Der HERR vnſer GOtt ſey vns freundtlich / vnnd foͤrdere das Werck vnſer Haͤnde bey vns / Ja das Werck vnſer Haͤnde wolt er foͤrdern.
Denen Durchlauchtigen / Hochgebornen / Fuͤrſten vnd Herren / Herrn Johann Georgen / Herrn Auguſten / Erwehlten vnd Poſtulirten Ertzbiſchoff zu Magdeburg / Primati in Germanien. Herrn Chriſtian / Herrn Moritzen / Allen Gebruͤdern / Hertzogen zu Sachſen / Guͤlich / Cleve / vnd Berg / Landgrafen in Thuͤrigen / Marggrafen zu Meiſſen / Gra - fen zu der Marck vnd Ravensberg / Herrn zu Ravenſtein / ꝛc.
DVrchleuchtige / Hochgeborne / Gnaͤdige Fuͤrſtē vnd Herren / wañ die H Goͤttliche Schrifft / im Buch der Weiß -Cap. 13. heit / bezeuget / daß Gott der HErr aller Schoͤne Schoͤpfer / Meiſter / vñ Bereiter / vnd ſolches an ſeinen Wercken zu erkennen ſey / wil ſie hiermit allerley menſchliches Standes Perſonen in dieſe gegenwertige ſichtbare Welt / alſo vnd zu die -(a) ijſemVorrede.ſem intent einfuriret haben / daß man bey taͤglicher Genieſſung vnd Gebrauch der ſamptlichen Geſchoͤpffe Gottes ſelbige aus rechten Menſchlichen Verſtand je lenger je nach dencklicher betrachten lernen ſoll. Wel - ches wann es geſchicht / wird man nach befindung / auch zugleich bezeugen muͤſſen / daß ſolche Mundi Fa - brica, das iſt / zubereitung Himmels / Erden / vnd aller darin beſchloſſenen Dinge / eigentlich eine rechte Kunſt Kammer Gottes des HErrn ſey / darinnen beydes / als / Myſteria, viel Geheimnisreiche Din - ge / Gottes Weißheit vnd Allmacht zu erkennen / vnd auch Miniſteria, viel zur Wolfart nuͤtzliche vnd dien - liche dinge ſeind / Gottes vaͤterliche Lieb vnd Guͤtig - keit zu preiſen. Ob aber nun wol Gottes des HErrn Weißheit weder gruͤndlich erforſchet / noch auch deſ - ſen Guͤtigkeit gnugſam geruͤhmet werden mag: Je - doch ſo wil dieſes des Menſchen fuͤrnehmſte Gebuͤhr eine ſeyn / daß er nicht nachlaſſen ſol / ſolchem nachzu - dencken / vnnd in ſolcher Kunſt Kammer GOTtes (welche freylich maximæ conſiderationis iſt) mit rech - tem Verſtandt ſich vmbzuſehen.
Da jhme denn fuͤrkommen vnd ſich præſentiren werden / erſtlich / Naturæ ludentis jucunda ſpectacula, das iſt / viel liebliche Schawſpiel oder Spielarbeit der Natur / als welche ohne Menſchen Haͤnde alſo zube - reitet: vnd /
Fuͤrs ander / Artis laborioſæ præclara opera, das iſt / viel treffliche Werck der arbeitſamen Kunſt / als wel - che durch Menſchen Haͤnde außgekuͤnſtelt ſeind.
GleichVorredeGleich wie aber nun Gott der HErr / mit dem Wercke der Schoͤpffung fuͤrgehet / vnd alle ſeine Cre - aturen fuͤrnehmlich des Menſchen Wolfarth zu gu - ten kommen leſt: Alſo ſollen billich der Menſchen Haͤndewercke vnnd Kuͤnſtlereyen / auch zu Menſchli - chen lebens wolfertigem Gebrauch vnnd Nutzung dienlich vnd behuͤlfflich ſeyn. Welches weil es Got - tes H. Wort / auch der Menſchliche Wandel des zeit - lichen lebens ſelbſten erfodert / als kan es nicht fuͤr vnnoͤtig geachtet werden / ſelbiges in etwas gruͤndli - chere Betrachtung zu ziehen / darzu deñ dieſes Werck - lein auch gemeinet iſt.
Weiln denn / Durchleuchtige / Hochgeborne Fuͤrſten / Gnaͤdige Herren E.E.E.E. F.F.F.F. G. G. G. G. Hochloͤblichſte Vorfahren / Chur - vnnd Fuͤrſten zu Sachſen / eine ſo gantz Herrliche / Fuͤr - treffliche Kunſt Kammer zu Dreßden angerichtet / in welchem Theatro viel kuͤnſtliche Arbeit (wie auchExod. 35. 2. Chron. 2, Sapient. 7. & alibi. die H. Schrifft von dergleichen redet) mit verwun - derung zu ſchawen / fuͤrhanden ſeind / vnd gezeiget wer - den / auch ſolcher Ort weit vnnd breit deßwegen be - ruͤmbt / vnnd ein ſonderbares Merckzeichen iſt / daß nicht allein deroſelben E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. hoͤchſt geehrter Vorfahren Gemuͤther / zu Kunſt vnd kuͤnſtlichen Wercken recht Fuͤrſtliche belie - ben vnd zuneigung getragen / ſondern daß auch E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. in gleichen loͤblichen Fußſtapffen fort zu ſchreiten (nemlich / Kunſt vnd kuͤnſtliche Wercke zu lieben vnd befoͤrdern) gedencken / darzu ſie denn auch von den Gnaden Gottes / mit ei -(a) iijnemVorrede.nen Guͤldinen Fußboden oder Schemel (wie von Koͤ -2. Cron. 9. nigs Salomonis Sitzthron gemeldet wird) das iſt / mit ſolchem vermoͤgen geſegnet ſeind / etwas auff loͤ - bliche vnd nuͤtzliche Kuͤnſte zu wendẽ. Als habe ſolche beydes der kuͤnſtlichen vnd auch gemeinen Handwer - cke / allgemeine Betrachtung / vnter der VberſchrifftDas Hand - werck hat ein Guͤlden Bo - den. des Guͤldenen Handwercksbodens (nach dem alten wahren Ehrn Wort alſo genant) E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. ich dediciren vñ vnterthanigſt præſentiren wollen / demuͤtig bittend / E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. geruhen jhnen ſolches Gnaͤ - dig belieben zu laſſen / auch hertzlichſt wuͤndſchend / Gott der Allmaͤchtige wolle / ſampt derſelben Churf. hoͤchſtgeehrten vaͤterlichen Liebden / E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. in dieſer vnd kuͤnfftiger Zeit / mit ſeinem H. Geiſt regieren / mit ſeinen H Engeln be - leiten / vnd mit ſeiner Vaterlichen Hand ſchuͤtzen vnd Segnen / mit allen Geiſt vnd Leiblichen zunehmem vnd gedeylichen wolergehen. Leipzig / den 1. Febr. nach Chriſti vnſers Erloͤſers Geburt / Im 1629. Jahr.
E. E. E. E. F. F. F. F. G. G. G. G. Vnterthaͤnigſter M. Paul Kentz. Autor.
Dieweil etliche Woͤrter vnd allegata in drucken verſehen / vnd vnge - legenheit halben nicht alles corrigiret worden / als wolle der verſtaͤndige Leſer fuͤrkommende errata vnd fe[h]ler ſelbſten goͤnſtiglich endern vnd beſſern.
DAvid der Koͤnigliche Prophet /Pſal 123. & Sap. 13. im 123. Pſalm / thut die Vermahnung / daß / wie die Augen der Knechte vnnd Maͤgde auff die Haͤnde jhrer Herꝛen vnd Frauen ſehen: Alſo ſollen auch vnſer Augen auff GOtt den HERRN / vnd auff die Wercke ſeiner Haͤnde achtung haben. Wenn wir nun das thun / ſo befinden wir / daß GOtt der HERR nicht muͤſſig ſey / ſondern wie in Erſchaffung / alſo auch in Erhaltung ſeines Geſchoͤpffs / Himmels / Erden vnd aller anderer Creaturen / bißher wircke / wie auch ſein lieber Sohn / vnſer HERR vnd Heyland bezeuget / im Evangelio, AußJohan. 5. welchem wir denn zu mercken / daß die Menſchen / als zu GOttes Bilde erſchaffen / von jhme ſollen arbeiten / die Haͤnde gebrauchen / vnnd mit denſelben etwas redlichs ſchaffen vnnd wercken / den Muͤſſiggang aber fliehen vnd vnd meyden lernen / darzu wir denn auch ſonſten auß Hei - liger Schrifft offtmals vermahnet werden.
Ob aber ſchon die Arbeit mancherley / jedoch ſo iſt dieAHand -2Von Arbeit vnd MuͤſſiggangHandarbeit die gebraͤuchlichſte vnd gemeineſte. Daher ge - ſagt wird: Homini manus laborandi causâ conceſſa, ut ala volucri volandi causâ. Das iſt: Dem Menſchen ſeynd die Haͤnde zur Arbeit / wie die Fluͤgel dem Vogel zum flie -De opific. Dei, cap. 5. & 10. gen angeſchaffen. Vnd Lactantius ſagt: Homini manus ad faciendum operandumq́; ſunt natæ: Vnd ferꝛner: Hominis manus rationis ac ſapientiæ miniſtræ ſunt, ſicut ſpeciei decoræ, ita utilitatis quoq́; maximæ, o - mnem tenendi faciendiq́; rationem tenentes. Das iſt: Deß Menſchen Haͤnde ſeynd Dienerin der Vernunfft vnd Weißheit / haben eine ſchoͤne bequeme Geſtallt / vnd groſſenLib. de propriet. rerum, ex Iſidoro. Nutzen / als mit welchen man alles halten / machen vnd ar - beiten kan. Vnd Barthol. Anglicus, ſagt: Manus dici - tur, quòd ſit totius corporis munus, das iſt: Der Hand Ampt iſt / den gantzen Leib Handhaben / vnd demſelben fuͤr - ſtehen. Vnd Cœlius Rhodig. Manuum beneficio atq́;Ant. Lec. l. 2. c. 23. artificio naturæ ſupellectilem undique nobis vendica - mus: & quicquid ferè mundi vaſtitas complectitur, manuum ſolertiâ noſtri fit juris. Das iſt: Der gantzen Natur zugehoͤr / ja was in der weiten Welt iſt / kan man durch der Haͤnde Arbeit / Dienſt vnd Huͤlff uͤberkommen. Derowegen ſie auch nicht laͤſſig / ſondern fleiſſig ſeyn / vnndProv. 10. etwas zu arbeiten haben ſollen. Vnd weil alſo die Natur will arbeitende Haͤnde haben / der Menſch auch ſolche membra & inſtrumenta, das iſt / tuͤchtige Gliedmaſſen hat zu arbeiten / vnnd inſonderheit erſchaffen nicht zur Faulkeit vnd Muͤſſiggang / ſondern etwas zu thun / arbei - ten vnd Handthieren / ſo ſtehet einem freyen guten Gemuͤth nichts beſſers an / denn daſſelbige noch beſſer zieren / alſo / die Sinne vnnd Vernunfft zwar / mit guten Kuͤnſten vnnd Wiſſenſchafften / den Leib aber vnd die Haͤnde mit Kuͤnſtli -cher3ins gemein. Cap. I. cher nutzlicher Arbeit zu uͤben. Fuͤrnemlich aber will Gott der HErꝛ dem Menſchen / auß groſſen vnnd wichtigen Vr - ſachen ſolche Hand / vnd Leibs-Arbeit aufferlegt haben / als nemblich:
Erſtlich / vmb der Suͤnde willen / deren wir vns in vn -1. ſer Angſt / der Leibs Arbeit vnd Naſenſchweiß zu erinnern / vnd vrſachen / ſelbige zu beweinen / haben ſollen / vnd das we - gen Verbrechung vnd Vngehorſams gegen das ernſtliche Verbot Gottes / weil die erſte Menſchen / Adam vnd Eva / jhre Haͤnde zur Verbottenen Frucht außgeſtreckt / wir der - ſelben Nachkommen von dannenhero / vnnd biß ans Ende der Welt / vnſere Haͤnde mit arbeitſamen Kummer bela - den / das Leben mit vnd in der Arbeit hinbringen vnd erhal - ten ſollen. Vnd weil der Leib vnd deſſelben Glieder / in vie - len ſtuͤcken der Suͤnden Knecht ſeynd: Vnd jhren willen off - termals thun / mit der Haͤnde werck Gott erzuͤrnen / vnd viel dings mit Gottloſen Haͤnden gemacht wiꝛd: So muß der LeibSapient. 15 Cap. Prediger Salom: Cap. 6. v. 7. Syac. 7. v. 〈…〉〈…〉. hinwiderumb gleichſam zu einer zeitlichen Buß mit arbei - ten ſich mergeln / vnd abmatten: Darumb ſo laut et es auch alſo: Arbeit iſt einem jeglichen aufferlegt. vnd: Ob dirs ſauer wird mit deiner Arbeit / das laß dich nit verdrieſſen / deñ Gott hats ſo geſchaffen. Vnd nach dem alten dicterio: Per quod quis peccat, per idem punitur. das iſt: Wormit einer uͤber - trit / darmit muß er auch buͤſen.
Daheꝛ vermahnet der H. Beꝛnhaꝛdus: Laborantibus mas nibus etiammens ſuo operi ſit intenta, neq́ vacet ocio, ſed cauſam laboris cogitet in labore, ut ipſa ei pœna, quam pa - titur, culpam, pro quapatitur, repræſentet. Das iſt: In der Leibs vnnd Hand Arbeit / ſoll man auch an die vervrſachung der Arbeit / welche iſt die Suͤnde gedencken / damit wir bey der Straffe / auch die Schuld erkennen moͤgen.
A ijZum4Von Arbeit vnd MuͤſſiggangZum andern / vmb vnſers Leibs vnd Lebens Nutzen vnd Geſundheit willen. Denn die da arbeiten / vnd etwas gewiſ - ſes fuͤrnemen / vnd zu thun haben / bleiben deſto laͤnger bey jh - res Leibs Staͤrcke vnd Geſundheit: Durch die Arbeit werden die vbrige humores od’ feuchtigkeiten fein verzehꝛet / vnd ſeynd die Arbeitſame vnd vnmuͤſſige Leute den Fluͤſſen weniger vn - terworffen / denn andere muͤſſige vnd Faulentzer / gleich wie auch die ſtehende Waſſer faͤuler vnd ſtinckender ſeynd / denn die flieſende Ja es ſchmeckt vnd bekom̃t auch einem Arbeitſa - men das Eſſen / Trincken / vnd der Schlaff wol / denn er jſſetCap. 5. hungerig / trincket durſtig / vnd ſchlaͤfft muͤde; wie der Predi - ger Salome ſagt: Wer arbeitet / dem iſt der Schlaff ſuͤſſe.
Dionyſius der Tyrann in Sicilia, beſtellet einsmals einen Laconiſchen Koch (welche Leute hart zu arbeiten vnd ſchlecht zu leben gewohnet waren) vnd begehrte bald / er ſol - te jhm ein gut Gericht Eſſen auff Laconiſch machen; Der Koch thete es. Als aber Dionyſius ſolches Eſſen koſtet / vnd jhme nicht wol ſchmeckete / verwundert Er ſich vnd fragte / was doch die Lacedemonter vor Luſt an ſolchem Eſſen hetten? Darauff jhme der Koch antwortet vnd ſagt: Olieber Koͤnig / es mangelt dieſem Eſſen nichts / denn die rechte Lacontſche Wuͤrtze / das iſt / daß du deinen Leib nicht zuvor / wie die Laco - ner / wol geuͤbet / oder außgearbeitet; Denn jhnen das Eſſen nur auff Hand vnd Leibearbeit wol ſchmecket vnd bekom̃et.
