Der Erbaren VielEhrentugendreichen Frawen Mariæ Hentſchelin / ge - borner Helmrichin. Dem Ehrwuͤrdigen / denen Ehrenveſten / Hoch vnd Wolgelahrten / auch Wolbenambten H. Johanni Hentſchell / I. V. Cand. & Practico. H. Adam Hentſchell / I. V. Canditato. H. Joachimo Hentſchell SS. Theolog: Studioſo; Vnd H. Fridrich Hentſchell Studioſo. So wol Herrn Matthæo Pezoldo, I. C. Auch fuͤrnehmen vnd beruͤmbten Practico; Vnd Herrn Joachimo Profio, geweſenen Diacono bey der PfarrKirchen zu S. Martini im Jawer. Wie auch Denen Erbaren Ehrentugendreichen Frawen / F. Mariæ Profin / geborner Hentſchelin / F. Eliſabeth Petzoldin / geborner Hentſchelin. Herrn M. Adami Hentſchelij, geweſenen Paſtoris Primarij zum Jawer / ſeligen / Hinterbliebenen Hochbetruͤbten Frawen Wittwen / Herrn Soͤhnen / Eidmaͤnnern / vnd F. Toͤchtern / Seinen Hochgeehrten Herrn / vnd inn gebuͤhr guͤnſtigen Frawen: Vbergiebet vnd dediciret folgende Leich-Sermon
Ulricus Kutzſchreuterus, Pfarrerr inn Liegnitz bey der Kirchen S. Petri vnd Pauli.
Die Gnade vnſers HErren JEſu Chriſti / die Liebe des Himliſchen Va - ters ſambt der Gemeinſchafft des werthen Troͤſters / des heiligen Geiſtes / ſey mit vns allen / Amen.
GEliebte vnnd Andechtige inn Chriſto; Beim Evangeliſten Luca am 12. Cap: ſaget der Sohn Gottes / Wie ein groß ding iſt es / vmb einen trewen vnd klugen Knecht! Die Welt helt die trewen Diener Gottes / fuͤr ein gering vnd ſchlecht ding / ſie helt ſie fuͤr die geringſten / als dem To - de vbergebẽ; Sie helt ſie fuͤr eitel Fluch vñ Feg - opffer / 1: Cor. 4. Sie ſind ein verachtes Licht lein fuͤr den Augen der ſtoltzen / Hiob am 12. cap. Aber der Sohn Gottes ſaget / Es ſey ein groß ding vmb einen trewen vnd klugen Knecht. Er verheiſcht jhnen auch daſelbſt große belohnung / vnd ſaget; Selig ſind die Knechte / die jhr Herr / wenn er kompt / wa - chend findet. Warlich ich ſage euch / Er wird ſich auffſchuͤrtzen / vnnd wird ſie zu Ti -A ijſche[4]ſche ſetzen / vnd fuͤr jhnen hergehen / vnd jhnen dienen.
Ein ſolch trewer Knecht vnd Diener deß hoͤchſten Gottes / iſt auch geweſen / der wei - land Ehrwuͤrdige / Achtbar vnnd Hochge - lahrte Herr M. Adam Hentſchell, der Kir - chen Chriſti zum Jawer geweſener Paſtor primarius, welchen der ewige Gott am nech - ſten Dinſtag / den 18. Septembris gegen A - bendt / alhier zur Liegnitz / von dieſer muͤh - ſeligen Welt / ſanfft vnd ſelig abgefodert.
Ein trewer Knecht / ſag ich / iſt er ge - weſen; Er iſt ſeinem Gott trewe blieben in ſei - nem außgeſtandenen Exilio vnnd Verfol - gung / welches er mit groſſer Gedult gelit - ten. Er iſt trew blieben biß in Todt / Apoc: 2 Er hat behalten / was er gehabt / vnd hat jhm Niemand ſeine Krone nehmen laſſen / Apoc: 3. Er hat ſeine Kleider gewaſchen / vnd hell ge - macht im Blutt deß Lambß / Apoc. 7. Er hat vberwunden durch deß Lambß Blut / vnnd durch das Wort ſeines zeugnuͤß / Apoc: 12. Er hat mit S. Paulo einen guten Kampff gekempffet / Er hat den Lauff vollendet / vnd Glauben behalten / 2. Tim. 4. Er hat Glau -[5] ben vnd gut Gewiſſen bewahret 1. Tim. 1. Er iſt Trew blieben in der Liebe / Sap. 3. Drum̃ iſt jhm nu beygelegt die Kron der Gerechtig - keit / Er iſt angethan mit weiſſen Kleidern / Er ſitzt auff dem Stuel der Ehren / Apoc. 3. Er hat vberkommen ein gut zeugnuͤß / Apoc. 2. Er traͤget nu die ſieghafften Pal - menzweige in den haͤnden / Er iſt nu fuͤr dem Stuel Gottes / vnd dienet jhm Tag vnnd Nacht in ſeinem Tempel / Apoc. 7. Weil er ſeinem Herren Chriſto inn die Sieben - vnd-Dreyßig Jahr in Kirchen vnd Schu - len gedienet / ſo dienet er jhm nu wieder / wie wir zuvor außm Luca gehoͤret / am 12. cap: Er hat allbereit angehoͤret die froͤliche Stim - me / Ey du fromer vnd trewer Knecht / gehe ein zudeines Herren Frewde / Matth. 25. Zuvor hat ſich der ſelige Herr Magi - ſter offt bekuͤmmert / wo er in kuͤnfftig / wenn die Verfolgung weiter continui ren ſolte / inn ſeinem hohen Alter / ſeine bleibung vnnd ſtelle haben moͤchte; Aber der liebe Gott hat dieſem kummer ſelbſt abgeholffen. Er hat die - ſen ſeinen Diener zu ſich in die himliſcheA iijFrewde[6]Frewde genommen; Jnn die himliſchen ſiche - ren Wohnungen Eſalæ am 32. cap. Da ein Tag beßer iſt denn ſonſt tauſendt / Pſal. 84 Da kan er nu mit frewden ſagen: Ego vici, tu vide. Item;
‘Ad portum veni, Mors peccatumq́; faceſse, Cum CHRISTO vitâ læticiâq́; fruor. ’ ()Ehe wir aber zu fernerer erklerung des Goͤttlichen Wortes ſchreiten / ſo wollen wir vns fuͤr allen dingen fuͤr der hohen Goͤttli - chen Mayeſtaͤt demuͤttigen / vnd vmb kraͤff - tige huͤlff vnd beyſtand Gottes deß heiligen Geiſtes / ein gleubiges vnnd andechtiges Vater vnſer beten.
HERR / ich bin zu ge - ringe / aller Barmhertzig - keit vnnd Trewe / die duan[7]an deinem Knecht gethan haſt.
GEliebte vnnd andechtige in Chriſto; Ob wol / wie zuvor ge - hoͤret / die trewen Diener des Goͤttlichen Wortes / hier inn dieſer welt / von manchem Epicuriſchen Weltkinde / fuͤr die wenigſten vnd geringſten / vnd fuͤr ein verach - tes Lichtlein gehalten werden; So ſind ſie doch wegen jhres hohen Amptes fuͤr den Au - gen der Goͤttlichen Mayeſtaͤt / hoch vñ werth geachtet / wie ſolches die herrlichen Ehrentit - tel / welche jhnen inn heiliger Schrifft gege - ben werden / genungſam bezeugen. Da werden ſie genennet die Engel des Friedens / Eſai. 33. Koͤnige der Heerſcharen Pſal. 68; Die Botten Gottes / 2 Chron. 36. Be - ruͤhmbte Maͤnner Gottes / 1. Sam. 9. Die geiſtlichen Waͤchter / Eſai. 56. Gottes Aug - apffel / Zach: 2. Ja ſie werden wegen jhreshohen[8]hohen Amptes Dij, oder Goͤtter genennet / Exod: 4.
Jm Newen Teſtament werden jhnen gleichfalß allerley ſchoͤne Ehrentittel gege - ben. Sie werden genennet Chriſti Diener / vnd Haußhalter vber Gottes geheimnuͤß / 1 Cor. 4. Bottſchafften an Chriſti ſtadt / 2. Cor. 5. Paſtores animarum, Hebr. cap. 13. Gottes Mittgehuͤlffen / 1. Cor. 3. Sie wer - den genennet das Licht der Welt / das Saltz der Erden / Matth 5; Jhr ſeid das Saltz der Erden / ſagt der Sohn Gottes; Wo das Saltz thumm wird / womit ſol man ſaltzen? Dieſem ſchoͤnen Gleichnuͤß / wollen wir zum Eingang dieſer Predigt ferner ein wenig nachdencken.
Vergleich ung der Prediger mit dem Saltz.1. Das Saltz kan man inn einem hauſe nicht entpehren; Vielweniger im Hauſe Got - tes das geiſtliche Saltz / trewe Lehrer vnd Prediger.
2. Das Saltz machet eine Speiſe ſchmackhafftig / lieblich vnd anmuttig / ja ge - ſundt. Jm 2. Buch der Koͤnige am 2 cap. le - ſen wir vom Propheten Eliſeo / das er dievnge -[9]vngeſunden waſſer zu Jericho mit Saltz cu - riret; Alſo iſt das geſunde Saltz der heilſa - men Lehr / auch ein nuͤtzlich / vnnd allen ver - ſtendigen hertzen liebliches vnd anmuttiges ding. Jm Alten Teſtament wolte Gott Ho - nig vnnd Sawerteig beim Opffer nicht ha - ben / Levit. 2. cap: Alſo iſt jhm noch dato mit dem Honig heuchelhaffter Wort / vnd dem Sawerteig falſcher Lehr gar nichts gedienet.
3. Das Saltz hat die Art vnd eigen - ſchafft / das es gewaltig außtrocknet / dan - her pflegen auch die Medici die Waßerſuͤch - tigen zerſchwollenẽ Patienten, mit diſtillirtem Saltz zu curiren; Alſo mußen die Diener des Goͤttlichen Worts / das geiſtliche beitz - ende Saltz / der ſcharffen geſetz-Predigten / auch offt brauchen fuͤr ſtoltze hoffertige auff - geblaſene Leute / welche mit jenem Biſchoff zu Laodicea ſagen / Apoc. 3. Jch bin reich / vnd habe gar ſatt / vnd darff nichts. O Wie ma - ger wird alßdenn manch auffgeblaſener Menſch / wenn er mit dieſem geiſtlichen Saltz beſprenget wird / das er erkennet / er ſey elend vnd jaͤmmerlich / arm / blind vnndBbloß;[10]bloß; Wie die wort an angezogenen ort fer - ner lauten.
4. Das Saltz hat die art vnnd eigen - ſchafft an ſich / das es ſonderlich ſehr ſchmir - tzet vnnd beiſſet / wenn es in friſche wunden geſtrewet wird / aber an geſunden orten des Leibes / ſchmirtzet vnd beißet es gar nicht; Alſo wenn die Prediger / friſche wunden / of - feubare Suͤnden jhrer Zuhoͤrer / von der Cantzel tapffer einſaltzen / vnd zu einem Ehe - brecher ſagen. Tu es vir mortis, 2. Sam: 12. Ach wie beiſſet vnd ſchmirtzet da diß geiſt - liche Saltz / wie vbel kans mancher erlei - den! Aber wer geſund iſt / wer ein gut gewiſ - ſen hat / den beiſſet diß Saltz gar nicht.
Wir koͤnten hier noch viel andere eigen - ſchafften des Saltzes andeuten / aber es wuͤr - de zu lang werden. Drumb nehme E. L. nur in acht / was der Sohn Gottes ferner ſaget; Wo das Saltz thum wird / wo mit ſol man ſaltzen? Alß denn werden die Prediger zu thummen Saltz / wenn ſie offentliche Laſter mit gebuͤrlichem ernſt nicht ſtraffen / den Leuten feine Placentia ſingen /Vnd[11]vnd Pfuͤel vnd Polſter vnterlegen. Die Welt zwar pfleget ſolche Placentiner / die vmb einer hand voll gunſt vnd Gerſten wil - len / zu aller falſchen Lehr / vnd Gottloſem weſen ſtille ſchweigen / feine diſcret vnd ver - nuͤnfftige Prediger zu nennen; Aber der Sohn Gottes nennet ſie thum Saltz. Es ſind ſtumme Hunde / welche den Leuten jh - re Mißethat nicht offenbahren / Thren. cap 2. Wenn demnach ein Prediger ſeinem Ambt mit nutz fuͤrſtehen wil / ſo muß er / noth wendig / wol ſaltzen / das iſt / ſtraffen vnd ermahnen / es ſey zur zeit oder vnzeit. 2. Tim. 4.
