EW. Churfuͤrſtl. Durchl. haben der gan - tzen Welt / mit unwidertreiblichen Be - weißthuͤmern laͤngſt und bißhero noch / dargethan / daß Sie nicht allein ein un - vergleichlicher Held und Potentat / in U - berwindung Jhrer Feinde / mit Schlach - ten und Belagerungen / ſondern ein rech - ter Vater / Verpfleger und Verſorger der freyen Kuͤnſte ſeyn / wie denn ſolches klare Zeugen ſeyn / nicht die geringſten; ſon - dern die vornehmſten Kuͤnſtler / die Jhro Churfuͤrſtl. Durchl. hegen und verpflegen. Es weiſen es aus die groſſe Menge der Buͤcher und andere ſehr rare Kunſtſtuͤcke / und bekraͤfftigen hierinn nicht allein die Liebe; ſondern auch den hohen Ver - ſtand und Judicium, den Sie von allen haben und zu geben wiſſen / zu geſchweigen der groſſen Vaͤterlichen Vorſorge / die Sie zu Liebe Dero Lande und Unterthanen in Commercien - Sachen tragen. Jch bin der geringſte und unwuͤrdigſte Zeuge / allhier beyzubringen / was in unterthaͤnigſter Auff - wartung und gnaͤdigſter Admisſion ich ſelbſt geſehen / mit an -gehoͤ -DEDICATION - Schrifft. gehoͤret / und ruͤhmlichſt genoſſen habe; daß ich ohne Schmei - cheley das Exempel des groſſen ALEXANDRI hier wol einfuͤh - ren kan / da er weinet / daß nichts vor ſeinem Herrn Vater ihm uͤberbleiben wuͤrde. Es zeugets der Effect, daß niemaln ein von GOtt begluͤck ſeligter Herr an Macht und Verſtand bey dieſem Hauſe gelebet / darinn die hohen Nachkoͤmmlin - gen billich mit dem ALEXANDRO ſagen moͤgen: Was bleibet uns vor unſerm Herrn Vater uͤbrig? Und wird mich nie - mand hierinn einer Unwarheit noch Heucheley beſchuldigen koͤnnen / weiln es / wie obgedacht / in allem der Effect weiſet.
Jch fuͤr meine wenige Perſon ſchaͤtze mir dieſes fuͤr eine meiner groͤſten Gluͤck ſeligkeit einem ſolchen Potentaten und Pflege-Vatern der freyen Kuͤnſte die Gnade zu haben / Sel - bigen unterthaͤnigſt auffzuwarten. Jch / der ich der gering - ſte / und unwuͤrdigſte Zeuge bin / der hoͤchſt zu ruͤhmen weiß die groſſe Gnade und Pefoͤrderung / ſo mir widerfaͤhret / ob ich wol gerne meine unterthaͤnigſte Gegenliebe in etwas zu bezeigen wolte ſehen und ſpuͤren laſſen / ſo kan ich fuͤr dieſes mal mit nichts anders als mit einem papiernen Præſent auff - gezogen kommen: Habe mich derowegen unterfangen / den vortrefflichen Jtaliaͤniſchen Kuͤnſtler Anthoni Neri, mit mei - nen aus eigener Erfahrung gezogenen wenigen Anmerckun - gen und deutlichen Erklaͤrungen in ſo vielen Kunſtſtuͤcken vernehmlicher zu machen / auch mit unterſchiedenen Kupffer - ſtuͤcken zu illuſtriren / was mit bloſſen Worten nicht geſchehen koͤnnen.
Daß aber ſolches Wercklein nicht allein Ew. Churfl. Durchl. ſondern auch Dero Hochgeliebten Gemahlin / mei - ner gnaͤdigſten Churfuͤr ſtinn und Frauen / ich zugleich mit unterthaͤniſt dediciren wollen / hat mich theils die Natur hierzu angeleitet / theils die Billigkeit dahin vermocht. Be - kannt iſt es / daß dieſe theure Heldinn / weder durch Krieg / Kranckheit / Ungemach / Froſt / Hitze oder groͤſſere Noth vonBEw.DEDICATION - Schrifft. Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. Kraft einer mehr als irdiſchen Sym - patie ſich ſepariren laſſe. Bill ich mag man es in publico geſte - hen / daß dieſe herrliche Landes-Mutter mit Gaben uͤber ih - ren Sexum ausgeruͤſtet / von raren und pretioſen Sachen un - vergleichlich zu raiſoniren pflege / daß man geſtehen muß / daß GOtt ſelber geſorget / ſolchen unvergleichlichen Herrn an ho - hen Gaben dieſelbe Gleichheit auszuſuchen / und zu einer Ge - mahlin zufuͤgen wollen. Aber wer bin ich / daß ich ſolches aſſeqviren / vielweniger ausfuͤhren koͤnne? Derowegen uͤber - gebe Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. auch gnaͤdigſten Churfuͤrſtinn und Frauen ich dieſen curioſen Tractat zu Deroſelben gnaͤ - digſten Haͤnden / Macht und Schutz / auff das unterthaͤnig - ſte verharrende
Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. meinem gnaͤdigſten Herrn / Ew. Churfuͤrſtl. Durchl. meiner gnaͤdigſten Frauen. unterthaͤnigſtgehorſamſter Diener Johann Kunckel.
