Denen Ehrwuͤrdigen / Achtbaren und Wolgelaͤhrten Herren M. Chriſtiano Hillero, der Evangeliſchen Gemeine zu Sduni in der Kron Pohlen / und Herren Tobiæ Lentnern / der Chriſtlichen Gemeine zu Thannhauſen im Schweidnitſchen Fuͤrſten - thumb / wolverordneten Trewfleißigen Pfarrern. Wie auch / Dem Ehrenveſten und Wolgeachten H. Danieli Hillero. So woln / Der Erbaren / vielEhr und Tugendreichen Frawen Urſula / gebohrner Hillerin / Wittiben. Des Seeligen Herren Hilleri hinterbliebenen Herren Soͤhnen / Aydam und Tochter Ubergiebt auff ihr begehren Dieſe damals gehaltene Parentations - und Abdanckungs - Sermon Christophorus Bannerus, Præpoſitus Olſn.
WEnn wir in den Schrifften Gelehrter Leute fleißig nachforſchen / ſo finden wir in denſelben unter vielen andern nuͤtzlichen und denckwuͤrdigen Sachen ange - zeichnet / Herrliche / Stattli - che / Ehren - und Gedenck - Seulen / welche wolverdienten1. Maccab. 13. v. 27. 28. 29. verſtorbenen Menſchen ſind auffgerichtet worden.
Joſephus l. 13. antiq. Judaio. c. 11.Simeon der Hoheprieſter ließ ſeinem Vater und Bruͤ - dern ein hohes Grab von gehawenen Steinen machen / groſ - ſe Pfeiler umbher bawen / und darauff ſetzen gehawene Schiffe / die man auff dem Meer ſehen kundte.
Zvving. Theatr. Vol. 2. l. 7. p. 573.Artemiſia Koͤnigin in Carien, ließ ihrem Herren Mau ſolo, ein ſo herrliches Grabmahl auffrichten / das es nichtCæliꝰRho - dig. l. 17. c: 20. Antiq. Lect. allein unter die Sieben Wunderwerck der Welt gezehlet worden / ſondern es ſind auch / daher alle herrliche Grab - ſtaͤdte Mauſolea und καρι κὸς τάφος genennet worden.
Alex. l. 6. c. 14. Plutar - chus in Lycurgo. Lycurgus befahl / das derer Nahme / welche ritterlich vor das Vaterland gefochten / in Stein gehawen wuͤrde zum Gedaͤchtnuͤß.
Cicero l. 2. de Leg. Po - lydor. Die alten Griechen / wie auch die Roͤmer / ſetzten uͤber das Grab einen Tiſch oder Tafel / darauff geſchrieben ſtun - de / und herrlich herauß geſtrichen war / was loͤbliches einVirg. l. 6. c. 10. de Rer-Invent iedweder gethan.
Andere pflegten auff ihre Begraͤbnuͤſſe gewiſſe SimuZvving. Theatr. vol. 3. l. 9. p. 960. lacra und Bildnuͤſſe / ſo der Verſtorbenen Tugenden an - zeigten / zuſetzen / maſſen dann auff dem Grabe Leonidæ einLoͤwe /[5]Abdanckungs Sermon. Loͤwe / auff des Platonis ein Adler / auff des Archimedis ein lenglecht runde Seule / zuſambt einer Himmelskugel geſetzet worden / weil jener wie ein Loͤw ritterlich gefochten / dieſer wie ein Adler an Weißheit hoch geſtiegen / und der in der Stern - und Meſſekunſt uͤberauß erfahren geweſen. Ja ſie pflegten auch wol allerhand Ænigmata, und verbluͤmte Reden darauff zuſchreiben.
Allein keine ſolche herrliche Ehrenſeule wird man irgend finden / als der Koͤnig aller Koͤnige / und HErr aller Herren / ſeinem Diener dem Moſt auffgerichtet / wenn Er ſelbſt von ihm ſaget zu Joſua. Mein Knecht Moſes iſt geſtorben. Joſuæ 1. v. 2.Ruͤhmet damit ſeinen Glauben / Trew und guttes Gewiſ - ſen / welches er behalten: Seine Muͤh und Kampff / welchen er ritterlich außgeſtanden / und alſo die Krone der Gerech - tigkeit erlanget habe.
Wir haben anietzo auch / dem Leibe nach / in Sein Ruh - bettlein einen trewen Knecht Gottes eingeſencket / nemlich den Weyland WolEhrwuͤrdigen / Groß-Achtbaren und Wolgelahrten Herren Martinum Hyllerum, geweſenen trewfleißigen und Wolverdienten Præpoſitum bey dieſer Kirchen / wie auch des Fuͤrſtlichen Conſiſtorii Adſeſſorem, und der Ehrwuͤrdigen Prieſterſchafft dieſes Hochloͤblichen Oelßniſchen Fuͤrſtenthumbs Seniorem, der das Seinige / als ein Knecht Gottes / eine geraume Zeit alhier und an - derwerts wohl gethan / der Kirchen Gottes trewlich vorge -2. Tim. 4. ꝟ. 5. ſtanden / und das Werck eines Evangeliſchen Predigers / und ſein Ampt redlich außgerichtet: Deme ich auch gar bil - lich deßwegen / wie nicht weniger zu bezeugung unſerer ge - pflogenen Collegialiſchen Freundſchafft / folgende Drey Ehrenſeulen auß dem 7. und 8. Verſicul des 84. Pſalms: auffrichte: an derer
Iſten angeſchrieben ſtehet: deß Seelig verſtor - benen Herren Præpoſiti trewgefuͤhrten Predigambts Laſt und Beſchwerligkeit. Dieſelbe zeiget David an / wenn er ſpricht: Die Lehrer gehen durchs Jammer - thal. Es hatte der Heilige Geiſt in vorhergehendem 5ten und 6. verſicul vor ſeelige Leute außgeſchrien / die jenigen ſo dem HErren von Hertzen nachwandelten / wenn er geſagt: Wol denen Menſchen die dich fuͤr ihre Staͤrcke halten / und von hertzen dir nach wandeln. Wol denen die in deinem Hauſe wohnen / die loben dich immerdar. Das nu nicht iemand moͤchte gedencken / es muͤſte gar kein Creutz und E -Pſ. 91. v. 10. lend zu ſolcher Leute Huͤtten ſich nahen: es muͤſſe kein ver - luſt in derer Thoren ſein / ihre Schaffe muͤſten bey 1000. tragen / die Kammer[n] muͤſten voll ſein / daß ſie koͤnten ei -Pſal. 144. ꝟ. 13. 14. nen Vorrath nach dem andern herauß geben / kein verluſt / keine Klage muͤſſe in ihren Gaſſen ſein: Sie muͤſten in kei - ner Gefahr des Todes ſein / ſondern feſt ſtehen / wie einPſ. 73. v. 4. Pallaſt: Reichthumb und die Fuͤlle muͤſſe in ihrem HauſePſal. 112. ꝟ. 3. wohnen: So henget nu der H. Geiſt ein ſtarckes intellige - re hinan / wie die promisſiones temporales weren zuver - ſtehen cum exceptione crucis & calamitatis, wie die al - ten Kirchen Lehrer reden / alſo das GOTT außnehme daß Creutz und Elend / welches Er nach ſeinem Vaͤterlichen willen uns aufflegt / und ſagt: Die durchs Jammerthal gehen; in welchen worten anfangs geſehen wird / auff trewer Lehrer und Prediger ordentliche Vocation und Beruffung / darnach auff ihre Creutz-farth / und beſondere Muͤhwaltung.
Denn da iſts einmahl gewiß und wahr / ſol einer ge - hen / ſo muß er auch einen ordentlichen rechtmaͤßigen Be -Jerem. 1. ꝟ. 7. ruff haben. So erklaͤrets Gott ſelber Jer. 1. ꝟ. 7. Du ſoltgehen[7]Abdanckungs Sermon. gehen / wohin ich dich ſende / und predigen / was ich dich heiſ - ſe. Und Chriſtus ſaget auff dieſe weiſe zu den Apoſteln: Gehet hin in alle Welt / ꝛc. Dieſem nach ſol ſich niemandMatth. 28. ꝟ. 19. mit liſt und gewalt eindringen / ſondern erwartten / biß ihn der Sohn Gottes durch ordentliche Mittel beruffe / damit GOtt nicht urſach zu klagen und zu ſagen habe: Jch ſandteJer. 23. v. 33. die Propheten nicht / noch lieffen ſie: Jch redete nicht zu ih - nen / noch weiſſagten Sie. Niemand nimbt ihm ſelbſt die Ehre / ſondern der auch beruffen ſey von GOtt / gleich wie Aaron, ſagt die Schrifft. Hebr. 5. Ja es iſt ſolcherHebr. 5. v. 4. Current Bruͤder Ambt / fuͤr Unrichtig und Untuͤchtig zu achten und zu halten.
Unrichtig und verdaͤchtig iſt ſolcher Leute Ambt. Denn ſind nicht Prediger Bottſchaften? 2. Cor. 5. Wer2. Cor. 5. ꝟ. 20. glaubet aber einem Legaten, der ſeine credentiales und Inſtruction nicht aufzuweiſen hat? Sind nicht Prediger Haußhalter? 1. Cor. 4. Wer wolte aber einem ſolchen Hauß -1. Cor. 4. ꝟ. 1. halter trawen / der ſich einer Haußhaltung ohne befehl und Beruff unterfangen / und dieſelbe zu verwalten ſich ſelbſt einſetzen wolte?
