PRIMS Full-text transcription (HTML)
[1]
Froͤliches Himmliſches Bewillkommen /
Treuer Prediger und Knechte GOttes.
Am Tage der Prieſterlichen Volck - und Thraͤnen - reichen Beerdigung Des Wohl-Ehrwuͤrdigen / Groß-Achtbaren und Wohlgelehrten Herꝛn Caſvar Keſelers / Der Kirchen zu Pet: und Paul in Lignitz wol - verdienten Archi-Diaconi, War der 18. Sonntag nach Trinitatis 1678. auß dem 23. . des XXV. Cap. Matthæi Ey du frommer und getreuer Knecht / etc. Jn der Kirchen zur Lieben Frauen daſelbſt Jn gehaltener Leich-Predigt an und außgefuͤhret
Lignitz/ Gedruckt beyChriſtoph Waͤtzoldten.
[2]

Der Wol-Erbaren / Viel-Ehren-reichen und Wol-Tugend - ſamen Fr. Urſula Keſelerin geborn. Prellerin. So wol denen

      • Wol-Ehrwuͤrdigen / Groß - und Vor-Achtbaren / Wol-Eh - renveſten / Weiſen / Wol - gelehrten Hn. M. David Schind - lern / Diac. zu S. Pet. Paul.
      • Hn. Gottfried Geißlern / Diac. zu S. Johann.
      • Hn. Johann Friedrich Hildebtanden / JC. und Un - ter-Gerichts-Voigten.
      • Wol-Erbaren / Wol-Ehren - reichen / Sitt-und Tugend - belobten
      • Fr. Annen Chriſtinen Schindlerin.
      • Fr. Annen Eliſabethen Hildebrandin.
      • Fr. Annen Urſulen Geißlerin.
      • Jungfr. Añen Marjanen
  • Gebor - nen Keſele - rinnen.

Deßgleichen Denen Erbaren guten Kuͤnſten ergebenen

      • Caſpar
      • Gottfried
    • und
  • Keſelern.

Des ſel. Hn. Keſelers hinterlaſſenen Hoch - und Schmertz - betruͤbten Fr. Wittiben / HHHnnn. Eydamen / FFFrauen und Jungfrau Toͤchtern und Soͤhnen: Denn auch Der Wol-Erbaren / Ehren-Tugendreichen Frauen Chriſtina Krebſin geborn. Keſelerin / Als Leydtragenden Fr. Schweſter. Meinen reſpectivè Vielgeehrten Herren / Frauen und Jungfrau Gevat - tern und Gevatterin / ſehr wehrten Ehrengewogenen Freunden und Freundinnen.

Vbergiebet dieſe zum Druck begehrte Leichpredigt / zu milderung ihres groſſen Traurens mit Verwuͤntſchung beharꝛlichen Goͤttlichen Troſtes und Segens M. G. R.

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I. N. J.

DEr HErꝛ der Herꝛligkeit / unſer hochverdienter Erloͤſer und HeylandChri - ſtus JESUS / deſſen Knechte / treue Lehrer und Prediger von Jhm in Beſtallung zum hei - ligen Kirchen-Dienſt angenommen / durch ein ſeliges Ende ihrer Ambts-Laſt / wenn es Jhm gefällig / entnommen / und der Seelen nach in die himmliſche Freude und Herꝛligkeit auff-und eingenommen werden; ſey itzo uns allen als ſeinen Knechten und Maͤgden genaͤdig / denen Hoch - und Schmertz-betruͤbten und Leydtra - genden in ſonderheit unter Jhrem Trauer - Creutz freundlich und guͤtig / durch den hertzla - benden Troſt ſeines Heiligen Geiſtes holdſe - lig / und gegen allen ſeinen Glaͤubigen im Le - ben und Sterben barmhertzig: Hochgelobet / geliebet und gepreiſet ſammt ſeinem him̃liſchen Vater / dem GOtt alles Troſtes / und dem werthen Heiligen Geiſte dem allerheilſamſten Troͤſter / heut und allezeit / und in alle ewige Ewigkeit. Amen.

A 2Auß -[4]

Eingang.AUßerwehlte / Andaͤchtige / alleſammt im HErren Gelieb - te / theils nach dem heiligen gnaͤdi - gen Willen GOttes ſchmertzlich betruͤbte Klag - und Trauer-Her - tzen. Die Klag - und Trauer - Worte / die Liebes und Ehren-Worte / mit welchenBernhar - dus. der Gottſelige Abbt Bernhardus den Humbertum, einen frommen Geiſtlichen zu ſeiner Zeit zu Grabe beſchickte / ſind in dem von ihm gehaltenen Trauer - Sermon merckwuͤrdig: Humbertus Famulus Do - mini mortuus eſt, devotus famulus, ſervus fidelis. Separa vit à nobis Mors dulcem Amicum, pruden - tem Conſiliarium, Auxiliarium fortem. Hum - bertus ein Knecht des HErren iſt geſtorben / ein from - mer Knecht / ein treuer Diener. Der Todt hat einen lieben Freund / einen verſtaͤndigen Rathgeber / einen tapffern Mithelffer von uns genommen.

[Op. Bernhardi Baſileæ per Johannem Herua - gium 1552. impt. Pag. X 2. col. 487. C.]

Jſt nicht eine geringe Klage / iſt nicht ein ſchlech - ter Ehren-Ruhm. Wenn die treuen Knechte GOt - tes mit Tode abgehen / ſo muß das Geiſtliche ZionThren. I, 16. klagen / daß ihm ſeine Troͤſter dahin fallen / Thren. I, 16. Wenn ſie aber auch ihr ruͤhmliches Ambts - und Tugend-Lob hinterlaſſen / iſts ihnen eine unſterbliche Ehre.

Was iſt bey dieſer unſer Stadt Lignitz von nechſt vergangenem Donnerſtage an / biß auff heuti - gen Tag unter Vornehmen und Geringen / Geiſtli -chen[5]chen und Weltlichen / Groſſen und Kleinen / die Rede geweſt / als: Keſelerus Domini Famulus mortuus eſt, devotus famulus, fidelis ſervus. Separa vit à nobis Mors dulcem Amicum, prudentem Conſilia - rium, Auxiliarium fortem. Herr Keſeler ein Knecht des HErrn iſt geſtorben / ein frommer Knecht / ein treuer Diener. Der Todt hat einen lieben Freund / einen Verſtaͤndigen Rathgeber / einen tapffern Mithelffer von uns genommen.

Billich klagen wir ihn / und betraurens / daß der HErr unſer GOtt einen ſolchen Riß unter uns ge - than hat / und der Petro-Pauliniſchen Kirchen ihren liebwerthen Archi-Diaconum und Seelen - Waͤchter / dem Prediger-Collegio allhier ein ſehr nuͤtzliches Mit-Glied / vielen einen guten Freund durch dieſen Mann entzogen / den man kuͤnfftig wol miſſen wird. Billich ruͤhmen wir Jhn als einen wer - then Freund / von dem man ſagen konte / was Pro - verb. XXVII, 9. ſtehet: Ein Freund iſt lieblich umbProverb. XXVII, 9. Raths willen der Seelen. Als einen klugen Rathge - ber nicht nur bey vorfallendem Kirchen-Kummer / ſondern auch bey dem / was denen geliebten Seinigen zu handen ſtoſſen moͤchte. Ach wie ſehr / wie ſehr werden die Hertz - und Schmertz-betruͤbten es empfin - den / ſte klagen bereits daruͤber mit heiſſem Seufftzen und bittern Thraͤnen!

Wir ruͤhmen den ſeligen Herrn auch billich als einen tapffern unverdroſſenen Mit-Helffer / der mit Predigen und andern Ambts-Geſchaͤfften ſeiner nicht geſchonet / ſondern ſein Ambt redlich außgerich -2. Tim. IV, 5. tet hat / II. Tim. IV, 5. Er iſt aber dahin und kommetA 3nicht[6]nicht wieder zu uns / ſeine ſterbliche Huͤtte hat Er ab - geleget / und iſt mit allen treuen Dienern und Knech - ten GOttes eingegangen in die ewige Huͤtten.

Die gantze loͤbliche Buͤrgerſchafft / ſeine ge - weſene liebe Beicht - und Kirch-Kinder / die hertz - und ſchmertzbetruͤbte Frau Wittib / Frau Schwe - ſter / Herren Eydmaͤnner / Frauen und Jung - frauen / Toͤchter und Soͤhne / ſammt der gantzen werthen Freundſchafft / und wir allerſeits ruffen dem ſeligen Herrn wehmuͤthig und mitleydend nach: Mein Vater / mein Vater / Wagen Jſrael und ſeine2. Reg. II, 12. Reuter 2. Reg. II, 12. und ſind mit ſeiner Leich-Be - gleitung und Beſtattung beſchaͤfftiget.

Dabey aber auch auß dem Heil. Worte GOt - tes etwas denen Hochbetruͤbten zu Troſt / und uns zur heilſamen Erbauung zu behertzigen / und des ſeligen Herrn Archi-Diaconi erwehlten Leichen - Text zu betrachten / bitten wir alleſammt im Geiſt und Warheit Gnade und Segen dazu von oben / in einem glaͤubigen und andaͤchtigen

Vater Unſer. ()

Eure Chriſtliche Liebe vernehme mit ſchuldiger Ehr - Erbittung und auffmerckender Andacht vorhaben - den Leich-Sermons-Text-Worte / auß dem aller - heiligſten Munde des HErrn JESU von S. Mathæo auffgezeichnet / und Cap. XXV. v. 23. zu finden:

Ey[7]Ey du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber wenigem ge - treu geweſen / Jch wil dich uͤber viel ſetzen: Gehe ein zu deines HErꝛen Freude. ()

AUßerwaͤhlte / Andaͤchtige / etc. Vorberei - tung zur Abhande - lung.Wir ſind Knechte des GOttesHimmels und der Erden. So nenneten ſich dort die Elteſten der auß Babyloniſcher Gefaͤngniß zuruͤckgekommenen Juden / die von deß Perſiſchen Koͤniges Darii Ambtsleuten uͤber dem Bau des Tem - pels zu Jeruſalen beſprochen wurden / Eſr. V, 11. Eſr. V, 11.Redeten das aber nicht von ihrer Perſon allein / ſon - dern von dem gantzen Volcke: Anzuzeigen

1. Daß ſie Gottes Volck waͤren / das Volck / welches der GOtt Himmels und der Er - den / das iſt / der wahre GOtt / erwehlet hatte zu ſei - nem Erbe und Eigenthum / das herrliche Volck / zu welchem ſich GOtt ſo nahe gethan / Deut. IV, 7. Da -Deut. IV, 7. her nennet Moſes Exod. XXXII, 15. Abraham / I -Exod. XXXII, 15. ſaac und Jſrael GOttes Knechte oder Diener. JmPſ. XC. 14. XC. Pſal. v. 14. betet er: HErr ſey deinen KnechtenPſal. CXXXVI, 22. gnaͤdig / das iſt deinem Volcke / und Pſal. CXXXVI, 22. wird Jſrael GOttes Knecht genennet.

2. Daß[8]

2. Daß ſie GOtt ſonderlich ver - pflichtet waͤren. Umb daßGOtt ſeinVolckLevit. XXV, 55. auß Egyptenland gefuͤhret / waren ſie ihm verpflich - tet zu dienen nach ſeinen Geboten / Levit. XXV, 55. da ſie auch heiſſen Knechte GOttes. Jtzt aber hatte der HErr unſer GOtt ſie auß der Babyloniſchen ſie - bentzigjaͤhrigen Gefaͤngniß gefuͤhret / daher ſie in Er - innerung ihrer Pflicht fuͤr ſolche groſſe Wolthat ſich billich fuͤr GOttes Knechte erkennen.

3. Daß ſie ſeinem Dienſt ergeben waͤren / ſintemal ſie mit dem Bau des Tempels zu Jeruſalem beſchaͤfftiget waren / dazu die Prophe - ten des HErren Haggai und Zacharias ſie durch ihreHagg. I. 8. Predigten treulich ermahneten / Hagg. I. 8. ſeqq. Zachar. IV, 9.Zachar. IV, 9. ſeq.

Wenn denn im Neuen Teſtament der HErr un - ſer GOtt auch ſein Geiſtliches Jſrael / das iſt / ſein Volck und Heerde hat / ſo hat daſſelbige nicht weniger als das Volck JEſrael vor Zeiten zu bedencken / daß es auch von ihm heiſſe: Wir ſind Knechte des Got - tes Himmels und der Erden. Der hat ſeine Glaͤu -Joh. XV, 19. bigen erwehlet von der Welt / Joh. XV, 19. hat ſie Jhm erloͤſet und gereiniget zum Volck des Eigen -Tit. II, 14. thums / Tit. II. 14. dem ſind ſie auch ſchuldig zu die - nen ohne Furcht ihr Lebenlang / in Heiligkeit undGe -Luc. I, 74. 75. rechtigkeit die Jhm gefaͤllig iſt / Luc. I, 74. 75. Und das Jeder in ſeinem Chriſten-Stande.

Ein Chriſt heiſt billich ein Knecht Gottes / billich daß er GOtt auch in Demuth und Gehorſamdiene.[9]diene. Denn wie es eine Herꝛſchafft ihren Dienſt - bothen nicht geſtattet / daß ſie herrlicher als die Herr - ſchafft ſelbſt ſeyn wollen: So muß auch ein Chriſt dem Willen GOttes ſich unterwerffen / daß kein Hoch - muth und Widerſpenſtigkeit verſpuͤret werde: Denn Gehorſam iſt beſſer denn Opffer / und Auffmercken beſſer denn das Fett von Widdern. 1. Sam. XV, 22. 1. Sam. XV, 22.Daß er GOtt nuͤtzlich diene. Einen unnuͤtzen Knecht und faul Geſinde begehret niemand: So muß ein Chriſt in der Furcht GOttes nuͤtzlich GOtt zu Ehren dem Nechſten dienen / entweder durch nuͤtz - liche Lehren / oder troͤſtliche Ermahnungen / oder Chriſtliche Tugenden / oder lehrhaffte Exempel / und daß alles in der Liebe 1. Cor. XVI, 14. Daß ein1. Cor. XVI, 14. Chriſt auch GOTT treulich diene. Hat Treue ihr Lob vor der Welt / daß auch Darius der Koͤnig inDarius. Meden das Bild ſeines getreuen Dieners Zopyri zum Gedaͤchtniß der bewieſenen Treue auf ſeine Muͤntze pregen ließ; So hat die rechte Chriſten-Treue viel - mehr ihr Lob und ihren Gnaden-Lohn fuͤr GOtt: Seine Getreue laͤſt Er Jhm nicht nehmen / ſie ſind in Gnaden und Barmhertzigkeit bey Jhm / und Er hat ein Auffſehen auff ſeine Außerwaͤhlten / Sap. III, 9. Sap. III, 9.

Jeder in ſeinem Ambtes-Stande.

Wir ſind Knechte des GOttes Himmels und der Erden / müſſen Regenten und Obrigkei - ten ſagen / Der heilige Geiſt nennet ſie außdruͤcklich GOttes Ambts-Leute / Sap. VI, 5. Wol denen / dieSap. VI, 5. bey ihrem Regiment richtig wandeln / und mit Koͤnig David des HErrn unſers GOttes ſeine Gebothe undBZeug -[10]Pſ. CXIX, 24.Zeugniſſe ihre Rathsleute ſeyn laſſen / Pſal. CXIX, 24. Wir ſind Knechte des GOttes Himmels und der Erden / müſſen Lehrer und Prediger von ſich be - kennen / und haben Urſach nach treuer und kluger Haußhalter und Diener Art ſich unſtraͤflich zu bezeu - gen / wiſſende mit S. Paulo / daß ſie der HErr rich -1. Cor. VI, 4. tet. 1. Cor. VI, 4. Wol denen die ihr Ambt alſo fuͤh - ren / daß ſie nicht Menſchen gefaͤllig / ſondern ChriſtiGal. I, 10. Knechte bleiben / Gal. I, 10.

Wir ſind Knechte des Gottes Himmels und der Erden / muͤſſen Eltern und Herꝛſchafften zuſtehen / und auch auff ihr Pfund / das ihnen vertrauet iſt / Acht haben. Wohl denen / die deſſen was ihnen GOtt in dieſem Stande befohlen hat / ſich ſtets an -Sir. III, 22. nehmen / Sir. III, 22.

Dahin weiſet CHriſtus der Heyland / der nach - druͤckliche Hertzens - und Gewiſſens-Prediger einen je -Matth. XXV, 14. den an in dem Gleichniß Matth. XXV, 14. ſeqq. Wenn der HErr ſeinen Knechten einem fuͤnff / dem andern zween / dem dritten einen Centner giebet / da - mit biß auff ſeine Widerkunfft zu handeln und zu ge - winnen. Die das mit denen treuen Knechten in Acht nehmen und practiciren / ſollen an jenem groſſen Tage hervor gezogen / und zu ihnen geſaget werden: Ey du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber wenigem getreu geweſen / Jch wil dich uͤber viel ſetzen / gehe ein zu deines HErren Freude / wie die ſchoͤnen Worte unſers Leichen-Textes lauten.

Die -[11]

Dieſelben koͤnten zwar auff dieſe drey Haupt - ſtaͤnde gerichtet / ferner außgefuͤhret werden: Wir bleiben aber bey Beſtattung einer Prieſterlichen Leiche bey dem Prieſter-Stande / und betrachten: Treuer Prediger und Knechte GOt -Vortrag. tes froͤliches himmliſches Willkom - men / dadurch hier alle Ambts-und Creutz-Beſchwerligkeit wird benom - men.

Solches erbaulich zu behertzigen / kehre ſich der HErr unſer GOtt zu uns / und ſey ſeinen Knechten genaͤ - dig. Er er fuͤlle uns allerſeits zum Lehren und An - hoͤren / mit der Krafft ſeines Heiligen Geiſtes. Der HErr Zebaoth troͤſte uns / und laſſe uͤber uns ſein Antlitz leuchten / ſo geneſen wir! Amen.

Abhandlung.

