Denen Edlen vnd Ehrnveſten Hans Joachim vnd Zacharias Gebruͤdern von Roͤbeln zu Bornßdorff / etc. Vnnd Denen Edlen vnnd vieltugendſamen Jungfrawen Sabinen vnd Jungfrawen An - nen / Eliſabethen Geſchwiſtern von Roͤ - beln zu Bornßdorff. Der ſelig verſtorbenen Fraw Barbaren von Roͤbeln hinderlaſſenen Kindern / Meinen inſonders guͤn - ſtigen Junckern / Jungfern / vnd Chriſtlichen lieben Pfarrkindern / vbergiebt dieſe Predigt auff jhr bittliches begeren /
M. Chriſtoff Trewer / Pfarrer / etc.
ZVn Roͤmern am 12. giebt vns derRom. 12. Apoſtel SanctPaulus eine feine Inſtru - ction vnd Lehr / wie wir Chriſten vnter - einander leben ſollen / das ſich einer dem andern fein lieb / beheg vnd angenem ma - che / vnnd einer thue was dem andern ge - falle / Die Liebe / ſagt er vnter andern / ſey nicht falſch / Nehmet euch der heiligen Notdurfft an / Frewet euch mit den froͤlichen / vnd weinet mit den weinen - den. Demnach wir denn allhie etliche vnſerer lieben MitChriſten / vnd vnter denen auch hinderlaſſene betruͤb - te Waiſen / wegen des toͤdtlichen Abgangs jhrer hertzlie - ben Mutter / Schweſter vnd Freundin / Der weiland Ed - len / Chriſtlichen vnnd tugendſamen Frawen / Frawen Barbaren gebornen von Bredow / des Stams Lawen - berg / Des auch weiland Edlen / Geſtrengen vnnd Ehrn - veſten Arnt von Roͤbels ſeligen / hinterlaſſenen witwin / etc. hochbetruͤbt / trawrig vnd weinend ſehen / weinen wir nit vnbillich auch mit / domit ſie vnſer Chriſtliches Mitleiden gegen ſich ſpuͤren koͤnnen / nehmen vns auch nicht vnbil - lich jhrer Noſdurfft an / alſo vnd dergeſtalt / das wir jnen mit Chriſtlichem Troſt begegnen vnd beywohnen Sol - cher Troſt aber kan nirgend beſſer hergenommen werden / als aus Gottes Wort / Denn davon lebt man / vnndA ijder[4]Chriſtliche Leich vndEſal. 38.der Geiſt meines Lebens ſteht gar in demſelbigen / ſagt Koͤnig Hißkia in ſeiner Kranckheit / vnd David ſagtEſal. 119 in ſeinem Creutz / HErr / wo es ohn dein Wort gewe - ſen / ſo wer ich vergangen in meinem Elende.
Derwegen wir vns allen zu Troſt einen ſchoͤnen Text aus Gottes Wort fuͤr vns nehmen vnd daraus an - hoͤren wollen / was fuͤr Lehr vnnd Troſt darinnen zu fin - den / welches damit es geſchehe / das Gott geehret / vnſer Glaub geſtercket / vnſer Truͤbnis gelindert / vnd vnſer Le - ben gebeſſert werde / wollen wir Gott vmb regierung vnd erleuchtung des heiligen Geiſtes anruffen / vnd ſolches von jhme zu erlangen / mit einander ein gleubiges Vater vn - ſer beten: Vater vnſer / der du biſt im Himmel / etc.
So ſagt S. Johannes der Evangeliſt vnd A - poſtel im Buch ſeiner (Offenbarung am 14. Capitel.)
Vnd ich hoͤret eine Stimme vom Him - mel zu mir ſagen: Schreibe / ſelig ſind die Todten / die im HErrn ſter - ben / von nu an: Ja der Geiſt ſpricht / das ſie ruhen von jrer Arbeit / denn jhre Werck folgen jhnen nach.
Tom. 5. Ienenſ. Vorred v - ber den 118. Pſalm.DIeſe Wort ſind nicht Leſewort / Son - dern Lebewort / pflegt vnſer lieber Pater Luthe - rus zu reden / kurtz von Syllaben / vnd Buchſta -ben /[5]Troſtpredigt. ben / aber reich von Verſtand / ſingula verba ſunt ſin - guli montes, eitel groſſe Berge / eitel Centner W[ert]/ denn es ſind himliſche Wort / durch eine himliſche ſtimm S. Joanni von einem hohen groſſen Geheimnis offen - baret / davon ſonſt alle Welt in all jhrer Philoſophia Kunſt vnd Geſchickligkeit nichts weis / Nemlich / was es mit der lieben gleubigen vnnd Chriſten abſterben fuͤr einePſalm 31 Luc. 16. Luc. 23. gelegenheit habe / daß ſie nemlich in der Ruhe / ja ſelig ſein / jhre liebe Seelchen ſind in Gottes Hand / in Abra - hams Schoß im Paradiß / vnd warten mit allen Frenden der Aufferſtehung jres ſelig verſtorbenen Leibes am Juͤng ſten tage / auff das ſie bey dem HErrn ſein vnnd bleiben moͤgen allezeit / wie S Paulus 1. Theſſ 4 redet. Vnnd1. Theſ. 4 dieweil denn Gott der heilige Geiſt / ſolche ſtimm allhie ſelbſt beſtetiget / wie S. Joannes ſagt / der Geiſt ſpricht / ſol vns ſolche Stimm zu mercklichem Troſt bey dem toͤd - lichen Abgang / vnſerer lieben Eltern / Kinder vnd Freun - de die im HErrn ſterben / dienen / Der Vrſachen halben wollen wir ſie in dieſem vnſerm Zuſtande bey dieſer Chriſt - lichen Adelichen Begrebnis in Gottes Furcht heilſam zuHomo tri - plici modo conſideran dus. betrachten fuͤr vns nemen / vnd den Menſchen auff drey - erley weiſe anſchawen:
I. In ſeinem Leben allhie auff Erden. I.
II. In ſeinem Todt vnd Sterben. II.
III. Nach dem Todt vnd Sterben / das iſt / wirIII. wollen von dieſen dreyen Stuͤcklein bericht thun. Diſpoſitio.
I. Das vnſer Leben ein ſolch elend ding ſey / das es end[-]I. lich dem Todt vnd Sterben vnterworffen ſey.
II. Was denn der Todt vnd Sterben / vnnd wie man -II. cherley ſolch Todt vnd Sterben ſey.
III. Wie es denn nach dieſem Leb[e]n vnd Sterben ge -III. hen werde /
Gott gib Gnad vnnd H. Geiſt darzu vmb Chriſti willen / Amen.
I. Miſera vi - ta noſtra. WEnn wir vnſer jtziges elendes Leben / darinnen wir vnſere Zeit vnnd Jahre zubringen muͤſſen / gegen dem koͤſtlichen herrlichen Leben halten / darzu der Menſch anfenglich geſchaffen / vnnd darinnen Adam vnd Eva wenig zeit vor dem falle gelebt / vnd die vngleicheit be - dencken / ſo felts vns nit vnbillich ſchwer auffs hertz / ſonder lich wennwir betrachten vnd vns zu gemuͤte fuͤren / das wirRom. 5. Menſchen vnſers elendes vnd jam̃ers ſelbſt vrſachen ſein. Gen. 1. 2.Anfenglich iſt der Menſch zum Bilde Gottes geſchaffen / in weißheit / gerechtigkeit / herrſchafft vber die jrrdiſchen Creaturen vnnd vnſterbligkeit / oder / wie Paulus ſagt / inEpheſ. 4. rechtſchaffener gerechtigkeit vnd heiligkeit. Dieſes nennet Moſes nicht allein gut / ſondern auch / ſehr gut / Jetzo aberGen. 6. 8. 1. Cor. 2. Rom. 8. heiſts: Vnſer tichten vnnd trachten iſt nur boͤſe von jugend auff / Vnſer Verſtand iſt aller Goͤttlichen Weißheit beraubt / das Hertz iſt verkeret vnd eine Feind -Rom. 5. ſchafft wieder Gott / der Wille zum guten erſtorben / derGen. 3. Leib an allen ſeinen Krefften verdorben / vnd ſolches vn -Sap. 2. gluͤcks ſein wir ſelbſt Vrſach / daß wir von Gott zum Sa - than gefallen.
