier doch ſonſten ſehr viel haͤlt
Das ſchlaͤgſt du nun in Wind -- Jedoch vergib den Zeilen /
Wenn Wemuth Schmertz und Grimm ſie zu Papiere ſtellt /
Denn ſolche Wunden ſind nicht durch Gedult zu heilen /
Vielleicht daß uͤm mein Grab gar bald Cypreſſen ſteh'n:
Ach ſollen die der Luſt verſprochne Myrthen heiſſen!
Vielleicht muß ich den Tod in meinen Armen ſeh'n:
Soll mich mein Braͤutigam mit fauler Erde ſpeiſen?
Iſt meiner Haare Schmuck vor Perlen Staub und Grauß?
Scheint mir mein Sonnen-Licht in Jammer-vollen Schatten?
Iſt Hymens Freuden-Schloß ein Duͤſtres Wuͤrmer -
Hauß /
Wo Schlangen ſich vor dir / mit meinen Lippen-Gatten?
Ach! heiſſet Angſt und Schmertz die ſuͤſſe Manna-Koſt?
Soll meiner Thraͤnen-Saltz mir Hochzeit-Nectar meſſen?
Zerflieſſet nun mein Blut in Muſcateller-Moſt?
Iſt Amors Taffel-Luſt / ſein eignes Hertze freſſen?
Ach ſiehe Grauſamer! wie mich der herbe Schmertz /
Zur aͤrgſten Folter-Banck und tauſend Martern fuͤhret!
Ach ſchau 'in Blute ſchwimmt dein vorgeliebtes Hertz!
Wie daß die Wehmuth dir nicht deine Seele ruͤhret!
Iſt deine Bruſt noch mehr als harter Felſen Art /
Daß meine Thraͤnen-Flut ſie gar nicht kan erweichen?
Es laͤſſt kein Tygerthuͤr / kein wilder Leopart
Was ihm〈…〉〈…〉 das Liebſte war durch eigne Wuth erbleichen:
Ich flehe dich / mein Schatz / uͤm jene Stunden an /
Wo Luſt und Lieblichkeit uns tauſendfach ergetzet /
Als ich dein Himmel war / ach dencke noch daran /
Wie du die gantze Welt vor mir als nichts geſchaͤtzet.
Ich bitte dich / mein Kind / noch um die erſte Zeit /
Da deine Liebe noch zu meinen Fuͤſſen kniete.
C 5Erin -42Verliebte
Erinnre dich alda der groſſen Zaͤrtlichkeit /
Und wie dein Hertze ſich uͤm meine Gunſt bemuͤthe.
Ach war ein eintz'ger Kuß zuvor dein Himmelreich:
Und wolteſt du vor Luſt auff meinen Lippen ſterben:
War meiner Augenblick bey dir der Sonnen gleich:
Und ſolte Venus ſelbſt vor meiner Pracht verderben:
So laſſe mich nun auch kein Ziel des Haſſes ſeyn /
Und ſehe noch einmahl auff meine Bruſt und Wangen;
Die Treue lieffert dir noch alles dieſes ein /
Worauff dein ſuͤſſer Wunſch und Sehnſucht iſt gegangen.
Ach ſo verſtoſſe mich / mein wehrter Engel nicht /
Und laſſe meinen Ruhm die Neider nicht verletzen:
Die reinſte Jungfer auch / der man die Treue bricht /
Wird doch die blinde Welt vor halbe Wittwe ſchaͤtzen.
Nun Unvergleichlicher ich ſchlieſſe dieſes Blat /
Doch meine Hoffnung nicht dich endlich zu erweichen:
Die Lippen die dein Mund zuvor gekuͤſſet hat /
Der Purpur / den der Schmertz / nunmehro heiſt erbleichen.
Mein Auge / welches ſtets in heiſſen Thraͤnen ſchwimmt:
Die Wangen / die mein Leid mit Liljen uͤberſpinnet:
Das Hertze / ſo nach dir von tauſend Seufftzern glimmt:
Der Bruͤſte reiner Schnee / der durch die Quaal zerrinnet:
Ja mein getreues Blut / das auff dem Blate klebt;
Mein gantzes Ich / das dir auff ewig bleibt ergeben;
Mein Geiſt / der itzt gequaͤlt uͤm deine Lippen ſchwebt:
Die flehen noch zuletz: Erbarme dich / mein Leben!

Sie befahl ihm zu ſterben.

SO ſoll ich denn mein Kind / in dieſer Glut verbrennen /
Die deiner Augen-Blitz in meiner Bruſt erregt?
Wohl denn / ich bin bereit in meinen Tod zu rennen /
Weil mir dein ſchoͤnſter Mund es ſelbſten aufferlegt.
Ja / ja / ich ſterbe gern in dieſen holden Flammen /
Weil ſie vom Himmel nur und meiner Goͤttin ſtammen.
Laß mich im Sterben doch nur deine Gnad 'erlangen /
Und ſtelle dich zur Grufft mit einen Seufftzer ein /
So43und Galante Gedichte.
So will ich meinen Tod mit hoͤchſter Luſt umfangen /
Und auch im Grabe dir annoch verbunden ſeyn /
Es ſoll mein reiner Geiſt ſtets um den deinen ſchweben
Und ſo werd 'ich im Sarg erſt recht vergoͤttert leben.
Nun / ſchoͤnſte / fahre wohl / mein Geiſt will ſchon entweichen /
Es lodert Seel 'und Leib und ſteht in voller Glut /
Des Aetna Feuer iſt der Brunſt nicht zu vergleichen /
Denn was der Blitz geruͤhrt / leſcht nichts als Milch und Blut.
Doch ſoll ein Phoͤnix einſt aus meiner Aſche lauffen /
So gib mir deinen Schooß zu meinen Scheiterhauffen.

An Selimenen.

ER zuͤrne nicht darob / Annehmlichſte der Zeit!
Daß mein getreuer Sinn ſich ſtets an dir ergoͤtzet.
Und deiner ſchoͤnen Pracht ein ewig Denckmahl ſetzet
Die Unſchuld labet ſich an deiner Lieblichkeit
Denn da der Mund ſich nicht darff ſelbſt geluͤcklich wiſſen /
So goͤnne daß ich dich im Geiſte moͤge kuͤſſen.
Ein unbefleckter Kuß iſt auch bey Goͤttern rein;
Du weiſt / das meinen Trieb die Keuſchheit ſelbſt erreget /
Und daß die reinſte Gluth mich dir zum Fuͤſſen leget /
Und dennoch will dein Hertz von Stahl und Eiſen ſeyn:
Ach dencke nur / was ſelbſt dem Himmel muß belieben /
Wird einem Engel au ch zur Regel vorgeſchrieben.
Ich hatte nicht ſo bald das unverhoffte Gluͤck /
Dich unvergleichliche zum erſten Mahl zu ſehen /
So muſte gleich das Hertz bey ſich erfreut geſtehen /
Hier zeiget die Natur ihr rechtes Meiſter-Stuͤck:
Denn wer bewundert nicht die ſeltne Schoͤnheits gaben /
Wenn ſich die Tugenden damit verſchwiſtert haben.
Man nennet dich mit Recht die Blume dieſer Stadt
Auf welche ſich der Schnee der Lilien geleget /
Und44Verliebte
Und wo die Roſe ſelbſt den Purpur eingepraͤget /
Die Venus ſich allein zur Luſt gepflantzet hat:
Die Blumen bricht man ſonſt / doch dieſe muß ich meiden /
Mein Auge ſoll ſich nur an ihrer Schoͤnheit weiden.
Denn das Verhaͤngniß will / daß mich die ſchoͤne Gluth
Noch nicht vergnuͤgen ſoll und in die Augen ſteigen /
Sie wuͤrde ſich ſonſt bald in tauſend Flammen zeigen /
Denn nur ein Strahl von dir entzuͤndet Geiſt und Blut:
Wen nun ſo lange Zeit zwey ſchoͤne Sonnen brennen /
Wird ſich gewißlich nicht von Feuer frey bekennen.
Du weiſt / das meine Bruſt von keinen Marmor iſt /
Obgleich dein ſtrenger Sinn ſich Diamanten glechet;
Jedoch ein harter Stein wird endlich auch erweichet /
Wer weiß / was vor ein Gluͤck mir meine Qvaal verſuͤſt.
Mein Geiſt iſt doch vergnuͤgt / ob er die Feſſeln traͤget /
Weil die Galanteſte ſie ihm hat angeleget.
Erlaube mir demnach vollkomne Meiſterin /
D die getreue Bruſt dir einen Tempel bauet /
Wo man dein ſchoͤnes Bild allzeit verewigt ſchauet /
Das Hertze leget ſich zu einen Opffer hin.
Verachte nicht / mein Kind die allerreinſten Flammen /
Der Himmel ſelbſten kan die Regung nicht verdammen.
Spricht gleich dein ſchoͤner Mund von keiner Rettung nicht /
So will ich doch allzeit auff was geneigters hoffen /
Ich kuͤſſe dieſen Strahl der mich zu erſt getroffen /
Weil mir der Himmel ſelbſt von dieſen Troſte ſpricht:
Es muß die gantze Welt gerecht und billig nennen;
Wer andre brennt / der ſoll zur Straffe wieder brennen.

In Nahmen eines Frauen - zimmers an Monsieur V. B.

SO ſoll ich mich in rauher Einſamkeit
Mein Wehrteſter / nun gantz verlaſſen ſehen?
So45und Galante Gedichte.
So wechſelt ſich die Luſt mit Angſt und Leid?
So muß die Bruſt in tieffſter Trauer gehen?
Ach dencke nur dadurch zerflieſt in Schmertz
Ein treues Hertz.
Ich ſchaͤtzte mich vergnuͤgt bey dir zu ſeyn /
Die Wangen ſind mein Roſen-Feld geweſen.
Itzt ſtellet ſich der rauhe Winter ein /
Vor Blumen muß ich harte Dornen leſen
Was mir beliebt / ja recht unſchaͤtzbar war
ſtirbt gantz und gar.
Ach weiſſen Felß war ſonſt mein Paradieß /
Da ich dich noch als Engel konte kuͤſſen.
Allein da dich das Schickſal ziehen hieß /
So muß ich mich in einer Wuͤſten wiſſen,
Denn ach es zieht mit dir von dieſen Ort
Mein Leben fort.

An Liſemenen.

SChau edle Liſemene /
Wie ich entfernt noch deiner Augen-Schein
Zu meiner Luſt entlehne.
Mein Hertze wil daran geweidet ſeyn.
Und kan ſich niemand ſelber haſſen /
So muß ich ihm auch die Vergnuͤgung laſſen.
Dein Himmel iſt voll Sternen /
Die uͤberall mit Strahlen mich beſtreun.
Muß ich mich gleich entfernen /
So wilſt[u]du mir doch immer naͤher ſeyn.
Wer deine Sonn 'einmahl geſehen /
Mit dem wird ſie in alle Laͤnder gehen.
So kuͤß ich in Gedancken /
Und ſchwaͤngere den holen Bauch der Lufft.
Ich46Verliebte
Ich renn 'in deine Schrancken /
Und bau' ein Schloß auff Amors ſuͤſſe Klufft.
Laß mich in dieſer Freyheit ſ〈…〉〈…〉 egen /
Ein Traum kraͤnckt nicht / und kan uns doch vergnuͤgen.
Ja dencke noch der Zeiten /
Da Einſamkeit die Garten-Luſt gebahr /
Als deine Lieblichkeiten
Mir ſo geneigt / als ich entzuͤndet war.
Die nun ſo theure Roſen brechen /
Sind viel zu wehrt / daß ſie die Dornen ſtechen.
Und wilſt du mich verpflichten /
So ſchreibe nur / daß du mir guͤnſtig biſt:
Ein Wort kan viel verrichten /
Daß uns zum Troſt der ſchoͤnſte Mund gekuͤſt.
Darff ich dein Paradieß nicht ſchauen /
Kan ichs dadurch doch in Gedancken bauen.
Ich bau 'es in den Schatten /
Der dich mir ſtets als einen Engel weiſt.
Mit Engeln ſich zu gatten /
Iſt zwar die Luſt / die mehr als menſchlich heiſt.
Allein mein Himmel iſt auff Erden /
Wenn du bey mir wirſt wieder menſchlich werden.

An Dulcimenen.

SO kan ich mi ch / galante Dulcimene /
Bey dir vergnuͤgt und gluͤcklich ſehn.
Die Freundlichkeit macht dich gedoppel[t]ſchoͤne /
Und dieß ſol mir zur Luſt geſchehn.
Mein Gluͤcks-Geſtirn will nach den Finſterniſſen /
Mich durch den Strahl der Gnaden wieder kuͤſſen.
Ich dencke noch an das gehabte Leyden /
Und wie ich an zu trauren fing /
Als durch den Zorn die Sonne meiner Freuden /
Auff mein Verſchulden unterging.
Allein47und Galante Gedichte.
Allein ſie iſt nur Schoͤner wieder kommen /
Ihr holder Glantz hat alle Furcht benommen.
Kein Diamant kan nicht ſo treflich blitzen /
Wie deiner Augen-Liebligkeit:
Aurorens-Pracht muß hier auf Liljen ſitzen /
Die angenehmſte Fruͤhlings-Zeit
Die bluͤhet ſtets auf deinen Roſen Wangen /
Und tauſend ſchoͤn kan in Geſichte prangen.
Wer hat genug den Purpur Glantz geprieſen /
Der deine Lippen ſtets umringt?
Wo Schnecken-Blut und Muſcateller flieſſen /
Wenn die Granate hier zerſpringt:
Wer deinen Mund nur wird zu ſehen kriegen /
Der ſieht den Ort / wo tauſend Schaͤtze liegen.
So ſeh 'ich denn den Himmel ſelber bluͤhen /
Und mein vergnuͤgen Bluͤh zugleich.
Ich kan daraus den Goͤtter Nectar ziehen
Den Vorſchmack von dem Himmelreich:
Denn muß ich mich nicht aus mir ſelber wiſſen /
So offt ich dich darff Allerſchoͤnſte / kuͤſſen.
Du darfſt allhier nicht uͤber Falſchheit klagen /
Ich weiß von keiner Heucheley
Der Neid wird ſelbſt zu deinen Ruhme ſagen /
Das Dulcimene treflich ſey.
Die Wahrheit nennt dich zum verdienten Lohne
Der Tugend Preiß / des Frauenzimmers Crone.
Ich will mich nun an deinen raren Schaͤtzen
Und was noch mehr bezaubernd iſt /
Der Freundlichkeit zugleich auf ewig letzen /
Ja weil du unvergleichlich biſt /
Soll meine Bruſt auch alles andre meiden /
Und ſich allein an deiner Schoͤnheit weiden.
So48Verliebte
So laß mich auch / du Engel dieſer Erden!
Mein Gluͤcke ſtets vollkommen ſehn:
Laß meine Treu durch Treu vergolten werden /
Kein Felß ſoll nicht ſo lange ſtehn〈…〉〈…〉
Als meine Bruſt von deiner Gluth wird brennen
Und als ich dich will meine ſchoͤne nennen.

An Selimenen.

KOmmt ihr wunderſchoͤnen Blicke /
Kommt und faͤſſelt meinen Geiſt
Durch gelinde Seelen Stricke
Die gar keine Macht zerreiſt /
Weil der Strahl / ſo mich betroffen /
Endlich laͤſt Genade hoffen.
Lieg 'ich gleich in Band und Eiſen /
Iſt die Freyheit voͤllig hin /
Soll dennoch die That erwieſen /
Daß ich hoͤchſt vergnuͤget bin:
Weil einſt von den ſchweren Ketten /
Mich ein ſchoͤnes Kind will retten.
Was vor ungemeine Schmertzen /
Waren mir nicht vorbewuſt!
Als die angebrandten Kertzen /
Sich verbargen in der Bruſt.
Denn es darff bey ſcharffen Zeugen /
Keine Glut ins Auge ſteigen.
Doch der Neid muß nun erliegen /
Und die Schaͤlſucht wird verlacht:
Denn der Schatz ſoll mich vergnuͤgen /
Den ein Argus ſonſt bewacht.
Noht und Leyden wird verſuͤſſet /
Obs die Schweſter gleich verdruͤſſet.
Was49und Galante Gedichte.
Was Verdruß der muß verſchwinden /
Wer auff was Galantes denckt.
Biß man kan den Hafen finden /
Der uns tauſend Freuden ſchenckt
Denn allhier geliebt zu werden /
Iſt ein Paradieß auff Erden.
Muͤſſen manchmal Dornen ſtechen /
Ey ſo laͤſſt der Himmel mich
Noch dereinſten Roſen brechen /
Und das Spiel veraͤndert ſich
Biß man kan nach truͤben Zeiten /
Das gelobte Land beſchreiten.
Nun ſo lachen mich die Blicke
Suͤſſer Hoffnung ferner an /
Biß ich eins mein gantzes Gluͤcke /
In der Liebe finden kan:
Denn das Gluͤcke muß es fuͤgen /
Daß die Loſung heiſt Vergnuͤgen.

Sie liebet ihn wieder.

MEin Gluͤcke will mich freundlich kuͤſſen /
Und Wermuth gleichen Schmertz durch Nectar-Wein
verſuͤſſen /
Der Himmel rinnt von Perlen-Thau /
Er oͤfnet meiner Bruſt den Uberfluß von Schaͤtzen /
Und will die Seel auf keinen Bau /
Von irdiſcher Vergnuͤgung ſetzen.
Ich weiß mit Noht und Leid zu ſchertzen.
Es brennen nun in mir wohl tauſend Freuden-Kertzen.
Ich geh 'auf einer Roſen-Bahn.
Nach ſchwartzer Nacht muß mir die Sonne klaͤrer ſcheinen /
Der ſuͤſſe Morgen bricht nun an /
Und Lachen folget nach dem Weinen.
DKein[50]Verliebte
Kein Centner kan die Schmertzen wiegen /
Die erſt auf meiner Bruſt durch Zweiffel muſten liegen /
Nun fliehen ſie wie Staub in Wind:
Daß machet / deine Hand kan lindern und auch druͤcken /
Und wie der Treue Wercke ſind /
Nach der Erkentniß auch erquicken.
Und darff ich mir gleich nicht verſprechen /
Mein Gluͤcke werde nun die Knoſpen gaͤntzlich brechen /
Vielleicht daß es doch bald geſchieht.
Dem Maulbeer-Baum iſt offt die Freude zu vergleichen /
Daß beydes nur am letzten bluͤht /
Um auch zu erſt die Frucht zu reichen.
Daß ich dir ſtets getreu geweſen /
Kanſt du aus der Gedult in Marter Wochen leſen /
Drum goͤnne mir dein Freuden-Feſt /
Und laſſe mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden /
Auch deinen ſuͤſſen Gnaden-Weſt /
Und meiner Sehnſucht Uffer finden.
Mein Engel nimm auf Bruſt und Wangen
Nun meinen keuſchen Kuß und brennendes Verlangen /
Ich will dein treuer Paris ſeyn /
Weil du der Helena in allen zu vergleichen /
Drum laſſe mir zum Hafen ein
Die Seegel reiner Liebe ſtreichen.

Der Lieſimenen Leib - Aria.

MEine Loſung heiſt Vergnuͤgen /
Welche ſich mein Hertz erwehlt.
Selbſt der Himmel wird es fuͤgen /
Daß mich ſolche Luſt beſeelt /
Die51und Galante Gedichte.
Die kein Wechſel eitler Sachen /
Kan zu Mammelucken machen.
Ob mein Gluͤcke ſelten lachet /
Lachet doch mein froher Geiſt /
Der aus Dornen Roſen machet /
Und mich mit Vergnuͤgen ſpeiſt.
Wer die Großmuth ſich erſehen /
Kan auf lauter Liljen gehen.
Nichts kan meinen Ruhm verſehren /
Ob ein falſches Auge ſticht:
Denn wenn ſich die Neider mehren /
Groͤſſert ſich der Tugend-Licht.
Tugend und ein frey Gewiſſen /
Sollen hier die Unſchuld kuͤſſen.
Dieſe Luſt ſoll mich bekroͤnen /
So die edle Freyheit ſchenckt:
Ich will Amors Macht verhoͤhnen /
Die mit ſuͤſſen Giffte traͤnckt /
An der Freyheit ſchoͤnen Schaͤtzen
Soll ſich meine Bruſt ergetzen.
Soll die Liebe mich Vergnuͤgen /
Wo ſie ein Vergnuͤgen iſt /
So mag es der Himmel fuͤgen /
Was mich vor ein Liebſter Kuͤſt:
Denn es brennen itzt die Kertzen /
Edler Freyheit noch im Hertzen.
D 2Doch52Verliebte
Doch der Freundſchafft ſchoͤnſte Blicke
Lachen mich in deſſen an /
Ach hier bluͤhet mein Geluͤcke /
Daß mich hoͤchſt erfreuen kan.
Untreu / Falſchheit und Betruͤgen /
Muͤſſen hier zum Fuͤſſen liegen.
Hier verbinden ſich die Hertzen
Durch die angenehmſte Treu /
Es macht das beliebte Schertzen /
Daß die Luſt vollkommen ſey.
Ja der Freundſchafft Lieblichkeiten /
Goͤnnen mir recht guͤldnen Zeiten.
Andre moͤgen in den Netze
Unvergnuͤgter Seelen ſtehn.
Selbſt der Himmel liebt die Schaͤtze /
Die ich mir zum Zweck erſehn.
Dieſer Entzweck muß es fuͤgen /
Daß die Loſung heiſt Vergnuͤgen.