Die Zuhoͤrer / haben bey dieſem Gleich -Inſtructi - on fuͤr die Zuhoͤrer. nuͤß / jhr gebuͤhr auch in acht zu nehmen. Weil der SohnGottes die Prediger nennet das Saltz der Erden / nicht das Saltz der Felſen oder ſteine / ſo ſollen ſich die Zuhoͤrer befleiſſigen / das ſie nicht den harten Felſen vnd Steinen / ſondern der Erden moͤgen gleich ſein. Die Erde leſt ſich ja noch zwin - gen vnd gewinnen / ſie leſt ſich ackern vnd pfluͤgen / vnd bringt manchmal hundertfaͤl - tige Fruͤchte / Luc: 8: Alſo ſollen ChriſtlicheB ijZu -[12]Zuhoͤrer auch qvalificiret ſein. Weh denen / welche das geiſtliche Saltz / vnd den Edlen Samen des Goͤttlichen Wortes laſſen auff einen Felſen fallen.
Belangend die abgeleſene Wort / welche jhm der ſelige Herr Magiſter, vor lengſt zum Leichen-Text ſelbſt erkohren / ſind dieſelbigen eine hertzliche Danckſagung des heiligen ErtzVaters Jacob / vor empfangene Goͤttli - che vielfaltige Wolthaten.
Propoſi-tio. Dieſe Danckſagung wollen wir nu / oh - ne weitern verzug / mit einander behertzigen / vnd kuͤrtzlich vernehmen / Worinnen die - ſelbte vornemlich zu commendi ren vnnd zu loben ſey.
Der getrewe Gott verleihe hierzu kreffti - ge huͤlffe / gnad vnd beyſtand ſeines heiligen Geiſtes / vmb Jeſu Chriſti ſeines geliebten Sohnes willen / Amen.
GEliebte vnd andechtige im HEr ren; Den heiligen Ertz Vater Jacob /koͤn -[13]koͤnten wir nicht vnbillich in die zahl der fro - men Exulanten rechnen vnd mit einſchließen. Gen: am 28. Cap: leſen wir / das er vor ſei - nem zornigen Bruder Eſaw / habe entwei - chen muͤſſen / aus ſeiner leiblichen Eltern hauſe / vnd in frembde jhm vnbekandte Land ziehen. Gen. am 31. cap: leſen wir / das er vor ſeinem vntrewen Schweher-Vater / dem Laban habe weichen vnd fliehen muͤſſen; Vnd drunten cap: 46 / wird vermeldet / das er auff ſein hohes alter in Egyptenland habe ziehen muͤſſen. Jſt alſo Jacob ein rechter Exul vnd elender Wallbruder geweſen / in maſſen er ſelbſt bekent fuͤrm Koͤnig Pharaone / Gen: 47. Die zeit meiner Walfahrt iſt hundert vnd Dreiſſig Jahr. Jn dieſem ſeinem viel - faltigen / ſonderlich erſten Exilio, iſt der liebe Jacob von ſeinem lieben GOtt wunderbar - lich beſchuͤtzet vnd erhalten / Ja reichlich ge - ſegnet worden. Diß erkennet er in abgele - ſenem Text mit danckbahrem hertzen / felt nie - der auff ſeine Knie / thut ſeinem Gott einen demuͤttigen Fußfall / dancket jhm vor ſolche erzeigete Gnade / vnd ſaget: HERR JchB iijbin[14]bin zu gering aller Barmhertzigkeit / vnnd aller Trewe / die du an deinem Knechte gethan haſt.
Jacob richtet ſei ne Danck - ſagung zu dem ei - nigen waren Gott.Jn dieſer Danckſagung iſt nu zu com - mendiren vnd zu loben / I. Das Jacob die - ſelbige an den einigen ewigen Gott im Him - mel dirigiret; Denn ſo ſaget er: Herr / Jch bin zu geringe &c.
Die Heiden haben vor zeiten jhre Lares oder Deos tutelares, jhre Haußgoͤtter / vnd ſonderliche Schutzherren gehabt / welchen ſie alles Gluͤck zugeſchrieben; Wie auch La - ban ein ſolch Goͤtzendiener geweſen / wie Gen: 31. zu leſen. Aber von dieſen allen / wil Ja - cob nichts wißen / er helt auch nichts darvon Sondern er ſchreibet all ſein gluͤck / einig vnd allein / dem waren / lebendigen Gott zu; dem Gott Abrahams vnd Jſaacs / ſeiner Eltern; Dem dancket er / vnd zwar billich. Denn wie wir einig vnd allein von Gott huͤlff vnd Se - gen haben / Alſo ſollen wir jhm auch einig vñ allein dancken / maſſen die Goͤttliche Maye - ſtet ſelber vermahnet / Pſal. 50. Ruffe mich an in der Noth / ſo wil Jch dich erretten / ſoſoltu[15]ſoltu Mich preiſen. Diß urgiret auch ſon - ſten Koͤnig David hin vnd wieder in ſeinen Pſalmen / als Pſal. 29. Bringet her dem Herrn jhr gewaltigen / bringet her dem Herrn Ehre vnd ſtercke. Bringet her dem Herrn Ehre ſeines Nahmens; Vnd Pſal 65. Gott man lobet dich in der Stille zu Zi - on / vnd dir bezahlet man geluͤbde. Jtem Pſ. 92. Das iſt ein koͤſtlich Ding dem Herrn dancken / vnd lobſingen deinem Nahmen du Hoͤchſter. Vnd Pſal. 95. Laſt vns mit danck fuͤr ſein Angeſicht kommen. Sonderlich macht ers ſehr gut Pſal: 105 / vnd 106.
Diß dienet vns zur Lehr vnd zum be -USUS. richt / das wir einig vnd allein dem waren Gott im Himmel dancken / vnd demſelben vnſer Heil / Segen vnd Wolfarth zuſchreiben ſollen. Mancher ſchreibet es ſeiner eigenen Kunſt vnd geſchickligkeit zu / wenn jhm diß oder jenes Gluͤck fuͤrſtoͤſſet. Ein ander ſie - het auff die Influentz der Planeten vnd Ster ne; Aber S. Jacob lehret vns alhier / das mans niemand anders / als Gott zu dancken habe. Danher ſaget David / Pſal. 115. Nicht[16]Nicht vns Herr / nicht vns / ſondern deinem Nahmen gib Ehre: Vnd der Apoſtel S. Ja - cob ſaget / cap: 1. Alle gute vnd alle Volkom - mene gabe koͤmpt von oben herab / &c. Eben dieß lehret auch der ErtzVater Jacob / cap: 33. Gen: Alß jhn Eſaw fraget / wer ſind die - ſe bey dir? Da antwortet Jacob / Es ſind die Kinder / die Gott / deinem Knecht / beſcheret hat. Eſaw aber ſagt ſchlecht weg / Jch habe genung mein Bruder / halt was du haſt. Dieſer gedenckt GOttes mit keinem Wort. Solche Vndanckbarkeit vervrſachet denn Gott / das er den Leuten ſeine gaben vnd Se - gen wieder entzeucht. Danher ſaget die Goͤttliche Mayeſtaͤt / Hoſeæ cap 2. Weil ſie es nicht wiſſen wollen / das Jchs ſey / der jh - nen giebt Korn / Moſt vnd Oele; Darumb wil ich mein Korn vnd Moſt wieder nemen zu ſeiner zeit / vnd meine Wolle vnd Flachs entwenden / damit ſie jhre Scham bedeckt.
Lobwuͤr - dige De - mut S. Jacobs.Zum Andern / iſt auch an dieſer Danck - ſagung S. Jacobs zu loben / ſeine euſſerſte / tieffſte Demutt; Denn ſo ſaget er: HERR / Jch bin zu geringe aller Barm -hertzig -[17]hertzigkeit. Dieſe edle Tugend die Demut / hat ohne zweiffel S. Jacob von ſeinem Groß Vater Abraham ſtudiret / oder gehoͤret: Der ließ ſich auch in hoͤchſter Demutt verlauten / Jch habe mich vnterfangen mit dem Her - ren zu reden / der ich nur Erd vnd Aſche bin / Gen. 18. Dieſer Demutt hat ſich beflieſſen Koͤnig Saul / zum anfang ſeines Koͤnig - reichs / als er noch klein war in ſeinen Augen / 1. Sam: 15. Sonderlich befleiſt ſich dieſer Demutt der Koͤnig vnd Prophet David / 2. Sam: 7. Da er ſaget: Wer bin ich Herr / vnd was iſt mein Hauß / das du mich bißher bracht haſt.
Nachmalß erweiſet auch der heilige Ertz - Vater Jacob ſeine Demut gegen Gott / in dem er ſich einen Knecht nennet. Es war dazumahl Jacob ein reicher Herr / er hatte ſelbſt Knechte vnd Maͤgde / vnd zwey groſſe heer Vieh; Das Geſchenck / das er dem E - ſaw præſentirte, war was ſtadliches werth / Noch erhebet er ſich deßen nicht; Er nennet ſich Gottes Knecht So that auch Koͤnig David / Pſal. 119; Vnd ſein Sohn / der hochCweiſe[18]weiſe Koͤnig Salomon / Sap: 9. Jch bin / ſa - get er zu Gott / dein Knecht / deiner Magdt Sohn / ein ſchwacher Menſch / vnd kurtzes lebens.
USUS. Hier ſollen wir nun an S. Jacob lernen / vnſere Vnwuͤrdigkeit erkennen / vnd vns fuͤr Gott rechtſchaffen demuͤttigen. Solche De - mutt gefelt Gott hertzlich wol. Den De - muͤttigen giebet er gnade / 1. Pet: 5. Er hilfft dem elenden Volck / aber die hohen Augen niedriget er / Pſal. 18. Die Hoffertigen ha - ben jhm noch nie gefallen / Judith. c. 9. Got - tes gnadenwaſſer flieſſen nicht Berg auff / ſondern Berg vnter / ſaget Bernhardus. Drumb ſol niemand wegen reichthumbs / geldes / guttes / oder anderer gaben ſtoltzieren Es iſt nur alles entlehnet oder geborgt ding. Eine Chriſtliche Haußmutter putzet bißwei - len eine Magd oder Dienerin / zu ehren / oder wenn ſie zur Hochzeit gehen ſol / auffs ſtadt - lichſte heraus / weñ nu die Magdt in dem ent - lehneten Habit ſtoltziret vnd pranget / lachen ſie die Kinder aus / vnd ſagen:
Eben ſo ſaget S. Paulus 1. Cor: 4. Was haſtu Menſch / das du nicht empfangen haſt? So du es aber empfangen haſt / was ruͤhme - ſtu dich denn / als wenn du es nicht empfan - gen hetteſt? Vnd Syrach vermanet / cap: 3. Je hoͤher du biſt / je mehr dich demuͤttige / ſo wird dir der Herr hold ſein. Denn der Herr iſt der Allerhoͤheſte / vnd thut doch groſſe Ding durch die Demuͤttigen. Jm gegen theil / Hohmut thut nimmer gut / vnd kan nichts denn arges draus erwachſen.
Wer ſtoltz iſt den kan Gott leicht demuͤti - gen / ſagte aus erfahrung der Koͤnig Nebu - cadnezar / Daniel: c. 4. Danher lag die de - muͤtige frome Keyſerin Placilla jhrem Herrn dem Theodoſio, welchen Gott von geringem Stand zu Keyſerlicher Hoheit erhaben / ſtets mit dieſen denckwuͤrdigen worten in Ohren / Conſiderare te oportet, Conjux ſvaviſsime, qvid antea fueris, & in qvem dignitatis lo - cum te DEUS evexerit. Eine volle Ehere neiget ſich zur Erden / aber eine leere / erhebet ſich in die hoͤhe; Alſo die jenigen die voll Tu - gend ſein / neigen ſich mit Abraham zur Er -C ijden /[20]den / Gen: 18 / vnd ſind demuͤtig. Aber leeres Stroh / erhebet ſich gemeiniglich empor. Vnd gleich wie auff der Tennen / wenn man Getreide worffet / die Sprew vber dem Korn vnd Weitzen hoch daher fehret / nicht als wenn ſie beßer were / ſondern weil ſie leichter iſt; Alſo erhebet ſich offt ein hoffertiger vber einen demuͤtigen / vnnd fehret hoch vber jhn daher / ſed non propter Virtutem, ſed pro - pter vanitatem. Drumb ſollen wir hier von S. Jacob lernen / eben zu der zeit am de - muͤttigſten zu ſein / wenn vns Gott am mei - ſten an Haab / Ehr vnd gutt geſegnet Aber das Contrarium thun jhr viel / die Leute werden bey gutem gluͤck ſtoltz; Aber es be - kombt jhnen ſehr vbel / eben wie der Schne - cken. Wenn ein ſanfft Luͤfftlein koͤmbt / wenn die Sonne lieblich ſcheinet / ſo gehet ſie aus jhrem heußlein herfuͤr / leget ſich an die Son - ne / vnd wird von der Schlangen freſſen / oder ſonſt zutretten.