Nun bleibt es aber bey ermeltem vngluͤck nit / ſondern weil Gott ſolchen abfall / den er zuuor geſehen / verboten / vnd die harte ſtraffe des todes drauff geleget / der MenſchGen. 2. aber nichts deſto weniger gethan was jhn geluͤſtet / vnnd wieder jn geſuͤndiget / iſt die gedrawete Straffe ins werck gangen / vnnd der Todt mit ſeinem Anhang zu allenMenſchen[7]Troſtpredigt. Menſchen durchgedrungen / daß wir mit erbaͤrmlicher /Rom. 5. betruͤbter / trawriger / klaͤglicher Stimme ſingen muͤſſen / Mitten wir im Leben ſein mit dem Tode vmbfan - gen / das macht dein Zorn / das wir ſo vergehen /Pſalm 90. vnnd dein Grimm / daſs wir ſo ploͤtzlich dahin muͤſſen / Denn wir ſind Zornkinder von Natur /Epheſ. 2. welcher Zorn vns dermaſſen druͤckt / daß wir mit David ſchreyen muͤſſen / Es iſt nichts geſundes an meinemPſal. 38. Leibe fuͤr deinem drawen / vnd iſt kein Fried in mei - nen Gebeinen fuͤr meiner Suͤnde / denn meine Suͤn - de gehen vber mein Heupt / Wie eine ſchwere Laſt ſind ſie mir zu ſchwer worden.
Vnd ob wir wol haben die Erloͤſung durch Chri -Epheſ. 1. ſti Blut / nemlich die Vergebung der Suͤnden nach dem Reichthumb ſeiner Gnade / vnd daher vnſer HErrPſal. 103. Gott nicht jmmer hadern noch ewig Zorn mit vns hal - ten wil / ſondern allen Gleubigen das ewige Leben ge - ben: So belegt er doch diß Leben nach ſeinem alleinIoh. 3.6. weiſen / guten Raht mit allerley Creutz / Jammer vnd Elend / alſo / daß es wol von Sanct Auguſtino / Co -II. Morti ſub - jecta. pia tribulationis mag genennet werden / ein groſſes Meer / eine gantze Welt / voll Jammers vnnd Elen - des / darauff folgt endlich der Todt / wie ſolches ne -I. Scriptura. ben den Spruͤchen der Schrifft / die jmmerwerende Er - fahrung bezeuget.
Syr. 40. Es iſt ein elend jaͤmmerlich DingSyr. 40. vmb aller Menſchen Leben von Mutter Leibe an / biß ſie in die Erden begraben werden / die vnſer aller Mutter iſt. Job 7. Mus nicht der Menſch jmmerIob. 7. im Streit ſein auff Erden? Job. 14. Der MenſchIob. 14.vom[8]Chriſtliche Leich vndvom Weibe geboren lebt eine kurtze Zeit / vnnd iſt voller Vnruhe / gehet auff wie eine Blume / vnd fel -Eſaiæ 40. let abe. Eſai. 40. Alles Fleiſch iſt Hew / vnnd ſeine Guͤte wie ein Blume auff dem Felde / das HewPſal. 103. verdorret / die Blume verwelcket / denn des HErrnEbr. 9. Geiſt bleſt drein. Ebr. 9. Dem Menſchen iſt geſetzt ein mal zu ſterben / vnd darnach das Gerichte / DoEſaiæ 14. heiſts denn wie Eſaias am 14. ſagt: Motten werden deinIob 17. Bette ſein / vnd Wuͤrme deine Decke / Oder / wie Job ſagt / Die Verweſung heis ich meinen Vater / vnnd die Wuͤrme meine[Mutter] vnd meine Schweſter.
Dieſes Elend Menſchliches Lebens beſchreibt der heilige Geiſt in vnſerm Spruͤchlein mit einem einigenARBEIT. Apoc. 14. Gen. 3. Woͤrtlein Arbeit / domit er nicht allein auff der ſchweiß des Angeſichts deutet / den Gott dem Adam nach dem fall drawet / vnnd jhn derowegen aus dem Garten Eden ließ / das er das Land bawete / Sondern es heiſt auch allerley Muͤh / Jammer vnd Elend Menſchliches Lebens / wie esPſal. 90. der 90. Pſalm zuſammen faſſet vnd ſagt / Es ſey Muͤh vnd Arbeit / darauff nichts anders als der Todt folgen[ᔀᒕᑤᔆᑤ]κόπος. Vide cla - vem ſcri - pturæ in voce labor 1. Eſ. 56. muͤſſe / Denn do ſteht ein heiliger Sprache ein ſolch woͤrt - lein / welchs heiſt Laborem cum defatigatione, eine ſol - che Arbeit daruͤber man endlich des Todes ſein muͤſſe / eben wie hie in vnſerm Spruͤchlein das Woͤrtlein Arbeit auch ſo viel bedeutet.
Solche Muͤhe vnd Arbeit trifft nicht allein die Gott - loſen / ſondern auch die Gerechten / Der Gerechte koͤmptEzech. 3. vmb / ſo wol als der Gottloſe / David ſo wol als Saul / wiewol es bey den Gerechten / oder Gleubigen vnd Chri - ſten zum heilſamen Creutz wird / domit ſie GOtt aus ſon - derlichem Raht vnd Vrſachen beleget / Es trifft nicht al -leine vns[9]Troſtpredigt. leine vns Armen / ſondern auch die Reichen / Es iſt2. Syr. 40. Jammer / Sorge / Furcht / Hoffnung / vn[d]zu letzt der Todt / ſo wol bey dem / der in hohen Ehren ſitzt / als bey dem Geringſten auff Erden / So wol bey dem / der Seiden vnd Kron tregt / als bey dem / der einen groben Kittel an[h]at. Es trifft nicht allein die Alten / ſondern auch die Jungen Wo3. Pſal. 89. iſt / ſagt David Pſalm 89. der da lebet / vnd den Todt nicht ſehe / Es iſt der alte Bundt / du muſtSyr. 14. ſter[b]en.
