PRIMS Full-text transcription (HTML)
Guͤldener Handwercksboden.
Das iſt: Eine Allgemeine Wolgegruͤndte / Nuͤtz - liche vnd Anmutige Betrachtung / aller vnd jeden / zu Nutz / Nothdurfft / vnd Wolfarth / auch Zierd / Wolſtand vnd Ergetzligkeit des Meuſch - lichen Lebens / Wandels / vnd Auff enthalt / Erfundenen / verbeſſerten / vnd bißhero getriebnen / Handwercks Kuͤnſten. Aus heiligen Wort Gottes / vnd vielen andern Schrifften / Monumenten, Hiſtorien vnd diſcurſen. GOtt dem Allmaͤchtigen / Allerweiſeſten / Gnaͤdigſten / als gebern aller guten Handwerckskuͤnſten / zu danckbaren Lob vnd Preis.
Allen Kuͤnſtlern vnd Handwerckern / Manns vnd Weibs - perſonen / zu billichem Ruhm vnd Ehrngedaͤchtnis. Sonderlich auch etlichen / bey gegenwertigen verderblichen laͤufften ſteckenden vnd nothleidenden Kuͤnſtlern vnd Handwerckern / zu wolgemeinten Troſt. Vnd ins gemein jederman zur nuͤtzlichē vnd ergetzlichẽ Erinnerung. Sampt einem Regiſter der Capiteln / nach der Vorrede.
Leipzig/ in Verlegung desAutoris, Anno C. 1629.
(Pſal. XC. )
Der HERR vnſer GOtt ſey vns freundtlich / vnnd foͤrdere das Werck vnſer Haͤnde bey vns / Ja das Werck vnſer Haͤnde wolt er foͤrdern.

Denen Durchlauchtigen / Hochgebornen / Fuͤrſten vnd Herren / Herrn Johann Georgen / Herrn Auguſten / Erwehlten vnd Poſtulirten Ertzbiſchoff zu Magdeburg / Primati in Germanien. Herrn Chriſtian / Herrn Moritzen / Allen Gebruͤdern / Hertzogen zu Sachſen / Guͤlich / Cleve / vnd Berg / Landgrafen in Thuͤrigen / Marggrafen zu Meiſſen / Gra - fen zu der Marck vnd Ravensberg / Herrn zu Ravenſtein / ꝛc.

DVrchleuchtige / Hochgeborne / Gnaͤdige Fuͤrſtē vnd Herren / wañ die H Goͤttliche Schrifft / im Buch der Weiß -Cap. 13. heit / bezeuget / daß Gott der HErr aller Schoͤne Schoͤpfer / Meiſter / vñ Bereiter / vnd ſolches an ſeinen Wercken zu erkennen ſey / wil ſie hiermit allerley menſchliches Standes Perſonen in dieſe gegenwertige ſichtbare Welt / alſo vnd zu die -(a) ijſemVorrede.ſem intent einfuriret haben / daß man bey taͤglicher Genieſſung vnd Gebrauch der ſamptlichen Geſchoͤpffe Gottes ſelbige aus rechten Menſchlichen Verſtand je lenger je nach dencklicher betrachten lernen ſoll. Wel - ches wann es geſchicht / wird man nach befindung / auch zugleich bezeugen muͤſſen / daß ſolche Mundi Fa - brica, das iſt / zubereitung Himmels / Erden / vnd aller darin beſchloſſenen Dinge / eigentlich eine rechte Kunſt Kammer Gottes des HErrn ſey / darinnen beydes / als / Myſteria, viel Geheimnisreiche Din - ge / Gottes Weißheit vnd Allmacht zu erkennen / vnd auch Miniſteria, viel zur Wolfart nuͤtzliche vnd dien - liche dinge ſeind / Gottes vaͤterliche Lieb vnd Guͤtig - keit zu preiſen. Ob aber nun wol Gottes des HErrn Weißheit weder gruͤndlich erforſchet / noch auch deſ - ſen Guͤtigkeit gnugſam geruͤhmet werden mag: Je - doch ſo wil dieſes des Menſchen fuͤrnehmſte Gebuͤhr eine ſeyn / daß er nicht nachlaſſen ſol / ſolchem nachzu - dencken / vnnd in ſolcher Kunſt Kammer GOTtes (welche freylich maximæ conſiderationis iſt) mit rech - tem Verſtandt ſich vmbzuſehen.

Da jhme denn fuͤrkommen vnd ſich præſentiren werden / erſtlich / Naturæ ludentis jucunda ſpectacula, das iſt / viel liebliche Schawſpiel oder Spielarbeit der Natur / als welche ohne Menſchen Haͤnde alſo zube - reitet: vnd /

Fuͤrs ander / Artis laborioſæ præclara opera, das iſt / viel treffliche Werck der arbeitſamen Kunſt / als wel - che durch Menſchen Haͤnde außgekuͤnſtelt ſeind.

GleichVorrede

Gleich wie aber nun Gott der HErr / mit dem Wercke der Schoͤpffung fuͤrgehet / vnd alle ſeine Cre - aturen fuͤrnehmlich des Menſchen Wolfarth zu gu - ten kommen leſt: Alſo ſollen billich der Menſchen Haͤndewercke vnnd Kuͤnſtlereyen / auch zu Menſchli - chen lebens wolfertigem Gebrauch vnnd Nutzung dienlich vnd behuͤlfflich ſeyn. Welches weil es Got - tes H. Wort / auch der Menſchliche Wandel des zeit - lichen lebens ſelbſten erfodert / als kan es nicht fuͤr vnnoͤtig geachtet werden / ſelbiges in etwas gruͤndli - chere Betrachtung zu ziehen / darzu deñ dieſes Werck - lein auch gemeinet iſt.

Weiln denn / Durchleuchtige / Hochgeborne Fuͤrſten / Gnaͤdige Herren E.E.E.E. F.F.F.F. G. G. G. G. Hochloͤblichſte Vorfahren / Chur - vnnd Fuͤrſten zu Sachſen / eine ſo gantz Herrliche / Fuͤr - treffliche Kunſt Kammer zu Dreßden angerichtet / in welchem Theatro viel kuͤnſtliche Arbeit (wie auchExod. 35. 2. Chron. 2, Sapient. 7. & alibi. die H. Schrifft von dergleichen redet) mit verwun - derung zu ſchawen / fuͤrhanden ſeind / vnd gezeiget wer - den / auch ſolcher Ort weit vnnd breit deßwegen be - ruͤmbt / vnnd ein ſonderbares Merckzeichen iſt / daß nicht allein deroſelben E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. hoͤchſt geehrter Vorfahren Gemuͤther / zu Kunſt vnd kuͤnſtlichen Wercken recht Fuͤrſtliche belie - ben vnd zuneigung getragen / ſondern daß auch E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. in gleichen loͤblichen Fußſtapffen fort zu ſchreiten (nemlich / Kunſt vnd kuͤnſtliche Wercke zu lieben vnd befoͤrdern) gedencken / darzu ſie denn auch von den Gnaden Gottes / mit ei -(a) iijnemVorrede.nen Guͤldinen Fußboden oder Schemel (wie von Koͤ -2. Cron. 9. nigs Salomonis Sitzthron gemeldet wird) das iſt / mit ſolchem vermoͤgen geſegnet ſeind / etwas auff loͤ - bliche vnd nuͤtzliche Kuͤnſte zu wendẽ. Als habe ſolche beydes der kuͤnſtlichen vnd auch gemeinen Handwer - cke / allgemeine Betrachtung / vnter der VberſchrifftDas Hand - werck hat ein Guͤlden Bo - den. des Guͤldenen Handwercksbodens (nach dem alten wahren Ehrn Wort alſo genant) E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. ich dediciren vñ vnterthanigſt præſentiren wollen / demuͤtig bittend / E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. geruhen jhnen ſolches Gnaͤ - dig belieben zu laſſen / auch hertzlichſt wuͤndſchend / Gott der Allmaͤchtige wolle / ſampt derſelben Churf. hoͤchſtgeehrten vaͤterlichen Liebden / E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. in dieſer vnd kuͤnfftiger Zeit / mit ſeinem H. Geiſt regieren / mit ſeinen H Engeln be - leiten / vnd mit ſeiner Vaterlichen Hand ſchuͤtzen vnd Segnen / mit allen Geiſt vnd Leiblichen zunehmem vnd gedeylichen wolergehen. Leipzig / den 1. Febr. nach Chriſti vnſers Erloͤſers Geburt / Im 1629. Jahr.

E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. Vnterthaͤnigſter M. Paul Kentz. Autor.

Regiſter der Capitel.

fol.
  • I. Von Arbeit vnd muͤſſiggang ins gemein. 1
  • II. Daß die Jugend neben andern ehrlichen vnnd nothwendigen Handtierungẽ auch zu Handwercken ſol gehalten werden17
  • III. Daß Kuͤnſte vnd Handwercke Gottes Gaben ſeyn / der auch allerhand Matertalien darzu erſchaffen / vnd was darbey zu bedencken35
  • IV. Von den Eltiſten / fuͤrnembſten / noͤtigſten vnd beſten / auch von newen kuͤnſtlichen vnd gemeinen Handwercken vnd Er - findungen / auch von manchfeltigen vortherlhafften vorbeſ - ſerungen derſelben42
  • Item / von Ordnung vnd abtheilung der Handwercker80
  • Item / woher die meiſte Handthirung vnd Handwercke getrie - ben werden83
  • Item / von vernewrung vnd verbeſſerung der Handwercks kuͤn - ſten. V. Etlicher alter vnd newer fuͤrtrefflichen vnd kuͤnſtlichen Werck - ſtuͤcken Gebaͤwden / Handarbeiten / Beſchreibung / Ruhm vnd Gedaͤchtnis98
  • Item / von etlichen newen kuͤnſtlichen Erfindungen vnd Wer - cken105
  • VI. Von mancherley Voͤlckern / Laͤndern vnnd Staͤdten / welche von wegen allerhand Kuͤnſtlerey vnd Handgewercken ſonder - lich beruͤmbt / wie auch eins vor den andern etwas beſonders koͤnne vnd treibe / auch eins vom andern dergleichen ablerne vnd nach mache / auch von einem Ort an das ander kom̃e129
  • VII. Von mancherley kuͤnſtlereyen vnd Handwercken nothwen - digkeit / bey allerley Staͤnden der Menſchen / auch auff Rei - ſe Schiff - vnd Seefahrten / in Kriegszuͤgen / zu Hauß vnd in der Frembde / auch ſonſten in allerley faͤllen nach gelegen - heit der Orten vnd laͤufften167
  • Item / von rechten werth vnd gebrauch der Metallen / nem - lich / des Golds vnd Silbers /177
  • ItemRegiſter der Capitel.Item / ein ſchaͤdliches vnnoͤtig Handwerck / in Teutſchland ſon - derlich gebraͤuchlich / nemlich / verfelſchung des Weins183
  • VIII. Von etlichen Potentaten vnd hohes Standes Perſonen / auch Edelen / Regenten / Hochweiſen / Gelarten / vnd andern fuͤrnehmen leuten / welche der Kuͤnſtler vnnd Handwercker Liebhaber / auch zum theil Nacharbeiter geweſen / wie auch et - liche aus Handwercken hoch ankommen / vnd dergleichen185
  • IX. Wie Herrſchafften vnd Regimentsperſonen ſollen Befoͤrderer / Vnterhalter vnd Handhaber ſeyn aller nuͤtzlichen / nothwen - digen / ehrlichen / kuͤnſtlichen vnd gemeinen Handwercken / wie auch reiche vnd vermoͤgliche Leute / bey nothleidenden vnd verarmeten Handwerckern das beſte thun ſollen198
  • X. Von des Frawenzimmers vnd der Weibsperſonen Kuͤnſtlerey - en / arbeit vnd Handgewercken214
  • XI. Von der Handwercker Stecken vnnd Nothleiden / woher es komme / vnd weſſen ſie ſich hierinnen erinnern / verhalten vnb troͤſten ſollen230
  • XII. Daß der Handwercker Sta[nd]ein[ehr]licher Nehrſtand ſey / wie ſelbige ſich darbey Chriſtlich verhalten ſollen / vnd jhnen in ſolchem Stand wol ſeyn koͤnne / wo ſie es erkennen239
  • Item / Beſchlus / von der Kunſt vnd Schul der Meiſtergeſaͤuge vnd Singer.

An den goͤnſtigen Leſer.

Dieweil etliche Woͤrter vnd allegata in drucken verſehen / vnd vnge - legenheit halben nicht alles corrigiret worden / als wolle der verſtaͤndige Leſer fuͤrkommende errata vnd fe[h]ler ſelbſten goͤnſtiglich endern vnd beſſern.

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Cap. I. Von Arbeit vnd Muͤſſiggang ins gemein.

DAvid der Koͤnigliche Prophet /Pſal 123. & Sap. 13. im 123. Pſalm / thut die Vermahnung / daß / wie die Augen der Knechte vnnd Maͤgde auff die Haͤnde jhrer Herꝛen vnd Frauen ſehen: Alſo ſollen auch vnſer Augen auff GOtt den HERRN / vnd auff die Wercke ſeiner Haͤnde achtung haben. Wenn wir nun das thun / ſo befinden wir / daß GOtt der HERR nicht muͤſſig ſey / ſondern wie in Erſchaffung / alſo auch in Erhaltung ſeines Geſchoͤpffs / Himmels / Erden vnd aller anderer Creaturen / bißher wircke / wie auch ſein lieber Sohn / vnſer HERR vnd Heyland bezeuget / im Evangelio, AußJohan. 5. welchem wir denn zu mercken / daß die Menſchen / als zu GOttes Bilde erſchaffen / von jhme ſollen arbeiten / die Haͤnde gebrauchen / vnnd mit denſelben etwas redlichs ſchaffen vnnd wercken / den Muͤſſiggang aber fliehen vnd vnd meyden lernen / darzu wir denn auch ſonſten auß Hei - liger Schrifft offtmals vermahnet werden.

Ob aber ſchon die Arbeit mancherley / jedoch ſo iſt dieAHand -2Von Arbeit vnd MuͤſſiggangHandarbeit die gebraͤuchlichſte vnd gemeineſte. Daher ge - ſagt wird: Homini manus laborandi causâ conceſſa, ut ala volucri volandi causâ. Das iſt: Dem Menſchen ſeynd die Haͤnde zur Arbeit / wie die Fluͤgel dem Vogel zum flie -De opific. Dei, cap. 5. & 10. gen angeſchaffen. Vnd Lactantius ſagt: Homini manus ad faciendum operandumq́; ſunt natæ: Vnd ferꝛner: Hominis manus rationis ac ſapientiæ miniſtræ ſunt, ſicut ſpeciei decoræ, ita utilitatis quoq́; maximæ, o - mnem tenendi faciendiq́; rationem tenentes. Das iſt: Deß Menſchen Haͤnde ſeynd Dienerin der Vernunfft vnd Weißheit / haben eine ſchoͤne bequeme Geſtallt / vnd groſſenLib. de propriet. rerum, ex Iſidoro. Nutzen / als mit welchen man alles halten / machen vnd ar - beiten kan. Vnd Barthol. Anglicus, ſagt: Manus dici - tur, quòd ſit totius corporis munus, das iſt: Der Hand Ampt iſt / den gantzen Leib Handhaben / vnd demſelben fuͤr - ſtehen. Vnd Cœlius Rhodig. Manuum beneficio atq́;Ant. Lec. l. 2. c. 23. artificio naturæ ſupellectilem undique nobis vendica - mus: & quicquid ferè mundi vaſtitas complectitur, manuum ſolertiâ noſtri fit juris. Das iſt: Der gantzen Natur zugehoͤr / ja was in der weiten Welt iſt / kan man durch der Haͤnde Arbeit / Dienſt vnd Huͤlff uͤberkommen. Derowegen ſie auch nicht laͤſſig / ſondern fleiſſig ſeyn / vnndProv. 10. etwas zu arbeiten haben ſollen. Vnd weil alſo die Natur will arbeitende Haͤnde haben / der Menſch auch ſolche membra & inſtrumenta, das iſt / tuͤchtige Gliedmaſſen hat zu arbeiten / vnnd inſonderheit erſchaffen nicht zur Faulkeit vnd Muͤſſiggang / ſondern etwas zu thun / arbei - ten vnd Handthieren / ſo ſtehet einem freyen guten Gemuͤth nichts beſſers an / denn daſſelbige noch beſſer zieren / alſo / die Sinne vnnd Vernunfft zwar / mit guten Kuͤnſten vnnd Wiſſenſchafften / den Leib aber vnd die Haͤnde mit Kuͤnſtli -cher3ins gemein. Cap. I. cher nutzlicher Arbeit zu uͤben. Fuͤrnemlich aber will Gott der HErꝛ dem Menſchen / auß groſſen vnnd wichtigen Vr - ſachen ſolche Hand / vnd Leibs-Arbeit aufferlegt haben / als nemblich:

Erſtlich / vmb der Suͤnde willen / deren wir vns in vn -1. ſer Angſt / der Leibs Arbeit vnd Naſenſchweiß zu erinnern / vnd vrſachen / ſelbige zu beweinen / haben ſollen / vnd das we - gen Verbrechung vnd Vngehorſams gegen das ernſtliche Verbot Gottes / weil die erſte Menſchen / Adam vnd Eva / jhre Haͤnde zur Verbottenen Frucht außgeſtreckt / wir der - ſelben Nachkommen von dannenhero / vnnd biß ans Ende der Welt / vnſere Haͤnde mit arbeitſamen Kummer bela - den / das Leben mit vnd in der Arbeit hinbringen vnd erhal - ten ſollen. Vnd weil der Leib vnd deſſelben Glieder / in vie - len ſtuͤcken der Suͤnden Knecht ſeynd: Vnd jhren willen off - termals thun / mit der Haͤnde werck Gott erzuͤrnen / vnd viel dings mit Gottloſen Haͤnden gemacht wiꝛd: So muß der LeibSapient. 15 Cap. Prediger Salom: Cap. 6. v. 7. Syac. 7. v. 〈…〉〈…〉. hinwiderumb gleichſam zu einer zeitlichen Buß mit arbei - ten ſich mergeln / vnd abmatten: Darumb ſo laut et es auch alſo: Arbeit iſt einem jeglichen aufferlegt. vnd: Ob dirs ſauer wird mit deiner Arbeit / das laß dich nit verdrieſſen / deñ Gott hats ſo geſchaffen. Vnd nach dem alten dicterio: Per quod quis peccat, per idem punitur. das iſt: Wormit einer uͤber - trit / darmit muß er auch buͤſen.

Daheꝛ vermahnet der H. Beꝛnhaꝛdus: Laborantibus mas nibus etiammens ſuo operi ſit intenta, neq́ vacet ocio, ſed cauſam laboris cogitet in labore, ut ipſa ei pœna, quam pa - titur, culpam, pro quapatitur, repræſentet. Das iſt: In der Leibs vnnd Hand Arbeit / ſoll man auch an die vervrſachung der Arbeit / welche iſt die Suͤnde gedencken / damit wir bey der Straffe / auch die Schuld erkennen moͤgen.

A ijZum4Von Arbeit vnd Muͤſſiggang
II.

Zum andern / vmb vnſers Leibs vnd Lebens Nutzen vnd Geſundheit willen. Denn die da arbeiten / vnd etwas gewiſ - ſes fuͤrnemen / vnd zu thun haben / bleiben deſto laͤnger bey jh - res Leibs Staͤrcke vnd Geſundheit: Durch die Arbeit werden die vbrige humores od feuchtigkeiten fein verzehꝛet / vnd ſeynd die Arbeitſame vnd vnmuͤſſige Leute den Fluͤſſen weniger vn - terworffen / denn andere muͤſſige vnd Faulentzer / gleich wie auch die ſtehende Waſſer faͤuler vnd ſtinckender ſeynd / denn die flieſende Ja es ſchmeckt vnd bekom̃t auch einem Arbeitſa - men das Eſſen / Trincken / vnd der Schlaff wol / denn er jſſetCap. 5. hungerig / trincket durſtig / vnd ſchlaͤfft muͤde; wie der Predi - ger Salome ſagt: Wer arbeitet / dem iſt der Schlaff ſuͤſſe.

Dionyſius der Tyrann in Sicilia, beſtellet einsmals einen Laconiſchen Koch (welche Leute hart zu arbeiten vnd ſchlecht zu leben gewohnet waren) vnd begehrte bald / er ſol - te jhm ein gut Gericht Eſſen auff Laconiſch machen; Der Koch thete es. Als aber Dionyſius ſolches Eſſen koſtet / vnd jhme nicht wol ſchmeckete / verwundert Er ſich vnd fragte / was doch die Lacedemonter vor Luſt an ſolchem Eſſen hetten? Darauff jhme der Koch antwortet vnd ſagt: Olieber Koͤnig / es mangelt dieſem Eſſen nichts / denn die rechte Lacontſche Wuͤrtze / das iſt / daß du deinen Leib nicht zuvor / wie die Laco - ner / wol geuͤbet / oder außgearbeitet; Denn jhnen das Eſſen nur auff Hand vnd Leibearbeit wol ſchmecket vnd bekom̃et.

III.

Zum dritten / vmb der Nahrung willen. Deñ ob wol Gott d Herꝛ vns auch ohne vnſere Arbeit vnd Muͤhe / allezeit koͤn - te ernehren / vnd beſcheren / was zur Leibes vnd Lebens vnter - haltung nothduͤrfftig iſt / wie es jhme keine Kunſt iſt / vnd offtGeneſ. 1. & c. S〈…〉〈…〉 ed. 16. bewieſen worden / auch die H. Schrifft es bezeuget / in der er - ſten Schoͤpffung / mit dem Manna oder Him̃elbrod / Wach - teln / vnd andern Exempeln. So will ers doch nicht thun / ſon -dern5ins geméin. Cap. I. dern verkaufftvns (wie auch die klugen Heyden hievon geredDij labe ribus ve - dunt ſua bona. Pſal. 127. &, 128. Citante Theatro vrbium. Proverb. 10 & 14. Pſal. 128. Geneſ 3. Eccleſi. 9. Glo. Luth. tom 12. ger. Wit. fol. 146. Eſa. 4. IV. haben) ſeine Gaben vnd Segen vmb vnſer Arbeit / daß man alſo / wie durch andere / alſo auch durch die Hand Arbeit die Nahrung haben moͤge / Krafft ſeines Segens / der dabey ſeyn will. Muͤſſen vnd ſollen alſo (wie Florian. de Campo ſchreibt) Muͤhe vnd Arbeit ins gemein die mittel ſeyn / deß Menſchlt - chen Lebens wolfarth: (Labor & exercitatio omniũ huma - norum bonorum ſunt jnſtrumẽta) Daher auch die Schrifft ſagt: Laͤſſige Hand macht arm / aber fleiſſige Hand macht reich. Item: Wo man arbeitet / da iſt genug. Vnd: Du wirſt dich nehren deiner Hand Arbeit. Vnd ſoll ſeine Nahrung ein jeder mit eigner Hand ſuchen / erarbeiten / vnd gewinnen / daß er im Schweiß ſeines (nicht eines andern) Angeſichts ſein Brodt eſſen moͤge / das iſt: Welches du mit deiner Arbeit er - worden haſt; Alſo ſagt auch Eſaias: Wir woͤllen vnſer Brodt Eſſen.

Zum vierdten / Will Gott durch vnſer muͤhe vnd Arbeit / ſo wir auff dem Halſe in vnſerm Beruff haben / der uͤbrigen Suͤnde / ſo noch in vns iſt / geſteuret vnd gewehret / vnd vnſer Fleiſch vnd Blut / oder / den Alten jrꝛdiſchen Adam / noch taͤg - lich / dieweil wir auff Erden leben / getoͤdtet haben / vnd vns zum neuen vnd ewigen Leben / nach dem neuen vnd Him̃li - ſchen Adam / gleich zu bereiten laſſen / vnd ein ſehnliches ver -Syrac. 33. Pſal. 128. langen / von dieſer Welt abzuſcheiden / in vns erwecken / ꝛc. Deñ wie der Muͤſſigang viel boͤſes lehꝛt: Alſo lehꝛt die Leibs vnd ander Arbeit eines ehrlichen Beruffs viel guts.

Daher ſagt Augnſtinus: Propter hoc de Paradyſo pri - mus parens Adam eiectus habitavit contra Eden, id eſt, con - træ ſedem deliciarum, ut per hoc ſignaretur, quod in labori - bus qui ſunt deliciis contrarii, erudienda eſſet caro peccati. Das iſt: Darumb iſt der erſte Menſch auß dem Paradeiß ge -A iijtrieben6Von Arbeit vnd Muͤſſiggangtrieben / vnd hat gegen Eden / das iſt / gegen den wolluͤſten - ber / vnd von denſelben abgeſondert wohnen muͤſſen / anzuzei - gen / daß das Suͤndliche Fleiſch durch Leibsarbeit muͤſſe zum guten abgerichtet werden.

Wer nun alſo arbeitet / der thut recht vnd wol / vnd kan vnd ſoll es gut haben / folget hierinnen Gottes willen vnd befehl / behelt Gott zum Freund / vnd die H. Engel zu Waͤch - tern: Vnd vergehen hiermit / viel boͤſe Gedancken / Vorne - men vnd Luͤſte / welche ſich ſonſten bey Muͤſſiggaͤngern / finden zu Suͤnden / Schanden vnnd vielen Vnrechten. Wie Ambroſius ſagt: Qui laboribus inſiſtunt, decli - nantà malis cogitationibus, das iſt: Wo man ſich begibt auff Arbeit / da weichen boͤß gedancken weit. Vnd Bernhardus ſchreibt: Superni cives ſæpè laborantes dignantur ſuo allo - quio, das iſt: Die H. Engel ſeynd offt den Aꝛbeitendẽ erſchie - nen / mit freundlichẽ zuſpꝛechen. Vnd es beweiſet ſich taͤglich allzuwaar / was geſagt wird: Ocia dant vitia. Et: Homines nihilagendo, malè agere diſcunt. Et: Res age, tut us eris.

Das iſt:

Muͤſſiggang / hat ein boͤſen klang /
Iſt aller Laſter ein anfang.
Wer nichts zu arbeiten fuͤr ſich hat /
Der ſetzt ſich an ein ſuͤndlich Stadt.
Drumb greiff zur Arbeit mit der Handt /
So haſt du deſto weniger Schand.
Tom 6. Wit. ger. f. 48.

Daher H. Lutherus ſagt: Mann ſoll zwar arbeiten / vmb zeitlich Gut vnd Nahrung / aber die Arbeit ſoll mehr geſche - hen / Gott darinnen zu dienen / vnd Muͤſſiggang zu meyden / vnd ſeinem Gebot genug zuthun / als er zu Adam ſagt: ImGeneſ. 3. Schweiß deines Angeſichts / ſolt du dein Brodt eſſen: VndSyrach7ins gemein. Cap. I. Syrach: Gott hats ſo geſchaffen. Was ander vnd mehꝛ Vr -Cap. 7. ſachen betrifft / koͤnnen ſelbige leichtlich vnter dieſe erzelte ge - zogen werden.

Iſt alſo gewiß / daß Gott dem Menſchen auch darumb den Verſtand gegeben / ſich auff mancherley nothwendige Kuͤnſte / Arbeit / Hanthierung vnd Gewerck zubegeben / damit die Menſchen nicht durch Muͤſſiggang / faule / vnuͤtze / vnar - tige / ja Gottloſe Leute wuͤrden.

Vnd darauß ſihet man / wie nuͤtzlich vnd noͤttig vns die Leibs vnd andere Arbeit iſt / ſo vns Gott aufferlegt hat. Aber mehrertheil haſſet vnd ſleucht die Arbeit / vnd iſt zum Muͤſſig -Terentius. gang / Fuͤrwitz vnd Geilheit genaigt vnd abgericht / wie auch dort der Heyde ſagt: Omnes proclives ſumus ad otium. Dar - umb findet man auch ſo viel Leute / die nur murren vñ kurren / fluchen vnd ſchelten auff die Arbeit / vnd es fuͤr Marter hal - ten / wenn ſie arbeiten ſollen / zumal / wenn es jhnen ein wenigCap. 7. ſauer wird (wie Syrach ſagt) vnd jhres gefallens nicht alsbaldMath. in Sarepta. von ſtatten gehet. Aber eben darumb ſoll man auff den Stiff - ter der Arbeit ſehen / welcher iſt / GOtt der HErꝛ: Denn der Teuffel hat die Aꝛbeit nicht eꝛdacht / wie offtmals Gottloſe vn - bedachtſame Leute auß Faulkeit ſagen / ſondern er iſt deß Muͤſ - ſiggangs vnd Faullentzens Stiffter / dadurch die Leute offt muͤſſen in allerley vngemach / Suͤnde / Schande vñ Schadẽ /Ambroſ. Ocium pulvinar Satanæ. an Leib vnd Seel kommen vnd gebracht werden: Wie er ſich denn auch eben darumb gar gern zu muͤſſigen Leuten geſel - let / vnd bey jhnen zuthun hat. Daher jener Gottſelige recht gerathen: Laborandum & agendum aliquid eſſe, ut Diabolus nos occupatos inveniat. Das iſt: Man ſoll etwas zu arbeiten fuͤrhaben / dawit vns der Teuffel nicht muͤſſig finde.

Alſo iſt vnd bleibt Gott der HErꝛ ſelbſten ein Stiffter vnd Anſchicker der Arbeit / der hat dem Menſchlichen Ge -ſchlecht /8Von Arbeit vnd Muͤſſiggangſchlecht / nach dem Fall / zur ſtraffe der Suͤnden / den Leib bey Geſundheit zu erhalten / Nahrung zugewinnen / ſeinem Ge - bot vnd Befehl zu gehorſamen vnd vmb anderer oberzeltenAct 20. 2. Theſa 3. 8. Theſa, 4. Vrſachen willen / die Arbeit aufferlegt / vnd ſoll heiſſen: Man ſoll arbeiten / vnd: So jemand nicht will arbeiten / der ſoll auch nicht eſſen: Ja mit eignen Haͤnden ſoll man arbeiten vnd et - was ſchaffen / nicht allein zur Nahrung fuͤr ſich / vnd die ſeint - gen / ſondern auch dem Duͤrfftigen etwas von dem uͤbrigen zuSleidanus & eius comtinua - ltor. geben vnd mitzutheilen. Vnd haben bißhero vnd zu vnſern Zeiten / an etlichen orten die Widertaͤuffer deſto ehe Platz vñ Vnterſchleiff bekommen / weil ſie arbeitſam vnd ſich nicht be - geren feyrend oder muͤſſig / ſondern mit der Handarbeit zu ernehren.

Bodinus de republ. l. 3. c. 8.

Daher rathen die Policey Verſtaͤndige: Ocioſorum ho - minum numerum, qui nec bello, nec pace ullis artibus aut diſciplinis implicantur, è civitatibus exterminare, aut pu - blicis operibus urgere, neceſſe eſt; cum nullo in ordine collocari poſſint, eoq́ magis, ſi nihil habeant, unde ocioſam vitam tu - eripoſſint. Das iſt: Maͤſſige vnnuͤtze Leute / die weder zu Kriegs noch Friedes Zeiten / etwas tuͤglichs koͤñen / noch etwa zu gebrauchen ſeynd / ſoll man außmuſtern vnd abſchaffen / wo ſie ſonderlich nichts ehrliches zuverzehren haben / oder die Nahrung erarbeiten koͤnnen. Vor zeiten war in India der gebrauch bey den Gymnoſophiſten, daß der jenige muſte zu Nachts vngeſſen nidergehen / welcher denſelben Tagden ge -Chronie. Adam Henric. Petri. vnd Niderlaͤn - diſche Schiffar - ten. meinen Nutzen nicht mit etwas gebeſſert hatte / durch Gewerb oder Handtweꝛck. Vnd noch heutiges Tags in den Oſtindia - niſchen Koͤnigreich China, wird neben anderer guter Policey / ſondeꝛlich auch daꝛauff geſehẽ / daß niemand muͤſſig gehe: Vñ welche alſo betretten / werden außgemuſtert auß der Stat vnd gantzem Land; Sondern es muͤſſen alle vnd jederman von ge -mei -9ihs gemein. Cap. I. meinem Volck entweder einem andern dienen / oder etwas Handthieren vnd arbeiten / ſich darmit zu nehren / wird auch der Wucher niemand verſtattet / als denen / welche am Leib Gepreſthafft / Vngeſund / Blind / Lahm / vnd ſehr alt / oder dergleichen etlichen / welche ſich ſonſten nicht koͤnnen erhal - ten oder hinbringen. Ja es muͤſſen bey den Chineſern vnndOſtindial niſch ſchif - farten. vielen Oſtindianern keine Bettler ſeyn / ſondern alle Arme / Geſunde vnd Starcke / auch Blinde / muͤſſen arbeiten / was ſie thun koͤnnen / Farb reiben / Blaßbaͤlck ziehen oder tret - ten / Oel vnd Wein auß preſſen / auß Palmenbaͤumen vnnd andern Gewaͤchs / Laſt uͤber Feld tragen / vnnd dergleichen Arbeit thun.

Alſo auch bey den Tuͤrcken / wer ins gemein Paß habenHeinr. Müller, hiſtor. Ture. will / muß dienen / oder Handthieren mit Gewerb / oder Handwerck treiben; Vnd gibt man bey jhnen gute acht auff die Faullentzer vñ Muͤſſiggaͤnger / ſonderlich die nichts Ehr - liches zu verzehren haben / dieſe halten ſie ſehr verdaͤchtig.

Von Barſalon (Barcellona) der ſchoͤnſten Staͤtte ei -Theata urb. ner in Spanien / melden die Scribenten / daß ſie vor Jahren dieſen Ruhm gehabt / daß jedermann von gemeinem Volck daſelbſten ſich einer Ehrlichen Nahrung befliſſen / durch Ge - werbe oder Handgewercke / vnd niemand daſelbſten muͤſſig geweſen. Vnd wird ſonderlich geruͤhmet / daß daſelbſten kein boͤſer noch Armer / ſondern eytel Fromme vnd reiche Leute gefunden worden. Vnd von einerL. Ma - rin Sicul. Abr. Or - tel. in Theat. Orb. andern Spaniſchen Statt / Burges / ſchreibt man / daß derſelben gemeine Einwohner nicht Muͤſſiggaͤnger ſeynd / ſondern alle Manns vnnd Weibsperſonen / mit Handar - beit ſich ſtattlich nehren / vnnd dahero deſto Ehrlicher ge - halten werden. Das gemeine Volck in Reuſſen oderBMoſkau /10Von Arbeit vnd MuͤſſiggangMoſkau / ſagen: Daß feyren vnnd muͤſſiggehen / groſſen Herꝛen gezieme / ſie aber arbeiten / auch offt an Sontagen. Theatr. urb. Die ſchoͤne Statt Herderwigk in Geldern / hat den Ruhm / daß ſie muͤſſigen Leuten feind ſey / vnnd ſelbige nicht dulden koͤnne / ja ins gemein hat das gantze Niderland den Ruhm / daß es von Kindheit auff / arbeitſam Volck habe / wie ſol -Val. Max & alii. ches auch die erfahrung bezeuget. Ja den alten Edlen Roͤ - mern klingts noch heutigs Tags wol nach; quod attritæ ope - re ruſtice manus ſalutem publicam ſtabilierunt. Das iſt / daß jhre grobe baͤueriſche arbeitſame Haͤnde die gemeine Wolfahrt erhalten. Item: Manus calloſa nulli probro, ſed laudi. Das iſt: Arbeitſame Hand iſt keinem Schand. Da - her iſts auch dem Roͤmiſchen Naſicæ uͤbel auffgenommen / vnd ſeines Ehrenſtandts deßhalben entſetzet worden / weil erAn ma - nibus am - bularet? einen andern Roͤmiſchen Herꝛn / welcher arbeitſame Haͤnde gehabt / ſpoͤttlich gefraget: Ob er auff den Haͤnden / wie auff den Fuͤſſen gienge? Die beruͤhmte Statt Antwerp oder An - torff in Braband / fuͤhrt neben andern auch zwo Haͤnde in jhrem Wappen / welches etliche auff vnterſchiedliche Vrſa - chen vnd weiſe deuten / vnter andern auch hier auff / daß ſelbi - ges Statt Volck allzeit die Haͤnde wol habe zu brauchen wiſ - ſen / zu Kauffmañſchafften / Schiffarten vnd Handwercken. Mattheſ. in Sare - pta. Vnd Mattheſius meldet / daß die alten mit den Haͤndleins - Hellern haben die Vnterthanen vnd gemeine Leute / jhres ge - thanen Eydes / gegebener Handpflicht vnd Treu / gegen die Oberigkeit / vnnd denn auch fleiſſiger Handarbeit erinnern woͤllen.

Abr. Or - tel. Theat. erb. Guiliel. Cambd. in Britann.

Sonſten iſts nicht ohne / daß auch bey etlichen Voͤl - ckern der Muͤſſiggang geliebet / die Arbeit aber geſcheucht wird. Als / in Irꝛland achten ſelbige Innwohner mehren - theils / die Freyheit vnd Muͤſſiggang fuͤr jhre hoͤchſte Wol -fahrt /11ins gemein. Cap. I. fahrt / auch in groſſer Duͤrfftigkeit / Kummer vnd Mangel / welches zu leyden jhnen ſaͤnffter thut / denn arbeiten. Man ſchreibt auch von etlichen alten Engellaͤndern / ſonderlich de -Idẽ, ibid. nen in Cambriâ oder Walliâ (welches die Eiteſten Innwoh - ner ſeynd) daß ſie ſich ſehr jhres Adels geruͤhmet (wie auch etliche andere noch thun) vnnd deßwegen jhnen ſchimpfflich geachtet / wann ſie Handwercker lerneten; Aber endlich auff Handwercke ſich begeben / dieſelben gelernet vnd getrieben; Seynd aber ſonderlich dardurch hierzu bewegt worden / weil ſie durch Faulentzen vnd Muͤſſiggang boͤſe Stuͤck vnd Pra - eticken lerneten vnd gebrauchten / vnd derentwegen hin vnnd wider ohne anſehen jhres Adels / Elendiglich vnd Schaͤndt - lich hingerichtet wurden / haben ſie ſich eines beſſern bedacht / daß es Ehrlicher vnd erleydlicher ſey / eine Handthierung oder Handwerck zu treiben / als in Schande durch Muͤſſig - gang gerahten.

Deßgleichen ſeynd aber auch noch etliche Indianer vndIndiant - ſche Schif - farten. andere Voͤlcker nur darauff bedacht / wie das Leben ohne groſſe Muͤhe vnd Arbeit zuzubringen / darumb ſie ſich auch mit deſto wenigern behelffen / vnnd bekuͤmmern ſich wenig vmb die Dinge / die vns vnd den vnſerigen ſo viel zu ſchaf - fen machen. Alſo auch in den Molucciſchen Inſuln / ſeyndIbid. mehrertheils muͤſſige Leute / treiben keine Handwercke / oh - ne was jhre Sclaven vnd Leibeygne Leut arbeiten / vnd nur ſo viel / als jhnen zu nothwendiger auffenthalt deß Lebens von Noͤthen iſt / denn ſie nichts uͤbriges zu haben begeren. Vnd derer Art moͤchte man auch mehr / vnter ſo mancherley Voͤlckern finden. Jedoch iſt gewiß / daß zu gemeiner Statt vnd Laͤnder Wolfahrt / arbeitſame Leute gut vnd vortraͤg - lich / Muͤſſiggaͤnger aber vnd Faulentzer / denſelbigen ſchaͤd - lich vnd nachtheilig ſeyen. Daher nennet Lipſius / eine ar -B ijbeitſame12Von Arbeit vnd MuͤſſiggangCommen - tar. in Tacit. beitſame Volcks vnd Landsart; fragmentum ævi melioris, Das iſt: Ein ſtuͤck guter Zeiten vnnd Sitten. Vnd etliche der alten Hochverſtaͤndigen Griechen / Roͤmer / vnd andere / haben allzeit ein gut Hertz zu arbeitſamen Voͤlckern gehabt / vertraͤuligkeit vnd Verbuͤndnuſſen mit jhnen einzugehen / aber mit Muͤſſigen vnd Wolluͤſtigen nicht gern zu thun ge - habt. Daher liſet man von Chilone der Lacedemonier Ge - ſandten / der gen Corinth war geſandt / mit jhnen eine Ver - buͤndnuß anzuſtellen; Da er nun bey jhnen ankame / fand er jhre Printzen vnd Regenten uͤber dem Bredſpielen: Da iſt er bald / auch vnverꝛichter ſachen wider hinweg gezogen / mit vermelden / ſe nolle gloriam Spartanorum hac maculare infamiâ, ut dicerentur cum ocioſis & aleateribus contraxiſ - ſe ſocietatem. Das iſt: Er wolte ſeinen Lacedemoniern die - ſen Schandflecken nicht anhengen / daß man ſagen ſolt: Sie hetten mit Spielern vnd Muͤſſiggaͤngern eine Bundgeſell - ſchafft gemacht; Vnd wer beym Muͤſſiggang auch wol zu mercken / daß man ſelbiges vnnd anders hierauß entſpringen - des uͤbel zuverhuͤten / Hochverſtaͤndiger Leute Rath vnd E - xempel je laͤnger vnnd mehr folgen ſolte / an denen gemeinen Perſonen / ſo etwann ziemliche Straffen an Leib oder Le - ben verſchuldet / wegen veruͤbter Mißhandlung / vnnd man doch ſelbiger in etwas verſchonen wolte / daß man ſie ad opus faciendum, Das iſt: Zu einer Leibs vnnd Handarbeit ver - vertheilete vnd verwieſe / da ſie neben andern oder abſonderlich taͤglich arbeiten muͤſſen / welches ja tauſendmal beſſer / auch jhnen vnd andern nutzlicher wer / als da man ſie an etlichen Orten entweder der Staͤtte vnd Landsverweiſt / vnnd alſo noch loͤſer Leut auß jhnen macht / oder in die Kercker vnnd Priſaunen ſtecket / da ſie gemeiniglich entweder gar zu Tho - ren vnd Sinnloß werden / auch offt bey langem Leben / wederjhnen13ins gemein. Cap. I. jhnen noch andern im geringſten nutzlich ſeyn koͤnnen / oder aber in ſolchen oͤden vnnd einſamen oͤrtern nur jmmer auff etwas boͤſes gedencken / darzu dann jhnen vnnd dem leydigen Teuffel hiemit muthwillige Vrſach vnd Gelegenheit gege - ben wird / vnnd noch daruͤber mit verlornen Vnkoſten lange zeit muͤſſen erhalten werden / da mancher ſolcher Menſch ne - ben andern bey einer gemeinen ſtaͤten Arbeit mit der zeit ſich beſſern / noch bey Ehren vnnd Vernunfft erhalten werden koͤndte / auch viel boͤſe Gedancken vnnd Vorſaͤtze vermitten bleiben wuͤrden. Ja man folgete alſo GOttes Exempel ſelbſt vnnd ſeines Gebotts vnnd Worts geheiß nach / wenn man einen gemeinen Verbrecher mit Leibs vnd Handarbeit ſtraf - fete.

Seynd derwegen heutiges Tags etliche Herꝛſchafften vor andern groſſes Ruhms wuͤrdig / welche ſonderliche oͤrter / Haͤuſer vnd Blaͤtze haben / darinnen bey nottuͤrfftiger vnter - haltung / ſolche Perſonen zu mancherley Leibs Arbeit ange - halten werden / mit groſſem Nutzen der Staͤtte vnd deß Lan -S. Ra - ſpin zu Amſtelro - dam. des / auch ſolcher Perſonen ſelbſten Wolfarth. Vnd iſt ein außbuͤndig verſtaͤndig Mittel / Muͤſſige / Vnnuͤtze / Vnge - horſame / Vngerathene Leute / ſonderlichen auß jungem Volck / zu Diſcipliniren, ſie alſo im Zaum vnd Band / auch noch bey Ehren / Vernunfft / vnd einen guten Vorſatz zu erhalten.

Auch ſtehet im Codice Juris gar vernuͤnfftiglich / daßlib 9. de - emend. propinq. in ſtraffung der jungen Leute ſoll geſehen werden / auff die Medicinam Correctionis, Das iſt: Damit ſie Vrſach vnd Gelegenheit haben ſich zu beſſern. Vnd ſoll die poteſtas in puniendis minorum vitiis, nicht in immenſum extendirt werden / welches geſchicht / wenn man ſie an ſolche Ort ſte - cket / da ſie gemeiniglich nur auff etwas boͤſes gedencken / vndB iijſelten14Von Arbeit vnd MuͤſſiggangNovell. quo. opor. inon. viv. ſelten ſieh beſſern / wie die Erfahrung bezeuget: Vnnd eine ſolche Medicina correctionis iſt in waarheit / die Tugendſa - me Leibs Arbeit: mens enimfruſtrà vacans, nihil bonorum parit. Alſo haben auch der alten etliche gethan / welche viel ſolcher Leute an die Muͤhlen / Galeen / Werckſtaͤtte / Me -Ad opera publica. tall vnd andere Bergwercke / Steinbruͤche / vnnd gemeine Gebaͤu vnd Arbeit geſtellet / allda ſie mit arbeiten buͤſſen muͤſ - ſen. Ja die H. Schrifft meldet auch / daß Simſon / als erFudic. 16. der Philiſter gefangener worden / habe in Ketten gefeſſelt / an der Muͤhle mahlen muͤſſen; Vnnd wird dergleichen ſtraffeCſa. 47. den ſtoltzen Babyloniern gedrohet / daß ſie zum mahlen vnd dergleichen Arbeit von jhren uͤberwindern ſolten gezwungen werden; Wie auch dergleichen ſer vit ut vnd Arbeit Gott der HERR offt ſeinem Volck ſelbſt drohen laſſen / auch die Juden es offt erfahren haben muͤſſen.

Vnd alſo ſolte man auch der Juden Volck / vnter Chriſtlichen Herꝛſchafften nicht laſſen muͤſſig gehen / mitLutheri Rath. ſo vieler Chriſtenleute vnwider bringlichen Schaden / welche nichts arbeiten / ſondern nur deß Wuchers geleben / vnd da - durch die Chriſtenleute außſaugen / auch dannenhero in jh - rem Halßſtarꝛigen Vnglauben geſtaͤrcket werden / ſondern ſie zur Leibs Arbeit antrethen / oder anderſt nicht dulden / wie hierzu viel beedes Geiſt - vnd Weltliche Raͤthe vor der zeit vnd noch bißhero gerathen / auch auff etlichen allgemeinẽ Reichs vnd andern Verſamlungen dahin geſchloſſen / aber noth nie - mals exequirt worden. Inſonderheit ſelte man auch glei - ther Gelegenheit mit denen validis mendicantibus, ſtarcken vnd geſunden Bettlern / in acht nemen / ſelbige nicht alſo Muͤſſig vnd Faul laſſenherumb ziehen auff andere Leute be -De repub. l. 3. c. 8. ſchwerung / ſondern ſie zu gemeiner Arbeit / Gebaͤuen / vnnd dergleichen / anhalten; Vnd lobet deßwegen der Bodinus dieStatt15ins gemein. Cap. I. Statt Pariß in Franckreich / vnd ſagt: Quòd ibi rabuſti ac valentes mendici operibus publicis urgentur. Das iſt: Daß man daſelbſten ſtarcke vnd geſunde Bettel Leute an gemeine Arbeit weſſe vnd halte. Welches wann man es an etlichen andern Orten mehr thaͤte / wuͤrde der gemeine Zuſtand etwas beſſer / vnd der beſchwerlichen Beieler vnd anderer gemeiner Muͤſſiggaͤnger weniger werden; Iſt alſo endlichen gewiß / daß zu gemeiner Staͤtte vnd Laͤnder Wolfahrt / arbeitſame Leute / gut vnd vortraͤglich / Muͤſſiggaͤnger aber vnd Faul - lentzer / denſelbigen ſchaͤdlich vnd nachtheilig ſeyn. Daher auch recht vnd auß der Waarheit ſchreibt Hanß Sachs / der Teutſche Nuͤrnbergiſche Poet:In Titul. die Arbeit.

Vnd wer nicht ſo viel Muͤſſiggangs /
Ein Vrſach viel Theurungs vnd Zwangs /
Weil ſich all Welt will feyrend nehrn /
Muß ſich viel Vnraths bey vns mehrn /
Auff feyrend Haͤndel jedes tracht /
Daß ſchier die Arbeit iſt veracht /
Zu der vns doch verordnet Gott /
Im Schweiß heiſt eſſen vnſer Brodt.

Vnd hat man vor alters / bey ſelbiger fleiſſigen vnnd ar - beitſamen W[el]t / die Leibs vnd Handarbeit / ſo fleiſſig in acht genommen / daß man auch das Cloſtervolck / Manns vnnd Weibsperſonen / nebenuͤbung der Gottſeligkeit / vnnd Got - tes Dienſten / zur Leibs Arbeit / vnd mit den Haͤnden etwas zu wercken / angehalten / damit ſie ohne groſſe BeſchwerungHiſt. Ee - cleſ. Angl. l. 2. c. 2. ander Leute / jhre Nahrung haben moͤchten. Vnnd ſchreibt Venerab, Beda, vom Cloſter Banchor, in Engellandt: Erant ibi aliquot monachorum portiones, qui omnes de labore ma -nuum,16Von Arbeit vnd Muͤſſiggangnuum vivere ſolebant. Das iſt: Es ſeyen im ſelbigen ge - weſen / eine groſſe anzahl Moͤnche / welche alle mit jhren ey -Hiſtor. Tripar. gen Haͤnden ſich ernehret haben. Alſo wird auch geſchrie - ben von Serapion dem Gottſeligen Apt / daß er etliche hun - dert Moͤnchs Bruͤder meiſten junge Leute / vnter ſeiner in -Theatr. arb. ſpection gehabt / welche ſich mit Handarbeit ernehret haben. Zu S. Gallen in Schweitz / im ſelbigen Cloſter bey vnnd nach erſter Stifftung / ſeynd viel Junge / zum theil auch A - deliche Geſellen / aufferzogen worden / in einer feinen diſci - plin, deren verrichtung iſt geweſen / GOttes Forcht vnnd Andacht uͤben / fleiſſig Studieren / vnnd darneben arbeiten / mit obligen allerley ſchoͤnen vnnd Kunſtreichen Handwer - cken; Da dann die zeit wol angelegt vnnd viel dabey gelen - net worden.

Alſo lauten auch die Novell Conſtitut. oportet duplexQuomod. oport. me -〈…〉〈…〉 ach. viv. hoc opus monachis eſſe, aut divinis vacare ſcripturis & ora - tionibus, aut, quæ monachos decent, manuum opera, me - ditari & operari. Das iſt: Die Moͤnche vnd Ordens Bruͤ - der ſollen dieſen zweyen fleiſſig abwarten / daß ſie erſtlich die H. Schrifft fleiſſig leſen vnd Andaͤchtig beten / vnd darnach auch mit der Hand etwas arbeiten / das jhnen geziemen moͤge.

Das17

Das ander Capitel. Daß die Jugend neben andern ehrli - chen vnd nothwendigen Handthierungen auch zu Handwercken ſoll gehalten werden.

DEr alte Cato hat ſehr recht vnd wol gerathen:

Si tibi ſunt nati, nec opes, tunc artibus illos
Inſtrue, quo poſſint inopem defendere vitam.

Das iſt:

Haſt du viel Kindr vnd wenig Gelt /
Damit man handelt in die Welt /
Laß ſie guts lernen mannigfalt /
Davon ſie habn jhr vnterhalt.

Vor allen dingen aber ſoll man hierinnen GOttes Wort folgen / welches dieſen Rath vnd Befelch gibt: Daß die Jugend ſoll Weißheit / Kunſt vnnd Verſtand kauffen. prove. 23. Ja die Eltern werdẽ zu ſolcher Pflicht ſonderlich vrrmahnet: Zeuch dein Kind / vnd laß es nicht muͤſſig gehen / daß du nichtSirac. 30. uͤber jhme zuſchanden werdeſt. Vnd in dem vnſer Hey - land Chriſtus vns heiſt die Voͤgel vnter dem Himmel an -Math. 6. ſehen / vnd von jhnen lernen: Befinden wir / daß ſelbige / ſo bald ſie flick werden / außfliegen vnd die Nahrung ſuchen / auch etliche der Alten jhre Junge alſo fliegen lernen / vnnd ferꝛner der Nahrung halber / ſich jhꝛer nicht mehr annemen / ſondern ſelbſt ſuchen laſſen. Auch die verſtaͤndige heydniſche Leute / haben mancher Orten dißfals feine gewonheiten / jhre Jugend zur Arbeit zu ziehen / vnnd gewehnen / wie folgende Conſtitutiones vnd Hiſtorien beweiſen.

CVitru -18Wie die Jugend ſolle
alleg The - atr. virt. & Honor. Bilib. Birckh.

Vitruvius. praf: l. 6. Architect. Alexis hat die A - thenienſer darumb Lobwuͤrdig geſchaͤtzt / daß / da alle andere der Griechen Geſetze die Kinder zwingen jhre Eltern / ſo ver - lebt vnd duͤrfftig / zu ernehren / haben ſolches die Athenienſer nur denen Kindern aufferlegt / welche zuvor von jhren Eltern zu einer tuͤchtichen vnd nuͤtzlichen Lehr oder Arbeit ſeynd ge - halten worden. Vnnd Solon ordnete auch daſelbſt / daß ein Sohn nicht ſchuldig wer / ſeinen Eltern im Alter Nahrung zugeben vnd handreichung zuthun / wenn er von jhnen in der Jugend nicht zu einem tuͤchtigen Handwerck / oder ande - rer Nahrung wer erzogen worden. Die Alten Roͤmer / ver - ordneten ex L L. XII. Tabb: Daß nach zehen Jahren die Soͤhne etwas tuͤchtiges lernen ſolten: Vnd welcher Sohn auß Muͤſſiggang etwas uͤbels begienge vnd verſchuldete / ſo〈…〉〈…〉1. p. l. fi - dal. de in - ant. expoſ. muſte der Vatter mit dem Sohne geſtrafft werden / weil er jhne nichts guts lernen lieſſe. Alſo wird auch in Jure civili gerahten / daß die gemeine Jugendt zu erhaltung deß Lebens ernehret / vnd zu einem Handwerck oder dergleichen uͤbungen〈…〉〈…〉lex, Im. ſov. gezogen vnd gehalten werden ſoll. Auch wird ſonſten in den Rechten geachtet / daß es gleiche Notdurfft vnd zugehoͤrung der Jugend ſeye / der Vncoſten / ſo auff vnterhaltung deß Le - bens / vnd denn ein Handwerck zu lernen / gewendet wird. Welches denn viel beſſer lautet / als das jenige / was Tacitus (de mor germ. ) von den Alten Teutſchen ſchreibt: Latroci - nia juventutis exercendæ, ac deſidiæ minuendæ causâ fieri prædicant, Das iſt: Sie erlauben jhren jungen Leuten im rauben vnd flelen ſich zuuͤben / damit ſie nicht Muͤſſig gehen ſollen. Denn es ja viel andere vnd ehrlichere mittel ſeyn / in nutzlicher Leibs vnd Handarbeit / als in Vntugenden vnd Laſtern ſich uͤben / vnd gebrauchen.

Vor Alters / hat man geſehen / an den SpanniſchenGraͤn -19Handwerck lernen / Cap. 2.Graͤntzen / gegen Africa, Gades genandt / etliche auffgerichteTheatr. vrb. ex. Ælian〈…〉〈…〉. Altaͤr / vnter welchen auch einer geweſen mit dieſer Schrifft: Paupertati & Arti, Das iſt: Der Armuth vnd Kunſt / an - zudeuten / Daß man an die zufaͤllige Armuth gedencken / vnd von Jugend auff ſich befleiſſigen ſoll / durch Kunſt vnd Ar - beit der Armuth ſich zuerwehren / Vnd daß tuͤchtige Kuͤnſte vnd Arbeit / ein wahres Mittel / Troſt vnd Huͤlff wider die Ar - muth zugebrauchen weren. Die Hiſtorien betreffend / ſo ſeynd inſonderheit die Lacedemonier ſo arbeitſam geweſen / Daß ſie jhre Kinder beedes Knaͤblein vnd Maͤgdlein / in gleicher Zucht / zu Kuͤnſten / Arbeiten / vnd Handgewercken gezogenAfricaniſ. Reyſen vñ Schif - farten. haben. Im Koͤnigreich Quinea in Africaͤ, geben die Eltern dem Sohn kein heyrath Gut mit / ſondern muß bloß von ſei - nen Eltern in ſein eygen Haußhaltung eintretten / Darumb muͤſſen ſie / ehe denn ſie ſich verheyraten / entweder vom Fiſch - ſang / weil ſie meiſtentheils am Meer wohnen / oder ſonſten von einer Arbeit oder Handthierung jhre Nahrung ſuchen. Aber den Toͤchtern geben ſie etwas zur Eheſteuer mit. Muͤſ - ſen alſo die Soͤhne in der Jugend etwas verdienen / oder ler - nen / damit ſie mit den jhrigen ſich nehren koͤnnen. Auch gibt man den Toͤchtern nicht mehr mit / als davon ſie das Braut Geluͤbt vnd Hochzeit halten koͤñen / denn ſie kurtzumb daꝛauff gezogen vnd gehalten weꝛdẽ / daß ſie ſich nit auff andeꝛ Gut / ſond’n auff jhꝛe eigne Handthierung zuverlaſſen haben / zu welcher ſie gemeiniglich im zwoͤlfften Jar jhres Alters ge - halten werden / damit ſie etwas gewinnen lernen ſollen. Al - ſo werden auch gleichsfals die jungen Maͤgdlein gelehret al - lerley Arbeit / auß jhres Lands gewaͤchſen / zu machen / als Matten / oder Decken / Huͤtte / Hauben / Kleyder / Koͤrbe / Se - ckel / vnd viel anders. Fangen alſo beydes Soͤhne vnd Toͤch - ter von Jugend auff etwas zu lernen / welches zur NahrungC ijvnd20Wie die Jugend ſollevnd Haußhaltung dienet / wie ſie denn auch ſehꝛ gelernig ſeyn / vnd wenn ſie ein Ding ein wenig ſehen / bald nach machen koͤnnen.

Darzu hat man auch wol in der Heydenſchafft feine exercitia fuͤr die Jugend / dardurch ſie zur Arbeit / auch Wehr vnnd Waffen zugebrauchen / gewehnet werden; Als in Aegypten / wuͤrfft man den Kindern an den Waſſerſtroͤmen Brodt vnd dergleichen ins Waſſer / darnach ſie ſchwimmen / vnd es holen lernen. In der Tuͤrckey ſteckt man den Knaben Brodt / Obs / Gelt / Genaͤſch / oder etwas anders / darnach ſie verlangẽ moͤgen / in die ferꝛne / oder in die hoͤhe / darnach ſie mit Bogen vnd Pfeilen ſchieſſen / vnd es alſo uͤberkom̃en lernen.

Sonderlich aber ſolten die Chriſten Leute hierinnen mehr fleiß bey jhrer Jugend anwenden / ſelbige neben andern nutzlichen Handthierungen auch Handwercker leꝛnen laſſen / damit ſie von Jugend auff der Arbeit gewohnen / vnd mit der Zeit ſich auch ſelbſten nehren lerneten; Bevorauß ſolte man ſolches vmb gemeinen nutzens / auch erbarkeit willen / bey den gemeinen Jungen armen Leuten in gute obacht nehmen / vnd jhnen ehrliche Handnahrung zu lernen / mit gemeiner Vorſehung / behuͤlfflich ſeyn / als denn an vielen orten gantz ruͤhmlich vnd Ehrlich geſchicht / vnd alſo an loͤblichen Exem - peln nicht mangelt / vnd wol zu folgen were / wenn nur der ge - meine Nutz / wie leyder geſchicht / vom eignen nutzen nicht ge - hindert vnd auffgehalten wuͤrde. Zu Herderwig / eine ſchoͤneTheatr. vrb. Statt im Gelderland / iſt auß gottſeligen Stifften der Alten / ein beſonder Hauß / nahend bey einem Franciſcaner Cloſter gebauet / vnd auffgericht / dariñ viel amꝛe geſunde Knaben vnd Maͤgdlein vnteꝛſchiedlich vnteꝛhalten / Chꝛiſtlich eꝛzogen / heꝛ - nach auch zu Handwercken gethan / vnd zur Lehr derſelben verlegt werden / davon ſie hernach ſich ehrlich nehren koͤnnen. Wie21Handwerck lernen / Cap. 2.Wie denn daſelbſten auch ein Cloſter iſt / darinnen Bruͤder ſeynd / die freyen Clerici genandt / welche mit vnterweiſung der Jugend / in ſchoͤnem Zierlichen ſchreiben / vnd andern der - gleichen exercitien ſehr viel zu ſchaffen haben / auch willig vnd bereit darzu ſeyn / derhalben ſie auch von den Inwohneꝛn jeder zeit Lieb vnd werth gehalten / auch vor der Zeit / von dem Andaͤchtigen Mann / Thoma à Kempis, deren vnd anderer Arbeitſamen exercitien wegen / ſehr geruͤhmet worden.

Zu Eyſel in Flandern / iſt eine groſſe menge fleiſſiges Handwercks Volcks / welche allerley guten Zeug zu Gewand arbeiten koͤnnen; Allda auch ſonderlich die kleinen Kinder (wie den dißfals / auch ins gemein das Niderland ſeinen billi - gen Ruhm hat) von vier Jahren vnd der gleichen gefunden werden / welche mit jhrer Handarbeit ſo viel zuwegen bringen / daß ſie ſich wol davon ernehren moͤgen / ſonderlich bey der Thuchs vnd Zeugs arbeit / da jmmer eines dem andern in die Hand arbeitet / vnd ſo viel es kan / zu verrichten gelehret vnd geuͤbet wird.

Zu Amorfort / im Stifft / Vtrecht / hats auch ein ſolchTheatr. vrb. fein inſtitutum, nemlich in einem gemeinen Schulhauß werden viel armer Burgers Kinder / in Chriſtlicher Lehr fleiſ - ſig vnterrichtet / aufferzogen vnd vnterhalten: Auß denſelben werden die alleraͤrmeſten außgeleſen / vnd zu gemeinen Werck - ſtaͤtten geſchickt / darinn die Knaben ein zart Leinwandt we - ben / die Maͤgdlein aber ſpinnen lernen / mit welcher Hand - thierung jedes durch die Woche / ſo viel verdienet vnd heim - traͤgt / daß es ſich davon erhalten kan. Sonntags aber gibt man jedem einen Laib Brods darzu / auch werden Jaͤrlich vnd zu vnterſchiedlichen Zetten Kleider / Schuch / vnd andere Not - durfft vnter ſie außgetheylet / damit ſie deß Bettelns abſtehen /C iijbiß22Wie die Jugend ſollebiß ſie ſo ferꝛn erwachſen / daß ſie dienen / oder etwas hoͤhers lernen / vnd mehr gewinnen koͤnnen.

Alſo wird von Antwerp (oder Antorff) geruͤhmet / daßTheat. vrb. es daſelbſten vnter andern nohtwendigen Gebaͤuen auch zwey ſonderliche Haͤuſer habe / die Waͤiſen Haͤuſer genannt / welche vor der Zeit von etlichen groſſen Herꝛen / mit ewigem Einkom - men ſtattlich begabt ſind / in deren einem die Knaben (ſo ſon - ften in Muͤſſiggang auff der Gaſſen durch betteln jhre Nah - rung ſuchen / vnd da bey allerley Schalckheit vnd Boßheit er - lernen vnd gebrauchen) in denen Kuͤnſten vnd Lernungen / ſo den Menſchen / zu allerhand Notdurfft dienlich / geuͤbet wer - den: In dem andern werden die Maͤgdlein mit ſolchem fleiß vnterwieſen zur Tugend / guten Sitten / auch zur Hand - arbeit / vnd ſo geſchickt gemacht / Daß / wann ſie erwachſen / ſelbſt auffs beſte verſtehẽ / wie ſie hernach iñ oder auſſer Lands / ſich ehrlich nehren moͤgen. Daher denn dieſes ein ſonderli - cher Ehrenruhm der Stadt Antorff / als auff welches Stiff - tung viel Tugenden / zum Haußtzalten gehoͤrig / herwachſen. Welches auch vielen andern Staͤtten deꝛmaſſen gefallen hat / daß ſie durch ſolche loͤbliche Exempel bewegt ſind / dieſem ſo richtigen wege / in abſchaffung deß muͤſſigen jungen Geſin - des / (deren viel auch ſehr Laſterhafftig) zu auffnehmung jhres gemeinen Nutzens / nach zufolgen / vnd dergleichen anzurich - ten. Wie denn auch an etlichen orten die FuͤndlingshaͤuſerChrouic. ſeyn / nach dem Exempel / der Loͤblichen Herꝛſchafft Venedig / auffgerichtet / darinnen Vatter - vnd Mutterloſe Kinder vnd Waiſen vnterhalt haben / vnd hernach zu Handwercken vnd Dienſten verdinget werden.

Dergleichen ſondere verordnung auch bey der Stadt Bruck in Flandern iſt / allda von langer zeit hero / fleiſſige vnd gute acht gegeben worden / auff gemeine junge Knaben vndMaͤgd -23Handwerck lernen / Cap. 2.Maͤgdlein / welche ſonſten Armuts vnd Elends halber verder - ben / oder auff etwas boͤſes ſich begeben muͤſten / daß dieſelbigen durch etliche anſehliche darzu verordnete Perſonen zur Arbeit gehalten / verdinget / auch Lehrgelt vnd anders nohtwendi - ges vor ſie außgelegt wird / damit ſie nicht Muͤſſig gehen / ſon - dern tuͤchtige Handwerck lernen / vnd ſich hernach ehrlich da - mit ernehren koͤnnen. Welchen Ruhm denn heutiges Tags auch die Statt Amſterdam in Holland erhelt / vnd werden von Altershero in denen Niderlaͤndiſchen Staͤdten ſolche Haͤu - ſer gehalten / darinn ſolche junge arme Leute in allerley Hand - wercken vnterrichtet vnd vnterhalten werden / biß ſie jhr Bꝛodt ſelbſt gewinnen koͤnnen. Welcher ſehr feine Gebrauch vnd Anordnung / wenn es auch bey vnſern Oberlaͤndiſchen Staͤt - ten wuͤꝛde gehalten (welches deñ ſo wol mit gemeinem als ſon - dern nutzen der Staͤdte geſchehen koͤndte) wuͤrden nicht ſo viel vnnuͤtze / Muͤſſige / Schaͤdliche vnd Laſterhaffte Betler her - vmb gehen / auch den Staͤtten vnd Landvolck / nicht ſo viel be - ſchwerungen zugefuͤget / ſonderlich auch nit ſo viel Mißhaͤnd - ler vnd uͤbelthaͤter gefunden werden.

Vnd Bodinus, der vorneme Policey verſtaͤndige / lobet auch deßhalben abermals die Stadt Pariß inn Franck reich: Quòd ibi parentibus, ac bonis orbati pueri ac puelle partim li -Derepu l. 3. c. 8 teris, partim mechanicis artibus, aliquot diſtinctis collegiis ſtudioſſiſimè erudiuntur, Das iſt: Daß daſelbſten arme Waiſen / Knaͤblein vnd Maͤgdlein / in vnterſchiedlichen orten / beedes zur Schul vnd auch zur Handarbeit fleiſſig gezogen werden.

Soll aber nun die gemeine Jugend / ſonderlich auch bey Handwercken etwas tuͤgliches vnnd rechtſchaffenes lernen /De〈…〉〈…〉 iv. Dei. l. 11. 25. muß man in acht nemen / was der vortreffliche alte Kirchen - lehrer Auguſtinus erinnert: Tria ſunt, quæ in vnoquoq́ ho -mine24Wie die Jugend ſollemine Artifice ſpectantur: Natura, Doctrina, & uſus, quo - rum primum ingenio, alterum ſcientiâ, tertium fructu diju - dicandum eſt. Das iſt: Drey ding muͤſſen ſich finden bey einem / der etwas Meiſterliches lernen vnd treiben ſoll:

  • I. Ober darzu genaturet / vnd Luſt vnd Lieb darzu habe.
  • II. Ob er auch etwas dergleichen lernen vnd begreif - fen moͤge.
  • III. Ob ers auch mit Nutzen vnd Frucht treibẽn koͤnne.

Welche erinnerung denn ſehr gut iſt; Vnd derwegen bey der Lehr Jugend ſonderlich vnd vor allen hierauff zu ſehen / daß einer nicht etwas lerne / oder zu lernen gezwungen werde / invit â Minervâ, Das iſt: Wenn er zu demſelbigen weder Luſt / Lieb / oder Zuneygung traͤgt; Deñ gemeiniglich auff ſolches eine ſchwere Lehr / vnd ſchlechte Frucht folgen thut. Hiemit ſtimmet auch Seneca, da er ſagt: malè reſpondent coacta ingenia, reluctante enim naturâ, virtus labor eſt. Das iſt: Gezwungene Lehr / verlohnet der muͤhe gar ſchwer. Sintemal die Menſchen nicht allein an euſſerlicher Geſtalt / anſehen / ꝛc. ſondern auch innerlich inn der Natur / vnd am Gemuͤth / gantz wunderbares vnterſcheids ſeyn / daß einer zu dieſem / der ander viel zu einem andern ding Luſt vnd Lieb hat / Dahero denn auch ſo vnterſchiedliche vnd mancherley Intentiones vnd / vorhaben entſtehen / wie man ſagt: Velle ſuum cuiq́ eſt, nec voto vivitur uno. Et: Tra - hit ſuaqueng〈…〉〈…〉 voluptas.

Die Indianiſche Hiſtorien melden / daß bey ſelbigen inNat. & mor hiſt Ind. Aufferziehung vnd uͤbung der Jugend / eine ſonderliche acht geben werde / worzu ſie Affectioniret vnd geneigt waren / Als / zum Goͤtzendienſt / Aempteꝛn / Handwerck / Handthiern / Krie - gen / vnd andern. Wohin nun einer geneigt war / vnd ſich darinnen zu uͤben begerte / darzu wurde er ferꝛner gezogen vndange -25Handwerck lernen Cap. 2.angehalten. Welches waarlich ein viel loͤblicher vnd beſſerer gebrauch iſt / als an vielen orten der Chriſtenheit / da man offt ein Kind zu etwas noͤtiget / dazu es weder Lufft noch Lieb hat / auch dazu nit genaturet iſt / daher auch offt ſo ſchlechte Fruͤch - tung an vielen geſpuͤret wird. Vnd haben etliche viel der In - dianer vor annemung deß Chriſtlichen Glaubens / dieſes ge - halten: Daß / ſo bald die Kinder geboren worden / wuſchens jhre Prieſter / vnd was Vornemer Leute Kinder waren / ga - bens jhnen in die rechte Hand ein klein Schwerdtlein / inn die Lincke / ein Schiltlein: Gemeiner Leute Kinder gabens et - was Handwerckzeuge in die Haͤnde / den Maͤgdlein aber etwas von dem / ſo znm Spinnen / Naͤhen vnd dergleichen gehorig / vnd das geſchahe vor jhrem Abgott / zu dieſem ende / daß ſie durch deſſelben Huͤlffe / zu ſolchem vorhaben moͤchten Luſtig vnd tuͤchtig gemachet werden.

Wie denn die Hiſtorien auch von etlichen alten Teut - ſchen / ſonderlich den Rheinlaͤndern / melden / welche zu den latrociniern, Das iſt / zum Rauben / Pluͤndern vnd Taſchen - klopffen mehr / als zur Handarbeit luſt gehabt / Daß ſie jhren kleinen Kindern den Knaͤblein / die erſte Azung oder Speiß auff einer Wehr oder Degenklingen eingeben / anzuzeigen / daß ſie mit Kriegen vnd Rauben ſich nehren wuͤrden muͤſſen.

Aber viel ein feinerer gebrauch war der Athenienſer / wel -Plutar. in Solone. chen der Weiſe Solon angeordnet / daß nicht allein die Jugend fleiſſig zur Handarbeit gehalten / ſondern auch denſelben an - faͤnglich / wann ſie an die Lehr treten ſollen / allerley Inſtru - menta oder Werckzeug / auch materien mancherley Hand - wercken ſeyn vorgelegt worden / daruͤber habe man ſie ſich ſelb - ſten wol beſinnen vnd bedencken laſſen. Vnd zu welchem ſie alsdenn Luſt vnd Zuneygung gehabt / auch getrauet darbey zu verbleiben / zu demſelbigen ſeynd ſie auch ferꝛner gehalen wor -Dden /26Wie die Jugend ſolleden / damit ſie alſo ein Handwerck deſto williger vnd luſtiger lerneten / vnd im ſelbigen deſto vortrefflicher wuͤrden. (ut na - turam ſecuti, tantò evaderent præſtantiores)

Vors ander / weil zwar bey der Jugend offt wol der Luſt zu einem Handgewerck oder anderm thun / vorhanden / auch wol durch zu reden vnd ander Mittel jhnen etwas Luſt gemacht wird / aber auch offtermals leichtlich vnd bald wider vergehet / zumal / wenns mit der Lehr vnd begreiſſung eines dings ſchwer vnd langſam hergehet / derowegen ſo iſt nicht al - lein auff den Luſt anfaͤnglich zu ſehen / ſondern auch wol auff - zumercken vnd von jhnen abzunemen / was derſelben ingenia vermoͤgen oder nicht / ob jhnen ein Ding leicht eingehe oder all zuſch wer zu lernen ſey / vnnd alſo pro captu, das iſt / nach dem ſie etwas begreiffen moͤgen / zu einem Werck oder Arbeit gehalten werden ſollen. Wie dann die Hiſtorien ſonderlichD. Rivius ex biſt. Grac. von den Griechen melden / daß ſie derer Knaben / welche vor andern Scharpffſinnige ingenia gehabt / wol wargenom - men / vnd ſelbige beedes zum ſtudio der Weißheit / vnnd denn zur Geometria vnd andern Mathematiſchen Kuͤnſten gehal - ten / auch in dem malen vnnd andern dergleichen haben uͤben laſſen. (von welchen uͤbungen hernach mehr ſoll gemeldetA. Gellius l. 5. c. 3. werden) Vnd wird ſonderlich erzehlet von dem Protagora, da er in ſeiner Jugend zu gemeiner Dienſtbarkeit / auß Armut darzu gezwungen / ſich gebrauchen laſſen muͤſſen / vnnd auff eine zeit Democritus der Philoſophus jhn geſehen / daß er ſich in einer Arbeit mit Hoͤltz vmb zu gehen / ſo wol wuſte in den Poſſen zu ſchicken / daß er das Holtz nach Geometriſcher Kunſt fein getheilet vnd gelegt / hat ſich der Philoſophus dar - uͤber verwundert / vnnd darbey vermuthmaſſet / es muͤſte ein feiner Kopff ſeyn / der noch etwas rechtſchaffenes lernen moͤ - chte; Hat jhme derwegen zugeſprochen vnd zu ſich genom -men /27Handwerck lernen. Cap. 2.men / mit vertroͤſtung / er woͤlle jhn ſolches muͤheſeligen Le - bens abhelffen / vnd einen andern Mann auß jhm machen / welches auch geſchehen / vnd iſt dieſer Protagoras ein herꝛli - cher Philoſophus worden.

Vors dritte vnd hierauff / ſo wird ſich dann auch dieſes deſto eher finden / ob man etwas mit Nutzen vnd Fruchten trei - ben moͤge. Denn / warzu man Luſt vnd Lieb hat / auch von Natur darzu qualificirt vnnd geſchickt iſt / es deſto fertiger vnd beſſer zu lernen / ſo bleibt auch die Frucht vnnd gedeyen nicht auſſen / ſondern findet ſich / zum mehrentheil / ohne was etwan gefaͤhrliche vnd hinderliche Laͤufften vnd vnzeiten ver - vrſachen; Von welchem hernach in einem andern Cap. mel - dung vnd nachrichtung geſchehen ſoll. Allein iſt auch dieſes der Jugend wol einzubilden / wann ſie erſtlich auff eine Hand - thierung / Kunſt / Arbeit / oder gemeines Handwerck gethan werden / daſſelbige auch ſollen vnd koͤnnen lernen / vnnd nun den Beruff darzu haben / daß ſie deſſelben mit fleiß abwarten / den Beruff treulich nachfolgen / das vorgenommene Werck oder Arbeit nicht durch den Bauch ſtechen / oder vom Sche - mel weg lauffen / ſondern das Handwerck ehrlich außlernen / vnd ſich gedulden / ob dem jenigen / daß ſie in jhren Lehrjah - ren etwas Vnluſts vnd Beſchwerung außſtehen muͤſſen / in - gedenck deß Sprichworts: Der Bapſt iſt auch ein Schuler geweſen; Vnd das aller wiſſenſchafften / Kuͤnſten vnd Hand - wercken Wurtzel zwar bieter ſeyn / aber hernach ſuͤſſe Fruͤchte bringen. Daher auch die Gelehrten vermahnen: Perfer &〈…〉〈…〉 bdura, dolor hic tibi proderit olim. Item: Multatulit, fe -〈…〉〈…〉 itq́ puer, &c. Das iſt:

O liebe Jugend dulde dich /
Der Lehrjahr brauch verſtaͤndiglich /
D ijLaß28Wie die Jugend ſolle
Laß dich den Vnluſt nicht abſchreckn /
Wann dich die Arbeit thut auffweckn /
Es wird die Zeit ſich finden ſchon /
Die dir wird bringn der Ehren lohn.
Der Jugend Fleiß / folgt Meiſter gut /
Welchs dir hernach ſanfft vnd wol thut.
Auch wegen Muͤh vnd Arbeit hart /
So du im Lehrjahr nicht geſpart /
Kanſt dich demnach mit Gott vnd Ehrn /
Vorm bittern Hunger wol erwehrn.

