PRIMS Full-text transcription (HTML)
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ARS VITRARIA EXPERIMENTALIS,
Oder Vollkommene Glasmacher-Kunſt /
Lehrende / als in einem / aus unbetruͤglicher Erfahrung herflieſſendem COMMENTARIO, uͤber die von dergleichen Arbeit beſchriebenen Sieben Buͤcher P. ANTHONII NERI, von Florentz / und denen daruͤber gethanen gelehrten Anmerckungen CHRISTOPHORI MERRETTI, M. D. & Societ. Reg. Brittann. Socii, (ſo aus den Jtal und Latein. beyde mit Fleiß ins Hochdeutſche uͤberſetzt) Die allerkurtz-buͤndigſten Manieren / das reineſte Chryſtall-Glas; alle gefaͤrbte oder tingirte Glaͤſer; kuͤnſtliche Edelſtein oder Fluͤſſe; Amauſen / oder Schmeltze; Doubleten; Spiegeln / das Tropff-Glas; die ſchoͤnſte Ultra - marin, Lacc - und andere nuͤtzliche Mahler-Farben; Jngleichen wie die Saltze zu den allerreineſten Chryſtallinen Gut / nach der beſten Weiſe an allen Orten Deutſchlands mit ge - ringer Muͤh und Unkoſten copieus und compendieus zu machen / auch wie das Glas zu mehrer Perfection und Haͤrte zu bringen. Nebſt ausfuͤhrlicher Erklaͤrung aller zur Glaskunſt gehoͤrigen Materialien und ingredientien; ſonderlich der Zaffera und magneſia ꝛc. Anzeigung der noͤthig - ſten Kunſt - und Handgrieffe; dienlichſten Inſtrumenta; beqvemſten Gefaͤſſe / auch nebſt andern / meinen ſonderbaren Ofen / und dergleichen mehr / nuͤtzlichen in Kupf - fergeſtochenen Figuren. Samt einem II. Haupt-Theil / So in drey unterſchiedenen Buͤchern / und mehr als 200. Experi - menten beſtehet / darinnen vom Glasmahlen / Vergulden und Brennen; Vom Hollaͤndiſchen Kunſt - und Barcellan-Toͤpfferwerck; Vom kleinen Glasblaſen mit der Lampen; Von einer Glas-Flaſchen-Forme / die ſich viel 1000. mal veraͤndern laͤſſet; Wie Kraͤuter und Blumen in Silber abzugieſſen; Gypß zu tractirn; Rare Spiec - und Lacc-Fuͤrniſſe; Tuͤrckiſch Pappier: ꝛc. Jtem der vortreffliche Nuͤrnb. Gold-Strau-Glantz; und viel andere ungemeine Sachen zu machen / gelehret werden / mit einem Anhange von denen Perlen und faſt allen natuͤrlichen Edelſteinen; Wobey auch in gewiſſen Tabellen eigentlich zu ſehen / wie ſich die koͤſtlichſten derſelben nach dem Gewicht an ihren Preiß verhoͤhen / und einen vollſtaͤndigen Regiſter.
Mit Roͤm. Kaͤyſ. M. und Churfl. Saͤchſ. D. allergnaͤdigſt / und gnaͤdigſt ertheilten Freyheit.
Franckfurt und Leipzig /Auff Koſten des Autoris / bey Johann Bielcke / Buchfuͤhrern in Jena / zu finden. Leipzig / gedruckt beyChriſtoph Guͤnthern/1679.
Dem Durchlaͤuchtigſten Fuͤrſten und Herrn / Hn. Friedrich Wilhelm / Marggrafen zu Brandenburg / des Heil. Roͤm. Reichs Ertz-Caͤmmerern und Churfuͤrſten / in Preuſſen / zu Magdeburg / Juͤlich / Cleve / Berge / Stettin / Pommern / der Caſſuben und Wenden / auch in Schleſien / zu Croſſen und Jaͤgerndorff / Hertzogen / Burggrafen zu Nuͤrnberg / Fuͤrſten zu Halberſtadt / Minden und Camin / Grafen zu der Marck und Ravensberg / Herrn zu Ra - venſtein / und der Lande Lauenburg und Buͤtow / etc. Meinem gnaͤdigſten Churfuͤrſten und Herrn. Wie auch: Der Durchlaͤuchtigſten Fuͤrſtinn und Frauen / Frauen Dorotheen / Marggraͤfinn und Churfuͤrſtinn zu Brandenburg / gebornen Princeßin von Holſtein / in Preuſſen / zu Magde - burg / Juͤlich / Cleve / Berge / Stettin / Pommern / der Caſ - ſuben und Wenden / auch in Schleſien / zu Croſſen und Jaͤ - gerndorff / Hertzoginn / Burggraͤfinn zu Nuͤrnberg / Fuͤr - ſtinn zu Halberſtadt / Minden und Camin / Graͤfin zu der Marck und Ravensberg / Frauen zu Ravenſtein / und der Lande Lauenburg und Buͤtow ꝛc. Meiner gnaͤdigſten Churfuͤrſtinn und Frauen.
Durchlaͤuchtigſter Churfuͤrſt / Gnaͤdigſter Herr / Auch Durchlaͤuchtigſte Churfuͤrſtinn / Gnaͤdigſte Frau /

EW. Churfuͤrſtl. Durchl. haben der gan - tzen Welt / mit unwidertreiblichen Be - weißthuͤmern laͤngſt und bißhero noch / dargethan / daß Sie nicht allein ein un - vergleichlicher Held und Potentat / in U - berwindung Jhrer Feinde / mit Schlach - ten und Belagerungen / ſondern ein rech - ter Vater / Verpfleger und Verſorger der freyen Kuͤnſte ſeyn / wie denn ſolches klare Zeugen ſeyn / nicht die geringſten; ſon - dern die vornehmſten Kuͤnſtler / die Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. hegen und verpflegen. Es weiſen es aus die groſſe Menge der Buͤcher und andere ſehr rare Kunſtſtuͤcke / und bekraͤfftigen hierinn nicht allein die Liebe; ſondern auch den hohen Ver - ſtand und Judicium, den Sie von allen haben und zu geben wiſſen / zu geſchweigen der groſſen Vaͤterlichen Vorſorge / die Sie zu Liebe Dero Lande und Unterthanen in Commercien - Sachen tragen. Jch bin der geringſte und unwuͤrdigſte Zeuge / allhier beyzubringen / was in unterthaͤnigſter Auff - wartung und gnaͤdigſter Admisſion ich ſelbſt geſehen / mit an -gehoͤ -DEDICATION - Schrifft. gehoͤret / und ruͤhmlichſt genoſſen habe; daß ich ohne Schmei - cheley das Exempel des groſſen ALEXANDRI hier wol einfuͤh - ren kan / da er weinet / daß nichts vor ſeinem Herrn Vater ihm uͤberbleiben wuͤrde. Es zeugets der Effect, daß niemaln ein von GOtt begluͤck ſeligter Herr an Macht und Verſtand bey dieſem Hauſe gelebet / darinn die hohen Nachkoͤmmlin - gen billich mit dem ALEXANDRO ſagen moͤgen: Was bleibet uns vor unſerm Herrn Vater uͤbrig? Und wird mich nie - mand hierinn einer Unwarheit noch Heucheley beſchuldigen koͤnnen / weiln es / wie obgedacht / in allem der Effect weiſet.

Jch fuͤr meine wenige Perſon ſchaͤtze mir dieſes fuͤr eine meiner groͤſten Gluͤck ſeligkeit einem ſolchen Potentaten und Pflege-Vatern der freyen Kuͤnſte die Gnade zu haben / Sel - bigen unterthaͤnigſt auffzuwarten. Jch / der ich der gering - ſte / und unwuͤrdigſte Zeuge bin / der hoͤchſt zu ruͤhmen weiß die groſſe Gnade und Pefoͤrderung / ſo mir widerfaͤhret / ob ich wol gerne meine unterthaͤnigſte Gegenliebe in etwas zu bezeigen wolte ſehen und ſpuͤren laſſen / ſo kan ich fuͤr dieſes mal mit nichts anders als mit einem papiernen Præſent auff - gezogen kommen: Habe mich derowegen unterfangen / den vortrefflichen Jtaliaͤniſchen Kuͤnſtler Anthoni Neri, mit mei - nen aus eigener Erfahrung gezogenen wenigen Anmerckun - gen und deutlichen Erklaͤrungen in ſo vielen Kunſtſtuͤcken vernehmlicher zu machen / auch mit unterſchiedenen Kupffer - ſtuͤcken zu illuſtriren / was mit bloſſen Worten nicht geſchehen koͤnnen.

Daß aber ſolches Wercklein nicht allein Ew. Churfl. Durchl. ſondern auch Dero Hochgeliebten Gemahlin / mei - ner gnaͤdigſten Churfuͤr ſtinn und Frauen / ich zugleich mit unterthaͤniſt dediciren wollen / hat mich theils die Natur hierzu angeleitet / theils die Billigkeit dahin vermocht. Be - kannt iſt es / daß dieſe theure Heldinn / weder durch Krieg / Kranckheit / Ungemach / Froſt / Hitze oder groͤſſere Noth vonBEw.DEDICATION - Schrifft. Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. Kraft einer mehr als irdiſchen Sym - patie ſich ſepariren laſſe. Bill ich mag man es in publico geſte - hen / daß dieſe herrliche Landes-Mutter mit Gaben uͤber ih - ren Sexum ausgeruͤſtet / von raren und pretioſen Sachen un - vergleichlich zu raiſoniren pflege / daß man geſtehen muß / daß GOtt ſelber geſorget / ſolchen unvergleichlichen Herrn an ho - hen Gaben dieſelbe Gleichheit auszuſuchen / und zu einer Ge - mahlin zufuͤgen wollen. Aber wer bin ich / daß ich ſolches aſſeqviren / vielweniger ausfuͤhren koͤnne? Derowegen uͤber - gebe Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. auch gnaͤdigſten Churfuͤrſtinn und Frauen ich dieſen curioſen Tractat zu Deroſelben gnaͤ - digſten Haͤnden / Macht und Schutz / auff das unterthaͤnig - ſte verharrende

Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. meinem gnaͤdigſten Herrn / Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. meiner gnaͤdigſten Frauen. unterthaͤnigſtgehorſamſter Diener Johann Kunckel.

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Vorrede.

WAnn / Hochgeneigter Leſer / ich alle Erfindungen / welche vom Anfang / ſint deme der Menſch / aus dem auff - richtigen Stande / ſeiner Paradiſiſchen Unſchuld und Herr - lichkeit / in das tieffe Elends-Thal / des gegenwaͤrtigen zer - brechlichen Lebens / ſich verfallen und ausgetriebeu befindet; auff dieſen Eyteln-ja Muͤh-Kummer - und Arbeitſeligen / Dorn - und Diſtel-Acker / allerhand Kuͤnſte und Wiſſenſchafften / nach und nach gewachſen und her - vor kommen / oder zum Behuf / der nunmehr nach dem klaͤglichen Fall / gantz bloſſen und beduͤrfftigen menſchlichen Natur / bekannt und ge - mein worden / anſehe / betrachte und genau examinire; ſo muß ich faſt zweiffeln / ob auch etwas / unter allen denen anzutreffen / welches / was ſo wohl den Nutzen als die Zierde betrifft / der Erfindung des Glaſes / und was demſelben zugehoͤrig / moͤchte vorzuziehen ſeyn: wiewohl ich / als ei - ner der mehr die Experientz / weder vergebliche Worte liebet / mich / meine Meinung zu maintiniren / keiner Weitlaͤufftigkeit gebrauchen / noch bey einer ſo klaren Sache auffhalten; ſondern nebſt deme / was ſo wol unſer Autor ſelbſt / in ſeiner Vorrede / auch der hochgelehrte Herr D. Merret in ſeinen hierbey befindlichen / geteutſchten Anmerckungen / davon / wie auch von den Urſprung und Alterthum der gantzen Glaskunſt meldet uñ handelt / das uͤbrige hoͤhern Rednern uͤberlaſſen werde / ſo muß ich doch nur mit wenigen gedencken was mich bewogen / dieſe meine vollſtaͤndige Glaskunſt an das Tagelicht zu geben.

Es iſt genugſam bekannt / daß / ob ſich wohl / dieſe edle Kunſt zu befoͤrdern / einige hohe Perſonen mit Ernſt und groſ - ſen Unkoſten unternommen / auch hier und dar an beqveme Oer - ter / gantze Glas - und Cryſtallen-Huͤtten angeſtellet worden / ſolches doch nicht allezeit / noch allenthalben beliebig gerathen wollen. Denn / weiln nicht ein ieder / dieſer Kunſt Zugethaner / von ſeiner Sache / die er tractirt / raiſoniren kan / und doch vielen / wann ſie ihre Thun / wie ſie es gelernet und nach alter Handwercks Gewonheit auffs beſte zu machen gedacht / gleichwol nicht gelingen wollen / ſo hat folgends mancher ſich nicht weiterB ijzuVorrede. zu helffen gewuſt / und dahero allerley Urſachen erdacht / und die Schuld bald dieſen bald jenen / ſonderlich aber denen Materialien und Jngredi - entien / als ob wir ſolche nicht ſo gut / weder die Auslaͤnder / und ſonder - lich die Jtaliaͤner haͤtten / beygemeſſen ꝛc. ja es ſind / ſo wohl wegen der Salien / die Soda / Rochetta oder Pulviſculum / die Syriſche und Le - vantiſche Aſche / als auch fremde Meiſter verſchrieben worden / alleine man hat dabey wenig mehr ausgerichtet / weiln endlich die Unkoſten ſich hoͤher als der Gewinn ſich belauffen; hat denn einer oder der ander / einen Vortheil oder Kunſtgriff erlangt / ſo hat er ſolchen / ob ſichs offt gleich nicht verlohnt / raar und geheim genug wiſſen zu halten.

Ja / indeme gleich dieſe Kunſt und daraus herruͤhrenden Sachen / iederman noch ſo nuͤtzlich und angenehm ſind / ſo iſt doch auſſer unſern Autore, P. Anthonii Neri einen Jtaliaͤner / von Florentz / noch niemals / ſo viel mir wiſſend iſt / einiger / weder in Deutſchen-noch andern Laͤndern geweſen / der recta und aus warhafftiger Experientz / von derſelben was tuͤchtiges geſchrieben: ſind aber ia einige die ſolche beruͤhrt / als Porta, Falopius &c. ſo haben ſie mehrentheils ſolche ungegruͤndete Dinge vor - gebracht / welche / von denen die die Sache verſtehen / keines weges koͤn - nen angenommen werden.

Was aber unſern Autore betrifft / ſo hat derſelbe zwar das meiſte / aus der unbetruͤglichen Experientz auffrichtig beſchrieben; iſt auch / nach - dem er unſern deutſchen Glaskuͤnſtlern kund worden / von ihnen ſehr ver - langt: ja viele derſelben haben ſolches Buch / ſonderlich da es aus den J - taliaͤniſchen ins Latein vertirt worden / und man Exemplarien bekom - men koͤnnen / umb ſeine Praxin zu immitiren / auff eigne Koſten ins Deutſche uͤberſetzen laſſen. Alleine / weiln er als ein Frembder / auch mehrentheils fremde Materialien und Jngredientien tractirt und tra - ctiren lehret; auch in Bereitung derſelben zum Theil faſt unglaubliche / wiewohl offt unnuͤtzliche Muͤhe gebrauchet; ja indeme er ſich nach ſeinen Oefen und Feuer richtet / welches ſeines Orts / weil ſie das Holtz nicht / wie wir / in ſolchen Uberfluß haben / viel maͤßiger als in unſern Landen ge - halten wird / anderer Urſachen zu geſchweigen: ſo hat auch dasjenige / was bey ihm angangen / dennoch bey wenig der unſrigen angehen wol - len; dahero der teutſche Glaßkuͤnſtler / verlangten Nutzen nicht daraus ziehen oder ſchoͤpffen koͤnnen.

Uberdiß / ſind auch / ſelbſt in der Jtaliaͤniſchen / als original-Edi -tionVorrede. tion / ſehr grobe Druckfehler / derer Verſionen / zu geſchweigen; zwar habe ich ſelbige zuvor allezeit der Lateiniſchen Translation beygemeſſen; ſonderlich da ich drey Teutſche Uberſetzungen / aus den Lateiniſchen zu - ſammen gebracht; welche / weil ſie in denen Fehlern einig / habe ichs endlich auch mit der Jtaliaͤniſchen conferiren laſſen / und nachdem ichs gleichlautend befunden / ſolche hierinnen aus der unbetruͤglichen Ex - perientz beſtens emendiret / wie der Leſer wohl finden wird / halte aber doch / weils ziemlich grobe Fehler / nicht dafuͤr / daß ſolche von unſern Autore ſolte geſetzet oder verſehen ſeyn; doch habe ich ſolche gerichtet / wie ich ſie gefunden.

Weil ich denn nicht allein eines Glas-Kuͤnſtlers Sohn / und un - ter ihnen erzogen / auch von Jugend auff in dieſer und allerley andern Feuer-Kuͤnſten geuͤbet; wie denn meine Experientz / die ich in der Chymia erlangt / ohne Ruhm zu melden / in und auſſer Teutſchland bekannt und in æſtim iſt: als bin ich ſchon von langen her / von vie - len Glaskuͤnſtlern und der Glaskunſt Liebhaben / ſo muͤndlich als ſchrifftlich / auffs freundlichſt und inſtaͤndigſt erſucht und gebeten worden: daß ich doch meine langwuͤrige Experientz und Erfahrung von dieſer Kunſt nicht laͤnger hinterhalten; ſondern ſo viel ohne meinen Schaden ſeyn koͤnne / zu ihren und iedermans Beſten an dem Tag le - gen wolte / wiewohl ich mich aber wegen anderer noͤthige Dingen / nicht alſobald dazu verſtehen koͤnnen; habe ich mich doch endlich dem Begeh - ren ſo vieler guten Freunde zu willfahren / entſchloſſen / dieſem unſren Autore, P. Anthonii Neri, vor mich zu nehmen / demſelben / was von mir noch nicht geſchehen / vollends durch und durch zu experimentiren / und ſolche unbetruͤgliche Experientz / nebſt andern eigenen Erfindungen / zu ei - ner in dieſer Kunſt nuͤtzlichen / gewiſſen und noͤthigen Handleitung / die - ſen meinen Freunden und andern Liebhabern mitzutheilen. Weil ich aber geſehen / daß die meiſten Herren Buchfuͤhrer die Unkoſten ſehr ſcheuen / ich aber ohne Geld nichts experimentiren koͤnnen / und indeme die Kupffer deren das Werckgen viel erfordert / auch hoch lauffen / als habe ich mich endlich reſolvirt / ſolches auff eigenen Koſten drucken zu laſſen / weßwegen ich es denn allbereit vor 2 Jahren / den Franckfurter Catalo - go inſeriren / auch bald darauff Kaͤyſerl. und Churfuͤrſtl. Privilegium einhohlen laſſen.

B iijJn -Vorrede.

Jndem ich aber in meinem Vorhaben / durch einige unumbgaͤng - liche Zufaͤlle / verhindert und abgehalten worden / alſo daß ich wegen Mangel der Zeit / die voͤllige Experientz, durch den Neri, nicht vollenden koͤnnen; aber gleichwohl mit einen lehren Gewaͤſch / dem ohne diß muͤhſe - ligen Glas-Arbeiter / nicht umb die edle Zeit / oder in vergebliche Unkoſten verleiten wollen / und indem mich auch keine Gewinnſucht hierzu ange - trieben: als hat es uͤber Vermuthen noch bißhere muͤſſen verſchoben und zuruͤcke bleiben / zudeme / da es etwas eher haͤtte koͤnnen herauskommen / iſt es auch von dem Kupfferſtecher verhindert worden.

Wie mir aber inzwiſchen / einer / der in dieſer Sache gantz unerfah - ren / vorgelauffen / alſo daß der Neri, auch uͤber mein freundlich Erinnern / und ungeachtet daß ich ſolchen im Catalogo zuvor ſetzen laſſen / ander - waͤrts gedruckt worden / ich auch noch uͤber diß / wegen meiner auten In - tention von ſelben Autore, in einer gedruckten Charteqve ſpoͤttlich tra - ctirt werde / wird vielen wohl bekannt ſeyn / habe aber ſolche in einer recht - maͤßigen Wiederlegungs-Schrifft ſcharff genug beantwortet / welche hier allerdings waͤre beygefuͤgt worden / wann mich nicht ein guter Freund bittlich (ich weiß nicht warumb) davon abgehalten; kan zwar nach Geſtalt der Sachen wohl zur andern Zeit geſchehen / es muß aber mit ſolcher unzeitigen Edition auch wider Willen / mein beſtes befoͤrdert werden / weiln der verſtaͤndige Liebhaber / nur dadurch deſto beſſer den Unterſcheid / und was ich hier in dieſem Buch gethan / wird zu ſehen und erkennen haben.

Denn hierinnen ſtelle ich vor / nicht allein meine unbetruͤgliche Ex - perientz / welcher Geſtalt / ich den Neri, durch und durch laborirt / ſamt dem was mir dabey zu handen kommen; alſo / daß der Kunſt - und Lehr-be - gierige Glas-Kuͤnſtler / und ieder Liebhaber / dieſer und dergleichen edlen Wiſſenſchafſten / daraus erſehen kan / was davon ſich nach unſerer teut - ſchen Art / thun und nicht thun laͤſſet; worinn es etwan der Autor, oder vielleicht der Drucker verſehen: ſondern ich zeige noch zum Uberfluß dabey / faſt durchgehends / ſolche Compendia, wie die Arbeit offt uͤber die Helff - te koͤnne erleichtert / und doch ſo ſchoͤne / ja noch ſchoͤner als mit aller Weitlaͤufftigkeit des Autoris koͤnne gebracht werden; Jtem / wie den Glas und denen kuͤnſtlichen Edelgeſteinen oder Fluͤſſen / ſo wohl die vor - treffliche Schoͤnheit / als eine rechte Cryſtall-Haͤrte (woran es viel - mahls mangelt) beyzubringen / welcher Sand / Stein / und Kieſel dazuamVorrede. am beſten / ingleichen was bey denen Farben zu obſerviren; wie dieſelben vor und nach ihren Vermiſchungen zu probiren / und alſo einzurichten / damit man ſeiner Sachen koͤnne gewiß ſeyn / mit vielen unterlauffenden Lehren / ſamt einigen ſehr nuͤtzlichen Erinnerungen uͤber Merretti An - merckungen / auch von denen Doubleten ꝛc. Ferner / wie die Salien / nach der beſten Art und Weiſe / zu den koͤſtlichſten Cryſtall-Gut / ohne alle fremde Species, allenthalben in Deutſchland / mit geringen Unkoſten und ohne ſonderbare Muͤh / in groſſer Menge zu machen / zu reinigen und voͤllig zu zurichten; anderer Nutzbarkeiten und Curieuſitaͤten / die ich nach Anleitung des Neri beybringe / als von Ultremarin - und al - lerley Lacc - und andern Mahler-Farben / Spiegeln und dergleichen zu geſchweigen.

Wobey ich unter andern / in Kupffer vorſtelle / eine vollſtaͤndige deutſche Glas-Huͤtte / ſo wohl im Grund-Riß / als mit allen ihren Oe - fen: inſonderheit auch / vor die Liebhaber / meinen bißhero noch nicht ge - meinen und ſehr beqvemen / Glas - und Schmeltz-Ofen; zu welchen ein ieder / leicht in ſeinen Haus / eine Stelle ſolchen auffzubauen / finden kan; in welchen doch auff einmal etlich zwantzig Proben ins kleine zu verrich - ten / alſo daß mir auch / weder / wegen Auslauffen der Tiegel / noch wegen Rauch und Kohlen / und dergleichen an meinen Proben kein Schade geſchehen kan ꝛc. auch habe ich hierinnen zweyerley Art Moͤrſeln oder Reibmuͤhlen beygebracht / die leicht zu ſchaffen / vermittelſt / welcher doch / ein kleiner Knab / mehr / als ohne ſelbige etliche Maͤnner / klein machen und reiben koͤnnen.

Uber dieſes alles / habe ich noch einen ſonderbaren zweyten Haupt - theil dazu gebracht; welcher 3. ſonderbare Buͤcher in ſich enthaͤlt / das er - ſte davon / ſo ich zwar nicht beſchrieben / aber viel davon probirt / beſtehet in 100. Experimenten / und handelt von Glasmahlen und Vergulden / auch allerhand Spicc - und Lacc-Fuͤrniſſen und vielen andern bißhero noch nicht durch den Druck bekannt gemachten kuͤnſtl. und nuͤtzlichen Sachen / als unter andern den Nuͤrnbergiſchen Gold-Strauglantz aus allen Metallen / und vielen dergleichen. Jnzweyten Buch des andern Theils / habe ich 60 Experimenta von den Hollaͤndiſchen / ſchoͤnen / weiſſen und bunten Barcellan-Toͤpffer-Werck / und in einer dabey gefuͤgten Zu - gabe / das kunſtreiche / und recht noble / kleine Glas-Blaſen / ſo mit der Lampen geſchicht / beſchrieben. Jmdritten Buch ſeynd 50. bißheroauchVorrede. auch noch nicht gemeine Experimenta, die ich alle ſelber probirt, und von vielen mit groſſen Nutzen koͤnnen gebraucht werden; Auch zum Be - ſchluß des zweyten Theils / eine ſonderbare / vortheilhaffte Flaſchen-For - me / vor die Glaskuͤnſtler / die ſich viel 1000. mahl / ins groſſe und kleine veraͤndern laͤſſet / enthalten. Von welchen allen die vor iedes Buch ge - fuͤgte Summa der Capitel / als zu Ende des gantzen Wercks das Regi - ſter kan geſehen werden.

Letztens / iſt zu einen Anhang / ein noch ſonderbares Tractaͤtlein / in Forme eines Sendbrieffs / von den natuͤrlichen Edelſteinen und Per - len / dabey / nebſt unterſchiedlichen Curieuſitaͤten / auch einige Anmer - ckungen und Tabellen / von den Preiß derſelben / und wie mit den Ge - wicht ſich ſolcher verhoͤhet / zu ſehen; alſo daß ich gaͤntzlich hoffe / der ver - ſtaͤndige Leſer werde vor dißmahl hiemit vorlieb nehmen / und ſolches zu ſeinen Vortheil und Nutzen zu gebrauchen wiſſen / zumahln weil derſelbe hier verſichert iſt / daß alles / was ich J. K. hierinne beſchrieben / lauter un - betruͤgliche Experimenta und Warheiten ſeyn; und ob ſie theils gleich gering ſcheinen / doch einigen ſehr dienlich ſeyn werden / alles aber iſt nicht vor ieden; wird dieſes ſo angenehm ſeyn als auffrichtig es gemeinet / ſo werde ich leichte zu was beſſers erwecket werden / indeſſen will ich den hochgeneigten Leſer Goͤttliche Gnade empfehlen.

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Einleitungs-Vorrede Anthonii Neri, an den Kunſt-begierigen Leſer.

D das vielnutzliche Glas / unter allen wahrhafftigen Erfindungen und Fruͤchten / der loͤblichen Feuer - und Schmeltzkunſt / nicht der geringſten eine ſeye / iſt und bleibet ſonder allen Zweifel wahr: Und ob es wohl eine zuſammen - geſetzte / und durch Kunſt bereitete Mate - ria iſt / ſo kommt es doch dem Mineraliſchen Geſchlechte ſehr nahe; abſonderlich aber denen / welche fuͤr die mittelmaͤßigen / unter denſelbigen / gehalten werden: Denn es zerſchmeltzet im Feuer / und bleibet in demſelben beſtaͤndig: ja es wird / gleich dem Gold / als ein vollkommenes und leuchtendes Metall / im Feuer vollkommen / gereiniget und glaͤntzend.

Daß das Glaß zu den Trinckgefaͤſen / und andern der - gleichen zu menſchlichen Gebrauch dienlichen Sachen / einen beſſern / und edlern Nutzen hat / als alle andere Metall / Stein oder dergleichen / dieſes / ſage ich / iſt gar eine offenbahre und bekandte Sach; denn auſſer / daß ſolches faſt uͤberall / leicht - lich und mit geringen Koſten kan bereitet werden; ſo iſt es noch uͤber dieſes / eine viel ſubtilere / ſaubere und ſchoͤnere Materia / als einige andere / welche heuntiges Tages bekant iſt: Ferner / ſo iſt es zu der Diſtillir - und Spagyriſchen Feuer-Kunſt / wieAauch2Einleitungs-Vorredeauch zu Verfertigung und Bereitung aller Artzneymittel / eine ſo nuͤtzliche / will nicht ſagen / noͤthige Sache / daß es faſt un - moͤglich ſcheinet / ohne Beyhuͤlff des Glaſes etwas aus zurich - ten: Denn darumb werden ſo viel / und mancherley Sorten der Gefaͤſſe / und Jnſtrumenten verfertiget; als da ſind die Cu - curbiten / Helm / Recipienten / Pelicanen / Retorten / Ser - pentinen / Phiolen / viereckichte und runde Glaͤſer / Philoſo - phiſche Eyer / großbauchigte Glaͤſer / und unzehlich viel ande - re dergleichen Gefaͤſſe / welche alle durch den taͤglichen Ge - brauch ſind erfunden worden; zu Bereitung der Alexieterien / Arcanen / Qvinteſſentzen / Saͤltze / Schwefel / Vitriol / Queckſil - ber / die Elemente von einander zu ſcheiden / und viel andere dergleichen Sachen mehr: Jngleichen auch werden vermit - tels obiger Jnſtrumenten / die Aqvæ fortes und Aqva Regis ver - fertiget / welche Waſſer abſonderlich denen jenigen Leuten ſehr noͤthig ſind / welche das Gold und Silber ſcheiden / reini - gen und zu ihrer Vollkommenheit bringen / dahero werden ſolche Leute dem Muͤntzweſen / von denen Lands Fuͤrſten / fuͤrgeſetzet. Von dem Glaß haben wir / betreffend deſſen haͤußlichen Gebrauch / fuͤrwar ſo viel Beqvemlichkeiten / daß es faſt unmoͤglich ſcheinet / deſſelben / in unſern Haußhalten zu entbehren; aus dieſen / wie auch aus vielen andern wird die allgemeine und ſehr groſſe Fuͤrſehung GOttes / mercklich er - kant / als welche die Materiam / eines ſo nuͤtzlichen und noth - wendigen Dinges / woraus die Glaͤſer bereitet werden / faſt al - ler Orten / ſo haͤuffig herfuͤr gebracht / daß es nunmehro leicht - lich uͤberall kan bereitet werden.

Das Glaß iſt uͤber dieſes / denen Tempeln ein ſonderlicher Zierrath / in dem auſſer noch andern Sachen / aus demſelben / ſo viel / mit ſchoͤnen Mahlereyen gezierte Fenſter / bereitet wer - den / an welchen die metalliſchen Farben / mit ſo mancherley Weiß und ſolcher Lebhafftigkeit erſcheinend / ſpiehlen / daß man ſie / fuͤr ſo viel Orientaliſch Edelgeſtein anſehen ſolten: Ja / ſodas3Anthonii Neri. das Glas in den Schmeltzofen kommet / ſo wird es ſo vieler ſchoͤnen / hochen / lieblichen und vollkommenen Farben theil - hafftig / daß keine Materia / ſo ihm gleich waͤre in der gan - tzen Welt / anzutreffen iſt.

Die Erfindung des Glaſſes / halten wir ſehr uhralt zu ſeyn; in dem die H. Schrifft beym Hiob am 28. Capitel v. 17. ſaget: Und das Gold und Cryſtall mag ihr nicht gleichen: Es bezeuget auch Sanct Hieronymus / daß das Glaß ein uhr - altes Inventum ſeyn muͤſſe / mit nachfolgenden mercklichen Beweißthum / alſo ſagend: Daß Job zwiſchen den Nach - koͤmlingen des Abrahams / und dem Sohn Zanechi, gewe - ſen / und in der fuͤnfften Linie Abrahams / von Eſau herge - kommen ſeye: Es wollen auch ihrer viel behaupten / und zwar nicht ohne Urſach / es ſey das Glaß von denen Chymicis erfunden worden: denn in dem ſie getrachtet haben / die na - tuͤrlichen Edelgeſteine durch Kunſt nachzuahmen / ſo ſind ſie an ſtatt deſſelben / auff das Glaß gekommen: Dieſe Meinung ſcheinet von der Warheit nicht weit entfernet zu ſeyn; in Betrachtung / daß man alle Edelgeſteine heuntzu - tage nachahmen kan / wie wir im fuͤnfften Buch dieſes Werck - leins klar erweiſen wollen: allwo man auch zugleich befinden wird / wie auff gleiche Weiſe / das Glaß / aus ſolchen Steinen / zu bringen ſeye / welche fuͤr ſich ſelbſt allein / nimmermehr ſchmeltzeten / oder zu einen Glaß wuͤrden.

Plinius will / es ſey das Glaß bey dem Ufer / des Fluſſes Beli / in Syrien erfunden worden / von einigen Kauffleuten; als welche durch einen Sturm dahin geworffen / und aus trin - gender Noth daſelbſt zu wohnen gezwungen / einen Heerdt / Speiſe zu kochen / an dem Ufer baueten; Da haben ſie gefun - den eine groſſe Menge des Krautes / welches von vielen Cali genennet wird / aus deſſen Aſchen haben gedachte Kauff leu - che die Sodam und Rochettam bereitet / und alſo das Glaß ver - fertiget; ſolches aber iſt vermittels einer groſſen Feuer-HitzeA 2geſche -4Einleitungs-Vorredegeſchehen; nach deme ſie das Saltz und die Aſchen des gedach - ten Krautes mit einander wohl vereiniget / und mit darzu - taͤuglichen Sand und Steinen vermiſchet haben: Dieſes nun hat dem menſchlichen Veꝛſtand die Aꝛt und Weiß gezeiget / wie nicht allein das Glaß / ſondern auch die Cryſtallen und was dieſem anhaͤngig / ſamt noch dergleichen vielen andern ſchoͤnen Glaß-Wercken / bereitet werden koͤnnen.

Uber dieſes / ſo iſt bey einem und andern alten Scriben - ten der Ruff / als ob zu den Zeiten bey der Regirung des Kay - ſers Tiberii, eine Manier waͤre erfunden worden / wie man das Glaß zurichten koͤnne / daß es ſich / gleich einem andern Metall haͤmmern lieſſe; allein / ſie fuͤgen noch darzu / die Sa - che waͤre nachgehends ſehr formidabel / dahero verborgen ge - blieben / heuntzutage aber / gantz und gar unbekant und ver - lohren worden: Denn / wann dergleichen heuntigestages ſol - te erfunden / und an den Tag gebracht werden / ſo wuͤrde das Glaß / wegen ſolcher Schoͤne / und Unverderblichkeit / in ſei - nem Werth / viel hoͤher als das Gold und Silber geachtet werden; da es alsdann weder vom Roſt / noch vom Ge - ſchmack / Geruch oder andern Qvalitaͤten etwas an ſich neh - men / noch von denſelben wuͤrde veraͤndert werden koͤnnen.

Jndem Gebrauch der Spiegel / und der Brillen-Glaͤ - ſer / giebt das Glaß dem Menſchen / noch einen andern ſehr groſſen Nutzen: Und obwol dieſe Brillen-Glaͤſer aus dem na - tuͤrlichen Berg Cryſtall / jene Spiegel aber aus den vermiſch - ten Theilen des Ertzes oder Kupffers / und Zinnes / welche ins gemein die Stahlmixtur genennet wird / bereitet werden koͤnnen; ſo werden doch beyde viel beqvemer / mit geringern Unkoſten / hingegen ſchoͤner und mit groͤſſern effect, auch aus dem Glaß bereitet: Jnſonderheit ſtellen die Spiegel / von der gedachten Stahlmixtur verfertiget / die lebendigen Bilder / nicht ſo gut und natuͤrlich vor / gleich wie die glaͤſerne thun / ungeachtet die Stahl-Spiegel mehrers koſten / und viel muͤh -ſamer /5ANTHONII NERI. ſamer / als die andern zu bereiten ſind; ja was das ſchlimſte iſt / ſo werden dieſe Stahlmixtur Spiegel / in kurtzer Zeit bleich und blaß / ſo / daß ſie alsdann gar nichts rechts repræſentiren; derowegen iſt aus dieſen und andern vielen Urſachen endlich zu ſchlieſſen / daß unter allen Dingen / welche auff dieſer Welt / dem Menſchen zum Gebrauch gegeben ſind / das Glaß / das alleredleſte und nuͤtzlichſte ſeye.

JnBetrachtung dieſes / habe ich mir derhalben fuͤrge - nommen / nachdem ich in dieſer loͤblichen Glasmacher-Kunſt lange Zeit zugebracht / viel darinnen geſehen und gearbeitet habe / einen Theil alles des jeniges / was ich dabey obſerviret und vollbracht / zum gemeinen beſten / an das Tagliecht zu geben und mitzutheilen: Und wiewohl die Art und Weiſe / wie man die Saͤltze / decoctiones und Paſtas præpariren ſolle / dem mehreſten Theil der Kuͤnſtler bekannt iſt; ſo hat mich doch fuͤr gut angeſehen / und dieweil es die Materia des Wer - ckes erfordert / alles ſolches / klar und deutlich / gleich wie ich auch gegenwaͤrtig thue / durch zugehen und zu tractiren; mit beygefuͤgten obſervationen und Regeln / welche / wann ſie wol in acht genommen werden / nicht gaͤntzlich unnuͤtzlich; ſon - dern vielleicht ſehr nothwendig / ja weniger bekannt ſeyn; zu geſchweigen meiner ſonderbaren Manier / wie das Saltz ex - trahiret und aus demſelben / die allerſchoͤnſte Cryſtallen ver - fertiget werden ſollen.

Wird nun / ein ieder Kuͤnſtler ſo emſig im nacharbeiten ſeyn / gleich wie ich allhier / mit deutlichen demonſtrationen / im Lehren geweſen / ſo verſichere ich ihn / daß er ein ſo ſchoͤnes und nobles Glas-Werck ausfertigen wird / als es wol heutiges Tages / irgendwoauff einigerley Weiſe geſchehẽ mag: es wird auch der fleiſſige Kuͤnſtler / in dieſen / und allen andern Din - gen / was ich hier tractire / befinden / daß ich auch die jenige Warheit / welche ich / nicht von einem andern entlehnet / oder erlanget / ſondern mit dieſen meinen Haͤnden operiret / experi -A iijmen -6Einleitungs-Vorredementiret und gelernet / allhier auffgeſchrieben und bewieſen habe: indem ich mir die Warheit zu meinen Zweck fuͤrgeſe - tzet / und nichts ſchreiben werde / was nicht mit derſelben - bereinſtimmig von mir iſt befunden worden. Jmfall auch dieſe meine Compoſitiones / die Arten der Farben / Paſten und Tincturen zu bereiten / einem Unterſucher / das erſte mal nach meinen fuͤrgeſchriebenen Worten nicht gleich gelingen ſolten / ſo wollen wir ihn erinnert haben / daß er den Muth nicht alſobald ſincken laſſen / und gedencken ſolle / als ob wir ihm allhier nur Luͤgen fuͤrgeſchrieben haͤtten / ſondern er mag ſich einbilden / daß er etwan an einem Punct ſich verſtoſſen und geirret habe; ſonderlich aber kan ſolches denen begegnen / welche in dergleichen Dingen noch niemals die Haͤnde ſelbſt angeleget haben; denn ſie koͤnnen gleich das erſte mal / un - muͤglich zum Meiſter werden: Solche und dergleichen / wol - len ſich demnach belieben laſſen / das Werck / auff die Art / gleich wie ſie es allhier fuͤrgeſchrieben befinden / noch einmal zu wiederholen / ſo wird alsdann / alles was ſie gethan ha - ben / beſſer und endlich vollkommener werden. Jnſonder - heit erinnere ich dieſes / daß man fleißige Auffſicht habe / auff die jenigen Farben / davon man keine gewiſſe und determinir - te doſin oder Gewicht fuͤrſchreiben kan / ſondern erſt aus der praxi und experienz erlernet / und mit einem verſtaͤndigen Augen-Maaß / muß unterſchieden werden; indem man in acht nimmt / ob das Glas / welches man in der Groͤß / und auff Art der Edelgeſteine nachzuahmen willens iſt / genugſam / nach Erheiſchung des Glas-Wercks und der Paſten / mit der Farb iſt getingiret worden.

Nechſt dieſem iſt auch in acht zu nehmen / daß alle glaͤn - tzende Steine / ſo ſie in Gold eingefaſſet / und mit Gold-Blaͤt - tern unterleget ſollen werden / eine bleichere Farbe / hingegen die jenigen / welche mit Gold umbfaſſet / und in der freyen Lufft hangen bleiben / eine viel hellere und reichere Farb / imtingi -7ANTHONII NERI. tingiren / erfordern; dieſes alles aber kan / wie gedacht / auff dem Papier allhier nicht gelernet werden; ſondern es wird ſolches dem verſtaͤndigen Augenmerck / eines jeden Kuͤnſtlers / uͤberlaſſen und heimgeſtellet.

Gleichfalls nehme man in acht / und zwar mit Fleiß / daß die Farben und andere ingredientien / welche man zum Glaß - tingiren gebrauchen will / wohl præpariret / und mit Fleiß ab - gerieben weꝛden; ja damit ein jeder / der mit deꝛgleichen Sachen umbgehet / deſto ſicherer ſeyn moͤge / ſo thut Er am beſten / wann Er die Farben / auff die Art / wie wir angezeiget / ſelbſt præpari - ret und machet / ſo er anderſt eine ſaubere und nette Arbeit / verfertigen will.

An dem Feuer / iſt / in dieſer Schmeltz - und Glasma - cher-Kunſt / nicht wenig / ja ich will ſagen / das allermehreſte gelegen: denn es kan / ohne daſſelbe / gaͤntzlich nichts gemachet werden; derowegen ſoll man ſolches mit Verſtand regieren / und gebrauchen; inſonderheit muß es mit harten und duͤrren Holtz angeſchuͤret werden; damit der Rauch keinen Schaden bringe / als welcher denen Oefen ſehr ſchaͤdlich / und verhin - derlich iſt / daß das Glas / in dem die Toͤpffe und die Gefaͤſſe im - mer offen verbleiben / nicht gar ſchoͤn / ſondern heßlich und un - foͤrmlich wird.

Letzlich fuͤge ich noch dieſes hinzu / und proteſtire noch ein - mahl / daß alles / was ich in dieſen Buch auffgezeignet habe / in der That wahr ſeye / und ich nichts allhier mittheile / welches ich nicht ſelbſt unteꝛſuchet / und geapprobiret habe; daheꝛo wañ es kaͤme / daß ein fleiſſiger und geuͤbter Kunſt-Arbeiter / alles dieſes auch unterſuchen wolte / ſo kan ihm ſolches / wann er nicht fleiſſig und genau / auff die von uns beſchriebene Art und Weiſe achtung giebet / dannoch mißlingen: Werde ich nunerſehen /8Erinnerungs-Vorrede ANTHONII NERI. erſehen / das dieſe meine Arbeit ins Gemein wohl auff und an - genommen wird / wie ich denn hoffe / ſo werde ich vielleicht Luſt bekommen / auch meine andern Chymiſchen und Spagyri - ſchen Arbeiten / welche ich in ſo vielen Jahren / in unterſchiedli - chen Laͤndern / verrichtet habe / mit zutheilen.

Wann wir den Nutzen und die Beqvemlichkeiten der Menſchen anſehen / die aus dergleichen Kuͤnſten entſpringen / ſo glaube ich nicht / daß in der gantzen Welt jemals etwas groͤſ - ſers ſey geweſen / welches unſern Vorfahren bekandt / und von demſelben in ſo hohen Werth ſey gehalten worden / als erwehnte Feuer-Kuͤnſte; in dem ſie dergleichen Kuͤnſtler fuͤr Goͤtter gehalten / auch ihnen Goͤttliche Ehr angethan haben.

Weiter will ich hier von nichts melden! denn ich bin ge - troſt / und eines ruhigen Gewiſſens / in anſehung / daß ich al - le particularia, in dieſem Werck enthalten / ſo klar und deutlich beſchrieben habe / daß es faſt unmoͤglich ſcheinet / daß jemand / auff einer ſo wohl gebahnten Landſtraſſen irren ſolte; es ſey dann / wann es aus Unfleiß geſchaͤhe / in dem er ſich vorhero in der Feuer-Kunſt noch nichts geuͤbet / und in derſelben keinen Verſuch gethan hat; dahero erſuche ich freundlich / der gewoge - ne Leſer / beliebe dieſe meine Arbeit / im Beſten auff / und alſo anzunehmen / gleichwie ich gegenwaͤrtiges Werck / zuforderſt zur Ehre GOttes / und dann dem allgemeinen Nutzen zum Beſten / mich unterfangen / vollfuͤhret / und treu - hertzig hier mitgetheilet habe.

ANTHO -
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ANTHONII NERI von Florentz Erſtes Buch / Von der Glasmacher-Kunſt.

Der Jnhalt dieſes Erſten Buchs. ERſtlich wird gezeiget die Art und Weiſe / das Saltz auszu - ziehen aus den Puͤlverlein oder Orientaliſchen Rochetta, aus der Soda Hiſpanica, Fahren-Kraut und dergleichen Kraͤutern / welche in Toſcanien uͤberfluͤßig wachſen; dienen - de das Decodum zu machen / welches man Bollito nennet; ingleichen das ſo genannte / kuͤnſtlich bereitete Cryſtall / ſamt einer Ma - nier / die gedachten Saltze / auff Chymiſche Art / zu extrahiren / und das Cryſtallum mirabile oder wunderbare Cryſtall zu bereiten: Jtem eine Manier Frittam Cryſtalli, der Cryſtallinen Glaͤſer des gemeinen Gla - ſes / und des Berg-Cryſtall / zu bereiten / mit Anzeigung auff gleiche Weiſe zu machen mancherley Farben / und daß ſie glaͤntzender werden / ingleichen den mehreſten Theil derſelben in Glas vorzuſtellen / als da ſind: die Meerwaſſer-Farb / die Gold-Farb / Granaten-Farb / Amethyſt - Farb / Sapphicr-ſchwartz Sammet - und Marmor-Farb / die Fleiſch - Farb / Milch-Farb / Pferſich-Perln - und Beryllen-Farb / mit einer Art das Bley-Glas alſo zuzurichten / daß es einem Orientaliſchen Sma - ragd / Topas / Chryſolyth / Sapphier und dergleichen Edelgeſteinen / an der Couleur gleich kommen; ja eine himmliſche / guͤldene und blutrothe Farbe repræſentire: Wie auch eine Manier das Berg-Cryſtall zutin - giren / in eine beſtaͤndige Rubin-Roͤthe / Balaß / Topas / Opal und Gold-gelbe oder Sonnenblumen-Farb; Jtem eine wahre Anweiſung die Paſten zu allerley Farben zu machen / welche an der Farb / dem gu -Bten10ANTHONII NERI Erſtes Buch /ten Smaragd / Topas / Chryſolith / Sapphier / Granat / und Berill aͤhnlich kommen / ſamt dem Bericht / wie ſolche / auff eine neue Chymi - ſche Manier / haͤrter und ſchoͤner / als ſie ordinari ſind / koͤnnen bereitet werden: Jtem eine Art und Weiſe allerley Sorten von geſchmeltzter Arbeit oder Smalte zu machen / mit mancherley Farben / als Guͤlden / Roſen und durchſcheinend Rubin-roth / welches bey uns Europæern ei - ne gantz neue Sache iſt: Jngleichen die allerleichteſte Manier die Lacca aus den Kermes-Beeren / Braſilianiſchen Holtz / Faͤrber-Roͤthe / Pfrimmen-Krautblumen / Lilien / Kohlblumen / Borragen-Blumen / Feld - und Garten-Roſen / Granaten-Bluͤhe / rothen und Fleiſchfarben Roſen und allen andern Kraͤutern und Blumen auszuziehen: Jnglei - chen die Ultramein-Farbe und andere curieuſe Sachen zu machen.

Das Erſte Capitel.

Wie das Saltz aus dem Puͤlverlein / Rochetta / und aus der Soda Hiſpanica auszuziehen / vermittelſt welches die Fritta Cryſtalli / von den Jtalienern Bollito ge - nannt / zubereitet wird / als darinnen das fundament der gantzen Glasmacher-Kunſt beſtehet / mit einer gantz neuen und geheimen Manier.

DAs Puͤlverlein oder Rochetta / welches aus Orient von Syrien und Levante kommet / iſt die Aſche eines gewiſſen Krautes / ſo all - da haͤuffig waͤchſt / dieſe Aſche giebet ohne Zweifel ein viel weiſ - ſer Saltz als die Spaniſche Soda: So man derowegen ein ſchoͤnes und vollkommenes Cryſtall verfertigen will / muß ſolches geſchehen mit dem extrahirten Saltz / aus der oberwehnten Levantiſchen Rochetta: Denn ob wol die Spaniſche Soda Saltzreicher / ſo kommet doch das Cryſtall / mit dieſen Saltz bereitet / allezeit etwas blaulicht / und hat keine ſo ſchoͤne Farbe und weiſſen Glantz / gleich dieſem Cryſtall / welcher aus den Levantiſchen Puͤlverlein Rochetta iſt bereitet worden.

Die Manier aber das Saltz ſo wohl aus der Rochetta / als Soda vollkommlich zu extrahiren / iſt dieſe nachfolgende / welche ich auch zum oͤfftern verſuchet:

Nachdem dieſe Syriſche Aſche / in einem Stein-Moͤrſel / mit ei - nem eiſeren Staͤmpel zerſtoſſen worden / muß ſie durch ein enges Sieb /damit11Von der Glasmacher-Kunſt. damit nur die bloſſe Aſche / ohne die groͤblichten Stuͤcklein durchfalle / geſchlagen werden / ſintemal hierinnen die Kunſt viel oder wenig Saltz zuuͤberkommen / beſtehet.

Bey Einkauffung dieſer oder der andern Sorten / iſt dieſes in acht zu nehmen / daß man das jenige eꝛwehle / welches am Saltzreichſten iſt / wel - ches mit der Zung uñ den Geſchmack gepruͤfet und erkañt wird; unter al - len aber iſt der ſicherſte Weg dieſer / daß man es meinen Schmeltz-Tigel probire / und ſehe / ob es mehr Sand oder Tarſi hat / als welches unter die Lehrſtuͤcke dieſer Kunſt gehoͤrig / und denen Glasblaſern ſehr wohl be - kannt iſt.

Ferner ſollen unterſchiedene aus Glockenſpeiß gegoſſene Keſſel / mit ihren unterbauten Oefen / nach der Art wie es die Faͤrber haben / bey Handen ſeyn / und ſolche entweder groͤſſer oder kleiner / je nach dem man viel oder wenig Saltz bereiten und extrahiren will: Dieſe Keſſel werden mit friſchen Waſſer angefuͤllet / und alsdann ein Feuer vom duͤrren Holtz / welches nicht ſehr rauchet / untergeſchieret / wann nun das Waſſer wol auffzuſieden hat angehoben / ſo werffe man einen Theil des geſiebten Aſchen-Pulvers hinein / und zwar ſo viel / als die Menge des Waſſers zu erfordern ſcheinet; das Feuer haͤlt man immer fort / biß durch ſtetiges Kochen / der dritte Theil des Waſſers verrauchet ſey; in wehrender Kochungs-Zeit aber / muß es auff den Boden des Keſ - ſels mit einen Ruͤhrſcheit / immerzu umbgeruͤhret werden; damit das hineingeſchuͤttete Pulver dem Waſſer ſich einverleibet / und das darin - nen enthaltene Saltz / vom Waſſer ausgezogen werde: Nach dieſem fuͤllet man die Keſſel wiederumb mit friſchen Waſſer / und laͤſſet es alſo ſiedend biß zur Helffte abrauchen / ſo wird die Lauge ſaltzicht genug und fertig ſeyn.

Will man aber ein noch weiſſer und haͤuffiger Saltz erhalten / ſo wirfft man in ſiedende Waſſer des Keſſels / vor dem Zuſatz des Pulvers / 10. Pfund rothen und biß zur Schwaͤrtze gebrandten Weinſtein / laͤſſet ſolchen darinn zergehen / ruͤhret es mit einen Holtz wohl herumb / und ſchuͤttet alsdann / das bewuſte Pulver darzu hinnein: dieſe Manier den Weinſtein zuzuſetzen iſt noch geheim / vermittelſt welcher man mehrers Saltz bekommet / und wird auch das Cryſtall ſchoͤner und weiſſer.

Wann zwey dritteltheil des Waſſers verkochet / und die Lauge ſtarck vom Saltz worden / ſo wird das Feuer gemindert / und werden un - terſchiedliche neue / und irrdene Geſchirre / (ſo vorhero 6. Tag lang mit ge -B iimeinen12ANTHONII NERI Erſtes Buch /meinen Waſſer angefuͤllet geweſen / damit ſie deſto weniger Lauge und Saltz in ſich ziehen) nach der Reihe hingeſetzet; alsdann wird die Lau - ge ſamt der Aſche aus den Kefſeln / mit groſſen eiſern Loͤffeln / in dieſe irr - dene Geſchirre gegoſſen / und wann ſie voll / laͤſſet mans 2. Tage ſtehen / wann ſolche Zeit verfloſſen / und ſich die Aſchen auff den Boden geſetzet hat / ſo wird all die lautere Laugen gemaͤhlich (damit nichts unreines vom Grunde auffſteige / und die Lauge truͤb mache) mit kuͤpffern Loͤffeln / in andere Geſchirre uͤbergegoſſen / und abermal 2. Tage dahin geſtellet / da - mit ſich die uͤbrige irrdiſche Unreinigkeit gar ſetze / und die Lauge deſto klaͤ - rer und lauterer werde / ſolches wird zum dritten mal wiederholet / ſo wird die Lauge hell und klar / auch von aller Unreinigkeit abgeſchieden ſeyn; aus dieſer wird hernach ein reines und vollkommenes Saltz bereitet.

Die Keſſel werden nun wiederumb auffs neue mit Waſſer ange - fuͤllet / und wird / wie oberwehnet / in einem jeden / 10. Pfund Weinſtein / ſam̃t der gewoͤhnlichen Qvantitaͤt der geſiebten Aſchen oder des Puͤlver - leins gethan / und auff ſolche Weiſe das Werck fortgefuͤhret / ſo lang man noch etwas von der geſiebten Aſchen uͤbrig hat.

Damit nun aus der oben-bereiteten Laugen das Saltz gebracht werde; ſo waͤſchet man erſtlich den Keſſel mit reinen Waſſer ſauber aus / alsdeñ wird ſolcher mit der klarẽ Laugẽ voll gefuͤllet / ſolche laͤſſet man / wie oben gedacht / gelinde kochen / jedoch ſo / daß man den Keſſel allezeit mit Lauge nach fuͤlle / biß es beginnet dick zuwerden / und das Saltz auffzu - werffẽ / welches ungefehr nach Verflieſſung 24. Stundẽ / zugeſchehen pfle - get: in dem alsdeñ auff deꝛ obern Flache des Keſſels / das weiſſe Saltz / gleich einem Netz erſcheinet / darnach nimmt man / mit einen loͤcherichten Ruͤhr - Loͤffel oder Durchſchlag das auff den Boden gefallene Saltz / nach und nach aus dem Keſſel / laͤſſet die Laugen abtropffen oder durchſeichen / und thut das Saltz in irdene und loͤcherichte Gefaͤß / damit es ſchleiniger trock - nen und die Laugen abrinnen kan / welches abgeronnene wiederum in den Keſſel gethan wird: Und auff ſolche Weiſe faͤhret man ſo lang fort / biß daß alles Saltz iſt herausgenommen worden.

Es iſt aber zu mercken / daß man das Feuer / ſo bald ſich das Saltz ereignet / etwas mindere; denn ſo man mit ſtarcken Feuer fort fuͤhre / ſo wuͤrde ſich das Saltz ſehr heiß an den Keſſel legen; und weil es ein ſehr ſtarckes Saltz iſt / den Keſſel verderben; dergleichen mir etliche mahl widerfahren iſt; iſt derowegen ſolches wohl in acht zunehmen / und Fleiß hier anzuwenden: Das Saltz / wann es wohl abgeſiegen / nimmtmans13Von der Glasmacher-Kunſt. mans auß den Gefaͤſſen / und verwahret ſolches in einer Schachtel oder hoͤltzerem Kaͤſtlein; damit deſto beſſer alle Feuchtigkeit davon verzehret werde; welches erſt nach etlichen Tagen / und nach dem die Zeit des Jahrs iſt / eher oder langſamer zu geſchehen pfleget. Die gantze Kunſt aber ein ſchoͤnes Saltz zu bereiten / iſt / wie wir oben angemercket haben / an den Weinſtein gelegen: Jch habe gemeiniglich aus 300. Pfund der Levantiſchen Aſchen / 80. biß 90. Pfund Saltz bekommen.

Wann nun das Saltz wohl getrocknet / ſo wird es groͤblich zer - brochen / in den Calcinier - oder Aſch-Oefen / bey gelinder Hitze ferner ge - doͤrret / und mit einem eiſernen Jnſtrument oder Ruͤhrhacken / oder gleich wie die Fritta, durch einander geruͤhret; demnach alſo das Saltz in einen maͤſſigen warmen Ofen alle Feuchtigkeit verlohren / wird ſolches heraus genommen / in einen ſteinern Moͤrſel zerſtoſſen / und durch ein ſo enges Sieb geſchlagen / daß die durchgefallene Saltzkoͤr - ner / nicht groͤſſer als ein Gedraͤyt-Korn / ſind; dieſes alſo zerſtoſſene / ge - ſiebte und getrocknete Saltz / wird an einem Ort / vom Staub entfer - net / abſonderlich auffbehalten; damit die Fritta Cryſtalli, auff nechſt fol - gende Weiſe daraus verfertiget werde.

Das 2. Capitel.

Wie die Fritta Cryſtalli, ins gemein Bollito genannt / berei - tet werde.

WEr ein ſchoͤnes und vollkommenes Cryſtall machen will / der muß ſehen / daß er den allerweiſſeſten Tarſum bekomme: Die Einwohner zu Muran gebrauchen hierzu den Ticienſiſchen Kieſelſtein / welcher alldar in dem Fluß Ticino, haͤuffig gefunden wird: Der Tarſus iſt eine Art des weiſſen und harten Marmors / der in Thuſcia oder Toſcan, unten an dem Berge Verrucola, beym Staͤdt - lein / Piſa genannt / gelegen / wie auch zu Seraveza, Maſſa di Carrara, und in dem Strom Arno, unter - und oberhalb Florentz / ingleichen auch anderer Orten waͤchſet / und in groſſer Menge gefunden wird; auch ſonſten genugſam ins gemein bekant iſt: wolleſt derowegen dir von ge - dachten Tarſo, die allerweiſſeſte Art auserleſen / welcher keine ſchwartze Adern / und gelbe Flecklein habe / auch ſonder allen Roſt ſeye: Wobey zu mercken / daß alle Steine / die / an einen Stahl geſchlagen / Feuer von ſich geben / zum Glas oder Cryſtall tuͤchtig ſind / hingegen die jenigen / welcheB iijkein14ANTHONII NERI Erſtes Buch /kein Feuer geben / werden nimmermehr zu Glas / welches zur Nachricht dienen kan / alle Arten der Steine zu unterſcheiden.

Dieſer ſchoͤne und weiſſe Tarſus nun / ſoll in einen ſteinern Moͤr - ſer / klein und zu Pulver geſtoſſen werden; ſolches aber muß nicht in ei - nen Metalliſchen Moͤrſer geſchehen; damit nicht dieſes Tarſus-Pulver / wie es ſonſt wohl geſchehen ſolte / die Metalliſche Farbe an ſich ziehe; mit ſolcher Farbe alsdann das Glas und Cryſtall anſtecke / und alſo ver - derbe; die Moͤrſer-Stempel aber / muͤſſen hierzu nothwendig von Eiſen ſeyn.

Dieſer ſehr wohl gepuͤlverte Tarſus, wird durch ein enges Sieb geſchlagen; denn / das Hauptſtuͤck des gantzen Werckes beruhet darin - nen / daß dieſer Tarſus oder Kieſelſteine / gleich einem ſubtilen Meel / beſter maſſen zerſtoſſen / und durch das allerengeſte Sieb geſchlagen werde; Alsdenn nimmt man dieſes wohl gepuͤlverten Tarſi, zum Exempel / 200. Pfund; des hier obengelehrten / wohl gepuͤlverten und geſiebten Saltzes / ohngefehr / 130. Pfund / ſolches alles auffs beſte vereiniget / und auffs fleißigſte mit einander vermiſchet / ſetzet man in einen wohl geheitzten Kalch-Ofen; denn wenn ſie in einen kuͤhlen Ofen geſetzet wuͤrden / ſo ſolte keine Fritta daraus werden: Anfangs giebet man eine Stundlang ein gemaͤſigtes Feuer / doch ſo / daß man ohne unterlaß die Fritta mit den Ruͤhrhacken durchmiſche / damit ſie deſto beſſer incorporiret und cal - ciniret werde; hernach verſtaͤrcket man das Feuer / und durchruͤhret die Fritta mit dem Ruͤhrhacken wohl / denn ſolches ſehr viel bey der Sache thut / und alſo faͤhret man 5. Stundenlang / mit ſtetigen ſtarcken Feuer fort.

Der Kalch-Ofen / deſſen hier oben erwehnet / iſt eine Art / eines calcinir - oder Brenn-Ofens / den man zum Glasmachen gebrauchet / wie ins gemein faſt iederman wohl bekannt iſt: der Ruͤhrhacken iſt ein langes eiſernes Jnſtrument / nicht weniger bey den Glasmachern wohl bekannt / damit man die Fritta immer beweget und umbruͤhret.

Nach Verflieſſung der 5. Stunden habe ich die Fritta aus dem Kalch - oder Calcinir-Ofen nehmen laſſen; maſſen ſie in ſolcher Zeit / ſo fern das Feuer recht regiret worden / fertig und bereitet iſt; alsdann habe ich dieſe Fritta, umb ſolche vor allem Staub zu verwahren / wohl zu gedecket / auff einen gehobelten Bret / an ein trockenes Ort beyge - ſetzet; denn es iſt hier zu groſſer Fleiß und Auffſicht noͤthig / wo der Cry -ſtall15Von der Glasmacher-Kunſt. ſtall recht ſchoͤn werden ſoll: Die Fritta, auff beſagte Art bereitet / wird ſchneeweiß.

Jmfall der Tarſus gar zu mager und duͤrre waͤre / kan man zu ob - geſetzten Gewicht des Saltzes / noch 10. Pfund hinzu thun: Die jeni - gen aber / welche in dieſer Kunſt geuͤbet ſeynd / die nehmen alſobald die Prob aus der erſten Fritta, indem ſie derſelben einen Theil in einen Tie - gel thun / und aus dieſem / in eine reine glaͤſerne Schale ſchuͤtten / damit ſie ſehen / ob ſolche wohl und geſchwind zuſammen fluͤſſe / wobey man auch zugleich mercken kan / ob die Fritta zart oder hart ſeye / und nach ſolchem wird das Gewicht des Saltzes vermehret oder vermindert: Dieſe Fritta Cryſtalli wird / wie gedacht / an einem trocknen Ort auffbe - halten; denn an feuchten Orten / oder in Kellern darff ſie nicht ſtehen / weil daſelbſt das Saltz auffgeloͤſet und zu Waſſer wird / der Tarſus aber allein uͤbrig verbleibet / woraus denn nimmermehr Glas werden kan; auch darff die Fritta nicht / wie ſonſten zu geſchehen pfleget / befeuch - tet werden. Wann nun die Fritta auff ſolche Weiſe zugerichtet 3. oder 4. Monat alt worden / iſt ſie viel tauglicher zur Arbeit / und vereiniget ſich deſto geſchwinder; Dieſes iſt alſo die Art und Weiſe / die Fritta Cryſtall zu machen / mit angezeigten Gewicht und Umbſtaͤnden / wie ich ſie denn / zum oͤfftern / auff ſolche Manier verfertiget habe.

Das 3. Capitel.

Eine andere gantz neue und von mir erfundene Art / aus dem Levantiſchen Pulver / das Saltz zu extrahiren / womit eben ein ſo ſchoͤner und durchſcheinender Cry - ſtall / gleich dem Berg-Cryſtall / bereitet wird.

MAn nimmt das wohlgeſiebte Levantiſche Pulver / und thut ſolches in großbauchigte Glaͤſer / die unten herumb mit Leimen beſchlagen ſind; dieſe mit gemeinen Waſſer angefuͤllet / ſetzet man in einen Aſch[en -]oder Sand-Ofen / und giebt etliche Stundlang ein gemaͤßigtes Feuer / biß die Helffte des Waſſers verrauchet ſey: wann nun das Feuer abge - gangen und der Ofen erkaltet iſt / ſo gieſſet man das uͤbergebliebene Waſſer / gemaͤchtich ab / in verglaſurte irdene Gefaͤſſe; auff das reſtiren - de Pulver aber / in den Glaͤſern / ſchuͤttet man wieder friſches Waſſer / und laͤſſets wie zuvor ſieden / biß die Helffte verrauchet / ſolches thut undwieder -16ANTHONII NERI Erſtes Buch /wiederholet man ſo lang und offt / biß man mit dem Waſſer alles Saltz aus dem Puͤlverlein extrahiret habe; welches am Geſchmack kan in acht genommen / und an dem Waſſer geſehen werden / wann nemlich das Waſſer keine Saltzigkeit und Farbe mehr hat.

Von dieſer filtrire / nach Belieben / ſo viel du wilſt / und laſſe das filtrirte vier biß 6. Tage in verglaſurten Geſchirren ſtehen; denn auff ſolche Weiſe / wird ſich viel irrdiſche Unreinigkeit / die es noch bey ſich hat / niederſetzen / alsdann filtrire mans wiederumb / ſo wird es eine klare und von den meiſten Theil des Zuflaths gereinigte Lauge ſeyn.

Dieſe gereinigte Lauge thut man abermal in die lutirten Glaͤſer / und laͤſſet es bey einem gelinden Aſchen - oder Sand-Feuer abrauchen; da dann zu mercken / daß / wann dir die materia in den Glaͤſern trocken worden / man ein gar ſanfftes und lindes Feuer gebrauchen muͤſſe / da - mit das Saltz nicht verbrennet und verderbet werde: Wenn es nun wohl getrocknet und aus den lutirten Glaͤſern genommen worden / ſo muß man zuſehen / ob die Geſchirr am Boden noch gantz oder zerſprun - gen ſind / welches offters zu geſchehen pfleget / auff ſolchem Fall / muß man das Saltz in andere dergleichen lutirte und mit Waſſer angefuͤllte Glaͤſer thun / und ſolche wiederumb in den Sand - oder Aſchen-Ofen ſe - tzen / von dem Waſſer aber laͤſſet man allezeit den 5ten Theil verrau - chen; und wenn der Ofen erkaltet / ſchuͤttet man das Saltzreiche Waſ - ſer in irdene verglaſurte Geſchirr / laͤſſets 24. Stunden ſtille ſtehen / und filtrirts alsdenn fleißig / denn es ſetzet fæces und Unreinigkeit zu Bo - den; ſolche gereinigte und filtrirte Lauge / laſſe in den lutirten Glaͤſern - ber einem gelinden Feuer verrauchen / und wenn es faſt abgerochen / brau - chet man ein gantz gelindes Feuer / damit das Saltz nicht verbrenne / wel - ches Saltz man von neuen in den Glaͤſern oder lutirten Flaſchen / mit gemeinen Waſſer auffloͤſet / wie oben allbereit iſt gelehret worden.

Dieſe Arbeit aber wird ſo offt wiederholet / biß das Saltz keine fæces mehr von ſich werffe / denn alsdenn iſt es rein und vollkommen / daß man aus ſolchen / ſammt dem ſubtilen und weiſſen Tarſo, die Frit - tam und Cryſtallen / von ſolcher Schoͤnheit und weiſſen Glantz / bereiten kan / daß ſie auch die Orientaliſche Berg-Cryſtallen uͤbertreffen.

Es iſt aber dieſe Arbeit nicht in Metallenen ſondern glaͤſern Ge - ſchirren anzuſtellen / denn das Saltz ziehet zu Zeiten etwas von der Farbe des Metalls / an ſich / dahero wird es alsdenn allezeit gruͤnlicht.

Dieſer Weg / das Saltz auszuziehen / wiewohl er viel muͤhſamer /als17Von der Glasmacher-Kunſt. als der vorige iſt / auch weniger Saltz giebet; ſo wird dennoch das Cry - ſtall davon ſo fuͤrtrefflich / daß ſich deſſen / im Gebrauch / kein Fuͤrſt ſchaͤ - men darff / und koͤnnen daraus allerley Gefaͤß und Glas-Arbeit / verfer - tiget werden: Dieſes iſt meine Erfindung / die ich auch / mit gluͤcklichen Fortgang / zu meiner ſonderbaren Ergoͤtzlichkeit / vielmals ausgearbei - tet habe.

Das 4. Capitel.

Eine Anmerckung von der guͤldenen Farb des Cryſtalls.

ES iſt zu mercken / daß die Fritta, aus dem Saltz des Puͤlverleins o - der Levantiſchen Rochetta / mit Zuſetzung des Weinſtein-Saltzes bereitet / nicht dienlich ſey / die guͤldene Farbe anzunehmen / denn aus ſol - cher Fritte dergleichen Goldfarbe nimmermehr kan gebracht werden / wiewohl es ſonſt alle andere Farben giebet: Damit du derowegen eine guͤldene Farbe erlangeſt / ſo ſoltu das Saltz bereiten / aus dem Rochetta - Puͤlverlein allein / welches / wie oben gelehret / ſey gereiniget worden / denn wenn ſolches nicht geſchiehet / ſo wirſtu keine guͤldene Farbe be - kommen.

Das 5. Capitel.

Eine Art / das Saltz aus dem Fahren-Kraut zu extrahi - ren / von welchen gleichfalls / der Cryſtall ziemlich ſchoͤn wird.

JCh habe zu Piſis mit der Fahren-Kraut-Aſche / das Saltz daraus zuziehen / eine Probe gemacht: Dieſes Kraut waͤchſet in Toſcanien haͤuffig; es muß umb das Ende des Monats May / biß gegen die Helffte des Junii / im zunehmenden Mond / wenn er der oppoſition oder dem vollen Licht / nahe iſt / alſo gruͤn abgeſchnitten werden / denn zur ſelben Zeit iſt es am beſten / und vollkommenſten / giebet auch am meiſten Saltz / welches weiſſer und beſſer iſt / als wenn das Kraut zur andern Zeit ge - ſamlet wird: denn ſo man wartet / biß es von ſich ſelbſten / auff dem Stengel duͤrre iſt worden / ſo giebet es gar wenig und ſchlechtes Saltz. Wenn es demnach / nach obigen Unterricht / abgeſchnitten uñ zu Hauffen gebracht worden / ſo wird es bald welck und duͤrre / und laͤſſet / wenn es verbrennet wird / eine ſehr gute Aſche hinter ſich / aus welchen alsdenn / nach Anleitung / wie wir oben von der Levantiſchen Rochetta erwehnet /Cein18ANTHONII NERI Erſtes Buch /ein gutes und gereinigtes Saltz extrahiret wird / mit welchem ich dar - nach / ſammt dem gepuͤlverten / und wohlgeſiebten Tarſo, die Fritta be - reitet habe / welche mir / nachdem ſie in einer Schalen wohl durchgebehret worden / ein ſchoͤnes und ungewoͤhnlich liebliches Cryſtall gegeben hat / welches ſtaͤrcker war / und ſich leichter biegen ließ / als ſonſt der Cry - ſtallen Art iſt; denn es koͤnte ſolches gleich einem duͤnnen Faden gezo - gen werden / gleich wie ich auch habe thun laſſen: Dieſe Fritta giebet eine ſchoͤne Guͤldene Farb / ſo man nur kein Weinſtein-Saltz darzu thut / wie oben ſchon iſt angemercket worden: Dieſe Guͤldene Farb / welche von gedachter Cryſtall kommet / iſt viel ſchoͤner und anmuthiger als die jeni - ge / ſo die Cryſtall / aus dem Saltz des Levantiſchen Puͤlverleins berei - tet / giebet / und koͤnnen aus jener Cryſtall nicht weniger / gleich wie aus dieſer allerley ſchoͤne Gefaͤſſe verfertiget werden.

Das 6. Capitel.

Art und Weiſe ein ander Saltz zu bereiten / aus wel - chem ein Cryſtall von unglaͤublicher Schoͤnheit / bereitet wird.

MAn ſoll nach obgedachter Manier / ein Aſche aus dem ausgeſchla - genen Bohnen / Huͤlſen und Stengeln machen / und daraus / auff gleichen Weg / wie bey der Bereitung des Saltzes aus dem Levantiſchen Puͤlverlein geſchehen / ein wunderbares Saltz extrahiren / welches mit dem weiſſen und wohlgeſiebten Tarſo, wie hier oben zur genuͤge iſt ange - zeiget worden / vermiſchet / eine fuͤrtreffliche Fritta und ein uͤber alle Maſ - ſen ſchoͤnes Cryſtall giebet: Eben dergleichen kan auch geſchehen / aus der Aſche des gedoͤrrten Kohlkrauts / des Brombeerſtrauchs / wie nichts weniger / der Wollen-Kammer Diſteln / der Binſen / item des Schilff - rohrs und dergleichen viel andern Kraͤutern / welche alle ihr Saltz aus der Aſchen geben / aus dem hernach / auff gewoͤhnliche Art / eine Fritta, und aus dieſer / die allerſchoͤnſten Cryſtallen gemachet werden / wie ein jeder curieuſer Kuͤnſtler erfahren wird; denn es lehret die Erfahrung viel mehr als das langweilige Studiren.

Das 7. Capitel.

Ein Saltz zu bereiten / aus welchem ein genungſam-ſchoͤ - ner Cryſtall wird.

Aus19Von der Glasmacher-Kunſt.

AUs den Mauer-Kalch extrahiret man das Saltz / ſolches / ſo es ge - reiniget / wird es mit dem Saltz des gebraͤuchlichen Levantiſchen Puͤlverleins vermenget / nemlich 2. Pfund / zu 100. Pfund gerechnet; das iſt / 2. Pfund des Kalch-Saltzes / werden zu 100. Pfund / des gedachten Puͤlverlein Saltzes gethan: Aus dieſem Saltz alſo vermiſchet / wird nach bekannter Art die Fritta bereitet / und in einer breiten Schuͤſſel ge - reiniget / wie hernach ſoll gelehret werden / da wir von der Manier die Cryſtallinen Cryſtallen und das gemeine Glas zu machen / handeln wollen; und auff ſolche Weiſe wirſt du einen ſehr ſchoͤnen Cryſtall uͤberkommen.

Das 8. Capitel.

Wie man die gewoͤhnliche Fritta, aus dem Levantiſchen Puͤlverlein / Rochetta, und der Soda Hiſpanica bereiten ſoll.

FRitta iſt nichts anders / als eine Calcinirung derer Materialien / aus welchen das Glas gemachet wird; denn ob ſie ſchon ohne Calcinati - on ſchmeltzeten / und zu Glas wuͤrden / ſo ſolte es doch nicht ſondern groſ - ſen Verdruß und Zeitverliehrung geſchehen; derowegen iſt dieſer Weg erfunden worden / daß man nemlich die Frittam im Kalch-Ofen calcinire: denn wenn ſolche wohl calciniret / und das Gewicht der Ma - terialien Recht in acht genommen worden / mit Anſehung der Guͤte in der Soda / ſo laͤſſet ſie ſich im Topffe eilends ſchmeltzen und reinigen: die Fritta, welche aus dem Pulver gemachet / giebet zwar ein weiſſes / doch gemeines Glas; die Fritta aber / aus der Levantiſchen Rochetta, giebet ein uͤberausſchoͤnes Glas / welches Cryſtallin genennet wird: die Soda Hiſpanica, ob ſie gleich ins gemein fetter iſt / giebet dennoch kein ſo weiſ - ſes und ſchoͤnes Glas / gleich wie die Levantiſche Rochetta; denn es wird allezeit etwas blaulicht.

Damit derohalben ein jedes recht bereitet werde / ſo ſchlaͤget man das Pulver durch ein enges Sieb / was nicht durchgehet / wird in einen ſteineren Moͤrſer geſtoſſen / damit es keine frembde Farb an ſich neh - me; Und alſo wird es auch mit der Rochetta und Soda gehalten / daß nemlich ein jedes allein geſtoſſen / und durch ein ſubtiles Sieb geſchlagen werde; denn es iſt der Glasmacher allgemeines Sprichwort: An einem engen Sieb und duͤrren Holtz / lieget die gantze Zierde der Kunſt:C ijBe -20ANTHONII NERI Erſtes Buch /Belangend die Qvantitaͤt der Sodæ und Tarſi, ſo werden zu 100. Pfund Sodæ, 85. biß 90. Pfund Tarſi erfordert / welcher / gleich wie von der Cry - ſtall geſaget / in einen ſteinern Moͤrſel ſubtil zerſtoſſen / und durch ein enges Sieb muß geſchlagen werden / doch muß man mit der Qvanti - taͤt des Tarſi nach der Sodæ Guͤte und Fettigkeit ſich richten / welches man durch die Probe / wie der Kunſt bewuſt / erkennen muß

Nachmals ſoll des Sandes / ſonderlich des jenigen / welcher in Toſcan, und im Thal Arni gefunden wird / und fetter iſt / auch mehr Saltz haͤlt denn der Tarſus, allezeit 6. oder 8. Pfund / auff 100 Pfund genommen werden: Es ſoll aber vorher dieſer Sand wohl gewaſchen / von allem Unflat gereiniget / und klein durchgeſiebet ſeyn / denn alſo wird das Glas ſchoͤn und weiß; Dennoch aber gibt der Tarſus viel ein ſchoͤners Glas / als einig anderer Toſcaniſcher Sand.

Nachdem nun das gebuͤhrliche Gewicht des Sandes oder Tarſi ge - troffen / ſoll man es vorher / wohl mit der Soda oder dem Levantiſchen Pulver / welche durchgeſiebet und ſubtil ſeyn muͤſſen / vermiſchen / und al - ſo wohl ausgebreitet / in den heiſſen Kalch-Ofen ſetzen / mit einem Ruͤhr - hacken ſtets umbruͤhren und auff ſolche Weiſe calciniren: dieſe Arbeit ſetzet man ſolang fort / biß es in eine maſſe / oder etzliche Stuͤcke / einer Wallnuß groß / ſich zuſammen begebe / alsdenn haͤlt man / mit gleichen Feuer / noch 5. Stund lang an; denn wann das Feuer gebuͤhrlich fort geſetzet / und die Materia ſtetigs umbgeruͤhret wird / ſo hat man die Frit - ta in 5. Stunden fertig / welches hieran zu erkennen / wann ſie / nachdem man ein Stuͤcklein erkalten laſſen / eine gelblichte Weiſſe hat.

Die Fritta kan man auch wohl laͤnger calciniren; denn je laͤnger ſie ge - calciniret und je oͤffter ſie umbgeruͤhret wird / je eher ſchmeltzet ſie im Topff / auch verzehret ſich die grobe Gelbligkeit davon / und wird das Glas reiner.

Wann ſie nun alſo gluͤend aus dem Ofen gezogen / ſo wird ſie alſo - bald mit 3. oder 4. Bechern voll kaltes Waſſer begoſſen / und hernach an einen kalt - und feuchten Ort hingeſetzet: die Erde aber / welche in Aus - ziehung des Saltzes uͤberbleibet / thut man in eben dieſelbe Geſchirr / wor - innen die Lauge des Pulvers gewefen / geuſt abermahl ein Waſſer dar - auff / und faͤnget das jenige / welches wieder davon durchlaufft / mit un - tergeſetzten Geſchirren auff; Maſſen ſolches eine ſcharffe Lauge giebet / mit welcher / nach dem ſie ſich geſetzet / auch klar geworden und allein auff - gehoben / die Fritta nachmals oͤffter beſprenget wird / davon ſie / nachdemes 221Von der Glasmacher-Kunſt. es 2. 3. oder welches beſſer iſt / mehr Monat geſchehen / wie ein Stein zu - ſam̃en giebet / alſo daß man ſie mit einer Hauen oder Grabſcheit / von ein - ander bringen mus; ſie ſchmeltzet auch ſo denn im Topff in ſehr wenig Stunden / und giebt ein ſehr weiſſes / und faſt dem Cryſtall aͤhnliches Glas; Denn die Lauge theilet der Fritta / ihr Saltz mit / daher denn auch dieſe Wuͤrckung erfolget.

Wenn man aber dieſe Lauge nicht hat / ſo kan man nur die Frit - tam mit ſchlechten Waſſer beſprengen; denn ob ſchon das Waſſer keine ſolche Krafft wie die Lauge hat / ſo hilfft es dennoch und machet es deſto leichter ſchmeltzen: Die Fritta erfodert auch allemal etliche Monat Zeit / denn auff ſolche Weiſe vermehret ſie ſich / verzehret weniger Holtz / giebt aber ein viel weiſſer / und zur Arbeit tuͤchtigers Glas.

Das 9. Capitel.

Wie man ein recht vollkommenes Cryſtall machen ſoll.

NJmm ein Fritta Cryitalli, welche mit Fleiß / nach der im Anfang gegebenen Anleitung / ſey bereitet worden / thue ſolches in einen Topff / iedoch daß du vorhero / alle andere Toͤpffe / in welchen einige Farben ſind / auff die Seite thuſt; Denn der metallene Rauch / welcher die meiſten Farben verurſachet / machet das Cryſtall bleich und heßlich: Damit aber das Cryſtall recht weiß / glaͤntzend und ſchoͤn werde / ſo ſetze der Fritta, welche in den Topff gethan / ſo viel der Magneſie / zu / als wie die Groͤſſe und Weite des Topffs ſolches erfodert / welches denn die Glasmacher aus der Erfahrung haben und wiſſen ſollen.

Jch verſtehe aber allhier die Piemontiſche und præparirte Ma - gneſie / davon hernach ein mehrers ſoll geſaget werden.

Jndem Ofen wird ein hartes und duͤrres Holtz / gleichwie das Ei - chen-Holtz iſt / erfodert; denn mit dem weichen Holtz allhier nichts auszu - richten iſt; es iſt uͤber dieſes noͤthig / daß man ſtetigs und gemach nach - ſchuͤre / umb das Feuer in der Flammen zu erhalten / und den Rauch zu vermeiden; welches denn zu der Schoͤnheit der Cryſtall ſehr viel befoͤr - derlich iſt.

Wenn nun die Fritta wohl geſchmoltzen / wird ſie aus dem Topffe in ein groſſes irdenes oder hoͤltzernes / reines und mit kalten Waſſer an - gefuͤlletes Geſchirr geſchuͤttet; damit das alſo genannte Alkali-SaltzC iijver -22ANTHONII NERI Erſtes Buch /verzehret werde / ſintemal ſelbiges dem Cryſtall ſchaͤdlich iſt; Dieweil es ſolches dunckel und neblicht machet / auch verurſachet / daß ſolches der Cryſtall / in der verfertigten Arbeit von ſich ausſtoͤſſet / welches denn nicht wohl ſtehet: Die Fritta wird hernach aus dem Waſſer / wieder in den Topff / und nachdem er darinnen geſchmoltzen / wieder ins Waſſer geworffen; und ſolches wird ſo offt wiederholet / biß der Cryſtall von al - lem Saltz ledig und rein iſt.

Die gantze Sache aber dieſer operation beſtehet in der Geſchick - lichkeit eines erfahrnen Glasmachers: Nach dieſem laͤſſet mans 4. biß 6. Tage lang kochen / mit Verhuͤtung / ſo viel es muͤglich iſt / daß es mit keinen Eiſen umgeruͤhret werde; dann der Cryſtall allezeit eine Schwaͤr - tze von dem Eiſen bekommet / und annimmt. Wenn nun dieſes verrich - tet / und der Cryſtall klar worden / ſo muß man ſehen / ob er von der Ma - gneſie genugſam bey ſich habe / und wenn er etwas gruͤnlicht / ſo kan man von der Magneſie noch mehrers hinzu thun; man muß aber allezeit Piemontiſche Magneſie / wie zu Muran gebraͤuchlich iſt / nehmen; denn die Toſcaniſche und Lyguriſche halten mehr ſchwaͤrtzlichte oder Eiſen - haffte Farbe / und machen den Cryſtall ſchwartz; dahero wird von denen Glasmachern allezeit die Piemontiſche / als die beſte / genommen. Sie muß aber ſparſam / und mit Verſtand hinzu gethan werden / ſonſten giebet ſie dem Cryſtall eine eiſenhaffte und roſtige Farbe / welche endlich gar ſchwartz wird / und die Klarheit dem Cryſtall benimmt.

Nachdem man dem Glas die Magneſie beygeſetzet hat / ſo laͤſſet mans ſo lang kochen / biß daß es eine helle und glaͤntzende Farbe erlan - get hat. Die Eigenſchafft der Magneſie / wenn ſie in behoͤrlicher Qvan - titaͤt gebrauchet wird / iſt dieſe / daß ſie dem Glas die grobe Gruͤnheit ent - nehme / und ein weiß glaͤntzendes Cryſtall mache; Darumb iſt es ſpar - ſam und nur nach und nach zu gebrauchen / damit es das Cryſtall nicht verderbe.

Die gantze Sache aber / dieſes Gebrauches beruhet auff der Ge - ſchicklichkeit / eines fleißigen und verſtaͤndigen Kuͤnſtlers / denn man all - hier kein gewiſſes Maaß und Gewicht geben kan.

Wenn du nun ein ſchoͤn und helles Cryſtall erlanget haſt / ſo ver - ſchaffe / daß er ohne Verzug zu beliebigen Geſchirren verarbeitet werde; iedoch aber daß es mit wenigerm Feuern / als das gemeine Glas gear - beitet werde; wiewohl es ſehr hell / ohne Rauch / und mit duͤrren und harten Holtz muß gemachet ſeyn.

Die23Von der Glasmacher-Kunſt.

Die eiſerne Jnſtrumenta / deren ſich der Arbeiter hierzu bedienet / ſollen rein und gepoliret ſeyn / auch muß der halbe oder aͤuſſerſte Theil des Glaſes / welcher an dem Blasrohr haͤnget / nicht wieder zum Cry - ſtalln / ſondern in einen andern Topff beyſeits gethan werden; Denn dieſes Stuͤcklein Glas / allezeit etwas von der Eiſen-Farb / mit ſich nim̃t / welche das Cryſtall verderbet. Derowegen iſt ſolches inſonderheit wohl zu mercken / und kan daſſelbige / an dem Blasrohr hangen-geblie - bene Stuͤcklein / nur in einen gemeinen Glas-Topff gethan werden / als aus welchem geringe Geſchirr verfertiget werden / denen ſolches nichts ſchadet; Dieſes iſt alſo die Art und Weiſe das Cryſtall zu machen / deſ - ſen ich mich allezeit bedienet / und gebrauchet habe.

Das 10. Capitel.

Wie man das Cryſtallinen und weiſſe / ſonſt das gemeine Glas genannt / bereiten ſolle.

WAnn man / die aus dem Pulver gemachte Frittam in den Schmeltz - Topff thut / ſo bekommet man das weiſſe und ſchoͤne Glas / welches aber ins gemein nur das gemeine Glas / genennet wird.

Auff was Weiſe aber die Fritta aus dem Pulver und der Rochetta bereitet werde / iſt an ſeinem Ort gezeiget worden: So man die Frittam, aus der Rochetta bereitet / nimmt / alsdenn bekom̃et man ein herrliches Glas / welches zwiſchen dem gemeinen und dem ſo genannten Bollito, das mittlere iſt / und auch Cryſtall genannt wird.

Der Ofen wird allezeit / wie vormals erwehnet / mit duͤrren und harten Holtz geheitzet / umb den Rauch zuverhuͤten / welcher allezeit ſchaͤd - lich iſt / und das Glas ſchwartz machet; beyden aber / ſo wohl dem gemei - nen als den Cryſtallinen Glaß / wird / von der Piemontiſchen præparir - ten Magneſie / ihr Gewicht und gebuͤhrlicher Theil zu geſetzet / gleich wie von der Bollito oder dem Cryſtall geſaget worden / ſo wird es gut und ſchoͤn werden / denn es wird ihnen von der Magneſie alle Gruͤnheit be - nommen.

Das Cryſtallinen muß allezeit ins Waſſer geworffen werden / ſo er - langet man ein weiſſes und ſchoͤnes Glas; eben dieſes kan auch mit dem gemeinen Glas geſchehen / damit es auch ſchoͤn und vollkommen wer - de: hernach thut man ſie / wie gebraͤuchlich / wieder in dẽ Schmeltz-Topff:und24ANTHONII NERI Erſtes Buch /und wann ſie ſeynd rein worden / koͤnnen ſie / nach Nothdurfft verarbei - tet werden.

Hier iſt zu mercken wegen des Waſſer-werffens / das ſolches in ei - nes jedwedern belieben ſtehe; denn es kan auch / ſo man will / unterlaſſen werden; Wenn man aber das Glas / ſchoͤner als ins gemein / begehret / ſo iſt noͤthig / daß es in das Waſſer geworffen werde; denn auſſer / daß das Glas weiſſer davon wird / ſo wird ſolches auch noch dadurch calciniret und wohl gereiniget / bekommet auch nicht ſo viel Blaͤßlein.

Es iſt auch allhier dieſes ſehr wohl inacht zu nehmen / nemlich ſo man zu 100. Pfund / ſo wohl des gemeinen als Cryſtalliniſchen Glaſes / zu jedem beſonders / 10. Pfund gereinigtes Weinſtein-Saltz beyfuͤget / ſo bekom̃et man ein fuͤrtreffliches und viel ſchoͤners Glas / und Cryſtall / denn ſonſten; man mus aber / wie oben gelehret / die / an den Blasrohr hangende aͤuſerſte Stuͤcklein Glas / nicht wieder in den Schmeltz-Topff werffen; denn es verurſachet allezeit eine ſchwartze Farb; derowegen ſoll es nur zu dem gemeinen Glas gethan werden.

Das Weinſtein-Saltz wird hinzu gethan / wenn die Fritta berei - tet wird / in dem man ſolches mit dem Tarſo oder Sand / und mit dem Le - vantiſchen Pulver oder Rochetta, nach dem ſie wohl und klein geſiebet / vermiſchet / und alſo nach bekanter Art eine Frittam machet: die Art und Weiſe aber das Weinſtein-Saltz zu ſolchem Gebrauch zu reinigen / iſt / wie hier folget.

Das 11. Capitel.

Wie man das Weinſtein-Saltz reinigen ſoll.

NJmm Weinſtein oder die rothe und dicke Weinhefen / die nicht ſtaͤu - big ſeye / ſolche in einen irdenen Topff uͤber gluͤenden Kohlen ſo lang gebrannt / biß alle Fettigkeit verzehret / und es ein ſchwartzer Kalch wor - den welcher ſich ſchon zur Weiſe neiget / doch aber noch nicht weiß ſey; Maſſen ſolches nichts nutz waͤre: Dieſen Weinſtein / auff ſolche Wei - ſe calciniret / thue man in verglaſurte irdene Geſchirr / dieſe mit gemei - nen Waſſer angefuͤllet / laͤſſet man bey einen gelinden Feuer ſo lang ko - chen / biß ungefaͤhr der vierdte Theil des Waſſers / in 2. Stunden verrau - chet ſey; alsdenn nimmt mans vom Feuer / und wenn es erkaltet / und klar worden iſt / gieſſet mans ab / ſo bekommet man eine ſcharffe Lauge.

Die Geſchirre / darinnen das uͤbrige vom Weinſtein noch iſt / fuͤlletman25Von der Glasmacher-Kunſt. man wiederum mit Waſſer / und laͤſſet es wie zuvor ſieden / und biß auff den 4. ten Theil ausrauchen; dieſes wird ſo lang wiederholet / biß man in dem Waſſer nichts ſaltziges mehr verſpuͤhret; wenn dieſes geſchehen / ſo wird alles Waſſer gefiltriret / das klare und gefiltrirte in groſſe Glaͤſer gethan / und im Aſchen oder Sand-Ofen / bey einem gelinden Feuer aus - gerauchet / daß auff dem Boden ein weiſſes Saltz uͤbrig verbleibet / wel - ches man / nach deme es wiederumb in gemeinen Waſſer ſolviret / und 2. Tage geſtanden / hernachmaln filtriret / und in groſſen Glaͤſern bey einem gelinden Feuer / wie zuvor / verrauchen laͤſſet / ſo verbleibet auff dem Boden ein viel ſchoͤner und weiſſer Saltz / als das vorige: dieſen Pro - ceß kan man noch 3. oder 4. mal wiederholen / ſo wird man ein ſehr rei - nes und ſchneeweiſſes Saltz bekommen: dieſes mit dem Levantiſchen Pulver / oder geſiebten Rochetta, ſammt einen gebuͤhrlichen Theil des Tarſi oder Sandes / vermiſchet / wird eine Frittam, und ferner ein Cry - ſtallinen und gemeines Glas geben / welche ungewoͤhnlich ſchoͤner und beſſer / als ins gemein / ſeyn werden.

Das 12. Capitel.

Wie man die Zaffera zu denen Glasmacher-Farben dien - lich / bereiten ſoll.

MAn ſoll die groͤſſern Stuͤcke der Zafferæ, in irdine Geſchirr ge - than / einen halben Tag in der Ofen-Kammer halten; hernach beym Ofen-Feuer / auff einen eiſern Roſt gluͤen laſſen; und / nachdem ſie heraus genommen / mit einem ſcharffen Eßig beſprengen / wenn ſie nun wieder getrucknet / und kalt worden / ſoll man ſie auff einen Reibſtein gantz ſubtil reiben / und hernach in glaͤſern Geſchirren / oͤffters mit warmen Waſſer waſchen; doch alſo / daß die Zaffera ſich allemal niederſetze; alsdenn das Waſſer ſachte abgegoſſen / ſo wird ſie von aller irdiſchen Unreinigkeit abgeſondert / auffn Grunde liegen bleiben / wel - che / nachdem ſie getrocknet / in vermachten Geſchirren muß zum Ge - brauch auffgehoben werden; ſie faͤrbet das Glas alsdenn viel ſchoͤner als ſie vorhin gethan haͤtte.

Das 13. Capitel.

Wie die Magneſie zum Glas-ſaͤrben bereitet werde.

DEs26ANTHONII NERI Erſtes Buch /

ES muß allhier zu unſerm Vorhaben die Piemontiſche Magneſie genommen werden / als welche von allen Glasmachern vor die beſte gehalten wird / und haͤuffig / in Venedig zubekommen iſt; die - ſe Magneſie nur allein / brauchen auch die Muranen / ob ſolche ſchon / auch in Toſcan und Lygurien in groſſer Menge angetroffen wird / ſo haͤlt doch ſelbige viel Eiſen / und gibt eine ſchwartze und ſchmutzigte Farbe; hergegen machet die Piem ontiſche aus der ſchwartzen eine ſehr ſchoͤne Farb / und laͤſſet das Glas / von aller Gruͤne befreyet / gantz weis liegen: Sollen demnach / die groͤbern Stuͤcklein dieſer Magneſie / auff einen eyſern Roſt / beym Ofen-feyr / reverberiret / und alſo gluͤend mit ei - nem ſcharffen Eſſig beſprenget werden: nachgehends ſoll man ſie ſubtil zerreiben / und mit warmen Waſſer / gleich wie die groͤblichte Stuͤcklein der Zaffera, etlichmahl abwaſchen / alsdenn truͤcknen / puͤlvern und in einem verſchloſſenen Gefaͤs zum Gebrauch auffheben.

Das 14. Capitel.

Das Spaniſche Ferretum, zum Glasfaͤrben zu ma - chen.

DAs Ferretum zu machen iſt nichts anders / als das Kupffer auff eine ſolche Manier zu calciniren / daß es ſeine auffgeſchloſſene Tin - ctur oder Farb dem Glas mittheilen koͤnne: und wenn dieſe Calcination wohl verrichtet worden / ſo geſchiehets / daß dieſe Kupffer-Farb ſehr ſchoͤ - ne und mancherley Farben in dem Glas repræſentiret ſolche Calcination aber geſchiehet auff unterſchiedliche Manieren / deren ich zwey / und zwar die leichteſten beſchrieben will / welche ich ſelbſt mit groſſen Nutzen erfah - ren und oͤffters verſuchet habe: die Erſte iſt folgende.

Man muß duͤnne Kupfferblech / ungefehr eines Guͤlden dick / bey der Hand haben / wie auch etliche Tiegel / auff deren Boden machet man ein Bett von gepuͤlverten Schwefel / darauff leget man ein Kupfer - blech / dann wieder Schwefel / und alſo umbwechſelsweis / eines auff das andere / biß der Tiegel voll worden; dieſes wird Stratificiren genennet: Dieſer vollgefuͤllte Tiegel / nach dem er mit Leimen wohl verwahret / be - decket und wiederumb trocken worden / wird in den Wind-Ofen geſe - tzet / und mit unterſchiedenen Kohlen 2. Stunden lang im ſtarcken Feuer gehalten: Nachdem nun der Tiegel erkaltet und eroͤffnet wor - den / ſo wirſt du das Kupffer alſo calciniret finden / an der Farbeſchwartz -27Von der Glasmacher-Kunſt. ſchwartz-roͤthlich / und daß mans / gleich einer andern trocknen Erden / zwiſchen den Fingern zerreiben kan: Dieſes calcinirte Kupffer gepuͤl - vert / und durch ein enges Sieb geſchlagen / wird alſo zum Gebrauch verwahret und auffgehoben.

Das 15. Capitel.

Das Ferretum auff eine andere Art zu machen.

DJeſe zweyte Manier / das Ferretum zu machen / iſt zwar etwas muͤhſamer / als die erſte / allein es thut in den Glas einen extraor - dinar-effect: Man ſtratificirt und calciniret das Kupffer mit Vitriol / an ſtat des Schwefels / und reverberirts 3. Tage lang / in der Ofen - Kammer / nahe am Loch / welches die Jtaliaͤner das Auge (Occhio) nen - nen: Hernach nimmt mans heraus / ſtratificirts von neuen mit Vitri - ol noch einmal / calcinirts und reverberirts wie zuvor: Dieſe Stratifici - rung / Calcinir - und Reverberirung / ſo ſie ſechsmal wiederholet wor - den / alsdenn wird es ein fuͤrtreffliches Ferretum geben / welches im Glas-faͤrben eine gantz ungemeine Wuͤrckung erzeigen wird.

Das 16. Capitel.

Wie der Crocus Martis, zum Glas-faͤrben ſoll bereitet werden.

DEr Crocus Martis iſt nichts anders / als eine ſubtile Calcinirung des Eiſens / dadurch die Farbe deſſelben / welche im Glas ſchoͤn roth ſcheinet / alſo auffgeſchloſſen wird / daß ſie / nachdem ſolche dem Glas zu - geſetzet / nicht allein ſich ſelbſt / ſondern auch andere metalliſche Far - ben / welche ſonſt im Glas verborgen / und gleichſam todt waͤren / herrlich ſcheinend und glaͤntzend vorſtellet: Denn der Crocus Martis iſt eben das Mittel / dadurch die verborgenen metalliſchen Farben ans Licht gebracht / und ſichtbar gemacht werden; will ihn derowegen auff vier - erley Wege zu præpariren beſchreiben / deren erſter iſt dieſer:

Man nehme Eiſen / oder welches beſſer iſt / Stahlfeyl-Spaͤne / ſolche mit 3. Theil gepuͤlverten Schwefel vermiſchet / und in einen Tie - gel gethan / auff Art / wie droben vom Ferreto geſaget worden / calcinire man / biß daß aller Schwefel verbrennet iſt / und laſſe es 4. Stunden lang auff den gluͤhenden Kohlen ſtehen; Denn nimms heraus / laß er -D ijkalten /28ANTHONII NERI Erſtes Buch /kalten / pulveriſirs / und ſchlags durch ein enges Sieb; thue es alsdenn in einen offenen und lutirten Tiegel / und laß es in der Glas-Ofen-Kam - mer beym Auge oder Loch (Occhio.) 14. oder mehr Tage ſtehen / ſo wird es eine braunroth auff Purpur ſich neigende Farb bekommen; dieſe ver - wahre in einen verſchloſſenen Gefaͤß zum Glaͤſer-tingiren; denn es vie - lerley ſchoͤne Wuͤrckungen verrichtet.

Das 17. Capitel.

Wie der Crocus Martis auff eine andere Art zu machen.

DJeſe zweyte Art den Crocum Martis zu præpariren / wiewohl ſie ſehr leicht und gering iſt / ſo iſt ſie doch darumb nicht zu verachten; denn er dem Glas eine Blutrothe Farbe giebt / ſeine Bereitung iſt wie fol - get: Nimb Eiſen / oder welches beſſer iſt / Stahl-Feylſpaͤhn / ſolche beſpren - ge oder vermiſche / in einem irdenen Geſchirr / mit einem guten ſtarcken Eſſig / ſo / daß die gantze Maſſa feucht und naß werde: Alsdann breite die Feylſpaͤhne wohl aus einander / und laß es an der Sonnen oder Lufft trocknen: Wann ſie trocken worden / muß man ſie zerſtoſſen / weil ſie ſich im kluͤmpgẽ geballet; nach dieſem ſoll mans abermahl mit friſchem Eſ - ſig anfeuchten / trocknen / und zerreiben wie vorhero / ſolches wird 8. mal wiederholet / und nachdem dieſe Maſſa klein zerſtoſſen / und durch ein enges Sieb geſchlagen worden / ſo wird es ein ſehr ſubtiles Pulver geben / an der Farb wie ein Ziegelmehl anzuſehen / welches in einem wohlver - machten Gefaͤs zum Glas-Faͤrben kan auffbehalten werden.

Das 18. Capitel.

Noch eine andere Manier den Crocum Martis zu machen.

DJeſe dritte Art den Crocum Martis, vermittelſt des Aqvæ fortis zu præpariren / iſt ſo beſchaffen / daß ſich die innerſte Farb des Eyſens unglaͤublich ſchoͤn herfuͤr giebet / welches im Glas zu ſehẽ; die Bereitung iſt alſo: Es werden die Feilſpaͤhne von Eiſen odeꝛ Stahl / in einem verglaſur - ten Geſchirr / mit Aqva fort angefeuchtet / alsdenn an der Sonnen o - der Lufft getrocknet: Hernachmal zu einem Pulver zerrieben / wiederumb mit Aqva fort angefeuchtet und getrocknet / ſolches muß etliche mahl wie - derholet werden: Nachdem es nun eine hochrothe Farbe / wie der Cro -cus29Von der Glasmacher-Kunſt. cus Martis, ſo mit Schwefel bereitet worden / erlanget hat / ſo muß es zerrieben / geſiebet / und zum Glastingiren auffbehalten werden

Das 19. Capitel.

Noch eine andere Bereitung des Croci Martis.

DJeſes iſt die vierdte und letzte / auch vielleicht unter allen die beſte Art / den Crocum Martis zu machen / jedoch in ſolchem Verſtand / daß auch die vorhergehenden nicht unnuͤtzlich / ſondern gleichfals ſehr gut und noͤthig ſind / wegen der mancherley Farben / welche in dieſer Sach erfordert werden: Man ſolviret demnach die eiſerne oder ſtaͤhlerne Feylſpaͤhne in einen verglaſurten / und bedeckten Geſchirr mit Aqva fort, welches / wie gebraͤuchlich / mit Salmiac ſey bereitet worden (gleich wie wir hernach auch / von dem Calcedonierſtein / anmercken wollen:) und laͤſſets 3. Tag alſo ſtehen / jedoch daß es taͤglich umbgeſchenckt werde.

Man muß auch in acht nehmen; daß man die Feylſpaͤhne / nicht al - le auff einmahl / denn es ſehr auffſteiget / ſondern allgemach nach und nach hienein thue / und ſo dieſes nicht vorſichtig geſchiehet / ſo hat man ſich zu beſorgen / daß das Glas zerſpringen / oder alles uͤber und uͤber lauf - fen moͤchte: Nach Verflieſſung dreyer Tage laͤſſets mans bey einem gelin - den Feuer verrauchen / ſo wird man im Grunde einen ſehr ſchoͤnen und edlen Crocum Martis bekommen / mit welchen man das Glas unglaͤublich ſchoͤn faͤrben kan / derowegen ſoll er zum Gebrauch auffgehoben werden.

Das 20. Capitel.

Wie man die zitternde Kupffer-Blech / von den Jtaliaͤ - nern Tremolante oder Orpello, zu deutſch / Knitter - gold / genannt / calciniren ſoll / mit welchen das Glas blau / wie eine Meerſpecht oder Meer-Elſter / gefaͤrbet wird.

DJeſe Kupfferblech / welche die Jtaliaͤner / vom zittern / Tremolante nennen / und ſehr wohl bekannt ſind / haben von der Gallmey / einer Berg-Art / eine guͤldene Farb erlanget / und zwar faͤrbet die Gallmey nicht allein das Kupffer alſo / ſondern es vermehret auch ſolches am Ge - wicht / und wegen dieſes Zuſatzes / giebt das Kupffer dem Glas eine Mit - tel-Farb / zwiſchen dem Himmel-Blau / und Meergruͤn / es muß aber mit Fleiß calciniret werden / welches alſo geſchiehet:

D iiiEs30ANTHONII NERI Erſtes Buch /

Es werden gedachte Blech (die ſchon genutzet und gebrauchet wor - den / ſonſt moͤchte es zu hoch kommen. ) zerſchnitten / in einen offnen und Lutirten Tiegel gethan / und mitten in das gluͤende Kohlfeuer des Ofens geſetzet: Als ich ſolches gemacht / habe ichs 4. gantzer Tage / im ſtarcken Feuer des Vorofens / da das Feuer angeſchieret wird / gehalten; jedoch ſo / daß es nicht ſchmeltzte / denn es waͤre darnach alles umbſonſt gewe - ſen: Nach Verflieſſung dieſer 4. Tage war es auffs Beſte gecalciniret / ſolches ſchlug ich / nachdem es ſubtil zerſtoſſen wurde / durch ein enges Sieb / und rieb es hernach auff einen Reibſtein / da bekam ich alſo ein ſchwaͤrtzliches Pulver / welches ich 4. Tag auff einen Ziegelſtein ausge - breitet / in der Ofen-Kammer nahe an dem runden Loch hielte / und nach - deme ich das / was vom Aſchen in dieſes Pulver gefallen war / davon ge - than / das uͤbrige gepulvert und geſiebet hatte / habe ichs zum Gebrauch verwahret und auffgehobẽ: Die Prob oder das Zeichẽ einer guten Calci - nation iſt / wenn das Glas / ſo man von dieſem gecalcinirten Pulver et - was darzu gethan / wacker auffſchwillet; wo nicht / ſo iſt es entweder nicht recht calciniret / oder auch gar durch uͤbermaͤſſiges Feuer verbrannt / auff welche beyde Faͤlle denn das Glas von dieſem Pulver weder getingi - ret wird / noch auffſchwillet; derowegen mag man dieſes in acht neh - men / denn es in der praxi erfodert wird.

Das 21. Capitel.

Dieſe zitternde Kupffer-Blech / noch anderſt zu calcini - ren / daß ſie eine durchſcheinende Rothe-Gelbe - und Onicher Farb bekommen.

NJm̃ das zitternde Kupfferblech / welches / wie vor gemelt / mit der Scherr klein zerſchnitten worden / ſolches in einem Tiegel mit ge - puͤlverten Schwefel ſtratificiret / ſetze auff gluͤende Kohlen; ich ſtellte es / zum Calciniren / 24. Stund in dem Vorofen: als denn / wenn es zerſtoſ - ſen und geſiebet worden / ſetze ichs in einen irdenen und bedeckten Ge - faͤs / 10. Stunden lang / in die Ofen-Kammer zum reverberiren / und dar - nach wiederumb zerſtoſſen und gepuͤlvert habe ichs zum Gebrauch auff - gehoben.

Das 22. Capitel.

Wie31Von der Glasmacher-Kunſt.

Wie die Meer-Waſſer Farb / als die vornehmſte in der Glasmacher-Kunſt / zu machen.

DAs Meer-Waſſer / oder die daher beneñte Farb / iſt der fuͤhrnehmſtẽ eine unter den Glas-Farben / und wenn dieſe recht und ſchoͤn ſoll ge - macht werden / ſo muß es aus der Bollito oder dem kuͤnſtlichen Cry - ſtall geſchehẽ / denn aus dem gemeinen Glas bereitet / wird ſie nicht ſchoͤn; die aus Cryſtallinen wird zwar ſchoͤn; allein die jenige / wie gedacht / iſt die beſte / welche aus dem Bollito oder dem kuͤnſtlichen Cryſtall verfertiget wird; doch iſt zu mercken / wer die Meerwaſſer-Farb machen will / der ſoll durchaus keine Magneſie darzuthun / und wiewol ſolche vom Feuer verzehret wird / ſo machet ſie dennoch die Meerwaſſer Farb / im Glas ſchwaͤrtzlich und heßlich.

Damit ſie derowegen recht ſchoͤn und leblich werde / ſoll man ei - ne bloſe Frittam Cryſtalli, ohne die Magneſie, in den Topff thun / und nach dem ſie wohl gekochet und gereiniget / ſo ſoll man das Saltz / welches gleich einem Oehl auff dem Glas ſchwimmet / mit einem eyſeren Glas - macher-Loͤfſel / wie bekandt iſt / auff das allerfleißigſte abfaͤumen; denn wenn dieſes nicht geſchiehet / ſo wird die Farb gantz ſchmierig und gar - ſtig werden.

Nach dem nun das Glas auffs beſte iſt gereiniget worden / ſo thut man / zu ungefehr 20. Pfund dieſes gereinigten Glaſes oder Cryſtalls / 12. Loth des zitternden Kupffers (wie es in dem 20. Capitel / da wir von der blauen und Meer-Elſter Farb gehandelt / beſchrieben / calciniret und bereitet worden) und den vierdten Theil der præparirten Zafferæ, jedoch alſo / das dieſe zwey letzten Pulver / zuvor wohl miteinander ver - miſchet / und nach und nach in den Topff getragen werden; denn das zit - ternde Kupffer / ſo es wohl und genungſam gecalciniret worden / ſchwil - let ſo ſehr auff / daß es / auff einmal hineingethan / alles Glas aus dem Topff ſtoſſen wuͤrde; derowegen iſt allhier auffſehens vonnoͤthen / auch muß man das Glas in dem Tiegel ſtetigs herumb ruͤhren: Wenn dieſes geſchehen / laͤſſet mans 3. Stund lang alſo ſtehen / damit es die Farb wohl an ſich nehme; darnach wird es wieder geruͤhret und gemiſchet / auch geprobiret und geſehen / ob die Farb voͤllig genug ſeye oder nicht / damit man ſolche / wenn es vonnoͤthen / erhoͤhen oder ſchwaͤchen koͤnne.

Denn die Gefaͤſſe und Glaͤſer der kleinern Arbeit / erfordern eine voͤlligere / die groͤſſern Gefaͤſſe aber eine ſchwaͤchere Farb; derowegen iſt die Farb / nach Erheiſchung der Arbeit / wie gedacht / zu erhoͤhen oderzu32ANTHONII NERI Erſtes Buch /zu ſchwaͤchen / welches dem veꝛſtaͤndigen Urtheil des Glas-machers heim - geſtellet wird.

Wiewohl man auß Erfahrung / der Sache allezeit lieber zu wenig / als zu viel thut; die Farb aber kan man / ſonderlich bey wohlgereinigten Glas / allezeit etwas verſtaͤrcken.

Wann nun / nach dem man das Pulver hat darzu gethan / 24. Stund verfloſſen ſind / ſo kan das Glas verarbeitet werden / nachdem mans zuvor / eh die Arbeit angefangen / durch und durch wohlgeruͤhret / und mit der Farbe durchmiſchet hat; denn ſonſten ſetzen ſich die Farben zu Boden / und iſt das oberſte Glas ohne Farb.

Alles dieſes / wird auch bey den groſſen Cryſtallinen Geſchirren in acht genommen; dieſe Manier / das Meer-Waſſer zu machen / habe ich 1602. zu Florentz erfahren / und vielerley Gefaͤſſe von ſchoͤnen Farben / zum haͤuslichen Gebrauch / dazumal bereitet.

Hierbey iſt anzumercken / daß die Muranen zu dergleichen Arbeit / gleiches Gewicht / von der Fritta Cryſtalli und Rochettæ nehmen / und doch nichts deſto weniger / eine ſchoͤne Meer-Waſſer-Farb / daraus be - kommen; die allerſchoͤnſte / dergleichen Farb aber / wird aus dem bloſen Cryſtall gemachet.

Das 23. Capitel.

Eine Blaue oder Meer-Waſſer-Farb zu machen.

MAn muß in dem Ofen / einen Topff des gereinigten Glaſes / aus der Fritta, der Rochettæ oder Sodæ Hiſpanicæ bereitet / haben; je - doch iſt die Fritta der Levantiſchen Rochettæ, zu dieſer Sache am be - qvemſten.

Nachdem nun das Glas beſter Maſſen gereiniget / ſo thut man deſſen 20. Pfund in einen Topff / ſamt 12. Loth des zitternden Kupffers (welches / Beſag des 20. Capitels / wohl gecalciniret uñ præpariret wor - den. ) auff gleiche Manier / wie obẽ / bey der Bereitung der Meer-Waſſer - Farb / iſt angezeiget worden: Das Saltz / welches auff dem Glas gleich einem Oehl ſchwimmet / wie die Glas-macher wohl wiſſen / ſoll fleißig ab - genommen werden; ſo wird eine Wunderſchoͤne blaue und Meeꝛ-Elſter - Farb hervor kommen / welche nach Erheiſchung der Arbeit / wie denen Kuͤnſtlern bekannt iſt / verſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden kan.

Nach Verflieſſung zweyer Stunden wird das Glas wiederumbfleißig33Von der Glasmacher-Kunſt. fleißig gemiſchet / und eine Prob genommen / umb zu ſehen / ob die Farb voll genug ſehe / damit ſolche / mit Hinzuſetzung eines neuen Pulvers / verſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden kan.

Wañ es endlich nach Belieben recht ſeyn wird / ſo laͤſſet mans noch 24. Stund ſtehen / und nachdeme es alsdenn noch einmahl wohl vermi - ſchet / und umbgeruͤhret worden / kan es verarbeitet werden; denn es wird die allerſchoͤnſte blaue und Meer-Waſſer-Farb ſeyn / unter ſchieden von allen andern Farben / welche in der Glas-macher Kunſt bereitet werden; Von dieſer Farbe habe ich zu Piſis Anno 1602. etliche Toͤpffe voll verarbeitet / und viel ſchoͤne Geſchirr gemacht.

Das 24. Capitel.

Ein rothes Pulver / zu vielen Glas-Farben dienend zu machen.

NJmm duͤnne Kupfferblech / ſolche laſſe in den Mauer-Gewoͤlb des Ofens ſo lang verſchloſſen liegen / biß ſie vom Feuer / allein und fuͤr ſich / gecalciniret worden / jedoch alſo / daß ſie nicht zerſchmeltzen / denn daraus wuͤrde nichts gutes werden: Wann ſie nun alſo gecalciniret / zerſtoſſen / und zu Pulver gemachet worden / welches roth und in der Glaſer-Kunſt mancherley Nutzen hat / alsdann kan es zum Gebrauch ver - wahret / und auffgehoben werden.

Das 25. Capitel.

Das zum drittenmahl gecalcinirte Kupffer zum Glasfaͤr - ben.

DAs im vorhergehenden Capitel bereitete rothe Pulver ſoll man auff Dach-Ziegelſtein legen / uñ in einẽ Oeffgen oder im Ofen-Gewoͤlb / nah beym Loch / 4. Tage lang / nacheinander calciniren / ſo wird es ein zu - ſammengekugeltes ſchwartzes Pulver geben: Dieſes muß wiederumb gerieben / durch ein enges Sieb geſchlagen / und wie zuvor / im Ofen-Ge - woͤlb 4. oder 5. Tag gecalciniret werden / ſo wird ſich das Pulver nicht mehr ſo ſehr zuſammen pallen / auch nicht ſo ſchwartz / ſondern graͤulicht oder Aſchenfarbigt ſeyn / und vor ſich ſelbſten koͤnnen auffgeloͤſet werden.

Von dieſem Pulver / welches die Jtaliaͤner Ramina di tre cotte, nennen / kan die Meerwaſſer-Farb / die ſchoͤne Schmaragd-gruͤn dieEArabi -34ANTHONII NERI Erſtes Buch /Arabiſche Farb oder Tuͤrckis / wie auch eine ſehr ſchoͤne blaue und viel andere Farben bereitet werden: Jedoch muß man in acht nehmen / daß dieſes Pulver weder mehrers noch weniger / als dreymahl gecalciniret werde / widrigen Falls / wuͤrde es das Glas nicht wohl tingiren; das Zei - chen aber einer rechten und vollkommenen Calcination iſt / wenn das in den Toͤpffen gereinigte Glas / ſo man dieſes Pulver darzu thut / ſich ſehr blehet / und auffſchwellet: denn wo dieſes nicht geſchiehet / ſo iſt es nicht gut / ſondern eine Anzeigung daß es nicht wohl gecalciniret ſeye; derowe - gen ſoll man darauff bedacht ſeyn / daß es wohl calciniret werde.

Das 26. Capitel.

Die Meerwaſſer-Farb / in den kuͤnſtlichen Cryſtall / von den Jtaliaͤnern Bollito genannt / zu machen.

MAn thut in einen Topff 20. Pfund von der Fritta Cryſtalli, wel - che keine Magneſie bey ſich hat / und auff das allergenaueſte (gleich wie ich / ohne Durchziehung durchs Waſſer pflege) ſey abgeſchaͤu - met / ausgekochet und gereiniget worden; zu dieſem thut man 24. Loth des 3. mahl gecalcinirten Knpffers (wie im 25. Capitel zuſehen) wie nicht weniger 1. Loth der Zafferæ, auff die Art / wie im 12. Capitel gezeiget wor - den / bereitet: Dieſe zwey letzten Pulver werden zuvor wohl miteinan - der vermiſchet / und in 4. Theil abgetheilet; dieſe 4. Theil werden auch / auff 4. unterſchiedliche mahl / zu der Fritta in den Topff getragen / damit es deſto beſſer von dem Glas angenommen werde: Alsdenn ſoll man das Glas auffs fleißigſte ruͤhren / und darauff 2. Stund ſtehen laſſen / darnach wieder miſchen / und eine Prob davon nehmen / umb zu ſehen / ob die Farb voͤllig genug ſey oder nicht / wenn es nach Belieben recht iſt / ſo laͤſ - ſet mans ſtehen: und ob ſchon die Meerwaſſer-Farb gruͤnlicht zu wer - den das Anſehen hat / ſo wird doch das Saltz / welches in dem Glas iſt / ſolche Gruͤnheit verzehren / und wird immer zur blauen Farb ſich neigen: Nach Verflieſſung der 24. Stunden / mag man ſich wiederum daruͤber machen / und ſolches heraus nehmen / dann alsdenn alles bereitet / und die Farb voͤllig oder ſchwach ſeyn wird / nachdem man des Pulvers viel oder wenig darzu gethan hat: Denn gleich wie man die Farben ver - ſtaͤrcken kan / ſo man mehr Pulver zuſetzet / alſo kan man ſie auch / wenn man ein Theil gefaͤrbtes Glas oder Fritta heraus / und ein anders der - gleichen ungefaͤrbtes hineinthut / wieder ſchwaͤchen / und denn ſolcherGeſtalt35Von der Glasmacher-Kunſt. Geſtalt / wie man ſie begehret / verfertigen; dieſes aber kan man nicht in gewiſſe Regeln einſchlieſſen / oder an ein gewiſſes Gewicht bindẽ / ſon - dern es muß ein jeder verſtaͤndiger Glasmacher oder Kuͤnſtler ſelbſt ſe - hen / was hierinnen zu thun oder zu laſſen ſey.

Dieſe Manier die Meerwaſſer-Farb zu bereiten / habe ich oͤffters geprobiret / und ſolche allezeit bewehrt gefunden: Miſchet man die Frit - tam Cryſtalli und die Frittam des Pulvers Rochettæ, jedes die Helfft / mit einander zuſammen / ſo erlanget man eine ſchoͤne Meerwaſſer-Farb; am allerſchoͤnſten aber wird ſolche aus der Cryſtall allein bereitet.

Das 27. Capitel.

Allgemeine Anmerckungen wegen allerley Farben.

DAmit die Farben recht ſchoͤn / und vollkommen werden / ſo iſt in acht zu nehmen; daß ein jeder neuer Topff / ſo bald er erhitzet / wegen ſeiner irdiſchen Qvalitaͤt / dem Glas etwas unreines mittheile / als wodurch die Farben grob und unlieblich werden.

Derowegen koͤnnen die Toͤpffe / welche nicht gar zu gros ſind / mit weiſſen geſchmeltzten Glas / wie denen Kuͤnſtlern wohl bekandt iſt / uͤber - zogen werden: Jedoch wann die Toͤpffe zum andernmahl gebrauchet werden / ſo verliehren ſie das grobe und unartige Weſen / damit zuvor die Farben angeſtecket wurden: Zum andern iſt auch zu mercken / daß man die Toͤpffe / welche zu einer gewiſſen Farb gebrauchet werden / nicht ver - wechſele / und eine Farb in dieſe thut / welche in jene kommen ſoll: zum E - xempel / der Topff / zur gelben Farb gebrauchet / dienet nicht zur Kermeſin - Farbe / der Topff der Kermeſin-Farb / nicht zur gruͤnẽ / gleichwie der Topff der rothen Farb / zum Meerwaſſer ſich nicht reimet / und ſo fort an / muß eine jede Farb / damit ſie recht werde / ihren eigenen Topff haben: Drittens muͤſſen die Pulver nach Gebuͤhr / das iſt / nichts zu viel noch zu wenig gecalciniret werden: Vierdtens ſoll alles in rechtem Maaß uñ Ge - wicht genommen werden / auch daß die Vermiſchung derſelben / nach dem / wie es hier vorgeſchrieben ſtehet / geſchehe / und der Ofen wohl heiß / und mit duͤrren und harten Holtz / geheitzet werde: Denn das gruͤne und weiche Holtz / wie vielmahls erwaͤhnet / mit ſeiner geringen Waͤrme / aber groſſen Rauche / alles verderbet: Fuͤnfftens iſt zu mercken / daß die Farben getheilet / und ein Theil davon der Fritta, der ander Theil aber dem geſchmeltzten und wohl gereinigten Glas beygefuͤ - get werde: Endlich iſt alles das jenige / welches an ſeinem Ort / da wirE ijabſon -36ANTHONII NERI Erſtes Buch /abſonderlich von denen Farben gehandelt haben / angefuͤhtet worden / in acht zu nehmen.

Das 28. Capitel.

Eine andere Art das Kupffer dreymal zu calciniren / mit geringerer Muͤh und wenigern Unkoſten.

MAn nimmt den Hammerſchlag oder Schlacken / welche von dem gluͤhenden Kupffer / wann die Kupfferſchmiede Eymer oder der - gleichen Kupffer-Geſchirr machen / herab fallen; denn dieſen Hammer - ſchlag kan man wohlfeyler als das Kupffer bekommen / und damit er cal - ciniret werde / iſt unvonnoͤthen / die Mauer des Ofen-Gewoͤlbs zu - oder abzuwerffen / gleich wie im vorhergehenden Calcinirungẽ; welches denn fuͤr ſich ſelbſt beſchwerlich / und dem Ofen groſſe Ungelegenheiten ma - chet; ſondern man breitet dieſen Hammerſchlag / (nach dem er mit war - men Waſſer wohl gewaſchen / und von aller Unſaubrigkeit wohl gerei - niget worden) nur auff gebrennte Ziegel oder Dachſteine / und ſetzet ſie zu dem Loch des Ofen-Bogens / oder in ein hierzu abſonderliches Oef - lein. Zu Piſis habe ich dergleichen Oefgen / auff Art eines kleinen Kalch-Oefgens / gebauet / und darinnen / innerhalb wenig Stunden / 20. biß 24. Pfund des Hammerſchlags gecalciniret: derowegen laſſe man obiges bey dem Loch des Ofen-Bogens / 4. Tage lang ſtehen / nach Ver - flieſſung ſolcher Friſt wird es heraus genommen / zerſtoſſen / und durch ein enges Sieb geſchlagen; alsdenn wieder auff die Ziegel ſteine geleget / in obigen Ort und bey voriger Waͤrme 4. Tage lang behalten / ſo wird ein ſchwartzes Pulver daraus werden; dieſes / weil es ſich zuſammen ge - pallet / muß zerſtoſſen / geſiebet / und noch einmal auff den Ziegelſteinen / in den Ofen geſetzet werden / alsdenn iſt es fertig und bereitet / und zwar mit wenigern Unkoſten / und geringerer Muͤhe / als die vorherge - hende; wird auch nicht weniger eben ſolche Wuͤrckung im Glas-Faͤr - ben thun: Es muß aber / gleich wie oben ſchon erinnert worden / der Hammerſchlag von aller Unſauberkeit wohl gewaſchen und gereiniget werden: Das Merckmahl des wohl gepræparirten und gecalcinirten Hammerſchlags iſt / ſo das Glas / darein er gethan wird / ſich zu blehen und auffzuſchwellen beginnet.

Das37Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 29. Capitel.

Aus dem obig-bereiteten Hammerſchlag ein ſchoͤne Meer - waſſer-Farb / auff Cryſtall zu machen.

NJmm 60. Pfund von der Fritta Cryſtalli, welche / wie oben ge - dacht / vom Saltz wohl gereiniget worden; doch daß ſolche Reini - gung ſonder Waſſerwerffung geſchehe; Denn ich habe es niemals im Gebrauch gehabt / die Cryſtallen / wenn ich die Meerwaſſer-Farbe be - reiten wolte / ins Waſſer zu werffen / dieweil ich dafuͤr hielte / daß die an - dere Reinigungs - Art / beſſer waͤre; Jedoch ſtehet einem iedwedern frey / deme zu folgen / welches ihme / nach gethanen Verſuch am beſten zu ſeyn beduͤncket.

Jnden Topff / darinnen die 60. Pfund der wohlgereinigten Cry - ſtallen ſind / wuͤrff nach und nach . Pfund / des obgelehrten Pulvers / aus dem Hammerſchlag darein / wie auch 8. Loth der præparirten Zaf - feræ, iedoch daß dieſe 2. letzten Pulver / zuvor wohl mit einander vermi - ſchet worden; wenn dieſe Hineinwerffung geſchehen / ſo ruͤhre alles / ſammt dem Glas / 2. Stunden lang fleißig herumb / nehme / nachdem al - les wohl gemiſchet / eine Prob / und ſehe / ob die Farbe recht und gefaͤllig iſt / alsdenn laſſe ſie ſtehen; Denn es darff nicht eben 24. Stunden lang die Farbe umbgeruͤhret werden: darnach vermiſchet man das Glas / alſo umbruͤhrend wie zuvor / daß es die Farbe wohl an ſich nehme / und verarbeitet es zu eines iedwedern Belieben; es wird eine uͤberaus ſchoͤ - ne Meerwaſſer-Farb geben / als ich denn zum oͤfftern / mit guten Fort - gang / erfahren habe: Die Farbe aber mag nach eines iedwedern Be - lieben / und nach Erheiſchung der Arbeit geſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden; ſonderlich aber iſt darauff zuſehen / daß der Hammerſchlag wohl gecalciniret ſey. Wenn man die Frittam Cryſtalli mit der Helffte Frittæ Rochettæ, miſchet / ſo giebet es auch eine ſchoͤne Meerwaſſer - Farbe.

Das 30. Capitel.

Die Meerwaſſer-Farbe / mit noch geringern Unkoſten zu bereiten.

E iijMan38ANTHONII NERI Erſtes Buch /

MAn nimmt von dem præparirten Hammerſchlag / und der præpa - rirten Zaffera, das im vorigen Capitel bedeutete Gewicht / ſolches thut man gleichfalls auff obige Art und Weiſe / zu der Levantiſchen und Hiſpaniſchen Rochetta, iedoch daß bey keinem / von dieſen zweyẽ letztern / etwas von der Magneſie ſey; ſolche muͤſſen auch / von dem Saltz / doch ſonder Waſſer-Werffung / wohl gereiniget ſeyn / im uͤbrigen nimmt man nur das jenige in acht / was wir oben vom Cryſtall angemercket ha - ben: So wird man eine gar ſchoͤne / und zu ieder Arbeit dienliche Meer - waſſer-Farbe bekommen / welche mit viel geringern Unkoſten / als die Cryſtall / wird koͤnnen bereitet werden; Denn man kaufft die Rochetta, in viel geringern Preiß / als die Cryſtall: Auff dieſe Weiſe / habe ich ſie zu Piſis zum oͤfftern und allezeit mit guten Fortgang bereitet.

Das 31. Capitel.

Eine wunderſchoͤne Meerwaſſer-Farbe / uͤber alle ande - re; aus meiner Erfindung.

DAs Caput mortuum, vom Kupffer-Vitriol / nach Chymiſcher Kunſt / ohne Corroſiv bereitet / wenn es etliche Tage in der Lufft lieget / bekommet von ſich ſelbſt / ohne alle Beyhuͤlffe / eine weißlichte gruͤne Farbe.

Aus dieſer materia, wenn ſie gepuͤlvert / und mit der præparirten Zaffera, in ſolchen Gewicht (wie in den andern vorhergehenden præpa - rationen des Kupffer-Hammerſchlags iſt erwehnet worden) / zuſammen geſetzet / auch / wie bewuſt / mit der Cryſtall vermiſchet wird / ſo wird eine vortreffliche Meerwaſſer-Farbe daraus / welche von verwunderlicher Schoͤnheit iſt / dergleichen ich zu Antorff verfertiget habe / mit Ver - wunderung aller der jenigen / die es geſehen hatten.

Die Art und Weiſe / den Kupffer - Vitriol / nach Spagyriſcher Kunſt / ohne Corroſiv zu bereiten / iſt dieſe: Nimm duͤnne Kupffer-Blech / in Groͤſſe eines Guͤldens / ſolche ſtratificire mit gepuͤlverten Schwefel / in eine oder mehr Tiegeln / biß die Tiegel gefuͤllet; Wenn dieſes geſche - hen / ſo bedecke die Tiegel / auff die Art / wie wir im 131. Capitel Anleitung gegeben haben / damit mans probiren koͤnne: Dieſe Manier hat / mei - nes Wiſſens / noch niemand erfahren; ſondern ich Anthonius Neri, ein Prieſter / habe ihn mit eigener Hand verſuchet / und / wie gedacht / gantz wunderwuͤrdig befunden; Derowegen halte ich ſolchen auch fuͤr meine eigene Erfindung.

Das39Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 32. Capitel.

Eine Smaragd-gruͤne Farbe auffs Glas zu machen.

WEnn man ein Glas gruͤn faͤrben will / ſo muß man Achtung ge - ben / daß das Glas nicht viel Saltz bey ſich habe; denn nim̃t man ein ſolches Glas / welches viel Saltz bey ſich hat / wie denn das jeni - ge iſt / welches aus der Rochetta und dem Cryſtall bereitet wird / ſo wirds nicht ſchoͤn gruͤn / ſondern vielmehr Meerwaſſer-farbicht; denn das Saltz verzehret jene gruͤne / und das Glas wird alsdenn allezeit blaulicht oder Meerwaſſer-farbicht.

Derowegen wer eine ſchoͤne Gruͤne zu machen verlanget / der nehme ein gemeines Metall oder rohe Frittam, wie ſolche aus dem Orientaliſchẽ Pulver / im 8. Capitel zu bereiten iſt gelehret worden und ſetze ſolches in den Topff; auch muß dieſes Glas keine Magneſie bey ſich haben / deñ es wuͤrde die Arbeit ſchwartz und heßlich werden: Wenn nun dieſes Glas beſtermaſſen gefloſſen und gereiniget worden / ſo ſoll man / zum Exem - pel / zu 100. Pfund Glas / ungefehr nehmen 6. Loth des Croci Martis, welcher / nach Anweiſung des 17. Capitels / mit Eßig bereitet / und gecal - ciniret worden ſey: Nachdem nun das Glas wohl gemiſchet / laſſe mans eine Stunde lang ruhen / daß es die Farbe des Croci Martis wohl ein - nehme / auff ſolche Weiſe wird es etwas gelblicht / und wird jene grobe blaue Farbe / die allezeit darbey iſt / verzehret werden; es wird auch ma - chen / daß es die gruͤne Farbe annehmen koͤnne.

Nach ſolchen muß man Hammerſchlag bey der Hand haben / wel - cher / nach Anleitung des 17. Capitels / dreymal gecalciniret worden iſt; von dieſem thut man auff 6. unterſchiedliche mal / 2. Pfund / zu 100. Pf. Glas / und miſchet das Glas mit dem Pulver wohl untereinander: dar - nach laͤſſet mans / damit ſichs wohl mit dem Glas vereinige / 2. Stun - den lang ruhen / alsdenn wieder von neuen vermiſchet; nach dieſem kan man zuſehen und probiren / ob die Farbe zu der Arbeit / darzu mans ge - brauchen will / voll und ſtarck genug ſeye? Denn man kan in dieſer Ar - beit / ſo es von noͤthen / noch mehr præparirte Schlacken / oder Hammer - ſchlag hinzuthun / je nach dem die Farben / nach Erheiſchung der Sachen / welche man machen will / ſtarck oder ſchwach ſeyn ſollen: JmFall die gruͤne Farbe / eine blaue oder Meerwaſſer-Farbe an ſich nehmen wol - te / ſo kan man / nach obgedachter Art / noch etwas vom Croco Martis hinzuthun / ſo wird man die allerſchoͤnſte Smaragd-gruͤne Farbe be -kommen /40ANTHONII NERI Erſtes Buch /kommen / welche auch ſonſt nur Knobloch-gruͤn genennet wird; ſolche / nachdem ſie wohl umbgeruͤhret worden / kan nach Verflieſſung 24. Stunden / alsdenn verarbeitet werden; Jedoch iſt / wie gedacht / das Umbruͤhren nicht zu vergeſſen: Denn die Farben gern auff den Bo - den zu ſeyn pflegen / und ſind dahero in dem Topff obenauff gemeinig - lich etwas ſchwaͤcher: Dieſe gruͤne Farbe habe ich zu Piſis offtermals / allezeit aber gar ſchoͤn bereitet / ſolches werden auch alle die jenigen thun koͤnnen / welche deme / wie wir hier oben auffgezeichnet / fleißig nachfol - gen werden.

Das 33. Capitel.

Eine ſchoͤnere gruͤne Farbe / als die vorhergehende.

WEr die gruͤne Farbe / noch ſchoͤner und glaͤntzender / als die vorher - gehende / verlanget / der nehme des Cryſtallinen-Glaſes / welches / zu Verzehrung des Saltzes / etlich mal ins Waſſer geworffen worden / und keine Magneſie bey ſich habe; Zu dieſem Cryſtall ſoll man die Helff - te des gemeinen und weiſſen Glaſes thun / ſolches nemlich / welches auch keine Magneſie bey ſich habe; wenn dieſe beyde wohl vermiſchet / gefloſ - ſen / und gereiniget ſind / ſo nimm zu 100. Pfund / . Pfund des drey - mal calcinirten Pulvers / aus den Kupffer-Blechen (wie im 25. Capitel davon berichtet worden) und 4. Loth Croci Martis, welcher / nach Laut des 16. Capitels / mit Schweſel gecalciniret und reverberiret worden iſt / ſolches alles / nach obiger Anleitung / wohl vermiſchet / ſetze dem 100. Pfunden Glas zu / und verfahre ferner / wie im vorhergehenden: Die Farbe kan man nach Gutbeduͤncken vermehren oder ſchwaͤchen; Jm Fall ſie etwas blaulicht waͤre / kan nur gar ein weniges / vom obgedachten Croco Martis hinzu gethan / und das Glas nicht anders / als die andere gruͤne Farbe / verarbeitet werden; ſo wirſt du eine vortreffliche Pim - penell-gruͤne Farbe haben: Dieſe Farb habe ich zu Piſis offt und viel - mals mit gutem Succeß gemacht: Man muß aber ſonderlich gute Acht darauff haben / daß die Kupffer-Schlacken oder Hammerſchlag / allezeit wohl gepræpariret ſind / ſo man anders gute und ſchoͤne Farben haben will.

Das 34. Capitel.

Eine wunder-ſchoͤne gruͤne Farb.

Man41Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn nimmt den zum 3. ten mahl gecalcinirten Kupffer-Hammer - ſchlag / und an ſtat des vorigen gedachten præparirten Croci Mar - tis, ſoll man Eiſenſinder oder Hammerſchlag nehmen / welcher im ſchmie - den vom Ambos herab faͤllet / ſolcher mus aber vom Staub / Kohlen und Aſchen wol gereiniget / zerſtoſſen / und ſo ſubtil als es ſeyn kan / geſiebet werden. Dieſes miſchet man / nach angezeigten Gewicht des vorigen Ca - pitels / zuſammen / mit dem Kupffer-Schlacken und dem gemeinen Glas / welches aus dem Pulver Rochettæ ohne Magneſie ſey bereitet worden; nach den Anleitungen / die wir bey der Bereitung des gruͤnen Glaſes ge - geben haben.

Dieſer Eiſen-Crocus oder Hammerſchlag wird dir eine wunder - ſchoͤne Smaragd-gruͤne Farbe geben / welche / nach dem alle blaue und Meergruͤne Farb (welche gemeiniglich dem Glas anhaͤnget) verzehret worden / gleich einem rechten Smaragd leuchtet / und uͤber alle andere gruͤne Farben einen ſchoͤnen Glantz erlanget.

Dieſe Art / den Eiſen und Kupffer-Hammerſchlag / alſo zuſammen zuſetzen / habe ich Antonius Neri erfunden; im uͤbrigen ſo wird das Maß und Gewicht / in dieſem Proceß / gleich wie in allen andern vorher - gehenden gruͤnen Farben in acht genommen / alſo erlanget man eine wun - derwuͤrdige Sache / welches mich die Erfahrung offtmahls gelehret hat.

Das 35. Capitel.

Eine andere gruͤne Farb / welche allen andern von mir bereiteten gruͤnen Farben / weit vorgehet.

NJmm 5. Pfund Cryſtallinen Glas / (welches offtmals ins Waſſer geworffen / und dadurch gereiniget worden ſey. ) und 5. Pfund ge - meines / weiſſes aus dem Pulver gemachtes Glas / ſolche zuſammen gemi - ſchet / thue in einen Schmeltz-Topff / darzu fuͤge noch 4. Pfund der ge - meinen und aus dem Pulver verfertigten Frittæ, und 3. Pfund Minij oder Bley Meng / beydes wohl zuſammen gemengt / und alles wohl unterein - ander gemiſchet / ſo werden ſie in dem Topff / innerhalb wenig Stunden / gereiniget.

Weñ dieſes geſchehen / ſoll mans in ein Waſſeꝛ ſchuͤtten / fleißig in acht nehmend / ob nicht auff dem Boden etwas Bley zuſammen lauffe / denn ſolches muß man ungeſaͤumbt heꝛaus nehmen und wegthun / damit nicht / wie es ſonſt zugeſchehẽ pfleget / der Topff zerſpringe oder zerreiſſe; hernachFwird4[42]ANTHONII NERI Erſtes Buch /wird dieſes in das Waſſer geworffne Glas / wiederum̃ in den Schmeltz - Topff gethan / und einen Tag lang darinnen gereiniget; alsdenn giebt man ihr die Farb / von dem Pulver des Capitis Mortui, welches in der Chymiſchen Diſtillation des Spiritus von Kupffer-Vitriol uͤbrig geblie - ben / ſolches vermiſchet man mit einer gar geringen Qvantitaͤt des Croci Martis; daraus wird ein wunderſchoͤnes gruͤnes Glas / welches unter allen / die ich jemahls bereitet habe / das allerſchoͤnſte iſt / maſſen es dem allerbeſten Orientaliſchen Smaragd gleichet / und zu allerley Glas - Wercken dienſtlich iſt.

Das 36. Capitel.

Eine blaue Korn-Blumen - oder Tuͤrckis-Farb / welche in der Glasmacher-Kunſt / eine von den fuͤhrnehmſten iſt.

NJmm das ſchwartze und grobe Meerſaltz; denn das weiſſe / welches zu Volaterran gemachet wird / dienet zu dieſer Sachen nicht: Sol - ches calcinire in einem Kalch-Ofen oder in dem kleinen Oefelein / biß es gantz weis / und alle Feuchtigkeit davon verzehret worden; wenn dieſes geſchehen / ſo reibs zu einen weiſſen Pulver: diß Saltz / auff ſolche Art gecalciniret / hebet man auff / damit die blaue Korn-Blumen - oder Tuͤrckis-Farb daraus bereitet werde.

Ferner ſoll man Frittam Cryſtalli in einen Topff haben / die mit Meerwaſſer-Farbe getingiret ſey. Von unterſchiedlichen Bereitun - gen der Meerwaſſer-Farbe / iſt oben behandelt worden; Denn dieſe Farb iſt ſehr lieblich und ſtarck / dahero die Bereitung der blauen Kornblumen-Farbe / einig und allein an der Eigenſchafft der Meer - waſſer-Farb lieget.

Zu der getingirten Fritta Cryſtalli, thut man das obberuͤhrte Meer-Saltz / nach und nach hinein / und miſchet es wohl unter einan - der / gleich wie mit dem gepræparirten Hammerſchlag geſchehen / ſo wird die helle und durchſcheinende Meerwaſſer-Farb dick und dunckel wer - den: Denn wenn das Saltz zu Glas wird / ſo benimmt es jene Durch - ſichtigkeit / und giebet eine bleiche Farbe / als aus welcher / nach und nach / die blaue Kornblumen - oder Tuͤrckis-Farbe / in der Glasmacher-Kunſt die fuͤrnehmſte wird.

Wenn nun die Farbe nach Belieben recht und gut iſt / ſo wird dasGlas43Von der Glasmacher-Kunſt. Glas alſo fort verarbeitet / denn ſonſten verzehret ſich das Saltz / und daͤmpffet hinweg; das Glas aber wird durchſichtig und heßlich.

JmFall ſich aber im verarbeiten die Farbe verliehren ſolte / ſo ſoll man / wie vorhero / von dem gecalcinirten Saltz etwas darzu thun / ſo wird ſich die Farbe wieder finden: Dem Glasmacher dienet zu wiſſen / daß / wenn das Saltz nicht wohl gecalciniret / ſolches immer ſpratzele und praßle / derowegen mag man im Gebrauch deſſelben vorſichtig ſeyn / und das Geſicht / damit es nicht Gefahr leide / wohl verwahren.

Das Gewicht des Saltzes iſt / daß man es nach und nach daran thue / und zwar ſo lang / biß die Farbe recht iſt; Denn allhier habe ich ſelbſt kein gewiſſes Maß oder Gewicht gebrauchet / ſondern wenn mich die Farbe recht zu ſeyn beduͤnckte / hoͤrte ich auff; beſtehet alſo dieſe gan - tze Sache in der Erfahrung.

Dieſe Farbe habe ich vielmals bereitet / als welche im Hausweſen noͤthig / und in der Glasmacher-Kunſt hoͤchſt nuͤtzlich / und eine von den fuͤrnehmſten Farben iſt: Man kan auch in dieſer Bereitung nur die jenige Meerwaſſer-Farbe nehmen / welche aus gleichen Theilen der Cryſtallen und Rochettæ, bereitet worden; Denn es eine ſehr ſchoͤne Farbe giebet.

F ijJoh. 44

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Erſte Buch ANTHONII NERI von der Glas-Kunſt.

Vom 1. Capitel.

WAs die Soda Hiſpanica, derer ich viel Centner ver - braucht / und in ſehr harten Ballen aus Hiſpa - nien kom̃t / anbetrifft / ſo kan gar wohl / weñ ſie gantz klein geſtoſſen / an uñ voꝛ ſich ſelbſt ein gut Glas dar - aus gemacht werden / wenn ihr nur nach gewiſſer Art und proportion ein feiner Sand zugeſetzet wird. Die propor - tion abeꝛ des Sandes in der rohen Soda kan nit ſo eigendlich ge - meldet werden / weil die eine mehr Erde oder Sand fuͤhret als die andere / und daher magerer von Saltz iſt; muß dero - wegen ſelbiges von denen Glasmachern ſelbſt geſucht wer - den / welches ihnen denn leicht zu thun iſt; maſſen ſie / wenn ſie auch nur gemein Glas machen / ſich nach einer ieden Lan - des-Art Aſche / die in den Waͤldern / oder auff den Feuer - Heerden gebrannt wird / richten muͤſſen / wie viel ſie nemlich Zuſatz vom Sande leidet. Alſo / wie gedacht / iſt dieſes auch leicht zu finden / nicht allein von den geuͤbten Glasmachern / ſondern auch ſonſt von einem ieden verſtaͤndigen und curieu - ſen Liebhaber. Denn geſetzt / er nimmt 100. Pfund Soda, und 80. biß 90. Pfund Sand / und es iſt zu ſtreng-fluͤßig / ſo muß er mehr Soda nehmen; iſt es gerecht / daß es ſich wohl arbei - ten laͤſt / ſo laͤſt mans darbey / wo nicht / ſo ſetzet man mehr Soda hinzu: Oder ſo es zu leicht-fluͤßig / welches ſelten ge - ſchicht / nimmt man mehr Sand. Doch iſt dieſes Glas aus der rohen Soda nicht zu loben / denn ob es gleich ſich noch ſowohl45Joh. Kunckels Anmerckungen etc. wohl arbeiten laͤſſet / ſo zerſpringt es nicht allein im Abkuͤh - len gar leicht / ſondern es behaͤlt auch immer eine gantz blau - lichte Art: Und wiewohl mans mit der Magneſie oder Braun - ſtein (wie es die Glasmacher nennen) verſetzet / nimmt oder behaͤlt es doch eine faſt ſchwaͤrtzliche / auch wohl offters in gruͤn ſpielende Art an ſich. Kurtz davon zu melden / es giebt kein ſchoͤn annehmlich Glas. Was das Saltz hieraus betrifft / (welches wir in Teutſchland zum Glasmachen zwar gar wohl entrathen koͤnnen) mit ſelben hat es dieſe Bewandniß: So ich die Soda wohl auslauge / und denn zum Saltz einkoche / ſelbiges wohl ausgluͤhe / wieder in Waſſer zergehen und ſich ſetzen laſſe / nachmaln das klare in einem eiſern Keſſel einko - che / bald darauff wieder gluͤhe / und das gluͤhen und wieder - einkochen einmal od 4. verrichte / ſo wird ein ſchoͤnes Saltz dar - aus / woraus ſo ein herrlich ſchoͤn Glas bereitet wird / als ſonſten aus einer andern Materie (ſie mag Rochetta oder anders heiſſen) kan gemachet werden. Und ſo es ſich denn noch etwas nach der Gruͤne ſolte neigen / ſo kan ihm mit der Magneſie geholffen werden: Wiewohl wir Teutſchen kei - ner Piemontiſchen Magneſie vonnoͤthen haben / ſondern es wird deſſen eine Art in Meiſſen / als unter dem Gebiet des Churfuͤrſten zu Sachſen / nemlich im Ertz-Gebuͤrge bey Schnee - oder Anneberg / gebrochen / welche Braunſtein ge - nannt / und der Piemontiſchen nicht allein gleich / ſondern auch wohl oͤffters bevor gehet. Sonſten iſt die Art / das Saltz aus der Soda zu machen / in dieſem Capitel umbſtaͤn - dig genug beſchrieben / und braucht deßwegen nicht mehrer Erlaͤuterung; Nur dieſes iſt noch zu mercken / daß es nicht eben noͤthig ſey / daß man einen ſteinern Moͤrſel dazu ge - brauche / wenn man die Soda ſtoͤſt / ſondern es kan in einem dazu ausgehauenen hoͤltzernen Trog / ſo mit einer dazu un - ten am Boden gelegten eiſernen Blatten verſehen / gantz oh - ne Gefahr geſchehen. Zu dem Einſieden des Saltzes iſtF iijnichts46J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. nichts beqvemers / als ein gegoſſener eiſerner Keſſel / maſſen man das Saltz gantz trucken darinnen einſieden mag / daß mans in Stuͤcken mit einem eiſernen Meiſſel (ſo es ſich nicht ſelber abloͤſet) aushauen kan: Darauff muͤſſen / (wie vor ge - dacht worden /) dieſe Stuͤcke gegluͤet / denn in Waſſer auff - geloͤſet / und wieder gegluͤet werden. Auch iſt es wahr und gewiß / daß es mehr Saltz giebet / wenn der gebrannte Wein - ſtein dazu geſetzet wird: Die Urſach iſt leicht / und halte ichs unnoͤthig hier zu ſetzen / weil den Glasmachern daran nichts gelegen / ſondern nur denen Chymicis zu wiſſen noͤthig; Dar - umb ich ſolches biß zu meinen andern Schrifften von Auff - loͤſung der Coͤrper / in meinem laͤngſt-verſprochenen Laborat. Experiment. will verſpahret haben. Der aber in Bereitung dieſes Saltzes keinen gegoſſenen eiſernen Keſſel hat / muß ſich entweder einen von Eiſen geſchlagenen blechern / oder einen bleyern verſchaffen / und alsdenn des Autoris genauer Unterricht ſich bedienen / zumal / daß ers nicht zu hart anſie - den laͤſt / ſonſten es freylich ohne Schaden des Keſſels nicht abgehen kan. Es iſt auch nichts daran gelegen / wenn man an ſtatt der ſteinern Gefaͤſſe / darinn man die Lauge verwah - ret / hoͤltzerne nimmt: Denn die Erfahrung hat michs ge - lehret / daß ich mehr Schaden an den irdenen / als hoͤltzernen Gefaͤſſen gehabt; maſſen die Lauge / die irdene / ſo ſie ein we - nig gebraucht werden / bald zermalmet; dienet auch / zur Qvantitaͤt zu machen / nicht. Sonſten hat dir der Autor alle Umbſtaͤnde genug gezeiget / wie du nemlich ein Saltz aus - ziehen und machen ſolſt. Wilt du wiſſen / wo die Soda oder Rochetta herkomme / ſo beſiehe hieruͤber den gelehrten und wohlbeleſenen Merrettum zu Ende dieſes Buchs. Zuletzt ha - be ich dieſes noch zu erinnern / daß man ſich vor allen kuͤpf - fernen Inſtrumenten / in Bereitung der Saltzen / zu huͤten ha - be. Auch habe ich zum oͤfftern von euch Glasmachern ge - hoͤret / daß ihr gern wiſſen moͤchtet / was doch mit dem WortFritta47Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Fritta angedeutet werde / welches zu vielen malen in dieſem Buch erwehnet iſt? So vermelde ich euch hiermit / daß es al - lemal ſo viel bedeutet / als / nach eurer Art zu reden / wenn ihr ſprecht: Gemenge; als / das Gemenge iſt gemacht von ſo viel Aſche und Sand / und ſo viel Saltz / und das andere Gemen - ge von ſo viel: Und das wird hier Fritta genennet / auff daß ihr dieſes Wort auch verſtehet. Und ſo viel vom 1. Cap.

Vom 2. Capitel.

WJr wollen uns hier nicht bekuͤmmern / wo die Jtaliaͤ - ner ihre Steine oder Sand hernehmen / auch wie die Fluͤſſe heiſſen; ſondern wir wollen nur berichten / wie es in Teutſchland zu machen ſey. Nun iſt allen Glas - machern bekannt / daß ſie nur den gemeinen Sand / der fein weiß / und im Graben keine leimigte noch gelbe Eiſenhaffte A - dern mit ſich fuͤhret / am beqvemen Orten und Bergen hier - zu ſuchen muͤſſen. Nun wird zwar in dieſem Buch nicht von gemeinem / ſondern von einem feinem dem Cryſtall aͤhnlichen Glas gehandelt / worzu wir denn auch in Teutſchland gnug - ſame ja uͤberfluͤſſige Mittel haben / und duͤrffen es gar nicht aus andern Orten herholen. Vors erſte findet man in Meißner-Lande / wie auch bey allen andern Bergwer - cken / helle / klare Steine / in den Ertz-Gruben / welche man Qvartze nennet; dieſelben ſeynd ſehr gut / auch die ſchoͤnſte Cryſtall davon nachzubilden: Doch muß der Unterſcheid in dieſen Steinen gebraucht werden. Ein Theil haben gelbe Adern; ein Theil ſchwartzlichte. Die gelben ſind zum Ei - ſen / und die ſchwartzen zu Bley und Silber geneigt / welche denn im Glas ihre Farbe nicht hinterlaſſen / ſondern eine gruͤ - ne / oder gelbe / auch wohl blaulichte Coleur geben. Derowe - gen dieſe Adern / ſo ſie ſich ja finden / wohl muͤſſen ausgeſchlagẽ werden. Auch werden in Meiſſen Steine gebrochen / die manzu48J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. zu Werck-Stuͤcken im Bau-Weſen gebraucht; ſo man dieſe gluͤet / ſind ſie gantz muͤrbe / und geben einen uͤber die Maſſen ſchoͤnen Sand: Selbiger braucht auch nicht ſo viel Saltz / als der obige gedachte Kies. Dieſem allen ungeachtet / fin - den wir in allen Laͤndern / entweder in den Baͤchen oder ſan - dichten Beꝛgẽ / kleine runde weiſe Kieſelſteine: Sonderlich wer - den von den Meer - oder Saltz-Seen dergleichen vortreffliche ausgeworffen / ſo / daß ich ſelber in Holſtein / nicht weit von Kiel / etliche / wie eine Fauſt groß / gefunden / von ſolcher Durch - ſichtigkeit / wie ein Cryſtall: Und habe ich dieſes im Glasma - chen obſervirt / daß / wenn ich dieſe bey den Saltz-Seen / und die auff gemeinen Wegen oder Bergen gefundene / gegen ein - ander genommen / die an der Saltz-See weniger Saltz be - durfft haben / als die andern. Solche weiſe runde Kieſelſteine findet man (wie gedacht /) faſt an allen Fluͤſſen / die nicht mo - raſtig ſeyn / doch an einem mehr / als am andern: Die Elbe fuͤhret ſolche vor andern uͤberfluͤſſig. So man nun dieſe Steine gluͤet / und (umb deſto beſſer zu ſtoſſen) im Waſſer ab - leſchet / ſo finden ſich auch einige / die aͤdericht ſeyn / und nicht gantz weiß / die ſchmeiſt man aus Curieuſitaͤt auch gerne weg. Wer aber einen rechten Ausbund von einer Cryſtall ſuchet zu machen / der nehme von den ſchwartzen Feuerſteinen / die man in den Feuer-Zeugen und auff den Flindenroͤhren gebraucht / (ins gemein Flind-ſtein genannt /) wenn ſolche et - liche mahl gegluͤet / und im Waſſer abgeloͤſchet ſeyn / ſo wer - den ſie ſehr weiß / ja haͤrter denn alle andere Stein in Teutſch - land. Derowegen / da auff 200. Pfund andern Sand 130. Pfund Saltz genommen wird / muß auff dieſen Sand / vom Flindſtein / wohl 140. biß 150. Pfund genommen werden. Sonſten iſt dieſes Capitel von dem Autore wegen der Proporti - on auch recht und wohl beſchrieben. Zum Beſchluß: weil der Hochgelahrte H. D. Merret. des Joſephi, eines Juͤdiſchen Geſchichtſchreibers / gedencket / welcher von einem ſonderlichenThal49Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Thal bey des Memnonis Bild-Seule ſchreibet / da dañ Joſephus ein Ding groſſer Verwunderung ſetzet / daß / wenn nemlich ein allbereit gemachtes und verfertigtes Glas an den Ufer des Thals geworffen / daſſelbige endlich wieder zum natuͤrlichen Sand verwandelt wuͤrde /) muß ich noch hinzu ſetzen / daß ich dafuͤr halte / Joſephus habe einſtens ſolch Glas am ſolchem U - fer liegen geſehn / und wie er hernach iſt wieder einmahl des Or - tes gekommen / ſey es von Ungefehr durch Wind oder andere Zufaͤlle bedecket geweſen; oder Sie habens den guten Joſeph ſo uͤberredet: Denn er noch weiter hinzuthut / wenn man auch ein Metall / es ſey vor eins was es wolle / an dieſen Ort legete / werde es alſo bald in Glas verwandelt. Hier zu gehoͤret ebenfalls ein ſolcher ſtarcker Glaube / als zu glaͤuben / daß es das Glas wieder in Sand verwandein ſolte: Und waͤre eine ſchreckliche Contrarietaͤt in der Natur / das eine dazu zu ma - chen / und das andere wieder in ſein principium zu ſetzen. Ge - ſetzt / er verſtehe es / oder nehme den Unterſcheid vom Thal o - der Huͤgel: Machte der Thal es zu Glas / ſo koͤnte es kein Sand bleiben / und muͤſte der Sand von dem Huͤgel genom - men werden. Verſtoͤſt ſich alſo / meines Erachtens / der Jo - ſephus gar ſehr hierinn: Jedoch / er iſt auch kein Glasmacher geweſen; und hat man wohl eher einen Hiſtorien-Schrei - ber gefunden / der ſich hat was uͤberreden laſſen. Glaͤublicheꝛ iſt / was Tacitus hievon ſchreibet / da er ſpricht: Weiln es Sal - peter bey ſich fuͤhret / wuͤrde es zum Glaſe geſchmoltzen. Das waͤre alſo auch vom 2. Capitel.

Vom 3. 4. und 5ten Capitel.

WAs der Autor in dieſen Capiteln gedacht / iſt wahr: Wer ſich die Muͤhe nimmt / und ein Saltz ſo offt im Waſſer zergehen laͤſt / und in Glaͤſern laͤſt wieder hart werden / der kan ein ſchoͤn Cryſtall machen: Der aber meynet / daß aus deme allen / womit und welcher Geſtalt derGAutor50J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. Autor einen Cryſtall beſchrieben hat / eine rechte Gleichheit der Cryſtallen ſolte hervor kommen / und davor paſſiren koͤnnen / ſelbiger verſteht das Glasmachen nicht. Die Teut - ſchen moͤgen jetzo fragen: Woher nehmen wir das Levanti - ſche Pulver? Denen gebe ich zur Nachricht: Man nehme / was vor Art Kraut man wolle / als Farren-Kraut und an - dre / ſo man haͤuffig haben kan / und brenne die zu Aſche / und mache eine Lauge daraus / wie in dieſem Capitel und nachfol - genden gelehret wird: Ja ſo du dieſe Muͤhe darauff wenden wilſt / nimm nur gemeine Aſche (doch iſt die aus den Kraͤu - tern eher zur Subtilitaͤt zu bringen) oder noch naͤher / Potaſch / loͤſe die offt im Waſſer auff / und laß ſie durch ein Filtz lauffen; und ſo du das / (wie oͤffters erwehnet) wieder holeſt / ſo kanſt du aus allen Dingen / worinn ein Saltz ſtecket / es von einer - ley Schoͤnheit haben. Haͤtte alſo der Autor dieſer Muͤhe in den vielerhand Umbſtaͤnden der Saltz nicht beduͤrfft: Dann durch die Erfahrung habe ich erlernet / daß die Saltzen in den Kraͤutern und Gewaͤchſen einerley ſeynd. Hier hat bey dem 3. Capitel in des Herrn. D. Merrets Anmerckungen der be - kandte Herr Friedrich Geißler ein Stuͤck ſeiner Klugheit ſehen laſſen / indem Er erſtlich ſpricht: Er hielte dafuͤr / daß vor das Wort figirt / purificirt muͤſſe geleſen werden / welches recht: Doch will Er auch behaͤupten / daß das Wort figirt recht ſey; Maſſẽ / ſagt Er / ein fixes Saltz zum Glasmachẽ noͤthig iſt. Nu / ſpricht Er / halten die Kraͤuter nicht alle einerley fixes Saltz: koͤnten derowegen ſolche / die noch ein nicht genugſam figirtes haben / durch den Proceß in dieſem 3. Capitel ꝛc. vollends fix und beſtaͤndig gemachet werden. So weit des ſelbſt-ver - meinten hocherfahrnen Fr. Geißlers Worte. Mein lieber Geißler verzeihet mir / daß ich Euch hier ein wenig frage / erſt - lich: Seynd die Saltze aus den Kraͤutern fixer in der erſten Auslaugung / oder ſeynd ſie fixer / wenn man ſie etliche mahl auffgeloͤſet / und wiederumb abrauchen laͤſt? Vors erſte. Vors51Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Vors ander verzeihet mir noch eine Frage: Wie macht man doch dieſes / wenn man ein Saltz / ſo aus einen verbrannten Gewaͤchs oder Kraut ausgelauget iſt / fixiren will / daß es im Feuer keinen Spiritum gebe / noch davon fliege? Solviret oder coaguliret mans offt? Oder was braucht man vor einen modum? Jch rede nicht mit dem Herrn hier / als wie etwa mit einem Glasmacher / ſondern wie mit einem von ſich ſelbſt hal - tenden hocherfahrnen Chymico / den die Muſen mit ihrer Milch ſo lang geſpeiſet / daß ſie Euch haben Sprachen gelernet / und wie Jhr Lateiniſch ins Teutſch uͤber ſetzen ſollet das glaͤube ich wohl / und laſſe es auch gut ſeyn; aber warlich mein Herr Geisler / (doch verzeihet mir!) wann Jhr in eurer Chartecq ge - ſetzet haͤttet / die Chymici haͤtten Euch mit ihrer Milch geſpei - ſet / oder durch die Experienz gelehret und geleitet; ſo ſagte ich warlich / oder gedaͤchte zum wenigſten / daß / der euch geſeugt / derſelbe die Milch verwechſelt haͤtte / und nicht von der rechten mitgetheilet und gegeben. Jch habe in meinen herausgege - benen Tractaͤtlein von den Saltzen geſchrieben: So nun der Herr dawider was einzuwenden hat / und Er kan es mit Ex - perimenten thun / ſo thue der Herr doch einem Ungelehrten (davor Er mich haͤlt) die Ehre / und beweiſe es in der That; dann mit Worten iſt man in dieſem ſeculo, in der Chymie ſon - derlich / nicht mehr zu frieden: Kommt Jhr dann mit Experi - menten / ſo ſoll der Herr ſehen / ob Er mich gleich ungelehrt ach - tet / daß Er mich doch nicht ſoll unerfahren finden. Dieſe bey - de Fragen moͤchte ich mit einem Experimento von Jhm wohl auffgeloͤſet wiſſen. Jch bitte aber umb Verzeihung / wenn ichs nicht glaͤube / das Jhr koͤnnnet / Jhr contradicirt Euch deñ ſelbſt in dieſem Capitel. Jch habe die Hoffnung / der Herr / als ein Gelehrter / wird ja ſo viel von dem Ruhm der Hoͤflig - keit bey ſich haben / daß Er Mir dieſe Grobheit verzeihen wird / ſo ich ja bey dem Herrn die Schrancken der Hoͤffligkeit uͤber Vermuthen uͤberſchritten haͤtte / in dem ich vors erſte ſoG ijkuͤhn52J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. kuͤhn gefraget / vors andere / mein Glaubens-Bekenntniß hierinn ſo frey gethan. Jch bin des Erbietens / dieſe Frage ins kuͤnfftige / ſo ich die Ehre von Euch nicht haben ſolte / oder Euch hievon die Wiſſenſchafft mangelte / ſelber zu erklaͤhren. Hiemit vor dieſes mahl adjeu!

Der Autor befielt in dieſem 3. Capitel / man ſoll auf die letz - te ein gantz gelinde Feuer gebrauchen / daß das Saltz nicht an - breñe / odeꝛ verbꝛeñe / da es doch beſſeꝛ iſt / daß / weñ das Saltz im Glaſe truckẽ worden / mans im ſelben gelinde gluͤen laſſe: Deñ dadurch werden die uͤbrigen Unreinigkeiten deſto beſſer abge - ſchieden. Denn es nur als ein ſonderliches Gluͤck zu rechnen / wenn ein Glas in ſolcher Arbeit gantz bleibet; denn zerbricht es nicht eher / ſo zertreibens die Saltze doch im Kaltwerden. Dieſes alles iſt eine gar zu groſſe Muͤhe / und dienet nur zu be - ſonderer Curieuſitaͤt / da man es doch eben ſo ſchoͤn haben kan / ſo man (wie obgedacht) eine Aſche nimmt / ſie ſey aus Kraͤutern oder Baͤumen / wenn nur ſolche zu etlichen Mahlen ausge - lauget / und nach einer jeden Einkochung (welche in einen eiſer - nen Keſſel geſchehẽ ſoll) uñ ehe man das Saltz wiedeꝛ im Waſſeꝛ auffloͤſet / allemahl ein wenig ausgegluͤet wird. Wer denn nun gar curieus damit umbgehen will / der nehme zuletzt die wohl - und offt gereinigte Lauge / und koche ſie gelinde / biß ſie oben eine Haut kriegen will / und ſchuͤtte ſie in ein hoͤltzern Ge - faͤß / und laſſe es einen Tag oder etliche ſtehen / ſo ſchieſſen ſchoͤne Cryſtallen an: Auch leget ſich bey dieſer Arbeit zugleich etwas weiſes / wie Mehl / zu Boden. Dieſes kan man mit den Cry - ſtallen in ein Haar-Siebe / oder auff ein dazu mit Leiſten ge - machtes Brett ſchuͤtten. NB. Das Bꝛett muß unten ſpitz zugehen / daß die uͤbrige Lauge wohl davon lauffen und trucken werden kan. Die Lauge / ſo

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uͤber dieſen Saltz geſtanden / kocht man wieder ein / wie vor / und das ſo lange / biß nichts mehr anſchieſſen will; ſo kochtman53Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. man alsdenn dieſelbe Lauge vollends oder gantz trocken ein / und iſt hernach unter dieſen und denen angeſchoſſenen Cry - ſtallen wenig Unterſcheid. Hier haben wir nun beſchrieben / was der Autor biß in das 7te Capitel von Bereitung der Sal - tze gelehret. Deñ das Saltz ſey aus welchen Kraut es wolle / ſo es nicht wohl gereiniget wird / gibt es kein ſchoͤn Glas. Das iſt aber gewiß / daß ein Saltz / wegen ſeiner ſubtilen Erde / ſich eher vereinigen laͤſt / als das andre / und eines weniger Muͤhe gebraucht / als das andre. Wer aber zu ſolchen Kraͤutern in der Menge nicht kommen kan / der muß ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen laſſen / und eine Aſche / die der Bauer auff den Heerd / oder im Ofen brennt / oder von wem er ſie haben kan / nehmen und nur deſto oͤffter reinigen.

Vom 4. und 5. Capitel.

Jſt in ſpecie zu wiſſen / daß man an dieſes Saltz nicht ge - bunden ſey / wenn man die guͤldene Farb in die Cryſtall bringen will: Ja wenn auch der Cryſtall von lauter Weinſtein-Saltz allein bereitet / ſo kan man die guͤldene Far - be doch wohl beybringen / wie denn davon nach dieſem weiter ſoll gelehret werden. Was ſonſten in dem 5. 6. und 7. Capitel auſſer dieſer meiner Erinnerung von dem Autore gedacht worden / kan alſo gut und nuͤtzlich wohl in acht genommen werden.

Vom 6. Capitel.

WAs in dieſem Capitel gedacht wird / iſt ſchoͤn im vorhergehenden erklaͤhrt worden / nemlich / daß je - mand ein Kraut oder Aſche nehmen moͤge / wovon Er will / und gilt gleich / zu welcher Zeit oder Monat ers nimmt / wenn nur das Kraut ſeinen Wachsthum vollendet; Man iſt an keinen Bohnen / Farren Kraut oder dergleichen gebun -G iijden:54J Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. den: Denn alle Kraͤuter haben einerley Saltz nach der Ver - brennung / nur daß eines mehr Erde fuͤhret als das andere / und derowegen mehr Reinigung bedarff. Derowegen / wie ich im vorigen gedacht / nimm nur reine Aſche / wie du ſie kriegeſt / loͤſe ſie offt im Waſſer auff / und ſiede ſie wieder ein / gluͤe das Saltz alle mahl gelinde / ſo richtet man alles damit aus / im Glasmachen / was der Autor lehret.

Vom 7. Capitel.

VOn dieſem iſt wahr / was der gelehrte Heer D. Merret ſe - tzet / daß das Glas / zu welchem das Kalchſaltz koͤmmt / allezeit auff Milchfarb falle. Derohalben ob es gleich durchſichtig und helle ſiehet / ſo iſt es doch zum rechten Cry - ſtall-Glas nichts nuͤtze: Denn wegen der ſubtilen Erde / die das Glas von dem Kalch behaͤlt / wird es blaß oder bleich auff Milch-Art / die man nicht ſo eigentlich beſchreiben kan. Wenn man auch den Kalch nur unter die Aſche miſchet / und lauget ſie zugleich aus / ſo wird es ſich doch ſchon auff dergleichen Weiſe erzeigen / welches ich ſelber erfahren. Von dem rech - ten Saltz / welches aus dem Kalch gemacht und gebracht kan werden / waͤre mehr zu ſchreibẽ; gehoͤrt aber hieher nicht. Das Glas / da Kalch zum Saltz gekommen / bringt auch vor an - dern Riſſe / und tauret nicht ſo lang.

Vom 8. Capitel.

OB ich gleich vorher ſchon erwehnet / was Fritta ſey; ſo will ich doch / was in einem ieden Capitel tractiret wird / aufs neue wiederholen / auf daß ſich unſere teutſche Glasmacher darnach deſto beſſer richten koͤnnen: Die bekuͤm - mern ſich nicht darumb / wo das Wort herkomme / ſondern laſſen es den Gelehrten. Jch habe euch zuvor geſagt / daß die - ſes Wort Fritta im Glasmachen ſo viel heiſſe / als wenn ihrGlas -55Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Glasmacher ſprecht / das iſt unſer Gemeng. Denn wann der Autor nimmt von den vorigen Saltzen / oder Soda (welche mein Tag kein recht Cryſtall / ſondern ſonſt wohl ſchoͤnes Glas giebt) 100. Pfund / Tarſi (welches ein Sand von ſchoͤnen Kie - ſelſteinen) 85. biß 90. Pfund / und miſchet dieſes / und calcinirts / wie ihr ſonſt mit euern gemeinen Gemeng in euren Aſch-Ofen thut / deñ heiſt es Fritta. Doch iſt des Autoris Regul und Lehre / die er in der Zuſammenſetzung thut / wohl in acht zu nehmen: Nur dieſes iſt falſch / und gibt kein beſtaͤndig Glas / (es ſey deñ / daß es eine lange Zeit im Feuer ſtehe) daß man dieſes gemeng mit Laugen begieſſen / oder mit Waſſer beſprengen ſoll: Denn durch dieſe Lauge kriegt ſie mehr Saltz / und moͤchte dieſes mit der Soda allein ſich thun laſſen; aber mit der Gemenge / die mit Saltz aus den Kraͤutern oder Potaſch gemacht wird / iſt es nicht rath / ſondern viel beſſer / daß man ſie gantz trucken hinſetze.

Vom 9. Capitel.

JN dieſem Capitel lehret der Autor, wie und auff was Weiſe man die Magneſia ſoll zuſetzen. Magneſia aber iſt eben diß / was die Glasmacher Braunſtein nennen / und unter dieſem Nahmen ihnen allen genugſam bekannt iſt: ſie ſolte billig des Glaſes Seiffe genannt werden. Es thut die jenige / die in denen Meißniſchen Ertzgebirgen / ſonderlich bey Schneeberg haͤuffig gefunden und gegraben wird / inglei - chen eine Art ſo aus Boͤhmen kommt / auch beyderley umb ſehr billigen Preiß zu haben ſeyn / ebemnaͤßig und ja ſo wohl das ihrige / als die Piemontaniſche; koͤnnen derowegen wir Teutſchen derſelben / nemlich der Piemontaniſchen Magneſiæ gar wohl und fuͤglich entrathen. So man demnach ein Glas / das ſich zur Gruͤne neiget / mit der Magneſia oder unſern Braunſtein verſetzet / ſo ſticht ſolche Farbe / nach dem der Braunſtein wieder vergangen / etlicher maſſen nach derSchwaͤr -56J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. Schwaͤrtze / erlangt alſo eine hellere Farbe und verliert die Gruͤne; doch / daß ſolches deßwegen einem rechten Cryſtall ſolte aͤhnlichen / wie wir Teutſchen ietzund an unterſchiedenen Orten machen / iſt noch umb ein gutes gefehlet. Es wird zwar ein gar ſchoͤn Glas / vor vielen andern / die man nemlich damahls zu des Autoris Zeit mag gemacht haben; aber ietziger Zeit macht mans auff eine viel beſſere Art / welche ich denn auch ſehr gerne denen Liebhabern communiciren und mitthei - len wolte / wenn ichs nicht aus ſonderbaren Urſachen unter - laſſen muͤſte. Jndeſſen koͤñen die / welche gleichwohl gerne ein ſchoͤn Glas nach der Venediger Art haben wollen / gar fuͤglich des Autoris Lehre folgen / ſonderlich mit dem Ableſchen / wie die Glasmacher ohne diß zum oͤfftern thun und zu thun gewoh - net ſind.

Vom 10. Capitel.

DEr Autor lehret in dieſem Capitel / daß das Ableſchen im Waſſer gar wohl koͤnne unterlaſſen werden. Es iſt aber dieſes hierbey noͤthig zu mercken: nemlich / wann / nach deme das Gemeng / (ſo unſer Autor Fritta nennet) nach obiger Lehre gemacht / oder zuſammen vereiniget wor - den / man ſolches alſobald verarbeiten wolte / es freylich viel dienlicher ſeye / daß mans ableſche. Denn / ob ſonſt gleich das uͤberfluͤßige Saltz / welches ins gemein Glasgall genennet / gebraͤuchlicher Weiſe davon abgeſchoͤpffet wird / kan ſol - ches doch ſo genau und gaͤntzlich nicht ab - und weggenom̃en werden / daß nicht noch allezeit etwas Saltz / ſo ſich nicht voͤl - lig mit dem Sand vereinigt und zu Glas worden / uͤbrig blei - ben ſolte / welches aber gleichwohl durch das Ableſchen weg - gehet. Aber ſo man das Gemenge lang im Feuer kan ſte - hen laſſen / ſo iſt das Ableſchen nicht noͤthig. Jſt alſo wahr und gewiß / was Herr D. Merrett hiervon ſchreibt / nemlich ie laͤnger das Gemenge ſtehe / ie reiner und feiner das Glaswuͤrde.

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57Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wuͤrde. Auch iſt hierbey wohl in acht zu nehmen / ob das Ge - menge fett oder mager gemacht / das iſt / ob viel oder wenig Saltz zum Sand geſetzet worden? Jſt des Saltzes zu wenig / ſo nennen es die Glasmacher mager / weiln es alsdenn auch ſtrenger und hartfluͤßiger in der Arbeit ſich erzeiget. Dahe - ro es beſſer / wenn es etwas fett iſt / ſonderlich ſo es lange ſtehet / weiln ſichs alsdenn viel fuͤglicher und geſchmeidiger arbeiten laͤſſet.