Am Winter / wenns ſehr kalt iſt / kombt kein Wetter / aber im Sommer / wenn die Sonne heiß geſchienen hat / koͤmbt offt eingraw -[21]grawſames Wetter / welches gewaltig ſchmeiſt vnd ſchlegt; Alſo werden die Leute gemeiniglich zu der zeit ſtoltz / wenn ſie die Sonne der zeitlichen gluͤckſeligkeit gar zu lieblich anſcheinet / aber da folget gemeinig - lich ein grawſames Wetter / der Donner der Goͤttlichen Straffe ſchlegt bald bey jhnen ein. Vnd gleich wie ſonſt der Donner ge - meiniglich in die hohen Bewme / in die Ei - chen / Tannen &c. einſchlegt / der niedrigen Streuchlein aber verſchonet / Alſo ſchlegt der Donner des Goͤttlichen zorns gemeinig - lich in dieſelben ſtoltzen Cedern in Libanon / vnd hohen Eichen in Baſan; Den Demuͤt - tigen aber gibt Gott gnade. Vnd iſt alſo wieder leibliche vnd geiſtliche hoffart kein beſ - ſer recept vnd Artzney / als wenn man taͤg - lich ſeine wenigkeit vnd nichtigkeit bedenckt / vnd mit S. Jacob ſaget: Herr / Jch bin zu geringe / vnd mit Koͤnig Salomon / Par - vulus ſum, 1. Reg: 3. Mit S. Paulo / Jch bin der geringſte / 1. Cor: 15.
Sonderlich ſolten die Leute taͤglich an jhre geringe ankunfft aus der Erden / vnd anC iijjhre[22]jhre geringe wiederkunfft in die Erden geden - cken / ſo wuͤrde ſich das ſtoltze Muͤtlein wol legen. Von den Sangviſugis oder Blut - egeln / ſchreiben die Naturkuͤndiger / das ſie / wenn ſie die Zaͤhne zuſammen ſetzen / ſehr harte beiſſen / vnd nicht ablaſſen / biß das blut hernach gehet / ſo bald man aber ein we - nig Aſche auff ſie ſtrewet / ſollen ſie bald nach laßen / vnd auffhoͤren zu beiſſen. O es hat noch viel ſolche Blutegel / welche einem Men - ſchen alles gebluͤtt der Tugend vnd Froͤmig - keit gleichſam ausſaugen / vnnd vom hertzen ziehen / das ſind fleiſchesluſt / augenluſt / vnd hoffertiges leben; Aber man ſtrewe nur ein wenig Aſche druͤber / man bedencke nur taͤg - lich / das man ſtaub vnd Aſche ſey / ſo werden ſolche beiſſende Blutegel wol auffhoͤren.
Von dem weitberuͤmbten Koͤnige Ale - xandro M. melden die Hiſtorien / das demſel - bten dermahl eineſt ein Stein ſey verehret worden / welcher die wunderbare Art an ſich gehabt / das wenn man jhn auff eine Wage gelegt / neben andere ſchwere ſachen / ſo hat er alles vberwogen: So bald man jhn aber miteiner[23]einer handvoll erden beſtrewet / iſt er ſo leich - te worden / das jhn auch ein ſchlecht geringe ding vbertroffen hat. Da ſich nu Alexander M. druͤber verwundert / vnd ſeine Philoſo - phos hieruͤber befraget / da ſol einer aus jh - rem mittel geantwortet haben: Du Koͤnig Alexander biſt dieſem Stein gleich / denn jtzo ſo lange du in deinen hoͤchſten Ehren ſchwe - beſt / vnd vber alle Welt zu herſchen begehreſt / biſtu ſo eine ſchwere Laſt / das du jederman vberwiegeſt / vnd dich der Erdbodem kaum ertragen kan; Aber ſo bald man nach deinem Tode eine handvoll erden auff dich ſchuͤtten wird / ſo wirſtu leichte genung werden / vnd weniger wegen als nichts.
Fuͤrs Dritte / iſt auch in dem abgele - ſenen Text zu loben / des heiligen ErtzVaters Jacobs hoͤchſte Danckbarkeit / die er ge -Danck - barkeit S Jacobs. gen ſeinem Gott offentlich ſehen leſt / in dem er ſeine Wolthaten offentlich commendiret / vnd ſaget: HERR / ich bin zu geringe / aller Barmhertzigkeit vnd Trewe &c: Zwey ſtuͤck ruͤhmet S. Jacob vornemlich an dem lieben Gott / I. Seine Barmhertzig -keit.[24]keit. Eben diß ruͤhmet die heilige Schrifft an vielen orten / vnd ſaget; Vnſer GOtt iſt von groſſer Barmhertzigkeit / Num: 14. Er re - gieret alles mit Barmhertzigkeit / Sap: 15. Er erzeiget Barmhertzigkeit in viel tauſent / die jhn lieben / Deut: 5. Seine Barmhertzigkeit gehet vber alle Welt / Syr: 18. Sie iſt ja ſo groß alß er ſelber / Syr: 2. Sie hat kein ende / Thren: 3. Sie iſt inbruͤnſtig / Hoſeæ cap. 11. Sie iſt hertzlich / Luc: 1. Sie waltet vber vns von ewigkeit zu ewigkeit / Pſal: 117. Er erbar - met ſich vber alles / vnd haſſet nichts / was er gemacht hat / Sap: 11. Dannenher wolte Koͤnig David lieber in die hand des Herrn fallen / denn in der Menſchen haͤnde; Denn er wuſte / das ſeine Barmhertzigkeit groß were.
AllegoriaEin ſchoͤn Geheimnuͤß leſen wir / von der Laden des Bundes vnd dem Gnadenthron / Exod: 25 / da wird gemeldet / wie lang / wie breit / vnd hoch die Laden geweſen ſey. Nu wird von dem Gnadenthron zwar auch ge - meldet / wie lang vnd breit er geweſen ſey / von ſeiner hoͤhe aber wird nichts geſaget: Hirmit anzudeuten / das die hoͤhe der Gnaden vndBarm -[25]Barmhertzigkeit Gottes nicht zuerreichen vnd außzuſprechen ſey. Ohne geheimnuͤß iſt es auch nicht geſchehen / das die Laden des Bundes / mit dem Gnadenthron iſt bedeckt worden. Jn der Laden lagen vnter andern auch die Taffeln Moſis / darin das Geſetz ge - ſchrieben war / Hebr: 9. Wenn nu das Ge - ſetz vnſer Suͤnde auffdecket / ſo wil der himli - ſche Gnadenthron Chriſtus Jeſus mit ſei - nem Verdienſt / vnd breiten Gnaden Man - tel / dieſelbe zudecken. Danher ſaget Da - vid / Pſal: 32. Wol dem / dem die ſuͤnde be - deckt iſt.
Dieſe Barmhertzigkeit des hoͤchſtenS. Jacob hat Got - tes Barm - hertzig - keit geiſt - lich vnnd leiblich er fahren. Gottes / hatte der ErtzVater Jacob auch reichlich erfahren / geiſtlich vnd leiblich. Geiſtlich in dem jhn der liebe Gott mit herr - lichem Licht vnd erkentnuͤs begabet / ſich jh - me offenbaret / ſonderlich bey der Himmels - leiter / Gen: 28. da er exclamirte, O qvam ſanctus eſt Locus iſte, O wie heilig iſt dieſe Stet! Vornemlich ruͤhmet Moſes / in fol - genden Worten / vnd drunten / den vortreff - lichen glauben / damit Gott den heiligen ErtzDVater[26]Vater Jacob gezieret; Denn zum beſchluß dieſes 32. Cap: hoͤren wir / wie Jacob mit Gott vnd Menſchen gerungen / vnd obgeſie - get / vnd fuͤr frewden geſchrien / Vidi Domi - num facie ad faciem, Jch habe Gott von Angeſicht geſehen / &c. Dieſen Glauben hat er biß an ſein ende behalten; Denn als er die - ſe Welt geſegnen ſolte / thet er noch einen ſehn - lichen wunſch nach dem Meßia / vnd ſagte: O Herr ich warte auff dein Heil / Gen: 49. Er hat ſich auch ſein mannigfaltiges Exili - um, Creutz vnd verfolgung von ſeinem Gott nicht abwenden laſſen.
Leiblicher weiſe hat GOtt dem Ertz - Vater Jacob auch große Barmhertzigkeit / vnd viel Wolthaten erwieſen / wie denn die Theologi durch das woͤrtlein / Barmher -Benedi - ctus Pere - rius in Commẽt. ſuper Ge - nes. pag. 1151. tzigkeit / hie verſtehen / gratuita DEI dona & beneficia, vnd ſollen die abgeleſene wort eigentlich dieſen verſtand haben / Miſericor - diæ tuæ & veritates tuæ longè præcellunt merita mea; Deine Barmhertzigkeit vnd warheit vbertrifft weit mein verdienſt vnnd wuͤrdigkeit. Was nu / ſag Jch / die Leibli -chen[27]chen Wolthaten Gottes belanget; War die - ſes eine große gnad vnnd Barmhertzigkeit von Gott / das er / der Jacob / vor ſeinem Bruder Eſaw nicht allein den leiblichen / ſon - dern auch geiſtlichen ſegen erlanget / Gen: 27. Ferner war diß eine große wolthat / das jhn Gott vor ſeinem grimmigen Bruder Eſaw / auch nachmals / vor dem vntrewen Laban / ſo gnediglich behuͤttet / das Laban nicht anders als freundlich / mit jhm reden / Gen: 31. Ja ſelbſt bekennen muſte / das er vmb Jacobs willen geſegnet wuͤrde. Eine große Wol - that war es / das er jhn mit zwey vornehmen Weibern begabet / mit der Lea vnnd Rahel / durch welche beide das Hauß Jſrael erbawet iſt / wie Ruth am 4. Cap: zu leſen. Ein ſtuͤck der großen Barmhertzigkeit Gottes war es / das Er den Jacob in ſeinem Eheſtande mit Kindern / in ſeiner Haußhaltung mit reich - thumb / mit Rindern vnd Schaffen reichlich geſegnet / wie er ſolches bald nach dieſem ab - geleſen Text ruͤhmet / vnd ſaget: Jch hatte nichts mehr als dieſen Stab / da ich vber dieſen Jordan ging / vnd nu bin ich zwey HeerD ijworden.[28]worden. So war auch diß ein ſtuͤck der Goͤttlichen Barmhertzigkeit gegen Jacob / das er auff ſein hohes Alter / an ſeinem Sohn Joſeph / groſſe frewd vnd Ehr erleb - te / als er jhn in Egypten lebendig / vnnd als einen großen Herrn fand / Gen: 46. O wie ſchoͤne wird Joſeph mit dieſem ſeinem alten Herrn Vater gethan / welch manch gut biß - lein wird er jhm von Hofe geſchickt haben.
Fuͤrs II. ruͤhmet S. Jacob in ſeiner Danckſagung Gottes Trew oder War - heit / wie es nach der alten Verſion lautet.
Ach freylich haben wir einen Trewen / fromen Gott / ders hertzlich vnd trewlich mit vns meinet. Er iſt geduldig / von groſſer gnad vnd Trew / Exod: cap: 34. Er ſendet ſeine guͤte vnd Trew / Pſal. 57. Seine Trew iſt groß / Thren: 3 / ſein Thun iſt eitel guͤtt vnd Trew / Tob: 3 Gott iſt ein trewer Gott / ſaget Moſes / Deut: 7. Trew iſt Gott / vnd kein boͤſes iſt an jhm / ſaget er abermahl / Deut: 32. Eben ſo ſaget auch S. Paulus im Newen Teſtament / Der Herr iſt trew / vnd wird euch ſtercken / 2. Theſs: 3. Diß bekent auchS. Petrus[29]S. Petrus / wenn er jhn nennt den Trewen Schoͤpffer / 1. Pet: 4. S. Johannes beken - nets gleichfalß / wenn er ſaget: So wir vn - ſer Suͤnde bekennen / ſo iſt er Trew / 1. E - piſt: cap: 1. Die Epiſtel an die Hebreer nennt jhn einen Trewen Hohenprieſter vor Gott; Vnd in der Offenbarung cap: 1. wird er ge - nennet / der Trewe Zeuge / vnnd cap: 3. der Trewe vnd Warhafftige.