Zum dritten / vmb der Nahrung willen. Deñ ob wol Gott d’ Herꝛ vns auch ohne vnſere Arbeit vnd Muͤhe / allezeit koͤn - te ernehren / vnd beſcheren / was zur Leibes vnd Lebens vnter - haltung nothduͤrfftig iſt / wie es jhme keine Kunſt iſt / vnd offtGeneſ. 1. & c. S〈…〉〈…〉 ed. 16. bewieſen worden / auch die H. Schrifft es bezeuget / in der er - ſten Schoͤpffung / mit dem Manna oder Him̃elbrod / Wach - teln / vnd andern Exempeln. So will ers doch nicht thun / ſon -dern5ins geméin. Cap. I. dern verkaufftvns (wie auch die klugen Heyden hievon geredDij labe ribus ve - dunt ſua bona. Pſal. 127. &, 128. Citante Theatro vrbium. Proverb. 10 & 14. Pſal. 128. Geneſ 3. Eccleſi. 9. Glo. Luth. tom 12. ger. Wit. fol. 146. Eſa. 4. IV. haben) ſeine Gaben vnd Segen vmb vnſer Arbeit / daß man alſo / wie durch andere / alſo auch durch die Hand Arbeit die Nahrung haben moͤge / Krafft ſeines Segens / der dabey ſeyn will. Muͤſſen vnd ſollen alſo (wie Florian. de Campo ſchreibt) Muͤhe vnd Arbeit ins gemein die mittel ſeyn / deß Menſchlt - chen Lebens wolfarth: (Labor & exercitatio omniũ huma - norum bonorum ſunt jnſtrumẽta) Daher auch die Schrifft ſagt: Laͤſſige Hand macht arm / aber fleiſſige Hand macht reich. Item: Wo man arbeitet / da iſt genug. Vnd: Du wirſt dich nehren deiner Hand Arbeit. Vnd ſoll ſeine Nahrung ein jeder mit eigner Hand ſuchen / erarbeiten / vnd gewinnen / daß er im Schweiß ſeines (nicht eines andern) Angeſichts ſein Brodt eſſen moͤge / das iſt: Welches du mit deiner Arbeit er - worden haſt; Alſo ſagt auch Eſaias: Wir woͤllen vnſer Brodt Eſſen.
Zum vierdten / Will Gott durch vnſer muͤhe vnd Arbeit / ſo wir auff dem Halſe in vnſerm Beruff haben / der uͤbrigen Suͤnde / ſo noch in vns iſt / geſteuret vnd gewehret / vnd vnſer Fleiſch vnd Blut / oder / den Alten jrꝛdiſchen Adam / noch taͤg - lich / dieweil wir auff Erden leben / getoͤdtet haben / vnd vns zum neuen vnd ewigen Leben / nach dem neuen vnd Him̃li - ſchen Adam / gleich zu bereiten laſſen / vnd ein ſehnliches ver -Syrac. 33. Pſal. 128. langen / von dieſer Welt abzuſcheiden / in vns erwecken / ꝛc. Deñ wie der Muͤſſigang viel boͤſes lehꝛt: Alſo lehꝛt die Leibs vnd ander Arbeit eines ehrlichen Beruffs viel guts.
Daher ſagt Augnſtinus: Propter hoc de Paradyſo pri - mus parens Adam eiectus habitavit contra Eden, id eſt, con - træ ſedem deliciarum, ut per hoc ſignaretur, quod in labori - bus qui ſunt deliciis contrarii, erudienda eſſet caro peccati. Das iſt: Darumb iſt der erſte Menſch auß dem Paradeiß ge -A iijtrieben6Von Arbeit vnd Muͤſſiggangtrieben / vnd hat gegen Eden / das iſt / gegen den wolluͤſten uͤ - ber / vnd von denſelben abgeſondert wohnen muͤſſen / anzuzei - gen / daß das Suͤndliche Fleiſch durch Leibsarbeit muͤſſe zum guten abgerichtet werden.
Wer nun alſo arbeitet / der thut recht vnd wol / vnd kan vnd ſoll es gut haben / folget hierinnen Gottes willen vnd befehl / behelt Gott zum Freund / vnd die H. Engel zu Waͤch - tern: Vnd vergehen hiermit / viel boͤſe Gedancken / Vorne - men vnd Luͤſte / welche ſich ſonſten bey Muͤſſiggaͤngern / finden zu Suͤnden / Schanden vnnd vielen Vnrechten. Wie Ambroſius ſagt: Qui laboribus inſiſtunt, decli - nantà malis cogitationibus, das iſt: Wo man ſich begibt auff Arbeit / da weichen boͤß gedancken weit. Vnd Bernhardus ſchreibt: Superni cives ſæpè laborantes dignantur ſuo allo - quio, das iſt: Die H. Engel ſeynd offt den Aꝛbeitendẽ erſchie - nen / mit freundlichẽ zuſpꝛechen. Vnd es beweiſet ſich taͤglich allzuwaar / was geſagt wird: Ocia dant vitia. Et: Homines nihilagendo, malè agere diſcunt. Et: Res age, tut us eris.
Das iſt:
Daher H. Lutherus ſagt: Mann ſoll zwar arbeiten / vmb zeitlich Gut vnd Nahrung / aber die Arbeit ſoll mehr geſche - hen / Gott darinnen zu dienen / vnd Muͤſſiggang zu meyden / vnd ſeinem Gebot genug zuthun / als er zu Adam ſagt: ImGeneſ. 3. Schweiß deines Angeſichts / ſolt du dein Brodt eſſen: VndSyrach7ins gemein. Cap. I. Syrach: Gott hats ſo geſchaffen. Was ander vnd mehꝛ Vr -Cap. 7. ſachen betrifft / koͤnnen ſelbige leichtlich vnter dieſe erzelte ge - zogen werden.
Iſt alſo gewiß / daß Gott dem Menſchen auch darumb den Verſtand gegeben / ſich auff mancherley nothwendige Kuͤnſte / Arbeit / Hanthierung vnd Gewerck zubegeben / damit die Menſchen nicht durch Muͤſſiggang / faule / vnuͤtze / vnar - tige / ja Gottloſe Leute wuͤrden.
Vnd darauß ſihet man / wie nuͤtzlich vnd noͤttig vns die Leibs vnd andere Arbeit iſt / ſo vns Gott aufferlegt hat. Aber mehrertheil haſſet vnd ſleucht die Arbeit / vnd iſt zum Muͤſſig -Terentius. gang / Fuͤrwitz vnd Geilheit genaigt vnd abgericht / wie auch dort der Heyde ſagt: Omnes proclives ſumus ad otium. Dar - umb findet man auch ſo viel Leute / die nur murren vñ kurren / fluchen vnd ſchelten auff die Arbeit / vnd es fuͤr Marter hal - ten / wenn ſie arbeiten ſollen / zumal / wenn es jhnen ein wenigCap. 7. ſauer wird (wie Syrach ſagt) vnd jhres gefallens nicht alsbaldMath. in Sarepta. von ſtatten gehet. Aber eben darumb ſoll man auff den Stiff - ter der Arbeit ſehen / welcher iſt / GOtt der HErꝛ: Denn der Teuffel hat die Aꝛbeit nicht eꝛdacht / wie offtmals Gottloſe vn - bedachtſame Leute auß Faulkeit ſagen / ſondern er iſt deß Muͤſ - ſiggangs vnd Faullentzens Stiffter / dadurch die Leute offt muͤſſen in allerley vngemach / Suͤnde / Schande vñ Schadẽ /Ambroſ. Ocium pulvinar Satanæ. an Leib vnd Seel kommen vnd gebracht werden: Wie er ſich denn auch eben darumb gar gern zu muͤſſigen Leuten geſel - let / vnd bey jhnen zuthun hat. Daher jener Gottſelige recht gerathen: Laborandum & agendum aliquid eſſe, ut Diabolus nos occupatos inveniat. Das iſt: Man ſoll etwas zu arbeiten fuͤrhaben / dawit vns der Teuffel nicht muͤſſig finde.
Alſo iſt vnd bleibt Gott der HErꝛ ſelbſten ein Stiffter vnd Anſchicker der Arbeit / der hat dem Menſchlichen Ge -ſchlecht /8Von Arbeit vnd Muͤſſiggangſchlecht / nach dem Fall / zur ſtraffe der Suͤnden / den Leib bey Geſundheit zu erhalten / Nahrung zugewinnen / ſeinem Ge - bot vnd Befehl zu gehorſamen vnd vmb anderer oberzeltenAct 20. 2. Theſa 3. 8. Theſa, 4. Vrſachen willen / die Arbeit aufferlegt / vnd ſoll heiſſen: Man ſoll arbeiten / vnd: So jemand nicht will arbeiten / der ſoll auch nicht eſſen: Ja mit eignen Haͤnden ſoll man arbeiten vnd et - was ſchaffen / nicht allein zur Nahrung fuͤr ſich / vnd die ſeint - gen / ſondern auch dem Duͤrfftigen etwas von dem uͤbrigen zuSleidanus & eius comtinua - ltor. geben vnd mitzutheilen. Vnd haben bißhero vnd zu vnſern Zeiten / an etlichen orten die Widertaͤuffer deſto ehe Platz vñ Vnterſchleiff bekommen / weil ſie arbeitſam vnd ſich nicht be - geren feyrend oder muͤſſig / ſondern mit der Handarbeit zu ernehren.
Daher rathen die Policey Verſtaͤndige: Ocioſorum ho - minum numerum, qui nec bello, nec pace ullis artibus aut diſciplinis implicantur, è civitatibus exterminare, aut pu - blicis operibus urgere, neceſſe eſt; cum nullo in ordine collocari poſſint, eoq́ magis, ſi nihil habeant, unde ocioſam vitam tu - eripoſſint. Das iſt: Maͤſſige vnnuͤtze Leute / die weder zu Kriegs noch Friedes Zeiten / etwas tuͤglichs koͤñen / noch etwa zu gebrauchen ſeynd / ſoll man außmuſtern vnd abſchaffen / wo ſie ſonderlich nichts ehrliches zuverzehren haben / oder die Nahrung erarbeiten koͤnnen. Vor zeiten war in India der gebrauch bey den Gymnoſophiſten, daß der jenige muſte zu Nachts vngeſſen nidergehen / welcher denſelben Tagden ge -Chronie. Adam Henric. Petri. vnd Niderlaͤn - diſche Schiffar - ten. meinen Nutzen nicht mit etwas gebeſſert hatte / durch Gewerb oder Handtweꝛck. Vnd noch heutiges Tags in den Oſtindia - niſchen Koͤnigreich China, wird neben anderer guter Policey / ſondeꝛlich auch daꝛauff geſehẽ / daß niemand muͤſſig gehe: Vñ welche alſo betretten / werden außgemuſtert auß der Stat vnd gantzem Land; Sondern es muͤſſen alle vnd jederman von ge -mei -9ihs gemein. Cap. I. meinem Volck entweder einem andern dienen / oder etwas Handthieren vnd arbeiten / ſich darmit zu nehren / wird auch der Wucher niemand verſtattet / als denen / welche am Leib Gepreſthafft / Vngeſund / Blind / Lahm / vnd ſehr alt / oder dergleichen etlichen / welche ſich ſonſten nicht koͤnnen erhal - ten oder hinbringen. Ja es muͤſſen bey den Chineſern vnndOſtindial niſch ſchif - farten. vielen Oſtindianern keine Bettler ſeyn / ſondern alle Arme / Geſunde vnd Starcke / auch Blinde / muͤſſen arbeiten / was ſie thun koͤnnen / Farb reiben / Blaßbaͤlck ziehen oder tret - ten / Oel vnd Wein auß preſſen / auß Palmenbaͤumen vnnd andern Gewaͤchs / Laſt uͤber Feld tragen / vnnd dergleichen Arbeit thun.
Alſo auch bey den Tuͤrcken / wer ins gemein Paß habenHeinr. Müller, hiſtor. Ture. will / muß dienen / oder Handthieren mit Gewerb / oder Handwerck treiben; Vnd gibt man bey jhnen gute acht auff die Faullentzer vñ Muͤſſiggaͤnger / ſonderlich die nichts Ehr - liches zu verzehren haben / dieſe halten ſie ſehr verdaͤchtig.
Von Barſalon (Barcellona) der ſchoͤnſten Staͤtte ei -Theata urb. ner in Spanien / melden die Scribenten / daß ſie vor Jahren dieſen Ruhm gehabt / daß jedermann von gemeinem Volck daſelbſten ſich einer Ehrlichen Nahrung befliſſen / durch Ge - werbe oder Handgewercke / vnd niemand daſelbſten muͤſſig geweſen. Vnd wird ſonderlich geruͤhmet / daß daſelbſten kein boͤſer noch Armer / ſondern eytel Fromme vnd reiche Leute gefunden worden. Vnd von einerL. Ma - rin Sicul. Abr. Or - tel. in Theat. Orb. andern Spaniſchen Statt / Burges / ſchreibt man / daß derſelben gemeine Einwohner nicht Muͤſſiggaͤnger ſeynd / ſondern alle Manns vnnd Weibsperſonen / mit Handar - beit ſich ſtattlich nehren / vnnd dahero deſto Ehrlicher ge - halten werden. Das gemeine Volck in Reuſſen oderBMoſkau /10Von Arbeit vnd MuͤſſiggangMoſkau / ſagen: Daß feyren vnnd muͤſſiggehen / groſſen Herꝛen gezieme / ſie aber arbeiten / auch offt an Sontagen. Theatr. urb. Die ſchoͤne Statt Herderwigk in Geldern / hat den Ruhm / daß ſie muͤſſigen Leuten feind ſey / vnnd ſelbige nicht dulden koͤnne / ja ins gemein hat das gantze Niderland den Ruhm / daß es von Kindheit auff / arbeitſam Volck habe / wie ſol -Val. Max & alii. ches auch die erfahrung bezeuget. Ja den alten Edlen Roͤ - mern klingts noch heutigs Tags wol nach; quod attritæ ope - re ruſtice manus ſalutem publicam ſtabilierunt. Das iſt / daß jhre grobe baͤueriſche arbeitſame Haͤnde die gemeine Wolfahrt erhalten. Item: Manus calloſa nulli probro, ſed laudi. Das iſt: Arbeitſame Hand iſt keinem Schand. Da - her iſts auch dem Roͤmiſchen Naſicæ uͤbel auffgenommen / vnd ſeines Ehrenſtandts deßhalben entſetzet worden / weil erAn ma - nibus am - bularet? einen andern Roͤmiſchen Herꝛn / welcher arbeitſame Haͤnde gehabt / ſpoͤttlich gefraget: Ob er auff den Haͤnden / wie auff den Fuͤſſen gienge? Die beruͤhmte Statt Antwerp oder An - torff in Braband / fuͤhrt neben andern auch zwo Haͤnde in jhrem Wappen / welches etliche auff vnterſchiedliche Vrſa - chen vnd weiſe deuten / vnter andern auch hier auff / daß ſelbi - ges Statt Volck allzeit die Haͤnde wol habe zu brauchen wiſ - ſen / zu Kauffmañſchafften / Schiffarten vnd Handwercken. Mattheſ. in Sare - pta. Vnd Mattheſius meldet / daß die alten mit den Haͤndleins - Hellern haben die Vnterthanen vnd gemeine Leute / jhres ge - thanen Eydes / gegebener Handpflicht vnd Treu / gegen die Oberigkeit / vnnd denn auch fleiſſiger Handarbeit erinnern woͤllen.
