DAs walt der Edleſte Creutz Herꝛ vnſer thewꝛer Großmaͤchtiger Erloͤſer vñ Heyland JEſus Chriſtus / welcher vmb vnſernt willenMatth. 26. & 27. * allerley Creutz vnd ſchwere Not / auch endlich den aller Schmehlichſten todt / am Holtz des Creutzes erlidten / vnd dadurch vnſer Creutz / Leyden vnd ſterben gecredentzet vñ durchſuͤſſet hat: Der auch dannen - hero ſeine Glaͤubige Chriſtritter zu allen Truͤbſallen ge - troſt vnd Hertzhafft in allen Zeiten gemachet hat; Das ſieRom. 5. ꝟ 3. Act. 5. ꝟ 41. Roman. 8. ꝟ. 36. 37. 2. Cor. 4. ꝟ. 8. mit groſſer gedult vnd ſtarckem Gemuͤth / ſich der Truͤb - ſallen gefrewet vñ geruͤhmet / vnd durch ſeinen Goͤttlichen beyſtandt dieſelben vberwunden haben. Deroſelbte wolle nun auch an jetzo vns alleſambt / zuvor auß aber / die Hoch - betruͤbten Leydtragenden Adelichen Gemuͤtter mit dem H. Geiſt / dem Gott alles Troſtes / genediglich begaben /Johan. 15. ꝟ. 26. Matth. 10. ꝟ. 38. das ſie jhr Creutz willig auff ſich nehmen / Gottes rath vñ willen vor den beſten erkennen / mit groſſer gedult den em - pfundenen Riß verſchmirtzen / vnd endlich auch durch diß trawrige vñ finſtere Jammerthal / in die jmmer wehꝛende Glory / Frewde vnd Seeligkeit / zu Gott der H. Drey - faltigkeit / vnd der Seeligen Engel vnd Chriſtglaͤubigen Scharꝛ / dringen moͤgen. Vmb ſeines Schmertzlichen Todes vnd Triumphirender Aufferſtehung vnd Himmelfahrt willen. Amen.
ProæmiumANdaͤchtige von Gott geliebete vnd Auß - erwehlete Adeliche zum theyl Hochbetruͤbte Chꝛiſt hertzen / Gar ein ſafftiges Kernſpꝛuͤchlein / welches von Anfang biß hero allen Heyden vnd VnChriſten ver - borgen geweſen / vnnd noch vor denſelbigen verſtecket iſt / finden wir im 68. Pſalm des Hocherlauchten GeiſtreichẽPſal. 68. ꝟ. 20. 21. Koͤniges Davids, deſſen ſich alle trewe Gliedmaſſen JEſu Chriſti / vnd Erwehlte Kinder Gottes / in jhren truͤbſalen frewen vnd troͤſten koͤnnen / wenn er ſaget. v. 20. Gelobet ſey der HErr taͤglich / Gott leget vns eine Laſt auff / aberVerborum Pſalmi al - legatorum expolitio. 1. Er hilfft vns auch Sela. Wir haben einen GOtt der da hilfft / vnd den HErꝛen HErꝛn der vom tode erꝛettet. Hier auß erſcheinet ſo viel. 1. Quod â Deo ſit calami - tatum noſtrarum Exordium. Das der Allgewaltige Gott vns das bittere Wermuth ſtraͤuchlein der truͤbſalen / vnd die ſpitzigen Creutz dieſteln laſſe auff bluͤhen / vnd Er es alſo ſelbſt ſey / der vns eine Laſt auffleget / vnd das Joch2. an den Halß wirfft / 2. quod â Deo veniat omne ſub - ſidium. Das auch eben der GOtt / der vns auß ſeinem Ereutzbecher / einem jeglichẽ ſein Angſttruͤncklein abmiſſet / endlich dem Leyden ſo gnediglich abhuͤlffet / das wir vnsApplicatio ad uſum πασαμυ - ϑηκὸν. 1. gar nicht davor entſetzen duͤrffen: Welches deñ ſehr troͤſt - lich iſt: Denn weñ wir wiſſen / 1. Das vns das liebe Creutz vnd Truͤbſal / auch der Todt ſelbſt / welcher der Suͤnden ſoldt iſt / Rom. 6. v. 23. Von dem lieben Gott zu geſchicket werde / als von deme / der es ja niemals boͤſe / ſondern alle - zeit ſehr gutt mit vns gemeinet hat: Wie ſolches auß ſei - nen Haupt wolthaten / die vns inn dem groſſen Gnaden - wercke der Erſchaffung / in dem Seeligen Liebewerck der Erloͤſung / inn dem Hohen Ehrenwercke der Heyligung / vnd folgends in vnſer gnedigen Verſorgung / Crhaltung /Beſchuͤtzung[5]Chriſtliche Standt Predigt. Beſchuͤtzung vnnd Seeligmachung / widerfahren ſein / er - ſcheinet: So doͤrffen vns nicht ſchaͤndtliche trauer gedan - cken ein kommen / das es vom Teufel od’ von boͤſen Men - ſchen / die ſtuͤndtlich auff vnſerem Zeitlichen vnd Ewigen Schaden vmbgehen / herꝛuͤhre. Vnd wenn vns 2. auch2. wiſſentlich / das vns Gott gnedige Huͤlffe zuſchicken werde / ſo koͤnnen wir vns deſto gedultiger darein ergeben / vnd auff die Huͤlffe des HErꝛn hoffen / nach der vermahnung des Pꝛopheten Habac. 2. v. 3. Koͤnig Davids. Pſal. 27. v. 14. Vnd vnſer anliegen auff den HErꝛen werffen / Pſ. 55. v. 23.Luc. 1. ꝟ 37 Jer. 17. ꝟ 10. 1 Tim. 1. 17. Pſ. 103. ꝟ 8. weil Er iſt ein Allmaͤchtiger / Allwiſſender / Warhafftiger / Allein weiſer / Gnediger vnnd Barmhertziger HERR / Der alles guttes vnd nichts boͤſe machet / wie er Geneſ. 103. Vnd Marci 7. v. 37. Zeugnuͤß hat. Vnd zu deme auß ſei - nem liebreichen Vaterhertzen vns zu vnſerm beſten Zuͤch - tiget / damit wir nicht ſambt d’ Gottloſen Welt verdampt werden / 1. Cor. 11. v. 32. Vnd machet den todt ſelbſt Gott - ſeligen Chriſten zu einem groſſen Gewinn / vnd zu einer Thuͤr vñ Pforte zum Ewigen lebẽ. Phil. 1. 21. 1. Cor. 15. 43. ϖςοσφώ - νησις ad Lugentes ex Hiſt: Telephi.
Derowegen Hochbetruͤbte / vnd ob dieſer Gegenwertigẽ Adelichen Chriſtlichen Leiche inn tieffes Leydt geſenckte Chriſthertzen / gleich wie man vom Thelepho lieſet / der ein Koͤnig iſt geweſen in der Landſchafft Myſia, das er von ſei - nem Soͤrglichen ſchaden / den jhm ſein feind der maͤchtige Heldt Achilles zugefuͤget hatte / nicht geneſen / noch heyl habe werden koͤnnen / ohne durch das Waffen / damit er war verletzet worden / wie der Heyde Ovidius davon ſchreibet:Ovid.
‘Vulnus Achillæo quod quondam fecerat, hosti; Vulneris auxilium Pelias hasta tulit. ’ ()Alſo wollet Euch auch in Ewrem Leyd vnd Klagen zu dem wenden / der Euch geſchlagen vnd betruͤbet hat / denn der allein kan Euch wider heylen vñ helffen / wie Job am 5. v. 17. A iijlehret:[6]Chriſtliche StandtPredigt. lehret: Vnd wenn Er zubricht ſo hilfft freylich auſſer jhm kein bawen / Job am 12. v. 14. Er iſts allein der da toͤdtet vnd lebendig machet / der in die Helle / vnd wider herauß fuͤhret / 1. Sam. 2. v. 6. Damit nun dieſem nicht ohne beſon - deren Nutz vnd mercklichen fromen nach gelebet werde / ſo wollen Wir vns inn die aller bewehrteſte Apotecken des H. Geiſtes / Nemlich inn die H. Schriefft wenden / vnd(Propitio DEO) darinnen auffſuchen eine koͤſtliche Hertzlabung / ſo vor - nehmlich wider das Hertzgeſpan / welches der toͤdliche Ab - ſchiedt der lieben vnſrigen erꝛeget / dienen kan. SolcheDñca Can - tate. aber finden wir inn der Hertz erquickenden Valetpredigt vnſers Hochgelobten Heylandes JEſu Chriſti / da Er am Neheren Sontags Evangelio ſein eygenes Leyden vnnd ſterben / deſſen wir vns hoͤchlichen zu erfrewen haben / gar mit einem lieblichen Zucker vberzeucht / vnd durchſuͤſſet / vnd auch eben vnſerm Todt vnd Leyden dieſelbige ehre anthut / in dem Er zu ſeinen lieben Juͤngern vnd Apoſteln ſaget Johannis am 16. Cap. ꝟ. 5.