JCh vergeſſe was dahinden iſt / und ſtrecke mich nach dem / das davornen iſt / ſpricht S. Paulus Phil. III, 13. DasPhil. III, 13. ſchreibet er als eine Ambts-Perſon / als ein Apoſtel und Lehrer Chriſti von ſich / auff den ſeine Philipper ſehen und ihm nachfolgen ſollen. Ein treu - er Prediger und Knecht GOttes iſt noch heute zu Ta - ge alſo geſinnet / er vergiſſt was dahinden iſt / ſchlaͤ - get das zeitliche und irrdiſche Welt-Weſen ihm auß dem Sinne / laͤſt der Welt ihre Fleiſches-Luſt / Au -B 2gen -[12]gen-Luſt und hoffertiges Leben / vollendet ſeinen Ambts - und Creutzes-Lauff mit Freuden / und richtet ſein Hertz und Gemuͤthe nach dem / das davornen iſt / nach dem froͤlichen himmliſchen Will - kommen / dadurch hier alle Ambts - und Creutz-Beſchwerligkeit wird be - nommen. Das vernehmen wir auß unſerm vorhabenden Leichen-Texte: Ey du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber we - nigem getreu geweſen / Jch wil dich uͤber viel ſetzen: Gehe ein zu deines HErrenFreude. Es beſtehet dieſes froͤliche Himmliſche Willkommen in Dreyerley.

I. Jn dem freundlichen Zuruffen.

Ey du from̃er und getreuer Knecht. Eph. IV, 3.Das Ἐυ, heiſt eigentlich wohl / als Eph. IV, 3. daß dirs ἐυ, wohl gehe / und hat hier die Krafft einen zu loben / einem Gluͤck zu wuͤntſchen / und zugleich auch alles gute zu verſprechen. Freundlich iſt.

Der Ambts-Name.

Der groſſe Koͤnig Himmels und der Erden nen - net ſeine getreue Lehrer Knechte / nemlich ſeine Knech -te / mit[13]te / mit welchem Namen Chriſtus der Heyland ſelbſt von GOtt ſeinem himmliſchen Vater genennet wor -Eſa. XLII, 1. c. LII, 13. den / Eſa. XLII, 1. und LII, 13. damit auff ihr Ambt und Dienſt zielende / daß ſie ihm dienen / und ihr Kir - chen-Ambt von ihm haben und fuͤhren / als die Both - ſchafften des HErren an das Volck / Hagg. I, 13. alsHagg. I, 13. Chriſtus-Geſandten 2. Cor. V, 20. Denn GOtt ſendet2. Cor. V, 20. ſeine Knechte / treue Lehrer und Prediger / nicht - ber das Volck weltlicher Weiſe zu herſchen / ſondern Fuͤrbilde zu ſeyn ihrer anvertrauten Heerde / wie S. Petrus 1. Eph. c. V, 3. redet. Der Titul und Name1. Pet. V, 3. getreuer Lehrer iſt voller Ehre / volles Troſtes / daß beydes die Propheten im Alten und die Apoſtel im Neuen Teſtamente ſich damit genennet haben / ihres Ambtes / und ihres HErren dem ſie dienen / ſich ſtets zu erinnern. Was aber vor eine Ehre iſts / wenn ſie der groſſe GOtt ſelbſt mit dieſem Namen ruffet / weñ er bey dieſem Namen ihnen Feyerabend giebet an ih - rem ſeligen Ende / ja wenn er ſie an jenem Tage auß dem Hauffen ſeiner Glaͤubigen vor andern mit die - ſem Namen herauß ruffen / und in das ewige Ehren - und Freuden-Reich einfuͤhren wird? Freundlich iſt Der Bey-Name.

Du frommer / du getreuer Knecht. Moͤchte ſich jemand wundern / wo ein ſolcher zu fin - den ſey / indem ein jedweder Menſch von Rechts we - gen den Titul eines unnuͤtzen Knechtes fuͤhret / Luc. Luc. XVII, 10.XVII. 10. aber da muß man wiſſen / daß ſolcher Ti - tul nur comparativè, oder in Entgegenhaltung an - derer ſchlimmerer Knechte ertheilet werde. Denn da giebts auch im Predigt-Ambte Schalcks-Knechte /B 3wie[14]Matth. XVIII, 33.wie jener war / Matth. XVIII, 33. faule Knechte /c. XXV, 6. c. XXIV, 49. cap. XXV, 6. boͤſe Knechte / c. XXIV, 49. Jn An - ſehung ſolcher ſind nun die / welche beſſer ihr Ambt und Gewiſſen bewahren denn jene / fromme und ge - treue Knechte zu nennen / ob ſie zwar auch Suͤnder fuͤr GOtt / und menſchlichen ſchwachheiten unterworffen ſind / die aber inniglich bereuen und ablaſſen: und dergleichen haͤlt den groſſen GOtt und HErrn nicht ab / ſeinen ſonſt frommen und getreuen Diener ehr - lich zu tituliren. Der HErr der Hertzenkuͤndiger ſie - het ihr Hertz an / wenn ſie vor ihm wandeln bey ihrem Ambte / mit rechtſchaffenem Hertzen und auffrichtig /1. Reg. IX, 4. wie von Koͤnig David geſagt wird / Reg. IX, 4. das iſt / ihr Abſehen GOtt zu gefallen ohne falſch / und die Buſſe bey Ubereilung durch des Fleiſches Geſchaͤffte alsbald zur Hand genommen worden iſt / ſo wirds nicht auff - ſondern zugedeckt fuͤr GOtt. Eben ſo wird der allgemeine Welt-Richter an jenem Tage die zu ſeiner Rechten geſtellete ruffen. Kommet her ihr Geſegneten meines Vaters / ob ſie auch wol ohne ſuͤndliche Schwachheiten / die von ihnen aber hertzlich bereuet worden / in dieſer Welt nicht geweſen ſind.

Gebrauch.Dieſes freundlichſte Zuruffen iſt allen treuen Leh - rern und Predigern Eine Verſicherung Goͤttlicher Guͤt - tigkeit.

Haͤlt ſie GOtt vor ſeine fromme und getreue Knechte / ſo ſind ſie ſeiner Guͤte genugſam verſichert: dieſe Guͤte / dieſe Gunſt iſt ihr feſter und beſter Troſt. Zwar haͤtte der HErr unſer GOtt die Engel ſelbſtzum[15]zum Predigt-Ambt gebrauchen / und unter uns Menſchen auffſtellen koͤnnen; Aber es hat Jhm ge - fallen / Perſonen auß den Menſchen darzu zuneh - men / ſeine ſonderbahre zu dem menſchlichen Ge - ſchlecht habende und tragende Liebe zu bezeugen / in dem Er der Prediger Mund und Zunge / ſo zu re - den / zu ſeinem Dienſte weihet und heiliget / Jer. I, 9.Jer. I, 9. ja ſein Heiliger Geiſt durch ſie redet / Matth. X, 20. Matth. X, 20.Auch die durchdringende Krafft des gepredigten Goͤttlichen Wortes / uns vor Augen zu ſtellen / und ſeine Macht / ſo Er ihm zugerichtet / Pſal. VIII, 3. kundPſ. VIII, 3. zu thun / daß Er durch Menſchen als ſeine theure Werckzeuge / des Teuffels Reich und Gewalt zer - ſtoͤre. Ja den leidigen Teuffel und die Welt in ih - rem Hochmuth und Hoffahrt / zu Spott und Schan - den zu ſetzen / die nur auff das Hohe und Praͤchtige ſehen / und das niedrige verachten: Unſer GOtt a - ber auff das niedrige und geringe ſiehet / auch wol vor Menſchen geringe und ſchlechte Leute zu Hirten und Lehrern ſetzet / und wider Suͤnde / Teuffel / Fleiſch und Welt groſſe Dinge durch ſie außrichtet.

Erweget das nun ein treuer Prediger / und be - trachtet ſein Ambt als eines Knechtes GOttes / ſo iſt er der Huld und Guͤte ſeines groſſen HErrn wol verſichert. Erklaͤret ſich der Koͤnig und Prophet David dort Pſal. CI, 6. mit was fuͤr Gnade und Lie -Pſal. CI, 6. be er ſeinen treuen Dienern beygethan ſey: meine Augen ſehen nach den Treuen im Lande / daß ſie bey mir wohnen / und habe gerne fromme Diener; wie ſolte das der groſſe Himmels-Koͤnig von ſeinen from - men und getreuen Knechten / rechtſchaffenen Leh -rern[16]rern und Predigern nicht vielmehr ſagen / und ſeine Huld und Guͤte ihnen troͤſtlich ankuͤndigen / ja der himmliſchen ſeligen Beywohnung verſichern?

Angefuͤhrtes freundliches Zuruffen iſt treuen Leh - rern und Predigern auch Eine Ermunterung wider der Welt Undanckbarkeit.

Die Welt / welche gantz und gar im argen lieget /1. Joh. V, 19. 1. Johann. V, 19. erkennet es nicht / was es vor eine edele Gabe GOttes ſey / treue und fromme Prediger haben / Hirten der Seelen / welche der Heilige Geiſt geſetzet hat zu Biſchoffen / zu weyden die Gemeine GOttes / ſo er Jhm durch ſein eigen Blut erworbenAct. XX, 28 hat / Act. XX, 28. muntere Waͤchter / die von Got - tes wegen treulich warnen / Ezech. II, 17. fleiſſige Be -Ezech. II, 17. ther / die fuͤr den Riß durch ihr unauffhoͤrliches Schreyen zu dem erzuͤrnten GOtt ſich zur Mauerc. XXII, 30. machen / Ezech. XXII, 30. Damit der HErr nicht das Land in ſeinem Grimm verderbe / gute Streiter2. Tim. II, 3. JEſu CHriſti / 2. Tim. II, 3. Bey dieſer Geiſtlichen Blindheit bleibets nicht / ſondern es kommet dazu der von GOtt abtruͤnnigen Welt ihre Boßheit / ſie iſt GOtt und ſeinen frommen und getreuen Knechten undanckbar / ſie ſchimpffet und ſchmaͤhet ſie / ſie haſſet und verfolget ſie / daß wol ein ſonſt behertzter und treu eifriger Elias endlich matt und muͤde wird / und durch einen ſeligen Todt auß dem Ambts - und Angſt - Karren außgeſpannet zr werden von ſeinem GOTT1. Reg. XIX, 4. ſehnlich bittet / 1. Reg. XIX, 4. dawider richtet from̃e Prediger und Knechte GOttes auff das freund -lichſte[17]lichſte Zuruffen ihres HErꝛn / dem ihre Treue wol be - wuſt / der ihnen die auß Gnaden nicht unvergolten laſſen wil / der undanckbaren Welt aber zu ſeiner ZeitEſa. LXV, 12. ablohnen / wie er es ihr dort gedreuet Eſa. LXV, 12. ſeqq. darumb daß ich rieff / und ihr antwortet nicht / daß ich redet / und ihr hoͤret nicht / ſondern thaͤtet was mir uͤbel gefiel / und erwehletet / das mir nicht gefiel. Darumb ſpricht der HErr HErr alſo: Siehe meine Knechte ſollen eſſen / ihr aber ſolt hungern. Siehe Meine Knechte ſollen trincken / ihr aber ſolt duͤrſten. Siehe meine Knechte ſollen froͤlich ſeyn / ihr aber ſolt zu ſchanden werden. Siehe meine Knechte ſol - len fuͤr gutem Muth jauchtzen / ihr aber ſolt fuͤr Her - tzeleid ſchreyen / und fuͤr Jammer heulen. Und ſolt euren Namen laſſen meinen Außerwehlten zum Schwur / und der HErr HErr wird dich toͤdten / und ſeine Knechte mit einem andern Namen nennen.

Das freundlichſte Zuruffen iſt treuen Predi - gern Ein Troſt in Creutz und Leyd.

GOtt vergißt ſeiner Knechte in keiner Noth / ſo auch unter dem lieben Creutze nicht / wie S. Pauli Exempel außweiſet / 2. Cor. XII, 9. Sie ſind ihm treu /2. Cor. XII, 9. und er iſt ihnen wieder getreu / daß er ſie nicht laͤſt ver - ſucht werden uͤber ihr Vermoͤgen / 1. Cor. X, 13. Sie1. Cor. X, 13. wandeln fuͤr Jhm und ſind fromm / Gen. XVII, 1. Und Er hilfft ihnen auß Noth der fromme GOTT / und zuͤchtiget mit maſſen / ja GOttes Gnade und Chriſtus der Heyland iſt ihnen alles / wenn ſie auch gleich im Creutz biß uͤber die Ohren ſtecken. AaronCder[18]der Hohe-Prieſter traͤget ſeinen langen gelben ſeide - nen / weiten Ambts-Rock biß auff die Knoͤchel / aber auch ſeinen weiſſen ſeidenen engen Rock / mit einem ge -Exod. XXVII, 31. ſtickten Guͤrtel aufgeſchuͤrtzet / Exod. XXVIII, 31. 32. 39. (Denn treue Knechte laſſen ihre Lenden umb -Luc. XII, 35. guͤrtet ſeyn / Luc. XII, 35.) ſo fehlet es denen Predi - gern am engen Rock und Creutz Gurte nicht / wie der H. Creutz-Maͤrtyrer Chor bezeuget. Aber in dieſem allem beweiſen treue Prediger und Lehrer ihren Glauben / hoffen auff GOTT / und laſſen ſich die Creutz-bitze nicht befrembden / wol wiſſende / daß GottPſ. XC, 14. ſeinen Knechten genadig iſt / Pſal. XC, 14.

II. II.

Beſtehet das froͤliche himmliſcheWill - kommen treuer Prediger und Knech - te GOttes Jm herꝛlichſten Auſzruffen.

Von denen ſeligen Frommen ins gemein ruffetApoc VII, 14. dort Apoc. VII, 9. einer von denen vier und zwan - tzig Elteſten auß und ſpricht: Dieſe ſinds / die kom - men ſind auß groſſem Truͤbſal / und haben ihre Kleider gewaſchen / und haben ihre Kleider helle gemacht im Blute des Lamms / anzuzeugen ihre Treu und Glau - ben / durch welche ſie beſtaͤndig an Chriſto geblieben / und ihr Leben nicht geliebet biß an den Todt. Was wird der groſſe Koͤnig derEhren / nach unſers Leichen - Textes Anweiſung / außruffen von jedem ſeiner treu - en Knechte / rechtſchaffenenLehrern und Predigern /ja was[19]ja was ruffet Er auß / wenn Er in ihrem Tode ihre Seele auffnimmt? Du biſt uͤber wenigem getreu geweſen / Jch wil dich uͤber viel ſetzen. Ach herrliches Außruffen / ach froͤliches Bewillkommen!

Er ruffet auß Seines Knechtes verſpuͤrete Treue.

Du biſt über wenigem getreu geweſen. Das Gleichniß / auß welchem unſer Text genommen / auff Lehrer und Prediger gezogen / deutet durch das denen Knechten außgetheilete Talent oder Centner an die verliehenen noͤthigen Gaben / und das Ambt / das ihnen vertrauet und anbefohlen iſt. Wollen Lehrer und Prediger in dieſem treu erfunden werden / ſo gehöret dazu Der Gaben Erweckung.

Jch erinnere dich / daß du erweckeſt die Gabe GOttes / die in dir iſt / ſchreibet S. Paulus an den jungen Prediger Timotheum, II, ep. c. I, 6. nennet2. Tim. I, 6. es ἀναζωπυρεῖν in ſeiner Sprache / durch eine ver - bluͤmte Art zu reden / von denen jenigen genommen / welche das in der Aſchen verborgene Feuer durch Auffblaſen hervor ſuchen / daß es wieder zum Bren - nen komme: Anzudeuten / daß einem treuen Predi - ger gebuͤhre das unter der Aſchen der Anfechtung und Truͤbſal verborgene Feuer der von GOtt verlie - henen Gaben auffzublaſen und herfuͤr zu bringen durch embſiges Gebeth zu GOtt / durch fleiſſiges und Gottſeliges Meditiren und Studiren / durch unver -C 2droſſene[20]droſſene Wachſamkeit / durch ſtete und fleiſſige U - bung / welche gleichſam die Blaſebaͤlge und der Wind ſind / wordurch das ſonſt verborgene Feuer dieſerGa - ben ans Licht kommet. Die Nothwendigkeit dieſes Erweckens weiß der Herr Lutherus allen PredigernLutherus. und Lehrern beweglich zu recommendiren / im VIII. Altenb. Tomô, pag. 46. col. a. Darumb heiſts / wache / ſtudire / attende lectioni. Fürwar du kanſt nicht zu viel in der Schrifft leſen / und was du lieſeſt / kanſt du nicht zuwol leſen / und was du wol lieſeſt / kanſt du nicht zuwol verſtehen / und was du wol verſteheſt / kanſt du nicht zu wol leh - ren / und was du wol lehreſt / kanſt du nicht ſo wol leben: experto crede Ruperto. Der Teuffel iſts / die Welt iſts / unfer Fleiſch iſts / die wider uns wuͤ - ten und toben. Darumb lieben Herren und Brüder / Pfarꝛherren und Prediger / betet / leſet / ſtudiret / ſeyd fleiſſig / fuͤrwar es iſt nicht faulenzens ſchnarchens und ſchlaffes Zeit / zu dieſer boͤſen ſchändlichen Zeit. Brauchet eureGabe / die euch vertrauet iſt / und offenbahret das Geheimniß Chriſti. Bißher Lutherus. Gehoͤret derhal - ben annoch zu rechter Prediger Treu Das Ambtes redliche Verwaltung.

Die beſtehet in wachſamem Fleiß in den Ambts - Verrichtungen / da ein Prediger nichts anders als ein fleiſſiger Jacob ſich ſeiner Heerde Tages undGen. XXXI, 40. Nachtes nicht ohne groſſe Beſchwerligkeit annimmt /Gen. [21]Gen. XXXI, 40. im Eyfer in der wahren Religion / da er denen widrigen Meinungen unerſchrocken be - gegnet / in liebreicher Willfährigkeit einem jedwe - den inſonderheit zu dienen / auch in der krancken treuen Seelen-Pflege und Auffrichtung / in gedul - diger Außthaurung unter ſo vielfaͤltiger muͤhſamer Ambts-Laſt / gegen welcher der Winzer / Ackers-Leute und Tageloͤhner Arbeit nur ein Kurtzweil zu achten iſt. Ja auch in Auffacht auff ſich ſelbſten beſtehet die rechte Verwaltung des Predigt-Ambts / denn ein Biſchoff / ſagt S. Paulus / ſol ἀνέγκλητος, untadelich oder unſtraͤfflich ſeyn / den man keiner offentlichen und vorſetzlichen Suͤnde zeihen koͤnne / Tit. I, 6. undTit. I, 6. ſeinen Leib betheuben und zaͤhmen / daß er nicht an - dern predige / und ſelbſt verwerfflich werde / 1. Cor.1. Cor. IX, 27. IX, 27.