Sonſten iſts nicht ohne / daß auch bey etlichen Voͤl - ckern der Muͤſſiggang geliebet / die Arbeit aber geſcheucht wird. Als / in Irꝛland achten ſelbige Innwohner mehren - theils / die Freyheit vnd Muͤſſiggang fuͤr jhre hoͤchſte Wol -fahrt /11ins gemein. Cap. I. fahrt / auch in groſſer Duͤrfftigkeit / Kummer vnd Mangel / welches zu leyden jhnen ſaͤnffter thut / denn arbeiten. Man ſchreibt auch von etlichen alten Engellaͤndern / ſonderlich de -Idẽ, ibid. nen in Cambriâ oder Walliâ (welches die Eiteſten Innwoh - ner ſeynd) daß ſie ſich ſehr jhres Adels geruͤhmet (wie auch etliche andere noch thun) vnnd deßwegen jhnen ſchimpfflich geachtet / wann ſie Handwercker lerneten; Aber endlich auff Handwercke ſich begeben / dieſelben gelernet vnd getrieben; Seynd aber ſonderlich dardurch hierzu bewegt worden / weil ſie durch Faulentzen vnd Muͤſſiggang boͤſe Stuͤck vnd Pra - eticken lerneten vnd gebrauchten / vnd derentwegen hin vnnd wider ohne anſehen jhres Adels / Elendiglich vnd Schaͤndt - lich hingerichtet wurden / haben ſie ſich eines beſſern bedacht / daß es Ehrlicher vnd erleydlicher ſey / eine Handthierung oder Handwerck zu treiben / als in Schande durch Muͤſſig - gang gerahten.
Deßgleichen ſeynd aber auch noch etliche Indianer vndIndiant - ſche Schif - farten. andere Voͤlcker nur darauff bedacht / wie das Leben ohne groſſe Muͤhe vnd Arbeit zuzubringen / darumb ſie ſich auch mit deſto wenigern behelffen / vnnd bekuͤmmern ſich wenig vmb die Dinge / die vns vnd den vnſerigen ſo viel zu ſchaf - fen machen. Alſo auch in den Molucciſchen Inſuln / ſeyndIbid. mehrertheils muͤſſige Leute / treiben keine Handwercke / oh - ne was jhre Sclaven vnd Leibeygne Leut arbeiten / vnd nur ſo viel / als jhnen zu nothwendiger auffenthalt deß Lebens von Noͤthen iſt / denn ſie nichts uͤbriges zu haben begeren. Vnd derer Art moͤchte man auch mehr / vnter ſo mancherley Voͤlckern finden. Jedoch iſt gewiß / daß zu gemeiner Statt vnd Laͤnder Wolfahrt / arbeitſame Leute gut vnd vortraͤg - lich / Muͤſſiggaͤnger aber vnd Faulentzer / denſelbigen ſchaͤd - lich vnd nachtheilig ſeyen. Daher nennet Lipſius / eine ar -B ijbeitſame12Von Arbeit vnd MuͤſſiggangCommen - tar. in Tacit. beitſame Volcks vnd Landsart; fragmentum ævi melioris, Das iſt: Ein ſtuͤck guter Zeiten vnnd Sitten. Vnd etliche der alten Hochverſtaͤndigen Griechen / Roͤmer / vnd andere / haben allzeit ein gut Hertz zu arbeitſamen Voͤlckern gehabt / vertraͤuligkeit vnd Verbuͤndnuſſen mit jhnen einzugehen / aber mit Muͤſſigen vnd Wolluͤſtigen nicht gern zu thun ge - habt. Daher liſet man von Chilone der Lacedemonier Ge - ſandten / der gen Corinth war geſandt / mit jhnen eine Ver - buͤndnuß anzuſtellen; Da er nun bey jhnen ankame / fand er jhre Printzen vnd Regenten uͤber dem Bredſpielen: Da iſt er bald / auch vnverꝛichter ſachen wider hinweg gezogen / mit vermelden / ſe nolle gloriam Spartanorum hac maculare infamiâ, ut dicerentur cum ocioſis & aleateribus contraxiſ - ſe ſocietatem. Das iſt: Er wolte ſeinen Lacedemoniern die - ſen Schandflecken nicht anhengen / daß man ſagen ſolt: Sie hetten mit Spielern vnd Muͤſſiggaͤngern eine Bundgeſell - ſchafft gemacht; Vnd wer beym Muͤſſiggang auch wol zu mercken / daß man ſelbiges vnnd anders hierauß entſpringen - des uͤbel zuverhuͤten / Hochverſtaͤndiger Leute Rath vnd E - xempel je laͤnger vnnd mehr folgen ſolte / an denen gemeinen Perſonen / ſo etwann ziemliche Straffen an Leib oder Le - ben verſchuldet / wegen veruͤbter Mißhandlung / vnnd man doch ſelbiger in etwas verſchonen wolte / daß man ſie ad opus faciendum, Das iſt: Zu einer Leibs vnnd Handarbeit ver - vertheilete vnd verwieſe / da ſie neben andern oder abſonderlich taͤglich arbeiten muͤſſen / welches ja tauſendmal beſſer / auch jhnen vnd andern nutzlicher wer / als da man ſie an etlichen Orten entweder der Staͤtte vnd Landsverweiſt / vnnd alſo noch loͤſer Leut auß jhnen macht / oder in die Kercker vnnd Priſaunen ſtecket / da ſie gemeiniglich entweder gar zu Tho - ren vnd Sinnloß werden / auch offt bey langem Leben / wederjhnen13ins gemein. Cap. I. jhnen noch andern im geringſten nutzlich ſeyn koͤnnen / oder aber in ſolchen oͤden vnnd einſamen oͤrtern nur jmmer auff etwas boͤſes gedencken / darzu dann jhnen vnnd dem leydigen Teuffel hiemit muthwillige Vrſach vnd Gelegenheit gege - ben wird / vnnd noch daruͤber mit verlornen Vnkoſten lange zeit muͤſſen erhalten werden / da mancher ſolcher Menſch ne - ben andern bey einer gemeinen ſtaͤten Arbeit mit der zeit ſich beſſern / noch bey Ehren vnnd Vernunfft erhalten werden koͤndte / auch viel boͤſe Gedancken vnnd Vorſaͤtze vermitten bleiben wuͤrden. Ja man folgete alſo GOttes Exempel ſelbſt vnnd ſeines Gebotts vnnd Worts geheiß nach / wenn man einen gemeinen Verbrecher mit Leibs vnd Handarbeit ſtraf - fete.
Seynd derwegen heutiges Tags etliche Herꝛſchafften vor andern groſſes Ruhms wuͤrdig / welche ſonderliche oͤrter / Haͤuſer vnd Blaͤtze haben / darinnen bey nottuͤrfftiger vnter - haltung / ſolche Perſonen zu mancherley Leibs Arbeit ange - halten werden / mit groſſem Nutzen der Staͤtte vnd deß Lan -S. Ra - ſpin zu Amſtelro - dam. des / auch ſolcher Perſonen ſelbſten Wolfarth. Vnd iſt ein außbuͤndig verſtaͤndig Mittel / Muͤſſige / Vnnuͤtze / Vnge - horſame / Vngerathene Leute / ſonderlichen auß jungem Volck / zu Diſcipliniren, ſie alſo im Zaum vnd Band / auch noch bey Ehren / Vernunfft / vnd einen guten Vorſatz zu erhalten.
Auch ſtehet im Codice Juris gar vernuͤnfftiglich / daßlib 9. de - emend. propinq. in ſtraffung der jungen Leute ſoll geſehen werden / auff die Medicinam Correctionis, Das iſt: Damit ſie Vrſach vnd Gelegenheit haben ſich zu beſſern. Vnd ſoll die poteſtas in puniendis minorum vitiis, nicht in immenſum extendirt werden / welches geſchicht / wenn man ſie an ſolche Ort ſte - cket / da ſie gemeiniglich nur auff etwas boͤſes gedencken / vndB iijſelten14Von Arbeit vnd MuͤſſiggangNovell. quo. opor. inon. viv. ſelten ſieh beſſern / wie die Erfahrung bezeuget: Vnnd eine ſolche Medicina correctionis iſt in waarheit / die Tugendſa - me Leibs Arbeit: mens enimfruſtrà vacans, nihil bonorum parit. Alſo haben auch der alten etliche gethan / welche viel ſolcher Leute an die Muͤhlen / Galeen / Werckſtaͤtte / Me -Ad opera publica. tall vnd andere Bergwercke / Steinbruͤche / vnnd gemeine Gebaͤu vnd Arbeit geſtellet / allda ſie mit arbeiten buͤſſen muͤſ - ſen. Ja die H. Schrifft meldet auch / daß Simſon / als erFudic. 16. der Philiſter gefangener worden / habe in Ketten gefeſſelt / an der Muͤhle mahlen muͤſſen; Vnnd wird dergleichen ſtraffeCſa. 47. den ſtoltzen Babyloniern gedrohet / daß ſie zum mahlen vnd dergleichen Arbeit von jhren uͤberwindern ſolten gezwungen werden; Wie auch dergleichen ſer vit ut vnd Arbeit Gott der HERR offt ſeinem Volck ſelbſt drohen laſſen / auch die Juden es offt erfahren haben muͤſſen.
Vnd alſo ſolte man auch der Juden Volck / vnter Chriſtlichen Herꝛſchafften nicht laſſen muͤſſig gehen / mitLutheri Rath. ſo vieler Chriſtenleute vnwider bringlichen Schaden / welche nichts arbeiten / ſondern nur deß Wuchers geleben / vnd da - durch die Chriſtenleute außſaugen / auch dannenhero in jh - rem Halßſtarꝛigen Vnglauben geſtaͤrcket werden / ſondern ſie zur Leibs Arbeit antrethen / oder anderſt nicht dulden / wie hierzu viel beedes Geiſt - vnd Weltliche Raͤthe vor der zeit vnd noch bißhero gerathen / auch auff etlichen allgemeinẽ Reichs vnd andern Verſamlungen dahin geſchloſſen / aber noth nie - mals exequirt worden. Inſonderheit ſelte man auch glei - ther Gelegenheit mit denen validis mendicantibus, ſtarcken vnd geſunden Bettlern / in acht nemen / ſelbige nicht alſo Muͤſſig vnd Faul laſſenherumb ziehen auff andere Leute be -De repub. l. 3. c. 8. ſchwerung / ſondern ſie zu gemeiner Arbeit / Gebaͤuen / vnnd dergleichen / anhalten; Vnd lobet deßwegen der Bodinus dieStatt15ins gemein. Cap. I. Statt Pariß in Franckreich / vnd ſagt: Quòd ibi rabuſti ac valentes mendici operibus publicis urgentur. Das iſt: Daß man daſelbſten ſtarcke vnd geſunde Bettel Leute an gemeine Arbeit weſſe vnd halte. Welches wann man es an etlichen andern Orten mehr thaͤte / wuͤrde der gemeine Zuſtand etwas beſſer / vnd der beſchwerlichen Beieler vnd anderer gemeiner Muͤſſiggaͤnger weniger werden; Iſt alſo endlichen gewiß / daß zu gemeiner Staͤtte vnd Laͤnder Wolfahrt / arbeitſame Leute / gut vnd vortraͤglich / Muͤſſiggaͤnger aber vnd Faul - lentzer / denſelbigen ſchaͤdlich vnd nachtheilig ſeyn. Daher auch recht vnd auß der Waarheit ſchreibt Hanß Sachs / der Teutſche Nuͤrnbergiſche Poet:In Titul. die Arbeit.
Vnd hat man vor alters / bey ſelbiger fleiſſigen vnnd ar - beitſamen W[el]t / die Leibs vnd Handarbeit / ſo fleiſſig in acht genommen / daß man auch das Cloſtervolck / Manns vnnd Weibsperſonen / nebenuͤbung der Gottſeligkeit / vnnd Got - tes Dienſten / zur Leibs Arbeit / vnd mit den Haͤnden etwas zu wercken / angehalten / damit ſie ohne groſſe BeſchwerungHiſt. Ee - cleſ. Angl. l. 2. c. 2. ander Leute / jhre Nahrung haben moͤchten. Vnnd ſchreibt Venerab, Beda, vom Cloſter Banchor, in Engellandt: Erant ibi aliquot monachorum portiones, qui omnes de labore ma -nuum,16Von Arbeit vnd Muͤſſiggangnuum vivere ſolebant. Das iſt: Es ſeyen im ſelbigen ge - weſen / eine groſſe anzahl Moͤnche / welche alle mit jhren ey -Hiſtor. Tripar. gen Haͤnden ſich ernehret haben. Alſo wird auch geſchrie - ben von Serapion dem Gottſeligen Apt / daß er etliche hun - dert Moͤnchs Bruͤder meiſten junge Leute / vnter ſeiner in -Theatr. arb. ſpection gehabt / welche ſich mit Handarbeit ernehret haben. Zu S. Gallen in Schweitz / im ſelbigen Cloſter bey vnnd nach erſter Stifftung / ſeynd viel Junge / zum theil auch A - deliche Geſellen / aufferzogen worden / in einer feinen diſci - plin, deren verrichtung iſt geweſen / GOttes Forcht vnnd Andacht uͤben / fleiſſig Studieren / vnnd darneben arbeiten / mit obligen allerley ſchoͤnen vnnd Kunſtreichen Handwer - cken; Da dann die zeit wol angelegt vnnd viel dabey gelen - net worden.
Alſo lauten auch die Novell Conſtitut. oportet duplexQuomod. oport. me -〈…〉〈…〉 ach. viv. hoc opus monachis eſſe, aut divinis vacare ſcripturis & ora - tionibus, aut, quæ monachos decent, manuum opera, me - ditari & operari. Das iſt: Die Moͤnche vnd Ordens Bruͤ - der ſollen dieſen zweyen fleiſſig abwarten / daß ſie erſtlich die H. Schrifft fleiſſig leſen vnd Andaͤchtig beten / vnd darnach auch mit der Hand etwas arbeiten / das jhnen geziemen moͤge.
DEr alte Cato hat ſehr recht vnd wol gerathen:
Das iſt:
Vor allen dingen aber ſoll man hierinnen GOttes Wort folgen / welches dieſen Rath vnd Befelch gibt: Daß die Jugend ſoll Weißheit / Kunſt vnnd Verſtand kauffen. prove. 23. Ja die Eltern werdẽ zu ſolcher Pflicht ſonderlich vrrmahnet: Zeuch dein Kind / vnd laß es nicht muͤſſig gehen / daß du nichtSirac. 30. uͤber jhme zuſchanden werdeſt. Vnd in dem vnſer Hey - land Chriſtus vns heiſt die Voͤgel vnter dem Himmel an -Math. 6. ſehen / vnd von jhnen lernen: Befinden wir / daß ſelbige / ſo bald ſie flick werden / außfliegen vnd die Nahrung ſuchen / auch etliche der Alten jhre Junge alſo fliegen lernen / vnnd ferꝛner der Nahrung halber / ſich jhꝛer nicht mehr annemen / ſondern ſelbſt ſuchen laſſen. Auch die verſtaͤndige heydniſche Leute / haben mancher Orten dißfals feine gewonheiten / jhre Jugend zur Arbeit zu ziehen / vnnd gewehnen / wie folgende Conſtitutiones vnd Hiſtorien beweiſen.