Dieſen Worten jetzo Einfaͤltig inn der Furcht des HERREN nach zudencken / wolle vns der Meyſter / demEſa. 50. ꝟ 4. Gott eine gelehrte Zunge gegeben hat / ſeinen Geiſt vnd gnedigen Beyſtandt verleyhen / vmb ſeines allerheyligſten Nahmens willen. Amen.
Sepulturas honoriſicas inſtituere Chriſtianũ eſt & juſtũ. HOchbetruͤbte / Jedoch von GOtt geliebte Andaͤchtige vnd Außerwehlete inn Chriſto JEſu vnſerm Heylande / auch ohne mein erjnnern / wird allen Gott vñ Ehrliebenden hertzen nicht vnbekandt ſein:Das[7]Chriſtliche StandtPredigt. Das es recht vñ wol gethan / wañ die Hertzlieben vnſrigen durch den Allgemeinen Leutfreſſer vnnd Vngehewren Menſchen wuͤrger den Todt / auff GOttes wol bedachten Rath / gnedigen Befehl / vnd gutten willen vns entzogen werden: Das wir dieſelben als Gottes werthen Schatz / zum gewiſſen Zeugnuͤß vnſerer Hoffnung / von der Allge - meinen Aufferſtehung alles fleiſches; Chriſtlichem bꝛauche nach / Ehrlich vñ Sittlich / der Erden die vnſer aller Mut - ter iſt / vberantwoꝛten vñ vertrawen; Vnd vnter andern Chriſtlichen Ceremonien auch mit Anmuttigen Leich ver - mahnungen / vnnd Abhandlung eines Lieblichen Troſt - ſpruͤchleins / oder einer Denckwuͤrdigen Hiſtorien / auß dem troͤſtlichen Krafftbuche der H. Schrifft / vns mit den Lieb geweſenen vnſerigen ſehnlichen letzen vnd geſegnen; nicht zwar das etwa dadurch den im HErꝛn entſchlaffenen eine Huͤlffe zu keme / derer ſie auff Erden gar nicht mehr bedoͤrffen / noch da ſie jhrer gleich bedoͤrfften im wenigſtenConcionib. ſunebribus prællatur Cultus. genieſſen koͤnnen. Sondern das man damit einen dienſt leyſte.
1. Deo Ter optimo Maximo. Dem Ewigen vnnd1. DEO Ter Opt. Max. Allmaͤchtigen Gotte / das derſelbte in der groſſen Gemeine gepreiſet / vnd ſein Nahme des HErꝛen Chriſti bruͤdern geprediget werde. Pſal. 22. v. 23. Deſſen Ehr vnd Hoheit wir deñ an allen Oꝛten zufoͤdern ſchuldig ſein / vornemlich aber vñ am allermeyſten in dem ort / da er ſeines Namens Gedaͤchtnuͤß hin geſtifftet hat / Exod. 20. v. 24. Vnd zu der Zeit / da Er ſeine gegenwart / mit ſeiner gewaltigen Hand vnter vns beweiſet.
2. Populo in luctu conſtituto. Den betruͤbten Hertz2. Populo in luctu con - ſtituto. vnd Bluts verwandten des verſtorbenen. Denn offt die Leydtragenden dermaſſen betrubet ſein / das ſie ſich gantzTroſtloß[8]Chriſtliche StandtPredigt. Troſtloß befinden wollen / welche weinenden man ja nicht ohne Troſt laſſen ſoll / Sir. 7. v. 38. Roman. 12. v. 15. Vnnd was fuͤr Leyd vnnd Trawrigkeit bey Chriſtlichen hertzen zu finden ſey / wenn ſie die Hertzlieben jhrigen verliehren ſollen / wird nebẽ dem Exempel des H. Patriarchen Jacobs Gen. 37. v. 33. 34. 35. ein jeglicher Menſch an jhm ſelber wol befinden: Weil ſolche eingepflantzte Trawrigkeit / ob der jhrigen verluſt auch an den vnvernuͤnfftigen Creaturen zu ſehen iſt.
3. Piè in Chriſto deſuncto. 3. Wird mit Chriſtlichen Leichvermahnungen ein dienſt geleyſtet / Piè in Christo DEi defuncto. Der ſelig im HErꝛen JEſu abgeleibeten Perſon; Nemlich alſo / das man deroſelben in allen ehren gedencket / weil es ja heiſſet / Pſal. 112. v. 6. In memoria æterna erit juſtus. Des Ge - rechten wird nimmermehr vergeſſen; Vnd beyneben kan auch den Vnholden vnnd Laͤſterern das Maul geſtopffet werden / die den Abgeſtorbenen nur alles vbels nachreden; Da es doch billich gehen ſolte nach der gemeinen Regel / de Mortuis nil niſi bene, von den Todten ſoll man nichts denn alles guttes reden.
4. Cuilibet in locũ luct - accerſito. 4. Cuilibet domum & locum luctus ſecuto. Allen denen die ſich dem lieben verſtorbenen den letzten Ehren - dienſt zu leyſten / in das Klag vnd Trawrhauß eingeſtellet haben / das dieſelben bey der Chriſtlichen Leichbegaͤngnuͤß ſchoͤpffen moͤgen.
1.1. Fragilitatis ſuæ agnitionem, Erkaͤndtnuͤß der Menſchlichen Gebrechligkeit / das aller Menſchen leben nur einer Handbreit bey Gott iſt / Pſal. 39. v. 7. Vnd nur wie ein Graß / das da fruͤhe bluͤhet vnd bald welck wirdt. Pſalm. 90. v. 6.
2. Superbiæ[9]Chriſtliche StandtPredigt.2. Superbiæ devitationem. Vermeydung der Schnoͤ -2. den Hoffarth / weil Sir. c. 10. v. 9. ſeqq. ſaget. Was erhebet ſich die arme Erde vñ Aſche? Jſt er doch ein eytel ſchaͤndt - licher Koth weil er noch lebet / ꝛc.
3. Aſſiduam vitæ correctionem. Zeitliche Beſſerung3. des Lebens / das man auch einem jeglichen waß ruͤhmliches nachſagen moͤge / das jhm die Glocken wie man ſaget / auch wol klingen moͤgen / weil in Leichpredigten Nothwendige meldung / von eines jedern Leben vnnd Verhaltung ge - ſchehen muß.
Darumb denn dieſe Chriſtliche Gewonheit ſchon im Alten Teſtament in acht genommen worden iſt / wie RabbiRabbi Ha - namiab Hanamiab in lib. ſent. expl. Ezeth. 24. bezeuget / da er ſaget: Nullum fit funus in Jſrael ſine verbo Prophetico. Das iſt vnter dem Heyligen Volcke Gottes iſt keine Leiche zur Erden beſtattet oder in die Erde geſetzet worden / ohne be - trachtung Goͤttliches Wortes. Vnd alſo ſindt auch die Klagen vnd Traur convent vber den verſtorkenen Her - ligen zu nichts anders angeſtellet geweſen / als bas ſie wid’ die Angſt jhres Hertzens ſich auß Gottes Wort vnter ein - ander getroͤſtet haben.
Dieſe Alte / Gutte / Heylſame vnd Hochnuͤtzliche Ge - wonheit / wollen wir nu jetzo im Namen des lieben Gottes beſtettigen / vnnd der Adelichen Hochbetruͤbten Frawen Wittibin / vnnd jhren gar fruͤhezeitig inn den Elenden Waiſenſtandt geſetzten Adelichen Kinderlein / wie denn auch der gantzen Leydtragenden Loͤblichen vnd Adelichen Freundtſchafft zu beſonderm Troſt / vnd andern aber zu Nuͤtzlichem vnnd Nothwendigem bericht / die verleſenen kurtzen Wort vnſers lieben Erloͤſers JEſu Chriſti auffs einfaͤltigſte erklaͤhren / vnd in dieſem kurtzen TroſtpunctBVer -[10]Chriſtliche StandtPredigt. Propoſitio. verfaſſen: Nemlich / wie die Anweſenden Leydtragenden / vnd alle frome liebe Kinder Gottes / der geliebten jhrigen vnd jhr eygenes abſterben / ſollen achten vor kein verterbẽ / Sondern vor einen Seeligen hingang / auß dieſem Zeit - lichen viel Muͤheſamen Jrꝛlandt / in das Frewdenreiche Himliſche Vaterlandt.
Votum. Der Herr des Todes / vnd Fuͤrſt des Lebens vnſer Himmels Koͤnig JEſus Chriſtus laſſe ſeinen H. Geiſt / durch das Werckzeug meines Mundes geſchaͤfftig vnnd thaͤttig ſein; Jhme zum Preiß ſeines Heyl. Nahmens / vns aber zum Troſt vnd Ewigen heyl. Amen.
Cauſæ me - ditationis propoſiti textus. DJEſe wenige Woͤrtlein habe Jch durch Goͤttliche huͤlffe mir an jetzo zu erklaͤhren vorge - nommen / vielmehr aber nur zu erwegen / weil ſie an jhnen ſelber klar vnd verſtendlich gnungſam ſein.
1. Temporis & loci co - hærentia. 1. Propter temporis & loci præſentis Cohœrentiam. Weil ſie der HErr JEſus zu ſeiner Thewr erkaufften Chꝛiſtglaͤubigen gemein / im nechſten Sontags Evangelio in der offentlichen Verſamlung ſelbſt geredet hat; Vnd dieſelben auch die Anweſende Adeliche Leiche / durch mich / zu jhrem lieben Hertz vnd Blutsfreunden jetzo redet vnd Außſpricht.