Vom 11. Capitel.

HJer iſt gar wenig zu erinnern / weiln alles / was in die - ſem Capitel gedacht wird / nemlich wie man ein Saltz aus einer Aſchen machen ſoll / ſchon in vorhergehenden gnugſam gelernet worden. Vom Weinſtein brauchts auch nicht ſo vieler Umbſtaͤnde / es mag derſelbige gleich weiß oder roth / ſtaͤubicht oder wie er will / ſeyn / ſo iſt er zum Saltz-ma - chen eins / und kan ſolcher nur in einen Topff / in euren Aſch - und calcinier-Ofen gebrannt werden / wie der Autor mit meh - rern anweiſet.

Vom 12. Capitel.

DJeſes Capitel handelt von der Zaffera, einer zu Tin - gier - und Faͤrbung der Glaͤſer ſehr nuͤtzlichen Mate - ria. Es iſt aber die Ableſchung derſelben in Eßig nichts nuͤtze / ſondern all-genug / wenn ſie / die Zaffera, nur wohl und klein gerieben wird / da ſie denn eben ſo wohl und gut als die ſo abgeleſchet iſt / kan gebraucht werden.

Jch ſehe hier / daß der offt gedachte Herr D. Merrett, wie auch ſelbſt unſer Autor, ſich ſehr / was doch die Zaffera vor ein Ding ſey / zu wiſſen bemuͤhen; achte derowegen wohl von Noͤthen / dieſelbe etwas weitlaͤuffiger zu beſchreiben. Be - richte demnach hiermit dieſes: Es wird ein Ertz-Stein / zu Schneeberg in Meiſſen / von denen Bergieuten aus der Er - den gebracht und gegraben / den ſie Cobolt nennen / weiln ſol -Hcher58J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. cher gantz kein gut Metall / ohne manchmal der Centner ein Loth / mehrentheils aber gar nichts haͤlt und gibt. Dieſer Cobolt / wird anfaͤnglich in einen dazu behoͤrigen Ofen / deſ - ſen Geſtalt uns beygefuͤgte Figur weiſet / geſchmiſſen; ſolcher zu dieſen Werck eingerichteter Ofen / iſt faſt gleich einem Back - Ofen / und alſo auffgeſetzt / daß das Holtz oder Flammen - Feuer / ſo an der Seiten lieget / uͤber dieſen Mineral-Stein oder Cobolt / zuſammen ſchlagen kan; ſo bald ſolcher nun an - faͤnget zu gluͤen / ſo raucht ein weiſſer Rauch davon / ſelbiger wird in einen (hier beygefuͤgten) hoͤltzern Gebaͤu / in welchem er ſich allenthalben anlegt / auffgefangen / und dieſes iſt als - denn der Arſenic. Es iſt ſich zu verwundern / daß / obwohl die - ſes Gebaͤude ſehr / ja bißweilen 100. Klafftern lang iſt / den - noch der Rauch / es ſey ſo lang als es immer wolle / allezeit zum letzten Ende ausgehet. Dieſer abgerauchte oder geroͤ - ſtete Cobolt nun / wird alsdenn in einer dazu gehoͤrigen Pochmuͤhle gepocht / alsdenn wieder calciniret / und ferner gepocht / wenn denn dieſes etliche mal gethan / ſo wird er (der zuruͤck gebliebene Cobolt) auffs kleinſte durch ein enges Sieb / welches in Riemen und Schwange gehet / auch ſonſten gnug - ſam verwahret daß es nicht ſtaͤuben kan / geſiebt und in Ver - wahrung genommen. Von dieſem Cobolt Meel wird ge - nommen 1. Theil / und darunter wohl 2. oder mehr Theil / gleichfalls auffs fein - und kleinſte geſtoſſene Kießlinge (welche die Bergleute Qvaͤrtze nennen) gemiſcht / und alsdenn ange - feuchtet / in Tonnen geſchlagen / ſo wird es ſo hart und feſt in einander wie ein Stein / alſo daß / nachdem es lange geſtanden / ſolches endlich wieder (wie bekannt) mit eiſern Schlaͤgeln von einander muß geſchlagen werden. Solche zugerichte Ma - teria wird alſofort denen Hollaͤndern und andern Nationen zugeſandt / umb ihre feine Toͤpffer-Geſchirr und andere Din - ge damit zu bemahlen: und iſt eben dieſes / was von vielen / ſonderlich denen Bergleuten / Zofloer, ins gemein aber / gleichwie

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59Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wie auch von unſerm Autor, und ſeinen gelehrten Commenta - tor D. Merreto, Zaffera genennet wird.

Der Sand wird in Meiſſen bloß derent - und umb kei - ner andern Urſach wegen / darunter gemiſcht / als daß man in andern Laͤndern die blaue Staͤrcke / die die Weiber brau - chen (von denen Mahlern auch blaue Smalta genannt) nicht mit Profit daraus oder nachmachen koͤnne und ſoll. Denn es iſt ferner zu wiſſen / daß / wenn dieſer abgerauchte Cobolt / mit einen gewiſſen Theil Sand und Potaſche / wieder ver - ſetzt und zum Glas geſchmoltzen wird / ein dunckel und dick - blaues Glas daraus wird / welches gar ſubtil zerſtoſſen / und auff einer gewiſſen Muͤhl / zwiſchen zweyen ſonderlich harten Steinen / zu einen Meel gemahlen / alsdenn geſchlemmet / und in unterſchiedliche Sortemente / da immerzu eines ſchoͤner als das andere / getheilet und geſtellet wird; hierinnen be - ſteht ein groſſer Handel / der Seiner Churfl. Durchl. zu Sachſen nicht wenig eintraͤgt. So ſie aber den Cobolt ſo rohe wegſchicketẽ / welches zu thun aber denẽ Factorn ſehr hoch verboten / ſo koͤnnte die blaue Staͤrcke anderwerts auch ge - macht / und Nutzen daraus gezogen werden / derohalben ma - chen ſie Zaffera daraus. Der aber einen reinen Cobolt haben will / da ein Theil mehr / als 3. oder 4. Theil Zaffera thut / der muß es abſonderlich in dieſen Landen ſuchen / und deſto theu - rer bezahlen.

Dieſe blaue Staͤrcke / wenn ſie zum erſten mal gemacht oder zum Glaſe gebracht wird / ſo ſetzt ſie insgemein einen Regulum, den dieſelben Arbeiter Speiſſe nennen; dieſer regu - lus gibt gleichfalls wieder ein blaues Glas / ſonſt aber iſt er gantz ſproͤde und kurtzſpießig.

Das Arſenie-Meel aber wird nach der hier beygeſetz - ten Figur / auch wieder ſublimirt / ſo wird es in ſolche dicke Stuͤcken / wie bey denen Materialiſten / allwo Arſenic ver - verkaufft wird / zu ſehen. Alſo iſt hier hoffentlich denen Lieb -H ijhabern60J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. habern aus den Zweiffel geholffen / ſo viel die Zaffera und den Arſenic betrifft / ob nemlich ſolche factitia oder Naturalia, das iſt / durch Kunſt gemachte oder natuͤrlich gewordene Din - ge ſind; und ſo viel von dieſen.

Vom 13. Capitel.

ES iſt im vorigen genugſam gedacht / daß man der Pie - montiſchen Magneſie oder des Jtaliaͤniſchen Braun - ſteins nicht bedarff / weil ſolche oder ſolcher bey uns in Teutſchland eben ſo gut aus der Erde gegraben wird. Das Ableſchen in Eßig thut nichts zur Sache / wenn ſie nur wol gebrannt wird.

Vom 14. und 15. Capitel.

DAs Kupffer zu calciniren oder zu brennen beſchreibet der Autor in dieſen beyden Capiteln recht / und iſt dem Buchſtaben allerdings zu folgen.

Vom 16. 17. 18. und 19. Capitel.

Den beſten Croco Martis, das iſt Eiſen-Saffran / oder Eiſen-Pulver zu bereiten.

ES ſind dieſe Arten / den Croco Martis oder das præparir - te Eiſen-Pulver zu machen / zwar nach des Autoris Leh - re gar recht und gut: Aber ein ſolcher / der noch viel vortrefflicher / koͤſtlich und ſchoͤner von Farben iſt / muß ohne allen Zuſatz / nach der ſolgenden Lehr gemacht und bereitet werden. Nimm derowegen ein gantz reines Eiſen - oder Stahl-Feylicht / thue davon in einen groſſen Topff / und zwar nicht hoͤher denn eines Fingers hoch / ſetze ſolchen wohl zuge - deckt / an einem Ort in einen Aſch - oder Calcinir-Ofen / oder ſonſt irgend hin / da eine ſtarcke Hitze und Flamme ſtreicht / ſo ſchwillet das Eiſen in ein uͤberaus ſchoͤn roth und zart Pulver in die Hoͤhe / alſo daß der gantze Topff voll wird / und wohl den Deckel in die Hoͤhe treibet; Diß ſoll man ausneh -men /

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61Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. men / ſo wird man noch ein gut Theil Eiſen / am Grunde des Topffs / feſte in einander gebacken finden / ſolches ſetzt man wieder hin / ſo ſchwillt mehr auff; dieſes kan man thun ſo lange / biß man genug hat. Es iſt dieſes ein uͤber die Maſſen vortrefflicher Crocus Martis, der gewißlich weiter dienet / als ich hier zu melden Luſt habe: Jedoch daß er in der Glas - Kunſt gerade und eben diß thun ſoll / was der aus dem Eßig bereitet thut / ſage ich nicht / ſondern eine andere Coleur gibt dieſer / ein andere jener; gleichwohl meyne ich / es ſoll hiermit den Verſtaͤndigen viel geſagt ſeyn. Und dieſes vom Croco Martis.

Das 20. und 21. Capitel.

JN dieſen Capiteln lehret der Autor, wie man das zittern - de Kupffer (welches insgemein von dem gemeinen Mañ Knitter-Gold / oder meßinger Lahn genennet wird) machen ſoll. Nun iſt in der Bereitung dem Autor auch aller - dings zu folgen: Man iſt aber an dieſen Lahn nicht eben ge - bunden / ſondern man nehme nur ein duͤnnes Stuͤck Meſ - ſing von einem alten Keſſel / es thut eben das / welches ich erfah - ren / weil doch das andere viel koſtbarer iſt.

Das 22. Capitel.

JN dieſem Capitel befiehlet der Autor ſo hoch / ſo man ein ſchoͤn Meer-Waſſer haben will / das man von der ſchoͤn - ſten Cryſtall-Gemeng nehmen ſoll. Es iſt aber dar - an nicht gelegen / wenn es nur ein ſchoͤn hell Glas iſt / und kein Braunſtein dazu kommen. Denn daß es nach der Gruͤ - ne ſich neiget / oder einen gꝛuͤnen Stich hat / das hat auch wenig zubedeuten / weil ohne dem es von dem Pulver gefaͤrbet wird / nur daß man ſich mit dem Pulver nach der Coleur richten muß. Und iſt hierbey zuwiſſen / daß man im zuſetzen der Zaf - fera ſich wohl vorſehen muß / weil der einen immer mehꝛ Sand zugeſetzet iſt / als der andern / derowegen auch wohl die rech -H iijte Co -62J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. te Coleur nicht allemahl / wenn man will / zu treffen iſt. Man verſuchs denn zuvor in der kleinen Prob / zumahl / ſo man den bloſſen Cobolt haͤtte: denn ſo man alsdenn dieſen Satz mit dem Pulver vom gebrannten Meßing und Zaffera, wie in dieſem Capitel gemeldet / folgen wolte / ſo ſolte es viel zu blau werden / wie mir denn dergleichen ſelber wiederfahren. De - rowegen muß man ſich im zuſetzen der Zafferæ wohl vorſehen / denn man kan nach und nach allezeit mehr nehmen und zuſe - tzen / oder ins klein probiren.

Vom 23. Capitel.

JN dieſem Capitel iſt der Autor gaͤntzlich denen Buchſta - ben nachzufolgen / und giebet dieſes eine ſehr anmutige Coleur nach dieſer Art.

Das 24. 25. Capitel.

DJe Brennung des Kupffers in dieſen beyden Capiteln iſt gar recht / und kan in dem Aſch / oder Calcinir-Ofen ſehr wohl gemachet werden. Daß es das Glas ſo ſehr auffblehẽ ſolte / finde ich nicht in unſrer Art Glas-Oefen / da das Feuer allemahl ſtaͤrcker / als in denen Venetianiſchen odeꝛ Hol - laͤndiſchen Oeſẽ iſt: Daher durch das geſchwinde Niderſchmel - tzen / und wegen der groſſen Hitz / es ſolche Gefahr nicht hat.

Vom 26. Capitel.

HJerinnen habe ich dieſes in acht genommen: Jch habe ein gewiß Theil des Pulvers unter das Gemeng genom - men / und in kleinen Tiegeln ſchmeltzen laſſen / daß es e - ben eines geweſen / ob ich das Pulver unters Glas geruͤhret / oder Anfangs mit dem Gemeng vermiſchet habe. Doch iſt faſt beſſer / wenn es mit dem Gemeng vermiſchet / als wenn es unter das Glas geruͤhret wird; denn es viel Muͤhe koſtet / weñ man die Gleichheit der Farbe im Ruͤhren uͤberall im Glaſe treffen will: Welches man beſſer haben kan / wenn mans an -faͤng -

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63Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. faͤnglich unter das Gemenge miſcht. Es iſt aber zu mercken / daß man bey dieſem Gewicht des zuſammen geſetzten Pul - vers nicht allezeit bleiben kan / ſondern man muß es erſtlich in der kleinen Probe ſuchen.

Vom 27. Capitel.

WAs der Autor von den Toͤpffen ſagt / iſt in acht zu neh - men: Doch wenn man eine Meerwaſſer-Farb dar - inn gemacht hat / und wohl ausgeſchoͤpffet / kan man folgends wohl ein gruͤn oder blaues / endlich nach dieſen gar ein ſchwartzes darinn machen: Und iſt in allen nur zu ſe - hen / was vor eine Coleur ſich auff die andern ſchickt / ſo kan man gar fuͤglich unterſchiedene Farben nach einander in ei - nem Topff machen.

Das 28. Capitel.

DJeſes iſt nur ein Uberflutz vom Autore, denn es nicht ein Haar anders iſt und ſich erweiſet / als daß davon im 24. und 25. Capiteln gedacht worden.

Das 29. und 30. Capitel.

EBen die Bewandniß hat es auch mit dieſem Capitel / deñ es nichts anders in ſich haͤlt / als daß man nur die Pro - portion des Pulvers veraͤndert: Denn nachdem man einen ſchoͤnen Satz oder Gemeng vom Glas hat / nachdem wird die Coleur ſchoͤn und hell / weiln ein ungeſtalt Glas ei - ne ungeſtalte Coleur macht / es mag die Farb bereit ſeyn / wie ſie wolle. Haͤtte derowegen der Autor dieſes alles in ein oder 2. Capitel verfaſſen koͤnnen. Beſiehe in dem Commentario D. Merretti, was Er von dieſen beyden Capiteln ſagt; und hat hierinnen der Porta recht / wenn er gleich ſonſten in ſeinen Schrifften zum oͤfftern in der Warheit ungluͤcklich iſt / weil Ers meiſtens von andern geglaͤubet und abgeſchrieben hat.

Das64J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B.

Vom 31. Capitel.

WEr die Zeit nicht erwarten will / daß er erſtlich ein Vitriol-Oel / aus dem durch Kunſt bereiteten Vitri - ol von Kupffer / deſtillire / der brenne nur das Kupf - fer in den Aſch-Ofen / biß es gantz ſchwartz werde. Jch habe es durch die Erfahrung / daß / wenn ich nehme Kupfferblech / cal - cinier ſolche mit Schwefel / und mache es allerdings wie dieſer unſer Autor lehret / ferner wenn ichs einmahl gebrannt / und zum ſchwartzen Pulver geſtoſſen / wieder mit gleichſchwer Schwefel vermiſche / und nach Wegbrennung deſſelben zum drittenmahl wiederhole: Da ich denn / wañ ichs gelinde und gebuͤhrlich tractirt habe / endlich ein Pulver erlanget / das auff der Zunge ſcharff wie ein Vitriol von Kupffer ſchmeckt / welches / ob es wohl oben ſchwartz / doch ſonſt mehrentheils roth und Ziegelſtein-faͤrbig iſt: dieſes ſchwartz und rothe Pulver durch einander gemiſcht / thut / ſag ich / nach meiner Experienz alles das jenige / was der Autor von deme mit ſo groſ - ſer Muͤhe aus dem von Kupffer gemachten Vitriol lehret und ruͤhmet.

Vom 32. 33. 34 und 35. Capitel.

MJt dieſer Gꝛuͤne hat es alleꝛdings die Bewandnis / wie im vorigen mit der Meerwaſſer-Farbe / gelehret und unterrichtet worden. Jch habe mich ſehr in der Schoͤnheit und mancherley Veraͤnderung ſolcher Gruͤne de - lectirt / ſonderlich noch unlaͤngſt in meines Gn. Churfuͤrſten und Herrn Cryſtall-Huͤte / da ich dieſes gantze Buch: (ſo viel ich vorhero nicht probirt:) durchgearbeitet / und experimenti - ret / auch daꝛunteꝛ alleꝛhand ſchoͤne und faſt ungemeine gruͤne Coleuren gemacht habe. Es beſteht aber ſolche vielfaͤltige Ver - aͤnderung bloß und allein in dem Unterſchied und Bereitung des zugerichten Eiſen-Pulvers / Crocus Martis genannt: Nach dem die præparation und Zurichtung deſſelben iſt / nachdem

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65Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. dem kan man auch / und zwar wie man will / eine Gruͤne ha - ben / weiln ſich eine andere Art oder Coleur erzeugt / wenn das Eiſen-Pulver mit Eßig; eine andere / wenn ſolches mit Schwefel; eine andere / wenn es vor ſich ſelbſt præpariret wor - den: denn durch die Zuſammenſetzung des gebrannten Kupf - fers und des Eiſen-Saffrans oder bereiteren Eiſen-Pul - vers werden alle Unterſchiedlichkeitẽ gruͤner Coleuren zu we - ge gebracht. Wiewohl das Kupffer und deſſelben zugerich - tete Hammerſchlag auch allemal eine Gruͤne gibt / ſo liegt doch die vielfaͤltige Veraͤnderung derſelben bloß und allein an dem Eiſen-Pulver / nachdem nemlich daſſelbe bereitet und zugeſetzet wird. Jn der Bereitung des Kupffers habe ich keine groſſe Veraͤnderung finden koͤnnen: Denn wenn ich das Kupffer nur vor ſich ſelbſt und alleine gebrannt / (nach dem 24. Capitel) ſo kan ich alles daſſelbige damit thun / was der Autor von der vielfaͤltigen Zubereitung deſſelben lehret. Was er aber im 35. Capitel von der Minia oder Bley-Men - ge gedencket / ſo giebt ſolches zwar eine ſchoͤne gruͤne Coleur / allein dieſe Glaͤſer / wo Bley zukommt / ſeynd erſtlich wegen ihrer Weichheit nicht wohl zu arbeiten / zum andern ſeynd auch die daraus bereiteten ſo genannten Edelgeſteine nichts uͤberall nuͤtze / weiln ſie wider die Art der Edelgeſteine ſchwer am Gewicht / und ebenfalls zum palliren gar zu weich / ſeyn und befunden werden.

Vom 36. Capitel.

WAs in dieſem Capitel ſtehet / iſt allerdings wahr / aber es hat gleichwohl viel Beſchwerlichkeiten; Jndem man ſehr genau und fleißig Achtung geben muß / daß man es zu rechter Zeit handthiere / weil darinnen der groͤſte Vortheil beſtehet. Denn tractirt mans zu fruͤhe / ſo iſt es zu ſaltzig / und will ſich nicht wohl arbeiten laſſen; Laͤſſet mans etwas zu lange ſtehen / zumal in groſſer Hitze / ſo wird esJdurch -66J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. durchſichtig / und iſt in Summa uͤbel zu treffen. Jch will aber euch nach dieſen eine Compoſition lehren / durch und aus welcher man alle undurchſichtige Farben / gar fein und mit leichterer Muͤhe als insgemein / wird machẽ oder bereiten koͤn - nen. Womit ich denn meine Unterweiſung und Anmer - ckungen / uͤber das erſte Buch unſers Autoris, abbrechen und beſchlieſſen will / wenn ich euch auch zuvor meine eigene teut - ſche Art und Manier / mit welcher ihr alles / was hier innen enthalten / und unſer Autor mit groſſer Weitlaͤufftigkeit ge - lehret / kuͤrtzlich und in einer Summa / mit leichter Muͤhe / auch mit keinem andern als mit ſolchen Zeuge / der in euren Vaterland / und mit geringen Unkoſten zu finden und zu er - langen iſt / machen und verfertigen koͤnnet / alſo / daß ihr euch an die vielerhand Pulviſculos, Frittas, Rochettas, Tarſos, Sodas, auch Spaniſche / Levantiſche und Syriſche Aſche / und alle dergleichen weit hergebrachte und koſtbare Dinge weniger als nichts zu kehren / noch ferner darnach zu bemuͤhen werdet haben.

Folget demnach eine rechte kurtz-buͤndige und unkoſtbare Art und Manier / ein ſchoͤn und fein Glas / (ſo gut als es unſer Autor mit vielen Koſten und Umbſtaͤnden lehret) zu machen.

NJmm Pot-Aſche / laß ſolche in Waſſer zergehen / und nachdem du dieſe Lauge eine Nacht ſich ſetzen laſſen / ſo gieſſe oder ſchoͤpffe folgendes Tages das klare ab / das letztere laß durch einen Filtz lauffen / damit du eine laute - re / reine und ſaubere Lauge bekommeſt / alsdenn koche ſolche in einen eiſern Keſſel wieder gantz ein / alſo daß ſie hart und trocken werde / ſchlage folgends das eingekochte Saltz ſtuͤck - weiß heraus / und laß ſelbiges gelinde im Ofen gluͤen / laſſe es nach dieſen wieder im Waſſer zergehen / und nach abermali - ger Einkochung abermal ſanffte ausgluͤen. Je oͤffter du nundieſem

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67Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. dieſem Saltz dergleichen Ehre beweiſſeſt / je ſchoͤner es ſich wie - der gegen dir ſtellen oder erzeigen / und je klaͤrer und reiner das Glas davõ weꝛden wiꝛd. Jedoch kan man auch wohl zu de - nen ordinar - und gemeinen Farben / als blau / inſonderheit a - ber gruͤn / dieſes Saltz / wenn es auch nur einmal recht klar durchgelauget iſt / zum Glas verarbeiten und gebrauchen. Denn ob es gleich etwan einen gruͤnen Stich vor ſich hat / ſo ſchadet es doch zum blauen und gruͤnen / ja auch zur aqva - marin oder Meerwaſſer-Farbe nichts / wenn es nur ſonſten fein helle iſt / und das iſt vornehmlich am Sande / nachdem derſelbe ſchoͤn und fein iſt / gelegen. Von dieſen Saltz nun / nimm 40. Pfund / feinen und weiſſen Sand / oder von denen weiſſen Kießlingen 60. Pfund / dieſes ſollſtu auffs kleinſte un - ter einander miſchen / und wohl zuſammen ſchmeltzen / je laͤn - ger es im Feuer ſtehet / je beſſer es wird; Die fuͤglichſte Weiſe iſt dieſe: So mans den Sonnabend / wenn die Glasmacher dieſer Orten Feyerabend machen / einleget / und laͤſſet es ſchmel - tzen biß auff den Dienſtag / wenn ſie wieder anfangen; alsdenn ſriſch verarbeitet / ſo iſt es ſchon recht / und kan zu allen Farben paſſiren und gebraucht werden.

Noch eines laſſet euch zur Auffmerckung dienen und anbefohlen ſeyn: Nemlich: wenn man die ſchwartzen Feuer - und Flinten-Steine haben kan / und dieſelben gluͤet / in Waſ - ſer ableſchet / und ſolche / nachdem ſie auffs kleinſte geſtoſſen / mit wohl und offt gereinigten Saltz verſetzet / ſo werden ſie / wenn alles recht beobachtet / ein ungemeines / herrlich / fein und ſchoͤnes Glas geben / nur iſt zu mercken / daß ſie etwas ſtrenger zum Fluß zu bringen / derohalben da man ſonſt 40. Pfund Saltz zu 60. Pfund Kießling oder andern Sand nimmt / muß man hier zu 60. Pfund von dieſen Steinen wohl 45. biß 50. Pfund Saltz nehmen. Auch finden ſich eine Art Steine von Werckſtuͤcken / welche / wenn ſie gegluͤet / ſo muͤrbe werden / daß man ſie mit den Fingern reiben kan /J ijund68J Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. und geben einen ſehr weiſſen Sand / dieſer gibt auch ein ſehr ſchoͤn Glas / und iſt eben ſo leichtfluͤßig / als der aus denen weiſſen Kießlingen / ja noch leichtfluͤßiger; im uͤbrigen muß man ſich mit dem Saltz allemal darnach richten / ob man ſtrengen oder fluͤßigen Sand hat / auch daß er gar klar durch - geſiebet ſey. So demnach dieſes / was hier erwehnet / alles wohl in acht genommen wird / ſo wird man allerdings einen ſo ſchoͤnen Cryſtall machen und zuwercke bringen / als unſer Autor mit vielen Umbſtaͤnden kaum gelehret / und man iema - len zu ſeiner Zeit hat machen koͤnnen. Es iſt mir zwar eine noch ſchoͤnere Art Cryſtall zu machen / bekannt: weiln aber in meines Gn. Churfuͤrſten und Herrn Cryſtall-Huͤtte / auch bey andern Fuͤrſtl. Perſonen nach derſelben Manier gearbeitet / und ſolche ins geheim gehalten wird / als wills mir vor dißmal auch nicht gebuͤhren / ſelbe zu offenbaren o - der gemein zu machen / hoffe / der guͤnſtige Liebhaber wird ſich vor dißmal mit dieſen begnuͤgen laſſen.

Eine Manier / wodurch man die Tuͤrckis und andere undurchſichtige Farben ſehr ſchoͤn und fuͤglich bereiten kan.

DJe Glas-Kuͤnſtler machen / unter andern / ein Glas aus der Aſche / die ſie von abgebrannten Haͤuſern und Scheunen kriegen und holen. Welches Glas / wenn mans erſtlich aus dem Feuer nimmt / klar und hell ausſiehet; wenn mans aber wieder einwaͤrinet / ſo wird es gantz weiß / und das heifſen ſie Beinweiß. Wenn man nun dieſes Glas etwas blaulicht faͤrbet / und langet hernach etwas davon / mit dem Jnſtrument heraus / und waͤrmet es wieder ein / ſo kan man eine rechte eigendliche Tuͤrckis - oder blaue Kornblum-Farbe bekommen; So man aber andere Far - ben darunter miſcht / ſo wird es allemal undurchſichtiger. Hier -

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69Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Hieraus kan man nun vielerhand ſehr artig Glas von Far - ben machen / nachdeme als der Zeug dazu ſauber und rein zubereitet iſt. Jch weiß zwar auch dieſes Glas / auff eine viel ſchoͤnere Art / dem Porcellan gantz gleich / zuzurichten; aus vorgemelter Urſach aber darff ich nicht zu weit gehen / ſondern muß vor dißmal abbrechen / inne halten / und hier - mit das Erſte Buch zu ſeinen Schluß und Ende bringen.

Anderres Buch / von der Glasmacher-Kunſt / ANTHONII NERI von Florentz.

Summariſcher Jnhalt dieſes Buchs. HJerinnen wird die gewiſſe Art gezeiget / wie man einen Cal - cedonier / an der Farb eines Achats oder Orientaliſchen Jaſpis bereiten ſoll: wie nicht weniger allerley Farben / zu ebenmaͤßigen Gebrauch; item die Art und Weiſe / Aqvas for - tes, und Regias zu machen / welche hierzu erfordert werden: Uber das eine Manier den Weinſtein zu calciniren / und ſolchen mit der rothen Farb / von den Jtaliaͤnern Roſichiero genannt / zu vereinigen / maſſen dieſelbige mancherley ſtroͤmicht-ſpielende Farben / im Glas vorſtellet / auch ihm eine ſolche Dunckelheit mittheilet / welche ſonſt nur denen Orienta - liſchen Edelgeſteinen gemein iſt.

Das 37. Capitel.

DJeweil ich geſonnen bin die Art und Weiß zu zeigen / wie man den Orientaliſchen Calcedonier / Jaſpis uñ Achat machen ſoll; ſo wird erſtlich noͤthig ſeyn / daß ich die præparation etlicher Mineralien / zu dieſer compoſition dienende / lehre: Denn obwohln hier uñ dar dergleichen Sa -J iijchen /70ANTHONII NERI Andres Buch /chen / unter die Haͤnde kom̃en; ſo hat mich doch fuͤr gut angeſehen (dieweil ich willens bin / das Werck vollkommen an den Tag zu geben;) einen rechten und guten Chymiſchen modum anzudeuten / vermittels welches / die Kunſte rfahrne Liebhaber / ohne anderer / Beyhuͤlff / allerley dergleichen Werck / recht und wohl / mit geringern Unkoſten / ſelbſten bereiten koͤnnen.

Denn wo die Materia gebuͤhrlich præpariret / ingleichen die me - talliſche Farb / recht auffgeſchloſſen / auch von aller irdiſchen Unreinig - keit und unſaubern Theilen wohl abgeſondert iſt worden (welche insge - mein die Vereinigung der Farben mit den Glaͤſern zu verhindern pfleget) ſo iſt kein Zweifel / daß nicht das Glas mit lebendigen / leuchtenden und lieb - lichen Farben getingiret werde / welche die gemeinen Glasmacher-Far - ben / gar weit uͤbertreffen.

Und weil die Calcedonier-Farb oder vielmehr das compoſitum, daꝛ - aus dieſer Stein wird / nichts anders iſt / als eine Zuſammenhauffung faſt aller der jenigen Farben / welche vom Glas angenommen werden / ſolche aber ins gemein nicht einem jeden bekannt ſind (denn die Farben ſelbſt / wofern ſie nicht wohl bereitet / die verlangte Schoͤnheit und Glantz nicht von ſich geben;) ſo iſt derohalben nothwendig / daß die Metallen nicht gecalciniret / zertheilet / auffgeſchloſſẽ / auch das Kupffer / der Schwe - fel / Vitriol / Salmiac / und dergleichen / mit geraumer Zeit / und gelin - den Feuer eroͤffnet und bereitet werden; denn das uͤbermaͤßige Feuer iſt hier ſchaͤdlich.

Die rothe Farb / (davon im 124. Capitel /) und der Weinſtein muͤſ - ſen nicht allein recht und auffs beſte gecalciniret ſeyn / ſondern ſie ſollen auch in gebuͤhrlichen Gewicht / und proportion / zu rechter Zeit darzuge - than werden: es muß auch das Glas wohl gekocht / gereiniget und zum Werck zeitig ſeyn.

Letzlich muß man im gantzen Werck ſolchen Fleiß anwenden / wie es fleißigen Kuͤnſtlern gebuͤhren will: Und auff ſolche Art kan man den O - rientaliſchen Jaſpis / Achat / und Calcedonier vollkoͤmmlich nachahmen / mit ſolcher Mannigfaltigkeit der Farben und ſpielenden lieblichen Fle - cken / auch mit einer ſolchen eigentlichen Lebhafftigkeit / daß es gleichſam unmoͤglich ſcheinet / daß es ſo hoch von der Natur gebracht werden koͤn - ne: Wiewohl man ins gemein zuſagen pfleget / auch wahr zu ſeyn ſchei - net / daß es nehmlich die Kunſt der Natur nicht gleich machen kan / ſo iſt jedoch aus der Erfahrung bekannt / daß es die Kunſt / in vielen Dingen / ſonderlich aber in dieſer Sach / der Natur nicht nur allein gleich mache /ſondern71Von der Glasmacher-Kunſt. ſondeꝛn auch ſolche noch weit uͤbertreffe / welches denn niemand / als der es geſehen / glaͤuben wuͤrde.

Die ſchoͤne / mannigfaltige und ſpielende Zierlichkeit der Farben / welche in dem Calcedonier (ſo die Mateꝛia wohl præpariret / und das Glas recht ausgearbeitet worden) erſcheinen / auch die effectus, ſo von dieſen Stein kommen / uͤbertreffen alle menſchliche Einbildungen / und Gedan - cken.

Aus dieſem 3. von mir beſchriebenen Manieren / wird Zweiffels ohne eꝛhellen / wie hoch es die Glasmacheꝛ-Kunſt in dieſem Stuͤck bringẽ koͤnte: Denn ich beſchreibe alles ſo genau / und beweiſe es ſo eigentlich / daß es die erfahrnen und geuͤbten Kuͤnſtler ſonder Zweifel verſtehen werden / auch niemand / es ſey denn / daß es freywillig und wiſſentlich geſchaͤhe / irren kan. Wird nun jemand nach dem / wie ichs vorgeſchꝛiebẽ / aꝛbeiten / ſo wiꝛd er mehr ſehen und befinden / als ich eroͤffnet und beſchrieben habe.

Das 38. Capitel.

Ein Aqvafort oder Scheid Waſſer / welches das Silber und den Mercurium auffloͤſet / mit einen beſondern und geheimen Handgriff zu machen.

NJm̃ des gereinigten Salpeters 1. Theil / Aluminis Rochæ, (von dem in einer Schale alle waͤſſerichte Feuchtigkeit abgedaͤmpffet) 3. Theil; alsdenn wird zu jeden Pfund dieſer vermiſchten Materie / 2. Loth des Cryſtalliniſchen Arſenici genommen; dieſes iſt ein geheimer / und ins ge - mein unbekannter Handgriff: Denn der Arſenicum machet nicht allein das Waſſeꝛ ſtaͤrcker / ſondern huͤlfft auch zu beſſerer Außziehung deꝛ Spiri - tuum, in welchen der Keꝛn und die ſtaͤrckſte Krafft des Aqvæ fortis ſtecket: deñ wenn gedachte Spiritus dem Siedwaſſer benommen werden / ſo iſt es dem gemeinen Waſſer nicht ungleich.

Obgedachte Species nun ſoll man alle miteinander zu Pulver ma - chen / wohl untereinander miſchen / und den 16. Theil wolgepuͤlverten Kalches darunter ruͤhren.

Von dieſer Materia fuͤllet man eine wohlbeſchlagene Retorten 3. Theil damit voll; jedoch muͤſſen die Retorten / wie gedacht / mit einem ſtarcken luto wohl beſchlagen werden / welches / wiewohl es ein gemeines Ding / und dem Arbeiter uͤberlaſſen wird / ſo wollen wir nichts deſtowe - niger einen ſonderbahren Lutum hierbeyſetzen.

Nim̃ 1. Theil fettẽ Waſſerleimẽ / oder Letten wie er im fluß Arno befun -den72ANTHONII NERI Andres Buch /den wird / 3. Theil Sand / einen halben Theil gemeine und geſiebte A - ſchen / auch einen halben Theil Scherewolle; dieſes muß alles wohl unter - einander gemiſchet / vereiniget / und zu einem Teig gemachet werden; die - ſer je mehr er gewuͤrckt wird / je beſſer wird er ſeyn; doch muß die Maſſa et - was haͤrtlich oder ſtarck ſeyn / alsdenn thut man den 3. ten Theil gemeines Saltz darzu / und incorporierts auffs beſte mit einander; denn an dieſen iſt alles gelegen; mit dieſem Luto beſchlaͤget man die Glaͤſer oder Kolben - und ſetzet ſie in hierzudienliche ſteinerne Wind-Oefen / die Feuer-beſtaͤn - dig ſind; in den Capellen ſoll der Sand 4. Finger breit / uͤber den Retor - ten Boden erhoͤhet / und unter dieſem ein ſtarckes Eiſen qveruͤber ſeyn / umb die Laſt der Retorten zu tragen; oder man kan auch die Retorten in den Capellen / biß zum Hals / mit Sand bedecken und beſchuͤtten; nach dieſen ſetzet man einen Alembicum darauff / welcher groß und weit ſey; die Fugen verwahret man wohl / mit einem Luto, bereitet von gepuͤlver - ten und vermiſchten Mehl / Kalch und Eyer-Weis / ſolches wird auff ei - nen leinen Lappen geſtrichen und uͤbergeleget; wenn dieſes getrocknet / kan es noch zum 3. ten oder 4. ten mahl geſchehen / ſo werden die Fugen von dem ſtarcken Feuer wohl verwahret ſeyn / und die Spiritus halten koͤnnen.

Ferner ſoll man dieſem Glas einen groſſen und weiten Recipien - ten fuͤrlegen / welcher die ſtarcken Spiritus halten koͤnne / und / nachdem die Fugen wohl vermachet / und trocken worden / als worauff ſonderlich zu ſehen iſt / ſo machet man ein gelindes und getemperirtes Kohlfeuer / und erhaͤlt es alſo 3. Stunden lang / in welcher Zeit die Phlegma / von der die Glaͤſer offt zerſprenget werden / heruͤbergehet / alsdenn halte man es noch 6. Stunden alſo gelinde / und mehret nach dieſem das Feuer all - gemach / indem man duͤrr Eichen-Holtz noch zu den Kohlen leget / und erhaͤlt es alſo auch 6. Stunden lang / biß der Alembicus gelblicht zu wer - den / und die Spiritus zu gehen beginnen / in ſolchem gradu haͤlt man das Feuer / biß der Alembicus hochroth / wie ein Rubin wird / nach ſolchen ſtaͤrcket man das Feuer mercklich / und erhaͤlt es alſo / ſo lang der Alem - bicus roth bleibet / welches bißweilen 2. gantzer Tage zu wehren pfle - get: Derowegen continuiret man ſo lang mit ſtarckem Feuer / biß der Alembicus und Recipient klar worden ſind / gleichwie ſie Anfangs ge - weſen / doch wird das Feuer noch ungefehr eine Stunde lang gehalten / alsdenn laͤſt mans erkalten.

Es iſt auch in acht zunehmen / daß man keine kalte Lufft / oder der - gleichen kalte Sachen / in wehrendẽ Anfeuren / an den Alembicum oderRecipi -73Von der Glasmacher-Kunſt. Recipienten / indem ſie roth ſind / kommen; laͤſſet denn ſie wuͤrden alsdeñ / weil ſie ſehr heiß / leichtlich zerſpringen / und zwar mit Verluſt der gantzen Arbeit / Zeit und Unkoſten.

Wenn nun alles erkaltet / ſo ſoll der Alembicus ſambt den Recipi - enten / mit naſſen Lappen bedecket werden / damit ſich die Spiritus des A - qvæ fortis deſto eher ſetzen: nach dieſem laͤſſet mans 12. Stund lang alſo ſtehen; weichet alsdenn die Fugen / und das Lutum, mit laulichten Waſ - ſer wohl auff.

Der Alembic und Recipient bleiben wohl gantz / der Kolben aber zerbricht zuzeiten / dahero er zu fernern Gebrauch untuͤchtig wird.

Das Caput mortuum oder das hinterbliebene vom Aqva forti thut man / ſambt 8. Loth gereinigten Salpeter / zuſam̃en in einen neuen Kolbẽ / darauff gieſſet man das zuvor gediſtillirte Aqva fort, ſtellets in den vorigẽ Ofen / ſetzet den Helm darauff / leget den Recipienten fuͤr / verlutiret und trocknet die Fugen wohl / wie zuvor / und giebet / die 4. erſten Stund lang / ein getemperirtes Feuer; ſolches wird nachgehends allgemach vermehret wie zuvor / biß die Spiritus alle heruͤber gegangen / und der Helm ſamt dem Recipienten wiederumb weis worden ſind / alsdenn iſt das Feuer nicht mehr zu ſtaͤrcken / ſondern man laͤſſet alles erkalten / beleget den Alembi - cum und Recipienten wieder mit naſſẽ Tuͤchern / und laͤſſet es 12. Stund lang alſo ſtehen / darnach loͤſet man die Fugen / wie obgedacht / auff / thut das Aqva fort in wohlgereinigte Glaͤſer / und hebet es zum Gebrauch auff: Dieſes iſt das Aqva fort oder Scheid-Waſſer / welches zu dem hernach beſchriebenen Gebrauch dienen ſoll.

Jn dieſer compoſition pflegen etliche an ſtat des Aluminis Rochæ, den beſten / als den Roͤmiſchen oder andern dergleichen Vitriol zu neh - men: Ob aber (zu dergleichen) Sachen das Vitriolum gut ſey oder nicht / kan man daran probiren / ſo es dem gepallirten Eyſen / darauff gerieben / eine Kupffer-Farb giebet: ſolcher Vitriol nun / wann er nach unten an - gedeuteter Manier gereiniget wird / iſt beſſer als der Alaun / und wird auch ein weit ſtaͤrckers Aqva fort geben.

Das 39. Capitel.

Wie man das Vitriol reinigen / und ein ſehr ſtarckes A - qva fort bereiten ſoll.

HJerzu muß man den beſten Vitriol haben / denn je beſſer der Vitriol / je ſtaͤrcker wird das Scheid-Waſſer. Das Vitriolum nun zu reini -Kgen /74ANTHONII NERI Anderes Buch /gen / ſo muß ſolches mit gemeinen warmen Waſſer auffgeloͤſet werden: Nach dem dieſe ſolution 3. Tag geꝛuhet / ſo filtriret mans / damit die gelben fæces davon hinweg kommen; das gefiltrirte laͤſt man in glaͤſern Ge - ſchirren verrauchen / und zwar nur biß auff den 3. ten Theil; dieſes behalte - ne thut man in verglaſuꝛten Schalen an ein kaltes Ort / ſo bekoͤm̃et man innerhalb 12. Stunden / kleine Vitriol-Steinlein / dem Berg-Cryſtall gleich / Smaragd-gruͤn an der Farb; dieſe werden an dem Rand der Schalen ſich anlegen / mit Hinderlaſſung einer gelblichten und ſchwefe - lichten Erden auff dem Boden / welche zu dieſem Vorhaben wenig dienet.

Die Vitriol-Steinlein werden abermahl in warmen Waſſer ſolvirt, das geſolvirte Waſſer wird filtrirt / in dem Geſchirr abgerau - chet / und im uͤbrigen / wie zuvor / damit verfahren; auch wird die auff dem Boden gefundene gelbe Erden allezeit hinweg gethan: Dieſer Vitriol / wenn er zum 3. tenmahl alſo gereiniget worden / iſt alsdeñ tuͤchtig / ein ſehr gutes Aqva fort, welches viel ſtaͤrcker als das jenige ſo mit Alaun gedeſti - lirt wird / daraus zu machen; inſonderheit wenn auch der Salpeter oder Nitrum wohl iſt gereiniget worden.

Das 40. Capitel.

Ein Aqva Regis zu machen / mit welchen man das Gold und andere Metallen / ausgenommen das Silber / auffloͤſen kan.

MAn thut zu jedem Pfund des obigbereiteten Aqvæ fortis, 4. Loth Salmiac in einen kleinen glaͤſern Kolben / und ſetzet es in ein Ge - faͤs / welches mit warmen Waſſer angefuͤllet iſt / ſo wird das Salmiac / wenn das Waſſer offtmahl beweget wird / alſobalden auffgeloͤſet / und das Aqva fort gelb gefaͤrbet werden: Alsdenn thut man von Neuen ſo viel Salmiac hinein / als ſich darinnen auffloͤſen kan / und wenn es nichts mehr ſolviren will / ſo laͤſſet mans ein wenig ruhen / und gieſet hernach das klare davon ab; denn das irdiſche und unreine vom Salmiac bleibet auff dem Boden liegen; ſo bekommet man ein ſehr ſtarckes Waſſer / welches das Gold / und andere Metallen / ausgenommen das Silber / auffloͤſet; denn / wie gedacht / das Silber greiffet es nicht an.

Das 41. Capitel.

Wie man den Weinſtein oder Weinhefen brennen ſoll.

Man75Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn ſoll Weinſtein oder rothe Weinhefen / welche beſſer iſt als die weiſe / haben / ſolche aber beſtehet aus den groͤſſern / dicken und funckelnden Stuͤcklein der Weinhefen; von dieſen muß aller Staub und Miſt / welcher nichts nutz iſt / abgeſondert werden: Dieſen geſauberten Weinſtein brennet man / in neuen irdenen Geſchirren / uͤber einen Kohl-Feuer / ſo lange / biß er nicht mehr rauchet / ſondern wohl gebrannt / und zu einer ſchwartzen Maſſa / auff Purpur-Farb ſich neigende / worden ſeye / alsdenn iſt er gebrannt und fertig.

Das 42. Capitel.

Wie man einen ſehr huͤbſchen Calcedonier aus dem Glas machen ſolle.

MAn thut zu 2. Pfund Aqvæ fortis, in einer Phiole / 8. Loth geſchla - gen Silber-Vlaͤtlein / laͤſſet es / bey gelinden Feuer / oder im Balneo ſolviren: Alsdenn thut man / in eine andere Phiol / zu . Pfund Aqvæ fortis, 6. Loth lebendiges Qveckſilber / und nachdem beydes wohl auffgeloͤſet worden / gieſſet man ſie zuſam̃en in ein groͤſſer Glas / und thut 12. Loth Salmiac darzu / und laͤſſet es mit einander bey gelinder Waͤr - me auffloͤſen.

Wenn ſolches geſchehen / ſo fuͤget man ferner 2. Loth / von der præ - parirten Zaffera, darzu / ingleichen 1. Loth præparirte Magneſie / und 1. Loth Ferretti Hiſpanici; ſolches hinzuthun aber muß gemaͤhlig / nach und nach geſchehen / denn die Magneſie pfleget / nicht ſonder Gefahr / zu brau - ſen und zu kochen / auch die Materien heraus zu ſtoſſen / und die Gefaͤſſe zu zerſprengen oder alles zu verderben.

Uber dieſes / ſoll man dem obigen noch beyfuͤgen ½. Loth Croci Mar - tis, der mit Schwefel gecalciniret worden / 1. Loth des zum dritten mal gecalcinirten Kupffer-Hammerſchlags / (dieſer pfleget / gleich der Ma - gneſie / auffzukochen) des blauen Mahler-Smalti und Minii jedes 1. Loth.

Von allen dieſen ingredientien wird ein iedes wohl gepuͤlvert / und per gradus in das Glas gethan / doch allezeit mit Umbſchwenckung deſſelbigen; damit das Waſſer die Pulver wohl annehme; man mag ſich aber wohl / wegen des Auffbrauſens / dabey in acht nehmen.

Nachdem nun die Phiol wohl verſchloſſen / laͤſſet mans 10. Tage lang ſtehen / und ſchwaͤncket ſolche taͤglich herumb / damit ſich alles wohl incorporire / und die Pulver deſto beſſer eroͤffnet werden.

K ijHer -76ANTHONII NERI Anderes Buch /

Hernach ſetzet man die offene Phiol in einen Sand-Ofen / und giebet gar ein gelindes und maͤßiges Feuer / damit das Aqva fort gantz verrauche / welches in 24. Stunden zugeſchehen pfleget; Hierbey iſt aber wohl zu mercken / daß man kein ſtarckes / ſondern ein gar maͤßiges Feuer gebrauche / auch ſoll das Aqva fort auffgefangen werden / ſo verbleibet auff den Boden ein gelbes Pulver / welches ſubtil gepuͤlvert / in glaͤſern Geſchirren zum Gebrauch auffgehoben wird.

Wenn man nun einen Chalcedonier bereiten will / ſo muß man ein wohlgereinigtes Glas bey der Hand haben / welches gemachet ſey / aus den Cryſtallinen Glasſtuͤcken / wie auch aus den weiſſen offt geſchmeltz - ten Glas; Denn das neugemachte Glas / aus der Fritta, iſt untuͤchtig zu der Bereitung des Calcedoniers / dieweil es die Farben nicht annim̃t / ſondern ſolche werden von der Fritta verzehret / muͤſſen derowegen hier - zu allezeit Stuͤcken / oder ſchon gebrauchtes Glas genommen werden; und / zum Exempel / auff ungefehr 20. Pfund des Glaſes / nimmt man 5. oder 6. Loth / der hierbevor gelehrten Tinctur oder Farb-Pulvers / ſol - ches muß dem gefloſſenen Glas in dem Topff / auff drey unterſch iedliche mal zugeſetzet / fleißig vermiſchet und einverleibet werden / damit das Pulver von dem Glas wohl angenommen werde / welches aus dem Topff einẽ blauen Rauch geben wird; nachdem es alſo wohl vermiſchet / ſo muß es eine Stunde ruhen / alsdenn wird es wiederumb mit dem Pul - ver vermiſchet / uñ abermal 24. Stundẽ in Ruhe gelaſſen; nach dieſem mi - ſchet mans auff neue / und nimmt eine Prob / ſo wird es eine gelblichte blaue Farbe haben / dieſe Probe im Ofen oͤffters gegluͤet und wieder her - aus gezogen / giebet / nachdem ſie erkaltet / nicht allein eine Meerwaſſer - Farb / ſondern auch andere ſchoͤne Farben.

Ferner ſollen in Bereitſchafft ſeyn / 16. Loth des gebrannten Weinſteins / wie im 40. Capitel gelehret worden / ingleichen 4. Loth des glaͤntzenden Schorſtein-Ruſſes / und 1. Loth Croci Martis, der mit Schwefel gecalciniret worden; dieſes alles wohl gepuͤlvert / und unter einander vermiſchet / ſoll auſſ 4. oder 6. mal dem Glas zugeſe - tzet werden; Wobey zu mercken / daß hiervon das Glas uͤber die maſ - ſen ſehr auffſchwelle / und dafern der Kuͤnſtler nicht behutſam damit verfaͤhret / alles verderbet werden kan: Derowegen dieſe Pulver maͤh - lig / und auff etlich mal / mit fleißiger Umbruͤhrung / muͤſſen hinein gethan werden / damit das Glas ſich mit demſelben wohl vereinige: Wenn ſol - ches alles geſchehen / laͤſt mans 20. Stunden ruhen und kochen / nach die -ſen77Von der Glasmacher-Kunſt. ſen machet man ein kleines Kolben-Glas davon / und nachdem ſolches etliche mal im Ofen gegluͤet / ſihet man zu / ob das Glas / dem Begeh - ren nach / recht und gut ſey / auch von auſſen eine Him̃el-blaue und Meer - waſſer-Farbe / wie auch roth / gelb / und mancherley andere ſtriemicht - ſpielende und ſchoͤne Farben / gleich einem Orientaliſchen Calcedonier / Jaſpis / und Achat / anzuſchauen / etlicher maſſen vorſtelle; Auch wenn es gegen die Lufft gehalten / roth / gleich wie ein Feuer ſcheine: Alsdenn wenn ſichs alſo befindet / ſo iſt es tuͤchtig / daß man allerhand Geſchirr daraus mache / als da ſind / Becher / Trinckgeſchirr / Saltzfaͤſſer / Blu - menkruͤge / und andere dergleichen Geſchirr mehr / ſolche aber muͤſſen gar eben und glatt gearbeitet werden / denn ſonſten hat es keine Zierde.

Der Glasmacher ſoll aber in der Arbeit allezeit fleißig in acht neh - men / daß das Glas mit der Zange wohl gewalcket / und mit Verſtande gegluͤet werde / damit die Fluͤſſe / und Meerſtroͤmicht-ſpielende Farben recht ſchoͤn werden.

Es koͤnnen auch aus dieſer Maſſa / groͤſſere Schalen / als da ſind Ovalfoͤrmige; auch 3. oder 4. eckigte und dergleichen / nach Beliebẽ gema - chet / und wie Edelgeſteine gepolirt werden. Deñ ſie bekommen einen ſchoͤ - nen Glantz / in Geſtalt eines Jaſpis / Achats oder Calcedoniers / und koͤn - nen in die Gemaͤcher und auff die Simſe dienen. Wenn etwan die Far - be verſchwinden / und das Glas bell werden ſolte / welches in dieſer Ar - beit ſchaͤdlich iſt / ſo muß man mit der Verarbeitung ſtille halten / und dem Glaß / von dem gebrannten Weinſtein / Croco Martis, und glaͤn - tzenden Caminrus / wie oben gelehret / wiederumb etwas zuſetzen; alsdenn bekommet es wieder eine ſchattigte Dunckeiheit / in welcher die Farben zu erkennen ſind.

Jm uͤbrigen / damit ſich der neue Zuſatz des Pulvers mit dem Glas wohl vermenge / ſo iſt vonnoͤthen / daß das Glas viel Stunden gereiniget werde / hernach kan mans / wie vorgeſagt / wiederumb verarbeiten.

Und dieſes iſt der jenige Modus, welchen ich Anno 1601. zu Florentz im Caſino, und Glas-Ofen / gebrauchet habe / welchen Glas-Ofen / zu derdamaligen Sommers-Zeit bauen und auffſetzen ließ / Herr Nic - laus Landus, ein fuͤrtrefflicher Kuͤnſtler / die Smalta beym Liecht oder Lampen-Feuer auszuarbeiten / und mein ſehr guter Freund.

Dazumahl machte ich auch / aus der vor bereiteten Materia / nach gegebener Anleitung / dergleichen Calcedonier / und aus dieſen man - cherley und fuͤrtrefflich ſchoͤne Schaalen.

K iijDas78ANTHONII NERI Anderes Buch /

Das 43. Capitel.

Einen Calcedonier auff andere Art zu machen.

ERſtlich habe ich 6. Loth des gereinigten und duͤnn geſchlagenen Sil - bers / in 1. Pfund Aqvæ fortis auffgeloͤſet / das Glas verwahret und beyſeits geſetzet. Zweytens habe ich 10. Loth des wohlgereinigten Qveckſilbers / auch in einen Pfund Aqvæ fortis, in einem andern Glas / ſolvirt und beyſeits geſetzet. Zum dritten habe ich ein Pfund A - qvæ fortis in noch ein ander Glas gethan / und habe darinnen 4. Loth Salmiac auffgeloͤſet: dieſem / nachdeme es auffgeloͤſet war / habe ich bey - gefuͤget / 1. Loth Croci Martis (welcher / nach der Lehr des 19. Capitels / mit Aqva fort gemachet worden) wie auch des im 14. Capitel gelehrten Fer - retti Hiſpanici, auch der im 24. Capitel gelehrten rothen Schlacken; uñ des im 21. Capitel mit Schwefel zu brennen gewieſenen Rauſch oder Zitter-Kupffers / von jedem 1. Loth.

Von ſolchen wird ein jedes wohl gepuͤlvert / ſehr langſam und mit gedultiger Auswartung / in das Geſchirr zu dem Aqva Regis gethan; denn ſo wohl die Fritta, als das Ferrettum Hiſpanicum, und das Zitter - Kupffer machẽ das Aqva fort ſehr auffwallend und brauſend: Derowegẽ muß ein jedes vor ſich allein / auch langſam und in ſehr geringer Qvanti - taͤt / auff etliche mahl hinzugethan werden / damit das Glas von der Effer - vescenz nicht zerſpringe / welches ſonſt leicht geſchiehet; darumb / ſag ich / muß man allhier ſonderliche Gedult und Fleiß anwenden.

Vierdtens habe ich 4. Loth Salmiac / in 1. Pfund Aqvæ fort (nach und nach hienein werffend) auffgeloͤſet / und nachdeme es zergangen / fer - ner ſehr langſam hinzugethan 1. Loth des rohen Spießglaſes / welches wohl gepuͤlvert worden / und eine Weil hernach 1. Loth der blauẽ Mahler - Smalti, 2. Loth Menig oder Minii, und 1. Loth des wohlgereinigten Vi - triols / wie drobẽ gelehret worden; nach dem nun dieſes alles wohl zerrie - ben / uñ auffgeloͤſet woꝛdẽ / habe ich das Glas verwahrt uñ beyſeits geſetzet.

Fuͤnfftens habe ich noch in einem andern Glas 4. Loth Salmi - ae / in einem Pfund Aqvæ fortis auffgeloͤſet; Ferner habe ich von der præ - parirtẽ Zaffera, wie im 12. Capitel gelehret / 4. Loth dabey gefuͤget / inglei - chẽ auch von der Piemontiſchen Magneſie / nach der Lehr des 13. Capitels præpariret / ½ Loth / von dem 3. mal calcinirten Kupffer-Hammerſchlag / (Laut. des 24. und 25. Cap.) 1. Loth uñ endlich 2. L. Zinober; dieſes alles / je - des abſonderlich / wohl zerſtoſſen / in das Kolben-Glas gethan / mit ſtet - undfleiſ -79Von der Glasmacher-Kunſt. fleißiger Achthabung der Sachen / welche in dem Glas ein Auffblehen verurſachen / alsdenn verwahret und beyſeyts geſetzet.

Zum ſechſten habe ich in einen andern Glas / wie zuvor erwaͤhnet / 4. Loth Salmiac / in einẽ Pfund Aqvæ fortis auffgeloͤſet / darnach noch darzu gethan / 1. Loth Bley-Weiß (welches ſehr brauſet / derowegen muß mans gemach hinein thun) rothe Mahler-Lacca, Gruͤnſpan / reinen Hammerſchlag oder Sinder vom Eyſen / jedes 1. Loth / und meiln ſich der Hammerſchlag vom Eyſen auch ſehr auffblehet / als muß man ſich in Hineinthuung wol damit vorſehen.

Dieſes alles und jedes abſonderlich / habe ich wohl zerſtoſſen in das Glas gethan / mit fleißiger Jnachtnehmung alles deſſen / was das Aqva fort brauſend und efferveſcirend machet / alsdenn verwahret und bey - ſeyts geſetzet. Dieſe 6. Glaͤſer nun ſetzte ich 12. Tage lang beyſeits / und ſchwenckte ſolche taͤglich 6. mahl auffs fleißigſte herumb / damit die Ingre - dientien von dem Aqva forti durchdrungen und zertheilet wuͤrden / und dem Glas die Farb deſto beſſer mittheilen koͤnten.

Nach Verflieſſung ſolcher Zeit / habe ich alle Materien aus den 6. Glaͤſern gethan / und alle zuſammen / iedoch gemaͤchlich eines nach dem andern (damit das Glas wegen der efferveſcenz keinen Schaden leide /) in einen groſſen und am Boden wohl beſchlagenen Kolben geſchuͤttet / ſolchen / nachdeme alles wohl untereinander geruͤhret / in eine Aſchen - oder Sand-Capell geſetzet / und ein ſehr lindes Feuer gegeben / ließ alſo in 24. Stunden das Waſſer davon abrauchen.

Allhier iſt in acht zu nehmen / daß das Feuer zuletzt auffs aller - ſchwaͤchſte ſeyn muß / damit das Pulver nicht verbrenne; Das Aqva fort kan man mit einen verlutirten Helm / und Vorlag aufffangen / ſo wird auff dem Boden des Kolbens / ein roth-gelblichts Pulver verblei - ben / welches man wohl verwahret / auffheben muß.

Dieſes Pulver habe ich dem Glas zugeſetzet / welches aus alten Glas-Stuͤcken zuſammen geſchmoltzen und gemachet worden / gleich - wie wir auch oben / bey Bereitung des erſten Calcedoniers / erinnert haben; Hierzu dienet auch die neue friſche Fritta nicht; kan man aber ei - nige Cryſtallen-Stuͤcke / zu dem Glas / haben / ſo wird es deſto beſſer ſeyn.

Jn dieſer Compoſition aber / habe gleiches Gewicht und Ver - miſchungs-Art / wie auch gleiche Zeit / gebrauchet und angewendet / wie bey der vorigen Bereitung des Calcedoniers.

Das Corpus habe ich ihm / mit gebrannten Weinſtein /glaͤn -80ANTHONII NERI Anderes Buch /glaͤntzenden Ofen-Ruß / und Croco Martis (der mit Eßig bereitet) ge - geben / ſolches aber habe ich gar maͤhlich eingetragen / denn dieſes Pul - ver blehet ſich ſehr auff.

Nachdem es nun 24. Stunden geruhet / habe ich mir ein Geſchirꝛ zur Probe davon machen laſſen / auch an ſolchen / nachdem es offtmals gegluͤet / in acht genommen / ob es die ſchattichte Dunckelheit erlanget / und ob es ſolche Mannigfaltigkeit der ſtroͤmicht - ſpielenden Farben zeigete.

Wenn ich nun ſolches verſpuͤret / habe ich allerhand Geſchirr dar - aus machen / und ſolche mit der Walckzange / wie der Brauch iſt / wohl walcken laſſen / umb damit allerley Bilder fuͤrzuſtellen.

Aus dieſer Art des Calcedoniers / habe ich ſehr viel und zwar die allerſchoͤnſten Trinck-Geſchirr verfertiget; ingleichen habe ich aus ge - dachter Maſſa etlich hundert ſchoͤne Kraͤntzlein vor die Ritter in Flan - dern gemachet / welche der Groß Hertzog von Florentz / Ferdinandus ſel. Gedaͤchtniß / und viel andere Fuͤrſten und Herren geſehen haben.

Das 44. Capitel.

Die dritte Manier den Calcedonier zu machen.

ERſtlich habe ich 8. Loth Silber / ſamt 1. Pfund Aqvæ fortis, in ein Glas gethan / ſolviren laſſen / und wohlvermachet beyſeits geſetzet.

Zweytens habe ich in einem andern Glas 10. Loth / des mit Saltz und Eßig gereinigten Mercurii vivi, auch in 1. Pfund Aqvæ fortis auff - geloͤſet / und nachdem ſolches geſchehen / wohl verwahrt beyſeit geſetzet.

Die Reinigung aber des Mercurii geſchieht alſo: Man feuchtet das Saltz mit ſcharffen Eßig an / ſolches ruͤhret man / ſammt dem Mer - curio, in einer hoͤltzern Schuͤſſel / mit einem hoͤltzern Stempel wohl herumb / alsdann gieſſet man gemeines Waſſer daran / damit das Saltz zerſchmeltze / und alſo die Schwaͤrtze vom Mercurio abgewaſchen werde; dieſes wird offtmals wiederhohlet / mit Zuthuung eines neuen Saltzes und Eßig / alsdenn wird der Mercurius durch ein Ziegen - Leder gezwungen.

Zum Dritten ſolvirte ich in einem andern Glas 1. Pfund Aqvæ fortis, 6. Loth des puren Silbers / welches auff folgende Art calciniret wurde: Man nimmt zu dem mit Mercurio, (wie gebraͤuchlich) amal - gamirten Silber / gleichen Theil des gemeinen Saltzes / welches vonſei -81Von der Glasmacher-Kunſt. ſeiner irdiſchen Subſtanz wohl gereiniget ſeye: welche Reinigung alſo geſchiehet: Das Saltz / nachdem es in warmen Waſſer ſolviret / laͤſſet man 2. Tage ruhen / damit ſich zu ſolchem Ende die irdiſchen Unreinig - keiten zu Boden ſetzen; alsdenn wird es filtriret / in ein ander Glas ge - than / abgerauchet / und wohl getrocknet; Darnach wird es wieder ſol - viret / filtliret und abgerauchet / wie zuvor; und ſolches wird ſo lange wie - derholet / biß das Saltz auff den Boden keine Unreinigkeit mehr ſetzet / ſo wird es gereiniget / und præpariret ſeyn.

Dieſe Reinigung des Saltzes geſchiehet nicht allein darumb / da - mit es das Silber deſto beſſer angreiffe / ſondern auch / damit es das Silber nicht mit einigen irdiſchen Unreinigkeiten verunreinige / wel - che hernach ſehr ſchwerlich davon zu bringen waͤren.

Wenn nun obgedachtes amalgamirtes Silber / mit dem gereinig - ten Saltze vermiſchet iſt / ſo ſetzet mans zuſammen in einen Tiegel / uͤber ein Kohlfeuer / damit der Mercurius davon rauche / das Silber aber cal - ciniret und pulveriſiret / auff den Boden verbleibe; zu ſolchen Silber - Kalch miſchet man wiederumb / wie zuvor / gleich ſo ſchwer des gereinig - ten Saltzes / und laͤſſets miteinander in einen Tiegel 6. Stunden lang im Feuer calciniren; Hernach ſuͤſſet man dieſe Materien / mit warmen Waſſer / zum oͤfftern wohl aus / und thut das Silber in ein Glas voll Waſſer / laͤſt den vierdten Theil verkochen / hernach erkalten und das Silber niederſetzen / alsdenn gieſſet man das uͤbrige Waſſer gar ab / und ein anders darauff / kochet es auch wieder wie zuvor / und ſolches ge - ſchiehet zum dritten mal; Letzlich wird das Silber / wie oben gedacht / in Aqva fort ſolviret.

Vierdtens loͤßte ich noch in einem andern Glas in 1. Pfund Aqva for - tis, 6. Loth Salmiac auff; und goß nach geſchehener ſolution das klare davon ab; das aber / was auff den Boden verblieb / that ich hinweg: Jn den abgegoſſenen klaren Waſſer ſolvirte ich 2. Qvintlein Silbers / und nachdem es auffgeloͤſet / ſetzte ichs wohlverwahret beyſeits.

Fuͤnfftens loͤſe ich in einen andern Glas / 4. Loth Salmiac / mit 1. Pfund Aqva fort, auff / nach geſchehener ſolution that ich noch darzu / des Zinnobers / Croci Martis (mit Schwefel / laut des 16. Capitels be - reitet) Lapidis Armeni, und Ferreti Hiſpanici (wie im 14. Capitel ge - lehret) iedes 1. Loth: Nachdem ein iedweders abſonderlich wohl gepuͤl - gert worden / that ichs zuſammen in ein Kolben-Glas / jedoch mit fleißi - ger Jnachtnehmung der jenigen / welche in dem Aqva fort ein efferve -Lſcenz82ANTHONII NERI Andres Buch /ſcenz oder Brauſen verurſachen koͤnnen; Denn man muß hierinnen gemach thun / und vorſichtig ſeyn; damit die Arbeit / im Fall die Mate - rien uͤberlauffen ſolten / nicht umbſonſt ſeye; als dieſes verrichtet / ſetzte ich das Glas wohl verwahret beyſeits.

Sechſtens habe ich noch in ein ander Glas 1. Pfund Aqvæ fortis gethan / und darinnen / nach gewoͤhnlicher Manier 4. Loth Salmiac auffgeloͤſet / auch ferner darzu gethan / Croci Martis, (mit Eßig / nach Anleitung des 12. Capitels / præpariret und calciniret) Zien-Kalch / der bey denen Glasmachern ſehr wohl bekannt iſt / wie auch præparirte Zaf - feræ, nach dem 12. Capitel / und Zinnobers / von iedem 1. Loth: dieſes alles that ich / ein iedes vor ſich wohl gepuͤlvert / mit groſſen Fleiß und ſehr langſam / in das obige Aqvam Regis, damit ich wegen des Brauſens / nicht alles auff einmal verderbte; als dieſes geſchehen / ſetzte ichs wohl verwahret auch beyſeits.

Zum Siebenden that ich in ein gleichmaͤßiges Kolben-Glas ein Pfund Aqvæ fortis, loͤſte darinnen 4. Loth Salmiac auff / und that fer - ner darzu 1. Loth Minii, 2. Loth Gruͤnſpan / Antimonii crudi, Capitis mortui, Vitrioli iedes 1. Loth; Dieſe Stuͤcke alle / that ich ein iedes vor ſich gepuͤlvert / nach und nach hinein / damit ich das ſtarcke Brauſen und Auffwallen / welches gemeiniglich zu geſchehen pfleget / in etwas ver - huͤten moͤchte; ſolches hebte ich auch / wohlverwahret auff.

Zum Achten ſolvirte ich in einem dergleichen Kolben-Glas / 4. Loth Salmiac / mit einem Pfund Aqva fort, und fuͤgte darnach ferner hinzu 2. Loth Rauſch oder Zitter-Kupffer / (wie im 21. Capitel gelehret wor - den) von der Piemontiſchen Magneſie / laut des 13. Capitels / auch Kupf - fer-Hammerſchlag / nachdem 28. Capitel 3. mal calciniret / und des Ei - ſen-Hammerſchlags / iedes 1. Loth: Solches alles / ein iedes vor ſich gepuͤl - vert / that ich gantz langſam / mit fleißiger Verhuͤtung des Auffbrauſens / hinein / und ſetzte es alſo wohl verſchloſſen beyſeits.

Zum Neunten loͤſte ich nochmals 4. Loth Salmiac / mit 1. Pfund Aqva fort, in einem andern Glas auff / und that noch darzu / Auri pi - gmenti, Arſenici Cryſtalli, und der Kermeſin Laccæ, iedes 1. Loth: Sol - ches thate ich / nach dem ein iedes inſonderheit wohl zerrieben worden / mit groſſer Behutſamkeit in das Glas / und hebte das vermachte Glas auff.

Dieſe 9. Kolben-Glaͤſer ließ ich wohl verſchloſſen 15. Tage lang / bey einem warmen-Ofen ſtehen / und ruͤhrte ſolche zum oͤffteꝛn taͤglich herumb:damit83Von der Glasmacher-Kunſt. damit die Materialien von dem Aqva fort wohl zertheilet / und deroſelben Tinctur wohl eroͤffnet werde / als welche / ſo ſie nicht wohl eꝛoͤffnet woꝛden / eine ſchlechte Wuͤrckung giebet; Nach dieſem goß ich alles Aqva fort, ſamt den ingredientibus der 9. Kolben Glaͤſer / langſam und gemach in ein eintziges groſſes / und ſtarckes Glas; denn ſie brauſen ſehr / indem ſie ſich mit einander vereinigen / derowegen muß mans / im zuſammen ſchuͤt - ten ſonderlich / in acht nehmen.

Dieſes groſſe Glas ließ ich alſo 6. Tage lang ſtehen / und ſchwaͤnckte es taͤglich herumb; nach dieſem ſetzte ichs in eine Aſchen-Capell / und gab 24. Stunden lang ein gelindes Feuer / damit das Aqva fort abrauchete; allhier aber iſt zu mercken / daß dieſes groſſe Kolben-Glas / vom Boden an biß auff die Helffte deſſelben wohl beſchlagen / oder lutirt ſeyn muͤſſe / auch muß man auff die Letzt ein gar gelindes Feuer geben / damit die Pul - ver wegen allzu ſtarcker Hitze nicht verderbet werden; es darff nur das Waſſer abrauchen / der beſte Theil aber von den Spiritibus ſoll bey den Pulvern verbleiben / und auff ſolche Weiſe wird das Pulver gute Wuͤr - ckung und Nutzen im Glas ſchaffen.

Wer das abrauchende Waſſer verlanget / der kan einen Helm auſſ - ſetzen und einen Recipienten fuͤrlegen / auch die Fugen wohl vermachen; dieſes Waſſer kan man alsdenn wiederumb ſchaͤrffen oder verſtaͤrcken / wie wir ſolches an ſeinem Ort berichten wollen.

Auff dem Boden des Glaſes verbleibet ein gruͤnlich-gelbes Pulver / von ſolchem nahm ich / gleich wie bey dem erſten Calcedonier / gleiches Ge - wicht / und Qvantitaͤt / und ſetzte es dem gereinigten Glas bey; dieſes Glas aber / wie oben ſchon erinnert worden / muß von den Cryſtallinen Stuͤcken / nicht aber aus der Fritta, bereitet ſeyn; denn ſonſten wuͤrde die Sache nicht angehen.

Sonſten werden hierbey / wegen der Zeit und dergleichen / die jeni - gen Regeln / wie bey dem erſten Calcedonier gelehret / beobachtet.

Hernach gab ich ihm zu rechter Zeit / wie oben in der vorigen Com - poſition des Calcedoniers / mit gebrannten Weinſtein / glaͤntzenden Caminrus und Croco Martis (der mit dem Eßig præpariret) die gebuͤhr - liche Dunckelheit / mit Achthabung gleicher doſis, Fleiß und Tempo, wie beym erſten geſchehen iſt.

Nach Verflieſſung der 24. Stunden lies ichs mit der Zange wohl durchwalcken / und zum oͤfftern wiederum erhitzen. Dieſe 3. te Manier / den Calcedonier zu machen / habe ich zu Antorff verſucht / 1609. im Mo -L ijnat84J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 2. B. nat des Jenners / zu welcher Zeit ich mich allda auffhielte / und zwar et - liche Jahr / in des Herrn Emanuelis Ximenij, eines Portugiſen / Antorf - fiſchen Buͤrgers uñ Ritters S. Stephani, Behauſung; der war ein ingeni - eu ſer uñ erfahrner Mañ in allen Wiſſenſchafftẽ / uͤber alle andere / ſo ich in Nieder-Teutſchland jemahls gekannt und geſehen habe. Jnnglei - chen habe ich zu Antorff / mit dieſem Pulver / in dem Glas-Ofen des Herrn Philip Giridolphi / eines ſehr leutſeligen Mannes / einen ſo ſchoͤ - nen Calcedonier gemacht / daß ſolcher auch an Schoͤnheit der Farbe / ei - nem Achat weit vorgieng. Es ſahen auch gedachten Stein / viel Edel - geſtein-Arbeiter mit Verwunderung an / ſagende / daß es die Natur nimmer ſo hoch bringen koͤnte: Dieſer Calcedonier war unter allen / ſo ich jemahls bereitet hatte / der allerſchoͤnſte; denn ſeine Schoͤnheit erſetz - te und belohnte die verdruͤßliche Muͤh / und langweilige Arbeit gar wohl.

Der Fuͤrſt von Oranien ließ ſich vom gedachten Stein / zwey Ge - ſchirr machen / welche Jhme ſonderlich wohl gefielen: Endlich ſage ich noch dieſes / wird das Aqva fort gut / und die Ingredientien wohl berei - tet ſeyn / ſo wird das Werck noch ſchoͤner / als ichs allhier beſchrieben ha - be / werden.

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Andere Buch ANTHONII NERI Von der Glas-Kunſt.

Vom 37. biß zu dem 41. Capitel.

HAlte ich nicht noͤthig was zu erinnern / als dieſes / daß man des Autoris Lehre wohl in acht nehme. Es weiß doch faſt ein ieder Glasmacher oder Liebhaber der Glas-Kunſt ſelbſt wohl / wie man ein Scheidewaſſer oder Aqva fort deſtilliren ſoll; das Aqva Regis betreffend / ſo iſt die Proportion, mit dem Salmiac gar recht / nemlich in einen iedenPfund85Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Pfund 4. Loth / wiewohl es faſt noch zu wenig iſt. Den Weinſtein zu brennen iſt auch deutlich genug beſchrieben.

Vom 42. Capitel.

DJeſes iſt ein ſehr feiner modus, den der Autor hier be - ſchreibet: und hat ſich hierinn der vielbeleſene Herr D. Merrett geirret / nemlich / daß der Rues und der Weinſtein dem Glas gar keine Farbe mittheilen ſolten oder koͤnten: Zwar an und vor ſich ſelbſt / oder alleine / geben ſie wenig Farbe; aber die verborgenen Farben hervor zu brin - gen / und ſolche zu erhoͤhen ſeynd ſie nicht wenig dienlich / ſon - derlich der Rues / welcher gewiß bey andern Compoſitionen das Seinige / in Hervorbringung der Farben / ſehr viel thut. Experto crede Ruperto.

Vom 43. und 44. Capitel.

JN dieſen Capiteln iſt / vors erſte / die Mahler Lacka in Aqva fort, weniger als nichts nutze. Zum andern / macht der Autor ſo viel Umbſtaͤnde von Bereitung des Silbers mit Mercurio und Saltz etc. daß ſich zu verwundern; da es doch hierzu gantz und gar nichts dienet / noch etwas mehr thut als ſchlechtweg ein feines Silber. Jch habe die Proba hiervon / und wenn ich gleich ſolche nicht haͤtte / ſo muͤſte es der geſunde Verſtand geben; Denn geſetzt: es waͤre das Silber nicht ſo gar rein / ſo ſehe man doch nur zu / was in der gantzen Compoſition vor ſo mancherley ſpecies, als Kupffer - Eiſen etc. gebꝛauchet werden! Was hat denn nun die groſſe Muͤhe / das Silber ſo hoch zu reinigen / vor Nutzen / weil man ſolchem eben diß / was man kaum mit vielem Verdruß davon bringt / in der Compoſition uͤber fluͤßig wieder zuſetzt etc. Der Autor macht dieſe Compoſition nur ſehr ſchwer und koſtbar / da ſie doch mit viel geringerer Muͤhe und Koſten koͤnte ge -L iijmacht86J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 2. B. macht werden / als nemlich: Wenn ich erſtlich das Silber alleine / in ſeiner gebuͤhrlichen Qvantitaͤt Scheidewaſſer / auff - geloͤſet / ſo nehme ich alle die andern Pulver / die im bloſſen Scheidewaſſer oder Aqva fort ſollen oder koͤnnen auffgeloͤſet werden / und miſche ſolche auch / nachdem ich iedes abgewogen / alle unter einander / thue ſie in ein Kolben-Glas / welches ſo groß als die proportion erfordert / und gieſſe Scheidewaſſer nach und nach daran / biß die Pulver und Scheidewaſſer gaͤntzlich verbrauſſet / oder ſich vereiniget; alsdenn gieſſe ich noch ein gutes Theil Scheidewaſſer hernach / und laſſe es ſte - hen. Was aber im Aqva fort, ſo mit Salmiac zugerichtet / und alsdenn aqva regis genannt / zu ſolviren iſt / nehme ich gleichfalls alle dieſelben ingredientien / waͤge ſolche ab / miſche ſie untereinander / uñ thue ſie nach uñ nach ins aqva regis, laſſe ſie auch 24. Stunden ſtehen / hernach gieſſe ich beyderley So - lutiones, zuſamt dem abſonderlich ſolvirten Silber zuſammen in einen noch groͤſſern Kolben / und nachdem ichs drey Tag und Nacht (welches gar genug iſt) in gebuͤhrlicher Waͤrme ſtehen laſſen / habe ichs gelinde abgezogen und gebraucht / da ich denn mit leichterer als halber Muͤhe / und weniger als der Helffte Scheidewaſſer eben das verrichtet / was unſer Au - tor mit doppelter Arbeit kaum mag verrichtet haben. Jch muß bekennen / daß dieſes eine der allerſchoͤnſten / luſtigſt - und an - genehmſten Art der Glaͤſer iſt; es bleibet aber darbey / daß ſolche auch die meiſte Muͤhe / Fleiß und Auffſicht erfodern und von Noͤthen haben.

Jm uͤbrigen aber ſo ja iemand das Silber gantz pur und rein / von allem das demſelben ſonſt natuͤrlicher Weiſe an - haͤngt / haben und zurichten wolte; der nehme das feine und durchs Bley abgetriebene Silber / koͤrne ſolches klein / und nachdem er es mit 2. Theil Salpeter und einen Theil Borras vermiſcht / laſſe ers in einen Tiegel / der vor den Ein - fallen der Kohlen und anderen Unreinigkeiten wohl ver -wahrt87Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wahrt ſey / ſchmeltzen / ſo wird er das Silber umb ein gutes reiner / und darbey eine blaulichte Schlacken bekommen / welche Blaue allein von dem Kupffer / ſo noch bey den Silber verborgen geweſen / herruͤhret / und ihr auch das Bley nicht nehmen koͤnnen; ja manches Bley / ſonderlich das im Lande zu Meiſſen / oder denen Kupffer-Bergwercken geſunden wird / hat ein dergleichen verborgenes Kupffer ſelbſt bey ſich / und theilet ſolches im Abtreiben dem Silber mit. Dieſes Schmeltzen mit Nitrum und Borras kan zum dritten mahl wiederholet werden / ſo wird man die Schlacken / ob ſie wohl zum zweyten mahl noch etwas gruͤnlicht / zum dritten mahl gantz klar und rein wie ein Cryſtall ſehen; doch muͤſſen die Tiegel allezeit von aller einfallenden Unreinigkeit wohl ver - wahret werden. Das Silber aber iſt voͤllig und gantz rein / alſo / daß aus demſelben nim̃ermehr eine blaue / gruͤne odeꝛ an - dere Coleur / welche alle dem Silber nur zufaͤlliger Weiſe anhangen / zu bringen oder extrahiren iſt / es waͤre denn / daß dergleichen ihme wieder zugeſetzet worden. Und ſo viel ha - be ich in dieſem zweyten Buch / vor dißmal zu erinnern / nothwendig befunden.

Das88ANTHONII NERI Drittes Buch /

Das dritte Buch / von der Glasmacher-Kunſt / ANTHONII NERI von Florentz.

Der Jnhalt dieſes Dritten Buchs. HJerinnen werden gezeiget die wahren Arthen / wie man im Glaß eine Guͤldene Farb; wie auch die Farb der Granaten Amathyſten und Sapphiren: Jngleichen die ſchwartze / Sey - den-Farb / Milch-Marmor - und eine voͤllige rothe Farb: So wohl eine Manier / die Frittam aus dem Berg Cryſtall zu machen / auch das Glas / Perlnfarbicht zu tingiren; ſambt noch andern / der Glasma - cher-Kunſt noͤthigen und nuͤtzlichen particular-Stuͤcken.

Das 45. Capitel.

ES wird in dieſem dritten Buch gelehret / die Art und Weis / wie man die Gold-Farb in dem Glas herfuͤr bringen und bereiten ſoll; inglei - chen auch die Granat / und Sapphir-Farbe; auch die ſchwartze-Seiden - Farb-Milch - und Marmor-Farb / wie auch die voͤllige Rothe und Per - len-Farb / und zwar wird ſolches gezeiget auff mancherley Art; deren ei - ne beſſer denn die andere iſt.

Es wird auch eine ſonderliche Manier gezeiget / die Frittam aus der Berg-Cryſtall zu machen / welche eben ſo wohl / gleichwie die gewoͤhnliche Fritta, geſtoſſen wird / damit daraus allerhand ſchoͤne und weiſſe Geſchirr bereitet werden.

Daß aber nicht / der obgedachten Farben / eine und andere denen Kuͤnſtlern ſchon bekannt ſeyn werden / iſt kein Zweiffel / jedoch aber Allen nicht alle Farben: Denn es wiſſen wenig / die rechte Gold und die voͤllige rothe Farb / (als welche ſchwere und verdrießliche Farben in der Glas - macher-Kunſt) wohl zu machen: Jn Anſehung / daß man in deroſelben Beꝛeitung eine ſolche genaue Obſicht haben muß / wegen des Gewichtes / der Zeit / der Umbſtaͤnde und der ingredientien; denn ſo in ſolchen nurdas89Von der Glasmacher-Kunſt. das Allergeringſte verſehen wuͤrd / ſo wird alles verderbet / und kommen die Farben gantz verkehrt herfuͤr.

Jn dieſen und allen andern Farben aber / beſchreibe ich alles ſo ge - nau und eigentlich / daß ſie mich / ſonder Zweiffel / alle wohl verſtehen / und die gedachten Farben / abſonderlich aber die Guͤlden - und voͤllige rothe Farb / vollkoͤmmlich / auch nicht ſonder Luſt / und Vergnuͤgung / werden bereiten koͤnnen.

Das 46. Capitel.

Dem Glas die guͤldene Farb zu geben.

NJmm von der Fritta Cryſtalli, aus dem weiſſeſten Tarſo bereitet / 2. Theil (denn dieſe Fritta iſt hierzu viel beſſer / als die jenige / welche aus dem Sand bereitet worden /) und ein Theil von der Fritta Rochettæ, wel - che auch mit Tarſo gemachet.

Dieſes alles ſoll wohl untereinander gemiſchet / uñ zerſtoſſen werdẽ.

Alsdenn thut man zu 100. Pfund dieſer Vermiſchung / 1. Pfund / des rothen / und von rothen Wein geſam̃leten / in groſſen harten Stuͤcken angeſchoſſenen Weinſteins: Dieſer rohe und rothe Weinſtein wird zerſtoſſen / durch ein enges Sieb geſchlagen / und zu jedem Pfund 1. Pfund der Piemontiſchen Magneſie gethan / welche / nach Anleitung des 13. Capitels / gepræpariret worden ſeyn: Dieſe 2. Pulver / nach dem ſie wohl unter einander gemenget / werden alsdenn mit den obigen Frittis vermiſchet / zuſammen in einen Topff gethan / und 4. Tag lang bey dem gewoͤhnlichẽ Ofen-Feueꝛ gekochet. Es ſoll aber dieſe Mixtur / weiln ſie das Glas ſehr auffblehet / nach und nach in den Topff getragen oder gethan werden / damit (wenn es zu gaͤhe hinnein geſchuͤttet wuͤrde / das Glas nicht uͤber - und zum Ofenloch heraus lauffe.

Nachdem / nun das Glas wohl gereiniget und gefaͤrbet iſt worden / (welches gemeiniglich innerhalb 4. Tagen zu geſchehen pfleget) ſo kan es zu Geſchirren und dergleichen Sachen verarbeitet werden: Deñ es wird die doſis dieſer Materialien / eine uͤberaus ſchoͤne Farb geben: Jmfall man aber die Farb zu groſſen Geſchirren etwas heller oder duͤnner ver - langet; ſo darff man dem Glas / von dem Pulver nur etwas wenigers zuſetzen / alsdenn wird es zu dergleichen Arbeit gar recht ſeyn: Wenn man aber kleine / geringe und duͤnne Arbeit machet / ſo iſt die erſte doſis mit dem Pulver zu behalten / ſo werden ſie hell und durchſichtig genug werden: Deñ die kleinere Glas-Wercke fordern eine mehrere Qvanti -Mtaͤt90ANTHONII NERI Drittes Buch /taͤt / der tingirendẽ Materien / als die groͤſſeren. Das dicke Glaßmacher - Rohr aber / von den Jtaliaͤnern da Spiei genannt / erfordert weniger Weinſtein / und von der Magneſie / faſt nur den halben Theil.

Es iſt aber wohl zu mercken / daß beyde Fritten / nemlich Cryſtalli und Rochettæ, auffs beſte gemiſchet und vereiniget ſeyn muͤſſen: der Weinſtein muß von rothen und nicht von weiſſen Wein ſeyn / denn ſol - cher hierzu nichts nutz iſt; auch muß er dicke und in Stuͤcken / nicht a - ber gepuͤlvert oder von kleinen fragmentis ſeyn / denn ſolches auch unnuͤtz - lich waͤre.

Die Magneſie ſoll allezeit von der Piemontiſchen ſeyn: das Pul - ver ſetzet man / ehe das Glas zerſchmeltzet / der Materie zu / denn ſonſten wuͤrde es nicht tingiren; Es ſoll auch alles / nur nach und nach / oder ſtuͤck - weiß / in den Topff getragen werden.

Nimbt man dieſe Regeln in acht / ſo wird es zu einer ſehr ſchoͤnen Gold-Farb werden: Verlanget mans aber noch ſchoͤner / ſo darff man nur an ſtat der Frittæ Rochettæ, lauter Frittam Cryſtalli nehmen / ſo wird man eine noch ſchoͤnere und lieblichere Gold-Farb bekommen: Und dieſen modum, erwehnte Farben zu machen / habe ich allezeit gehalten; auch iſts mir / ſo offt ich ſolches gethan / allemahl ſehr wohl gelungen.

Das 47. Capitel.

Eine Granat-Farbe zu machen.

MAn nimmt von der Fritta Cryſtalli und Rochettæ, iedes gleich - viel / vermiſchet ſie wohl / und ſetzet zu 100. Pfund ſolcher Mixtur / 1. Pfund der præparirten Piemontiſchen Magneſie / wie im 13. Capitel gelehret worden / und 2. Loth der præparirten Zafferæ: dieſe 2. Pulver / nachdem ſie zuſammen gethan / werden mit den obigen Frittis, wohl untereinander vermiſchet / und alſo mit einander nach und nach in den Topff gethan / umb das Auffbrauſen der Magneſie zu verhuͤten / auch damit das Glas nicht umbkomme: Es ſoll auch die Zaffera mit der Ma - gneſie wohl vermiſchet ſeyn: denn ſie machet eine lebendige Farbe / und giebet derſelben einen ſchoͤnen Glantz.

Wenn nun 4. Tage verfloſſen / auch das Glas wohl gereiniget / und gefaͤrbet iſt / ſo kan man / ſolches zu verarbeiten / Hand anlegen; Und dieſes iſt die doſis der Magneſie / zu den Geſchirren / von mittelmaͤßi - ger Groͤſſe / damit die Farbe recht voͤllig werde: Die kleinere Geſchirrerfor -91Von der Glasmacher-Kunſt. erfordern mehr / wie zuvor erwehnet / von den tingirenden Pulvern / hin - gegen die groͤſſern weniger: Es muß die Glas-Farbe warhafftig / nach Erforderung der Geſchirr verſtaͤrcket oder verringert werden / welches aber gaͤntzlich der diſcretion des verſtaͤndigen Kuͤnſtlers / welcher das Pulver zuſetzet / uͤberlaſſen wird.

Das 48. Capitel.

Eine Amethyſten-Farbe zu machen.

MAn nimmt hierzu die Frittam Cryſtalli, welche aus Tarſo auffs fleißigſte bereitet worden; eh man ſie aber in den Topff thut / wird einem iedem Pfund / 2. Loth des wohlgemiſchten / und unten beſchriebe - nen Pulvers beygeſetzet: nachdem nun ſolches alles wohl unter einander vermiſchet worden / wird es nach und nach / gleichwie bey der vorigen Granat-Farbe / in den Ofen gethan.

Wenn nun das Glas wohl gereiniget / und mit einer warhaffti - gen Amethyſten-Farbe wird gefaͤrbet ſeyn; ſo kan man ſolches ver - arbeiten.

Es iſt allhier zu mercken / daß dieſe Farbe keine andere / als die Frittam Cryſtalli erfordere; ſolche aber kan / nach Erforderung der Ar - beit / verſtaͤrcket oder verringert werden.

Das Pulver / welches zu dieſer Farbe dienet / iſt nachfolgends: Nimm 1. Pfund der Piemontiſchen Magneſie / die nach dem 13. Capi - tel ſey gepræpariret worden / und 3. Loth von der præparirten Zaffera, dieſe zwey Pulver vermiſchet man wohl / und ſetzet ſie / wie oben geleh - ret / der Frittæ Cryſtalli zu / ſo wird das Glas eine warhafftige Amethy - ſten-Farbe bekommen.

Das 49. Capitel.

Eine Sapphier-Farbe zu machen.

MAn nimmt Frittam Rochettæ, und zu 100. Pfund von ſolcher / thut man 1. Pfund von der præparirten Zaffera (laut des 12. Ca - pitels) und 2. Loth von der præparirten Piemontiſchen Magneſie: Die - ſes alles wohl zuſammen gemiſchet / thut man in den Ofen / damit das Glas geſchmeltzet und wohl gereiniget werde: nach dieſem ruͤhret mans wohl umb / und ſiehet zu / ob die Farbe voͤllig genug ſey / damit ſie / wennM ijes92ANTHONII NERI Drittes Buch /es vonnoͤthen / koͤnne verſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden / und alsdenn wird es verarbeitet; ſo bekommet man eine ſchoͤne Sapphier-Farbe / welche der doppelten Conſtantinopolitaniſchen Veilchen-Farbe glei - chet; und ſolches ruͤhret her von der geringen doſi der Magneſie / wie ich ſolches zu Piſis oͤffters / und zwar allezeit mit gutem Fortgang er - fahren habe; Jedoch aber wird dieſe Farbe viel ſchoͤner werden / als ich zu ſagen mich allhier unterſtehe / wenn ſie aus lauter Fritta Cryſtalli, wie hier nechſt folget / bereitet wird.

Das 50. Capitel.

Eine viel ſchoͤnere Sapphier-Farbe zu machen.

MAn nimmt an ſtatt der Frittæ Rochettæ, die allerbeſte Frittam Cryſtalli, und ſetzet ihr das vorgeſagte Pulver zu / in gleicher doſi wie vor gemeldet / ſo wird man eine ſchoͤne und glaͤntzende Farbe bekom - men; daraus koͤnnen / nach Belieben / allerley Geſchirr verfertiget werden.

Es iſt zu mercken / daß man das tingirende Pulver / aus der Ma - gneſie und der Zaffera, der Frittæ zuſetze / eh und bevor das Glas ſchmel - tze / denn das geſchmoltzene Glas nimmt die Farbe ſchwerlich / oder doch nur alſo an / daß es nicht tauget.

Das 51. Capitel.

Eine ſchwartze Farbe zu machen.

MAn nimmt die eintzlichen Glas-Stuͤcklein von allerhand Far - ben / zu ſolchen thut man die Magneſiam und Zafferam, und zwar der Magneſie nur halb ſo viel als der Zafferæ, wann nun dieſes Glas wohl gereiniget / alsdeñ kan es gearbeitet werden / ſo wird es eine ſchwar - tze Seiden-Farbe haben / welche nicht allein zu denen Glaͤſern glaͤntzend und ſchoͤn / ſondern auch zu allerhand anderer Arbeit angenehm und tuͤchtig ſeyn wird.

Das 52. Capitel.

Eine ſchoͤnere ſchwartze Farbe zu machen.

MAn nimmt von der Fritta Cryſtalli, wie auch von der Fritta Ro - chettæ, iedes 20. Pfund / Bley - und Zinn-Kalch 4. Pfund / dieſesvermi -93Von der Glasmacher-Kunſt. vermiſchet man wohl / thuts in einen warmen Topff / und ſetzet es in den Ofen: Wenn nun das Glas wohl gereiniget / ſo nimmt man des cal - cinirten und gepuͤlverten Stahls / wie auch des gepuͤlverten Eiſen - Hammerſchlgs / eines ſo viel als des andern / und vermenget beydes wohl miteinander.

Von ſolchem vermiſchten Pulver thut man 12. Loth zum gereinig - ten und geſchmeltzten Glas / und ruͤhrets wohl durch einander / denn esblehet ſich das Glas von dieſem Pulver ſehr auff: hernach laͤſſet mans 12. Stunden ſtehen / doch / daß mans zuweilen umbruͤhre: Endlich kan mans verarbeiten / ſo wird es die allerſchoͤnſte Schwaͤrtze / gleich einer Seiden / auch zu allerhand Arbeit tuͤchtig ſeyn.

Das 53. Capitel.

Eine andere noch ſchoͤnere ſchwartze Farbe zu machen.

MAn nimmt zu 100. Pfund Frittæ Rochettæ, 2. Pfund des rothen ge - puͤlverten Weinſteins / zu ſolchem thut man noch 12. Loth von der gepuͤlverten Magneſie; ſolches traͤget man nach und nach in den Ofen / denn es ſchwillet ſich ſehr auff / damit es alſo gereiniget wird / wel - ches ungefehr innerhalb 4. Tagen geſchiehet.

Alsdenn ruͤhret und waͤſchet man es wohl / ſo wird es eine uͤber - alle maſſen herrliche ſchwartze Farbe geben / welche alle andere uͤbertref - fen / und zu denen Geſchirren dienlicher ſeyn wird.

Das 54. Capitel.

Eine ausbuͤndig-ſchoͤne Milch-Farbe zu machen.

MAn nim̃t von der Fritta Cryſtalli 12. Pfund / auch von der Bley - und Zinn-Aſche 2. Pfund / nachdem ſolches alles wohl miteinan - der vermiſchet / ſo thut man noch 1. Loth / von der præparirten Magneſie darzu; ſolches / nachdem alles wohl miteinander vereiniget / wird in einen heiſſen Topff gethan / und nach 12. Stunden wohl umb - geruͤhret; und wenn die Farbe nicht ſtarck genug / ſo ſetzet man noch ein wenig des obgedachten Kalches oder Aſchen hinzu / und laͤſſet ſichs wol mit einander vereinigen / ſo wird alsdenn das Glas innerhalb acht Stunden zum verarbeiten gut ſeyn / und eine ſehr herrliche Milch - Farbe haben / dergleichen ich zum oͤfftern bereitet habe.

M iijDas94ANTHONII NERI Drittes Buch /

Das 55. Capitel.

Eine noch ſchoͤnere und weiſſere Milch-Farbe zu machen.

MAn nimmt zu 40. Pfund Frittæ Cryſtalli, 60. Pfund Zinn-Aſcht oder Zinn-Kalch / und . Pfund von der præparirten Piemon - tiſchen Magneſie: dieſes alles wird wohl gepuͤlvert und in einen Topff gethan / damit es durch die Schmeltzung gereiniget werde / wel - ches innerhalb 18. Tagen geſchiehet.

Dieſe Materi habe ich ins Waſſer geworffen / hernach wieder in den Topff gethan / und nachdem ſie gereiniget geweſen / eine Probe ge - nom̃en; weil ſie aber zu durchſcheinend war / habe ich der Zinn-Aſche noch 15. Pfund hinzu gethan / (die Zinn-Aſche oder Kalch iſt in den Glashuͤt - ten ein bekanntes Ding /) hernach habe ich das Glas etlich mal umbge - ruͤhret / da iſt es in einem Tage uͤberaus ſchoͤn / und weiſſer denn Schnee worden / worauff ich es verarbeiten laſſen: auff ſolche Weiſe habe ichs offt und vielmals gemachet / und iſt mir allezeit wohl gelungen: Man machet auch mit der Fritta Rochettæ eine Milch-Farbe / allein ſie wird nicht ſo weiß / als aus der Fritta Cryſtalli; Wer derowegen etwas rech - tes zu machen begehret / der ſoll allezeit die Frittam Cryſtalli nehmen.

Das 56. Capitel.

Eine Marmor-Farb in Glas zu machen.

MAn thut Frittam Cryſtalli in den Topff / und ſo bald ſie nur ge - ſchmoltzen / verarbeitet man ſie / eh ſie noch gereiniget ſeye / ſo wird ſie eine gnugſame ſchoͤne Marmor-Farb geben.

Das 57. Capitel.

Eine Pfirſchen-Bluͤht-Farb / dem Milchfaͤrbichten Glaſe zu geben.

Wenn die Piemontiſche praͤparirte Magneſie dem Milchfaͤrbichten Glaſe zugeſetzet wird / ſo giebet es eine Pfirſchen-Bluͤt-Farb / ſolche muß aber geſchwind verarbeitet werden / denn die Farb vergeht gar bald.

Das 58. Capitel.

Die voͤllige rothe Farb zu machen.

Man95Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn nimmt 20. Pfund von der Fritta Cryſtalli, 1. Pfund von den ſtuͤcken des weiſſen und hellern Glaſes / und 2. Pfund gecalcinirtes Zinn; ſolches miſchet man alles zuſammen / laͤſt es in den Topff ſchmel - tzen und reinigen: nach dem alles geſchmoltzen / ſo nimmt man des calci - nirten und ſubtil geriebenen Stahls / auch des kleingepuͤlverten Eyſen - Hammerſchlags / jedes gleichviel; ſolches menget man wohl unterein - ander / alsdenn nimbt man dieſes Pulvers ungefehr 4. Loth / und ſetzet ſolches dem gereinigten Glas zu / und ruͤhrets wohl durch einander; allein man muß acht darauff haben / denn dieſes Pulver blehet das Glas er - ſchrecklich auff; alsdenn laͤſſet mans inscorporiren / welches innerhalb 5. oder 6. Stunden zu geſchehen pfleget.

Man muß auch in acht nehmen / daß des Pulvers nicht zu viel ge - nommen wird / denn ſonſt wuͤrde das Glas ſchwartz werden; da es doch nicht dick / ſondern durchſichtig oder dunckelgelb an der Farb ſern ſolle.

Wenn nun dieſe Farb erſcheinet / ſo iſt es recht / und nimbt man als - denn ungefehr . Loth des rothen Kupffers / welches nach Jñhalt des 24. Capitels gecalciniret / und wohl zerrieben ſey werden; ſolches ſetzet man zu dem obigen Glas / und vermiſchets zum oͤfftern: wenn nun ſolches zum 3. ten oder 4. ten mahl geſchehen iſt / ſo wird eine Blutrothe-Farb er - ſcheinen: Man muß derowegen zum oͤfftern eine Prob davon nehmen / und weñ die Farb recht ſeyn wird / kan ſie alſobalden verarbeitet werden; denn wo ſolches nicht gleich geſchiehet / ſo vergehet die rothe Farb / und wird an ſtat derſelben ſchwartz.

Uber dieſes / damit die Farb nicht verderbe / muß der Topff offen und nicht zugedeckt ſeyn / auch alles mit groſſen Fleiß gearbeitet werden: Jngleichen muß des Pulvers vom calcinirten Stahl und Eyſen-Ham - merſchlag nicht zu viel hineingethan werden / damit das Glaß nicht dun - ckelſchwartz / ſondern durchſcheinend und dunckelgelb werde / ſo wird es alsdenn / mit Zuthuung des rothen Kupffers / ſehr ſchoͤn werden; derglei - chen ich oͤffters gemachet habe.

Endlich iſt auch zu mercken / daß man den Topff / ſo viel als muͤglich iſt / nicht erhitze oder zu heiß werden / auch nicht uͤber 10. Stunden in dem Ofen bleiben laſſe: Jm Fall ſich zwiſchen dieſer Zeit die Farbe verliehren ſolte / welches zuweilen geſchiehet / kan man ſie / mit Zuſetzung eines neuen Pulvers / aus dem Eiſen-Hammerſchlag wieder zu wege bringen; Und weiln dieſes eine beſchwerliche und verdrießliche Arbeit iſt / als muß man deſto groͤſſern Fleiß hierzu anwenden.

Das96ANTHONII NERI Drittes Buch /

Das 59. Capitel.

Das Berg-Cryſtall zu machen.

ES wird das Berg-Cryſtall in einen Tiegel / der vor aller Unreinigkeit und Aſchen wohl bedecket ſey / wohl gegluͤet / hernach im kalten Waſſer abgeloͤſchet und calciniret; ſolches wird 8. mahl wiederholet: alsdenn wird er getrucknet / und auff einen Reibſtein zu einen unbegreifflichen Pulver gerieben.

Dieſes Pulver wird mit dem Saltz des Levantiſchen Pulvers (wel - ches / laut des 3. Capitels / in einem Glas-Kolben bereitet und gereiniget worden) vermiſchet / und zu einem rohen Glas oder Fritta gemachet; die - ſe thut man / mit gebuͤhrlichen Gewicht der Magneſie / in einen ſehr heiſ - ſen Topff / haͤlt ſolchen im Ofen / und wuͤrfft alsdenn die Materiam, zu ſeiner Zeit / wie bey dem Cryſtall vermeldet / oͤffters ins Waſſer / nach dieſem wird es auffs beſtegereiniget / und dem Gebrauch nach / gleich ei - nem andern Cryſtallverarbeitet / ſo wird man Wunder bey ſolchen er - fahren.

Das 60. Capitel.

Wie man die Perlen-Farb in Cryſtall bereiten ſoll.

MAn ſetzet zu einen geſchmoltzenen / und gereinigten Cryſtall den Weinſtein / welcher zum 3. ten oder 4. ten mahl biß zur Weiſe ge - calciniret worden: Dieſes wird wohl unter einander gemiſchet / und die Zuſetzung mit neuen Weinſtein ſo lang wiederholet / biß das Glas Perln-farbicht wird.

Hiervon kan man aber keine gewiſſe Maas und Regel geben / denn dieſe gantze Sache in der Erfahrung beſtehet.

Wenn nun die Farb recht und gefaͤllig ſeyn wird / ſo muß ſolches Glas alſobalden verarbeitet werden: Deñ ſonſten die Farb leichtlich ver - ſchwindet. Dieſes iſt mein Proceß / welchen die Erfahrung zum oͤfftern beſtaͤtiget hat.

Joh. 97

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Dritte Buch ANTHONII NERI Von der Glas-Kunſt.

Das 45. Capitel.

JSt ein gantz leer Capitel / und alſo auch nichts dabey zu dencken oder zu erinnern.

Jm 46. Capitel.

WJrd gehandelt / wie die Guͤldene Farbe ins Glas zu bringen ſey. Es hat mir dieſer hierinn beſchriebene Proceß die allergroͤſte Muͤh und Verdruß / uͤber al - le andere / ſo in dieſem gantzen Buch enthalten / verurſachet: Jn - deme die von dem Autor beſchriebene Doſis gantz unrecht und falſch iſt. Jch habe immerzu vermeint / es ſey in der Latein - niſchen Verſion ein Fehler geweſen: nachdem mir aber das J - taliaͤniſche (als worinnen es der Autor ſelbſt beſchrieben) zu haͤnden kommen / habe ich befunden / daß die Verſion mit dem - ſelben hierinnen gantz zutrifft: ob es nun in den Jtaliaͤniſchẽ Dꝛuck / oder von dem Autor ſelbſt verſehen / kan ich nicht wiſſen: Denn ein Pfund rother Weinſtein iſt viel zu wenig / zu 100. Pfund dieſes Gemengs / hingegen iſt auch ein Pfund Braun - ſtein zu viel zu einem einigen Pfund Weinſteins. Zwar waͤ - ren wohl 1. biß fuͤnffviertel Pfund Braunſteins genug zu den 100. Pfund Gemeng / aber 6. Pfund Weinſtein ſind noch faſt zu wenig dazu / ſonderlich ſo derſelbe nicht recht roth und ſchier ſchwaͤrtzlich iſt. Dannenhero miſche ich zu einem jeden Pfund Weinſtein ein Viertel-Pfund Kohlen von Buͤchen / Erlen oderNBir -98J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 3. B. Bircken-Holtz / ſo iſt ihm geholffen / und wird ſehr ſchoͤn. Wañ man dieſes Glas / gleich in dem / wenn es im ſchmeltzen iſt / viel / wie ander Glas / mit dem Eyſen ruͤhren wolte; So hat es die - ſe Art / daß es ſich auffblehet / und ſo der Topff nur halb voll waͤre / ſolte es doch wohl uͤber und uͤber lauffen: Derowegen muß es nur / wie es ſteht / ſtehen bleiben und verarbeitet wer - dẽ. Hier zu iſt dieſes Gemeng / oder dieſe Fritta, welche ich zu End des erſten Buchs gelehret habe / ſonderlich gut / nur daß das Saltz wohl und fleißig gereiniget ſey.

Vom 47. Capitel.

DJeſe Compoſition von dem Braunſtein und Zaffera macht lange kein Granat-Farbe (als wozu mehr ge - hoͤrt) ſondern vielmehr ein Spinel, wie ich denn denſel - ben auff ſolche Art ſehr ſchoͤn verfertiget habe.

Vom 48. Capitel.

JN dieſem Capit. hat man ſich nur vornehmlich nach deꝛ Zaffera zu richten / nachdem die gut iſt: Denn ſo dieſelbe zu ſehr faͤrbet / ſpielet es zu viel in die blaue; ſo aber die proportion hierinn recht getroffen wird / gibt es einen uͤbeꝛ alle Maſſen ſchoͤnen natuͤrlichen Amethyſt.

Vom 49. und 50. Capitel.

SO man ein recht ſchoͤn Cryſtall-Glas hat / das keinen gruͤnen Stich hat / ſondern gantz klar und mit der Ma - gneſia oder Braunſtein beſtens gereiniget iſt / ſo darff man nichts als bloß Zaffera oder Cobolt zuſetzen / nach eines jeden Gutduͤncken / mehr oder weniger / nachdem er die Far - be boch oder niedrig haben will: Und iſt durchaus nicht recht / was Porta hievon ſchreibet / daß mans ſtetig ruͤhren muß; denn dieſe Farbe ſetzet ſich nicht. Zudem muß man keine Coleurruͤh -99Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ruͤhren / woraus man Edelgeſteine oder andere Dinge will ſchneiden laſſen: Denn ſie kriegen dadurch Blaſen. Welches hie insgemein / als ein beſonderer Handgriff bey Zubereitung der Edelgeſteine / wohl zu mercken iſt.

Vom 51. und 52. Capitel.

DJeſe beyde Compoſitiones geben eine gar ſchoͤne Schwaͤrtz / ſonderlich dieſe im 51. Capitel: Denn durch die Uberſetzung der Blaue aus der Zaffera iſt es ſchwaꝛtz anzuſehen. Dieſes / welches im 52. Capitel beſchrieben wird / ſo es ſo lange ſteht / nemlich 12. Stunde / ſo bleibt es endlich; ſo mans aber laͤnger ſtehen laͤſt / ſo wird es was durchſichtig / und rauch-gelb.

Jm 53. Capitel.

BEgehet der Autor abermahl einen trefflichen uñ Haupt - ſaͤchlichen Fehler / welchen ich vor deme allezeit der La - teiniſchen Verſion zugerechnet / aber nun im Jtaliaͤni - ſchen einerley befinde / wiewohl ich vielmehr dafuͤr halte / es ſey in dem Jtaliaͤniſchen Druck etwas ausgelaſſen worden. Beſihe hieruͤber das 46. Capitel ſammt meiner Anmerckung / daſelbſt will der Autor aus eben dieſer Compoſition eine Gold - Farbe habẽ / nur daß er hie / zu hundert Pfund Gemeng 2. Pf. Weinſtein und 12. Loth Magneſia odeꝛ Bꝛaunſtein nim̃t / da eꝛ im gedachten Capitel eines jeden dieſer beyden ein Pfund will. Kan alſo hieraus nichts als ein helles und klares Glas werdẽ / weil die 12. Loth Magneſia unter 100. Pfund Gemeng zu einer Farbe im geringſten zureichen / ſondern gantz und gar darin - nen verſchwinden; kan man alſo nur bey den 51. und 52. Ca - pitel / als in welchen genungſam eine ſchoͤne Schwaͤrtze ange - deutet iſt / verbleiben / und ſich darnach richten.

N ijVom100J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 3. B.

Vom 54. Capitel.

DEr Zinn und Bley-Kalch ſo hier gebraucht wird / iſt eben dieſer / welcher im 93. Capitel gedacht / und daſelbſt ausfuͤhrlich zu machen gelehret wird. Wenn man aber dieſer Compoſition etwas vom Regulo antimonii zuſetzet / nemlich 8. Loth auff 12. Pfund / ſo wird es noch viel beſſer / zu - mahl wenn der Regulus erſt calcinirt wird.

Jm55. Capitel.

LEhret der Autor, daß die Compoſition 18. Tage und Nacht im Ofen ſtehen ſoll / welches gantz unnoͤthig / ſon - derlich in unſeꝛn Teutſchen Glas-oͤfen / da es nicht 3. Tag und Nacht ſtehen darff. Der Megneſia / welche der Autor hie geſetzet / iſt auch zuviel / in dem es auff dieſe Art mehr ei - ne Pfirſchen-Bluͤth als weiſe oder Milch-Farbe gibt: Kan alſo der Zuſatz vom Braunſtein nur nach der Proportion des vorigen Capitels eingerichtet / oder zu dieſer gantzen Compoſi - tion 6. biß 8. Loth (auffs meiſte) genommen werden.

Vom 56. Capitel.

WAs hier der Autor von der Marmel-Farbe ſaget / iſt wohl wahr; aber es hat dreyerley ſehr groſſe Maͤn - gel: Erſtlich laͤſt es ſich uͤbel arbeiten; Vors andre bleibt es ſelten gantz; Vors dritte / ſo es ja in der Arbeit gantz bleibet / wird es doch hernach von ſich ſelbſt an der Lufft zer - fallen.

Vom 57. Capitel.

DJe Pfirſch-Bluͤth-Farbe iſt recht / aber leichter iſt dieſe / wozu ich am Ende des erſten Buchs Anleitung gege - ben habe / da ich von der Glasmacher Beinweis ge -ſchrie -101Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſchrieben. Wer aber daſſelbe nicht haben kan / der muß ſich auff ſolchen Fall dieſen hier beſchriebenen bedienen.

Vom 58. Capitel.

DJeſe rothe Farbe / wenn man ſie nach der Art / wie hier der Autor lehret / machet / wird ſo gar roth / daß / indem man heꝛnach dieſes (gefaͤꝛbte) Glas nicht uͤbeꝛaus duͤn - ne blaͤſet / man auch die roͤthe nicht erkennen kan; Es iſt aber in unſern Teutſchen Glas-Oefen faſt unmoͤglich zu thun / weil hierzu das Feuer auff eine gantz ſonderliche Art muß regieret werden. Jch habe hierinnen uͤberaus groſſe Muͤh ange - wand / und kan auch / GOtt Lob / nebenſt den ſchoͤnſten Rubin / das feinſte Roth machen; weil es mir aber gar viel Zeit / Muͤh und Arbeit gekoſtet / und eine ſehr rare Sache iſt / als wird mich niemand verdencken / daß ichs vor dißmahl nicht gemein ma - che.

Vom 59. Capitel.

ALles / was die Berg-Cryſtall im Wiederumſchmeltzen thut und thun kan / das thut auch allerdings der ſchwaꝛ - tze Feuer - oder Flindſtein (dẽ man vielfaͤltig im Feuerzeu - ge gebraucht / und daher wohl bekannt iſt) je ſchwaͤrtzer man denſelben findet und haben kan / je beſſer eꝛ iſt. Man verſuche es nun / und nehme von der Cryſtallen und dieſen Steinen beyde zugleich in die Prob / und gehe mit jeden gleich rein und fleißig umb / ſo wird man mit gnugſamer Verwunde - rung ſehen und erfahren / wie dieſer Stein ſeine Schoͤne præſentiren wird; nur iſt er etwas beſchwerlich klein zu krie - gen / denn ſo man ihn zu viel mit dem Eyſen ruͤhrt und tra - ctirt, ſo wird er hernach etwas gruͤnlicht; iſt alſo derowegen gute Behutſamkeit von noͤthen.

N iijJm102ANTHONII NERI Vierdtes Buch /

Jm 60. Capitel.

HAt es mit der Perln-Farb eben die Beſchaffenheit / die es im 56. Capitel mit der Marmor-Farb hat; Deñ ob es gleich eine ſchoͤne Perlenfarb bekommt / ſo iſt doch ſolche zum Glaſe nicht gnugſam beſtaͤndig; weiln das Weinſtein - (und alle andere Alcaliſche oder fixe) Saltz / mit welchen hier die Compoſition uͤber feſt wird / im wiederausſchlagen ſeine Tuͤcke niemahls laͤſſet. Welches zum Beſchluß dieſes dritten Buchs wohl mag gemercket werden.

Das vierdte Buch / von der Glasmacher-Kunſt / ANTHONII NERI von Florentz.

Der Jnhalt dieſes Vierdten Buchs. HJerinnen wird die rechte Manier / das Bleyglas zu bereiten angewieſen; ingleichen wie man das Bley calciniren / und aus demſelbigen eine ſchoͤne Smaragd-Farbe / wie auch die Farbe eines Topas und Sapphirs; Jtem der Korn-Blu - men oder Meer-Specht oder Meer-Elſter-Farb / die Fleiſch-Farbe / guͤl - bene Farb / und die Farb des Lazur-Steins bereiten ſoll: Wie nicht we - niger die Berg-Cryſtall zu tingiren / mit einer beſtaͤndigen Rubin-Farb / Balas-Topas-Opals-Sonnen-Blumen / und andern dergleichen ſehr ſchoͤnen Farben.

Das 61. Capitel.

DAs Bleyglas iſt in der Glasmacher-Kunſt wenigen bekannt; ſo viel die Farben betrifft / ſo iſt gewißlich dieſes Glas / unter allen an - dern / welche im Ofen bereitet werden / das allerſchoͤnſte und edelſte / mitwelchen103Von der Glasmacher-Kunſt. welchen wir die Farben der Orientaliſchen Edelgeſteine nachahmen koͤn - nen / welches mit dem Cryſtall / oder andern dergleichen Glas nicht ge - ſchehen kan.

Dieſes Glas / wenn man in der Bereitung nicht ſehr wohl / und genau achtung darauff hat / ſo zerreiſſet es alle Toͤpffe und Geſchirr / und wird zu Aſchen: derowegen beſchreibe ich allhier alles ſo eigentlich und genau / daß man / wie ich glaube / alle Gefahr verhuͤten kan; ſolches aber beruhet eintzig und allein darinnen / daß man nemlich das Bley recht zu calciniren / und die Calcination gebuͤhrend zu wiederholen / wiſ - ſe; denn je oͤffter es calciniret wird / je weniger es ſich reduciren laͤſſet / und zerbricht auch alſo deſto weniger die Toͤpffe: Es muß aber allezeit ins Waſſer geworffen / und nachmahls wieder geſchmoltzen werden: Und ſo offt auffdem Boden des Topffes / etwas reducirtes Bley gefunden wird / ſo muß ſolches allemahl fleißig herausgenommen werden; denn ſonſten durchloͤchert es den Topff-Boden / oder zerreiſſet ſolchen / gehet ſammt dem Glas durch die allerengſten Riſſe hindurch / und hinterlaͤſſet den Topff leer: darumb ſoll man nachfolgende Regeln / in dieſem Buch beſchrieben / fleißig in acht nehmen / ſo wird man aller Gefahr entgehen.

Das 62. Cap.

Das Bley zu calciniren.

MAn calciniret erſtlich das Bley in dem Oefelein / welches denen Toͤpffern wohl bekannt iſt / und zwar in ziemlicher Qvantitaͤt; denn man kan innerhalb 2. Tagen viel Bley calciniren; allein es iſt zu mercken / daß das Oeffgen nicht waͤrmer / als ob man Glas ſchmeltzen wolte / ſeyn muͤſſe; ſonſt wuͤrde das Bley ſich nicht calciniren.

Wenn nun das Bley eine kleine weil gefloſſen / und eine gelblich - te Haut bekommen hat / ſo ziehet man das calcinirte herab mit einem hierzu beqvemlichen Eyſen / und ſolches breitet man aus auff den innern Ofen-Herd / welcher von glatten und Feuerbeſtaͤndigen Steinen ſeyn ſoll / und gegen den Mundloch etwas herreichen muß; dieſes alles / weiln es ins gemein ſehr wohl bekannt iſt / wollen wir mit Fleiß vorbey gehen; nur allein bemerckend / daß das Bley / welches einmahl calciniret iſt / wiederumb muͤſſe in dem Ofen auffn Herdt ausgebreitet / und bey maͤſ - ſiger Waͤrme reverberiret / auch mit einem Eyſen etliche Stund lang / ſtets umbgeruͤhret werden; da es dann in dieſer andern Calcination ei -ne104ANTHONII NERI Vierdtes Buch /ne gelbe Farb bekommet: hernach wird es durch ein enges Sieb geſchla - gẽ / und was nicht durchfallen will / wiederum̃ mit andern Bley calciniret: Und auff ſolche Weis / wird des Bleys eine groſſe Qvantitaͤt zu dem irde - nen Geſchirren und dem Gebrauch der Toͤpffer calciniret.

Sonſten iſt vor allem zu mercken / daß der Ofen maͤßig warm ſey / denn ſo er zu heiß iſt / wird das Bley nimmermehr calcinirt werden.

Das 63. Capitel.

Wie man das Bley-Glas machen ſoll.

MAn nimmt / zum Exempel / dieſes gecalcinirten Bleyes 15. Pfund / und von der Fritta Cryſtalli, oder (nachdem wir eine Farb verlan - gen /) Rochettæ, oder des Levantiſchen Pulvers / 12. Pfund; dieſes / nach - dem es auffs genaueſte miteinander vereiniget / thut man in einen Topff / und nach Verflieſſung 10. Stunden (denn es wird in ſolcher Zeit ſehr wohlgeſchmoltzen ſeyn) wuͤrfft man es ins Waſſer.

Wobey zu mercken / daß ſich zum oͤfftern auff dem Boden des Topffs / etwas des reducirten Bleyes befindet / welches ſehr fleißig heraus zu nehmen / maſſen es ſonſten den Topff durchbohret / zerreiſſet / und alſo al - les verlohren gehet.

Und dieſes iſt eines von den fuͤhrnehmſten / welches in dieſem Werck zu beobachten iſt. Es iſt auch uͤber dieſes fleißig in acht zu neh - men / daß die Bley-Koͤrner / welche ſich im Waſſer befinden / und dem Bley-Glas nicht anhangen / nicht wiederumb in den Topff kommen; Denn es mit dem Obigen gleiche Bewandniß hat / in dem man ſich als - denn / ſo wohl wegen Zerbrechung des Geſchirres / als einiges andern dar - aus erfolgenden Schadens zu befoͤrchten hat.

Wenn nun dieſes alles in acht genommen / ſo thut man das Glas wiederumb in den Topff / welches alsdenn / nach abermahlicher Verflie - ſung der 10. Stunden / (auffs allermainſte) zum Verarbeiten tuͤchtig ſeyn wird: Und dieſes iſt die Manier das Bley-Glas zu machen.

Das 64. Capitel.

Eine Manier / wie man das obgedachte Bley-Glas verar - beiten ſoll.

SO jemand Luſt hat / ein oder andere Sorten der Trinck-Geſchirr / o - der andere dergleichen zum haͤußlichen Gebrauch dienende Gefaͤſſe /aus105Von der Glasmacher-Kunſt. aus dem Bley-Glas zuverfertigen / der muß von dieſem Glas gar ein we - niges / mit dem Glasrohr herausnehmen / ſolches im etwas erkalten laſſen / und denn endlich verarbeiten; vorher aber muß der Marmor wohl gereiniget / und (in dem das Glas ein wenig kalt wird) mit kalten Waſſer wohl angefeuchtetwerden / deñ ſonſten ſchiefert ſich der Marmor vom Bley-Glas ab / und machet das Werck ungeſtalt / indem das Glas vom Marmor etwas an ſich nimmt.

Derowegen muß der Marmor / indeme man das Glas unter Haͤn - den hat / ſtets angefeuchtet werden / ſonſten verliehret das Glas alle ſeine Zierde.

Uber dieſes je haͤrter der Marmor iſt / je weniger hat man ſich der Gefahr des Abſchieferens zu befahren: Und dieſer Proceß / mit Abkuͤh - lung des Glaſes / und Anfeuchtung des Marmors muß jederzeit in acht genommen werden / ſo offt ein neues Stuͤcklein Glas zu verarbeiten ange - fangen wird: Denn es iſt dieſes ein ſo zartes und ſubtiles Glas / daß / ſo es nicht zuvor etwas erkaͤltet / oder anderſt als in gar geringer Qvanti - taͤt / aus dem Topff genommen wird / es ſich auff keine Weiſe verarbeiten / noch mit dem Blas-Rohr der Glasmacher / aus dem Ofen bringen laͤſ - ſet; es hat aber ſolche Zartheit / welche einer duͤnnen Bruͤh gleichet / bloß von dem Bley.

Damit es derowegen fuͤglich ausgearbeitet werden koͤnne / muß man allezeit nur gar wenig davon heraus nehmen / auch ſolches zuvor et - was verbroͤdeln oder erkuͤhlen laſſen / den Marmor ſtets anfeuchten / und den Topff bey maͤßiger Waͤrme erhalten.

Das 65. Capitel.

Das Bley-Glas mit einer wunderſchoͤnen Smaragd - Farb zu machen.

MAn nim̃t 20. Pfund von der geſiebten Fritta des Levantiſchen Pul - vers / und 16. Pfund des geſiebten Bley-Kalchs: ſolches auffs Be - ſte mit einander vermiſchet / wird abermal durch ein Sieb geſchlagen / in einen warmen Topff gethan / und 8. oder 10. Stund lang auffs Beſte mit einander geſchmoltzen: Alsdenn wirfft mans ins Waſſer / und ſchei - det das im Topff oder Waſſer befindliche Bley auffs fleißigſte davon / damit es / wie oben erwehnet / den Topff nicht zerbreche.

Wenn dieſes geſchehen / ſo thut man die Materien wiederumb inOden106ANTHONII NERI Vierdtes Buch /den Topff / ſo wird es innerhalb 6. 8. oder dergleichen Stunden wohl ſchmeltzen / alsdenn wuͤrfft mans von neuen ins Waſſer / und thut das Bley / wie zuvor fleißig davon / ſo wird das Glas von aller Fettigkeit des Bley Kalchs / und des Saltzes wohl gereiniget ſeyn / und einen hellleuch - tenden Glantz haben / auch in wenig Stunden ſchmeltzen und gereiniget werden.

Hernach thut man noch zu ſolchen / 12. Loth Kupffer Hammerſchlag / welcher nach Anleitung des 28. Capitels dreymal gecalciniret worden / und 24. Gran von dem Croco Martis, mit Eßig bereitet; ſolche zwey ſpe - cies mit einander vermiſchet / werden auff 6. mal dem Glas zugeſetzet / alſo / daß man zwiſchen Eintragung eines jeden Theils ein Vater Unſer lang warte / alsdann wuͤrfft man / wie gedacht / allezeit den 6ten Theil zum Glas hinein / und ruͤhret ſolches wohl durch einander; nachmahls laͤſſet mans eine Stund ruhen / ruͤhrets darnach wieder wohl herumb / und nimmt eine Prob davon / und ſo die Farb gut / laͤſſet mans noch 8. Stund ruhen / damit ſich alles wohl vereinige; nach dieſem kan mans verarbei - ten / ſo werden die daraus bereiteten Geſchirr eine ſo glaͤntzende und herr - liche Farbe bekommen / daß ſie ſcheinen / als ob ſie aus einen Smaragd eines alten Orientaliſchen Felſens gemachet waͤren.

Dieſes Glas / nach dem es die gebuͤhrliche Farb erlanget hat / wird ſo lange in dem Topff behalten / biß daß alle fæces verzehrt / und das Glas wohl gereiniget wordẽ; ſo wird man eine ſo ſchoͤne Farb bekom̃en / welche dem natuͤrlichen Smaragd gantz und gar aͤhnlich ſeyn wird / ſo gar / daß man ſie kaum von einander unterſcheiden kan.

Das 66. Capitel.

Eine wunderſchoͤne Smaragdgruͤne Farb / alle andere uͤbertreffend / zu bereiten.

DJeſe gruͤne Farb / in einer vortrefflichen Schoͤnheit zu erlangen / ſo nimmt man eben die Qvantitaͤt von der Fritta, von dem Bley-Kalch / und von dem Croco Martis, wie in dem vorhergehenden 65. Capitel / al - lein an ſtat des Kupffer-Hammerſchlags nimmt man / jedoch in dem vo - rigen Gewicht / das Caput mortuum von dem Kupffer-Vitriol / welches nach Jñhalt des 131. und 132. Capitels ſey gepraͤpariret worden; Jm - brigen haͤlt man mit der Bereitung gleichfalls den vorigen Proceß / ſo wird man eine ſo ſchoͤne und ſeltene Smaragd-gruͤne Farb bekommen /als107Von der Glasmacher-Kunſt. als auff einigerley Weis immer geſchehen kan / welches ich / nicht ſonder Beluſtigung / zum oͤfftern erfahren habe.

Das 67. Capitel.

Ein Topas-Farbe dem Bley Glas zu machen.

MAn nimmt an ſtat der Frittæ des Levantiſchen Pulvers von der Fritta Cryſtalli 15. Pfund / und von dem Bley Kalch 12. Pfund: Solches / nachdem es vermiſchet / gepuͤlvert / und duꝛchgeſiebet / thut mans in einen warmen Topff / und wirfft es nach 8. Stunden ins Waſſer: Das annoch gantze Bley muß man / wie zuvor erwehnet / hinweg thun; alsdenn thut man die Materien wieder in den Topff / und nach Verflieſ - ſung der gebuͤhrlichen Zeit nachmahls in das Waſſer; hernach wird ſol - ches heraus genommen / uñ die Helffte davon dem Goldfarbichten Glas (deſſen Vereitung in dem vorhergehenden 46. Capitel zu finden /) zugeſe - tzet: Nachdem nun dieſes wohl mit einander incorporiret und gereini - get iſt worden / ſo wird dieſe Materia allerdings einem Orientaliſchen Topas aͤhnlich kommen.

Das 68. Capitel.

Die Blaue oder Meerwaſſer-Farb ins Bley-Glas zu bringen.

MAn nimmt 16. Pfund von der Fritta Cryſtalli, und 10. Pfund Bley-Kalch / ſolches / nach deme es wohl mit einander vermiſchet und durch ein Sieb iſt geſchlagen worden / wird in einen maͤßig-warmen Topff / wie zuvor / gethan / ſo wird die Materia nach 12. Stunden auffs Beſte zerfloſſen ſeyn / welche man alsdenn ſammt dem Topff ins Waſſer thun ſoll; das Bley wird / wie zuvor / davon abgeſondert / die Materia a - ber wiederumb in den Ofen / und nach 8. Stunden nochmahls ins Waſ - ſer gethan / ſo wird es beſter Maſſen gereiniget ſeyn: Wenn dieſes ge - ſchehen / ſo nimmt man des praͤparirten Rauſch oder Zitter-Kupffers (wie oben in dem 20. Capitel iſt gezeiget worden /) 8. Loth / und von der præparirten Zaffera ½ Loth; dieſe Pulver auffs Beſte mit einander ver - miſchet / und in 4. Theil abgetheilet / traͤget man auff 4. unterſchiedliche mahl ins Bley-Glas / durchruͤhret daſſelbe nach 2. Stunden ſehr wohl / und nim̃t alsdeñ eine Probe / ob die Farbe nach Erheiſchung des WercksO ijvoͤllig108ANTHONII NERI Vierdtes Buch /voͤllig genung ſey oder nicht; hernach laͤſſet mans 10. Stunden ruhen / uñ nachdeme ſich die Farbe mit dem Glas wohl vereiniget hat / ſo wird es al - ſofort zum Werck tauglich ſeyn / und im Verarbeiten eine ſehr ſchoͤne Farb haben.

Das 69. Capitel.

Eine Granaten-Farbe in Bley-Glas zu machen.

ES werden 20. Pfund von der Fritta Cryſtalli, mit 16. Pfund Bley - Kalch vermiſchet / darzu thut man noch 6. Loth von der Piemonti - ſchen Magneſie / und 1. Loth von der præparirten Zaffera; ſolches ſchuͤttet man in einen gewoͤhnlich-warmen Topff / und nach 12. Stunden ins Waſſer; nachdem nun das Bley davon abgeſondert / ſetzet mans wieder in den Ofen / ſo wird es nach 10. Stunden gereiniget ſeyn: Hernach wird die materia gemiſchet / und ſiehet man / ob die Farbe recht ſey / nach dieſem kan es alsdenn verarbeitet werden / ſo wird man ein ſehr ſchoͤnes Glas / in einer herrlichen Granat-Farbe haben.

Das 70. Capitel.

Die Sapphier-Farbe dem Bley-Glas zu geben.

MAn nimmt 15. Pfund von der Fritta Cryſtalli, und 12. Pfund Bley - Kalch / zu dieſem / nachdem es wohl untereinander gemiſchet und geſiebet worden / thut man noch 4. Loth von der præparirten Zaffera, und 24. Gran von der præparirten Piemontiſchen Magneſie.

Solches alles wohl untereinander vermenget / und in einen Topff gethan / haͤlt man 12. Stunden lang in dem Ofen; Hernach wird die ſaͤmmtliche materia ins Waſſer geworffen / das Bley mit Fleiß davon abgeſondert / und alsdenn wiederumb 12. Stunden lang in den Ofen gereiniget.

Wenn nun nach genommener Proba die Farbe recht / alsdenn kan man es verarbeiten / ſo wird man ein Glas bekommen / in der Farbe eines ſchoͤnen Orientaliſchen Sapphiers / der mit der gedoppelten Vi - olen-Farbe vermiſchet worden / ſehr ſchoͤn lieblich und anmuthig anzu - ſehen.

Das 71. Capitel.

Eine guͤldene Farbe dem Bley-Glas mitzutheilen.

Man109Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn nimmt der Fritta Cryſtalli, und des Bley-Kalches / iedes 16. Pfund / zu dieſem / nachdem ſie wohl vermenget und geſiebet wor - den / thut man noch 12. Loth von dem Kupffer-Hammerſchlag / welcher 3. mal gecalciniret worden iſt / und 48. Gran des Croci Martis, mit Eßig bereitet.

Dieſes alles thut man / wohl vermiſchet / in einen maͤßig-warmen Topff / und wirfft es nach 12. Stunden ins Waſſer / ſondert das Bley darvon / und reiniget es abermal / 12. Stunden lang im Topffe.

Hernach vermiſchet man die materia wohl / und probiret / ob die Farbe recht ſey; im Fall ſie gruͤnlicht zu ſeyn ſcheinet / ſo thut man / vom Croco Martis, noch etwas hinzu / alsdenn koͤmmt an ſtatt der gruͤnen / eine ſchoͤne Gold-Farbe herfuͤr / ſolche kan man fortan verarbeiten / ſo wird man eine ſchoͤne Gold-Farbe bekommen / dergleichen ich zum oͤff - tern bereitet habe.

Das 72. Capitel.

Die blaue Laſur-Stein-Farbe zu machen.

MAn laͤſſet das ſchoͤne Milchfarbichte Glas (nach Anleitung des 55. Capitels / aus dem weiſſeſten Cryſtall bereitet) in einen Topff ſchmeltzẽ / uñ thut nach uñ nach eben ſo viel blaue Mahler-Smalte darein / als zu voͤlliger Faͤrbung deſſelbigen wird von noͤthen ſeyn. Hernach ver - miſchet man das Glas / und probiret es / umb zuſehen / ob die Farbe recht ſey; wenn dem alſo iſt / ſo laͤſſet mans noch 2. Stunden lang ſtehen; Als - denn wirds nochmals herumb geruͤhret / und die Farbe wiederumb ge - probiret; wenn ſich nun alles wohl und recht befindet / ſo laͤſſet mans noch 10. Stund lang ruhen.

Nach dieſem ruͤhret mans wiederumb herumb / und wenn die Farbe in gleichẽ Grad unveraͤndeꝛlich verbleibet / ſo kan mans verarbeiten / uñ al - lerley Geſchirr daraus bereiten / welche an der Farb / einem rothen Laſur - Stein gantz gleich und aͤhnlich kommen werden: Jm fall ſich die Mate - ria / wenn der Kuͤnſtler in der Arbeit iſt / auffſchwellete / ſo ſoll man ihr nur etliche Goldblaͤdlein zuſetzen / welche / wan ſie in dem auffblehenden Glas wohl zertheilet werden / die natuͤrliche Farbe des Laſur-Steines noch mehr befoͤrdern helffen.

O iijDas110ANTHONII NERI Vierdtes Buch /

Das 73. Capitel.

Die Berg-Cryſtall Nattern-Farbicht zu machen.

MAn nimmt erſtlich von der Berg-Cryſtallen / die Stuͤcklein unter - ſchiedlicher Groͤſſe / und zwar ſolche / welche durchſichtig / uubefleckt und von aller irdiſchen Unreinigkeit geſaͤubert ſind / eine gewiſſe Qvan - titaͤt: ferner nimmt man des rohen Antimonii und des gelben Auripi - gments / jedes 4. Loth / Salmiac 2. Loth.

Dieſes alles wohl gepuͤlvert / und miteinander vermiſchet / thut man in einen Feuerbeſtaͤndigen Tiegel / und traͤget alsdenn vorbeſagte Cryſtallen-Stuͤcklein / nach und nach / hienein; hernach wird dieſer Tie - gel mit einen andern umbgekehrtẽ Tiegel zugedecket / auffs beſte verlutirt / und wenn ſolches trocken worden / mitten in die Kohlen geſetzet / welche man vom beygelegten Feuer / nach und nach von ſich ſelbſten anbrennen laͤſſet / ſo wird der Tiegel ſehr zu rauchen anheben; dahero erfordert die - ſe Arbeit einen weiten und groſſen Camin; noch beſſer aber iſts / wenn dieſer Rauch kommet / daß man aus dem Laboratorio gehe / denn ſolcher Rauch hoͤchſt ſchaͤdlich / ja faſt toͤdlich iſt; Derowegen mag man ſich wohl vorſehen / daß man ſolchen auff keinerley Weiſe an ſich ziehe; wenn der Rauch auffhoͤret / ſo laͤſſet man das Feuer ausgehen / und den Tiegel kalt werden.

Nach dieſem nimmt man die Cryſtall-Stuͤckgen heraus / und die jenigen / welche im Tiegel oben auffgelegen haben / werden Gold-Ru - bin - und Balaßfarbicht ſeyn / auch viel ſchoͤne Flecken haben; die andern im Gegentheil / welche unten und nahe bey dem Pulver gelegen / werden mei - ſtentheils Natternfarbicht ſeyn; dieſe koͤnnen / gleich wie andere Edelge - ſteine / gepoliret und ſchoͤn glaͤntzend gemachet werden.

Die uͤbrigen Cryſtall Stuͤcklein / wenn man ſie in Gold oder der - gleichen eingefaſſet / und nach Geſtalt der Farben / mit foliis oder Dupple - ten unterleget / werden ſehr ſchoͤn / und fallen uͤberaus lieblich ins Geſicht.

Und weiln dieſe Arbeit wenig koſtet / auch nicht ſehr muͤhſelig oder verdrießlich iſt / als kan man ſolcher Steine eine ziemliche Qvantitaͤt tin - giren; denn es werden ſich allezeit etliche ſonderbar-ſchoͤne Stuͤcke darun - ter befinden.

Das 74. Cap.

Die Balaß-Rubin-Topas-Opal - und Aſterien-Farbe in den Cryſtall zu bringen.

Man111Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn nimmt des Saffrangelben Auripigments / und des Cryſtalli - ſchen Arſenici, jedes 4. Loth / des rohen Antimonii und Salmiac jedes 2. Loth: dieſe ſpecies wohl gepuͤlvert und untereinander gemenget / thut man in einen genugſam weiten Tiegel / und leget erſtlich kleine / nachmals groͤſſere Stuͤcklein / von dem reinen Berg-Cryſtall darauff / biß der Tiegel voll iſt.

Auff dieſen Tiegel lutiret man auffs fleißigſte / wie zuvor / einen andern umbgekehrten Tiegel / daß die zwey Mundloͤcher auff einander ge - hen / auch muß der obere Tiegel am Boden ein Loͤchlein einer Erbſen groß haben: Solches aber geſchiehet darumb / dieweil der auffſteigende Rauch von den Materialien / die obenliegende Cryſtallen beſſer im Auff - ſteigen tingiret / als wenn er Seit-werts oder durch die Seiten-Fugen des Tiegels gienge.

Nach deme das Verlutirte getrocknet / ſetzet man die Tiegel mitten in die Kohlen / iedoch ſo / daß die Kohlen den untern Tiegel gantz / und von dem obern die Helffte bedecken.

Nachgehends leget man Feuer zu / daß ſich die Kohlen nach und nach von ſich ſelbſt / und ohne Anblaſen / anzuͤnden / es waͤre denn / daß das Feuer ausgehen wolte / in welchen Fall mans auffblaſen muß; die Kohlen aber muͤſſen groß und von Eichen-Holtz ſeyn. Sonſten verfaͤhret man / wie im vorigen Capitel gemeldet / und vermeidet den Rauch / als ein hoͤchſt ſchaͤdliches und toͤdtliches Gifft / mit gantzem Fleiß; und ob der Rauch ſchon etwas lange waͤhret / ſo muß man ihn doch von ſich ſelbſten vergehen / und auff gleiche Weiſe / nemlich von ſich ſelbſt / das Feuer ab - gehen laſſen.

Den Tiegel muß man durchaus nicht in kalte Lufft ſetzen / ſonſten wuͤrden die annoch warmen Cryſtallen zerſpringen / und bruͤchig werdẽ.

Wenn nun alles von ſich ſelbſten erkaltet / und die Tiegel eroͤffnet worden / ſo werden die groͤſſern Cryſtallen-Stuͤcke / mit Topas-Balaß - Rubin-Chryſolit-Aſteriæ - (das iſt / Stern - oder Sonnenſtein) und O - pal-Farbe getingiret ſeyn / welches ſehr anmuthig anzuſehen iſt.

Von dieſen koͤnnen die jenigen Stuͤcke / welche am beſten getingiret ſind / auff dem Polier-Rad gepoliret werden; ſo werden ſie einen ſchoͤnen Glantz / gleich denen natuͤrlichen Edelgeſteinen / auch noch wohl einen ſchoͤnern / erlangen / und dieſes ſonder allen Mangel der Haͤrte / welche ſich / wie bekannt / in dem Verg-Cryſtall genugſam befindet. Derglei - chen Steine habe ich zu Antorff / eine zimliche Anzahl verfertiget / davon einige Stuͤcke / mit der Opal - und Stern-roche Farbe / auff das aller - choͤneſte gefaͤrbet waren.

Dieſe112J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 4. B.

Dieſe Steine / gleichwie die natuͤrlichen Edelgeſteine / in das Gold / mit unterlegten folien / Duppleten oder dergleichen / eingefaſſet / geben ein extraordinar - ſchoͤnes Anſehen: Es muß aber das Auripi - gmentum hierzu gruͤnend und Goldfaͤrbig erwehlet und genommen werden; Denn hierinnen beſtehet das gantze Kunſtſtuͤck dieſer Sache.

Das Feuer muß Anfangs gelinde ſeyn / auch muß man hernach al - les von ſich ſelbſten erkalten laſſen.

Solte aber das erſte mal nicht gleich alles angehen / ungeachtet der Obſervirung alles des obigen / ſo ſoll man die erſte Arbeit wiederho - len / ſo wird man in der Arbeit befinden / daß die Erfahrung niemals betriege.

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Vierdte Buch ANTHONII NERI Von der Glas-Kunſt.

JN dieſem gantzen Buch iſt weiter nichts zu beobach - ten / als was ich allbereit in dem vorigen Buch von denen Farben in acht zu nehmen erwehnet habe / maſſen auch dieſes gantze Buch keinen andern Jnhalt be - greifft. Denn was

Das 61. Capitel.

BEtrifft / bleibet es allerdings bey deme / was der hochge - lehrte D. Merrettus in ſeinen Anmerckungen hiervõ auch gedenckt / nemlich daß die Bley-Glaͤſer / derentwegẽ un - bẽqvem uñ nicht viel zum Gebrauch dienen / weiln ſie erſtens ſo wohl zu Gefaͤſen / als auch Edelgeſteine daꝛaus ſchneiden zu laſ - ſen viel zu weich; wie auch zweytens am Gewicht wider die Art der Edelgeſteine gar zu ſchwer ſind. Sonſt muß ich geſte - hen / daß die Farben ſehr ſchoͤn und hoch in dieſe Glaͤſer zu brin -gen /113Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. gen / weiln es mild / und nicht ſo groſſes Feuer wie ander Glas bedarff / uͤber dem koͤñen dieſe (ſo wohl alle nachfolgende Glaͤ - ſer) von einem jeden / in ſeinen Hauß / in meinen zuletzt gelehr - ten und in Kupfer beygefuͤgten Ofen ſelbſt gemacht und zu - bereitet werden. Was auch

Jm 62. Capitel

DJe Calcination und Brennung des Bleyes betrifft / iſt ſolche hier von dem Autor gar recht und ausfuͤhrlich beſchrieben worden.

Jm 63. Capitel

JSt ſo wohl das Gemeng als die andern Erinnerungen des Autoris wohl zu beobachten; was aber derſelbe

Jm 64. Capitel

VOn Abkuͤhlung und abſchieffern des Marmors lehret und erinnert / den gebrauchen die Glasmacher in un - ſern Landen nicht / ſondern an ſtatt deſſen einen an - dern harten Stein / der ſich nicht ſchieffert / oder ins gemein ei - ne gegoſſene Eiſen-Platte.

Vom 65. biß 70. Capitel

JSt / wie gedacht / nichts zu erinnern / maſſen ſich der Au - tor ohne diß faſt mit allzu vielen Worten erklaͤret / und was die Farben betrifft / alles im vorigen Buch ſchon von mir angemercket worden.

Jm 71. Capitel

M ich dieſes berichten / daß der Zafferæ zu viel / und des Croci Martis oder Eiſen-Pulvers zu wenig / denn es wird auff dieſe Weiſe gantz gruͤn: ſoll derowegen hier das Gewicht des præparirten Eiſen-Pulvers in das Ge - wicht vom gebrannten Kupffer verwandelt werden. Was aber ferner

PJm114J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 4. B.

Jm 72. Capitel

DEr Autor lehret / bin ich gantz gewiß verſichert / daß er es nicht gemacht / er wuͤrde es ſonſt anders befunden und nicht alſo hier geſetzet haben / denn es gehet im ge - ringſten nicht an. Jngleichen was er von denen Gold-Blaͤt - tern lehret / iſt eine offenbare Faute / es verſuchs nur einer und thue Gold-Blaͤtter dazu / man wird ſehen / wie lange ſie Be - ſtand in der Arbeit haben / und ob ſie das Auffblaſen und - berſteigen / welches doch von der Smalta nicht herkommet / verhuͤten koͤnnen!

Vom 73. und 74. Capitel.

DJeſe beyde Manieren habe ich auch verſucht / und muß geſtehen / daß hierinn ſich ſehr ſchoͤne Farben ge - ben; aber das uͤbelſte dabey iſt / daß allezeit der Cry - ſtall gleichſam wie zerknicket und (wiewohl auffs ſubtilſte) ritzig wird / daher ſie ſich auch nicht wohl ſchneiden laſſen / weil ſelten einer / der ſo weit gefaͤrbet und dabey die Haͤrte hat / daß er das Schneiden vertraͤgt: aber gewiß iſts / wenn man ſolche in ſchoͤnen groſſen Stuͤcken behalten koͤnte / ſo waͤre es die beſte Mode ſchoͤne Steine zu machen.

Daß aber der Autor ſpricht / er habe ſo ſchoͤne Steine daraus ſchneiden laſſen / muß ich ihm zwar ſeinen Willen zu - geben / aber ich ſehe nicht / daß es angehe: man verſuche es auch wie man will / wie ich denn gleich / indem ich dieſes ſchreibe / gethan. Zwar befinde ich wol / daß etliche der ſchoͤnen Rubin - Coleur gleich kommen / aber nachdem ichs recht obſerviret / ſo hat ſich nur der ſchoͤne Rauch vom auropigment in die ob - gemeldten ſubtilen Ritze oder Spaͤlte eingeſchlichen / und als eine folie angelegt: ſchlaͤgt mans in ſelben Spalt von einan - der / und kratzet nur ein wenig mit einem Nagel darauff / ſo iſt der ſchoͤne Rubin dahin. Jſt demnach dieſes nur ein ſubtiles Blendwerck / und wie mit dem Rubin / alſo iſts auch mit de -nen115Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. nen andern Steinen. So viel in dieſen zweyen Capiteln ent - halten. Dahero ich dieſes auch denen Liebhabern zur ſon - derbaren Nachricht zu melden nicht umbgehen koͤnnen.

Zum Beſchluß / weiln bier in dem 64. Capitel des arſenici albi Cryſtallin / (welches nichts anders als ein ſublimirter weiſſer arſenicus iſt / wiewohl er immerzu / in einer Sublimation Cryſtalliniſcher auffſteiget als in der andern) gedacht / und in der Compoſition gebraucht wird / von deſſen genealogia und ehrlichen Herkommen ich droben in meinen Anmerckungen uͤber das 12. Capitel ausfuͤhrlich gehandelt / bin ich doch der Zeit gefragt worden / woher denn der gelbe und rothe arſenic komme? Was vor Unterſcheid unter denen dreyerley Sor - ten oder Secten des Arſenics / und worinn ſolcher Unter - ſcheid beſtehe / wovon ich zwar ſchon in einen andern ſcripto gehandelt; doch gebe ich hiervon nochmals Wiederholungs - Weiſe dieſen Bericht / daß / wenn man bey denen Huͤtten / wo das Arſenicum zubereitet wird / nimmt zu 100. Pfund Arſe - nico-Meel (wie es daſelbſt genannt wird) 10. Pfund gel - ben Schwefel und ſublimirt es zuſammen / ſo wird Arſenicum Citrinum oder gelber Arſenic daraus. Wer hierinnen zwei - felt / der nehme ungefehr dieſer Proportion von Arſenic und Schwefel / miſche ſie wohl untereinander / und ſublimire ſie / ſo kan er den Arſenic ſo ſchoͤn machen als er ſelbſt verlangt. Mit dem rothen Arſenic hat es faſt eben die Art / nur daß dem Schwefel noch eine minera zugeſetzt wird / welche ſie daſelbſt Kupffer-Nickel nennen / wenn dieſe zuſammen mit dem Ar - ſenico ſublimiret werden / ſo machen ſie einen ſehr ſchoͤnen ro - then Arſenic. Will alſo mit dieſen gifftigen Wurm meine An - merckungen uͤber dieſes vierdte Buch auch geendet und beſchloſſen haben.

P ijDas116ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /

Das fuͤnffte Buch / von der Glasmacher-Kunſt / ANTHONII NERI von Florentz.

Der Jnhalt dieſes Fuͤnfften Buchs. HJerinnnen wird gezeiget die rechte Art und Weiſe / eine Maſſam des Smaragds / Topaſes / Chryſolits / Hyacinths / Granats / Sapphiers / Berils oder Meerwaſſer und andere Farben / zu machen; Und zwar mit ſolcher Zierde und Schoͤnheit / daß ſie auch die natuͤrlichen Edelgeſteine / doch ohne die Haͤrte / an Schoͤnheit uͤbertreffen: denn es wird hier dieſe oberwehnte Maſſa nicht auff eine gemeine / ſondern auff eine gantz neue / und bißher ungewoͤhnliche Chymiſche Manier / nemlich des Iſaaci Hollandi, zu - verfertigen angewieſen / welche auch alle andere / die anietzo im Gebrauch ſind / an Zierrath und Schoͤnheit der Farben gar weit uͤbertreffen wird.

Das 75. Capitel.

D man die Smaragd / Topas / Chryſolit / Sapphier / Granaten / und faſt allerley Arten der Edelgeſteine ſo genau nachahmen koͤnne / daß ſie an der Farbe / Glantz / Politur und Schoͤnheit (die Haͤrte eintzig und allein ausgenommen) die rechten Orientaliſchen Edelgeſteine uͤber - traͤfen / iſt eine ſo ſchoͤne und angenehme Sache / daß ich darfuͤr halte / es wird niemand ſeyn / der ſolches nicht zuwiſſen verlanget / und mit allem Fleiß ſuchet.

Weßwegen ich in dieſem Buche die Art / die Umbſtaͤnde und die hierzu noͤthige Anmerckungen beſchreibe / ſelbige alſo zuverfertigen / daß ſie / wie gedacht / nicht nur denen natuͤrlichen Edelgeſteinen gleich / ſon - dern ſolche / (ausgenommen die Haͤrte) noch uͤbertreffen.

Es iſt aber kein Zweifel / daß nicht verſtaͤndige und fleißige Kuͤnſt - ler / in dieſer Arbeit / ein mehrers als hier beſchrieben wird / erfinden werden.

Dieſer modus, welchen ich aus dem Iſaaco Hollando genommen /uͤbertrifft117Von der Glasmacher-Kunſt. uͤbertrifft alle andere Manieren: ſolchen habe ich / als der Erſte / nach Anleitung der Erfahrung unterſuchet / und wahr befunden / daß auff die - ſe Art / die Paſten der Steine / ſo uͤberaus ſchoͤn und vollkommen wer - den / daß mans kaum glauben kan.

Es iſt zwar nicht ohne / dieſes Werck erfordert viel Arbeit / und iſt voll Verdruͤßlichkeiten; Jedoch bekenne und ſage ich / der ich ſolches Werck zum oͤfftern vollfuͤhret habe / daß es eine leichte / geſchwinde / und / woran das meiſte gelegen / eine gewiſſe Sache ſey; alſo / daß man auch die Arbeit und Koſten nicht anzuſehen hat / welche hieran gewendet werden.

Das 76. Capitel.

Eine Manier den Berg-Cryſtall zu machen.

ES wird hierzu erfordert der allerklaͤreſte und ſchoͤnſte Berg-Cry - ſtall / der weder mit Calcedonier / Tarſo und andern dergleichen har - ten Steinen vermiſchet ſey; Denn das Glas / welches aus dergleichen vermiſchten Steinen bereitet wird / iſt nicht ſo klar / durchſichtig und glaͤntzend / als das jenige / welches bloß aus dem reinen Berg-Cryſtall bereitet wird: Zudem ſo haben die Steine allezeit etwas irdiſches und dunckles bey ſich / da hergegen der Cryſtall hell und klar iſt / auch der Natur und Eigenſchafft der Edelgeſteine ſehr nahe kommet: ſonderlich tauget der Orientaliſche Cryſtall hierzu ſehr wohl / vor dem Jtaliaͤni - ſchen und Teutſchen.

Derowegen ſoll man dieſen Cryſtall oder einige zerbrochne Ge - ſchirr von demſelben bey der Hand haben / ſolchen in einen verdeckten Tiegel gethan / mitten auff gluͤende Kohlen geſetzet / und wohl ergluͤen laſſen: nachdem wuͤrfft man ſie / alſo gluͤend / in ein groß Geſchirr voll klares und kaltes Waſſer / und dieſe Arbeit wird zum wenigſten zwoͤlff - mal wiederholet; jedoch iſt zu mercken / daß das Waſſer allezeit friſch / und der Schmeltz-Tiegel immer zugedecket ſeyn muͤſſe / damit keine Kohlen oder Aſche hinein fallen koͤnne; Denn allhier ſonderbarer Fleiß anzu - wenden iſt / damit alles rein verbleibe.

Wenn nun der Cryſtall alſo gecalciniret und folgends getrocknet worden / ſo reibet man ſolchen zum dritten mal auff einen Marmor oder Reibſtein mit ſonderbaren Fleiß / alſo daß er zu den allerſubtileſten / und faſt unbetaſtlichen Meelſtaub werde; denn in dieſem faſt das gantze Werck beruhet: Denn wenn er in einen Moͤrſel zerſtoſſen und geriebenP iijwird /118ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /wird / ſo nimmt er eine Meſſing - und Eiſen-Farb des Moͤrſels und Stempels an ſich / und bekommet keine andere / als eine Smaragd - gruͤne Farbe.

Uber dieſes / wenn er auff den Marmor - oder Reibſtein nicht ſehr wohl und genungſam abgerieben wird / ſo giebet es eine unreine Arbeit / welche nichts wenigers als Edelgeſteine repræſentiret.

Es iſt derowegen allhier groſſe Gedult vonnoͤthen / und darff man des Pulvers gar wenig / ja nicht uͤber einen halben Loͤffel voll / auff ein - mal zum reiben nehmen: auch muß ſolche Arbeit zum oͤfftern wiederho - let werden / damit es ja auff das allerduͤnneſte und ſubtilſte werde; Und weiln dieſe materia, die erſte und fuͤrnehmſte zu allen kuͤnſtlichen Edelge - ſteinen iſt / als muß man dahin trachten / daß man dieſes wohl præparir - ten Pulvers / dienende allerley Farben darein zubringen / einen deſto groͤſſern Vorrath erlange.

Das 77. Capitel.

Einen Orientaliſchen Smaragd zu machen.

MAn nimmt der obigen præparirten Berg-Cryſtall 4 Loth / und der gemeinen Mennig 8. Loth; nachdem dieſe zwey Pulver beſter - maſſen gemiſchet und mit einander incorporiret worden / thut man noch darzu 48. Gran / von dem wohlgeriebenen und calcinirten Gruͤn - ſpan / wie auch 8. Gran des Croci Martis, mit Eßig / nach dem 12. Capitel / bereitet.

Dieſes alles wird auffs fleißigſte untereinander gemiſchet / und in einen weiten und Feuer-beſtaͤndigen Tiegel gethan; es muß aber der Tiegel ſo weit und groß ſeyn / daß noch eines Fingersbreit / nachdem alle materia hinein gethan / Raum uͤbrig verbleibe.

Darnach wird auff dieſen Tiegel ein irdener Deckel lutirt / ſol - ches in einen Toͤpffer-Ofen geſetzet / und laͤſſet man ihn / an einen heiſ - ſen Ort / ſo lange darinne ſtehen / als man die andern Geſchirr zu bren - nen pfleget; hernach zerbrichet man den Tiegel / ſo wird man eine uͤber - aus ſchoͤne glaͤſerne Smaragd-gruͤne materiam finden; Dieſe / wenn ſie denen groſſen Geſchirren / als Edelgeſteine einverleibet wird / ſo wird es den Orientaliſchen / vom Felſen gebrochenen Smaragd faſt uͤber - treffen.

Jm Fall die Paſta auff dieſes mal nicht genugſam ausgekochetund119Von der Glasmacher-Kunſt. und gereiniget waͤre / ſo kan ſie noch einmal zum reinigen in den Ofen ge - than werden.

Die Probe einer genungſamen Calcination iſt dieſe / wenn nem - lich die Materia / nachdem der Deckel ein wenig auffgedecket worden / rein und klar oder durchſichtig erſcheinet; wo nicht / ſo wird der Tiegel wiederumb verlutirt / und nochmahls in den Ofen geſetzet.

Derowegen iſt zu mercken / daß man den Tiegel nicht eher zerbre - che / als biß man wiſſe / daß die Paſta auffs beſte ſey gecalciniret und ge - reiniget worden: Denn ſo der Tiegel ehe zerbrochen / und die Materia in einen andern gethan wuͤrde / ſo wuͤrde ſie / wie ſehr man auch nachmals daran brennete und reinigete / dennoch viel Blaſen und Blaͤtterlein be - kommen / auch gantz ungeſtaltet werden.

Jmfall man auch keinen Toͤpffer-Ofen bey der Hand haͤtte / ſo kan man zu ſolchem Gebrauch mit geringer Muͤh ein Oefelein bauen / 24. Stund lang Feuer halten / und mehr dergleichen Tiegel mit allerhand Farben hineinſetzen.

Das Holtz hierzu muß hart und duͤrr Eichenholtz ſeyn / auch muß man das Feuer in ſteter Gluth / ohne auffhoͤren erhalten; denn ſonſten wuͤrde das Werck unvollkommen werden.

Dergleichen calcinir-oͤffgen machte ich mir zu Antorff / darein kun - te ich 20. Tiegel von mancherley Farben ſetzen / und innerhalb 24. Stun - den das gantze Werck zum Ende bringen; jedoch kan man / umb beſſerer Sicherkeit halben / das Feuer noch 6. Stunden daruͤber oder laͤnger con - tinuiren / ſo wird alles auffs Beſte ausgekochet / hingegen deſto weniger Holtz verbraucht werden; iedoch muß man zuſehen / daß ſolche Tiegel hier - zu genommen werden / welche Feuerbeſtaͤndig ſind.

Dieſe Paſten wenn ſie gleich wie die rechten Edelgeſteine gepoli - ret werden / erlangen ſie erſt einen rechten Glantz / als denn kan man ſie / mit unterlegten Folien in Gold einfaſſen: Dieſe doſis giebet eine haͤrtere Paſtam / als ins gemein zu geſchehen pfleget.

Das 78. Capitel.

Eine noch voͤlligere Smaragd-gruͤne Farb zu machen.

MAn nimmt der obigen Berg-Cryſtall / ſo gepuͤlvert / 2. Loth / und der gemeinen Mennig 13. Loth: zu dieſem / nachdem es wohl unterein -ander120ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /ander gemiſchet / thut man noch 75. Gran des Gruͤnſpans / und 10 Gran des mit Eßig bereiteten Croci Martis.

Jm uͤbrigen verfaͤhret man damit gantz und gar / wie mit dem vo - rigen / ſo bekommet man eine Farbe / welche noch voͤlliger und ſchoͤner / als die Orientaliſche Smaragd-gruͤne iſt.

Dieſe Farbe / wenn ſie in kleiner Arbeit / mit unterlegten Folien in Gold eingefaſſetwird / bekommet ein unvergleichliches ſchoͤnes Anſehen: Jedoch muß man dieſe Paſtam mehr und beſſer / als die vorige / ausko - chen / damit alle Unvollkommenheit / welche gemeiniglich von dem Bley kom̃et / verzehret werde: Dieſe doſis giebet zwar eine gar zarte Paſtam / allein eine deſto ſchoͤnere Farbe.

Das 79. Capitel.

Eine noch ſchoͤnere Smaragd-Paſtam zu machen.

MAn nimmt der obig-bereiteten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 14. Loth von der gemeinen Mennig oder Minio; zu dieſen / auffs beſte mit einander vermiſchet / thut man noch 90. Gran des Gruͤnſpans / und 10. Gran des mit Eßig præparirten Croci Martis, alſo daß dieſe gantze Compoſition zuſammen 18. Loth / 1. Qvintlein / und 2. Scrupel mache. Nachdem nun ſolches alles wohl untereinander vermiſchet worden / ſo verfaͤhret man damit weiter / wie oben in dem 77. Capitel geſchehen / ſo wird man einen uͤberaus ſchoͤnen und anmuthigen Smaragd bekom̃en / welcher wegen ſeiner voͤlligen Farbe / zu kleinen Geſchirren tuͤchtig / aber wegen des Bleyes ſehr weich ſeyn wird; Derowegen iſt vonnoͤthen / daß er laͤnger als ſonſten ins gemein ausgekochet werde / damit die bleiche Farbe und Fettigkeit / ſo von dem Bley kommet / verzehret werde; So wird es ein uͤberaus ſchoͤnes Glas / und an der Farbe dem Orientali - ſchen Smaragd gleich ſeyn.

Das 80. Capitel.

Noch ein anderer ſehr ſchoͤner Smaragd.

MAn nimmt der obig-præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 12. Loth von der gemeinen Mennige oder Minio; dieſem / nachdem es auffs beſte mit einander vermiſchet / fuͤget man noch bey / 60. Gran des wohl geriebenen Gruͤnſpans. Wenn nun alles wohl vermiſchet wor -den /121Von der Glasmacher-Kunſt. den / ſo procediret man / wie oben im vorigen Capitel iſt geſaget wor - den / ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne gruͤne Smaragd-Farbe be - kommen.

Das 81. Cap.

Ein Orientaliſcher Topas.

MAn nimmt des obig-præparirten und gepuͤlverten Berg-Cry - ſtalls 4. Loth / und 14 Loth von der Mennige oder Minio; dieſes / nachdem alles wohl mit einander vermiſchet / wird in einen Feuer-be - ſtaͤndigen Tiegel gethan / welcher ſo groß ſey / daß oben eines qver-Fin - gers-breit Raum ledig verbleibe; Denn weil dieſe Paſten / im Kochen / ſehr auffſchwellen / ſo haͤnget ſich ſolche / entweder alsdenn am Deckel an / wenn der Tiegel zuvoll / und wird ungeſtalt / oder ſie laͤuffet gar uͤber / und wird alſo alles unvollkommen.

Man muß derowegen Fleiß anwenden / und / wie gedacht / in dem Tiegel etwas Raum laſſen; Jm uͤbrigen kan man auff gleiche Weiſe / wie in dem obigen / verfahren; ſo bekommet man eine fuͤrtrefflich-ſchoͤne Topas-Farbe / aus welcher man allerley / nach Belieben / bereiten kan.

Das 82. Capitel.

Ein Orientaliſcher Chryſolit.

MAn nimmt der obig-bereiteten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 16. Loth von der Mennig oder Minio / nachdem ſolches beſter maſſen mit einander vermiſchet worden / thut man noch hinzu / 12. Gran des mit Eßig bereiteten Croci Martis: hernach wird ſolches in einen Tiegel ge - than / und ferner nach gewoͤhnlicher Art damit verfahren / nur daß dieſe Maſſa etwas laͤnger ausgekochet werden muß / und zwar ſolches / we - gen der unvollkommenen Natur des Bleyes; ſo wird man eine hoͤchſt vollkommene Orientaliſche Chryſolith-Farbe bekommen / welche / wenn Folien darunter geleget / eine wunderbare ſchoͤnheit præſentiren wird.

Das 83. Capitel.

Eine Himmel-blaue Farbe zubereiten.

MAn nimmt des bewuſten præparirten Berg-Cryſtalls 4. Loth / und 10. Loth von der gemeinen Mennig oder Minio / zu ſolchen / auffs beſte vermiſchet / thut man noch 21. Gran von der præparirten undQgeriebe -122ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /geriebenen Zaffera, und vermengets mit der obigen materia: Hernach werden ſie in einen Tiegel gethan / und die obig-gegebene Regel und An - merckung in acht genommen / ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne Him - mel-blaue Farbe bekommen.

Das 84. Capitel.

Eine Viol-blaue Himmel-Farbe zu machen.

MAn nimmt 4. Loth der bewuſten und præparirten Berg-Cryſtall / und 9. Loth von der ordinari Mennig oder Minio; zu dieſem / wol untereinander gemiſchet / thut man noch 26. Gran von der blauen Mah - ler Smalten: Nachdem nun ſolches alles wohl vermenget / ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne Viol - und Himmel-blaue Farbe erlangen.

Das 85. Capitel.

Ein Orientaliſcher Sapphier.

MAn nimmt der obig-præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth / und von der ordinari Minio 12. Loth / zu ſolchen / auffs beſte vermenget / thut man noch 2. Scrupel von der præparirten Zaffera, wie auch 6. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie; Dieſe wird mit der Zaf - fera vermiſchet / beyde aber zu dem andern gethan: Nachdem nun alles miteinander vermenget worden / ſo kan man ferner nach obiger Anlei - tung verfahren; ſo wird man einen hoͤchſt-ſchoͤnen Orientaliſchen Sap - phier / in der Farbe gleich einer Viole / bekommen.

Das 86. Capitel.

Ein Orientaliſcher Sapphier / in einer nochvoͤlligern Farbe.

MAn nimmt der geriebenen Berg-Cryſtall / wie an ſeinem Ort ver - meldet worden / 4. Loth / und 10. Loth von dem ordinari Minio, oder Mennig; Dieſem fuͤget man noch bey 42. Gran von der præ - parirten und zerriebenen Zaffera, nachdem man ſolche / mit 8. Gran der Piemontiſchen præparirten Magneſie vermenget hat; Solches / nach - dem alles wohl untereinander vermiſchet / wird in den Ofen gethan / und nach obiger Anleitung durch - und ausgekochet / ſo wird man einen Ori - entaliſchen Sapphier bekommen / der an der Farbe etwas voͤlliger / als der vorige / und uͤberaus ſchoͤn / auch etwas Viol-blau ſeyn wird.

Das123Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 87. Capitel.

Ein Orientaliſcher Granat.

MAn nimmt von der præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 12. Loth von der ordinari Mennig; zu dieſen / nachdem ſie auffs beſte vermiſchet / thut man 16. Gran der Piemontiſchen præparirten Magneſie / und zu dieſer / noch 2. Gran von der præparirten Zaffera; Solches wird zuſammen in den Ofen gethan / und wie gebraͤuchlich / geko - chet; ſo bekommet man einen ſehr ſchoͤnen und anſehnlichen Granat.

Das 88. Capitel.

Ein Orientaliſcher Granat / der noch voͤlliger an der Farbe iſt.

MAn nimmt 4. Loth der præparirten Berg-Cryſtallen / und 11. Loth von dem gemeinen Minio / ſolches vermiſchet man / und fuͤget noch darzu 15. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie / und dieſes wird mit 4. Gran / von der præparirten Zaffera, vermenget.

Nachdem nun alles wohl mit einander vereiniget worden / ſo ver - faͤhret man darmit / wie in den vorigen / nur dieſes iſt noch zu erinnern daß man ſo wohl hier als in den vorigen / wegen deꝛ aufſchwellenden mate - ria, in dem Tiegel etwas Raum laſſen muß; alsdenn wird man einen - berausſchoͤnen Orientaliſchen Granat bekommen / der mit einer Viol - Farbe etwas untermenget iſt.

Das 89. Capitel.

Ein anderer ſchoͤner Granat.

MAn nimmt 4. Loth von der præparirten Cryſtall / 10. Loth der ge - meinen Mennig / 35. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie / und 4. Gran von der præparirten Zaffera, welche mit der Magneſie vermenget wird: Solches / nachdem alles wohl mit ein - ander vermiſchet worden / wird in einen Tiegel gethan / und in demſel - ben ein mehrerer Raum / als zuvor / gelaſſen / weiln die materia ſehr auff - ſchwillet: Dieſer Tiegel muß verlutirt / getrocknet / in den Ofen gethan / und ferner wie im vorigen damit verfahren werden / ſo wird man ei - ne ſehr ſchoͤne Orientaliſche Granat-Farbe / alle andere uͤbertreffend / bekommen.

Q ijDas124ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /

Das 90. Capitel.

Erinnerungen / betreffende die Paſten und ihre Farben.

ES iſt zu mercken / daß die Farben in obiger Paſten voͤlliger oder ſchwaͤcher / je nachdem es einen beliebet / oder nachdem es die Ge - ſchirre erfordern / koͤnnen verfertiget werden; Denn es erfordern die kleinern Ringe eine dicke Farbe / hergegen die groͤſſern eine duͤnne / die verguͤldeten oder eingefaſten Sachen aber / und die Halsgehaͤnge eine volle Farbe; Und iſt dieſe gantze Kunſt an der Erfahrenheit des verſtaͤn - digen Arbeiters gelegen; denn ſolches kan mit keinen gewiſſen Regeln eingeſchrencket werden.

Und obwohl hiervon einige Regeln von mir ſind gegeben wor - den / ſo dienen ſolche nur / dem emſigen und verſtaͤndigen Kuͤnſtler einen Weg zu zeigen / wie man dergleichen noch beſſere Regeln erfinden ſolle.

Der Farben / auſſer des Gruͤnſpans / Zafferæ und der Magneſie / geſchiehet allhier keine Erinnerung; der Hoffnung / daß ein iedweder fleiſ - ſig - und ſorgfaͤltiger Kuͤnſtler / wird aus dem Gold eine Verwunde - rungs-ſchoͤne rothe Farbe extrahiren koͤnnen; Jngleichen eine andere ſchoͤne rothe Farbe aus dem Eiſen / eine uͤberaus ſchoͤne gruͤne Farbe aus dem Gruͤnſpan / eine Gold-Farbe aus dem Bley / eine blaue aus dem Silber / und aus dem Boͤhmiſchen Granaten eine ſehr ſchoͤne Lufft - oder Himmel-Farbe: Denn dieſe Granaten / weil ſie nicht groß ſind / kom - men gar in einen wohlfeilen Preiß / und geben doch eine ſuͤrtreffliche ſchoͤne Tinctur / welches ich in Flandern zum oͤfftern erfahren habe.

Dieſes iſt auch / gleicher Weiſe / von dem Rubin / Sapphier und dergleichen Edelgeſteinen zu verſtehen; welches die jenigen wohl wiſſen / die in den Chymiſchen Operationen wohl geuͤbet ſind; welches alles / ſo ichs ſo deutlich und weitlaͤufftig / gleich wie in den vorhergehenden / be - ſchreiben wolte / ein weitlaͤufftiges Werck machen wuͤrde; uͤber dieſes / ſo ſind die beſagten Farben oder Paſten genug / mancherley ſchoͤne Wercke und Arbeit zu verfertigen. Jch kehre mich aber wiederumb zu dem Haupt-Zweck dieſes Wercks / welcher iſt / daß die Tiegel / eh und bevor die materia wohl gekochet / und gereiniget ſey / nicht zerbrechen; Denn die Paſten / ſo ſie von einem in den andern Tiegel kommen / wegen der an - hangenden Unreinigkeit des Tiegels / Rauch / ſchuppicht / und gaͤntzlich zum Werck untuͤchtig werden; Derowegen muß man den Tiegel / wenn die Paſten noch nicht genugſam ausgekochet ſind / nicht zerbrechen / ſon -dern125Von der Glasmacher-Kunſt. dern mit Luto beſchlagen / und nochmals in den Ofen ſetzen; ſo werden die Paſten / auff ſolche Weiſe gereiniget / zu einer ieden Arbeit dienlich ſeyn.

Das 91. Capitel.

Die obigen Paſten / und aus denenſelben allerley Edelge - ſteine zu machen; auff eine wunderbare und nie bekannte Manier.

DJeſe Manier die Edelgeſteine nachzumachen / welche ich von Iſaaco Hollando, (nemlich aus ſeinen hinterlaſſenen Schrifften) als ich mich in Flandern auffhielte / erlernet habe / iſt / meines Wiſſens / gar nicht im Gebrauch / und vielleicht auch wenigen bekannt; wiewohl es muͤhſam und beſchwerlich / ſo iſt es doch unter allen / welche ſonſten biß - hero im Gebrauch / oder mir vorkommen und wiſſend ſind / die aller - ſchoͤnſte und beſte.

Derowegen ich ſolche hiermit ſo deutlich anzeigen und beſchreiben will / mit angefuͤgten Umbſtaͤnden / und Erinnerungen / daß es ein ieder Kunſterfahrner und geuͤbter Feuer-Arbeiter leichtlich verſtehen / ins Werck ſetzen und ausarbeiten koͤnne.

Man thut klein-geriebene Ceruſſam oder Bleyweiß in einen ziem - lich weiten glaͤſern Kolben / und gieſſet des gediſtillirten Eßigs ſo viel darauff / daß er eine qveer Hand daruͤber gehe. Hier iſt zu mercken / daß der Eßig Anfangs ſehr auffwalle; Derowegen muß man gemach thun / und dem Auffbrauſen Zeit laſſen. Den Kolben ſetzet man darnach in eine warme Sand - oder Aſchen-Capell / und laͤſſet den achten Theil des Eſ - ſigs verrauchen / alsdenn nimmt man den Kolben vom Feuer / laͤßt ſol - chen erkalten / und gieſſet den uͤbrigen Theil des Eßigs mehlich ab / welcher gefaͤrbet / und viel Bley-Saltz bey ſich haben wird / darumb ſoll er in einen glaͤſern Geſchirr auffbehalten werden.

Auff das hinterſtellige Bleyweiß gieſſet man wiederumb neuen Eſ - ſig / und wenn der achte Theil daran verrauchet / wird er / wie zuvor / abge - goſſen / und zu den vorigen gethan: ſolches wiederholet man ſo lang / biß ſich der Eßig nimmer faͤrbet / und keine Suͤßigkeit mehr bey ſich hat / welches insgemein bey der ſechſten Wiederholung zu geſchehen pfleget.

Nach dieſem ſoll man allen gefaͤrbten Eßig mit Fleiß filtriren / und das gefiltrirte in einem Glas gaͤntzlich ausrauchen laſſen / ſo wird auff demQ iijBoden126ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /Boden das weiſſe Bley-Saltz / ruͤckſtellig verbleiben; welches man in ei - nen oſſenen und beſchlagenen Kolben / im Sand biß an den Hals bede - cket / bey 24. Stunden ziemlich warm halten muß.

Alsdenn nimmt man das Saltz heraus / und reibet es klein; und wenn es roth / gleich wie ein Zinnober / ſo iſts recht; Jm Fall es aber noch etwas gelblicht waͤre / muß ſolches in einen glaͤſern Kolben gethan / noch - mals 24. Stunden / in einer ziemlichen Waͤrme gehalten werden / iedoch daß es nicht ſchmeltze (denn es waͤre alsdenn alle Muͤh umbſonſt) ſo wird es ſchoͤn Zinnober-roth werden.

Dieſes Bley-Saltz / alſo roth calciniret / thut man in eine glaͤſerne Kolben / giſſet einen diſtillirten Eßig daruͤber / und verfaͤhret im uͤbrigen damit / wie zuvor / biß daß alles Saltz extrahiret / und alle fæces, oder der meiſte Theil davon abgeſondert worden.