WAnn / Hochgeneigter Leſer / ich alle Erfindungen / welche vom Anfang / ſint deme der Menſch / aus dem auff - richtigen Stande / ſeiner Paradiſiſchen Unſchuld und Herr - lichkeit / in das tieffe Elends-Thal / des gegenwaͤrtigen zer - brechlichen Lebens / ſich verfallen und ausgetriebeu befindet; auff dieſen Eyteln-ja Muͤh-Kummer - und Arbeitſeligen / Dorn - und Diſtel-Acker / allerhand Kuͤnſte und Wiſſenſchafften / nach und nach gewachſen und her - vor kommen / oder zum Behuf / der nunmehr nach dem klaͤglichen Fall / gantz bloſſen und beduͤrfftigen menſchlichen Natur / bekannt und ge - mein worden / anſehe / betrachte und genau examinire; ſo muß ich faſt zweiffeln / ob auch etwas / unter allen denen anzutreffen / welches / was ſo wohl den Nutzen als die Zierde betrifft / der Erfindung des Glaſes / und was demſelben zugehoͤrig / moͤchte vorzuziehen ſeyn: wiewohl ich / als ei - ner der mehr die Experientz / weder vergebliche Worte liebet / mich / meine Meinung zu maintiniren / keiner Weitlaͤufftigkeit gebrauchen / noch bey einer ſo klaren Sache auffhalten; ſondern nebſt deme / was ſo wol unſer Autor ſelbſt / in ſeiner Vorrede / auch der hochgelehrte Herr D. Merret in ſeinen hierbey befindlichen / geteutſchten Anmerckungen / davon / wie auch von den Urſprung und Alterthum der gantzen Glaskunſt meldet uñ handelt / das uͤbrige hoͤhern Rednern uͤberlaſſen werde / ſo muß ich doch nur mit wenigen gedencken was mich bewogen / dieſe meine vollſtaͤndige Glaskunſt an das Tagelicht zu geben.
Es iſt genugſam bekannt / daß / ob ſich wohl / dieſe edle Kunſt zu befoͤrdern / einige hohe Perſonen mit Ernſt und groſ - ſen Unkoſten unternommen / auch hier und dar an beqveme Oer - ter / gantze Glas - und Cryſtallen-Huͤtten angeſtellet worden / ſolches doch nicht allezeit / noch allenthalben beliebig gerathen wollen. Denn / weiln nicht ein ieder / dieſer Kunſt Zugethaner / von ſeiner Sache / die er tractirt / raiſoniren kan / und doch vielen / wann ſie ihre Thun / wie ſie es gelernet und nach alter Handwercks Gewonheit auffs beſte zu machen gedacht / gleichwol nicht gelingen wollen / ſo hat folgends mancher ſich nicht weiterB ijzuVorrede. zu helffen gewuſt / und dahero allerley Urſachen erdacht / und die Schuld bald dieſen bald jenen / ſonderlich aber denen Materialien und Jngredi - entien / als ob wir ſolche nicht ſo gut / weder die Auslaͤnder / und ſonder - lich die Jtaliaͤner haͤtten / beygemeſſen ꝛc. ja es ſind / ſo wohl wegen der Salien / die Soda / Rochetta oder Pulviſculum / die Syriſche und Le - vantiſche Aſche / als auch fremde Meiſter verſchrieben worden / alleine man hat dabey wenig mehr ausgerichtet / weiln endlich die Unkoſten ſich hoͤher als der Gewinn ſich belauffen; hat denn einer oder der ander / einen Vortheil oder Kunſtgriff erlangt / ſo hat er ſolchen / ob ſichs offt gleich nicht verlohnt / raar und geheim genug wiſſen zu halten.
Ja / indeme gleich dieſe Kunſt und daraus herruͤhrenden Sachen / iederman noch ſo nuͤtzlich und angenehm ſind / ſo iſt doch auſſer unſern Autore, P. Anthonii Neri einen Jtaliaͤner / von Florentz / noch niemals / ſo viel mir wiſſend iſt / einiger / weder in Deutſchen-noch andern Laͤndern geweſen / der recta und aus warhafftiger Experientz / von derſelben was tuͤchtiges geſchrieben: ſind aber ia einige die ſolche beruͤhrt / als Porta, Falopius &c. ſo haben ſie mehrentheils ſolche ungegruͤndete Dinge vor - gebracht / welche / von denen die die Sache verſtehen / keines weges koͤn - nen angenommen werden.