2. CHRISTI & defuncti amicitia. 2. Propter familiarem Christi, & hoc abitu Defuncti, ut Chriſtiani veri, amicitiam. Weil dieſer Rittermeſſige vnnd Adeliche rechtſchaffene Kern Chriſt / dem Leibe vnd der Seele nach / ſeinem Ewigen Seelen - ſchatz dem Herren Chriſto / inn ſeinem Leben / mit trewer Freundſchafft verbunden geweſen / vnd nun durchhuͤlff[11]Chriſtliche Standt Predigt. huͤlff des Zeitlichen todes / durch das Vnauffloͤßliche band der Vollkommenheit gaͤntzlichen mit jhm vereinbahꝛet iſt / daß man nun gar wol einerley Wort vnnd Reden von beyden gebrauchen mag.
3. Propter Praxeos horum verborum evidentiam. 3. Praxeos evidentia. Weil dieſe Woͤrtlein nicht allein vom HErꝛen Chriſto vnd dieſer Perſon ſind geredet / ſondern auch von beyden in der that erfuͤllet worden.
4. Propter Solatii pro mœrentibus excellentiam. 4. Solatii ex - cellentia. Weil die Hochbetruͤbten Adelichen Freunde / auß dieſem Hochtroͤſtlichen Woͤrtlein / weñ ſie jhnen tieff nachſinnen werden / gleich wie auß einem zerriebenen ſtuͤcke Wuͤrtze / groſſe Ergetzligkeit / Troſt vñ Linderung jhꝛer Trawrigkeit werden ſchoͤpffen / vnd demnach mit Koͤnig David Pſ. 94. v. 19. werdẽ ſagen koͤnnen / Secundum numerũ afflictio - num mearũ conſolationes tuæ lætificaverunt animam meam. Jch hatte viel bekuͤmmernuͤß in meinem hertzen / Aber deine Troͤſtungen HErr ergetzen meine Seele.
Was derowegen vnſere Evangeliſche Krafft woͤrtleinDeclaratio verborum textualiũ primaria. anbetriefft: Nun aber gehe ich hin zu dem der mich geſand hat: So hat dieſelben geredet inn ſeiner letzten Valetpredigt / vnſer treweſter Seelenfreundt / ja vnſer Gnediger HErr vnd Heylandt JEſus Chriſtus: Er hat ſie aber geredet vnd gebꝛauchet / ſein bitteres Leyden vñ ſterben / vnd ſeine hernach erfolgete froͤliche Aufferſtehung vnd Himmelfahrt primariò, vns damit gantz troͤſtlichen einzubilden.
Dann das Er ſein Vnaußſprechliches Leyden vnndJucũdiſſi - ma paſſio - nis & mor - tis Chriſtli Indigitatio ſchmehliches ſterben / nicht nennet / ein ſchweres Vngluͤck / ein groſſes Creutz / bittere Angſt vnnd Peinliche Noth /B ijSondern[12]Chriſtliche StandtPredigt. Sondern gar mit lieblichen Worten einen Hingang zu ſeinem Himliſchen Vater; Das hat Er vns zum beſten gethan / wie Er denn auch bald hierauff ſeine Hertzlabende Wort ſetzet: Expedit vobis ut Ego vadam, Es iſtJoh. 16. ꝟ 7. Euch gutt / das Jch hingehe / Das iſt / das Jch mich auß eygenem freyem Willen / vnd auß bruͤnſtiger Liebe gegen Euch / in die aͤuſſerſte Not ſtecke / mir mein Blut vergieſſen laſſe / vnd mein Leben in die Schantze wage / vnd daſſelbe vor Euch meine Schaͤfflein dahin gebe / Joh. 10. v. 15. Das geſchicht alles Euch zum beſten. Denn durch dieſen meinen Hingang / werde Jch Euch vollkoͤmblich mit dem lieben GOtt verſoͤhnen / vom Todt / Teufel / vnd der Ewigen Pein erloͤſen / von der Vermaledeyren Helleſtraſſe ab - fuͤhren / vnd Euch die ſtaͤtte vnd wohnungen inn meines Himliſchen Vaters Hauſe bereyten / auch den Weg baͤh - nen vnd brechen / vnd Euch denſelben zeygen vnd weiſen / Auff welchem jhr zum Ewigen leben einhergehen / vnnd deſſelben nicht fehlen werdet koͤnnen / vnd ob jhr gleich Zeitlich werdet ſterben muͤſſen / ſo wird Euch doch der todt nicht ſchrecken koͤnnen / ſondern Euch viel mehr erfrewen muͤſſen / weil Er Euch nichts anders als ein Hingang zu Ewrem Himliſchen Ewigen Vater ſein muß.
Hierauß erſcheinet nun waß guttes vns auß des HErꝛn Chꝛiſti hingange zu ſeinem Vater erfolget ſey. Nemliche:Duplex fructus Abitus D. N. I. C. 1. Salutis noſtræ cõ - ſirmatio. 1. Salutis noſtræ Confirmatio. Die Grundtfeſte vnſerer Ewigen Seeligkeit / das wir wiſſen koͤnnen / das wir gewiß hie in der hoffnung / vnd dort in der that ſollen vñ muͤſſen Seelig ſein; Weil inn keinem andern Heyl / auch kein ander Nahme vns Menſchen gegeben iſt / darinnen wir ſollen Seelig werden / als allein der Hochwerthe Nahme JEſu Chriſti / des Grundt vnd Eckſteins / auff welchemvnſre[13]Chriſtliche StandtPredigt. vnſre Seeligkeit vnbeweglich ſtehet / Act. 4. v. 11. 12. Vnd das wir allein auß Gnaden durch den Glauben an dieſen vnſern Wolverdienten Heylandt vnnd Erloͤſer JEſum Chriſtum muͤſſen Selig werden. Epheſ. 2. v. 8. Act. 15. v. 11. Vnd an jhm allein als an der rechten Himmels leyter / welche dem Heyl. Patriarchen Jacob im Geſicht gezeygetCHRIſtus aniea in eælum Scala. worden / Geneſ. 28. v. 12. Den Himmel erſteygen muͤſſen / Als der auff der Erden ſtehet / mit ſeiner vns (auſſer der Suͤnde) gantz Gleichfoͤrmigen Menſchheit / vnd mit der ſpitze ſeiner Gottheit / (alſo zu reden) hinauff in den Him - mel reichet / ja vber alle Himmel. Deſſen Seitenbeine / Das iſt ſein Heyliges Wort vnd Hochwuͤrdigen Sacra - mene / ſtarck vnd ſchwer genugſam ſein / vnd keinem Hel - liſchen Sturmwinde / auch keiner Tyranney noch Leib - lichen gewalt weichen oder nach geben; Wenn ſie nur mit der Hand des Glaubens ergrieffen / vnd ſteiff gehalten werden. Dieſelben leyten die Engel Gottes / das iſt alle1 Joh. 1. ꝟ 13. Glaͤubige vnd von jhren Suͤnden durch des HErrn Chriſti Blut gereinigte Menſchen / auff den Sproſſen die im Andern Articul vnſeres Glaubens verfaſſet / vnd feſt verboret ſein / jmmer per Preces & Suſpiria, auff vnd ab / biß ſie endlich gar werden mit jhm zu ſeiner Frewd vnnd Herꝛligkeit eingehen / vnd bey jhm ſein vnd bleyben alle - zeit. Matth. 25. v. 12. 1. Theſſal. 4. v. 17.
Hieher ſiehet nun dz guͤldene Heylſpruͤchlein des HErꝛn JEſu Chriſti / Johan. 3. v. 16. Alſo hat GOtt die Welt ge -Salus ani - marum æ - terna con - ſiſtit. liebet / das Er ſeinen einigen Sohn gab / Auff das alle die an jhn Glaͤuben / nicht verlohren werden / ſondern das Ewige leben haben / welches vns lehret / das vnſere Selig - keit beſtehe: 1. In Gratuita Dei dilectione, In der1. In Gratui - ta Dei di - lectione. Gnadenreichen Lieb vnd Barmhertzigkeit GOttes / derB iijſeines[14]Chriſtliche StandtPredigt. ſeines eygnen Sohnes / der da iſt der glantz vnd EbenbildChriſtus datus & miſſus. ſeiner Herꝛligkeit vñ ſeines Goͤttlichen weſens / Heb. 1. v. 3. nicht verſchonet hat / ſondern für vns alle dahin gegeben.
1. In carnis noſtræ vi - litatem. 1. In carnis noſtræ vilitatem. Da Er ſich ſeiner Him - liſchen wohnung vnd darneben aller Mayeſtet vñ Herꝛlig - keit / eine Zeitlang aͤuſſern vnd verzeyhen / Knechtes geſtalt an ſich nehmen / vnd vnſer einem gleich vnd ein elender duͤrfftiger Menſch hat werden muͤſſen / der auch Hunger vnd Kummer / vnd alle Menſchliche truͤbſalen verſuchet hat / wie wir leſen koͤnnen. Philip. 2. v. 7. 8. Hebr. 2. v. 17.Anshelmꝰ. welches vns deñ zum beſten geſchehen iſt / denn wie Anshel - mus ſaget / ſo iſt Christus humilitas noſtra ſublimitas. Chriſti Demuth vnd Niedrigkeit / vnſer Adel / Ehr vnd Hoheit.