Untuͤchtig und verdaͤchtig iſt auch das Ambt ſolcher ſelbſt gelauffener / nicht geſandter / denn ſolche Mercenarii ſchaffen wenig guttes. Es kan kein Segen bey ihrer Ar - beit ſein. Was kan ein ſolch Current Bruder fuͤr Troſt haben / in ſchweren Gewiſſens - und Creutz-Faͤllen? Wie kan er in W[i]derwertigkeit auff ſein Ambt trotzen? Gemei - niglich was hinter der Thuͤr einſchleicht / ſchleicht auch hin - ter der Thuͤr wieder weg / wie ein Sonnen-Kraͤmer: und wenn Pharaonis Froͤſche in alle Haͤuſer und Winckel her - umb gekrochen / ſo ſtinckt endlich das Land davon. Exod. 8. Exod. 8. ꝟ. 3. 14.Wenn es nu aber dahin kommen / daß Gott einen ordent - licher weiſe zu ſeinem Diener und Geſandten beruffen / ſoſol[8]Parentations - undJon. 1. v. 15.ſol er GOtt nicht entlauffen / wie Jonas, er moͤchte ſonſten in ein tieffes Ungluͤcks-Meer geworffen / und von einem ungehewren Angſtfiſche verſchlungen werden: ſondern Er ſol den Beruff willig annehmen / und gehen / wenn GOtt wil: wohin Gott wil: ſo oft Gott wil: ſo lange Gott wil: und ſich davon nichts abſchrecken laſſen: etwan ſeine Unge - ſchickligkeit: oder der Welt Boßheit: oder des Heiligen Ambtes Muͤhſeligkeit und beſchwerligkeit: Deñ wen Gott ſchickt / den wird Er auch gar wol hierzu geſchickt zu machen wiſſen.
Darnach wird mit dieſen worten geſehen / auf trewerLeh - rer beſondere Muͤhwaltung. Denn wie einPrediger ſei - nen ordentlichen Beruff haben ſol: eben ſo ſol er auch wiſ - ſen / daß er bey ſolchem ſeinem Heiligen Beruff und Ambte wird durchs Jammerthal gehen / das iſt / Ungluͤck / Creutz und Elend außſtehen muͤſſen.
Eſa. 33. v. 7. 1. Cor. 4. 1. Jer. 3. v. 15. 1. Cor. 4. 15. Pſ. 45. v. 17. 1. Tim. 5. ꝟ. 17. Obad. v. 21Ohne iſts wol nicht / das Lehrer und Prediger / die ihrem Ambte mit hoͤchſter Trewe / Muͤhe und Fleiß vorſtehen / ſind / wie die Schrifft redet / Engel: Haußhalter uͤber Got - tes Geheimnuͤß: Seelenhirtten: Vaͤter der Kirchen: Fuͤr - ſten: Heylande / von wegen ihres tragenden Ambtes / daß ſie das Evangelium / als die Seeligmachende Predigt ver - walten / und dann ſich und andere / die ſie hoͤren / ſeelig ma - chen. 1. Tim. 4. v. 16. Ja doppelter Ehren werth: aber ſie haben darumb nichts deſto mehr Frewde und Herrligkeit in dieſer Welt / ſondern muͤſſen gemeiniglich durchs Jammer - thal gehen. O trewe Lehrer und Prediger ſitzen in keinem Roſengartten: ſie ſind wol uͤbel geplagte Leute / die ſich von allerley Creutz - und Elends-Dornen muͤſſen ritzen und ſte -1. Cor. 4. ꝟ. 9. chen laſſen. Der Apoſtel Paulus bekennet ſeinen theil / und redet vor alle das wort: Jch halte / ſpricht er / GOTT habe uns Apoſtel fuͤr die allergeringſten dargeſtellet / als demTode[9]Abdanckungs Sermon. Tode uͤbergeben: ὡς δπιϑανατίους, ut beſtiarios, wie es TerTertullia - nus lib. de Judic. tullianus uͤberſetzet hat / als ſolche Leute / die man in gewiſ - ſen Gebauren verwahrete / daß ſie offentlich als in einem Frewdenſpiel des gantzen Volcks / den wilden Thieren ohne alle Barmhertzigkeit ſolten vorgeworffen / und von derer grimmigen Zaͤhnen zerfleiſchet / und jaͤmmerlich zerzerret werden. Denn / ſagt er ferner / wir ſind ein Schawſpiel worden der Welt / und den Engeln / und den Menſchen. Wir ſind ſtets als ein Fluch der Welt / und ein Fegopffer aller Leute: ὡς[περικαϑάρματα][του]κόβμου, als die aͤrgſten und ſchaͤdlichſten Leute auff Erden / daß die Welt meinet / ſie hetten den Fluch Gottes weggethan / und das Land von aller Plage gefeget / wenn ſie nur der Prediger loß wehren / wie es der H. Lutherus Seel: gar weitleuftig und ſchoͤn amLutherus in gloſsâ marginali. rande erklaͤret.
Dieſe des heiligen Predigambts Laſt und Beſchwerlig - keit iſt auch angedeutet worden Zach. 6. v. 1. ſeqq. durch das ſchoͤne Wundergeſichte / da der Prophet vier Wagen geſehen / die zwiſchen zweyen Ehrnen Bergen herfuͤr gegan - gen / welches Geſtcht Hieronymus und andere Kirchenleh - rer / nicht allein auff den außgang der Heiligen Apoſtel im Newen Teſtament / welche als 4. Wagen / in alle 4. Orth der Welt außgehen ſolten: ſondern auch ins gemein auff daß liebe Predigambt gezogen haben.
An dieſen 4. Wagen hat nu der Prophet unterſchiedli - cher Farbe Roſſe angeſpannet geſehen: Etliche ſeind rothe Roſſe / dadurch angedeutet wird / das viel Prediger biß aufsHebr. 12. ꝟ. 4. Blut kaͤmpffen muͤſſen. Etliche derſelben ſind ſchwartz / welche die Sonne der Anfechtung / und der Rauch auß dem Brunnen des Abgrundes / das iſt / vielerley Creutz und Ketzerey / ſo ſie anfeindet / verbrennet und ſchwartz gemacht hat. Etliche ſind ſchaͤckichte / nemlich die bißweilen inApoc. 9. 2.Bguttem[10]Parentations - undguttem Zuſtande leben / und ein klein Hluͤcke haben: mit denen ſichs aber geſchwinde umbwechſelt: Denn bald komt ein ander Welt / und wird dem gram / der ſie im Thor ſtarf -Amos 5. ꝟ. 10. fet. Amos 5. ꝟ. 10. Nur der 4de theil waren weiſſe Roſſe / das iſt / kaum dem vierden theil der Prediger gehet es wol / daß ſie ihr Ambt mit frewden thun / und nicht mit ſeuftzen. In Poſtill. Eccl. edit. ſuper 3. poſt Trin. f. 408.So gar iſts war / was der thewre Mann Lutherus ſaget: So hoch der Himmel uͤber der Erden iſt / ſo gefaͤhrlich und ſchwer iſt diß Ambt gegen dem Weltlichen oder Kayſerli - chen Regiment. Denn was heiſt doch Predigen? Herr Lutherus erklaͤrets an einem andern orth gar ſchoͤne / da erLuth. Tom 3. Jen. fol. 372. Lat. fac. b. ſu - per. c. 40. Eſa. ſaget:‘Difficile munus est prædicare. Nam præ - dicare verbum Dei nihil aliud est, qvàm de - rivare inſe furorem totius inferni & Satanæ: deindè omnium Sanctorum in mundo, & omnem potentiam mundi. Est autem periculoſisſi - mum vitæ genꝰ, tot dentibus Satanæ ſe objicere. ’ ()Das iſt gewiß ſehr viel geredet! Aber es iſt die pur lautere warheit. Denn taſtet man die Berge an / ſo rauchen ſie. Pſ. 144. 5.Pſalm 144. Wil man groſſen Herren / und anderen / dieAmos 7. v. 20. 11. 12. Schweren auffſtechen / und ihnen die Warheit ſagen; ſo muß es bald ein Crimen læſæ majeſtatis heiſſen / da iſt man zaͤnckiſch / kieffet gar zu gerne / man kan nichts als treuf - feln / wie die Gottloſen dem Straff-Ambt einen ſolchenMich. 2, 6. gehaͤßigen Nahmen geben Mich. 2. Doͤrffen wol Injurien klagen / mit den armen Predigern anfahen / die es doch trewlich meinen / und ihre Zuhoͤrer deßwegen ſtrafen / daßTit. 1. v. 13. ſie im glauben geſund ſein. Tit. 1. Ja es kombt ſo weit /Lutherus in Tiſchr. c. 1. f. 6. b wie Lutherus ſeel: redet / daß ietzt ſchier kein Edelmann / Scharrhanß / Buͤrger noch Bawer iſt / er wil mit Fuͤſſen auf den Pfarrherrn und Predigern gehen.