Denn daß es einem mit etwas zu lernen / erſtlich inſon -〈…〉〈…〉yrac. 7. derheit / ſauer wird / das hat GOtt alſo geſchaffen / vnd ſeinen eingebornen Sohn ſelbſten / in angenommenem Fleiſch / nachLuc. 2. ſeiner Jugend / andern zum Exempel vnd nachfolge / vnter - thaͤnig ſeyn / zunemen / vnd die Haͤnde zur Arbeit gebrauchen laſſen.

Ferꝛner iſt bey dieſem nicht zu verlaſten das jenige / wel - ches der Jugend allerhand Kuͤnſtlerey vnnd Handwercke zu lernen den beſten behelff vnd foͤrdernuß geben mag / als da iſt / das Reiſſen / Mahlen / vnnd was demſelben verwandt iſt / welches man den jungen Knaben / wenn ſie Luſt darzu ha - ben / nicht allein nicht wehren / ſondern viel mehr mit fleiß ein ſolches ſie lernen laſſen ſoll / denn hiermit neben anderer noth - wendigen Lehr / die Zeit wol angewendet / vnd groſſer Nutzen bey jhnen geſchafft wird / vnnd was ſie auch hernach lernen / werden ſie hiedurch zum ſelbigen deſto bereiter vnd verſtaͤn - diger gemacht / es ſey in welcherley Kuͤnſten vnd Handwer - cken es woͤlle / vnd je Vortrefflicher ſelbige ſeynd / je noͤtiger vnd dienlicher das reiſſen / mahlen / vnd dergleichen zum ſel -ben29Handwerck lernen / Cap. 2.ben ſeyn will. Ja wo ein Knad von Natur zum ſelben mit Luſt geneigt / vnd von ſich ſelbſten (wie von etlichen geſchicht) etwas / oder von andern dergleichen nach zumachen ſich vn - lerſtehet / vnd jhme eine zimliche Art zu geben weiß / ſoll man einen ſolchen mit fleiß zu etwas Kuͤnſtliches halten vnd lernen laſſen. Vnnd meldet D Rivius von einem alten Mahler Pamphilo, vnd etlichen andern / das ſelbige gerathen / die Ju - gend ins gemein in der Mahlerey / Geometria, vnnd derglei - chen zu vnterꝛichten / dabey man dann bald koͤnne abnemen / zu was Kuͤnſten vnd Handwerck einer oder der ander tuͤglich ſeyn moͤge. Vnd iſt ein boͤſer gebrauch / das etliche Leute die Jungen laſſen Handwercke lernen / noch gantz Plump / vnd durch obgemeldte uͤbungen noch vnbereitet / dann darumb wirdts jhnen nicht allein ſchwer zu lernen / ſondern ſie werden auch offtmals nur Stuͤmpler / die ſelten etwas rechtſchaffnes machen oder arbeiten koͤnnen. Sondern je mehr ſinnens / nachdenckens / vnd geſchickligkeit eine Kunſt vnd Handwerck erfordert / je beſſer ein Junger von Natur darzu qualificirt, auch in offt gemeldten Fundamental bereitungen vnterꝛich - tet vnd geuͤbet ſeyn ſoll. Vnd allhie ſoll man billich / als zu einem Exempel vnd Muſter / mercken / mit was liſtiger gele - genheit / man in Spanien gelernige / geſchwinde / verſchmitz - te vnd abgerichte Schiffleut uͤberkommt / welches dann alſoTheatr. urb. in deſcript. Gades. geſchicht: Wann auff den Koͤnigl. Spaniſchen Galeen vnd Schiffen / (ſo Jaͤhrlich zu deß Koͤnigreichs Nutzen gegen mancherley Landſchafft zugeruͤſtet werden) Botsgeſellen oder Schiffknechte mangeln / werden ſolche Leute mit ſchoͤner Sinnligkeit zuſammen gebracht. Was argliſtige gemeine Junge Geſellen ſeyn / geben ſich zu einer Jaͤhrlichen doch freywilligen Dienſtdarkeit / folgender weiſe. Es kompt zu vnterſchiedlichen zeiten / auff einen offnen Platz / in ein auff -D iijgeſpannt30Wie die Jugend ſollegeſpannt Gezellt oder Tenten / ein darzu verordneter / welchen die Einwohner Alquiſil de Corte nennen / der ſetzet ſich zum ordenlichen gedeckten Tiſch / auff welchem drey Schluͤſſel ſtehen / (damit ſolche Leute leichtſam bethoͤret vnd angereitzet werden) mit Guͤlden vnd Silbern Gelt / auch Wuͤrfel vnd Kartenſpiel zugerichtet vnd verſehen / vnd damit werden deß Gluͤcks vnd der Freyheit Verdienſt vorgeſtellt / nemlich / et - lich Ducaten / oder deren werth an Silberen Realen / darzu kommen alsdann obgemeldte Spitzbuͤbiſche Geſellen (denn kein Einfaͤltiger ſich hierzu gebrauchen laͤſt) jedesmals zween zu gleich / greiffen zu den Wuͤrffeln oder Kartenſpiel / wie ſie ſich deſſen vorhin verglichen haben / ſpielen im beyweſen deß verordneten gemeldten Alquiſilli, vnd welcher von beeden ge - winnet / der uͤberkommt zugleich geſetzten Gewinn vnd Frey - heit / der uͤberwundene aber / oder der verſpielet hat / wird als - bald zu den Schiffen / vnnd alſo zu einer Jaͤhrlichen Dienſt - barkeit gefuͤhret. Vnd alſo werden die Koͤnigtſche Schiff - Knechte / welches froͤlich anzuſehen / mit liſtiger Kurtzweil zu - ſammen gebracht / vnd bekommt man alſo durch dieſes mittel ſehr verſchmuͤtzte / vnd abgerichte gelernige Geſellen / welche ſonderlich wol vnter die frembde Nationes zugebrauchen / Vnd weil ſolche anderer Leute Sprachen vñ qualiteten, auch allerhand Practicirung deſto eher erlernen / kan man deſto groͤſſern Nutzen / auff ſolchen Reyß vnnd Schiffarten / mit jhnen ſchaffen. Vnd alſo ſolte man auch zu Kuͤnſtlereyen vnd Handwercken / feine geſchickte vnd tuͤgliche Ingenia nach dem ſie qualificiret, mit nothwendiger vnnd befoͤrderlicher Vorbereitung / auch beſſerm Luſt vnd Lieb bringen vnd hal - ten / welche dann vermuthlich in allem vorhaben deſto mehr außrichten / vnd einen ruͤhmlichen Namen erhalten wuͤrden. Denn gleich wie ein ſtuͤck Acker oder Feld / viel beſſer vnndmehr31Handwerck lernen. Cap. 2.mehr Fruͤchte bringt vnd traͤgt / wann es zuvor einen tuͤchti - gen Boden hat / auch wol gebauet vnd fleiſſig zugerichtet iſt; Alſo / ſoll die Jugend ſo wol auff Kuͤnſtlichen als gemeinen Handwercken etwas tuͤchtiges vnd rechtſchaffens lernen / ſo muß ſie zuvor von Natur darzu geneigt ſeyn / Luſt darzu ha - ben / vnd auch tuͤchtig darzu bereitet werden.

Allhier zu dieſem Cap. von der Jugend / ſoll auch vol - gendes in acht genommen werden / als: Weiln es die Hei - lige Schrifft ſelbſt fuͤr ruͤhmlich achtet / wenn ein Vatter an einem Sohn / ſeines gleichen hinderlaͤſt / wie Syrach am 30. Cap. meldet / daß Junge Leute / wo ſie darzu tuͤchtig ſeyn / ſich auch befleiſſigen ſollen / jhrer Vaͤtter vnd Vorfahren ehrli - che Kuͤnſte vnd Handwercke nach zutreiben / vnd mit derglei - chen Arbeit einen ehrlichen Ruhm vnd Namen zu erhalten.

Lerius vnnd Benzo melden / als etliche Indianer vorIn der A - mericant - ſchen Be - ſchreibũg. Jahren ſahen / wie die Spanier / Frantzoſen vnd ander Na - tionen zu jhnen kommende ſo geitzig dem Gold vnnd andern dergleichen nachſtelleten / auch darumb ſo weitlaͤufftige / vnd die allergefaͤhrlichſten Schiffarten anſtelleten vnnd groſſe Handelſchafften trieben / jhren Kindern groſſes Gut vnnd Reichthumb zu verlaſſen / haben gemeldte Indianer die Spa - nier vnd andere mit verwanderung außgelacht / vnd gefragt: Ob das Erdreich in jhrem Land jhre Kinder nicht auch ernehren koͤndte / welches die Vaͤtter erneh - ret hette? Alſo koͤndte vnnd ſolte man manchen Geſellen / der ſo leichtfertig / auß Faulkeit oder Stoltz ſeines Vatters Kunſt vnd Handwerck verlaͤſt / vnd doch wol treiben koͤndte / vnd gleichwol etwas anders vornimmt / auch noch wol fra - gen: Ob die Kunſt vnnd das Handwerck / welches ſeinen Vatter ernehret / jhn nicht auch ernehren koͤndte? Es weredann /32Wie die Jugend ſolledann / daß ſonderliche vngluͤckhaffte Laͤufften ein ſolches weh - reten vnd hinderten / vnnd eine andere Nahrung vorzunemen nothwendig rathen / vnd dringen wolten. Wie leyder jetzi - ge Jahr vnd Laͤufften vielen Handwercken ſehr Gefaͤhr vnd hinderlich ſeyn / daß mancher auß Notturfft ſich auff etwas anders / gaͤngers vnd gebraͤuchlichers begeben muß / auch et - liche gar nicht wiſſen was ſie arbeiten ſollen / welche beſchwer - ligkeit GOtt der Herr / mit Gnaden endern woͤlle. Je - doch ins gemein / ſollen in ehrlichen / gebraͤuchlichen vnnd nothwendigen Kuͤnſten vnnd Handwercken / die Kinder ſich befleiſſigen / jhrer Eltern / Vaͤtter / vnd Vorfahrẽ / ꝛc. Kuͤnſt - liehen Namen inſonderheit zu erhalten / wie dann etliche ſol - ches mit Nutz vnd Ruhm gethan / auch in alten vnd neuen Hiſtorien dergleichen geruͤhmet werden / daß offt Vaͤtter vnd Soͤhne / Bruͤder / oder ſonſten nahe Verwandte / einerley Kunſt vnd Handwerck getrieben / vnnd erhalten haben / wie in vielen andern / alſo auch namentlich in der Architectur vnd Baukunſt; Dergleichen dann geruͤhmt werden / Erwin von Steinbach / welcher den Muͤnſterthurn zu Straßburg ge -Johan. Schade - us in Be - ſchreibũg deſſelben. Muͤnſter. bauet; Als dieſer geſtorben / ward ſein Sohn Johañ / welcher die Kunſt vom Vatter hatte / an ſeine ſtatt verordnet / wel - cher auch das ſeinige mit Ruhm an ſelbigem Bau gethan / wie auch obgemeldten Steinbachs / deß Vatters / Tochter / mit Namen / Savina / welche in der Bildhauer Kunſt ſehr vortrefflich geweſen / auch auß eygner andaͤchtigen Inven - tion am gemeldten Straßburgiſchen Muͤnſterbau / mit eygen Haͤnden etliche Emblematiſche Stuͤck gemacht / mit ſehr troͤſtlichen bedeutungen auff Chriſti deß Herrn vnſers Erloͤſers theneres / gnugſames vnd vollkommenes Verdienſt / daruͤber auch Hochgelehrte ſich zuverwundern haben. Dor - von auch hernach / im Cap. von der Weibsperſonen Kuͤnſt - lerey vnd Handarbeit / mehr ſoll gemeldet werden.

33Handwerck lernen / Cap. 2.

Alſo hat man auß andern Hiſtorien / vieler angerichter vnd verfertigter Wercke / nicht allein an Gebâuen / ſondern auch in vielen andern Kuͤnſtlichen vnd gemeitzen Handwer - cken / da ein Anverwandter deß andern / ja auch ein Lehr Ge - ſell ſeines Lehrmeiſters Kuͤnſtlichen vnd ruͤhmlichen Namen / durch nachgeſchlagenen vnd angewendten Fleiß erhalten vnd erlaͤngert / darvon die Alten ſehr viel gehalten / vnnd noch all - zeit bey Verſtaͤndigen ſeinen Ruhm vnnd Preiß finden mag. Vnd meldet auch die H. Schrifft / im 2. Buch Moſis / wieCap 31. & 36. Gott der Herr erſtlich den Bezaliel mit Weißheit vnnd Verſtand zu allerhand Kuͤnſtlichen Wercken vnnd Arbeit / begabet / vnd hernach demſelben zugeſellet den Ahaliab / vnnd dieſen beeden als Meiſtern vntergeben noch etliche andere / als welche ſolche Kuͤnſtliche Wercke mit verleyhung Goͤttlicher Gnaden von jhnen lernen / auch neben jhnen treiben / vnd her - nach den Kuͤnſtlichen Namen erhalten helffen ſolten / wie ſel - bigen Ortes Text / vnd widerholete vmbſtaͤnde klar zuverſte - hen geben. Zum Beſchluß dieſes Cap woͤllen wir auch mit wenigen hoͤren / durch welcherley invention vnnd credit die gelehrte Heyden vor alters jhre Jugend uͤberꝛedet / der Weiß - heit / Kuͤnſten / vnd allerhand fleiſſigẽ Kuͤnſtlichen Arbeit vnd Wercken / odzuligen vnd derſelben abzuwarten. Minerva die ertichtete Goͤttin / wird von den Lateinern genennt quaſi Monerva, daß ſie eine Ermahnerin vnnd Anweiſerin ſey zu guten Kuͤnſten vnd Kuͤnſtlichen Wercken / vnnd daß ſie ein Kunſtreiches Weibsbild ſey / vnd alle Kuͤnſtler vnnd Hand - wercks Leute haben vor Zeiten dieſe Goͤttin verehret / als eine Erfinderin aller ſubtilen Wercke / vnnd haben von jhr vorge - ben / daß ſie ohne eine Mutter / auß dem Haupt vnd Hirn Jo - vis, deß vermeinten hoͤchſten GOttes / erboren ſey / anzuzei - gen / daß alle weiſe vnnd treffliche Kuͤnſtliche Wercke / außEder34Wie die Jugend ſolle Handwerck lernen Cap. 2.der vnerforſchlichen Weißheit Gottes herkommen. Haben jhr auch ein Kaͤutzlein zu den Fuͤſſen geſtellet / zur bedeutung / daß / wer ein Kuͤnſtlichs nutzlichs Werck woͤlle an Tag brin - gen / der muͤſſe nicht Faulentzen ſondern Wachſam ſeyn / vnd der Sachen nachdencken vnd nachſinnẽ; Da ſie Jupiter hat geberen woͤllen / vnd jhme zu jhr iſt Wehe worden / habe Vul - canus eine Art erwiſchet / vnd jhme das Gehirn darmit eroͤff - net vnd auffgehauen / da ſey Minerva mit groſſem Geſchrey herauß geſprungen / welches bedeutet: Die Weißheit vnnd Kuͤnſtliche Wercke kommen von GOttes Gaben her / vnd die Jugend koͤnne dieſelben nicht lernen / ohne groſſe Muͤhe vnd Arbeit / Schweiß vnd Sorg. Da gehoͤre nun ein Vul - canus darzu / Das iſt / ein Lehrmeiſter / der die Jugend hart halte / vnd Fleiß anwende / welches durch die Eyſerne Axt be - deutet wird. Wenn nun ein ſolches Kuͤnſtlichs Werck ge - boren vnnd an Tag kommen / ſo ſchreyet es laut / das iſt / es kom̃t auß / macht dem Erfinder vnd Meiſter einen ruͤhm - lichen Namen / daß man davon hoͤret / vnd deſſelben begeret.

[figure]
Das35

Das dritte Capitel. Daß Kuͤnſte vnd Handwercke Gottes Gaben ſeyn / der auch allerhand Marerialien darzu erſchaffen / vnnd was dabey zube - dencken.

GLeich wie alle gute Gaben von oben herab kommenJacob. 1. Cor. 12. von dem Vatter deß Liechts: Alſo ſeynd auch aller - hand ehrliche / nutzliche vnd nothwendige Erfindun - gen / Kuͤnſte / Arbeit / Anrichtung vnd Verbeſſerunge derſelbẽ / eygentlich Gaben deß Geiſtes GOttes / welche er zu ſeinen Ehren / vnd deß Menſchen Nutzen / nach ſeinem wolgefallen außtheilet. Die alten Heyden zwar / haben die erfundene Kuͤnſte vnd Handwercke jhren vermeinten Goͤttern / ſonder - lich der Minervæ, vnd dem Mercurio, vnd andern / zugeſchrie - ben / oder auch denen / ſo von jhnen entſproſſen ſeyn ſolten / ſel - bige auch deßwegen Artium inventores, das iſt / Kunſt-Erfin - der genennet. Aber Moſes ſagts vns beſſer / vnd in Waar - heit / daß ſolche GOttes Gaben ſeyn / wie dann im 2. BuchCap. 31. & 36. Moſis gemeldet wird / bey der Beruff vnd Beſtellung deß Be - zaliel vnd Ahaltab / vnd jhren zugegebenen Geſellen / daß ſie Gott der HErꝛ erfuͤllet mit ſeinem Geiſt / vnd jhnen ins Hertz geben / Weißheit / Verſtand vnd Erkeñtnuß / allerley Werck / von Gold / Silber / Ertz vnnd andern Metallen / auch auß Holtz / Stein / vnd andern materialien Kuͤnſtlich zu machen / arbeiten / vnd verfertigen / dergleichen dann in H. Schrifft auch an etlichen andern Orten mehr erinnert wird.

Seynd alſo Kuͤnſtler vnd Handwercker / auch Haußhal -1. Petr. 4. 2. Cor. 3. ter der mancherley Gnaden GOttes / vnd was ſie hierinnen tuͤchtig ſind / iſt auch von GOtt / welches ehrliche vnnd ver -E ijſtaͤn -36Daß Kuͤnſte vnd Handwerckeſtaͤndige Kuͤnſtler vnd Handwercker erkennen ſollen. Wie dann ſolches neben etlichen andern ſonderlich erkennet hat / der vortreffliche kuͤnſtliche Werckmeiſter deß MuͤnſterthurnsSchadæus in ſeiner Beſchrei - bung In quæſt. ſup. Exod zu Straßburg / Erwin von Steinbach / welcher daſelbſten zu oͤberſt an den Thurn vnter andern Spruͤchen auch dieſen ein - gehauen: Chriſtus theilet ſeine Gaben jedermann auß. Auguſtinus ſagt auch: Artis Mechanicæ peritia à Deo eſt. Auch ruͤhmens ſonſten andere Gelehrten: Artificum ſummorum opera & divina reperta. Item: Quælibet ArsMatheſ. Deum datorem noſcit, quælibet ergò laude digna eſt. Mat - theſius Prediget hiervon ſehr ſchoͤn / alſo: Kuͤnſte vnnd Handwercks Gaben / kommen von GOtt / vnnd der will da - durch als ein Weiſer Kunſtreicher Gott / vnd durch beruͤhm - ter Leute Kunſt / erkannt vnd gepreiſet werden. Darumb ſol - len ſie auch ſolche jhre von GOtt empfangene Kunſt Gaben / in Gottes Erkenntnuß / rechten Glauben / vnd deſſen Fruͤch - ten vnd Tugenden zu deß Gebers / als GOttes deß HErꝛn / Lob vnd Preiß / vnnd auch gemeinem nutzen zum beſten / an - wenden vnd treiben / vnd die Staͤnde / ſo GOtt gefallen / da - mit zieren helffen / daß ſie zeitlichen ehrlichen Ruhm / vnd her - nach ewiges Leben vnd Seeligkeit erlangen moͤgen. VndIdem, in Sarepta, conc. 12. ferꝛner: Vnſer lieber HErꝛ Gott / hat ſeine Weißheit vnnd Geſchiekligkeit ins Menſchen Hertz gebildet / vnd Him̃el vnd Erden Circkel recht / vnd alles in ſeiner proportion, GewichtSap. 11. vnd Maß erſchaffen / darauff die Alten vnd Nachkommende als fleiſſige Leute / gut achtung gegeben / vnnd da ſie ein ding gegen dem andern gehalten / wie ſie in der Vernunfft jhre principia vnnd gemeine Regeln / gruͤndliche anleytung em - pfunden / auch dem Werck Gottes vnd der Natur / ſo viel es hat ſein koͤnnen / nachgeahmet / haben ſie eine Kunſt vnd Mei - ſterſtuͤck / vnd darzu viel nutzlicher inſtrument nach einandererfunden /37Gottes Gaben ſeyn / Cap 3.erfunden / welche von Tag zu Tag durch nachdencken vnnd uͤbung vnverdroßner Leute freyer Koͤpffe ſeynd gebeſſert wor - den. Darumb weil Kuͤnſte vnnd Kuͤnſtler Gottes Gaben / vnd aller Ehren wirth ſeynd / ſoll mans auch darfuͤr haltẽ vnd erkennen / als ſchoͤne Kuͤnſte / ſo von Gott herkommen / vnnd die durch groſſer Leute Verſtand vnd Erfahrung ſeynd auff - gebracht. Auch ſoll man Gott darfuͤr dancken / vnnd der Kuͤnſtler Muͤhe vnd Arbeit preiſen (vnd nach der Gebuͤr ver - lohnen) auch ſolche Wunderleute / die mit waarer Kunſt vmb - gehen / fuͤr andere halten vnd fuͤrziehen lernen. Ja GOtt hatId. Ibid. die freyen Handkuͤnſte darumb gegeben / daß er darauß erken - net / vnd jhme gedancket / vnnd der Gerechtigkeit / Billigkeit / vnd jedermann zur Nutzbarkeit dadurch gedienet werde.

Gleich wie nun die Hand Gottes deß Herrn alles kan: Alſo koͤnnen auch Menſchen Haͤnde ſehr viel / durch Goͤttlicher Gnaden verleyhung / ja auch ſo viel / daß Men - ſchen Haͤnde Gott dem HErꝛn vnd Schoͤpffer aller dinge / ſeinen Himmel / mit deſſelben wunderbaren Lauff / ꝛc. Auch den Erdboden mit ſeinem gantzen Lager auff mancherley weiſe / Form vnd Figur / groß vnd klein / gleichſam nachma - chen / fuͤrſtellen vnd auffweiſen koͤnnen. Welches Gott ge - ſchehen laͤſt / ja auch Verſtand vnd ſchaͤrffe der Sinnen dar - zu verleyhet / zu dem ende / daß nach Davids deß KoͤniglichenPſal. 19. Propheten vermahnung / auch hiedurch die Ehre Gottes er - zehlet / vnd ſeiner Haͤnde Werck verkuͤndiget werden ſollen / Er auch deſto ehe / beſſer vnd weiter ſoll erkennet vnd gepreiſet wer - den. Sonſten hat man auch von der alten Statt Conſtan - tinopel herꝛlichen trefflichen Mauren zu Herodiani zeiten ge - ſagt: Daß man ſich uͤber die Haͤnde derer / welche ſie gebauet / verwundern / welche ſie aber zerbrochen / verfluchen muͤſſen. Darnach weil ſolches gemeiniglich leibliche Gaben ſeynd /E iijzum38Daß Kuͤnſte vnd Handwerckezum zeitlichen Leben gebraͤuchlich / ſo gibts GOtt offtermal den Vnglaubigen ſo wol als den Glaubigen (darvon hernach mehr in eimandern Cap.) auß ſonderlichen vrſachen / daß ſie allerſeits viel Kuͤnſtliches dings machen / vnnd arbeiten / auch offt ohne Menſchliche Anleytung / etwas erſinden / erdencken / vnd außſinnen / vnd mit fertiger Hand ſein vnnd KuͤnſtlichExod. 31. Syrac. 39. außarbeiten koͤnnen. So erfaͤhrt man auch beedes an alten vnd auch neuen Exempeln / daß durch die Gaabe GOttes et - liche Kuͤnſtler vnd Handwercker auch ſehr Sinnreich vnd ei - nes ſubtilen Verſtands ſeyn / ja offt von hohen dingen treff - lich wol judiciren koͤnnen. Als man dann bey Manns geden - cken ſonderlich ein ſolch Exempel gehabt / an Albrecht Duͤrer / zu Nuͤrnberg / welchen man den Teutſchen Apellem genañt / vnd von jhm geruͤhmet: Durerus pictor Naturâ doctior ipsâ: Mit welchem auß bemeldter Vrſach viel hohes Stands vnd andere vorgaͤnge Perſonen / ſo wol Schrifftliche als Muͤnd - liche Converſationes gehabt. Vnnd Lipſius bezeuget / daß auch vnter den Kuͤnſtlern vnd Handwercks Leuten ſeyn / di - ctis factisq́ ſapientes, & ideò jure mirandi ac colendi, Das iſt / auß welcher Worten vnnd Wercken Weißheit geſpuͤret werde / auch darumb in ehren zuhalten ſeyn.

Wie nun GOtt der Herr ſolche Gaben vnd Kuͤnſte den Menſchen verleyhet / auch Kunſt Gaben Gunſt Gaben genennet werden / weil ſie denen gegeben werden / welchen es Gott goͤnnet: Alſo ſchafft vnd gibt auch Gott der Schoͤpf - fer allerhand vnterſchiedliche Materialia, vnd ſolche mehr ers - theils auß der Erden / daran die Kuͤnſtler vnd Handwercker die Haͤnde legen / ſich derer gebrauchen / vnnd vielerley dings zu Nutz vnd behelff deß Menſchlichen zeitlichen Lebens / dar -Syr. 40. auß arbeiten vnd machen ſollen. Wie dann die H. Schrifft bezeuget / daß GOtt der Schoͤpffer ein jegliches geſchaffenhabe /39Gottes Gaben ſeyn / Cap. 3.habe / daß es etwa zu dienenſoll. Dann die Weißheit Got - tes hat alle Materialien, Metall / Stein / Holtz / Erden / mi - neralien, vnd alles anders / ſo denen verwandt oder drunter begriffen werden / ja allerley Gewaͤchs vnnd Geſchoͤpff / ge - ſchaffen / zu mancherley Ende / als / zur Nahrung / Artzney / Beſchirmung / Zieraten / auch allerhand Werckzeugen / vor Menſchen vnd andere / doch vmb deß Menſchen willen. Dañ es muß der Menſch nicht allein ſeine Nahrung ſuchen / ſon - dern er ſoll auch nach der Geſchickligkeit / damit jhn Gott be - gabet / in den Materialien Kuͤnſtlen / wercken vnnd arbeiten. Vnnd dieweil Menſchlicher Verſtand ſich weit auff vnter - ſchiedliche Kuͤnſte vnd Wercke erſtrecken ſoll; Als hat auch Gott der Schoͤpffer materien vnnd Zeugs gnug verordnet / welches zu vnterſchiedlichen vnd manigfaltigẽ Kuͤnſten / ſon - derlich aber zur erhaltung ſeines Geſchoͤpffs dienen moͤchte. Daher auch derſelbige Schoͤpffer ſo viel der materialien, in / auſſer / vnd auff der Erden / wie auch im Meer / Waſſern / vnd ſonſten an vnzehlichen Creaturen herfuͤr kommen laͤſt / daß das Menſchliche Leben inſonderheit von denſelbigen / ſeinen eygen Nutzen vnd Luſt / auffenthalt vnd bequemligkeit / nach allerley Notturfft haben ſoll / ſo gut es die Menſchen ſelbſten machen vnd haben moͤgen / nach jhrer Erfindung vnnd ver - beſſerung.

Summa / Gott gibt vnd ſchaffet zu arbeiten / jhn dadurch zu preiſen / vnd die Welt biß zu jhrem Ende zu erhalten: Dar - zu dann auch die Elementa ſelbſten / als Feuer / Lufft / Erd vnd Waſſer / helffen vnnd jhre taͤgliche Frondienſte thun muͤſſen. Vnd gehet es darinnen wunderlich her / daß offt et - was an einem Ort herfuͤr kommt / am andern zubereitet / vnd an noch weitern Orten alle[r]erſt verarbeitet / auch noch weiters gebraucht werden muß. Derwegen vmb alle dieſe ding vnndmate -40Daß Kuͤnſte vnd Handwerckematerialien, ſoll man Gott den Schoͤpffer deſto billicher mit Danck loben / weil er einem jeden ding / ſo er geſchaffen / ſolche eygenſchafften gegeben / daß ſie jhme gehorchen / vnnd auff ſo mancherley weiſe durch Verſtand vnd Kunſt der Menſchen ſich muͤſſen brauchen vnnd nuͤtzen laſſen. Wann man nun auß ſolchen Geſchoͤpffen Gottes / durch deſſelben Gnade vnd angewendten Fleiß / ſo mancherley Wahren / Zeugs vnnd Handarbeit machet / vnd zubereitet / ſo kommt es denen zumal ſeltzam fuͤr / welche dergleichen vor niemals geſehen haben. Als vmbs Jar Chriſti 1498. Columbus ſeine dritte SchiffartAmerica - niſche Schiffar - ten. in Americam thaͤte / vnd in die Inſul Cubagua kame / da ſie groſſe menge der Perlen fanden (welche doch die Indianer ſchlechtlich achteten) haben ſelbige Leute ſich uͤber den Spa - niſchen Schiffen / Waffen / Kriegsruͤſtung / Puͤchſen / An - ckern / vnd mancherley anderer Arbeit / vnd Werckzeugs / ſo ſie mit gebracht / zum hoͤchſten verwundert / vnd nicht glau - ben woͤllen / daß ſolches von Menſchen Haͤnden gemacht wordẽ / ſondern habens alles fuͤr der Goͤtter Wercke gehalten. Alſo auch / da die Engellaͤnder / die Landſchafft Virginia, in Americaͤ eingenommen / vnnd jhrer Koͤnigin Eliſabetha zu Ehren alſo genennet haben / meldet die Hiſtoria / daß ſie aller - ley kuͤnſtliche vnd gemeine Handarbeit / Werck vnd ander ge - zeugs den Innwohnern verehret / auch deſſen viel mit jhnen vertauſchet / vmb andere Ding / da haben die Innwohner glei - cher weiſe ſich hoͤchlich druͤber verwundert / auch nicht fuͤr Menſchen Haͤnde Werck / halten woͤllen / ſondern gedacht / es hettens entweder die Goͤtter ſelbſten gemachet / oder ſonſten geſchaffen vnd geſchenckt mit getheilet. Es meldet auch Jo -Braſilia - niſche Schiffa. han. Lerius, daß die Braſilianer anfaͤnglich jhren Jungen vnd Kindern taͤglich fuͤrgeſagt / ſich gegen die jenigen Fremb - den gut vnnd dienſiwillig zu erzeigen / welche jhnen vielerleynutzliche41Gottes Gaben ſeyn.nutzliche Handwercks Wahren vnnd Werckzeug / ſonder - lich von Eyſen / Aexten / Meſſern vnd andern dergleichen / zu - brechten.

Weil dann Gott der HErꝛ / einig vnd allein / durch ſei - ne Gnade Weißheit vnd Verſtand gibt / Kuͤnſtliche vnd Fleiſ - ſige Handarbeit zu machen / auch die hierzu gehoͤrige vnd noͤ - tige materialien ſchafft / ſo iſt vnnd bleibt er auch billich aller ehrlichen / nutzlichen vnd nothwendigen Kuͤnſte vnnd Hand - wercke / vnd deren Arbeiter / einiger vnd Oberſter Patron vnd Zunfftherꝛ / vnd iſt Heydniſch vnnd Abgoͤttiſch / wann man jeder Kunſt oder Handwercks Zunfft einen beſondern Heili - gen zum Patron vorſtellen wolte / wie etwa vor dieſem ge - ſchehen.

Der erſte Kuͤnſtler vnd Arbeitet / vnter dem Volck Got - tes / welchen Goet ſelbſt beruffen / iſt geweſen vnnd hat geheiſ - ſen Bezaleel, das heiſt / vmbra Dei, Gottes Schatten; An -Exod. 31. zudeuten / daß alle ehrliche Kuͤnſtler vnnd Handwercker / in Gottes Schutz / Schtrm / vnd Schatten ſeyn / vnnd jhn zum einigen vnd gewiſſen Patron haben / den ſie durch fleiſſig Ge - bet taͤglich erſuchen / vnd die verliehene Gnade mit Danck er - kennen ſollen / damit jhrer Haͤnde Werck gefoͤrdert werden / vnd gedeyen dabey ſeyn moͤge. Wie jhnen dann auch ſo wol / als andern / vorgeſungen wird:

Es iſt ja alles / HErꝛ / dein geſchenck vñ Gab /
Mein Leib / Seel / alles / was ich kan vnd hab /
In dieſem armen Leben /
Damit ichs brauch zum Lobe dein /
Zu dienſt vnd Nutz deß Nechſten mein /
Woͤlleſt mir dein Gnade geben.
FVnd42Von fuͤrnembſten / noͤtigſten Handwercken

Vnd alſo ſoͤll man GOtt den Herrn in guten Kuͤnſten vnd Arbeit / vmb den guten H. Geiſt bitien; Vnd nicht vom Teuffel / welcher zwar auch ein Tauſentkuͤnſiler (〈…〉〈…〉ουριοτ〈…〉〈…〉 χνίτης) iſt / ſchwartze Kuͤnſte lernen / welche ſehꝛ boͤß - lich vnd mit ewigem Elende belohnet werden.

Das vierdte Capitel. Von den Elteſten / Fuͤrnembſten / noͤ - tigſten vnd beſten / auch von neuen / kuͤnſtlichen vnd gemeinen Handwercken vnd Erfindungen / auch von manchfaltigen voꝛtheilhafften Verbeſſe - rungen derſelben.

ANfaͤnglichen wiſſe der guͤnſtige Leſer / daß deß Autho - ris voꝛhaben nicht ſey / mit gar zu genau ſpecificirter erzehlung gemeldter vnd jeder Kuͤnſten vnd Hand - wercken / ſo durch die gantze Welt getrieben werden / einen vn - willen oder eyfer partheyliger weiſe zu vervrſachen / welches offt ohne das auß vnverſtand / vnwiſſenheit / neyd / eyteler Ehꝛe / vnd dergleichen / zu geſchehen pflegt / auch nicht ein namhaff - tes Regiſter aller Kuͤnſte vnd Handwercke zuerzehlen / weil man vieler vrſachen halber ſchwerlich ein vollkommenes der - ſelben haben kan (wie auch Cœlius Rhodig. zeuget vnd ſagt: Miraeſt Artium numeroſitas, quæ manuum adjumento con - diſcuntur & exercentur, Das iſt: Es ſeynd der Kuͤnſte vnd Handwercke wunderlich viel / vnd deßhalben ſchwerlich zu er - zehlen) ſondern bey dem auffgetruckten Titul / einer ge - meinen Betrachtung derſelben / es verbleiben zu laſ - ſen / darunter denn alles / was ſich ſeiner Handkuͤnßlerey vnd Arbeit nicht zu ſchemen hat / billich verſtanden werden / auch alle alte vnd neue / fuͤrneme vnd ſchlechte / jedoch noͤtige nutz -liche /43vnd voꝛtheilhaff en verbeſſerungen derſelben.liche / gute / ehꝛliche vnd zulaͤſſige Kuͤnſte vnnd Handwercke begriffen ſeyn ſollen. Darzu / wo derſelben etliche / Exem - pels weiſe / nach anleytung der Hiſtorien / oder ſonſten etwa einzelith genennet werden / woͤlle man ja nicht dafuͤr halten / als wann hiedurch andere / deren namentlich nicht gedacht wird / entweder auſſer der acht gelaſſen / vnd in vergeſſenheit geſtellet / oder geringſchaͤtziger gehalten wuͤrden; Sintemal man einer jeden derſelben / wie viel vnd weitlaͤufftig ſie auch ſeyn / auch an vnterſchiedenen Orten nach mancherley Landts vnd Volcks art / in vngleichem reſpect gehalten wer - den / gleich wol jhꝛe gebuͤrliche ſtelle / Ehꝛ / Ruhm vnd Namen gegoͤnnet haben will / welches jhnen auch ſonſten das H. Wart Gottes vnnd deſſen nachrichtung / auch ehꝛliche ver - ſtaͤndige Policey Oꝛdnung / vnnd eines jedern Landts / Statt vnd Oets / vernuͤnfftige Gewohnhetten vnd Gebraͤuche / oder auch ehꝛliche vnd dapffer verdiente Freyheit / vnd der Ober - keit vergoͤnſtigung / ſelbſten zulaſſen vnd geſtatten / darbey es auch in Gottes Namen beruhe.

Die H. Schrifft ſelbſt ruͤhmet voꝛ andern die jenige Kuͤnſte vnd Handwercke / welcher man in der StattSyr: 39. vnd vnter den Leuten nicht entpern kan / das iſt / wel - cher der gemeine Nutzen vnd Wolſtand der Lande vnd Leu - ten / nicht entrathen kan / wie ſolches auch die Dolmetſcher fein zuverſtehen geben: ſine quibus non ædificatur civitas, quorum operibus eget hominum congregatio.

Vitruvius ruͤhmet auch die jenigen Kuͤnſtler vnd Hand - wercker / welche notwendige / nutzliche / vnd zum Gebrauch vñ Wolfahꝛt deß Menſchlichen Lebens dienliche Werck erfin - den / machen / arbeiten vnd verfertigen. Vil dings vnd Arbeit / woman der alten Erbarkeit nachgehen / vnd derſelben ſichF ijbefleiſſi -44Von fuͤrnembſten noͤtigſten Handwerckenbefleiſſigen wolte / were abzuſchaffen / ſonderlich ſolche Ge - maͤchte / welche durch auß zu keiner Notdurfft oder auch ehꝛli - chen Ergoͤtzlichkeit / ſondern vielmehꝛ zu vielfaͤltiger Leicht - fertigkeit vnd Nachtheil geuͤbet werden. Wie denn auch die alten noch Heydniſche Roͤmer nichts geduldet / von Hand - arbeit / als nur / was zur notdurfft deß Lebens zu gebrauchen geweſt. Aber bey den Griechen (wie auch noch an vielen Or - ten) ſeynd auch ludicræ Artes, allerhand leichtfertige Kuͤnſte / Arbeit / Gemaͤchte vnd Handtlerungen / im ſchwang gan - gen. Ja die Roͤmer haben offtermals durch offentliche Edicta ehꝛliche vnd nutzliche Handwercke vnd Arbeit beſtettiget / An - dere vnnoͤtige / vnnuͤtze aber abgeſchaffet vnd verbotten.

Was auch die Policey verſtaͤndige auß dem Cicerone vnd andern lehꝛen / von der Mercatura oder Kauffmañſchafft / daß die jenige zulaͤſſig ſey vñ getriebẽ werden ſoll / quæ honeſta, ut i - lis, neceſſaria, multis impertiens, das iſt / welche ehꝛlich / nutz - lich vnd nothwendig / auch vielen vnd dem gemeinen Nutzen zu ſtatten komme / daſſelbige ſoll man auch billich von aller - hand Kuͤnſten vnd Handwercken verſtehen / vnd in gleicher ſchaͤtzung halten / als welche ehꝛlich / nutzlich / nothwendig vnd vielen / ja dem gantzen gemeinen Nutzen dienlich ſeyn. Ja die Alten haben zum theil deren Handwercke ſich ſonderlich be - fliſſen / welche da machten vnd zu werck richteten / talem ſupel - lect ilem, quæ animo & corpori chara & neceſſaria eſſet, das iſt / ſolche Arbeit / Haußgeraͤthe vnd Werckzeuge / dadurch das Gemuͤht erluſtiget werden / vnd auch deß Leibes Wolfarth geholffen vnd gerathen ſeyn moͤchte. Etliche ſagen: eas eſſeAriſtot. & alij. Artium mechanicarum præſtantiſſimas, quorum finis eſt ſupplementum neceſſitatum & defectuum corporalium, das iſt / die beſte Handwerckskuͤnſte ſeynd die jenige / welche deß Leibs vnd Lebens notdurfft vnd gebrechlichkeit zu huͤlff vndſtatten45vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen derſelben.ſtatten kommen. Darumb ſolche Werckler auch genennet werden Opifices, ab ope ferenda, als die andern mit jhꝛer Handhuͤlff dienen. Vñ hierumb zeugen die Politici, als Gre - gor. Petr. Tholoz: daß die Kuͤnſtler vnd Handwercker ſeyenl. 2. De Repub. der nothwendigſten Glieder eines einer gemeinen Statt / wie ſolches auch in Keyſerlichen Rechtenangezogen wird.

Hierumb vnd weiln die noͤtigſten vndnutzlichſten Hand - wercke / vnd deren Arbeit die beſten ſeyn / ſolten ſich beedes Herꝛſchafften auch privat vnd gemeine Perſonen dahin be - fleiſſigen / daß ſie mit groſſem Gelt vnd Gut nichts vnnoͤtiges noch vergebliches bauen / arbeiten oder verlegen vnd machen laſſen / damit nicht das Sprichwort an jhnen waar werde: Stultitiam patiuntur opes, das iſt / man gehet offt mit groſ - ſem Geld vnd Gut naͤrꝛiſch vmb / vnd ſpendiret daſſelbe auff vnnuͤtzt vnd vnnoͤtige ding / oder wie der Reymen lautet:

Mancher mit groſſem Gelt vnd Gut /
Welches Er uͤbl auffwenden thut /
Zeigt / daß er hab eins Narꝛen Muth.

Zu Loͤven in Braband / wird ein Thurn mit einem beſon -Theatr. u〈…〉〈…〉 b. dern gemeinen Zunamen genennet / Verlohꝛne Koſt / weil ſelbiger Bau / vieler geduͤncken nach / vnnoͤtig / jedoch dieſen Nutzen hat / daß man darauff weit hinauß vnnd vmb die Statt ſehen kan; Alſo koͤndte vnd ſolte man auch noch wol alle ſolche Kuͤnſte / Gebaͤude / Wercke / Arbeit vnd Gemaͤch - te / eine Verlohꝛne Koſt nennen / welche keinen oder weni - gen Nutzen vnd genieß ſchaffen / vnd doch offt ſehꝛ viel koſten vnd theuer geſtehen / auch dahero vnd hergegen an nutzlichen notwendigen Wercken offtermals das Geld erſparet werden will.

In betrachtung nun deß oberzehltẽ / ſo bleibts erſtlich dabey /F iijdaß46Von fuͤrnembſten / noͤtigſten Handwerckendaß vnter allen Handarbeiten vnd Wercken ſo noͤtig vnnd nutzlich / der Acker vnd Feldbau / mit aller derſelben Zu - gehoͤꝛ / das elteſte vnd erſte / auch noͤtigſte / beſte vnd fuͤrnembſte ſey / wie es denn auch wol auff dieſer Welt verbleiben wird. Denn ſolches erſtlich bald noch im Paradiß angefangen / welchen Garten Gott der Herr gepflantzet / vnd den erſt -Geneſ. 2. erſchaffenen Menſchen Adam / dreln geſetzet / daß er jhn bauen vnd bewahꝛen ſolt. Es iſt auch der Feldban / nach vervrſach - ter vertreibung auß dem Paradiß auff dem gemeinen Erdbo - den hernach deſto mehꝛ von noͤthen geweſen / weil die Erde vmb deß ſuͤndigen abfaͤlligen Vngehoꝛſams willen der Menſchen verfluchet woꝛden / vnd darumb mit deſto groͤſſerer Muͤhe vnd Arbeit / das Brodt vnd andere Nahꝛung fuͤr Menſchen vnd Viehe hat muͤſſen geſuchet vnd gewonnen werden. Sinte - mal der erſte Menſch Adam / mit den ſeinen vnd jhren erſten vnd nechſten Nachkoͤm̃lingen / dem Befehl Gottes deß Her -Geneſ. 3. & 4. ren / das Feld zu bauen / nachkommen / iſt auch ohne zweiffel zum erſten das Feld beſchwerlich genug gabauet woꝛden / vnd werden gewißlich den angedroheten Schweiß von jhꝛem An - geſicht weidlich haben abwiſchen muͤſſen / biß Thubalkain / der Meiſter in allerley Ertz vnd Eyſenwerck / mit den ſeinen / dasGeneſ. 4. Schmeltz vnd Schmidewerck erfunden vnd angefangen zu treiben / auch tuͤchtigere vnd bequemere Inſtrument vnnd Werckzeuge gemachet woꝛden / den Erdboden deſto beſſer zu gewinnen / vnd zu mehꝛer Fruchtbarkeit zu erbauen. Vnd alſo ſetzet hernach die H. Sehrifft gemeiniglich den Aeker vnd Feldbau / vnd den bahero kom̃enden Segen Gottes / ande - rer Nahꝛung weit voꝛ / beydes voꝛ vñ nach der Suͤndflut. WieGeneſ 9. deñ gemeldet wird von Noah: Vnd Noah fieng an (nemlich / wider auffs neue) vnd ward ein Ackermann / vnd pflantzeteWein -47vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen berſelben.Weinberge. Vnd da von Go〈…〉〈…〉 t dem Herrn ſelbſten duꝛch Moſe den Gottsfoͤꝛchtigen der fuͤrnembſte Segen verheiſ -Deut. 28. ſen ward / war es der Segen deß Ackers vñ der Fruͤch - ten deß Landes. Vnd abermals preiſete Moſes in ſel -Deut. 33. nem Valet Segen an die Staͤmme der Kinder Iſrael / die edelen Fruͤchte von der Erden. Vnd Syrach ſagtSyrac. 7. auch: Ob dirs ſauer wird mit deiner Nahrung vnd Acker - werck / das laſſe dich nicht verdrieſſen / denn Gott hats ſo ge - ſchaffen.

Iſt alſo beedes voꝛ vnd nach der Suͤndflut der Feldbau / mit ſeiner Zugehoͤꝛ / jeder zeit das noͤtigſte geweſen / vnd dar - umb ſo fleiſſig in acht genommen / in g〈…〉〈…〉 ter vnd ſteter uͤbung erhalten / vnd deſſen Arbeit wegen deß darauß folgenden nutzen / gethꝛet woꝛden / iſt auch billich noch vnd allzeit zu eh - ren / als eine ſolche Arbeit / welche von Gott dem Herrn vnd Schoͤpffer ſelbſten geſtifftet / vnd die fuͤrnembſte vnd noͤ - tigſte Nahꝛung vnd Auffenthaltung deß Leibes vnd Lebens herfuͤr bringt; Darneben auch den zuſtandt der Chꝛiſtlichen Kirchen / auff dieſer Welt / in anrichtung / bauung vnd foꝛt - pflantzung derſelben / ſehꝛ fein abbildet / wie der H. Apoſtel Paulits die Corinthier erinnert: Ihꝛ ſeyt Gottes Acker -1. Cor. 3. werck.

Es haben auch oberwehnte nothwendigkeit deß Feld - baues die verſtaͤndige Heyden vnd vnglaubige Leute erkennet; Daher von Xenophonte der Acker - vnd Feldbau / mit ſeiner Zugehoͤꝛ / Mater & nutrix omnium cæterarum artium, das iſt Eine Mutter vnd Ernthrerin aller anderer Kuͤnſten vnd Handwercken genennet wird. Vnd Plato iſt auch der mey - nung (wie er es denn auch erꝛathen hat) es ſey durch Gottes Wunder vnd ſonderbare Verſehung geſchehen / daß die Men -ſchen /48Von fuͤrnembſten / noͤtigſten Handwerckenſchen / ehe ſie einige andere Handwerck oder Kuͤnſte gelernet / ſich auff den Feldbau begeben haben. Vnd deß dings wirdl. 3. c. 8. De Repub. mehrbey dergleichen Scribenten gefunden. Auch auß der Roͤmer Hiſtorien zeuget Bodinus, daß ſelbige in anrichtung jhꝛer Herꝛſchafft zu foͤrderſt den Feldbau beſtellet / vnd denn das Kriegsweſen angeordnet / als von welchen beeden ſie jhre Nahrung vnd Beſchuͤtzung haben moͤchten. Vnd ſolchen alsgroͤſſeſten vnd fuͤrnembſten Nothwendigkeit vnd Nutzes wegen / haben offtermals verſtaͤndige Potentaten / theils auch noch vnter der Heydenſchafft / als ſonderlich Cyrus derXenoph. Perſen Monarch / vnd hernach Keyſer Severus, wie auch et - liche andere / gar ſtreng gebotten / vnd Vorſehung gethan / in Kriegszuͤgen vnd Heerfarten ſonderlich deß Bauersmanns zuverſchonen. Dahero auch noch in den Keyſ. Rechten glei - che Privilegia jhnen zugeſprochen / aber wegen neuen vnd aͤr - ger denn Barbariſchen Kriegsweſen / je laͤnger je weniger gehalten werdẽ / alſo daß endlich der Verderber mit dem Ver - derbten jaͤmmerlich darnider ligen vnd verſchmachten muß. Es iſt auch darneben den Bauersleuten erlaubet / im fall der Noth / die gute Wetterszeit nicht zu verſaͤumen / auch an den Sabbath oder Sontaͤgen (venerabili die Solis) jhre Arbeit im Feld zu verrichten / vnd die Fruͤchte einzubringen / ne occa - ſione momenti pereat commoditas cœleſti proviſione conceſ - ſa, das iſt / damit nicht durch ein ploͤtzlich Vngewitter das je - nige verderbet werde / welche die Goͤttliche Fuͤrſehung dem Menſchen zum genieß vnd erhaltung beſcheret hat. Hingegen aber iſt befohlen / daß an dem Sabbath oder Sontag andere Handwercke feyren ſollen. (Davon hernach in einem andern Capitel.)

Es haben auch die erſte Menſchen eine gute Zeitlang auß dem Feldbau / vnd allerley Gewaͤchſen / auch hierzu gehoͤ -riger49vnd vortheilhafften verbeſſerungen derſelben.riger Viehzucht / Alle jhres Lebens vnd Leibes notdurfft / als nicht allein Nahrung / Eſſen / Trincken / ſondern auch Kley - dung vnd Gewandt / Beſchirmung deß Leibs / ꝛc. in ſumma / allerley behelff haben koͤnnen / vnd ſich / wiewol ſolches alles zum mehrern theil / einfaͤltig / ſchlecht vnnd gering / gegen dem hernach kommenden / geweſen / jedoch gar wol darmit contentiret vnd beholffen / auch bey ſolcher ſchlechten / je - doch geſunden vnd bequemlichen diætâ, ein geſundes vnd langes Leben gefuͤhret / vnd mehrertheils ein hohes Alter / alsGeneſ. 5. & 11. auff etlich hundert Jahr erꝛeichet / welches die H. Schrifft ſelbſt mit außtruͤcklicher ſpecificirung an etlichen orten zu - verſtehen gibt. Ja es haben eiliche daſſelbe alte ſchlechte Le - ben fuͤr recht gluͤckſelig geſchaͤtzet / da man die Hoͤhlen derLeonhard. Fiora - vand in diſcurſ. Steinkluͤffte vnd Erden fuͤr Haͤuſer / die Zweige vnd Bletter der Baͤume fuͤr Kleider / den Erdboden fuͤr Schuhe / die Haͤnde fuͤr Werckzeuge / vnd Gefaͤß / das Waſſer fuͤr Tranck / die Wurtzeln fuͤr Brodt / die Fruͤchte der Baͤume fuͤr Fleiſch / die Erde fuͤr das Betthe / vnnd den Himmel zur Decke ge - brauchet; Da auch das Raiſen fuͤr Ruhe / Muͤhe vnd Arbeit fuͤr Luſt / Armut fuͤr Reichthumb gehalten worden / vnd die Wolluͤſte am wenigſten bekandt geweſen. Wie man denn nicht allein anfaͤnglich / ſondern allezeit / ſich der natuͤrlichen dinge zuvor vnd erſtlich befliſſen / vnd zum gebrauch gewen - det / in allerley deß Lebens notdurfft / biß die kuͤnſtliche herfuͤrPanciroll. l. 1. nov. repert. kommen / erdacht vnd gemacht worden / wie man derſelben / wegen vnterſchiedlichen Orten vnd Zeiten nacheinander benoͤtiget geweſen / vnd zu mancherley Invention vnd Erfin - dung verurſachet worden.

Zum andern / vnd hierauff / als die erſte Menſchen der Nahrung auß dem Feldbau / durch Erfahrung gewiß vnnd verſichert geweſen / vnd die Menſchenkinder ſich vermehretGvnd50Von fuͤrnemſten noͤtigſten Handwerckenvnd geſtaͤrcket / auch allgemach etliche Inſtrumenta vnnd Werckhzeuge nach einander erdacht worden / iſt man auff dieGeneſ. 4. Architectur vnd Baukunſt kommen / vñnach gedacht / wie man ſicher wohnen / vnnd mit den ſeinigen beſſer verwahret ſein koͤndte.

Vnnd hat Gott der HErꝛ ſelbige Kunſt ſo wol / als an - faͤnglich den Feldbau / den Menſchen ſelbſt gewiſen / damit ſie Menſchliche Wonungen / vernuͤntiffglich / reiniglich / vnd zuꝛ Nothdurfft verſehen dienlichen Bauen ſolten / vnd daß ein rechter vnterſcheyd were zwiſchen den Menſchen vnd wilden Thieren / welche mehrer theils in loͤchern vnd hoͤlen der Er - den / oder in Waͤlden vnd Gehuͤltz vnter den Baͤumen ſich zuFuͤrſt Wolff - gang. halten pflegen. Darbey den / jenes frommen Fuͤrſten von An - halt / rede vnd Antwort wol zu mercken vnd billich nachzufol - gen: Denn als bey ſeiner Fuͤrſtl: Gn: etliche Leutte / vmb Nothwendiges Bauholtz anlangeten / vnd aber theils Hoff - leute es widerꝛiethen / mit voꝛwenden / es braͤcht mangel am Wilde welches hernach wegen der bloͤſe deß Holtzes außtreten vnd ſich verlieren wuͤrde / ſagte er auß treuem Vaͤtterlichem Hertzen gegen ſeine Vnterthanen: Er wolte viel lie - ber den vernuͤnfftigen Menſchen / (welchẽ es fuͤrnem̃ - lich von Gott zu gutem erſchaffen woꝛden) mit den jhri - gen vnter ſeinem Gehuͤltz Wohnung vnnd Auff - enthalt goͤñen / als dem Wilde vnd vnvernuͤnffti -Geneſ. 6. gen Thieren.

Darnach ſo hatten auch die Menſchen von noͤthen / we - gen etlicher zunemender Boßheit / auch wider die grimmigen Vberfaͤll der Wilden Thieren jhrs Leibs / Leben /〈…〉〈…〉 egen Guͤter / je laͤnger je beſſer vnnd mehr warzunehmen / vnd ſichdeß51vnd vorthellhafften verbeſſerungen derſelbendeß jhrigen zuverſichern / darumb gienge das Haͤuſſer vnndPolyd. Vir. gil jnvent l. 3. c. 9. Staͤtte bauen / vnd ſich ingeſelliger beywohnung zuſammen zu halten / je laͤnger vnd ſtaͤrcker fort / zu allerley bequemligkeit vnd verſicherung. Etliche erachten auch / es ſeye die Bau -jdem, ibid. l. 3. G. 7. &, 8. kunſt erſtlich von den Voͤgeln / an jhren Niſteln abgeſehen woꝛden / wie ſie Neſter vnnd Auffenthalt zu machen / mit zu - tragen vnd ineinander Zaͤunen / ſich ſo artlich bemuͤhet. Iſt alſo die Baukunſt vnd allerley hierzu dienliche Nothduͤrffti - ge Handarbett / bald neben vnd nach dem Ackerbau / als den allernothwendigſten / erfunden worden / damit es demſelbi - gen vnd aller anderer Duͤrfftigkeit zu huͤlff vnd ſtadten kaͤme / ſonderlich weil die Menſchen ſich je laͤnger vnnd weiter ver -D. Riviũs in einer vorꝛede. mehrten vnd ſtaͤrcketen. Vnd iſt die Architectur oder Bau - kunſt / mit etlichen andern Mechaniſchen Nothwendigen Handwercken / wegen jhrer Nutzbarkeit / eine der Principal Vrſachen geweſen / der Erſten vnd Continui renden geſelligẽ beywohnunge deß Menſchlichen Geſchlechts / welche auchAlleg. D. Rivio, Item Thom. Garz. in piaz. vniverſal. Tholozanus in ſeiner policey beſchreibung bezeuget / da er ſagt: Indigentia mut ua plerumg〈…〉〈…〉 Ci vit at is cauſa & origo fuit. Daniel Barbarus nennet die Architectur oder Baukunſt eine Herꝛin Princeſſin / Richterin / vñ Judicirerin / ja eine Koͤnigin aller erfundenen Kuͤnſte vnd Handwercken / vnd ſagt: Sie habe den Namen [Architectonica] recht her von vbertref - fen / weil ſie alle andere Kuͤnſte vnd Werck vbertrifft / auch viel Kuͤnſte vnd Handwercke jhr helffen / vnd gleichwol ſich wider nach jhr mehrentheils richten muͤſſen. Daher auch Plato ſagt: Ein Baumeiſter oder dergleichen Kuͤnſtler ſey ein vorſteher aller deren / welche gute vnd nuͤtzliche Kuͤnſte machen vnd bꝛauchen. Vnd nach dem voꝛtrefflichẽ Judicio D. Rivij, ſoll ein Architectus oder Bauwerckkuͤnſtler vnd verſtaͤndigeꝛG ijder52Von fuͤrnembſten / noͤtigſten Handwerckender dieſen hohen Titul vnd Namen ehrlich vnd mit ruhm fuͤhren will / in mancherley Kuͤnſten vnd Kuͤnſtlicher Arbeit der Handwercken wol erfahren ſeyn.

Wie aber dieſem allen / ſo iſt doch nit allein vermuhtlichPolyd. Vergil. l. 3. c. 8. ſondern auch beweißlich / daß in ipſo Mundi primordio, o - der mit der anfangenden / auffgehenden vnnd zunemenden Welt / das bawen an Haͤuſern vnd andern Gebaͤuden / zwar auß mancherley vnd vnterſchtedlicher Materien vnd Zeug gemacht / jedoch noch ſehr ſchlecht geweſen / biß eine bequem - lichkeit / nutzbarkeit / zierd vnd geſchicklichkeit nach der andern erdacht / erfunden / vnd ins werck geſetzet worden / wie es jedes Orts vnd auch der Zeit gelegenheit / Notdurfft vnd Zugehoͤr erfordert / vnd ſo gut man es haben koͤnnen.

Vnd iſt die uͤberauß fuͤrtreffliche vnd nutzliche Baw - kunſt / in Warheit eine gute vnd herꝛliche Gaabe Gottes / vnd hette man derſelben wol zu genieſſen / wenn ſie in jhren Terminis zimlicher notdurfft vnd gebuͤhr bliebe / wenn man bauete / damit man vor Kaͤlte / Schnee / Regen / Hitze / Win - de / vnd anderer Vngelegenheit ſicher were / auch zur Ver - wahrung wlder alles gefaͤhrliche vnd feindſelige / vnd zu ge - buͤrlichem Wolſtand vnd Erhaltung deß privat vnd gemei - nen Nutzens / wie auch zu ehrlichen nothwendigen etlicher dinge Auffbehaltung / Gebrauch / Gedaͤchtnuß / vnd andern dergleichen guten Endevrſachen. Aber da hat man jhme zu allen Zeiten vnd Orten gar offt zuviel gethan; Denn nicht allein bald die erſte Welt / mit Haͤuſer / Staͤdten / Thuͤrn vndGeneſ. 11. andern Gebaͤuden jhnen ein ſtoltzen Ruhm vnd groſſen Na - men zu machen ſich vnterſtanden / ſondern auch hernach vnd biß zu vnſerer Zeit / vnſaͤglichen Koſten auff mancherley / doch groſſen theils vnnuͤtze / vergebliche / allzuhochmuͤtige / trotzige vnd gleichwol vergaͤngliche Gebaͤude gewendet / vnd willman53vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen derſelben.man noch jmmer mit dergleichen geſehen ſein / daß man ſehr viel deß Dings / nicht zur notdurfft vnd zimblichen wolſtand / ſondern mehr zur eytelen Ehre / auß Hoffart / auch wider vie - ler Stand vnd gebuͤr / bauen vnd machen laͤſt / zu Augen vnd1 Joh. 2. Fleiſches Luſt / darnach die Welt jren appetit zu haben pflegt.

Vnnd gehet in Warheit / auch auß taͤglicher Erfahrung ſchwer zu / daß man ſich bey Auffbawung vnd Bewohnung ſchoͤner Haͤuſer nicht erhebe / vnd Hochmuht treibe / wie Gott der Herr ſelbſt in ſeinem H. Wort zuverſtehen gibt. VndDeut. 8. Eſa: 9. Jerem. 22. Amos. 1. 2. 3. ſolchen Mißbrauch deß bauens ſtraffet auch Gottes Wort zum oͤfftern mal / vnd drowet an / ſolcher ſtoltzen vnd uͤbermuͤ - tigen Leute Gebaͤu vnd Pallaͤſt mit zorniger Hand / durch Fewersbruͤnſte / auch Kriegsgewalt vnd andere dergleichen weiſe heimzuſuchen vnd zu verderben. So haben auch je zu zeiten hochverſtaͤndige Regenten immoderatam ædifican - di luxuriam in des latiùs ſerpentem, ein ziehen / vnd hone - ſtum modum derſelbigen ſtellen muͤſſen / wie Pancirolluslib. 1. Nov. Re - perr. auß den Keyſ: Rechten vnd dergleichen beweiſet; vnd ha - ben doch darneben gern geſtattet / ut ædificiorum cultu de - cus urbium adquiratur, & ædificantium habitationes civitatum ornamento adijciantur. Wie denn zu Rom der Decemvirorum Amptsverwaltung vnd vorſichte vn - ter andern auch geweſen; pulchra & decora civitatis faci - es, & ne ædificiorum ruinis publicus aſpectus defor - maretur.

Sonſten leſt jhme Gott der Herr die Baukunſt / auch nothwendige nutzliche / zierliche Gebaͤude / nicht allein gefallen / wie auß der H. Schrifft / in Moſis / Salomonis / vnd anderer Hiſtorien / auch auß vielen ſchoͤnen Gleichnuſ - ſen von der Baukunſt / vnd derer nothwendigkeit (ſo in Got - tes Wo[r]t eingefuͤhret vnd gebraucht werden) zuſehen: Son -G iijdern54Von fuͤrnembſten noͤtigſten HandwerckenNum 32. Deuter. 20. & 22. dern Er hat auch ſelbſt Wonhaͤuſer vnd Staͤdte zu bauen erlaubet vnd befohlen / auch Bauordnunge / Rechte vnd Ge - ſetze verfaſſet / vnd ſeinem Volck zur Nachrichtung fuͤrhal -Deut. 20. ten laſſen. Ja Er hat auch vor Zeiten bey ſeinem Juͤdiſchen Volck / mit einer ſonder baren Freyheit begnadet den Jenigen /Marg. Bibl. welcher ein neues Hauß auffgebauet / vnd ſelbiges noch nicht eingeweyhet / das iſt / in welches Er noch nicht gezogen / es zu bewohnen / vnd / ein ſolcher dorffte nicht in den Krieg ziehen / wann das Vffbott ergienge / damit / wann er etwa im Streit vnd auff der Walſtadt bliebe / ſein Hauß nicht einem andern / deme es nicht ſauer worden / zu theil vnd eygen wuͤrde. Ins gemein aber / ſollen die Glaͤubigen ſich erinnern laſſen / daß ſie nicht alſo vnbeſonnen inn dieſe Welt / ſonderlich nunmehr kurtz vor jhrem Ende / hinein bauen / als wann man immer vnd ewig allda leben vnd wohnen wuͤrde. Wie denn vnſer HErꝛ vnd Seligmacher / Chriſtus / ſolch vnbeſonnen bauenLuc. 17. Geneſ. 19. ſtrafft / da Er ſagt: das / wie die zu Sodoma vor jhrem vnter - gang vnd verderben / gegeſſen / getruncken / gekaufft / verkaufft / gepflantzet / gebauet: Alſo werden jhrer viel vor dem Ende der Welt vnd Offenbarung deß Menſchen Sohns / wie mit anderm / gleich auch mit dem uͤbermaͤſſigen bauen thun.

Derwegen / wie das bauen ſeine Zeit hat: Alſo ſoll es auchEccleſi. 3. ſeine maß vnd gebuͤhr haben / daß man jhme nicht zuviel thut.

Sonderlich ſoll man bey den jrꝛdiſchẽ Gebaͤuen gleich wol auch diß in alleweg behertzigẽ / daß man allhier keine bleibende ſtadt habe / ſondern vnd darumb eine zukuͤnfftige zuſuchen ſey /Hebr. 13. & 11. welche einen warhafften Grund / vnd Gott den Herꝛn zum Schoͤpffer vñ Baumeiſter hat / auch Himliſch vnd Ewig iſt.

Vnd dieweil auch nur ein jrꝛdiſches Hauß / mit Weiß -Proverb. 24. heit gebauet / vnd mit Verſtandt erhalten werden muß: Als iſt ſich ſo viel deſto mehr zu verwundern uͤber die vnerforſch -liche55vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen derſelben.liche Weißheit vnd vnaußſprechliche Allmacht Gottes / nachGerhard. Merca - tor, in Fa - brica Mundi, cap. 3. Sapient. 11. Geneſ. 1. Job: 26. & 38. Eſa: 65. & 66. 2 Petr. 3. Apoc. 21. welcher Er den Bau deß Himmels vnd der Erden / Erſtlich auß nichts / hernach auß einem vngeſtalten Weſen / erſchaf - fen / vnd alſo alles in kuͤnſtlichſter proportion, Harmo - nia vnd Figur bereytet hat / daß man ſagen muß / auß dem Buch der Weißheit: Es mangelte ſeiner Allmaͤch - tigen Hande hierinnen nichts / durch welche es gema - chet worden / vnd ohne welche es auch nicht beſtehen kan / zu geſchweigen / wenn es dermal eins alles ſoll verneuert werden. (Gerhard. Mercar. in Fabr. Mundi: Axioma eſt omni menti, Opificium & Ædificium mundanæ huius machinæ inſpicienti, DEVM ipſius Autorem, potentiæ incomparabilis ſapientiæ im - perſerut abilis, & bonit at is immenſæ eſſe.)

Soll man derwegen auß ſolchem Bauwerck vnd deſſen groſſer Schoͤne / vnd Geſchaͤfften / erkennen vnd ſehen / wer der Meiſter vnd Schoͤpffer ſey / auch mit ſolchem GeſchoͤpffSapient. 13. recht vmbgehen / jhme nachdencken / vnd neben andern auch dieſes betrachten / daß man ſich huͤte fuͤr fuͤrwitziger miß - braͤuchlicher / vnnoͤtiger Erkuͤndigung der vnterſchiedlichen Gemaͤche / Tabulaten vnnd Wohnungen dieſes Gebaͤus. Denn gleich wie in einem groſſen Hauß vnterſchiedliche Gemaͤcher ſeyn / auch in denſelben vnterſchiedliche Ge - ſchaͤffte vnd Werck / zu vnterſchiedlichen Zeiten vnd Stundẽ verꝛichtet werden muͤſſen / Auch der Haußherꝛ einem Fremb - den Gaſt / oder Dienſtbotten / nicht alle / ſonderlich die geheime Gemaͤcher ſehen laͤſt: Alſo will auch Gott der Herr / daß wir zur zeit vnd an dem ort dieſes zeitlichen vnd vergaͤngli - chen Lebens / als frembde Gaͤſte / vnd ſeine Dienſtbotten vns nit bekuͤmmern ſollen / zu wiſſen / wie es droben im Himmel zu - gehe / ſondern man ſoll beedes der gegenwertigen Zeit / vnd auch deß Orts alſo war nemmen: Daß / weil allhie das Laboratorium iſt / ſoll man recht vnnd wol arbeitenvnd56Von fuͤrnembſten noͤtigſten Handwerckenvnd hauſen / vnd dorten / allda das Refectorium ſeyn wird / der Ruhe vnd Ergetzlichkeit erwarten. Darumb hat nu Gott der Herr nach dem Zeugnuß ſeines Worts / den Erdbo -Pſal. 115. Geneſ. 1. & 8. Job. 26. den den Menſchen zur zeitlichen Wohnung eingeraͤumet / vnd erlaubet denſelben zu beſitzen vnd genieſſen / den Him̃el aber mit einer Decke vnterzogen / vnd fuͤr ſeinen Stul die Wolcken gebreitet / vnter andern vrſachen auch darumb / daß man nicht auß Fuͤrwitz in den Himmel hinein zuſehen bege - ren / oder Gottes Geheimnuß wiſſen ſoll / was daſelbſten fuͤr - gehe / wie dergleichen fuͤrwitzige Gedancken offt den Leuten einfallen / vnd ein Lehrer zu vnſerer Zeit war ſchreibet: Pauci ex ingenti multitudine, quâ in cœlos eundum ſit, cu - rant: omnes autem, quid illîc agatur, ſcire ante tem - pus appetunt, Das iſt: Wenig Lcute bekuͤm̃ern ſich ernſt - lich darumb / wie ſie ins Him̃elreich kommen moͤchten; Aber der mehrer theil / woͤllen / jedoch zur vnzeit vnd zu fruͤe / wiſ - ſen / wie es daſelbſten zugehe. Derwegen ſollen wir vns mitRom. 8. dem H. Apoſtel Paulo contentiren vnd zufrieden ſtellen laſſen / der da alſo ſagt: wir hoffen deſſen / das wir nicht ſehen / vnd warten ſein mit Gedult. Vnter deſſen ſollen wir der1 Corinth. 7. 1 Petr. 1. Welt gebrauchen / aber nicht mißbrauchen / vnd nach der vn - vergaͤnglichen Behauſung deſto hertzlicher verlangen haben / fuͤrnemlichen auch auff den rechten weg dahin zukommen trachten.

Ferꝛner / demnach allerhand / ſonderlich fuͤrneme Gebaͤu - de / neben der nutzung vnd bequemlichkeit auch mit etwas wot - geformierten Dingen zum Luſt vnd Ergetzlichkeit deß Ge - ſichis / wie eines vnd andern dinges / verſtandt / oder etwas denckwuͤrdiges / ſinnreiches zu bedeuten vnd zu erinnern; Als hat man ſich auff mancherley Bilderwerck / Saͤulen / ꝛc. vnddergle57vnd vortheihafften verbeſſerungen derſelben.dergleichen Zierungen befliſſen / wie deñ ſolche / bey Kuͤnſtlern / Bau - vnd Werckleuten bekandt ſeyn / vnd jhre Namen haben. Welches Muſters vnd Bereytung anfang / iſt von der vhral - ten Kunſt / die da heiſt / Plaſtica, eine Kunſt auß Laͤimen / Letten / Thon / Erden / auch Wachs / Gipß / vnd dergleichen etwas ſtellen / Poſſteren / Formieren / ꝛc: Vnd hernach von Stein / Holtz / Mettall / vnd vielerley gantzer oder vermiſchter Mate - rien vnd Zeug / etwas Schnitzen / Hauen / Gieſſen oder ſonſten machen. Vnd haben etliche deren Vrſprung vnd Anfang / Gott dem Herrn vnd Schoͤpffer ſelbſten wollen zugeeyg - net / vnd von jhme abgelernet haben; Sintemal derſelbe nach Zeugnuß ſeines H. Woꝛts / den Erſten Menſchen Adam / auß einer Erdinen Materien / den Andern Menſchen aber als Heva / deß Erſten Weib vnd Gehuͤlffin / auß deß Mañs Leibs Riebe gebauet / das iſt / Formieret vnd Gebtldet / wie dieGeneſ. 2. Wort derſelben Schoͤpffung lautten. Wie denn dieſe Kunſt / Plaſtica, oder Formkunſt / genandt / Gott der Herr noch treibet / an allen Creaturen Vitæ animalis, inſonderheit aber vnnd fuͤrnemblich an den Menſchen / wenn er ſelbige vnd an - dere bißheꝛo vnd noch / jedoch durch Mittel / Schaffet / Bildet / Foꝛmieret / vnd geboren werden laͤſt / wie ſolches die HeiligenHiob 10. Pſal. 119. fein erkennet / als David / Hiob / vnd andere.

Vnnd kan man ſich vber ſolche Plaſtica vnd Bildſoꝛ - men Gottes deß HErꝛn vnnd Schoͤpffers abermals nicht gnugſam verwundern / nicht allein am Menſchen / ſondernD. Rivius auch an andern Lebendigen Geſchoͤpffen / auch an den aller elendeſten Wuͤrmlein / welches alles mit ſo vnaußſprechlicher Fuͤrſichtigkeit Gebildet iſt / daß an einem jeden etwas eingeleg - ter Goͤttlicher Ehren genugſam zu ſpuͤren / ja Augenſchein - lich zu ſehen iſt. Vnd ſonderlich / was den Menſchen be -Htrifft /58Von fuͤrnemſten noͤtigſten HandwerckenD. Rivius, Albert. Dürer. trifft / ſeind am ſelbigen zwey dinge / darumb er ein Menſch genennt wird / nemblich die Materi vnd Form. Dieſes als die Form / iſt die eygentliche Geſtalt / nach welcher man einen Menſchen vor dem andern erkennen mag / durch die Matert aber / wird der Menſchliche Coͤrper fuͤr ſich ſelbſten verſtan - den / an welchem allem billich die Menſur / vnd rechte Sym - metria aller Gliedmaſſen fuͤr allen andern / ſo alle in gewiſ - ſer maß erſchaffen ſeynd / zum hoͤchſten zuverwundern / vnd wol zubetrachten. Denn ſolche Symmetria im Menſchli - chen Coͤrper vor allen andern dingen / ſo Gott in der Natur erſchaffen hat / am allerwunderbarlichſten geſpuͤret wird / weil der Menſch alſo ordenlich vnd in ſo eygentlicher proporti - on von Gott erſchaffen / daß wir jhn / den Menſchen / an - derſt nicht / denn eine rechte Harmonia vnd allerdings / ein wol beſtim̃et Inſtrument nennen moͤgen. Daher auch ein Hochgelehrter Mann recht geſagt:

Compago mira Corporis noſtri, Dei
Miraculum eſt ſolertiæ.

Solcher Plaſtica Bild oder Formkunſt / ſeynd auch ſerꝛner verwandt vnd gleiches herkommens / Pictura, Ma - lerkunſt vnd Sculptura, das iſt / eine Kunſt / auß Stein / Holtz / Metall / vnd allerley Materien, etwas dem Lebendi - gen / oder andern / auff mancherley weiſe / mit ſchnitzen / hau - en / ſtechen / graben / ꝛc. gleich oder nach zu machen / wie auch viel andere dergleichen Verwandte Kuͤnſte / welche auß der Phyſica, Mathematica, geometria, vnd andern Philoſo - phiſchen Wiſſenſchafften jhren vrſprung haben / oder mitD. Rivius, vnd Johan. Newdoͤrf - fer. denſelben ſeynd auffkommen / vnd je laͤnger verbeſſert vnd vermehret worden / wie bey den Verſtaͤndigen leichtlich zu - erweiſen / auch fuͤrtreffliche ſinnreiche Leute / ſolchem nach - gedacht haben. Sintemal auß derſelben uͤbung / piel nutzlichefuͤrtreff -59vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen derſelben.fuͤrtreffliche Handarbeit / zu allerley Kuͤnſten nothwendig /Wentzel Jamitzer / vnd ande - re. vnd dienlich herkommen / vnd mit groſſen Nutzen / Vortheil / vnd Befoͤrderung mancherley Wercken / gebraucht werden. Wie dann auch noch viel Handwerckskuͤnſte ohne Verſtand vnd Wiſſenſchafft etlicher Mathematiſchen Sachen Nach - richtung nicht koͤnnen verfertigt werden. (von welchen her - nach etwas mehrers.)

Vnd was in ſpecie die Mahlereykunſt betrifft / iſt ſelbige (den Mißbrauch / wie auch ſonſt in allem vnd allzeit / außge - nommen) mit vnd neben andern jhren verwandten Kuͤnſten / gleicher weiſe von Gott dem HErꝛn ſelbſt den Menſchen ge - offenbaret worden / dadurch ſeine Goͤttliche Wunderwerck / Geſchoͤpff vnd Geſchaͤffte / deſto ruͤhmlicher / auch anſehenli - cher vnd nachdencklicher zu machen / Alldieweil durch dieſeVoꝛrede uͤber etli - che Schif - farten mit Picturen. Kunſt fuͤr Augen geſtellt werden koͤnnen ſolche dinge / welche uͤber viel hundert Meiln weges geſehen werden / an Land - ſchafften / Leuten / Gebaͤuden / Gewaͤchfen / Thieren vnd allem andern / alter vnd neuer dinge / welche ſonſten verborgen vnd vnbekandt blieben. Denn ob wol dieſelben etlicher maſſen auch durch die Schrifft / vnd nunmehr auch durch den Truck koͤnnen kundt gemacht vnd angezeiget werden / ſo bleiben ſie doch gleichſam todt oder verfinſtert / wenn ſie nicht durch die - ſe Kunſt / repræſentirt, illuminiert, vnd gleichſam lebendig vnd gegenwertig fuͤr augen geſtellet werden. Daher〈…〉〈…〉 von ſol - cher Kunſt gelegenheit vnd behelff ein hochgelehrter Mann ſchoͤn vnd war ſchreibet:Michaël ab Iſſelt, in opus ge - ograph: Gerardi Merca - teris.

En, potes è Tabulis pictos ediſcere Mundos,
Atq́; domi geminos tutus adire polos.