Fuͤrs Ander bezeuget ſolchs die jmmerwehrendeII. Experien - tia. Gen. 5. Expetients vnnd Erfahrung / Sihe an das Todten Regiſter / Gen. 5. Wo ſind die Patriarchen / Prophe - ten / Apoſteln? Sihe an alle Staͤnde / Vbi ſunt Im - peratores? ſagt Auguſtinus, ubi Reges? ubi DucesSermone 68. ad fratres in eremo. & principes? Wo ſind Keyſer / Koͤnige / Fuͤrſten vnd Herrn? Wer iſt vnter vns niemals kranck geweſen? Wer hat nicht Jammer vnd Elend verſucht? Weme ſind nicht Eltern / Kinder / Bruͤder vnd Schweſtern / oder doch zum wenigſten gute Freunde vnd Verwand - ten geſtorben? Vnd damit wir jetzo anderer Exempel geſchweigen / ſo haben wir allhie liegen vnſere ſelige Fraw Roͤbelin / derer Mund iſt nun geſchloſſen / ſon ſten koͤndte ſie vns von den delicijs generis huma[i], von der Freud vnnd Luſt / oder vielmehr von der Vn - luſt dieſer Welt etwas ſagen / Jch meine jo ſie hats ei - ne zeitlang daher / ſonderlich in jrem jetzigen Lager vnd Kranckheit wol erfahren / vnnd endlich mit dem Tode bezahlen muͤſſen / Das heiſt wie David ſagt: MeinePſalm 30. Tage ſind einer Hand breit bey dir / vnnd mein Leben iſt wie nichts fuͤr dir. Da heiſts: HeuteBroth /[10]Chriſtliche Leich vndroth / Morgen todt / Heute ſtarck / Morgen im Sarck / Heute was / Morgen ein Aß / O / daß ſolches auch andere Leute bedechten / Ach wie garPſal. 39. nichts ſind alle Menſchen / die doch ſo ſicher le - ben / Sela. Darumb ſetz ja niemand ſein Datum auff diß zeitliche Leben / oder auff deſſelben Guͤter / Reich - thumb / Macht / Pracht / Geld / Jugend / Adel / etc. Ach /Syr. 10. ſagt Syrach / was erhebt ſich die arme Erde vnnd Aſche? iſt er doch ein eitel ſchendlicher Koth / weil er noch lebt / vnnd wenn der Artzt ſchon lang dran flicket / ſo gehets doch endlich alſo: Heute Koͤnig Morgen todt / vnnd wenn der Menſch todt iſt / ſo freſſen jhn die Schlangen vnd Wuͤrme / Darumb bewahr dein Ehr / dir wird nicht mehr / Von aller deiner Haab / Denn ein alt Tuch ins Grab.
Saladinus. Saladinus der mechtige Koͤnig in Aſia / ließ ein Bettuch im Feldlager an einer Stangen vmbtragen / vnd darneben außruffen / daß er von allen ſeinen Guͤ - tern nicht mehr als ein ſolches davon bringen wuͤr - de.
Lehr vnd Vermah - nung.Vnnd ſolches ſollen jo zwar jeder zeit alle Men - ſchen / ſonderlichen aber heute bey dieſer Adelichen Leiche / alle Adelsperſonen / Jung vnnd Alt / ſo dieſer Leich ge - folget / wol zu Hertzen vnnd Gemuͤth fuͤhren / daß ſie von Suͤnden ablaſſen / vnnd ſich bey zeiten zu Gott bekehren. Vnd ſo viel vom erſten Stuͤcklein.
WEil denn auff Menſchlichen Jammer vnnd Elend / auch endlich der Todt folgt / fragt man nicht vnbillich / was iſt denn der Todt was iſt deñ ſterben? S. Johannes weis wol Todt vnd Ster - ben ſey kein Kinderſpiel / derowegen / do er von Todt vnd Sterben reden wil / macht er ein herrlichen majeſtetiſchen Eingang darzu / vnd ſagt: Vnd ich hoͤret eine Stim - me vom Himmel zu mir ſagen / Schreibe / Selig ſind die Todten / die im HErrn ſterben / movirt damit attentionem, vnnd macht ein auffmercken / daß man nicht meine / es ſey ſein Gedicht / wie die Propheten auch alſo pflegen anzufahen: Das iſt / das Geſicht /Eſaiæ 1. Oſeæ 1. Ioel 1. Ion. 1. Eſaiæ 1. vnd das iſt das Wort des HErrn / Oder / Es ge - ſchach das Wort des HErrn zu jhme / Daher ſa - get Eſaias am 1. Hoͤret jhr Himmel / vnd Erde nim zu Ohren / denn der HErr redet. Ey lieber Johan - nes / ſags vns noch einmal / was hat dir die Stimm vom Himmel zu ſchreiben befohlen? Selig ſind die Tod - ten / die im HErrn ſterben. Es redet die Stimm nicht von einem ſchlechten gemeinen ſterben / welchs da iſt pri -Morsquid? I. vatio vitæ, eine abſonderung der Seelen vom Leib / oder ein Abſchied des Menſchen aus dieſem Leben / welche al - le Menſchen miteinander gemein haben / Ob gleich der Zeit / Jahr / Monat / Tage vnd Stunden halben zwi -II. ſchen jnenein groſſer vnterſcheidt iſt: Sondern ſie redet von einem ſonderlichen ſeligen Sterben / welchs ſie nennet im HErrn ſterben〈…〉〈…〉 Fragſtu wer der iſt? Er heiſt Jeſus Chriſt / der HErr Zebaoth etc.
B ijDie -[12]Chriſtliche Leich vndDieweil aber nicht alle Menſchen dieſen HErren kennen / jhn auch nicht alle annehmen / ſo folget / daß ſie auch nicht alle in jhme ſterben / vnd per conſequens, auch nicht alle ſelig werden / wie wir hernach hoͤren wer - den / Sondern jhrer viel auch ohne vnd auſſer dem HEr - ren ſterben / Muͤſſen derowegen vber natuͤrliches ſterben / zweyerley ſterben / oder zweyerley todt ſein / das eine heiſt im HErren ſterben / wie die Stimm vom Himmel ſagt / Das Ander heiſt ohne vnnd auſſer dem HERRN ſterben.
I. Im HEr - ren ſterben.Jm HErrn ſterben iſt nichts anders denn im rech - ten Glauben an Jeſum Chriſtum aus dieſem elenden zeit - lichen Leben abſcheiden / denn durch den Glauben ſein wirGal. 3. im HERRN / wir ziehen den HErren Chriſtum in der2. Cor. 5. Tauffe durch den Glauben an / bekleiden vns mit ſeiner erworbenen vnnd geſchenckten Gerechtigkeit / bekommenIoh. 1. dadurch Macht / Gottes Kinder zu werden / vnd bleibenIoh. 15. dadurch im HErren wie die Reben am Weinſtock / ſagt Chriſtus / Johan. 15. nicht allein in vnſerm Leben / ſon -Rom. 14. dern auch im Sterben / alſo / daß es mit den Gleubigen heiſt: Vnſer keiner lebet jhm ſelber / vnd vnſer kei - ner ſtirbt jhm ſelber / Leben wir / ſo leben wir dem HErren / Sterben wir / ſo ſterbenwir dem HErren / Denn dazu iſt Chriſtus auch geſtorben / vnd auffer - ſtanden / vnd wieder lebendig worden / das er vber todt vnnd lebendige ein HErr ſey. Vnnd das iſt nunApoc. 16. das Kleidt / daruͤber der Sohn Gottes Apocal 16 heiſſet wachen / das iſt / daſſelbige biß ans ende anbehalten / da mit wird tod vnd ſterben nicht bloß erfunden werden.