CVitru -18Wie die Jugend ſolleVitruvius. praf: l. 6. Architect. Alexis hat die A - thenienſer darumb Lobwuͤrdig geſchaͤtzt / daß / da alle andere der Griechen Geſetze die Kinder zwingen jhre Eltern / ſo ver - lebt vnd duͤrfftig / zu ernehren / haben ſolches die Athenienſer nur denen Kindern aufferlegt / welche zuvor von jhren Eltern zu einer tuͤchtichen vnd nuͤtzlichen Lehr oder Arbeit ſeynd ge - halten worden. Vnnd Solon ordnete auch daſelbſt / daß ein Sohn nicht ſchuldig wer / ſeinen Eltern im Alter Nahrung zugeben vnd handreichung zuthun / wenn er von jhnen in der Jugend nicht zu einem tuͤchtigen Handwerck / oder ande - rer Nahrung wer erzogen worden. Die Alten Roͤmer / ver - ordneten ex L L. XII. Tabb: Daß nach zehen Jahren die Soͤhne etwas tuͤchtiges lernen ſolten: Vnd welcher Sohn auß Muͤſſiggang etwas uͤbels begienge vnd verſchuldete / ſo〈…〉〈…〉1. p. l. fi - dal. de in - ant. expoſ. muſte der Vatter mit dem Sohne geſtrafft werden / weil er jhne nichts guts lernen lieſſe. Alſo wird auch in Jure civili gerahten / daß die gemeine Jugendt zu erhaltung deß Lebens ernehret / vnd zu einem Handwerck oder dergleichen uͤbungen〈…〉〈…〉lex, Im. ſov. gezogen vnd gehalten werden ſoll. Auch wird ſonſten in den Rechten geachtet / daß es gleiche Notdurfft vnd zugehoͤrung der Jugend ſeye / der Vncoſten / ſo auff vnterhaltung deß Le - bens / vnd denn ein Handwerck zu lernen / gewendet wird. Welches denn viel beſſer lautet / als das jenige / was Tacitus (de mor germ. ) von den Alten Teutſchen ſchreibt: Latroci - nia juventutis exercendæ, ac deſidiæ minuendæ causâ fieri prædicant, Das iſt: Sie erlauben jhren jungen Leuten im rauben vnd flelen ſich zuuͤben / damit ſie nicht Muͤſſig gehen ſollen. Denn es ja viel andere vnd ehrlichere mittel ſeyn / in nutzlicher Leibs vnd Handarbeit / als in Vntugenden vnd Laſtern ſich uͤben / vnd gebrauchen.
Vor Alters / hat man geſehen / an den SpanniſchenGraͤn -19Handwerck lernen / Cap. 2.Graͤntzen / gegen Africa, Gades genandt / etliche auffgerichteTheatr. vrb. ex. Ælian〈…〉〈…〉. Altaͤr / vnter welchen auch einer geweſen mit dieſer Schrifft: Paupertati & Arti, Das iſt: Der Armuth vnd Kunſt / an - zudeuten / Daß man an die zufaͤllige Armuth gedencken / vnd von Jugend auff ſich befleiſſigen ſoll / durch Kunſt vnd Ar - beit der Armuth ſich zuerwehren / Vnd daß tuͤchtige Kuͤnſte vnd Arbeit / ein wahres Mittel / Troſt vnd Huͤlff wider die Ar - muth zugebrauchen weren. Die Hiſtorien betreffend / ſo ſeynd inſonderheit die Lacedemonier ſo arbeitſam geweſen / Daß ſie jhre Kinder beedes Knaͤblein vnd Maͤgdlein / in gleicher Zucht / zu Kuͤnſten / Arbeiten / vnd Handgewercken gezogenAfricaniſ. Reyſen vñ Schif - farten. haben. Im Koͤnigreich Quinea in Africaͤ, geben die Eltern dem Sohn kein heyrath Gut mit / ſondern muß bloß von ſei - nen Eltern in ſein eygen Haußhaltung eintretten / Darumb muͤſſen ſie / ehe denn ſie ſich verheyraten / entweder vom Fiſch - ſang / weil ſie meiſtentheils am Meer wohnen / oder ſonſten von einer Arbeit oder Handthierung jhre Nahrung ſuchen. Aber den Toͤchtern geben ſie etwas zur Eheſteuer mit. Muͤſ - ſen alſo die Soͤhne in der Jugend etwas verdienen / oder ler - nen / damit ſie mit den jhrigen ſich nehren koͤnnen. Auch gibt man den Toͤchtern nicht mehr mit / als davon ſie das Braut Geluͤbt vnd Hochzeit halten koͤñen / denn ſie kurtzumb daꝛauff gezogen vnd gehalten weꝛdẽ / daß ſie ſich nit auff andeꝛ Gut / ſond’n auff jhꝛe eigne Handthierung zuverlaſſen haben / zu welcher ſie gemeiniglich im zwoͤlfften Jar jhres Alters ge - halten werden / damit ſie etwas gewinnen lernen ſollen. Al - ſo werden auch gleichsfals die jungen Maͤgdlein gelehret al - lerley Arbeit / auß jhres Lands gewaͤchſen / zu machen / als Matten / oder Decken / Huͤtte / Hauben / Kleyder / Koͤrbe / Se - ckel / vnd viel anders. Fangen alſo beydes Soͤhne vnd Toͤch - ter von Jugend auff etwas zu lernen / welches zur NahrungC ijvnd20Wie die Jugend ſollevnd Haußhaltung dienet / wie ſie denn auch ſehꝛ gelernig ſeyn / vnd wenn ſie ein Ding ein wenig ſehen / bald nach machen koͤnnen.
Darzu hat man auch wol in der Heydenſchafft feine exercitia fuͤr die Jugend / dardurch ſie zur Arbeit / auch Wehr vnnd Waffen zugebrauchen / gewehnet werden; Als in Aegypten / wuͤrfft man den Kindern an den Waſſerſtroͤmen Brodt vnd dergleichen ins Waſſer / darnach ſie ſchwimmen / vnd es holen lernen. In der Tuͤrckey ſteckt man den Knaben Brodt / Obs / Gelt / Genaͤſch / oder etwas anders / darnach ſie verlangẽ moͤgen / in die ferꝛne / oder in die hoͤhe / darnach ſie mit Bogen vnd Pfeilen ſchieſſen / vnd es alſo uͤberkom̃en lernen.
Sonderlich aber ſolten die Chriſten Leute hierinnen mehr fleiß bey jhrer Jugend anwenden / ſelbige neben andern nutzlichen Handthierungen auch Handwercker leꝛnen laſſen / damit ſie von Jugend auff der Arbeit gewohnen / vnd mit der Zeit ſich auch ſelbſten nehren lerneten; Bevorauß ſolte man ſolches vmb gemeinen nutzens / auch erbarkeit willen / bey den gemeinen Jungen armen Leuten in gute obacht nehmen / vnd jhnen ehrliche Handnahrung zu lernen / mit gemeiner Vorſehung / behuͤlfflich ſeyn / als denn an vielen orten gantz ruͤhmlich vnd Ehrlich geſchicht / vnd alſo an loͤblichen Exem - peln nicht mangelt / vnd wol zu folgen were / wenn nur der ge - meine Nutz / wie leyder geſchicht / vom eignen nutzen nicht ge - hindert vnd auffgehalten wuͤrde. Zu Herderwig / eine ſchoͤneTheatr. vrb. Statt im Gelderland / iſt auß gottſeligen Stifften der Alten / ein beſonder Hauß / nahend bey einem Franciſcaner Cloſter gebauet / vnd auffgericht / dariñ viel amꝛe geſunde Knaben vnd Maͤgdlein vnteꝛſchiedlich vnteꝛhalten / Chꝛiſtlich eꝛzogen / heꝛ - nach auch zu Handwercken gethan / vnd zur Lehr derſelben verlegt werden / davon ſie hernach ſich ehrlich nehren koͤnnen. Wie21Handwerck lernen / Cap. 2.Wie denn daſelbſten auch ein Cloſter iſt / darinnen Bruͤder ſeynd / die freyen Clerici genandt / welche mit vnterweiſung der Jugend / in ſchoͤnem Zierlichen ſchreiben / vnd andern der - gleichen exercitien ſehr viel zu ſchaffen haben / auch willig vnd bereit darzu ſeyn / derhalben ſie auch von den Inwohneꝛn jeder zeit Lieb vnd werth gehalten / auch vor der Zeit / von dem Andaͤchtigen Mann / Thoma à Kempis, deren vnd anderer Arbeitſamen exercitien wegen / ſehr geruͤhmet worden.
Zu Eyſel in Flandern / iſt eine groſſe menge fleiſſiges Handwercks Volcks / welche allerley guten Zeug zu Gewand arbeiten koͤnnen; Allda auch ſonderlich die kleinen Kinder (wie den dißfals / auch ins gemein das Niderland ſeinen billi - gen Ruhm hat) von vier Jahren vnd der gleichen gefunden werden / welche mit jhrer Handarbeit ſo viel zuwegen bringen / daß ſie ſich wol davon ernehren moͤgen / ſonderlich bey der Thuchs vnd Zeugs arbeit / da jmmer eines dem andern in die Hand arbeitet / vnd ſo viel es kan / zu verrichten gelehret vnd geuͤbet wird.
Zu Amorfort / im Stifft / Vtrecht / hats auch ein ſolchTheatr. vrb. fein inſtitutum, nemlich in einem gemeinen Schulhauß werden viel armer Burgers Kinder / in Chriſtlicher Lehr fleiſ - ſig vnterrichtet / aufferzogen vnd vnterhalten: Auß denſelben werden die alleraͤrmeſten außgeleſen / vnd zu gemeinen Werck - ſtaͤtten geſchickt / darinn die Knaben ein zart Leinwandt we - ben / die Maͤgdlein aber ſpinnen lernen / mit welcher Hand - thierung jedes durch die Woche / ſo viel verdienet vnd heim - traͤgt / daß es ſich davon erhalten kan. Sonntags aber gibt man jedem einen Laib Brods darzu / auch werden Jaͤrlich vnd zu vnterſchiedlichen Zetten Kleider / Schuch / vnd andere Not - durfft vnter ſie außgetheylet / damit ſie deß Bettelns abſtehen /C iijbiß22Wie die Jugend ſollebiß ſie ſo ferꝛn erwachſen / daß ſie dienen / oder etwas hoͤhers lernen / vnd mehr gewinnen koͤnnen.
Alſo wird von Antwerp (oder Antorff) geruͤhmet / daßTheat. vrb. es daſelbſten vnter andern nohtwendigen Gebaͤuen auch zwey ſonderliche Haͤuſer habe / die Waͤiſen Haͤuſer genannt / welche vor der Zeit von etlichen groſſen Herꝛen / mit ewigem Einkom - men ſtattlich begabt ſind / in deren einem die Knaben (ſo ſon - ften in Muͤſſiggang auff der Gaſſen durch betteln jhre Nah - rung ſuchen / vnd da bey allerley Schalckheit vnd Boßheit er - lernen vnd gebrauchen) in denen Kuͤnſten vnd Lernungen / ſo den Menſchen / zu allerhand Notdurfft dienlich / geuͤbet wer - den: In dem andern werden die Maͤgdlein mit ſolchem fleiß vnterwieſen zur Tugend / guten Sitten / auch zur Hand - arbeit / vnd ſo geſchickt gemacht / Daß / wann ſie erwachſen / ſelbſt auffs beſte verſtehẽ / wie ſie hernach iñ oder auſſer Lands / ſich ehrlich nehren moͤgen. Daher denn dieſes ein ſonderli - cher Ehrenruhm der Stadt Antorff / als auff welches Stiff - tung viel Tugenden / zum Haußtzalten gehoͤrig / herwachſen. Welches auch vielen andern Staͤtten deꝛmaſſen gefallen hat / daß ſie durch ſolche loͤbliche Exempel bewegt ſind / dieſem ſo richtigen wege / in abſchaffung deß muͤſſigen jungen Geſin - des / (deren viel auch ſehr Laſterhafftig) zu auffnehmung jhres gemeinen Nutzens / nach zufolgen / vnd dergleichen anzurich - ten. Wie denn auch an etlichen orten die FuͤndlingshaͤuſerChrouic. ſeyn / nach dem Exempel / der Loͤblichen Herꝛſchafft Venedig / auffgerichtet / darinnen Vatter - vnd Mutterloſe Kinder vnd Waiſen vnterhalt haben / vnd hernach zu Handwercken vnd Dienſten verdinget werden.
Dergleichen ſondere verordnung auch bey der Stadt Bruck in Flandern iſt / allda von langer zeit hero / fleiſſige vnd gute acht gegeben worden / auff gemeine junge Knaben vndMaͤgd -23Handwerck lernen / Cap. 2.Maͤgdlein / welche ſonſten Armuts vnd Elends halber verder - ben / oder auff etwas boͤſes ſich begeben muͤſten / daß dieſelbigen durch etliche anſehliche darzu verordnete Perſonen zur Arbeit gehalten / verdinget / auch Lehrgelt vnd anders nohtwendi - ges vor ſie außgelegt wird / damit ſie nicht Muͤſſig gehen / ſon - dern tuͤchtige Handwerck lernen / vnd ſich hernach ehrlich da - mit ernehren koͤnnen. Welchen Ruhm denn heutiges Tags auch die Statt Amſterdam in Holland erhelt / vnd werden von Altershero in denen Niderlaͤndiſchen Staͤdten ſolche Haͤu - ſer gehalten / darinn ſolche junge arme Leute in allerley Hand - wercken vnterrichtet vnd vnterhalten werden / biß ſie jhr Bꝛodt ſelbſt gewinnen koͤnnen. Welcher ſehr feine Gebrauch vnd Anordnung / wenn es auch bey vnſern Oberlaͤndiſchen Staͤt - ten wuͤꝛde gehalten (welches deñ ſo wol mit gemeinem als ſon - dern nutzen der Staͤdte geſchehen koͤndte) wuͤrden nicht ſo viel vnnuͤtze / Muͤſſige / Schaͤdliche vnd Laſterhaffte Betler her - vmb gehen / auch den Staͤtten vnd Landvolck / nicht ſo viel be - ſchwerungen zugefuͤget / ſonderlich auch nit ſo viel Mißhaͤnd - ler vnd uͤbelthaͤter gefunden werden.
Vnd Bodinus, der vorneme Policey verſtaͤndige / lobet auch deßhalben abermals die Stadt Pariß inn Franck reich: Quòd ibi parentibus, ac bonis orbati pueri ac puelle partim li -Derepu l. 3. c. 8 teris, partim mechanicis artibus, aliquot diſtinctis collegiis ſtudioſſiſimè erudiuntur, Das iſt: Daß daſelbſten arme Waiſen / Knaͤblein vnd Maͤgdlein / in vnterſchiedlichen orten / beedes zur Schul vnd auch zur Handarbeit fleiſſig gezogen werden.
Soll aber nun die gemeine Jugend / ſonderlich auch bey Handwercken etwas tuͤgliches vnnd rechtſchaffenes lernen /De〈…〉〈…〉 iv. Dei. l. 11. 25. muß man in acht nemen / was der vortreffliche alte Kirchen - lehrer Auguſtinus erinnert: Tria ſunt, quæ in vnoquoq́ ho -mine24Wie die Jugend ſollemine Artifice ſpectantur: Natura, Doctrina, & uſus, quo - rum primum ingenio, alterum ſcientiâ, tertium fructu diju - dicandum eſt. Das iſt: Drey ding muͤſſen ſich finden bey einem / der etwas Meiſterliches lernen vnd treiben ſoll:
Welche erinnerung denn ſehr gut iſt; Vnd derwegen bey der Lehr Jugend ſonderlich vnd vor allen hierauff zu ſehen / daß einer nicht etwas lerne / oder zu lernen gezwungen werde / invit â Minervâ, Das iſt: Wenn er zu demſelbigen weder Luſt / Lieb / oder Zuneygung traͤgt; Deñ gemeiniglich auff ſolches eine ſchwere Lehr / vnd ſchlechte Frucht folgen thut. Hiemit ſtimmet auch Seneca, da er ſagt: malè reſpondent coacta ingenia, reluctante enim naturâ, virtus labor eſt. Das iſt: Gezwungene Lehr / verlohnet der muͤhe gar ſchwer. Sintemal die Menſchen nicht allein an euſſerlicher Geſtalt / anſehen / ꝛc. ſondern auch innerlich inn der Natur / vnd am Gemuͤth / gantz wunderbares vnterſcheids ſeyn / daß einer zu dieſem / der ander viel zu einem andern ding Luſt vnd Lieb hat / Dahero denn auch ſo vnterſchiedliche vnd mancherley Intentiones vnd / vorhaben entſtehen / wie man ſagt: Velle ſuum cuiq́ eſt, nec voto vivitur uno. Et: Tra - hit ſuaqueng〈…〉〈…〉 voluptas.