Und[11]Abdanckungs Sermon.Und in anſehen ſolcher groſſen Gefahr / kam der Pro - phet Jeremias ſo weit / daß er den Tag / darinnen er geboh -Jer. 20. v. 7. 14. 15. ren war / verfluchte / und ſich gegen Gott beklagte c. 20. ꝟ. 7. 14. 15. HErr / ſaget er / du haſt mich uͤberredet / und ich habe mich uͤberreden laſſen / du diſt mir zu ſtarck geweſen / und haſt gewonnen / aber ich bin druͤber zum Spott wor - den taͤglich / und iederman verlacht mich. Der Herr Lu -Lutherus. in gloſsâ margin. therus erklaͤrets am Rande alſo: Du haſt mir geſchmierte worte gegeben / und das Predigampt gar lieblich vorgemah - let / daß ich bin hinan gegangen / und habe das Predig - ampt angenommen: und nicht gewuſt daß die Leute ſo boͤſe weren / und das Predigambt ſo viel und groſſe Gefahr het - te. Hat demnach jener alte Prediger nicht unrecht gere - det / wenn er geſagt: Wenn iemand wuͤſte die gefaͤhrlig - und beſchwerligkeit / die das Predigambt auff ſich hette / nimmermehr wuͤrde er ſich dazu begeben wollen. Und eben dergleichen Klage haben die H. Vaͤter auch zu ihrer Zeit gefuͤhret. Denn diß eben meinet Auguſtinus, wennAuguſtinꝰ ad Vale - rium. er an Valerium alſo ſchreibet:
ſagt Auguſtinus ad Valerian. Das ſind worte / dafuͤr einem das Hertz er - ſchrickt / der Leib erzittert / und alle Haar gen Berge anſte - hen. Was wuͤrde Auguſtinus wol anietzo zu unſer Zeit ſa - gen: da der Teuffel noch mehr rumoret, und einen groſſen Zorn hat / weil er weiß / daß er wenig zeit hat! Durch die - ſe / des Auguſtini worte iſt zweyfels frey jener vornehme Prediger veranlaſſet worden / daß er hat zu ſagen / und in dieSigiſm. Svevus, Præpoſitus in Neapol. Vratislav. Stammbuͤcher zu ſchreiben pflegen: Opus concionandi eſt omnium laborioſisſimum, periculoſisſimum, & con - temptisſimum in mundo, ſubjectum omnium etiam vi - liſſimorum hominum judiciis. Und jener gelehrte Mann /B ijals[12]Parentations - undM. Caſpar Wagner in Theſauro Theolog. als er gefraget ward / Paſtor in qvo prædicamento, ant - wortete gar recht: Pius Eccleſiæ miniſter in omni & in nullo eſt prædicamento, er muß ſich durch alle prædica - menta ziehen laſſen / und wird doch in keinem gelitten / ne in paſſionis qvidem. Daher Herr Doctor Finkius hat zu ſagen pflegen: Arme Prediger nennet man veraͤchtlich Pfaffen / und die Pfaffen ſind iedermans Affen / nach ih - nen wollen alle gaſfen / und ihre ohne das geringe Beſol - dung zu ſich raffen. Summa / das iſt ihre Belohnung. Die Welt haſſet Sie: Jhre Seele ſchlaͤft mitten unter denJohan. 15. ꝟ. 18. Loͤwen: Sie ſein wie Schafe mitten unter den Woͤlffen:Pſal. 57. ꝟ. 5. (uͤber welche worte unſer Seel. Herr Lutherus in ſeinen brevisſimis annotatt. in Matthæum. Tom. V. Wittenb. Matth. 10. ꝟ. 16.Lat. f. 19. a. b. in notis ad c. 10. Matth. Oves, inqvit, eſtis vos mei Legati, inter lupos crudeles agetis. Jam qvidGen. 25. ꝟ. 13. vobis à lupis expectandum ſit, videtis. Itaq; parate & firmate vos ad luporum tyrannidem. O qvàm iniqva conditio, ubi oves lupis prædicant, & dant jura. Leo - nes oportuit mitti in medio luporum, vel alias beſtias ferociores. Sed hæc fiunt, ut ait Paulus, ut fides no - ſtra non ſit ex virtute humanâ, ſed divinâ. 1. Cor. 2. qvia Deus etiam inter lupos & hoſtiliſſimos hoſtes ve - lit ſuas oves ſervare. Et diſertè notandum, qvod nos, qvi ſumus in officio docendi, perſvaſiſſimi eſſe debe - mus, nos docere inter lupos, & opus noſtrum aliud nihil eſſe, qvàm ſi ovis lupos judicet, arguat, irritet, & hoc agat, ne ſint lupi. Sicut ſi ego vel noſtrum ali - qvis Papæ, Cardinalibus, Epiſcopis & ſimilibus jura da - re, & cos in ordinem redigere tentem. Summa: Die Woͤlffe werden nimermehr gutte Schuͤler der Schafe. Huc usq́; Lutherus.) Sie ſein tanqvàm aries in veſtri - bus wie ein Wieder in den Hecken hangende: Sie ſein wieeine[13]Abdanckungs Sermon. eine Roſe unter den Dornen: Sie ſein bey den widerſpen -Cantie. 2. ꝟ. 2. ſtigen und ſtachlichen Dornen / und wohnen unter denEzech. 2. v. 2. Scorpionen: ſie ſein ihren Nachbarn geſetzt zum Zanck / und ihre Feinde ſpotten ihrer: Sie muͤſſen mit JeremiâPſ. 80. v. 8. heiſſen Viri rixarum, nicht activè ſondern paſſivè. JaJer. 15. v. 1. es heiſt mit ihnen auch / ie groͤſſer Heiliger (und Prediger) ie groͤſſer Creutz. Der frome Job in dem er opfert und betet / wird er vom Teuffel verklagt und angegriffen. Job. 1. v. 16.Ezechiel in dem er Prediget / ſtirbt ihm ſein Weib. WoEzech. 24. v. 18. iſt ein groͤſſer und eyveriger Prediger auffgeſtanden / als Johannes der Taͤuffer? Der groͤſte unter denen die vonMatth. 11. ꝟ. 11. Weibern gebohren ſind. Matth. 11. Der E[n] gel / der dem HERREN den Weg bereitet. Malach. 3. Der ander Elias. Malach. 3. ꝟ. 1.Malach. 4. Den Chryſoſtomus nennet / Virtutis ſtolam, Sanctitatis normam. Dennoch hat dieſer vornehme MañMalach. 4. ꝟ. 5. und Prediger / nicht allein ins Gefaͤngnuͤs gehen / ſondernChryſoſt. auch ein ſolch Ende nehmen muͤſſen / daß er fuͤr ſeine treueMatth. 14. ꝟ. 10. Dinſte das Schwerdt zu lohne bekommen. Es kan nicht anders ſein. Gleich wie in der Natur iſt Tag und Nacht / Winter und Sommer / hell und tunckel Wetter / ſagt Chry -Chryſoſt. ſoſt. alſo leſts auch Gott ſeinen Heiligen hie auf Erden nicht ſtets wol / ſondern auch uͤbel gehen. Wie wuͤrde ſonſt die Schrifft erfuͤllet? Es mus alſo gehen / ſagt der HErr ſelber Matth. 26. Alſo iſts verſehen und beſchloſſen in Got -Matth. 26. ꝟ. 53. tes Rath / und verſtegelt in ſeinen Schaͤtzen: Er zeiget ei -Devt. 32. ꝟ. 34. nem ieden / was er leiden muß / umb ſeines Namens wil - len. Act. 9. Prediger ſind geiſtliche Seemaͤnner Matth. 13. Act. 9. v. 16.Wie nu ein Seemann ſich keine Muͤh und Arbeit muß ver -Matth. 13. ꝟ. 24. drieſſen laſſen / muß es ihm in Windt und Regen / in Hietz und Froſt / blutſawer werden laſſen / daß er ſeinen Samen deqvem unterbringe: Alſo muͤſſen die Prediger ihren geiſt - lichen Saamen außſeen / in Muͤhe und Arbeit / in wachenB iijund[14]Parentations - und2. Cor. 11. ꝟ. 27. 28.und Sorgen / in Hunger und Durſt / in Froſt und Bloͤſſe /Matth. 9. ꝟ. 38. ohne was ſich ſonſt ferner zutraͤgt. Dahero ſie auch Ernd - ten-Arbeiter von Chriſto Matth. 9. genennet werden / ihren ſawren Naſen-Schweiß bey der brennenden Sonnenhietze in der Geiſtlichen Erndte anzudeuten. Ja ſie werdenDevt. 25. ꝟ. 4. dannenhero Droͤſchenden Ochſen verglichen. Devt. 25.1. Cor. 9. ꝟ. 9. 1. Cor. 9. Prediger ſind Arbeiter im Weinberge des HEr - ren / darumb trifft ſie auch die Laſt und Hietze des Tages;Matth. 20. ꝟ. 1. Prediger ſind Menſchenfiſcher / Matth. 4. darumb muͤſſenMatth. 4. ꝟ. 19. ſie wachen / wenn andere ſchlaffen / wenn Sie viel Men -2. Tim. 2. ꝟ. 14. ſchen zum ewigen Leben fangen wollen. Sie ſind Kriegs - Leute und Streiter Jeſu Chriſti. 2. Tim. 2. muͤſſen dem -Pſ. 68. v. 14. nach immer wider die Feinde zu Felde liegen. Pſalm 68. Da gehoͤret viel Sorgen / viel Studieren / viel Beten / auch viel Leiden dazu. Aber in dieſem allem beweiſen trewe Prediger ihren Glauben / hoffen auff GOtt in mediis con - trariis, und laſſen ſich kein Creutz und Verfolgung / kei - ne Muͤhe und Arbeit / von Chriſt[o]und ſeinem Wortte ab -1. Petr. 4. ꝟ. 12. wendig machen / Sie laſſen ſich auch die Creutzhitze nicht befrembden / als wiederfuͤhre ihnen etwas ſeltzames. 1. Pet. 4. Denn ſie wiſſen / das ſolches der Weg iſt / durch welchenAct. 14. 22. ſie ihren Zuhoͤrern vorgehen ins Reich Gottes. Act. 14.