Glavb. Damit wir aber auch wiſſen moͤgen was Glaub1. ſey ſo lerne / daß darzu gehoͤre nicht nur Noticia hiſto〈…〉〈…〉 ędaß[13]Troſtpredigt. daß man die Geſchicht von Chriſto wiſſe / auch nicht nur Aſſenſus, ſolche Geſchicht fuͤr war halten / Denn die2. Iacob. 2. Tenffel wiſſens auch / vnd gleubens / daß es warhafftig ge - ſchehen ſey / haltens fuͤr kein Gedicht / wie es viel Leute dafuͤr achten moͤgen / ſondern es gehoͤrt auch darzu die ap plicatio, daß ein jeder wiſſe / daß Chriſtus mit allen ſei -3. nen Wolthaten / vnd erworbenen Gerechtigkeit ſein ſey / ſein eigen / als ob ſonſt niemand mehr wer / der ſich ſol - cher Wolthaten an zu nehmen. Das heiſt denn / certa fiducia, ein eigner Glaub / der da iſt Eine gewiſſe Zu -Ebr. 11. verſicht / deſſen / das man hoffet / vnnd nicht zweif - felt an dem / das man nicht ſihet / Oder wie jhn Luthe -In Poſtilla Eccleſ. do - minica Re miniſcere. Tom. VIII. Ien. ſuper ult. V. Da vidis f. 52. rus beſchreibt / eine hertzliche zuverſicht auff die Gna - de vnd Guͤte Gottes / die durchs wort erfahren vnd offenbaret wird. Dieſer Glaub / ſagt er an einem andern Ort / iſt vnnd ſol auch ſein eine Standfeſte des Hertzens / der nicht wancket / wackelt / bebet / zappelt noch zweiffelt / ſondern ſtehet / vnnd ſeiner Sachen gewis iſt. Das iſt der rechte Glaube / wer den Glauben hat der lebt im HErren / vnd ſtirbet im HErrn / befiehlt ſein Seelchen Gott in ſeine Hand / in AbrahamsPſal. 31. Schoß / im Paradiß / vnd ſagt mit David vnd Chriſto:Lucæ 16. Jch befehl meinen Geiſt in deine Hende / Vnnd mitLucæ 23. Paulo: Jch bege[h]r auffgeloͤſt / vnd bey Chriſto zuPhil. 1. Matth. 9. Ioan. 11. Luc. 2. ſein. Einem ſolchen wird der Todt ein Schlaff / eine froͤliche hinfahrt. Dieſer Glaub iſt der rechte Sterbkit - tel / das rechte Schlaffhembde / ja das rechte Hochzeit - kleidt / darinnen wir in vnſern Kammern ruhen / biß auffEſaiæ 26. 1. Tim. 6. die erſcheinung vnſers HErrn vnnd Breutgams JEſu Chriſti.
B iijAuſſer[14]Chriſtliche Leich vndII. Ohne den HErrn ſterben.Auſſer vnd ohne den HErrn ſterben heiſt / ohne glau - ben an Chriſtum / ohne wahre Buſſe vnd Vergebung der Suͤnden / in ſuͤnd vnd vnglauben ſterben / wie die Heyden1. Heyden. Epheſ. 2. die von Chriſto nichts wiſſen / die ohn Chriſto ſein / wie wir auch weiland waren / oder die von Chriſto nichts wiſ -2. Tuͤrcken Juͤden. Rom. 11. ſen wollen / wie Tuͤrcken vnnd Juͤden / welche haben einen erbitterten Geiſt / Augen daß ſie nicht ſehen / vnd Ohren / daß ſie nicht hoͤren biß an Juͤngſten tag / Oder die jhnenIII. Papiſten. Chriſti Wolthaten nicht zueignen / nicht gleuben ſondern zweiffeln / wie die Papiſten / wollen nicht mit dem Ver - dienſt vnd Gerechtigkeit Chriſti bekleidet / ſondern in jh -IV. Verzweif - feler. ren vermeinten Wercken vnd Muͤnchkutten ſterben / die da in Verzweiffelung ſterben / wie Cain / Saul / Judas /V. Epicurer. Achitophel / die in verachtung GOttes / ſeines Worts / ohne Abſolution vnnd Sacrament mit vngedult / fluchenVI. Leſterer. vnd leſtern Goͤttliches Worts vnd Namens / in Vnge -VII. Offentli - che vnbuß - fertige Suͤnder. 1. Sam. 25 Dan. 5. 2. Sam. 18. Lucæ 12. 16. horſam / Luͤgen / Auffruhr / Vollerey / Vnzucht vnd der - gleichen Suͤnden dahin ſterben / wie Nabal / Belzaſar / Abſolon / die beyden Reichen / Herodes / Ananias / Sap - phira. Dieſe alle ſterben ohne den HErren / Weil jhre Zuſage vnnd jhr thun wider den HErren iſt / daß ſie den Augen ſeiner Majeſtat widerſtreben / jr We - ſen hat ſie kein hehl / vnnd ruͤhmen jre Suͤnde / wieAct. 12. 5 die zu Sodom / vnd verbergen ſich nicht / weh jhrer ſeelen / denn damit bringen ſie ſich ſelbſt in alles vn -Eſaiæ 3. gluͤck / Eſa. 3. Denn die wa[n]deln blos / daß man jhreApoc. 16. Schande ſihet.
Lehr vnd Vermah - nung Syr. 18.Bedencke ſolches ein jeder heut vnd allezeit / vnd ſihe zu / daß du im HErren lebeſt / auff daß du auch im HEr - ren ſterben muͤgeſt / Spare deine Buſſe nicht bis daß[du]kranck werdeſt / Sondern beſſere dich / weil dunoch[15]Troſtpredigt. noch ſuͤndigen kanſt / Verzeuch nicht from zu wer - den / vnnd harre nicht mit beſſerung deines[L]ebensPſal. 95. bis in den Todt. Verſtockt ewer Hertzen nicht / ſpricht der heilige Geiſt / ſo j[r]heute ſeine Stimme hoͤ -Ebr. 3 ren werdet. Vnd ſo viel vom andern Stuͤcklein.
WAs wird denn auff ſolch im HErrn / o - der auſſer dem HErrn ſterben folgen? was wird vns das ſterben im HErrn fuͤr nutz / vnnd das ſterben ohne den HErrn fuͤr ſchaden bringen? I. Chriſten ſind ſelig.Die im HErrn ſterben / haben deſſen groſſen nutzen: Sie ſind ſelig von nu an. I. Allhie im Glauben. Tit. 3.
Es ſind zwar die lieben Chriſten auch allbereit in jrem leben ſelig / Deñ nach ſeiner barmhertzigkeit hat vns Gott ſelig gemacht / wir haben im Glauben die zuge - rechnete Gerechtigkeit Chriſti / oder vergebung der Suͤn -Imputa - tione. Rom. 4. Pſal. 32. den / wo nu vergebung der ſuͤnden iſt / ſagt vnſer H. Lutheriſcher Catechiſmus / da iſt auch leben vnd ſelig - keit / Selig ſind die / ſagt Paulus aus dem 32. Pſ. wel - chen jhre vngerechtigkeiten vergeben ſind / vnd wel - chen jre ſuͤnde bedecket ſind / ſelig iſt der Man / wel - chem Gott keine ſuͤnde / ſondern die gerechtigkeit zu - rechnet durch den glauben / denn durch den glaubenIoh. 1. Rom. 8. ſing wir Gottes kinder / ſind wir kinder / ſo ſind wir auch erben / nemlich erben Gottes vnd miter[b]enChri - ſti. Solche kindſchafft vnd erbſchafft des ewigen Lebens fuͤlen auch die lieben Chriſten in jren hertzen / vndſind ge - wiß / daß weder Todt noch Leben ſie ſcheiden wird von der liebe Gottes in Chriſto Jeſu / de[n]n der Geiſt Gottes gibt zengnis vnſerm Geiſt.