Die Indianiſche Hiſtorien melden / daß bey ſelbigen inNat. & mor hiſt Ind. Aufferziehung vnd uͤbung der Jugend / eine ſonderliche acht geben werde / worzu ſie Affectioniret vnd geneigt waren / Als / zum Goͤtzendienſt / Aempteꝛn / Handwerck / Handthiern / Krie - gen / vnd andern. Wohin nun einer geneigt war / vnd ſich darinnen zu uͤben begerte / darzu wurde er ferꝛner gezogen vndange -25Handwerck lernen Cap. 2.angehalten. Welches waarlich ein viel loͤblicher vnd beſſerer gebrauch iſt / als an vielen orten der Chriſtenheit / da man offt ein Kind zu etwas noͤtiget / dazu es weder Lufft noch Lieb hat / auch dazu nit genaturet iſt / daher auch offt ſo ſchlechte Fruͤch - tung an vielen geſpuͤret wird. Vnd haben etliche viel der In - dianer vor annemung deß Chriſtlichen Glaubens / dieſes ge - halten: Daß / ſo bald die Kinder geboren worden / wuſchens jhre Prieſter / vnd was Vornemer Leute Kinder waren / ga - bens jhnen in die rechte Hand ein klein Schwerdtlein / inn die Lincke / ein Schiltlein: Gemeiner Leute Kinder gabens et - was Handwerckzeuge in die Haͤnde / den Maͤgdlein aber etwas von dem / ſo znm Spinnen / Naͤhen vnd dergleichen gehorig / vnd das geſchahe vor jhrem Abgott / zu dieſem ende / daß ſie durch deſſelben Huͤlffe / zu ſolchem vorhaben moͤchten Luſtig vnd tuͤchtig gemachet werden.
Wie denn die Hiſtorien auch von etlichen alten Teut - ſchen / ſonderlich den Rheinlaͤndern / melden / welche zu den latrociniern, Das iſt / zum Rauben / Pluͤndern vnd Taſchen - klopffen mehr / als zur Handarbeit luſt gehabt / Daß ſie jhren kleinen Kindern den Knaͤblein / die erſte Azung oder Speiß auff einer Wehr oder Degenklingen eingeben / anzuzeigen / daß ſie mit Kriegen vnd Rauben ſich nehren wuͤrden muͤſſen.
Aber viel ein feinerer gebrauch war der Athenienſer / wel -Plutar. in Solone. chen der Weiſe Solon angeordnet / daß nicht allein die Jugend fleiſſig zur Handarbeit gehalten / ſondern auch denſelben an - faͤnglich / wann ſie an die Lehr treten ſollen / allerley Inſtru - menta oder Werckzeug / auch materien mancherley Hand - wercken ſeyn vorgelegt worden / daruͤber habe man ſie ſich ſelb - ſten wol beſinnen vnd bedencken laſſen. Vnd zu welchem ſie alsdenn Luſt vnd Zuneygung gehabt / auch getrauet darbey zu verbleiben / zu demſelbigen ſeynd ſie auch ferꝛner gehalen wor -Dden /26Wie die Jugend ſolleden / damit ſie alſo ein Handwerck deſto williger vnd luſtiger lerneten / vnd im ſelbigen deſto vortrefflicher wuͤrden. (ut na - turam ſecuti, tantò evaderent præſtantiores)
Vors ander / weil zwar bey der Jugend offt wol der Luſt zu einem Handgewerck oder anderm thun / vorhanden / auch wol durch zu reden vnd ander Mittel jhnen etwas Luſt gemacht wird / aber auch offtermals leichtlich vnd bald wider vergehet / zumal / wenns mit der Lehr vnd begreiſſung eines dings ſchwer vnd langſam hergehet / derowegen ſo iſt nicht al - lein auff den Luſt anfaͤnglich zu ſehen / ſondern auch wol auff - zumercken vnd von jhnen abzunemen / was derſelben ingenia vermoͤgen oder nicht / ob jhnen ein Ding leicht eingehe oder all zuſch wer zu lernen ſey / vnnd alſo pro captu, das iſt / nach dem ſie etwas begreiffen moͤgen / zu einem Werck oder Arbeit gehalten werden ſollen. Wie dann die Hiſtorien ſonderlichD. Rivius ex biſt. Grac. von den Griechen melden / daß ſie derer Knaben / welche vor andern Scharpffſinnige ingenia gehabt / wol wargenom - men / vnd ſelbige beedes zum ſtudio der Weißheit / vnnd denn zur Geometria vnd andern Mathematiſchen Kuͤnſten gehal - ten / auch in dem malen vnnd andern dergleichen haben uͤben laſſen. (von welchen uͤbungen hernach mehr ſoll gemeldetA. Gellius l. 5. c. 3. werden) Vnd wird ſonderlich erzehlet von dem Protagora, da er in ſeiner Jugend zu gemeiner Dienſtbarkeit / auß Armut darzu gezwungen / ſich gebrauchen laſſen muͤſſen / vnnd auff eine zeit Democritus der Philoſophus jhn geſehen / daß er ſich in einer Arbeit mit Hoͤltz vmb zu gehen / ſo wol wuſte in den Poſſen zu ſchicken / daß er das Holtz nach Geometriſcher Kunſt fein getheilet vnd gelegt / hat ſich der Philoſophus dar - uͤber verwundert / vnnd darbey vermuthmaſſet / es muͤſte ein feiner Kopff ſeyn / der noch etwas rechtſchaffenes lernen moͤ - chte; Hat jhme derwegen zugeſprochen vnd zu ſich genom -men /27Handwerck lernen. Cap. 2.men / mit vertroͤſtung / er woͤlle jhn ſolches muͤheſeligen Le - bens abhelffen / vnd einen andern Mann auß jhm machen / welches auch geſchehen / vnd iſt dieſer Protagoras ein herꝛli - cher Philoſophus worden.
Vors dritte vnd hierauff / ſo wird ſich dann auch dieſes deſto eher finden / ob man etwas mit Nutzen vnd Fruchten trei - ben moͤge. Denn / warzu man Luſt vnd Lieb hat / auch von Natur darzu qualificirt vnnd geſchickt iſt / es deſto fertiger vnd beſſer zu lernen / ſo bleibt auch die Frucht vnnd gedeyen nicht auſſen / ſondern findet ſich / zum mehrentheil / ohne was etwan gefaͤhrliche vnd hinderliche Laͤufften vnd vnzeiten ver - vrſachen; Von welchem hernach in einem andern Cap. mel - dung vnd nachrichtung geſchehen ſoll. Allein iſt auch dieſes der Jugend wol einzubilden / wann ſie erſtlich auff eine Hand - thierung / Kunſt / Arbeit / oder gemeines Handwerck gethan werden / daſſelbige auch ſollen vnd koͤnnen lernen / vnnd nun den Beruff darzu haben / daß ſie deſſelben mit fleiß abwarten / den Beruff treulich nachfolgen / das vorgenommene Werck oder Arbeit nicht durch den Bauch ſtechen / oder vom Sche - mel weg lauffen / ſondern das Handwerck ehrlich außlernen / vnd ſich gedulden / ob dem jenigen / daß ſie in jhren Lehrjah - ren etwas Vnluſts vnd Beſchwerung außſtehen muͤſſen / in - gedenck deß Sprichworts: Der Bapſt iſt auch ein Schuler geweſen; Vnd das aller wiſſenſchafften / Kuͤnſten vnd Hand - wercken Wurtzel zwar bieter ſeyn / aber hernach ſuͤſſe Fruͤchte bringen. Daher auch die Gelehrten vermahnen: Perfer &〈…〉〈…〉 bdura, dolor hic tibi proderit olim. Item: Multatulit, fe -〈…〉〈…〉 itq́ puer, &c. Das iſt:
Denn daß es einem mit etwas zu lernen / erſtlich inſon -〈…〉〈…〉yrac. 7. derheit / ſauer wird / das hat GOtt alſo geſchaffen / vnd ſeinen eingebornen Sohn ſelbſten / in angenommenem Fleiſch / nachLuc. 2. ſeiner Jugend / andern zum Exempel vnd nachfolge / vnter - thaͤnig ſeyn / zunemen / vnd die Haͤnde zur Arbeit gebrauchen laſſen.
Ferꝛner iſt bey dieſem nicht zu verlaſten das jenige / wel - ches der Jugend allerhand Kuͤnſtlerey vnnd Handwercke zu lernen den beſten behelff vnd foͤrdernuß geben mag / als da iſt / das Reiſſen / Mahlen / vnnd was demſelben verwandt iſt / welches man den jungen Knaben / wenn ſie Luſt darzu ha - ben / nicht allein nicht wehren / ſondern viel mehr mit fleiß ein ſolches ſie lernen laſſen ſoll / denn hiermit neben anderer noth - wendigen Lehr / die Zeit wol angewendet / vnd groſſer Nutzen bey jhnen geſchafft wird / vnnd was ſie auch hernach lernen / werden ſie hiedurch zum ſelbigen deſto bereiter vnd verſtaͤn - diger gemacht / es ſey in welcherley Kuͤnſten vnd Handwer - cken es woͤlle / vnd je Vortrefflicher ſelbige ſeynd / je noͤtiger vnd dienlicher das reiſſen / mahlen / vnd dergleichen zum ſel -ben29Handwerck lernen / Cap. 2.ben ſeyn will. Ja wo ein Knad von Natur zum ſelben mit Luſt geneigt / vnd von ſich ſelbſten (wie von etlichen geſchicht) etwas / oder von andern dergleichen nach zumachen ſich vn - lerſtehet / vnd jhme eine zimliche Art zu geben weiß / ſoll man einen ſolchen mit fleiß zu etwas Kuͤnſtliches halten vnd lernen laſſen. Vnnd meldet D Rivius von einem alten Mahler Pamphilo, vnd etlichen andern / das ſelbige gerathen / die Ju - gend ins gemein in der Mahlerey / Geometria, vnnd derglei - chen zu vnterꝛichten / dabey man dann bald koͤnne abnemen / zu was Kuͤnſten vnd Handwerck einer oder der ander tuͤglich ſeyn moͤge. Vnd iſt ein boͤſer gebrauch / das etliche Leute die Jungen laſſen Handwercke lernen / noch gantz Plump / vnd durch obgemeldte uͤbungen noch vnbereitet / dann darumb wirdts jhnen nicht allein ſchwer zu lernen / ſondern ſie werden auch offtmals nur Stuͤmpler / die ſelten etwas rechtſchaffnes machen oder arbeiten koͤnnen. Sondern je mehr ſinnens / nachdenckens / vnd geſchickligkeit eine Kunſt vnd Handwerck erfordert / je beſſer ein Junger von Natur darzu qualificirt, auch in offt gemeldten Fundamental bereitungen vnterꝛich - tet vnd geuͤbet ſeyn ſoll. Vnd allhie ſoll man billich / als zu einem Exempel vnd Muſter / mercken / mit was liſtiger gele - genheit / man in Spanien gelernige / geſchwinde / verſchmitz - te vnd abgerichte Schiffleut uͤberkommt / welches dann alſoTheatr. urb. in deſcript. Gades. geſchicht: Wann auff den Koͤnigl. Spaniſchen Galeen vnd Schiffen / (ſo Jaͤhrlich zu deß Koͤnigreichs Nutzen gegen mancherley Landſchafft zugeruͤſtet werden) Botsgeſellen oder Schiffknechte mangeln / werden ſolche Leute mit ſchoͤner Sinnligkeit zuſammen gebracht. Was argliſtige gemeine Junge Geſellen ſeyn / geben ſich zu einer Jaͤhrlichen doch freywilligen Dienſtdarkeit / folgender weiſe. Es kompt zu vnterſchiedlichen zeiten / auff einen offnen Platz / in ein auff -D iijgeſpannt30Wie die Jugend ſollegeſpannt Gezellt oder Tenten / ein darzu verordneter / welchen die Einwohner Alquiſil de Corte nennen / der ſetzet ſich zum ordenlichen gedeckten Tiſch / auff welchem drey Schluͤſſel ſtehen / (damit ſolche Leute leichtſam bethoͤret vnd angereitzet werden) mit Guͤlden vnd Silbern Gelt / auch Wuͤrfel vnd Kartenſpiel zugerichtet vnd verſehen / vnd damit werden deß Gluͤcks vnd der Freyheit Verdienſt vorgeſtellt / nemlich / et - lich Ducaten / oder deren werth an Silberen Realen / darzu kommen alsdann obgemeldte Spitzbuͤbiſche Geſellen (denn kein Einfaͤltiger ſich hierzu gebrauchen laͤſt) jedesmals zween zu gleich / greiffen zu den Wuͤrffeln oder Kartenſpiel / wie ſie ſich deſſen vorhin verglichen haben / ſpielen im beyweſen deß verordneten gemeldten Alquiſilli, vnd welcher von beeden ge - winnet / der uͤberkommt zugleich geſetzten Gewinn vnd Frey - heit / der uͤberwundene aber / oder der verſpielet hat / wird als - bald zu den Schiffen / vnnd alſo zu einer Jaͤhrlichen Dienſt - barkeit gefuͤhret. Vnd alſo werden die Koͤnigtſche Schiff - Knechte / welches froͤlich anzuſehen / mit liſtiger Kurtzweil zu - ſammen gebracht / vnd bekommt man alſo durch dieſes mittel ſehr verſchmuͤtzte / vnd abgerichte gelernige Geſellen / welche ſonderlich wol vnter die frembde Nationes zugebrauchen / Vnd weil ſolche anderer Leute Sprachen vñ qualiteten, auch allerhand Practicirung deſto eher erlernen / kan man deſto groͤſſern Nutzen / auff ſolchen Reyß vnnd Schiffarten / mit jhnen ſchaffen. Vnd alſo ſolte man auch zu Kuͤnſtlereyen vnd Handwercken / feine geſchickte vnd tuͤgliche Ingenia nach dem ſie qualificiret, mit nothwendiger vnnd befoͤrderlicher Vorbereitung / auch beſſerm Luſt vnd Lieb bringen vnd hal - ten / welche dann vermuthlich in allem vorhaben deſto mehr außrichten / vnd einen ruͤhmlichen Namen erhalten wuͤrden. Denn gleich wie ein ſtuͤck Acker oder Feld / viel beſſer vnndmehr31Handwerck lernen. Cap. 2.mehr Fruͤchte bringt vnd traͤgt / wann es zuvor einen tuͤchti - gen Boden hat / auch wol gebauet vnd fleiſſig zugerichtet iſt; Alſo / ſoll die Jugend ſo wol auff Kuͤnſtlichen als gemeinen Handwercken etwas tuͤchtiges vnd rechtſchaffens lernen / ſo muß ſie zuvor von Natur darzu geneigt ſeyn / Luſt darzu ha - ben / vnd auch tuͤchtig darzu bereitet werden.
Allhier zu dieſem Cap. von der Jugend / ſoll auch vol - gendes in acht genommen werden / als: Weiln es die Hei - lige Schrifft ſelbſt fuͤr ruͤhmlich achtet / wenn ein Vatter an einem Sohn / ſeines gleichen hinderlaͤſt / wie Syrach am 30. Cap. meldet / daß Junge Leute / wo ſie darzu tuͤchtig ſeyn / ſich auch befleiſſigen ſollen / jhrer Vaͤtter vnd Vorfahren ehrli - che Kuͤnſte vnd Handwercke nach zutreiben / vnd mit derglei - chen Arbeit einen ehrlichen Ruhm vnd Namen zu erhalten.