Jn ſolchem muͤhſeeligen und gefaͤhrlichem Ambte / hat ſich auch eine lange geraume Zeit befunden / und des Tages Laſt und Hietze getragen; Der Weyland Ehrwuͤr - dige / Groß Achtbare und Wolgelahrte Herr MARTINUS HYLLERUS, wolverdienter Præpoſitus bey dieſer Kir - chen / und der Ehrwuͤrdigen Prieſterſchaft des Oelßniſchen Hochloͤblichen Fuͤrſtenthumbs wolverordneter Senior, deſ - ſen abgelebten Coͤrper wir anietzo zu ſeinem Ruhbettlein begleitet haben. Nach ſeinem Heiligen Ampt / hat der ſeelige Herr Probſt auch offt und vielmahl gehen muͤſſen /bald[15]Abdanckungs Sermon. bald an dieſen / bald an jenen orth / bald zu dieſer / bald zu einer andern Kirchen / denen allen er mit beſondern Ruhm trewfleißig vorgeſtanden. Wie er auch durchs Jammer - thal gegangen / und bey ſeinem / ohne dieß muͤhſeeligem und beſchwerlichem Ambte / von manchem ſawrem und rawen Creutz - und verfolgungs Winde angeblaſen worden / iſt auß abgeleſenem Perſonal-Elogio mit mehrem zu verneh - men geweſen: biß er endlich den letzten Gang durch den Todt verrichtet / und am verwichenen Dinſtage / war der 14. Auguſti des morgends umb 8. der halben Uhr ſanfft und ſeelig auß der muͤhſeeligen Pilgramſchafft dieſer boͤ - ſen Welt / in das ewige himliſche Vaterland gegangen. Numehr hat er / Gott ſey Lob und Danck / alles Ungluͤck ritterlich uͤberwunden; Der HErr hat ihn auß dem Jammerthal abgefodert / auß dem Creutz-Wagen auß - geſpannet / und zur himliſchen Frewde und Herrligkeit ein - gefuͤhret: Jetzt hoͤret er die Holdſeeligen worte Chriſti: Ey du fromer und getrewer Knecht / du biſt uͤber wenigemMatth. 25. v. 21. getrew geweſen / ich wil dich uͤber viel ſetzen / gehe ein zu dei - nes HErren Frewde.
O darumb ihr Betruͤbten alle! Laſſet es den lieben Gott walten / Er hat alles wohl gemacht! wird auch nochMarc. 7. v. ult. alles wol machen auff dieſer Erden / hat es auch wol ge - macht / ſo viel angeregten Todesfall betreffen thut. Beden -Pſal. 37, 8. cket doch;
Moͤchte nu iemand fragen / Lieber was thun denn bey ſolcher Boßheit der Menſchen die Lehrer und Pre - diger? Was iſt denn ihre verrichtung? Dieſelbe weiſet uns der Heilige Geiſt / wenn er an die Andere Ehren-Seule Trewer Lehrer und Prediger anſchreibet / Des heiligen Predigampts groſſe Nutzbarkeit. Und ſpricht: Sie machen daſelbſt Brunnen. Brunnen machen / heiſt an dieſem Orthe anders nichts / denn Gottes Wort / Geſetz und Evangelium (welches ſind die Bruͤnlein Jſra -Eſa. 12. v. 3. elis) richtig und trewlich / ein iedes an ſeinem orthe predi - gen und lehren: wie geſchrieben ſtehet Eſa. 12. Jhr werdet mit frewden Waſſer ſchoͤpffen auß den Heylbrunnen. Wie es nun eine groſſe Wolthat iſt / wenn Gott ein Land mit feinen friſchen und geſimden Brunnen begnadet: alſo iſt dieſes auch nicht weniger eine ſonderbare Gnade Gottes / wenn er in einem Lande die rechten lebendigen Troſt - und Gnaden-Brunnen heilſamer Lehre qvellen leſſet / dadurch die matten Seelen erqvicket / auch ſonſt zu allerhand Fruͤch - ten der Gottſeeligkeit fruchtbar gemacht / und gleichſam ge - waͤſſert werden. An ſolchen Heyl - und Troſt-Brunnen / wird von Lehrern und Predigern noch taͤglichen gearbeitet / wenn ſie mitten in ihrem Jammer und Leyden die heilſa -men[17]Abdanckungs Sermon. men Bruͤnlein Jſraelis / das iſt / das heilige Wort Got - tes mit fleiß auff ihre Zuhoͤrer außgieſſen. Denn ob wohl zwar fuͤr der Welt der Prediger Arbeit geringe ſcheinet / ſo vergleichet doch der Heilige Geiſt dieſelbe dem Brunnen graben.
Einmahl wegen der Nothwendigkeit. Eines Brunnen kan man in einer Gemeine nicht wohl entbeh - ren / ſondern man trachtet wohl am erſten darnach / wo man wolle gutt friſch Brunnenwaſſer nehmen / wil man anders geſunde Menſchen und Vieh haben: Alſo kan man der Lehre des Worts Gottes nicht entrathen / noch derer die es Lehren / ſondern Sie muͤſſen wohl am erſten da ſein in ei - ner wolbeſtalten Policey / ſol anders den matten / und vom Zorn Gottes außgetruckneten Hertzen gerathen werden.
Die Welt iſt gleichſam die Gruben / darinnen kein Waſſer des Troſtes / der erqvickung und des Lebens zu fin -Zach. 9. ꝟ. 11. den / Zach. 9. Sie iſt die duͤrre Einoͤde da es heulet / Devt. 32. und da lauter fewrige Schlangen und Scorpionen an -Devt. 32. ꝟ. 10. zutreffen ſein / in erwehntem Fuͤnften Buche Moſis am 8. Cap. Devt. 8. ꝟ. 15.
Nun verhelt es ſich mit der Duͤrre / und dem darauß entſpringenden Durſte alſo / daß er der grewlichſten Plage eine iſt. Lyſimachus der Thracier Koͤnig ward durchLycoſth. Apopht. tit. de Fa - me. ex Plu tarcho in Apopht. Reg. & Im per. part. 1. moral. Cœ - lius l. 9. c. 13. Anti - qvar. Lect. Durſt gezwungen / daß er ſich und ſein Kriegs Heer in Thra - ciâ dem Dromichetæ ergeben muſte: Als er nun in des Feindes gewalt war / und zu trincken bekam / rieff er: O Dii, qvàm puſillæ voluptatis gratiâ in ſervitutem me ex tanto Rege conjeci! Hilff Gott / umb was kurtzer wol - luſt willen habe ich mich ſelbſt auß einem Koͤnige zu einem Knechte gemacht.
Jn der Wuͤſten Azoad in Lybiâ, ſollen zween Mar - mor-Grabſteine ſein gefunden worden / der eine eines Kauf -Cmans /[18]Parentations - undZvving. Theatr. vol. 2. l. 7.mans / welcher ſeinem Fuͤhrer vor einen Becher Waſſers Zehen tauſendt Goldguͤlden gegeben / der ander des Fuhr -ex Joh. Lev. l. 1. c. 27. Aphri - ca. mans ſelbſten / welche endlich alle beyde / weil ſie den Durſt nicht ſtillen koͤnnen / in der Wuͤſten Durſts geſtorben.
Sous einer von Lycurgi vorfahren / als er von denPlutarchus in vitâ Ly - curgi ab initio p. 28. Clitoriis an einem rawen duͤrren Orth / umb des willen / daß er ihnen ein ſtuͤck Land eingensmmen / belaͤgert / hat er von ihnen begehret / weil ſie mit Durſt geplaget / ſie wolten ihm und alle ſeinem Volck geſtatten / nur auß dem nechſt gelegenen Brunnen zu trincken / er wolle ihnen das abge - nommene Land wieder geben. Als er nun von ſeinem Kriegsvolck begehret / welcher nicht trincken wolte / regnum ſe ei daturum, den wolte er zum Herren in ſeinem Reiche machen / da hat ſich keiner des trinckens enthalten koͤnnen / ſondern haben alle getrucken / und alſo lieber der groſſen Ehr und Herrligkeit / als des Trinckens entbehren wollen.