Alle dieſe Treue nun ſol nicht verſchwiegen / ſondern herꝛlich außgeruffen werden. Als Mardo - chai Treue / weil er des Bigthan und Theres der bey - den Kaͤmmerer des Großmaͤchtigſten Ahaſveri vor - habenden Koͤnigs-Mord entdecket / vom Koͤnige er - wogen ward / ließ er Mardochæum in angelegtem Koͤniglichem Kleide auff ſeinem Koͤniglichen Leib Roſ - ſe durch die Stadt Suſan / von Haman begleitet / her - umb fuͤhren / und vor ihm her außruffen: So wird man thun dem Manne / den der Koͤnig gern ehren wolte / Eſth. II, 23. cap. VI, 10. ſeq. Vielmehr wirdEſth. II, 23. c. VI, 10. der groſſe Koͤnig vom Himmel / der ewige Koͤnig an jenem Tage ſeiner frommen getreuen Prediger und Knechte bezeugete unverbruͤchliche Treue vor allerC 3Welt[22]Welt außruffen / und ſie praͤchtiglich mit vielem tri - umphiren in Himmel fuͤhren / weil ſie uͤber wenigem hier getreu geweſt: durch welches wenige alle Verrich - tung des Chriſt enthumbs und Ambtes zuverſtehen / nach jenes alten Lehrers Außſpruch: Omnia quæ in[H]ieronym. præſenti vitâ habemus, licet magna videantur & plu - rima, tamen comparatione futurorum parva ſunt & pauca. Alles was wir in dieſem Leben haben / ob es ſchon groß und gar zu viel zu ſeyn ſcheinet / ſo iſt es doch / gegen das Zukuͤnfftige gerechnet / ein klein und weniges.

Auff die verſpuͤrete Treue folget im herꝛlichſten Außruffen Die Gnaden-Belohnung ſolcher Treue.

Jch wil ich uͤber viel ſetzen. Womit es nicht dahin angeſehen / als wenn im Himmel ſolche Ver - waltungen wie hier auff Erden ſeyn wuͤrden / uͤber Ritter-ſitze / Staͤdte / Herꝛſchafften / daruͤber einer geſetzet wird / ſondern es wird die groſſe Wuͤrde der treuen Diener GOttes ins gemein angedeutet / daß ſie ſollen Koͤnige und Prieſter ſeyn vor GOTT demApoc. I, 6. himmliſchen Vater / Apoc. I, 6. und mit Chriſto dem HErrn ewig herꝛſchen und regieren / wovon er ſelbſtMatth. XIX, 28. zeuget / Matth. XIX. 28. Jhr die ihr mir ſeyd nach - gefolget / in der Wieder-Geburt / wenn des Menſchen Sohn ſitzen wird auff dem Stuhl ſeiner Herrligkeit / werdet ihr auch ſitzen / und richten die zwoͤlff Ge -Luc. XII, 44. ſchlechte Jſrael. Und gehoͤret hieher was Luc. XII, 44. geſaget iſt: Der HErr wird ihn / (den wachſamen und treuen Knecht) uͤber alle ſeine Guͤter ſetzen / anzu -deuten /[23]deuten / daß die Heiligen GOttes nicht werden nur einen Theil oder Stuͤck von denen Himmliſchen Guͤt - tern / ſondern alles haben / ſie ſollen ſeyn GOttes Er - ben und Mit-Erben des HErren JEſu Chriſti. Und daß iſt die ewige und uͤber alle Maſſe wichtige Herꝛ - ligkeit die GOTT geben wird / 2. Cor. IV, 17. Wer2. Cor. IV, 17. kan das ergruͤnden und verſtehen? Wer vermag es zu faſſen / was mit dieſem Setzen uͤber viel angedeu - tet wird?

Dieſes viel begreifft Eine weit hoͤhere Ehre als zuvor.

Hier in dieſer Welt wil der HErr unſer GOtt ſeine treue Diener wol auch geehret wiſſen / man ſol ſie zwiefacher Ehren werth halten 1. Tim. V, 17. und1. Tim. V, 17. als GOttes Bottſchafften veneriren / wie S. Paulum die Galater als einen Engel GOttes / ja als Chriſtum JEſum auff genommen haben / Gal. IV, 14. aber dieGal. IV, 14. Ehre / damit ſie dort von dem dreyeinigen GOtt auff und angenommen werden ſollen / iſt weit herrlicher und groͤſſer / weder alle Ehre / die man ihnen in dieſem Leben erweiſen kan. Ach Himmels Ehre eine groſſe Ehre / da die treuen Prediger und frommen Knechte GOttes / wenn der Ertz-Hirte erſcheinen wird / die unverwelckliche Krone der Ehren empfahen werden! 1. Pet. V, 4. 1. Pet. V, 4.

Weit herꝛlichere Guͤtter als zuvor.

Hier haben die frommen und treuen Knechte GOttes wol auch herrliche Guͤtter / welche ihr HErr und GOtt ihnen eingethan / und ſie daruͤber geſetzet hat / nemlich ſeine heilige Geheimniß / 1. Cor. IV, 1. 1. Cor. IV[, 1.]Das[24]Das Evangelium nemlich / darinnen die GoͤttlichenLutherus: Guͤtter verborgen / und uns fuͤrgetragen werden / wie Herr Lutherus es in der Randgloſſe erklaͤret: Dort aber ſind die ewigen und ſeligen Himmels-Guͤtter / uͤber die ſie im himmliſchen Vaterlande geſetzet wer - den: Ja es ſtehet Apoc. I, 6. daß die AußerwehltenApoc. I, 6. werden Koͤnige ſeyn fuͤr GOtt / ſie ſollen Macht be - kommen uͤber die Heyden / und ſie weiden mit einer ei -c. II, 26. ſernen Ruthen / c. II, 26. ſie ſollen mit Chriſto auff ſei - nem Stuhl ſitzen / wie Er uͤberwunden hat / und iſtc. III, 21. geſeſſen mit ſeinem Vater auff ſeinem Stuhl / c. III, 21.

Eine weitgroͤſſere Gnade als zuvor.

GOTTes ſein Diener in ſeiner Kirchen hier auf Erden ſeyn / vor dieſem HErrn ſtehen im Heiligthum und ſeines Dienſtes pflegen / iſt eine groſſe Gnade / wie denn als eine ſonderbare zeitliche Gnaden-Wolthat geruͤhmet wird / daß der HErr unſer GOtt im Alten Teſtament Aaron und ſeine Kinder Jhm erwehlet zum heiligen Kirchen-Dienſt Num. XVIII, 7. dortNum. XVIII, 7. aber ſol ihnen noch weit groͤſſere Gnade widerfahren / daſelbſt ſollen ſie die Fuͤlle Goͤttlicher Gnaden haben. Hier haben ſie nur als Lichter geſchienen in dieſer Welt / Matth. V, 14. dort werden ſie leuchten wie desMatth. V, 14. Himmels Glantz / und wie die Sternen immer undDan. XII, 13. ewiglich. Dan. XII, 3. Das giebet Lehrern und Predigern

Gebrauch.Einen kraͤfftigen Ambtes-Troſt.

Wil niemand ihre Treue die ſie anwenden bey ihrem Ambte / erkennen / ſo kennet ſie GOtt / wil die ihnen niemand belohnen / ſo belohnet ſie GOtt ih - nen außGnaden zu ſeiner Zeit. Das war des from -men[25]men und eyferigen Propheten Jeremiæ ſein Troſt auch zu der truͤbſeligen boͤſen Zeit / in welcher er lebete. Da ſein treues Warnen und Straffen bey dem Jſrae - litiſchen Volcke gantz umbſonſt war / nahm er ſeine Zu - flucht zu ſeinem Gott und ſprach: Gedencke HErr / wie ich vor dir geſtanden bin / daß ich ihr beſtes redet / und deinen Grimm von ihnen wendet / Jerem. XVIII, 20.Jer. XVIII, 20. wuſte alſo / GOtt wuͤrde ſeine Ambts-Treue wol wahrgenommen haben / und daran gedencken. Ob es bißweilen gleich / ſchreibet D. Selneccerus uͤber denSelneccer[] 1. Pſalm / ja faſt und offt immerdar ſich bey den Frommen laͤſſet anſehen / als ob ihre Treue / Fleiß und Arbeit in der Kirchen wenig außrichten / und nirgend zu tuͤgen / und ſie auff allen Seiten ange - griffen / geneidet / verhindert und verachtet wer - den / etc. So ſollen frommeHertzen doch immer zu dieWorte (des 1. Pſalms . 3. der ſeine Frucht brin -Pſal. I, 3. get zu ſeiner Zeit) bedencken / man fahre nur ge - ſtracks fort im Beruff / und werde nicht ungedul - dig / wie der XXXVII. Pſalm lehret / ſo ſols endlichPſal. XXXVII, 37. alles wol ergehen.

Einen ſchoͤnen Sterbens-Troſt.

Der beruͤhmte Kirchen-Vater und Biſchoff zu Meyland Ambroſius war in ſeinem Tode gantz ge -Ambroſiꝰ[;] troſt. Non ſic vixi, ſprach er / ut me vivere pœniteat; ſed nec mori timeo, quia bonum habemus Dominũ. Jch habe nicht alſo gelebt / daß mich desLebens gereu - ete / ich ſcheue mich aber auch nicht zu ſterben / weil wir einen guten HErꝛn haben. So ſagen auch mit dieſemDwerthen[26]werthen Lehrer noch fromme treue Knechte und Leh - rer in der Kirchen GOttes: Wir ſcheuen uns nicht zu ſterben / denn wir haben einen guten HErrn / einen HErrn / der uns / wenn wir nur uͤber dem hier anver - trauten wenigen getreu geweſt / dort bey ſich uͤber viel ſetzen wird / unſer Gnaden-Lohn wird groß ſeyn imLuc. VI, 23. Himmel / Luc. VI, 23.

Jm Himmel iſt gut wohnen /
Hinauff ſteht mein Begier /
Da wird GOtt ewig lohnen
Dem / der Jhm dient allhier.

III. III.

und endlich Beſtehet das froͤliche Himmliſche Bewillkommen treuer Prediger und Knechte GOttes Jm ſeligſten Einruffen.

Gehe ein zu deines HErrn Freude. Jſt die ſelige ewige Freude des HErrn aller Herren und Koͤnigs aller Koͤ - nige in jenem Leben / zu der ruffet Er ſeine treue erkandte Knechte und Diener ein / mit weit groͤſſerer Vergnuͤgung /Gen. XXIV, 31. als Laban dort den Elieſer Abrahams Knecht Gen, XXIV, 31. Wenn er ſagt: Komm herein du geſegneter des HEr - ren / warumb ſteheſt du drauſſen? Als die Koͤnigin Eſther in ihrer Schoͤnheit fuͤr Ahaſverum trat / ſagte er auß inniger Liebe gegen ſie: Was forderſt du Eſther? Auch die helffteEhſt. V, 3. des Koͤnigreichs / es ſol dir gegeben werden / Eſth. V, 3. Got - tes Liebe iſt noch groͤſſer / der giebt ſeine gantze Freude / ſie ſollen die Herrligkeit JEſu ſehen / die Jhm der Vater ge -Joh. XVII, 24 geben hat / Joh. XVII, 24. das heiſſet eine HErren - Freude / GOttes Freude / Chriſti Freude / weil GOtt die - ſelbige uns machen wird / nicht durch die Creaturen / ſondern durch ſich ſelbſt / der HErr wird da alles in allem ſeyn / 1. 1. Cor. XV, 82.Cor. XV, 28. Freude wird ſeyn

Uber[27]

Uber ihnen /

Denen treuen Predigern und Knechten GOttes / Welche ſie mit allen Seeligen Außerwaͤhlten an GOtt dem Hoͤchſten Gutte haben / und ſein genieſſen werden / denn GOtt wird dadurch alle ſeine Guͤtte uͤber ihre Seele auß - ſchütten. Wir wiſſen / daß wir ihm gleich ſeyn werden / deñ wir werden Jhn ſehen / wie er iſt / ſchreibet S. Johannes hievon 1. op. c. III, 2. Das mag eine ſelige Freude ſeyn. 1. Joh. III, 2.

Unter ihnen /

Wenn alle Gefahr nunmehr gaͤntzlich uͤberſtandeñ / alle Quaal verſchwunden / aller Feinde Trotz und Gewalt ge - tilget ſeyn wird. GOtt wird abwiſchen alle Thraͤnen von ihren Augen / und der Tod wird nicht mehr ſeyn / noch Leyd / noch Geſchrey / noch Schmertzen wird mehr ſeyn / denn das erſte iſt vergangen / Apoc. XXI, 4. Apoc. XXI, 4.

Neben ihnen /

Wegen der Himmliſchen Heerſcharen und Außerwaͤhlten Kinder GOttes. Da werden ſie von keiner falſchen Bruͤ - derſchafft und ſuͤndlichen Geſellſchafft wiſſen / ſondern mit denen Cherubinen und Seraphinen / mit hochheiligen Prie - ſteru / mit hochgebohrnen Koͤnigen zu thun haben / und ſam̃t denſelben GOtt loben / und preiſen ewiglich.

Dieſes Freuden-Final machet treue Lehrer und Pre -Gebrauch diger hie vergeſſen aller ihrer Truͤbſal. Bedencken ſie das Lob / den Ruhm / die Ehre / welche dermaleins treue Prieſter haben werden / und daß ihr Lohn im Himmel groß ſeyn ſol / ſie werden gewiß ihr ſaures und ſchweres Ambt mit Luſt fuͤhren / ſie werden mit groſſer Gedult vertragen alle hoͤniſche Spott - und Spey-Voͤgel / ſo wider das liebe Pre - digt-Ambt Geifern. Paſtor animarum contemptiſſi -Lutherus Tom. III, Lat. Jenens ſol. 440. mus Homo eſt, adeòut nullus ruſticus ſit, qui eum non putet quaſi lutum eſſe, quod pedibus conculcan -D 2dum[28]dum ſit, ſicut faciunt quoꝙ́. Ein treuer Seelen-Hirte iſt der verachteſte Menſch / ſpricht Herr Lutherus / auch al - ſo / daß faſt kein Pauer iſt der ihn nicht fuͤr Koth haͤlt / wel - chen man mit Fuͤſſen treten mag / wie ſie es denn zu thun pfle - gen. Sol aber ſolch bekuͤmmerter Zuſtand ewig waͤren? Ach nein / daß Blat wird ſich bald wenden / der HErr / welchem ſie dienen / ſpannet ſie ſeliglich auß zu ſeiner Zeit / da gehen ſie ein in ihres HErren Freude / da wird ihnen Schmuck fuͤr Aſchen / und Freuden-Oele fuͤr Traurigkeit / und ſchoͤneEſa. LXI, 3. Kleider fuͤr einen betruͤbtenGeiſt gegeben werden / Eſa. LXI, 3. O des ſchoͤnen / des herꝛlichen Tages / ſagt der Gott -Auguſtin. Soliloq. c. 35. ſelige Lehrer Auguſtinus / der keinen Abend noch Unter - gang hat / an welchem ich hoͤren werde die Stimme des Lobes / die Stimme der Freuden / die Stimme des Danckens / an welchem ich hoͤren werde: Gehe ein in deines HErren Freude / in die ewige Freude!

Zueignũg auf den ſelig ver-ſtorbenen.So froͤlich / ſo ſelig iſt nun bereits der Seelen nach im himmliſchen Vaterlande / in der Freudenreichen E - wigkeit bewillkommet worden / der fromme und getreue Knecht GOttes / Der Weyland Wol-Ehrwuͤrdi - ge / Groß-Achtbare und Wohl-gelehrte Herr Caſpar Keſeler / Wohlverdienter Archi - Diaconus Petro-Paulinus, mein geweſener Vielge - ehrter Herr Gevatter / treuer Collega und vertrau - ter Freund / deſſen Todes-verblichener / vor dieſer Cantzel allhie ſtehender Leichnam itzo zu ſeiner Grabes-Ruhe ſol ge - bracht werden. Wie er jeder Zeit mit Danck erkennet / daß der HErr aller Herren ihn ſeinen Knecht in ſeinem Heiligthum zu ſein gewuͤrdiget; Alſo befließ er ſich auch ſo viel in dieſer Schwachheit und Unvollkommenheit moͤglich / dem was einem frommen und getreuen Gottes-Knech -te zu -[29]te zuſtehet nachzukommen. Vor einen ſuͤndigen Menſchen erkennet er ſich mit S. Petro auß bußfertigem Hertzen / trachtete aber dennoch dahin / daß er fuͤr ſeinem Gott recht wandeln und fromm ſeyn moͤchte / wie er denn von Jugend auff GOtt fuͤrchtete / und die Suͤnde meidete. Und damit das annützlichen feinen Gaben ihm anvertrauete Pfund wol angeleget wäre / hat er nicht nur auff Academien / folgends zu Hauſe / ſondern fuͤr der Zeit ſeines gantzen Miniſterii allen moͤglichen Fleiß angewendet / den der Weiſe Hauß-Leh - rer Sirach c. XXXIX, 1. ſeqq. von einem rechtſchaffe -Sirach. XXXIX, 1. nen treuen Diener GOttes erfodert / auch des Hoͤchſten Segen und Benedeyen mit erfreutem Geiſte verſpuͤret. Ob ihm auch von manchen undanckbaren und widerſpenſtigen Kirch-Kindern ſein Ambt ſchwer und ſauer genug gemachet ward / war ſein Troſt / daß GOtt ihm daſſelbige befohlen / welchem er mit aller Treue vorſtehe / es gehe ihm gleich dar - über wie es wolle. Das Creutz und Truͤbſalen / durch wel - ches ihn GOtt auch / wie das Gold durchs Feuer / wolte be - wehret wiſſen / trug er mit Chriſtlicher Gedult / und erkante / daß es ihm eine Zuͤchtigung waͤre zur Beſſerung und nicht zum Verterben. Wie treu der ſelige Herr uͤber dem we - nigen / das iſt / in ſeinen Ambts - und Kirchen-geſchaͤfften ge - weſt / werden ſeine bey beyden Kirchen dieſer Stadt gehabte liebe Kirch - und Beicht-Kinder ſelbſt Zeugniß geben muͤſſen. O daß er ihnen noch lange mit ſeinem ruͤhmlich gefuͤhrten Ambte haͤtte ſollen vorſtehen! O daß ſeiner die hinterlaſſenen Hoch-und ſchmertz-betruͤbten allerſeits ſich noch viel Zeit und Jahre zu erfreuen gehabt haͤtten! Aber der HErr des er iſt / und dem er gedienet / hat ihn von der undanckbaren boͤ - ſen Welt hinweg genommem / und wird unter uns nicht mehr geſehen. Er ließ ihn als ſeinen Knecht und Diener im Frie - de fahren / gab ihm gnaͤdigen Urlaub / und holete ihn ſeliglichD 3zu[30]zu ſich: Die letzte Todes-Stunde war die gewuͤntſchte Auf - loͤſungs-Stunde / in welcher er gleichſam die ſuͤſſen Troſt - und Lebens-Worte hoͤrete:

Diſtichon.
Mi KESELERE veni, meus es, cape gaudia Vitæ Cœleſtis, meus es, mi KESELERE veni.
Mein Keſeler komm komm / mein biſt du / trinck vom Strom
Des Lebens / du biſt mein / mein Keſeler komm komm.