Er iſt gluͤcklich im Schlaffe.

ERwuͤnſchte Nacht! ihr angenehmen Schatten!
Was vor ein Strahl umzircket mein Gezehl[t]?
Will ſich mit mir noch eine Sonne gatten /
Die ſich anitzt zu meinem Bette ſtellt?
Ach Engels-Kind ſey tauſendmahl willkommen /
Wie bin ich doch ſo unverhofft begluͤckt?
Wo haſt du denn die Gnade hergenommen /
Daß deine Bruſt noch meinen Geiſt erquickt?
Komm lege dich auf dieſes ſanffte Kuͤſſen /
Hier findeſt du der Liebe Sammel-Platz
Dein53und Galante Gedichte.
Dein Zucker ſoll mir alle Quaal verſuͤſſen
Vergnuͤge mich du auserwehlter Schatz.
Umarme doch mit wollen weichen Haͤnden
Den heiſſen Leib / der ſich nach Kuͤhlung ſehnt /
Erhebe dich mit deinen zarten Lenden
Schau wie die Luſt ſchon alle Glieder dehnt.
Es ſind mein Kind zwar allzu enge Schrancken /
Allein es geht mit ſuͤſſen Zwang hinein /
Ach Zucker-Koſt der kuͤtzlenden Gedancken /
Dabey das Marck muß ausgezehret ſeyn.
Ach laß uns doch die Freude recht genieſſen
Bemuͤhe dich und foͤrder ihren Lauff.
Itzt wird ſich gleich der ſuͤſſe Thau ergieſſen
Ach Kind! Ach Schatz! thu deine Muſchel auf.
Nur noch einmahl. -- Wie biſt du gar verſchwunden?
Verfluchter Traum / der mich ſo ſehr betruͤgt!
Wo bleiben nun die Anmuhts-vollen Stunden?
Wo iſt mein Schatz / der mir in Armen liegt?
Ach alles iſt nur Phantaſie zu nennen!
Die fuͤhrt mich offt auf dieſe falſche Bahn.
Ach Schoͤnſte ſoll ich ſtets vergebens brennen?
Was hat dir doch dein treuer Knecht gethan.
Ich ſeuffze zwar / alleine gantz vergebens /
Was hilfft die Nacht / wenn mich die Sonne quaͤlt.
Ich ſehe ſchon das Ende meines Lebens /
Wo mich dein Strahl der Liebe nicht beſeelt.

An ihre Grauſamkeit.

SO muß ich ſtets in Jammer Schatten ſtehn!
Furcht Angſt und Weh beſtuͤrmen meine Seele /
Ein ſtetes Ach! heiſt mich zur Folter gehn /
Wo ich den Geiſt mit tauſend Martern quaͤle:
Und dennoch will der Urſprung meiner Pein
Ein Engel ſeyn.
D 3Ein54Verliebte
Ein Engel ſeyn / reimt ſich zu grauſam nicht /
Weil ſie zum Troſt der Menſchen ſind erſchaffen /
Wie daß dein Mund von keiner Wehmuht ſpricht?
Dein ſchoͤner Grimm fuͤhrt allzu ſtrenge Waffen /
Und meine Schuld / daß ich zu ſtraffen ſey /
Iſt Lieb 'und Treu.
Iſt Lieb 'und Treu nicht auch der Liebe wehrt?
Will deine Bruſt nur Diamanten gleichen?
Ein Felß zerſpringt / worauf das Blitzen faͤhrt:
Jedoch dein Sinn iſt gar nicht zu erweichen /
Drum iſt allein das Ende meiner Noht
Ein harter Tod.
Ein harter Tod wird endlich deinen Sinn
Zu ſpaͤter Reu und Wehmuht bringen muͤſſen.
Nimm denn das Blut zu einem Opffer hin /
Ich will das Grab auf dein Befehlen kuͤſſen:
Der groͤſte Troſt iſt mir〈…〉〈…〉 dennoch dabey
Ich ſterbe treu.
Ich ſterbe treu. Ach Schoͤnſte dieſer Welt
Laß meinen Tod doch deine Gnad erwerben!
Schau wie dein Knecht zu deinen Fuͤſſen faͤllt /
Durch Guͤtigkeit kan Schoͤnheit nicht verderben.
Ach dencke nur ein Hencker muß allein
So grauſam ſeyn.
BEtruͤbter Unbeſtand!
Der m〈…〉〈…〉 inen Geiſt Ach! allzuſehr betroffen /
Dein falſches Weſen wird mir mehr als wohl bekand /
Was laͤſt der Himmel mich doch nur zum Troſte hoffen?
Verliert ſein Gnaden-Strahl denn endlich ſeinen Schein;
Und will mein Freudenſtern nun ein Comete ſeyn?
So aͤndert ſich die Zeit /
Die mich zuvo〈…〉〈…〉 ließ guͤldne Stunden zehlen.
Ich ſeh 'im Geiſte ſchon / daß mich Vergnuͤglichkeit
Nun55und Galante Gedichte.
Nun vor ein Freuden-Feſt heiſt Marter-Wochen wehlen:
Es bricht der letzte Tag im Jubel-Jahr herein /
Und mein beſtuͤrtzter Fuß tritt in die Faſten ein.
Ich ſtrande recht an Port /
Und muſt zuletzt den haͤrtſten Sturm verſpuͤren.
Man wincket mir zwar ſehr an den geliebten Ort /
Ja Lieb und Tugend will mich in den Hafen fuͤhren;
Doch da mein Schiff nicht faͤhrt mit Tagus gelben Sand /
So komm ich Armer! auch nicht ins gelobte Land.
So ſchreckt Egypten mich
Durch truͤbe Nacht und Ungluͤcks-Finſternuͤſſen:
Du Sonne meiner Luſt / warum verbirgſt du dich?
Soll ich an deiner Statt die duncklen Schatten kuͤſſen?
Jedoch die Unſchuld macht dich aller Schulden frey /
Nur das Verhaͤngniß weiſt mich in die Wuͤſteney.
Druͤm ſey getroſt mein Geiſt /
Wenn harter Sturm und Ungluͤcks-Wetter krachen /
Vor dem ein ſchwaches Rohr ſich zu der Erden reiſt /
Nur Großmuht kan allein bey ſtarcken Donner-Lachen.
Der Himmel ſieht mich zwar mit rauhen Blicken an /
Wer weiß / ob nicht ſein Strahl mich noch erfreuen kan.
Weh't gleich ein Jammer Wind /
So ſoll Gedult doch in die Seegel blaſen:
Das wandelbare Gluͤck veraͤndert ſich geſchwind /
Und Zephier kuͤſſet mich noch wohl nach Æols Raſen.
Es anckert mein Gemuͤht auf beßres Wolergehn /
Mein Schiff ſoll uͤm das Haupt der frohen Hoffnung ſtehn.
Geh Ungedult zur Ruh /
Und Hoffnung komm durch den erwuͤnſchten Morgen /
Sprich den vergnuͤgten Troſt doch meiner Seelen zu:
Der Himmel wird vor dich und dein Geluͤcke ſorgen:
Die Welt wird nach der Nacht durch Morgenroͤht erfreut /
Und auf den Winter folgt die ſchoͤnſte Fruͤhlings-Zeit.
D 2Er56Verliebte

Er iſt in das Gluͤck verliebt.

SO ſoll ich mich niemahls vergnuͤget wiſſen?
Beliebtes Gluͤck / was fliehſt du denn von mir?
Was laͤſt du mich nur in Gedancken kuͤſſen /
Mein Geiſt uͤmarmt den Schatten nur von dir.
Ach goͤnne mir doch einſt dein ſchoͤnes Weſen
Und letze mich durch deine Gegenwart.
Ich habe dich zur Liebſten auserleſen
Was ſpieleſt du mit denen Knecht ſo hart?
Du weiſt ja wohl / wie wir zuerſt geſtanden /
Wie mich dein Arm an deine Bruſt gedruͤckt.
Du ließeſt mich an deinen Ufer landen /
Dein ſchoͤner Schooß hat Geiſt und Seel erquickt.
Wie biſt du mir denn nun ſo grauſam worden?
Mein Kind du brichſt die mir geſchworne Treu!
Ach dencke doch / daß in den Liebes-Orden
Nur Unbeſtand das groͤſte Laſter ſey.
So kehre dann nun wiederm zuruͤcke /
Und aͤndere den allzu harten Sinn:
Vergeht die Nacht durch heitre Sonnen Blicke /
So ſtirbt mein Leid durch deine Gnade hin.
Es ſchwinden gleich die Ungluͤcks vollen Schatten
So bald mich nur dein froher Morgen kuͤſt:
Sonſt wird der Tod ſich mit der Seelen gatten /
Weil Ungeluͤck doch ſtetes Sterben iſt.

Uber die Luſt in Lieben.

LIeben iſt das ſchoͤnſte Leben /
Das uns ſolche Luſt kan geben /
Die man unvergleichlich haͤlt.
Ehre / Pracht / und groſſe Schaͤtze /
Sind verſichert nur die Netze /
Die man eitlen Sinnen ſtellt:
Hier57und Galante Gedichte.
Hier ſind Florens Wunder-Auen /
Und in Paradieß zu ſchauen
Engel / die empfindlich ſind.
Zucker Roſen und Narciſſen
Bricht man durch das ſuͤſſe Kuͤſſen /
Wo der Himmel ſelbſt zerrinnt.
Doch man muß ſein Gluͤcke Wagen /
Denn auf einen Sturm verzagen /
Daß gewinnt die Veſtung nicht,
Ob zu erſt die Dornen ſtechen /
Ach! ſo iſt nicht auszuſprechen /
Wie entzuͤckt man Roſen bricht.
Wills die Tugend gleich verfluchen /
Und heiſt mich was ſchoͤnres ſuchen /
Als in ſchnoͤder Wolluſt ruht:
Nun ſo ehr ich ſie von beyden /
Unterdeſſen kan ichs leiden /
Daß mirs was Galantes thut.

Uber ihre Untreue.

IMmer hin /
Falſches Hertze / leichter Sinn!
Leſche nur die ſtarcken Kertzen
In den ſonſt entflammten Hertzen /
Weil ich es zu frieden bin.
Immer hin /
Falſches Hertze / leichter Sinn!
Schwur und Treu
Sind Betrug und Heucheley.
Auch die allerſchoͤnſten Decken
Sind gar ſelten ohne Flecken /
Und die Damen einerley.
Schwur und Treu
Sind Betrug und Heucheley.
D 5Doch58Verliebte
Doch wie ſchoͤn
Wiſſen ſie ſich vorzuſehn.
Wenn die Muſchel iſt gebrochen /
Und die Perle draus geſtochen /
Soll ſie erſt verſchloſſen ſtehn.
Doch wie ſchoͤn
Wiſſen ſie ſich vorzuſehn.
Druͤm mein Geiſt /
Suche was unſterblich heiſt /
Liebe wo die ſchoͤne Jugend
Dich durch Klugheit und durch Tugend
Ewig mit Vergnuͤgung ſpeiſt.
Druͤm mein Geiſt
Suche was unſterblich heiſt.

Als Roſantes die Liebe vieler Marter beſchuldigte.

SO die Liebe ja betruͤbet /
Iſt die Schuld nur dem / der liebet.
Wer ſein Leiden ſtets verſchweigt /
Und mit ſtillen Seuffzern klaget /
Dem iſt Amor nicht geneigt.
Weil er nicht nach Huͤlffe fraget.
Goͤnnt die Bruſt
Sich die Luſt /
So muß ſie auf ſelbe dencken /
Wo man ſie ihr weiß zu ſchencke[n]
Frage die / ſo dich beſieget /
Selbe weiß auch was vergnuͤget.
Nur bey ſich verliebt zu ſeyn
Heiſt in Schatten Sonne ſuchen /
Und die machen offt die Pein /
Die auf ihr Verhaͤngniß fluchen
Einen59und Galante Gedichte.
Einen Brand
Mehrt die Hand
Die noch Qvaal wie heiſſe Kohlen
Zu der Liebes Glut will hohlen.
Wer den Zucker nicht will ſpeiſen /
Kan ihn auch nicht ſuͤſſe heiſſen /
Auch der Muſcateller Moſt
Muß vor Liebe bitter werden /
Ja es kommt der Goͤtter Koſt
Durch die Liebe[nur] auf Erden.
Glaube diß
Bleibt gewiß:
So die Liebe ja betruͤbet
Iſt die Schuld nur dem der liebet.
ACh ſuͤſſe Stunde brich doch an /
Mein Hoffen zu vergnuͤgen.
Mein Hertze dencket ſtets daran
Durch〈…〉〈…〉 ieb und Treu zu ſiegen.
Drum Amor komm und ſey bereit /
Zu kroͤnen die Beſtaͤndigkeit.
Was kan wohl ein ſuͤßre Luſt /
Und frohern Sinn verſtatten?
Als wenn die allerſchoͤnſte Bruſt
Sich wird mit meiner gatten.
Druͤm Amor / komm und ſey bereit /
Zu kroͤnen die Beſtaͤndigkeit.
Doch biſt du gantz von Stahl und Stein /
Soll ich zuletzt verderben?
So laß mich nur ſo gluͤcklich ſeyn /
In deinen Arm zu ſterben.
Ach! Amor komm / ich bin bereit /
Zu kuͤſſen deine Sterblichkeit.
Ant -60Verliebte

Antwort.

DIe ſuͤſſe Stunde bricht nun an /
Dein Hoffen zu Vergnuͤgen.
Dein Hertze dencke nur daran /
Durch Lieb 'und Treu zu ſiegen.
Mein Engel komm / ich bin bereit /
Zu kroͤnen die Beſtaͤndigkeit.
Ach ja genieſſe nur der Luſt /
Die ich dir kan verſtatten /
Hier oͤffnet ſich die treuſte Bruſt /
Und will ſich mit dir gatten.
Mein Engel komm / ich bin bereit /
Zu kroͤnen die Beſtaͤndigkeit.
Ich bin von Wachs und nicht von Stein /
Drum ſollſt du nicht verderben;
Dein Wunſch wird bald gewehret ſeyn /
In meinen Arm zu ſterben.
Drum komm nur / Amor iſt bereit /
Und kuͤſt dich durch die Sterblichkeit.

An Selimenen.

SO wolt ihr mich getreue Sinnen quaͤlen /
Und ſtellt mir ſtets ein Engliſch Bildniß fuͤr?
Ihr kuͤſſet zwar die Schoͤnſte meiner Seelen /
Allein mich reiſt des Schickſals Macht von ihr:
Ach kuͤſſet ſie und martert mich dabey /
Ihr ſeyd getreu.
Ihr ſeyd getreu der ſchoͤnen Selimenen /
Die meine Bruſt vor ihre Goͤttin haͤlt.
Ach muß ich mich nach dir vergeblich ſehnen!
Ver -61und Galante Gedichte.
Verbanſt du mich noch endlich aus der Welt?
So thu es nur / du biſt mein ander ich /
Verbanne mich.
Verbanne mich auch zu den wilden Mohren /
Ja heiß mich gar in oͤde Wuͤſten gehn:
Ich habe mich als Sclave dir verſchworen /
Und bins bereit gehorſamſt auszuſtehn.
Doch ſiehe nur bey meinen Elend an /
Was Gnade kan.
Was? Gnade kan mich auch wohl wieder kuͤſſen /
Soll ich demnach wie vormahls gluͤcklich ſeyn /
So lauff ich gleich mit Tyger ſchnellen Fuͤſſen
Und ſtelle mich bey meinen Engel ein.
Ach ſo vergnuͤgt die Freude nach dem Schmertz.
Ein treues Hertz.
Ein treues Hertz muß auch zuletzt erblaſſen /
Weil meine Noth hier keine Gnad 'erreicht:
Nun wohl ich will mein Leben ſelber haſſen /
In dem mein Leib ſchon einen Schatten gleicht.
Der groͤſte Ruhm bleibt mir zuletzt dabey /
Ich ſterbe treu.

Auf eine Nacht-Luſt.

SOnne laß den heiſſen Strahl
Sich doch mit der See vermaͤhlen /
Denn ſo kan ich abermahl
Tauſend ſuͤſſe Stunden zehlen /
Weil allein in ſchwartzer Nacht /
Meine Freuden Sonne lacht.
Pranget heunt ihr Sternen nicht /
Huͤllet euch in dunckle Schatten /
Denn es ſoll ein ſchoͤner Licht /
Sich mit meiner Liebe Gatten.
Nur62Verliebte
Nur allein dich ſeh 'ich gern /
Du gewuͤnſchter Venus-Stern.
Alles was mich ſonſt ergoͤtzt /
Muß numehro von mir weichen /
Und was ſterblich wird geſchaͤtzt /
Soll anitzt die Seegel ſtreichen;
Weil ein Engel gleicher Geiſt /
Heunte mein Vergnuͤgen heiſt.

Leib-Aria Mademoiſelle. H.

MEine Loſung heiſt Vergnuͤgen /
Und die allzeit frohe Bruſt /
Kan kein Ungeluͤck beſigen /
Denn mir bleibet unbewuſt /
Wie ſich andre in der Seelen /
Uber ihr Verhaͤngniß quaͤlen.
Was der Himmel hat beſchloſſen /
Nehm 'ich allzeit willig an.
Denn ſich kraͤncken ſind nur Poſſen /
Weil man es nicht aͤndern kan.
Und es muß nach Sturm und Krachen /
Doch die Sonne wieder lachen.
Sucht mich Amor zu beruͤcken /
Denck ich doch in meinen Sinn /
Eben ſo muß mirs geluͤck〈…〉〈…〉 n /
Der Verluſt iſt mein Gewinn.
Ich bin noch darzu vergnuͤget /
Daß es ſich ſo mit mir fuͤget.
Mein63und Galante Gedichte.
Mein Gemuͤthe liebt die Schaͤtze /
So der Tugend Reichthum ſchenckt.
Und wer in der Falſchheit Netze /
Und an Laſter-Stricken henckt /
Den ſoll meine Seele neiden /
Und als Gifft und Schlangen meiden.
Falſche Maͤuler moͤgen reden /
Wenn mich gleich Verlaͤumdung trifft.
Dẽnn es ſaugen auch die Kroͤten /
Aus den ſchoͤnſten Blumen-Gifft.
Ich will allen Neid verhoͤnen /
Und mich mit der Tugend kroͤnen.
Viele gehn auf harten Wegen /
Die in ſchlechten Guͤcke ſtehn.
Ich will auf den Freuden-Stegen /
Und auf lauter Liljen gehn.
Muͤſſen manchmahl Dornen ſtechen /
Wird die Zeit auch Roſen brechen.
Geh Melancholey Von hinnen /
Und ihr Sorgen packet euch:
Denn ich bau in meinen Sinnen.
Mir ein irrdiſch Himmelreich.
Nichts kan mein Gemuͤht beſiegen /
Weil die Loſung heiſt vergnuͤgen.
Can -64Verliebte

Cantata Eines verliebten.

Aria.
UNbeſtand
Iſt das Gifft verliebter Seelen.
Tauſend Schmertzen / Angſt und Pein
Koͤnnen nicht ſo grauſam ſeyn /
Als die Falſchheit weiß zu quaͤlen.
Unbeſtand
Iſt das Gifft verliebter Seelen.
Allein /
Ein edeles Gemuͤhte /
Und das die Tugend liebt /
Gruͤnt in der Treue Bluͤhte /
So nochmahls auch die ſchoͤnſten Fruͤchte giebt.
Drum will ich lieber tod / als falſch und untreu ſeyn.
Aria.
Falſche Sinnen
Geht von hinnen /
Und vermeidet meine Bruſt /
Denn dem Hertzen /
Sind die Kertzen
Edler Treue nur bewuſt.
Der Engel der mich hat beſiegt /
Iſt Wunder-ſchoͤn zu nennen /
Drum ſchwer ich auch vergnuͤgt /
Biß in die Grufft zu brennen.
Ja das Meer mit ſeiner Fluht
Leſchet65und Galante Gedichte.
Leſchet nicht die ſtarcke Glut
Denn weil die Treue mich beſeelt /
So hat die Liebe /
Durch ihre ſchoͤnen Triebe /
Uns dieſe Luſt zum Zeitvertreib erwehlt /
Aria.
Schoͤnſter Engel laß dich kuͤſſen /
Kuͤſſe mich mein Anderich!
Brich die ſuͤſſe Luſt-Narciſſen /
Liebe mich / ich liebe dich.
Laß uns doch vertraulich ſchertzen
In den Paradieß der Hertzen.
Drum ſol die Felſen-Art
Der Treue mich bekroͤnen /
Das Schickſal ſey ſo hart /
So wil ich doch die Zeit /
Ja Gluͤck und Neid /
Beſtaͤndig verhoͤhnen.
Beſtaͤndigkeit
Sol mich noch in den Haven fuͤhren /
Wo die rechte guͤldne Zeit /
Und mein Paradieß zu ſpuͤhren.
Aria.
Ich wil durch die Treue ſiegen /
Suͤſſe Stunde ſey bereit /
Meine Sehnſucht zu vergnuͤgen /
Croͤne die Beſtaͤndigkeit.
Fuͤhre mich / ach ja bey Zeiten /
Hin zu tauſend Lieblichkeiten.
EAls66Verliebte

Als ſie ihren Nahmens-Tag anderwerts begangen.