2. In Sum̃am vitæ pau - pertatem2. In Summam vitæ paupertatem, Jn groſſe Noth / Armuth vnnd Betteley / wie ſolches die Armſelige vnnd elende Geburt des HERREN Chriſt zu Bethlehem im finſtern Stalle in harter Winterszeit klaͤrlichen darthut / Luc. 2. v. 7. 12. Vnd der Sohn Gottes ſelber hievon redet. Matth. 8. v. 20. Die Fuͤchſe haben jhre Gruben / vnd die Vogel vnter dem Him̃el haben Neſter / aber des Menſchẽ Sohn hat nicht / da Er ſein Haͤupt hinlege; Dieſe Armut Chriſti iſt abermal vnſer Schatz; wie es S. Paulus be - zeuget. 2. Cor. 8. v. 9. Jhr wiſſet die Gnade vnſers HErꝛn JEſu Chriſti / das ob Er wol Reich iſt / (als deſſen Him̃el vnd Erden Eygenthuͤmlich iſt / Pſal. 24. v. 1. Pſ. 8. v. 7. ſeqq. ) ward Er doch Arm vmb Ewernt willen / auff das jhr durch ſeine Armut Reich wuͤrdet.
3. In mortis aſperitatẽ. 3. In mortis aſperitatem, GOtt der Himliſche Vater hat ſeinen lieben Sohn gegeben / in den allerſchrecklichſten vnd abſchewlichſten Todt des Creutzes / das Er da mittenZwiſchen[15]Chriſtliche StandtPredigt. Zwiſchen Himmel vnd Erden / als der Ergeſte Ertzbube vnter den Moͤrdern vnd Vbelthaͤtern ſeinen Geiſt auff - geben / vnd noch darzu in ſolcher vnſeglichen Angſt / Wehe - klagen muß / das Er võ Gott verlaſſen ſey / Matth. 27. v. 46. Das heiſſet ja GOtt preyſet ſeine Liebe gegen vns / das Chꝛiſtus fuͤr vns geſtorben iſt da wir noch Suͤnder waren / ſo werden wie je viel mehr durch jhn behalten werden fuͤr dem Zorn / nach dem wir durch ſein Blut gerecht worden ſindt. Rom. 5. v. 8. Hievon ſaget Bernhard. Ut ServumBernhard. redimat Deus, non pepereit Filio. Gnade vber alle Gnade / das der Knecht frey vnd loß gelaſſen moͤchte wer - den / muß der eygene vnd nur einige allerliebſte Sohn herhalten.
2. Lehret vns das Evangeliſche Kernſpruͤchlein des2. Conſiſlit Salꝰ noilra In plena - ria Meriti Chriſti Sa - tisfactione. HErꝛen Chriſti / das vnſere Seeligkeit beſtehe: In ple - naria Meriti Christi Satisfactione, In der vollkom - menen Gnugthuung des HErꝛn JEſu Chriſti / vñ ſeinem bahr außgezehlten Rantzion vñ Loͤſegelde / in dem Er ſich vnter das Geſetze gethan hat / auff das Er die ſo vnter dem Geſetze waren erloͤſete / das wir die Kindtſchafft empfangẽ. Gal. 4. v. 5. Vnd der vns erloͤſet hat võ Fluch des Geſetzes /Col. 2. ꝟ 14. da Er ward ein Fluch fuͤr vns / Gal. 3. v. 13.
3. Erſcheinet auß dem ſafftigen Chriſtſpruͤchlein / das3. In ſideli apprehen - ſione. vnſere Seeligkeit beſtehe: In fideli apprehenſione, Jn Glaͤubiger zueygnung des Verdienſtes JEſu Chꝛiſti / weil Er ſaget / Auff das alle die an jhn Glaͤuben nicht ver - lohren werden / ſondern das Ewige leben haben / wie auch kurtz zuvor von dieſem Mittel vnſerer Seeligkeit geſaget worden / Jnn dieſer Verheiſchung beſtehet nun PrivatioNon peri - re. omnis mali & poſitio omnis boni: Denn nicht verloren werden / iſt / von der Suͤnde / vnnd von dem Tode derSünden[16]Chriſtliche StandtPredigt. Suͤnden ſoldt vnd aller Ewigen ſchuldt vnd pein / ja auchVitã æter - nã habere. von allem Hertzleydt Ewiglich befreyet ſein. Das Ewige leben haben / iſt ſolcher frewde genieſſen / die wir in dieſer Welt nur mit Gedancken nicht erꝛeichen koͤnnen. WelchePhil. 3. ꝟ 21. beſtehet inn Ewiger Seeliger Anſchawung vnd Beywoh - nung der Heyl. Dreyfaltigkeit / welche vnſere verklaͤrte Leiber vnd Seelen mit Ewiger frewde / Luſt vnd Wonne ſettigen wirdt; Denn bey GOtt iſt frewde die fuͤlle / vnd Lieblich weſen zu ſeiner Rechten Ewiglich. Pſalm. 16. v. ult. Eſa. 64. v. 4. 1. Cor. 2. v. 9. So hat ſich nun der HERRCHRIſtus omnium Sanctorum peregrinã - tium〈…〉〈…〉 inceſſit in via. JEſus inn den Tagen ſeines Fleiſches auff dieſer Erden erwieſen / als aller Heyligen Frembdlingen Koͤnig vnd Hertzog: Ja als aller benoͤttigten / beſchuldigten / vnd be - truͤbten Leute Obriſter David. 2. Sam. 22. v. 2. Vnd inn ſolcher ſeiner zeitlichen Pilgramſchafft hat Er erwehlet zu Wandeln.
1. Panperta - tis. 1. Den Weg aͤuſſerſtes Armuts / wie kurtz zuvor er - wieſen. 2. Den Weg rechter vnnd Warhafftiger Liebe /2. Charitatis. wie Er ſelber ſaget / Auß groſſer Lieb vnd Huld / nam ich auff mich deine Schuldt / gab mich williglich darein / fuͤr dich zu leiden die pein: Vnd beim Pꝛophetẽ Eſa c. 43. v. 25. Jch / Jch tilge deine Vbertrettung vmb meinent willen. ꝛc. 3. Hamilita - tis. Cant. HErꝛ dein Lieb ſo groß dich gezwungen hat / das ꝛc. 3. Den Weg tieffſter Demut / wie Er ſaget Matth. 11. v. 29. Lernet von mir / denn Jch bin Saufftmuͤttig vnnd von4. Perfectæ probitatis. Hertzen Demuͤttig. 4. Den Weg eines vollkommenen Gehorſams / welchen S. Paulus beſchreibet. Phil. 2. v. 8.5. Volũtariæ patientiæ. 5. Den Weg groſſer Gedult / deſſen gedenckt der Geiſt - reiche Pꝛophet Eſaias c. 53. Vñ S. Petrus. 1. Pet. 1. c. 2. v. 22.6. Fortiſſimæ victoriæ. 6. Den Weg der Ritterlichen Vberwindung vnnd des Herꝛlichen Sieges / in dem Er dem Helliſchen Lewen vndDrachen[17]Chriſtliche StandtPredigt. Drachen dem Teufel / vnd dem Gifftigen Crocodyl vnd1 Joh. 3. ꝟ 8. Lindwurm dem tode obgeſieget / vnd ſeine Hertzliebe braut vnd Gemeine von ſolchen ſchrecklichen feinden gar maͤch - tiglich erloͤſet hat / wie er ſolchen Sieg verkuͤndiget / Oſ. 13. v. 14. Vnd der Hocherlauchte Heyden Doctor Paulus alle Heyligen Gottes ſich deſſen zu frewen / vnd Gott hertz - lich dafuͤr zu dancken vermahnet. 1. Cor. 15. v. 57.
2. Jſt vns auß des HErren Chriſti Hingange2. 〈…〉〈…〉Miſeriare & mortis noſtræ ſan - ctificatio. zu ſeinem Vater erfolget Miſeriarum, & mortis noſtræ Sanctificatio, Vnſeres Zeitlichen Leydens vnnd Todes Heyligung / Denn der HErr JEſus hat inn dieſem ſeinem Hingange in ſeinem Fleiſch geliedten / auff daß / wann wir mit jhm leyden / wir vns daruͤber frewen ſollen / als die wir auch zur Zeit der Offenbahꝛung ſeiner Herꝛlig - keit frewde vnd wonne mit jhm haben werdẽ. 1. Pet. 4. v. 13 Es iſt aber auch vnſer trewer Seligmacher geſtorben / vnd alſo hat Er von beyden / Nemlich von ſeinem Leyden vnd Todt zu gleich geſaget / das Er dadurch zum Vater gehe / das auch wir vnſere Zeitliche truͤbſall / wie ſte jmmer ſein mag / Ja auch endlich vnſer Zeitliches abſterben / ſollen vor einẽ hingang zu Gott vnſerm Vater halten vñ erkennen.