Ach wer die Freude ſehen / wer die Ehre ſchauen / wer die Seligkeit ſchmecken und empfinden ſolte / in welcher un - ſers Herren Keſelers durch JEſu CHriſti Blut theuer er - loͤſete und geheiligte Seele fuͤr demHErꝛn unſermGOtt und unſrem Heylande pranget!

Wie aber dem allem / ſo hoͤre und vernehme ich doch von der hoch - und ſchmertzbetruͤbten Frau Wittib / Frauen und Jungfrauen Toͤchtern und Soͤhnen / Frauen Schweſter / Herren Eydmaͤnnern und ſaͤmmt - lichen anſehnlichen Freundſchafft nichts als Weinen und Klagen / Ach und Wehe / daß ſie ihres lieben Eh-Herrens / Herrn Vaters / Bruders / Schwehers und Freun - des treuer Pflege / Vorſorge / Rathes und Liebe ihrem Be - duͤncken nach noch all zu zeitlich entrathen und entbehren ſol - len. Der Brunn ſagen ſie / iſt vertrocknet / auß welchem wir Rath und Troſt geſchoͤpffet / ach wo wollen wir nun Rath und Troſt ſchoͤpffen. Der Baum iſt weg / der uns Schatten gegeben hat / ach wo wollen wir nun untertreten / wenn die ſchweren Ungluͤcks-Wetter kommen werden. Der Schild iſt weg / mit welchem wir haben verſetzen koͤnnen / ach womit wollen wir nun verſetzen. Der Nagel iſt weg / an welchen wir unſern Kummer und Anliegen gehangen haben / ach wo wollen wir den nun hin haͤngen. Das Dach iſt weg / daß die groſſen Ungluͤcks-Regen auffgehalten / ach wie wirds nun an allen Orten einſchneyen und einregnen!

Sie[31]

Sie bedencken aber / wohin ſie den ſeligen Herrn von ſich gelaſſen / ſo werden ſie ihm die Herrligkeit und Ehre / zu wel - cher er hoͤchſt-vergnuͤget eingegangen / gerne goñen / und nicht trauren / wie die ſo keine Hoffnung des ewigen Lebens und froͤlichen ſeligen Wiederzuſammenkunfft haben. Jſt der irrdiſche bißher gefloſſene Brunn vertrocknet / ſo halten ſie ſich an GOtt die lebendige Quelle / der kan ihnen in Aeng - ſten Waſſer des Troſtes und der Huͤlffe geben / Eſa. XXIX,Eſa. XXIX, 20. 20. und weil er eine lebendige Quelle iſt / ſo iſt dißfals ſeine Barmhertzigkeit unerſchoͤpffet und alle Morgen neu / Thren. III, 23. dieſes HErren iſt beyde Rath und That /Thren. III, 23. Prov. VIII, 14. Jſt der ſo ſchoͤn gewachſene Baum außge -Prov. VIII, riſſen / Sie treten unter ihrem Trauer-Schmertz unter den Baum des Lebens Chriſtum JEſum / der erquicket ſie anmu - thig / Joh. XIV, 18. und ſpricht: Jch wil euch nicht Way -Joh. XIV, 18 ſen laſſen / ich komme zu euch. Jſt ihr gehabter Hoffnungs - Schild dahin / GOtt wird ſeyn der Schild fuͤr Sie / der ſie wird zu Ehren ſetzen / und ihr Haupt wieder auffrichten / Pſ. III, 4. Jſt der Nagel durch den Todt zerbrochen / an welchenPſal. III, 4. Sie ihre Kummerlaſt gehenget / ey ſo werffen ſie ihr ſchweres Anliegen forthin auff den HErren / der wird ſie verſorgen / und nicht ewiglich in Unruhe laſſen / Pſal. LV, 23. Jſt dasPſ. LV, 23. Dach weg / unter welches ſie ſich zu verbergen hetten / Gott wird ſie decken in ſeiner Huͤtten zur boͤſen Zeit / ſie verbergen in ſeinem Gezelt / und erhoͤhen auff einen Felſen / Pſ. XXVII,Pſ. XXVII, 5. 5. biß Er ſie gleich dem ſeligverſtorbenen von allem Ubel er - loͤſen / und Jhnen zu ſeinem himmliſchen Reich außhelffen wird / welchem ſey Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit / Amen.

Denen Chriſtlichen Gemeinen bey hieſiger Ober - und Nieder-Stadt Kirchen gilt nun die Apoſtoliſche Ver - mahnung Ebr. XIII, 7. Gedencket an eure Lehrer / die euchEbr. XIII, 7. das Wort GOttes geſaget haben / welcher Ende ſchauet an /und[32]und folget ihrem Glauben nach; Alſo applicire ich dieſes auff ſie beſonders: Gedencket an Herr Keſelern / euren ge - weſenen lieben wolverdienten Prediger und Beicht-Va - ter / der euch in die 28. Jahr das Wort GOttes treulich ge - ſaget hat / welches Ende ſchauet an / und folget ſeinem Glau - ben nach / ſo werdet ihr ihm auch dermaleins in die freuden - reiche himmliſche Seligkeit folgen / geruffen von dem KoͤnigeMatth. XXV, 34. der Ehren / aus dem XXV. cap. Matth. Kommet her ihr Geſegneten meines Vaters / ererbet das Reich / das euch be - reutet iſt von Anbegin der Welt.

Beſchluß.Und wir alle / Geiſtliche und Weltliche / Prediger und Zuhoͤrer / Lehrende und Lernende haben Urſach den barmhertzigen GOtt taͤglich anzuruffen / daß Er auch uns / wie dem ſelig verſtorbenen Herrn Archi-Diacono Gnade gebe / unſer anvertrautes Pfund nach jegliches Standes und Beruffs Erforderung wol anzulegen / ihme treulich und rechtſchaffen zu dienen / biß ans Ende / dort auch das Seel - und Geiſt erquickende Bewillkommen anzuhoͤren / Ey du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber weni - gem getreu geweſen / Jch wil dich uͤber viel ſetzen: Ge - he ein zu deines HErren Freude.

Das verhelffe uns die allerheiligſte und un - zertrennte Drey-Einigkeit! Amen. Lob und Ehre / und Weißheit und Danck / und Preiß / und Krafft und Staͤrcke ſey unſerm GOtt von Ewigkeit zu Ewigkeit!

AMEN.

Le -[33]

Lebens-Lauff /

NAch geendigter Leichen - Predigt erfordert numehr[o]auch die Chriſtliche Billigkeit / ehe wir noch den entſeeleten Coͤrper von unſern Au - gen weg in ſeine Ruh - und Schlaff - Kammer tragen laſſen / daß auch der Chriſtlichen Verſammlung die vollige Lebens-Ge - ſchichte vorgeſtellet werde / hiermit das ruͤhmliche Ge - daͤchtniß dieſes treuverdienten Lehrers in die Gemuͤt - ter eingepraͤget / und das ſaͤmmtliche Auditorium, ja die Nach-Welt / zur loͤblichen Nachfolge ſeiner Fuß - ſtapffẽ ermuntert werdẽ moͤge. Hierzu ermahnet uns der Meiſter der Epiſtel an die Hebreer: Gedencket an eure Lehrer / die euch das Wort GOttes ge -Ebr. 13, 7. ſagt haben / welcher Ende ſchauet an / und folget ihrem Glauben nach. Wie denn eben auß dieſen Urſachen die alte Kirche die Todes-Tage ihrer treuen Hirten und ſtandhafftigen Bekenner jaͤhrlich zu fey - ren pflegte; Weil / wie Gregorius Presbyter in dem Leben des beruͤhmten Gregorij Nazianzeni meldet / Sanctorum virtus ob oculos poſita multos ad imi - tandum hortatur, & bonum non ſinit ex hominumEmemo -[34]memoria aboleri, ſed illud quotidiè renovat: Wo -Euſeb. L. 4. Hiſt. Eccl. c. 15. hin auch die Gemeine zu Smyrnen ihr Abſehen ge - richtet / wenn ſie in einer Epiſtel von dem ſechs und achtzig jaͤhrigen Lehrer und theuren Blutzeugen Chriſti dem Polycarpus anfuͤhret / Oſſa illius, preti - oſis lapidibus pretioſiora & auro probatiora, nacti condidimus, uti id fieri decebat. Ubi etiam quoad fi - eri poteſt, congregatis cum exultatione & gaudio Dominus natalem martyris ſui diem, cum ad memo - riam corum, quiantea certarunt, & futurorum exer - citationem ac præparationem celebrare largietur.

Hierauff ſol auch anitzo das Abſehen gerichtet / und weil unſer Leben ein Lauff / eine Reiſe oder Wall - farth zu nennen / und unſer ſeliger HErr Archi-Dia - conus bey geſunden Tagen / und abſonderlich in ſeiner Kranckheit ſich fuͤr einen Pilger / der allhier keine blei - bende ſtette haͤtte / ſondern die zuͤkuͤnfftige ſuchen muͤ - ſte / mit allen ſeinen Vaͤtern erkennet / ſo ſol der An - fang / Fortgang und Außgang Seiner Lebens-Reiſe kuͤrtzlich und nach eignem Verlangen einfaͤltig vorge - ſtellet werden.

Der Anfang zu ſolcher Reiſe und Wallfahrt ward gemacht allhier in Lignitz / im Jahr nach Chriſti Ge - burt 1626. den 9. Auguſti fruͤh umb halb 5. Uhr / an welcher Zeit unſer numehro ſeliger Herr Keſeler gebo - ren worden / und alſo den erſten Blick und Schritt in dieſes Thraͤnenthal gethan hat. Ein rechtes Thraͤ - nenthal. Deñ damals ſtunden allenhalben grauſame Kriegs-Wetter / welche auch unſer geliebtes Vater - land Schleſien uͤberzogen / ſo gar / daß wenn ein Kind das vielfaͤltige Elend / das Thraͤnen-Brodt und das groſſe Maß voll Thraͤnen / ſo zu ſelbiger Zeit die taͤg -liche[35]liche Koſt war / gewuſt haͤtte / es / ſo es anders auch bey ihm geſtanden / dieſe Wallfahrt nicht angetreten / ſondern vielmehr der Mutter Leib zur Ruh - und Gra - be-ſtette erwehlet haͤtte.

Seine Ankunfft ruͤhret her auß einem alten und / nach außweiſung des von dem ſeligen auffgeſetzten Stamm-Baums / in die drittehalbhundert Jahr gruͤnendem Geſchlechte: welches / ob es wol vor ein Zeichen der Gnaden GOTTES zu halten / als wel - cher das Geſchlechte der Frommem ſegnet / und wiePſ. 112. 2. & 107. 41. eine Heerde mehret / daß ihre Leuchte nicht außliſchet: Jedennoch hat der Seelige mit ſolchem Alter nicht ge - pranget / dafuͤr haltend / daß der Poët gar wol geſagt: Et genus & Proavos, & quæ non fecimus ipſi, Vix ca noſtra puto; Sondern vielmehr dieſes fuͤr ſeine Gluͤckſeligkeit ge - rechnet / daß Er von untadelhafften / ehrlichen und Chriſtlichen Vorfahren herſtammte. Allermaſſen der andern ruhmwuͤrdigen Vor-Eltern zugeſchweigẽ.

Sein Herr Vater geweſen Der Weyland Hoch - und Wol-Ehrwuͤrdige / Groß-Achtbare und Hochgelehrte Herr CASPAR Keſeler / der Ehrwuͤrdigen Prieſterſchafft Lignitziſchen Fuͤrſten - thumbs wolverordneter Superintendens, des Fuͤrſtl. Conſiſtorii Wolbeſtellter Adſeſſor und wolverdien - ter Pfarrer bey dieſer Kirchen / ein Mann / deſſen Theologiſche Gravitaͤt / guter Rath in vorfallenden Kirch - und Gewiſſens-Sachen / und viel Jahr lang angewendete Ambts-Treu in ſtetswaͤhrendem Ge - daͤchtniß und Segen in unſerm Lignitz und gantzen Fuͤrſtenthum verbleiben wird.

Seine vielgeliebte Frau Mutter war die Wey -E 2land[36]land Wol-Erbare / Viel-Ehr und Tugend-reiche Frau Roſina Urſinuſſin / eine rechte Ehren - und Tugend-Kron / von welcher / wie von der frommen Ruth / die gantze Stadt unſers Volckes weiß / daß ſie tugendſam und fromm geweſen / und wie die Gott - fuͤrchtige Wittib Hanna nie vom Tempel und Hauſe ihres GOttes kommen. Von dieſen Eltern iſt er durch Goͤttlichen Gnaden-Segen erzeuget worden / welche Jhn den Tag nach ſeiner leiblichen Geburt zum Bad der Wider-Geburt der heiligen Tauffe be - foͤrdert haben / da ſein Namen in das Buch des Le - bes unter die heiligen Pilger und ſeligen Himmels - Buͤrger eingezeichnet worden; Vor welche Wolthat Er ſeinem GOtt die Zeit ſeines Lebens gedancket / auch darbey der Schuldigkeit / ſo der Fuͤrſtliche Tugend - Lehrer Syrach von den Kindern fordert / nie vergeſſen:Sir. 3, 4. Wer ſeinen Vater ehret / deß Sünde wird GOtt nicht ſtraffen: Und wer ſeine Mutter ehret / der ſamlet einen guten Schatz! Wer ſeinen Vater ehret / der wird auch Freude an ſeinen Kindern haben / und wenn er betet / ſo wird er erhöret.

Hierauff folget der Fortgang / der Reiſe und Pil - gerfahrt / da unſer ſeeliger Herr Keſeler / wie ein Pil - ger oder Wandersmann / manchen Weg nach GOt - tes gnaͤdigem Wincken betreten.

Unter welchen der Erſte iſt der Schul-Weg. Denn ſeine geehrte Eltern / wie ſie dieſen Sohn als ein Goͤttlich Gnaden-Geſchenck angenommen / alſo ha - be ſie ſelbten dem HErren ihrem GOtt gewiedmet / und darmit er nicht durch Thorheit / ſo den Knaben in dem Hertzen ſtecket / auf ſuͤndliche Abwege oder boͤ -ſe Exem -[37]ſe Exempel verfuͤhret werden moͤchte / fleiſſige Vor - ſorge getragen. Sonderlich hat der Herr Vater in Erinnerung / daß ein Biſchoff ſolle gehorſame Kin - der haben mit aller Erbarkeit / und daß es heiſſe1. Tim. 3, 4〈…〉〈…〉. â teneris adſveſcere multum; Solchen in Fundamentis Doctrinæ Chriſtianæ und / nach S. Pauli Anweiſung / in der Zucht und Ver - mahnung zum HErrn auferzogen / auch hernach der treuen Information der damaligen Herrn Præ - ceptoren bey dieſer Stadt-Schulen anvertrauet. Nach dem Er hier einen guten Grund geleget / iſt Er Anno 1643. den 6. Junii nach Breßlau in das be - ruͤhmte Gymnaſiũ zu S. Mariæ Magdalenæ verſchicket worden / darinnen er das Dic cur hîc? Wol practi - ciret / und den bekandten Schul-Vers fleſſig in Acht genommen / Qui ſtudet optatam curſu contingere metam, Multa tulit fecitq̀; puer ſudavit & alſit.

Sonderlich hat er die damaligen Artifices for - mandæ juventutis und beruͤhmte Gamalielen gehoͤ - ret / nemlich Herr M. Heinrich Kloſium, Herr M. Kleinwechterum, [deſſen Privat-Stunden er mit groſſem Nutz bey beſchehener treuen Information ge - wuͤrdiget worden /] wie auch Herr Wolfgang Stieri - um, und Herr M. Scholtzium, deſſen Collegium Græcum ſeine groſſe Erbauung geweſen.

Anno 1647. da ihm der Weg ad Edita doctrinâ Sapientum templa ſerena gebaͤhnet / hieß es Plus ultra, indem er im Monat Martius mit Rath ſeines ſeel. Herrn Vaters auff die loͤbliche Univerſitaͤt zu Franckfurt an der Oder gezo - gen / allwo er ein Jahr verblieben / und nach dem or -E 3dent -[38]dentlichen Methodo der Studirenden / ſonderlich der heiligen Schrifft beflieſſenen ſich in Philoſophicis ge - uͤbet. Etſi enim, ſagt Clemens von Alexandrien, ipſa ſibi ſufficit, nec opis alienæ indiget Doctrina Servatoris, cùm ſit Potentia & Sapientia Ipſius DEI, tamen, [Græcanica] Philoſophia accedens, non quidem validiorem facit veritatem, ſed Sophiſticos inſultus ab amolitur.

Nachdem Er hie ein Jahr zugebracht / iſt er An - no 1648. auß Liebe ſeine Studia weiter zu continuiren nach dem Lutheriſchen Zion / dem hochberuͤhmten Wittenberg gezogen / allwo er nicht etwan immen - ſum lapidum acervum, wie Cotovicus, P. della Val - le und andere beruͤhmte Pilger auff dem Berge Si - on zu Jeruſalem / ſondern herrliche und hochgelehrte Leute angetroffen. Daß Rectorat verwaltete da - malen Herr M. Andreas Sennertus Orientalium Linguarum Prof. Publ. jetziger Zeit Academiæ Seni - or, welcher ihn in die Matricul und Zahl der Studio - ſorum aufgenommen. Auß denen Herren Theologis hat er ſo publicè als privatim angehoͤret Herr D. Wil - helmum Lyſerum D. Johan. Scharffium nebſt Hn. D. Michaële Wendelero, Phil. Pract. Prof. welche aller - ſeits Jhm in die ſelige Ewigkeit vorgegangen. Ab - ſonderlich ruͤhmte der Seelige jederzeit / auch noch auf ſeinem Sterbe-Bette die gute Information Herꝛn M. Ranfts / damaligen Adjuncti Facultatis Philoſo - phicæ, in deſſen Collegiis Theologicis tàm Lecto - riis quàm Diſputatoriis Er ſich fleiſſig und nicht oh - ne ſonderbare Erbauung befunden. So hat Er auch die Ehre gehabt / mit Tit. Herrn Johanne Erneſto Gerhardo, ebenfals zur ſelbigen Zeit Adjuncto Fa -cul -[39]cultatis Philoſophicæ, nachgehends Doctore und Profeſſ. Theologiæ auff der lobl. Univerſitaͤt Jena / einem Mann / der mit Billigkeit amor & deliciæ ſtu - dioſæ Juventutis genennet ward / bekandt zu werden / von welchem er in Ling vis Orientalibus ſeine Funda - menta gefaſſet / deren er mit groſſem Nutzen ſich jeder - zeit gebrauchen koͤnnen.