Das iſt:

Durch Malerkunſt / ohn groſſes Geldt /
Kanſt ſicher raͤyſen in alle Welt.
H ijWie60Von ſuͤrnembſten vnd noͤtigſten Handwercken

Wie deñ auch ſonſten von andern geſchehenen Dingen durch die Figuͤrliche Fuͤrbildungen vnnd gemaͤhide vns alles dermaſſenfuͤrkommen kan / als weñ wir an ſelbigen Orten zu gegen weren / vnd alles Perſoͤnlich vndmit vnſern Augen ſelbſt ſehen. Daher ſie von etlichen Hochgelehrten alſo beſchrieben wird: Sacra parens rerum pictura, Poëſis Docta manus, cujus nullo tractabile ſenſu Argumentum ingens, & tantum mente colendũ. Vnd ein alter Autor, eines Tractaͤtleins von der Perſpe - ctiva, Namens Viator, ſagt alſo: Nobiliſſimæ ac ſubtiliſ - ſimæ Artis pingendi arcana multa ſunt, longâ erudi - tione Doctiorum, actuali rerum naturalium & artifici - aliũ contuitu, & permenſâ obfiguratione exquirenda.

Welche liebliche / ſinnreiche / nachdenckliche Kuͤnſt / je - derzeit von Hohen Monarchen vnnd Potentaten / vorneh - men Herꝛſchafften / vnd Hochverſtaͤndigen Leuten / in gebuͤr - lichem Reſpect gehalten / vnd vielfaͤltig Com̃endirt, auch ſolche vnd dergleichen Kuͤnſtler offtermals hoch befreyh et / ſtatlich Begnadet / vnnd wol verſorget worden. Vnd in warheit / gleich wie die Architectonica, Baukunſt / eine Koͤ - nigin iſt aller anderer Kuͤnſten / alſo iſt die Pictura, Maler - kunſt aller derſelben eine nohtwendige Wegweiſerin / vnnd dienſtliche Fuͤrerin / nach welcher ſie ſich richten / vnd von jhr rezuliren laſſen muͤſſen. Denn nach der Regul vnd Kunſt deß Malens / werden bey nahe alle andere Werck der Bauleute vnd vieler anderer gerichtet / Alſo / daß keine Kunſt oder auch gemeines Handwerck ſo gering iſt / welche nicht die Maler - kunſt annehmen oder zulaſſen moͤge / daß man wol ſagen ſoll / daß alle jeder Dinge auff Erden ſchoͤnheit vnd zierde von der Kunſt deß Malens genommtn ſey. Ob auch ſchon diſe edele Malerkunſt anfaͤnglich ſo fuͤrtrefflich nit excolirt woꝛden /ſo61vnd vortheilhafften verbeſſerungen derſelben.ſo iſt doch allzeit etwas derſelben braͤuchlich vnd uͤblich gewe - ſen / ſo viel man deſſen Nothwendig beduͤrffet / wie auß vielen alten nachrichtungen koͤnte bewiſen werden. Vnd iſt mit die - ſer Kunſt auch hergangen / was Syneſius in einer Epiſtel ſagt: Multas rerum utilium tempus invenit, aut Correxit: Das iſt: Die Zeit hat viel nuͤtzliches Dings entweder erfun - den / oder verbeſſert. Vnd Aratus hat auch geſagt: Non omnia ſimul edoctos Homines á Jove, ſed horum ali - qua dari & in poſterum, Das iſt / die Menſchen haben von Gott nicht alles auff ern mal gelernet / ſondern man habe mit der Zeit jmmer etwas mehrers zu lernen.

Wie nun die Alten veꝛſtaͤndigen wol gewuſt / was ſie von einem Ding recht vnd war Judiciren ſollen; Alſo haben ſie auch die Malerkunſt / nach jhrer Wuͤrden gehalten / vnd ſel - bige eine Blume aller Kuͤnſtlichen Handarbeit genennet / vnd dargethan / das man durch die Malerey zu vielẽ andeꝛn Kuͤnſt - lichen wie auch gemeinen Handwercken / einen groſſen Voꝛ - theil / guten Verſtand / auch eylfertige vnd befoͤrderliche Ler - nung haben moͤge / wie auch droben / lm 2. Cap. hievon mel - dung geſchehen iſt.

Die Griechen inſonderheit / haben die Malerkunſt vndD. Rivius & alij ex vet. Hiſt andere dero verwandte ſo hoch gehalten / daß ſie durch oͤffent - liche Geſetz verbotten / daß kein Erkauffter oder Leibeygner Knecht zu gelaſſen wuͤrde / ſelbige Kuͤnſte zu lernen / dieweil ſolche Kuͤnſtliche Arbeit zu treiben nur denen ſolte verguͤnſti - ger werden / welche eines Freyen Auffrichtigen / Adelichen Ge - muͤts weren / vnd andere in ſchaͤrpffe der Sinnen vnd Ver - nunfft auch eygenſchafft deß freyen Jngenij weit uͤbertreffen / denn ein ſolch ſcharpffſinnig Jngenium, anderſt nicht koͤn - te probiert werden / als wo man einen ſonderbaren Luſt zu dieſer Kunſt ſpuͤrte. Wie deñ auch beweißlich daß etliche Fuͤr -H iijtreffliche62Von ſuͤrnembſten vnd noͤtigſten Handwerckentreffliche Mahlerauch ſonſten ſehr ſinnreich / vnnd groſſesVide ſup. c. 3. Verſtandts in vielen dingen geweſen / wie von Apelle, Düre - ro, vnd andern dergleichen die Hiſtorien bezeugen / welche in allerley Kuͤnſten ſehꝛ fuͤrtrefflich / auch ſonſten eines ſcharpf - fen ſubtilen judicij geweſen / welches mit verwunderung an jhnen zuvernemen.

Auch in H. Schrifft werden etliche dinge gemeldet / welcher behelff vnd beweiß von dieſer Kunſt deß mahlens genommen ſeynd / Als / der Prophet Ezechiel muß auff Gottes befelch /Ezech. 4. auff einen Ziegel entwerffen die damals kuͤnfftige Belaͤge -Habac, 2. rung der Stadt Jeruſalem / Item / der Prophet Habacue / muß die Weiſſagung vom Verderben der Juden / durch die Chaldeer / mit aller Ruͤſtung / auff eine Tafel mahlen. VndGalat. 3. der Apoſtel Paulus erinnert ſeine Glaubige Galater / daß er Chriſtum den Gecreutzigten / mit ſeinem Verdienſt vnd Wol - thaten / ſo deutlich jhnen geprediget habe / als wenn es jhnen fuͤr die Augen wer gemahlet worden / was zu Jeruſalem diß - fals in der that mit jhme geſchehen / vnd ſich zugetragen hatte.

Vnd befinden ſich gewißlich an einem kuͤnſtlichen Ge - maͤlde viel wunderbare Eygenſchafften / welche es bey einem verſtaͤndigen nachdencklichen Anſchawer wuͤrcket / daß auß Erfahrung der hochgelehrte Mann Johan. Sambucus, wei - land Keyſ: Leib medicus, zu Wien / nicht ohne vrſach in ſei - nem Symbolo anzeigend ſagt: Me pictura tenet, &c.

Das iſt:

Meins Hertzens leiblich Ergoͤtzlichkeit /
Iſt Malerlunſt zu jeder zeit.

Aber ſolche Kuͤnſtler ſolten wol in acht nemen / die war - nung deß H. Worts Gottes / welche ſtehet im Buch derWeiß -63vnd vortheilhafften verbeſſerungen derſelben.Weißheit: Daß die Maler nit vnnuͤtze Arbeit machen ſol - len / welches geſchicht mit Abgoͤttiſchen vnd aͤrgerlichen Ge -Sap. 19. maͤlden / vnd dergleichen.

WEiter / ſo iſt neben oberzehlten Handkuͤnſten auch aller - ley Schmidewerck / nicht weniger fuͤr der Elteſten vnd nothwendigſten eines bey aller zeiten Voͤlckern gehalten worden / wie erſtlich auß dem Buch der Schoͤpffung zuſe -Geneſ. 4. hen / da Thubalkain / der Meiſter in allerley Ertz vnnd Eyſenwerck auffkommen / vnnd das Schmide - Handwerck angefangen zu treiben / deſſen nothwendigkeit denn nicht allein dem Feldbaw / wie auch der Architectur vnd Baukunſt / einen groſſen behelff gegeben / ſondern auch zu vielen andern Kuͤnſten / Handwercken / vnd Arbeiten gute befoͤrdernis gethan / da dann ferꝛner vnnd noch allezeit das Schmidewerck / mit mancherley vnter ſchiedlicher Arbeit ſich wol brauchen laſſen. Wie denn in H. Schrifft / vnd der Hi - ſtoria deß alten Juͤdiſchen Volcks hin vnd her / an vnterſchid - lichen Orten mancherley Gezeugs vnnd Gemaͤchts / als Haußgeraͤths / auch von Ruͤſtungen Wehr vnd Waffen / welches vom Schmidewerck muß zugerichtet werden / gedacht wird / vnd daſſelbige Volck Gottes wol damit / zu Hauß vnd ins Feld / auff allerhand notdurfft verſehen geweſen. Hernach aber haben je zu zeiten jhrer vmbher graͤntzenden Nachtbau - ren etliche / ſonderlich die Philiſter / bey jhren feindlichen ge - waltthaͤtigen Einfaͤllen / neben anderm nachtheil / ſo ſie jhnen zu gefuͤget / auch derſelben Handwercksleute / ſonderlich / wel - che Schmidewerck trieben / gefaͤnglich mit ſich hinweg / vnd auß dem Lande gefuͤhret / die Juden dern beraubet / zu ſich gezo - gen / vnd fuͤr ſich gebrauchet. Daß alſo die Juden dern ein lan - ge zeit mangeln muſten / vnd zur zeit der Richter / vnter 40000. Mann64Von fuͤrnembſten noͤtigſten HandwerckenMann deß Juͤdiſchen Volcks weder Schild noch Spieſe geſehen / vnd darumb auch nicht gebraucht worden / vnd in1. Sam. 13. Samuelis vnd Sauls Hiſtoria wird dergleichen gemeldet / daß zu mancher zeit weder Schwerd noch Spieſe vorhanden geweſen / vnd das Juͤdiſche Volck dermaſſen von den Phili - ſtern getraͤngt worden / daß kein Schmied in gantz Iſrael fun - den ward / vnd ſie alſo weder Schwerd Spieß noch andere Ruͤ - ſtung / auch kein nohtwendig Haußgezeug / machen oder[]brau - chen kunden / ſondern was ſie vonallerley noͤhtigen Schmid - werck / als Pflug / Schaar / Hauen / Beyhel / Senſen vnd der - gleichen bedorfften / ſolches vnd anders gleichen bey den Phili - ſtern, mit groſſer vngelegenheit machen laſſen / vnd abholen muͤſten / welches die H. Schrifft ſelbſten fuͤr eine Jaͤmmer - liche beſchwerung klagt / vnd auch wol zubeklagen iſt. Vnd alſo haben auch hernach die Heyden oͤffter gethan / daß ſie das Juͤdtſche Volck / auß verhaͤngnts Gottes / ſie zu demuͤti - gen / jhꝛer beſten vnd noͤtigſten Handwercks Leute / [welches ſonderlich Bauleute / Schmide vnd Zimmerleute geweſen /] beraubet haben / wie dann dergleichen gedacht wird / das Ne - bucadnezer / der Koͤnig auß Babel / neben dem beſten Volck / auch ſolche jetztgemelte Handwercker vnd dergleichen / auß2. Reg. 24. Ierem 24. & 29. dem Juͤdiſchen Land / hinweg gen Babel gefuͤhrt / wie deſſen / im 2. Buch der Bibliſchen Koͤnigen / vnd im Propheten Je - remia betaͤurlich gemeldet wird. Vnd ferꝛner im gemeldtenIerem. 52. Propheten Jeremia / wird abermals erzelt / daß die Babylo - nier / den Juͤdiſchen Koͤnig Zedekia neben vielen andern / ſon - derlich auch dem Handwercksvolck / mit ſich gefangen gen Babel gefuͤhrt / vnd nur armes Volck / Ackerlente vnd Wein - gaͤrtner im Lande gelaſſen / damit es gleichwol gebauet wuͤrde / vnd nicht wuͤſt vnd oͤde ligen bliebe / wie denn ſolches vnd der - gleichen GOtt der HErꝛ den Juden ſelbſt androwet / imPro -65vnd noͤtigſten Handwercken.Propheten Eſaia / daß vnter andern Straffen / ſie zorniglichEſa. 33. heimzuſuchen / er ſie jhrer guten nuͤtzlichen vnd nothwendi - gen Handwercksleute / Kuͤnſtler / weiſer Werck-vnd Baw - leute / vnd dergleichen anderer berauben laſſen wolle.

Alſo werden auch ferner beym Syrach / vnter die noͤtig -Syr. 39. ſten Handwercker auch die Schmide gerechnet / welche zum taͤglichen Behelff vnd Gebrauch in allerley Arbeit / auff man - cherley Weiſe dienlich ſind: Wie denn in Warheit wenig Handwercks Kuͤnſte ohn das Schmiedewerck koͤnnen getrie - ben werden. Vnd in Hebr. Sprach werden Coreſchim ge - nennet allerley Kuͤnſtler vnd Handwercker / ſonderlich vom Schmicdewerck / was etwas machet zu allerhand Werckzeu - ge. Daher denn ſonſten fuͤrnehme Politici ſagen: Daß ausPolitici. dem Schmiedewerck dieſe zween ſonderbare Nutzen kommen:

I. Facilior operatio ſuſtentationis, Das iſt: Saͤnff - tere Arbeit zur Nahrung / wegen mancher vnd mehrerley In - ſtrumenten vnd Werckzeugs zu beſſerm Behelff.

II. Validior defenſio regionis, das iſt: Sterckere Ver -[wahrung] des Leibs / Lebens / Hauß / Hoff / Haab vnd Guͤter / Land vnd Leuten / wegen mancherley Waffen / ꝛc. zur Gegen - wehr / welches alles von vielerley Schmiedewerck gearbeitet wird. Auch hat man ſonſten bey wolbeſtelten Regimenten vnnd Gemeinden auff mancherley nothwendig Schmiede - werck ſonderlich gute acht gegeben / damit man mit ſelbigen wol ſtaffirt ſeyn moͤchte / wie dann ein ander Autor zeuget: Ejuſmodi peritos artifices in arte fa brili, ad civitatisHein. Sal - muth. JC. in Not. ad Panci - roll. de Nov. Repert. commoda, utilitatem, & decus facere, immò & tutam Rempublicam reddere, Das iſt: Solche vnd dergleichen Meiſter der Schmiede Handwercke / ſeynd ein Wolſtand vnd Nutzbarkeit / ja Ehr vnd Wehr / einer wolbeſtelten Stadt Gemeinde.

JDa -66Von fuͤrnembſten

Daher die vhralte Stad Numantia (von Numâ erba - wet) einclange Zeit nur einen Handwercksmann gehabt vnd gebraucht / das war ein Schmidt / weil ſie deſſen gar nicht ent - rahten kunten. Vnd ſagt obgemelter Autor inſonderheit von den Zeug - vnd Waffen Schmiden / daß ſelbige vor an - dern ſind genennet worden / Fabricenſes, à fabricandi peri - tiâ, & iuduſtriâ fabricandorum armorum, wie auch ſol -In Codice: Juris. cher Werckname noch in den Kaͤyſ. Rechten zu leſen. Alſo ſagt auch Caſſiodorus: Arma in bellis neceſſaria, in pace decora ſunt, ac im belles fragileſq́; mortales cunctis bel - luis efficiunt fortiores, Das iſt: Die Gewehr vnd Waffen ſind im Krieg noͤtig / im Fried zierlich / vnd machen die wehr - loſen Menſchen / auch wider die wildeſten grewlichſten Thie - re / bewehrt / ſtarck vnd vortheilhafftig. Darumb denn wegen ſolcher Nothwendigkeit / auch ein groſſer Theil der Handwer - cker / vom ſchmieden (jedoch mit zugeſetztem Vnterſcheid) jhre Namen haben vnd gebrauchen. Wie dann in der einigen Stadt Nuͤrnberg / neben der Menge der andern / ſehr vielJacobus Bor - aitius. Handwercke ſeynd / welche vom Schmieden genennet wer - den. Alſo bezeuget auch ein Politicus: Opificia ferraria toti Reipublicæ commodant: orum verò defectus, præ - cipuè Armorum & Inſtrumentorum, incommoda plu - rima ſecum trahit, de plorãte hoc ipſum Judæorũ exem - plo, Das iſt: Daß Eiſenſchmidewerck groſſen Nutzen / deſſen mangel aber groſſe Noth vnd Hinderniſſen bringen / wie auchSuche droben fol. 63. 64. der Juͤden Exempel ſolches betrawret. Vnd diewcil inſonder - heit die Schmiede zu jhrer Arbeit das Fewer haben muͤſſen / drumb ſaget man auch: Ignis eſt magiſter plurimarum ar - tium, Das Fewer ſey ein Meiſter vieler Kuͤnſte. Summa /Franciſcus Betrarcha. das Schmiedewerck iſt deren eins: quorum exercitium ci - vili ſocietati utile eſt, & beatam facit Rempublicam. Vnd67vnd noͤtigſten Handwercken.Vnd der alte Bryſon, in ſeinem Oeconomico, ſaget auch:Citante Sto - bæo, Serm. 83. daß nach dem Acker vnd Feldbaw / die noͤtigſte Handwercke ſeyn / Omnis ars fabrilis, ferrariorum, lignariorum & his cognatorum, als das Schmid vnd Zimmer Handwerck / vnd was dieſem verwand iſt. Das Schmide Handwerck verehrlich zubeſchlieſſen / war zur Zeit deſſen Handwercks verwandter in einer Stadt / von ſeinem Nachbawrn / einem Wucherer faſt dahin bedrengt / daß er ſein eigen Hauß / ſelbi - ges Orts / verkauffen ſolte / weil der Wucherer ſelbiges Hand - wercks klopffen vnd haͤmmern nicht dulden oder hoͤren kunte. Der Handwercksmann aber antwortet: Er duͤrffte ſein Handwerck / als ehrlich vnd noͤtig / treiben / daß es jedermann ſehen vnnd hoͤren doͤrffte / Beruffte ſich auch auff SyrachsSyr. 39. Zeugniß / daß es noͤtig / vnd man deſſen nicht entperen koͤnte: Wenn aber Recht zu erlangen were / ſolte vielmehr der Wu - cherer nicht allein aus ſeiner Nachbawrſchafft / ſondern gar aus der Stadt weichen / als deſſen man wol entrathen koͤndte.

Das Zimmer Handwerck.

ES gedencket ferner die H. Schrifft auch der Zimmer - leute / welche mit Holtz zimmern vnd bawen / vnd der - gleichen Arbeit vnd Werck von Holtz vmbgehen / vnd rechnet ſelbige ſo wol als die obgemelte / vnd deren verwandte / zu den noͤtigſten Handtwercken: Wie man ſich denn derer Arbeit bey der erſten Welt / vnd fortan / je lenger je mehr gebrauchet / vnd mancherley Behelff darvon gehabt. Ja da Gott der HERR die erſte Welt vmb allerhand Suͤnde vnd Frevel / vnd darin - nen verharrenden Vnbußfertigkeit wegen / mit der Suͤndflut ſtraffen / vnd doch etwas von derſelben vberbehalten / vnd eine newe Welt dadurch beſaͤmen wolte / geſchach ſolche Auffent - haltung in einem hoͤltzenem / oder Zimmergebaͤwde / welchesJ ijdie68Von fuͤrnemſtenGen. 6. Archa Nohæ. die Arche geweſen von Tennenholtz. Welches Zimmerge - bewde von Gott dem HERRN ſelbſten dem Noah ange - dinget / vnd zu bawen befohlen / auch jhme die Vertroͤſtung gemacht worden / jhm vnd die ſeinigen (weil er ein goͤttlich Le - ben fuͤhrete / vnd Gnade fuͤr Gott funden hatte) neben allerley Außſchuß aller lebendigen Creaturen / zu kuͤnfftiger Vermeh - rung darinnen zu erhalten. Seynd auch alſo durch dieſes Mittel / totius mundi reparanda germina, & univerſo -Auguſt. Civ. Dei. l. 15. c. 27. & ibid. Lud. Vives ex Ori - gene. rum Animantium rediviva ſeminaria, durch ein hoͤltzer - nes oder Zimmer Gebaͤwde der Archen / jedoch mehr di - vinâ providentia gubernantis, quàm hnmamâ pru - dentiâ natantis, erhalten worden / welches das Buch derSap. 10. & 14. ad Genef. 8. Weißheit alſo außſpricht: Es flohen die / an welchen Hoff - nung blieb / die Welt zu mehren / in ein Schiff / (ein gering Holtz) welches GOttes Hand vnd Weißheit regierete / vnd lieſſen alſo der Welt Samen hinter ſich. Wie denn auch Be - roſus die Arche Noah ein Schiff aus Holtz nennet. Es hat auch aus GOttes Schickung / an dem hoͤltzern Baw dieſer Archen oder Kaſtens / die Kirche der Rechtglaͤubigen Conter -Hleren. Am - broſ, Auguſt. feyet werden muͤſſen. Dann wie die alten Kirchen Lehrer zeu - gen / ſo ſeynd in conſtructione hujus arcæ multa ſigna re - rum Eccleſiaſticarum, wie es denn von jhnen ſehr ſchoͤn außgelegt / vnd ſonderlich auff CHriſtum / vnd wie bey jhm Heyl zuerlangen / accom modirt wird:

Als fuͤrnemlich / peregrinantis in hoc ſeculo civita - tis Dei, h. c. Eceleſiæ, quæ fit ſalva per lignuw, in quo pe - pendit Mediator Dei & hominum, Homo Jeſus Chri - ſtus, Das iſt / erſtlich bedeutet die ſchwimmende Arche Nohæ / die herumb wallende Stad Gottes / oder Kirche der Glaͤubi - gen / welche ſelig vnd erhalten wird aus der Welt / durch das Creutz Holtz / daran der Mitler zwiſchen Gott vnd den Men -ſchen /69vnd noͤtigſten Handwercken.ſchen / der Menſch Jeſus CHriſtus gehangen iſt. Denn dieAuguſi. Civ. Dei, l. 15. c. 26, & advcrſn〈…〉〈…〉 Fauſtum Manich. menſur der Lenge vnd Breite / bedenten den menſchlichen Lei - be / in welches Warheit er zu den Menſchen zu kommen / ver - heiſſen vnd auch geſendet worden iſt. Die Thuͤr an der Seiten der Archen / bedeutet die eroͤffnete Seiten / welche dem HErrn Chriſto / am Creutz hangend / geoͤffnet worden / & unde ma - nârunt Sacramenta, quibus credentes initiantur, vnd hieraus ſind gleichſam die Sacramenta gefloſſen / mit wel - chen die Glaͤubigen eingeweihet vnd beſtetiget werden. Das gevierdte Holtz / daraus ſie zu bawen befohlen worden / bedeu - tet vitam Sanctorum undiq; ſtabilem, Daß die wahren rechten Chriſten in gutem vnd heiligem Wandel ſtandhafftig verbleiben ſollen. Welches ſich denn hieher zu dieſem furne - men Zimmer Gebaͤwde der Archen / nicht vnfuͤglich ſchicket / weil die heilige Schrifft vns ſolches ſo andaͤchtig zu betrachtenGeneſ. 6. Sap. 10. Matth. 24. Luc. 17. Hebr. 11. 1. Petr. 3. ſelbſt fuͤrſtellet / vnd eben aus gemelten vnd andern Vrſachen hernacher deſſelben beydes im A. und N. Teſtament offt ge - dencket / wie aus den Ortern am Rande verzeichnet / zu ſehen. Daher denn auch mit gutem vnnd andaͤchtigem Fuge / das Zimmerhandwerck gemelte Arche Noæ zu einem Zeichen zu fuͤhren pfleget: Vnd wuͤndſchet man jhnen ſaͤmptlichen / daß ſie auch mit in der geiſtlichen Archen erhalten / vnd ſelig werden moͤgen / vnd nicht jhrer etliche / wie des Noæ Zimmerleuten widerfahren / außgeſchloſſen ſeyn muͤſſen.

Vnd alſo wird auch ferner in H. Schrifft des Zimmer - handwercks / als der nothwendigſten eines / zum oͤfftern / auch mit Ehren / gedacht / als: des kuͤnſtlichen zimmerns am Holtz /Exod. 31. & 35. der Geſchickligkeit Holtz zu zim̃ern / zu machen allerley werck / an der Huͤtten des Stiffts: Wie auch lang hernach an Salo - monis des Koͤniges Hofe - vnd Wohnhauſe / inſonderheit dem Tempel / von Cedern / Tennen vnd Hebenholtz / vmb wel -J iijcherley70Von fuͤrnemſtencherley Holtz / vnd deſſen Arbeiter / Er / der Koͤnig Salomo / bey Hiram dem Koͤnige zu Tyro bittlich durch Abgeſandte er - langet / daß jhm zu obgemeldten Gebaͤwen / Holtz vom Berge Libano / wie auch geſchickte Zimmer - vnd Werckleute / aus deſſelben Lande / auff des Koͤniges Salomonis Vnkoſten / paſſirt vnd zugeſchicket worden. Weilen auch Salomo der Koͤnig in ſeinem Schreiben vnd Botſchafft an gemelten Koͤ - nig zu Tyro ſelbſten bekennete / daß ſelbiger Zeit niemand im1. Reg. 5. Juͤdiſchen Lande zu finden geweſen / der Holtz zu hawen wiſſe / wie die Zidonier. Alſo iſt auch auff ſolches des Salomonis be - gehren / jhme ein fuͤrtrefflicher Meiſter / neben andern Arbei - tern / zugeſandt worden / (davon mehr in einem andern Capi -Suche drun - ten / Cap. 7. tel) vnd iſt zu ſelbigen Salomonis Gebewden / als Tempel / Wohnhaͤuſern vnd Hoffhaltungen / ſo vberaus koͤſtlich Ge - hoͤltz gezimmert vnd verarbeitet worden / daß / (wie die heilige Schrifft ſelbſten meldet) hernach nicht mehr dergleichen vnd ſo gut geſehen worden.

Auch wird an mehren Orten der H. Schrifft der Zim - merlente als ſehr nothwendigen Handwerckern / ſonſten ge - dacht / bey Moſe / Samuel / Syrach / Nehemia / Eſaia / Jere -Schiffge - kaͤwde. mia / vnd anderswo.

Es ſol auch bey der Zimmerarbeit aus Holtz / das Schiff - gebaͤwde ferner recht betrachtet werden / davon das Buch der Weißheit meldet: Mit dem Schiffe fchret man durch wilde Fluthen / vnd iſt erfunden Nahrung zu ſuchen / vnd der MeiſterSap. 14. hats mit Kunſt bereitet: Aber Gottes Fuͤrſichtigkeit regieret es / als der auch im Meer Wege gibt / vnd mitten vnter den Wel - len ſichern Lauff / damit er beweiſet / wie er an allen Enden helf - fen koͤnne / denn er wil nicht / daß ledig lige / (als an Landen vnd Leuten / auch andern mancherley Creaturen) was er durch ſei - ne Weißheit geſchaffen hat / daher geſchichts auch / das dieMen -71vnd noͤtigſten Handwercken.Menſchen jhr Leben (wie nicht weniger groſſe Schaͤtze vnd Guͤter) auch ſo geringen Holtz vertrawen / vnd behalten wer - den im Schiffe / damit ſie durch die Meerwellen fahren. Leſſet alſo GOtt der HErr zu die Schiffe zu bawen vnd zu gebrau - chen, die Nahrung auch von fernen darauff zu ſiichen / vnd zuProv. 31. Apoc. 18. bringen / Handelſchafft auff groſſen Waſſern vnd auff dem Meer zu treiben / frembde Lande vnd Leute / newe Orter der Welt zu erkundigen / wie dann in Warheit die jenigen / welche mit Schiffen vber Meer fahren / mancherley Wunder vndPſ. 107. Wercke GOttes des HErrn erfahren / vnd andern hernach davon zu ſagen wiſſen. Dergleichen dann ſonderlich auch zum Exempel / die H. Schrifft der Schiffart gedencket / welche Koͤ -1. Reg. 9. 2. Chorn. 8. & 9. nig Salomo außſtaffiret / vnd aus Ophir / vnd dero Orten / Gold / Silber / Helffenbein / vnd ſeltzame wunderliche Thier vnd anders / abholen vnd mitbringen laſſen. Vnd kan man alſo durch der Schiffe behelff / nicht allein den von einander entlegenen Erdboden / ſondern auch das weite tieffe Meer hin vnd wieder beziehen / vnd gleichſam bewohnen / wie jener ſaget: Hoc ligno (navis) freti, mare non modò ſulcamus, ſedAutor libri: Ars navigãdi. propemodùm habitamus: Sonderlich wenn man groſſe Flotten fahren ſihet: Ja man kan auch hierdurch des jenigen ſonderbaren verheiſſenen goͤttlichen Segens theilhafftig wer -Gen. 1. & 9. Pſ. 8. & 104. Luc. 5. Ioh. 21. den / welcher iſt / auch vber die Fiſche im Meer / vnd alles was im Meer gehet / zu herſchen / da es wimmelt ohne Zahl / beyde Kleine vnd Groſſe: Ja daß ins gemein ein abgelegen Land vnd Ort dem andern ſein vbriges mittheilen / vnd mancherley Handelſchafft treiben moͤge / (von welchem hernach anders - wo mehr.) Polydorus Virgilius tadelt zwar mit ſcharffenLib 3. cap. 6. de Inv. rer. harten Worten / ſo mancherley Nutzungen vnd Gebrauch des Leinen Tuchgewands / vnter andern auch darumb / daß mans zu Schiff Segeln oder Schifftuͤchern gebrauchet / dar -an72Von fuͤrnembſtenan er aber ſehr thoͤrlich / vnd hierinnen vnrecht thut / daß er dem Heydniſchen Plinio nachſagt: Audax vita, & ſcelerum plena, aliquid ſerere voluit, quod ventos procellasq́; re - ciperet: lta enim tam parvo ſemine naſcitur, quod or - bem terrarum ultrò citroq́; portat. Denn die H. Schrifft (wie bißhero vermeldet) ſchilt die Schiffarth vnd deren Zuge - hoͤrung nicht / ſondern erinnert viel mehr / daß man vermittelſt derſelben nicht alleine die Nahrung von ferne ſuchen / ſondernPſal. 107. auch fuͤrnehmlich einen groſſen Theil der Wunder GOttes durch Schifffarthen erkenen lernen / vnd Gott den Schoͤpffer deſto mehr zu loben Vrſach haben ſol / daß er das Leinen Ge - wand zu machen Mittel geſchaffen vnd gezeiget / deß auff ſo mancherley Wege vnd Nothdurfft zu gebrauchen / wie denn etliche recht ſagen: Lini neceſſitas prope modum ut panis, Vnd muß Pplydorus ſelbſt ſeinem eigen Bekaͤntnis nach / es fuͤr ein miracul halten / das man durch Huͤlff des Schiff ſe - gelns / weit von einander entlegenen Laͤnder / ja einen Theil der Welt an den andern gleichſam binden vnd hengen / vnd offt in kurtzer Zeit mit groſſem Vortheil vnd Nutzen von einem Land ins ander fahren kan: Ja durch ſolche Behelff geſchicht es / was von Venedig vnd andern deꝛgleichen Orten geſagt wird: Mirabile dictu, quòd in hac urbe nihil fermè gignitur, in ea tamẽ omnium rerum incredibilis exuberet copia. Mdatth Quad. in Comp. Coſmogr. Das iſt: An ſolchen Orten / da offtmals das wenigſte wechſt vnd herfuͤr koͤmpt / hat man durch die Schiffarten vnd ſolche Zufuhren gleichwol allerdinge Menge vnd Vberfluß.

Die Gefehrligkeit aber des Lebens betreffend / iſt nicht ohne / daß auff den Seefarten ſelbige groß: Weil aber derglei - chen auch auff trockenem Lande / vnd allenthalben dem Men - ſchen zu befuͤrchten / als iſts auch nicht ſonderlich zu ſchewen / ſintemal Paulus der Apoſtel bezeuget / 2. Cor. 11. daß er nichtallein73vnd noͤtigſten Handwercken.allein zu Waſſer / vnd auff dem Meer ſey in Faͤhrligkeit gewe - ſen / ſondern auch noch in 6. Gefehrligkeiten vnd noch mehr / welche einem zu Lande begegnen koͤnnen.

Sonſten hat auch einer der alten Weiſen / Bias genant / ſich verlauten laſſen: Er wuͤſte nicht / ob er die Sehefahren - den vnter die Todten oder vnter die Lebendigen rechnen ſolte / Als welche dem Tode ſo nahe weren / daß ſie nicht weiter (wie auch Anacharſis ſagte) als dreyer Finger breit darvon abge - ſondert weren. Wie wenn aber viel Ort weren / alda gar nichts zwiſchen dem Tod vnd Leben zu ſehen oder zu finden?

Horatius hat ſich auch verwundert vber die Vermeſſen - heit deſſen / welcher ſich am aller erſten auffs Meer gewaget.

Illi robur & es triplex
Circa Pectus erat, qui fragilem ruci:
Commiſit pelago ratem,

Das iſt:

Eiſern war der vnd vnverzagt /
Der ſich auffs wilde Meer gewagt /
Auff einem ſchwach bruͤchigem Holtz /
Dem er vertrawt ſein Leben Stoltz.

Man ſolte aber auch die Schiff - vnd Seefarten dahinSchifffaͤhrten zu Bekehrung der noch vnglaͤnbi - gen Lente an - zuwenden. anwenden / daß in den weit von vns abgelegenen Laͤndern / die noch vnglaͤubigen Leute / mit Beſchidenheit / vnd aus rech - ter Chriſtlicher Liebe / zu des wahren Gottes rechtem Erkaͤnt - niß / vñ allein ſeligmachenden Chriſtlichen Glauben gebracht vnd bekehret / vnd nicht mit vngeſtuͤmen vnd vnmenſchlichen Kriegen vnd Tyranney vberzogen wuͤrden. Dann wann man bey den Frembden vnd noch vnglaͤubigen Voͤlckern al - ſo ankoͤmmet / vnd darneben nur weltlichen Nutzen / Wolluſt vnd der gleichen ſuchen thut / wird der Chriſten Name dadurch bey denſelben ſtinckend gemachet / ſintemal das Holtzgebaͤw -Kde74Von fuͤrnemſtenSaplent. 14. de des Schiffs / ſol alßdenn Segens werth ſeyn / wann man (nach Zeugniß der Schrifft) recht darauff vnd damit handelt. Darumb denn billich der Meynung Chriſtverſtendiger Leute nachzudencken / welche dergleichen erinnern / als neben andernHiſtor. Natur. der Weſt In - dien / Item Præfat. der A - merteaniſchen Beſchreibung auch thut der Autor des Buchs am Rande verzeichnet / mit dieſen Worten: Es hat die ewige Weißheit Gottes des HEr - ren die Laͤnder / welche am allerweiteſten Orten von vns gele - gen / vnd am wenigſten Policey haben / mit den allerbeſten vnd reichſten Bergwercken begaben wollen / damit andere hier - durch daſelbſt hin beruffen vnd geladen wuͤrden / vnd jhnen den rechten Gottesdienſt vnd Religion / welche jhnen vnbe - kand geweſen / offenbahren moͤchten / zu mehrer Erfuͤllung der Propheceyung / von Bekehrung der Heyden: Wie denn der H. Auguſtinus vber das 54. Capit. Eſaiæ / vnd der darin be -Lib. 1. de Con - cord. Evang. Cap. 31. griffenen Weiſſagung alſo judicirt vnd ſchreibet: Daß das Evangelium nicht allein von denen werde außgebreitet wer - den / ſo es einfaͤltig mit Eiffer vnd Barmhertzigkeit predigen ſollen / ſondern auch von den jenigen / welche mit weltlichem Handel vnd Wandel vmbgehen.

Vnd hat Gott der HErr / (als etwan ein milder Va - ter mit einer bloͤden oder vngeſtalten Tochter thut) dieſe muͤhe - ſelige Laͤnder darumb mit ſo ſtatlichem Heyraths Gut verſe - hen / das iſt / mit ſo reichem Gold / Silber / vnd andern koͤſtli - chen Dingen begabet / damit vmb deſſen Gebrauch vnd Nuͤ - tzungen / ſie hinwiederumb von andern wol gehalten / vnd de - ſto mehr Chriſtlicher Liebe jhnen erzeiget wuͤrde. Welches zwar gegen einer ſolchen groſſen Menge d Heydenſchafft nochJohan. Benzo, in hiſtor. von der newen Welt. wenig geſchehen. Vnd ob wol etliche Religioſen zimliche Muͤ - he vnd Gefahr deßwegen auff ſich genommen vnd erlitten / wuͤrd jhnen doch von jhren eigen Nations vnd Religions ver - wanten ſelbſt mit Warheit auffgerucket / daß ſie zwar an die -jenige75vnd noͤtigſten Handwercken.jenige Ort mit Hauſſen gezogen / wo die Indianer an Gold / Silber / vnd guter Lebens Auffenthalt begabt ſeynd / Aber zu den jenigen / welche arm ſind / vnd nichts vermoͤgen / habe kei - ner oder ja wenige ſolch Apoſtel Ampt verrichten wollen. Wie aber etliche Indianer die Lehre des Chriſtlichen Glaubens an - faͤnglich auff mancherley weiſe / ſonderlich auch durch Chara - cteres vnd Zeichen / auch an Schnuͤren / oder Pater noſter Baͤnden / (wie man ſie nennet) gelernet / melden etliche Hiſto - rien hievon: welches auch verhoffens nach dem jenigen Leſer / welchem vielleicht ſolches vorhin vnbekant geweſen / nicht vn - annehmlich ſeyn wird.

Es haben die Americaniſchen Indianer / vor Erler -Hiſtor. moral. von Judien. nung der Buchſtaben / nicht allein jhre Verzeichniſſe / wie auch Orationes / Bericht / Beſcheid vnd Antwort / mit Chara - ctern vnd Bildniſſen von Haͤnden gemacht / vorbracht / ſon - dern auch des Chriſtl. Glaubens Lehr vnd Bekentniß / nach Anweiſung der Spamer gleicher weiſe zu verſtehen / vnd deſ - ſen Rechenſchafft geben koͤnnen / Alſo / (damit ſie es deſto beſ - ſer vnd eher lerneten) daß ſie das Pater noſter, Ave Maria, Symbolum oder Glaubens Artickel vnd allgemeine Beicht / auff Indiſche Weiſe gemachet / daruͤber ſich zu verwundern. Denn / das Woͤrtlein / Ich Suͤnder bekenne / mahleten ſie einem Indier / der fuͤr einem Religioſen auff den Knien ſaß / wie einer der beichtet: fuͤr Gott / ſetzten ſie drey An - geſichter / darauff waren Cronen / zum Zeichen der H. Drey - faltigkeit: Zu der Lobwuͤrdigſten Jungfrawen Maria / mach - ten ſie ein Marienbilds Angeſicht mit halbem Leib / vnd einem Kindlein: Fuͤr S. Paul vnd Peter 2. gekroͤnte Haͤupter mit eim Schwerd vnd Schluͤſſel: Vnd auff dieſe Weiſe haben ſie die gantze Beicht abgemahlet / vnd da es an Bildern mangelt / ſetzen ſie Characteres vnd Zeichen / ſo deme gleich / darinK ijman76Von fuͤrnembſtenman geſuͤndiget. Hieraus mag man die Vernunfft vnnd Scharffſinnigkeit dieſer Leute verſtehen. Denn dieſe Weiſe / die Gebeter / Beicht vnd Glaubens Bekaͤntniß zu ſchreiben / haben ſie von keinem Spanier gelernet / denn ſie koͤnnen nicht damit zu recht kommen / ſondern machten aus dem / ſo man ſie lehrte / ſonderliche Bedeutung. Vnd haben etliche mit Bil - dern vnd Charactern / die Beicht aller Suͤnden / in Indien alſo geſchrieben oder gemercket / geſehen. Die zehen H. Gebot waren auff eine gewiſſe Weiſe ab〈…〉〈…〉 onterfeit / dabey ſtunden et - liche Zeichen wie Ziffer / welches die Suͤnden waren / die man wider die Gebot gethan hatte. Sie haben auch neben ſolchen Zeichen vnd Bildern gebrauchet etliche Schnuͤre vnd Rin - ge / von vielerley Zeug / Ringlein / Knoͤpffen / Steinlein / vnd andern gemacht / welches jhre Gedenck zettel waren / Man hat ein Buͤndlein auff dieſe Weiſe geſehen / damit hat ein India - niſch Weib eine Beicht jres gantzen Lebens geſtellt (vnd beich - tet damit / wie aus einem Gedenckzettel / dabey ſie ſich vieler Vmbſtenden vnd dergleichen zu erinnern wuſte. Vñ lernen ſie auch an dergleichen Schnuͤren vñ Ringen der Chriſtlichen Lehr Haͤuptſtuͤcke / welches ſonderlich betagte Leute thun / vnd wiſ - ſen alſo / welcher Stein / Knopff / ꝛc. dieſen oder jenen Artickel / Punct / ꝛc. bedeuten / vnd war eine Luſt zu ſehen / wann ſie etwa gefehlet / vnd es beſſer machen woͤllen / welches allein darin be - ſtehet / daß ſie die Stein wol beſehen / Vnd findet nan deren Gedenckzeichen ſehr viel auff jhren Kirchhoͤfen. Iſt alſo die - ſes jhr memoria localis / wie esdie Gelehrten nennen.

Aus dieſem erſcheinet auch / daß die Bilderkunſt die al -Gualt. Riv. D. lerelteſte ſey / vnter allen kuͤnſtlichen Handwercken / wie auch die Egyptiſche Schrifft gnugſam bezenget. Denn ehe die Buchſtaben erfunden worden / hat man alles / was man in Schrifft ſtellen / vnd in Gedechtniß bringen wolte / ſchnitzenoder77vnd noͤtigſten Handwerckenoder mahlen muͤſſen / wie Virgilius der Poët meldet / daß Æ -Virgilius. neas die Cælatur oder geſchnitzten Werck Dædali geleſen ha - be / als eine Schrifft. Sonſten haben etliche der Braſilianer in jhrer Sprache dieſe drey Buchſtaben nicht / als: F. L. R. davon etliche Autores melden: Trium ex alphabeto ele -Matth. Quad. in Compend. Coſmog. mentorum, F. L. R. nullus apud eam gentem eſt uſus; minimè abſurdâ quorundam animadverſione factum id eſſe divinitus, , quod Fide, Lege, Rege, carent. Am wunderlichſten aber iſt der Chineſer vnd Japhoniſchen Leſe - vnd Schreibekunſt / davon man meldet / daß ſelbige darumbDe Chineſior. Typogr. vide ſuperius. ſo ſchwer zu lernen / weilen ſie keine Buchſtaben vnd Sage - woͤrter / oder dergleichen Characters / ſondern nur eitel Bilder vnd Ziffern haben / vnd deren ſeynd ſo viel / daß / wer bey jhnen wil leſen lernen / der muß zum wenigſten 85000. Figuren koͤn - nen / der aber vollkommen wil ſtudirt haben / den muͤſſen wol 120000. bekand ſeyn: Daher es koͤmpt / daß bey jhnen nur die leſen vnd ſchreiben lernen / welche Mandarynen / das iſt Rich - ter / vnd andere fuͤrneme Herren vnd Amptsperſonen werden wollen. Vnd muß alſo ein ſolcher Student / in zehen Jahren vnnachlaͤßlich zubringen / Leſen vnd Schreiben zu lernen / da - her es auch koͤmpt / daß in China die Gelarten ſo hoch gehal - ten werden.

Dargegen iſts eine groſſe Gabe Gottes / vnd herrliche Kunſt der menſchlichen Vernunfft / daß ander Nationes vnd Voͤlcker nur mit 24. oder etwas mehr oder weniger Buchſta - ben alle ding zu leſen / ſchreiben vnd außzuſprechen wiſſen.

Vnd wie ſeltzam vnd frembd vor Manns gedenckenIndian. Hi - ſtor. etlichen Americanern vnſer Art zu leſen vnd ſchreiben fuͤrkom - men / iſt aus folgender Hiſtorien abzunemen:

Es vberſchickte eins mals ein Spaniſcher Capitaͤn entem andern vber Feld durch einen Indianer Schlaven etli -K. iijche78Von fuͤrnemſtenche Thierlein / (der Caninichen Art) allerdings abgebraten / vnd zum Eſſen wolgeſchmack zugerichtet: dem armen Tropf - fen kam auff dem Wege ein Appetit an / dieſe Koſt zu verſu - chen / welches er auch thete / vnd die Zahl derſelben vmb etliche minderte. Er hatte aber auch darneben ein Handbriefflein zu vberlieffern / darinnen die Zahl der vberſchickten Thierlein benennet war / aber im vberantworten nicht vberein traff. Da er nun mit ſeinem Recepiſſe zu ruͤck koͤmpt / befindet ſich / daß er davon genaſchet / welches er auch / weil er darumb ge - peiniget wurde / bekennen muſte. Darauffkam er wider zu ſeinen Indianern / vnd erzehlete jhnen dieſen Verlauff / mit trewlicher Warnung / daß ſie ja dieſen kleinen Briefflein (wel - che er mit andern wercklichen Worten beſchriebe vnd nenne - te) nicht trawen ſolten / ſintemal ſelbige alles verrathen vnd kundſchafften koͤnten was einer gethan hette.

Das Toͤpffer Handwerck.

WEiter vnd zu mehrem Exempel rechnet die H. Schrifft auch das Toͤpffer Handwerck / vnd etliche noch an - der dergleichen / vnter die eltiſten / noͤtigſten vnd nuͤtzlichſten / dieweil die Toͤpfferey vnd jrdene Geſchir / Gefaͤß / vnd derglei - chen utenſilia (wie mans wegen des Gebrauchs nennet) am erſten ſind gebraͤuͤchlich geweſen / wie das Buch der WeißheitSap. 17. Syr. 39. Athenæut. Polydorus. ſagt: Ein Toͤpffer macht allerley Gefaͤß / vnd Syrach auch es vnter die noͤtigſten zehlet: Auch ander Scribenten / Alte vnd Newe nennen Opificium figulinum antiquitiſſimum, der elteſten eines. Wird alſo zum oͤfftern das Toͤpfferhand -Jere. 8. & 19. werck geruͤhmet. Ja die Propheten muſten je zu Zeiten etli - che Gleichniß von jhrer Arbeit ablernen / vnd ſolche darauffRom. 9. Eſa. 45. Sap. 15. dem Volck fuͤrpredigen (welches auch die Apoſtel gethan ha - ben) daß GOtt mit jhnen werde vmbgehen / wie der Toͤpffermit79vnd noͤtigſten Handwercken.mit dem Dohn / Das iſt / daß er Herrſchafft / Macht vnd Ge - walt vber ſie habe / vnd ſeines Gefallens mit jhnen vmbgehen wolle. Ja die Rechtglaͤubigen haben aus dieſem Handwerck ſich recht fuͤr Gott demuͤtigen / vnd alſo beten vnd bekennen lernen: Aber unn HERR / du biſt vnſer Vater / wir ſindEſ〈…〉〈…〉. 46. Dhon / du biſt vnſer Toͤpffer / vnd wir alle ſind deiner Haͤnde Werck.

Vnd dieſes ſey alſo zum Exempel der nothwendigſten / elteſten vnd nuͤtzlichſten Handwercken zu wiſſen. Deßglei -ex l. 3. §. 5. ff. de Supel. leg. chen / was auch die Politici beruͤhren: Seculi ſeveritas (& neceſſitas) non dum amittebat ſupellectilem auream, argenteam, &c. ſed fictili, ligneâ, æneâ utebantur, das iſt: Die erſte vnd eltere Welt habe nach keiner Koͤſtligkeit / ſon - dern Nothwendigkeit getrachtet. Vnd ſol man alſo ferner nach Syrachs Erinnerung / allezeit vnd alle die jenigen fuͤr die noͤtigſten / nuͤtzlichſten vnd beſten halten / deren man in einer Stadt / Gemein / oder Land zum taͤglichen Gebrauch vnd Behelff des Lebens nicht entperen kan.

Die andern vnd mehrer Theil / beydes kuͤnſtliche vnd ſchlechte oder gemeine Handwercke betreffend / wolt der guͤn - ſtige Leſer allzeit in acht haben / was droben im Eingang des 4. Cap. erinnert worden / vnd bald in gemeiner Ordnung vnd Abtheilung deſſelben ferner erinnert / auch ſonſten in Vberle - ſung dieſes Buͤchleins ſich finden wird / nemlich / daß es bey einer allgemeinen Betrachtung ver - bleiben ſol.

Ord -80Ordnung vnd Abtheilung

Ordnung vnd Abtheilung der Handwercker.

WAs aber die Ordnung vnd Theilung derſelben be - trifft / finden ſich hierinnen vnterſchiedliche Meinun - gen / jedoch werden gemeiniglich (wie auch billich) die noͤtigſten vnd nuͤtzlichſten vornen angeſtellet / wie auch das H. Wort GOttes ſelbſt hierzu Anleitung giebt / vnd droben im Eingang des 4. Cap. erwieſen worden. Weiln es auch ſehr ſchwer / etwas genawer vnd ad ſpecicm / einen ſolchen Vn - terſcheid der Kuͤnſten vnd Handwercken zu ſtellen / als wuͤnd -Jac. Born. JC. in præf. tract. polit. ad lect. ſchet vnd hoffet ein fuͤrnehmer Politicus / daß GOtt vnd die Zeit noch Ingenia erwecken moͤchten / welche einen Cyclum artificiorum humanorum, das iſt / einen gnugſamen vnd vollkommenen Begriff aller Handwercken / in einer feinen Ordnung (methodo) erzehlen vnd beſchreichen koͤnten.

Er gedenckt auch eines Buchs / mit dem Titul: Goͤtt - licher Offenbahrung / ꝛc. darinnen ſelbiger Autor meldet / daß im 1. Cap. des erſten Buchs Moſe / allerley Kuͤnſte vnd Hand - wercke ſollen begriffen ſeyn / beweiſet es aber nicht / ſondern leſt es ander ſuchen vnd errathen / welches ob es wol ſehr ſchwer fallen wil / jedoch iſts nachdenckens wol werth.

Schonborn. JC. in Polit. & alij.

Etliche aus den newen Politicis halten dieſe Sorti - rung / vnd ſtellens ordine politico populari, veſtigijs na - turæ inſiſtentes, alſo: Was da dienet vnd nuͤtzet volgender Nothdurfft / deren ſind:

  • I. Vita, Victus, Sanitas, &c. Alles was zur Leibes / Le - bens Nahrung / Nothdurfft vnd Erhaltung / auch deſſelben Geſundheit vnd Wolfart gehoͤrig.
  • II. Amictus & reliquus corporis cultus, Leibes An - kleidung vnd Verwahrung / vnd was ſelbiger Nothdurfft ver - wandt.
III. Ha -81der Handwercken.
  • III. Habitatio, ædiſicia, Wohnung / Behauſung / ſi - quidem felicitatispars eſt bene habitare. Vnd dieſe drey vorhergehende / werden auch in den alten Kaͤyſerl. Rechten fuͤr hochnoͤtig geachtet. Als zu ſehen / leg. fin. §. 1. c. de his, qui ad Eccleſ. eonfug. Et prov. Eigen Herd iſt Goldes werth. vide & Syrac.
  • IV. Supellex domeſtica, neceſſaria, cum inſtru - mentis utenſilibus generatim. Allerhand noͤtiges / nuͤtzli - ches Haußgeraͤthe / ins Haußhalten gehoͤrig. Baruch 6. Nutzlicher Haußrath. Quia vita ſine illis adminiculis, aut nulla, aut ſatis ægra ac moleſta eſt.
  • V. Militia togata & ſagata, Allerley Ruͤſt - vnd Werck - zeug / auch Wehr vnnd Waſſen / Darunter auch begrif - fen alles / was Kunſt / Wiſſenſchafft / Geſchickligkeit / ꝛc. zu erlangen dienlich vnd behuͤlfflich iſt.
  • VI. Ornatus & voluptas, luſus & recreatio. Was zur Zierd / Wolſtand vnd Ergetzligkeit / des Gemuͤths vnd Lei - bes dienet. Jedoch mit dieſem Vnterſcheide / daß das Erbare dem andern vorgezogen werde / wie denn die Politici auch ſa - gen: Artes, quæ nullum alium fructum prærerquam de -
    Panciroll〈…〉〈…〉 Nov. Reper〈…〉〈…〉
    lectationem adferunt, ſane homini Chriſtiano non magnopere curandæ. Es gibt auch ſonſten von denen Ar - tibus ludicris / welche nur zur bloſſen /[auch] wol vnnoͤtigen Wolluſt der Ohren / Geſichts / vnd Fleiſches ꝛc. dienen / vn - terſchiedliche judicia vnd Vrtheil / vnd gehet bey vielen / quod multa licent quidem, quæ tamen nec decent nec hone - ſta ſunt: Deßgleichen ander vnd fuͤrwitzige Kuͤnſte / die keinen Nutzen geben / ſind auch billich ſchlecht zu halten.

Vnd ſaget Mattheſius recht: Ich lobe die Meiſter / dieConc. 10. Nu〈…〉〈…〉. alleg. Bornit. etwas nuͤtzliches machen / vnd / Kunſt iſt vnd bleibet Kunſt / wenn man GOtt dadurch preiſet / Tugend foͤrdert / vnd denLLeuten82Ordnung vnd AbtheilungSeneca〈…〉〈…〉. Leuten damit dienet. Seneca ſagt: Quantum temporis & ætatis eſt, diſpenſandum erat, ut ſufficeret neceſſarijs, Das iſt: Man ſol Zeit vnd Alter allzeit auff das noͤtigſte an - wenden. Bornitius ſagt abermal: Ubi plùs voluptuarijs quàm neceſſarijs utilibus ac fructuoſis indulgetur, actũ eſt de ſufficientia rerum. Das iſt: Wo man mehres auff Wolluſt / denn auff Nothdurfft vnd Nutzbarkeit wendet / iſts bald geſchehen / das nichts klecken wil. Wie denn eben erſtge -Idem habet: Autor des Buchs vom Geldmangel. melter Autor / von Fewerwercken vnd dergleichen ſagt: Vo - luptas parvi momenti in oculis ſpectantium, ſed magni detrimenti inloculis & fiſco principum, Das iſt: Fewer - werck ſind den Augen des Zuſehers ein vergenglicher Schertz dem Beutel des Verlegers ein langwiriger Schmertz. DieSap. 13. 11. Sap. 8. Matth. 6. H. Schrifft vermahnet auch zutrachten vor allem / nach dem / das man braucht zur Nothdurfft im Leben / vnd welches das aller nuͤtzlicheſt iſt. Vnd aus der Information vnſers HErrn vnd Heylands Chriſti werden wir gelehrt zu beten / wie vmb geiſtliche / alſo auch vmb leibliche Nothwendigkeit / als deſſen was zur Leibes vnd Lebens Nahrung vnnd Nothdurfft ge - hoͤret / ꝛc.

Plato theilet alle vnd jede Nothwendigkeit menſchliches Lebens kurtzlich alſo:

  • I. In Naturalem, Was zur fuͤrnembſten vnd vnver - meidlichen Nothdurfft vnd Zugehoͤrung des Lebens nuͤtzet / dadurch des Menſchen Natur vnd Zuſtand Leibes vnd Lebens in ſeinen qualiteten erhalten wird.
  • II. In Civilem, Welches ſonſten vnd zum vbrigen Wolſtand des Lebens dienet. Vnd in dieſen zweyen iſt gleichs - fals alles begriffen / was entweder durch die Natur / oder Mit -
    Iu reſp ad Artic. Bavar.
    tel der Menſchen Hende bereitet wird. Daher ſagt Philippus Melant. Ad fines corporales bonos creaturæ certæ con -ditæ83der Handwercke.ditæ ſunt à Deo quibus vult nos uti utſint, cibi, potus, medicamenta, inſtrumenta, &c. Sicut Deus mirabili ſa - pientrâ res diſtinxit, & ad hos ac ſimiles ordinatos fines utendum eſt creaturis.

Andere theilen es etwa anders / aus andern Vrſachen vnd Betrachtungen / laſſen doch dabey wahr bleiben / was aus den Rechten geſagt wird: Bonum quantò communius,Authent. tanto dignius: jenuͤtzlicher / je werther ein ding ſeyn ſol. Vnd ligt nicht daran / ob ſchon dieſer reſpoct nicht allezeit vnd vber -Barnit. JC. Cod. lib. 9. tit. 18. all gehalten wird / Sæpè enim quid ultimo gradu in Re - publ. collocatur, quod tamen uſu primum eſt. Auch in Kaͤyſerl. Rechten paſſiren die jenigen noͤtigen Handwercks - kuͤnſte: quas diſcere atq; exercere publicè intereſt.

Man ſihet auch an etlichen wilden Lenten / wie ſie von vns gehalten werden / ob ſie ſchon bey jnen von keinem Hand - wercken wiſſen / dennoch aus der natuͤrlichen Nothdurfft ler - nen / daß Mannes vñ Weibsperſonen / etwas mit eigen Hen - den machen / welches jnen fuͤr allen dingen zu Leibs vnd Lebens Auffenthaltung dienſtlich iſt / als Speiſe / Tranck / Kleidung / Wehr vnd Waffen / ꝛc.

Woher die meiſte Handthierung vnd Handwercke getrieben werden.

DOctor Michael Majer erzehlet in Mythologiſchen Ver -Præf. luſu〈…〉〈…〉 ſcrij. ſen oder Fuͤrbildungen / die fuͤrnembſte Stuͤck / als Mittel / dadurch allerley Nutzen / ſonderlich mit Handarbeit geſchafft werden kan:

Anſer, Apis, Vitulus, Bombyx, Ovis. Oſtrea, Linum,
Mercurius: ſervant torius orbis opes.

Das iſt:

L ijEin84Womit die meiſte Handthietung
Præf. luſus〈…〉〈…〉 rij.
Ein Ganß / Bien / Kind / vnd Seidenworm /
Schaff / Meerſchneck / Flachß / Mercuriformb /
Macht / daß die Welt bleibt vnverdorbn.

Folgt die Erklaͤrung.

  • I. Anſer, Ganß / bedeutet Feder / Gelarten / Schreibe - rey / vnd was zu Regierung / Brieffen / Rechnungen / ꝛc. die - net / wie die H. Schrifft die Feder ſchmuͤckt / Indic. 5.
  • II. apis, Bien: fleiſſig Haußhalten / Hauß Arbeit / Speiſe / Vorrath / wie denn ein Bienlein ein ſehr nuͤtzlichs Thierlein iſt / mit ſeiner Arbeit / auch Honig vnd Wachs viel - feltig ſich brauchen vnd nuͤtzen leſt.
  • III. Vitulus, Rind / bedeutet Acker vnd Feldbaw / Ba - wersarbeit / Viehzucht / vnd alles was zu dieſem gehoͤrt: Wie man denn von der Viehzucht allein ſtatliche Nahrung vnd
    Gen. 46
    Auffenthalt des Lebens haben kan / wie auch bey den Ertzvaͤ - tern geweſen / ꝛc.
  • IV. Bombyx, Seidenwurm / bedeutet Seiden Arbeit
    〈…〉〈…〉ech. 16.
    vud Wahren / Sammet vnd Seiden Zeug: Iſt ein nervus mercatorum, Polyd. Verg. de inv. rer nennet ſcricum vi - rorum fœminarumq́; luxuriæ uberrimum alimentum, daran hat er war geredt / wegen der immerwerenden Hoffart.
  • V. Ovis, Schaff / bedeut Woll / Wollhandel / Tuchge - wand / welches auch ſehr weitleufftig vnd mancherley. Zum theil auch Futter vnd Peltzwerck / fuͤr Kaͤlte zu gebrauchen. Von Nuͤtzung der Schaffe liſet man anderswo.
  • VI. Oſtrea, Meerſchneck / bedeutet Schiffarth vnd Ge - werb zu Waſſer vnd vber Meer / allerley frembde Haͤndel vnd Wahren / auch Fiſchwerck / ſo aus vnd vber Mer herkoͤmpt.
  • VII. Linum, Flachs / bedeut allerley Geſpinſt / Leinen Tuͤcher vnd Gewand / allerley dergleichen Gewirck vnd Ge -web85vnd Handwerck getrieben werden.web / deſſen Gemaͤcht vnnd Gebrauch faſt vnzehlich. Daher geſagt wird: Lini neceſſitas propè æqualis pani, Das iſt:
    Iac. Borni. JC
    Leinen Geraͤth iſt faſt ſo noͤtig als das liebe Brod.
  • VIII. Mercurius, bedeutet allerley Materien / auch Me - tallen / vnd viel ander Gezeug / daraus die Handwercker vnd Kuͤnſtler zu arbeiten haben. Item / Kauffmanſchafft / welche die gemachte Arbeit verhandthieret vnd verſchicket / vnd Spe - cereyen vnd ander Wahren dargegen bringt.

Welche Zugehoͤrung vnd Nothdurfft / wann jeder ab - ſonderlich / vnd alle ſaͤmptlich recht betrachtet werden / wuͤrd ſich im ſelbigen Thun eine ſolche Weitlaͤufftigkeit befinden / welche freylich wol der gantzen Welt zu vnzehlichen gebrauch vnd Nutzen genug zu arbeiten vnd handthieren gibt / wie man auch aus Erfahrung wiſſen kan / vnd geſtendig ſeyn muß.

(Nota Jetzt erzehlten Nothdurfft / Handels vnd Wan - dels / Kauffmanſchafften vnd Handgewercken / auch allerley koͤſtlichen Wahren / geſchicht meldung / im Propheten Ezech. Cap. 27. vnd 28. wie auch in der Offenbahrung Johan. Cap. 18. da die Herrligkeit der Stad Tyri vnd Babylonis beſchrie - ben wird.)

Von Vernewerung vnd Verbeſſerung der Handwercks Kuͤnſten.

DIe Rechtsgelarten ſagen gar wol: Omne artificiũ perIn Digg. exercitium recipit incrementum. Vnd der Vers lautet: Profert, commutat, concludit & omnia tempus. Der Teutſche ſagt: Fleiß bringt Nahrung / Zeit bringt Erfah - rung. Syrach ſagt: Daß man viel erfahre / wann man einemSyr. 39. Ding nachdencke / Vnd Virgilius Ut varias uſus meditan - do extunderet artes, Daher Eoban. Heſſus auch ſchreibt:Ie deſcr. 〈…〉〈…〉rb. Norib. Noſtros melior pervenit in annos

L iijGlo -86Von Vernewerung vnd Verbeſſerung
Gloria; ſicut enim fuit ignorantiorætas,
Et rudis illa prior; Sic nos creſcentibus annis
Creſcere, & inventis meliores addere rebus
Par fuit, & veterum vinci feliciter artes.

Auff gleichen Schlag meldet auch der Hochgelarte Conrad. Rittershuſ. JC.

In opus Pauci - rolli & Sal - muthi, de Nov. Rep.
Cum ſuperis mortale genus certare videtur,
Artibus omnimodis mirâ ratione repertis,
Nec quid quam ingenio humano natura negavit.
Omnia ſe prona huic potiùs ſubſternerc juſſit.
Et: Non autem quævis artes in quolibet ævo,
Ex æquò florere ſolent, aliæq́; alijs ſunt
Temporibus. Nunc occid〈…〉〈…〉 t hæc, nunc incipit illa,
Et gratâ quadam Cycli vertiginc cernas,
Omnia perpetuo volvi hic quoq; circumagiq́;.

Welche Wort alle ſehr wol verdeutſcht werden koͤnnen mit den Worten Martini Opitij / der Teutſchen Poetercy Renovatoris & Reformatoris / alſo:

Wer ſind die Leute doch / die gentzlich dafuͤr halten /
Daß wir bey weiten nicht / zu gleichen ſind den Alten /
Was Kunſt vnd Witz belangt? Sie leben in der Welt /
Vnd wiſſen nicht / was Gott mit jhr fuͤr Ordnung helt /
Der weiſe Kuͤnſtler hat ein Wechſel aller Sachen /
Die auff der Erden ſind vnd die wir Menſchen machen
Nicht bloß aus vnſer Krafft: vnd iſt hier ſo bewandt /
Daß nichts beſtendig ſey / denn nur der Vnbeſtandt.
Schaw wie ein jeglich Ding zum erſten wird erfunden /
Durch Arbeit vnd Vernunfft / waͤchſt denn gemach von
Stunden /
Zu Stunden wider auff / biß es zum Hoͤchſten koͤmpt /
Vnd nachmals vnvermerckt / auch ſeinen Abſchied
nimpt.
Die87der Handwercks Kuͤnſte.
Die klugen Alten zwar / (ich muß es nur bekennen /)
Die haben viel gehabt / das wir nur einig nennen /
Vnd nirgends nicht mehr ſehn: Doch wird jetzt auff -
gebracht /
Nicht minder kuͤnſtlich thun / darauff ſie nie gedacht.

(Vnd nimpt dieſer Autor zum Exempel die Buchdruckerey / darvon hernach in einem andern Capit.)

Auch ſind hierzu Mattheſij Wort wolzu mercken / wel -Conc. 12. Sarept. cher alſo ſchreibet: Daß iſt auch eine Gnade vnd Gabe Got - tes / daß er den ſawren Naſenſchweiß der Handwercks vnd an - dern Leute / mit nuͤtzlichen Inſtrumenten / kuͤnſtlichen vnd ver - beſſerten Werckzeugen / lindert / vnd allerley kuͤnſtlichen Be - helff vnd Vortheil zeigen vnd angeben hilfft / groſſe ſchwere Arbeit dadurch leicht zu machen. Vnd ob ſchon viel Haͤn - de auch leichte Arbeit machen / ſo helffen doch feine geſchwinde Koͤpffe mit jren vortheiligen nachſinnen vnd verbeſſern auch darzu / daß man offt zu groſſer Arbeit nicht gar viel Haͤnde be - darff / vnd viel Vnkoſten vnd Muͤhe erſparet wird / vnd bleibet wol dabey / was die gelehrten ſagen: Poſterior dies eſt diſcl - pulus prioris, Vnd / poſteriores cogitationes meliores, das iſt: Der folgende Tag iſt des vorgehenden Schuͤler / vnd das Nachdencken iſt gemeiniglich das beſte: Sintemal die teg - liche Vbung gibt jmmer newe Erfindung vnd Erfahrung / Wie auch Vitruvius ſchreibt: Solertia ingenia exercendo per conſuetudinem ad artes pervenerunt, quarum co -l. z. c. 1. piam nacti, tractando nutriverunt, & auctam per partes ornaverunt ad elegantiam vitæ. Vnd Syneſius ſagt: Tempus invenit & corrig〈…〉〈…〉 t. Die Zeit erfindet vnd beſſert ein Ding. In einem Schreiben an Wilibald Pirckeimer.

Auff gleiche Meynung redet auch der fuͤrtreffliche Al - bert Duͤrer: Die menſchliche Natur hat noch nicht alſo abge -nom -88Von Vermehrung vnd Verbeſſerungnommen / daß ein ander nicht auch etwas beſſers erfinden moͤ - ge. Vnd Bodmus ſagt: Habet Natura ſcientiarum the - ſauros innumerabiles, qui nullis ætatibus exhauriri poſſunt.

Gleich wie aber auch nicht alles zugleich vollkommenVnterſchieden Volcker / vn - terſchiedener Wercke Er - finder. erfunden / ſondern gemaͤchlich von Zeit zur Zeit an Tag ge - bracht worden: Alſo haben auch nicht eine / ſondern vnter - ſchiedliche Nationes / vnterſchiedliche Dinge von allerley nach einander erfunden / auch offtmals eines des andern ſeine invention vnd Werck verbeſſert vnd vermehret. Denn was erſtlich ſchlecht vnd alber ding vnd manier geweſt / das iſt her - nach mit der Zeit durch Vbung vnd Nachdencken / auch mit anderer Huͤlff / Rath vnd Beyſtand jmmer zur beſſern perfe - ction kommen / vnd je lenger je angenehmer worden. AlſoLib. 1. Dec. 1. ſagt auch Livius: Primæ origenes & proxima originibus, minus præbent voluptatis: Daher mans auch nennet: Ei - ne alte Welt.

Es ſind auch nicht allein die Menſchen beyderley Ge -Etliche vnver -〈…〉〈…〉 uͤnfttge Thier geben Vrſach zu Erfindung eines Dings. ſchlechts Erfinder der Dinge geweſen / ſondern es haben auch bißweilen die vnvernuͤnfftige Thier / mir vnd ander Anlenung gegeben zu etlichen Werckzeugen / denſelben nach zudencken / vnd außzumachen. Als zum Exempel: Die Saͤgen ſollen erfunden ſeyn / durch einer groſſen Schlangen zeckigen Kin - backen / wie auch die Fiſche mit jhren Floſſen vnd Schwaͤn -Polydorus. Virgil. tzen / im Schwimmen fortzukommen / ſollen Vrſach gegeben haben / die Schiffe zu machen / vnd mit Rudern beydes zu Schiffen / vnd die Schiffe auffden Seiten vnd von hinten zu regieren vnd wenden.

Der Kaͤyſer Juſtinianus ſagt: Qui ſubtiliter factumIn ſeiner Architect. emendat, laudabilior eſt eo, quiinvenit. Vnd Wendel Dieterlein: Es werden mancherley Kuͤnſte / durch ſinnreicherLeute89der Handwercks Kuͤnſten.Leute Nachforſchung vnd ſcharffſinnige Erfindung / auch zu - ſatze Verenderung vnd Verbeſſerung / je lenger je hoͤher gebracht. Et ſemper exantiquis nova prodeũt, & ex novi〈…〉〈…〉 antiqua vileſcunt: Daher / was alt vnd gar gemein worden / nicht mehr ſo hoch / als das jenige / ſo new / ſeltzam / vnd verbeſ - ſert iſt / gehalten wird.

Auch ſol man bey newen Erſindungen vnd Verbeſſe - rungen / gleichwol der Alten in Ehren zu gedencken / nicht ver - geſſen / alldieweil ſelbige in vielen die Bahn zuvor gebrochen / vnd den Weg trewlich gewieſen haben / daß man jhnen deſto beſſer vnd gluͤcklicher nachgehen kan. Darumb auch der fuͤr - trefflichſte Julius Cæſar Scaliger erinnert / vnd aus der War -Exerc. 14. Diſt. 4. heit vnd Erfahrung bezeuget: Ego nequaquam homineseſ. ſe nos dicere conſuevi, ſed partes hominis, ex omnibus enim aliquid fieri poſſe, idq; non magnum, exſingulis penè minns, quàm nihil. Quare priſcis illis, etiam hiſpi - dis, etiam qui errarunt, habendam eſſe gratiam cenſeo. Das iſt: Ich bin nicht gewohnet vns Menſchen zu heiſſen / ſondern nur Theil eines Menſchen. Denn von allen kan wol etwas / jedoch nicht gar groſſes / zu wegen gebracht werden: Aber von einem oder wenigen / kan nicht viel beſonders kom - men. Darumb ſol man den Alten / ſo grob ſie auch geweſen / ja da ſie auch gejrret haben / gleichwol Danck ſagen fuͤr jhre Werck.

Vnd ſonderlich ſol man auch in Verenderung oder Verbeſſerung eines Dinges / dem principal fundamenr vndWorauff man in Ver - beſſerung ei - nes dings ſehen ſol. natural ornament nachgehen / vnd dabey den beſten Nu - tzen / ſo ein Dieng geben mag / bedencken / vnd es dabey bleiben laſſen.

Es geſchicht auch wol / daß durch viel ſehr kuͤnſtliche derD. Riyius. ſinnreichen Menſchen Haͤnde Werck / auch die Natur vber -Mtroffen90Von Vernewerung vnd Verbeſſerungtroffen wird / vnd iſt war / wenn man ſagt: Ars naturam imi -〈…〉〈…〉ornit. JC. Idem. tatur, eandemq́; juvat promovet, ſupplet: immò corri - git & caſtigat, ſæpê etiã ſuperat. Et: Naturam non ars mo - , ſed & fraus & fortuna imitatur, oder nach der Teutſchen Reimen:

Die Kunſt der Natur offt thut gleichen /
Vnd wil derſelben wenig weichen /
Auch thut Betrug vnd Gluͤck nachſchleichen.
Wie deñ bey der Orgel im Muͤnſter zu Straßburg auch ſtehet:
Man ſagt vnd iſt auch offenbahr /
Daß die Sinnreiche Kunſt fuͤrwar /
Der Natur Nachfolgerin ſey gar.

Wird erklaͤrt durch das Gleichniß / vom ſingen der Men - ſchen / Voͤgel / ꝛc. welches die Orgel durch jhre Inſtrumenta nach thut. Vnd iſt auch diß war:

Vivit in Arte Natura, quam patris manus expreſſit,
Vivit in Natura Ars, quam filij genius aſſe quitur.

Jedoch nechſt der Gnade vnd Gabe GOttes / thut zu allerley Verbeſſerung der Fleiß am meiſten / wie der ſchoͤne Verß lautet:

Excolit humanos divina induſtria ſenſus.

Wie denn zur Zeit an einer Ehren Pforten iſt gemachet worden die INDUSTRIA, oder Fleiß / ein ſilbern Weibs - bild / wie eine Goͤttin / mit einem guͤlden Circkel / Richtſcheid vnd Linial in Haͤnden / dabey dieſe Schrifft: Induſtria ar - tium parens. Vnd durch ſolchen Fleiß kommen die kuͤnſtliche Erfindungen / Stellungen / Proportionirungen / wolgeſchick - te Ordinirungen / kuͤnſtliche inſtrumenta vnd machinatio -l. 2 c. 5. de in - vent. 1〈…〉〈…〉. nes, vnd dergleichen. Daher ſagt auch Polyd. Vergil. Quo - tidie aliquid admiratione dignum hominum induſtria invenit.

Es91der Handwercks Kuͤnſte.

Es iſt auch gar wol gethan / vnd gibt viel Fruͤchtungen / wenn man die alten vnd newen inventiones vieler Dinge ge - gen ein ander helt / vnd wie Johan Wredeman ſaget: MultiIn Prolog. Architect. nec frnſtra putant, quod hodierno die multo ſubtiliora opera, ſecundum artem, in uſu ſint, quàm olim eſſe ſole - bant. Vnd ob wol die Alten zwar treffliche Wercke / ſon - derlich an Gebaͤwden gemachet / welche vnter die Admiranda gerechnet / vnnd davon gantze Buͤcher geſchrieben wor - den / (als von einem Roͤm. Theatro: Opus omnium maxi -Plinius - Lipſius. mum, quæ unquam ferè humanâ manu facta ſunt,) Je - doch hat man auch noch etliche newere Werck vnnd Kunſt - ſtuͤcke / an Gebaͤwden vnd andern Dingen / welche vielen an - dern nichts bevor geben / vnd ſagen etliche recht: InventaBo〈…〉〈…〉 nit. JC. etiam noſtri ſeculi magni facienda: Deus enim nec uno tempore, nec loco, nec ſimul, nec ſemel, omnia prodit, nec ulla ats eodem tempore cepta & perfecta fuit: Sed: Et vetus atq́; novum inventum perfectio laudat.

Das iſt:

Es ſey ein Kunſt new oder alt /
Iſts gut ein jede ſein Ruhm behalt.

Vnd ob auch wol etliche meynen / es ſeyen jetziger zeit vnd biß - hero die kuͤnſtlichen Handwercke auffs hoͤchſte kom̃en: Jedoch hat es nicht allein vorzeiten gute Kuͤnſtler vnd Arbeiter geben / (wie an vielen Orten H. Schrifft / vnd bey andern Scriben - ten koͤſtliche Gemaͤchte / Geſchmeide / Kleinodien / Schmuck / Geraͤthe / vnd dergleichen gedacht wird) ſondern es haben die Kuͤnſte noch kein auffhoͤrens / wird auch noch ins kuͤnfftig / wers erlebt / jmmer etwas ſich finden / vnd mit verwunderung ſehen laſſen / wie droben Albert Duͤrer geſagt hat.

Vber das / ſo iſt auch die Nothduͤrfftigkeit vnd Mangel eines Dings / offtermals gute Gelegenheit / etwas zu erden -M ijcken /92Von Vernewerung vnd VerbeſſerungNothdurfft vnd Mangel lehrt vtel ding erdencken vnd erfinden.cken / als zum Exempel: In den Indianiſchen Bergwercken / weil man nicht Seiler vnd Stricke genug haben kan / braucht man an deren ſtat zerſchnittenes / außgedehntes vnd gewun - denes Ochſen Leder. Item / erſt vnter Mannes Gedencken / iſt daſelbſt durch einen Portugaleſer erfunden worden / ein Kraut (welches daſelbſt jaͤhrlich vnd haͤuffig waͤchſt) zu dor - ren / vnd ſelbiges an ſtat des Holtzes vnd Kohlen (deſſen da - ſelbſt wenig iſt) zum Gold vnd Metal ſchmeltzen zu gebrau -I. r. c. 3. & l. 3. c. 3. de rer. inv. chen / welches auch das Fewer / Hitz vnd Gluth ſehr wol helt. Daher ſchreibet Polyd. Virgil. Multæ res vitæ neceſſariæ, urgente neceſſiitate, (quæ rerum magiſtraeſt) inventa ſunt. Et neceſſitas multas vitæ commoditates adinve - nit. Das iſt: Die Noth iſt vieler Dinge Lehrmeiſterin.

Tertul lib. de idololatr.