Zwar alle Zuͤchtigung / wenn ſie da iſt / duͤncket ſie vnsOccupatio â naturali calamitatũ & mortis aſpectu. nicht frewde / ſondern Trawrigkeit ſein. Hebr. 12. v. 11. Aber darnach wird ſie gebẽ eine Friedſame frucht der Gerechtig - keit / denen die dadurch geuͤbet ſindt / Denn wie der Alte Lehrer Gregorius ſaget: Mala quæ nos hic premunt,Gregor. Nazianz. ad Deum ire compellunt, Vnd Nazianzenus, Crux eſt optimum pharmacum ad ſalutem.
Naturalis vel potius legalis mortis forma. Alſo / wenn die Menſchliche vernunfft den Todt an jhm ſelbſt vnd nach dem Geſetze anſchawet / ſo erſchrickt ſie ge - wiß nicht wenig / als vor einer Straffe Gottes / die vmb der Suͤnde willen vber vns kom̃en iſt; Zumal ſiehet man ſolches an ſterbenden vñ mit dem tode ringenden Leuten / wie ſaur ſie es ankoͤmpt / wie jhnen der Angſtſchweiß auß - bricht / ja es erſchrecken wol die aller Maͤnnlichſten Perſo - nen vorm Tode / vnd hoͤren jhn nicht gerne nennen noch davon reden; Weil einem Natuͤrlichen Menſchen wol wiſſendt / was er vor ein ſcheutzlicher Gaſt iſt / vnd wo zu er vns Menſchen machet. Darumb thut es ſchr wehe / vnd ſchmertzet vber die maſſen / wenn die gutten Freunde Leib vnd Seel ſollen von einander ſcheyden:
Nach dem gemeinen Disticho. Non dolor est major, &c. Wenn Chriſtliche Ehegatten einander jaͤmmerlich nach - ſehen vnd die ſchwere Handt des HErꝛen fuͤhlen ſollen / iſt trawen Lachen zu verbeiſſen. Alſo fellet auch nicht ein Bluts tropffen vom Hertzen / ſondern verſchwindet wol das marck vnd ſafft in Beinen / wenn frome Eltern jhre liebe vnerzogene Kindlein vor jhrem Kranckbette ſtehen ſehen / vnd von denſelbigen ſcheyden / vnd ſie zu armen vñ elenden Waißlein machen ſollen / da ſie nochmaln nicht wiſſen / wo ſie hinkommen / oder wie ſie verſorget werden moͤchten. Aber in ſolcher Noth / wenn mit einander zu Felde liegen. 1. Mundi deliciæ relinquendæ, Vnd 2. Mortis inſidiæ ac iræ ſuſtinendæ, Die Frewde vnnd Liebligkeit / der ergetzenden Welt guͤtter / die man numehꝛ meiden vnd verlaſſen ſoll / vnd die Vnbarmhertzige vnd greßliche geſtalt des todes der man ſich jm vntergeben ſol. Als[19]Chriſtliche StandtPredigt. Als denn giebt vns GOtt der Vater krafft / das wir denSacroſan - ctæ Trini - tatis aſſi - ſtentia. Todt kaͤcklich verachten / vnd der HErr JEſus vnſer Er - retter ſtehet vns zur rechten / vnd wuͤrget den Todt an vn - ſerm Leibe / wie er jhm gethan hat an ſeinem eygnen Leibe; GOtt der Heyl. Geiſt / helt vns vor die BlutrinnendenEvãgeliea mortis c〈…〉〈…〉 - ſideratio. Wunden JEſu Chriſti / vnd zeyget vns darinnen viel Lebendiges troſtes / vnd verſichert vnſre Hertzen / das wir durch den Todt nur hindurch wandern / vnd als durch eine Thuͤr eingehen ins Ewige leben. Wenn nun auff ſolche Evangeliſche art der Zeitliche todt / der vns in vielen oꝛten der H. Schrifft / in dem Bilde eines lieblichen vnd ſanff - ten Schlaffes beſchrieben iſt / mit Geiſtlichen Adlers vnd Glaubens Augen an den ſeeligen Heyland der Welt / an - geſehen wird / ſo kan denn ein fromer Chriſt ſagen:
Secundariò, Vnd nach dieſer Obgeſetzten meynung /Explicatio textualiũ verborum Secunda - ria. wird vns auch in dieſen wenigen Woͤrtlein: Nun aber gehe ich hin zu dem d’ mich geſand hat / Zweyerley gezeyget.
1. Vitæ humanæ Conditio. 2. Mortis Chriſtianorũ1. Vitæ hu - manæ Cõ - ditio. optima Cõſtitutio. Das iſt 1. Des Allgemeinen Menſch - lichen lebens in dieſer Welt / Vnd 2. Der fromen / Recht Glaͤubigen / vnd Heiligen Kinder Gottes zeitlichen todes / Beſchaffenheit.
C ijDer[20]Chriſtliche StandtPredigt.Der Zuſtandt des Menſchlichen lebens / wird vns an - gedeutet in dem Woͤrtlein: Vado. Das iſt: Jch gehe hin: Das lehret vns ſo viel: Das diß vnſer Leben nur einer muͤheſeligen Wander oder Pilgramſchafft gleich iſt / vnd recht heiſſet / Hebr. 13. v. 14. Wir haben hie keine bley - bende ſtatt / 1. Cor. 4. v. 12. In certis vagamur ſedibus. 2. Cor. 5. v. 6. Dieweil wir im Leibe wohnen / ſo wallen wir von dem HErꝛen: Jtem / wir Leben wie ein Wanders - man / der alle Tag ſtets muß fortgahn / ꝛc. Wie ſolches die Exempel aller Heyligen Gottes in den 5 Buͤchern Moſis / in den Buͤchern der Koͤnige / in aller Propheten vñ Evan - geliſten / vornemlich aber in der H. Apoſtel Schrifften zur genuͤge beweiſen vnnd darthun / denn manche Pilgrim GOttes zu weilen zimlich lange inn Fluͤchten / auff dem Muͤhſamen Jrꝛlande dieſer Welt haben herumb gehen muͤſſen / Alſo ſindt wir auch heut zu Tage alle Exules filiiAuguſt. Evæ, Das August: recht ſaget: Ille vere Chriſtianus eſt,[& a757;]etiam in domo ſua proprià peregrinũ ſe eſſe novit. Der iſt ein rechter Chriſt / der auch weiß das er in ſeinem eygnen Hauſe nur ein Gaſt vnd Frembdling iſt; Wie des Keyſers Trajani Hochverſtendige Ehegemahlin Plotina,Platina Conjux Imperat. Trojani. da ſie zum Erſten mal in das Kayſerliche Zim̃er eingieng / zu denen die jhr gluͤck dazu wuͤntſchten ſagte / Lieben leute / achtets gewiß dafuͤr / das ich in dieſes Keyſerliche Schloß / mit dem Gemuͤtte eingehe / das ich auch gedencke wiederD. Nicol. Selnecc. in Enar. Pſalm. de Philoſoph. Indicio. herauß zugehen. Hieher ſchicket ſich gar fein / was D. Nicol. Selnecc. in Enarr. Pſalmorum erzehlet / das ein Koͤnig inn India ſeinem Philoſopho anbefohlen habe / er ſolte jhn in außgange eines Monats auff dieſe 4 frangen beantwoꝛtẽ. 1. Was der Menſch ſey? 2. Wehm er zu vergleichen ſey? 3. Was ſein thun vnd vorhaben? 4. Was er in dieſemLeben[21]Chriſtliche StandtPredigt. Leben vor Geſellſchafft habe? Wie nun dieſer Heydniſche Mann zur audientz gelaſſen / hat er ordentlich auff die 4. fragen geantwortet / Als auff die Erſte / was der Menſch ſey? Hat er geſaget / Er ſey ein fremdbling vñ Wandern - der Gaſt / der auff dieſer Erden nur reyſete / vnd alle tage / ja alle ſtunden neher zum Grabe keme. Auff die andere frage? Hat er geſaget: Das der Menſch einem gefrornen Eyß zu vergleichen ſey / welches durch der Sonnen hitze zerſchmeltzet vnd zu Waſſer wirdt; oder were gleich dem Thaw auff gruͤnem Graſe / welchen die Sonne ablecket; oder were gleich der Bluͤtte eines Baumes / welche vom Reiff getroffen / ohne frucht abfellet vnd vertuͤrbet. Auff die dritte frage / hat er geſaget / Das der Menſch ſtets krigẽ vnd zu felde liegen muſte. Vnd auff die 4. frage / hat er geantwortet / das des Menſchen ſtette Geſellen wehren / Hunger / Kummer / Durſt / Froſt / Hitze / Sorge / Trawrig - keit / allerhandt Kranckheit / vnd endlich der gewiſſe todt. Welches alles an jhm ſelber fein zutrifft mit Gottes woꝛt / das faſt auff gleichen Schlag von dem Menſchen / ſeinem Thun / Wandel vnd Geſellſchafft redet. Eſa. 40. v. 6. Pſ. 90. v. 6. 7. Pſalm. 103. v. 15. Job. 7. v. 1. Sir. 40. v. 1.