Dieſen colorirten Eßig laͤſſet man 6. Tage lang in verglaſurten Toͤpffen ſtehen / damit ſich die irdiſche Unreinigkeit ſetze; alsdenn wird er filtriret / und das Unreine davon weggethan; das Filtrirte aber muß man nochmals in einer offenen Kolben abrauchen laſſen / ſo wird auff den Grund deſſelben ein Schnee-weiſſes und Zucker-ſuͤſſes Bley-Saltz ver - bleiben / welches / wenn es wohl getrocknet / in gemeinen Waſſer abermal auffgeloͤſet / und damit ſich die Unreinigkeit wieder ſetze / 6. Tage in einen zugedeckten Glas hingeſetzet wird: Hernach filtriret mans wieder / und laͤſſets im Sande abrauchen; ſo wird dieſes Saltz noch ſchoͤner werden: Und dieſes ſolviren mit gemeinem Waſſer / zuſamt dem filtriren / und eva - poriren / wird noch dreymal wiederholet / ſo bekom̃et man das rechte Sac - charum Saturni, oder den Bley-Zucker / welches im Sand / bey gelinder Waͤrme ſo lange calciniret wird / biß es gantz roth / und ein ſubtiler Kalch / oder wie ein durchlaͤutert und unbegreifflich Meel ſey: Und die - ſer Bley-Kalch / auff dieſe Weiſe gecalciniret und gereiniget / wird ein Bley-Schwefel geheiſſen.

Wenn man nun eine Smaragd / Sapphier / Granat und Chryſo - lith-Paſten / blaue oder andere Farben machen will / ſo wird es eben ſo ge - brauchet / auch mit allen denſelben Stuͤcken / und im gleichen Gewicht vermiſchet / wie oben oͤffters geſaget worden; Nur daß man die Men - nige auslaͤſſet (als deren Stelle durch dieſen Bley-Schwefel in glei - cher doſi erſetzet wird /) ſo uͤberkommet man die allerſchoͤnſten Geſteine / welche die andern mit Minio gemachet / weit uͤbertreffen: Denn dieſerBley -127Von der Glasmacher-Kunſt. Bley-Schwefel gehet allen andern vor; Wie ich denn ſolches zu Ant - werpen offt erfahren habe.

Es haben auch die Paſten mit dieſem Schwefel bereitet / die ſchmie - rigte Fettigkeit nicht / gleichwie die andern / bey ſich; werden auch durch die Laͤnge der Zeit nicht ungeſtalt / und nehmen vom Anhauchen des Mundes / keine Flecken an ſich. Derowegen ſoll ſich niemand dieſe Ar - beit dauren laſſen / als welche im Werck und Ausgang wohl bezahlet wird.

Das 92. Capitel.

Die haͤrteſten Paſten von allerhand Farben zu machen.

MAn nimmt der obig præparirten und klein geriebenen Berg - Cryſtall 10. Pfund / und des purificirten Saltzes von dem Levan - tiſchen Pulver / wie im dritten Capitel gelehret / 6. Pfund; Dieſes Saltz / wohl getrocknet / auff dem Reibſtein gerieben / und geſiebet / wird mit der obigen Berg Cryſtall vermenget / hernach thut man noch darzu / des nach Chymiſcher Art præparirten Bleyſchwefels / 2. Pfund.

Dieſe 3. Pulver nun werden in einen reinen und verglaſurten Topff beſter maſſen vermiſchet / mit ein wenig ſaubern und gemeinen Waſſer angefeuchtet / und alſo incorporiret / daß es eine haͤrtliche maſſa werde; aus ſolcher formiret man hernach Kuchen von 6. Loth. ſchwer / die in der mit - ten ein Loch haben / daß man ſie an der Sonnen trocknen koͤnne.

Nach dieſem muß man ſie in der Hoͤhe eines beſondern Ofens / calciniren / zerſtoſſen / auff einen Reibſtein zerreiben / und durch ein Sieb ſchlagen: Wenn dieſes geſchehen / thut mans in einen Topff / und ſetzet ſol - chẽ 3. Tage lang in einen Glasmacher-Ofen / damit die materia gereiniget werde; Wenn ſie gereiniget / wirfft mans ins Waſſer / und nachdem ſie trocken worden / wird ſolche wieder 15. Tage lang ins Feuer geſetzet / und alſo auffs beſte gereiniget; damit ſie alle Blaͤslein und Rauhigkeit verliehre / und eine ſehr reine maſſa, gleich denen natuͤrlichen Edelgeſtei - nen uͤbrig verbleibe. Dergleichen Gattung dieſes ſehr reinen Glaſes / kan mit allerley Farben getingiret werden.

Nemlich mit den 3. mal calcinirten Hammerſchlag / zu einer Sma - ragd und Meerwaſſer-Farb; mit Zaffera zu einer Topaß; mit Zaffera und Magneſie gleich dem gemeinẽ Glas / zu einem Sapphir: (nemlich / wie mã dem gereinigtẽ Glas die Farben zuſetzet /) mit Weinſtein uñ Magneſie / zuꝛgel -128J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B. gelben Farb / mit Magneſie und Zaffera / auff etlich mahl hinein getragen / zu einen Granat; als auch gleichfalls im gemeinen Glas geſchiehet.

Ja es koͤnnen hiermit warhafftig alle Farben bereitet werden / und bekommen die hiervon bereitete Steine eine treffliche Haͤrte / auch einen herrlichen Glantz / und kommen denen natuͤrlichen Edelgeſteinen an Guͤ - te faſt gleich: Voraus der Smaragd / als welcher hiervon am aller - ſchoͤnſten / und dem Orientaliſchen / auch an der Haͤrte / bey nahe ſehr gleich kommet.

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Fuͤnffte Buch ANTHONII NERI Von der Glas-Kunſt.

OB ich gleich dieſes gantze Buch / mit allem ſo darinn ent - halten (wovon doch der Autor zu vielen malen / vornem - lich aber

Jm 75. Capitel

SOlche groſſe Dinge vorgiebt) nicht werth / einige An - merckungen daruͤber zu machen / achte; aus Urſach / weiln die Steine / ſo aus der darinn beſchriebenen Paſta bereitet werden / nicht allein zu ſchwer / ſoͤndern welches das vornehmſte / viel zu weich ſeyn / dahero ſie die Polit nicht an - nehmen koͤnnen und allezeit ſchmieriger Art bleiben: So habe ich doch deßwegen / weil man ſelbige wegen ihreꝛ Leichtlaßigkeit leichter als alle andere machen kan / denẽ beſondern Liebhabeꝛn derſelben / dieſes berichten wollen: Daß er nemlich dieſe Paſta / wie ſolche

Jm 76. Capitel

GElehret wird / ſo wohl aus den kleinen durchſichtigen Kießling-Steinen und Qvaͤrtzen / als aus dem Cry - ſtall ſelber / machen koͤnne. Sonſt aber muͤſſen alleRegeln129Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Regeln / die der Autor von den eiſern Moͤrſel und andern noͤ - thigen Handgriffen ſetzet / fleißig beobachtet werden / wiewol doch der eiſerne Moͤrſel ſo viel nicht ſchadet / dafern er nur in - wendig keinen Roſt hat: ſo man aber gruͤne / blau und de - nen gleichende Faꝛben / wozu ohn dem Crocus martis oder das præparirte Eiſen-Pulver kommt / machen will / ſo ſchadet die - ſes / nemlich daß der Moͤrſel roſtig iſt / auch nicht; ſonſt aber bleibets dabey / daß alle Dinge / ſo in dieſen gantzen Buch enthalten / derer Muͤhe die der Autor befuͤhlet / bey weiten nicht wehrt ſeyn.

Vom 77. Capitel.

HJerinn lehret der Autor, daß man die Paſta / daraus man den Smaragd machen will / in Toͤpffer-Oefen ſetzen ſoll / worinnen doch eine gantz ungewiſſe Hitze iſt; dieſe Steine aber wollen fuͤrwar eine gewiſſe Hitze haben / wird alſo hieraus wenig beſonders werden. So ſich aber ja iemand in dieſen Farben uͤben will / der kan ſeine maſſa nur in einen wohl verlutirten Tiegel ein Stund 6. oder 8. im Wind-Ofen ſtehen laſſen; doch weil dieſes auch ſich ohne ſon - derliche Beſchwerlichkeit nicht thun laͤſſet / indem es in den bloſen Kohlen ſtehen muß / und offtmals die Tiegel auslauf - fen / als habe ich denen Liebhabern zu ſonderbaren Gefallen meinen bißher noch geheimbden Ofen mittheilen / und am Ende dieſes Buchs beyfuͤgen wollen / welcher Ofen ſo wohl mit Holtz als mit Kohlen kan gefeuret werden; ja es iſt deꝛſelbe alſo eingerichtet / daß nicht allein die Tiegel vor Staub und Unflat wohl verwahret ſtehen / ſondern daß man auch derſel - ben auff einmal ſo viel einſetzen kan / als man faſt nur will. Es hat zwar dieſer Autor auch einen beſondern Ofen gehabt / Er hat ihn aber hier wedeꝛ beſchriebẽ / nochin der Figur vorgeſtellt hinterlaſſen. Was demnach ferner die Farbẽ betrifft: So koͤn - nẽ dieſelbẽ von einen jeden nach ſeinẽ eigenen Belieben gemin -Rdert130J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B. dert und gemehret werden / wie ſchon in vorigen Buͤchern außfuͤhrlichen gedacht worden. Weiln aber auff dieſe Manier (nach oͤffterer Meldung) keine annehmliche leichte und harte Steine koͤnnen gemacht werden / So will ich zu - letzt eine andere Manier lehren / die ſchoͤn und angenehm ſeyn ſoll / und in welche man alle Farben geſchicklich bringen kan / zumahln weil auch dieſe vom Autor beſchriebene Weiſe an ſich ſelbſt ſehr muͤhſam und doch zum Theil ungewiß iſt. Denn ſoll mans im Toͤpffer-Ofen ſetzen / und / im Fall es auff ein - mal (wie es gerne pflegt) auch rein genug / dennoch keinen friſchen Tiegel nehmen / ſo weis ich nicht / was gutes daraus werden ſoll / in dem es wohl unter zehen mahlen kaum ein mahl zutreffen doͤrffte / daß der Tiegel gantz bleibt ꝛc. Der Autor gedenckt zuletzt / daß die Zuſammenſetzung derer Stuͤ - cke die Paſta weit haͤrter machen; es iſt aber ſo wohl durch die Vernunfft als Experienz falſch befunden / wird auch im ge - ringſten nicht zutreffen.

Jm 78. Capitel

HAt die proportion / von Cryſtall und Minie / gautz keine Gleichheit; ſondern wenn 3. oder auffs hoͤchſte 4. Theil Mini / auff ein Theil Cryſtall geſetzt werden / iſt es mehr als gemtg. Wenn man aber nach des Autoris Beſchreibung dieſes Gemeng zurichten wuͤrde / ſolte ſolches nicht allein in ge - ringen Feuer / die im Waſſer ſchmeltzen / ſondern als viel zu weich / ſchwerlich einige rechte Polite annehmen koͤnnen. Zu dem / wo wolte man einen Tiegel finden / deꝛ mit dieſen Gemeng angefuͤllet / 12. geſchweige 24. Stund / ein ſolch hefftiges (wie - wohl unnoͤthiges) Feuer aushalten wuͤrde?

Jm 79. und 80. Capitel

JSt gantz und gar nichts weiters zu beobachten / als die -ſes131Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſes (wie im vorigen oͤffters erwehnet) daß ein jeder nach eige - nen Belieben (betreffend die Farben) mit dem Gewicht Wechſel und Aenderung auff vielfaͤltige Weiſen ſelbſt machen koͤnne und moͤge.

Vom 81. Capitel.

WAs der Autor in dieſem Capitel lehret und beſchreibet / iſt und wird ein ordentliches gemeines Bley-Glas o - der vitrum Saturni / von welchem fuͤrwar nicht viel ruͤhmens zu machen; im uͤbrigen wird es zwar ſchoͤn gelb. Es wundert mich aber ſehr / warumb der Autor das Gewicht der Minie ſo offt geaͤndert. Wenn man nun dieſes einige Bley - Glas hat / oder auch eins / da gleich weniger Minie dazu kom - met / und man macht oder ſchmeltzt deſſen eine gute Qvantitaͤt / ſo kan man hernach zu einer ieden Untz oder Loth deſſelben ein gewiſſes Gewicht von denen zuſammen gemiſchten Dingen / als Gruͤnſpan / Eyſen-Saffran / Zaffera, Magneſia oder Braun-Stein / ꝛc. zuſetzen und darunter miſchen / alſo kan denn ein jeder mit der Farbe nach Belieben und wie er ſelbſt will / ſpielen oder verfahren.

Jm 82. Capitel

JSt die Qvantitaͤt von Eyſen-Saffran oder Eiſen-Pul - ver / welche der Autor zu dieẽ noch gekuͤnſteltẽ Chryſolit - Steine uns voꝛſchreibet / gegẽ der proportion der andeꝛn Materien zuwenig. Denn wie ich aus der Erfahrung habe / ſo ſeynd zwantzig Gran kaum genug: auch iſt zu mercken / daß es gar nicht laͤnger als die andern ſchmeltzen darf / ob ſchon hie der Autor ſolches ſpricht. Sonſt iſt die proportion des Ge - wichts recht / nemlich 16. Loth Minie gegen 4. Loth Cryſtall / dadurch es fluͤßig genung wird: denn je mehr der Minie dazu doch kommt / je fluͤßiger die Poſta und hingegen auch (wie zu erachten) je weicher die Steine werden.

R ijVom132J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B.

Vom 83. Capitel.

JN dieſem Capitel iſt der Zaffera zu viel / zumalen 14. Gran mehr als gnug ſeynd: Denn es iſt zuwiſſen / wenn derſelben ſo viel dazu koͤmmet / daß die Maſſa gantz dun - ckel und nicht duꝛchſichtig bleiben wuͤꝛde. Ja ſo die Zaffera recht gut / oder ſo man einen puren und reinen Cobelt haͤtte / koͤnte ſolches / nach dem einer die Farbe hoch oder niedrig haben wol - te / mit 8. 9. oder 10. Gran verrichtet werden.

Vom 84. Capitel.

DJeſes und das vorige Capitel ſeynd faſt einerley / nur daß dieſes etwas ſtrenger im ſchmeltzen iſt. Sonſt iſts gar wohl zu ſehen / daß der Autor nicht gewuſt / daß die blaue Smalta aus der Zaffera gemacht wird / und nur der Unterſcheid darinnen beſtehe / daß die Smalta zum Glas ge - ſchmoltzen iſt. Sonſt iſts eben eins / ob ich die Verhoͤhung in der Zaffera, oder in der blauen Smalta ſuche; wer es aber auff die Viol-Farbe haben will / der muß nur etwas von der Magneſie oder Braunſtein zu der Zaffera ſetzen / wie denn ſol - ches im vorhergehenden Buch / bey der Amethiſtud and ern Farben / vom Authore ſelbſt gnugſam gedacht und erinnert worden.

Jm 85. und 86. Capitel

LEhret der Autor den Braunſtein der Compoſition bey - zuſetzen / da er es doch in den vorigen / allwo ſolcher wol e - ben ſo noͤthig geweſen / ausgelaſſen und deſſen nicht ge - dacht hat. Jſt alſo aus dieſen und andern ſattſam zu ſchlieſſen / wie man es denn auch in der Erfahrung befindet / daß der Au - tor alle dieſe Dinge nicht ſelber verſucht und gemacht habe: Denn hier / zu der Sapphir-Farbe / iſt der Zaffera zu viel; und uͤbrig genug / wenn man zu der Untze oder 2. Loth der Compo -ſition133Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſition 1. oder Gran Zaffera, nach dem (wie gedacht) ſolche gut oder ſchlecht iſt / nimmet. Das Gewicht mit der Magneſia oder Braunſtein kan wohl in beyden Capiteln bleiben.

Vom 87. 88. 89. Capitel.

HJer hat es eben die Bewandniß / wie mit denen zuvor - gelaͤhrten Steinẽ / nemlich die Farbe nach eigenen Belie - ben zu muͤndern oder zu mehren; daß man aber dieſes einen Granat / und zwar einen ſehr ſchoͤnen Granat heiſſen und nennen koͤnne / iſt zu weit geſprungen! weiln es mehr ei - nem Amethiſt / als einem Granat-Steine aͤhnlich ſiehet.

Vom 90. Capitel.

DJe Unterweiſungen / die der Autor hie giebet / ſeynd ſchon zum oͤffteꝛn erwehnet uñ (die Warheit zu beken - nen) wohl werth / daß man ſolche in acht nehme. Daß er aber unter dieſe ſeine vorgeſchriebene Paſten / umb denenſel - ben eine ſchoͤne Coleur und Farbe zu geben / die natuͤrlichẽ Ori - entaliſchẽ Steine / als Rubine / Sapphire ꝛc. ſchmeltzẽ lehret / iſt falſch und kan nicht angehen; maſſen dieſelben nach den Dia - mant die meiſte Haͤrte haben / iſt alſo weil gefehlet / daß ſich ſol - che unter eine Bley-Glaͤſerne Paſta ſolten ſchmeltzen laſſen; ja ſie vermiſchen ſich kaum damit / ſondern bleiben bloß als ein Pulver darinnen liegen / noch viel weniger geben ſie einige Farb von ſich. So aber ja der Granat unter Glas geſchmeltzt wird / ſo will er doch keine andere als eine Smaragd-Farbe geben.

Jm 91. Capitel

BRaucht der Autor ſehr gꝛoſſe Muͤhe / den (leydeꝛ ſo genan - tẽ) Sulphur Saturni, oder Bley-Schwefel zu machen; da ich doch einen noch weit beſſeꝛn und ſchoͤneꝛn / auf einmalR iijzu134J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B. ꝛc. zu bereiten hiermit lehren will / Nemlich: Nimm einen ſehr groſſen Helm / ſo groß als du ihn bekommen kanſt / und lege denſelben inwendig voll von Bley / das ſehr duͤnne geſchlagen und einen Daumen oder 2. qver Finger in der Breite hat; mit ſolchen / ſage ich / fuͤlle den Helm in der Runde herumb / damit die auffſteigenden Tropffen vom Eßig / nicht wieder in den Kol - ben fallen koͤnnen / ſondern in den Schurtz des Helms gehen muͤſſen. Dieſen Helm ſetze auff einen groſſen Kolben / der mit guten Wein-Eßig gebuͤhrend angefuͤllet iſt / und deſtillire den Eßig gantz heruͤber / ſo greifft im hieruͤberſteigender Eſſig das Bley an / ſolviert ſo viel davon als er kan / und fuͤhꝛts mit ſich in das vorgelegte Glas oder Recipienten. Dieſen gedeſtillirten Eſ - ſig gieſſe in einen reinen Kolben / und deſtillire denſelben wie - der heruͤber / biß auff den 3. ten oder vierdten Theil; das zu - ruͤckgebliebene ſetze an einen kalten Ort / ſo ſchieſſen ſchoͤne Cryſtallen / gleich einem Salpeter: wann es nicht mehr ſchie - ſet / ſo thue es zu den wieder hieruͤbergedeſtillirten / uñ deſtillire es wieder durch das Bley / laß es wieder ſchieſſen / und das wie - derhole ſo offt / biß du der Cryſtallen (oder des von dir uͤbel - genannten Bley-Schwefels) genug haſt. So man abeꝛ von ei - ner deſtillation des Eßigs nicht genug haͤtte / ſo muͤſte man friſchen Eßig nehmen. Dieſe Cryſtallen ſeynd / wenn ſie mit gebuͤhrender Gelindigkeit calciniret werden / von ſolch einer ſchoͤnen Coleur / als wohl die / ſo hie der Autor lehret / ſchwerlich ſeyn werden. Wer auch noch mehr Muͤhe im ſolviren und coaguliren will anwenden / dem ſteht es frey / es iſt aber hierzu vergebens; denn dieſes iſt ohne dem der beſte modus / das feinſte Sacharum Saturni oder Bley-Zucker / als irgend wo in ei - niger Apothecke mag gefunden werden / zu machen.

Jm 92. Capitel

JSt zwaͤr die Poſta oder Gemeng / welche der Autor inſei -135ANTHONII NERI ſechſtes B. Von der Glasmacher-K. ſeinen andern Buͤchern (wann ſolche zu Glaͤſſern verbraucht wird) eine Fritta nennet / etwas haͤrter als die vorigen. Es iſt a - ber nicht noͤthig / daß dieſe ſo gar lang in Glas-Ofen ſtehe: ja in unſern Glas-Ofen kan es in 48. Stunden ohne allen Ma - ckel und Mangel ſchmeltzen / auch koͤnnen derſelben ſo wohl als denen andern (wie zwar der Autor ſelbſt erwehnet) alle Farben beygebracht und einverleibet werden. Ein mehres achte ich unnoͤthig bey dieſen fuͤnfften Buch zu erinnern.

Das Sechſte Buch / von der Glasmacher-Kunſt / ANTHONII NERI von Florentz.

Der Jnhalt dieſes Sechſten Buchs.

JN dieſem ſechſten Buch wird der warhafftige Weg ge - zeiget / wie man allerley Schmeltzwerck / die man Encau - ſten oder Smalten wie auch Amauſen nennet / verfer - tigen ſoll; mit welchen die Goldſchmide auff das Gold mancherley Farben ſchmeltzen: nechſt dieſen werden die Regeln / und die ingredientien / ſo man darzu gebrauchet / angezeiget; ingleichen wie man das Feuer regieren muͤſſe / damit die gedachte Schmeltzwerck oder Smal - ten und Amauſen auff das allerzierlichſte / kommen mit beygefuͤgten nothduͤrfftigen und ſehr deutlichen Anweiſungen.

Dieſes iſt eine anmuthige und ſchoͤne / wiewol arbeitſame / doch nothwendige Sache; indem die Metallen / mit ſo vielen ſchoͤnen Schmeltz - Farben geziehret / ein herrliches Anſehen haben / und die Augen der an - ſchauenden gleichſam an - und zu ſich locken.

Und weiln dieſe Kunſt nicht das geringſte Stuͤck von der Glas - macher-Kunſt / auch zugleich noͤthig und nuͤtzlich iſt; als habe ich allen und jeden annehmlich zuſeyn erachtet / und deßwegen viel und mancher -ley136ANTHONII NERI Sechſtes Buch /ley Arten / wie man die Smalten oder geſchmeltzte Arbeit verfertigen ſoll / beſchrieben.

Und gleich wie die Wiſſenſchaft von dergleichen Sachen an und fuͤꝛ ſich ſelbſten / zu der Glasmacher-Kunſt gehoͤret / und von derſelbigen gantz und gar dependiret / als iſt dieſes fuͤr kein gemeines / ſondern unter die verboꝛgenen uñ geheimẽ Kunſt-Stuͤcke dieſer Kunſt zu rechnen. Derowe - gen / damit dieſes Werck einer ſolchen ſchoͤnen / nuͤtzlichen und noͤthigen Sache nicht ermangle / als habe ich ſolches in dieſem gegenwertigen 6. ſechſten Buch / dem allgemeinen Nutzen zum beſten / beyfuͤgen uñ mitthei - len wollen.

Das 93. Capitel.

Die Materia / aus welcher alle Schmeltzglaͤſer oder Smalten bereitet werden.

MAn nimmt / zum Exempel / des beſten Bleyes 30. Pfund / und des beſten Zinns 33. Pfund; dieſe Metallen werden / gleich wie von dem Bley an ſeinem Ort iſt gelehret worden / mit einander gecalciniret / und nach ſolchen durch ein Sieb geſchlagen. Solchen Kalch laͤſſet man als - denn in einen reinen Topff oder Geſchirr mit ſaubern Waſſer kochen / und nach dem es ein wenig gekochet hat / ſo ruͤcket mans vom Feuer / und gieſſet das Waſſer gemagſam davon ab / welches den allerſubtilſten Kalch mit ſich fuͤhren wird; Auff den zuruͤckgebliebenen Kalch in den Topff gieſſet man von neuen friſches Waſſer / laͤſſets ſieden und ſcheidets ab / wie zuvor; ſolches wird ſo lang wiederholet / biß das Waſſer keinen Kalch mehr bey ſich fuͤhre / und das Metalliſche dickere Theil des Kalches auff dem Boden des Topffes verbleibe / welches man nochmaln calciniret / damit man deſſen ſubtilere Theil / im kochen / mit gemeinen Waſſer wie zuvor ausziehen koͤnne.

Hernach laͤſſet man das Waſſer / welches den ſubtilen Kalch bey ſich fuͤhret / alles verrauchen / und zwar ſolches inſonderheit zuletzt mit einen geringen Feuer / damit der Kalch / welcher auff den Boden ver - bleibet / nicht verderbet / und ſchlechter als ein gemeiner Kalch werde.

Darnach nimmt man dieſes ſubtilen Kalches / wie auch der mit weiſen tharſo bereiteten Frittæ, beydes wohlzerrieben / und durch ein en - ges Sieb geſchlagen / von jedwedern 50. Pfund / und des obigen weiſſen Weinſteins-Saltzes 16. Loth; dieſes alles wohl zerſtoſſen / vermiſchetund137Von der Glasmacher-Kunſt. und geſiebet / wird in einen neuen irdenen Topff gethan und 10. Stund - lang ins Feuer geſetzet.

Nach dieſem nimmt mans heraus / und verwahrets / nach dem es gepuͤlvert worden / vor dem Staub / an einen truckenen Orth; denn die - ſes iſt die Materia / aus welcher die Smalten von mancherley Farben bereitet werden.

Das 94. Capitel.

Ein Milch-weiſſes Schmeltz-Glas zu machen.

MAn nimmt zum Exempel / der obbigbereiteten Materia 6. Pfund / und von der Piemontiſchen Magneſie 48. Gran: Dieſes alles wohl m. e. a. vermiſchet / ſetzet man in einen Topff / der mit weiſen Glas verglaſurt ſey; Hernach laͤſt mans im Ofen bey einen lichten Feuer / mit Eichen-Holtz / damit es nicht ſo ſehr rauchet / flieſſen und reinigen / welches bald geſchiehet; Alsdann wird dieſe Materia / nachdem ſie auffgeloͤſet und geſchmoltzen iſt / in ein klares Waſſer geſchittet; Hernach wiederumb in den Topff gethan / ſolviret / gereiniget / und wie zuvor ins Waſſer ge - worffen: ſolches muß zum drittenmahl wiederholet worden.

Endlich wann es das vierdte mahl auffgeloͤſet und gereiniget wor - den / ſo nimmt man eine Probe / ob es / wie es zu ſeyn pfleget / weis genug ſeye; und im Fall es gruͤnlicht waͤre / ſo thut man der obigen Magneſie noch etwas weniges daran / ſo wird es gantz weis werden als eine Milch / auch das Gold und andere Metallen damit zu bemahlen ſehr dienſtlich ſeyn.

Das 95. Capitel.

Eine Smalte oder Schmeltzglas an der Farb wie ein Tuͤrckis.

MAn nimmt von der Materia, daraus die Smalten bereitet wer - den / 6. Pfund; ſolche in einen weiß-verglaſurten Topff gethan / darinnen geſchmoltzen und gereiniget / wird ins Waſſer geworffen; Hernach thut man ſolche wiederum in den Topff / und verfaͤhret im uͤbri - gen darmit wie zuvor.

Nachdem nun ſolche wohl gereiniget worden / ſo fuͤget man noch darzu 6. Loth von dem Kupffer-Hammerſchlag / welcher / wie anderwertsSberichtet138ANTHONII NERI Sechſtes Buch /berichtet / zum dritten mal gecalciniret ſey / wie auch 96. Gran von der præparirten Zaffera, und 48. Gran von der præparirten Magneſie.

Dieſe 2. letzten Pulver werden wohl in einander vermiſchet / und in 4. gleiche Theil abgetheilet / auff vier unterſchiedliche mal zu dem obi - gen gethan / auch wohl untereinander gemiſchet / damit ſich alles wohl incorporire: Wann nun die Farbe nach verſuchter Probe / voll genug zu ſeyn ſcheinet; ſo kan man ſolche dem Goldarbeitern zum Gebrauch hingeben.

Vor allen Dingen aber ſoll man ſich dahin bemuͤhen / daß man die Farben an der herausgenommenen Maſſa / oder Probe / mit dem Ge - ſicht recht beurtheilen lerne; dergleichen ich iederzeit gethen habe; denn es kan allhier das Gewicht ſo genau nicht beſchrieben werden; indem die Farben bald viel / bald wenig tingiren; muͤſſen derohalben ſolche durchs Geſicht geurtheilet werden.

Und im Fall eine Farbe zu voͤllig waͤre / ſo muß man ein mehrers von der materia, davon die Smalta bereitet wird / zu ſetzen; denn es wird ſolche alſobald auffgeloͤſet / und die Farbe hingegen ſchwaͤcher werden; Wann die Farben im Gegentheil zu dinne oder zu ſchwach waͤren / ſo muß man des Pulvers / damit die materia getingiret worden / etwas mehrers zuſetzen: Und auff ſolche Weiſe kan man die Farbe / nach Belieben voͤlli - ger oder dinner machen / je nachdem es die Sache erfordern wird.

Solches habe ich zu Piſis / allezeit dem Augenmaß folgend / zum oͤff - tern gethan / ohne Jnachtnehmung einer gewiſſen Maß oder Gewich - tes.

Das 96. Capitel.

Eine blaues Schmeltz-Glas zu machen.

MAn nimmt der bewuſten und præparirten materia zu den Smal - ten 4. Pfund / der præparirten Zafferæ 4. Loth / des zum dritten mal calcinirten Kupffer-Hammerſchlags 48. Gran.

Erſtlich werden die Pulver abſonderlich wohl unter einander ge - menget / alsdann zu der Materia gethan / und ferner in einen weiß ver - glaſurten Topff / in den Ofen geſetzet.

Nachdem nun alles wohl auffgeloͤſet / und ſich vereiniget hat / ſo wird ſolches ins Waſſer geſchittet und wiederum in den Topff gethan / gekochet und auffs beſte vereiniget; nach ſolchen nim̃t mans aus dem O - fen / ſo wird es / fuͤr die Goldarbeiter / ein ſehr ſchoͤne Smalte geben.

Das139Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 97. Capitel.

Ein gruͤnes Schmeltzglas.

MAn thut der obgedachten Materia / zu denen Smalten 4. Pfund in einen weiß-verglaſurten Topff / ſolche in den Ofen g〈…〉〈…〉 ehan ſol - viret und reiniget man 10. oder 12. Stunden / hernach wirfft mans ins Waſſer / und aus denſelben thut mans abermal in den Topff zu reinigen; nachdem es nun wohl gereiniget / ſo thut man noch hinzu des zum dritten mahl calcinirten Kupffer-Hammerſchlags 4. Loth / und des wol - gepuͤlverten Eiſen-Hammerſchlags 48. Gran / dieſe Pulver werden vor - her ſehr wohl vermiſchet / und ſehr maͤhlig / auff 3. mahl / nechſt fleißigen umbruͤhren hineingetragen; damit die Farb von der Materia wohl an - genommen werde: Wenn nun ſelbige wohlgefaͤllig und recht iſt / laͤſſet mans wohl reinigen / und ſich mit einander vereinigen: hernach nimmt mans / wie gebraͤuchlich / aus dem Ofen / ſo bekommt man eine ſchoͤne / und denen Goldarbeitern dienliche Smalte.

Das 98. Capitel.

Eine andere gruͤne Smalte zu machen.

MAn nimmt von der Materia / daraus die Smalten gemachet wer - den / 6. Pfund; zu dieſer vermiſchet man auff das geuaueſte und fleißigſte / des wohlgeriebenen Ferreti Hiſpanici 4. Loth / und des Croci Martis 48. Gran / welchen man mit dem Ferreto zuvor / eh mans zu der Materia thut / vermengen muß.

Solches alles wohl mit einander vermiſchet / thut man / in einen weiß verglaſurten Topff / und wirfft es / nachdeme es wohl gereiniget worden / ins Waſſer / nach dieſem wieder in den Topff / ferner zu reini - gen.

Wann nun die Farb / nach genommener Prob / recht zu ſeyn ſcheinet / laͤſſet mans noch etwas reinigen / und nimmts alsdenn heraus.

Es koͤnnen alle dergleichen Smalten in geringer Qvantitaͤt / nem - lich 8. biß 12. Loth / bereitet werden / ſo man deren nicht viel von noͤthen hat.

Das 99. Capitel.

Noch eine andere gruͤne Smalte.

MAn thut von der Materia der Smalten 4. Pfund / in einen weiß - verglaſurten Topff / und dieſen in den Ofen / ſo wird es in wenig Stunden gereiniget werden.

S 2Die140ANTHONII NERI Sechſtes Buch /

Die gereinigte ſchuͤttet man ins Waſſer / aus dieſem thut mans wieder in den Topff / und laͤſſet ſie ferner reinigen; hernach thut man den dritten Theil / des folgenden vermiſchten Pulvers auff 3. unterſchiedliche mahl darzu.

Man nimmt ferner der zum dritten mahl gecalcinirten Kupffer - ſchlacken 4. Loth / des mit Eßig præparirten Croci Martis 48. Gran / die - ſes gepuͤlvert und vermiſchet / ſetzet man wie gedacht / der Materia zu / nachdem ſolche geſolviret und gereiniget worden.

Es wird auch alles wohl geruͤhret / damit ſichs recht incorporire: Wann nun die Farb recht und gefaͤllig iſt / ſo laͤſſet mans noch etwas rei - nigen / alsdenn wird ſie / wie gebraͤuchlich / geprobiret / heraus genommen und verarbeitet.

Das 100. Capitel.

Eine Schwartzes Schmeltzglas.

MAn nimmt von der bewuſten Materia / daraus die Smalten be - reitet werden / 4. Pfund / wie auch von der praͤparirten Zaffera, und der Piemontiſchen Magneſie / iedwedes 4. Loth; dieſe 2. Pulver auffs beſte vermiſchet werden mit der obigen Materia vereiniget / in ei - nen verglaſurten Topff gethan und gereiniget; und weiln ſich dieſe Materia ſehr auffſchwellet / als muß man den Topff hierzu deſto groͤſſer nehmen / umb das uͤberlauffen zu verhuͤten: Solches / nach deme alles wohl gereiniget worden / wird ins Waſſer geſchuͤttet / nach dem denn wie - der in den Topff gethan / ſo wird ſichs alſobalden reinigen.

Nach dieſem ſiehet man / ob die Farb gefaͤllig / und machet ſolche nach Erheiſchung des Gebrauchs voͤlliger oder duͤnner: wann ſie nun recht iſt / ſo machet man / gleich wie aus den andern Smalten runde Zeltlein dar - aus / alsdann wird man ein ſehr ſchoͤnes und Sam̃etſchwartzes Smal - tum / den Goldſchmieden dienlich / bekommen.

Das 101. Capitel.

Eine andere ſchwartze Smalte.

MAn nimmt von der obiggedachten Materia / daraus die Smalten werden / 6. Pfund / der praͤparirten Zafferæ, wie auch des mit Eßig bereiteten Croci Martis und Ferretti Hiſpanici, von jedweden4. Loth /141Von der Glasmacher-Kunſt. 4. Loth; dieſe Pulver wohl untereinander geruͤhret / und vereiniget / ver - miſchet man mit der obigen Materia; ſolches wird in einen verglaſurten Topff / und / wie gebraͤuchlich / in den Ofen gethan.

Wann nun alles wohl auffgeloͤſet worden / und ſich mit einander vereiniget hat / ſchuͤttet mans in das Waſſer / und aus demſelben wieder in den Topff / ſo wird es in kurtzen gereiniget werden.

Und wann die Farb an der Prob recht und gut iſt / ſo kan mans in gewoͤhnliche Zeltlein formiren: wann ſie anderſt zuvor wohl gereini - get und die Farbe recht angenom̄en haben / ſo wird es eine ſchoͤne ſchwar - tze Smalte / und denen Goldſchmieden zu den Metallen dienlich ſeyn.

Das 102. Capitel.

Ein anderes ſchwartzes Schmeltzglas.

MAn nimmt der bewuſten Materia 4. Pfund / des rothen Wein - ſteins 8. Loth / und von der Piemontiſchen præparirten Magne - ſie 4. Loth; dieſe Pulver / nachdem ſie wohl mit einander vermi - ſchet worden / zu der obigen Materia gefuͤget / und in einen ziemlich-groſ - ſen Topff gethan / damit ein leerer Raum uͤbrig ſey / denn es ſchwellet die - ſe Materie ſehr auff.

Nach dieſem / wenn alles auffgeloͤſet und ſich veꝛeiniget hat / ſo ſchuͤt - tet mans ins Waſſer / und aus dieſem wieder in einen Topff; ſo wird ſichs gar vereinigen.

Wenn nun die Farbe / nach gethaner Prob / gefaͤllig / ſo machet man / wie gebraͤuchlich / Zeltlein daraus / dann wird man eine ſehr ſchoͤne und Sammet-ſchwartze Smalta bekommen.

Das 103. Capitel.

Eine Purpurfarbichte Smalte zu machen.

MAn ſetzet zu 4. Pfund der bewuſten obigen Materia / 4. Loth von der Piemontiſchen praͤparirten Magneſie; ſolches wohl vermen - get / thut man in einen ziemlich-groſſen Topff / damit wegen der auff - brauſenden Materia em leerer Raum uͤbrig verbleibe.

Wann nun alles wohl gefloſſen und vereiniget iſt / ſo thut mans ins Waſſer / und nachmals wie der in den Topff / damit es ſich noch ferner reinige / mit Jnachtnehmung / ob die Farb begehrter maſſen recht und ge -S iijfaͤllig142ANTHONII NERI Sechſtes Buch /faͤllig iſt / oder nicht / damit man ſolche / imfall es vonnoͤthen iſt / annoch verſtaͤrcken oder verſchwaͤchen koͤnne; Alsdann formiret man / wie ge - braͤuchlich / Zeltlein daraus; ſo wird man ein ſehr ſchoͤne Purpurfarb be - kommen.

Das 104. Cap.

Ein anderes Purpurfarbichtes Schmeltzglas.

MAn nimmt von der Materia / daraus die Smalten werden / 6. Pfund / der Piemontiſchen praͤparirten Magneſie 6. Loth / und des zum 3. ten mahl gecalcinirten Kupffer-Ham̃erſchlags / 12. Loth: Die - ſe Pulver / nach dem ſie wohl miteinander vereiniget / werden mit der o - bigen Materia vermenget in einen weis verglaſurten Topff / dieſer aber / wie bewuſt / in den Ofen gethan / damit es beſter maſſen gereiniget wer - de.

Hernach wird es in das Waſſer geſchuͤttet / aus dieſem thut mans wieder in den Topff; Wenn es nun wohl gemenget / ſo kan man zuſehen / ob die Farbe etwas ſtaͤrcker oder duͤnner ſolle gemachet werden: Wann ſie gefaͤllig / nim̃t mans heraus und verfaͤhret ferner damit / wie ſichs ge - buͤhret.

Das 105. Capitel.

Eine gelbe Smalte zn machen.

MAn nimmt von der Smalten-Materia 6. Pfund / des Wein - ſteins 6. Loth / und der præparirten Piemontiſchen Magneſie 72. Gran; dieſe zwey Pulver nachdem ſie wohl miteinander vereiniget worden / werden mit der obigen Materia auffs beſte vermenget / und alſo vermiſchet in einen ziemlich groſſen und weis verglaſurten Topff ge - than; denn es ſchwellet ſich die Materia ſehr auff.

Nach deme nun alles wohl gereiniget worden / ſo wirfft mans in das Waſſer; aus dieſem aber wird es wie derumb in den Topff gethan / da - mit es gar gereiniget werde.

Wann nun die Farb weder zu dick noch zu hell ſondern recht iſt / ſo wird es eine ſchoͤne gelbe Smalte ſeyn / womit man alle Metallen / das Gold ausgenommen / ziehren und bemahlen kan; maſſen der Glantz die - ſer Smalte vom Gold uͤbertroffen wird /[w]o man ihm nicht mit andern Farben wieder hilfft / wie ſoches denen Gold ſchmieden nicht unbewuſt iſt.

Das143Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 106. Capitel.

Eine blane Smalte zu machen.

EJne blaue oder Meerwaſſer-Farb zu bereiten / werden erfordert des obgelehrten calcinirten duͤnnen Zitter-Kupffers 4. Loth / der præpa - rirten Zaffera 48. Gran: dieſe Pulver / nachdem ſie wohl vermiſchet / und miteinander vereiniget / werden mit 4. Pfund der erwehnten Smalten - Materia / daraus die Smalten bereitet werden / vermenget.

Wann ſie nun auffgeloͤſet / und im gewoͤhnlichen Topff vereiniget worden / ſo ſchuͤttet mans in das Waſſer / und thuts / wie gebraͤuchlich / aus dieſem wieder in den Topff / damit ſie voͤllig gereiniget werde.

Nachdem ſich nun alles wohl vereiniget und gereiniget hat / ſo beſie - het man die Farb / damit man ſolche / wie auch anderwerts erinnert wor - den / verſtaͤrckẽ oder ſchwaͤchen koͤnne; nachdem ſie etwan zum Gebrauch erfordert wird. Jm uͤbrigen kan man ferner nach Kunſt-gebuͤhr damit verfahren.

Das 107. Capitel.

Eine Viol-Blaue Smalte zu machen.

EJne vollkommene Viol-blaue Smalte zu machen / ſo nimmt man von der Smalten-Materie 6. Pfund / wie auch von der Piemontiſchen Magneſie 4. Loth / und des zum 3. ten mal gecalcinirten Kupffer-Ham - merſchlags 48. Gran.

Dieſe Pulver wohl mit einander vereiniget / werden mit der obigen Materia vermiſchet / und / wie gebraͤuchlich / in den Ofen gethan / auch in das Waſſer geſchuͤttet / und ferner / wie zuvor / gar gereiniget.

Nach dieſem probiret man die Farb / und ſiehet / ob man ſolche zu verſtaͤrcken oder zu ſchwaͤchen von noͤthen habe / alsdann verfaͤhret man ferner wie gebraͤuchlich / ſo wird man eine ſchoͤne / und de - nen Goldſchmieden dienliche Smalte erlangen.

Joh. 144

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Sechſte Buch ANTHONII NERI Von der Glas-Kunſt.

SO wenig und gering das vorige / ſo vielmehr und hoͤher iſt dieſes Buch zu ſchaͤtzen / und muß ich bekennen / daß umb dieſes Buchs willen das gantze Werck des Autoris zu æſtimiren iſt / denn es iſt fuͤrwar keine geringe Ergoͤtzlichkeit / die in dieſen Sechſten Buch enthaltene Stuͤcke zu experimen - tiren. Was demnach das

Das 93. Capitel

betrifft / habe ich hierinnen dem Autori allerdings gefolget / auſſer / daß ich von meinen Gemeng (wie ich ſolches zu Ende meiner Anmerckungen uͤber das erſte Buch / zu machen ge - lehrt und beſchrieben) an ſtatt ſeiner Fritta genommen / wel - ches Gemeng / was das Saltz betrifft / blos mit der gereinig - ten Pott-Aſche gemacht wird; Zum Uberfluß habe ich / an ſtatt der von dem autore vorgeſchriebenen 16. Loth Weinſtein - Saltzes / auch nur 16. Loth gereinigte Pott-Aſche genommen / welches mir doch nach Wunſch angangen und gelungen; ſonſt aber / was den Bley - und Zinn-Kalch betrifft / bin ich / wie ge - dacht / dem Autori gaͤntzlich nachgefolgt / habe auch befunden / daß dieſe Poſta zu allen Schmeltzglaͤſern beqvem und dienſt - lich zu gebrauchen.

Vom 94. Capitel.

WJe ich dieſes zum erſtenmahl machte / ließ ich den Braunſtein aus / denn ich gedachte / er wuͤrde ſich in der undurchſichtigen Farbe nicht verzehren / und alſoeine145Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. eine Braͤune verurſachen; aber ich fand mich ſehr betrogen; deñ mein Glas / an ſtat daß es eine milchfarbe Weiß ſolte erlã - gen / war gantz blaulich worden; Derowegen ſetzte ichs wie - der ein / und thate nach und nach etwas von Braunſtein oder Magneſia dazu; da kriegte ich eine uͤberaus ſchoͤne Weiſſe / oder Milchfarb: ſo mans aber verſihet und thut zu viel hinzu / ſo will ſich die Magneſia nicht verzehren / ſondern das Glas wird eine etwas bleiche Pfirſichfarb behalten.

Jm 95. und 96. Capitel

JSt dieſes nur der Unterſcheid / daß der Autor die Magne - ſia oder Braunſtein in dem einen geſetzt / in dem andern aber ausgelaſſen hat. Sonſt kan man beyderley Art faſt aus einen haben: in deme gar ſehr wenig / oder bey nahe kein Unterſcheid darinnen iſt. Diß muß ich aber hier erin - nern / daß man ja in allen Stuͤcken rechten Fleiß anwende / denn gewiß ſo ſchlecht man dieſe Arbeit anſihet / ſo genau will ſie gleichwol gemacht odeꝛ beobachtet ſeyn / zumahl ſo die rechte Tuͤrckis-Farbe eigentlich will getroffen werden. Es hat un - ſern Autor beliebt / hier in dieſem Capitel ſich der Weitlaͤufſtig - keit zu befleiſſen / indem er ſo offt / und allemahl unnoͤthiger weiſe / wiederhohlet / und ſaget / wie man die Materia ſchmeltzen und reinigen ſoll. Dieſes macht gewiß zum oͤfftern / ſonder - lich denen Ungeuͤbten und die ſich an die Worte binden / viel Verdruß und Ungelegenheit; Solchen aber abzuhelffen will ich hiemit einen ſichern Weg zeigen / nemlich: Schmeltze zu - ſammen 10. 20. oder 30. Pfund / nachdem du viel Schmeltz - glas machen wilt / loͤſche es ab / ſchmeltze es wieder / aller dings wie der Autor lehret / und verwahre dieſes zum Gebrauch. Wann du nun wilſt ein Schmeltzglaß machen / ſo nim̃ ſo viel Pfund davon als dir beliebt; ſo iſt dann folgends die Farbe in wenig Stunden hineingebracht. Denn man kan hier innen kein Gewicht / wie viel auff ein Pfund von den Farben mußTzuge -146J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 6. B. zugeſetzt werden / ſo genau voꝛſchreiben / weil es eine Sache iſt / die bloß nach dem Geſicht muß geurtheilet werden. Dennoch iſt das Gewicht ſo wohl von denen zuſammen geſetzten Materi - en / als auch was die Farbe betrifft und geben ſoll / nach des Autoris Lehr und eines ieden Capitels Jnhalt / wohl in acht zu nehmen / iedoch auch alſo / daß ſolches ein ieder Verſtaͤndiger nach ſeinen Belieben aͤndern koͤnne. Der aber ungeuͤbt in der Verſetzung iſt / der halte ſich nur durchaus an des Autoris Worte / als (zum Exempel) wenn er ſagt: ſo viel Magneſia, ſo viel Zaffera, ꝛc. ſo bleibe er gaͤntzlich dabey. Gleichwol muß man den Autor nicht alſobald beſchuldigen / wann die Coleuren ſo genau nicht zutreffen / zumal wo Zaffera dazu kommt / als mit welchen (weiln immerzu eine viel beſſere als die andere / wie oben erwehnt) es eine ſonderliche kuͤtzliche Sache umbzu - gehen iſt. Derowegen wenn du mit dieſer / oder der Magneſia, oder Zaffer a wilt oder ſolt Farben machen und bereiten / ſo nim̄ erſtlich ein helles und klares Glaß / und ſetze anfaͤnglich auff 2. Loth deſſelben ein Gran / oder Gerſtenkorn ſchwer / dei - ner Magneſia, oder Braunſteins bey / (alſo verfahr auch mit der Zaffera,) und ſihe wohl zu / wie viel oder ſtarck ſolche Far - ben; iſt es zu wenig / ſo nim̃ 2. Gran ꝛc. und hiernach / als einer gewiſſen Probe / kan man ſich auch einen unbetruͤglichen Schluß machen. Solches kan und ſoll man billig bey allen Farben thun / und ſo lang man dann von dieſer Farb oder Materia hat / ſo lange kan man auch einerley Art Farben machen; kaufft man was friſches / ſo muß man auch damit wi - der neue oder andere Proben vornehmen / ſonſt iſt man / ſon - derlich in obig erzehlten Farben / nimmer gewiß; und kriegt immerzu diß vor das ꝛc. Doch iſt auch dieſes in acht zu neh - men / daß man nemlich / wenn man etwas probiren will / als zum Exempel Magneſia oder Zaffera, man zuvor den gantzen Vorrath derſelben Species zum kleinſten und ſubtilſten Pul - ver reiben muß / weiln ſonſten auch ein Stuͤckgen andereBeſchaf -147Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Beſchaffenheit der Farben in ſich halten und mittheilen kan / als das andere. Dieſes / als etwas ſehr nothwendiges / habe ich denen Glas-Kuͤnſtlern nicht unberichtet laſſen ſollen und wollen.

Mit dem 97. 98. 99. Capitel /

WOrinnen der Autor die Gruͤne tractirt, hat es eben die Beſchaffen heit / wie allbereit in den vorigen Buͤ - chern / von denen durchſichtigen Farben / gemeldet und angemercket worden; wer nun dieſelbigen wohl in acht nimmt / oder machen kan / der kan auch allerhand in dieſen Schmeltzglaͤſern thun und ausrichten: und wie dorten die Veraͤnderung in den Gruͤnen oder Blauen iſt / eben ſo iſt ſol - che auch hier zu obſerviren ꝛc. Hier im 99. Capitel meinet und waͤhnet mehrgedachter Herr Geißler / es wuͤrde zu viel ſeyn / wann es Pfund heiſſen und ſeyn ſolten: will alſo aus denen 4. Pfunden nur 4. Untzen machen: ja berufft ſich hiermit auff des Autoris eigene Worte / zu Ende des vorigen 98. Ca - pitels / welche in ſeiner Verſion alſo lauten: und werden aber alle dieſe Schmeltze / das Gewicht belangend / nicht uͤber 4. o - der 6. Untzen (das iſt 8. oder 12. Loth) ungefehr zubereitet. Jſt zwar wohl geziehlt / wenn nur der Boltz nicht vergeſſen. Aber hoͤrt mein lieber Muſen-Saͤugling! und laſt euch ſagen: der Autor ſchreibt und meinet nicht / wie ihr ſolches unrecht ver - ſtehet und vertiret / als ob dieſe Schmeltze / das Gewicht betref - fend / nie nicht uͤber 5. oder 6. Untzen bereitet wuͤrde; ſondern ſeine Meinung und Worte ſeynd: Man koͤnne oder moͤge ſolche (nemlich im Fall man deren nicht viel benoͤthiget) nur bey 8. oder 12. Loth bereiten / welches ein groſſer Unterſcheid iſt gegen den / wie ihs vertiꝛt; Hat alſo eure falſche Verſion auch eu - re falſche Gloſſa verurſacht / wie es leider wohl oͤffters zu ge - ſchehen pflegt. Hoͤrt aber doch ferner mein lieber Geißler / wann ihr in der gantzen Maſſa das Gewicht nach Untzen woltT ijrechnen148J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 6. B. rechnen / welches auff 16. mahl verkleinert oder verringert iſt / warumb laſſet ihr denn die Mixtur der Farben / in ihren vollen Gewicht ſtehen? Bedenckts doch ſelber / wann 4. Loth und 48. Gran Metalliſche Farben / auff 8. Loth Glas kom̃en ſolten / ich meyne / es muͤſte ſich ja noch faͤrben. Es iſt mir zwaꝛ ſehr leid / daß ich als ein Ungelehrter einen ſo hochgelahrten (ſeiner Meinung nach) tadeln und carpiren ſoll; weil ich aber aus euren eigenen Worten leichtlich ſchlieſſen und præſumi - ren kan / daß ihr gar neulich erſt von der Milch entwehnet / ſo will ich auch nicht hoffen / daß ich uͤbel thun werde euch zu ſa - gen / was ihr noch nicht wiſſet und erfahren habt; iſt was guts an euch / ſo werdet ihrs wohl in beſten vermercken und auff - nehmen.

Jm 100. 101. und 102. Capitel

JSt wegen der Schwartzen Schmeltzglaͤſer / oder amau - ſen / nicht noͤthig / ſo viel Umbſtaͤnde zu machen; denn es fehlet niemahls / wenn zu viel Blau von der Zaffera zugeſetzt wird / ſo wird es ſchwartz / und pflege ich (wie ich den - noch dieſes vor etlichen Tagen in M. Gnaͤdigſten Chur fuͤr - ſten und Herrn Cryſtall-Huͤtte gemacht) alle Farben / ſo mir nicht anſtehen / oder alle fragmenta, Stuͤcke und Abgaͤnge zu - ſammen zu miſchen / und mit Zaffera zu uͤberſetzen / ſo kan ich eine ſehr gute Schwaͤrtze haben. Weil aber unter Schwertz und Schwartz / (ſonderlich bey denen Goldarbeitern) ein groſ - ſer Unterſcheid iſt; denn wann ſolche damit amulieren / und ſie gantz duͤnne uͤber weiſſe ſtreichen / ſo kommt / daferne die Schwaͤrtze / von einer Farbe herruͤhret / die aus der Maſſa der Zaffera alleine beſteht / die blaue wieder gantz kenntlich her - vor / etzliche auch præſentirt ſich rauchgelb ꝛc. Summa / ſie be - haͤlt ihre Schwertze in der Duͤnnigkeit ſo nicht. Derohal - ben / umb unterſchiedene Arten zu haben / kan man dem Au - tori folgen / denn es iſt wahr was er hier ſetzet. Der es aberzu149Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. zu dicken amulieren oder Schmeltz-Wercken gebraucht / dem koͤnnen billig alle Schwaͤrtzen gleich gelten.

Jm 103. Capitel

JSt ſonſt alles recht / nur daß 4. Loth Magneſia oder Braunſtein / zu 4. Pfund der Schmeltz-Materia etwas zu viel / und die Farbe dahero zu dicke wird. Doch hat ſich der Autor ſehr offt entſchuldigt / wie es denn auch an ſich ſelbſten wahr / daß man kein gewiſſes Gewicht ſetzen und be - ſchreiben kan / weil es blos nach dem Auge muß judiciret wer - den: auch geſchehen viel Veraͤnderungen durch die Hitze; iſt dieſelbe zu hefftig / ſo gehen einige Farben weg / und die Schmeltz-Wercke vergeſtalten ſich in ſolche Farben / die man weder ſucht noch haben will. Jſt alſo hierbey ſonderlich und nothwendig zu erinnern und zu mercken / daß alle dieſe Schmeltz-Glaͤſer bey einer mittelmaͤßigen Hitze wollen und ſollen geſchmoltzen werden.

Vom 104. Capitel.

DJeſe hierbeſchriebene Purpur-Roͤthe habe ich hier zweymahl verſucht / iſt mir aber keinmal nach Willen angangen oder gerathen. Ob das Gewicht der Far - be / oder das Feuer daran Schuld geweſen / weiß ich bißhero noch nicht / biß ich es weiter vornehmen werde; der es auch ver - ſuchen will / kan es thun.

Vom 105. Capitel.

WAnn man hier / die in dieſen Capitel enthaltene ver - miſchte Schmeltz-Materia zu lang im Feuer ſtehen laͤſ - ſet / ſo vergehet ihr die Gelbe. Es iſt auch zu mer - cken / daß es keine Gelbe gibt / wann der Weinſtein rein oder weiß iſt / ſondern der groͤbſte Weinſtein iſt hierzu der beſte. JchT iijpfle -150J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 6. B. ꝛc. pflege ihm noch von dem gelben Pulver / das man in denen Eychbaͤumen findet / etwas zuzuſetzen / oder in Ermanglung deſſelben miſche ich nur etwas weniges von geſtoſſenen Kohlen darunter / und ſolches nur nach Gutduͤncken. Dieſes blaͤ - ſet das Glas graͤulich auff / und man muß ſehr wohl und e - ben zuſehen / daß / wann die Farbe gerecht iſt / man es al - ſobald ausnimmt. Der Autor ſaget / daß man es wieder ſchmeltzen und ausgieſſen ſoll; es iſt aber unnoͤthig / wann nur anfangs die Materien geſchmeltz[e]t und wohl zugerichtet wer - den / wie ich ſchon beym 95. und 96. Capitel gnugſam erweh - net habe.

Vom 106. und 107. Capitel.

DJeſe beyde Capitel treffen gar nicht zu / muß alſo wol nothwendig hier ein Verſehen von dem Autore ſeyn; denn es durchaus kein recht Blau / ſondern nur eine Meergruͤne geben will. Wann ichs nicht ſelber verſucht / ſo wuͤrdens mir doch die vorigen / als das 97. 98. 99. Capitel gnugſam ausweiſen / nuꝛ daß hier vor dẽ Eyſen-Saffran odeꝛ præparirte Eyſen-Pulver die Zaffera gebraucht wird. Wer aber ſo wohl ein recht blau / als ein Viol-blau haben will / der beſehe im 5ten Buch das 83. und 84. Capitel / und gebrauche zu der Blaue die Zaffera alleine; Zu der Viol-blaue / wann er dieſe verlangt / ſoll er nur etwas von der Magneſia oder Braunſtein hierauff (nach ſeinen Gutduͤncken) nachſetzen; ſo wird er ſchon zu ſeinen Zweck / wie meine Anmerckun - gen hiemit zum Ende des 6ten Buchs / gelangen.

Das151

Das Siebende Buch / von der Glasmacher-Kunſt / ANTHONII NERI von Florentz.

Der Jnhalt dieſes Siebenden Buchs.

JN dieſem gegenwertigen letzten Buch wird die Ma - nier gezeiget / die gelbe Lacca aus den Blumen des Pfrimenkrauts / fuͤr die Mahler auszuziehen: Jmgleichen eine andere Manier / wie man die rothe Lacca, wie auch die gruͤne / blaue / Purpur-Farbe / und alle andere Farben / aus jeden Blumen und Kraͤutern extrahiren ſoll: Jtem / die Teutſche blaue Farb / und die Ultramarin Far - be zu machen / wie auch die Lacca aus dem Kermeſin-Beern / Braſilien-Holtz / und denen rothen Ferber-Beeren zu ex - trahiren: Und wie man dem Tuͤrckis koͤnne ſeine verlohrne Farb wiedergeben; Jtem eine Manier die durchſcheinende rothe Farb zu machen / wie auch eine Roſin-farbichte Smal - te / fuͤr das Gold und andere Metallen; welches alles keine ge - meine und geringen Sachen ſind.

Jch zeige in dieſem Buch die Manier / alle Farben aus den Blumen und Kraͤutern auszuziehen; gemeldte Farben koͤnnen auch zum Glaͤſer - Faͤrben gebrauchet werden. Jch lehre auch die Art / aus vielen Farben eine Laccam zu machen: Jngleichen wie man die Ultramarin-Farb aus dem Laſurſtein bereiten ſoll / welches alles zwar denen Mahlern zu gut koͤmmt: doch aber auch in der Glasmacher-Kunſt ſeinen Nutzen hat; nehmlich die Glaͤſer nicht allein von auſſen damit zu bemahlen / ſondern ſie auch durch und durch im Ofen damit zu faͤrben: Ferner lehre ich eine durchſichtige rothe Farbe im Glas vorzuſtellen; welche heutiges Ta - ges faſt in Vergeſſenheit gekom̃en / gleich als ob es eine unnuͤtzliche Sache waͤre: Jngleichen wird angezeiget / wie man eine rothe Smalte bereiten ſoll / das Gold damit zu bemahlen / welche beyde Stuͤcke / wiewohl ſie auch zur Glasmacher-Kunſt gehoͤrig / ſo ſind ſie doch ietziger Zeit denen mei -ſten152ANTHONII NERI Siebendes Buch /ſten unbekannt und verborgen; Uber dieſes / ſo ſind auch noch viel andere Sachen dieſem Buch beygefuͤget / welche alle / als dieſem Werck ange - hoͤrige / ich denen Kunſtbegierigen und curieuſen Kuͤnſtlern / angenehm zu ſeyn erachtet habe.

Das 108. Capitel.

Eine gelbe Lacca aus den Pfriemenkraut-Blumen zu machen / denen Mahlern dienlich.

MAn machet eine mittelmaͤßig ſcharffe Laugen / aus Kalch und der Glaßmacher Soda; in dieſer Laugen kochet man friſche Pfrimen - raut - Blumen / bey einem gelinden Feuer / ſo lang / biß die Lauge die Tinctur der Blumen gaͤntzlich extrahiret hat / welches man erkennet / ſo die extr ahirten Blumen bleich / hingegen die Laugen ſchoͤn gelbe wor - den ſeye: dieſe Laugen / nach deme man die extrahirten Blumen heraus - genommen / laͤſſet man / in verglaſurten Toͤpffen / auff den Herd etwas kochen / und wirfft des Aluminis de Rocha ſo viel hinein / als ſich beym Feuer daꝛinnen auffloͤſen kan / hernach nim̃t man die Laugen vom Feuer / gieſſet ſolches in ein Gefaͤß voll klares Waſſer / ſo wird eine gelbe Farb zu Boden fallen: Nach ſolchem laͤſſt man das Waſſer ruhen / gieſſet ſol - ches ab / und ſchittet an deſſen ſtatt ein anders daruͤber / ſolches wieder - holet man ſo lang / biß ſo lang die Tinctur von dem Laugen - und Alaun - Saltz gaͤntzlich ſey abgeſuͤſſet worden.

Hier iſt wol zu merckẽ / daß ie beſſer dieſe Abſuͤſſung von den Laugen uñ Alaunſaltz geſchehen / je ſchoͤner wird die Blumenfarb werden: es wird auch allhier zum Abſuͤſſen der gedachtẽ Saltze / nur gemeines Waſſer ver - ſtandē / auch muß man die Farbe / ehe das Waſſer abgegoſſen wird / allezeit wol niederſetzen laſſen; ſolches Abgieſſen geſchiehet ſo lange / biß man bey dem Waſſer keine Saltzigkeit mehr verſpuͤhret; Deñ ſolches iſt alsdenn ein Zeichen des weggenommenen Laugen und Alaunſaltzes; ſo wird auff den Boden eine ſchoͤne und reine Lacca verbleiben; welche man auff lei - nerne Tuͤcher ſtreuet / und auff neue Ziegelſtein geleget im Schatten trocknet / ſo bekommet man eine ſehr ſchoͤne Laccam, welche ſo wohl de - nen Mahlern als Glaſermachern dienlich ſeyn kan.

Das 109. Capitel.

Eine Lacca zu extrahiren / aus den Mohnblumen / Blauen -ſchwaͤr -155Von der Glasmacher-Kunſt. Schwaͤrtel / roten Violen / und allerley friſchen Kraͤu - tern und Blumen.

MAn nimmt der Blumen und Kraͤuter / ſo einerley Farb / ſo viel man will; und verfaͤhret auff eben ſolche Weiß damit / wie in dem vorhergehenden Capitel angezeiget worden / ſo bekommt man die Laccam oder Farb / und erlanget die Farb eines ieden Krautes oder Blu - men / welche ſchoͤn und billich hochzuhalten iſt.

Das 110. Capitel.

Die Lacca und Farben zum Mahlen aus der Pommeran - tzen Bluͤhe zu extrahiren: Jngleichen aus den Feld - mohnblumen oder Klapperoſen / Schwaͤrtelblumen / blauen und rothen Veilgen / leibfarben und rothen Roſen; Borragen-Kohl - und blauen Lilien blumen / auch andern dergleichen: Jtem eine gruͤne Farbe aus den Pappelnkraut / Pimpin ellenkraut und an - dern dergleichen.

MAn nimmt die Blumen und Kraut / welcher Farb man will / ſol - che wann ſie zerrieben / muͤſſen das Papier faͤrben / ſonſten ſind ſie hierzu untuͤchtig: Mit dieſen Blumen fuͤllet man einen gemeinen doch groſſen Helm; ſolchen auff einen fuͤglichen Kolben (mit Aqva Vitæ ge - fuͤllet) geſetzet / einen Recipienten vorgeleget / und die Fugen wol verlu - tiret / alsdenn mit einem gelinden Feuer gediſtilliret / ſo wird anfaͤnglich der ſubtilere Theil des Brandweins in den Helm ſteigen / die Tinctur aus denen Blumen und Kraͤutern extrahiren / und alsdenn in den Reci - pienten fallen: dieſer gediſtillirte und gefaͤrbte Brandwein / wañ er nach - mahls in einen andern Kolben wiederum gediſtilliret wird / ſo gehet er gantz ohne Farb heruͤber / und kan zu dergleichen Sachen oͤffters dienen; Die Tinctur oder Farb aber wird auff den Boden verbleiben / welche man bey gelinder Waͤrme trocknet; auff ſolche Weiß kan man die beſte Lacca / denen Mahlern dienlich / aus allerley Blumen und Kraͤutern / bereiten.

Das 111. Capitel.

Eine blaue Farbe / wie die Teutſche zu machen.

UMan156ANTHONII NERI Siebendes Buch /

MAn nimmt des Queckſilbers 2. Theil / und 3. Theil von den flori - bus Sulphuris / auch 8. Theil des Salmiacs; dieſes alles auff ei - nen Reibſtein wohl zerrieben / wird ſam̃t dem Mercurio in eine langhal - ſichtige und beſchlagene Kolben gethan / auch in eine Sand-Capellen ge - ſetzet / und bey gelinden Feuer laͤſſet man alle Feuchtigkeit davon ab - daͤmpffen / nach dieſen machet man das Mundloch des Glaſes wohl zu / und giebet ein ſtaͤrckeres Feuer / gleichwie in den ſublimationibus zu geſchehen pfleget / ſolches aber continuiret man biß zu Ende / ſo bekommet man ein ſehr ſchoͤne und anmuthige blaue Farb.

Das 112. Capitel.

Eine Manier / wie man einem natuͤrlichen Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder geben ſolle.

MAn thut den weißlichten und entfaͤrbten Tuͤrckis in ein Glas / gieſſet ſuͤß Mandel-Oehl daruͤber / uñ haͤlt ſolches bey einem gelin - den Feuer zwey Tag lang in der Aſchen / ſo wird er ſeine verlohrne Farb wiederum erlangen.

Das 113. Capitel.

Eine Mixtur zu denen Spiegeln zu machen.

MAn nimmt des gereinigten Zinnes 3. Pfund / und des gereinigten Kupffers 1. Pfund / das Kupffer wird erſtlich / hernach das Zinn geſchmoltzen.

Zu dieſen / wann ſie wohl zerſchmoltzen und gefloſſen / thut man 12. Loth / des rothen und ein wenig gebrandten Weinſteins / 3. Loth Salpe - ter / ein und ein halb Loth Alaun / und 4. Loth Arſenic.

Dieſes alles laͤſſet man ausrauchen / und gieſſet es in die Spiegel - Form; ſo bekommet man eine ſehr gute und ſchoͤne Materia zu den Spie - geln / welche / wann ſie gepoliret / die Figuren und Geſtalten ſehr genau und aͤhnlich vor Augen ſtellet: Dieſes nun iſt diejenige Mixtue / die man ins gemein die Stahlmixtur zu nennen pfleget.

Das 114. Capitel.

Wie man die Glaskugeln / und andere weiſſe Glaͤſer inwen -dig157Von der Glasmacher-Kunſt. dig mit allerhand Farben faͤrben ſoll / alſo daß ſie / gleich wie natuͤrliche Edelgeſteine / anzuſehen ſind.

SO man eine Kugel oder ein anderes hohles Gefaͤß / von weiſſen Glaß bereitet / inwendig mit mancherley Farben tingiren will / ſo muß man des Fiſchleimes eine gebuͤhrliche Qvantitaͤt nehmen / welcher vorhero zwey Tag in Waſſer geweichet / und ſehr duͤnne worden ſeye; ſolchen kochet man in einen Topff mit klaren Waſſer / biß er gaͤntzlich auffgeloͤſet iſt;

Alsdann nimmt man dieſen zerkochten Leim vom Feuer / und gieſ - ſet ihn / wann er laulicht worden / in eine Glaskugel oder andern glaͤſern Geſchirr / und ſchwaͤncket ſolchen herumb / damit die innere Glasflaͤche gaͤntzlich von demſelben befeuchtet und bedecket werde.

Wann dieſes geſchehen / ſo ſchittet man den uͤbrigen Leim aus dem Glas heraus / hernach muß man die Farben ſchon gepuͤlvert in Bereit - ſchafft haben / und zwar erſtlich die rothe Mennig / welche man mit einen Schilffrohr hinein blaͤſet; alſo daß es recht geſtroͤmet werde: nach dieſem blaͤſet man auff gleiche Weiß / blaue Mahler Smalte / Gruͤnſpan / Auripigment, und endlich Laccam hinein / alſo daß ſich dieſe Pulver / ver - mittels des Leims / damit das Glas angefeuchtet worden / an allen Sei - ten inwendig wohl anhaͤngen.

Und auff ſolche Weiſe / verfaͤhret man ins gemein / mit allen an - dern uͤbrigen Farben: hier nechſt ſchittet man des gepuͤlverten Gypſes einen guten Theil hinein / und ſchwencket das Glas ſtarck herumb / ſo wird ſich der Gyps / indem der Leim noch feuchte iſt / uͤberall in dem Glas oder Kugel anhaͤngen; das uͤbrige ſchittet man heraus / ſo wird das Glas von auſſen ſehr ſchoͤn und vielfarbicht ſeyn / auch das Anſehen haben / als ob die Natur ſelbſten in denen Steinen alſo ſpielete.

Es werden die Farben / wann der Leim getrocknet / alſo feſt am Glas hangen / daß man ſie davon hernach nimmer abſondern kan: ſie ſind a - ber ſehr ſchoͤn anzuſehen: dieſe Glas-Kugeln werden auff einen gefaͤrbten hoͤltzern oder andern Fuß geſtellet / und in die Zimmer oder auff die Ge - ſimſen Zierdte halber herum geſetzet.

Das 115. Capitel.

Die Kornblumen oder Ultramarin-Farb zu machen.

MAn nimmt von dem Lazurſtein die ſchoͤnen blauen Stuͤckgen / welcheU ijzu158ANTHONII NERI Siebendes Buch /zu Venedig haͤuffig / und im geringen Preis zu haben ſind; Solche in ei - nen Tiegel bey einem Kohlfeuer gecalciniret / werden alſo gluͤend mit zwey mahliger Wiederhohlung ins kalte Waſſer geworffen / und auff einẽ Reibſtein zu einen dinnen und faſt unbegreifflichen Pulver zerrieben.

Hernach nimmt man Dannen Hartz / ſchwartz Pech / neu Wachs / Maſtix / und Terebenthin / von jedwedern 6. Loth / Weyrauch und Lein - oͤhl / iedes 2. Loth; dieſes alles laͤſſet man in einen irdenen Gefaͤß / bey ei - nen gelinden Feuer wohl zergehen / ruͤhrets mit einem Ruͤhrholtz / damit ſie ſich wol vereinigen / herum / ſchuͤttets nach ſolchem in ein kaltes Waſ - ſer / und hebets zum Gebrauch auff.

Nach dieſem nimmt man zu ieden Pfund des obgepuͤlverten Laſur - ſteines 20. Loth von der Maſſa, aus gedachten ſpeciebus componiret; ſol - che Maſſam laͤſſet man / bey gelinden Feuer / in einen Toͤpffgen gemach zerflieſſen / ſtreuet das Laſurſtein-Pulver nach und nach hinein / und ruͤh - rets / damit ſichs recht incorporire / wohl herumb; Dieſe Materia / nach - dem ſich alles wohl mit einander vereiniget / wird alsdann in ein Gefaͤß voll kaltes Waſſer geſchittet / und eines oder mehr runde oder laͤnglichte Zeltlein daraus formiret; man muß aber die Haͤnd mit Leinoͤhl beſtrei - chen; die Kuͤchlein oder Zeltlein laͤſſet man noch 15. Tage in den kalten Waſſer liegen / und veraͤndert das Waſſer allezeit uͤbern andern Tag.

Dieſe Zeltlein leget man hernach in ein reines / verglaſurtes / und irdenes Geſchirr / und gieſſet warmes Waſſer daruͤber; dieſes / wann es erkaltet / gieſſet man ab / und an deſſen ſtatt ein anderes warmes daruͤber / ſolches wird ſo lang wiederhohlet / biß die Zeltlein im Waſſer zergehen / ſo wird ſich die Farbe hervor thun / und das Waſſer gantz blau / wie Kornblumen-Farb werden.

Dieſes gefaͤrbte Waſſer ſchittet man in einen verglaſurten und reinen Topff / und gieſſet uͤber die Zeltlein von neuen ein warmes Waſſer: dieſes wann es gefaͤrbet / wird / wie zuvor / durch ein enges Sieb abge - goſſen / und ſo lang wiederhohlet / biß ſich das Waſſer nicht mehr faͤrben will.

Jedoch iſt allhier zu mercken / daß das Waſſer nicht gar zu heiß / ſondern nur laulecht ſeyn ſoll; denn es wird ſonſt dieſe Farb / durch allzu groſſe Hitz / ſchwartz / derowegen iſt ſolches wohl in acht zu nehmen / die - weil daran gar viel gelegen iſt. Dieſe gefaͤrbte Waſſer durch ein enges Sieb abgegoſſen / haben oben auff einige Fettigkeit ſchwimmend / darum laͤſſet mans 24. Stund ruhen / damit ſich alle Farb auff den Boden ſetze.

Nach159Von der Glasmacher-Kunſt.

Nach ſolchen gieſſet man das Waſſer ſamt der darauf ſchwimmen - den Fettigkeit gemaͤchlich ab / und an deſſen ſtat ein neues und klares wie - derum daran / ſolches laͤſſet man ſam̃t der Farb durch ein enges Sieb / in einen neuen und verglaſurten Topff lauffen / mit ſtetigen Umbruͤhren / ſo wird ein guter Theil von der ſchleimigten und fetten Materia in dem Sieb verbleiben; und dieſes muß allezeit mit neuen und friſchen Waſſer zum dritten mahl wiederhohlet / auch das Sieb allemal / von allem Un - flat gereiniget werden: Hernachmahls gieſſet man das Waſſer gemaͤch - lich ab / und hebet es in den verglaſurten Topff aufſ / dieweil es von ſich ſelb - ſten ſchon wird trucken werden; ſo wird man eine ſehr ſchoͤne Ultramarin - Farb bekommen / dergleichen ich zu Antorffoͤffters gemachet habe.

Von der Maſſa kan man zu einen Pfund gepuͤlverten Lazurſteins mehr oder weniger nehmen / nachdeme er viel oder weniger Farb bey ſich fuͤhret.

Es muͤſſen auch / wie Anfangs erwehnet / die Stuͤcklein dieſes Steins ſehr fleißig zerrieben werden / alſo / daß ſie faſt unbegreifflich ſind / ſo wird die Farb deſto beſſer ſeyn: Die gemeine Smalte / wañ man ſie auff eben dieſe Weis reibet / mit einer gummichten Maſſa incorporiret / wie auch 15. Tag nebenſt dem Lapide Lazali digeriret / und im uͤbrigen wie zuvor verfaͤhret; ſo erlanget man eine ſehr ſchoͤne Materiam welche der Ultramarin nicht viel ungleich ſeyn wird: Dieſe Farb dienet nicht al - lein denen Mahlern; ſondern ſie tingiret auch das Glas ſehr ſchoͤn.

Das 116. Capitel.

Die Kermeſin-Lacca vor die Mahler.

MAn nimmt von der weiſſen Scheerwollen 1. Pfund / und ſolche laͤſſet man einen Tag lang im friſchen Waſſer weichen: Hernach nimmt mans heraus / damit das ſchmierichte Weſen / welches im Scheeren dar - zu iſt gekommen / davon abgeſondert werde / hernach weichet mans in den Alaun / wie hier folget: Man nimmt aluminis rochæ 8. Loth und 4. Loth des rohen und gepuͤlverten Weinſteins / ſolches thut man mit 4. Maaß Waſſers zuſammen in einen kleinen Keſſel / und wann das Waſ - ſer zu ſieden anhebet / ſo wirfft man die gewaſchene Scheerwolle hinein / und laͤſts bey gelinden Feuer eine halbe Stund ſieden / nach dieſen nim̃t mans vom Feuer / und laͤſſet ſolches / damit es erkalte / 6. Stund ſtehen.

Darnach nimmt man die Wolle heraus / waͤſchets mit klarenU iijWaſſer /160ANTHONII NERI Siebendes Buch /Waſſer / und laͤſſet es 2. Stund alſo ſtehen / alsdenn trucket mans aus / und laͤſſets trocken werden.

Das 117. Capitel.

Das Menſtruum / damit man die Kermeſin-Farb extrahi - ren ſoll.

MAn nimmt 4. Maaß friſches Waſſer / Rocken-Kleyen 4. Pfund / der Oriental Pilathri (iſt eine Art des Meerſaltzes) und Fœni Græci iedes ein halb Loth; dieſes alles zuſammen in einen Keſſel gethan / laͤſſet man beym Feuer laulicht werden / ſo / daß man die Haͤnde darinnen lei - den kan; alsdenn nimmt man den Keſſel vom Feuer / und decket ſolchen mit einen Tuch zu; damit es deſto laͤnger warm verbleibe: nachdeme es nun 24. Stund alſo geſtanden / ſo ſaͤyhet man die Laugen ab / zu hernach - folgenden Gebrauch.

Man thut in einen reinen Topff 3. Maaß kaltes Waſſer / und 1. Maaß der beſagten Laugen / und ſtellet es zum Feuer; wann es nun zu ſieden anhebet / ſo wirfft man die Kermeſinbeer hinein / welche vorhero auff folgende Weiß muͤſſen zerſtoſſen werden.

Man zerſtoͤſſet in einen metallenẽ Moͤrſel 2. Loth Kermeſin-Beer / und ſtoͤſſet ſolche ſo lang / biß alles durch ein Sieb gehet: endlich nim̃t man ein wenig rohen Weinſtein / zerſtoͤſſet ſolchen in gedachten Moͤrſel; ſo wird der Weinſtein alle Tinctur / welche auff dem Boden des Moͤrſels von den Kermeſin-Beeren verblieben / an ſich ziehen.

Dieſen Weinſtein mit den geſiebten Kermeſin-Beern vermiſchet / wirfft man in das obgedachte ſiedende Waſſer / laͤſſets ſo lang (ungefehr ein Vater Unſer lang) darinnen / biß ſich das Waſſer wohl faͤrbet: Nach dieſem nimmt man die mit Alaun ꝛc. geſottene obige Scheerwolle / und thut ſolche / nachdem ſie (von dem kalten Waſſer / darinnen ſie eine halbe Stund gelegen) wohl abgetrocknet / zu dem gefaͤrbten Menſtruo oder Lauge in den Topff / und ruͤhrets mit einem Stab wohl herumb / damit ſichs bald faͤrbe; dieſes laͤſſet man noch eine halbe Stund alſo gemaͤchlich ſtehen; hebt den Topff hernach vom Feuer / nimmt die wohl mit einer hoͤltzern Spatel heraus / wirfft ſie in ein Geſchirr voll kaltes Waſſer / gieſ - ſet ſolches nach einer halben Stunde gelinde ab / und friſches wieder darauff; wann ſolches abermahl davon abgegoſſen / preſſet man die Wolle hart aus / und breitet ſie an einen warmen Ort aus einander / damit ſietrocken161Von der Glasmacher-Kunſt. trocken werde / und nicht anlauffe oder verderbe / auch muß man zuſehen / daß kein Staub darein falle.

Jm faͤrben muß man fleißig beobachten / daß die Feuershitz nicht zu ſtarck ſeye; denn davon wuͤrde die Farb ſchwaͤrtzlich werden / hernach wird eine Lauge auff dieſe Art gemachet:

Man leget die Aſchen von Weinreben / oder Weyden / oder einem andern weichen Holtz / in ein gedoppeltes haͤnfenes Tuch / und laͤſſet das daruͤbergegoſſene kalte Waſſer gemach in das untergeſetzte Geſchirr lauffen; ſolches gieſſet man nochmaln uͤber die Aſchen: Nach dieſem laͤſ - ſet man die Lauge 24. Stund ruhen / damit ſich alle Unreinigkeit zu Bo - den ſetze / und die Lauge klar und lauter werde / alsdann gieſſet mans ab in ein ander Gefaͤß / und thut das irdiſche unreine Weſen / dieweil es nichts mehr nutzet / hinweg.

Jn dieſe kalte Lauge thut man die mit Kermeſin-gefaͤrbte Wolle / und laͤſſets mit allem Fleiß bey einem gelinden Feuer ſieden; denn auff ſol - che Weiß wird ſich die Laugen faͤrben / und an der Farb gleich wie die Kermeſin-Wolle werden; Hernach nimmt man etwas Wolle und tru - ckets wohl aus: wenn nun ſolche keine Farb mehr in ſich haͤlt / ſo hebet man den Keſſel vom Feuer / denn dieſes iſt das Zeichen / daß die Lauge die Kermeſin-Farb oder Wolle an ſich genommen habe. Hernach haͤnget man einen leinern Strumpff / oder Filtrir-Sack / uͤber ein Becken oder Keſſel auff / und gieſſet alles ſammt der Wolle hinein / damit die gefaͤrbte Lauge durchlauffe; wann ſolches geſchehen / ſo trucket man den Filtrir - Sack ſammt der Wolle aus / damit man alle Farb bekomme; den Sack aber kan man umbkehren / auswaſchen und von den Haaren reinigen.

Wann ſolches verrichtet / ſo nimmt man 24. Loth des gepuͤlverten Aluminis rochæ, ſolches in ein groſſes Glas voll kaltes Waſſer gethan / laͤſſet man ſo lang darinnen / biß aller Alaun auffgeloͤſet ſeye: wann ſol - ches geſchehen / ſo filtrirt man ſolches / durch den bewuſten gereinigten Filtrir-Sack / und gieſſet dieſes Alaun-Waſſer alles in den Topff / Becken / oder Keſſel / zu der Kermeſin-Farb; ſo wird ſich die Tinctur o - der Farb alſobalden / vermittels dieſes Alaun-Waſſers / von der Laugen abſondern / und gleichſam coaguliren.

Alsdann gieſſet man die Laugen ſammt der Tinctur aus dem Topff / in den Filtrir-Sack / ſo wird die Laugen klar und hell durchlauffen / die Kermeſin-Farb aber in dem Sack verbleiben / oder im Fall die Lauge noch etwas von der Farb mit ſich hindurch nehmen ſolte / kan man ſol -che162ANTHONII NERI Siebendes Buch /che noch einmahl durch den Sack lauffen laſſen / ſo wird die Sach ge - than ſeyn.

Die im Sack befindliche Farb kan man mit einer hoͤltzern Spatel zuſammen ſtreichen / und auff neugebrandten Ziegelſteinen / die mit lei - nern Tuͤchern beleget / ausbreiten / damit ſie deſto geſchwinder und beſ - ſer truͤcknen: denn wenn es lange lieget / und feuchte wird / ſo wird ſie ſchimmlicht und ungeſtaltet: derowegen wann die Ziegelſtein genugſam Feuchtigkeit an ſich gezogen haben / ſo muß man die Farb auff neue Stei - ne legen / ſo trucknet ſolche deſto eher.

Wann nun die Lacca getrocknet / ſo wird ſie als eine ſehr gute Mahler-Farb auffgehoben; Dergleichen habe ich zu Piſis offtmahls be - reitet. Es iſt aber zu mercken / im Fall die Farbe voͤlliger als ſie ſeyn ſoll / waͤre / ſo muß man des Alauns ein mehrers; weniger aber / ſo ſie zu ſchwach / hinzu thun / ſo wird die Farb nach Begehren wol und recht ge - rathen.

Das 118. Capitel.

Eine ſehr ſchoͤne Lacca aus dem Braſilien-Holtz und der Faͤrber-Roͤthe zu extrahiren.

WAnn man aus dem Braſilien-Holtz oder dergleichen Specien eine Laccam extrahiren will; ſo muß man auff eben ſolche Art / wie o - ben von den Kermeſin-Beeren iſt vermeldet worden / verfahren / Jedoch alſo / daß man auff jede Untz des Braſilien-Holtzes oder Faͤrber-Roͤthe / weniger von dem Alaun / als zu den Kermeſin-Beeren / nehme; denn es lieget in den Beeren die Farb tieffer verborgen / und ſtecket viel feſter darinnen als in den andern beyden.

Derowegen muß man den Alaun mit Maaß und Beſcheidenheit / welches die Ubung lehren wird / hinzu ſetzen.

Uber dieſes / ſo muß man auff iedes Pfund der Wolle / mehr von dem Holtz oder der Faͤrber-Roͤthe nehmen / denn ſie haben weniger Farb / als die Kermeſin-Beer bey ſich: und auff ſolch Weiſe wird man aus die - ſen beyden fuͤr die Mahler eine ſehr ſchoͤne Laccam bereiten koͤnnen / auch mit geringern Unkoſten / als aus den Kermeſin-Beeren.

Jnſonderheit kan ſolches mit der Faͤrber-Roͤthe geſchehen / als welche eine ſehr ſchoͤne Laccam von herrlicher Farb zu geben pfleget.

Das163Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 119. Capitel.

Ein naͤherer Weg die Lacca aus den Kermeſin-Beeren zu machen.

ES wird zu dieſem Proceß / welchen ich zu Piſis erfunden / keine Wol - le noch Menſtruum oder Lauge erfordert / auch nicht die Farb aus der Wolle / oder ſo viel andere Dinge / wie in der vorigen / zwar warhafftigen / doch ſehr muͤhſamen Manier.

Darumb iſt dieſe viel leichter und kuͤrtzer / und hat auch nechſt dieſem gleichen Effect / wie hernach folget: Man nimm[t]den Vorlauff vom Brandwein / in ſolchen laͤſſet man / in einem Glaß 1. Pfund des gepuͤlver - ten Alauns diſſolviren / alsdann ſchittet man 2. Loth des gepuͤlverten und geſiebten Kermeſin-Beer darzu: ſolches alles behaͤlt man in einen weit - halſichten Glas / und ruͤhrets wol herumb / ſo wird ſich der Brandwein - beraus ſchoͤn faͤrben; nach dieſem laͤſſet mans noch 4. Tag lang ſtehen / als - dann gieſſet mans in ein irdenes und verglaſurtes Geſchirr; Nach ſolchem nimmt man 8. Loth Aluminis rochæ, ſolvirts in gemeinen Waſſer / und ſchittet dieſes auffgeloͤſte Alaun-Waſſer in das Gefaͤß / darinnen der mit Kermeſin-Farb getingirte Brandwein iſt: ſolches zuſammen / filtrirt man alsdann mit dem auffgehaͤngten und bewuſten Filtrir-Sack / in ein ir - denes Gefaͤß / gleichwie von der Lacca und der Wolle oben iſt geſaget wor - den / ſo wird der Brandwein gantz ohne Farb durchlauffen / die Tinctur a - ber in dem Filtrir-Sack verbleiben: Jm Fall aber der Brandwein noch etwas gefaͤrbet durchlauffen ſolte / ſo filtrirt man ſolchen noch einmahl / ſo wird er gantz klar durchlauffen: dieſe Lacca nimmt man mit kleinen und rei - nen hoͤltzern Loͤffelgen aus dem Sack / und trocknet ſolche auff vorbeſagte Weiß. Alſo wird man auff ſolche Weis mit geringer Muͤh vielmehr und beſſere Kermeſin-Laccam bekommen; gleich wie ich ſolches zu Piſis gepro - bieret habe.

Das 120. Capitel.

Eine rothe durchſcheinende Farbe im Glas.

MAn nimmt von der ſubtil-gepuͤlverten Magneſie / und vermiſchets mit gleich ſo viel des gereinigten Salpeters / ſolches in einen Tiegel ge - than / laͤſſet man 24. Stund im Feuer calciniren und reverberiren / her - nach nimmt mans heraus / waͤſchet mit warmen Waſſer das Saltz davonXab164ANTHONII NERI Siebendes Buch /ab / und trocknet die Magneſie / ſo wird ſie eine gantz rothe Farb haben.

Solche Farb vermiſchet man hernach mit gleich ſo viel Salmiac / reibts auff den Reibſtein / imbibirets mit gediſtillirten Eßig / und laͤſſets trocken werden; Nach dieſem thut man ſolches in eine weitbauchigte und langhalſigte Retorten / ſetzets in die Sand-Capellen / und giebet ihme 12. Stund lang ein Sublimir-Feuer.

Nach dieſem / wann das Glas zerbrochen / und ſo wohl das ſublimir - te / als das auff den Boden verbliebene / mit einander vermiſchet worden / ſo erforſchet man das Gewichte der Materie / und thut des Salmiacs noch ſo viel darzu / als durch die Sublimation davon iſt abgegangen.

Solches mit einander gerieben / mit Eſſig / wie zuvor imbibiret / wird in eben dergleichen Retorten wiederum ſublimiret; dieſes wird ſo lang wiederhoolet / biß die Magneſie auff den Boden des Glaſes fleiſſig verblei - bet.

Und dieſes iſt diejenige Medirin / welche das Cryſtall / und die Pa - ſten / mit einer durchſcheinenden Rubin-rothen Farb tingiret.

Dieſer Medicin nimmt man eine Untz auff 20. Untz des Cryſtalls / oder Glaſes; Jedoch kan man hierinnen nehmen und geben / mehr oder weniger / nachdeme die Farb erfordert wird: Es muß aber die Magneſie von der Piemontiſchen und guten Art ſeyn / denn dieſe giebet dem Glas eine uͤberaus ſchoͤne und Rubin rothe Farb.

Das 121. Capitel.

Eine Blut-rothe Farb.

MAn nimmt 6. Pfund von dem Bley-Glas / und 10. Pfund des gemei - nen Glaſes / ſolches thut man zuſammen in einen weiß verglaſurten Topff; nachdeme nun das Glas wohl gekochet und gereiniget worden / ſo thut man des hiebevor gelehrten rothen Kupffer-Schlackens etwas / iedoch mit vorſichtiger Behutſamkeit / darzu; ſolches vermiſchet und incorporiret man ſehr wohl mit dem Glas; endlich fuͤget man noch etwas des gepuͤlver - ten rothen Weinſteins hinzu / ſo wird das Glas Bluth-roth werden: Wann die Farb gar zu duͤnne waͤre / ſo muß man des Hammerſchlags und Weinſteins etwas mehres nehmen / und das Geſchier wohl aus gluͤen / ſo wird das Glas ſonder Zweiffel wohl getingiret werden.

Das 122. Capitel.

Eine Balaß-Farb zu machen.

Man165Von der Glasmacher-Kunſt.

MAn fetzet die Frittam Cryſtalli mit einen Topff in den Ofen / und wirfft ſie 3mal ins Waſſer / hernach faͤrbet man ſie mit der præparirten Pie - montiſchen Magneſie / ſo wird ſie Purpur-faͤrbicht werden.

Alsdenn ſetzet man des ſubtilgepuͤlverten Alauns (allhier ſtehet im Jtaliaͤniſchen Exemplar Allume di Cantina) ſo viel als genug iſt darzu / damit das Glas Purpur-farbicht werde: ſolches thut man zum 8ten mahl.

Wobey zu mercken / daß das Glas vom Alaun nicht ſchwartz / ſon - dern gelblicht werde / und zur Roͤthe ſich neige / die Magneſie aber ſich all - maͤhlig verliehre: das letzte mahl ſetzet man nur die Magneſie al - lein / und keinen Alaun hinzu / es ſey dann daß die Farb gar zu voͤllig waͤre; Alsdann wird man eine herrliche und ſchoͤne Balaß-Farb bekommen.

Das 123. Capitel.

Die Animam Saturni zu extrahiren / welche zu vielen Sa - chen der Smalten und Glaͤſer dienet.

MAn thut eine Silberglett in einen verglaſurten Topff / und gieſſet ſo viel Eßig daruͤber / daß er 4. qver Finger daruͤber gehe: dieſes laͤſt man ſo lang ſtehen / biß der Eßig eine Milch-Farb bekommet / welches al - ſobald zu geſchehen pfleget: den gefaͤrbten Eßig gieſſet man ab / an deſſen ſtatt aber einen neuen daran / dieſer / wann er auch gefaͤrbet / wird gleichfals wie zuvor abgegoſſen / ſolches muß ſo lang geſchehen / biß der Eßig keine Farb mehr an ſich nehme: Den gefaͤrbten Eßig thut man ſaͤmtlich in ein verglaſurtes Geſchirr / und laͤſſets ſo lange ruhen / biß ſich die Milch-far - bichte Materia zu Boden geſetzet hat; alsdann gieſſet man den lautern Eſ - ſig davon ab: die Milch-farbichte Materia aber iſt die Anima und der aller - edleſte Theil des Bleyes / welcher zu denen Smalten / und vielen Glaͤſer - Sachen dienet: Jm Fall ſich die Milch-farbichte Materia nicht recht zu Boden ſetzete; ſo gieſſet man nur ein wenig kaltes Waſſer daran; ſo ſchlaͤ - get ſolches gedachte Materiam zu Boden; wann ſichs aber auch auff ſolche Weiß nicht zu Boden ſetzen wolte / ſo laͤſſet man das Waſſer und den Eſ - ſig aus - oder abbrauchen / ſo verbleibet die ſubtilere Materia auff den Boden liegen / welche / in der Glaßmacher-Kunſt / zu vielen Dingen nuͤtzlich iſt.

Das 124. Capitel.

Eine Roſen-farbichte Smalte oder Schmeltzglaß zu ma - chen / von den Jtaliaͤnern Roſichiero genandt / mit welchen das Gold bemahlet wird.

X ijHier -166ANTHONII NERI Siebendes Buch /

HJerzu wird die Fritta Cryſtalli erfordert / die auff folgende Manier iſt bereitet worden. Man nimmt des Saltzes von dem Levantiſchen Pulver 10. Pfund / des weiſſen und ſubtilgeriebenen Tarſi 8. Pfund; die Materiam machet man mit Waſſer zu einer feſten Maſſa oder Teig / aus welchen man kleine und duͤnne Zeltlein formiren koͤnne; ſolche in ein irdenes Gefaͤß gethan / ſetzet man in das Oefflein / welches nach der Art eines cal - cinir-Ofens gemachet ſey / und laͤſſets 10. Stund darinn calciniren / oder wann dergleichen Oefelein nicht bey Handen waͤre / ſo kan man ſie in der Kammer des groſſen Ofens / nahe beym Lufftloch / 3. oder 4. Tage lang wohl calciniren laſſen.

Zu dieſem thut man ferner des Bley - und Zinnkalches (nach Anlei - tung des 93. Capitels bereitet) wie auch des weiß-calcinirten Weinſteins / jedes 2. Pfund.

Solches wohl mit einander vermiſchet / ſetzet man in einen weiß - verglaſurten Topff / und wirfft ſolches / nachdem es wohl gefloſſen und ge - reiniget / in das Waſſer.

Dieſes wiederhohlet man zum andern mahl / und ſetzets alsdann wie - der in den Ofen / auch thut man / wann es wohl gereiniget / noch 20. Loth rothen Hammerſchlag hinzu / und laͤſſet es wohl mit einander vereinigen.

Nach dieſem thut man den Crocum Martis mit Aqva forti berei - tet / gemaͤchlich / gleichwie man mit der Magneſie pfleget / darzu / und laͤſſet es 6. Stunden ruhen: Wann alsdann die Farb noch nicht gefaͤllig / ſo kan man von dem Croco Martis noch etwas / nach und nach beyſetzen / ſo lang biß man die begehrte Farb erlanget.

Das 125. Capitel.

Eine andere Roſen farbichte Smalte oder Schmeltzglas zum Gold.

MAn nimmt von der praͤparirten Fritta Cryſtalli des vorigen 124. Ca - pitels 4. Pfund; ſolche in einen reinen und verglaſurten Topff geſchmol - tzen und gereiniget / ſchittet man ins Waſſer / und ſetzets als dann wieder in den Ofen: zu folcher / nachdem ſie wohl gereiniget / thut man noch des Bley - und Zinnaſchens / nach Jnhalt des 93. Capitels praͤpar[i]ret / auff einmahl allezeit 1. Loth / nach und nach darzu; und laͤſſets wohl mit einan - der incorporiren; alsdenn ſiehet man / ob die Materia im Tiegel / Aſchen - ſarbicht ſeye: wann deme alſo / ſo haͤlt man mit dem Hineintragen inne /und167Von der Glasmacher-Kunſt. und thut von dem Pulver nichts mehr darzu / damit dieſe Aſchen-Farb nicht weiß werde / denn ſolche Farb iſt nicht gut.

Hernach ſetzt man dem gereinigten Kalch und Glas noch 4. Loth von der Menig hinzu; Solches / nachdeme ſichs wohl mit einander incorpori - ret / wirfft man ins Waſſer / ſetzets nach ſolchem wieder in den Ofen / und laͤſts noch 8. Stund lang darinnen ſtehen: Hernach thut man des gecalci - nirten Kupffers / oder rothen Kupffer-Hammerſchlags / wie auch des ro - hen weiſſen Weinſteins / von iedwedern 1. Loth darzu; Zu dieſem / wann es wohl unter einander gemiſchet / wirfft man noch von dem gepuͤlverten Blutſtein / den die Schwertfeger zum poliren gebrauchen / wie auch des fixen Schwefels / iedweders 1. Quintlein darzu.

Wann dieſes wohl miteinander vermiſchet / und incorporiret wor - den / ſo ſiehet man / ob die Farb recht ſeye? zu ſolcher / wann ſie gar zu dick waͤ - re / thut man etwas von der Magneſie / ſo wird ſie heller werden.

Wann ſie aber im Gegentheil gar zu hell waͤre / ſo thut man des fi - xen Schweffels / wie auch des Blutſteins / ſammt ein wenig von dem ro - then Kupfer-Hammerſchlag und weiſſen Weinſteins noch darzu / biß die Farb nach Belieben recht und anſtaͤndig iſt.

Das 126. Capitel.

Wie man den Schwefel zu obgedachten Gebrauch figiren muͤſſe.

MAn kochet die Flores Sulphuris, eine Stund lang im gemeinen Oehl; nachdem nimmt mans vom Feuer / und gieſſet den aller - ſchaͤrffſten Eßig daran / ſo wird der Schwefel zu Boden fallen / und hin - gegen das Oehl auff den Eßig ſchwimmen: Dieſes Oehl und Eßig gieſſet man vom Schwefel ab / und ſchittet ein friſches Oehl darauff / und ver - faͤhret damit wie zuvor; ſolches wird zum dritten mahl wiederhohlet / ſo er - langet man zu obigen Gebrauch den fixen Schwefel.

Das 127. Capitel.

Ein Blut-rothes Glas / welches an ſtatt der Roſen-far - bichten Smalte dienen kan.

MAn nimmt des Bley-Glaſes 6. Pfund / und von der Fritta Cryſtalli 10. Pfund / ſolche / damit ſie gereiniget werden / laͤſſet man in einenX iijTopff168ANTHONII NERI Siebendes Buch /Topff oder Tiegel fliſſen / ſchittet ſie ins Waſſer / thuts aus dem Waſſer wieder in den Topff / damit es wohl gereiniget werde: Nachdeme es nun wohl gereiniget worden / ſo thut man des rothgecalcinirten Kupffer-Ham - merſchlags 8. oder 12. Loth darzu / laͤſſet ſolches wohl mit einander kochen und reinigen: hernach thut man roth-gepuͤlverten Weinſtein darzu / und laͤſſets abermahl reinigen und wohl mit einander incorporiren; alsdann be - ſiehet man / ob die Farb gefaͤllig oder nicht: wann es noch nicht voͤllig genug waͤre / ſo thut man von den rothen Kupffer-Hammerſchlag und Wein - ſtein ſo viel darzu / als man noͤthig zu ſeyn erachtet; Nachdeme man aber - mahls eine Prob genommen / ſo laͤſt mans wieder erhitzen / biß es genug - ſam-roth werde / denn es wird hiervon die Farbe verſtaͤrcket und erhoͤhet werden.

Das 128. Capitel.

Eine bewaͤhrte Manier / das Roſen-farbichte Smalte o - der Schmaltz-Glas zu machen.

MAn nimmt / zum Exempel / 6. Pf. von der Fritta Cryſtalli, nach der Lehr des 124. Capitels præpariret / ſolche / in einen verglaſurten Topff gethan / laͤſſet man wohl reinigen; zu ſolchem thut man auff 4. unterſchie - dene mal 8. Loth des Bley - und Zinn-Aſchens / nach Jnhalt des 113. Capitels præpariret / und in 4. Theil abgetheilet: dieſes laͤſſet man wohl mit einan - der incorporiren / und wirfft es / nach dem ſich alles wohl mit einander ver - einiget und gereiniget hat / in das Waſſer; nach ſolchem wird es wiederum in den Topff gethan / damit es ſchmeltze und ſich ferner reinige; Alsdenn ſetzet man noch / auff 3. unterſchiedliche Mahlen / 3. Loth von dem rothen Kupffer-Hammerſchlag dazu / welcher der Maſſa eine voͤllige Farbe mit - theilet / und ruͤhrets ſammt dem Glas wohl herum: zu ſolchem / nachdeme ſichs wohl incorporiret und gereiniget / thut man nach zweyen Stunden auff 3. unterſchiedliche mahl 3. Loth des Croci Martis, nach Anleitung des 16. Capitels præpariret / und in 3. Theil abgetheilet / ſolches wohl unterein - ander geruͤhret und incorporiret / laͤſſet man alſo 3. Stund lang im Tiegel reinigen: hernach fuͤget man ferner hinzu / des gebrandten Weinſteins 12. Loth / und 2. Loth des glaßhafftigen Schorſtein-Ruſſes. Der Wein - ſtein / gleichwie bey dem Calcedonier geſaget wurde / wird gebrennet / und noch ein Loth des Croci Martis mit Schwefel præpariret / darunter gethan: Dieſe Pulver / wohl zerrieben / werden auff 4. unterſchiedliche mahl dem Glas beygeſetzet / und alles auffs beſte vermiſchet / iedoch alſo /daß169Von der Glasmacher-Kunſt. daß man im Tragen der Theile vom gedachten Pulver etwas inne halte: denn ſie ſchwellen ſehr auff / und erhitzen das Gefaͤß uͤber alle maſſen: das Glas / nachdem alles Pulver hineingetragen / laͤſſet man / damit ſichs mehr reinige / noch 3. Stund ruhen / ruͤhrets hernach noch mahls herumb / und probieret es / ob nemlich das Glas blutroth und durchſcheinend ſeye / welches recht iſt; anderſt / ſo thut man / wie oben gedacht / des gebrandten Weinſteins / ſammt dem Ruß und Croco Martis darzu / und dieſes nach und nach / biß die verlangte Farb heraus komme: hernach laͤſſet man ſol - ches noch ein Stundlang ruhen / nimmt ein Stuͤcklein Glas heraus und machets gluͤend; wann nun ſolches blutroth und durch ſichtig iſt / ſo iſts gut und zum Goldmahlen recht; gleichwie ſolches zu Piſis vielmahls iſt gepro - bieret worden.

Das 129. Capitel.

Eine durchſichtige rothe Farb zu machen.

MAn calciniret das Gold mit Aqva Regis, und gieſſet eben dieſes Waſ - ſer zum fuͤnfften oder 6ten mahl daruͤber: Solches Gold-Pulver wird in einen reinen Tiegel gethan / und ſo lang in den Reverberir-Oeffelein ge - halten / biß es roth wird / welches innerhalb etlichẽ Tagen geſchiehet: dieſes rothe Pulver nun / ſo es einem gereinigten Cryſtall / welches zum oͤfftern in das Waſſer geworffen / behutſam und gemaͤchlich zugeſetzet wird / ſo wird es die Roͤthe eines warhafftigen oder natuͤrlichen und durchſichtigen Car - bunckel-Steins erlangen; wie ſolches durch die Erfahrung iſt beſtaͤttiget worden.

Das 130. Capitel.

Noch eine andere Manier den Schwefel zu figiren / daß er zu der Roſenfarbichten Smalte diene.

ES wird eine Lauge aus Kalch und guter Aſchen / (wie die von Eichen - Holtz iſt) bereitet; in ſolcher kochet man den Schwefel auffs Beſte: Denn es benimmt dieſe Lauge dem Schwefel ſeine verbrennliche Fettigkeit / welche natuͤrlich bey ihm iſt / und die Lauge veraͤndert ſich / der Schwefel aber wird weiß / fix und unverbrennlich; dahero dienet er denen Goldſchmie - den / das Gold damit zu bemahlen.

Das 131. Capitel.

Den Kupffer-Vitriol / deſſen im 31. Capitel gedacht / zu machen.

Man170ANTHONII NERI Siebendes Buch /

MAn ſetzet die verlutirten Tiegel mitten unter die gluͤende Kohlen des Windofens / und laͤſſet ſolche mit Kohlen wohl bedecket / 2. Stunde darinnen ſtehen; Nach dieſem laͤſſet man den Ofen fuͤr ſich ſelbſt erkalten / und nimmt die Tiegel heraus / ſo wird das gecalcinirte Kupffer ſchwaͤrtz - lich ſcheinen / als eine Farb / die etwas von einer dunckeln Purpur-Farb vermiſchet bey ſich habe.

Dieſes gecalcinirte Kupffer wird beſter maſſen gerieben / und durch - geſiebet.

Nach dieſem muß man ein irdenes und feuerbeſtaͤndiges Gefaͤß / mit einẽ flachen Boden / bey der Hand haben; man nennet dieſes Gefaͤß in Toſcan, Tegame, auch muß der Ofen / oben auff / ein Eyſen qvaͤr uͤberliegend ha - ben / darauff man das Gefaͤß voll Kohlen ſetzet: auff ſolche / wann ſie an - gezuͤndet / leget man das gecalcinirte Kupffer / dieſes aber zuvor mit Schwe - fel vermiſchet / nehmlich zu ieden Pfund des gecalcinirten Kupffers / ein halb Pfund des gepuͤlverten Schwefels; Wann nun das Gefaͤß ſich zu erhitzen und der Schwefel ſich anzuzuͤnden und zu verbrennen angefangen hat / ſo ruͤhret man die Materie unauffhoͤrlich mit einem eyſernen Ruͤhr - hacken herum / damit ſichs nicht anhaͤnge oder in eine Maſſam zuſammen - gehe / ſolches continuiret man ſo lang / biß aller Schwefel verzehret / und die Materie nicht mehr rauche.

Alsdann nimmt man das Gefaͤß / wie es iſt / alſo warm vom Feuer / das herausgenommene Kupffer aber zerſtoͤſſet man auffs beſte / und ſchlaͤ - gets durch ein Sieb / ſo bekommt man ein ſchwartzes Pulver: ſolche Ar - beit wiederhohlet man auff gleiche Weis zum drittenmahl / iedoch mit die - ſem Beding / daß man das Gefaͤß bey Endigung der dritten Calcination, ſo lange im Feuer behalte / biß das Kupffer / welches darinnen iſt / eine rothgelblichte Farb bekomme; ſolche wann es erlanget hat / ſo wirds vom Feuer weggenommen / in einen metallernen Moͤrſel wie zuvor zerſtoſſen / ſo bekommet man gedachte Farb / und einen Kalch / welcher dienlich iſt / zu Bereitung des Vitriols / davon unten ein mehrers ſoll angezeiget werden.

Das 132. Capitel.

Den Kupffer-Vitriol ohne Corroſiv zu machen / aus wel - chen die wahre und hochblaue Farb extrahiret wird: eine wunderſame Sach.

DAmit nun aus dem obenbereiteten calcinirten Kupffer ein Vitriol ex - trahiret werde / ſo muß man nach Geſtalt des calcinirten Kupffersein171Von der Glasmacher-Kunſt. ein oder mehr Glaͤſer in einer gebuͤhrlichen Weite haben: zum Exempel / man thut von dem gecalcinirten Kupffer 1. Pfund in ein Glas / welches in der weiten 6. Pfund Waſſers in ſich haͤlt: das Waſſer darff nur klar und von dem gemeinen ſeyn / ſolches ſetzet man ſammt dem gecalcinirten Kupffer in einen Sand-Ofen / und giebet ihm vier Stund lang ein ge - temperirtes Feuer / biß ungefehr 2. Pfund des Waſſers abgerauchet ſind / welches man wohl im Augen-Mas haben kan: hernach laͤſſet man den Ofen erkalten / und gieſſet das uͤbrige Waſſer ab / in verglaſurte Ge - ſchirr; den Kupffer-Kalch aber / der auff den Boden verbleibet / ſetzet man wieder in den Ofen / damit alle Feuchtigkeit davon abrauche: das abgegoſſene Waſſer aber wird alles eine voͤllige blaue Farb haben / von einer wunderbahren Schoͤnheit.

Dieſes Waſſer laͤſſet man 2. Tag lang ruhen / ſo wird ſich noch et - was roͤthliches von dem Kupffer-Kalch zu Boden ſetzen; das Waſſer wird / wie gewoͤhnlich / in unterſetzte verglaſurte Geſchirr filtriret. Und das auff den Boden verbliebene Kupffer zu dem uͤbrigen in das irdene Geſchirr gethan / damit auch alle Feuchtigkeit davon komme.

Alsdann vermiſchet man mit iedem Pfund dieſes getrockneten Kupffer-Kalches / ein halb Pfund gepuͤlverten Schwefel / und calcinirets / wie zuvor; wann der Schwefel zu rauchen anhebet / ſo muß mans mit ei - nen Eyſen / wie gleichfalls zuvor erwehnet / umbruͤhren / damit es ſich nicht an das Geſchirr haͤnge / ſondern wohl calciniret werde: Nach ver - richteter Calcination nimmt man die Materie alſo warm heraus / und zerſtoͤſſet ſolche wohl / ſo bekommet man ein ſchwartzes Pulver; dieſes wird nachmahln mit einen halb Pfund des gepuͤlverten Schwefels ver - miſchet / gecalciniret / und mit einen Eyſen unauffhoͤrlich herum geruͤh - ret / denn ſolches iſt von noͤthen; auch ſo lang in dem Ofen behalten / biß das Kupffer eine roth-gelbe Farb erlanget habe.

Nach ſolchem nimmt mans vom Feuer / und zerſtoͤſſet es alſo warm beſter maſſen in einen metallernen Moͤrſel / ſchlaͤgets durch ein enges Sieb / und ſetzets mit 6. Pfund Waſſer / wie zuvor / in den Sand-Ofen / biß der dritte Theil davon abgerauchet iſt.

Hernach wird das Waſſer abgegoſſen / gefiltriret / und zum Ru - hen hingeſetzet; das auf den Boden gefallene Kupffer thut man / mit einem Pfund gepuͤlverten Schwefel vermiſchet / wiederum in den Ofen / und verfaͤhret damit wie zuvor: Und weiln in dieſer Operation gemeiniglich mehr als ein Gefaͤß zerbricht oder zerſpringet / als muß man deren Ab -Ygang172ANTHONII NERI Siebendes Buch /gang allezeit mit andern erſetzen; damit nicht / wann das Kupffer unter die Kohlen oder Aſchen kaͤme / alle Arbeit vergeblich ſeye.

Dieſer Proceß / wann er 5. bis 6. mahl wiederhohlet wird / ſo wird das Kupffer gleich einer ſubtilen und linden Erden werden / und ſeine blaue Tinctur in dem Waſſer laſſen / welches nachmals geſammlet / und mit Hinwegnehmung der fæcum, gefiltriret wird / ſo bekommet man ein ſehr lauteres und blaues Waſſer von einer wunderbaren Schoͤnheit.

Das 133. Capitel.

Wie man aus dieſen gefaͤrbten Waſſern den Vitriol extra - hiren ſoll.

MAn ſetzet ein Glas / welches ungefaͤhr 3. Pfund Waſſer haͤlt / mit dieſem gefaͤrbten Waſſer angefuͤllet / in den Sand - oder Aſchen - Ofen / und laͤſſet es bey einem gelinden Feuer abrauchen; das uͤbrige Waſſer ſtellet man gleichfals in andern Geſchirren umb den Ofen her - umb / damit es warm werde; Und nachdem von jenen im Sande etlicher maſſen etwas verrauchet iſt / ſo fuͤllet man mit dieſem warmen und glaͤſer - nen Loͤffeln das Glas wieder an; denn ſo mans kalt nachfuͤllen wolte / wuͤrde das Glas zerſpringen / und alles verderbet werden: Wann von dieſem geſaͤrbten Waſſer 10. Pfund biß auff 3. Pfund abgerauchet ſind / ſo werden dieſe 3. Pfund ſehr viel von der Tinctur bey ſich haben: Sol - ches in irdene und verglaſurte Geſchirr gethan / laͤſſet man uͤber Nacht an einen feuchten Ort ſtehen; ſo wird man einen geſteinten Kupffer - Vitriol finden / der eckigt angeſchoſſen iſt / gleich einem Orientaliſchen Smaragd-Cryſtall. Das uͤbrige Waſſer gieſſet man davon ab; das Vitriolum wird getrocknet / das abgegoſſene Waſſer aber laͤſſet man biß zur Haͤlffte abrauchen / anſchieſſen / und ſammlet den Vitriol / verfah - rend auff gleiche Manier wie zuvor.

Von dieſem Vitriol thut man 1. Pfund in eine Retorten / welche wohl beſchlagen und mittelmaͤßig an der Groͤſſe ſeye / leget einen groſſen und weiten Recipienten fuͤr / und giebet vier Stund lang ein ſehr gemaͤſ - ſigtes Feuer; denn ſo man anfangs das Feuer nur ein wenig zuſtarck gie - bet / ſo brechen und ſteigen die feuchten und blaͤſtigen Vitriol-Spiritus mit ſolcher Macht herfuͤr / daß faſt kein Recipient iſt / welcher deroſelben Gewalt aushalten kan.

Darumb iſt dieſes wohl zu mercken / daß das Feuer anfangs die er -ſten173Von der Glasmacher-Kunſt. ſten 4. Stunden ſehr temperiret / und die Fugen wohl verlutiret ſeynd.

Letzlich / wann die trocknere Spiritus in Geſtalt eines weiſſen Dampffs zu ſteigen beginnen / ſo giebet man ein ſtarckes Feuer / und con - tinuiret ſolches biß der Recipient hell und kuͤhl werde / alsdann laͤſt man das Feuer abgehen / oͤffnet nach 24. Stunden die Fugen / thut alles / was in den Recipienten iſt / in glaͤſerne Gefaͤſſe / und hebets in ſolchen / wohl verwahret / auff: denn es iſt dieſes die jenige wahre und hochblaue Farb / mit welcher viel Wunder-Dinge verrichtet koͤnnen werden; welches leichtlich an Geruch dieſes Spiritus, als welcher / unter allen natuͤrlichen Dingen der ſtaͤrckſte und ſchaͤrffſte iſt / mag abgenommen werden; Hier - von waͤre noch viel zu ſagen / weiln aber ſolches zur Glasmacher-Kunſt nicht gehoͤrig / als wollen wirs mit Stillſchweigen vorbey gehen / wel - ches bey gegebener und beſſern Gelegenheit vielleicht ein ander mahl kan erklaͤret werden.

Die in der Retorten uͤbergebliebenen ſchwartzen fæces, wann ſie einen Tag uͤber an die Lufft geleget werden / ſo nehmen ſie von ſich ſelbſten eine blaue Farb an ſich / welche zwar etwas bleich iſt; dieſe gepuͤlvert / und wie in dem vorhergehenden angewieſen / mit Zaffera vermiſchet / auch dem Cryſtall in gebuͤhrlichen Gewichte zugeſetzet / geben eine ſehr ſchoͤne Meer-Waſſer-Farb; derowegen habe ich die Bereitung dieſes Pulvers mit ſolcher Deutlichkeit beſchrieben / dieweil ich verſichert bin / daß dieſes kein gemeiner / ſondern ein Natur-geheimer und verborgener Weg iſt; Solches alles aber habe ich nur / denen edlen und curi - euſen Gemuͤthern zu Gefallen / anfuͤhren wollen.

Joh. Kunckels Anmerckungen uͤber das Siebende Buch ANTHONII NERI Von der Glas-Kunſt.

HJer in dieſem ſiebenden Buch tractirt unſer Autor, nebſt der Glaskunſt und was zu derſelben gehoͤret / noch al - lerley andere nuͤtzliche und curieuſe Dinge. Was dem - nach

Y ijJm174J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B.

Jm 108. und 109. Capitel

DJe Lacc-Farben betrifft / habe ich allbereit vor vie - len Jahren / ehe ich noch etwas vom Neri gewuſt / mich zum oͤfftern darinnen geuͤbet und delectiret: Unter andern hat man hier bey dergleichen Intention und Opera - tion auch dieſes in Obacht zu nehmen; Nemlich: wann man itzt die Blumen in der Laugen ein wenig gekocht / und alſobald / nachdem dieſelbe abgegoſſen / auff das Hinterſtellige wieder friſche Laugen gieſſet / und nach abermahliger gelinden Ko - chung ſolches zum drittenmahl oder ſo lange als ſich noch eine Farbe extrahirt / wiederholet / hernach einen ieden Extract mit allem præcipitirt oder niederſchlaͤgt / ſo giebt ein ieder Extract o - der Præcipitation eine andere und ſonderliche Lacca, welches deñ den Blumen-Mahlern zu ihren Schattirungen ſehr noͤ - thig uñ nuͤtzlich / dienlich uñ angenehm iſt. Doch iſt dieſes nicht von allen Kraͤutern und Blumen zu verſtehen / weiln etliche gar ſehr zart von Farbẽ / und dahero deren ſehr viel auf wenig Lauge muß genom̃en weꝛden; bey etlichen aber braucht man wenig Kraut zu viel Lauge: das rechte Mittel aber hierinnen zu treffen / muß alleine durch die Ubung oder Erfahrung ge - lernet und ergruͤndet werden. Es kan aber alles dieſes gar fuͤglich mit einer reinen Lauge allein von unſer teutſchen Pott-Aſche vollbracht oder verrichtet werden. Herr Fried. Geißler hat in ſeiner Verſion alſo geſetzt und rommentirt: Du ſolt dir zubereiten eine nicht allzu ſtarcke / iedoch aber auch ſcharff-genugſame Laugen / aus der Soda die die Glasma - cher gebrauchen (ſonſt Poth - oder Weid-Aſche genannt) ꝛc. Jch muß mich aber / mein lieber Hr. Geißler / hier nicht wenig verwundern / daß ein ſolcher ſcharffſinniger Commentator und Ausleger Philoſophiſcher un̄ Chymiſcher Schrifften / als ihr bey euch ſelber ſeyd / doch noch in dieſer Einfalt ſtecket / daß ihr nicht einſt die Pott - und Weyd-Aſche (von der Soda willich175Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ich gar nichts melden / denn weil dieſelbe aus Spanien kom̃t / kan ich leicht erachten / daß ſolche euch zu Spaniſch oder zu hoch ſeyn wird) von einander erkennen oder zu unterſcheiden wiſſet: habt ihr nicht geſehen oder geleſen / was der hochge - lahrte Merrettus in ſeinen Anmerckungen zu Anfangs dieſes Capitels ſagt: es verrichte dieſes eben ſo wohl die Pott-Aſche uñ der Allaun. Nun iſt der Allaun blos zur Præcipitation und die Lauge zur Extraction. Wenn ihr als ein in der Chymie Unerfahrner / meinem ob wohl ungelehrten Rath folgen wol - tet / ſo wolte ich euch dieſes rathen; daß ihr doch euch / wann ihr nicht wohl wiſſet / was ein Ding fuͤr ein Ding iſt / die Muͤhe und den Fleiß nicht ſoltet dauren laſſen / ſolches von uns Chy - micis, die wir in dergleichen Arbeit erfahren und ſolche Sache aus der Experientz wiſſen / zu erkundigen oder erforſchen; doch vielleicht laͤſſet es eure Gelehrſamkeit nicht mehr zu / oder ſchaͤ - met euch / ein mehrers / ſonderlich von Ungelehrten / zu lernen / oder ihr koͤnnet dergleichen viel bey den Materialiſten und Kaufflenten / die mit aller hand Waaren handeln / erfahren; wiewohl auch dieſes zu viel iſt / weil ſich leicht ein Chymiſcher Handlanger / oder Kohlen-Jung wuͤrde gefunden haben / der / ob er auch weder Leſen und Schreiben gelernet / dennoch euch dieſen Unterſchied haͤtte ſagen koͤnnen. Jch hoffe aber / ihr werdet hieraus leicht erkennen / daß die Gelahꝛheit / deꝛ ihr euch ſelbſt ruͤhinet (denn von keinem andern habe ich euch iemahls ruͤhmen hoͤren) euch bißher wenig Erfahrung gebracht; in - brigen weiß ich gar wohl / habe es auch zum oͤfftern gelebret / daß dieſe Saltze / als aus der Soda / Weid - und Pott-Aſchen nach ihrer rechten Reinigung / nur einerley ſeyn; aber in ih - rer groben Subſtantz differiren ſie gewiß ſehr weit von einan - der; wiſſet ihr mir aber ein anders zu demonſtriren / ſo ſolls mir lieb ſeyn / denn gewiß / wañ mir einer / er ſey ſo gering als er wolle / ſagt / das ich nicht weiß / erkenne ichs mit hohẽ Danck; alſo hoffe ich / wirds ſeine Hoͤfflichkeit auch nicht anderſt zu -Y iijlaſ -176J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. laſſen. Jch will aber zuletzt noch beſchreiben / wie die Pot - und Weid-Aſche am beſten und copieuſten in unſern Teutſch - land zu machen und zu erlangen ſey ꝛc. Was nun ſonſten der Autor in dieſen beyden Capiteln lehret / ſonderlich wie man die zugerichte Lacca trucknen ſoll ꝛc. iſt bey denen Kraͤutern und Blumen / da es ſich practiciren laͤſſet / gar recht. Als ich noch damit umbgieng / habe ich mir eine Blatte von Gips etwan 2. bis 3. Quer-Finger hoch gegoſſen; wann ich demnach die Lacca wolte trocken haben / macht ich erſtlich meine Gipsblat - te etwas warm / und ſtriech die Lacca darauff / ſo ziehet ſelbige Blatte die Feuchtigkeit gar geſchwind an ſich; hieran / nemlich ob man geſchwind oder langſam trocknet / iſt auch nicht wenig gelegen / denn theils Lacca, wann ſolche langſam getrocknet wird / verliehrt ihre ſchoͤne Farb / oder ſtirbt ab und wird gantz ungeſtalt / dahero auch zum Trocknen genaue Auffſicht von noͤthen. Endlich an ſtatt des Gips kan man nur ein groſſes Stuͤck Kreyden nehmen / und ſolches flach und eben machen / ſonſt aber kan man eine ſolche Gips-Blatte lange gebrau - chen / wañ man ſelbige nur allezeit / ſo bald man ſie gebraucht / beym Feuer wieder trucken thut machen.

Vom 110. Capitel.

DJeſes iſt eine curieuſe Arbeit / will aber / wann es nach des Autoris Lehre ſoll gemacht werden / eine viel genau - ere Auffſicht haben / als er hier beſchrieben. Vornem - lich muß man gantz fleißige Achtung auf die Faꝛbe der Tropfen geben / denn die erſten die da kom̃en / wann ſie das Kraut an - gegriffen / ſind allezeit gar ſehr ſchoͤn und demnach das beſte; wann man aber zu lange diſtillirt / ſo machen offt die letzten Tropfen / die rechte ſchoͤne Farbe / gantz veraͤnderlich und un - geſtalt. Will mans demnach recht ſchoͤn haben / ſo muß man die erſte Coleur abſonderlich abnehmen und verwahren. Vor allen andern aber iſt dieſes zu obſerviren / daß ja die zartenKraͤu -177Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Krauter und Blumen durchaus nicht zerknirſchet noch zer - ſchnitten werden; ſonderlich ſage ich die gar zarten Bluͤmlein / denn dadurch geht ihr grober Safft mit heruͤber und wird alſo auch die Lacca ungeſtalt / doch hats mit einigen Kraͤutern / die nicht gar Safft-reich ſeynd / als zum Exempel der Bibe - nell ꝛc. auch nicht ſo viel zu bedeutẽ. Jm uͤbrigen melde ich hie - mit / daß der Helm / welchen F. G. in ſeiner Verſion beygefuͤ - get / im geringſten nichts dienet oder nuͤtzet; weiln der groſſe Bauch / den ſelbiger von hinten hat und mit den Blumen ſoll ausgefuͤllet werden / nur verurſachen wuͤrde / daß der Spiri - tus ſolcher Geſtalt allzu lange darauff ſtehen bliebe / und dahero die Farbe deſto ungeſtalter werden muͤſte: denn es beduͤꝛffte dieſer bauchichte Helm von hinten zu wieder ein Feu - er / der den Spiritum nach der Roͤhren triebe / oder man muͤſte mir beweiſen / daß das Waſſer von ſich ſelbſt Berg-an lauffe ꝛc. Und dieſes iſts / was hier bey unſers Autoris Capitel zu erin - nern und zu mercken vor noͤthig geachtet.

Was meinen Modum belangt / ſo habe ich dieſe Manier gebraucht und am beſten beſunden / nemlich: Jch nehme ei - nen hoch-rectificirten Spiritum vini, der gantz ohne Phlegma iſt / denſelben gieß ich uͤber ein Kraut oder Blumen welches ich will (wenn es ein gar grobes oder trockenes Kraut iſt / ſo zer - ſchneide ichs ein wenig wie oben erwehnet / die Blumen aber leiden gar keine Zerſchneidung noch Zerknuͤrſchung) und ſehe wol zu / daß ich / ſo bald es ſich gefaͤrbet / ſolchẽ geſchwind herab / und einen andern oder friſchen Spir. vini darauff gieſſe / ſehe ich nun / daß im Abgieſſen die Coleuren einerley / ſo gieß ich ſie zu - ſammen: ſeynd ſie aber different, ſo behalte ich iedes abſonder - lich / hernach diſtillire ich den Spiritum Vini wieder davon / biß auff ein weniges / damit ichs aus den Kolben nehmen kan / fol - gẽds gieſſe ichs in ein untẽrundes glaͤſern Schaͤligẽ oder in ein Urm-Glas / und laß es vollends gantz gelinde evaporiren / biß es ſeine behoͤrige Conſiſtentz und Dicke hat / oder (nach Belie -ben)178J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. ben) gar trocken iſt / welches aber ſehr gelinde geſchehen muß / weiln dieſe Farben uͤber aus zart ſeynd. Es ſind etliche Far - ben der Blumen / die ſtehen allezeit ab und geben eine andere Coleur, dieſes thut inſonderheit und vor allen andern die blaue: ſelbige recht zu machen / will vor allen andern gelinde tractirt und fleißig obſervirt werden. Es hat mir auch keine iemahls mehr Muͤhe als die Blaue gemacht / und kan doch / die Warheit zu bekennen / mich nicht ruͤhmen / daß ich eine rechte Blaue / die mich contentiren koͤnnen / gekriegt haͤtte; ob ich wohl unterſchiedene derſ[e]lben / noch bey meinen G. H. Hertzog Frantz Carl zu Sachſen Lauenburg Chriſtm. An - denckens (welcher ein ſonderbahrer Liebhaber der Blumen - Mahlerey und in dergleichen Farbe Bereitungen war) da ich bey demſelben noch als ein Cammerdiener auffwartete / unter andern curieuſen Dingen gemachet. Es beſtehet aber / wie ſchon gemeldet / die gantze Sache in einer gar ſehr genauen Auffſicht / welches allein die Erfahrung und Ubung recht leh - ren muß. Hier / nach dieſem Modo, erſparet man viel Muͤhe im diſtilliren / und kan man auch alſo die Lacca beſſer in Copie machen. Deñ die / welche nach der Lehr und Art unſers Autoris gemacht wird / muß umb der vielen Muͤhe willen ſehr koſt - bar fallen / welches die Erfahrung gnugſam bezeugen wird. Auff dieſe meine Art kan man auch ſtracks ſehen / was fuͤr Kraͤuter hierzu tuͤchtig / und was dieſelben eigentlich fuͤr Co - leuren geben / wann man es nemlich nur mit einen baar Un - tzen Spiritus Vini verſucht. Es wird auch niemand durch die deſtillation unſers Autoris aus dem Loͤffel-Kraut eine ſolche ſchoͤne Gruͤne bekommen / als auff dieſe meine Art / denn in - dem das Sal volatile in dem Loͤffel-Kraut von dem acido des Weingeiſtes oder S. V. uͤberwaͤltiget wird / ſo wird es recht / und alſo iſts auch von andern zu verſtehen; und ſolcher Geſtalt kan die Farbe eines ieden Krautes oder einer ieden Blumen auff das ſchnelleſte erfahren werden: Auch iſt noch diß zumer -179Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. mercken / daß dieſelben zum oͤfftern eine andere Farbe im Spi - ritu Vini, eine andere aber in der Lauge ertheilen. Endlichen muß ich noch erinnern / daß dieſe Extraction nur in der Kaͤlte muß geſchehen / denn ſo bald eine Waͤrme dazu koͤmmt / ſo wirds ungeſtallt; Derowegen man auch im diſtilliren es gar leicht durch die Waͤrme verſehen kan / daß die Farben gantz unangenehm und haͤßlich werden.

Das 111. Capitel

GJbt eine ungeſtalte blaue Farb / allermaſſen auch aus des Herrn D. Merretti Anmerckungen / als welcher es gleichfalls probieꝛt / zu erſehen iſt. F. Geißler hat daſelbſt auch das ſeine gethan / ſonderlich / indem er aus einem Jhme nicht gar ungleichen Chymiſchen Autore eine blaue oder Lazur-Farbe mit 4. Loth Schwefel und 6. Loth Qveckſilber zu machen lehret ꝛc. da doch ein ieder / der in der Chymie nur ein wenig mehr Verſtand / als ein Sperling hat / leicht ſihet / daß / weil es die bloſſe Compoſition des gemeinen Zinobers iſt / ſolche auch durch dieſes Tractament nur ein verdoꝛbener Zino - ber wird; wer es aber nicht glauben will / der kan es ſelber ver - ſuchen.

Jm 112. Capitel

JSt dieſes / was der Autor vom Mandeloͤhl / dem Tuͤꝛckis ſeine verlohrne Farb wieder zubringen / gedencket / zwar offt verſuchet / aber wenig Warheit daran befunden worden. Jch habe ſelbſt / nemlich dem abgeſtandenen Tuͤr - ckis ſeine verlohrne Farbe wieder zu bringen / viel Kuͤnſteln vorgenommen / aber wenig Vergnuͤgen erlanget. Dieſes habe ich von einem vornehmen Obriſten geſehen / der hatte ein Waſſer / welches er ein Mercurial-Waſſer nannte / darein legte er den Tuͤrckis ein Tag 8. oder 10. da ſahe er ſehr ſchoͤn; ich erfuhr aber hernach / daß ſolche Schoͤne nicht lange waͤhr -Zte /180J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. te / ſondern ſo bald er eine Weile getragen wurde / da hatte er ſeine vorige Coleur wieder; weil ich denn befunde / daß dieſes eine ſolche Kunſt / daran keine Gewißheit / noch etwas beſon - ders war / als habe ich mich weiter nicht darumb bemuͤhen wollen.

Vom 113. Capitel.

SO viele ſich in dieſer Spiegel-Kunſt uͤben / ſo viel Manieren und Compendia findet man hiervon / wie auch aus des Herrn D. Merrets Anmerckungen uͤber dieſes Capitel gnugſam zu erſehen: doch iſt dieſe / die hier un - ſer Autor ſetzet / ſehr gut / nur dieſes habe ich nach meiner Ob - ſervation dabey zu erinnern / daß / wann man das Arſenicum darzu thut / ſolcher dem Spiegel / wann er auch gleich auffs ſchoͤnſte gepolirt / immer zu blind und blaulicht macht / muß alſo ein ſolcher Spiegel / weil er continuir lich anlaͤufft / zum oͤfftern wieder gepoliret werden. Dieſes haben auch andere nebenſt mir beobachtet und alſo befunden. Mit dem Zinn und Kupffer handelt ein ieder hierbey nach ſeinen eigenen Belie - ben und Wohlgefallen.

Jm 114. Capitel

HAndelt und lehret der Autor die Spiegel-Kugeln zu marmoriren. Als ich dergleichen erſtmahls zu Ham - burg geſehen / gefiehlen ſie mir ſehr wohl / kauffte dero - halben eine / und ſchlug dieſelbe alſo fort auff freyen Marckt zu ſtuͤcken / wie ich denn derohalben / von denen die nicht wuſten warumb ich ſolches gethan / verlacht wurde; der Verkaͤuffer aber / welcher ein Hollaͤnder war / merckte mein Vorhaben / und ließ einen groſſen Verdruß darob verſpuͤren; meinte auch / ſo er das gewuſt / er wolte ſie mir nicht verkaufft haben / eben als wann ich ſolche / weil ſie oͤffentlich feyl / nicht dennoch haͤtte kriegen koͤnnen. Jch aber machte mich alſobald dar -uͤber /181Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. uͤber / und weil ich ſahe / daß was maͤhligtes von Gips daran war / nam ich allerhand Farben mit Spick-Oehl angerieben (denn auff die Hauſen-Blaſen kund ich mich damahln nicht beſinnen) und ſpruͤtzte die in die Kugel / ließ ſolche auch geflam - met / und wie es zutreffen wolte / darinnen herumb lauffen. Zwar wann man ſie nur ſo anſihet / laͤſſet es gar ungeſtalt; ſo bald ich aber ein wenig Weitzen-Mehl hinein that / ſahe es ſehr ſchoͤn und angenehm / und dienen auch auff feinen gedre - heten Fuͤſſen ſehr wohl auff den Geſimmſen / die Stuben und Cabinete aus zuzieren. Hernach / wie ich unſers Auto - ris Art bekam / habe ichs auch nach derſelben gemacht / wie - wohl ſolche mehr Muͤhe und Beobachtung / als die meini - ge erfordert. Sonſt kan man nach des Autoris Weiſe / an ſtatt der Hauſen-Blaſen oder des Fiſch-Leims / nur reines Eyer - weiß nehmen / ſolches im Glas herumſchwencken / und das uͤbrige wieder heraus lauffen laſſen / umb zu andern zu ge - brauchen ꝛc. Hier will ich den Liebhabern dergleichen Sa - chen / noch eine Spiegel-Art mittheilen / welche unter die vo - rigen verſetzt / ſehr fein ſtehet. Nim̃ derohalben dieſe Spie - gel-Kugeln zu begieſſen

  • Queckſilber 2. Loth.
  • Wißmuth 1. Loth.
  • Bley und Zinn iedes ein halb Loth.

Das Bley und Zinn laͤſſet man erſtlich flieſſen / denn thut man den Marcaſit oder Wißmuth dazu; ſiheſtu nun / daß er auch gefloſſen / ſo laſſe es ſtehen / biß es ſchier erkalten will. Alsdann gieſſe den Mercurium oder das Queckſilber hinein. Ferner / ſo nimmt man eine glaͤſerne Kugel / die inwendig gantz rein und ohne Staub iſt / und macht einen Trichter von Papier / welchen man inwendig / an einer Seiten der Kugel anſetzet / und gieſſet alſo diß Amalgama fein ſachte an den papie - renen Trichter hinunter / daß es nicht ſpruͤtzet / ſondern gelin - de an der Kugel hinunter laͤufft. Denn ſo es zu gaͤhling aufZ ijden182J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. dem Boden der Kugel fiel / ſo wuͤrde es allenthalben inwendig herumb ſpruͤtzen / und dahero die Kugel gantz ungeſtalt / oder nur lauter Flecken daraus werden; derowegen dieſer Hand - griff wohl und fleißig in Obacht zu nehmen. Jmgleichen / ſo nur der geringſte Staub in der Kugel geweſen / ſo hangt das Amalgama auch gar nicht an demſelben Ort an. So auch das Amalgama an einem Ort ſitzen bleiben / und / wie zum oͤfftern geſchieht / breit oder koͤrnicht werden wolte / alsdenn haͤlt mans nur ein wenig uͤber eine Kohl-Glut / ſo flieſſet es wieder / und laͤufft fein allenthalben herum: Wenn es nun allenthal - ben ſich wohl angelegt / ſo kehret man die Kugel umb / alſo daß ſie mit dem Loch auf einen Becher zu ſitzen kommt / da dañ das uͤbrige wieder heraus laͤufft / mit welchen forthin andere mehr koͤnnen begoſſen oder bezogen werden. Wann aber das heꝛauslauffende Amalgama zu duͤnne waͤre / ſetzt man ihm nur noch etwas Bley / Zinn und Wißmuth zu / und verfaͤhrt weiter damit / wie allbereit genugſam gelehret worden; iſt nun das Glas recht ſchoͤne / ſo ſpiegeln auch die Kugeln ſchoͤne / wo aber das Glas ſchlecht / ſo muß es auch der Spiegel ent - gelten. Ob nun zwar dieſe Kugeln ſchon gemein / ſo ſeynd doch noch etliche / die ſolches nicht wiſſen und doch gerne wiſſen wol - ten / und umb derſelben willen hab ichs auch hier ſo umbſtaͤn - dig beſchrieben.

Vom 115. Capitel.

OB gleich dieſe hier gelehrte Ultramarin-Farbe / bey uns Teutſchen nicht mehꝛ mit Nutzen zu machen / (ungeacht dieſelbe / wenn ſie recht ſchoͤn / viel hoͤher als Gold æſti - miret und bezahlet wird) aus Urſach / weiln man uns den Lapis Lazuli viel zu theuer und koſtbar anſetzet / ſo kan ſolche doch von unterſchiedenen Kuͤnſtlern / ſonderlich vornehmen Mahlern / nicht gaͤntzlich entrathen werden. Es hat ſich hier unſer Autor genugſam bemuͤhet / alle zu dieſer Bereitung noͤ -thige183Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. thige und nuͤtzliche Handgriffe zu beſchreiben; Dieſes aber hat man in der / (woran doch das allermeiſte liegt) Compoſi - tion befunden / daß die Farbe auff ſolche Weiſe nicht wohl rein und fein / ſondern mehrentheils unſauber und ungeſtalt wird oder heraus kommt. Will derohalben dem Liebhaber einen Modum ſetzen / wie mir ſolchen einſten ein Frantzmann gewieſen / und wir ſolche mit einander gemacht und verfer - tigt haben. Nemlich wir nahmen Lapis Lazuli und ſtieſſen denſelben in Stuͤcken / ſo groß als Erbſen / ſelbigen lieſſen wir hernach roth gluͤen / und ſchuͤtteten ihn alſo heiß in ſcharfen Wein-Eßig / (will man diſtillirten nehmen / iſts deſto beſſer) ferner rieben wir ihn mit dem Eßig auff einen harten Mar - mor / ſo klein / daß er gantz unbegreiflich ward / denn ie kleiner er gerieben wird / ie beſſer es iſt; man kan ihn auch nicht zu klein reiben: und dieſes iſt das vornehmſte Stuͤck der gantzen Kunſt. Alsdenn nahmen wir gleich ſo ſchwer / als das Pul - ver gewogen / reines gelbes Wachs und reinen Calcſchaum̃ / iedes die Haͤlffte; dieſes lieſſen wir in einer irden verglaſten Pfannen zergehen / und ruͤhrten alſo den aufs ſubtilſt gepul - veriſirten Lapis Lazuli fein ſachte und nach einander hinein; her nach thaten wirs in reines kalt Waſſer / darinnen lieſ - ſen wirs 8. Tage liegen; hernach nahmen wir zwey groſſe glaͤſerne Zuckel-Toͤpffe / und fuͤllten die an mit Waſſer / wel - ches eben ſo heiß war / daß wir kaum die Haͤnde darinnen lei - den kunten / (dieſes warme Waſſer muß auch gantz rein ſeyn) alsdann nahm der eine von uns eine Rolle in die Hand / und malaxirte oder kettete dieſelbe in dem warmen Waſſer wohl durch einander; nachdem nun das ſubtilſt und ſchoͤnſte / wie uns dauchte / heraus war / ſo nahm ſie der ander in ſein Glas / und was da heraus faͤllt / das iſt nicht ſo ſchoͤn / ſondern bleicher und geringer. Dieſes Waſſer lieſſen wir wohl wieder uͤber 4. Tage ſtehen / in welcher Zeit ſich das ſubtile Pulver voͤllig ſetzet / welches man alsdenn auffs fleißigſte zuſammenZ iijſucht.184J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. ſucht. Es gibt aber von den rechten feinen und ſchoͤnen ſehr wenig / und man kan wohl 3. oder 4erley Sorte aus einer Maſſa machen / nachdem man nemlich eine Qvantitaͤt macht / und ſolche in unterſchiedenen Waſſern malaxirt. Daß man nun ſehr ſaubere Haͤnde und allemahl gantz reines Waſſer nehme / iſt noch mahl das noͤthigſte zu erinnern / weil dieſe Farbe uͤberaus leicht eine Unſauberkeit faͤngt / oder an ſich nimmt. Und diß iſt die Art / die ich ſelber gemacht und ma - chen helffen.

Das 116. und 117. Capitel

GEhoͤren beyde zuſammen / und gehet die Farbe / nach des Autoris Lehre / gut an. Weil ichs aber nur aus der Coſcionelle gemacht / und aber zwiſchen Grana Cher - mes und Coſcionelle ein groſſer Unterſcheid / weiß ich derohal - ben nicht / zweifle auch ſehr / ob dieſe aus der Grana Chermes, ſo ſchoͤn als aus der Coſcionelle wird; doch habe ichs / wie ge - dacht / mit der Grana Chermes nie verſucht. Jch will aber hier einen unfehlbahren Modum ſetzen und mittheilen / den ich nicht alleine offt gemacht und ſehr gut befunden habe / ſon - dern auch noch die kleine Dinge in meiner Haushaltung da - mit ſelber faͤrben laſſe; ingleichen kan ich daraus nach Be - lieben / und wann ich will / die allerſchoͤnſte Lacca auff un - fehlbare Weiſe machen und bereiten. Derowegen

  • Nimm Coſcionelle 8. Loth.
  • Allaun 1. Pfund.
  • Reine und feine Wolle 8. Pfund.
  • Klein geſtoſſenen Weinſtein ein halb Pfund.
  • Rocken-Kleyen 8. gute Hand voll.

Koche die Kleye ungefehr in 24 Kannen Waſſer / mehr oder weniger / es kan nicht groß ſchaden; denn ſtelle es auff die Sei - ten eine Nacht / daß es ſich wohl ſetze; geuß es durch einen Filtz / daß es fein klar oder ſauber und rein werde. Alsdenn nimmeinen185Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. einen Kupffern-Keſſel / ſo groß / daß die Wolle darinnen Raum habe / geuß die Haͤlffte vom Kleyẽ-Waſſeꝛ darein / und ferner ſo viel reines Waſſer darzu / als dir beduͤnckt gnug zu ſeyn zu der Wolle; laß es alſo kochen. Weiter thue den ob - geſetzen Allaun und Weinſtein darein / und hernach die Wol - le / und ferner 2. Stund kochen laſſen / es muß aber die Wolle alle zeit von Grund auff geruͤhret / und denn wieder nieder - geſtoſſen werden / gleichwie es die Weiber im Waſchen ma - chen; damit die Wolle recht und wohl gereiniget werde: Wañ es denn ſeine beſtimmte Zeit gekocht / ſo thue die Wolle in ein Netz / daß ſie wohl ausrinne; denn nehm ich die zuvor behal - tene Haͤlffte des Kleyen-Waſſers / und gieſſe dazu noch 24. Kannen (ungefehr) rein Waſſer / laß es kochen: wann es nun wohl kocht / ſo thue die Coſcionell hinein / ſelbige muß zuvor - hero auffs kleinſte mit 4. Loth weiſſen Weinſtein gerieben und miſcirt ſeyn. Dieſes muß man auch immerzu ruͤhren / daß es nicht uͤberlaͤufft / alsdenn thue die Wolle hinein / und laß es anderthalb Stund wohl kochen; dabey wieder allezeit die Wolle umb - und von Grunde auffgeruͤhrt. Wann nun die Wolle die Farb angenommen / ſo thue ich ſie wieder in ein Netz / und laſſe ſie wohl abrinnen / ſo iſt es Scharlach-Farbe. Es kan zwar dieſe Farbe auf eine andere Art und Weiſe / nem - lich mit Zinn und Aqvafort oder Scheidwaſſer / und in zinner - nen Keſſeln viel hoͤher gebracht werden: ich hab aber hier nur dieſen Modum geſetzt / weil er am dienlichſten eine Lacca dar - aus zu machen / und ſo leicht / daß er faſt von iederman kan imitirt und nachgemacht werden: ich ſelbſt laſſe Struͤmpffe / Cammeſole und andere dergleichen Dinge / die ins Haus - halten gehoͤren / auff dieſe Weiſe vor mich / durch meine Leute faͤrben. Jch habe hier alles auffs klaͤreſte beſchrieben / alſo daß man nicht wohl irren kan; nur erinnere ich nochmahl / daß man die Proportion der ingredientien beobachte: Dennhat186J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. hat man mehr Wolle oder Wuͤllenzeug / ſo muß man es aus - rechnen was auff das uͤbrige kommt. Nun folget ferner

Wie man eine Lacca daraus machen ſoll.

Nimm reines Waſſer / ungefehr 32. Kannen / und laſſe ſo viel reine Pott-Aſche darinnen zergehen / daß es eine gute ſcharffe Lauge wird; mache ſolche / indeme du ſie durchei - nen Filtz oder woͤllernen Beutel gieſſeſt / fein rein und lauter / darein thue die Wolle / und laſſe ſolche im Keſſel wohl kochen / biß ſie wieder gantz weiß werde / und die Lauge alle Farbe an ſich genommen habe; alsdann geuß es abermahl durch einen reinen Beutel / und druͤcke die Wolle aus. Nun nimm 2. Pfund Allaun / laß den im Waſſer zergehen / und geuß es in dieſe gefaͤrbte Lauge; ruͤhre es wohl umb / ſo gerinnts zuſam - men und wird dicke; geuß es wieder in einen dichten leinen Beutel / ſo bleibt die Lacca im Beutel / und die Lauge laͤufft klar und lauter durch. Wofern ſie aber noch gefaͤrbt durchlieffe / ſo muͤſte mans alsdeñ nur ein wenig einkochen / und noch etwas vom zerlaſſenen Allaun hineingieſſen / ſo wuͤrde es vollend ge - rinnen / und die Lacca unfehlbar zuruͤck bleiben. Wann nun ſolcher Geſtalt die Lacca alle im Beutel iſt / ſo muſtu offt friſch Waſſer darauff gieſſen / damit das / was etwan noch vom Saltz oder Allaun dabey iſt / weggeſpuͤhlet werde. Nim̃ als - denn eine Taffel von Gips / oder von Kreyde / wie ich ſchon vorhin gelehret / ſtreiche es darauff / oder laſſe kleine Kuchen / wie etwan in den Apothecken die Bruſt-Kuchen / darauff troͤpffelen / welches gar fein durch einen Trichter geſchehen kan / und verwahre ſie zum Gebrauch: denn du wirſt / wenn du recht procediret, eine ſehr ſchoͤne Lacca haben. Hierbey iſt noch zu mercken: wann im Kochen der Wolle / das Waſſer wolte vergehen / und zu wenig werden / daß man ja kein kalt Waſſer zugieſſe; ſondern auff beduͤrfftigen Fall / muß manſiedent -187Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſiedent-heiß Waſſer bey der Hand haben / und nachgieſſen; weil ſonſt leicht alles mißrathen ſolte. Jm uͤbrigen iſt hier - bey nichts mehr in acht zu nehmen / ſondern gehet alles un - fehlbar an. Wer aber die Lacca machen wolte / und die Wol - le nicht erſtlich faͤrben / dem will ich hiermit einen noch leich - tern und unkoſtbaren Weg zeigen: Er ſehe nur / daß er die Flock - oder Scheer-Wolle von Scharlach bekomme / die koche er in der Lauge / und mache es nur allerdings / wie oben ge - lehrt / alſo iſt man ſo wohl der Muͤhe von Faͤrben / als auch der meiſten Unkoſten uͤberhoben.

Jm 118. Capitel

HAt der Autor gelehrt / wie man eine Lacca aus der Chro - ſillie machen ſoll. Dieſen Modum bin ich gefolget / und habe ſelbigen gantz richtig beſunden / nachdeme habe ichs einen guten Freund gewieſen / der macht ſie noch auff den heutigen Tag / und verkaufft ſolche denen Mahlern mit guten Nutzen / als welchen ſie / weiln ſolche wol tieffet (wie die Mah - ler reden) ſonderlich dienſtlich iſt. Das Zugieſſen des Allauns gibt ſich ſelber. Jm uͤbrigen hat hierinnen der Autor das ge - ringſte nicht verhalten. Was aber

Jm 119. Capitel

NAch des Autoris Lehre die Lacca zu machen betrifft / iſt ſelbige etwas zu koſtbar / ſonſt aber iſt ſie aller dings richtig. Meine Art iſt dieſe: Jch nehme eine klare Pott-Aſch - oder Weinſtein-Lauge / dazu gieß ich ein gantz we - nig zerlaſſenen Allaun / die Lauge thue ich in ein weit glaͤſern Geſchirr / alsdenn nehme ich geſtoſſene Coſcionell, und thue ſie in einen dichten-leinen Beutel / und ſchlage den hin und her in der Lauge / biß alle Farbe heraus geht / doch iſt die erſte die beſte: derowegen umb iede abſonderlich zu finden / kan man zwey Glaͤſer nehmen.

A aWenn188J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B.

Wenn nun aber keine Farbe mehr heraus will / nimmt man ein lauter Allaun-Waſſer / und gieſſet ſo viel davon un - ter die Lauge / biß ſolche gaͤntzlich gerinnt / das geronnene gieſ - ſe auff ein Tuch und ſuͤſſe oder waſche mit friſchen Waſſer die Lauge ab / und truckne ſie auff vorige Art / ſo haſt du eine ſo ſchoͤne Lacca, als der Autor lehret / die doch weder koſtbar noch muͤhſam iſt / kanſt auch dieſer Manier ſicher trauen / denn ich ſie zu unterſchiedlich mahlen probirt habe.

Vom 120. Capitel.

DEr Autor kommt nun wieder auff die Glas-Kunſt / uñ lehret hier eine durch ſcheinende Roͤthe in das Glas zu bringen; es gehet auch / daſerne die Magneſia nach ſeiner Lehre / wohl und fleißig zugerichtet / gar gut an / und gibt eine ſchoͤne Granat-Farbe / wie ich denn dieſelbige ei - nem Liebhaber / ſo er bey mir kommt / wohl vorzeigen kan.

Hier ſtehet in des Geißlers Verſion alſo: Es ſoll von die - ſer Medicin 20. Untz oder 40. Loth / in ein ieder Untz des Cry - ſtalls oder Glaſes gethan werden. Wobey Geißler noch fer - ner ad marginem commendirt: Es ſoll vielleicht Pfund heiſ - ſen. Aber gewiß / lieber Herr Geißler / es iſt mir leid / daß ihr ſo gar ungluͤckſelig in euren judiciren / und alſo fort auch im commendiren ſeyd. Billig ſolte man euch (zumahln / weiln ihr doch ein Chymicus ſeyn und den Neri ins kuͤnſtig verbeſſern wollt) alſo zuꝛuffen: Leꝛns beſſer / lerns beſſer ꝛc. Jhr ſetzet / oder ruͤhmet euch in euer Charteqve, daß ihr in der Chymie von Jugend auff wenig unnuͤtzlich Geld verthan: ich aber halte dafuͤr / daß ihr noch weniger nuͤtzlich darinnen verthan habt. Ja es iſt fuͤrwahr ohne euren Ruhm und Bekaͤntniß gnug - ſam zu ſehen / daß das wenige (wie wenig es auch immermehr ſeyn mag) ſo ihr in der Chymia verthan / gleichwohl bey euch recht unnuͤtzlich verthan iſt; Urſach / weiln ihr dadurch nichtsgebeſ -189Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. gebeſſert / ſondern noch ſo gar alber und unverſtaͤndig in der - ſelben ſeyd. Gewiß ihr habt von noͤthen / noch von unſern allergeringſten Jungen zu lernen / und Unterweiſung anzu - nehmen; Jſt alſo freylich billig und recht / daß es mit euch heiſſe / wie ihr euch ſelber geprophe zeyet habt / nemlich: Ruͤcke hinunter. Denn es iſt eine bekannte Warheit / daß / wer in der Chymie wenig verthan / ſelbiger auch darinnen wenig gethan habe; und dieſes hat man aus eurer Charteqve gar wol geſehen / alſo daß es von euch unnoͤthig geweſen / ein ſolches Geheimniß der Welt zu offenbahren. Sage derohalben noch - mahl mit guten Fug / daß mein voriger Jung / ſo eines ſchlech - ten doch ehrlichen Bauren Sohn / dennoch mehr als zu viel tuͤchtig geweſen / euer Lehrmeiſter zu ſeyn / umb euch in denen Dingen / die ihr billich wiſſen ſollt und doch nicht wiſſet / zu unterweiſen. Wiewohl leicht zu ſehen / daß eure Einbil - dung ſich zu der Zeit ſehr hoch erſtreckt / hoffe aber / ſie wird von ſich ſelbſt vergehen / ſonderlich wann ihr werdet zur Er - fahrung derer Dinge / die ihr euch ietzt einbildet / einſten ge - langen. Jch zwar wuͤnſchete euch gerne / daß ihr wuͤſtet / was ihr euch einbildet / und haͤttet die Experientz an ſtatt der Meinung / ſo wolten wir beſſer zuſammen kommen.

Aber wieder von unſers Autoris Medicin zu reden / ſo will ich euch nur dieſes zu bedencken geben: Jhr wollt ja ein Medicus ſeyn / und vermuthlich kein gemeiner; nun nennet die - ſes der Autor eine Medicin; habt ihr denn iemahls geſehen ei - nem Krancken / oder einem Corpo, eine Medicin beybringen / am Gewicht (ich will nicht ſagen 20. mahl) ſchwerer als das Corpus ſelber iſt? Jch halte / es ſolte eine neue Art zu medicinen ſeyn. Jhr wollt ja auch ein Philoſophus ſeyn / ich muß aber glauben / daß ihr entweder zu raiſoniren vergeſſen oder nie - mahls gelernet habt; denn uͤberlegts nur ſelber / (Es gehoͤret doch auch zur Philoſophia) wann ein Faͤrber / oder ſonſt ie - mand etwas faͤrben wolte / und dazu (ich will nicht ſagen 20. A a ijmahl)190J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. mahl) ſchwerer als das Ding / welches er faͤrben ſoll / Farbe / und zwar wohl-præparirte Farbe / naͤhmen und gebrauchte / ſolte er nicht (ſonderlich auff Roth) zu recht kommen / wuͤrde er nicht von iederman / der es wuͤſte / vor den groͤſten Ignoran - ten gehalten werden? Eben dieſe Bewandſchafft hat es hier auch mit den Glaͤſern / in welchen doch als in einen durchſich - tigen Corpo, die Farbe ſich noch viel weiter (daferne recht ver - fahren wird) erſtrecket und erſtrecken muß: und dieſes haͤttet ihr billig wiſſen ſollen / daferne ihr nur ein halber Chymicus und dabey weder ein Medicus noch ein Philoſophus waͤret / da ihrs doch alle drey zuſammen (ſehet nur / wohin euch die Ein - bildung verleitet) ſeyn wollet.

Jhr werdet euch zwar hier entſchuldigen wollen / und ſagen / es ſtehe alſo in der Lateiniſchen Verſion: Wolan / geſetzt / daß ihm ſo iſt / ſo ſeyd ihr aber (ſcilicet) ein Ausleger Philoſo - phiſcher und Chymiſcher Schrifften: nun weiß iederman wohl / daß eine Sache / die an ſich ſelber klar und richtig iſt / keiner Erklaͤrung oder Auslegung von noͤthen hat; ſondern vielmehr / wo dieſelbe zweifel haftig dunckel / ungewiß oder gaꝛ gefehlet iſt. Jſts nicht alſo? Jhꝛ aber habt geꝛad das Gegentheil gethan / indem ihr (nach der rechten Ausleger Art) allezeit / wann der Text am klaͤreſten / euren Senf am liebſten beyge - ſchmiert; wann es aber am meiſten von noͤthen geweſen / da habt ihr nichts im Faß gehabt.

Jch haͤtte hier Gelegenheit / euch / aus der Charteqve an eure hochgeehrte Herren / und ſonderlich aus den NB. wohl - ausgeſonnenen Zuſchrifften eures Neri recht blos und ey - gentlich vorzuſtellen; wills aber doch / weil ich hoffe / ihr wer - det euch beſſern / vor dißmahl beruhen laſſen / und was die rechte Proportion der Medicin ſey / hiemit erklaͤren:

Jch habe zwey teutſche Verſion uͤber den Neri / aber de - ren keine wills mit euch halten / denn die eine ſetzt eine Untz auff ein Pfund / die andere aber eine Untz auff 20. Untzen;und191Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. und dieſe hat des Autoris Sinn und Meinung recht getroffen; weiln / wenn es ja in der Lateiniſchen Verſion alſo ſtehet / wie Herr Geißler hat / nur verkehrt geſetzt iſt; welches aber ein Commentator billig ſehen / oder mercken und wiſſen ſoll / ſon - derlich ein ſolcher / der / wie ihr euch ruͤhmt / ſo viel Jahr der Muſen Bruͤſte geſogen; welches ich aber / weiln ihr nicht beſ - ſer von einem Ding raiſonirt / nicht glauben kan / daß es nem - lich der Muſen Bruͤſte geweſen / von welchen / weiln ſie bey mir in einen beſſern Credit ſeyn / ich nicht muthmaſſe / daß ſie ſolche einem ieden unverſchaͤmten Gaſt darreichen ſollen / in - dem es ihnen ſonſt ja zu groſſen Schimpff (wie leicht zu erach - ten) gereichen wuͤrde: ſondern wenn ich hier von meine Mei - nung ſagen ſoll / ſo halte ich vielmehr darfuͤr; es ſey der Phan - taſia ihr mit Lufft und Wind angefuͤllter Lederſack geweſen / womit mancher ehrlicher Kerl iſt betrogen worden.

Zum Beſchluß aber / ſage ich euch / mein lieber Herr Geißler / daß noch hier eine Untz Medicin auff 20. Untz der Cryſtallinen Maſſa zu viel iſt; es waͤre denn Sach / daß man es zuſam̃en in einer uͤbermaͤßigen Hitz wolte ſtehen laſſen / da - mit ſich etwas an der Farb verzehrte / wiewohl es dennoch hier nicht ſo leicht / als mit der unpraͤparirten Magneſia ge - ſchicht: Ja es iſt faſt an einen Loth genug / und gibt / wañ al - les recht getroffen / reverà eine ſehranmuthige Farbe. Die - ſes ſchreibe ich nicht etwan aus dem Falopio oder ſonſt einem alten Buch / ſondern aus unbetruͤglicher Experientz uñ Erfah - rung: thut ihr auch dergleichen / ſo habt ihr keiner Correction von noͤthen. Es ſoll mir auch ſehr lieb ſeyn / wann ihr mit Experientz mir meine Fehler zeiget / mit leeren Worten aber werdet ihr euch nur proſtituiren / und doch niemanden / der bey geſunden Verſtand iſt / contentiren koͤnnen.

Das 121. Capitel.

WAs hier die Blut-rothe Farbe betrifft / gebe ich nach / daß ſie in ſchwachen Feuern wohl angehe. Jch habeA a iijdie -192J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. dieſes mehr denn einmahl verſucht / auch im Ausnehmen ſel - bige oͤffters ſo Blut-roth befunden / daß ich mich daruͤber ver - wundert / und von Hertzen erfreuet; aber wann mans will verarbeiten laſſen / ſo wird es am Jnſtrument ungeſtalt / und flechten ſich allerhand unannehmliche Streifen darein / auch wann ein oder 2. Stuͤckgen gemacht / ſo vergeht die Farbe nach und nach faſt alle wieder. Wann aber etwas / von dem mit Eßig præparirten Eyſenpulver dazu gethan geweſen / ſo kan / daferne die Farbe vergangen / ſelbige mit dem Weinſtein wieder hervor gebracht werden; aber es iſt doch keine Beſtaͤn - digkeit dabey ꝛc.

Hier wolte ich gerne einen beſſern Modum anzeigen / und auffeine compendieuſe Art das rothe oder Rubin-Glas leh - ren / wann es nicht vor eine ſo ſonderbare Raritaͤt von meinem Gn. Churfuͤrſt und Hn. gehalten wuͤrde: Wer es aber et - wan nicht glauben will / daß ichs kan / der komme ins kuͤnffti - ge und ſehe es bey mir. Wahr iſts: Es iſt itzo noch zu rar, ge - mein zu machen.

Jm 122. Capitel

ERfodert die Farbe / wie kurtz ſie der Autor auch beſchrei - bet / viel Muͤhe in ihren eigendlichen Grad zu treffen / wiewohl ſeine Beſchreibung allerdings recht. Nur er - innere ich dieſes dabey / ſo man das Glas anfaͤnglich mit der Magneſia oder Braunſtein etwas zu ſtarck gefaͤrbet / ſo bekom̃t man die Farbe nimmermehr nach Belieben / ſondern wird gantz dick und dunckel; derowegen muß ſehr wohl in acht ge - nommen werden / daß man es im Anfang nur helle faͤrbet. Dieſes habe ich mit Schaden erfahren.

Das 123. Capitel

JSt nicht wehrt / daß dabey etwas erinnert werde / weil es der alte Modus, den alle Apothecker-Jungen wiſſen. Es iſt auch ſchon zuvor droben im 91. Capitel ein ſon -der -193Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. derlicher und compendieuſer Modus, das Saccharum Saturni o - der Bley-Zucker copieus zu machen / ausfuͤhrlich gelehret worden.

Jm 124. und 125. Capitel

M dieſes wohl in acht genommen werden / daß / weiln der Autor mehr Saltz als Sand zu machen befiehlet / man die Poſta, wann ſolche geſchmoltzen / zu etlich mah - len im Waſſer abloͤſche / denn ſo ſolches nicht geſchicht / und man hernach damit ameliren und mahlen will / ſo ſihet alles unangenehm uñ blaͤtterigt aus / und will nichts rechts feines und ſchoͤnes daraus werden.

Es kan auch eben ſolches mit dem gemeinẽ Glas der Pott - Aſche geſchehen / nur daß dieſes (nemlich in dieſem Capitel) darumb / weil mehr Saltz dazu koͤmmt / weicher und ge - ſchmeidiger wird. Es iſt zu wiſſen / daß man bey allen Schmeltz-Glaͤſern ſich nur nach den Feuern muß richten: denn iſt das Feuer gar zu ſtarck / ſo vergeht ihnen die Farb / die ſie haben ſollen / und kommt eine andere hervor / die man nie begehrt noch haben will. Der figirte Schwefel dient hier zur Sache gar nichts / er mag ſo leicht davon bleiben / als da - zu kommen: und weil hier ſein Gebrauch nichts nutzet / ſo iſt auch nicht noͤthig

Jm 126. Capitel

DEßwegen ein Wort zu verlieren / ſondern Dinten und Federn weiter zu ſparen. Was aber

Das 127. Capitel

ANbelangt / ſo braucht dieſelbe Schmeltze fuͤrwar eben ſo viel Kunſt nach zu finden / als zu erfinden. Man muß wohl zuſehen / daß / ſo bald das rechte Tempo einer ver -langten194J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. langten Roͤthe getroffen / man es alſobald aus dem Feuer nehme / ſonſt veraͤndert ſichs in einer halben Viertel-Stunde.

Man kan aber dieſe Farbe nicht geſchwinder kriegẽ / als wann man des gelben Staubs / der in den Eychen liegt / et - was unter den Weinſtein miſchet; und ſo der Weinſtein nicht ſelbſt ſehr dicke von Farbe iſt / ſo thut es auch wenig. Es bleibt dabey / dieſe Farbe geraͤth ſelten wohl / aber die nachfolgende wird ſehr ſchoͤn / und hat nicht ſo viel Muͤhe / als dieſe. Sum - ma / das Feuer iſt hierinn das Hauptſtuͤcke zu beobachten.

Vom 128. Capitel.

WAnn hier die Kupffer-Schlacken dazu gethan wer - den / ſo muß mans nicht lange ſtehen laſſen; ſonſt wird es Stral-Gruͤn / da es doch anfaͤnglich eine ſchoͤne Roͤthe gibt / waͤhrt aber gar eine kurtze Zeit: derowe - gen der Autor das Glas ſo milde und gelinde macht / daß man deſto beſſer kan damit zu recht kommen. Auch / ſo das Feuer nur ein wenig zu ſtarck / ſo wird es eine Leber-Farb: imglei - chen muß man nicht gedencken / daß man recht durchſichtig roth Glas daraus kriegen wolte / nein / das will hier nicht an - gehen / ſondern ſo weit iſt es durchſichtig / wann man ein Stuͤcklein nimmt / und daſſelbe / ſo es von einandeꝛ geſchlagen / gegen das Licht oder die Sonne auff den Nagel haͤlt / da ſi - het es ſchoͤn roth; Wann man es aber zum Glas-Blaſen will / ſo wird es am Jnſtrument oder an der Pfeiffe / Ziegel-Farb bekommen.

Dieſes Glas hat eine wunderbarliche Art an ſich / denn ſo daſſelbe gerieben / und damit / auff die Gold-Arbeiter Art / gemahlt und eingebrañt wird / ſo kommt es nicht roth / ſon - dern nur gelblicht aus dem Feuer: ſo man es aber uͤber et - liche trockene Bircken-Reiſer raͤuchert / ſo kriegt es ſeine ſchoͤ - ne durchſichtige rothe Farbe / wie denn dieſes Kunſt-Stuͤck -lein195Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. lein ſchon unterſchiedlichen Gold-Arbeitern bekañt / welche es in dem Gebrauch oder Erfahrung alſo befunden haben.

Das 129. Capitel.

DJeſer theure und koſtbare Modus iſt zwar von vielen verſucht / aber darinnen wenig Vergnuͤgen gefunden worden; es gehoͤrt auch mehr dazu / das Gold dahin zu bringen / daß es dem Glas ſeine rothe Tinctur mittheile / und daſſelbe in einen Rubin / ja gar Carfunckel verkehre / und haͤtte der Autor naͤher zum Ziel ſchieſſen muͤſſen / wann man glauben ſolte / daß er dergleichen gemacht oder machen koͤnnen.

Vom 130. Capitel /

DArinnen wieder ein fixer Schwefel zu machen gelehret wird / wie im 126 Capitel / iſt nur dieſes zu ſetzen / daß hier - zu einer ſo viel nuͤtz / als der ander / nemlich nichts. Dahero auch davon nichts weiters zu melden.

Jm 131. 132. 133. Capitel

LEhret der Autor erſtlich das Kupffer calciniren: zwey - tens / daraus einen Vitriol oder Kupffer-Waſſer zu machen; und drittens / wie man den Vitriol reinigen und diſtilliren ſoll; von welchen allen nicht viel zu ſagen iſt / weiln es gemeine Arten / die ſchon iederman bekannt / und da - zu hier deutlich genug beſchrieben ſind. Daß aber ſteht / ohne Corroſiv und Schaͤrffe ſolchen zu machen / waͤre zwar / was die Herausziehung deſſelben / aus dem Kupffer-Kalch / betrifft / deme ſo; alleine die Calcination mit dem Schwefel / als welche blos durch das acidum deſſelben geſchicht / iſt (was das Corroſiv belangt) eben ſo viel / als ob es mit dem Oleo Sulphuris oder Vi - trioli geſchehen waͤre; aber weil der Schwefel an ſich ſelber nicht ſcharf ſchmeckt / und der Autor nicht obſervirt, daß dieBbCal -196J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. Calcination mit Schwefel / blos durch den Allaun deſſelben / welches im Feuer das Kupffer anfaͤllt und ſolvirt, geſchiht / ſo hat er gemeinet / es ſeye ein Vitriol, der ohn alle Schaͤrffe aus - gezogen ſey.

Der hochgelehrte Merrettus, fuͤhrt hier aus den Glaube - ro einen bekannten Modum an / wie man mit den Spiritu Salis Amoniaci (als bey welchen das Alcali Volatile manifeſt prædominirt) einen Vitriolum Veneris machen ſoll / und diß moͤchte noch einiger Maſſen ein Vitriolum Veneris ohne corro - ſiv heiſſen. Haͤtte ſich alſo Herr Geißler billig ein klein wenig beſſer bedencken ſollen / wider einen ſolchen Mann / der viel - leicht in ſeinem kleinen Finger mehr Wiſſenſchafft hat / als ihr in eurer gantzen Hand / und ein vornehmes Mitglied der Koͤ - nigl. Engliſchen Societaͤt iſt / hierinnen ſo unverſtaͤndig zu corrigiren oder einer Correction wuͤrdig zu achten. Doch wann ihr es mit Raiſon gethan / und etwas beſſers gezeiget haͤttet / ſo waͤre es gut und zu erdulden geweſen / aber hier hat Herr D. Merrett zehen-fach recht fuͤr euch / und iſt hier aus fuͤr - war genugſam zu ſehen / daß ihr noch nicht einſt wiſſet / was nur nach der bekañteſten und groͤbſten Manier ein alcali oder ein acidum ſey (welches gewiß nicht wenig von einem Medico, Philoſopho & Chymico zu ſagen iſt) gleich wohl wolt ihr vor - nehme und gelehrte Leute taxiren und corrigiren. Jch weiß endlich nicht / was ich von euch gedencken ſoll ꝛc. Aber hier fer - ner zum Beſchluß

Von dem Vitriol und Reinigung deſſelben

Zu handeln / ſo iſt genugſam bekannt / wie viel ſich mit der - gleichen Reinigung ſchleppen und plagen; unterdeſſen habe ich dieſes beobachtet (wie ich denn ſchon in meinen gedruckten Obſervationen erwehnt) daß / wann ich den Vitriol gleich hun - dert und mehrmahl im Waſſer ſolviren und anſchieſſen laſſe / ſo faͤllt doch allemahl eine Terra oder Erde zu Boden / undvergeht197Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. vergeht dem Vitriol ſein Metall nicht; ſondern wie gedacht / es faͤllt ſo lange zu Boden / als Vitriol da iſt.

Dieſes iſt auch bey allen andern Solien zu ſehen / man ſolvire und coagulire ein Saltz mit Waſſer / ſo offt als man wolle / ſo ſcheidet es ſich doch dadurch nicht von ſeiner Terra, und ob es gleich im erſten Solviren und Coaguliren etwas klaͤ - rer ſtehet / als vorher / ſo hat es zwar die groͤbſte Erde in et - was / aber bey weiten nicht gantz verlohren; weiln ſolches ab - ſolut unmuͤglich iſt / daferne es anderſt Forma behalten / und ein Saltz bleiben ſoll.

Jch habe dieſer Sache offt nachgedacht / und zu ergruͤn - den mich bemuͤhet / nemlich; ob denn nicht muͤglich einige Art und Weiſe zu finden / ein rechtes reines Saltz / oder einen pu - ren Vitriol zu kriegen; da ich denn endlich einſten betrachtet / woher doch dieſes kaͤme / wann ich die Saltze im Waſſer ſolvi - re / daß dieſelben / vornehmlich der Vitriol, ſo hoch aus dem Waſſer hervor ſteigen / und ſich auch auſſerhalb an das Glas anlegen; dieſes / gedachte ich / muͤſte nicht von ungefehr geſche - hen / ward derowegen bewogen / der Sache ferner nach zuſin - nen. Nahm derohalben etliche Pfund Vitriol / thate ſie in einen feſten ſteinern Milch-Napff / (wie denn ſolche ſonderlich um Dreßdẽ / allwo ich mich damals enthielt / ſehꝛ feſte gemacht werden / und unten ſpitzig zugehen / oben aber gar weit ſeyn) in dieſen that ich meinen Vitriol / und goß Waſſer drauff / daß es uͤber 2. Qver-Finger hoch daruͤber ſtunde; ruͤhrte es was um / da fing mein Vitriol an ſeiner Art nach heraus zu wach - ſen / biß oben an den Rand / da er ſich denn gantz kraus und weiß auffhielte; das ließ ich in 14. Tag und Nacht ſtehen / da ward deſſen eine ziemliche Qvantitaͤt / und war gantz ſchmie - rig anzugreiffen; diß nahm ich ab / wie ich dieſes das erſte mal weggenommen / wuchs es auch ſo geſchwinde / daß ich alle Morgen deſſen ein zimliches Theil mit Verwunderung weg - nehmen kunte; dieſes ſam̃lete ich alles zuſammen / biß der Vi -B b ijtriol198J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. triol auffgeſtiegen / und ſeine Terreſtritaͤt und metalliſches Corpus zuruͤcke gelaſſen.

Dieſen weiſſen / wie Butter-ſchmierigen Vitriol / ſolvirte ich einen Theil in diſtillirten Waſſer / und wolte es anſchieſſen laſſen / welches ſchwer hergieng; doch weil die Kaͤlte ziemlich einfiel / ſchoß er ſehr ſchoͤn und gantz weiß / durchſichtig wie Cryſtall an; von welchen ich alſo fort eine Proba an meinen wehrten Freunde / den Hochgelahrten / und in der Chymie wohler fahrnen Herrn D. Langelothen zuſchickte / der ſich uͤber dieſer Reinigung / ſonderlich weil ſolche durch die Lufft ge - ſchehen / ſehr verwunderte. Ein Theil aber / welches nicht an - ſchieſſen kunte noch wolte / war ſo dicke und zaͤhe / wie ein dicker Syrup; dieſes haͤtte ich auch gerne zum Anſchieſſen gebracht / es kunte aber nicht ſeyn / ob ſchon die Kaͤlte noch ſo hefftig; end - lich ſtellte ichs auff maͤßige Waͤrme / da ſetzt es ſich zwaꝛ zuſam - men / wie ein Alumen Plumoſum, war aber doch dabey ſo ſchmierig / daß man es ohne Gefaͤß nicht wohl fortbringen kunte.

Was dieſer Vitriol nun vor Nutzen hat / und was er vor einen Spiritum gibt gegen den andern / der ſeine grobe Terra und Metall noch hat / wirſtu aus der Experientz lernen: denn da des vorigen Vitriols / wann er diſtillirt wird / ſein Caput Mortuum roth oder ſchwartz wird / da iſt hingegen dieſes Schnee-weiß / und wird auch meiſtentheils in einen Spiritum uͤbergehen.

Warum aber dieſer letztere / von meinẽ gereinigten Vitriol (ſo wol auch bey andern Solien) nicht anſchieſſen wil / noch kan / iſt diß die Urſach: das Saltz iſt wieder wie es in ſeiner erſten Generation war / ohne Terra, als welche ſich ſchon erſtlich abge - ſondert und præcipitirt oder geſetzt hat. Es iſt auch noch ein mercklicher Unterſchied / unter dem / der angeſchoſſen / und dem der nicht angeſchoſſen iſt / noch an ſchieſſen koͤñen. Zwar wann man fleißig iſt / kan man auch ſolches mit Solviren und Coagu -liren199Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. liren etlicher Maſſen erlangen / aber es geht doch ſehr ſchwer und lang - ſam zu. Jch habe auch dieſes mit andern Solien verſucht und feine Din - ge angemerckt / die noch groſſen Nutzen haben koͤnnen / welches ich dan - nenhero einen jeden / beſſer darinnen nachzuſuchen / hiemit entdecken wollen.