DEin Nahmens-Tag / du holder Augen Sonne!
Verſchlieſſet zwar vorlaͤngſten ſeinen Schein;
Doch wie mein Hertz die Luſt entfernt gewonne /
Die damahls mir nicht konte nahe ſeyn:
So laͤſſet Mund und Hand
Nach frohen Wiederſehen /
Die Opffer-Glut geſchehen /
Die dir zuvor im Geiſte war entbrandt.
Es zuͤnden ſich nun tauſend Freuden-Kertzen /
Ach glaub 'es nur in meiner Seelen an /
Man nennt dich kaum / ſo regt ſich ſchon im Hertzen
Diß / was dein Aug' im Spiegel ſehen kan.
Gebraͤuche Weichen hier
Und der Calender Zeiten /
Denn deine Lieblichkeiten /
Begehen ſtets dein Nahmens-Feſt in mir.
Ach meine nicht / daß bloſſe Schmeicheleyen
Der Worte Glantz und falſcher Firniß ſeyn /
Nein / wahrer Ruhm muß Schoͤnheit nur erfreuen /
Die Heßliche ſtreicht Complimenten ein.
Es muß die gantze Welt
Mit einer Sonne prahlen /
Und deiner Augen Strahlen
Sind nur ein Blitz / der tauſend Hertzen faͤllt.
Du haſt die Kunſt an meiner Bruſt erwieſen /
Geſteh 'es nur / wie ſtarck du mich geruͤhrt.
Die Helena hat Griechenland geprieſen /
Und ward hernach durch ſie in Brandt gefuͤhrt.
Du biſt auch wunderſchoͤn;
Doch leſchen deine Haͤnde
Nicht meiner Liebe Braͤnde /
Wird man an mir ein ander Troja ſehn.
Ver -67und Galante Gedichte.
Vergnuͤge dich indeſſen in der Seelen /
Und kuͤſſe ſtets das ſchoͤnſte Gluͤck der Welt.
Die Flora darff dir keine Roſen zehlen /
Dein Antlitz iſt ein Blumen-reiches Feld.
Gruͤnt nun dein Fruͤhlings-Schein
In ſteter Schoͤnheit-Bluͤthe /
So laß auch deine Guͤte
Annehmlichſte! mein ſchoͤner Fruͤhling ſeyn.

An Thaleſtris / als er von ihr Abſchied nahme /

EIn treuer Knecht erkuͤhnet ſich zu letzt /
Dir ſchoͤnſtes Kind das Blat zu uͤberreichen.
Du haſt mich ja der Gnade werth geſchaͤtzt /
Dein ſchoͤnes Hertz durch Seufftzer zu erweichen;
Drum goͤnne doch ein gnaͤdig Angeſicht
Der letzten Pflicht.
2.
Es gruͤnet jetzt der Blumen Luſt-Revier /
Wie lachen nicht die bunt bemahlten Auen?
Nur meine Luſt / ja meine ſchoͤnſte Zier
Laͤſt mir der Tod auff ſeiner Bahre ſchauen /
Und dieſes iſt / was den geqvaͤlten Geiſt
Faſt ſterben heiſt.
3.
Man ſtoͤſſet mich aus meinen Paradieß /
Und habe nichts verbothnes angeruͤhret:
Das Engels-Kind / das mich erſt kommen hieß /
Iſt auch allein / das mir den Schmertz gebuͤhret.
Ach daß ich doch nur in die Wuͤſteney
Verſtoſſen ſey.
E 24. Ich68Verliebte
4.
Ich werde nun mein allzuherbes Leyd
In ſteter Traur mit matter Stimme lallen /
Doch denck 'ich nur an deine Lieblichkeit /
Und an den Mund von tauſend Nachtigallen /
So ſchweig' ich ſtill / und ſeufftze nur bey mir
Allein nach dir.
5.
Ach oͤffne denn die Schwanen-weiſſe Bruſt /
Und laß 'es hier gewuͤnſchte Ruhe finden.
Vergoͤnne mir zum Troſte dieſe Luſt /
Daß ich mich kan in deinen Hertzen gruͤnden /
So hab' ich doch die groͤſte Qvaal beſiegt
Und bin vergnuͤgt.
6.
So lebe denn zu tauſend mahl begluͤckt /
Genieſſe ſtets der hoͤchſt-erwuͤnſchten Freuden.
Dein Knecht der ſich zu deinen Fuͤſſen buͤckt /
Muß nun von dir und dem Vergnuͤgen ſcheiden:
Mein Freuden-Stern / und du mein Anderich
Verbergen ſich.
7.
Ich bleibe dir / Annehmlichſte der Welt!
Vor alle Gunſt in Ewigkeit verbunden /
Dein 'Anmuths-Pracht / der mich gefangen haͤlt /
Hat mich durchs Garn der Dienſtbarkeit uͤmwunden /
Die Sonne muß / die ich bey dir geſehn /
Stets mit mir gehn.
8.
Ach Weiſſenfels! du hoͤchſt-beliebter Ort!
Taleſtris Ach! du allerliebſte Seele!
Das Schickſal rufft mich nun nach Jena fort /
Druͤm ruff auch noch aus deiner Purpur-Hoͤle
Das letzte Wort / das meine Schmertzen macht /
Zu guter Nacht.
Can -69und Galante Gedichte.

Cantata Eines verzweiffelten. Liebhabers.

Aria.
MEin Hertze brich entzwey /
Und ende meine Schmertzen.
Ach komm gewuͤnſchter Tod!
Verſuͤſſe meine Noth /
Und leſche nur die matten Lebens-Kertzen.
Mein Hertze brich entzwey /
Und ende meine Schmertzen.
Komm Tod und ſtrecke mich
Nur auff das Ruhe-Bette /
Komm doch was ſaͤumſt du dich /
Zerbrich die Lebens-Kette!
Zerreiſſe meine Bruſt!
Und auch das Bild / ſo mich darinnen qvaͤlet:
Dem Hencker iſt die Marter nicht bewuſt /
Damit ſie mich nur halb nicht gantz entſeelet.
Ach! Himmel ach! erkalte doch mein Blut
Und auch die heiſſe Glut /
Die ſich in allen〈…〉〈…〉 ern ruͤhret /
Damit die Qvaal ihr Ende ſpuͤhret
Beraube mir die Sinnen /
Daß ſie nicht mehr bezaubert ſind.
Ach Armer! Ach / was wilſt du noch beginnen /
Dein Wuͤnſchen geht im Wind.
Drum oͤffne dich du Hoͤllen-Schlund!
Und ſchlucke meine Pein
Nur in dich ein!
Jedoch mein Seufftzen wird den tauben Luͤfften kun〈…〉〈…〉.
E 3Aria.70Verliebte
Aria.
Himmel / Erde / Tod und Hoͤlle
Hoͤrt mich ungluͤckſelgen nicht.
Was ich liebe / wil mich haſſen /
Was ich ſuche / muß ich laſſen /
Und mein hartes Schickſal ſpricht:
Andre ſchertzen /
Nur die Schmertzen
Sind allein auff dich gericht.
Himmel / Erde / Tod und Hoͤlle /
Hoͤrt mich Ungluͤckſelgen nicht.
Ach Grauſame! doch auch mein Leben!
Bin ich darzu verſehn?
Dir meine Bruſt zur Sclaverey zu geben
So dencke nur / ich bin dir noch verbunden:
Wenn ich durch dieſe Wunden
Nur darff zum Sterben gehn.
Aria.
Stirbt mein Geiſt durch dein Verlangen /
Ach ſo ſtirbt er wunder-ſchoͤn.
Kan ich nur die Gnad 'erwerben /
Daß du mich zu meinem Sterben
Laͤſſeſt mit Erbarmung gehn.
Stirbt mein Geiſt durch dein Verlangen
Ach〈…〉〈…〉 ſo ſtirbt er wunder-ſchoͤn.
Doch nein /
Bey Felſen kan gar kein Erbarmen ſeyn /
Und Diamantne Sinnen
Sind nur durch Blut /
Und keine Thraͤnen-Flut[h]
Hier zu gewinnen.
Ver -71und Galante Gedichte.
Verdammtes Leben hin!
Soll ich der Hoͤllen Opffer heiſſen?
Wie daß ich nicht jetzt gleich mein Hencker bin?
Doch nein / es ſollen mich die Furien zerreiſſen.
Aria.
Verdoppelt euch im Hertzen
Angſt / Marter / Ach und Weh /
Damit ich nur im Schmertzen
Verzweiffelt untergeh.

Er iſt eifferſuͤchtig.

VErfluchte Wuth! Du Hencker meiner Seelen!
Was plagſt du mich verdamte Eifferſucht!
Soll ſich mein Geiſt um dich zu Tode quaͤlen?
Hat Lieb und Treu nur Grauſamkeit zur Frucht.
Nein / mein Muth / auf auf erwache /
Dein Geluͤck beſteht in Rache.
Laß deinen Zorn in deſſen Blut zerrinnen /
Der deiner Ruh ein Stein und Anſtoß iſt.
Erweichſt du nicht die Diamantne Sinnen /
So iſt dein Troſt / daß du gerochen biſt.
Drum mein Muth / auf / auf erwache
Nichts iſt ſuͤſſers als die Rache.

Bey einer Garten-Luſt

NEhmet ihr getreuen Winde
Meine ſtillen Seufftzer hinn /
Bringet ſie dem Engels Kinde
Dem ich recht gewogen bin.
Saget / dieſe Bothen wiſſen /
Was ich ihm verſchweigen muͤſſen.
E 4Schrei -72Verliebte Gedichte.
Schreibet doch ihr Lorberbletter /
Was ich ihm nicht ſchreiben kan.
Das kein Liebes-Sturm noch Wetter
Meiner Treue was gethan:
Wenn er nun vorbey will gehen /
Laſt ihn ſein vergnuͤgen ſehen.
Darff ich ihn nicht ſelber Kuͤſſen /
Will ichs euch ihr Blumen thun.
Wenn er euch nun will begruͤſſen /
Und auf euren Bette ruhn!
Ach ſo kuͤſſet mein Verlangen
Tauſend mahl auf ſeine Wangen.
Nun ihr Winde / Blaͤtter / Roſen
Sprecht zu meiner Sehnſucht ja.
Saͤumet nicht ihn lieb zu koſen /
Denn er iſt ſchon ſelber da.
Doch diß ſey ihm vorgeſchrieben /
Itzo ſchweigen / und doch lieben.

Sinn-Gedichte.

Uber das zu Dublin in Mar - mor gehauene Bildniß Wilhelm des III. Koͤnigs in Engelland.

HIer blitzt der tapffre Held / mit dem die Erden pranget /
Vor dem die ſtoltze See vergnuͤgt die Segel ſtreicht.
Der Freyheit / Ehr und Ruhm den Britten hat erlanget /
Der in Batavien allein der Sonnen gleicht.
Es leget Hercules vor ihm die Keulen nieder /
Weil ſeine tapffre Fauſt nicht uͤber dieſe kam.
Er ſtaͤrckt den tapffren Arm durch ſieben tapffre Glieder /
So kennt ein blinder auch den gro[ſ]ſen William.
Uber73Sinn-Gedichte.

Uber die gluͤckliche Waffen des Printzen Eugeni in Ungarn bey Zen - ta / und in Italien wieder Franck reich.

EIn Held Auſtraſiens / der Teutſchen Tapfferkeit /
Der Muſel-Maͤnner Todt / der Ungarn Schutz und Leben
Gewinnet hier den Ruhm der Helden iſt bereit /
Selbſt Fama kan den Sieg nicht hoch genug erheben.
Daß nun der Po der Theiß an Purpur gleich will gehn.
Daß er ſchon einen Sieg / der Feind die Flucht gewonnen:
Iſt / weil in ſolcher Held den Sternen gleich muß ſtehn /
Drum weil der Mond beſiegt / ſo geht er auch zur Sonnen.

Auf eben denſelben.

ES bleibet ſtets der Wunſch bey redlich Teutſchen Hertzen:
Es ſiege Leopold durch den Eugenius /
Mars ſtifftet andern Noth / uns tauſend Freunde-Kertzen /
Wann nnſerm Joſua die Sonne ſtehen muß.

Uber eine vornehme Dame / die in Gaſthoff zum halben Monde logirte.

ES zeucht der blaſſe Mond ſonſt ſeinen Silber ein /
Je naͤher ſeinen Creyß der Sonnen Gold bemahlet /
Hier aber will ſein Glantz recht unvergleichlich ſeyn /
Weil itzt die Sonne ſelbſt in halben Monde ſtrahlet.
E 5Uber74Sinn-Gedichte.

Uber das Conterfait der Se - limenen.

EIn Auge welches nur will rare Schoͤnheit kennen /
Seh dieſes Conterfait mit rechten blicken an /
Der Augen Wunder-Strahl wird auch in Abriß brennen /
Der lebend jedes Hertz wie Wachs zerſchmeltzen kan.
Doch das Original hegt tauſend Lieblichkeiten
Dafuͤr Apelles Kunſt in Schildern ſelbſt zu klein.
Und fragſt du wer denn hier die Schoͤnheit ſoll bedeuten /
So ſpricht die Warheit ſelbſt / es ſoll die Venus ſeyn.

Pour Mademoiſelle Meiſterin.

ZWey Tage hab 'ich kaum das hoͤchſt-beliebte Gluͤcke /
Daß ich / Annehmlichſte! zu deiner Seiten bin /
So nennt mein Auge dich ein rechtes Meiſterſtuͤcke:
Allein das Hertze ſpricht: du ſchoͤne Meiſterin.

Uber das Conterfait eines Frauenzimmers.

WEnn dieſes Conterfait dir welche Schoͤnheit zeiget /
So dencke / daß es doch den ſchoͤnſten Theil vermiſt
Weil das Original die Kunſt noch uͤberſteiget /
Das nur bewundrens werth doch nicht zu mahlen iſt.

Uber ein Frauenzimmer in Gaſthofe zum halben Monde.

DEr Sternen Koͤnigin die Sonne dieſer Zeit /
Prangt in den halben Mond in voller Lieblichkeit.
Ach laß dich Koͤnigin in halben Monde kuͤſſen /
Eh dich dein Koͤnig kan in vollen Monde gruͤſſen.
Uber75Sinn-Gedichte.

Uber Selimenens Kuͤſſe.

NUn wohl zu guter Nacht / zur guter Nacht / ihr Schoͤnen!
Wenn mein ſonſt treuer Sinn nun eure Pracht vergiſt /
Und ſich die Lippen nicht nach euren Kuͤſſen ſehnen /
So dencket / daß mich itzt die andre Venus kuͤßt.

Uber eine gelehrte Com - pagnie.

SChreibe / ſprach die Poeſie dieſen Tag in Marmor ein /
Weil Apollo und die Muſen heute deine Gaͤſte ſeyn.

Uber einen guten Nahmen.

EHre / Gluͤck und alles Geld iſt ein leichter Raub der Zeit /
Nur des guten Nahmens-Ruhm kroͤnet die Unſterblichkeit

Auf den Niemaͤgiſchen Frie - den.

ALlein die Heiligkeit ein Buͤndniß zu erhalten /
Des Eydes GOttes-Furcht und der Vergleiche Treu
Laͤſt ſich bey Haͤuptern nur / die loͤblich ſeyn / verwalten /
Es bricht ihr feſtes Band gar keine Macht entzwey.
Recht nach den Himmel zu / ſo gehn des Adlers Blicke /
So ſol auch bey den Bund ein Hertz gerichtet ſeyn:
Hat aber Joabs-Mund ein Hertze voller Tuͤcke /
Ach ja ſo ſtellet ſich ſchon unſer Fallſtrick ein:
Hier wil Gelegenheit nicht ſteten Glauben ehren /
Nein / wie das Wetter iſt / laͤſt ſich der Hahn auch hoͤren.
Grab -76Sinn-Gedichte.

Grabſchrifft eines ungluͤckſe - ligen Liebhabers der verbrandt wurde.

SOnſt war es meine Luſt in heiſſer Gluth zu liegen.
Die Flammen muſten ſtets mein Freuden Feuer ſeyn.
Doch da ich durch die Gluth auch ſoll mein Urtheil kriegen /
So wuͤnſcht ich: Waͤr ich doch von kalten Eiß und Stein.
Denn Statt das ich in Brand von Stroh und Holtz muß lauffen
War ſonſt ein ſchoͤner Schooß dafuͤr mein Scheiter-Hauffen.

Grabſchrifft eines ſchlimmen Poeten.

QVi giace l' Aretin, Pœta Toſca,
Che d' gonum diſſe malo, che di Dio,
Scuſandoſi col dir: lo nòl conosco.
Hier lieget Aretin Poete von Toſcan /
Der ſchlimm von jederman / doch nicht von Gott geſchrieben:
Denn die Entſchuldigung iſt ſtets bey ihm geblieben:
Ich kenne jenen nicht〈…〉〈…〉 was geht er mich denn an?

Pabſt Sylveſters des II. der mit dem Teufel einen Bund gemacht.

SO kan des Teuffels Liſt das Kirchen Haupt verwirren /
Irꝛt nicht der Pabſt zu grob in ſeiner Freundſchaffts -
Wahl?
Und irꝛt ſein Geiſt nicht auch von GOtt zur Hoͤllen-Qvaal?
Wer ſaget denn wol mehr / daß Paͤbſte niemahls irren?
Pabſt77Sinn-Gedichte

Pabſt Pauli des IV. welcher die Inqviſition geſtifftet.

HIer liegt des Nero Freund / ein Hencker der Gewiſſen /
Sein heiligſtes Gericht heiſt ihn Plutonis Sohn.
Allein er muß mit Recht die eigne Ruthe kuͤſſen /
Die Seele faͤhrt nun auch zur Inqviſition.

Des Grafen von Villa Medi - na / welcher der Spaniſchen Koͤnigin an die Fuͤſſen gegriffen / und deswe - gen erſchoſſen wurde.

STuͤrtzt Phaeton / wenn er zur Sonnen denckt zu ſteigen /
So ſtiege meine Gluth hergegen in das Thal.
Man darff ſich ſonſt gebuͤckt zu hohen Fuͤſſen neigen /
Doch dieſe D[e]muth bringt mich in der Todten-Zahl:
Muß jener nun zu hoch / und ich zu tieff erkalten /
So bleibt das Sicherſte: man ſol das Mittel halten.

Als 1557. zu Forchheim der Teuffel einen lahmen Pfaffen von der Cantzel holete.

EIn lahmer von Perſon / ein lahmer in der Schrifft /
Dem kan der Teuffel bald geſchwinde Peine ſchaffen.
Lehrt den geraden Weg ihr geiſtlich lahmen Pfaffen /
Ehe euch das Lauffen auch wie dieſen Muͤnch betriefft.
Grab -78Sinn-Gedichte.

Grabſchrift Lucretiens Pabſt Alexanders VI. Tochter und ſein und ſeines Sohnes Hure.

HIer liegt Lucretia / die Thais / Schnur und Weib /
Die Schweſter / Tochter auch / und iſt doch nur ein Leib /
Drum kanſt du Leſer wohl des Luthers Irrthum lachen /
Als koͤndten Paͤbſte nicht recht Wunder-Wercke machen.

Des Moſcowitiſchen Ezaars Ivan Baſtlowitz.

DEr Ruſſe freuet ſich / der Teuffel iſt vergnuͤget /
Weil jener Fried und Ruh / und der die Seele krieget.
Des Henckers Wohnung nur hat ſich zum Leid beſtimmt;
Weil ihr die Hoͤllen Grufft ſo Freund als Nahrung nimmt.

Caroli II. Koͤnigs in Spanien.

EIn Kind und ein Monarch liegt in der Grufft begraben /
Der in den Leben weint / und nach den Tode brennt.
Den Mars und Venus nicht zum Sohne kondten haben /
Und der nichts mehr gemacht / als nur ein Teſtament;
Der / wer nicht Erben ſoll / zum Erben eingeſetzet.
Und ſchlieſet jenen aus / der Erbe ſolte ſeyn /
Warum? Die weil man Carln vor unvermoͤgend ſchaͤtzet /
So ſtimmet auch ſein Muß mit Franckreichs Willen ein.

Uber des Koͤniges in Franck - reich Aufflage auff das Eiß.