So koͤmpt auch offt eine Kunſt aus der andern / wie etli - che der Alten geſagt: Nulla ars non alterius artis, aut mater aut propinqua eſt: Welches wol mit des Teutſchen Poeten Worten gegeben wird:

Hans Sachs.
Viel Kunſt aus eim Handwerck entſpringt /
Daß ein Kunſt auff die ander dringt.

Sonſten hat man bey Ab - vnd Zunehmung der Kuͤnſtelib. 1. nov. rep. auch dieſes zu betrachten / was Pancirollus erinnert: Weil Gott der HErr woͤlle / daß je zu zeiten etwas in Abgang / dage - gen etwas in Schwang vnd herfuͤr kommen ſol / daß ſolches vnter andern auch dieſes andeute / daß nemlich dieſer gegen - wertige Wandel vnd Welt mit der Zeit vergehen / vnd ein an - ders vnd newes dagegen angehen werde.

Es ſind auch die Erfinder eines guten nutzbaren Din - ges beydes des Ruhms vnd auch der Verehrung wol werth:In prolog. Ar - chitect. ſintemal (wie Johan Wredeman ſagt) etwas gutes erfinden / oder ein erfunden Ding verbeſſern in einer Kunſt / iſt pretio - ſus labor, das iſt eine ſolche Arbeit / da eine Verehrung wolange -93der Handwercks Kuͤnſte.angelegt bleibt. Vnd Bornitius: inventoribus alicujus reiBornitins ex marcello Do. nato. Plinius no - minat. Gulæ proce - res. novæ, utilis, & publicè proficuæ, debet concedi ali - puod privilegium loco mercedis. Der Koͤnig Xerxes, wie auch die Sybariten / vnd ander Wolluͤſtige mehr ha - ben nur den jenigen / welche etwas Schleckerhafftes von Naſchbißlein wuſten zuzurichten / groſſe Verehrung vnd Be - freyung widerfahren laſſen. Vnd bey dieſen Sybariten vnd jhres gleichen / wuͤrde gewißlich der jenige / willkomb geweſen /Valer. Max. l. 9. c. 1. Athenæus. Panciroll de Nov. Repet. & Thom. Gar - zon. iu Piazzo univerſ. vnd ſtatlich verehrt worden ſeyn / welcher vor langen Jahren zu Venedig den Zucker / (welcher vor alters gemeiniglich nur zur Artzuey gebraucht worden) durch eine newe Erfindung alſo zubereitet / daß man denſelben reinigen / vnd zu allerhand Schleckereyen gebrauchen kan. Vnd hat derſelbe Kuͤnſtler vber 100000. . damit gewonnen / vnd ſolches Gut ſeinem Sohn / der ſich Adelen laſſen / auch hinterlaſſen / welcher es aber alles verthan and verzehret hat. Aber viel beſſer gethan were es / wenn man die jenigen verehrete vnd befreyete / welche durch ſinnreiches Nachdencken / vnd fleiſſige Arbeit etwas nuͤtzliches erfinden koͤnnen: Invenire enim primum præci - puumq́; eſt, reiq́; inventæ dignitas adeò multos trahit inPolydorus. Virg. pref. de inv. rer. amorem ſui, ut ſinguli, ſi fieri poſſit, artis alicujus Auto - res ſe dici velint, novis inventionibus gloriantes. Die Lacedemonier hatten hierinnen eine ſonderliche Gewonheit / (war aber ſeltzam vnd nicht zum beſten) daß ſie zwar frembde Handwercker neben den jhren auffnamen / vnd arbeiten lieſ - ſen: Aber wo einer in einem oder dem andern / eine newe In - vention oder Kunſt auffbrachte / ſo zuvor daſelbſten nicht ge - ſehen ward / verwarffen ſie es / vnd vertrieben den Meiſter aus der Stadt. Aber etliche viel andere habens beſſer bedacht / inAlſo hat Py - thagorasge - than. dem ſie beydes den Erfindern vnd Verbeſſern eines Dinges groſſe Ehr vnd Vergeltung gethan / offtermals auch ſonder -M iijliche94Von Vernewerung vnd VerbeſſerungMattheſ in Sarepta. liche Gedaͤchtniß geſtifftet / ja ſolche fuͤr halbe Goͤtter gehal - ten vnd geehrt haben / vnd wenn etwas nuͤtzliches vnd gutes / etwa von einem erdacht worden vnd auffkommen / hat man den Goͤttern geopffert vnd geruffen: O inventum aliquod bonum mactatione dignum! Es haben auch offt wegen Erfindung etlicher dinge / viel Laͤnder vnd Staͤdte gezanck et /Græci homi. num genus in ſui laudem effuſiſſimum. Polyd. Verg. l 2. c. 7. inv. rer. vnd jede deſſelben Ruhm allein haben wollen / wie deñ ſonder - lich Griechenland mit erdichten Hiſtorien / ſchier alle Anti - quiteten vnd erfundene Ding an ſich ziehen wollen. Auch haben die Egyptier faſt gleichen Ruhm haben wollen. Son - ſten ſchreibt man auch viel erfundene Ding dem Moſi vnd andern Alten zu.

Etliche fuͤrnehme Patres vnd andere Scribenten / ſeyndAlle. Mattheſ. in diluvio. der gentzlichen Meynung / es habe Gott der HErr den Ertz - vaͤtern vnd Einwohnern der erſten Welt / vnter andern Vr - ſachen auch darumb ſo langes Leben verliehen / daß ſie deſto beſſer vnd laͤnger vielen Dingen nachdencken / vnd deſto mehrPolyd. Verg. l. 1. c. 17. nuͤtzliches erfinden / vnd den Nachkommenden hinterlaſſen moͤchten / gleich wie in Aſtrologia, Geometria, &c. alſo auch in andern Kuͤnſten vnd Wercken. Vnd Beroſus meldet / daß Noah vnd ſeine Soͤhne / nach dem ſie aus dem Kaſten gan - gen / vnd die Welt auffs newe haben angefangen zu bewoh - nen / haben ſie vnd jhre Nachkommen in etlichen Gliedern nacheinander gemeiniglich zn einem mal zwillinge / Knaͤblein vnd Maͤgdlein gezeuget vnd gebohren / damit nicht allein das vntergangene / verderbte menſchliche Geſchlecht bald wieder vermehrt / ſondern auch von jhnen allerley nothduͤrfftiges Dinges wider erdacht wuͤrde / das muͤheſelige Leben deſto be - quemer zu fuͤhren / vnd die Welt wider in ein wolſtendiges eſſe zu bringen vnd zu erhalten: neq; enim Deus vel natura un -[quàm] defuit neceſſitati, quæ ad univerſi orbis ſpectat o -pu -95der Handwercks Kuͤnſte.pulentiam, das iſt / (wie die H. Schrifft ſagt) daß nichts leerEſa 45. Sap. 14. Ex Dione. Mattheſ. [1][0]Sarep. con. 12. ſtuͤnde / was er / (der Schoͤpffer) gemacht hat.

Es iſt auch bißweilen den Kuͤnſtlern vngleich / vnd wider jhr verhoffen gelohnet worden. Als / Kaͤyſer Tiberius Nero / hat einen fuͤrtrefflichen Kuͤnſtler / welcher neben andern vielen trefflichen Kuͤnſten / auch das Glaß zuͤgig vnd vnzerbrechlich kunte machen / daß es nur eine Teiche fiele / welches man wider kunte außrichten / toͤdten laſſen / aus vrſach / damit nit die Me - tallen des Goldes vnd Silbers / dadurch in Vnwert kaͤmen. Es meynen aber etliche / gemeldter Kaͤyſer habe ſolches viel mehr ex malignitate naturæ gethan / Das iſt / weil er allen kuͤnſtlichen vnnd ſonſten auch fuͤrtrefflichen Leuten ſehr feind geweſen. Aber viel anders vnd loͤblicher war geſinnet Kaͤyſer Ferdinand. I. welcher mit Worten vnd Wercken pflegte die jenigen zu ehren / die GOtt ſelbſt ehrete / vnd jhnen fuͤr andern die Gabe der Kunſt vnd Geſchickligkeit / etwas Kuͤnſtliches zu machen / verliehen hatte.

Was aber in ſpecie ferner betrifft etlicher ErfinderPolyd. Virg. Panciroll. Salmuth. Garz. in Pi - nz. univ. Leonh. Fior〈…〉〈…〉. Perſonen vnd Namen / wuͤrde es allhier zu lang zu erzehlen / wie derẽ gedachtwird bey etlichen Autorn. Iſt aber in gemein bekand / daß Dædalus Athenienſis, Euclides, Eudoxius, Architas Tarentinus, Archimedes Siracuſanus, Deme - trius Koͤnig in Maccd. vnd andere / die meiſten ding in allerley Handthierung / Werck-Hauß - vnd Ruͤſtzeugen / Inſtrumen - ten / Ruͤſtungen auch Aſtronomiſchen vnd andern Wercken / Item / Kriegsruͤſtungen / Zeugen / Wehren vnd Waffen / er - funden haben. Wie denn vom Dædalo geſagt wird: Dædalus ingenio fabræ celeberrimus artis. Vnd das Sprichwort: Dædali opus, wenn man von einem kuͤnſtlichen Werck hatOvid. ſagen wollen. Architas von Tarent, hat eine hoͤltzerne Tau - ben fliegend machen koͤnnen / Vnd dieſer Architas mag wolaller96Von Vernewerung vnd VerbeſſerungZeiſing in theatr. Mach. aller Mechaniſchen kuͤnſtlichen Dingen erſter Vater genen - net vnd gehalten werden / iſt des Pythagoræ diſcipul gewe - ſen / vnd des Platonis in ſolchen Kuͤnſten præceptor. Dieſer Architas iſt ein fuͤrtrefflicher Mathematicus geweſen / vndSuche von dieſem weiter vnten im 7. C. Plutarchus. Livius. gedenckẽ ſeiner etliche fuͤrneme Schribenten. Sonderlich von Archimede Syracuſano, wird in den Hiſtorien viel gemel - det / von ſeinen kuͤnſtlichen Wercken / zeugen vnd Inſtrumen - ten / ſonderlich welche er bewegt vnd getrieben (wie Zeiſing etli - cher deren gedencket) Koͤnig Demetrius hat auch viel Inſtru - menta / ſonderlich von Kriegszeug erdacht / daher hat man jhnDroben cap. 2. fol. 33. genennet den Stadt Verderber. Was die Minervam be - trifft / iſt oben etwas gemeldet.

Weil denn durch die Gabe Gottes / vnd groſſen Fleiß / Nachdencken / Muͤhe vnd Arbeit ſolche vnd andere gute Kuͤn - ſte herkommen / alſo werden ſie daher genennet: Artes Me - chanicæ (ab α〈…〉〈…〉 ν & μῆχος) weil ſie erlanget werden / multâ inventione, cogitatione, machinatione, ingenio ſimulBornitius JC. Syr. 39. Plato. Ariſtot. Hieronym. Phil. Melanh. trac. de Mag. civil. & manibus: welchs durch den Spruch Syrachs erklaͤrt wird: daß man in Kuͤnſten vnd Handwercken offt weiter auff etwas dencken muͤſſe.

Hiervon ſchreibet auch Phil. Melanth. ad artes reſtitu - endas Deus inſerit ſingulares motus talibus artificibus, & manifeſtum ita teſtimonium oſtendit præſentiæ ſuæ, in politijſ: immò nec politiæ nec artes dutabiles eſſent, niſi ſubindè â Deo excitatentur inſtauratores. DaherIn prol. Arch. ſagt auch Johan Wredeman: Bonæinventiones, repara - tiones ac reſtitutiones artium, non ſunt ſpirituum ſo - mniculoſorum & inertium crapulonum, ſed ſagaciſſi - morum hominum. Wie aber ſolche Kuͤnſtler eins theils jhre von Gott empfangene Gaben anlegen vnd gebrauchen / erfaͤhret man taͤglich / daß offt ein kuͤnſtlicher Kopf / vnd lieder -licher97der Handwercks Kuͤnſte.licher Tropffin einem Kleide ſtecken / vnd groſſe Kuͤnſtler offtD. Riv. groſſe Schaͤlcke ſeyn: Wie etliche Autores von Perillo ſchreiben.

Wir wollen auch hoͤren / was Aventinus hiervon garl. 1. Annal. ehrlich vnd war ſchreibe: Das dritte Haͤuptſtuͤck der Philoſo - philehret arbeiten / vnd etwas machen mit dem Leib vnd Haͤn - den / darunter werden begriffen allerley Handwercke / darumb nennens die Griechen Mechanicas, das iſt / die arbeitſame vnd machende Kuͤnſte / vom Wort μηχά〈…〉〈…〉, welches heiſt / eine Arbeit / oder etwas gemachtes / daher auch das Teutſche Wort / machen / ſeinen Vrſprung hat. Vnd beklagt Aventi. nus / (wie auch etliche andere) daß vor zeiten die Bettel Moͤn - che auch zum theil die hohen Schulen / den Handwerckskuͤn - ſten nicht einen geringen Schandflecken angehenget / in dem ſie ſelbige aus Vnverſtand vnd Hoffart geheiſſen / mœcha - nicas / als vnechte vneheliche Kuͤnſte / (nemlich vnd vermeint - lich gegen die ſpeculirende Philoſophia zu rechnen) mit dem fuͤrgeben / quia mœchari faciunt intellectum à ſua propri - etate. Aber das iſt weit gefehlet vnd boͤßlich philoſophirt. Hetten ſie aber dem Platoni zugehoͤret / der wuͤrde ſie einesIn Cratylo. beſſern berichtet haben / nemlich / ein Mechanicus vnd Me - chaniſche Kuͤnſte werden genennet / weil ſie nach fleiſſigem Nachſinnen / auch Muͤhe vnd Arbeit / vnd einen kuͤnſtlichen Handgriff erfordern vnd gebrauchen / Ja der mehrertheil ſol - cher Mechaniſchen Kuͤnſte / kommen her aus der Phy - ſicâ, Mathematicâ, vnd Geometriâ, vnd ſeynd derſelben ſubalternæ.

NDas98Von alten vnd newen

Das V. Capitel Etlicher Alter vnd Newer fůr trefflichen vnd kuͤnſtlichen Wercken / Stuͤcken / vnd Handarbeiten / Beſchreibung / Ruhm / vnd Gedaͤchtniß.

JCti. aus den Kaͤyſ. Rech - ten.

QBs zwar wol an dem iſt / was man zu ſagen pfleget: Nullum opus humanum ſemper dutat. Et: Mortalis labor nihil efficit immortale. Jedoch bezeuget die Erfahrung / daß viel Wercke etlich hundert JahrDan. 1. lang gewaͤhret / vnd noch dergleichen mancherley verhanden ſeyn / dabey man allerley betrachten kan. Vnd dieweil Gott der HErr Kunſt vnd Verſtand gibt / auch Kunſt vnd kuͤnſt -Syrac. liche Wercke in GOttes Wort geruͤhmet werden / wie auch ein jedes rechtſchaffenes Werck ſeinen Meiſter allezeit lobet: Als ſollen wirs auch alſo halten / weil es ja heiſſt: Honos alitHans Sachs. artes. Welches recht alſo verteutſchet wird:

Die Ehr iſt aller Kunſt ein Speiß /
Die ſie ernehret aller Weiß.

Vnd wie des Jamblichi Wort lauten:

Τὸ τιμώ μενον 〈…〉〈…〉 ξεται,
Τὸ ἀτιμα〈…〉〈…〉 όμ〈…〉〈…〉 ον ἐλατ〈…〉〈…〉 ται.
Honoratum augetur,
Contemptum imminuitur.

Vnter denſelben beruͤhmbten Menſchen Haͤnden Wer - cken / ſeynd erſtlich zu betrachten die VII. Wunderwer - cke der Welt / wie ſie von Alters hero dafuͤr gehalten worden / vnd von vnterſchiedlichen Autoribus, doch vngleich erzehlet vnd beſchrieben werden / vnd ſind geweſen folgende:

I. MAUSOLEUM, Des Koͤniges Mauſoli in Ca - riâ Grab / welches ſchoͤne Gebaͤwde / jhme / ſeine Gemahlin / die Koͤnigin Arthemiſia von lauter ſchoͤnen Marmorſteinen /mit99kuͤnſtlichen Wercken.mit vielen Sewlen vnd dergleichen geziert / aus groſſer Liebe gegen jhme / zu langwaͤrendem Gedaͤchtniß / erbawen laſſen. Dann dieſe Koͤnigin hat jhren Mann / gemeldten Koͤnig der - maſſen geliebet / als / ſuper omnes amorum fabulas, ultra - què humanæaffectionis fidem, vnd hat die cineres oder Aſchen / von des verbrennten Mannes Leichnam vnd Gebei - nen (wie es bey vielen Heydniſchen Leuten gebraͤuchlich) eins theils mit Getraͤnck eingetruncken / vnd andere viel mehr violenti amoris indicia ſehen laſſen. Die Koͤnigin iſt zwar auch geſtorben / ehe denn es außgebawet worden / Aber wie ſie jhres Mannes Gedaͤchtniß jhr laſſen angelegen ſeyn: Alſo haben auch die Kuͤnſtler vnd Werckleute jhrer Kunſt vnd Fleiſſes ein Gedaͤchtniß an dieſem ſchoͤnen Werck hinterlaſ - ſen woͤllen / wie die Scribenten melden / (illa viri fortiſſi adamati, illi verò gloriæ artisq́; ſuæ monumentum reli - querunt) wie es denn iſt außgebawet vnd verſertiget worden durch die Kunſtreichſten Meiſter / welche zur ſelben Zeit gelebt vnd florirt haben.

Sonſten haben auch die Egyptiſchen Koͤnige / vnd an -Ja Beſchrei - bung der Pa - radiß Waſſer. dere fuͤrnehme Leute derer Orten / ſehr viel Koͤſtliches an Ge - baͤwden vnd Schaͤtzen an jhre Begraͤbniſſen gewendet / wie die Hiſtorien davon melden / vnd ſonderlich hat der Koͤnig Simandius andere hierinn vbertroffen / wie aus den Alten be - weiſet Gabriel Kaltemarckt. Vide libr. Catalog. Glo - riæ mundi.

II. PYRAMIDES in Eygpten / ſonderlich die zween groͤſſer / vnd ſagen zwar Plinius, Pancirollus, vnd Chaſſa - næus, daß man ſelbige zu bawen keine ander Vrſach wiſſe / denn diß: ut nec pecunia ipſa, nec etiam plebs eſſet otioſa, das iſt: damit das Geld vnter die Leute kom̃en moͤchte / vnd die Leute dafuͤr zu arbeiten hetten / jedoch fuͤrnemlich zu Grabe - ſtedten vnnd langem Gedaͤchtniß der Koͤnige / Koͤnigin / vndN ijſon -100Von alten vnd newenſonſten fuͤrnemer reiche Leuten dieneten / wie deñ kein Gebaͤw - de / Alters halber / lenger ſtehet / denn ſolche Pyramides / vnd ſind gelegen bey Memphis / heutiges Tages Cairo genandt / haben den Namen Pyramides / weil ſie ſich oben auff / wie an Fewers Flammen zu ſehen / zuſpitzen / vnd eben vmb ſolcher Pyramidaliſchen oder auffgeſpitzter Form wegen / in welcher ſie gebawet worden / ſeynd ſie ſo langwerig. Wie denn die an - dern alte Wunderwerck alle zu grunde gangen / auſſer dieſen Egyptiſchen Pyramiden / welche / gleich wie ſie bißhero nun mehr vber vierdhalb tauſend Jahr geſtanden / alſo auch wol noch ſo lang ſtehen koͤnten / vnd jeziger Zeit mehr abzutragen / als vor dieſem zu bawen / koſten wuͤrden. Vnter allen denſel - ben / ſind noch drey ſolche jetziger zeit verhanden vnd zu ſehen / Die andern ſeynd durch Krieg vnd langes Alter eingangen. An deren einen haben in zwantzig Jahren / drey mal hundert tauſend / vnd ſechzig tauſend Menſchen gearbeitet. Den groͤ - ſten hat gebawet der Koͤnig Chemes (oder Cheophes) wel - cher zur Zeit des Propheten Samuelis / vnnd der Koͤnige Saul vnd Davids / funfftzig Jahr in Egypten geherſchet. Zu oberſt deſſen iſt ein gevierdter Platz / deſſen jede Seiten acht Schrit / vnd der Vmbkreyß 32. Schrit weit: Weil man dar - angebawet / iſt allein fuͤr Knoblauch / Zwibeln / vnd ander Kraͤuter / ſo man den Arbeitern zur Speiſe geben / 1600. Ta - lent / das iſt / neunhundert tauſend / vnd ſechtzig tauſend Cronen ſpendirt vnd auffgewendet worden. Die Stein hierzu gebrau - chet / ſind ſehr hart zu arbeiten / ſollen aus Arabia dahin ge - bracht ſeyn / wiewol etliche (welches auch glaͤublicher) fuͤrge - ben / daß ſelbige in Egypten / am Gebirge Troico / daher auch dieſer Stein Troicus lapis genennet worden / gebrochen / vnd zimlich weit / als in 12. Teutſche Meilen / zu ſolchem Baw ge -fuͤhret101kuͤnſtliche Wercken.fuͤhret werden muͤſſen. Gemeldter Pyramis hat außwendig auff allen 4. Seiten Stuffen von der Erden biß zum Ober - ſten / daß man hinauff ſteigen kan / ſeynd aber ſehr ſchmal / der - halben etwas faͤhrlichen hinauff zuſteigen. Im Mittel der Hoͤhe deſſelben / iſt auff der Seiten gegen Niedergang der Sonnen eine Thuͤr / dadurch man in die jnnern Gemaͤcher vnd Kammern kommen kan / deren etliche mit ſchoͤnen polier - ten Marmor bekleidet / vnd in einer ein marmorſteineꝛn Sarg. Dieſes Pyramidis gedencket auch Sebaſtianus Serlius. l. 3. Architect von den alten Gebaͤwden. Refer Pancir. ex vet. Aut.

Einen ſolchen Obeliſcum oder Pyramidem hat auch bawenlaſſen / Raemſes oder Ramiſes / Koͤnig in Egypten / vnd war einer vberaus groſſen Hoͤhe / aus einem Stuͤck Stein / vnd iſt von 20000. Menſchen auffgerichtet worden. Da man mit dem heben oder auffrichten iſt vmbgangen / be - fuͤrchtet ſich der Koͤnig / es moͤchte dieſes Werck wegen der ſehr ſchweren Laſt / Schaden nemen. Damit nun die Werck - vnd Bawleute deſto mehren vnd ſorglichen Fleiß anwendeten / ließ er ſeinen leiblichen Sohn / an die Spitze / welche zu oberſt kom - men ſolte / anbinden / vnd alſo zugleich mit auffheben / damit des Steins wegen des Sohns verſchonet wuͤrde (quô majusPanciroll. ex Plinio. periculum curæartificum denunciaret, filium ſuum al - ligavit cacumini, ut ſalus ejus apud molientes prodeſ - ſet lapidi; qúâadmonitione laborantium diligentiam excitavit, qui inte grum illum elevarunt.) Vnd hat man mehr Muͤhe in Auffrichtung deſſelben haben muͤſſen / als vor her Arbeit geſchehen jhn auß zumachen. Dieſes Obeliſci hat der Perſiſche Koͤnig Cambyſes / in Verherung des Egypten - Landes verſchonen laſſen / motus reveren tiâ operis, das iſt vmb des herrlichen Wercks vnd Gedaͤchtniß willen. Son - ſten an einem andern groſſen Obeliſco, auch aus einemN iijStein102Von alten vnd newenStein gemacht (welcher noch zu Rom zu ſehen iſt) lieſet man dieſe Verß:

Silapis eſt unus, die quâ fuit arte levatus,
Sed ſi ſunt plures, dic ubi congeries.

Das iſt:

Iſt dieſe Laſt nur ein Stein / ſo ſage an / wie man jhn auffgehoben / Seynds aber viel Steine / ſo zeige an / wie vnd wo ſie zuſammen gefuͤget ſeyn.

Matth. Quad. in Comp. Coſmogr.

Etliche Autores nennen die Egyptiſche Koͤnige / ſol - cher Gebaͤwde wegen / Aſinos coronatos, gekroͤnte Eſel / vnd ſagen / es ſey nur eine vnnuͤtze Geldpralerey / vnd ſehr ſchlechte Gedaͤchtniß / weilen man nicht gewiß wiſſen moͤge / welcher Koͤnig oder Bawmeiſter ſolche Pyramides gebawet haben / hette auch das Geld viel zu nuͤtzlichern Gebaͤwden koͤnnen vnd ſollen angewendet werden.

III. MURI BABYLONIS. Die Stadmawren der al - ten herrlichen Stadt Babylon / im Aſſyriſchen Lande / von der Koͤnigin Semiramis erbawet / daran eine vnzehlige Menge Volcks / als drey mal hundert tauſend Menſchen gearbeitet / das alle Tage ein Stadium, (iſt ſo weit als 125. Schrit) vnd die gantze Mawren mit aller Zugehoͤr / inner Jahres Friſt ver - fertiget worden. Sind gebawet geweſen aus Ziegelſteinen /Strabo. Plin. & alij. die Hoͤhe derſelben war 200. Werckſchuch / ſo hoch / daß manns nicht erſteigen koͤnnen. Die Breite war 50. Werck - ſchuch / daß oben darauff zwo wagenfuhr einander gar raͤum - lich außweichen / ja ein Wagen ſich vmbwenden kuͤnte. Es waren auch an dieſer Mawren 250. groſſe Thuͤrm / in einer weiten von einander / daraus denn die Veſte dieſer Mawren leichtlich zuerachten. Zwiſchen den Mawren inwendig / vnd den nechſten Haͤuſern war Raum eines Stadij, oder 125. Schrit /103kuͤnſtlichen Wercken.Schrit / zu Garten vnd Feldern zugerichtet. Die Stad Nini - ve ſol faſt dergleichen Mawren an der groͤſſe vnd weite gehabt haben. Dieſe Stad Babylon / iſt der Chaldeer Haͤuptſtadt geweſen / dadurch der Fluß Euphrates gelauffen / an einem ſehr fruchtbaren Ort des Landes. Etliche ſchreiben / ſie ſeye ſchon von den Nachkoͤmlingen des Ertzvaters Noah zu ba -Hierony m. in c. 2. Hoſ〈…〉〈…〉 wen angefangen worden / aber Semiramis die Koͤnigin hats hernach erſt ſo herrlich erbawet.

Zu dieſer Stadt Zierd vnd Nutzbarkeit / hat auch nicht wenig geholffen / Hortus Babylonis penſilis, der wunderba - re Garte der obbemelten Koͤnigin. Denn gleich wie ſie die gantze Stadt Babylon gar vberaus herrlich gezieret mit einer groſſen ſteinern Bruͤcken vber den Euphrat / vnd einem koͤnig - lichen Pallaſt: Alſo hat ſie inſonderheit auff dieſen Garten viel gewendet / welcher ſehr kuͤnſtlich erbawet ſtunde / auff hoch - gemawrten Seulen vnd Gewelben / mit ſteinern Taffeln oder Schalen gepflaſtert vnd vergoſſen / vnd ſo hoch mit guter Er - den erſchuͤttet / daß Baͤwme in 500. Schuch hoch / auch man - cherley herrliche Fruͤchte vñ Gewaͤchſe / zur Speiſe / Artzneyen vñ andern Nuͤtzungen / auch zu Nutz vñ Ergetzligkeit dienlich / darinnen gewachſen ſeyn / vnd erbawet worden. Dieſer Garte war von weiten wie ein gruͤner Wald auff einem Berge anzu - ſchen: An die 4. Ecken des Gartens / waren 4. Waſſerkuͤnſte geſetzet / welche das Waſſer aus dem durchflieſſenden Eu - phrate geſchoͤpffet / vnd den Garten gewaͤſſert haben.

IV. COLOSSUS SOLIS, Das groſſe Bild / ausSuidas & alij. Ertz / der Sonnen zu Ehren auffgerichtet / in der Inſul Rho - dis: Dieweil am ſelben Ort kein Tag des gantzen Jahrs vber / ſo nebelicht oder dunckel / daran man nicht die Sonne ſehen koͤnte. Von welchem Werck die Autores ſchreiben / es ſey zwar der groͤſſe wegen formidabile, ſchrecklich / aber nichtama -104Von alten vnd newenamabile oder lieblich geweſen. Es haben auch die groͤſſeſten Schiffe zwiſchen ſeinen Beinen koͤnnen durchfahren: Daran iſt 12. Jahr lang gearbeitet worden / vnd Chares Indius, Ly - ſippi diſcipul iſt Werckmeiſter geweſen. Des Bildes Dau - men hat niemand vmbfangen koͤnnen. Eins mals iſt dieſesMatth. Quad. in Compend. Geog. vngehewer Bild durch Erdbieden vmbgeworffen / vnd lang alſo ligend blieben / (ubi etiam jacens miraculo fuit,) Her - nach iſt es wieder mit groſſer Muͤhe vnd Vnkoſten auffs ne -Plinius. Zonaras. we auffgerichtet worden / Man ſchreibet / da die Agarener oder Tuͤrcken Rhodiß ein bekommen vnd erobert / haben ſie diß Bild zertruͤmmert / vnd einem reichen Inden daſſelb Ertz da - von zu kauffen geben / welcher neun hundert Cameelen d〈…〉〈…〉 - mit beladen / vnd es alſo hinweg fuͤhren laſſen / vnd weiter ver - handelt.

V. LABYRINTHUS in Cretâ, Der Irrgang in der Inſul Cretâ / von Dædao dem kuͤnſtlichen Werckmeiſter ge - bawet: oder / an ſtat deſſelben / ein ander Labyrinth in Egy - pten / welchen Koͤnig Maron oder Mirim, zu ſeinem Begreb - niß hat machen laſſen / welcher in ſolcher Groſſe / vnd ſo kuͤnſt - lich zugerichtet war / daß vnmuͤglich / weñ jemand darein kom - men / er ohne Wegweiſer ſich wieder heraus finden koͤnte / welcher auch viel groͤſſer vnd kuͤnſtlicher / als der in Candia / oder Creta geweſen / darumb er auch viel lenger gewehret / vnd elter worden iſt. Er hat in allem 3500, cubicula oder Gemaͤ - cher gehabt. Der gemeldte Werckmeiſter Dædalus hat ge - lehrt / ein Knewel Schnuͤrlein mit dem Ende oder Trumb for - nen im Eingang anzubinden / vnd alſo mit dem Knewel fort - zugehen / vnd alſo ohn Irrung wieder heraus zu kommen / wel - che Lehr auch Ariadne dem Fuͤrſten Theſeo mitgetheilet. Et - liche Autores melden davon / es ſey geweſen / maximum &por -105kuͤnſtlichen Wercken.portentiſſimum humani generis opus, & veſana demen -Matth. Quad. in Comp. Geogr. Plinius. tia quæſiſſe gloriam impendio nulli profuturo. Das iſt: Ein vnheimlich Gebaͤwde / auch ein lauter Thorheit / daß man Ruhm geſuchet / in Auffwendung groſſer Vnkoſten auff vnnuͤtze Dinge.

Es hat aber dadurch bedeutet ſollen werden / perplexa,Nathal. Com. Mytholog. l, 7. c. 9. multiſq́; difficultatibus implicata vita humana, Das iſt: das nemſchliche zeitliche Leben / mit ſo vieler Muͤheſeligkeit / Sorgfaͤltigkeit vnd Irrthuͤmen verwicklet / da man jmmer von einer Verwirrung in die ander koͤmpt / vnd ſchwerlich / auch kaum mit Weißheit vnd Verſtand / ſich heraus finden kan / welches durch den Knewel Faden angedeutet wird.

VI. TEMPLUM DIANÆ Epheſinum, Der Tem - pel der Abgoͤttin Dianæ / in der Griechiſchen Stadt Epheſo / daran die gantze groſſe Landſchafft Aſia / mit jhrem Vermoͤ - gen / 220. Jahr lang gebawet / Der Baw-vnd Werckmeiſter iſt geweſen Cteſiphon. Plinius ſagt / es ſey eine ſonderliche Anzeigung geweſen der Magnificentz vnnd Herrligkeit der Griecheu. Der Seulen darin ſeynd geweſen / 127. deren je - der ein Koͤnig bawen laſſen / derſelben 36. ſeynd ſehr kuͤnſtlich außgehawen geweſen. Die Lenge war / 425. Werckſchuch / die Breite / 229. Das Dachgeſtell war alles von Cedern Holtz / die Thuͤren von Cypreſſen Holtz. Er lag auch an einem ſumpffigen Ort / damit jhm kein Erdbiden ſchaden moͤchte. Es hat der Apoſtel Paulus von dieſes Tempels / vnd der dar - innen verehrten Abgoͤttin Dianæ wegen / groſſe Gefahr auß -Actor. 19. geſtanden / wie wir leſen in der H. Apoſteln Geſchicht.

VII. Das ſiebende Wunderwerck der Alten betreffend / ſeynd die Autores nicht recht einig / welches man eigentlich dafuͤr halten ſoll / denn aus dieſen jetzt folgenden einer diß / der ander ein anders dafuͤr halten / vnd zehlen wollen / als da ſeynd:

OTHE -106Von alten vnd newen

THEBÆ EGYPTIÆ, Ein vberauß herrlich gebawte Stadt in Egypten / hat hundert Pforten oder Thor gehabt / vnd iſt dahero ſo herrlich erbawet worden / weil ſie in der Naͤ - he hatte ein Bergwerck von koͤſtlichen Alabaſter / welcher nachlib. 3. c. 8. Plinij Zeugniß / mit guͤldenen Adern vnd Flechten vermiſchet vnd vnterſchieden war / davon man die gantze Stadt ſo kuͤnſt - lich zieren koͤnnen. Dieſe Stadt iſt durch Alexandrum M.Vber das 12. Cap. Daniel. zerſtoͤrt worden / wie der H. Hieronymus meldet: Darnach iſt ſie Dioſpolis genennet worden. Es hat aber darumb dieſe Stadt nicht lange beſtandt haben moͤgen / weil ſie aus lauter Hoffart vnd Vppigkeit / vnd mehres theils von der Hiſtrio - num oder Comædi Spieler / vnd vieler andern leichtfertig ge - wonnen Geld vnd Koſten iſt erbawet worden / wie denn zween Hiſtriones oder Spieler / allein eine ſehr groſſe Summal. 3. c. 50. Geldes darzu gegeben / wie gemeldet wird in vitâ Marci Aurelij.

Der Thurn in der Inſul Pharos / bey der Stadt Ale - xandria in Africa / an der Egyptiſchen Grentze / auff welchen zu guter Nachrichtung der Schiffleute vnd Sehefahrenden / Fewer gehalten ward / vom Koͤnig Ptolomæo Philadelpho erbawet / an welchem gleichwol mehr Nutz denn Kunſt zuſehen geweſt. Sonſten iſt auch dieſe Stad Alexandria ſehr maͤchtig / (daß eins mals / zu einem Heerzug / auff einen Tag 20000. Wagen außgefuͤhret worden /) auch wol gezieret geweſen / an Tempeln vnd vielen andern Gebaͤwden / von Gold / Silber / Helffenbein / Bildern / vnd andern / welches vnd alles ander Koͤſtliches / hernach die Perſer / vnter dem Koͤnig Cambyſe / als er Egypten eingenommen / weggefuͤhret haben / wie denn auch eben damals dieſer Cambyſes vnter andern etwas koͤſt - liches aus des Koͤniges Simandij Begraͤbniß / mit ſich ge -nom -107kuͤnſtlichen Wercken.nommen / nemlich einen groſſen guͤldenen Ring / der hielt in ſeinem Cirkel 365. Ellenbogen / vnd war eines Ellenbogens dick. Ein jeder Ellenbogen bedeutet einen Tag des Jahrs / vnd war daran des Geſtirns Lauff / mit deſſelben Erklaͤrung gantz fleiſſig vnd kuͤnſtlich beſchrieben / vñ angezeigt. Dieſer Ring iſt ohn zweiffel aus dem Schatz gemachet wordẽ / welchengemel - ter Koͤnig Smendi (oder Siſach) zur Zeit des Koͤniges Reha -1. Reg. 14. Gabriel Kal - tenmarckt im Paradiß - Waſſer. b〈…〉〈…〉 am / Salomonis Sohn vnd Succeſſor / aus dem Tempel vnd Koͤniglichen Pallaſt zu Jeruſalem geraubet vnd gepluͤn - dert / da er die guͤldene Schild (welche Salomon machen laſ - ſen) vnd anders Koͤſtliches mit ſich in Egypten gefuͤhret.

Sonſten ſeynd in Egypten auch mehr koͤſtliche Ge - daͤchtniß / Gebaͤwde vnd Monumenta geſtanden / ſonderlich eines ſehr kuͤnſtlich / die andern vbertreffend / von 12. Fuͤrſten erbawet / welche das Koͤnigreich Egypten zwiſchen den Koͤ - nigen Sabaco vnd Pſammetico / beherſchet / iſt aber wegen Vneinigkeit derſelben Printzen vnaußgebawet blieben. Vnd wenn es alſo were außgemachet worden / wuͤrde es alle ander Egyptiſche Gebaͤwde an Kunſt / Herrligkeit vnd Vnkoſten vbertroffen haben / Denn es waren daran an Bildern vnd Fi - guren / aller Egyptiſchen Koͤnige Leben vnd Thaten / vnd viel derglelchen zu ſehen / ꝛc.

SIMULACRUM, oder Bildniß JOVIS Olympij, von Phydia dem Kuͤnſtler gemachet / aus Helffenbein / deſſen auch Plinius an etlichen Orten gedencket / iſt ſo ſchoͤn gewe - ſen / daß es niemand nachmachen koͤnnen.

AMPHITEATRUM oder Coliſſeum zu Rom / wie denn ſolche Theatra vnd Amphiteatra / das iſt / Schawplaͤ - tze auch fuͤr die wunderbahrlichſte vnd fuͤrnehmſte Gebaͤw der Menſchen Haͤnde Wercke / gehalten worden / non tempo -O ijrariâ108Von alten vnd newenDergleichen geweſen Am - phiteatrum M. Æmylij Scauri. Martialis. rariâ mora, verum etiam æternitatis deſtinatione, nicht auff zeitlichen / ſondern ewigen Gebrauch vnd Wehrung / wie ſie gemeinet haben / von denen ſie auch geſagt:

Omnis cæſareo cedat labor Amphiteatro,
Unum præ cunctis fama loquatur opus.

Vnd ſeynd der alten Roͤmer Theatra oder Schawplaͤtze etliche ſo groß vnnd weitleufftig geweſen / daß in einem bey 80000. Menſchen haben ſitzen koͤnnen. Dergleichen Ge - baͤwde hat Rom viel gehabt / alſo / daß auff eine Zeit Kaͤyſer Conſtantinus / da er ſich recht zu Rom vmb geſehen / vnd jhme ſo viel herrliche Gebaͤwde fuͤrkamen / ſol er mit Verwunde - rung geſagt haben: Natura omnes vires in unam urbem effudit. Vnd ſonſten ſaget man von Rom: Roma olim li -〈…〉〈…〉n. 11. gnea, dein lateritia, tandem laptdea & marmorea.

TURRIS Babylonica, Der Turn zu Babel / darvon auch die H. Schrifft meldet / ein vnauß gebawet / vnd von Gott dem HErrn ſelbſt verhindertes Werck / weil es aus Hoch - muth / vnd einen ſondern ruͤhmlichen Nahmen zu erlangen / angefangen worden.

Dar von nochzur Zeit viel weitlaͤufftige Rudera vndGabr. Kalt - marckt in Pa - radißwaſſer. vnd andere Autores. zerfallener eingegangener Gemaͤwer vnd Steinhauffen fuͤr - handen / bey dem Flecken Elugo / heutiges Tages alſo genant / hat in ſeinem ambitu oder Vmbkraͤyß / eine halbe Teu〈…〉〈…〉 ſche Meilen gehabt. Der Ort iſt bißhero ſchon lange Zeit von Schlangen vnd allerley vngehewrrn Gewuͤrm vnd Vnzifer alſo eingenommen vnd durchkrochen / daß man allein Win - terszeit / (weil das Vnzifer noch in den Loͤchern ſteckt) etwas nahe / im Sommer aber auff eine halbe Teutſche Meile / gar nicht hinzu kommen darff. Dieſe graͤntze der alten zerſtoͤreten Stadt vnd Thurn zu Babel / kan man noch heutiges Tages gar fein vberſehen / von einem hohen Thurn / welchen der Pro -phet109kuͤnſtlichen Wercken.phet Daniel ſol erbawet haben / aus ſchwartzen Steinen / gar ſauber vnd zierlichgemacht / welcher Thurm auch noch ſtehet / vnd bewohnet wird.

CAPITOLIUM ROMANUM, Die alte Ve - ſtung der Stadt Rom / welches Gebaͤwde doch mehr Staͤrcke als Kunſt hatte.

PALLATIUM CYRI, des Koͤniges in Meden / von Memnone gebawet / daran die Steine mit Gold anein - ander ſind gefaſſet geweſen.

PONS TRAJANI, Die Bruͤcke / welche Kaͤyſer Trajanus vber die Donaw in Hungarn / bey Zeverin / bawen laſſen / welche ſteinerne Pfeiler etliche man noch ſiehet / vnd dieMatth. Quad. in Comp. Geo. Scribenten melden / es ſey ſich ſehr zu verwundern / eine ſolche Bruͤcken an einem ſolchen Ort zu bawen / nennens derwegen auch ein opus mirandum & memorabile, ein wunderbares vnd denckwuͤrdiges Werck / darbey abzunemen geweſen: nihil eſſe, quod hominum manu, & opibus Romani Imperij effici non potuerit. Das iſt: Es were nichts / welches Men - ſchen Haͤnde / vnb die Macht des Roͤmiſchen Reichs nicht ſolte zu wegen bringen koͤnnen.

Weilen aber das H. Wort GOTtes bezenget / daßRechte vnd wahre Wun - dergebaͤwde / welche Gott zu bawen be - fohlen. GOTT allein in ſeinen Wercken recht wunderbar ſeye / ſo ſollen wir auch billich das jenige vnter der Welt Wunderwer - cke rechnen / welches Gott der HERR aus vnd nach ſeiner Weißheit / vnd den Menſchen verliehenen Gaben / zu machen ſelbſt befohlen / vnd angegeben / dergleiben denn auch in War - heit ſeynd mit jhrer Zugehoͤr vnd allen Geraͤthe: (Als welche billich ſollen geachtet werden: Ædificia maximæ conſide - rationis.) Folgende zwey / als:

Exod. 25.

TABERNACULUM Moſaicum, die HuͤttenExod. 40. Ep. ad Hbr. des H. Stifftes / oder Heiligthumbs / darinnen GOtt vnterO iijdem110Von alten vnd newendem Juͤdiſchen Volck gleichſam wohnete. Exod. 25. War al - les mit ſehr Kuͤnſtlicher Manns vnd Weiber Handarbeit ge - ziert / Exod. 35. Vber alle ſelbiges Bawerck war Meiſter der Bezaleel / von Gott ſelbſt beruffen / mit dem Geiſt GOttes / Weißheit / Verſtand / Geſchickligkeit / Kunſt / alle ſelbige an - befohlen vnd fuͤrgegeben Werck / ans Metall / Gold / Silber / Edelgeſtein / Holtz / Seiden / vnd andern auffs kuͤnſtlichſte zu machen. Vnd deſſen Geſellwar Ahaliab.

1. Reg. 5. 6. 7. 8.

TEMPLUM Salomonis, Der Tempel von Koͤnig Salomon erbawet / vnd eingeweyet / mit Gebet vnd Opffern: Iſt viel herrliche Arbeit daran geſchehen / mit der Herrlikkeit Gottes erfuͤllet / hoch privilegirt / vnd fuͤr aller Welt herrlichMatth. Quad. gemachet / Exalbo marmore pulcherrimnm, artificioſiſ - ſimum, ſumptuoſum, magnificum, illuſtre, ut totius or - bis miraculum videretur. Daruͤber iſt Bawmeiſter gewe -1. Chron. 2. ſen / der fuͤrtreffliche Kuͤnſtler von Tyro / Huram Abif.

Von dieſem Tempel ſaget Polyd. Verg. Miro opi -l. 3 c. 9. de inv. rer. ficum artificio, omnium porfecto operum, quæ tunc in orbem terrarum extabant, celeberrimum fuit. Das iſt: Es ſeye dieſes Gebaͤwde / wegen der daran gewandten Kunſt / ſonderlich fuͤr andern / in der gantzen Welt beruͤhmbt gewe - ſen. Chriſtglaͤubige aber haben an gemeldten Tabernacul vnd Tempel dieſes hoch zu halten / daß dieſes Gebaͤwe Stru - cturn vnd deren darinnen geuͤbten Ceremonien / mit jhren herrlichen Bedeutungen / nicht allein vber die Chriſtliche Kir - che allhie / ſondern auch biß in die ewige Seligkeit ſich erſtre - cket haben.

Etliche nemen auch noch ander Gebaͤwde vnd Wercke fuͤr das VII. Wunderwerck: Wie denn auch zu ſolchen Wunderwercken fuͤr das Achte gerechnet wird / Das vber -aus111kuͤnſtlichen Wercken.aus kuͤnſtliche Muͤnſter / Thurm vnnd Vhrwerck zuVide deſcrip. Schadæi. Straßburg. (Darvon hernach weiter.)

Vnd diß ſey ins gemein von den VII. Wunderwercken der Alten / wie ſie es darfuͤr gehaltenhaben: Andere erzehlen noch etliche mehr ſonderliche Structuras illuſtriores in Eu - ropa, davon bey den Autoribus: Als da ſeynd:

Turris Cremonenſis in Italiâ. Davon das Sprich - wort: Unus Petrus in Roma, unus portus in Ancona, una turris in Cremonâ.

Turris Hiſpalenſis in Hiſpanien / ſehr alt vnd kuͤnſt - lich / welchen die Mohren / da ſie noch im Spanien gewohnet / auffgefuͤhrt / aus gebackenen Steinen: Aber die Chriſten ha - ben jhn hernach außgebawet / vnd daran geſchrieben: TurrisProv. 18. fortiſſima nomen Domini.

Das Kirchen Gebaͤwde zu Nidroß / in Nordwe -Matth. Quad. in Compend. Coſmogr. a gen / darvon ſonderlich der Chor noch gantz verhanden: Iſt geweſen / das aͤlteſte / Kuͤnſtlichſte / vnd Koͤſtlichſte / im gantzen Septentrione oder Mitternaͤchtigen Laͤndern. Quadus hat jhn ſelber geſehen mit groſſer Verwunderung. Die Einwoh - ner ſagen / dieſe Kirche ſey Salomonis Tempel nachgemachet worden / mit ſehr groſſer Kunſt / aus ſchwartzen Marmorſtei - nen / Vnd ſagt Quadus, es ſey eine Anzeigung veteris felici - tatis, der Alten Gluͤckſeligkeit / vnd ſeye magnitudine & la - borati lapidis attificio, Dergleichen Gebaͤwde in der gan - tzen Chriſtenheit vorher nie geſehen worden.

S. Sophiæ Kirch zu Conſtantinopel / Vom KayſerIdem Quad. Juſtiniano gebawet / welche oben ſehr kuͤnſtlich gewelbet / vnd ein offenes einfallendes Liecht hat: Die Seulen ſeynd auskoͤſt -112Von alten vnd newenkoͤſtlichen Marmorſteinen mancherley Farben / vnd hat ſelbi - ge Kirche ſo viel Pforten / als Tage im Jahr ſeynd. Bißhero habens die Tuͤrcken in jhrer Gewalt vnd Gebrauch / die Chri - ſten doͤrffen darein nicht kommen / ſondern iſt jhnen / wie auch den Juͤden / nur ſo viel verguͤnſtiget / daß ſie vnter den Pforten ſtehen / vnd alſo dieſen Tempel beſchawen moͤgen. Iſt von auſſen mit gebackenen / inwendig aber mit Marmel Steinen außgebawet / vnd haben die Tuͤrcken bißhero etliche jhrer Kir - chen Gebaͤwde (Moſquia genandt /) nach demſelbigen Tem - pel gebawet.

S Marx Kirche / zu Venedig. Als die VenedigerIdem Quad. ſelbige / auͤs angeben Sebaſtiani Ciam jres Hertzogen / wolten bawen laſſen / haben ſie aus vielen abgelegenen Orten ſtatli - che / kuͤnſtliche / vnd deßhalben beruͤhmbte Werck - vnd Baw - meiſter beſtellen vnd holen laſſen / ſonderlich einen fuͤr andern / der ſehr beruͤhmbt / vnd von Conſtantinopel / auch den andern fuͤr geſetzet ward. Dieſer Ehrgeitzige Griech / name die Beſtal - lung des Bawes an / doch mit dieſem Beding / daß der Ma - giſtrat vnd Herrſchafft jhme zulaſſen wolte / daß er jhm ſelbſt nach vollendung des Bawes / zu ewigem Gedaͤchtniß / an ei - nem offenen vnd anſehnlichen Ort des Tempels / eine Mar - morſteinen Seulen ſetzen moͤchte / welches jhme zugeſagt vnd verheiſſen worden. Da nun der Baw auff vnd fort gieng / vnd zur Helfft gebracht wurde / hat er eins mals / in Gegenwart des Hertzogen vnd vieler Herren / gar zu leichtfertig vnd vnbe - ſonnen ſich verlauten laſſen / Er wolte ſelbigen Kirchenbaw noch viel herrlicher auffgefuͤhrt haben / wo jm nicht viel dings vnter wehrendem Baw erſt eingefallen / dadurch er weiſer vñ kluͤger gemacht worden. Darauff er vom Hertzog laͤchlend zur Antwort bekommen: Deß gleichen wuͤrde er auch nicht al - les erlangen / was jhme verſprochen worden. Darauff habenſie113kuͤnſtliche Wercken.ſie jhme / im Eingang des Tempels / eine Marmorſtei - nern Seulen / ſolcher Geſtalt zum Gedaͤchtniß ſetzen laſſen / daß er zwar daran gebildet / jedoch manu ad os objectâ, qua - ſi illum dicti ſui pæniteret, das iſt / jedoch die Hand auff den Mund legend / anzuzeigen / daß jhm ſeiner angeregten vnbe - ſonnen Rede billich gerewen hette ſollen. An dieſem GebaͤwdeMatth Quad. iſt ſo viel Goldes verwendet worden / daß ſich die Scribenten verwundern / woher die Venediger ſo viel Goldes nemen moͤ - gen. Von etlichen Bildern wird geſagt: In ipſo teſtudi - num connexu, Græcanici operis vetuſtiſſimæ imagines, mœſtâ venerabiliq́; præſentiâ horrorem cum religione mixtum, ſpectantium oculis animisq́; inferunt. Bey Verfertigung dieſes Kirchengebaͤwdes / hat die Venetiani - ſche Herrſchafft durch ein gemein Decret beſchloſſen / vnd ge - boten / daß / welcher aus jhren Buͤrgern an einem oder anderm Ort / durch Schiffarthen / vnd Handelſchafften / etwas herr - liches zu dieſer Kirchen Zierde antreffe / daſſelbige zu wegen braͤchte / vnd einhandelte / vnnd hierinnen keines Geldes ſchonete.

Das Kirchen Gebaͤwde zu Coͤln / zu S. Peter /Idem Quad. Wenns were außgemacht worden / ſolte es vnter Stupenda Europæ gerechnet werden / propter elegantiam & magni - tudinem, wegen der Schoͤne vnd Groͤſſe.

Das Kloſter zu S. Lorentz / im Eſcurial / nichtHx deſc. Matt. Quadi in Comp. Geogr. de illuſtribue Europæ Stucturis. weit von Madrit / in Spanien. Diß herrliche / weitleufftige / koſtbar vnd kuͤnſtliche Kloſter Gebaͤwde / hat bawen laſſen / Koͤnig Philippus II. in Spanien. Dem Orden S. Hiero - nymi / welches Kloſter ſeines gleichens nicht hat / das es billich vnter die Wunder Gebaͤwde der Welt zu rechnen. Es iſt nicht allein ſehr groß / kuͤnſtlich vnd wol gebawet / ſondern auch mit aller Nothdurfft vnd Zugehoͤr dermaſſen verſehen /Pder -114Von alten vnd newendergleichen kaum in einer fuͤrnemen Stadt zu ſehen oder fin - den ſeyn mag / fuͤr Geſunde vnd Krancke / mit allerlerley Werckhaͤuſern vnd Staͤdten / Hoſpitaln / Apothekereyen / Nutz - vnd Luſtgaͤrten / ſonderlich auch mit einem herrlichen Collegio. Die Kirche iſt vberaus herrlich / in deren zwo Or - geln / jegliche hat 32. Regiſter. Item / eine koͤſtliche herrliche Bi - bliotheca. Der Werckmeiſter des Bawes iſt geweſen / M. Ja - cobus de Trezzo, Man hat etliche Jahr zugebracht / mit Zu - bereitung vnd Polierung des Jaſpis / deſſen am meiſten darzu gebrauchet worden. In der Bibliothec haben ſie auch ein Pergamenen Buch / darinnen allerley Thier / ſo viel bißhero auff der Welt bekandt worden / gemahlet ſeyn / mit lebendigen Farben. Item / etliche Buͤcher von Handkuͤnſtlereyen / mit der Kuͤnſtler Bildern vnd Lobſpruͤchen. Item / ein Koͤniglich Pallatium, Collegium, Schulen / darinn gelehret vnd ge - lernet werden drey Faculteten, Jus, Medicina, Theologia, & Artes. In einem des Kloſters Koͤniglichen Zimmer / iſt ein herrlich Gemaͤlde / dergleichen in Spanien ſonſt nirgend zu ſe - hen / nemlich eine Controfactur der Schlacht / welche Koͤnig Johannes II. mit den Mohren vnnd Saracenen gehalten / vnd ſelbige vberwunden / auch darauff aus Granaten vnd gantz Hiſpanien verjagt / alles ordentlich / der wahren Ge - ſchicht nach / mit allerley Ruͤſtung vnd Waffen / wie es damals gebraͤuchlich geweſen / iſt abgemahlet worden von einem Ge - maͤlde / auff Tuch / 130. Schuchlang / iſt gefunden worden in einem alten Turm zu Segon / vnd zur Zeit ſelbiger Schlacht in Grund gelegt vnd entworffen worden. In dieſem Kloſter ſeynd auch bey 40. Waſſer - oder Rohr Brunnen / zu allerley Nothdurfft / hat auch ſo viel Thuͤren vnd Schloͤſſer / daß bey 1000. Schluͤſſel darzu verhanden / vnd ein eigen Schluͤſſel -/ meiſte115kuͤnſtlichen Werckeu.meiſter / oder Beſchlieſſer darzu verordnet iſt. Dieſes Kloſter - Gebaͤwde iſt alſo gemachet / daß es einen Roeſt abbildet / zum Ehrengedaͤchtniß dem H. Laurentio / welcher auff einem Roeſt gebraten worden. Es ſeynd darinnen bey 300. Moͤnche / S. Hieronymi Ordens / haben fuͤr jhr Einkommen / 35000. Spaniſche Ducaten / das vbrige koͤmpt dem Koͤnige zum be - ſten / Vnd iſt mit Gemaͤchern vnd Zimmern dermaſſen verſe - hen / das zugleich vier Koͤnige darinnen raͤumlich wohnen vnd hofehalten koͤnten. Vnd iſt heutiges Tages / pretioſiſſimũ, maxi mum, & magnificentiſſimũ totius orbis ædificium. Sintemal darzu angewendet worden 24. Million Goldes.

Von etlichen newen kuͤnſtlichen Erfin - dungen vnd Wercken.

DErſelben ſeynd auch nicht wenig verhanden / auch bey vnterſchiedlichen Nationen zu finden / wie denn etliche Autores geſchrieben / de novis & art. fic o - ſis repertis, Item / von Kuͤnſtlereyen / welche die Teutſchen er - funden haben / vnd dergleichen / vnd koͤmpt noch jmmer etwas Kuͤnſtliches an Tag / vnter welchem denn abermal billich das jenige vorgehet / welches den beſten Nutzen ſchaffet: Derwe - gen ſeynd nun Exempels weiſe / etliche folgende hoch zu hal - ten / wie ſie auch andere Autores ſetzen. Als:

TYPOGR APHIA, Die Buch - drucker Kunſt.

OMnium artium conſervatrix. Dadurch alle Kuͤnſte moͤgen erhalten werden: Welche auch an Wuͤrden / Sub -Bodinus. Cardanns. tiligkeit vnd Nutzbarkeit / keiner Kunſt weichet / auch den aller - fuͤrtrefflichſten alten Kuͤnſten nichts bevor gibt / von welcher man mit Warheit ſagen kan:

P ijO Ger -116Von der
O Germania muneris repertrix,
Quo nil utilius dedit vetuſtas,
Libros ſcribere quæ doces premendo.
Et: Currant ſcripta licet, Typus eſt velocior illis,
Imprimit ille die, quantuɯ non ſcribituranno.
Vnd Martinus Opitius ſagt hiervon recht:
Was iſt der Druckerey doch jrgend vorznziehen /
Der edlen Druckerey? Durch die die Kuͤnſte bluͤhen /
Vnd ſo viel Buͤcher jetzt gebracht ſind an den Tag /
Mit denen man Athen / vnd Rom auch trotzen mag.
Lib. de Imper. & Philoſ. Gall.

Vnd Stephanus Forcatulus ſchreibet hiervon: Su - peratam rerum naturæ ferè munificentiam, excogitatâ libtorum excudendorum ratione, cujus inventum nul -〈…〉〈…〉in Chron. lo vitæ miraculo poſtponendum. Phil. MelanthonIdem Melanc. in Chton. l. 5. ſub Frider. 3. Imp. circa fin. Es ſey Donum divinitus humano generi communica - tum, zu einem ſondern Behelff dieſer letzten alten vnvermoͤg - lichen Welt / nicht allein die Lehr des H. Worts Gottes / ſon - dern auch allerhand gute Schrifften / Buͤcher vnd Kuͤnſte / da - durch außzubreiten vnd zu erhalten / wie auch die menſchliche Traͤgheit vnd verdroſſene Vnart auffzumuntern / vnd zum Fleiß anzutreiben. Vnd iſt ſonderlich hiebey zu mercken / das votum / oder Vermahnungs Wundſch jetzt gemeldten H. Melanthonis, wenn er ſagt: Utinam tanto Dei munere grati uteremur, non ad obſcurandam, ſed illuſtrandam gloriam Dei, non ad diſjungendas, ſed copulandas eccle - ſias. Das iſt: Wolte Gott / daß dieſe edle Kunſt des Buchdru - ckens mit Danckbarktit gebrauchet vnd angewendet wuͤrde / die Ehre GOttes des HErrn dadurch nicht zuvertunckeln / ſondern zu erklaͤren / auch die allgemeine rechtglaͤubige Chriſt - liche Kirche nicht von einander zu trennen / ſondern je mehrvnd117Buchdrucker Kunſt.vnd mehr zuſammen zu vereinigen. Vnd das ſollen billich alle friedliebende Gottes Kinder wuͤndſchen / vnd darzu helf - fen. Ein ſolch Chriſtlich Werck hat gethan weiland Kaͤyſer Ferdinandus I. Dann als ein Syriſcher Prieſter aus Meſo - potamia heraus kommen / das newe Teſtament in Syriſcher Sprache beſchrieben mit ſich gebracht / vnd Ihre May. ſelbi - ges offerirt vnd vberantwortet / auch den Mangel der Exem - plarien / vnd Klage derſelbigen Laͤnder Chriſten Leute fuͤrge - bracht / iſt Ihre May. auff Zurathen vnd Befoͤrderniß Jo - hannis Alberti Widmanſtats / Oſteriſchen Cantzlers / bewegt worden / ſelbiges durch offentlichen Druck zu vermehren. Welches geſchehen vmb Anno Chriſti 1560. Vnd alſo den meiſten Theil der Chriſten Leute in der Tuͤrckey eine groſſe Huͤlffe zur Chriſtlichen Lehre widerfahren. Wie denn auchJacob. Martin in præf. nov. reſt. Syr. ling. hernach viel Chriſtliche Buͤcher / vnter andern auch die Augſ - purgiſche Confeſſion / von Martino Cruſio Profeſſ. zu Tuͤ - bingen / in Griechiſche Sprache gebracht / vnd durch offentl. Druck in ſelbige Laͤnder verſchicket worden.

Dieſe Kunſt haben auch ſonderlich vnd herrlich com - mendirt, Scaliger, Cardanus. Polyd. Vergilius, vnd an de - re. Jacobus Laurus der kuͤnſtliche Roͤmer / nennet Antorfflib. de Antiq. matrem optimæ Typographiæ, darzu denn Rom / Vene - dig / Pariß / Baſel / Leiden / Franefurt / Ingelſtat / Muͤnchen / vnd etliche andere auch koͤnnen gezehlet werden.

Was die Erfindung dieſer Buchdrucker Kunſt betrifft / iſt zwar das gemeine vorgeben / vnd bißhero bey den meiſten dafuͤr gehalten worden / als haben vmbs Jahr Chriſti 1440. Fauſtus vnd Guttenberger zu Maintz dieſe Kunſt am erſten er -Hadr. Junius lib. 17. Bat. funden / vnd ins Werck gerichtet: Aber glechwol ſagen hier - wieder Hadrianus Junius / vnd Emanuel von Metern / be -Eman. Meter. lib. 4. Hiſt; ſtaͤndiglich / mit Grunde vnd Beweiß / daß gemeldter Fauſthabe118Von der Buchdrucker Kunſt.Beſihe daſelb ſten die gantze Hiſtor.habe dieſe Kunſt einem Hollaͤnder zu Harlem / Namens / Lo - rentz Kuͤſter / deſſen Diener er geweſen / abgeſtolen / vnd in der Chriſtnacht mit dem erſten Werckzeug ſich von dannen auff -Matth. Quad. in Comp. gemacht / vnd nach Maintz gebracht: Vnd es habe dieſer Lo -Coſm. & alij Autores. rentz Kuͤſter neben ſeiner Tochter Mann / Thomas Peter / die - ſe Kunſt erſtlich erfunden / habe erſtlich eintzele Buchſtaben auff Holtz vnd Bawm Rinden gemacht / vnd geſchnitten / hernach auch gantze Woͤrter vnd Zeilen gemacht / vnd alſo auffzudrucken angefangen / ſey aber nur ſo weit kommen / daß er eine Seiten des Blats auff ein mal habe drucken koͤnnen / habe auch erſtlich damit gedruckt etliche Spruͤche vnd Rei - men / ſelbige ſeinen guten Freunden verehret / vnter deſſen auch auff eine ſchwartze vnd veſte Dinte gedacht / ſo hier zu dienlich / vñ ſelbige auch erfundẽ / hernach iſt in Teutſchland dieſe Kunſt ſehr verbeſſert worden / ſonderlich von Johan Guttenberger / welcher Adelichs Geſchlechts / vnd zu dieſer Kunſt groſſe Lieb getragen / ſelbige gebeſſert vnd gefoͤrdert. Daher ſagt Matth. Quad. Harlemum urbs Hollandiæ Typographicæ artis mater, Moguntia verò nutrix & alatrix dici debet.

Mendoza. Jovius.

Etliche Autores melden / daß die Chineſer / im euſſer - ſten Orient ſchon vor viel hundert Jahren / die Buchdrucker -Jo Pet. Maff. Garzias ab horto. Kunſt (wie auch das grobe Geſchuͤtz) ſollen gehabt vnd ge - braucht haben. Sie drucken aber auff eine andere Weiſe / alsPanciroll. die Europæi, nemlich von oben herab / einen Buchſtaben nach vnd vnter den andern / biß zu vnterſt / vnd alſo eine Zeil neben der andern / alle ab oder vnterwerts / wie Jovius, Maffeus vnd Pancirollus bezeugen / daß ſie ſolchen Chineſiſchen Druckzu Rom vnd in Hiſpanien geſehen haben.

Die110[119]Von kuͤnſtlichen Vhrwercken.

Die kuͤnſtliche Vhrwercke.

PAncirollus vñ Salmuth erzelen etliche Form der Schlag - Vhrwercken / vnd ſagen mit andern Scribenten beſtendig - lich: Archimedes ſey der erſte Erfinder derſelben geweſen / cujus ingenium docile, perſpicax, ac divinum, Deum fe - ipſum, in mundi opificio, laceſſere viſum fuit, Als wenn er Gott dem HErrn vnd Schoͤpffer ſeine fuͤrnehmſten Werckehette wollen nachmachen. Welcher auch am erſten eine himliſche Sphæram aus Metall gemacht / daran man der Planeten Lauff eigentlich erkennen vnnd abſehen koͤnte. In Epigram. Darvon auch Claudianus geſchrieben.

Die kleinen Zeiger vnd Schlag Vhrlein betreffend / ſol dieſelben Iſaac Habrecht erfunden vnd erſtlich gemacht ha - ben: Davon die Verßlein / zu ſeinem Conterfect getruckt zeugen:

Argyropûm Automatum inventor, fabricator & autor,
Immortale Habrecht nomen Iſacus habet.

Der Anfang vnd Fundament aller ſolcher Automa - tûm, ſtehet in Wag vnd gewicht / dergleichen auch von derSapientat. Weißheit vnd Allmacht GOttes gemeldet wird / welche er in Erſchaffung der Welt bewieſen / vnd in Erhaltung derſelben noch beweiſet.

Es ſeynd aber Automata, alſo genandt / kuͤnſtliche Ge -Zeifiug. The - attr. Machia. maͤchte vnd Wercke (vnter den machinis die kuͤnſtlichſte) welche ſich ſelbſt bewegen / als / Heronis Tempel / mit vielen Bildern / welches ſich alles bewegte / an Gaͤngen / Geberden / vnd dergleichen / ꝛc. Architæ von Tarent / fliegende Taube / von Holtz gemacht / flohe in der Lufft. Der Adler / vor wenig Jahren gemacht / welcher zu Nuͤrnberg auff der Ehren Pfor - ten Kaͤyſ. May. Matthiæ / deſſen auch etliche Autores geden -cken /120Von kuͤnſtlichencken / durch einen Schwung entgegen geflogen / ſich wider ge - wendet vnd nachgeſehen / ꝛc. Alle ſchlagende / weckende / vñ zei - gende Stunden vnd Zeituhrwercke / groß vnd klein / darunter etliche ſo klein / in einen Daumen Ring gemacht / dergleichen Kaͤyſ. May. Rudolphus II. eins gehabt / ꝛc. Vnd andere der - gleichen ſich bewegende Wercke / zu vnterſchiedlichen Ge - braͤuchen / ꝛc.

Wie oben fol. 37. gedacht wird.

Vnd dieſer Kunſt der Vhrwercken / ſampt des Him - melslauff / (als nach welchem ſie ſich richten muͤſſen /) iſt auch von Alters hero je zu zeiten durch ſinnreiche Leute je lenger je beſſer nachgedacht worden / Daher gedencket auch Guiliel -In Septim. divin. die. 6. mus Saluſt. Barthaſius, daß Sapores, der Perſiſche Koͤnig / ein ſolche gleſeren Himmels Figur gehabt / mit welcher er ſon - derlichen Hochmuth getrieben / alſo / pedibus ſibi ſubjiciens vitream illam machinam, inſtar novitij cujuſdam Dei, Das iſt: Er hat die Fuͤſſe darauff geſetzet / als wenn jhm der Himmel ſo wol als die Crde / wie einem newen Gott / vnter - than were.

In Boͤhmen / zu Prag in der Alten Stadt / hat es ein ſolch kuͤnſtlich Vhrwerck gehabt / dergleichen (wie deſſen Ver -Theatr. urb. ſtendige darvon geurtheilet) in der gantzen Welt nit zu finden geweſen / Deſſen Beſchreibung iſt zu leſen im Theatro Ur - blum. Von welchem Vhrwerck ein Boͤhmiſcher Koͤnig zur zeit ſol geſagt haben: Wenn es ſeyn koͤnte / wolte er gern mit deſſelben Kuͤnſtlers Kopff vnd Haͤnden tauſchen.

In Engelland iſt auch zu ſehen / eine Prodigioſa Sphæ - ra, oder Automatum mathematicum ad mirandum, amEornitius. Koͤniglichen Hofe / von Cornelio Drebbelio gemacht / welche nicht allein des Himmels Lauff vnd Bewegung / ſondern auch æſtum maris, daß iſt / des Meers monatlichſt Hoͤhe / vnd auch taͤgliche Spring - oder Ebenfluth / nach dem Monden weiſet /dar -121Vhrwercken.Daruͤber ſich auch die trefflichſte Kuͤnſtler zu verwundern haben.

Zu Lund in Dennemarck / in S. Laurentij Kirchen / iſtTheatr. uxb. auch ein ſehr trefflich kuͤnſtlich Vhrwerck / vñ daran viel wun - derlichs Dings zn obſerviren / als: Des Himmels / Jahrs vnd Monaten / Wochen / ja aller vnd jeder Tage / Stunden / beweglichen vnd vnbeweglichen Feſten / der Sonnen vnd Monden Lauff / an welchem Ort ſie jedes Tages im Zodia - co ſtehen / mit jhren Aſpecten vnd vielen andern / wie auch alle Schlagende Stunden / da dann zween Kuͤriſſer zuſam - men treffen / ſo offt vnd viel Streiche es ſchlaͤgt. Item / etliche Bilder die herumb gehen vnd ſich ſehen laſſen / als werens le - bendig / mit zwey Drommeten / welche Bilder einander mit be - weglichen Geberden Reverentz erzeigen / vnd ſehr viel ander luſtige Spectacula den Zuſehern machen. Welches Werck zwar ſehr alt / aber auch ſehr kuͤnſtlich / daraus auch der Alten Verſtand vnd Kunſt mit Verwunderung geſehen vnd bewie - ſen wird.

Kaͤyſer Carolus V. hat neben andern auch ein ſehr koͤſt - liches herrliches Vhrwerck gehabt / darmit er ſich offtmals er -Vide & infr. cap. 8. luſtiret / welches jhm gemachet worden / von Jannello Tor - rin einen Italiener von Cremona. Dißwar gemacht vonAdam Heinr. Petri Chron. Kupffer / ſtunde auf 2. Fuͤſſen / hatte 1500. Raͤder / dariñen war begriffen der Lauff der 7. Planeten / ſampt der achten Sphæra,Panciroll. Ein jeder Circkel hatte 6. Ecken / alle gar koͤſtlich verguͤldt. Es war keine kunſtreicher Arbeit nie in der Welt erdacht oder ge - ſehen worden. Es traff auch alleswol vñ recht zu / darum̃ deñ hoͤſtchgemeldter Kaͤyſer Carl ſich ſehr vnd oft damit erluͤſtigte / vnd es gewaltig ruͤhmete. Vnd zeugen die Scribenten dar - von / daß diß Werck ſo fuͤrtrefflich geweſen / vnd dermaſſen mit dem natuͤrlichen Himmelslauff zugetroffen / ita ut ipſumQcœlum122Von kuͤnſtlichencœlum quaſi in terram delatum videretur, Das iſt / Als wann der Himmel ſelbſten ſich hernieder auff den Erdboden gelaſſen hette.

Eine ſolche vberaus kuͤnſtliche Sphæram / von Sil -Iovius. Saballicus, Alij. ber gemacht / hat Kaͤyſer Ferdinandus I. dem Tuͤrckiſchen Kaͤyſer Solimanno zum præſent verehren laſſen / welches Werck / weil man es wol zerelgen konte / iſt es von 12. Perſo - nen aus Teutſchland nach Conſtantinopel getragen worden / damit es deſto hutſamer geſchonet / vnd nicht zerſchuͤttert wuͤr - de. Der Meiſter ſelbigen Wercks hats in Gegenwart des Tuͤrckiſchen Kaͤyſers zuſammen gericht / vnd wieder zerlegt / mit Vbergebung eines Buͤchleins / darinnen beſchrieben ge - weſen / wie man dieſes Werck richten / zerlegen / warten / vnd in kuͤnſtlicher Bewegung zum taͤglichen Gebrauch erhalten ſol -Salomon Schweigger. vnd andere. te. Haben aber hernachmals die Barbariſche Tuͤrcken ſolch vnd andere dergleichen kuͤnſtliche Werck verderben laſſen / vnd nichts geachtet / wie etliche newe Hiſtorici vnd Reiſebuͤcher davon melden.

Straßburger Whrwerck.

Vor andern Vhrwercken aber allen / welche heutiges Tages hin vnd wider zu ſehen ſeynd / iſt wol das wunderlich - ſte / kuͤnſtlichſte / vnd fuͤrtrefflichſte / welches zu Srraßburg / am Muͤnſtergebewde zu ſehen / Zu deſſen Verfertigung ſeynd ge - ordnet geweſen etliche fuͤrtreffliche Doctores vnd Mathema - tici / vñ neben denſelben auch ander / als / wolerfahrne Mahler / Vhrmacher / vnd dergleichen kuͤnſtliche ſinnreiche Hand - wercks Leute / wie es der Augenſchein erweiſet / vnd das Werck die Meiſter lobet. Welches Vhrwerck fuͤr andern auch die - ſes ſonderliches / vnd gleichſam zum Wahrzeichen hat / daß alle viertheil Stunde / der Todt an einem Ort heraus kom - met / bedeutend / daß er zu aller Zeit / allen Orten / allen Perſo -nen /123Vhrwercken.nen / vnd allerley Alter komme / vnd niemand von jhme be - freyet ſey. wird aber allezeit von Chriſto dem Heyland ver - jagt vnd vertrieben / bedeutend / daß er den Todt vberwinde / vnd ſeine Glaͤubige ewig vor demſelben beſchuͤtze: Derwegen man ſich allezeit des Todtes verſehen / vnd des Glaubens an Chriſtum troͤſten ſolle.

Darumb dennn von dieſem Straßbuͤrgiſchen vberaus trefflichen Aſtronomiſchen Calendariſchen Vhrwerck / als dienlich zu Augenſcheinlicher Obſervirung des Himmels / der Planeten / Jahrs vnd Zeiten Lauff / auch groſſer nuͤtzlicher Ergetzligkeit / ſo man daraus empfaͤhet / wol vnd recht ſchrei - bet Jacobus Wimpheling: Hacuna ſtructurâ nihil in uni - verſo orbe contenderim eſſe præcioſius, nihil excellen -In Hpitome rer Gorm. tius. Vnd ſetzet darzu / daß Teudſchland mit ſolchen Kuͤnſt - lern verſehen ſey / daruͤber ſich alle andere verwundern muͤſ - ſen. Dergleichen ſchreibet auch Nicod. Friſchlin.

Mirum opus ingenij mirandaq́; arte paratum,
Quale nec hoc toto quiſquam conſpexit in orbe.

Es zeugen auch ſonſten fuͤrneme Scribenten / daß des gleichen weder in Franckreich / Italien oder Teutſchland ſey. Das gantze Muͤnſter Gebaͤwde iſt angefangen worden / An. Chr. 1277. vnd in 28. Jahren faſt außgebawet worden. Wer aber von gemeldten Vhrwerck / wie auch vom gantzen wun - derlichen kuͤnſtlichen Muͤnſtergebaͤwde / der Kirchen / Thurms vnd Vhrwercks / daſelbſten einen ordentlichen / ſchoͤnen vndSchadæt Buͤchlein vom Muͤnſterge. baͤw zu Straßburg. vollkommenen Bericht haben wil / der leſe das Buͤchlein H. Schadæi / welches er hiervongemacht / in Druck gegeben hat.

Heinricus Ranzovius, in prædict. Aſtrol. gedencket mit Verwunderung der Machinarum cœleſtium, welche derſelben artifices vnd cultores machen koͤnnen / daran manQ ijdie124Von Geſchuͤtzdie vergangene / ſo wol auch gegenwertige vnd kuͤnftige Sonn vnd Mond Finſterniſſen / vnd viel anders mehr ſehen vnd zei - gen kan.

Iacob. Bornitius JC. gedencket auch des Globi cœle - ſtis artificialis, welchen der kuͤnſtliche Druͤbler in Niderland gemacht / daß jhrer viel darvon judicirt / es ſey magicum quiddam, etwas Schwartzkuͤnſtleriſch darhinder / oder die himliſche magnetiſche Krafft helffe dar zu / weil es mit den na - tuͤrlichen himliſchen Bewegungen ſo juſt vnd genaw zuge - troffen. Deſſen gedencket auch Marcellus Wanckemius, in Epigram. ad Burggrav, vnd Keplerus, in epiſt, ad Seth. Calviſium.

In expl. Hpiſt. ad Coloſſ.

Phil. Melanth. Anni eruditam rationem Deus in - ſtituit, oſtendit, & num erare jubet, cui rei inſerviunt Fi - gurarum ordines.

Super Geneſ. c. 1. par. 1. medit. Pag.

Ins gemein vnd zum nachdencken ſchreibet gar fein Valer Herberger / in ſeinen Magnal. Dei. Wie hat ſich Menſchen Vernunfft in allen Kuͤnſten dermaſſen geuͤbet / daß man auch des Himmels Lauff richtig faſſen / vnd abmeſſen kan / wie hat Menſchen Vernufft die kuͤnſtliche Vhrwercke vnd Stundenzeiger erdacht / daß Stahl / Eiſen / vnd ander Metall / auch grobes Holtz / leben muͤſſen / vnd die Stunden abmeſſen koͤnnen.

Von Geſchuͤtz / Fewer - vnd Schieß - Puͤchſen.

