PRIMS Full-text transcription (HTML)
Auff ſeligen wiewol hochbetrawerlichen Hintritt aus dieſer Welt /
Des weiland HochEdelgebornen und Mannhafften Herꝛn / Hn. Chriſtoff Rappen / Churfl. Brandenb. wolbeſtalten Obriſten Wachtmeiſters / auff Angerapp uud Gehreken etc. Erb - Herꝛn und des Cammer-Ampts Caymen Pfands Einhabers.
Welcher 1607. 22. Newjahrsmon. geboh - ren und 1657. 27. Wintermon. in hertzlicher Anruffuug ſeines Erlöſers ſanfft und ſelig eingeſchlaffen / und 1658. 12. Hornung Chriſtlichem und Adelichem Brauche nach zu Königs - berg in der Sackheimiſchen Kirchen ſeinem Ruhbettlein der Erden einverleibetworden. Die hertzlich betrübte Hoch Adeliche Fraw Witwe und Kinder ſampt den andern vornehmen Leidtragenden zu tröſten /
Königsberg / Gedruckt durch Johann Reuſnern.
WEr irgends ſchreiben kan ſol ſchreiben
Der tapffern Leute kuͤhnen Streit /
Vnd ihre Tugend einverleiben
Dem Buch der guͤldnen Ewigheit
Daß / trifft ſie nun die letzte Noht /
Jhr Lob nicht fuͤhle mit den Tod.
Was nuͤtzten Herren Rappen Thaten /
Nun wir Jhn ſencken in den Sand
Wuͤrd 'Jhnen eilends nicht gerathen
Durch dieſ und jene weiſe Hand?
Vnd bliebe nicht ſein Nahm beſtehn
Wenn gleich die Welt ſolt untergehn?
Was wuͤrdet Jhr / Jhr Erben / ſagen
Wenn Jhr nun trettet Seinen Pfad?
Wie wuͤrdet Jhr es doch vertragen
Daß niemand Jhn beſchrieben hat?
Vnd daß ohn allen Vnterſcheid
Er und ſein Ruhm laͤg 'abgemeyt.
Was wir den Kindern hinterlaſſen
Das ſind viel tauſend Huben nicht /
Auch nicht ein Schatz der ſchier ohn maſſen
Fuͤr Menge durch die Kaſten bricht /
Ach nein / Ihr wahres Erbſchafft Gut
Das iſt der Eltern Tugend-Muth.
Was ſchnoͤder Reichthum kan verfangen
Das hat der Krieg uns gnug gezeigt
Viel die wie Fuͤrſten erſt gegangen
Vnd aller Leute Mund geſchweigt /
Die
Die geben ietzt weit beſſer Kauff /
Vnd ziehn wie arme Bettler auff.
Der Ehren Erbgut muß beſtehen
Vnd wird in bluͤte ſtets geſpuͤrt
Der Lands-Knecht muß voruͤbergehen
Trotz einem der hie was beruͤhrt /
Ein Kind das liebet Ehr uud Ruhm.
Hält dieſes fuͤr ein Fuͤrſtenthum
Deß kan ich mich verſichert halten
Daß manchem der nach Tugend ringt /
Lieſt er die Seinen in den Alten
Das Hertz in ihm fuͤr Frewden ſpringt /
Vnd naͤhme weder Edelſtein
Noch Gold fuͤr dieſen Schatz allein.
Vnd dieſes ſol auch Euch ergetzen
Jhr Edlen Rappen alle vier /
Hoͤrt ihr von ewrer Vorfahrt ſchwaͤtzen /
So ſollt ihr wallen von Begier /
Vnd ſeyd ihr warlich Stein und Ertz
Nimmt Euch der Cantzler nicht das Hertz
Der ewer Großvatter geweſen
Vnd dieſes Landes Ober-Raht.
Wie hochgelehrt wie außerleſen
Lateiniſch Er geredet hat
Weiß Preuſſen gnug / wir ziehen an
Fuͤr einen Außbund dieſen Mann.
Er war ein Cicero in Pohlen /
So offt Er ſich dahin gemacht
Jhm
Jhm ein Gewerbe war befohlen /
Was Ruhm hat Er zuruͤck gebracht /
Das Jhm nicht ſchlechtes Gut erwarb
Biß Er in hoͤchſten Ehren ſtarb.
Laſſt Jhr Euch folgends nicht bewegen
Auch Ewres Vaters ernſten Fleiß /
So muß kein Blut in Euch ſich regen
Das ſtreben wil nach Ruhm und Preiß /
Dafern Jhr von Jhm melden hoͤrt
Wie ſeine Tugend Jhn empoͤrt.
Wie Er ſich Anfangs leiten laſſen
Stracks auff der Furcht des HErren Bahn
Vnd guter Kuͤnſte Grund zu faſſen
Erſt fern nach Thoren ſich verthan /
Darnach in Pohlen ſich gewand
Biß Jhm die Sprache ward bekant.
Wie / als ſein Vater Jhm verblichen /
Sein Lob das Hertz in Jhm geregt
Daß Er von hinnen nicht gewichen
Biß daß Er feſten Grund gelegt
Der Weißheit / welche nachmals Jhn
Gezwungen Holland ein-zu-ziehn.
Hie kunt Jhn gaͤntzlich nicht begnuͤgen
Die Wiſſenſchafft und Kunſt allein /
Die Waffen wolt 'Er darzu fuͤgen
Drumb muſt' Er auch ein Kriegsmann ſeyn /
erfrewt es Euch nicht / wenn Jhr Jhn
Mit vor Breda nun ſehet ziehn?