NIchts iſt mehr bewunderns-werth / ja nichts wuͤrdigers auf
Erden
Als daß in der Sonnen Reich Eiß in Gold zerſchmeltzt kan
werden.
Uber79Sinn-Gedichte.

Uber das Koͤnigreich Nea - polis.

WAs? Franckreichs-Hahn mag nur auf ſeinen Miſte krehen /
Ein Adler kan allein hier in die Sonne ſehen

Grabſchrifft eines Frauenzim - mers / die von ihren Bruder aus Ver - dacht verbohtener Liebe erſto - chen wurde.

DEr Himmel billigte ſelbſt meine keuſche Flammen /
Daran der Bruder doch zum Moͤrder worden iſt.
So kan ein falſcher Wahn die Tugenden verdammen
Wer ſolche nur allein nach ſeinen Laſtern mißt.

Uber die Spatziergaͤnge de Pra - do und de la galle Mayor zu Madrit.

GEbrauch der edlen Zeit in dieſen Luſt-Revier
Und brich die Roſen ab / weil ſie noch ſicher bluͤhen /
Leg 'alle Gravitaͤt und Keuſchheit vor die Thuͤr /
Denn Schertz und Liebe ziert die ſchoͤnen Gallerien.

Uber den laͤcherlichen Auffzug des Schneider-Handwercks zu Madrit / das auf lauter Eſeln in Geſtalt ande - rer Thiere bey des itzigen Koͤ - nigs Entrée erſchiene.

HIer traͤgt ein Muͤller Thier den ſtoltzen Zeigen Geiſt /
Das muß ein Mopſus ſeyn / der nicht will druͤber lachen /
Denn weil man ſich anitzt der Larven ſehr befleiſt /
So wills die Mode mit in Maſqveraden machen:
Drum80Sinn-Gedichte.
Drum bildet mancher ſich auch was fuͤrtrefflichs ein /
Nimmt man die Maſqve weg ſo wirds ein Eſel ſeyn.

Der Herrn --- Symbolum wegen ihrer Weiber.

SO kan die Gedult bekroͤnen
Und ſo wird ein Argus blind /
Drum ſo dencken die mich hoͤhnen
Daß wir wohl geſchwaͤgert ſind.
Denn die neuſte Mod 'auf Erden
Iſt allhier: ein Hahnrey werden.

Grabſchrifft einer noch leben - den Jungfer.

HIer hat der Todt kein Fleiſch und wenig Blut verdorben /
Die Hure lebet noch / die Jungfer iſt geſtorben.

Des tapffern Scanderbergs.

FRolockſt du / Saracen / daß dieſer Held erblaſſet /
Und ſein Gebeine dir zu Theile werden muß?
Du Narr / du haſt allhier die Schaalen nur umfaſſet /
Den Kern hat Ludewig und auch Eugenius.
von Baden

Des Kaͤyſers Friderici II.

SO GOttes-Furcht / Verſtand / Großmuht und alles Geld /
Durchlauchtige Geburth dem Tode wieder ſtuͤnden /
So lebte hier auch noch ein ungemeinener Held /
Den man wie ſeinen Ruhm unſterblich wuͤrde finden.
Uber81Sinn-Gedichte.

Uber das Conterfait eines Frauenzimmers.

HIer dieſes Conterfait hat zwar viel Seltenheiten /
Manch Auge ſieht es auch wohl vor erdichtet an.
Doch Schade / daß die Kunſt der Tugend Koſtbarkeiten /
Nicht wie den kleinſten Theil der Schoͤnheit mahlen kan.

An dir.

DIe Warheit kan zwar nicht zu meinen Ruhme ſetzen /
Daß ein galanter Sinn hier was galantes lieſt;
Jedoch ich will es ſelbſt vor unvergleichlich ſchaͤtzen /
Wenn es das Gluͤcke hat / und dir gefaͤllig iſt.

Grabſchrifft der Boͤhmiſchen Amazonen.

BAld ſoll ein Weib kein Menſch und bald ein Engel ſeyn /
Nachdem die Schmeicheley ſich will gefaͤllig weiſen.
Jedoch die Warheit trifft offt wie bey dieſen ein:
Daß Engel von Geſtalt im Hertzen Teuffel heiſſen.

Grabſchrifft eines erhaͤngten Muͤnchs.

DAs Cloſter iſt beſtuͤrtzt / die Nonnen klagen ſehr /
Der Bruder ſchimpft das Recht / das wir den Muͤnchen
gaben:
Er hengt ſich ſelber auf und denckt daran nicht mehr /
Daß er von uns darzu muß das Gerichte haben.
FSchertz82Schertzhaffte und Satyriſche Gedichte.

Schertzhaffte / Und Satyriſche Gedichte.

E. N. Madrigal

Deſperatio aut ad Militem, aut ad Monachum. I.
EIn Bruder Liederlich
Der weder Geld noch Mittel weiter hat /
Wird endlich deſperat.
Was iſt nun vorzunehmen?
Die faule Haut wird ſich zu Graben ſchaͤmen
Kein haͤrter Holtz iſt als der Bettelſtab.
Die Armuht iſt der Wolluſt Tod und Grab.
Was faͤngt er an? Zwey Wege ſind zuruͤcke;
Er ſucht zuletzt beym Kalbfell ſein Geluͤcke;
Das Silber iſt verthan /
Druͤm greifft er nun das Eiſen an /
Doch wenns der Sauren ſeyn /
So laufft er in ein Kloſter nein.
II.83und Satyriſche Gedichte.
II. Aut ad Doctorem Ducit.
WIewohl man hat noch einen Fund erſonnen /
Wenn alles nun zerronnen /
So ſucht ein Luder ſich ein liederliches Weib /
Das wacker Pfenn'ge hat /
Dadurch erkaufft er ſich den Doctor Grad.
Da traͤget nun der Eſel eine Crone.
Ein Ochſe kriegt der Weißheit edlen Hut.
Ein Schwein erlangt den erſten Rang〈…〉〈…〉 zum Lohne
Seht was der Hencker thut.
Wer wolte ſich nicht deſperat geberden /
Wenn man kan Doctor werden.
So richtet nun das Sprichwort alſo ein:
Soldate Muͤnch und Doctor Titel
Das muͤſſen die extremen Mittel
Vor deſperate Kerles ſeyn.
1.
ICh habe nur gethalt.
Das haͤtt'ſtu ſollen wiſſen /
In Schertzen und in Kuͤſſen /
War alles lauter Schertz /
Und wenn〈…〉〈…〉 mein ſchlaues Hertz
Ein wenig Luſt genoſſen /
So wars ein kahler Poſſen.
Geſchmiert〈…〉〈…〉 iſt nicht gemahlt /
Ich habe nur gethalt.
2.
Ich habe nur gethalt.
Und haͤtten ja die Minen
Verbindlich gnug geſchienen /
F 2So84Schertzhaffte
So hab 'ich doch gelacht /
Und bey mir ſelbſt gedacht /
Du Einfalt wirſt veriret /
Und hinters〈…〉〈…〉 icht gef[]hret.
Geſchmiert iſt nicht gemahlt
Ich habe nur gethalt.
3.
Ich habe nur gethalt.
Auch bey verliebten Liedern
Wolt 'ich die Poltzen fiedern
Biß du geſchoſſen ſeyſt.
Wenn du es eben weiſt
Ich kan ſie leicht verdrehen /
Weil ſie auf Schrauben ſtehen.
Geſchmiert iſt nicht gemahlt /
Ich habe nur gethalt.
4.
Ich habe nur gethalt
Ich muſte hertzlich lachen /
Daß du in Liebes-Sachen
So wenig noch gelernt /
Mein Hertz war weit entfernt /
Wenn ichs an deines druͤckte
Damit ich dich beruͤckte
Geſchmiert iſt nicht g'mahlt
Ich habe nur gethalt.
5.
Ich habe nur gethalt.
Du ſponſt bey deiner Freude
Verſichert ſchlechte Seyde /
Das Band iſt morß entzwey.
Ich ſchwatzte viel von Treu
Dich niemahls zu verlaſſen /
Das hieß / du ſolteſt paſſen /
Geſchmiert iſt nicht gemahlt
Ich habe nur gethalt.
6. Ich85und Satyriſche Gedichte.
6.
Ich habe nur gethalt.
Ich werde von den Kuͤſſen
Zuletzt noch ſpeyen muͤſſen /
Sie ſteigen mir ſchon auf /
Druͤm nehm 'ich Pillen drauf.
Daß ſich der Eckel wende /
Das Lied hat〈…〉〈…〉 nun ein Ende /
Geſchmiert iſt nicht gemahlt
Ich habe nur gethalt.

Die neuſte Art zu compli - mentiren.

DIe Hoͤfflichkeit bringt wenig ein /
Das kan Roſander wohl beweiſen /
Er wolte ſo gefaͤllig ſeyn /
Und einer Damen Diener heiſſen;
Allein Monſieur / ſprach ſie hierzu /
Will er ſich meinen Diener nennen /
So putz er mir auch meine Schuh.
Das hieß: er ſoll ſich nicht verbrennen.
Mortbleu! das war ein ſcharffer Stich /
Druͤm muß er auf Revange dencken /
Theilt ſie die Aͤmbter unter ſich /
So will er ihr eins wieder ſchencken /
Damit es nun ein jeder weiß /
So putzt er ihr die Schuh / und ſie putzt ihm den St --.

Der Poeſie rechtmaͤſſige Kla - ge uͤber die gekroͤnten und andre naͤr - riſche Poeten.

APollo laß dir doch in tieffer Demuth klagen /
Wie meine Reinlichkeit ſo ſehr beflecket iſt /
F 3Wie86Schertzhaffte
Wie meine Jungferſchafft ſich laͤſt zu Grabe tragen /
Wenn du / gerechter Fuͤrſt / nicht meine Rettung biſt.
Mein Nahme / welchen ja die Goͤtter ſelber fuͤhren /
Muß ein veraͤchtlich Wort in vielen Ohren ſeyn:
Es wil ſich jeder Narr mit meinen Schmucke Zieren /
Und manches Irꝛlicht prahlt durch den entlehnten Schein.
Ach ſchaue groſſer Fuͤrſt / wie dieſe Lorbeer-Crone /
So deine Gnade mir auff meine Scheitel ſetzt /
Die Ungeſchicklichkeit anitzo traͤgt zu Lohne /
Daß ſie die Klugheit auch vor einen Stroh-Krantz ſchaͤtzt.
Ich edle Poeſie bin von der Kunſt beneidet /
Daß mich ein hoher Geiſt ſonſt was Galantes hieß /
Weil mancher Toͤlpel ſich mit meinen Zierath kleidet /
Dem doch natuͤrlicher die Narren-Kappe ließ.
Sonſt war ich die Geburth der hocherhabnen Sinnen /
Die Helden nennten ſich mir gluͤcklich unterthan:
Nun denckt ein Eſelskopff mein Kleinod zu gewinnen /
Man ſieht mich uͤberall nur vor ein Hurkind an.
Wie Schalck und Schelm zuvor nur Ehren Titel hieſſen /
So ſchliſſet Schimpff und Schand anitzt ihr Wappen ein:
So wird / was mich zuerſt vor Goͤttlich hat geprieſen /
Durch Kriepel der Vernunfft mein Spott und Tadel ſeyn.
Es kan gantz Indien nicht ſo viel Affen hecken /
Als wie der Hundes-Stern Poeten-Wuͤrmer zeugt:
Die friſche Saat kan nicht ſo voller Haſen ſtecken /
Als eine groſſe Zahl in meinen Garten ſteigt.
Da ſol vor Kraut und Kohl der Weißheit-Blume gruͤnen /
Die ihnen Thorheit doch / wie Kroͤten-Gifft gewehrt /
Wie kan Minervens Koſt in dem Gehirne dienen /
Das ſteten Aberwitz / wie Raupen-Neſter nehrt?
Ein Schul-Fuchs / welcher ſich ſtatt Rom und Griechenlandes /
Nur in der Untern-Welt der Jungen uͤmgeſehn /
Schmiert mich vors A. B. C. als ihm was gar bekantes /
Der Knaben Blaſebalg muß ihm die Geiſter wehn.
Ein Kerl / der offtermahls die trefflichſten Geſchichte
Von Huren-Wirthen nur und allen Weibern zehlt:
Der vor den rechten Kern ſcharffſinniger Gedichte
Nur der Pedanterey unnuͤtze Schaalen wehlt:
Der87und Satyriſche Gedichte.
Der ſeine Strophen muß aus frembden Buͤchern ſtehlen:
Der nichts aus ſeinen Kram mit Ruhm zu Marckte bringt:
Dem Witz und Lieblichkeit mit den Fuͤnffſinnen fehlen:
Ein Tummer Midas Kopff / der zu der laute ſingt:
Ein Klepper / welcher ſich von denen laͤſt bereiten /
Die manchen lumpen Volck auch Verſe zugedacht:
Poſtillen / die vors Geld ein jeder darf beſchreiten /
Die man zu unſrer Laſt gar leicht zu Eſeln macht:
Die ſchnoͤde Mißgebuhrt / ein kahler Hochzeit-Reimer /
Der manches Ehren-Mahl wie Fliegen-Dreck beſchmeiſt:
Ein Schwermer meiner Kunſt / ein Phantaſien-Traͤumer /
Der ſich geradebrecht ein jeder Zeilen weiſt:
Der tauſend Grillen hat / und wenig kluge Geiſter:
Dem in der Flegel-Zunfft die Oberhand gebuͤhrt:
Der ſeiner Zunge nicht / noch ſeiner Sinnen Meiſter:
Der Maßla im Gehirn vor Saltz im Munde fuͤhrt;
Diß ſag 'ich / groſſer Fuͤrſt / ſind meiner Ehren-Schaͤnder /
Und wollen mit Gewalt mein Schmuck und Zierath ſeyn.
Die Uberſchrifften ſind offt ihrer Narrheit Pfaͤnder /
Und ſtellen ſich doch noch mit groſſen Titeln ein.
Zwar groſſe Schellen pflegt ein groſſer Narr zu haben;
Doch keine Raſerey hat mich ſo ſehr gekraͤnckt /
Als das mein theurer Sohn / (der ſchon vorlaͤngſt begraben /
Doch ſein Gedaͤchtniß noch in klugen Hertzen henckt:)
Das Kleinod Schleſiens / ein Muſter aller Zeiten /
Ein Schwan / der wunderſchoͤn nach ſeinen Tode ſingt /
Daß dieſen / welcher kan die Sternen uͤberſchreiten /
Ein Knabe der Vernunfft zu ſeiner Hechel zwingt.
Der arme Stumper weiß nicht was er hat verletzet /
Und ſein Verſtand iſt hier den Maul-Wurffs Augen gleich
Die kleinſte Sylbe nur / die Lohen-Stein geſetzet /
Iſt mehr / als ſein Gehirn an Witz und Geiſte reich.
Nun dieſen wird mein Fuͤrſt nur in die Cur verdingen /
Wo man dem Krancken-Kopff die Wuͤrmer ſchneiden kan /
Und das mich andre nicht um meinen Lorber bringen
Fleht meine Demuth dich um deinen Beyſtand an.
F 4Des88Schertzhaffte

Des Apollo Ausſpruch.

APollo hatte kaum ihr klagen angehoͤrt /
Als ſein entbrandter Grimm in dieſe Worte brach:
Wie daß die dumme Welt die Majeſtaͤt verſehret /
Und laͤuffet ſtraffbarlich der eignen Schande nach?
Hierauff ſo muſte gleich Mercur die Fluͤgel ſchwingen /
Er eilte wie ein Pfeil auff unſer Saal-Athen /
Des Fuͤrſten wille war den Muſen vorzubringen /
Das kein Poete mehr gecroͤnet ſolte gehn.
Es waͤr nun uͤberall was gantz gemeines worden /
Daß itzt der Lorber-Crantz die Eſels-Crone ſey /
Man ſchriebe ſich hiermit in aller Haſen-Orden /
Es ſey nichts ſchimpflichers / als die Poeterey.
Man ſehe halb erſtaunt bey den erblaſten Leichen
Wie mancher Stuͤmper ſich um ſeine Zeit gebracht /
Die Hunde moͤchten wohl den Verſiver beſeichen /
Den ſeine Thorheit uns bißher bekandt gemacht.
Sie ſolten ihre Kunſt noch dieſer Warnung richten /
Die ein gelehrter Mann vor ſeinen Abſchied that:
Man laſſe mir doch nichts noch meinen Tode dichten /
Als was Geſchicklichkeit zu vor poliret hat.
Magiſter-Grillen-Kopff / der ſe[i]n Barethgen nehme /
Der machte vielen auch den Narren-Kaſten auff.
Ja ſo ein Ignorant den Doctor-Hut bekaͤme /
So ſchimpffte man noch mehrdurch ſchlimme Verſe drauff.
Diß ließ die Majeſtaͤt des Fuͤrſtens uns befehlen /
Und ſprach zur Poeſie in heiſſer Lieb 'entflammt:
Dir ſol kein Raͤuber mehr den gruͤnen Lorbeer ſtehlen /
Dieweil der edle Zweig von hohen Goͤttern ſtammt.
Die Muſen / ſo uns ſtets als ihren Schutz-Gott lieben /
Die wiſſen allb[e]reits der groſſen Goͤtter Schluß:
Daß du ein hoher Trieb des Geiſtes biſt geblieben /
Daß Klugheit und Verſtand dich nur anbethen muß.
Es ſol kein Palatin mehr zehen Thaler nehmen /
Denn dieſes Kopff-Geld iſt ein Baͤrenhenter-Lohn.
Die Muſen werden ſich dergleichen Thorheit ſchaͤmen /
Denn ihre Klugheit ehrt der Weißheit edlen Thron.
Die89und Satyriſche Gedichte.

Die Muſen.

NUn wohl du theurer Fuͤrſt / du biſt gerecht zn heiſſen /
Wer wieder dein Verboht nun ſchlimme Verſe macht /
Dem wollen wir geſamt die Ehren-Crone ſch --
Das heiſt / man nehme ſich vor dieſen Krantz in acht.

An Doris, die einem andern ein galanterie Band zu ſchencken / eine guͤldne Kette verpfaͤndete.

KLage nicht / daß dich mein Geiſt
Nun nicht mehr die Liebſte heiſt:
Doris ich thu keine Suͤnden /
Meine Treu wird nicht verletzt /
Du kanſt mich nicht weiter binden /
Denn die Ketten iſt verſetzt.

Raͤtzel.

WEr gluͤcklich rahten kan: Der thu es ſonder Lachen /
In Hamburg wird man es faſt alle Tage machen:
Es iſt ein rundtes Loch mit Haaren wohl verſehn /
Darnach der Appetit den Maͤnnern pflegt zu ſtehn /
Des Leibes beſter Theil pflegt ſich mit ihm zu paaren /
Und faſt ein jeder wuͤnſcht mit Freuden nein zu fahren /
Das eng zuſammen haͤlt / und huͤbſche Waͤrme giebt /
In dieſem Loch 'iſt man bey Jungfern ſehr beliebt. 〈…〉〈…〉
(Paruqve)

Ein anders von einem andern.

HIer wird ein Raͤtzel ſeyn / ihr Jungfern rahtet doch /
Doch duͤrfft ihr ja dabey nicht etwas arges meinen:
Es iſt ein weiſſer Leib der hat ein rundes Loch
Dem Frauenzimmer ſieht mans zwiſchen ihren Beinen /
F 5Man90Schertzhaffte
Man ſteckt ein Ding hinein / das hin und wieder faͤhrt /
Biß daß der weiſſe Safft zuſammen iſt geronnen /
Der in dem Bauche ſich in einem Klump verkehrt /
Die das errathen kan / die hat den Preiß gewonnen.
(ein Butterfaß)

Schertzhaffte Wechſel-Rede uͤber die von Clarimenen verſchenckte Blume vergiß mein nicht zum heiligen Chriſt.