Diß iſt nun vber alle maßen Troͤſtlich. Wenn ſonſt die gantze Welt / vnd alle Men - ſchen von vns abfallen / wenn wir nirgend keine Trew finden / ſo bleibet Gott vnſer be - ſter vnd treweſter Freund. Er iſt bey vns in der Noth / Pſal: 91. Er gehet mit vns durch Fewer vnd Waſſer / Eſai: 43. Er zeucht mit vns ins Exilium, ins gefengnuß / Act: 12 / biß ans euſſerſte Meer / Pſal: 139. Wol nu dem der ſich auff GOttes Barmhertzigkeit vnnd Trew verleſt.
Seine Guͤtt vnd Trew /Wird alle Morgen new. Thren: 3.
Dieſe Trew beweiſt er vns biß in die grub hienein / Er hebt vnd tregt vns biß ins Alter /D iijEſai.[30]Eſai: 46. Dieſe Trew erweiſet er vns im Tode. Wenn alle Menſchliche huͤlffe / liebe vnd trew auß iſt / wenn die lieben vnd Freun - de von ferne ſtehen / vnd vnſer Plage ſcheu - hen / Pſal: 38 / ſo bleibet er trew / vnd weicht nicht von vns; Ja auch nachm Tode beweiſt er vns ſeine Trew / in dem er alle vnſer Ge - beine bewahret / das derer nicht eines zubro - chen wird. Pſal: 34.
Vnd diß ſind alſo die geiſtlichen vnd leib - lichen Wolthaten / welche hier der heilige ErtzVater Jacob mit danckbahrem Hertzen ruͤhmet.
Dieſer bericht ſoll vns dienen zur Er - mahnung / das wir auch die vielfaltigen Wolthaten Gottes danckbarlich erkennen. Mancher hat in ſeiner Nahrung / wie S. Jacob / einen ſchlechten anfang / vnd kaum ei - nen Stab gehabt; Jetzo hatt er Hauß vnnd Hoff / Weib vnd Kind / zwey Heer / groß vnd klein vieh. Mancher iſt von armen Eltern geboren / in kummer vnd ſorgen erzogen; Jtzo ſchwebet er in reichthumb vnd ehren / ſitzet in einem vornehmen Ambt / iſt immer geſtiegenvon[31]von einer Ehrenſtell zur andern. O wol nu denen / die ſolches mit danckbarem hertzen er - kennen / vnd mit S. Jacob ſagen: Herr ich bin zu geringe aller Barmhertzigkeit vnnd Trewe / die du an deinem Knechte gethan haſt. Aber da findet man viel Leute / die bey gutten Tagen jhres Gottes vergeſſen / jhme vor erzeigte Wolthaten wenig oder ſelten dancken. Aber ſolchen boͤſen Buben / die nicht dancken fuͤr die Wolthat / wird es nicht wol gehen / wie Syrach ſaget c. 12.
Solche vergeßligkeit vnnd vndanck iſt fein abgebildet worden / an den beiden leibli -Didacus Stella lib: de con - temtu va - nitatum mundi. chen Bruͤdern / Ephraim vnd Manaſſe / Gen: 48. Ephraim heiſt ſo viel als accre - ſcens, einer der da zunimbt / an Kunſt / ge - ſchickligkeit / reichthumb vnd ehre; Aber der hat einen Bruder / der da heiſt Manaſses, das iſt / oblivicoſus, oder vergeßlich. Hie - mit wird angedeutet / das wir gemeiniglich zu der zeit / wenn es vns wol gehet / wenn wir an ehr vnd reichthumb zunehmen / vergeßli - che Manaſses, vergeßliche Leute werden / wie von den Kindern Jſrael geklaget vnd geſagetwird /[32]wird / Pſal: 78. Sie aber vergaſſen der Thaten Gottes.
Vnd gleich wie die Wolcken / wenn ſie von der Sonnen in die hoͤhe vnd empor gezo - gen werden / nachmalß die Sonne verfin - ſtern vnd vertunckeln / vnd vns jhren ſchein benehmen; Alſo vndanckbare Leute / wenn ſie von GOtt außm ſtaube empor gehaben / exaltiret vnd erhoͤhet werden / vertunckeln nachmalß die Sonne vnd ſtralen der Goͤttli - chen gnad vnd guͤttigkeit / mit ſehendlichem vndanck. Das ſind rechte Monſtra. Vber den Monſtris vnd Vngehewren verwundert man ſich / weil ſie wieder die Natur ſein. Al - ſo verwundert man ſich vber den Centauris, Satyris &c. vber denen Leuten / die Vier Haͤn - de vnd Fuͤße / oder nur ein Auge haben; Alſo ſind ſolche vndanckbare Leute auch rechte Monſtra vnd Vngehewer. Denn gleich wie das Natuͤrlich iſt / das ich den jenigen liebe / der mich liebet / vnd mir alles gutte thut; Al - ſo iſt das ein Monſtrum, vnd wieder alle Na - tur / wenn man denen vndanckbar iſt / die vns alle Wolthat erweiſen / ſonderlich dem liebenGott.[33]Gott. Dañher klaget die Goͤttliche Maye - ſtet / Eſai: cap: 1. Hoͤret jhr Himmel / vnnd Erde nimb zu ohren / denn der Herr redet. Jch habe Kinder aufferzogen vnd erhoͤhet / vnd ſie ſind von mir abgefallen. Jm gegen - theil / ſchuldige Danckbarkeit iſt das rechte Gott wolgefellige Opffer / das ſchoͤne lichte Semmelmehl / welches jhme hertzlich wol - gefellet / wie die Goͤttliche Mayeſtet ſaget / Pſal: 50. Wer Danck opffert / der preiſet mich / vnd das iſt der Weg / das ich jhm zeige das Heil Gottes.
WAs wir nu bißhero von dem ErtzVaterApplica - tio Tex - tus ad piè defun - ctum. Jacob gehoͤret haben / das koͤnnen wir in Individuo vnd in ſonderheit gar wol ap - pliciren, auff den ſeligen Herrn M. Hent - ſchelium. I. S. Jacob nennet ſich hier einen Knecht vnd Diener Gottes; Ein ſolcher iſt vnſer ſeliger Mittbruder auch geweſen. Er iſt geweſen ein trewer Knecht im Hauſe des Herren; Ein fleiſſiger arbeitſamer Knecht / er hat ſich muͤhde geprediget / vnd muͤhde ge - betet / wie er offt hat pflegen zu ſagen. Er iſt geweſen ein wachender Knecht / der auff ſei -Enes[34]nes Herrn zukunfft fleiſſig gewartet / Luc: 12.
II. S. Jacob / wie gehoͤret / hat nicht jm - mer im Roſengarten geſeſſen / er hat viel Creutz vnd Verfolgung / vnnd zu vnter - ſchiedenen mahlen auch das Exilium außſte - hen / vnd in die frembde ziehen muͤſſen; Das iſt vnſerm ſeligen Mittbruder / in ſeinem ho - hen Alter / wie maͤnniglich bewuſt / auch wie - derfahren.
III. Den heiligen ErtzVater Jacob hat Gott mit vielfaltigem Segen an Leib vnnd Seel / mit gnad vnd Barmhertzigkeit herr - lich gekroͤnet / vnd begabet / jhn nach vber - ſtandenem Truͤbſal offt erfrewet / vnd jhm die Sonne wieder auffgehen laſſen / Gen: 32. Eben ſolche Goͤttliche Guͤtt vnd Trew / hat der ſelige Herr Magiſter auch offt erfahren. Die geiſtlichen guͤtter ſind geweſen / das wa - re ſeligmachende erkentnuͤß Gottes / warer beſtendiger glaube / beſondere Erudition, vnd andere herrliche gaben / damit Gott jhn reich - lich geziehret / wie in den Perſonalibus weiter ſol angedeutet werden.
Die leiblichen gaben ſind geweſen / ſeinehr -[35]Ehrliches Geſchlecht vnd Ankunfft / zimliche leibes geſundheit / ein hohes ehrliches vnnd geruhiges Alter. So hat jhn auch GOtt Kinder vnd Kindes Kinder / ſechzehen / vnd an denſelben Troſt / Ehr vnd Frewd erleben laſſen; Vnd jhm auch in der Nahrung ſein beſcheiden Theil / vnd zimliches außkommen beſcheret.
IV. Gleich wie Gott dem lieben Jacob zwey Heer / oder zwey Herden vertrawet: Al - ſo hat er auch vnſerm ſeligen Mitbruder zwey geiſtliche Herde vertrawet. Anfeng - lichs die Chriſtliche Gemeinde zu Graͤnwitz / in dieſem Fuͤrſtenthum; Weil er aber in ſol - chem Dienſt trew vnd fleiſſig geweſen / ſo hat Jhm Gott den dienſt gebeßert / jhn vom Lan - de in die Stadt befoͤrdert / vnnd jhme die Volckreiche Herde vnd Gemeinde in der Koͤ - niglichen Stadt Jawer vertrawet. Da er dann auch dieſe ſeine Herde fleiſſig gewartet / mit heilſamer vnd geſunder Weide / des Goͤtt - lichen Wortes / verſorget / jhrentwegen man - chen Kummer ausgeſtanden / Ja wol manch mahl keinen Schlaff in ſeine Augen bringenE ijkoͤn -[36]koͤnnen / Gen: 31. Mit was ſchmertzen vnd hertzeleid er ohne lengſt dieſe ſeine vertrawte Herde verlaſſen muͤſſen / iſt leicht zuerachten. Andere vielfaltige Wolthaten / welche der lie - be Gott vnſerm ſeligen Mitbruder erzeiget / koͤnnen in der eil nicht alle ſpecificiret wer - den. Dafuͤr aber hat er mit S. Jacob ſei - nem Gott hertzlich gedancket / ſolche offt ge - ruͤhmet / vnd taͤglich aus danckbarem hertzen geſaget: Minor ſum DOMINE &c: Weil er dann ſeinem Gott fuͤr erzeigte Wol - thaten Danckbar geweſen / ſo iſt kein zweifel / das ſolche gnad vnd Barmhertzigkeit Got - tes / nicht an jhm wenden / ſondern auch auff ſeine liebe Kinder vnd Kindes Kinder forter - ben werde.
Denn wie / zum V. Jacob fuͤr ſeine Soͤh - ne trewlich vnd fleiſſig gebetet / ſonderlich a - ber ſeine Kindes Kinder / Manaſsen vñ Ephra - im geſegnet / vnd jhnen die Haͤnde auffge - leget / Gen: 48. Alſo wird vnſer ſeliger Mit - bruder durch fein hertzliches gebet / welches er fuͤr die ſeinen gethan / jhnen zweifels ohne auch manchen Segen bey Gott erlangt / vndauß -[37]außgebeten haben. Deſſen ſie auch gewiß werden theilhafftig werden / wo fern ſie nur / in jhres lieben Herrn Vatern fußſtapffen tre - ten / vnd ſeinem Exempel nach / wie kein zwei - fel / jhrem Gott trew verbleiben werden.
Zum VI. Gleich wie ſich der ErtzVater Jacob vor ſeinem ende fein bedacht / ſein hauß beſchickt / vnd ſich auff ein ſeliges ende berei - tet; Alſo hat vnſer ſeliger Mitbruder auch gethan. Er hat ſich zu ſeinem Tode fleiſſig præpariret, vnd als ein wachender trewer Knecht / mit frewden vnd verlangen / auff ſei - nes Herrn zukunfft gewartet. Kurtz vor ſei - nẽ ſeligẽ ende / als ich jhn / in ſeiner kranckheit beſuchte / brauchte er vnter vielen andern ſchoͤ - nen reden / auch die wort Ambroſij, Mori non timeo, qvia bonum DOMINUM habeo.
VII. Vom ErtzVater Jacob leſen wir / das er vor ſeinem Ende auff ſeinem Bette die Fuͤße zuſammen gethan / Gen: 49. Vnſer ſe - liger Herr Magiſter hat bey lebens zeiten auch manchen ſawren ſchweren Amptsgang thun muſſen; Aber vmbs ende ſeines lebens / hat er auff ſeinem Todes-vnd-Sichbetlein auch ſei -E iijne[38]ne Fuͤße zuſammen gethan / das iſt / er iſt zur ruhe gebracht worden.