Sonſt hat man ſich auch ſehr bemuͤhet / wie man moͤchte den Vi - triol in einen verſchloſſenen Glas zur Roͤthe bringen / daruͤber ich mich auch nicht wenig macerirt / wiewohl es etliche vor eine gar ſchlechte Kunſt achten. Ja zu leſen / ſchreiben und glauben / iſts freylich eine ſchlechte Kunſt / aber zu machem / ſolts wol noch manchem eingebildeten Philoſopho Kunſt genug ſeyn. Mir ſind daruͤber etliche mahl die Glaͤſer mit groſ - ſen Knallen zerſprungen / und habe allerhand andere Ungelegenheit da - mit gehabt; biß ich habe befunden / daß er von ſeinen eigenen Spiritu, durch die Circulation muͤſſe gefaͤrbet und figirt werden. Dannenhero verſuchte ichs alſo: ich nahm einen durch Solviren und Coaguliren zim - lich reinen Vitriol / ließ ſolchen an der Sonnen calcioniren oder zerfal - len / und fuͤllte damit ein Ey-foͤrmiges Glas gantz voll / biß oben an / alſo daß man nicht mehr das geringſte hinein bringen koͤnnen. Daſſelbe / nachdeme ich es feſte genug vermacht / habe ich in eine / anfangs zwar ge - linde / folgends aber ziemliche groſſe Hitze geſetzt; Da iſt mein Vitriol zwar gelblicht worden / aber zur voͤlligen Roͤthe hat er ſich durchaus nicht geben wollen; biß ich endlich gemerckt / daß ich meinen Vitriol im Glas habe ſchuͤtteln koͤnnen / und daß derſelbige naͤher zuſam̃en gefallen / auch daß ſolcher an dem einen Ort wo das Spatium war / ſich ſchoͤn roth gefaͤrbet: weil aber weiter nichts daraus werden wolte / oͤffnete ich das Glas und nam das wenig Rothe ab / thate es in Eßig / da faͤrbte ſich der Eßig ſchon hoch gelb; den andern Vitriol ſolvirte ich auch / der war zwar auch ein gar weniges gelb / aber bey weiten nicht ſo ſchoͤn / als das wenige.

Dieſem dachte ich weiter nach / und befande / daß mein Raum im Glas zu klein geweſen / fuͤllte derowegen mein Glas alſo / daß nur der vierdte Theil leer bliebe / und ſtellt es wieder in gehoͤrige Waͤrme / da ha - be ich in 14. Tagen geſehen / daß das Glas an den Seiten ſchoͤn ſtriemen - roth ward / und daß ſich der Vitriol immer mehr und mehr zur verlang - ten Roͤthe ſchickte.

Aber man ſoll wiſſen / daß es nicht gleich ſey / was man vor einen Vi - triol nehme / doch kan man leicht probiren / was vor einer ſonderlich gutB b iijhierzu200J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. ꝛc. hierzu ſey / nehmlich der / welcher / wenn man ein wenig davon im Feuer calcionirt / am laͤngſten roth bleibt; Aber man muß auch ſehen und judi - ciren koͤnnen / daß ſolche Roͤthe nicht vom Eyſen herruͤhrt / wie bey den Engliſchen / welcher ein lauterer Vitriolum Martis iſt; ſondern ſeine Roͤ - the ſoll von ſeiner eigenen Terra herkommen. Muß alſo der / welcher den Vitriol brauchen will / dieſe Erkenntniß blos durch die Ubung ler - nen ꝛc.

Daß aber der Engliſche Vitriol Martialiſch / ſihet man nach ſei - ner Diſtillation an den Capite Mortuo, indem ſelbiges nichts anders als ein ſchoͤner Crocus Martis iſt / ſonderlich / wann der Vitriol zuvor fein etwas gereinigt worden.

Daß aber Baſilius und andere den Vitriolum Veneris ſo hoch re - commendiren / kan ich kein rechtes Warumb? ſehen. Das weiß ich aber / wann ich einen Vitriolum Veneris mache / es ſey nun gleich mit Oleo Vitrioli oder mit Schwefel (mit welchen ich ihn in groſſer Qvan - titaͤt machen kan) und diſtillire ſelbigen / examinire alsdenn ſo wohl das hieruͤber gediſtillirte Oleum, als auch das Caput Mortuum, ſo befinde ich netto, daß ich ſo viel Oleum habe / als Sal Sulphuris bey der Venere gewe - ſen; das Caput Mortuum, iſt gerade meine Venus wieder. Wer nun nicht glauben will / daß Oleum Sulphuris und Oleum Vitrioli eins / der kan dieſem weiter nach dencken: ich weiß / er wird mir nicht den geꝛingſten Unterſcheid unter dem Oleo Vitrioli rectificato und Oleo Sulphuris fin - den / und reverà demonſtriren koͤnnen; denn ſie beyde aus einer Minera kommen.

Doch rede ich hier von einem reinen Vitriol / und nicht von ſolchen / die mehr aluminoſiſcher als vitrioliſcher Art ſeyn / aber die Vitriole / die recht veneriſch / oder die aus Schwefel-Kies gemacht ſeyn / derer Oehl iſt und bleibt mit dem Oleo Sulphuris einerley. Hier waͤre noch mancherley Dings anzufuͤhren / und ſehr viel von dieſem Wunder-Saltz zu reden. Weil es aber nicht zur Glas-Kunſt gehoͤrt / von welcher oh - ne dem ſchon zu weit hier abgeſchritten / ſo ſchlieſſe ich billig und bringe auch zugleich hiermit meinen Neri zu ſeinen Ziel und gebuͤhrlichen

ENDE.

[201]

Joh. Kunckels Sonderbahre Zugabe der Glas-Kunſt / oder Vnterweiſung und Anleitung / Wie ſo wohl die Glaͤſer als Fluͤſſe oder kuͤnſtliche Edelgeſteine zu mehrer Perfection und Haͤrte / weder ſie ANTHONIUS NERI lehret / zu zurichten. Jtem: Wie man nach der beſten Weiſe Doubleten machen / und alſobald erkennen ſoll.

202J. Kunckels ſonderbare Zugabe

JCh habe den Lieb habern dieſer Kunſt verſprochen / nicht alleine meinen ſehr beqvemen Glas-Ofen zu communiciren / ſondern auch Anleitung zu geben / wie das Glas und die Edelſteine / ſo wohl vollkom - mener und haͤrter / als auch compendieuſer moͤchten zu ma - chen ſeyn; welches aber nicht zu verſtehen / als ob ich eine mehrere Haͤrte / weder das beſte und haͤrteſte Cryſtalliniſche Glas ins gemein hat / und haben ſoll / ſtatuirte; wie Herr Geißler / laut ſeiner Charteqve, aus meinen gedruckten Titel - Blat zu erſchnappen vermeint; da er ſpoͤttlich fragt / war - umb nicht auch die Haͤmmerung? ꝛc. Aber die mich kennen / und mit mir umbgehen / wiſſen gar wohl / daß ich ſo einfaͤl - tig nicht bin / daß ich etwas wider die Natur tentiren oder ſtatuiren ſolte; Nein / ſolche Kuͤnſte kan ich gar wol Hn. Geiß - lern allein laſſen. Jch will aber hiemit meinem Verſprechen ein Genuͤgen thun. Wer derowegen das Glas und die Edel - geſteine / auff eine beſſere Manier / oder auff dieſe meine Art und Weiſe nachkuͤnſtlen will / der mache erſtlich die Maſſa darzu alſo:

Wie man den Sand zu dieſen Werck zurich - ten ſoll.

Droben in meinen Anmerckungen uͤber den Neri, habe ich etliche mahl die ſchwartzen Feuer-Steine / welche man viel - faͤltig in Feuer-Zeugen gebraucht / recommendirt / und dieſel - ben ſeynd auch hier / nemlich zu dieſem Vorhaben / ſonderlich beqvem und dienſtlich. Nimm derowegen derſelben ſo viel du wilt / und duncke ſie erſtlich in Waſſer / ſchmeiſſe ſie alsdeñ alſo naß in die Hitze des Ofens / ſo werden ſie gar wenig ſprin - gen / da ſonſt / ſo man ſie trocken hinein ſchmeiſt / ſolche ſo klein zerſpringen / daß man faſt nicht ein Stuͤck eines Groſchens groß behaͤlt; oder man muß ſie gantz ſacht / und mit groſſer Gelindigkeit auffwaͤrmen. Wann ſie nun durch und durchvoͤllig203der Glas-Kunſt. voͤllig gluͤen / ſo wirfft man ſie in reines Waſſer / ſo ſehen ſie ſehr ſchoͤn weiß. Dieſe / nachdem man ſie gebuͤhrlich getro - cknet / muß man ſehr klein und ſubtil pulveriſiren. Welches man / wann man nur ein weniges machen will / faſt nicht an - ders / als im eyſern Moͤrſel verrichten kan / da denn gemei - niglich die Ungelegenheit dabey / daß ſie etwas von dem Eyſen an ſich nehmen. Derowegen muß ſolches in eyſern Moͤrſel bereitete Pulver / mit einen Scheidwaſſer uͤbergieſſen; ſo nim̃t daſſelbige / was dieſes vor Eyſen bey ſich hat / wieder zu ſich / und das Aqva fort wird wieder abgegoſſen. Weil aber auch viel von demſelben bey dem Pulver verbleibt / und alſo auch noch allerley Unflat von dem Eyſen / ſo wohl von andeꝛn Din - gen / die es zu ſich genommen; ſo muß man / umb ſolcherley davon zu kriegen / reines heiſſes Waſſer daruͤber gieſſen / und damit alles vollends abwaſchen und reinigen: ſo deſſen viel waͤre / koͤnte man auch das Waſſer wieder verrauchen laſſen / ſo wuͤrde man ſein Scheidewaſſer auch wieder erlangen / und alſo zu andern und mehrern Gebrauch anwenden / oder nu - tzen koͤnnen.

Wann nun dieſer ſubtile Sand oder Stein-Pulver ſolcher Maſſen zugerichtet / ſo iſt er zu den allerbeſten Glas / und zu den allerklaͤreſten und reineſten Steinen / oder rechten Cryſtallen / ſo auff Diamant - oder Rubin-Art ſpielen ſollen / recht und ſonderlich gut. Will man aber Saphier / Sma - ragd / Topas, Chryſolit, Spinel, Amethiſt, Aqva-Marin, und dergleichen / daraus kuͤnſteln und machen; ſo iſt die Procedi - rung mit dem Aqva fort nicht noͤthig / daferne nur der Moͤrſel recht rein / und von allen Roſt wohl geſaubert iſt. Derohal - ben kan man umb beſſerer Verſicherung willen den erſten Sand / der in den Moͤrſel geſtoſſen wird / als welcher das mei - ſte von den Moͤrſel an ſich nimmt / alleine behalten / und zu den Saphir / noch beſſer aber zu den Smaragd / welchẽ es / ob ja et - was von eyſern Moͤrſel dabey iſt / wenig oder gar nichts ſcha -C cdet /204Joh. Kunckels ſonderbahre Zugabedet / verbrauchen. So man aber einen Moͤrſel von ſehr har - ten Stein / als Porſchie oder dergleichen haͤtte / und ſolchen nach der Weiſe einer Muͤhlen (wie ich hier zur fernern Anlei - tung zweyerley Arten will fuͤrſtellen) compendieus zu hand - tieren / oder zu reiben weiß / (welches leichtlich zu erlangen waͤre) der hat einen weit beſſern Modum, und iſt aller obigen Sorg und Muͤhe uͤberhaben.

Es hat zwar Herr Geißler / in ſeiner Verſion auch etwas geſetzt / und in einer Hoͤltzern-Kupffer-Figur beygefuͤgt / wel - ches er einen Philoſophiſchen Moͤrſel / ja wol gar einen propor - tionirlichen Philoſophiſchen Moͤrſel nennet / und ich halte ge - wiß dafuͤr / daß / wer die holde Figur deſſelben proportionir - lichen Philoſophiſchen Moͤrſels / ohne Verwunderung ſihet und betrachtet / den muͤſſen dergleichen Philoſophiſche Thor - heiten mehr bekañt / oder nicht ſeltſam ſeyn. Ob aber die Philo - ſophi die Piſtille oder Kngel in den Moͤrſel / oder den Moͤrſel in die Kugel bringen und darinnen reiben koͤnnen / weiln ja hier die Kugel dieſes ſo proportionirlichen Philoſophiſchen Moͤr - ſels groͤſſer als der Moͤrſel iſt / haͤtte Herr Geißler billig erklaͤ - ren ſollen; ich vor meine Perſon kan es nicht verſtehen. Habe aber / denen Liebhabern zu Gefallen / hier / wie gedacht / 2erley Art Muͤhlen / die die Chymici im Brauch haben / und nicht e - ben meine inventionen ſeyn / zu fernerer Anleitung und Ver - beſſerung (nachdem eines ieden Operation und Vorhaben iſt) mittheilen und vorſtellen wollen.

Jch habe zwar auch eine inventirt / welche mir / wann ich ſie auffgezogen / faſt eine gantze Stund / ohne alle andere Handanlegung / nicht alleine auffs geſchwindeſte reiben / ſon - dern auch zugleich / wann ichs haben will / einen Braten wen - den / oder iedes allein verrichten kan; dieſes iſt meine inven - tion, die ich vielleicht kuͤnfftig in meinem Laboratorium Experi - mentale, beſchreiben und communiciren werde. Wer aber hier eine Muͤhl und Moͤrſel gebrauchen will / dem ſeynd dieſebeeder -

[figure]

205der Glas-Kunſt. beederley Sorten ſehr gut und dienſtlich. Dieſe mit lit. A. beſtehet / auſſer den Moͤrſel / faſt von lauter Holtz / und kan mit anderthalb Rthl. zu weg gebracht werden. Die zweyte aber lit. B. iſt von Eyſen / kan aber auch zu einen ſteinern oder glaͤ - ſern Moͤrſel appliciret werden; doch kommt ſie / wie leicht zu erachten / hoͤher zu ſtehen. Man kan dieſe beyde Muͤhlen alſo einrichten / daß man / nach Gefallen / ſo wohl groſſe als kleine Moͤrſeln davon fuͤgen und treiben kan. Lit. C. iſt nur ein Moͤrſel ohne Muͤhlen / von welchen wenig zu ſagen / iedoch wann Herr Geißlers ſein Moͤrſel gleichwohl nur noch eine ſolche Proportion und Beqvemligkeit gehabt / ſo haͤtte man ihm ſeine Uberſchrifft unangefochten laſſen koͤnnen; denn obs wohl die gemeinſte Sache iſt / ſo laͤufft ſie doch nicht wider die Natur. Dieſe 3erley Arten koͤnnen von kleinen Jungen ge - trieben werden / und mags ſichs ein ieder ferner ſo beqvem und gelegen erdencken als er kan und will / weiln eine vorge - ſtellte Sache / die ein Fundament hat / leicht zu verbeſſern ſte - het.

So man nun dieſe obgemeldte ſchwartze Feuer-Steine nicht haben koͤnte / ſo muͤſte man ſich der weiſſen Kießlinge be - dienen / doch geht der ſchwartze Feuer-Stein weit vor / vor - nehmlich wegen der Haͤrte / und dahero wird auch das Glas oder die Steine und Fluͤſſe / ſo daraus bereitet werden / ſo viel haͤrter / als die ſo aus andern Sand und Zeug gemacht ſeynd: aber es iſt zu wiſſen / daß der ſchwartze Stein auch laͤnger im Feuer ſtehen muß / und ſtrenger flieſſen als die andern.

Dieſe Steine aus den ſchwartzen Zeug bereitet / beſtehen die Polit oder die Scheibe / und das Schneiden vor allen an - dern gemachten Steinen. Die uͤbrige Schoͤnheit und Rei - nigkeit ligt blos an den Fleiß / und an genauer Beobachtung aller ſchon in den Anmerckungen und von dem Neri ſelbſt ge - thanen Lehren / oder nachdeme mans lange in dem Ofen laͤſ - ſet. So viel waͤre von Bereitung des Sandes zu gedencken. Folget nun /

Cc ijWie206Joh. Kunckels ſonderbare Zugabe

Wie man das Gemeng oder die Mixtur componi - ren und zuſammen ſetzen ſoll.

Wann dieſer Sand gelehrter Maſſen wohl und gantz ſubtil bereitet iſt / ſo mache die Compoſitiones alſo:

    • Rec. Von dieſem feinen Sand3.
    • Schoͤn gelaͤuterten Salpeter2.
    • Borrax1.
    • Arſenicum½.
    Theil.

Ein anders.

    • Dieſes Sandes3.
    • Salpeter2.
    • Borrax¼.
    Theil.

Ein anders.

    • Dergleichen Sand2.
    • Gantz gereinigte Cryſtalliniſche Pott - Aſche oder Weinſtein-Saltz1.
    • Borrax½.
    Theil.

Noch ein anders.

    • Obigen Sand.
    • Reine gelaͤuterte Pott-Aſche5.
    Theil.

Oder

    • Sand
    • Salpeter
    • Borrax
    • Arſenic.
    • Weinſtein. 1.
    Theil.

Dieſes ſeynd alles Mixturen die ich ſelber probiert / und wiewohl eine etwas leichtfluͤßiger iſt als die andern / ſo ſeynd ſie doch allzuſammen viel haͤrter / als ſie Anthonius Neri lehret / ohne daß noch zum Uber fluß / die Steine / ſo hier aus ge - ſchnitten / nicht ſo ſchwer und ſinaig ſeyn / als die Seinigen /vor -207der Glaskunſt. vornehmlich dieſe / da Bley zukoͤmmt. Nun folgt: Wie man die Maſſa ſchmeltzen / tingiren / und vollends verfertigen ſoll.

Nimm derowegen eines dieſer Gemenge oder Mixturen / welches du wilt / und wege davon nach deinem Gefallen ab ein oder 2. Untzen / ferner thue die Farbe darunter / nachde - me du einen Stein haben wilt; als zum Exempel:

Den Saphir zu machen

Nehme ich auff eine Untz dieſer Mixtur ein Gran Zaffe - ra oder Coabald, miſche ſolches wohl zuſammen / und ſchmel - tze es; ſehe ich nun / daß mir die Coleur gefaͤllt / ſo laſſe ichs billig dabey / denn einer macht den Saphier ſehr blau / der andere hingegen ſehr blas / und ſo iſt es mit den andern Co - leuren: auch dahero will und kan ich keinem die Proportion ſe - tzen / wie es mir denn auch unmuͤglich ſeyn wuͤrde / weil man dieſelbe vielmal veraͤndern auch ein ieder ſolches in einen klei - nen Windofen mit einen kleinen Tiegelein verſuchen / und ſich ſolcher Geſtalt perfectioniren kan.

Die Coleuren und Farben ſeynd bey unſerm Autore ſchon uͤberfluͤßig gedacht / und wann man die Dinge zuſammen miſcht / ſo kan ein ieder leicht nach ſeinem Gefallen hoch und niedrig tingiren.

Gleichwol will ich noch einige von mir experimen - tirte General-Regeln geben: Als allerhand gruͤne Coleuren

Werden durch Vermiſchung des / nach des Autoris Leh - re præparirten Kuchlers und Eyſen-Pulvers / nach eines ie - den Belieben bereitet / denn dieſe beyde geben allezeit gruͤn / nachdem aber das Gewicht der Zuſam̃enſetzung dieſer zwey / und nachdeme das Eyſen-Pulver entweder mit Eßig o - der mit Scheidwaſſer / odeꝛ durch die Reverberation bereitet iſt / nachdeme gibt es auch mancherley Variationes und Unter - ſchiedlichkeiten.

C c iijNoch208Joh. Kunckels ſonderbare Zugabe

Noch einen ſchoͤnern Smaragd

Geben die Boͤhmiſchen Granaten / wann ſie calcionirt und ſehr klein gerieben / der Mixtur zugeſetzet werden.

Einen ſehr feinen Hyacinth

Gibt Crocus Martis, oder das durch die Reverberation be - reitete Eyſen-Pulver / wann deſſelben 8. oder 10. Gran / un - ter die Untze der Mixtur gemiſchet / oder derſelben zugeſetzet wird.

Den Opal zu machen.

Wann Silber in Scheidwaſſer ſolvirt und mit Saltz niedergeſchlagen / ferner ein Magnet darunter gethan / und der Mixtur applicirt oder zugeſetzt wird / ſo gibts diverſe Co - leuren / alſo / daß ſie einen natuͤrlichen Opal præſentiren.

Einen ſchoͤnen roͤthlichen Stein

Machet man mit den Abgaͤngen und Fragmenten von Calcedon, wenn er nur mit Borrax verſetzt und geſchmoltzen wird / und kan man hierinn ferner ſo viel Veraͤnderung ma - chen / als man nur ſelbſt erdencken kan.

Hier will ich noch eine Mixtur oder Gemaͤnge ſetzen / dazu der jenige / ſo ſich in dergleichen Dingen uͤben will / leichter als zu den vorigen kommen und gelangen kan.

Wer in dieſen Schmeltzwercken kuͤnſteln / und der vori - gen Muͤh / den reinen Sand zu machen / uͤberhoben ſeyn will /der

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209der Glaskunſt. der nehme fein Cryſtallinen oder Venediſch Glas / und ſtoſſe daſſelbe in einen ſaubern Moͤrſel auffs kleinſte / deſſen nimm 8. Untzen / Borrax 2. Untz / reinen Salpeter 1. Untz / aus dieſer Maſſa kan man auch aller hand Steine von Farben / uñ zwar viel leichter als die vorigen / ſchmeltzen / bekommen auch nicht ſo viel Blaſen / ſondern werden gar bald rein und fein / da hin - gegen andere Gemenge / ſie ſeynd auch wie ſie wollen / ſehr lan - ge im Feuer muͤſſen ſtehen / ehe ſie recht ſauber werden.

Jn dieſem meinen hier beygefuͤgten Ofen koͤnnen wohl zwantzig Proben auff einmahl gethan werden / und ſtehn die Tiegel vor allen Staub und anderer Ungelegenheit frey. Jch habe ſolchen den Liebhabern zu ſonderbaren Gefallen / ſo wol von innen als auſſen vorſtellen wollen / hoffe auch / es werde ſich ein ieder Verſtaͤndiger leicht darein finden / und dieſe mei - ne Intention und Invention zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen wiſſen.

Von den Doubleten.

Weiln die Doubleten ſehr im Gebrauch / und von denen Stein-Schneidern offt ſo ſchoͤn verfertiget werden / daß man ſie / wann ſolche gefaſt / oͤffters von den beſten natuͤrlichen Steinen nicht unterſcheiden kan; als will ich auch hier einen ſonderlichen Modum, dieſelben rein und fein zu verfertigen / anzeigen. Wilt du ſie demnach nach der beſten Weiſe berei - ten / ſo mache ſie alſo:

Nimm ein Quintlein reinen Maſtix / und des ſchoͤnſten und klaͤreſten Venediſchen oder Cypria niſchen Therpentin ½6. Theil / zerlaſſe es zuſammen / in einen kleinen ſilbern oder meßingen Pfaͤnnlein; iſt des Therpentins zu viel / ſo thue mehr Maſtix darunter / damit es ſein rechtes Tempo habe.

Ferner nim̃ die Farben / welche du wilt / als Florentiner Lacc / Drachen-Blut / diſtillirten Gruͤnſpan und derglei -chen /210Joh. Kunckels ſonderbare Zugabechen / welcherley Art Steine du vorſtellen wilt. Reibe iedes abſonderlich auff das allerſubtilſte / und vermiſche auch ie - des abſonderlich mit der Mixtur von Maſtix und Therpen - tin / welche du zuvor zerlaſſen muſt / ſo wirſt du mit der Floren - tiner Lacc einen Rubin / mit dem Drachenblut einen Hya - cinth / mit dem Gruͤnſpan einen Chryſolit ꝛc. vorſtellen koͤñen.

Wilt du aber dieſe Farben gleichſam gediſtilliret oder gantz rein und ſubtil haben / ſo laſſe dir eine Buͤchſe von duͤr - ren Linden - Holtz drehen / wie dieſe Figur ausweiſet:

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Dieſe muß / ſonderlich von unten her / ſo gar duͤnne ge - drehet ſeyn / als nur muͤglich / ja daß man auch durchſehen kan. Alsdann macht man eine Qvantitaͤt von obiger Maſ - ſa / ſolche vermiſchet man mit einer Farbe / welche man will / und thuts in dieſe Buͤchſe / und haͤngt es uͤber eine maͤßige Kohlen-Glut / oder im Sommer an die heiſſe Sonne / ſo dringt es auffs allerſubtilſte durch: Diß ſchabt man ab / und verwahrt es in einen feinen helffenbeinern oder ſonſt reinen Buͤchßgen (es iſt ſehr klar und lauter) und hebt es auff zumGebrauch.211der Glas-Kunſt. Gebrauch. Es iſt aber noͤthig / daß man zu einer ieden Far - be eine ſonderbare ſolche diſtillirte Buͤchſe habe / ſonſt wuͤrde es vermiſchte Farbe geben.

Wann du nun Doubleten machen wilt / ſo nimm zwey Steine von Cryſtall / die muͤſſen gantz nette auff ein ander ge - ſchliffen ſeyn / mache dieſe Mixtur in einen kleinen Pfaͤñlein etwas warm / und die auff einander geſchliffene Steine auch / alſo / daß ſie / nemlich Farbe und Steine in gleicher Waͤrme ſeyn / und beſtreiche ſolche Steine auff der Seite / da ſie zu - ſammen paſſen / mit einer der beſchriebenen Farben / vermit -[tel]ſt eines ſubtilen Haarpaͤnſelgens / druͤcke ſie in der Waͤr - me g[e]chwinde auff einander / und laß ſie erkalten; ſo ſeynd ſie fartig.

Endlich wen man in den Hiſtorien unſerer Zeiten be - findet / daß durch die Doubleten ſehr groſſer Betrug geſchehẽ / ſo will ich auch hiemit / denen die es nicht wiſſen / anzeigen.

Wie man / daß es eine Doublete / alſo bald er - kennen ſoll.

Nimm derohalben / im Fall du an einen Stein einen Zweifel haͤtteſt / denſelben / er ſey von was Coleur als er wol - le / und ſihe ihn allein von der Eck und Kentſeiten an / ſo wirſt du / wann es eine Doublete / alſobald den hellen und klaren Cryſtall oder das lauter Glas / und zugleich den Betrug of - fenbahr und erkenntlich ſehen und mercken koͤnnen.

HJemit bitte ich den geneigten Leſer oder Liebhaber der Glas-Kunſt vorlieb zu nehmen / und dieſe meine wohlge - meinte Arbeit uͤber den Neri zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen / weil ich ihn hiemit verſichern kan / daß / ob ich wohl einfaͤltig hierinnen gehe und gantz keine Prahlerey (als welcher meine Seele gramm iſt) nirgend mache / ſo ſeynd doch alle dieſe Din - ge / welche ich hier geſetzet habe / lauter gewiſſe Experimente /D ddie212J. K. ſonderbare Zugabe der Glas-Kunſt. die durch meine Haͤnde gegangen / und denen auch der ver - ſtaͤndige Arbeiter ſicher trauen und folgen mag: denn weil ich niemand zu ſchaden / ſondern iederman zu nutzen geſon - nen / als habe ich das Buch mit keinen weitlaͤufftigen und un - gewiſſen Dingen / damit viel vergebliche Zeit und Unkoſten verlohren gehen / vergroͤſſern wollen / wie leider ihrer viel / die umbs Geld Buͤcher ſchreiben / oder wohl eine Ehre in der Un - ehre ſuchen / thun und gethan haben.

Wird nun dieſe meine Arbeit ſo angenehm / als ſie in die - ſer Kunſt nuͤtzlich und von mir wohl gemeynt iſt / ſeyn / ſo wer - de ich deſto mehr verurſacher werden / mit meinem Labo[rato]- rio Experimentali ſo viel eher an das Licht zu tre[ten]/ darin - nen vielleicht noch manches / was hier moͤchte berlangt wer - den / zu finden ſeyn wird. Und alſo bringe ich denn mei - nen Neri mit dieſer Vertroͤftung zu ſeinem

Endlichen Schluß.

[213]

CHRISTOPHORI MERRETTI, der Artzney Doctoris, und Mitglieds der Koͤniglichen Societaͤt in Londen / Anmerckungen uͤber die Buͤcher Anthonii Neri, Von der Glasmacher-Kunſt. Mit noch einigen nuͤtzlichen Obſervationen und curieuſen Erinnerungen / verfaſſet von Johann Kunckeln.

Dd ijAnmer -214

Anmerckungen / Christophori Merreti, uͤber die Vorrede des Autoris, an den Leſer.

FReundlicher Leſer ꝛc. Den Autorem und das gegenwaͤrtige Werck von der Glasmacher-Kunſt / betreffend / ſo wird deſſel - bigen / bey den Schreibern voriger Zeit / wenig gedacht / auſſer daß Garſon / in ſeinem Buch de Doctrina Univerſali, und Bornetius de Sufficientia, pag. 141. nur den Nahmen nach / aber nichts weiters da - von Meldung thun.

Uber dieſes / ſo habe ich niemahls erfahren koͤnnen / wie ſorgfaͤltig ich auch darnach geforſchet / daß das andere von unſerm Autore verfer - tigte / und ſo wohl in der Zueigungs-Schrifft / als auch in der Vorrede / verſprochene Chymiſche Buch / in den Truck / oder an den Tag gekom - men waͤre; auch habe ich ſolches niemahls / bey einigen Chymiſchen Schreiber allegiret befunden: aus welchen leichtlich zu ſchlieſſen iſt / daß dieſes andere Chymiſche Werck gar nicht an das Tageslicht kommen ſey.

Wiewohl ſolches kein Wunder; denn es verurſachte gegenwerti - ges Werck / welches er am erſten hervor gab / bey ihm keinen fernern An - trieb und Luſt / auch das andere / verſprochener Maſſen / durch den Truck mit zutheilen; und ſolches vielleicht darum / dieweil man zur ſelben Zeit ſchon angefangen hat dergleichen Art Kuͤnſte (welche doch unter allen den Menſchen am nuͤtzlichſten) unter die Zahl der liederlichen / oder gar - ſtigen / und unnuͤtzlichen Sachen / zu rechnen; als ſolche Dinge / welche von denen hochgelehrten Leuten dieſer Zeit geringſchaͤtzig / und der Un - terſuchung kaum werth / von ihnen geachter werden: denn der ſubtile Kunſt-Fleiß ſolcher Gelehrten iſt nur eintzig und allein beſchaͤfftiget / mit unnuͤtzlichen und unbegruͤndeten Speculationen / deren Wiſſenſchaff - ten meiſtentheils / nur Spinnengebaͤu und leere Wortſtreite ſind.

Sol -215C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, ꝛc.

Solches aber hat ſchon vorlaͤngſt unſer Landsmann / der hochge - lehrte Baco, ein Mann von hoͤhern und ſcharffſinnigern Verſtande / in einer unvergleichlichen Schrifft / Novo Organo intitulirt / mit gutem Grunde widerleget / auch die Eitelkeit / ſammt der Unvermoͤgenheit ſol - ches Weges angezeiget / und mit groͤſſerer Weißheit einen andern an deſſelben Staͤte geſetzet / der zu Befoͤrderung der Kuͤnſte und Wiſſen - ſchafften / eine weit mehrere Wuͤrckung und Nachdruck haben wird.

Dieſer frucht - und nutzbare Lehrweg aber iſt zwar von etlichen / mit Unterſuchung vieler Experimenten / abſonderlich aber noch nicht allge - mein / oder von allen angenommen / und betreten worden; doch iſts nun - mehr an deme / daß es ſcheinet / als wolte ſolcher Weg guten Fortgang gewinnen; ſintemahln die Hoch Edle und Hoch Ehrwuͤrdige Koͤnigli - che Societaͤt / des Greshamiſchen Collegii, Jhr denſelbigen Weg er - wehlet / welche auch mit ihrer Koͤnigl. Majeſtaͤt Bewilligung / woͤchent - lich verſammlet wird / damit das Vorhaben aller tapffern Leute befoͤr - dert / dieſer wahre Zweck und Vorſatz erreichet / und taͤglich eine Mate - ria dargereichet werde / welche zu ſolchem ſchoͤnẽ Gebaͤu dienlich ſeyn kan.

Des gedachten Vorſatzes begreiffet auch einen Theil das gegen - wertige Buch in ſich / darinnen die gantze Kunſt das Glas zu machen / und ſolches zu faͤrben vollkoͤmmlich und deutlich erklaͤret / vorgeſtellet wird; wie ſolche unſer Autor von ſeiner Jugend auff / ſo wohl von ſinn - reichen Kuͤnſtlern erlernet / als auch aus der Feuer-Kunſt und der Er - fahrung erlanget und erfunden hat; wie er dann an unterſchiedlichen Oertern ſeines Buchs / die eigentliche Zeit / den Ort und die Arbeit ſei - ner Invention, und zwar ſolches mit allen Umbſtaͤnden / die hierzu benoͤ - thiget ſind / erzehlet.

Das Lateiniſche Wort Vitrum, welches in unſer Engliſchen Sprach das Glas heiſſet / kommet auch mit dem Teutſchen uͤberein / ſol - ches wird von dem Lateiniſchen Woͤrtlein Glaſtum hergeleitet; denn ſo man von dieſem die letzte Syllabe hinweg thut / ſo kommet das Wort Glaß heraus.

Das Lateiniſche Wort Glaſtum wird bey dem Cæſar, in ſeinen Commentarien / Vierum geheiſſen / indeme er alſo ſaget: Omnes Britan - ni ſe vitro inficiunt, das iſt / die Britannier faͤrben ſich alle mit Glas: von welchen auch Mela im 3. Buch / cap. 6. ſaget: Die Britan - nier ſo ihre Leiber mit Glaß gefaͤrbet; auch ſaget Vitruvius: die mit Glas gefaͤrbte Wollen: denn alſo hat dieſen Ort / des -D d iijſaris,216C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,ſars, der gelehrte Turnebus erſetzet; indem man vor Alters / an ſtat Vi - trum, das Wort Ultrum zu leſen pflegte: daſſelbe Wort Vitrum, Glas / bezeichnet das Griechiſche Wort Iſatis, welches im Lateiniſchen Gla - ſtum heiſſet / und ein Kraut bedeutet / welches eine blaue Farb giebet / denen Wegwarten nicht ungleich: ſolches erhellet aus den Worten Vi - truvii, da er ſaget: ſie faͤrben ſich / in Ermanglung der Jndianiſchen Farbe / mit dem Vitro, welches die Grichen Iſatin nennen.

Nicht anders befindet ſichs in des Apuleji Tractat vom Kraͤutern / (der zwar noch nicht im Truck / ſondern in des Emerici Caſauboni Haͤn - den ſich befindet / iſt auch viel verbeſſerter und vermehrter / als alle ande - re editiones, ſo bißhero an den Tag kommen ſind) da man alſo lieſet: Das Kraut Iſatis wird von etlichen Angion oder Aroſion, von den Jta - lienern Rutum, auch von andern das Glas-Kraut genennet: Jedoch ſe - tzet Salmaſius beſtaͤndig / vor Glaſtum das Wort Gvaſtum, welches das Britanniſche Wort Gvadum iſt / damit ſie die blaue Glas-Farb benen - nen: Jngleichen bezeugets auch Plinius im 22. Buch / cap. 1. mit dieſen Worten: Das Kraut / welches man in Franckreich Glaſtum nennet / ſo dem Wegerich nicht ungleich iſt / gebrauchen der Britañier Weiber / die damit ihren gantzen Leib beſtreichen / und einigen gewiſſen Gottesdien - ſten alſo nackend beywohnen: Jngleichen ſaget Cambden, in ſeiner Britanniſchen Beſchreibung alſo: Das iſt jenes Kraut / welches wir Glaſtum nennen / es giebet etwas blaue Farb / welche die Britannier / biß auff den heutigen Tag / Glaß heiſſen.

Die Urſach / warumb dieſem Wort Glaſto der Name Glaß bey - geleget worden / iſt vielleicht dieſe; dieweil das Glaß / wie unſer Autor und die Erfahrung lehren / etwas blaues von Natur bey ſich hat: das Lateiniſche Wort Vitrum, kommet her von dem Wort Viſum, das iſt / ge - ſehen (eben als wie das Wort Aratrum, ein Pflug / und Rutrum, Schauf - fel / von Aratum geackert / und rutum geſchauffelt / die letzte Sylbe in trum veraͤndert) weil es nach der Meinung Iſidori, im 16 Buch / cap. 15. dem Geſicht / wegen ſeiner Helligkeit / durchſichtig iſt: dann man kan alles das jenige / was man in andere Metalle gieſſet / nicht von auſſen her ſehen; da hingegen alle Liqvores, und was nur im Glaß gehalten wird / zuſehen ſind / gleich als ob ſie nicht im Glaß waͤren; und daher kommet es / daß alle durchſichtige Coͤrper / Glaͤſer genennet werden: Wie dann die Naturkuͤndiger uñ Poeten / als Horatius, Ovidius, Boëthius, Apulejus, auch das Eyerweiß / Meer / die Fluͤſſe und Waſſer alſo benennen.

Das217Von der Glaßmacher-Kunſt.

Das Glaß iſt eine Frucht von der wahren Feuer-Kunſt.

Solches iſt allerdings wahr: denn es iſt gantz und gar ein Werck der Kunſt / und nicht der Natur / kan auch ſonder groſſes Feuer nicht zu wege gebracht werden.

Jch hoͤrte einsmahls von einem wackern Kuͤnſtler / im Schertz ſa - gen: daß die Glaßmacher-Kunſt / die letzte unter allen Kuͤnſten in der gantzen Welt ſeyn wuͤrde; denn / ſagte er / wann GOtt dieſes gantze Weltgebaͤu / durch Gewalt des Feuers verzehren wird / ſo wird alles zu Glaß werden; und ſolches muͤſte / wegen der vermuthlichen Zuſammen - miſchung des Saltzes und Sandes / oder Steine / vernuͤnfftig alſo zu re - den / ſonder Zweiffel erfolgen.

Das Glaß kommet dem Geſchlecht aller Mineralien am nechſten.

Jch befinde / daß die Autores das Glaß unter eine gewiſſe Geſchlecht - Art zu bringen / unterſchiedlicher Meinung ſind: Agricola im andern Buch von den Metallen / haͤlt es vor einen zuſammengefloſſenen Berg - ſafft; Vincentius Bellovacenſis im 11. Buch / vor einen Stein: Fallopi - us zehlet es unter die mittel Mineralien: der Glaß-Kuͤnſtler nennet ſol - ches / wanns in den Fluß gekommen / ein Metall.

Es iſt aber nach meinẽ Beduͤncken keines von dieſem; ſolches beweiſet dieſer allgemeine Beweis grund gnugſam / daß nemlich oberwehnte Ma - terien alle / natuͤrlich gewachſene Coͤrper ſind / da doch das Glaß durch Kunſt / vermittels des Feuers bereitet worden / und nirgend / gleichwie die andern natuͤrlichen Dinge / in den unterſchiedlichen Hoͤlen angetrof - fen wird.

Derowegen / gleich wie die Nahmen der kuͤnſtlichbereiteten Din - ge von den prædicamenten der Vernunfft-Kunſt ausgeſchloſſen werden / alſo iſt auch das Glaß von den oberwehnten Specien abzuſondern; und kan man ſolches eben ſo wenig ein Metall / als ein Bier / Maltz / Leym / Ziegel und dergleichen heiſſen.

Es wird aber allhier Fallopius wieder einwerffen und fragen / was denn diß fuͤr ein Glaß ſey / davon wir reden? ob es das jenige ſey / welches noch in ſeinen Berg-Adern / und eigentlich nur ein Stein iſt; oder ob es das ſeye / welches aus ſolchen Bergſteinen extrahiret und gereiniget wird? ſolches aber kan man weniger ein kuͤnſtlich-bereitetes Glaß / als ein Metall nennen / welches aus ſeiner Minera extrahiret / und anietzoiſt218C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,iſt gereiniget worden: dann ſo wir das Glas / welches in dem erſten Stein iſt und ſtecket / verſtehen / ſo iſt es / nachdeme es heraus gebracht / eben ſo wenig natuͤrlich als ein Metall / welches aus gedachten Steinen extrahiret werde. Hierauff gebe ich zur Antwort / daß das Glas nir - gends auff ſolche Weis anzutreffen ſey / ſondern nur Sand und Stei - ne / als welche die Glasmaterien ſind.

Mit den Metallen hat es aber eine andere Beſchaffenheit / indeme die Natur eine gewiſſe Art derſelben in ihren Berg-Adern gewuͤrcket / ob ſie wohl zuweiln aus ſolchen Berg-Adern / Erden und Steinen / als in welchen die kleineſten metalliſchen Theile verborgen liegen / vermittels der ſtarcken Feuers-Macht heraus geſchmeltzet werden; iedoch mit die - ſem Unterſcheid / daß das Metall / von der natuͤrlichen Macht des Feu - ers / (als welche die gleichgenaturten Theil zuſam̃en ſamlet / und hinge - gen die Ungleichen zerſtreuet) nur hervor gebracht oder vielmehr nur ent - decket worden; da ſich doch die Sache mit dem Glas viel anderſt verhaͤlt / als welches durch Vermiſchung und Vereinigung der unterſchiedlichen ſaltzicht - und ſandichten Theile bereitet wird.

Dieſes will Fallopius, welches eine wunderliche Sache iſt / nicht geſtehen / ſagend / es werde das Glas nicht aus der Aſchen bereitet; noch hinbey fuͤgend / daß zwar die Glasmacher / die Aſchen / ſo von Alexan - dria kommet / zum Glasmachen gebrauchen / ſolche aber nehmen ſie nur an ſtat des Salpeters / welcher ſchon vor Alters im Gebrauch geweſen iſt / und zwar allein zu dem Ende / damit das Glas aus denen metalliſchen Steinen nur deſto beſſer moͤge exrrahiret werden; derowegen darff man nicht ſagen / daß die Aſchen mit dem Metall darumb vermiſchet werde / damit das Glas daraus werde; ſondern darumb wird es dazu gethan / damit das Glas deſto leichter aus den kleineſten Theilen des Steins / das iſt / aus ſeinen eigenen Metall extrahiret werde.

Allein / dieſe ungereimte Meinung kan leichtlich widerleget wer - den: denn wann das Glas eintzig und allein aus dem Stein extrahiret wuͤrde / ſo wuͤrde alsdann das Glas-Metall am Gewicht viel leichter als der Stein werdẽ; nun befindet ſich aber das Glas-Metall weit ſchwerer als der Stein; denn es geben 100. Pfund Sand mehr als 150. Metall. Uber dieſes ſo iſt das Saltz / welches zur Compoſition des Glaſes ge - nommen wird / viel fixer / als daß es koͤnte durch das ſtaͤrckſte Feuer ge - trennet werden: zu deme ſo kan man auch / an den Fenſtern (ſo aus Fran - tzoͤſiſchen Glas bereitet) auff der / gegen der Lufft ſtehenden Seiten / eini -ges219Von der Glasmacher-Kunſt. ges Saltz / will nicht ſagen ſehen / ſondern greiffen / welche durch den Ge - ſchmack ihre Natur klar an den Tag gebē: Ferner / das allerſchoͤnſte Glaß / welches am meiſten von einem gereinigten Saltz beſtehet / und deſſen am Gewicht mehr als des Sandes bey ſich hat; wann ſolches in die Laͤng unter der Erden / oder an einen feuchten Ort behalten wird / ſo wird man befinden / daß ſolches in Stuͤcken zergehe und auffgeloͤſet werde / in - dem das Vereinigungs-Band des Sandes mit dem Saltz zerbrochen wird.

Und dieſes iſt die Urſach / warumb man ſagt / das Venetianiſche Glaß werde von dem Gifft auffgeloͤſet und zerbrochen; und ſolches iſt wahr / jedoch nur von etlichen Mineraliſchen / nicht aber von Vegetabi - liſchen und andern Gifft: Eben hierdurch wird ja augenſcheinlich erwie - ſen / daß das Saltz bey dem Glaß verbleibe.

Hieher ſchicket ſich des Helmontii Erfahrungs-Prob und Expe - riment, da er im Capitel von der Erden alſo ſaget: Wann iemand ein ſubtiles oder zu Mehl-geſtoſſenes Glaß / mit einem reinen Alkali vermi - ſchet / und an einem feuchten Ort hinſetzet / der wird befinden / daß ſich al - les Glaß / bald in ein Waſſer reſolviret: auff dieſes / ſo man des Aqvæ Regis, ſo viel als zur Saturation des Alkali von noͤthen / gieſſet / ſo wird man alſobalden den Glaß-Sand in eben dem Gewicht / auff den Boden ſich ſetzend / befinden / als er vorher zu der Bereitung des Glaſes iſt ge - nommen worden.

Nun in dieſem Experiment wird ja das Saltz des Glaſes von dem Alkali und dem Aqva Regis angenommen; und werden alſo / auff ſolche Weiß / die zuſammenſetzende Theile des Glaß-Coͤrpers / welche zuvor in dem compoſito oder Coͤrper vermiſchet waren / wiederum in ihre erſte Principia auffgeloͤſet und abgeſondert.

Der zweyte allgemeine Beweiß-Grund iſt dieſer / daß / obwohln die geronnene Bergſaͤffte / davon oben gedacht / wie auch die Steine und das Glas / im Feuer ſchmeltzen; ſo nehmen iedoch nicht alle Steine / noch die geronnene Bergſaͤffte und Metalle oder halbe Metalle / den Fluß im Schmeltzen an ſich: denn ſolches thut weder der Talck / noch derglei - chen viel andere / welche unter die geronnene Bergſaͤffte gezehlet werden: Jngleichen weder der Diamant / noch der Achat / Calcedonier oder Ja - ſpis und noch viel Edelgeſteine mehr: Jtem der Marmor und viel ande - re Steine / die man zu Belegung des innern Ofen-Herds gebrauchet.

Unter den Metallen laͤſſet ſich auch der Mercurius oder das Qveck -E eſil -220C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,ſilber nicht ſchmeltzen / noch unter den mittelmaͤßigen Mineralien das Auripigment: und obwohl der meiſte Theil der gedachten Specien zer - flieſſet; So laſſen ſich doch nur die Metallen haͤmmern / nachdem ſie ziem - lich kalt worden ſind: denn wann ſie / die Metallen ſehr erhitzet / ſo hangen dero kleinſten Theile nicht an einander / ſind auch nicht zaͤhe / gleich ſie in dem Glaß ſind / als welches / ſo es recht erhitzt worden / ſich mit ei - nem geringen Wind und Auffblaſen / vermittels eines Blaßrohrs / zu ei - ner cavitaͤt und mancherley Figuren / veraͤndern laͤſſet; welches aber mit keinem andern / von erwehnten Materien geſchehen kan.

Uber dieſes / ſo zerflieſſen die geſchmoltzene Metallen hin und her / werden zu viel kleinen Kuͤgelein oder Koͤrnergen / und geben eintzliche Stuͤcke; das geſchmoltzene Glaß aber laͤuffet. auff einen Hauffen zuſam - men / wann es verſchuͤttet / oder ſo in den Ofen die Toͤpffe zerbrochen ſind.

Dieſe / des Glaſes dehnende und klebrichte Natur nun / beduͤncket mich / ſey diejenige Qvalitaͤt oder Eigenſchafft / welche weſentlich unter - ſchieden iſt / von allen andern / auch denenjenigen Coͤrpern / welchen man gleichfalls den Nahmen eines Glaſes beyzulegen pfleget; als da ſind das Vitrum Antimonii, das Moſcowitiſche Glaß / die verglaſurten Zie - gel und andere Steine / als welche alle dergleichen Prob nicht aushal - ten / und ihre Benennung / nicht ſo wohl von ihrer innerlichen Eigen - ſchafft und Natur / als von ihren glaͤntzenden Schein empfangen ha - ben; auff Art / gleichwie das Wort Vitriolum vom Vitro oder Glaß ſei - nen Nahmen hat.

Damit wir aber dieſer Vergleichung ein Ende machen / als wol - len wir die Eigenſchafften des Glaſes hierbey ſetzen / vermittels welchen es von allen andern Coͤrpern leichtlich zu unterſcheiden ſeyn wird.

  • 1. Jſt es ein zuſammengeſetzter Coͤrper aus Saltz und Sand oder Steinen.
  • 2. Durch Kunſt bereitet.
  • 3. Schmeltzet es bey einem groſſen Feuer.
  • 4. Wann es geſchmoltzen / ſo iſts klebricht oder zaͤhe / und haͤnget an einander.
  • 5. Wird vom Feuer nicht verzehret.
  • 6. Jſt des Feuers cuſſerſter Effect.
  • 7. Wann es geſchmoltzen / ſo haͤnget ſichs an das Eyſen.
8. Laͤſt221Von der Glasmacher-Kunſt.
  • 8. Laͤſt ſich dehnen / wanns wohl erhitzet worden / und nimmt allerley Figuren an ſich: laͤſt ſich nicht haͤm - mern / ſondern wird durch das Blaſen in eine Con - cavitaͤt geformieret.
  • 9. Wann es ſehr duͤnne und nicht heis iſt / ſo zerbrichts.
  • 10. Wanns kalt iſt / ſo laͤſt es ſich zermalmen; dahero un - ſer Spruͤchwort entſtanden: zerbrechlich wie ein Glaß.
  • 11. Jſt es durchſichtig / es ſey gleich kalt oder warm.
  • 12. Laͤſt ſich beugen / und wanns in Faden gezogen / ſo hat es eine gleiche Bewegung.
  • 13. Es zerſpringet von der Kaͤlte und feuchten Liqvore, in - ſonderheit wann ſolcher ſaltzicht / und das Glaß geh - ling erhitzet wird.
  • 14. Laͤſt ſich blos mit dem Diamant und Schmergel ſchneiden und arbeiten.
  • 15. Jſt es / gleich wie die andern Edelgeſteine / durchſichtig und gefaͤrbt.
  • 16. Wird im Aqva forti, Regis oder Mercurii nicht diſſolvi - ret.
  • 17. Die ſauren Saͤffte / und alle andere Dinge bekom̃en / von dem Glaß / weder Farb / Geſchmack / oder an - dere Qvalitaͤt.
  • 18. Es kan poliret oder geſchliffen werden.
  • 19. Es verlieret / durch vielfaͤltigen Gebrauch / nichts von ſeinem Gewicht.
  • 20. Es befoͤrdert den Fluß der andern Metallen / und ma - chet ſolche geſchmeidiger.
  • 21. Es nimmt allerley metalliſche Farben / ſo wohl inner - lich als aͤuſſerlich an ſich / dahero iſt es zu den Ge - maͤhlen / vor allen andern Dingen / beqvem.
  • 22. Es laͤſſet ſich / vor allen andern Dingen in der gantzen Welt / am beſten buͤgen.
Ee 223. Es222C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,
  • 23. Es fluͤſſet / wird aber nicht calciniret.
  • 24. Wann man Sommerszeit ein offenes Glaß mit Waſſer fuͤllet / ſo ſetzen ſich außwendig / ſo hoch das Waſſer gehet / Waſſer-Troͤpfflein an: auch wird es von dem menſchlichen Athem ſcheinbarlich befeuchtet.
  • 25. Wann man glaͤſerne Kuͤgelein einer Nus groß mit Qveckſilber anfuͤllet / und ſolche ins Feuer wuͤrfft / ſo zerſpringen ſie hin und her / als ein gruͤner Glaß - tropffen / und geben einen hellen und ſtarcken Laut / oder Gethoͤn von ſich.
  • 26. Es nimmt keinen Geſchmack von Wein / Bier oder an - dern Feuchtigkeiten an / veraͤndert auch die Farbe nicht / und roſtet auch nicht.
  • 27. Es kan gleich denen Steinen und Metallen cæmenti - ret werden.
  • 28. Ein Trinckglaß / darein Waſſer gegoſſen / ſo es mit dem Finger umb den Rand geſchicklich gerieben wird / giebet einen Muſicaliſchen Klang von ſich / hoch oder niedrich / nachdem viel oder wenig Waſſer darinnen / und macht das Waſſer in die Hoͤhe huͤpffen.

Des Glaſes Alterthum.

BEtreffend das Alterthum des Glaſes / ſo fuͤhret ſolches unſer Au - tor aus dem 28. Capitel v. 17. des Jobs / her / allwo die Weißheit vom 15. biß zu dem 20. Verß / mit dem auserleßneſten Sachen verglichen wird; in dem 17. Verß aber wird geſaget: und das Gold noch das Cry - ſtall oder Glaß / mag ihr nicht verglichen werden; alſo ſetzets unſer Au - tor, folgend der gemeinen Lateiniſchen Verſion; gleich alſo haben es auch die 70. Dolmetſcher gegeben; ingleichen Hieronymus, Elias in ſeinem Nomenclatore, Pineda, wie auch die Zircher und Syriſche Bibel.

Die Arabiſche Uberſetzung aber gebrauchet das Wort Hyacinth; die Chaldeiſche hat das Wort Cryſtall; ſolchem folget Xantes, Arias - Montanus, Forſterus, und die Hebreer / denen ſtimmet bey Nicetas, wie auch die Koͤnigliche Hiſpaniſche / und Engliſche Uberſetzung / Pagninusaus223Von der Glasmacher-Kunſt. aus dem Rabbi Levi Kimchi nennets einen Stein / der koͤſtlicher als Gold.

Jn dem Targo wird das Wort Spiegel gebrauchet; vielleicht darumb / dieweiln dazumahln die Spiegel erſt neu erfunden / und in ho - hen Werth waren / auch aus einer koſtbaren Materia bereitet wurden: alſo hatsauch Münzerus in der Uberſetzung gegeben. Die Compluten - ſer nennen es ein Cryſtalliniſch Glaß; Vatablus, einen Beryll: Rabbi Abraham einen Diamant / wie auch Rabbi Mardochai, Pagninus, Ca - jetanus; ingleichen die Jtalieniſche / Spaniſche / Frantzoͤſiſche / Hollaͤn - diſche und Teutſche Verſion: Pineda gebrauchee das Wort Pyrop oder Carbunckel / oder einen dergleichen ſchoͤnen und koͤſtlichen Edelgeſtrin: Es ſind aber alle dieſe Nahmen nur Benennungen eines eintzigen Edel - geſteins / der / wie unſer Vorfahren davor gehalten / bey der Nacht leuchten ſoll / ſolchen aber wird man heute allenthalben vergeblich ſu - chen: Die neuern Schreiber nehmen an ſtat dieſes leuchtenden Edelge - ſteins / den Rubin.

Die Urſach des Unterſcheids unter den Auslegern iſt dieſe: dieweil das Hebreiſche Stammwort Zechuchih, entſpringet aus der Wurtzel Zachah / welches ſo viel bedeutet / als rein machen / ſaͤubern / leuchten / weiß und durchſcheinend ſeyn. Eben dieſes Wort wird Exod. 30, v. 24. vom Rauchwerck gebrauchet / und iſt von den 70. Dollmetſchern / hell / ge - geben worden.

Hieraus erhellet die mißſtimmige Dollmetſchung dieſes Textes; denn dieweil dieſes Wort alles dasjenige / was durchſichtig und ſchoͤn iſt / bedeutet; als haben es die Uberſetzer ſolchen Dingen zugeeignet / welche ſchoͤn / koͤſtlich und in hohen Werth / auch nach Erheiſchung des Textes und des Grundworts durchſichtig waren.

Nach meiner Meinung / ſo wird allhier / weder Diamant / noch Carbunckel oder Hyacinth gemeinet; denn es wird ſolcher Steine / bey dem Bruſtſchildlein Aaronis / Exod. 28 gedacht; es befindet ſich aber obi - ges Wort nicht in ſolchen Capitel; ingleichen weder das Wort Glaß / noch Cryſtall; denn es waͤre ungereimbt / daß ſolche Dinge von ſolgerin - gen Werthe ſolten in Vergleichung ſolcher Sachen kommen / indeme das Glaß und Cryſtall von einer gemeinen und ſchlechten Materia her - kommet; dieſes aber ſoll etwas ungemeines ſeyn.

Ferner / ſo ſcheinet es / daß dieſes Wort nur zum Uberfluß dem Golde ſey beygefuͤget worden; denn es wird des Glaſes in dem gantzen Alten Teſtament niemahls / hingegen aber in dem Neuen / zum oͤffternE e iijge -224C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,gedacht / als bey dem Paulo / Jacobo / und in der Offenbahrung S. Jo - hannis.

Wer wolte nun glauben / daß ein ſolches Ding / welches zu vielerley Vergleichungen und Erlaͤuterungen beqvem iſt / von der H. Schrifft / als welche voller Wortzierlichkeiten in dergleichen Redarten iſt / ſolte mit Stillſchweigen uͤbergangen werden; wann dergleichen Ding zur ſelben Zeit im Gebrauch geweſen waͤre.

Derowegen bin ich der Meinung / und halte davor / daß man daſ - ſelbe Wort in einen allgemeinen Verſtand annehmen muͤſſe; und nicht eben von dieſem oder jenen koſtbaren und durchſichtigen Dinge oder E - delgeſteine inſonderheit; ſondern es muͤſſe etwas weitlaͤufftiger / nehm - lich auff alle dasjenige / was beyde Eigenſchafften / nemlich Koͤſtlich - und Durchſichtigkeit hat / gezogen werden: Alleine ich komme hiemit zuweit vom Wege / und wuͤrde endlich in eine frembde Ernde gerathen.

Es ſcheinet / Ariſtophanes ſey der erſte geweſen / der des Worts ὕαλος, (hyalos) welches wir Glaß nennen / gedencket; denn er fuͤhret in ſeiner Comedia, genannt Nubes, act. 2. Scen. 1. den Sthrepſiadem ein / wel - cher des Socratis ſpottet / und eine neue Manier / die alten Schulden zu bezahlen / lehret; nehmlich / wann man zwiſchen der Sonne / und der Schuldverſchreibung oder Verklagbrieff / einen ſchoͤnen und durchſich - tigen Stein legte; welchen Stein dazumahl die Salbenkraͤmer verkauff - ten / und mit welchen man Feuer anzuͤnden kunte: denn alſo wuͤrde die Sonne / die Buchſtaben des Schuld - oder Verklagbrieffs ausloͤſchen; ſolcher Stein wird vom Socrate ὕαλος, das iſt / Glaß genennet.

Zu dieſem Wort ſetzet Scholiaſtes noch hinzu; daß die Salben - Kraͤmer / ſo wohl Edelgeſtein / als auch Artzney verkaufften.

Jngleichen ſo iſt auch das Wort κϱύος, ſo viel als Cryſtallus: daß dem Homero ſolcher Nahme unbekañt / und hingegen an ſtatt deſſen das Wort Electrum, von Jhm und der Antiqvitaͤt ſey gebrauchet worden / bezeuget gedachter Scholiaſtes am gemelten Ort / da er unſer Glaß gantz deutlich mit folgenden Worten beſchreibet: Wir / ſagt er / nennen ei - gentlich dasjenige ein Glaß / welches vermittels des Feuers / aus dem ge - brañten Kraut geſchmoltzen worden / daraus unterſchiedliche Arten der Gefaͤſſe bereitet werden. Das Wort hyalos iſt bey dem alten Gramma - tico Heſychio in ſolchem Verſtand nicht zu finden; ſondern hyale und hyalœis bedeutet bey ihm ſo viel als durchſcheinend und helle. Der E - tymologiſt gebrauchet es eben in ſolchen Verſtand / und fuͤhret desWorts225Von der Glasmacher-Kunſt. Worts Urſprung her von dem Woͤrtlein ὕειν, welches ſo viel iſt als reg - nen; und zwar wegen der Gleichniß / die es wegen ſeiner durchſichtigen Conſiſtentz mit dem Eys hat / welches ein gefrorner Regen oder Waſ - ſer iſt; und in ſolchem Verſtand leiten etliche das Wort Glaß à Glacie oder vom Eysglaß her.

Ariſtoteles hat von dem Glaß zwey Auffgaben; deren die erſte iſt / warumb man durch das Glas ſiehet? die andere / warumb das Glaß nicht koͤnne gebogen werden: Dieſe Auffgaben / wann ſie anderſt des Ariſto - telis ſind / daran die Gelehrten zweiffeln / ſind aus der Antiqvitaͤt die alleraͤlteſten Nachrichtungen / vom Glaß; denn man wird ſonſten nir - gend / bey keinem alten Griechiſchen Poeten oder Redner / von dem Glaß einige Meldung oder Nachricht finden / ob ſich ſolches ſchon ſehr wohl zu ihrem Vorhaben geſchicket haͤtte.

Hier iſt auch zu mercken der zweiffelhaffte Verſtand des Worts hyalos; denn wegen der Gleichheit wurde der Cryſtall alſo genennet / wie oben aus dem Scholiaſte und aus dem Hugone Grotio angemercket wird: und Gorræus ſaget / es waͤre eine gewiſſe / gelbe und durchſichtige Art des Agſteins / der durchſichtig gleich wie ein Glaß war / von etlichen hyalos genennet worden: Der erſte unter den Grichen / der ſonder al - len Zweiffel des Glaſes gedencket / iſt Alexander Aphrodiſæus geweſen / welcher alſo ſaget: die Farb / ſo man durch ein Glaß anſiehet: und noch deutlicher im erſten Buch: die Glaͤſer / ſaget er / wann ſie im Winter jaͤhlings erhitzen / ſo zerſpringen ſie: und abermahl: ein Glaßgeſchirr zer - brechen: der glaͤſern Trinckgeſchirr gedencket Lucianus gar weitlaͤuff - tig: Auch ſchreibet Plutarchus in den Sympoſiacis, daß das Feuer vom Tamarißken-Holtz / zum Glaßmachen am beqvemſten ſey.

Daß die Egyptier der Glaßmacherkunſt erfahren geweſen / iſt aus den Worten des Flavii Vopiſci zu erſehen / wie ſolche vom Marcello Do - nato auff dieſe Weiſe angefuͤhret werden: Alexandria iſt eine wohl - vermoͤgende Stadt und fruchtbar / in derſelbigen lebet niemand muͤßig; etliche blaſen Glaß / und andere machen Papier: doch gedencket Kirche - rus in ſeinem Oedipo, da er von den Kuͤnſten der Egyptier handelt / hier - von nichts: Unter den Lateiniſchen Poeten gedencket Lucretius des Glaſes am erſten / deſſen Verſe / weil ſie von der Durchſichtigkeit des Glaſes handeln / ich allhier anfuͤhren will / alſo lautend: (Lib. 4. 602. 603.) niſi recta foramina tranant, Qvalia ſunt Vitri Und220[226]C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,Und wiederum:Atqve aliud per ligna, aliud tranſire per aurum, Argentoqve foras, aliud vitroqve meare. (im 6. Buch / v. 98. 990. )Dergleichen thun auch alle nachfolgende Lateiniſche Poeten.

Es war dieſe Kunſt in America unbekannt / wie auch in gantz Aſien / ausgenommen in Sidon und China / als welchen dieſe Kunſt gar ſpaͤt iſt bekannt worden; ſie bereiten aus dem Reys ein ſehr durchſichtiges / jedoch gar gebrechliches Glaß / welches keines wegs mit dem unſrigen / ob es ihm wohl der aͤuſſerlichen Geſtalt nach ziemlich nahe kommt / zu ver - gleichen iſt. Beſiehe den Sineſiſchen Atlas pag. 6.

Endlich damit wir dieſer Streitfrage ein Ende machen / ſo iſt be - kannt und offenbar / daß das Glaß vor Alters nicht unbekannt geweſen / auch daß die Wiſſenſchafft des Glaſes ja wohl ſo alt / als das Topff - und Ziegelbrennen ſey: denn man kan kaum einen Ofen voll Ziegel oder Toͤpffe ausbrennen / da nicht etliche Ziegel / oder ein Theil von ſolcher Waar / ſolten zu Glaß werden: dahero iſt auſſer allen Zweiffel / daß das Glaß zur Zeit des Babyloniſchen Thurnbaues / mit der Kunſt die Zie - gel zu machen / zugleich erfunden und bekannt worden. Denn als die Kinder Jſrael gefaͤnglich gehalten wurden / ſo war dieſes / daß ſie die Zie - gel ſtreichen muſten / ein groſſer Theil ihrer Dienſtbarkeit.

Und dieſer Art wird jenes gegrabene Glas geweſen ſeyn / davon Ferrant. Imperatus im 25. Buch cap. 7. alſo ſchreibet: Es iſt unter der Erden ein Glaß gleich den kuͤnſtlich-bereiteten gefunden worden / an ſolchen Oertern da groſſe Feuer entſtunden: ſolches Glas aber / wann es geſchlagen wurde / gab kein Feuer von ſich; es ſind auch andere runde Glasſtuͤcken / gleich denen Feuerſteinen / gefunden worden / ſolche / wann ſie zerbrochen wurden / glaͤntzeten / waren auch etwas gruͤn und durch - ſichtig / gleich als ein Colophonium anzuſehen / dieſe aber / ſo man daran ſchlug / gaben nicht anders als der gemeine Feuerſtein / Feuer von ſich: jedoch waren ſie von dem gemeinen Feuerſtein noch unterſchieden / ſo wohl des Wachsthums / darinnen der Feuerſtein was beſonders hat / als auch wegen des Glantzes / und daß ſie ſich leichtlich zerſchmeltzen lieſ - ſen / welches eine ſonderbare Eigenſchafft des Glaſes iſt.

Von den gedachten Glaß-Stuͤcken waren etliche zerreiblich / et -liche227Von der Glasmacher-Kunſt. liche aber dicht und feſt: die zerbrechlichen oder zerreiblichen Stuͤcke / wann ſie ins Feuer kommen / ſchwelleten auff / wurden gleich wie ein weiſſer Bimſenſtein / und nahmen hernach den Glantz eines kuͤnſtlich-be - reiteten Glaſes / an ſich: die feſten / gantzen / und dichten Stuͤcke aber / die wurden im Feuer / nach einer geringen Veraͤnderung aus der Schwaͤrtze / zu einen kuͤnſtlich-bereiteten weiſſen Glaß.

Dieſes gegrabene Glaß iſt von den Americanern bereitet wor - den / daß ſie an ſtatt des Eyſens darmit ſchneiden und Breter bohren. So weit Imperatus.

Und vielleicht iſt das Stuͤck von ſolcher Art des Glaſes geweſen / welches ich einsmahls zu S. Alban / da vorzeiten der Roͤmer alte Wach - ſtaͤtte geweſen / von einen alten Roͤmiſchen Ziegel abgebrochen habe: Dennes war an der Farb und Subſtantz / unſerm heutigen Glaß gantz gleich.

Es iſt auch weder zu zweiffeln noch zu verwundern / daß nicht der - gleichen Art des Glaſes / oͤffter ſo wohl unter ihren (der Roͤmer) als un - ter unſern Ziegeln / ſeye gefunden worden; denn ſie temperirten ihre Er - den / die ſie zu den Ziegeln nahmen / durch eine 2. jaͤhrige Digeſtion un - ter der Erden / als wodurch die Arbeit deſto feſter und ſtaͤrcker wurde; zugeſchweigen / daß ſie auch ihre Ziegeln ſtaͤrcker ausbrannten.

Und dieſe Glaßwerdung der Ziegel-Erden geſchicht nicht allein bey ihrer erſten Brennung / ſondern / gleichwie auch Imperatus angemercket / von einem iedwedern groſſen Feuer / dergleichen nemlich / wie in den Kalch-uñ Toͤpffer-Oefen gebrauchet wird; dergleichen auch in Aſien und Africa / von Alters her ſehr gebraͤuchlich iſt / da ſich die meiſten Steine zu Glaß brennen.

Jch habe aber in der Ziegel-Huͤtten niemahls geſehen / noch gehoͤ - ret / daß ſich die Ziegelſtein / von einem gemeinen Feuer zu Glas gebrañt haͤtten; denn ich halte dafuͤr / daß dieſer Effect nur allein von dem Feuer / mit welchen der rohe und ausgetrocknete Ziegel-Hauffen ausgekochet wird / herkomme; und zwar auff Art eines Reverberation-Feuers / in ſolchen Oefen / da es verſchloſſen / ſtarck und ſtetig kan erhalten werden: dieſes Glas auff ſolche Art bereitet / dauret lang unter der Erden; unge - achtet Helmontius ſaget / daß das Glaß / innerhalb wenig Jahren / unter der Erden auffgeloͤſet oder diſſolviret / putreficiret / und zu einen Waſ - ſer werde: ſolches iſt zwar von unſerm gemeinen weichen Cryſtall wahr / nicht aber insgemein von allem Glaß.

F fBe -228C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,

Belangend die Art und Weiß / das Glas zu machen / wie ſolche von unſerm Authore angefuͤhret wird / und von den Kauffleuten ſoll er - funden worden ſeyn / kommet der Warheit nicht aͤhnlich / denn die ſtete Verbrennung und Einaͤſcherung des Krautes Kali oder einer andern Materie / weder bey den Egyptiern / und Hiſpaniern / noch bey uns / nie - mahls dergleichen hervorgebracht hat / ungeachtet ſolche Verbrennung in weit mehrerer Copie / und mit ſtaͤrckern und langwierigern Feuer / als bey den gedachten Kauffleuten geſchehen iſt; ja das ſtarcke Schmeltz - Feuer des Kalchofens ſelbſt / kan ſolches nicht zu wege bringen: auch ha - ben es auff ſolche Art niemahls in acht nehmen moͤgen die Metallſchmel - tzer / davon Tubalcain der erſte Erfinder geweſen / noch die alten Feuer - kuͤnſtler / welche doch die Metallen in ſehr heiſſen Oeſen / und langwieri - gen Feuer gehalten haben.

Dergleichen Feuerkuͤnſtler ſind die Egyptiſchen Fuͤrſten / die al - lererſten und aͤlteſten geweſen / welche alle von Hermete Trismegiſto an / dieſe Kunſt verſtanden / und ſich auff die univerſal-Medicin geleget ha - ben; nicht aber auff die vermeinte Verwandlung der Metallen / wie Kircherus ſolches in ſeinem Oedipo behaupten will.

Das Vorhaben nun der gedachten Metallſchmeltzer waͤre ver - geblich geweſen / ſonder groſſes Feuer und Oeſen / als welche doch offt - mals / ſamt den Materialien / zu einem Glaß werden geſchmoltzen ſeyn; erhellet alſo gnugſam aus dieſem / was bißhero iſt geſaget worden / daß zwar die Wiſſenſchafft des Glaſes ſehr alt / die Glasmacherkunſt aber / ei - ne von den neuern Erfindungen ſeye / und iſt nach Plinii Zeugnis im 36. Buch / Cap. 26. Sidon der erſte Ort geweſen / welcher wegen dieſer Kunſt / und den Glaßofen beruͤhmet geweſen iſt: Gleich wie auch Tibe - rius unter den Roͤmern der erſte war / zu deſſen Zeiten laut der Hiſtorien / Glaß bereitet wurde / wie aus der Geſchichte deßjenigen zu erſehen / von welchen Plinius erzehlet / daß einer deßwegen umbgebracht wurde / die - weil er das Glas alſo bereitete / daß mans haͤmmern koͤnte; davon her - nach ein mehrers.

Vom Gebrauch des Glaſes.

Es werden zu dem Hausweſen aus dem Glaß mancherley Geſchirr / von unterſchiedlicher Farb und Groͤß / verfertiget: als da ſind flache und zugeſpitzte Becher / gantz oder nur zum Theil gefaͤrbet; dienende zumReini -229Von der Glaßmacher-Kunſt. Reiniſchen und Spaniſchen Wein / zum Claret oder Bier: Jngleichen Flaſchen und andere Geſchirr / darinnen man Wein / Bier / Spiritus. Oehl oder Pulver auffbehalten / und in welchen man die Durchſichtig - keit der Liqvorum, derſelben Guͤte / Jaͤhrung / Scheidung und andere Verwunderungsſachen ſehen kan / welche mit der Zeit von der Natur in denſelben gewuͤrcket werden.

Uber dieſes werden bereitet Naͤpffe oder Schalen / warme Spei - ſe darinnen auffzuheben; Stund-und-Zeit Glaͤſer / Glaͤtte-Glaͤſer / das leinerne Geraͤthe zu glaͤtten: Zierglaͤſer / die Ramen und Studier-Stu - ben damit zu zieren; Fenſter / die Kaͤlte und den Regen auffzuhalten / und dadurch das Liecht in die Gemaͤcher zu leiten.

Jtem / wann das Glas gefaͤrbet / ſo theilet es allen Dingen / die der Sonn entgegen ſtehen / ſeine Farbe mit: Endlich verfertiget man auch aus dem Glas / die Spiegel-Glaͤſer / als mit welchen Narciſſus und ſeine Nachfolger ſich beluſtigen und gerne damit umbgehen.

Jn der Naturkuͤndigung hat man vor die alten Leute erhabene Geſicht-Glaͤſer / und hohlgeſchlieffene fuͤr die Bloͤdſehende / welche alle Dinge gantz nahe vor die Augen halten muͤſſen; hierzu ſind auch noch zu rechnen / die Schrepff-und Laß-Koͤpff / die Harnglaͤſer / die Auſſaug Huͤt - lein zu den Weiber-Bruͤſten / die Præſervativ-Bruͤllen / welche die Kunſt - ſtecher / Siegelgraͤber und Jubilirer zu kleinen und accuraten Sachen gebrauchen / auch andere kuͤnſtliche Sehglaͤſer / mit welchen man zur Luſt oder Zierde / die Objecta verkleinern kan / item vergroͤſſern / ent - fernen / vervielfaͤltigen / und ihre Geſtalten und Poſiturn mannigfaͤltig veraͤndern / durch welche Veraͤnderungen / bey dem Unwiſſenden eine Furcht und Beſtuͤrtzung verurſachet wird; Wie an den Geſicht-und Spiegelglaͤſern / Brennſpiegeln / Bilderſpiegeln / Perſpectiven / und Tubis zu ſehen iſt; deren eine ziemliche Anzahl von ſehr viel raren und verwunderlichen Spiegeln / Caſpar Schottus, aus dem Kirchero, Porta und andern dergleichen Schreibern / zuſammengeleſen und mitgetheilet hat.

Was fuͤr Seltzamkeiten und Wunder-wuͤrdige Sachen ſind nicht in der Sternkunſt / vermittels der Fernglaͤſer entdecket worden? Und zwar derjenigen Fernglaͤſer / welche Galilæus de Galilæis, oder Scheinerus (denn hierum ſind die Sternſeher unter einander uneinig) erſunden hat; und welche von Paulo Nealio, (der eine Zierde der Engli - ſchen Nation) wie auch von dem hochgelehrten Hugenio, von dem unver -Ff ijgleich -230C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,gleichlichen Hevelio und dem beruͤhmten Roͤmer Euſtachio, ſehr ſind verbeſſert und befoͤrdert worden; deren Gebrauch die Sternſehkunſt warhafftig erleichtert hat / in taͤglicher Entdeckung der neuen Stern und Kreiſen / welche vor Alters gaͤntzlich unbekannt waren; zu geſchweigen des Nutzens / welchen die Schiffleute / Soldaten / und andere Perſo - nen / in Erkennung und Unterſcheidung der weitentfernten Sachen / davon haben: hierzu ſchicket ſich jene glaͤſerne Weltkugel / von welcher der Poet Claudianus das ſinnreiche Epigramma geſchrieben hinterlaſſen:

Jupiter in parvo cum cerneret æthera vitro,
Riſit & ad ſuperos talia dicta dedit:
Huccine mortalis progreſſa potentia curæ?
Jam meus in fragili luditur orbe labor.
Jura poli, rerumqve fidem, legemqve virorum
Ecce Syracuſius tranſtulit arte ſenex.
Incluſus variis famulatur Spiritus aſtris,
Et vivum certis motibus urget opus.
Percurrit proprium mentitus ſignifer annum,
Et ſimulata novo Cynthia menſe redit.
Jamqve ſuum volvens audax induſtria mundum,
Gaudet, & humana ſydera mente regit.
Qvid falſo inſontem tonitru Salmonea miror?
Æmula naturæparvareperta manus.

Welches nach der teutſchen Reim-Kunſt ungefehr alſo lautet:

Als Jupiter den Stand / der ungezehlten Sterne
Auff ein gebraͤchlich Glaß ſich richtig eingeritzt /
Sprach lachende ſein Mund zum Goͤttern in der Ferne:
Wie iſt der Menſchen Witz ſo hoch ans Bret geſetzt.
Mein wichtig Haͤnde-Werck wird nichtig nun gehalten /
Jndem ein rundes Glaß ſchon ſeines gleichen hegt.
Der Angel-ſtete Lauf / iſt auch von dieſen Alten
Den Syracuſe ehrt / gantz kuͤnſtlich eingepraͤgt.
Ein ein-verſchloßner Geiſt gibt iedem Sterne Leben /
Und treibt mit rechten Trieb das ſchon beſeelte Weꝛck:
Der23[231]Von der Glasmacher-Kunſt.
Der Monde kan auch hier die neue Monat geben /
Die Sonne macht das Jahr. Es zeiget ſein[e]Staͤrck
Der hocherleuchte Geiſt / ſo dieſe Welt regieret /
Ja ſelbſt das Firmament / das ferner ihm entfernt.
Nun / weil die Hand verricht / was der Natur gebuͤhret;
Was Wunder / daß man mir den Doñer abgelernt?

Die Urſach / warumb wir davor halten / daß dieſe des Archimedis Welt - Kugel von Glas geweſen ſey / zeiget Cardanus in ſeinem Buch de Subti - litate weitlaͤufftig an.

Es hat auch uͤber dieſes die Lehr von der Reflexion und Refraction, ſo vermittels der Kunſtglaͤſer obſerviret werden / in der Philoſophie ſehr wohl gedienet / umb die Wuͤrckungen und Eigenſchafften / der Lufft / des Waſſers / und anderer Liqvoren / auch ihre mancherley Bewegun - gen in den Roͤhren / Phiolen oder Wetterglaͤſern zu erfinden: ingleichen die Experimenten des Vacui mit dem Qveckſilber / wie auch noch un - zehlich viel andere Experimenta, der Ausbreitung und Zuſammenpreſ - ſung der Lufft / in den Wetterglaͤſern / Waſſer-und Wind-Kuͤnſten / in den Florentiniſchen / Romaniſchen und Magdeburgiſchen Experimen - ten. Davon Herr Robert Boyle Anlaß genommen zu ſeiner raren Invention, vermittels welcher er ſo viel herrliche Concluſiones oder Fol - gerungen erweiſet / und ſo viel ſonderbare Experimenta erfunden / durch welche Er beruͤhmt worden iſt bey ſeiner gantzen Nation, wie auch bey allen auslaͤndiſchen Abgeſandten / und denen benachtbarten gelehrten Leuten.

Allhier ſind auch die Bre[n]nſpiegel nicht zu vergeſſen; ingleichen die Linſenglaͤſer / vermittels welcher man das Licht in ein finſter Gemach fallen laͤſſet / aus welchen Plempius und Scheinerus die eigentliche Na - tur des Sehens erwieſen haben; gleichwie auch Renatus Carteſius die Gebaͤhrung des Regen-Bogens mit andern Glaͤſern gezeiget hat.

Auch muß man allhier der Roſenkraͤntze / der Halsgehaͤnge / und anderer dergleichen Zierrathen nicht vergeſſen / als welche uns aus Gvi - nea eine groſſe Menge Goldes zu wege bringen; dieweil die Jnnwohner deſſelbigen Orts / die Naſen / Ohren / Lefftzen und Beine mit dergleichen glaͤſeren Schmuck zu behaͤngen pflegen: alſo hilfft auch das Glas unſe - re Haͤuſer und Kirchen zieren / indem dergleichen Glaͤſer / ſo wohl mit natuͤrlichen als kuͤnſtlichen Sachen / und mit den allerherrlichſten Ori -Ff iijenta -232C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,entaliſchen Farben / nach dem Leben abgemahlet und bezieret ſind: den Schluß hiervon wollen wir mit dem Priſmate oder dreyeckichten Glas machen / welches ins gemein das Narren-Paradies genennet wird / und werth iſt / von denẽ Gelehrten unterſuchet zu werden; dieſes Glas repræ - ſentiret eine ſo lebhaffte rothe / blaue und gruͤne Farb / daß ſie mit andern Farben nicht moͤgen verglichen werden.

Jch will nur aus dem Trigaultio erzehlen / wie hoch dieſes Glas bey den klugen Sineſern im Werth gehalten worden; Der Jeſuit Riccius lag in einer Sineſiſchen Stadt / Tanian gefaͤhrlich kranck darnieder; ein Chineſer aber / ſo ſein guter Freund und Chiutaiſo genannt / wartete ſeiner ſo fleißig / daß er innerhalb Monats-Friſt / ſo lang er ſich allda auffhielte / wiederum zu ſeinen vorigen Kraͤfften kam / alſo / daß ihm duͤnckte / er waͤre niemals geſuͤnder geweſen; dieſe / ſeines Freundes Muͤhwaltung und Hoͤfligkeit / belohnete unter andern Riccius mit ei - nem dergleichen dreyeckichten Glas oder priſmate, an welchem er ſich ſonderlich beluſtigte / und damit er ſolches Glaß noch mehr beehrte / faſte ers an beyden Enden mit einer guͤldenen Ketten an / und legte es in ein ſilbern Kaͤſtgen / fuͤgte auch eine herrliche Lobſchrifft darzu / darinnen er erweiſen wolte / es waͤre dieſes Glas ein Stuͤck daraus der Himmel beſtuͤnde: Durch dieſe Zierrathen des Glaſes / wurden ihrer ſehr viel angelocket / und wie gemeldet wird / ſo hat ſich kurtz hierauff einer ge - funden / welcher 50 Gold-Kronen dafuͤr zu geben geboten; der Chiutai - ſo aber wolte es umb ſolches Geld nicht weg laſſen / und zwar fuͤrnehm - lich darumb / dieweil er wuſte / daß dergleichen Glas dem Koͤnig ſolte verchret werden; befuͤrchtete ſich derowegen / es moͤchte ſolches deꝛ Kaͤuf - fer dem Koͤnig uͤberſenden / und alſo dem Herrn Riccio fuͤrkommen: Nachdeme er aber erfahren / daß dem Koͤnig dergleichen ſchon uͤber - reichet und verehret worden / hat er den Preiß noch etwas geſteigert / und ſolches verkaufft; auff dieſe Weiß hat er ſich von vielen Schulden los gemachet / und ſich ihme die Societaͤt der Jeſuiten verpflichtet.

Was die Haͤmmerung des Glaſes betrifft / darauff die Chymiſten die Muͤglichkeit ihres Elixirs bauen / die hat zum / wiewohl ſchwachen / Fundament / die Worte des Plinii im 36. Buch / cap. 26. da er alſo ſetzet; Manſaget / daß unter dem Kaͤyſer Tiberio, ein ſolches Temperament vom Glas ſey erfunden worden / daß es ſich ohne Feuer habe biegen laſſen; es ſey aber deßwegen die gantze Werckſtat deſſelbigen Kuͤnſtlers ruiniret und eingeriſſen worden / damit der Preiß vom Kupffer / Silberund233Von der Glasmacher-Kunſt. und Goldmetallen nicht geringert wuͤrde; Und dieſe Rede hat eine lange Zeit / doch ohne gewiſſen Grund gewaͤhret.

Dieſer Plinius hat gelebet zur Zeit des Kaͤyſers Veſpaſiani, wel - cher nach dem Tiberio der dritte geweſen; daß es alſo ſcheinet / es habe dieſe Sage lang gedauret.

Solches erzehlen auch andere mehr / nach dem Plinio, iedoch kom - men ſie nicht gaͤntzlich mit ihm uͤberein: Dion Caſſius im 57. Buch ſaget: Zu der Zeit / als ſich zu Rom ein groſſer Schwiebogen auff eine Seiten ſenckte / ſo hat ſolchen ein Baumeiſter (deſſen Nahmen man nicht weiß / dieweil der Kaͤyſer aus Neyd verboten hatte / ſolchen in die Buͤcher zu bringen) auff eine wunderſame Manier wiederum auffgerichtet / und den Grund zu beyden Seiten alſo befeſtiget / daß er unbeweglich geſtan - den: Solchen hat der Tiberius, nachdem er ihn ausgezahlet / aus der Stadt weiſen laſſen; der Kuͤnſtler aber kam wieder zuruͤck; Und als er zu dem Tiberio gieng / und um Gnad bitten wollen / hat er mit Fleiß einen glaͤſern Becher auff die Erden fallen und zerbrechen laſſen / hat aber ſol - chen alſobald wiederumb mit ſeinen Haͤnden gantz gemacht / der Hoff - nung / er wuͤrde dadurch Gnade erlangen / allein er muſte deßwegen ſein Leben hergeben.

Iſidorus bekraͤfftiget dieſes / alſo ſagend: der Kaͤyſer haͤtte ſelbſt den glaͤſern Becher / aus Zorn wider den Boden geſchmiſſen / welcher alſo zerkruͤpelt / und gleich einem Kupffer ſich zuſammen gebogen / der Kuͤnſtler aber mit ſeinem Haͤmmerlein / welches er im Buſen hatte / wiederum aus - richtete; darauff habe der Kaͤyſer gefraget / ob ſonſt noch iemand Wiſ - ſenſchafft von dieſer Kunſt haͤtte? und als der Kuͤnſtler mit Nein geant - wortet / auch ſolches mit einem Eyd betheuret / ſey ihme / auff Befehl des Kaͤyſers / der Kopff abgeſchlagen worden; damit nicht / wann dieſe Kunſt gemein wuͤrde / das Gold fuͤr Koth geachtet / und alle andere Metallen geringſchaͤtzig wuͤrden.

Und gewiß / wann die Glaͤſer nicht ſo zerbrechlich waͤren / ſie waͤren dem Silber und Gold weit fuͤrzuziehen. Pancirolus, betreffend die Haͤmmerung des Glaſes / folget der anſehnlichen Autoritaͤt / der ange - zogenen obigen dreyen Authorum: ſolches thun ingleichen auch andere / welche es aber nur von Hoͤren-Sagen referiren.

Allein Matheſius, Goclenius, Valenſis, Libavius, und der gantze Chymiſche Hauffe / wollen ſolches ungeſcheuet behaupten / daß es / durch Krafft des Elixirs geſchehen ſeye; Dieſe aber moͤgen kuͤhnlich behaupten /was234C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,was ſie wollen; ſo ſetzet doch Plinius in Erzehlung dieſer Hiſtoria binzu / erſtlich / man ſaget / zweytens / es iſt die Rede / drittens / es ſey zwar viel Redens / aber wenig Grund davon: welche dreyfache Redensart genug - ſam an den Tag giebet / wie wenig Glauben er ſelbſt dieſer Hiſtoria bey - gemeſſen.

Es waͤre genug geweſen / wann er bey dieſer / nicht gar zu glaub - wuͤrdigen Erzehlung / ſeine Authoritaͤt zu ſalviren / nur dieſe allgemeine Art zu reden / man ſaget / hinzu geſetzet haͤtte / ſo ſaget er uͤber dieſes noch fuͤr ſich / daß dieſe Rede zwar lange gewaͤhre ꝛc. Aus welchen Worten klar erhellet / daß zwar / wann man dem euſſerlichen Anſehen nachgehet / von etlichen einiger Glaube dieſer Hiſtoria beygemeſſen wor - den / ſolches aber nicht von klugen Leuten / ſo man dem eigentlichen Wortverſtand nachgehen will; denn was kan man wohl aus den Wor - ten / man ſaget / fuͤr eine ungewiſſe Reden / oder etwas anders / als des erzehlenden Mißtrauen / ſchlieſſen? Solches war auch nur eine gemei - ne Sage / denn es wird ſolches / weder von einem Naturkuͤndiger / noch Poeten oder Hiſtorienſchreiber erzehlet; es gedencket niemand der Per - ſon / und / welches ein Wunder iſt / noch weniger der ungewoͤhnlichen Straff / da doch deroſelben Buͤcher voll Anmerckungen / von ſeltzamen Begebenheiten ſind.

Solte auch wohl iemand der Warheit gemaͤß achten / daß der Kaͤy - ſer ſelbſt nicht ſolte dieſer Kunſt nachgeſtrebet / und ſolche nebenſt an - dern Cantzlen-Archiven ſeinen Succeſſoribus hinterlaſſen haben / als ein ſehr merckwuͤrdiges Stuͤck / dergleichen in der gantzen Welt nicht ge - funden worden / noch vielleicht iemahls moͤchte gefunden werden / nach - dem der Kuͤnſtler getoͤdtet? Und ſolte dieſe gantz ungewoͤhnliche Erfin - dung / und die unerhoͤrte Straffe in ſo wenig Jahren unter dem eini - gen Wort / man ſaget / gantz und gar verloſchen ſeyn?

Jſt derowegen ſolches nur des gemeinen Volckes Rede geweſen / und zwar des Roͤmiſchen / auch der Neroniſchen Grauſamkeit beyzu - meſſen / welche gar leicht dieſe Fabel behaupten koͤnte. Aus was Urſach aber hat es der Plinius erzehlet? Gewiß nur darumb / damit er ſeinem Wohlgefallen nachlebte / welches (wie ſein Enckel in ſeinem Sendſchrei - ben / und auch diß ſein Werck ſelbſten bezeugen) eintzig dahin ziehlte / daß er alles zuſammen ſchrieb / was beydes in der Kunſt und Natur ſeltzam waren. Vielleicht hat er auch ſolches darumb erzehlet / damit er das Lob und die Erfindung eines frembden Dinges (als welches ſeinem Gutduͤn -cken235Von der Glasmacher-Kunſt. cken nach nicht unmoͤglich / ſondern dermahleins werckſtellig zu machen ware) ſeiner Nation zuſchreiben moͤchte.

Ferner / ſo iſt diß Temperament nicht anders geweſen / als daß das Glaß haͤtte koͤnnen gebogen werden: Und wer wolte glauben / daß die Nachkoͤmmlinge ſolten ſo unachtſam geweſen ſeyn / in einem Ding / wel - ches ſo allgemein im Gebrauch iſt / und zu deſſen Bereitung nicht mehr als zwey Materialien erſordert werden.

Und was ſoll das Gericht bedeuten / wann es von Verringerung des Goldes und Silbers redet; ich ſehe nichts / daß dem Kaͤyſer unan - ſtaͤndig oder dem Werth des Silbers und Goldes ſolte zugegen ſeyn; vielmehr befinde ich / daß es ſehr nuͤtzlich ſolte geweſen ſeyn / in den Wor - ren aber des Kaͤyſers erſehe ich keine Folge. Und ſo viel von dem Zeugniß des Plinii.

Aber was koͤnnen jene / welche ſolches von dem Plinio entlehnet / zu dieſer Sach ein mehrers / als die Authoritaͤt des erſten Erzehlers / hinzu thun? Jn Warheit nichts! inſonderheit da ſie dem Text des Plinii eine ſolche Auslegung angedichtet / die mit demſelben nicht uͤbereinſtimmet / und habens durch ihren Zuſatz in eine foͤrmliche und vollſtaͤndige Erzeh - lung bringen wollen: Plinius ſaget / damit ſich das Glas biegen ließ; des Dionis Zuſatz uͤber ſolche Wort / iſt: der Kuͤnſtler haͤtte das zerbrochene Glaß wiederum gantz gemachet; welches zur Haͤmmerung der erſte Grad iſt: Uberdiß iſt noch des Iſidori Zugab / ſagend / ſolches zerbrochene Glas ſey mit dem Haͤmmer wiederum ausgerichtet worden: Hieraus iſt nun zu erſehen / auff was Manier ſolche Meinung an uns gelanget / und mit was wunderbarer Veraͤnderung und Auslegung ſolches geſchehen ſey / damit es denen Nachkoͤmmlingen moͤchte wahrſcheinlich fuͤrkom - men.

Das jenige / was Plinius vom Hoͤrenſagen erzehlet / und ſein Ur - theil wegen der Ungewißheit darbey fuͤget / das laſſen dieſe Chymici aus / damit ſie ihre Meinung von dem allmaͤchtigen Stein der Weiſen be - ſchuͤtzen / verkehrend die Flexibilitaͤt des Plinii, und machen ſolche zur Malleabilitaͤt oder Haͤmmerung des Glaſes / als wann zwiſchen dem Biegen und Haͤmmern kein Unterſchied waͤre; da doch alle Coͤrper auff eine gewiſſe Weiß ſich biegen / mit nichten aber ſich haͤmmern laſſen; aus - genommen die Metallen: Die Stuͤcke von dem gemeinen Moſcowiti - tiſchen Glas / und dergleichen unzehlich viel ander laſſen ſich zwar biegen / aber nicht haͤmmern / oder mit dem Hammer tractiren / auch kan man keine duͤnne Blech / gleichwie aus denen Sachen / welche ſich ſchmiedenG glaſſen /236C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,laſſen / daraus bereiten; Ja das Glas / wie es an ſich ſelber iſt / laͤſſet ſich natuͤrlicher Weiß in gewiſſen Grad biegen / denn die ſehr duͤnnen Cry - ſtallinene Glaͤſer / wann ſie gebuͤhrlich erwaͤrmen / werden ein wenig / je - doch ſichtbarlich gebogen; ich habe glaͤſerne Roͤhren von 12. und mehr Schue lang gehabt / zu dem Experiment des Mercurii gehoͤrig / dieſe / wann ſie mit Qveckſilber angefuͤllet / wurden ein merckliches gebogen; Dahero bin ich der Meinung / im Fall ja an der Erzehlung des Plinii et - was warhafftiges ſeyn ſolte / daß ſolches daher komme / daß / nachdeme zu des Plinii Zeiten (da das Glas annoch ſehr zerbrechlich / und von dem allergeringſten Dinge leichtlich kunte verletzet werden / dieweil es von Salpeter bereitet; denn dazumal war die Kunſt das Glas auszugluͤen / davon Plinius nichts meldet / noch unbekannt) ſich habe ein Kuͤnſt - ler hervorgethan / welcher vermittels des Krautes Kali oder Alkali und der Ausgluͤung / ein Glas erfunden habe / das dauerhafftiger und ſtaͤrcker als das erſte war / auch auff gewiſſe Art einen Stos / und etwas mehrers / als das vorige / ertragen oder er - dulten koͤnne. Solches hat vielleicht der Famæ Anlas gegeben (welche ohne diß / wie Virgilius ſaget / die Sachen / ſo erſtlich klein / bald erhebet und in alle Welt ausſtreuet) daß ſie / nehmlich dieſe Sage mit Zuſetzung einiger Umbſtaͤnde / wie es gemeiniglich zu geſchehen pfleget / in diejenige Hiſtoriam, welche Plinius erzehlet / verwandelte und transformirte.

Betreffend nun die Muͤglichkeit das Glas zu bereiten / daß es ſich haͤmmern laſſe / ſo befinde ich bey dieſer Sach keinen andern Beweiß - Grund / als der Chymicorum Relation, welche ſolch ihr Vernunfft-Ge - baͤud gleichſam Circulweis / nemlich vom Elixir auffs Glas / und von die - ſem wieder auff jenes gruͤnden; Allein es wird vielleicht eines leichter als das andere zu machen ſeyn: denn das Elixir zu bereiten / ſo wird noth - wendig erfordert / daß es komme aus einem Ding / welches zwar an ſich ſelbſt dem Elixir nicht gleich iſt / unangeſehen / daß ſolches in der Mate - ria ſeyn muß / daraus es kommen ſoll.

Mit dem Glas aber hat es eine andere Beſchaffenheit; denn das Glas iſt unter allen Dingen / von Natur das allergebrechlichſte: ſoll nun ſolches / daß es ſich haͤmmern laſſe / bereitet werden / ſo wird noth - wendig erfordet / daß ihme eine Qvalitaͤt / die derſelben Natur contrar iſt / eingefuͤhret werde.

Uber dieſes ſo iſt ja nichts / welches ſich haͤmmern laͤſſet / durchſich - tig: und wer wuͤrde dasjenige / welches nicht durchſichtig iſt / ein Glas nennen? Fuͤrwar man wuͤrde mit eben dieſen Fug alles das jenige koͤn -nen237Von der Glasmacher-Kunſt. nen Gold heiſſen / was gewichtig iſt / und ſich doch nicht haͤmmern laͤſt / als man dasjenige Glas heiſſen wolte / welches ſich haͤmmern ließ / aber nicht durchſichtig waͤre.

Hierzu kommet noch / daß die Natur und Eigenſchafft des Haͤm - merns beſtehe / in der genauen Zuſammenhaltung der Theile / und in der Vermoͤgenheit allerley Geſtalten / nach den kleineſten Theilen anzuneh - men; welches mit der Natur des Glaſes nicht uͤbereinſtimmet: Denn es haben die Materialien des Glaſes / nemlich Saltz und Sand / eine ſolche Geſtalt / welche zu einer ſolchen feſten Verknuͤpffung untuͤchtig ſind: Das Saltz hat fuͤr allen andern Dingen ſeine eigentliche und um - ſchrenckte Figur oder Geſtalt / welche es auch unveraͤnderlich behaͤlt / un - geachtet mans ſolviret oder im Feuer tractiret / es waͤre denn / daß es gantz und gar deſtruiret wuͤrde / welches man mit vielen Beweißgruͤn - den behaupten koͤnte.

Solche Figur oder Geſtaͤlt iſt alsdann mancherley / je / nachdem das Saltz iſt: der Salpeter und ein iedes Alkoliſirtes Saltz iſt eckicht / und weil ſolches eckicht / und als eine Pyramide ſpitzig iſt / ſo ſcheinet es / als ob ſolches von unzehligen vielen ſpitzigen Nadeln beſtuͤnde. Die Geſtalt oder Figur des Sandes iſt auch mancherley / ja / wie man durch die Vergroͤſ - ſerungs-Glaͤſer obſerviret / faſt unendlich: Wer wolte ſich wol anietzo be - reden / daß dieſe groſſe Mannigfaltigkeit dergeſtalt in dem Sande / ſich ſo eigentlich und genau zu der determinirten Geſtalt des Glaſes ſchicken ſol - te / daß ſie ſich beyde in den allerkleineſten Theilon vereinigten / und an einander hingen / welches aber / die Haͤmmerung werckſtellig zu machen / nothwendig erfordert wird; da es im Gegentheil das Glas zu bereiten genug iſt / wann die Theile des Saltzes und Sandes / ſich nur in dieſem oder jenem Punct / an einander beruͤhren / aus welchen Befaſſen eine ſolche Vereinigung geſchiehet / die da erlanget die Form eines Glaſes / und aber zum Haͤmmern gantz und gar untuͤchtig iſt.

Es ſind auch von dieſer Vereinigung in dem Glas ſolche Durch - gaͤnge / durch deſſen Vermittelung / wie wir von dem Lucretio erlernet haben / die Durchſichtigkeit herkommet.

Uber dieſes / ſo iſt und bleibet / gleich wie wir vorhero ſchon erweh - net haben / ein iedes Ding in ſeiner Zuſammenſetzung dasjenige / was es zuvor war. Derohalben will ich dieſe Sache beſchlieſſen / und ſagen was meine Meinuug ſey: nemlich / ich halte darfuͤr / ſolcher Effect von der Haͤmmerung des Glaſes ſey nur eintzig und allein von dem Elixir zu hof - fen / dieſe beyde Stuͤcke aber werden zu gleicher Zeit mit einander an das Tage-Licht kommen.

Gg ijVon238C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,

Von denen Oefen.

Ehe und bevor wir zu der Kunſt ſelber ſchreiten / ſo wird nothwen - dig ſeyn / daß wir von denen Formen oder Geſtalten der Oefen einige Anzeigung thun; ingleichen auch von dem fuͤrnehmſten Werckzeug; item von der Art und Weis / wie man die verfertigte Glas-Metallen verar - beiten ſoll; welches von unſerm Autore ausgelaſſen worden / da es doch zu wiſſen auch ſehr nothwendig iſt.

Die Oefen nun werden bey dem Agricola, zu Ende ſeines Buchs von Metalliſchen Sachen / in drey Sorten abgetheilet; Der erſte wird der Kalch-oder Calcinir-Ofen geheiſſen / dieſer iſt gleichwie ein ander Ofen gebauet / in der Laͤng 10. Schuhe / und 7. Schuh breit / wann er ſehr weit iſt / auch 2. Schuh in die Tieffe; auff der einen Seiten hat er inwen - dig einen viereckichten Graben / von ungefehr 6. Zoll; deſſen oberer Theil mit der Flaͤche des Ofens / in gleicher ebene lieget / und wird von ſolcher Ofen-Flaͤche / nahe beym Ofen-Loch / in einer Weite / von ungefehr 10. Zoll / unterſchieden: in dieſen Graben werden die Koblen gethan / deren Flammen den gantzen Ofen beſtreichen / und von dar ſich wiederum zu - ruͤck auff die Frittam biegen oder neigen; der ſchwartze Rauch aber / wel - cher uͤber der Ofen-Flaͤche ſchwebet / gehet zu dem Ofen-Loch hinaus.

Es beruͤhret der Glasmacher die Frittam oder das rohe Glasme - tall nicht eher / als biß aller Rauch zum Ofen hinaus iſt; Die Kohlen lie - gen in dieſem / gleich wie in allen andern Oefen / auff einen eyſeren Roſt / damit die Aſchen von dar in den Aſchen-Heerd / welcher darunter gema - chet iſt / fallen.

Der Glaßmacher / den man in den Glas-Huͤtten insgemein den Gieſſer nennet / iſt derjenige / welcher dem Saltz / Aſchen und Sand / das gebuͤhrliche Gewicht giebet oder zueignet / auch zugleich machet / vermit - tels eines ſehr hefftigen Feuers / daß ſolches in eine Maſſam zuſammen gehe / und eine weiſſe Farb erlange.

Wann dieſes Glasmetall gar zu hart und alſo zerbrechlicher wird / weder der gemeine Halt erfordert / ſo wird noch mehr Saltz der Aſchen; hingegen wann es gar zu lind und duͤnne werden wolte / noch etwas des Sandes hinzu gethan / und ſo lang herumb geruͤhret / biß alle dieſe Stuͤck ein Temperament oder Gleichheit erlanget haben / welches man nicht anders / als im verarbeiten erkennen kan: Die Frittam, wann ſie alſo iſtbereitet239Von der Glasmacher-Kunſt. bereitet worden / nimmt er aus dem Calcinir-Ofen / und hebet ſolche / nachdem ſie erkaltet / zum Gebrauch auff.

Dieſe Fritta wird bey uns / nicht wie unſer Autor will / mit Waſſer oder Laugen begoſſen / ſondern es machet ſich / nach Verflieſſung etlicher Tage / der Arbeiter daruͤber / und bereitet aus der Fritta das Glasme - tall / wann nemlich die Fritta geſchmoltzen / ſo ruͤhret er ſolche mit einen Kruckeyſen: dieſes wann es erhitzet / wird in einen Eymer voll Waſſers getauchet / damit ſich das Glas nicht daran haͤnge.

Das Sal Alkali nimmt er mit einem groſſen Loͤffel heraus / oder fchittet das Metall aus dieſem in einen andern Topff / und ſcheumet das Glaß mit dem Schaum-Loͤffel (Porteglo) wohl ab; endlich nimmt er mit einen ſpitzigen Eyſen-Hacken etwas von dem Glas-Metall heraus / und beſiehet / ob die Farbe recht / nnd zum verarbeiten tuͤchtig iſt: Etliche andere laſſen auch die Toͤpffe in dieſem Ofen warm werden / als Agrico - la thut.

Der andere / oder Werckofen iſt derjenige / in welchen die Toͤpffe geſetzet werden; er hat auch einen Feuer - und Aſchen-Heerd; dieſer O - fen iſt rund / im Durchſchnit 3. Eln hoch / und 2. Eln tief / auch iſt er in der Hoͤhe gewoͤlbt / in wendig auff einer Seiten werden 8. oder mehr Toͤpffe geſtellet / jedoch ſo / daß noch zwiſchen iedem allzeit noch einer ſtehen kan.

Die Anzahl der Toͤpffe iſt je nach der Zahl der gemachten Ofen - loͤcher / allezeit gedoppelt / damit nehmlich ein jeder Arbeiter habe einen Topff voll des gereinigten Metalls / welches ſchon zur Arbeit tauget / den andern Topff aber zum Metall-reinigen / indem er in der Arbeit iſt.

Dieſer Ofen iſt in zwey Theil abgetheilet / deren unterer Theil ſon - dert die Toͤpffe vom Heerd ab / und hat in mitten des Herdes ein rundes Loch / welches mit eyſern Staͤben beleget / die 14. oder mehr Zoll dicke ſind / und durch welche die Flamme gehet / welche ſich von dem obern Zie - gel-Gewoͤlb / zuruͤck auff die Toͤpffe reflectiret.

Der andere und obere Theil des Ofens theilet ſolchen von der Lee - ra, (iſt ein Engliſches Wort / und ſoll vielleicht den Kuͤhl-Ofen oder das dritte Gewoͤlb des Werckofens bedeuten) ab. Die Loͤcher dieſes Ofens ſind dieſe / als erſtlich das Hauptofenloch / durch welches man das Metall aus dem Ofen nimmt / und auch die Toͤpffe dardurch hinein he - bet: dieſes Ofenloch iſt mit einem Deckel vermacht / beſtehend aus Leimen und Ziegelſteinen / welchen man auch / ſo es von noͤthen iſt / wegnehmen kan; es dienet auch dieſer Deckel darzu / daß die Augen der Arbeiter / vorG g iijder240C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,der Hitz des Feuer-Heerds verwahret werden; in mitten dieſes Deckels iſt ein Loch / etwas groͤſſer als einer Spann weit / bey welchen man den Werckzeug / ſo es von noͤthen / erwaͤrmen kan; zu dieſen Ofenloch gehoͤ - ren auch die Haacken / ſo an die Seiten-Waͤnde des Ofens eingemau - ret / ſo da dienen / daß man den Werckzeug / wann er erhitzet / darauff le - get und ruhen laͤſſet.

Zum andern folgen die kleinern Ofen-Loͤcher / gegen einander - ber / zu beyden Seiten des groſſen Ofen-Loches / eines / durch welche die Arbeiter das tingirte oder mehr gereinigte Metall / aus den Toͤpffen heraus nehmen: nach dieſem kommen zum dritten / zwey Ofen-oder Mundloͤcher nechſt bey der Leera, dieſe ſtehen mit dem Haupt-Ofenloch in gleicher Ebene / und dienen zum Calciniren des Weinſteins / Eyſens und dergleichen; hierher gehoͤret auch derjenige Heerd / welcher zwey Ofenloͤcher / zu beyden Seiten des Ofens hat / durch welche die Jungen die Kohlen / bey Tag und Nacht hinein werffen / damit dieſes Feuer ſte - tigs erhalten werde: Dieſe Ofenloͤcher aber werden von Ziegelſteinen bereitet.

Dieſe Oefen ſind je an einem Ort anders als an dem andern / und haben / damit ſie deſto ſtaͤrcker halten / ſuͤnff oder je zu Zeiten mehr eyſer - ne Bogen-Stangen; ins gemein aber werden zu einem Cryſtallofen / drey ſolche Bogen-Stangen nothwendig erfordert: die mancherley Geſtalten von ſolchen Oefen / beſiehe beym Agricola im 12. Buch / Liba - vio im 20. Capitel des erſten Theils ſeiner Alchymiſchen Commentari - en / Ferranto Imperato, im 14. und 15. Capitel des 12. Buchs / und Joh. B. Porta im 3. Capitel des 6. Buchs / ſeiner natuͤrlichen Kunſt-Weis - heit.

Dieſe Oefen / davon wir ietzt gehandelt / ſind rund / die andern Oe - fen aber zu dem gruͤnen Glas / ſind viereckicht / und haben in jedem Ecke ein Gewoͤlb / darinnen die Gefaͤſſe erwaͤrmet werden.

Die Leera (welches bey dem Agricola der dritte Ofen-Abſatz oder Theil iſt / hat mit dem andern Ofen / darinnen das Glasmetall geſchmel - tzet und im Fluß erhalten wird / gleiche Form; dienend / daß man die Ge - faͤß darinnen erwaͤrmen oder abkuͤhlen laͤſſet) und begreiffet zwey Theil in ſich / dereu einen die Engellaͤnder den Thurn / den andern aber die Leer nennen.

Der Thurn iſt derjenige Ofen-Theil / welcher gleich uͤber den Schmeltz-Ofen ſtehet / und werden von einander mit einer Wand / ſoeines241Von der Glaßmacher-Kunſt. eines Schuh dick / unterſchieden: in mitten dieſer Qvaͤr-oder Scheid - wand iſt ein rundes Loch / mit dem untern Heerdloch in einer Perpen - dicular-Linie (Agricola und Imperatus wollen / daß dieſes Loch viere - ckicht / und eng ſeyn ſoll) durch welches die Flamme und Waͤrme des O - fens gehen kan; dieſes Loch wird das Ofen-oder-Licht-Auge geheiſſen / iſt mit einem eyſern Ring eingefaſſet / den man ins gemein den Krantz zu nennen pfleget: Und alſo werden auff den Boden oder Heerd dieſes Ofenthurns / die verfertigte Geſchirr / von dem Glasmacher / damit ſie erwaͤrmen / geleget; an den Seiten ſind zwey Mundloͤcher / durch welche die nunmehr verfertigte Glaͤſer von den Arbeitern mit einer Gabel auff gedachten Heerd geſtellet / und bald hernach in die Schiſſeln (beym Agri - cola ſind ſolche von Thon oder Leimen / bey uns aber in Engelland ſind ſie von Eyſen) von ſolchen Leuten / die darzu beſtellet / und auff Engliſch Saroleman heiſſen / nach und nach gethan / und in die Leeram, welche 5. biß 6. Eln lang iſt / gebracht; und ſolches / damit ſie abkuͤhlen / welches letzlich zu Ende der gedachten Leeræ geſchiehet / deſſen Mundloch endi - get ſich an einem Ort / dahin die abgekuͤhlten Glaͤſer geſetzet werden; Dieſer Ort aber wird Saroſel (ein Engl. Wort) und von dieſem derje - nige Saroleman genannt / welcher die eyſerne Schieſſel in den Kuͤhlofen oder Leeram bringet.

Jn den gemeinen Glasoͤfen dienen die zwey gegen einander uͤber - ſtehende Seiten / zum Ausarbeiten der Glasmetallen / denen zwey an - dern aber ſind die Calcinir-Oefen beygefuͤget / in welche man das Feuer / ſo von den Oefen herauff ſteiget / durch Loͤcher einlaſſen kan; ſie dienen zu der Frittæ Præparirung / und den Rauch zu vermeiden.

Einige andere machen das Feuer zu Erwaͤrmung der Geſchirr / innerhalb des Gewoͤlbes / und verrichten in dieſen eintzigen Ofen alle Arbeit des gantzen Werckes.

Die innere Flaͤche ſolcher Oefen beſtehet nicht von Ziegel (denn dieſe wuͤrden gleichwie alle andere Steine zu einem Glaſe werden) ſondern von einem haͤrtern Sandſtein / welche Stein-Art von dem Imperato Pyromachium genennet wird / ſie werden zu uns von Novo Caſtello ge - bracht / ſind weißlich / und geben / ſo ſie an einander geſchlagen werden / Feuer von ſich: Jedoch wird dieſer / wiewohl ſehr harte Stein / inner - halb 3. Monat-Friſt / in dem Ofen verzehret / oder bekommet zum wenig - ſten Klumpßen: die euſere Ofen-Flaͤche aber beſtehet nur aus Ziegel - ſteinen: die Hitze in ſolchen Oefen iſt unter allen die ſtaͤrckeſte; denn ichhabe242C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,habe beobachtet / daß die Stroh-Halmen / ſo den dritten Tag / nach Aus - loͤſchung des Feuers in den Ofen geworffen / ſich alſobalden angezuͤndet haben; es berichtete mich auch ein Arbeiter / daß das Feuer in gedachten Ofen noch einmahl ſo ſtarck und heiß iſt / als in den uͤbrigen Oefen.

Nun iſt auch von noͤthen / daß wir von denen Gieß - oder Schmeltz - Toͤpffen etwas handlen. Dieſe beſtehen aus guten Leimen / welcher von Purbecko (ein gewiſſer Ort in Engelland) auff Waͤgen anhero na - cher Londen gebracht wird / aus dieſem werden die Roͤhren bereitet.

Dieſer Leimen oder Thon / nachdeme er ſauber gewaſchen wor - den / wird in denen hierzu behoͤrigen Oefen calciniret / und mit einer Muͤhl zu einem ſubtilen Pulver gemachet / weches Pulver alsdann mit Waſſer vermiſchet / und mit bloſſen Fuͤſſen betreten / zu einer gebuͤr - lichen Conſiſtentz gebracht wird; nach dieſem giebet man ihm mit denen Haͤnden eine gewiſſe Form / und laͤſſet das geformirte an einen beqve - men Ort trocknen / auch auff oder in den Ofen warm werden: die jeni - gen Toͤpffe aber / welche zu dem gemeinen Glas dienen / die werden aus dem Thon / ſo von Nanſucho gebracht wird / bereitet: zu dieſem aber wird annoch beygemiſchet der Thon / ſo aus der Grafſchafft Worceſter koͤm - met / als welcher das Feuer beſſer / als der andere erleidet; dieſe Toͤpffe werden mit dem rohen Glas oder Metall angefuͤllet / und auff den Heerd / der mit dem Mundloch in gleicher Ebne iſt / geſtellet.

Bey den Cryſtall-Oefen ſind zweyerley Art der Toͤpffe im Ge - brauch; Von der groͤſſern Art haͤlt einer 30. biß 40. Pfund des Glas - metalls / ſie ſind eines Daumens dick / auff den Boden 2. Schuhe breit / und ſo viel tief / oben her aber haben ſie in der weiten 20. Zoll: Die an - dere Art der Toͤpffe iſt etwas kleiner / und werden ins gemein Pilling - pots, in Engl. Sprach geheiſſen; dieweil dieſe auff die groͤſſern Toͤpffe ge - ſetzet werden / als in welchen ſich das getingirte und ausgekochte Glas - metall befindet.

Letzlich wird von noͤthen ſeyn zu beſehen die Art und Weiß / wie das Glas verarbeitet werde / welches wir / mit einigen Zuſatz aus dem 12. Buch des Agricolæ vom Bergwercken / entlehnet / fuͤrſtellen wollen.

Nachdeme nun das Glasmetall genugſam ausgekochet / ſo ſtecket der Arbeiter ein hohles Eyſen oder Rohr in ſolchen Topff / drehet ſolches etwas herumb / und nimmt des Glaſes ſo viel / als er zum Geſchirr / wel - ches er verfertigen will / benoͤthiget iſt / heraus: denn das geſchmoltzene rohe Glaß oder Metall haͤnget ſich an das Eyſen / gleich einem zaͤhen oderklebe -243Von der Glasmacher-Kunſt. kleberichten Safft / auch nicht anders / wiewohl etwas feſter als das Terebenthin oder Theriac / wann es von dem Verkauffer aus dem Topff genommen wird.

Die Form des Glaſes / indem es an eyſeren Rohr hanget / iſt rund / ſolches walgert der Arbeiter / indem ers haͤlt / auff einen Marmor hin und her / damit es ſich deſto dichter mit einander vereiniget: nach dieſem blaͤſet der Arbeiter gemach in das eyſerne Rohr / ſo blehet ſich das Glas / von dem Athem / nicht anders als eine Blaſe auff.

Der Arbeiter / ſo offt man in das Eyſen blaͤſet / welches ſehr offt / nothwendig geſchehen muß / ſo offt ſetzet er das Blasrohr behend vom Mund genommen / an die Wangen oder Kuͤhnbacken / damit er mit den zuruͤck gezogenen Athem / keine Flamme an ſich ziehet: alsdann thut er das Blasrohr hinweg / drehets rings umb den Kopff herumb / erlaͤngert und erkaͤltet das Glas / auch druckt ers / ſo es von noͤthen / in Modellen / oder den Boden des Glaſes auff einen Marmor.

Nach dieſem uͤbergiebet er ſolches dem Glasmacher / welcher den Hals des Glaſes / oder denjenigen Theil / damit es an dem Eyſen haͤnget / gelinde herab bricht / und wirfft dieſes abgebrochene Stuͤck zu dem ge - meinen Glas / das uͤbrige aber machet er mit denen darzu behoͤrigen Jn - ſtrumenten glatt / hohl und weit / und was zu viel / ſchneidet er mit der Scheer herab / alſo und auff ſolche Weiß / indem er / wie gedacht / die Glas-Kugel auffblaͤſet / drucket / erweitert und abſchneidet / formieret er die Figur / welche er im Sinn gefaſſet hatte; auch ſo es von noͤthen / ma - chet er Fuͤß daran / und ſtellet es gemarmelt oder ſtroͤmicht fuͤr.

Nachdeme dieſes geſchehen / ſo nimmt der Arbeiter das verfertigte Werck mit einer eyſeren Gabel / und bringet ſolches geſchwind / damit es erwaͤrme / in den Thurn des Ofens / ſtellet es auch / die Treppen hin - auffſteigend / an einen beqvemen Ort / und nimmt ſich in acht / daß er aus Unvorſichtigkeit nicht anſtoſſe / denn es iſt dergleichen Waar ſehr ſubtil und zerbrechlich.

Ferner iſt von noͤthen / daß die Anzahl der Toͤpffe und Ofenloͤcher ſo viel / als der Arbeiter ſind; denn es hat unter dieſen ein jeder ſeinen ei - genen Stand / in welchen er groſſe Hitz erleidet / indeme ſolche ihm ſchnurſtracks in das Angeſicht / und durch den Mund auff die Lunge faͤl - let: ſolches verurſachet / daß ſie ihre Arbeit nackend / gleich als die Cyclo - pes oder Vulcanus-Knechte / mit einem Fuͤrtuch angethan / verrichten muͤſſen: das Haupt aber fuͤr der groſſen Hitz und Schein zu verwahren /H hbedecken244C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, ꝛc. bedecken ſie mit einen ſtroͤhern und breiten Hut: Jngleichen pflegen ſie ſich auff weite und breite hoͤltzerne Seſſel zu ſetzen / die lange Gelaͤnder haben / umb die Werck-Inſtrumenta darauff zu laͤhnen / und ſo zu befeſti - gen / daß ſie nicht leichtlich beweget werdẽ koͤnnen. Wann ſie 6. Stunde gearbeitet haben / (als welche Zeit zu einerley Glas genommen wird) ſo werden nach Verfliſſung ſolcher Zeit die Arbeiter abgeloͤſet; dieſe / wann ſie ihren Theil auch gearbeitet haben / ſo werden ſie von den erſten wie - derumb abgeloͤſet; Alſo und auff ſolche Weiß geſchiehet es / daß der O - ſen / wann er eingerichtet / und im Werck ſtehet / niemahls leer oder muͤßig bleibet; es ſey dann / daß die Toͤpffe einen Schaden bekommen / oder das Metall zu flieſſen auffhoͤre.

Es beobachtet Libavius von dergleichen Glasarbeitern / daß die meiſten unter ihnen bleich im Angeſicht / und ſtets duͤrſtig ſind / auch nicht alt werden / dieweil ihre Wurtzel-Feuchtigkeit verzehret wird; und muß das Haupt und Bruſt viel Gebrechen erleiden: und dieweil ſie ſchwaches Leibes ſind / ſo werden ſie von Wein oder Vier leichtlich truncken / welches ihr eigenthuͤmliches Kennzeichen iſt.

Die Abriſſe aller ietzt beſchriebenen Oefen / Jnſtrumenten und Handthierungen wird der geneigte Liebhaber zu Ende meiner Anmer - ckungen / mit noch einem ſonderlichen kurtzgefaſten Bericht auffs eigendlichſte in Kupffer-Figuren vorgeſtellet / finden und zu ſehen haben.

Anmer -245

Anmerckungen Christophori Merretti in Das erſte Buch / von der Glasmacher-Kunſt.

Das 1. Capitel.

NAchdem wir nun dasjenige / welches anfangs notwendig zu erinnern / geendet haben / ſo wollen wiꝛ zu des Aut. Text oder Jnnhalt ſelbſten ſchreiten. Was demnach anfangs das Wort

Puͤlverlein oder Rochetta

betrifft / bedeutet derer eines ſo viel als das andere / und ſind nichts anders als die Aſchen von einer Pflantzen / iedoch in ihrer Guͤte unterſchieden / wie ſolches aus unterſchiedlichen Oertern unſers Aut. erhellet. Das Wort ROCHETTA iſt in unſern Glasmacher-Huͤt - ten gantz unbekañt; dieſes hat auch bey den Moranen gantz keinen Un - terſchied.

Das Wort Puͤlverlein aber iſt bekañt / und wird ſolcher Name al - lem Aſchen / der zu der Glasmacher Gebrauch aus Orient gebracht wird / beygeleget; die Urſach aber des Unterſchieds / beduͤncket mich dieſe zu ſeyn; daß man alles das jenige / welches in der Form eines Pulvers zu uns gebracht wird / mit dem Namen Puͤlverlein bemercket; hingegen das andere Rochetta heiſſet / welches Stuͤck-weiß zu uns gebracht / und gleich einem Stein hart iſt.

Es iſt auch bey denen Glasmachern aus gewiſſer Erfahrung be - kañt / daß aus denen groͤſſern und haͤrtern Stuͤcken viel ein weiſſers und ſchaͤrffers Saltz / als aus dem Pulver und kleinern Stuͤcklein kommet / und bereitet wird.

Jm uͤbrigen / ob ſolches von dem Unterſchied der Pflantzen kommet / oder von Mannigfaltigkeit der Zeit im Wachſen / der Art und Weis im Einſam̃len und Verbrennen; Oder auch ob ſolches von einẽ betruͤglichẽH h ijVer -246C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /Verfaͤlſchung oder Zuſatz / eines frembden Saltzes / Saltzwaſſers / oder einigẽ andern Feuchtigkeit / damit es ſehr geſchwaͤchet werden kan / ſeinen Urſprung hat / laſſe ich ohne fernere Beruͤhrung an ſeinen Ort bewendẽ.

Dieſes iſt bekannt / daß ſie ein ſehr ſcharffes Saltz bereiten / wel - ches zu harten und ſteinern Stuͤcken wird; ingleichen / daß ſie aus A - ſchen / die erſtlich gebrannt / eine Laugen bereiten / damit ſie die Kraͤuter / die verbrennet werden ſollen / beſprengen; auff ſolche Weis bereiten ſie fuͤr die Seiffenſieder und Faͤrber eine ſehr ſcharffe Aſchen: Wo oder an welchen Ort aber dieſe Manier die Rochettam zubereiten / ſey erfunden worden / und warumb es anietzo nicht ſehr im Gebrauch ſey? weiß ich keine Gewißheit.

Sie wird aus Orient und Syrien gebracht.

Syrien iſt ein Theil des Morgenlandes: bey unſern Zeiten aber wird die gedachte Aſchen von Alexandrien und Tripoli hergebracht.

Eines Krautes.

Dieſes Kraut wird von dem Autore in der Vorrede Ka - li genennet; bey welchen Nahmen es auch bey denen andern und meiſten Schreibern / wiewohl in geringer Veraͤnderung / benamſet wird: Alpinus, im Buch von den Egyptiſchen Pflantzen / nennets Kalli, und Kallu; Andere aber Cali; Geſnerus, Alkali; Löbelius, Soda; Dodonæus, Salicornia: in Frantzoͤſiſcher Sprach / wie auch in der Lyo - niſchen Hiſtoria wirds genannt Salſola; bey dem Camerario, Cordo, Fuchfio und Luſitano, heiſſet es / die Anthyllis des Dioſcoridis; welches aber Matthiolus in der Schutzſchrifft wider Luſitanum, gruͤndlich wi - derleget hat / indem er dafuͤr haͤlt; daß dieſe Pflantze bey Tergeſt in Mauritanien wachſe: Endlich wird es Anthylloides / von dem Thalio geheiſſen.

Die Nahmen Soda, Solicornia und Salſol, werden / wie bewuſt / von dem Wort Saltz hergeleitet / als deſſen es ſehr viel bey ſich hat: alſo handelt von der Bekanntſchafft / Alterthum und Nahmen dieſer Pflan - tzen / unſer hochgelehrter und wohlbekannter Herr D. Turner in ſeinem Kraͤuterbuch.

Dieſe gedachte Pflantze hat / ſo viel mir wiſſend / keinen Engli - ſchen Nahm en / ungeachtet es an vielen Oertern haͤuffig bey uns waͤchſet; und habe ich niemand koͤnnen antreffen / der ſolche kennete: damit ſie a - ber gleichwol einen Namen bekomme / ſo wird ſie fuͤglich die Saltzwur - tzel geheiſſen / dieweil es am Geſchmack ſaltzicht iſt: oder das Glaskraut / dieweil deſſen Aſchen zum Glasmachen dienlich ſind.

Par -247Von der Glasmacher-Kunſt.

Parkinſonius ſchreibet / daß ſie von unſern Landsleuten das Frog - gras oder Crabgras, zu teutſch / das Froſch-oder Krebs-Gras genennet werde; vielleicht darumb / dieweil es dergleichen Thieren zur Nahrung dienet / indeme es einen ſubſtantialiſchen Safft hat / der wegen ſeiner temperirten Saltzigkeit dem Maul annehmlich iſt.

Caſpar Bauhinus erzehlet in ſeinem Pinace von der gedachten Pflantze 10erley Sortẽ / deren Nahmen uñ Beſchreibung / dieweil ſie nicht hierher gehoͤren / laſſen wir aus; wollen aber von dieſer nur dreyerley ge - dencken / als aus welchen / wie Alpinus im 42. Capitel berichtet / die Ale - xandrier und die uͤbrigen Egyptier / ein Pulver zur Bereitung des Gla - ſes und der Seiffen bereiten; die erſte Art iſt das knodichte Kali: die zweyte wird von etlichen / als bey dem Alpino, Anthyllis, von Columna aber Kali repens Neapolitanum oder das Neapolitaniſche Kali genannt / als welcher ſolche Pflantzen / zu Neqpolis wachſend / gefunden hat / und beſchreibets / daß ſie zum Glasmachen diene: die dritte Art wird eigent - lich in Egypten gefunden; darumb wird es auch von obgedachten Autore das Egyptiſche Kali genennet; es hat ſehr lange und zottichte Blaͤtter.

Auſſer dieſen erwehnten dreyerley Sorten habe ich die 4te geſe - hen / dergleichen eine ich auch bey mir habe / ſie iſt in den Faͤſſern mit dem Puͤlverlein uͤberkommen / und wird von den Botanicis das dornichte Ka - li geheiſſen.

Unter dieſen viererley Arten waͤchſet die erſte und letztere Sorte / allhier in Engelland / haͤuffig / nahe bey der Temps / auch noch an andern Orten / die nahe am Waſſer oder an der See liegen.

Unſere Glasmacher aber wollen die Aſchen aus dieſem dornichten Kali, zu der Bereitung des Cryſtalls oder andern Glaſes nicht gebrau - chen: man hat auch auff der Glashuͤtten aus der Erfahrung befunden / daß dieſes Kraut / auff ein gluͤendes Eyſen geleget / faſt gantz im Rauch weg gehe / und kein oder doch ſehr wenig Saltz hinter ſich zuruͤck laſſe: Da hingegen das Kali, welches aus Orient kommet / wann es in der - gleichen Art auffs gluͤende Eyſen geleget wird / gehet faſt alles in eine ſchwaͤrtzlichte und ſaltzigte Aſchen / als welche demſelben eigentlich zu - kommet.

Dieſes Kraut Kali kruͤmmet ſich / ſo es gebrannt wird / gleich ei - nem Wurme zuſammen / erhaͤlt die Feuerflamme lang / und giebt ein ſcharffes doch weiſſes Saltz: das jenige aber / welches bey uns in Engel - land waͤchſt / ſo es geſam̃let wird / hat einen Geſchmack / dem Meerwaſ -H h iijſer248C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /ſer gleich / und iſt gantz ſaltzicht / auch ziehet es ſich zuſammen / ſo es an feuchten Oertern auffbehalten wird / welches ein Salgamarius, oder ein ſolcher / der eingemachte Sachen verkauffet / mit ſeinem Schaden erfah - ren hat / indeme er ſolches an ſtatt des Krautes Crithmi geſammlet hat - te; denn als er ſolches gewaſchen / und in einen ſcharffen Eßig / umb eine Murie zu bereiten / eingebeiſſet / ſo hat er befunden / daß wenig uͤbrig ge - blieben / ſondern es wurde von dem Eßig der mehreſte Theil verzehret: dieſer groſſe Unterſchied nun / in Anſehung des Erdbodens / wird nicht ſo ſehr an dieſen Kraut Kaly, als auch an andern dergleichen Kraͤutern wahrgenommen / als an den Taback / ob er gleich von einerley Samen koͤmmet; Jtem an den Canarien - und am Rhein-Wein / welcher von ei - nem Rebſtock herkommet / wie auch an der Cicuta oder Schierling / des Grichen-oder eines andern Landes / und noch viel andern dergleichen Kraͤutern: die alle in einem Land beſſer oder ſchlechter / als im andern gera - then. Und eben auff dergleichen Art wird das Levantiſche Puͤlverlein von der Soda unterſchieden.

Dieſe mancherley Arten und Sorten des Krautes Kaly, wiewohl ſie natuͤrlich aus dem Waſſer herfuͤr kommen / und gemeiniglich nahe bey den ſaltzichten Waſſern wachſen / ſo werden ſie doch in Spanien und Egvpten / bey dem Mittelmeer / geſaͤet; welches ſonder Zweiffel / in dieſen heiſſen Laͤndern / viel bey der Qvantitaͤt / Schaͤrffe und Fixitaͤt dieſes Saltzes thut; abſonderlich in Egypten / welches niemahls keinen Regen hat / ſondern es wird dieſes Land allezeit einmahl des Jahrs von dem Nilfluß uͤberſchwemmet und befeuchtet / welcher viel Erden und Koth hinter ſich laͤſſet / wie genugſam bekannt iſt.

Die Arten aber dieſes Krautes werden / in gedachten Laͤndern / mitten in dem Sommer / da ſie am haͤuffigſten zu bekommen / abgeſchnit - ten / und wann ſie an der Sonnen Waͤrme getrocknet / auff einen Hau - fen geſammlet / und uͤber einen eyſern Roſt verbrennet; da denn die A - ſchen herab in eine Grube faͤllet / und hart oder zu einem Stein wird / welche man auffhebet / und wie Löbelius will / den Namen Soda bekom - met. Wann oder zu welcher Zeit man dieſes Kraut zu gebrauchen an - gefangen hat / iſt unbekannt; die Erſten aber unter denen / welche ſolches Kraut erfunden / und ihme einen Nahmen gegeben haben / ſind die Ara - ber geweſen / welches die Sylben Al, als eine Arabiſche Particula, genug - ſam ausweiſet.

Unter249Von der Glaßmacher-Kunſt.

Unter den Phyſicis, welche vom gedachten Kraut etwas Meldung thun / iſt Serapio und Avicenna, die ſolches wider den Stein / Geſchwuͤr / und Augenmaͤngel recommendiren. Löbelius vermeinet / daß wir die Wiſſenſchafft von dieſem Kraut / ſamt deſſen Nahmen und Bereitung / von denen neuern / Grichiſchen und Arabiſchen Philoſophis empfangen haben / als welche in der Chymie ſich uͤbende / mit dem Glas zu thun hat - ten; davon ſind des gedachten Löbelii Adverſar. p. 169. zu beſehen.

Allein / ſo viel die Griechen und ihre Wiſſenſchafft von dieſem Kraut betrifft / bin ich einer andern Meinung; denn es wird weder bey den Grichiſchen Phyſicis, noch andern Schreibern / nicht das geringſte von dieſem Kraut gedacht; uͤber dieſes / ſo hat es in der Grichiſchen Sprach keinen Nahmen: dahero iſt zu ſchlieſſen / daß die Wiſſenſchafft von dieſem Kraut ohne allen Zweiffel von den Arabern / oder von einigen andern Leuten der vorigen Zeiten / ſey auff uns gebracht wordẽ. Was den

Einkauff dieſer Aſche

betrifft / ſo iſt zu wiſſen / daß die allerbeſte und ſicherſte Art und Weiß / die Qvalitaͤt oder Eigenſchafft dieſer Aſchen zu er - forſchen / geſchiehet mit der Waag / welche die Seiffen - ſieder gebrauchen: Die Aſchen werden in lautern Waſſer diſſolviret / die Laugen filtriret / und da examiniret man ſolches: nachdem man nun die Qvantitaͤt der Laugen erforſchet hat / ſo haͤlt man das Gewicht des Waſſers gegen dem Gewicht der Aſchen / welche auch / ehe ſie diſſolvi - ret / gewogen wird / da findet man alsdann / wie viel die Qvantitaͤt der Aſchen Saltz bey ſich hat.

Metallerne Keſſel.

Unſer Autor verbietet faſt durchgehends den Gebrauch des Kupf - fers / es ſey dann / daß man eine gruͤne oder blaue Farb bereiten will: denn es iſt gewiß / daß dergleichen ſcharffe Laugen das Kupffer angreiſ - fen und corrodiren / und daß ſelbiges von der Feuchtigkeit der Lufft und der Lauge zu einen Gruͤnſpan gemacht werde: darumb gebrauchen die Unſrigen ſolche Keſſel / die inwendig mit Zinn oder Bley uͤberzogen ſind / dergleichen Gefaͤſſe haben auch die jenigen / welche den Alaun auskochen.

Vom Weinſtein.

Der Weinſtein / der von unſern Autore Greppola, und grumè dei botti genennet wird / iſt eigentlich die Weinhefen / welche von dem rechten Weinſtein auch unterſchieden iſt / dieweil ſich der Weinſtein al -lezeit250C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /lezeit an die Seiten der Faͤſſer leget / und zu harten Stuͤcken wird / auch iſt er / wie Helmontius bezeuget / niemals unter der Weinhaͤfen zu finden; da hingegen die Haͤfen oder feces allemahl auff dem Boden des Faſſes / feucht und duͤnne gefunden werden.

Der Weinſtein vom rothen Wein / iſt zu dieſem Gebrauch der beſte / indeme er ein ſchaͤrffer und mehrer Saltz / als derjenige von weiſſen Wein hat: Dieſer rothe Weinſtein nun wird gecalciniret / damit aller Unrath / den er bey ſich hat / verzehret / und das Saltz ſchoͤn weiß werde / auch damit er im Waſſer deſto eher diſſolviret / und deſto leichter aus dem Puͤlverlein extrahiret werde / als deſſen Coͤrper der Weinſtein auff - ſchlieſſet; auff Art / gleichwie der Coͤrper des Nitri, von dem Allaun und Vitriol, wann man Aqva fort, oder den Spiritum Nitri bereitet / auffge - ſchloſſen wird / welches ſonder dieſen Zuſatz nicht wuͤrde von ſtatten ge - hen; Und eben umb dieſer Urſachen willen wird der Weinſtein im Waſſer auffgeloͤſet / eh man das Puͤlverlein in das Geſchirr thut.

Den Weinſtein calciniret unſer Autor in den Ofen 6. Stund lang / biß er weiß wird; Alldteweiln aus der Erfahrung bekannt iſt / daß dergleichen Calcinirungs-Art mehr thut / als wann man ſolche in kuͤrtze - rer Zeit verrichten will.

Wie viel aber an der Extraction der Feuchtigkeit aus dem Wein - ſtein gelegen ſey / das erweiſet die heimliche Arbeits-Fortſetzung eintziger Chymicorum; indem ſie nehmlich die Cryſtallen oder den Cremorem des Weinſteins / in groͤſſerer Menge / und viel weiſſer bereiten / ſo ſie ihn groͤblicht zerſtoſſen / calciniren / oder vielmehr auff zinnern Schuͤſſeln in den Ofen wohl trocknen: Und auff ſolche Art wird der Cremor des Weinſteins viel beſſer / als ſo man die gedachte Exſiccation oder Calcina - tion unterlaͤſſet: Das Saltz / welches bey dieſer Extraction des Pulvi - ſculi auff den Boden des Gefaͤſſes faͤllet / nimmt man mit einen durch - loͤcherten Loͤffel heraus / alſo daß alle Feuchtigkeit in dem Geſchirr ver - bleibe: Die Lauge / nachdem ſich die feces zu Boden geſetzet haben / wird mit einem Heber oder Rohr abgezogen.

Das 2. Capitel.

Von dem reineſten und weiſſeſten Tarſo.

DEr ander oder zweyte materialiſche Coͤrper / welcher dem Glaß die Conſiſtentz und Feuchtigkeit giebet / iſt der Sand oder Stein / nichtanders /251Von der Glasmacher-Kunſt. anders / als etwan dem Engliſchen Calcant das Eyſen / und das Kupf - fer dem Hungariſchen / Dantziger / und Roͤmiſchen Vitrol / eine Conſi - ſtentz machet / welche ſonſten / an einen feuchten Ort / mit der Zeit wuͤr - den zu Waſſer werden.

Betreffend die Steine / ſo ſaget von ſolchen Agricola, im 12. B. daß diejenigen / welche / nachdem ſie zerſchmoltzen / weiß ſind / den andern fuͤrzuziehen / und beſſer waͤren: Derowegen haben hierinn die Cryſtal - len den Vorzug; denn es wird aus den zerbrochenen Cryſtallſtuͤcken / wie Plinius ſchreibet / in Jndien ein ſo ſchoͤnes und durchſichtiges Glas bereitet / daß es mit nichts mag verglichen werden.

Die andere Reyhen nach den Cryſtallen / wird denen Steinen beygeleget: dieſe / wiewohl ſie nicht ſo hart / als die Cryſtallen; ſo ſind ſie iedoch auff gleiche Art weis / und durchſcheinend.

Nun folget die 3te Sorte der Steine / welche zwar weis / aber nicht durchſichtig ſind; unſer Autor recommendiret nach dem Tarſo die - jenigen / ſo er Qvocolos nennet / welche Ferantus Imperatus im 24. Buch / Cap. 16. alſo beſchreibet: Der Glasmacher-Stein iſt gleich wie ein weiſ - ſer Marmor / etwas durchſichtig; iedoch in der Haͤrte von ihm unter - ſchieden / indem er etwan ſo hart als ein Kieſelſtein iſt / dahero funckelt er / ſo man daran ſchlaͤget; wird aber nicht gecalciniret / ob man ihn ſchon ins Feuer wirfft. Dieſer Stein hat allezeit / gleich dem Serpentinſtein / eine etwas hellgruͤne Farb bey ſich: er wird an ſeinen eigenen Oertern gefunden / bey welchen ſich auch zu Zeiten einige Adern / des mit Huͤlſen uͤberzogenen Talckes / befinden: Gedachter Stein / ſo er ins Feuer ge - worffen wird / verliehret ſeine Durchſichtigkeit / und wird weiſſer / leich - ter / und endlich zu einem Glas: Er giebet denen Glasmachern die Ma - teriam zum Glas / und wird von ihnen Cuogolo genennet: er wird in dem Grund der Fluͤſſe und Baͤche geſammlet / in Form eines irdenen o - der Schalen-Steines; Dieſe ſollen / wie unſer Autor berichtet / bey den Moranen im Gebrauch ſeyn. Es iſt auſſer allen Zweiffel / daß alle Steine / welche weis und durchſichtig / auch im Feuer zu keinen Kalch werden / zu dem Glasmachen dienen; iedoch iſt das Axioma unſers Au - toris nicht univerſaliter oder gaͤntzlich fuͤr wahr anzunehmen; denn es dienen hierzu nicht alle Steine / welche von Novo Caſtello gebracht wer - den / davon wir in dem vorhergehenden Diſcurs von den Oefen gedacht haben / auch nicht die Feuerſtein noch die Pflaſterſteine / und dergleichẽ viel andere / welche / ſo ſie mit Stahl / oder von den Pferdſtaͤllẽ und Radſchienẽ geſchlagen werden / Feuer von ſich geben.

JiAlle252C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Alle dergleichen Eigenſchafften haben warhafftig alle Kieſelſteine; denn ſo ſie gecalciniret / und zu einen ſubtilen und unbegreiflichen Pul - ver bereitet / und durch ein enges Sieb geſchlagen werden / ſo geben ſie ein uͤberaus reines und glaͤntzendes Metall; es hat aber die Huͤttenmei - ſter / von dem Gebrauch dieſer Steine / die uͤberaus groſſe Arbeit abge - ſchrecket.

Doch wird / im Fall es an tuͤchtigen Steinen ermangelt / der Sand an ſtatt derſelben genommen / es iſt auch ſolcher / nach der Meinung un - ſers Autoris, am erſten im Gebrauch geweſen; dieſer muß / eh er zum Werck gebraucht wird / weiß / klar / und wol gewaſchen ſeyn / er wird ge - meiniglich bey den Eingang oder Ufern der Fluͤſſe gefunden.

Das Cryſtall erfordert einen ſubtilen und weiſſen Sand; das ge - meine Glas aber einen haͤrtern und rohern / der gegen jenen dene Schla - cken nicht ungleich iſt: es iſt in dieſem Material ein groſſer Unterſcheid; dann einer / wann er mit Aſchen vermiſchet / wird bald und leicht / der an - der hingegen hart und ſchwehr zum Glas zerfliſſen.

Wunder-Dinge ſind es / was Joſephus im 9. Capitel des andern Buchs / vom Juͤdiſchen Krieg erzehlet; Der Jnnhalt davon iſt kuͤrtz - lich dieſer: Bey Ptolomaide in Galilæa flieſſet der Fluß Belus vorbey / welcher auff dem Berg Carmel / zwiſchen Ptolomaide und Tyrus, ent - ſpringet; nahe bey dieſem Fluß ſtehet die Statua des Memnonis, bey die - ſem iſt ein Gegend / von ungefehr 100. Ellen / welche ſehr wunderwuͤrdig iſt; es iſt dieſer Thal gleichſam etwas rund / und daraus hohlet man zur Bereitung des Glaſes einen Sand.

Wann nun dieſer Sandthal von denen allda verſammleten Schiſ - fen ſehr erſchoͤpſſet worden / ſo wird der leere Ort alſobalden von Neuen wiederum vollgefuͤllet; dann die Winde / wie es glaublich ſchei - net / tragen ſolchen Sand / von denen herumb liegenden Huͤgeln / zu - ſammen ꝛc. Dieſes aber duncket mich am wunderbarſten zu ſeyn; daß ein jeder Theil / des zum Glas gewordenen Sandes / ſo er auff die Sei - ten des gedachten Sand-Ortes geworffen wird / wieder in eine Sand verkehret wird. Jngleichen ſaget Tacitus im fuͤnfften Buch ſeiner Hiſtorien: Der Fluß Belus, lauffet in das Juͤdiſche Meer; der Ein - gang dieſes Fluſſes iſt mit Sand angehaͤuffet / (alſo giebts Lipſius) wel - cher Sand / dieweil er mit Salpeter vermiſchet / zu einen Glas berei - tet wird; Der Ort dieſes Sandes iſt zwar ein kleines Ufer / allein es iſt daſelbſt / da der Sand herkommet / unerſchoͤpfflich. Eben dergleichenleh -253Von der Glasmacher-Kunſt. lehret auch Strabo im 12. Buch / Plinius im 6. Buch / Agricola von un - terirdiſchen Dingen / und alle Autores, welche von dem Glas etwas ſchreiben / gedencken dieſes Orts / daraus der Sand hergehohlet wird.

Unſere Glasmacher allhier in Londen / haben einen ſehr weiſſen Sand / gleich unſerm gebraͤuchlichen Streu-oder Haus-Sand / er wird von Maidſtonio aus der Graffſchafft Kant anhero gebracht: Jngleichen haben ſie noch einen andern Sand / welcher zum gemeinen Glas dienet / und von Wolvvich hergebracht wird: Die gedachte erſte Art des San - des / will ſich mit dem Metall-Glas nicht vermiſchen laſſen; dieſer letztere aber iſt ſehr wohlfeil / indem er auff Schiffen anhero gebracht wird.

Cardanus im 5. Buch / de Varietat. ſetzet zum Glasmachen annoch die Magneſie, als das dritte Ingrediens, und nennet ſolches Syderiſch: das Glas / ſaget er / beſtehet aus dreyen Stuͤcken / nemlich von Steinen oder Sand / von dem Saltz oder Cali, und von der Syderea: Alleine es thut das kleine Bißgen der Magneſie / welches man dem Glas-Me - tall beyſetzet / wenig zur Sach: Uber dieſes / ſo wird die Magneſie / nicht zu iedem Glaß / ohne Unterſcheid genommen.

Das 3. Capitel

LEhret / wie das Saltz / nach der gemeinen Art der Chymicorum, vermittels der Solution, Filtration, und Coagulation, gefigiret / und bereitet / oder (mit einem Wort) recht gereiniget werde.

Das 5. Capitel.

Wenn das Kraut ſoll abgehauen werden?

JNs gemein ſollen alle Pflantzen zu ihrer gebuͤhrlichen Zeit abgehan - en und geſammlet werden / nemlich zu der Zeit / wann ſie reiff und zeitig worden ſind: Jedoch iſt zu allen Vegetabilien / die jenige die beſte Sammlungs-Zeit / welche etwas vor der voͤlligen Reiffung geſchiehet; es ſey gleich / daß man die Stengel oder die Blaͤtter / von den Kraͤutern verlange / umb ihr Oehl oder Spiritum, mit Chymiſchen Operationen zu bereiten; denn man erlanget von dieſen / zur ſolchen Zeit / noch einmal ſo viel als ſonſten.

Das Saltz aber wird aus denen Kraͤutern alsdenn am beſten ex - trahiret / wann ſie den Saamen getragen haben / welches / zur ſolchenJ i ijZeit /254C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /Zeit / mit dem Fahren-Kraut am beſten geſchiehet. Es iſt ein gemeiner Jrrthum / indem man vermeinet / es trage das Fahren-Kraut / und an - dere dergleichen faſichte Kraͤuter / keinen Saamen; da ſie doch ſolchen / inwendig an den Seiten der Blaͤtter / haͤuffig / in Geſtalt eines ſchwaͤrtz - lichten Pulvers / herſuͤrbringen: Ja auch der Muſcus oder Moß ſelbſt hat einen Saamen / welches eine gewiſſe / wiewohl unbeſchriebene Art / des Krautes Chamæpeuces / ſo unter andern in meinen trockenen Gar - ten / das iſt unter meinen abgetrockneten Kraͤutern befindlich / genugſam erweiſet / als an deſſen Sproſſen / und zwiſchen einem ieden Blat / eine ziemliche copia eines runden und ſchwaͤrtzlichten Saamens / zu finden iſt.

Was die Vegetabilien nach denen Jahr-Zeiten fuͤr Unterſchied haben / wiſſen diejenige am beſten / welche die hoͤltzerne Wammes-Knoͤpf - fe drehen / indeme ſie in acht nehmen / daß der Birn-Baum im Som - mer geſchlagen / und der Erlenbaum des Winters / zu ihrer Arbeit am beqvemſten ſey: Der Buxbaum iſt umb die Oeſterliche Zeit am allerhaͤr - teſten / im Sommer aber ſchon etwas weicher; die Saurach-Staude im October / der Sorbus oder Speierling wird im Sommer gelin - der / als ſonſt durchs gantze Jahr gefunden werden.

Jm 6. Capitel

ERzehlet der Autor diejenigen Pflantzen / welche zum Glasmachen ein taugliches Saltz hergeben. Mit einem Wort / es iſt zum Glas - machen ein iedes Vegetabile dienlich / welches viel von einem Alkaliſir - ten Saltz bey ſich hat. Die Chymici nennen dasjenige ein alkaliſirtes Saltz / welches das ſtaͤrckere Feuer erleydet / und nicht in die Lufft davon flieget; ſeinen Nahmen hat es von dem Wort Kali bekommen / welches ſo viel heiſſet als ein extrahirtes Saltz aus dem Kraut oder Aſchen Kali: dergleichen Saltze nun erzehlet / wie gedacht / unſer Autor in dieſem Ca - pitel. Unſer Kelp, (iſt eine Art eines Engliſchen Glaſes) wird von dem Wort Cali alſo geheiſſen / und dienet die Seiffenſieder Aſche zu dem Cryſtalliniſchen Metall: der Kelp wird am allermeiſten aus einer Meer - pflantzen bereitet / die wir (in Engl. Sprach) Seathongs oder Laces nen - nen; davon J. Bauhinus im 2. Capit. des 39. Buchs ſeiner Pflantzen-Hi - ſtorien alſo ſchreibet: das ſchmalblaͤttrichte Meergras der Glasmacher / ſo es alſo feuchte / wie es geſam̃let worden / uͤbern Hauffen gelegt / und etwas laͤnger als ordinar auffbehalten wird / ſo wird es / wann mans ge -nau255Von der Glaßmacher-Kunſt. nau in acht nimmt / auff der Blaͤtter-Flaͤche ein Schnee-weiſſes Saltz haben. Matthiolus in Dioſcoridem nennet dieſes Kraut / das gemeine Meergras der Venetier / und ſolches nicht allein wegen beſagter Urſach halben / ſondern auch darumb / dieweil die Venetier ihre Glaͤſer / welche ſie in frembde Laͤnder verſenden / mit dieſen Meergraß / ſo auch von eini - gen Kammel-Heu genennet wird / einpacken.

Dieſes Meergraß wird / wie Virgilius bezeuget / von dem unge - ſtimmen Meer / ausgeriſſen / auff die Klippen zerſtreuet / und an das U - fer geworffen / da es alsdann von den Einwohnern des Orts zur Som - mers-Zeit geſammlet / und nach Beſchaffenheit der Sachen / gleich als ein ander Heu / an der Sonnen oder bey den Winden gedoͤrret wird; Und wann es verbrennet wird / ſo dienet die Aſche ſo wohl zum Alann / als auch zum Glas / welches wir Kelp zu nennen pflegen. Nicht allein aber dieſes Kraut / welches in unſerer See uͤberall haͤuffig ausgeſtreuet / gefunden wird / ſondern das Meergras von allerley Sorten; Jtem die Meer-Eiche / und andere dergleichen Meer-Pflantzen / haben des Sal - tzes viel bey ſich.

Die Seiffenſieder-Aſche wird aus Polen / Reuſſen und Neu-En - gelland gebracht / und mehrentheils aus der Aſche des Thaͤnen-Holtzes und der Thann-Zapffen bereitet: Allhier bey uns in Engelland wird allerley Aſche zu der Bereitung des gemeinen Glaſes zuſammen geleſen / und auffgekochet von denenjenigen / welche / zu dem Ende / durch gantz Engelland reiſen.

Jedoch werden in Engelland die allerbeſten Aſchen / aus den ge - meinen Diſteln bereitet; nach dieſen folgen die Hopffen-Sproſſen oder Stengel / nach deme die Blumen davon abgebladet ſind worden. Dieſes alles aber iſt erſt kuͤrtzlich erfunden worden.

Unter den Baͤumen giebt der Maulbeer-Baum das beſte Saltz / wie auch die ſpitzigen Kuhnſchroten / und nach dieſem der Saurdorn / und das ſpitzigte Kali, unter den Meer-Pflantzen.

Jngleichen befindet man ietzo / daß alle dornichte und ſpitzigte Pflan - tzen / in ihrer Art ein ſehr gutes Saltz / und zwar in groſſer Menge ge - ben: Hierher gehoͤren auch alle bittere Kraͤuter / nehmlich der Hopffen / Wermuth / Cardobenedict / Tauſendguͤlden-Kraut / Gentian / Stab - Wurtz / Reinforn oder Reinfall-Kraut / Glaſtum und dergleichen; als deren Aſchen man leichtlich / und mit wenigen Unkoſten bereiten kan; zu dieſen obgedachten Kraͤutern fuͤgen wir noch den Taback; denn deſſenJi iijStaͤn -256C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /Staͤngel / ſo ſie geſammlet und verbrennet werden / geben viel Saltz / als aus welchen / dem Anſehen nach / kein geringer Gewinn zu hoffen iſt; allein der Acker / darauff er waͤchſet / leydet etwas Noth. Es erzehlte mir ein Kauffmann / daß er ſich gegen Seine Majeſt. Koͤnig Carln dem Erſten / einsmahls erboten / etliche Kirchen auffzubauen / und ſolche bauvoͤllig zu erhalten / ja noch uͤber diß eine iede Kirche jaͤhrlich mit 100. Pfund Sterling zu verſehen / im Fall nur Jhre Majeſtaͤt beliebten / daß Jhm / dem Kauffmann die Taback-Staͤngel / ſo in Virginien wachſen / moͤchten zu Theil werden; hiemit zeugte er an / wie viel er damit gewinnen wolte.

Auff den Taback folgen / unter den Saltz-reichen Kraͤutern / die huͤl - ſigten Pflantzen / als da ſind die Erbſen / Bohnen und dergleichen / wel - che mit den uͤbrigen Arten einige Vergleichung haben; als inſonder - heit / Hopffen / Wicken / Kuͤchern / und Linſen / darunter man die letztern in der Grafſchafft Ochſenfurt / zur Fuͤtterung des Viehes / ſehr haͤuffig zu ſaͤen und zu pflantzen angefangen / und hierzu durch die Erfahrung ſehr gut befunden hat.

Ferner koͤnnen auch / unter den milchigten Pflantzen gezehlet wer - den allerley Arten der Wolffs-Milch / item der Feigen-Baum / welche alle eine feurige Art und Eigenſchafft haben / wie auch die Weinreben und das Kraut / Haſenkohl genannt / ſo etwas ſtachlicht iſt / mit einer ab - hangenden Blume / faſt wie die Dieſteln / und hat / gleich wie die Wolfs - Milch / einen Milch-Safft.

Ferner iſt wegen der fixen Salien zu mercken / daß diejenigen die beſten / welche am meiſten von der Erden / und allen dergleichen unarti - gen Materien befreyet ſind / beſtehende in groſſen harten und weiſſen Stuͤcken / welche im Geſchmack eine Schaͤrffe erweiſen: zum andern diejenigen Aſchen / welche viel des reinen Saltzes bey ſich haben / und ſehr geſchwind in dem Calcinir-Ofen zerflieſſen: Drittens iſt die beſte Aſche aus dẽ Vegetabiliẽ diejenige / ſo dazumal / weil das Gewaͤchs noch in ſeiner beſten Kraft / uñ uͤber diß aus den groͤſtẽ Zweigen deſſelben beꝛeitet wordẽ.

Dahero es auch ſcheinet / daß die Cineres clavellati, oder Pot - Aſchen / von denen Chymicis ihren Nahmen bekommen haben / als von Clavo lato, oder breiten Aſt / oder Nagel: davon ſiehe bey Varrone im〈…〉〈…〉 Buch von Baurnſachen / das 40. Capitel: Bey den oͤhlichten Saamen - Zweigen muß man zuſehen / daß ſie von einen jungen Zweige / an bey - den Seiten gleich / abgeſchnitten werden / dieſe nennen ihrer etliche ab - geſchnittene Reiſer oder Sproſſen / und ſind ungefehr eines Schuheslang:257Von der Glasmacher-Kunſt. lang: in dieſem Text wird Clavus ein junger Sproſſe oder Zweig genen - net; Nonus aber lieſet an ſtat des Worts Clavi, Clavula, und ſaget / daß ſolches ein abgeſchnittenes Holtz bedeute: dieſes iſt gewiß / daß das Wort Clavola oder Clavula, von dem Wort Clava oder Keule herkomme / welches in unſer Engliſchen Sprach Clubi heiſſet. Zum Vierdten / ſo iſt von dieſen Salien zu mercken / daß ſie im trocknen / und von aller Feuch - tigkeit entfernet / muͤſſen auffbehalten werden; denn allhier iſt ihnen die Feuchtigkeit ſehr ſchaͤdlich. Endlich wird auch angemercket / daß immer eine Aſche vor der andern ein weiſſeres Glas gebe: denn die Eichen-A - ſchen / indem ſie die Natur des Vitriols an ſich nehmen / geben ein dunckleres Glas / da hingegen die Weyde und Saurdorn-Aſche / ein weiſſeres Glasmetall / als jene geben / dieweil ihr Saltz der Nitroſiſchen Natur beykommt.

Die Art und Weis / wie Agricola aus dem Saltz das Glas berei - tet / iſt dieſe: das Nitrum hat unter ihnen die erſte und fuͤrnehmſte Stell / dem folget das weiſſe und durchſichtige Bergſaltz / und die dritte Reyhen hat das Saltz / aus dem Anthyllen oder einem andern ſaltzigten Kraut bereitet.

Einige unter den Glasmachern / ſaget gedachter Agricola, hal - ten die Aſchen aus dem Anthyllen-Kraut / und nicht das Nitrum, fuͤr das erſte und beſte / ſolche / wann ſie ihnen ermangelt / ſo bereiten ſie das Glas aus 2. Theil Eichen-oder Hageneichen-Aſchen / oder wann auch dieſe nicht bey der Hand ſind / ſo nehmen ſie die Aſchen von Buchen-o - der Taͤnnen-Holtz / mit einem Theil Sand oder Kuͤes / ſammt einem wenigen gemeinen oder Meerwaſſer-Saltz / und einen kleinen Stuͤck - lein Magnetſtein; allein es wird auff dieſe Weis kein ſonderbar weiſ - ſes noch durchſichtiges Glas bereitet: die Aſchen aber wird aus den alten Baͤumen bereitet / in deren Stock oder Stamm / wann er 6. Schuhe lang / und hohl iſt / man Feuer einleget / und alſo den gantzen Baum ver - brennet / und zu Aſchen bringet. Dieſes geſchiehet im Winter / wann die langwierigen und ſtarcken Schnee liegen / oder im Sommer / wann es nicht regnet; denn die Platzregen / zu andern Jahrszeiten / vermiſchen die Aſchen mit der Erden / und machen ſie unrein; derowegen werden alsdenn dergleichen Baͤume in viel Stuͤcken zerhauen / unter einen Dach verbrennet / und alſo der gedachte Aſchen aus ihnen bereitet. So weit Agricola.

Jn258C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Jn uͤbrigen ſo iſt mit der Zeit und durch die Erfahrung / der Ge - brauch des Salpeters und Steinſaltzes / zu der Glasbereitung gantz und gar abgekommen / und iſt nun das Levantiſche Puͤlverlein unter al - len das Fuͤrnehmſte; denn die andern erſtgedachten Salia ſind hierzu zu weich und linde; indem das Glas ein fixes Laugen-Saltz erfordert / wel - ches am Geſchmack ſcharff / und gleichſam brennend iſt / auch hat es et - was wenig Fettes bey ſich / dergleichen auch das Nitrum und Bergſaltz bey ſich haben. Derowegen werden ſie auch den mehreſten Theil in ein Alkaliſches Saltz reſolviret / als welchen das Nitrum am Geſchmack und Fettigkeit verwandt iſt.

Der Agricola und andere mit ihm / haben / meines Beduͤnckens / den Plinium nicht recht verſtanden / indem ſie das Nitrum dieſem Alka - liſirten Saltz vorſetzen; denn alſo ſaget gedachter Plinius im 10. Capitel des 31. Buchs: aus der Eichen / nachdem man ſie verbrennet / iſt niemals viel des Nitri bereitet worden; in gleicher Meinung ſcheinet auch Virgi - lius zu ſeyn / wann er im 1. Buch Georgicorum alſo ſinget:

Semina vidi eqvidem, multos medicare ſerentes Et nitro prius, & nigra perfundere amurca.

Welches zu Teutſch ungefehr alſo lauten mag:

Dem Saamen (wie man ſiht) kan ſelbſt der Ackersmann
Offt gute Huͤlffe thun / damit er Fruͤchte bringet /
Jndem mit Nitro Er die Erde feuchtet an /
Und durch den ſchwartzen Miſt die Aecker wohl bedin - get.

Welche Art des Ackerbaues / in den vorhergehenden / gedachter Poet alſo ſagend / beſchreibet:

Arida tantum Ne ſaturare funo pingvi pudeat ſola: neve Effœtos cinerem immundum jactare per agros.

Zu Teutſch:

Man ſchlaͤgt den fetten Miſt nicht auff den beſten Boden /
Nur der verbrannte Grund wird damit angelegt.
Ein Brachfeld / das nichts hat als die verwelckte Soden /
Wird mit der Aſche nur beworffen / daß es traͤgt.
Aus259Von der Glasmacher-Kunſt.

Aus dieſen letzten Verſen des Virgilii wird offenbarlich erwieſen / daß die Aecker mit Saltz beduͤnget worden: denn das Wort Salpeter in dem erſten Verßbedeutet nothwendig / entweder ein extrahirtes Aſchen - Saltz / oder den Aſchen ſelbſt / in welchen das Saltz verborgen lieget; dahin ziehlen auch im gedachten Buch dieſe folgende Verſe:

Sæpe etiam ſteriles incendere profuit agros: Atqve levem ſtipulam crepitantibus urere flammis.

Zu Teutſch alſo:

Die Aecker brennen ab / die Stoppeln ſtecken an /
Hat offt bey armen Land nicht wenig guts gethan.

Durch dieſe Verbrennung nun der Stoppeln / wird nichts anders als das Saltz daraus bereitet / deſſen Wuͤrckung und Natur iſt die unnuͤtz - lichen Kraͤuter auszurotten; welche / wann ſie lang und tieff gewurtzelt / denen andern Pflantzen die nothwendige Nahrungs-Krafft entziehen / den Acker unfruchtbar machen / auch den guten Saamen verderben und verzehren.

Jch geſchweige / daß man mit Saltz und Aſchen / das Ungezieſer und die Wuͤrmer toͤdtet / welche das Gute und den Kornſaamen auſffreſ - ſen; aber hierzu iſt die kalte Eigenſchafft des Salpeters / wie der Herr Bacon bezeuget / allein gnugſam / weiln ſolche allen dergleichen Gewuͤr - me zuwider.

Uber dieſes ſo nennet der gelehrte Cæſalpinus im 23. Capitel des 3. B. von den Metallen / die Aſche Kali, eine Art des Salpeters. Nechſt dieſem dienet auch noch allhier zu wiſſen / daß die Bauren dieſes Meer - Gras / aus welchen der Kelp bereitet wird / in denen Theilen des Engel - lands / ſo gegen Abend gelegen / zu der Beduͤngung der Aecker gebrau - chen; welches auch / nach dem Zeugniß des Ferr. Imperati, bey denen je - nigen / ſo umb die Gegend des Mittellaͤndiſchen Meers wohnen / im Ge - brauch iſt: Es kan auch aus dem Meerwaſſer / wie auch aus einigen Vegetabilien ein Nitrum extrahiret werden; von dieſem aber / ſo es in den Ofen kommet / wird der meiſte Theil in ein Sal Alkali reſolviret.

Das 7. Capitel.

Das Saltz aus dem Maurer-Kalch

JSt bey uns nicht im Gebrauch / ſondern wird zu Zeiten in dem al -K kten260C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /ten Gemaͤuer gefunden / und deßwegen Paretonium genennet; es iſt viel ſchaͤrffer als das gemeine Saltz. Von dieſen habe ich unter meinẽ Raritaͤ - ten ein Stuͤcklein / welches gantz durchſichtig und einem Alann nicht gar ungleich iſt; an Geſchmack iſt es ſcharff wie ein ander Saltz Ferr. Impe - ratus lobet dasjenige Saltz / welches man aus denen Muſcheln / Auſtern und Krebsſchalen bereitet / als aus welchen das beſte Saltz zum Ge - brauch des Glaſes bereitet wird.

Jngleichen habe ich aus der Erfahrung gelernet / daß der Kalch / welchen die Maͤurer in Holland gebrauchen / des allerſchaͤrffeſten Sal - tzes viel bey ſich hat. Jm uͤbrigen / ob gleich dieſes Saltz das Glas ziem - lich weis machet / ſo wird es doch nicht ſo durchſichtig / als dasjenige / wel - ches aus dem Cali gemacht wird: Und der mehreſte Theil davon wird zu einem Alkaliſchen Saltz.

Das 8. Capitel.

Von der Fritta.

DJeſes Wort ſcheinet den Urſprung zu haben von dem Jtalieniſchen Wort Frittare, welches ſo viel heiſt als gefrieren: denn es iſt die Fritta nichts anders / als ein Saltz und Aſchen / welche mit Sand gleich - ſam gefruͤhrend / vereiniget werden / umb welcher Urſach willen auch die Engellaͤnderdieſe gantze Maſtam, welche aus dem Calcinirofen kommet / in Engliſcher Sprach abatch, das iſt / ein geriebenes nennen.

Zum andern / wann die Fritta zu ſchmeltzen beginnet / ſo gehet ſie in eine Maſſam, gleich einem Kuchen zuſammen / welches die Jtaliener Frittelli, die Engeilaͤnder aber a little frits nennen: Vor Alters wurde es von etlichen Hammonitrum, ein Sandglas / von andern aber mit einer fuͤglichen Wortbeſchreibung / Ammonitrum, genennet / als einem ge - doppeltẽ Wort / hergeleitet von dem Grichiſchen Wort ἄμμος, Sand / und νίτ〈…〉〈…〉 ν, Glas: denn alſo ſchreibet Plinius im 26. Capitel des 36. B. der weiſſe Sand / welcher in dem mittellaͤndiſchen Meer gefunden wird / wird mit 3. Theil Nitri vermiſchet / entweder nach dem Gewicht / oder nach dem Maas; dieſer / wann er geſchmoltzen / wird in andere Oefen gegoſſen / allda wird diejenige Maſſa bereitet / ſo man Ammo-nitrum o - der Sandglas nennet; dieſe wird alsdenn wiederum gekochet / und ein reines Glas / auch eine Maſſa des weiſſen Glaſes / daraus bereitet.

Noch261Von der Glasmacher-Kunſt.

Noch deutlicher handelt hiervon Cæſalpinus, ſagend: aus Sand und Nitro wird eine Maſſa bereitet / welche Plinius Hammonitrum nen - net. Heut zu Tag aber wird ſie Fritta geheiſſen: Es hat aber dieſe Art und Weis die Frittam zu bereiten / den Nutzen / daß nehmlich die Ingre - dientia auffs beſte mit einander vermiſchet / und die uͤberfluͤßige Feuch - tigkeiten / ſo noch darbey / durchs Abrauchen / verzehret werden.

Die Fritta des gemeinen Glaſes / als deſſen Materia nicht gar zart iſt / wird / nachdem die Aſche oder der Sand gut und ſubtil iſt / innerhalb 10. oder 12 Stunden / mehr oder weniger verfertiget.

Bey uns in Engelland ſind dreyerley Sorten der Fritten im Ge - brauch / als erſtlich die Cryſtallen / zu der Cryſtalliniſchen Arbeit / berei - tet aus Sand und dem Levantiſchen Puͤlverlein: zum andern die ordi - nari Fritta, ſo nur aus lauter Aſchen des Puͤlverleins oder von der Soda, ohne vorhergehende Extraction des Saltzes / gemachet wird: zum drit - ten / die gemeine Fritta, welche zu der Bereitung des gruͤnen Glaſes ge - brauchet / und aus allerley Aſchen / ſonder alle vorhergehende Berei - tung / gemachet wird / oder man nimmt auch nur hierzu eine ſubtil ge - puͤlverte Aſchen / und den haͤrtlichten Sand / der von Woolwych herge - bracht wird.

Die Materialien werden zart gepuͤlvert / gewaſchen / geſiebet / ver - miſchet / und damit ſich alles wohl und genau mit einander vereiniget / in das Caleinirfeuer gethan: anders ſo wuͤrde das Saltz und Sand / wann ſie zerſchmeltzen / zu unterſchiedlichen Coͤrpern werden; welches auch bey allen dieſen obgemelten Beobachtungen leichtlich geſchehen koͤnte / ſo mit den Ruͤhrhacken nicht ſtetigs herum geruͤhret werde.

Jn einen Moͤrſel von Marmor.

Es iſt aber die Manier / ſo anietzo im Gebrauch iſt / etwas beqve - mer / indeme nehmlich die haͤrtere Maſſa als der Aſche / wie auch die Cal - cinirung der Magneſie und der Zaffera, item der Kieſel uñ das Saltz / zer - malmet wird auff einer Muͤhl / die einen Mahlſtein von Marmor hat / ſo 9. biß 10. Zoll breit / und 7. oder 8. Schuhe im Durchſchnit dick iſt; ſie wird von Ochſen oder Pferden herum getrieben; der Boden / darauff der Mahlſtein lauffet / iſt gleichfalls von Marmor / darauff werden alle Sachen geſchittet / die zermalmet werden ſollen: Und auff ſolche Art zu zermalmen / wird in einen Tag mehr gethan / als wohl 20. Menſchen mit Moͤrſelſtoſſen ausrichten moͤgen.

K k ijDie262C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Die Frittam begieſſen wir nicht mit Waſſer / noch mit Lauge / ſon - dern wir vollbringen die Arbeit / wann ſichs ſchicket / im Topffe / inner - halb wenig Tagen: Jedoch iſt auch gewiß / daß die Beſprengung mit Waſſer oder Lauge / viel zur Reinigkeit des Glaſes vermoͤge.

Das 9. Capitel.

Von der Magneſie.

DJeſe iſt die Urſach ſo unterſchiedlicher Qvalitaͤten und Veraͤnde - rung der Farben / als deren etliche voͤllig / einige aber heller ſind. Man befindet anietzo / daß die Magneſie und der Zaffera, nur der Guͤte nach unterſchieden ſind / als da dieſe in ihren Vermoͤgen etwas arm / je - ne aber deſto reicher iſt.

Es iſt zwar noch ein Mittel-Unterſchied zwiſchen beyden / ſolches aber kan von keinem / auch von dem allerkuͤnſtlichſten und erfahrneſten Glasmacher nicht unterſchieden werden / es ſey denn / daß ſie des Ofens vorhero wohl kundig ſind.

Uber dieſes / ſo veraͤndern die Metallen ihre Farben / ungeachtet ſie auff einerley Art / und gleichen Ingredientibus bereitet worden / je nach Art der Toͤpffe / in welchen ſie ausgekochet werden; Derohalben folget der Glasmacher den Gutduͤncken der Augen / indeme er ſeine Farben / nicht nach dem Gewicht oder Maas / ſondern nach und nach / Abſatz-wei - ſe / beymiſchet / folgends das Metall ruͤhret / und nach genommener Prob von der Qvalitaͤt der Farben urtheilet; und im Fall er ſolche gar zu hell befindet / ſo thut er noch ſo viel darzu / biß es die Farb / ſo er verlanget / er - reichet.

Der Ofen erfordert ein duͤrres Holtz.

Unſer Autor ruͤhmet allezeit vor allen das Eichenholtz / als welches ein ſtarckes Feuer / und eine daurhafftige Flamme giebet. Ferr. Impera - tus ſaget / im 16. Cap. ſeines 14. Buches / daß die Glasmacher / wann ſie arbeiten / lieber eine lebhaffte als eine groſſe Flamme / und dahero das Eſchenholtz am liebſten haben / als deſſen Flamme / wann es in den Wirbel des Ofens kommet / ſeine Macht denen Toͤpffen ſelbſten mit - theilet: und gewiß das Eſchenholtz giebet ein ſehr helles Feuer / allein es wehret nur nicht lang / und wofern es nicht immer angeſchieret wird / ſo ſchmeltzet weder das Metall / noch wird ſolches zur Arbeit tuͤchtig.

Ca -263Von der Glasmacher-Kunſt.

Camerarius recommendirt in ſeinem Buch nicht ſonder Ur - ſach das Wachholder-Holtz hierzu / wann man ſolches nur haͤuffig und genug haben koͤnte. Jch verſtehe nicht genugſam / was Plinius damit will / wann er alſo ſaget: das Glas wird bey leichten und duͤrren Holtz gekochet: Auch weiß ich nicht / warumb Plutarchus ſich zu ſagen unter - ſtehet; nemlich / es diene das Tamarißken-Holtz trefflich wol zum Glas - machen; da doch dergleichen Holtz kein Feuer / gleich wie es das Glas von noͤthen hat / geben kan.

Allhier kan ich nicht vorbey gehen / etwas von der Wuͤrckung des Feuers / auff die Bahn zu bringen / wie ſolches von den Arabiſchen Na - turkuͤndigern und deroſelben Nachfolgern iſt aufgezeichnet worden; daß nemlich das gebrannte Glas / ſo es mit calcinirten Schwaͤmmen vermi - ſchet wird / den Nieren-und Blaſenſtein zerbrechen / auch die aͤuſerlichen Geſchwaͤr heilen ſoll; allein die Art und Weis das Glas zu brennen / wie es von gedachten Arabern und ihren Nachfolgern beſchrieben wird / iſt gantz ungereimbt; indem gnugſam bekannt iſt / daß zwar ein ſehr ſtar - ckes oder ſtetswehrendes Feuer / ſolches wohl im Fluß erhalten / mit nich - ten aber zu einem Pulver brennen und bringen kan.

Das Saltz abzuſchaumen.

Dieſes abgeſchaumte Saltz wird auch genennet Sal Alkali, bey den Teutſchen Glas-Gall / bey den Frantzoſen / Suin de Verre, oder Glas - fett; bey den Engellaͤnder aber Sandever. Dieſes Saltz iſt gantz weiß / und vergleichet ſich / dem Geſchmack nach / mit dem Nitro / wird auch von der Feuchtigkeit der Lufft oder eines Orts leichtlich auffgeloͤſet.

Unſere Glasmacher werffen das Metall ins Waſſer / damit von demſelben das Saltz abge ſondert werde / indeme es oben auff ſchwimmet; denn wenn das Saltz / durch dergleichen Abſchaumen nicht von dem Me - tall geſchieden wird / ſo bleibet das Glas zur Arbeit untuͤchtig / verliehret ſeine Zaͤhigkeit / und wird ſehr zerbrechlich.

Ein Topff / welcher des beſten Metalls 200. Pfund haͤlt / der wird 50. Pfund des Alkaliſchen Saltzes geben: und je traͤger oder gelinder das Saltz / auch je ſchwaͤcher die Aſchen ſind / je groͤſſer wird die Qvanti - taͤt des Alkaliſchen Saltzes werden; alſo / das ein Glas-Metall das an - dere / umb den 5ten oder 6ten Theil uͤbertrifft: Und wann das gemeine Glas und die Aſche gar zu ſchlimm ſeynd / ſo muͤſſen die Glasmacher / wegen allzu vielen Uberfluß des alkaliſchen Saltzes / den Topff 4. oder 6. K k iijmal264C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /mal mit Aſchen anfuͤllen / damit er des Glasmetalls endlich voll werde / auch wann des alkaliſchen Saltzes noch etwas in den Topff uͤbrig iſt / ſo duͤrffen die Glasmacher kein kaltes Waſſer daran ſchitten / damit die Ebullition oder Auffwallung des Glaſes verhindert werde; denn wann ſie ſolches thaͤten / ſo wuͤrde der Topff / ſammt dem Ofen / mit grauſa - men Ungeſtimm entzwey ſpringen. Das alkaliſche Saltz machet das Metall flieſſend / und wann man deſſen eine kleine Qvantitaͤt / mit Spieß - glas und Nitro vermiſchet / indem der Crocus Metallorum bereitet wird / vermehret es die Qvantitaͤt des Croci, und machet / daß er deſto leichter von den Schlacken abgeſondert werde. Jn Franckreich iſt dieſes Saltz haͤuffig zu bekommen / und gebrauchen ſolches die Jnnwohner zum Ein - ſaltzen der Speiſe und des Getraͤncks. Die Solution von ſolchen Saltz / wann es auff die Garten-Bette gegoſſen wird / toͤdtet die Wuͤrmer / und die unnuͤtzlichen Kraͤuter.

Der Hals ꝛc.

Alſo werden diejenigen uͤbrigen Glas-ſtuͤcke geheiſſen / welche an den eiſeren Blasroͤhren hangen bleiben / ſolches ſchlagen ſie allezeit von gedachter Roͤhren herab / und legen es an ein hierzu beſtelltes Ort; aus welchen hernachmahls / wann ſie zerſtoſſen / und mit Metall vermiſchet werden / nichts anders als ein gemeines / doch ſehr reines Glaß / berei - tet wird / nicht anders als ob es von dem allerbeſten Metall waͤre.