Als Darius vom Alexandro M. bekrieget und in die Flucht geſchlagen worden / da hat ſein Kriegesvolck groſſe Noth Durſts halben gelitten / alß ſie nun zum Waſſer kom - men / haben ſie ſich niedergeſtreckt / und mit offenem Mun - de das flieſſende Waſſer in ſich geſoſſen / ob ſchon daſſelbeQ. Curtius h. Alex. M. l. 4. c. 16. ſehr truͤbe / Leimig / und voller Koth geweſen / daß ſie auch todtkranck davon worden / wie Q. Curtius ſchreibet. Der Koͤnig Darius ſelbſt / in deſſen Mund ſein lebetage kein boͤ - ſer Trunck noch Tropffen kommen war / hatte in der Flucht fuͤr Alexandro, auß einer truͤben Pfuͤtzen / ſo mit todten Coͤrpern verumreiniget war / getruncken / noch hat er geſagt /Cie. Tuſc. qvæſt. f. 247. a. ſe nunqvam bibiſſe jucundius, es〈…〉〈…〉 ette ihm ſein Lebtag kein Trunck beſſer geſchmeckt / wie Cicero meldet.
Hoͤchſter Gott! welch ein groſſer Jammer iſt es umb den natuͤrlichen Durſt / wie gar nicht kan man des Waſ - ſers oder anders Getraͤnckes im groſſen Durſt entbehren /ohne[19]Abdanckungs Sermon. ohne Tranck muß man des Todes ſterben! Allein ſolcher leiblicher Durſt iſt fuͤr eine Labſal gegen dem geiſtlichen Durſte / der hier angedeutet wird / zu rechnen.
Denn wie der Leibliche Durſt zwar wehe thut / alſo kan er doch mehr nicht ſchaden / als endlich das zeitliche Le - ben verkuͤrtzen. Aber der Geiſtliche Durſt machets / das man nicht alleine leuft von einem Meer zum andern / von Mitternacht gegen Morgen: ſondern fuͤhret mit ſich auffAmos 8. ꝟ. 18. dem Ruͤcken / das boͤſe Gewiſſen / den Todt / Teuffel / Hel - le und das ewige Verdamnuͤß / welches ja eine unaußſprech - liche Noth iſt.
Dieſem Geiſtlichen Durſte nun zu begegnen und zu rathen / hatt Gott trewe Lehrer und Prediger zu Geiſtlichen Brunnengraͤbern verordnet / und hat ihnen hart und feſte eingebunden / daß ſie graben ſollen:
Erſtlich / Einen ſcharffen Geſetzbrunnen / und da - durch ihre Zuhoͤrer zur erkentnuͤß ihrer Suͤnden anfuͤhren. Sie muͤſſen nicht heuchel-Prediger ſein / die nur obenhinEſa. 30. v. 10. ſtreichen / und ſanffte predigen Eſa. 30. Sie muͤſſen nicht ſein in mollibus, die nur immer weiche / Seidene und Da -Matth. 11. ꝟ. 8. maſchkene worte gebrauchen: ſondern das Maul redlich auffthun / und Straffen das zu ſtraffen iſt.
Und ob wol die ietzige Welt den Prieſtern zwar Zu -Luc. 10, 34 cker / Oel / Licht und den Sanften Stab / das iſt / dasMatth. 5. ꝟ. 14. LehrAmbt goͤnnet: aber das Saltz / Wermuth / Wein /Zach. 11, 7. oder den Weheſtab / das iſt / das Wehr-oder Straff-AmbtLuc. 14. ꝟ. 34. mehrertheils entziehen / und alſo halbe Prieſter habenM. Sam. Heinniz in conc. fun. habita Ni - colao Joc - kiſchman - no, Diaco - no. wil / ſol doch ein Prediger wiſſen / daß er nicht der Welt / ſondern Gottes Diener ſey: Und nicht ſanfte / ſondern Senff predigen / das es durchbeiſt. Das hat Lutherus bedacht / darumb ſchreibet er: Sat multis peccatis ſum onu - ſtus: non addam etiam hoc irremisſibile ut in miniſte -C ijrium[20]Parentations - undLutherus Tom. 1. Epiſt. 179. ad Georg. Spalati - num. rium poſitus, miniſterio deſim: & reus inveniar impii ſilentii, neglectæ veritatis, & tot millium animarum.
Darnach ſollen Lehrer und Prediger auch graben / den werthen Troſt-Brunnen des H. Evangelii: Sie muͤſſen nicht lauter Straff-Prediger ſein / ſondern auchPſ. 87. v. 7. TroſtPrediger. Sie muͤſſen wie die Saͤnger im Geiſt -Apoc. 15. ꝟ. 3. lichen Sion eines umbs ander ſingen Pſal. 87. bald das Lied Moſts / bald das Lied des Lambs. Apoc. 15. BaldExod. 3. ꝟ. 1. muͤſſen ſie die Schaͤflein an den Berg Horeb zum fewri -Exod. 20. ꝟ. 19. gen Puſche / mit Moſe Exod. 3. oder zum Berge Sinai /Ezech. 18. v. 32. Exod. 20. treiben / daß ſie zum erkentnuͤß ihrer Suͤnden moͤgen gebracht werden / und leben. Ezech. 18. Bald muͤſ - ſen Sie ſie fuͤhren zum Berge Sion / daß ſie in ihren Suͤn - den nicht verzagen. Das iſt das ſuͤſſe Holtz des Lebens /Exod. 15. ꝟ. 23. daß ſie in das bittere Geſetz-Marah legen muͤſſen. Exod. 15. Das Evangeliſche Krafft-Mehl / daß ſie muͤſſen unter2. Reg. 4. v. 39. die bittere Geſetz-Colochinten miſchen / wie Eliſa. 2. Reg. 4. Daß iſt das Oel / daß ſie neben dem Sinaiſchen Schle - en-Wein in die Gewiſſens Wunden gieſſen muͤſſen / wieLuc. 10. 34 der Samariter. Luc. 10. Das iſt der Sanft-Stab des E - vangelii / den ſie nebenſt dem Weh-Stab des GeſetzesZach. 11. 7. brauchen muͤſſen. Zach. 11. Und alſo in acht nehmen / wel -1. Cor. 3. ꝟ. 2. chen Milch oder ſtarcke Speiſe gebuͤhre / wie St. Paulus ſaget. 1. Cor. 3.
Nebenſt dieſem ſollen und muͤſſen die Geiſtlichen Brun - nen-Graber auch fleißige und genawe auffſtcht haben / da - mit die Bruͤnleiu Jſraelis / des thewren werthen Wortes Gottes / durch ſchaͤdliches Gifft / irriger und falſcher Lehre /Gen. 26. v. 18. 19. nicht moͤchten vergiftet und verunſaubert werden. Es ſtund trawtig und elend / da die Philiſter auß neid gegen Jſaac / die Brunnen ſo Abraham gegraben / verſtopſten: deßwegen muſte ſie Jſaac und ſeine Knechte wieder eroͤf -nen /[21]Abdanckungs Sermon. nen / und funden den Brunnen des lebendigen Waſſers.
Der leidige Teuffel wil mit ſeinen Hoͤlliſchen Philiſtern / das iſt / Kaͤtzern und Verfolgern auch die Bruͤnnlein des Worts Gottes gerne verſtopffen / und die Menſchen dahin verleiten / daß ſie die lebendige Qvelle Chriſtum / Jer. 2.Jer. 2. v. 13. verlaſſen / und hergegen auß den truͤben Ciſternen Menſch - licher Satzungen / und auß den ſchlammichten Pfuͤtzen der irrigen Lehre trincken / und ewig verterben ſolten. Da muͤſſen nun Trewe Lehrer und Prediger / als Knechte Got - tes / ſolche wieder eroͤfnen / und ihren anvertrawten Kirch - Schaͤflein den rechten Brunnen des Lebens Jeſum Chri - ſtum zeigen und weiſen / bey welchem alleine iſt die lebendigePſal. 36. 〈…〉〈…〉v. 10. Qvelle / Pſalm. 36. Wer ſeines Waſſers trincken wird / den wird ewiglich nicht duͤrſten. Joh. 4. Apoc. 21. Joh. 4. v. 14
Vors Andere / ſo vergleicht auch der H. Geiſt / die Ar -Apoc. 21. ꝟ. 6. beit Trewer Lehrer und Prediger den Brunnen-Graben / wegen der Muͤhſamkeit. Ein tieffer Brunnen wird nicht ohne ſonderbahre groſſe Muͤhe und Arbeit gegraben: alſo gehoͤret auch nicht weniger ſonderbahre groſſe Muͤhe und Arbeit dazu / ſo einer des Lehr-Ambts in der Kirchen mit guttem Gewiſſen abwartten wil. Da muß trauen ein Prediger arbeiten:
1. Mit den Augen. Er muß fleißig nachforſchen / nicht in Platone und Ariſtotele; Nicht in den Alten Le - genden und Mehrlein tichter; Nicht in der Juden groſſen Thalmud, das man unter 22. Ducaten kaum erkauffen kan. Davon die Juden ſagen: GOTT ſelbſt leſe alle Tage die erſten 4. Stunden darinnen; Nicht in andern Grillen und Zoten-Buͤchern / ſondern in der Heiligen Bi - bel. Das iſt daß Buch / die Heilige Bibel fleißig geleſen und betrachtet / gibt doch alle Tage was Newes / ſaget derD. Pomme ranus, Baſilius. alte D. Pommer. und Baſilius ſaget: Nulla ſyllaba inver -C iijbis[22]Parentations - undbi divinitus inſpiratis eſt otioſa. GOTT redet wenig: aber Er ſaget uns in einer Viertelſtunden mehr / als wir in 100 Jahren koͤnnen behalten / und recht ſeine Geheim - nuͤſſe verſtehen lernen.