Die -[16]Chriſtliche Leich vnd1. Ioh. 3. Apoc. 14. Ebr. 13 Ebr. 11.Dieweil aber ſolches noch nicht erſchienen / vnd die lieben Chriſten zu allen zeiten viel Arbeit vnnd Vnruh außſtehen muͤſſen / wie wir im erſten Theil gehoͤret / haben keine bleibende ſtete / etliche haben ſpott vnd geiſſeln erlit - ten / darzu Bande vnd Gefengnis / ſie ſind geſteinigt / zer - hackt / zerſtochen / vnnd durchs Schwerdt getoͤdtet / Sie ſind vmbher gegangen in Peltzen vnnd Ziegenfellen / mit Mangel / mit Truͤbſal / mit Vngemach / der die Welt nicht werth war / Vnnd ſind im Elend gegangen in den Wuͤſten / auff den Bergen / in den Kluͤfften vnnd Loͤ - chern der Erden / denn der Teuffel vnnd Welt ſind jhnen feind / ſind auch noch mit Schwacheit vnd Suͤnden be laden / daraus jhnen manche Vnruhe im hertzen en[t]ſte -Seligkeit in der hoff - nung. Tit. 3. Rom. 8. het / wie an David vnd andern Heiligen zu ſehen / muͤſſen auch endlich ſterben: So heiſt die Seligkeit eine Selig - keit nach der Hoffnung / Tit am 3. Oder in der Hoffnung Rom 8.
Solche vnruh aber hat nun bey denen die im HEr - ren ſterben / ein ende / ſie hoͤrt auff vnnd ſind ſie nun ſelig nicht mehr nach der hoffnung / als die da noch eine zeit lang in Jammer vnd Vnruh ſtecken / vnd wie die Papi - ſten dichten / im Fegfewer liegen vnnd hoffen muͤſſen / biß ſie durch Vigilien vnd Seelmeſſen daraus zur Seligkeit erloͤſet wuͤrden / ſondern ſind nu ſelig in der That / vnndII. Doct in der that. A modo. I. In der ru - he. darzu à modo, von nu an / als bald Leib vnd Seel durch den zeitlichen Todt getrennet werden / da hoͤrt alle Vn - ruh vnd Vngemach auff / vnd ſind nu in der ruhe / davon die Stimm vom Himmel / oder der Geiſt / welcher iſt der heilige Geiſt / ein vberaus ſchon Wort redet: Sie ruhen von j[h]rer Arbeit. Jhr Jammer Truͤbſal vnd Elend / iſt kommen zu eim ſeligen End / an Leib vnd Seel.
Das[17]Troſtpredigt.Das liebe Seelchen tragen die Englein in Abra -1. An Seel. Luc. 23. 16. Pſalm 31. Actor. 7. Ioan. 10. hams Schoß / ins Paradeiß oder in Himmel / ja G[o]tt nimpt ſie ſelbſt in ſeine Hand / darinnen Chriſti Seel - chen auch geruhet / darein David vnnd Stephan jhr Seelchen geleget / doraus ſie niemand reiſſen ſol noch kan / Ach da ruhens fein ſanffte.
Der Leib / Er ſterbe gleich eines natuͤrlichen o -2. Vnd Leib. Eſaiæ 26. der gewaltſamen angelegten Todes / ſo iſt er doch inn der Ruhe / geht in ſein Schlaffkaͤmmerlein / gibt aller Arbeit / Jammer vnd Vngluͤck dieſer Welt gute nacht / die mags nu machen wie ſie wil / oder wie ſie kan / ſo viel jhr GOTT verhenget / Er folgt ſeinem HErren CHriſto / der hat jhn heiſſen gehen / in ſein Schlaff - kaͤmmerlein / vnd allda ruhen biß das Vngluͤck in der Welt fuͤruͤber ſey / biß an den lieben Juͤngſten Tag. Vnd ob er gleich verweſet / von Wuͤrmen gefreſſen / zu Staub vnnd Aſchen wird / liegt nichts dran / ſein Er - loͤſer lebet / der wird jhn wol aus der Erden aufferwe -Iob. 19. cken / wird jhm ſein Seelchen wieder geben / vnd wird als denn mit Leib vnnd Seel bey dem HERren ſein1. Theſ. 4. allezeit in ewiger / vnaußſprechlicher Freud vnd Herr -II. In der herrligkeit. Eſaiæ 64. 1. Cor. 2. 1. Ioh. 3. Ioh. 1. ligkeit / die kein Auge geſehen / kein Ohr gehoͤret / vnd in keines Menſchen Hertze kommen iſt / da werden wir vollkommen ſein / vnnd wird erſcheinen / was da heiſſe GOttes Kinder ſein / oder ſelig im HERrn ge - ſtorben ſein.
Vnnd ſolches deutet die Stimm vom HimmelApoc. 14. oder der heilige Geiſt mit dieſem Wort / da er ſaget: Denn jhre Werck folgen jhnen nach / welchs nichtIre werck folgen jh - nen nach. dahin ſol verſtanden werden / als ob ſie mit Wercken die Seligkeit verdienet / Nicht aus den Wercken /Cſagt[18]Chriſtliche Leich vndEpheſ. 2.ſagt S. Paulus / ſondern daß am Juͤngſten Tag aus jhren Wercken wird erſcheinen / dargethan vnd bewieſen werden / daß ſie gleubige Chriſten vnd Kinder Gottes ge -Apoc. 12. weſen / die im HErrn gelebt vnnd im HErren geſtor - ben / vnnd beharret / haben jhr Leben nicht geliebt biß in den Todt / darumb ſie nun aus jhrer ſeligen Ruhe transterire vnnd verſetzet worden zu der ewigen Herr - ligkeit des ewigen Lebens / darinnen jhnen jhre gute Werck auch reichlich vnd herlich werden belohnt wer -Matth. 25 den / wie Matth. 25. Cap. zu ſehen / da Chriſtus ſa - get / daß er auff dem Stuel ſeiner herrligkeit ſitzend zu denen zu ſeiner Rechten ſagen werde: Kompt her / jhr Geſeg[n]e[t]en / ererbet das Reich / das euch be - reitet iſt / von anbegin der Welt / Denn ich bin hungrig geweſen / vnnd jhr habt mich geſpeiſet / Jch bin durſtig geweſen / vnd jhr habt mich ge - trencket / Jch bin ein Gaſt geweſen / vnnd jhr habt mich beherberget / Jch bin nacket geweſen / vnd jhr habt mich gekleidet / Jch bin kranck ge - weſen / vnd jhr habt mich beſucht / Jch bin ge - fangen geweſen / vnnd jhr ſeid zu mir kommen. Ja / was jhr einem vnter dieſen meinen geringſten Bruͤdern gethan habt / das habt jr mir gethan / Als denn werden die Gerechten eingehen ins ewi - ge Leben.
1. 2. 3.Da werden wir Chriſtum ſehen / wie er iſt in ſei - ner Majeſtet vnd Herrligkeit / ja wir werden die gan - tze heilige Dreyfaltigkeit anſchawen / Vnnd welches noch mehr / vnd ſonderlich troͤſtlich iſt / werden wir Chri - ſto gleich ſein / Denn er wird vnſern nichtigen Leib verkleren / daß er ehnlich werde ſeinem verklertenLeibe /[19]Troſtpredigt. Leibe / nach der wirckung / damit er jhme kan alle ding vnterthaͤnig machen / Alſo / daß dieſer zeit Lei - den nicht werth iſt der Herrligkeit / die an vns ſolRom. 8. offenbaret werden.