WEil andere Scribenten dieſes auch vnter die kuͤnſtli - che Erfindungen ſetzen / leſt mans geſchehen. Was die Erfindung dieſes Wercks an ſich ſelbſten betrifft / moͤgen wir wol mit etlichen vnſern verſtendigen Vorfahrenkla -125vnd Schieß Puͤchſen.klagen: Humanum genus ſemper excogitavit aliquid ſibi pernitioſum, Das iſt: Die Menſchen haben jmmer et - was ſchaͤdliches zu jhrem eigen Verderben erdacht. Vnd alſo iſts hiermit auch hergangen.

Dieſer Art Geſchoͤß ſol erfunden ſeyn worden / vmb Ao. Chr. 1378. Der Erfinder iſt geweſen ein Moͤnch / hat ge -Chron. Coſm. heiſſen Berthold Niger / oder Schwartz / (iſt wol zu glaͤuben) welcher ſolches per accidens / vnd zufaͤlliger Weiſe / (in dem er etwas anders / als zur Artzney oder Chimiſchen Sachen ge - kuͤnſtelt) erfahren / vnd dem weiter nachgedacht hat / wie etliche Hiſtorici melden. Darvon Pol. Verg. ſchreibt / vnd wuͤnd -l. 2 c. 11. de in - vent. rer. ſchet / daß ſein Name billich in Ewigkeit vergeſſen / oder jhm zu allen Zeiten von allen Menſchen vbel gefluchet werden ſol / als der wol werth / daß er / wie Salmonei / (der des Jovis Stralen mit der Donnerkeulen wolte nachmachen) auch vom Strahl vnd Fewer / vom Himmel verbrandt vnd erſchlagen werden ſollen / weil doch ja die Schießpuͤchſe / dem Strahl / Blitz / Knall / vnd allem gantz gleich iſt. Es ſagt auch gemeld - ter Autor, es ſey inventum admiratione & execratione dignum, ad perniciem hominum, non armis modò, ſed & fulminibus ſeſe invicem expugnantium. Münſterus gibt ſeine Stimme auch darzu / vnd ſchreibet alſo: Der Erfin -in Coſmog. der der Fewerpuͤchſen wer wuͤrdig geweſen / daß man jhn in eine groſſe Puͤchſe geſtoſſen / vnnd heraus geſchoſſen het - te / wie vor zeiten der Tyrann Phalaris in Sicilia / mit dem Perillo procedirt hat / vnd jhn in ſeiner eigen newen inven - tion / einem ehrinen oder kuͤpffernen Ochſen verbrandt / wel - chen er andere zu torquirn / erdacht vnd gemacht hatte.

Eobanus Heſſus / ſchreibet von dieſer machinâ belli - alſo:

Q iijQui126Vom Geſchuͤtz
Qui primus tormenta ſonos imitantia tetri
Fulminis invenit, quiſquis fuit ille, bonorum
Hoſtis, & humanæ vitæ certiſſima clades
Ille fuit, Stygijs hunc miſit Erynnis in orbem
Sedibus, ut placidæ turbaret commoda pacis.

Ein Ander:

Orbis dira lues, noſtriq; infamia ſecli,
Quo nova namq; novo cuduntur fulmiua fabro,
Et ſtygia erumpunt ſtygio documenta magiſtro;
Sic furiale malum plectit mala crimina noſtra.

Ein ander ſagte zur Zeit mit Scaligero: Apage iſtasExere. 298. cruces in Autores ſuos. Etliche ſagen mit Tibullo de en - ſis repertore:

At nihil ille miſer meruit, nos ad mala noſtra
Vertimus.
Mendoza. Jovius. & alij.

Die Chineſer / im euſſerſten Orient / (wie etliche Auto - res melden) ſollen ſolch Puͤchſen Geſchuͤtz vnd Schieß Roͤhr / ſchon vor viel hundert Jahren gehabt haben / vnd ſol von jh - nen her kommen ſeyn.

In Europa habens am erſten die Venediger wider die Genueſer gebrauchet / iſt auch bald vnter die Tuͤrcken kom - men. Gewiß aber iſt diß / daß niemand ſo hefftig / als die Chri - ſten vnter einander ſelbſten / ſich darmit verderben. Vnd wie auch der Anfang dieſer verderblichen Kunſt geweſen / alſo laͤufft noch jmmer viel Gottloß bey ſolchen Puͤchſen gieſſen mit vnter / ſonderlich mit dem / was offt wider Gottes Wort / Liebe des Nechſten / Dapfferkeit vnd Tugend / auff dieſelben zum Gedaͤchtniß gemachet wird / ſo wol mit Schrifften / als auch mit andern Zeichen / wie man offt aus gottloſem Vnver - ſtand etlicher Menſchen zuſehen hat. Dergleichen dann bil - lich auch tadelt / D. Sigfrid. Saccus, mit dieſen Worten: Einſchaͤnd -127vnd Schießpuͤchſen.ſchaͤndlicher Mißbruch des H. Namens Jeſu / iſt auch diß /In einer Pre - digt am Ne - wen Jahrs Tage. wann etliche Puͤchſengieſſer / denſelben (wie auch die H. Apo - ſtel) auff groſſe Stuͤck der Puͤchſen machen / gleich als wann ſie Moͤrder geweſen weren / (da ſie doch dienen die Seelen der Menſchen zu erhalten / vnd nicht zu verderben) welches billich nicht ſol nachgegeben werden.

Archidamus, ein fuͤrnehmer Mann aus den Alten / da er eins mals geſehen / novum teli genus, Das iſt: Ein newe manier / von einem Wurffgeſchoß / ſagte er: Jam virorum virtus perijt. Das iſt: Nun gilt keine maͤnnliche Dap - ferkeit mehr / denn darwider wird keines Mannes Hertz gel - ten. Aber viel mehr vnd mit groͤſſer Warheit hat man ſolches bißher ſagen koͤnnen / von den Fewergeſchoͤſſen / ſo wol klei - nen als groſſen / denn es anders nicht iſt / als wann einer den Teuffel wider den andern zum Gehuͤlffen neme: Oder ſeynd ſie beyde mit Geſchoͤſſen verſehen / ſo ſiehets / als wenn ein Tenffel wieder den andern Fewer ſpeyete. Die jenige / welche es fuͤr eine loͤbliche invention vnd ſchoͤne Kunſt außſtreichen moͤchten alsdann war haben vnd behalten / wenn mans nur kuͤnſtlich zum Schertz vnd Vbung / oder gegen das Wild / vnd nicht gegen jedermaͤnniglich gebrauchte / auch nicht einen je - dern Herrn loſen Schluͤngel / vmbſtreicher / oder Maußkopff ſolche Waffen zu fuͤhren vnd tragen geſtattete / wie denn in etlichen außlaͤndiſchen Koͤnigreichen vnd Herrſchafften / nicht allein jetztgemeldtem Geſindlein / ſondern auch jederman ge - meines Standes ſolche Geſchoͤß zu tragen verbotten ſeyn.

In Warheit aber darvon zu judicirn / mag man billich ſagen / was Plinius von der invention des Poltzes oder Pfei - les ſagt: Das es ſey ſceleratiſſima humani ingenij fraus, ſiquidem, ut ociùs mors ad hominem perveniret, alitemillam128Vom GeſchuͤtzChriſtoph. Milæus, in hiſt. univerſi. rerum. illam fecimus, pennasq́; ferro & ligno dedimus, undê: mors pennata. Das iſt: Es iſt warlich ein ſchaͤndlicher Be - trug des menſchlichen Nachdenckens / denn damit der jaͤhe ſchnelle Todt dem Menſchen deſto ehe beygebracht werde / hat man die Pfeile oder Poͤltze gefiedert vnd gleichſam mit Fluͤ - geln außgeſtaffirt / daher denn das Sprichwort entſtanden:Mors pennata Der gefluͤgelte oder gefiderte Todt. Was wuͤrde nun aber Plinius erſt ſagen / wenn er die Geſchuͤtze vnd Puͤchſen erlebt vnd geſehen hette? Wie dann die Fewer geſchoͤß bißhero alſo außgekuͤnſtelt wordẽ auff vielerley Manier / daß ſich mit ſchre - cken druͤber zu verwundern / vnd zum jaͤhen Todt geſchwind / vnverſehens / auch von fernem vnd nahem helffen.

Heutiges Tages ſtehet hierin gemeiniglich præliorumIov. l, 34. hiſt. eveutus, liche Hiſtoria aus Jovio zu wiſſen: Als Harta den Barba - roſſa / der Tuͤrcken General / ſeinen Oberſten ſehr ſcharff ver - wieſe / daß ſie ſich von den Chriſten hetten ſchlagen / vnd in die Flucht treiben laſſen / antwortet demſelben einer: So offt wir mit Menſchen haben treffen muͤſſen / haben wir vns ritterlich vnd tapffer verhalten: Da wir aber dißmal mit allen Teuffeln aus der Hellen haben ſtreiten muͤſſen / die mit jhren Donnern vnd Plitzen den gantzen Erdboden erſchuͤttert / vnſer gantzes Heer mie Fewer vnd Plitz vberſchuͤttet vnd bedecket / vns auch beydes von nahem vñ weitem ſo groſſen Schaden gethan ha - ben / ſo iſts ja kein groß Wunder / daß wir vns haben wenden vnd fliehen muͤſſen.

De Gallor. Imp. & Phil. lib. 4.

Zum Beſchluß von den Geſchuͤtzen iſt denckwuͤrdig des Stephani Forcatuli judicium, welcher alſo ſchreibet: Es ſey glaͤublich / daß Gott aus ſonderlichem Rath einen ſolchen ſchaͤdlichen Werckzeug / ſo newlich habe erfinden vnd auff - kommen laſſen / vnd zwar vnter Chriſtenleuten / vielleicht daßwir129vnd Schießpuͤchſen.wir arme ſterbliche Menſchen vns ſollen fuͤrchten lernen / auff vnſer nichtige Staͤrcke vnd Macht nicht ſo ſehr zu vertrawen / vnd vns auch deſto ehe vnd lieber des Friedens zu befleiſſigen / vnd dem Kriege Feind zu werden. (Welche Gedancken vnd Vorſatz der GOtt des Friedens ſelbſten gnaͤdig geben / vnd vns dabey erhalten wolle.)

Das VI. Capitel. Von mancherley Voͤlckern / Laͤndern / vnnd Staͤdten / welche von wegen allerhand Kuͤnſtlerey vnd Handgewercken / ſonderlich beruͤhmbt / wie auch eines vor dem andern / etwas beſonders koͤnne vnd trei - be / auch eines vom andern dergleichen ablerne vnd nachmache / auch von einem Ort an das ander komme.

GLeich wie aus groſſer vnaußforſchlicher Weißheit vnd Guͤtigkeit GOttes des Schoͤpffers / den Men - ſchen Kindern / die Welt zum Guten erſchaffen / jnen auch zu bewohnen eingeraͤumet / vnd die leibliche Nahrung vnnd Auffenthalt des Lebens darauff zu ſuchen verguͤnſtiget vnd anbefohlen iſt: Alſo befindet ſich auch / daß die Menſchen nach gelegenheit der Zeit vnd Orten / ſich auff vnterſchiedliche Wercke vnd Arbeit begeben / ſelbige zu treiben vnd ſich damit zu ernehern. Iſt vnd bleibt auch ein Land vnd Volck fuͤr dem andern mercklich beruͤhmbter vñ namhafter / wegen der Men - ge / Sonderheit oder Fuͤrtreffligkeit ſeiner Handwercken.

Vnd erſtlich bezeuget ſolches die H. Schrifft ſelbſten / das viel der nuͤtzlichſten vnd noͤtigſten Handwercke vñ kuͤnſtli - che Arbeit haben vnter den Hebreern / als Gottes Volck / vnd jhrer Nachkoͤmlingen angefangen / vnd hernach mit der ZeitRver -130Etliche Voͤlcker vnd StaͤdteGeneſ. 4. verbeſſert worden / wie die Hiſtoria von Thubal Cain / Beza -Exod. 35. leel / vnd etlichen andern außweiſet.

Sonderlich haben des Nohæ Nachkoͤmlinge hin vndBeroſus. Suche droben c. 4. f. 63. &c. wider ſehr viel erdacht vnd gemachet. Vnd weil das Juͤdiſche Volck je lenger je mehr mit Handwercken vnnd Kuͤnſten ſich gebeſſert / Als haben offt die Heyden den Juͤden gemeldte Handwercksleute aus dem Lande entfuͤhrt. Vnd iſt nicht al - lein das alte vñ florirende Jeruſalem / mit guten tuͤchtigen vnd noͤtigen Handwercken verſehen geweſt / ſondern auch nochAutor des Buchs him - liſch Jeruſal. heutiges Tages ſeynd daſelbſten vielerley Handwercksleute / vnterſchiedlicher Religion vnd Nation / als Juͤden / Tuͤrcken / Chriſten / Mohren / Araber / Egyptier / etliche Morgenlaͤndi - ſche vnd andere. Weilen aber ſolche Handkuͤnſte vnd Ge - wercke / nur zu des zeitlichen Lebens Bequemligkeit nuͤtzen ſol - len / als hat die Guͤte GOttes ſolche auch den Heydniſchen Voͤlckern gegoͤnnet / ſo wol als das taͤgliche Brodt / den Son - nenſchein / vnd anders dergleichen.

ASIA.

VNd weil das Theil der Welt Aſia am erſten / beydes vor vnd nach der Suͤndflut bewohnet worden / hats auch die erſten vnd elteſten Handwercker gegeben / vn - ter welchen Voͤlckern allen / ſonderlich den Orientaliſchen /Chineſer. Boter. in Coſm ſeynd vou langer Zeit hero / am beruͤhmbſten / die Chineſer / da - herd jhr Reich genennet wird / mire floridum, ein wunderHiſt. Chineſ. Johan. Corſ. Mendozæ. lib. 3. ſchoͤn Reich / fuͤrnemlich weil ſie gute Policey halten / ſo kuͤnſt - liche / vnd ſchoͤne Handarbeit / von allerhand Wahren / Ge - ſchirr / auch Seidene vnd ander Gezeug machen / wie ſie denn auch die Buchdruckerey vnd Schießpuͤchſen / ſchon vor 1000. Jahren gehabt〈…〉〈…〉 / auch haben bereit vor langen Jahren herovnd131von Handwercken beruͤhmet.vñ noch die Chineſiſche Handwercksleute / durch gantz Indien vnd deren Orten ſich außgebreitet / weil niemand daſelbſten ſchoͤner Handarbeit machet / auch noch taͤglich etwas ſchoͤ -Hollaͤnd. Schiffart nes erdencken.

Wie denn zu Bantam in Javâ majori, etliche tauſend Chineſer wohnen / welche nicht allein im Kauffhandel ſehr verſchlagen / vnd klug / ſondern auch in mancherley Handar -Bornitius. beit ſehr kunſtreich vnd zierlich / daß mans jhnen ſchwerlich nachthun kan / wie denn auch bey jhnen vnd deren benachbar - ten Orten / auffjhren Maͤrckten vnd ſonſten / bey ſo vberaus groſſer Menge Volcks gantz richtige feine Ordnung gehal - ten wird / daß man von allerley Wahren / jedes an einem be - ſondern Ort bey ſammen findet.

Es muͤſſen auch die Chineſer jhrer Eltern Handwerck treiben / vnd jhre offene Laden oder Werckſtat halten / weil ſie leben / auch wie etliche andere Orientaliſche Indianer ſich zu jhres gleichen verheyrathen.

Als Anno. Chr. 1580. der Engellaͤndiſche beruͤhmbte Capitaͤn / Frantz Drack daſelbſten fuͤruͤber ſegelte vnd ein - kehrete / hat er der Chineſiſchen kuͤnſtlichen manufacturn ei - nen groſſen theil gekauffet vnd eingehandelt / vnd ſind hernach dergleichen auch in Teutſchland bekandt worden. Gemeldter Drack hat auch auff einer andern Indianiſchen Seefart etli - che Spanniſche Schiffe erobert / darinnen ein ſehr groſſes Gut / an Gold / Silber / Edelgeſteinen / vnd andern Indiani - ſchen Klenodien / auch ſonderlich etliche ſehr ſchoͤne Indiani - ſche Geſchir / Chineſiſche Porcellanen Schuͤſſeln / Schalen / vnd anders / auch ein guͤlden Crucifix mit ſchoͤnen Schma - ragden verſetzet / einen guͤldenen Falcken / mit einem groſſen Schmaragd auff der Bruſt / etliche guͤldene Ketten / vnd an -R ijdere132Etliche Voͤlcker vnd StaͤdteHuͤbſcher Schimpffei. nes Spanni - ſchen Schiff - Jungens.der ſchoͤn Geſchmeide geweſen. Darbey ein Spanniſcher Schiff Junge ſchimpffend zum Dracken geſagt: Herr Capi - taͤn / vnſer Spanniſches Schiff / welches bißhero Caca fuego, das iſt / Fewer ſpeyer geheiſſen / ſol forthin einen andern Na - men haben / vnd Caca plata, das iſt / Silber ſpeyer heiſſen / weil jhr vns daſſelbige abgenoͤtiget / vnd vnſer Schiff ſolches Gut in ewer Schiff außſpeyen vnd vberlieffern muͤſſen.

Thomas Candiſch / auch ein Engellaͤnder / ſchreibet von den Philippiniſchen Inſuln / es gebe daſelbſten / ſonderlich in der Inſul Sanguelos / nicht allein kluge vnd liſtige Kauffleu -In ſeiner Schifffarth / Anno. 1588. te / ſondern auch Handwercksleute in vielerley ſehr kunſtreich / zu inventirn vnd machen (ſeynd aber auch Mahometiſch vnd Heydniſch) daß es jhnen in vieler kuͤnſtlicher Arbeit / ſonder - lich auch im Naͤtzen / Steppen / Goldarbeiten / Seiden vnd Perlenſticken / kein Chriſt wuͤrde nachthun koͤnnen / es ſey von Thieren / Voͤgeln / Fiſchen / Gewuͤrm / Conterfeitungen / oder dergleichen. So meldet auch Walther Rhaleg von der gleichẽ kuͤnſtlichen Bildern / welche in Quinea / der Orient-Indien ohne einigen ſonderlichen Werckzeug gemachet werden / daß man dergleichen Arbeit ſchwerlich bey den kuͤnſtlichen Gold - ſchmieden in der Chriſtenheit finden wuͤrde. Wie denn zu Seilan (allda auch viel Kuͤnſtler ſeynd) vor Jahren ein India - ner ein Crucifix gemacht / von Helffenbein / ſo kuͤnſtlich in al - len auß gearbeitet / daß es ſcheine faſt lebendig zu ſeyn / oder / ja von einem Menſchen abconterfeitet / am Angeſicht / Haaren vnd Bart / vnd allem: Iſt darumb dem Koͤnige in Spanien zugeſchicket worden / welcher es hoch vnd werth gehalten.

Dergleichen wird von den Indianern ins Gemein ge - ſchrieben / daß ſelbige von langen Jahren hero / vielſchoͤner zierliche / kuͤnſtliche vnd koͤſtliche Handarbeit haben machenkoͤn -133von Handwercken beruͤhmbt.koͤnnen / von allerley geſchmeidten Geſchirren / Haußgezeug vnd andern / vnd doch alles mit ſehr ſchlechten vnd wenigen Werckzeuge / von Steinen / wenig Ertz / offt ohne einigen Hammer / vñ dergleichen. Zu Japan werden die beſten Waf - fen in gantz Orient gemachet / als Saͤbel / Roͤhr / Bogen / Pfeil / vnd viel anders. Die Saͤbeln ſind gewaltig ſcharff / vnd ſo guter Schneide / daß in Japan Leute ſind / mehren theil groß von Statur / die mit einem Streich drey[Menſchen] zer - hawen koͤnnen / vnd im verkaͤuffen thun ſie die Probe damit /Chron. Beru - an. Pett. Ceic. an einem armen Schlaven. Etliche Indianer machen jhnen Werckzeuge voͤn mancherley Dingen / auch Meſſer aus Stei - nen / gute Saͤbel aus Fewerſteinen / mit welchem ſie auch ei - nem Pferd den Kopffkoͤnnen abhawen.

Zu Quiſia in Orient (welches man fuͤr die groͤſſeſteMatth. Quad. in Com. Coſ. Stadt in der gantzen Welt helt) ſeynd vberaus viel ſtatliche Kuͤnſtler vnd allerley Handwercken.

In der Oriental. Tartarey wird viel Dings / wie auch gute Tuchgewand gemachet (darzu man die Selamander ge -Idem. braucht / ſeynd Schlangen / welche das Fewer nicht verletzet) die koͤnnen eine Stund lang im Fewer ligen / vnd nicht ver - brennen / ſondern werden von Flecken gereiniget.

Auch die Indianer zu S. Thomas / an der Perſiani - ſchen Grentze / machen vnd ferben ſehr ſchoͤne Thuͤcher / weil ſie hierzu zum Zeuge / ſo wol auch zur Farbe / gute Gelegen - heit haben.

In Perſien machen ſie viel ſchoͤnes Dings / ſonderlichId. Quad. zu Suſa / koͤſtlich ſchoͤn Tuch / auff mancherley Art / aus guͤl - denen vñ ſeidenen faͤden / dergleichen wird auch gemacht in der Tartariſchen Provintz Mangi / werden auch in Perſien ſchoͤ - ne Tapezereyen gemacht.

In Perſien iſt eine Stadt / Eri / allda neben ande - rer dinge Vberfluß / ſonderlich groſſes Seidengewerck vnd134Etliche Voͤlcker vnd StaͤdteHandthierung / daß einer auff einen Tag ſo viel Seiden kauf - fen kan / das er 3000. Cameelen damit beladen kan. Vnd daß diß Theil Aſiæ mit kuͤnſtlichen Handwerckern verſehen ſey / bezeugen vnter andern auch die ſtatliche Præſenten vnd Ver - chrungen / welche von ſelbiger Orten Potentaten / ſonderlich Perſianern vnd Tuͤrcken / heraus in Europam vber geſchicket werden / wie deſſen Exempel in den Hiſtorien zu leſen / als beym Meterano lib. 13. &c.

Im Koͤnigreich Catharij ruͤhmen ſie ſich / ſie vbertreffen alle Voͤlcker mit Wiſſenſchafft vnd Subtiligkeiten der Kuͤn -Quad. Haytho in paſſag. Terrm ſanct. ac part. orient. & alij Auth. ſten / wie denn auch daſelbſt viel Dings gemachet wird / ineffa - bilis ſubtilitatis & laboris manuum, das iſt / Viel vberaus ſubtil vnd kuͤnſtlich Handarbeit. Vnd in Cathaij iſt eine Landſchafft / Tainfu / da leſt der groſſe Tarter Cham alle Waffen fuͤr ſo viel tauſend ſeines Kriegsvolcks machen.

Abr. Ortel in Theatr. urb. ex obſ. Bellon. Exc, 27. & 28.

In klein Aſia oder Natolia, der Stadt Anguori / in Caramanien, werden die beſten gewaͤſſerten vnd vngewaͤſſer - ten Schamlotte gemacht / von Ziegen Haaren / welche daſelb - ſten klein vnd Schneeweiß ſind / das Haar iſt lang wie Sei - den / welches nicht abgeſchoren / ſondern außgeraͤufft wird. Dergleichen Schamloten werden auch in Cypern gemacht. Vorzeiten ward auch Pruſia (jetzund Burſa) in Natolien beruͤhmbt / wegen Seidenzeugs / ſonderlich des Sammets / der erſtlich da erfunden vnd gemacht worden.

Die H. Schrifft ſelb ſten gedencket etlicher Aſiatſchen Staͤdte vnd Orter / wegen jhrer Wahren vnd Handwercken / wie denn von Tyro ſtehet / daß ſie mit mancherley Kanffman - ſchafften vnd Handgewercken / ſchoͤner Arbeit / vnd reichen Maͤrckten florirt / vnd mit vielen Inſuln der Voͤlcker gehand - tiert habe. Sonſten ſeyud Tyrus vnd Sidon die Staͤdte be - ruͤhmbt geweſen / wegen des ſtadtlichen Purpurfarb Ge - wands.

Die135von Handwercken beruͤhmbt.

Die Phœnicier (auch beruͤhmbte Leute) habens fuͤr jhre Wolfarth gehalten / daß ſie mit vielen guten Handwerckern ſtaffirt waren. Griechenland hatte in jhren Staͤdten auch al - lerley gute Kuͤnſtler vnd Handwercker / vnd wer aus andern Landen etwas kuͤnſtliches arbeiten oder bawen laſſen wolte / der hat aus Griechenland ſolche Leute fordern vnd holen laſ -Ottho Friſing. in hiſt. Frid 1. all. Lipſ com. in Tacit. ſen. Wie denn auch Rodericus Siculus, da er die Griechiſche Staͤdte / Athen / Corinth / Theben / vnd andere bekrieget / vnd einbekommen / hat er vielerley Handwercksleute / vnter andeꝛn auch die guten vnnd koͤſtlichen Thuchmacher ſampt den jhren mit ſich hinweg gefuͤhrt / vnd naher Palermo in Sicilien ge - bracht / vnd allda eingeſetzet.

Vnd von Athen iſt den Gelahrten die Hiſtoria bekandt / vom fuͤrnehmen Oratore Demoſthene, der von ſich ſelbſt ſagte: Er wuͤrd zu ſeinem Studiren auffgemuntert / per ante - lucanam opificum induſtriam, das iſt / wann die Hand - wercker ſo fruͤe fuͤr Tags zu arbeiten anfiengen.

Die Stadt Corinth / war vorzeiten die beruͤhmbteſte in gantz Aſia / wegen allerhand Ertz / welches daſelbſten am beſten gemacht vnd bereitet ward. (Æs Corinthiacum.) Dahero ſie auch mit vielen Leuten vnd Kauffmanſchafften erfuͤllet / reich vñ maͤchtig ward. Die Lacedemonier hatten nach des Lycurgi Geſetz Ordnung dieſen Gebrauch / daß keiner mehr denn ei - ne Kunſt oder Handwerck lernen oder treiben duͤrffte. Wie auch an etlichen Orten die Medici oder Artzte ſich nur auff ei - na Kranckheit zu curiren befleiſſigen muſten / damit ſie darin - nen deſto fuͤrtrefflicher wuͤrden.

Vnter den Staͤdten Griechen Landes iſt gleichwol eineEraſm. in Apophteg. ex Athenæo. geweſen / Sybaris, deren Einwohner Sybariten genandt / ſol - che Zaͤrtlinge geweſen / daß ſie keine Handwercke in der Stadt geduldet / quæ cum ſtrepitu exercerentur, Das iſt / welcheein136Etliche Voͤlcker vnd Staͤdteein Geklopff / Gethoͤn / oder groſſes Laut gemachet / ja ſie ha - ben auch keinen Haußhahn gehalten / ne ſomnum inter - rumperet, damit ſie nicht zu fruͤe aufgewecket wuͤrden / quemFlinius l. 10. c. 21. (gallum) tamen ideo natura genuit, ut vigilijs nocturnie præſit, & ad operas cantu ſuo mortales excitet, ſomnũ - que longiorem rumpat, welches ſein Ampt auch Alciat. im Verſicul begriffen: Et revocat feſſasad nova penſa manus.

Ein Haußhahn fruͤh verkuͤndigt frey /
Daß man zur Arbeit wacker ſey.

Da doch ſolche Handwercker auch wol abgeſondert woh -Theatr urb. Hiſtor. Turc. Heinr. Moller. nen koͤnnen / wie zu Neapolis / in Ital. in der Moſcow / Indien vnd anderswo. Die Aſiatiſche Tuͤrcken heutiges Tages trei - ben auch allerley Handwercke wie die Chriſten / ſeynd auch in einem kuͤnſtlicher denn im andern / vnd nehren ſich eine groſſe Menge derſelben mit / alſo / das jhnen auch auff jhre Feyertag zu arbeiten erlaͤubet iſt. Ein jeder Handwerck hat ſeinen Ober - ſten / der ſie beſchuͤtzet / vertrit / jhnen Rath vnd Beſcheid gibt / nach erheiſchender Nothdurfft / vnd wird auch deßwegen von jhnen reſpectirt vnd in Ehren gehalten. Sie halten auch alle Fcyertage jedes Handwercks Geſellſchafft Mahlzeiten vnd Trinckſtuben bey jhrem Oberſten / ſingen Geſaͤnge vnd Lieder von jhrer Zunfft / ja es halten ſich auch die Handwercker bey harter Arbeit die gantze Woche deſto genawer / auch mit gerin - ger Koſt / damit ſie auff die Feyertage Collation halten moͤ - gen. Darumb es auch die gefangene Chriſten / welche keine Handwercke gelernet / ſehr vbel haben / vnd ſehr vnwerth bey jhnen gehalten ſeynd / vnd wird nichts auff ſie gewendet / weil ſie nicht zugebrauchen. Vnd wenn ſie jhre Kleider zerriſſen / darinnen ſie gefangen worden / vnd keine verdienen koͤnnen / mit Handarbeit oder Dienſtẽ / muͤſſen ſie nackend gehen / auch Hunger vnd Kummer leiden / vñ werden von jederman ange -feindet /137von Handwercken beruͤhmet.feindet / es ſey denn / daß einer aus mitleiden einen zum Knecht kauffe oder anneme / dahero etlicher fuͤrnemer Perſonen Reiſe - buͤcher bezeugen / wann ſelbige / ſonderlich vor zeiten / in der Tuͤrckey gefaͤnglich angehalten worden / damit ſie deſto leidli - cher tractirt wuͤrden / haben ſie ſich nicht gſechaͤmet / eine oder ander Handarbeit mit anzugreiffen / als / mit Zucker bereiten / Schiff vnd Haͤuͤſer bawen / Geſchuͤtz vnd Stuͤcke gieſſen / ꝛc. Zu welcher Arbeit / ſich weiland der Edele Wolffgang Muͤn - tzer von Babenberg / Ritter / in obgemeldtem Tuͤrckiſchen Zu - ſtand gebrauchen laſſen / wie deſſen Reiſebuch bezeuget.

Es ſeynd auch mehrertheil der Handwercker in der Tuͤr - ckey von Chriſten Leuten hinein gebracht worden / welche die Tuͤrcken nach Eroberung vnd Verderbung Griechen Lands / Hungarn vnd anderer Chriſten Laͤnder mit ſich hinein gefuͤh - ret / wie ſie auch noch thun / vnd zu Conſtantinopel ſonderlich geſchicht / auch jmmer darnach getrachtet wird / gute Hand - wercker in die Staͤdte zubekommen.

Zu Damaſco in Syrien wird viel Dings gemacht / ſon - derlich von Saͤbeln vnd anderm Waffen Gezeug / auch ſehrAndr. Therei in deſ〈…〉〈…〉 rien. gute Nadeln / vnd mancherley ſchoͤn Gefaͤß aus Alabaſter / gu - te Balſam / Salben / vnd derogleichen darinnen zu behalten / wie denn derſelbe Alabaſter nicht weit darvon gegraben wird.

Auch werden an vielen Orten in der Tuͤrckey ſehr viel nuͤtzliche Geſchir vnd Haußrath / zu allerley Nothdurfft / aus Leder gemacht / welche denn viel beſſer vnd ſicherer moͤgen ge - braucht werden / vnd viel werhaffter ſeynd / als andere / es ſey zu Hauß / oder am aller bequemeſten auff Reißfarten.

AFRICA.

FErner / damit wir aus Aſia in Africam kommen / hat es auch an vielen Orten ſeinen Ruhm von Kuͤnſtlern vnd Handwercken gehabt / wie es auch zum theil nochShat.138Etliche Voͤlcker vnd StaͤdtePlinius. hat. Fuͤr Alters iſt eine fuͤrnehme Stadt in Egypten geweſen / Meroe genandt / in welcher bey 40000. Handwercks LeuteHerodor. Jul. Cef. geweſen. Es wird auch von den alten Egyptiern geſchrieben / daß ſie ſehr ſinnreich (ingenioſiſſimi) geweſen / vnd vieler an - der Voͤlcker gearbeitete Wercke auffs beſte nachgemachet / ja in vielen Dingen es andern bevor gethan haben.

In Alcair / (Cairo,) in Egypten / iſt eine groſſe AnzahlThetr. urb. allerley Handwercks Volcks / welche mehrentheils vor den Haͤuſern auff der Gaſſen arbeiten.

Alexandria in Africa / am Mittellaͤnd. Meer / hat nicht allein vor alters / ſondern auch bißhero viel nuͤtzliche Hand - wercksleute gehabt / auch noch die Chriſten / die allda wohnen / ſeynd mehrerley Handwercker / Von welcher Stadt billichNahe am Ende des Buchs. zu mercken die Hiſtoria von einem Schuchmacher vnd Anto - nio dem Einſiedler / welcher gedacht wird in der Apologia der Augſpurg. Confeſſ.

Selbiger Einſiedel begehrte zu wiſſen / wie weit er in ſei - ner vermeynten perfection oder Vollkommenheit / durch ſo hart gefuͤhrtes Leben gelanget were / darauff widerfehret jhme im Geſichte dieſer Beſcheid: Er ſey ſo weit kommen / als ein Schuſter zu Alexandria / welcher jhm zu erkennen geben ward. Da gehet Antonius bald in die Stadt / koͤmpt zu gemeldtein Schuſter / fraget jhn / was er fuͤr ein Leben fuͤhre? welcher jhme antwortet: Wenn ich des Morgens fruͤe auffſtehe / thue ich fuͤr allen Dingen mein Gebet / fuͤr mich vnd die meinigen / vnd fuͤr die gantze Stadt / fange darnach an mein Handwerck zu arbeiten / vnd mein Haußhalten darnach an zuſtellen / da hoͤr - te vnd ſahe Antonius / daß er mit ſeiner eingebildeten Heilig - keit weiter nicht kommen / denn dieſem Schuſter gleich wor - den.

Die139von Handwercken beruͤhmet.

Die alte Stadt / Thebæ / iſt auch mit ſtatlichen Hand - werckern vnd Werckmeiſtern wol verſehen geweſen / alſo / daß da Cambyſes der Perſer Konig Egypten vberzogen / hat er dieſe herrliche reiche Stadt außgepluͤndert / vnnd neben viel Gold / Silber / Helffenbein / vnd andern koͤſtlichen Dingen / deren die Stadt voll geweſen / auch alle gute vnd kuͤnſtliche Baw-Werck - vnd andere Handwercksleute mit ſich hinweg gefuͤhret / welche hernach die kuͤnſtlichen Haͤuſer zu Perſepoli / Suſa / vnd in Meden gebawet / wie denn dergleichen die Chal - beer den Juͤden auch gethan. Es wird auch diß inſonderheit von den Egyptern geruͤhmet / daß ſie nuͤtzliche vnd gute Hand - erbeit / Wercke vnd Gebaͤwde ſehr wol belohnet haben / dar - umb denn auch jhre Kuͤnſtler ſich deſto mehr befliſſen.

Thunis / auch eine namhaffte Africaniſche Seeſtadt /Theatr. 〈…〉〈…〉b. hat viel vnd mancherley Handwercksleute / ſonderlich viel Tuchmacher / vnd thun die Weiber allda in gemein faſt nichts denn ſpinnen / gibt auch viel ander Kuͤnſtler da / die von Gips arbeiten / in Stein ſchneiden / vnd anders machen. Ibid.

Zu Septa in Mauritanien / gegen Portugal vber / we - gen des vngeſchlachten Erdbodens / treibens auch Handwer - cker / vnd machen aus Kupffer (vnd andern) viel ſchoͤnes / zier - liches / ſubtiles Dings vnd Zeugs / als wenns von Gold oder Silber were.

Die Einwohner der Landſchafft Barbariæ Africanæ / in den Staͤdten / ſeynd in der Architectur oder Bawkunſt /Theatr. urb. & Abr. Ortel. Theatr. orbis. auch andern Kuͤnſten ſehr geſchickt vnd wol erfahren / welches an jren Gebaͤwden vnd Haͤuſern leicht zu ſehen iſt. Wie denn auch in Hiſpanien hin vnd wieder / ſonderlich in Granaten / ſehr ſtarcke vnd herrliche Gebaͤwde noch fuͤrhanden / welche vor langer Zeit / von denen damals inwohnenden Mohren / vnd Africanern ſeynd auffgefuͤhret worden.

S ijDeß -140Etliche Voͤlcker vnd Staͤdte

Deßgleichen im Koͤnigreich Fez / ſiehet man in der altenMatth. Quad. in Cnmp. Coſ. Stadt Feſſa / (welche ſehr groß / vnd die ſchoͤnſte Stadt in Barbaria iſt) noch zur Zeit alte vnd newe Gebaͤwde / ſehr viel / hoch / ſchoͤn vnd koͤſtlich / ſonderlich was zum gemeinen Nutzen dienet / vnd ſeynd daſelbſten viel Kuͤnſtler mit jhren Werck - ſtedten. Man ſiehet auch noch in dieſem Lande etlicher Staͤdte / ſehr groſſe / hohe / ſtarcke vnd alte Mawren / von ſiadtlichen Stein gebaͤwden. Viel Africaner / vn̄ der groͤſte theil der Mau - ritaner / bawen vnd kuͤnſteln jhre Haͤuſer von Kreiden / weil ſie deren viel / vnd keine Steine haben.

Idem Quad.

Im Koͤnigreich Maroco / machen ſie auch aus Geiſſen - Haaren ſtadtlich ſchoͤn Tuchgewandt / vnnd Schamlotten Zeug / als wans von Seiden were / treiben auch groſſen Han - del mit jhren Geißfellen / welche weit von dannen verfuͤhret werden. In der Nigritarum Landſchafft einer Guber ge - nandt / ſeynd ſehr viel Kuͤnſtler / auch Zeugwircker / vnd die Spinnen Geweb machen. Etliche Africaner haben auch groſ - ſen Handel mit Baumwoll / machen auch vielerley Zeugs daraus / vnd lernen noch jm̃er mehr machen. An einem andern Ort Africæ / am Grain geſtadt / haben ſelbige Einwohner vnd Mohren auch bißhero gelernet viel Handarbeit vnd Wercke beſchicklich zu machen / nach dem jhnen von Europiſchen Leu - ten / etlicher Nationen / viel Werckzeugs zugebracht / vnd mit jhnen verhandthieret worden. Auch ander vielderer Orten haben bißher mancherley gelernet / vnd ſonderlich das jenige / was bey jnen herfuͤr kompt / wol zu arbeiten vnd zu brauchen / Wie auch die Quinciſche / Afrieaner wol haben lernen in Ei - ſen arbeiten / als Wehr / Waffen / vnd viel anders daraus zuQuadus. machen.

Die Inſul S. Thomas an Africa gelegen / tregt eine groſſe Menge Zucker / davon ſich faſt alle Inwohner nehr en /wel -141von Handwercken beruͤhmbt.welche Zucker Felder von einem bergigten Wald gewaͤſſert werden / welchen die Wolcken ſtets anfeuchten.

Die Abyſiner / oder in Preto Johannis Land / machen zwar auch viel vnterſchiedliches Dinges / aber mehren theils muͤſſen ſie jrem Koͤnig viel frembde Wahren vnd Zeuges zum Tribut bringen / welches ſie von den Angrentzenden einhan - deln vnd kaͤuffen muͤſſen / als aus India / Arabia / ꝛc.

EUROPA.

WAs nun den Theil der Welt /[Europa] genandt / an - trifft (darinnen[auch] vnſer Teutſchland ligt) wird Italia fuͤr das erſte Land gehalten / vnd ſonderlichPlimins. Vide Jacob - Laur. de Aot. urbia Rom. Rom / darinnen es Kuͤnſtler gegeben in der Architectur vnd Bawwercken / auch etlichen andern / als welche auch nach ſol - chem Ruhm ſonderlich getrachtet / wie von jhnen geſagt wird: Romani genus in gloriam ſuam effuſiſſimum, plurima erigere & parare monumenta voluerunt, wie auch noch zur zeit die meiſte Europeiſche Antiquiteten bey jhnen zu ſe - hen / daher es auch die Mutter der kuͤnſtlichen Handwerck von vielen vnd billich gehalten wird.

Hernach vnd bißhero iſt ein Land Europæ nach dem andern ſehr excolirt / vnd gemaͤchlich an vielen Orten voller guter nuͤtzlicher vnd kuͤnſtlicher Handwercken worden / alſo / daß wann ein Provintz / namhaffte Stadt / auch viel klei - ne Staͤdtlein nach einander betrachtet werden / man ſich dar - vber zu verwundern hat.

Theatr. urb. Theatr. orbis Ortel. Matth. Quad. Hypp. á Cell. de inere. urb.

Meyland in Lombardey iſt ſonderlich vnnd der maſſen mit Maͤnge vnd Fuͤrtreffligkeit allerley Kuͤnſtler vnd fleiſſiger Handwercker verſehen / daß es ſchier vnglaͤublich / in maſſen dero Orten ein Sprichwort iſt: Wer Italien verbeſſernwol - te / der muſte Meiland zerſtoͤren vnd verderben / damit ſich die Kuͤnſtler von dannen in ander Ort außbreiten koͤnten. (QuiS 3Ita -142Etliche Voͤlcker vnd LaͤnderHiſpol. à Coll. de incr. urb. Italiam reficere totam velit, eum deſtruere Medio anum debere.)

Alſo findet man auch in etlichen andern Staͤdten Italiæ mancherley ſchoͤne Arbeit / als / zu Genua koͤſtliche Seiden Wahren / Venedig ſchoͤne Purpurfaͤrberey / Glaßwerck / vnd anders / Florentz / zarte ſchoͤne Tuch / vnd ander Kuͤnſtlerey / Neapolis ſchoͤne ſeidene Struͤmpfe / Manina wuͤllen Struͤm -Matth. Quad. pfe / vnd an andern Orten ander Handgewercke / vnd zu Ve - nedig machet plebsart ficum / die Handwercker / einen ſtandt daſelbſten / haben auch vnter ſich 72. congtegationes oder Zuͤnffte. Es bezeugen auch die Seribenten / daß Venedig zuLutherus de Cenſu. ſolchem Auffnehmen kommen ſey von Kauffmanſchafften vnd kuͤnſtlichen Handwercken / welche aus mancherley Orten dahin befordert vnd ſonderlich befreyet ſeynd.

In Spanien ſeynd zwar auch Handwercker / aber den groͤſſern Theil Außlaͤndiſche vnd Frembde. Inſonderheit wer - den die noͤtigſten vnd beſten Handwercker aus Franckreich ge -Bodiuus. Quadus. holet / allermerſt welche von Metall arbeiten vnd Schmiede - werck treiben / wie denn auch Spannien hierzu gut Eiſen aus ſeinen Bergwercken gibt. Es wenden auch die Spannier groſ - ſen Vnkoſten darauff / damit ſie allezeit aus Franckreich die Handwercker / ſonderlich junges Volck / zu vnd an ſich brin -Bodinus. gen. So ziehen auch offt die Handwercker hauffenweis aus Franckreich in Spannien / jhre Handwercke daſelbſt zu trei - ben / wie ſie denn auch willkomb vnd angenehm ſeynd.

Vnd als vmb An. 1552. zu Valentz bey etlich Tauſend Frantzoͤſiſch Handwercks Volcks gefaͤnglich gehalten ward / weiln ſie ſich vnterſtanden / etliche Spanniſche Orter jhren Landsleuten der Maſſilienſiſchen Armada zu verkundſchaff - ten vnd vbergeben / vnd damit eine groſſe Verraͤtherey / wider gethane Pflicht begangen / haben ſie doch von den Spanni -ſchen143von Handwercken beruͤhmbt.ſchen Herrſchafften Perdon vnd Erledigung erlanget / ausId[x]m l. 5. c. 1. de Repub. Vrſach / damit ſelbige Handwercke nicht aus Spannien kaͤ - men / ſondern drinnen blieben. Dergleichen iſt auch eins mals bey dem Anſchlag des Priors von Capua geſchehen / allda beyId. in Diſcurſ. tauſend Frantzoſen / alle Denier vnd Handwercker ſich befun - den / vnd der Empoͤrung wider den Stadthalter in Spannien theilhafftig / vnd deßhalben gefangen gehalten worden: Aber jhre Herren vnd Meiſter / neben der ſaͤmptlichen Buͤrger - ſchafft der Stadt Valentz / haben ſie mit einander außgebuͤr - get vnd ledig gemachet / vmb vorgemeldter Vrſachen. Auch ſeynd fuͤr Jahren viel Handwercker vnnd Kuͤnſtler aus Aver - nien vnd Limogien in Spannien gezogen / weil jhr Gewinn daſelbſten viel beſſer war / als in Franckreich. Hiſpalis oder Sevilia / iſt auch gezieret mit vielerley Handwercken. VonTheatr. urb. dieſer Stadt halten ſonſt die Spannier ſo viel / daß ſie ſagen: Welche Gott liebet / denen gebe er zu Sevilia Wohnung vnd Vnterhalt. Spannien hat auch etlicher Orten groß gewerck vnd gewerb mit Zucker / darvon ſich viel Tauſendt nehren. Matth, Quad. Quodcœleſte donum Attico melli multis partibus præ - ferendum. Zu Granaten iſt ein ſehr fruchtbahrer Boden / vnd waͤchſt allda vnter andern fuͤrtrefflichen Dingen auch ein Bawmgewaͤchß / aus deſſen Blaͤttern ſtatliche Seiden gema - chet wird / welches denn daſelbſten vnter die ruͤhmlichen Din - ge / (deren 7.) gezehlet wird / welches Seidengeſpinſt dem Koͤ - nig jaͤhrlich viel 1000. Zoll tregt / neben einer groſſen mengeHubert. Thom. Leod. in vita Frider. 2. Elect. Palaz. Seiden. Es haben auch vor Jahren die Spanniſche Koͤnige in Vertreibung der Saraceuen vnd Mohren / zu jhrer vnd der Laͤnder groſſen Nutzen / viel derſelben zu Leibeigen be - halten / welche wol von Seiden Gewand vnd Zeug arbeiten kunten / wie deren noch ſehr viel zu Granaten wohnhafft ſeynd / vnnd ſehr ſchoͤnen Seidenzeug / von Sammet / Carmeſin / Damaſt / Doppel Taffet / vnd andern / in groſſer144Etliche Voͤlcker vnd LaͤnderTheatr. urb. menge auch mancherley Gattung machen koͤnnen. Wie denn auch zu Toledo eine groſſe Menge Volcks von Seiden vnd Tuchgewirck arbeitet / vnd ſich davon ernehret.

Zu Valentz haben ſie auch vor Jahren ſehr ſchoͤne Ir - dene Geſchir vielerley Gattung vnd Weiſe gemacht / vergla -Idem Hubert. Thom. Leod. ſurt / mit mancherley auch Goldfarben / auffs hoͤchſte verkuͤn - ſtelt. Vnd zu S. Torquet / werden ſonderlich wunder groſſe Toͤpffe gemachet / daß etliche Perſonen zugleich in einem ba -Ibid. den koͤnnen / auch ein Fuder Weins darin gehet. Wie denn zur Zeit Fridericus 11. Churfuͤrſt bey Rein / als er in Spanien ſich hielte / wegen des Schmertzens am Stein / in einem ſolchē Toͤpff erſtlich allein / vnd hernach etliche ſeiner Diener zu - gleich gebadet / ja haben noch einen groſſen Theil davon ge - brochen. Dergleichen groſſe Toͤpffe werden auch etlicher Orte in Indien gemacht.

Franckreich hat zu Pariß / Roan / Limoges / vnd andern Orten auch gute Handwercker / wie denn viel ſchoͤnes Dings in Franckreich / vnd nunmehr auch viel Seiden Gezeugs ge - macht wird / welches Heinricus IV. angerichtet / (darvon vn - ten / Cap IX. ) hat auch Franckreich Ruhms genug wegen ſei - ner Handgewercken / weil ſie Spanien vnd andern außhelffenTheat. urb. Suche auch drunten Cap. 10. von Wei - ber Arbeit. kan. Das Niederlaͤndiſche auch Weiber Volck iſt auff die Handwercke vnd Arbeit ſo genaturet vnd abgerichtet / daß ſie niemand von geſunden Leuten moͤgen muͤſſig ſehen / vnd eine ſonderliche gratiam haben / andere etwas zu lehren.

Antorff in Braband / iſt dermaſſen voll Kuͤnſtler / ſonder - lich in vorigen Jahren geweſen / daß / da Ao. C. 1549. daſelb - ſten Philippo / dem Koͤnig in Hiſpan. Kaͤyſer Caroli V. Sohn / auf deſſen Einzug ins Niederland / etliche herrliche Spectacula Triumphbogen / Ehrenpforten / vnd der gleichen viel gemacht worde / ſie ſelbiges alles durch dero Stadt Buͤrger vn̄ Kuͤnſtlerver -145von Handwercken beruͤhmet.verfertigt / vnd keines Frembden darzu beduͤrffet / wie ſolches ſchoͤn beſchrieben hat Cornelius Grapheus, ſelbiger Stadt Secretarius, iſt auch mehrentheils deſſelben Inventor gewe - ſen. Der Meiſter vnd Arbeiter ſeynd genennet in Summa 1726. von vielerley Kuͤnſtlern. Die auffgerichte Wercke ſeynd verlegt worden von fuͤnfferley Nationen vnd Geſell - ſchafften / als Spanier / Teutſche / Florentiniſche / Genueſi - ſche / Engellaͤndiſche / vnnd haben gekoſtet 26000. vnd 800. Carlsguͤlden / guͤldener Muͤntz. (Wie man ſich zu ſolcher Arbeit geſchicket / beſchreibet gemelter Autor mit dieſen wor - ten: Vidiſſes ibi operariorum, opificum, architectorum, pictorum, ſtatuariorum, utriuſque profeſſionis fabrorum, cæterorumq́ue artificum incredibilem multitudinem, ſe - curibus, malleis, contis, dolabris, terebris, aſciis, ſerris, circinis, penicillis, totos dies, totasq́ue noctes, non ſine multi luminis diſpendio, ſummo conatu, multo ſudore, ſu - ſcepto operi inſiſtentium, invicem cohortantium, cla - mantium, formicarum ritu diſcurrentium, alacriter inter operas geſtientium, ac de laboris ſedulitate, non ſine aſtantium voluptate, inter ſe contendentium.) Vnd dem - nach an ſelbigen Ehrenporten ꝛc. viel Bilder vnnd Figuren der Heydniſchen Goͤtter vnd Goͤttinen / vnd dergleichen auch ſonſten Menſchenbilder gemachet vnd gemahlet / etwas bloß - nackend / jedoch ohn alle beſchaͤmung / (ſervato pudore,) vnd hernach ſolches alles von Cornelio, wie obgemeldt / fleiſſig beſchrieben / erklaͤret / vnnd Keyſer Carolo V. in Spanien v - berſchicket vnnd dediciret worden / hat ſelbige Erklaͤrung Ihrer Majeſt. ſo wohl gefallen / daß er in beyſeyn viel ſtatli - cher ſeines Volcks geſagt vnd bezeuget hat: Er hielte etwas ſonderliches von dieſer (Niederlaͤndiſchen) Nation / weil ſie froͤmmer auff der Gaſſen weren / als viel andere in derTKir -146Etlicher Voͤlcker vnd StaͤdteKirchen. Es bezeugen auch die Hiſtorien / daß die Niederlaͤn - der mit Auffrichtung kuͤnſtlicher vnd ſinreicher Ehrenporten vnd dergleichen alle andere Nationes weit vbertreffen.

Zu Mecheln in Braband iſt vor Jahren ſo ſtattliches /Theatr. urb. groſſes woͤllen Gewirck / von vielerley ſchoͤnen Zeugs / ge - macht worden / daß alda in der Stadt vnnd derſelbigen Ge - biet herumb / viel tauſent Werckſtuͤhle gezehlet worden / ſeynd auch der ſtattlichſten vnnd ehrlichſten Zuͤnfften eine gehalten geweſen / haben aber einsmals / wegen eines Auffſtandes wi - der die ander Buͤrger vnnd Obrigkeit / viel von jhrer Freyheit verlohren.

In Flandern wird ſehr viel ſchoͤnes Gezeuges zu Ge -Quadus. wand ꝛc. gemacht / alda auch Kinder von 4. vnnd 5. Jahren darzu helffen / vnd jhre Nahrung alſo gewinnen lernen muͤſ - ſen. Deßgleichen zu Artois in Hennegaw / da viel Zeugs vnd Glaßwerck gemacht wird.

Dornick in Flandern hat dieſen ſonderlichen Ruhm /Theatr. urb. daß daſelbſten viel ſinnreiche Handwercker ſeynd / welche taͤglich newe Art vnd Muſter von Zeuggewand erdencken / alſo / daß / ob etliche in Abgang gerathen / ſie ſtetigs andere / newe / vnd annehmlicher erdencken / vnd auffbringen / damit ſie allezeit etwas haben / darauff ſich die Arme mit newen Handtirungen vnd Gewerck erhalten koͤnnen. Daher es geſchicht / daß ſelbige Stadt bißhero bey ſo langen gefehrli - chen vnd ſchadhafften Zuſtaͤnden gleichwol noch jmmer in Wolſtand vnd Vermoͤgen bleibet.

Was fuͤr ſchoͤne / zarte Leinwad in Nieder-vnnd Hol -Ibid. land gemacht wird / iſt gnugſam bekant / wie denn zn Hertzo - genbuſch Jaͤhrlich fuͤr etlich hundert tauſent Cronen werth ſolche Wahren geſponnen / vnd gewircket werden / vnd ſie es jn dieſem vielen andern zuvor thun. Zu welcher Handti -rung147von Handwercken beruͤhmet.rung jhnen das Waſſer alda / die〈…〉〈…〉 ſe genant / ſehr bequem iſt / als welches von Natur dieſe Eigenſchafft hat / daß es die Leingewand viel weiſſer machet / denn ſonſt kein Waſſer an - derswo thut. Wie auch zu Cammerich ſchoͤne / reine Lein - wad / Cammertuch vnd Lautertuch gemacht werden. (DeIn not ad Pan - ciroll. ex Hadr. Junii hiſt. Batav. cap. 15. linteis iſtis Belgicis, Henr. Salmuth ſic ait: Batavorū lintea operum ſubtilitate Arachneos labores, ne dicam palladias manus provocant, & ob id toto orbe notiſſima, Regum ac Reginarum deliciæ, quorum cum nive certat candor, cum ſindone tenuitas, cum byſſo pretium.)

Hertzogenbuſch hat auch kunſtreiche Meſſerſchmiede / vnd werden daſelbſt auch Nadeln vnd Kluffen gemacht / von ſolcher Fuͤrtreffligkeit vnd Menge / daß ſie von dannen durch die gantze Welt gefuͤhret vnd verhandtieret werden.

Was zu Coͤln am Rhein vnd andern der Niederlaͤndi - ſchen Grentzſtaͤdten fuͤr vielerley ſchoͤne Arbeit gemacht wird / iſt auch genugſam bekant.

Die Niederlaͤnder ſeynd auch gemeiniglich ſchoͤnerMatth. Quad. celeres imita - tores. & Felices inven - tores. Handgewercken / geſchwinde Nachmacher / vnnd der Newen gluͤckliche Erfinder / als: Zu Bruck in Flandern iſt erfunden worden colorum oleo temperatorum uſus, tabulas eo pi - ctas ab ævi injuriâ vindicans, die Oehlfarben / dadurch die Gemaͤhlde lange Zeit behalten werden: Es ſeynd auch dieIbid. erſten Kupfferſtecher Niederlaͤnder geweſen / auch deren einer einer Martin Stock al. Schoͤn / des Alberti Dûreri Lehr - meiſter. Sonderlich ſind die erſten Landtafeln vnd Welt - beſchreibungen mit Kupferſtuͤcken durch die Niederlaͤnder an Tag kommen / als Franciſc. Hoggenberg, der erſte Funda - tor des Orbis terrarum, welches Werck Abrah. Oertel von Antorff außmachen laſſen / deßgleichen Gerhard. Merca - tor, vnd noch etliche andere mehr / ꝛc. Als auch durchT ijdes148Etliche Voͤlcker vnd Staͤdtedes Duc de Alba Tyranney viel tauſent Menſchen aus demEman. Meter. vnd Boterus. Niederland vertrieben worden / welches mehrertheils Kauff - vnd Handwercksleute geweſen / ſeynd dadurch viel nuͤtzliche Gewerbe vnd Handwercke an andere Ort kommen / dahin ſie geflohen / vnd ſich niedergelaſſen / wie denn auch damals die vertriebene Niederlaͤnder die Kunſt des beſten Woͤllin Tuchs zu machen / mit ſich in Engelland gebracht / daher es nun floriret / alſo / daß die Tuch vnnd Cariſay / ſo Jaͤhrlich aus Engelland nur nach Antorff in Braband gebracht wor - den / auff 40. Tonnen Goldes werth geweſen.

Ober-Teutſchland betreffend / iſt daſſelbige nicht allein in etlichen groſſen namhafften / ſondern auch kleinen Staͤd - ten / allerley herrlicher Kuͤnſte vnd Handwercken vberfluͤſſig voll / die da moͤgen erfunden werden / darinne auch Mannes - vnd Weibesperſonen embſiglich arbeiten. Seynd auch deren ſo wol erfahren / ſonderlich der Mechaniſchen Kuͤnſten / daßD. Rivius. ſie deßwegen vielen außlaͤndiſchen Nationen / auch den Fuͤr - nehmſten wol fuͤrzuziehen / weil bey jhnen bißhero alle derglei - chen Kuͤnſte / Erfindungen / Vbungen vnd Vorbeſſerungen ſehr hoch gebracht / auch von jhnen vielen andern mitgethei - let werden. Es zeugt auch Bodinus, daß die gegen Mitter - nacht wohnende Voͤlcker ſtreng vnd arbeitſam ſind in Hand - wercken / vnd eine ſolche Landsart ſey auch Deutſchland / von der mitten an biß an die See oder Meergrentzen / vnnd von Niederland an biß vber Preuſſen / vnnd ſagt ferner / daß viel mittaͤgige Leute ſich verwundern vber jtztgemeldter Teutſchē / tàm multa affabrè facta, tanquam ingenium in manibus poſitum, das iſt / jhre Handarbeit habe ein ſolches Anſehen / als wann ſie den Verſtand in Haͤnden hetten.

Sonderlich behelt Teutſchland / neben andern vielenſchoͤnen149von Handwercken beruͤhmet.ſchoͤnen Gewercken / den Preiß / in plerisque Automatis fer -Bornitius, JC. reis, als Vhrwerck / vnd andern dergleichen.

Vnter den deutſchen Staͤdten aber / welche von Hand - wercken floriren / iſt Nuͤrnberg billich an der Oberſtell / nach Zeugnis wolerfahrner Leute / auch viel alter vnd newer Scri - benten / (deren viel Fuͤrnehme koͤnten genen̄et werden) / welche mit folgenden worten melden / daß ſelbige Stadt wol die aͤlti - ſte ſey / alda ſich Handwercker geſetzt / vnd gehalten / vnd das gemeine Volck alda ſeynd bißher ſcharfffindige / kuͤnſtliche Handwercksleute / vieler ſubtiler / vnd nuͤtzlicher Wercke Er - finder vnd Meiſter / vnd ſolcher Perſonen vnd Wercke wegen zum hoͤchſten vnd vberall beruͤhmet / Ja daß daſelbſten durch fuͤrſichtige Regierung vnd wolgeordnete Policey nicht allein alle Handwercke vnd loͤbliche gute Werckkuͤnſte von Tag zu Tag in ſteter Vbung zunehmen / vnnd auffs hoͤchſte ſteigen / ſondern auch der mehrertheil den Vrſprung / Erhaltung / vnd Ruheſtadt des gantzen Teutſchenlandes daſelbſten haben / wegen ſo vieler trefflichen kuͤnſtlichen Werckmeiſter / in aller -Noribarga ar - tificum patria & hoſpitium. ley Handkuͤnſten / welcher Wercke denn ſelbſten die Meiſter zu loben pflegen / nach dem alten Ehren-vnnd Sprichwort. Es bezeugen auch die Scribenten / daß die Bequemligkeit der Waſſer oberhalb dieſer Stadt / vnd die gelegene Menge des Holtzes vmbher / groſſe Vortheil vnnd Behelff gegeben / Hammermuͤhlen / Schmeltzhuͤtten / Werckſtedte vnd derglei - chen zu bawen / Ja es ſollen / nach etlicher Auſſage / die Haͤm - merwercke vnd Schmiedemuͤhlen vmb dieſe Stadt heruͤmb die erſten in Teutſchland geweſen ſeyn. Daher ſie je lenger vnd mehr faberrimis ferrifabris, vnnd Menge ſolcher kuͤnſt - licher Meiſter / welche von vielerley metallen arbeiten / erfuͤllet vnd beruͤhmet iſt.

Seynd auch in dieſer Stadt viel nuͤtzliche / kuͤnſtliche In -T 3ſtru -150Etliche Voͤlcker vnd Staͤdteſtrumenta mathematica, auch Viſier-Staͤbe / zu groſſem Geſchuͤtz vnd anderm Gebrauch / auch das Stoßgewicht / die Pfaͤle einzuſtoſſen / vnd viel mehrers / zum Bawwerck noͤthigVorrede / in lib. 6. Machin. vnnd gehoͤrig / erfunden worden. Welches neben andern Hieronymus Megiſerus bezeuget / da er ſaget: Man ſehe die einige Stadt Nuͤrnberg an / was hat dieſelbe bißhero fuͤr vnzehliche / zu allerley Kuͤnſten nuͤtzliche machinas vnd In - ſtrumenten erfunden? Darumb ſie denn auch durch die gan - tze Welt alſo beruͤhmt iſt / daß jhre Inventiones vnd Wercke biß in die euſſerſte Indien / vnnd in die newe Welt verfuͤhretIn lib. Servit9 Ægyptiaca. worden. Vnd Heberus meldet: Nuͤrnberger Hand / gehet durch alle Land. Auch ſchreibet Jacobus Bornitius: Nori - bergenſium machinas mechanicas exteros Reges ac Prin - cipes ſæpè admiratos eſſe accepimus.

Conrad. Cel - tes.

Auch ſol in dieſer Stadt das Drathziehen ſeyn erfun - den worden / von einem / Namens Rudolph / welcher gar reich dadurch worden / deſſen Sohn ſich von etlichen vberreden laſſen / daß ers jhnen ein wenig gewieſen / was ſein Vater vor einen Werckzeug hatte vnd gebrauchte / welches / da es der Vater erfahren / hat er den Sohn erwuͤrgen wollen / darumb er jhm entlauffen muͤſſen.

Es werden auch von D. Rivio, vnd den Hollaͤndiſ: Schiffarten geruͤhmet des M. Georg. Hartmanni, weiland Mathematici daſelbſten obſervations-Inſtrumenta, von jhm erfunden. Eobanus Heſſus ſchreibet von dieſer Stadt alſo:

Ædificata ſolo, ſterili, verùm ipſa per Artes
Facta opulenta ſuas, & florens rebus honeſtis,
Nobilibus clara Ingeniis, quaſcunque per Artes

Ire libet, &c. Et:

Nuſquam culta magis floret divina Matheſis.
Et: Gens151von Handwercken beruͤhmet.
Et:
Gens præcipuè laudata eſt Norica ferro,
Ferrum amat, ut ferri laudem ſibi vendicet uni,
Tractandi per mille modos ac mille per artes,
In ferrum gens nata, piæ ſeu commoda pacis,
Seu gerat inſani furioſa negotia Martis.
Hans Sachs / im Lobſpruch der Stadt Nuͤrnberg:
GOtt hat auch geben dem Teutſchland
Viel Kuͤnſtler mit hohem Verſtand.
Sih nur an die Stadt Nuͤrnberg werth /
Der meiſt Theil ſich mit Handwerck nehrt.
Allerley Handwerck vngenant /
Was je erfunden Menſchen Hand.
Ein groſſes Theil fuͤhrt den Hammer
Fuͤr die Kauffleut vnd die Kramer.
Von allen dingen / was man darff /
Gemachet rein / kuͤnſtlich vnd ſcharff.
Auch ſeynd allda ſinnreich Werckleut /
Die ſich zu brauchen ſind bereit.
Dergleich man findt in keinem Reich /
Die jhrer Arbeit thun geleich.
Als da manch kuͤnſtlich Werck anzeigt /
Wer dann zu Kuͤnſten iſt geneigt /
Der findt allda den rechten Kern /
Fuͤr die / ſo ſolches wollen lehrn.
Drumb iſt Nuͤrnberg ein Kron im Reich /
Man findt nicht bald der Handwerck gleich /
So gwaltig treiben mit der Hand /
Vnd ſchicken ſolchs in manches Land.
Iſt vnd152Etlicher Voͤlcker vnd Staͤdte
Frid. Achill. Dux VVirte - berg. Conſul - tat. de pro - vinc. Europæ.

Iſt vnd bleibt alſo die Stadt Nuͤrnberg vieler ſonder - baren kunſtreichen vnd gemeinen Handwercken / (dergleichen in Teutſchland nicht zu finden) zum hoͤchſten beruͤhmbt / auch bey hohes Standes Perſonen.

Vnd wie bey andern Scribenten geſchicht / alſo ſol auch hier bey dieſer Stadt Nuͤrnberg Kuͤnſtlern billich vnvergeſſen ſeyn Albrecht Duͤrer / welcher von Mannsgedencken hero beruͤhmet geweſen / ein Mann von lauter Kuͤnſten / derglei - chen die Welt kaum getragen / (alſo ſchreiben hochgelahrte vnd Kunſtverſtendige von jhme /) daß viel gleuben / Zeuxis, Parrhaſius, Apelles ſelbſten / vnd viel andere namhaffte / ſeynD. Gualt. Ri - vius in ſeinen Buͤchern vber den Vitru - vium. etwas ſchlecht gegen jhme geweſen / ſo kuͤnſtlich / findig / mit Mahlen / Reiſſen / Stechen / in Holtz / Kupfer / Conterfeyen / mit vnd ohne Farben / daß jhme nichts fuͤrſtunde / welches er nicht hette machen koͤnnen / vnnd ſeines gleichen mit kuͤnſtli - cher Hand nicht lebte / auch ſchier nichts war / darvon er nicht einen groſſen Theil wuſte / darzu anſchlaͤgig / bawſinnig / der alle Gebaͤw aus dem Grunde wuſte anzugeben / aus rechter Kunſt / vnnd alles fuͤr die Augen zu ſtellen / als ſehe mans le - bendig. Des Circuls war er ein ſolcher Meiſter / daß er nach der natuͤrlichen Symmetria alle Glieder des Menſchen pro - portioniret, vnd dergleichen viel andere Kunſt - vnd verſtand - reiche Wercke gemachet / dergleichen man nie geſehen. Da - her von jhme geſchrieben wird:

J. G. JC.
Dûrerus Naturâ opifex propè doctior ipſâ.
Et:
Jac. Boiſſard.
Gallus.
Quæ tibi pinguntur tabulis ſpirantibus, illa
Vivere, & exerto credimus ore loqui.

Wer etwas mehrers von ſolchen Kuͤnſtlern / ſonderlich Mah - lern / (als Zeuxis, Parrhaſius, Apelles, vnnd dergleichen ge - weſen /) vnd wie ſie einander mit jren Gemaͤhlden aus Eyfervnd145[153]von Handwercken beruͤhmet.vnd Ruhm vberkuͤnſtelt / wiſſen wolte / der findet ſolches an - derswo / Iſt aber dem Leſer zu erluſtiren / vnd dem vortreffli - chen Duͤrer Geſellſchafft zu leiſten / folgends aus D. Gualt. Rivii Buͤchern vnd andern hierein geſetzt:

Zeuxis, ein vberaußtrefflicher Mahler / hatte einen Knaben gemahlet / welcher Weintrauben in einer Schuͤſſel getragen / welche Weintrauben ſo kuͤnſtlich vnnd natuͤrlich gemahlet geweſen / daß auch die Voͤgel darnach flohen / vnd vormeyneten darvon zu eſſen. Da ward er auff ſich ſelbſt zornig / vnnd ſprach: Die Trauben hab ich beſſer gemahlet / als den Knaben / denn / wann derſelbe auch were recht außge -Plin. ex l. 35. c. 9. & 10. macht / ſo ſolten ſich die Voͤgel vor jhme geſchewet haben. Dieſer iſt ſehr reich worden / vnd endlich ſeine Gemaͤhlde nur verſchencket / in meynung / es were niemand / der ſolche Kunſt nach Wuͤrden bezahlen koͤnte.

Parrhaſius hat auch vmb ſelbige Zeit gelebt / dem Zeu - xi an Kunſt vberlegen. Dann / als ſie einesmals vmb die Meiſterſtuͤcke in die Wette mahleten / brachte Zeuxis herfuͤr / erſtlich ſeine Trauben / die er ſo kuͤnſtlich getroffen hatte / daß die Vogel heran flohen / vnd begehrten darvon zu eſſen. Dar - nach brachte Parrhaſius ſein Meiſterſtuͤck herfuͤr / nemlich eine Tafel / darauff er ein Tuch gemahlet hatte / geſtalt wie ein Vorhang / da das Zeuxis ſahe / ſprach er zu Pharraſio: Er ſolte das Tuch hinweg thun / vnd ſein Meiſterſtuͤck auch ſehen laſſen / greiff auch ſelbſten zu / willens / den Vorhang hinweg von der Tafel zu ziehen / vnnd zuſehen / was dahinter were. Sihe / da war es ein gemahlt Tuch / da ſchaͤmete er ſich / vnd bekante frey / er were von Parrhaſio vberwunden: Sin - temal er Zeuxis nur die vnvernuͤnfftige Voͤgel / ParrahſiusPlin. ibid. aber dagegen jhn ſelbſten / als einen groſſen Kuͤnſtler / vnd be - ruͤhmten Meiſter / betrogen hatte.

VApel -154Etlicher Voͤlcker vnd Staͤdte

Apelles aber hat / die vor jhme geweſen ſind / alle weitPlin. ibid. vbertroffen. Er mahlete auff eine Zeit ein Pferd / ſo kuͤnſt - lich vnd natuͤrlich / das andere Pferde / die es anſahen / nicht anders meyneten / es were ein recht lebendig Pferd / vnd fien - gen an / daſſelbige anzuwiehelen vnd anzuſchreyen. Er hat auch neben vielen andern trefflichen Wercken vnnd Kunſt - ſtuͤcken / den Alexandrum M. ſo wol nach dem Leben con - terfeytet / auff einer Tafel / mit einem blitzenden Donnerkeil in der Hand / daß es das Anſehen gehabt / als ob die Finger mit demſelben aus der Tafel heraus ſtuͤnden. Vor welches Werck er zu mahlen bekommen 20. Talent Goldes / die thun ſo viel als 120000. Vngariſche Goldguͤlden / welches Geld fuͤr ſeine kuͤnſtliche Arbeit jhme an ſchoͤnen Goldſtuͤcken / mit einem Kornmaß zugemeſſen worden. Dieſer Apelles ward einsmahl nach Alexandri Magni Todt aus Aſia durch ein Vngewitter in Egypten verſchlagen / vnnd kame gen Alex - andria, an die Koͤnigliche Hoffſtadt / hatte aber ein ſchlech - tes Anſehen / darumb denn aus Spott ein Hoffmann jhn / ins Koͤnigs Namen zur Koͤniglichen Mahlzeit-Tafel auff den Abend zu gaſte lude. Apelles ſtellete ſich ein / man ſahe jhn mit Verwunderung an / als einen ſehr ſchlechten vnd vn - bekanten / fragte jhn / wer jhn dahin zukommen geheiſſen? Apelles antwortet: Er ſehe zwar denſelben jetzo nicht gegen - wertig / wiſſe auch nicht / wie er heiſſe / wolte jhn aber bald zeigen / nimpt alßbald eine Kohle / gehet an eine Wand / vnd mahlet deſſelben Spoͤtters Angeſicht ſo Conterfeytiſch /Plin. ibid. daß die Anſchawer leichtlich kenneten / wer er were. Weil ſolche vnnd andere dergleichen Kuͤnſte hinter jhm waren / iſt er vom Koͤnige hierauff ehrlich gehalten / vnd reichlich begabt worden.

Von155von Handwercken beruͤhmet.

Von dieſen vnd andern dergleichen Kuͤnſtlern iſt auch zu wiſſen / daß jhrer jeglicher nicht in allen Wercken excelli - ret vnnd fuͤrtrefflich geweſen / ſondern nur in etlichen / Als: Zeuxis vnnd Nizias haben die Weibesbilder trefflich mah - len koͤnnen / Dahero Zeuxis, als er die Abgoͤttin Lucinam, (oder Venerem) mahlen wolte / die Crotoniaten damit zu zu verehren / hat er jhme aus der gantzen Jungfrawen Schaar ſelbiger Stadt / fuͤnffe der Allerſchoͤnſten erweh - let / damit von dieſen / was an jeder Weiblicher geſtalt am ſchoͤnſten war / von jhme in ſein Gemaͤhlde gebracht wuͤr - de. Dargegen war einer Sorapion, der machte alle Dinge wohl / aber nicht die Menſchen. Dionyſius aber machte nichts beſſers / denn die Menſchenbilder. Eraclides war gut vnd beruͤhmbt / die Schafe zu mahlen. Alexander ein Roͤ - miſcher Mahler / mahlete zwar alle dinge wohl / aber in ſon - derheit die Hunde. Aurelius der Mahler war ein groſſer Buhler / der machte auch nichts liebers noch beſſers / als Goͤt - tine / an welcher Angeſichte er gemeiniglich ſeiner Buhlſchaff - ten Geſtalt vnd Conterfeyt machte. Vnd dergleichen Ex - empel koͤnten mehr benennet werden. Daher einer von ſol - cher Vngleichheit geſchrieben:Heinrie. Hon - dij.

Propria Belgarum laus eſt bene pingere rura,
Auſoniorum homines pingere, ſive Deos.
Omnibus haud idem Genius, placet ille colore,
Umbris; hic gratis floribus, arboribus.
Agros ſcitè alter pingit, tumida æquora, rupes;
Urbibus aſt alter clarus, imaginibus.

Was ſonſten andere Staͤdte in Teutſchland hin vnd wie - der betrifft / welche auch von mancherley guten Wahren vnd Handwercken beruͤhmt ſeyn / iſt ſelbiges vorhin bekant gnug /V ijvnd156Etlicher Voͤlcker vnd Staͤdtevnd vnnoͤthig zu erzehlen / vnnd mag bey angeregtem alſo verbleiben.

AMERICA, Oder / Newe Welt.

D Theil der Welt iſt von vnſern Europeiſchen Nationen am letzten erfunden vnd entdecket worden /Natur. vnd Moral. hiſtor. von. Weſtin - dien. vnd befindet ſich bey etlichen ſelbigen Weſt-India - nern / Braſilianern vnd andern / auch ſonderliche Handar - beit / darunter auch viel kuͤnſtliches Gewerck: als / daß vor - zeiten etlicher ſelbiger Orten ſonderliche Gebaͤwde muͤſſen geweſen ſeyn / welches abzunehmen an vielen ſehr groſſen Steinen / das niemand außdencken mag / wie ſolche moͤgen gehawen vnd geſetzt worden ſeyn / weil ſie keinen Werckzeug haben / ſolche Arbeit zu machen / vnnd doch ſehrwohl gefuͤget ſeyn. Aber die Schwibboͤgen zu machen / iſt jhnen vnbe - kant geweſen / Denn / als die Spanier eine Bruͤcken mit Boͤ - gen gemachet / vnnd da es fertig / das Geſtell hinweg theten / flohen die Indianer / vermeynten gentzlich / es wuͤrde alles in Hauffen fallen. Da ſie aber vernahmen / daß es ſtehen blie - be / vnnd die Spanier ſie brauchten / mit druͤber gehen / reiten / fahren / ſagte ein Indianiſcher Herr zu ſeinen Leuten: Wir dienen dieſen billich / denn ſie ſcheinen Kinder der Sonnen ſeyn / vnd habens auch viracochas genant / das iſt / von Gott geſandt.

Ibid.

Die Indier in Peru hatten dieſe Ordnung / daß ſie von Jugend auff / neben den Kriegsvbungen / ein Handgewerck / zum menſchlichen Leben dienlich / zu lernen pflegten / was nemlich jhme vnnd den ſeinigen noͤthig war / zur Nahrung / Feldbaw / Wohnung / Kleidung / wenig Haußrath / ſchlechteRuͤſtung157von Handwercken beruͤhmet.Ruͤſtung / ꝛc. Sonſten arbeitens auch von Metall / Gold / Silber / von Erden / Toͤpfe vnd dergleichen / auch Mahlerey / vnd anders.

Anno Chr. 1517. ſehen die Americaner im Norder -Ibid. meer etliche frembde Schiffe / mit Volck (das waren Spa - nier) ſchiffeten auch mit Verwunderung / mit etlichen jhren Nachen / denſelben an Port / zu ſehen / was fuͤr Leute weren / brachten jhnen auch mit von jhres Landes Koſt vnd Victua - lien. Die Spanier nahmen die Indianer in jhr Schiff / gaben jhnen vor jhre Wahr etliche Schnuͤre mit glaͤſern Co - rallen / vnd dergleichen ſchlechtes / die Indianer meyneten / es weren koͤſtliche Dinge / nahmens mit ſich / jhrem Koͤnige zu zeigen / kamen gen Merxico, vnnd hatten in einem Tuch gar artig alles / was ſie geſehen hatten / dieſer frembden Schiffe Menſchen vnnd aller dinge geſtalt / ſo kuͤnſtlich conterfeytet / daß hernach die Spanier / da ſie mit jhrem Oberſten Fernan - do Cortes hinein kommen / vnd ſolches geſehen / ſich hoͤch - lich daruͤber verwundern muͤſſen. Sie machen auch jhre Spieß vnnd Pfeilſpitzen von Fewerſteinen / Fiſchſchupen / Zaͤhnen / ꝛc. Item / aus mangel der Meſſer ſchneiden ſie jhr Haar / Speiſe / vnd anders mit Muſcheln / Schalen / ꝛc. EsIbid. ſeynd auch etliche dieſer Weſt-Indianer ſehr kuͤnſtlich in Bil - dern vnd Kleidern / von gefaͤrbten Vogelfedern / zu machen / deren ſie eine groſſe Menge haben / vnd machen aus denſelbi - gen ſo kuͤnſtlich Ding / daß ſich zu verwundern. Ja etliche wiſſen mit Federn ein ding alſo zu conterfeyten / als obs mit ei - nem Penſel gemahlet were: Vber einer ſolchen kuͤnſtlichen Arbeit hat ſich einsmahls der Koͤnig in Spanien Philipp. II. nicht gnugſam verwundern koͤnnen. Vnd Papſt Sixtus V. als ein groſſer Kunſtliebhaber / empfienge einesmahls mit Frewden eine Tafel / darauff S. Franciſcus abconterfeyetV iijwar /158Etliche Voͤlcker vnd Staͤdtewar / da man jhme ſagt / daß die Indier ſolches von Federn gemacht hetten / wolte ers probiren / vnnd ſtriche mit einem Finger vber die Tafel / zu erfahren / obs Federn weren. Vnd nach befindung deſſen / hielt ers vor ein Wunder / daß die Federn ſo wol gefuͤgt waren / daß man mit dem Geſicht nicht vnterſcheiden moͤgen / obs natuͤrliche Farben oder Federn weren.