2. Mit dem Gemuͤth. Denn er muß fleißig alles was er geleſen / ponderiren, erwegen und bedencken. La -Auguſtinꝰ borant etiam qvi mente operantur, ſaget Auguſtinus.
3. Mit den Gedancken. Die muß er fein beyſam - men halten / und alles was ihm zu ſeinem vorhaben dienſt -Rom. 12. ꝟ. 7. lich / und dem Glauben ehnlich Rom. 12. fein ordentlich abtheilen.
4. Mit dem Gantzen Leibe muß er arbeiten auff der Cantzel / daß ihm der Schweiß außgehet. Denn wer ſich ſelbſt nicht beweget / wie ſol der andere bewegen? QvæStigelius. caret affectu dictio rara placet, ſaget Stigelius. WerAnimum non ſaci - unt, qvia animum non ha. bent. Sene - ca. keinen Muth hat / kan keinen Muth machen. Jn betrach - tung deſſen hat jener gar recht geſaget:‘Miniſtri verbi lectione, ſcriptione, ægrotantium afflictorumꝙ́ hominum inſtitutione & conſolatione, Eccleſia - ſticæ diſciplinæ praxi, curisꝙ́ perpetuis, de Ec - cleſiarum ſalute ita torqventur, ut vinitorum, aurigarum, bajulorum conditio, præ fidorum Eccleſiæ ſervorum miniſterio, levisſima judi - canda videatur, ſiqvidem attenuantur Spi - ritus, vires exhauriuntur, ſenectus illos citiùs invadit. Gviliel. Perrinſus in Epiſt. ad Galat. Tom. II. Operum. pag. 375. ’ ()
Nun ein ſolch unverdroſſener Brunnen-Graber iſt auch geweſen unſer Seel. Herr Præpoſitus. Wie Er es ihme inſeinem[23]Abdanckungs Sermon. ſeinem anbefohlnen Ambte recht ſawer hat werden laſſen: wie Er mit Lehren und Predigen / an den Heyl - und Troſt-Bruͤnnlein Jſraelis trewlich gearbeitet und gegra - ben / deſſen muͤſſen Jhm ſeine anvertraute Kirchkinder ein ruͤhmliches Ehrenzeugnuͤß geben. Sie muͤſſen bekennen / daß ſie an ihm gehabt /
Einen rechten Moſen / der jederzeit bey Tag und Nacht trew und fleißig geweſen / und wol gewachet in dem Hauſe ſeines Gottes.
Einen rechten Aaronem / der das Geiſtliche Rauch - faͤßlein ſtets bey haͤnden gehabt / und vor die Wolfarth dieſes Orths unablaͤßig geſeuftzet. O wie manche eindrin - gende Noth / hat der Seel. liebe Mann / mit ſeinem hertz - lichen und Himmeldringenden Seuftzen bey dem hoͤchſten Gott erbeten: Wie manche Straffe und Plage hat er dem erzuͤrnten Gott abgebeten. Wie mannichfaltig und un - zehlich Ungluͤck hat er von dieſer Kirchen / Schul / Stadt und Land hinweg gebeten.
Einen rechten Troſtmann / einen rechten Hertz-Pre -Eſa. 50. v. 4. diger / der mit den Muͤden gewuſt zu rechter zeit zu reden: bekuͤmmerten und angefochtenen Hertzen troͤſtlich zuzuſpre - chen: und der / zum ahl bey vorgegangenen Zeiten und Leuf - ten / allen Unmuth / Wehmuth / Kleinmuth und Zweifel - muth artig und fein / als ein unerſchrockener Noah / den Leuten wiſſen außzureden und außzupredigen.
Einen eifrigen Bußprediger / der ſeine Stimme er -Eſa. 58. v. 1. hoben wie eine Poſaune / die Leute fein tapffer angeſchrien / und ſie auß ihrem Veterno und Schlaffſucht der Suͤnden / maſſen es denn auch wohl von noͤthen / gewuſt / ſtarck auff - gewecket.
Es ſol einſten ein Fuͤrnehmer Theologus, als man ihn ſeiner ſtets fallenden ſchweren Fluͤſſe halber ermahnet / daßEr[24]Parentations - undEccleſ. 12. ꝟ. 12.Er mit Predigen / ſo den Leib muͤde macht / ihme nicht ſo gar wehe thun / ſondern vielmehr ſeine Herren Collegas, ſo darzu willig / etwas oͤfterer an ſeine Stad vermoͤgen / und darunter ein wenig reſpiriren ſolte / zur antwort gegeben: Nein / da behuͤtte mich Gott dafuͤr. Mein lieber Herr Chriſtus hat mir dieß Pfund vertrawet / ſelbiges ſol ich nicht ins Schweißtuch legen / ſondern ohne aufhoͤren zur zeit und unzeit damit wuchern: Hat Er mir das Ambt gegeben: So wird Er mir auch Krafft und Staͤrcke geben / das Ambt zuverrichten. Und wo es Jhme gefaͤllet / mich zeitlichen außzuſpannen und abzufodern / wil ich mich doch gerne zu tode predigen. Imperatorem oportet ſtantem mori. Ein Feldhauptman ſtuͤrbet am ruͤhmlichſten / wenn er mit ſeinem Feinde Kaͤmpfet. Ein Fuͤhrer des Heers Gottes / ſolte der es beſſer haben?
Dieſes kan gleichergeſtalt mit beſtand der warheit von unſerm Seel. Herren Præpoſito geſaget werden. Denn je gewiß und uͤber gewiß / das wenn er mit Predigen / Troͤ - ſten oder einrathen iemandes auß ſeiner Seelen - und an - derer-Noth helffen koͤnnen / Er dabey ſeine Geſundheit / Seinen eigenen Wolſtand gerne eingebuͤſſet / nur damit Jhnen geholſſen wuͤrde: Wie er denn auch nicht leichtlich jemanden ſeine Cantzel anvertrawet / wenn Jhn nur nicht die hoͤchſte Noth / und groſſe Unpaͤßligkeit dazu genoͤtiget hat. Und wie trewlich und fleißig Er Brunnen gegra - ben / bezeugen die Herrlichen Schrifften / ſo unterſchieden von Jhm außgefertiget / und der Poſterität zum beſten hin - terlaſſen worden / in welchen er noch fort und fort / auch nach ſeinem Tode / Brunnen graͤbet / und alſo an Jhm war bleiben die worte / ſo Er Jhm ſelbſt zum Leich Text außer -Pſalm. 118. ꝟ. 17. leſen / auß dem 118. Pſalm: Jch werde nicht ſterben / ſondern leben / und des HErren Werck verkuͤndigen.
Hier moͤchte nu abermals iemands einwenden und ſagen: Jch hoͤre wol von dem hohen Nutzen der Lehrer und Prediger: aber weil ſie Brunnen machen / ſo muß es auch ein muͤhſeelig Ambt ſein: Lieber / was haben ſie denn dafuͤr zugewarten? Das weiſet uns abermahls der H. Geiſt / wenn er an den Ehren-Schild trewer Lehrer und Prediger anſchreibet:
Jhres muͤhſeeligen Ambtes reiche Belohnung und Ergoͤtzligkeit. Die Lehrer / ſaget er / werden mit viel Segen geſchmickt / Sie erhalten einen Sieg nach dem andern / das man ſehen muß / der rechte Gott ſey zu Zion. Gott leſt ihm nicht umbſonſt dienen / ſondern Er iſt ein reicher vergelter derer die Jhn fuͤrchten / Hebr. 11. welches Er auch ſonderlich an Trewen LehrernHeb. 11. v. 3. und Predigern wahr machet. Er ſegnet ſie in dieſem Leben mit allerhand herrlichen und nothwendigen Gaben / regieret die Gedancken im Hertzen / die Wort im Munde / die Feder in der Hand / daß ihre Arbeit nicht muß vergebens ſein / ſon - dern ihre worte muͤſſen ſein Spieſſe und Naͤgel / geſchrieben durch die Meiſter der verſamlunge / und von einem HirttenEccleſiaſt. 12. v. 11. gegeben / das iſt; Es ſein ihre Worte eine Krafft Gottes / die des Menſchen Hertz durchdringet. Ebr. 4. und daſſelbe zu Gottſeeligem Leben erwecket. Ebre. 4. ꝟ. 24.
So werden Trewe Lehrer und Prediger auch geſegnet mit Zeitlichem und Leiblichem Segen. Ohne iſt es zwar nicht / frome Lehrer muͤſſen gemeiniglich ſagen / Gold und Silber habe ich nicht / Act. 3. Laſſen auch die Schuldner denAct. 3. v. 6. armen Witwen wol auff dem halſe / wie dorten des Pro - pheten Witwe klagen und ſagen muſte: Nun kombt der Schuld Herr / und wil meine beyde Soͤhne zu eigenen Knech -Dten[26]Parentations - und2. Reg. 4. ꝟ. 1.ten nehmen. 2. Reg. 4. Jedoch aber verlaſt Gott niemals dieMalach: 1. ꝟ. 10. ſeinigen auch im Zeitlichen ſo gar / daß ſie Jhm ſolten ein Fewer umbſonſt anzuͤnden Malach. 1. und das nicht auch im Finſternuͤß das Licht den Frommen aufgehen ſolte / von demPſal. 112. ꝟ. 4. Gnaͤdigen / Barmhertzigen und Gerechten / wie Koͤnig Da - vid Gott daher ruͤhmet im 112. Pfalm.