Clarimene.
VErgiß mein nicht /
Das laſſe dir / mein Leben /
Stets in Gedancken ſchweben /
Es iſt ja deine Pflicht:
Die Blumen haſt du ſonſt mit groͤſter Luſt geneſen /
Drum laß auch dieſe nicht in deiner Bruſt verweſen /
Vergiß mein nicht.
Roſander.
Mein wehrtes Licht!
Ich habe mich vermeſſen /
Dich niemahls zu vergeſſen /
Biß mir das Leben bricht:
Die Blume bleibet wohl in meiner Bruſt vergraben /
Und du wirſt allezeit den liebſten Nahmen haben
Mein wehrtes Licht.
Clarimene.
Vergiß mein nicht
Soll mich zwar auch vergnuͤgen /
Wenn ſie / dich zu beſiegen /
Si ch um dein Hertze flicht.
Allein91und Satyriſche Gedichte.
Allein die Flora will durch dieſe Koſtbarkeiten /
Mein Kind / errath es doch / was ſonderlichs bedeuten /
Vergiß mein nicht.
Roſander.
Mein werthes Licht!
Was ſollen dieſe Worte
Aus deiner Zucker Pforte?
Eroͤffne dein Geſicht /
Ach nimm die Larve weg von deinen Purpur Wangen /
Vertraue mir doch nur dein eintziges Verlangen /
Mein wehrtes Licht.
Clarimene.
Vergiß mein nicht
Das pfleget man in Lieben
Faſt jeden Tag zu uͤben /
Wie daß es dir gebricht?
Des Frauenzimmers Gunſt wird ſonſten bald erkalten /
Wenn ſich der Courtiſan die Thaler laͤſt veralten.
Vergiß mein nicht.
Roſander.
Mein werthes Licht!
Was ſol ich doch erſinnen /
Dich voͤllig zu gewinnen /
Erklaͤre die Geſchicht.
Wenn deine Gunſt erſtirbt / ſo wird mein Geiſt erblaſſen /
Das Grab der Liebe wil ſchon meinen Leib uͤmfaſſen /
Mein werthes Licht!
Clarimene.
Vergiß mein nicht
Kennt keine Schmeicheleyen /
Und mich kan nichts erfreuen /
Als was die That verſpricht.
Die Grillen helffen nichts / lauff hin zu einer Buden /
Und kauffe nur allein bey einen reichen Juden
Vergiß mein nicht.
Roſan -92Schertzhaffte
Roſander.
Mein werthes Licht!
Ich kan bey dieſen Lauffen
Die Blumen nicht erkauffen /
Darauff du biſt erpicht.
In Garten bluͤht die Blum 'und Lieben in den Hertzen /
Kein Mauſchel kennt ſie nicht / was wilſtu weiter ſchertzen
Mein werthes Licht?
Clarimene.
Vergiß mein nicht.
Das wuͤrde mich verdrieſſen /
Wenn du nicht koͤnteſt ſchlieſſen /
Worauff es ſey gericht.
Schau wie der heilge Chriſt mit ſeinen Schellen klinget /
Wie manchen lieben Kind er was Galantes bringet /
Vergiß mein nicht.
Roſander.
Mein werthes Licht.
Was brauchſt du ſo viel Weſen /
Du kanſt dir ſelbſt aus leſen /
Was dir ins Auge ſticht.
Doch ſoll Vergiß mein nicht ſich dir auf ewig ſchencken /
So laß mich erſt darauf dreyviertel Jahre dencken /
Mein werthes Licht.

An Margaris die alle Abend auf derFloͤtedouçe ſpielte.

VIel wuſten nicht warum die art'ge Margaris
Bey jeder Abend-Stunde
Mit ihren ſuͤſſen Munde
Auf einer Floͤte bließ:
Allein anitzo kan ein jeder Sperling ſingen /
Was doch die Urſach ſey /
Denn jeden faͤllt nun bey:
Daß man den Hengſten pfeift / ſo offt ſie ſollen ſpringen.
Uber93und Satyriſche Gedichte.

Uber einen Jungfern-Feind.

ROſander ſpricht / ich will ein Feind
Von allen Jungfern ewig bleiben /
Und dennoch iſt es gut gemeint /
Wenn ich ſie gaͤntzlich will vertreiben:
So offt ihr meine Feindſchaft ſtehlt /
So muͤſt ihr Jungfern druͤber lachen /
Warum? ihr wißt wohin es zielt /
Ich mag euch gern zu Weibern machen.

Schertzhaffte Klage an Isme - nen uͤber ihre Veranderung.

ISmene fuͤhrt bey mir den ſtrengſten Orden ein /
Ich bin kein Catholic und muß die Faſten haben /
Von Fiſchen krieg ich nichts / das Fleiſch muß andre laben /
Es wird vor mich der Tod in ihren Topffe ſeyn.
Doch wenn ihr nur der Tod nicht neues Leben giebt:
Denn wo die Keuſchheit ſtirbt / ſo gruͤnt der Buſch an Zweigen /
Die von der Fruchtbarkeit offt Widerwillen zeigen /
Doch weil es andre letzt / ſo macht es mich betruͤbt.
Ich muß nur meine Koſt an leeren Hilſen ſehn /
Wie wenig wird dadurch ein hungriger ergoͤtzet /
Was erſt zu wohlfeil war / wird nun ſo hoch geſchaͤtzet /
Wie ſoll ich nicht zuletzt in Schmertzen untergehn?
Ach ja ich graͤme mich deswegen biß ins Grab /
Und werde den Verluſt nach ſeinen Wehrt beweinen /
Drum weil ihr alles muß von mir veraͤchtlich ſcheinen /
So borg 'ich Welſchland auch die
ein bekandter Wein: Lacrymæ Chriſti.
beſten Thraͤnen ab.
Der -94Schertzhaffte

Dergleichen uͤber ihre Untreu.

KAn wohl ein ſterblicher von mehrern Ungluͤck wiſſen?
Wenn mein Vergnuͤgen ſtirbt ſo leben Angſt und Noth:
Mein Licht verbirget ſich / doch nicht die Finſterniſſen /
Mein Leben ſelber flieht / ſo martert mich der Todt.
Das Liebſte will mein Feind / die Feinde Freunde werden
Die Furien ſind da / die weil mein Engel fleucht /
Die Meiſterin verbannt den Schuͤler von der Erden /
Weil er den Griffel nicht mit puren Gold beſtreicht /
Doch dein Magnet iſt falſch wenn er nur Gold will ziehen /
Wie zog er denn zu vor auch Fleiſch und Blut an ſich?
Die Nadel darf ſich ſonſt nach Norden nur bemuͤhen
Und hier iſt Kupffer mehr als koſtbar Ertz vor dich.
Doch kan man ſchlecht Metal nicht auch zu Golde machen?
Ach ja wer mit den Stein der Weiſen iſt begluͤckt:
Und hab 'ich dieſen nicht? Erinnre dich mit lachen
Wie offt du ihn ſo wohl mit deiner Hand gedruͤckt.
Doch dein Gedaͤchtniß iſt dem Monde gleich zu ſchaͤtzen /
Es nimmet bey mir ab / bey andern wird es voll.
Nun will der Geiſt den Leib in gleichen grade ſetzen
Und deinem Hochmuth dient nur fremder Liebes-Zoll.
Die Venus kan mich zwar nicht ihren Stiff-Sohn nennen
Sie laͤſſet der Natur die ſteiffen Zuͤgel nach.
Doch Hymens Fackel darf bey ſolcher Gluth nicht brennen /
Der Juno Tempel weißt den Weg zum Schlaff-Gemach.
Ach koͤndte meine Hand ſo koſtbar Weyrauch ſtreuen /
So wuͤrde mir dein Schooß noch zum Altar gereicht:
Ich muͤſte Gold-Tinctur / wie Perlen Tropffen ſpeyen /
Weil Lieb und Gelbeſucht nur bey den Mitteln weicht.
Doch fuͤlle nur die Hand / und huͤte dich fuͤr Pillen
Die nach neun Monate die Wuͤrckung laſſen ſehn /
Die Maͤſſigkeit kan auch den Liebes-Hunger ſtillen /
Sonſt wird Verraͤhterey durch eine Wieg' entſtehn.
Nun95und Satyriſche Gedichte.
Nun meine Sorgfalt kan nicht deinen Zorn verdienen /
Du lieſſeſt mich ja ſonſt darum bekuͤmmert ſeyn.
Ich fragte: Will es noch in guten Wohlſeyn gruͤnen?
Bloͤſt Zephirs Lieblichkeit auch kuͤhle Lufft hinein?
Wie ſchlaͤgt der Pulß auch noch? Wie ſchreiben ſich die Zeiten?
Bleicht irgends Purpur roht die Roſen im Geſicht?
Wie thut es dir auch weh im Tantzen und im Schreiten?
Und was die Liebe mehr von dieſer Sache ſpricht.
Nun konte dieſer Schertz dir eine Luſt erwecken?
So hoͤre meinen Raht der auf dein beſtes denckt.
Das Paradiß iſt ſchoͤn wo keine Schlangen hecken /
Und deſſen enge Thuͤr den ſchwerſten Zutritt ſchenckt.
Allein mir ſcheint bereits / wie Leipzig zu den Garten /
Vielleicht was hoͤhers auch den Schluͤſſel finden kan.
Was muſte meine Hand denn deine Roſe warten?
Und warum ſchaut 'ich ſie nur ungebrochen an?
Dein Haven war zuvor mit Ketten zugeſchloſſen /
Die Zucht und Ehrbarkeit in ihrer Schmiede macht.
Doch dieſe hat der Feind mit weichen Qvarck zerſchoſſen /
Weil Geilheit auff der Hut zu deiner Schande wacht.
Ein jeder weiß zwar nicht dein Ufer zu erreichen /
Wo guͤldne Flaggen wehn / da geht es gluͤcklich fort;
Denn Tugend muß anitzt die ſchlaffen Seegel ſtreichen /
Die Silber-Flotte koͤmt allein an deinen Poꝛt.
Mein Ancker kan ſich nicht zu deinen Grund geſellen /
Weil ihn vor pures Gold ein ſchlechter Stahl beſchwert:
Du biſt Cleopatra / die ſtatt den keuſchen Wellen /
Nur auff das Wolluſt-Meer in guͤldnen Schiffe faͤhrt.
Doch heiſſet die Vernunfft dich nicht den Ausgang ſcheuen /
Da dir die Natern ſchon den ſchoͤnen Leib uͤmringt?
Die in den Buſen-Milch und Gifft in Brunnen ſpeyen /
Davon der Keuſchheit-Schloß in tauſend Stuͤcken ſpringt?
Nein / nein / du hoͤreſt nichts von reinen Turtel-Tauben /
Ein luſtger Sperling koͤmt dir angenehmer vor.
Wer treu und redlich liebt verliehrt bey dir den Glauben /
Nur der Sirenen Klang hat ein geneigtes Ohr.
Ich96Schertzhaffte
Ich bin in deiner Gunſt Menandern gleich geweſen /
Der ob er noch ſo viel von Thats Schoͤnheit ſchreibt /
So duͤrffen andre doch die beſten Blumen leſen /
Da mir ein kahler Griff vor alle Muͤhe bleibt.
Nun wirffſtu mirtzwar ein: daß unter allen Sinnen /
Ja der Empfindlichſte das ſuͤſſe Fuͤhlen ſey:
Doch dieſes mehrt den Schmertz / denn Zeit und Gluͤck zerinnen /
Ich darff der rechten Luſt nur in Gedancken bey.
Was aber hilfft es mir / dich in Gedancken kuͤſſen?
Was bau 'ich in die Lufft / ein andrer auff die Bruſt?
Was beiß ich mich denn ſtumpff an lauter tauben Nuͤſſen /
Ein Traum ſchwaͤcht nur den Leib / doch nicht die heiſſe Luſt.
Nun wolt' ich zwar nicht erſt die keuſche Muſchel brechen /
Biß mir des Prieſters Hand die Perle draus verehrt;
Allein wo ſchon der Wurm die Aepffel darff zerſtechen /
Da ſpeiſt man lieber mit eh 'alles wird verzehrt.
Die Ehe-Bande ſind vor dir zu ſtarcke Stricke /
Dadurch ein freyer Geiſt in Enge Schrancken muß:
Druͤm fliehſt du auch den Stand / und loh[n]eſt meine Blicke /
Die nicht verguͤldet ſind / mit lauter Uberdruß.
Nun / weiß mein Gluͤcke gleich nicht wie ich wil / zu gruͤnen /
So ſehe mich doch nur als als einen Diener an:
Denn hab 'ich gleich kein Geld / muß dir doch einer dienen /
Der deiner Wechſelbanck das Zahlbret halttn kan.

Qvodlibet.

DU dumme Welt!
Wenn wirſt du einmahl kluͤger heiſſen?
Was nuͤtzt in Kaſten alles Geld /
Wenn du wilſt Gruͤtz und Bonen ſpeiſen?
Die Thaler kriegen einen Roſt /
Und du nur Baͤrenheuter-Koſt.
Reiche ſind den Eſeln gleich /
Die offt Gold und Silber tragen /
Daß ſie Laſt und Sorgen plagen /
Denn ſo ſind die Eſel reich.
Ein97und Satyriſche Gedichte.
Ein Reicher und ein fettes Schwein /
Die dienen ſonſt zu nichts / als daß man ſie muß ſchlachten;
Druͤm Bruder / wir wollen die Thorheit verpachten /
Wir trincken den Wein /
Und ſtreichen die Thaler deswegen nur ein /
Nicht daß wir in ihrer Gefangenſchafft liegen /
Nein / daß ſie uns muͤſſen als Sclaven vergnuͤgen.
Ich Armer / Ach! ich muß verderben /
Weil meine Schoͤne grauſam iſt /
Sie ſelber ſpricht / du muſt erſterben /
Wie daß du nicht dein Hencker biſt?
Ach lauffet und bringet den Wagen herein /
Und ſchmeiſſet den Narren ins Tollhauß hinein.
Wer allzuſehr verliebt bey einem Maͤdgen ſieht /
Dem wird ſie es verſagen /
Doch wer ſich nicht uͤm ſie bemuͤth /
Dem pflegen ſie es ſelber anzutragen.
Ach die Maͤdgen habens gerne /
Ob ſie gleich was ſproͤde ſeyn:
Denn ſo gleich das Maul zu geben /
Und uns zu Gefallen leben /
Trifft nicht mit dem Wolſtand ein.
Das Rind-Vieh kommet heuer
In zimlich hohen Kauff /
Die Ochſen werden theuer /
Denn einer frißt den andern auff.
Neulich trieb die Muntrigkeit mich ins Gruͤne zu ſpatzieren /
Und ein angenehmer Freund war die beſte Luſt dabey:
Nun ſolt 'uns der Rommeldeus auch die durſtge Kehle ſchmieren
Doch der Appetit wieß aus / daß das Waſſer beſſer ſey.
Itzt koͤmt ein Schiff von Stade /
Und fuͤhret Treck-Pomade /
Ein Wagen mit Kuhfladen /
Statt Pflaͤſtergen beladen /
Ein Schiff mit ſteiffen Waden /
Und ſind nun dieſe waren da /
So wird man gleich die Opera
GVon98Schertzhaffte
Von hundert tauſend Jungfern ſpielen /
Wenn eine Wespe ſticht /
So pflegt man es zu fielen /
Die Zungen ſtiche Bluten nicht /
Und machen doch viel groͤſſre Schmertzen.
Mit groſſen Herrn zu Schertzen /
Iſt keines klugen Ampt.
Opinio / du biſt verdammt /
Du macheſt die aller erbaͤrmlichſten Haſen /
Bald laͤſt du den Kuͤſter /
Bald Doctor / Magiſter /
Bald Rath / und Excellentz /
Biſchoff / Magnificentz
Profeſſor / Superindendent /
Der General ſich noch dazu genennt /
Wie Schwermer im Gehirne raſen.
Den die Schmeicheley verfuͤhret /
Der mit glatten Worten ſchmieret /
Der doch allzeit in der That
Nichts als Pralereyen hat /
Nun den wil ich wieder ſchmieren /
Und ihn auf das Maul Hof --
Das Wetter iſt ſehr kalt /
Drum moͤcht 'ich gern in Kachel-Ofen kriechen /
Amanda goͤnne mir dergleichen Auffenthalt /
Du haſt ſchon eingeheitzt / ich kan die Waͤrme riechen.
Halt Bruder / ſteck die Pfeiffen an /
Und laß den Wurm verrauchen /
Ach daß ich nicht die Maͤdgen kan
Damit zu Tode ſchmauchen!
Nur die edle Tugend muß unſre ſchoͤne Loſung heiſen /
Wenn wir auf der guͤldnen Bahn der Vergnuͤgung wollen reiſen.
Am ---- Hoffe
Nimmt itzt der Narr die Zoffe /
Weil nun die Stelle ledig iſt /
So Pruͤffe dich / ob du ihr wuͤrdig biſt;
So ſingt man itzt zum Spaſſe
In einer Nicols Gaſſe.
Viele99und Satyriſche Gedichte.
Viele Buͤcher / viele Grillen /
Viele Doctors / viele Pillen /
Viele Haͤuſer / viele Sparren /
Viele Herren / viele Narren /
Und ein ein[tz]ger Pfaffen-Kittel
Hat nun ſo viel Ehren-Tittel.
Wie hat die Welt das Eitel ſo lieb?
Wer ſtiehlt / der iſt ein Dieb /
Das kan mir ſchwerlich fehlen /
Doch Maͤdgen / die die Keuſchheit ſtehlen
Und die aus unſern Beutel naſchen
Heiſt man galante Taſchen.
Mein Gluͤcke wird nicht immer ſchlaffen /
Denn nach den Sturm und Winden
Folgt ein ſtille See /
Nach Donner ach und weh
Kan man den frohen Hafen finden.
Die Hoffnung iſt das Ziel wornach mein Hertze reicht /
Ein kluger machet ſich das Leben ſelber leicht.
Sa luſtig ihr Bruͤder / was giebt es zu ſchaffen?
Trinckt einmahl heruͤm
Wer ſchiert ſich was druͤm.
Es ſollen die traurigen Grillen itzt ſchlaffen.
Wollt ihr mich / ihr Neider druͤcken?
Legt ihr hinter meinen Ruͤcken
Immer alles aͤrger aus?
Nun ſo ſag 'ich Teutſch heraus /
Daß ihr auch bey mir von hinten
Sollet Lohn und Antwort finden.
Die Luͤſte gleichen ſich den uͤberzognen Pillen /
Die Honig in den Mund / und Gall im Hertzen qvillen.
Rechſt war der Schreiber Grobenholtz
Bey einen Leichen-Gang ſo ſtoltz /
Und wolte gleich mit oben ſeyn;
Jedoch das eingebildte Schwein
G 2Muſt '100Schertzhaffte
Muſt 'unter praven Leuten ſtehn /
Ja keiner wolte mit ihm gehn /
Druͤm ſprang er endlich biß zum Schwantz:
Diß war ein luſtger Schreiber-Tantz.
Weil nun der Eſel hinten ſteht /
So ſchließt er auch mein Qvodlibet.

An einen guten Freund.

HErr Bruder / wehrter Hertzens-Freund!
Dein Brief iſt eingeloffen /
Und hat wie aus den Inhalt ſcheint /
Auch meinen Wunſch getroffen.
Druͤm weiß ich vor zu groſſer Luſt
Nicht recht wie ich ſoll ſchrei〈…〉〈…〉 en /
Und wie die hoͤchſt-vergnuͤgte Bruſt
Mag ihre Kurtzweil treiben.
Biß endlich mich der Reimen Geiſt
Hans Sachſens Verſe ſchreiben heiſt
Mein Buch iſt vor den Ruhm zu klein
Den du ihn haſt gegeben /
Und weiſt / daß treu und hoͤflich ſeyn
Wohl kan beyſammen leben.
Doch koͤmmt der andre Theil heraus /
So ſoll er beſſer klingen /
Und manchen ehrbarn Liebes-Schmauß
In leeren Schuͤſſeln bringen.
Und wenn es mancher nicht gefaͤlt /
So denck 'ich / ſchifter in die Welt.
Der Teuffel reit die Maͤdgen gar /
Wenn ſie die Liebe plaget.
Denn die verſetzet Haut und Haar /
Daß mans ihr nicht verſaget:
Die101und Satyriſche Gedichte
Die guͤldne Ketten wird ein Pfand
Von -- ach! potz Velten!
Sie kaufft dem Courtiſane Band /
Daß muß zwey Guͤlden gelten /
Wird nun der Hintre nackend ſtehn /
So muß die F -- betteln gehn.
Ich naͤhme mir wohl mehr die Muͤh /
Die --- zu lieben /
Die abgeſchabte Courtoiſie
Kan mich gar ſchlecht betruͤben /
Sie haͤnget frembde Saͤcke an
Mit Frangen wohl verſehen /
Weil meiner nicht mehr will und kan /
Zu ihren Dienſten ſtehen /
Vielleicht macht mich was beſſers froh /
Wer ſchiert ſich druͤm / ich bin nun ſo.
Herr Bruder nun erzehl ich dir
Die Tugenden fein nette /
Sie gackt die Nacht offt ins Papier /
Und wirfft es unters Bette /
Warum? Hoͤr du galante Welt!
Sie hat den Stein der Weiſen /
Die Courtiſane koſten Geld /
Drum ſucht ſie Gold zu Sch. --
Das gut iſt / glaub es ſicherlich /
Es haͤlt auf ihren Maule ſtrich.
Herr -- dauret mich recht ſehr /
Daß er nichts beſſers kriget /
Alleine -- kan doch mehr /
Was Sparſamkeit vergnuͤget /
Sie giebt ſo eine Koͤchin ab /
Daß man nicht druͤber klaget /
Sie binckelt in den Suppennap /
Die Magd hat mirs geſaget:
G 3Ihr102Schertzhaffte
Ihr Maͤdgen nehmt es wohl in acht /
Weil Saltz die beſten Speiſen macht.
Der Alte -- hat der Braut
Sein Hauß und Hof vermachet?
Ach du gebackne Narren-Haut /
Darin ein Hahnrey lachet!
Wer Teuffel will die Toͤchter nun
Mit nackten Ste -- nehmen?
Thu ichs / ſa mags ein Schelm wohl thun /
Man muß ſich gleichwol ſchaͤmen.
Die Hoͤrner ſtehn wohl manchmahl gut /
Doch nur auf einen guͤldnen Hut.
Drum will ich dieſer Laͤffeley
Das Alleluja ſingen.
Herr Bruder! deine wehrte Treu
Soll mein Vergnuͤgen bringen /
Der Freunde giebt es zwar ſehr viel /
Doch ſind ſie ſchrecklich theuer /
Denn Noth iſt nur der Freundſchafft Ziel.
Und Gold beſteht im Feuer:
So macht auch deine Freundſchafft mit /
Und bleibt der Tugend edler Schmidt!
Herr Haubtman -- iſt allhier
Per poſta angekommen
Bey guten Sect und Buttel-Bier
Hab ich gar viel vernommen
Herr Cammer-Juncker -- ſoll
Herr -- Weibgen Kuͤſſen /
Daß iſt der Hauß-Zinß / merck es wohl
Die Keuſchheit iſt zerriſſen.
Indeſſen triefft bey dir doch ein /
Verſchwiegen und getreu zu ſeyn.
Qvod -103und Satyriſche Gedichte.