VIII. Gleich wie endlich der ErtzVater Jacob in warem glauben vnd vertrawen auff den waren Meßiam / JEſum Chriſtum / ſelig verſchieden / denſelben biß an ſein ende in ſeinem hertzen behalten / vnd gar ſehnlich vnd flehnlich geſeufftzet / Expecto Salutare tuum ô DOMINE, O HERR / ich war - te auff dein Heil / Gen: 49. Alſo hat vn - ſer ſeliger Mitbruder auch gethan / Er hat mit Jacob vnd Simeon / das Salutare DO - MINI, den Heiland der Welt / vnd das Licht der Heiden / in warem glauben gefaſſet / vnd biß an ſeinen letzten Odem / in ſeinem hertzen behalten. Auff deſſen Blut vnd Todt iſt er ſanfft vnd ſelig eingeſchlaffen / vnd hat hiemit erlanget das ende des glaubens / welches iſt der Seelen heil vnd ſeligkeit. Zu welcher auch vns allen / zu ſeiner zeit / in gnaden ver - helffen wolle / die heilige hochgelobte Drey - faltigkeit / Gott Vater / Sohn / vnd heiliger Geiſt / hochgelobet vnd geliebet von nu an biß zu ewigket / Amen.
DEr weiland Ehrwuͤrdige / Acht -Memoria Viri Re - verendi & Clariſ - ſimi Dn. M. Adami Hentſche lij. bare vnnd Wolgelahrte Herr M. ADAM HENTSCHELIUS, der Kir - chen Chriſti zum Jawer geweſener Paſtor primarius, iſt in dieſe Welt gezeuget vnd ge - boren worden / im Jahr Chriſti 1566. den 10 Monats Martij, war damahlen Dominica Reminiſcere, eben in dieſem hochloͤblichen Fuͤrſtenthumb / vnnd benentlichen in der be - nachtbarten Stadt Haynaw / ſeine Eltern ſind geweſen / der Erbare vnd Wolgeachte Herr Johannes Hentſchel, Buͤrger daſelbeſt / die Mutter / Fraw Barbara / geborne Klo - ſen / welche ſeine liebe Eltern jhnen bald nach der leiblichen geburt / zur heiligen Tauffe / dem Bade der Wiedergeburt / befoͤrdert / von ſei - ner erſten Jugend an / zum heiligen Gebete / vnd allen Chriſtlichen Gottſeligen Tugen - den angewieſen / auch ſo bald ſein zartes Al -ter[40]ter es dulden wollen / zur Schulen fleiſſig ge - halten haben. Da er dann in Schola Pa - tria, vnter Herren Johanne Majo, vnd Da - vide Hardecken, beiden Scholæ Moderato - ribus, welche auch beyde hernach ins heilige Predig-Ambt kommen / initia literarum & pietatis, mit großem Nutz geleget / vnd dar - in verblieben biß auffs Jahr 1581. welches ſeinem geliebten Vaterlande fatalis geweſen / alſo das es durch boͤſe Menſchen gantz vnd gar in die Aſche gelegt / vnd zu einer erbaͤrm - lichen Brandſtette gemachet / da er ſich dann auffs Fuͤrſtliche Mechelburgiſche Gymnaſi - um Newen-Brandenburg / zu ſeinem hoch - geehrten Herrn Landesman / M. Andrea Wencelio, gemelten Gymnaſij Rectorem begeben; Weil aber derſelgte kurtz darnach ſein Rectorat reſigniret / vnd ſich nach Franck furt begeben / alß hat vnſer ſeliger Herr M. Hentſchelius ſich auch von dannen erhoben / vnd nach Guſtrow gewendet / an welchem Orth er vber Sechs Jahr verblieben / vnd mit fleiß gehoͤret im Gymnaſio Herrn M. Franciſcum Omichium Rectorem, in derKirchen /[41]Kirchen / Herrn Andream Celichium, den ſchrifftreichen Theologum.
Von Guſtrow hat er ſich auff die Fuͤrſt - liche Mechelburgiſche Univerſitet Roſtock / gleich als damahlen geweſen Rector Magni - ficus, David Chytræus Theologus, begeben / daſelbſten eine zeitlang verblieben / hernacher die Univerſitet Franckfurt an der Oder be - ſuchet / vnd Vier gantzer Jahr alda / ſei - ne angefangene Studia continuiret / da er denn durch befoͤrderung Magnifici Viri, Se - baſtiani Gerſtomanni, I.V.D. &c: von ei - nem Edlen Hochweiſen Rathe der Keyſ: vnd Koͤnigl: Stadt Breßlaw / ein anſehnliches Stipendium auff etliche Jahr / welches Er zum offtern mit groſſem Danck geruͤhmet / erlanget.
Von Franckfurt begiebet Er ſich letzli - chen auff die beruͤhmbte Chur-Saͤchſiſche Univerſitet Wittenberg / allda Er neben den andern vornehmen Herren Profeſsoren, in - ſonderheit den Hochgelahrten Weitberuͤhm - ten Theologum, Doctorem Ægidium Hun - nium, ſeligſter gedechtnuͤß / gehoͤret andert -Fhalb[42]halb Jahr / Welcher vnſeren Herrn Hent - ſchelium, wegen ſeiner ſonderlichen Eruditi - on vnd geſchickligkeit / geliebet vnd geehret / auff deßen Rath Er auch Summum in Phi - loſophiâ Gradum angenommen / vnd ferner durch ſein / des Herrn Doctoris Hunnij Commendation, doch nicht ohne ſondere gnade vnd ſchickung Gottes / von Weiland dem Durchlauchtigen Hochgebornen Fuͤr - ſten vnd Herrn / Herrn Friderico, dem Vier - den dieſes Nahmens / Hertzogen in Schle - ſien zur Liegnitz / Brieg dnd Goldberg &c: numehr Chriſtlichen hochloͤblichen Anden - ckens / Anno 1593. den 20. Junij, auffs Fuͤrſt - liche Gymnaſium nach Goldtberg / zu einem Profeſsori Græcæ Lingvæ & Poeſeos, voci - ret vnd beſtellet worden. Welche Ehrenſtelle er biß ins Achte Jahr mit erheiſchendem fleiß vnd dexteritet bedienet / wie deſſen jh - me ſeine geweſene Diſcipuli, beides vom Adel vnd Vnadel / jederzeit / auch noch dato / mit ehren ſo muͤndt: ſo ſchrifftlichen nachzeugen.
Vnd eben damahlen / vnd benentlichen Anno 1594. begiebet er ſich in den heiligenEhe -[43]Eheſtand / vnd wird in gegenwart Fuͤrſtli - cher Herrn Abgeſandten / ehelich vnd offent - lichen vertrawet den 10. Septemb: gemelten Jahres / mit der damahlen Vielehren-vnd Tugentreichen Jungfrawen Maria, deß Eh - renveſten / Wolbenambten vnd Wolgelahr - ten / auch Wolweiſen Herrn Johann Helm - richs / wolverordneten vnd biß ins Zwey vnd Viertzigſte Jahr regierenden / vnd wolver - dieneten Buͤrgermeiſters vnd Hofferichters zum Goldtberge / Eheleiblichen Tochter / ſei - ner numehr hinterbliebenen / hoch-vnd hertz - betruͤbten Frawen Wittib; Welche Gott krefftiglichen troͤſten / vnd auch / weil Sie mit großer Leibes vnpaßligkeit an dem Feber be - hafftet / ſtercken / vnd jhr leben / den lieben jh - rigen zu troſt / noch lange zeit friſten wolle. Mit dieſer ſeiner hertzlieben Ehefrawen hat Er eine recht friedliche Ehe gefuͤhret / gantzer Drey vnd Dreyſſig-Jahr / vnnd Acht Tage; Er hat jhr liebes vnd kein leides ge - than ſein lebenlang; Wie dann hinwieder umb auch ſein Hertz / auff ſolch ſeine liebe Ehe - fraw ſich hat getroſt verlaſſen koͤnnen / wieF ijKoͤnig[44]Prov. 31.Koͤnig Salomon von Gottſeligen Eheleu - ten ſchreibet.
Sein Eheſtand iſt von Gott auch gewe - ſen geſegnet / denn er nicht allein in dieſe Welt erzeuget Acht Kinder / alß fuͤnff Soͤhne / vnd drey Toͤchter / davon doch albereit die er - ſte Tochter / vnd der dritte Sohn / in jhrer zarten Kindheit ſelig abgeſchieden; Die an - dern aber / alß Vier Soͤhne / vnd zwo Toͤch - ter noch im leben / welche Gott lange zeit in geſund vnd gutem Wolſtande / der Fraw Mutter zu Troſt / gnedig erhalten wolle; Sondern auch dieſe ſeine gemelte zwo Toͤch - ter / durch Gottes gnade / ehrlichen außgeſe - tzet / die H. Soͤhne aber / derer Education Er jhme ſonderlich angelegen ſein laſſen / in jhren Studijs ſo weit gebracht / das theils dieſelben mit ehren vnd nutzen vornehmen Leuten of - fentlich dienen koͤnnen.
Alß nun vnſer ſeliger Herr Magiſter, wie vermeldet / biß ins achte Jahr / ſeine jhme an - vertrawete Profeſsion, in dem Goldtbergi - ſchen Fuͤrſtlichen Collegio, mit ſonderbarer muͤhe vnd fleiß continuiret / hat der fromeGott[45]GOtt ihn was genawer in ſeinen Weinberg verbinden wollen / vnd iſt von dem Durch - lauchtigen Hochgeborneu Fuͤrſten vnd Her - ren / Herrn Joachim Friedrichen / Hertzo - gen in Schleſien zur Liegnitz / Brieg vnnd Goldtberg &c. hochloͤblicher gedechtnuͤß / Er den 27. Novemb: Anno 1600. zu der da mah - len vacirenden Pfarret in Graͤnwitz / im Fuͤr - ſtenthumb Liegnitz gelegen / beruffen / vnd da - zu offentlich eben alhier zur Liegnitz ordiniret worden. Welcher Kirchen er nach dem Pfundt ſo jhme Gott vertrawet / vier Jahr trewlichen vorgeſtanden. Von dannen im Novemb: Anno 1604. iſt Er von einem Eh - renveſten Wolweiſen Rath der Stadt Jaw - er / nach ſeligem abſterben des Ehrwuͤrdigen / Achtbarn vnd Wolgelahrten Herrn M. Jo - hann Kiendlern / zum Paſtorat aldahin or - dentlichen vociret vnd erfordert worden / da er dann biß ins Fuͤnff-vnd-Zwantzigſte Jahr der Gemeine Chriſti aus den Bruͤn - lein Jſraelis / Prophetiſcher vnd Apoſtoli - ſcher Schrifften / die reine allein ſeligmachen - de Lehre / nach anleitung der erſten vngeen -F iijderten[46]derten / dem Weiland Vnvberwuͤndlichſten Roͤm: Keyſer Carolo dem Fuͤnfften / von den Proteſtirenden ReichsChur / Fuͤrſten vnd Staͤdten / Anno 1530. zu Augſpurg vnter - thenigſt vbergebenen Confeſsion, vnd der - ſelben Apologia, ohne alle Corruptelen vnd Menſchliche zuſaͤtze / trewlich vnd fleiſ - ſig vorgetragen / biß er endlichen den 28 Januarij inſtehenden Jahres / neben ſei - nen Herren Collegen in Kirchen vnnd Schulen / nach dem jhme ein gut theil ſeines Vorraths / an gehabtem Zehr - vnd Nothpfenning / durch den vnbarm - hertzigen Soldaten abgedrungen wor - den / vmb Bekentnuͤß der Ehre Chriſti willen / mit den lieben Seinen ins bittere E - lendt vertrieben worden Welches Exilium dann Er willig vnd geduldig auffgenommen / vnd ſich im Geiſt erfrewet / das Er wuͤrdig befunden worden / vmb des Nahmens vnnd Ehre ſeines Heilandes vnd Seligmachers JEſu Chriſti / hohn / ſchmach / vnd das E - lend ſelber zuertragen / darbey ſich vergewiſ -ſert[47]ſert gehalten / das doch alles zeitliche leiden nicht werth ſey / der glorj vnd herrligkeit / ſo an denen ſol offenbaret werden / welche in Chriſto Jeſu ſein / vnd das den fromen alles zu jhrer Seelen ſeligkeit dienen muͤße; Das vbrige hat er dem Allmechtigen GOtt em - pfohlen.
Ob es jhm auch wol in ſeinem Leben an hohen Ehren nicht gemangelt hette / in dem jhme nicht allein der Gradus Doctoratus von vornehmen Orten / aus eigenem beweg - nuͤß / angetragen / vnd er dazu freundlichen invitiret; Vber diß von vielen vnterſchiede - nen anſehnlichen Staͤdten / inner vnd außer - halb der Fuͤrſtenthuͤmber Schweidnitz vnd Jawer / zum Kirchen Ambte / ehrliche ſtadtli - liche Vocationes jhme zugefertiget worden / ſo hat Er doch alles / ſeine jnnerliche vnd euſ - ſerliche Qualiteten bey ſich ſelber ermeßend / glimpflich vnd mit ehrerbiettung abgelehnet / jhme an deme / worein jhn der frome GOtt geſetzet / begnuͤgen laſſen.