Bey ſolchem Zuſtande war ſeine Begierde etwas ehrliches zu lernen / damit GOtt und dem Vaterlan - de zu dienen / nicht geſtillet; ſondern wie gute Ge - muͤtter keine weite Reiſe etwas zu begreiffen ſich ver - drieſſen laſſen / maſſen denn Paulus von Tarſen auf die Hohe-Schule zu Jeruſalem / Auguſtinus nach Carthago und Rom gezogen / Hieronymus hat zu Rom den Damaſum, in Cypro den Epiphanium, in Ægypten den Didymum, in Cappadocia den Nazi - anzenum, damit Er etwas gruͤndliches ſtudiren moͤchte / gehoͤret; alſo wuͤntſchte der Seelige die weit - beruͤhmte Univerſitaͤt Straßburg zu beſuchen / wor - zu Er auch von dem Herrn Vater (deſſen Wille der Leitſtern aller ſeine Verrichtungen jederzeit geweſen) allbereit Erlaubniß erlanget. Allein der ungluͤckſelt - ge Brand / ſo Anno 1648. unſere liebe Liegnitz betrof - fen / hemmete durch entfallende Zehrungs-Koſten / ſeinen vorgeſetzten Lauff / alſo daß Er nolens volens Anno 1649. an der Oſter-Meſſe nach Hauſe kom - men muͤſſen. Hier worden die uͤber dem zu Wit -Concio - nem Exeq. ipſi habi - tam Vide Parte 3. Arc. Tri - umph. Ro - beri p. 766. ſeqq. tenberg geſtorbenen erſten Sohn Chriſtian Jur. Stud. betruͤbten Tobias und Hannen-Hertzen der Eltern getroͤſtet / als dieſer ſehr liebe Sohn / die einige Freu - de und einige Troſt in ihrem Alter / friſch und geſund nach Hauſe anlangete. Der Herr Vater / der einenEliſa[40]Eliſa an ihm zu erziehen dachte / ließ es nicht fehlen Jhn in Theologia Practica treulich anzuweiſen / da - mit er durch ſolche vaͤterliche manuduction ſeine auf Univerſitaͤten gefaſſete Theoriam und Cognitionem Theologicam durch Goͤttlichen Beyſtand und Se - gen mit mercklicher Erbauung anwenden und thaͤtig machen koͤnte.

Wie denn auch bald erfolget der Ambts - und Ehren-Weg. Angeſehen er den 8. Januarii Anno 1650. von damaliger Landes-Fuͤrſtlichen Obrigkeit wegen Seiner nicht unbekandten Erudition und gu - ten Qualitaͤten eine ordentliche Vocation nachGroß - Tintz bekommen. Worbey Jhm auch von dem Hoch - und Wol-Edel-gebornen / Geſtrengen und Hochbe - nambten Herrn David von Schweinitz / damaligen Fuͤrſtlichen Regierungs Rath die Kirche zu Seifers - dorff zuverſorgen angetragen worden; Welche Ver - richtung wie muͤbſelig ſie auch bey Anfang ſeines Pre - dig-Ambts geſchienen / er nichts deſtoweniger willig aufgenommen / darfuͤr haltend / daß es auch ihn an -Jerem. 1, 7. gehe / was der HERR zu dem Jeremias ſaget: Du ſolt gehen / wohin ich dich ſende / und predigen / waß ich dich heiſſe.

Anno 1654. den 16. Februar. ward ihme wegen damaliger Unpaͤßligkeit Herren Tobiæ Barthiſij hieſigen Archi Diaconi zur L. Frauen die Faſten-und Catechiſmus-Arbeit / und bald darauff den 8. Octobr. da Er Jhm durch ſeinen Fleiß und Embſigkeit eine1. Tim. 3, 13. gute Stuffen erworben / die vollige Subſtitution auf - getragen / biß Er endlich Anno 1658. den 28. Auguſt. nach Abſterben gedachten Herrn Barthiſij die Diaco - nat-Stelle erlanget.

Nach -[41]

Nachdem Er auch hier ins achte Jahr gearbeitet / iſt Er Anno 1665. nach Abzug Herr Johannis Mörli - ni p. m. zum Archi-Diaconat allhier / und Anno 1674. menſe Aprili nach S. Peter und Paul ebenfals zum Archi-Diaconat ordentlich und rechtmaͤſſig beruffen worden.

Dieſe ſeine Ambts - und Ehren Stellen hat Er nicht fuͤr Wuͤrckungen des Stern-Himmels gehalten / wie Jhm wol ein beruͤhmter Aſtrologus ſchon vor vielenC. N. Jahren honores Theologicos prognoſticiret, ſon - ſondern als Beſtallungen ſeines GOttes angenom - men. Dafienhero Er auch ſich darbey als einen treuen Arbeiter bezeuget / nach der Regul und Richtſchnur der H. Schrifft / wie auch nach denen Haupt-Symbo - lis, der ungeaͤnderten Augſpurgiſchen Confeſſion und Schrifften Hn. Lutheri / und alſo καθ 'ὑποτύϖωσιν ὑγιαινόντων λόγων geprediget / und ſich zum Fuͤrbilde ſei - ner Heerde dargeſtellet. Sein Wuntſch war ſo auf der Cantzel / als zu Hauſe / O utinam nemo pereat! O daß meine Zuhoͤrer alle mit mir ſeelig werden moͤgen! Dahero ſtraffte er die Widerſpenſtigen / eiferte uͤber die im Schwange gehende aͤrgerniſſe / und troͤſtete die betruͤbten Gewiſſen zu rechter Zeit / alles nach der Er - innerung des Heyden-Lehrers: Predige das Wort /〈…〉〈…〉. Timoth. 4, 2. 5. halt an / es ſey zu rechter Zeit oder zur Unzeit / ſtraf - fe / draͤue / ermahne mit aller Gedult und Lehre. Thue das Werck eines Evangeliſchen Predigers / richte dein Ambt redlich auß. Davon aber weiter nichts zu melden / weil er bey ſeiner Verrichtung ſich nichts als ſeiner Schwachheit ruͤhmete / mit Paulo ſich erklaͤrend: Nicht ich / ſondern GOttes Gnade /1 Cor. 15, 10. die in mir iſt.

FHier -[42]

Hier aͤuff iſt anzufuͤhren des Seel. Hn. Ehe-Weg / darauf Jhn der treue GOtt / der da ſaget / es iſt nicht gut / daß der Menſch alleine ſey / Anno 1650. geleitet / und Jhm ein Liebes Prieſter-Kind / nemlich die Wol - Ehrbare / Sitt - und Tugendreiche damals Jungfrau Urſula gebohrne Prellerin / des Weyland Wol-Ehr - wuͤrdigen / Vor-Achtbaren und Wolgelahrten Herꝛn Johann Prellers / treufleiſſigen Paſtoris zu Wald au hinterlaſſene Eheleibliche aͤlteſte Tochter zugefuͤhret / mit welcher Er Chriſtlichem Brauche nach allhier zur Lieben Frauen durch Prieſterliche Hand und Mund copuliret und getrauet worden. Hier hieß es wie die Alten bey den Hochzeiten rufften; Ἒκφυγον κακὸν, εὖρον ἄμεινον; angeſehen der ſeelige Herr erlangt eine ſorgfaͤltige Gehuͤlffin / eine Saͤule darauf Er ſich verlaſſen koͤnnen / eine Freude ſeines Hertzens / eine treue Geſellin und Gefehrtin ſeines Wandels / auch durch GOttes Segen mit derſelben erzeuget 6. Toͤch - ter und 3. Soͤhne / davon aber zwey Toͤchter / Na - mens Anna Roſina und Anna Hedwig / wie auch ein Sohn / Chriſtian allhereit inverſô Naturæ ordine in ihrer Unſchuld den Weg alles Fleiſches gegangen / und ſich nun im him̃liſchen Jeruſalem vor dem Stul des Lamms in ſeeliger Himmels-Freude mit Jhm er - getzen. An den noch lebenden hat Jhn der liebe Gott guten theils Freude / welche unter den 9. Stuͤcken / ſo nach Sirachs Urtheil hoch zu loben ſind / fornen an ſtehet / erleben laſſen; Jndem Er durch Goͤttliche Schickung ſeine erſte und aͤlteſte Tochter Hn. M. Da - vid Schindlern Archi-Diacono allhie zur L. Frauen. Die andere / Herr Johann Friedrich Hildebrand / Jur. Candidato und der loͤblichen Stadt-Gerichte Sub - Prætori verheyrathet / da Er neben andern vaͤterli -chen[43]chen Vergnuͤgungen von der erſten Tochter 5. Kinder / von der andern ein liebes Toͤchterlein erlebet / ſo Er ſaͤmtl. umb ſeinẽ Tiſch / als wie die Oelzweige nicht ſon - der freudige Wehmuth und wehmuͤthige Freude ſtehẽ und ſpielen ſehen; Die dritte hat Er als eine verlobte Braut einem vernuͤnfftigen Eydame / nemlich Tit. Herꝛn Gottfried Geißlern Diacono bey der Kirchen zu S. Johann hinterlaſſen / indem der Tod thalami ju - bila in tumuli nubila verkehret / und Jhm eben auff die Woche / da die Hochzeit-Freude angeſetzet worden / Sarg und Grab beſtellet. Die uͤbrigen Kinder haben Jhm auch nicht wenig Hoffnung gemacht. Der Hoͤchſte ſey mitler weile in dem Vaterloſen Waͤy - ſenſtande Vater und Verpfleger / und laſſe ſonderlich die zwey Soͤhne wachſen an Alter / Weißheit / Gnade bey GOTT und den Menſchen.

Numehr folget der Creutz-Weg. Denn wie die Pilger manchem Ungluͤck unterworffen: Wie dieje - nigen / ſo auf den Berg Horeb ſteigen / durch eine mit einem bezeichnete Thuͤr gehen muͤſſen; EbenerJoh. Ja - cob Breu - ning L. 2. Orient. Reiß-be - ſchr. c. 42. maſſen koͤnnen wir anders nicht / als durch Truͤbſal in das Reich des Himmels eingeben. Dahero konte auch unſer Herr Keſeler auff der Wallfahrt ſeines Le - bens deſſen nicht entuͤbriget ſeyn / ſondern muſte durch Sorge / Furcht und Hoffnung / durch Muͤhe und Ar - beit vergeſellet / ſeine Reiſe verrichten. Bald in ſeiner zarten Jugend that Er einen ſchweren und ungluͤckli - chen Fall / dadurch die Geſundheit ſeines Leibes nicht wenig Anſtoß liedte. Jn ſeinẽ maͤñlichen Jahren ward Er offt mit harten Bruſt fluͤſſen befallen / ſo ſich je zu - weilen gefaͤhrlich anlieſſen / und ſo wol Jhm / als dem Artzte Sorge machten: biß endlich die Gicht erfolgete /F 2welche[44]welche nicht ohne ſonderbare empfindliche Schmer - tzen ſeine Glieder anfiel / alſo daß er auch deßwegen zu zweyen malen der warmen Bade-Cur ſich gebrau - chet. Uber diß machten Eh und Weh wie zu geſchehen pfleget / bißweilen ein traurig Echo / und blieben die leibliche Truͤbſal nicht auſſen / indem Er unter andern auch / wie ſchon gemeldet / drey liebe Kinder mit hertz - brechendem Schmertz muſte zu Leichen werden ſe - hen / Jhn auch bey dem groſſen Brande Anno 1672. das Ungluͤck betraff / daß ſein erkaufftes Hauß in die Aſche niedergeleget wurde. Sein heiliges Ambt / wel - ches / wie es an ſich ſelbſt negotiorum negotium, & Onus Angelicis tremendum humeris, alſo wurde es Jhm durch manchen Welt liebgewinnenden Demas und feindſeelig geſinnten Ahab / der ſich mit Worten1 Reg. 22, 8. und der That erklaͤrete / Jch bin ihm gram / denn er weiſſaget mir kein gutes / ſondern eitel boͤſes / manches mal noch ſchwerer gemacht / daß er ſelbiges / ob wol mit Jeremia auß Ungedult dem HERRN nicht fuͤrgeworffen / jedennoch aber offtermahlen mit wehmuͤttigen Seufftzen verrichten muͤſſen.

Ehe wir zum Schluß ſchreiten / iſt auch der Chriſten-Weg zu beſchauen. Hier wandelte der Seelige Herꝛ Keſeler nicht als die Unweiſen / ſondern als die Weiſen / und hielt ſich alſo / damit er nicht an - dern predigte und ſelbſt verwerfflich waͤre. Er war nicht eine Glocke / ſo andern zur Kirche leutet / und doch ſelbſt drauſſen bleibet; nicht wie die Schrifftgelehr - ten / ſo die Morgenlaͤndiſche Weiſen nach der Geburt - Stadt des neugebohrnen Meſſias weiſeten / und vor ihre Perſon dahin nicht kamen / ſondern befließ ſich /daß[45]daß Lehr und Leben uͤberein ſtimmen moͤchten. Sei - nem Hauſe ſtand Er loͤblich fuͤr / und befahl ſeinen Kin - dern und ſeinem Hauſe nach Jhm / daß ſie des HErꝛn Wege halten / und was recht und gut iſt / thun ſolten. Jm Collegio lebte er Dienſtfertig und recht Bruͤder - lich / und war fleiſſig zu halten die Einigkeit des Gei - ſtes durch das Band des Friedens. Der Obrigkeit bezeugte Er gebuͤhrende Ehre / und betete fuͤr dero Wolfahrt embſig. Dem Armuth that Er ſeine Hand auff / und ließ niemand betruͤbt von ſeinem Angeſichte gehen / in Betrachtung deſſen / was der Geiſt ſaget: Wer dem Armen giebet / dem wird nicht mangeln /Prov. 28. 27. wer aber ſeine Augen abwendet / der wird ſehr ver - derben. Den Neben-Chriſten liebte Er nicht mit Worten / ſondern in der That und Warheit. GOt - tes Wort hielt Er ſonderlich in Ehren / und freuete ſich / wenn ſeine Fuͤſſe ſolten ſtehen in den Vorhoͤfen des HErrn / zu ſchauen den ſchoͤnen Gottes-Dienſt. Jm Creutz und Truͤbſal faſſete er ſeine Seel in Gedult. Jndeſſen erkennete Er auch ſeine Fehler und Gebre -Pſ. 130, 3. chen / und betete mit dem David: HERR! ſo du wilt Suͤnde zurechnen / wer wird beſtehen? Gruͤndete hierbey ſeinen Glauben auff das Verdienſt des HEr - ren JEſu / in deſſen heiligen Wunden und kraͤfftiger Vorbitte Er Heyl und Seeligkeit ſuchte und erlangte.

Nunmehr kommen wir zu dem Außgang und den letzten Stunden / darinnen die Reiſe unſers Seeliigen Herrn Keſeleri beſchloſſen worden. Hier koͤnnte man unterſchiedene merckwuͤrdige Traͤu - me und bedenckliche Omina anfuͤhren / wodurch GOTT der HERR dem Keſeleriſchen Hauſe die - ſen Trauer-Fall anzukuͤndigen geſchienen / wenn manF 3nicht[46]nicht der Zeit zu ſparen / und einige Urtheil zu ſcheuen haͤtte. Die Sache ſelbſt betreffend / ſo hat den See - ligverſtorbenen vor etlichen Wochen ein Febriliſcher Affect angeſtoſſen / welcher zwar damalen durch Ge - brauch ordentlicher Medicamenten gehoben worden / indeſſen aber ein Bothe des traurigen Erfolgs gewe - ſen. Denn verwichenen 26. Septembris, war Mon - tags vor Michaelis / hat den ſeeligen Herrn ein Schau - er / und darauf folgende Hitze / nebenſt hefftigen Schmertzen in den dicken Schenckeln / Reiſſen in dem Genicke / und Stechen in der lincken Seiten angefal - len: Da dann Tit. Herr D. Jonas Guͤnther [als deſ - ſen Cur der Seelige ſich jederzeit wol gebrauchet] und weil derſelbe verreiſen muͤſſen / Mitwoch Tit. Herꝛ D. Martin Kerger beruͤhmter Practicus und Phyſicus Ordinarius bey dieſer Stadt gefordert worden. Es ſchiene zwar als wenn Dienſtags eine ἀπυρεξια und Nachlaſſung der Hitze und anderer Zufaͤlle erfolgen wolte / darauff auch Mittwochs wiederumb ein Schauer und Hitze / welche in die 28. Stunden wehre - te / von neuem antrat / das man urtheilen konte / es wuͤrde ein Febris tertiana obhanden ſeyn. Weil aber gleichwol einige bedenckliche Sachen mit unterlieffen / iſt nicht getrauet / ſondern eine malignitas beſorget und deßwegen alſo bald mit Bezoarticis angehalten worden. Am Tage Michaelis beſaͤnfftigten ſich alle Symptomata, und war die Nacht darauff ziemlich rubig. Freytags aber ſtellete ſich die Hitze wieder ein / jedoch ward / die Nacht durch / nicht ſo viel uͤber Hitze / als Unruhe geklaget. An dem Sonnabend befand ſich der ſeelige Herr ſeinem Beduͤncken nach wol. Weil[47]Weil aber die Signa uͤber alle maſſen boͤſe waren / wel - che den Medicum ſchreckten / und verurſachten / daß Er bey dieſem ſtillen Wetter ſich eines hefftigen Sturms verſahe / wolte Er mit Artzneyen demſelbi - gen vorbauen. Aber des Abends umb 6. Uhr iſt ploͤtzlich eine hefftige Veraͤnderung vorgangen / da - rinnen der ſeel. Herꝛ Jhm nicht ſine omine ſeinen Tod eingebildet / auch ſeine Sachen / beydes Geiſtlich und irꝛdiſch beſchicket. Er machte ſein Bette zu einem Predigtſtul / und redete gewaltig und mit hefftigem Nachdruck geiſtreicher Worte / und jedermans Ver - wundern von Verachtung der eitelen Welt / von Zu - friedenheit der Seelen in GOTT / von der uͤberſuͤſſe - ten Bitterkeit des Todes / von der Hoffnung der Auf - erſtehung des Fleiſches / von der Freude des Him - mels / u. d. g. Nahm hierbey Abſchied von ſeiner betruͤbten Wittib / nicht ohne Danckbarkeit vor gelei - ſtete Lieb und Treue / wie auch von Seinen Herren Eydmaͤnnern / Kindern und Kindes-Kindern / Frau Schweſter und ſaͤmmtlichen Umbſtehenden / ertheile - te einem jeden einen ſchoͤnen unvergeßlichen Segen / und ſchickte ſich / in Meinung noch ſelbige Nacht ab - zuſcheiden / durch Bekaͤntniß ſeiner Suͤnden und Ge - nieſſung deß Heiligen Abendmabls als dem Viatico extremi itineris, auf die letzte Reiſe / ſagende / daß Er die Seinigen / denen Er bißhero ein Exempel eines untadelhafften Lebens gegeben / numehro auch wie ſie Chriſtlich ſterben ſolten / lehren wolle. Deß Sonn - tags ſpuͤrete man ſchon petechialiſche Flecken. Ob nun zwar mit Artzneyen niemals gefeyret worden; ſo hat man doch numehr deſto eyferiger mit denſelbenange -[48]angehalten: Welche auch alle geſchienen ihre Wuͤr - ckungen zu haben / ſintemal dar auf der Schweiß haͤuf - fig gegangen / die Flecken je mehr und mehr herauß getreten / die Signa ſich einiger maſſen gebeſſert / und die Ruhe alſo beſchaffen geweſen / daß man darmit haͤtte koͤnnen vergnuͤget ſeyn. Dieſem aber allem ungeachtet hat es dem groſſen GOtt anders gefallen / welcher das Gedeyen ſo vielen und ſonſt bewehrten Medicamentis entziehen / und den ſeel. Herr Keſeler auß dieſer Sterbligkeit zu ſich verſetzen wollen. Wel - ches geſchehen verwichene Mitt woch war der 5. Octo - bris des Nachts umb 12. Uhr / da Er unter Gebeth und Thraͤnen der Umbſtehenden im Glauben auff CHriſtum JESUM / zu dem er kurtz vorhero auff die Frage / Ob Er auf den Heiland / den Er gepredi - get / ſterben wolte? durch ein deutliches Omninò ſich bekennet / ſanft und ſtille eingeſchlaffen / und ſeine muͤhſeelige Pilgerſchafft gluͤcklich geendet / indem Er als ein guter Pilger eingegangen / auß der Wuͤſte die - ſer Welt in das rechte Vaterland / und als ein treuer Knecht / zu ſeines HERRN Freude.