Dargegen ſind die / ſo nicht im HErrn ſterbenII. Vnchriſtenvnſelig. Luc. 16. Matt. 22. Ioan. 5. Matt. 25. vnſelige Leute / vnter GOTtes Zorn / kommen weder an Leib noch Seel zu ruh / ſondern fahren hinnunter cum gemitu & fremitu, mit Ach vnnd Wehe / inn die ſchreckliche Pein der Flammen / in die Finſternis / da nichts iſt als heulen vnnd zeenklappen / Vnnd ob ſie gleich am Juͤngſten Tage wieder auffſtehen wer - den / ſo werden ſie doch weder Klarheit noch ewiges Leben haben / Sondern das Endvrtheil Chriſti anhoͤ - ren muͤſſen / Gehet hin jhr Verfluchten in das E - wige Fewer / das bereitet iſt dem Teuffel vnnd ſeinen Engeln / vnd ſie werden in die ewige Pein gehen / da jhr Wurm nicht wird ſterben / jr Fe -Eſaiæ 66. wer nicht verleſchen / vnnd werden ein Grewel ſein allem Fleiſch / daraus ſie ſich in ewigkeit keiner er -Matth. 5. loͤſung zu getroͤſten.
Wer doch kein Wunder / daß die Gottloſen hie derI. Lehr vnd Vermah - nung. Actor. 2. maſſen dafuͤr erſchrecken / daß ſie kein Augenblick in ſuͤn - den verharten / Sondern mit den Maͤnnern zu Jeruſa - lem fragten / Was ſollen wir thun? Denen Petrus antwortet: Thut Buſſe.
Die Gleubigen vnnd Chriſten aber ſollen ſichII. Troſt. deſſen in all ihrem Creutz vnnd Elend troͤſten / vnd mit David ſagen: Wenn ich mich ſuͤrchte / ſo hoffe ichPſal. 55. auff den HErren / Meine zeit ſteht in ſeinen henden /Pſalm 31. Jch hab nun Chriſtum meinen HERRN erkandt / darC ijinnen[20]Chriſtliche Leich vndIoh. 17.innen ſteht das ewige Leben / darzu mir der Todt die Thuͤr auffthut / vnd ein durchgang machet.
I. Fuͤr alle Chriſten. Phil. 1. Lucæ 2. Pſal. 31.Gehets doch hie ſo vbel zu / daß einem geluͤſten ſolte davon vnnd bey Chriſto zu ſein / dorumb lieber Gott / wenn du wilt / loͤß mich auff vnd laß mich fahren / Jn deine Hende befehl ich Leib vnnd Seel / du haſt mich erloͤſt / du trewer Gott. Mit fried vnd freud ich fahr da - hin / etc.
II. Fuͤr Be - truͤbte.Zum Andern / ſollen ſich deſſen auch alle Betruͤb - te troͤſten / ſo vber der jhren toͤdtlichen Abgang bekuͤm - mert ſein / ſonderlich / wenn Gott den Kindern jre Eltern ziemlich wegnimpt / daß ſie Waiſen werden / vnd ſie druͤ - ber weinen vnd klagen / wie wir allhie bey dieſer Begreb -Syr. 38. nis ſehen / Die ſollen nu wiſſen / daß die Schrifft zwar emſſiges trawren zu laſſe / Mein Kindt / ſagt Syrach / Wenn einer ſtirbt / ſo beweine jhn / vnd klage jhn / als ſey dir gros Leidt widerfahren / vnnd verhuͤlle ſeinen Leib natuͤrlicher weiſe / vnd beſtatte jhn ehr - lich zum Grabe / Du ſolt bitterlich weinen / vnnd hertzlich betruͤbt ſein / vnd Leide tragen / Doch troͤ - ſte dich auch wieder / daß du nicht trawrig wer - deſt / denn von trawren koͤmpt der Todt / vnnd des Hertzen trawrigkeit ſchwecht die Kreffte.
Vnd alſo ſollen ſich die / ſo jetzo wegen jhr er lie ben Mutter / Schweſter / Schwaͤgerin vnd Freundin be - kuͤmmert ſein / auch troͤſten / weil ſie ja Gott lob wiſſen / daß / weil ſie im HErren gelebt vnnd geſtorben / nu mehr ſelig / vnnd in der Ruhe ſey / vnnd warte mit allen Außer - wehlten der ewigen Freud vnd Herrligkeit / da wollen wir ſie wieder finden / vnd vns ewig mit jhr frewen. Vnter des wird GOtt die Waiſen behuͤten / vnnd jhnen rechtſchaffen /[21]Troſtpredigt. ſchaffen / laut ſeiner Zuſag / Pſalm 10. 82. 146. DennPſalm 10. 82. 146. 10. 68. Er iſt der Waiſen Helffer / Pſalm 10. Er iſt der Wai - ſen Vater / Pſalm 68. Der wolle ſich jhrer annehmen / vnnd jhnen krefftigen lebendigen Troſt in jhr Hertz ſpre - chen / vnnd ſie vnd allen mit ſeinem heiligen Geiſte regie - ren / daß wir moͤgen ſelig im HERREN leben / ſelig imApoc. 14. HErrn ſterben / vnd ſelig im HErrn aufferſtehen / darzu helff vns die heilige Dreyfaltigkeit / hochgelobt in ewig - keit.
Vnd alſo viel kuͤrtzlich vnnd einfeltig von propo - nirten dreyen Stuͤcklein. Gott gebe / daß wirs wol behal - ten / vnd ſelig brauchen moͤgen / Amen.
NV wollen wir auch von vnſerer Fraw Barbara ſeligen Leben vnd Sterben / in ſpe - cie, vnd inſonderheit etwas anhoͤren / daraus wir vernehmen werden / wie ſie im HERRN gelebt vnd im HErrn geſtorben: Alſo ruhe ſie nun auch im HErren.
Jhr Leben belangende / iſt ſie darein geboren / da1. Vita. Chron. Sax. Span genb. Reuſnerus in opere Gencalo - gico. Chronolo - gia Crentz - hemij. man geſchrieben 1552. welch Jahr ein recht kriegiſch Jahr geweſen / da ſich Churfuͤrſt Moritz von Sachſen vnnd Marggraff Albrecht von Brandenburg mit dem Koͤnig in Franckreich verbunden / die gefangenen Chur vnd Fuͤr - ſten Sachſen vnd Heſſen / von dem Keyſer Carolo V. le - dig zu machen / Darauff Churfuͤrſt Moritz die Clauſen gewann / vnd der Koͤnig in Franckreich im ruͤchwege die Reichsſtadt Metz eroͤbert / welche auch Franckreich nochC iijin henden[22]Chriſtliche Leich vndSleidanus lib. 24.in Henden hat / Marggraff Albrecht aber kriegete wieder Mentz / Trier / Wuͤrtzburg / Bamberg / Woͤrmbs / Spey - er / Nuͤrnberg / vnd zog Hertzog Moritz hernach in Vn - gern / trieb die Tuͤrcken zu ruͤcke / welche ſchon biß genI. Annus Na - tivitatis. Preßburg kommen waren / Vnnd ward in dieſem Jahr auch vnſer aller gnedigſter Herr Rudolphus II. Roͤmi - ſcher Keyſer zu Wien geboren.
II. Dies. Jn dieſem kriegeriſchen Jahr iſt vnſere Fraw Bar - bara ſeliger am Tage Mariæ Liechtmeß geboren / an welchem Chriſtus von Simeon vnd Hanna im Tempel erkandt worden / ohne zweiffel zu bedeuten / ſie wuͤrdeIII. Nomen. auch eine fromme Chriſtin werden / derwegen ſie den ſchoͤ - nen Namen Barbara bekommen / welches eine Perle heiſt / dadurch die Lehr des heiligen Evangelij bedeutet wird.