Sein Chriſtenthumb / leben vnd wan - del anlangende / hat Er ſo viel moͤglich in die -ſer[48]ſer ſterbligkeit / vnſtraͤfflich gefuͤhret / daßel - bige mit offentlichen wiſſentlichen Suͤnden nicht beflecket; Eines richtigen / ſeiner Pro - feſsion geziemenden Wandels ſich befließen / alſo das in Lehr / Glaubens / auch Politiſchen Sachen / in welche er ſich doch ohne dringen - de Noth nicht eingemiſchet / oder einen Poly - pragmaticum gegeben / ſein zung vnd hertz gentzlich mit einander vberein geſtimmet.
Es war bey jhm ein friedfertiges Hertz / deuttete alles / was auch von vielen boͤſe ge - meinet war / zum beſten. Seine Herrn Col - legas hat er geliebet vnd geehret / vnd die zeit mit beten / ſingen / ſtudiren vnd ſchreiben / wie ſeine Manuſcripta, derer ein guter theil ver - handen / zur gnuͤge außweiſen / zugebracht.
Offt hat er pflegen zu ſagen / Jch habe mich muͤde gearbeitet / muͤde gelitten / muͤde gebetet / muͤde gelebet.
Bey der Religion iſt er ſtandthafftig in Verbi veritate & fidei ſimplicitate verblie - ben / außwendige Gloßen / Menſchliche Ver - nunfft / Spietzfindigkeit / alß gantz gefehr - lich averſiret. Seine Zuhoͤrer offentlich /wie[49]wie auch ſeine Soͤhne zu hauſe / auch noch in werender Kranckheit / vor allen jrrigen Se - cten trewlichen gewarnet.
Sein Predigen iſt geweſen ernſtlich vnd eyvrig / beydes im ſtraffen vnd troͤſten / ſeine Stimme hat Er recht erhaben wie eine Po - ſaune / vnd nach gelegenheit Geſetz vnd Ev - angelium verkuͤndiget.
Geprediget hat er verſtendlich / das er die hochwichtigen Glaubens Artickel / klar / deut - lich / gruͤndlich / vnd verſtendlich aus heiliger Schrifft vorbracht vnd erkleret / alſo das es Gelehrte vnnd vngelehrte wol haben verſte - hen / vnd faſſen koͤnnen.
Geprediget hat Er anmutig / das er nicht allein von ſeinen damahligen Pfarrkindern / ſondern auch võ frembdẽ Vornehmen Leutẽ / jederzeit mit luſt vnd frewden gehoͤret wordẽ.
Jſt auch kein zweiffel / das er geprediget hat fruchtbarlich vnd nuͤtzlich.
Vnd ob es jhme an vnruhiger Gemuͤt - ter Malevolentz, Wiederſetzligkeit / vnd mit vnterlauffender Virulentia, niemahlen ge - mangelt / hat er doch ſolches nicht groß ge -Gachtet /[50]geachtet / ſondern mit S. Paulo / Galat. 6. v. 14. geſaget / κόσμος ἐμοὶ ἐςαύρωται, κἀγώτῷ κόσμω, die Welt iſt mir gecreutziget / vnd ich der welt; oder / wie Er es gegeben: Die Welt achtet meiner nicht groß / vnd ich jhrer viel weniger / vnd alſo ſein Ampt mit allen freuden gefuͤh - ret.
Mit ſeiner letzten Niederlage vnd Leibes vnpaßligkeit / darinnen er auch entlich den Weg alles Fleiſches gegangen / hat es die be - ſchaffenheit / das Jhn der frome Gott nach ſeinem heiligen Rath / gnedigen willen vnd wolgefallen / ohne gefehr fuͤr acht Wochen / mit einem hitzigen Feber Vaͤterlichen heimge - ſucht / vnd in die Vierzehen Tage gantz La - gerhafftig gemachet.
Ob es ſich nun wol damahln anſehen laſſen / als wenn Er durch Goͤttliche Gnade / vnd des Herrn Medici, deßen billich ehrent - halben gedacht wird / trewfleiſſige Sorgfel - tigkeit / etwas reconvaleſciren wuͤrde / geſtalt Er dann die offentliche Kirchen verſamlung beſuchet / heute fuͤnff Wochen / neben ſeiner geliebten Haußfrawen vnd beyden juͤngſtenSoͤh -[51]Soͤhnen / jtzo bekuͤmmerten Witwen / vnd leidtragenden Vater-Waiſen / ſeinen glau - ben mit dem hochwuͤrdigen Sacrament / des waren Leibes vnd Bluttes Jeſu Chri - ſti / ſtercken laſſen; So hat es doch keinen be - ſtand gehabt / ſondern Er bald folgenden Morgen nach gepflogener Communion / eine hartte Recidiv empfangen / dieſelbte auch nachmalß biß an ſein ſeliges Ende continui - ret / darbey auch ein ſchwerer Huſten / vnd andere Symptomata mit zugeſchlagen.
Vnd weil Er zeitlichen vermercket / das vnſer lieber Gott mit jhm feyerabend machẽ / vnd jhn aus dem ſchweren Weltkarn / darin - nen er biß in die Vier-vnd ſechtzig Jahr gezogen / außſpannen wuͤrde / ſo hat Er ſich gantz geduldig dem Goͤttlichen Willen vnter - geben / mit Worten vnd Wercken bezeuget / das er ſich zu ſolcher ſeiner letzten / doch ſeligen Hinreiſe / ſo er offters von grund ſeines Her - tzens gewuͤnſchet / lengſt fertig gehaltẽ. Dem miltreichen Gott vor alle ſeine erwieſene / zeit - liche vnd ewige / des Leibes vnd der Seelen Wolthaten / fleiſſig gedancket / zufoͤrderſt ſichG ijin[52]in ſeinem Gemuͤtte erfrewet / das Er von ehr - lichen / Chriſtlichen Eltern in vnbeflecktem Eheſtande / zu der zeit / vnd an dem Orth / da das allein ſeligmachende Wort Gottes pur / lauter vnd rein / ohn alle gefehrliche zuſetze / ge lehret vnd geprediget worden / erzeuget; Das er dem Herren Chriſto durch die heilige Tauff einverleibet / das er mit dem waren leib vnd blute ſeines vnd aller Menſchen Seligma - chers Jeſu Chriſti vielfaltig / vnd noch kurtz fuͤr ſeinem Ende / geſpeiſet vnd getrencket; Das er in dem Weinberge des Herren vnter die vnwuͤrdigſten Arbeiter gerechnet; Das Er in der erkanten vnd bekanten Warheit / beſtendig erhalten worden.
Seine Geſpreche in werender Niederla - ge / wie auch den Herrn Geiſtlichen / ſo jhn zeit werender Kranckheit vber / beſucht / ſelber bewuſt / ſind von nichts als Goͤttlichen ſachẽ / berewung ſeiner Suͤnden / vnd Troſt ſeines bloͤden Gewiſſens geweſen / hat ſtets im mun - de gefuͤhret / Morior qvotidiè, Jch ſterbe taͤglich. Cupio diſsolvi, & eſse cum Chri - sto, Jch begehre auffgeloͤſet / vnd bey meinemHerrn[53]Herrn Chriſto zu ſein; Mit Ambroſio, SiApud Poſ ſidonium in vita Auguſt: c. 27. aliqvando moriendum, qvare non modò! Weil es doch einmahl geſtorben ſein ſol / ſo ge - be Gott das es gleich heute geſchehe.
Das Thema ſeiner Leich-Sermon, hat er jhm auch zeitlich außgeſetzet / ſtuͤndlich von Gott ein vernuͤnfftiges ſeliges Ende gebeten / ſich mit gleubigem Hertzen vñ munde ſeinem Erloͤſer JEſu Chriſto befohlen; Auch hertzlich begehret / wo er jemanden hier oder anderswo / außer ſeines Ambts zu nahendt kommen / das man jhm ſolches aus Chriſtli - cher Liebe verzeihen wolle / maßen er deñ auch gegen maͤnniglichen aus grund ſeines her - tzens gethan hat. Darauff gegen J. F. Gn. ſeinem gnedigen LandesFuͤrſten / gegen E. E. Hochweiſen Rathe / vnd gantzen Buͤrger - ſchafft / inſonderheit ſeinem Herrn Wirth vnd alle den feinigen alhier / reſpectivè, vnter - thaͤnig / dienſtlich / vnd fleiſſig ſich bedancket / das Hochgedachte J. F. Gn vnnd Wolbe - nambter Rath / jhme in ſeinem Exilio aus Fuͤrſtlicher vnd Chriſtlicher Condolentz ein Raͤumlein goͤnnen / darnebenſt allerhandt Wolthaten erweiſen wollen.
[54]Alß er nehren DienſtTag / war der letzte Tag ſeines Lebens / von ſeinem Eidam / vnd geweſenen Collega, Herrn Joachimo Profio, geſtalt hiebevorn auch offters geſchehen / be - fraget worden / Ob Er auff das Verdienſt JEſu Chriſti / vnd der Lehr / welche Er of - fentlich andere gelehret / numehr ſelber ſelig ſterben wolte / hat Er gantz deutlich vnd ver - ſtendlich geantwortet / Ja freylich / Denn dieſelbe iſt die Goͤttliche Warheit / es iſt das Wort des Lebens / das vnſere Seelen kan ſe - lig machen / es iſt der Stecken vnd Stab der mich troͤſtet / das Jch den Todt nicht ſehe E - wiglich; Darauff ferner angehaben zu beten den 13 Pſalm / Usqveqvò Domine oblivi - ſceris mei in finem? Herr wie lang wiltu mein ſo gar vergeſſen? Wie lang verbirgeſtu dein Antlitz vor mir? Alß jhme hierauff die Wort des 130. Pſalmen vorgeſprochen wor - den / Vnnd ob es wert biß in die Nacht / vnd wieder an den Morgen / ſolle doch ſein hertz an Gottes huͤlffe vnd macht nicht zwei - feln noch ſorgen / Gott der getrew iſt / wuͤrde jhn vber vermoͤgen nicht verſuchen / troͤſtet erſich[55]ſich ſelber vnd ſaget / Ach das kan vnd wird mein Gott nicht thun / in vnd vnter welchen worten Er zugleich ſeine haͤnde zuſammen ge - ſchloſſen / vnd ohne alles vngeberde / zucken oder ſchlucken / auch ohne vermerckung eintzi - gen Catarrhi ſuffocativi, welcher ſich zwar des morgens verſpuͤren laſſen / gantz ſtille / ſanfft vnd ſelig / zwiſchen vieren vnd fuͤnffen gegen Abend / aus dieſem Exilio vnd Jam̃er - thal / in den himliſchen Frewdenſaal geſchie - den / vnd in Chriſto entſchlaffen /
Seines Alters im 64.
Seiner EhrenAembter 37.
Seines Eheſtandes 33. Jahr / vnd Acht Tage.
Gott verleihe Jhm eine ſanffte Ruhe in der Erden / vns zu ſeiner zeit eine ſelige Nach - farth. Jhm vnd vns / ſambt allen Chriſt - gleubigen eine froͤliche Aufferſtehung zum E - wigen leben. Er laſſe jhm auch die hochbe - truͤbte Fraw Wittib / ſambt den Vaterloſen Waiſen / vnd der gantzen Erbaren leidtragen - den Freundſchafft / zu Vaͤterlichem Schutz vnd Gnaden befohlen ſein / troͤſte ſie kraͤfftig -lich[56]lich in jhrem betruͤbnuͤß / vnd gebe jhnen ſei - nen Vaͤterlichen willen / in Chriſtlicher ge - dult / zu erkennen. Er verſorge vnd bewah - re ſie alß ein trewer Vater der Wittiben vnd Waiſen / vnd erhalte ſie in ſeiner Huld vnd Gnade biß zum ewigen le - ben / AMEN.
Ulricus Kutzſchreuterus, Eccleſ. Petro-Paulinæ apud Lygios Paſtor.