Das 10. Capitel.

Damit es wohl calciniret werde.

DAs Glas bleibet nicht nur 24. oder mehr Stund / ſondern wol 2 o - der 3. Tag lang in einem ſtarcken Feuer; dann je laͤnger es darin - nen / je beſſer wird es / denn auff ſolche Weiſe wird es gereiniget / und werden alle Flecken und Blaͤtterlein davon verzehret.

Das 11. Capitel.

Vom Weinſtein.

DJeſer kommet von dem allerbeſten Wein her / und iſt ein Zeichen / daß dem Wein / von dem Meerwaſſer oder andern dergleichen Dingen / nichts ungebuͤhrliches widerfahren / als von welchen die Tu - gend und Krafft des Weins gemindert / der Weinſtein aber in die al - lerkleineſten Stuͤcklein diſſolviret wird.

Bey265Von der Glasmacher-Kunſt.

Bey uns wird der Weinſtein / zum Glasmachen / in der drit - ten Cammer des Glasofens / nahe beym euſern Ofenloch / 6. Stund lang biß zur Weiſſe gecaleiniret; Dieſe Calcinirung hat in dem Glaß eben die Wuͤrckung / als ob der Weinſtein an einem andern heiſſen Ort waͤre gecaleiniret worden.

Das 12. Capitel.

Die Zaffera.

DJeſe und die Magneſie werden allhier nicht anders bereitet / als daß ſie auff der Muͤhl zu einen zarten Pulver gemachet / und durch ein Sieb / gleichwie das Puͤlverlein und die uͤbrigen Materialia / geſiebet werden.

Was die Zaffera ſey / finde ich bey keinem Autore, und ſind der - ſelben gar wenig / die davon etwas gedencken. Cardanus nennet es im 5. Buch ſeiner Subtilitaͤten / eine Erden: Es iſt / ſaget er / auch eine andere Erden / welche das Glas alſo blau faͤrbet / welche ihrer etliche Zafferam nennen. Allein Cæſalpinus, nachdem Cardano, rechnet ſol - che / zu den Steinen / im 55. Capitel ſeines andern Buchs; Noch iſt ein anderer Stein / ſind des Cæſalpini Worte / der das Glas blau faͤrbet / und wenn man des gedachten Steins ein wenig zu viel nimmt / ſo wird das Glas ſchwaͤrtzlich: Solcher Stein aber wird Zaf - fera genennet / iſt an der Farb grauroͤthlicht / ſchwer und zerreiblich; im Feuer flieſſet er / fuͤr ſich allein aber nicht; ſondern wenn er mit dem Glas vermiſchet wird / flieſſet er gleich einem Waſſer.

Aldrovandus in ſeinem Muſæo, folget obgedachten Autoribus, und nennet es an einen Ort eine Erde / an einem andern aber einen Stein. Ferr. Imperatus vergleichet im 8. Capitel des 28. Buchs die gedachte Zafferam, dem Bleyſtein und der Magneſie. Allein es iſt keine Erde / dieweil es ſich mit Waſſer nicht vermiſchet / noch mit demſelben kan ver - einiget werden: zu dem / ſo iſt kein Stein gleichwie die Zaffera ſo zer - reiblich / als welche mit den Fingern / und geringer Muͤh / zu einer zar - ten und ſandichten Subſtantz gemachet wird / welche man kaum beta - ſten oder fuͤhlen kan.

Und gewißlich / wann dieſe Materia ein oder andere dergleichen Eigenſchafft / oder eine gewiſſe Farb haͤtte / ſie wuͤrde von denen Schreibern / die von dergleichen Sachen geſchrieben / und ſolchen nach -gefor -266C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /geforſchet haben / nicht gaͤntzlich ſeyn aus der Acht gelaſſen worden; Jn - ſonderheit nachdem ſie bey allen in ſo ſtarcken Gebrauch iſt / und der - ſelben eine groſſe Menge / ſo wohl von den Glasmachern / als auch von den Toͤpffern verarbeitet wird. Der embſige und gelehrte Bergman Agricola, kennet ſolche nicht / und thut auch nicht die geringſte Meldung davon. Julius Scaliger, welcher ein Buch / die Glaͤſerſachen betref - fend / geſchrieben hat / ſaget nichts davon / hat auch den Cardanum, umb daß er ſolche eine Erde nennet / in geringſten nicht geſtraffet.

Derohalben bin ich dieſer Memung / und halte dafuͤr / daß dieſes eine neu-erfundene Sache ſey / und durch Kunſt von irgend einen Teut - ſchen Kuͤnſtler bereitet / auch der Urſach halben annoch in geheim ge - halten werde; denn es iſt gewiß / daß es aus Teutſchland komme: und ſo ich muthmaſſen folte / wolte ich dafuͤr halten / daß es aus Kupffer / Sand und vielleicht ein wenig Gallmeyſtein / bereitet werde.

Die blaue Farb / ſo es hat / iſt meiner Meinung nach dem Kupffer beyzumeſſen / nicht anders als die Farb der Magneſie dem Eiſen: Auch iſt dieſes gewiß / daß nichts iſt / welches dem Glaß eine Farb mittheilet / auſſer die Metallen / denn es wird das Glas von einem iedem Metall ge - tingiret. Der Laſurſtein / ungeachtet er ziemlich hart iſt / giebet im Feuer ſeine Farb von ſich / und alſo auch die uͤbrigen Mineral-Steine: Das Spiesglas tingiret zwar das Glas auch; allein ſolches geſchiehet nur von ſeinem metalliſchen Theil oder dem Regulo: Vielweniger kan einige Er - den / dergleichen ſtarckes Feuer ausſtehen; Wiewohl ſich die Scotiſche Ochergelb / wie auch die Jndianiſche Roͤthe / durch die Calcination in keine unliebliche Farben veraͤndern / ſo ſie anders recht angeordnet wer - den / jedoch koͤnnen ſie die Hitze des Glasofens nicht aushalten.

Jſt alſo der endliche Schluß / daß dieſe Zaffaræ-Farb von keinen andern / als einem metalliſchen Dinge ihren Urſprung habe. Und ſo die - ſes iſt / was kan es wohl anders / als das Kupffer ſeyn? Denn ob man ſchon glauben wolte / daß dieſe Farb vom Silber herkaͤme / ſo iſt doch ſol - che nur dem Kupffer / als welches mit dem Silber eine Verwandſchafft hat / zuzuſchreiben; denn das Silber / nachdeme es zum drittenmahl iſt ausgeſotten worden / faͤrbet das Scheidwaſſer gantz und gar nicht mehr.

Das zweyte Stuͤck / welches zu der Compoſition der Zafferæ kom - met / iſt der Sand / welches man mit der Zung und Hand fuͤhlen und unterſcheiden kan: und wann man ein Aqva fort darzu nimmt / ſo wird man augenſcheinlich befinden einen weiſſen und durchſichtigen Sand -Kieß /267Von der Glaßmacher-Kunſt. Kieß / welcher dem Pulver derjenigen durchſichtigen Steinlein (bey uns in Engelland Pebles, in Jtalien und von Feranto aber Qvocolos genañt) gaͤntzlich gleich kommet: noch uͤber dieſes / ſo wird ſich eine Art des San - des / bey der obigen Solution befinden / welcher unſern Engliſchen ge - meinen Sand nicht gar unaͤhnlich iſt / ſchwaͤrtzlich an der Farb und leichtlich in den Fluß zu bringen.

Zum dritten / warumb ich dafuͤr halte / daß auch Gallmeyſtein mit der Zaffera vermiſchet ſeye / iſt dieſes die Urſach / daß weder ein Aqva fort, noch Spiritus Vitrioli, uͤber die Zaffera gegoſſen / eine merckliche Operation thut / als daß ſie ſolten Blaſen auffwerffen / ſolviren oder tin - giren: Solches habe ich verſuchet / mit der Angieſſung eines gemeinen Scheidwaſſers und Vitriol-Spiritus, allein ich habe niemahls vermer - cken koͤnnen / einige ebullition und Bewegung der Liqvorum, noch ei - nige Entfaͤrbung oder Getoͤß / gleich wie ſonſten in Auffloͤſung der Me - talliſchen Coͤrper zum oͤfftern zu geſchehen pfleget.

Daß aber der Gallmeyſtein die Solution verhindere / und das - brige verurſache / ſoll aus nachgeſetzter Verſuch-Prob / welche wir dar - umb anfuͤhren wollen / zu erſehen ſeyn: Es kan auch uͤber dieſes ein Hartz oder Gummi / ſo ſie bey obiger Compoſition der Zafferæ vermiſchet waͤ - ren / die Ebullition oder Auffwallung des Aqvæ fortis verhindern / die - weil dergleichen ſchwefflichte Materien von ſolchen Waſſern nicht an - gegriffen werden.

Auff was Weis aber das Kupffer zu gedachter Compoſition der Zafferæ muͤſſe gepræpariret werden / und ob ſolches nur auff gemeine Art / wie die Chymici lehren / oder aber auff eine andere Manier geſche - hen ſoll / kan ich allhier nicht beſchreiben; es ſolten aber etliche wenige Ex - perimenta dieſes Secret entdecken / und dieſen Knopff auffloͤſen koͤnnen / als dahin wir den Leſer wollen gewieſen haben.

Endlich wer das Gewicht / den Preiß / und die Farb (welche nur Purpurfaͤrbicht / und ſchwaͤrtzlicht / was wir biß dato geſehen / fuͤrge - kommen iſt) in acht nehmen und betrachten wird / der wird meiner obi - gen Meinung leichtlich Beyfall geben.

Das Wort Zaffera hat ſonder allen Zweifel ſeinen Nahmen von Saphiro, als mit deſſen blauen Farb es ſich mehrentheils vergleichet.

LlDas208[268]C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Das 13. Capitel.

Magneſia.

SOlche wird darumb alſo genennet / dieweil es ſich / ſo wohl am Ge - wicht / als an der Farb mit dem Magnetſtein vergleichet. Dieſes iſt eine faſt allgemeine Materia des Glaſes / und gebrauchet man dieſe Ma - gneſie nicht allein zu dem Ende / daß dadurch die gruͤne und blaue Farb dem Glas benommen werde / davon Virgilius im 4ten Buch Georgi - cor. alſo ſinget:

Eam circum Mileſia vellera Nymphæ Carpebant hyali ſaturo fucata colore.

Teutſch:

Vom Thale brachs die Nymph / das durch Myleſo gehet /
Welchs ſtets in voller Bluͤht und hoher Farbe ſtehet.

Ein Ausleger des Virgilii fuͤget zu dieſem Verſe noch hinzu / nachfol - gende Wort: Vitreo viridi, Nymphis apto, in Glas-gruͤner Farb / ſo zum Waſſer ſich ſchicket.

Die gruͤne Farb iſt in allen Glas-Sorten zu finden / dahero mag die Magneſie mit allem Fug eine Seiffe / welche das Glas reiniget / ge - nennet werden; es giebet auch die gedachte Magneſia dem Glas aller - ley Farb / als roth / ſchwartz / Purpur-Farb und dergleichen; ja ſie mag fuͤr eine Haupt-Materia aller Farben gehalten oder benamſet werden / wie ſolches dieſes gantze gegenwertige Buch / und abſonderlich Cæſalpin9 mit folgenden Worten weitlaͤufftig und waꝛhaftig erweiſet / alſo lautende: Es wird dieſe Art des Magnetſteins heut zu Tag ins gemein Manganeſe und vom Alberto Magno, Magneſie genennet / und wird zu dem Glas - machen gebrauchet; dieweil man darvor haͤlt / daß es das geſchmoltzene Glas / gleichwie der Magnet das Eyſen / an ſich ziehet: Es iſt ein ſchwaͤrtzlichter / dem Magnet aͤhnlicher Stein / und gebrauchen ihn die Glasmacher; denn ſo man von ſolcher Magneſie nur ein wenig mit ge - ſchmoltzenen Glas vermenget / ſo reiniget es daſſelbige von allen fremb - den Farben / und machet das Glas heller; nimmt man aber der ge - dachten Magneſie etwas mehrers / ſo bekommet das Glas eine Pur - purfarb: Man bringet dieſe Magneſie aus Teutſchland / auch wird ſie in Jtalien / aus den Bergen Vitorbii, und anderswo gegraben.

Plinius gedencket auch eines falſchen Magnetſteins / alſo ſchrei -bend:269Von der Glasmacher-Kunſt. bend: Jn Cantabria wird auch ein Magnetſtein / aber nicht der warhaf - tige gefunden / an unterſchiedlichen Oertern; allein ich weiß nicht / ob ſolcher zum Glasſchmeltzen nuͤtzlich iſt / denn es iſt / ſo viel mir wiſſend / von memand annoch verſuchet worden; dieſes aber iſt mir wohl wiſſend daß ſolcher Stein / gleich dem rechten Magnet / das Eyſen ſcharff ma - chet.

Dieſe Magneſie nennet Cardanus im 5. Buch / ſeiner Subtilitaͤ - ten / eine ſyderiſche Materia; mit was Grund er aber ſolches thut / weiß ich nicht. Jngleichen ſaget er / und vielleicht aus Jrrthum / daß ſie blau ſeyn ſoll / da ſie doch roth oder dunckel iſt. J. Scaliger bemercket in der 104. Exercit. §. 23. von dieſem des Cardani Ort nachfolgends: Was die Magneſie ſey / ſaget er / weiß und kenne ich nicht / es kam mir aber ein geſchriebenes Buch / vom Glasſchmeltzen handlend / einsmahls unter die Hand / welches ein Venetianiſcher Buͤrger / Nahmens Pantheus / verfertiget hatte / darinnen ſtunde verzeichnet / daß das Glas eine Pur - purfarb von der Magneſie erlangte: Auch weiß ich mich zu erinnern / als ich annoch ein Knab war / und zu Ladron dazumahl mich auffhielte / daß / ſo mir recht iſt / aus den Solodoniſchen Bergen etwas / weiß nicht was / ausgegraben / und nacher Venedig gebracht wurde; mit welcher Materia man das Glas alſo ſchoͤn und weiß machte / daß es faſt / auff die Art gleich einem Cryſtall / hell und rein anzuſehen war / und ſolches dañ war an der Farb faſt gleichwie ein Eyſen geweſen. Mein anderer Lehr - meiſter lehrte mich das Glas / mit Zuſetzung auch einer eyſenfarbichten Materia / laͤutern und weiß machen / alſo / daß die Subſtantz der bey - den Ingredientien ſo feſt vereiniget / und zuſammen verbunden wa - ren / daß die Farben / ſo davon vermiſchet / noch andere Glasſarben an - nahmen / und ſelbige im Feuer reinigten; indem die eyſenhafftige Ma - gneſie / als welche die Hitze nicht erdulden kan / ausrauchet / auch die Un - reinigkeit des Glaſes mit ſich nimmt / und alſo ſelbiges / gleichwie die Seiffe oder Lauge / das leinerne Geraͤthe von allem Unflat ſaubert.

Jch finde faſt eine gleiche Meinung bey dem Ariſtotele, da er handelt von dem Kraut Wohl-Gemuth / und weiſet / wie die Eigenſchaf - ten dieſes Kraut / den truͤben Wein laͤutern und reinigen. Sonſten a - ber iſt zu wiſſen / daß dieſe eyſenhafftige Subſtantz / ſo ſie mit einen Me - tall vermiſchet wird / im Feuer nicht ausrauche / ſondern in kurtzer Zeit (mit demſelben) verkochet wird. Und dieſes / was bißhero geſaget wor - den / iſt es / das wir von der Magneſie in acht genommen haben.

L l ijJn270C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Jn dieſen obigen Diſcurs nun ſind zweyerley Sachen in acht zu nehmen / als die Attraction oder Anziehung / und die Reinigungs Kraft / damit die behandelte Magneſie ihre Wuͤrckung vollbringet: Betref - fend das erſte / als die Attraction, ſo finde ich kein ander Fundament / als daß ſolche Eigenſchafft / aus ſreyen Willkuͤhr / wegen des Nahmens der Materie iſt beygeleget worden; denn ſo man gleich ein groſſes Theil der Magneſie / zu einem wenigen Theil des zerbrochenen oder geſchmeltzten Glaſes thut / ſo wird man in derſelben weder Attraction noch Bewe - gung ſpuͤhren: Wollen ſie aber / an ſtat des glashafftigen Liqvors, das Alkali, oder ein Theil des Glaſes verſtehen / ſo iſt gewiß / daß die gruͤne Farb / auch dem wohlverſchaumten Metall / anhaͤngig / und wann man alsdann einige Magneſie darzu thut / ſo iſts auch richtig / daß es das Glas reinige: Verſtehen ſie aber durch den Liqvor des Glaſes nichts anders / als ein geſchmeltztes Glas / ſo reden ſie vergeblich von der Sach / indem ſie ſolches nicht / wie ſichs gebuͤhret / mit einen Beweißgrund / o - der einiger Erfahrungs-Prob eroͤrtern.

Sonſten aber wie obſcur und verborgen dieſe Attraction, ſo offen - bar iſt hingegen die Glasreinigung / die Art und Weis aber / wie ſolches geſchehe / iſt gaͤntzlich verborgen. Vorerwehnter Scaliger haͤlt / ſammt ſeinem Lehrmeiſter / dafuͤr / daß ſolche Operationes der Magneſie / in At - trahirung und Reinigung des Glaſes / vermittels einer Art der Exhala - tion geſchehe: Plinius und Cæſalpinus verſtehen durch dieſelben Attra - ction vielleicht nichts anders / als die Reinigung / allein ſie geben davon keinen gebuͤhrlichen und ſattſamen Bericht.

Einmal aber iſt gewiß / daß vermittels der Magneſie die Unreinig - keiten und frembden Dinge von den geſchmoltzenen Glasmetall abge - ſchieden werden / es mag nun gleich durch die Præcipitation oder Exhala - tion geſchehen; durch die Præcipitation aber kan ſolches nicht geſchehen / denn wann das Metall beweget wuͤrde / ſo wuͤrde ſeine gehabte Farb wiederumb kommen / oder es wuͤrde ſolche in Form eines Pulvers / gleichwie in allen Præcipitationen geſchiehet / auff des Topffes Boden zu finden ſeyn.

Die Exhalation iſt noch weniger warſcheinlich; dieweiln man an dem gereinigten Glas keinen Abgang des Gewichts ſpuͤhret; und wie ſolte ſich der fixe Coͤrper der Magneſie / ſambt der klebrichten Subſtantz des Glaſes vermiſchet / alſo erheben und ausrauchen koͤnnen? und koͤnte auch wohl eine groͤſſere Unbeſtaͤndigkeit der Magneſie beygemeſſen wer -den /271Von der Glasmacher-Kunſt. den / als daß man ſagen wolte / ſie daͤmpffe unvermercket / nachdeme ſie die gruͤne Farb des Glasmetalls an ſich genommen / in die Lufft auff / und davon?

Jch vor meinen Theil halte dafuͤr / daß hieran nichts anders / als die formliche Veraͤnderung des Coͤrpers / und der kleineſten metalliſchen Particuln / die Haupturſach ſolcher Operation ſey: denn indem die Ma - gneſie vom Feuer geſchmoltzen / auch durch deſſen Vermittlung / mit den allerkleinſten Atomis des Metalls / durchaus vermiſchet wird / ſo formi - ret das Feuer / vermittels der mannigfaltigen Herumbtreibung / ato - mialiſche Figuren / welche alsdann tuͤchtig werden / den meiſten Theil desjenigen Lichtes / welches wir hell und weiß nennen / reflectirend fuͤr - zuſtellen.

Dieſe Lehr von der Farben Herfuͤrbringung / nur aus ihrer Theil - Verwechßlung / noch weitlaͤufftiger zu eroͤrtern / koͤnten noch unter - ſchiedliche Inſtanzen oder Einwuͤrffe auff die Bahn gebracht werden; al - lein wir wollen uns begnuͤgen laſſen / hier anzufuͤhren nur diejenigen Coͤr - per / welche durch Vermiſchung / und Zuſammenſetzung anderer gefaͤrb - ten Materien / eine Weiſſe erlangen / als zum Exempel; Man nehme gelblichten Terebenthin / oder ein ſchwaͤrtzlichtes Oleum Caperæ, oder ein altes Terebenthin-Oehl / welches mit Gruͤnſpan (denn ſolcher wird darinnen leichtlich auffgeloͤſet) getingiret worden / und zwar in ſolchen Grad der Farb / welcher mit dem Glas uͤbereinkommet / ſolches vermi - ſche / und ruͤhre mit einem Eyerdotter beſter maſſen herumb / ſo wirſt du eine helle und weiſſe Farb bekommen.

Noch ein anders / man nehme eine ſtarcke Seiffenſieder-Lauge / ſol - che umbruͤhrend / miſche ein gruͤnes Hollunder-Oehl darunter / ſo berei - teſt du eine Artzney / welche von den Naturkuͤndigern Jungfer-Milch genennet wird.

Man kan auch wohl der gedachten Lauge ein anders Oehl beyfuͤ - gen / und gleichen Effect erreichem. Allhier ſchaueſtu erſtlich die Lauge / welche an der Farbe gelb-roͤtlich iſt / uñ doch heꝛnach durch die Gruͤne des Oehls zu nicht gemacht / verzehret / und in eine Milch-weiſſe veraͤndert wird. Ferner / wann man Weinſteinoͤhl in ein gruͤnes Waſſer / (wel - ches durch Auffloͤſung der gruͤnen Feuer-oder Schweffel-Steine / mit Regen-Waſſer bereitet wird) gieſſet / ſo wird man eine weiſſe Farb er - langen.

Gedachtes Weinſtein-Oehl in ein gruͤnes oder blaues WaſſerLl iij(darin -272C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /(darinnen Vitriol zergangen) gegoſſen / wird gleichſalls obigen Effect er - reichen; allein die Farb iſt in dieſem letzten Experiment nicht ſo weiß / gleichwie ſie in dem erſten iſt / es ſey dann / daß man des Weinſteinoͤhls einen guten Theil daran ſchitte.

Mit dieſen Einwuͤrffen nun wird ja die Exhalation der Magneſie hoffentlich gnugſam widerleget worden ſeyn / mit augenſcheinlicher Er - weiſung / daß die vielmahls erwehnte Glas-Reinigung / eintzig und allein von Mannigfaltigkeit der Metalliſchen Theil Textur oder Gewuͤrck / und deroſelben Diſpoſition / welche die darzugethane Magneſie wuͤrcket / herruͤhre. Und was koͤnte wohl fuͤr eine andere Urſach gegeben werden / warumb das Glas-Metall von zwey weiſſen Coͤrpern / nemlich Sand und Saltz / eine gantz andere Farb erlange? Oder warumb die Zaffera, und die Magneſie / eine ſchwartze Farb geben?

Daß die Magneſie viel des Eyſens bey ſich fuͤhre / duͤncket mich oh - ne allen Streit wahr zu ſeyn / auch will ich ſolches mit folgender Erfah - rungs-Prob erweiſen: Jch goß einsmahls Scheidwaſſer uͤber eine ge - puͤlverte Magneſie / in einen enghalſigten Glas / ſo erregte es in das Glas / mit einen engen Mund-Loch / ſehr groſſe und auffwallende Bla - ſen (nicht aber geſchiehet ſolches ſo ſehr in einem andern Glas / ſo ein weit Mundloch hat) und einen ſcharffen durchdringenden Dampff / welcher uͤbel zu riechen war; Nachdeme ich aber einen Vitriol-Spiritum daran gegoſſen / ſo kochte es zwar ein wenig / und wurde das Glas (nachdem in demſelben die Materia viel Fuͤncklein ſchieſſen ließ) ſo heiß / daß ichs nicht laͤnger in der Hand behalten kunte; und wann man auff gedachte Magneſie noch ein kaltes Waſſer ſchittete / ſo wird die ſchon allbereit abnehmende Hitz noch mehrers erwecket / welches / wie mich beduͤncket / ei - ne ſonderbahre Eigenſchafft dieſer Materiæ iſt.

Die Tinctur dieſes Steins hatte eine ſaturirte Farb / gleich einem Claret: Dieſes alles nun geſchiehet auch mit dem Eyſen / ſo die ober - wehnte Spiritus daran gegoſſen werden; und iſt gewiß darfuͤr zu halten / daß die Farb / welche die Magneſte bey ſich fuͤhret / von dem Eyſen ſei - nen Urſprung habe / indem ſie beyde einerley Roͤthe haben; ſolches wird ſamt einer hochrothen Purpur-Farb / wie auch einigen Arten der blau - en und andern Farben / in unterſchiedlichen Præparationibus des Ey - ſens / befunden. Und gleichwie die bleiche Erdfarb / auffs beſte von der Zaffera und Magneſie / alſo wird die Seiden von der Schwaͤrtze getin - giret / ſo man den Schliefſand dazu thut / der von dem Schleiffſtein /dar -273Von der Glasmacher-Kunſt. darauff Eyſen geſchlieffen wird / kommet; ſolchen Schlieffſand aber kan man haben bey denenjenigen / welche Scheer und dergleichen Sachen ſchleiſſen. Auch ſolte gedachter Schlieffſand / ohne Zweiffel / dem Glas - Metall / welches in dem Topff oder Ofen gefaͤrbet werden ſoll / gar wohl dienen / wann nur die Glasmacher den Nutzen ſolches Sandes wuͤſten / oder ihn einmahl des Gebrauchs wuͤrdigen wolten.

Zum andern ſo machet die Magneſie das rohe Glas oder Metall ſehr auffſchwellend / nicht anders als der Stahl / wie auch deſſelben Cro - cus, oder eine andere dergleichen Eyſen-Operation oder Compoſition, welches dieſes Metall mit dem Kupffer und Bley gemein hat.

An dieſem / unſers Authoris Orth / iſt in acht zu nehmen / daß er begehret / man ſoll von gedachten Materien nichts auff einmahl / ſondern ſolches auff unterſchiedlich mahl oder nach und nach in den Topff werf - fen: und zwar ſo / daß allezeit ein Theil des Topffs leer verbleibe / damit das Metall nicht allzuſeh[r]auffſtrudlend / in das Feuer und Aſche ſich verlauffe / und alſo Zeit und Unkoſten zugleich verlohren gehen / welches gemeiniglich mit einander zu geſchehen pfleget.

Allhier ruͤhmet unſer Autor die Piemontiſche Magneſie / als wel - che die beſte unter allen ſeyn ſolle; und das iſt die Urſach / daß / ſo offt als er etwas von der Magneſie ſchreibet / er zugleich auch des Orts geden - cket / da ſolche herkommen.

Hierzu kan auch verglichen und beygebracht werden diejenige Ma - gneſie / welche vor Jahren durch den Fleis unſer Engellaͤndiſchen Berg - leuthe / in unſern Lande / bey den Mendippiſchen Huͤgeln / an einen (we - gen des Bley-Ertzes) ſehr beruͤhmten Ort / in der Grafſchafft Som - merſet / iſt erfunden / und an den Tag gebracht worden: und weiln ſolche ſehr gut / als wird ſie von denen Moranen ſehr nuͤtzlich gebrauchet. Von dieſer Magneſie bezeugen die Bergleuthe ausdruͤcklich / daß an ſelbigen Ort / allda ſolche Magneſie gefunden wird / eine Bleyminera / insge - mein in Engliſcher Sprach Potern genannt / anzutreffen ſey; ſolche Bleymineram gebrauchen die Toͤpffer / damit ſie ihre Gefaͤß ſchwartz / gleichwie mit der Zaffera blau machen: Sie halten diejenige fuͤr die beſte / welche ſchwartz iſt / keine glaͤntzende Fuͤncklein hat; und ſo es zu Pulver gemachet wird / dem Bley eine ſchwartze Farb mittheilet. Sie iſt hart anzufuͤhlen / und ſchwer am Gewicht / und je voͤller es an der Farb iſt / je mehr farbet es das Glasmetall; ſie kan mit der Fritta zu gleicher Zeit in den Topff getragen werden.

Das274C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Das 14. und 15. Capitel.

Ferretum Hiſpanicum.

DAs Wort Ferretum bedeutet insgemein nichts anders / als ein ge - brannt Kupffer / zu Latein æs uſtum genannt; denn alſo iſt es von Cæſalpino Lateiniſch und Jtalieniſch gegeben worden / im 5. Capitel ſei - nes 3ten Buchs / indem er / an gedachten Ort / alſo davon redet: das be - ſte gebrannte Kupffer wurde vor Zeiten in Egypten zu Memphis / nach - gehends aber in der Jnſel Cypern verfertiget: deſſen Kennzeichen der Guͤte ſind / daß es roth / und im Zerreiben der Zinnoberfarb gleich iſt; denn ſo es ſchwartz iſt / ſo iſt es zu viel gebrannt: Heutiges Tages aber wird es in Spaniẽ verfertiget / und wird von ihnen Ferretum geheiſſen; allein es iſt und faͤrbet ſchwartz / dahero wird es zum Haarfaͤrben ge - brauchet: Sonſten / wann es nur mittelmaͤßig gecalciniret wird / ſo er - ſcheinet es roth / behaͤlt auch ſolche Farb / wann es gleich zu einen Pul - ver gemacht wird. Und ſcheinet / es habe den Nahmen Ferretum à Colo - re ferreo, von der Eyſenfarb bekommen: denn der Crocus Martis giebt eine rothe Farb / wiewohl dieſer Crocus etwas gelinder / als das Ferre - tum iſt. Cæſalpinus ſaget und beſtaͤtiget in eben dieſen Diſcurs des ob - angezogenen Ortes ferner / daß dieſes Ferretum beſſer in einen als an - dern Laͤndern bereitet werde; Gleichwie Caſtilien die beſte Seyfen / Venedig aber das beſte Glaß giebet. Jm uͤbrigen ſo ſcheinet die Gele - genheit des Orts keinen ſo mercklichen Unterſchied zu machen / daß wir eben deßwegen gezwungen waͤren / ſolches aus Spanien herzuhohlen.

Die zwey fuͤrnehmſte Hauptfarben / ſo wohl an ſich ſelbſt / als in Anſehung des menſchlichen Geſichtes und der Glasmacher-Kunſt / ſind die blaue und gruͤne Farb: Solches ſind ſie in ſich ſelbſt / dieweil ſie des Lichtes viel entlehnen / und Theil an denſelben haben / wie ſolches an den bekannten dreyeckichten Glaͤſern zu erſehen iſt: Und umb dieſer Urſach willen ſind dergleichen Glaͤſer ſehr lieblich / und dem Geſicht gar ange - nehm / indem ſie den Augapffel nicht allzu ſehr zuſammen ziehen / noch zu viel erweitern / welches beydes nicht ſonder Wehtagen und Verletzung des Auges geſchiehet.

Jn der Glasmachereykunſt aber ſind obgedachte zwey Farben darumb ſehr beliebet / dieweil ſie eine genaue Verwandſchafft / und U - bereinſtimmung mit vielen Edelgeſteinen haben / und dafuͤr angeſehen werden; abſonderlich ſo ſie in die Fluͤſſe Brenn - und Bleyglaͤſer getra -gen /275Von der Glasmacher-Kunſt. gen / und mit denenſelbigen vereiniget werden; andere dergleichen un - zehliche Nutzen zu geſchweigen; als unterſchiedliche Gradationes, welche ſie entweder gantz ſimpliciter allein / oder eine mit der andern vermiſchet - annehmen.

Die blaue Farb iſt faſt in allen Kuͤnſten / die mit ſolcher Farb zu thun haben / gantz einfach im Gebrauch; die gruͤne Farb aber wird in der nuͤtzlichen Faͤrbereykunſt / aus blau und gelb / oder andern Farben zuſammen geſetzet / und gebrauchet. Andere Kuͤnſte hingegen nehmen dieſe Farb auch nur einfach: Dieſe beyde / ſo wohl die gruͤne / als die blaue Farb / werden aus einerley Materia / nehmlich dem Kupffer oder Kupfferertz auff mancherley Weis bereitet und zu wege gebracht.

Es iſt faſt ein ſonderbahres Wunder / und ohne groſſes Geheim - niß nicht anzuſehen / wie offtmals im Gebrauch einerley Materia / auff eine faſt leichte und kaum vermerckliche Weis / dieſe oder jene Farbe werde / und erſcheine; welches die Scheidkuͤnſtler und Metallenreiniger taͤglich erfahren und innen werden / indem ſie vielmahls aus einerley Qvantitaͤt des Aqvæfortis, der Kupfferblech / und weiſſen Farb / das al - lerſchoͤnſte Blaue - oder Hell - und Gelbgruͤne zu wegen bringen; Von ſolchen aber wiſſen ſie keine Veraͤnderungs-Urſachen zu geben / vermoͤ - gen auch nicht / als ohne groſſen Verluſt ihrer Sachen / an ſtat des gruͤ - nen / die ſchoͤne blaue Farb erlangen / als welche viel hoͤher weder jene geachtet wird.

Ob nun wohl die eigentliche und natuͤrliche Farb des Kupffers / die Meerfarb iſt / weiln ſolche aus beyden / nemlich gruͤn und blau zu - ſammen geſetzet / ſo iſt es doch mehr zur gruͤnen Farb / als zur blauen ge - neiget; im uͤbrigen iſt das meiſte an den auffloͤſenden Menſtruis gelegen / denn der Gruͤnſpan / welcher aus dem Kupfferblechen / mit Weinbee - ren oder Troͤſtern unter die Erden vergraben / bereitet wird / erlanget eine gruͤne Farbe; Allein der Calcanth / oder das Kupfferwaſſer / aus Kupffer bereitet / und der Liqvor des Feuerſteins oder Pyritis, ſo ſie im Waſſer auffgeloͤſet werden / geben in den Dantziger / Hungariſchen und Cvpriſchen Vitriol / eine blaue Farb; welches nirgends anders herkom̃etz / als von Auffloͤſung der Materie / in duͤnnere und ſubtilere Theile / wie auch von der unterſchiedlichen Textur oder Gewuͤrck der Atomialiſchen Par - ticuln / in der gedachten diſſolvirten Materia: die Urſach aber / warumb das Ertz eine hoͤhere Blaue giebet / als das Kupffer / beduͤncket mich dieſe zu ſeyn / daß der Gallmeyſtein / als in welchen ſie eintzig und allein unter -M mſchieden276C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /ſchieden ſind / ſich mit der natuͤrlichen Aciditaͤt des Kupffers / ſolche in ſich nehmend / vereiniget / und durch Vermittlung ſolcher Aciditaͤt / das Kupffer in eine gruͤne Subſtantz verkehret; wie ſolches auch an den ge - machten Gruͤnſpan / nachdeme in demſelbigen die Aciditaͤt der Wein - beer iſt erhoͤhet worden / zu erſehen iſt: eben ſolche Aciditaͤt iſt auch die Urſach / warumb der Frantzoͤſiſche Wein / als welcher mehr offenbahre Saͤure als der Spaniſche hat / (ungeachtet das Spaniſche Clima ei - ner waͤrmern Lufft / als zu dieſem Werck am tauglichſten) befunden wird.

Aus dieſem nun / was bißhero iſt geſaget worden / kan man leicht - lich abnehmen / die ſonderbare Tugend und Krafft der vitrioliſchen Saͤf - te des Engliſchen Calcanths oder Kupfferwaſſers / wie ingleichen des Eyſen-Vitriols / welcher mit Spiritu Vitrioli aus Stahl iſt bereitet worden; denn es wird in ſelbiger die bleiche Eyſenfarb in eine gruͤne verkehret; ſolches geſchiehet auch mit dem Lapide Armeno, ſo er / oder die extrahirte Tinctur aus ſolchen / mit Weineßig abgerieben wird. Der Effect dieſer / des Gallmeyſteins / Imbibition, (als eines ingredientis zu dem Aq. fort. ) erhellet Sonnen-klar / aus jenem fuͤrtrefflichen und deut - lichen Experiment, welches mir mein Nachtbar / ein Metallenreiniger / neulich gezeiget hat / indem er Kupffer-Blech / das Silber in Aqva fort. auffgeloͤſet damit zu præcipitiren / kauffte; Es geſchahe aber dieſe Arbeit vergeblich / und verblieben von 30. Pfund des Silbers 10. Pfund in dem Solvir-Waſſer ohne præcipitation, deſſen Urſach aber war / weiln die gedachten Kupffer-Blech / in einen Tiegel geſchmoltzen wurden / darin - nen zuvorhero auch ein Ertz geſchmoltzen wurde; dahero nahm der Me - tallenreiniger einen neuen Topff / und verbrannte / wie gewoͤhnlich / die von Natur fluͤchtigen flores des Gallmeyſteins / mit einem ſtarcken Feuer / welche alſo weg getrieben / herumb fliegend / ſich / gleich einem Muͤhlſtaub / an die Kleyder / Haar und Bart hengen / und ſelbige tingi - ren. Dieſe flores, wann ſie nun auff ſolche Weiß abgeſondert worden / ſo wird alsdann das in Aqva fort ſchwimmende Silber / alles und jedes præcipitiret werden. Jn dieſem Experiment iſt zu mercken / daß der Gallmeyſtein (welcher die Saͤure des Kupffers und Waſſers oder Cal - cants imbibiret / und alſo verhindert / daß die Kupfferblech vom Aqva fort nicht gaͤntzlich corrodiret / und folgbar / nicht alles verzehret) dem Sil - ber Raum gelaſſen / daß es im Solvir-Waſſer ſchwimmen moͤchte / in welchen Kupfferblechen doch die Urſach der Præcipitation beſtehet: Deñ ſo man ſonſten ein friſches Metall in das Aqva fort, darinnen Silberauff -277Von der Glasmacher-Kunſt. auffgeloͤſet worden / thut / ſo nimmt es erſtlich die Stell des Silbers ein / und verurſachet alsdann / daß ſich das Silber in Geſtalt eines weiſſen Pulvers an die Kupfferblech haͤnget / und alſo zu Boden faͤllet.

Daß aber dieſer Effect von der Imbibition der aciditaͤt / ſo in dem Aqva fort iſt / herruͤhre / erſcheinet daraus / daß nemlich ein jedes Aqva fort, Eßig / ingleichen deſſelben Spiritus, und ein ieder ſaurer Liqvor, viel ſuͤſſer und ſchwerer wird / ſo man ſie uͤber den beſagten Gallmeyſtein gieſ - ſet / als wann ſie uͤber die Corallen / Krebs-Augen (vielmehr Krebsſtein) Fiſchmuſcheln / oder Luxſtein / und dergleichen gegoſſen werden; daher geſchahe es auch / daß das Waſſer von den gedachten Kupfferblechen die allerſchoͤneſte blaue Farb bekam / dergleichen der Metallenreiniger nie - mahls geſehen hatte: Bey eben dieſer Gelegenheit fiel mir ein / daß das Kupffer / ſo es in Aqva fort auffgeloͤſet / und etwas gepuͤlverte Krebsau - gen darzu gethan wuͤrden / eine uͤberaus ſchoͤne blaue Farb gebe.

Das Kupffer iſt unter allen Metallen das geſchmeidigſte / oder das ſich am leichteſten haͤmmern laͤſſet / es befoͤrdert auch in den Muͤntzen / die malleabilitaͤt oder Geſchmeidigkeit des Silbers und des Goldes; ſchmel - tzet und zerflieſſet bey geringen Feuer; wird leichtlich von den ſauren Spiritib9 oder Saltz corrodiret / und von dem Feuer ohne alle Schwerig - keit zu einem Pulver gemacht / welches letztere / wie unſer Autor lehret / auff fuͤnfferley Manier geſchehen kan: Als erſtlich durch Calcination des Kupffers / nach Jnnhalt des 14. Capitels; des Gruͤnſpans / laut des 21. Capitels / wie auch mit Schwefel und Vitriol / nach dem 15. Capitel; zum dritten / vermittels einer ſimpeln oder einfachen Calcination des Gruͤnſpans im Feuer / nach Anleitung des 20. Capitels; item des Kupf - fer-Hammerſchlags / laut des 24. Capitels; Zum vierdten / vermittels einer dreyfachen Calcination des Kupffers / beſag des 25. und 28. Capi - tels; Zum fuͤnfften / durch die Præparation des Kupffer-Vitriols / nach Jnnhalt des 31. 132. 133. Capitels. Dieſe Præparationes, dieweiln ſie alle / zu denen erſten Lehruͤbungen der Chymiſchen Feuer-Kunſt / gerechnet werden / als befinde ich fuͤr nothwendig / davon etwas beyzufuͤgen; ab - ſonderlich / weiln wir von der Herkunfft jener erſten Farben / als blau und gruͤn / ſo weitlaͤufftig und nach der Laͤnge geredet haben.

Derohalben ſo iſt zu wiſſen / daß unter allen dieſen Bereitungen / diejenige / welche mit dem Kvpffer-Vitriol geſchiehet / die erſte und fuͤr - nehmſte iſt: Dieſer Præparation folget die Calcination auff gleiche Art und Weiß / ſonderlich diejenige / welche mit lebendigen Schwefel ge -M m ijſchie -278C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /ſchiehet / bey ſolcher Calcination, je groͤſſer und ſtaͤrcker man das Feuer dazu gebrauchet / je hoͤher uñ beſſer wird die Nitriolfarb / iſt auch fuͤglicher auff dieſe als auff einige andere Manier / deren unſer Autor gedencket.

Und wiewol der Schwefel ſamt den Calcanth oder Vitriol von ei - nerley Geſchlecht und Art des Marcaſits ſind / auch ihre gediſtillirte Spiritus keinen mercklichen Unterſchied haben / ſo durchdringet dennoch der Schwefel / durch die ſcharffe Flammen-Hitz angetrieben / die metal - liſchen Coͤrper viel leichter und eher / auch diſſolviret er alſo folgbar be - ſter Maſſen die ſubtileſten Theile der gedachten metalliſchen Coͤrper.

Uber dieſes / ſo wird der Schwefel-Spiritus vom Feuer verzehret / deſſen Eigenſchafft ſonſten iſt / daß er ſchwartz und die Farben etwas let - tigt mache: Denn das Vitriol / wie es ins gemein bekannt iſt / ſo man Gallaͤpffel oder einig ander Vegetabiliſches aſtringens darzu thut / giebt eine Dinte oder ſchwartze Farb fuͤr die Faͤrber: Jmfall aber dieſes mit dem Vitriol zu verſuchen jemand beliebet / ſo muß er nicht den Engli - ſchen / als welcher aus Eyſen beſtehet / ſondern denjenigen nehmen / wel - cher ſey aus dem Kupffer bereitet worden: denn es hat die Erfahrung die Metallenreiniger gelehret / daß das Aqva fort aus dem Engliſchen Vitriol bereitet / allen ſeinen bey ſich habenden Unrath der Solution mittheile / als mit welchen auch nothwendig die Farb lettig oder ſchmu - tzig gemachet wird.

Derohalben bereiten ſie ihr Aqva fort gantz allein aus dem Dantzi - ger Vitriol. Darumb ſo j[e]mand die Farb mit einem guten Aqva fort extrahiren will / welches zwar unſerm Autori, auſſer in der Præparation des Croci Martis, ungewoͤhnlich iſt / der verrichte ſolches / an ſtat des Vitriols / mit Nitro und Alaun / davon unten ein mehrers im 38. Capi - tel / handlend vom Chalcedonier: oder man kan das Ungariſche oder Roͤ - miſche Vitriolum nehmen. Abſonderlich iſt dieſes letztere / nehmlich das Roͤmiſche hierzu ſehr gut / als welches das Waſſer ſehr ſcharff machet / auch viel des Kupffers bey ſich fuͤhret / und auff das nechſte mit dem Kupffer-Vitriol verwandt iſt: denn es gehen im Diſtilliren der gedach - ten Waſſer / einige ſubtile Atomi des Kupffers mit heruͤber / als welche ſich an ein Meſſer / uͤber dergleichen ſiedendes Waſſer gehalten / wie ge - nugſam bekannt / hengen / und ſolches Meſſer mit einer Kupffer-Farb[t]ingiren.

Jngleichen / wann man in dergleichen Aqva fort das beſte Kupf - fer auffloͤſet / und ſolches præcipitiret (welches ich etlich mahl gethan / mitdem279Von der Glaßmacher-Kunſt. dem andermahlig gebrauchten Aqva fort der Metallenreiniger / als wel - ches viel Kupffer bey ſich hat) ſo bekommet man eine uͤberaus ſchoͤne blaue Farb / die zum Glasfaͤrben dienlich iſt.

Jch zweiffle auch gar nicht / es werde ein ſtarckes Schmeltz-Feuer den Zincken / als welcher ſchweflichter Natur iſt / entweder gantz zerthei - len / oder gar in ein Glas veraͤndern; denn ſo man ſolchen in einen Aqva fort auffloͤſet / ſo giebet er gruͤne Cryſtallen / welche das Kupffer / damit das Glas getingiret wird / uͤbertreffen.

Daß aber dieſer Weg mit der Praͤcipitation beſſer ſey / als die Extraction der Spirituum, welche in der Waͤrme geſchiehet / iſt daher abzunohmen / indeme die ſubtilern und reinern Theile des Kupffers / in der Diſtillation zugleich / ſamt dem Waſſer / mit heruͤber gehen; wie ſol - ches zu erſehen iſt an dem Meſſer / und vielen andern Experimenten / welche hin und wieder in den Chymiſchen Schrifften vorkommen.

Allhier will ich nur noch eines eintzigen Experiments Erwaͤhnung thun / wie nehmlich die Tinctur aus dem Kupffer extrahiret werde: Jch nahm des calcinirten Kupffers und Gruͤnſpans / von iedwedern 2. Loth / ſolches that ich in zwey Phiolen / und goß den Safft von den Blaͤttern des Garten-Loͤffelskrauts (als welches viel des fluͤchtigen Saltzes hat) ausgetrucknet / daruͤber: ſolches lies ich / mit vermachten Glas / ein Monat lang im Keller ſtehen / hernach aber ſtellte ichs den Sommer - ber an die Sonnen: nach Verflieſſung ſolcher Zeit ließ ich alles durch ein Fließ-Papier lauffen / da bekam ich in der einen Phiolen eine uͤber - aus ſchoͤne blaue Farb / in der andern aber eine anmuthige Meerwaſſer - Farb.

Solches erzehle ich deſto lieber / dieweil mir / meines Wiſſens / der - gleichen Experiment mit dem fluͤchtigen Saltz noch nicht iſt zu Handen gekommen; denn es iſt ſehr glaublich / daß alle andere dergleichen Pflan - tzen / welche viel von einen fluͤchtigen Saltz / und einen zaͤhen Safft ha - ben / als da iſt der Knoblauch und dergleichen mit dem Kupffer infundi - ret / eine rare Operation geben / denn es haben die Blaͤtter von gedach - ten Pflantzen / entweder eine ſatgruͤne Farb / oder mit einer Blaue ver - miſchet / bey ſich.

Aus dieſem allen iſt zu ſchlieſſen / daß alle Aciditaͤten und fixe Salien / als welche eine Saͤure bey ſich haben / das Kupffer auffloͤ -M m iijſen280C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /ſen koͤnnen; ereignet ſich derohalben eine groſſe Menge und Mannigfal - tigkeit der Menſtruen und Proceſſen / die Tinctur zu extrahiren.

Unſer Autor gedencket im 20. Capitel / daß die Kupfferblumen / aus dem Kupffer und Gallmeyſtein bereitet werden: Dieweil ich aber ſolchen Proceß nirgend vollkoͤmmlich beſchrieben finde / als will ich ſol - chen allhier erzehlen.

Der Engliſche Gallmeyſtein wird in der Sommerſetaniſchen Grafſchafft / gegen den mitternaͤchtiſchen Theil des Walliſerlandes / ge - funden / und wiewohl er auch von Dantzig anhero gebracht wird / ſo muß ſolcher doch in der Guͤte unſerm Engliſchen weichẽ. Dieſer Gallmeyſtein nun / muß / eh man ihn gebrauchet / nothwendig zuvor wohl gepræpari - ret werden; und zwar / ſo ſoll er erſtlich gecalciniret werden / in denjeni - gen Ofen / welcher auff der einen Seiten ein enges Ofen-oder Mund - Loch hat / welches / das Feuer zu ſchieren / dienet: Das Feuer aber wird von Kohlen / oder welches beſſer iſt / von duͤrren Holtz / gemachet; denn ſol - ches giebet eine groͤſſere Flamme / und alſo folgbar / eine beſſere reverbe - ration: Die Calcination wird ungefehr innerhalb 5. Stunde vollbracht / als in welcher Zeit die Materia / mit dem groͤſſern Ruͤhrhacken zum oͤff - tern muß umbgeruͤhret werden; denn es iſt / wann es wohl gecalciniret werden ſoll / fleißiges Auffmercken von noͤthen. Zu dem / wann es nicht gebuͤhrlich gecalciniret iſt / ſo will ſichs nicht mit dem Kupffer vermiſchen laſſen: Wann es aber gar zu viel gecalciniret / ſo machet es das Kupffer bruͤchig / und tingiret in beyden Faͤllen das Glas nicht / wie ſichs ge - buͤhret.

Das Zeichen einer rechten und guten Calcination iſt / wañ gedach - ter Gallmeyſtein / zu einen weiſſen und ſubtilen Pulver wird; es verduͤrbet aber von dieſer Cadmia (wie ihn etliche nennen) faſt der halbe Theil / und wird zu fluͤchtigen Blumen / welche ſich in unterſchiedlicher Geſtalt / an das Ofenloch haͤngen. Dieſe ſublimirte Blumen ſind wenig nutz / wie - wohl man leichtlich erweiſen koͤnte / daß dieſe Blumen der eigentliche Pompholix ſeye / davon die Alten ſchreiben / auch ſolchen / zu dem Sal - ben / die annoch ihren Nahmen davon bekommen / zum oͤfftern gebraucht haben.

Dieſe ſublimirte Blumen geben ein fuͤrtreffliches austrocknendes aͤuſſerliches Artzneymittel / denn wann ſie uͤber die Geleiche und Nerven / ſo mit Fluͤſſen behafftet / geleget werden / ſo trocknen ſie ſolche ohne allen Schmertzen geſchwinde aus; dieſes Pulver habe ich dem Herrn Harvæo(wel -281der Glasmacher-Kunſt. (welcher iſt eine unvergleichliche und ewige Zierde der Anatomie und der gantzen Engliſchen Nation, wie auch ein fuͤrtrefflicher Chirurgus, und Curieuſer Nachforſcher in natuͤrlichen Dingen / und deſſen Ange - dencken ewig bey mir verbleiben wird) mitgetheilet / der bekannte dazu - mahl / daß ihme dieſes Pulver / die warhafftige Pompholix der Alten zu ſeyn beduͤnckte; Er gebrauchte auch ſolche ſehr offt / und mit guten Fort - gange.

Nachdeme nun der Gallmeyſtein gecalciniret / ſo wird ſolcher zu ei - nen ſehr ſubtilen Pulver zerrieben / durchgeſiebet / und mit Kohlen / wel - che gleichſalls ſubtil pulveriſiret worden / vermiſchet; dieſe Mixtur thut man in einen Topff / und leget Kupfferbleche darauff / nehmlich 5. Pfund Kupfferblech / zu 7. Pfund der gedachten Mixtur / als welche Proportion man ins gemein zu halten pfleget: Die Toͤpffe zu dieſer Arbeit werden bereitet / aus dem Nonſuchaniſchen Leimen / entweder allein / und ge - brannt / oder mit gleich ſo viel Pulver / von gebrochenen Scherben / ver - miſchet; alsdann dauren ſie / wann ſie wohl gearbeitet ſind / 14. und mehr Tage.

Die Oefen / in welchen das Kupffer und die Cadmia oder Galmey - ſtein geſchmoltzen wird / liegen ungefehr 6. oder 7. Schuhe tieff unter der Erden / der Boden wird von der obern Flaͤche des Teñens / in der Glas - huͤtten oder Laboratorio, Stuffen-weis in die Runde herumb / biß zu dem untern Loch dieſer Hoͤlen / unter-und auffgegraben / durch welches Loch zugleich das Feuer / und die Materialien in den Ofen geworffen und gethan werden; gedachtes untere Ofenloch / welches in mitten des un - tergrabenen Bodens iſt / lieget mit dem Tennen / und dem Ofenhert in einer perpendicular - oder ſchnurgleichen Linie; auff den Boden iſt er im Durchſchnit 3. oder 4. Schuhe breit / und endet ſich Kegel-formigt oder Stuffen-weis / nach und nach / gegen dem untern Mundloch zu: Dieſes Ofen-oder Mundloch hat einen eyſeren Deckel / mit einem kleinen durch - brochenen Loch / dienend das Feuer zu regieren; ingleichen hat der Ofen zu unterſt eine hohle Roͤhre oder Ort / durch welches man das Feuer mit Blasbaͤlgen an-und auffblaſen kan; anfangs muß man ein ſehr gemaͤßig - tes Feuer geben / ſolches nach und nach vermehren / ſo lang / biß man ſie - het / daß das Kupffer ſchmeltze / und ſich mit der Cadmia oder Gallmey - ſtein vermiſchet / welches gemeiniglich innerhalb 12. Stunden / oder alle 12. Stunden zu geſchehen pfleget.

Jndem man allezeit fruͤh umb 5. Uhr biß Abends umb 5. Uhr zu zeh -len282C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /len beginnet / pfleget man die Kupfferbleche einzulegen / und die Toͤpffe / deren gemeiniglich 8. an der Zahl ſind / mit einer langen Zangen heraus zu nehmen / und ſolche an ein waͤrmeres Ort eine kleine Weil zuſetzen / damit ſich das Metall / ohne Congelation etwas erhitze; dieſe Maſſa wird alsdann in ſteinerne Formen ausgegoſſen / und die Kupfferbleche 3. Schuhe lang / und anderthalb Schuhe breit / 60. oder 80. Pfund waͤ - gende / geformiret.

Die gedachten Formen werden aus zweyen / und wie mich beduͤn - cket / Kalchſteinen zuſammen gefuͤget und bereitet; denn es haben gedachte Formſteine unterſchiedliche kleine und glaͤntzende Stuͤcklein / welche auch durch langwierigen Gebrauch nicht abgenutzet werden / ſondern ſie dau - ren immer / wiewol ihre blaulichte Farb etwas Kupffer-roͤthlicht wird: Dieſe Steine wurden erſtlich aus Holland anhero in Engelland ge - bracht; allein ſie wurden auch hernach in den Kornwalliſchen Gebuͤrg / in Form und Groͤſſe der Grabſtein / gefunden.

Dieſe Steine muͤſſen zuvor / eh das Metall darein gegoſſen wird / wohl erhitzet werden; denn wann ſolches nicht geſchiehet / ſo ſpringet das Metall davon / oder es werden die Formen verderbet: Es iſt auch von noͤthen / daß man dergleichen Formen viel in Vorrath habe / denn ſie werden / wie man ſaget / nach dreytaͤgigen Gebrauch ſtumpff / derowe - gen muß man ihnen mit Unſchlit und Kohlen zu Huͤlff kommen.

Allhier iſt zu mercken / daß man muß von der Mixtur des Gallmey - ſteins und der Kohlen / immer etwas uͤber die Kupfferblech werffen / denn es dringet der pulveriſirte Gallmeyſtein / durch die Hitze und den Staub der Kohlen erhitzet / viel leichter hindurch / und machet alſo / mit dem ge - ſchmeltzten Kupffer nach und nach vermiſchet / eine Maſſam, oder das - jenige Compoſitum, welches wir das gecalcinirte Kupffer nennen: Da ſonſten im Gegentheil der Gallmeyſtein / ſo er blos uͤber das Kupffer geworffen wuͤrde / im Feuer davon flieget; wiewohl auch auff dieſe Wei - ſe ſolches nicht allerdings gehindert wird / indem ſich ein guter Theil deſ - ſelben / alſo davon fliegend / an den Seiten des Ofens anhaͤnget; wel - ches alsdann / nach der mancherley Form und Farb / unterſchiedliche Benennungen uͤberkommet: Plinius im 10. Capitel des 34. Buchs / nen - net ſolches / Capnitis, Botritis, Placitis, Onychitis, Oſtracitis.

Dieſe Gallmeyſtein-Blumen haben auch allezeit eintzige Theil des Kupffers bey ſich / welche mit Darangieſſung eines Aqvæ fortis, leichtlich von ihnen koͤnnen ſepariret werden; ingleichen kan auch ſol -ches283Von der Glasmacher-Kunſt. ches geſchehen / ſo ſie an die Lufft geleget werden. Daß ſie etwas vom Kupffer bey ſich fuͤhren / iſt daraus abzunehmen / indem ſie / ſo bald man ſie aus dem Ofen nimmt / eine gruͤnblaͤulichte Farb haben.

Die Vermehrung des Gewichts ſteiget von 38. biß 40. Pfund hin - auff / alſo daß 60. Pfund des Kupffers / mit dem zugeſetzten Gallmeyſtein / 100. Pfund des gecalcinirten Kupffers / oder Gruͤnſpans geben.

Allhier muß man auch in acht nehmen / daß das Feuer nicht zu ſtarck ſey; ingleichen daß die Toͤpffe / wann das Kupffer geſchmoltzen / nicht ſo lang in dem Oſen bleiben / damit nicht der Gallmeyſtein davon fliege eh der Kohlenſtaub dazu gethan / oder auff den Boden des Topffes ruhend / zu Aſchen werde / als welche auch zum oͤfftern annoch gantz und unverletzt in dẽ Toͤpffen gefundẽ werden / ungeachtet die Toͤpffe etliche Stundẽ lang in ſteter Waͤrme geſtanden haben; ſolches aber muß nothwendig geſche - hen / aldieweiln das Kupffer und der Gallmeyſtein / noch einmahl ſo viel Zeit zum Schmeltzen erfodern / als ſo man das Kupffer allein tractiret.

Betreffend die Separation des Gallmeyſteins von dem Metall / ſo fuͤgen wir ſolches dieſem bey / was ſchon allbereit geſaget worden; Das bereitete Kupffer / wann es zum Drath-Ziehen gebraucht wird / muß man ſo offt erwaͤrmen / als offt es die Staͤrcke des Ziehens empfindet; denn wann ſolches nicht geſchiehet / ſo bricht oder ſpringt ſolcher ab; jedoch muß man die Waͤrme ſo maͤßigen / daß das Kupffer immer / gleichwie eine rothe Kirſchen / aber nicht roͤther / ſeye; denn wann man den Grad dieſer Waͤrme uͤberſchreidet / ſo weichet die Cadmia mit groſ - ſem Verluſt des Verlegers dieſer Arbeit davon / welches doch / ſo man kleinen Drat ziehet / gar leichtlich geſchehen kan.

Das 16. 17. 18. und 19. Capitel.

JN dieſen Capiteln werden unterſchiedliche Wege den Croeum Mar - tis zu bereiten / gelehret / ſolche aber / dieweiln ſie von vielen Chymi - ſchen Autoribus auch ſchon gelehret / und angezeiget worden / als werden ſie kuͤrtzlich in nachfolgende Hauptſtuͤcke zuſammen gezogen.

Erſtlich wird der Crocus Martis bereitet / vermittels einer ſimpeln Reverberation, ohne alle Vermiſchung / dergleichen Crocum habe ich an den eyſern Stangen oder Roſt geſehen / welche in den Feuerherd / o - der in Bauung der Oefen / umb ſolche beyſammen zu halten / unterleget werden: dergleichẽ Crocus, welcher ſo ſchoͤn an deꝛ Farb / als ich iemals ge -N nſehen /284C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /ſehen / wurde in den Oſen / darinnen man ſtetigs Scheidwaſſer brann - te / eine ziemlich groſſe Qvantitaͤt geſammlet: und zwar an den eyſern Roſtſtangen / als welche von der ſtetigen groſſen Hitz / in einen Crocum reſolviret wurden

Der andere Weg den Crocum Martis zu bereiten / iſt die Calcina - tion oder Reverberation, welche mit Schwefel / Saltz / Urin oder Eßig geſchiehet.

Der dritte Weg wird fuͤglich durch die Solution vollbracht / oder mit dem Aqva fort, Aqva Regis, Saltz oder Salpeter-Spiritu verrich - tet; denn auff dieſe Art bekommet der Crocus, wann das Waſſer abge - rauchet iſt / eine rothe Farb: durch die Auffloͤſung des Eyſens / in dem Vitriol oder Schwefel-Spiritu wird der Eyſen-Vitriol bereitet / welchen an der Guͤte der Engliſche Calcanth faſt gleich kommet; wiewohl er in der Artzney / und Faͤrbereykunſt keine ſo groſſe Tugend / als jener erwei - ſet.

Aus dieſem Eyſen-Vitriol / wann ſolcher gecalciniret / wird ein Colcothar / demjenigen ſo aus dem gemeinen Vitriol kommt / nicht gar ungleich / bereitet / als welcher zwar denen Mahlern zur Verfaͤlſchung einer Farb / in der Glasmacherkunſt aber nichts dienen kan; denn es hat ein jeder Colcothar / ſehr viel irrdiſche Unreinigkeit bey ſich / welche das Glas garſtig und dunckel machet; und ſolches beduͤncket mich die Urſach zu ſeyn / warum unſer Autor in dieſen Sachen dergleichen Vitriol / nicht ſo wohl als bey dem Kupffer / gebrauchet.

Was die Tinctur des Eyſens betrifft / ſo will ich nur dieſes erwaͤh - nen / daß alle ſaure Sachen / und was unter den Saͤfften eine corrodi - rende Krafft hat / auch alles was das Kupffer angreiffet / præſtiren und thun eben ſolchen Effect auch in dem Eyſen; iedoch alſo / daß eines vor dem andern / je eine roͤthere / hellere und beſſe e Farb giebet / welche Gra - dus der Farben zu vielen Sachen dienen / und mit andern metalliſchen Dingen auff mancherley Weiß vermiſchet werden koͤnnen.

Alſo / auff ſolche Weis / ſchicket ſich der Crocus Martis, mit dem Eſ - ſig bereitet zu der gruͤnen Farb / beſag des 32. 34. und 35. Capitels; wie auch zu der Smaragdgruͤnen Farb / aus dem Bleyglas bereitet / laut des 65. Capitels: ingleichen wird gedachter Crocus in den Paſten / auff mannichfaltige Weis mit dem Gruͤnſpan vermiſchet / nach Jnnhalt des 77. 78. und 79. Capitels; Jtem mit der ſchwartzen Farb / nach dem 101. Capitel.

Wann285Von der Glasmacher-Kunſt.

Wann man aber eine ſchoͤne rothe Farb haben will / ſo muß man den Crocum Martis mit Schwefel bereitet / laut des 128. Capitels / ha - ben; ſoll aber die gedachte Farb noch ſchoͤner werden / ſo muß es der Cro - cus Martis mit dem Aqva fort bereitet / ſeyn.

Sonſten aber / gleichwie aus den Ertzen die beſte gruͤne Farb / das Vitriol oder Kupffer iſt / alſo iſt diejenige rothe Farb des Stahls oder Eyſens / die fuͤrnehmſte und beſte / welche mit dem Aqva Regis bereitet wird / und ſolches theils wegen Beymiſchung des Salmiacs / theils a - ber wegen beſſerer und genauerer Auffloͤſung.

Nachdeme wir anietzo dasjenige zu Ende gebracht / welches eigent - lich zu der erſten Materia des Glaſes / und zu derſelben Farben Berei - tung gehoͤret / ſo iſt zu wiſſen / daß das uͤbrige und fuͤrnehmſte Theil des Glasmachens beſtehe / in der gebuͤhrlichen Miſchung der Farben / ſam̃t darzu gehoͤrigen Umbſtaͤnden / als welchen Theil unſer Autor vollkoͤm̃ - lich abſolviret / und davon Bericht gethan hat; derohalben werden wir in denen / was hiernechſt folget / ſehr kurtz ſeyn / uns vergnuͤgende / daß wir nur etwas weniges davon erinnern.

Die Bereitung von dem Schmeltzglas oder Smalte / welche / als ein ſonderbares / und hoͤchſtſchaͤtzbares Kunſt-Stuͤck / uns ehdeſſen kund gethan wurde / anietzo aber vielen bekannt / iſt dieſe: Man nimmt des Spießglaſes und des Salpeters / beydes wohl zerſtoſſen und vermiſchet / von tedwedern 12. Pfund / und von der Materia des gemeinen Glaſes 176. Pfund: dieſes alles wohl gemiſchet / und vereiniget / wird in dem Kalchofen calciniret / und zu einer Fritta bereitet: oder welches auch an - gehet; Man kan nehmlich aus dem rohen Spiesglas / und mit dem Salpeter / einen Koͤnig oder Regulum bereilen / und alsdann / wie oben gedacht / damit verfahren: Die Art und Weis den Regulum zu ma - chen / iſt gemein / und bey denen Chymicis bekannt: Dieſer Regulus, ſo er mit dem Glasmetall vermiſchet wird / giebet nicht allein eine ſehr weiſſe Smalte / ſondern dienet auch zu mancherley Farben.

Das 29. Capitel.

DEr Neapolitaniſche Scribent / Johann Baptiſta Porta / lehret im 5. Capitel ſeines 6ten Buchs / wie man die Tuͤrckis faͤrben ſolle / in Geſtalt eines Sapphirs / welche Farb ins gemein die Meerwaſſer - Farb genennet wird; Man ſoll / ſagt er / das gecalcinirte Kupffer zu ei - N n ijnen286C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch / nen ſubtilen Pulver machen / daß man ſolches kaum fuͤhlen kan / (denn - ſonſten wird der Stein gar zu grob und rauch) ſolches wird alsdann mit dem Glas vermiſchet; Die Qvantitaͤt dieſes Pulvers kan man nicht benennen; denn es werden / theils voͤlliger / theils duͤnner an der Farb bereitet; ins gemein aber nimmt man zu jedem Pfund des Gla - ſes / 1. Qventlein von dem obigen Kupffer-Pulver.

Das 32. Capitel.

VOn der Smaragdfarb ſaget gedachter Porta im 5. Capitel des 6. Buchs / alſo: wann man die Meerwaſſer-Farb bereitet / ſo kan ſol - che leichtlich zu einen Smaragd bereitet werden / indem man von dem Croco Martis etwas darzu thut: es muß aber unter dieſem Croco die Haͤlffte des gecalcinirten Kupffers oder Croci Cupri ſeyn / als nemlich / ich that erſtlich den vierdten Theil des Kupffer-Pulvers darzu / darnach nahmen wir von beyden Crocis den 8ten Theil.

Allhier iſt zu mercken / daß man es / nachdem man die Farb hinein geworffen hat / 6. Stund lang mit einander kochen laſſe / damit die Ma - terien der Steine wiederum hell werden / als welche / durch das Hinein - werffen der Farben / mit einer Wolcken oder Mackel gloichſam uͤber - zogen worden. Das Feuer laͤſt man nach und nach abgeben / biß der Ofen erkalte / alsdann werden die Toͤpffe aus dem Ofen genommen / ſo bekommet man die ſo genannten falſchen Edelgeſteine.

Von der Roſen-Farb / welche Roſichiero genennet wird / ſaget er - waͤhnter Porta im 9 Capitel / des 6. Buchs / dieſes: die neuern und kuͤnſtlichere Glasmacher ſind wegen der Bereitung und Faͤrbung ei - ner hellen und roſenfarbichten Smalte / ſo ins gemein roſachiero ge - nennet wird / nicht wenig bemuͤhet / indem ſie ſehen / daß unſere Vor - fahren ſolches ſehr kuͤnſtlich und uͤberaus ſchoͤn bereitet haben.

Das 37. Capitel.

ES will unſer Autor, daß man das Aqva fort auff ſeine Manier / und zwar nicht ſonder Urſach bereiten ſoll: Denn ein gantzes Pfund des gemeinen Scheidwaſſers / hat / wie ich zum oͤfftern erfahren habe / nicht mehr als 8. Loth guten Spiritus bey ſich / hingegen alles das andere oder was daruͤber iſt / iſt nichts anders als ein Phlegma vom Vitriol.

Daß287der Glasmacher-Kunſt.

Daß man zu dem Aqva fort etwas von Arſenic thun ſoll / finde ich auch bey der Frauen Iſabell Cordeſia, deren Buch vor 18. Jahren zu Venedig gedrucket worden / und alſo eher an den Tag gekommen / als dieſes unſers Autoris Neri Buch: Man findet von der Bereitung dieſes Scheidwaſſers unterſchiedliche Compoſitiones; allein es wird bey allen der Salpeter / als ein ſtarckes und vielkraͤfftiges ingrediens, gefunden: Es ſind deren auch viel / welche das Aqva fort oder Scheidwaſſer / aus dem Ungriſchen Vitriol und Salpeter alleine machen; Einige auch aus dem Engliſchen Calcanth / als welche Art des Scheidwaſſers / bey denen Faͤrbern in gemeinen Gebrauch iſt; ſolches Waſſer aber wuͤrde noch beſſer ſeyn / ſo es ſamt dem Salpeter von dem Dantziger Vitriol berei - tet wuͤrde: Dieſes Dantziger Vitriols bedienen ſich die Metallenrei - niger am meiſten / denn der bey uns in Engelland wird etwas lettigt be - funden.

Andere nehmen in der Bereitung des Scheidwaſſers / an ſtat des Vitriols / Alaun / dieſer aber giebet nichts / als ein ſchwaches Phlegma: Noch andere haben Stein-Saltz darzu gethan; allein man hats aus der Erfahrung / daß ſolches Saltz wenig Spiritum giebet / ſondern es haͤn - get ſich an den Retorten-Hals / verhindert den Zugang der Spirituum, und machet alſo daß die Gefaͤſſe zerbrechen.

Wann im Diſtilliren die hoͤchſte Roͤthe vorbey / ſo ſind die Spiritus vom Salpeter alle heruͤber gegangen; und alsdann kan man das Feuer ausloͤſchen; denn alles was nach dieſem kommet / iſt nichts anders als ein Vitriol-Spiritus, als welcher die Operation des Salpeter-Spiritus, in Auffloͤſung der Metallen nur verhindert.

Jch habe bey den Metallenreinigern / innerhalb 24. Stund / das beſte Scheidwaſſer zweymahl bereiten ſehen; als in welcher kurtzen Zeit / bey ſolchen Grad des Feuers / wenig von dem Vitriol-Spiritus heruͤ - ber ſteigen kunte / indem ſolche Spiritus ein dreytaͤgiges ſtetiges / ja die 2. letzten Tage ein uͤberaus ſtarckes Feuer erfordern / ſo ſie anders ſollen heruͤber ſteigen und extrabiret werden: Bey dem Aqva fort aber hilfft vielleicht die Fluͤchtigkeit des Spiritus Nitri, daß ſie / die Vitriol-Spiritus, eher heruͤber kommen.

Jn der Bereitung des gedachten Scheidwaſſers / laͤſſet unſer Au - tor etwas aus / welches doch hoͤchſt noͤthig / und bey den Metallenreini - gern allezeit im Gebrauch iſt / ſo ſie anders kein unreines Aqva fort be - kommen wollen. Die Art und Weis ſolcher Bereitung / wie auch dieN n iijSum -288C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /Summa derſelben lehret Beguinus im 3. Capitel des andern Buchs ſei - nes Chymiſchen Tyrocinii, alſo: Man nehme[/]ſagt er / den vierdten Theil des gediſtillirten Waſſers / und werffe 1. Qvintlein des gereinigten Sil - bers darein / und laſſe es uͤber einen Kohl-Feuer auffloͤſen; dieſe Solution giebet man zu den andern uͤbrigen drey Theilen / ſo werden ſie weiß als eine Milch werden / laß ſolches ſtehen / damit ſichs ſetze / alsdenn gieß das Reine davon ab; dasjenige / welches ſich auf den Voden geſetzet hat / wird von den Metallenreinigern das fixe Silber geheiſſen / welches / wanns in ein Gefaͤß / darinnen 20. Maaß Scheidwaſſer ſind / gegoſſen wird / ſo be - kommet alles Waſſer alſobalden eine Milchfarb.

Es iſt mir ein Metallenreiniger bekannt / welcher all ſein Scheid - waſſer in eyſern Toͤpffen præpariret; deme iſt auch durch die Erfahrung bekannt worden / daß das Waſſer auff ſolche Weis viel ſchaͤrffer und ſtaͤrcker / als ſonſten werde: uͤber dieſes / ſo hat man auch / bey dieſer Art zu diſtilliren / einen Vortheil an den Toͤpffen / und dem Feuer; die Art und Manier / wie ſolches geſchehe / iſt bey dem Ausleger des Beguini zu ſehen.

Das 40. Capitel.

D man zu dem Aqva Regis ſo viel von dem Salmiac thue / als viel darinnen kan auffgeloͤſet werden / ſolches iſt ſo nothwendig nicht; denn es wird genug ſeyn / ſo wir in eine Maaß des Aqvæ fortis, 2. Loth des Salmiacs thun.

Daß der Begvinus in Bereitung dieſes Waſſers / den Salpeter mit dem Salmiac durch das Diſtilliren / vereinigen will / wundert mich; denn es hat mich die Erfahrung gelehret / daß der halbe Theil des Aqvæ Regis, in welchen ein Salmiac iſt ſolviret worden / faſt eben dasjenige præſtire / als des andern Waſſers noch ſo viel / welches mit gedachten Salmiac iſt gediſtilliret worden.

Das Aqva Regis machet das Silber nur ſchwartz; auch die ſehr duͤnnen Kupffer-und Zien-Blaͤtgen werden / nur etwas weniges / davon corrodiret / nicht anders als wie das Aqva fort die Goldblaͤtter zu corro - diren pfleget: So man aber das Aqva Regis von dem diſſolvirten Gold abſtrahiret / ſo greiffet es auch alsdann das Silber / und die uͤbri - gen Metallen an.

Das289Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 42. Capitel.

DJe Art und Weis einen Calcedonier / Jaſpis und Achat zu machen / beduͤncket mich faſt gleich zu ſeyn mit derjenigen Manier / vermit - tels welcher man das ſo genannte Tuͤrckiſche Papier / mit mancherley Farben und Waſſern / gleich einem Marmor bereitet / welches Kirche - rus in ſeinem 10. Buch vom Licht und Schatten / und aus ihm Schottus im 5. Buch ſeines erſten Theils / ſehr genau und vollkommen beſchreibet.

Solche Art und Weis aber iſt dieſe: Es werden in einen beqvemen Liqvore gewiſſe / und zwar ſolche Farben auffgeloͤſet / welche ſich / wann ſie in das Waſſer gethan / langſam oder gar nicht / oder alsdann erſt verei - nigen / wann ſie auff das Papier kommen / welches man mit mancherley Farben tingiren will; Eben alſo / und auff gleiche Weis wird das Me - tall nothwendig / von mancherley Materialien / getingiret / un[g]eachtet ſonſten ſolche / wie man ſie auch vermiſchet / ſich nicht mit einander verei - nigen.

Allhier koͤnten ſehr viel Experimenta von den Tincturen auff die Bahn gebracht werden / in welchen ein ieder Liqvor, man mag ſie ruͤh - ren und unter einander miſchen wie man will / noch dennoch ſeinen eige - nen Ort und Stelle im Glas behaͤlt.

Wegen der dreyfachen Præparation des Calcedoniers iſt zu mer - cken:

1. Daß alle faͤrbende Materialien / als die Zaffera, die Magneſie / das Silber / der Stahl / de Smalte / und das Bley / wiewohl zwar nicht allezeit auff einerley Art præpariret / iedoch zu einer jeden Præpara - tion des Calcedoniers genommen werden.

2. Je groͤſſer die Mannigfaltigkeit der Ingredientien iſt / je ſchoͤ - ner und beſſer wird der Calcedonier; denn in des Autoris Bereitungen iſt der erſte ſimpler als der andre / und der andre ſchlechter als der dritte / noch dennoch recommendiret unſer Autor den andern fuͤr den erſten / und den dritten fuͤr den andern.

3. Daß in einer ieden Art der Præparationen / einige unter den In - gredientien ſind / welche dem Glas gantz keine Farbe mittheilen / als das Bley oder Ruß / der Weinſtein / die Smalte und dergleichen / wel - che die Vereinigung der Materialien nur verhindern / und verurſachen / daß ſie ſich von einander ſcheidend / in dem erkalteten Metall geſtroͤmet erſcheinen / und ſehr ſchoͤne Farben / von mancherley Sorten / vorſtelligmachen:290C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /machen: Jm uͤbrigen iſt an der gebuͤhrlichen Waͤrme / und an der Art und Weis ordentlich fort zu fahren / ein groſſer Theil der gantzen Kunſt gelegen: und in dieſem letztern Punct beſtehet auch reverà die gantze Kunſt / wie man das gemarmolirte oder Tuͤrckiſche Papier bereiten ſoll.

Der vormahls erwaͤhnte Joh. Bapt. Porta lehret auch das Glas mit mancherley Farben zu tingiren / welches er / mit andern Sachen umbgehend / ungefaͤhr erfunden hat / auff folgende Weiſe: Der Zinn - Kalch / ſaget er / benimmt dem Glas ſeine Cryſtalliniſche Durchſichtig - keit / und faͤrbet ſolches auff unterſchiedliche Manier: dann wann ge - dachter Aſchen auff das Cryſtalliniſche Glas / welches an dem Rand iſt gepoliret worden / geſtreuet / und uͤbers Feuer gehalten wird / ſo giebet er dem Glas mancherley Farb / und machet es dunckel; indeme ein Theil des Glaſes zum Stein wird / der andere Theil aber bekommet unter - ſchiedliche Farb / daß es wird gleich wie ein Opal; Jn dieſer Arbeit a - ber muß man das Glas zum oͤfftern aus dem Feuer nehmen / und ac - commodiren / biß es nach Belieben recht iſt.

An dieſem und vielen andern Oertern lehret unſer Autor, wie das Glas in mancherley Figuren koͤnne ausgearbeitet werden; derowegen will ich allhier zur Beluſtigung oder Beliebung des Leſers / von demjeni - gen / was ich bey den Autoribus von dergleichen Sachen geleſen / die al - lercurioͤſeſten erzehlen.

Cardanus im 52. Capitel de Rer. variet. des 10. Buchs / hat einen glaͤſern Wagen mit zweyen Ochſen / von Glas ausgearbeitet / geſehen; welche mit einen Muͤcken-Fliegel haben koͤnnen bedecket werden. Agri - cola im 12. Buch von Bergwercken / hat zu Moran von Glas verfertig - te Baͤume / Schiffe / und viel andere dergleichen beruffene Wunderdin - ge mehr geſehen. Der Herr Howel p. 39. hat auch ein glaͤſernes Schiff geſehen / welches da hatte ſeine Maſtbaͤume / Seegel / Stricken und alle gehoͤrige Ausruͤſtungen / wie auch der Vorder - und Hintertheil des Schiffes / Ancker / und Kahn: Jngleichen hat er auch geſehen einen aus - geruͤſteten und bewaffneten Mann. Wormius hat in ſeinen Muſæo klei - ne glaͤſerne Staturen / ſo wohl von Maͤnnern als andern Dingen: Jt. den beruͤhmten Venetianiſchen Tempel S. Marx inwendig mit Maſiv - Arbeit ausgearbeitet / repræſentirend gewiſſe Hiſtorien / mit fuͤglichen Farben ausgezieret / und hin und wieder verguͤldet gehabt / und andern vorweiſen koͤnnen.

Das291Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 48. Capitel.

POrta im 5. Capitel ſeines 6. Buchs nimmt / damit es eine Amethiſten - Farb bekommet / von der Magneſie ein Qvintlein zu jedem Pfund der Metallen.

Das 49. Capitel.

ZU dem Sapphir nimmt Porta 2. Qvintlein von der Zaffera zum Me - tall: und je laͤnger es im Feuer verbleibet (ſind ſeine fernere Wort) je mehr bekommet es eine glaͤntzende Farb / man muß es aber ſtetigt umbruͤhrend / vermiſchen.

Das 58. Capitel.

EJne voͤllige rothe Farb ſo in Jtalieniſcher Sprach / roſſo in Corpo genennet wird / davon ſaget Imperatus im 1. Capitel ſeines 4ten Buchs: Jns gemein ſaget man / daß diejenigen Farben einen Coͤrper haben / welche dicke und nicht durchſichtig ſind; hingegen die andern / welche durchſichtig ſind / werden keinen Coͤrper zu haben vermeinet.

Das 61. Capitel.

DAs Bleyglas iſt bey unſerm Glasmachern in Engelland / nicht im Gebrauch / und zwar ſolches wegen ſeiner groſſen Zerbrechlichkeit: Die Art und Weis aber das Bley zu calciniren / mit welchen die Toͤpf - fer ihre Gefaͤſſe verglaſuren / iſt bey ihnen ſehr wohl bekannt / und in ei - nen allgemeinen Gebrauch.

Wann das Bley-Glas / ſo zaͤhe und zuͤgig / gleichwie das Cryſtal - liniſche waͤre / ſo wuͤrde es alles andere Glas / wegen ſeiner ſchoͤnen Farb / weit uͤbertreffen; ſolches wird keinem / der dieſes Metall kennet / unbe - wuſt ſeyn; Dieſes kan auch mit dem Experiment des Kircheri, welches leichtlich / und ohne ſonderbahre Unkoſten zu bereiten / erwieſen werden; denn alſo ſchreibet erwaͤhnter Kircherus im Buch / von dem Licht und Schatten Lib. 1. part. 3. c. 5. So man das Queckſilber / ſo durch den Bley - Rauch coaguliret / in einen Metallern Loͤffel leget / und uͤber einen Kohl - Feuer erwarmet; Siehe / ſo wird in der zerfloſſenen Materia alſobalden O oeine292C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch / eine ſolche Mannigfaltigkeit der Farben erſcheinen / dergleichen man kaum in der Welt erdencken und erfinden kan / ja ſo hell und leuchtend ſind ſolche / daß faſt keine Farben / welche man ſcheinbar nennet / mit ſol - chen moͤgen verglichen werden.

Jch erinnere mich / als ich einsmals bemuͤhet war / die Ceruffam bey dem Feuer wiederum in ein Bley zu reduciren / daß ich auſſer etlichen wenig Granen des Bleys / eine Materie in ziemlicher Qvantitaͤt bekom - men habe (indem ich ein geſpitztes Eyſen darein tauchte) welche zwar zerreiblich und dunckel / allein mit uͤberaus ſchoͤnen Farben gezieret war / als mit Blau / Gruͤn und Gelb / welche letztere auch vor allen andern her - vorreichte: Alſo auff ſolche Weis / gab das Bley mit Zuthuung eines Stuͤcklein Schwefels / eine ſo ſchoͤne blaue Farb / als mir iemahls iſt zu Geſicht kommen / ingleichen noch viel andere und beſtaͤndige Farben / welche nunmehro ſchon in das 12te Jahr dauren.

Es ſaget Libavius im 20. Capitel ſeines 7. Buchs / daß die Metal - len-Schmeltzer / wie auch diejenige / welche mit den Scheiden zu thun haben / taͤglich einiges Bley zu einem Glas veraͤndern / und daß ſolches Glas / theils eine ſchwartze / theils eine rothe / blaue und viel andere Far - ben habe / nur nachdeme das Bley gecalciniret / oder durch die Calcina - tion in ein Bleyglett / Ceruſſam oder Mennig iſt verkehret worden.

Qvercetanus beſtaͤtiget auch im 9 Cap. ſeiner Hermetiſchen Medi - cin / daß er mit ſeinen Augen einen Ring / aus dem Bleyglas bereitet / geſehen habe / welcher / ſo er uͤber Nacht in einen Wein geleget wurde / allezeit eine purgierende Krafft von ſich gegeben hatte: Eben ſolche Man - nigfaltigkeit iſt auch an den Wißmuth und Zinnglas zu ſehen; davon ein mehrers Libavius in Syntagm. Chym. lib. 6. c. 4. handelt.

Wann das gecalcinirte Bley ſich wiederum reduciret / ſo zer - reiſſet es den Boden der Toͤpffe.

Es kan das Bley ſchwerlich alſo gecalciniret werden / daß nicht ei - nige Particuln davon gantz verblieben / welche hernach durch die Hitze des Ofens wiederum zu Bley werden; eben ſolches kan auch von der Ceruſta und der Mennig verſtanden werden; auff was Weis und We - ge ſie auch immer moͤgen gecalciniret werden.

Die Urſach aber / warumb das Bley die Toͤpffe und Tiegel zerreiſ - ſet / beduncket mich dieſe zu ſeyn; nehmlich / indem das Bley wiederum gecalciniret wird / ſo verſtopffet die Fettigkeit und Schwere ſeines Coͤr -pers /293Von der Glaßmacher-Kunſt. pers / die Poros oder ſubtilen Dampffloͤchlein der Toͤpffe oder des Tie - gels / welches verhindert / daß das Feuer in das Metall weniger wuͤr - cket / bey welcher Verhinderung dieſer Wuͤrckung / alle Gewalt und Krafft der Hitze / in den Dohn oder Leimen gekehret wird / als aus wel - chen die Toͤpffe oder Tiegel beſtehen; wann nun mit dieſem Bley eine fernere Calcination geſchiehet / ſo muß der Topff oder Tiegel nothwen - dig zerſpringen.

Daß aber unter den Metallen nur allein das Bley auff den Boden ſich ſetze / und hingegen die andern Metallen / in den Glasmacher Toͤpf - fen / oben auffſchwimmen / bezeuget nicht allein die Reduction des Bley - es; ſondern es iſt auch aus den Schmeltztiegeln der Goldſchmiede und Metallenſchmeltzer bekannt / als welche durch ihr euſſerliches Anſehen und Gewicht / die Qvantitaͤt / des an ſich genommenen Coͤrpers genug - ſam an den Tag geben.

Daß die Teſte vom Silber etwas in ſich ſchlingen / iſt gar gewiß / und die Urſach / warumb man ein ſtarckes Feuer gebrauchen / und die Schmeltzung wiederhohlen muß; derohalben iſt auch kein Zweiffel / daß nicht eben ſolches auch mit den Schmeltztiegeln geſchehe: und ob wohl ſolches die Koͤnigliche Muͤntzmeiſter bey uns / wider die Goldſchmeltzer hefftig und beſtaͤndig verneinen wollen; ſo wiſſen wir doch / daß diejeni - ge / welche denen Goldſchmieden fuͤrgeſetzet ſind / das Silber wiederum aus den Tiegeln kochen und extrahiren.

Jn dieſem Fall aber kan man nur von dem Silber etwas weniges wiederum bekommen / und zwar ſolches vermittels des Bleyes / als deſ - ſen ſich ſo wohl die Metallenreiniger / als die Scheidkuͤnſtler bedienen / ſonſten aber iſt unter den Metallen keines / als das Silber / welches in den Teſt gehet: die andere Urſach aber / warumb das Bley die Toͤpffe zerreiſſe / kan ſeyn / dieweiln ſich das Bley in die Poros oder Lufftloͤchlein der Toͤpffe ſencket / und allgemach darinnen fortrucket / auch endlich we - gen ſeiner Coͤrperlichen Schweren / den Boden des Topffes durchdrin - get / und alſo Loͤcher hinter laͤſſet / durch welche das Metall heraus lauf - fen kan.

Unſer Autor gedencket nichts von dem Hyacinth / aus dem Bley - Glas / noch von dem Zinn-oder Kupffer-Glaß; ſolchen Mangel aber er - ſetzet Porta im 7. Capitel / ſeines 6. Buchs / allwo dieſes nachfolgende zu leſen iſt: Einen ſehr ſchoͤnen Hyacinth zu bereiten / welcher dem Guten nicht gar ungleich kommet: Man thut das Bley in einen irdenen und O o ijſtarcken294C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch / ſtarcken Topff / und ſetzet ſolchen zum Feuer in den Glasmacher-Ofen / laͤſſet ihn auch etliche Tage lang darinnen ſtehen / ſo wird das Bley zu einen Glas werden / welches einer Hyacinthen-Farb aͤhnlich ſeyn wird: und im 9. Capitel ſaget er / man ſoll in ein irden und Feuerbeſtaͤn - diges Gefaͤs ein Pfund Zinn thun / ſolches laͤſſet man ſchmeltzen / und ſetzets auff eyſerne Stangen angefaſſet / 3. oder 4. Tag lang / in die Flam - men-Hitz der Glasmacher Oefen; alsdann nimmt mans heraus / laͤſſet das Gefaͤß erkalten / und zerbricht ſolches; ſo wird man oben auff ein Saffran - und truͤbfarbichtes Glas finden; dieſes aber / wann es noch etwas laͤnger im Feuer verharret / wird vollkommener; und habe ich von dieſer Sorten kein beſſer Glas unter allen / welche ich unterſuchet habe / gefunden; allein es muß / eh es hinein getragen wird / zu einen ſubtilen Pulver gebuͤhrlich bereitet werden / welches nicht allein mit einen Stempel und Muͤhlſtein / ſondern auch auff einen harten Reib - ſtein geſchehen kan: Wann es ſich entzuͤnden ſolte / ſo wird ſolches mit Zuſetzung des Glaſes verhindert.

Es iſt noch eine andere Manier / dieſes Glas zu bereiten / welche ich einigen Freunden zu gefallen / allhier offenbahren will: Nehmlich man nimmt 9. Theil gebranntes Zinn / 7. Theil Bley / 2. Theil Zinno - ber / anderthalb Theil des Ferreti Hiſpanici, und ſo viel des Weinſteins / 1. Theil Blutſtein / und ein viertel Theil von der Mahler-Roͤthe / damit ſoll man verfahren / wie bewuſt.

Von dem Kupffer-Glas berichtet gedachter Porta im 7. Capitel des 6. Buchs / alſo: Man loͤſet in einen Aqva fort etwas Silber auff; in ſolches leget man Kupfferbleche / ſo wird ſichs daran haͤngen; ſolches ſammlet man aus den irdenen Gefaͤß / und trocknet es: Alsdann wird es in den Glasmacher-Ofen gethan / ſo wird es innerhalb wenig Ta - gen / in einen Stein / gleich einem Smaragd verwandelt. Alſo und auff ſolche Weiß auch mit den uͤbrigen Metallen einen Verſuch zu thun / wiill ich einem ieden zu fernerer ſelbſt eigenen Unterſuchung uͤberlaſſen; im uͤbrigen wird es genug ſeyn / daß wir das Eys gebrochen / und den Weg darzu gebahnet haben.

Das 72. Capitel.

Von der blauen Mahler-Smalte.

DJe Compoſition dieſer Smalte finde ich nirgend bey einigen Au -tore;295Von der Glasmacher-Kunſt. tore; ich bin aber von einen wohlerfahrnen Glasmacher berichtet wor - den / daß ſolche aus Zaffera und Seiffenſieder-Aſchen / indem ſie beyde mit einander gecalciniret / bereitet werde / in einen Ofen / welcher in der Form dem Glasmacher-Ofen nicht gar ungleich kommet: Gedachter Glasmacher ſagte / daß ſie / auff ſolche Weiſe / von ihm / in Teutſchland waͤre bereitet worden; Von dieſem aber / und allen andern natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Farben / ſoll geliebts Gott kuͤnfftig ein mehrers / in einen ſonderlichen hierzu gehoͤrigen Tractat / gehandelt werden.

Das Gold verhindert die Efferveſcentz des Glaſes.

Wenn man / auff gleiche Weiſe / in den Topff eines ſiedenden Zuckers / etwas wenig von Oehl oder Unſchlit thut / ſo wird er nicht uͤber - lauffen / ungeachtet der Zucker mit Gewalt uͤber ſich ſteiget.

Das 74. Capitel.

DJeſe Manier das Berg-Cryſtall zu tingiren / lehret und zeiget an / die warhafftige und eigentliche Art / auff was Weiſe der Opal / A - chat / Jaſpis / Chryſolit / Calcedonier / Marmor und dergleichen / die Mannigfaltigkeit der Farben / die ſie haben / bekommen: nemlich von der Exhalation der Mineralien / als von welchen die daruͤber geworffe - ne Materia angegriffen wird / nicht anders / gleich wie der Cryſtallen - Coͤrper von dem Auripigment, (welches von der Gewalt des Feuers beweget und erreget worden) mit mancherley Farben getingiret wird.

Wann nun die Materia des Steins erſtlich fluͤßig / und dahero der Tinctur faͤhig / auch ein ſolches Einfaſſungs-Ort hat / aus welchen ein dergleichen einfache Exhalation gehet / ſo wird auch alsdann die Farb einfach und ſimpel ſeyn; iſt aber dieſe Exhalation mancherley / ſo wird auch die Farb / nach Art des auffſteigenden Rauches / mannichfaltig ſeyn.

Die Warheit dieſes Dinges wird durch ſtetige Beobachtung in denen groͤſſern durchſichtigen Steinen beſtetiget / als bey welchen ein Theil mit einer natuͤrlichen Farb getingiret / hingegen ein anderer Theil von allen Farben entbloͤſet / und gleich einem Eys durchſichtig iſt. Alſo ſtellet der gantze Stein die Geſtalt eines gefrornen Waſſers vor / als deſſen Theil / welcher am erſten completiret / empfindet und empfaͤnget den Zugang der Farbe / die uͤbrigen Theile aber nicht alſo; welches manO o iijbey296C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /bey den Amethiſten oͤffter / als bey den andern Edelgeſteinen / in acht neh - men kan; als unter welchen einige nur an einem Theil gefaͤrbet ſind / ei - nige andere aber haben theils gar keine Farb / theils aber ſtellen an ge - wiſſen Oertern mancherley Farben fuͤr; welches auch zu zeiten mit an - dern Edelgeſteinen zu geſchehen pfleget.

Das 75. Capitel.

Daß man den Smaragd nachmachen kan. ꝛc.

ALlhier iſt nichts / das von Jmportantz waͤre; ſondern es iſt nur ein erfundener und gezeigter Weg zur Falſchheit und Verſuͤhrung der Menſchen.

Jm uͤbrigen / alldieweiln die Kunſt / die Edelgeſteine vollkoͤmmlich nachzumachen / dem Erfinder einen mehrern Nutzen / als alle andere Verfaͤlſchungen bringen wuͤrde / und ſolches vielleicht ſonder allẽ Scha - den der Menſchen / ja / ſo wir denen Chymicis Glauben zuſtellen wollen / mit groſſen Nutzen geſchehen kan; Auch dieſe Kunſt / die Edelgeſteine zu tractiren / ſo viel mir wiſſend / mit keinen Geſetzen umbſchrencket iſt / ſo iſt kein Wunder / daß nicht zu Zeiten der Goldſchmied einen falſchen fuͤr einen warhafftigen Edelgeſtein verkauffe / und daß man dieſes zu erlan - gen / ſo viel Mittel erfunden und gebrauchet habe / ja ſo vielerley Pa - ſten / Duppleten / Goldblaͤtter / Tincturen oder Faͤrbung auff den Bo - den / auch andere dergleichen Compoſitiones und Kunſtgriffe an Tage kommen ſeyn / welche alle das Anſehen haben / als ob ſie natuͤrliche und warhafftige Edelgeſteine waͤren / wie ſolche unſer Autor lehret. Von dem Betrug der Duppleten erzehlet Ferrantus Imperatus im 14. Capi - tel des 20. Buchs; daß ein Meilaͤndiſcher Jubilirer / einen ſalſchen Smaragd mit Duppleten umb 9000. Ducaten verkauffet habe / und ſey dieſer Betrug lang verborgen geblieben.

Dieſen Paſten haben die Chymici einen eignen / wiewohl fremb - den Nahmen gegeben / der ſonſt nirgend / als bey Jhnen anzutreffen iſt / nehmlich Amauſa; denn alſo nennet ſie Libavius, Johannes Iſaacius und Glauberus: ob ſolcher Nahme von dem Wort Maſaico (nicht a - ber Moſaico, wie Voſſius in ſeinen Gloſſario nach der Laͤnge beweiſen will) hergeleitet werde / kan ich nicht gewiß wiſſen; es ſcheinet zwar die Grundbedeutung ſolches Worts ſehr probabel zu ſeyn; Denn es wird Muſaicum Opus oder eine Maßiv-Arbeit / von Hermolao Barbaro al -ſo297Von der Glasmacher-Kunſt. ſo beſchrieben: es iſt / ſaget er / eine eingelegte Arbeit / von mancherley gefaͤrbten Steinen / aus welchen allerley Figuren und Bilder / durch Kunſt zuſammen geſetzet und gefuͤget / geformiret werden.

Dergleichen Arbeit wurde vor Alters aus mancherley gefaͤrbten Marmerſtuͤcken / unterſchiedliche Figuren der Thiere vorſtellend / berei - tet / auch zu Zeiten Gold darzwiſchen geleget / wie ſolches erhellet aus dem Plinio l. 36. c. 1. und Seneca Epiſt. 86. Es gedencket Philander in dem Vitruvio, l. 7. c. 1. einiger uͤberbliebenen Bodenſtuͤcke / die ihm waͤ - ren zu Geſichte kommen / in welchen der eingelegte Marmor / in der Groͤß einer kleinen Bonen / der Fiſche und anderer Dinge Bildnuͤß / unter mancherley Farben / fuͤrſtellete; Anietzo aber bey unſern Zeiten gebrau - chet man an ſtat des Marmers / das getingirte Glas.

Libavius ſaget in ſeinem Syntagmate, es werde dieſe Materia / zu der eingelegten Arbeit / bey denen Saraceniſchen Autoribus, die Sarace - niſche Erde geheiſſen; allein er machet keinen Unterſchied zwiſchen den Paſten und Amauſen; es iſt zwar nicht ohne / wann man die Natur die - ſer Materien betrachtet / ſo ſind ſie ziemlich nahe miteinander verwandt; jedoch ſind ſie in dieſem unterſchieden / daß nehmlich die Paſten von præ - parirten Cryſtall / mit ein wenig Glas vermiſchet / bereitet / und zur Durchſichtigkeit der Edelgeſtein ausgearbeitet werden; da hingegen die geſchmeltzte Arbeit oder Amauſen das gecalcinirte Bley oder Zinn zum Grund haben / als von welchen es / wegen der beygemiſchten vielen In - gredientien / eine Dunckelheit und Corpus, auch eine Soliditaͤt bekom̃et.

Es haͤlt Glauberus im 4ten Theil ſeiner Philoſophiſchen Oefen darfuͤr / daß die Paſten nur ungefaͤhr ſind erfunden worden / von denen - jenigen / welche mit ſtarcken Feuer die calcinirten Coͤrper reduciren / und zu einen Glas machen; auch fuͤget gedachter Glauber aus dem Hol - lando noch dieſes hinbey / daß man nehmlich / aus den vitrificirten und reducirten Metallen / wiederumb koͤnne ein edlers Metall herfuͤr brin - gen / als zum Exempel / aus dem Gold eine Tinctur / aus dem Silber ein Gold / und aus dem Kupffer ein Silber / und dergleichen: Jtem / daß aus den Metallen ein fuͤrtreffliches Glas koͤnte verfertiget werden / ſo man nur genugſam ſtarcke Schmeltztigel haͤtte.

Jm uͤbrigen was allhier unſer Autor von der Præparation des Cryſtalls / und ſeiner Ausformung / ſo viel die Tinctur betrifft / mit vie - len Worten auff die Bahn bringet / ſolches alles ſind nichts anders als gemeine und bekannte Sachen.

Das298C. Merrets Anmerckungen in das erſte Buch /

Das 76. Capitel.

DJeſen nachfolgenden ſonderlichen Weg / wie man zu denen Edel - geſteinen das Cryſtall præpariren ſoll / hat Hartmannus in ſeiner Praxi Chymiatrica beſchrieben / alſo lautend: Man ſoll / ſaget er / 4. Loth des Weinſtein-Saltzes / in Waſſer ſolviren / und mit dieſer Solution 1. Pfund Buͤchen-Aſchen anfeuchten / daß ſolche gleich einer Capellen - Aſchen werde; Aus dieſer Maſſa formiret man Kugeln in der Groͤß ei - nes Apffels / ſolche getrocknet / werden in einen verdeckten Topff ge - than / und in einen Toͤpffers-Ofen gebrennet; denn auff ſolche Weis werden dieſe Kugeln etwas zerſchmeltzen und ſich an einander haͤngen: Nach dieſem werden dieſe Kugeln auff das ſubtilſte zerrieben / und eine Lauge aus ſolchen bereitet / dieſe laͤſſet man abrauchen biß zu einẽ Saltz; in der Lauge aber werden die gluͤende Cryſtallen ſo lang und offt aus - geloͤſchet / biß man ſie zwiſchen den Fingern zerreiben kan.

Wann dieſes geſchehen / ſo nimmt man das im Tiegel verbliebene Saltz / reiniget ſolches nochmaln vermittels der Solution, Coagulation und Fuſion ſo lang / biß ſich in der Solution keine fæces mehr erzeigen: Eben auff ſolche Weis muß der Weinſtein-Saltz / aus dem weiſſen Weinſtein præpariret / und durch die Solution, Coagulation und Fu - ſion gereiniget werden / biß es von allen Unreinigkeiten abgeſondert ſey / und im Feuer nicht mehr ſprotzele.

Alsdann nimm dieſes Weinſteinſaltzes 2. Theil / und des vorherge - henden præparirten Saltzes einen Theil: dieſes laſſe man mit einan - der flieſſen / ſo wird man eine Materie erlangen / welche allerley Farben an ſich nimmt / und ein Anſehen hat gleich denen Orientaliſchen Edel - geſteinen.

Faſt alle andere Chymiſche Autores lehren das Cryſtall auff obige Art præpariren / einige unter denſelbigen gebrauchen an ſtat des klaren Waſſers / den Wein-Eßig.

Aus demjenigen / was wir hernach von dem Glas-Thraͤnen oder Tropffglas ſagen werden / wird leichtlich abzunehmen ſeyn / welches die beſte Manier / das Cryſtall zu præpariren ſey / und welcher Præparation man billig folgen ſolle; es wird aber die beſte Manier ſonder Zweiffel ſeyn / daß man nehmlich das Cryſtall in einer ſtarcken Lauge abloͤſche.

Die Paſten werden auff gleiche Weis / wie das Glas bereitet; nur daß dieſes aus dem Cryſtalliniſchen Metall / jene aber aus der præparir -ten299der Glasmacher-Kunſt. ten Cryſtall beſtehen / es werden auch zu beyden Theilen einerley Farben gebrauchet: derowegen giebet Porta ſeinem getingirten Glas den Nah - men eines Amethiſt / Rubins und dergleichen; in dergleichen Dingen koͤnte man mit unſerm Engliſchen Diamanten einen Verſuch thun / als welcher viel reiner und haͤrter / als das gemeine Cryſtall iſt.

Das 77. Capitel.

BOetius de Boot, ein beruͤhmter Schreiber von den Edelgeſteinen / ſchreibet von dem Smaragd dieſes nachfolgende: Die Smaragd / ſaget er / koͤnnen auff mancherley Weiſe verfaͤlſchet werden; unter wel - chen Verfaͤlſchungs-Arten / die fuͤrnehmſte mit Cryſtall / Glas / auch ge - calcinirten und geſchmeltzten Kieſelſteinen geſchiehet / indeme man zu ſolchen Materien etwas wenigs Menig oder Min[ii]miſchet; auff dieſe Manier habe ich fuͤrtreffliche Smaragd bereitet: Andere ſetzen das ge - brannte Kupffer / ſubtil gepuͤlvert / darzu mit halb ſo viel Croci Martis, ſolches laſſen ſie 6. Stundlang mit einander kochen / und alsdann das Gefaͤß von ſich ſelbſten erkalten / nach dieſem laͤſſet man die Steine poli - ren; Wird iemand in dieſer Arbeit Fleiß ankehren und genaue Achtung haben / ſo wird er ſolche ſchoͤne Smaragd bekommen / welche denen A - mericaniſchen Smaragden faſt aͤhnlich kommen werden.

Jngleichen ſchreibet auch Garcias ab Horto, daß in Balaqvata und Biſnager aus denen groͤſſern Glasſtuͤcken ſehr groſſe und ſchoͤne gefaͤrbte Smaragd verfertiget werden: Dalechampius haͤlt darfuͤr / man muͤſ - ſe noch etwas von dem Jaſpis darzu thun.

Eben dieſe Compoſition der Smaragden / welche unſer Autor be - ſchreibet / hat auch Borellus lib. I. c. 9. 10. beſchrieben. Es wird auch der Smaragd noch anders aus Menig und Kupffer-Hammerſchlag berei - tet / wie unſer Autor in dem 78. Capitel lehret.

Es lehret Hartmannus von dieſer kuͤnſtlichen Smaragdbereitung unterſchiedliche Manieren / und iſt zwar die erſte / welche aus der Gold - und Silber-Tinctur / mit Cryſtall und etwas wenig Salmiac bereitet wird / ſehr dunckel / und mag nicht genugſam verſtanden werden.

Die andere Manier geſchiehet aus 8. Loth Minii / 4. Loth præparir - ten Cryſtall / und 2. Qvintlein Gold.

Der dritte Weg gehet aus gecalcinirten und ſubtilgepuͤlverten Kupffer / zu ſolchem thut man noch ſo viel Glasſand / ſolches mit einanderP pver -300C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /vermiſchet / laͤſſet man 4. Tag lang bey einem ſtarcken Feuer / und einen halben Tag / bey den allerſtaͤrckeſten Feuer auskochen.

Die vierdte Manier beſtehet darinnen / man nimmt nehmlich das gepræparirte Cryſtall und ein wenig des gecalcinirten Kupffers / und ſuͤl - let mit dieſer Materia die Toͤpffe biß zur Haͤlffte damit an / und laͤſſets 6. biß 7. Stunde / erſtlich bey einem gelinden / nachgehends bey einem ſtar - cken Feuer zerflieſſen / nach dieſem nimmt mans vom Feuer / und nachde - me der Topff zerbrochen / nimmt man alles dasjenige was ſich darinnen befunden / und mit Bleyſchaum uͤberzogen iſt / und reiniget ſolches von allen unartigen Dingen / ſo wird ein ſehr ſchoͤner Smaragd erſcheinen / welcher in Stuͤcke zerbrochen / gebuͤhrlich kan bereitet oder geſchliffen werden.

Es iſt aber zu wiſſen / daß dieſe Arbeit nicht einmahl wie das ander mahl von ſtaten gehe; abſonderlich muß man eine ſehr heitere Lufft und Tag darzu erwehlen: auch werden zu dieſer Arbeit 4. unterſchiedliche Toͤpffe genommen / und alſo in einer Arbeit unterſchiedliche und fuͤrtreff - liche Smaragd von mancherley Farben bereitet; indeme man in den er - ſten Topff des gecalcinirten und pulveriſirten Kupffers ein Scrupel nimmt / in den andern Topff aber 2. Scrupel; in den dritten 1. Qvint - lein: in den 4. anderthalb Qvintlein; und allhier bey dieſer Doſi haͤlt man innen; denn ſo man des beſagten Kupffers noch etwas mehrers zu - ſetzete / ſo wird das Glas gantz und gar nicht durchſichtig werden; Eben dieſer Proceß wird auch in acht genommen / in der Bereitung des Ja - ſpis und Topaſes / da man von dem Croco Martis etwas zuſetzet / inglei - chen auch des Sapphirs / bey welcher man von der Zaffera etwas darzu nimmt.

Es giebet aber in dieſer Compoſition der Mars ſeiner Veneri / oder das Eyſen dem Kupffer weder ein Corpus noch einigen Glantz: Carda - nus de varietat. rer. l. 10. c. 52. lehret dieſe Smaragd-gruͤne Farb aus den weis-calcinirten Fluß-Kiſelſtein bereiten / indem man ſolche mit gleich ſo viel Minio in einem Tiegel vermengen / mit einander ſchmeltzen / und zweymahl wiederhohlen ſoll; allein es iſt dieſe Art / alſo zu verfahren / ſehr undeutlich und dunckel angezeiget.

Iſaacus Hollandus will / daß ſolche Compoſition auch geſchehen koͤnne mit gecalcinirten Vitriol und etwas uͤbrigen Kalch / indem man ſolche erſtlich mit warmen Saltz-Waſſer / hernach aber mit ſuͤſſen Waſſer beſprengen / und unter einander mengen ſoll; als auff welcheArt301Von der Glasmacher-Kunſt. Art ſie dann viel eine beſſere und groͤſſere Wuͤrckung geben / auch voll - koͤmmlicher zuſammen ſchmeltzen werden.

Seneca ſchreibet in ſeiner 91. Epiſtel; es habe Democritus eine Manier erfunden / wie man einige Smaragd aus den Steinen berei - ten ſolle: Jngleichen ſaget Plinius l. 37. c. 12. daß man bey denen Auto - ribus mancherley Arten befinde / wie man das Cryſtall mit Smaragd - gruͤn / und andern Edelgeſtein-Farben tingiren ſoll; welches alles mit deme / was gedachter Plinius l. 36. c. 26. von dem ſchwartzen / wie auch von dem mancherley-farbichten Myrrhenſtein ſaget / uͤbereinkommet.

Das 81. Capitel.

Joh. Bapt. Porta lehret den Topasſtein alſo zuzurichten: Man ſoll / ſagt er / zu jedem Pfund des Glaſes / ein halb Loth des Croci Mar - tis vermiſchen / auch etwas weniges von dem Minio darzu thun / damit es deſto heller glaͤntze; man nimmt aber zu iedem Pfund der gantzen Maſſa 6. Loth von dem Minio; es wird auch dieſes letztere zu erſt / her - nach aber der Crocus Martis mit dem Glas vermiſchet: Dieſes / was all - hier aus dem Porta angefuͤhret worden / hat auch Bootius ausgeſchrie - ben / und fuͤget ſolchem annoch nachfolgends aus unſerm Autore bey / ſagend: Man ſoll ein ſubtiles Pulver vom gebrannten Kupffer machen / ingleichen von natuͤrlichen Zinnober und Cryſtall / ſolchem ſoll man 4. mal ſo viel des gebrannten Zinnes beyſetzen / und es zuſammen in einen ſtarcken und Feuerbeſtaͤndigen Schmeltz-Tiegel thun / und einen Tag lang in den Ofen ſetzen; es muß aber das Feuer nicht gar zu ſtarck ſeyn / ſondern es ſoll in gleichen Grad erhalten werden; denn es flieſſet das ge - dachte Pulver ſehr leichtlich.

Dieſes letzterzehlten Proceſſes bedienet ſich Birellus von Wort zu Wort / auſſer daß er an ſtatt des Zinnobersſetzet / man ſoll Menig neh - men.

Hartmannus und Libavius nehmen wohl zu einen ieden Loth præ - parirten Cryſtalls 6. Loth von der Ceruſſa: der Autor des Chymiſchen Buchs / Qvadrig. Chymica genannt / gebrauchet zu den Topasſtein das Zinnſaltz.

Das 82. Capitel.

DEn Chryſolit lehret Porta alſo nach machen: Man ſoll nur / ſaget er / wann man den Topas bereitet hat / noch etwas weniges von P p ijdem302C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher / dem gecalcinirten und gepulverten Kupffer darzu thun / damit er etwas gruͤnlicht werde; denn es iſt der Chryſolith von dem Topas nur darin - nen unterſchieden / daß nehmlich jener vor dieſem etwas beſſer glaͤntzet.

Claveus ſagte / daß er ein Silber geſehen haͤtte / welches 2. Mo - nat lang in dem Glasmacher Ofen iſt gecalciniret worden / und hat deſ - ſen 1. Theil zu zwoͤlff Theiln Chryſtall geſuget / ein gantz Cintrinfarbich - tes Glas gegeben.

Das 85. Capitel.

GLauberus bereitet die Sapphirfarb aus dem Silber-Margaſith / indem er ſolches in Aqva Regis diſſolviret / und mit dem Liqvore von Kieſelſteinen præcipitiret.

Das 90. Capitel.

Aus dem Gold kan man eine wunderſchoͤne rothe Farb bereiten.

ES iſt zwar nicht ohne / es verheiſſen die Chymiſten mit ihren ſonder - bahren Menſtruis eine Tinctur aus dem Gold zu bereiten: Jch hoͤ - rete einsmahls von einem ſuͤrnehmen Chymico, welcher umb etwas groſſes wetten wolte / dasjenige Gold wiederum in ein Gold zu reduci - ren / das ſich bey einer ſo genañten Goldtinctur / von einer hohen Stan - desperſon bereitet / befinde / allein es getrauete ſich ſolches niemand zu wagen; ſcheinet alſo / es ſeye in dieſem Proceß eine warhafftige Gold - tinctur zu bereiten / etwas verlohren gegangen.

Sonſten iſt mir durch die gewiſſe Erfahrung bekannt / daß das Gold / wann es in Aqva Regis iſt auffgeloͤſet worden / die Haut des Men - ſchen mit einer voͤlligen Purpur-Farbe tingire / welches etliche Tage dauret; ingleichen wird eine groſſe Qvantitaͤt des Waſſers getingiret / ſo es in dieſe Gold-Solution gegoſſen wird: dieſem ſolvirten Gold eig - net Glauberus eine ſchoͤne Sapphir-Farb zu / wann es nehmlich mit dem Liqvore von Kieſelſteinen iſt gepræcipitiret worden.

Die Silbertinctur hat keine blaue ſondeꝛn eine weiſſe Farb / wie ſolches die vielgiltige Autoritaͤt des Herrn Boyle in ſeinen Phyſiologiſchen ex - perimenten p. 60. bezeuget: derowegen bleibet es dabey / was ich ſchon allbereit zuvor geſaget habe / daß die blaue Farb von dem Kupffer / mit welchen etwas Silber vermiſchet iſt / herkomme.

Aus303Von der Glaßmacher-Kunſt.
Aus den Boͤhmiſchen Granaten.

Es will Boethius de Boot, daß die Boͤhmiſchen Granaten ihre Farb im Feuer behalten / als welches nicht faſt allen dergleichen Stei - nen gegeben iſt; Derowegen ſind dieſe Boͤhmiſche Granatſteine / zu der - gleichen Gebrauch ſehr gut; wiewohl ſie aber in einen gemeinen Feuer ihre Farb behalten / ſo verliehren ſie doch ſolche in der ſtarcken Hitze des Glasmacher-Ofens.

Das 91. Capitel.

Klein geſtoſſen Bleyweis oder Ceruſſa.

Unſer Autor bedienet ſich in der Præparation des Bleyzuckers zweyerley Wege; als einen / welcher mit dem Bleyweiß; der ander a - ber / ſo mit dem Bleyglett geſchiehet / beſag des 123. Capitels.

Allhier in dieſem Capitel calciniret er den Bleyzuckur / und bereitet aus ſolchen wiederum einen andern Bleyzucker: Jns gemein gebrau - chen die Chymiſten hierzu das Minium, andere hingegen nehmen gecal - cinirtes Bley / allein es ziehlen alle dieſe Arten auff einen Zweck.

Jedoch hat man beobachtet / daß man aus der Mennig oder Minio ein mehrers Saltz oder Zucker bekomme; und ſolches iſt kein Wunder / denn es hat die Mennig eine ſtaͤrckere Calcination als alle andere erlit - ten: hierzu gebrauchet man ins gemein in der Extraction den Wein-Eſ - ſig; Jedoch will Begvinus, man ſoll an ſtatt deſſen das Phlegma von dem Eßig nehmen; uͤber dieſe des Begvini Wort aber hat ſein Commenta - tor mit allen Fug ein Ausloͤſchungs-Zeichen hinzu geſetzet.

Allhier will ich zwey Ding bemercken; Erſtlich / daß es viel beſſer ſeyn / und weniger koſten wuͤrde / wann man uͤber die Mennig allezeit ei - nen friſchen und neuen gediſtillirten Eßig / keinen aber / der ſchon ein mahl gebrauchet worden / ſchittete; denn es iſt die Mennig geringer als der Eßig / und wird aus ihr gleich das erſte mahl / ſo viel als ſie gutes von Zucker bey ſich hat / extrahiret; zugeſchweigen / daß man des Eßigs nicht ſo viel von noͤthen habe / welches ja dem Laboranten zum Nutzen gereichet.

Das andere Stuͤck / welches ich allhier anmercken will / iſt eine neue Manier / ſolche Operation mit dem Bleyzucker zu verrichten / welche ich meines Wiſſens bey keinen Chymiſchen Scribenten geleſen; ſie gehet ſchleuniger von ſtatten / und wird mit wenigen verrichtet; auch iſt ſol -P p iijcher304C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /cher Bley-Zucker in den Chyrurgiſchen Sachen / als dahin er ſonderlich gehoͤret / nicht geringeꝛ als der gemeine / ſondern noch wohl beſſer / welches mir genugſam bekannt iſt: Man nim̃t ſehr duͤnne Bleybleche / oder wel - ches beſſer iſt / dasjenige Bley ſo eine zeitlang in den Fenſterrahmen iſt ge - brauchet worden / und laͤſſet ſolches in einen Aqva fort diſſolviren (ein gutes Scheidwaſſer loͤſet des Bleyes eben ſo ſchwer auff / als ſchwer das Waſſer geweſen) ſo wird das diſſolvirte Bley in kurtzer Zeit in Form eines Zuckers / auff dem Boden des Glaſes erſcheinen: auff ſolche Art habe ich dieſes Zuckers eine ziemliche Quantitaͤt in einer halben Stund / mit einen kleinen Glas / und bey geringer Sand-oder Aſchen-Waͤrme / wie auch nur ein eyſern Staͤblein uͤbers Kohlfeuer geleget / bereitet.

Und fuͤrwar dieſer Proceß / gleich wie er viel ſchleiniger / als die an - dern / alſo koſtet er auch nicht ſo viel: was aber der gedachte Bleyzucker in der Keilkunſt ausrichten koͤñe / davon habe ich allhier nicht Noth zu ſagen.

Das 93. Capitel.

DJeſes ſechſte Buch unſers Autoris handelt von den Encauſten / Schmeltzglaͤſern oder geſchmeltzter Arbeit / welche bey den Engel - laͤndern Enamels genennet wird; und ſolches vielleicht darumb / dieweil man viel von dergleichen Arbeit / zu denen Ringen gebrauchet; oder die - weil dieſes Engliſche Wort dem Anſehen nach / hergeleitet wird von dem teutſchen Wort emallirin / welches die Frantzoſen Eſmailler nennen / à maille, oder Mackeln / die dergleichen Arbeit repræſentiret.

Dieſe Arbeit wird bey den Lateinern Encauſta (vom Brennen) ge - heiſſen; derowegen findet man bey den Schreibern der Woͤrterbuͤcher dieſe Wort / Encauſton, eine geſchmeltzte Arbeit / Encauſtice die Kunſt geſchmeltzte Arbeit zu machen / Encauſtes der Kuͤnſtler / welcher ge - ſchmeltzte Arbeit verfertiget.

Jedoch waren die Schmeltzwerck und geſchmeltzte Arbeit der Al - ten / davon bey dem Vitruvio l. 7. c. 9. Plinio l. 35. c. 11. und Mart. l. 1. ſte - het / von den unſrigen gantz und gar unterſchieden: Salmaſius in Exerc. Solin. welcher / nachdeme er in gedachten Buch von den Schmeltzwercken der Alten und deroſelben dreyerley Arten / nach der Laͤnge gehandelt hat / haͤlt endlich dafuͤr / es ſey dieſe Kunſt / die geſchmeltzte Arbeit der Alten zu machen / verlohren gegangen: Porta nimmt in Benennung dieſer Arbeit das Jtalieniſche Wort Smalto, und neñet es auch in Lateiniſchen Smal - tes, welche bey dem Libavio gleichfals Smalta genennet werden.

Das305Von der Glasmacher-Kunſt.

Das 94. Capitel.

Eine weiſſe Smalte.

DJeſe wird auch noch auff eine andere Weiſe aus dem Regulo des Spies-Glaſes bereitet; davon ſchon allbereit oben etwas gedacht worden: Dieſe weiſſe Smalte lehret Libavius und Porta aus einen Theil des gecalcinirten Bleyes / 2. Theil des gecalcinirten Zinnes / und zweymal ſo viel des Glaſes zu bereiten.

Das 95. Capitel.

DJe Tuͤrckisfarb bereitet Porta nur eintzig und allein mit der Zaf - fera.

Das 97. Capitel.

EJne vollgruͤne Smalte oder Schmeltzglas zu machen / gebrauchet Porta das gebrannte Kupffer / welches man bey den Jtalienern ins gemein Raminella, unſer Autor aber Ramina nennet: Jngleichen damit dieſe Smalta hellgruͤn wird / ſo nim̃t Porta den Kupffer-Hammerſchlag darzu.

Das 100. Capitel.

Eine ſchwartze Smalte

BEreiten Libavius und Porta aus einer Blumen und Purpurfarb / beſtehend von Magneſie und Zaffera: im uͤbrigen iſt alles einerley Proceß und Gewicht / mit demjenigen / wie es unſer Autor allhier be - ſchreibet.

Das 103. Capitel.

EJne Purpur-rothe Smalte wird bey dem Libavio mit Croco Mar - tis bereitet.

Das 108. Capitel.

Die Lauge aus der Glasmacher Soda und dem lebendi - gen Kalch.

MAn hat wegen dieſes Menſtrui viel Fleiß angewendet; das jenige aber iſt das beſte / welches aus der Soda und dem Kalch bereitetwird;306C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /wird; es præſtiret aber die alſo genannte Potaſche / mit dem Alaun eben dieſes.

Jch kenne einen gelehrten von Adel / welcher Jhme vermittels ei - ner ſolchen Lauge / allerley Farben aus den Pflantzen und Blumen be - reitet hat; mit welchen Farben er vielerley / und zwar die fuͤrnehmſten Blumen in ein groſſes Buch / nach dem Leben mit ihren eigenen Farben abgebildet hat.

Die Operation der Potaſchen / deren ſich die Faͤrber gebrau - chen / iſt auch an den Jndig und Gleſto zu erſehen / als von welchen bey - den keines ſeine Tinctur / ohne dieſe Aſche / von ſich giebet.

Die hellen und durchſichtigen Farben erfordern nur die Solution des Alauns; denn ſie werden von einen ſchaͤrffern Saltz verderbet / wie ſolches in der Faͤrbereykunſt / und mit der Seiffenſieder-Laugen genug - ſam zu erſehen iſt: Jtem daß die gelbe Glasfarb / wie im 4. Capitel zu er - ſehen iſt / mit dem Weinſtein nicht angehe.

Das 110. Capitel.

Aus allerley Blumen und Kraͤutern ꝛc.

DJeſes Experiment und Probierungs-Art unſers Autoris iſt ſehr gut; wann aber die Farb ein leinernes Tuͤchlein faͤrbet / ſo iſt es ein beſſer Zeichen: Wann die Schiffleute nach dergleichen gefaͤrbtẽ Pflantzen verreiſen / ſo wird ihnen von den Kauffleuten inſonderheit anbefohlen / daß ſie die Pflantzen ſollen im Munde zerkaͤuen und ſehen / ob der Speichel gefaͤrbet ſeye / welches ein gutes Zeichen iſt; Solche Prob kan auch mit einem duͤnnen Papier oder leinern Geraͤth geſchehen.

Allhier will ich dem Liebhaber eine Verzeichniß derjenigen Pflan - tzen und Vegetabilien mittheilen / welche eine Farb bey ſich haben / und alſo folgbar dienen eine Lacca aus ihnen zu extrahiren; und zwar wol - len wir erſtlich diejenigen / welche die Faͤrber gebrauchen / erzehlen / der - gleichen ſind:

Lignum Nephriticum, das Grieß-Holtz ſammt ſeinen dreyerley Geſchlechtern / welches die Engellaͤnder Fuſticks zu nennen pflegen / die - net zur gelben und gruͤnen Farb.

Campegiana und Sylveſter, dieſes ſind einige Arten der kleinern Beere oder Koͤrner / und werden aus Weſt-Jndien zu uns anhero ge - bracht; ſie geben faſt eben eine ſolche Farb wie die Kermeſinbeer / jedoch nicht ſo ſchoͤne.

Hier307Von der Glasmacher-Kunſt.

Hieher gehoͤret auch Semen Sumach oder Faͤrber-Saamen / die Korn-Roſen / die Gelbwurtzel / wie auch das ſuͤſſe Holtz / und die Blu - men von wilden-Saffran; Jtem zur gelben Farb die Pfrimenkraut - Blumen.

Anotto iſt eine Compoſition, welche eine ſehr ſchoͤne Scharlachfarb giebet / und wird aus dem Fuco Marino Tinctorio / Urin und Schmaͤr bereitet.

Noch ſind einige andere Dinge / welche die Faͤrber nicht gebrau - chen / nichts deſto weniger aber eine ſchoͤne Farb bey ſich haben / als der Saffran und Camillen: Jtem Tradeſcanti, welches eine volle und ſchoͤ - ne blaue Farb hat; die Kornblumen / aus welchen die herrliche Kornblu - men-Farb der Faͤrber bereitet wird.

Die Meer-oder Seeblumen der Faͤrber / ſo von dem ſo genannten Fuco etwas unterſchieden ſind; dieſer beyden Sorten gedencket Johann Bauhinus: die Hyacinth-Blumen: unſer Purpur-farbichtes Colchi - cum: unſere dreyerley Stauden-Beer / von welchen man eine ſchoͤne rothe Farb haben kan.

Heliotropium, in deſſen Safft die eingetauchten Tuͤchlein diejeni - ge Farb geben / ſo wir in Engl. Sprach Turneſole zu nennen pflegen: J - tem Blattaria mit einer blauen und gelben Blume.

Der Americaniſche Convolvulus mit ſeinen zuſammen gezogenen Blaͤttern.

Es ſind auch etliche Pflantzen / welche einen gefaͤrbten Safft bey ſich haben / als da ſind / die Wolffsmilch / der wilde Haſen-Kohl oder Soͤn - chenkraut / die Pfaffenroͤhrlein oder Kuͤhblumen mit zottigten Blaͤttern; Jtem Bockbart / Lattich / Rapuntzeln und dergleichen.

Jngleichen andere Pflantzen / welche / wann ſie an der Sonnen getrocknet / der mehreſte Theil von ihnen gelb werden / als durch welche[ſ]ich faſt zu glauben veranlaſſet werde / die Cambaja ſey nichts anders deñ ein ſolcher getrockneter Safft aus der Wolffsmilch: die Johanneskraut - blumen aber haben in ihren Knoͤpffen einen rothen Safft / und das Schwalbenkraut hat einen gelben Safft / wie auch das Felffelkraut des Alpini.

Es geben auch die Beeren von vielen Pflantzen einen farbichten Safft / als das Einbeerkraut; ia einen toͤdlichen Safft / als die Steck - wurtz; hieher gehoͤren auch die Wolffsbeer / das Kraut Maͤusdorn / die Weißwurtz / die Himbeer / die Creutzbeer / der gruͤne Mahler-Safft / die gruͤnen Welſchen-Nuͤſſe.

Q qEs308C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /

Es gehoͤret auch hieher die Bezetta oder Torna ſolis des Bezedini, welche bey dem Wormio in ſeinem Muſæo l. 2. c. 34. alſo beſchrieben wird: es iſt aber ſolches Bezetta ein leinernes ſubtiles Tuch / gefarbet mit ei - ner uͤberaus ſchoͤnen Roͤthe / ſo mir von dem kunſterfahrnen Apothe - cker des Durchlaͤuchtigen Fuͤrſten / Chriſtians des Fuͤnfften / nemlich Herrn Chriſtopff Herfurt iſt verehret worden; wie aber ſolches ge - præpariret werde / und auff was Art und Weis man es verfertigen ſolle / das wuſte gedachter Herr Herfurt ſelbſten nicht: die Tinctur / da - mit dieſes Tuch gefaͤrbet iſt / ſcheinet von rothen Santel zu ſeyn: ſein Gebrauch iſt / daß man ſich damit anſtreichen / auch die Eß-Waaren damit faͤrben kan / gleichwie mit der gemeinen Torna Solis; allein dieſe iſt weit ſchoͤner als die gemeine: ſie dienet auch zu der Schmincke / und hat dieſe ſonderbahre Eigenſchafft / daß es dem Waſſer / ſo mans darein leget / ſeine Farbe mittheilet / nicht ſo wohl aber dem Wein / dem Spiritu Vini aber gar nicht. Biß hieher Wormius.

Dergleichen Tinctur habe ich auch von Wollen bereitet geſehen / ſie diente an ſtat einer Schmincke / und iſt noch heut zu Tag bey den un - ſrigen ſehr im Gebrauch: aus dieſem ſolte man ſonder Zweiffel eine fuͤr - treffliche Laccam bereiten koͤnnen.

Zu denen Blumen-Farben gehoͤren auch die Granat-Bluͤe / die Tauſendſchoͤne / und der Saamen des Heliotropii tricocci, als welcher / ſo man ihn zerreibet / erſtlich gruͤn / darnach etwas blau / und letzlich Pur - purfarbicht wird / wie ſolches Libavius bezeuget: die Stuͤcke von dem Alaterno geben / wie Cruſius ſaget / eine ſchwartze Farb: die Wegwar - ten-Blumen / die Blumen des Jndianiſchen Apoſtemkrauts / der Jndi - ſche Brunnkreß / und viel andere dergleichen Pflantzen mehr / davon ins kuͤnfftige / ſo Gott will / ein mehrers abſonderlich ſoll geſchrieben wer - den; dieweil unter den Pflantzenbeſchreibern / meines Wiſſens / ihre Farben niemand beobachtet / noch ſolche in gewiſſe Reyhen abgetheilet hat; da doch deroſelben Nutzen / in dem taͤglichen Gebrauch ſehr groß iſt / auch unterſchiedliche von denen / davon wir geredet haben / von den Kauffleuten zum Gebrauch eingeſuͤhret worden.

Die Pflantzen / deren Blaͤtter einige Farbe geben / ſind dieſe: Das Stramonium / der Virginiſche Farb-Baum / als deſſen Blaͤtter / ſo man ſie mit der Hand zerknirſchet / geben unter allen Vegetabilien die beſte vollgruͤne Farb / die Pflantzen Baͤhrenklau genannt / die rechten Toback-Blaͤtter; Jtem die ſchwartzen Spaniſchen Kuͤmmelblumen;und309Von der Glasmacher-Kunſt. und wiewohl dieſe eine blaue Farb geben / ſo ſie zwiſchen der Hand / oder einen Papier / oder Tuch zerrieben werden / ſo wird doch aus ihnen eine ſchoͤne gruͤne Farb bereitet.

Die Art und Weis die Farben durch die Diſtillation zu extrahi - ren / iſt heutiges Tages ſehr wohl bekannt / und gebraͤuchlich: denn es werden alle Chymiſch-bereitete Spiritus weiß / wann ſie im Diſtilliren in die Hoͤhe ſteigen / und werdẽ getingiret in der Infuſion ſolcher Materiali - en / welche eine Farb bey ſich haben; auff ſolche Weis iſt auch in der Lon - diſchen Apothecken der Spiritus Lavandulæ compoſitus getingiret; Jtem das componirte Mohnwaſſer / das Mariendiſtel-Waſſer / und derglei - chen: zu deme ſo lehren faſt alle Apothecker / ſolche / unſers Autoris Ma - nier.

Es iſt aber zu wiſſen / daß dieſe extraction, des ſo genannten getin - girten Spiritus Vini, eine gantz todte Farbe gebe / welche nichts nutze iſt / es ſeye dann / daß ſolche in geringer Qvantitaͤt und bey einer gemaͤßigten Waͤrme des B. M. geſchehe: denn es machet die allzu ſtarcke Waͤrme / die Vegetabiliſchen Farben ſchwartz / auch verliehret der Laſurſtein ſelb - ſten / ob er ſchon hart iſt / ſeine Farb / durch eine allzu ſtarcke Hitze.

Das 111. Capitel.

DJeſe unſers Autoris beſchriebene Manier / eine blaue Farb zu be - reiten / habe ich einsmahls verſuchet / allein es iſt mir nichts anders daraus worden / als daß ich die blaugelblichte Farb / zum irdenen Geſchir - ren dienend / verderbet habe.

Es nennet unſer Autor dieſe Farb die Teutſche Blaue / ſolches thut auch Brellus l. 11. c. 106. da ſie doch bey denen Teutſchen nicht im Gebrauch iſt / weiln ſie ſonſt die blaue viel leichter und ſchoͤner haben koͤñen: allein es nim̃t annoch dieſer letztere zu den Schwefel des Salmiacs nur vier Theil darzu; dergleichen andere Farben mehr ſind bey dem gedachten Birello zu finden.

Das 112. Capitel.

Dem Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder zu geben.

HJeran will ich ſchier zweiffeln; denn ich habe einsmahl vernommen / als ob dieſe Sach nicht angehen ſolle; Jedoch aber iſt vielleicht die Manier / dergleichen mit dem Tuͤrckis zu thun / wie Iſabel Carteſia l. 3. Qq ijc. 53.310C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /c. 53. hat / beſſer: Sie reibet nehmlich den Tuͤrckis mit Ultramarin / wel - che einen Tag lang in Aqva fort geſtanden / dieſes wann es abgerauchet / und das Pulver getrocknet / ſo iſt es zum Gebrauch fertig: der Tuͤrckis - Stein wird hernachmahls erſtlich in ein Aqva fort aus Kupffer (ſoll viel - leicht Nitro heiſſen /) und Vitriol bereitet / gethan / nach dieſem in einen Weineßig / und endlich in ein Waſſer / auch muß er in jedem eine Zeitlang liegen bleiben.

Das 113. Capitel.

Eine Spiegel-Mixtur.

JCh befinde von dergleichen Mixtur unterſchiedliche Arten bey den Autoribus; und weiln dieſe Mixturen in Opticis einen ſonderlichen Nutzen haben / auch dergleichen in Engliſcher Sprach nicht beſchrieben worden / als will ich deroſelben Beſchreibung allhier beyfuͤgen.

Es werden dieſe Spiegel und Glaͤſer Metalliſch genennet / nicht darumb / als ob ſie aus Metall waͤren / ſondern dieweil in dieſe Compo - ſition etliche Metalliſche Coͤrper kommen / und dieweil ſie / ſo wohl am Gewicht / als auch dem euſſerlichen Anſehen nach / den Metallen aͤhnlich kommen.

Es lehret dieſe Mixtur zu ſolchen Spiegeln / Porta im 23. Capitel des 17. Buchs ſeiner Magie / alſo bereiten: Man ſoll einen neuen und Feuerbeſtaͤndigen Topff nehmen / ſolchen / damit er deſto ſtaͤrcker halte / mit Luto inwendig beſchlagen / dieſes wiederhohlet man / wann er tro - cken worden / zum andern und dritten mahl: Alsdann thut man 2. Pf. Weinſtein darein / und laͤſſets beym Feuer flieſſen / ingleichen auch e - ben ſo viel des Arſenici Cryſtallini; wann dieſe Maſſa in den Topff zu rauchen anhebet / ſo wirfft man 50. Pfund des gebrauchten und alten Kupffers hinein / und laͤſſet ſolches 6. biß 7. mal mit einander ſchmeltzen / damit ſichs wohl reinige und laͤutere; bald darauff thut man 50. Pfund des Engliſchen Zinnes hinein / und laͤſſet es mit einander flieſſen; nach dieſem nimmt man mit einen Eyſen etwas von der Mixtur heraus / und ſiehet ob es zerbrechlich oder hart ſeye.

Wann es zerbrech ich iſt / ſo thut man des Kupffers noch etwas hinzu / iſt es aber gar zu hart / ſo nimmt man das Zinn: oder ſo man will / ſo kan mans kochẽ laſſen / damit von dem Zinn ein Theil davon kom -me:311Von der Glasmacher-Kunſt. me: Nachdeme es nun das begehrte Maas erreichet hat / ſo ſchittet man 4. Loth Borax daruͤber / und laͤſſet es in den Ofen ſo lang ſtehen / biß ſichs auffgeloͤſet hat; hernach gieſſet mans in das Modell / und laͤſſet es erkal - ten.

Nachdem nun dieſe Mixtur kalt worden iſt / ſo wird ſie mit einem Pimſenſtein gerieben / auch bald darauff mit einen Schmirgel: Wann nun die Flaͤche huͤbſch gleich und poliret iſt / ſo muß man ſolche mit Trip - pel reiben: Endlich machet mans mit Zinnaſchen hell und glaͤntzend.

Jn dieſer Compoſition nehmen die meiſten von dem Zinn den drit - ten Theil zum Kupffer / damit die Maſſa haͤrter und deſto heller werde.

Jn der erſten Edition des gedachten Buchs / lehret Porta l. 4. c. 23. dieſe Mixtur auff folgende Weis verfertigen; und auff ſolche Manier wird ſie faſt ins gemein von allen andern bereitet.

Man nimmt des Kupffers einen Theil / und 3. Theil des Zinns / aus etwas wenig Arſenici oder Weinſtein; dieſes laͤſſet man mit einan - der flieſſen und incorporiren.

Etliche nehmen des Zinns 1. Theil und 3. Theil des Kupffers / wie auch etwas weniges vom Silber / Spießglas und weiſſen Feuerſtei - nen: andere thun ſolches mit 1. Theil Bley / und 2. mahl ſo viel Silber; es kan auch dieſe Mixtur aus andern Metallen und anders temperiret werden.

Nachdeme nun dieſe Mixtur gegoſſen und geformiret iſt worden / ſo wird erſodert / daß man ſie glaͤtte und polire / in ſo fern / damit der zu - ruͤckgebogene Spiegel-Strahl das Bilde desjenigen Dings mit ſich fuͤhre / welches er fuͤrſtellen ſoll. Auch / damit ſie denen andern Spie - geln gleich werden / als welches am meiſten von der Glaͤttung und Aus - polirung der Theile dependiret.

Wann die Mixtur nicht glatt genug iſt / ſo kan man etwas da - von abnehmen / oder man kan ſie reiben / damit ſie wegen dieſes letztern / das Spiegelbild groͤſſer / wegen des Abnehmens aber kleiner / und alſo auff mancherley Art fuͤrſtelle.

Wann die Mixtur fleckicht oder ſchiefericht iſt / ſo gebrauchet man ein Polier-Rad / damit man die Waffen ſonſten polieret / ſo kan ſie ſchoͤn und rein geſchlieffen werden: So man die Spiegel-Mixtur hohl - rund oder bauchicht bereitet hat / und damit ſolche durch die Bewegung des Polier-Rades nicht zerbrochen werden / ſo muß man in den Spie - gel ein Holtz drechſeln laſſen / und damit ſich derſelbe nicht bewegen kan / Qq iijmit312C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher / mit Pech ankitten / alsdann kan man ſolchen Spiegel mit einen Tuͤch - lein oder Leder / und mit Schmirgel reiben; nach dieſem mit ſubtilen Buͤmſenſtein-Pulver / oder indeme es noch an dem gedrechſelten Holtz anklebet / mit Zinnaſchen (Putty von den Engellaͤndiſchen Goldſchmie - den genannt) und mit Trippel; letzlich mit gepuͤlverten Ruß / Weinſtein und Weiden - oder Wacholder-Aſchen / als von welchen es ſehr glaͤn - tzend wird: der Schmirgel wird gepræpariret / indeme man ihn zu Staub zerreibet und wann er durchgeſiebet / mit Waſſer infundiret.

Bey dem Cardano l. 2. de Variet. Rer. c. 57. werden die ſo genann - ten Stahlſpiegel aus 3. Theil Kupffer / 1. Theil Zinn und Silber / mit ein Achteltheil Spiesglas bereitet: es laſſen aber ihrer viel / umb die Unkoſten zu mindern davon: andere hingegen thun den 24. Theil von dem Silber dazu / wie ſolches Aldrovandus bezeuget / in Muſæo metal - lico l. 1. c. 4.

Solche Stahl-Spiegel / wie man ſie nennet / werden auch von ei - nigen andern bereitet / aus einem Pfund Zinn und ein Drittheil ge - ſchmeltzten Kupffer / alsdann thun ſie zwey Loth Weinſtein und 1. Loth des weiſſen Auripigments darzu / wann nehmlich die Maſſa im Kochen rauchet: Nachdieſem gieſſen ſie das geſchmeltzte Metall in eine Spie - gel-formigte Figur / auff einen ebenen Bret oder Taffel / welche zuvor mit Hartz oder Pechrauch ſeye getrocknet und erwaͤrmet worden; als - dañ wird der Spiegelauf ein Holtz geklebet / und erſtlich mit Waſſer und Sand gerieben / darnach mit Schmirgel / oder einen ſubtilen Bimſen - ſtein-Pulver / und endlich mit Zinnaſchen geglaͤttet und gepoliret. Biß hieher Cardanus, und aus ihm Kircherus und Schvventerus.

Harsdoͤrffer hingegen ſaget in ſeinem erſten Theil der Mathemati - ſchen Erqvickſtunden part. 6. q. 13. Man ſoll in Bereitung der beſagten Mixtur drey Viertheil des Zinnes und ein Viertheil des gereinigten Kupffers nehmen. Hernach nimmt man des gecalcinirten Wein - ſteins 8. Loth / des ſublimirten Spiesglaſes 4. Loth / des gemeinen Oehls 8. Loth / und 6. Loth Marcaſits.

Wann dieſes letztere alles wohl mit einander vermiſchet worden / ſo nimmt man von dieſer Mixtur der Pulver 8 Loth / und ſetzet ſolche zu ieden Pfund der beſagten Metallen; und nachdeme ſolches verrau - chet und in etwas gereiniget worden / ſo thut man etwas weniges vom Purgundiſchen Pech darzu / und gieſſet dieſe Materie / nachdeme das Pech verzehret iſt / in die Modelln oder Formen.

Scaliger313Von der Glasmacher-Kunſt.

Scaliger ſchreibet Exerc. 82. ſect. 3 von dieſer Spiegel-Mixtur al - ſo: Man ſoll / ſaget er / 18. Loth des Zinnes / und 6. Loth Kupffer / mit einander ſchmeltzen laſſen; und hernach des getrockneten Weinſteins 2. Loth / und 1. Loth von dem weiſſen Arſenic darzu; ſolches alles laͤſſet man / ſo lang es noch rauchet / im Feuer ſtehen / und verfahret im uͤbri - gen mit dem Gieſſen / Formen und Probiren / wie die andern Autores angezeiget haben.

Dem P. Schotten hat Cornæus dieſe Manier / gedachte Spiegel - Mixtur zu machen / alſo mitgethilet: Man nehme 10. Theil des Kupf - fers / dieſem / wann es zerſchmoltzen / ſetzet man 4. Theil des Zinnes hin - zu / ſtreiet auch etwas weniges Spießglas und Salmiac daran; ſolches ruͤhret und miſchet man ſo lang wohl untereinander / biß daß der ſchaͤd - liche Rauch / davor man ſich huͤten ſoll / aller hinweg ſeye; So kan man nach dieſem / die Maſſa in die Form auffgieſſen: dieſe Mixtur / ſaget er ferner / habe ich durch langwierigen Gebrauch ſehr gut befunden.

Dergleichen Mixturen mehr / wie auch andere dergleichen Din - ge / Jtem Materialien zum Poliren ſind bey dem Birello, l. 9. 47. biß 55. zu finden / als dahin ich den Leſer Kuͤrtze halber will angewieſen haben.

Das 114. Capitel.

DJeſe Manier / die innere Flaͤche der Kugel zu tingiren / ſcheinet heutiges Tages geaͤndert zu ſeyn / indem man dergleichen Kugel von auſſen / mit ſolchen Leimfarben bemahlet; denn ſie kommen ſehr ſchoͤn / und ſind hin und wieder in den Haͤuſern vielfaͤltig zu ſehen.

Das Gyps.

Deſſen gedencket unter den Lateiniſchen Autoribus, Cæſalpinus l. 1. c. 9. Es giebt / ſaget er / eine bleiche Erde eines ſteinichten Erdſchollens / man gebrauchet ſolche den Meßing zu trocknen / und wird ins gemein Gyps geheiſſen: was aber dieſe Erde eigentlich ſeye / hat dem Anſehen nach der gedachte Autor ſelbſt nicht gewuſt.

Es iſt aber das Gyps eine Art / eines ſchoͤnen und hartgebrannten ſteinigten Kalches / welcher ſehr ſchwer iſt / und hat einige glaͤntzende Flecklein / gleich wie die Bley-und Zinnertz-Steine. Euſſerlich iſt dieſer Stein / nach der Bruͤchigkeit / gleich einem Alabaſter anzuſehen: denn alſo iſt dasjenige und ziemlich groſſe Stuͤck dieſes Steins / welches ich bey mir habe: er wird in Spanien verfertigt / und in die Canarien-Jn -ſeln314C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /ſeln verfuͤhret / umb denen dahin gebrachten Wein eine weislichte Farb zu geben / und eine Fermentation zu machen / als durch welches Mittel ſie erhalten werden / damit ſie nicht verderben / oder den Geſchmack und Geruch verliehren / wann ſie in frembde Laͤnder verfuͤhret werden.

Das 115. Capitel.

Die Ultramarinfarb.

DJeſe wird / wie Cæſalpinus ſaget / ins gemein alſo genennet / und iſt unter allen andern blauen Farben die ſchoͤnſte / welche am Werth dem feinen Gold / wo nicht hoͤher / doch auffs wenigſte gleich geſchaͤtzet wird.

Es lehren ins gemein faſt alle Autores, ſo von den Steinen und Farben handeln / die Art und Weis / dieſe Ultramarinfarb zu extrahi - ren: es iſt dieſe Farb die allerzarteſte; und wann man hierzu nicht einen ſehr guten Laſurſtein nimmt / ſo iſt alle Arbeit vergebens angewandt: all - hier wird uns genug ſeyn / daß wir die Autores, welche davon geſchrie - ben haben / anzeigen; mit Unterlaſſung ihrer langen und verdruͤßlichen Proceſſen.

Boetius de Boot lehret / im Buch von Edelgeſteinen / vom 123. biß zu dem 142. Capitel / mit vielen Worten: wie man nehmlich ſich in Aus - leſung dieſes Steins verhalten ſoll (denn einige von gedachten Stei - nen koͤnnen das Feuer erleiden / und werden fixe Laſurſtein / vom Aldro - vando genennet; andere hingegen verliehren die Farb / ſo bald ſie ins Feuer kommen) Jtem / wie man ſie calciniren ſoll: wie man die Geſaͤß / die Laugen / und die hartzigte Maſſa / als mit welcher die Farb deſto beſ - ſer extrahiret wird / gelinde und ſtarck bereiten und zurichten ſoll; Auch wie man das extrahirte waſchen ſolle / damit es zur Farbe taugen koͤnne; es lehret auch der gedachte Autor im letzten Capitel einen Weg / wie man dieſe Farb gar leicht / und mit geringen Unkoſten extrahiren koͤnne.

Nechſt dieſem folget Birellus, welcher im 6. Buch vom 80. biß zu den 109. Capitel / alle dieſe oberwehnte Proceß / noch auff einen kuͤrtzern Weg beſchreibet: Etliche unter den Mahlern / zerreiben den Laſurſtein nur alſo roher / und gebrauchen ihn.

Das 116. Capitel.

Eine Kermeſin-Lacca.

ES iſt kein Zweiffel / das Wort Lacca komme her von dem Gummi /wel -315Von der Glaßmacher-Kunſt. welches wir Lacca heiſſen / und einerley Farb mit der Mahler Lacca hat; Matthiolus im 23. Capitel des 1. Buchs uͤber den Dioſcoridem bezeuget / daß es vielerley Sorten von den kuͤnſtlichbereiteten Laccen gebe / welche aus dem / was ſich auff den Boden ſencket / von mancherley Farben berei - tet werden.

Dergleichen Lacca wird aus den Bibenell-Knoͤpffen oder Beeren (von den Engellaͤndern ins gemein Crinſon geneñet) bereitet: eine ande - re Lacca wird aus den Kermeſinbeeren verſertiget; die dritte aus dem warhafftigen Gummi-Lacc; die vierdte letzlich / und die allerbeſte Lacca wird aus Braſilien-Holtz gemachet: die Art und Weis aber ſolcher Bereitungen / wie eine oder die andere geſchehe / fuͤget gedachter Mat - thiolus nicht darzu.

Von dieſer des Matthioli Art aber / und von denen Jrrthuͤmern / die er allda begehet / wollen wir kuͤnfftig in einen abſonderlichen Tractat gedencken / da wir von den Farben ein Mehrers handeln werden.

Den Weg / wie man aus dem Gummi die Lacca bereiten ſoll / lehret Birellus l. 11. c. 39. Man ſoll / ſaget er / ungefehr 20. Pfund von Manns - Urin nehmen / ſolche wohl kochen und verſchaumen laſſen; als dann thut man von der Gummi-Lacca 1. Pfund darzu / wie auch 10. Loth Alaun; ſol - ches alles mit einander vermiſchet / thut man zum Feuer / und laͤſſet ſol - ches allda ſo lang kochen / biß alle Farben extrahiret ſeye: und nachdem man eine Prob davon genommen hat / ſo thut man noch des Alaun-Zu - ckers ſo viel hinein / als iemand gnug zu ſeyn duͤncket; darnach ſeyhet man ſolches durch / gleich wie andere Laccen.

Sonſten finde ich bey unterſchiedlichen Scribenten mancherley Arten / die Laccen zu bereiten; welche alle aber nur in der Materia / dar - aus / und in denen Menſtruis / als durch welche man ſie bereitet / unter - ſchieden ſind.

Es ſind etliche / welche die Kermeſin-Beer nehmen (aus welchen die Apothecker einen ſehr ſchoͤnen und gefaͤrbten Syrup bereiten) ſolche Beer aber wachſen auff einen beertragenden Baum / der Art / wie der Eibiſchbaum; dergleichen Baum iſt in einen Garten allhier zu Londen / in der alten Straſſen / zu finden / nechſt bey dem Peſthaus; allein es hat dieſer Baum noch niemahls eine Frucht gebracht.

Noch ein anderer dergleichen Art Baum iſt in den Witthal / in den koͤniglichen Privat-Garten / herfuͤr gewachſen / allein er iſt neulich von den Jnnwohnern dieſes Gartens / aus Unwiſſenheit / hinweg geraumet worden.

R rEs316C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher /

Es ſind auch noch andere / welche die Cochinelle zu einer Lack ma - chen; dieſe Cochinella iſt ein Wurm oder Muͤcke / welche auff den Jn - dianiſchen Feigenbaum gezeuget wird; hiervon kan man noch meh - rere Nach richt ſuchen / bey dem Johann de Laet, ſeiner Jndianiſchen Beſchreibung im 3. Capitel des 5. Buchs / Jtem bey dem Herera und Zimene.

Es ſind deren auch / welche die tingirte Scheerwolle hierzu gebrau - chen; der Weg / welchen unſer Autor allhier beſchreibet / iſt ſehr gemein / und vor allen andern der beſte: Andere bedienen ſich der Waſchung und Reinigung / der mit Scharlach gefaͤrbten Kleider.

Von der Art und Weis / wie man die Lacca in Jndien machet / ſchreibet Hernandes am 45. Capitel des 3. Buchs ſeiner Hiſtorien / alſo: Aus der Nochetztli, das iſt / Cochinella, wird zu Zeiten eine Purpur - farb / bißweiln aber eine Kermeſinfarb / ie nach Art der Bereitung ver - fertiget: Die allerbeſte Art ſolcher Bereitung aber iſt / und geſchiehet mit dem gekochten Waſſer / von dem Baum Totzuat genannt / indem mans darinnen maceriret / und etwas wenig Alaun darzu thut; alsdann werden aus deme / was uͤbrig verbleibet / Kuͤchlein geformiret.

So viel bierinnen die Menſtrua betrifft / ſo bereitet unſer Autor ſeine Lauge / aus der Aſchen der Weiden oder eines andern weichern Holtzes; andere bereiten ſie aus der Aſchen von Eichen oder einem an - dern harten Holtz: Man gebrauche nun welche Lauge man will / ſo ſoll ſie doch nicht ſtaͤrcker ſeyn / als daß ſie / wann mans mit der Zunge koſtet / et - was wenigs beiſſe.

Jn dieſer Sach koͤnte auch das Aqva fort ſehr viel thun; ſolches iſt in unſeren unvergleichlichen und wohlbeſtelten Faͤrbereyen ſehr wohl be - kannt; denn ſie in Bereitung der Kermeſinfarb / mit dem Aqva fort ſehr guten und groſſen Fortgang erreichet haben; dieſes einige ſcheinet an - noch im Weg zu ſtehen / daß die Laccen auff ſolche Manier bereitet / ihre Farb / wann ſie an die Lufft geſetzet / oder angefeuchtet worden / von ſich wuͤrden gehen laſſen / indeme nehmlich das Saltz zerflieſſet; man koͤnte aber vielleicht dieſem Ubel noch wohl abhelffen / entweder durch die Ex - traction, oder durch Abwaſchung des Saltzes / ohne Verluſt der Farbe.

Betreffend die Herausnehmung der Laccen / auch ihre Præcipita - tion. Durchſeyhung und Austrockung / ſo ſind alle Autores darinnen einig / indeme ſie ſich einerley Manieren bedienen.

Letzlich fuͤge ich noch dieſes hinbey / daß der Kalchſtein beſſer undgeſchwin -317der Glasmacher-Kunſt. geſchwinder / als die Ziegelſtein / die Feuchtigkeit der Farben an ſich zie - he und ſelbige trockne / welches im Austrocknen die taͤgliche Erfahrung der Mahler und Faͤrber beſtaͤttiget.

Die Lack muß man / eh ſie gaͤntzlich trocken wird / in einen hoͤltzeren Moͤrſel (aber ja in keinen eyſern) mit Huͤlff eines Meſſers oder Spatels in eine beliebige Figur formiren; oder man kan ſie / nach dem Exempel der Mahler / auff einen Stein / welcher Furchen oder Ruͤnlein hat / le - gen.

Das 117. Capitel.

Des Orientaliſchen Pilatro oder Saltz.

DAs Wort Pilatro habe ich bey keinem Jtalieniſchen Autore finden koͤnnen / es hat mir aber ſolches ein alter Glasarbeiter zu Moran ausgeleget und geſaget / daß ſolches eine Art des Saltzes waͤre / welches aus dem Meerſchaum extrahiret / und durch die groſſe Hitze deſſelbigen Landes coaguliret werde; eben dergleichen habe ich annoch von einen an - dern Glasarbeiter vernommen.

Das 118. Capitel.

DJe Lacca aus dem Braſilien-Holtz lehret Birellus alſo bereiten: Erſtlich extrahiret er die Tinctur aus der Scheerwolle; darnach nimmt er 1. Pfund des zerſchnittenen Holtzes / (zerſtoſſen waͤre es beſſer) und kochet ſolches in der Laugen / biß es eines Fingers breit abgerauchet ſey; alsdann wird es durchgeſiehen: zu dieſen durchgeſeygten thut man 2. Loth des Arabiſchen pulveriſirten Gummi; und laͤſſets noch ein - mahl ein Finger breit einkochen / ruͤhret es mit einen Staͤblein wohl her - umb / und gebrauchet den Filtrirſack / wie oben gelehret.

Das 124. Capitel.

Eine ſchoͤne Roſinfarbe bey den Jtalienern Roſi - chiero genannt.

DJeſe Farb nennet Porta l. 6. c. 9. Roſaclerum, und lehret deroſelben Bereitung auff folgende Manier: Man laͤſſet 10. Pfund Cryſtall in einẽ Topffſchmeltzen / und thut zu ſolchem 1. Pf. von der beſten Meñig / R r ijallezeit318C. Merrets Anmerckungen in die Buͤcher / allezeit einen halben Theil auff einmahl / auch muß man es ſehr ge - ſchwind mit einem Eyſen herum ruͤhren; Denn es wird ſich ſonſten / we - gen ſeiner Schweren bald zu Boden ſetzen: Wann es nun wohlgemi - ſchet und ſich vereiniget hat / ſo nimmt mans mit fuͤglichen eyſeren Jn - ſtrumenten aus dem Topffe / und ſchittet es in das Waſſer; ſolches muß man zum dritten mahl wiederhohlen: Zu dieſem fuͤget man ferner 10 Loth des gecalcinirten und pulveriſirten Kupffers / wie auch des aller ſchoͤnſten Zinnobers / ſolches / nachdem es wohl untereinander ge - ruͤhret / laͤſſet man 3. Stund ruhen; wann dieſes geſchehen / ſo thut man 6. Loth von dem Zinnglas darzu / ſo wird man in dem Glas eine uͤber - aus ſchoͤne Roſenfarb erlangen / welche man / das Gold damit zu be - mahlen / gebrauchen kan.

Das 126. Capitel.

WJe man den Schwefel noch auff eine andere Manier figiren ſolle / lehret unſer Autor im 129. Capitel. Noch einen andern / aber viel weitlaͤufftigern Proceß beſchreibet Pirellus im 1. Buch / c. 50. Als - dann laͤſſet ſich der Schwefel auff dieſe Weis præpariret / leichtlich mit Salmiac ſublimiren.

Die Art und Weis aber den Schwefel zu figiren / wie es Helmon - tius beſchreibet / will keiner von den Chymiſten / ſo viel mir bekannt ſind / approbiren; denn es ſaget gedachter Autor, in der Rubric von Ver - miſchung der Elementen / daß ihme ein Weg bekannt ſeye / durch wel - chen man den Schwefel / er mag wie er wolle ſeyn auffgeloͤſet worden / in ein irdiſches und fixes Pulver bringen koͤnne.

Was dieſes fixe Schwefel-Pulver in der Glasmacherkunſt fuͤr einen Nutzen habe / lehret unſer Autor an keinem Ort.

Das 129. Capitel.

Eine durchſcheinende rothe Farb.

ES hat dieſe Farb aus dem Gold / Libavius l. 2. Tract. 1. c. 25 wohl nur muthmaſſend / doch ſehr genau errathen / mit dieſen Worten: Jch bin dieſer Meinung / ſaget er / daß man von der rothen Tinctur des Gol - des / welches in einen Liqvorem oder Oehl diſſo Iviret worden / ſonder - lich mit dem Cryſtall einen Rubin bereiten koͤnne; dieſer ſeiner Muth - maſſung ſetzet er dieſe Urſach hinzu; daß nehmlich die Rubinſtein andenen319Von der Glasmacher-Kunſt. denen Oertern / da Gold iſt / ſtetigs gefunden werden / derowegen ſey es glaublich / daß das Gold an dergleichen Oertern in Edelgeſtein verwan - delt werde.

Das 131. Capitel.

Das Kupffer-Vitriol.

VOn dieſer Bereitung lehret Glauberus im 2. Buch ſeiner Philoſo - phiſchen Oefen / dieſen nachfolgenden kurtzen Weg: der Salm[i]ac - Spiritus, wann er auff das Kupffer / welches durch offtmahlige Aus - gluͤung und Ausloͤſchung gecalciniret worden / gegoſſen wird / extrahiret innerhalb einer Stund eine ſehr ſchoͤne blaue Farb; dieſe Extraction gieſſet man von dem auffgeloͤſten Kupffer ab / und ſetzets an ein kuͤhles Ort / ſo wird es einen uͤberaus ſchoͤnen Vitriol geben.

Die Præparation dieſer Medicin beſchreibet Crollius in ſeiner Ba - ſilica Chymica auff das allerbeſte. Begvinus zeiget im 12. Capitel dieſen Weg an: Man pulveriſiret das gecalcinirte Kupffer / oder den Kupf - pferhammerſchlag ſubtil / und digerirets einen Tag lang in einen diſtil - lirten Eßig: den getingirten Eßig gieſſet man durch die Neigung davon ab; und an deſſen Statt ſchittet man einen andern daran / und zwar ſo lang biß ſich der Eßig nicht mehr faͤrbet: das abgegoſſene muß man filtri - ren / davon laͤſſet man 3. Theil abrauchen / oder abdiſtilliren; das uͤbrige / was im Gefaͤß verbleibet / ſetzet man an ein kuͤhles Ort / ſo wird ein ſehr ſchoͤner und dunckelgruͤner Vitriol anſchieſſen. Und damit will ich auch meine Anmerckungen be - ſchlieſſen.

R r iijZum320C. Merrets Hiſtoria

Zum Beſchluß folget allhier die Hiſtoria Von dem Tropff - oder Thraͤnen-Glas.

ES hat die Art dieſes Glaſes der Durchleuchtigſte Printz Rupert am erſten aus Teutſchland anhero in Engelland gebracht / und Seiner Majeſtaͤt dem Koͤnig præſentiret / als wel - che ſolches Jhrer Societaͤt in dem Groshamenſiſchen Collegio mit - getheilet haben: Es wurde von der Societaͤt alſobalden ein Commiſſarius deßwegen abgeordnet / welcher vom beſagten Glas dasjenige / wie hier - bey folget / berichtet hat / wie ſolches in dem Buch dieſer Societaͤt / ſo viel die Sache betrifft / verzeichnet worden / auch mit derſelben Bewilligung aus ſelbigen abgeſchrieben / und allhier mitgetheilet wird: ſolchen Be - richt habe ich deſto eyferiger verlanget / damit dieſe eigentliche Manier mit dieſem Glaß zu procediren / ein Muſter und Exemplar aller andern Experimenten waͤre: denn alſo hat es der Herr Rupert Moray A. 1661. der Societaͤt fuͤrgetragen.

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A. B. der glaͤſerne Faden. B. C. das Corpus. B. der Hals. A. das Ende oder euſſerſte Drumm des Fadens.

Dieſes Tropffglas wird aus einen gruͤnen und wohlgereinigten Glas bereitet: und wann das Glas-Metall / wie ſie es nennen / nicht wohl ausgekochet iſt / ſo ſind ſie nichts nutz / ſondern ſie zerbrechen und zerſpringen alſobalden / und fallen ins Waſſer zu Boden.

Die beſte Manier dergleichen Glas zu machen / iſt dieſe: Man nimmt mit einen eyſern Rohr oder Staͤblem etwas Glasmetall aus dem Topff / und laͤſſet es unmittelbar in ein kaltes Waſſer tropffen / darinnen muß mans ſo lang / biß es kalt worden / liegen laſſen.

Wann321Von dem Tropff - oder Thraͤnen-Glas.

Wann das Glas-Metall gar zu heiß iſt / ſo wird ſonder Zweiffel der Glastropffen / ſo bald er ins Waſſer faͤllt / zerſpringen und Stuͤcken - weis zerfallen.

Ein iedes Glas / welches ſo lang im Waſſer / biß es erkaltet / ohne Zerſpringung verbleibet / das iſt unfehlbar gut.

Der Grad einer gebuͤhrlichen Hitze / in der Bereitung dieſes Gla - ſes iſt auch dem allergeuͤbteſten Arbeiter unwiſſend: auch kan er nicht verſprechen / daß er etwas von dergleichen Glastꝛopffen verfertigen wird / welches die Prob hielte; es verderben auch in der Bereitung ſehr viel / und geraͤthet je unter zweyen oder dreyen kaum eines.

Einige von dieſen Glaͤſern / gleichſam von der Kaͤlte zerſchlitzt / ſpringen auff / ungeachtet ſie im uͤbrigen gantz verbleiben: Andere zerſpringen / indem ſie annoch mehr oder weniger heiß ſind / ſonder groſſes Knallen / in Stuͤcke: andere / ſo bald ſie ein wenig erkaltet / zerſpringen mit groſ - ſen Knallen: andere knallen oder zerſpringen nicht eh / als biß ſie gaͤntz - lich erkaltet ſind: andere bleiben / ſo lang ſie im Waſſer ſind / gantz; zer - ſpringen aber von freyen Stuͤcken / nicht ſonder groſſes Getoͤß / ſo bald ſie heraus kommen; andere zerſpringen erſt eine Stund hernach: Noch andere / ungeachtet ſie / nach dem Herausnehmen / etliche Tage oder Wochen gedauret haben / ſo zerſpringen ſie dennoch offtmals / ohne alles Betaſten und Anruͤhren.

So man von dem Glaͤſern eines / weil es noch warm iſt / aus dem Waſſer nimmt / ſo wird der duͤnnere Theil des Halſes / auch was an dem Faden-Hals haͤnget / und im Waſſer geweſen iſt / in kleine Theile zer - fallen / der Coͤrper aber wird gantz verbleiben / ungeachtet das Corpus eben ſo viel Cavitaͤt hat / als das / welches zerſprungen.

Wann eines von dieſen Glaͤſern / an einen Faden in der Lufft han - gend / oder auff der Erde liegend / erkaltet; ſo erlanget es eben eine ſolche Soliditaͤt und dergleichen / wie ein ander Glas.

Wann in der Bereitung dieſes Tropffglaſes in das Waſſer faͤlt / ſo rauſchet es mit einen kleinen Geroͤß / auch bleibet das Corpus eine klei - ne Weil heiß / und ſpringen von demſelben viel rauſchende Fincklein her - aus / als durch deren Vermitlung das Glas in die Hoͤhe ſpringet / und ſich beweget: es ſteigen auch von demſelben / nachdem es erkaltet / ſehrwiel Blaſen auff; wann aber das Waſſer / 10. oder 12. Zoll tieff iſt / ſo verge - hen die auffſteigende Blaſen / eh ſie auff die oͤbere Flaͤche kommen / und kan man in dieſem Fall nichts anders / als ein tumbares Gereiſch ver - mercken.

Die322C. Merrets Hiſtoria

Die aͤuſſere Flaͤche dieſes Tropffglaſes / iſt / gleich wie bey allen an - dern Glaͤſern / glatt; das Glas aber ſelbſten iſt inwen dig ſchwammicht / loͤchericht und voller Blaͤtterlein: auff den Boden iſt es rund / und den birnformichten Perlein nicht ungleich; es endet ſich in einen laͤnglichten Hals / iedoch ſo / daß keiner an dieſen Glaͤſern gleich / ſondern den meh - reſten Theil in kleine Furchen und Boͤgen gebogen / welche ſich vom Hals an / in ein ſubtiles Knoͤpfflein endigen.

Der mehreſte Theil / von dieſem Tropffglaͤſern / bekommen an dem erhabenen Theil des Coͤrpers / einen Buckel / welcher ſich gemeiniglich auf die Seiten lendet / wo ſich der Hals endiget; jedoch ſo / daß dieſer Buckel je zu Zeiten an dem Theil des Glaſes ſich befindet / welcher in dem Gefaͤß / darinnen es bereitet wird / oben her iſt.

Wann der Glastropffen in ein heiſſes Waſſer faͤlt / eh die Hitz et - was vergangen / ſo zerſpringet und bricht er unfehlbar: wann man ſol - chen in ein Oehl fallen laͤſſet / ſo hat es weniger Gefahr wegen des zer - brechens als im kalten Waſſer: in dem Oehl ſetzet es mehrer / auch zu Zeiten groͤſſere Blaſen / als in dem Waſſer; auch wehret die Auffwal - lung im Oehl laͤnger / als im Waſſer.

Diejenige / welche im Oehl bereitet werden / haben keine ſo weite Furchen / als die im Waſſer; einige von dieſen Furchen ſind gantz glatt / und haben keine Buckeln / gleichwie die andern.

Ein Theil des Halſes und des ſubtilen Glas-Fadens / von dem in Oehl bereiteten Glastropffen / zerbricht / nicht anders als ein gemei - nes Glas: Wann man aber den Hals nahe bey dem Coͤrper zerbricht / das Corpus ſelbſt aber in der hohlen Hand behaͤlt / ſo wird es gantz zer - ſpringen und brechen / allein mit keiner ſo groſſen Gewalt und Getoͤs / gleichwie die / ſo im Waſſer bereitet werden / daß es alſo nicht in gleich - kleine Theile zerſpringet / ſondern es haͤngen die Stuͤcke / wann ſie ſich zertheilet / annoch an einander: und in dieſem Fall werden an dieſem Glas die Furchen und Linien laͤnglicht erſcheinen / nach dem Mittelpunct des Coͤrpers reichende / und deroſelben Cavitaͤt uͤberzwerch durchſchnei - dende: es ſind aber deren nicht ſo viel / als in den andern Glaͤſern / welche im Waſſer ſind bereitet worden.

Wann man das Glas in einen Weineßig tropffen laͤſſet / ſo wird es gleichſals zerſpringen / auch / eh es gar erkaltet / zerbrechen und zu Boden fallen; es wird auch einen groͤſſern Knall von ſich geben / als es im Waſ - ſer thut; allein es wird nicht ſo viel merckliche Blaſen / gleichwie im Waſ -ſer323Von der Glasmacher-Kunſt. ſer / erwecken: in der Milch giebet es gar kein Getoͤß von ſich / es machet auch keine Blaſen / die man mercken koͤnte / allein es praſſelt etwas / und wird / eh es erkaltet / in Stuͤcken auffgeloͤſet.

Jnden Wein-Spiritu erwecket dieſes Tropffglas mehr Blaſen / als irgend in einen andern Liqvore, und wird / indeme es noch gantz iſt / ohne alles Umbſchrencken / mehr als in andern Liqvoren herumb getrie - ben / es ſpringet aber allezeit auff / und faͤllet Stuͤckweis unter: Wann man 5. oder 6. Tropffglaͤſer zu gleicher Zeit auff einmahl in den Wein - Spiritum fallen laͤſſet / ſo wird ſich zwar der Spiritus entzuͤnden / aber er wird keinen ſonderlichen Geſchmack davon bekommen.

Dieſe Bereitung des Tropffglaſes gehet im Scheidwaſſer des Nitri oder Salmiacs beſſer / als im Weineßig von ſtatten: in den Tere - benthinoͤhl zerbrache ein ſolches Tropffglas / eben / gleichwie im Wein - Spiritu; als man das andere hinein ließ tropffen / ſo entzuͤndete ſich dieſes Oehl / alſo daß es hernachmahls nichts mehr taugete.

Als ich dergleichen Tropffglas in das Qveckſilber geworffen / und ſolches mit einen Stab und mit Gewalt hinunter getauget / ſo iſt es breit und rauch worden: dieſes Experiment aber habe ich nicht vollfuͤhren koͤnnen / dieweil es nicht ſo lang / biß es kalt worden / kunte untergedau - chet werden.

Als man dergleichen Tropffglas in einen Cylindriſchen Glas / gleich einem Kelch mit kalten Waſſer angefuͤllet / zu machen probieren wolte / ſo iſt endlich eines / von 6. biß 7. welche zerbrochen / gerathen.

Es iſt auch von einigen aus der Societaͤt in acht genommen wor - den / daß dieſes Tropffglas / ſo bald es aus der Hand ins Waſſer faͤllt / auch zu Zeitẽ etwas hernach / ſo lang die rote Farb wehret / in das Waſſer rothe Funcken ſchieſſen laſſe / zu welcher Zeit auch zugleich einige Bla - ſen / augenſcheinlich herfuͤr kamen; und daß ſolches Glas nicht nur al - lein / und zwar mit ſehr groſſen Getoͤß zerbreche / ſondern es bewege ſich auch der Glas-Coͤrper / und ſpringe gleichſam in die Hoͤhe / ſo wohl in dieſen / welche gantz bleiben / als welche zerbrechen.

Dieſes Tropffglas wird von dem Schlag eines geringen Ham - mers / oder eines andern haͤrtern Ruͤſtzeugs nicht zermalmet / ſo es an kein anders Ort / als auff den Bauch geſchlagen wird.

Wann man von dieſem Glas nur das Knoͤpfflein zerbricht / ſo wird es alſobalden in die allerkleineſten Theile zerſpringen / und ſolches nicht ohne groſſe Gewalt und Gethoͤn; auch koͤnnen die zerſprungenen Theile leichtlich gepulveriſiret werden.

S ſDie324C. Merrets Hiſtorla

Die Theile des zerbrochenen Glaſes / wann ſie einen freyen Raum / ſich umb und umb auszubreiten / finden / ſo werden ſie mit gleicher Ge - walt / gleichwie die kleinen Feuerpallen / welche man wegen ihrer Gleich - heit Granaten nennet / ausgeſtreuet.

Einige von dieſen Glaͤſern zerſpringen / durch Beruͤhrung eines tro - ckenen Ziegelſteins / in Stuͤcke / und werden alſobalden am Boden et - was zermalmet: Andere laſſen ſich nicht auffheben / es ſey dann / daß ſie halb abgewetzet ſind: Man hat dergleichen Glas / welches faſt halben Theil hinweg gerieben ward / auffgehebet / welches aber bald darauff ſonder Anruͤhren zerſprang: Ein anders / welches mit Steinwaſſer und Schmirgel / faſt biß auff den Hals abgewetzet worden / bliebe den - noch gut.

Wann dieſes Glas unterm Waſſer mit der Hand zerbrochen wird / ſo ſtoͤſſet es ſtaͤrcker an die Hand / und mit groͤſſern Getoͤs / als wann ſolches in freyer Lufft geſchaͤhe: und obſchon ſolches mehr bey der Flaͤche des Waſſers gehalten wird / ſo faͤllet doch alles von den kleinern Theilen / nicht auſſer / ſondern in das Waſſer / ohne alle Zerſtreuung ih - rer Theile / der Art zu wider / ſo in der freyen Lufft geſchiehet: Jngleichen ſo man von dieſen Glaͤſern eines / in die Machine des Herrn Boyle thut / und zerbricht ſolches darinn / wann der Recipient wohl evacuirt oder ausgelaͤhret iſt / ſo wird ſolches nicht anders als in der freyen Lufft / auff alle Seiten zerſpringen und ſich vertheilen.

Wann man dergleichen Tropffglas im Feuer erhitzen laͤſſet / ſo wird ſich ſolches gleich einem gemeinen Glas verhalten; auſſer daß ſein Temperament alſo ſehr geſchwaͤchet wird / daß ſichs ohne Gefahr des Zerbrechens / weniger als zuvor biegen laͤſſet.

Wann man dieſes Tropffglas mit Hauſenblaſen / als mit einem Leim / verwahret / und aber das Knoͤpfflein davon abbricht / ſo giebet es einen Knall von ſich / jedoch iſt ſolcher Knall nicht ſo ſtarck / wann man das beſagte Knoͤpfflein mit der Hand haͤlt; wiewohl dennoch genugſam zu erſehen / daß der innere Theil des Glaſes gantz zertruͤmmert iſt; es be - kommet auch eine blaulichte Farb / die auſſere Flaͤche aber bleibet eben und glat; Wann es aber auff eine ſolche Art zerſpringet oder zerſchla - gen wird / daß deroſelben herausgenommene Particuln / zu ſubtilen Zaͤſerlein werden / ſo repræſentiren ſie eine Kegelform / und ſind ſo zer - brechlich / daß man ſie mit geringer Muͤh zu einen ſubtilen Pulver zer - reiben kan.

Wann325Von dem Tropff - oder Thraͤnen-Glas.

Wann dergleichen ein anders Tropffglas / eines Zolls dicks / mit Fiſchleim eingefaſſet und rings umbher bedecket wird / ſo wird aller Leim / wann das Knoͤpfflein des Glaſes zerbrochen / nicht anders / als von einer kleinen Hand - und Feuer-Granaten / in lauter Stuͤcke zerſpringen und zermalmen.

Als man 2. oder 3. Stuͤck von dergleichen Glaͤſern zum Edelgeſtein - Arbeiter geſchicket / umb ein Loͤchlein / gleich wie in die Perlein / darein zu bohren / ſo ſind ſie / wann man ihnen mit dem Dreheyſen zu nahe ge - kommen / alſobalden in Stuͤcke zerſprungen / nicht anders als die - jenigen / denen man das Knoͤpfflein abbricht / zu zer - ſpringen pflegen.

S ſ ijEin326C. Merrets Anhang

Ein Anhang Von den Glasmacher-Oefen / und deroſelben uͤblichen Jnſtrumenten oder Werckzeuge.