Vnd
Vnd alles da in Auffſicht faſſen
Jſt nur wozu Gelegenheit /
Den Schlaff ſich nirgends irren laſſen /
Selbſt ſchweben mitten in dem Streit
Den Helden kunt und offenbahr
Nie bleich in Noͤhten und Gefahr.
Ey wenn er durch die Wellen gehet
Vnd Engelland ſich anvertrawt?
Zu Londen und zu Oxfurt ſtehet
Vnd alle Sachen da beſchawt /
Vnd nach[] als durch der See Gewalt
Jn Schweden findet Auffenthalt?
Vnd habt Jhr nicht daran Gefallen
Daß Jhn Guſtaff in Hulde nimmt
Jndem Er Preuſſen Jhm fuͤr allen
Zu uͤberraſchen hat beſtimmt /
Auch unter ſeiner Hoffſtat Jhn
Zwingt durch die Wellen herzuziehn?
Hie wo er ſeiner wol genoſſen
Mit Ihm gezogen in das Feld
Vnd manchen feſten Ort umbſchloſſen /
Biß Jhn Goͤrg Wilhelm unterſtellt /
Daß Er ſol zu den Pohlen gehn
Die Satzung wolt 'es nicht geſtehn /
Vnd heiſſt ihn Deutſchland wieder ſehen /
Der Held von Weimar nimmt Ihn an.
Nichts iſt da ſchier ohn Ihn geſchehen
Wo Er nicht zeigte ſeinen Mann
Biß
Biß Ihn Goͤrg Wilhelm an ſich zieht
Vnd Jhn die Marcke wieder ſieht.
Da Er den Ehrengrad erworben
Der endlich blieb Sein Eigenthum
Biß daß Er ſelig iſt geſtorben.
Wo laſſ 'ich Seinen andern Ruhm /
Daß Er voraus mit Hertz und Wahn
Der Niedrigheit war zugethan?
Nicht auff den Adel ſich verlaſſen
Ob Er von Mutter Seiten gleich
Der Creutzen ſich hatt 'anzumaſſen?
Er war auch von Erbarmen reich /
So offt ein Armer Jhn beſprach
Vmb Huͤlff und Raht in ungemach.
Wie weinet doch umb Ihr Szabinen /
Wie klaͤglich haͤlt ſich Angerapp /
Vmb Gehrcken wil das Feld nicht gruͤnen
Jm Caymiſchen nimmt alles ab
Die Heerden muͤſſen mager ſtehn
Die Hirten ſaͤmptlich trawrig gehn.
Was hielt Er von gelehrten Leuten /
Was vom geehrten Predig-Ampt?
er ließ ſich GOttes Wort bedeuten
Vnd hielte ſich durchaus verdamt
Kaͤm Jhm nicht Chriſtus rohte Fluth /
Die unſre Suͤnde tilgt zu gut.
Hoͤrt Jhr nun dieß an Jhm erheben /
So faſſt es mit genawer Acht
Vnd
Vnd kehrt es gantz in ewer Leben.
Dieß heiſſt ſich recht betruͤbt gemacht
Wenn Jhr an ſeinen Sinn gedenckt
Vnd uͤber dem Verluſt Euch kraͤnckt.
Sucht ewren Adel in der Tugend
Vnd bloß in dem Gebluͤte nicht /
Denn der beſteht in ſtrenger Jugend
Jn Kunſt und aller Demut-Pflicht /
Vnd haltet unwehrt einen Muth
Der nichts zeigt als der Eltern Blut.
Vnd ſtellet ſo an Ewer Leben
Daß Jhr ohn Wiederred und Streit
Vns euren Cantzler herzugeben
Aus ewrem mittel ſchuldig ſeyd /
Auch einen der an Kunſt und Trew
Dem wehrten Vater aͤhnlich ſey
Die andern ihren groſſen Ahnen
Die auch bey den Oenhauſen ſeyn /
Die auch nicht ſind ohn Schild und Fahnen
Vnd fern durch Deutſchland nicht gemein /
Seht was man ihm von Ewrer Schlacht /
O lebet nur / fuͤr Hoffnung macht.
Hoch Edle Fraw / nehmt Ewer Leiden
Das Creutz mit Chriſten-Armen an /
Vnd wiſſt Euch GOttes zu beſcheiden /
Der Ewren Sachen rahten kan
Vnd hoͤhnt nicht ewer Chriſtenthum
Das Euch gebiert nicht ſchlechten Ruhm.
Wer
Wer ſeinem GOtt ſich haͤlt ergeben
Vnd dienet Ihm mit aller Macht /
Der muß ohn Zuͤchtigung nicht leben /
Darauff hat Chriſtus ſelber Acht
Auff daß ſie ſtets in Creutz und Pein
Vnd niemals ohn Anfechtung ſeyn.
Dieß iſt bey allen / die Jhn lieben.
Erwegt die Gutthat auch dabey /
Jhr trugt der lieben Kinder ſieben
Nur eines miſſt die ſchoͤne Reih.
Mit manchem iſt es gantz geſchehn
Euch hat der Krieg noch uͤberſehn.
Jhr ſeyd ſo groß nicht mitgenommen.
Wo bleibt der Eydam zu dem Jhr
Recht in dem Creutze ſeyd gekommen /
Wo laſſ 'ich ſeiner Kuͤnſte Zier /
Herꝛ Raͤder kan euch / Fraw / allein
An Mannes ſtat und Vaters ſeyn.
Herr Rapp iſt Euch nun minder tod
Nun er kan ſeine Luͤcke buͤſſen.
O lieb 'und angenehme Noht
Die GOtt ſucht alſo zu verſuͤſſen!
Ging' ich den Meinen alſo ab /
Wie froͤlich fuͤhr ich in mein Grab!