EDle / Geſtrenge / Ehrenveſte / Wolbenambte / Hochweiſe / Ehr - wuͤrdige vnd Wolgelahrte / Erbare vnd vorſichtige / inſonders großguͤnſtige Herren / Wenn die jenigen / ſo vor vie - len andern mit einer anſehnlichen hoͤhe - ren Diſcretion von Gott / dem großen Hauptbrunnen alles guten / begabet vnd begnadet ſein / den jtzo fuͤr Augen ſchwebenden bekuͤmmerlichen zuſtandt der ſo hoch verfolgten vnnd bedrengten Evangeliſchen Kirchen / vnd die groſſe gewalt der Feinde des Evangelij / in ei - ne auch etwas hoͤhere Conſideration neh - men werden / ſo iſt es auſſer allen zwei - fel / ſie werden mit den alten gefange - nen / vnd zu Babel exulirenden Jſrae -Pſal. 137. v. 2. liten jhre Harffen (wie die Schrifft re - det) an die Bewme / oder Weyden han -Pſal. 68. v. 20. gen / vnter der ſchweren Verfolgungs - Laſt ſeufftzen / winſeln / klagen vnd ſa -gen /[59]gen / die Evangeliſche Kirche ſey jtziger zeit / wie Loth in Sodom; wie die Kin -Gen. 19. v. 9. der Jſrael in Egypten; wie die Arche2. Pet. 2. v. 8. Noe auff dem groſſen Suͤndfluß; wieExod. 5. v. 16. Daniel in der Loͤwengruben; wie dieGen. 7. v. 17. Roſe vnter den Dornen; wie das Schiff lein Chriſti vnter den wuͤttenden MeersDan. 6. v. 7. wellen / wie die Schaffe vnter den Wolf -Cant. 2. v. 2. fen.
Vnd in Warheit / ſo die rechtgleu -Matth: 8. v. 24. bige Kirch ſchon lengſt hin zum hoͤchſtenMatth. 10 v. 16. es hat beklaget / das ſie offt ſey bedren -Pſal. 129. v. 1. get worden von jhrer Jugendt auff / das ſie muſſe exuliren vnd ein FrembdlingPſal. 120. v. 5. ſein vnter Meſech vnd Kedar / vnd wer - de jhr lang aldar zu wohnen / ſolte ſie auch koͤnnen hoffen / das es jhr beßer ge - hen werde / nu ſie zu jhrem Alter kom -Auguſt: Soliloq. cap: 1. men iſt? vnd da ſie mit Auguſtino ſeuf - tzen muß / in exilium noſtrum laborat in - imicus noſter. Vnnd ſoltenderoſelbtenH ijrecht -[60]Pſal. 34. v. 20.rechtgleubige Gliedmaßen jhnen wol einbilden koͤnnen / einen andern weg inAct. 14. v. 22. den Himmel zu haben / als durch viel2. Cor. 4. v. 9. leiden? als durch viel truͤbſal? als durch viel Verfolgung? als durch viel Fall -Pſal. 140. v. 5. ſtricke?
O wie ein ſehr ſchwerer vnnd hoch - ſchmertzlicher Stand aber iſt es / wann die ſtandhafftigen Bekenner vnd trew - en Zeugen GOttes / mit dem hocher -1. Cor. 4. v. 11. lauchten Apoſtel lamenti ren muͤſſen / incertis vagamur ſedibus! Wenn dieApoc. 12. v. 6. Braut des Lambs Gottes fuͤr dem Al - ten Drachen muß in die Wuͤſten flihen! Wenn die jenigen in den Berg-Loͤchern vnd Kluͤfften der Erden / jhr Naͤſtlein vnd reumlein muͤſſen ſuchen / von wel -Hebr. 11. v. 38. chen der Geiſt Gottes ſaget / vnd bezeu - get / das jhrer die Welt nicht ſey werth geweſt.
Doch wie dem allen! ſo haben gleich -wol[61]wol die ſtandhafftigen Gliedmaſſen vnd Bekenner des Sohns GOttes das reine vnnd frewdige Gewiſſen / das ſie nicht leiden als Diebe vnd Moͤrder / vnd1. Pet. 4. v. 15. die in ein frembdes Ampt greiffen / ſon - dern es gehet gemeiniglich alſo her / wie der Princeps Oratorum Cicero ſagt /Exi -Cic. pro Milone. lium ibi eſt, ubi Virtuti non eſt locus. Da man die Leut ins Elend jagt / Wo Tugend nicht hat raum vñ ſtadt.
Vnd darumb finden ſich auch die exulirenden Chriſten geduldig darein / erinnern ſich / was etwa der hochgelahr - te Lipſius ſagt / æqvum eſt, ut placeat ho -Lips: lib. 1. de Cõſt. cap. 16. mini, qvicq vid placet DEO; reden ein - ander getroſt vnd großmuͤttig zu;
Cauſa bona eſt, bonus eſt Dominus, bona crux, bona ſpes eſt, Et cur nos animo non juvet eße bono?H iijVnd[62]Die ſach / der HErr / das Creutz iſt gut /Die Hoffnung auch / habt guten mut.
Diogen. Vnd ſo der Weltweiſe Diogenes, als jhm einer ſein Exilium vorwarff / ſagen dorffte / ſe ideò didiciße Philoſophiam, ut exilium ſimilesꝙ caſus æqvo animo perpeti poßet, wie viel mehr werden wolgerate - ne Chriſten / darumb die Goͤttliche / vnd in heiliger Schrifft verfaſte Weißheit erlernet haben / vnd aus derſelbigen ſo1. Pet. 4. v. 12. weit informiret vnd animiret ſein / das ſie die Hitze / ſo jhnen begegnet / ſich nichtJer. 6. v. 28 laſſen befrembden / ſondern großgl[eu]- big vberwinden / vnnd ſich erinnern / werden ſie / wenn ſie zur zeit der Verfol - gung von jhrem Gott nicht wollen ab - truͤnnig werden / wollen Gott die leben -Jer. 2. v. 13 dige Quelle nicht verlaſſen / vnd groß hertzleid zu vermeiden / einem andernPſ. 16. v. 4. nicht nacheilen / des Landes verwieſen vnd verjaget / ſie ſind ohne das PilgerPſal. 39. v 14. auff Erden / vnd haben von einem ort ſo nahe in den Himmel / als von dem an - dern; Denn
Si[63]‘Si Cœlum Patriæ nomen de jure meretur, Qvid tribuam terræ nominis? Exili - um eſt. ’ ()Entſetzet man ſie jhrer Ehren vnd Empter? O ſie haben ſchon lengſt ge - lernet / vmb jhres HErrn Chriſti willen alle Ehre dieſer Welt fuͤr koth zu ach -Phil. 3. v. 8 ten in ſolchem fall / in erwegung das ſie dafuͤr erlangen den hochanſehlichſten Titul der Kindſchafft Gottes / vnd mit himliſchen Ehren vnd Schmuck gekroͤ -Pſ 8. v. 6. net werden.
Beraubet man ſie jhrer Zeitlichen Guͤtter? Sie erlangen dafuͤr das große Gutt des HERRN im Lande der Le -Pſal. 27. v. 13. bendigen / vnnd die vnauserforſchliche Reichthaͤmer der Gnaden Gottes / vnd die Schaͤtze des herrlichen vnnd ewigenEpheſ. 3. v. 7. Lebens.
Verſigelt man jhnen jhre Heuſer? O des nichtigẽ Weſens! Haben ſie dochein[64]2. Cor. 5. v. 1.ein Hauß im Himmel / nicht von Men - ſchen / ſondern von Gott erbawet / dar - auff ſie Chriſtus vertroͤſtet / wenn ErJohan. 14 v. 2. ſaget / Jnn meines Vaters Hauſe ſind viel Wohnungen.
Leget man jhnen jhre Handthie -Pſal. 128. v. 2. rung / das ſie nicht koͤnnen ſich nehren jh - rer Haͤnde arbeit? Danck ſey dir geſagt O du lieber fromer Gott / das du jhnen noch nicht haſt verboten / ihre haͤnde zu1. Tim. 2. v. 8. dir auffzuheben an allen orten / vnd ausPſal. 130. v. 1. der Tieffe des Hertzens zu dir zu ſeuff -Pſ. 12. v. 6. tzen / das du dich wolleſt auffmachen vnd eine Huͤlffe ſchaffen / das man ge - troſt lehre.
Werden ſie von jhren Freunden ver - laſſen / vnd haben von jhrem Neheſten keine huͤlffe mehr? Sie koͤnnen mit dem exulirenden David ſagen / Mein Va -Pſ. 27. v. 10 ter vnd mein Mutter haben mich ver - laſſen / aber du HERR haſt mich auff - genommen.
Wirfft[65]Wirfft man ſie ins Gefengnuͤß? Ehre ſey Gott in der hoͤhe / das man jh - nen darumb nicht wehren kan / dasLuc. 2. v. 14. nicht jhr gebet aus dem gefengnuͤß durch die Wolcken in Himmel zu GottSyr. 35. v. 21. jhrem himliſchen Vater dringe.
Macht man ſie bitterlich weinendt / das jhr heulen heraus fehret wie Waſ -Joh. 3. v. 24. ſer? Der Sohn Gottes vnnd leutſelige Menſchen-Freund wiſchet jhnen ſolcheEſai. 25. v. 8. angſtthrenen von jhren augen ab / vnd wird ſie als die ſchoͤneſten DiamantenApoc. 21. v. 4. in jhre Ehrenkronen hinein verſetzen.
Nehmen jhnen die Feinde den leib? Sie moͤgen jhn hinnehmen / ſie koͤnnen darumb nicht verhindern / das jhre lei -1. Cor. 3. v. 16. ber nicht ſolten Tempel des Heiligen Geiſtes ſein vnd bleiben.
Bringet man ſie vmb das zeitliche Leben? Man befoͤrdert ſie nur deſtoApoc. 21. v. 4. ſchleuniger zu dem ewigen himliſchenJFrew -[66]Frewdenleben / da kein Todt / noch leidtPſal. 118. v. 17. mehr iſt / da ſie nicht mehr werden ſter - ben / ſondern leben / vnd des HERRN werck verkuͤndigen jmmer vnnd ewig - lich.
Koͤnnen ſie nicht daheime / ſondern muͤſſen im Elend ſterben? Es geſchehe was der liebe Gott beſchloſſen hat. Sub - ſilire in Cœlum ex angulo licet, ſaget der hochweiſe Seneca.
L. K. Ach lieber HErr JEſu Chriſte / laß mich nur ſelig werden / ich wil gern auff einem Miſthauffen ſterben / ſagte ein Vornehmer / vnd dieſer Fuͤrſt - lichen Stadt wolbekanter Theologus.
Was wollen wir von dem ſagen? das die exulirenden Chriſten / den Her - ren vnd Man in jhrer PilgramſchafftPſ. 47. v. 3 bey ſich haben / der Pilgrinirenden fro - men Hertzen großer Koͤnig vnd Schutz - herr iſt? Die Soldaten die in vor zeitenvnter[67]vnter dem wackern FeldOberſten Al - cibiade militir ten / werden bey nahe fuͤr gantz vnvberwindlich gehalten / weil jhr Oberſte gutte Wache hielte / vnd ein fleiſſiges auffſehen hatte. Wie ſollen denn die Gleubigen Exulanten von jhren Feinden gentzlich vberwunden werden / weil ſie dieſen groſſen vnnd mechtigen Gott in jhrem Exilio zu jhrem Haupt vnnd Oberſten haben / der gewieß der rechte Huͤtter in Jſrael iſt / der nichtPſ. 121. v. 4 ſchlefft noch ſchlummert / der all jhrePſ. 56. v. 9 Schritte vnnd Tritte zehlet / der ſie wieDeut. 32. v. 10. ſeinen Augapffel behuͤttet.
Wann Franciſcus Petrarcha einen in ſeinem Exilio troͤſten / vnd großmuͤt -Franc. Petr. Di - al. de Exi - lio. tig machen wil / ſo braucht er vnter an - dern auch dieſes Argument, vnnd ſagt; Er ſoll jhm wol einbilden / vnnd in ſein hertz faßen / das er in ſeinem Exilio zu Geferten habe / ſo viel vortreffliche / vmbJ ijdie[68]die Stadt Rom vnd andere ſo hoch ver - dienete Maͤnner / denen man fuͤr jhre angewendete groſſe trew / muͤhe vnd Ar - beit / entlich mit dem Exilio abgelohnet hat / als Camillum, Rutilium, Metellum, Marcellum, Ariſtidem, Anaxagoram, vnd ſaget inſonderheit von dem Camillo, Non facilè eſt aliud tam clari Exulis exem - plum, das iſt / man wird nicht bald einen ſo vortrefflichen vnnd hochberuͤmbten Exulanten haben / als Camillus geweſen iſt.
Aber weg mit dieſen Heidniſchen Exulanten. Jch koͤnte beſſer ſagen / das die ſtandthafftigen Bekenner des heili - gen Evangelij heutiges Tages in jhremGen. 12. v. 1. Exilio zu vorgehern haben / den Patri - archen Abraham / der aus ſeinem Va -Gen. 26. v. 3. terland in ein frembdes Land muſte wandern; Den Patriarchen Jſaac /Gen. 26. v. 23. der bald nach ſeines Vaters Todt muſteins[69]ins exilium ziehen / vnd vberall wieder - umb auffgetrieben ward; Den Patri - archen Jacob / welcher ſein gantzes Le -Gen. 47. v. 9. ben eine Walfarth nennet; Den Patri -Gen. 37. v. 28. archen Joſeph / der bey den Egyptiern im Lande des elendes ſein muſte; Den2. Sam. 15. v. 14. Land vnd Volckreichen Koͤnig David / der von ſeinem eigenen Sohn ins Exili - um verſtoſſen ward.