ALldieweiln in dieſem vorhergehenden Werck der Glasmacher - kunſt / zum oͤfftern der Glas-Oefen Erwehnung gethan wird / als hat man fuͤr gut angeſehen / dasjenige hier beyzufuͤgen / welches uns Agricola von dergleichen Sachen / ſo wohl deutlich / als zierlich be - ſchrieben hinterlaſſen hat: Zu dieſen haben wir noch hinzu gethan die Abriſſe der Oefen und Werckzeuge der Glasmacher / wie ſie zu Amſter - dam gebraͤuchlich ſind: wie auch eine Benennung derjenigen / deren ſich die Glasmacher zu Londen in Engelland bedienen / wie ſolches Herr Merrettus geſehen / und bezeuget.

Es ſchreibet demnach Agricola im 12. Buch von Metalliſchen Sa - chen / folgendes Jnnhalts; Es iſt noch uͤbrig das Glas / als deſſen Be - reitung darum hieher gehoͤret / dieweiln ſolches aus etlichen geronnenen Bergſaͤfſten / und Kieß oder Sand durch Gewalt des Feuers / mit einer ſubtilen Kunſt bereitet und ausgetrucket wird.

Zum andern ſind alle ausgetruckte Sachen / als da ſind die Berg - ſaͤfft / die Edelgeſtein und etlich andere Steine / durchſichtig / und koͤn - nen geſchmoltzen / auch gleichwie die Metallen gegoſſen werden.

Erſtlich aber muß ich von der Materia / daraus das Glas bereitet wird / handlen; hernach von den Oefen / als in welchen es geſchmoltzen und bereitet wird; und endlich dann von der Art und Weis / wie ſolches verfertiget und geblaſen wird.

Es wird aber das Glas aus den fluͤßigen Steinen / und aus den harten Bergſaͤfften / oder aus den Saͤfften ſolcher Dinge / welche ſich mit jenen / wegen natuͤrlicher Verwandſchafft vereinigen / bereitet: und zwar ſo ſind die fließigen Schmeltzſteine / wann ſie weis und durchſichtig ſind / vor allen andern hierzu die beſten; umb welcher Urſach willen man auch den Cryſtallen hierinnen den Vorzug giebet; denn es wird aus den zerbrochenen Cryſtallen-Stuͤcken in Jndia ein ſo fuͤrtreffliches und durchſichtiges Glas bereitet / daß mit demſelben keines mag verglichen werden / wie ſolches Plinius ſchreibet: die andere Stelle nach den Cry -ſtall /327Von den Glasmacher-Oeffen ꝛc. ſtall / wird den Steinen gegeben / welche / ob ſie ſchon nicht ſo hart als die Cryſtall / ſo ſind ſie doch auff gleiche Art weis und durchſichtig: Die drit - te Reyhen wird den weiſſen Steinen zugeeignet / wiewohl ſie nicht durchſichtig ſind.

Es muͤſſen aber alle dieſe erzehlte Steinſorten zuvorhero gebrennet oder gecalciniret werden / alsdann muß man ſie mit Staͤmpeln zerſtoſ - ſen und zermalmen / damit ein Kies daraus werde; nach dieſem wird ſol - ches durch ein Sieb geſchlagen; Jm Fall aber die Glasmacher derglei - chen ſubtilen Sand an den Waſſer-Ufern finden / ſo ſind ſie der Arbeit / ſolchen zu brennen und zu ſieben / entuͤbriget.

Belangend aber die geronnene Bergſaͤffte / ſo erlanget den Vor - zug unter allen das Nitrum oder der Salpeter: dieſem folget das weiſſe und durch ſichtige Bergſaltz; die dritte Stelle nach dieſem hat dasjenige Saltz / welches aus der Aſchen-Laugen des Anthyllen - oder eines andern Saltzkrautes / bereitet wird; doch ſind einige / welche jenes Saltz beſſer als dieſes achten.

Es werden aber in der Vermiſchung des Kieß oder Sandes / aus den Schmeltz - oder flieſſenden Steinen bereitet / 2. Theil mit dem Sal - peter oder Bergſaltz / oder Sal-Alkali, mit einander vermiſchet / und wird zu dieſen ein kleines Stuͤcklein von dem Magnetſtein gethan / in - dem man ſo wohl vor Alters / als auch bey unſern Zeiten gewiß darfuͤr haͤlt / daß dieſer Magnetſtein den Liqvor des Glaſes (gleichwie das Ey - ſen) an ſich ziehe / auch das angezogene Glas von ſeiner gruͤnen und gel - ben Unart reinige und weis mache; es wird aber nachgehends dieſer hineingeworffene Magnetſtein von dem Feuer verzehret.

Diejenige aber / welche von erſterwehnten Bergſaͤfften keine ha - ben / die nehmen 2. Theil von der Eichen-Buchen - oder Fichten-Aſche / und vermiſchen ſolche mit dem Sand oder Kieß; auch thun ſie annoch zu dieſem etwas wenig des gemeinen oder Meerſaltzes / wie auch etwas we - niges von dem Magnetſtein; allein es wird aus dieſem kein ſo ſchoͤnes und durch ſichtiges Glas / gleich wie aus dem andern / bereitet.

Es wird aber die beſagte Holtzaſche aus den alten Baͤumen berei - tet / indem man deren Stoͤcke / wann ſie 6. Schuhe hoch / aushohlet / Feuer darein leget / und alſo den gantzen Baum verbrennet: ſolches aber muß im Winter / wann ein langwieriger Schnee lieget / geſchehen / oder im heutern Sommertaͤgen / wann es nicht regnet; denn zu andern Zeiten verurſachen die Platzregen / daß ſich die Aſche mit der Erden vermiſchet /S ſ iijund328C. Merrets Anhangund alſo unrein wird; derowegen werden zu ſolchen Zeiten dieſe alten Baͤume in viel Stuͤcke zerſchnitten / unter einen Dach verbrennet / und alſo die Aſche bereitet.

Von den Oefen haben etliche unter den Glasmachern 3. / etliche 2. / etliche aber nur einen im Gebrauch: Diejenige / welche 3. Oefen haben / die kochen in dem erſten die Materie / ſolche ſchmeltzen und reinigen ſie in dem andern Glasofen noch einmahl / und in den dritten Ofen kuͤhlen ſie die glaͤſerne Gefaͤſſe / und andere gluͤende Sachen ab: Von dieſem ſoll der erſte Ofen gewoͤlbt und gleich einem Backofen ſeyn; deſſen oberes Gewoͤlb 6. Schuhe lang / 4. Schuhe breit / und 2. Schuhe hoch ſeyn muß.

Nachdem man nun ein Feuer von duͤrren Holtz in dieſen erſtẽ oder Schmeltzofen gemachet / ſo werden die vermiſchten Sachen bey einen ſtarcken Feuer ſo lang darinn gekochet / biß ſie zerſchmeltzen / und in eine glaͤſerne Maſſa veraͤndert werden; Solche / ungeachtet ſie noch nicht genugſam von dem Unrath gereiniget worden / wird / wann ſie erkaltet / aus dem Ofen genommen / und in unterſchiedliche Theile vertheilet: als dann werden / in eben dieſen Ofen / die Toͤpffe / darinnen das Glas iſt / geſetzet / und warm gemacht: Dieſen Ofen ſtellet die erſte Figur vor:

  • A. Die untere Ofen-Cammer des erſten Ofens.
  • B. Die obere Ofen-Cammer.
  • C. Die glaͤſerne Maſſa.

Der andere Glas-Ofen / ſo rund / iſt 10. Schuhe breit und 8. Schu - he hoch von auſſen her: damit er aber deſto ſtaͤrcker halte / wird ſolcher mit fuͤnff eyſeren Boͤgen eingefaſſet / deren iede anderthalb Schuhe dick iſt; auch hat er zwey Kammern; das Gewoͤlb der untern Cammer ſoll anderthalb Werckſchuhe dick ſeyn / und vorn her ein enges Mund-Loch habẽ / damit man dadurch das Holtz auff den Herd / welcher auf den Ofen - Boden iſt / legen kan; zu oberſt aber / und in dem mittlern Gewoͤlb ſoll ein groſſes rundes Loch ſeyn / welches von dar biß ins obere Gewoͤlb offen ſey / damit die Flammen dahin reichen moͤgen: Es ſollen aber in der Mau - ren des obern Gewoͤlbs 8. groſſe Fenſter zwiſchen den eyſeren Stangen ſeyn / damit dadurch die weiten Toͤpffe auff den Gewoͤlb-Boden / umb das groſſe Loch herum / moͤgen geſetzet werden; die Toͤpffe muͤſſen 2. Zoll dick ſeyn / und 2. Werckſchuhe hoch / im Bauch anderthalb Schuhe / beym Mundloch aber / und auff den Boden nur 1. Schuch breit.

Jnden hintern Theil dieſes Ofens muß ein viereckichtes Lochſeyn /

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329Von den Glasmacher-Oefen ꝛc. ſeyn / deſſen Hoͤhe und Breite einen Spann groß ſeyn ſoll / durch wel - ches die Hitze / aus dieſem in den dritten oder Kuͤhloſen / der an den an - dern ſtoͤſſet / gehen koͤnne; Dieſer dritte oder Kuͤhlofen ſoll gevierdt / 8. Werckſchuhe lang / und 6. breit ſeyn / auch wie der ander Ofen 2. Kam - mern oder Gewoͤlbe haben; vornher muß das untere Gewoͤlb ein Mund - loch haben / damit man dadurch das Holtz auff den Herd / welcher auff deſſelben Gewoͤlb-Boden iſt / einlegen moͤge; es ſoll auch auff beyden Seiten dieſes Mundloches / in der Mauren / ein laͤnglichtes irdenes Be - haltnuͤß ſeyn / ſo ungefehr 4. Werckſchuhe lang / 2. hoch / und anderthalb breit ſeyn muß: Das obere Gewoͤlb aber muß 2. Mundloͤcher haben / eines zur rechten und das andere zur lincken Seiten / ſo hoch und breit / daß man die Gefaͤß fuͤglich darein ſetzen moͤge: dieſe Gefaͤſſe ſind 3. Werck - ſchuhe lang / anderthalb Werckſchuhe tieff / unten einẽ Werckſchuhe bꝛeit / und oben rund; in dieſen werden die verfertigte Glaswercke / damit ſie abkuͤhlen / behalten / als welche ſonſten leichtlich zerbrechen / wann ſie nicht alſo gemach abgekuͤhlet worden; hernach ſollen dieſe Glasgefaͤſſe aus der obern Kammer genommen / in die Behaͤltnuͤſſe geſetzet und gantz wiederum abgekuͤhlet werden.

  • Die andere Figur.
  • A. Der Bogen des andern Schmeltzofens.
  • B. Das Mundloch der untern Kammer oder Gewoͤlbs.
  • C. Die Fenſter des obern Gewoͤlbes.
  • D. Die großbauchichten Toͤpffe.
  • E. Des dritten oder Kuͤhlofens Mundloch.
  • F. Die Behaͤltnuͤſſe der Gefaͤſſe.
  • G. Die Loͤcher des obern Gewoͤlbes.
  • H. Die laͤnglichten Gefaͤß.

Diejenigen Glasmacher aber / welche zwey Oefen gebrauchen / die ſchmeltzen oder calciniren in dem erſten die vermiſchten Materien; und in dem andern oder Glasofen ſchmeltzen ſie dieſe Mixtur nicht nur allein wiederum / ſondern ſie legen auch die verfertigte Arbeit darein: wiewohl ſie ſolche in unterſchiedlichen Gewoͤlbern / zum theil aber in dem andern ſchmeltzen / und wieder ſchmeltzen / und in den dritten die verfer -tigte330C. Merrets Anhangtigte Glas-Arbeit legen; und alſo haben jene keinen Kuͤhlofen / dieſe letz - tern aber mangeln des Schmeltzofens.

Es wird aber ein ſolcher anderer Ofen von dem andern in dem un - terſchieden / dieweil er zwar rund iſt / allein ſein hohler Theil iſt 8. Werck - ſchuhe breit / und 12. Werckſchuhe tieff / welches 3. Gewoͤlber haben ſoll / deſſen unterſtes nicht ungleich iſt dem untern Gewoͤlb des andern O - fens; in der Mauren aber des untern Gewoͤlbs ſollen 6. Boͤgen ſeyn / welche / wann die Toͤpffe heiß worden ſind / mit Leim verlutiret werden / man muß aber kleine Fenſterlein daran offen laſſen. Jn den hoͤchſten und mitlern Theil dieſes Gewoͤlbes iſt ein gevierdtes Loch / deſſen Laͤnge und Breite einer Spannen weit iſt / durch welches die Waͤrme in die hoͤchſte Kammer oder Gewoͤlb gehet / welches Gewoͤlb am hintern Theil ein Mundloch hat; damit man in einen laͤnglichten irdenen Gefaͤß hin - ein ſetzen koͤnne die verfertigte Glas-Arbeit / welche allgemach ſoll ab - gekuͤhlet werden: es iſt aber an dieſem Ort der Werckſtat-Boden et - was hoͤhers / oder es iſt eine Banck dahin gemacht / damit die Glasma - cher hinauffſteigen / und die Arbeit hineinſetzen koͤnnen.

  • Die 3. Figur.
  • A. Des Glasofens anderes und unterſtes Gewoͤlb.
  • B. Das mittlere Gewoͤlb.
  • C. Das oberſte Gewoͤlb.
  • D. Das Mundloch des oberſten Gewoͤlbs.
  • E. Das runte Loch.
  • F. Das gevierdte Loch.

Diejenigen aber / welche den erſten oder Schmeltzofen nicht haben / die werffen des Abends / wann ſie ihr Tagwerck vollbracht / die Materia in die Toͤpffe / welche die Nacht uͤber ſchmeltzet / und zu Glas wird: Es muͤſſen aber 2. Jungen / des Tags und die Nacht uͤber / wechſelsweis das Feuer ſchieren und erhalten / mit duͤrrem Holtz / welches ſie auff den Herd werffen.

Diejenigen Glasmacher aber / ſo nur einen Ofen haben / die ge - brauchen den andern / welcher 3. Gewoͤlber hat; denn es werffen dieſe / wie die andere / die Materie des Abẽds in die Toͤpffe / des Morgens aber / wañ ſie die Unreinigkeit und Gallen davon abgeſondert / verarbeiten ſie dasGlas /

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331Von dem Glasmacher-Ofen. Glas / und verfertigen die Glas-Arbeit / welche ſie / wie die vorigen in das oberſte Gewoͤlb ſetzen.

Es ſoll aber dieſer andere Ofen / er habe gleich 2. oder 3. Gewoͤlb / wie auch der erſte Ofen bereitet und gebauet werden aus rohen Ziegel - ſteinen / welche an der Sonnen ſind getrocknet worden; und die von einer ſolchen Erden ſeyn / die im Feuer nicht leichtlich zerſchmeltzet noch zu Pul - ver wird / ingleichen die von den Steinlein geſaͤubert / und mit Knebeln geplaͤuet ſey worden; auch ſollen die Ziegel / im Bauen / mit eben dieſer Erden gemauret und zuſammen geſetzet werden; es pflegen auch die Toͤpffer / aus eben dergleichen Erden oder Leimen / allerley Gefaͤſſe und Toͤpffe zu formiren / und an den Schatten zu trocknen.

Nachdem wir nun die 2. Theil von der Glasmacher-Kunſt behan - delt haben / als iſt noch uͤbrig der dritte / davon nachfolgender Bericht dienet.

Wann nun die glaͤſerne Maſſa / in dem erſten Ofen / auff die Art / wie ich im vorhergehenden angezeiget habe / iſt verfertiget und zerbro - chen worden / ſo ſollen die Helffer-Knechte den andern Ofen heitzen / daß ſie in ſelbigen die zerbrochene Glasſtuͤcke wiederum ſchmeltzen: indeme ſie aber ſolches thun / ſo erwaͤrmen ſie unterdeſſen / in dem erſten Ofen / erſt - lich bey einem linden Feuer / die Toͤpffe / damit die Feuchtigkeit davon rauche; darnach verſtaͤrcken ſie das Feuer / biß die Toͤpffe wohl ausge - trocknet / und faſt roth werden: bald hierauff oͤffnen die Glasmacher das Ofenloch / nehmen die Toͤpffe / mit einer Hebzangen angefaſſet / heraus / und ſolche / wann ſie keine Ritz haben / geſchwind in den andern Ofen / auch fuͤllen ſie ſolche alsdann an mit den erwaͤrmten Stuͤcken der Glaͤ - ſern Maſſa; hernach vermachen ſie alle Fenſter mit Leimen und Ziegel - ſteinen; laſſen aber / an iedem Ort nur 2. kleine Fenſterlein offen ſtehen / als durch deren eines ſie in den Ofen ſehen und mit dem Blasrohr / das Glas ſo in den Toͤpffen iſt / heraus nehmen; in das andere Fenſterloch le - gen ſie das andere Blasrohr / damit es warm werde; beyde Roͤhr ſind entweder von Meßing / Kupffer oder Eyſen / und 3. Werckſchue lang.

Es wird auch vor das Fenſterlein ein Stuͤck Marmorſtein in dẽ Bo - gen geleget / und in dieſen wiederum die Erde / ſo zuſam̃en getragen / ſamt dem Eyſen; dieſes Eyſen traͤget das in den Ofen gelegte Blasrohr; das 2. aber verwahret die Augen des Glasmachers fuͤr dem Feuer: nachdem nun dieſes alles ordentlich iſt verrichtet worden / ſo beginnen die Glas - macher / in Verarbeitung des Wercks / einen Anfang zu machen.

T tEs332C. Merrets Anhang

Es muͤſſen aber die gebrochene Stuͤcke / bey duͤrrem Holtz / welches eine Flamme / und keinen Rauch giebet / wiederum geſchmoltzen werden; denn je beſſer dieſe Stuͤcke geſchmoltzen und wiederkochet worden ſind / je reiner und durchſichtiger wird die davon verfertigte Arbeit; auch wird ſolche deſto weniger Flecken und Blaͤslein bekommen / und hingegen die Glasmacher ihre Arbeit deſto leichter verrichten.

Derowegen diejenigen / welche die Materie / daraus das Glas wird / nur eine Nacht uͤber ſchmeltzen und kochen / und darnach ſolche alſobalden zum Verarbeiten nehmen / verfertigen kein ſo reines und durchſichtiges Glas / gleichwie die / welche erſtlich eine glaͤſerne Maſſa verfertigen / und laſſen deroſelben Stuͤcke einen Tag und Nacht uͤber nachmahls ſchmeltzen / und alsdenn erſt verarbeiten: Noch reiner aber und durchſichtiger wird derjenigen Arbeit / welche die Glasſtuͤcke 2. Tag und Nacht uͤber ſchmeltzen laſſen; denn es beſtehet die Guͤte des Glaſes / nicht nur in der Materia / daraus ſolches wird / ſondern auch im Ko - chen.

Es nehmen auch die Glasmacher / von dem Glas / mit dem Blas - rohr / zum oͤfftern eine Prob; ſo bald ſie aber aus demſelbigen erkennen / daß die geſchmoltzene Glasſtuͤcken genugſam ſind gereiniget worden / ſo langet ein ieder mit dem andern Blasrohr in den Topff / drehet ſolches ein wenig darinnen herumb / und nimmt alsdenn etwas Glas heraus / welches ſich / als ein zaͤher und lettiger Safft / und zwar kuglicht an das Blasrohr haͤnget: es nimmt aber der Glasmacher des Glaſes ſo viel auff einmahl heraus / als viel zu der Arbeit / die er machen will / genug iſt; dieſes / in Marmolſtein getruckt / waͤltzet er hin und her / damit es zuſam - men komme; und indem er in das Rohr blaͤſet / blaͤſet er ſolches gleich ei - ner Blaſen auff; das Rohr aber / ſo offt er hineinblaͤſet / (ſolches aber muß offt geſchehen /) nimmt er vom Mund und ſetzets an die Wangen / damit er / mit der Zuruͤckathmung / keine Flamme in den Mund ziehe: bald darauff / wann er das Rohr hinweg gethan / machet er ein langes Glas / welches er ringsweiß umb das Haupt windet; oder er formiret ſolches in einen kupffern und hohlen Jnſtrument / welches er umbdrehet / und machet alſo / indeme er die Glaßmaſſa wieder waͤrmet / auffblaͤſet / trucket und erweitert / glaͤſerne Gefaͤſſe / als Becher / oder in anderer Form / welche er in den Sinn gefaſſet hat; nach dieſem trucknet er ſol - ches wiederum in den Marmel ſtein / und erweitert alſo den Boden; in - dem er ſolches mit dem andern Theil des Rohrs in den innern Theil trei -bet:

[figure]

333Von dem Glasmacher-Ofen. bet: darnach ſchneidet er mit ſeiner Scheer das Mundloch des Gla - ſes ab / auch ſo es die Noth erfodert / ſo machet er Fuͤſſe und Handheben daran; und mahlet ſolches / wann es ihm gefaͤllet / mit mancherley Farben oder er verguldet ſolches.

Endlich ſetzet er das verfertigte Glas in das laͤnglichte Gefaͤß / wel - ches in den 3ten Ofen / oder in den oberſten Gewoͤlb des andern Glaso - fens ſich befindet / und laͤſſet ſolches allda abkuͤhlen; dieſes laͤnglichte Ge - faͤß / wann es mit Glaͤſern / welche allgemach erkaltet / voll worden iſt / ſo wird ſolches bey dem breiten Stab-Eyſen / ſo daran gemachet / bey dem lincken Arm angefaſſet / und in die andere Behaltniß geſetzet.

Es machen aber die Glasmacher mancherley glaͤſerne Sachen / als da ſind / Becher / Phiolen / Kruͤge / Kolben / Schuͤſſeln / Blatten / Glas - ſcheiben / Thier / Baͤume und Schiffe; dergleichen herrliche und wun - derbarliche Arbeit habe ich weilland zu Venedig / als ich mich 2. Jahr alldar auffhielte / mit Verwunderung geſehen; ſonderlich aber iſt ſolches geſchehen / zur jaͤhrlichen Zeit der Himmelfahrt Chriſti / da dergleichen Sachen zu verkauffen / von Moran ſind hergebracht worden / als an welchen Ort / die allerberuͤhmſten Glasmacher-Huͤtten ſind / welche ich zur andern Zeit geſehen habe / ſonderlich dazumahln / als ich wegen ge - wiſſer Sachen / den Herrn Andreas Naugerium, in ſeiner Behauſung / die er allda hat / ſamt Franciſco Aſulano, beſuchete.

  • Die 4. Figur.
  • A. Das Blas-Rohr.
  • B. Die Fenſterlein.
  • C. Der Marmelſtein.
  • D. Die Zange.
  • E. Die Jnſtrumenten / darein man Formen geuſt.

Allhier nun waͤre annoch von noͤthen / daß wir nicht nur allein die Form der Glasmacher-Oefen und der Jnſtrumenten / welche bey den Amſterdamern im Gebrauch ſind / vorſtellten / ſondern wir ſolten auch ein ausfuͤhrliche / kurtze und deutliche Beſchreibung hinzu thun / von allen ihren Werckzeuge / wie auch von der Art und Weis / wie ſie das Glas bereiten: Allein / weiln der Herr Merret die fuͤrnehmſten Sachen der Glasmacher-Kunſt mit groſſem Fleiß beſchrieben hat; als wollen wirT t 2ver -334C. Merrets Anhangvergnuͤget ſeyn / nur dasjenige allhier anzufuͤgen / welches dieſe Sachen / die an ſich ſelbſt dunckel / wo nicht voͤllig erklaͤren / doch die Lehr eines ſo tapffern Mannes in etwas erlaͤutern wird.

Die 5. Figur / fuͤrſtellend Den Amſterdamiſchen Glasmacher-Ofen / und deroſelben Jnſtrumenta.
  • aaa. Die Marmorplatten / oder Eyſenbleche / auff welchen das Glasmetall / wann es alſo friſch aus den Ofen kommet / damit es gleich gemachet werde / hin und her gewaltzet wird.
  • bb. Das Mund - oder Ofen-Loch / auff Jtaliaͤniſch Bocca ge - nannt / durch welches die Toͤpffe in den Ofen gethan / und das geſchmoltzene Glas-Metall wiederum aus den Toͤpffen hervor gelanget wird.
  • c. Ein anderes und kleineres Ofenloch / Borcarella von den Jtaliaͤnern geheiſſen / durch welches man allerley Glas-Sorten heraus nimmt.
  • d. Die Qvermaur dienend die Hitz auffzuhalten / und die ſo genannte Halfinellen oder Maurhacken daran feſt zu machen.
  • e. Die Halſinellen oder Maurhacken / auff welche man die Jnſtrumenta leget.
  • f. Der Glasmacher Jnſtrumenta / als das Blas-Rohr / Spiei und Pontello.
  • g. Die Ofen-Krucken / mit welcher man die Kohlen und die Aſchen raͤumet.
  • h. Der groͤſfere Loͤffel von Metall / mit welchen man die A - ſchen und Laugen aus den Keſſeln nimmt.
  • i. Der kleinere Loͤffel / mit welchen man das Metall in den Ofen ruͤhret / und aus einen Topff in den andern gieſſet.
Die
[figure]
335Von dem Glasmacher-Ofen.
  • k.l. Die groͤſſere und kleinere Schauffel / mit welchen man die Glasſtuͤcklein / ſo von dem Blasrohr herab ge - ſchlagen worden / auffhebet und in die Toͤpffe thut: davon die kleinere Schauffel l. ſo groß iſt / daß ſie fuͤg - lich durch die Mundloͤcher bb. gehe.
  • m. Derjenige Theil des Ofens / welcher Leera genennet wird / in welchen die Glaͤſer allgemach abkuͤhlen.
  • n. Das Mundloch der beſagten Leeræ, durch welches man die Glaͤſer hinein thut.
  • o. Das aͤuſſerſte End der Leeræ welches ſich an dem Gewoͤlb endiget / darein die ſchon abgekuͤhlten Glaͤſer gethan werden.
  • p. Die dreyeckichten Glasmacher-Toͤpffe / deren ſich die Amſterdamer bedienen.
  • q. Die runden Glasmacher-Toͤpffe / wie man ſie zu Harlem gebrauchet.
  • r. Die Glasſcheer / von den Jtaliaͤnern Tagliante geheiſſen / damit man das uͤberfluͤßige Glas abſchneidet.
  • ſ. Ein loͤcherichter Abſchaum-Loͤffel / mit welchen man das untenliegende Sal alkali heraus nimmt.
  • t. Ein Jnſtrument / bey den Jtaliaͤnern Borſella genannt / mit welchen ſie die Glaͤſer / nach Beſchaffenheit der Sachen / erweitern oder verengern und glatt machen.
  • u. Ein Jnſtrument / welches die Jtaliaͤner Borſella da fiori nennen / mit welchen ſie das Glas walckend / mancher - ley Blumen oder Zierrathen daraus machen.
  • x. Das geſpitzte Borſella / mit welchen man das Glas aus - dehnet / zuſammen leget / und gleich einem Strick dre - het.
  • y. Das Blasrohr der Glasmacher / an einem Theil mit Holtz umbgeben / wegen der Hitze / damit man deſto leichter mit ſolchen handieren koͤnne.
  • z. Ein Jnſtrument / welches man in Verfertigung der Urin - Glaͤſer gebrauchet.
T t 3Sonſt336C. Merrets Zugabe

Sonſt ſchreibet Herr Merret von den Glas - macher-Jnſtrumenten / welche in Engelland im Gebrauch ſind / dieſes folgende / an ſtatt einer Zugabe.

JCh habe in dem Capitel / von den Glasmacher-Oefen / beſchrieben diejenigen Jnſtrumenta / deren ſich die Glasmacher in der Berei - tung des Cryſtallmiſchen Glasmetalls gebrauchen; weil ich aber ſonſten von denen andern Jnſtrumenten / deren ſie ſich in der gemeinen Glasarbeit bedienen / keine Anregung gethan habe / ſo will ich ſolche in der Ordnung / wie hier folget / beſchreiben.

  • Tvvo Bars. Zwey Riegel / ungefehr 4. Einbogen lang / mit welchen man die Toͤpffe auffhebet und in den Ofen traͤget.
  • A. Padle. Eine Schauffel / mit welcher man die Aſchen und den Sand in den Kalckofen ruͤhret und beweget.
  • Rackes. Eine Ofenkrucke / mit welcher man die Aſchen und den Sand zuſammen thut.
  • Procers. Sind eyſerne Jnſtrument / an ihren euſſerſten Theil gekruͤm - met / mit welchen man die Toͤpffe von ihren Ort / auff die beyden Seiten des Mundlochs / alſo ſtellet / damit ſie nicht zu nahe / noch zu ferne ſtehen.
  • Ladles. Loͤffel / mit welchen man das Glasmetall aus einen Topff in den andern ſchittet / es geſchehe gleich ſolches wegen Zerbrechung des Topffs / oder umb einer andern Urſachen willen.
  • Smal ladles. Kleinere Loͤffel / mit welchen die Arbeiter das Alkaliſche Saltz und allen andern Unrath / abſchaumen / und aus den Wercktoͤpffen nehmen.
  • Strocals, iſt ein eyſernes und laͤnglichtes Jnſtrument / gleich einem Schaͤuffelein / mit welchen man das Glasmetall aus den zer - brochenen Toͤpffen / in die gantzen Toͤpffe thut.
  • Forks, die Gabeln / mit welchen man die Gitterloͤcher des Ofen-Heerds oͤffnet und durchſtichet / damit die Aſchen deſto leichter durch - fallen / und das Feuer deſto heller brenne.
Sleepers,337Von den Glasmacher-Jnſtrumenten.
  • Sleepers, die groͤſſern Riegeln oder eyſerne Stangen / auff welchen noch andere oder kleinere uͤberzwerch liegen / welche verhindern / da - mit die Kohlen deſto weniger durchfallen / und alſo die Aſchen ei - nen freyen Durchgang haben koͤnne.
  • Ferrets, ſind eyſerne Jnſtrumenta / mit welchen man die Prob von dem Metall nimmt / ob ſolches zum Werck tuͤchtig ſeye oder nicht; und mit welchen man auch die Mundloͤcher der glaͤſern Kolben formiret.
  • Faſcets, ſind eyſerne Jnſtrumenta / welche in die großbaͤuchigten Glaͤſer gethan werden / damit ſie fuͤglich zum Erwaͤrmen koͤnnen getra - gen werden.
  • The Pipes, die Blasroͤhren von Eyſen / mit welchen ſie das Glas / auff - blaſend / formiren.
  • Pontee ſtake, iſt ein Eyſen / auff welchen ein Stuͤcklein Holtz lieget / dar - auff man das Glas / von dem Blasrohr hinweg gethan / hin und her walgert / damit es dem Jnſtrument / ſo man Ponto nennet / angefuͤget werde.
  • Shears, ſind ſolche Jnſtrumenta / mit welchen das Glas geformiret und zu End gebracht wird.
  • Sciſſers, ſind Jnſtrumenta / mit welchen ſie das Glas abſchneiden und glatt machen.
  • Cranny, iſt ein rundes Eyſen / darauff man das Glas kugelt / und deſſel - ben Hals duͤnner machet.
  • Tovver, iſt ein Eyſen / darauff das Jnſtrument / Pontee genannt / indem das Glas erwaͤrmet wird / ruhet.

Endlich zum letzten / ſo haben die Glasmacher mancherley Model - len und Formen / mit deren Huͤlffe ſie unterſchiedliche Figuren / nach Art eines ieden Modells ausbilden.

Ende der Merrettiſchen Anmerckungen.

Johann338Joh. Kunckels noͤthige Erinnerungen

Johann Kunckels Nuͤtzliche und noͤthige Erinnerungen uͤber die geſammten Merrettiſchen Anmerckungen.

WAs hier unſer gelehrter Merrettus von der Antiqvi - taͤt oder Alterthum / auch Nutzen / Gebrauch und Wuͤrden des Glaſes gedenckt und ſchreibet / das ſtelle ich hier alles an ſeinen Ort; weil es eine Sa - che / daran ſich vornemlich die Gelehrten delectiren / als wel - che ſich ſonderlich gerne umb eines Dings Anfang und Her - kommen bekuͤmmern / wie ſolches denn auch nicht zu ſchelten iſt ꝛc.

Weil aber mein Vornehmen uͤber dieſes Buch anders nichts geweſen / als anzufuͤhren / was practicabel oder nicht / und was den Glasmachern nuͤtzlich und befoͤrderlich ſeyn kan; als laſſe ich billig des hochgelehrten Herrn Merrets Beden - cken beruhen / und beruͤhre oder tractire / wie allezeit / alſo auch hier nur dieſes / ſo eigentlich zu der Kunſt und Practic gehoͤ - ret / wie folget:

Erſtlich carpiret Herr Merret den Fallopium recht und wohl / indem ſelber gelaͤugnet / daß das Glas aus der Aſche gemacht werde; welches doch ſo gar manifeſt und offenbahr iſt / daß auch ein ieder / der nur den geringſten Beſcheid davon weiß / ſolches mit Haͤnden greiffen kan; Ja in Hollſtein und Meckelnburg wird faſt nichts als Aſche und gar wenig Sand zum Glas gebraucht: Je mehr nun die Aſche von Saltz bey ſich fuͤhrt / ie mehr kan man zwar Sand zuſetzen / welches dem Glasmeiſter zum Vortheil dienet; je weniger Saltz aber dieſelbe hat / ie weniger Sand kan zugeſchlagen werden: wañ aber die Aſche zu wenig Saltz hat / ſo gibt es ein gar ſtreng - fluͤßiges Glas / und muß man ihm mehr Saltz zuſetzen. Die nun die Aſche von denen Saltz-Siedern / als von Luͤneburgund339uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen. und der gleichen Arten haben koͤnnen / die thun wohl / wann ſie ſolche gebrauchen / denn ſie iſt ſehr reich von Saltz / und kan mehr Sand als alle andere Aſchen vertragen.

Ferner ſetzt Herr Merrett / daß (uͤber andere Eigen - ſchafften) das Saltz / woraus das Glas zuſammen geſetzt / viel zu fix und beſtaͤndig ſey / als daß ſolches / auch durch das allerhefftigſte Feuer ſolte koͤnnen auffgeloͤſet / oder verzehret / oder in die Hoͤhe getrieben und fluͤchtig gemachet werden: dar - auff antworte ich aus der Experientz: daß / wenn der Sand vom Saltz ſo viel hat zu ſich genommen / daß er ſeine behoͤri - ge Geſchmeidigkeit erlangt / ſo laͤſſet er nun und nimmermehr / durch kein Feuer / wie auch ſolches ſeyn mag / ſich wieder da - von treiben noch ſepariren; was aber ein ſolcher Sand uͤbrig von Saltz hat / das kan nicht ſo fix und beſtaͤndig ſeyn / daß es nicht durch eine ſolche Hitze / wie in unſern Glas-oͤfen ge - brauchet wird / ſolte abgeſondert und uͤber ſich getrieben wer - den. Zum Exempel / ich mache eine Compoſition von Kieſel - ſteinen und Pott-Aſche / oder Weinſtein-Saltz / oder Salpe - ter; ich nehme aber des Saltzes zu viel / und ſchmeltze ſolches / und arbeite daſſelbe etwas zu fruͤhe aus; ſo laͤſſet ſich zwar das Saltz gar wohl mit in ein Glas formiren; wann aber ſolche Glaͤſer eine zeitlang in der Lufft ſtehen / ſo zerfallen ſie / wohl gar von ſich ſelber / wird man aber ſolches Glas lang genug in Feuer gehabt haben / ſo wird ſolches nimmermehr geſchehen; wie denn dergleichen das Mecklenburgiſche / Hollſteiniſch-uñ Heßiſche Glas gar zu keinen wohl thun wird / Urſach: weiln mit den ſehr groſſen Feuer das uͤber fluͤßige Saltz alles weg - getrieben und abgeſondert worden / und dieſes kan man ſe - hen / wann nehmlich das Glas wol geſchmoltzen oder in Fluß iſt / ſo flieſſet oben auf das Saltz gantz dicke / welches man ab - ſchoͤpffet und Glas-Galle heiſſet; dieſes ob es wohl ein gantz fixes Saltz / wird gleichwohl durch das uͤbermaͤßige Feuer / wie ein weiſſer Nebel in die Hoͤhe getrieben / (nicht anders / als wenn man den Spiritum Salis treibt) und gleichſam volati -Uuliſirt;340Joh. Kunckels noͤthige Erinnerungenliſirt; denn kein Saltz in der Welt ſo fix iſt / das nicht von die - ſen Feuer ſolte uͤber ſich getrieben / ja als ein Spiritus fluͤchtig gemachet werden; derowegen auch alle Baͤume / die umb ſolche Glashuͤtten herumbſtehen / ſonderlich da ſie die Sultz - oder Saltz-Sieder-Aſche gebrauchen / von dieſem Saltznebel verderben und verdorren muͤſſen; weil ſie nehmlich von den - ſelben uͤberhaͤuffet werden.

Jch will noch ein Experiment beyfuͤgen: man nehme ei - nen Tiegel / der von Glasmacher-Thon gemacht / und mit Glas uͤberzogen iſt / denſelben ſchmeltze man halb voll Glas / welches man genau wieget / wenn dieſes geſchmoltzen / ſo lege man 1. 2. 3. oder mehr Pfund Koch Saltz darauff / und laſſe es etliche Tage / in recht groſſer Hitze ſtehen; ſo wird man be - finden / daß das Saltz alles iſt davon geflogen / ohne daß das Glas im geringſten davon am Gewicht zugenommen; mit rechten reinen Weinſtein-Saltz gehets eben ſo: ſo ich aber ge - meine Pott-Aſche nehme / ſo nimmt das Glas etwas am Ge - wicht zu; denn dieſe Aſche oder Saltz hat eine ſubtile Erde / die behaͤlt ihr Theil Saltz und vitrificirt ſich mit; ſo aber ſelbige recht geſchieden / und durch Solviren und coaguliren gantz rein gemacht / ſo laͤſſet ſie gleichfals kein pondus noch Gewicht hinter ſich / deñ das Glas hat einmal ſo viel / als es zu ſeineꝛ Notthurft bedarff / bey ſich / mehr aber als zu ſeiner Vollkom̃enheit von Noͤthen / nimmt kein Ding in der Natur an / ſondern ſtoͤſſet ſolche auff alle Weiſe wieder von ſich / wie ſolches auch an den Glas zu ſehen; denn ſo daſſelbe mehr Saltz behaͤlt / als es zu ſeiner Proportion von noͤthen / ſo wird es hernach offt auch nur von der bloſſen Lufft und Erden conſumirt oder wieder von einander getrieben und auffgeloͤſet werden.

Sonſt aber hat man Exempel / daß alte Werckſtaͤtte auffgeraͤumet worden / von welchen man / wegen der darauf ſtehenden ſehr alten und groſſen Eychbaͤume / ſo darauff ge - wachſen / hat ſchlieſſen koͤnnen / daß ſolche ſchon vor etlich 100. Jahren341uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen. Jahren verfallen / allwo man doch glaͤſerne Knoͤpffe und andere Dinge von Glas gefunden / die ſo rein und gut noch waren / als wann ſolche nur einen Tag in der Erde gelegen geweſen.

Solcher Geſtalt hat auch Helmont, welcher ſchreibt / daß ſich das Glas in der Erden auffloͤſe / ſo wohl recht als unrecht / und liegt nur hieran / daß Helmont nicht diſtinguirt / und die - ſen Unterſcheid nimmt / daß nehmlich das Glas / welches ſich auff dergleichen Weiſe conſumirt, zu viel Saltz hat und haben muͤſſe; wo aber dieſes nicht / ſo vergehet auch das Glas (welches ſein rechtes Tempo und Proportion hat) nimmer - mehr.

Sonſt iſt das Experiment von Helmont gaͤntzlich wahr / da er ſpricht / wann das Glas mit noch ſo ſchweer Sal alkali verſetzet und geſchmoltzen werde / daß es ſich hernach in einen Waſſer auffloͤſe und ſeine terram durch ein acidum, als Spiri - tum nitri oder aqva regis, faͤllen und præcipitiren laſſe.

Daß aber unſer Merrett hierinnen gedenckt / es laſſe ſich nach der erſten Schmeltzung / weder das Eyſen / noch der Talck / noch der Salmiac / noch der ebenfalls unter die Me - talle gerechnete Mercurius, noch das in die mittel-mineralia ge - ſetzte aurumpigment, im Feuer nicht wieder / noch zum andern mahl ſchmeltzen / weiß ich nicht wer ihn dergleichen uͤberredet / antworte aber darauff mit billiger Beſcheiden heit alſo:

Erſtlich iſt ja genugſam bekannt / daß alles geſchmiedete und gegoſſene alte Eyſen / auff den Eyſen-Wercken wieder umbgeſchmoltzen und zu Gutte gemacht wird; wers nicht glauben will / der kan es daſelbſt leicht ſehen und erfahren; der Talck aber / wenn er mit Weinſtein-Saltz verſetzt / und unter die Compoſition des Glaſes gemiſchet wird / ſchmiltzt er im Glas-Ofen gar leicht: was den Mercurium betrifft / iſt ſolcher zwar ein rechtes Metalliſches Waſſer / ſo aber derſelbe einmal oder etliche mit oleum vitrioli uͤbergoſſen / und ſolches wiederU u ijdavon342Joh. Kunckels noͤthige Erinnerungendavon abgezogen wird / ſo ſchmeltzt er eine geraume Zeit im Feuer / und ſiehet im Tiegel wie ein Blut / ſo man ihn ferner in einen Einguß geuſt / ſo ſiehet er wie ein weiſſes Saltz / wann man aber ſolchen ins Waſſer wirfft / ſo ſolvirt ſich das Saltz davon / und bleibet der Mercurius ſehr ſchoͤn gelb / wie der Tur - beth Minerale &c. Der Salmiac iſt ein Sal artificiale, und fleucht vor ſich ſelbſt das Feuer / iedoch / wann ſein Sal urinoſæ von ihn geſchieden / ſo bleibt gleichfalls auch ein fixes Saltz / welches im Feuer wie Waſſer fleuſt / und andere Dinge mit fluͤßig macht ꝛc.

Was das aurum pigment betrifft / ſo iſt von denſelben faſt einem ieden Chymico bekannt / daß ſolches leicht im Glas zu - ſammen flieſſe; wobey ſich denn auch ein Theil auffſublimirt / an der Coleur nicht anders / als die ſchoͤnſten Rubinkoͤrner / welcher ſich denn die Wachspoſirer / zur Ausziehrung ihrer Bilder zu bedienen wiſſen; ſo aber das aurumpigment zu ſtarck Feuer kriegt / ſo fleuget ſelbiges gantzlich / biß auff eine wenige Terra davon / welche / ſo man ſolche unter die Compoſition ei - nes Glaſes miſcht / eine Hyacinthfarbe in denſelben nach ſich laͤſſet.

Den Unterſchied des Glaſes und Metalls laſſe ich aller - dings pasſiren / denn das Glas iſt freylich nichts als ein zuſam - mengeſetzter Stein / da aus vielen Sandkoͤrnern eines / und durch das Saltz / ſo lange es in der Hitze / zur Geſchmeidigkeit gebracht wird / wann es aber wieder kalt / ſo iſt es ein durch - ſichtiger Stein / der allen Zufaͤllen der Steine unterworf - fen.

Was die Geſchmeidigkeit des Glaſes betrifft / laſſe ich ei - nen ieden davon glauben was er will / halte aber meines Theils davor / daß dergleichen niemals in Rerum Natura ge - weſen; dieſes aber glaube ich / daß wohl etwas / ſo dem Glas (dem Geſicht und Anſehen nach) gleich und aͤhnlich / welches ſich doch biegen und haͤmmern laͤſſet / koͤnte gefunden oder be -reitet343uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen. reitet werden; wie mir denn dergleichen ſelbſt bewuſt / ja ich will einen gantz durchſichtigen Becher aus den Silber ma - chen / welcher ſich doch mit allerhand Figuren ſoll ſtechen und graben / ja guten Theils haͤmmern laſſen.

Hier wird vielleicht bald einer ſagen / es waͤre nichts neues eine Luna Cornua zu machen; aber verſuch es zu erſt / und bringe es mit ſolcher Klarheit oder Durchſichtigkeit in die Forme eines Bechers / daß man den Wein und Bier dar - inn erkennen kan; du wirſt gewiß noch neues genug daran finden.

Welche aber in dieſer Meinung ſtecken / nehmlich / daß ein ſolcher / der den Lapidem Philoſophorum hat / auch das Glas geſchmeidig machen koͤñe / die haben keinen Grund. Jch will aber nur dieſes ſagen: Entweder der Lapis Philoſopho - rum iſt nie in Rerum Natura geweſen / oder es muͤſte ja etwan einer ein Gedaͤchtniß von einem ſolchen Wunder-Glas hinter ſich gelaſſen haben / weiln man doch noch wol andere Spuh - ren von dieſem Stein findet; ich ſolte auch meinen / daß Theo - phraſtus, dem die Natur gewiß mehr bekannt geweſt / als wol vielleicht hundert derjenigen / die ihn meiſtern und carpiren; ja der bißhero auch wenig ſeines gleichen gehabt / ſolte es etwan auch gewuſt und davon geſchrieben oder Nachricht ge - geben haben.

Unſer Commentator, Herr D. Merrett / ſetzet unter an - dern aus dem Libavio, es haͤtte derſelbe angemercket / daß die Glasmacher meiſtentheils bleich / ungeſund und kurtzen Le - bens waͤren; auch von Wein und Bier gar leichte truncken wuͤrden: Darauff berichte ich J. K. der ich von Jugend auff bey und umb ſie er zogen / daß ich ſie / die Glaßmacher / eine Art der haͤrteſten und geſundeſten Leute / die faſt ſeyn koͤnnen / be - funden / ja aus langwuͤrigen Umbgang mit ihnen / ange - merckt habe / daß ſelten einer jung ſtirbt / und daß ihnen keine Travallien / weder von Hitze noch Kaͤlte zu ſchwer fallen / alsU u iijwelche344Joh. Kunckels noͤthige Erinnerungenwelche ſie faſt mehr denn alle andere Menſchen ausſtehen und leichte vertragen koͤnnen ꝛc. Was den Trunck betrifft / ſo wird freylich einer leichte vor den andern truncken / dieweiln er vielleicht groͤſſere und ſtaͤrckere Zuͤge thut / ſonſt aber koͤñen ſie / wie bekannt / hierinnen ihren Mann meiſterlich beſtehen / und nach der beſten Weiſe Beſcheid thun und aus halten.

Was ſonſt Merrettus von dem Saltz / als auch von dem Holtz / ſo zum Glasmachen gehoͤret / und am beſten dienlichen iſt / gedencket; habe ich allbereit zum oͤfftern in meinen An - merckungen uͤber den Neridavon erwehnet; nemlich daß al - le ausgelaugte Saltze / nach ihrer rechten Reinigung einer - ley ſeyn. Das Holtz betreffend / ſo iſt Buͤchen / Erlen und Bircken das beſte; trocken Fichten - und Kuͤffern-Holtz / kan in Manglung des andern auch pasſiren / das Eychen aber iſt hier zu ungeſchickt ꝛc.

Von den Caobald oder Zaffera (auch unſerer teutſchen Magneſia) habe ich auch genugſame Erklaͤrung gethan / und zwar vornehmlich / weiln dem Herrn Merrett umb ſolches zu wiſſen ſonderlich angelegen geweſen.

Es wird auch von Herrn Merrett erwehnet / daß das Kupffer unter dem Hammer ſich am meiſten ausdehne / auch die malleabilitaͤt an Gold und Silber befoͤrdere / und dahero von denen Muͤntzern zugeſchlagen werde; Jtem daß man ſol - ches bey einen maͤßigen Feuer ſchmeltzen koͤnne ꝛc. Nun iſt allen Muͤntzern und Silber-Schmieden bekannt / wie leicht ſich das feine Gold und Silber haͤmmern / dehnen und zie - hen laſſe; wie viel haͤrter es aber wird / wañ denenſelben Kupf - fer zugeſetzt wird / und wie ſo viel ſchwerer und uͤbler es ſich alsdenn treiben laſſe / das wiſſen ſie auch; Ja daß das Kupf - fer / naͤchſt dem Eyſen / das ſtaͤrckſte Schmeltzfeuer haben will / und ſich von keiner geringen Hitze ſchmeltzen laſſe / wird ohne Zweiffel allen denen / die Metalle geſchmoltzen haben / bekañt ſeyn.

Weiter345uͤber die Merrettiſchen Anmerckungen.

Weiter gedenckt Herr Merrett / in ſeinen Anmerckun - gen uͤber das 58. Capitel / daß das Bley allein im Glas un - terſincke / da hingegen alle andere Metalle in demſelben uͤber ſich ſchwimmen; mich aber hat die Erfahrung gelehret / daß alle Metalle im Glafe zu Boden ſincken / und daß daſſelbe nichts als die ungeſchmoltzenen Steine uͤber ſich in die Hoͤhe wirfft; daß aber das Bley / vor andern Metallen / die Toͤpffe und Tiegel durchbohret / iſt ſeines Saltzes vor andern Me - tallen ſchuld; welches immer zu ſo viel von der Terra des Tie - gels ſolvirt / biß es ihn durchgebohret. So aber des Bleyes zu wenig / ſo nimmt es von der terra des Tiegels / auf der Stel - le da es liegt / ſo viel es zu ſeiner vitrification noͤthig / und faͤngt nur an / den Boden zu durchbohren: denn / weiln des Bleyes nicht genug da iſt / ſo kans auch nicht gar durchkommen; das Kupffer thut eben dergleichen. Von dem Bley-Glas wer - den die Tiegel gleichfalls angegriffen / zerfreſſen und ver der - bet; ſolches geſchicht aber darumb / weiln daſſelbe mehr Sand bedarff als es hat; wann mans aber mit Sand gnugſam - berſetzt / ſo geſchicht es nicht / welches ich gnugſam probirt und warhafftig befunden.

Was in eben dieſem Capitel Herr Merrett aus dem Por - ta ſagt / nehmlich: wann man das Silber ſolvire / mit Kupffer præcipitire / und etliche Tage im Glas-Ofen ſetze / ſolches als - denn in einen natuͤrlichen Smaragd verwandelt werden ſoll; iſt gantz falſch und der Warheit / auch aller experientz zu - wider; ingleichen iſt auch falſch dieſes / daß das Gold die Auff - blehung des Glaſes verhindern ſoll; zwar macht das Gold keine Auffblehung / ſondern wann es unter das Glas ge - than wird / ſo ſchmiltzts und geht zu Grund / verhindert aber das Auffblehen des Glaſes auff keinerley Weiſe / man mags gleich vor / oder mit / oder nach der Materia die auffblehend macht / dazu thun; welches einem ieden die Erfahrung bekraͤf - tigen wird.

Weiln346Joh. Kunckels noͤthige Erinnerungen

Weiln endlich auch unſer Herr Merrett unterſchiedene Authores, uud ihre Manier oder Doſin / das Glas und die Edelgeſteine zu machen / anfuͤhret; ſelbige aber allezeit Bley oder Minie zu ihren Glas oder ſo genannten nachgekuͤnſtelten Steinen thun; auch ein Theil ihrer Proportion recht abge - ſchmack und alber herauskommt / als wuͤrde es viel Muͤhe und vergebliche Worte ſetzen / ſolches zu wiederhohlen / indem ich vorhin ſchon droben bey unſern auffrichtigen Authore den Neri, alles dieſes weitlaͤufftig angefuͤhret / und voͤllig ge - wieſen / worauff auch ein ieder ſich ſicher und gewiß verlaſſen kan / als wuͤrde es / ſage ich / wenig nutzen / wann ich ſolches nochmal vergeblich wieder hohlen ſolte; weiln ich mich allhier ohne diß in allen / wie der Warheit / alſo auch der Kuͤrtze be - flieſſen / hoffe der Kunſt - und Gunſt-geneigte Leſer wird mich deßwegen entſchuldigen / und mit dieſen vor dißmahl vor Lieb nehmen; als der ich in uͤbrigen einem ieden nach Stands - Gebuͤhr / muͤglichſten Fleiſſes auffrichtig zu dienen verharre.

J. K.

Folget347

Folget zum Beſchluß dieſes erſten Theils Meiner Glas-Kunſt / eine kurtze und uͤberaus nuͤtz - liche Manier / wie man die beſten Saltze / welche die Glas - macher zu ihren feinſten Gutt gebrauchen / und von noͤthen haben / an ſtatt der weithergebrachten Materialien / als Soda Hiſpanica, Pulviſculo. Syriſche oder Levantiſche Aſche und dergleichen / auff einen leichten und gantz kurtzen Weg / und gleichwohl eben ſo ſchoͤn und noch ſchoͤner und reiner / auch ſehr wenig Unkoſten / an allen Orten und Enden / in Teutſchland in der Maͤnge erlangen und machen / oder zurichten koͤnne und moͤge.

WAnn ich dieſes Compendium, zu Ende meiner Anmerckungen uͤber den Neri, nicht verſprochen haͤtte / ſo wolte ich es fuͤrwahr lieber zuruͤcke laſſen / und weiter ſpahren / indem es ein mehrers hunter ſich hat / als mancher dencket / ich auch ohne diß hierinnen ſchon ſo viel Dinge erklaͤret / und Compendia vorgebracht / die das Buch vielfach bezahlen. Weil ichs aber zugeſagt / ſo muß ichs halten ꝛc. Wer denmach das feinſte Saltz zum Glasmachen / compendioſe und auff die beſte Weiſe zu machen verlangt; Der iſt erſtlich an keinen Ort in Deutſch - land deßwegen gebunden / weiln alle Vegetabilia, es ſeyn Baͤume / Stau - den / Hecken / Kraͤuter ꝛc. nach ihrer Deſtruction, oder wann ſie mit Feuer zu Aſchen verbrannt / einerley Saͤltze geben und beweiſen; wiewohl ei - nes mehr als das andere. Siehe derowegen nur zu / daß du Aſche be - kommſt / ſie ſeye von Eichen / Buͤchen / Erlen / Buͤrcken / Fichten / oder Kuͤfern Holtz ꝛc. es ſeyen / Hecken / Kraͤuter / was auff den Feld waͤchſt / und zum Brennen taugt ꝛc. oder was du vor Aſche bekommen kanſt; du brenneſt ſie ſelber / oder laͤſſeſt ſie brennen; du bekommſt und kauffſt ſolche von Buͤrgern oder von Bauren / wie ſie ſelbige in ihren Kachel-Oefen / Feuerheerden / oder unter der Braupfannen brennen ꝛc. wanns nur A - ſchen iſt.

Nimm / ſage ich / ſolche Aſche / ſchlage ſie auff eine groſſe huͤltzerne Butte / da unten eine Stellung von Stroh / wie die Bierbrauer zu thun pflegen / gemacht iſt: auff ſolches Strohſchuͤtte / wie gedacht / deine Aſche / nur muß unter der Stellung am Boden / ſeitwerts des Faſſes / ein Zapf - fen-Loch ſeyn. Wann dieſes nun alles bereitet / ſo gieſſet man Waſſer auff die Aſche / und laͤſſet ſie wohl durchziehen / biß endlich das Waſſer - ber die Aſche gehet; ſolche laͤſſet man eine Nacht ſtehen / denn ziehet man den Zapffen unten heraus / und laͤſſet die Lauge in ein druntergeſtelltesX xFaß348Eine Manier / die beſten SaltzeFaß lauffen / iſt ſelbige truͤb / muß mans nochmahl oben druͤber gieſſen / biß ſo lange ſie ſchoͤne / helle und gelbe durchlaͤufft.

Wann das geſchehen / ſo gieſſet man nach Proportion, als das Faß groß / und der Aſche viel iſt / noch etwas Waſſer hernach / dieſe ſtarcke Lauge bewahret man in einen beſondern Kuͤbel / und gieſſet wieder von neuen Waſſer auff die Aſche / biß ſelbiges daruͤber geht / laͤſſets auch wieder uͤber Nacht und laͤnger ſtehen / und zapfft es endlich ab; dieſes iſt eine ſchwache Lauge / die gieſſet man an ſtatt Waſſers wieder uͤber friſche A - ſche / ſo kan nichts von Saltz umbkommen / ſondern wird alles zu Nutze gemacht / die zuruͤck-gebliebene ausgelaugte Aſche dienet hernach ſonder - lich die Felder zu bedingen / als wozu ſie faſt noch eines ihr Geld verdienet.

Dieſer Laugen nun macht man ſo viel als man will; wann man aber derſelben genug hat / ſo muß man einen von ſtarcken Eyſen geſchm[i]- deten / oder welches beſſer / gegoſſenen Keſſel haben / welcher faſt nach Art / wie die Waſchkeſſel der Weiber / muß eingemau - ret ſeyn. Jn denſelben wird die Lauge gegoſſen / doch daß der Keſſel nur den dritten Theil voll iſt / auff ſelbige Mauer nun (in welche der Keſſel eingefaſt) wird ein hoͤltzern Faͤßgen mit Laugen angefuͤllet geſtellt / welches an der Seite ein Zapffloͤchlein hat / darein man einen Zapffen ſtecket / welchen man ſo weit auszeucht / daß an den Hah - nen / die Lauge / wie ein ſtarcker Stroh-Halm dick herunter in den Keſſel lauffe; wie beygefuͤgte Figur genugſam ausweiſet. Wann nun die Lau - ge im Kochen iſt / ſo ziehet man das Zaͤpfflein von Faͤßgen / wie gemeldet / ſo weit / daß es allezeit wie ein dicker Stroh-Halm / in die unten-kochende Lauge / die im Keſſel iſt / laufft / oder ſo der Keſſel gar groß / ſo muß es auch ſtaͤrcker lauffen / denn es muß allezeit ſo viel Lauge hinein lauffen / als Waſ - ſer heraus raucht; doch muß man ſich in der erſt vorſehen / daß die Lauge nicht uͤberlauffe / welches ſie ſonſt gerne mit dem erſten Kochen zu thun pflegt; wo aber ſolches geſchehen wolte / muß man nur kalte Lauge nach - gieſſen / und das Feuer etwas maͤßigen ꝛc.

Dieſe Lauge nun laͤſſet man gemachſam und nach Proportion des Keſſels / gantz zu einen trocknen Saltz einkochen / und wann es kalt wor - den / ſo ſchlaͤget man / was ſich nicht ſelber abgeloͤſet / mit einen Eyſern Meyſel aus dem Keſſel / und verfaͤhret von neuen / biß man genug hat.

Wann man nun dieſes ſchwartz-grauen Saltzes ſo viel beyſammen hat / als man noͤthig oder die Muͤhe verlohnt; ſo wird es in einen dazuge - machten beqvemen Calcinir-Ofen / wie gleichfalls beygefuͤgte Figur aus -weiſet /

[figure]

349an ſtatt der Soda etc. zu bereiten. weiſet / gethan / alsdenn nach und nach Feuer gegeben / doch daß das Saltz nicht ſchmeltzt / ſondern durch und durch wohl gluͤe. Will man nun wiſſen / ob das Saltz durch und durch gut und rein / oder genugſam calcinirt; ſo nimmt man eines von denen groͤſten Stuͤcken heraus / laͤſſets kalt werden / und ſchlaͤgts alsdenn von einander; iſt das Stuͤck nun innen wie auſſen gantz weiß / ſo iſts ein Zeichen / daß es recht und gut / wo aber nicht / ſo muß mans laͤnger calcioniren / ſo wird es ſchoͤn weiß / und zum Theil von der Hitze etwas blaulicht; dieſes Saltzes kan man ſo viel Cent - ner machen als man will / und giebt auch nur zum erſtenmahl mit Verſe - tzung eines reinen Sandes / ein ſehr fein und ſchoͤn Glas.

Will mans aber noch feiner haben / ſo kan man ſolches nochmahl ſolviren / die klare Lauge erſtlich oben abſchoͤpffen / das andere aber durch einen Filtz gieſſen / und wieder einkochen und calcioniren. Je oͤffter nun dieſes Solviren / Coaguliren und Calcioniren geſchicht / jemehr wird das Saltz von ſeiner Jrrdigkeit gereiniget / ja es kan ſo klar gemacht werden als ein Cryſtall / und weiß als Schnee; alſo daß man auff ſolche Weiſe / ein weit ſchoͤner und klaͤrer Glas oder Cryſtall daraus verferti - gen kan / als aus allen fremden Pulviſculis, Sodis und dergleichen weit hergebrachten Materien / wie ich ſolches genugſam aus der Erfahrung befunden und demonſtriren kan / auch dieſes bey einem ieden / der meiner Lehr und Angebungen folget / die Erfahrung beſtaͤttigen wird.

X x ijErklaͤ -350Erklaͤrung der Kupffer zumLaugen und Saltz machen.

Erklaͤrung der Kupffer / zum Laugen - und Saltz-machen.

Fig. 1.
  • A. Jſt das hoͤltzerne Faß / welches auff der Mauer / ſo umb den Keſſel gemacht / ſtehet / und worein die Lauge gethan / auch woraus ſie in den Keſſel laͤufft.
  • B. Jſt der hoͤltzerne Zapffen / welcher ſo weit ausgezogen wird / daß die Lauge C. einen Stroh-Halm / und nach Befindung was ſtaͤrcker hinunter in den Keſſel laͤuft.
  • D. Jſt der eyſerne Keſſel.
  • E. Jſt die dicke Mauer umb den Keſſel.
  • F. Jſt das Loch zum Holtz-einſchieren.
  • G. Jſt ein Lufftloch an der Seite in der Mauer / damit das Feuer deſto beſſer brennen kan.
  • H. Jſt die Gelte / damit man die Lauge in das Faͤßgen A. gieſ - ſet.
  • I. Jſt die Buͤtte / darinnen die Aſche iſt / und woraus die Lau - ge in das Faß K. laͤufft.
Fig. 2.
  • A. Jſt der Calcionier-Ofen des Saltzes.
  • B. Jſt das Loch / wo das Holtz eingeſchuͤret wird.
  • C. Jſt / wo die Flamme in die Hoͤhe geht.
  • D. Jſt der Heerd / da das Saltz auffgeſchuͤttet wird.
  • E. Jſt das Mundloch am Ofen / vor welchen ein Kerl ſtehet / der das Saltz offt ruͤhren muß.

HJemit / Kunſt - und Gunſt-geneigter Leſer / beſchlieſſe ich voͤllig den er - ſten Theil meiner Glas-Kunſt / mit Bitte / meine Muͤh und gute in - tention dir gefallen zu laſſen / und verſichert zu ſeyn / daß ich mich hierinnen nichts mehrers / als deines Nutzen / und der einfaͤltigen Warheit beflieſſen / auch ferner befleißigen werde / biß an mein

ENDE.

Das Regiſter und Jnhalt der Capitel / in Anthonii Neri Glas-Kunſt / Als erſten Theil dieſes Wercks.

Capitel.
  • 1. Wie das Saltz aus den Puͤlverlein Rochetta auszuziehen.
  • 2. Die Fritta des Cryſtalls zu machen.
  • 3. Eine andere Weis das Saltz auszuziehen.
  • 4. Von der guͤldenen Farb im Cryſtall.
  • 5. Wie das Saltz aus dem Fahrenkraut zu ziehen.
  • 6. Ein ander Saltz zu machen.
  • 7. Ein ander Saltz zum Cryſtall.
  • 8. Wie die gewoͤhnliche Fritta zu machen.
  • 9. Das allervollkommenſte Cryſtall zu machen.
  • 10. Daß das Glas noch Cryſtalliniſcher werde.
  • 11. Das Weinſtein-Saltz zu reinigen.
  • 12. Wie die Zaffera zu præpariren ſeye.
  • 13. Die Magneſie zu præpariren.
  • 14. Wie das Ferrettum Hiſpanicum zu machen.
  • 15. Eine andere Art das Ferrettum zu machen.
  • 16. Wie ein Crocus Martis zu bereiten.
  • 17. Eine andere Manier den Crocum Martis zu machen.
  • 18. Der Crocus Martis noch auff eine andere Weis.
  • 19. Die beſte Art den Crocum Martis zu bereiten.
  • 20. Das Zitter - oder Knitter-Kupffer zu calciniren.
  • 21. Das Zitter-Kupffer auff eine andere Art / zu mancherley Farben zu calciniren.
  • 22. Die Meerwaſſer-Farb zu machen.
  • 23. Eine blaue Farb zu machen.
  • 24. Ein rothes Pulver zu den Farben.
  • 25. Das Kupffer dreymahl zu calciniren.
  • 26. Die Meerwaſſer-Farb auff Cryſtall.
  • 27. Allgemeine Anmerckungen.
  • 28. Das Kupffer anders zu calciniren.
  • 29. Eine ſchoͤne Meerwaſſer-Farb.
  • 30. Eben dieſelbige Farb / mit geringern Unkoſten.
(C) 31. EbenDas Regiſter und Jnhalt der Capitel /
  • 31. Eben dieſelbe Farb noch beſſer.
  • 32. Eine gruͤne Smaragd-Farben Glas.
  • 33. Eben dieſelbe noch ſchoͤner.
  • 34. Eine andere noch beſſere.
  • 35. Die allerbeſte gruͤne Farb.
  • 36. Eine blaue Kornblumen - oder Tuͤrckiß-Farb.
  • 37. Der Jnnhalt des andern Buchs.
  • 38. Ein Aqva fort oder Scheidwaſſer zu machen.
  • 39. Wie das Vitriol zu reinigen.
  • 40. Ein Aqva Regis zu machen.
  • 41. Den Weinſtein zu brennen.
  • 42. Wie ein Calcedonier zu machen.
  • 43. Calcedonier einer andern Art.
  • 44. Die dritte Art des Calcedoniers.
  • 45. Des dritten Buchs Jnnhalt.
  • 46. Eine guͤldene Glas-Farbe zu machen.
  • 47. Eine Granat-Farb.
  • 48. Eine Amethyſten-Farb.
  • 49. Eine Sapphir-Farbe.
  • 50. Eine ſchoͤnere Sapphir-Farb.
  • 51. Eine ſchwartze Farb.
  • 52. Eine andere ſchoͤnere.
  • 53. Noch eine andere die allerſchoͤneſte.
  • 54. Eine Milch-Farb.
  • 55. Eine andere ſchoͤnere.
  • 56. Eine Marmerfarb.
  • 57. Eine Pfirſchenbluͤth-Farb / auff Milchfarb.
  • 58. Eine voͤllige rothe Farb.
  • 59. Das Berg-Cryſtall.
  • 60. Eine Perlein-Farb auff Cryſtall.
  • 61. Des 4. Buches Jnnhalt.
  • 62. Das Bley zu calciniren.
  • 63. Das Bleyglas zu machen.
  • 64. Eine Manier dieſes Glas zu verarbeiten.
  • 65. Das Bleyglas mit Smaragd-Farb zu tingiren.
  • 66. Eine andere Smaragd-gruͤne Farb.
  • 67. Eine Topaſier-Farb im Bleyglas.
  • 68. Eine blaue oder Meerwaſſer-Farb.
69. Ei -in Anthonii Neri Glas-Kunſt.
  • 69. Eine Granaten-Farb.
  • 70. Eine Sapphir-Farb.
  • 71. Eine Gold-Farb.
  • 72. Eine Laſurſtein-Farb.
  • 73. Eine Nattern-Farb im Cryſtall.
  • 74. Ein Balaſſen-Topas-Rubin-Farb ꝛc.
  • 75. Der Jnhalt des fuͤnfften Buchs.
  • 76. Das Berg-Cryſtall zu præpariren.
  • 77. Einen Orientaliſchen Smaragd zu machen.
  • 78. Einen noch voͤlligern Smaragd zu machen.
  • 79. Eine ſchoͤne Smaragden-Paſta.
  • 80. Noch ein anderer / der allerſchoͤnſten Smaragd.
  • 81. Einen Orientaliſchen Topas zu machen.
  • 82. Einen Orientaliſchen Chryſolit zu machen.
  • 83. Eine Himmelfarb zu machen.
  • 84. Eine Violenblaue Himmelfarb.
  • 85. Einen Orientaliſchen Sapphir zu machen.
  • 86. Ein Sapphir mit einer voͤlligen Farb.
  • 87. Einen Orientaliſchen Granat zu machen.
  • 88. Eben ſolchen noch voͤlliger.
  • 89. Noch ein ſchoͤnerer Granat.
  • 90. Erinnerungen / betreffend die Farben und deroſelben Paſten.
  • 91. Eine Manier / ſolche Paſten zu machen.
  • 92. Einer andere und beſſeren Weiß.
  • 93. Der Jnnhalt des ſechſten Buchs.
  • (Glas.
  • 94. Ein Milch-weiſſes Encauſtum, geſchmeltzte Arbeit / oder Schmeltz -
  • 95. Eine geſchmeltzte Arbeit / auff Tuͤrckiß-Farb.
  • 96. Eine blaugeſchmeltzte Arbeit.
  • 97. Eine gruͤngeſchmeltzte Arbeit.
  • 98. Dergleichen eine andere Gruͤne.
  • 99. Eben dergleichen noch anders.
  • 100. Eine ſchwartze Schmeltz-Arbeit.
  • 101. Eben dieſe anders.
  • 102. Eben dieſes noch anders.
  • 103. Eine Purpur-Smalte.
  • 104. Ein ander Purpur-Schmeltz-Werck.
  • 105. Ein gelbes Schmeltzwerck.
  • 106. Ein blaues Schmeltzwerck.
  • 107. Ein Viol-faͤrbiges Schmeltzwerck
(C) ij108.Regiſter der Cap. in Anthonii Neri Glas-Kunſt.
  • 108. Gelbe Primenkraut-Blumen Lacca.
  • 109. Wie die Lacca aus den Kraͤutern und Blumen zu extrahiren.
  • 110. Eben dieſes auff eine andere Weiß.
  • 111. Eine blaue teutſche Farb.
  • 112. Dem Tuͤrckiß ſeine natuͤrliche Farb wieder zu erſetzen.
  • 113. Eine Spiegel-Mixtur.
  • 114. Eine Art die Kugeln zu faͤrben.
  • 115. Die Kornblumen oder Ultramarinfarb.
  • 116. Die Kermeſin-Lacca fuͤr die Mahler.
  • 117. Die Kermeſin-Farb auszuziehen.
  • 118. Eine Lacca aus dem Braſilien-Holtz / und Faͤrber-Roͤthe.
  • 119. Kermeſin-Lacca aus den Kermeß-Beeren.
  • 120. Eine durchſcheinende rothe Farb auff Glas.
  • 121. Eine Blut-rothe Farb.
  • 122. Die Balaß-Farb.
  • 123. Die Animam Saturni zu extrahiren.
  • 124. Eine Roſenfarbige Smalte / Roſichiero genannt.
  • 125. Ein Roſenfarbiges Schmeltzwerck auff das Gold.
  • 126. Den Schwefel zu figiren.
  • 127. Ein Blut-rothes Glas zu machen.
  • 128. Ein anderes Roſenfarbiges Schmeltzwerck.
  • 129. Cine durchſichtige rothe Farb.
  • 130. Den Schwefel zum Golde zu figiren.
  • 131. Vom Kupffer-Vitriol.
  • 132. Den Kupffer-Vitriol ohne Corroſiv zu machen.
  • 133. Noch mehr vom Kupffer-Vitriol.

Die Anmerckungen Joh. Kunckels / folgen allezeit nach ieden Buch / zu Ende aber des ſiebenden Buchs iſt beygefuͤgt eine ſonderbare Zugabe / darinnen Unterweiſung und Anleitung gegeben wird / wie ſo wol die Glaͤſer als Fluͤſſe oder kuͤnſtl. Edelgeſteine zu mehrerer perfection und Haͤrte / weder ſie Ant. Neri lehret / zuzurichten / item wie man die Doubleten nach der beſten Weiſe machen / und alſobald erkennen ſoll. Hierauff folgen Herr C. Merretti gelehrte und ziemlich weitlaͤufftige An - merckungen / und zu Ende dererſelben wiederumb Joh. Kunckels nuͤtzlich - und noͤthige Erinnerungen daruͤber / mit einen Anhang / wie man das Saltz zum Glasmachen nach der beſten Weiſe copieus und compendioͤs an allen Orten und Enden Teutſchlands fuͤglich / und mit wenigen Unkoſten machen ſoll. Und ſo viel von dem erſten Theil der Glas-Kunſt.

[1]

Johann Kunckels / Churfuͤrſtl. Brand. wuͤrcklich-beſtalten geheimden Cammerdieners / ARTIS VITRARIÆ EXPERIMENTALIS PARS SECUNDA, Oder Zweyter Theil Der vollſtaͤndigen Glasmacher-Kunſt / in dreyen ſonderlichen Buͤchern beſtehend / Deren das I. umbſtaͤndig / 1. von Glasbrennen / Vergulden und Schilde-mahlen / 2. von feinen Glaſurwercken / und 3. von allerhand nuͤtzlichen bißhero wenig bekannten / denen Glas - und andern Mahlern ſehr dienlichen / licht - und braunen Spicc-Therbentin und Lacc-Fuͤrniſſen / auch wie ſolche zu vielen ſchoͤnen Dingen nuͤtzlich zu gebrauchen / handelt / nebſt vielen andern Curieuſitaͤten / die ſaͤmtlich in 100. Experimenten beſtehen / Samt einer Zugabe / wie man den ſehr ſchoͤnen Nuͤrnbergi - ſchen Gold-Strau-Glantz aus allen Metallen machen und bereiten ſoll. JmII. wird voͤlliger Nachricht von der Kunſtreichen und aller ſchoͤn - ſten weiſſen und bunten Hollaͤndiſchen Toͤpffer-Glaſur und Mahlerey (von einigen Barcellan-Arbeit genannt) ertheilet / beſtehend in 60. Experimenten / und gleichfalls einer Zugabe von dem zierlichen und accuraten kleinen Glas-blaſen / ſo bey der Lampen geſchicht / und wie dergleichen modus anderwaͤrts nuͤtzlich zu gebrauchen. Das III. aber / ſo in 50. ſonderbaren Experimenten beſtehet / handelt vornehmlich / wie man allerley Kraͤuter und Vegetabilien in Silber abgieſſen / item den Gipß faͤrben und tractiren / Tuͤrckiſch-Papier / ſchwartze Schreibtafeln ꝛc. ꝛc. und viel andere nuͤtzliche Dinge bereiten und zu wege bringen ſoll. Wobeyzum Beſchluß deſſelben eine vortheilhaffte Flaſchen-Forme vor die Glas - macher / die ſich uͤber 1000. mahl veraͤndern laͤſſet / beſchrieben und in Kupffer vorgeſtellet wird. Endlich iſt ein ſonderbahrer Anhang (ſo aus den Engliſchen uͤberſetzet) mit beyge - fuͤget / in wilchen von allen natuͤrlichen Edelgeſteinen / ein faſt voͤlliger Unterricht begriffen / auch gleich - falls einige ſonderbare Nachkuͤnſtlungen gezeiget werden / allen Feuer-Glas - und Farben - Kuͤnſtlern / auch Jubilier und Gold-Schmieden / item Mahlern / Toͤpffern / und vielen anderu Kuͤnſtlern und Me - chanicis zu ſonderbaren Nutzen aus gewiſſer Erfahrung auffs kuͤrtzeſt und ein - faͤltigſte beſchrieben und vorgeſtellet. Mit Roͤm Kaͤyſ. Maj. und Churf. S. Durchl. allergnaͤdigſt und gn. ertheilten Privil. Franckfurt und Leipzig / auff Koſten des Autoris, Anno 1679.

[2][3]An den Leſer.
Geliebter und Curieuſer Leſer.

JCh ſtelle dir hier fuͤr (nebſt dem erſten und Haupt-Theil) den zweyten Theil meiner vollſtaͤndigen Glasmacher-Kunſt / und dieſer zweyte Theil haͤlt wieder in ſich drey Buͤcher:

Das erſte von denenſelben / welches

  • I. Vom Glas-brennen / Glas-verguͤlden und Glas - mahlen;
  • II. Von allerhand feinen Toͤpffer Glaſur-Werck;
  • III. Von mancherley kuͤnſtlichen / noch ungemeinen und ſo wohl zur Glas-als andern Mahlereyen und Handthierungen ſehr nuͤtz - lichen Lacc-Therbentin / Spicc - und Leinfuͤrniſſen / auch andern ſonder - baren curieuſen Dingen mehr handelt / und zuſammen in hundert Experimenten /

oder durch die Ubung und Erfahrung beſtaͤttigten Kunſt-Stuͤcklein / und einer Zugabe / wie man den kuͤnſtlichen Nuͤrnbergiſchen Gold-Strau - Glantz machen ſoll / beſtehet / iſt mir aus einer vornehmen und der Kuͤnſte wegen ſehr beruͤhmten Stadt des Reichs / von ſonderlichen Freundes - Handen zukommen: und weil ich in Durchleſung deſſelben befunden / daß es faſt lauter 1. vielen dienliche / 2. zur vollſtaͤndigen Glas-Kunſt mei - ſtentheils nothwendig-gehoͤrige Sachen ſeyn / 3. auch noch niemahls in Druck geſehen worden / als habe ich mich bald reſolvirt / ſolches meiner (damahls vorhabenden) Glas-Kunſt zu inſeriren. Dahero / nach dem ich es mit allen Fleiß / von denen dabey befindlichen Fehlern corrigirt / auch einen kunſtreichen Glasmahler durchſehen laſſen / welcher es vor gar koͤſtlich geachtet / hab ich es / geneigter Leſer / dir hiemit durch den Druck mittheilen und gemein machen wollen.

Der Autor dieſes Tractaͤtleins iſt ſelbſt ein guter Glasmahler ge - weſen / und wie es einige Nachricht gibt / neulich erſt geſtorben / ſeinen Nahmen weiß ich nicht / ohne daß er ſich H. I. S. ſchreibt / daß er aber alles kurtz und einfaͤltig beſchreibt / wirſt du dich hoffentlich nicht irren laſſen. Es ſeynd Experimenta und keine Speculationes, beduͤrffen alſo ſo viel zierliche Umbſtaͤnde nicht / und endlich ſeynd ſolche nur von einen Kuͤnſt - ler / nicht aber von einen Gelehrten beſch rieben worden.

A a a ijDa4An den Leſer.

Da dir nun ja / geliebter Leſer / eins und das andere / von den Glas - mahlen und Brennen zu dunckel und kurtz beſchrieben waͤre / ſo hoffe ich doch / es werde dir ſolches mein dabeygefuͤgtes / als dieſes zweyten Theils Zweytes Buch / handlende Von der Hollaͤndiſchen / kunſtreichen (nach Bar - cellan-Art) weiſſen und bunten Toͤpffer-Blaſur. (beſtehend in LX. Experimenten) Samt noch einer Zugabe oder eigentlichen Bericht Vom kleinen Glas-Blaſen / ſo mit der Lampen geſchicht;

Wo nicht gnugſam / doch ziemlich erleutern: geht dir aber dennoch nicht alles nach Willen an / muſt du gleichwohl / wenn du raiſonabel hand eln wilſt / dem Autor nicht flux die Schuld geben / ſondern geden - cken / daß (welches gar bald geſchicht) auch du es verſehen koͤnnen / und dahero deſto vorſichtiger lernen handeln; ſo viel aber ich und andere mir wiſſend daran probirt und nachgekuͤnſtelt haben / iſt es richtig genug be - funden worden.

Jndem auch ja einige geringe Stuͤckgen dieſen Glasmahler Buͤch - lein einverleibt waͤren / hab ichs doch nicht endern wollen / ſondern ge - dacht / vielleicht ſind einige / denen damit beſſer als mit hoher Sachen ge - dient iſt. Es ſind Experimenta; und gleich wie mancher ein lebendig Zeißgen hoͤher als einen todten Adler ſchaͤtzet / alſo auch iſt mir das ge - ringſte Experiment viel wehrter / als die hoͤchſten Speculationes die kei - nen Grund haben.

Weil ich denn glaube / daß ſich noch viele finden ſollen / die dißfalls mei - ner Religion ſeyn / als habe ich in den zuletztbefindlichen Dritten Buch noch L. dergleichen Allerhand Curieuſer Experimenten, Auch zum Beſchluß dieſes zweyten Theils / Eine vortheilhaffte Flaſchen-Forme / vor die Glasmacher / die ſich etlich 1000. mahl veraͤndern laͤſſet /anfuͤgen5An den Leſer. anfuͤgen wollen / ſindgleich ſolche zur Glas-Kunſt nicht eben alle dienlich / ſo ſeynd ſie doch auch dazu nicht undienlich: auffs wenigſte ſeynd ſie eini - gen / die der Glaskunſt nicht entbehren koͤnnen (wie denn derſelben we - nig ſeyn werden) angenehm / welche ich auch hiermit verſichere / daß es lauter ſolche Sachen ſeyn / die durch meine eigene Hand gegangen / wel - che auch / ob ſie gleich noch ſo gering ſcheinen / (weil ſie die Praxin oder vielmehr die natuͤrliche Warheit zum Grund haben) leichte zu etwas groͤſſers leiten koͤnnen; ja ob auch welche waͤren / die zum Theil vor unnuͤ - tze Dinge zu halten / ſo weiß ich doch / daß das geringſte davon / als ein Ex - periment eine weit mehrere Warheit uñ Nutzen hat / als alle Subtilitaͤten die F. G. in ſeinen Neri, ſo wohl mit Worten als in Figuren vorgeſtellt / wie die Erfahrung endlich beweiſen wird.

Dem aber / der es vor eine Nothwendigkeit haͤlt / dieſe meine wohlge - meinte Aꝛbeit gering zu achtẽ / oder zu verachtẽ der ſoll wiſſen / daß ich ſolche theils ſelber (auſſer daß ich ſage / es ſind Experimenta) niemahls ſehr hoch / oder vielanders als gering geſchaͤtzt / ja daß er hierinnẽ mir nicht ſo ſehr zu wider / ſondern bey nahe einerley Sinnes iſt; Nur bitte ich ihn gleichwol dieſes (er ſey / wer er ſey) er wolle ſich doch großguͤnſtig belieben laſſen / dem gemeinẽ Nutzen etwas beſſers vorzuſtellen / oder biß daſſelbe geſchicht / mit ſeinen Urtheil inne halten; Bringt er aber was beſſers vor / ſo will ich das meinige gerne und willig / ſolts auch offentlich geſchehen / verachten laſſen. Jmmittelſt getroͤſte ich mich meiner guten Intention, welche iſt: durch falſche und betruͤgliche Vorſtellungen / Speculationes oder Pro - cefle niemand umb die edle Zeit / noch umb ſein Geld zu bringen / oder mit Kurtzen zu ſagen:

Niemand zu ſchaden / ſondern hiemit einem ieden Zu nutzen und ergoͤtzen.

Geraͤths nicht wie ich will / was hilffts? Jſts doch wohl groͤſſern Leu - ten alſo gangen; gnug iſts / daß ichs gut gemeint / hab ichs aber getroffen / ſo werde ich nur dardurch gereitzt werden etwas beſſers und nuͤtzlichers / ins kuͤnfftige zu publiciren; und mit dieſer warhafftigen Vertroͤſtung will ich auch den geneigten Leſer der Goͤttlichen alle Morgen neuen Guͤte und Treue empfohlen haben.

J. K.

A a a 3Jnhalts -

Jnhalts-Regiſter dieſes erſten Buchs / Des andern Theils / von der Glas-Kunſt / handlende vom Glas-Brennen / Vergulden und Mahlen / und andern Curieuſitaͤten.

  • I. Wie man das Glas in die Brennpfanne legen ſoll.
  • II. Wie die Brennpfanne geſtallt und beſchaffen muß ſeyn.
  • III. Ein anderer Unterricht / das Glas in die Pfanne zu ordiniren.
  • IV. Von denen Gradibus des Feuers zum Glas-brennen.
  • V. Wie ferner das Feuer zu regieren.
  • VI. Von viererley Arten zu brennen.
  • VII. Noch ausfuͤhrlicher Bericht von Brennen und Einſetzen.
  • VIII. Von den Brenn-Oefen.
  • IX. Noch eine Erinnerung vom Glas-brennen.
  • X. Beſchreibung des Schmeltz - und Jett-Glaſes.
  • XI. Von allerley Gold-Gruͤnden auff Glas.
  • XII. Ein anderer Gold-Grund.
  • XIII. Noch ein anderer Grund zum Vergulden.
  • XIV. Noch ein anderer Gold-Grund auff Glas.
  • XV. Ein Gold - und Silber-Grund / auff Glas-Steine und Metallen.
  • XVI. Ein Grund darauff ſich das Gold palliren laͤſſet.
  • XVII. Ein anderer dergleichen.
  • XVIII. Gold - oder ſilberne Schrifft auff Glas.
  • XIX. Eine ſehr leichte Art zu vergulden.
  • XX. Auff Glas zu vergulden / daß es einſchmeltze.
  • XXI. Eine andere Verguldung die einſchmiltzt.
  • XXII. Glas zu vergulden / das nicht darff gebrannt werden.
  • XXIII. Noch eine gemeine Verguldung.
  • XXIV. Eine ſonderliche Verguldung.
  • XXV. Noch eine dergleichen.
  • XXVI. Noch eine ſonderliche Art.
  • XXVII. Ein ſonderliches Curieuſes Trinckglas zuzurichten.
  • XXVIII. Verglaſurte Ofen-Kacheln oder einen gantzen Ofen zu verguldẽ
  • XXIX. Jn ein Glas allerley zu ſchreiben.
  • XXX. Eine weiſſe Schrifft auff Glas / die ſiehet / als wann ſie darauff ge - ſchmeltzt waͤre.
  • XXXI. Von allerhand Farben auff Glas zu mahlen.
  • XXXII. Beſchreibung der Penſel zum Glasmahlen.
  • XXXIII. Wie das Glas abzureiben und todt zu machen.
  • XXXIV. Allerley Farben auff Glas zu tragen.
  • XXXV. Wappen von allerley Farben zu mahlen und brennen.
  • XXXVI. Allerhand Loth zu machen.
  • XXXVII. Schwartz Loth oder Ventur zu machen.
  • XXXVIII. Schwartz auff Glas zu brennen.
  • XXXIX. Eine andere Schwaͤrtze auff Glas.
  • XL. Noch eine dergleichen ſchoͤne Schwaͤrtze.
  • XLI. Braun auff Glas zu machen.
  • XLII. Roth Loth zu machen.
  • XLIII. Andere Manieren roth Loth zu machen.
  • XLIV. Roth auff Glas zu brennen.
  • XLV. Leib-Farb auff Glas.
  • XLVI. Blau auff Glas zu brennen.
  • XLVII. Berg-blau auff Glas.
  • XLVIII. Gruͤn auff Glas.
  • XLIX. Das rechte Kunſt-gelb oder Silber-Loth zu machen.
  • L. Ein ander ſehr ſchoͤn Gelb zu brennen.
  • LI. Noch ein Gelb auff Glas.
  • LII Eben dergleichen.
  • LIII. Noch ein anders.
  • LIV. Ein ſehr gutes Kunſt-gelb.
  • LV. Noch eine andere Weiſe Kunſt-Gelb auff Glas zu brennen.
  • LVI. Noch ein Kunſt-gelb.
  • LVII. Gelb auff Erden oder Toͤpffer-Glas zu mahlen.
  • LVIII. Gelbe Farb auff Glas / die man nicht brennen darff.
  • LIX. Allerhand andere Farbe / die nicht ins Feuer kommen.
  • LX. Eine Auswaſchung.
  • LXI Amulier Glas.
  • LXII Weiſſe Glaſur auff Kacheln / oder Toͤpffer-Werck.
  • LXIII. Gelb zu glaſuren.
  • LXIV. Schoͤn Gruͤn Glas auff Kacheln.
  • LXV. Blau-Glas auff Toͤpffer-Arbeit.
  • LXVI. Violen-blau zu verglaſſen.
  • LXVII Braun und dunckel zu glaſſuren.
  • LXVIII. Schwartz und dunckel Glas.
  • LXIX. Eine ſonderliche oder ſeltſame Kachel-Farb.
  • LXX. Eyſen-farbig zu verglaſuren.
  • LXXI. Einen ſchoͤnen glaͤntzenden Spicc-Fuͤrniß zu machen.
  • LXXII. Einen andern Spicc-Fuͤrniß.
  • LXXIII. Weiſſer Lacc-Fuͤrniß.
  • LXXIV. Eine andere Art von Lacc-Fuͤrniß zu rothen und dunckeln Farbẽ.
  • LXXV. Noch ein beſſerer Lacc-Fuͤrniß.
  • LXXVI. Ein ſonderlicher guter Lacc-Fuͤrniß.
  • LXXVII. Lacc-Fuͤrniß auff eine leichtere Art.
  • LXXVIII. Ein anderer dergleichen.
  • LXXIX. Noch ein dergleichen guter Fuͤrniß.
  • LXXX. Ein Lacc-Fuͤrniß zum Glantz-geben.
  • LXXXI. Eine andere Art des beſten Glantz-Lacc-Fuͤrniß.
  • LXXXII. Eben dergleichen.
  • LXXXIII. Ein geheimer und kuͤnſtlicher weiſſer Lacc-Fuͤrniß.
  • LXXXIV. Auf eine andere Art ſolchen als einẽ Spicc-Fuͤrniß zu machen.
  • LXXXV. Ein kuͤnſtlicher Fuͤrniß zu blauer Glantz-Arbeit.
  • LXXXVI. Allerhand Holtz-Arbeit auff Schild-Kroͤten Art zu mahlen und fuͤrniſſen.
  • LXXXVII. Eben dergleichen auff rothe oder Corallen-Arbeit.
  • LXXXVIII. Mit guͤldiſchen Streu-Glantz auf deꝛgleichen Art zu verfahrẽ
  • LXXXIX. Die leichten Farben zum Lacc-Fuͤrniß zu zurichten.
  • (fuͤrniſſen.
  • XC. Staͤbe auff Spaniſch oder Jndianiſch Rohr-Art zu bemahlen und
  • XCI. Wie der Lacc-Fuͤrniß von den kuͤnſtlichſten Buchbindern ge - braucht wird.
  • XCII. Den ſchoͤnſten gelben Nuß - oder Lein-Fuͤrniß zu machen.
  • XCIII. Ein guter Fuͤrniß auff Pergamen oder Leder.
  • XCIV. Ein nuͤtzlicher Fuͤrniß zu allerley zu gebrauchen.
  • XCV. Einen betruͤglichen Fuͤrniß zu machen.
  • XCVI. Allerhand Manieren gut Siegel-Lacc zu machen.
  • (vergulden.
  • XCVII. Ein Kupffer-Stuͤck auff ein Glas abzuziehen und dahinter zu
  • XCVIII. Schwartz einlaſſen vor Goldſchmiede.
  • XCIX. Wie man Schuͤlpgen oder Schifflein Gold uñ Silber bereitẽ ſoll.
  • C. Flache Glaͤſer auff Lapis Lazuli und ander Edelſtein-Art zu mahlen. Zugabe / wie man den kuͤnſtl. Nuͤrnb Strau-Glantz aus allen Metallen machen ſoll. Beſchluß von allerley Holtz / Stein und Grotten-Kuͤtten / item rothe / weiſſe und ſchwartze Corallen / Zincken zum Grottenwercken zu kuͤnſteln.

Ende des Erſten Buchs.

1

Zum Erſten Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen.

I. Vom Glas-brennen.

Wie man das Glas in die Brenn-Pfanne legen ſoll.

ERſtlich / lege von unten 2. Schichten Glas-Stuͤcken vergeb - lich in die Pfannen / (deſſelben gleichen thue auch von oben) alsdenn nimm 2. Theil ungeleſchten Kalch und einen Theil reine Aſche / beyde muͤſſen durch ein enges Sieb geſchlagen und wohl untereinander gemiſcht werden. Wenn du denn das Glas einlegſt / ſo laſſe durch das Sieb / von dem mit Aſchen vermiſchten Kalch darauff lauffen / ſtreich es oben fein gleich und eben; wenn du aber Stuͤ - cken einlegſt die mit Farben gemahlt ſind / ſo muſt du auch Glas-Scher - ben zwiſchen die Luͤcken legen / damit es alles dem Geſchirr oder der Pfanne nach / gleich / voll und eben werde.

Nota. Daß der Antor hier lehret / oben und unten vergliche Schichten von Glas-Scherben zulegen / geſchiehet aus der Urſache / daß die guten Scheiben in der mitten keinen Scha - den leiden / weiln doch die Hitze oben und unten ſtaͤrcker und unmaͤßiger als in der mitten ſich befindet: dahero dieſe Erin - nerung zur noͤthigen Vorſicht gar dienlichen iſt.
1

II. Beſchreibung / wie die Brenn-Pfanne muß geſtalt und beſchaffen ſeyn.

Die Brenn-Pfanne muß eigendlich nach den Ofen eingerichtet / und viereckicht / oder etwas laͤnglicht / auch 5. oder 6. Finger hoch ſeyn /B b bauch2Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenauch einen gantz flachen Boden haben / und dienen dieſe am beſten / welche man von guten Waldenburger-Zeug verfertigen laͤſſet.

Nota. Es darff nicht eben Waldenburger-Zeug ſeyn / ſondern eine iede Toͤpffer-Erde iſt hier zu dienlich / weil es doch allent - halben mit Kalch ausgefuͤllet und keine ſubtile ſpiritus hal - ten darff. Nur ſoll die Pfanne nicht verglaſſurt ſeyn / die ei - ſernen von ſtarcken Blech geſchlagenen Pfannen / koͤnnen hierzu noch ſicherer dienen.
2

III. Ein anderer Unterricht / wie man das Glas in die Pfanne ſoll legen.

Wenn du Glas brennen wilt / ſo nimm ungeleſchten Kalch / wel - cher zuvor wohl in einen Topff grbrannt und uͤber einer groſſen Glut ausgegluͤet iſt; wann nun ſolcher gantz erkaltet / ſo ſiebe ihn durch ein klei - nes Sieblein / in die Pfanne; erſtlich etwan eines Fingers dick / ſtreiche aber den Kalch fein mit einer Feder gleich / alsdenn lege dein Glas ſo du brennen wilt; redle ferner durch das Sieb wieder Kalch darauff; her - nach wieder Glas / alsdenn wieder Kalch ꝛc. Dieſes treibe ſo lange biß deine Pfanne ſchier voll wird; endlich mache es vollends mit Kalch der Pfanne gantz eben-gleich. Setze alſo die Pfanne auff den Roſt in den Ofen / decke den Ofen mit Ziegeln zu und bekleibe ihn wohl mit Leimen / damit die Hitze beyſammen behalten werde und nicht heraus ſtreichen kan.

Nota. Hier iſt keine difficultaͤt / ſondern iſt alles deutlich genug / zudeme oben mit den erſten faſt einerley / nur daß hier ſtatt der vergeblichen Glas-Scherben auch Kalch geleget wird / ſo auch faſt beſſer angeht. Jm uͤbrigen iſt hier ſonſt nichts noͤ - thig zu erinnern.
3

IV. Von denen Gradibus des Feuers zum Glas-brennen.

Mache Anfangs ein ſittſames Feuer auffzwey Stunden / darnach ie laͤnger ie beſſer. Es muß das Feuer allezeit von ſehr guten harten und duͤrren Holtz ſeyn / das fein klein geſpalten iſt / alſo daß es recht unterdie3ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. die Pfanne gehet / auch immerzu / ohne groſſen Rauch / fein hell und klar brennet. Setze auch Wachter-Stuͤcken auffrecht an die Pfannen / und ob ſich dieſelben ſchon biegen / ſo laſſe dichs nicht irren / ſihe nur auff die Juͤtten / wenn ſich aber dieſe ſpreitzen / alsdenn kanſt du das Feuer gemachſam abgehen und alles zuſammen nach und nach erkalten laſſen.

Nota. Was Waͤchter und Juͤtten ſeynd. Waͤchter. Seynd Glas-Scheiben / ſo an der Pfannen auffgerichtet werden; dienet zu einen Merckmahl / dabey man abnehmen kan / wann ſich ſelbige biegen und ſchmeltzen wollen / daß allbereit das meiſte gethan / und man nicht mehr ſo ſcharff zuſchuͤren darff. Juͤtten. Jſt ein ſonderlicher Terminus dieſer Kunſt / und denen Glasmahlern wohl bekannt / bedeutet ſo viel / daß man wohl oben auff der Pfannen zuſehen ſoll / ſo das Feuer ſpruͤtzet / und mit Hauffen kleine Funcken hin und wieder wirfft / ſo iſt Zeit daß man das Feuer abgehen laſſe etc. Jm uͤbrigen daß man nach des Antoris Lehr hartes / duͤrres und kleines Holtz gebrauchen muß / iſt das vornehmſte ſo bey die - ſem Punct zu mercken iſt.
4

V. Ein anderer Unterricht / wie das Feuer zu regiren und anzumachen ſey.

Nimm gutes Buͤchen-Holtz / ſo recht duͤrr und ziemlich klein / wie Fiſchholtz geſpalten iſt; mache damit zum erſten ein kleines lindes Feuer / hernach ie laͤnger ie beſſer / biß die Pfanne gantz gluͤet / alsdenn laſſe das Feuer von ſich ſelbſt gantz ausgehen. Wenn es denn erkaltet und uͤber Nacht geſtanden / ſo hebe des andern Tages die Pfanne aus den Ofen / raͤume den Kalch mit manier weg / und wiſche das Glas auff der rechten und lincken Seiten mit einen leinen Tuͤchlein abe / ſo wirſt du dein Kunſt - Gemaͤhlde gantz rein und beſtaͤndig auff demſelben finden.

VI. Von viererley Arten zu brennen.

Es ſeynd einige / die bloß nach den Geſichte brennen; andere bren -B b b ijnen4Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlennen nach einer gewiſſen Anzahl der Stunden. Die aber ſicherer gehen wollen / die brennen nach den Waͤchtern wann ſie ſich biegen. Am aller - ſicherſten aber handeln dieſe / welche nach den Juͤtten brennen / wenn dieſelben fliegen.

Wann du die Waͤchter auff die Pfannen legeſt / in das obere Theil des Geſchirres / alſo daß ſie zwever Daumen der Pfannen vor - gehen / und ſie ſich denn in der Glut biegen und ſchmeltzen wollen / ſo haſt du ein ſchoͤnes Kunſt-Gemaͤhlde. So du auch Venediſche Scheiben wilt mit-brennen / ſo lege ſolche (dieweil ſie milder ſind als das deutſche Glas) mitten in die Pfanne / und ſtreich das Kunſt-gelb herumb auff die Venediſche Scheiben / wann es denn oben wie Waſſer fleuſt / ſo brennt es auff den Scheiben gantz gleich aus.

Nota. (Oben wie Waſſer fleuſt. Jſt der Kalch / ſo obenauff liegt / der fleuſt und ruͤhrt ſich wie Waſſer.
5

VII. Noch ein anderer und ausfuͤhrlicherer Bericht von Brennen und einſetzen.

So du wilt anfeuren zum Brennen / ſo zerhaue erſt duͤrres Buͤ - chen-Holtz klein / als wenn du Fiſche dabey ſieden wolteſt / und behalte die kleinen Splitterlein abſonderlich; alsdenn ſo feure ferner fein ge - mach - oder langſam / mit Kohlen nach / und zwar immer beſſer hinein; Hernach feure mit den kleinen Sproͤßlein ferner am Loch und ſo fol - gends auch mit guten Kohlen; Endlich feure auch mit den groſſen Stuͤ - cken / recht unter die Pfanne / und lege derſelben immer eins nach den andern hinein / mercke alsdenn / auff die Pfanne / mit den Waͤchtern / wie auch auff die Stangen darauff die Pfanne ſtehet / denn ſo ſich die Waͤch - ter neigen / und die Stangen roth werden darauff die Pfanne ſtehet / und zwar gantz liecht roth / die Pfanne aber fein braun-roth / ſo wirſt du auch wohl die Striemlein oder Juͤtten ſehen auff der Pfanne. Alsdenn laſſe das Feuer abgehen / denn es hat ſein genug / wilt du aber die Striemlein noch beſſer ſehen / ſo ziehe das Holtz heraus / alſo daß keine Lohe oder Flamme mehr unter der Pfanne iſt / und ruͤhre mit einer eiſernen Ga - bel in den Kohlen / ſo wirſt du ſehen / wie die Striemlein auff der Pfanne funckeln / und auff derſelben hin und her huͤpffen oder fahren / wo ſich dennauch

[figure]

5ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. auch haben die Waͤchter geneiget / ſo biſt du gewiß / daß du ſchoͤn Kunſt - gelbe wirſt haben.

So du aber nach den Stunden brenneſt / und 6. Stunden volles Feuer gehalten haſt / ſo ziehe daſſelbe aus den Ofen / du wirſt alſobald auff der Pfannen helle Striemlein fahren ſehen / und wenn du in die Kohlen ruͤhreſt / ſo ſiheſt du ſie auch / ſie ſeynd aber nicht ſo hell / verloͤ - ſchen auch bald wieder. Wann du ſie aber gleichwohl ſieheſt / ſo iſt es ein Zeichen / daß es ſein genug hat / ſieheſt du ſie aber nicht / ſo feure beſſer / biß ſie ſich erheben und eine Flamme von ſich geben / alsdenn thue das Holtz miteinander gleich heraus / denn du haſt ein rechtes Wahrzeichen / daß es einſchmeltzet. Jngleichen wenn der Kalch fleuſt und ſich ruͤhrt / ſo ſchmeltzt es auch / ſolches wirſt du wohl an den Dampff / der davon ge - het / empfinden. Wilt du Venediſche Scheiben mit und unter ander Glas brennen / ſo lege ſolche / wie oben gedacht / mitten in die Pfannen / damit ſolche / weil ſie milde ſind / nicht durch die groͤſte Gewalt des Feu - ers Schaden nehmen; ſtreiche auch das Kunſt-gelb umb und umb auff die Venediſche Scheiben / wann es denn oben wie Waſſer fleuſt / ſo brennt es mit dem andern Glas allerdings gleich aus.

Wilt du brennen / ſo erinnere ich nochmahl: Nimm gut duͤrr hart Holtz / welches fein klein / und nach proportion des Ofens geſchnit - ten und geſpalten iſt; Schuͤre auch im Anfang ja nicht zu ſehr zu / und mache das Feuer nicht allzu groß / ſondern nimm zum erſten nur gluͤen - de Kohlen / und hernach klein geſpalten Buͤchen-Holtz / es muß aber zum wenigſten 6. Stunden gebrannt werden.

VIII. Von den Brenn-Oefen.

Die Brenn-Oefen habe ich hier in einer deutlichen Figur vorge - ſtellet / hoffe auch / die Liebhaber werden ſich hierein gar leichtlich zu fin - den und ſchicken wiſſen.

IX. Noch eine Erinnerung vom Glas-brennen / eines andern Meiſters.

Welches Glas du brennen wilt / von ſelbigen Gas lmache auch die Waͤchter der Pfannen / es ſey nun gleich Venediſch Glas / oder Wald - Glas / oder andere und gemeine Scheiben. Mercke / das VenediſcheB b b iijGlas6Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenGlas ſchmeltzet eher als die Wald-Scheiben / und das Wald-Glas eher denn das Zielbacher-Glas / und das Zielbacher-Glas eher denn das Heſ - ſiſche Glas / darnach wiſſe dich zu richten / wilt du aber Venediſche Scheiben mitbrennen / ſo lege ſolche in die mitten / und das andere Glas oben und unten / ſo kanſt du doch zugleich deine unterſchiedliche Glaͤſer ausbrennen. Man kan in 6. oder 7. Stunden der Sache ein Gnuͤgen thun / wiewohl einige 8. biß 9. Stunden dazu gebrauchen.

X. Nachricht und Beſchreibung des Schmeltz-Glaſes.

Das Schmeltz-Glas iſt mancherley; dieſes / welches in Kuchen ge - goſſen und von Venedig kommet / iſt das beſte / es hat keine ſonderliche Farbe / auſſer daß es der Dicke wegen etwas gelblicht ſcheinet / faſt wie das reine gemeine Wachs / und gilt das Pfund deſſen wie es die Glas - mahler gebrauchen / zu Leipzig 4. Groſchen. Die Jetkoͤrner aber be koͤmmt man zu Franckfurt am Mayn / gruͤn und gelb wie man will / und werden 5. Schnuͤre vor einen Weißpfennig verkaufft. Es iſt auch das gar alte Glas von denen Kirchen-Fenſtern hierzu ſonderlich gut zu ge - brauchen / ingleichen auch das gruͤne Toͤpffer-Glas / wie auch das jenige was bey ihnen in den Ofen abfleußt.

Nota. Was die Schmeltz-Glaͤſer eigendlich ſeyn / iſt vornen im erſten Theil der Glas-Kunſt / oder in des Anthoni Neri Tra - ctat genug zu ſehen / auch wie es gemacht werde von allerley Farben. Sie werden ſonſt Smalten / Jtem Encauſten und Amauſen genannt. Jetkoͤrner aber ſeynd die gruͤnen / gelben und ſonſt von allerley Farben aus Bley-Glas gemachte Co - rallen auff Nuͤrnbergiſch / Paterlein genannt / und allen Kindern bekannt. Das gruͤne Toͤpffer-Glas iſt ein gemei - nes Bley-Glas mit etwas Kupffer-Hammerſchlag verſetzt / von welchen allen du in dieſem Buch gnugſame Nach - richt kanſt finden.
6
Vom7ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Vom Glas-verguͤlden und mahlen. XI. Von allerley Gold-Gruͤnden auff Glas.

NJmm Gummi arabicum, lege den in einen guten Wein-Eßig / der durch Fließ-Papier filtrirt iſt / wann du ihn eine Weile darinne ſtehen laͤſſeſt / ſo wird er weiß wie Mehl / alsdenn ſeiche den Eßig davon und reibe den Gummi auff einen Stein / mit einen we - nig friſchen und reinen Gummi amygdalorum, das iſt Gummi von Mandel-Baͤumen (es thuts auch der Gummi von Kirſch-Baͤumen wenn er rein iſt) und ein wenig reinen Waſſer / mahle damit auff ein Glas nach deinen Belieben / und ſo es auff ſelbigen bey nahe trocken wer - den will / alſo daß es nur ein wenig klebricht iſt / ſo lege alsdenn das Gold darauff / ſo wird / wo du es recht macheſt / das Gold voͤllig durchs Glas ſcheinen. Wiſche das uͤbrige Gold / nachdem es gaͤntzlich getrocknet iſt / uͤber einen maͤßigen Kohl-Feuerlein / mit einer Baumwolle gelinde davon / (du muſt aber das Glas nur von ferne uͤber der Kohlen halten / damit es nicht zerſpringe) ſo wird das Gold ſehr ſchoͤn auff dem Glas erſcheinen / und nimmermehr / ob es auch ſchon von Waſſer und dergleichen naß wuͤrde / abgehen und ungeſtallt werden.

XII. Ein anderer Glas-Gold-Grund.

Nimm klein gepuͤlverten Maſtix / laſſe ſolchen in einen Gummi - Waſſer uͤber gelinder Waͤrme zergehen / daß es zuſammen in der Dicke wie ein Fuͤrniß werde; damit mahle oder beſtreiche das Glas / lege her - nach das geſchlagene Gold oder Silber oder Metall darauff und laſſe es bey einem Kohlfeuer und maͤßiger Waͤrme recht trocken werden.

XIII. Noch ein anderer Grund zum verguͤlden.

Nimm Silber-glett / reibe ſie erſtlich trocken auff einen Stein / ſo klein wie ein Mehl; darnach reibe ſie ab mit einen klaren Therbentin - Fuͤrniß / ſtreiche damit / vermittelſt eines gelinden Foͤh-Penſels / das Glas nach Belieben an / laſſe es wie einen andern Gold-Grund trocken werden / doch daß es noch ein klein wenig klebrich bleibet / lege hernach das Gold darauff / und druͤcke es mit einer Baumwolle an / laſſe es als - dann vollend trocknen / und wiſche das uͤbrige fein ſanfft abe.

XIV. Noch8Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

XIV. Noch eine anderer Gold-Grund auff Glas.

Nimm Mennig / Ogger-gelb / Bley-weiß / iedes ein Loth / Silber - glett 2. Loth / mit Leinoͤhl oder Spick-Fuͤrniß abgerieben und damit auff Glaß gemahlet; Darauff 12. Stunden ſtehen laſſen / ferner die Gold oder Silber-Blaͤtlein drauff gelegt / und hernach mit einer Baumwolle abgewiſcht.

XV. Einen Gold - und Silber-Grund auff Glas und Geſteine wie auch auff Metalle / als Glocken und eiſern o - der zinnerne Geſchirre.

Nimm 1. Theil Ogger / 3. Theil Mennig / 4. Theil Boli armeni auch etwas wenig Galitzenſtein / dieſes reibe erſtlich mit wohl-rectificir - ten Brandwein / hernach mit lautern Leinoͤhl / ſo viel als genug iſt / end - lich ſo thue etliche Tropffen Spick-Fuͤrnis darunter / thue es denn von dem Stein in ein leinen Tuch / und ringe es durch ein ſauberes Gefaͤß / ſtreiche es worauff du wilt / laſſe es biß auff ein weniges trocken werden / alsdenn lege das Gold oder Silber darauff / und laſſe es / wenn du es mit einer Baumwolle drauff gedruͤcket / vollends vertrocknen.

XVI. Gold auff Glas zu legen / daß es ſich auch polieren laſſe.

Nimm reine Kreiden und Mennig / reibe es gar ſehr klein mit kla - ren Leinoͤhl an / mahle oder beſtreiche das Glas damit / lege alsdenn das Gold darauff / laſſe es gemachſam trocken werden / ſo laͤſt ſichs gar ſchoͤn poliren.

XVII. Ein anders dergleichen.

Nimm Leinoͤhl einer guten Nußſchalen voll / thue darunter 3. oder 4. Tropffen Fuͤrniß / auch dreyer Erbiß groß geſtoſſenen Maſtix / und ei - ner Rohr-Kugel groß Bleyweiß / ruͤhre und reibe es wohl untereinan - der / ſchreibe damit auff ein Glas; wenn es ſchier trocken iſt / ſo lege das Gold darauff; Damit ſich aber das Gold nicht auch nebenſt der Schrifft oder Mahlwerck anlege / ſo wiſche fein vorhin / ehe du ſchreibeſt / das Glas mit geſtoſſenen Bleyweiß / oder Kalchmehl fein reine ab / es wird dir nach Begehren gelingen.

XVIII. 9ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

XVIII. Gold - oder Silber-Schrifft auf Glas zu ſchreiben / die vom Waſſer nimmer abgehe.

Nimm 1. Theil Bleyweiß / 1. Theil Zinnober / 1. Theil geſchwaͤm - met Bley-Glas / reibs auff einen Stein durch einander / daran geuß rein Leinoͤhl ſo viel als genug iſt / und nachdem du viel macheſt / auch etliche Tropffen ſchoͤnen klaren Firniß; reibe es alles fein wohl durch einander / ie mehr ie beſſer / und ſchreibe oder mahle damit auff Glas / laß Tag und Nacht ſtehen / biß es ſchier von ſich ſelber trocken worden: darnach lege dein geſchlagen Gold oder Silber darauff / tupffe es mit einer Baum - wolle wohl an / ſo verguld ſich die Schrifft oder was du bemahlet haſt ſehr ſchoͤn / und das uͤbrige Gold wiſcht ſich hinweg. Jch erinnere aber nochmahl / ja ein vor alle mahl / daß du / wañ du wilt auff Glas ſchreiben / das Glas zuvor mit ungeloͤſchten und gantz klein-geriebenen Kalch / oder auch mit kleingeriebenen Bleyweiß fein abreibeſt und ſaͤuberſt / ſonſten hanget ſich das Gold auch neben der Schrifft am Glas an / welches du wohl ſolt mercken.

Zum Silber-Grund aber kanſt du nur zu 1. Quentlein Bleyweiß nebſt dem gehoͤrigen Oehl / ſo viel zur rechten Dicke von noͤthen / auch 3. Tropffen Firniß nehmen und damit ſchreiben / oder allerdinges wie mit dem Gold verfahren.

XIX. Eine ſehr leichte Art zu vergulden.

Nimm Qvitten-Kerne / weiche derſelben ein gut Theil im Waſſer oder in ſchlechten Brantwein / laſſe 3. Tage weichen / beſtreiche die Arbeit damit / und lege das Gold darauff / verfahre ferner wie mit denen andern / es wird eine durchſichtige Verguldung geben.

XX. Glas zu vergulden / daß es einſchmeltze.

Nimm Borrax / zerlaſſe den in Waſſer / mit dieſen Borrax-Waſ - ſer beſtreiche das Glas nach deinen Gefallen / und vergulde darein / iſts nun ein Trinckglas / ſo fuͤlle daſſelbe alsdann voll Saltz / ſetze es auff ein Eyſen in eine dazu gehoͤrige Hitze / ſo ſchmeltzt der Borrax ein / und ge - het nimmermehr abe. Jſt auch eine von den ſchoͤnſten Verguldungen.

C c cXXI. 10Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

XXI. Eine andere Verguldung / die einſchmeltze.

Nimm Gummi arabicum und ein wenig Borrax / zerlaſſe es in ſo viel reinen Waſſer als nur von noͤthen / laſſe es uͤber Nacht ſtehen; ſtrei - che das Glas damit an / oder ſchreib damit mit einen Pinſel / oder neuge - ſchnittenen Feder was und wie du wilt / lege alsdann das Gold darauff / laß es drucken werden / gradire hernach darein nach deinen Gefallen; man kan allerhand ſchoͤne Figuren darein zeichnen oder gradiren / lege es hernach in einen Ofen / und laß es wohl heiß werden / ſo geht es nim - mermehr ab.

XXII. Glas zu vergulden / das nicht gebrannt wird.

Wilt du Glas vergulden / das nicht gebrannt wird? ſo nimm Gum - mi arabicum und Gummi armoniacum, item Gruͤnſpann / Minie / und ein wenig Kreyde / auch etwas Fuͤrniß und Honig; reibe es alles auff ei - nen Stein wohl ab / mit dicken Gummi-Waſſer / ſchreibe und florire da - mit auff Glas / nach deinen Belieben / vergulde darein / lege es alsdann hin daß es gar trucken werde / wann es dann wohl getrocknet / kanſt du es nur mit einen Zahn poliren.

XXIII. Noch eine gemeine Verguldung.

Nimm Mennig / Bleyweiß und Oggergelb / temperire es mit klaren Fuͤrniß / daß es ziemlich duͤnne werde / damit es fein ſanfft aus der Feder flieſſe; kanſt du aber aus einen Pinfel ſchreiben / ſo mag es wohl etwas dicker angemachet werden; ſchreibe damit was du wilt / laſſe es uͤber Nacht ſtehen; wenn es nun faſt gantz drocken worden / ſo lege die Gold-Blaͤttlein darauff / druͤcke ſolche mit einer reinen Baumwolle fein ſanfft daran / laſſe es wieder uͤber Nacht ſtehen; hernach wiſche das uͤbri - ge mit einer ſauberen Baumwolle ab / ſo bleibt das geſchriebene alleine / und das uͤbrige laͤſſet ſich (daferne anders das Glas gantz rein geweſen) gaͤntzlich abwiſchen.

XIV. Eine ſonderliche Verguldung.

Nimm ein Ey / thue das Weiſſe davon in ein Glas oder Tuͤgelein / zerqverrele ſolches daß es gantz zu Schaum werde; laſſe es alsdenn ſte - hen / ſo wird ein klares Waſſer daraus. Nimm daſſelbe Waſſer / thueein11ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. ein wenig Saffran darein und ſchreibe darmit; Schneide das Silber oder Gold zu kleinen Stuͤcklein / ſo breit als die Zeilen oder Buchſtaben ſeyn / lege es auff die Schrifft / weil es noch etwas naß iſt / laſſe es wohl trucken werden; hernach nimm Baumwollen / uͤberſtreich die vergulde Schrifft damit / ſo gehet das uͤbrige / ſo nicht geſchrieben iſt / alles hinweg wiltu aber / daß es noch mehr und ſchoͤner ſoll glaͤntzen / ſo muſt du es mit einen Zahn poliren.

XXV. Noch eine Verguͤldung.

Nimm zwey Theil Kupfferſchlag und zwey Theil klaren Ruß / der wie Hartz oder Bech in Stuͤcken iſt; reibe es mit duͤnnen Gummi-Waſ - ſer / und ſtreich die Schalen oder Scheiben damit an; laſſe es trucken werden; gradire hernach darein nach deinen Gefallen; hernach uͤberfah - re es mit einen klaren aber doch zaͤhen Oehl oder Fuͤrniß / und verguͤlde oder verſilbere darein / ſo wird er ſonderlich ſchoͤn auff der andern Seiten erſcheinen.

XXVI. Noch eine ſonderliche Art zu verguͤlden.

Nimm Gummi armoniacum, lege ſolchen uͤber Nacht in ſcharf - fen Eßig / ſo zergehet er darinnen und wird ſo weiß als ein Weitzenmehl / gieſſe alsdenn den Eßig davon in ein ander Geſchirr / und reibe das Gum - mi auff einen Stein / thue auch ein wenig Gummi arabicum, oder amig - dalarum, oder reines Kirſchhartz darunter; reibe die beyden Gummi wol durcheinander / mit lautern Waſſer; wann ſolche wohl miſcirt und klein gerieben / ſo ſchreibe oder florire damit auff glaͤſerne Gefaͤſſe / wann es nun faſt trocken / alſo daß es nur noch ein wenig klebrig iſt / ſo lege und druͤcke mit einer Baumwolle das Gold darauff / ſo wird das Gold ſehr fein durch das Glas ſcheinen / laſſe es alsdann uͤber Nacht ſtehen / her - nach reibe das uͤbrige mit einer Baumwolle ab / ſo bleibet das geſchriebe - ne oder muſirte alles auff den Glas / das ſoll man ferner auff einer maͤßi - gen Kohlen-Glut ſanfft abdrucknen / und folgends langſam heiß laſſen werden / auff daß das Glas von der Hitze nicht zerſpringe; darnach laß das Glas von ſich ſelber kalt werden / ſo bleibet ſolches ſchoͤn / wird ſich auch nimmermehr verwandeln / auch weder von Wein noch Waſſer abgehen.

C c c 2Mit12Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

Mit dieſer Materia kan man auch auff glatte Steine / Helffenbein und allerley Metall gleicher Geſtalt vergulden.

XXVII. Ein ſonderliches curieuſes Trinckglas zu machen.

Nimm zwey glatte Glaͤſer / welche ſich gerade in einander fuͤgen / welche auch / ſonderlich was die Hoͤhe betrifft / alſo beſchaffen ſeyn / daß das innere Glas / dem euſern ja nicht an der Hoͤhe vorgehe / ſondern bey - de gleich hoch ſeyn; mahle das groͤſſere inwendig mit Oehlfarben nach Edelgeſtein-Art auffs beſte als du kanſt; laß es trocken werden / alsdenn reiſſe mit einer ſpitzigen Gradiernadel hin und wieder / Aederlein oder was du wilt darein. Ferner ſchwaͤncke altes Leinoͤhl darinn herumb / laſſe es wieder wohl heraus lauffen und umbgeſtuͤrtzt faſt trocken werden; wann es demnach ein wenig klebrigt iſt / ſo lege Blaͤttlein von Gold oder Metall hinein / druͤcke ſie mit einer Baumwollen inwendig an / und laß es folgends wohl austrucknen / ſo ſcheinen die geriſſenen Aederlein gold - reich heraus. Jndeſſen nimm das andere oder kleinere Glas / ſtreiche es auch vermittelſt eines Penſels mit alten klaren Leinoͤhl oder einen rei - nen Fuͤrniß auffs duͤnſte an / und belege es uͤber und uͤber mit geſchlage - nen Gold oder Metall / ſo ſihet es von inwendig einen verguldeten Becherlein gleich / laſſe es auch trocken werden und ſetze ſie in einander (es muͤſſen auch die Glaͤſer alſo eingerichtet ſeyn / daß ſie in der Mitten / wann ſie in einander geſetzt / keinen oder wenig Raum haben / damit ſie nicht gar zu dick ſcheinen.) Ferner pulveriſire reine Kreiden / mache ſolche mit rechten Lacc-Fuͤrniß zu einen Teig / verkuͤtte damit oben den Rand der zwey Glaͤſer fein glatt / auff daß mans nicht erkennen kan / daß es 2. Glaͤſer ſeyn / welches ſich deñ gar wohl thun laͤſſet; laſſe es trocken wer - den / wans wol trocken / uͤberſtreichs wieder mit einen Penſelein mit lau - tern Lacc-Fuͤrniß / laß wieder trocknen / poliers hernach mit Pims-ſtein; ſtreichs wieder mit lautern Fuͤrniß an / und wanns ſchier trocken / ſo lege geſchwind Blaͤttlein von Gold darauff / alsdenn noch einmahl oder 3. mit Lacc-Fuͤrniß angeſtrichen / ſo kan das Gold nimmermehr abgehen.

Wann man an ſtatt der Farben und Mahlwercks nur alt Lein - Oehl in das groͤſſere Glas gieſſet / ſolches wieder ausleeret und aus - tropffen laͤſſet / hernach des Hautſchen Streuglantz darein ſtreuet / von allerley Coleuren / und dennoch das inwendige Glas verguldet / ſo kom - met es noch ſchoͤner.

Man13ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Man kans auff allerley Arten bemahlen und belegen / nach eines ie - den ſelbſt Belieben und Gefallen / es hat auch / wann es recht gemacht / ein ſehr feines und ergoͤtzliches Anſehen.

Nota. Was des Hautſchen Streuglantz ſey / ſoll nachfolgends ausfuͤhrlich gelehret und beſchrieben werden.
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XXVIII. Verglaſurte Ofen-Kacheln / oder einen gantzen Ofen zu vergulden.

Nimm Gummi arabicum 1. Theil / und 2. Theil Maſtix / der fein rein und klar iſt / lege ſolche in guten alten klaren Wein / laſſe es wohl vermacht in der Stuben-Waͤrme zergehen; beſtreiche damit die Kacheln oder den Ofen / und lege die Goldblaͤtter manierlich darauff / druͤcks mit der Baumwollen an wie ſichs gebuͤhrt / laſſe es folgends trocken werden / und wann hernach der Ofen ſcharff geheytzet wird / ſo ſchmeltzt ſichs ans Glas / und geht nimmermehr davon ab.

XXIX. Jnein Glas allerley zu ſchreiben.

Laſſe dir von einen Glasmahler ein Glas mit Loth anſtreichen; darein kanſt du mit einer Feder gantz rein und fein / wie faſt auff Perga - ment ſchreiben; laſſe dirs darnach ſchmeltzen oder brennen / ſo bleibet die Schrifft ewig darinnen / und kan (es ſey denn / daß das Glas ſchmeltze o - der zerbreche) ſonſt weder vom Feuer noch Waſſer verderbet werden.

XXX. Eine weiſſe Schrifft auff Glas zu ſchreiben / daß es nicht an - ders ſihet als waͤre es darauff geſchmeltzt.

Nimm 1. Qvintlein Bleyweis / reibs mit Waſſer rein und wohl ab / darnach mache Haͤufflein draus / und ſolche laſſe an der Sonnen tro - cken werden; darnach lege es wieder auff einen Stein / und thue ſchoͤn Leinoͤhl und 3. Tropffen Fuͤrniß darunter; reibe es alles ſehr wohl durch einander / alſo daß gar wohl damit moͤge geſchrieben werden; ſchreibe alsdann damit umb ein Trinck - oder ander Glas / es mag daſſelbe gleich roth / gruͤn oder blau ſeyn / ie laͤnger es darauf ſtehet / ie haͤrter es wird / alſo daß es auch von keinen Waſſer leicht wird abgehen.

C c c 3XXXI. Von14Vom Glaͤs-brennen / verguͤlden und mahlen

XXXI. Von allerhand Farben auffs Glas zu mahlen.

So du Glas mahlen / und daſſelbe abſetzen oder nach der Kunſt ſchattiren und duppliren wilt / ſo ſtreich es erſtlich gantz duͤnne an / dar - nach lege es auff deinen Abriß oder Viſierung die du machen wilt / und ziehe die Hauptlinien / und ſo du es wilt abſetzen / ſo richte dich nur nach der Viſierung die du machen wilt / und ſtreich das Loth dahin da der Schatten ſeyn ſoll; wo es nun lind ſeyn ſoll / da nimm einen gelinden Haar-Penſel / und dupplire es damit auffs lieblichſte / ſo wird es gar fein kommen / darnach ſtreich und mach es aus nach der Kunſt und deinen beſten Verſtand / alsdenn lege die Hauptfarben an. Endlich verhoͤhe es mit Fleiß / und brenne es hernach in einer irdenen Pfannen / die 5. Finger tieff iſt / und mercke daß du unten und oben in die Pfannen ver - geblich Glas und ungeloͤſchten Kalch legeſt / damit es nicht leicht Scha - den nehme / allerdings wie zu Anfang dieſes Buͤchleins gnugſam geleh - ret und erinnert worden.

XXXII. Beſchreibung der Penſel zum Glas-mahlen.

Die Penfeln / welche man zum Gewanden brauchet / muͤſſen von weichen Porſten ſeyn; wenn man nackendes will mahlen / ſo muͤſſen ſie die Penſel von Ziegenhaaren oder Bocksbaͤrten ſeyn; die Schlicht - und Dupplier-Penſelchen aber ſollen von faͤhen Haaren ſeyn / wie gleichfalls auch die breiten Goldpenſel / und muͤſſen fein in Gaͤns-Federn eingefaſſet werden.

XXXIII. Wie das Glas abzureiben und tod zu machen / damit man alſo / wie geſchmeltzet auff Glas mahlen moͤge.

Nimm zwey Theil Eyſen-Hammerſchlag und einen Theil Kupf - pfer-Hammerſchlag / das ſind 3. Theil / alsdann nim̃ 3. Theil Schmeltz - glas / und thue es darunter / reibe es mit klaren Waſſer auff einen Mar - morſtein / oder auff einen Meßing - oder Eyſen-Blech ein Tag oder 3. ſo klein als du immermehr kanſt / damit reibe das Glas wohl ab / ſo mahlet ſich alles beſſer und ſchaͤrffer / und auff dieſe Weiſe ſoll alles Glas / wel - ches man mahlen will / zugerichtet und abgerieben werden.

XXXIV. Allerley Farben auff Glas zu tragen.

Trage auff die ebichte Seite des Glaſes alle Farben / welche du ge -brauch15ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. brauchen wilt / als blau / roth / gruͤn / gelb / braun / mit Borrax-Waſſer angemacht / wie die Goldſchmied im Gebrauch haben / und wann du ver - tieffen wilt / ſo trage es nur dicker auff / ſo wird es ſchon umb ein gutes dunckler erſcheinen.

XXXV. Wie man Wapen von allerley Farben brennen und mahlen ſoll.

Erſtlich ſihe was vor Farben es ſeyn ſollen / iſts blau und weiß? ſo nimm Burgundiſch blau / unterfange und zeichne es ab wie dir wifſend; ſoll es aber gelb und blau ſeyn? ſo ſtreiche es allein auff die ebigte Seiten des Abriſſes: mit den Kunſt-gelb thue eben dergleichen; ſoll es roth und weiß ſeyn? ſo thue ihm wie mit den blauen / wilt du es aber roth und gelb habẽ? ſo ziehe das Rote davon ab / uñ laͤutere es hernach mit den Schmir - gel / der auffs allerkleinſte geſtoſſen und gerieben iſt; zuletzt laͤutere es mit Drippel / ſcharffen Eßig und linden Holtz / und wenn du es mit Kreuſel - Glas vollend abgezogen und abgerieben / alſo daß aller Schmutz auff der ebigten Seiten / und wo es glatt ſeyn ſoll / wieder weg iſt / ſo trage das Kunſt-gelbe darauff / und zwar erſtlich auff der ebigten Seiten / wie auch fein gleich und eben / damit es nicht flieſſe / ſondern fein dicke auff einan - der liegen koͤnne / alsdann kanſt du dich damit zum Brennen ſchicken / und dabey nur die ſchon genugſam vorgeſchriebenen Regeln beobachten.

Nota. Kreuſel-Glas iſt klein geſtoſſen oder gerieben Glas / oder ſolches / wie die Glaſer mit ihren Kreuſel oder Griſſel-Eyſen von den Scheiben abgriſſeln.
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XXXVI. Allerhand Loth zu machen.

Nimm 1. Theil Eyſen-Hammerſchlag / und 1. Theil Kupffer-Ham - merſchlag / auch 2. Theil Schmeltz-Glas. Oder

Nim̃ Jett-Koͤrner / Eyſen-Ham̃erſchlag / und Spieß-Glas. Oder

Nim̃ Kupffer-Hammerſchlag / Spießglas und Jettkoͤrner / ſolches reibe auff einen Eyſenblech 1. Tag oder 3. mit friſchen Waſſer zum aller - kleinſten / und weñ du wiſſen wilt / wañ das Loth klein genug gerieben iſt / ſo ſiehe / wann es beginnet gelblicht zu ſcheinen / und zaͤhe wird / alſo daß es dicke an den Laͤuffer hangt / ſo iſt es ein Zeichen / daß es klein genug gerie - ben iſt.

XXXVII. 16Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

XXXVII. Schwartz Loth / oder Ventur zn machen.

Nimm Evſenhammer-Schlag und Jettkoͤrner / iedes gleich viel / reibe es unter einander ein Tag oder 3. auffs kleinſte / allerdings wie oben.

Oder

Nimm 1. Pfund Schmeltzglas / drey Viertels Pfund Kupfferham - merſchlag / und 1. Viertels-Pfund Eyſenhammer-Schlag / reibe es wohl mit Waſſer / wie vor gemeldt.

Oder

Nimm 1. Pfund Schmeltzglas / 3. Viertels-Pfund Kupffer-Ham - merſchlag / und 2. Untzen Spiesglas / verfahre damit nach obigen Be - richt.

Oder

Nimm 2. Untz weiſſes Glas / 2. Untz Eyſen-Hammerſchlag / 1. Untz Kupffer-Hammerſchlag.

Oder

Nimm 3. Theil Bley-Glas / 2. Theil Kupffer-Hammerſchlag / ein Theil Eyſen-Hammerſchlag / 1. Theil Spießglas / procedire damit ut ſuprà.

Bleyloth zu machen.

Nimm 2. Theil Bley / 1. Theil Spießglas / nimm ein wenig Bley - weiß darunter / und reibe es wie anfangs erinnert worden.

XXXVIII. Schwartz auff Glas zu brennen.

Nimm Jettkoͤrner (ſo auch Jettglas und Gruͤnſpieſſen genannt) und Kupffer-Hammerſchlag / eins ſo viel als des andern / auch Eyſen - hammerſchlag die Helffte ſo viel / ferner nimm Bleyaſchen / waſche den Kupffer-Hammerſchlag und die Bleyaſchen / biß alles Unreine davon gehet / reibe die Materia untereinander auff einen Stein oder Eyſen - Blech mit reinen Waſſer auffs kleinſte / laſſe es wieder trocknen / ſchlage es durch ein kleines enges Sieblein / ſo wird es ſchwartz auff Glas; ie dicker du es nun anſtreicheſt / ie ſchwaͤrtzer; und ie duͤnner du es aufftraͤ - geſt / ie grauer es wird / darnach kanſt du dich in deiner Arbeit richten.

Nota. An ſtatt der Gruͤn-Spieſſen oder Jettkoͤrner kanſt du nur das gemeine / oder gruͤne Bleyglas nehmen / welchesman17ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. man bey den Toͤpffen haben kan / es wird hier eben das ver - richten.
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XXXIX. Eine andere Schwaͤrtze auff Glas zu mahlen und brennen.

Nimm Kupffer-Aſchen zwey Theil / Schmeltz-Glas ein Theil / rei - be dieſe zwey wohl mit guten Brant-Wein / und mahle damit auff Glas / es ſchmeltzet ſehr gerne ein.

XL. Noch eine dergleichen ſchoͤne Schwaͤrtze.

Nimm weiß Glas 2. Loth / Eyſen-Hammerſchlag anderthalb Loth / Spießglas ein Loth / Braunſtein ein halb Loth / reibe es an ſtatt Waſ - ſer mit guten Eßig / und brenne es / es wird dir nicht ungefaͤllig werden.

Wie man ferner alle Farben zum Glas-mahlen machen ſoll.

XLI. Braun auff Glas zu machen.

Nimm eine Untze Weiß - oder Schmeltz-Glas / und eine halbe Un - tze guten Braunſtein / reibe es ſehr klein / erſtlich mit Eßig / hernach mit Brandwein / oder auch mit Waſſer und mahle damit nach Belieben.

Mercke! Wann du auff Glas / das braun-roth oder roth-blau iſt / weiß ma - chen wilt / ſo nimm Schmirgel und Leinoͤhl / ziehe es damit abe / an de - nen Orten wo es dir gefaͤllt. Oder mache dir eine Spindel / wie man die Mund-Perlen abzuthun gebraucht; du kanſt ſie groß oder klein ma - chen / nach deinem Gefallen / ungefehr nach der Manier / wie du hier ver - zeichnet findeſt:D d dDie -18Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen
[figure]
Dieſes kanſtu nach Belieben durch ein hoͤltzern Brettlein applici - ren / und hernach deine Arbeit mit Schmirgel oder Druͤppel poliren / erſtlich zwar kanſt du ſolches mit linden Holtz / hernach aber mit harten Eychen / Weiß-Buͤchen oder Birnbaͤumen-Holtz verrichten.
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XLII. Roth Loth zu machen.

Nimm 1. Loth guten Roͤttelſtein / 2. Loth gerieben Schmeltzglas / thue ein wenig Kupffer-Hammerſchlag darunter / daß es nicht ſo leicht ausbrenne / reibe es unter einander / und verſuche es erſtlich mit Weni - gen / brennt es zu ſehr aus / ſo thue mehr Kupffer-Hammerſchlag darun - ter / damit es nicht ausbrenne.

Nota. Ausbrennen iſt / wenn die Farben vergehn / ſo iſt es aus - gebrannt / und die Sache verdorben.
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XLIII. Andere Manieren / roth Loth zu machen.

Nimm Roͤthelſtein / ſo gar harte iſt und nicht gerne ſchreibet / ein Theil / 1. Theil Schmeltzglas / und einen vierdten Theil Auripigmentum, reibe ſolches wohl mit Eßig und gebrauche es; du muſt dich aber vor den Rauch huͤten.

Oder19ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Oder

Eyſen-Hammerſchlag 1. Loth / Kupffer-Hammerſchlag / Schmeltz - glas / iedes 2. Loth / mit Waſſer abgerieben.

Oder

Kupffer-roth und Jettglas / iedes gleich viel / roͤthelſtein den vierd - ten Theil darunter gerieben / und verfahren wie oben geſagt.

Oder

1. Theil harten Roͤthelſtein / 2. Theil Schmeltzglas / einen vierdten Theil gelbes Bleyglas / wie die Toͤpffer machen / auffs kleinſte unter ein - ander gerieben / ut ſupra.

XLIV. Roth auff Glas zu brennen.

Nimm Crocum Martis, oder Roſt von alten Eyſen und gelbrothes Vitrum Antimonii, auch gelbes Bleyglas / iedes gleich viel; und ein we - nig alte Muͤntz / welche du mit Schwefel brennen und calciniren muſt; reibe es alles zuſammen untereinander auffs kleinſte / und alſo / daß wañ man es unter die Zaͤhne nimmt / es nicht mehr knirſche / ſo iſt es recht; mahle damit nach Gefallen auff Glas / und brenne es / ſo wirſt du ſchoͤn Roth haben.

XLV. Leibfarb auff Glas.

Nimm Mennig 1. Loth / roth Schmeltzglas zwey Loth. Daſſelbe reib fein rein und klein / mit einen guten Brantewein / auff einen harten Marmelſtein / ſo wirſt du / wann du es ſehr maͤßig brenneſt / eine ſchoͤne Leibfarb erlangen.

XLVI. Blau auff Glas zu ſchmeltzen.

Nimm Burgundiſch - oder Berg-blau / wie auch Jett-Glas / iedes gleich viel / mache es gleich wie das Loth an / und wenn du wilt Glas damit mahlen / ſo laſſe die Blumen oder was du wilt blau haben / gantz oder blos blau / welches du aber gelb haben wilt / das etze ab / und ſtreiche Kunſtgelb darauff; mercke / daß Gelb auff Blau / und Blau auff Gelb / ſich allezeit in Gruͤn verwandelt.

XLVII. Berg-Blau auff Glas.

Nimm blaue Smalte oder Bergblau / ziehe es mit Loth an / mahleD d d 2und20Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenund handle damit nach deinen Gefallen / wilt du nun Blumwerck / als Roſen oder andere von allerhand Farben haben? ſo laſſe daſſelbe blos / und gib einen ieden ſeine Hauptfarbe.

XLVIII. Gruͤn auff Glas.

Nimm gruͤne Jettkoͤner 2. Theil / Meßing-Staub 1. Theil / Bley - mennig 2. Theil / auffs kleinſte gerieben / und aufs Glas getragen / wird / nachdem es gebrannt / eine annehmliche Gruͤne geben.

Weil / wie oben gemeld / Blau und Gelb allezeit Gruͤn geben / ſo iſt auch nicht von noͤthen / daß man des Gruͤnen hier weiter Meldung thue / wollen derowegen alſobald zu der gelben Farbe uns wenden.

XLIX. Das rechte Kunſtgelb oder Silber-Loth zu machen / daß es ſehr ſchoͤn werde.

Man hat durch die Erfahrung befun den / daß aus dem Silber das allerſchoͤnſte Kunſt-gelbe auff Glas bereitet werde. Wilt du demnach das allerbeſte Gelbe machen / ſo nimm Laminirt-Silber / loͤſe ſolches auff in ei - nen Scheide-Waſſer / wenn es alles auffgeloͤſt / ſo ſchlage das Silber nieder / welches alſo geſchicht: man thut in die Solution des Scheidwaſ - ſers einige Kupffer-Bleche legen / ſo arbeitet das Scheidwaſſer an den Kupffer-Blechen / und laͤſſet das Silber zu Boden fallen / oder man ſchuͤttet gemeines Saltz in Waſſer zerlaſſen daran. Wann nun das Silber zu Boden ſich geſetzt / gieſſe das Scheidwaſſer von dem Silber ab / und reibe es auff einen Stein / mit ſehr gebrannten Leymen / aus einen Backofen; alſo daß des Leymens 3. mahl mehr ſey als des Silbers / und wenn es ſehr wohl gerieben / ſo trage es auf die ebigte Seite des Glaſes / mit einen Haar-Penſel / und brenne es / ſo wirſt du ſchoͤn Kunſtgelbe haben.

L. Ein ander ſchoͤn Gelb zu brennen.

Nimm Bruch-Silber / ſo viel du wilt; ſchmeltze ſolches in einen Schmeltztiegel / und wann es ſchmeltzt / ſo wirff nach und nach ſo viel Schwefel darauff / daß es gantz muͤrbe werde; reibe es alsdenn auffs ſub - tilſte auff einen Stein; darnach nimm ſo viel Spießglas dazu / als des Silbers iſt; denn / iſt des Silbers ein Qvintlein / ſo ſoll des Spießglaſes auch ein Qvintlein ſeyn; wann dieſe beyde ſehr wohl untereinander ge -rieben /21ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. rieben / ſo nimm Oggergelb / laſſe ſolches wohl ausgluͤen / ſo wird es Braun-roth / loͤſche es in Harn ab. Nimm dieſes Braun-roths zwey mahl ſo viel als der andern zwey Stuͤck / nemlich des Silbers und Spieß - Glaſes iſt / reibe es alles auffs allerbeſte mit gemeinen Waſſer unterein - ander / hernach auff Glas nach Belieben auff die ebigte Seite geſtrichen und gebrannt / ſo wird es dir ſchon gefaͤllig werden.

LI. Noch ein Gelb auff Glas.

Nimm 1. Loth Silber / 1. Loth Schwefel / 1. Loth Ogger / laß das Sil - ber zuvor mit den Schwefel brennen oder calciniren / daß es muͤrb wer - de und ſich reiben laſſe; deſſelben gleichen brenne oder gluͤe den Ogger auch wol aus / und loͤſche ihn in Horn ab / alsdann reibe das Silber und den Ogger zuſammen einen gantzen Tag / auff das allerkleineſte / ſo haſtu ſchoͤn Kunſt-gelb auff Glas.

LII. Eben dergleichen Gelb auff Glas.

Nimm gute alte Muͤntz / brenne ſolche mit Schwefel / nimm auch gelbe Colniſche Erde / wie ſolche die Weißgerber und Colet-Waͤſcher gebrauchen; brenne ſolche Erde auch wie den Ogger / und reibe es mit guten Brandwein wohl unter einander / und ſtreiche es auff das Glas; Es muß aber alles ſehr wohl gerieben werden.

LIII. Noch ein anders.

Nimm 1. Theil ungebrannten Ogger / und einen Theil gebrannt Silber mit Schwefel / dieſes Kunſtgelb gehoͤret auff hartes und rauches Glas.

LIV. Ein ſehr gutes Kunſtgelb.

Nimm 1. Qvintlein gefeilt Silber / und 2. Qvintlein geſtoſſenen Schwefel / thue ſolches in einen Schmeltztiegel / den Schwefel unten / das Silber in die Mitten / und oben auff wieder Schwefel / laß alſo das Silber wohl brennen und calciniren / nimm alsdenn des gebrannten Silbers 1. Theil / gebrannten Ogger 2. Theil / vitrum antimonii 1. Theil / reibe es auff das allerkleinſte / als es moͤglich iſt / und verwahre es zum Gebrauch ꝛc.

Ddd iijLV. Noch22Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

LV. Noch eine andere weiſſe Kunſtgelb auff Glas zu brennen.

Nimm Matteyen / (ſind duͤnne Meßing-Bleche) lege ſie in einen Scherben / reibe Schwefel und Spießglas auff einen Stein zu Pulver / ſtreue es darauf / und wieder eine Lege Matteyen / alsdann wieder Pulver darauff geſtreuet / mache alſo Stratum ſuper Stratum, biß du genug haſt; brenne es / biß es ausloͤſche / denn gieß es alſo heiß und gluͤend in ein kal - tes Waſſer / ſo wird es gantz muͤrbe und laͤſſet ſich reiben. Nimm fer - ner des gebrannten Pulvers oder Matteyen 1. Theil / und 5. oder 7. mahl ſo viel Oggergelb / ſo auch wohl gebrannt und in guten Eßig abgeloͤſcht iſt; laſſe es trocknen / reibe es hernach mit reinen Waſſer auf einẽ Stein / ſo klein als es nur moͤglich iſt / und bediene dich deſſen nach deinen Ge - fallen.

LVI. Noch eine Kunſt-gelbe.

Nimm einen alten Boͤhmiſchen Groſchen / oder ſonſt eine gute Muͤntze / feile ſolche klein / darnach thue es in einen Schmeltztigel / und laſſe es auff den Feuer gantz gluͤende werden; wirff alsdenn auff das ge - feilte gluͤende Silber in Tiegel 2. oder 3. Erbis groß gelben Schwefel; ruͤhre es mit einen ſpitzgen Eyſen oder Drath alſobalden umb / daß es ſich nicht anhange; ſo verzehrt der Schwefel das Kupffer / und wird aus den Silber ein graues Pulver.

Nimm daſſelbe graue Pulver / und reibe es auff einen Eyſen-Blech ſehr wohl / mit 3. mahl ſo viel gebrannten Ogger / und trage es mit einen Gummi-Waſſer auff die ebigte Seite des Glaſes / handle damit ferner nach deinen Gefallen.

NB. das Gelbe wird auff den Boͤhmiſchen und Venediſchen Glas am ſchoͤnſten / ſo wohl zu mercken.

Wilt du gelb auff Glas mahlen / ſo nimm zuvor Grieſelglas / und einen Willen-Lappen / mit denſelben in friſch Waſſer getunckt / muſt du das Glas wohl reinigen und abreiben.

LVII. Gelb auff Erd-Glas oder Toͤpffer-Glaſuren zu mah - len und brennen.

Weil dieſes Glas ſehr weich iſt und bald ſchmeltzet / ſo nimm 1. Qvint -23ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. Qvintlein Silber und 2. Loth Ogger / beydes gebrannt / und ſo es noch zu friſch von Silber waͤre / ſo muß man noch mehr Ogger darunter rei - ben / wilt du es aber zur Holtz-Farbe auff Glas gebrauchen und dahero gar Lichtgelbe haben / ſo thue noch mehr Ogger darunter reiben / biß du es nach deinen Gefallen ſiheſt / alſo kanſt du es machen / daß es balde oder langſam einbrennet.

LVIII. Gelbe Farb auf Glas / die man nicht brennen darff.

Nimm 1. Loth Allaun / 1. Loth guten Saffran / ſeude das mit einan - der / und ſtreiche es auff das Glas. Ferner reibe Saffran und Rhebar - bara mit einen klaren Spickfirnis wohl ab / in einer ſolchen Temperantz die dir gefaͤllet / und zum Mahlen dienſtlich iſt / mahle nach Gefallen / und laſſe es trocken werden.

LIX. Allerhand andere Farben zu mahlen / die nicht in das Feuer kommen.

Nimm Hammerſchlag / gebrannt Silber / Rauſch-gelb / Vitrum Antimonii, und dergleichen / was du vor Farb wilt haben / reibe es un - ter Leinoͤhl / und mahle damit auff Glas / und laſſe es an der Sonnen tro - cken werden.

LX. Eine Auswaſchung.

Nimm Blut-Stein und Eyſenroſt / reibe es wohl durch einander / alsdenn gluͤe es aus / wann es recht gluͤet / ſo wuͤrff nach und nach reines Unſchlitt drauff / ſo brennt es wie ein Licht / alsdenn laſſe es noch etwas gluͤen / und gemachſam erkalten / dieſes dienet wohl das Glas zu reinigen.

LXI. Von Amulier-Glas.

Das Amulier-Schmeltzglas / muß mit ſtarcken oder diſtillirten Wein-Eßig ein 24. Stund auffs allerſubtilſte gerieben werden / gleich wie das Loth / davon oben gemeldet / ſo ſchmiltzet es gerne ein / wann es zuvor mit einen guten Gummi-Waſſer nach Behoͤr angeſtrichen wor - den; Es muß erſtlich alles Gemahlte / ſo man ſchmeltzen will / mit Amu - lier-Glas / oder mit Braunroth oder Schwartz-Loth verzeichnet werden / (wie ſchon droben gemeldet) doch iſt es mit Amulier-Glas am beſten.

Wann man auff Glas / das ſchon gemahlt und gebrannt / nochmehr24Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenmehr floriren will / ſo reibe man klaren durchſichtigen Maſtix oder Wey - rauch mit ſtarcken Wein-Eßig gantz klein / laſſe es hernach vertrocknen / hernach muß man ſelbigen mit Gummi-Waſſer reiben / in rechter Con - ſiſtentz / damit laͤſt ſich ſo wohl auff durchſichtig Glas / als auff allerhand Farben ſchoͤn und lieblich floriren.

Zum andern / Von allerhand feinen Toͤpffer-Glaſuren.

WEil die Toͤpffer-Gefaͤſſe mit allerhand Farben zu bemahlen und ver - glaſuren / auch unwiderſprechlich zur Glasmahlerey gehoͤrig / indem ſie faſt einerley Materi / und in vielen Dingen einerley Modum gebrau - chen / als hab ich auch allerhand Bereitung und Compoſita ihrer Farben / damit ſie ſchoͤn verglaſuren koͤnnen / meiner Glasmahler-Kunſt mit bey - fuͤgen wollen. Figuren / Blumen und Bilder mit auff das verglaſurte zu bringen / wird ein ieder Toͤpffer / der etwas zeichnen kan / aus den ſchon gethanen Bericht von Glasmahlen / lernen und abnehmen koͤnnen.

LXII. Weiſſe Glaſur auff Kacheln.

Nimm 4. Pfund Bley und 2. Pfund Zinn-Aſche / darunter reibe 3. Pfund Venediſches Glas / und eine gute Hand voll gemein oder Stein - ſaltz / ſchmeltze es zuſammen zum Glas / und geuß es in Kuchen / damit kanſtu Ofen-Kacheln / und ſonſt allerhand Geſchirr ſchoͤn weiß vergla - ſuren.

LXIII. Gelb zu glaſuren.

Nimm Bley-Aſche / Bley-Mennige und Spießglas / iedes ei - nen Theil / calcinirt und geſtoſſen / Kießling 2. Theil / gemein oder Stein-Saltz anderthalb Theil / reibe es zuſammen und ſchmeltze es / wie allbereit genugſam gelehret worden.

Jtem:

Nimm Bley-Aſchen 6. Pfund / Spießglas und Schlief iedes 1. Pf. reinen Sand auch 6. Pfund / ſchmeltze / gieſſe und behalte es zum Ge - brauch.

LXIV. Schoͤn gruͤn Glas auff Kacheln.

Nimm Sand zwey Theil / Bley-Aſchen 3. Theil / thue dazu ſo viel Kupffer-Hammerſchlag als dir gefaͤllt; ſchmeltze es zu Glas / du kanſtauch25ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. auch ein Theil Saltz dazu thun / ſo wird es deſto leichtfluͤßiger; und mer - cke / wornach du viel oder wenig Kupffer-Hammerſchlag dazu thuſt / dar - nach kanſt du es Licht - oder Dunckelgruͤn bereiten.

LXV. Blau Glas auff Toͤpffer-Arbeit.

Nimm weiſſen Sand oder Kieſelſtein / ſtoſſe ſolche klein / thue dazu gleich ſo ſchwer Bley-Aſchen / und den dritten Theil blaue Smalte / ſchmeltze und gieſſe es in Kuchen / und verwahre es zum Gebrauch / alſo thut man mit allen andern Farben.

Oder

Nimm 6. Pfund Bley-Aſchen / 4. Pfund klaren und reinen Sand / 2. Pfund Venediſch Glas / ein halb Pfund oder drey Viertel Zaffera - Farb / und eine gute Hand voll Saltz / verfahre damit wie oben.

LXVI. Violen-blau zu verglaſſen.

Nimm Bley-Aſche 1. Theil / reinen Sand 3. Theil / blaue Smalte 1. Theil / Braunſtein das 8. Theil / handle damit wie gemeldet.

LXVII. Braun und dunckel zu glaſuren.

Nimm gemein Glas und Braunſtein / iedes 1. Theil / Bley-Glas 2 Theil. Verfahre wie gelehrt.

LXVIII. Schwartz und dunckel Glas.

Nimm Braunſtein 2. Theil / blaue Mahler-Smalta 1. Theil / ge - brannte Kießling und Bley-Aſchen iedes anderthalb Theil / damit hand - le / wie offter gemeldet.

LXIX. Eine ſonderliche oder ſeltzame Kachel-Farb.

Nimm Bley-Mennig / gebrannte und abgeloͤſchte Kießling / iedes gleich viel / reibe es gantz klein / und ſchmeltze es / gieß es alsdenn in Ku - chen / es wird eine gar ſonderliche Glaſur geben.

LXX. Eyſen-farbig zu verglaſuren.

So muſt du nehmen Bley-Aſchen 2. Theil / Kupffer-Aſchen und ge - mein Glas / oder reinen Kießling / iedes 1. Theil / damit procedire wie off -E e eter26Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenter gemeldet / ſo wirſt du eine perfecte Eyſenfarbe Verglaßirung be - kommen.

Zum Dritten. Von allerhand nuͤtzlichen Kunſtſtuͤcken und Experimenten / ſo zu der Glas - und Glasmahlerkunſt noͤthig und nuͤtzlichen zu gebrauchen ſind. Allerhand Fuͤrniſſe zu machen.

WEiln bey Bereitung der Farben auff Glas / noch mehr aber zum vergulden deſſelben / des Fuͤrniſſes offt gedacht / und ſolcher dazu gebraucht wird / ſo will ich auch allerley Arten / derer ich H. I. S. bey mei - ner Glasmahlerey mich bedienet / oder ſonſt aus Curieuſitaͤt ſelbſt pro - birt habe / hiemit nebenſt etlich andern ungemeinen Kunſt-Stuͤcklein zu machen / lehren und beſchreiben.

LXXI. Einen ſchoͤnen glaͤntzenden Spickfuͤrniß zu machen.

Nimm gutes Spickoͤhl 2. Loth / Maſtix und Gummi Sandracca ie - des 1 Loth / Cypriſchen oder Venetiſchen klaren Therbentin ein halb Loth. Pulveriſire oder reibe und miſche den Maſtix und Therebentin / auffs ſubtilſt und kleinſte unter einander / nimm ein Kolben-Glas / thue das Spickoͤhl darein / ſetze es in ein Balneum Maris, oder ſonſt in einen Keſſelgen mit Waſſer uͤbers Feuer; mercke! du muſt unten an den Glas - kolben einen Ring von Bley binden / damit das Glas in Waſſer bleiben und ſtehen kan; wann das Spickoͤhl nun erwaͤrmmt / ſo thue auch den Therebentin drein / hernach auch die Pulver von Sandrack und Ma - ſtix / ruͤhre es mit einen ſaubern Hoͤltzgen umb / biß alles recht zergangen / und ſich auffloͤſet / (das Waſſer in Balneum mag wohl gemach ſieden o - der kochen) wann es recht auffgeloͤſet / ſo verwahre es in einen Glas / wol zu gebunden zum Gebrauch / und wann er durch langes Stehen etwas zu ſtarck wuͤrde / ſo kan man nur / wann man etwas gebrauchen will / ſolchen in einen Schuͤſſelgen ein wenig uͤber Feuer oder in warm Waſſer hal - ten.

LXXII. Ein27ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

LXXII. Ein anderer Spickfuͤrniß.

Nimm Spickoͤhl 3. Loth / Sandracc 2. Loth / Maſtix 1. Loth / zer - reibe den Maſtix und Sandracc erſtlich klein / gantz trocken / hernacher waſche ſolchen mit guten Spiritu Vini, oder rectificirten Brandwein / reib es auch damit / laß den Brantwein wieder vertrocknen / thue ſolche in das Spickoͤhl / laſſe es uͤber ſanffter Waͤrmde darinnen ſolviren oder zergehen / und ſo er der Fuͤrniß zu ſtarck wuͤrde / ſo thue nur noch ein wenig klares Spickoͤhl darunter.

Huͤtte dich / daß du dergleichen Fuͤrniß / nicht leicht zu einen andern Feuer oder Hitze / als heiß Waſſer / bringeſt / wenn du ihn bereiteſt; denn er entzuͤndet ſich leicht / und iſt nicht zu loͤſchen; geſtalt denn gar unlaͤngſt / zu Nuͤrnberg / ein wohlgeachter Mann mit ſamt ſeiner Frauen / wie auch Magd und Jung / elendiglichen ſich verbrannt haben / alſo / daß ſie ſaͤmt - lichen in wenig Stunden ſterben muͤſſen / indem ſie einen dergleichen Fuͤrniß / in der Roͤhren des Ofens / in ihrer Stuben bereiten wollen / welcher ſich entzuͤndet / und ſie / als diejenigen ſo loͤſchen wollen / wie ge - meld / auff den Tod beſchaͤdiget; dahero ich iederman umb vorſichtig zu ſeyn hiemit nothwendig erinnern muͤſſen.

LXXIII. Etliche Manieren / den noch nicht iederman bekannten Lackfuͤrniſſe zu machen. Weiſſer Laccfuͤrniß.

Nimm auff 10. Loth rectificirten Brandwein / der kein Phlegma haͤlt / klein pulveriſirten Gummi Sandracca 2. Loth / klaren Venediſchen Therbenthin auff 2. Loth / thue es zuſammen in ein gutes Glas / verwah - re das Glas oben wohl mit gewaͤchſten Papier und Rindsblaſen / ſetze ſolches in einen 3. fuͤßigen Topff mit warmen Waſſer / unten auff den Bo - den des Topffs ſoll Heu gelegt ſeyn / damit das Glas ſanfft darauff ſte - hen koͤnne; ſtelle das Glas in den Topff / und den Topff uͤber ein Kohl - feuer / alſo daß das Waſſer darinnen ſtarck ſiede oder koche; laſſe das Glas mit den Fuͤrniß ein Stund oder 3. in den kochenden Waſſer ſte - hen / damit ſich der Sandracc und Therbentin in dem Brandwein recht auffloͤſe / und mit denſelben wohl vereinige; alsdenn geuß deinen Fuͤrniß alſo ſiedentheiß durch ein rein haͤren Tuch / und verwahre ſolchen in einen Glas mit einen engen Hals / wohl zugebunden / zu beliebten Gebrauch.

E e e ijDie -28Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

Dieſes iſt ein edler Fuͤrniß / man ſoll auch mit dieſen Fuͤrniß nur die liechten und hellen Farben / als weiß / gelb / gruͤn / blau / hochroth / item was verſtlbert und vergult iſt / uͤberſtreichen.

LXXIV. Eine andere Art von Lacc-Fuͤrniß / mit welchen man rothe und dunckle Farben anmachen / und folgends uͤberſtrei - chen und beglaͤntzen kan.

Nimm hochrectificirten Brandwein / welcher ſeine Probe haͤlt / alſo daß er / wann man ihn auff Pulver geuſt und anzuͤndt / daſſelbe weg - brennt; Jtem wann man einen leinen Lappen drein dunckt und anzuͤndt / mit ſamt den Lappen reine verbrennt; Nimm / ſage ich / deſſelben ein gutes Pfund / reinen und wohlausgeleſenen Gummi Lacca 1. Viertels - Pfund / reibe den Gummi Lacca klein / thue ihn in ein Phiole, geuß den Brantwein daruͤber / laſſe es ein baar Tage ſtehen / doch alle Stunden einmahl wohl herumb geſchwenckt und gebeutelt; des 3ten Tages haͤnge es uͤber eine maͤßige Kohlen-Hitze / und laſſe es ſo lange uͤber der Kohlen hangen / biß ſichs wohl auffgeloͤſt / und wann mans im Glas ſchuͤttet / daß es recht / als ein duͤnner Leim das Glas herunter lauffe / wann ſolches geſchehen / und zu ſehen / kan die Materia durch ein haͤrin Saͤcklein gedruckt / und zu beliebten Gebrauch auffbehalten werden.

LXXV. Noch einen beſſern Lacc-Fuͤrniß.

Nimm den allerbeſten und ſtaͤrckſten Brantwein / der / wie oben ge - meld / das Pulver wegbrennt / gieſſe deſſelben eine Kanne oder Maß / uͤber ein Pfund des bey einen Toͤpffer gantz weiß-gebrannten Wein - ſteins; laſſe den Brantwein auff den Weinſtein einen Tag ſtehen / nur in der Stuben Waͤrmde / doch daß der Brantwein wohl verwahrt ſey / daß er nicht verriche; gieſſe hernach den Brantwein ſein ſauber abe / oder filtrire ihn durch ein Papier; nimm deſſelben Brantweins 1. Pfund / weiſen Agtſtein 6. Loth / Sandracca auch 6. Loth / Gummi-Lacca 2. Loth. Der Agtſtein muß nicht von den Abgang-Pulver / ſondern von reinen Stuͤckgen / und in uͤbrigen mit ſamt den andern Speciebus wohl ausge - leſen ſeyn; reibe ſie alle 3. gantz klein zuſammen / thue es in eine Phiole oder Glas-Kolben / und geuß 3. Pfund Brandwein daran / das Glas aber muß nicht gar die Helffte voll ſeyn; ruͤttels und beutels eine gantze Stund herumb / laſſe es hernach ein paar Tage ſtehen / doch daß es alle Stun -den29ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. den wieder ziemlich umbgeruͤttelt werde; nach dieſen kan es abgegoſſen und in einen andern Glas wohl verbunden / zum Gebrauch verwahret werden.

Was von der Materia in Glas zuruͤcke bleibt / kan man nur in ſelben ſtehen laſſen und auffheben / denn wenn man den Fuͤrniß von neu - en machen will / darff man nur die Helffte friſches Zeugs dazu nehmen.

LXXVI. Noch ein ſonderlicher guter Lacc-Fuͤrniß.

Nimm hoch-rectificirten Brandwein / der wie oben zugerichtet ſey / eine halbe Maß; Gummi-Lacca 4. Loth / Sandracca 2. Loth / weiſſen Agtſtein 1. Loth / Maſtix 1. Loth / weiſſen Weyrauch 1. Loth. Dieſe 4. Stuͤcke ſollen in einen ſteinern Moͤrſel auffs kleinſte gerieben / und her - nach mit ſamt den Brandwein in eine Phiol oder Kolben-Glas gethan werden; welches Glas / nachdem du es auffs beſte vermacht / alſo daß nicht der geringſte Dampff oder Geruch heraus kommen kan / ſo ſetze es in die heiſſe Sonnen / oder in Winter auff den warmen Ofen; laſſe es ein Tag 3. oder 4. ſtehen / hernach ſetze es in eine warme Aſchen-Cappel - le / und laſſe es gar ſittiglich ein paar Stunden gelinde kochen; ſo bald der Brandwein genugſam auffgeloͤſet / und als ein Fuͤrniß in einer gelb - braunlichten Farb und ziemlich dicken Conſiſtentz erſcheinet; ſo gieſſe es alſo ſiedent heiß durch ein rein haͤrin Tuch / und preſſe es mit 2. Hoͤltzern (wie bey denen Apotheckern gebraͤuchlich) fein wohl aus; gieſſe es alsdeñ in ein glaͤſern Gefaͤß mit einen engen Hals / und verwahre es auffs beſte verbunden zu deinen Gebrauch.

LXXVII. Lacc-Fuͤrniß auff eine leichtere Art.

Nimm Gummi-Lacc anderthalb Loth / Maſtix / Sandracc / Agt - ſtein iedes 1. Qvintlein / thue es groͤblich zerſtoſſen in eine Phiole, gieſſe desſtarcken Brandweins darauff 1. Loth / ſetze es in die Waͤrme / biß es ſich wohl auffgeloͤſet / (was ſich auffloͤſen will) hernach durchgepreſt und damit angeſtrichen.

LXXVIII. Ein anderer dergleichen.

Nimm auff ein Pfund des allerſtaͤrckſten Brandweins / 6. Loth rei - nen und kleingeſtoſſenen Gummi-Lacc, thue es in ein Phiolen-Glas / ſchwaͤncke es etliche Stunden herumb / es muß aber das Glas nicht zuE e e iijklein30Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenklein ſeyn / denn ſonſt wuͤrde es zerſpringen / wenn es genug geruͤttelt / ſetze es an die Sonne / oder auff den warmen Ofen / auff einen Stroh - Ring / laß es etliche Tage ſtehen / alsdenn durch ein haͤren Tuch gezwun - gen / und in einen andern Glas wohl verwahrt auffbehalten.

LXXIX. Noch einen dergleichen guten Fuͤrniß.

Nimm auff 1. Pfund des allerſtaͤrckſten Brantweins / 6. Loth rei - nen Gummi-Lacc / thue es groͤblich zerſtoſſen in den Brantwein / beu - tels oder ruͤttels eine Stund herumb / laſſe es hernach in einen Balneum Maris eine Stund kochen; ſeuge es alſo warm in ein ander Glas / und ge - brauchs nach Belieben.

Daß ich nun hier ſo vielerley Manieren von Lacc-Fuͤrniſſen be - ſchreibe / wird ſich niemand irren laſſen / ſondern vielmehr ſolches mit Danck erkennen / und verſichert ſeyn / daß ich nichts beſchreibe / als was durch die Experientz wahrhafftig erfahren und beſtaͤtiget worden / ſo wohl von mir als andern Kuͤnſtlern; Zu dem / ſo iſt immer einer leichter und geſchwinder zu machen als der ander / ohne daß auch einige liechter von Coleur / und dahero zur hellen Farben beſſer dienen / ingleichen ſind auch immerzu in einen Proceß einige Handgriffe gemeldet / die in an - dern vergeſſen oder ausgelaſſen; meine alſo / der Verſtaͤndige werde ſich ſolches wohl zu Nutz zu machen wiſſen ꝛc.

Jch erinnere aber nochmahl / wer mit dieſen Fuͤrniſſen umbgehen will / daß er ſich mit den Feuer in Obacht nehme / zumahl wo Therben - tin / und Spicc - oder auch Therbentin-oͤhl und dergleichen dazu kom - men. Denn wenn ſie ſich entzuͤnden / ſo ſind ſie nicht zu daͤmpffen / wolte man Waſſer zugieſſen / ſo wuͤrde es ſchlagen aͤrger als Buͤchſen-Pulver / und auff etliche Schritte herumb alles anzuͤnden / ſo ich denen die unvor - ſichtig ſeyn / nicht ungemeldet laſſen koͤnnen ꝛc. Mit den Lacc-Fuͤrniß / da ſtaͤrckſter Brantwein zukommt / iſt ſich gleichfalls vorzuſehen / daß man nicht mit einen angezuͤndten Licht zu nahe komme / denn der Brantwein entzuͤndet ſich wie ein Blitz / doch iſt ſolcher ehe zu daͤmpffen als der ande - re. Jſt alſo gut / daß man ſolches Dinges nicht zu viel auf einmal mache ꝛc. und keine andere Hitz / als wie oben erwehnt / das Balneum Maris dazu gebrauche.

Weiter / wenn ja ein ſolch Verſehen oder Ungluͤck entſtuͤn - de / ſo ſoll man nur eine naſſe Kalbs - oder Schafs-Haut / oder ein leinen Tuch wie ein Tiſch - oder Bettuch groß / in Waſſer eingenetzt / in Be - reitſchafft haben / und vier - oder mehr-fach dꝛuͤber decken / und alsdenn / wonoͤthig31ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. noͤthig / Waſſer auff daſſelbe / ſo muß es erſticken / und kan keinen weitern Schaden thun. Wer ſolches nun vorhin oder beſſer weiß / vor dem iſt es hier nicht geſchrieben.

LXXX. Noch einen Lacc-Fuͤrniß zum Glantz-geben.

Nimm Gummi-Lacc, und Sandracc iedes 2. Loth / ein halb Noͤſ - ſel hoch rectificirten Brantwein / dran goſſen / wohl vermacht 3. Tag an der heiſſen Sonnen ſtehen laſſen (oder ſonſt in gleichmaͤßiger War - me) es darff aber nicht gebeutelt oder geſchuͤttelt werden.

LXXXI. Eine andere Art des beſten Glantz-Lacc-Fuͤrniß.

Nimm hoch-rectificirten Brantwein / filtrire denſelben durch cal - cinirten Weinſtein / nimm hernach weiſſen Agtſtein / Gummi-Lacc / und Gummi-Sandracc iedes anderthalb Loth / ſolches wohl ausgeleſen und klein gerieben / thue in ein Kolben-Glas / geuß den filtrirten Brantwein druͤber / ruͤttels etliche Stund herumb / laß hernach 3. Tag in der Waͤrm - de ſtehen / zwing es durch in ein ander Glas / und brauchs nach deinen Willen.

LXXXII. Eben dergleichen.

Nimm Sandracc 2. Qvintlein / Gummi-Lacc 4. Qvintlein / gieſſe daruͤber des ſtaͤrckſten Brantweins / ruͤttels herumb / ſtells in Sommer an die Sonne etliche Tage / zwings durch ein haͤren Tuch und verwahrs zum Gebrauch / dieſer Fuͤrniß dienet wohl auff Holtz / und die Farben anzumachen.

LXXXIII. Einen ſonderlichen geheimen und kuͤnſtlichen weiſſen oder hellen Lacc-Fuͤrniß zu machen.

Nimm Gummi Elemi, Gummi animi (man kan ſolche in allen Apothecken haben) weiſſen Weyrauch und weiſſen Agtſtein / iedes ein Qvintlein; es muß alles ſchoͤn rein und wohl ausgeleſen ſeyn / ſtoſſe oder reibe es klein / thue es in ein Glas / und koche ſolches in diſtillirten Eßig / gieſſe hernach den Eßig ab / und waſche die Materia wohl mit reinen warmen Waſſer / ſo wirds gantz weiß ſcheinen / laß trocknen / und reibs wieder klein; thue noch dazu 1. Qvintlein Gummi / Drachant / und 2. Qvintlein weiß Cryſtalliniſchen Zuckercand / auch klein gerieben; thuees32Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenes in ein ziemliches Phiolen-Glas / in welchen 1. Pfimd hochrectificirter Brandwein iſt / trage es allgemach hinein / wann alles hinein getragen / ſo ruͤttle es eine gantze Stund herumb / ſetze es hernach ins Balneum Ma - ris, und wann daſſelbe anfaͤngt zu ſieden / ſo laſſe es noch ein paar Stund ſtehen / alsdenn wieder erkalten / und einen Tag oder 3. ferner darauff ſtehen laſſen / hernach abgegoſſen / und ſo viel man kan / durchgezwun - gen / ferner in einen reinen Glas mit einen engen Mundloch wohl ver - wahrt / zum Gebrauch behalten ꝛc.

LXXXIV. Dieſen Fuͤrniß auff eine andere und noch geheimdere Art / ſolche als einen Spicc-Fuͤrniß zu verfertigen.

Nimm die obige Materia / tractire ſie erſtlich mit diſtillirten Eßig allerdings wie oben / thue auch dazu den Tragant und Zucker / zureibe / wann alles trucken / gantz klein; hernach nimm reines und gantz klares und helles Spicc - oder Therbentin-Oehl 1. Pfund / nimm auch klaren Cypriſchen Therbentin 6. Loth / thue es zuſammen in einen ſtarcken Glas-Kolben / und ſetze denſelben mit einen Bley-Ring verſehen / in ein warmes Balneum, wann nun das Balneum anfaͤnget zu ſieden / der Ther - benthin auch recht zergangen / und ziemlich warm zuſammen worden / ſo thue nach und nach die andere untereinander kleingeriebene Species dar - ein / ruͤhre es wohl mit einer reinen hoͤltzern Spatel umb / laſſe es eine Stund 3. oder 4 in kochenden Balneo ſtehen / hernach nimms heraus und verwahrs in einen andern Glas / ſo wirſtu einen ſchoͤnen klaren und ra - ren Fuͤrniß haben / der zu vielen Dingen mit groſſer Zier und Nutzen kan gebraucht werden.

LXXXV. Einen kuͤnſtlichen Fuͤrniß / das Blaue und andere gemahlte Coleuren / wie einen Spiegel glaͤntzend zu machen.

Jſt ein Kunſtſtuͤckgen / ſo noch wenig Mahlern bekannt: der Pro - ceß iſt alſo: Was du wilt blau mahlen mit Oehlfarben / daß es wie ein Spiegel glaͤntzen ſoll / das untermahle erſtlich mit Jndig und Weiß / doch daß Therbentin-Oehl unter den Jndig ſey; ſiehe / daß es dir ſchoͤn gerathe / und nicht im Anfang verderbe / und ſo es getrocknet / ſo hoͤhe und tiefe drein nach deinen Gefallen / laſſe es wieder trocken werden / brau - che hernach dieſen Fuͤrniß. Die Bereitung deſſelben iſt alſo:

Nimm33ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Nimm klaren Cypriſchen Therbentin ein halb Loth / Sandracc 1. Loth / Maſtix auch 1. Loth. Den Sandracc und Maſtix reibe auffs kleinſte / alsdenn nimm 2. Loth Spiccoͤhl / 1. Loth Therbentinoͤhl / thue es nur in ein Zuckerglas / laſſe den Therbentin drinn auff der Waͤrmde zergehen / thue des gepulverten Gummi auch darunter / ſetze das Glas in eine Pſanne mit Waſſer / laß das Waſſer uͤber den Feuer auff einen Dreyfuß allgemach kochen / etwan auff eine Stund / ſo wird ſchon alles wohl zugangen ſeyn / und ſich zuſammen vereiniget haben; laß es denn erkalten / und hebs in einen Glas / mit einen engen Hals / wohl ver - wahrt / zu ſolgenden Gebrauch auff.

Gebrauch.

Wiſche erſtlich das obbemelte untermahlte Stuͤck / mit einen reinen Laͤppgen trocken ab / alsdenn nim̄ eine liechte Smalten auf deine Politen / ſo viel du bedarffſt / das Blaue damit zu laſiren / mache ſelbe mit gelehrten Fuͤrniß wohl duͤnne / und laſiere alſo auch fein duͤnne mit einen guten und ſaubern Porſt-Pinſelein uͤber das Gemahlte; laſſe es trocknen / denn es trocknet innerhalb 3. Stunden; ſtelle es nur an ein reines Ort / daß kein Staub drauf falle / laſiere wieder daruͤber / ſolch Laſieren ſoll zu 7. mahl geſchehen / und allezeit getrocknet / ſo wirſtu darinnen als in einen Spie - gel alles / was du davor haͤlteſt / ſehen koͤnnen. So du es noch glaͤntzig und glaͤſeriger haben wilt / kanſtu nur offter druͤber laſiren / nehmlich ein 12. oder 16. mahl; doch daß es allezeit duͤnne mit der Smalten vermiſcht auffgeſtrichen / auch allezeit wohl getrucknet werde / du kanſt auch wo du wilt mit weiß darauff ſpielen / es wird ein uͤberaus ſchoͤnes und ergoͤtzlichs Anſehen uͤberkommen.

LXXXVI. Allerhand von harten Holtz / (als Ahorn-Birn-Nuß - und Pflaumen-Baum-Holtz) bereitete Tiſcher-Arbeit / item Staͤbe und dergleichen / mit den Lacc-Fuͤrniß / auff Schild - Kroͤten Art zu zurichten / alſo / daß es weder von ſcharf - fen Waſſern noch von Oehl abgehe und Scha - den nehme.

Uberſtreich das jenige Stuͤck / ſo du machen wilt / erſtlich mit einen Lacc-Fuͤrniß / dergleichen von LXXIII. biß LXXX. beſchrieben ſeyn / dar - nach uͤberſtreichs mit Mennig / ſo die Helffte mit Rauſchgelb vermiſcht / aber auch mit Lacc-Fuͤrniß angemacht ſey / wanns trocken / uͤberfahrsF f fwieder34Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenwieder ein mahl 2. oder 3. mit Lack-Fuͤrniß / doch allemahl zuvor trocknen laſſen; uͤberſchabs alsdenn mit reinen trocknen Schafft-Heu.

Ferner nimm Drachen-Blut (iſt ein rother Gummi) ſtoß und reibs klein / machs mit dergleichen Fuͤrniß duͤnne an / ruͤhrs umb / zwings durch / ſo du wilt / doch iſt ſolches eben ſo noͤthig nicht; hebs in einen Glaͤsgen wohl verwahrt auff / denn ie laͤnger es ſteht / ie ſchoͤner es an der Coleur wird / hiemit kanſtu Wolcken uͤber das uͤberſtrichene Stuͤck ma - chen / doch muß von den gelben noch viel durchſcheinen; wo du nochmahl auff das Gewoͤlcke duͤpffſt / ſo wirds daſelbſt dunckler / du kanſt auch mit dergleichen Fuͤrniß / Bein-Schwaͤrtz / oder nur Kupfferdrucker-Farb / o - der auch Jndig oder Umbra, oder Jndianiſche Dinte anmachen / und zum Theil mit den Drachen-Blut miſciren / damit kanſtu es noch dunck - ler vertiefen; du muſts aber allezeit trocknen laſſen / alsdenn nimm Pimß - ſtein / laß ihn wohl durch-gluͤen / ſtoſſe ihn gantz klein / nimm Schafft - Heu / legs in friſch Waſſer / tuncks alsdenn in gepulverten Pimß / po - liere oder reibe es glatt nach deinen Gefallen ꝛc.