Dergleichen wiſſen ſie auch mit ſolchen faͤrbigen Vo - gelfedern jhre Tempel / Wohnungen vnnd anders zu zieren / auch davon Tapecercyen / Kleider / Federbuͤſche vnnd Zierat vmb den Kopff / Leib / vnd anders zu machen. Etliche ſeynd ſo liſtig / nachdeme ſie erfahren / daß der Bezoar-Stein in ſo groſſen Werth kommen / zur Artzney / ꝛc. ſie denſelben aus et - was anders / gleicher Materien / nachmachen / vnnd mit ſol - cher Falſchheit viel Gutes gewonnen haben / (wie denn auch etliche Tartarn mit dem Rhebarbaro / vnnd die Perſianer mit dem Caſtoreo zu thun pflegen.) Sie machen jhnen auchB〈…〉〈…〉 nzo in de - ſcript. Amer. gar kuͤnſtlich von Vogelheuten etliche gar leichte Kleider / weil ſie der Hitze wegen nichts anders tragen koͤnnen / vnnd ſelbiges iſt ſo gar artig als Seidenſtickerarbeit gemacht / oder als wann es lockichtes Seidengewand were. Vber die Waſſerſtroͤhme zu fahren / machen ſie Floͤſſe von außgedoͤr - reten Kuͤrbiſſen / in groſſer Anzahl an einander geknuͤpffet / darauff ſie etliche Perſonen / vnd eine ziemliche Laſt vberfuͤh - ren koͤnnen.

Notitia oc - cid.

Etliche bereiten die groſſen Feigen - vnd ander Baum - bletter / vnnd machen daraus vielerley Geſchirr vnnd Hauß - rath / auch Tuchgewand vnnd anders / zu vielerley Nutzen / wiſſen auch etliche Baͤume mit Fruͤchten vnnd Blettern alſo zu brauchen / daß ſie alle Lebens Nothdurfft davon habē moͤ - gen. Machen auch von den Thieren / davon der Bezoarſteinkompt /159von Handwercken beruͤhmet.kompt / vnnd andern etliche Kleidungen vnnd Tapecereyen / welche ſehr werth / vnd fuͤrnemlich den Podagriſchen vnd an - dern geſund ſeynd / vnd was ſie noch taͤglich lernen. Vnd alſo hiervon auch genug.

Wie ein Land vnd Volck etwas beſonders fuͤr eim andern habe.

FErner / gleich wie in natuͤrlichen dingen / oder an den Wercken der Haͤnde GOttes durch die Natur ge - ſchaffen / ein groſſer Vnterſcheid ſich befindet: alſo geſchicht es auch in den jenigen / welches Menſchenhaͤnde ar - beiten vnnd bereiten / daß jmmer an einem Ort etwas fur ei - nem andern gemacht wird. Denn / was die Natuͤrlichen belanget / vnd an Speiß vnnd Tranck / als den nothwendig - ſten / dieſe Betrachtung anzufahen / hat man bey vns vnnd den benachbarten Landen mancherley bekantes Getreid - wachs / von Korn / Duͤnckel / Gerſten / Weitzen / vnnd der - gleichen / daraus Brod gebacken / vnnd genoſſen wird / vnnd zwar an einen Ort beſſer / wolgeſchmackter / kraͤfftiger / reiner als am andern.

In vielen Laͤndern aber muͤſſen ſelbige Leute etwas anders dafuͤr annehmen / vnd gebrauchen / vnnd machen jhr Mehl vnd Brod aus Datteln / Palmen vnd andern Baͤu - men / mancherley gedoͤrrten Fruͤchten vnnd Gewaͤchſen / Fi - ſchen / derſelben Graͤten vnd Beinen / auch aus etlicher art Bintzen / vnd mehr andern dingen / wie denn ſolches von etli - chen Arabern / Indianern / vnnd vielen Inſulanern geſchrie - ben wird.

Alſo160Ein Ort vnd Land

Alſo iſts auch mit dem Getraͤnck beſchaffen / daß viel Laͤnder vnd Voͤlcker ſeynd / welchen Wein / Bier vnnd ander /Indian. hi - ſtor. bey vns gebraͤuchliche Tranck gantz vnbekant / ſondern nur vom bloſſen Waſſer / oder aus etlicher Baͤume Fruͤchten / Kraͤuter / Wurtzeln / vnd andern Gewaͤchſen / welche ſie zer - ſtoſſen / zerreiben / auch wol im Munde kewen / Waſſer daran gieſſen / vnd alſo einen Tranck davon bereiten.

Ibid.

Ja etliche Voͤlcker haben von eines einigen Baumes Art allerley Nothdurfft des gantzen Lebens / von Speiß / Tranck / Artzney / Kleidung / vnd viel anders / wie in ſonderheit von den Indianiſchen Cocosbaͤwmen gemeldet wird / daß ſel - bige groſſe vnd mancherley Nutzbarkeiten geben / als die Blet - ter brauchens fuͤr Papier / ſchreiben darauff mit Griffeln / machen auch daraus Seile / Stricke / Decke der Haͤuſer / auch Nadeln vnnd Faden / zu nehen / wie mit Seiden / der Baum giebt Holtz vnnd Kohlen zum Fewer / die Nuͤß oder Frucht ſelbſt iſt gut vnnd wol geſchmack zu eſſen / hat in ſich ein ſuͤß / kraͤfftig Waſſer / giebt auch Milch / die Schalen gibt Trinck geſchirr / vnd der Baum bawet Haͤuſer / vnnd iſt der nuͤtzlichſten Baͤume einer in der Welt.

Etlicher Orten der Weſt Indien hat man einen Baum / Mangvey genant / der giebt Waſſer / Wein / Oehl / Eſſig / Honig / Syrup / alles nach ſchlechter Bereitung / vnnd ſehr viel andere Dinge / zu allerley Nutzen / vnd wechſet durch die Guͤtigkeit GOttes dieſer Baum allenthalben im Lande / den Inwohnern zu gute.

Hollaͤndiſche Schiffart.

Etliche haben gar kein ſuͤß Waſſer / weder aus Brun - nen / Fluͤſſen / Teichen / Regen oder anderswo her / ſondern werden auff eine andere Art durch die Vorſehung GOttes damit begabet / als in der Canarien Inſulen einer / Il de fer - ro genant / welche doch ſehr Volckreich / die hat in der mitteneinen161hat etwas beſonders fuͤr dem andern.einen Baum / welcher von einer Wolcken ſtetig befeuchtet / alſo Waſſer von ſich treuffet / fuͤr Menſchen vnd Viehe zu genieſſen.

Die Egyptier / ſonderlich zu Cairo / alda viel 100000. Matth. Quad. Menſchen wohnen / haben kein ander Trinckwaſſer / als aus dem Fluß Nilo / welcher vber das / daß er das gantze Land Jaͤhrlich mit ſeinem Außlauff fruchtbar machet / auch ſehr ſuͤß Waſſer hat / dergleichen kein Waſſerſtrom in der Welt mehr iſt.

Alſo ein Ort des Meers giebt beſondere Art von Fi - ſchen / als der ander: Der Hering gehet von Nordwegen vnd Dennemarckt biß vmb Engel - vnd Schottland / Franck - reich / Niederland / vnnd vmb die Oſtſee / der Sardinicher an Gallicien, die Doͤhnen bey Conſtantinopel / die Anckinen anTheatr. or - bis. die Provintz / die Wallfiſche an die Orcades / die Aloſen an die Barbarey / die Molven an die newe Welt / die Murenen an das Sicilianiſche Meer / vnd andere anderswo. Ja eine jede Seekoſte vnd Jahrszeit giebt was beſonders von Fiſchē. Alſo auch die Waſſerſtroͤme / iſt einer beſonder / auch Fiſch - reicher / als der ander. Vnd alſo iſts auch beſchaffen mit vn - terſcheid des Gehoͤltzes / auch an Wein / Saltz / mancherley Fruͤchten / Getreidig / Wieſewachs / Bergwercken / Stein - bruͤchen / vnd ſehr vielen andern. Ja auch die Lufft giebt jm - mer an einem Ort etwas anders / vnd deſſen iſt faſt vnzehlich. Vnd ſonderlich iſt denckwuͤrdig / was die newen Schiffarten vnd Hiſtorien bezeugen von der Inſul S. Helena / zwiſchenHollaͤndiſche Schiffarten. Africa vnd Braſilien / ſehr weit von den Laͤndern entlegen / welcher Inſul Fruchtbarkeit vnd Lufft ſo gut vnd geſund iſt / daß / da in Anno Chr. 1608. von der Hollaͤndiſchen Flotta / bey 564. Perſonen alle todtkranck in dieſe Inſul außgeſetzet worden / ſeynd ſie innerhalb zehen Tagen alle wieder zurXGe -162Ein Ort vnd LandGeſundheit gelanget / auſſer 3. Perſonen / welche geſtorben / denn allda der Lufft / Gewaͤchs / Voͤgel / Thier / Fiſche / vnd alle Fruͤchte / Waſſer / vnnd alle Gelegenheit dem Leben vnd der Geſundheit vberaus dienlich iſt. Iſt auch dieſe Inſul ei - ne Zuflucht aller vermuiten Schiffen / allda ſie / wie in einem Gaſthoff / oder Hoſpital außruhen / jhrer warten / vnnd ſich ergetzen koͤnnen. Iſt bißhero wol beſaͤmet worden mit gu - ten Thieren vnd Fruͤchten / vnd hat Frantz Drack der Engel - laͤnder auff ſeiner erſten Reiſe vmb den gantzen Erdboden / alda einen Keſſel vnnd anders zu gemeinem Gebrauch gelaſ - ſen / fuͤr alle Ankommende. Vnd haben die vorigen Koͤnige in Portugal (welcher Volck es erfunden) nicht geſtatten wol - len / daß jemand drinnen wohnen / ſondern den Seefahren - den gemein ſeyn ſol.

Vnd obwol ein Land vor dem andern bißweilen Maca - ria, fortunata, Schmaltzgrube / Paradeiß / vnd dergleichen genennet wird / ſo hat es doch nicht alle Zugehoͤr vnnd Noth - durfft ſo reichlich / daß es nicht auch eines andern Landes Huͤlff vnd Zufuhr beduͤrffe / vnd bleibet wol dabey / was auchActor. 12. die H. Schrifft ſaget / daß ſich ein Land vom andern nehren muͤſſe. Hat alſo ein Volck vnd Land fuͤr dem andern etwasGeneſ. 49. beſonders / vnd ſaͤmptlich mancherley Segen / (wie der Ertz -Deut. 33. vater Jacob / vnd der Mann Gottes Moſe in jhrem Valete andeuten /) damit es von Gott begabet iſt / zu dieſem Ende /Matth. damit die Menſchen lerneten GOttes Wunder vberall zu er -Quad. kennen / vnnd fuͤr ſo mancherley Gaben an vnterſchiedlichen Geſchoͤpffen / ſeine Weißheit vnd Macht zu loben vnnd prei -Diſcurs von der Tew. rung. ſen. Vnnd Bodinus in ſeinem ſchoͤnen Diſcurs ſagt alſo: Gott hat durch wunderbare Weißheit ſeine Gaben auff der Welt alſo getheilet / daß kein Land in der Welt ſo fruchtbar / vollkommen vnd wol verſehen iſt / welches nicht vieler Dingemange -163hat etwas beſonders fuͤr andern.mangele / vnnd nothduͤrfftig ſey / alles daruͤmb / die Leute in Freundſchafft vnnd Einigkeit zu vnterhalten / oder zum we - nigſten zu befoͤrdern / wo man etwa in Streit geriethe / daß man ſich deſto eher wieder vergleichen ſolte / nachdem keiner des andern in die lenge entbehren koͤnne.

Vnd alſo gehets auch her in Kuͤnſtlereyen vnd Hand - wercken / daß jmmer ein Lands - vnd Volcksart etwas beſon - ders fuͤr dem andern macht vnd treiben kan / vnnd verleihet Gott der HERR offt einem Lande / Stadt / Ort / Perſonen vor andern eine ſondere Gabe / dieſes oder jenes zu machen /Jac. Bornic. JC. welches an einem andern Ort ſich gar nicht thun laſſen wil / wie auch mit vielen zu erweiſen / vnd erfahrne Handwercker / Kuͤnſtler / vnd Handtierer ſelbſten bezeugen.

Nur etwas zum Exempel anzuziehen: In Braband iſt eine Stadt / Thienen genandt / da wird ſo gut / geſchmack /Theatr. urbis. vnd ziemlich ſtarck Bier gemacht / mit welchen man die Sor - gen vnd Vnluſt des Gemuͤths viel beſſer vnd gewiſſer vertrei - ben kan / denn mit gutem Wein. Denn wann einer mit trawrigen Gedancken behafft / iſt keine koͤſtlichere Artzney zu finden / damit mans einem fuͤglicher entnehmen moͤchte / denn diß Hochgardiſch Bier / alſo genant. Iſt auch nichts zu er - dencken / das mehr Nachdruck habe / recht froͤlich zu machen / Verß zu tichten / vnd anders zu erwecken / welches ſonſt auff gute Weinbecher zu erfolgen pfleget. Daher denn den jeni - gen / ſo ohne groſſen Schaden jhres Seckels gut Schirr ma - chen wollen / im gantzen Lande nichts bekanter vnd gebraͤuch - licher iſt / denn diß Bier.

Diß vnnd ander dergleichen Biertranck wird man an andern Orten ſchwerlich oder gar nicht nachmachen / wie der - gleichen offt probiret worden.

X ijAlſo164Ein Ort vnd Land

Alſo iſt ein Staͤdtlein in Holſtein / Nordwerdts gelegen / Eckelnfort genandt / da brawet man gut Bier / welches eine ſonderliche Art hat / den Leib ſeuberlich vnnd doch wol zu rei - nigen vnd purgiren. Daher hat ſelbiges Bier ein Cardinal, Rainundus, genennet Cacabellam, vnd daher nennens auch die gemeinen Leute Cacabil. Unde verfuſ:

Cur Ekefordenſis potus Cacabella vocatur?
Nempe, quòd hæc bellè pota cacare facit.

Vnd von alten Hamburger Bier hat auch gemeldter Cardinal geſagt:

O Bier / wie gern wereſt du Wein!
De Republ.

Alſo ſaget auch Tholozanus, daß etlicher Orten In - wohner ſingulares propenſiones, das iſt / ſonderbare Zunei - gungen auff etliche Handarbeit haben / vnd Bornicius ſagt: Singularia opificia & artificia ſæpe fataliter ſingulis po - pulis, locis, perſonis, reſervata ſunt, das iſt: Es ſeynd off - termals ſonderliche Dinge zu machen / etlichen Leuten / Per - ſonen vnd oͤrtern durch ſonderbare Schickung vorbehalten / vnd vor andern gegoͤnnet / wie dengleichen viel die Erfahrung mit ſich bringet.

Bornicius.

Auch wird manches Ding alſo in einem Land oder Ort geſperret / vnd in geheim gehalten / daß mans ſchwerlich nach - lernen kan / als: Die Reuſſen lehren niemand das rothe Preuſchene oder Juchtleder zu machen / auch nit vmb groſſes Geld. Hingegen wie manches ding an einem andern Ort gar ſchwerlich fortgehet / alſo koͤm̃t offt manchs gar bald zu Fruͤch - ten / wie es mit den Seidenwuͤrmen hergangen / davon die Hi -Pancirol. & Salmuth. ex Zonar. & Procop. ſtorien melden / daß 2. Moͤnche das ſeminarium ſerici, oder Seidenwuͤrmereyer mit ſich aus India nach Conſtantinopel gebracht / vnter dem Keyſer Juſtiniano, vnnd gewieſen / wie aus dieſen Eyern Wuͤrmer ꝛc. wuͤrden / die man mit Maul -beer -165hat etwas beſonders fuͤr andern.beerblettern nehrete / vnnd ſelbige hernach Seiden ſpinnen. Welches Seidengeſpinſt vnd Gewirck hernach durch dieſes Mittel in Europâ ſo fruchtbar worden / ſonderlich in Welſch - land / Spanien / Franckreich / Teutſchland / daß Pancirollus ſagt: Es ſey dieſes artificium mercatorum nervus, & la - borantium fulcimentum, das iſt / eine ſtattliche Nahrung der Arbeiter vnd Handelsleute.

Daß auch ein Land dem andern ſeine Wolfarth / ent - weder der natuͤrlichen Geſchoͤpffe vnnd Gaben / oder nuͤtzli - cher Handtierung / wormit es von GOtt geſegnet iſt / oder wird / hertzlich vnnd aus Lieb goͤnnen ſol / lehret das ſchoͤne Exempel der loͤblichen Herrſchafft Venedig. Denn alsPetr. Bem - bus, hiſt. Ve - net. l. 6. ſelbige vor Mannsgedencken / durch jhren Legaten / (welcher an Koͤnig Emanuel in Portugal geſchickt ward /) verſten - diget worden / wie ſelbigen Koͤniges Schiffe mit nothwen - diger Zugehoͤr / fuͤr Mauritania vnnd Getulia fuͤruͤber / vnd alſo foͤrder vmb gantz Africa geſchiffet / mit dieſem Intent vnd Vorhaben / (welches die Venediger lang gefuͤrchtet /) Arabiam vnd Indiam zu erkundigen / vnnd aus ſelbigen Lan - den die Fruͤchte / Gewuͤrtze vnd dergleichen Wahren / ſelbſten abzuholen / auch derſelben Schiffe etliche mit dergleichen Gut allbereit zu Liſſabon ankommen weren / ſeynd zwar die Venediger anfenglich etwas daruͤber beſtuͤrtzet worden / als die leichtlich merckten / daß jhnen ſehr viel hiedurch entzogen wuͤrde / quam tamen animi ægritudinem compendiis a - liorum populorum ſolabantur, ſimul & illud cogitabant, amabile profectò eſſe, novas regiones, alterumq́ue propè acquiri orbem, gentesq́ue abditas atque ſepoſitas cele - brari, das iſt / Sie haben gleichwol andern Voͤlckern jhre Wolfarth vnd Beſſerung nicht miß goͤnnen wollen / auch fuͤrX iijwolge -166Ein Land vnd Ortwolgethan geachtet / daß man von newen Laͤndern vnd Voͤl - ckern der Welt / welche zuvor vnbekandt geweſen / zu ſagen wuͤſte.

Vnd dieſes mit einer ſonderlichen edlen Gabe Got - tes zu beſchlieſſen / iſt merckſam / was die Scribenten von dem beruͤhmten / natuͤrlichem Balſam ſchreiben / daß nem - lich ſelbiger vorzeiten in Egypten gewachſen / bey Mathe - ria, in einem beſondern Garten / vnnd habe der Egyptiſche Soldan gemeiniglich alle Jahr vier ſeine angrentzende Koͤ -Reiſebuch H. Hans Thuchers von Nuͤrnberg / An. C. 1480 nige vnnd Fuͤrſten / als groſſen Tartar Cham von Kathay / Preto Johan in Abyſſinia, Uſan Chaſsan, oder Perſer / vnd den Groß Tuͤrcken damit verehret.

Nachdem aber ſelbige abgangen / vnd ſich verlohren / leſſt nun bißhero GOtt der HERR in Weſt-Indien / o - der America, durch ein ſonderbares miracul einen an - dern Balſam wachſen / vnnd bekandt werden / welcher ja ſoNotitis occi - dentis, Item Monard. Hiſpal. Medi - eus, l. 3. ſimpl. Medic. In - die. edel vnd koͤſtlich iſt / als der Egyptiſche geweſen / alſo / daß die Indianer vnnd andere zu allerley Leibsartzney / auch Schaͤ - den vnnd Verletzungen denſelben zu gebrauchen wiſſen / no - vo munificentiſſimi Creatoris beneficio, durch ſonderbare newe Gabe des allerguͤtigſten Schoͤpffers.

Das167hat etwas beſonders fuͤr andern.

Das VII. Capitel / Von mancherley Kuͤnſtlereyen vnnd Handwercken Nothwendigkeit / bey allerley Staͤnden der Menſchen / auch auff Reiſe-Schiff-vnnd Sec - fahrten / in Kriegßzuͤgen / zu Hauß vnd in der Frembde / auch ſonſten in allerley Fuͤrfallen / nach gelegenheit der Orten vnd Laͤufften.

PHilippus Melanthon ſagt an einem Ort: GOTT der HERR hat das menſchliche Geſchlecht erſchaffen /Tractat. de magiſtr. ci - vil. D. Rivius in Præfat. ad Senat. No - riberg. zu einer gemeinen holdſeligen Geſellſchafft / vnnd daß ſelbiges durch das Band guter Kuͤnſten vnd Handgewercken ſol er - halten vnnd gehandhabt werden / wie dann bekendtlich / daß nichts vff Erden vnter den Menſchen / dadurch jhren Stand / Weſen vnd Wandel zu erhalten / welches nicht aus den Kuͤn - ſten der Handwercker herkom̃e / zu des Lebens viel tauſentfel - tiger Nutzbarkeit / gleich wie aus einer geſchlachten Wurtzel viel vnd mancherley fruchtbare Eſte vnd Zweige entſpringen. Muß alſo der gantzen Policey Wolſtand / allerley kuͤnſtliches vnd feines / vnnd was man braucht zur Nothdurfft im Leben / (wie die H. Schrifft redet /) nechſt dem Segen Gottes / durchSap. 13. Cicero 2. of - fic. die Handwercke herkommen. Daher ſehr ſchoͤn von Cice - rone mit Begriff der hoͤſten Nothdurfft geſagt wird: Sine artium multitudine vita omninò eſſe nulla poteſt, nec vi - ctus aut cultus corporis ullus eſſet, niſi tam multæ nobis Artes miniſtrarent, das iſt: Nicht einige des Leibes vnnd Le - bens Nothdurfft kan der Handwerckskuͤnſten entbehren / vnd iſt das Leben ohne dieſelben eben als kein Leben. Darumb ſiePhil. Mel. ibid. auch billich genennet werden artes ſervientes communi ſo cietati, & facientes ad eam juvandā ac tuendam.

Pla -186[168]Von der Handwercker

Plato rechnet vnd zehlet vnter die ſechſerley nothwen - dige Staͤnde auch die Handwercksleute alſo:

I. Bawersleute / nutrientes, II. Handwercksleute / æ - dificantes, III. Kriegsleute / defendentes, IV. Kauffleute / negotiantes, V. Weiſe / regentes, VI. Prieſter / ſacrafa. cientes. Vnnd Gregor. Petr. Tholozanus nennet der Handwercker Arbeit vn̄ Gewercke proximam neceſſitatem, quam humana ſocietas exigit, das iſt / eine hohe Noth - durfft zur Geſellſchafft des menſchlichen Lebens gehoͤrig / vndCap. 4. lib. 4 de Rep. hat ein beſonder Capitel / de artificibus in Republ. neceſſa - riis, vnd bezeuget aus Platone vnnd Ariſtotele, daß Kuͤnſt - ler / Werckmeiſter / vnnd Handwercker / nothwendig zu einer Stadt gehoͤren / als ein fuͤrnehmes Glied vnd Theil derſelbi - gen / vnd ſagt auch ferner: Artium mechanicarum ſcientia & opera valdè conducunt ad neceſſitatem ſocietatis, wie auch geſagt wird:

Der Handwercksmann thut ſeinen Fleiß /
Gewinnt ſein Brod in ſawrem Schweiß /
Daß er zugleich mit ſeiner Hand
Erhalt ſich / vnd den gmeinen Stand.

Ja je fuͤrnehmer / anſehnlicher vnd conditionirter ein Stand des menſchlichen Wandels fuͤr andern iſt / vnnd ſeyn ſol / je mehr bedarffer der Handwercksarbeit / vnd deren Huͤlff vnd Beyſtand / wie die taͤgliche Erfahrung genugſam außweiſet. Dahero die Hiſtorien bezeugen / daß offtermals des hoͤchſten Standes Perſonen vnd Potentaten / an andere vmb derglei -2. Sam. 7. 1. Chron. 15. chen Huͤlff angelanget haben / als zum Exempel: David dem Koͤnige des Juͤdiſchen Volcks wurden von Hiram dem Koͤ - nige zu Tyro / neben einer anſehnlichen Botſchafft / jhme zur beſtetigung des Koͤnigreichs zu gratuliren, auch etliche kuͤnſt - liche Werckleute vn̄ Handwercker zugeſchicket / welche wolinHoltz169Nothwendigkeit / ꝛc.Holtz vnd Stein arbeiten kunten / ſein Koͤniglichs Hauß vnd anders zu bawen.

Alſo auch hernachmals ließ Koͤnig Salomo / Davids Sohn vnd Succeſſor, durch Bothſchafften an jetztgemelde - ten Koͤnig zu Tyro / die Freundſchafft mit ſeinem Vater David angefangen / vernewren / vnd darneben bittlich anlan -1. Reg. 7. 2. Chron. 2. gen vmb einen fuͤrnehmen beruͤhmten Kuͤnſtler / deſſen Huͤlff er in Aufferbawung ſeiner newen Haͤuſer / vnd des Tempels zu Jeruſalem gebrauchen moͤchte. Worzu jhme dann der Koͤnig zu Tyro auch Gluͤck wuͤndſchet / vnnd zuſchicket den Hiram Abif, einen weiſen Mann / der Verſtand hatte / (in - genier) welcher von Metall / Holtz / Stein / vnnd allerley kuͤnſtlich zu arbeiten wuſte / der verfertigte dem Koͤnig Salo - moni alle ſeine Gebewde vnd Geraͤthe / Wie dann auch ebenJoſephus. Euſebius. damals Salomo / andere mehr Arbeiter von Tyro begehre - le / vnd denſelbigen Koſt vnd Sold verſprache.

Joſephus gedencket auch / daß damals die Kuͤnſtler zu Tyro beruͤhmet geweſen / vnnd die H. Schrifft ſelbſt zeugetEzech. 27. von Tyro / daß ſie geſchickte Leute gehabt / ſeynd auch zu des Tempels Gebewde der Corinther vnnd Aſſyrer Arbeit kom - men / wie dann etliche andere Potentaten / Koͤnige / Fuͤrſten / vnd Staͤdte / allerley fuͤrtreffliche Kuͤnſtler vnd Handwercker vmb vnnd bey ſich gehabt haben. Auch hat Tyrus gute Schiffzimmerleute gehabt / wie dergleichen vorzeiten zu Rho -Ibid. dis auch gute Schiffmacher geweſen / von welchen auch Ho -Andr. Theovet. in deſcr. O - rient. merus ruͤhmet vñ zeuget / daß etliche der Rhodiſer gute Schif - fe mit fuͤr Troja gefuͤhret worden. Wie ingleichem võ vnſern zeiten hero der Engellaͤnder / Hollaͤnder / Marſilianer / auch etliche Spaniſche vnd Indianiſche / Chineſiſche / vnd mehrer Nationen Schiffe fuͤr andern beruͤhmt / vnd gutes Lauffs vnd Gebrauchs ſind.

YEin170Von der Handwercker

Ein Hertzog von Meyland Joh. Gal. Sfortia, vmb A. Chr. 1486. hat wegen eines ſonderlichen Kirchen - vnd anderer Ge -Schadęus in deſcript. Templi Ar - gentin. bewde / an die Stadt Straßburg durch Abgeſandte gebeten / etliche kunſtreiche Baw-v. Werckmeiſter / auch andere Hand - wercker jhme zuzuſchicken / mit den ſeinigen vber fuͤrhabenden Gebewden ſich zu berathſchlagen / vnd derer weiter zu gebrau - chen / mit verſprechung / ſelbige ehrlich zu vnterhalten / vnnd wol content wieder nach Straßburg zu ſchicken.

Theatr. urb.

Johannes Danielis Sohn / Großfuͤrſt in der Moßkaw / hat zu einem ſonderlichen Baw vnnd Pallaſt auffzufuͤhren / viel Kuͤnſtler vnnd Handwercksleute aus Italia vnnd andernChronic. Chythræi, & Henning. Item: Herman. Kirchn. JC. in diſp. polit. Orten mit groſſen Vnkoſten / vnd Beſoldungen holen / vnd ins Land bringen laſſen. Vñ Johan. Baſilides, auch Groß - fuͤrſt daſelbſten / hat Anno Chr. 1530. auff dem beruͤhmten Reichstage zu Augſpurg / durch ſeine Legaten / an Keyſer Caroln V. neben andern auch dieſes bittlich werben laſſen / daß man jhme aus Teutſchland etliche Baw - vnd Werckmei - ſter / Kuͤnſtler vnd Handwercker zuſchicken wolte. Derglei - chen von andern Fuͤrſten zu vnterſchiedlichen zeiten auch an andern Orten geſucht worden.

An. Chr. 1609. hat man in Schottland ein newes gar rei - ches Silberbergwerck antroffen. Deßwegen hat Koͤnig Ja -Jac. Bornic. tract. de ſuf - fic. in Rep. Curan. cobus in Groß Britan. aus Chur. Sachſen / auff ſeine Bitte erlanget / daß man jhme zwoͤlff foſſores metallicos, gute Bergarbeiter oder Knappen zugeſchicket / ſolches Bergwerck zu erſuchen / vnd bearbeiten.

Auff Reiſen vnd Wanderſchafften ſeynd nicht allein die Handwercker noͤtig / ſondern man lernet auch mehr darzu an vnterſchiedlichen Orten / vnd was man von der Artzney (auch andern Kuͤnſten) ſagt / daß ſelbige nicht mit einem Hauß oder Dach / ſondern mit dem Himmel bedecket ſeyn / das iſt / manmuͤſſe171Nothwendigkeit / ꝛc.muͤſſe manches Ort vnd Land durchreiſen / vmb mehrer Er - fahrung vnd Geſchickligkeit zu erlangen: Alſo iſts auch mit Handwerckskuͤnſten beſchaffen / daß man von Ort zu Ort jmmer etwas mehrers vnd beſonders lernen kan / vnnd hilfft ſehr viel darzu / wenn man den Handwercken nachwandert / vnd ſich recht darein ſchicket / mehr Erfahrungen vnnd Nuͤ - tzungen zu erlangen.

Was auch in Kriegßzuͤgen vnd Heerfahrten / Belaͤge - rungen / Zeugwarten / vnd vielen andern die Handwercker nuͤ - tzen koͤnnen / bezeugen die Kriegßerfahrne / vnnd das Werck ſelbſten. Denn ob wol Livius ſagt: Opificum vulgus mini - militiæ idoneum genus, das iſt / Gemeine Handwercker ſeynd im Kriege nicht viel nuͤtze / mag ſolchs zwar zu verſtehen ſeyn / von der Kriegsmanier / wie ſie damals gebraͤuchlich ge - weſen / da ſie viel andere Gewehr vnnd Waffen gefuͤhret / als jetziger Zeit / vnd etliche Handwercker wol nicht viel beſonders darbey thun koͤnnen / ſondern die robuſti & ex agro venien - tes, ſtarcke / grobe Bawerskerle / neben den verſuchten Solda - ten / ſich beſſer moͤgen gebrauchen laſſen. Aber wie bißhero / vnnd jetziger zeit das Kriegßweſen beſchaffen / geben etliche Handwercker groſſen Behelff darbey / ſonderlich die jenigen / qui ab officinis Fabrorum & Opificum adducuntur, illi u -Joh. Sturm. in Epitom. de LL. mil. imp. Rom. tilem ad rem militarem adferunt habilitatem, das iſt / wel - che von den Schmieden vnnd dergleichen Werckſtedten her - kommen. Vnd Lazarus Schwendi in ſeinem Krieß diſcurs ſagt auch: Etliche Handwercksleute ſeynd nicht allein bey der Artigliaria, oder Geſchuͤtzzeug / ſondern auch ins gemein ei - nem Heerzug hoch von noͤthen. Vnd dieweil ſolche Hand -Gregor. Petr. Tho - loz. de Rep. wercker viel darbey thun koͤnnen / ſonderlich eine Stadt wider Feindes gewalt zu vertheidigen / auffzuhalten / vnd dem Feind einẽ abbruch zu thun / ſeynd ſolche offtmals vmb ſolcher gelei - ſteter Huͤlffe wegen wol gehalten vnd begabet worden.

172Von der Handwercker

Archimedes zu Syracuſa in Sicilien, iſt mit mancherley ſeinen Kriegß Inſtrumenten vnd wunderlichen Erfindungen ſehr fertig geweſen / wie er ſolches bewieſen / wider den Roͤmi - ſchen Marcellum, vnnd ſein Volck / da er wider dero groſſe Macht vnd Gemalt gemeldte Stadt Syracuſam wunderlich vnd lange zeit auffgehalten / vnter andern hat er auch der Fein - de Schiffe / Gezelt / vnd anders mit kuͤnſtlichen Fewerſpiegeln angezuͤndet / wie Zonar. ſchreibet / auch derſelbẽ Zeug / Schiff vnd anders / hinweg gehebt / vnd zu nichte gemacht / alſo / daß Marcellus bezwungen worden / die Belaͤgerung auff eine an - dere weiſe anzugreiffen / nemlich die Stadt von fernen zu be - ſchlieſſen / oder plocquiren / vnd jhnen allen Zugang zu beneh - men / wie ſie denn auch endlich nur außgehungert worden. Daher nachmals die Roͤmer ſolcher Machinen vnd Inſtru - menten ſich auch gebrauchet / vnnd viel auff die jenige gewen - det / ſo damit vmbgehen / vnd ſelbige gebrauchen koͤnnen / auch zu dieſem Ende ſolche Handwercker vnd Kuͤnſtler mit ſich in jhren Laͤgern gefuͤhret.

Dieſer Archimedes iſt aus koͤnigl. Geſchlecht geboren geweſen / vnd in Einnehmung der Stadt von einem RoͤmiſchẽAventin. lib. 1. In Theatr. Machin. Kriegßmann vber ſeinen mathematiſchen vnd mechaniſchen kuͤnſten ertoͤdtet worden / ob wol Marcellus befohlen / ſeiner zu verſchonen / vnd jhn beym Leben zu laſſen / hat jhn aber nach ſeinem Tod gar ehrlich beſtattẽ laſſen. Seiner Inſtrumenten etliche erzehlet Heinr. Zeiſing / aus Livio, Plutarcho, vnd an - dern.

Alſo hat auch der Kuͤnſtler Priſeus in Bizans / Ehr ein - gelegt / vnd Ruhm erlanget / da er durch kuͤnſtliche Inſtrumen - ta vnd Erfindungen ſich vnd die Stadt vor des Keyſers Se -Xiphilin. in Severo. veri Belaͤgerung auffenthalten hat / deßhalben ſeine Arbeit geruͤhmet / vnd er vom Keyſer ſelbſt geliebet vnnd gantz freygelaſ -173Nothwendigkeit / ꝛc.gelaſſen worden. Koͤnig Demetrius hat auch viel Kriegß-In - ſtrumenta erfunden / ſonderlich eine Stadt zu eroͤbern / daher man jhn auch den Stadtverderber genennet hat.

Architas von Tarent / ein groſſer Kuͤnſtler / iſt etlich mahlZeiſing in Theatr. Ma - chin. ſeines Vaterlandes Kriegßoͤbriſter geweſen / hat auch viel dergleichen Inſtrumenta vnd Zeug erdacht / vnd gemeiniglich den Sieg erhalten.

Wie denn bey jetzigen Leufften viel dergleichen erdacht wird / ſeynd auch ſolche machinæ bellicæ allezeit / vnnd auchIdem, Zei - ſing, ibid. par. 1. f. 34. noch heutiges Tages in groſſen werth / von welcherley eine denckwuͤrdige Geſchicht erzehlet wird / zweyer ingeniers, Diogneti vnd Calliæ, wie ſie einander zu Rhodis vberkuͤn - ſtelt / als ſelbiges Ort von Koͤnig Demetrio belagert ward / vnd wie Diognetus am beſten beſtanden / vnnd bey Ehren ge - blieben.

Zu Neapoli in der Feſtung / werden neben der Beſa - tzung allezeit gehalten etliche vnterſchiedliche Werckmeiſter vnd Handwercker / ſampt jhren Geſellen / auff alle Nothfaͤlle zu gebrauchen / wie ſie denn auch darzu mit allerley materien vnd Werckzeuge verſehen ſeynd.

Alſo auch zu Venedig / im Arſenal, ſeynd taͤglich vber 500. Perſonen / welche allerley Arbeit verrichten / vnnd zu mancherley / ſonderlich Kriegß - vnd Schiffszeug zu brauchenHandwercker ſollen nicht li - derlich in Krig lauffen. ſeynd. Daß aber Hand wercksleute ſich huͤten ſollen / nicht liederlicher weiſe jhre Handwercke zu verlaſſen / vnnd ohne groſſe Noth / Beruff vnd Zwang / nur aus Leichtfertigkeit dem Krieg nachzulauffen / iſt jhnen dieſe folgende Hiſtoria wol zu mercken: Als vmb An. Chr. 1462. Pfaltzgraff Friedrich drey Fuͤrſten ſeine Widerſacher vnd Feinde im Kriege gefan - gen / hat er ſie zwar mit nothduͤrfftigen Speiſen / jedoch ohne Brodt / verſehen laſſen / weil ſie den Feldbaw vnnd GetreidigY iijgantz174Von der Handwerckergantz muthwillig vnd ſchendlich verderbet. Darnach hat er auch die gefangene Kriegßknechte in zween vnterſchiedliche Hauffen theilen laſſen / alſo / daß / welche Handwercke gekunt / alle außgefragt / vnnd auff einen Hauffen / die andere aber / ſo keine Handwercke gelernet / auch beſonders auff einen Hauf - fen geſtellet worden / vnnd zu denen / welche Handwercke ge - koͤnt / gantz ernſtlich geſagt: Warumb habt jhr ewre gute / ehrliche Handwercke nicht gearbeitet / vnnd mich vnnd meine Land vnd Leute vnverderbet gelaſſen? Vnnd darauff befoh - len / ſelbige alle im Necker zu ertrencken / die andern aber lauf - fen laſſen.

Daß auch Handwercker auff Schiff - vnd Seefahrten dienlich ſeyn / beweiſen folgende vnterſchiedlicher Nationen / Erzehlungen. Als Chriſtophorus Columbus A. C. 1492 die newen Indien / America genandt / erkuͤndiget / vnd her - nach mit vorſichtiger Außſtaffirung vnnd Zuruͤſtung ſich zum andernmahl hinein begabe / hat er auff Verlag der koͤ - nigl. Herrſchafft in Caſtilien vnnd Portugal / von Pferd / Rind / Schwein / Eſel / Geiſſen / vnd anderm Viche / bey der - ley Geſchlechts / wie auch etlicher vieler Getreidgewaͤchs vndCornelius VVietflyt, in Notic. Oc - cid. Fruͤchten Samen / auch von Wein / Reiß / Zucker / vnd ande - rer Pflantzung / inſonderheit aber auch etliche mechaniſche Kuͤnſtler vnd Handwercker / neben etlichen Prieſtern / mit ſich hinein genommen.

Als A. C. 1579. der Engellaͤndiſche beruͤhmte Capitaͤn Frantz Drack / vff der Koͤnigin Elizabethæ Verlag vnnd Außſtaffirung den gantzen Erdenkreiß vmbſegelt / hat er mit Fleiß ſich beworben vmb etliche kuͤnſtliche Perſonen vnnd Handwercker / ſelbige mit zu nehmen / vnd zu gebrauchen / wie er denn ſolche an etlichen Orten wol bedoͤrfft / ſonderlich da erhinter175Nothwendigkeit / ꝛc.hinter den Molucciſchen Inſuln ein monument machen lieſſe / zum Gedechinis / daß ſelbige Inſul (von jhme nova Al - bion genandt) ſich mit jhrem Koͤnige gantz freywillig an En - gelland ergeben / vnd zu bekraͤfftigung deſſen alles / jhn Capi - taͤn Dracken darzu gekroͤnet hetten. Dieſes monument war eine ſilberne Platte / an einem Anfurt auffgerichtet / dar - auff der Koͤnigin in Engelland Name / der Tag ſeiner An - kunfft / vnd die freywillige Vbergebung des Landes / an Ihre Majeſt. verzeichnet vnd eingegraben ward / vnten daran hin - ge ein Engliſcher groſſer Schilling / mit der Koͤnigin Conter - fect vnd Engellands Wappen / vnnd zu vnterſt auch Frantz Dracken Name / ſampt der Jahrzahl. In dieſer Inſul fin -Engellaͤndiſ. Schiffarten. det man wenig Stuͤck Erden / darinnen nicht ein gut Theil Gold oder Silber vermengt iſt.

Als auch Walther Rhaleyg aus Engelland nach den Indianiſchen Goldreichen Quiana gefahren / vnd mit groſ - ſer Muͤhe / auch nur etliche wenige Steine außgraben kundte / welche Gold vnd Silber hielten / vnd vberall das beſte dahin - den laſſen muſte / beklagte er ſich / daß er nicht mit darzugehoͤ - rigen Handwercksleuten / vnd tuͤchtigen Werckzeugen verſe - hen geweſen / durch welcher Huͤlffe vnd Arbeit er groſſe Schaͤ - tze hette koͤnnen mit bringen.

Derwegen er nach Erkuͤndigung dieſes Landes der Koͤ - nigin in Engelland den Rath gabe / ſich dieſes Landes zu im - patroniren, aus folgenden motiven:

Daß nemlich durch ſolche Indianiſche Reiſe vnd Ein - nehmung viel Arme / von Edeln vnd andern fuͤrnehmen Ge - ſchlechten der Engellaͤnder eine ehrliche Gelegenheit finden wuͤrden / das Leben jhrem Stande nach ehrlicher zu erhal - ten / vnd fuͤr Schanden ſich zu bewahren / auch durch dieſes Mittel vielen guten Handwercksleuten wuͤrde geholffenwerden /176Ein Land vnd Ortwerden / welche ſonſten im Lande vnd in den Staͤdten / wegen jhrer Menge / kuͤmmerlich ſich erhalten muͤſſen / vnnd nichts eruͤbrigen koͤnten.

Die Hollaͤndiſche vnd andere Schiffarten melden / daß ſie an manchem Ort / bey frembden / wilden Leuten / fuͤr Geld nichts bekommen koͤnnen / aber fuͤr Handwerckszeuge / als Beil / Meſſer / vnnd dergleichen / vielerley Victualien / vnnd anders nothwendiges leicht haben moͤgen.

Man hat auch offt auff Meerfarthen von noͤthen / allen Zeug zu beſſern vnd zu vernewren / gantze Jagtſchiffe vnd Na - chen zu machen / oder die beſchaͤdigte Schiffe zu ergentzen vnd zu erhalten / da laſſen ſich dann Handwercksleute wol brau - chen / welche mit mancherley Bereitſchafften wiſſen vmbzu - gehen. Vnd wird gemeiniglich ſehr beklagt / wenn Hand - wercksleute auff den Schiffen abgehen / wie aus deren Reiſe vnd Schiffarten zu erſehen iſt. Wann auch etwa ein Schiff das ander vberweltiget / nimpt man gemeiniglich die Stewer - maͤnner / Piloten / beſten Schiffknechte vnnd Handwercker heraus / vnd behelt ſie bey ſich.

Als A. C. 1600. hat Ovilier von Nordt / bey einem Braſi - lianiſchen porto / Deſier, groſſer Nothwendigkeit wegen / eine Schmiede muͤſſen auffrichten / ſeine verdorbene Schiffe zu befeſtigen / darzu jhm dann die Handwercksleute ſehr dienlich geweſen / wird auch in dergleichen Schiffarten gedacht / wie viel Nutzen zu erhaltung eines Schiffs offt ein eintziges Beil / etliche wenige Naͤgel / vnd dergleichen den Seefahrenden ge - bracht haben / wie auch das Buch Notitia Occidentis wei - ter meldet / daß man auff Schiffarten der Handwercker offt beduͤrfftig ſey / ad ſubitos uſus, zu eilfertiger Huͤlffe.

Was ſonſten in der Frembde / ſonderlich in der Tuͤrckey / mit armen gefangnen Chriſten es fuͤr einen Zuſtand habe / iſtauch177Nothwendigkeit / ꝛc.auch genugſam bekandt / daß es die jenigen am leidlichſten haben / die Handwercke koͤnnen. Vnd wird in eines Roͤm. Kaͤyſerl. Geſand. Conſtantinopolitaniſcher Reiſe gemeldet / da man ſelbigen in Areſt, vnd alle ſeine Diener (in welchem Comitat auch viel fuͤrnehmer Perſonen geweſen) gefaͤng - lich gehalten / vnd ſolches lange Zeit werete / habens die jeni - gen fuͤr andern am beſten gehabt / welche mit Artzney vnnd andern Kuͤnſten vnd Handwercken etwas vermoͤcht haben. Auch meldet Herr Wolffgang Muͤntzer von Babenberg Ritter / daß er in ſeiner Tuͤrckiſchen Reiſe vnnd Gefengnis neben ſeiner Geſellſchafft mit Zucker bereiten / Schiffma - chen / Buͤchſengieſſen / vnd anderer arbeit ſich gebrauchen laſſen / damit ſie deſto leidlicher gehalten wuͤrden / vnd beſſe - re vnter haltung hetten.

Bey bißhero angeregter vnd erwiſener Nothwen -Anhang des 7. Cap. digkeit der Handwerckskuͤnſten / ſol auch folgendes nicht auſ - ſer acht gelaſſen werden / nemlich / weiln die kuͤnſtlichſten vnd koͤſtlichſtẽ handarbeit von dẽ beſten Metallen / als Gold / Sil - ber / ꝛc. gemacht werdẽ / auch die H. Schrifft ſelbſt des kuͤnſt - lich zugerichteten Golds vnd Silbers gedencket / inſonder -Sap. 13. heit / auch die beſte Muͤntz vnd Geldſtuͤcke Guͤldẽ vnd SlibernEccleſ. 10. lib 5. cap. 1. Ethic. ſeind / damit man alles zu wegen bringen kan / welches auch (wie Ariſtoreles ſagt) ein Maß iſt aller dinge / wie bey mehrertheils voͤlckern zu ſehen / als wird nicht vnnoͤthig ſeyn / von deroſelben rechtẽ Werth vñ gebrauch etwas zu erinnern.

Vnd erſtlicht iſt zu wiſſen / daß nicht alle Voͤlcker das Gold vnd Silber gleich ſchaͤtzen / ſondern gehet hierin wie das Sprichwort lautet: Zu wenig oder zuviel / iſt kein rechtes Ziel. Denn etliche haltens gar zu ſchlecht / wie Pli - nius von etlichen Alten ſchreibet / daß da Andere das Goldlib. 6. cap. 2〈…〉〈…〉 außgegraben / ſie es wieder verſcharret vnd eingegraben /Zvnd178rechter werth vnd gebrauch.Vnd etliche Indianer in Florida haben das Gold vnd Geld im Wege liegen laſſen / als eine vnnuͤtze wahre. Als Chriſto -Hiſtor von Weſt Indien. phorus Columbus erſtmals in die Oriental. Inſulen / kom̃en haben jhm die Inwohner viel Golds nur fuͤr etliche irdine Toͤpffe / geringe Glaͤſer / vnd ander ſchlechte wahren gege - ben. Vnd Martin Forwiſcher ein Engell: hat Anno 1576. auff ſeiner Occid. vnd Sept. Schiffarten / bey 200. tonnen Goldes erobert vnd mit ſich in Engelland gebracht / mit ver - melden / daß die Leute ſelbiger Orten faſt wild vnd vnverſtaͤn - dig / das Gold wenig achten / vnd geringe ding als Spiegel / Schellen vnd dergleichen lieber hetten. Etliche Indi - aner haben das Gold nicht werth geachtet / darnach zuMatth. Quad. et Alii. graben / wo ſie es nicht auſſerhalb des Erdrichs geſehen vnd ohne muͤh bekommen koͤnnen. Etliche Hiſtorici melden / das einsmals daß Pireneiſche gebuͤrg (zwiſchen Franckreich vnd Spanien. ) gebrennet / welches die Hirten haten angezuͤndet / vnd daher das Silber Ertz in ſelbigen Gebuͤrgskluͤfften ſchmeltzend worden / vnnd ſich zu erkennen geben / Aber die Inwohner habens nicht geachtet / ſondern ligen laſſen. Da aber die Phenicier vnd Ander ſolches erfahren / vnd es beſſer zugebrauchen wuſten / haben ſie vmb wenig vnd gering ding einen groſſen ſchatz Silber eingehandelt / vnnd damit davon gefahren. Gegen dieſem Defect findet ſich beym groͤſten theil der Exceß, daß man dem Gold gar zuſehr vnnd hefftig nachſtellet. Dahero die frage vnd antwort bey etlichen ent - ſtanden: Cur pallet Aurum R. Quia multos habet in - ſi diatores, das iſt: das Gold habe darumb eine bleiche vnd forchtſame Farbe / weil demſelben jhrer ſo viel nachſtellen. Darumb ſagte Demetr. Phaler. die Menſchen wuͤrden aus begird des Golds den Plutonem bald aus der Hellen auß - graben / da man ſich ſo tieff in die Berwercke einlieſſe Jaman179Des Golds vnd Silbersman muß auch hoͤren / daß etliche Americaner den Europi -Vorrede der newen Welt beſchreibung. ſthen Chriſten / weil ſie ſo begirig nach dem Golde geweſen / vnd vmb ſelbiges willen ſo viel vnnd groſſes Vbel an jhnen vnd jhrem Lande begangen / ſolches auffgerucket / vnnd ſie ſchamroth machen wollen / in dem ſie ein ſtuͤck Goldes auffge - haben / vnd mit ſchrecklicher verfluchung der Chriſten geſagt: Sehet / das iſt der Chriſten Gott! vnd haben zu ſchande der Chriſten das Gold deſto vnwehrter gehalten (wie oben ge - meldet) vnd weil erſtlich jhr viel von ſolchen Gold ſuchenAutor erliches Indianer Schiffart. leib vnd leben daruͤber eingebuͤſſet / wird von jhnen geſchrie - ben / in dem ſie die Indianiſche Lande mit jhren ſchaͤtzen wol - len ſuchen / haben ſie ſich ſelbſt deßwegen daruͤber verloren.

Vnd gehet mit dem Gold / Silber / Geld / ꝛc. vnd ſeinemTaecitus. werth her / was Tacitus von den Teutſchen ſagt: Primum pecuniam probare, deind è exoſculari poſtremò etiam ſitire cœperunt, das iſt / erſtlich liebt mans / darnach kuͤſſet mans / vnd letzlich verlanget man darnach. Vnd Fran -Frane. Petrsr. ciſcus Petrarcha ſagt vnd zeugt auß der leidigen erfahrung: Non potens modò, ſed & omnipotens eſt Aurum, & omnia quæ ſub cœlo ſunt, auro cedunt, auro ſerviunt; pietas, pudicitia, fides, omnis deniq; virtus, & gloria, Aurum ſupra ſe vident, inq; ipſas Animas cœlitus no - bis datas (pudet fateri) etiam rutilanti imperium eſt metallo, das iſt kuͤrtzlich: Wir muͤſſen mit ſchanden be - kennen / daß das Gold vber vnſern Glauben / Gottesfurcht / Froͤmmigkeit / Zucht / Ehre / Tugend / ja auch vber die See - le gewalt vnd Herſchafft habe. Ja mancher wuͤrde jhme wuͤndſchen daß er auch theil dabey haben ſolt / wo es alſo zu -Notic. Occid. Anno. 1525. gehet / als da die Spanier vnter jhrem Oberſten Franc. Pi - zarro (welcher den mechtigen Indianiſchen Kuͤnige Ataba - lipa in Peru Vberwunden vnnd gefangen) ſo viel GoldsZ ijauff180rechter werth vnd Gebrauchauff einmahl mit einander getheilet / daß der Portugaleſer Reuter einer 800000. Goldes / vnnd 670. . Silber / ein Soldat zu ſuß 4550. Golds / vnd 280. . Silbers be - kommen / vnd noch vber das / 400000. . dem Koͤnige in Spanien / damals Kaͤyſer Carolo V. fuͤr Zoll oder Zins ge - lifert worden. Haben aber eine lange Zeit darbey groſſe noth vnnd kummer an ander nothwendigkeit leiden muͤſſen. Zur andern Zeit haben ſie auch einsmals etliche tauſent . Ibid. Golds mit einander getheilet / auß einer Wage / vnd daruͤ - ber vneins worden / da hat ein Indianiſcher Oberſter die Wage vmbgeſchuͤttet / vnd das Gold zerſtrewet / darbey ver - meldend / es ſtuͤnde ſehr vbel an verſtaͤndigen Menſchen / ſo weit vnd mit groſſer Gefahr einem ſolchen Ding nachreiſen / vnd daruͤber einander feindſchafft beweiſen / welches man doch wol gerathen koͤnne.

in Theat. Or - bis, ex Gira - v.〈…〉〈…〉

Abraham Ortel ſchreibet / die Indianiſchẽ Berge ſeind etli - ther orten ſo reich von Gold / daß man daraus mehr Gold deñ Erden graͤbet / Alſo / das die Indianer jhnen gantze guͤlde - ne Waffen pflegten zu machen / vnnd die Spanier / da ſie hi - nein kamen / jhren Pferden / auß mangel deß Eiſens guͤlde - ne Huͤffeiſen machen muͤſſen. Vnd hat man einsmals eine groſſe gegoſſene Sewlen von Silber / wie ein ſehr groſſes ſtuͤck Geſchuͤtz / des werths von 49000. Ducaten KaͤyſerAus dem Buch / Schatz der Welt. Carolo V. aus Mexico heraus geſchickt vnd verehret. Sol - ches vnd dergleichen zu ruͤhmen hat einsmals ein Spanier der Venediger Schatz / am beſten beſchawet / vnnd daneben offt auff den Boden vnnd vnter die Baͤncke herumb geſehen / da man jhn gefraget was er damit meyne: Antwortet er: Er ſehe darnach / ob auch dieſer Schatz wurtzeln habe / wolte da - mit andeuten / des Koͤniges in Spanien Indianiſche Perui - ſche Schaͤtze aus ſelbigen Bergwercken / weren viel vnd weitbeſſer /181des Goldes vnd Silbersbeſſer / als welche Wurtzeln beſtand vnnd nachdruck het - ten.

Die Wuͤrdigung vnd vergleichung des Golds vnnd Silbers gegen einander betreffend / zeugt Bodinus, daß Fran -in diſeurs. ciſcus de Foix der groſſe Archimedes zu vnſer Zeit / habe am erſten gefunden vnd entdeckt vnd gewieſen / die rechte pro - portion derſelben gegen einander / nemlich alſo / vnnd zum Exempel / das 12. theil fein Silber / einem theil fein Gold / gleich guͤltig ſeind / am werth / nach dem gewicht vnd ſchwer.

Bodinus beweiſet auch / das guͤlden vnd ſilberne Muͤn - tze den Landen vnnd Leuten am nuͤtzlichſten ſey. SimemalIbid. die Muͤntze recht nach jhrem Nutzen alſo beſchrieben wird / Moneta eſt in ſigne Cœleſtis beneficij donum, politioris vitæ ad miniſtratix, humanæq; ſocietatis conciliatrix, o -Was die Muͤntze ſey mnis inſuper opulentiæ, Copiæ, negotiationis & civili - tatis, ex legitimo uſu, mater, das iſt: Die Muͤntze iſt eine herrliche Gabe Gottes des bequemlichen lebens vnd Geſell - ſchafft erhalterin / alles Reichthumbs vnnd Vberfluſſes / der Kauffmanſchafft vnd gewerben / vnd gantzen wolſtands Mutter vnd Stiffterin / wie Anno Chriſti 1549. dem Kaͤyſer Carolo V. vnd ſeinem Sohn Koͤnig Philippo / die Mintzer - Geſellſchafft zu Antorff in einem ſchoͤ〈…〉〈…〉 n ſpectacul einer Emblematiſchen Ehrenpforten gemacht vnd geſchrieben ha - ben.

Zu Luͤnenburg / hat man ein Herrn Pocal aus vnter - ſchiedlichen Muͤntzſorten gemachet / an welchem auch eine kuͤpfferne iſt / daran ſtehen dieſe Reimen:

Bey der Muͤntz ſoll man lehren /
Wie ſich die Welt thut verkehren /
Das hat man bißhero erfahren.
Z iijAuch182rechter werth vnd Gebrauch

Auch wird in betrachtung rechten werths des Goldes / Silbers / vnd der guten Muͤntze / billich von Wolverſtaͤndi - gen klagsweiſe betrawret / daß ſo viel dieſer beſten Metal - len / nur auff vergengliche Arbeit gewendet wird / daß es / ſo bald es verarbeitet / auch zugleich verdirbt vnd verlohren iſt / weil es nicht wieder zu oder auff ſeinen werth koͤmmet / wie deſſen viel koͤnte genennet werden.

Darumb denn auch in etlichen hochverurſachten Reichsabſchieden vnd Policey Ordnungen / etlichen Hand -Joh. Rurem. im Schluͤſſel des Reich - thumbs. werckern bey groſſer pœn verboten iſt / das verguͤlden auff Kupffer / Meſſing / Eiſen / Holtz / Stein / Bein / vnd an - der Materien / dadurch man denn auch ſehr viel Gold vnnd Silber erſparen koͤnte. Wie denn an etlichen Orten bißhe - ro auch viel ander Ding / von Gold vnd Silber zu machen vnd tragen / zu dieſem ende verboten worden / (als gute Po - ſamentborten / vnd der gleichen.) Zum Vrwercklein a - ber / Goldſchmiedsarbeit vnd dergleichen / mag es ſeine we - ge haben / weil ſelbiges nicht von jedermann gebraucht wird / vnd mehrertheil in ſeinem werth verbleibet.

Weil auch die H. Schrifft an etlichen Orten / ſonder -Daniel. 2. in vergleich - ung der 4. Monarchten. lich aber im Propheten Daniel / die Metallen Goldes vnd Silbers / ꝛc. ſelbſten gegen einander abwuͤrdiget vnd vnter - ſcheidet / als iſts auch nicht vnrecht / ſondern weißlich gethan / wann etlicher Menſchen Staͤnde nach vnd gegen demſelben verglichen werden / weil Gott der HErr ſelbſten ſolches vn - terſcheids Stiffter iſt. Daher die Erinnerung des hoch -Plato, de L. L. weiſen Platonis koͤmpt / welche vom Cicerone auch hoch gehalten wird: Daß nemlich Gott der HErr / die Men - ſchen zu dreyerley Standes Perſonen erſchaffen / zu denſel - ben auch dreyerley Materien genommen / als:

  • I. Daraus die Regenten ſolten werden / habe Er Gold vnter -gemen -183des Golds vnd Silbersgemenget / vnd daher ſeyn ſie in deſto groͤſſern Ehren zu hal - ten / ſintemal kein Volck / Stadt oder Hauß / ja das menſch - liche Geſchlecht / die gantze Natur ſampt der Welt ſelbſt / nicht ohne Regiment vnd gebotmeſſigkeit beſtehen kan.
Cicero, l. 3. de LL.
  • II. Zu denen aber welche andern ſolten helffen vnd bey - ſtandt leiſten / habe er Silber gethan.
  • III. Zu den Bawersleuten vnd gemeinen Handwerck - ern / habe er Ertz vnd Eiſen gebraucht / wegen jhrer arbeitſa - men Dawerhafftigkeit. Damit Plato anzeigen wollẽ / daß die Natur / wie deñ auch Gott derſelben Schoͤpffer / ſolchen vnter - ſcheid der Perſonen den Menſchen ſelbſt eingepflantzet habe.

Ein ſchaͤdliches vnnoͤthiges Handwerck / in Teutſchland ſonderlich Gebreuchlich.

DIe Naturkuͤndiger lehren recht / daß vnter den Mi -Videatur Conrad. Cel - tes. neralien / das Gold / den Vegetabilien / der Wein / den Animalien, der Menſch die beſten vnnd edel - ſten ſeind. Wie es nun vnrecht iſt das Gold verfelſchen / alſo noch viel vnrechter vnd ſchaͤdlicher iſts / den Wein ver - felſchen / welches boͤſe vnd vntuͤchtige Handwerck denn nicht vnbillich von etlichen erfahrnen Leuten getadelt wird / dum color, odor, ſapor (vinũ cos) virtus, ſubſtantia, patria, eti - am in illo mutatur, das iſt / da etliche mit verfelſchung des Wein getrencks alſo vmbgehen / dz man weder Farb / Geruch / Geſchmack / Sterck / Krafft / oder anders / ja auch nicht wo er gewachſen / erkennen kan. Derhalben wegen mancherley vn -Videatur E - rasmus Rote - rodam. raths vnd Kranckheit en / ſo auß verfelſchung des Weins ent - ſpringen / ſolte man beſſer fuͤrſehens haben / damit nicht ſolch edel Geſchoͤpff (des Weins) von Gott dem Menſchen zur Ge - ſundheit / Ergetzligkeit / Staͤrck / Labung vñ Artzney erſchaffẽ / alſo verderbt wuͤrde / dz daraus Krãckheit / Tod / Traurigkeit /Gifft /184rechter werth vnd gebrauchGifft / ꝛc. vnd ander vnheil des Leibes vnd Lebens verurſa - chet wird. Vnd ſeind ſolche verfaͤlſcher in warheit intoxi - catores, ægritudinum cauſatores, hominum extinucto - res, Sangvinarii, crudi carnifices, & naturæ hoſtes, das iſt: Gifft beybringer / vrſacher der Kranckheiten / Leuts - moͤrder / ja hencker vnd der Natur feinde. Vnd in ſpecie koͤmpt daraus dieſes: Die verfelſchten Weine ſchaden Manns vnd Weibsperſonen / verurſachen vielen Weibern vnfruchtbarkeit / vnzeitige Geburten / treiben die Kinder abe / verderben vnnd benehmen den ſeugenden Frawen die Milch / bringen Gicht / Zipperlin / Laͤhmung / Darm vnd Nieren - kranckheiten / Stein / Gries / Benehmen auch nicht / ſon - dern vermehren den Durſt / ꝛc vnd ſcheinet (naturâ tanti ſcelcris ultrice) das Gott offt mit mißwachs des Weins da - rũb ſtraffe / weil man ſeine gute geſunde Gabẽ alſo verfelſchet / welches thun hujus toxici ac latrocinij curam agentes. 〈…〉〈…〉raſinus.Vnd ſaget Eraſmus abermals hiervon: qui num mum defraudat, pœnas graves luit, qui vinum corrumpit, vi - tæac virium robur naturalißimum, impunis eſt, das iſt: die Muͤntzverfelſcher werden hertiglich geſtrafft / welche aberden Wein / als des lebens vnd der kraͤfften natuͤrliche auffent - halt verderben / leſt mann vngeſtrafft.

Das185

Das VIII. Capitel. Von etlichen Potentaten / vnd hohes Standes Perſonen / auch Edelen / Regenten / Hochweiſen / Gelahrten / vnd andern fuͤrnehmen Leuten / wel - che der Kuͤnſtler vnd Handwercker Liebhaber / auch zum Theil Nacharbeiter geweſen / wie auch etliche aus Handwercken hoch ankommen / vnd dergleichen.

ES bezeuget das Buch der Weißheit / daß GOtt derSap. 13. HErr aller Schoͤne Schoͤpffer / Meiſter vnd Berei - ter / vnd ſolches an ſeinen Wercken zu erkennen vnd ſe - hen ſey. Weilen dann Gott ſelbſten / durch die Natur aller Kuͤnſtler Vorarbeiter iſt / als darff ſich niemand ſchemen / ſol - chem Meiſter etwas Kuͤnſtliches nach zu machen / oder zu kuͤnſtlichen Wercken Luſt vnd Lieb zu haben / wie denn derglei - chen viel ſolche auch hohe vnnd fuͤrtreffliche Perſonen gefun - den werden / bey Juͤden / Chriſten vnd Heyden / welche offt - mals Zeit / Hand vnnd Koſten auff etwas ſolches gewendet. Daher ſaget auch Andr. Thevet. Als dann fahen wir anIn deſcr〈…〉〈…〉 orien rechte Menſchen zu ſeyn / wann wir vnſer Gemuͤth vnd Haͤn - de auff ehrliche Kuͤnſte begeben / welche dem menſchlichen Le - ben dienen vnd nuͤtzen.

Vnd alſo haben die Menſchen bißweilen auch an den principal Wercken GOttes etwas nachkuͤnſtlen wollen / wie vom Prometheo aus Arcadia geſchrieben wird / welcherMatth. Quad. in Comp. Coſ. acutiſſimi ingenij & ſpectatæ peritiæ, Das iſt / ein ſehr ſcharffſinniger vnd wolerfahrner Mann geweſen / vnd am er - ſten ſich vnterſtanden / aus Erden ein Menſchen Bild zu for - miren / vñ durch ſonderbare Kunſt es alſo beweglich gemacht /A aals186Von LiebhabernD. Gualt. Ri - vius. als wenn es einen lebendigen Odem / oder das Leben ſelbſt hette. Von welchem ſeinem W〈…〉〈…〉 ck die Alten / ſonderlich die Poeten fuͤr geben / wie er der〈…〉〈…〉 en ein Fuͤnek / ein Fe - wers geſtolen / vnd ſolches in ein jrrden oder leimen Klotz ver - ſchloſſen / vnd ein lebendig Bild daraus gemachet habe. VndDe Crention〈…〉〈…〉. ſaget hiervon Baſilius / Scleuciæ Archi ep. in einer Orar. Homo etiam condere & creare aggreditur, multa igitur conſtruendo, luſitans quaſi factis à ſe rebus, manus imi. ratur creatoris, Das iſt: Der Menſch vnterſiehet ſich viel / daß er wil in etlichen Dingen GOTT dem Schoͤpffer ſeine Kunſt ablernen / vnd es jhm nachthun. Aber in ſolchen vnd der gleichen ſolte man billich nach Syrachs VermahnungSyr. 3. den Fuͤrwitz laſſen / ſintemal noch viel ander Ding ſeynd / dar - innen Menſchen Verſtand vnd Haͤnde ſich vben vnd kuͤnſt - len koͤnnen / die GOTT nicht zu wider / auch den Menſchen nuͤtzlicher vnd fruchtbarlicher ſeynd / vnd wol an - ſiehen.

Etliche Ertzvaͤter / vnd edele Roͤmer / etliche Philoſo - phi / ꝛc. haben mit eigen Haͤnden Acker vnd Felder gebawet / vnd Bawren Arbeit ſelber verrichtet. Wie der dapffer Roͤ - mer / Q. Cincinnatus ſolte Dictator werden / (war damals der hoͤchſte Gewalt zu Rom) empfienge er die Poſt / da er in ſeinem Garten ſelbſt grube vnd arbeitete.

Ptolomæus Philadelphus Koͤnig in Egypten / iſt gern mit kuͤnſtlicher Handarbeit vmbgangen / vnd hat mit ſeinenJoſeph. de Antiq. jud. Werckmeiſtern offt davon geredet vnd gehandelt.

Alexander Magnus hat wollen allein von Apelle con - terfeitet / vom Pirgotele in Stein geſchnitten / vnd von Liſip - vo in Ertz gegoſſen werden.

Etliche187der Kuͤnſte.

Etliche haben Luſt zur Mahler Kunſt gehabt / als der Keyſer M. Aurelius, welcher in einer Epiſt. an ſeinen Freund Pullionem zeugt / daß er neben andern freyen Kuͤnſten / auch die Mahler Kunſt von den beruͤhmten Diogneto zu Rhodiß gelernet habe. Anderer groſſer Herrn gleiche Exempel ſeind vom Plinio beſchrieben.

Plin. Cic.

Ein Roͤm. Herr / Fabius, iſt kuͤnſtlich in Mahlerey geweſen / hat einen Tempel / (Ædem Salutis) ſelbſt gemah - let. Wie auch dieſe Kunſt gekont haben / die Keyſer / Hadri - anus, M. Antoninus Philoſ. Alexander Sever. vnd etli - che ander. Viel ſeind auch erfahren geweſen / in formiren / gieſſen / als die Keyſer Nero, Valentinianus - vnd etliche ho - he Printzen zu vnſerer Zeit. Wie denn Keyſer Rudol -Jacob. Fornit. JC. phus II. in vielen trefflichen Kuͤnſten ſehr erfahren geweſen / darauff auch viel gewendet / haben auch viel Kuͤnſtler bey jh - me floriret, vnnd wird von jhme geſchrieben: Omnium Artium majorem induſtriam efflagitantium ſummus cultor ac promotor fuit, & picturæ intelligentiâ omnes terrarum Monarchasac Principes ſuperaſſe fertur, Das iſt: Daß er aller ſonderbahren hohen Kuͤnſten / hochverſtaͤn - diger Liebhaber vnd Befoͤrderer geweſen / vnd auff Mahler - Kunſt ſich beſſer / als kein Potentat in der Welt verſtanden habe.

Viel Potentaten vnnd Printzen haben ſich geuͤbet inZvvinger. in Theatr. Geometriſchen Kuͤnſten / wie deren etlicher Zwingerus ge - dencket / auch in der Architectur vnnd Baw Kunſt / wie Koͤnig Friderius Secund. in Dennemarckt / welcher das feſte ſchoͤne Schloß vnd Caſtel bey Helſanor am Sund gelegen / Kronenburg genandt / (allda dem Koͤnig groſſes Einkommen vom Schiff Zoll gefellt) ſelbſt erſtlich alſo in Muſter gelegt /A a 2diſponirt188Von Liebhaberndiſponirt vnd angeben / auff ſolche Manier daß auch die Ar - chitectonici oder Bawverſtaͤndige / ja maͤnniglich ſich dar - uͤber verwundern muͤſſen.

Demetrius Konig in Aſia / hat ſich mit Verwunderung auff vielerley kuͤnſtliche Handwerckeverſtanden / viel Wercke ſelbſten angeben vnd erfunden / als von Kriegs Waffen / Ruͤ - ſtungen / vnd dergieichen / ſonderlich aber iſt von jhme ſehr loͤb - lich / daß er in einem Krieg wider die Stadt Rhodis / derſelben verſchonet / vnd nicht verheeren wolte laſſen / wegen einer ſehr kuͤnſtlichẽ gemahlten Taffel des Proragoræ, darumb man deñ oͤffentlich geruffen / Demetrius fuͤhrte nur den Krieg wider die Rhodiſer / vnd nicht wider die freye gute Kuͤnſte / wie zwar etli - che dergleichen / doch ſehr wenige / in Krieges Verheerungen dergleichen ſchoͤnen Wercke verſchonet / moti operum re - verentiâ, auch Cambyſes eines ſchoͤnen Egyptiſchen Obe - liſci verſchonen ließ. Welches denn loͤblicher / als wan etliche viel Cyclopiſche / ſonderlich heutiges Tages / mehr als Barba - riſcher Weiſe / mit Kirchen vnd Gotteshaͤuſern / Bibliothe - cken vnd Librareyen / kuͤnſtlichen Wercken / vnd Monumen - ten / alſo vmbgehen / daß es alles muß zu ſchanden gemachet werden / damit ſie ja durch ſolche beſtialiſche Furien dem Eſel recht ſich vergleichen / welcher auff einem bekandten Kupffer - ſtuͤck oder Gemaͤlde / auff dergleichen proces mit Kuͤnſten vnd kuͤnſtlichen Werckenweis vmbzugehen.

Darumb auch jener Fuͤrſt billich zu loben / welcher / als an einem Ort etliche ſeiner Diener vnnd Auffwarter / aus Muthwillen etwas Kuͤnſtliches verderben wolten / verbot er ſolches / vnd ſagte mit groſſem Ernſt: Seine Hand ſolte vnd wolte nichts verderben / daran andere Haͤnde Ehre eingeleget hetten.

Etliche haben Luſt zu Goldarbeit / auch ſonſten in Me -tall /189der Kuͤnſte.tall / Holtz vnd andern zu arbeiten / dergleichen viel von vori - gen vnd vnſern Zeiten koͤnnen genennet werden / Als Hertzog Albrecht 4. von Oſterreich / welcher offt nach verrichtung derCuſpini〈…〉〈…〉. Geſchefften / mit groſſer Luſt gehoͤfelt / gedrechſelt / ꝛc. Wie auch Alfonſus Ateſtmus / Hertzog zu Ferrara / in der Drech -Jovins. ſelkunſt alle Drechßlerzu ſeiner Zeit vbertroffen hat.

Vor zeiten war auch der Koͤnig Artaxerxes ſehr kuͤnſt - lich in Geſchirren vnd andern zu Drechſeln / daher das Ca - villum oder ſchimpffliche Nachrede von jhm gangen: Quod tornariam magis, quàm im peratoriam artem calleret, Das iſt: Er verſtuͤnde ſich beſſer auffs Drechſeln / denn auffs Regieren.

Kaͤyſer Fridericus II. welcher fuͤr der weiſeſten KaͤyſerAvent. l. 〈…〉〈…〉. Annal. Bav〈…〉〈…〉. einen gehalten worden / hat neben dem Ackerbaw auch ſonder - lich gefallen gehabt an der Handwercker Arbeit / ſelbige werth gehalten vnd geruͤhmet.

Kaͤyſer Maximil. I. hat alle freye vñ andere Kuͤnſte vñ Kuͤnſt -Wilibald Birkeimer in Polit. ler lieb vnd werth gehalten / daher iſt jhme an etlichen Ehren - porten zugeſchrieben worden / Studium architecturæ & me - chanicarum artium, & novarum inventionum acinſtru - mentorum fabrilium. Vnd als dieſer Kaͤyſer (wie er denn allzeit ſehr großmuͤtig vnd behertzt geweſen) noch ein junger Herr / bey Inßpurch auffm Tyroler gebirg / da er den Gem - ſen nachgeſtiegen / ſo lang als zween Tage vnd Nacht / in groſ - ſer Gefahr vnd Verſchmachtung geweſen / aber durch Got - tes Schickung erhalten worden / vnd wieder zu recht kommen / hat er hernach fuͤr ſicherer gehalten / anderer Leibs Vbungen / auch mit Handwerckskuͤnſten / zu pflegen. Darumb er auch bekennet in ſeinem ſchoͤnen Thewer Danck / daß jhme der Fuͤr - witz heftig zugeſetzet / weſſen er ſich aber erwehret / nechſt Gott / durch Arbeitſamkeit / iſt auch geweſen / Imperator verè labo -A a iijrioſus,190Von Liebhabernrioſus & patiens, Das iſt: Arbeitſam vnd dawerhafft / hat auch das Wort / laborioſus, arbeitſam / gar gern gehoͤret vnd gebrauchet.

Joach. Came - rar. in vita Phili. Mel.

Es iſt auch bey dieſem Keyſer in groſſen Gnaden gewe - ſen / Georg Schwartzerd / Philippi Melanch. Vatter / we - gen / daß er viel vnd mancherley / von guten Ruͤſtungen vnd Zeugen / machen vnd zu warten wuſte / in die Zeug Haͤuſer vnd zum Kriegsweſen gehoͤrig.

In den Staͤdten iſt er offtmals von freyen Stuͤcken / durch der Handwercker Gaſſen vnd Werckſtedte gezogen / groſſe Luſt vnd Gefallen an jhrer embſigen Arbeit gehabt /[auch] gern mit den Anweſenden darvon geredt / hat auch ſon -VVilibald. Pirckeimer. derlich die Nuͤrmbergiſche Kuͤnſtler / neben andern / lieb gehabt / bißweilen zu denſelben in jhre Werckſtedte kommen / ſelbige auch zu vnnd fuͤr ſich beruffen / perſoͤhnlich vnnd muͤndlich mancherley Arbeit angedinget / vnd mit jhnen beredet / oder durch eigene Hand Briefflein an ſeine Raͤhte / anzudingen be - fohlen. Daher einer in einem Lob Spruch von jhme gema - chet:

An Arbeit er kein Geld geſpart /
Nach Kunſt ſein Ding muſt haben art.
Mattheſ. Vorrede vber die Sarepts.

Keyſer Ferdinandus Primus iſt ein trewer Liebhaber vnd Vater der Berg Leute geweſen / jhnen auch viel guts ge - than.

Keyſer Maximilianus Secundus, hat auch ſeine Kuͤnſt - ler gar wol vnd ehrlich gehalten. Da jhme einsmals zu Inß -Idem Mat - theſ. in Sarep. pruck ein fuͤrtrefflicher Kuͤnſtler / ein ſehr nuͤtzlich Inſtrument zurichtete / damit man beym Bergwerck / in Ausziehung des vberfluͤſſigen vnd hinderlichen Waſſers / groſſen Nutz vnd Vortheil ſchaffen kundte / der Meiſter aber von etlichen vn -erſtaͤn -191der Kuͤnſte.verſtaͤndigen lech vnd ſchlecht gehalten wurde / vnd ſolches dem Keyſer fuͤrkame / ſagte er mit Vngedult: Dieſe Lente wiſſen nicht mit Kuͤnſtlern vmbzugehen.