Qvodlibet. E. N.

LErne viel. Sage wenig. Hoͤre alles
Schreib doch den edlen Spruch mit guͤldnen Littern an /
Und wer ihn practiciren kan
Den wil ich einen Weiſen nennen.
Wenn ſich die Kinder einmahl brennen /
So fuͤrchten ſie das Feuer.
Der Freunde ſind ſehr viel /
Doch ſind ſie ſchrecklich theuer /
Das macht / der Eigennutz verderbet alles Spiel.
Von Freunden in der Noth
Gehn funffzig auff ein Loth /
Doch ſol es hart und klemme ſtehn /
So werden hundert auff ein Qvintlein gehn.
Gemahlte Blumen riechen nicht /
Geſchminckte Larven tauren ſelten
Kein Freund wird einen Creutzer gelten /
Der anders denckt und anders ſpricht.
Gemahlte Blumen riechen nicht.
Wer nichts hat / der iſt nichts ſchuldig /
In der Arbeit nur gedultig /
Und da gehet treue Hand
Sicher durch das gantze Land
Weil das Sprichwort doch beſteht /
Beſſer betteln und bitten /
Als zu ſpaͤt
Capreolen an Galgen geſchnitten.
Ich bin Hanß ohne Sorgen /
Weil mir die Leute borgen /
Und weil ich noch kan ſtehlen /
So wird wir wenig fehlen /
Allein von Hengelbeeren
Mag ich durchaus nichts hoͤren.
G 4Gut104Schertzhaffte
Gute Nacht / Fuchs!
Gold iſt Gold und bleibet Gold /
Wenn es gleich im Kothe liegt:
Iſt dir auch kein Maͤdgen hold /
Sey daruͤm nicht unvergnuͤgt.
Ein garſtger Leib traͤgt einen ſchoͤnen Rock /
Ein armer Rittersmann verdient ein theuer Pferd
Ein hoͤltzerner Bock
Iſt einer guldnen Ziege werth.
Ein Glaͤßgen mit Weine vertreibet die Grillen /
Man ſuche nur Mittel / den Kummer zu ſtillen /
Es wird mir verſichert nichts kraͤfftigers ſeyn /
Druͤm lob 'ich ein Glaͤßgen / und liebe den Wein.
Verfolget dich der Neid
Erwarte nur der Zeit /
Es wird ſich alles ſchicken.
Man wird gedruͤckt / man wird auch wieder druͤcken
Ob mich die Hunde neiden /
Ihr Bellen faͤhrt in Wind dahin /
Wenn ich ein Amboß bin /
So muß ich als ein Amboß leiden /
Doch wenn das Gluͤcke mich zum Hammer macht /
So ſchlag' ich zu daß alles kracht.
Verliebten wird ein Tag / als wie ein Jahr ſo lang /
Kein Frauenzimmer iſt ſo kranck /
Daß auf den Ruͤcken nicht noch koͤndte liegen.
Sechs fette Kuͤh und vier gemaͤſte Kaͤlber
Sind zehnmahl noch ſo gut
Als zehen duͤrre Ziegen.
Drey Dinge thun ſich ſelber
Wer ſie nicht ſelber thut:
Den Podex wiſchen /
Die Haͤnde trocknen /
Und endlich ein Maͤdgen von ſiebenzehn Jahren
Mit einem jungen Manne paaren.
Feuer Lieb und Hertzens-Pein
Koͤnnen nicht verborgen ſeyn.
Wer105und Satyriſche Gedichte
Wer nach der Tugend ſtrebt / des Ruhm wird ewig ſeyn /
Sie ſchlieſt die Ewigkeit in ihre Circul ein.
Nun weichet die nichtige Liebe der Jugend /
Ich Liebe die Buͤcher und Kuͤſſe die Tugend /
Und wenn ſich der Fruͤhling zur Arbeit gewoͤhnt /
So bleibet der Winter mit Seegen gekroͤnt.
Immer an der Erden kleben /
Iſt ein Beſtialiſch Leben.
Unſer Leben thun und Tichten
Muß ſich nach dem Himmel richten.
Unverzagt!
Es ſticht
Nicht alles Eiſen /
Und alle beiſen nicht /
Die uns die Zaͤhne weiſen
Ein Pfennig in der Buͤchſe
Turniret noch einmahl ſo ſehr /
Als wenn er gantz voll Thaler waͤr.
Wo keine Haſen ſind / da ſpicket man die Fuͤchſe.
Man muß ein bißgen kuͤhne ſeyn /
Gleich durch geht man am beſten:
Ein reintlich Schwein
Wird ſich gar mager maͤſten /
Und eine ſaubre Hand
Faͤhrt ſtets in einen leeren Beutel.
Es iſt bekandt:
Die gantze Welt iſt eitel /
Das macht / weil ſie voll eitel Narren iſt /
Ach Pruͤffe dich / ob du nicht einer biſt.
Eine Roſe machet keinen Crantz /
Ein paar Bein e keinen Tantz /
Und wenn man nur ein eintzig Maͤdgen-Kuͤſt /
So weiß man nicht / was lieben iſt.
Bedaͤchtig zum Beutel / geſchwinde zum Hute /
Belehnt mit einem Ritter-Guthe.
Wer ſparen und ſich ſchmiegen kan /
Dem fuͤhret das Gluͤcke die guͤldene Bahn.
G 5Ein106Schertzhaffte
Ein Schneider ſaß in guter Ruh /
Und da kroch eine Lauß herzu /
Die drohet ihm den aͤrgſten Todt.
Der Schneider war in Angſt und Noth /
Doch faſt er ſich bald einen Muth /
Er nahm ſein Schild den Finger-Hut /
Die Nadel war ſein blancker Spieß
Wormit er ſchrecklich um ſich ſtieß.
Der Strit gieng an / der war ſehr ſcharff /
Biß er die Lauß zu Boden warff.
Er brachte ſie erbaͤrmlich um /
Das gab den Schneider groſſen Ruhm.
Wer hatt 'ihm dieſes zu getraut?
Er zieht ihr endlich ab die Haut /
Und macht ſich ein paar Hoſen draus.
Ach! Schade vor die arme Lauß.
Noch eins: Das Quodlibet iſt aus.

Die Phantaſie in lieben.

1.
WIe offt veraͤndern ſich doch lieben und Gedancken?
Ihr wunderlicher Trieb iſt ſelten einerley:
Bald fuͤhren ſie den Geiſt in die verbuhlten Schrancken /
Und zeigen / daß daſelbſt die Luſt unſchaͤtzbar ſey /
Bald lehren ſie uns auch / es waͤren Kinder poſſen /
Und ein Verliebter ſey mit Haſen-Schroot geſchoſſen.
2.
Ein Maͤdgen muß hier offt ein ſchoͤner Engel heiſſen /
Ein neues Himmelreich / woran zwey Sonnen ſeyn /
Die rundte Stirne kan wie Alabaſter gleiſen /
Die Naſe ſteht ſehr wohl / der Halß iſt Helffenbein.
Der Marmor kan noch nicht den weiſſen Zaͤhnen gleichen /
Der Schnee iſt viel zu ſchwartz / und muß den Bruͤſten weichen.
3. Die107und Satyriſche Gedichte.
3.
Die Lippen koͤnnen ſo wie Purpur Nelcken bluͤhen /
Die Roſe wird beſchaͤmt vor ihren Wangen ſtehn /
Ein Schwan / wie weiß er iſt / muß vor dem Leibe fliehen /
Der ſchlancke Fuß kan hier in ſchoͤnſter Zierde gehn.
Man zuͤrnet / wer ſie nicht ein Meiſter-Stuͤck will nennen /
Und wer nicht den Verſtand vor himmliſch will erkennen.
4.
So iſt das Conterfait im Hertzen ein gegraben /
Biß unſer Monden-Sinn die Farben anders macht:
Die Hoͤlle ſoll als denn kein ſolch Geſpenſte haben /
So wie ein Laugen-Sack triefft nun der Augen-Pracht /
Die Stirne ſcheinet krump und gleichet Ziegel-Steinen /
Die Naſen ſolte man von zwantzig Pfunden meinen:
5.
Des Halſes Helffenbein iſt nun mit Ruß beſchmieret /
Die blancke Zaͤhne ſehn wie ſchwartzer Marmor aus /
Der Saffran hat die Bruſt recht wunderſchoͤn gezieret /
Und auf den Lippen waͤchſt der beſte Veilgen-Strauß /
Narciſſen gelber Art bebluͤmen ihre Wangen /
Der Leib kan wie die Haut des weiſſen Schwanes Prangen.
6.
Die Beine ſcheinen uns gekruͤmmet und gebogen /
Bald iſt der Schritt zu eng / bald iſt er gar zu weit /
Da koͤmmt ein Wackel-Ar - im gehen aufgezogen /
Der Kopff iſt gantz gebuͤckt / der Leib iſt wie ein Scheit.
Wir wollen uns vor Zorn im Leibe faſt zerreiſſen /
Daß wir die Mißgeburth ein Meiſter-Stuͤck geheiſſen.
7.
Erſt faͤllet mancher Narr zu ihren Fuͤſſen nieder /
Und wird dem Affter-Pabſt ein ketzeriſches Rom.
Gantz Babylon ſingt nicht ſo viele Klage-Lieder /
So eine Waſſer-Fluth hegt nicht der Suͤnden-Strohm /
Als ein verliebtes Thier mit Seufftzern und mit Thraͤnen
Sich wil zu ihrer Gunſt barmhertzge Wege baͤhnen.
8. Doch108Schertzhaffte
8.
Doch laͤſt er ſich den Staar in dem Gehirne ſtechen /
Und iſt ſein Speꝛlings-Kopff des ſchlimmen Schwindels frey /
So kan er ſich hernach des Lachens nicht entbrechen /
Und ſpeyet voller Grimm auff ſeine Raſerey /
Er wird dem Dinge gram / ſo wie ſich ſelbſt zu wider /
Und ſingt durch Schimpff und Schand der Thorheit Sterbe -
Lieder.
9.
Zuvor ſol uns Blick / wie Stroh der Blitz entzuͤnden /
Die Bruſt ſteckt mehr voll Gluth / als Aetna Feuer hegt.
Da ſol ihr ſchoͤner Arm mit ſolchen Stricken binden /
Vor deren Feſtigkeit ſich Simſons Staͤrcke legt.
Ach Goͤttin! ſprechen wir / bey dir ſteht unſer Leben /
Wir Armen haben uns als Sclaven dir ergeben.
10.
Jetzt lachet unſer Hertz bey ihren toden Blicken /
Die Liebes-Gluth hat laͤngſt der Binckel-Topff geleſcht.
Was unſre Freyheit ſonſt ſo feſte kan beſtricken /
Zerreiſſet nun ein Kind / dem man die Windel waͤſcht.
Die eine Goͤttin war / muß nun mit dieſen Lauffen /
Die bey Coffe und The den Ehren-Krantz verkauffen.
11.
Es darff ein kuͤhnes Ding die krauſe Wohl zerreiſſen.
Der Wuͤrmer im Gehirn verliebter Componiſt
Laͤſt ſich vor Liebe gar in die Paruqve ſch ---
(Wie doch der Appetit bey manchen Jungfern iſt!)
Sie darff ihn mit der Hand auff Maul und Naſen ſchlagen
Und endlich beydes gar zu ihren Nacht-Stuhl tragen.
12.
Duſchrecklicher Phantaſt! der Maͤdgen Baͤrenheuter /
Der Maͤnner Mißgeburth / verliebtes Ratten-Neſt!
Kein Aff 'aus Indien / kein kleiner Steckel-Reuter
Iſt deiner Narren-Zunfft wol ehmahls gleich geweſt:
Fort109und Satyriſche Gedichte.
Fort ſing 'in das Clavier: du ſuͤſſe Macht der Noten!
Komm loͤſe meinem Kopff den Dummen Eſels-Knoten.
13.
Erſt muß der Nectar-Thau die Suͤſſigkeit verliehren /
Wenn uns ein Zucker-Kuß von ihren Mund erfreut.
Vergoͤnnet ſie alsdenn die Bruͤſte zu beruͤhren /
So ſterben wir faſt gar vor der Empfindlichkeit.
Ich ſchweige / wer die Thuͤr zur Liebes-Schooß getroffen /
Denckt doch / es ſtehe hier das Paradieß ſchon offen.
14.
Nun kan nichts heßlichers als Lippen-Geiffer ſchmecken /
Den uns der Appetit ſonſt ſuͤſſe vorgeſtellt.
Man wil die eckle Hand in Qvarg viel lieber ſtecken /
Als daß ſie noch einmahl auff Eyterbeulen faͤllt.
Zum Venus-Tempel wil man itzt die Beyſchrifft machen:
Hier gehet man den Weg gerad zur Hoͤllen-Rachen.
15.
So gehts / was mir zuvor als Himmel-hoch erhoben /
Das ſtuͤrtzt der Eckel nun biß in den tieffſten Grund:
Beſtaͤndigkeit und Treu erweiſen ihre Proben /
Klebt nur der theure Schwur noch an den falſchen Mund.
Und wil das arme Ding nun uͤm die Urſach fragen /
So wiſſen wir ihr mehr als tauſend her zu ſagen.
16.
Sie hat ſich da und da nicht ſittſam auffgefuͤhret /
Die Reden waren frech / die Minen allzufrey.
Sie hat ſich gar zu ſehr in Compagnie gezieret /
Ein jedes ſol geſtehn / daß ſie ein Affe ſey.
Sie wil indifferent auch andre careſſiren /
Und muß Reſpect und Gunſt daruͤber gar verliehren.
17.
Das Maul ging ſo heruͤm / als wie ein Klingel-Beutel /
Der aus Barmhertzigkeit die Kuͤſſe ſamlen wil:
Ja man begriffe ſie von Fuß biß auff die Scheitel /
Sie hielte noch darzu / als wie ein Laͤmmgen ſtill.
Wem210Schertzhaffte
Wem ſol ein Maͤdgen nun wol appetitlich ſchmecken /
Die vor ein jeder kan wie junge Kaͤlber lecken.
18.
Da hat das kahle Ding ſo Wams / als Hembd verſetzet /
Und ſchenckt ein Achſel-Band dafuͤr dem Courtiſan.
Sie hat den Muſqvetier der Liebe werth geſchaͤtzet /
Der ſie an eine Wand zu Freyburg lehnen kan.
So geht es: die bey Nacht auff groſſe Herren lauren /
Verdienen vor das Geld den Qvarg von lumpen Bauren.
19.
Sie wil uns immerfort den vollen Beutel leeren /
Und hat vor ſchweres Geld den gantzen Plunder feil /
Biß man ſie endlich muß mit dem Preſent bechren:
Die Schachtel voller Fiſch 'iſt ihr annoch zu Theil /
Mein Magen iſt der Teich / woraus ich ſie genommen /
Es iſt mein Hab' und Guth / es mag ihr wohl bekommen.
20.
So bald ein Lauſe Schufft die gaſſen nunter gehet /
Da ſpricht ſie waͤr ich doch mit dieſen auch bekandt /
Schaut / wie das ſchoͤne Kleid ſo wohl am Leibe ſtehet /
Es zieret doch nichts mehr / als wie der Adelſtand.
Sie ſehnet ſich ſo lang auch nach den Ritter Orden /
Biß ſie durch eine Nacht zum Fraͤulein iſt geworden.
21.
Da will ſie ſich nun erſt recht veneriret wiſſen /
Wer nicht die Schippe will / der ſage ja kein Wort
Die Lippen ſollen wir ſuptil und zaͤrtlich Kuͤſſen /
Es iſt der Zucker Mund ein dilicater Ort.
Sie will mit uns nicht ſo / als wie mit andern ſpielen /
Die mit der Zunge gar in ihren Maule wuͤhlen.
22.
Wir ſollen keine nicht aus Hoͤflichkeit bedieneu /
Weil man das Liebe Kalb ſonſt in die Augen ſchlaͤgt /
Sie brumt und ſchwermet gleich als wie ein Stockvoll Bienen /
Da ſie ihr Honig doch wohl gar Hauſiren traͤgt.
Damit111und Satyriſche Gedichte.
Damit ſo heiſſet es / Adjeu / wir ſind von Flandern /
Sie nehme nur den Krob / und ſchicke ſich zu Wandern.
23.
So wiſſen wir ihr Thun und Leben abzumahlen /
Und nehmen ſie darzu zum poſſen prav herum;
Ob ſie uns manchesmahl mit gleicher Muͤntz bezahlen /
So denckt ein Kluger doch / wer ſchieret ſich was druͤm /
Daſ muͤſſen Narren ſeyn / die ſich um Maͤdgen qvaͤlen /
Man kan aus tauſenden ſtets zehenhundert wehlen.
24.
So ſteht Beſtaͤndigkeit und Treu auf ſchwachen Fuͤſſen /
So offt verkehret ſich der Liebe poſſen Spiel /
Die Luſt vergehet ſchon / eh wir ſie recht genieſen /
Man meinet offt die Birn und kriegt doch nur den Stiel.
Wohl denen / die mit mir die Phantaſie verlachen /
Und ihre beſte Luſt bey guten Freunden machen.

Schertzhaffte Gedancken bey den Nahmens-Tag eines guten Freundes.