Aber ich wil noch mehr ſagen / vnd zwar dieſes / das die Chriſtlichen Exul - anten zu jhrem Vorgeher haben / vnd in jhrem exilio zu einem trewen Geferten / Schutzherrn vnd Patron noch haben / den ewigen Sohn Gottes / borge dem Petrarcha ſeine worte / die er von dem Exulanten Camillo braucht / in etwas verendert ab / vnnd ſage von dieſem vn - ſern lieben Herrn / Non eſt aliud tam San - cti Exulis exemplum, das iſt / wir haben vns zu frewen vnd zu getroͤſten / das wirJ iiikeinen[70]keinen ſo heiligen Exulanten zum Vor - geher vnd zum Geferten haben / als der Sohn des allerhoͤchſten Gottes ſelber iſt. O des Allmechtigen Vorgeherß! O des hochtroͤſtlichen Gefertens!
Dieſer Dux afflictorum iſt anfeng -1. Tim. 6. v. 16. lich aus ſeinem verborgenen Licht / da niemand zukom̃en kan / herfuͤrgegan -Pſ. 66. v. 12 gen / vnd iſt mit ſeinen gleubigen Exul - anten durch Fewer vnd waßer gewan - dert / ſie heraus gefuͤhret vnd erquicket /Eſai. 43. v. 2. iſt bey den heiligen Patriarchen auff jh - rer gantzen reiſe / vnd bey dem fromenSap. 10. v. 13. gefangenen Joſeph in ſeinem Kercker vnd banden geweſt.
Vnd nicht allein das! Sondern /1. Cor. 10. v. 4. Er war auch bey ſeinem Volck Jſrael / daß gantzer Viertzig Jahr in der Wuͤ - ſten exulirete, immerzu entgegen / zogExod. 13. v. 21. fuͤr ihnen her / des Tages in einer Wol -Pſal. 48. v. 15. ckenſeulen / das Er ſie den rechten wegfuͤhret /[71]fuͤhret / vnd des Nachts in einer Fewer - ſeulen / das Er jhnen leuchtet zu reiſen tag vnd nacht / gengelt ſie daher wie die kleine Jugendt / trug ſie auff ſeinenDeut. 32. v. 11. Fluͤgeln / wie ein Adler ſeine Jungen / vnnd verließ nicht die drey Maͤnner inDan. 3. v. 92. dem Babiloniſchen Fewerofen.
Vnd nicht allein das; Sondern / Er ward zu recht verſprochener zeit in dieſe Welt herein geboren / vnnd die an - genommene Menſcheit war ſein Pil - germantel / in der dieſer allerheiligſte Exulant daher gezogen kam in ſein Ei -Johan. 1. v. 11. genthumb / ward aber nicht auffge - nommen / muſte in Egypten hinein exuli ren / vnd von dannen wiederumb herauß. Hatte in ſeinem Exilio auß -Matth. 2. v. 14. & 21. zuſtehen allerley Plag / vngemach / ar - mut / hunger / durſt / verfolgung / ver - achtung / verſpottung / verſtoſſung / vnd was nicht!
Vnd[72]Vnd nicht allein das; Sondern / Er iſt auch in ſeinem Exilio oder Pil - gerfarth geſtorben / vnnd hat dadurch vns armen vertriebenen Exulanten ei - nen ſichern Paß vnnd freye ſtraß in die Stadt des Lebendigen Gottes / welche iſt das himliſche Jeruſalem / das dro - ben iſt / erworben / da vns niemand mehr wird außſtoſſen / vnd da wir nach vber - ſtandenem Jammer dieſes vielmuͤhſe - ligen Angſtlebens / mit froͤlichem mund vnd hertzen jubiliren / vnd ſagen wer -Eſai. 65. v. 16. den: Oblivione traditæ ſunt auguſtiæ prio - res.
2. Tim. 4. v. 8.Darumb ſehnen ſich auch alle / dieHebr. 13. v. 14. ſo ſeine Erſcheinung lieb haben / ohn vn - terlaß dahin / bilden jhnen alhier keine bleibende ſtete ein / ſondern erinnern ſich ohn vnterlaß der merckwuͤrdigen vnndDe Verb. Dom. c. 32. nachdencklichen worte Auguſtini; Ille verè Chriſtianus eſt, qvi etiam in domoſua[73]ſua propria peregrinum ſe eße novit.
Vnd eben dieſes hat auch nunmehr / wuͤrcklich / vnd in der that erfahren / der Weiland Ehrwuͤrdige / Großachtba - re vnnd Hochgelahrte Herr M. ADAMUS HENTSCHE - LIUS, welcher bald in ſeiner Jugend aus ſeinem Vaterland Haynaw in Mechelnburg hinaus pilgriniren muſ - ſen / da er der Schulen zu Guſtrow fleiſ - ſiger Alumnus geweſt; Von dannen nach Roſtock; Von dannen zu Franck - fort an die Oder / vnd von dannen na - her Wittenberg / darvon Er dann die - ſen großen Nutzen geſchafft / das er ein gantzes Wandergebuͤndlein mit Kunſt / Geſchickligkeit / vnnd ruhmwuͤrdiger Scientiâ Philoſophicâ vnd Theologicâ wol außgefuͤllet / wiederumb anheim ge - bracht / vnd anfaͤnglich zu der ProfeßionKder[74]der damahln beruͤhmbten Schulen zum Goldberg / derer acht Jahr / hernach - mahls zum Pfarr-Ampt der Kirchen zu Graͤnowitz / in dieſem loͤblichen Fuͤr - ſtenthumb / denn er Vier Jahr / vnnd von dannen zu dem Paſtorat der Koͤnig - lichen Stadt Jawer / dem er fuͤnff vnd zwantzig Jahr vorgeſtanden / iſt voci - ret vnd beruffen worden.
Vnd iſt dieſer ſeliger Herr HENT - SCELIUS nicht geweſt unus ê multis, nicht einer aus vielen / gemeinen Predi - gern / ſondern ein Man vor vielen an - dern von Gott hochbegabet. Denn mit was vor einem herrlichen Judicio Theo - logico in rebus arduis er iſt geziehret ge - weſt / mit welcher lobwuͤrdigen dexteri - tet er die Articulos controverſos tractiret, wie liebliche Anmuttigkeit die betruͤb - ten zu troͤſten er obſervi ret / wie mit einerſchoͤnen[75]ſchoͤnen modeſtia er das Straffampt ge - fuͤhret / wie embſig er der einem recht - ſchaffenen Theologo wol anſtehenden Friedfertigkeit nachgejaget / vnnd wie hoch er ſie extolli ret / das iſt nich allein mir / ſondern vielen vornehmen Leuten bewuſt vnd bekandt / vnnd werden jhm ſeine liebe Jawriſche Zuhoͤrer deßen ſat - tes vnd genungſames zeugnuͤß geben koͤnnen / ja muͤſſen.
Zu gleicher weiſe aber wie der groſ - ſe Ertzhirte der Schaffe / der Sohn Got - tes auff ſeiner Pilgramſchafft geſtor - ben; Alſo hat Er auch dieſen ſeinen trewen Vnterhirten / dem ſeligen Her - ren HENTSCHELIO, die groſſe Gnad wiederfahren laſſen / inn maſſen er denn / wie ich vnterſchiedlich von jhm gehoͤret / hertzlich darnach hat gewuͤn - ſchet. Vnd O wie eine groſſe Wolthat iſt ihm das von dem trewen liebẽ Gott! K ijO wie[76]Eſai. 54. v. 7.O wie hat Er jhn ſo einen kleinen Au - genblick verlaßen / vnnd mit ſo groſſer Barmhertzigkeit wiederumb geſam - let! O wie wol hat er jhn eingethan vnd verſorget! O wie hat Er mit ſeinen ſo groſſen frewden in die triumphirende Kirche des Himliſchen Jeruſalem jhn promovi ret! Da die groſſe Gemeine al - ler Außerwehlten Engel vnd Menſchen beyſammen ſind / vnnd ein jmmerweh - rendes Frewdenfeſt halten vnd feyren. Wer wil nun alda jhn turbi ren? Wer wil jhn von dannen reformi ren? Wer wil aus derſelbigen jhn heiſſen exuli ren? Wer wil jhm mehr Vrſach geben / eng - ſtiglich zu lamenti ren? O fuͤrwar nie - mand!
Denn eben hiemit gibt der mildrei - che Gott troͤſtlich zuverſtehen / wenn er die hochbetruͤbten Angſthertzen / in jh - rem Exilio, durch ein ſanfftes ſeligesToͤd -[77]Toͤdlein in der frembde abfodert / das ſie ſeine edle Weitzenkoͤrnlein ſind / die ErMatth. 13. v. 30. in ſeine Himliſche Scheunen einſamlet; Das ſie ſeine liebe Schaͤfflein ſind / dieJohan. 21. v. 16. er in den ſichern Schaffſtall des ewigen Lebens je eher je beſſer eintreibet; DasJohan. 10 v. 29. ſie ſeine liebe Teublein ſind / die er in ſei -Gen. 8. v. 9 nen Himels-Kaſten einnimbt; Das ſieLuc. 23. v. 43. ſeine Roͤßlein ſind / die er in ſein frew - denreiches Paradieß verſetzet / damit ſie fuͤr dem hinterſtelligen groſſen truͤbẽ Wetter hinweg genom̃en / vnd zur ruhe bracht werden / vnd kommen aus dem Todt ins Leben / aus der angſt zur er - quickung / aus der muͤhſeligkeit zur Se - ligkeit / aus der gefaͤhrligkeit zur Herr - ligkeit / Aber wie weit komme ich?
Das demnach Edle / Geſtrenge / Eh - renveſte / Ehrwuͤrdige / Hochgelahrte vnd hochweiſe / Erbare vnnd Vorſichti -K iijge /[78]ge / inſonders großguͤnſtige Herrn / die Herrn ſo großguͤnſtig / freundlich vnnd bereitwillig ſich erzeiget / vnd dem durch den Todt verblichenẽ Herrn HENT - SCHELIO in ſo anſehnlicher / groſ - ſer / ſchoͤnen Frequentz, das geleit zu ſei - nem Ruhebettlein geben / vnnd Jhr Chriſtliches Mitleiden erweiſen wollen / erkennet die hochbetruͤbte Fraw Wit - tib / zu ſambt jhren geliebten Herrn Soͤhnen / Herrn Eydmaͤnnern / vnd die gantze ErbareFreundſchafft zu ſonder - barem großen / freundlichen vnd fleiſſi - gen Danck; nebenſt ſchuldiger erbit - tung / ſolche ſo herrliche erwieſene Chriſt liche Condolentz, vnnd großgunſtigen Favor, nicht allein gebuͤhrlichen nach - zuruͤhmen / ſondern auch gegen einem jeden nach erheiſchung ſeines Standes vnd Ehren / jedoch in froͤlichern Occaſio - nibus, hoͤchſtem vermoͤgen nach / hin -wieder -[79]wiederumb es zubedienen / mit ange - hefftem trewen Wunſch / es wolle der allerhoͤchſte einem jeden fuͤr ſolchem vnd derogleichen hochbekuͤmmerlichen ſchwe ren Haußcreutze / lange zeit aller gne - digſt behuͤtten vnd bewahren / auch das geben vnd verleihen / was jhnen in dieſẽ zeitlichen leben erſprießlich vñ troͤſtlich / in jenem Ewigen aber ſeliglich kan ge - wuͤnſchet werden.
Der Allgewaltige Gott / wolle nũmehr / des Herrn HENTSCHE - LII ſelige / vnd mit JESU CHRI - STI Blut erloͤſete werthe Seele / in dem Buͤndlein der Lebendigen laſſen ein - gebunden ſein vnd bleiben / dem Leibe in der Erden eine ſanffte ruhe verlei - hen / an jenem groſſen Tage aber / wel - cher wird ſein / Dies reſtitutionis omni - um, Leib vnd Seel wiederumb vereini -gen /[80]gen / in die ewige Frewde / Glori vnnd Herrligkeit einfuͤhren / vns vberbliebe - ne von den Vaniteten vnnd Eitelkeiten dieſer Welt / damit wir in dieſelbigen zu weit vns nicht verlieben / abfuͤh - ren / vnd zu ſeiner zeit ſelig her - nach fuͤhren.
CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
Fraktur
Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.