Die Zeit ſeines treugefuͤhrten Predigt-Ambts iſt 28. Jahr 9. Monat: ſeines Eheſtandes 28. Jahr 4. Monat / 2. Wochen / 4. Tage: ſeiner gantzen Wallfahrt 52. Jahr / 8. Wochen / 1. Tag.

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[49]
Das Kind-Gruͤnd-Empfindliche Vertrauen /
Aller treuer Lehrer / und Davidiſch-glaͤubiger Hertzen / zu GOTT / Aus dem 42. Pſalm Davids: Was betrübſt du dich / meine Seele / und biſt ſo unruhig / etc. Jn einer Abdanckungs-Sermon Bey dem letzten Ehren-Gedaͤchtniß Des Weyland Wohl-Ehrwuͤrdigen / Groß-achtbaren / und Wohlgelahrten Herꝛn Caſpar Keſelers / Verdientens Archi-Diaconi zu S. Peter und Paul in Liegnitz:
Welcher den 5. Octobr. Anno 1678. zu Nachte umb 12. Uhr / ſeelig in ſeinem JESU entſchlaffen / Vnd folgenden Sonntags drauf / bey Volkreicher Begleitung / Chriſtlichem Brauche nach / nahe den Gebeinen ſeiner wolſeligen Eltern beygeſetzet worden /
Liegnitz /druckt esChriſtoph Waͤtzoldt.
[50][51]

Præmisſis præmittendis.

ES iſt mir leid umb dich / mein Bruder / ich habe groſſe Luſt und Freude an dir gehabt: Mit die - ſen Worten beklagte David ſeinen treuen Freund Jonathan / zu leſen 2. Sam. 1. Ach wie mit vil thraͤnfliſſenden Augen / bebenden und gluchtzenden Lippen oder Munde / hoͤ - re ich heute dieſe Worte herauß ſtoſſen / uͤber den Tod / ach uͤber den fruͤhzeitigen Tod / des Weiland Wol-Ehrwürdigen / Groß-achtbaren / und Wolge - lahrten Herren CASPARI KESELERI, der beyden Stadt-Kirchen allhiro / zuvorhero aber auch der Chriſtlichen Gemeine zu Groß-Tintz / zu - ſammen in die 28. Jahr / 9. Monat / treugeweſenen wolverdinten Diners / Lehrers und Predigers / wel - chen der allein weiſe GOtt vergangene Mitwoche zu Nacht (nemlich den 5. Oct. 1678.) umb 12. Uhr ſanfft und ſeelig einſchlaffen / und zur Ruhe gehen heiſſen. Tretet doch bey die ſchmertz-betruͤbte Frau Wittib / Die Wol-Erbare / Hoch - und Wol-tugendbe - gabte Frau Urſulam Keßlerin geb. Prellerin hoͤret doch / was Sie ſaget. Ach wie klaget Sie: Es iſt mir leid umb Dich / mein Eh-Herr / Jch ha - be groſſe Wonne und Freude an dir gehabt; O lie -G 2bes[52]bes Hertze / O treugeweſener Hertzgeliebter Ehe - Schatz / mein Hertze war ja dein Hertze! Du ver - trauteſter / und durch innigliche Liebe treuverbund - neſter Hertz - und Eh-Freund! Ach Mich und Dich hat nichts anders als der Tod getrennet! Ach durch deinen Todt / iſt die Krone meines Hauptes abgefal - len! Durch deinen Todt bin ich numehro worden ein verlaſſen und von Hertzen betruͤbtes Weib! Mein Herr / Mein Mann / mein Haupt und Hertze hat mich verlaſſen! Heu! Mulier vidua ſum. 2. Sam. 14. Hoͤret doch / wie die Vaterloſen / hertzbetruͤbten Kinder / Soͤhne und Jungfrauen Toͤchter / die Herrn Eydmaͤnner klagen: Ach! Es iſt uns leid umb dich / du treues auffrichtiges Vater-Hertze! Ach! durch deinen Tod ſind wir arme Wayſen worden / denn wir haben keinen Vater / unſere Mutter iſt zur Witt - wen worden! Die Herren Eidmaͤnner klagen und ſagen: Jtzo ſehen wir / was es iſt / wenn einem ein treuer Vater ſtirbet. Ach wir ruͤhmen / und muͤſſen ſeine Gewogenheit gegen uns ruͤhmen / weil wir leben! Wir muͤſſen klagen und ſagen: Unſer Vater verlaͤſſet uns. ! Pſ. 27. Die von Hertzen betruͤbte Frau Schweſter ſchreyet Jhm nach: Es iſt mir leid umb dich mein Bruder / wir haben ja recht Bruͤder - und Schweſterlich zuſammen gelebt / du biſt mir mehr als ein Bruder / ja ein ander Vater geweſen / Ach! wie beugſt du mich / wie betruͤbſt du mich! Mercket doch / was die lieben Zuhoͤrer und Kirch-Kinder ſa - gen: Ach! es iſt mir leid umb dich unſern treu und ſorgfaͤltigen Beicht-Vater / aufrichtigen und eiferigen Seelen-Sorger / den wir an dir gehabt: Aber leyder! GOtt[53]GOtt ſey es geklaget! numehro verlohren haben! Billich klagen ſie alſo. Denn Er hat das Werck ei - nes Evangeliſchen Predigers gethan / und ſein Ambt redlich außgerichtet. 2. Tim. 4. Nicht allein auf der Cantzel / indeme Er die geſunde Lehre ſchrifftmaͤſſig / methodiſch / deutlich und lieblich vorgetragen / hat ſei - nen Zuhoͤrern nichts verhalten / ſondern denſelben al - len Rath GOttes verkuͤndiget. Act. 20. und iſt alſo in ſeinem Hertzen verſichert geweſen / was Er gepre - diget / ſey recht vor GOtt. Jer. 17. Er hat die falſchen Lehren und Jrꝛthuͤmer / die groben Suͤnden und La - ſter ernſtlich und offentlich geſtraffet / ohne Heuche - ley / und Anſehen der Perſon; Jſt alſo maͤchtig gewe - ſen zu ſtraffen die Widerſprecher / Tit. 1. Hat auch getroſt geruffen / und nicht geſchonet / ſondern ſeine Stimme erhoben / wie eine Poſaune / und dem Vol - cke ihr Ubertreten und Suͤnde verkuͤndiget / Eſ. 58. Er hat auch ſein Ambt redlich außger ichtet im Beicht - ſtul / indeme Er den unbußfertigen Suͤndern / die ſich nicht bekehren wollen / ihre Suͤnde behalten / den Bußfertigen aber / die ihre Suͤnde bereuet / ſich mit wahrem Glauben an Chriſti Verdienſt gehalten / und Beſſerung ihres Lebens zugeſaget / ihre Suͤnde erlaſſen. Johan. 20. Wie Er denn auch die H. Sa - eramenta anders nicht / als ſie Chriſtus verordnet und eingeſetzet / adminiſtriret und verwaltet / und ſich alſo / als einen treuen Haußhalter uͤber die Geheim - niß GOttes erwieſen. 1. Cor. 4. Wie Er ſich denn auch des Troſt - und gnadenreichen Wortes Chriſti ſtets getroͤſtet / daß auch Chriſtus dorte zu Jhm ſa - gen werde: Euge Serve bone: Ey du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber wenig getreu ge -G 3weſen /[54]geweſen / Jch wil dich uͤber viel ſetzen / gehe ein / zu deines HErrn Freude. Er hat ſein Ambt red - lich außgerichtet / und ein treuer Knecht GOttes ge - weſen im Leben / indem Er ein Vorbilde worden den Glaͤubigen im Worte / im Wandel / in der Liebe / im Geiſt / im Glauben / in der Keuſchheit. 1. Tim. 4. Damit Er nicht andern predige / und ſelbſt verwerff - lich werde. 1. Cor. 9. Summa es heiſt von Jhm / wie dorte von Jojada / dem frommen Prieſter ſtehet; Er hat wol gethan an Jſrael: Alſo dieſer unſer ſeeli - ger Herr Keſeler hat an Lignitz viel und wol gethan. 2. Chron. 24. Gebt doch Achtung auf das gantze Miniſterium, ſonderlich das vertraute Lignitziſche Collegium, mit was hertzbrechenden Worten ſagen und klagen ſie: Es iſt uns leid umb Dich liebſter Ambts-Bruder / du haſts allemal vor fein und lieb - lich gehalten / daß Bruͤder eintraͤchtig bey einander wohnen / Pſ. 133. Du haſt als einer unter zweyen Aelteſten im Collegio, auß guter Erfahrenheit / manchem Kummer koͤnnen abhelffen / du haſt Bruͤ - derlich gelebet / ein oder das ander Mit-Glied zu ver - treten / dir nicht beſchwerlich fallen laſſen; O Welche manche Wonne und Freude haben wir an dir gehabt / wir haben wie Achates und Æneas, wie Virgilius von Jhnen berichtet / daß ſie ſtets beyſam̃en geweſen / und keiner ohne den andern ſeyn koͤnnen / auch gerne dich umb und bey uns gehabet. Solte auch uͤber di - ſes alles jhmand mein Hertze ſehen / ſo wuͤrde er ge - wahr werden / daß es mit ſtarckem Klopffen außſtoͤſ - ſet / Davids Worte: Es iſt mir leid umb dich mein Bruder / wir haben / von Kind esbeinen an einanderhertzlich[55]hertzlich lieb gehabt / als Bruͤder auch vertraͤulich biß an dein Ende gelebet: Sage demnach mit Bernhar - do, als Er die Leiche ſeines Hertzen-Freundes Ge - rardi ſahe: O amice, dulciſſime Frater, dilectiſſi - me Compater, Unum Cor & una Anima fuimus, amiciſſimi & conjunctiſſimi in tota vita noſtra. U - num hoc Mors diſſecuit. Es iſt mir leid umb dich mein lieber Bruder / mein liebwerteſter Herr Gevat - ter / Wir ſind ja jederzeit ein Hertz und eine Seele geweſen / die Vertrauteſten in dieſem Leben / unſer Hertze hat niemand zerſchnitten oder zertrennet / als der Tod. Wir waren ja freundlich mit einander / und wandelten im Hauſe GOttes zu Hauffen / Pſ. 55. und mag ich wol Paulo ſeine Worte abborgen / die er von ſeinem lieben Philemone geſchrieben: Jch hatte groſſe Freude und Troſt an deiner Liebe / und wuͤrde offte durch dich erquicket / lieber Bruder / v. 7. Aber eines faͤllt mir ſchwer / daß du ein ſo unmoͤgliches ge - ſtern 8. Tage von mir begehret / daß Jch dir in dieſer Staͤdte parentiren ſol; Ach wie ſchwer faͤllt mirs! Gleich ſo ſchwer / als dem Ambroſio der dem Gottſeel. Kayſer Theodoſio in einer Leich-Sermon die letzte Eh - re erweiſen wollen / welches Jhm aber ſo tieff zu Her - tzen gangen / daß er nichts mehr ſagen koͤnnen / als: Nihil habeo præter lacrymas & fletus, Jch kan nichts mehr vorbringen / als thraͤnen und weinen. Jch recolligire mich aber billich / daß Thraͤnen ohne diß / der Betruͤbten allerſeits Jhr ſtetes und taͤgliches Speiß - und Tranck-Opffer geweſen / bemuͤhe mich de - rowegen Jhnen zu weiſen / daß des Seeligen Herrn Vaters / Seelſorgers / Collegen / Bruders undBluts -[56]Blutsfreundes Sterben / ein freudiges / troͤſtliches / ja wol ſeeliges Sterben geweſen. Sie erinnern ſich doch der wolabgefaſten / und mit Verwunderung ge - ſtern acht Tage ſchon abgelegten Sterbens Diſpoſi - tion, da Er an das Diſpone Domui tuæ gedachte / beſtelle dein Hauß / denn du wirſt ſterben: Jndeme auch kein ander Gedancke bey Jhm war / als daß Er ſagte: Ego moriar: craſtinus dies erit dies emortua - lis, dies emigrationis meæ. Ob Er nun des rech - ten Sterbe-Tages gefehlet / ſo hats Jhm doch an ſei - nem wollen / und GOttes Willen nicht gefehlet: Da - hero / ob gleich folgender Zeit biß zum ſeeligen Ende / umb der anhaltenden groſſen Hitze und nachbleiben - den Schlaffes / viel unter einander lauffende Gedan - cken Jhme einkamen / waren es doch lauter Bibliſche Spruͤche / und lauter Engliſche Freude / es hats kein Auge geſehen / kein Ohr gehoͤret / und iſt in keines Menſchen Hertze kommen / was GOtt bereitet hat / denen die ihn lieben / 1. Cor. 2. Verlangte dannenhero nichts mehr / als mit Paulo ins Schiff zu treten / ab - zuſeegeln / und das groſſe Meer der Truͤbſal zu uͤber - ſchiffen / und am ewigen Leben anzulenden. Wohin denn auch ſein Spruͤchlein ſiehet / das Er mir ſelbſt an die Hand gab / bey der Abdanckung zu erklaͤren / da Er ſagte: ex. Pſ. 42. und 43. Was betruͤbſt du dich meine Seele / und biſt ſo unruhig in mir / harre auff GOtt / denn Jch werde Jhm noch dancken / daß Er meines Angeſichts Huͤlffe / und mein GOTT iſt. Dadurch Er ſein Vertranen auff GOttes Huͤlffe an den Tag gegeben; Jn deme / weñ wir von dem Ver - trauen auff GOtt reden / nicht eigentlich verſtehen / den Glauben an Chriſtum / durch welchen wir Chri -ſtum[57]ſtum mit ſeinen Wolthaten ergreiffen; Sondern wir verſtehen eine ſolche Bewegung des Hertzens / da wir zu dem ewigen waren GOtte unſere Zuflucht neh - men / Jhn vor unſern Vater halten / und gewiß ſeyn / Er wolle nach ſeinem Worte und gnaͤdigen Verheiſ - ſung / als unſer liebreicher Vater / in allen Noͤthen uns beyſtehen und helffen. Er koͤnne es auch thun / als ein allmaͤchtiger GOtt: Er wiſſe es auch zu thun / als ein allwiſſender GOtt / wenn wir es Jhm nur in gelaſſenem Gehorſam anheim ſtellen. Diß iſt das allerbeſte Kuͤhl-Pflaſter und edleſte Artzney / wider die Ungedult in Angſt-Creutz-und Todes-Noth. Solch Vertrauen aber muß folgender geſtalt be - ſchaffen ſeyn: Es muß ſeyn

1. Ein Kindliches Vertrauen.

Wie David allhiro ſaget: Was betruͤbſt du dich meine Seele / und biſt ſo unruhig in mir / harre auff GOtt. Da muß ein Menſch alleine auf GOtt ſe - hen / denſelben fuͤr ſeinen eintzigen Troſt / Hort und Huͤlffe halten. Davon ſaget Eſaias c. 50. Wer iſt un - ter euch / der den HErꝛn fuͤrchtet / der verlaſſe ſich auf GOtt. Und David Pſ. 62. brauchet die excluſivam: Meine Seele harret nur auf GOtt / denn Er iſt meine Hoffnung. Eben darumb nennet Er ſich unſern GOtt / daß wir Jhm allein vertrauen ſollen: Daß wir wie ein Kind zu ſeinem Vater / uns alles gutes zu Jhm verſehen ſollen: Daß wir in ſeinem Gehorſam bleiben / und nichts wider ſein Wort und Willen vor - nehmen ſollen: Daß wir uns auf ſeine Guͤte und Huͤlffe verlaſſen / und wenn die Rettung aus zeitlichenHNoͤ -[58]Noͤthen / ja nicht erfolgen ſolte / dennoch gewiß glau - ben ſollen / daß Er uns die himmliſchen Guͤtter ſchen - cken werde und wolle. Muͤſſen alſo nicht haben

a) Ein Menſchlich Vertrauen / auf Menſchli - che Huͤlffe und Beyſtand. Denn Sie ſind eben ſo wol nichts / als wir / und ſind ihres Lebens nicht auf den morgenden Tag ſicher. Pſ. 118. Es iſt gut auf den HERRN vertrauen / und ſich nicht auf Fuͤrſten oder Menſchen verlaſſen. Mancher trauet auff Menſchen; Es ſind maͤchtige Leute / es iſt nicht oh - ne: Aber es ſind Menſchen / derer Geiſt davon muß / und Er muß zur Erden werden / denn ſind ver - lohren alle ſeine Anſchlaͤge. Pſ. 146. Menſchen - Huͤlffe iſt kein nuͤtze. Pſ. 60. Verflucht iſt der Mann / der ſich auf Menſchen verlaͤſſet. Jer. 17. Groſſe Leute fehlen auch. Pſal. 62. Menſchen verheiſchen bißweilen viel: Aber ſie ſind Luͤgner. Pſal. 116. Sind unbeſtaͤndig / wanckelmuͤttig. Wol dem / des Huͤlffe der GOtt Jacob iſt / des Hoffnung auff den HER - REN ſeinen GOtt ſtehet. Pſ. 146.