GEliebter Hertzens Freund! Mein geſtriges Verſprechen
Heiſt meinen ſchlechten Kiel dir heute dienſtbar ſeyn;
Doch deine wehrte Hand wird hier nichts kluges brechen /
Denn unſre Loſung hieß: Sauff aus / ſchenck wieder ein /
Der edle Reben-Safft will noch nicht Abſchied haben /
Und wiſcht in dem Gehirn die klugen Grillen aus /
Es lieget die Vernunfft im Magen mit begraben /
Und was ich geſtern ſoff / will heute wieder raus.
Juch hey ſa klinget mir noch ſtets vor meinen Ohren /
Wie ruffte doch ſo ſchoͤn das Echo wieder drauf.
Man frißt und ſaͤuffet gleich / ſo bald man wird gebohren /
Drum wartet uns zur Luſt auch geſtern Bachus auf.
Dein112Schertzhaffte
Dein froher Nahmens-Tag iſt nuͤtzlicher begangen /
Als mancher Kaͤyſer ihn in ſeinen Land beſtellt.
Es darf den edlen Wein des Poͤbels Durſt nicht fangen /
Weil die Verſchwendung nicht bey dir die Hof-Stadt haͤlt.
Nein dieſer theure Tranck / den uns der Rhein gegeben /
Fleißt lieblicher in uns als in die tolle Brut /
Es bleibet doch der Wein die Qvinteſſentz im Leben /
Er ſtaͤrckt die Mutter wol / und iſt dem Vater gut.
So ſchoͤn als nun der Wein im Glaſe hat geſehen /
So delicat er dir in deine Kehle floß /
So ſchoͤn wird heute dir auch die Vergnuͤgung ſtehen /
Ich weiß die Farbe gibt ſich an der Stirne bloß.
Jedoch ich wil den Sinn zu was galanters ſchicken /
Hier iſt ein treuer Wunſch aus der getreuen Bruſt:
Halt was? Es will mir gar kein netter Reim geluͤcken /
Drum Proſit nur einmahl / mich deucht / du haſt gehuſt.
Halt Proſit bringt den Kopff noch endlich in die Falten /
Nun koͤmmt die Poeſie geſtolpert auf das Blat /
Der geſtrige Diſcurs / den wir dabey gehalten /
Der iſt / der meiner Noth noch ausgeholffen hat /
Ich darff es dem Papier / ſo wol als dir vertrauen /
Es iſt ſo ſtumm wie du / und dein verſchwiegner Mund /
Und ſolt es unverhofft ein fremdes Auge ſchauen /
So weiß es doch ſo viel als unſer Butel-Hund.
Nimm denn getreuer Freund! Den Wunſch aus treuen Hertzen
Der Galgen werde dir in rechten zu erkandt.
Deiu Nahme heiſſet mich / Herr Muͤller mit dir ſchertzen /
Ich habe / nenn 'ich dich ſchon einen Dieb genandt /
Ein Dieb / der neulich nur was koſtbares geſtohlen /
Und zur Verwegenheit es allen laͤſſet ſehn.
Wenn die aus Leipzig kommt / und will es wieder holen /
(Du weiſt wohl / was es iſt /) wie wirſt du da beſtehn?
Dir muß die Facultaͤt das Haͤngen zu erkennen /
Du haſt den Strang darzu / ſo knuͤpffe dich nur an:
Den Galgen wil ich auch / die ſchoͤne -- nennen /
So haͤnge weil ich dich Herr Muͤller heiſſen kan.
Doch113und Satyriſche Gedichte.
Doch ein gehangner Dieb iſt zu anatomiren;
Ach! armer Muͤller ach! wie wuͤrde dirs ergehn?
Ich ſeh 'im Geiſte ſchon das ſchoͤne Werck vollfuͤhren /
Und eine Legion von Jungfern uͤm dich ſtehn.
Viel wollen ſich das Maul zum Zeitvertreibe nehmen /
Und ſtecken zum Voraus die Zungen gar hinein /
Du weiſt wol / daß ſich jetzt die Maͤdgen nicht mehr ſchaͤmen /
Die -- doch der Kiel wil mehr als alle zuͤchtig ſeyn.
Diß wil in --- mir die Erfahrung lehren /
Die Meiſten in der Stadt ſind von der ſchoͤnen Art /
Welch tugendhaffter Geiſt erſtaunet nicht zu hoͤren /
Daß ſich das Geile Volck wie Mann und Weibchen paart.
Die Eine wil ſich gleich mit deinem Haar ſtaffieren /
Es laͤſt dein reiner Kopff kein kleines Thierlein ſehn /
Doch manche / die ſich wil mit Favoritgen zieren /
Laͤſt / den / ſo es beliebt / in reiffe Nuͤſſe gehn.
Die Andre wil ſofort nach deiner Naſe reichen /
Denn hier iſt Reinlichkeit / kein Dreck noch Schnaub-Toback /
Doch ihre koͤnte ſich dem Nacht-Stuhl wol vergleichen /
Und trieffet aͤrger noch als wie ein Laugen-Sack.
Die blauen Augen ſind der Dritten ausgeſetzet /
Die ſo wie eine Ganß bey Wetterleuchten ſchielt /
Der man die Butter recht nach dem Gewichte ſchaͤtzet /
Die ſie des Morgens fruͤh in beyden Augen fuͤhlt.
Die weiſſen Zaͤhne hat die vierdte ſich erſehen /
Der ſchon das gantze Maul durch Scharbock faulen muß.
Der Fuͤnfften pflegen denn die Lippen anzuſtehen /
Warum? Ihr Ruͤſſel kriegt gar ſelten einen Kuß.
Die Sechſte laͤſſet ſich den ſuͤſſen Halß verſchreiben /
Die vor Ziebeth ein Aaß in ihren Athem legt /
Bey der man nicht ſo wol kan vor Geruche bleiben /
Als wenn die ſaubre Hand Gemaͤcher ausgefegt.
Zu den geraden Leib wil ſich nun auch beqvemen
Ein dickes Kiebel-Faß / die ſo am Huͤften hinckt.
Den wol gemachten Fuß wil eine Lahme nehmen /
Und deren krummes Bein wie Bothen-Fuͤſſe ſtinckt.
HDie114Schertzhaffte
Die Waden / die vorlaͤngſt / wer weiß es / abgeſtoſſen /
Gehn itzo einen Tauſch mit deinen Schenckeln ein:
Die Maͤdgen meiſtentheils gedencken drum zu loſen /
Denn wenige ſind nur von d[i]eſen Mangel rein.
Das hinterſte Caſtel ſol Jungfer Gretgen zieren /
Die ihre Lufft / wie du / ſo gut nicht halten kan /
Die unſre Naſen pflegt ſo offt zu bombardiren /
Die ſolche Seufftzer gar im Tempel hat gethan.
So viel kan nur ein Mann den armen Dingern ſchencken /
Die doch bey jeden Schritt wie Pfauen-Schwaͤntze gehn /
Die auff den beſten Kerl mit Stichel-Reden dencken /
Und ihre Fehler nie in einen Spiegel ſehn.
Die dich mein werther Freund! ſo wol beſtehlen wuͤrden /
Wenn ſich die Wirckung nur nach meinen Wunſch erklaͤrt.
Doch nein / denn ihnen thuns wol grobe Kuͤhe-Hirten /
Und deine Glieder ſind noch mehr als ihrer werth.
Indeſſen muͤſſe dich das Gluͤck ſo vielmahls kuͤſſen /
Als wol die Maͤnner Noth die lieben Maͤdgen qvaͤlt /
Und als ſie ſelbſten ſich die Luſt zu buͤſſen wiſſen /
So weiß ich / daß man es mit Millionen zehlt.

An einen guten Freund in Leipzig.

GEliebter Hertzens Freund / vergib doch meinen Schreiben /
Wofern der enge Raum voll tauſend klagen iſt.
Wie kan ich ohne dir vergnuͤgt und gluͤcklich bleiben /
Weil du vielleicht entfernt auch von Gemuͤthe biſt?
Der letzte Abſchied mahlt mir dein getreues Hertze /
Das durch die Wehmuth brach / mit ſuͤſſen Zuͤgen vor /
In meinen Augen brennt noch deine Freundſchaffts-Kertze /
Und dein verpflichtes Wort klingt noch vor meinen Ohr:
Es heiß: Kein fremder Ort ſoll dich mir fremde machen /
In unſrer Bruſt zerfaͤlt der Felß der Treue nicht /
Ich will ſo Gluͤck als Zeit / und alles diß verlachen /
So unſer feſtes Band der reinen Freundſchafft bricht.
Die115und Satyriſche Gedichte.
Die Hertzen ſollen ſich auf dieſe Weiſe ſprechen /
So die Entfernung uns durch oͤfftres Schreiben lehrt.
Allein wie lange Zeit laͤſt du mich nichts erbrechen /
Daß meinen Kummer ſtillt und mich mit Freuden nehrt?
Will etwan der Verdacht nun lichte Flammen fangen /
Der in den nechſten Brief nur falſche Funcken wieß /
Als haͤtte dich dein Freund ſo ſchaͤndlich hintergangen /
Daß deine Briefe nicht der Meyneid folgen ließ?
Sie ſind ja wie ich weiß / vorlaͤngſt in deinen Haͤnden /
Und die Entſchuldigung von mir liegt auch dabey.
Nicht meine / daß mich kan ein toller Stein verblenden /
Ich ſchwere mein Gemuͤth 'iſt von der Schmincke frey.
Ich lieb ein edel Hertz bey einen Frauenzimmer /
Die Bruſt hat ſich gewoͤhnt den Laſtern Feind zu ſeyn.
Ich liebe reines Gold und keinen falſchen Schimmer /
Auch der Verdacht davon floͤßt einen Eckel ein.
Hier iſt ein Diamant / der einen Schreck bekommen /
Ein Stein / der durch den Thau der Wolluſt ausgehoͤlt /
Ein Berg-Werck / wo man hat die Schaͤtze draus genommen /
Ein Vielfraß welcher ſich nur Menſchen-Fleiſch erwehlt.
Ein ſolcher Blumen-Strauß der welck und abgerochen /
Ein Garten / der nunmehr vor Roſen-Diſteln hegt.
Ein Apffel den ein Wurm / (du kennſt ihn wohl) zerſtochen.
Ein Acker wer ihn kennt / der welcke Schooten traͤgt.
Ein Heerd / worauf nunmehr faſt alle Vogel ſpringen /
Ein Teich / der jeden Fiſch gleich zwinget abzuſtehn.
Ein Wall-Fiſch / der mit Luſt den Jonas kan verſchlingen /
Und welcken Ruͤben gleich laͤſt wieder von ſich gehn.
Wie ſolt' ich meine Luſt an nichts galanters ſuchen /
Wo Kern und Schaalen ſchoͤn und unverletzet ſind?
Du meinſt / ich aͤſſe wohl die Brocken von den Kuchen?
Nein / lieben iſt zwar offt / doch mit Vernunfft nicht blind.
Ich achte keinen Rock / den man ſchon abgetragen /
Ob erſt der beſte Freund hinein gekrochen iſt
Und alle Welt ſoll doch von unſrer Treue ſagen /
Wenn dich gleich Damon nicht als einen Schwager-Kuͤſt '
H 2Mein116Schertzhaffte
Mein Auge ſchaut ja ſonſt die ſchoͤnſten Blumen bluͤhen /
Und mein vergnuͤgen Bluͤth offt ohne Ruhm zugleich:
Die Geilheit kan mich nicht in ſolche Netze ziehen
Ein freyer Sinn verbleibt mein irdiſch Himmelreich.
Mein Freund / ſo ſchlage denn den Argwohn aus den Sinnen /
Und dencke Damon iſt noch deiner Freundſchafft wehrt:
Die Welt ſoll eher noch in ihren Klump zerrinnen /
Als deine Treu von mir ein falſches Werck erfaͤhrt.
Ich wolte dir wohl noch von tauſend Wundern ſchreiben /
Die itzt in --- in vollen ſchwange gehn /
Und wie die Maͤdgen ſich den Kuͤtzel ſelbſt vertreiben /
Was da und dort pasſirt / und neulich iſt geſchehn /
Allein die kurtze Zeit gedenckt es zu verſchieben /
Biß mich die Antwort auch von dir geluͤcklich macht.
Indeſſen ſchreibe mir die Zufaͤll 'in den lieben /
Wie Leipzig vor dich ſorgt / wo dein Vergnuͤgen lacht.
Ich weiß / es ſind bey dir auch ſuͤſſe Neben-Stunden /
Weñ Carpzov / Struv / und Strick nun deinen Fleiß vergnuͤgt /
So hat auch Venus was zu deiner Luſt erfunden /
Der Wechſel iſt beliebt / der ſich ſo gluͤcklich fuͤgt.
Nun wohl / ich goͤnne dir von Hertzen dein Ergetzen /
Das meine ſchlaͤfft auch nicht und iſt recht ungemein /
Wenn du mich wilſt hinfort des Tituls wuͤrdig ſchaͤtzen /
Das biß auf Lebenslang dein treuer Freund ſoll ſeyn.
Damon.

Vermiſchte Gedichte

Cantata Auf den Geburths-Tag Ihro Koͤnigl. Majeſt. in Daͤnnen. Frieder. des IV.

BEgluͤcktes Licht!
Das je die Welt geſehen /
Vor deren Glantz ein ſterbliches Geſicht
Nur muß gebuͤckt / und mit Erſtaunen gehen.
O117Vermiſchte Gedichte
O Sonne! Deren Pracht
Vollkommener als Phoebus Klarheit lacht!
Weil deren Purpur-Strahl ſo rein /
Das Tugenden die Flecken ſeyn.
Aria.
HImmel ach! Durch deine Guͤte
Nimmt man dich hier ſelber an.
Gottes-Furcht und Gnade zeigen /
Wie man hier zum Himmel ſteigen /
Und bey Goͤttern Leben kan.
Himmel ach! Durch deine Guͤte
Nimmt man dich hier ſelber an.
So blitzt die Landes-Sonne:
O wunder ſchoͤnes Licht!
An dem der Menſchen Luſt und Wonne /
Veſpaſian durch Nordens-Himmel bricht.
Doch koͤnnen auch geringe Duͤnſte-Strahlen /
Wenn ſie der Sonnen Lieblichkeit /
So offt ſie will den Regen-Bogen mahlen /
Mit ihren Gold beſtreut:
Entzuͤnden ſich in einer Bruſt
Zur Danckbarkeit viel tauſend Freuden-Kertzen /
So brennt der Nord bey dieſer Goͤtter-Luſt
Von Millionen Hertzen.
So hoch das Gluͤck den frohen Belt geſetzet /
So groß hier das Vergnuͤgen iſt /
So ſehr hat ſich auch Lieb und Treu gekuͤßt!
Und dieſen Wunſch den Sternen eingeaͤtzet.
Aria.
HImmel Kuͤſſe mit Ergetzen /
Was dir ſelber gleich zu ſchaͤtzen /
H 3Und118Vermiſchte Gedichte
Und laß uns gluͤckſelig ſehn.
Friederich / des Landes Sonne /
Und der Unterthanen Wonne
Wiſſe nichts von untergehn.

Auf die Gegenwart drey ho - her Bedienten / ſo Sterne hieſſen.

1.
DU hoͤchſt begluͤckter Ort / du ſchoͤnes Luſt revier!
Da dreyer Sternen Gold in deinen Creyſſe ſtrahlet.
Schau wie der Himmel dich mit ſeiner eignen Zier
So unverhofft erfreut / und deine Gegend mahlet.
Ja ſiehe hoͤchſt vergnuͤgt / daß deine rare Pracht
Den andern Sternen ſelbſt den groͤſten Wett-Streit macht.
2.
Die Sterne leuchten nur bey ſchwartzer Nacht empor /
Jedem ein hoͤher Licht den frohen Tag begluͤcket.
Doch dieſer Treflichkeit ſteigt uͤberall empor /
Indem ſich Phoͤbus ſelbſt mit ihren Strahlen ſchmuͤcket.
Die Tugend / welche nie bey dunckler Nacht vergeht /
Hat ihren Wunder-Glantz bey Tag und Nacht erhoͤht.
3.
Denn da Sebaſtian / die Sonne dieſer Zeit /
Uns unterthaͤnige mit Gnaden Strahlen letzet /
So hat ein ander Licht uns auch noch mehr erfreut /
Weil der Riegerungs-Pol mit Sternen iſt verſetzet /
Das man durch dero Strahl beſeelet ruͤhmen kanz
Die Sonne zuͤndet hier der Weißheit Phar〈…〉〈…〉 s an.
4. Ein119Vermiſchte Gedichte
4.
Ein gantz ergebner Knecht verehrt denn gebuͤckt /
Die Sterne / ſo vor jetzt das gantze Land genieſet /
Ich weiß / das weil die Sonn 'auf tieffe Thaͤler blickt /
Daß dero Guͤtigkeit auf dieſe Zeilen flieſſet.
Mein Geiſt der wuͤnſchet ſich bey dero Gnaden-Schein /
Die Sterne moͤgen auch mein Gluͤcks-Geſtirne ſeyn.

Cantata. Uberdas unbeſtaͤndige Gluͤcke

Aria.
Meine Sonn 'iſt gantz verſchwunden /
Und mich martert ſtete Nacht.
Ach! wie ſchmertzlich ſind die Stunden /
Wo kein Freuden-Morgen lacht!
Ich muß bey den Finſterniſſen
Schon mein Grab im Leben kuͤſſen.
So Gluͤck als Zeit / ja Sonn - und Monden-Licht /
Und alles iſt dem Wechſel untergeben;
Doch nur mein Ungluͤck nicht /
Denn mein betuͤbtes Leben /
Iſt immer einerley.
Ach Himmel! Was ſprichſt du?
Daß ich verſtoſſen ſey?
Ja / Ja / du ſchlieſt dich vor mir zu.
Wenn andre ſich im Fruͤhling weiden /
Laͤßt du mir ſteten Winter leiden /
Und dein beliebter Schein
Muß mir verſchwunden ſeyn.
H 4Doch120Vermiſchte Gedichte.
Doch halt / es heiſt zu weit gegangen /
Wenn man dich tadlen wil:
Ein Kluger haͤlt gedultig ſtill /
Denn ſieht man gleich / wie du es angefangen /
So ſieht man doch das Ende nicht
Das noch vielleicht von was Verguuͤgtes ſpricht.
Du kanſt blitzen und auch lachen /
Und aus Dornen Roſen machen.
Aria.
Sol ich hoffen / oder nicht?
Himmel zeige meiner Seelen /
Was mir deine Gunſt verſpricht /
Oder wilſt du mich nur qvaͤlen /
Ach ſo ende meine Noth
Durch den Todt.
Allein / iſt diß nicht ein Verlangen /
Das nach Verzweifflung ſchmeckt?
Wenn Angſt und Noth die Seele haͤlt uͤmfangen /
So wuͤnſcht man ſich im Tode hingeſtreckt;
Doch wenn wir Freuden-Roſen brechen /
So wil man nichts von Sterben ſprechen.
Aria.
Schertzen im Gluͤcke / ſich qvaͤlen im Leiden /
Heiſſet allein
Sclaviſch zu ſeyn.
Aber im blitzen die Augen zu weiden /
Lachen wenn man ſich mit Schmertzen ſol kleiden /
Bleibet nur himmliſchen Seelen gemein.
Ob das Geluͤcke
Mich gleich vom Gipffel reißt /
So glaub 'ich doch / daß mein Geſchicke
Mich einmahl wieder ſteigen heiſt.
Ein121Vermiſchte Gedichte.
Ein Sturm wirfft Cedern nieder /
Doch weil die Wurtzel bleibt /
So gruͤnt die Hoffnung wieder /
Daß ihre Krafft von neuen Wachsthum treibt /
Die Hoffnung muß allein
Des Lebens ſuͤſſe Nahrung ſeyn:
Drum ſol ſie meinen Leben
Auch das Vergnuͤgen geben.
Aria.
Die Hoffnung bleibet mein Vergnuͤgen /
Sie ſtellt mir ſtets was ſchoͤnes fuͤr.
Sie heiſt mich Noth und Leid beſiegen /
Und fuͤhrt mich in ein Luſt-Revier /
Wo ich die kuͤnfftgen Anmuths-Auen
Im Geiſte kan von ferne ſchauen.

D. Z.

1.
HIer liegt mein Hertz / und ſpricht / ich bin beſieget /
Hier beut mein Geiſt ſich dir zum Sclaven an.
Die Freyheit hat mich nicht ſo ſehr vergnuͤget /
Als da du mir die Feſſel angethan.
Wer mich befreyt / ſucht mein Verderben /
Es iſt nur Sterben
Mein loͤſe Geld.
2.
Die Dinſtbarkeit / die ich ſo willig Leide -
Iſt viel zu ſchoͤn / daß jemand loß begehrt.
Mein edles Joch iſt weicher Sammt und Seide /
Die Ketten ſind des beſten Goldes werth.
H 5Das122Vermiſchte Gedichte.
Das Sclaven Hauß der holden Plagen /
Iſt kurtz zu ſagen /
Mein Paradieß.
3.
Es mag die Welt ihr Jubel-Feſt begehen /
Es ruffe Rom die freyen Zeiten aus.
Ich will beſtrickt / und ſtets gebunden ſtehen
Es ſucht dein Knecht bey dir ſein Sclaven-Hauß
Mein keuſches Hertz / ſo dir verbunden /
Rufft alle Stunden /
Ach zweiffle nicht.
4.
Du ſolt mein Kind allein dieſelbe bleiben /
Von der ein Winck mir gleich befehlen kan.
Es ſoll mich nichts von deiner Seite treiben
Es faſſe mich gleich Todt und Ungluͤck an:
Es wird die Treu doch nicht gebrochen /
Die ich verſprochen /
Das ſchwer ich dir.

Der liebe Handelſchafft. Auf die Verehligung eines vornehmen Kauffmannes den 12. Septembr. 1701. in Namen eines andern.