Dieſer Bericht ſoll vns nun dienen. 1. Zu gedultigerUſus. 1. ad patiẽ - tem tem - poralium malorum ſuſceptio - nem. vnd williger Vorliebnehmung der Zeitlichen truͤbſalen. Denn gleich wie ein Pilgrim vorlieb nimbt inn ſeiner Wanderſchafft / ob gleich die Sonne heiß ſcheinet / er wol in Regen / Schnee vnd Froſt gehen / dazu ſpaͤrlich Eſſen vnd Trincken / vnd die Nacht vbel liegen muß / ſo leydet ers doch gedultig / vnd troͤſtet ſich / wenn er heim komme / ſo wolle er es jhm alles reichlich wieder ergetzen / vnd von ſeiner ſchweren Reyſe wider außruhen. Dergleichen ſollen wir Chriſten auch thun / auff dieſem muͤhſeligen elend vndC iijJammer -[22]Chriſtliche Standt Predigt. Jammerthal in dieſer argen Weltherberge / da vns vnſer Boͤſer Wirth der Teuffel vbel plaget / vnd an allen ſeiten necket; Durch ſich ſelbſt / vnd denn durch ſeine liebe ge - trewen / da ſollen wir vns troͤſten / das wir hier nur wallen / wenn wir aber Heim vnd in das Himliſche Vaterlandt kommen vnd einkehren werden / da werde es alles beſſerBaſil. werden. Wie Baſilius that / als jhm auff befehl des Keyſers Valentis das elend angekuͤndiget / vnd er darauff ſpoͤttiſch gefraget ward / wo er denn nun bleyben wolte? Da ſagte er auß dem 24. Pſalm: Domini eſt terra & plenitudo ejꝰ, manebo aut ſub cœlo aut in cœlo. Die Erde iſt des HErꝛen vnd was darinnen iſt / Jch werde wol raum vnd Herberge finden / entweder vnter dem Himmel / oder inn dem Himmel. Alſo antwortet auch B. Dñs Lutherus demD. Luth. Cardinal Cajetano, als jhm auff dem Reichstage zu Aug - ſpurg dergleichen vermeldet war; Si nos nõ capiet terra capiet Cœlum. Wird mich die Erde nicht mehr wollen Hauſen vñ Herbergen / ſo wird mir der Him̃el raum genug zur Herberge vergoͤnnen.
2. Addelicia - rum hujus mũdi aſper nationem. 2. Soll vns dieſer Bericht dienen / zu verachtung der Liebligkeit dieſer Welt / das wir vns nicht inn dieſelbige verteuffen / vnſer Hertz nicht ans Zeitliche hangen / weil es doch nur einen Tantz vñ eine Hohmeſſe wehret. Vnd wir alle ſtund vñ Augenblick dem tode / wie ein wanderer ſeiner Herberge / neher kom̃en vñ gelangen. Vnd vns daſelbſten vnſere Herꝛligkeit nicht nachfaͤhret. Pſ. 49. v. 18. Pſ. 62. v. 11.
3. Ad Operũ Chriſtiane pietatis ex - ercitatio - nem. 3. Zu Vbung der Chriſtlichen Liebewercke; Das wir Liebreich / Barmhertzig vñ Wolthaͤttig / gegen die jenigen vns beweiſen / welche bey der rechten Religion auff vnge - wiſſem Fuͤſſe herumb terminiren; Damit wir den Hung - rigen vnſer Brodt brechen / die Elenden inn vnſer Haußfuͤhren /[23]Chriſtliche StandtPredigt. fuͤhren / die Nacketen Kleyder / vnnd vns ja von vnſerm Fleiſch nicht entziehen. Eſa. 58. v. 7. Peregrini enim non ſolum ad hoſpitiũ ſunt invitandi ſed etiã trahẽdi, ſaget Greg. Denn man ſoll die Fremdblingen nicht allein zuGreg. Gaſte einlanden / ſondern auch dazu ziehen vnd Noͤttigen. Welches die heyligen Gottes gethan haben / Als Abraham vnd Lotb. Gen. 18. vnd 19. v. 12. Alſo ſaget Job am 31. Cap. v. 32. Drauſſen muſte der Gaſt nit bleyben / ſondern meine Thuͤr that ich dem Wandrer auff. Hieher ſiehet S. Pau - lus / Rom. 12. v. 13. Da er ſaget / Nehmet Euch deꝛ Heyligen Notturfft an / Herberget gerne / vnd Hebr. 13. v. 1. Gaſt - frey zu ſein vergeſſet nicht / denn was dieſem heut wieder - faͤhret / mag wol gar leicht Morgen mir od’ einem andern begegnen: Vnd was man nun an ſolchen elenden Leuten thut / das wil der Sohn GOttes / aller Armen Pilgrim Heerfuͤhrer / am Juͤngſten Tage gar ruͤhmlich Preyſen / vnd ſehr trewlich zahlen. Matth. 25. v. 34. ſeqq. & v. 40.
4. Soll vns dieſer Bericht dienen / zu ſtetter Vorbe -4. Ad quoti - dianã mor - tis expe - ctationem & ἐυθαν〈…〉〈…〉 σίας præ - parationẽ. reittung auff ein ſeeliges Sterbſtündlein; Denn der todt warttet vnſer alle ſtunden / du geheſt gleich auß oder ein / So ſteht der Todt vnd warttet dein; Vnd das gehet ſo wol dem Jungen als dem Alten / dem Reichen ſo wol als dem Armen / dem Edlen ſo wol als dem geringen:
So iſt nun gewiß das wir in dieſer Welt nicht Einhei - miſch vnd jmmer wehrende Buͤrger ſein / ſondern rechte Wallbruͤder / zu denen auch Gott wie dorte zu Abraham zu ſeiner Zeit ſagen thut / Gen. 12. v. 1. Exi ex patria tua, wir ſind rechte Exeuntes & flentes Pſal. 126. v. 6. Die durchdas[24]Chriſtliche StandtPredigt. das Jammerthal gehen muͤſſen / Pſal. 84. v. 7. Alſo muſte Moſe gehen võ dem Gebirge d’ Moabiter auff den Bergen Nebo, auff die ſpitze des Gebirges Piſga vnd muſte daſelbſt ſterben / im Lande d’ Moabiter nach dem Wort des HErꝛn Deut. 34. v. 1. ſeqq. So haben Joſua vñ David gehen muͤſſen den Weg aller Welt / Joſ. 23. v. 14. 1. Reg. 2. v. 2. So heiſt es
Appl. ad Defunctũ. Alſo iſt auch nun dieſer vnſer Adelicher in Gott ruhender MitChriſt auff Gottes befehl hingegangen; Gott hat jhn auch als ſeinen Freundt auß dieſem Leimen hauß / Nun heiſſen ziehẽ auß / als auß einer frembdẽ Huͤtte / 2. Cor. 5. v. 1. Noſtrum peculium Sepulchrũ Eſ. 26. ꝟ 20. Vera ad ἐυδανα - σίαν præ - paratio fit. Vnd jhn beleytet in ſein Eygenthumb / in ſein Ruhe vnd Schlaffkaͤmmerlein / welches allein ſein eygen iſt / mehr denn das / was er durch Gottes ſegen in dieſer Welt fuͤr Eygenthuͤmlich gehalten hat. Weil nun dem alſo / vnd die Reyhe gewiß auch einen jedern vnter vns treffen wird / es ſtehe / gleich lang oder kurtz an / ſo laſt vns auch alle Augen - blick / auff ein Seeliges Simeons ſtuͤndlein gefaſt ſein.
1.1. Verà pœnitentiâ Naturam corrigendo. Vnſere ver -2. terbte Natur durch rechtſchaffene Buſſe beſſern. 2. Gratiã in fide ſectando, Nach der Gnade vnd Barmhertzigkeit3. Gottes in wahrem Glauben ſterben. 3. Gloriam in Spi - ritu Suſpirando. Die Himliſche Glori vñ Seeligkeit mit ſehnlichem ſeufftzen vnd groſſer begihrde vnd verlangen ſuchen vnd wuͤntſchen. Dann weñ wir alſo all vnſer tich - ten / trachten / ja all vnſer Gedancken / Wort vnd Werck / Regieren vnd Anſtellen werden / nicht vornemlich / wie wir moͤgen reich werden / Groß vermoͤgen / Ehr vnd Zeitliche Herꝛligkeit erlangen / ꝛc. Sondern wie wir ſollen zumVater[25]Chriſtliche StandtPredigt. Vater gehen; Das iſt / Seelig werden / vnd vnſerm liebẽ Seelen Bꝛaͤutigam JEſu Chꝛiſto / mit den 5 klugẽ Jung - frawen / Matth. 25. v. 10. wol gefallen; So wird vns auch in vnſerm Hingang der frome Gott mit fried vnd frewdenAmatri - cianus. beleyten in ſein Himliſches Frewdenſchloß; wie des Ama - triciani Mutter jhren lieben Sohn / in ſeiner Chriſtlichen Marter darinnen er etwas Zaghafftig war / mit dieſen Worten behertzt machte / lieber Sohn / ſchawe den Him̃el an / in dieſes herꝛliche Schloß wirſtu als baldt eingehen: Alſo leſſet das ende bedencken den Menſchen nicht Suͤn - digen. Sir. 7. v. 40. Vnd iſt demnach beſſer ins Klaghauß gehen denn ins Hauß der Frewden / weil im Klaghauß iſt das ende aller Menſchen / vnd d’ Lebendige ſolches zu hertzen nimpt. Eccleſ. Sal. c. 7. v. 3.