Lerius vnnd Benzo melden / als etliche Indianer vorIn der A - mericant - ſchen Be - ſchreibũg. Jahren ſahen / wie die Spanier / Frantzoſen vnd ander Na - tionen zu jhnen kommende ſo geitzig dem Gold vnnd andern dergleichen nachſtelleten / auch darumb ſo weitlaͤufftige / vnd die allergefaͤhrlichſten Schiffarten anſtelleten vnnd groſſe Handelſchafften trieben / jhren Kindern groſſes Gut vnnd Reichthumb zu verlaſſen / haben gemeldte Indianer die Spa - nier vnd andere mit verwanderung außgelacht / vnd gefragt: Ob das Erdreich in jhrem Land jhre Kinder nicht auch ernehren koͤndte / welches die Vaͤtter erneh - ret hette? Alſo koͤndte vnnd ſolte man manchen Geſellen / der ſo leichtfertig / auß Faulkeit oder Stoltz ſeines Vatters Kunſt vnd Handwerck verlaͤſt / vnd doch wol treiben koͤndte / vnd gleichwol etwas anders vornimmt / auch noch wol fra - gen: Ob die Kunſt vnnd das Handwerck / welches ſeinen Vatter ernehret / jhn nicht auch ernehren koͤndte? Es weredann /32Wie die Jugend ſolledann / daß ſonderliche vngluͤckhaffte Laͤufften ein ſolches weh - reten vnd hinderten / vnnd eine andere Nahrung vorzunemen nothwendig rathen / vnd dringen wolten. Wie leyder jetzi - ge Jahr vnd Laͤufften vielen Handwercken ſehr Gefaͤhr vnd hinderlich ſeyn / daß mancher auß Notturfft ſich auff etwas anders / gaͤngers vnd gebraͤuchlichers begeben muß / auch et - liche gar nicht wiſſen was ſie arbeiten ſollen / welche beſchwer - ligkeit GOtt der Herr / mit Gnaden endern woͤlle. Je - doch ins gemein / ſollen in ehrlichen / gebraͤuchlichen vnnd nothwendigen Kuͤnſten vnnd Handwercken / die Kinder ſich befleiſſigen / jhrer Eltern / Vaͤtter / vnd Vorfahrẽ / ꝛc. Kuͤnſt - liehen Namen inſonderheit zu erhalten / wie dann etliche ſol - ches mit Nutz vnd Ruhm gethan / auch in alten vnd neuen Hiſtorien dergleichen geruͤhmet werden / daß offt Vaͤtter vnd Soͤhne / Bruͤder / oder ſonſten nahe Verwandte / einerley Kunſt vnd Handwerck getrieben / vnnd erhalten haben / wie in vielen andern / alſo auch namentlich in der Architectur vnd Baukunſt; Dergleichen dann geruͤhmt werden / Erwin von Steinbach / welcher den Muͤnſterthurn zu Straßburg ge -Johan. Schade - us in Be - ſchreibũg deſſelben. Muͤnſter. bauet; Als dieſer geſtorben / ward ſein Sohn Johañ / welcher die Kunſt vom Vatter hatte / an ſeine ſtatt verordnet / wel - cher auch das ſeinige mit Ruhm an ſelbigem Bau gethan / wie auch obgemeldten Steinbachs / deß Vatters / Tochter / mit Namen / Savina / welche in der Bildhauer Kunſt ſehr vortrefflich geweſen / auch auß eygner andaͤchtigen Inven - tion am gemeldten Straßburgiſchen Muͤnſterbau / mit eygen Haͤnden etliche Emblematiſche Stuͤck gemacht / mit ſehr troͤſtlichen bedeutungen auff Chriſti deß Herrn vnſers Erloͤſers theneres / gnugſames vnd vollkommenes Verdienſt / daruͤber auch Hochgelehrte ſich zuverwundern haben. Dor - von auch hernach / im Cap. von der Weibsperſonen Kuͤnſt - lerey vnd Handarbeit / mehr ſoll gemeldet werden.
33Handwerck lernen / Cap. 2.Alſo hat man auß andern Hiſtorien / vieler angerichter vnd verfertigter Wercke / nicht allein an Gebâuen / ſondern auch in vielen andern Kuͤnſtlichen vnd gemeitzen Handwer - cken / da ein Anverwandter deß andern / ja auch ein Lehr Ge - ſell ſeines Lehrmeiſters Kuͤnſtlichen vnd ruͤhmlichen Namen / durch nachgeſchlagenen vnd angewendten Fleiß erhalten vnd erlaͤngert / darvon die Alten ſehr viel gehalten / vnnd noch all - zeit bey Verſtaͤndigen ſeinen Ruhm vnnd Preiß finden mag. Vnd meldet auch die H. Schrifft / im 2. Buch Moſis / wieCap 31. & 36. Gott der Herr erſtlich den Bezaliel mit Weißheit vnnd Verſtand zu allerhand Kuͤnſtlichen Wercken vnnd Arbeit / begabet / vnd hernach demſelben zugeſellet den Ahaliab / vnnd dieſen beeden als Meiſtern vntergeben noch etliche andere / als welche ſolche Kuͤnſtliche Wercke mit verleyhung Goͤttlicher Gnaden von jhnen lernen / auch neben jhnen treiben / vnd her - nach den Kuͤnſtlichen Namen erhalten helffen ſolten / wie ſel - bigen Ortes Text / vnd widerholete vmbſtaͤnde klar zuverſte - hen geben. Zum Beſchluß dieſes Cap woͤllen wir auch mit wenigen hoͤren / durch welcherley invention vnnd credit die gelehrte Heyden vor alters jhre Jugend uͤberꝛedet / der Weiß - heit / Kuͤnſten / vnd allerhand fleiſſigẽ Kuͤnſtlichen Arbeit vnd Wercken / odzuligen vnd derſelben abzuwarten. Minerva die ertichtete Goͤttin / wird von den Lateinern genennt quaſi Monerva, daß ſie eine Ermahnerin vnnd Anweiſerin ſey zu guten Kuͤnſten vnd Kuͤnſtlichen Wercken / vnnd daß ſie ein Kunſtreiches Weibsbild ſey / vnd alle Kuͤnſtler vnnd Hand - wercks Leute haben vor Zeiten dieſe Goͤttin verehret / als eine Erfinderin aller ſubtilen Wercke / vnnd haben von jhr vorge - ben / daß ſie ohne eine Mutter / auß dem Haupt vnd Hirn Jo - vis, deß vermeinten hoͤchſten GOttes / erboren ſey / anzuzei - gen / daß alle weiſe vnnd treffliche Kuͤnſtliche Wercke / außEder34Wie die Jugend ſolle Handwerck lernen Cap. 2.der vnerforſchlichen Weißheit Gottes herkommen. Haben jhr auch ein Kaͤutzlein zu den Fuͤſſen geſtellet / zur bedeutung / daß / wer ein Kuͤnſtlichs nutzlichs Werck woͤlle an Tag brin - gen / der muͤſſe nicht Faulentzen ſondern Wachſam ſeyn / vnd der Sachen nachdencken vnd nachſinnẽ; Da ſie Jupiter hat geberen woͤllen / vnd jhme zu jhr iſt Wehe worden / habe Vul - canus eine Art erwiſchet / vnd jhme das Gehirn darmit eroͤff - net vnd auffgehauen / da ſey Minerva mit groſſem Geſchrey herauß geſprungen / welches bedeutet: Die Weißheit vnnd Kuͤnſtliche Wercke kommen von GOttes Gaben her / vnd die Jugend koͤnne dieſelben nicht lernen / ohne groſſe Muͤhe vnd Arbeit / Schweiß vnd Sorg. Da gehoͤre nun ein Vul - canus darzu / Das iſt / ein Lehrmeiſter / der die Jugend hart halte / vnd Fleiß anwende / welches durch die Eyſerne Axt be - deutet wird. Wenn nun ein ſolches Kuͤnſtlichs Werck ge - boren vnnd an Tag kommen / ſo ſchreyet es laut / das iſt / es kom̃t auß / macht dem Erfinder vnd Meiſter einen ruͤhm - lichen Namen / daß man davon hoͤret / vnd deſſelben begeret.
GLeich wie alle gute Gaben von oben herab kommenJacob. 1. Cor. 12. von dem Vatter deß Liechts: Alſo ſeynd auch aller - hand ehrliche / nutzliche vnd nothwendige Erfindun - gen / Kuͤnſte / Arbeit / Anrichtung vnd Verbeſſerunge derſelbẽ / eygentlich Gaben deß Geiſtes GOttes / welche er zu ſeinen Ehren / vnd deß Menſchen Nutzen / nach ſeinem wolgefallen außtheilet. Die alten Heyden zwar / haben die erfundene Kuͤnſte vnd Handwercke jhren vermeinten Goͤttern / ſonder - lich der Minervæ, vnd dem Mercurio, vnd andern / zugeſchrie - ben / oder auch denen / ſo von jhnen entſproſſen ſeyn ſolten / ſel - bige auch deßwegen Artium inventores, das iſt / Kunſt-Erfin - der genennet. Aber Moſes ſagts vns beſſer / vnd in Waar - heit / daß ſolche GOttes Gaben ſeyn / wie dann im 2. BuchCap. 31. & 36. Moſis gemeldet wird / bey der Beruff vnd Beſtellung deß Be - zaliel vnd Ahaltab / vnd jhren zugegebenen Geſellen / daß ſie Gott der HErꝛ erfuͤllet mit ſeinem Geiſt / vnd jhnen ins Hertz geben / Weißheit / Verſtand vnd Erkeñtnuß / allerley Werck / von Gold / Silber / Ertz vnnd andern Metallen / auch auß Holtz / Stein / vnd andern materialien Kuͤnſtlich zu machen / arbeiten / vnd verfertigen / dergleichen dann in H. Schrifft auch an etlichen andern Orten mehr erinnert wird.
Seynd alſo Kuͤnſtler vnd Handwercker / auch Haußhal -1. Petr. 4. 2. Cor. 3. ter der mancherley Gnaden GOttes / vnd was ſie hierinnen tuͤchtig ſind / iſt auch von GOtt / welches ehrliche vnnd ver -E ijſtaͤn -36Daß Kuͤnſte vnd Handwerckeſtaͤndige Kuͤnſtler vnd Handwercker erkennen ſollen. Wie dann ſolches neben etlichen andern ſonderlich erkennet hat / der vortreffliche kuͤnſtliche Werckmeiſter deß MuͤnſterthurnsSchadæus in ſeiner Beſchrei - bung In quæſt. ſup. Exod zu Straßburg / Erwin von Steinbach / welcher daſelbſten zu oͤberſt an den Thurn vnter andern Spruͤchen auch dieſen ein - gehauen: Chriſtus theilet ſeine Gaben jedermann auß. Auguſtinus ſagt auch: Artis Mechanicæ peritia à Deo eſt. Auch ruͤhmens ſonſten andere Gelehrten: Artificum ſummorum opera & divina reperta. Item: Quælibet ArsMatheſ. Deum datorem noſcit, quælibet ergò laude digna eſt. Mat - theſius Prediget hiervon ſehr ſchoͤn / alſo: Kuͤnſte vnnd Handwercks Gaben / kommen von GOtt / vnnd der will da - durch als ein Weiſer Kunſtreicher Gott / vnd durch beruͤhm - ter Leute Kunſt / erkannt vnd gepreiſet werden. Darumb ſol - len ſie auch ſolche jhre von GOtt empfangene Kunſt Gaben / in Gottes Erkenntnuß / rechten Glauben / vnd deſſen Fruͤch - ten vnd Tugenden zu deß Gebers / als GOttes deß HErꝛn / Lob vnd Preiß / vnnd auch gemeinem nutzen zum beſten / an - wenden vnd treiben / vnd die Staͤnde / ſo GOtt gefallen / da - mit zieren helffen / daß ſie zeitlichen ehrlichen Ruhm / vnd her - nach ewiges Leben vnd Seeligkeit erlangen moͤgen. VndIdem, in Sarepta, conc. 12. ferꝛner: Vnſer lieber HErꝛ Gott / hat ſeine Weißheit vnnd Geſchiekligkeit ins Menſchen Hertz gebildet / vnd Him̃el vnd Erden Circkel recht / vnd alles in ſeiner proportion, GewichtSap. 11. vnd Maß erſchaffen / darauff die Alten vnd Nachkommende als fleiſſige Leute / gut achtung gegeben / vnnd da ſie ein ding gegen dem andern gehalten / wie ſie in der Vernunfft jhre principia vnnd gemeine Regeln / gruͤndliche anleytung em - pfunden / auch dem Werck Gottes vnd der Natur / ſo viel es hat ſein koͤnnen / nachgeahmet / haben ſie eine Kunſt vnd Mei - ſterſtuͤck / vnd darzu viel nutzlicher inſtrument nach einandererfunden /37Gottes Gaben ſeyn / Cap 3.erfunden / welche von Tag zu Tag durch nachdencken vnnd uͤbung vnverdroßner Leute freyer Koͤpffe ſeynd gebeſſert wor - den. Darumb weil Kuͤnſte vnnd Kuͤnſtler Gottes Gaben / vnd aller Ehren wirth ſeynd / ſoll mans auch darfuͤr haltẽ vnd erkennen / als ſchoͤne Kuͤnſte / ſo von Gott herkommen / vnnd die durch groſſer Leute Verſtand vnd Erfahrung ſeynd auff - gebracht. Auch ſoll man Gott darfuͤr dancken / vnnd der Kuͤnſtler Muͤhe vnd Arbeit preiſen (vnd nach der Gebuͤr ver - lohnen) auch ſolche Wunderleute / die mit waarer Kunſt vmb - gehen / fuͤr andere halten vnd fuͤrziehen lernen. Ja GOtt hatId. Ibid. die freyen Handkuͤnſte darumb gegeben / daß er darauß erken - net / vnd jhme gedancket / vnnd der Gerechtigkeit / Billigkeit / vnd jedermann zur Nutzbarkeit dadurch gedienet werde.