Keyſer Carolus V. iſt von Jugend auff vnd allezeit ein groſſer Liebhaber geweſen der Mechaniſchen Kuͤnſte / vnndD. David Chytræus in Orat. wenn man jhn Conterfeyten woͤllen / hat man jhme etwas kuͤnſtliches fuͤrſtellen muͤſſen / damit er mit dem Geſichte de - ſto ſteter gehalten vnd geſeſſen. Iſt auch gern vnd vielmals mit Mechaniſchen vnnd Mathematiſchen Wercken vmb - gangen / vnd ſich darmit erluſtiret.

Als jhme der beruͤhmte Coſmographus Gerhardus Mercator, etliche nuͤtzliche Mathematiſche Inſtrumenta ge -Gvalterus Chymmius in vitâ Ger - hardi Mecrat. machet / mit welchen er auch offt in Kriegs Laͤgern ſich erge - tzete / ſelbige aber im Lager vor Ingelſtadt verlohren / allda ſie durch auskommenes Fewer der vnachtſamen Kriegs Leu - te verbrandt worden vnd verdorben / hat Ihre Majeſtaͤt dem Mercatori bald hierauff befehlen laſſen / andere zu machen / vnd der vorigen Verluſt hernach zu Bruͤſſel in Niderland ſelbſt mit betawern erzehlet.

Es melden auch etliche fuͤrnehme Scribenten, Ihre Majeſtaͤt ſeyn gar ingrimmiſch vnnd vngeduͤltig worden / wenn ſie mit etwas dergleichen kuͤnſtlichen Inſtrumenten vmbgangen / vnd von jhren Leuten daruͤber vervnruhiget worden.

Es hat auch dieſer Keyſer fuͤrnehmlich die kuͤnſtliche Vhrwercke ſehr lieb gehabt / vnd gern damit vmbgangen / ſonderlich die zwey letzten Jahr ſeines Lebens / im Kloſter S. Juſt / in Spanien / allda er neben der Andacht Vbung / die meiſte Zeit zugebracht / mit Betrachtung vnd Gebrauchdes192Von LiebhabernDiß Werck iſt droben be - ſchrieben Cap. 5. fol. 121.des fuͤrtrefflichen Vhrwercks / welches jhme ein kuͤnſtlicher Italiener / Jannellus Torrin / gemachet / welches Werck er ſo werth hielte / daß er davon ſagte: Er were zu wenig darzu / ſolch Werck nach der Kunſt wirdigkeit zu bezahlen.

Alphonſus / der hochberuͤhmbte Koͤnig in Arragonien / hat zu Zeiten Handarbeit fuͤrgehabt / vnd als einsmals jhmFanormitan. einer von ſeinen Anweſenden zu verſtehen gabe / wie eine ſolche Arbeit einem ſolchen Koͤnige vnd Potentaten viel zu ſchlecht / vnd etwas veraͤchtlich were / hat der loͤbliche Koͤnig darauff laͤchlend gefragt / ob denn Gott vnd die Natur nicht auch den Koͤnigen ſo wol Haͤnde geben hette / als andern?

Leo X. vnd Clemens VII. Roͤmiſche Baͤbſte / ſeyndJovius. groſſe Liebhaber geweſen etlicher kuͤnſtlichen Handwercken / haben ſelbige auch werth gehalten vnd verehret.

Sixtus V. Babſt zu Rom / iſt auch ein groſſer koſtbarerVide Eman. Meteran. l. 13. vnd freygebiger Liebhaber vnnd Befoͤrderer geweſen / aller Kuͤnſtler vnd kuͤnſtlichen Wercken / vnd ſehr viel darauff ge - wendet / iſt auch deßhalben ſonderlich beruͤhmbt. Was fuͤr ein trefflich Architectoniſch Probier - vnd Kunſtſtuͤck in rrans - ferirung einesgroſſen Obeliſci er beweiſen laſſen / wird drun - ten gemeldet / Cap. 9.

Franciſcus I. Koͤnig in Franckreich / auch ein groſſer Lieber / Verſtaͤndiger vnd Befoͤrderer der Kuͤnſte / hat eine ſol - che Taffelweiſe gehalten / daß er neben andern mercklichen Dingen / ſonderlich auch von Kuͤnſtlereyen vnd Handwercken gern Sprach gehalten / ſolche Leute auch gern vnd offt vmb ſich vnd zu Auffwartern gehabt / von welches Koͤniges TaffelHubert. Thom. Leod. l. 10., in vita Frider. 2. E〈…〉〈…〉. Palat. denckwuͤrdig ſeynd / die Wort eines fuͤrnehmen Scribenten: Extra omnem adulationem hoc ego dico, adſtitiſſe me ſæpè Regibusprandentibus, atq́; ipſi Romano pontifici, Imperatori, Cardinalibus, Epiſcopis, & alijs, tamen do -cti -193der Kuͤnſte.ctiori menſæ, (ut ita dicam,) atq́; hujus Regis Galliæ ad - fuiſſe me, non recordor, ubi â lectione, diſputatione, & collocutione, nemo tàm doctus, eruditus, egregius, dux vel miles, immo nullus faber, hortulanus, agricola, qui non melior ac præſtantior inde diſcederet, ipſo Rege di - ceptante. Das iſt: Ich bezeuge mit Warheit / daß ich vielmals fuͤr Konige / Baͤpſte / des Roͤmiſchen / Kaͤyſers / Car - dinaͤlen / Biſchoffen vnd anderer Herrn Taffeln auffgewar - tet habe / aber niemals von kuͤnſtlichen nuͤtzlichen Dingen ſo viel hoͤren diſputiren vnd diſcurriren / als an dieſem / des Koͤni - ges in Franckreich Tiſche / von welchem niemand gangen / der nicht gelehrter vnd verſtaͤndiger worden / als er zuvor gewe - ſen / er ſey gleich gelahrt / ein Kriegs-Handwercks - oder Ba - wersmann / oder wer er wolle / hat er etwas beſonders von die - ſein Koͤnige lernen koͤnnen.

Vmb gleiches loͤbliches Intents willen / ſchicket ſich hieher nicht vnfuͤglich / was der Edele Wilibald Birckeimer / Kaͤyſerl. May Maximil I. Rath in einem Sendſchreiben / an gute vnd fuͤrnehme Freunde / von ſeiner eigen dietâ vnd or - dentlicher Weiſe des taͤglichen Lebens meldet / daß er vn - ter andern auch dieſes pflege zu halten / nemlich auff dem Lan - de die Bawersleute / vnd in der Stadt die Kuͤnſtler vnd Hand - wercksleute offtmals zu ſeinen Gaſtungen oder Mahlzeiten zu laden / vnd bezeuget darbey / daß jhme ſolches groſſen Nutz vnd Ergetzligkeit bringe / in deme er von jenen des Feldbawes / von dieſen aber allerley Handwercken Wiſſenſchafft vnnd Nachrichtung haben koͤnne.

Der Tuͤrckiſche Kaͤyſer Soliman / hat ſo groſſes Gefal - len an einem Niederlaͤndiſchen kuͤnſtlichen Mahler vnd Baw - meiſter Petro Aloſtano gehabt (welcher viel fuͤrtreffliche Wer - cke hinterlaſſen /) daß er ſeines Alcorans vergeſſen / (welcherB balle194Von Liebhabernalle Abbildung verbeut /) von ſelbigem ſich abmahlen laſſen / hat jhme auch mit einem ſtatlichen Ringe vnd edlem Geſtein / von ſeiner Hand / deßgleichen mit Pferden / Geld / Kleidern vnd Knechten / auffs herrlichſte begabet / ehrlich von ſich ab - ſcheiden laſſen / welches er hernach zu Bruͤſſel offt angeleget / vnd ſich drinnen ſehen laſſen.

In guͤlden Sendſchretbẽ par. 3.

Antonius Quevara meldet / daß zu Rom bey langen Zeiten / niemals ein Buͤrgermeiſter oder Rathsverwandter geweſen / der nicht ein gut Handwerck gekunt / vnd ſelbiges ge - trieben / Einer kunte mahlen / ein ander Bildſchnitzen / Gold - arbeiten / ꝛc. etliche laſen auff der hohen Schulen / etliche gien - gen mit Feldbawen / Gartnereyen / vnd dergleichen vmb / vnd ward keiner erwehlet / welcher nicht dergleichen etwas ge - lernet vnnd getrieben hatte. Wiewol etliche Handwercker daſelbſt nicht Rathsfehig ſeyn kunten / aus Vrſachen / ꝛc. wel - che beym Autore mag geſucht vnd geleſen werden.

Theat. virt. & honer. VVili - baldi Birekei - meri.

Zu Albrecht Duͤrer / dem fuͤrtreffliehen Kuͤnſtler zu Nuͤrn - berg ſeynd offtmals auch hohes Standes Perſonen / vnd an - dere fuͤrnehme Leute kommen / vnd mit jhm converſirt / we - gen ſeiner Kunſt vnd fuͤrtrefflichen Verſtandes / wie obge - meldter Birckeimer auch gepfleget ſietige Converſation mit jhme zu halten / auch Brieffe an einander zu ſchreiben / DahenS. G. JC. einer ſchreibet:

Duͤrerus naturâ opifex propè doctior ipſâ,
Cujus amicitiâ & jucundo Pirckemer uſu
Floruit.
Zvvinger. in Theas.

Auff ſolche weiſe haben auch vor Alters der Hochwei - ſen etliche mit den beruͤhmbten Kuͤnſttern / Freundſchafft vnd Converſation gepflogen / als Socrates mit Parrhaſio dem Mahler / vnd andern / auch zu einem Gerber zu Athen offt kommen / vnd von Philoſophiſchen Dingen mit einander ge -redet /195der Kuͤnſte.redet / wie denn auch noch etwa verſtaͤndige Handwercks Lcu -Folgoſ. te gern mit gelehrten Leuten vmbgehen / vnd mit jhnen con - verſiren.

Pittacus Mitilen. einer aus den ſieben weiſen Meiſtern des Griechiſchen Landes / hat ſonderliche Luſt am Muͤhlwerck gehabt / offt ſelbſt damit vmbgangen / arbeiten vnd mahlen helffen / auch darzu geſungen.

Als die zween Philoſophi Menedem des vnd Aſclepi - ades bey den Arcopagiten wurden angegeben daß ſie muͤſſig giengen / hat ein Muͤller ſie entſchuͤldiget / vnd bezeuget / daß ſie auff ſeiner Muͤhlen des Nachts arbeiteten. Ja viel Hoch - gelahrte in obern Faculteten haben ſich offt mit Mechaniſcher Handarbeit geuͤbet vnd erluſtiret.

Von Hippia einem Athenienſer ſchreibt man / daß ſel -Thom. Gar - zon. in Pinzz〈…〉〈…〉 univerſ. biger ſo groſſen Luſt zur Handarbeit gehabt / daß er viel herr - licher Kuͤnſten vnd Handwercken gelernet vnd gekundt / auch alles was zierlichs vnd nuͤtzlichs in ſeiner Haußhaltung gewe - ſen / mit eigenen Haͤnden gemachet.

Johan Guttenberger Adeliches Geſchlechtes / hat ausEman. Meter. hiſt, Belg. Lieb zur Buchdrucker Kunſt / ſelbige in Teutſchland ſehr helf - fen befoͤrdern / vnd viel darauff gewendet.

Johannes Zamoſeius / weiland Groß Cantzler in Po - len / iſt ein hochberuͤhmbter milder Freund / nicht allein der Studien / ſondern auch aller guten Mechaniſchen Kuͤnſte ge - weſen / vnd der trefflichen Verſtand gehabt.

Viel Potentaten vnd Printzen haben jhren bekandten Handwercksleuten ſelbſten zugeſchrieben / als Alexander M.Anton. Gutv. Sendſchr. par. 1. ſchreibt dem Pullioni ſeinem Schmied / Jul. Ceſ. dem Ruffo / ſeinem Gaͤrtner / Auguſtus dem Pamphilo ſeinem Hofe - ſchmied Tyberius ſeinem Muͤller / Tullius dem Wirtho ſei - nem Schneider. Dieſen vnd jhres gleichen hat ſolche Ge -Id. Gueyar. B b ijmein -196Von Liebhabernibid & Fran - eiſ. Menen. in deliciis H -〈…〉〈…〉 ueſtr. meinſchafft der Handwercker nichts an jhrer reputation ge - ſchadet / wie einem Spaniſchen Orden / von welchem die Au - tores alſo ſchreiben: Vorzeiten hats in Spanien ein Ritter - lichen Orden gehabt / genannt de la vanda (banda) das iſt / die Ordensherren von der Binden / ꝛc. Dieſe hatten vnter andern Reguln oder Geſetzen / welche ſie halten muſten / auch dieſe: (war aber gar zu gravitetiſch) nemlich: daß ſie nur mit Nobiliſten / Kriegserfahrnen / Cavallirern / vnd dergleichen vmbgehen vnd converſiren durfften / vnd wo einer mit einem Kauff-Handwercks oder Bawersmann oͤffentlich vmbgien - ge / der muſte von dem Oberſten geſtrafft werden / vnd dorffte ſich etliche Tage nicht oͤffentlich ſehen laſſen.

Es haben auch hohe vnd andere fuͤrnehme Perſonen ehrliche vnd wolanſtehende Handarbeit genugſam / darinn ſie ohne Gefahr vnd Beſchimpffung ſich vben koͤnnen / vnd wird ſie niemand heiſſen / daß ſie liederliche Ding treiben / als mit Arthabano Maͤußfallen machen / mit Bianto Froͤſche fangen / mit Do mitiano Fliegen ſtechen / oder mit Sardana - palo in der Rockenſtuben zu ſitzen / ꝛc.

Es haben[auch] hocherhabene Leute ſich nicht zu ſche - men / wenn ſie ehrlicher Handwercker Kinder ſeyn / wie etli - the Roͤmiſche Keyſer / Koͤnige / vnd viel andere geweſen / ſon - dern thun recht vnd loͤblich / wenn ſie deſſen ſich mit Gebuͤhr erjnnern / wie auch deren Exempla vorhanden ſeyn / als:

Agathocles, Koͤnig in Sicilien / war eines Toͤpffers Sohn / der hat auch gern aus jrrdinen Geſchirren geſſen vnd getruncken / welches er / (wie Aventinus ſagt) ſich der Demuth zuerjnnern / vnd ſeines Vaters Handwerck zu Eh -〈…〉〈…〉erm. Kirch. 〈…〉〈…〉C. in diſput. ren gethan / oder: quòd patre figulo cretus, ad luculen - rum regnum ab argillâ lutulentâ perveniſſet.

Deß -197der Kuͤnſte.

Deßgleichen VVillegiſus, der 34. Ertzbiſchoff vnd er - ſie Churfuͤrſt zu Meyntz / iſt eines Wagners Sohn geweſen / von Scheiningen / aus Sachſen buͤrtig / der hat in ſeine Wohngemaͤcher / Schlaffkammern / vnd andere Ort Wa - genraͤdlein anmahlen laſſen / mit dieſem fuͤrgeſetzten Spruch: VVillegis, recole undè veneris, das iſt / Willegis deiner Ankunfft nicht vergiß. Hat auch diß Raͤdlein zum Stiffts - wappen gemacht / vnd vom Keyſer Heinrico V. beſtetigen laſſen.

Alſo ein Seidenferber wurde Hertzog zu Genua / einGuicciard. Joſephus. Wuͤllenweber oder Tuchmacher wurde Stadthalter zu Ba - bylonien / vnd viel ſolche Exempel ſind bey dem Tiraquello, Zvvingero &c. zu leſen.

Haytho erzehlet / wie der Tartaren erſter Cham oderin paſſag. ter - ra Orient, c. 16. Großfuͤrſt ſey ein Schmidt geweſen / Changi genannt / wel - cher durch ſonderliche Anzeigung dazu kommen / auch bey jh - nen lang vnd ſtreng regieret / mit dieſem Anfang / vnd zur Probe des Gehorſams / daß alle Fuͤrnembſten jhren leibli - chen Soͤhnen ſelbſt ſolten die Koͤpffe abhawen / welches ſie gutwillig gethan. Dieſer der Tartarn Großfuͤrſt / iſt eins - mals in einem Streit von ſeinem Pferd kommen / vnd von ſeinem Volck in der Flucht verlaſſen worden / weil ſie jhn nicht ſehen koͤnnen. Er aber hat ſich vnter einem Gepuͤſch verſteckt gehalten / da hat ſich eine Eule (bubo) an ſelbiges Ort geſetzet / vnd ob ſchon die Feinde da herumb geritten / ha - ben ſie jhn doch nicht gefunden / weil ſie nicht gedacht / daß daſelbſten jemand ſich auffhielte. Da er nun alſo darvon / vnd wieder zu den Seinen kommen / hat ers jhnen erzehlet / wie dieſer Vogel ſein Gluͤck geweſen. Daher haben die Tar - tarn hernach ſelbigen Vogel geehret / vnd deſſen Federn auff jhren Haͤuptern getragen.

B b 3Zum198Herrſchafften / ꝛc. ſollen Befoͤrderer ſeyn

Zum Beſchluß / ſo iſts ſehr loͤblich an Regimentsperſo - nen / wenn ſie entweder ſelbſt der Mechaniſchen Kuͤnſten Lich - haber vnd verſtaͤndig / oder aber ſolche Leute an der Seiten haben / die alſo qualiftciret ſeyn / dergleichen in vorigen Zei - ten Wilibald Pirckeimer zu Nuͤrnberg / vnd bißhero auch et - liche andere daſelbſt / vnd Conſtantin Liſtkirchen zu Coͤlln / gemeldter vnd aller ſchoͤnen guten Kuͤnſten hochverſtaͤndige liebhabende Patronen / in oͤffentlichen monumenten geruͤh - met werden. Wie auch Herm. Kirchnerus JC. in ſeinem Cancellario, L. 1. c. 8. erfordert / daß ein Cantzler ſol neben andern ſcientiis auch auff Architectonica vnd Mechani - ca ſich verſtehen.

Das IX. Capitel. Wie Herrſchafften vnnd Regiments - perſonen ſollen Befoͤrderer / Vnterhalter vnd Handhaber ſeyn / aller nuͤtzlichen / nothwendigen / ehrlichen / kuͤnſtlichen vnd gemeinen Handwercken; Wie auch reiche vnd vermoͤgliche Leute bey nothleidenden vnd verarme - ten Handwerckern das beſte thun ſollen.

In einem Schreiben / an H〈…〉〈…〉 Wilt - bald Pirckei - mer.

ALbert Duͤrer / der fuͤrtreffliche Kuͤnſtler / ſchreibt an ei - nem Ort alſo: Gar leichtlich verlieren ſich die Kuͤnſte / aber ſchwerlich vnd durch lange Zeit werden ſie wieder erfunden. Vnd wil hiemit etwas hoͤfflicher vnnd ſittſamer weiſe / alle Obern vnd fuͤrgehenden Herren vnd Regiments - perſonen / auch reiche vnd wolhabende Leute / vmb Vor - mundſchafft vnd Mantenierung / vber rechtſchaffene Kuͤn - ſte gebeten haben. Menander ſagte vor Alters alſo: facilècon -199guter Kuͤnſten vnd Handwercken.conſeneſcunt Artes, ubi Dominos nanciſcuntur ava - ros, das iſt: Die Kuͤnſte veralten gar bald / wann ſie vnter ſolche Herren kommen / welche nichts darauff wenden wol - len.

Matthæus Dreſſerus ſchreibt: Luſt vnd Liebe zu Kuͤn - ſten / iſt eines weltlichen Reichs oder Regiments fuͤrnehmeIm Buch vō den Staͤdteu des Teutſch - landes. Zierde eine. Wenn derwegen ſelbige Herren vnd Vorſte - her der Kuͤnſte vnd Kuͤnſtler ſich annehmen / thun ſie jhres Stands vnd Ampts Gebuͤhr / vnd helffen zu des gemeinen Nutzens beſſerung / ſintemal es vnleugbar / daß gute tuͤgliche Kuͤnſte vnd Handgewercke den Staͤdten groſſe Nutzbarkei - ten bringen / wieman deſſen augenſcheinliche Exempel an et - lichen Orten / als Meylani Nuͤrnberg / vnd vielen andern /Bokntis JC. ſonderlich auch Niederlaͤndiſchen Staͤdten hat / allda ſich wahr befindet / quòd opificia opem ac opes ferant Rei - publicæ. Derwegen rathen auch hierzu die Policeyver - ſtaͤndige / das kuͤnſtliche Handgewercke den Herrſchafften ꝛc.ad Exempl. impp. in L. r. c. de extuſ. artif. wol ſollen befohlen ſeyn / vnd: Magnates ac principes ad - decet, quicquid fit, ingenioſi operis & organi (quales eriam ſunt artificioſæ molarum ſtructuræ & ſimiles) a - mare, colere, curarc; Eorundem etiam eſt, ſtudia opi -Bornitius. Idem ex Cod. Rhodig. ficum & opificiorum, præmiis, auxiliis, ac privileglis promovere, cùm interſit, ea in civitatibus exiſtere, commodi publici ac privati cau&ſa, & præmia ſint ali - menta virtutis ac induſtriæ. Vnd Latherus ſchreibet:Latherus de cenſu. Magiſtratus ingenioſos homines præmiorum magnitu - dine ac immunitatum illecebris ad ſe pertrahant, cùm alias ob cauſas, tùm ad cives erndiendos & opes augen - das. Mattheſius redet auff gleichen Schlag; Herren vndMattheſ. in Syrac. Id. in Sarep〈…〉〈…〉 Regenten ſollen vber kuͤnſtlichen Handwercken halten / vnd weil ſo mancherley Handkuͤnſte je laͤnger je mehr vnd beſſeran Tag200Herrſchafften / ꝛc. ſollen Befoͤrderer ſeynan Tag kommen / vnd floriren, ſollen die Obern vnd andere fuͤrnehme vermoͤgliche Leute / ſolchen feinen Koͤpffen / die hie - zu genaturet vnd geneigt / vnd[Luſt] vnd Liebe zu dergleichen haben / behuͤlfflich vnd befoͤrderlich ſeyn / ſintemal doch ſon - ſten viel Vnkoſtens / auff vergengliche / fuͤrwitzige / vnnuͤtze / vergebliche / ja auch gefaͤhrliche Dinge gewendet wird.

Greg. Petr. Tholez. ex Strab. l. 15. Geogr. & alii.

Die Politici beweiſen aus den Hiſtorien / daß die In - dianer auch ſchon vor Alters / die Handwercker vnd Kuͤnſt - ler ſo hoch / vnd jhnen dermaſſen Schutz gehalten / daß / wel - cher einem Handwercksmann ein Aug oder Hand verderbt / derſelbe das Leben verwircket hatte / wie ſie denn auch inſon - derheit die Baw - vnd Werckleute ſtattlich befreyet haben.

Bodin. l. 3. c. 8. de Repub. ex Dionyſ. Hali - carnaſſ. l. 2.

Bodinus meldet / daß die Roͤmer zwar anfaͤnglich ſich vmb die Handwercker nicht viel bekuͤmmert / da ſie aber her - nach derſelben je laͤnger je beſſer bedorfften / vnd doch weder in der naͤhe / noch aus der Frembde (weil ſie ſich gar feindſelig gemachet) haben kunten / hat Numa Pompilius auch die Handwercker mit vieler Muͤhe vnd angewandten Vnkoſten eingefuͤhret / ſelbige mit einem Zunfft Collegio verehret vnd beſtettiget / vnd der Stadt Rom einverleibt.

Sarv in 7. Æ - neid. Virgil.

Servius meldet auch / wie die Roͤmer mit folgender Zeit die Handwereker / wegen vielfaͤltigen Nutzens / ſehr lieb ge - wonnen / inſonderheit die jenigen / weleher Arbeit zum taͤgli -Aloxand. ab Alexand. Bornitius. ehon Gebranch vnd Notturfft dienlich geweſen: haben auch Jaͤhrlich etliche jhrer Buͤrgerskinder vnd Juͤnglinge in die Frembde verſchicket / mancherley Handwercke vnd Kuͤnſtle - reyen zu lernen. Ja es iſt hierauff Rom / bey dreyhundert Jahren / eine arbeitſame Stadt geweſen.

Anton. Que - vara par. 3. der guͤld. Sendſchr.

Einsmals ſolte die Stadt Rom Geſandte außſchicken / mit etlichen Geferten / da ſuchte mau drey gantze Tage durch die Stadt / vnd funde niemand muͤſſig / welche man hette mit -ſchicken201guter Kuͤnſten vnd Handwercken.ſchicken koͤnnen / denn die Geſetze vermoͤchten / daß man nie -Idem ibid. mand von einiger Handarbeit aufftreiben duͤrffte / damit er ſich ernerete / auſſer ſonderlichen Nothfall. Es wird auch gemeldet aus einem Schreiben des Kaͤyſers Aurelii, daß die alten Roͤmer ein Geſetz hatten / keinen zum Buͤrger auffzu - nehmen / Er were denn zuvor vom Stadt Schuldheiß exa - minirt worden / da hat man auch ſeine Haͤnde betaſtet / vnd beſehen / waren ſelbige weich vnd lind / wurde er fuͤr einen Miſſiggaͤnger gehalten vnd abgewieſen: Waren ſie aber hart vnd Arbeitſam / wurde er zum Buͤrger auffgenommen. Sie haben auch die Vbelthaͤter gelinder geſtraffet / welche harte Haͤnde hatten / welche aber weiche Haͤnde hatten / wur - den haͤrter geſtraffet. Sonderlich hat der alte Cato Cen - ſorinus das Roͤmiſche Volck ſtreng zur arbeit gehalten / denn wann derſelbe vber die Gaſſen gangen / iſt Jederman zur Ar - beit gelauffen / gleich wie etwa die Kinder in der Schulen vber die Buͤcher fallen / wenn der Præceptor koͤmpt / vnd haben ſonderlich die Muͤſſiggaͤnger dieſen Catonem ſehr gefuͤrch - tet / weil er ſie hart ſtraffete / vnd nicht gedulden mochte.

Es ſollen aber auch die Herrſchafften darumb vber den Handwercken halten / weil ſelbige in Fewersnoͤthen vnnd dergleichen gefaͤrlichkeiten ſich fuͤr andern ſonderlich gebrau - chen laſſen / wie auch die Rechte hierzu ermahnen / ad remu -Digg. tit. de immunitat. neranda corum pericula & labores. Ja ſie ſeind auch vor Alters mit etlichen Freyheiten daruͤmb begabet worden / quia tàm neceſſatiam operam publicis utilitatibus exhibent.

Xenophon. erinnert auch die Obern / das ſie der Je -Xenophon. in pæd. Cyri. l. 8. nigen ſich annehmen / vnd ſie verehren ſollen / welche zu ge - nmeiner Wolfahrt nuͤtzlich vnd dienſtlich ſeyn. Darumb nennet auch Bornitius die jenige perfectiores Reſpublicas, in quibus Artifices ſingulares reperiuntur, das iſt / wol -C cbeſtal -202Herrſchafften / ꝛc. ſollen befoͤrder ſeynbeſtalte Staͤdte / welche mit ſonderlichen Kuͤnſtlichen Leu - ten verſehen ſeyn.

D. Sigfried Saccus, Conc. 24. Trinit.

Die Herrſchafft Venedig / hat ſich von alters hero bey den Handwercken ſo verdient gemacht / daß bey ſelbigen lange der gebrauch geblieben / wo ein Raths Herr zur Regie - rung oder Amptsgeſchaͤfften fuͤr vber gangen / daß die Hand - wercker daſelbſten auffgeſtanden / vnd dem Herrn daß Gleid vber etliche Gaſſen gegeben / welches daſelbſten auch noch geſchicht / vnnd denen Regimentsperſonen wiederfaͤhret / welche fuͤr andern den Ruhm haben / daß ſie gemeines Nutz - ens ſonderliche Befoͤrderer ſeind.

Die H. Schrifft bezeuget auch / daß die herrliche fuͤr - treffliche Kuͤnſtler ſich mit der herrligkeit des Juͤdiſchen volcks gemehret / da Moſes / David / Salomo vnd andere ſelbſt daruͤber / vnd ſolche Leute in werth gehalten / da hat es beruͤmbte Kuͤnſtler in mancherley werck gegeben / wie dan̄ die Koͤnigin vom Mittage aus Reich Arabien / vnter andern ſich auch verwundert vber Salomonis Knechte / Diener vnnd Auffwarter / darunter auch etliche Kuͤnſtler geweſen. Wie man dann noch erfehret / daß Kunſtliebenden Herrſchnfften vnd dergleichen Patronen auch die Kuͤnſtler zu zuziehen vnd mancherley præſentiren pflegen.

Alſo hat bey Salomo florirct Hiram von Tyro / oder Huram Abiff ein groſſer / ſtatlicher / hochbegabter Kuͤnſtler1. Reg. 7. 2. Chron. 2. vnd Meiſter / vol Weißheit / Verſtand vnd Kunſt / zu Ar - beiten allerley Werck / dergleichen auſſer Bezaliel / ſonſten keiner geruͤhmet wird.

Es hat aber Salomo der Koͤnig auch ſonſten wol vber2. Chron. 2. den Handwerckern gehalten / welches daraus zu erſehen / daß er vber die Arbeiter an ſeinen Gebaͤwden / 3600. Ampt - leute verordnet gehabt / damit ſie beydes recht Regieret / vnnd auch wol vnd nothduͤrfftiglich / verſorget wuͤrden.

Alſo203guter Kuͤnſten vnd Handwercken.

Alſo floriren auch noch die Kuͤnſtler vnter loͤblichen vnd fuͤrtrefflichen Regenten / vnd haben ſelbige gemeiniglich nach guten Kuͤnſtlern getrachtet / Wie auch vor Zeiten Ale - xander M. bey ſich hatte / Apellem den beſten Maler / Pyr -Crinitus. lib. 16. c. 7. gotelem, Lyſippum, Polydorum, die beſte Bildhawer / vnd andere.

Von Pericle, ruͤhmbt Plutarchus, daß er vnter an - dern wolſtand vnnd nutzbarkeit der Stadt Athen erzeiget / auch dieſes erwieſen: quòd opificum ingenioſißimorum multitudine admirabilem reliquit, das iſt / das er ſelbi - ge Stad mit allerhand fuͤrtrefflichen Kuͤnſten verſehen / hin - ter ſich verlaſſen.

Selimus, 1. Tuͤrckiſcher Kaͤyſer / als er die Stadt Conſtantinopel an Reichthumb vermehren / vnnd zu einemBoterus, de illuſtri ſtatu. newen flor / vnd Auffnehmen bringen wolte / hat er etliche Tauſent vnterſchiedliche Handwercksleute / von Belgrad / Cairo vnd andern Orten dahin erfordern laſſen / jhnen Frey - heiten gegeben / vnd die Manufacturen tapfer anrichten laſ - ſen / welches denn auch noch heute zu Tag continuiret wird.

Alſo hat jetziger Zeit die fuͤrſtliche Stad Muͤnchen inTheat. Urbe. Beyern dieſen ſonderlichen ruhm / daß ſelbige Durchl. Herr - ſchafft viel außbuͤndige treffliche Kuͤnſtler vnd Handwercker von andern Orten / mit groſſen Vnkoſten dahin beruffen vnd gebracht / wie ſie denn auch daſelbſten wolgeachtet / ehrlich vnd mild gehalten werden.

Koͤnig Heinr. 4. in Franckreich / hat in vorigen Jah - ren daſelbſten zu des gantzen Reichs groſſen Nutzen auch Seidene Wahren vnnd Zeug zu machen anrichten laſſen. Denn als er geſehen / daß jaͤhrlich viel Geld in Italien vnnd ander Laͤnder fuͤr Seidengewandt geſchickt wuͤrde / vnd nichtC c ijleicht204Herrſchafften / ꝛc. ſollen befoͤrder ſeynleicht abzuſchaffen war / hat er nicht allein die Seidē wuͤrmer / ſondern auch ſehr viel ſolches gewercks meiſter aus Italien in Franckreich bringen vnd in etliche provincien ſeines Reichs einſetzen laſſen / daß alſo ſolche Wahren im Land gemacht werden / vnd das Geld drinnen bleibt / welches ſonſten zuvor hienaus gefuͤhrt worden / wie Johann Chockier zeuget in Aphor. Polit.

Hect. Boēt lib. 1. hiſtor.

Als dermal eins in Schottland die Kuͤnſtler vnd Han - wercker abgangen / in dem man ſich allzu ſehr auff den Feld - baw / Viehzucht / ſonderlich auffs gemeine jagen begeben / haben ſelbige Koͤnige vnd Herrſchafften / des Reichs wol - ſtand zu vermehren / von vilen auslendiſchen Orten allerley Handwercksleute erfordert / vnd in die provincien eingeſetz - et / jhnen auch gewiſſe beſtallungen vnnd genies / vnter andern auch dieſes verordnet / vnd vermachet / nemlich / wel - cher aus den vermoͤglichen Vnterthanen einen Ochſen ge - ſchlachtet / muſte davon den Kopff dem Schmide / den Halß dem Foͤrſter / die Zunge dem Juriſten / ein ſtuͤcke von der Schulter dem Kundſchaffer der Diebe / ein ſtuͤck dem Wag - ner / Balbierer / vnd Wundartzt / dem Medico aus einer ſei - ten 2. Ribben / außtheilen: Andere bekamen auch ander theil / dieſer gebrauch den Ochſen außzutheilen / iſt auch bey etli - chen andern Voͤlckern noch lange Zeit hernach geblieben. Idem l. 17.Alſo auch hernach zu andern Zeiten / ſonderlich vnter Jacobo 1. durch langwirige Kriege in Schottland die Handwercker wiederumb in abgang kommen / hat man aus Engelland / Flandern / vnd andern Orten / mit groſſen vnkoſten / aller - ley Handwercksleute erfodert / damit die inwoner wieder - umb Handwercke lerneten vnd darzu gewehnet wuͤrden.

Sonderlich thun die Jenige vermoͤgliche Herrſchafften ſehr wol vnd weißlich / wann ſie zu thewren Zeiten vnnd an -dern205guter Kuͤnſten vnd Handwercken.dern beſchwerlichen Leufften / etwas zu gemeinen Nutzen / vnd dergleichen Bawen oder Bawlich erhalten / oder zu der - gleichen einen namhafften vorrath ſchaffen vnnd arbeiten laſſen / darzu die Policey verſtendige vielfaͤltig rathen / vnnd jhres gutachtens vernuͤnfftige vrſachen anzeigen / denn die -Scip. Amirat. ſes iſtein præceptum politicum, beym Scip. Amirat. Ma - giſtratus ad occurrendum publicis motbis, in ſuis civi - tatibus opera publica exſtruere debent, ut nemo ſe excu - ſare posſit, quod cum materies laborandi de ficiat. Bo -Bodinus, de republ. l. 6,〈…〉〈…〉. dinus ſagt alſo: Ex operibus publicis inſtitutis egeſtati ſimul & ingnaviæ ſuccurritur, & ità Rerumpubl. peſtes antiquißimæ de civitate depelluntur Et: materia prius in uſum comparata, & adaptata, etiam maximi conce - pti operis celeritati ſuccutrere poteſt. Das iſt: Ge - meine Gebaͤwde helffen das gemeine Volck erneren vnd der Faulheit / vnd anderm gemeinen Vnheil wehren / oder / wenn man zu kuͤnfftigen nothwendigen Gebaͤwden nur einen gu - ten Vorrath ſchaffet / wird man hernach auch mit einem groſſen Gebaͤwde deſto ſchleuniger fertig. Welches dann von fuͤrſichtigen Regenten gemeiniglich in acht genommen worden.

Daß vorzeiten etliche Egyptiſche Koͤnige die groſſenBodin. de Rep. Gabr. Kalte - m[a]rck / im Paradiswaſ - ſer. Andr. The - vet. in de - ſcript Orient. Pyramides daſelbſten bawen laſſen / iſt ſolches auch darumb geſchehen / ne plebs otio & ignaviâ langveret, das iſt / damit das Volck nicht muͤſſig gienge / ſondern zu arbeiten het - te / vnd damit das Geld vnter die Leute kaͤme. Vnnd zu dieſem ende / ſeind auch daſelbſten anderſtwo / etliche Canal vnd waſſergaͤnge / auch groſſe See vnd Teichen (dergleichen ſonderlich Koͤnig Miris gethan) vnnd anderſt zu gemeinen Nutzen erbawet worden.

C c iijDie206Herrſchafften / ꝛc. ſollen befoͤrderer ſeyn

Die Roͤmer haben ſonderlich gern zugemeinem Nutzen vnd nohtdurfft bawen laſſen / vnd auff der gleichen viel gewen -Vide etiam ſupr. cap. 5. det / deſſen man auch noch heut zu tage etliche anzeigunge fin - det / vnd ſiehet / dadurch iſt auch Rom ſo herrlich worden: primum lateritia, deindè lapidea, demum marmorea. Daher / als Conſtantinus Magni filius, erſtmal gen Rom kommen / vnd ſelbige Stadt mit jhren Gebaͤwden geſehen / hat er ſich vber viel verwundert / ſonderlich auch vber das Pferd / darauff Trajanus Imperator ſaſſe / vnd ſagte bald / er wolte auch ein ſolch Pferd machen laſſen. Darauff ſagte jhm ein Hoffmann: Er ſolte jhme aber zuvor auch einen ſolchen Stall bawen laſſen / als / Forum Tra - jani, darinnen es ſtunde / welches ein ſehr herrlich Gebaͤw - de war.

Anton. Gue - vara, par. 1. der Guͤld. Sendſchr.

Kaͤyſer Trajanus ſchriebe eins mals an den Magiſtrat zu Rom / daß die ſo dem gemeinen Nutzen vorgeſetzt ſeind / ſollen frennde ſeyn der Arbeit vnd der Arbeitſamen. Vnd eben im ſelbigen Schreiben vermahnet der Kaͤyſer ſelbigen Magiſtrat vnd Stad Obrikeit / Weiln man dem gemeinen Schaden wehren / vnnd verbeſſern ſoll / ſolten ſie auch da - ran ſeyn / daß die gemeine nothwendige Gebaͤwde / an Tem - peln Mawren vnd Thuͤrnen / Waſſerroͤhren / Brunnwer - cken / Brucken Waſſerkuͤnſten / gemeinen Baͤdern vnd der - gleichen / allzeit durch fleiſſige Handwercker vnnd Arbeiter außgebeſſert wuͤrden. Weiln auch vnter den Roͤmiſchen Heidniſchen Kaͤyſern vnnd Herrſchafften / offtermals ein groſſer hauffe Gefangener vnd zur Arbeit verurtheilter Chri - ſten / an jhren groſſen Gebaͤwden / Schawplaͤtzen / vnd Theatris ſonderlich an den Diocletianiſchen Thermis oder Warmen Baͤdern / vnd dergleichen haͤrtiglich vnnd jhrenSchweiß207guter Kuͤnſten vnd Handwercken.Schweiß verarbeiten muſten / als hat man hernach ſolcherJac. Laur. lib. Antiquit. urbis Rom. gebaͤwden etliche zu Kirchen vnd Gottes haͤuſern verwen - det / ut meritò divino cederet cultui, quod multo con - ftitit chriſtianorum ſudore.

Veſpaſianus der Roͤmiſche Kaͤyſer / da eins mals dasBodinus, l. 6. c. 8. de Re - publ. ex Sue - tonio. Id. Bodin. ex Tranquillo. Capitolium durch fewer verbrand vnnd verderbt ward / (ſonderlich durch der Vitellianer Tumult) hat er mit allen ernſt vnd geſchwindigkeit / ſelben Baw wieder auffrichten laſ - ſen / ja auch ſelbſten mit zur Arbeit gegriffen / Erd vnnd Stein helffen tragen / Andere deſto fleiſſiger zu machen. Er hatte auch auff eine Zeit beſtellet / etliche groſſe Seulen oder Pfeiler von andern Orten ins Capitolium zu verſetzen / da hat ſich ein Werckmeiſter erboten / ſolches mit geringen vn - koſten zuverrichten. Der Kaͤyſer lieſſe jhme zwar ſol - chen kuͤnſtlichen Vortheil gefallen / verehret auch den Mei - ſter deswegen / ſagte aber darbey: Es ſolte bey angeſtelter Arbeit verbleiben / denn ſolches angeſehen wer / ad paſeen - dam plebeculam, das iſt / damit das arme Handwercks - volck vnd Arbeiter Geld vnd Koſt verdienen moͤge.

Vnd iſt ein ſehr alter feiner Gebrauch / daß Regiments - perſonen vnd dergleichen gern bey gemeinen Gebaͤwdē / ſon - derlich im Anfang / als bey Grundlegen vnnd dergleichen vmbſtaͤnden ſich finden laſſen / nicht allein vmb kuͤnffti - ger Zeit gedechtnis willen / ſondern auch jhr Liebe / Gunſt vnnd Auffſicht gegen kuͤnſtliche nothwendige Werck / zubeweiſen / vnd deren arbeiter zu groͤſſerem Fleis anzureitzen. Alſo lieſſet man von Plutarcho Chæroneo / daß er eins mals beyeinem gemeinen Ge - baͤwde geſtanden / auch ſelbſten Kalck / Stein / vnnd an -der208Herrſchafften / ꝛc. ſollen befoͤrder ſeynder mit zugelanget / vnd da jhme etliche ſolches fuͤr Vbel hat - ten / ſagte er: Non mihi, ſed patriæ ædifico, das iſt / ich bawe nicht mir / ſondern dem Vaterland.

Conſtantinus M. Imp. als man am grund des H. Petersmuͤnſter zu Rom gearbeitet / hat er ſelbſt pro eximiâ pietate aus ſonderlicher Andacht / mit der Hawen zum er - ſten anfangen zu arbeiten / vnd hernach 12. koͤrbe mit Erden / auff ſeinen ſchultern hinweg getragen / zur Ehre den heiligen 12. Apoſteln. Dergleichen Exempel ſonſten auch mehr ge - leſen werden von Alten vnd Newen.

Conſtantinus der Kaͤyſer / welcher Conſtantinopel gebawet / wird in den Hiſtorien geruͤhmet / daß er gern ge - bawet / ad uſum civium, zu der Inwohner nutzen.

Als Kaͤyſer Carl V. zu Toledo / in SpanienTheatr. Urb. durch angeben vnnd Geſchickligkeit etlicher Italiaͤner / eine herrliche wunderbar vnd ſehr nuͤtzliche Waſſerkunſt aus dem fluß Tago / in das hohe Koͤnigliche Schlos daſelbſten fuͤh - ren / vnd zu nutzung deſſelben austheilen lieſſe / befahl der Kaͤyſer dabey ernſtlich vnnd ausdruͤcklich / daß man ſelbige Abfaͤlle nicht allein den Reichen / ſondern auch den andern Buͤrgern vnd Handwercksleuten / die deſſen zu jhren Wer - cken beduͤrfften / zu kommen laſſen ſolte / welches auch ge - ſchehen / vnd groſſer Nutz bißhero daraus geſchaffet wor - den.

In ſeiner Ori - ental Reiſe

Ein Exempel freywilliger vnd geſchwinder Arbeit / bey einem gemeinem Baw / an fuͤrnemen Perſonen / meldet Caſpar Balbi / ein Venediſcher Handelsmann / von einem Koͤnig zu Pegu / in Indien / Anno Chriſti 1580. Daß ſelbiger Koͤnig einen nuͤtzlichen Waſſergang machen laſſen / vnd einsmals dieſem Baw vnd arbeiten zugeſehen / vnnd ge - wuͤndſchet habe / daß es bald fertig wuͤrde / wie es denn faſtzum209guter Kuͤnſten vnd Handwercken.zum Ende gieng. Da haben ſeine ſtatliche vnd fuͤrnehme Leute (welcher damals eine groſſe menge vmb jhn geweſen) alßbald die Haͤnde ſelber mit angelegt / die Werckzeuge er - griffen / vnd tapffer helffen arbeiten / alſo / daß in gegenwart vnd zuſehens des Koͤnigs die Arbeit verfertigt ward / vnd er ein vberaus groſſes Gefallen darob hatte.

Sixtus V. Papſt zu Rom / hat den Ruhm / daß er mitEmanuel von Meter lib. 13. hiſt. belg. Dieſer Papſt hat ſehr viel guter ſtifftung vnd zu deſſel - ben vberaus groſſes Geld verlaſſen. ſehr groſſen Vnkoſten vie ſtatliches Dinges / ad urbis Romæ beneficium & ornamentum habe bawen laſſen. Son - derlich hat er die zwo vberblibene herrliche Seulen Antonini vnd Adriani gezieret / vnd auff dieſelben die Bilder der beyden Seulen der Kirchen Petri vnd Pauli Apoſtolorum, ſetzen laſſen / damit auch jetzt gemelte beyde Bilder der Apoſteln einander ins Geſicht ſehen koͤnten / hat er darzwiſchen etli - che Bebaͤwd[v]nnd Haͤuſer einreiſſen vnnd einebnen laſſen. Sonderlich aber iſt die transferirung vn̄ verſetzung des groſ - ſen Obeliſci oder Pyramidis, den Kuͤnſtlern vnd Handwer - ckern zu guten geſchehen. Dieſer Pfeiler war ein einiger gantzer Stein / aus einem Egyptiſchen Felſen / zur Zeit des Keyſers Auguſti / vor Chriſti Geburt / ausgehauen / den fluß Nilo herab / vnd ferner vber Meer gefuͤhret / vnd gen Rom gebracht / hat bey 1600. Jahrn an einem Ort geſtanden / welcher mit der Zeit etwas verſchmecht vnd vngeachtet wor - den / von ſelbigen hat jhn gemeldter Papſt / mit wunderbar - lichen. Inſtrumenten, groſſen Geruͤſten / von Balcken mit 40. Windachſen / durch 77. Pferde / vnd 900. oder 1000. Werckleute / außheben / hinweg fuͤhren / vnnd vor S. Po - ters Kirchen / an einem weiten vnd Inſtigen Ort wiederumb auffrichten laſſen. Stehet alſo jetzund auffgerichtet bey 8. Roͤmer Werckſchuch vber der Erden hoͤher / denn er zuvor am andern Ort geſtanden / hat auff ſeiner Spitzen ein ge -D dweyhe -210Herrſchafften / ꝛc. ſollen befoͤrderer ſeyn.weyhetes Creutz ſtehet. Die verſetzung vnnd außbutzung dieſes Pyramidis hat vber 80000. Ducaten gekoſtet. Die Hiſtorici ſchreiben darvon / daß dieſe Arbeit ſey geweſen / res noſtro ſeculo ſtupenda, vnnd habe gemeldter PapſtEuit Domini - cus Fontana, Comenſis. Sixtus ſich dabey vber zwey Ding hoͤchſt verwundert / als nehmlich geweſen / Artis efficacia vnd Architecti au da - cia, das iſt / daß diß kuͤnſtliche Geruͤſt ſo viel vermocht / vnd der Werckmeiſter ſo kuͤhn geweſen / vnnd ſich deſſen vnter - ſtanden habe.

Dieſer Papſt hat auch etliche weite Spital Haͤuſer ba - wen / vnd mit allen Einkommen vnd notdurfft verſehen laſ - ſen: Hat auch mit andern Gebaͤwden / als nuͤtzlichen Waſ - ſerkuͤnſten vnd dergleichen / ſehr viel Handwercke lange Zeit vnd offt etliche tauſent derſelben vber einem Baw gehalten. Was er auch fuͤr eine vberaus herrliche Bibliotheca ange - richtet / ſuche bey Meterano, lib. 13.

Conradus Celtes. in deſcript. Urbis Nori - bergæ.

Einē ſonderlichē Ruhm hat auch der loͤblichē Magiſtrat der Stadt Nuͤrnberg / dz ſie zum offternmalin groſſer nothdurfft / bey beſchwerlichen Leufften / vnd thewren Zeiten / gegen die vorarmete Handwercksleute vnd dergleichen gemein Volck / gantz vaͤterliche vorſorge / Lieb vnd Huͤlffbewieſen / vnd noch dergleichen je lenger je mehr beweiſen / als man denn ſonder - lich erfahren hat / vmb Anno Chriſti 1491. vnter Kaͤyſer Ma - ximil. 1. da im gantzen Oberland vnd deſſen groſſen Staͤdten groſſe Thewrung / ja euſſerſte hungers noth war / hat ein Ehrenv. Rath daſelbſten groſſen milden Vorrhat an ge - backnem Brot / vnd vielen andern Speiſen vnd victualien, den arbeitſamen hungerleidendem Volck außtheilen / vnnd theils vmb leidliche Bezahlung / mehrertheils auch zum All - moſen wiederfahren vnd zukommen laſſen. Von welcher mildigkeit Conradus Celtes ſagt: Magnum profectò &memo -211guter Kuͤnſten vnd Handwercken.memorabile & ſalutare Reipubl. factum, das iſt / Es ſey fuͤrwar ein groſſes Gedaͤchtnis wuͤrdiges vnnd heilſames Werck geweſen. Es ſeind auch vor langer Zeit daſelb -Conradus Celtes, Ibid. ſtē zwey ſonderliche / der zwolff Bruͤder Haͤuſer genandt / fuͤr - nemlich auff alte vnd vnvermoͤgliche / vnd verarmbte Hand - wercker geſtifftet worden / darin̄en ſie ehrliche vnd gute vnter - haltungen haben. Vnd als in vorigen Jahren ſelbige Stadt von etlichen jhren Widerſachern / als der gerechtig - keit vnd friedens Feinden hart bedrenget / der Buͤrger Nah - rung / als mercimonia & manuum opera / Kauffmann - ſchafft vnd Handgewercke / geſchmelert vnd vorhindert / auch etlichen Inwohnern ſo vber Feld gereiſet / neben andern be - wiſenen ſchmehligkeiten die Hende abgehawen worden / vnd ſelbige alſo ad laborandum inutiles facti, jhre Nahrung nicht mehr gewinnen konten / hat ein Ehrenveſter Rath / ſich jhrer betrengten Buͤrgerſchafft auch gantz vaͤttrlich angenommen / vnnd an Kaͤyſerl. Majeſt. Caroli V. Stadthaltern / durch jhren Abgeſandten / H. Wili - bald Pirckhaimer / jtztgemeldte vnnd dergleichen be - ſchwerungen mit eben dergleichen vnnd gemelten Wor - ten fuͤrbringen / vnnd vmb abhelffung derſelben / auffs fleiſſigſte biten laſſen / wie denn Ehrengemelte Stadt Ober - keit auch noch bißhero vnd allezeit / gegen mangelleiden - de gemeine Handwercker / ſonderlich mit dem vor etlichen Jahren außgerichtetem Pfandhaus / eine trewhertzigeTheatr. Urb〈…〉〈…〉 Bodin. lib. 6. cap. 2. de Re - publ. Tranquillus in vita Augu - ſti. huͤlffe bewiſen / (welches Werck nicht vnbillich / dem vor Jahren zu Liſabon in Portugal auffgerichteten Templo miſericordiæ, wie auch vom Kaͤyſer Auguſto der maln auffgerichtem Pfandhaus / oder in etlichen I - taliaͤniſchen Staͤdten / verordneten MontibusD d ijpieta -212Herrſchafften ꝛc. ſollen befoͤrderer ſeynpietatis, vnd dergleichen Stifftungen zuvergleichen iſt) auchalleg. Bodin. noch mit taͤglichen vnd woͤchentlichen Allmoſen aus theilen / vnd dergleichen ſo viel thun vnd ſpendiren / daß es denck vnnd danckwuͤrdig. Von welchen Wercken Bodinus zeuget / vnd ſagt: Tales pietatis cultores imitantur hac in parte Religionis ac ſapientiæ Hebreæ principes, qui divitia - rum omnium maximum ac firmißimum munimen - tum eſſe eleem oſynam ac benignitatem erga egentes ſtatuerunt. Etidem: Nulla imperia opibus ac victo - riis tam floruiſſe videntur quàm quæ maximam egenti - um ac tenuium curam habuerunt.

Vor wenig Jahren hat die Stadt Augſpurg ein ſchoͤ - nes gantz newes Rathhaus aufferbawen laſſen / ad ſuble -Beſthe die Predigten hirvon. vandam opificum egentium penuriam, das iſt / damit Handwercksleute zu arbeiten vnd Geld zu verdienen hetten / welche ſonſten damals ſehr ſtackten vnnd darbten / wie denn obgemeldte Wort auff den ſchaw vnnd gedechtnis Groſchen ſtehen / welche auff ſelbigen Bawsgrundſtein ſeyn gelegt worden.

Chronic.

Vmb Anno 1069. Da eine groſſe Thewrung in Thuͤringen war / hat Landgraff Ludewig etliche Schloͤſſer bawen laſſen / als / Freyburg / Wartburg / vnd ander mehr / damit die arme Leute das Brot gewinnen moͤchten.

Etliche Kuͤnſtler vnd Handwercker / ſeind von vnter - ſchiedlichen Potentaten vnd hohen Herrſchafften / offtmalsVid. etiam cap. 8. ſup. Geadelt / koͤſtlich beſchencket / hoch befreyet / vnnd auff mancherley weiſe begnadet worden / wie deſſen viel Exempel koͤnten genennet werden. Vnd von Kaͤyſer Rudolpho II. jhr| vielen geſchehen.

Wann dann nun loͤbliche Hertſchafften vnd Oberkei - ten bey den Handwercken das beſte / an hriſelbſt thun / alsſollen213guter Kuͤnſten vnd handwercken.ſollen jhnen die Reichen vnd Wolhabenden / ſonderlich die keine oder wenig Kinder haben / in ſolchen guten Wercken nachfolgen / vnd ein gleiches thun / mit gottſeligen Stifftun - gen / außtheilungen / woͤchentlichen Allmoſen / vnd derglei - chen ſpendirungen / verlegung armer Kinder zu Handwer - cken / außſtewrung armer Toͤchter / auch ſonſten der armen vnvermoͤglichen / gepreßhafften Handwercker ingedenck ſeyn / welches denn ſonderlich auch die jenigen thun ſollen / welche vor der Zeit durch verhandlung der Handwercker ar - beiten / zu groſſen Gut vnd vermoͤgen kommen / damit ſelbi - ge reiche vnd vberlauffende Bruͤnlein wieder herauß flieſſen / vnd die Duͤrfftigen laben moͤgen. Ja ſolcher gutthat vnnd huͤlff ſolten nicht allein die Arme lebendige / ſondern auch die Todten genieſſen / damit durch reicher vermoͤglicher Leute ſtewer vnd außlag ſelbige etwas ehrlicher moͤchten zur Erden beſtattet / vnnd nicht ſo jaͤmmerlich außgeſchleppet werden / wie leider offtmal an vielen Orten geſchicht / ſintemal einem armē todtē Menſchen keine beſſer gutthat wiederfahren mag / als ein ehrlichs Begraͤbnis / welches aller Orten wol geſche - hen koͤnte / wenn man ſich darzu ſchicken vnd verſiehen wolte. Hierbey koͤnten allenthalben die proceres gulæ, (wie ſie Pli - nius nennet) viel thun vnd / zu ſolchem gottſeligen Wercke etwas ſtifften.

Dergleichen Geſellſchaft vor alters in Flandern durch einen Biſchoff S. Eligius genant (daher auch dieſes folgen - de S. Eligij Charitet genennt wird) vnd deſſen Prior Ro - gon genant / geſtifftet wordē / vn̄ ſonderlich zu Bethū / in Arto - is gehaltēwird / gegen alle Verſtorbene / ſonderlich die Armen vnnd verlaſſenen / damit kein todter Menſch vnehrlich / ſon - dern alle / (an was Seuchen ſie auch geſtorben ſein moͤchten) mit gebuͤrlicher proceſſion beſtattet werden muͤſſen. SeindD d iijanfeng -214Herrſchafften / ꝛc. ſollen befoͤrderer ſeynanfaͤnglich anſehnliche Leute dar zu verordnet geweſen / man hat auch anhero vber 400. Jahr durch taͤgliche vbung die - ſes gottſeligen Wercks erfahren / daß der jenigen / ſo ſich hierzu brauchen laſſen / nie keiner eine Seuche von den ver - ſtorbnen oder derer Haͤuſern empfangen oder geerbet / vnndPſalm 91. der augenſcheinliche ſchutz Gottes / in ſeinem Wort verheiſ - ſen / bey ſolchem Weck geſehen worden. Vnd verlei - he die Gnade Gottes / vnnd erwecke ferner ſolche Hertzen / welche denē loͤblichen Ortē vnd Ordnungen / in der Welt vnd Staͤte beſchreibungē beruͤhmbt / als da ſeind / Gend vnd Bruck in Flandern / Antorff in Braband / Amſtertam in Holland / Paris in Franckreich / wie auch Venedig / Nuͤrnberg / vnd etliche andere mehr mit Chriſtlicher willfaͤrtigkeit nachfolgen / vnd gleicher weiſe die nothdurfft armer Handwercker bedencken / ſehen vnnd helffen / damit die Barmhertzigkeit Gottesſelbige wieder be - dencke / ſehe vnd jhnen helffe hie zeitlich vnnd dort Ewiglich.

Das X. Capitel. Von des Frawenzimmmers vnd der Weibsperſonen Kuͤnſtlereyen / Arbeit / vnd Handgewercken.

Das215guter Kuͤnſten vnd Handwercken.

D bey denſelbigen ſo wol als bey Mannsperſonen / das Handwerck auch einen Guͤldenen Boden ha - be / das iſt / jhnen ruͤhmlich / ehrlich vnd nuͤtzlich ſey / beweiſt erſtlich vnnd inſonderheit die heilige Schrifft / mit jhrem zeugnis vnd auſſage. Denn darinnen wird eineProverb. 31. Tugendſame haͤußliche Fraw beſchrieben / daß ſie gern ar - beite mit jhren Haͤnden / jhre Haͤnde vnd Finger zur arbeit außſtrecke / etwas nuͤtzliches / nothduͤrfftiges vnd zierliches arbeite / vnd geruͤhmet werde von den fruͤchten jhrer Haͤnde / vnd jhre Werck ſie loben. Vnd anderßwo werden geruͤh -Exod. 35. 2. Reg. 7. Syrac. 26. Proverb. 12. Exod. 31. & 35. Proverb. 31. 1. Samuel 8. met der Weiber kuͤnſtliche Arbeit im Wircken / haͤußliche Tugent vnd Arbeit / die fleiſſigen / die kuͤnſtliche Arbeitkoͤn - nen / verſtaͤndige Weiber / die ſchoͤne Arbeit koͤnnen / die ſich wol verſtehen auffs Spinnen / vnd mit Woll vnnd Flachs vmbzugehen / auffs Wircken / Sticken / Naͤhen / Kochen / Waſchen / Artzneyen ſich verſtehen / auch Koͤchin / Beckerin /Exod. 35. Apotheckerin geben. Alſo iſt auch der kuͤnſtlichen vnnd geſchickten Weiber Arbeit / zur Huͤtten des heiligthumbs oder H. ſtiffts / erfodert / beſtellet vnd gebraucht worden / wie jh -Sibmachere gradirtes Modelbuch. nen ſolches zu anreitzung zu kuͤnſtlicher Handarbeit in der Model Buͤcher einem / aus Gottes Wort / fuͤrgedruckt ſtehet:

Frawen vnd Jungfrawen ins gemein /
Wann ſie Geſchickt vnd Kunſtreich ſeyn /
So lobt die Schrifft Gottliches Wort /
Solch Weibsbilder an manchen Ort:
GOtt wolt ſein Huͤtten an allem end /
Geziert haben mit Weiber Haͤnd.
Druͤmb216der Weibsperſonen
Druͤmb ſie nimmer ſollen Muͤſſig gahn /
Sondern ſtets was zu wercken han /
Durch welches einig Mittel gut /
Man offt viel boͤſem wehren thut.

Weiln auch ſonſten loͤbliche Exempel mehr vorhan - den / auch billich iſt / daß man den ſtatlichen vnd fuͤr andern geadelten Weibsperſonen den fuͤrgang vnd Oberſtell laͤſt / als wollen wir nun ſolche Exempel / neben den andern her - fuͤhren / vnd allem Frawenzimmer zur Ehr vnnd nachfolge fuͤrgeſtellet haben.

Naëma Tubal Cains Schweſter / hat am erſten /Beroſus. mancherley zierliches Naͤhewerck vnd dergleichen auch Sei - denarbeit zu Kleidern vnd anderer Zierde gemachet

Von Maria der gebenedeieten Jungfraw / vnd Mut - ter vnſers HErrn Chriſti vnd Heylandes melden etliche Scti -Epiphanius. benten: operi lanæ & ſerici vacabat, das iſt / ſie ſey mit Geſpinſt / Woll vnd Seiden arbeit vmbgangen / vnd ſie ha - be auch jhres geliebten Sohns Rock (deſſen die Evangeli -Johan. 19. ſche Hiſtoria melden thut) mit eignen Haͤnden geſponnen / gewircket vnnd gantz außgemacht. Dieſen Rock / wil man noch heutiges Tages zeigē vnd ſehē laſſen / zu Chamberij der Haupt Stadt in Sophoijen / vnd ſollen noch etliche wahr -Abrah. Orte - lius in Theatr. Orb. vnd kennzeichen ſeiner Paſſion darinnen zuſehen ſeyn / wie Abraham Ortelius ſchreibet / vnd darneben bezeugt / er ha - be ſelbigen Rock ſelbſt neben andern geſehen Anno Chriſti 1560. zu Vercelli / dahin ſolche heilthumb damals / wegen des Kriegs mit Franckreich geflehet worden.

Der Roͤmiſchen Kaͤyſer / Auguſti vnd Caroli M. Ge - maͤhlin vnd Toͤchter / hahen jhren Herrn vnd Vaͤtern Klei - der gemacht / mit eigenen Haͤnden / welche ſie auch taͤglichvnd217Kuͤnſte vnd Handwercke.vnd viel lieber / als ander Kleider angetragen. Ja Augu - ſtus der Kaͤyſer / hat mit fleiß vnd angetrieb ſeine Tochter vnd Enickeln alles lernen laſſen / davon ſich eine Weibesperſon koͤnne vnterhalten / alſo daß ſie alle jhr Leinwad ſelbſt Spin -Suetoniu〈…〉〈…〉. nen vnd auch Webenkunten

Vom Kaͤyſer Carolo M. Schreibet einer dieſe Wort:Gagvinus in Compend. de geſtis Francorus Circa liberos educandos, eam curam adhibuit, ut mares bonis diſciplinis, fœminæ lanificio erudirentur, das iſt: Er habe die Soͤhne zum Studiren vnd Rittermeſ - ſigen vbungen / die Toͤchter aber zum Spinnen / Naͤhen / Wircken / vnd anderer Weiber Arbeit ziehen vnnd halten laſſen.

Crantius ſchreibet / dz des Keyſ. Trajani Schweſter / Mar -Crantius tia, habe in Thracia bey einem Fluß / eins mals / jhr leinen Ge - rhaͤte in einem guͤlden Becken gewaſchen / da entfelt jhr das Becken zu grunde / welches doch bald wieder empor ſchwim - met / vber diſem Wunder wird der Kaͤyſer bewegt / vnnd ba - wet dahin eine Stadt / vnd nennet ſie Martianopolin.

Die alten Koͤnigine in Macedonia vnd Epiro, haben gemeiniglich jhren Ehemaͤnnern / Bruͤdern / Kindern / vnd Eltern / mit eignen Haͤnden Kleider geſponnen vnd gewir - cket. Vnd ſchreiben etliche / daß Alexander M. nach er - haltenem Sieg vber den Koͤnig Darium aus Perſien / deſ -Plutarch. in Alexand. Canrtius. ſelben Gemaͤhlin / Siſigambri, etliche Kleider / ſo jhme aus Macedonien geſchicket worden / verehret / vnnd dabey jhr ſagen laſſen / wann jhr ſolche Kleidung gefiele / ſo ſolte ſie jh - re Toͤchter auch zur bereitung derſelben anhalten. Welches aber die Perſiſche Koͤnigin ſehr betruͤbet / als die vermeinete / ſolches geſchehe jhr / als einer vberwundenen / zum ſpott / ſintemal es bey den Perſianern eine groſſe Schande war / wann ein Weib ſo hohes Standes / mit Flachs / Garn /E eWolle /218der WeibesperſonenWolle vnd dergleichen vmbgehen ſolte. Darauff hat ſie Alexander vmb verzeihung gebeten / mit entſchuͤldigung / er habe ſolchen Perſiſchen Gebrauch nicht gewuſt / in ſeinem Lande aber / hielte man ſolches fuͤr keine Schande / vnd be - thewrte es hoch / daß die Kleider / welche er damals an ſeinem Leibe getragen / jhme nicht allein von ſeiner Schweſter vereh - ret / ſondern auch mit jhrer eignen Hand Geſponnen vnnd bereitet worden / welches dann die Macedoniſche Fuͤrſtliche Weiber fuͤr eine groſſe Ehre halten.

Giſela Keyſer Heinriei II. Schweſter / vnnd Koͤnigs Stephani in Hungarn / Gemahlin / hat mit eignen Haͤnden viel Kirchen Ornat vnd Kleider gemachet. Dergleichen Arbeit auch noch an etlichen Orten gezeiget wird / welehe vō hohes vn̄ andern Standes Weibsperſonē gemacht vn̄ verſtifftet wordē.

Ludovicus Vives ſchreibt / daß die Iſabella / Koͤ -Ludovic. vi - ves. nigs Ferdinandi Gemaͤhlin / habe jhre vier Toͤchter darzu gehalten / daß ſie haben Spinnen / naͤhen / vnd mit der Na - del kuͤnſtlichen ſticken koͤnnen / vnter welchen ſeind zwo Koͤ - nigin in Portugal wvrden / die dritte Koͤnigin in Hiſpanien / Keyſer Caroli V. Mutter / die Vierdte / Koͤnigin in Engel - land / Heinrici VII. Gemahlin.

Zenobia, die Griechiſche Keyſerin / hat einen ſehr ſchoͤnen vnd Koͤſtlichen Wagen / mit jhrer eigenen Handar - beit gezieret vnd geſchmuͤcket / daß man ſich daruͤber ver - wundern muͤſſen / darauff ſie auch vermeinte / als eine vber - winderin zu Rom einzufahren. Aber es wante ſich / vnnd Keyſer Aurelianus hat jhr denſelben im Streit abgewonnen / vnd zu Rom in Triumph mit eingefuͤhret.

Homerus vnnd Virgilius ſchreiben von et - lichen Edelen / ja auch Koͤniglichen vnnd Fuͤrſtlichen Weihesperſonen / als Helena, Calypſo, Arete, Penelo -pe,219Kuͤnſte vnd Handwercke.pe, Dido, Andromache, wie ſie ſelbſten Zeug zu Kleidern / mit eignen Haͤnden geſponnen vnd bereitet / ſelbige auch her - nach den verwandten Freunden vnnd Frembden zum ge - ſcheuck verehret.

Bey etlichen Voͤlckern / haben der Koͤnige vnnd Fuͤr - ſten Weiber das Brod fuͤr jhre Herren / vnd etwa auch fuͤr die frembde Gaͤſte / ſelbſt bereitet vnd Gebacken. Dergleichen auch noch etliche ſtatliche Weibsperſonen / mit mancherley Krafftgebackens / als Dorten / Kuchen / Marcepan / vnnd dergleichen zu machen / vmbgehen / auch viel ander / die ſich mit dergleichen nehren / vnnd noch an etlichen Orten dieHaußwild / Reiſebuch. Weibsperſonen / mit dem Brotbacken vmbgehen / vnd ha - ben noch zur Zeit etliche Hungariſche Weiber das Lob / daß ſie gut vnd wolgeſchmack Brot machen / auch vorzeiten die Roͤmiſchen Weiber mit Brotbacken vmbgangen.

Da des Roͤm. Koͤnigs Tarquinij, junge Herren vnd Fuͤrſten / eins mals an einem Ort auſſerhalb der Stadt Rom /Livius & An - ton. Gvev. von jhren Weibern zu reden kamen / was die wol in jhrem abweſen moͤchten vorhaben / eilen ſie eintrechtig auff RomGuͤld. Seud - ſchreiben. zu / ſolches zu erfahren. Da finden ſie Lucretiam, des Collatini Weib gar ſpat in der Nacht beym Liecht / vnter jhren Maͤgden Spinnen / vnd mit jhnen Arbeiten / da die an - dere Fuͤrſtine in Wolleben oder Pancket ſaſſen / vnnd behielte damit die Lucretia das lob der Tugent vor den andern Roͤ - miſchen Frawen.

Der H. Kirchenlehrer Hieronymus, vermanet die Chriſtliche edle Fraw / Paulam / geborne aus der Scipionen vnd Gracchen Geſchlecht / wie auch die fuͤrnemei Fraw De - metriadam / daß ſie mit Wolle / Flachs / Spinnen / Naͤ - hen vnd der gleichen vmbgehen ſollen.

Die Frawen Cloſter haben neben vbung der Andacht /E e ijauch220Der WeibsperſonenEine leibliche Schweſter / des edlen hochweiſen Herrn Wili - baldt Pirckei - meri / Keyſerl. Maj. Rat. ꝛc. Aus dernſelbē Epiſteln / bey etlichen operi - bus Eraſm ge - drnckt.auch gemeiniglich jhre reinliche Handarbeit / die Zeit mit hin zu bringen / vnd nicht muͤſſig zu gehen. Daher ſchrei - bet die Edle Andechtige / Charitas Pirckhoimerin, wei - land Ebtiſſin zu S. Claren in Nuͤrnberg: Non certè mol - lis ac delicatæ vitæ perfruendæ ergò, in cœnobio com - moramur, das iſt: Wir ſeind fuͤrwar deshalben nicht im Cloſter leben / das wir nur allein guter Tage geleben / vnd gar keine Arbeit fuͤrhaben wolten.

Vnd eine ander edle Cloſter Nonne / Schreibt an einen aus jhren Verwanten: Ante & poſt exercitia no - ſtra pietatis ac cultus divini ad quærendum regum Dei, non foriamur à manuum laboribus, honeſtis, utilibus, neceſſariis, uti Apoſtolus jußit; qui non laborat, non maducet, Das iſt: Vor vnd nach vnſerm Gottes Dienſt / dadurch man das Reich Gottes ſuchen ſol / feyren wir nicht / ſondern haben vnd treiben auch vnſer Handarbeit / die vns vnd andern ehrlich / nuͤtzlich vnd nothwendig iſt / wie der Apoſtel befohlen hat: Wer nicht Arbeitet / ſol auch nicht2. Theſ. 3. Eſſen.

Zu Edinburg in Schottland / iſt vber der Stadt einHector Boėth. l. 1. hiſt. Scot. Theat. Urb. Matth. Quad. Comp. Coſ - mog. altes vnd feſtes Sehloß / Caſtrum puellarum, das iſt / Maͤgden oder Jungfrawen Burg genant / allda vor Zei - ten die Koͤnigliche Toͤchter vnd andere edle Jungfrawen (Re - giæ virgines & aliæ inſigniores) biß zu jhrer Manbarkeit innen gehalten worden / ſchoͤne Handarbeit lerneten / vnd ſich damit vbeten / wie damals gebraͤuchlich war.

Die alten Hiſpanier haben je zu Zeiten / eine ſonderli - che Gabe / oder Preiß auffgeworffen / darumb Frawen vnd Jungfrawen in die wette Genaͤhet / oder ſonſten dergleichen Arbeit gemachet / aus welchen die fleiſſigſte vnnd kuͤnſtlichſte den preis erlanget.

Vor221Kuͤnſte vnd Handwercke.

Vor alters haben die Roͤmiſche Matronen die Ab -Thom. Gartz. in piaz. uni - ver ſal. ex Silio Italice, lib. 7. goͤttin Juno taͤglich angeruffen / vnd bißweilen derſelben etwz von Kleidern auffgeopffert / welche ſie mit jhren eignen Haͤnden gearbeitet vnd außgemachet: Mit dieſen Worten:

Quod noſtræ nevêre manus, venerabile donum:

Das iſt:

Nim an / O Goͤttin / diß Gewandt /
Welches wir gemacht mit eigner Hand.

Die Heidniſche Leute haben vor zeiten die ſchoͤne Handarbeit vnd kuͤnſtlerey der Weiber / von Naͤhen / Sti - cken / Stricken / Wircken / Seiden / Perlen / Goldarbeit vnd dergleichen / Artes Palladis genennet / als wenns die Goͤttin Pallas, oder Minerva gemachet hette / oder jhr zu -Ovidius l. 6. metamorph. zuſchreiben weren / daher Ovidius gar luſtig fabulirer, wie die Arachne, eine Jungfraw aus Lidia / vnd Pallas die Ab - goͤttin / mit einander in dem Kuͤnſtlichen wircken / geſtritten / erzehlet auch jhrer beyder kuͤnſtliche Arbeit / aber endlich / wie die Arachne der Palladi nicht habe weichen oder gewonnen geben wollen / wird die Pallas erzuͤrnet / vnd verwandelt die Arachne in eine Spinne / in dem ſie noch jhre Kunſt nicht vnterlaſſen kan / ſondern alſo Spinnet vnd Wircket / da -Proverb. 30. Die Spinne Wircket mit jhren Haͤnden. mit ſie drinnen wohnen moͤge. Daher wird auch ein gar ſubtiles gewirck / eine Spinwebe genennet.

(Bey den Alten iſt ein jeglicher Mann von TapferenCommen - tator Beroſi ex Varrone. Thaten / Hercules, vnd ein jegliches Weib / von kuͤnſtlicher Arbeit / Minerva genent worden.)

Aber auff Gottes Wort iſt dißfals am meiſten Acht zu - geben / welches die Weibsperſonen / zum Woll vnd FlachsProverb. 31. geſpinſt / vnd dergleichen anweiſet / Ja auch die alten Key - ſerlichen Rechte legen jhn dergleichen fuͤr: Da geſagt wird:Novell & di - geſt. Fœminæ familiâs, &c. lanam & colum tractent. Et:E e iijQuæ222Der Weibesperſonenquæ mulierum collegiis conveniunt & ſexui ſunt con - gruentia. Vnnd Nicoſtratus beym Stobæo ſagt: ea exercitia mulieres decent, quæ in rem ſunt familiæ. Vnd nach des Phocylidis Vers: Illa domum curans, ope - rasq; videliter urgens. Vnd Tertullianus ſagt: IhreTerpappelallee 21ull. lib. de cultu fœm. Haͤnde ſollen ſeyn / manus lanis occupatæ: Das iſt / ſie ſollen mit Geſpinſt vnd dergleichen vmbgehen. Daher nen - net man nach alter wolbedachter Weiſe / das Geſchlecht der Maͤnner / die Schwert / der Weiber aber / die Spindel ſeiten.

Daher wird jener Printz geruͤhme〈…〉〈…〉 / daß / da ſein Ge - mahlin jhme ins Regiment greiffen wolte / er ſie ad colum & lanam, das iſt / zum Rocken vnd Spindel gewieſen / als welches jhr gebuͤrete vnd beſſer anſtuͤnde.

Da die Roͤmer mit den Sabinern wieder vertragen worden / wegen des Jungfrawen Raubs / ward dieſer Punct mit verwilliget / daß die Roͤmiſche Weiber zu keiner andern Handarbeit ſolten genoͤtiget werden / denn / ad lini & lanæ factionem, das iſt / zum Geſpinſt / Flachs vnd Woll arbeit.

Die verſtaͤndige Heyden / haben in jhrer Poeterey durch die allgemeine vnd bekante Weiber Arbeit / die drey haͤupt Termin des menſchlichen Lebens / nehmlich / Anfang / Mittel / vnnd Ende / andeuten wollen. Denn die drey Parcæ als vermeinte Goͤttin des lebens / oder der Zeit / ſeind getichtet vnd Gemahlet worden / daß eine Spinne / die an - der auffwinde / vnnd die dritte abreiſſ〈…〉〈…〉 welches bedeutet / daß der Menſch ſeine geburts / lebens〈…〉〈…〉 gewiſſe Sterbens Zeit habe Welches auch in dem Vers begriffen: Clo - tho filum bajulat, Lacheſis net, Atropos occar.

Es melden auch die Roͤmiſche Hiſtorien / daß bey jh - nen die Braͤute einen Rocken vnd Spindelin jhres kuͤnfftigenEhe -223Kuͤnſte vnd Handwercke.Ehemanns Wohnung offentlich pflegen zu tragen / auch die Thuͤren derſelbigen mil Wollen / Flachs / vnd dergleichen zu behengen / zur anzeigung / daß ſolches jhr fuͤrnembſtes ge - werck vnnd Handgeſchaͤfft in der Haußhaltung ſeyn werde. Plutatch. in Romulo. Vnd Plutarchus bezeiget: Das man bey Hochzeiten den Namen Thalaßius offt pflegen zu ruffen vnd wiederholen / dieweil Thalaſſianum, in Griechiſcher Sprache / ſo viel iſt /Feſtus Plutar. als der Lateiner lanificium, das iſt / Spinn vnd Webge - werck / welches auch zu dieſem ende Geſchach / die Braut jhres kuͤnfftigen Haußgeſchaͤffts da durch zu erinnern.

(Claud. Coteræus, lib. 1. de jur. milit. zeugt: Gy - næceum, (welches heutiges Tages ein Frawenzimmer heiſ - ſet) ſey ein Ort geweſen / da die Weiber mit Tucharbeit vmbgangen.)