Was nun ferner 2. Anlanget der fromen Rechtglaͤu -2. Optima morti, ſi - deliũ con - ſlitutio. bigen vñ Heyl. Kinder Gottes Zeitlichen todes beſchaffen - heit / welcher vns auch dieſe Woͤrtlein des HErꝛen Chriſti erjnnern / ſo erſcheynet dieſelbige auß den Woͤrtlein / Ad Eum qui Misit Me. Das iſt / Zu dem der mich geſandt hat. Dieſe Wort geben klaͤrlich zu verſtehen / das der Heyligen todt / ſey kein ſterbẽ noch verterben / ſond’n nur ein frewden -Mors ut Chriſti ſic Chriſtia - norum eſt ex Exilio in Patriam Veram, Abitus. reicher Abwechſel dieſes Trawrigen Jrꝛlandes mit dem Himliſchen / Engel / Fried / vnd Vaterlandt / Denn der HErr Chriſtus ſaget / das Er durch ſeinen todt zu ſeinem Himliſchen Vater gehe / zu deme der jhn geſandt habe. Nun ſaget eben der HErr / Joh. 12. v. 26. Wo Ich bin / da ſol mein diener auch ſein. Vnd Joh: am 17. ꝟ. 24. Vater Jch wil / daß wo Jch bin / auch die bey mir ſeyen / die du mir gegeben haſt; Das ſie meine Herꝛligkeit ſehen / die du mir gegeben haſt. Weil Er denn nun im Himmel iſt / in dem Hauſe ſeines Vaters / ſo folget / das wir auch durch den todtDeben[26]Chriſtliche StandtPredigt. Vadimus ad Eum[& a757;]miſit nos. 1. In Matris uterum ad vivendum. eben dahin gelangen / weil es ſein will vnd begehr iſt. Da gehen wir auch zu dem der vns geſandt hat. In Matris ute - rũ ad vivendum, Jn vnſerer Mutterleib / darinnen das Natuͤrliche leben zu holen / wie Koͤnig David ſaget: Pſ. 100. v. 2. Er hat vns gemacht vñ nicht wir ſelbſt / vnd der HErꝛꝟ. 10. 11. JEſus im 22 Pſalm. Du haſt mich auß meiner Mutter leib gezogen / du wahreſt meine Zuverſicht / da ich noch an meiner Mutterbruͤſten wahr / Auff dich bin ich geworffen auß Mutter leibe / du biſt mein Gott von meiner Mutter -2. In Mundi labyrinthũ ad laborã. dum. leibe an. 2. In Mundi Labyrinthum ad laborandum. Jn den Garten dieſer Welt / dariñen im Schweiß vnſers Angeſichtes vnſer Brodt zu eſſen. Gen. 3. v. 19. Denn der Menſch iſt zur Arbeyt gebohren / wie die Vogel ſchweben empor zu fliegen / Job. 5. v. 7. vnd da verkaͤufft vnd gibt vns Gott ſeinen Segen vmb vnſere muͤhe vnd arbeyt / darin - nen erhelt vnd verſorget Er vns nach ſeinem gefallen.
3. In Eccleſie gremium ad fortiter dimicãdũ. 3. In Eccleſiæ gremium, ad fortiter dimicandum. Jn die Gemeinſchafft ſeiner Chriſtlichen Kirchen / darin - nen Maͤnnlich vnd Ritterlich zu Kaͤmpffen / Da Er denn ſeine Gnade vnd Barmhertzigkeit reichlich an vns ſehen leſſet / in dem Er vns zu Soͤhnen vnd Toͤchtern annimbt zum Ewigen leben verordnet / Erwehlet vnd beruffet / vnd vns die Ewige ſeeligkeit mit ſeinem H. Wort vñ Sacra - menten verſiegelt vnd auß ſeiner Geiſtlichen Ruͤſtkam̃er / Epheſ. 6. v. 10. wieder den Fuͤrſten dieſer Welt außruͤſtet /4. In certum vitæ ſtatũ ad fideliter negocian - dum. vnd ſelbſt fuͤr vns kaͤmpffet. 4. In Certum quendam vitæ ſtatum ad fideliter negociandum. GOtt ſendet einen jeglichẽ in ſeinen abſonderlichen vñ gewiſſen Standt vnd Beruff / darinnen trewlich mit ſeinem Vertrawten Pfunde auff kuͤnfftige Rechnung zu handeln / wie ſolches angedeuttet iſt in dem ſchoͤnen Gleichnuͤß von dem Edlen Herꝛen der fern vber Land zog / vnd ſeinen Knechten ſeineGuͤtter[27]Chriſtliche StandtPredigt. Guͤtter einthet / vñ einem viel dem andern wenig Centner vertrawete. Matt. 25. v. 14. 15. Luc. 19. v. 13. 5. In Sepulchri5. In Sepul - chri cubi - culum ad dulciter quieſcen - dum. cubiculum ad dulciter quieſcendum. Jn vnſer Grab vnd Schlaffkaͤmmerlein / darinnen ſanfft vnd Seeliglich alle muͤhe vnd arbeyt / alle Sorge vnd Mattigkeit außzu - ruhen. 6. Wird Er vns wider herauß holen / als auß ei - nem vbelrichenden vnd engen Kaͤrcker. In cœli Palatium ad libertate & Dominio æterno fruendum: Jn das6. In cœli Pa - latium ad liberta〈…〉〈…〉 aedominio æterno fru endum. Frewdenreiche Himliſche Jeruſalem / daß wir darinnen / Ewige Buͤrger / Siegsfuͤrſten vñ Freyherꝛn ſein werden / Viel beſſer / denn Matthias Hunniades auß dem Koͤnig lichen Fangethurn zu Pꝛage in Mayeſtetiſcher Proceßion zur Vngeriſchen Cron vñ Regierung geleytet vñ erhalten worden iſt / wie Bonſinius bezeuget / Decade 3. lib. 9. WelchesBonſinius Decad. 3. l. 9. alles doch nur Fluͤchtig vnd Nichtig iſt / gegen der Freyheit vnd Herꝛligkeit / in welche wir auß des Teufels Herberge vnd peinlichem Gefaͤngnuͤß / durch vermittelung des Zeit - lichen todes gelangen / da wir das vnvergaͤngliche Reich einzunemen vñ zubeſitzen / vnd Ewige Koͤnige vñ Pꝛieſter / beyde in dem Newen Him̃el / vnd der gantzen Erde zu ſein / erfodert werden; Wie vns die heimliche Offenbahrung S. Johannis C. 5. ꝟ. 10. berichtet. Zu ſolcher ehr koͤnnen wir gewiß eher nicht gelangen / als biß wir vnſern Sterb -Mortis ne - ceſſitas. lichen Leib / durch den Zeitlichen todt abgeleget haben. Als deñ aber / wenn das geſchehen iſt / kom̃en wir zu der ſeeligen Frewde / auſſer welcher keine rechte frewde iſt / wie Auguſt.Auguſt. redet: Denn wo GOtt der Ewige Koͤnig iſt / mit ſeinen Cherubiniſchen vnnd Seraphiniſchen Himmelsfuͤrſten / da iſt gewiß nichts als was dem Hertzen wolthut / da ſollenBeatorum in Cælo ſe - licitas. wir getroͤſtet werdẽ / wie Lazar. Luc. 16. v. 25. Da ſollen alle thꝛaͤnen võ vnſern Augen abgewiſchet werdẽ / Apoc. 7. v. 17. D ijDa[28]Chriſtliche StandtPredigt. Bonavent. Da wird das Holtz des Lebens alle Monden Newe fruͤchte bringen / Ewige Geſundtheit ohne Schwachheit / Ewige Jugendt ohne Alter / volle genuͤge / doch ohne eckel vñ vber - druß / Freyheit ohne Beſchwerung / Schoͤnheit ohne tadel / Vnempfindligkeit aller ſchmertzen / vberfluß ohne mangel / Friede ohne zerꝛuͤttung / Sicherheit ohne furcht / Weißheit ohne vnwiſſenheit / Ehꝛe ohne ſchmach / frewd ohn alles leyd vñ ende: Da wirds heiſſen / die erloͤſeten des HErꝛn / werdẽ widerkom̃en mit jauchtzen / Ewige frewde wird vber jhrem Heupte ſein / frewd vñ wonne werdẽ ſie ergreiffen / ſchmertzẽNõ Homo, ſed miſeria hominis Chritliani moritur. vñ ſeufftzen wird weg muͤſſen. Eſ. 35. v. 10. Da wird der Todt verſchlungẽ werden Ewiglich / Eſ. 25. v. 8. Hierauß erſchei - net nun / weñ ein Chriſtlicher Menſch ſtirbet / das nicht er / ſondern nur ſeine Suͤnde / vnd derſelben ſtraffen / ſambtAmbroſ. allem Vngluͤcke / ſterbe vnd auffhoͤre / wie ſolches Ambroſ. inn dieſem Spruͤchlein beſtettiget / da er ſaget: Quid eſt mors? niſi ſepulchrum vitiorum, & ſuſcitatio virtutũ? Cyprian. Vnd Cyprian. Mors hominem peccati periculis ſub - trahit, & in non peccandi Securitatem conſtituit. Wo man nun nicht mehr Suͤndiget / da hat man ſich auch mehr keiner Notſorge vnd Hertzleydes zu befahren / da esHieron. hiergegen heiſt / wie Hieron. ſaget: Prolixior in hac vitaSimile reddens lugentib. animum. mora, plurium malorũ eſt janua. Lange Leben iſt nichts denn lange gequelet werden. Wer wolte nun Trawrig ſein vnd ſich betruͤben / weñ er die Hertzlieben ſeinigen ſehe vorhin gehen / auß aller gefahr vnd Noth / in ein herꝛliches feſtes vnd Wolgebawtes Schloß / darinnen jhm nichts zu ſeines Hertzens frewde mangeln ſolte / da er auch vor allem wuͤtten vnd toben aller ſeiner feinde ſicher ſein ſolte. Das aber widerfaͤhꝛet nun denen die durch jhren Zeitlichen todt in das Himliſche Jeruſalem eingehen / die kommen in die Hand Gottes da ſie keine qual ruͤhret / Sap. 3. v. 1. Jn denHim -[29]Chriſtliche StandtPredigt. Himmel / da jhnen jhre arbeit wol belohnet wird / Matth. 5. v. 12. in das Paradiß / da ſie Ewige frewde haben / Luc. 23. v. 43. in das Land der Lebendigen / Pſal. 116. v. 9. & 27. v. 13. in des HERRER ruhe / Pſalm. 95. v. 11. Hebr. 4. v. 3.