Gleich wie nun die Hand Gottes deß Herrn alles kan: Alſo koͤnnen auch Menſchen Haͤnde ſehr viel / durch Goͤttlicher Gnaden verleyhung / ja auch ſo viel / daß Men - ſchen Haͤnde Gott dem HErꝛn vnd Schoͤpffer aller dinge / ſeinen Himmel / mit deſſelben wunderbaren Lauff / ꝛc. Auch den Erdboden mit ſeinem gantzen Lager auff mancherley weiſe / Form vnd Figur / groß vnd klein / gleichſam nachma - chen / fuͤrſtellen vnd auffweiſen koͤnnen. Welches Gott ge - ſchehen laͤſt / ja auch Verſtand vnd ſchaͤrffe der Sinnen dar - zu verleyhet / zu dem ende / daß nach Davids deß KoͤniglichenPſal. 19. Propheten vermahnung / auch hiedurch die Ehre Gottes er - zehlet / vnd ſeiner Haͤnde Werck verkuͤndiget werden ſollen / Er auch deſto ehe / beſſer vnd weiter ſoll erkennet vnd gepreiſet wer - den. Sonſten hat man auch von der alten Statt Conſtan - tinopel herꝛlichen trefflichen Mauren zu Herodiani zeiten ge - ſagt: Daß man ſich uͤber die Haͤnde derer / welche ſie gebauet / verwundern / welche ſie aber zerbrochen / verfluchen muͤſſen. Darnach weil ſolches gemeiniglich leibliche Gaben ſeynd /E iijzum38Daß Kuͤnſte vnd Handwerckezum zeitlichen Leben gebraͤuchlich / ſo gibts GOtt offtermal den Vnglaubigen ſo wol als den Glaubigen (darvon hernach mehr in eimandern Cap.) auß ſonderlichen vrſachen / daß ſie allerſeits viel Kuͤnſtliches dings machen / vnnd arbeiten / auch offt ohne Menſchliche Anleytung / etwas erſinden / erdencken / vnd außſinnen / vnd mit fertiger Hand ſein vnnd KuͤnſtlichExod. 31. Syrac. 39. außarbeiten koͤnnen. So erfaͤhrt man auch beedes an alten vnd auch neuen Exempeln / daß durch die Gaabe GOttes et - liche Kuͤnſtler vnd Handwercker auch ſehr Sinnreich vnd ei - nes ſubtilen Verſtands ſeyn / ja offt von hohen dingen treff - lich wol judiciren koͤnnen. Als man dann bey Manns geden - cken ſonderlich ein ſolch Exempel gehabt / an Albrecht Duͤrer / zu Nuͤrnberg / welchen man den Teutſchen Apellem genañt / vnd von jhm geruͤhmet: Durerus pictor Naturâ doctior ipsâ: Mit welchem auß bemeldter Vrſach viel hohes Stands vnd andere vorgaͤnge Perſonen / ſo wol Schrifftliche als Muͤnd - liche Converſationes gehabt. Vnnd Lipſius bezeuget / daß auch vnter den Kuͤnſtlern vnd Handwercks Leuten ſeyn / di - ctis factisq́ ſapientes, & ideò jure mirandi ac colendi, Das iſt / auß welcher Worten vnnd Wercken Weißheit geſpuͤret werde / auch darumb in ehren zuhalten ſeyn.
Wie nun GOtt der Herr ſolche Gaben vnd Kuͤnſte den Menſchen verleyhet / auch Kunſt Gaben Gunſt Gaben genennet werden / weil ſie denen gegeben werden / welchen es Gott goͤnnet: Alſo ſchafft vnd gibt auch Gott der Schoͤpf - fer allerhand vnterſchiedliche Materialia, vnd ſolche mehr ers - theils auß der Erden / daran die Kuͤnſtler vnd Handwercker die Haͤnde legen / ſich derer gebrauchen / vnnd vielerley dings zu Nutz vnd behelff deß Menſchlichen zeitlichen Lebens / dar -Syr. 40. auß arbeiten vnd machen ſollen. Wie dann die H. Schrifft bezeuget / daß GOtt der Schoͤpffer ein jegliches geſchaffenhabe /39Gottes Gaben ſeyn / Cap. 3.habe / daß es etwa zu dienenſoll. Dann die Weißheit Got - tes hat alle Materialien, Metall / Stein / Holtz / Erden / mi - neralien, vnd alles anders / ſo denen verwandt oder drunter begriffen werden / ja allerley Gewaͤchs vnnd Geſchoͤpff / ge - ſchaffen / zu mancherley Ende / als / zur Nahrung / Artzney / Beſchirmung / Zieraten / auch allerhand Werckzeugen / vor Menſchen vnd andere / doch vmb deß Menſchen willen. Dañ es muß der Menſch nicht allein ſeine Nahrung ſuchen / ſon - dern er ſoll auch nach der Geſchickligkeit / damit jhn Gott be - gabet / in den Materialien Kuͤnſtlen / wercken vnnd arbeiten. Vnnd dieweil Menſchlicher Verſtand ſich weit auff vnter - ſchiedliche Kuͤnſte vnd Wercke erſtrecken ſoll; Als hat auch Gott der Schoͤpffer materien vnnd Zeugs gnug verordnet / welches zu vnterſchiedlichen vnd manigfaltigẽ Kuͤnſten / ſon - derlich aber zur erhaltung ſeines Geſchoͤpffs dienen moͤchte. Daher auch derſelbige Schoͤpffer ſo viel der materialien, in / auſſer / vnd auff der Erden / wie auch im Meer / Waſſern / vnd ſonſten an vnzehlichen Creaturen herfuͤr kommen laͤſt / daß das Menſchliche Leben inſonderheit von denſelbigen / ſeinen eygen Nutzen vnd Luſt / auffenthalt vnd bequemligkeit / nach allerley Notturfft haben ſoll / ſo gut es die Menſchen ſelbſten machen vnd haben moͤgen / nach jhrer Erfindung vnnd ver - beſſerung.
Summa / Gott gibt vnd ſchaffet zu arbeiten / jhn dadurch zu preiſen / vnd die Welt biß zu jhrem Ende zu erhalten: Dar - zu dann auch die Elementa ſelbſten / als Feuer / Lufft / Erd vnd Waſſer / helffen vnnd jhre taͤgliche Frondienſte thun muͤſſen. Vnd gehet es darinnen wunderlich her / daß offt et - was an einem Ort herfuͤr kommt / am andern zubereitet / vnd an noch weitern Orten alle[r]erſt verarbeitet / auch noch weiters gebraucht werden muß. Derwegen vmb alle dieſe ding vnndmate -40Daß Kuͤnſte vnd Handwerckematerialien, ſoll man Gott den Schoͤpffer deſto billicher mit Danck loben / weil er einem jeden ding / ſo er geſchaffen / ſolche eygenſchafften gegeben / daß ſie jhme gehorchen / vnnd auff ſo mancherley weiſe durch Verſtand vnd Kunſt der Menſchen ſich muͤſſen brauchen vnnd nuͤtzen laſſen. Wann man nun auß ſolchen Geſchoͤpffen Gottes / durch deſſelben Gnade vnd angewendten Fleiß / ſo mancherley Wahren / Zeugs vnnd Handarbeit machet / vnd zubereitet / ſo kommt es denen zumal ſeltzam fuͤr / welche dergleichen vor niemals geſehen haben. Als vmbs Jar Chriſti 1498. Columbus ſeine dritte SchiffartAmerica - niſche Schiffar - ten. in Americam thaͤte / vnd in die Inſul Cubagua kame / da ſie groſſe menge der Perlen fanden (welche doch die Indianer ſchlechtlich achteten) haben ſelbige Leute ſich uͤber den Spa - niſchen Schiffen / Waffen / Kriegsruͤſtung / Puͤchſen / An - ckern / vnd mancherley anderer Arbeit / vnd Werckzeugs / ſo ſie mit gebracht / zum hoͤchſten verwundert / vnd nicht glau - ben woͤllen / daß ſolches von Menſchen Haͤnden gemacht wordẽ / ſondern habens alles fuͤr der Goͤtter Wercke gehalten. Alſo auch / da die Engellaͤnder / die Landſchafft Virginia, in Americaͤ eingenommen / vnnd jhrer Koͤnigin Eliſabetha zu Ehren alſo genennet haben / meldet die Hiſtoria / daß ſie aller - ley kuͤnſtliche vnd gemeine Handarbeit / Werck vnd ander ge - zeugs den Innwohnern verehret / auch deſſen viel mit jhnen vertauſchet / vmb andere Ding / da haben die Innwohner glei - cher weiſe ſich hoͤchlich druͤber verwundert / auch nicht fuͤr Menſchen Haͤnde Werck / halten woͤllen / ſondern gedacht / es hettens entweder die Goͤtter ſelbſten gemachet / oder ſonſten geſchaffen vnd geſchenckt mit getheilet. Es meldet auch Jo -Braſilia - niſche Schiffa. han. Lerius, daß die Braſilianer anfaͤnglich jhren Jungen vnd Kindern taͤglich fuͤrgeſagt / ſich gegen die jenigen Fremb - den gut vnnd dienſiwillig zu erzeigen / welche jhnen vielerleynutzliche41Gottes Gaben ſeyn.nutzliche Handwercks Wahren vnnd Werckzeug / ſonder - lich von Eyſen / Aexten / Meſſern vnd andern dergleichen / zu - brechten.
Weil dann Gott der HErꝛ / einig vnd allein / durch ſei - ne Gnade Weißheit vnd Verſtand gibt / Kuͤnſtliche vnd Fleiſ - ſige Handarbeit zu machen / auch die hierzu gehoͤrige vnd noͤ - tige materialien ſchafft / ſo iſt vnnd bleibt er auch billich aller ehrlichen / nutzlichen vnd nothwendigen Kuͤnſte vnnd Hand - wercke / vnd deren Arbeiter / einiger vnd Oberſter Patron vnd Zunfftherꝛ / vnd iſt Heydniſch vnnd Abgoͤttiſch / wann man jeder Kunſt oder Handwercks Zunfft einen beſondern Heili - gen zum Patron vorſtellen wolte / wie etwa vor dieſem ge - ſchehen.
Der erſte Kuͤnſtler vnd Arbeitet / vnter dem Volck Got - tes / welchen Goet ſelbſt beruffen / iſt geweſen vnnd hat geheiſ - ſen Bezaleel, das heiſt / vmbra Dei, Gottes Schatten; An -Exod. 31. zudeuten / daß alle ehrliche Kuͤnſtler vnnd Handwercker / in Gottes Schutz / Schtrm / vnd Schatten ſeyn / vnnd jhn zum einigen vnd gewiſſen Patron haben / den ſie durch fleiſſig Ge - bet taͤglich erſuchen / vnd die verliehene Gnade mit Danck er - kennen ſollen / damit jhrer Haͤnde Werck gefoͤrdert werden / vnd gedeyen dabey ſeyn moͤge. Wie jhnen dann auch ſo wol / als andern / vorgeſungen wird:
Vnd alſo ſoͤll man GOtt den Herrn in guten Kuͤnſten vnd Arbeit / vmb den guten H. Geiſt bitien; Vnd nicht vom Teuffel / welcher zwar auch ein Tauſentkuͤnſiler (〈…〉〈…〉ουριοτ〈…〉〈…〉 χνίτης) iſt / ſchwartze Kuͤnſte lernen / welche ſehꝛ boͤß - lich vnd mit ewigem Elende belohnet werden.
ANfaͤnglichen wiſſe der guͤnſtige Leſer / daß deß Autho - ris voꝛhaben nicht ſey / mit gar zu genau ſpecificirter erzehlung gemeldter vnd jeder Kuͤnſten vnd Hand - wercken / ſo durch die gantze Welt getrieben werden / einen vn - willen oder eyfer partheyliger weiſe zu vervrſachen / welches offt ohne das auß vnverſtand / vnwiſſenheit / neyd / eyteler Ehꝛe / vnd dergleichen / zu geſchehen pflegt / auch nicht ein namhaff - tes Regiſter aller Kuͤnſte vnd Handwercke zuerzehlen / weil man vieler vrſachen halber ſchwerlich ein vollkommenes der - ſelben haben kan (wie auch Cœlius Rhodig. zeuget vnd ſagt: Miraeſt Artium numeroſitas, quæ manuum adjumento con - diſcuntur & exercentur, Das iſt: Es ſeynd der Kuͤnſte vnd Handwercke wunderlich viel / vnd deßhalben ſchwerlich zu er - zehlen) ſondern bey dem auffgetruckten Titul / einer ge - meinen Betrachtung derſelben / es verbleiben zu laſ - ſen / darunter denn alles / was ſich ſeiner Handkuͤnßlerey vnd Arbeit nicht zu ſchemen hat / billich verſtanden werden / auch alle alte vnd neue / fuͤrneme vnd ſchlechte / jedoch noͤtige nutz -liche /43vnd voꝛtheilhaff en verbeſſerungen derſelben.liche / gute / ehꝛliche vnd zulaͤſſige Kuͤnſte vnnd Handwercke begriffen ſeyn ſollen. Darzu / wo derſelben etliche / Exem - pels weiſe / nach anleytung der Hiſtorien / oder ſonſten etwa einzelith genennet werden / woͤlle man ja nicht dafuͤr halten / als wann hiedurch andere / deren namentlich nicht gedacht wird / entweder auſſer der acht gelaſſen / vnd in vergeſſenheit geſtellet / oder geringſchaͤtziger gehalten wuͤrden; Sintemal man einer jeden derſelben / wie viel vnd weitlaͤufftig ſie auch ſeyn / auch an vnterſchiedenen Orten nach mancherley Landts vnd Volcks art / in vngleichem reſpect gehalten wer - den / gleich wol jhꝛe gebuͤrliche ſtelle / Ehꝛ / Ruhm vnd Namen gegoͤnnet haben will / welches jhnen auch ſonſten das H. Wart Gottes vnnd deſſen nachrichtung / auch ehꝛliche ver - ſtaͤndige Policey Oꝛdnung / vnnd eines jedern Landts / Statt vnd Oets / vernuͤnfftige Gewohnhetten vnd Gebraͤuche / oder auch ehꝛliche vnd dapffer verdiente Freyheit / vnd der Ober - keit vergoͤnſtigung / ſelbſten zulaſſen vnd geſtatten / darbey es auch in Gottes Namen beruhe.
Die H. Schrifft ſelbſt ruͤhmet voꝛ andern die jenige Kuͤnſte vnd Handwercke / welcher man in der StattSyr: 39. vnd vnter den Leuten nicht entpern kan / das iſt / wel - cher der gemeine Nutzen vnd Wolſtand der Lande vnd Leu - ten / nicht entrathen kan / wie ſolches auch die Dolmetſcher fein zuverſtehen geben: ſine quibus non ædificatur civitas, quorum operibus eget hominum congregatio.
Vitruvius ruͤhmet auch die jenigen Kuͤnſtler vnd Hand - wercker / welche notwendige / nutzliche / vnd zum Gebrauch vñ Wolfahꝛt deß Menſchlichen Lebens dienliche Werck erfin - den / machen / arbeiten vnd verfertigen. Vil dings vnd Arbeit / woman der alten Erbarkeit nachgehen / vnd derſelben ſichF ijbefleiſſi -44Von fuͤrnembſten noͤtigſten Handwerckenbefleiſſigen wolte / were abzuſchaffen / ſonderlich ſolche Ge - maͤchte / welche durch auß zu keiner Notdurfft oder auch ehꝛli - chen Ergoͤtzlichkeit / ſondern vielmehꝛ zu vielfaͤltiger Leicht - fertigkeit vnd Nachtheil geuͤbet werden. Wie denn auch die alten noch Heydniſche Roͤmer nichts geduldet / von Hand - arbeit / als nur / was zur notdurfft deß Lebens zu gebrauchen geweſt. Aber bey den Griechen (wie auch noch an vielen Or - ten) ſeynd auch ludicræ Artes, allerhand leichtfertige Kuͤnſte / Arbeit / Gemaͤchte vnd Handtlerungen / im ſchwang gan - gen. Ja die Roͤmer haben offtermals durch offentliche Edicta ehꝛliche vnd nutzliche Handwercke vnd Arbeit beſtettiget / An - dere vnnoͤtige / vnnuͤtze aber abgeſchaffet vnd verbotten.