Alſo verlaͤſt Gott auch nach dem Tode die ſeinigen nicht / ſondern wenn ſie ſich muͤde gegangen und gegraben haben / ſo wil Er ſie erſt ſegnen und ſchmuͤcken: Jn der Welt / mit einem gutten Namen: die Glocken ſollen ihnen wol klingen:Pſ 92. v. 13. ſie ſollen gruͤnen wie ein Palmbaum Pſ. 92. Ja ihre Gebei -Syr. 46. ꝟ. 14. c. 49. v. 12. ne ſollen gruͤnen / Syr. 46. & 49. und ihrer ſol nimmermehrPſal. 112. ꝟ. 6. vergeſſen werden / Pſ. 112. Jm Himmel / mit der Crone2. Tim. 4. ꝟ. 8. Apoc. 2. v. 10. der Gerechtigkeit 2. Tim. 4. des Lebens Apoc. 2. da wirds heiſſen / Ey du getrewer Knecht / du biſt uͤber wenig getrew geweſen / gehe ein zu deines Herren Frewde. Da werden die Lehrer leuchten wie des Him̃els Glantz / und die ſo viel zurMatth. 25. ꝟ. 16. Gerechtigkeit weiſen / wie die Sternen immer und ewiglich.
Dan. 12. ꝟ. 3.Nicht alleine aber das / ſondern Trewe Lehrer und Predi - ger ſollen auch einen Sieg nach dem andern erhalten. Pre - diger haben im̃er zu kaͤmpffen. Dannenhero vermahnet S.2. Tim. 2. ꝟ. 3. Paulus den Timotheum, er ſolle ſich leiden als ein gutter Streiter Jeſu Chriſti. S. Paulus hat Teuffel und Welt mit ihrer Soldateſca wider ſich gehabt / ſo lange Er unter dem rothen Blutfaͤhnlein Jeſu Chriſti gedienet: Er hat ge - kaͤmpffet einen gutten Kampf / er hat einen Sieg nach dem andern erhalten. Eben in einem ſolchen gefaͤhrlichen und be - ſchwerlichen Kriegsorden ſiehet und gehet noch heute ein ie - der Evangeliſcher Prediger. Denn da ruͤſtet ſich auß mit aller macht der ſchwartze Hellen-Printz der leidige Satan / und bemuͤhet ſich tag und nach[t]/ wie er nicht allein die Leh - rer ſelbſten / ſondern auch ihre anvertraute Zuhoͤrer / alsGeiſtliche[27]Abdanckungs Sermon. Geiſtliche Rittersleute / uverfallen / pluͤndern / und ihnen die Seeligkeit / als das edleſte Gutt und Kleynodt / rauben moͤ - ge. Ein Prediger muß kaͤmpfen mit der argen Welt: mit Tyra[n] nen / Ketzern und falſchen Bruͤdern. Ja wenn auch gleich alle dieſe Feinde todt weren / ſo hette dennoch ein fro - mer Prediger ofters mehr denn gnung zu kaͤmpffen mit ihr vielen auß ſeiner eignen Kirchgemeine / die ſich ihme frevent - lich widerſetzen: die alle ſtuͤrmen / alleine nichts gewinnen: ſintemahl der Streit nicht bloß und alleine Trewer Lehrer iſt / ſondern des HErren Chriſti / der mit zu Felde lieget / durch deſſen huͤlffe und beyſtand ſie auch den Sieg erhalten / und mit dem Schwerdt des Geiſtes einen Feind nach dem andern erlegen ſollen. Dieſes iſt nun viel ein herrlicherPlutarchꝰ in Pompe - jo. Sieg / als die Victoria Pharſalica, da Julius der Roͤmiſche Kayſer den Pompejum ſchlug und uͤberwand: als der Sieg Pauli Æmilii, da er der Macedonier Großmaͤchtigſten Koͤnig Perſeum zum ſchaw herumb fuͤhrete: Sintemal hiePlutarchꝰ in Æmilio. nicht bloſſe Menſchen / ſondern der Teuffel mit ſeinem gan - tzen wuͤttenden Heer geſchlagen und uͤberwunden wird.
Solches aber geſchicht nicht zu dem ende / das man al - lein auf die Lehrer ſehe / oder ſie fuͤr Goͤtter ambete; ſondern das man ſehen muß der gerechte Gott ſey zu Zion. Sehen heiſt hie ſo viel / als mit der that erfahren und inne werden / das Gott der HErr / der allein wahre / allein lebendige / allein weiſe und maͤchtige Gott in ſeiner Chriſtlichen Kirchen an - noch zugegen ſey / und ſich bey derſelben im dienſt Trewer Lehrer / heylwaͤrtig und maͤchtig erzeige. Wie denn S. Pau - lus ſchreibet 1. Cor. 15. er habe zwar viel gethan mit ſeinem1. Cor. 15. ꝟ. 10. Streiten und Lehren in der Kirchen Gottes / mehr denn an - dere: aber nicht ich / ſpricht er / ſondern Gottes gnade in mir.
Mit ſolchen vielen Segen hat nu auch Gott unſern Sel. H. Præpoſitum, als einen Gottſeeligen eyfrigen Lehrer ge -D ijſchmuͤcket:[28]Parentations - undſchmucket: Er iſt von Gott geſegnet geweſen mit ſcharffem und Sinnreichem Verſtande: mit lieblicher anmuttiger Beredſamkeit: Gott hat Jhn geſegnet mit fromen Zuhoͤ - rern und Pfarrkindern / die ihn meiſtentheils geliebet und geehret haben / ob Ers gleich nicht allein hat koͤnnen nach ih -Gal. 1. v. 10. ren Koͤpffen machen. Omnibus enim placere impoſſibile eſt. Und S. Paulus ſpricht Gal. 1. Wenn ich gedechte Menſchen gefaͤllig zu ſein / ſo were ich Chriſtus Knecht nicht. Gott hat Jhn auch geſegnet mit einer gutten friedſamen und fruchtbaren Ehe / und in derſelben ihme beſcheret 8. Kin - der / Drey Soͤhne und Fuͤnff Toͤchter / an welchen Er auch ſeine ſondere Frewde und Ehre erlebet / und ſonderlich an ſeinem juͤngſten Sohne / dem Ehrwuͤrdigen / Achtbaren und Wolgelahrten Herren M. Chriſtiano Hyllero, trewfleiſ - ſigen Paſtori der Evangeliſchen Gemeine zu Sduni in der Cron Polen gelegen / an deme hat der Seelige Herr Præ - poſitus ſeines gleichen verlaſſen / das demnach / ob er ſchonSyr. 30. ꝟ. 4. geſtorben / es iſt / als wenn er nicht geſtorben were / Syr. 30. Den Gott nebenſt dem andern Geſchwiſter / und gantzen anſehlichen Leidtragenden Freundſchaft / uͤber dem ploͤtzli - chen Hintrit ihres lieben Herren Vaters und trewen Freun - des / kraͤftig troͤſten / und ſie alleſambt Gefaͤſſe ſeiner Gna - de und Barmhertzigkeit wolle ſein und bleiben laſſen.
Was des Herren Præpoſiti Succeſs und fortgang ſeiner anbefohlner Ambtsverrichtung betrifft / ſo hat Er auch einen Sieg nach dem andern erhalten / das man auch an Jhm hat ſehen muͤſſen / der rechte Gott ſey zu Zion / der halte uͤber Jhm und ſeinem Ambte. Haben loſe Leute bey unterſchie - denen Reformationen etwas wider ihn vorgenommen / ſo iſt doch Gott bey Jhm geweſen / und hat Jhn〈…〉〈…〉 allezeit wun - derbarlich gerettet / auch ſeine trewe und eiverige Beſtaͤndig - keit niemals unbelohnet gelaſſen.
Haben[29]Abdanckungs Sermon.Haben ſich Mißverſtaͤnde und Streitigkeiten / ſo wohl in Ehe als andern ſachen / unter ſeinen Kirchkindern vermer - cken laſſen / hat er dieſelbe zeitlich / mit ſonderbarem fleiß und beſcheidenheit wiſſen zu entſcheiden / und guͤttlich beyzu - legen.
Jnſonderheit aber hat Er den Sieg endlich auch erhal - ten / wider den letzten Feind den Todt / den er verwichenen Dinſtag umb 8. der halben Uhr / des Morgends / mit fe - ſtem Glauben ritterlich uͤberwunden hat. Und weil Er ei - nen ſolchen gutten Kampff gekaͤmpffet / und ſeinem lieben Gott trew und Glauben gehalten / iſt albereit ſeine Seele / fuͤr ſolche ſeine trewe Dinſte / mit Ehren und Schmuck ge -Pſalm. 8. ꝟ. 6. kroͤnet: der Leib muß zwar noch ein kleines in der Erden verbleiben; aber wir ſind der gaͤntzlichen Hoffnung / es ſey1. Johan. 2. ꝟ. 18. verhanden die letzte Stunde / der Tag der Erloͤſung nahe ſich / da wird ihn Chriſtus aufferwecken / und mit der SeelLuc. 21. ꝟ. 28. vereinigen / da wird Er an Leib und Seel herrlich gemacht werden.