INdem der Orient durch ſeine Koſtbarkeiten
Durch Perl und Diamant das wehrte Hamburg
ſchmuͤckt /
Da Holl - und Engelland von allen Seltenheiten /
Und was es ſchaͤtzbars hat der ſchaͤtzbarn Stadt zu ſchickt:
Da Franckreich ſie galant / und Spanjen koͤſtlich machet /
Ja da ſo Land als See ſich hat mit ihr vermaͤhlt /
Und da die Kauffmanſchafft in ſolchen Flore lachet /
Daß ihrer Schoͤnheit nichts / als mehr Verwundrung fehlt /
Was123Vermiſchte Gedichte
Was Wunders daß in ſie die Liebe ſich verliebet /
Und in der ſchoͤnen Stadt auch ihren Handel uͤbet /
Der Marckt iſt angenehm / noch mehr die ſchoͤnen Waaren
Die nur mit einem Wort recht unvergleichlich ſind
Wie ſoll die Liebe denn hier nicht zur Meſſe fahren
Ihr Auge bleibt allein bey ſchlechtern Sachen blind.
Drum hat ſie uͤberall die Laden aufgeſchlagen
Und weiſet was fuͤr Pracht ſie mit Erſtaunen kuͤſt.
Der Seelen Gleichheit wird zur Oberſtell getragen /
Weil ſie das feinſte Guth in dieſen Handel iſt
Denn ſteht der Tugend-Bild / den folgen Gold und Schaͤtze /
Denn pragt der Schoͤnheit Macht / geringer Seelen-Netze.
Bey allen aber muß das Hertz im Handel gehen
Es iſt ein wehrtes Pfand und dient zur Sicherheit.
Man laͤſt den kauff dadurch auf feſten Fuſſe ſtehen /
Und ſeufftzet nicht ſo leicht nach andrer Schaͤtzbarkeit
Doch weil die Kauffmanſchafft auch ſchlechte Waaren fuͤhret /
So iſt der Liebes Gram auch ſchlim und wohl beſtellt.
Hier iſt verlegen Guth das ſchon der Moder ruͤhret
Und das den Glantz allein durch falſche Schminck erhaͤlt.
Ein Zobel der den Wurm und Motten angenommen:
Ein ſolches Silber-Stuͤck das nur von Lion kommen.
Wie nun die Waaren ſind / ſo muß das Geld auch klingen
Was aͤcht und herrlich iſt / das hat den beſten Preiß
Und alſo muß das Guth auch gute Kaͤuffer bringen
Wie wol auch Amor offt von ſchlimmen Kaͤuffern weiß.
Denn wer nach Tugend mehr als Gold und Schoͤnheit trachtet /
Der haͤlt den Kauff gewiß und iſt damit vergnuͤgt /
Doch wer die Sinnen bloß den Schoͤnen hat verpachtet /
Der ſieht offt wie er was auff gutes Credo kriegt.
Iſt nun der Wechſel ſtarck und der Termin verfloſſen /
So macht ein Banqverott offt lauter Kinder-Poſſen.
Allein wo Lieb 'und Treu den ſchoͤnen Handel ſchlieſſet /
So faͤnget ſich der Kauff mit ſuͤſſen Blicken an.
Die124Vermiſchte Gedichte
Die Kuͤſſe ſind das Geld / das Amor ſich erkieſet /
Und auff den Lippen wird die Zahlung ausgethan.
Je ſchoͤner nun das Gut / je beſſer das Vergnuͤgen /
Hoch werth-geſchaͤtztes Paar / das wird euch auch bewuſt.
Die Liebe laͤſſet euch den ſchoͤnſten Handel fuͤgen /
Das Ja-Wort koͤmt darzu aus der getreuen Bruſt.
Die Waaren beyderſeits ſind ſchoͤn und wol zuſehen /
Weil ſie in Tugenden und gleicher Treu beſtehen.
Nun wol ſo muß der Kauff auch unvergleichlich heiſſen /
Weil Klugheit und Vernunfft darzu den Grund gelegt.
Die Seelen wollen ſich hier gleich geſinnet weiſen /
Und treffen einen Tauſch der tauſend Schaͤtze hegt.
Die Lippen welche nur von keuſcher Liebe brennen /
Von Liebe / die allein vom hoͤchſten Stiffter ruͤhrt /
Die werden Lebens lang mit groͤſter Luſt bekennen /
Der Tag iſt hoͤchſt begluͤckt der uns zuſammen fuͤhrt /
Denn in den Handel muß man recht geſegnet leben
Woſelbſt der Himmel hat den Handſchlag drein gegeben.
Weil euch nun edl es Paar der Himmel ſelber bindet /
Und euren Lieb es-Kauff ſchon in die Sterne ſchreibt.
So goͤnnet / daß ſich auch ein Diener unterwindet /
Und ſeine Schuldigkeit den Wuͤnſchen einverleibt.
Der Himmel laß 'euch ſtets nichts als Vergnuͤgen ſchauen /
Und euren Liebes-Tauſch von lauter Segen bluͤhn.
Der Handel muͤſſe ſich auff Gluͤck und Wolſeyn bauen /
Und ſo viel Capital und Wachsthum nach ſich ziehn /
Daß man im Junio mit Freuden moͤge ſehen /
Wie in den Handel kan ein junger Diener ſtehen.

Als eine kluge Dame Aebtiſſen wurde / im Nahmen eines andern.

WIl Aue / Berg und Thal die Pracht des Sommers kuͤſſen /
Betritt Aurorens Fuß die gruͤne Fruͤhlings-Bahn /
Kan Flora ſich vermaͤhlt mit ihren Zephier wiſſen /
Und ſtrahlt der Sonnen Gold uns wieder lieblich an.
So125Vermiſchte Gedichte.
So ſag 'ich diß geſchicht / O Kleinod unſrer Erden!
Daß Himmel und Natur ihr ſelber dienſtbar werden.
Denn was vom Himmel ſtammt / muß auch der Himmel lieben /
Ein Baum entzieht die Krafft den edlen Zweigen nicht.
Und deſſen reiner Sinn ſtets himmliſch iſt geblieben /
Dem glaͤntzt die Ehren-Cron und ſeiner Gnaden-Licht.
Was Wunders / wenn ſich nun bey dero neuen Freuden
So Himmel als Natur mit frohen Schmucke Kleiden.
Dem folgt die Tugend nach / und ruffet mit Vergnuͤgen:
Schaut hier mein Ebenbild mit rechten Augen an /
Das durch die Trefflichkeit die Neider kan beſiegen /
Und welches / ſo wie ich vollkommen heiſſen kan.
Drum wer ſich meiner Fahn will untergeben nennen /
Der laß 'in ſeiner Bruſt ein Freuden-Feuer brennen.
Die Klugheit kommt hierauf und legt die Koſtbarkeiten /
Und was ſie ſchaͤtzbars hat / zu ihren Fuͤſſen hin
Hier ſpricht ſie / ehret recht der Sinnen Trefflichkeiten /
Und dencket / daß ich hier in meiner Hoff-Stadt bin.
Wer ſo begluͤckt will ſeyn / muß ſo viel Klugheit zeigen /
So kan er auf die Bahn der hohen Ehren ſteigen.
Das Kloſter will ſich auch mit gleichen Lorbern kroͤnen /
Daß es an Froͤmmigkeit nun eine Eſther kuͤßt /
Das ſich ſein Gluͤck und wohl auf feſte Saͤulen lehnen /
Das ſeine Stuͤtze recht zum Atlas worden iſt /
Esſpricht: Der Himmel laͤſt mir guͤldne Zeiten ſpuͤren /
Weil ſo viel Tugenden anitzt das Scepter fuͤhren.
Der Neid tritt auch heran mit gantz erblaſten Wangen /
Die Schaam verſtellet ihn / und bringt die Worte raus:
So iſt die Sonne doch durch Dufft und Nebel gangen.
Kein Sturm und Wetter loͤſcht ſo ſtarcke Strahlen aus.
Komm126Vermiſchte Gedichte.
Kommt lernet Sterbliche / die auch der Neid bekrieget /
Daß eurer Tugend-Macht wie dieſe dennoch ſieget.
Und denn will auch ein Knecht die tieffe Pflicht bezahlen /
Und ehret was man jetzt der Ehren wuͤrdig ſchaͤtzt /
Er ſpricht: Kan mich ein Blick von der[o]Huld beſtrahlen /
So bin ich dem Geluͤck ſchon in den Schooß geſetzt.
Die Tugend heißt zuletzt den Kiel noch dieſes ſchreiben /
Wer himmliſch iſt geſinnt / muß Palmen gleich verbleiben.

Er iſt ungluͤcklich.

1.
STuͤrmen denn die Ungluͤcks-Wetter
Haͤuffig auff mich Armen zu?
Himmel werde mein Erretter /
Schuͤtze meiner Seelen Ruh!
Doch nein / der Himmel hat mir Hertz und Ohr verſchloſſen /
Wo bin ich endlich hin zu meiner Qvaal verſtoſſen?
2.
Meine Sonn 'iſt untergangen
In die duͤſtre Schmertzens-See.
Schatten die den Geiſt umfangen /
Sind nur Jammer / Ach und Weh.
Ihr Augen weinet Blut / weil keine Thraͤnen reichen /
Den Demant-feſten Sinn des Schickſals zu erweichen.
3.
Liſimene / werthſte Seele!
Wo ſind deine Strahlen hin?
Ich lieg 'in der Marter-Hoͤle
Weil ich nun entfernet bin.
Ach daß mein Auge doch die Sonne nie erblicket /
Die mir nun Finſterniß / und andern Klarheit ſchicket.
4. Wenn127Vermiſchte Gedichte
4.
Wenn ich doch nur nicht gebunden
Schoͤnſte ſolte von dir gehn /
Aber ſo muß meinen Wunden
Linderung und Huͤlff 'entſtehn.
Ach Amors Guͤte hat mich nur ſo hoch geſtellet /
Daß mich ſein harter Grimm nun deſto tieffer faͤllet.
5.
Luſt und Freude muß erſterben /
Mein Vergnuͤgen kuͤſt das Grab.
Kont 'ich vormahls Roſen erben /
Nun ſo brech ich Dornen ab.
Doch darff dein ſchoͤner Arm mich nun nicht mehr vergnuͤgen /
So laß mich nur zum Troſt in deinen Hertzen liegen.

Eine Ecloga nach Frantzoͤiſcher Invention.

E. N.
BEtruͤbte Wuͤſteney! Doch wo der frohe Schatten
Den Schmertzen des Gemuͤths ein lindes-Pflaſter giebt.
Vergoͤnne mir die Ruh / du koͤmſt mir bloß zu ſtatten /
Denn was mich ſonſt ergoͤtzt / das macht mich nun betruͤbt.
Mein ſchoͤnſter Schaͤffer hat die ſchoͤne Flur verlaſſen /
Wo kan zu meiner Luſt noch eine Myrthe ſtehn?
Ach mein verlaßnes Hertz muß Feld und Auen haſſen /
Und wil dargegen nur in oͤde Wildniß gehn.
Doch nichts ſol zwiſchen uns das Band der Liebe ſcheiden /
In meiner Bruſt zerfaͤllt der Felß der Treue nicht.
Deswegen iſt ſein Schluß / ich wil Geſellſchafft meiden /
Mein Auge fliehet auch ſo gar das Sonnen-Licht.
Denn128Vermiſchte Gedichte
Denn ſo viel Blaͤtter ſind an Baͤumen nicht zu finden /
Als man von Untreu wohl in unſern Huͤtten hoͤrt.
Man mag gleich tauſendmahl durch Schwuͤre ſich verbinden /
Ein neuer Blick und Kuͤß macht Lieb 'und Gunſt verkehrt.
So hoͤrt ich dieſe Wort die Selimene fuͤhren /
So ſchmertzlich klagte ſie den Baͤumen ihre Noth /
Hier dacht' ich / hier iſt Treu / die rechte Treu zu ſpuͤhren /
Acanthens Liebe trotzt in ihr auch ſelbſt den Tod.
Mein Hertz / mein traurig Hertz / das ohne Falſchheit liebet /
Streicht alles Ungemach und allen Kummer hin:
Gnug daß mich ſtets ergoͤtzt / was mich doch ſtets betruͤbet:
So redte mit ſich ſelbſt die treue Schaͤfferin.
Doch offt erholten ſich die Seufftzer ihrer Schmertzen /
Ach! ſprach ſie / harter Schluß / den die Entfernung macht.
Furcht / Hoffnung / Ungedult beſtuͤrmen mich in Hertzen /
Das heitre Tages-Licht wird mir zur ſchwartzen Nacht.
Ach Unmuth / Mattigkeit! Ach Sorgen / Angſt und Qvaͤlen!
Verlaſſen mich wol nicht / da ich verlaſſen bin.
Wie lange faͤſſelt ihr die matte Krafft der Seelen?
Viel lieber reißt mich todt zu meinen Leben hin.
Doch Selimene hemmt ermuͤdet ihre Klagen /
Sie ſtopfft die Seufftzer zu / ſie ſtellt den Kummer ein /
Ja wenn auch Thyrſis wil die ſuͤſſe Laute ſchlagen /
So kan ein Schaͤffer-Lied ihr nicht zu wider ſeyn.
Er heuchelt ihrer Noth / er ſchmeichelt ihren Schmertzen /
Und ſagt ihr diß und das von ihren Schaͤffer vor.
Er ſchickt ſich in die Zeit / er weiß galant zu ſchertzen /
Und Selimene giebt ihm ein geneigtes Ohr.
Aus ſeinen Augen blitzt die Flamme ſeiner Liebe /
Und jede Mine weiſt / ſein Hertze ſey entbrandt;
Doch Selimene merckt das Abſehn ſeiner Triebe /
Und was ſein Schmeicheln will / iſt ihr nicht unbekandt.
Sie will die Menſchen fliehn / und kan den Thyrſis leiden /
Da ſeine Gegenwart ihr nicht zu wieder faͤlt /
So hegt ſein ſchlaues Hertz viel Millionen Freuden /
Und hofft / daß ſich zuletzt das ſchoͤne Ziel erhaͤlt.
Mit129Vermiſchte Gedichte.
Mit tauſend Dienſten kan er ſeine Pflicht bezeugen
Und ſtellet den Beſuch faſt keine Stunden ein /
In Bitten iſt er ſtum / beredt in Stilleſchweigen /
Doch gleichwol alles muß der Liebe Sprache ſeyn /
Zwar offtmahls wil es nicht bey ſtummen Worten bleiben /
Es ſcheint / daß auch der Mund das Seine muͤſſe thun /
Denn da das Auge ſol die Leidenſchafft beſchreiben /
So dencken auch zugleich die Lippen nicht zu ruhn.
Ein jeder Blick nach ihr muß ſeine Pein bewaͤhren /
Die freye Lebens-Art ſtellt alle Freyheit ein /
Die gantze Stellung ſpricht / er ſol ſich nur erklaͤren /
Und ſeine Farbe wil ſelbſt ſein Verraͤther ſeyn.
Was die Verwirrung heiſt / was ſolche Blicke ſagen /
Sieht Selimene wol / es iſt ihr noch bekant /
Daß auch Acanthe ſo ſein Leiden vorgetragen /
Als er durch ihre Glut in Liebe ward entb〈…〉〈…〉 ant.
Die Wangen werden roth. Sie ſchlaͤgt die Augen nieder /
Die Scham verſchlieſt den Mund / daß keines reden kan.
Inzwiſchen ſpielen doch die Blicke hin und wieder /
Und Thyrſis ſieht genau ſo Blick als Minen an.
Er merckt die Heimlichkeit des Hertzens in den Augen /
Wie da ein ſchoͤner Gram und ſuͤſſes Sehnen ſteckt /
Was? ſpricht er / mein Verzug kan nun nicht laͤnger taugen /
Und hat ihr gleich darauff ſein Leyden frey entdeckt.
Ach Thyrſis war zu ſchoͤn. Was? Thyrſis war zugegen /
Und was noch mehr geredt / Acanthe war nicht da.
Man ſahe Mund auff Mund / und Bruſt auff Bruͤſte legen /
Und eine Liebe kam der andern Liebe nah.
Hier wo der Silber-Strohm in kuͤhlen Buͤſchen rauſchet /
Wo mich die Einſamkeit mit guͤldnen Schatten nehrt /
Hab 'ich das ſchoͤne Paar in ihrer Brunſt erlauſchet /
Mein Auge hats geſehn / mein Ohre hats gehoͤrt.
Die Glieder beben noch / als ich da muſte ſchauen /
Wie geiler Wanckelmuth ſo Treu als Liebe bricht.
Sol man auff keinen Kuß auff keine Schwuͤre bauen?
Beſteht kein Liebes-Pfand durch die Entfernung nicht?
IAch130Vermiſchte Gedichte.
Ach ungluͤckſelger Tag! Von dieſen Augenblicke
Friſt ſich〈…〉〈…〉 mein traurig Hertz durch Gram und Argwohn
ab.
Die Treu erſtirbt vielleicht durch gleiches Ungeluͤcke /
Die Treu / womit ſich mir mein treuer Schaͤffer gab.
Mein Schaͤffer / der entfernt / wer wil mir Buͤrge werden /
Daß mein beſtaͤndig Hertz ſein Hertz beſtaͤndig na〈…〉〈…〉 ht:
Die Liebe ſcheint ſo leicht in Creyſe frembder Erden /
Als ihr vergnuͤgter Schein in unſern Auen lacht.
Ach welches Hertz bereits zur Untreu iſt gebohren /
Das feſſelt nimmermehr die treuſte Liebe nicht.
Die Seele / welche ſich den Unbeſtand erkohren /
Schlieſt ſo den Liebes-Bund / daß ſie ihn wieder bricht.
Doch ſol mein Schaͤffer ja von frembden Flammen bren -
nen /
So wil ich lieber todt als unveraͤndert ſeyn.
Mein Hertze wird ihn nicht von Hertzen haſſen koͤnnen /
Die Seele praͤgt ſein Bild ſich unausleſchlich ein.
Wiewol / was ſol ich mich mit Furcht und Kummer qvaͤ -
len?
Iſt das nicht Qvaal genug / daß er entfernet iſt?
Fort grauſamer Verdacht! fort Argwohn aus der Seelen!
Fort / weil du meiner Ruh ein Stein und Anſtoß biſt.
Kom angenehme Luſt / kom mahle mir die Stunden
Mit ſuͤſſen Zuͤgen vor / und ſag es noch einmahl /
Wie ſich mein Schaͤffer mir auff ewig hat verbunden.
Und wie ſein ſchoͤner Mund mein treues Hertze ſtahl.
Entwirff mir die Manier / wie er ſich angeſtellet /
Da der betruͤbte Tag des harten Scheidens kam /
Und wie die Thraͤnen ſich den Seufftzern zugeſellet /
Als noch der letzte Kuß den letzten Abſchied nahm.
Mein Schaͤffer liebet mich / ich wil ihn wieder lieben /
Die Liebe machet uns von aller Schincke frey /
Und hat diß Loſungs-Wort in unſer Hertz geſchrieben:
Wie in der Naͤhe-Lieb / ſo in der Ferne Treu.
Auff131Vermiſchte Gedichte.

Auff die abnehmende Sommer - Pracht.

1.
LEbe mein beliebtes Leben /
Lebe du mein Auffenthalt!
Was mir hat Vergnuͤgung geben /
Biſt du angenehmer Wald /
Und ihr bunt-bemahlten Wieſen /
Eure Pracht ſey ſtets geprieſen.
2.
Was vor hoͤchſt-begluͤckte Stunden /
Hab 'ich ſchoͤnes Wunderthal!
Nicht in deinen Schooß gefunden /
Und in den bebluͤmten Saal?
Daß du mir / ich muß bekennen /
Unvergleichlich biſt zu nennen.
3.
Denn ihr gruͤnen Lorbeer-Reiſer!
Was vergleicht ſich eurer Pracht?
Weil ſo mancher groſſer Kaͤyſer
Euch zu tragen werth geacht.
Schaut wie ich durch eure Straͤuche
Mich den Koͤnigen vergleiche.
4.
Purpur / Wolle / Sammt und Seide
Iſt viel haͤrter als der Klee /
Wo ich meine Glieder weide /
Und mich gantz entzuͤckend ſeh.
I 2Tauſend232Vermiſchte Gedichte.
Tauſend Blumen und Narciſſen
Helffen meine Ruh verſuͤſſen.
5.
Ja der Klang der Nachtigallen
Bindet meinen Geiſt und Sinn /
Es macht ihr beliebtes Lallen /
Daß ich aus mir ſelber bin /
Denn die ſchoͤne Luſt-Sirene
Faͤſſelt mich durch ihr Gethoͤne.
6.
Und ihr Silber-reichen Fluͤſſe!
Stroͤhmt in voller Lieblichkeit.
Ach wie viele Liebes-Kuͤſſe /
Schick ich euch ſo manche Zeit.
Ich mag euer ſtilles Rauſchen
Gar mit meiner Luſt vertauſchen.
7.
Du Dianens Luſt-Gefilde!
Du begruͤntes Goͤtter-Zelt!
Wo faſt alles von den Wilde
In ihr Garn und Netze faͤllt.
Echo kan nicht ſchoͤner ſingen /
Als wenn ihre Hoͤrner klingen.
8.
Doch die Luft ſo mir dein Weſen
Nur mit Millionen zahlt /
Laͤſt ſich in den Sande leſen /
Und iſt als nur abgemahlt /
Weil vor Zephyrs ſanfftes Blaſen
Boreas begint zu raſen.
9. Chlo '233Vermiſchte Gedichte.
9.
Chloris / deine Purpur-Wangen /
Kuͤſſen mich zu guter Nacht /
Und du Zephyr / mein Verlangen!
Haſt den Abſchied ſchon gemacht.
Ach gedenckt / daß mein Vergnuͤgen
Mit euch muß in Grabe liegen.
10.
Lebet denn ihr gruͤnen Waͤlder!
Lebe ſchoͤnes Luft-Revier!
Auen / Thaͤler / Berg und Felder /
Du begluͤckte Sommer-Zier!
Schaut / wie eure Pracht zerflieſſet /
Und mein Paradieß verſchlieſſet.

ENDE.

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About this transcription

TextDie Edle Bemühung müssiger Stunden
Author Christian Friedrich Hunold
Extent148 images; 31044 tokens; 6349 types; 201346 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationDie Edle Bemühung müssiger Stunden Christian Friedrich HunoldMenantes. . [4] Bl., 233 [i. e. 133] S. LiebernickelHamburg1702.

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HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, M: Lo 3357Dig: http://diglib.hab.de/drucke/lo-3357/start.htm

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Lyrik; Belletristik; Lyrik; core; ready; mts

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Holding LibraryHAB Wolfenbüttel
ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, M: Lo 3357
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