b) Ein Fleiſchlich Vertrauen / Auf eigenen Witz und Geſchwindigkeit: Oder auff Gewalt Schaden zu thun. Was iſt aber eigen Witz? Lau - ter Thorheit. Eſ. 47. ſpricht: Deine Weißheit und Kunſt hat dich geſtuͤrtzet. Wie ſolte der GOTT trauen / der ſich ſelber zum GOtte machet / und GOTT die Ehre nimmt / auch ohne und wider GOtt denckt ſeine Sache hinauß zu fuͤhren.

c) Ein Weltlich Vertrauen / Auff eigen Reichthum. Das iſt ein unbeſtaͤndig Ding. Jn ei -ner[59]ner Stunde / ein Heeres-Zug / eine Feuers-brunſt / kan es wegnehmen. Es hilfft auch wider den Tod nichts / denn er kan im Sterben nichts mit nehmen. Fſa. 49. Nackt iſt Er von Mutterleibe kommen / nackt muß er wieder dahin fahren. David ſpricht: Die Gerechten werdens ſehen / wenn der Gottloſe zu Grunde gehet / und werden ſein lachen und ſagen: Sihe / das iſt der Mann / der GOtt nicht fuͤr ſeinen Troſt hielt / ſondern verließ ſich auf ſeinen groſſen Reichthumb / und war maͤchtig Schaden zu thun. Pſal. 52.

d) Ein Leiblich Vertrauen / Auf Geſialt oder Stärcke des Leibes. Venit una febricula & tollit iſta omnia. David ſpricht im 39. Pſalm. HERR / wenn du einen zuͤchtigeſt umb ſeiner Suͤn - den willen / ſo wird ſeine Schoͤne verzehret wie von Motten. Ach wie gar nichts ſind alle Menſchen / die doch ſo ſicher leben. Der Herr hat nicht Luſt an der der Staͤrcke des Roſſes / noch Wolgefallen an jeman - des Beinen / der HERR hat Gefallen an denen die Jhn fuͤrchten / ſaget David Pſal. 147. Denn das iſt alles wie ein Traum / ein Bilde ohne Weſen. Sir. 34. Oder auf eigene Kraͤffte. Wer das thut / der bauet ſein Hauß auf den Sand. Matth. 7. Kan doch ein Menſch nicht ein einiges Haar / weiß oder ſchwartz machen. Der Menſch iſt gleich wie nichts / Pſ. 144. Was der Menſch kan und vermag / das kan und ver - mag er nicht von ſich ſelber / ſondern GOtt giebt ihm Krafft und Vermoͤgen. Ein ſolch Vertrauen haben wir zu GOTT / nicht daß wir tuͤchtig ſeyn etwas zuH 2geden -[60]gedencken / von uns ſelber / als von uns ſelber / ſon - dern daß wir tuͤchtig ſind / das iſt von GOtt. 2. Cor. 3.

e) Ein Geiſtlich Vertrauen / Auf eigene Gerechtigkeit. GOtt nimmt alles hinweg / woran der Menſch hanget / daß man ſich ja auff eigene Wuͤrdigkeit nicht verlaſſen ſolle. Jch bin mir wol nichts bewuſt / ſpricht Paulus 1. Cor. 4. Aber darin - nen bin ich nicht gerechtfertiget. Die da halten - ber dem Nichtigen / verlaſſen ihre Gnade. Jon. 2. Jſts auß Gnaden / ſo kans nicht auß den Wercken ſeyn / ſonſt waͤre es nicht Gnade. Rom. 11. Das hat David gethan. Das ſollen ihme nachthun / die da in Creutz - und Todes-Noth verſiren; Gewiß iſts / daß ein Chriſt in dieſer Welt nicht auf Roſen gehet / ſondern auf der Schwitz-Banck des Creutzes ſitzet. Unſer HERR GOTT geuſt auf den Ofen unſers Elendes eben heiß auf. So bald ſich ein Ungluͤck wendet / ſo wird dem andern die Hand gereichet und geboten. Siehe David an: Er ward von Saul ver - folget / von Chus dem Benjamiter verfolget und angegeben. Er braucht keine andere Artzney und Kuͤhl Pflaſter / als das Vertrauen auf GOTT. Biſt du ein Prediger? Du muſt dich calumniren laſſen. Biſt du ein Regent? Gehe zu David in die Schule: Halte GOtt fuͤr deinen GOtt / ſo kanſt du Chriſtlich leben / geduldig leyden / und ſeelig ſter - ben.

2. Ein Gruͤndliches Vertrauen.

Es muß unſer Vertrauen einen Grund ha -ben /[61]ben / das I. GOttes Grund. Man muß haben zum Grunde

a) Die Gnade und Hulde GOttes / daß man wiſſe / daß man einen gnaͤdigen GOtt habe / und ſich zu GOtt alles gutes verſehen doͤrffe; Daß man ſagen koͤnne: Was betruͤbſt du dich meine See - le / und biſt ſo unruhig in mir / harre auf GOTT / etc. Denn warumb trauet man GOtt? Darumb daß Er ein gnaͤdiger guͤttiger GOtt iſt. Und hingegen: Warumb wolte man GOtt nicht trauen / weil Er ein guͤttiger GOTT iſt. David ſpricht: Pſ. 36. Wie theur iſt deine Guͤtte GOTT / daß Menſchen-Kinder unter dem Schatten deiner Gnaden-Fluͤgel trauen. Ach ſolte ein Vater nicht helffen / wenn Er hoͤret das Kind ruffen / Vater helfft mir. Ach wie ſolte denn der himmliſche Vater ſo unbarmhertzig ſeyn / wenn wir umb Huͤlffe bey Jhm ruffen. Miſerator & miſericors Dominus. Pſ. 103.

b) Die Macht und Gewalt GOTtes / daß man wiſſe / daß GOtt alles thun kan im Himmel und auf Erden. Pſ. 135. GOttes Guͤte und Allmacht / ſind die zwey Pfeiler / darauff ſich unſer Vertrauen gruͤnden muß. Wenn Er gebeut / ſo ſtehets da / Pſ. 33. Duͤnckts uns unmoͤglich ſeyn vor Menſchen Augen / [Daß uns GOtt auß Noͤthen und Tode helffen koͤn - ne /) ſols darumb unmoͤglich ſeyn vor GOttes Au - gen. Zach. 8. Er kan helffen als ein allmaͤchtiger HFRR / Gen. 17. Jch weiß gar wol / ſagte jener Koͤnig der Abyſſiner, daß die Parther ein maͤchtig Volck ſeyn / ſed Deum potentiorem novi, ich weiß aber / daß GOtt viel ſtaͤrcker iſt. Jch traue GOTT. H 3Sapi -[62]Sapientiæ ejus non eſt numerus. Wie wir ſolches klar und augenſcheinlich genugſam an den drey Maͤn - nern im Feuer-Ofen ſehen. Dan. 3. Koͤmmſt du dem - nach in einen gluͤenden Ofen / das iſt in die groͤſte Noth; Ey GOtt kan retten und helffen. Traue ihm.

2. Der Worts-Grund / Man muß ein ge - wiß Wort der Verheiſſung haben. Das Goͤttliche Wort iſt der Grund unſers Vertrauens. Alle Worte GOttes ſind durchleutert / und ſind ein Schild allen die auff Jhn trauen. Beydes finden wir in Chriſto alleine. Derowegen muͤſſen wir alleine durch Chri - ſtum auf GOtt ſehen. Chriſti Wolthaten werden uns im Worte der Verheiſſung des Evangelii vorge - tragen. Darumb muß unſer Vertrauen ſich einig und allein aufs Wort gruͤnden / ſonſt auſſer GOttes Wort iſt es ein falſches Vertrauen. Der Glaube muß ein gewiſſes Wort der Verheiſſung haben.

3. Ein empfindliches Vertrauen.

Man muß das Vertrauen zu GOtt empfinden. Denn ich werde ihm noch dancken / daß Er meines Angeſichts Huͤlffe und mein GOtt iſt. Empfinden muß man im Leben / durch Gewiſſens-Unſchuld. Es laſſen ihnen ihrer viel ein falſches Vertrauen auf GOtt traͤumen / daß mit Unbußfertigkeit und Suͤn - den wider das Gewiſſen beſtehen koͤnne. Aber Jhr verlaſſet euch auf Luͤgen. Jer. 7.

Hic murus aheneus eſto
Nil conſcire ſibi, nulla pallescere culpa.

Wie wil einer GOtt trauen / der ein boͤſes Gewiſ - ſen hat.

Jm[63]

Jm Leiden / durch feſte Hertzens-Gedult. Ein Hertzhaffter Soldat achtet einen geringen Puff nicht / Er vertrauet ſeinem GOtte / der werde Jhn wol beſchuͤtzen: Die Kinder Jſrael ſatzen ihr Ver - trauen auf GOttes Verheiſſung / darumb wurden ſie im rothen Meer er halten / mit Himmel-Brodt ge - ſpeiſet / mit Waſſer auß dem Felſen getraͤncket / ſie nahmen Feſtungen ein / und erlegeten alle ihre Fein - de. Ex. 14. 16. und 17. Capp. So ſagte auch Jona - thas der Sohn Sauls: Es iſt dem HERRN nicht ſchwer / durch viel oder durch wenig heiffen. 1. Sam. 14. Als Aſa / der Koͤnig in Juda mit Heers-Krafft uͤberzogen ward / von der Mohren Koͤnige Serah, welcher tauſendmal tauſend ſtarck war / vertrauete er GOtt / und brachte auch den Sieg davon; HErr ſagte er / es iſt bey dir kein Unterſcheid / helffen unter vielen / oder da keine Krafft iſt. Hilff uns HERR unſer GOTT / denn wir verlaſſen uns auf dich / und in deinem Namen ſind wir kommen / wider dieſe Menge / HERR unſer GOTT / wider dich vermag kein Menſch etwas.

Jm Sterben durch Chriſti Lieb und Huld. Da ein Hiob ſaget auß hertzlichem Vertrauen zu ſei - nem GOTT: Etiamſi occiderit me Dominus, ta - men ſperabo in eum: Ob mich gleich der HERR toͤdten wird / wil ich dennoch auf ihn hoffen. Job. 13. Denn ich weiß / daß mein Erloͤſer lebet / und er wird mich hernach auß der Erden wieder aufferwecken / Jch werde mit dieſer meiner Haut umbgeben wer - den / und werde in meinem Fleiſche GOtt ſehen / den - ſelben werde ich mir ſehen / meine Augen werden Jhnſchauen /[64]ſchauen / und kein frembder. Hiob. 19. Denn ich bin gewiß / daß weder Tod / noch Leben / weder Engel / noch Fuͤrſtenthum / noch Gewalt / weder Gegenwer - tiges noch Zukuͤnfftiges[/]weder Hohes noch Tieffes / noch keine andere Creatur / mag uns ſcheiden von der Liebe GOttes / die da iſt in CHriſto JESU unſerm HERRN. Rom. 8.

Unmoͤglich iſts / daß ſolch Vertrauen uns ſolte fallen laſſen.

Nun unſer ſeeliger Herr Keſeler / wie im Leben / im Leyden / alſo auch im Sterben hat ſein Vertrauen einig und allein / auf ſeinen GOtt geſetzet / wenn Er ſeiner Seele mit David zugeruffen: Was betruͤbſt du dich meine Seele / und biſt ſo unruhig in mir / har - re auff GOtt / denn ich werde Jhm noch dancken / daß Er meines Angeſichts Huͤlffe / und mein GOTT iſt. Er ſatzte ſein Vertrauen nicht auf Menſchen / nicht auf ſeinen eignen Witz und Verſtand / Er wuſte gar wol / daß alles was wir haben / wir von GOtt ha - ben / und daher auch mit Paulo ſagen muͤſſen: Von GOttes Gnaden bin ich / das ich bin; Er ſpricht zwar wol: Jch habe mehr gearbeitet / denn ſie alle; Aber Er ſetzt dazu / nicht aber ich / ſondern die Gnade GOt - tes / die in mir iſt. 2. Cor. 11. Dahero / alsEr ſich er - innerte / wie Er mit Ruhm und groſſem Fleiſſe ſeine Fundamenta und Grund ſeiner Wiſſenſchafft gele - get / daß Ers bißhero auch mit groſſem Nutz anweh - ren koͤnnen / ſo ſagte Er bald darauf / was iſt aber das / die beſte Wiſſenſchafft iſt / GOTT erkennen / und in ſolchem Erkaͤntniß biß ans Ende beſtaͤndig verhar - ren. Nicht hat Er ſich verlaſſen auf ſeinen Reich -thum /[65]thum / weil heutiges Tages / bey dem Undanck und Verachtung des Predigt-Ambts / auch die Wolthaͤt - tigkeit gantz verſchwindet. Nicht hat Er ſich verlaſ - ſen auf ſeine Geſtalt und Leibes-Kraͤften / ob er wol vor Menſchlichen Augen geſunder Complexion zu ſeyn geſchienen / und die Gicht manchen boͤſen Zufall abgefuͤhret / und alſo / ſage ich / Alters halben / wel - ches Er nur auf 52. Jahr / 8. Wochen und einen Tag gebracht / laͤnger haͤtte leben koͤnnen: So wuſte Er doch / daß es ſe eliger ſey ſterben / als leben / ſetzte alſo ſein Vertrauen auf ſeinen GOtt / und deſſen gnaͤdi - ge Diſpoſition und Willen. Nicht hat Er ſein Ver - trauen geſetzt auf eigene Gerechtigkeit / ſondern ſagte auch mit Paulo: Auß Gnaden werden wir ſeelig / durch den Glauben / nicht auß den Wercken / daß ſich nicht jemand ruͤhme. Epheſer 2. Sein Vertrauen zu GOtt / hatte auch einen guten und feſten Grund; Er wuſte / daß Er einen gnaͤdigen GOtt hatte / der Jhm auß mancher Noth / Jammer und Elende ge - holffen / manche harte Niderlage uͤberſtehen helffen; dahero Er in Kindlichem und gruͤndlichem Vertrauen zu ſeinem GOtte / ſich an deſſen / in ſeinem Wort er - theilte Gnaden-Verheiſſung hielt / verſoͤhnete ſich mit GOTT / und glaubte gewiß / daß Jhm in CHri - ſto und durch Chriſtum alle ſeine Suͤnden vergeben waͤren / troͤſtete ſich daneben / der Freudenreichen Stimme ſeines JEſu / daß Er auch an jenem Tage Jhme als einem treuen Knechte GOttes / werde den Gnaden-Lohn vor ſeine treue Dienſte geben / nem - lich die ewige Freude und Seligkeit. Wie Er dann auch ſolch ſein Vertrauen zu GOtt empfunden / nichtJnur[66]nur im Leben / und in ſeinem letzten harten Kampff und Leiden / ſondern auch im Sterben / daß Jhn nichts ſcheiden koͤnne von der Liebe und Vertrauen GOttes / ja von dem theuren Verdienſte ſeines JEſu / weil Er ſelbigen feſte in ſein Hertze geſchloſſen / alſo / daß Er Jhme / und Er mit Jhnen offters geſungen / Meinen JESUM laß ich nicht. Und dadurch bezeu - get / daß

Wer hofft in GOtt und dem vertraut
Der wird nimmer zu Schanden /
Und wer auf dieſen Felſen baut /
Ob Jhm gleich ſtoͤſt zu handen
Viel Ungluͤcks hie / hab ich doch nie
Den Menſchen ſehen fallen /
Wer ſich verlaͤſt auf GOttes Troſt
Er hilfft ſeinen Glaͤubigen allen.

Ach wol allen / die auf Jhn Vertrauen. Pſ. 2. Nun du treuer Diener deines GOttes / dem du ver - trauet / dem du gelebet / dem du treulich gedienet / dem du gelehret / und in deinem letzten Ende angeruf - fen und bekennet haſt; Dem biſt du auch geſtorben / denn unſer keiner lebet ihm ſelber / unſer keiner ſtirbet ihm ſelber / leben wir / ſo leben wir dem HErren / ſter - ben wir / ſo ſterben wir dem HErren / darumb wir le - ben oder ſterben / ſo ſind wir des HErren / Rom. 14. Kuͤrtzlich / du biſt geſtorben im Leben / darumb lebeſt du itzt im Tode; Er laſſe dich bey den Gebeinen dei - ner wolſeeligen Eltern außruhen / biß an den juͤngſten Tag / da wollen wir mit froͤlicher Stimme / beſſer alshier[67]hier ſingen: Es hats kein Auge geſehen / kein Ohr ge - hoͤret / und iſt in keines Menſchen Hertze kommen / was GOtt bereitet hat / denen die Jhn lieben. Hier aber bey uns ſols heiſſenMemoria Tui ſit & maneat apud nos in Bene - dictioneDein Gedaͤchtniß ſey und bleibe bey uns im Se - gen.