About this transcription

TextAuff seligen wiewol hochbetrawerlichen Hintritt aus dieser Welt/ Des weiland HochEdelgebornen und Mannhafften Herrn/ Hn. Christoff Rappen
Author Simon Dach
Extent8 images; 1212 tokens; 666 types; 7626 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAuff seligen wiewol hochbetrawerlichen Hintritt aus dieser Welt/ Des weiland HochEdelgebornen und Mannhafften Herrn/ Hn. Christoff Rappen Welcher 1607. 22. Newjahrsmon. gebohren und 1657. 27. Wintermon. in hertzlicher Anruffung seines Erlösers sanfft und selig eingeschlaffen/ und 1658. 12. Hornung [...] der Erden einverleibet worden Die hertzlich betrübte HochAdeliche Fraw Witwe und Kinder sampt den andern vornehmen Leidtragenden zu trösten Simon Dach. . [4] Bl. ReusnerKönigsberg1658.

Identification

Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Berlin SBB-PK, 99 in: Yi 851-3

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift: Tod; Lyrik; Gebrauchsliteratur; Gelegenheitsschrift: Tod; Lyrik; ready; sbb_funeralschriften

Editorial statement

Editorial principles

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-10T11:00:06Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryStaatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
ShelfmarkBerlin SBB-PK, 99 in: Yi 851-3
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.