Es ſtehet auch den Weibern wol an / wann ſie es koͤnnen jhren Maͤnnern / wie in gewerb vnd Kauffmannſchafft / alſo auch bißweilen in Handwercken / die huͤlffliche Hand zu bie - ten / vnd mit anzugreiffen / vnd zur Nahrung zu helffen / da - mit ſie nach dem Wort Gottes auch in dieſem Stuͤcke / desGensſ. 〈…〉〈…〉 Manns gehuͤlffin ſeyn moͤgen. Ja auch noch groͤſſern ruhm erlangen ſie / wen̄ ſie bey jhren gebrechlichen vnd alten Maͤn - nern das beſte thun / wie die H. Schrifft von Hanna / des eltern Tobiæ Weib ruͤhmet / wie ſie mit der Hand gearbeitet /Tob. 〈…〉〈…〉. fleiſſig geſponnen / vnd mit ſolcher〈…〉〈…〉 darbeit jhren blinden Mann ernehret habe.

Die Americancr〈…〉〈…〉 Florida / verr〈…〉〈…〉 jhren Feldbaw /Noticia Occi - dent. 5. mit huͤlff der Weiber /〈…〉〈…〉 Hoffnūg / es werde〈…〉〈…〉 ſto beſſer geratē.

Bey etlichē India〈…〉〈…〉 machen jhnen die Maͤn̄erjre eigene ruͤſtung / Kleidung / vnd zeug zu Jagē / Fiſchē Vogelſchieſſē / ꝛc.Hiſtor. von Indien. die Weiber treibē den Feldbau / gehē mit Gewaͤchſen Kreutern / Fruͤchtē / wurtzeln vnd dergleichē vmb / richtē Speis vnd Trāckzu /224Der Weibsperſonenzu / machen jhnen jhre eigene Kleidung / auch ſchlaffgezeug / Bettgewand / welches aber bey jhnen nichts anders iſt als netze oder Geſtrick von Garnen / aus mancherley Zeug Ge - ſtricket / welche zwiſchen zweene Pfaͤl oder Baͤwme außge - ſpannet werden / auch Matten / Decken auß bintzen / Paſt vnd dergleichen / darauff ſie liegen / vnd etliche Haußgeſchirr vnd ander Geraͤtlein.

Americus Veſpuccius meldet / Er habe in ſolchen re - tinaculis bombycinis, am ſaͤnffteſten geſchlaffen / welche die Americaniſche Weiber machen.

Noticia occi - dontis.

In Braſilia machen etlicher Orten die Weiber ein Ge - trenck / welches ſie taͤglich genieſſen / vnd iſt jhr groͤſte Arbeit / daſſelbige recht zuzurichten / vnnd zum gebrauch von newen waͤrmen vnd laͤwlicht zu machen / vnd den Maͤnnern nach jhren Sinn fuͤrzuſetzen / damit es jhnen recht annehmlich ſey / auch den Weibern deſto mehr liebe zubeweiſen / vnd zunei - gung zu jhnen zutragen / vrſach haben moͤgen. (vini penuri - am liquore hoc attifieiali ſarciunt, quem tepidum hauri - unt, præcipuumq́; mulierum officium, quo maritorum amorem demerentur, in tepidatione hujus potus con - ſiſtit.)

Matth. Quad. Com. Coſmo - graph.

Bey etlichen Tartern muͤſſen die Weiber alles ſchaf - fen / was zur Koſt vnd Kleidung von noͤthen iſt.

Vnſerer Weibsperſonen Fleiß vnd geſchickligkeit / iſt auch des rechten Lobs vnd Ruhms werth / wann ſie neben vorſichtiglichen Haußhalten / auch mit Conſerven, Con - fecten, Latwergen / Saͤfften / diſtilirten Waſſern / vnnd mancherley eingemachten Dingen / zur Labung / Artzney / ꝛc. dienlichen / wie auch Marcepan / Doͤrtlein / Kroͤpfflein / vnd dergleichen krafftbißlein / vmbzugehen / vnd ſelbige zu bereiten wiſſen: Seind auchſolche Dinge vmb ein zimlichesannehm -225Kuͤnſte vnd Handwercke.annehmlicher vnnd lieblicher / zugenieſſen / alls wann etlicheIndianiſche Hiſtorien. Ameticaniſche Weiber / Kreuter / Fruͤchte vnd dergleichen im Munde kaͤwen / daſſelbige wieder auß ſpeien / Waſſer druͤ - ber gieſſen / verjaͤhren laſſen / vnd ſolch getraͤnck den jhrigen / wie auch den Frembden fuͤrſetzen / ſie damit zuverchren vnnd zu laben / welches gleichwol bey jhnen fuͤr eine groſſe Ehre gehalten wird.

Sonſten ſeind auch etliche aus den Indianiſchen Wei - bern vnd Maͤgdlein / welche von Indianiſchem Obſt / aller -Notitia Oc - cidentis. ley Confect, Conſerven, vnd dergleichen machen / vnd feil herumb tragen.

Antonius Quevara ſagt: Wolriechende Salben / koͤſtliche Waſſer / vnd dergleichen machen / ſtehet einerPar. 1. der Guͤlden Sendſchr. Weibsperſon wol an: Sol aber darneben vnd fuͤrnemlich / mehr zum Haußhalten koͤnnen.

Das Niederlaͤndiſche Frawen Volck / iſt ſo auff Hand - arbeit abgerichtet / daß ſie auch niemand anders von geſun - den Leuten moͤgen muͤſſig gehen ſehen / vnnd eine ſonderliche gratiam haben / Andere etwas zu lehren / auch wilde vnnd Meer Menſchen / wie Mayer, vnd andere Hollendiſche Seri -Theatr. Urb. benten melden / daß vmbs Jahr Chriſti 1303. In Holland / zu Harlem / ein Meer Weiblein gefangen worden / von vn - gewitter vnd vngeſtimmigkeit des Meers dahin geſchlagen. Dieſelbe hat eine Matron aus der Stadt zu ſich genommen / ſie bekleidet / auch zum Brot / Milch vnd andern Menſchen ſpeiſen gewehnet / auch gelehret Spin̄en vnd andere Weiber arbeit thun / auch ſo weit vnterrichtet / daß ſie Chriſtum eh - rete / vnnd mit Ceremonien ſolches anzeigete. Hat viel jahr alſo gelebt / aber allzeit Stum blieben.

(Not. Beym Briel in Holland in einem Dorff / Schwartzwall genant / da hengt in der Kirchen ein MeerF fMenſch226Der WeibsperſonenMenſch / außgeweidet / Abr. Ortel) Theat. Orb. Vorwenig jahrē hat mā auch in Engelland / zu Londē / in der fuͤrnembſtē Straſſen (Chepſeit genant) ein M〈…〉〈…〉 er Weib / ſo gefan - gen worden / ſehen laſſen.

Ja es iſt auch offtmals eines Landes vnd Volcks Art etwas ſonderbarer fuͤr andern / welches man auch mus paſſi - ren laſſen / wann es nur zu verantworten iſt: Als da an et - lichen Orten die Handelſchafft vnd Kauffmansgewerb / vndQuadus. viel ander Viril〈…〉〈…〉 a penſa, den Weibern ſo wol als den Maͤn - nern anſiehen / vnd eine ſonderliche dexteritet vnd angehorne geſchickligkeit darzu haben / wie der Exempelin den Nieder - landen vnd andern Orten viel zu ſehen / darvon auch die Hi - ſtorien melden.

Das aber ſchicket ſich nicht / wie bey denen aus Acha - ia ein gebrauch war / das die Weiber vber die Maͤnner herr -Martialis: ſcire ſuos fines matrona & fœmina debet Proverb. Vita Achaiæ. Plutarch. de Conſolat. Dionyſ. Hali - carnas. ſchen / das Haus allein regieren / geſchaͤffte verrichten / das Geld vnter Haͤnden haben / auch wol Hand an den Mann legen duͤrffen / daher das Sprichwort kommen: Vita Acha - , wider die jenige Maͤnner / welche ſich von jhren Wei - bern meiſtern laſſen / oder Haußpennal ſeyn muͤſſen / oder / wie die Lydier vnd Numidier einen gebrauch hatten / daß das Weib innerhalb / der Mann auſſer dem Hauſe Herrſchen ſolte.

Anton. Quev. Guͤld. Sendſ. Stobeus, ſeum. 43.

Es haben auch die Alten mit der Weiberzimlichē Hād ar - beit noch weiter geſehen / das es nemlich jhnen ſelbſt / ſo wol auch jhren leibes fruͤchten geſund were / daher hat Lycurgus zu Sparta geordnet / daß Weibesperſonen / ſo wol als die Maͤnner der leibs Arbeit obligen ſolten / damit von jhnen de - ſto geſunder vnd ſtercker Kinder gezeuget vnd geboren werden moͤchten: (Ex utriſq́; robuſtis, robuſtiorem quoq; ſo - bolem gigni,) Wie denn die erfahrung vielfaͤltig außweiſet /je mehr227Kuͤnſte vnd Handwercke.je mehr etliche verzaͤrtelte Weiber jhrer ſchonen / vnnd gar nichts arbeiten / je ſchwaͤchere bußwuͤrdigere / vngeſunder Kinder vnd Leibesfruͤchte ſie tragē vnd haben / wie hiervon die Artzney vnd Natur erfahrne auch zu zeugen wiſſen.

Es haben vor Zeiten die Roͤmiſche Weiber ein jeling vnd zuvor vnbekantes Handwerck erdacht / einsmals dieFlorus. Vitru - vius, Vegeti - us, Firmian[g]. Jul. Capitol. Stadt Rom wider der feinde Gewalt zu erhalten / welches alſo zu gangen. Als eins mals das Capitolium zu Rom belagert ward / vnd die Stricke vnd Sennen der Roͤmer ver - derbt waren vnd abgiengen / auch keine mehr im vorrath hat - ten / jhr geſchoß zu treiben / wie damal in gebrauch war / haben jhnen die Weiber außgeholffen / vnnd alle jhre lange Haar abgeſchnitten / da denn die Edelen vnd fuͤrnehmſten den anfang gemachet / vnd andere nachgefolget / daraus haben ſie bald ander Band vnd Senen geflochten / damit dann dem Feind ferner widerſtand gethan / abgetrieben / vnd der Sieg erlanget worden. Dahero jhnen zum ehrendanck / ein ſonderlicher Tempel zu Rom gebawet worden: Veneris calvæ Templum genandt. Seind alſo dieſe Roͤmiſche Wei - ber / aus tapfferem liſt / vnnd geſchwindigkeit / zur Stadt wolfahrt an jhren eignen Haaren Seilerin worden.

Wie auch neben den Knaben junge Maͤgdlein / ſon - derlich aus armen Volck zur handarbeit zu halten / iſt droben im 1. vnd 2. cap. mit loͤblichen Exempeln der Niederlaͤnder / Pariſſer / Venediger / Nuͤrnberger / auch etlicher Heidni - ſchen leute gewieſen worden / zu welchem ſich denn auch folgendes ſchicket: Zu Conſtantinopel in der Tuͤrckey /Andr. Thevet, in deſcript. Orientis. werden in einem beſondern Haus etliche hundert junge Maͤgdlein gehalten / als gefangene / entfuͤrte / geraubte / auch in der Tuͤrckey geborne / von 8. biß in 20. Jahrn / dieſe wer - den durch etliche verſtaͤndige Frawen verſehen / vnd in allerF f ijley -228Der Weibsperſonenley arbeit / Seiden ſticken / wircken / tapetzerey vnnd derglei - chen / mit Nadeln / vnd viel ander arbeit zu machen / geleh - ret vnd vnterrichtet / werden woͤchentlich beſoldet / vnd das Jahr vber etlich mal ſauber bekleidet / ſie kommen auch offt - mal an / werden ſtatlich verheirahtet / ꝛc.

Es werden aber in der Tuͤrckey ſolche arme Maͤgdlein darumb deſto ſtrenger zu allerhand arbeit gehalten / dieweil die Tuͤrckiſchen Weiber ſehr faul vnd nicht arbeitſam ſind / wie die Hiſtorien / Reiſebuͤcher / vnd erfahrung bezeuget.

Das auch etliche Weibesperſonen nicht allein ſehr kuͤnſtlicher Sinnreicher / ſondern auch andaͤchtiger Inventi - on ſeind / vnd mit denckwuͤrdigen handkuͤnſten ſolches be - weiſen / deſſen hat man ein herrliches Exempel / an Savina / des auch gantz kunſtreichen Erwins von Steinbach / Baw vnd Werckmeiſters des Straßburgiſchen Muͤnſtergebaͤw - des Tochter / welche eine groſſe kuͤnſtlerin im Bildhawen ge - weſen / vnd an gemeltem Gebaͤwde / etliche ding gemachet /Aus der Be - ſchreibung Joh. Schad. ſonderlich diß folgende Emblematiſch Werck / welches weib - licher andaͤchtiger Invention vnd kuͤnſtlicher haͤnde Werck zu ehren billich zu mercken iſt. Erſtlich ſtehet gegen der - lincken Hand des anſchawers / ein heroiſch Weibesbild / auffdem Haupt gekroͤnt / vnd in der einen Hand einen Kelch mit der Hoſtien / in der ander / ein Creutz haltend / vber wel - thes Haupt ſtehet:

Mit Chriſti Blut vberwind ich dich.

Sihet alſo mit dem Angeſicht gegen einem andern Bild / gleich eines betruͤbten Weibes / mit verbimdenen Au - gen / in der einen Hand einen zerbrochnen Pfeil / vnd in der andern die zerbrochene Tafeln Moſis haltend / vber deſſen Haͤupt ſtehet:

Daſſelbig Blut das blindet mich.

Das229Kuͤnſte vnd Handwercke.

Das erſte bild bedeutet die Predigt des Evangelii / von gnaͤdiger vergebung der Suͤnden / ſo durch das Blut Chri - ſti erworben / vnd die Gewiſſen troͤſtet / vnd hertzhafft machet.

Das ander Bild bedeutet die geſetzpredigt / welche das Gewiſſen aͤngſtigt / vnd betruͤbet / vnd ob es gleich ſehr ſcharff ſihet alle Suͤnden / wird es doch durch Chriſti Blutvergieſ - ſen geblindet / vnd mus ſein ſcharffes geſicht verlieren / ge - gen denen / die an Chriſti Todt vnd Blutvergieſſen glauben zur ſeligkeit. Alſo / das auff eine Zeit eine hohe Fuͤrſtli - che perſon / ſo es nach noth - durfft be - ſchawet / dar - auff geſaget O Welb / dein Glaube iſt ja auch groß ge - weſen.

Darbey der Leſer vnd Anſchawer / auſſer der Kunſt / zubehertzigen / was dieſes fuͤr eine treffliche Invention vnd arbeit / ja ein Bekaͤntnis vnd zeugnis einer frommen recht - glaͤubigen Weibsperſon geweſen / zumalen zu der Zeit / da die Evangeliſche Lehr noch allzutieff verdunckelt war. Vnd bey dieſen Bildern ſtehen nun die zwelff Apoſtel / als zeugen dieſes Glaubens vnd Bekaͤndtnis / vnter welchen S. Jo - hannes ein zettel am Arm hangen hat / darinnen ſtehet mit ertiefften Buchſtaben gehawen:

Gratia divinæ pietatis adeſto Savinæ,
De petrâ durâ, per quam ſum facta figura,

Das iſt:

Gotts Gnad woll der zum beyſtand ſeyn.
Die gmacht aus Stein diß Bildnis fein.

Daruͤber auch Æneas Sylvius (welcher hernach Papſt / vnd Pius 2. genennt worden) als er es geſehen / ſich verwundert / vnd ſolches fleiſſig obſerviret, auch vnter ſeine denckwuͤrdige ſachen einverleibt / als ein ſtuͤck dergleichẽ nicht leichtlich zu finden.

Zu Campen in Gelderland / wird in einer Kirchen / da der groſſe hohe Thurm iſt / nicht ohne groſſe verwunderũg der Zuſe her / eine kuͤnſtliche ſchoͤn Tafel gezeiget / welche võ einerF f iijberuͤmb -230Der Weibsperſonenberuͤhmbten Jungfrawen / mit Bildniſſen der Voreltern Con - terfeitet iſt: Dergleichen auch eine gar ſchoͤne in der Fran - ziſcaner Kloſter daſelbſten zu ſehen iſt.

Criſpin. de Bas, ein fuͤrtrefflicher kuͤnſtler in Kupffer - ſtechen / hat zwo Toͤchter gehabt / welche auch ſehr kuͤnſtlich in Kupffer haben ſtechen koͤnnen / wie derſelben ſtuͤck in etli - chen kunſtbuͤchern gefunden werden / deren einer Name Mag - dalena de Bas.

Zwingerus in Theatro, Lipſius vnd Tiraquellus, gedencken etlicher Weibesperſonen / welche in der Maler - kunſt ſehr excellent geweſen.

Summa / vnd zum beſchlus dieſes Capitels / dieſes iſt der Wiibesperſonen herrlichſte vnnd koͤſtlichſte Schmuck / wann ſie Gottesfuͤrchtig / Schamhafftig / vnd doch Hold - ſelig ſeyn / Tugendſame feine Haußhaͤlterin geben / vnd die Haͤnde nicht nur allein mit Gold / Stein / Perlen Armbaͤn - dern vnd dergleichen geſchmeiden / ſondern vielmehr mit fei - ner reiner vnd nuͤtzlicher arbeit zieren / wie eins mals ein fuͤr - nehmer Herr ſagte / da er zu Baſſtano / in Italien / derſelbigen Weiber kuͤnſtliches vnd embſi - ges Seiden ſpinnen ſahe.

Von der Handwercker ſtecken vnd noth - leiden / woher es komme / vnd weſſen ſie ſich hierinnen erinnern / verhalten vnd troͤſten ſollen.

GOtt der HErr hatte bey den alten Juͤdiſchen Kirchẽ - Ceremonien verordnet vnd befohlen / daß man die zu langbrennende Tochten an den Liechten vnndLampen231Kuͤnſte vnd Handwercke.Lanpen des heiligthumbs / mit Guͤldenen Liechtſchnaͤupen abputzen / vnd in ein guͤldenes Becken oder leſehnapff werf - fen ſolte / dadurch verbluͤmbter weiſe angedeutet worden / daß man die ſuͤndliche gebrechen der Staͤnde vnter den Chriſten leuten / nach beſcheidener / mitleidender vnd liebreicher weiſe bereden ſolte.

Derowegen kein Stand / das H. Wort Gottes / vnd Chriſtlicher lehr wolmeynung verdenckẽ / ſondern fuͤr gut hal - ten ſollen / weñ ſie zu jhrem beſten ſolcher geſtalt eriñertwerdẽ.

Weil nun der Handwercker / als des weitleufftigen ſtandes vnter den Menſchen / ſtecken / vnd nothleiden / ſo wol als ander Staͤnde vnfall vnd widerwertigkeiten / anderswo nirgend her / als durch groſſe vnd manchfeltige Suͤnde kom - men vnd verurſachet werden / als ſollen ſie ſolches auß Got - tes Wort erkennen / vnd dißfals zuruͤck dencken lernen. Deñ wenn man die ſchuld recht erkennet / wird man ſich in die ſtraf - fe deſto beſſer vnd gebuͤrlicher zu ſchicken wiſſen. Gott ſuchet die miſſethat heim an allen ſuͤndigen ſtaͤnden / vnd pflegt einen jeden anzugreiffen / wo es jhme wehe thut / wie denn die H. Schrifft von groſſen Landſtraffen / das Wort / wehe / oder den Fluch / wie auch plagen / vnd dergleichen zu brauchen pfle -Apoc. 8. Deut. 28. Apoc. 11. Deut. 28. Amos 4. Hagg. 1. Joel. 1. Habae. 3. Jerem. 14. get. Wie ſonderlich dergleichen gedrewet wird / im 5. Buch Moſe / c. 28. vnter welchen auch iſt der Fluch / das iſt / hindernuͤs vnd ſtaͤcken aller arbeit der Haͤnde / an ſtat des Segens der Haͤnde werck / vnd wie Gott drawet miſſige Zaͤ - ne / das iſt / Hungersnoth / wenn man wenig zu eſſen vnnd beiſſen hat / alſo drawet er auch mit muͤſſigen / das iſt / ſteckenden vnd kum̃erleidendẽ Handwerckẽ / vñ wie offtmals / wegen mißwachs oder dergleichen ſchaden / die aͤcker jaͤm - merlich ſtehen / vnd die Ackerleute traurig gehen: Alſo ſtehen auch offt (wie etlicher Orten bißhero) die Handwercke jaͤm -merlich232Der Handwercken.Deut. 28.merlich / vnnd die Handwercksleute gehentrawrig / wegen das jhrer Haͤndewerck nicht moͤgen getrieben vnd gefoͤrdert werden.

Etliche wollen zwar das ſtecken vnnd nothleiden derLiechtenber - gers Prophe - cey. Handwercker / ſo bißhero fuͤrgangen / dem Geſtirn vnd Pla - neten zuſchreiben / wie denn des bekandten Lichtenbergers Propheceyung an einem Ort / dahin ſchleuſſet / das es bey ei - ner Zeit vngelegner Conſtellation den Handwercken wer - de vbel gehen / Item: die Handwercker vnnd dergleichen werden verarmen vnd abnemen / Item: werden ſich viel boͤſe Muͤntzen erzeigen / vnd groſſe verenderungen darauff folgen / (obs nicht war worden / moͤgen ander ſagen.)

Nun iſt zwar der Mais dem Mercurio feind / nach der Plan - neten eigenſchaff / darumb auch die wirckung dergleichen / das nemlich das Kriegs vnweſen allen Kuͤnſten vnd Handwercken zum hoͤchſten ſchaͤdlich iſt / Nach dem klag Reimen:

Expace uber -. ſat Ex bello pau - pertas. Eſa: 24.
Der Krieg thut die Kauffleute auspluͤndern /
Die Handwercksleute verhindern /
Die Landsverderber außwintern.

Daß dahero ſo viel klagens auffden Gaſſen iſt / wegen der beſchwerlichẽ hindernis / da mã fuͤr den eiſſern Muͤcken oder Fliegẽ nichts arbeiten kan / Ja der Krieg zerſtoͤret alle gute ord - nung vnd nothdurfft des lebens / vnd ſeind ins gemein zu ſol - chen laͤufften / Land vnd Staͤdte / nur Theatra in felicitatis, wie auch Koͤnig Salomo durch ſeine Bottſchafft an den Koͤ - nig Hiram zu Tyro klaget / daß der Krieg boͤſe hindernis1. Reg. 5. Ecech: 26. In Diſcurſu. bringe / wenn man ſolche Gaͤſte haben muß / von welchen der Propheth Ezechiel ſagt: Sie werden dein Gut rauben / vnd deinen handel pluͤndern. Es zeuget auch Bodi - nus / da vor jahren die Frantzoſen hefftige langwuͤrige Kriegemit233Von ſtecken vnd nothleidenmit den Engellaͤndern gefuͤhret / ſeind damals auch die Handwercker alle verderbet worden / vnd lange Zeit ſtecken blieben.

Alſo gehets jetzt in vnſerm Teutſchland auch / nach desHans Sachs / im klagenden Handwercks - man. Hans Sachſen klagenden Handwercksmann / vnd wie es zu dergleichen Zeiten mehr gelaut:

Arbeit war gemacht /
Nicht begehrt / gantz vnwert /
Vnd muß gleichwol ſeyn genehrt.
Das hat die Hertzen verkehrt /
Auch all das Geld verzehrt /
Vnd mit aͤngſten alles beſchwert.

Die Suͤnde aber vervrſachet den Krieg / vnd alles vn - heil was er mit ſich bringt / ſo wol bey andern / als auch den Handwerckern. Denn man ja nicht laͤugnen kan / daß in ſolchem weitlaͤufftigen Standt / ſehr viel wider Gottes vnnd der Obrigkeit Ordnung fuͤrlaͤufft / als: Daß man offtermal die Handtierung vnd Handwercke nicht ſchlecht vnnd noth - duͤrfftig / ſondern wolluͤſtig / hoffertig / koͤſtbarlich vnd mit vollem auffgehen anfehet / welches denn keinen beſtand haben kan / ſondern muß gebuͤſſet werden / vnnd gehet hierin gleich wie mit einem / der erſtmal vber Meer fahren will / koͤmpt erAnton. Gut - varæ gleichniſ voll auffs Schiff / ſatt vnd truncken / muß er bald deſto mehr wieder durch vndewen von ſich geben: Alſo muͤſſen jh - rer viel jetzund wieder außwerffen / was ſie im anfang des haußhaltens zu viel verſchlucket haben. Item: Wenn man Gottes Segen vnd vberfluß mißbrauchet / denn wann ſich die Nahrung vnd Handwercke beſſern / erhebt ſich das Hertz / wird vbermuͤtig / das man zuviel auff Kleiderhoffart /Deut. 8. leibeswart / vnd anders wendet / vnnd ſich vber vnd wider Standes gebuͤhr herfuͤr thut / welches auch wieder zur ſchwindſucht (verſchwindung) wird / Sintemal GOtt drewet den fluch auch vber das vbrige / wenn mans nichtDeut. 28. meſſiglich brauchet.

G gDas234Von ſtecken vnd nothleiden
Etliche Reichs Conſtitutio - nes.

Das H. Wort Gottes / auch der weltlichen hohẽ Obrig - keit Reichsſatzungen vnnd Policey Ordnungen / verbieten dem gemeinen Standt / viel dings anzutragen / welches doch nicht will gehalten werden.

Mattheſ. in Syrac. Johan. Ru - rem: im Schluͤſſel des Reichthumbs

Da doch die Tuͤrcken / Chineſer vnnd ander / ſonderlich deren Handwercker / jhre feine Standes Ord - nung / in kleiden / zehren / vnd dergleichen gern vnnd willi - glich halten.

Gott ſtraffet auch offt die Handwercker / weil ſie in jh - ren Jungen vñ Geſellẽ dienſten / jhren Herren vnd Meiſtern / vntrewlich / vnfleiſſig / vnachtſam dienen / jhnen viel verſaͤu - men / ſie verhindern / vnd dergleichen viel vngelegenheit ma - chen / welches ſie denn auch offt in boͤſen zeiten buͤſſen muͤſſen.

Es muß auch offt auff enie tolle vnd volle Faſinacht / eine langwirige Faſten vnd darben folgen.

Hanß Sachß. beſchreibung des guten Montages.

Item: Weil man offt vnd gern auff dem Thier reitet / der gute Montag genandt / welches Hans Sachs mit ſei - ner eigenſchafft alſo beſchreibet: Daß es habe 6. Fuͤſſe / das iſt / es laufft geſchwind / kompt allzeit in 6. Tagen wieder / Eber Zaͤn im Maul / das iſt / zerbeiſt viel Beutel / beiſt auch manchen gar aus der Stadt. Einen groſſen Bauch wie ein ſuͤderig Faß / weil es mit freſſen vnd ſauffen offt Geld / Klei - der / Kleinot / Bettgewand / haußrath / werckzeug / ſampt Hauß vnd Hofe verſchlucket vnd verzehret / vnd letzlich einen raͤudigen Schwantz / das iſt / auff einen guten Montag folgt ein boͤſer Sonnabend vnd Sontag.

Was auch bey den Handwercken / mit vielfaͤltiger ſuͤndlicher entheiligung des Sabbaths (Welches fuͤr Gott ein groſſer grewel iſt) fuͤrlaͤufft / iſt auch allzu offenbar / wird auch billich in predigten zum oͤfftern geſtraffet.

Inſonderheit geſchehen von Ihren vielen groſſe Excesvnd235der Handwercker.vnd vielfaͤltige Gottloſe vngebuͤhr / bey Wuͤrffel vnd Karten - ſpielen / alda denn gemeiniglich betrug / falſchheit / boͤſe begier - de / Diebſtal / Zanck / Hader / Schlaͤgereyen / Beſchedi - gung / Todtſchlag / Fluchen / Gottslaͤſtern / Schweren / Vorſchwendung / anwehrung geſchehen / da auch man - cher in einer Stund ſo viel verſpielet / daß er etliche tagelang Weib vnd Kind damit ernehrenkoͤnte. Weil ſich denn bey ſolchem Gottloſen leichtfertigen Spielen / ſo viel boͤſes Dings zutregt / als thun die Herrſchafften ſehr loͤblich / wañ ſie ſolches verbieten / wie offtmals geſchehen / auch viel boͤ - ſes alſo verhuͤtet wird. Vud darumb haben auch die al - te Keyſerlichen Rechte ſolch vngebuͤhrliches vnnd ſtreffliches Spielen ernſtlich verboten / Cum id ſæpè abeat in lacri -Codic. lib. 3. tit. de a - leat &c. mas, das iſt / weil ſo viel trawrige vnnd ſchreckliche Faͤlle ſich daraus verurſachen. Ja es werden auch ge - meine Spieler gemeiniglich verwegne Gottsvergeſſene Leute.

Bodinus ſchreibt / daß der Roͤmiſche Keyſer Augu - ſtus / vnd andere offtmals bey gemeinen Leuten das Spi - len verboten / vnd Antonius Quevara meldet / daß in glei - chem zur Zeit in Spanien / das Spielen ins gemein ver -Par. 1. Guͤlden Sendſchr. boten worden / wegen das ſo viel boͤſes daraus ſich zutregt / wie auch Conrad. Celtes zeugt / daß vor Jahren der Stadt Nuͤrnberg Obrigkeit / das Spielen den Handwerckern daſelbſten verbieten muͤſſen / auß gleicherVid. & Borell. de Magiſtratu. vrſachen. Vnd obgemelter Quevara in einem Diſcurs zeugt an / wie manch vbel aus ſolchem gemeiner Leute leicht - fertigen Spielen komme. Sonſten verbieten auch etliche Rechte vnd Geſetze / daß auch fuͤrneme Leute nicht vber ei - nen Guͤlden oder dergleichen verſpielen ſollen. Reichs Ord - ung.G g ijWelche236der Handwercker.Welche Geſetze billich noch ſolten in vigore vnd obacht be - ſtehen / wie Heresbechius lehret (lib. de Chriſt. Reipubl. adminiſtr. ) vnd ander Rechtsgelarten ſagen vnverholen / das dieſe Satzungen (de luſu plebejorum prohibendo) alſo violiret vnd hind an geſetzt werdẽ / geſchehe peßimo ex. emplo, & quadam turpitudinis infamiâ. (Andr. Gail JC. in obſervat:)

Die Tuͤrcken ſeind deshalben zu loben / daß ſie vmb kein Geld oder werth ſpielen / damit ſie nicht druͤber in vnrath kommen.

Weil auch ſolche leichtfertige Spieler mehr zuverſieht auff die Augen der Wuͤrffel (eines todten Beins /) oder der Karten (ein verderbtes Papier) denn auff die Augen oder fuͤrſehung Gottes des HErrn ſetzen / als ſoll jhnen nicht vn - wiſſend ſeyn / was ſie an einen Wuͤrffel zu ſpeculieren ha -In piaz. uni - vers. diſc. 125. ben / welches Thomas Garzon erzehlet / das ein Capitaͤn Firmicus de Heppi vermeinet: Es habe der Jenige / wel - cher den Wuͤrffel erfunden / ſechs Galgen verdienet / gleich wie er 6. Augen oder Puncten darauff gemacht: 1. Fuͤr ſich ſelbſten / 2. fuͤr ſeinen Spielgeſellen / 3. fuͤr den zuſeher / 4. fuͤr den / ſo den Spielplatz helt / 5. fuͤr den / ſo das ſpieln gelehrt / 6. fuͤr die Herrſchafft / die es nicht alſo bald im Anfang abge - ſchafft / geſtrafft / vnd verboten. Dieſer Capitaͤn wuͤrde gewiß - lich eine truͤſtliche Abſolution verdienet haben bey dem An -Anno Chriſti 1452. zu Nuͤrnberg. daͤchtigen Johann Capiſtrano, welcher auß groſſem eyfer eins mals etliche tauſend bar Wuͤrffel / ſampt den Bretſpie - len verbrennen laſſen.

So ſeind auch die ergebene Spieler mehrentheils jh - rer eignen Scelen vergeſſen / vnd gluͤckt wunder ſelten einem ſolchen / daß er zu ſeiner bekehrung einen ſolchen Spielgeſel - len antrifft / wie der H. Bernhardus, Apt zu Clareval ge -weſen /237Von ſtecken vnd nothleidenweſen / welcher / als er dermaln zu Roß vber Feld zoge / be -Alleg. Ant. Quevara, par. 1. Guͤlden Sendſchr. gegnete jhme ein gottloſer Spieler / der ſagte zu jhme: Du Mann Gottes wiltu dein Roß an meine Seele ſetzen / ſo wol - len mir mit einander drumb ſpielen? Darauff jhme der H. Bernhard antwortete: Ja / gar gern / welcher mehr Au - gen wirfft der hats gewonnen. Vnd es geſchahe / daß der Spieler alsbald im erſten wurff / auff 3. Wuͤrffeln. 18. Augen warff / vnd anders nicht meynete / er hette das Pferd bereit gewonnen. Aber der H. Bernhard ſagte zu jhm: Wart mein Sohn / die Wuͤrffel haben noch mehr Augen / vnd er warff auff 2. Wuͤrffeln / 12. Augen der dritte wuͤrffel aber zer - fiel wunderbarlicher weiſe entzwey / vnd hielt das eine theil 6. vnd das ander 1. Aug / Alſo das er in allen / 19. augen warff / vnd daher die Seeldes Spielers gewan. Als der Spieler ſolches ſahe / begab er ſich alsbald vnter den gehorſam des H. Bcrnhardi, ward ein Moͤnch / vnd lebete gantz andaͤch - tig biß an ſein ende. Sonſten wird eine ander Hiſtoria erzehlet / daß der boͤſe Feind / mit einem ſolchen Gotts vergeß - nen Geſellen geſpielet / jhme auch mit entzwey gefallnem Wuͤrffel obgelegen vnd abgewonnen / welches aber durch ge - rechtes ver hengnis Gottes / dem Spieler vbel gedeyet.

Vnd daß wir wieder zu den Handwercken kommen / ſo iſts nun kein wunder / wenn man offtmals / zu lang vnnd viel / in ob angeregter vnnd dergleichen vnordnung aus der Kelber weiſe ſinget / das man hernach den ſchwartzen /Namen etli - cher ſing thoͤ - ne / der Mei - ſter geſenge. bloſſen / vorwirrten / verkehrten ſchlechten thon / ja die Klag - weiſe / ſchlechte weiſe / geſtraffte weiſe / den beſchwerten creutz - thon / vnd dergleichen / nach dem willen Gottes / lang ge - nug darauff ſingen muß. Welches denn aus ſchuͤldigem mitleiden gegen ſie gemeldet wird.

G g iijDabey238Von ſtecken vnd nothl eiden
D. Luthers Haußpoſt. Sontag - taræ.

Darbey billich ſollen betrachtet werden / die Wort H. Lutheri. Wo GOtt ein Jahr mit dieſem oder einem an - dern Handwerck gluͤck gibt / das die Wahr wol gilt vnd ab - geht / ſol man ſolchen Segen fleiſſig ſparen / vnnd nicht dencken / man wolle darumb deſtomehr anwerden / vnd auff - gehen laſſen / Nein / Gottes Segen ſoll allweg in ehren ge - habt / vnd auff eine kuͤnfftige noth geſparet werden / weil man es aber nicht thut / ſondern den Segen Gottes ſo ſchendtlich zur Suͤnde mißbrauchet / mit ſolcher vnart treibet man Gott / das er an ſich halten / vnd / wo ein gutes Jahr geweſen iſt / zwey oder drey boͤſe Jahr darauff geben muß. Denn wie kan GOtt ſonſt der ſchaͤndlichen argen Welt / vnd dem grewlichen mißbrauch / wehren? Alſo ſagt auch Anton. Guͤld. Sendſ. par 1.Quevara, das Gluͤck wird offt mißbraucht / vnd gemein - lich / wenn das Gluͤck ſpannen lang waͤchſt / ſo nimbt dar - bey die thorheit vnd mißbrauch Ellen laug zu / welches Gott ſtraffen muß. Derentwegen ſoll man in ſolchen LaͤufftenThren. 3. 1. Cor. 10. Mich. 7. nicht wider die Obern / viel weniger wider GOtt murren / ſondern wider die Suͤnde / denn ſolche murrende werden noch haͤrter geſtraffet: Aber gedultig vnd willig den verdienten Zorn des HErrn tragen / iſt heilſam. Darauff wuͤnd - ſchet man jhnen hertzlich / das Gott den HErrn ſolches ſo viel nothleidender Handwercker weheklagen jammern / vnd jhreExod. 2. Judic. 2. maͤngel vnd duͤrfftigkeit ſehen wolle. Auff jhrer ſeiten aber / vnd bey maͤnniglich / ſoll Bußfertigkeit vnnd〈…〉〈…〉 ſeligkeit / Gebet / Gedult / den vorgang haben / darauf Fleiß / emb - ſigkeit / ſparſamkeit / meſſigkeit / nachfolgen / vnnd das ver - trawen zu Gott nicht fallen laſſen / denn ſeine Hand iſt nicht verkuͤrtzet / daß er nicht helffen koͤnte / denn die rechte Hand des HErrn kan das beſte Handwerck / nemlich / alles gutes ſchaffen / das boͤſe mildern / endern / auff heben. Vnndwird239Der Handwercket.wird man es ſolcher geſtalt erkennen / vnd aus Jeremia ſa -Jerem. 148. gen: Ach Herr / vnſere miſſethaten habens ja verdienet / ꝛc. So wird der HErr der Barmhertzigkeit / auch jhr wehekla -Exod. 2. gen erhoͤren / drein ſehen / vnd ſich jhrer annehmen / welches die Gnade Gottes bald jhnen / vnd allen die ſolches beduͤrffen / ſchicken vnd verleihen wolle.

Das XII. Capitel. Daß der Handwercker Standt ein ehr - licher nehrſtand ſey / wie ſelbige ſich darbey Chriſt - lich verhalten ſollen / vnd jhnen in ſolchem Standt wol ſeyn koͤnne / wo ſie es erkennen.

EIne ſehr feine Rede iſt dieſe; Was GOtt ehret / ſol - len die Menſchen auch ehren / vnnd fuͤr ehrlich hal - ten. Nun ehret Gott der HErr die Handwercke auff volgende weiſe: Als / Per Verbum, & Exem plum,[durch] ſein eigen Wort vnd Exempel I. Per Verbum, durchs Wort: Als an vielen Orten H. Schrifft / ſonderlich aber in dieſen des 128. Pſalms Worten: Du wirſt dich nehren dei - ner Haͤnde Arbeit / Wol dir du haſt es gut. Vnd iſt diß Wort:

  • Ein Befeblichs Wort / da die Arbeit vnd Nahrung
    Geneſ. 3.
    durch der Haͤnde werck / (Handwercke) zu ſuchen geboten vnd befohlen wird.
  • Ein Lehr Wort / Das man mit eignen Haͤnden ar -
    Epheſ. 4.
    beiten / vnd etwas gutesſchaffen / oder durch eignen Schweis / Muͤhe vnd Arbeit ſich nehren ſol.
  • Ein Segenwort: ſintemal es nur vor dem Segen
    Proverb. 10.
    Gottes herkommen mag / daß einem bey ſeiner Handarbeit wol ſey / vnd Gedeyen habe.
  • Ein Troſtwort: daß ein Handwercker / was er ehrlich
    Syrac. 39.
    treibt / es dabey gut haben moͤge / am Gewiſſen / Nahrung / Geſundheit vnd andern.
Ja240der Handwercker.

Ja dieſe Wort des Pſalms / ſeind gleichſam ein wiſch - tuch / den ſawren Naſen ſchweis von harter arbeit / darmit ab zu wiſchen / vnd wird recht geſagt:

Diß Wort / Wol dir / du haſt es gut /
Das Handwerck hoͤchlich Adeln thut /
In welchem ſelbſten Gott der HErr
Das Handwerck hebt zu groſſer Ehr.
Dem Handwerck iſt Gott ſelbſt gewegn /
Verleiht demſelbn ſein Gnad vnd Segn.
Mit Gwiſſn / Fleis / Gbet vnd Gottes Wort
Geht Gluͤck vnd Segen troͤſtlich fort.

II. Per exemplum, durch eignes Exempel / der Schoͤpf -Gen. 1. 2. Pſal. 8. 19. 119. Hiob. 10. fung vnd Erhaltung: Dann damit ehret GOtt auch die Handwercke / daß er Himmel vnd Erden / Menſchen / vnd ander / ſonderlich die Principalgeſchoͤpffe / ſeiner Hende vnd Finger Wercke nennet / vnd durch ſeine heilige Diener nen - nen leſt / wie aus etlichen Orten H. Schrifft zu ſehen. Ja Chriſtus der Welt Heyland / iſt dem Haußſtand nach / einMarc. 6. Lutherus / tom. 5. vviteb. f. 528. Juſtin. Mar - tyr. in Try - phone. in cap. 39. Syrac. τέκτων, das iſt / Zimmer Handwercker geweſen / wie denn etliche Autores vermeinen / er habe nicht allein mit vnnd ne - ben ſeinem Pflege Vater Joſeph das Zimmer Handwerck gearbeitet / ſondern auch nach deſſen abſterben ſeine gebene - deyete Mutter mit demſelben eine Zeit lang ernehren helffen. Vnd hat alſo dadurch alle ehrliche Handwercke geſegnet / geheiliget / vnnd den Guͤldenen Handwercksboden ge - ſchmuͤcket / daher ſagt Mattheſius, auß Luthero: Ein Chriſtlicher Handwercksmann iſt nicht allein in der Zunfft ſeines Handwercks / ſondern auch zugleich mit in der Bruͤ - der - vnd Gemeinſchafft des Sohns Gottes / vnd kan auchin241ehrlich vnd Chriſtlich ſey.in ſeiner Werckſtat Gott dienen / ꝛc. Auch der H. Pau - lus vnd etliche andere Apoſtel / haben neben ſolchem Ampt oder dienſten / Handwercke getrieben / vnd mit Haͤnden ge -Actor. 10 18. 1. Cor. 4. 2. Theſ. 3. arbeitet / den Leuten deſto weniger beſchwerlich zu ſeyn / in der vnterhaltung / haben auch offt bey Handwercksleuten jhre Herberge gehabt / ꝛc. Daher man dann wol ſagen mag: Gott ehret das Handwerck / auch alle kuͤnſtliohe vnd ge - meine Handwercker moͤgen ſich ſelig ſchetzen / vnd in hertz - licher Aadacht erfrewen / daß jhrer ins gemein / auch etli - cher inſonderheit / ſo ehrlich in Gottes Wort gedacht wird / ſampt vielen jhren zugehoͤrigen Werckzeugen vnnd andern. Wie ſie aber Chriſtlicher gebuͤhr nach ſich verhalten ſollen / hoͤren vnnd lernen ſie taͤglich aus den Predigten Goͤttliches Worts / vnd haben ſich / ſum̃ariſcher weiſe allhier zu erin - nern / daß ſie in jhrem Beruff / auch der Liebe gegen GOtt vnd den Nechſten ja eingedenck ſeyn ſollen / vnnd nach demExod. 20. Goͤttlichen Befehlch / die Sechs Tage vber fleiſſig / trew - lich vnd redlich arbeiten / ſich vnd die jhrigen ehrlich dadurch zu ernehren / vnd darauff den Siebenden oder Sabbathtag Chriſtlich vnd Gottſelig feyren / wie jhnen Gott der HErr ſelbſten zum Exempel fuͤrgangen / alß da er in 6. Tagen / Himmel / Erden vnd alles erſchaffen / vnd darauff den 7. TagGeneſ. 1. Exod. 〈…〉〈…〉. von ſeiner Arbeit vnd Wercken geruhet. Darumb auch die 6. Tage Wercktage / vnd der 7. der Sabbath oder Feyertag heiſſen / mit welchem Sabbaths Gebot / GOtt der HErr ſelbſten die Werckſtedte der Handwercker auffreumet / vnnd dieſen Tag vber mit ſeinem Gebot zuſperret. Ehe ſie auch einigen Werckzeug anruͤhren / ſollen ſie den Segen Gottes durch fleiſſiges Gebet erſuchen / vnnd darauff das Handwerck getroſt vnd mit frewden angreiffen. Im Anfang des 128. Pſalms / ſtehen bald dieſe zwo ſchoͤne Re - geln fuͤr Handwercker vnd jederman:

H hI. Gott242Das der Handwercker Standt
  • I. GOtt den HErrn fuͤrchten / Gottsfuͤrchtig ſeyn / Gottes Wort lieben / hoͤren vnd deme folgen.
  • II. Auff des HErrn Wege gehen / ſeines Beruffs fleiſ - ſig warten / vnd Gott das Gedeyen befehlen.
In Syrach.

Mattheſius ſagt: Handwerckslenten kan vnnd ſollD. Luther, vber das 5. 〈…〉〈…〉. Matthæi. Ein Chriſtli - cher Hand. wercksmañ / ob er ſchon vor der Welt ruſ - fig iſt / iſt er doch fuͤr Gott eitel Balſam. gewißlich Wohl ſeyn / wann ſie Gottsfuͤrchtig / Arbeit - ſam / Fleiſſig / Getrew ſeind / vnd warten jhrer Werckſtadt / als dann wird jhnen jhre Nahrung gedeyen / daß ſie auch bißweilen andern zu ehren / vnd mit ehrlichen guten Freun - den / ohne Schuld / Borg / Nachtheil vnnd Verſeumnis jhres Handwercks / koͤnnen einen ehrlichen froͤlichen Trunck thun / auch darneben jhre Kinder fein erziehen / Gott dienẽ / ſein H. Wort / Kirchen vnd Schulen / mit jhrem Naſen - ſehweis erhalten helffen / vnd darzu ewig ſelig werden. Vnd wie Obed Edom geſegnet worden / da er die Lade des Bunds2. Sam. 6. bey ſich beherbergte / vnd jhrer huͤtete: Alſo wird auch Gott der HErr Chriſtliche Handwercker ſegnen / Leiblich vnndWz ſich Hãd - wercker bey jhrer Lade zu erinnern. Geiſtlich / wann ſie bey jhrer Handwercks Lade ſich erin - nern / auch die H. Lade des Goͤttlichen Zeugnis / das iſt / des H. Worts Gottes / zu lieben / ehren / vorwahren / vnd deren ſich andaͤchtiglich zu gebrauchen.

Joſeph. l. 15. c. 14. der Juͤdi - ſchen Geſchich - ten.

Mattheſius, meldet an einem Ort / auß dem Joſe - pho, daß / wie der Koͤnig Herodes eins mals den Tempel zu Jeruſalem habe laſſen verbeſſern / habe es dieſelbe Zeit am Tage nicht geregnet / ſondern nur des Nachts geriſelt / damit ſelbige Arbeit nicht verhindert wuͤrde. DarausPhil. Melan. Cognata ſunt pericula poli -〈…〉〈…〉 & œcono -〈…〉〈…〉 . deutungs weiſe zu lernen / wann die Handwercker vnnd Je - dermañ in ſeinem Beruff fleiſſig am Tempel baweten / das iſt / in GOTtes furcht ſich ſelbſten vbeten vnd beſſerten / nach dem Reich GOTtes trachteten vnnd bußfertig lebeten / ſo wuͤrde warlich nicht ſo viel Vngluͤck auff die Staͤnde derMen -243ehrlich vnd Chriſtlich ſey.Menſchen regnen vnd fallen / als leider die Erfahrung be - zeuget / vnnd bey jetzigen laͤufften fuͤr Augen iſt. Vnd liegt ſehr viel daran / das man es recht vnd hertzlich erkonne /Pſalm 128. Syrach 39. was der Pſalm ſagt: Wol dir du haſt es gut / vnnd Sy - rach: Daß man ſich des Handwercks troͤſten moͤge /Tom. 3. vvit. germ. f. 585. worvon denn die Trewhertzigen Wort H. Lutheri wol zu mercken / da er ſagt: vber den 147. Pſalm: Alle vnd je - de leibliche wolthaten Gottes kan man in Summa nennen / gute Jahr vnd Zeiten / darinnen Gott Friede vnnd Fruͤchte auff Erden giebt / daß man ſich nehren kan / aber es wil ſchwerlich hinan / das man GOTT vnnd ſeine Gaben erkenne vnd jhm dancke / vnd mus man vns nicht allein die Wolthat GOTtes erzehlen / vnd daher nennen / von welchen wir leben / (welches vns groſſe Schande iſt) ſondern man muß vns auch den Wolthaͤter nennen / vnd ſagen: Lobe doch Jeruſalem / deinen HERRN vnd GOTT / vnnd wie viel ſeind wol Menſchen / die je einmal recht gedacht ha - ben / daß jhr Schutz vnd Sicherheit eine Gabe GOTtes ſey? Welcher Handwercksman in der Stadt / oder Bawer auff dem Dorff / dencket / daß GOTtes Gabe ſey / daß er hin - ter ſeinem Zaun ſo ſicher ſitzt mit den ſeinigen? Wenn er alle Stundt muͤſte gewarten daß Diebe vnnd Raͤuber jhme durchs Haus lieffen / oder gar Haus vnnd Hoff abge - brandt / vnnd er darzu geſchlagen vnnd geplagt wer - den muͤſte / ſo wuͤrde er denn dieſen (147.) Pſalm lernen Singen vnd ſagen: Ach / wie Selig ſeind die / Ach welche eine groſſe Gabe GOTtes iſts / daß einer ſeinen Biſſen Brot eſſen mag mit Sicherheit vnnd Frie - den! Aber nun ſolcher Schutz vnnd Sicherheit / mit voller macht da iſt / achtet ſein niemand / Ja dar -H h ijfuͤr244Daß der Handwercker Standtfuͤr / daß wir Gott ſollen dancken / fahren wir zu / vnd miß - brauchens alles auffs muthwilligeſt / verfolgen Gottes Wort / ſeind der Obrigkeit widerſpenſtig vnd vngehorſam / betriegen vnd teuſchen vnter einander / ſetzen auff vnnd ma - chen Thewrung / Wuchern / vnd leben / als weren wir ſelbſt Gott vnd Herren auff Erden / darumb muß Gott wiederumb die Narren zu weilen mit kolben lauſen / Krieg / Diebe / Raͤu - ber / Auffruhr / Fewer / Waſſer / Peſtilentz vnd ander vn - gluͤck mehr vnter vns ſchicken / damit er vns lehre verſtehen / was ſchutz vnd ſicherheit / vnd wie eine edle Gabe Gottes es ſey / ſonſt lernen wirs nimmermehr.

Wie aber nun der Handwercker Standt fuͤr Gott ein Ehrlicher Stand iſt / alſo iſt er auch fuͤr der Welt / welches beydes denn keines fernern beweis bedarff / vnnd bißhero ge - nugſam / faſt in allen Capiteln erwieſen worden / vnd bleibet darbey:

Was GOtt ſelbſt vnnd ehrlicher wandel der Menſchen ehret / das bleibt auch wol geehret. Vnd hat ſich keiner ſeines ehrlichen Handwercks zu ſchemen / ſey wer er wolle / in kuͤnſtlicher oder gemeiner Arbeit / wie auchMattheſ. ehrliche vernuͤnfftige Handwercksgebraͤuche wol gehalten werden moͤgen / welche helffen Erbarkeit / Zucht / vnnd gute Sitten erhalten / was aber der Billigkeit / vernunfft vnd der - gleichen zu wider laͤufft / (wie denn des Dings viel ge - ſchicht /) ſolte billich verbleiben vnd abgeſchaffet werden / ſon - derlich was Vaga & erronea inſtituta, das iſt / Vnzimliche gewohnheiten vnd gebraͤuche ſeind / als da man vmb vnge - buͤrliches ſchelten / Viehtoͤdten / vnd dergleichen / einander das Handwerck ſperret / verbietet / oder etlicher Leute KinderA. C. 1584. Zu Augſpurg. nicht wil zu handwercken kommen laſſen / ꝛc. Dergleichen dann auch auff einem Reichs abſchied vnd Ordnung wie bil -lich /245ehrlich vnd Chriſtlich ſey.lich / auffgehaben vnd verboten worden / wie Johan Sibran - dus I. C. erinnert / im Buch: Jura Publica, &c.

Ob auch wol die Hãdwercker ins gemein in einem ehrlichẽSollen auff etlicher Orten Haͤuptgewer - ckẽ jhr ehr vnd vorgang von andern gegoͤn - net werden. Stand ſeyn / jedoch iſt dabey billich in acht zu haben vnd hal - ten jedes Orts vnnd Stadt gelegenheit / gebrauch vnnd ge - wohnheit / vnd ſolches vmb gemeinen Friedens vnnd Einig - keit willen / Item / nach dem ſie etwan vmb ruͤhmlicher Tha - ten wegen von hoher Obrigkeit vnnd obern Staͤnden privi - legiret, Befreyet vnd Begnadet ſeyn / wie auch droben erin -Im anfang des 4. cap. nert worden.

Weil auch inſonderheit vieler Staͤdte Hiſtorien vnd Chronicken bezeugen / das etliche Handwercker viel oder al - les von alten Freyheit vnnd Gerechtigkeiten vmb erregten Auffrurs / Meuterey vnd Empoͤrung willen verloren vnnd deren verluſtig worden / als ſollen ſie ſich mit aller fuͤrſich - tigkeit vnd ja wol fuͤr dergleichen huͤten / vnd des H. Worts Gottes zum foͤrderſten (Syrach. 5. Richte nicht Auffruhr an in der Stadt) denn auch jhrer eignen gethanen pflichten / eingedenck / mit ſitſamer gebuͤhr jhres Beruffs vnd Hand - wercks abwarten. Als dann koͤnnen ſie ſich jhres Hand - wercks deſto beſſer vnd hertzenhaffter getroͤſten / wie Syrach redet / haben Gott im Himmel / auch die hohe vnd jhre fuͤr -Syrac. 39. geſetzte Obrigkeit zum ſchutz / koͤnnen alſo den Guͤldenen Handwercksboden jhnen ſelbſt zur wolfarth / vnd andern zu dienſt vnd huͤlff erhalten vnd wahr machen helffen. Vnd wann ſie alſo jhr Handwercks leben nach Geiſt - vnnd leibli - cher gebuͤr fuͤhren / wird ſie das Wort (wol dir / du haſt es gut) auch ferner beſeligen / als:

Mit einem guten Fruͤſtuͤck oder Morgenbrot / das iſt / einem ehrlichen behuͤlfflichen Anfang / durch Goͤtt - liche huͤlffe / auch frommer Leute Rath vnd beyſtand / vndH h iijwird246Das der Handwercker Standtwird jhnen der Segen Gottes ſelbſt den erſten Handkauff geben.

Mit einer guten mittags Malzeit / daß iſt / mit gedeylichem fortgang der Nahrung / daß das Werck jhrer Haͤnde gefoͤrdert werde

Mit einem guten Veſper Brodvnd Trunck / das iſt / einem ehrlichen zehr vnd lab Pfennige / ſich nach außgeſtan - dener Arbeit zu erquicken vnd zu ergetzen.

Mit einem guten gewuͤndſchten ſeligen Feyera - bend / von jhrer Arbeit vnd Angeſichts Schwe is / da wer - den ſie / als durch ein Feyerabends Bad / von aller vnſauber - keit der Arbeit ledig werden / vnnd Gott der HErr / wirdEzech. 36. rein Waſſer vber ſie ſprengen / das ſie rein werden von aller Vnreinigkeit.

Vnd darauff wird auch erfolgen das letzte / beſte / vnd vnauffhoͤrliche / Wol dir / du haſt es gut / nehmlich / der himliſche ewige Sabbath oder Feyertag / im ewigen Leben vnd Seligkeit / daran ſie himliſche Feyerkleider anlegen / daſelbſten nicht mehr im Schweis jhres Angeſichts jhr Brot muͤheſelig / ſondern als Selige / in fuͤlle der himli -Geneſ. 3. Luc. 14. Namen der Thoͤn vnd Melodeyen etlicher Mei - ſter Geſaͤnge. ſchen Frewden / das Brod im Reich Gottes / bey dem ewigen Vater der himl. Herberge / eſſen werden. Allda ſie auch nicht mehr den ſchwartzen / bloſſen / verwirten / verkehrten / ſchlechten / beſchwerten / Creutzthon / klagweiſe / ſchlechte / geſtraffte weiſe / ſondern mit den H. Engeln vnd himliſchen Meiſter Singern / den langen / ſuͤſſen Thon / in der Reiſi - gen frewdenweiſe / froͤlichen Morgen vnd Oſterweiſe / ſchatz - thon / vnd die rechte Engel weiſe / den himliſchen langen Ho - fethon / in der himliſchen Sommerweiſe / Singen / da ſie auch die ewige Freyung des himliſchen Engliſchen Meiſter - geſangs erlangen / vnd zu den heiligen Engeln nieder zu ſitzen geheiſſen werden / Amen / Halleluja.

An -247ehrlich vnd Chriſtlich ſey.

Anhang vnd Beſchlus / dieſes Guͤlde - nen Handwercksbodens / von der loͤblichen Kunſt vnd Schuel / der Meiſter Geſaͤn - ge vnd Singer.

DIe Alte Hebreiſche Rabbinen oder Lehrer (wie Buxdorffins in einer Vorrede meldet) haben wol in acht genommen / kein Buch mit etwas trawri - ges / ſondern Troͤſtliches / zu beſchlieſſen vnnd zu en - den. Weil denn Syrach ſagt / daß der Geiſt -Syrach. 44. lichen Lieder Tichter / einen ehrlichen Namen hinter jhnen laſſen / vnnd aber Chriſtverſtaͤndige Handwer - cker bißhero dieſen Ruhm / durch die loͤbliche Kunſt vnd Schul der Meiſter Geſaͤnge / als eine Troͤſtliche Vbung (welche bald Anfaͤnglich zu jhnen kommen) noch mit erhalten helffen / als wird auch dieſes dem verſtaͤndigen Le - ſer nicht zu wider ſeyn / etwas von dieſer Sing Kunſt zu vernehmen / zumaln weil der Vrſprung derſelben nicht je - dermann bekandt iſt.

Martinus Opitius, als ein gewuͤndſchter ReformatorIn der Vorre - de ſeiner 8. Buͤcher der Teutſchen Po - eterey. der rechten Teutſchen Poeterey, meldet / daß ſonderlich Key - ſer Carl / der Groſſe / die Teutſche poeterey habe herfuͤr ge - ſucht / welchem etliche Potentaten vnd groſſe Herren / Præ -laten248Beſchlus von der Schul vnd Kunſtlaten, vnd andere auch gefolget / deren etliche daſelbſten mit Namen erzehlet werden. Denn ſolche geruͤhmbte Singkunſt / auch bey den alten Heidniſchem Teutſchen imCornelius Ta - citus de mor. germ. Egin - hard. in vita Caroli M. Jor - nandes de Go - this. gebrauch geweſen / wie Cornelis Tacitus vnd andere von jh - nen melden / Carmina antiqua unum apud illos Annali - um & memoriæ genus, das iſt / jhre Hiſtorien vnd ge - daͤchtnuͤs wuͤrdige dinge / ſeind bey jhnen in Reimen oder Lie - der verfaſſet. Der Principal Anfaͤnger der Teut - ſchen Meiſter Singerey vnnd dieſer Kunſt iſt geweſen / Herr Heinrich ein Thom Herr zu Maintz / ein Teutſcher Poct, mit dem Zunamen / Frawen Lob genandt / dieweil er in allen ſeinen Gedichten / des weiblichen Geſchlechts vnd Fra - wensperſonen gantz ehrlich gedacht / vnd jhre Tugenden hoch geruͤhmet / vnd herrlich her aus geſtrichen hat. Er iſt ge - ſtorben Anno Chri. 1317. am S. Andreæ abend / daſelbſt zuD. Rivander nder Feſt - Chronica Spangenberg Maintz / vnd von den fuͤrnembſten vnd Edeleſten Frawen der Stadt in einer herrlichen proceßion in eine fuͤrnehme Kir - chen zu Grab getragen / von allen Frawen hertzlich betraw - ret / vnd ſein Grab mit dem beſten Wein dermaſſen beſpren - get vnd begoſſen / daß die gantze Kirche damit befeuchtet wor - den. Die Frawen haben auch alle kurtzweil in der Stadt verboten / keine Hochzeit halten laſſen / vnnd ſolcher geſtalt ein gantz halb Jahr vmb jhn getrawret vnnd leid getragen. Auff deſſen grab ſtehet volgendes Encomion ſexus mulie - bris, das iſt / Frawen Lob / an Statt eines Epitaphii oder Grabſchrifft / welches er ſelbſten gemachet:

Wer Gottes Ordnung recht erkent /
Ein Weibesbild er gar nicht ſchendt /
Weil ſie Gott auch erſchaffen hat /
Aus ſeinem allein weiſen Rath.
Neben249der Meiſter geſenge.

Neben dieſem Heinrich Frawenlob / werden fuͤr die Elteſten vnnd Anfaͤnger der Meiſter ſing Kunſt gehalten / die nachfolgende: Heinrich Frawenlob / Thumherr zu Maintz / Bartolme Regenbogen / Huffſchmidt zu Maintz / Conrad Marner / ein Edelmann aus Schwaben / Heinrich Muͤeling / ein Doctor von Prag / Heinrich Effterling / ein Schuchmacher / Walter von der Vogelweid / ein Land Herr / Item: Bitterolff / Hopffgart / Sigler / alt Sighart / vnd etliche andere.

Es haben auch die hernachkommende Singmeiſter jhren Fundatoren vnd Stifftern zum ehrengedaͤchtnis / etliche viel Singthoͤn oder Melodeyen / nach deroſelben Namen ge - nennet / wie bey jhren Meiſter geſaͤngen zu ſehen iſt / als in der Vogelweid / Regenbogen / Marner / Muͤling / Frawen - lob / Wolffrand / Bitrolff / Hopffgart / ꝛc. Etliche haben derſelben Meiſter anfaͤnger 12. gezehlet / wie ſie in etlichen Meiſter geſaͤngen benennet / geruͤhmet vnd beſchrieben wer - der / darunter auch etliche Herrn vnd hohes Standes Per - ſonen / als: Ein Graff von Salteneck / Friederich / Graff von Sunenburg / Hertzog Leipold / Hertzog Otto von Oſter - reich / Herr Walter von der Vogelweid / Wilhelm von Lorch / Lieb von Gengen / Graff Herman von Marburg / Graff von Veldeneck / Herr Kuͤniglein von Straßburg / ꝛc. Seind auch viel Jahr vnd lange Zeit / allmal zwoͤlff Princi - paln zu Obermeiſtern der ſing Kunſt gewehlet vnd gehalten worden / wie aus vielen dieſer ſing Kunſt alten Buͤchern zu erweiſen. In einem ſehr alten Geſang werden derſelben Achtzig geruͤhmet / fuͤr außbuͤndige alte Meiſterſinger / ſelbi - gen Geſangs Tichter vnd Meiſter iſt geweſen / Cuntz Nach - tigal / welches beſchlus ſehr andaͤchtig vnd Gottſelig iſt / wie denn ſchon von den alten Meiſterſingern / viel vnnd vnter -J iſchiedli -250Beſchlus von der Schul vnd Kunſtſchiedliche ſehr ſchoͤne Geſaͤnge gemacht worden / auß den Pſalmen / Evangeliſten / auch ſonſten andern BibliſchenColoſ. 3. Hiſtorien / alten vnd newen Teſtaments / auch auff vnter - ſchiedliche Feſte vnnd Tage des Jahrs / dadurch denn auch Gottes Wort / vnter dem gemeinen Volck je laͤnger je reich - licher gewohnet. Wider dieſe Kunſt der Meiſterſinge - rey haben ſich erſtlich etliche Gelarten gelegt / da hat Keyſer Otto der erſte ſolches auch erfahren / vnnd lieſſe vier derer Meiſter zu vnnd fuͤr ſich beruffen / jhr vorhaben zu vorneh - men / vnd weil die Gelarten ſie beſchuldigten / als weren jhre Geſaͤnge wider die Chriſtliche Religion / hat er ſie zum Papſt gen Rom geſchicket / welcher jhme aber nach erkuͤndigung dieſe ſingkunſt gefallen laſſen / hat ſie mit einer Kronen ver - ehret / ſelbſten drob gehalten vnd erkennet / daß durch dieſes Mittel auch das Lob Gottes vermehret wuͤrde.

Dieſe loͤbliche Meiſterſingkunſt / hat vor Jahren herr -Hans Sachs / Teutſcher Poer. lich gezieret / Hanß Sachs / ein Schumacher zu Nuͤrnberg / vber deſſen fleiſſiges leſen / ſinnreichs tichten / vnd nachden - cken / auch wolgereimbte Schrifften vnd Teutſche poeterey ſich zu verwundern / deß halben er deñ auch bißhero allenthal - ben ſehr beruͤhmbt geweſen / er hat etliche vnterſchiedliche To - mos oder Buͤcher gemachet / vnd in Druck gegeben / von al - lerhand ſchoͤnen Gedichten / vnnd bezeuget ſelbſt / in ſeiner Vorrede einer / daß er vber die gedruckte Buͤcher / noch zween Tomos / voller Meiſtergeſaͤnge gemacht darin 4270. an der Zahl begriffen ſeind / welche er nicht dru - cken laſſen / ſondern die Singſchule damit zieren vnd erhal - ten wollen

Der loͤblichſte Kaͤyſer / Maximil. I. wie auch etliche mehr hohes Standes Perſonen / haben offtermals vber die nach -laͤſſig -251der Meiſter geſaͤnge.laͤſſigkeit der alten Tentſchen Gelarten geklagt / das jhrer ſoVid. Theatr. virt. & Honor. vvillibald. Birckheimeri. wenig ſich auff die Hiſtorien zu beſchreiben begeben / vnd dar - gegen die Handwercker geruͤhmet / daß ſelbige aus lieb zur Hi - ſtorien / in jhren Meiſtergeſaͤngeu viel denckwuͤrdiges Dings begriffen / vnd auff die Nachkommenden gebracht / vnnd in dieſem Stuͤck den vhralten Teutſchen nachgefolget / (wie ob - gemeldt.) Wie dañ auch dieſer loͤblichſte recht Teutſche Keyſer gleichsfalls ein Buch in Teutſche Reimen ſelbſt verfaſſet vnd beſchrieben / der Thewerdanck genant. Keyſer Maxi - mil. I. Buch / Thewerdanck.

Iſt derwegen Chriſtverſtendigen Handwercksleuten ſehr ruͤhmlich / wenn ſie neben andern nuͤtzlichen ehrlichen Meiſtergeſengen aus dem rechten Verſtand des H. Goͤttli - chen Worts / auch Geiſtliche Lieder vnnd Geſaͤnge tichten / vben / vnd hoͤren laſſen / wie denn zu Nuͤrnberg / vnd in etli - chen andern Staͤdten / viel ehrliche Handwercker / Meiſter vnd Geſellen / dieſer loͤblichen Singkunſt vnnd Schul / mit Ruhm zugethan ſeind / welcher ehrlichen vbung verſtendige Leute billich ſollen wol gewogẽ ſeyn. Vnd ſcheinet dieſe Sing - kunſt den Handwerckern gleichſam angeerbet zu ſeyn / denn vor Alters / vnd noch in der Heidenſchafft / iſt die Abgottin Minerva, oder Pallas, aller Handwercker Patronin vnd Zunfftmeiſterin gehalten vnd geehret worden / vnnd hat mit einem Zunamen geheiſſen Muſica, die Singerin / oder / die Singend / welcher Name jhr daher kommen: De - metrius, ein Kunſtreicher Werckmeiſter / machte ein Bild dieſer Minervæ, mit ſo Kuͤnſtlicher Arbeit / daß die Schlangen / ſo in dem Schild / am Haͤupt Gor - gonis / vnd hole waren / gar lieblich erthoͤneten vnnd ſan - gen / wann man eine Harffe oder ander dergleichen Seiten - ſpiel darbey ſchluge / darumb denn hernach das Bild vnd auch die Abgoͤttin ſelbſt / die Singerin genennet worden.

J i 2Es252Beſchlus von der Schul vnd Kunſt

Es koͤmpt auch dem Handwerckern / vber der Arbeit dz Ge - ſang ſo ferne zu gutem / daß jhnẽ dadurch dz Arbeitẽ vnd Wer - cken vmb etwas deſto leichter vnd leidlicher gemacht wird / wiePolyd. Vergil. lib. 1. c. 14. de inv. rer. Polyd. Vergil. ſagt: In omnibus fermè operibus modu - latio aliqua hominum de fatigationem ſemper conſo latur, das iſt / in allerley leibs arbeit vnd Hand gewercken / hilfft ein Geſaͤnglein ſo viel darzu / daß einem das arbeiten nicht allzu ſawer wird; vñ giebt deſſen ein Exempel. Sic re - miges, aurigæ, agricolæ, aratores, etiam jumenta quæ - dam, ſartinaria præſertim, inter laborem viamq; ſibilo reficiuntur, atq; labore quodam modo levantur, das iſt / Die ruder Knecht auff den Schiffen oder Galleen / Fuhrleute auff der Straſſen / Bawers - vnd Ackersleute auff dem Felde / ja auch die laſitragende Thier / werden auff dem Wege vnnd ob der Arbeit / mit Pfeiffen vnd Singen ergetzet vnd erfre -Auguſtin. lib. de opere Monachor. wet. Daher ſagt auch der H. Lehrer Auguſtinus: Can - tica divina cantare etiam manibus laborantes facilè poſ - ſunt, & ipſum laborem, ranquam divino celeumare conſolari, das iſt / Wer mit Handarbeit vmbgehet / kan jhm dieſelbe vmb etwas deſto leichter machen / wenn er lieb - liche / ſonderlich Geiſtliche Geſaͤnge / darzu ſinget.

2. Chron. 23. Pſalm. 102.

Alſo bey dem Juͤdiſchen Volck / hat Gott auch vnter den Handwercksleuten geſchickte Singer gehabt / ſonderlich1. Reg. 4. 2. Chron. 23. Syrach. 44. jhn zu loben / wie deñ das Volck den HErrn loben ſol. Ja die Koͤnige / David vñ Salomo / haben ſelbſt Lieder gemacht / vnd deren ſehr viel / wie die H. Schrifft bezeuget / vnnd Herr Matthe ſius ſchreibet / in der Vorrede vber die Geſaͤnge Ni - colai Hermans / alſo: Es iſt eine loͤbliche vnd ſehr alte Wei - ſe / auch bey den Ertzvaͤtern geweſen / Geiſtliche Lieder zu machen / vnd die groſſen Werck vnd Wunderthaten Gottes / ſo in der Kirchen Gottes geſchehen / in Vers oder Reimenzu253der Meiſtergeſaͤnge.zu bringen. Denn was alſo ſeine gewiſſe Zahl oder Reimẽ / vnd gute derbe vnd buͤndige Wort hat / iſt beſſer zu behalten / vnd wird mit groͤſſerm luſt geleſen. Darumb hat Moſes der eltiſte Poet oder Meiſterſinger / am roten Meer / die treffliche Thaten des Sohns Gottes / in ein herrlich Lied gefaſſet / vnd am Vfer des Meers / dem ewigen Erloͤſer zu ehren ſingen laſſen. Wie hernach alle groſſe Lehrer vnnd Propheten / vnd ſonderlich der liebliche Tichter vnd Harffe - niſt in Iſrael / David der Koͤnig / die Wunderthaten vnnd Summarien jhrer lehre auch in Kirchen lieder gefaſſet ha - ben. Vnd alſo haben hernach die Gottſeligen im newen Teſtament den HErrn JEſum angeſungen / als Zacharias, Simcon, Maria, vnd andere / (welches ſie auch von den H. Engeln gelernet: Luc. 2.) vnd viel groſſe geheimnis in klei - ne vnd kurtze Geſaͤnglein geſchloſſen / wie denn mehr derglei - chen in Gottes Wort gefunden werden.

Die Niederlaͤnder / (Als welche von altershero auffEmanuel von Metern, lib. 1. ſeiner Niderl. Hiſtor. vielerley loͤbliche Inſtituta geneigt) haben auch dergleichen Exercitium / ſonderlich vnter jhren Handwerckern im ge - brauch gehabt / nemlich je zu Zeiten jhren regierenden Printzẽ zu gefallen vnd Ehren / oder ſich vnter einander zu vben (auff eine Zeit / welche ſie den Land jubel nennen) eine ſolche ſing - oder rede Kunſt (bey jhnen die Cameren von der Rhetorick genandt) in proſodia oder poeterey, das iſt / Reimen - weiſe / vnd in ſelbigen vnterſchiedliche fragen / oder Raͤtzeln / fuͤrzubringen / vnd zu auffloͤſung oder beantwortung derſel - bigen / etliche jhrer benachbarten frcundtlich außzufordern oder zu laden / darauff die andern mit jhrer Reſolution er - ſchienen / vnd die auffgegebene fragen in gleichen Reimen be - antwortet. Vnd welche dann nach des Außſchuſſes judi - cio vnd erkentnis die beſte vnd richtigſte Antwort gab / dieJ i iijhatte254Beſchlus von der Schul vnd Kunſthatte ein auffgeſetztes Kleinod oder Verehrung zum Preiß zu empfangen. Als zum Exempel: Da Anno Chriſti 1539.Weil Keyſer Carl V. zu Gend in Flan - dern geboren vor. dem Keyſer Carolo V. in den Niederland gehuldiget ward / ſanten die Gilden oder Cameren der Rhetoric von Gend in Flandern einen Brieff aus / an jhre benachbarten Staͤdte darinnen ſie jhnen zu bemelten Exercitio / dieſe frage fuͤrleg - ten:

Was des ſterbenden Menſchen aller beſter Troſt were?

Welche Frage zu ſolviren mit groſſem Frolocken er - ſchienen ſind / bey Zwantzig Cameren oder Geſellſchafften / von vnterſchiedlichen Orten / alleſampt mit Chriſtlichen Antwortungen ſtaffiret / deren jeder jhr Antwort durch ein kuͤnſtlich gedichtes Spiel oͤffentlich auff einem Schawplatz zu verſtehen gabe Da dann die von Antorff den oͤberſten Preiß behielten / welcher Antwort war:

Das die Aufferſtehung des Fleiſches / des ſter - benden Menſchen hoͤchſter Troſt were.

Wie ſie den darnebẽ zugleich / das Leiden / Todvnd Auffer - ſtehung Chriſti mit fuͤrbildeten / als darauff vnſere Aufferſte -Alſo haben auch die Kir - chen Geſaͤnge ander Orten in bekanter Mutterſprach viel Fruͤchte gaſchaffet. In der Vor - rede anff das Buͤchl. Tob. hung gegruͤndet iſt. Solcher Spiel / auch Geſaͤnge / von wol - gemachten Reimen / ſeind zur ſelben Zeit viel in Druck auß - gangen / vnd eine Vrſach geweſen daß viel Leute die Hoff - nung jhrer Seligkeit allein in Chriſto / vnd jhren Troſt in der Aufferſtehung des Fleiſches vnd nicht in andern Dingen ge - ſucht haben.

Doctor Lutherus ſagt hiervon alſo: Die Juden ha - ben nicht allein Propheten / ſondern auch Saͤnger / Tichter vnd dergleichen gehabt / die Gottes Wort fleiſſig / vnd aller - ley Weiſe getrieben haben. Vnnd iſt zu vermuthen / daß ſolcher ſchoͤner Gedicht vñ Spiel (wie auch Geſaͤnge) bey denJuden255der Meiſter geſenge.Juden viel geweſi ſind / darin ſie ſich auff jhre Feſte vnd Sab - bath geuͤbt / vnd der Jugendt alſo mit Luſt Gottes Wort vnd Werck eingebildet haben / ſonderlich da ſie in in guten Frie - de vnd Regiment geſeſſen ſind.

Dergleichen denn auch vnſerm geliebten Vater Land Teutſcher Nation / die Friede vnnd Segen reiche Gnade Gottes des Himliſchen Vaters / vmb JEſu CHriſti ſeines lieben Sohns vnſers Heilandes willen / hinfuͤro auch wie - dervmb verleihen wolle.

Chriſtlicher Wundſch fuͤr die Handwercker.
Zum Handwerck / Gott / den Segen ſprich /
Daß frewdig werde Maͤnniglich.
Las wieder haben freyen Gang /
Vnd ſie treiben mit Gſang vnd Klang /
Das durch Fleiß vnd Arbeit mit ehrn /
Jeder mit ſeinen ſich moͤg nehrn /
Dem ſey allein Lob / Preiß / vnd Ehr /
Derſelb dem
  • Kauffmanns Handwercks
Vngluͤck wehr /
Das man ſich der Handarbeit nehr.

ENDE.

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TextGüldener Handwercksboden. Das ist: Eine Allgemeine Wolgegründte/ Nützliche vnd Anmutige Betrachtung/ aller vnd jeden/ zu Nutz/ Nothdurfft/ vnd Wolfahrt/ auch Zierd/ Wolstand/ vnd Ergetzligkeit des Menschlichen Lebens/ Wandels/ vnd Auffenthalt/ Erfundenen/ verbesserten/ vnd bißhero getriebnen Handwercks Künsten
Author Paul Kentz
Extent272 images; 65029 tokens; 14379 types; 469983 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationGüldener Handwercksboden. Das ist: Eine Allgemeine Wolgegründte/ Nützliche vnd Anmutige Betrachtung/ aller vnd jeden/ zu Nutz/ Nothdurfft/ vnd Wolfahrt/ auch Zierd/ Wolstand/ vnd Ergetzligkeit des Menschlichen Lebens/ Wandels/ vnd Auffenthalt/ Erfundenen/ verbesserten/ vnd bißhero getriebnen Handwercks Künsten Aus heiligen Wort Gottes/ vnd vielen andern Schrifften/ Monumenten, Historien vnd discursen Paul Kentz. . [4] Bl., 255 S. SelbstverlagLeipzig1629.

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