Ach ja! Dein Gedaͤchtniß wird bleiben im Kir - chen-Hauſe; Man wird deiner gedencken / wenn man die erledigte Stelle anſehen wird. Manch fromm Beicht Kind wird dich beklagen und bewei - nen / wenn ſie dich nicht mehr im Beicht Stuhl ſehen werden / und ſagen: Es iſt mir leid umb unſern lie - ben treuen Beicht-Vater / wir haben manchen Troſt / manchen heilſamen und guten Rath bey Jhme gefun - den. Jm Trauer-Hauſe; Die Waͤnde / die ſchwartzbekleideten Tiſche und Stuͤhle / das leere Eh - Bette / wird bey den deinigen noch manchen Thraͤnen außpreſſen: Da wirds viel mal heiſſen: Ach mein lie - ber Eh-Herr! Ach unſer lieber Vater! Unſer treuer Schwieger-Vater! Ach! daß Er noch lebete! Ach! wir unverſorgeten Wayſelein / unſer Vater iſt uns ja gar zu geſchwinde geſtorben! Dein Gedaͤchtniß wird bleiben Jm Grabes-Hauſe / GOTT wird endlich ſeine Hand außſtrecken / dich herauß ho - len / und alſo ſeinen treuen Diener zur Himmliſchen Seeligkeit einfuͤhren / und ſagen: Ey du frommer und getreuer Knecht / du biſt uͤber wenig getreu ge - weſen / ich wil dich uͤber viel ſetzen / gehe ein zu deinesJ 2HErren[68]HErren Freude. Ey wer wolte nicht ſagen / daß ſein Tod ein troͤſtlicher ſeeliger Tod ſey! Drumb troͤſtet euch auch hiermit / Jhr Schmertz-betruͤbten unter einander. Jch ſchluͤſſe mit dieſem Seufftzer:

Ach Bruder! Du gehſt hin / nach deines GOttes Willen /
Wer wird doch dieſen Rieß / bey deinem Hauſe ſtillen?
Bedencke deine Frau: Die Kinder ſchrein dir nach /
Wer ſol denn Vater ſeyn? Sie ſehen Ungemach
Mit Hauffen uͤber ſich / nach deinem Tod ergehen.
Wol ſprichſt du: Klaget nicht / GOTT wird wol bey
Euch ſtehen.
Goͤnnt Mir nur meine Ruh / bedencket meine Noth
Davon Jch bin befreyt. Euch laß Jch meinen
GOTT.
[figure]
[69]
MEMORIA JUSTI
Cum VIR REVEREND. CLARISS. ET DOCTISS. DN. CASPARUS KESELERUS IN P. PAULINO ARCHI-DIAC.
OPTIME MERITUS EFFERRETUR CELEBRATA a VENERANDO MINISTERIO LIGNICENSI.
LIGNITII,Expresſ. Christoph. Wætzoldi.
OCcidit heu! ſubitò inſperatâ morte, peremptus
KESLERUS Patrii Gloria Luxq́; ſoli.
Dum vixit veræ curam Pietatis habebat,
Et puræ Præco Relligionis erat.
Jam tumulô Corpus poſt aſpera fata quiescit,
Spiritus in cœlis Gaudia ſumma capit.
Qui Jonathanæo mihi junctus amore fuiſti,
Te queror ah! lacrymis, Intime Davidicis.

Extremum hoc Pietatis & Humanit atis Officiuns piis Manibus Amici & Collegæ ſuavisſimi conſecrat M. Gottfridus Richterus.

Caſpar Ceslerus.
Κατ᾽ ἀναγράμ.
Sacrâ Spe Clerus.
*
Sacrâ Spe Clerus, Ceslerus Clericus, audit,
Fitq́; citò Clerus Cleronomusq́; Poli.
Grab -[71]

Grabſchrifft.

HJer ligt ein kluges Haubt / das feſt im Glauben ſtund:
Hier ruht ein Doñernder und Anmuth-reicher Mund:
Hier ſchlaͤfft der Mann / der ſtets für ſeine Kirche wachte;
Der manche Kunſt erforſcht / doch nur an GOtt gedachte;
Der Menſchen lieb / doch GOtt noch lieber wolte ſeyn.
Herr Keßlers deutſchen Sinn betrauret manch Ge -
mütte:
Sein Tugendlicht entbrennt im kindlichen Geblütte;
Doch ſeines Geiſtes Ruhm iſt dieſer Raum zu klein.

Der gtehrteſten Keßleriſchen Verwandſchafft / zu ſchuldigen Ehren / ſchrieb diß mitleldende M. Wenzel Khal / Der Fuͤrſtl. Johannitiſchen Stiffts-Kirchen PfarrEr in Lignitz; Vnter der Edlen Deutſchgeſinnten Fruchtbringenden Ge - noſſenſchafft / Der Unſchuldige.

W dann / des HErren Knecht / wie andre Menſchen
ſterben?
Ach ja! weil dieſes wir von Adams Fall ererben.
Es iſt / und bleibet nur der Tod der Suͤnden Sold /
Da Moſes / Aaron bezahlen gleiche Schuld.
Wie offte haſt du es / ô Liegnitz / ſchon erfahren /
Da mancher treuer Knecht des HErren / iener Jahren
K 2Geſtor -[72]
Geſtorben / welche Reyh dies und vergangnes Jahr
Herr Baudis / Keſeler / das Großgeehrte Paar /
Nicht ohne dieſer Stadt und Kirchfahrt vieler Thraͤnen
Gemehret. Ach! wer wil / und kan wol anders waͤhnen /
Als daß durch dieſen Tod / und zweyten Kirchen-Rieß /
GOtt weiſe / daß ſein Zorn ergrimmet / und gewiß
Ein Ungluͤck vor der Thuͤr. Wol dem / der ſchlaffen gangen.
Betruͤbt euch demnach nicht; Was wolt ihr mehr verlangen?
Eur Herr / Eur Vater / Freund / hat als ein treuer Knecht
Erlangt die Ehren-Kron / der Prieſter Glaubens -
Recht.

Adam Thebes / Fruͤh-Prediger bey der P. und Paul Kirchen.

MOrtuus es, qvod vivus eras, Keslere, Polusq́;
Munus idem, dederat quod Tibi terra, dedit.
Servus eras, dum vivus eras, non absq́; labore:
Servus adhuc nunc es, absq́; labore, Dei.
Apoc. 7. . 15.

Honori extremo Fideliſſimi Deo Servi f. M. Andreas Baudiß / In Æde Petro-Paulinâ Diaconus.

Et[73]
ET moreris, KESLERE, Tuis & gaudia turbas:
Et Genero & Natæ gaudia blanda Tori.
Cultus cum Generis Natos pullatus obumbrat,
Cum viduâ Natas triſtia vela tegunt.
Ædibus, hei! quantus, cum jam morerére, tumultus
Extitit! Occluſæ contremuere fores.
Heic viduam, heic Natas relliquit Spiritus: illic
Cum Generis Nati congemuere Patrem.
Quid gemitis? precibus Superos ut ritè fatiget
Ipſe cupit coram fundere Vota DEO.
Utꝙ́ Gener faſces caperet modo-Paſtor avitos
Ipſe ſuo fungi munere deſierat:
Sic, ſemel eripuit Vobis quem dia Pronœa,
Cum largo Patrem fœnore reſtiruit.

M. Heinrich Aliſcher.

KESLERUS claudit miſerandæ tempora Vitæ:
Et mihiter ſanctum traditur officium.
Fortunata meæ fuerit tunc clauſula vitæ,
Alteri ubi ſanctum tradidero officium.

M. Ulrich Kutſchreuter.

K 3OFFI -[74]

OFFICIUM PIETATIS.

ACh bitter Schmertz! ach harter Fall!
So wie ein Blitz / und Donner-Knall /
Durch Bein und Marck / und Hertz / und Adern drin - get /
Den frohen Mund zu Trauer-Liedern zwinget.
Mein Auge wird ein quellend Thraͤnen-Faß /
Und Blatt und Kiel von Hertzens-Blute naß.
Die freye Zung / und goͤldne Mund /
Der Roſen wie auch Myrꝛhen kunt[]
Jn rechter Zeit mit Anmuth laſſen flieſſen /
Und ſuͤſſen Troſt auf Creutzes Wermuth gieſſen /
Schleußt ſich / ach Schluß! ach harter Schluß! nun zu:
Der Knecht der nie geruht / ſucht Grabes-Ruh.
Der Fromme wird hinweg gerafft /
Der als ein Loth viel Guts geſchafft:
Da ſich auf uns die Ungluͤcks-Schalen gieſſen /
Laͤßt ſich ins Grab der treue Beter ſchlieſſen.
Ach Schad! es waͤchſt nicht auf in einer Nacht /
Ein Mann / der treu fuͤr Stadt und Seelen wacht.
Doch laͤßt der Rieß / wie groß er ſcheint /
Darumb manch Aug und Hertze weint /
Sich wiederumb verheilen und verwinden.
Die Wunde wil / der ſo ſie ſchlaͤgt / verbinden /
Und Liegnitz / dich auff deiner Kirchen Aun
Die Hirten-Treu noch ferner laſſen ſchaun.
Wo aber iſt in Gilead
Ein Balſam / ſo die Tugend hat
Das[75]
Das tieffe Leyd der Freundſchafft zu beſtillen?
Wer ſol allhier die leere Stelle fuͤllen?
Das gantze Hauß hat Traurens-Nacht bedeckt /
Weil ſich ſein Licht ins finſtre Grab verſteckt.
Jch bin ein Weib das Leyde traͤgt /
Die GOttes Hand ſehr ſchmertzlich ſchlaͤgt /
Mein halber Theil wird hin ins Grab getragen /
So hoͤrer man die traurge Witwe klagen:
Mein Haupt / mein Hertz / mein Eh-Schatz gehet hin.
Glaubt / daß ich itzt mehr todt / als lebend bin.
Wie ſehnlich klagt der Kinder Reih /
Ach Schutz / ach Rath / ach Vater-Treu!
Wir gehen nun wie Schaffe ſonder Hirten:
Wer wird / wer wil mit Rathen uns bewirthen?
Der Freunde Schaar ſtreut Aſchen in die Lufft:
Jhr Hoffnung / Cron und Haupt faͤllt in die Grufft.
Und wie iſt mir ſo weh geſchehn /
Daß ich dis Licht nicht mehr ſol ſehn /
Und Vaters Rath in Kummer faͤllen pflegen?
Jn welche Schoß ſol ich mein Haupt nun legen?
Ein redlich Hertz ein unverfaͤlſchte Bruſt /
Jſt wenig itzt der letzten Welt bewuſt.
Was aber hilfft der Thraͤnen-Bach /
Ein Lied gefuͤllt mit Weh und Ach?
Was dienen hier die viel vergoſſnen Zehren?
Es wird kein Mann / kein Vater widerkehren.
Der werthe Freund / der treu erkandte Sinn /
Jſt / wo der Menſch nicht wiederkommet / hin.
Jſt aber denn auch gar kein Licht /
Das durch die Nacht des Traurens bricht?
Stuͤrtzt gleich der Sturm des Baumes Haupt darnieder /
So bringt der Lentz die gruͤnen Zweige wieder.
Wann[76]
Wann Segel / Maſt / und Tau zu Grunde gehn /
So kan das Schiff vorm Ancker feſte ſtehn.
Ja wol / es hat auch hier nicht Noth:
Herr Keßler iſt / doch GOtt nicht / todt.
Der Mann geht hin / GOtt tritt an ſeine Stelle /
Und legt ins Oel und Mehl die Segens-Quelle.
Ob Vaters Rath und Freundes Treu uns laͤßt /
So ſtehet noch der Hoͤchſte nah und feſt.
Laßt immer hin die arge Welt /
Die nichts von GOtt und Prieſtern haͤlt /
Die milde Hand vor euch / Jhr Wayſen / ſchlieſſen:
Vom Himmel wird ein Liebes-Bruͤnnlein flieſſen.
Diß hat zu Lohn ein fromm und treuer Knecht /
Daß / wenn Er fault / noch gruͤnet ſein Geſchlecht.
Drumb ſtellt das Leyd Betruͤbten ein.
Auf Waſſer folgt ein Freuden-Wein.
Den ihr beklagt / ſteht bey den Cherubinen /
Jm Prieſter Chor die Tag und Naͤchte dienen.
Jhm iſt nun wol der Seelen nach / bey GOtt.
Bey deſſen Schutz hats auch mit Euch nicht Noth.
Jhr aber / die des Hoͤchſten Hand
Verknuͤpffet durch das Heyraths Band /
Laßt uns in Fried und Freundſchafft ferner leben.
Und dem was GOtt geſchickt / nicht wie derſtreben.
Das Haupt iſt hin: Doch ſind noch unſer drey.
Ein dreyfach Band reißt auch nicht leicht entzwey.

Bey dem ſeel. Abſchied ſeines treueſten und aller - wertheſten Hn. Schwaͤhers entwarff alſo ſei - ne Gedancken M. David Schindler / Damahlen Archi-Diac. zur L. Frauen / itzo bey ſelbiger Kirchen Paſtor und Senior.

Ach[77]
ACh! iſt diß des Hoͤchſten Schluß / daß mein hochbetruͤbter Geiſt
Soll / ſtatt eines Freuden-Liedes / eine ſchwartze Grabſchrifft ſetzen?
Ach! iſt diß die erſte Pflicht / die den Sohn ein Vater heiſt?
Daß ich ſoll / nicht gruͤnen Myrten / ſondern der Cypreß einaͤtzen?
Eh ich kam in Eydams-Orden Bin ich ſchon verwayſet worden.
Denn ſo ſprach der ſchwache Mund / der mir Vater-Treu ver - ſprach / Als noch Tod und ſchwere Schmertzen Zung und Mund frey reden lieſſen:
Er / meiñ Sohn / wird leyder mir traurig můſſen ſehen nach /
Und noch / eh Er mich erkennet / meiner Sorg entbehren muͤſſen;
Weil ich mich GOtt muß bequaͤmen /
Und nun laſſen von euch nehmen.
Klaͤglich / daß Er unterdeß wird den Kindern gleiche ſeyn /
Denen Mutter-Pfleg entgehet / ehe ſie die Mutter kennen /
Schmertzlich / daß Er mich hinfort ſuchen ſol bey Grab und Stein /
Und mit halb verbrochner Stimme einen Todten Schwaͤher nennen.
Doch laß Er des Hoͤchſten Willen
Alle Sorg und Aengſte ſtillen.
Aber harter Schluß fuͤr mich! Harter Schluß zu dieſem Ziel!
Wenn / wer Kindſchafft ſucht zu finden / muß zuvor zur Wayſen werden /
Wenn der tauſend Schmertzen fuͤhlt / der viel Troſt empfinden
wil /
Wenn der Hoffnuñgs-Ancker ſinckt / wenn das Haupt faͤllt in die Erden /
Wenn der / dem man langes Leben
Wuͤntſchet / gutte Nacht wil geben.
Doch es ſey nach GOttes Schluß / ſolche Noth auff mich getheilt /
Wenn nur auff der andern Seiten alles wol und gut gelinget.
LWeiß[78]
a
aWeiß ich doch und glaube feſt / daß GOtt ſchlaͤgt und wieder heilt.
Schafft Er / daß die Thraͤnen-Saate eine Freuden Erndte bringet /
b
b
Wird nach dieſem Angſt-Betruͤben
Mich GOtt deſto feſter lieben.
Ward gleich unſer Freuden-Feſt durch des Vaters Tod geſtoͤrt[?]
GOtt gefiel des Vates Seele bey des Lammes Mahl zu haben /
c
c
Daß ſie (iſts nicht koͤſtlicher?) wuͤrd auff himmliſch Art geehrt /
Und ſich / wie ſie ſchnlich wuͤntſehte / moͤcht aus GOttes Brunnen la - ben.
Denen / die man liebwerth ſchaͤtzet /
Goͤnnt man’s / wenn ſie GOtt ergoͤtzet.
Jch / der ich ſchon in der Welt ein und ander Vater-Hertz
Habe / nach des Hoͤchſten Willen / mit viel Kuͤmmerniß verlohren /
Klage billich ſolchen Fall / und beweine dieſen Schmertz:
Schließ[]jndeſſen: GOttes Schluß habe mir zu gutt erkohren /
Daß den Vater / den ich wolle /
Jch nur droben ſuchen ſolle.
aHoſ. VI, 1.
a
bPſal. CXXVI, 5.
b
cOffenb. Joh. VII, 17.
c

Mit dieſem wenigen aus der letzteren Vnter - redung gezogenen Trauer-Reimen bekla - get den Verluſt ſeines zwar hertzlich gelieb - ten / aber ach allzugeſchwinde / und ſchmertz - lich entriſſenen / ſel. H. Schwiger-Vaters / deſſen nachgelaſſener Eydam Gottfried Geißler / Mittags-Prediger des Fuͤrſtl. Stiffts zu S. Johann.

Proh! [79]
PRoh! inconſtantis fallacia lumina Sortis:
Dilectum PATREM mors violenta rapit.
Auxilium quando depoſcit debilis ætas,
Auxilium heu! rapitur falce furente Necis.
Mittimus aſt quare triſti de corde querelas?
Et placet haud nobis, quod Domino placuit?
Nam ſibi Dilectos ad ſe trahit almus Iöva:
Nec ventura ſinit tela dolere Crucis.
Incolit æternum nunc pulchra habitacula Chriſti:
Et monſtrata aliis gaudia, lætus agit.
Proſpiciet nob is cœleſtis Dextra Parentis:
Non ſolet hæc prolem deſeruiſſe Pii.

His paucis Beati Dom. Parentis obitum Lachrymabundus conqueritur Filius animo mœſtisſimus Caſparus Keſelerus.

WEnn andre umb ſein Grab / Herꝛ Vater / muͤhſam
ſind /
Kan ich vor Wehmutt nichts / als Thraͤnen laſſen
flieſſen /
Daß ich ſo zeitlich ſol die Vater-Treu vermiſſen:
Nun GOtt wird kuͤnfftig ſeyn mein Vater / ich ſein Kind!

Gottfried Keßler.

Epi -
[80]
Epigraphe Sepulcralis in Templo Mariano.
Deo Resusc. S.
EXUVIAS SUAS
Ad Pedes Utriusq. Parent.
Ipsa Morte Non Extinctæ Pie -
tatis Argumento Huc Inferri Vol.
Animam Vero Cæleste Depositum
Cælo Reddidit
Vir Rever. Clariss. Et Doctiss.
DN. Caspar Keselerus
Theolog. Sincerus Pius Fidelis
Fama Vitæ Deo Et Proximo Impensæ
Apud Superstites Suos Bonosq.
Omnes Perstat
Egit Pastorem In Pago Tintz
Inde Diac. Et Archi-D. In Hac Æde
Demum Archi-D. Ad DD. Pet. Et Pauli
Illic IV. Isthic XX. Hic IV. Annos
Ub iq. Boni Servi Officio Functus
Pie Defunctus Est Febri Maligna
A. O. R. M DC LXXVIII. Non. Octob.
Cum Vixisset A. LII Hebd. VIII. D. I.
Et In Coniugio Coniunctiss.
Cum URSULA PRELLERIA
A. XXVIII. Mens. IV. Hebd. II. D. IV.
Vidua Libb. Utriusq. Sexus VI.
Et III. Generi
Æterni Amoris Signum
M. H. P. C.

About this transcription

TextFröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes
Author Gottfried Richter
Extent80 images; 16607 tokens; 5166 types; 112746 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationFröliches Himmlisches Bewillkommen/ Treuer Prediger und Knechte Gottes Gottfried Richter. . 80 Christoph WätzoldtLiegnitz1678.

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Universitätsbibliothek Breslau Universitätsbibliothek Breslau, 4 W 2062/2 / 539562

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Leichenpredigt; Gebrauchsliteratur; Leichenpredigt; ready; aedit

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  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
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