Was auch die Policey verſtaͤndige auß dem Cicerone vnd andern lehꝛen / von der Mercatura oder Kauffmañſchafft / daß die jenige zulaͤſſig ſey vñ getriebẽ werden ſoll / quæ honeſta, ut i - lis, neceſſaria, multis impertiens, das iſt / welche ehꝛlich / nutz - lich vnd nothwendig / auch vielen vnd dem gemeinen Nutzen zu ſtatten komme / daſſelbige ſoll man auch billich von aller - hand Kuͤnſten vnd Handwercken verſtehen / vnd in gleicher ſchaͤtzung halten / als welche ehꝛlich / nutzlich / nothwendig vnd vielen / ja dem gantzen gemeinen Nutzen dienlich ſeyn. Ja die Alten haben zum theil deren Handwercke ſich ſonderlich be - fliſſen / welche da machten vnd zu werck richteten / talem ſupel - lect ilem, quæ animo & corpori chara & neceſſaria eſſet, das iſt / ſolche Arbeit / Haußgeraͤthe vnd Werckzeuge / dadurch das Gemuͤht erluſtiget werden / vnd auch deß Leibes Wolfarth geholffen vnd gerathen ſeyn moͤchte. Etliche ſagen: eas eſſeAriſtot. & alij. Artium mechanicarum præſtantiſſimas, quorum finis eſt ſupplementum neceſſitatum & defectuum corporalium, das iſt / die beſte Handwerckskuͤnſte ſeynd die jenige / welche deß Leibs vnd Lebens notdurfft vnd gebrechlichkeit zu huͤlff vndſtatten45vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen derſelben.ſtatten kommen. Darumb ſolche Werckler auch genennet werden Opifices, ab ope ferenda, als die andern mit jhꝛer Handhuͤlff dienen. Vñ hierumb zeugen die Politici, als Gre - gor. Petr. Tholoz: daß die Kuͤnſtler vnd Handwercker ſeyenl. 2. De Repub. der nothwendigſten Glieder eines einer gemeinen Statt / wie ſolches auch in Keyſerlichen Rechtenangezogen wird.
Hierumb vnd weiln die noͤtigſten vndnutzlichſten Hand - wercke / vnd deren Arbeit die beſten ſeyn / ſolten ſich beedes Herꝛſchafften auch privat vnd gemeine Perſonen dahin be - fleiſſigen / daß ſie mit groſſem Gelt vnd Gut nichts vnnoͤtiges noch vergebliches bauen / arbeiten oder verlegen vnd machen laſſen / damit nicht das Sprichwort an jhnen waar werde: Stultitiam patiuntur opes, das iſt / man gehet offt mit groſ - ſem Geld vnd Gut naͤrꝛiſch vmb / vnd ſpendiret daſſelbe auff vnnuͤtzt vnd vnnoͤtige ding / oder wie der Reymen lautet:
Zu Loͤven in Braband / wird ein Thurn mit einem beſon -Theatr. u〈…〉〈…〉 b. dern gemeinen Zunamen genennet / Verlohꝛne Koſt / weil ſelbiger Bau / vieler geduͤncken nach / vnnoͤtig / jedoch dieſen Nutzen hat / daß man darauff weit hinauß vnnd vmb die Statt ſehen kan; Alſo koͤndte vnd ſolte man auch noch wol alle ſolche Kuͤnſte / Gebaͤude / Wercke / Arbeit vnd Gemaͤch - te / eine Verlohꝛne Koſt nennen / welche keinen oder weni - gen Nutzen vnd genieß ſchaffen / vnd doch offt ſehꝛ viel koſten vnd theuer geſtehen / auch dahero vnd hergegen an nutzlichen notwendigen Wercken offtermals das Geld erſparet werden will.
In betrachtung nun deß oberzehltẽ / ſo bleibts erſtlich dabey /F iijdaß46Von fuͤrnembſten / noͤtigſten Handwerckendaß vnter allen Handarbeiten vnd Wercken ſo noͤtig vnnd nutzlich / der Acker vnd Feldbau / mit aller derſelben Zu - gehoͤꝛ / das elteſte vnd erſte / auch noͤtigſte / beſte vnd fuͤrnembſte ſey / wie es denn auch wol auff dieſer Welt verbleiben wird. Denn ſolches erſtlich bald noch im Paradiß angefangen / welchen Garten Gott der Herr gepflantzet / vnd den erſt -Geneſ. 2. erſchaffenen Menſchen Adam / dreln geſetzet / daß er jhn bauen vnd bewahꝛen ſolt. Es iſt auch der Feldban / nach vervrſach - ter vertreibung auß dem Paradiß auff dem gemeinen Erdbo - den hernach deſto mehꝛ von noͤthen geweſen / weil die Erde vmb deß ſuͤndigen abfaͤlligen Vngehoꝛſams willen der Menſchen verfluchet woꝛden / vnd darumb mit deſto groͤſſerer Muͤhe vnd Arbeit / das Brodt vnd andere Nahꝛung fuͤr Menſchen vnd Viehe hat muͤſſen geſuchet vnd gewonnen werden. Sinte - mal der erſte Menſch Adam / mit den ſeinen vnd jhren erſten vnd nechſten Nachkoͤm̃lingen / dem Befehl Gottes deß Her -Geneſ. 3. & 4. ren / das Feld zu bauen / nachkommen / iſt auch ohne zweiffel zum erſten das Feld beſchwerlich genug gabauet woꝛden / vnd werden gewißlich den angedroheten Schweiß von jhꝛem An - geſicht weidlich haben abwiſchen muͤſſen / biß Thubalkain / der Meiſter in allerley Ertz vnd Eyſenwerck / mit den ſeinen / dasGeneſ. 4. Schmeltz vnd Schmidewerck erfunden vnd angefangen zu treiben / auch tuͤchtigere vnd bequemere Inſtrument vnnd Werckzeuge gemachet woꝛden / den Erdboden deſto beſſer zu gewinnen / vnd zu mehꝛer Fruchtbarkeit zu erbauen. Vnd alſo ſetzet hernach die H. Sehrifft gemeiniglich den Aeker vnd Feldbau / vnd den bahero kom̃enden Segen Gottes / ande - rer Nahꝛung weit voꝛ / beydes voꝛ vñ nach der Suͤndflut. WieGeneſ 9. deñ gemeldet wird von Noah: Vnd Noah fieng an (nemlich / wider auffs neue) vnd ward ein Ackermann / vnd pflantzeteWein -47vnd voꝛtheilhafften verbeſſerungen berſelben.Weinberge. Vnd da von Go〈…〉〈…〉 t dem Herrn ſelbſten duꝛch Moſe den Gottsfoͤꝛchtigen der fuͤrnembſte Segen verheiſ -Deut. 28. ſen ward / war es der Segen deß Ackers vñ der Fruͤch - ten deß Landes. Vnd abermals preiſete Moſes in ſel -Deut. 33. nem Valet Segen an die Staͤmme der Kinder Iſrael / die edelen Fruͤchte von der Erden. Vnd Syrach ſagtSyrac. 7. auch: Ob dirs ſauer wird mit deiner Nahrung vnd Acker - werck / das laſſe dich nicht verdrieſſen / denn Gott hats ſo ge - ſchaffen.
Iſt alſo beedes voꝛ vnd nach der Suͤndflut der Feldbau / mit ſeiner Zugehoͤꝛ / jeder zeit das noͤtigſte geweſen / vnd dar - umb ſo fleiſſig in acht genommen / in g〈…〉〈…〉 ter vnd ſteter uͤbung erhalten / vnd deſſen Arbeit wegen deß darauß folgenden nutzen / gethꝛet woꝛden / iſt auch billich noch vnd allzeit zu eh - ren / als eine ſolche Arbeit / welche von Gott dem Herrn vnd Schoͤpffer ſelbſten geſtifftet / vnd die fuͤrnembſte vnd noͤ - tigſte Nahꝛung vnd Auffenthaltung deß Leibes vnd Lebens herfuͤr bringt; Darneben auch den zuſtandt der Chꝛiſtlichen Kirchen / auff dieſer Welt / in anrichtung / bauung vnd foꝛt - pflantzung derſelben / ſehꝛ fein abbildet / wie der H. Apoſtel Paulits die Corinthier erinnert: Ihꝛ ſeyt Gottes Acker -1. Cor. 3. werck.
Es haben auch oberwehnte nothwendigkeit deß Feld - baues die verſtaͤndige Heyden vnd vnglaubige Leute erkennet; Daher von Xenophonte der Acker - vnd Feldbau / mit ſeiner Zugehoͤꝛ / Mater & nutrix omnium cæterarum artium, das iſt Eine Mutter vnd Ernthrerin aller anderer Kuͤnſten vnd Handwercken genennet wird. Vnd Plato iſt auch der mey - nung (wie er es denn auch erꝛathen hat) es ſey durch Gottes Wunder vnd ſonderbare Verſehung geſchehen / daß die Men -ſchen /48Von fuͤrnembſten / noͤtigſten Handwerckenſchen / ehe ſie einige andere Handwerck oder Kuͤnſte gelernet / ſich auff den Feldbau begeben haben. Vnd deß dings wirdl. 3. c. 8. De Repub. mehrbey dergleichen Scribenten gefunden. Auch auß der Roͤmer Hiſtorien zeuget Bodinus, daß ſelbige in anrichtung jhꝛer Herꝛſchafft zu foͤrderſt den Feldbau beſtellet / vnd denn das Kriegsweſen angeordnet / als von welchen beeden ſie jhre Nahrung vnd Beſchuͤtzung haben moͤchten. Vnd ſolchen alsgroͤſſeſten vnd fuͤrnembſten Nothwendigkeit vnd Nutzes wegen / haben offtermals verſtaͤndige Potentaten / theils auch noch vnter der Heydenſchafft / als ſonderlich Cyrus derXenoph. Perſen Monarch / vnd hernach Keyſer Severus, wie auch et - liche andere / gar ſtreng gebotten / vnd Vorſehung gethan / in Kriegszuͤgen vnd Heerfarten ſonderlich deß Bauersmanns zuverſchonen. Dahero auch noch in den Keyſ. Rechten glei - che Privilegia jhnen zugeſprochen / aber wegen neuen vnd aͤr - ger denn Barbariſchen Kriegsweſen / je laͤnger je weniger gehalten werdẽ / alſo daß endlich der Verderber mit dem Ver - derbten jaͤmmerlich darnider ligen vnd verſchmachten muß. Es iſt auch darneben den Bauersleuten erlaubet / im fall der Noth / die gute Wetterszeit nicht zu verſaͤumen / auch an den Sabbath oder Sontaͤgen (venerabili die Solis) jhre Arbeit im Feld zu verrichten / vnd die Fruͤchte einzubringen / ne occa - ſione momenti pereat commoditas cœleſti proviſione conceſ - ſa, das iſt / damit nicht durch ein ploͤtzlich Vngewitter das je - nige verderbet werde / welche die Goͤttliche Fuͤrſehung dem Menſchen zum genieß vnd erhaltung beſcheret hat. Hingegen aber iſt befohlen / daß an dem Sabbath oder Sontag andere Handwercke feyren ſollen. (Davon hernach in einem andern Capitel.)
Es haben auch die erſte Menſchen eine gute Zeitlang auß dem Feldbau / vnd allerley Gewaͤchſen / auch hierzu gehoͤ -riger49vnd vortheilhafften verbeſſerungen derſelben.riger Viehzucht / Alle jhres Lebens vnd Leibes notdurfft / als nicht allein Nahrung / Eſſen / Trincken / ſondern auch Kley - dung vnd Gewandt / Beſchirmung deß Leibs / ꝛc. in ſumma / allerley behelff haben koͤnnen / vnd ſich / wiewol ſolches alles zum mehrern theil / einfaͤltig / ſchlecht vnnd gering / gegen dem hernach kommenden / geweſen / jedoch gar wol darmit contentiret vnd beholffen / auch bey ſolcher ſchlechten / je - doch geſunden vnd bequemlichen diætâ, ein geſundes vnd langes Leben gefuͤhret / vnd mehrertheils ein hohes Alter / alsGeneſ. 5. & 11. auff etlich hundert Jahr erꝛeichet / welches die H. Schrifft ſelbſt mit außtruͤcklicher ſpecificirung an etlichen orten zu - verſtehen gibt. Ja es haben eiliche daſſelbe alte ſchlechte Le - ben fuͤr recht gluͤckſelig geſchaͤtzet / da man die Hoͤhlen derLeonhard. Fiora - vand in diſcurſ. Steinkluͤffte vnd Erden fuͤr Haͤuſer / die Zweige vnd Bletter der Baͤume fuͤr Kleider / den Erdboden fuͤr Schuhe / die Haͤnde fuͤr Werckzeuge / vnd Gefaͤß / das Waſſer fuͤr Tranck / die Wurtzeln fuͤr Brodt / die Fruͤchte der Baͤume fuͤr Fleiſch / die Erde fuͤr das Betthe / vnnd den Himmel zur Decke ge - brauchet; Da auch das Raiſen fuͤr Ruhe / Muͤhe vnd Arbeit fuͤr Luſt / Armut fuͤr Reichthumb gehalten worden / vnd die Wolluͤſte am wenigſten bekandt geweſen. Wie man denn nicht allein anfaͤnglich / ſondern allezeit / ſich der natuͤrlichen dinge zuvor vnd erſtlich befliſſen / vnd zum gebrauch gewen - det / in allerley deß Lebens notdurfft / biß die kuͤnſtliche herfuͤrPanciroll. l. 1. nov. repert. kommen / erdacht vnd gemacht worden / wie man derſelben / wegen vnterſchiedlichen Orten vnd Zeiten nacheinander benoͤtiget geweſen / vnd zu mancherley Invention vnd Erfin - dung verurſachet worden.
Zum andern / vnd hierauff / als die erſte Menſchen der Nahrung auß dem Feldbau / durch Erfahrung gewiß vnnd verſichert geweſen / vnd die Menſchenkinder ſich vermehretGvnd50Von fuͤrnemſten noͤtigſten Handwerckenvnd geſtaͤrcket / auch allgemach etliche Inſtrumenta vnnd Werckhzeuge nach einander erdacht worden / iſt man auff dieGeneſ. 4. Architectur vnd Baukunſt kommen / vñnach gedacht / wie man ſicher wohnen / vnnd mit den ſeinigen beſſer verwahret ſein koͤndte.
Vnnd hat Gott der HErꝛ ſelbige Kunſt ſo wol / als an - faͤnglich den Feldbau / den Menſchen ſelbſt gewiſen / damit ſie Menſchliche Wonungen / vernuͤntiffglich / reiniglich / vnd zuꝛ Nothdurfft verſehen dienlichen Bauen ſolten / vnd daß ein rechter vnterſcheyd were zwiſchen den Menſchen vnd wilden Thieren / welche mehrer theils in loͤchern vnd hoͤlen der Er - den / oder in Waͤlden vnd Gehuͤltz vnter den Baͤumen ſich zuFuͤrſt Wolff - gang. halten pflegen. Darbey den / jenes frommen Fuͤrſten von An - halt / rede vnd Antwort wol zu mercken vnd billich nachzufol - gen: Denn als bey ſeiner Fuͤrſtl: Gn: etliche Leutte / vmb Nothwendiges Bauholtz anlangeten / vnd aber theils Hoff - leute es widerꝛiethen / mit voꝛwenden / es braͤcht mangel am Wilde welches hernach wegen der bloͤſe deß Holtzes außtreten vnd ſich verlieren wuͤrde / ſagte er auß treuem Vaͤtterlichem Hertzen gegen ſeine Vnterthanen: Er wolte viel lie - ber den vernuͤnfftigen Menſchen / (welchẽ es fuͤrnem̃ - lich von Gott zu gutem erſchaffen woꝛden) mit den jhri - gen vnter ſeinem Gehuͤltz Wohnung vnnd Auff - enthalt goͤñen / als dem Wilde vnd vnvernuͤnffti -Geneſ. 6. gen Thieren.
Darnach ſo hatten auch die Menſchen von noͤthen / we - gen etlicher zunemender Boßheit / auch wider die grimmigen Vberfaͤll der Wilden Thieren jhrs Leibs / Leben /〈…〉〈…〉 egen Guͤter / je laͤnger je beſſer vnnd mehr warzunehmen / vnd ſichdeß51vnd vorthellhafften verbeſſerungen derſelbendeß jhrigen zuverſichern / darumb gienge das Haͤuſſer vnndPolyd. Vir. gil jnvent l. 3. c. 9. Staͤtte bauen / vnd ſich ingeſelliger beywohnung zuſammen zu halten / je laͤnger