Wann es denn glatt genug iſt / ſo reibe es ſtarck mit einen reinen willen Lappen / halts uͤber eine gelinde Glut / und uͤberfahre es einmahl 5. oder 6. mit den Glantz-Fuͤrniß; gib aber acht / daß ihm nicht zu heiß ge - he / ſonſt fahren Blattern auff; laß es wohl trocknen / nimm alsdeñ Zinn - Aſchen mit Baumoͤhl abgerieben / und Jucht-Leder / poliers damit / letz - lich nimm etwas Zinn-Aſchen auff den Ballen der Hand / und reib es biß es Glantz genug hat / denn es muß wie ein Spiegel glaͤntzen.

Man kan es wohl mit halber Muͤh machen / aber daß es ſo ſchoͤn werden ſoll / das iſt nicht / gleichwohl wird die Ubung manche Vortheile und Verkuͤrtzung der Arbeit an die Hand geben.

Man kan auch andere Farben dabey thun / wie es ein ieder haben will / weil man doch nicht alles beſchreiben kan.

LXXXVII. Rothe oder Corallen-Arbeit.

Gruͤnde das Stuͤck wie obiges / uͤberſtreiche es auch einmahl 4. mit Mennig / allemahl getrocknet; hernach einmahl 6. mit Zinnober / ſo auch mit dieſen Fuͤrniß / oder / welchs noch beſſer / mit lichten oder hellern Fuͤrniß (wie oben zu machen gelehrt) muß angemacht werden; wenn das geſchehen / ſchabe es mit Schafft-Heu / und uͤberſtreiche es wieder mit klaren Fuͤrniß / einmahl 8. oder 9. verfahre ferner / wie erſt mit der Schildkroͤten Arbeit iſt vermeldet worden.

Auff35ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Auff dergleichen Art und Weiſe kan man Threſoren / Betten / ja gantze Zimmer zurichten / auch mit Gold drein mahlen / es hat ein recht Fuͤrſtlich Anſehen.

LXXXVIII. Mit guͤlden oder hautſchiſchen Streu-Glantz auff der - gleichen Art zu verfahren.

Erſtlich beſtreich deine Arbeit einmahl oder 2. mit Lackfuͤrniß / her - nach reibe auch Coͤlniſche Erde oder Gummi-Guͤtte mit dergleichen an / diß muß ein ſolcher Fuͤrniß ſeyn der fein helle iſt / ſtreiche auch damit dei - ne Arbeit einmahl oder 2. an / laß es trocknen / alsdenn uͤberfahrs allein mit lautern Fuͤrniß / und zwar nur an einen Ort / ſiebe deinen guͤldenen Glantz darauff / beſtreiche wieder ein Theil / und wieder Glantz darauff geſaͤeet / und das ſo lange biß deine Arbeit gantz uͤberſtreuet iſt; mercke: wann man zu viel auff einmahl mit Fuͤrniß uͤberſtriche / ſo wuͤrde der - ſelbe theils vertrucknen / und der Glantz nicht hafften koͤnnen. Wann es nun gantz beſtreuet iſt / ſo nimmt man ferner klaren Fuͤrniß / und uͤber - ſtreicht die Arbeit 16. mahl damit / alsdenn polirt oder reibt mans mit Schafftheu / und klar abgeriebenen Pimmß / wohl ab / ferner einmahl oder 6. mit Fuͤrniß uͤberſtrichen / und mit Zinn-Aſchen polirt / wieder etlich mahl uͤberſtrichen / und noch einſt mit Zinn-Aſchen poliert / ſo iſt es fertig.

LXXXIX. Wie man die lichten Farben / die man mit hellen Lack - Fuͤrniß uͤberziehen will / zurichten ſoll.

Weiß Bleyweiß ſoll man nur klein reiben / mit Milch anmachen / und die Arbeit einmahl oder 3. mit uͤberſtreichen; Gruͤnſpan wird mit halb Milch / und halb ſtarcken Brantwein gerieben / und auff das Weiſ - ſe getragen / auff die Art / die einem ieden beliebt; mit Safftgruͤn kan man den Gruͤnſpan vertiefen; blaue und gelbe Farben werden eben wie Gruͤn angemacht / und damit nach Willen verfahren; zu alle dergleichen Arbeit wird der weiſſe Fuͤrniß / der LXXIII. oder LXXXII. gelehrt wordẽ / gebraucht; auch wann ſolche ſo weit gethan / einmahl 10. oder 12. druͤber gezogen / alsdenn mit Zinn-Aſchen glaͤntzigt gemacht / allerdings wie o - ben ausfuͤhrlicher gelehret worden.

XC. Staͤbe auf Spaniſche oder Jndianiſche Rohr-Art mit Lack-Fuͤrniß zu machen.

F f f ijNimm36Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

Nimm Gurckmehl / thue ſolches in ein Glas / geuß ſtarcken Brant - wein daruͤber / laß 24. Stund in ziemlicher Waͤrmde ſtehen / alsdenn ſeyhe es durch ein Tuͤchlein.

Gruͤnde deine Staͤbe / wie droben mit der Schild-Kroͤten Arbeit gemeldet / alsdenn mit dieſen Gurckmehl / ſo mit Brantwein bereitet / angeſtrichen / folgends mit Umbra, oder gar mit Helffenbein Schwaͤrtz vertiefft / machs allerdings nach denen natuͤrlichen Staͤben / uͤberſtreichs mit Fuͤrniß / gleich auf die Art wie droben bey der Schildkroͤten Arbeit vermeldet worden.

XCI. Wie der Lack-Fuͤrniß von denen kuͤnſtlichſten Buchbindern / zu den aller zierlichſten Frantze-Baͤnden ge - brauchet wird.

Erſtlich wenn das Buch mit Schaf - oder Kalbs-Leder / welches blos ſeine natuͤrliche Leder-Farbe hat / oder auch mit weiſſen Pergament uͤberzogen iſt / ſo wird es mit Fuͤrniß uͤberſtrichen / und mit Farben / wie droben bey der Schildkroͤten-Arbeit gemeldet / beſprengt / (einige uͤber - ſtreichens nicht zu erſt mit Fuͤrniß / geht auff Leder auch wohl an) auch iſt die leichteſte Manier / daß man das Leder nur mit Umbra beſprengt aus einen Porſt-Penſelgen / und wañs trocken / wirds mit Fuͤrniß uͤberzogen / hernach mit einẽ Gerbſtahl / womit die Goldſchmied Silber und vergulde Arbeit ausbreiten / polirt, oder glat gemacht / und endlich noch einmahl oder etliche bey der Waͤrme mit Fuͤrniß uͤberſtrichen.

Man kans auch mit allerley Farben punctiren und bemahlen / auch mit den Guͤldiſchen und andern Strau - Glantz / wie droben bey LXXXVIII. gedacht / zurichten.

Jtem mit Muſchel-Gold / Silber oder Metall beſprengen / aber man muß keinen andern als einen lichten Fuͤrniß daruͤber ziehen / ſonſt wird alſobald die ſchoͤnſte Lieblichkeit verdunckelt.

Man kan auch den Lackfuͤrniß mit wohlriechenden Sachen perfu - miren / wornach man ſolchen nehmlich gebrauchen will ꝛc.

Jch gebe hier zwar einen ieden gnugſame und warhafftige Anlei - tung / die Arbeit aber recht compendieus zu machen / muß allein die U - bung und Experientz lehren.

Wann37ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Wann dieſe und andere obige Arbeiten recht gemacht / ſo kan das jenige / ſo alſo gemahlt / verguld / verſilbert oder medailirt und mit derglei - chen nach unſerer Lehr wohl-bereiteten Lack-Fuͤrniß etlich mahl gebuͤhr - lich uͤberzogen iſt / weder von Oehl noch Waſſer / wanns auch gleich Scheidwaſſer waͤre / keinen Schaden nehmen / und ſo es gleich beſadelt / oder von denen Fliegen beſtuhlgaͤngelt worden / ſo kan doch ſolches gleich / als wenn es von Glas waͤre gar wohl wiederumb gereiniget wer - den.

XCII. Den ſchoͤnſten Nuß - oder Lein-Fuͤrniß zu machen.

Nimm Gummi Sandrac / Aleopadica, weiß Hartz oder nur rein Schuſter-Bech / iedes 4. Loth / Calophonium 3. Loth / Gorcum, oder an deſſelben Stelle / welches beſſer / Gummi-Gutti 3. Loth / weiſ - ſen Vitriol anderthalb Loth: hierzu nimmt man anderthalb Pfund gutes und klares altes Nuß - oder Leinoͤhl / daſſelbe muß erſtlich per ſe wohl geſotten und verſchaumet werden / hernach die obgemelten Stuͤcke in der Ordnung / wie ſie geſchrieben / darein gethan / der weiſſe Vi - triol muß zu einen Mehl / die andern Stuͤcken nur groͤblich zerſtoſſen werden. Wenn nun alles nach einander ſachte hinein gethan / und mit ei - nen Holtz wohl umbgeruͤhrt worden / muß mans noch 3. Stund gemach - ſam ſieden laſſen / ſo iſt er fertig / und kan / wenn er erkaltet / zur Zierde vieler Arbeit (ſonderlich auch die Geigen anzuſtreichen) nuͤtzlich gebrau - chet werden.

Es wird die Arbeit noch einen viel ſchoͤnern Glantz erlangen / wann man unter ein halb Pfund dieſes Fuͤrniſſes / eine Untze oder 3. Loth Ve - nediſch Cryſtalliniſch Glas / auffs kleinſte und unbegreifflichſte reibet / es trocknet auch alsdenn umb ſo viel deſto lieber / doch muß das Glas recht unbegreifflich gerieben werden.

Sonſt wird unter dieſe Fuͤrniſſe / nebſt den Venediſchen Glas / auch Kupffer-Rauch / Agtſtein / Silberglett / Bleyweiß und deꝛgleichen gleich - falls unbegreifflich gerieben / nachdeme mans gebrauchen will / welches ich eines ieden Verſtand und Belieben anheim ſtelle.

F f f 3XCIII. Ein38Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

XCIII. Ein guter Fuͤrniß auff Pergament oder Leder.

Nimm 1. Untze Maſtix / ſtoſſe es klein zu Pulver / nimm darnach 3 Untz / oder Theil altes klares Lein / Nuß - oder Hanff-oͤhl / welches du an leichteſten bekommen kanſt / ſetze es zum Feuer / laſſe es ſieden / in einen reinen Gefaͤß / das nicht zu klein iſt; verſchaume es wohl / wenn es nun wohl verſchaumt iſt / ſo nimm das Maſtix-Pulver / ruͤhre es nach und nach in das heiſſe Oehl / laſſe nicht nach zu ruͤhren / biß es wohl zergan - gen iſt. Alsdann laſſe es noch eine Stunde ſaͤnfftiglich uͤber einer klei - nen Hitze ſieden / doch alleweg umbgeruͤhrt / damit es ſich nicht entzuͤnde; ſieheſt du / daß es will dicke genug werden / ſo thue mit einen Hoͤltzlein ei - nen Tropffen auff einen zinnern kalten Teller / tuncke den Finger darein / zeucht es ſich Faden-weiß wie ein Fuͤrniß / ſo hat es genug / wo nicht / ſo laß ihn laͤnger ſieden / alsdenn thue ihn vom Feuer / laſſe ihn erkalten / doch muſt du ihn zuvor / wenn er noch erleidlich warm iſt / durch ein haͤrin Tuch in ein verglaſurtes Toͤpffgen ſeyhen. Du kanſt an ſtatt Untzen Pfun - de nehmen / wenn du viel braucheſt.

Wilt du nun / daß dein Fuͤrniß in der Arbeit geſchwind trockene / ſo nimm nur klein gerieben gebrannt Schafbein / thue nach Belieben ein wenig davon in deinen heiſſen Fuͤrniß / ie mehr du aber hinein thuſt / ie eher er trocknet.

XCIV. Ein nuͤtzlicher Fuͤrniß / den man zu allerley ge - brauchen kan.

Nimm altes lauteres Leinoͤhl 1. Pfund / thue es in einen Topff / ſie - de es maͤßig / und verſchaume es wohl / thue alsdenn darein Pimmßſtein / und gebrannt Schafbein / ſo auffs kleinſte geſtoſſen / und durch ein Tuch gebeutelt ſeyn / iedes 1. Loth / ruͤhre ſolches nach und nach mit Maſſen dar - unter / verſchaume es denn wieder / hernach thue dazu 1. Loth klaren Cy - priſchen Therbentin / und wenn du ihn noch ſtaͤrcker und beſſer haben wilt / ſo thue noch 1. 2. biß 3. Loth reinen Maſtix dazu / wenn ſolcher zer - gangen / ſo hebe es von Feuer / und verwahre es in einen Glas / zu deinen Gebrauch.

XCV. Einen betruͤglichen Fuͤrniß zu machen.

Nimm neugelegte Eyer ſo viel du wilt / lege ſie in ſcharffen Wein -Eßig /39ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. Eßig / laſſe ſie 3. Wochen darinnen liegen / wenn du ſie heraus nimmſt / ſo wird die Schale gantz weich ſeyn / mach ein Loͤchlein darein / ſo wird das Weiſſe als ein klares Waſſer heraus lauffen / welches / wanns geſam - let per ſe an der Sonnen ſteht / kan es zu einer ſehr guten Schminck von Weibsperſonen gebraucht werden; aber zu unſern Vorſatz zu gelangen / nimm dieſes Waſſer / und wann deſſen ein halb Pfund iſt / ſo nim̃ 2. Loth Gummi / Dragant und 2. Loth Gummi arabicum, und ein Loth weiſſen Cryſtalliniſchen Zucker-Candi / zerſtoß ſolches groͤblich / und gieſſe das Waſſer drauf / laſſe es wohl verbunden etliche Tage drauff ſtehen / wann ſich nun die Gummi darinn ſolvirt / ſo nimm eine wohlriechende Eſſentz / welche dich die beſte duͤnckt / miſcire ſolche unter ein wenig gelaͤutert Honig / und fuͤge ſie dazu / (oder man kan nur gut Roſenwaſſer dabey thun /) und wenns etliche Tage geſtanden / ſo ſeyhe es ab in ein ander Glas / man kans ſtatt eines Glantz-Fuͤrniß auff Holtz / Leder / Pappier und allerhand andere Dinge / auff die Art wie Waſſer-Farben gebrau - chen und appliciren.

Man kans mit Saffran gelb / und mit andern Blumen-Farben roth / gruͤn / blau / coleuriren / und damit gleichſam laſieren und allerley Zierlichkeiten anſtellen; es hat das Anſehen des beſten Fuͤrniſſes / nur daß es den Beſtand nicht hat.

XCVI. Allerley Manieren gut Siegel-Lacc zu machen und nachzukuͤnſteln.

Weil wir bißhero viel von Lack-Gummi gehandelt haben / und al - lerley Arten Lack-Fuͤrniſſe beſchrieben / ſo wirds nicht ungereimt ſeyn / daß wir auch das Siegel-Lacc zu machen erwehnen.

Erſtlichen allerley Compoſita des Siegelwachſes.
1. Roth Lacc.

Gummi-Lacc 1. Loth / Therbentin und Calophon iedes ein halb Loth / Zinnober und Mennig iedes 1. Qvintlein.

Gummi-Lacc und Calophon laſſe erſtlich zergehen / ob einer ſanff - ten Glut / in einen reinen Tiegelgen / thue den Therbentin daran / und hernach fein maͤhlig den Zinnober und Mennig / wann ſolches zuvor aufsklei -40Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenkleineſte unter einander gerieben / darzu gethan / alsdenn Stengel dar - aus formirt.

2.

Gummi-Lacc anderthalb Loth / Therebentin und Calophonien ie - des ein halb Loth / Mennig und Zinnober iedes ein halb Qvintl. verfah - re wie oben.

3.

Gummi-Lacc 1. Loth / Calophon und Venediſchen Therbentin / ie - des 1. Qvintlein / Zinnober ein halb Qvintlein.

4.

Gummi-Lacc ein Viertels-Pfund / Gummi animi ein Achtels-Pf. Zinnober 2. Loth / Gummi-Gutte 1. Loth / dieſe 2. erſtlich unter einander gerieben / und wie oben procedirt.

5.

Calophonium 2. Untz / Gummi-Lacc 4. Untz / Schuſterbech an - derthalb Untz / Cinnober / wie viel du wilt.

6.

Maſtix 2. Loth / reinen Schwefel und Therbentin iedes ein halb Loth / Benzoi auch ein halb Loth / Cinnober biß es gnug iſt.

Laß erſtlich den Therbenthin zergehen und heiß werden / hernach den Schwefel gepulvert drein gethan. Maſtix / Benzoi und Zinnober rei - be auch klein unter einander / und trags nach und nach drein / wann al - les wohl gefloſſen / und ſich vereinigt hat / ſo gieß es aus und formire es wie du wilt.

7.

Gummi-Lacc 1. Loth / Calophoni 1. Qvintl. zerſtoß beydes klein / und thue ſo viel als genug ſchoͤnen Zinnober dazu / geuß hoch-rectificirten Brandwein darauff / ſo ſolvirt ſich zum Theil der Gummi-Lacc / ſetze es uͤber ein maͤßiges Kohl-Feuer / laß wohl zergehen / wanns wohl zergan - gen / und ſich vereiniget / ſo halte ein wenig davon mit den eyſern Spat - tel uͤbers Licht / und zuͤnde damit den Brantwein an / ruͤhrs wohl durch einander / biß er ausgebrannt / formire alsdenn Stengel daraus / und bereite es wie du wilt / man kan auch etwas von Zibet darunter thun / da - mit es wohl riechend werde.

8. Gruͤnen Lacc.

Gummi-Lacc und Calophonium / iedes 1. Loth / Therebentin 1. Qvintl.41ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. Qvintlein / Borrax 1. Scrupel / Gruͤnſpan auffs kleinſte / wie Staub zerrieben / 3. Qvintlein.

Jtem:

Gelb rein Wachs 4. Theil / Sandracc / Agtſtein / iedes 2. Theil / Roͤthel ein halb Theil / Borrax ein Achtels-Theil / Gruͤnſpan 3. Theil / auffs kleinſte wie Staub gerieben.

Goldgelb Lacc.

Weiß Schuſter-Bech 4 Loth / Maſtix und Sandracc / iedes 2. Loth / Agtſtein 1. Loth / thue dabey ein halb Loth Gummi-Gutti / klein ge - rieben / und auff obige Art verfahren / wenn man das Gummi-Gutti auslaͤſſet / und an ſtatt Maſtixs oder Sandraccs / Gummi-Lacca nimmt / ſo wirds braun / man kan auch etwas guldiſchen Strau-Glantz drunter nehmen.

Schwartz Lacc.

Man nimmt einen Weg von oberzehlten / nur daß man an ſtatt Zinnobers oder Gruͤnſpans / Kupfferdrucker-Schwaͤrtze nimmt; dieſe Schwaͤrtze iſt beſſer als andere gemeine Schwaͤrtzen / ſie wird nirgend in Copia als zu Franckfurt am Maͤyn gemacht / und zwar aus den Wein - heffen gebrannt / und ob ſolche wohl ander Orten / wie in Franckreich ꝛc. auch gemacht worden / hat doch die Franckfurter vor allen den Preiß ge - habt / dahero auch weit und breit verfuͤhrt worden / aber heut zu Tag wird auch ſolcher ſchaͤndlicher Betrug daſelbſt damit vorgenommen (wodurch ſonderlich denen Kupffern ſehr groſſer Schade geſchicht) der wohl wehrt waͤre / daß demſelben von der Obrigkeit mit gebuͤhrlicher Straffe Einhalt gethan / und begegnet wuͤrde.

Wann man ſolches gantz glatt machen oder poliren will / ſo muß mans nur auff einen glatten Marmerſtein / der ziemlich warm / wal - gern und rundiren / vermittelſt eines auch gantz glatten harten Holtzes / welches ein Dritteils-Eln lang / 1. Daumen dick und 3. Qverfinger breit iſt / oder man laͤſſet in einen Tiſch ein viereckicht Loch ſchneiden / und auff denſelben eine rein-polirte Kupffer - oder Meßing-Blatte nageln / darun - ter ſtellt man eine Kohlpfanne / ſo kan mans nach Belieben warm halten / und darauff manierlich ſein Wachs poliren.

XCVII. Ein Kupfferſtuͤck auff ein Glas abzuziehen / daß allein die Kunſt oder das Schwartze darauff bleibet / das weiſſe aber /G g goder42Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenoder das Papier alles davon kommen muß / welches man her - nach von hinten vergulden / verſilbern / mit Metall be - legen / oder mit allerhand Farben mah - len kan.

Wann du ein Kupfferſtuͤck nimmſt / das erſt oder kuͤrtzlich gedruckt / und alſo noch nicht voͤllig vertrocknet iſt / ſo gehet es ſehr leicht und am al - lerbeſten an / indem man das Papier faſt auff einmahl davon abziehen kan / wo es aber ſchon lange gedruckt iſt / ſo muſtu folgender Geſtalt ver - fahren.

Lege das Kupfferſtuͤck / welches eben ſo groß als das Glas ſeyn muß / in ein Becken / geuß heiß Waſſer daran / laß es eine halbe Stund dar - innen weichen; hernach nimms heraus / legs auff ein weiß rein Tuch / da - mit ſolches das Waſſer an ſich ziehe; immittelſt nimm klaren Venedi - ſchen oder Cypriſchen Therbentin / mache ſolchen / wie auch das flache Glas / auff einẽ Kohlgluͤtlein warm / uͤberzeuch das Glas durch Huͤlffe ei - nes Haarpenſels gantz duͤnne mit den Therbentin / legs hernach auffs ausgebreite Kupfferſtuͤck / druͤcke ſolches allenthalben wohl an; weñ nun das Papier allenthalben wohl von den Therbentin angenommen / ſo muß man den Therbentin auff das Glas uͤber eine gelinden Waͤrmde vollends verharten laſſen; hernach netzt man das Papier wieder wohl / und reibt ſolches mit den Fingern walgern-weiß herab / es gehoͤrt aber groſſe Gedult und Fleiß dazu / damit nicht durch Unvorſicht das Schwar - tze verletzt / oder mit genommen werde. Wenn das geſchehen / ſo uͤber - zieht mans noch einſt von hinten zu mit klaren Therbentin / oder klaren Lackfuͤrniß / und leget das Gold / Silber oder Metall darauff; ſo ſcheinet das Gold durchs Glas / und ſiehet wie ein Kupfferſtuͤck / ſo auff Gold ge - druckt; auff das Gold von hinten kan man / wenn mans nur mit ſchlech - ten Leimwaſſer oder etwan nur Eyerweiß uͤberzogen / einen Streuſand oder ſonſt ein Geſtuͤpp ſtreuen / ſo ſiehet man im geringſten nicht / wie es gemacht / alsdenn kan mans in eine ſchoͤne Rahm faſſen laſſen.

XCVIII. Schwartz einlaſſen vor die Goldſchmiede.

Tuncke Werg / oder Flachs / oder rohes Garn in Leinoͤhl / zinde es an / halte ein Kupfferbecken gantz niedrig daruͤber / ſo haͤnget ſich der Rauch oder ein ſubtiler Ruß gantz dicke daran; thue / wenn du deſſen genug haſt / ſolchen herab / reibe es mit Spick - oder Lack-fuͤrniß wohl ab / und laſſe da -mit43ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. mit ein was du wilt / es wird ſehr ſchoͤn ſchwartz und glaͤntzigt wer - den.

XCIX. Wie man das Schuͤlpgen oder Muſchel-Gold und Silber machen und bereiten ſoll.

Nim̃ Salarmoniacum / das fein reine iſt / reibe daſſelbe mit einen fetten und dicken / doch aber gantz klaren Gummi-Waſſer / wohl ab / daß es wie ein duͤnner Syrup werde; hierunter reibe nach und nach ſo viel Gold oder Silber-Blaͤttgen / als dir gefaͤllig / hernach reibe alles zuſam - men / noch ein paar Stunden auffs allerkleinſte als nur muͤglich / thue es alsdenn in ein reines Glas / gieß klares oder filtrirtes Regen - oder Brun - ne-Waſſer druͤber / ruͤhre es immerzu mit einen Hoͤltzgen wohl unterein - ander / und wenn das Gold zu Boden gefallen / ſo gieſſe das Waſſer ab / und anders oder friſches druͤber / welches man abſuͤſſen heiſt; wenn nun alle Saltzigkeit von Salmiac und alle Fettigkeit von Gummi ab / und weggewaſchen / und das Gold gantz klar und rein iſt; ſo zettle ſolches mit einen Mahler-Pinſel / in unterſchiedliche kleine Schiff oder Schuͤlp - gen / und laſſe es trocken werden.

Dieſes ſo klein geriebene Silber oder Gold mache / ſo offt du es ge - brauchen wilt / mit einen Gummi-Waͤſſerlein feucht / doch nicht mehr als du auff einmahl zu verarbeiten gedenckſt / und gleich alſo kanſt du auch das Silber zubereiten.

C. Flache Glaͤſer auf Lapis Lazuli und andere Edelgeſteine Art zu mahlen und zu zurichten / alſo daß ſolche / Threſor und Schreibtiſche damit einzulegen / fein koͤnnen gebraucht werden.

Nimm blaue Smalte und andere Farben / die du gebrauchen wilt / reibe ſolche mit Leinoͤhl an / folgends ſchneide deine Glaͤſer in der Groͤſſe als du ſolche haben wilt / nimm aber zuvor Muſchel-Gold mit Gummi - Waſſer angemacht / druck ein Poſt-Penſelein darein / ſpruͤtze oder ſpren - ge das Gold hin und wieder auffs Glas / laß trocken werden / hernachG g g ijreiſſe44Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlenreiſſe Aederlein darauff / von welchen Farben du wilt / darnach nimm dei - ne abgeriebene Farben / und mahle mit einen Pinſel auff Gold / welche Farb du wilt / als blau wie der Lapis Lazuli, oder mit andern Farben gleich dem Agat oder was du wilt / und wie die Steine ausſehen; wanns trocken / ſo ſtreich duͤnnen Leim daruͤber / und ſtreu Seegmehl / Sand o - der ander Geſtuͤpp darauff / ſo ſiehet man nicht wie es gemacht worden / und die Farben ſcheinen durch Glas / damit kanſtu was du wilt einle - gen.

Alſo habe ich dem geneigten Leſer und Liebhaber guter Kuͤnſte hiemit 100. warhafftige Experimenta vorgeſtellt; es ſind lauter Sachen / die durch meine Haͤnde gangen: und da ja etliche ſeyn / die ich nicht ſelber verſucht / ſo hab ichs doch ma - chen ſehen / und weiß daß ſolche angegangen ſeyn. Hoffe alſo / es werde ein ieder / dem dieſes zu Handen kommt / es mit Danck annehmen / und erkennen / daß ich es gut gemeinet habe.

H. I. S.

Zuga -45ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten.

Zugabe. Wie man den ſchoͤnen Nuͤrnbergiſchen oder Haut - ſchiſchen Gold - oder Streu-Glantz aus allerley Metal - len machen ſoll. Jſt ein ungemeines Kunſt-Stuͤcklein.

NJmm das Abfeylich von Kupffer / Meßing / Eyſen oder Stahl / oder einẽ andern Metall / beutle ſolches iedes abſonderlich / durch ein ziem - lich enges Sieb / alsdenn thue das durchgeſiebte in ein Becken / oder der - gleichen Geſchirr / waſche es erſtlich wohl mit einer ſcharffen und reinen Laugen / hernach / weñ dieſe abgegoſſen / mit reinen warmen Waſſer / und dieſes wiederhohle ſo lange / biſ, alle Unreinigkeit davon komme.

Wañ nun das beſagte Feylig gantz rein und wohl getrocknet iſt / ſo nimmt man ein Eyſen - oder Kupffer-Blech / und legt das auff gluͤende Kohlen / und auff daſſelbe eines von denen Feyligen / welches man immer - zu mit einen eyſern Spattel umbruͤhrt; ſo bald nun das Metall die Hitze empfindet / ſo laufft es mit mancherley Farben an / und welches die groͤſte Hitze leidet / oder am laͤngſten uͤber den Feuer ſteht / das wird am dunckelſten / iedoch iedes nach ſeiner Art.

Wenn du nun allerley Coleuren nach deinen Gefallen haſt / ſo iſt dir eine dazu beqveme Plaͤttmuͤhle (wie bey denen Gold - und Silber - traht-Ziehern bekannt und gebraͤuchlich iſt) von noͤthen / dieſelbe muß al - ſo eingerichtet ſeyn / daß man das geſeylt und colorirte Metall / oben / gleich als durch ein Triechterlein kan auffſchuͤtten / muß auch breitere Wel - len haben als die andern Plaͤttmuͤhlen / welche Wellen von den allerhaͤr - teſten Stahl / und wie die ſchoͤnſten Spiegel polirt ſeyn muͤſſen; der - gleichen Plaͤttmuͤhle wollen wir vielleicht zur andern Zeit auch in Kupf - fer vorſtellen: wann ſolches nun durchgelauffen / und durchgetrieben / und die Muͤhle nur gut geweſen / ſo wirſt du einen wunder-ſchoͤnen / und mit allerley unbeſchreiblichen Coleuren gezierten guͤldiſchen und Me - talliſchen Strau-Glantz erlangen.

Hierbey iſt zuerinnern / daß die Feylſpaͤne von Meßing helle und lichte Gold-Farben / das Kupffer rothe und blinckende Feuer-Farben / das Eyſen und der Stahl allerley dunckelblaue Coleuren / Engliſches Zinn / item Marcaſit und Wißmuth aber / allerley ſchoͤne weiſſe Coleu - ren geben.

G g g iijZum46Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen

Zum Beſchluß Folget / wie man allerhand Kuͤtten und Leime die auch Stein / Glas und Metall halten / machen ſoll.

Ein trefflicher Leim / damit man Holtz / Steine / Glaͤſer / ja auch Metall an einander befeſtigen kan.

NJmm guten Leim 4. Loth / lege ſolchen uͤber Nacht in diſtillirten Eſ - ſig / den andern Tag laſſe ſolchen ein wenig in Eßig auffſieden / fer - ner nimm eine Knoblauch-Zwiebel / zerſtoſſe und zerreibe ſolche in einen Moͤrſel / reibe auch darunter 1. Loth Ochſen-Gall / ſo wirds als ein Saft / zwings zuſammen durch ein leinen oder haͤrin Tuͤchlein in den warmen Leim; ferner nimm Maſtix und Sarcocollæ, iedes ein halb Qvintlein / Sandracc und Therbentin iedes 1. Qvintlein / reibe Sandracc und Maſtix klein / und thue es mit den Fleiſchleim oder Gummi Sarcocollæ, ſamt den Therbentin in ein Glaͤsgen; ſchuͤtte des allerſtaͤrckſten Brant - weins eine Untze druͤber / laſſe es 3. Stund in gelinder Hitze wohl vermacht ſtehen / doch indeſſen einmahl etlich in Glas herumb geſchuͤttelt; ſchuͤtte es hernach zuſammen auch in den warmen Leim / ſchlage es mit einen Holtz immerzu unter einander / biß ein wenig von der Feuchtigkeit verrochen / und der Leim kalt worden. Wilt du ſolchen gebrauchen / ſo nimm da - von ſo viel oder wenig als du von noͤthen haſt / weichs in ein wenig ſchar - fen Eßig / biß es uͤber der Kohlen zergangen / und gebrauchs wie oben in Titel vermeldt.

Wann man Steine will leimen / ſo kan man nur etwas von Drippel oder klein-geriebener Kreyde darunter thun; zum Glas kan man nebſt ein wenig Drippel auch auff kleinſt geriebenes Venediſch Glas zu - ſetzen; will mans zu Meßing / Kupffer / Eyſen / gebrauchen / ſo kan man auch von dergleichen Metall auffs kleinſte gefeylt zuſetzen / man kan auch etwas Hauſen-Blaſen dazu thun. Soll dieſer Leim noch beſſer im Waſſer halten / ſo muß man ihm ſtarcken Drucker-Fuͤrniß inſeriren / man muß aber nicht mehr mit Fuͤrniß anmachen / als man auff einmal gebraucht / weil man ihn ſonſt nicht mehr erweichen kan.

Ein guter Stein-Leim oder Grotten-Kuͤtte.

Nimm 2. Theil Hartz / laß es ſchmeltzen / und ſondere den Schaum davon ab; thue darunter 4. Theil gelb Wachs / wanns zuſammen wohlge -47ſamt andern nuͤtzl. Kuͤnſten und Experimenten. geſchmoltzen / ſo nimm Steinmehl / von den Stein den du kuͤtten oder leimen wilt / 2. oder 3. Theil / oder ſo viel / daß der Leim die Farbe des Steins bekomme; thue dazu ein Theil gepuͤlverten Schwefel / incorporire al - les zuſammen / erſtlich uͤber gelinden Feuer / und letzlich mit den Haͤnden in warmen Waſſer / ſo haͤlts ſehr wohl / es muͤſſen aber die Steine / die ge - leimet werden ſollen / wohl trucken und ziemlich heiß zuvor gemacht wer - den / damit ſich die Kuͤtte oder Leim beſſer damit vereinigen koͤnnen.

Holtz-Leim / der in Waſſer haͤlt.

Den gemeinen Leim nur mit alten Leinoͤhl oder Fuͤrniß angemacht / und wann man das Holtz leimen will / muß mans auch an ſelben Ort / da es ſoll geleimet werden / wohl waͤrmen / alsdenn mit warmen Leim geleimt und wohl durchtrucknen laſſen / ſo haͤlts koͤſtlich / auch in Waſſer.

Noch ein ſtattlicher Leim.

Hauſen-Blaſen und gemeinen Leim uͤber Nacht in ſtarcken Brant - wein geweicht; hernach uͤber die Kohlen geſetzt und zergehen laſſen / ein we - nig rein und auffs kleinſte geſtoſſene Kreyden darein geruͤhrt / haͤlt vortref - lich.

Noch beſſer.

Solviere Sandracc und Gummi-Lacc in ſtarcken Brantwein / gleich wie droben von Lacc-Fuͤrniß gelehrt worden / thue ein klein wenig kla - ren Therbentin dazu; wann alles ſolvirt / ſo gieß es uͤber Hauſen-Blaſen und gemeinen Leim / laſſe es in verſchloſſen Gefaͤß uͤber der Waͤrme zuſam - men zergehen / thue etwas zu Staub-geriebenes Glas darunter / und ſiehe daß es alles ſein recht Tempo habe. Es iſt nicht zuſagen / was diß vor ein koͤſtlicher Leim iſt.

Einen guten Mundleim zu machen.

Nimm 2. Loth Hauſen-Blaſen / ein halb Loth weiſſen Zuckercand / 1. Qvintlein Gummi-Dragant. Hernach nimm 1. Loth Abſchnitt von rei - nen Pergament / geuß ein halb Maaß Waſſer dran / laß wohl kochen / daſ - ſelbe Waſſer nimm / ſeyhe es durch / und geuß es uͤber obige Species, (man kan auch etwas wohlriechendes Roſen-Waſſer dazu thun) laſſe es uͤber die Helffte einkochen / nimms hernach vom Feuer und geuß Riemlein daraus / wie du es nemlich zu deinen Gebrauch begehreſt.

Rothe48Vom Glas-brennen / verguͤlden und mahlen ſamt ꝛc.

Rothe Corallen-Zincken zu machen / die Grotten-Wer - cke damit auszuzieren.

Nimm ſchoͤnen Calophonium / zerlaſſe ſolchen in einen meßingen Pfaͤnnlein / iſt deſſen 1. Loth / ſo ruͤhre 1. Qvintlein zu Staub geriebenen Zinober darunter / wann es wohl unter einander geruͤhrt / ſo nimm einen Penſel / ſtreiche damit Zweige oder Aeſte von einen Schleen-dorn / der fein kraus und abgeſcheelt / gantz warm an; halte ſie darnach uͤber eine Glut / draͤhe ſie fein rund herumb / ſo uͤberlauffen ſie ſich von der Hitze / und wer - den gantz glatt / als wann ſie poliert worden waͤren.

Auff eben dieſe Art kan man mit Bleyweiß weiſſe und mit Kuͤhnruß ſchwartze dergleichen Corallen-Zincken bereiten / mit welchen nebſt al - lerley Muſcheln ꝛc. dem Grotten-Werck keine geringe Zier gegeben wird.

ENDE.

Des[49]

Des andern Theils der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt / zweytes Buch / handelt Von der Hollaͤndiſchen kunſtreichen weiſſen und bunten Toͤpffer-Blaſur - und Mahlwerck / (von etlichen / Hollaͤndiſche Barcellan - Arbeit genennt) Dienet auch Zu einer faſt voͤlligen Erklaͤrung des vorigen Buchs Von Glas-brennen und Mahlen / und beſtehet in 60. unfehlbaren Experimenten. Nebſt beygefuͤgten eygentlichen Bericht Vom kleinen Blas-Blaſen / ſo mit der Lampen geſchicht / Cum Privilegio.

50An den Leſer.
Guͤnſtiger Leſer.

DJeſes Tractaͤtlein von den Hollaͤndiſchen / weiſſen und bunten Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwercken / habe ich nicht ohne groſſe Muͤh / auch theils Unkoſten / zuſam - men gebracht / und kan dich hiemit verſichern / daß es lauter Experimenta ſeyn / die ich als ein Glaskuͤnſtler / gegen Com - municirung anderer Sachen / von denen kuͤnſtlichſten Toͤpf - fern und Glasmahlern in Holland / und anderwerts auff meinen Reiſen erlangt; ſolche auch nicht allein allerdings ar - beiten ſehen / ſondern viel davon ſelbſt verſucht und richtig be - funden habe; ſie ſeynd auch bißhero von manchen dergleichen Arbeitern rar genung gehalten worden. Dieſem Tractaͤt - lein iſt auch beygefuͤgt ein eigentlicher Bericht / von der ſehr nobeln curieus - und zierlichen Arbeit des kleinen Glasblaſens / ſo mit der Lampen geſchicht / und eine Sache die noch nicht ei - nem ieden bekannt iſt. Es ſeyen aber dieſe Dingevon einigen geacht wie ſie wollen / ſo ſeyns doch Warheiten / die niemand umbſtoſſen kan / weiln ſie ſich nach der Weiſe / wie ich ſie hier beſchreibe / taͤglich mit Nutzen practiciren laſſen. Wer aber hierinn weder Verſtand noch Erfahrung hat / auch kein Be - lieben da zu traͤgt; dem wird vollkommene Freyheit gelaſſen / ſolche ungeleſen vorbey zu ſtreichen ꝛc. Vale.

J. K.
Jn -51

Jnhalts-Regiſter dieſes zweyten Buchs Des andern Theils von der Glasmacher - Kunſt / handlende von der Hollaͤndiſchen kunſtrei - chen / weiſſen und bunten Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck.

  • I. Wie das Maſtichot oder die Baſis zur Hollaͤndiſchen Glaſur be - reitet wird.
  • II. Wie dieſes Maſtichot ferner zu zurichten.
  • III. Von Zin-Kalch.
  • IV. Was die Hollaͤndiſchen Kunſtkoͤpffer vor Zeug zum ſchlechten Gut nehmen.
  • V. Andere Art.
  • VI. Dito.
  • VII. Dito.
  • VIII. Von Hollaͤndiſchen Glaſuren und Brennen.
  • IX. Eine ſchoͤne weiſſe Glaſur oder Schmeltzglaß.
  • X. Ein ander fein Weiß.
  • XI. Ein Weiß auff irdene Schalen.
  • XII. Eine andere Art.
  • XIII. Ein Uberguß uͤber das Geſchirr.
  • XIV. Ein anderer Uberguß.
  • XV. Ein ander fein Weiß.
  • XVI. Ein Weiß auff gemahlte Letten-Geſchirr.
  • XVII. Nach ein ander fein weiß Glas.
  • XVIII. Ein noch ſonderlich Weiß.
  • XIX. Ein anders.
  • XX. Noch ein ander Weiß.
  • XXI. Ein beſſers.
  • XXII. Dito.
  • XXIII. Weiß auff weiß zu mahlen.
  • XXIV. Gelbe Glaͤſer und Farben.
  • XXV. Ein ander gut Gelb.
  • XXVI. Ein ſehr ſchoͤn Citronen-gelb.
  • XXVII. Noch ein fein Gelb.
  • XXVIII. Ein anders.
Hhh ijXXIX. Noch52
  • XXIX. Noch ein ander gelb Schmeltz-Glas.
  • XXX. Noch ein gut Gelb.
  • XXXI. Ein ſchoͤn Licht-gelb.
  • XXXII. Gold-gelb.
  • XXXIII. Ein ander Gold-gelb.
  • XXXIV. Noch eine ſchoͤne Gold-gelb.
  • XXXV. Noch ein rein Gelb-geſchmaͤltz.
  • XXXVI. Gruͤn auff Weiß.
  • XXXVII. Ein anderes ſchoͤn Gruͤn.
  • XXXVIII. Ein anderes.
  • XXXIX. Noch ein ſehr gut Gruͤn.
  • XL. Die beſte Gruͤne.
  • XLI. Ein ſchoͤn blau Glas zum Mahlen.
  • XLII. Ein ander blau Glas.
  • XLIII. Noch ein fein blau Mahler-Glas.
  • XLIV. Ein anders.
  • XLV. Noch ein ander Blau-Glas.
  • XLVI. Noch ein anders.
  • XLVII. Noch dergleichen.
  • XLVIII. Dito.
  • XLIX. Violen-blau.
  • L. Noch ein Violet-Glas.
  • LI. Ein feines rothes Glas zum Mahlen.
  • LII. Ein anderes dergleichen.
  • LIII. Ein noch beſſer Roth auff Glaͤſer.
  • LIV. Purpur-braun Glas.
  • LV. Braune Glaſur.
  • LVI. Eine andere braune Farb auff Glas.
  • LVII. Braun auff Weiß zu machen.
  • LVIII. Eyſen-Farb-Glas.
  • LIX. Ein anders dergleichen.
  • LX. Schwartze Glaſur.

Zugab oder eygentlicher Bericht von der kleinen Glas-Bla - ſen ſo mit der Lampen geſchicht / und eine ſonderliche Zier - de der Glas-Kunſt iſt ꝛc.

Ende des andern Tractates.

Das53

Das zweyte Buch handelt Von dem Hollaͤndiſchen / oder (ſo genannten) Barcellaniſchen / Weiſſen und bunten Toͤpffer-Glaſur - und Mahlerwerck / welches nebſt ſeinen eigentlichen Nutzen Auch zur Erklaͤrung des vorigen Tractaͤtleins von Glasmahlen und Brennen / der vollſtaͤndigen Glas - kunſt beygefuͤget iſt.

I. Wie die Hollaͤndiſchen Toͤpffer ihr Maſtichot / oder die Ba - ſin ihrer feinen Weiß machen.

ERſtlich nehmen ſie ſeinen Sand / den ſie noch ferner auffs reinſte waſchen (wie ſolches geſchehe / wird in dem Neri und in meinen Anmerckungen daruͤber gnugſam gelehret) 100. Pfund / Soda 40. Pfund / Pott-Aſche 30. Pfund / dieſe Mi - xtur wird gebrannt / und von denen Hollaͤndern Maſtichot genannt.

II. Wie dieſes Maſtichot ferner zugerichtet werde.

Von dieſen Maſtichot nehmen ſie wieder 100. Pfund / Ziñkalch 80. Pfund / gemein Saltz 10. Pfund / und dieſe Mixtur wird wieder 3. mahl in gebuͤhrenden Feuer gebrannt oder gebacken.

III. Vom Zinnkalch.

Nimm Bley 100. Pfund / Zinn 33. Pfund / ſolches muſtu calcini - ren / wie bey allen Toͤpffern bekañt und gebraͤuchlich iſt / dieſes nennen die Hollaͤnder das feine zur weiſſen Glaſur.

IV. Wie ſie das ſchlechte Gutt machen / und was ſie vor Zeug dazu nehmen.

H h h iijSie54Von der Hollaͤndiſchen kunſtreichen / weiſſen und bunten

Sie nehmen 40. Pfund reinen Sand / 75. Pfund Glett - oder Bley-Aſche / 26. Pfund Pottaſche / und 10. Pfund Saltz / dieſe Mixtur wird gleichfalls gebrannt wie oben.

V. Andere nehmen

Reinen Sand 50. Pfund / Glett - oder Bley-Aſche 70. Pfund / Pott-Aſche 30. Pfund / Saltz 12. Pfund / und brennen es.

VI. Andere befinden Gutt / wenn ſie nehmen

Reinen Sand 48. Pfund / Bleyaſche 60. Pfund / Pott-Aſche 20. Pfund / Meer-Saltz 8. Pfund.

VII. Andere hab ich gefunden / die nehmen

Reinen Sand 10. Pfund / Bleyaſche 20. Pfund / Meer - oder Berg-Saltz auch 10. Pfund / in der Bereitung aber ſind ſie / was das ſchlechte Guͤtt betrifft / einerley.

VIII. Von Hollaͤndiſchen Glafuren und Brennen.

Mit dieſen ſo wohl ſchlechten als feinen Gutt / uͤberziehen ſie das Geſchirr / und wenn ſie es nach ihrer Art mit Blau / (welches ſie am mei - ſten gebrauchen) oder auch andern Farben gemahlet / wird es in einen ſonderlichen dazu gemachten Ofen wohl gebrannt; der Ofen iſt alſo zu - gerichtet / daß von dem Feuer weder Rauch noch Flamme / auff die einge - ſetzte Arbeit kommen kan.

So ſie nun einſetzen zu brennen / ſo werden die Teller / Schuͤſſeln und Schalen uͤber einander / auff 3. ackichte Stuͤcken Thon geſetzt / da - mit keines das andere beruͤhre / die Stuͤcken Thon aber werden in die dreyeckichten Loͤcher eines ſolchen Topffs geſtecket / wie beygefuͤgte Figur ausweiſet:

Ste -55Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck.
[figure]

Stehet alſo immer ein Teller oder Schuͤſſel uͤbereinander / dieſes kan ein ieder ſehen an dergleichen Zeug / indem nemlich allemahl unten am Port der Teller und Schuͤſſeln 3. Flecke ſeyn / und ſolche ſeynd eben von dieſen dreyeckigten thoͤnern Dingern / die daſelbſt geſtanden und ab - gebrochen worden.

Es brennet immerzu einer anderſt als der ander / und beſtehet ihr meiſter Kunſtgriff (bey denen Hollaͤndern) in ihren Mahlen / denn dar - innen haben ſie eine fluͤchtige / geſchwinde und ſehr artige Manier.

Folgen die ſchoͤnen Schmeltzglaͤſer / Wie ſie daſelbſt / ſo wohl von denen Toͤpffern als Glas-Mahlern / gebrauchet werden.

IX. Erſtlich ein ſchoͤn weiß Schmeltzglas / wie ſolches die Glas - o - der ſo genannten Parcellan-Mahler ge - brauchen.

Nimm Bley 2. Pfund / Zinn ein wenig mehr denn 1. Pfund / dieſes brenne nach Art der Toͤpffer zu Aſchen / nimm dieſer Afchen 2. Theil / rei - nen Sand / oder Kießling / oder helle Glasſtuͤcken 1. Theil / Saltz ein hal - ben Theil / (ſie maͤſſen alles in gewiſſen Maͤßgen oder Naͤpffgen) dieſes wohl gemiſcht / in den Calcinir-Ofen geſetzt / und alsdenn geſchmoltzen / gibt ein gutes Weiß.

X. Ein56Von der Hollaͤndiſchen Kunſtreichen / weiſſen und bunten

X. Ein ander fein Weiß.

Nimm Bley anderthalb Pfund / Zinn 1. Pfund / calcinier es zu Pulver / deſſen nimm 8. Maͤßgen oder Naͤpffgen voll / calcinirten Kieſel und Saltz iedes 4. Naͤpffgen / ſchmeltz es zum Kuchen / ſo haſt du ſehr ſchoͤn Weiß.

XI. Eine Weiß auff irdene Schalen.

Nimm Bley 3. Pfund / Zinn 1. Pfund / calcinier es nach Gebrauch / deſſelben nimm 2. Naͤpffgen / Saltz 3. Naͤpffgen voll / wie auch ſo viel rei - nen Kieß / ſchmeltze es wie gelehret.

XII. Eine andere Art.

Nimm Bley 4. Pfund / Zinn 1. Pfund / wenn du es nun calcini - ret / ſo nimm von dieſen Kalch 8. Naͤpffgen / Kießling 7. Naͤpffgen / Saltz 14. Naͤpffgen / ſchmeltz es wie oben.

XIII. Ein Uberguß uͤber das Geſchirr.

Nimm calcionirten Weinſtein 1. Naͤpffgen / Kießling und Saltz iedes auch 1. Naͤpffgen / dieſes dienet nur zum Uberguß / denn im Fall die Glaſſur nicht flieſſen will / ſo macht man dieſes zum Glaſe / und uͤbergeuſt es damit.

XIV. Ein anderer Uberguß.

Nimm weiß-gebrannten Weinſtein und Kießling iedes 1. Pfund / ſchmeltz es zum Kuchen / mache es zum ſubtilen Pulver / von dieſen nimm 1. Pfund / Bleyaſchen 2. Pfund / ſchmeltz es / ſo haſtu einen guten Uber - guß.

XV. Ein ander weiß Glas.

Nimm gebrandten Weinſtein ein Naͤpffgen / Aſchen / (diß iſt die Aſche von Bley und Zinn) auch 1. Naͤpffgen / ingleichen Kießling 1. Naͤpff - gen / Saltz 2. Naͤpffgen voll / dieſes geſchmoltzen.

XVI. Ein57Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck.

XVI. Eine andere Weis auff gemahlte Latten-Geſchirr.

Nimm Bley 4. Pfund / Zinn 1. Pfund / Kießling auch 4. Pfund / und Saltz 1. Pfund / Venediſch Glas 1. Pfund / brenne es zuſammen zum Kuchen / und gebrauche es recht.

XVII. Ein ander fein weiß Glas.

Nimm Zinn 1. Pfund / Bley 6. Pfund / calcionirs / von dieſen Kalch nimm 12. Naͤpffgen / reinen gebrannten Kieſel 14. Naͤpffgen / Saltz 8. Naͤpffgen / und brenne es 2. mahl zum Kuchen.

XVIII. Ein noch ſonderlich Weiß.

Bley 2. / Zinn 1. Theils calcinir / dieſes Kalchs 1. Theil / Saltz und Kieß auch iedes 1. Theil zuſammen geſchmoltzen / iſt ſehr fein.

XIX. Ein anders.

Nimm Bley 3. Pfund / Zinn 1. Pfund / Saltz 3. Pfund / gebrann - ten Weinſtein 1. Pfund / brenne es recht zum Kuchen.

XX. Noch ein ander Weiß.

Nimm Zinn 1. Pfund / Bley 5. Pfund / Venediſch Glas 1. Pfund / Weinſtein ein Viertels-Pfund / backe es zum Kuchen.

XXI. Ein Beſſeres.

Zinn anderthalb Pfund / Bley anderthalb Pfund / Kießling 3. Pfund / Saltz 1. Pfund / Venediſch Glas ein Viertels-Pf. / ſchmeltze es.

XXII. Dito.

Bley 4. Pfund / Zinn anderthalb Pfund / guten Kieſel 3. Pfund / Saltz 2. Pfund / brenne es / und mache es zum Kuchen.

XXIII. Weiß auff Weiß zu mahlen.

Nimm ein wenig lauter Zinn / vermache es mit Erden oder Thon / umb und umb; und thue es in einen Topff / brenne es mit dem Geſchirr / alsdenn ſchlage es von einander / ſo iſts eine gantz weiſſe Aſchen; wennJ i iman58Von der Hollaͤndiſchen Kunſtreichen / weiſſen und buntenman nun damit auff ander Weiß mahlt / ſo ſtichts umb ein gar merckli - ches vor denſelben hervor / und ſiehet viel weiſſer.

Erinnerung. Bey allen oberzehlten weiſſen Glaſuren / muß allemahl das Bley und Zinn wohl calcionirt oder gebrannt werden; und wann diß Gemeng mit dem Saltz und Sand zuſammen geſetzt und gemacht iſt / und man ſolches mit einander wieder eine Zeit calcionirt / ehe mans ſchmeltzt / (ſo in 12. oder 16. Stun - den geſchehen kan / nachdem nemlich viel Saltz und Weinſtein dabey iſt) ſo wird es umb kein geringes beſſer und ſchoͤner. Und ſo viel von der weiſſen Glaſur / die ich zum Theil ſelber ge - macht / zum Theil aber von denen Glasmahlern und Hol - laͤndiſchen Toͤpffern eigendlich machen ſehen.
12

Folgen die gelben Glaͤſer.

XXIV.

Nimm Spießglas und Zinn / iedes 2. Pfund / Bley 3. Pfund (an - dere nehmen iedes gleich viel) dieſes wird zuſammen wohl calcionirt / und zum Glas geſchmoltzen / es iſt ſchoͤn gelbe / auch ſehr milde und fluͤßig.

XXV. Ein ander gut Gelb.

Nimm Minie 3. Naͤpffgen / Ziegel-Mehl 2. Naͤpffgen / Bley-A - ſchen 2. Naͤpffgen / Sand 1. Naͤpffgen / von der obig bereiteten weiſſen Glaͤſer eins / 1. Naͤpffgen / Spießglas 2. Naͤpffgen / dieſes wohl calcionirt und geſchmoltzen / giebt ein gut Gelb-Glas.

XXVI. Ein ſehr ſchoͤn Citronen-Gelb.

Nimm Minie 3. Naͤpffgen / Ziegelmehl von ſchoͤnen rothen Zie - geln drey und ein halb Naͤpffgen; Spießglas 1. Naͤpffgen; dieſes wird zuſammen in der Glasmacher Aſch-Ofen 2. oder 3. Tag und Nacht ge - linde calcionirt; und alsdenn geſchmoltzen / gibt ein ſchoͤn Citronengelb; alleine es iſt zu mercken / daß hier ſehr viel an denen Ziegelſteinen gelegen; diejenigen / die fein roth und muͤrbe ſeyn / ſeynd die beſten; die weiſſen aber /als59Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck. als welche mehr von Thon als von Leymen ſeyn / dienen hier nicht / und dieſes iſt bey denen andern Orten auch zu obſerviren.

XXVII. Noch ein fein Gelb.

Nimm 7. Naͤpfflein Aſcher / (bedeutet allemahl Bley und Zinn-A - ſchen / zuſammen calcionirt / wie bey den weiſſen gedacht) Spießglas 1. Naͤpfflein / ſchmeltz es zuſammen.

XXVIII. Ein Anders.

Nimm Weißglas 4. Naͤpffgen / Spiesglas 1. Naͤpffgen / Minie 3. Naͤpffgen / Eyſen-Sinter ein halb Naͤpffgen / ſchmeltz es zum Kuchen.

XXIX. Noch ein anders gelbes Schmeltzglas.

Nimm Schlieff von Schleiffſtein 4. Naͤpffgen / Minie 4. Naͤpff - gen / Spießglas 2. Naͤpffgen / dieſes wohl unter einander gemiſcht / und gerieben / man darff es eben nicht ſchmeltzen.

XXX. Noch ein gutes Gelb.

Nimm Kießlinge oder Stein 16. Naͤpffgen / Eyſenfeyhligt 1. Naͤpff - gen / Glaͤtte 24. Naͤpffgen / zuſammen geſchmeltzt.

XXXI. Ein ſchoͤn Lichtgelb.

Nimm Minie 4. Naͤpffgen / Spießglas 3. Naͤpffgen / Aſcher 8. Naͤpffgen / Glas 3. Naͤpffgen / ſchmeltz es zuſammen.

XXXII. Gold-Gelb.

Nimm Minie 3. Naͤpffgen / Spießglas 2. Naͤpffgen / Eyſen-Roͤ - the 1. Naͤpffgen / ſchmeltze es in Kuchen / reibe es klein / ſchmeltz es wieder / und das thue zu viel mahlen; ſo haſt du ſchoͤn Gold-Gelb.

XXXIII. Ein ander Gold-Gelb.

Nimm Minie und Spießglas iedes 2. Loth / Eyſen-Roͤthe 1. Loth / ſchmeltz es 4. oder 5. mahl.

XXXIV. Noch eine ſchoͤne Gold-Gelb.

Nimm Bley-Aſche 8. Naͤpffgen / Kießling 6. Naͤpffgen / Ogger -J i i 2gelb60Von der Hollaͤndiſchen Kunſtreichen / weiſſen und bun tengelb 1. Naͤpffgen / Spieß-Glas 1. Naͤpffgen / Weiß-Glas 1. Naͤpffgen / cal - cionirt und geſchmoltzen / gibt ein ſchoͤn Gold-Gelb.

XXXV. Noch ein rein gelb Geſchmeltz.

Nimm Bleyaſche und klaren Stein iedes 12. Naͤpffgen / Eyſen - Feyl 1. Naͤpffgen / 2. mahl geſchmoltzen.

Erinnerung. Alle dieſe Bereitungen / ob ſie wohl ſaͤmtlichen gelb / ſo hat doch eine iede ihre eigene Coleur oder beſondere Farb / nicht allein im Schmeltzen / ſondern wann es auch geſchmol - tzen und gerieben / auffgetragen und eingebrannt worden; ja eine iede wird ihre beſondere Art / ſo wohl was die Coleur / als den Fluß betrifft / behalten; und ob auch einige gleich in der Coleur uͤberein treffen / ſo diſerepiren ſie offt deſto mehr in Fluß / da eine Compoſition leichter oder haͤrter fleuſt als die andere / woran den Kuͤnſtlern offt viel gelegen. Eine ſolche Bewandniß hat es auch mit den andern Coleuren.
13

Von gruͤnen Schmeltzglaͤſern.

XXXVI. Gruͤn auff Weiß.

Nimm Kupffer-Aſche 2. Naͤpffgen / von den gelben Schmeltzglas / welches du wilt / auch 2. Naͤpffgen / ſchmeltze es 2. mal / du darffſts aber ja nicht dicke mahlen / ſonſt wirds zu dunckel.

XXXVII. Ein anders ſchoͤn Gruͤn.

Nimm Schiefer-Gruͤn 1. Naͤpffgen / Meßing-Feylig von denen Nadlern 1. Naͤpffgen / Minie 1. Naͤpffgen / Venediſch Glas 1. Naͤpffgen / ſchmeltz es / ſo haſt du ſehr gut Gruͤn / man kans auch / ſo man will / un - geſchmeltzt gebrauchen.

XXXVIII. Ein anders.

Nimm Minie 2. Naͤpffgen / Venediſch Glas 2. Naͤpffgen / Meßing - Staub 1. Naͤpffgen / ſchmeltze es und gebrauchs.

XXXIX. 61Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck.

XXXIX. Noch ein ſehr gut Gruͤn.

Nimm weiß Glas 1. Naͤpffgen / Minie und Meßing-Staub oder Feyhl iedes auch 1. Naͤpffgen / ſchmeltz es / ſtoſſe es klein / nimm derſelben Farb 2. Naͤpffgen voll / und 1. Naͤpffgen Schiefergruͤn / ſo haſt dr eine gruͤne Coleur auff Glas.

XL. Die beſte Gruͤne.

Nimm der vorgehenden gelben Glaͤſer / welche du wilt / ein Theil / der nachfolgenden blauen Glaͤſer gleich viel / reibs unter einander / ſo wirſt du die ſchoͤnſte Gruͤne haben.

Erinnerung. Mit Zuſammenſetzung dieſer beyden / als blau und gruͤ - ner Farben / kan man / nachdem man eines viel oder wenig nimmt / ſehr vielerley gruͤne Coleuren machen: und weil denn dieſes eine Farbe / die aus ienen beyden beſteht / ſo iſt hier auch nicht noͤthig mehrere Compoſita zu ſetzen.
14

Von blauen Glaͤſern.

XLI. Ein ſchoͤn blau Glas zum Mahlen.

Nimm Bley-Aſchen 1. Pfund / reinen Sand von Kießlingen 2. Pf. Saltz 2. Pfund / weiß calcionirten Weinſtein 1. Pfund / Venediſch oder ander fein Glas ein halb Pfund / Zaffera ein halb Pfund / ſchmeltze es zu - ſammen / und loͤſche es in Waſſer / ſchmeltze es wieder / und dieſes muß man zu etlichen mahlen wiederhohlen; man muß auch dergleichen Proce - dere mit allen Schmeltzglaͤſern / wo Weinſtein zukommt / vornehmen / denn ſolche ſonſt zu viel Saltz behalten / und ungeſtalt in Mahlen wer - den; auch muß man dieſes Gemeng / wenn es recht ſchoͤn ſoll werden / ei - nen oder 2. Tag und Nacht im Glas-Ofen gelinde calcioniren.

XLII. Ein ander blau Glas.

Nimm Weinſtein 1 Pfund / Aſchen oder Bleyglett ein Viertels - Pfund / Zaffera 1. Loth / reinen Kieſel-Sand ein Viertels-Pfund / ſchmel -J i i 3tze es /62Von der Hollaͤndiſchen Kunſtreichen / weiſſen und buntentze es / und verfahre ferner damit / wie naͤchſt oben gelehret worden.

XLIII. Noch ein fein blau Mahlerglas.

Nimm Bley 12. Pfund / Zinn 1. Pfund / brenne es zuſammen zu Aſchen / nimm dazu Saltz 5. Pfund / Kieſel-Sand 5. Pfund / Zaffera 1. Pfund / Weinſtein und Venediſch Glas 1. Pfund / tractire und calcio - nire es wie oben / und ſchmeltze es endlich zum Kuchen.

XLIV. Ein anders.

Nimm Weinſtein 1. Theil / Saltz 2. Theil / Kießling 1. Theil / Bley - Aſche und Zaffera iedes 1. Theil / mit dieſen wie mit den andern oben / ver - fahren und geſchmoltzen.

XLV. Noch ein ander blau Glas.

Nimm Bley-Aſch 1. Naͤpffgen / Sand 3. Naͤpffgen / Zaffera 1. Naͤpffgen / man kan auch in Ermanglung der Zaffera nur blaue Smalte nehmen.

XLVI. Noch ein anders.

Bleyglett 2. Pfund / reinen Stein 1. Viertels-Pfund / Zaffera ein Viertels-Pf. / dieſes zuſammen klein gerieben / wird vermiſcht / und nach obiger Lehr geſchmoltzen.

XLVII. Noch dergleichen.

Nimm Bleyglett 4. Pfund / reinen Stein 2. Pfund / Zaffera 1. Pfund / calcinirt und geſchmoltzen.

XLVIII. Dito.

Nimm Bley-Aſchen 8. Loth / Sand 6. Loth / Zaffera 2. Loth / Wein - ſtein 1. Loth / rein Glas 2. Loth / geſchmeltzt und wie oben verfahren.

XLIX. Violen-Blau.

Nimm Weinſtein 12. Naͤpffgen / Kießling 12. Naͤpffgen / Zaffera 10. Naͤpffgen / kuche es wie oben.

L. Noch63Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck.

L. Noch ein Violet-Glas.

Weinſtein 8. Loth / Bley-Aſche 4. Loth / Kießlinge 10. Loth / Zaffe - ra 8. Loth / Braunſtein ein halb Qvintgen / nach obiger Lehr bereitet.

Erinnerung. Dieſe blaue Farben allzuſammen / dienen ſo wohl denen Toͤpffern als Glasmahlern / es iſt aber hierbey zu mercken / daß in denen meiſten zu viel Zaffera iſt; dieſes aber nicht ohne Urſach: denn etliche dieſer Farben werden gantz duͤnne uͤber andere Farben gemacht / wann ſolche dann nicht dick-blaue ſeyn / ſo laſſen ſie ſich nicht wohl uͤber denen andern Coleuren; doch kan ein ieder nach ſeinen Belieben die Farben mit der Zaffera mindern und mehren / wie es ihme gefaͤllt; ſonſt aber gehen ſie alle richtig an / und ſeynd ſo wohl von mir als von andern gnugſam bewehrt erfunden worden.
15

Von rothen Schmeltzfarben und Glaͤſern.

LI. Ein feines rothes Glas zum Mahlen.

Nimm Antimonium 3. pfund / Silberglett 3. pfund / Eyſen-Roſt 1. pfund / auffs allerkleinſte gerieben und damit gemahlt.

LII. Ein anders dergleichen.

Nimm Spießglas 2. pfund / Silberglett 3. pfund / gebrannten Ey - ſenroſt 1. pfund / handle damit wie oben.

LIII. Ein noch beſſer Roth auff Glaͤſer.

Nimm Stuͤcken von Hollaͤndiſchen Glas-Scheiben / reibe ſolche unbegreifflich klein / darnach nimm auff die Roͤthe gebrannten Vitriol / oder vielmehr das Caput mortuum deſſelben; laug das Saltz daraus mit warmen Waſſer / und thue daſſelbe nur auff die Seiten / denn es dient nicht hierzu / die Roͤthe aber oder (wie es einige nennen) die todte Erde / aus welcher das Saltz gelauget iſt / nimm und reibe es nur nachdeinen64Von der Hollaͤndiſchen Kunſtreichen / weiſſen und buntendeinen Augenmas unter das zu erſt ſchon geriebene Glas; ſo wirſtu eine koͤſtliche rothe Farbe auff Glas erlangen / nimm nun ſolche und mahle damit und brenne es ein / ſo wirſtu ſehen was du haſt ꝛc.

Erinnerung. DJe rothe Farbe auff Glas iſt bißhero wenig geſehen worden / wovon du in des Neri Tractat und meinen Anmerckungen daruͤber / als in dem erſten Theil dieſes Wercks eine mehrere Nachricht findeſt; ich habe hierbey ge - than was zu thun iſt / alles aber zu entdecken iſt die Zeit noch nicht kommen.
16

Von allerhand dunckeln Farben und Schmeltz - glaͤſern.

LIV. Purpur-braun Glas.

Nimm Bley-Aſchen 15. Naͤpffgen / reinen Stein 18. Naͤpffgen / Braunſtein 1. Naͤpffgen / weiß Glas 15. Naͤpffgen / dieſes auffs kleinſte gerieben und geſchmoltzen.

LV. Braune Glaſur.

Bley-Aſche und reinen Stein / iedes 14. Naͤpffgen / Braunſtein 2. Naͤpffgen zum Kuchen geſchmoltzen.

LVI. Eine andere braune Farb auff Glas.

Bley-Aſche 12. Naͤpffgen / Braunſtein 1. Naͤpffgen / dieſes ge - ſchmoltzen iſt gantz milde wie Waſſer.

LVII. Braun auff Weiß zu machen.

Braunſtein 2. Naͤpffgen / Minie und Weiß-Glas iedes 1. Naͤpff - gen; ſchmeltz es 2. mahl.

LVIII. Eyſenfarb-Glas.

Nimm Glette 15. Naͤpffgen / Sand 14. Naͤpffgen / Kupffer-Aſche 5. Naͤpffgen / calcinirt und geſchmoltzen.

LIX. Ein65Toͤpffer-Glaſur - und Mahlwerck.

LIX. Ein anders dergleichen.

Glette 12. Naͤpffgen / reinen Stein 7. Naͤpffgen / Kupffer-Aſche auch 7. Naͤpffgen / zum Kuchen gegoſſen.

LX. Schwartze Glaſur.

Nimm Bley-Aſche 8. Naͤpffgen / Eyſen-Feyl 3. Naͤpffgen / Kupf - fer-Aſche 3. Naͤpffgen / Zaffera 2. Naͤpffgen / dieſes / wann es geſchmol - tzen / wird halb Braun-Schwartz / ſoll es aber noch ſchwaͤrtzer ſeyn / ſo nimmt man nun mehr Zaffera darunter.

Schluſz-Erinnerung.

DJeſe und alle obgemelte Farben / von Anfang biß zum Ende / ſeynd ſo wohl denen Toͤpffern / als Glasmah - lern dienlich; daß ich nun ſo viel von einer Farbe ge - ſetzt / iſt die Urſach / daß ich bey einem Toͤpffer oder Glasmah - ler dieſe / bey dem andern eine andere geſehen / gefunden und auch ſelbſt erfahren habe: Zudem ſeynd auch ſolche einerley Farben / dennoch in ihren Grad unterſchieden; hoffe gleich - wohl nicht / daß den Verſtaͤndigen die Wahl eine Qvaal wer - de ſeyn; diß aber hoffe ich wohl / daß nicht leicht ein einiges Stuͤck unter dieſen 60. Experimenten ſoll zu finden ſeyn / ſo nicht Practicabel, oder dem Kuͤnſtler nachzumachen fehl ſchlagen wird; was hier noch einigen moͤchte zu dunckel ſeyn / kan der erſte Theil dieſes Wercks / und ſonderlich meine An - merckungen / uͤber den Neri voͤllig erleutern. Es wuͤrde zu viel werden / wenn man alles allemahl wiederhohlen ſolte / es iſt ohne diß manchmahl wider Willen geſchehen. Der geneigte Liebhaber nehme alſo vor Lieb / und gebrauche ſolches zu ſeinem Beſten.

K k kFolget66Vom kleinen Glas-Blaſen

Folget Zur Zugabe ein Eigendlicher Bericht Vom kleinen Blas-Blaſen / ſo mit der Lampen geſchicht.

ES iſt dieſes kleine Glasblaſen / ſo mit der Lampen geſchicht / ob zwar nicht der nuͤtzlichſten / doch eines der allerzierlichſten Stuͤcke der gantzen Glaskunſt; womit gewiß mancherley Ergoͤtzlichkeiten anzuſtellen. Was es aber vor eine Be - wandniß mit dieſer recht netten und nobeln Arbeit habe / will ich hiemit kuͤrtzlich / iedoch klar und warhafftig berichten:

Man muß ſich erſtlich eine Anzahl Staͤngelchen oder Roͤhrchen / die inwendig hohl / auch zum Theil Maßiv ſeyn / aus guten und reinen Glas / und von allerley Coleuren / auff einer Glas-Huͤtten beſtellen und machen laſſen; Wann nun dergleichen fertig und bey handen / ſo hat man ſolch einen Tiſch oder Werckſtelle von noͤthen / oder in Bereitſchafft / gleich wie hier in der Figur angedeutet und vorgeſtellet wird; Umb einen ſolchen Tiſch koͤnnen nun 4. und mehr Perſonen auff einmahl arbeiten / nur daß ein ieder eine ſolche Lampe / wie l. B. ausweiſet / vor ſich habe; wel - che Lampe mit Ruͤbſenoͤhl / oder dergleichen / was ein ieder brennen will / angefuͤllet / und mit einen ſtarcken Dacht / von geſponnener Baumwolle verſehen ſeyn muß / unter den Tiſch iſt ein guter Blasbalg wie lit. D. zu ſe - hen iſt: wenn nun einer von denen Arbeitern den Tritt des Balges / ſo lit. E. iſt / tritt / ſo gibt der Blasbalg D. durch die dazu geleitete blecherne Roͤhren / ſo unter den Tiſch A. verborgen / ſeinen Wind herauff / wie C. anzeiget / nur muß in das Loch oder Roͤhre C. noch ein ander Roͤhrchen geſuͤget und geſtecket werden / welches Roͤhrchen forn krum und ein klei - nes rundes Loͤchlein hat / damit man durch den Wind eine gantze ſpitzge und concentrirte Flamme von dem Licht auff das Glas werffen und brin -gen

[figure]

67mit der Lampe. gen koͤnne / gleichwie die Goldſchmiede dergleichen Art Roͤhrchen zum Loͤthen gebrauchen; Ein ſolches Roͤhrchen / wanns auch nur mit dem Mund geblaſen wird / gibt ſo eine ſpitzge Flamme / und vermittelſt der - ſelben ſo eine ſcharffe Hitze / daß man auch damit das allerhartfluͤßigſte Glas weich machen kan.

Wann man nun ein ſolch glaͤſern Roͤhrchen / von welchen hier an - fangs gemeldet / an einem Ende / auff ſolche Weiſe weich gemacht / und an den andern Ende darein blaͤſet / ſo kan man es in Kugeln und aller - hand Dinge formiren; wer nun hier das Zeichnen und Poſiren wohl ver - ſteht / der kan auff dieſe Weiſe in das Glas / was er nur will / poſirn / als Bilder-Figuren / Crucifix / kleine Gefaͤſſe ꝛc. ja was man nur erden - cken kan; wozu man denn auch kleine Zaͤnglein / und von Draht zuſam - men gebogene Kluͤfftlein haben muß / damit man es darzwiſchen faſſen / und zu Zeiten / wann man in der andern Hand was hat / das man daran poſiren will / das erſte damit halten und regieren koͤnne / weiln alsdenn beyde Theile in die Hitze zuſammen gekehrt / und an einander muͤſſen ge - ſetzt werden. Die Roͤhre als C. geht vor eines ieden / der am Tiſch ſitzt / ſeine Stelle oder Lampe herauff; G. iſt ein Roͤllgen / in welchen der Strick geht / der den Blasbalg zeucht. F. iſt ein blechern Trichter (ei - nige haben ein dergleichen hoͤltzern Camminchen) mit einer Roͤhre / durch welche der Dampff und Dunſt / von der Lampen hinausgehet; Dieſe gantze Kunſt muß durch die Ubung / oder von einen wohlerfahrnen Mei - ſter erlernet werden. Es ſtecken auch wohl einige andere Nutzbarkei - ten darhinter / ſonderlich iſt eine ſolche Werckſtelle einem Chymico zu vie - len Dingen nuͤtzlich; ich will aber nur dieſes unter vielen melden: Es kommt offt / daß man ein gar weniges metalliſchen Kalch oder derglei - chen hat / welches man gerne zuſammen ſchmeltzen und was es vor ein Metall haͤlt / ſehen und probiren wolte; dieſes kan auff keine Wei - ſe fuͤglicher als auff dieſe geſchehen / indem man nur eine Kohle ein wenig aushoͤhlt / den Kalch oder was man ſchmeltzen will darein thut / und durch ein ſolch Roͤhrchen die Flamme eines ſtarcken Lampen-Lichts darauff blaͤſet / es geht ſehr geſchwinde von ſtatten; wie auch gleichfalls / wenn man etwas loͤthen will; anderer Beqvemlichkeiten / wozu es zu gebrauchen / ſo einem ieden ſelbſt zu bedencken uͤberlaſ - ſen wird / vor dißmahl zu ge - ſchweigen.

Ende des zweyten Buchs.

[68]

Des zweyten Theils Der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt Drittes Buch haͤlt in ſich Funffzig durch Eigenhaͤndige Erfahrung beſtaͤttigte Experiment und iederman dienliche Kunſt-Stuͤcke / wie ſolche auff folgenden Blatt Jnhalts-Weiſe koͤnnen geſehen und geleſen werden. Zum Beſchluß wird beſchrieben und in der Figur vorgeſtellet Eine gar vortheilhaffte und bequeme Flaſchen-Forme vor die Glasmacher / welche ſich ins kleine und groſſe / laͤnglicht und Gevierdte gebrauchen / und uͤber tauſendmahl veraͤndern laͤſſet. Cum Privilegio.

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JN dieſem dritten Buch / des zweyten Theils meiner Glas-Kunſt / wirſt du geneigter Leſer 50. Experimenta von allerley Kuͤnſten befinden / die ich zwar nicht inven - tirt, aber wohl mehrentheils durch meine eigene Haͤnde expe - rimentirt, oder mit meinen Augen von andern experimentiren ſehen / weiß auch daß ſie ſo warhafftig / als manchem dienſtlich und angenehm ſeyn werden; den Jnhalt aller ſelben wirſt du auff folgenden Blatt finden. Endlich habe ich zum Beſchluß dieſes zweyten Theils beygefuͤgt / eine ſonderbare neue / und noch gantz ungemeine vortheilhaffte Flaſchen-Forme / vor die Glasmacher / vermittelſt welcher ſie allerhand kleine und groſſe / richtig und ablangs gevierdte Flaſchen / nach ihren und eines ieden Begehren ohne alle Muͤhe formiren; ja die - ſe einige Forme uͤber tauſendmahl veraͤndern koͤnnen. Der verſtaͤndige Leſer wird alles zu GOttes Ehre und zu ſeinen Beſten / (wie auch zu ſeines Naͤchſten Wohlfahrt) zu gebrau - chen wiſſen. Vale.

Kkk 3Jnhalts -70

Jnhalts-Regiſter dieſes dritten Buchs des zweyten Theils / von der Glaskunſt / ſo in 50. allerhand Experimenten beſtehet.

  • I. Eine ſehr ſchoͤne Kunſt / Kraͤuter und allerley Vegetabilia in Silber abzugieſſen.
  • II. Eine andere Art dergleichen abzugieſſen.
  • III. Einen Spath oder Spaͤuter zu zurichten / Gold / Silber und andere Metalle darein zu gieſſen.
  • IV. Gute Leimen-Formen zu machen / Metalle darein zu gieſſen.
  • V. Ein Bergiſcher Stein-Guß.
  • VI. Eyſen ſo leicht als Kupffer zu gieſſen.
  • VII. Kalt und doch ſehr nett in eine Forme zu gieſſen.
  • VIII. Eine feine Art geſchwind zu loͤhten.
  • IX. Noch eine dergleichen faſt beſſere.
  • X. Gepolirten Meßing eine ſchoͤne Goldfarb zu geben.
  • XI. Den Meßing weiß zu ſieden / ohne Silber.
  • XII. Ein Waſſer das Eyſen zu vergulden.
  • XIII. JnWind und Lufft zu vergulden.
  • XIV. Kalt zu vergulden auff Silber.
  • XV. Eine treffliche Helle zur vergulden Silber-Arbeit.
  • XVI. Buchſtaben auff Art wie die alten Muͤnche zu vergulden.
  • XVII. Bilder zu metalliren.
  • XVIII. Ein Oehl / die Waffen von Roſt zu bewahren.
  • XIX. Das Roſt geſchwind vom Eyſen zu bringen.
  • XX. Alle Metallen und Mineralien bey einen Licht zu ſchmeltzen.
  • XXI. Gipß lauter und ſchoͤn zu gieſſen.
  • XXII. Ein anders das Gipß zu bereiten.
  • XXIII. Ein anders den weiſſen Gipß zu gieſſen.
  • XXIV. Kreyde wie Gipß zu gieſſen.
  • XXV. Gipß Gold-Farb zu faͤrben.
  • XXVI. Gipß gruͤn zu gieſſen.
  • XXVII. Gipß blau zu faͤrben.
  • XXVIII. Gipß roth zu faͤrben.
  • XXIX. Gipß braun zu faͤrben.
  • XXX. Gipß ſchwartz zu faͤrben.
  • XXXI. Horn oder Helffenbein / wie Schildkroͤten zu faͤrben.
XXXII. Horn71
  • XXXII. Horn oder Holtz gruͤn zu beytzen.
  • XXXIII. Eine andere Gruͤne.
  • XXXIV. Roth.
  • XXXV. Eine ſehr ſchoͤne braune Beytz.
  • XXXVI. Holtz ſchwartz zu beytzen.
  • XXXVII. Helffenbein-Schwaͤrtze zu machen.
  • XXXVIII. Clavecorden und ander fein Tiſcherwerck ſchoͤn anzuſpren - gen.
  • XXXIX. Allerhand Holtz in eine Maſſe oder Forme zu bringen.
  • XL. Holtz in Formen und Bilder als Gipß zu gieſſen.
  • XLI. Eine Schrifft von Papier weg zu bringen.
  • XLII. Eine verborgene Schrifft zu ſchreiben.
  • XLIII. Ausfuͤhrliche Beſchreibung / Tuͤrckiſch Papier zu machen.
  • XLIV. Papier zu zurichten / umb mit einen Meßing-Stifft darauff zu ſchreiben.
  • XLV. Ein anders dergleichen.
  • XLVI. Schwartze papierne gute Schreibtafeln zu machen.
  • XLVII. Schoͤne tieffgetriebene ſilberne Schalen mit Papier abzufor - men.
  • XLVIII. Einem weiſſen Pferd kohlſchwartze Flecken zu machen.
  • XLIX. Rothe Haare auff dergleichen Art ſchwartz zu machen.
  • L. Ein Pferd geaͤpffelt zu machen.

Beſchluß. Von einer Flaſchen-Forme vor die Glas - macher / welche ſich uͤber 1000. mahl veraͤn - dern laͤſſet.

ENDE.

Das72Funfftzig ſonderbare Kunſt-Stuͤcke

Das dritte Buch beſtehet in Funffzig Sonderbahren und durch eigene Erfahrung beſtaͤttigten Nuͤtzlichen Kunſt-Stuͤcken und Experimenten.

I. Eine ſehr ſchoͤne Kunſt / Kraͤuter und allerley Vegetabilia durch ſonderlich dazubereitete Formen in Silber abzugieſſen.

Erſtlich:

SOlt du nehmen einen guten reinen Spath oder Spaͤuter (iſt eine gewiſſe Minera, die wohl zu bekommen) denſelben muſt du gantz klein zerſtoſſen; Hernach nimm einen Keſſel von Kupffer oder Eyſen / thue den klein zerſtoſſenen Spaht darein / und roͤſte ſolchen uͤber den Feuer wohl / ſo zergehet er wie ein Waſſer; ruͤhre ihn / ſo lange er uͤber den Feuer iſt / ſtaͤttig umb / biß daß er wieder ſo hart wird / wie zum erſten / da man ihn uͤber das Feuer geſetzt hat / gleich ſolches der Spath zu thun pflegt / darnach thue ihn herunter / und laſſe ihn erkalten.

Zum Andern

Nimm 1. Theil dieſes obgemeldten gebrannten oder geroͤſt - und zu - gerichteten Spahts / und 1. Theil Federweiß / ſtoſſe und reibe ſolches klein untereinander / und geuß Zeitlein daraus / lege ſolche ferner ins Feuer / und laſſe ſie gluͤen; Nimm es darnach heraus und zerſtoſſe es wieder klein. Wenn du nun formen wilt / ſo nimm 1. Theil dieſer gebrannten und wiederzerſtoſſenen Zeltlein / und noch einen Theil Feder-weiß / reibe es durch einander gantz klein / und nimm des gebrañten Spaths wieder - umb ſo viel dazu / als der Zeltlein und des Federweiſſes iſt / reibe und ruͤh - re es aber mahl wohl durch einander.

Zum73und Experimenta.

Zum Dritten.

Wann du nun / von dieſem wohl und mit Fleiß bereiteten Spath / etwas formen und gieſſen wilt / ſo nimm einen reinen Toͤpffer-Thon / und mache Zaͤrglein davon / ſo groß als etwan die Blumen oder Kraͤuter ſeynd / die du wilt gieſſen / wann aber die Blumen oder Kraͤuter ſo hoch / daß man das Zaͤrglein ſo hoch nicht machen kan (denn wenn der Lette oder Leime ſo hoch ſoll ſtehen / ſo ſetzt er ſich krumm) ſo lege das Kraͤut - lein auff die Seiten / doch daß es unten den Boden nicht beruͤh - re / auff daß der Fluß wohl kan darunter kommen; mache alsdenn das Zaͤrglein darum. Wann du nun ietzo den Zeug wilt uͤber die Blume gieſſen / ſo ſolt du zuvor das Bluͤmlein mit einen guten Brantwein an - feuchten / wie auch gleichfalls das Zaͤrglein oder Saͤrglein / alsdenn ſolt du ſolches mit den obgelehrten pulveriſirten Zeug allenthalben belegen / und ſachte beſchuͤtten / und wanns uͤber und uͤber ausgefuͤllet / muſt du es fein ſachte klopffen / ſo ſetzt es ſich wohl / und legt ſich auch der Guß an al - len Oertern an.

Zum Vierdten.

Wenn nun der Zeug geſtanden iſt / ſo lege die Formen in kalte Kohlen / und thue darauff gluͤende Kohlen / damit ſolches durch die Hitze von oben hinab wohl ergluͤe und ſchmeltze / laſſe es hernach immerzu ge - machſam erkalten / dieſes waͤre nun die rechte Forme.

Zum Fuͤnfften.

Nimm einen gelben reinen Leimen / und ſo viel klaren reinen Sand / auch ein gut Theil kleingezupffte Scheerwolle; dieſe drey Stuͤcke laſſe wohl unter einander klopffen / darnach mache einen Guß davon / und be - ſtreich die Formen mit dem Leim; thue es wieder ins Feuer / daß es durch - aus gluͤend wird / darnach geuß das Silber im Namen Gottes darein.

Zum Sechſten.

Nimm Weinſteinoͤhl / ſo aus dem zerfloſſenen Weinſteinſaltz ge - macht wird / und ſchabe darein ſo viel Salarmoniacum als du wilt / doch auch nicht gar zu viel / ſondern daß es wie ein Mus oder Brey wird / dieſes iſt ein guter Fluß auff Silber; wirff davon auff Silber wenn du gieſſen wilt / ſo wirds ſchoͤn geſchmeidig.

Zum Siebenden und Letzten.

Wann du den Zeug ſo rein wilt ausſieden / ſo begeuß das Silber mit guten Weinſteinoͤhl / und lege es auff gluͤende Kohlen / gluͤe es wohl /L l ldar74Funfftzig ſonderbare Kunſt-Stuͤckedarnach ſiede es in Weinſtein / darein auch ein wenig Saltz gethan / wie bekannt und gebraͤuchlich iſt.

II. Auff eine andere Art / Kraͤuter und Blumen abzugieſſen. Wodurch der vorige Proceß deſto beſſer erklaͤret wird.

Zum Erſten.

NJmm Alabaſter / der wohl gebrannt iſt / alſo / daß ſeine Feuchtigkeit gar verrauchet ſey / ſtoſſe denſelben in einen Moͤrſel zu Pulver / und ſiebe ihn durch ein Haar-Sieb; hernach nimm gleich ſo viel Frauen-Eyß / wie man ſolches an einigen Orten in Thuͤringer-Lande findet / brenne daſſelbe in einen Ziegel-Ofen ungefehr ein 8. oder zehen Tage / thue dazu A - lumen plumoſum, oder Feder-weiß / nach deinen Belieben / doch nicht ſo viel als der obberuͤhrten Stuͤcken; weiter thue darzu ein wenig Schafs - Roͤthe / damit man das Holtz pflegt anzuſtreichen / und vermiſche es mit der obgedachten Materi / auff daß die Stuͤcke / ſo dazu kommen / unkaͤnt - lich werden.

Zum Andern.

Nimm dieſe Materia / feuchte ſolche an mit einen gantz lautern und reinen Waſſer / das ja nicht feiſte ſey / reibe es auff einen Stein wohl un - ter einander / alſo daß ſolche wohl flieſſend werde; darnach mache eine Forme von Toͤpfferleimen / in welche man die obige Materia / die man ein Zement heiſſet / gieſſen kan; doch lege Papier darunter / auff daß man die Forme deſto fuͤglicher von der Tafel thun moͤge. Geuß alsdenn von dem abgeriebenen Zement ein wenig in die Forme / und lege das Kraut / ſo abgegoſſen ſoll werden / in das Zement / unterſcheide ſein mit einen Zaͤnglein die Staͤngel und Vlaͤtterchen; Jndem aber das Zement oder Waſſer / das Kraut nicht tragen will; ſo tauche das Kraut in eine gute reine Lauge / und thue ſolches hernach in das Zement; geuß folgends das Zement ſo viel als noͤthig daruͤber / und mache die Forme zu / doch laſſe ein Loͤchlein am Halſe / darein hernachmahls das Metall mag gegoſſen wer - den. Dieſe Forme ſetze an einen trocknen Ort / ſo wird ſolche in einer halben Stunde ſo hart / daß man ſie gar wohl zum Feuer thun / und ausgluͤen kan.

Zum75und Experimenta.

Zum Dritten.

Wann nun das Kraut im Zement ausgebrannt / ſo muß man vornehmlich auff das Regiment des Feuers gute Achtung geben / denn man muß ſich wohl vorſehen / daß die Widerwaͤrtigkeit der Kaͤlte und Hitze die Sache nicht zerruͤtte noch verderbe; darumb muß man die For - me nicht ploͤtzlich vom Feuer ruͤcken / ſondern allmaͤhlig erkalten laſſen; wann ſolche nun erkaltet / ſo muſt du die Aſche vom gebrannten Kraut / entweder durch Anziehung des Athems / oder mit einem Blasbalg / durch Auffhebung deſſelben Obertheils / herausziehen; man kans auch mit ei - nen dazugeformten Glas / wie auch mit Qveckſilber verrichten. Wann dann ſolches geſchehen iſt / ſo kehre das Loͤchlein uͤber ein Kohlfeuer / und brenne es ſo lange / biß die Forme inwendig die Roͤthe und Geſtalt des Feuers verliere / alſo / daß / wann man ins Loͤchlein ſiehet / welches denn ſonderlich von noͤthen iſt / ſolches ſchoͤn weiß als Silber ſcheine; alsdenn gieſſe das Metall hinein / und wirff die Forme gantz ins Waſſer / damit ſolche ſich wiederumb auffloͤſe.

Nota. Man muß auch gleichwohl einen Unterſcheid halten / auff daß die Stengel an denen Kraͤutern / ſo abgegoſſen ſollen werden / nicht gar zu ſubtil ſeyn / damit die Subtiligkeit den Einguß nicht verbindere. Das Silber / ſo man gieſſen will / muß ſehr wohl oder leichtfluͤßig ſeyn / derohalben wenn mans gieſſen will / pflegt man Wißmuth darunter zu thun / welches es ſehr fluͤßig macht. Letzlich iſt nochmahl zu erinnern / daß ja die Forme recht heiß ſeye / in welche man das Metall gieſſen will etc.
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III. Einen Spath zuzurichten / in welchen ſich Gold / Silber und andere Metalle gieſſen laſſen.

Erſtlich

Nimm Spath ſo viel du wilt / thue ſolchen in einen unverglaſur - ten Hafen / vermache den Hafen oben mit einen Deckel / und verlutire denſelben auch allenthalben wohl mit guten Leimen; laſſe ihme in einenL l l ijHaf -76Funfftzig ſonderbare Kunſt-StuͤckeHafners - oder Toͤpffers-Ofen brennen / ſo lange als ſonſt ein Hafen brennen muß. Darnach ſo er gebrannt iſt / ſo nimm den Spath / reibe ihn auff einen harten Stein fein klein und ſubtil / folgends ſchwinge ihn durch ein Sieb / in ein ſauber lauter Waſſer; darnach ſeyhe das Waſ - ſer herab / und reibe den Spath noch viel kleiner auff den Reibſtein / und laſſe ihn alſo an der Sonnen oder hintern Ofen trocken werden.

Zweytens.

So der Spath nun wohl getrocknet 3. Pfund ſchwer iſt / ſo nimm 2. Pfund Salarmoniac / 2. Pfund Weinſtein / 1. Pfund Vitriol / thue das unter einander / in einen oder 2. Toͤpffe / geuß ungefehr 7. Maaß lau - ter Waſſer daran / und ſiede die Materia wohl ein; darnach nimm diß Waſſer alſo warm / und mache dem Spath damit an / doch daß ſolcher nicht gar zu duͤnne werde / mercke / wann er ſich laͤſſet ballen / ſo hat er zum erſtenmahl genug. Hernach gieſſe wieder Waſſer uͤber die zuruͤck - gebliebene Materia / die noch im Topff iſt; laſſe ſolche wiederumb wohl einſieden / und mache den wiedergetrockneten Spath abermahl mit dem - ſelben Waſſer gantz warme an. Geuß folgends noch einmahl laute - res Waſſer uͤber die Materia / und laſſe ein Theil einſieden / mache auch mit demſelben den Spath zum drittenmahl warme an; ſo denn ſol - cher zum drittenmahl angemacht / ſo laſſe ihn auch wiederumb hintern Ofen trocken werden. Hernach thue den Spaht wieder in einen Topff der unverglaſurt iſt / vermache ſolchen wie oben erwehnet / und ſo er ge - brannt iſt / reibe ihn auff einen Reibſtein / ſo iſt er recht.

Zum Dritten.

So nun der Spath alſo bereitet iſt / ſo nimm Salarmoniac / thue ſolchen in ein Glas mit Waſſer / in das Glas ſoll ungefehr 2. Maaß ge - hen / des Salarmoniacs thue ſo viel in das Waſſer / als ſolches in der Waͤrme ſolviren und halten kan; laß es eine Stund oder 2. zugebunden ſtehen; darnach nimm deinen Spath / mach ſolchen mit dieſem Waſſer an / biß er ſich laͤſſet ballen; alsdenn forme ihn wie du wilt; wenn du nun drein gieſſeſt / ſo muß die Forme wohl gluͤend ſey / muſt auch ſehr heiß und eylend gieſſen. Es laͤſſet ſich aber hierinnen weit anders und beſſer / als in die gemeinen Formen gieſſen. Mercke auch / im Fall du etwan haſt Bley gegoſſen / und wilt nach den Guß das Bley ſchwartz machen / ſo nimm nur Schwefel und Baumoͤhle / reibe ſolches mit einen woͤllenen Tuch woͤhl ab / ſo wird es ſchoͤn ſchwartz werden.

IV. Wie77und Experimenta.

IV. Wie man gute Leimen-Formen machen / und Meßing oder ander Metall darein gieſſen ſoll.

Nimm einen guten und ſaubern Leimen / wie ihn die Zinngieſſer gebrauchen / thue darunter Scheerwolle von Barchend / oder ſonſt auff kleinſt zerzupffte Baumwolle / auch einen ſehr reinen und kleinen Sand; ſo aber der Sand nicht rein und klein genug waͤre / ſo ſoll ſolcher gewa - ſchen / und auff einen Reibſtein klein gerieben werden; mache mit dieſen beyderleyen deinen Leimen an / damit er ſeine rechte Conſiſtentz in der Dicke habe / und nicht mehr feyſt ſey; man ſoll aber ſolchen Leimen nicht mit Waſſer / ſondern mit ſtarcken Bier anfeuchten / formier darein was du wilt / und ſo du gieſſeſt / ſo ſoll die Forme wohl gluͤend ſeyn.

Nota. Wañ der Guß ſoll recht fein fallen / ſo muͤſſen die Formen ſchoͤn geaͤſchert / das iſt / mit einer geſchwaͤmmten Aſche in - wendig angeſtrichen werden.
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V. Ein Bergiſcher Stein-Guß.

Man findet zu Bergen in Norwegen einen duͤnnen weiſſen Stein / der ſehr leichte iſt / man nennet ihn daſelbſt Pumes, nimm ſolchen / (es thuts auch wohl NB der gemeine Bimßſtein) und thue dazu von den weiſ - ſen Alabaſter Stein / brenne ſie beyde in einen Toͤpffer-Ofen wohl / und zwar in einen groſſen wohlverlutirten und bedeckten Topff; darnach nim̃ ein lauteres warmes Leim-Waſſer / gieſſe es darauff / biß es die gebuͤhr - liche Conſiſtentz habe / und forme damit / ſo haſt du einen Guß der immer - zu waͤhrt / iſt auch am Gewicht ſehr leicht / man kan auch Eyſen und Meſ - ſing darein gieſſen.

VI. Eyſen zu gieſſen.

Nimm klares Eyſen-Feylig / waſche daſſelbe gantz rein / erſtlich mit Lauge / hernach mit Waſſer / miſche darunter halb ſo viel gepulverten Schwefel / thue es in einen Tiegel / gieb ihm gut Feuer / biß es wohl flieſ - ſet; wie es denn auch ſo leicht / wo nicht noch leichter / als Kupffer flieſſen / wird / und laͤſſet ſich / wann recht verfahren wird / ſehr rein und fein gieſ - ſen.

L l l 3VII. Kalt78Funfftzig ſonderbahre Kunſt-Stuͤcke.

VII. Kalt und doch ſehr nett in eine Forme zu gieſſen.

Nimm ſeinen Sand / wie ihn die Goldſchmiede gebrauchen; mi - ſche darunter Kuͤhnruß nach Gutduͤncken / mache es mit guten Ruͤbſen - oͤhl oder Leinoͤhl an / damit es ſich formen laſſe; was man nun hierinnen gieſſet / wird nicht alleine ſehr nette / ſondern man darff auch die Forme gar nicht heiß machen / wie ſonſt bey andern Formen hoͤchſt noͤhtig ſeyn muß / ja man kan das allerheiſſeſte Metall in dieſe kalte Formen gieſſen / nur dieſes muß in Obacht genommen werden / daß der Sand recht und wohl getrocknet ſey.

VIII. Eine feine Art / geſchwinde Zinn zu loͤthen.

Nimm Marcaſit und fein Engliſch Zinn / ſchmeltz es und gieß es uͤber ein Blech / daß es gantz duͤnne werde; wann man nun will ein Zinn an das andere loͤthen / ſo leget man das Loth auff das Zinn / und das an - dere Zinn / ſo man daran loͤthen will / daruͤber; und haͤlt es nur uͤber ein Licht oder gering Kohl-Feuer / ſo flieſſet das Loth / und wann das Zinn kalt wird / ſo ſitzts gantz feſte aneinander.

IX. Noch eine dergleichen / und noch faſt beſſere Loͤthung.

Nimm Zinn und Bley iedes 1. Loth / Wißmuth oder Marcaſit 2. Loth / dieſes wird geſchmoltzen / und damit wie erſt gemeldt / verfah - ren.

X. Gegoſſen und gepolirten Meßing eine ſchoͤne Gold-Farb zu geben.

Nimm gantz kleingeſtoſſene Kreyde / die nicht ſteinigt iſt / 9. Loth / Schwefel 1. Loth / dieſes miſcht man ſehr wohl unter einander / und rei - bet die gemachte Arbeit / wann ſie zuvor wohl geſcheuret / damit trocken ab / ſo wird ſolche in einer glaͤntzigen ſehr ſchoͤnen Goldfarb erſcheinen.

XI. Den Meßing weiß zu ſieden ohne Silber.

Palliere erſtlich den Meßing rein / hernach nimm obgedraͤhtes fei - nes Engliſches Zinn und geſtoſſenen Weinſtein / koche hiemit den Meſ - ſing in einen unverglaſurten Topff / mit reinen Waſſer / ſo wird es weiß wie verſilbert.

XII. Ein79und Experimenta.

XII. Ein Waſſer / das Eyſen zu vergulden.

Nimm Allaun und gemeines Saltz / iedes ein Qvintlein; Salpeter ein halb Qvintlein / ferner nimm 25. Goldblaͤtter / reib dieſes unter ein - ander auffs kleinſte / und gieß 1. Loth Waſſer darauff / laſſe es einkochen / hernach gieß 3. Qvintlein ſtarcken Brantwein daruͤber / laſſe es 24. Stund ſtehen; wann man nun damit auff reingepolirtes Eyſen ſchrei - bet / ſo werden gantz guͤldene Buchſtaben erſcheinen / nicht anders / als wenn es recht verguldet waͤre; man muß aber geſchwinde mit reinen Waſſer nachfahren / ſonſt wirds wieder ſchwartz / man kan hiemit al - lerley Nahmen auff Eyſen ſchreiben.

XIII. Eine feine Art zu vergulden / fuͤr einige Mahler oder derglei - chen Leute / die manchmal in der Lufft vergulden muͤſſen / da man / wann der Wind gehet / die Goldblaͤtter nicht wohl halten kan.

Nimm Zinn-Folien / uͤberſtreiche die mit Gold-Grund / und ver - guͤlde ſie; wann man nun bey ſtarcken Wind vergulden ſoll / ſo muß man nur den angelegten Goldgrund etwas klebrichter als ſo〈…〉〈…〉 ſſen / und die verguldeten Folien darauff ſchneiden / ſo iſts geſchehen

XIV. Das Silber kalt zu vergulden mit den Daumen.

Nimm 2. Ducaten / ſchlage ſolche duͤnne / und loͤſe ſie auff in Aqva - Regis; thue 1. Qvintlein Salpeter darein / alsdenn duncke reine Tuͤ - chergen darein / laſſe ſie trocken werden / und verbrenne ſie in einen Tie - gel zu Pulver; wann man nun Silber verguͤlden will / ſo reibt man ſolches mit dieſem Pulver / vermittelſt des Daumens / ſo verguldet es ſehr ſchoͤn / darnach kan mans hellen und polieren.

XV. Eine treffliche Helle zur vergulden Silber-Arbeit.

Nimm 3. Loth Schwefel / 1. Loth Allaun / 1. Loth Arſenicum, ein halb Loth Gurcum, und ein halb Qvintlein Spießglas / reibe dieſe Spe - cies alle auffs kleinſte / hernach laſſe Urin ſieden / verſchaume ſelbigen wol / ruͤhre die Species nach und nach darein / laſſe es ein gar wenig zuſammen kochen / hernach laſſe das Vergulte darinnen ſieden / biß es hoch genug iſt. Welcher Goldſchmid dieſes Stuͤckgen recht zu gebrauchen weiß /der80Funfftzig ſonderbahre Kunſt-Stuͤckeder kan mit einen Ducaten im Vergulden ſo weit kommen / auch ſo ſchoͤ - ne Arbeit machen / als ein anderer kaum mit 2. ja wohl 3. Ducaten wird thun koͤnnen.

XVI. Buchſtaben zu vergulden / auff ſolche Art wie an den alten geſchriebenen Muͤnchs-Pergamenten zu ſehen.

Nimm præparirten Cryſtall / wie man ſolchen in denen Apothe - cken hat / mache ſelbgen mit guten Gummi-Waſſer an / und ſchreibe da - mit fein dick auff Pergament; nimm darnach ein Stuͤckgen gantz pures und feines Goldes / reibe und ſtreiche es zu vielen mahlen gantz ſtarck uͤber das geſchriebene / (es muß ſolches aber zuvor wohl trocken ſeyn) ſo ſtreicht ſich das Gold daran ab / und die Schrifft wird einen vortrefflichen Gold - Glantz erlangen.

XVII. Bilder zu metallieren.

Nimm Hauſen-Blaſen / gieſſe ſehr ſtarcken Brantwein darein / ſetze es vermacht in die Waͤrme / ſo zergehts; thue hernach ein wenig Saffran darunter; folgends thue dazu Metall-Pulver aus einer Mu - ſchel / und beſtreich die Arbeit damit / mit einen linden Penſelein; Es muß aber ſolche Arbeit zuvor mit Leimwaſſer / darein etwas Menig gethan war / angeſtrichen ſeyn geweſen.

XVIII. Ein Oehl / ſo die Waffen und ander ſchoͤn Zeug / ſo von Eyſen und Stahl bereitet / vor allen Roſt bewahrt.

Nimm Bleyglette / reibe ſolche mit klaren Baumoͤhl auff einen Stein / ſo klein / daß es gantz unbegreifflich ſey; es mag des Baumoͤhls ein gut Theil ſeyn / doch nicht gar zu viel: hernach thue es in eine Buͤchſe von Linden-Holtz / die unten ſo duͤnne ausgedraͤhet ſey / daß man durchſe - hen kan (eine ſolche Buͤchſe iſt im erſten Theil dieſes Wercks / bey den Beſchluß meiner Anmerckungen uͤber den Neri / da ich von den Dupple - ten gehandelt / abgebildet zu ſehen) haͤnge es an die heiſſe Sonne / oder ſonſt an die Waͤrme; ſo wird ein reines und ſuͤſſes Oehl durchdringen / wel - ches vor allen Roſt genugſam bewahren kan.

XIX. Den Roſt fuͤglich und geſchwind von Eyſen zu bringen.

Stoſſe Venediſches Glas gantz klein / hernach nimm ein dichtesLeinen /81und Experimenta. Leinen-Woͤllen - oder Haͤren-Tuch / ſpanne ſolches in eine Rahm / uͤber - ſtreichs ſtarck mit Leimwaſſer / ſtreue durch ein enges Haarſieb das klein - geſtoſſene Glas darauff / laß trocknen / uͤberſtreichs wieder mit Leimwaſ - ſer / ſtreu wieder durch das Sieblein Glas darauff / das kanſt du zum drittenmal wiederhohlen / laſſe es letzlich wohl trocknen / hiemit kan man den Roſt gewaltig herab kriegen.

XX. Alle Metallen / auch die meiſten Mineralien / am Tiſch / uͤber einen Unſchlitt-Wachs - oder Lampen-Licht zu ſchmeltzen.

Man nimmt eine gute Kohle / die fein klar iſt / darein macht man ein Loch / wie ein Schuͤſſelchen / in der Groͤſſe wie ein Dreyer / hernach muß man ein gutes Lampen-Wachß - oder Talck-Licht haben / und dabey ein krummes Roͤhrchen / womit die Goldſchmiede loͤthen; hernach thut man von einem Ertz / oder gefeylten Metall etliche Gran in das Loͤchlein der Kohlen / und blaͤſt mit einem langen Athem / vermittelſt des gemelten Roͤhrchens / durch das Licht / auff das Metall / ſo in der Kohlen liegt / wel - che Kohlen man mit der Hand an das Licht haͤlt / ſo entzuͤnd ſich die Kohle umb dieſelbe Refier / und die Hitze vom Licht und der Kohlen / ſamt der mo - dus von Blaſen / machen das Metall perfect ſchmeltzen. Man kan auff dieſe Manier allerley curieuſe Proͤbgen ins kleine anſtellen.

XXI. Gipß / lauter und ſchoͤn zu gieſſen.

Nimm Gipßſtein / ſchlage ſolchen recht klein / nimm ihn hernach und laſſe ihn in einen Backofen einen Tag und Nacht zu Aſchen bren - nen / mahle die Aſchen ſo klein als Mehl / thue ſolche in einen Zuber / und floͤſſe ſie ab / ſo ſauber als du nur kanſt; laſſe es denn trocken werden. Darnach ſo mahle es noch einmahl / und ſchlage es durch ein Tuch / ſau - ber und rein: Ferner nimm die Abgaͤnge von reinen Pergament / ſeude ſolche in reinen Waſſer 12. Stund / und immerzu reines warmes nach - gefuͤllt / und wann ſie / die Spaͤhne / wohl aus und gantz zu Mus geſotten ſeyn / ſo geuß es durch ein Tuch / mit dieſen muß dein Gipß bereitet und angemacht werden / ſo wird er lauter wie Horn / haͤlt auch ſehr ſtarck / und laͤſt ſich trefflich gieſſen.

M m mXXII. Ein82Funfftzig ſonderbare Kunſt-Stuͤcke

XXII. Ein anders / wie man den Gipß zubereiten ſoll.

Nimm die Steine von den Gipß-Bergen / zerſchlage und brenne ſie in einen Backofen / und wenn ſie einen Tag und Nacht gebrannt ha - ben / ſo ſtoß ſie klein und behalts.

Wann du nun den Gipß anmachen wilt zu Bildern / ſo nimm lau - ter warm Leimwaſſer / ruͤhre den Gipß damit / und geuß deine Bild - werck.

XXIII. Ein anders / den weiſſen Gipß zu gieſſen.

Wilt du Bilder gieſſen von Gipß / ſo nimm gebrannten Gipß / mah - le ihn auffs kleinſte / nimm hernach klares / lauteres / heiſſes Waſſer / in welchen Pergament-Spaͤhne ſeyn gekocht geweſen / wuͤrcke den Gipß alſo warm damit an / und geuß ſolchen in dazubereiteten Formen zu Bil - dern / ſie werden feſte / ſchoͤn und gut.

XXIV. Kreide wie Gipß zu gieſſen.

Nimm die Kreide / brenne ſie zuvor wie den Gipß / und loͤſche ſolche mit Eßig; handle damit ferner wie mit den Gipß abgelehrt / ſchmiere die Loͤcher der Formen mit Oehle / und gieſſe.

XXV. Gipß von allerhand Farben zu faͤrben. Erſtlich den Gipß Gold-Farb zu faͤrben.

Nimm Erbſelen Wurtz / jeude die mit Waſſer wohl ein / miſche unter dieſen Safft ein wenig Saffran / laß ſolchen mit kochen / ſeuge das alles durch ein Tuch / und mache deinen Gipß damit an / er wird eine ſchoͤne Goldfarb erlangen.

XXVI. Gipß gruͤn zu gieſſen.

Nimm Nachtſchatten-Kraut / ſiede daſſelbe mit halb Eßig und Waſſer wohl ein / faͤrbe damit deinen Gipß oder Stein / und handle da - mit nach Belieben.

XXVII. Gipß blau zu faͤrben.

Nimm Attich-Beer / ſiede ſie mit Allaun im Waſſer / nimm daſ -ſelbe83und Experimenta. ſelbe alſo warm / bereite deinen Gipß damit / er wird ſehr ſchoͤn blau.

XXVIII. Gipß roth zu faͤrben.

Nimm duͤnnes Alexander-Holtz / ſiede ſelbiges ſehr wohl aus mit reinen Waſſer / thue ein wenig Allaun daran / und tractire damit dei - nen Gipß / wie oben gelehrt.

XXIX. Gipß braun zu faͤrben.

Nimm Briſillgen-Holtz / thue dazu etwas ſtarcke Lauge / und ſiede es mit Waſſer wohl aus / faͤrbe deinen Gipß damit / gleichwie mit denen andern Farben gelehret worden.

XXX. Gipß / brand-ſchwartz zu faͤrben.

Nimm gruͤne Erlen-Rinden / ſiede die mit lautern warmen Waſ - ſer und Allaun auff halb ein / und thue ihm denn / wie bey denen andern Farben gethan worden.

Nota. Wann du den Gipß und das Geſtein faͤrben wilt / es ſey von was Farben es ſey / ſo muß das Waſſer allezeit ein Leim - waſſer ſeyn / darein du die Farbe thuſt / und den Gipß anma - cheſt; ſo faͤrbet er ſich nicht allein / ſondern wird auch gehaͤrtet; wann man an ſtatt Leims will Hauſen-Blaſen nehmen / iſts noch viel beſſer.
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XXXI. Horn oder Helffenbein wie Schildkroͤten zu faͤrben.

Nimm Scheide waſſer 2. Loth / fein Silber ein halb Qvintlein / laſ - ſe das Silber in Scheidwaſſer zergehen / beſpruͤtze erſtlich das Horn o - der Helffenbein mit Wachs nach deinem Belieben / ſtreiche alsdann die - ſe Solution daruͤber / laſſe es von ſich ſelbſt trocken werden / ſo iſt das Horn an der Stelle / da kein Wachs iſt hinkom̃en / Braun uñ ſchwartz worden.

XXXII. Horn oder Holtz gruͤn zu beitzen.

Nimm 2. Theil Gruͤnſpan / ein Dritt-Theil Salmiac / reibe es wolM m m ijmit84Funfftzig ſonderbare Kunſt-Stuͤckemit und untereinander / geuß ſtarcken Eßig daruͤber / und in denſelben das Holtz / Horn oder Bein / decks feſte zu / laß es liegen / biß es genug hat.

XXXIII. Eine andere Gruͤne.

Nimm die gruͤnen Nuß-Schaalen / thue ſolche in ſcharffe Laugen / thue auch etwas Vitriol und Allaun dazu / laß 2. Stund ſieden / nimm Holtz / welches du haben wilt / legs erſt 2. Tag in ſcharffen Eßig; nimm hernach noch ein halb Loth Gruͤnſpan mit Eßig abgerieben / thue es zur Laugen / ſeude das Holtz wohl darinnen / ſo wirds ſchoͤn gruͤn.

XXXIV. Roth.

Nimm ungeloͤſchten Kalch / geuß Regenwaſſer darauff / laß es uͤber Nacht ſtehen / ſeihe es hernach durch ein Tuch / thue ferner hinzu ein Maaß rein Waſſer / 1. Loth geſchabte braune Priſillgen / lege das Holtz oder Horn darein / laß ſieden / ſo haſt du ſchoͤn roth gepeitzt Holtz / es muß aber das Holtz zuvor in Allaun-Waſſer gelegen ſeyn.

XXXV. Eine ſehr ſchoͤne braune Beytz.

Nimm ungeloͤſchten Kalch / loͤſche ſolchen mit Urin / beſtreiche das Holtz damit; alsdenn nimm rothes Gerber-Loh-Waſſer / waſche es da - mit wieder ab / ſo wirds erſtlich gruͤn / darnach beſtreichs wieder mit obgedachten Kalch / wanns trocken / ſo waſche es wieder mit Lohwaſſer ab / oder laſſe es ein Weil drinnen liegen / ſo wirds gar ſchoͤn Kirſchbraun.

XXXVI. Holtz ſchwartz zu beytzen.

Nimm Neſtlers - oder Saͤncklers-Schwaͤrtz / thue ſie in einen neuen Topff / ferner thue dazu ein wenig Salmiac / hierinnen laß das Holtz ſie - den / biß es ſchwartz genug wird / alsdeñ mit weiſſen Wachs abgerieben. Mercke / ein ieglich Horn oder Holtz / ſo du beytzen und faͤrben wilt / ſoltu einen halben Tag zuvor in Allaunwaſſer legen / und wieder trocknen laſ - ſen.

XXXVII. Helffenbein-Schwaͤrtze zu machen.

Nimm geſchabtes und gefeyltes Helffenbein bey denen Kamma - chern / da du es gar wohlfeyl kanſt bekommen / mache es fett mit Leinoͤhl /verlu -85und Experimenta. verlutirs in einen Toͤpffgen / ſetze es in ziemliche Glut / laß es ſtehen biß man keinen Rauch mehr mercket / alsdenn ſetze es geſchwind aus der Glut / in einen Sand / und ſtuͤrtze ein ander Toͤpffgen daruͤber / ſo haſtu eine ſolche Schwaͤrtze / daß auch nichts ſchwaͤrtzers ſeyn kan.

XXXVIII. Eine feine Manier / die Clave Cord und Clave Cimbeln, auch ander Tiſcherwerck anzuſprengen.

Erſtlich Leim-traͤncke deine Arbeit / hernach ſtreichs mit ſchwartzer Leim - ſarb ein paar mal an / wenns wol trocken / ſo beſprengs nach Belieben mit abgeriebenen Bleyweiß / ſo auch mit Leimwaſſer angemacht / wann es wieder gantz trocken / ſo nimm einen mit Oel abgeriebenen Gruͤnſpan / und uͤberlaſure es mit ſolcher Oelfarb uͤber und uͤber / ſo werden die weiſſen Flecken gruͤn / und geht nimmer mehr ab.

XXXIX. Allerhand Arten von Holtz in eine Maſſa oder Forma zu bringen.

Nimm die abgedroͤhten und abgeſegten Spaͤhngen von 3. 4. 5. und mehrerley Holtz / nach deinen Belieben / es muß aber klein wie Pulver ſeyn; ferner nimm Pergament-Spaͤhne 1. Pfund / thue ſolches in einen Topff / und gieß halb Brunnen - und halb Regen-Waſſer daruͤber / in welches man zuvor etwas von Nelcken und Zim̃et eingeweicht hat; laſſe es 3. Tage und Nacht ſtehen; Alsdenn nimm Gummi arabicum und Tragant iedes 4. Loth / und thue das in das Pergament-Waſſer / laſſe es 2. oder 3. Stund wohl verdeckt kochen / darnach gieſſe es durch ein Tuch / ruͤhre das Holtz - Mehl uͤbern Feuer darein / daß es werde wie ein Brey / hierunter kan man auch Farben miſchen welche man wil / nur daß ſolche nicht gifftig ſeyn / man nimmt auch wol klein geſtoſſenen Agt - oder Bernſtein / und wirfft den darauff; thue es in eine Form wornach du es haben wilt / welche mit Man - del-Oel beſtrichen / laß es einen oder 2. Tag ſtehn / darnach heraus genom - men und davon gedroͤht was man wil / es haͤlt ſo gut und beſſer als das gantze Holtz.

XL. Holtz in Formen als Bilder und dergleichen nach Art des Gipſers zu gieſſen.

Nimm / wie erſt gelehrt / auffs kleinſte raſirtes Holtz / welches / und ſo mancherley als du wilt / es mag auch nuꝛ gantz ſchlechtes und gemeines HoltzM m m iijſeyn /86Funfftzig ſonderbahre Kunſt-Stuͤckeſeyn / ie kleiner es raſiret / ie beſſer es iſt; richte es allerdings zu wie hier nechſt gelehret worden / und gieſſe es in Formen / allerdings wie man das Gips gieſſet; wo es nicht allerdings tief genug gefallen / da muſtu ihm et - was helffen / du kanſt allerley Bilder alſo gieſſen; haͤlt ſo gut als obs aus einen Stuͤck geſchnitten waͤre; Kanſts auch hernach mahlen und mit Lacc - Fuͤrniß uͤberziehen / wie faſt zu Ende des erſten Tractats dieſes andern Theils auff vielerley Arten außfuͤhrlich gelehret worden / und ſolche ferner poliren / ſo erlangen ſie nicht allein einen ſchoͤnen Glantz / ſondern kan ihnen auch kein Waſſer noch Regen ſchaden.

XLI. Eine Schrifft vom Pappier vollkommen weg zu bringen.

Nimm Spiritum Vitrioli, oder gutes Scheidwaſſer 2. Loth / gelben oder weiſſen Achtſtein 1. Loth / dieſen ſubtil mit dem Spiritu Vitrioli zu - rieben und mit einen Penſel auff die Buchſtaben geſtrichen / ſo werden ſie damit all nach gerade gaͤntzlich weggenommen / man muß aber mit reinen Waſſer nachwiſchen / ſonſt wirds Pappier gelbe.

XLII. Eine verborgene Schrifft zuſchreiben.

Thue Gallaͤpffel in rein Waſſer / ſchreibe damit / oder wenn du auff der Reiſe biſt / nimm nur einen groſſen Gall-Apffel / hoͤhle ihn bey dem Loͤch - lein den ſolcher hat wohl aus / wie ein Schuͤſſelgn oder Dinten-Faß / thue Waſſer darein und ſchreibe auff Pappier / ſo wird man nichts ſehen / wiltu aber daß mans leſen ſoll / ſo laſſe gememen Vitriol in Waſſer zergehen / netze einen Schwamm drein und fahre uͤber das Geſchriebene / ſo wird daſſelbe ſchoͤn ſchwartz. Wiltu aber umb allen Argwohn zubenehmen gleichwol eine falſche Schrifft oder Dinte auff dem Pappier haben / ſo nimm nur Haberſtroh / brenne daſſelbe daß es ſchwartz bleibet / ruͤhre es mit Waſſer an daß es ſchwartz werde / und ſchreibe damit / in dem du nun mit dem Schwammen in Vitriol-Waſſer eingedunckt uͤber das Pappier faͤhreſt / ſo wiſcheſt du die ſchwartze oder ſichtbare Schrifft damit gantz weg / und die unſichtbare erſcheinet ſchwartz / alſo / daß man ſolche auffs beſte leſen kan.

XLIII. Ausfuͤhrliche Beſchreibung / das ſchoͤnſte Tuͤrckiſche Pappier zu machen.

Erſtlich muß man eine Forme von Holtz machen laſſen / die ſo groß iſtals87und Experimenta. als ein Bogen Pappier / der Bord oder Randdieſer Forme muß ungefehr 2. Zoll hoch ſeyn.

Zum zweyten / muſt du einen Kamm von meſſingen Drath haben / in welchen die Zaͤhne oder Draͤthe / allemahl ſo weit von einander ſtehn / gleich man bey dem Tuͤrckiſchen Pappier / wie weit ein Zug von einander ſtehet / wohl ſehen kan; ſolche Zaͤhne ſollen auch in gleicher Weite ſtehen / doch nach belieben; wann du nun dieſe zwey Stuͤck in Bereitſchafft haſt / ſo nimm

Zum dritten / Gummi Tragant / gieß daruͤber ein gut Theil reines Waſſer / laſſe es weichen / dieſes muß man ſo duͤnne machen / daß mans gar wohl durch ein leinen Tuch druͤcken kan: Alſo daß es nur wie ein ſtar - ckes Gummiwaſſer iſt / damit die nachfolgenden Farben darauff ſtehen koͤnnen.

Zum vierdten; geuſt man dieſes Waſſer in die hoͤltzerne Forme / und troͤpffelt hin und wieder die bereiteten Farben darauff; wann nun die gantze Forme uͤber und uͤber mit Farben verſehen / ſo nimmt man

Zum fuͤnfften den obgemeldeten Kamm / ſtreicht ſolchen von oben biß zu Ende hinunter / ſo ziehen ſich die Farben zuſammen und ſtehn gantz or - dentlich / wil man aber die Zuͤge an beyden Orten ſpitz zu oder auff und nie - der haben / ſo fahre ich nur mit den Kamm / in ſelbiger Linie wieder in die Hoͤh; will man aber etwas gedroͤhtes darauff haben / ſo nimmt man eine Feder und rundirt damit / oder ziehet einen halben Circkel / oder macht Figu - ren wie es einem ieden ſeine Phantaſie giebt / die man niemand vorſchrei - ben kan.

Zum ſechſten / was fuͤr Farben dazu gebraucht werden;

Nimm Schoͤnes auripigment und Rauſchgelb unter einander / das giebt Gelbe; Jndig mit Kreiden abgerieben giebt Hell-Blau; bloß Jndig gibt Dunckelblau; Blau und Gelb unter einander gerieben giebt Gruͤne; Du kanſt / nach dem du des einen oder des andern mehr oder weniger nimſt / allerhand Gruͤne machen; Florentiner Lacc wird zum Rothen genommen; Schwartz wird nicht dazu gebraucht / und Weiß iſt nicht vonnoͤthen / weil das Pappier ſolche hin und her ſchon ſelber giebt.

Zum ſiebenden wie die Farben bereitet werden:

Alle dieſe Farben werden auffs aller ſubtiliſte mit ſtaͤrckſten Brandwein gerieben / und in eine iede etwas von Fiſch-Galle gethan; dabey dieſes zu obſerviren / daß offtmahls entweder die Farben gar zu weit aus einander gehen / oder aber manchmal wol gar in Tropffen wollen ſtehen bleiben;hieran88Funfftzig ſonderbare Kunſt-Stuͤckehieran iſt blos die Galle ſchuld / daß entweder derſelben zu wenig oder viel dabey iſt; Denn wenn zu viel dabey iſt / ſo bleibts gern ſtehn / iſt zu wenig dabey / ſo fleuſts zu ſehr / das rechte Tempo aber kan man nicht vorſchreiben / ſondern es muß ſolches ein ieder aus der Ubung lernen. Wann nun dieſes alles gethan / und die Farben nach Gebuͤhr auff den Gummi oder Tra - gant-Waſſer ſtehn / auch nach gehoͤr gezogen ſeyn; So nimmt man

Zum achten gemein Drucker-Pappier / feuchtet ſolches auff die Art und Weiß / wie die Buch-Drucker ſolches zum Drucken gebrauchen / und legt es auff die Farb / druͤckts auch mit den Fingern fein an / damit das Pappier die Farb fein an ſich ziehe / wann es nun ſolches gethan / wie es denn thut / ſo ziehet mans an unterſten Rand herauß / damit ſich das Gum - mi-Waſſer abſtreiche / und haͤngt es auff / Bogen vor Bogen / damit es trocken werde. Wann es nun wol getrocknet / ſo nimmt man

Zum neunten ſolches herab / ſtreichts ein wenig mit Seiffen / her - nach glaͤttets oder planirt mans mit einen Glaͤttſtein / oder was ein ieder vor ein Compendium hat / denn der Glantz muß faſt die ſchoͤnſte Zierde geben.

Zum zehenden / kan auch gemahlte Muſchel oder Schulpgen-Gold / Silber / Metall / oder aurum und argentum muſicum darunter ge - braucht werden / man darf ſolches nur mit Gummi Arabicum, daß es nicht zu dicke oder dinne werde / anmachen / auch kan man ſonſten allerley Ziehꝛlig - keiten anſtellen / nach eines ieden Verſtand und Belieben.

So man nun dieſem / wie ichs hier beſchrieben / fleiſſig folget / ſo kan man nicht irren / denn ich J. K. habe es oͤffter ſo ſchoͤn gemacht / ſonderlich weñ ich Gold dazu genom̃en / daß es eine Luſt iſt anzuſehen geweſen; Daß aber (wie einige / die gerne aus einen Floch einen Elephanten / oder ſ. v. aus einen Furtz einen Donnerſchlag machen / hiervon ſchreiben) ſolche groſſe Kuͤnſte und Geheimniſſe dabey ſeyn ſollen / kan ich nicht abſehen / noch verſtehn / viel weniger ſolches einem andern zuglauben bereden.

Die Buchbinder koͤnnen auch auff ſolche Art ihre Buͤcher auff den Schnitt bemahlen / (gleich wie ich in Holland geſehn) iſt was neues / und ſie - het / wañ ſonderlich Gold uñ Silber drunter kom̃t / uͤberaus anmuthig aus.

XLIV. Pappier zuzurichten / daß man mit einen Silber - oder Meſſing-Stifft darauff behaͤnde zeichnen und ſchreiben kan.

Nimm gebrandtes Hirſchhorn / ſtoſſe es klein / hernach nimm weiſſesPappier89und Experimenta. Pappier das nicht gar zu glatt / ſondern etwas weniges grob und rauch iſt / reibe ſolches vermittelſt eines ſaubern ſtarcken Leders allent - halben wohl mit den kleingeſtoſſenen gebrannten Hirſchhorn / ſo legt ſich dieſes gar fein in das Pappier / ſo man alsdenn mit einen Meßingen Stifft darauff ſchreibet / ſo wird es ſchwartz / und kan man alſo ſehr ſauber und nette darein zeichnen.

XLV. Ein anders der gleichen.

Nimm gebrannte Schaffs-Beine / ſtoſſe ſolche zu Pulver / und mache ſie mit Gummi-Waſſer an / beſtreiche das Pappier damit auff beyden Seiten / laß es alsdenn trocken werden / alsdenn zeichne mit ei - nen meßingen oder ſilbern Stifft darauff / es iſt ſo gut als eine Schreib - tafel / ohne das mans nicht ſo wohl ausloͤſchen kan.

Solch Pappier kan man zu denen kleinen Calenderchen die man in Sack traͤgt / und ohne diß nur in Pappier oder ſchlecht Pergament bindet / hefften laſſen / ſo hat man keinen Schaden an der Schreibtafel / wann man ſolchen alle Jahr weglegt.

XLVI. Schwartze pappierene Schreibtafeln zu machen.

Erſtlich:

Nimm 2. Theil Leim / weiche ſolchen mit etwas Hauſen-Blaſen (ſo du wilt) in ein Noͤſel Waſſer / laſſe ſolchen bey den Feuer wohl er - hitzen / thue dazu nach und nach / damit es nicht uͤberlaͤufft / ein Theil ge - puͤlverten Allaun / laß es alsdenn wohl kalt werden / und ſtreiche ein di - ckes Karten-Pappier (dergleichen du dir auff der Pappiermuͤhl / wenn du ſolche Schreibtafeln in Copie machen wilt, von groben Zeug / doch daß es wohl geleimet ſey / kanſt zurichten laſſen) auff beyden Seiten da - mit wohl an / haͤng es alsdenn auff / und laſſe es trocken werden.

Zum andern.

Nimm ausgebrannten Kuͤhn-Ruß / oder welches viel beſſer / Kupf - ferdrucker Schwaͤrtz / reibs auff einen Stein wohl mit Waſſer ab / her - nach mache davon Haͤufflein auff Fließ-Pappier / damit ſich das Waſſer hinein zieht / und laſſe es wohl trocken werden / reibs hernach wieder klein / und ſiebe es durch ein Haar-Sieb.

N n nZum90Funfftzig ſonderbahre Kunſt-Stuͤcke

Zum Dritten.

Nimm guten gebrannten und gepulverten Vimsſtein / und Schlief / eines ſo viel als das ander / reibs mit Leim-Waſſer wohl ab / thue darunten von der Druckerſchwaͤrtz (welche hierzu viel beſſer als Kuͤhnruß iſt) ſo viel biß es dich ſchwartz genug duͤnckt / doch muß der Schwaͤrtze am meiſten ſeyn; wann nun ſolche 3. Specien in gehoͤriger dicke / mit Leimwaſſer wohl ab und untereinander gerieben ſeyn / ſo nimm

Zum Vierdten.

Dein zuvor geleimtraͤnckt Pappier / ſtreichs mit dieſer Schwaͤrtze / vermittelſt eines Porſt-Penſels / auff beyden Seiten an; laß wieder tro - cken werden / ſtreichs wieder an / laß wieder trocknen / man kans zum drit - ten mahl anſtreichen und trucken laſſen werden.

Zum Fuͤnfften.

Wann es trocken / ſo wirds etwas rau ſeyn / muſt es derowegen mit einen Woͤllen oder Haͤren Tuch wohl abreiben / damit es fein glatt werde.

Sechſtens.

Nimm von obiger Schwaͤrtz / machs gantz duͤnne mit Leimwaſſer an / und uͤberſtreiche das geſchwaͤrtzte Pappier nochmahls damit / ſo wird es glatt werden / und deſto beſſer halten.

Siebenden /

Wird man gleichwohl noch die Streiffe vom Penſel ſehen / dero - halben muſt du es letzlich mit einen feuchten Schwam̃ abwiſchen / ſo wer - den ſolche auch vergehen / und die Taffel ſchoͤn ſchwartz / glatt und rein erſcheinen.

Hierauff kan man nicht allein / wie auff eine Schifertafel mit einen ſteinern Griffel ſchreiben / und wieder rein auswiſchen / wobey man den Vortheil hat / daß ſie nicht zerbrechen / wie der Schifer / ſondern nebſt dem / daß man auch mit einen Silber oder Meßing-Stifft / ſolches ver - richten kan / kan man auch im Nothfall Gold und Silber darauff ſtrei - chen und probiren.

XLVII. Schoͤne / tieffgetriebene ſilberne Schaalen / mit Pappier ab - zuformen / daß ſie faſt den Silber gleich ſehen.

Mache einen Pappen mit Waſſer und Mehl an / ſo du denn ſchoͤne mit tieffen Blumen oder Figur-getriebene ſilberne Schaalen abformenoder91und Experimenta. oder figuren wilt ſo nimm Fließ-Pappier / welches ſo groß als die Schaa - len iſt; netze es mit einen Schwammen / und drucke es allenthalben auff die Schaalen; alsdenn wieder Fließ-Pappier genommen / ſolches mit Waſſer genetzt / und die halbe Seite mit Pappen beſtrichen / und alſo ge - doppelt auff die Schaalen gelegt / beſtreichs wieder mit Pappen / und drucke es auff; alsdenn wieder doppelt genommen / und wie vorhin ge - macht / daß alſo 3. oder 4. mahl gedoppelt Pappier kommt / allein das er - ſte mahl muß es einfach uñ unbeſchmirt ſeyn. Laſſe es alſo auff der Schaa - len liegen / biß es gantz drucken wird / alsdenn beſtreichs dreymahl mit ſtarcken Leimwaſſer / laſſe es wieder allezeit trocken werden / wann mans nun wie Silber haben will / wirds mit Silber-Grund beſtrichen / und wieder getrocknet / doch muß es noch etwas klebricht ſeyn / lege alſo Sil - ber Blaͤtter darauff / mit den Gold-Grund wird eben ſo verfahren uñ ver - guldet / ſolcher Geſtalt wirds auch auff der andern Seiten tractirt / und verſilbert oder verguld. Man muß aber bey allen / ſonderlich mit An - ſtreichen des Grundes / daß ſelbiger nicht zu naß noch trocken ſey / wie auch mit den vergulden und verſilbern groſſen Fleiß gebrauchen und anwen - den.

XLVIII. Einen weiſſen Pferd ſchoͤne kohl-ſchwartze Flecken zu machen.

Nimm Silberglett 3. Loth / lebendigen Kalch 6. Loth / miſche dieſes kleingeſtoſſen / unter einander / thue es in einen Topff / gieß eine ſcharffe Lauge daruͤber / und koche es / ſo kriegt es oben eine feiſte Haut; die nimm ab und beſtreich das Pferd damit / an welcher Stelle du ſolches wilt ſchwartz haben / ſo wirds von Stund an ſchwartz / dieſe Curieuſitaͤt ge - hoͤrt vor vornehme Liebhaber / vor die Pferde-Diebe iſts nicht geſchrie - ben.

XLIX. Rothe Haar ſchwartz zu faͤrben.

Geht faſt eben zu wie oben erwaͤhnt / auſſer daß man Kalch und Silberglett gleich viel nimmt / und ſolches an ſtatt der Laugen im Waſ - ſer kocht / und mit dem was oben ſchimmet / das Pferd ſalbt / auch von ſich ſelber trocknen laͤſſet / ſo wird dasjenige was man des Abends geſal - bet / des Morgens fruͤe ſchoͤn ſchwartz ſeyn.

N n n ijL. Ein92Eine nutzbare Flaſchen-Forme

L. Ein Pferd geapffelt zu machen.

Nimm im Fruͤhling die groſſen Knoſpen von jungen Eychen / gibs einen Pferd einmahl 3 oder 4. unter das Futter / (von jungen Ellern iſts gleich viel) ſo werden ſie geaͤpffelt / und bleibet ein gantzes Jahr.

Zum Beſchluß Des zweyten Theils meiner Vollſtaͤndigen Glas-Kunſt / will ich den geneigten Liebhaber beyfuͤgen Eine Vortheilhaffte und nutzbare Flaſchen-Forme vor die Glasmacher / welche ſich ins Kleine und Groſſe / Laͤnglicht und Gevierdte gebrauchen und uͤber tauſendmahl veraͤndern laͤſſet.

WAs vor unglaubliche Muͤhe es denen Glasmachern macht / wañ ihnen offters kleine Reis-Apothecken oder Flaſchen-Futter zu - geſandt werden / da immerzu eine Art klein / die ander groͤſſer / die dritte wieder anders iſt / alſo daß kein Fach den andern gleich; wird denen die damit umbgehen am beſten bekannt ſeyn; Dannenhero man auch bißhero dergleichen / weiln ſie / die Glasmacher deßwegen ſo viel Formen haben und machen muͤſſen / nicht leicht koͤnnen gemacht kriegen / wie die wohl wiſſen / die ſolche von noͤthen ꝛc. umb dieſen abzuhelffen / iſt der Churfuͤrſtliche Saͤchſiſche Commercien-Rath / Herr Johann Daniel Krafft bemuͤhet und bedacht geweſen / als welcher es auch fol - gender Geſtallt gluͤcklich und wohl ausgeſonnen; Nemlich: man laͤſſetvier

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93Vor die Glasmacher. vier meſſinge Platten eines kleinen Fingers dick machen / jeder derſelben muß einen Winckel von ein baar Zoll haben / ſolche moͤgen ſo hoch und breit ſeyn / als zu denen allergroͤſten Flaſchen von Noͤthen; Dieſe Platten muͤſſen gantz glatt und eben gepollirt ſeyn; Wann nun ſelbge fertig / ſo ſetzet man nach Anzeigung beygeſuͤgter Figur Z. den Winckel A. an die Flache B. und die Flache von den Winckel A. mit C. bezeichnet / die ſetzt man an den Winckel D. die Flaͤche von den Winckel D. mit E. gemerckt / ſetzt man an den Winckel F. und G. an H. ſo macht es ein richtiges 4. eck / man kan auch ablange viereckt machen ja zu allerhand Sorten / klein und groß wie mans ſelbſt verlangt dazu Augenblicklich und ohne alle Muͤhe auff dieſe Weiſe die Platten einrichten und alſo Flaſchen formiren uñ fuͤgen. Solche Winckel und Flaͤchen aber / werden allezeit mit zweyen Eyſern Klammern / deren iede eine Schrauben hat / damit man es feſte anhalten kan / zuſam - men geſchraubt. Es giebt ſich auch wenn man dieſe Forme nur einmahl zuſammen geſetzt / ſchon alles ſelber wie und welcher geſtalt man nemlich ſolche / nach gefaͤlligen Belieben / wie auch Lit. I. und die Fig. Y. Anleitung giebt naͤher zuſammen oder weiter von einander ruͤcken koͤnne und moͤge / und wenn die Platten ſo groß ſeyn / daß man zu erſt eine Flaſche darein von 1. oder 2. oder mehr Kannen formiren kan / ſo kan mans zuſammen ſetzen / daß auch Flaͤſchgen von 1. Loth darein moͤgen gemacht werden / da aber ja die Foꝛme zu hoch / kan ſolche doch leichtlich mit einen guten thon ſo weit als man wil und noͤthig iſt ausgefuͤllet werden. Man kan hier nicht nur alleine auff tauſenderley Art und Weiſe varieren / ſondeꝛn auch ſolche von einerley For - me oder Sorte ſo nette machen / daß eine wie die andere faſt auff ein Haar paſſen muͤſſen.

Dieſes kan ein ieder mit 4. Kartenblaͤttern probiren wenn er an iedes einen kleinen Winckel beuget und allezeit den Winckel mit der Flache zu - ſammen ſetzet / ſo wird er ſich: (vermuthlich) den Effect alſobald einbilden und alſo / ehe er Unkoſten in Meſſing daran thut / ſich zuvor verſichern koͤn - nen daß es angehet und ſo wohl beqvem als Practicabel, ja ſo leicht und einfaͤltig als ſie anzuſehn weñ ſie gemacht / ſo Sinnreich doch ausgedacht iſt.

Die erſte welche Herr J. D. K. machen ließ war von duͤnnen Meſ - ſing Blechen / es wolte ſich aber / wie ich ſie probiren ließ / mit groſſen Flaſchen nicht ſchicken; muͤſſen derowegen die Platten abſonderlich dazu gegoſſen werden. Jch hoffe / daß bey denen Glashuͤtten wo dieſe Forme wird im Brauch kommen / hinfuͤro (was die Flaſche betrifft) viel Muͤhe / Verdruß und Ungelegenheit ſoll erſparet werden ꝛc.

N n n iijBeſchluß94

Beſchluß.

HJemit geneigter Leſer / waͤre auch mein zweyter Theil / meine vollſtaͤndige Glas-Kunſt voͤllig zu Ende gebracht / in welchen ich mich nichts anders als der Einfalt und der Warheit befliſſen habe: Hoffe der verſtaͤndige Liebhaber wer - de ſolches in der Warheit und Experiment alſo befinden / als worauff ich allein ich mich beziehe; Nochmal freundlich bit - tent meine Auffrichtigkeit ſich gefallen zulaſſen / und deſſen hiermit vor willen zu nehmen / biß bald etwas beſſers nach - komme / wie ich mich denn den Gemeinen beſten zu dienen / die Wunder GOttes durch war hafftige Experienz zu entdecken / und die natuͤrliche Warheit von der Luͤgen und Phantaſie zu reinigen und unterſcheiden mich ie mehr und mehr befleiſſen werden biß an mein ENDE.

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Weiln95Aurum Muſicum zu machen

Weiln bey den Tuͤrckiſchen Pappier des aurum Muſicum ge - gedacht / und hier ohne diß ein Blat leer wil bleiben / als wil ich zu mehrer Completirung ein oder zweyerley approbirte Manieren deſſelbigen zu machen hiebey fuͤ - gen.

Aurum Muſicum zu machen.

NJmm Zinn / Qveck-Silber / gelben Schwefel und Salmiac eines ſo viel als des andern / gleich gewogen zerlaß das Zinn ob den Feuer / laſt das Qveckſilber drein lauffen und alſo zuſammen erkalten; nach dem zerlaß den Schwefel / ſtoſſe auch den Salmiac und ſchits in den zerlaſſenen Schweſel / ruͤhrs wol untereinander / biß es wil erkalten; ſchitte es alsdenn auff einen Reibſtein und reibs auffs kleinſte zu Pulver; reib hernach auch das Zinn und Qveckſilber darunter / alſo daß es zuſammen wohl vermiſcht und ſehr klein werde; Thue es in ein ſtarcker Phiolen - oder Kolben-Glaß / mit einen langen Hals / das Glas muß 3. Theil leer bleiben und unten mit guten Leimen beſchlagen ſeyn; oben muß auch ein Deckel von Plech darauff paſſen und mit Leimen verſtrichen werden / doch muß das Blech ein Loͤch - lein haben / einer Erbis groß / daß man in daſſelbe einen Nagel oder Zweck ſtecken koͤnne / damit kein Rauch heraus kommen kan; ſtelle es in eine Sand - Kapele oder in die Aſchen / gieb erſt gelindes-Feuer und immerzu ſtaͤrcker biß es ſachte gluͤet; thue einſt den Nagel heraus und ſiehe ob es noch raucht / raucht es denn nimmer / ſo laſſe es noch eine halbe oder wohl gantze / ja umb mehrer Sicherheit 2. 3. 4. Stunden ſtehn / in einer gleichmaͤſſigen Hitze / ſo wirſt du ein ſehr gutes aurum Muſicum haben / welches zum Glas und an - dern Jlluminir - und Mahl-Wercken auch zu Tuͤrckiſchen Pappier und vielen Dingen wohl zu gebrauchen.

Ein ander gut Aurum Muſicum.

Nimm ein Untze reines Zinn / laß es zergehen / thue darein ein halb Loth Wißmuth / laß es mit und im Zinn flieſſen und erkalten; Reibe es zuſammen wohl auff ein en Stein / nimm alsdenn ein halb Loth gelben Schwefel und ein halb Loth Salmiac / reibs auch wol durch einander / thue es allzuſammen in ein wohl beſchlagen Kolben - oder Phiolen-Glas / ſetze es in die heiſſe Aſchen / immerzu heiſſer biß es ſachte gluͤht / laß etliche Stun - den in einer Hitz / (es muß aber das Glas wohl verwahret ſeyn daß kein Rauch heraus kom̃e / wozu alles ſo oben gemeldet kan obſerviret werden) ſo wirſt du das beſte aurum Muſicum haben.

Ein96Aurum Muſicum zu machen.

Ein Argentum Muſicum zumachen.

Nimm 3. Loth gut Zinn / zerlaſſe es in einen guten Schmeltz-Tiegel und wenns ſchier zergangen / ſo thue 3. Loth Wißmuth darein / ruͤhre es mit einen eyſern Trath / biß du merckeſt und verſichert biſt daß der Wiß - muth alle zerfloſſen / alsdenn hebs alſobald von der Gluth / laß es ein wenig uͤberſchlagen daß es nicht mehr ſo heiß ſey. Nimm nun ½ Loth Qveckſilber / ſchuͤtt es in die zerlaſſe Materia, ruͤhre es durch einander / da - mit ſich das Qweckſilber wohl darunter zertheile; gieſſe es auff einen kalten trocknen und reinen Stein / daß es geſtehe; wann du es denn gebrauchen wilt / ſo temperirs mit Eyerklar / man kans auch wornach die Arbeit iſt / mit klaren Lacc-Fuͤrniß thun / Jtem mit ſtarcken Brandwein in dem Gum - mi arabicum zerlaſſen iſt ꝛc. und wenn mans auffgetragen und mit einen Zahn pollirt / ſo wirds uͤberaus glaͤntzigt und ſchoͤn / iſt ein gutes und offt probirtes Stuͤcklein / mercke / ie mehr du Qveckſilber drunter thuſt / ie milder ſolches wird / iedoch muß es auch nicht gar zu milde ſeyn.

ENDE.

Anhang
[97]

Anhang Der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt / Oder Sendbrieff / an einen guten Freund / in ſich haltend einen Vor Jubilierer und Goldſchmiede ſehr deutlichen und dienlichen Unterricht Von der Art / Vnterſcheid / Erkaͤnnt - nuͤß und Guͤte der fuͤrnehmſten natuͤr - lichen Edelgeſteine / (Dabey auch gleichfalls einige gar ſonderbare und curieuſe Nachkuͤnſtlungen gelehret werden /) Deme ſind beygefuͤgt etliche rare Anmerckungen aus denen neueſten Relationen und Actis Philoſophicis der Koͤniglichen Societaͤt in Engeland / Jnwelchen / ſonderlich von dem Diamant / Rubin / Smaragd / denen Perlen / Corallen und Bezoar etc. Wo ſelbige eigendlich gefunden werden / it. von ihren warhafftigen Wehrt und Preiß / und wie ſelbiger ſich durch das Gewicht erhoͤhet (welches umb Kuͤrtze willen in einigen Tabellen abgefaſſet) gantz genaue Nachricht ertheilet wird / Samt vielen andern Curieuſitaͤten. Cum Privilegio.

98

Vorbericht.

EReundlicher und geliebter Leſer!

Gegenwertigen Sendbrief / in ſich haltend einen ſehr dienlichen und deutlichen Unterricht / von denen natuͤrlichen Edlen, Steinen / iſt erſtlich durch einen gelehr - ten Mann / Jnder Geſtalt eines Sendbrieffs / an einen guten Freund / JnEngliſcher Sprache abgefaſſet und beſchrieben worden; Weil man nun ſelbigen der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt / (in welcher eines der vor - nehmſten Stuͤcken iſt / zu unterweiſen / wie man die Edelgeſteine durch Kunſt nach machen ſoll) als einen Anhang beyzufuͤgen / vor ſehr rathſam und nuͤtzlich befunden; zumahln weiln auch hierinnen einige dergleichen nicht unebene kuͤnſtliche Bereitungen enthalten ſeynd / und damit man nach aller Muͤglichkeit nichts ermangeln laſſe / hat man ſich auch dieſer Muͤh nicht entuͤbrigen wollen / ſolchen ins Teutſche zu uͤberſetzen. Zwar haͤtte man wohl einiges darinnen anders demonſtriren oder aͤndern koͤnnen; weil es aber keine Dinge / die hoffentlich niemand in Schaden o - der vergebliche Unkoſten ſetzen werden / als hat man den gutmeinenden Autor nicht carpiren / noch (zumahlen auch die Zeit kurtz worden) ſich et - was irren laſſen wollen / ſondern ſolches an deren ſtatt / und umb ſo wohl das gantze Werck deſto mehr zu completiren / als den geneigten Le - ſer ſo viel beſſer zu contentiren / aus denen allerneueſten Relationen / und Actis Philoſophicis, der Koͤniglichen Societaͤt in Engeland / Mit einigen raren Anmerckungen; (Betreffende ſonderlich den Diamant / Rubin / Smaragd / Perlen / Corallen / Bezoar ꝛc. Von dero Herkommen / oder wo ſie gefunden werden / von ihrer Guͤte ꝛc. Jtem von ihren eigentlichen Werth und Preiß / ſo umb Kuͤrtze willen / wie ſolcher nach ihren Gewicht ſich verhoͤ - het) in einige Tabellen abgefaſſet: vermehren und ergaͤntzen wollen / nicht zweifflende / der geneigte Leſer werde es zu ſeinem Beſten zu gebrau - chen wiſſen.

Vale.

Jnhalt99

Jnhalt Dieſes Sendbrieffs / Von Denen natuͤrlichen Edlen-Steinen. Eingang.

  • 1. Von denen Edlen-Steinen ins gemein.
  • 2. Von dem Diamant.
  • 3. Von Rubin.
  • 4. Von Balaß.
  • 5. Von Rubacell.
  • 6. Von den Granaten.
  • 7. Von den Alamandinen.
  • 8. Von den Hiacynthen.
  • 9. Vom Amethiſt.
  • 10. Von Perlen.
  • 11. Von Sapphier.
  • 12. Von Opal.
  • 13. Von Smaragd.
  • 14. Von den Praſem oder Chryſopraß.
  • 15. Von Topaß.
  • 16. Von den Chryſolit.
  • 17. Von Berill.
  • 18. Von Cryſtall.
  • 19. Von den Stern oder Sonnenſtein.
  • 20. Von den Sarder oder Carniol.
  • 21. Von den Sardonich.
  • 22. Vom Chalcedonier.
  • 23. Von dem Onichſtein.
Ooo ij24. Vom100
  • 24. Vom Achat-Stein.
  • 25. Von dem Jaſpis.
  • 26. Von dem Sonnenwend-Stein / Hæliotropio.
  • 27. Von dem Tuͤrckiß.
  • 28. Von dem Laſur-Stein.
  • 29. Von dem Lapide Armenio.
  • 30. Von den Corallen.
  • 31. Von dem Agt - oder Baͤrn-ſtein.
  • 32. Von dem Gagat - oder Schwartzen-Baͤrnſtein.
  • 33. Von dem Bezoar-Stein.
  • 34. Von dem Adler-Stein.
  • 35. Von dem Blutſtein.
  • 36. Vom Smyrgel.
  • 37. Vom Magnet-Stein.
  • 38. Vom Luchſenſtein.
  • 39. Vom Donnerſtein.
  • 40. Vom Marmor und dergleichen.
Mein101
Mein Herr ꝛc.

DEmnach in unſerer letztren Zuſammenkunfft von denen Edelgeſteinen Anregung gethan worden / auch derſelbe Anlaß genommen / ein mehrers von beſagten Geſteinen zu forſchen / und mich gebeten / einen umbſtaͤn - digen Bericht / ſo viel einem Jubilirer oder Goldſchmied in dieſer materia zuwiſſen von noͤthen / mit Gelegenheit auffzuſetzen; Als habe meinem Herrn hierinnen / nach meinem wenigen Vermoͤgen / und Kundigkeit / zu willfahren / mit gegenwaͤrtigen bedie - nen wollen / mit Bitte / mein Herr beliebe / dasjenige / was dieſem meinen Bericht annoch ermangeln moͤchte / aus ſeiner und anderer ruͤhmlichen Wiſſenſchafft und vielfaͤltigen Erfahrung / beyzufuͤgen: Damit ich aber ſolches in einer Ordnung verrichte / als wil ich erſtlich etwas weniges von denen Edelgeſteinen ins gemein / nachgehends aber von einem ieden inſon - derheit handeln / und denn endlich von einigen geringen Steinen auch etwas weniges benachrichten. Mache derowegen den Anfang.

I. Von denen Edelgeſteinen ins Gemein.

Dieſe werden nach Ausſage des Baſilii Valentini, im 2. Buch / Cap. 12. m. p. 152. aus einer Subſtantz / der vollkommenſten und edle - ſten Erden Jrrdigkeit / mit Vermiſchung des ſubtilſten und beſten Cen - tral. Saltzes / Schweffels und Mercurius / mehrentheils in den unterſten der Erden zuſammen geſetzet / und durch die ſtete Dampffwaͤrme und auffſteigenden Broden / des allwuͤrckenden Archeji, vollkoͤmmlich aus - gekochet: Sie ſtreichen aber nicht Gaͤngweiß wie andere Metallgewaͤchſe / ſondern eintzlich / fort / und haben ihre eigene Centra, ſammt vielen ſeltza - men Wundergeburthen / dardurch ſie alle nur proͤcklich und Tropffen-weiß lapilliret werden: Dahero iſt glaublich das jenige / was Baccius von ihrer Formirung / Ernehrung und Vermehrung alſo ſaget: Ein jeder Edelge - ſtein hat eine Mutter / die entweder von eben ſelbigen / oder einen andern Stein gemachet iſt / in welcher Mutter er durch Abtroͤpfflung eines ge - wiſſen und nehrenden Safftes / genaͤhret und geformiret wird / eben wie ein Kind / durch das Muͤtterliche Blut im Leibe. Jhrweſentlicher Unter - ſchied beſtehet in dem Grad ihrer Digerirung / oder Auskochung; und ſindO o o iijdurch -102Von denen Edelgeſteinen ins gemein. durchſichtig / dieweil ſie ein reines him̃liſches Waſſer / und den allgemei - nen Weltgeiſt / in groſſer Reintgkeit und ziemlicher qvantitaͤt / in ſich con - centiret und verſchloſſen haben; ihre Tinctur oder Farbe iſt von einem rei - nen Solariſchen Schweffel / welcher an der Krafft demjenigen der voll - kommenen Metallen nicht ungleich iſt / daher auch nach dieſem / ihr Werth und Preiß ins gemein gemachet wird: Wann man die Farb an einen na - tuͤrlichen Edelgeſtein an ſeinen gantzen Coͤrper / oder nur an einem Theil deſſelben / benehmen oder veraͤndern / und einen doppelfarbigten Stein be - reiten wil / der theils wie ein Diamant / theils wie ein Sapphir oder Ru - bin ſcheinen ſoll / ſo nimmt man ſolchen Stein / und beſtreichet ihn entwe - der gantz oder nur an einen Theil / mit Kreiten oder Kalch / und leget ihn alsdenn ins Feuer / ſo wird ſich der beſtrichene Ort / nach dem Grad der Hitze / in andere Farben veraͤndern.

Von der Verfaͤlſchung der Edelgeſtein / iſt zu wiſſen / daß ſolche bey allen gefaͤrbten Steinen / durch zween Sapphir / oder mit zween Cryſtallen / ſo ſie eine Folie zwiſchen ihnen haben / geſchehen kan; Es werden aber ſolche / mit Folien oder Maſtix gefaͤlſchten Steine leichtlich erkannt / ſo man ſie auff die Naͤgel zwiſchen beyden Daͤumen leget / und das Geſicht recht zwiſchen der Ebene des Edelgeſteins und der Naͤgel richtet; Wann nun der ober Theil des Edelgeſteins weiß erſcheinet / ſo iſt der Betrug des falſch gefaͤrbten Steines offenbar.

Noch eine andere Art des Betrugs iſt / wann man die Steine durch ein klein gemachtes Loͤchlein aushoͤhlet / und an ſtat deſſen etwas weniges von einem Sapphier oder Cryſtall / ſammt einen Tropffen einer durchſich - tigen Feuchtigkeit hinein thut / ſo wird der Leib des Steins fuͤrtrefflich leuchten.

Die Erhoͤhung der Farben an den natuͤrlichen Edelgeſteinen / geſchie - het vermittels der unterlegten metalliſchen Folien und der darzwiſchen ge - thanen glaͤntzenden Materia, welche alſo bereitet wird: Man laſſe ein Ma - ſtix-Koͤrnlein / auff einer Eyſenſpitze heiß werden / biß es zerſchmeltzen will / alsdenn ſcheide man den durchſichtigen Theil / von dem finſtern oder dun - ckeln ab / mit dem Finger / ſo iſt es zum Gebrauch gut.

Der allgemeine Unterſchied und Keñzeichen zwiſchen den kuͤnſtlich be - reiteten und natuͤrlichen Edelgeſteinen / beſtehet darinnen / daß nemlich / ob wol ſolche offtmahls nicht viel ſchoͤner am Glantz noch reiner in der Maſſe weder die kuͤnſtlichen / dennoch aber allezeit ſo hart ſind / daß man mit einerStahl -103Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Stahlfeylen ihnen wenig oder nichts thun kan / da ſich hingegen bey de - nen andern das Widerſpiel erweiſet.

Betreffend ihre wunderbare Wuͤrckungs-Eigenſchafften / die ihnen von denen Edelgeſtein-Schreibern beygeleget werden / ſo ſind ſolche ſowohl nach innerlichen als auch aͤuſſerlichen Gebrauch / nicht allerdings und durch - gehends / wie von den meiſten geſchiehet / zuverwerffen / in Anſehung / daß in ſolchen Steinen / nach der Lehre Hermetis und Platonis, wie auch der geheimen Naturkuͤndigung / die allerreineſten Weſens-Bilder oder Intel - ligentien des Engliſchen Himmels / ihren Wohnungs-Sitz genohmen / und ſich in ſelbigen / unter allen natuͤrlichen und elementariſchen Coͤrpern am offenbarlichſten erzeigen; wie ſolches ihre liebliche und liechtſtrahlende Geiſter genugſam anzeigen; ein mehrers / von der Tugend und Krafft eines ieden Edelgeſteins inſonderheit / zu melden / will die fuͤrgenommene Kuͤrtze dieſes Brieffs nicht zulaſſen: ich wil aber meinen Herrn an den Albertum Magnum, Boethium â Boot, Dioſcoridem, Matthiolum, Lonicerum und andere dergleichen / ein mehrers hiervon zuerfahren / ge - wieſen haben: Es iſt gleichwohl bekand und kein geringes Wunder der Natur / daß ſich die rothen Corallen / nach der diſpoſition des Leibs oder der Geſundheit derer Perſonen / ſo ſie an den Hals tragen / entfaͤrben: Jn - gleichen daß der Tuͤrckis-Ring / ſo er an einen Faden wagrecht in ein Glas gelaſſen wird / die Glocken Stunden vernehmlich anzeiget; daß auch ſelbiger zuſpringt / wann derjenige / ſo ihn traͤgt / in unverhoffte Gefahr und Schrecken geraͤth / hat die Erfahrung offtmahls boſtaͤtiget. Und dieſes ſey genug von den Edelnſteinen ins gemeine. Jch wende mich nun in der Ord - nung / von denen fuͤrnehmſten / und zwar von einem jeden inſonderheit / etwas weniges anzumercken. Mache derohalben den Anfang.

II. Von dem Diamant.

Als welcher der durchleuchtigſte und haͤrteſte unter allen Edelgeſtei - nen iſt / jedoch ſonder Farbe / und gleich einem hellen und reinen Waſſer durchſichtig / wann er aber eine Gelbe oder Schwaͤrtze hat / ſo iſt er mangel oder ſchadhafft; Er hat die Eigenſchafft daß er die Farben gleichſam zu ſich reiſſet / ſelbige annim̃t und ihme ſolche zueignet / auch ſie mit ſeinen lebhafften und ſcheinenden Strahlen / in groſſer Weite von ſich wirfft: es giebt von dieſem Stein mancherley Arten / unter welchen ſeynd die fuͤrnehmſten / der Jndianiſche / welcher mit dem Cryſtall einige Verwandſchafft hat / er iſtzu ge -104Von denen Edelgeſteinen ins gemein. zugeſpitzt / und hat 6. glatte Seiten. Dieſe Art wird offt gefunden in der Groͤſſe einer Haſelnuß; Die andere Art dieſer Steine / ſind die Arabiſchen / welche etwas kleiner als die vorigen / ihnen aber ſonſten nicht ungleich / und wachſen dieſe beyde Arten nicht in Gold / ſondern allein; Der Mace - doniſche Demant aber iſt gleich einem Kuͤrbis-Samen / und wird im Gold gefunden; uͤber dieſes ſind noch andere Arten der Demanten / welche theils rund / theils aber ſehr eckigt gefunden werden / als da ſind die Boͤh - miſchen / Armeniſche / Engliſchen und Ungariſche / dieſe alle aber ſind mit dem Orientaliſchen nicht zu vergleichen. Der viel erfahrne teutſche Alchy - miſt Bartholomaͤus Korndoͤrffer / lehret in ſeinem Buͤchlein von Edlenge - ſteinen / (ſo meines Wiſſens noch nicht im Druck) aus den guten und reinen natuͤrlichen Cryſtall den beſten Diamant zu machen folgender geſtalt: Nim (ſagt er) den allerbeſten polirten Cryſtall / er ſey groß oder klein / wann er nur ſchoͤn helle iſt / ſetze ihm 3. mahl ſo viel meines fixen Gold-Schwefels zu / thue ſolchen ſam̃t den Cryſtall in einen Tiegel / alſo daß der Cryſtall oben uñ unten mit dem Gold-Schweffel bedeckt ſey; vermache den Tiegel oben / und laſſe ihn 3. Tage und Nacht lang in Feuer wohl und ſehr ſtarck ergluͤen / alsdenn nim ſolchen heraus und loͤſche ihn ab in Brunnen-Waſſer / darinnen zu - vor auff die 20. mahl ein gluͤender Stahl iſt abgeloͤſchet worden / ſo haſt du einen Diamant der dem natuͤrlichen Diamant in allen gleich gerecht uñ gut iſt; und ſo weit gedachter Korndoͤrffer. Er laͤſſet aber das Vornehmſte aus / in dem er ſeinen Goldſchwefel nicht ausfuͤhrlich genug zu machen lehret.

Sonſt ſind in Bißnager / einer Landſchafft in Oſt-Jndien 2 oder 3. Felſen / welche Demanten bringen / davon etliche 2. Qvintlein / andere 1. Scrupel / item 8. Gran und dergleichen waͤgen: Es ſchreibet Monor - dus / daß er einen ſolchen Demant / welcher 140. Karat / jeden Karat zu 4. Gran gerechnet / geſehen habe. Ein wohl polirter Demant ohne Man - gel / der ein Gran ſchwer wieget / iſt 10; der aber 2. Gran ſchwer iſt / ſchon 100. Reichsthaler werth / wie Bootius ſaget. Anderwerts aber ſpricht er: ein wohl polirter und geſchnittener Demant von 4. Gran ſchwer / ſey 50. Ducaten werth. Cardanus gedencket eines Demants / der zu An - torff iſt / welcher eine Untz / weniger einen Scrupel wieget / und wird umb hundert und funfftzig tauſend Cronen geſchaͤtzet. Und ſo viel von Diamanten.

Anmer -105

Anmerckungen /

Wo die Diamanten geſunden werden / und von dem Wehrt deſſelben.

ES ſeynd in den gantzen Orientaliſchen Jndien / nur fuͤnff Oerter / wo ſolche gefunden werden; darunter 2. Fluͤſſe ſeyn / nemlich Saccadan in Bornea und Nage im Reiche Bengala; in den Grund und Sand dieſer beyden Fluͤſſe / werden ſie geſuchet und erlanget / dieſe beeden Fluͤſſe / ſallen von vielen Felſen herab in die Thaͤler / und ſchwaͤmmen ſolche Diamanten mit ſich / nechſt dieſen ſind noch drey andere Diamant-Gruben / als in denen Koͤnigreichen Decan / Kun - can / und Kalcanda: Aber diejenigen Diamanten / ſo in den Grund der Fluͤſſe gefunden werden; haben den ſchoͤnſten Glantz / und ſpielen am herrlichſten: da hingegen die andern / ſo aus denen Diamant-Gruben kommen / gerne Riſſe haben; welche herkommen von den hefftigen Einhauen der Arbeiter / in die ſo ſehr feſten und ſtarcken Felſen / darinnen dieſe Steine verborgen; die Mackeln und Flecken aber / ſo dieſe Steine ha - ben / ſchreibet man zu der Erden oder Sand; daraus ſie ge - graben werden / als welche unrein / ſchwartz und ſchmierig iſt.

Sonſt iſt der Diamant der ſchwerſte Stein / unter allen Edlenſteinen; nicht anders als wie das Gold unter denen Metallen.

Der Preiß aber der Diamanten iſt nach der Proportion ihres Gewichts; wozu folgende Regul dienet;

Nimm einen Diamant / der 10. Karath wigt / qvartiere dieſe Zahl / ſo wird es 100. iſt nun der Stein rein / ſo wird ein iedes Karat / nachdem der Stein vollkommen ſchoͤn iſt / 40. biß 60. Kronen geſchaͤtzt / iſt ſolcher aber nicht ſo ſchoͤn an der Farbe / ſondern hat Flecken oder Riſſe / ſo wird das Karat nur 10. biß 30. Kronen geachtet; wann du nun gedachte 100. mit der Zahl des Preiſes / eines ieden Karats / ſo viel ein dergleichen Stein wigt / multiplicireſt / ſo wirſt du eines ieden abgewogenen Steines eigentlich - und ordentlichen Wehrt finden.

P p pIII. Von106Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

III. Von dem Rubin oder natuͤrlichen Carfunckel.

DEr Rubin iſt ein durchſichtiger Stein / von einer reinen Scharlach oder Carmeſinfarb / ie feuriger er in dieſer Farb iſt / ie beſſer iſt er / ſo er aber eine gelbe an ſich hat / ſo iſt er vom Geſchlecht der Granaten oder Hiachnthen; ein Carfunckel iſt nichts anders / als ein groſſer Rubin / als we cher mit guten Fug alſo genennet werden mag / ſo er nemlich 4. Karat ſchwer gefunden wird / welches aber ſelten geſchiehet.

Jch kenne einen vornehmen Kuͤnſtler / welcher einen natuͤrlichen Rubin faſt voͤllig nachkuͤnſtlen kan / und weiln mir deſſelben modus wun - derbarlich zu handen kommen / als wil ich nicht unterlaſſen / ſolchen hiemit meinen Herren in Vertrauen zu ſonderbaren Gefallen mitzutheilen / welches folgender Geſtalt zugehet:

Man nim̃t von dem Saltz / ſo aus den Caput mortuum des Scheid - waſſers gelauget und clarificiret wird / welches man in denen Apothecken arcanum dupplicatum heiſſet 3. Loth / gepuͤlverten Cryſtall 6. Loth / ferner bereitet man dieſe Tinctur / die ich hiemit lehren will alſo:

Nehmet Eyſen oder Stahl-Feyhligt ſo viel ihr wolt / gieſſet darauf guten Spiritum von gemeinen Saltz / ſo viel euch genug zu ſoyn duͤnckt / ſe - tzet es in eine gelinde Waͤrmde / biß der Spiritus Salis ſeine Schaͤrffe ver - liehret / und uͤber den Eyſen in der Waͤrmde ſuͤſſe worden iſt / laſſet als - denn den Spiritum biß auff die Helffte abrauchen / und thut dazu gleich ſo viel als des Eyſens geweſen / reinen Bley-Zucker; dieſes thut mit einan - der in eine glaͤſerne Retorten / und laſſet ferner uͤber gelinden Feuer al - le Feuchtigkeit weggehen / wenn ihr nun mercket (daß alle Feuchtigkeit abgezogen iſt / und daß die Blaſen ſich nicht mehr in die Hoͤhe werffen / noch die Materia uͤberſteigen kan / ſo ſtaͤrcket das Feuer noch ein wenig / biß die Materia trocken / und zum rothen Pulver werde / welches Pulver ſo wohl zu dieſen Werck als in der Medicin hoch zu ſchaͤtzen iſt.

Wenn ihr nun dieſes Pulver bereitet habet / ſo nehmet des Saltzes und Cryſtalls / wie oben gemeldet / thut es in einen Tiegel und 2. Loth die - ſer Tinctur dazu / laſſet es im Glas-Ofen flieſſen / ruͤhrts unterdeſſen oͤff - ter mit einen eyſern Trath umb / und ſehet ob ſich die Farbe recht erzei - ge: gefaͤllts euch / ſo nehmts heraus / und laſts erkalten / wo es aber noch nicht nach euren Willen / ſo laſſet es ſo lange ſtehen / biß es euch ge - faͤllt.

Es gehoͤrt aber ein ſehr geuͤbter Kuͤnſtler hierzu / weil an der Re -gierung107Von denen Edelgeſteinen ins gemein. gierung des Feuers faſt das meiſte liegt / und alſo nicht ein ieder dieſes Stuͤckgen treffen wird.

Sonſt berichtet Ludovicus Vardomaneus, ein Roͤmer / daß der Koͤnig zu Pegu in Jndien einen ſo groſſen und hellen Carfunckel oder Rubin habe / daß er bey deſſen hellen Schein / an einen finſtern Ort / eben ſo wohl ſehen kan / als wann ſelbiger Ort / von der Sonnen-Strah - len erleuchtet wuͤrde; Von den Rubinen werden vielerley Arten gefunden / darzu kan man auch die rothen Hyacinth und Grana - ten rechnen: die beſten Rubin werden in der Jnſul Zeilan gefun - den / man findet auch etliche kleine in Coria / Calecuth / Cam - baya und Bißnager: Sonſten aber wird er meiſtentheils in den Berg - gaͤngen gefunden / da man den Sapphier findet / und nach ſeiner man - cherley Nahrung / wird er in vermiſchter Farb angetroffen: Kaͤyſer Ru - dolphus / der andere dieſes Nahmens / hat nach Auſſag des Boetius / ei - nen Rubin gehabt / der ſo groß als ein Huͤner-Ey geweſen iſt / und von ſeinem Werth iſt zu wiſſen / daß / wann er zween Scrupel wiegt / ſo wird er wegen ſeines herrlichen Glantzes und Strahlen / dem Diamant gleich geſchaͤtzet; ſonſt wird er ſelten groͤſſer als eine Haſelnuß gefunden.

Anmerckung /

DJe Rubinen werden an zweyen Orten in Jndien / nemlich im Koͤnigreich Pegu / und in der Jnſel Cey - lan gefunden / man laͤſſet aber wenig von dannen herausfuͤhren.

Von dem eigentlichen Werth und Preiß des Rubins.

Der Preiß oder Werth der Rubinen iſt dieſer: Ein guter Rubin / am Gewicht 1. Rati (ſo ſieben Acht-Theil eines Karats ſeyn) wird geſchaͤtzt vor 20. alte Jndianiſche Paga - den / eine iede Pagade ungefehr zu 10. Kopff-Stuͤck oder 2. Philipps-Thaler unſers Gelds gerechnet / zwey Rati aber (iſt am Gewicht 1. Karat 3. Gran) betraͤgt ſich ſchon amge - ſchaͤtzten Werth 5. mahl ſo viel / nehmlich 100. Pagadi oder 200 Dicke - oder Philipps-Thaler. Aber

Ppp ijI. Rati108
I.
II.

gilt alſo das Rati an einen guten Rubin / der ohne Mangel iſt / wie hier zu ſehen.

III.

Oder ein iedes Rati abſonderlich geſchaͤtzet.

Aus dieſer drittẽ Tabell iſt zu ſehen wie iedes Rati abſonderlich ſteigt / das 6te gilt am meiſten / das 7te gilt ſchon wieder etwas weniger / Urſach / weil in dem der Stein groͤſſer wird / man das Gewicht eines Rati nicht mehr ſo ſehr ſpuͤrt / und wenn ſolcher am Gewicht biß auff 12. Rati kom̃t / ſo kommt hernach iedes rati, er mag ſo viel waͤgen als er will / wann er vollkommẽ ſchoͤn iſt / 1000. Philipps-Thl. dabey er auch unbeweglich blei - bet.

IV. Vo109Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

IV. Von dem Balaſen oder Pallaſt.

Dieſer Edelgeſtein hat eine bleichere Roͤthe oder Glantz als der Ru - bin; Denn er flammet mit einer Purpur - oder Roſen-Farb: er wird aber darumb alſo genennet / dieweil er gleichſam ein Pallaſt oder Mutter iſt / in welcher der Carſunckel oder Rubin ſitzet und gezeuget wird / er wird auch offt in den Sapphier-Adern gefunden / als durch deſſen Tinctur / ſeine Roͤthe blaͤſſer gemachet und temperiret wird: Dem Preiß nach iſt er viel wohlfeiler als der Rubin; Lintſchott ſaget daß ein ſolcher Stein der 4. Gran ſchwer / zehen Ducaten werth ſey.

V. Von den Rubaces oder Rubacelles.

Ob dieſe Edelgeſteine zu den Spinellen oder Hiacynthen gehoͤren / wird annoch gezweiffelt / dieweil ſie ſcheinen eine vermiſchte Farb von bey - den zu haben / ſie ſind denen Boͤhmiſchen Granaten ſehr gleich / und wer - den erſt im Feuer geprobiret / nemlich ob ſie Granaten ſind oder nicht / denn die Boͤhmiſchen Granaten koͤnnen das Feuer ertragen ohne Verlierung ihrer Farbe / und mit keinem oder gar kleinen Schaden; Dieſe andern aber verliehren ihre Farb / und veraͤndern ſich im Feuer dergeſtalt / daß man leicht dardurch wiſſen kan / ob es Granaten ſind oder nicht; auch ha - ben ſie meiſtentheils eine gelbe Farb / an ihren aͤuſerſten Enden an ſich: dem Preiß nach / gelten ſie halb ſo viel als die Balaſſen / ſo ſie ohne allen Mangel ſind.

VI. Von den Granaten.

Dieſe Edelgeſteine / ſind ein Geſchlecht der natuͤrlichen Carfunckel / oder Rubinen / durchſichtig roth / gleich einer Granat-Apffelbluͤthe; und giebt fuͤrnemlich deren dreyerley Geſchlecht / davon der beſte eine Granat - Bluͤth Farb hat; Der ander hat eine Roͤthe ſo ſich nach der Farb des Hia - cynths neiget / die dritte Art iſt roth / und ziehet ſich nach einer Violfarb / welche von den Jtalienern fuͤr die vollkommenſte unter allen gehalten / und dahero Rubino di Rocca genennet wird.

Plinius erzehlet von den Mohren / daß ſie einen Weg haben / die dunckeln und ſchwachen Rubinen zu erqvicken und lebhafft zu machen / alſo daß ſie ihnen einen Glantz und Schoͤne 14. Monat lang / gleich einer gluͤ - enden Kohlen geben koͤnnen / und dieſes geſchiehet / wann ſie ſolche 14. TagePpp iijin110Von denen Edelgeſteinen ins gemein. in Wein-Eſſig weichen / aber / ob ſchon durch dieſes Mittel ihr Glantz / auff eine zeitlang erhoͤhet wird / ſo werden ſie doch dardurch nur weicher und gebrechlicher / wers nicht glauben will / den ſtehts frey ſolches fuͤr ein Pliniſches Maͤhrlein zu halten. Sie werden mehrentheils in Jndien / Calecuth / Cananor / Cambaja / und Balaguar / wie auch in Mohren - Land und in Boͤhmen gefunden; Von den Boͤhmiſchen gemeinen und groͤſſern Granaten / iſt ein wohl polirtes Stuͤck 6. Schilling werth; Hin - gegen ein guter Orientaliſcher von 4. Gran ſchwer iſt 2. Silber-Kronen werth / da doch der Boͤhmiſche faſt ſchoͤner und haͤrter als der Orienta - liſche / nur daß man ſolchen nicht leicht groß findet / und ſo offt ſie noch ein - mahl ſo ſchwer gefunden werden / muͤſſen ſie auch noch zwey mahl ſo viel gel - ten; Der Rubin de Rocca oder Fels-Rubin / iſt eben ſo theuer als die Spinellen.

VII. Von den Almandinen.

Dieſes iſt ein Mittelſtein zwiſchen den Granat und Rubinen / alſo / daß die Rubinen / gegen dieſem mehr Schwartzroth zu ſeyn ſcheinen / ſie ſind wohlfeiler als die Rubinen; zu weilen werden ſie Alabandicken genen - net: Mit den Orientaliſchen Granaten aber ſind ſie gleiches Werths: Dieſes ſind die Steine welche von dem Plinio Troezeny genennet werden; ſie ſind roth / mit unterſchiedlichen Farben / untermenget mit weiſſen Flecklein.

VIII. Von den Hiacynthen.

Dieſer Stein iſt an der Farb Goldgelb roͤthlich / gleichend einer Feu - er-Flamme / dahero kan er als eine Art der Rubinen gerechnet werden: Von dieſen Stein ſaget Plinius / daß er ſelten groͤſſer als eine Erbis ge - funden wird / etliche ſind / welche / wie ein Feuer flaͤmmicht / und an der Farb wie Scharlach / oder Carmeſinroth ſind; ſolchen nennen die Frantzoſen Jacynthe la belle, und halten ihn fuͤr den beſten; Dieſer mag auch wohl unter die Geſchlechte der Carfunckel gerechnet werden: Noch iſt eine an - dere Art dieſer Edelgeſteine / welche den Baͤrnſtein der Farbe nach nicht gar ungleich ſind / die Steine von dieſer Art ſind nicht theuer / wegen ihrer Dunckelheit und der kleinen Staͤublein oder Coͤrperlein / ſo ihre Durch - ſichtigkeitverhindern: Einen ſolchen Stein hat Cordanus pflegen zu tra - gen / umb den Schlaff zu befoͤrdern: Auch iſt noch eine andere Art dieſerSteine111Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Steine / welche gantz keine Roͤthe in ſich haben / dahero auch ſie gar wohlfeil ſind; Die Steine welche Plinius Hiacynthen heiſſer / werden heut zu Tage fuͤr Amethiſten gerechnet / gleich wie auch der Amethiſt der Alten nur fuͤr einen Granat gehalten wird: Sie werden in Morenland / Jndien und Arabien gefunden; auch findet man einige Hiacynthen in dem Jſer-Fluß der Baͤyriſchen und Boͤhmiſchen Graͤntze / ſo an der Farb den Vitrum Antimoni nicht ungleich ſind.