IV. Familia. Sie iſt aber aus dem alten loͤblichen Geſchlecht derer von Bredow / Loͤwenburgiſchen Stammes gebo - ren worden / welches Geſchlecht von Leuten vnd Guͤ -Ioachimus à Bredou Epiſcopus Brandeb. Liborius à Bredou Præpoſi - tus Bran - deburg. tern jederzeit beruͤhmbt geweſen / vnnd hat ſonderlich ſolchs von Herren Joachim von Bredow Biſchoffen zu Brandenburg / deſſen erhabener Leichſtein vnd Epi - taphium noch allda im Thumb zu ſehen / vnnd von Herrn Liborio von Bredow Thumbprobſten zu Bran - denburg / vnd Churfuͤrſtlichem Brandenburgiſchen vor - nehmen Raht / ein groß anſehen bekommen.
V. Parentes Iacob à Bredou Ingeburgis à Schulen - burg. Jhr Vater iſt geweſen Jacob von Bredow / Chur - fuͤrſtlicher Brandenburgiſcher Hoffmarſchalck / Jhre Mutter Fraw Jngenburg Hanſen von der Schulenburg des Ertzbiſthumbs Magdeburg zu Sandow Heuptmans Tochter.
Nach[23]Troſtpredigt.Nach dem ſie aber nu nach jhrer leiblichen Ge -II. Baptiſmus. burt dem HErrn Chriſto durch die geiſtliche Widerge - burt in der heiligen Tauffe einverleibet / vnd von jhren lieben Eltern / ſonderlich aber von der Mutter ſeligen / (denn jhr der Vater faſt jung / Anno 1560. im achtenVII. Educatio. Jahr jhres Alters abgangen /) zu GOttes furcht vnnd allen Chriſtlichen Adelichen Tugenden erzogen worden / iſt ſie Anno 1569. als ſie ſiebenzehen Jahr alt geweſen /VIII. Nuptiæ. IX. Maritus. am 21 Octobris ehelichen vertrawet worden / Dem wei - land Edlen / Geſtrengen vnd Ehrnveſten / Arnt von Roͤ - bel auff Leubgal / von deſſen Ehr vnd Froͤmmigkeit noch guthertzige Leute allhie zu reden wiſſen.
Jn dieſem Jahr jhrer Hochzeit iſt groſſer Krieg in Franckreich zwiſchen den Baͤbſtiſchen vnd EvangeliſchenLudovicus Princeps Cond〈…〉〈…〉 us. Crentz - heimius. VVolffgan - gus Pala - tinus. Volradus Mansſel - dius. damals geweſen / vnd iſt Herr Ludwig Printz von Condo den 13 Martij von den Baͤbſtiſchen gefangen vnd erſchoſ - ſen worden / Pfaltzgraff Wolffgang am Rhein fuͤhrte im Meyen etlich deutſch Kriegesvolck den Condiſchen zu huͤlff in Franckreich / ſtarb aber im Felde vnd ward Graff Vollrad von Manßfeld hernach vber daſſelbe Volck O - berſter.
Jn jhrer wehrenden Ehe / hat ſie mit jhrem liebenX. Liberi. Juncker ſeligen / ſieben Kinder / 3. Soͤhne vnd 4. Toͤchter am Leben. Sie iſt aber im 16. Jahr jhres Eheſtandes / Anno 85. Witwin worden. Alexander Farneſius Dux Par - menſis. Sixtus. V. Pontifex. M. Ioannes Pontanus in Synopſi.
Wie dieſes Jahr der von Parona im Nie - derlande Haußgehalten / iſt Landkuͤndig / Vnnd iſt ſonderlich dieſes fuͤn[f]f vnnd achtzigſte Jahr zu mer - cken / weil der Babſt Sixtus Quint[u]s mit etlichen ſei - nen Baͤbſtiſchen / einen Bundt gemachet / Wel - chen er die Sanctam Ligam genennet / in welchemſie ſich[24]Chriſtliche Leich vndLiga Pon - tificiorum. ſie ſich vereiniget / alle Evangeliſche Haͤupter / Fuͤrſten vnd Herren / ſampt jren Vnterthanen / Landen vnd Leu - ten / zuvertilgen vnd außzurotten.
XI. Viduitas. Von der Zeit an hat vnſere ſelige Fraw Barba - ra jhr Leben achtzehen Jahr im Wittwenſtande zubracht / mehrer theils allhie in der Stadt / vnnd denn zu Bornß - dorff hart vor der Stadt.
Was nun dieſer Witwenſtandt fuͤr Muͤh / Ar - beit / Jammer vnd Elend auff ſich gehabt / iſt ſchwerlich außzureden / denn vber das / daß allerley BeſchwerungenXII. Adverſa valetudo. mit eingefallen / iſt jhre liebe Mutter / Schweſter / Bru - der / Kinder / Freunde geſtorben / vnd ſie ſelbſt iſt offt vnnd hefftig kranck vnd lagerhafftig worden.
Anno 94. vnnd 95. lag ſie faſt ein gantz Jahr an der ſchwartzen Gelben ſucht / daß ſich niemand jhres Le -D. Lauren - tius Helan - dus. bens getroͤſtet / vnnd erlangte jhr Medicus bey jhrer Cur einen groſſen Namen / daß faſt jederman hernach der Fraw Roͤbeln D. haben wolte. Das heiſt mein ich / nit viel guter tage in dieſer Welt.
XIII. Jn ſolchem jhrem Witwenſtande / was ſolte ſie anders thun / denn daß ſie nach dem Exempel der Wit -Luc. 2. Ioh. 17. win Hanna zu Jeruſalem / ſich zur Kirchen vnd Got - tesdienſt hielt / vnd lernete Chriſium kennen / in welchemall vn -[25]Troſtpredigt. all vnſer Heil vnnd Seligkeit ſteht? Sie furchte n[ac]hXIV. Honeſtas Iudith. 8. Luc. 1. dem Exempel der Witwin Judith GOTT / war ver - nuͤnfftig / from / vntadelhafftig / vnd hatte ein gut Ge - ruͤchte bey jederman / daß niemand vbel von jhr reden kondte / war auch / ſo viel jhr muͤglich / Armen vnndXV. Benedictio divina. 1. Reg. 17. Duͤrfftigen behuͤlfflich / Darumb ſegnet ſie GOTT / daß jhr Mehl im Cad nicht verzehrt ward / vnd jhrem Oelkrug nichts mangelt. Das iſt / Sie hatte als ei - ne Wittwin nach jhrem Stande keinen mangel / Denn die den HERRN ſuchen / haben keinen MangelPſal 34. an jrgend einem Gut.
Gott hatte ſie diß Jahr geſegnet / daß ſie jhrem Hauſe einen ſteinern Fuß fornen her bawen wolte / wie ſie ſolches in jhrer Kranckheit noch gedachte / Aber Gott wolts jhr nicht geſtatten / Er hatte jhr einen Baw erbawet / ein Hauß nicht mit Henden gemacht / das ewig2. Cor. 5. iſt im Himmel. Wir haben hie keine bleibende ſtete /Ebr. 13. die zukuͤnfftige ſuchen wir / Jn meines Vaters hau - ſe ſind viel Wohnungen / ſagt Chriſtus Johannes am 14. Cap. Ioh. 14.