Zu Athen lebete ein fuͤrnehmer beruͤmbter Philoſophus,Laêrt. de vit. & Mo - rib. Philo - ſoph. l. 7. mit namen Zeno, welcher wegen Inſtitution, gutter auf - erziehung und anfuͤhrung junger Leute der gantzen Stadt ein ſehr nuͤtzlicher Mann war. Als er nun ſeinen Lebens - lauff beſchloſſen / erzeigten ſich die zu Athen ſo Danckbar und Ehrerbietig / daß ſie Jhm / neben einem ſtatlichen Be - graͤbnuͤß / eine guͤldene Krone zuverfertigen beſchloſſen / und ein offentliches Decret machten / welches ſie an Zwo Seu - len / zum Gedaͤchtnuͤß anſchreiben lieſſen / dieſes / innhalts: Dieweil Zeno ein Sohn Mnaſæi, ein Citticus, viel Jahre in unſer Stadt / als ein Philoſoplius oder weiſer Lehrer / ſich auffgehalten / und in allem ein redlicher Mann verblie - ben / junge Leute ſo Studierens und Zucht halben anhero kommen / zu allem gutten hat angefuͤhret / in dem er ſie zurD iijTugend[30]Parentations - undTugend und Maͤßigkeit anermahnet / und ſeinen eignen Wandel / ſo den worten und ſeiner Lehre gemaͤß / allen zur folgexempel fuͤrgeſtellet / ſo iſt mit guttem Gluͤcke fuͤr bil - lich angeſehen worden / gedachten Zenonem offentlich zu loben / und mit einer guͤldenen Krone rechtmaͤßiger weiſe zu zieren / wegen ſeiner Tugend und Maͤßigkeit. Hieruͤber baweten ſie ihme ein offentlich Begraͤbnuͤß in Ceramico, erwehlten auch Fuͤnff Maͤnner auß den Athenienſern / die ſolche Krone zuzurichten / und den Begraͤbnuͤß-Baw auff - zufuͤhren / ihnen lieſſen angelegen ſein / auf das iederman erkenne / wie die Athenienſer tapffere Maͤnner / im Leben und Tode zu Ehren wiſten.
Dieſes iſt ruͤhmlich! Aber ſo viel ein hoͤher werck Lehrer und Prediger thun / wenn ſie die Menſchen in Geiſtlichen ſachen / ihre Seeligkeit betreffend / trewlich unterweiſen; als jener Heydniſche Philoſophus Zeno, der der Athenien - ſer Kinder nur in der Welt-Weißheit unterrichtete / ſo viel eine groͤſſere Ehren-Belohnung werden ſie dort im Him -2. Tim. 4. ꝟ. 2. mel von Gott und dem HErren Jeſu zuerwarten haben / nemlich / Jeſus wird ihnen auffſetzen die Krone der Gerech -Apoc. 2, 10. tigkeit / die Krone des Lebens. Apoc. 2.
Matth. 28. ꝟ. 18.An jenem Tage ſols der Seelige Herr Probſt auch in der that erfahren: Denn der HErr / dem alle GewaltPſalm. 125. ꝟ. 4. gegeben iſt im Himmel und auff Erden: Der gerechte Rich - ter / der ihme niemand umbſonſt dienen laͤſt: der da wohl - thut den gutten und frommen Hertzen: der wird Jhme / als Seinem trewen Diener / die Kron der Herrligkeit auffſe - tzen / die Er ihm ſchon beygelegt und wohl aufgehoben hat. Nicht Jhm aber alleine / ſondern auch allen ſeinen gehorſa - men Kirchkindern / die ihn gerne gehoͤret / gebuͤrlich geeh - ret / und auß ſeinen eyverigen Bußpredigten ſich zu GOtt bekehret.
Der[31]Abdanckungs Sermon.Der groſſe GOtt / welcher alleine trewe Arbeiter in ſeine Erndte ſendet / wolle numehr die vacirende Stelle wie - derumb mit einem Gottſeeligen / fromen und tauglichen Subjecto ſo da habe und behalte ὑποτύπωσιν ſanorum ver - borum DEI, erſetzen / damit in dieſem Hochloͤblichen Fuͤr - ſtenthume das Wort Gottes reichlich und unverfaͤlſcht wohnen / die Seelen der Menſchen recht geweidet / und zum Ewigen Leben erhalten werden moͤgen.
Das aber Hochgedacht J.J.J. F.F.F. G.G.G. durch Ewer Geſtreng der numehr vollzogenen Chriſtlichen Funeration und EhrenGedaͤchtnuͤß gnaͤdig beywohnen laſſen / und dadurch de - ro Fuͤrſtl. und Gnaͤdige affection gegen dem Seelig verſtorbenen / ſo wol deſſen hinterbliebenen hochbetruͤbten Erben Conteſtiren wollen: Das auch Ew. Geſtr. und Gunſten / zuſambt dem Hoch - loͤblichen Frawenzimmer / in ſo groſſer Freqventz / ebenfals ih - ren guͤnſtigen und freundlichen willen / ſo wol dero Chriſtliche Condolentz gegen den Leidtragenden hierdurch gnugſam remon - ſtriret, und das Grab ihres Trewen Seelſorgers mit ſchuldi - gen Leid - und Liebes-Thränen befeuchtet und angenetzet ha - ben / davor ſind ermelte / des Seelig verſtorbenen Herren Præpo - ſiti nach gebliebene Erben / gehorſamb und unterthaͤnig / unter - dinſtlich und dinſtlich / auch freundlichen danckbahr.
Und wie J.J.J. F.F.F. G.G.G. ſie ſich zu dero Fuͤrſtlichen und Gnaͤdigem Schutz ferner in gehorſamb empfehlen / ſo wol - len dero ertheilte groſſe Gnade / und dadurch zugewachſenen hohen Troſt / in ihrem Gebet / gegen dem fromen Gott zu ruͤh - men / und fuͤr allen JJJ. FFF. GGG. Fuͤrſtlichen Wolſtand / trewfleißig zubitten / Sie ſchuldig und verbunden / auch wil - lig ſein: alſo wollen Sie ſich nichts minders bemuͤhen / womit gegen Ew. Geſtr. die Fuͤrſtlichen Herren Abgeſandten und Fra - wen Abgeſandtinnen / wie auch gegen Meine allerſeits Hochge - ehrte Herren / zuſambt dem Hochloͤblichem FrawenZimmer / dero bezeigte Gunſt / Mitleiden / und Chriſtliche Begleitung / Sie hin wiederumb in aller begebenheit / doch viel lieber in froͤli - chern Fällen / bedienen / und durch moͤgliche Thatsſtellung ihre ſchuldige Danckvarkeit gegen Jhnen allen und ieden beſonders conteſtiren und bezeigen moͤgen.
Und ich vor meine Perſon / lege numehr auch mein ἐπιβάλλον μερϑς mit dazu / und ſage mit dem lieben David / 2. Sam. 2. ꝟ. 5. 2. Sam. 2. ꝟ. 5.Benedicti Vos à Domino, qvia hoc feciſtis. Geſegnet ſeid Jhr demHEr -[32]Parentations - und Abdanckungs Sermon. HErren / daß ihr ſolche Barmhertzigkeit gethan / und das Leich - Letz-und-Ehren Gedächtnuͤß / H. Præpoſiti, numehr in GOtt ſeeligen / mit ſo herrlicher und anſehlicher freqventz habet zieren und cohoneſtiren helffen. Der HErr ſey Euch wieder trew / und erweiſe heute oder morgen an Euch und den Ewrigen auch de -Hiob. 5. v. 5. rotzleichen Wolthat / bringe euch einmahl in guttem Alter mitMarc. 13. ꝟ. 27. frieden in ewer Grab / und ſamle Euch einſten durch der H. En - gel dinſt zu ſeinen Außerwehlten.
Du aber / O du Seel. Herr Præpoſite, du trewer Knecht und Diener Jeſu / der du in dein Schlaffkaͤmmerlein gegangen biſt / dich einen kleinen Augenblick zu verbergen / biß der Zorn fuͤr. uͤber gehe / ruhe und ſchlaffe gantz mit frieden. In pace factus eſt locus tuus! Du biſt zur rechten. Ruhe kommen. Gott verſteckt dich in deinem Schlaffkaͤmmerlein / wie Joas verſtecket wurde /2. Reg. 11. ꝟ. 3. daß die Teuffliſche Athalia dich nicht wird wuͤrgen koͤnnen. Der HErr hat hinter dir zugeſchloſſen / wie hinter Noah.
Gen. 7. v. 16.Der HErr Jeſus gebe deiner Seelen Friede und Frewde fuͤr ſeinem Angeſicht / dem Coͤrper eine ſanffte Ruhe im Grabe / am Juͤngſten Tage eine froͤliche Aufferſtehung zum Ewi - gen Leben / und uns ſaͤmbtlichen zu rechter Zeit eine ſeelige Nachfahrt. AMEN!
ENDE.
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