IX. Von dem Amethiſt.

Dieſer Stein hat eine Farb gleich der Pfirſching-Bluͤth / welche lieb - liche Farb herruͤhret von Vermiſchung der rothen und blauen Farbe: Die Fuͤrtrefflichſten unter dieſen Steinen haben einen feurigen Glantz / der ſich ſehr lieblich ausbreitet: er hat vielerley Geſchlechte / die beſten darunter ha - ben eine Roſenrothe Purpur Farb; ihrer Schoͤnheit nach ſind ſie faſt ſo herrlich als ein Rubin / und von fuͤrtrefflicher Haͤrte; Boetius ſaget / daß er einen ſolchen Orientaliſcher Amethiſt / in einen fuͤrtrefflichen Demant ver - wandelt geſehen / und iſt nach dem er in einen goldenen Ring verſetzt gewe - ſen umb 18000. Gold-Cronen verkaufft worden / in deme man ſolchen nach der Geſtalt und Art eines Demants voͤllig geſchaͤtzet hat.

Rulandus erzehlet von den Amethiſten ſechſerley Geſchlechte / als / der Meißniſche Amethiſt / welcher in den Undehenſtoniſchen Bergwerck gefun - den und gebrochen wird; 2. der andere welcher bey Stolpen und in den Bach der Trebiſch gefunden wird / 3. der Boͤhmiſche aus den Boͤhmi - ſchen Gebuͤrgen / 4. der unreine und mit Cryſtalliſchen Streichen ver - mengte Amethiſt / 5. der geringe oder Cryſtall aͤhnliche; 6. der braune ſpitzige vier oder 6. Eckigte; die Orientaliſchen ſind aber unter allen die Fuͤr - nehmſten / ſolche werden fuͤrnehmlich in Jndien / Arabien / Armenien und Mohren-Land gefunden: Ein Orientaliſcher Amethiſt / ſo er hart und ohne Wolcken oder Flecken iſt / einen Karat oder 4. Granſchwer / iſt 4. Reichsthaler werth / und alſo fort / ie ſchwererie theurer.

X. Von den kleinen und groſſen oder Zahl-Perlen.

Dieſe ſind nichts anders als die Fruͤchte eines Fiſches oder Muſchel / ſo man Perlmutter heiſſet / welche in einen wohlgeſtalten / runden / durch - ſichtigen und ſchoͤnen Slein zuſammen geronnen iſt: Des Plinii Mei - nung / daß ſie von dem Tau herkommen ſollen / will Boetius der Warheitnicht112Von denen Edelgeſteinen ins gemein. nicht gemaͤß achten / indem er alſo ſaget: ich habe aus dergleichen Muſcheln viel Perlein heraus genommen und befunden / daß ſie aus des Thieres Leib / aus eben der Feuchtigkeit / daraus die Schalen der Muſchel ſind / wachſen / welche zehe Feuchtigkeit zu weilen ausgetrieben wird / nicht alle - weg aber zu der Schalen gehaͤuſe / ſondern wann dieſe kleine Creatur kranck und uͤbel auff iſt / und nicht genugſame Macht hat / dieſelbe von ſich zu ge - ben / oder die Feuchtigkeit / welche in ſeinem Leib ſtecken bleibet / ſo bekoͤm - met ſie den Beginn oder Anfang der Perlein / welche nach und nach von der zuflieſſenden Feuchtigkeit / zuſammen rinnet und zunimmt:

Es wachſen auch bey andern Thieren Steine / als in der Gall / und andern innerlichen Leibes Theilen / in gleicher Weiſe / wie der Bezoarſtein / in der Jndianiſchen Ziege gefunden wird: Jngleichen ſaget auch Carda - nus / daß ſie nicht von dem Himmelthau wachſen / dieweil die Perlein Muſchel / ihren natuͤrlichen Sitz / in der Tieffe des Meers haben: Es iſt aber Plinii Bericht von den Perlen / dieſer / in dem er ſaget / daß ſie in den Auſtern - oder Muſchel-Fiſchen / von einen gewiſſen Meer-Thau / wornach dieſer Fiſch / zu gewiſſer Zeit des Jahrs ſehr duͤrſtet; erzeuget werden / und nach dem der Himmel dunckeler oder heller iſt / zu der Zeit wann ſie den Thau empfangen / ſo werden ſie auch ſchoͤner oder dunckler.

Es wollen ihrer viel die Perlen nach machen / in dem ſie mit dem Pul - ver / von den kleinen Perlein und Eyerweiß eine Maſſa machen / ſolche trocknen und polliren; allein dieſe / kan man leichtlich / ſo wol an dem Ge - wicht als an der Farb / von den warhafftigen Perln unterſcheiden und er - kennen.

Es iſt aber gleichwol nicht zuverachten / was der ſchon gemeldte alte deutſche Laborant B. Korndorffer / in ſeinen Edelgeſtein-Buͤchlein hie - von lehret / folgender Geſtalt:

Wie man aus vielen kleinen Perlen eine groſſe formiren / ja dieſelbe gar in eine Tafel gieſſen koͤnne.

Nimm / ſagt er / meines Mercurial-Waſſers 14. Loth / thue in ein nie - driges Kolben-Glas / 2. Loth Sulphur Solis, geuß das Waſſer darauff / laß es ſolviren und extrahiren; Alsdenn nimm der weiſſeſt und kleinſten Perlen 20. Loth / thue es in ein dazu beqvemes Kolben-Glas / geuß daſſelbe brennende Mercurial-Waſſer darauff / laß die Perlen allgemach ſolvi - ren / biß ſie alle zu einen reinen Kalch werden / nicht anders als die ſolvirte Silber; alsdenn geuß das Mercurial-Waſſer ab / ſiede den Kalch auffsgewiſſe113Von denen Edelgeſteinen ins gemein. beſte aus / trockne denſelben / thue ſie folgend in einen ſaubern Tiegel und laſſe ſolche alleine / ohne Zuſatz / flieſſen / gieß den Fluß zu einer Tafel / oder in gewiſſe Formen / nach deinen Gefallen; wanns erkaltet / poliers wie man andere Edleſteine polirt / ſo wirds alles die ſchoͤnſte und reinſte Perlen - Conſiſtentz / Form und Schoͤnheit erlangen ꝛc.

Die groſſen Perl werden allenthalben Zahl-Perln / hingegen die kleinern die Saat-Perlen geheiſſen / und muͤſſen nach der Fuͤrtrefflich - keit ihres Glantzes / auch an ihrer Rundirung / Reinigkeit und Schoͤn - heit erkannt und unterſchieden werden: die beſten werden in den Perſi - ſchen Golfo / zwiſchen der Jnſul Ormus und Baſſeram gefunden: Von dieſer Jnſul wird Sprichworts-weis geſaget / wann die gantze Welt ein Ring waͤre / ſo muͤſte Ormus die Perl darein ſeyn: ſie werden auch zwiſchen dem Vorgebuͤrge Comorin / und der Jnſul Zeilan gefunden: die Occidentaliſche Perle ſind Milch-farbig / und Silber-glaͤntzend / auch dahero nicht ſo gut / als die Orientaliſchen.

Es werden auch an vielen Orten Europæ, Perl gefunden / als in Schott - und Jrrland / in den ſchoͤnen Muſcheln und Auſtern: wie auch in Boͤhmen / Baͤyren / Schleſien / uñ Frießland. Jnder Gegend des ob - gedachten Vorgebuͤrgs Comorin / findet man ſie in der Groͤſſe / daß eine hundert Koͤrner-ſchwer wieget / und bey der Jnſul Borneo 160. Wei - tzenkoͤrner ſchwer / dieſe ſind aber nicht ſo ſchoͤn als die andern.

Von der Egyptiſchen Koͤnigin Cleopatra wird erzehlet / daß ſie auff einer Abendmahlzeit eine Perl in Eßig zerlaſſen / eingetruncken / ſich ruͤhmende / daß ſie eine weit koͤſtlichere Abend-Mahlzeit gehabt / als An - tonius; der Werth dieſes Trunckes erſtrecket ſich / nach Budæi Rech - nung / auff hundert und funfftzig tauſend Gold-Guͤlden: gedachter Bu - dæus erzehlet auch / daß eine Perl / ſo groß als eine Haſelnuß / in Franck - reich / umb 3000. Goldguͤlden / und noch eine andere umb 4000. ſeye ver - kaufft worden: der Preiß oder Werth der Perl / wird nach ihrer Schoͤn - heit und Glantz vergroͤſſert; ein ſchoͤnes und rundes Stuͤck von 4. Gra - nen ſchwer iſt 3. Kronen werth; und iſt nach ihrer Groͤſſe und Schoͤnheit / der Preiß davon zwey - und dreyfach groͤſſer.

Q q qAnmer -114Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

Anmerckung. Eigendlicher Bericht / wie und wo die Perlen gefun - den und gefiſchet werden / auch von ihren eigentlichen Werth und Guͤte.

ES ſind vier Ort in Orient / wo die Perlen gefiſchet wer - den / als nemlich 1. die Jnſel Baharem, im Perſiſchen Meer; 2. die euſſerſte Lañdſchafft Arabia Felicis, nahe bey der Stadt Catiff: 3. die Jnſul Ceylan bey Manar: und 4. die Jnſul Japan. Bey der Jnſul Ceylan werden die beſten ge - funden / ſeynd aber klein; in Japan die groͤſſeſten / aber ſehr ungleich. Jn India Occidentali werden ſie in den mitter naͤch - tiſchen Meer gefiſchet / als nemlich: bey denen Jnſulen / Marga - ritha, Cubagna, St. Marthæ, Comana, und Comanagate; auch in den Mittaͤgigen Meer / nahe an Panama; und obwohl dieſe Art Perlen viel geringer ſind als die Orientaliſchen / ſo uͤber - treffen ſie dennoch dieſelben weit an der Groͤſſe / alldieweiln man manchmal daſelbſt Perlen findt / die 42. Karat waͤgen; Ja es werden auch daſelbſt manchmahl 5. oder 6. Perlen in ei - ner Auſtern oder Meerſchnecke gefunden. Die Fiſcher / wel - che dieſe Perle fiſchen / eſſen nichts als truckene und gebratene Spetſen / zu beſſerer Erhohlung des Athems. Auch iſt zu mercken / daß dergleichen Meerſchnecken / die die Perlen ha - ben / nicht gut zu eſſen / ſondern ſehr ſchwer zu verdauen ſeynd.

Was den Werth der guten Orientaliſchen Perlen be - trifft / wird man aus beygefuͤgter Tabelle / als darinnen der ordentliche Preiß / einer ieden Perle / eigendlich zu fin - den iſt / gnugſam erſchen und erkennen koͤnnen.

Tabelle115Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

Tabelle / daraus der Preiß ieder Perle zu erſehen. Eine Perle vom Gewicht.

Alſo wird die Perle (ſo vollkommen ſchoͤn iſt) allezeit / mit der Zahl / wie viel Gran ſie wiegt / multiplicirt und ſo viel heraus kommt / ſo viel wird ſie Kronen geſchaͤtzt / als zum Exempel / 1. Gran gilt 1. Krone / 2. Gran mit 2. multipliciret / macht 4 / ſo viel gilts Kronen / 7. Gran mit 7. multiplicirt / macht 49. / ſo viel gilts auch Kronen / 12. Gran (oder 3. Karat) mit 12. multiplicirt / macht 144. ſo viel gilts auch (ordinarie) Kronen / 8. Karat macht 32. Gran / 32. mit 32. multiplicirt / thut 1024. mit ſo viel Kronen muß auch eine Perle von dieſem Gewicht ihren natuͤrlichen Preiß nach æſtimiret und bezahlet wer - den etc.

Q q q ijXI. Von116Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

XI. Von dem Sapphier.

Dieſes iſt ein durchſichtiger / blauer / und dem Geſicht annehmli - cher Stein / auch ſehr hart; der beſte unter vielerley Geſchlechten iſt derje - nige / ſo eines guten Halts / und nicht wegen der Grobheit ſeines Nah - rungs-Safftes / davon ergezeuget iſt / ſtumpff noch ſchwach iſt; es giebt auch noch geringere Sorten / als der gruͤne Sapphier / der Goldfarbe uñ der Weiſſe: die beſten werden in den Orientaliſchen Laͤndern gefunden / wie auch in Boͤhmen und Schleſien: JnEngelland werden ſie gantz durchſcheinend gefunden / aber weich und milchfarbigt mit blau vermi - ſchet: So man ihm die Farb benehmen koͤnnte / ſo ſolte er wegen ſeiner Haͤrte / leichtlich vor einen Diamant pasſiret werden: Er wird gleich al - le andere Steine nach der Fuͤrtrefflichkeit ſeiner Farbe / Schoͤnheit und Reinigkeit / wie auch nach der Groͤſſe geſchaͤtzet; einer von 4. Gran / iſt ſo viel Kronen Werth; die beſten wann ſie die Groß haben / werden denen Orientaliſchen Diamanten / ſo von dergleichen Sorte / gleich geachtet.

XII. Von dem Opal.

Dieſes iſt ein Edelgeſtein / welcher gleich einem Rubin / ſubtile und feu - rige Flam̃en ſtrahlet; uñ dabey mit einer reinen Purpur - und Meergruͤn - Farben / gleich einem Amethiſt und Smaragd durchzogen iſt / dahero kan dieſer Stein / wegen ſeiner lieblichen Farb-Vermiſchung gar nicht / wie die andern nachgemachet werdẽ; er wird von vielen / fuͤr den ſchoͤnſten un - ter allen Edelgeſteinẽ gehalten: die beſten von ſolchen Steinen werden an ihren mancherley Farben ſpielenden Glantz / und an der Haͤrte erkañt / uñ erwehlet; ſie werden in Jndien / wie auch in Cypern / Egypten / Arabien und in Ungarn gefunden; die Ungariſchen findet man in einen weichen Stein / ſo mit ſchwartzen / gelben und braunen Adern gemenget / und iſt der Leib des Steins weiß-gelb - und ſchwaͤrtzlich / bißweiln durchſichtig mit un - terſchiedlichen Farben / auch ſind unter ſolchen / viel ſo weich / daß ſie ſich nicht wollen polieren laſſen / weder auff Ziñ / noch auff Bley / ſondern nur auff einer weichen Trippel-Erden.

Bey den Roͤmern wurde dieſer Stein im groſſen Werth gehaltẽ / wie aus der Hiſtorie des Rathsherrn Nony zu erſehen / indem er ſich lieber ſei - nes Landes und Raths-Herrn Standes / als eines Opals / welchen er von dem Antonio bekommen / berauben laſſen wollen; dieſer / des NonyOpal117Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Opal war eine Haſelnus groß / und auff zwantzig tauſend Guͤlden geſchaͤ - tzet: Heut zu Tage aber ſind ſie nicht ſo theuer / denn einer von der beſten Art / ſo 4. Gran ſchwer iſt / gilt kaum drey Cronen.

XIII. Von dem Schmaragd.

Dieſer Stein hat eine annehmliche Wieſen / oder Feld-gruͤne Farb / und wird bey ſeiner ſtetshabenden Kaͤlte / ſo man ihn in den Mund nimmt / oder an ſeiner Schwere erkandt; Jtem bey deſſen Haͤrte und blitzenden Glantzſtrahlung; Die Orientaliſche und vor alters die Scytiſchen ſeyn fuͤr die beſten unter allen gehalten; Es werden auch dergleichen fuͤrtreffliche Steine in den Abend-Laͤndern / und an etlichen Orten in Europa ange - troffen.

Einen koͤſtlichen Schmaragd / kan man auch durch Kuͤnſte auff nachfolgende Manier machen.

Nehmt Bimsſtein 4. Loth / calcinirt ihn / in Reverberir Ofen / und loͤſchet ihn in ſtarcken Eſſig / wann er kalt worden / ſo gieſt den Eſſig ab / und nehmt den Kalch heraus / dieſen Kalch ſtratificiret mit geſchlagen Silber / und laſt es im Tiegel wohl gluͤen / ſchuͤttet es wieder in denſelben Eſſig / ſo werdet ihr oben etwas gruͤnes ſchwimmen ſehen / daſſelbe ſamm - let und verwahrets in einen Glaß; Das uͤbergebliebene Silber / mit den Kalch / gluͤet wieder aus und werffts in Eſſig / und dieſes thut ſo offt als die Materia eine gruͤne Farbe giebt; alsdenn nehmt Weinſtein-Saltz 4. Loth / Cryſtallen 8. Loth / und der vorgemeldten koͤſtlichen gruͤnen Farbe ½ Loth / dieſes ſetzet in einen beſtaͤndigen Tiegel in ein dazu gehoͤriges Feuer / da es 4. Wochen ſtehen kan: ſo werdet ihr einen ſchoͤnen koͤſtlichen und harten Smaragd bekommen.

Es werden die Orientaliſchen ſonſt ſelten groͤſſer als eine Haſel - nuß / die Orientaliſchen aber zu weilen einer Fauſt groß gefunden: Dieſer Stein war vor Alters in ſo groſſer Achtbarkeit / daß verboten wurde nichts darein zu graben; Ein Orientaliſcher Smaragd war wohl viermahl ſo theuer / als ein Demant von gleich ſchweren Gewichte; Lindſchott haͤlt die - ſen Stein / auch ſchaͤtzbarer als den Demant / und achtet einen Smaragd von 4. Granen / der ſo dick als ein Demant / auff 80. Ducaten werth / da er doch einen Demant von ſolcher Dicke nicht hoͤher als 70. Ducaten werth ſchaͤtzet: Noch ein anderer hat fuͤr einen Schmaragd von 8. Gran ſchwer 113. Goldguͤlden gegeben.

Q qq iijAn -118Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

Anmerckung.

ES wurden vor deme nie keine Smaragde in Jndia Orientali gefunden / als bloß in Peru / von dannen ſie / kurtz zuvor ehe America denen Europaͤiſchen Einwoh - nern iſt bekand worden / durch die Peruaniſchen Kauffleute / nacher Maluccas ſeynd gefuͤhret worden / anitzo aber werden ſie faſt aus allen Orient / allwo ſie heut zu Tag / wegen der Maͤnge / einen vielgeringern Werth als damals haben / zu uns haͤuffig uͤbergefuͤhret.

Es wachſen aber die Smaragden in Steinen / die den Cryſtall gleich ſeynd; haben auch in demſelben ihre Adern / darinnen ſie nach und noch reiner / dicker und haͤrter werden; man findet darunter einige deren halber Theil noch weiß / das andere aber gruͤn iſt / einige die noch gantz weiß und gleich - ſam unzeitig ſeyn; die meiſten aber ſeynd gantz gruͤn und die - ſe ſeynd auch die Vollkommenſten.

XIV. Von dem Praſem / und Chryſopraß.

Dieſes iſt ein durchſcheinender gruͤner Stein / gleich dem Lauch an - zuſehen: er wird auch zu Zeiten mit einen Goldglantz / und bißweiln mit rothen / weiſſen und ſchwartzen Flecken angetroffen; ſolches aber geſchiehet darumb / dieweil er bey einen Jaſpis / Cryſtall / oder andern dergleichen Stein anwaͤchſt / als von welchen er kleine Duͤppfflein / und mancherley Farben empfaͤngt: Es wird auch dieſer Stein von etlichen / fuͤr die Mut - ter des Schmaragds gehalten; Derowegen wird er auch von einigen der Smarald-Praſem geheiſſen: ſie werden in Oſt-und Weſt-Jndien / wie auch in Teutſchland gefunden / und ſind dieſe ſchoͤner als etliche unter den Orientaliſchen / allein etwas weicher: Abſonderlich werden ſie in Boͤhmen und denen benachbarten herumliegenden Landſchafften angetroffen: Jm uͤbrigen ſeynd ſie im Werth nicht gar hoch / ie nach deme es ihre Schoͤnheit mit ſich bringet.

XV. Von119Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

XV. Von dem Topaß.

Dieſen Stein hat man vor Alters ins gemein fuͤr einen Chryſolith ge - halten; Er iſt ein durchſichtiger Stein / von einer bleichgruͤnlichten Farbe / welche das Anſehen hat als ob ſie einen Zuſatz von einer gelben Farbe haͤtte; Es wird aber dieſer Stein wenn er Gelbgruͤn gefunden wird / nicht To - pas / ſondern Chryſopas / oder die Mutter des Smaragds genennet; denn in einen rechten Topas / iſt nichts anders als ein vollkommener / fuͤrtreff - licher und herrlicher Sonnenſchein oder lieblicher Goldglantz: Dieſer Stein wird gefunden in der Jnſul Chitis / des gluͤckſeligen Arabien / alda iſt ein gewiſſer Fels / in der rothen See / darinn wird der Stein gefunden: Nach des Plinii Ausſage / findet man auch ſolchen Stein in den Alabaſter - Bergwercken / nahe bey Thebe einer Statt in Egypten: dieſer Stein iſt ſo hart / daß er die Feile gaͤntzlich vertragen kan / und waͤchſeſt offt ſo groß / daß man Bilder-Seulen davon gemacht hat / davon Hadrianus Gvilelmus zuleſen.

Was die rechten und fuͤrtrefflichen Topas ſind / die geben einen herr - lichen Schein von ſich / und glaͤntzen mit ihren annehmlichen Strahlen / in ihren Werth erreichen die Schoͤnſten die Helffte von des Diamands.

XVI. Von dem Chryſolith.

Dieſer Stein wurde bey den Alten / vielfaͤltig ein Topas genennet; er iſt hell und durchſichtig / mit einer fuͤrtrefflichen Goldfarb / gleich einen lieblichen Sonnenſchein / die beſte Art von den Chryſolithen iſt ſehr hart / und erzeiget ſeine groͤſſeſte Schoͤnheit Morgens / zur andern Tags-Zeit aber / iſt er nicht ſo ſchoͤn: Sie werden in den Orientaliſchen und Occiden - taliſchen Laͤndern gefunden; Die beſten aber werden in den Mohren-Laͤn - dern gefunden dieſe ſind dem reineſten Golde gleich: Nach dem Diamant / ſind ſie unter allen Edelgeſteinen die haͤrteſten: Die jenigen welche in Ara - bia gefunden werden / die haben zu weiln allzu viel gilbe / zu weiln auch zu wenig / bißweiln haben ſie mancherley Farben / und bißweilen ſind ſie dun - ckel; es werden auch zu zeiten in Europa / ſonderlich in Boͤhmen Chryſo - lythen gefunden / von ſolcher Fuͤrtreffligkeit und Glantz / als die Orienta - liſchen / nur daß ſie etwas weicher ſind: Aushelmus Boetius ſaget / daß er einen Boͤhmiſchen Chryſolith geſehen / welcher Rudolpho dem andern dieſes Namens Roͤmiſchen Kaͤyſer / ſey gegeben worden; dieſer iſt zweyEln120Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Ein lang / und eine halbe breit geweſen: Dieſer Stein kan wegen ſeiner Haͤrte / vermittels des Feuers / gleich wie ein Sapphier / ſeiner Farb be - raubet / und zu einen wunderſchoͤnen Demant verwandelt werden / und iſt kein Stein welcher einen Orientaliſchen Demant beſſer gleichen kan als dieſer: Dem Preiß nach iſt ein Chryſolith / von 8. Gran ſchwer / 4. Cro - nen werth: einer der ſehr gut / und 12. Gran ſchwer iſt / der iſt neun Cronen werth; und einer der eines herrlichen Glantzes iſt / und 2. Scrupel wieget / iſt hundert Cronen werth.

Boetius ſagt / daß er einen geſehen / der kaum 2. Scrupel gewogen / derſelbe ſey vor 2. hundert Cronen verkaufft worden / und nach dem ſol - chem Stein die Farb ſey benommen worden / hat man ihn / ſo artig in einen Ring eingefaſſet / daß ſolchen der erfahrenſte Jubilirer / von einen rechten Demant ſolte kaum haben erkennen und unterſcheiden koͤnnen.

XVII. Von dem Berill.

Dieſes iſt auch ein durchſichtiger Edelgeſtein / einer bleich gruͤnen Farb / welche recht See-oder Meergruͤn zu ſeyn ſcheinet: Wann man die eigent - liche Farb eines Berills abcopirt ſehen will / ſo thue man ein wenig Jndige / in rein Waſſer / und den 10ten Theil einer gruͤnen Farb darzu / ſo wird man die vollkommene Geſtalt / ſolcher Berill-Farb ſehen: Plinius ſaget daß der Berill ſechseckicht ſey / und von der Farbe wie ein Aal-oder Meer - waſſer ausſehe; Dieſer Stein wird mit vielen Ecken geſchnitten / damit er durch derſelben Wiederſchein lebhafft und glaͤntzender gemacht werde.

XVIII. Von dem Cryſtall / oder auch ſo genannten falſchen Demant.

Dieſer iſt ein bekannter / und durchſichtiger Stein / gleich einen rei - nen Waſſer / in einen ſechseckichten hellen Leib / alſo zuſammen genommen: Den Namen eines Edelgeſteins / verdienet er mit Fug / wegen ſeiner herr - lichen Durchſichtigkeit und ungefaͤrbten Durchſcheinung; Und haͤtte die - ſer Stein ſo viel Haͤrte / als er Reinigkeit / und herrliche Schoͤnheit hat / es wuͤrde ihm kein ander Edelgeſtein unter der Sonnen koͤnnen verglichen werden: Dieſer Stein iſt nichts anders als ein zuſammen geronnenes Eys; ſolches erhellet auch aus der Bedeutung ſeines Namens / denn ϰρύος bedeutet Kaͤlte oder Froſt / und ϛέλλω, heiſſet / in unſerer Sprach / ich ziehe zuſammen; Solche Zuſam̃enziehung oder Steinverdungen aber /geſchie -121Von denen Edelgeſteinen ins gemein. geſchiehet nicht nur mit Huͤlff der bloſſen Kaͤlte / ſondern durch Vermitte - lung der innerlich-verborgenen Hitze: unter allen Cryſtallen iſt / der Berg Cryſtall der beſte: er wird an unterſchiedlichen Orten in Europa ge - funden / als in den Alpen Gebuͤrgen / in Boͤhmen / in Ungarn / in Cypern / in Portugall / und in den Piſaniſchen Feldern: Jngleichen bey Arnheun in Gelderland / bey Bruͤſſel in Braband / wie auch in Franckreich: man findet zu zeiten einige unter dieſen Cryſtallen / welche ſo hart und ſchwer ſind / daß man ſie ſchwerlich von den guten Demanten unterſcheiden kan: dem Preiß nach / iſt er wegen ſeiner innerlichen Herrlichkeit und Fuͤrtreff - lichkeit nicht fuͤr gering zu ſchaͤtzen; weil man ſolchen aber in der Maͤnge findet / kan man ihn allenthalben gutes Kauffs haben.

XIX. Von dem Stern-oder Sonnen-Stein.

Dieſer Stein iſt ein Geſchlecht des Opals / welcher ſeine Strah - len gleich wie ein Stern von ſich giebt / und iſt ein harter und durchſichti - ger Stein: wenn er gegen die Sonnen gehalten und herumb gedrehet wird / ſo ſcheinet es als wann die Sonne in demſelben fortginge / oder ſich wie ein Stern darinn bewegte; dergleichen thut er auch / wann er gegen ein Liecht gehalten wird; und diß iſt die Urſach / warumb er Stern-oder Sonnen-Stein genennet wird: er wird in Jndien gefunden: Anshelmus Boetius ſaget von dieſem Stein / daß er gleich ſey einem Milchfaͤrbigen Cryſtall / der da ein rundes Liecht in ihm beſchloſſen hat / und daſſelbe / mit einer gewiſſen Bewegung fortgehend / von ſich giebt: Die Orientaliſchen ſind ſehr ſchoͤn / und ſo hart / daß man ſchwerlich was darein graben kan; er gilt 2. mahl ſo viel als er zu ſchneiden koſtet.

Der jenige Stein / welcher Katzen-Aug genennet wird / iſt eine Art / eines vielfarbigten Stern-Steines / ſolcher wird auch Sonnen-Auge genennet / und findet man ihn in Zeilan und Pegu.

Dieſer Stein wird von den Jndianern ſehr hoch gehalten / dieweil ſie beredet ſind / daß der ſo ihn traͤget / an Reichthumb nicht Mangel lei - den kan / und aus dieſer Urſach iſt ein ſolcher Stein / den man in Portu - gall umb 90. Goldgulden verkaufft bey den Jndianern fuͤr 600. geſchaͤtzet worden; Sonſten aber wird er gemeiniglich wie ein Opal an den Werth geachtet / und verkaufft. Bißher habe ich von denen durchſcheinenden Edelgeſteinen berichtet / in dem nach folgenden will ich auch etwas wenigesR r rvon122Von denen Edelgeſteinen ins gemein. von duncklern oder halb durchſichtigen Steinen beyfuͤgen / und zwar in der Ordnung.

XX. Von dem Sarder oder Carniol.

Dieſer iſt ein fleiſchfaͤrbigter Stein / darumb er auch Carniol we - gen Gleich heit der Fleiſchfarb genennet wird: von dieſem Stein giebt es dreyerley Arten / als recht rothe / bleich rothe / und gelbrothe /: ins gemein wird er in der Jnſul Sardinia und bey Babylon gefunden / mitten in ei - nen Felſen ſehr fuͤrtrefflich: Man findet ſie auch in Egypten / Jndien und Arabien; Jngleichen umb den Reinſtrom / wie auch in Boͤhmen und in Schleſien; Er wird fuͤrnehmlich zu Siegeln oder Petſchafften oder zu Hals-Gehaͤngen / und Arm-Baͤndern gebraucht: Ein ungeſchnittener / der ſo groß als eine Walſche Nuß iſt / iſt 20. Kopffſtuͤck werth.

XXI. Von dem Sardonych.

Dieſes iſt ein etwas durchſichtiger Stein / welcher den Glantz zweyer Edelgeſteine in ihm hat / als die Roͤthe von dem Sardar / und die Weiſſe von dem Onychſtein: Boetius ſaget / daß ein Sardonych beſtehe aus einer blutrothen / weiſſen und ſchwartzen Farbe / welche durch Zirckel und runde Strich dermaſſen von einander unterſchieden ſind / als ob ſie mit Fleiß alſo gemacht waͤren: Die beſten unter dieſen Stein / ſind die Orien - taliſchen / ſonderlich die aus Arabien kommen; es wird auch dieſer Stein in Schleſien und andern benachbarten Laͤndern gefunden; auch findet man ihn in ziemlicher Groͤſſe / alſo / daß man Trinckgeſchirr daraus machen kan / welche ſehr hoch gehalten und theur geſchaͤtzt werden: Man haͤlt darfuͤr / daß die Chineſichen Gefaͤſſe / welche in Europa gebracht werden / aus einer Art dieſes Steins bereitet ſeyn.

XXII. Von dem Chalcedonier.

Dieſes iſt ein halb durchſichtiger Stein / einer dunckeln feuerrothen Farb / und gar hart: Die Orientaliſchen Chalcedonier / haben eine Pur - pur-oder Himmelblaue-Farb / vermiſcht mit etwas weiß / ſehr annehm - lich anzuſehen: Diejenigen von dieſen Steinen / welche ein irrdiſch dunckle und weiſſe Farb haben / die ſind unter allen andern die geringſten: die wah - reſten / und beſten unter allen / ſind nach Boetii Auſſage die jenigen / in welchen eine himmelblaue / gelbe / und rothe Farbe / unter einander vermiſchterſchei -123Von denen Edelgeſteinen ins gemein. erſcheinen / und die Farben eines Regen-Bogens erzeigen / ſo ſie gegen die Sonne gehalten werden: Es werden auch dieſe Steine in Teutſchland / ſonderlich in Niederland umb Loͤven und Bruͤſſel herumb gefunden: Der fuͤrnehmſte Gebrauch dieſes Steins iſt zu den Pettſchafften und Siegeln; Denn er ſiegelt gar ſchoͤn und ziehet kein Wachs in ſich / der beſte von die - ſem Stein wird an den Werth den Sardonichn gleich geachtet.

XXIII. Von dem Onychſtein.

Dieſer Edelgeſtein ſiehet aus / wie ein ſchoͤner und weiſſer Nagel eines Menſchen: es giebt einen Arabiſchen Onychſtein / welcher ſchwartz iſt / mit weiſſen runden Strichen: Der wahre Onychſtein iſt nach Boetii Auſſage / derjenige / welcher viel Adern hat / mit Milchfarbichten Ringen um - geben / in einer lieblichen Ubereinſtimmung: Er iſt bißweiln ſolcher Groͤſſe daß kleine Pfeiler davon gemacht worden / wie dergleichen in der Domm - Kirche St. Petri zu Rom zu ſehen: Jngleichen iſt zu Coͤlln in der Kirchen der H. Drey-Koͤnige / ein dergleichen Stein / der einer flachen Hand breit iſt: Appianus erzehlet / daß Mithridates / Koͤnig in Ponto / zwey tauſend Becher von dergleichen Stein verfertiget / unter ſeinen Haußge - raͤthe gehabt habe.

XXIV. Vom Achatſtein.

Dieſes iſt ein halb durchſichtiger Stein / und wegen ſeiner mancher - ley Farben ſehr lieblich anzuſehen / in deme ſolche / von der allkuͤnſtlichen Natur / gleich als Landſchafften / ausgebildet worden / alſo daß man in ſolchen Stein ſehen kan Waͤlder / Fluͤſſe / Baͤume / Thier / Fruͤchte / Blu - men / Kraͤuter und Wolcken / und dieſes alles nicht gar undeutlich: Von dem Koͤnige Pyrrho wird geſaget / daß er einen Achat gehabt / in welchem / durch die Kunſt der Natur / die neun Muſen oder Kunſt-Goͤttinen / und Apollo mit ſeiner Harffen / abgebildet / zu ſehen geweſen: Dieſer Stein iſt von Natur ſehr hart / alſo / daß er ſich mit keiner Feylen verletzen laͤſſet: Die ſchoͤnſten werden aus Jndien und Sicilien gebracht; man findet de - ren auch in Teutſchland / ſonderlich in der Landgraffſchafft Lichtenberg / nicht weit von der Stadt Schniduͤtten / in Boͤhmen / wie auch umb die Stadt Straßburg herumb / wird ein weiſſer Achat mit ſchwartzen Flecken beſprenget / und mit einer Purpur-Farb gefunden / dieſe Art iſt ſehr gut und fuͤrtrefflich. Von dieſem Stein erzehlet Boetius / daß er einen geſehen /R r r ijauff124Von denen Edelgeſteinen ins gemein. auff welchen des Julii Cæſaris Bild / uns ſammt ſeiner Gemahlin kuͤnſt - lich geſtochen geweſen / welcher fuͤr 8000. Cronen ſey verkaufft wor - den: Man pfleget auch aus dieſem Steine Bet - oder Roſen-Kraͤntze zu verfertigen.

XXV. Von dem Jaſpis.

Dieſes iſt ein undurchſcheinender und vollkommen undurchſichtiger Stein; Die Arten von dieſem Stein / ſind nach der Authorum Beſchrei - bung / mancherley; Iſodorus ſaget / daß dieſes ein ſcheinender und hellgruͤ - ner Stein ſeye: Plinius und andere halten ihn fuͤr einen dunckelgruͤnen Stein / gleich einen Smaragd / iedoch nicht durchſichtig / noch glaͤn - tzend! aber der rechte und beſte Jaſpis der Alten / wie er auch in Apocaly - pſin gedacht / und von den Hohenprieſter Aaron / in ſein Bruſt-Schildlein getragen wurde; welcher in ihm einen ſolchen herrlichen Glantz hat / daß er wegen ſeiner fuͤrtrefflichen Schoͤnheit den durchſichtigen Gold und dem Liecht des Himmels gleich zu ſeyn ſcheinet: und von welchen auch die alten Verßlein bekand ſind:

Auro qvid melius? Jaſpis: qvid Jaſpite? Virtus Qvid virtute? DEUS: qvid Deitate? nihil.

Oder deutſch:

Was iſt beſſer denn das Gold? der Jaſpis.
Was iſt beſſer denn der Jaſpis? die Tugend.
Was iſt beſſer denn die Tugend? GOTT.
Was iſt beſſer denn GOTT? Nichts.

Ein ſolcher / ſag ich / wird heut zu Tag nicht mehr geſehen.

Der nun bekandte Jaſpis aber / wird mehrentheils in allen Orien - taliſchen Laͤndern / ſonderlich in Perſien / Jndien / Cypern und zu Sandis / faſt am meyſten aber auff der Jnſul Malta (alwo er mit einen Scorpion gezeichnet) gefunden / und wegen der Maͤnge umb billigen Preiß verkaufft wird. Er wird zum Siegelgraben / gleich wie er dazu von iederman am bekandteſten / alſo auch am beqvemeſten gehalten.

XXVI. Von dem Sonnenwende-Stein oder Hæliotropio.

Dieſes iſt ein halb durchſichtiger gruͤner Stein / mit blutrothen Fle - cken / und waͤchſet nahe an dem Jaſpis und Praſene: er wird darum alſogeheiſſen /125Von denen Edelgeſteinen ins gemein. geheiſſen / dieweil er das Anſehen hat / als ob er ſich gleichſam nach der Sonnen Bewegung / erzeugete oder wendete / gleich dem Kraut Hælio - tropio oder Sonnenwende / oder Gold-Blume / welches ſich oͤffnet und zuſchlieſſet / nach dem die Sonne auff oder nieder gehet: Dieſer Stein wird in Jndien / in Africa / wie auch in Boͤhmen gefunden / und zwar in ſolcher Groͤſſe / daß man groſſe Sachen daraus machen laͤſſet: Von denen ſeltzamen Wunderwuͤrckungen dieſes Steins wird hin und wieder bey den Autoribus, ſehr viel geſchrieben / welches hier zu erzehlen zu lang fal - len ſolte.

XXVII. Von dem Tuͤrckis.

Dieſes iſt ein ſehr harter / ſchattigter und Himmelblauer Stein; und iſt wann er vollkommen ſeyn ſoll / durch und durch gleicher Schoͤnheit / ſo wohl innerlich als aͤuſſerlich / auch iſt ſeine Farb rein ohne alle Flecken: Er wird in den Orientaliſchen Laͤndern / als Perſien / Jndien / wie auch / in der Tuͤrckey gefunden / davon die groͤſſeſten / etwas groͤſſer als eine Ha - ſelnus ſind: Einige von den Orientaliſchen Tuͤrckis / ſind mehr gruͤn / als gewoͤhnlich / auch etliche mehr weißlich:

Nach dencklich iſts was Bartel Korndorffer von dem Tuͤrckis ſchreibt / daß wenn ſelbger mit einen (oder ſeinen) fixen Gold-Schwefel 24. Stund gegluͤet oder cementirt werde / ſo werde er in den allervollkommenſten und alle andere uͤbertreffenden Smaragd verkehret und verwandelt.

Sonſt wird ein rechter Tuͤrckis an ſeiner Farben Veraͤnderung er - kand / als beym Tag ſiehet er Himmelsblau; des Nachts aber bey einem Liecht / iſt er Lichtgruͤn anzuſehen: Dieſer Stein wird wegen ſeiner Schoͤn - heit hochgehalten / und weiß ich / daß ein ſolcher Stein / in der Groͤſſe einer Haſelnus / fuͤr 200. Kronen iſt verkaufft worden.

XXVIII. Von dem Laſurſtein.

Dieſer Stein wird von dem Bergblau oder Lapide Armenus in dem unterſchiedenen / daß er gar hart / hingegen der ander gar weich und zerbrechlich iſt / daß man ihn leichtlich zu Pulver machen kan / auch hat die - ſer keine glaͤntzende Goldfincklein / gleich wie der ander: Er wird ſonſten auch Lapis Cyaneus oder Cœruleus genennet; man pfleget auch dieſen Stein / wañ er poliret wird in Gold einzufaſſen; er wird in Aſia / Africa / wie auch in Teutſchland bey den Gold-Bergwercken gefunden; die Bergblau iſt ſeineR r r iijMutter126Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Mutter; Dieſer Stein wann er ins Feuer geleget wird / veraͤndert ſeine Farb nicht / er iſt offtmahls ſo groß / daß man Meſſerheffte / Loͤffel und Schalen davon machet; er wird auch in Egypten / Cypern / und in der Tartarey gefunden; Dieſer Stein wird auch von etlichen der Fixe Laſur - Stein genennet / davon man die koſtbare blaue Farbe / Ultramarin geheiſ - ſen / machet: Ein Pfund von den eintzlichen Stuͤcken dieſes Steins iſt 10. Cronen werth / und ſo er recht gut iſt / ſo kan man aus einen Pfund 20. Loth / Ultramarin blau extrahiren.

XXIX. Von dem Lapide Armeno oder Bergblau.

Dieſer iſt ein ſchoͤner himmelblauer Stein / ein Geſchlecht des La - ſurſteins / iedoch gar zerbrechlich / und verliehret ſeine Farb im Feuer: Wann mit dieſer Bergblau eine Tafel gemahlet wird / ſo veraͤndert ſich die Farb mit der Zeit in Gruͤn: Er wird mehrentheils aus Jtalien in Teutſchland gebracht; man gebrauchet ihn auch in der Artzney; und iſt dem Preiß nach nicht gar theuer: Und dieſes ſey hiermit genug von den zu theil halb durchſichtigen Edelgeſteinen / folget anitzo von denen undurchſichtigen und gemeinen Steinen / und zwar in der Ordnung.

XXX. Von den Corallen.

Dieſe iſt eigentlich kein Stein / ſondern ein Meer-Gewaͤchs / welches in Form eines ſchoͤnen Staͤudleins in demſelben waͤchſet; wann es noch im Waſſer ſtehet / ſo iſt dieſes Staͤudlein weich und gruͤn / ſo bald es aber an die Lufft kommt / ſo veraͤndert es ſeine Farb und Natur / und wird hart und roth.

Der mehr erwehnte Bartel Korndorffer lehret auch mit ſei - nem Gold-Schwefel die Corallen in ihren Kraͤff - ten und Tugenden viel hoͤher zu exaltiren und ver - ſtaͤrcken / folgender Geſtalt.

Nimm der ſchoͤnſten und beſten rothen Corallen ſo viel du wilt / dieſe thue mit unſerm geheimen Gold-Schwefel / in einen ſaubern Tiegel / laſſe ſie 15. Stund gemachſam ergluͤen; folgends erkalten und heraus genom - men / dieſe alſo erhitzte Corallen / haben unerhoͤrte Kraͤffte und Tugenden / und ſind ſonderlich denen Kindbetterinnen ſehr gut zu tragen / weil ſie die - ſelben unter andern von allen Spectris und Geſpenſten befreyen. Am beſten iſts wenn die Bereitung geſchiehet / wann die Sonne im Loͤwen iſt /an127Von denen Edelgeſteinen ins gemein. an einen Sontag auch in der Stunde der Sonnen / wenns ſonderlich auch zu gleich nahe vor oder am Neu-Mond iſt. Sonſt befindet man / daß die Corallen viel ſchoͤner ſind / wenn ſie von Manns-Perſonen / als wann ſie von Frauens-Perſonen / getragen werden; Jtem / daß ſie unannehmliche Flecken und Farben bekommen / ſo die Perſon gefaͤhrlich kranck iſt; Es wer - den auch ſonſten / dieſem Gewaͤchs / wider die Bezauberungen / Melancho - ley und dergleichen Kranckheiten / von Paracelſo und andern viel Tugen - den zugeſchrieben.

Anmerckung. Oder eigendliche Beſchreibung / wie und wo die Corallen gefunden werden.

ES ſeynd in allen 8. Oerter / allwo die Corallen gefun - den und gefiſchet werden; Drey derſelben ſind in den aͤuſſerſten Theilen der Jnſul Corſica und Sardinien; Als erſtlich Argelia / (allwo die beſten) zweytes Baza; drit - tens nahe an der Jnſel S. Petri; der vierdte Ort aber iſt in den aͤuſſerſten Theil von Sicilien / nahe an Drepanum: der fuͤnffte und ſechſte / iſt in denen aͤuſſerſten Theilen Africa / Jtem nahe an der Paſtey von Tabacco; der ſiebende iſt in den aͤuſſerſten Theil von Catalonien / nahe an den Vorge - buͤrge Qviers genannd / der achte und letzſte Ort iſt bey Ma - joraca.

Aber die recht rothen Corallen / werden einig und allein in den Mittellaͤndiſchen Meer gefunden; aus welchen ſie von Anfang des Monats Aprillis biß zu Ende des Monats Ju - lii gefiſchet und heraus gezogen werden / und zwar alſo: Es werden zu dieſer Fiſcherey in die 200. kleine Schifflein gebrau - chet / mit welchen ſie auff folgende Weiſe die Corallen fiſchen:

Sie fuͤgen 2. groſſe Balcken ins Kreutze zuſammen / an welche ſie in der mitte / ſo viel Bley als das Holtz zu unter - ſencken noͤthig iſt / mit Stricken anbinden; auch iſt das Bley allenthalben mit Stricken durchflochten; an dieſes CreutzHoltze128Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Holtze / binden ſie zwey Seule oder Stricke / mit den einen deſſelben / binden ſie es an den Vordertheil / mit den andern aber an den Hintertheil des Schiffleins; ſolches (Creutzholtz) werffen ſie hernacher nahe umb die Klippen herum / in das Meer; Da denn die bey den Bley in einander geflochtene Stricke / (ſo von Hanff ſchlechthin gedrehet ſeyn) ſich in den Corall ſo ſtarck verwickeln; daß manchmal viel dieſer Schiff - lein erfordert werden / ſelbige heraus zu ziehen.

XXXI. Von den Agt oder Baͤrnſtein.

Dieſer Stein iſt einer fetten und hartzigten ſubſtanz, und vermittels der Waͤrme / zu einen weißfaͤrbigen Stein zuſammen genommen; ſo er gerieben oder auff Kohlen geleget wird / ſo giebt er einen lieblichen Geruch von ſich: er iſt ein durchſcheinender Stein / mit einer Goldfarbe / und ge - meiniglich voller Flecklein und Staͤublein; in dieſen Stein werden auch zu Zeiten kleine Thierlein / als Fliegen und dergleichen gefunden. Es haben ſich auch einige ſehr bemuͤhet / die eintzlichen Stuͤcke des Baͤrnſteins / zu ſolviren / und in eine Maſſam zuſam̃en zu bringen; allein biß dato iſt es um - ſonſt geweſen: auch hat er eine geheime Freundſchafft mit dem Stroh / Spreuern und dergleichen kleinen Coͤrperlein / in dem er ſolche / gleich wie der Magnet das Eyſen an ſich ziehet: Dieſer Stein wird ſonderlich in Preuſſen / Dennemarck / Schweden / Lieffland und Finnland / haͤuffig ge - funden; der weiſſe Agtſtein / ob er wohl von Anſehn nicht ſo ſchoͤn und durch - ſichtig als der gelbe iſt / ſo iſt er doch zum Gebrauch der Artzney / vor dem andern beſſer.

XXXII. Von dem Gagat-oder ſchwartzen Baͤrnſtein.

Dieſes iſt ein ſchwartzer / glatter und glaͤntzender Stein / von ei - ner oͤhlichten Subſtantz / welche Subſtantz aus den Felſen flieſſet / und Steinoͤhl genennet wird; dahero wird auch dieſer Stein von etlichen fuͤr eine Art der Stein-Kohlen gehalten: Der beſte Gagatſtein iſt der / welcher / wann er an das Feuer gehalten wird / gleichwie ein Bergpech brennet: Dieſer Stein wird ſonderlich in Britanien / Sicilien und Franckreich gefunden; er iſt / weil er gemein und in groſſer Menge zu ha - ben / in geringen Werth.

XXXIII. 129Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

XXXIII. Von dem Bezoarſtein.

Dieſes iſt ein ſchwartz - gruͤnlichter Stein / in Groͤſſe einer Haſel - nuß / rund / und hohl in der Mitten / in deſſen Hohligkeit ſich ein wenig ſandiges Pulver befindet; er wird auch gantz Aſchenfarbicht gefunden / und wird fuͤr eine ſonderliche Artzeney gegen Gifft / gehalten: in der Form iſt er laͤnglicht rund / in der Geſtalt wie ein Eichel / ſo ſie auſſer ihren Scha - len iſt; dem Gewicht nach iſt er nicht gar ſchwer / weil er ziemlich poroͤß iſt; er wird gezeuget in dem Magen einer wilden Ziegen / von dem Saft der Kraͤuter / davon ſie ſich im Fruͤhling und Sommer naͤhret / als zu welcher Zeit allein / dergleichen Steine im ſelbigen Thier gefunden wer - den: der rechte Bezoarſtein iſt euſſerlich Rauch / ungleich / und unpoli - ret / gleich denen Steinen ſo in den menſchlichen Blaſen gefunden wer - den: die natuͤrlichen oder warhafftigen Bezoarſteine von den falſchen zu erkennen oder zu unterſcheiden / hat man vielerley Manieren / unter wel - chen die beſten ſind / daß man von ſolchen Stein etliche Gran / einem Thier / ſo Gifft genommen / eingebe / und alſo ſeine Wuͤrckung probire:

Von dem Hirſchẽ-Bezoarſtein (von welchen die Alten viel geſchrie - ben) iſt ſehr nachdencklich / was Rulandus ſchreibet / indem er ſaget / daß die Hirſchen im Fruͤhling / die Hoͤhlen oder Loͤcher der Schlangen zu ſuchen pflegen / und nachdem ſie ſolche angetroffen / ziehen ſie mit ihren Athem und Naſenloͤchern / die Schlangen an ſich / und freſſen ſolche / als mit welchen ſie ſich von ihrer jaͤhrlichen Kranckheit reinigen; ſie lauf - fen aber / nachdem ſie die Schlangen gefreſſen haben / in einem Fluß oder Waſſer / und liegen oder weltzen ſich ſo lang darinnen / biß ſie mercken / daß die Gewalt des Schlangen-Gifftes in ihnen uͤberwunden ſey: Mitt - ler dieſer Zeit / rinnen aus ihren Augen ein hauffen Thraͤnen herfuͤr / welche alsdenn zuſammen rinnen und erharten / und ein fuͤrtrefflicher Bezoar und gegen Gifft Artzney ſind: obs ſichs aber ſo verhalte / oder nicht wollen wir ungeſaget laſſen.

Unter allen Arten der Bezoarſteine ſind die gruͤnlichen und ſchwartzgruͤnen die beſten / und ſolviren ſich leichtlich auff der Zunge / o - der im Waſſer: Sie werden aus den Orientaliſchen Landen / ingleichen auch aus Oſt-und Weſt-Jndien gebracht: dem Preiß nach ſind ſie un - terſchiedlich / insgemein wird ein ſolcher Stein / der 1. Qvintlein wiegt / fuͤr 1. Ducaten verkaufft.

S ſ ſAn -130Von denen Edelgeſteinen ins gemein.

Anmerckung.

ES wird der Bezoar / nicht nur in Galcanda, und der Oſtindiſchen Landſchafft Lenqverii, in denen Maͤgen der Boͤcke / deren ein ieder manchmahl 12. auch mehr hat; ſondern auch zu Maccaſſar und in der Jnſul Celebes in denen Leibern der Affen gefunden / welche Letztere in der groͤſſe / die erſten ſo in Galcanda gefunden werden / viel uͤber - treffen. Die Einwohner dieſer Oerter / wann ſie gerne er - fahren wollen / ob in des Bocks Leibe oder Magen derglei - chen Steine ſeyn / ſo ſchlagen und reiben ſie ein wenig ſelbiges Thieres Bauch unter den Magen / ſo kommen alle dieſe Stei - ne zuſammen / welche ſie alsdenn nicht allein fuͤhlen / ſondern auch alſo gar einen ieglichen und wie viel derſelben ſeyn ei - gentlich zehlen koͤnnen.

XXXIV. Von dem Adlerſtein.

Dieſer Stein wird darumb alſo genennet / dieweiln ſolchen der Ad - ler in ſein Neſt zu tragen pfleget; umb die Hitze ſeiner Eyer zu maͤßigen / oder wie einige dafuͤr halten wollen / ſolches fuͤr den Schlangen zu ver - wahren: Dieſer Stein iſt an der Farb weiß / in der Groͤß wie ein Tau - ben-Ey / weich und hohl / und findet man in ſolcher Hohle oder Cavitaͤt einen harten Stein / gleich einem Cryſtall / welcher Callinus genennet wird; bey einigen Orten dieſes Steins wird ein Waſſer / Sand oder Grieß / inwendig an ſtatt des andern gefunden: er wird an dem Fluß Sale und an der Elbe / wie auch in der Steuermarck gefunden; item zu Dreßden in Meiſſen: von den ſeltzamen Wuͤrckungen dieſes Steins / daß er die Geburt der Frauen befoͤrdern / und dergleichen Sachen mehr thun ſoll / wird hin und wieder bey dem Plinio / Dioſcoride / Boetio und dergleichen Autoren viel gefunden / wovon gleichwohl einiges durch die Erfahrung biß heute noch beſtaͤttiget wird.

XXXV. Von dem Blutſtein.

Dieſes iſt ein gemeiner und dunckelrother Stein / darumb er auch Hæmatites oder Blutſtein genennet wird; es wird aber dieſer Stein vonunter -131Von denen Edelgeſteinen ins gemein. unterſchiedlichen Arten gefunden; als der ſchwartze / von welchen man einen Saffran-gelben Safft extrahiren kan / iſt zugeſpitzt / und gebrau - chen ihn die Goldſchmiede zu Polirung der Edelgeſtein: in den Berg - wercken wird ein Purpur-ſarbiger Blutſtein gefunden; Nechſt den O - rientaliſchen und Spaniſchen hat man dergleichen Steine / ſo in Teutſch - land / als Heſſen / Saltzburg / Voigtland / item auff den Rieſengebuͤrg / zu Goßlar / Guren / Annaberg / Salfeld / Northauſen und Jena angetroffen werden: ſie ſind bißweiln roth als eine Mennige / biß weiln Eyſenfarbich / und mit glaͤntzenden Strichen / wie das Antimonium, dahero wird er auch mehrentheils in den Ogger oder Eyſen-Bergwercken gefunden; es wird auch der Magnet von etlichen fuͤr eine Art des Blutſteins gehal - ten.

XXXVI. Von dem Smyrgel.

Dieſes iſt ein gar harter Stein / an der Farb wie Eyſenroſt / rauch / und grob / wie auch etwas ſchwaͤrtzlich; dieſen Stein gebrauchen die E - delgeſtein-Schneider und dergleichen Kuͤnſtler / andere Steine damit zu reinigen und zu ſchneiden / imgleichen werden die Waffen damit ge - poliret.

XXXVII. Von dem Magnetſtein.

Dieſes iſt ein Stein einer braunlichten Farb / ſo ſich etlicher maſſen auff blau ziehet / dicht / iedoch nicht ſo ſchwer wie das Eyſen / als welches er aus angebohrner Natur-Lieb an ſich ziehet: ſeinen Nahmen ſoll er von dem erſten Erfinder / einem Jndianiſchen Schaͤfer haben / als welcher Magnes geheiſſen / und bey einem Berg die Schaf huͤtend / ſolchen Stein und ſeine Tugend erfunden und wargenommen hat: er wird in Jtalien / ſonderlich aber in Teutſchland und Schweden / bey den Eyſen-Berg - wercken gefunden: ſein Speis iſt Eyſen-Feylicht / aus welchen er die Kraft an ſich ziehet / das ausgezogene Eyſen aber wird alsdenn zu Roſt: hingegen hat er eine natuͤrliche Widerwertigkeit mit Zwibeln und Kno - blauch / wie auch mit dem Diamant / als welche ihm / ſo ſie nahe zu den Magnetſtein geleget werden / die eyſenziehende Krafft benehmen.

XXXVIII. Von dem Luchſen-Stein.

Dieſer Stein iſt an der Geſtalt eines Fingers lang und dick / aus - wendig meiſtentheils einer braunen und dunckolblauen Farb / inwendigS ſ ſ ijiſt132Von denen Edelgeſteinen ins gemein. iſt er hohl / bißweiln voller marckhafften Subſtantz / gleichwie das Marck oder Kern in dem Holtz / bißweiln aber iſt dieſe Hoͤhle voller Sand oder Kalchigten Subſtantz; ſo man dieſen Stein mitten entzwey bricht / ſo wird man kleine Linien / gleichſam als Strahlen / umb die Cavitaͤt her - umbgehend / ſehen: Wann man ihm ins Feuer leget / ſo wird er einen Geruch / gleich einem gebrannten Bein von ſich geben / oder wie ein Ka - tzen-Urin riechen: bey Hildesheim wird ein dergleichen weiſſer / inwendig aber ſchwartzer Stein gefunden / oder riechet wie ein Baͤrn - oder Agt - ſtein: es wird auch dieſer Stein in Engelland und an vielen Oertern in Teutſchland gefunden; in der Apothecken wird er ins gemein Lapis Lyn - carius genennet / und darfuͤr gehalten / daß er einerley Natur mit dem Judenſtein haben ſolle.

XXXIX. Von dem Donnerſtein.

Dieſes iſt ein Stein / welcher / nach Boetii Auſſage gemeiniglich 5. Finger lang / und zween breit / gefunden wird / in Form einer Keil / Ham - mers oder dergleichen: an der Farb iſt er dem Luchsſtein nicht ungleich; etliche ſehen auch eyſenfarbicht aus / und haben in der Mitten ein Dau - mendickes Loch; auſſenher iſt er gantz glatt / auch zuweiln rund; man ſa - get / daß dieſer Stein die Haͤuſer und Menſchen fuͤr den Donner bewah - ren ſoll.

Es wird auch ein gelber Stein gefunden / welchen man den Kroͤ - ten oder Wetterſtein zu nennen pfleget / dieweil man darfuͤr haͤlt / daß die - ſer Stein mit dem groſſen Ungewitter herab zu fallen pflege; manchmal in Geſtalt einer halben Kugel / zu Zeiten auch laͤnglicht in der Groͤſſe und Geſtalt eines Eyes.

XL. Von den Marmor-oder andern gemeinen Steinen.

Unter den Marmorſtein werden alle Arten der harten / glatten und geringen Steine begriffen / welche zum poliren und Aushauen be - qvem ſind: ſie werden mit allerley Farben begabet / in den Steinbruͤchen angetroffen; unter allen Geſchlechtern iſt der weiſſe Marmorſtein der be - ſte und edelſte: dieſem folget der rothe Marmor / oder Porphirſtein: die beſten Arten der Marmorſteine werden in den Morgenlaͤndern / wie auch in unterſchiedlichen Europaͤiſchen Laͤndern / ſonderlich in Jtalien /Tyrol133Von denen Edelgeſteinen ins gemein. Tyrol und dergleichen Oertern gefunden: ihr Gebrauch iſt denen Bild - hauern und Baumeiſtern wohl bekannt: unter den weiſſen Marmor - ſteinen ſind die Hildesheimer / Annabergiſche und Regenſpurgiſche be - ruͤhmt; hierzu iſt auch der zarte Alabafterſtein zu rechnen / welcher ſon - derlich bey Northauſen gefunden wird.

Hierher gehoͤret auch der gruͤne Marmor-oder Serpentinſtein: ingleichen der ſchwartze / oder Probierſtein / alſo genennet / dieweil man allerley Metallen darauff zu probieren pfleget: Jmgleichen der braune / graue und gelbe Marmorſtein und dergleichen.

  • Wie man nun einen weiſſen Marmor / mit Figuren bemah - len und faͤrben kan / alſo daß die Farbe / wo nicht durch und durch / doch auff die Helffte hinein dringe / hat der beruͤhmte Kircherus, als ein bewehrtes Secret, der Koͤ - nigl. Societaͤt in Engelland communiciret / iſt auch von einigen practiciret worden / und geſchicht laut derer in ihren Actis Philoſophicis befindlichen Beſchreibung alſo:

Nehmet Aqva fort 2. Untzen / Aqva Regis 2 Untzen / Salarmoniac ei - ne Untze; des beſten Spiritu Vini 2. Qvintlein / Gold ein halb Qvintlein / das Silber / welches rein abgetrieben ſeyn muß / calciniret mit Schwe - fel / und laſſet es hernach in Scheidewaſſer ſolviren / laſſet es folgends ein gut Theil abrauchen / biß nemlich daſſelbe gantz ſchwartz oder dunckel worden. Mit dem Gold thut eben dergleichen; nemlich machet erſt - lich mit demſelben und Mercurii ein Amalgama, laſſet den Mercurii oder Qvaͤckſilber ſtarck davon rauchen / ſo bleibt das Gold als ein braunes Pulver oder Kalck zuruͤck; ſolviret ſolches in Aqva Regis, wanns ſol - viret / ſo ziehet das Gold auch auff die Helffte ab / biß es gelbroͤthlich er - ſcheint; Hernach ſchuͤttet auff den Salarmoniac den Spiritum Vini, und laſſet ſolchen wieder davon rauchen; ſo bleibt euch ein recht goldfarbiges Waſſer / wie ein Oehl / mit dieſem Waſſer koͤnnet ihr unterſchiedene Farben zu wege bringen / auch aus andern Metallen dergleichen extra - hiren.

Wolt ihr nun auff Marmor handeln / ſo mahlet mit denen zu erſt gedachten zweyen Waſſern / nach euren Gefallen / auff einen weiſſen Marmor / was vor eine Figur ihr wollt; iedoch daß die Figur etliche Ta - ge mit friſchen Waſſern erneuert werde; ſo werdet ihr nach vielmahliger Wiederhohlung / in einiger Zeit befinden / daß die gemahlte Figur inS ſ ſ iijden134Von denen Edelgeſteinen ins gemein. den Marmorſtein / ſo viel ſolche in ſich begreifft / faſt durch und durch er - ſcheinen wird / in ſo viel Stuͤcken man ihn auch zerſchlaͤgt ꝛc.

Allhier koͤnte ich von den uͤbrigen gemeinen Steinen / als vom Sand-Schiefer-Toͤpff-Kalch-Muͤhl-Wetz - Feuer - und Kieſelſteinen / noch ein und anders anfuͤhren; in Anſehung aber / daß ſolches zu weit - laͤufftig fallen wuͤrde / auch dergleichen Steine faſt von iederman be - kannt / als laſſe ich es mit dieſem bewenden.

Zum Beſchluß / bitte ich nochmahl / mein Herr beliebe dieſen Bericht von den Edeln-Steinen / ſamt andern mit un - terlauffenden / zur Sache aber nicht undienlichen und theils raaren Curieuſitaͤten / ſo wohlmeinend als es geſchrieben / anzuneh - men. von Seinen Diener N. N.

Zum135

Zum Beſchluß folget Eine Erklaͤrung und Regiſter derer Oefen und aller anderer / zu dieſes Wercks erſten und zweyten Theilen gehoͤrigen Kupffer - Figuren.

Fig. A.

JSt ein Jtaliaͤniſcher Glas-Ofen ſamt der Huͤtten.

Fig. B.

Jſt wie der Coobold calcionieret / und das Arſenic-Pulver gefan - gen wird / wobey zu erinnern / daß der Rauch oder Arſenic. A. nicht durch ein beſonder Loch oder Roͤhren / ſondern aus dem Loch B. vor welchen der Kerl ſteht und ruͤhret / ſtracks ſeitwaͤrts ab in einen hoͤltzern darzugebaue - ten langen Kaſten / der an der Seite etliche Thuͤren hat / gehet / worein die Arbeiter ſteigen / und das Mehl vom Arſenic heraus tragen: wie allbereit in meinen Anmerckungen uͤber das erſte Buch Anthoni Neri von mir ausfuͤhrlicher beſchrieben worden.

Fig. C.

Jſt der Ofen worinnen das Arſenic-Pulver ſublimirt und in feſte Stuͤcke gebracht / auch zum Theil Chryſtalliſirt / item durch Zuſatz gelb und roth gemacht wird. A. iſt der gantze Ofen / B. iſt das Feuer-Loch / C. iſt die Feuer-Maur. D. D. D. D. ſeynd dicke von Eyſen gegoſjene Schaalen / worein das Arſenic-Pulver durch die von Eyſen-Blech ge - ſchlagen und darauffgeſetzte Roͤhren E. E. E. geſchuͤttet wird / F. iſt ein Deckel ſo auf die Roͤhren geſetzet wird / und ſolcher Geſtalt wird der Arſe - nic ſublimirt / und in groſſe Stuͤcken gebracht. Wann nun der Ofen und alles wieder kalt worden / ſo ſchlaͤget man an die eyſern Roͤhren E. (welche erſtlich abgenommen werden /) ſo gibt ſich der Arſenic loß / und faͤllt Stuͤck-weis herunter / das uͤbrige hab ich gleichfalls in meinen An - merckungen gelehret.

Fig. D.

Jſt der Grund-Riß einer gantzen deutſchen Glashuͤtte / und des Ofens / wie dergleichen in meines G. Churf. Lande / ſonderlich zu Potz - dam zu ſehen. A. B. iſt der mittlere Raum im Ofen / C. iſt der Calci - nier-oder Aſch-Ofen. d. iſt das Loch / worein die kleinen Holtz-Scheitegeſchuͤ -136Eine Erklaͤrung und Regiſtergeſchuͤret werden / e. iſt die andere Seite da man groſſe Baͤume einſchuͤ - ret ꝛc. Sonſt iſt ſich nur nach den verjungten Maaß-Stabe zu richten.

Fig. E.

Jſt die gantze Glas-Huͤtte von inwendig zu ſehen / und weiln die Werckſtellen ſamt den Ofen gantz deutlich abgebildet / als iſt hier nicht viel Anmerckens von noͤthen. A. iſt das Ofenloch / worinnen das Holtz ge - ſchuͤret wird. B. iſt der Schuͤrer. C. iſt der Aſch - oder Calcinier-O - fen. D. iſt wie das Glas verarbeitet wird. E iſt ebenfalls der Calcinier - Ofen apart zu ſehen.

Fig. F.

Jſt wie der Glas-Ofen von der andern Seite anzuſehen / da groſſe Baͤume in das Loch F. geſtoſſen werden ꝛc.

Fig. G. und H.

Weiſſen den Calcinier-oder Aſch-Ofen / wie er von beyden Seiten anzuſehen.

Figura I.

Jſt wieder eine Vorſtellung des gantzen Glas-Ofens / wie er von einer Seiten anzuſehen. A. iſt der Aſch-Ofen / B. iſt die Maur an den Loch / C. woraus die Flamme geht / und D. iſt ein Loch / welches aus den Glas - Ofen in den Aſch - oder Calcinier-Ofen geht / und in C. ſeinen Ausgang hat; E. iſt ein Loch / wovor ein Glasmacher ſteht und ſeine Werckſtatt hat / woraus er auch das Glas langet / F. iſt ein Loch / welches mit einen da - zu gemachten thoͤnern Deckel verwahret iſt / worein man die Tiegel oder Schmeltz-Toͤpffe ſetzet / G. iſt das Loch / worein das Holtz geſtecket wird.

Figura K.

Haͤltin ſich dreyerley Reibmuͤhlen oder Moͤrſel / die man durch ein Compendium treiben kan; an den erſten lit. A. iſt auſſer den Moͤrſel / alles von Holtzwerck / und kan leicht geſchaffet werden / wie ich denn in meiner ſonderlichen Zugabe / uͤber den Neri / gemeldet / daß man dergleichen vor anderthalb Rthl. zu wege bringen koͤnne; iſt aber zu verſtehen / ohne den Moͤrſel / und dann auch nur ins kleine / gleich ich hier beſchreiben werde / ſonſt weme beliebt / der kans auch groͤſſer und koͤſtlicher machen laſſen ꝛc. Wird dennoch anfaͤnglich ein Kaſten von ſchlechten Bretern / etwan anderthalb Eln lang und eine halbe breit oder etwas breiter gemacht / wie mit A. B. C. D. E. F. G. H. angedeutet iſt; an dem einen Ende der langen Seiten-Breter / werden bey A. G. und D. E. unterſchiedene Leiſten /nach -137derer Oefen und Kupffer-Figuren. nachdeme die Hoͤhe derſelben iſt / angefuͤget / wie I zu ſehen / wozwiſchen das Brett S. woran das Rad V. angemacht / befeſtiget wird. Am an - dern werden zwo Leiſten an einander / ſie ſeynd nun in einen Stuͤck oder nicht / unterwerts / wie bey K. L. zu ſehen angemacht / worein die beyden Qverhoͤltzer mit M. bemercket / welche den Stempel oder die Piſtille des Moͤrſels gleich halten / gehoͤren / und durch die Schrauben O. O. von einander geſtellet werden / oben bey K. wird ein Trath / als P. vorgeſtecket / damit das obere Qverholtz einen Wiederhalt befinde / und alſo feſt inne ſtehe / an den Bret A. D. E. G. werden ſo viel Loͤcher gemachet als daſelbſt Leiſten ſind / wodurch die groſſe Schraube T. gehet / durch welche das Rad / ſo viel von noͤthen ſtraff gemacht und angezogen / auch nach Belie - ben erhoͤhet und erniedriget kan werden. Alſo habe ich die gantze in wen - dige Structur der Reibmuͤhle / mangelt auch nichts mehr / als eine kur - tze Erklaͤrung der zugehoͤrigen Stoͤcke / die auch apart geſetzet. R iſt der Moͤrſel / woruͤber eine hoͤltzerne Tille oder Huͤlſe mit Q. beſchrieben / wo - durch das Herausſtaͤuben verhuͤtet wird / det Ausſchnitt iſt zu dem En - de / damit zu mehrer Befeſtigung die Hoͤltzer drein paſſen koͤnnen; die Piſtille hat 4. Stuͤcke / den Schafft ſo mit N. den Wirtel ſo mit VV. die blecherne gebogẽ Huͤlſe X. welche Schafft und Moͤrſel-Keule oder Piſtille zuſammen haͤlt / und letzlich die Keule Z. ſelbſten. ꝛc.

Die zweyte Reibmuͤhle ſo lit. B. weiſet / iſt zwar koſtbarer aber nicht beſſer als die erſte / A. iſt der bleyerne ziemlich dicke Capitel / B. die Achß C. der Bohrer von Kamrad / D. der Bohrer von der Spindel. E. der Moͤrſer / F. die Stempel / G die Handhabe / damit die Muͤhle ge - trieben wird / ferner ſind die Stuͤcken apart geſetzt / H. iſt obenher die run - de Achs / I. iſt die viereckigte Achs / K. L. hie werden beyde Stempel in die Achs gerichtet / M. hier werden die Stempel mit einen gar ſtarcken Oh - ren-Ring feſte gemacht / N. N. hier werden beyde Stempel mit Aehr - nen Kuͤſtlein feſte gemacht / O. O. ſind die beyden Glaͤſern oder von har - ten Steinen / als Porphyr oder Jaſpiß gemachte Stempel / wie gleich - falls auch der Moͤrſel / doch kan es auch zu vielen Operationen ein hier - zu von Eyſen gemachter Moͤrſel und Stempel verrichten.

Der dritte Reibmoͤrſel iſt gantz einfaͤltig und von lauter Stahl / oder auch gleichfalls von harten Steinen / a. iſt der Moͤrſel / b. die Reib - Kugel / c. der Raum zwiſchen der Kugel / und den Stempel / d. die Hand - hebe ꝛc. das uͤbrige iſt an ſeinen Ort zu finden.

T t tFig. 138Eine Erklaͤrung und Regiſter

Fig. L. und M.

Jſt mein ſonderbahrer / beqvemer und compendioͤſer Glas - und Schmeltz-Ofen / wie er von innen und auſſen auffgefuͤhrt und anzuſehen iſt; in welchen man auch auff einmahl ſehr viel Glasproben einſetzen / und allerhand nuͤtzliche Dinge experimentiren kan. Es kan derſelbe wohl von gemeinen Ziegelſteinen auffgebauet werden / wann er nur mit der Glasmacher ihren Thon / den ſie zu ihren Toͤpffen gebrauchen / inwendig ein 2. oder 3. Zoll dick ausgeſtrichen wird. Wie aber ſolcher auffzu - bauen / will ich hiemit kuͤrtzlich berichten:

Erſtlich wird der Ofen ins Gevierdte auffgefuͤhrt / nach den Raum und Groͤſſe / die ein ieder hat und will / als etwan eine Elle oder mehr ins Gevierdte / zu unterſt wird nun ein Loch gelaſſen A. woraus man die A - ſche ziehet / auch den Trieb des Windes giebet; man kan ihn machen / daß er unbeſchreiblich ziehet / wann man nur eine Roͤhr von dieſen un - terſten Maß / auff die Gaſſe oder an die freye Lufft / einfuͤget und accom - modirt ꝛc. B. iſt ein Eyſen-Roſt / welcher ungefehr anderthalb Viertel uͤber den Loch A. leget. C. ſeynd Loͤcher uͤber den Roſt / da man das Holtz einſtecket / uͤber ſolchen Loͤchern nun / und uͤber den Roſt / iſt ein Ge - woͤlbe / worinnen ſich die Flammen durch das Loch D. in das obere Ge - woͤlbe E. zeucht. F. ſeynd 2. oder mehr Loͤcher; man kan an ieder Seite eins machen / da man die Tiegel hinein ſetzt; dieſe Loͤcher muß man mit ei - nen von Thon gemachten Kuchen / wie dergleichen die Glasmacher vor die Loͤcher ihrer Glasmacher-Oefen fuͤgen / ebenfalls zuſetzen koͤnnen; damit man auch die Flamme / zum theil / wann ſie ſich oben ans Gewoͤlbe geſtoſſen / in etwas koͤnne heraus gehen laſſen. G. Jſt ein Loch im obern Gewoͤlb / welches man zu und auffdecken kan / ſo weit als man ſelbſt will / wodurch die Flamme / entweder gerade auff durch die Roͤhre H. welche oben mit einen Deckel I. verſehen / ausgehen kan; oder ſo man ſelbige Roͤhre mit dem Deckel zudecket / alsdann kan man / wann man will / ſol - che durch die Nebenroͤhre / in ein anders Oefelein / ſo man beqvemlich daran fuͤgen kan / gehen laſſen; worinnen man dann ſo wohl reverberi - ren / als einiger maſſen calciniren / auch digeriren kan ꝛc. Wann nun dieſer Ofen alſo verfertigt / und inwendig in die Runde gebauet wird; ſo kan man eine ziemliche Anzahl Tiegel auff einmahl einſetzen; man kan auch ein Loch machen / daß etwas groͤſſer als die andern / und dem Heer - de gleich gehet; in welches man / ſo man einen groſſen Tiegel hat / ſelbgen deſto fuͤglicher einſetzen kan; die andern Loͤcher / mache ich denn auch ſogroß139derer Oefen und Kupffer-Figuren. groß und ſo hoch von den Heerd ab / als hoch die groͤſten Tiegel ſeyn / die ich gebrauchen will / oder daß ſie mit ihren Rand das unterſte Theil vom Loch beruͤhren; auff daß man mit einem Eyſen / zuweilen eine Prob her - aus nehmen / auch mit einen eyſern Loͤffel / in die Tiegel was legen kan; in dieſen Ofen / wann er einmahl recht heiß / kan man alles / was nur zu ſchmeltzen iſt / ſchmeltzen / und ſo man ihn kalt werden laͤſſet / und wieder anſeuret / ſchadet es ihn nicht / auch ſchmeltzt er / wann er nur inwendig mit Thon wohl ausgeſtrichen / nicht / will nun iemand die Muͤhe daran wenden / und die Steine von lauter ſolchen Glasmacher-Thon machen laſſen / der thut noch beſſer / nur daß es mehr koſtet / hierinn muß nun ie - der nach der Gelegenheit / Ort / Raum / Vorhaben / Mittel ꝛc. die er hat / ſich richten. Es iſt mir dieſer Ofen ſehr beqvem / nimmt auch / wann er einmahl in der Hitze / ſo viel Holtz nicht weg / habe ſolchen auch noch nie als dißmahl gemein machen wollen.

Figura N. O. P. Q. R. S.

Gehoͤren alle in Merretti Anmerckungen / und werden von ihme an ſeinen Ort genugſam erklaͤret.

Fig. T. und V.

Sind 2. Oefen ſo zum Glas-und Schild-Einbrennen gehoͤren / dieſe Oefen findet man auch bey einigen Glaſern oder Fenſtermachern / die nemlich mit Schild und Wappen mahlen und brennen umbgehen; bey denen man leichter hiervon unterrichtet wird / als hier ſolche deutlich genug zu beſchreiben.

Figura VV.

Zeiget wie man die Saltze zum Glasmachen / nach der beſten Wei - fe copieus und compendieus faſt an allen Orten Deutſchlands machen / auch auffs beſte reinigen ſoll / wie ſolches zu Ende des erſten Theils der Glas-Kunſt umbſtaͤndig beſchrieben / unnoͤthig hier zu wiederhohlen ꝛc.

Fig. X.

Weiſet wie das kleine Glasblaſen mit der Lampen vorzunehmen / iſt auch zu Ende des zweyten Tractatleins im andern Theil der Glas - Kunſt gnugſam erklaͤret und beſchrieben ꝛc.

Fig. Y. und Z.

Lehret wie man eine Flaſchen-Forme zu glaͤſern Flaſchen machen und ſolche ins Kleine / und Groſſe / Laͤnglicht und Gevierdte viel 1000. mal veraͤndern ſoll / wie ebenfalls zum Beſchluß des zweyten Theils der Glaskunſt ausfuͤhrlich beſchrieben worden.

Ttt ijNach -140

Nachrede.

ALſo habe ich dem hochgeneigten Leſer vor dißmal meine vollſtaͤndige und faſt gedoppelte Glas-Kunſt uͤbergeben. Es hat zwar noch ein Ehren-Denckmal vor Herr F. Geißler ſollen dazu kommen / nemlich / eine Refutation ſeiner liederlichen Charteqve, worinnen ich ſeine Fehler und Thorhei - ten alſo examiniret und vorgeſtellt / daß ſolche auch der einfaͤl - tigſte Bauer ſehen und begreiffen kan / und dieſes hat in der Forme einer Dedication derer Druckfehler / an ihn gelangen / und zum endlichen Beſchluß dieſes Wercks gedruckt werden ſollen; iedoch habe ichs auff Bitte eines guten Freundes noch anſtehen laſſen / zumahln weiln ich vernommen / daß Herr Geißler in vielen anderes Sinnes worden / ſo er es aber viel - leicht ſelber noch dabey haben wolte / koͤnte es noch allezeit da - zu gefuͤget werden etc.

Jnuͤbrigen bitte ich den Kunſt-verſtaͤndigen Leſer / hier - mit vorlieb zu nehmẽ / ich hoffe es ſollen noch manche Stuͤck - gen darunter ſeyn / derer iedes deme ſo es zu gebrauchen weiß) diß Buch gedoppelt bezahlen kan etc. mehr habe ich anietzo nicht ohne meinen Schaden (deme kein auffrichtiger Liebha - ber begehren wird) thun koͤnnen: Deñ ob ich wol nebenſt noch andern raren und ungemeinen Sachen / eine weit beſſere Art den ſchoͤnſten Cryſtall / item / ein den rechten Barcellan gantz aͤhnliches Glas zu machen weiß; ſtehet es mir doch / wegen meines gnaͤdigen Churfuͤrſten und Herrn Cryſtallen-Huͤt - te / deren beſonder Intreſſa darinn beruhet / nicht an derglei - chen zu offenbahren. Es iſt mir auch das ſehr ſchoͤne und gleich als mit Gold eingeſprengte Glas / welches die Jtaliaͤner Lavanteri nennen / und vor uns Teutſchen in groſſen geheim halten / wohl bekannt; auch weiß ich das ſchoͤnſte und mehr denn Zinnober-rothe Glas / wie auch eine beſondere curieuſe Art / eines Rubins zu machen; von welchen mir auch das hochloͤbliche Collegium Curioſorum, Deutſchlands / demeich141Nachrede. ich hiervon eine Verwunderungs - werthe Demonſtration vor - gelegt / wird Zeugniß geben etc. ſolche aber dißmahl zu publici - ren / wird mir der verſtaͤndige Leſer nicht zumuthen / weiln wie obgedacht meines gnaͤdigen Herrn / wie auch mein Parti - cular Intereſſa daran gelegen. Jedoch iſt es mir nicht gewehrt / einen curieuſen Liebhaber / vor ein ander arcanum, oder an - ſtaͤndige Gegen-erſetzung / ſolches zu communiciren und de - monſtriren.

Unterdeſſen bitte ich nochmahl / mit deme was ich wohl - meinend und auffrichtig hierinnen gethan / vergnuͤgt zu ſeyn / biß was beſſers nachkommt / nebſt Verſicherung / daß es lau - ter warhaffte Experimenta und experimentirte War heiten ſeyn / denen ſicher zu trauen; wovon auch das geringſte ſei - nen Nutzen hat / ob ſchon nicht ieden alles dienet; ja ob auch ſchon viel Stuͤcken / ſonderlich in 2. Theil waͤren / die allbereit vielen bekannt; ſo ſeynd doch deren noch mehr / denen ſie nicht bekannt ſeyn / und umb derſelben Willen hat man ſolche nicht davon laſſen wollen; Es muͤſte mir aber leyd ſeyn / wann auch nur ein einiges Stuͤckgen / daß der Warheit entgegen waͤre / von mir ſolte dazu gekommen ſeyn; denn es waͤre wi - der meine Intention, weiln die Warheit mein einiges Ziel iſt / wornach ich mich alleine und in allein richte und richten werde / biß an mein ENDE.

Ttt iijRegiſter. [142]

Regiſter. Uber den erſten Theil der vollſtaͤndigen Glaßmacher-Kunſt.

A.

  • ALcaliſches Saltz welches den Cryſtall tunckel machet / wie ſolches hin - weg zu raͤumen. 21
  • Acaliſches Saltz machet das Metall flieſſend. 264
  • Alcaliſches Saltz wann man deſſelben eine kleine Qvanitet mit Spießglaß und Nitro vermiſchet / in deme der Crocus Metallorum bereitet wird / vermehret es die Qvantitet deß Croci. 264
  • Alcaliſches Saltz wird in Franckreich haͤuffig gefunden / und gebrauchen ſolches die Einwohner zum Einſaltzen der Speiſe und des Getraͤncks. 264
  • Alcaliſches Saltzes Solution wann ſie auff die Garten-Boͤte gegoſſen wird / toͤdtet die Wuͤrme und unnuͤtzliche Kraͤuter. 264
  • Amethyſten Farbe zu machen. 91
  • Anhang C. Merretts von den Glaßmacher Oefen und deroſelben uͤblichen Jnſtrumenten und Werckzeugen. 326
  • Anmerckungen Johann Kunckels / uͤber alle Capitel des erſten / anderen / dritten / vierdten / fuͤnfften / ſechſten und ſiebenden Buchs / A. Neri, von der Glaßmacher-Kunſt / muͤſſen nothwendig geleſen werden / weiln darinnen viel ſchoͤne ja die beſten Lehren enthalten ſeynd .44.84.97.112.128.144.173.
  • Anmerckungen Chriſtophori Merretti, uͤber die ſieben Buͤcher A. Neri, von der Glaßmacher-Kunſt .214.
  • Animam Saturni zu machen / welche zu vielen Sachen der Smalten und Glaͤſer dienet. 165
  • Antonii Neri. 106. und 107. Capitel treffen gar nicht zu150
  • Aqvam Regis zu machen mit welchem man das Gold / und andere Metal - len / außbenommen das Silber auffloͤſen kan .74.288.
  • Aqva fortis, und ein jeder ſauwrer liqvor wird viel ſuͤſſer und ſchwerer wann er uͤber Gallmeye gegoſſen wird / als uͤber Corallen / Krebsſtein ꝛc. 277
  • Aqva fortis aus dem Engliſchen Vitriol bereitet / theilet ſeinen bey ſich ha - benden Unrath der Solution mit. 278
Arſenic[143]Regiſter.
  • Arſenic wie er aus dem Kobolt gemachet wird. 58
  • Arſenic Meel wann es wieder ſublimiret wird / ſo wird es zu dicken Stuͤ - cken / wie es die Materialiſten verkauffen.
  • Arſenic gelber und rother woher er komme oder wie er gemachet werde115
  • Arſenic wann ſolches zu der Mixtur der Spiegelen gebrauchet wird / ma - chet es dieſelben blind. 180
  • Aſche wann ſie zu wenig Saltz hat / giebet ſie ein gar ſtreng-flieſſiges Glaß. 338
  • Aſche aus dem Holtze der alten Baͤume zu bereiten. 327
  • Aſchen unterſchiedene Sorten zum Glaßmachen. 255
  • Aſterien-Farbe in den Cryſtall zu bringen. 110
  • Auripigmentum laͤſſet ſich nicht ſchmeltzen. 220

B.

  • BAlaß-Farbe zu machen. 164
  • Balaß-Farbe in den Cryſtall zu bringen. 110
  • Baͤume von Glas. 290
  • Berg-Cryſtall zu machen .96.117.
  • Berg-Cryſtall Natterfarbicht zu machen. 110
  • Blaue oder Meer-Waſſer-Farbe ins Bley-Glas zu bringen. 107
  • Blaue Laſurſtein-Farbe zu machen .109.
  • Blaue Laſurſtein-Farbe ſo A. Neri, in 72. C. lehret / machẽ / gehet nicht an114
  • Blaue Farbe wie die Deutſche zu machen. 155
  • Blaue Smalta wird aus Zaffera gemacht welches A. Neri nicht gewuſt. 132
  • Blaue Farbe ſo A. Neri, im 111. Capitel lehret machen / kommt gar unge - ſtalt. 179
  • Blaue und gruͤne Farbe / ſeynd in Anſehung deß Menſchlichen Geſichts und der Glaßmacher-Kunſt / die zwey fuͤrnehmſte Haupt Farben. 274
  • Blaue Mahler Smalte wird aus Zaffera und Seiffenſieder-Aſchen be - reitet .294. 29
  • Bley zu calciniren. 103
  • Bley-Glas zu machen. 104
  • Bley-Glas / wie man es verarbeiten ſoll. 104
  • Bley-Glas mit einer wunder ſchoͤnen Schmaragd-Farbe zu machen. 105
  • Bley-Glas iſt in der Glaßmacher-Kunſt wenigen bekand. 102
  • Bley-Glas / was die Farben betrifft / iſt unter allen anderen welche im Ofen bereitet werden / das Allerſchoͤnſte. 102
Bley -[144]Regiſter.
  • Bley-Glas / wann man in der Bereitung deſſelbigen nicht ſehr wohl und gute Achtung giebet / zerreiſſet es alle Toͤpffe und Geſchirre -103 .345.
  • Bley-Glas bedarff nicht ſo groſſes Feuer als ein ander Glas. 113
  • Bley-Glas kan von einem jeden in ſeinem Hauſe in den von Joh. Kuncke - len beſchrieben Ofen verfertiget werden. 113
  • Bley-Glas iſt bey den Glaßmacheren in Engeland nicht im brauche. 291
  • Bley-Glas wann es ſo zaͤhe und zuͤgig waͤre / gleich wie das Cryſtallini - ſche / ſo wuͤrde es alles andere Glas ſeiner ſchoͤnen Farbe halber weit uͤbertreffen / wird bewieſen durch ein Experiment. 291
  • Bley warumb es die Toͤpffe und Tiegel zerreiſſe .292.345.
  • Bleyglaſe zu wehren / daß es die Tiegel nicht durchbohre. 345
  • Bley-Zucker zu machen / auff eine gantz neue Manier / dergleichen noch nie bey keinem Chymiſchen Scribenten zufinden iſt. 303
  • Bley-Glaſe die guͤldene Farbe zugeben. 108
  • Bley-Glaſe die Topas-Farbe zu geben. 107
  • Bley-Glaſe die blau-oder Meerwaſſer Farbe zu geben. 107
  • Bley-Glaſe die Granaten Farbe zu geben. 108
  • Bley-Glaſe die Sapphier Farbe zu geben. 108
  • Boͤhmiſche Granaten behalten ihre Farbe im Feuer. 303
  • Blutrothe Farbe zu machen. 164
  • Braunſtein ſo in Meiſſen gebrochen wird / iſt eine Art der Magneſie / ſo der Piemontiſchen nicht alleine gleich / ſonderen auch wohl oͤffters be - vorgehet .45.55.

C.

  • CAlcination der zitternden Kupfferblechen von den Jtaliaͤnern Tre - molante oder Orpello, zu teutſch Knitter-Gold genant / mit wel - chem das Glas blau / wie ein Meer-Specht / oder Meer-Elſter ge - faͤrbet wird. 29
  • Calcination der zitternden Kupfferblechen auff eine andere Manier. 30
  • Calcinirung dreyfache des Kupffers zum Glaßfaͤrben. 33
  • Calcinirung dreyfache auff eine andere Art / mit geringerer Muͤhe und we - nigern Koſten. 36
  • Calcedonier ſo gar ſchoͤn iſt aus dem Glaſe zu machen. 75
  • Calcedonier auff eine andere Art zu machen. 78
  • Calcedonier noch auff eine andere Art zumachen. 80
  • Calcedoniers dreyfache Bereitung / was dabey in acht zu nehmen. 289
  • Cobolt ſo zu Schneeberg in Meiſſen gegraben wird / giebet einen Arſenic. 58
U u uCobolt[145]Regiſter.
  • Cobolt wird von den Bergleuten Zafloer genand. 58
  • Cobolt wann er rein iſt / thut ein Theil deſſelben mehr als drey oder vier Theil Zaffera. 59
  • Compoſition von Braunſtein und Zaffera macht lange keine Granatfar - be / ſondern vielmehr ein Spinel. 98
  • Compoſition ſo A. Neri, in ſeinem 55. Capitel heiſſet 18. Tage und Nacht im Ofen ſtehen zu laſſen / bedarff nur drey Tage. 100
  • Couleure woraus man Edelgeſteine oder andere Dinge will ſchneiden laſ - ſen / muͤſſen nicht geruͤhret werden / deñ ſie kriegen dadurch Blaſen .98. 99
  • Crocus Martis, wie ſolcher zum Glasfaͤrben ſoll bereitet werden. 27
  • Crocus Martis auff eine andere Art. 28
  • Crocus Martis auff noch eine andere Art. 29
  • Crocus Martis ſo viel vortrefflicher / koͤſtlicher und ſchoͤner iſt / als A. Neri ſeiner / auch ohne allen Zuſatz bereitet wird. 60
  • Crocum Martis auff unterſchiedene Weiſe bereiten. 283
  • Crocus Martis muß mit Schwefel bereitet werden / ſo man eine ſchoͤne rothe Farbe haben wil. 285
  • Cryſtall / wie ſolcher recht und vollkommen ſoll bereitet werden. 21
  • Cryſtall / wovon er manchmahl bleich und haͤßlich wird. 21
  • Cryſtall / warumb er manchmahl keine ſchoͤne Farbe und weiſſen Glantz bekoͤmmt. 10
  • Cryſtall ziemlich ſchoͤn zu machen .17. 18
  • Cryſtall von einer unglaublichen Schoͤnheit zu machen. 18
  • Cryſtall / wann er mit einem Eiſen angeruͤhret wird / bekoͤmmt er eine Schwaͤrtze. 22
  • Cryſtallinen und weiſſes Glas / ſonſt das gemeine Glas genannt / zu berei - ten. 23
  • Cryſtals unterſchiedene Bereitungen / zu den Edelgeſteinen. 298
  • Chryſolits unterſchiedene Bereitungen .301. 121

D.

  • DOſis deß Weinſteins ſo A. Neri in ſeinem 46. Capitel zur guͤldenen Farbe welche ins Glas getragen wird / heiſſet nehmen / iſt viel zu wenig. 97
  • Doſis deß Eiſen-Saffrans oder Eiſen-Pulvers / ſo A. Neri, in ſeinem82. Capitel zu nehmen heiſſet / iſt gegen der proportion der andern Materien zu wenig. 131
U u uDoſis[146]Regiſter.
  • Doſis der Zaffaraͤ ſo A. Neri in 83. Capitel zu der Himmelblauen Farbe heiſ - ſet nehmen / iſt zuviel. 132
  • Doſis der Zaffaraͤ ſo A. Neri im 85. und 86. Capitel zu der Sapphier-Far - be heiſſet nehmen / iſt zuviel. 132
  • Doublete ſchoͤne reine und feine zu machen / Joh. Kunckels Manier. 209
  • Doublete / wie ſolche geſchwinde zu erkennen. 211

E.

  • EDelgeſteine ſo wol vollkommener und haͤrter als auch compendieuſer auff J. Kunckels Manier zu machen / weder A. Neri lehret / zu zu rich - ten. 201
  • Erinnerungen Joh. Kunckels uͤber die geſammte Merrettiſche Anmerckun - gen ſind ſonderlich wohl zu leſen. 338
  • Erinnerung von den Paſten und ihren Farben. 124
  • Eſchen Holtz giebet ein gar helles Feuer / alleine es wehret nicht lange. 262
  • Experimente J. Kunckels von der Materia der Schmaͤltz-Glaͤſer .144. 145
  • Experiment Joh. Kunckels von den Spiegel-Kugeln .180.181. 182
  • Experiment Joh. Kunckels / von einer ſchoͤnen Carmeſin-Farbe / und wie daraus gantz leicht von einen iedwedern eine Lacca kan gemacht wer - den .184.185. 186
  • Experiment Joh. Kunckels / von der Blutrothen Farbe ſo im 121. Capit. von A. Neri zu machen / gelehret wird .191. 192
  • Experiment Johan. Kunckels / ein gar reines Saltz aus dem Vitriol zu machen. 199
  • Experiment Joh. Kunckels / einen gar ſchoͤnen rothen Vitriol zu machen. 199
  • Eperimentirte General-Regulen Joh. Kunckels / von allerhand gruͤnen Couleuren. 207
  • Experiment Helmontii, daß Glas in ein Waſſer zu reſolviren. 219
  • Experiment C. Merrets / wodurch bewieſen wird / daß die Magneſie viel Eiſen bey ſich fuͤhre. 272
  • Experiment die Tinctur aus dem Kupffer zu extrahiren gantz leichte. 279
  • Experiment von der Ceruſſa. 292
  • Experiment vom Tropff-Glaſe und Qveckſilber. 323
  • Experimenten von den Fixen Salien ſie ſeyn auch gleich ſo fix wie ſie im - mer wollen / ſelbe uͤber ſich zu treiben. 339
Fahren -[147]Regiſter.

F.

  • FAhrenkraut / wo es waͤchſet und wann es ſoll geſchnitten werden. 17
  • Farben / welche dick und nicht durchſichtig ſeyn / haben einen Coͤrper / hingegen die andern nicht. 291
  • Farbe / welche die Magneſie bey ſich fuͤhret / hat ihren Urſprung von Eiſen. 272
  • Farben des Glaſes / daß ſolche nicht grob uñ unlieblich werden zu verhuͤten35
  • Farben des Glaſes aus was Urſachen ſolche grob und unlieblich werden. 35
  • Fehler ſo von A Neri wird begangen im 53. Capitel alwo er zwoͤlff Loth Magneſie heiſſet nehmen unter hundert Pfund gemenge. 99
  • Ferrettum hiſpanicum was es bedeutet. 274
  • Ferrettum Spaniſches zum Glasfaͤrben zu machen. 26
  • Ferrettum auff eine andere Art zu machen. 27
  • Feuers ſonderbahre Wuͤrckung wie ſolche von den Arabiſchen Naturkuͤn - digern / und deroſelben Nachfolgern iſt auffgezeichnet worden. 263
  • Figur der Buͤchſen darinnen die Farben zu den Doubleten gantz rein und ſubtil koͤnnen gemachet werden. 210
  • Fixer Schwefel ſo A. Neri im 130. und 126 Capitel lehret machen / iſt un - noͤthig. 195
  • Fixe Salien / welche die beſten ſeyn? 256
  • Flintenſteine ſchwartze / geben ein ungemeines / herrlich fein und ſchoͤnes Glas. 67
  • Flintenſtein ſo ſchwartz iſt / thut im Umbſchmeltzen alles das / was ein Berg - Cryſtall thun kan. 101
  • Flintenſtein ie ſchwaͤrtzer ie beſſer er iſt. 101
  • Flintenſtein wird gruͤnlich wann er zu viel mit Eiſen tractiret wird. 101
  • Fritta Cryſtalli ins gemein Bollito genand / wie ſolche ſoll bereitet wer - den. 13
  • Fritta wie zu erkennen / ob ſolche zart oder hart ſeye. 15
  • Fritta wie ſolche aus dem Levantiſchen Puͤlverlein Rochetta und Sodahi - ſpanica bereitet wird. 19
  • Fritta was es bedeute. 4755
  • Fritta muß A. Neri Manier nach nicht mit Waſſer oder Laugen beſprenget werden. 55
  • Fritta oder Gemenge wann es lange im Feuer ſtehet bedarff keines Ab - loͤſchens. 56
U u u ijFritta[148]Regiſter.
  • Fritta oder Gemenge / ie laͤnger es ſtehet / ie reiner und feiner das Glas wird. 56
  • Fritta oder Gemenge wann es mager iſt / ſo erzeiget es ſich ſtrenger / und hartfluͤſſiger in der Arbeit. 57
  • Fritta oder Gemenge deß gemeinen Glaſes / wird nach deme die Aſche oder der Sand gut iſt / in zehen oder zwoͤlff Stunden mehr oder weniger verfer - tiget. 261
  • Fritta oder Gemenge ſeynd dreyerley Sorten in Engeland. 261
  • Fritta oder Gemenge wird nicht in Engeland mit Lauge oder Waſſer be - goſſen. 262

G.

  • GAllmeyſtein wo er in Engeland gefunden werde. 280
  • Gallmeyſtein wie er von dem bereiteten Kupffer ſo zum Drathziehen gebraucht wird / ſoll abgeſondert werden. 283
  • Gallmeyſteins ſonderbahre Wuͤrckung. 276
  • Gallmeyſtens fluͤchtige Blumen wann ſie / uͤber die Gleiche / und Nerven geleget werden / ſo trocknen ſie folche ohne allen Schmertzen geſchwinde aus. 280
  • Gallmeyſteins-Blumen ſeynd der eigentliche Pompholix darvon die Alten geſchrieben. 280
  • Gips wird aus Spanien in die Canarien Jnſulen gefuͤhret umb denen dahin gebrachten Weinen eine weißliche Farbe zu geben / und eine fer - mentation zu machen damit ſolche nicht verderben / noch den Geſchmack und Geruch verliehren / wann ſie in frembde Laͤnder verfuͤhret werden. 313
  • Glas ſo gantz ſchoͤn und fein iſt / auff eine recht kurtze und unkoſtbahre Ma - nier zu machen. 66
  • Glas / daß es nicht ſo viel Blaͤßlein als ſonſten bekomme. 24
  • Glas / warumb es manchmal nicht ſchoͤn gruͤn wird. 39
  • Glas welches ſich bey einem gewiſſen Thal in Sand verwandelt hat. 49
  • Glas daß es nicht Milchfarbicht werde zu verhuͤten. 54
  • Glas mit mancherley Farben zu ſaͤrben. 290
  • Glas / ie laͤnger es un Feuer ſtehet / ie beſſer es wird / und werden dadurch alle Flecken / und Blaͤtterlein verzehret. 264
  • Glas bleibet nicht nur vier und zwantzig oder mehr Stunden ſonderen wol 2. oder 3. Tage lang in ſtarcken Feuer. 264
Glas[149]Regiſter.
  • Glas-Kugeln und andere weiſſe Glaͤſer mit allerhand Farben zu faͤrben / alſo daß ſie gleich wie die natuͤrliche Edelgeſteine an zu ſehen ſeynd .156. 157
  • Glas Blutroth zu machen / welches an ſtatt der Roſenfarbichten Smal - te dienen kan. 167
  • Glas iſt eine Frucht von der wahren Feuer-Kuuſt. 217
  • Glas kommet dem Geſchlechte aller Mineralien am nechſten. 217
  • Glas ſolviret ſich in ein Waſſer. 219
  • Glas hat acht und zwantzig Eigenſchafften dadurch es von allen andern Coͤrperen leichtlich zu unterſcheiden iſt .220.221. 222
  • Glas ſo ſehr durchſichtig iſt / aus Reis bereitet. 226
  • Glaſes Gebrauch. 228
  • Glas ſo ſchoͤn hell iſt / und zu welchem kein Braunſtein iſt kommen / kan an ſtatt deß ſchoͤnen Cryſtall-Gemengs gebrauchet werden. 61
  • Glas das ungeſtaltet iſt / machet eine ungeſtalte Couleur es ſeye gleich die Farbe bereit wie ſie immer wolle. 63
  • Glas ſchoͤn und fein zu machen auff eine recht kurtze und unkoſtbahre Ma - nier / welches dennoch ſo gut iſt als das / welches A. Neri in ſeinem 36. Capitel mit vielen Unkoſten und Umbſtaͤnden lehret machen. 66
  • Glas und Edelgeſteine ſo wohl vollkommener und haͤrter als auch compen - dieuſer zu machen nach Joh. Kunckels Manier. 202
  • Glas Venetianiſches / warumb man ſaget / daß ſolches vom Giffte auff - geloͤſet und zerbrochen werde. 219
  • Glas / wie es verarbeitet werde. 242
  • Glaſes Alterthumb. 222
  • Glas-Oeffen Beſchreibung. 238
  • Glas-Oefen werden viel Figuren vorgeſtellet.
  • Glas-Kunſt Zugabe von Joh. Kunckeln. 201
  • Glaßmacher wann ſie arbeiten / haben lieber eine lebhaffte als groſſe Flamme. 262
  • Glas-Metall iſt immer eines beſſer als das andere umb den fuͤnfften auch wohl ſechſten Theil. 263
  • Glaſe die Marmor-Farbe zu geben. 94
  • Glas das Milchfarbicht iſt / die Pfirſchenbluͤt-Farbe zu geben. 94
  • Glas die Schmaragd-gruͤne Farbe zu geben. 39
  • Glaſe die guͤldene Farbe zu geben. 89
  • Glaſtum ſo ein Lateiniſch Wort iſt / wird bey dem Cæſare in ſeinen Com - mentarien / vitrum geheiſſen. 215
U u u iijGlaͤſer -[150]Regiſter.
  • Glaͤſerne Maͤnner. 290
  • Glaͤſernes Schiff mit aller behoͤrigen Außruͤſtung. 290
  • Glaͤſerner Wagen mit zwey Ochſen / welche mit einem Muͤckenfluͤgel ha - ben koͤnnen bedecket werden. 290
  • Glaͤſer wo Bley zu kommt / ſeynd wegen ihrer Weichheit nicht wohl zu ar - beiten. 65
  • Gold in Aqva Regis auffgeloͤſet / tingiret die Haut deß Menſchen mit einer voͤlligen Purpurfarbe / welche etliche Tage lang tauret. 302
  • Gold verhindert die efferveſcentz des Glaſes nicht / ob ſchon ſolches Neri und Merett lehren. 345
  • Granat Orientaliſchen zu machen. 123
  • Granat der noch voͤlliger an der Farbe iſt. 123
  • Granat auff eine andere Manier zu machen ſo auch ſchoͤn iſt. 123
  • Granat ſo A. Neri in ſeinem 87. 88. und 89. Capitel lehret machen / ſiehet mehr einem Amethyſten als Granatſteine aͤhnlich. 133
  • Granat wann er unter das Glas geſchmoltzen wird / giebet blos eine Sma - ragd-Farbe. 113
  • Granaten Boͤmiſche behalten ihre Farbe im Feuer. 303
  • Granat Farbe ins Bleyglas zu bringen. 108
  • Granaten Farbe zu machen. 90
  • Gruͤne Farbe auff Glas zu machen. 39
  • Gruͤne Farbe auff eine andere Art ſo ſchoͤner iſt als die vorige. 40
  • Gruͤne Farbe auff eine andere Art ſo wunder ſchoͤn iſt. 40
  • Gruͤne Farbe / welche allen anderen bereiteten gruͤnen Farben weit vorge - het. 41
  • Gruͤn Schmetz-Glas zu machen .139. 305
  • Gruͤnes Schmeltz-Glas oder Smalte auf eine andere Manier zu machen .140.
  • Gruͤner Farben Unterſchiedlichkeiten werden zu wege gebracht durch Zu - ſammenſetzung des gebranten-Kupffer und des Eiſen-Saffrans / oder bereitenden Eiſen-Pulvers. 65
  • Gruͤne aus dem Loͤffelkraut / kan durch die Diſtillation wie ſolche A. Neri lehret / nimmer ſo ſchoͤn zu wege gebracht werden / als Joh. Kunckels Manier nach. 178
  • Gruͤne Farbe aus dem Pappeln-Kraut / Pimpinellen-Kraut und andern dergleichen. 155
  • Guͤldene Farbe dem Glaſe zu geben. 89
Guͤlden[151]Regiſter.
  • Guͤldene Farbe dem Bleyglaſe zu geben. 108
  • Guͤldene Farbe des Cryſtalls / warumb daß ſolche manchmahl nicht koͤn - ne zu wege gebracht werden / und wie ſolche recht ſoll gemacht werden. 17

H.

  • HAls wird genennet die uͤbrigen Glasſtuͤcke welche an den eiſern Blas - roͤhren behangen bleiben. 264
  • Hiacynth ſehr ſchoͤn zu machen J. Kunckels Manier. 208
  • Hiacynth zu bereiten welcher dem guten nicht gar ungleich koͤm̃et. 293
  • Hiacynth auff noch eine andere Manier / ſo von C. Merrett herkom̃t. 294
  • Himmelblaue Farbe zu machen. 121
  • Holtz-Aſchen Bereitung aus alten Baͤumen. 327
  • Holtz welches das beſte zum Glasmachen ſeye. 344

J.

  • JNhalt des erſten Buchs A. Neri, von der Glaßmacher-Kunſt .9 . des Anderen /69. des Dritten /88. des Vierten102. des Fuͤnfften116. des Sechſten135. deß Siebenden .151.
  • Inſtrumenta von Kupffer ſollen in Bereitung der Saͤltze verhuͤtet werden. 46
  • Inſtrumenta oder Werckzeuge ſo zum Glaßmachen in Teutſchland ge - brauchet werden. 326
  • Inſtrumenta ſo zum Glaßmachen in Holland zu Amſterdam gebrauchet werden. 334
  • Inſtrumenta ſo zum Glaßmachen in Engeland gebrauchet werden. 336
  • Jungfer-Milch zu machen von Seiffenſieder-Lauge und gruͤnen Hollun - der-Oele. 271

K.

  • KErmeſin-Lacca vor die Mahler. 159
  • Korn-Blumen Farbe welche in der Glaßmacher-Kunſt eine von den fuͤrnehmſten iſt. 42
  • Kraut Kali iſt zehenerley Sorten / ſo alle erzehlet werden. 247
  • Kraͤuter haben alle einerley Saltz nach der Verbrennung / nur daß eines mehr Erdefuͤhret als das andere. 54
  • Kupffers dreyf ache Calcination zum Glaßfaͤrben. 33
  • Kupffers dreyfache Calcination auff eine andere Manier mit geringerer Muͤhe und wenigern Koſten. 36
  • Kupffer-Vitriol ohne Corroſiv zu machen aus welchem die wahre und hoch-blaue Farbe extrahiret wird; eine wunderſame Sache. 170
Kupffer[152]Regiſter.
  • Kupffer-Vitriol deſſen im 31. Capitel gedacht worden / zu machen. 169. auff eine andere Manier. 319
  • Kupffer ſo es in Scheide-Waſſer auff geloͤſet / und etwas gepuͤlverte Krebs - Augen darzu gethan werden / giebet es eine uͤberaus ſchoͤne blaue Farb .277. 279
  • Kupffer wird auff fuͤnfferley Manier zu Pulver gemacht. 277
  • Kupffer wird von allen Acidetiten und Fxen Salien auffgeloͤſet. 279
  • Kupffer-Blumen wie ſolche aus dem Kupffer und Gallmeyſtein bereitet werden. 280
  • Kupffer-Glas nach J. Bapt. Porta Manier zu bereiten. 293
  • Kupfferne Keſſel ſeynd den Farben ſchaͤdlich. 249

L.

  • LAcca ſo gelb iſt aus dem Pfriemen-Kraut-Blumen zu machen denen Mahlern dienlich. 152
  • Lacca aus den Mohn-Blumen / blauen Schwaͤrtel / gelben Violen und allerley friſchen Kraͤutern und Blumen zu extrahiren .152. 153
  • Lacca und Farben zum Mahlen aus der Pomerantzen-Bluͤt zu extrahiren. 155
  • Lacca aus den Feldmohn-Blumen oder Klapper-Roſen zu extrahiren. 155
  • Lacca aus den Schwaͤrtel-Blumen / blauen und rothen Violgen; Jtem aus leibfarbenen und rothen Roſen / Borragen / Kohl - und blauen Lilien - Blumen / und andern dergleichen zu extrahiren. 155
  • Lacca ſo gar ſchoͤn iſt aus dem Braſilien-Holtze und der Faͤrber-Roͤthe zu extrahiren. 162
  • Lacca aus den Kermeſin-Beeren zu machen auff eine kuͤrtzere Manier. 163
  • Lacca aus dem Braſilien-Holtze zu bereiten nach der Lehre Birelle. 317
  • Lacca unterſchiedrne Bereitungen. 315
  • Lacca nach J. Kunckels Manier / in groͤſſerer Menge zu machen als nach der Lehre A. Neri. 178
  • Lacca ſo A. Neri, im 119. Capit. lehret machen / und gar koſtbar iſt / kan Joh. Kunckels Manier noch wohlfeiler und auff eine beſſere Manier ge - macht werden. 187
  • Laſurſtein-Farbe ſo A. Neri im 72. Cap. lehret machen gehet nicht an. 114
  • Laſurſtein / ungeachtet daß er ziemlich hart iſt / giebet im Feuer ſeine Farbe von ſich. 265
  • Laſurſteine erleiden einige derſelben das Feuer / andere nicht. 314
Lauge[153]Regiſter.
  • Lauge ſo zur Lacca gebrauchet wird / zu erkeñen ob ſie ſtarck genung ſey. 316
  • Lauge kan auch in hoͤltzernen Gefaͤſſen verwahret werden. 46
  • Lehre Joh. Kunckels von den Lacc-Farben ſo in den 108. und 109. Capitel A. Neri enthalten ſeyn. 174
  • Lehre gedachten J. Kunckels / von Trucknung der Lacca, ſo ſein eigenes Experiment iſt. 176
  • Lehre J. Kunckels / von der Lacca und Farben zum Mahlen / ſo A. Neri im 110. Capitel aus der Pomerantz-Bluͤth und anderen Kraͤutern zu extra - hiren lehret / iſt gar merckwuͤrdig .176. 177
  • Lehre Joh. Kunckels von der Balas-Farbe ſo A. Neri im 122. Cap. Be - ſchrieben. 164
  • Lehre J. Kunckels von der Roſenfarbichten Smalte ſo von A. Neri im 124. Capitel beſchrieben. 193
  • Lehre J. Kunckels von dem Blutrothen Glaſe ſo von A. Neri im 127. Cap. beſchrieben worden / was darbey in acht zu nehmen / und auff was Wei - ſe man dieſe Farbe geſchwinder bekommen koͤnne. 194
  • Lehre J. Kunckels von der Roſenfarbichten Smalte des 128. Capitels A. Neri, was darbey in acht zu nehmen ſeye. 194

M.

  • MAgneſie was vor Eigenſchafft ſie habe. 22
  • Magneſie iſt Braunſtein / ſolte billig des Glaſes Seiffe genand werden. 55
  • Magneſie Toſchkaniſche und Ligurgiſche machen den Cryſtall ſchwartz. 22
  • Magneſie von Piomont / wird von den Glasmacheren vor die beſte gehal - ten. 22
  • Magneſie Piemontiſche wie zu gebrauchen. 22
  • Magneſie was vor Eigenſchafft ſie habe. 22
  • Magneſie wie ſolche zum Glaßfaͤrben ſol bereitet werden. 25
  • Magneſie und Zaffera / wie ſolche zu den Farben Joh. Kunckels Lehre nach ſollen gebrauchet werden / ſo durchgehends anſtat einer gar richtigen Probe dienen kan. 146
  • Magneſie oder Braunſteins Qvantitet ſo A. Neri im 103. Capitel heiſſet nehmen / iſt etwas zu viel und wird die Farb dadurch zu dick. 149
  • Magneſie machet das rohe Glas oder Metall ſehr auffſchwellend oder auf - lauffend. 273
  • Magneſie ſo in Engelland gefunden wird / dero Art und Natur. 273
X x xMagne -[154]Regiſter.
  • Magneſie iſt die Urſache der unterſchiedenen Qvalitaͤten und Veraͤnde - rungen der Farben deren eine voͤllig / einige aber heller ſeynd. 262
  • Magneſie auch die Zaffera ſeynd nur der Guͤte nach unterſchieden. 262
  • Magneſie wird alſo genennet / dieweil es ſich ſo wohl am Gewichte als an der Farbe mit dem Magnet ſtein vergleichet. 268
  • Magneſie iſt eine allgemeine Materie deß Glaſes. 268
  • Magneſie mag fuͤr eine Haupt-Materie aller Farben gehalten werden. 268
  • Magneſie reiniget das Glas und machet es heller. 268
  • Magneſie Qvantitet ſo A. Neri im 55. Capitel zu nehmen befiehlet / iſt zu groß. 100
  • Mahler-Lacca im Aqvafort iſt weniger als nichts nutz. 85
  • Maͤnner von Glas. 290
  • Marmor-Farbe ins Glas zu machen. 94
  • Marmor-Farbe ſo A. Neri, im 56. Capitel lehret machen / hat dreyerley groſſe Maͤngel. 100
  • Marmors Abkuͤhlung und Abſchiefferung wird / wie es A. Neri im 63. Cap. lehret / in dieſen Landen von den Glasmachern nicht gebrauchet. 113
  • Materia womit die Hollaͤnder und andere Nationen ihre feine Toͤpffer-Ge - ſchirre und andere Dinge mahlen. 59
  • Materia aus welcher alle Schmaͤltz-Glaͤſer oder Smalten bereitet wer - den. 136
  • Materia des Schmaͤltz-Glaſes oder Schmalte ſo A. Neri in ſeinem 95. und 96. Cap. lehret ſchmaͤltzen / auff eine viel leichtere und ſichere Manier zu ſchmaͤltzen. 145
  • Menſtruum damit man die Carmeſin Farbe extrahiren ſoll. 160
  • Meerwaſſer-Farbe ſo die vornehmſte iſt in der Glasmacher-Kunſt / zu berei - ten. 31
  • Meerwaſſer-Farbe / daß ſolche nicht ſchwaͤrtzlicht / oder ſchmierig und gar - ſtig werde / zu verhuͤten. 31
  • Meerwaſſer-Farbe zu dem kuͤnſtlichen Cryſtall / von den Jtaliaͤnern Bol - lito genand / zu machen. 34
  • Meerwaſſer-Farbe auff Cryſtall zu machen aus dem Hammerſchlag vom Kupffer. 37
  • Meerwaſſer-Farbe mit noch geringern Koſten zu bereiten. 37
  • Meerwaſſer-Farbe ſo wunder ſchoͤn iſt uͤberall die andern. 38
  • Meerfarbe iſt die eigentliche und natuͤrliche Farbe des Kupffers. 275
  • Mercurial-Waſſer welches ein vornehmer Obirſier gehabt / worinnen wann ein Tuͤrckis 8. oder 10. Tage gelegen / ſeine verlohrne Farbe wie -der[155]Regiſter. der bekommen hat. 179
  • Meſſing-Blech von einem alten Keſſel / kan an ſtatt des Knitter-Golds oder zitter Kupffers gebrauchet werden. 61
  • Milchfarbe außbuͤndig ſchoͤn zu machen. 93
  • Milchfarbe noch ſchoͤner und weiſſer zu machen / auf eine andere Manier. 94
  • Mineralien wie ſie ſollen zur compoſition der Orientaliſchen Calcedonier / Jaſpis und Achat bereitet werden. 69
  • Minie oder Bley-Menge giebet zwar eine ſchoͤne gruͤne Couleur, alleine die Glaͤſer wo Bley zu kommet / ſeind wegen ihrer Weichigkeit nicht wol zu arbeiten. 65
  • Mixtur zu den Spiegeln zu machen. 156
  • Mixtur J. Kunckels / zu den Edelgeſteinen / vor die jenigen ſo ſich darin - nen uͤben wollen. 208
  • Mixtur oder Gemenge Joh. Kunckels auff eine andere Manier. 206
  • Muͤhle oder Moͤrſel ſonderbahre Erfindung / ſo von kleinen Jungen koͤn - nen getrieben werden. 205
  • Muͤhle worinnen von der haͤrtern Maſſen / als der Aſchen / Kieſel ꝛc. mehr in einem Tage kan zermalmet werden / als wohl ſonſten zwantzig Men - ſchen mit Moͤrſelſtoſſen ausrichten moͤgen. 261

N.

  • NAttern-farbicht Berg-Cryſtall zu machen. 110
  • Natuͤrliche Orientaliſche Steine / als Rubine / Sapphire ꝛc. ſo A. Ne - ri, in ſeinem 90. Capitel lehret / unter die Paſten zu ſchmaͤltzen / iſt falſch und kan nicht angehen. 133

O.

  • OFens zum Glasmachen / erſte Figur. 328
  • Ofens zum Glasmachen / andere Figur. 329
  • Ofens zum Glasmachen / dritte Figur. 330
  • Ofen zum Glasmachen / wie er zu Amſterdam gebrauchet. 334
  • Ofen zu calcinirung des Saltzes. 350
  • Ofen zum Kobolt / ſo zu Schneeberg in Meiſſen gegraben wird. 58
  • Ofen erfordert ein duͤrres Holtz. 262
  • Oefen und Kupffer werden zu Ende des zweyten Theils erklaͤret.
  • Oleum Vitrioli, Oleum Sulphuris iſt ein Ding. 200
  • Opal zu machen / Joh. Kunckels Manier. 208
  • Opals-Farbe in den Cryſtall zu bringen. 110
  • Orientaliſchen Granat zu machen. 123
X x x ijOrie[156]Regiſter.
  • Orientaliſcher Granat der noch voͤlliger an der Farbe iſt. 123
  • Orientaliſcher Granat auff eine andere Manier ſo auch ſchoͤn iſt. 123
  • Orientaliſchen Smaragd zu machen. 118
  • Orientaliſchen Topas zu machen. 121
  • Orientaliſchen Chryſolit zu machen. 121
  • Orientaliſchen Sapphier zu machen. 122
  • Orientaliſchen Sapphier in einer noch voͤlligern Farbe zu machen. 122

P.

  • PAſten und ihre Farben betreffend / eine Erinnerung davon. 124
  • Paſten ſo hier oben gedacht / allerhand Edelgeſteine daraus zu machen / auff eine wunderbahre / und nie bekandte Manier. 125
  • Paſten die haͤrteſten von allerhand Farben zu machen. 127
  • Paſten werden von den Chymicis amauſen genannd. 297
  • Paſta ſo A. Neri im 5. Buch lehret machen / kan ſo wohl aus den kleinen durchſichtigen Kießlingſteinen und Qvaͤrtzen als aus dem Cryſtall ſelber gemacht werden. 128
  • Paſta oder Gemenge welche A. Neri in ſeinem 92. Capitel lehret machen / beduͤrffen nicht ſo lange im Glaß-Ofen zu ſtehen. 135
  • Perlen-Farbe in Chryſtall zu bereiten. 96
  • Pfirſchen-Bluͤt-Farbe dem Milch-Faͤrbichten Glaſe zugeben. 94
  • Pflantzen welche zum Glaßmachen ein taugliches Saltz geben .254.255. 256
  • Pilatro waß es heiſſe. 317
  • Probe der Aſchen deß Krauts Kali. 249
  • Probe der Syriſchen Aſchen. 11
  • Probe der rechten calcination deß Knitter-Golds oder Zitter-Kupf - fer-Blechen. 30
  • Proportion deß Cryſtals und Minie ſo A. Neri in ſeinem 78. Capitel leh - ret / hat gantz keine Gleichheit. 130
  • Proportion deß Sandes in der rohen Soda zu finden. 44
  • Pulfer durch calcination mit Schweffel auß Kupffer zu bereiten / ſo anſtatt des Vitriol-Oels welches aus dem Vitriol ſo von Kupffer nach A. Neri Art gemachet wird und p. 38. beſchrieben iſt / fuͤglich kan gebrauchet wer - den. 64
  • Pulfer rothes zu vielen Glaß-Farben dienlich zu machen. 33
  • Purpur-Roͤthe ſo von A. Neri im 104 Capitel gelehret wird / iſt zweymahl von J. Kunckeln verſucht worden / hat ihm aber keinmahl gerathen wollen. 149
Pur -[157]Regiſter.
  • Purpur faͤrbichte Smalte oder Schmaͤltz-Glaß zu machen. 141
  • Purpur faͤrbichte Smalte auff eine andere Manier. 141
  • Purpur-Rothe Smalte auff eine andere Manier. 305

Q.

  • QVantitet der Zaffaræ und Crocmartis ſo im 71. Cap. von. A. Neri be - ſchrieben wird / iſt falſch. 113

R.

  • RAuch wie ſolcher bey Machung des Cryſtals zu verhuͤten. 21
  • Reinigung des Scheide-Waſſers. 188
  • Ring aus Bley-Glaß bereitet wunderbahrer Wuͤrckung. 292
  • Roſen farbige Smalte oder Schmaͤltz-Glaß zu machen / von den Jtaliaͤne - ren Roſichcero genand / mit welchem das Gold bemahlet wird .165. 317
  • Roſen farbichte Smalte oder Schmaͤltz-Glas zum Golde auff eine andere Manier zu bereiten. 166
  • Roſen farbichte Smalte noch auff eine andere Manier zu bereiten. 168
  • Rochetta oder Puͤlverlein bedeutet eines ſo viel als das andere. 245
  • Rothes Pulver ſo zu vielen Glas-Farben dienlich zu machen. 33
  • Rothe durchſichtige Farbe ſo von A. Neri im 129. Capitel beſchrieben wor - den / iſt des Authoris Lehre nach von vielen verſucht / aber weniges Ver - gnuͤgen darinnen gefunden worden. 195
  • Rothe-Farbe voͤllig zu machen. 94
  • Rothe durch ſcheinende Farbe im Glaſe zu machen. 163
  • Rothe durchſichtige Farbe zu machen auff eine andere Manier. 169
  • Rothe-Farbe wann ſolche gemacht wird nach Art und Weiſe des 58. Capit. kommt gar zu roth. 101
  • Rothe Farbe des Stahls oder Eiſens iſt die Fuͤrnehmſte / welche mit Aqva Regis gemachet wird. 285
  • Roͤthe des Vitriols ſoll von ſeiner terra herkommen. 200
  • Roͤthlichen ſchoͤnen Stein zu machen J. Kunckels Manier208
  • Ruß iſt gut die verborgene Farben hervor zu bringen85
  • Rubinſtein wird ſtets gefunden an Orten wo Gold iſt319
  • Rubin-Farbe in den Cryſtall zu bringen. 110

S.

  • SAlpeters und Steinſaltzes Gebrauch iſt zu der Glaſes-Bereitung gantz abkommen. 258
  • Saltz aus dem Puͤlverlein Rochetta, und aus der Soda Hiſpanica aus zuziehen / vermittelſt / welchem die Fritta Cryſtalli, von den Jtaliaͤ -X x x iijnern[158]Regiſter. nern Bollito genand bereitet wird / darinnen das Fundament der gantzen Glas-Kunſt beſtehet / auff eine gantz neue und geheimte Manier. 10
  • Saltz aus dem Levantiſchen Pulver zu extrahiren / womit eben ſo ein ſchoͤ - ner und durchſcheinender Cryſtall mag bereitet werden / als wie der Berg-Cryſtall iſt. 15
  • Saltz aus dem Fahrenkraut zu extrahiren / von welchem gleichfals der Cry - ſtall ziemlich ſchoͤn wird. 17
  • Saltz auff eine andere Art und Weiſe bereiten / aus welchem eine Cryſtall von unglaͤulicher Schoͤnheit gemachet wird. 18
  • Saltz zu bereiten aus welchem ein genugſamer ſchoͤner Cryſtall wird. 18
  • Saltz aus der Soda zu machen / ſo gar ſchoͤn iſt / und woraus ein ſo herrlich ſchoͤn Glas bereitet wird / als ſonſten aus einer anderen Materie / ſie mag gleich Rochetta oder anders heiſſen. 45
  • Saltz von Soda wie ſolches am beqvaͤmſten kan eingeſotten werden .45. 46
  • Saltz aus allerhand Arten Kraͤutern und gemeinen Aſchen zu machen mit gantz leichter Muͤhe / welches eben ſo gut iſt als das Levantiſche Pulver .50.52. 54
  • Saltz wann es im Glaſe trucken und gelinde gegluͤet wird / ſo werden eben die uͤbrige Unreinigkeiten deſto beſſer darvon geſchieden. 52
  • Saltz es ſeye aus welchem Kraut es wolle / ſo es nicht wol gereiniget wird / giebet es kein ſchoͤn Glas. 53
  • Saltz wann es am beſten aus dem Kraͤutern zu extrahiren ſeye. 253
  • Saltz aus dem Mauerkalck / iſt in Engeland nicht im Brauch. 259
  • Saltz aus dem Maurkalck iſt viel ſchaͤrffer als anderes. 260
  • Saltz welches man aus den Muſcheln / Auſteren und Krebsſchalen bereitet / wird von Ferr. Imperato. vor das beſte Saltz zum Gebrauche des Gla - ſes gehalten. 260
  • Saltz abgeſchaumtes wird auch genennet Salalcali, bey den Teutſchen Glas-gall / iſt gantz weiß / vergleichet ſich dem Geſchmack nach mit dem Nitro. 263
  • Saltz es ſeye ſo fix wie es immer wolle / uͤber ſich zu treiben / oder fluͤchtig zu machen. 339
  • Saͤltze welche die Glasmacher zu ihren feinſten Gut gebrauchen / an ſtatt der weit hergebrachten Materialien / als Soda Hiſpanica, pulviſculo, ꝛc. auff einen leichten und gantz kurtzen Weg / und gleichwohl eben ſo ſchoͤn / oder noch ſchoͤner / mit wenigen Koſten an allen Orten und Enden in Teutſchland in der Menge zu bereiten. 347
Saltz[159]Regiſter.
  • Saltz wo Kalck zu kombt machet Riſſe im Glaſe. 54
  • Schweffel Spiritus Eigenſchafft. 278
  • Schwefel zu figiren. 318
  • Schwefel zu figiren welcher zu den Roſen farbichten Schmeltz-Glas zum Golde gebrauchet wird. 167
  • Schweffel auff noch eine andere Manier zu figiren / daß er zu der Roſen farbichten Smalte diene. 169
  • Spiegel Mixtur ihre Flecken und Schiefrigkeit zu benehmen. 311
  • Spiegel Mixtur unterſchiedene Bereitungen .310.311.312.
  • Spießglas tingiret zwar das Glas auch alleine / bloß vermittelſt ſeinem Me - talliſchen Theil dem Regulo. 226
  • Sand oder Stein giebet dem Glaſe die conſiſtentz. 250
  • Sand / ſo in Londen zum Glas machen gebrauchet wird. 253
  • Sapphier zu machen J. Kunckels Manier. 207
  • Sapphier Orientaliſchen zu machen auff eine andere Manier. 122
  • Sapphier Orientaliſchen zu machen auff noch eine andere Manier voͤlli - ger von Farbe. 122
  • Sapphier-Farbe dem Bley-Glaſe zu geben. 108
  • Sapphier-Farbe zu machen. 91
  • Sapphier-Farbe auff eine andere Manier viel ſchoͤner zu machen. 92
  • Sapphier-Farbe aus Silber-Margaſith. 302
  • Satz oder Gemenge von Glas wann ſolches ſchoͤn iſt / ſo wiꝛd auch die cou - leur ſchoͤn und hell. 63
  • Scheidewaſſer ein Pfund deſſelben hat nicht mehr als acht Loth guten ſpiritum bey ſich. 286
  • Scheidewaſſer wird in eiſernen Toͤpffen gemacht. 288
  • Scheidewaſſers Reinigung. 288
  • Schiff von Glas / ſo Maſtbaͤume / Segel / Stricke / und alle behoͤrige Außruͤſtung gehabt. 290
  • Schmaragd Orientaliſchen zu machen. 118
  • Schmaragd ſehr ſchoͤn zu machen J. Kunckels Manier. 108
  • Schmaragds unterſchiedene Bereitungen. 299
  • Schmaragdgruͤne Farbe auff Glas zu machen. 39
  • Schmaragdgruͤne Farbe ſo ſchoͤner iſt als die vorige. 40
  • Schmaragdgruͤne Farbe auff eine andere Art ſo wunderſchoͤn iſt. 40
  • Schmaragdgruͤne Farbe ſo alle uͤbertrifft wunderſchoͤn zu machen. 160
  • Schmaragdgruͤne Farbe zumachen auff eine andere Manier. 119
Sma -[160]Regiſter.
  • Schmaragd-Paſta noch ſchoͤner zu machen. 120
  • Schmaragd noch auff eine andere Manier ſchoͤner zu machen. 120
  • Schmaragd noch auff eine andere Manier ſo ſchoͤner iſt zu machen. 120
  • Schmaragd ſo falſch geweſen / iſt umb 9000 Ducaten verkauffet wor - den. 296
  • Schmeltz-Tiegel aus was vor Leimen ſolche in Engeland gemacht wer - den. 242
  • Schwartze Farbe zu machen. 92
  • Schwartze Farbe auff eine andere Manier. 92
  • Schwartze Farbe auff noch eine andere Manier / gar ſchoͤn zu machen. 93
  • Silber gantz pur und rein von allen deme ſo ihme ſonſten natuͤrlicher Weiſe anhencket / zu reinigen auff eine gantz ſonderbahre Manier. 87
  • Silber-Tinctur hat keine blaue / ſondern eine weiſſe Farbe. 302
  • Silber in einen natuͤrlichen Smaragd zu verwandeln / gehet nach der Lehre J. Bapt. Porta nicht an. 345
  • Smalte oder Smeltz-Glas Milchweiß zu machen. 137
  • Smalte oder Schmeltz-Glas ander Farbe wie ein Tuͤrckiß zu machen. 137
  • Smalte oder Schmeltz-Glas blau zu machen .138. 143
  • Smalte oder Schmeltz-Glas gruͤn zu machen .139. 305
  • Smalte oder Schmeltz-Glas gruͤn zu machen auff eine andere Weiſe. 139
  • Smalte oder Schmeltz-Glas noch auff eine andere Weiſe gruͤn zu ma - chen. 139
  • Smalte oder Schmeltz-Glas ſchwartz zu machen. 140
  • Smalte oder Schmeltz-Glas auff eine andere Weiſe ſchwartz zu machen. 140
  • Smalte oder Schmeltz-Glas auff noch eine andere Weiſe ſchwartz zu machen .141. 305
  • Smalte oder Schmeltz-Glas Purpurfarbicht zu machen. 141
  • Smalte oder Schmeltz-Glas Purpurfarbicht zu machen auff eine ande - re Manier .141. 305
  • Smalte oder Schmeltz-Glas gelb zu machen. 142
  • Smalte oder Schmeltz-Glas violblau zu machen. 143
  • Smalte oder Schmeltz-Glas Roſenfarbicht zu machen / von den Jtaliaͤ - nern Roſichiero genand / mit welchem das Gold bemahlet wird. 165
  • Smalte oder Schmeltz-Glas Roſenfarbicht zu machen auff eine andere Manier. 317
  • Smalte oder Schmeltz-Glas Roſenfarbicht zu machen noch auff eine andere Manier. 166
Smal -[161]Regiſter.
  • Smalte oder Schmeltz-Glas auff eine andere und bewaͤhrte Manier Ro - ſenfarbicht zu machen. 168
  • Smalten oder Schmeltz-Glaſes Materie ſo im 105. Capitel von A. Neri gebraucht wird / verlieret die gelbe wañ ſolche zu lang im Feuer ſtehet. 149
  • Eben dieſelbe Smalten Materie giebet keine Gelbe wenn der Wein - ſtein rein oder weiß iſt / ſondern der groͤbſte iſt hiezu der beſte. 149
  • Smalte oder Schmeltz-Glaſes Bereitung nach C. Merretti Lehre. 285
  • Smalte oder Schmeltz-Glaſes Bereitung nach Libavii und J. Bapt. Porta Lehre. 305
  • Soda Hiſpanica giebet an und vor ſich ſelbſten ein guts Glas. 44
  • Soda wie ſolche in einem außgehauenen Trog kan geſtoſſen werden. 45
  • Steine welche die Beſten ſeyn zu dem ſchoͤnſten Cryſtall zu machen auch wo ſelbe in Teutſchland gefunden werden .47. 48
  • Steine allerhand Arten / wie zu erkennen welche zum Glasmachen die Be - ſten ſeyn .13. 251
  • Steine von Werckſtuͤcken geben auch ein ſehr ſchoͤnes Glas. 67
  • Steine / Bergſaͤffte und Metalle oder halbe Metalle nehmen nicht alle dẽ Fluß in ſchmeltzen an ſich. 219
  • Steine aus der Paſta welche A. Neri in ſeinen fuͤnfften Buch lehret machen / ſeind nicht allein zu ſchwer ſondern auch zu weich. 128
  • Sulphur Saturni welcher von A. Neri gar muͤhſam in ſeinen 91. Cap. zu machen gelehret worden / wird viel ſchoͤner und leicher auff Herrn Kunckels Manier bereitet .133. 134

T.

  • TAmariſchken-Holtz wird von Plutarcho geruͤhmet das es trefflich wohl zum Glasmachen diene. 263
  • Tarſus was er ſeye und wo er gefunden werde. 13
  • Tarſus wie er ſoll ausgeleſen werden oder welcher der Beſte ſeye. 13
  • Tarſus giebet ein viel ſchoͤners Glas als einig anderer Toſchkaniſcher Sand. 20
  • Toͤpffe bey den Cryſtall Oefen ſeynd zweyerley. 242
  • Topas Orientaliſchen zu machen. 121
  • Topas Steins unterſchiedene Bereitungen. 301
  • Topas Farbe dem Bley-Glaſe zu geben. 107
  • Topas-Farbe in den Cryſtall zubringen. 110
  • Tropff - oder Thraͤnen Glaſes Hiſtorig. 320
Y y yTropff -[162]Regiſter
  • Tropff-Glas wird von den Schlag eines geringen Hammers oder ande - ren haͤrteren Ruͤſt-zeuges nicht zermalmet ſo es an keinen andern Or - te als auff dem Bauche geſchlagen wird. 323
  • Tropff-Glaſes wunderbahre Eigenſchafften .321.322.323. 324
  • Tuͤrckiß - oder Kornblumen-Farbe / welche in der Glasmacher-Kunſt eine von den Fuͤrnehmſten iſt. 42
  • Tuͤrckis und andere undurchſichtige Farben ſehr ſchoͤn auff eine ſonder - bahre Manier zu bereiten. 68
  • Tuͤrckis ſo gerecht iſt / ſeine vorlohrne Farbe wiedergeben. 156
  • Tuͤrckis ſeine verlohrne Farbe wieder zu gebẽ / gehet nach der Lehre A. Neri mit dem Mandel-Oehl nicht an. 279
  • Tuͤrckis iſt ſeine verlohrne Farbe wiedergeben worden / hat aber nicht lan - ge Beſtand gehabt. 179
  • Tuͤrckiſſe zu faͤrben nach J. Babt. Porta Lehre. 285
  • Tuͤrckiſſe ſeine verlohrne Farbe wieder zu geben nach der Lehre Frau Jſa - bella Corteſiæ .309. 310
  • Tuͤrckis Farbe bereitet J. Bapt. Porta alleine mit Zaffera. 305

V.

  • VErſion des 98. Capitels A. Neri iſt etwas falſch und deßwegen von J. Kunckeln geaͤndert. 147
  • Verſion des 120. Cap. A. Neri iſt gleichfals etwas falſch und deßwegen von J. Kunckeln geaͤndert .188.189. 191
  • Verzeichniß der jenigen Pflantzen und Vegetabilien welche eine Farbe bey ſich haben / und alſo folgbahr dienen eine Lacca aus ihnen zu extra - hiren. 306
  • Viol-Blaue Himmelfarbe zubereiten. 122
  • Vitriol vom Kupffer nach Spagyriſcher Kunſt ohne corroſiv zu berei - ten. 38
  • Vitriol zu reinigen und ein ſehr ſtarckes Aqvafort daraus zu machen. 73
  • Vitriol auß den gefaͤrbten Waͤſſern deren p.171. gedacht worden / zu ex - trahiren. 172
  • Vitriol zu probiren ob er gut ſeye zu einer Roͤthe zubringen. 199
  • Ultramarin-Farbe zu machen nach Art und Weiſe wie ſolche Joh. Kunckel von einen Frantzmann erlernet hat. 183
  • Ultramarin - oder Kornblum-Farbe zu machen auff eine andere Manier. 157
  • Ultrum iſt vor Alters anſtatt Vitrum geleſen worden. 216
Urſache[163]Regiſter.
  • Urſache / warum man ſaget daß das Venetianiſche Glas von dem Giffte auffgeloͤſet und zerbrochen werde. 219

W.

  • WAgen mit zwey Ochſen von Glas gemacht / welche mit einem Muͤ - cken-Fluͤgel haben koͤnnen bedecket werden. 290
  • Weinſtein-Saltz wie zu reinigen. 24
  • Weinſtein ſo von A. Neri, Greppola und gumi deibotti genannt wird / iſt eigentlich die Weinhefe. 249
  • Weinſteins ſonderbahre Calcinirung in Engeland zum Glas machen. 265
  • Weinſtein-Oehl wann es in ein gruͤnes Waſſer gegoſſen wird / ſo erlan - get man eine weiſſe Farbe. 271
  • Weinſtein oder Weinhefen wie zu brennen. 74
  • Weiſſe und helle Farbe zu machen ſo von C. Merretti herkombt. 271
  • Wort / Rochetta iſt in den Glasmacher Huͤtten in Engeland nicht bekand / ſondern bloß das Wort Puͤlverlein. 245
  • Wort Rochetta und Puͤlverlein bedeutet eines ſo viel als das andere. 245
  • Wort Fritta hat ſeinen Urſprung von dem Jtaliaͤniſchen Wort frittare, welches ſo viel heiſſet als gefrieren. 260

Z.

  • ZAffera ſo zu dem Glasmacher-Farben dienlich / wie ſolche ſoll bereitet werden. 25
  • Zaffera in Eſſig ab zu loͤſchen iſt nicht nuͤtze. 57
  • Zaffera klein gerieben iſt eben ſo gut als die ſo in Eſſig abgeloͤſchet wordẽ. 57
  • Zaffera was es ſeye .57.58.59. 265
  • Zaffera wird aus Cobolt gemacht. 59
  • Zaffera wann die proportion in derſelben getroffen wird / giebet einen uͤber all die maſſen ſchoͤnen Amethyſt. 98
  • Zafferæ und croci martis proportion ſo im 71. Capitel von A. Neri be - ſchrieben wird / iſt falſch. 113
  • Zafferæ Farb hat von keinem andern als einem Metalliſchen Dinge ſeinen Urſprung. 266
  • Zinck in aqvafort auffgeloͤſet giebet gruͤne Cryſtallen welche das Kupffer mit welchem das Glas tingiret wird / uͤbertreffen. 279
  • Zucker daß er im ſieden nicht uͤberlauffe zu verhuͤten und zu verwehren. 295
  • Zugabe der Glas-Kunſt Joh. Kunckels. 201
  • Zwiſchen ſchwartz und ſchwartz iſt ein groſſer Unterſcheid / ſonderlich bey den Gold-Arbeitern. 148
Y y y ijRegi -[164]

Regiſter. Uber den andern Theil der vollſtaͤndigen Glas - macher-Kunſt.

A.

  • AChatſtein wo er gefunden werde / welcher der beſte / auch von Wehrt und Eigenſchafft deſſelben. 123
  • Adlerſtein wo und in was vor Groͤſſe er gefunden werde / auch von der ſon - derbahren Wuͤrckung deſſelben. 130
  • Agt - oder Baͤrnſtein / wo er gefunden werde / auch was vor Art und Eigen - ſchafft er ſey. 128
  • Alamandinen / was ſie ſeyen / und dero Wehrt. 110
  • Amethyſten / was vor Farbe und Haͤrte ſie haben / welche die beſten / und was Wehrtes ſie ſeyn / Jtem wie vielerley Arten derſelben gefunden werden. 111
  • Amulier-Glas. 23
  • Anhang der vollſtaͤndigen Glas-Kunſt. 97
  • Anmerckung uͤber die Schmaragden. 118
  • Anmerckung uͤber den Bezoarſtein. 130
  • Argentum muſicum zu machen96
  • Aurum muſicum zu machen. 95
  • Aurum muſicum auff eine andere Manier. 95
  • Auswaſchung zum Glas reinigen. 23

B.

  • BAlaſen oder Pallaſt wo er gefunden werde und deſſen Wehrt. 109
  • Bergiſcher Stein-Guß. 77
  • Bergblau auff Glas. 19
  • Bergblau wo es gefunden werde / auch von dem Wehrte deſſelben. 126
  • Bericht ausfuͤhrlicher vom brennen und einſetzen. 4
  • Berill iſt Sechseckicht. 120
  • Berills eigentliche Farbe nach zu machen .ibid.
  • Bezoarſtein wie und wo er gefunden werde / wie auch von der wunderbah - ren Eigenſchafft und Nutze deſſelben / welcher der beſte ſeye / und wie er verkaufft werde. 129
  • Bilder zu Metalliren. 810
  • Blau auff Glas zu ſchmeltzen. 19
Blau[165]Regiſter.
  • Blau Glas zum mahlen auff achterley Manier zu machen. 61
  • Bley Loth zu machen. 16
  • Blutſtein wo er gefunden werde / und von den unterſchiedenen Arten deſ - ſelben. 130
  • Braune Glaſur oder Farbe zu machen auff zweyerley Manier /64
  • Braun auff weiß zu machen. 64
  • Braun auff Glas zu mahlen. 17
  • Brenn-Pfannen Beſchreibung. 1
  • Brenn-Oefen Figur. 5
  • Buchſtaben zu verguͤlden auff ſolche Art / wie an dem alten geſchriebenen Muͤnchs-Pergament zu ſehen. 80

C.

  • CAlcedonier wo ſie gefunden werden welche die beſten ſeyn / und von dem Wehrt derſelbigen. 122
  • Carniol wo und von was vor Groͤſſe er gefunden werde / und von dem Wehrt deſſelben. 122
  • Chryſolit wie und wo ſie gefunden werden / auch von der Guͤte und Wehrt derſelben .119. 120
  • Chryſolit wurde bey den Alten vielfaͤltig ein Topaß genennet. 119
  • Chryſolit werden die beſten in den Mohren-Laͤndern gefunden. 119
  • Chryſolit / ſo Rudolpho dem andern dieſes Nahmens iſt gegeben worden / ſoll Boetii Ausſage nach / zwey Ellen lang / und eine halbe breit geweſen ſeyn .119. 120
  • Clavecord und Clavecimbeln auch ander Tiſchwerck auff eine ſonderba - re Manier einzuſprengen. 85
  • Corallen wie ſolche vermittelſt Bartel Korndoͤrffers Gold-Schweffel in ihren Kraͤfften und Tugenden viel hoͤher zu extaltiren und zu ver - ſtaͤrcken ſeyn. 126
  • Corallen eigentliche Beſchreibung / wie und wo dieſelben gefundẽ werdẽ. 127
  • Corallen Zincken ſchoͤne rothe zu machen / die Gratten-Wercke damit aus - zuziehren. 48
  • Cryſtall wo er gefunden werde / und welcher der beſte ſeye. 120

D.

  • DJamants Eigenſchafft. 103
  • Diamanten unterſchiedene Arten. 103
  • Diamant wann er ſchwartze oder gelbe Flecken hat / ſo iſt er ſchadhaft. 103
  • Diamant nach zu kuͤnſteln. 104
Y y y iijDia -[166]Regiſter.
  • Diamanten wo ſie gefunden werden / und von dem eigentlichen Wehrt der - ſelben. 105
  • Donnerſtein wird gemeiniglich Boetii Ausſage nach fuͤnff Finger lang / und zweene breit gefunden. 132

E.

  • EDelgeſteine falſche von den guten oder rechten zu unterſcheiden. 102
  • Erde zur Brenn-Pfannen wie ſie ſoll beſchaffen ſeyn. 2
  • Erklaͤrung der Oefen und aller anderer zu dieſes Wercks erſtem und zwey - tem Theile gehoͤrigen Kupffer-Figuren. 135
  • Erinnerung vom Glas brennen. 5
  • Erinnerung uͤber die blaue Farben. 63
  • Erinnerung uͤber die weiſſe Glaſuren. 58
  • Erinnerung uͤber die Bereitung der gelben Glaͤſer. 60
  • Erinnerung uͤber die gruͤnen Glaͤſer. 61
  • Erinnerung uͤber die rothen Farbe. 64
  • Eiſenfarb Glas zu machen auff zweyerley Manier. 65
  • Eyſen zu gieſſen. 77
  • Eyſen zu verguͤlden mit einem gewiſſen Waſſer. 79

F.

  • FArben / liechte welche man mit hellem Lack-Fuͤrniß uͤberziehen will / wie ſolche ſollen zugerichtet werden. 35
  • Farben und Schmeltzglaͤſer tunckele von allerhand Arten zu machen. 64
  • Farben der natuͤrlichen Edelgeſteine wie zu verhoͤhen. 102
  • Farben allerhand auff Glas zu mahlen. 14
  • Farben allerhand andere auf Glas zu mahlen die nicht ins Feuer kom̃en. 23
  • Figur worinnen die Schuͤſſeln / Teller und Schalen zu breñen eingeſetzet werden. 54
  • Feuer zum Glas-Brennen wie ſolches auff eine andere Manier zu re - gieren und anzumacher ſeye. 3
  • Flaſchen-Forme vortheilhafte und nutzbahre vor die Glasmacher welche ſich ins kleine und groſſe / laͤnglicht / und gevierdt gebrauchen / und - ber Tauſendmahl veraͤndern laͤſſet. 92
  • Fuͤrniſſe allerhand zu machen. 26
  • Fuͤrniſſe mit welchem das blaue und andere gemahlte Couleuren koͤn - nen wie ein Spiegel glaͤntzent gemachet werden. 32
  • Fuͤrniß ſo gut iſt auff Pergament oder Leder. 38
Fuͤr -[167]Regiſter.
  • Fuͤrniß ſo gar nuͤtzlich iſt zu allerley zu gebrauchen. 38
  • Fuͤrniß betruͤglichen zu machen. 38

G.

  • GAgat oder ſchwartzer Boͤrnſtein wie er gefunden werde / und wel - cher der beſte ſeye / auch von dem Wehrte deſſelben. 128
  • Gelb oder Silber-Loth das rechte zu machen das es ſehr ſchoͤn werde auff achterley Manier .20.21. 22
  • Gelb auff Erd / Glas oder Toͤpffer-Glaſuren zu mahlen und brennen. 22
  • Gelbe Farbe auff Glas die man nicht brennen darff. 23
  • Gelbe Glaͤſer von mancherley gelben Farben als Citronen - gelb / Liechtgelb / Goldgelbe / etliche auff unterſchiedene Arten zu machen .58. 59
  • Glas verguͤlden und mahlen. 7
  • Glas wie man es in die Brenn-Pfanne legen ſoll. 1
  • Glas brennen auff viererley Art. 3
  • Glas zu verguͤlden das es einſchmeltze auff zweyerley Manier .9. 10
  • Glas zu verguͤlden das nicht gebrannt wird auff fuͤnfferley Manier .10. 11
  • Glas abzureiben und todt zu machen damit man alſo wie geſchmeltzet / auff Glas mahlen moͤge. 14
  • Glas das Braun-roth oder Rothblau iſt / weis zu mahlen. 17
  • Glasblaſen ins kleine bey der Lampen. 66
  • Glaſuren feine vor die Toͤpffer von allerhand Arten als eine weiſſe Glaſur auff Kacheln .24. Eine gelbe /24. Eine gruͤne ſo gar ſchoͤn iſt .24. Eine blaue. 25Eine Viol-Blaue .25. Eine braune und tunckle. 25Eine Eyſenfarbichte. 25
  • Glaſur ſo gar ſonderlich und ſeltzam iſt. 25
  • Glaſuren und brennen auff die Hollaͤndiſche Manier54
  • Glaͤſer flache auf Lapis lazuli und anderer Edelgeſteine Art zu mahlen uñ zu zurichten / alſo das ſolche zu Threſoren und Schreibtiſchen damit einzulegen fein koͤnnen gebrauchet werden. 43
  • Gipßgruͤn / roth / braun / und brandſchwartz zu faͤrben .82. 83
  • Gipß lauter und ſchoͤn zu gieſſen. 81
  • Gipß ſo weiß iſt zu gieſſen82
  • Gold oder Streuglantz Nuͤrenbergiſchen oder Hautſchiſchen zu machen aus allerley Metallen / ſo ein gantz ungemeines Kunſtſtuͤck iſt. 45
  • Gold-Grund auff Glas auff viererley Manier zu machen .7. 8
  • Gold - und Silber-grund auff Glas und Geſteine wie auch auff Metalle / als Glocken und eiſerne oder zinnerne Geſchirre. 8
Gold[168]Regiſter.
  • Gold auff Glas zu legen daß es ſich auch polieren laſſe / auff zweyerley Ma - nier. 8
  • Gold oder Silber-Schrifft auff Glas zu ſchreiben die vom Waſſer nim - mer abgehe. 9
  • Graden des Feuers zum Glas brennen. 2
  • Granaten ſeynd dreyerley Arten. 109
  • Granaten Orientaliſcher Wehrt. 110
  • Gruͤn Toͤpffer-Glas iſt ein gemeines Bleyglas mit etwas Kupffer Ham - merſchlag verſetzt. 6
  • Gruͤn auff Glas. 20
  • Gruͤne Schmeltz-Glaͤſer. 60
  • Gruͤn Glas auff weiß zu machen. 60
  • Gruͤn Glas auff viererley Manier zu machen .60. 61

H.

  • HAar rothes / ſchwartz zu faͤrben. 91
  • Helle zur verguͤlten Silber-Arbeit auff eine geheimbte Manier zu ma - chen. 79
  • Helffenbein Schwaͤrtze zu machen. 84
  • Helffenbein wie Schildkroͤten zu faͤrben. 83
  • Hollaͤndiſche Kunſt-Toͤpffer / was vor Zeug ſie zum ſchlechten Gut brau - chen. 53
  • Holtz zum Glas brennen muß gut duͤrre hart / und fein klein / auch nach pro - portion des Ofens geſchnitten und geſpaltet ſeyn. 5
  • Holtz gruͤn zu beitzen .83.84.
  • Holtz roth zu beitzen. 84
  • Holtz ſchoͤn braun zu beitzen. 84
  • Holtz ſchwartz zu beitzen. 84
  • Holtz von allerhand Arten in einer meſſam oder Form zu bringen. 85
  • Holtz in Formẽ als Bilder uñ der gleichẽ nach Art des Gipſes zu gieſſen. 85
  • Horn wie Schildkroͤten zu faͤrben. 83
  • Horn gruͤn zu beitzen. 84
  • Horn roth zu beitzen. 84
  • Horn braun zu beitzen. 84
  • Horn ſchwartz zu beitzen. 84
  • Hiacynth wo er gefunden werde / und wie vielerley Arten derſelben ſeyn. 111
  • Hiacynthe werden auch gefunden in dem Jſer-Fluß der Baͤyriſchen und Boͤmiſchen Graͤntze / ſo an der Farbe den Vitro antimony nicht un - gleich ſeynd. 111
Hiacyn -[169]Regiſter.
  • Hiacynthen ſo vom Plinio alſo genannt worden / werden heut zu Tage vor Amethyſten gerechnet. 111

J.

  • JAſpis wie und wo er gefundẽ werde auch von dem Wehrte deſſelbẽ. 123
  • Jetkoͤrner ſeynd die gruͤnen / gelben und ſonſt von allerley Farben aus Bleyglas gemachte Corallen / auff Nuͤrnbergiſch Paterlein ge - nannt. 6

K.

  • KAlt und doch ſehr nett in eine Form zu gieſſen. 78
  • Kenzeichen daß das Glas genung gebrand ſeye .4. 5
  • Kraͤuter und allerley Vegetabilien durch fonderliche darzu bereitete For - men in Silber abzugieſſen. 72
  • Kraͤuter und Blumen abzugieſſen / wodurch der vorige Proceß deſto beſſer erklaͤret wird. 74
  • Kreide wie Gipß zu gieſſen. 82
  • Kupfferſtuͤck auff einem Glaſe abzuziehen / daß alleine die Kunſt / oder das ſchwartze darauff bleibe / das weiſſe aber oder das Papier alles darvon komme / welches man hernacher von hinten verguͤlden / verſilbern / mit Metall belegen oder mit allerhand Farben mahlen kan. 41
  • Kuͤtten und Leime welche Stein / Glas / und Metall halten. 46
  • Kuͤtte oder Leim damit man Holtz / Steine / Glaͤſer / ja Metall an einander befeſtigen kan. 46
  • Kunſtſtuͤcke allerhand nuͤtzliche ſo zu der Glas - und Glasmahler-Kunſt noͤ - thig ſeyn. 26

L.

  • LAckfuͤrniß weiſſen zu machen. 27
  • Lackfuͤrniß auff eine andere Art zu machen / mit welchem man rothe und tunckle Farben an machen / und folgends uͤberſtreichen und be - glaͤntzen kan. 28
  • Lackfuͤrniß ſo noch beſſer iſt zu machen .28. 29
  • Lackfuͤrniß auff eine leichtere Art zu machen .29. 30
  • Lackfuͤrniß zum Glantz geben. 31
  • Lackfuͤrniß zum Glantz geben von der beſten Manier. 31
  • Lackfuͤrniß weiſſen oher hellen auff eine geheimbde und kuͤnſtliche Manier zu bereiten. 31
  • Eben dieſen auff eine andere und noch geheimbdere Manier als einen Spickfuͤrniß zu verfertigen. 32
Z z zLack -[170]Regiſter.
  • Lackfuͤrniß ſo von den kuͤnſtlichen Buchbindern zu den allerzierlichſten Frantze Baͤndern gebrauchet wird. 36
  • Lapis armenis oder Berg-blau wo er gefunden werde / auch von dem Wehrte deſſelben. 126
  • Laſur-Stein wodurch er von dem Bergblau oder Lapide armeno unter - ſchieden / und wo er gefunden werde / auch von dem Wehrte deſſelben. 126
  • Leibfarb auff Glas. 19
  • Leim zum Kalche der im Waſſer haͤlt. 47
  • Noch ein anderer ſo beſſer. 47
  • Noch ein anderer ſo noch beſſer iſt. 47
  • Leim-Formen gute zu machen umb Meſſing oder ander Metall darein zu gieſſen. 77
  • Loth oder Ventur ſchwartzes zu machen auff fuͤnfferley Manier. 16
  • Loth rothes zu machen auff ſiebenerley Manier .18. 19
  • Luchſen-Stein / wo er gefunden werde / und was Art und Eigenſchafft er ſeye. 131

M.

  • MAgnet-Stein wo er gefunden werde. 131
  • Marmor oder anderer gemeine Steinen unterſchiedene Arten / wie und wo dieſelben gefunden werden / und welche die beſten ſeyn. 133
  • Marmor ſo weiß iſt / mit Figuren und Farben bemahlen / alſo daß die Farbe wo nicht durch und durch / doch die Helffte hinein dringe. 133
  • Maſtichot ſo die Hollaͤndiſchen Toͤpffer gebrauchen / und die Baſis ihrer fei - nen Weiſſe iſt / wie ſolche ſoll gemachet werden. 53
  • Maſtichot ferner zuzurichten. 53
  • Metallen alle als auch die meiſte Mineralien / am Tiſche uͤber einem Un - ſchlitt-Wachs - oder Lampen-Licht zu ſchmeltzen. 81
  • Meſſing ſo gegoſſen und poliret iſt eine ſchoͤne Gold-Farbe zu geben. 78
  • Meſſing weiß zu ſieden ohne Silber. 78
  • Mundleim guten zu machen. 47

N.

  • NAchrede. 140
  • Nota uͤber den andern Unterricht von der Einlegung des Glaſes in die Brenn-Pfanne. 2
  • Nota uͤber die einerley Arten des Glas brennens. 4
  • Nota uͤber die Beſchreibung des Schmeltz-Glaſes. 6
  • Nota uͤber das Wapen mahlen und brennen. 15
Nota[171]Regiſter
  • Nota uͤber die Bereitung des curieuſen Trinck-Glaſes. 13
  • Nota uͤber die ſchwartz Brennung auff Glas. 16
  • Nota uͤber die Arbeit vom rothen Loth. 18
  • Nota uͤber die Abgieſſung der Kraͤuter. 75
  • Nota uͤber die Leim-Formen. 77
  • Nota uͤber die Faͤrbung des Gipſes. 83
  • Nuͤrenbergiſchen oder Hautſchiſchen Gold - oder Streu-Glantz aus aller - ley Metallen zu machen / em gantz ungemeines Kunſtſtuͤck. 45
  • Nuß - oder Leinfuͤrniß auffs ſchoͤnſte zu machen. 37

O.

  • OFen oder Ofenkachelen verglaſurte zu verguͤlden. 13
  • Oefen zum Glas brennen. 5
  • Oefen / Kupffer Figuren ſo zu dem erſten und andern Theil dieſes Wercks gehoͤren / voͤllige Erklaͤrung. 135
  • Oehl ſo die Waffen und ander ſchoͤn Zeug ſo von Eiſen und Stahl bereitet worden / vor allem Roſt bewahret. 80
  • Onychſtein unterſchiedene Arten / welche die beſten ſeyn / und von was vor Groͤſſe dieſelben gefunden werden. 123
  • Onychſtein hat Mythridates Koͤnig von Ponto ſo groß gehabt daß er aus einem ſolchen Steine zwey tauſend Becher hatte verfertigen laſſen. 123
  • Onychſtein iſt bißweilen von ſolcher Groͤſſe / daß kleine Pfeiler darvon ge - macht werden / wie der gleichen in der Baſilica S. Petri zu Rom zu ſehẽ. 124
  • Opal wie und wo ſolcher gefunden werde / auch von deſſelben eigentlichem Wehrt und Guͤte. 116

P.

  • PAppier zu zurichten / daß man mit einem Silber - oder Meſſing-Stifft darauff behende zeichnen oder ſchreiben kan .88. 89
  • Penſel ſo zum Glas mahlen gehoͤren / Beſchreibung. 14
  • Pferd geapffelt zu machen. 92
  • Pferd ſo weiß iſt ſchoͤne kohl-ſchwartze Flecken zu machen. 91
  • Perlen ſo wohl kleine als auch groſſe oder Zahlperlen genannt woher ſie kommen. 112
  • Perlen nach zu machen / oder aus vielen kleinen eine groſſe zu formiren / ja dieſelbige gar in eine Taffel gieſſen koͤnnen. 112
  • Perlen ſo groß ſeynd werden uͤberall Zahlperlen genannt / hingegen die kleinen Saat-Perlen geheiſſen. 113
  • Perlen wo ſie gefunden werden / und welches die beſten ſeyn / auch von ih -Z z z ijrem[172]Regiſter. rem eigentlichem Wehrt und Guͤte .113.114. 115
  • Praſem und Chryſoraß wo ſie gefunden werden / auch von ihrem eigent - lichem Wehrt und Guͤte. 118
  • Purpur-braun Glas zu machen. 64

R.

  • ROſt fuͤglich und geſchwinde vom Eiſen zu bringen. 80
  • Roth-Loth zumachen auff unterſchiedene Manier .18. 19
  • Roth auff Glas zu brennen. 19
  • Rothes Glas zum mahlen auff zweyerley Manier zu machen. 63
  • Rothe Farbe auff Glas zu mahlen. 63
  • Rothe Corallen Arbeit. 34
  • Rubaces oder Rubacelles wehrt und Eigenſchafft. 109
  • Rubin ſo der Koͤnig zu pegu in Jndien hat / ſoll ſo groß und helle ſeyn daß er bey deſſen hellen Schein / eben ſo wohl ſehen kan als wann ſelbiger Ort von der Sonnenſtralen erleuchtet wuͤrde. 107
  • Rubin ſo Kaͤyſer Rudolphus der andere dieſes Namens gehabt / ſoll nach Auſſa ge des Boetij ſo groß als ein Huͤner-Ey geweſen ſeyn. 107
  • Rubin oder natuͤrliche Carfunckel nach zu kuͤnſtelen. 106
  • Rubine werden viererley Arten gefunden. 107
  • Rubine wo ſie gefunden werden. 107
  • Rubine eigentlicher Wehrt und Preiß. 107
  • Rubin de rocca ode Felß-Rubin iſt eben ſo theuer als die Spinelle. 110
  • Rubinen dunckele und ſchwache auff was Weiſe ihnen von den Mohren ein ſchoͤner Glantz und Schoͤne 14. Monat lang gleich einer gluͤenden Kohlen gegeben wird. 109

S.

  • SApphier wo ſie gefunden werden / welche die Beſten und was der Wehrt deſelben ſeye. 116
  • Sardonych wo / und in was vor groͤſſe dieſelben gefunden werden / auch welche die beſten ſeyn. 122
  • Sarder oder Carniol / wo und in was vor groͤſſe er gefunden werde / auch von dem Wehrte deſſelben. 122
  • Schlechtgut oder geringer Parcellan wie er in Holland gemacht wird / was vor Zeug darzu komme. 53
  • Sluß-Erinnerung uͤber alle weiſſe und bunte Toͤpffer-Glaſur und Mahl - werck. 65
  • Schinaragd wo er gefunden werde / welcher der beſte ſeye / und was ervor[173]Regiſter. vor Alters gegolten habe. 117
  • Schmaragd koͤſtlichen nach zukuͤnſtelen. 117
  • Schmeltz-Glas weiſſes wie ſolches die Glas - oder ſo genandten Paꝛcellan - Mahler gebrauchen / auff dreyzehenerley Manier zubereiten .55.56. 57
  • Schmeltz-Glaͤſer gruͤne auff weiß zu machen .60. 61
  • Schmetz-Glaͤſer gelbe auff unterſchiedene Manier zu machen. 58
  • Schmeltz-Glaͤſer gruͤne zu machen auff unterſchiedene Manier. 60
  • Schmeltz-Glaͤſer ſchoͤne zu machen wie ſolche in Holland ſo wohl von den Toͤpffern / als Glasmacheren gebrauchet werden. 55
  • Schmeltz-Glaͤſer von allerhand Arten zu machen. 64
  • Schreibtaffelen ſchwartz pappierne zu machen. 89
  • Schrifft allerley Arten in ein Glas zu bringen. 13
  • Schrifft ſo weiß iſt auffs Glas zu bringen das ſolche nicht anders ſehe / als waͤre ſie darauff geſchmeltzt. 13
  • Schrifft vom Pappier vollkommen hinweg zu bringen. 86
  • Schrifft verborgene zu ſchreiben. 86
  • Schulpen - oder Muſchel-Gold und Silber zu machen. 43
  • Schwartz-Loth oder Ventur zu machen auff fuͤnfferley Manier. 16
  • Schwartze Glaſur zu machen. 65
  • Schwartz auff Glas zu brennen .16. 17
  • Schwartz einlaſſen vor die Goldſchmiede. 42
  • Siegel-Lack zu machen auff allerhand Manieren. 39
  • Siegel-Lack rothes auff ſiebenerley Manier zu machen. 40
  • Siegel-Lack gruͤnes auff zweyerley Manier zu machen. 41
  • Siegel-Lack Goldgelbes zu machen. 41
  • Siegel-Lack ſchwartzes zu machen. 41
  • Silber kalt zu verguͤlden mit dem Daumen. 79
  • Silberne Schaalen tieffgetriebene mit Pappier abzuformen daß ſie faſt den Silber gleich ſehen. 90
  • Smyrgell waß er ſeye und von deſſelben Gebrauch. 131
  • Sonnen-wend-Stein oder Heliotropius wo und in was vor Groͤſſe der - ſelbe gefunden werde / auch von deſſen Art und Eygenſchafft. 124
  • Spat zuzurichten in welchen ſich Gold / Silber / und andere Metallen gieſſen laſſen. 75
  • Spickfuͤrniß ſchoͤnen glaͤntzenden zu machen. 26
  • Spickfuͤrniß auff eine andere Manier zu machen. 27
  • Staͤbe auff Spaniſche oder Jndianiſche Rohr-Art mit Laccfuͤrniß zu machen / und zu uͤberziehen. 35
Z z z iijStern[174]Regiſter.
  • Stern oder Sonnen-Stein wo er gefunden werde wie vielerley Arten deſſelben ſeyn / welcher der Beſte ſeye und wie er verkaufft wird. 121

T.

  • TJſcher-Aꝛbeit alleꝛhand Von harten Holtze (als Ahorn-Birn-Nuß - und Pflaumen-Baumen-Holtz) Jtem Staͤbe und dergleichẽ mit dem Lackfuͤrniß auff Schild-Kroͤten-Art zuzurichten / alſo das es weder vom ſcharffẽ Waͤſſeren nach vom Oehle abgehe / uñ Schaden nehme. 33
  • Topas / wie und wo dieſelben gefunden werden / auch von der Guͤte und Groͤſſe derſelben. 119
  • Trinck-Glas ſonderliches und curieuſes zu machen. 12
  • Tuͤrckiſſe wo und in was vor groͤſſe ſie gefunden werden / auch von dem Wehrte derſelben. 125
  • Tuͤrckiß in 24. Stunden in dem allervollkommenſten Schmaragd zu verwandelen. 125
  • Tuͤrckiſch Papier auffs allerſchoͤnſte zubereiten. 86

V.

  • U Berguß ſo uͤber dem Geſchirre gebrauchet wird zu machen. 56
  • Venediſche Scheiben wann man ſolche mit unter das Glas brennen will was man thun und in achtnehmen muß. 5
  • Verglaſurte Ofen-Kacheln oder einen gantzen Ofen zu verguͤlden. 13
  • Verguͤlden auff eine gar ſonderbahre Art / ſo einigen Mahlern / und der - gleichen Leuten dienlich iſt / welche manchmal in der Lufft verguͤlden muͤſſen / da man wenn der Wind gehet die Gold-Blaͤtter nicht wohl halten kan. 79
  • Verguͤlden auff eine ſehr leichte Manier. 9
  • Violenblau Glas zu machen auff zweyerley Manier. 62
  • Unterricht wie man das Glas in die Brenn-Pfanne legen ſoll. 2

W.

  • WApen von allerley Farben brennen und mahlen. 15
  • Waͤchter muͤſſen von eben dem Glaſe welches mann brennen will gemachet werden. 5
  • Waͤchter und Juͤtten was das heiſſe. 3
  • Weiß auff weiß zu mahlen. 57
  • Weiß Schmeltz Glas wie ſolches die Glas - oder Parcellan-Mahler ge - brauchen / zu machen auff dreyzehenerley Manier .55. 56

Z

  • ZJnn gantz geſchwinde zu loͤthen. 78
  • Zinn auff noch eine andere Weiſe beſſer zu Loͤthen. 78
[175]
An den ſcharffſichtigen Momum.
WAs ruͤmpfft ſich hier dein Maul / und laͤſt den Geifer flieſſen;
Verdreuſt dich dieſe Kunſt / dort ſolte ja ein Glas
Anſtatt der harten Bruſt des Menſchen Hertz beſchlieſſen /
Damit des ſelben Sinn man kuͤnt erkennen baß;
Wo fern dein Kluͤgeln ſoll mir nicht zu wider fallen
So ſihe wo der Fleiß des Druckers ſey geſpart;
Die Fehler ſchreib ich dir Herr Mome zu vor allen /
Jnden die Sache ſelbſt vor dich iſt viel zu zart.
Doch weil dein ſcharffes Aug / den kleinſten Fleck kan nennen /
Der ſonſt blieb unvermerckt / wann zehen ritten bey
So lerne dich doch auch aus dieſem Glas erkennen /
Jch weiß du tadelſt ſelbſt dein eigen Conterfey!

Druck-Fehler im erſten Theil.

Pag. 5. Lin. 7. vor weniger liß wenigen. p. 9. l. 10 decodum l. deco - ctum p. 10. l. 17. Ballico l. Bollito. p. 29. l. 14. umbgeſchenckt liß umbge - ſchwaͤnckt p. 53. l. 26. ſchoͤn l. ſchon p 54. lin. 22. brigt l. bringt p. 57. lin. 14. gelernet l. gelaͤhret. p. 70. l. 20. nicht gecalcinirt l. gecalcinirt p. 100. lin. 13. Megneſi l. Magneſia p. 102. l. 8. uͤber feſt l. uͤberſetzt. p. 128. l. 24. leicht-laſ - ſigkeit l. Leichtfiuͤſſigkeit p. 130. l. 11. auch rein genug l. nicht rein genug lin. 25. die im Waſſer l. wie im Waſſer p. 131. l. 23. dieen l. dieſen. l. 31. doch kommt l. kommt Poſta liß Paſta p. 134. lin. 11. heruͤberſteigen - der l. heruͤberſteigen / der p. 135. l. 30. ich l. ichs p. 133. l. 12. gethen l. gethan. p. 139. l. 5. g eh-n l. gethan p. 141. l. 16. 17. vermiſchet worden / l. vermiſchet werden p. 145. l. 17. wi l. will p. 146. l. 21. Farben l. Faͤrben p. 148. l. 19. 20. dennoch l. denn noch l. 24. 25. Schwertz u. Schwartz l. Schwartz und Schwartz p. 152. l. 10. Pfriemenraut l. Pfriemen-Kraut p. 156. l. 24. roh - ten l. rohen p. 160. l. 8. Oriental Pilothri l. Orientaliſchen Pilathri l. 32. wohl[176]wohl l. Wolle p. 164. l. 14. fleiſſig l. fluͤſſig pag. 168. 16. Schmaltz-Glas l. Schmeltz-Glas p. 170. l. 28. ſolche wann es erlanget hat l. wenn es ſolche er - langet hat. p. 183. l. 18. Calcſchaum l. Calophonium l. 28 kettete l. knet - tete p. 185. l. 13. Chroſyllie l. Braſillie p. 193 l. 7. zu machen l. zu nehmen lin. 8. Poſta l. Paſta lin. 13. 14. Glas der Pott-Aſchel. Glas aus der Pott-Aſche p. 194. l. 14. Stral-gruͤen l. Stahl-gruͤen p. 196. l. 2. den Al - laun deſſelben l. das Oleum deſſelben lin. 12. wider l. weder lin. 13. ihr in eurer l. er in ſeiner p. 203. l. 8. muß ſolches liß muß man ſolches p. 204. l. 3. Porſchie l. Porphir p. 205. l. davon l. daran. lin. 25. flieſſen l. flieſſet p. 206. l. ultima ſchmaig l. ſchmirig p. 207. l. 14. 15. Coleuren: auch l. Co - leuren auch: lin. 28. Kuͤchlers l. Kupffer / p. 209. l. 28. ½6. Theil liß $$\frac{1}{16}$$ . Theil p. 211. l. 3. Deſtillirte Buͤchſe liß Deſtillier-Buͤchſe lin. 22. Kent - ſeiten l. Kant-ſeiten p. 230. l. 27. ſich richtig eingeritzt / liß ſah richtig einge - eetzt pag. 242. lin. 11. weches liß welches

Jm andern Theil.

Pag. 1. Lin. 18. vor vergliche liß vergebliche. p. 43. l. 32. Poſtpenſelein liß Porſtpenſelein. p. 45. l. 35. vor Gipſers l. Gipſes. p. 64. l. 3. meine Voll - ſtaͤndige liß meiner vollſtaͤndigen / lin. 6. Experiment liß Experientz. lin. 8. deſſen l. indeſſen pag. 117. lin. 29. Orientaliſchen liß Occidentali - ſchen / p. 120. lin. ultima Steinverdungen liß Steinwerdung.

Die uͤbrigen beliebe der geneigte Leſer ſelber zu emendiren.

Bericht an den Buchbinder wie oder wohin die Kupffer zu bringen.

Jm erſten Theil.

Figura A. zu pag. 9. Fig. B. pag. 57. Fig. C. pag. 59. Fig. D. pag. 60. Fig. E. pag. 62. Fig. F. pag. 64. Fig. G - H. pag. 66. Fig. I. pag. 68. Fig. K. pag. 204. Fig. L. M. pag. 209. Fig. N. pag. 328. Fig. O. pag. 329. Fig. P. pag. 330. Fig. Q. pag. 333. Fig. R. S. pag. 334. Fig. W. pag. 348.

Jm zweiten Theil.

Figura T. V. pag. 5. Fig. X. pag. 66. Fig. Y. Z. pag. 92.

ENDE.
[177][178][179][180][181][182][183][184]

About this transcription

TextArs Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst/ Lehrende [...] Die allerkurtz-bündigsten Manieren/ das reineste Chrystall-Glas; alle gefärbte oder tingirte Gläser; künstliche Edelstein oder Flüsse; Amausen/ oder Schmeltze; Doubleten; Spiegeln/ das Tropff-Glas; die schönste Ultramarin, Lacc- und andere nützliche Mahler-Farben; Jngleichen wie die Saltze zu den allerreinesten Chrystallinen Gut/ nach der besten Weise an allen Orten Deutschlands mit geringer Müh und Unkosten copieus und compendieus zu machen/ auch wie das Glas zu mehrer Perfection und Härte zu bringen
Author Johannes Kunckel
Extent608 images; 161654 tokens; 17146 types; 1112231 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationArs Vitraria Experimentalis, Oder Vollkommene Glasmacher-Kunst/ Lehrende [...] Die allerkurtz-bündigsten Manieren/ das reineste Chrystall-Glas; alle gefärbte oder tingirte Gläser; künstliche Edelstein oder Flüsse; Amausen/ oder Schmeltze; Doubleten; Spiegeln/ das Tropff-Glas; die schönste Ultramarin, Lacc- und andere nützliche Mahler-Farben; Jngleichen wie die Saltze zu den allerreinesten Chrystallinen Gut/ nach der besten Weise an allen Orten Deutschlands mit geringer Müh und Unkosten copieus und compendieus zu machen/ auch wie das Glas zu mehrer Perfection und Härte zu bringen Nebst ausführlicher Erklärung aller zur Glaskunst gehörigen Materialien und ingredientien [...] Samt einem II. Haupt-Theil [...] darinnen vom Glasmahlen/ Vergulden und Brennen; Vom Holländischen Kunst- und Barcellan-Töpfferwerck; Vom kleinen Glasblasen mit der Lampen; Von einer Glas-Flaschen-Forme/ die sich viel 1000. mal verändern lässet; Wie Kräuter und Blumen in Silber abzugiessen; Gypß zu tractirn; Rare Spiec- und Lacc-Fürnisse; Türckisch Pappier: [et]c. Jtem der vortreffliche Nürnb. Gold-Strau-Glantz; und viel andere ungemeine Sachen zu machen/ gelehret werden/ mit einem Anhange von denen Perlen und fast allen natürlichen Edelsteinen [...] und einen vollständigen Register Johannes Kunckel. . [10] Bl., 350 [i.e. 348], 5 S., [1] Bl., 141 S., [17], [20] Bl. SelbstverlagFrankfurt (Main)LeipzigJena1679.

Identification

HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, M: Od 215Dig: http://diglib.hab.de/drucke/od-215/start.htm

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Glasherstellung; Wissenschaft; Glasherstellung; core; ready; china

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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