Am vergangenen Sontage drey Wochen / giengXVI. Præpara. tio ad mortem. ſie mit jhren Jungfrawen zum Tiſch des HErren allhie in der Pfarrkirchen / thet den Sonnabend zuvor gar eine ernſte Beichte / mit ſo viel ſeufftzen vnd trawrigenXVII. Vſus ſacræ Cœnæ. Geberden / daß ich mich verwunderte / vnd in Warheit bey mir dachte / es duͤrffte ein Vorbott zu einer groſ - ſen Verenderung ſein / Glaub wol / daß jhr jhr Hertz etwas geſagt / vnd ſich zu einem ſeligen ſterben hierdurch bereiten wollen.
Folgenden Montag wird ſie etwas kranck / vnndXVIII. Morbus wie ich verſtanden / hatte ſie ſich etwas hefftig bewegtDvnd[26]Chriſtliche Leich vndvnnd erzuͤrnet / welchs gleichwol nicht hette ſein ſollen:Iacob. 1. Denn Zorn thut nicht was fuͤr Gott recht iſt / dochPſalm 32. ſagt man / Wil der Todt ein Vrſach haben. Vnnd haben die Chriſten auch jhre Fehl vnnd Gebrechen / legt ſich den Dinſtag hernach / klagte aber nichts als eitel mat - tigkeit.
Den Montag hernach ward ich zu jhr erfodert / fand ſie faſt ſchwach / wechſelt ſtets vmb / mit wenig ſchlaf - fen / vnd wenig wachen / troͤſtete ſie mit Gottes Huͤlffe / der ließ ſich verlauten / er were gerne bey den krancken / viel10. Conſola tiones & colloquia in morbo. Matth. 9. Pſal. 91. Pſalm 27 lieber als bey den ſtarcken / Denn die ſtarcken duͤrffen des Artztes nit / ſondern die Krancken. Jch bin bey jhme in der Noth / ſagt er / Jch wil jhn auch heraus reiſſen.
Vnnd ob wir ſchon von aller Welt verlaſſen we - ren / vnd ſich anſehen lieſſe / als wolte vns Gott ſelbſt ver - laſſen / ſo nimpt er vns doch am liebſten auff / vnd rufft vnsEſaiæ 49 Eſa. 49. gar troͤſtlichen zu: Kan auch ein Weib jhres Kindleins vergeſſen / daß ſie ſ[i]ch nit erbarme vber den Sohn jhres Leibes? Vnnd ob ſie deſſelbigen vergeſſe / ſo wil ich doch dein nicht vergeſſen / Sihe /Eſaiæ 46. in die hende hab ich dich gezeichnet. Vnd Eſa. 46. Jch wil euch tragen biß ins Alter / vnd biß jr graw werdet / Jch wil es thun / Jch wil heben vnd tragẽ / vnd erretten. Mit welchen worten ſich jhre liebe Mutter getroͤſtet / vnd darauff ſelig geſtorben.
Auff den Mitwochen ward ich wieder zu jhr erfor - dert / Vnter andern geſprechen fragte ſie mich dam als gar ſitſam vnd freundlich / Herr Magiſter / ſol ich ſterben[?]ich ſagte Fraw von Roͤbeln / Vnſer Leben ſteht in GOttesHand /[27]Troſtpredigt. Hand / Wol dem vnnd aber wol / der ſelig ſtirbt / Ach / ſagte ſie / meine Kinder wollen vngerne davon hoͤren / daß ich ſterben ſol / ſie meinen / ſie wollen mich mit jh - rem weinen hie behalten / heiſts doch mit mir vnd andern Chriſten / Leben wir / ſo leben wir dem HErrn / ſter -Rom. 14. ben wir / ſo ſterben wir dem HErren / Darumb wir leben oder ſterben / ſo ſind wir des HErren.
Bedenckt doch ſolches lieben Kinder / vnnd weinet nicht alſo: Chriſtus iſt mein Leben / vnd Sterben iſtPhilip. 1. mein Gewinn / Denn alſo hat Gott die Welt gelie -Iohan. 3. bet / daß er jr ſeinen eingebornen Son gab / auff daß alle die an jhn gleuben nicht verloren werden / ſon - dern das ewige Leben haben.
Bath darauff mich vnd den gantzen vmbſtand / wo ſie jemand erzuͤrnet / oder wo ſich in jhrer Kranckheit et - wan Vngebuͤr mit Worten oder Geberden zugetragen / wir wolten jhr ſolches vmb Chriſti willen verzeihen / Be - gerte auch / Jch wolte gar nahe bey ſie ſitzen / Denn ſie hette mir noch vor jhrem ende etwas heimlichs zu vertra - wen / daran jhren Kindern gelegen / ſchlieff aber bald daruͤ - ber ein / wie jhre lieben Kinder vnd der gantze Vmbſtandt gehoͤrt vnd geſehen.
Auff den Freytag iſt ſie auff der einen Seiten gar vnvermoͤglich worden / da iſt der Caplan Herr JacobIacobus Canaus Diaconus Beſcov〈…〉〈…〉 en ſis. zu jhr erfodert worden / der jhr auch ſchoͤne Spruͤche fuͤr - gebetet / Sonderlich aus dem 73. Pſalm: HERR / Wenn ich nur dich habe / ſo frage ich nichts nach Himmel vnnd Erden / wenn mir gleich[L]eib vnnd Seel verſchmacht / ſo[bistu] doch Gott allzeit mei - nes Hertzen Troſt / vnd mein Theil.
Item:[28]Chriſtliche Leich vndItem:
Welchen ſie hernach auch offt widerholet / vnd von jhr ſelbſt freudig angefangen zu ſingen:
Jhre Kinder vermahnet / ſie wollen ſich mit jhren Spruͤchen vnnd Gebeten gefaſt machen / damit ſie das Creutz ſo vber ſie gehen wuͤrde / koͤndten ertragen / vnd alſo gar muhtig vnd freudig zum ſterben geweſen.
Den folgenden Sontag / welcher war der 17. Sontag nach Trinitatis / der 16. tag Octobris / haben jhr jhre Toͤchter viel troͤſtlicher Spruͤche fuͤrgeſagt vnd fuͤrgeleſen / vnter andern auch D. Eberi Geſaͤnglein:
Welchs ſie von Wort zu Wort nachgeſprochen / vnd alſo in ſolchem Gebet vmb o. vhr / als wir gleich in der Kir -II. Mors. chen nach gehaltener Predigt ſie in vnſer gemein Gebet mit eingeſchloſſen / vns geſegnet / vnd ein ſelig ende genom - men / als ſie noch nicht gar 51. Jahr alt worden.
Die[29]Troſtpredigt.Die Seele hat Gott in ſeiner Hand / der Leib ſolIII. Requies à laboribus. neben jhrer ſeligen Fraw Mutter allhie ſeine ruhe haben / biß an Juͤngſten tag / da ſol ſie erwecket vnd herlich ge - machet werden / daß ſie ehnlich werde dem verklerten LeibeIV. Expecta - tio elari - tatis. Jeſu Chriſti / vnnd mit allen[Engeln] vnd Außerwehlten in ewigkeit Gott lobe vnd preiſe.
Hiemit wollen ſich jhre betruͤbte Kinder vnd Ade - liche Freundſchafft troͤſten / vnd wenn das Creutz koͤmpt /Pſal. 10. mit David beten: Du ſiheſt ja / denn du ſchaweſt das Elend vnd Jammer / die Armen befehlens d[u]/ du biſt der Waiſen Helffer. Der iſt bey euch in der noth / der wird euch auch heraus reiſſen.
Gotte dem Vater / Gotte dem Sohne / vnd Gotte dem heiligen Geiſte / ſey Lob / Ehr vnd Preiß / in alle Ewigkeit / AMEN.
M. C. T.
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