Wir ſollen bald hernach kommen / darumb ſollen wirDictio NUNC ad maturan - dam Pœni - tentiam Invitatio. vns jmmer mit vnſerm Wandergeraͤhtlein fertig machẽ / wie vns das Woͤꝛtlein Nunc Nu vermahnet / welches vns der 95 Pſalm / ꝟ. 8. Durch das Woͤrtlein Heute erklaͤret; wie jener frome Altvater in Vitis Patrum ſagte / vnd diß zum taͤglichen Sprichwoꝛt bꝛauchte / Heute wil ich from werden / Morgen geſchehe des HERREN wille an mir: Dazu denn auch Sirach am 5. 8. vnd 18 Cap. ꝟ. 22. trewlich vermahnet / weil noch jetzt die angenehme Zeit vñ der Tag des Heyles verhanden iſt. 2. Cor. 6. v. 2. VnſerNeceſſaria ad Spiri - tualẽ Per - egrinatio - nem. Wandergeraͤhtlein aber / das wir ſtets zur Hand haben ſollen iſt.
1. Der Wanderſtab des Goͤttlichen Wortes vñ befehles /1. auſſer dieſem ſollen wir keinen Fuß fort ſetzen / vnd nicht ehe zum Vater gehen wollen / Er gebe vns denn dieſen Wanderſtab ſeines willens vnd Befehls in die Hand.
2. Ein volles Taͤſchlein / das mit den Himliſchen ſchaͤtzen /2. vñ Proviant wol gefuͤllet ſein ſoll / Als da ſein / vergebung der Sünde / bey dem H. Beichtſtul / mit rechtſchaffener Buſſe vñ wahrem Glauben geholet / vnd der Edle Schatz des wahren Leibes vñ Blutes vnſers lieben HErꝛn JEſu Chriſti wuͤrdiglich genoſſen. Denn dieſe Geiſtliche ſpeiſe gibt fried vñ fremd im H. Geiſt / vnd machet den Menſchẽ recht luſtig vñ behertzt dem tode vnter Augen vnerſchꝛocken zu gehen / vnd mit der lieben Monica S. Augustini Mutter zu ſchreyen / Evolemus hinc, Evolemus hinc. Laſſet vns von hinnen fliehen / Laſſet vns von hinnen fliehen / wie auchD iijS. Paulus[30]Chriſtliche StandtPredigt. S. Paulus ad Philip. 1. v. 23. begehret auffgeloͤſet vnd bey ſeinem HErꝛen Chriſto zu ſein.
3.3. Gehoͤret zum Geiſtlichen forthreyſen / eine gutte vnd trewe Geſellſchafft / das man võ den boͤſen außgehe vñ ſich abſondere / mit dem Leibe / wo man kan / wie S. Johannes / Polycarpus vñ andere Heyligen; vnd auch mit dem Geiſte / wie Eſ. 52. v. 11. Gott der HErꝛ ſelber befiehlet; Vnd hier - gegen zu trewen gefaͤhꝛten erwehle. 1. Gott den H. Geiſt / 2. Frome / Chriſtliche / Gottſelige / vnd Rechtglaͤubige Menſchen / ſolche Gott ergebene Ehren Geſellſchafft / ſol ein Chriſt lieben / vnd deroſelbten Mitgenoſſe ſein.
4.4. Gehoͤret auch zu vnſerm Geiſtlichẽ Wandergeraͤthlein der Guͤrtel d’ lieben gedult / damit ein Geiſtlicher Pilgram ſeine Seele vnter den manchfaltigen Truͤbſalen faſſen ſoll. Luc. 21. v. 19.
5.5. Das Sehnliche verlangen nach dem Ewigen Reich / Das wir nicht Jrꝛdiſch / ſondern Himliſch geſinnet ſein. Col. 3. v. 1. 2. Phil. 3. v. 20. Gleich wie einer der in d’ frembde iſt / nur jmmer mit ſeinen Gedancken inn ſeinem Vater - lande iſt.
6.6. Mannhafftige Beſtendigkeit / das wir nicht muͤde werden noch ablaſſen / in dem Lauff der Gottſeligkeit fort zuſtaͤbeln / vnd vns davon keinen ſauren Windt noch vn - gewitter der Zeitlichen gefahr vnd Noth laſſen abwendig machen. Wie S. Paulus 2. Timoth. 4. v. 7. einen gutten Kampff gekaͤmpffet / den Lauff vollendet vnnd Glauben gehalten hat / das jhm hinfort beygeleget iſt die Crone der Gerechtigkeit. Alſo ſpricht auch GOtt zu einem jedern Glaͤubigen Chriſtkaͤmpffer / Sey getrew biß an den todt / ſo wil Jch dir die Crone des Lebens geben / Apoc. 2. v. 10.
Dieſem[31]Chriſtliche StandtPredigt.Dieſem hat nun auch Nachgelebet / dieſer vor vnſernApplicatio ad piè de ſunctum. Augen ſtehende MitChriſt; Der Weylandt Edle / Geſtr: Ehrenveſte Hoch vnd Wolbenambte Herꝛ Friedrich von Dalibuhrn vnd Jacobsdorff auff Kopitz / ꝛc. Er hat auch vollendet den Lauff ſeiner beſchwerten muͤhſeligẽ Pilgrim vnd Wanderſchafft / Er iſt nun kommen / auß der Angſt in die Ruhe / auß dem Leyd in die Frewd / auß der Finſter - nuͤß an das Licht / auß dem Todt inn das Leben / Er kan nun ſagen:
Concluſio παιδευ - ϟκὴDerowegen wollen die Hochbetruͤbten / Gott vmb ein Dreyfaches Hertz bitten. 1. Vmb ein gedultig Jobshertz1. das ſich vngluͤcks erwieget / vnd ſagen kan / Der HErr hat vns dieſen vnſern lieben Junckern / Ehemann / Vater / freund vñ Schwager gegebẽ / Der HErꝛ hat jhn auch wid’ genommen / Der Name des HErꝛn ſey gelobet. Job. 1. v. 21.
22. Vmb ein Maͤnnliches Jacobshertz / das nur bete vñ ſenfftze / vnd alſo im Geiſtlichen kampff dieſes Leydes nicht ablaſſe / biß es der HErꝛ der Allmaͤchtige Gott / der Vater der Waiſen / vnd der Richter der Widwen troͤſte vñ ſege - ne / Geneſ. 32. v. 26. Pſalm. 68. v. 6.
3.3. Vmb ein frewdiges Davids vnd Aſſaphs hertz / das ſich Him̃els vnd Erden vnd alles was jhm Leiblicher weiſe Lieb vnd Anmuttig ſein kan / als den Kindern jhr lieber Vater / der betruͤbten F: Wittibin jhr lieber Ehgatte / den lieben gefreundten / jhr trewer Bluts vñ Mutsfreund / ꝛc. erwege; Wenn es nur den HErꝛen JEſum mit ſeinem troſt vñ gnade behalten kan / als der allein vnſers hertzens troſt / vnſer beſtes / ja vnſer ſchoͤnſtes Erbtheil iſt. Pſ. 73. v. 26. Pſal. 16. v. 5. 6. Welches das es Gott gnedig jetzo an dieſen Leydtragenden Adelichen Chriſten / zu rechter Zeit aber auch an vns ſelber erfuͤllen moͤge; So wollen wir in hertz - licher Andacht hierauff ein Chriſtglaͤubiges Vater vnſer mit einader betten. Vnd wuͤntſchen / Das wir zur Zeit auch moͤgen ſtill entſchlaffen / vnd von dem HErꝛen ſambt allen ſeinen Schaffen am Juͤngſten tage zum Leben auß der Erden erwecket werden.
AMEN.
Herr JEſu Amen.
BeatVs’ plorVM In Iesu DIſCeßVs’.
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