Was aber unſern Autore betrifft / ſo hat derſelbe zwar das meiſte / aus der unbetruͤglichen Experientz auffrichtig beſchrieben; iſt auch / nach - dem er unſern deutſchen Glaskuͤnſtlern kund worden / von ihnen ſehr ver - langt: ja viele derſelben haben ſolches Buch / ſonderlich da es aus den J - taliaͤniſchen ins Latein vertirt worden / und man Exemplarien bekom - men koͤnnen / umb ſeine Praxin zu immitiren / auff eigne Koſten ins Deutſche uͤberſetzen laſſen. Alleine / weiln er als ein Frembder / auch mehrentheils fremde Materialien und Jngredientien tractirt und tra - ctiren lehret; auch in Bereitung derſelben zum Theil faſt unglaubliche / wiewohl offt unnuͤtzliche Muͤhe gebrauchet; ja indeme er ſich nach ſeinen Oefen und Feuer richtet / welches ſeines Orts / weil ſie das Holtz nicht / wie wir / in ſolchen Uberfluß haben / viel maͤßiger als in unſern Landen ge - halten wird / anderer Urſachen zu geſchweigen: ſo hat auch dasjenige / was bey ihm angangen / dennoch bey wenig der unſrigen angehen wol - len; dahero der teutſche Glaßkuͤnſtler / verlangten Nutzen nicht daraus ziehen oder ſchoͤpffen koͤnnen.
Uberdiß / ſind auch / ſelbſt in der Jtaliaͤniſchen / als original-Edi -tionVorrede. tion / ſehr grobe Druckfehler / derer Verſionen / zu geſchweigen; zwar habe ich ſelbige zuvor allezeit der Lateiniſchen Translation beygemeſſen; ſonderlich da ich drey Teutſche Uberſetzungen / aus den Lateiniſchen zu - ſammen gebracht; welche / weil ſie in denen Fehlern einig / habe ichs endlich auch mit der Jtaliaͤniſchen conferiren laſſen / und nachdem ichs gleichlautend befunden / ſolche hierinnen aus der unbetruͤglichen Ex - perientz beſtens emendiret / wie der Leſer wohl finden wird / halte aber doch / weils ziemlich grobe Fehler / nicht dafuͤr / daß ſolche von unſern Autore ſolte geſetzet oder verſehen ſeyn; doch habe ich ſolche gerichtet / wie ich ſie gefunden.
Weil ich denn nicht allein eines Glas-Kuͤnſtlers Sohn / und un - ter ihnen erzogen / auch von Jugend auff in dieſer und allerley andern Feuer-Kuͤnſten geuͤbet; wie denn meine Experientz / die ich in der Chymia erlangt / ohne Ruhm zu melden / in und auſſer Teutſchland bekannt und in æſtim iſt: als bin ich ſchon von langen her / von vie - len Glaskuͤnſtlern und der Glaskunſt Liebhaben / ſo muͤndlich als ſchrifftlich / auffs freundlichſt und inſtaͤndigſt erſucht und gebeten worden: daß ich doch meine langwuͤrige Experientz und Erfahrung von dieſer Kunſt nicht laͤnger hinterhalten; ſondern ſo viel ohne meinen Schaden ſeyn koͤnne / zu ihren und iedermans Beſten an dem Tag le - gen wolte / wiewohl ich mich aber wegen anderer noͤthige Dingen / nicht alſobald dazu verſtehen koͤnnen; habe ich mich doch endlich dem Begeh - ren ſo vieler guten Freunde zu willfahren / entſchloſſen / dieſem unſren Autore, P. Anthonii Neri, vor mich zu nehmen / demſelben / was von mir noch nicht geſchehen / vollends durch und durch zu experimentiren / und ſolche unbetruͤgliche Experientz / nebſt andern eigenen Erfindungen / zu ei - ner in dieſer Kunſt nuͤtzlichen / gewiſſen und noͤthigen Handleitung / die - ſen meinen Freunden und andern Liebhabern mitzutheilen. Weil ich aber geſehen / daß die meiſten Herren Buchfuͤhrer die Unkoſten ſehr ſcheuen / ich aber ohne Geld nichts experimentiren koͤnnen / und indeme die Kupffer deren das Werckgen viel erfordert / auch hoch lauffen / als habe ich mich endlich reſolvirt / ſolches auff eigenen Koſten drucken zu laſſen / weßwegen ich es denn allbereit vor 2 Jahren / den Franckfurter Catalo - go inſeriren / auch bald darauff Kaͤyſerl. und Churfuͤrſtl. Privilegium einhohlen laſſen.
B iijJn -Vorrede.Jndem ich aber in meinem Vorhaben / durch einige unumbgaͤng - liche Zufaͤlle / verhindert und abgehalten worden / alſo daß ich wegen Mangel der Zeit / die voͤllige Experientz, durch den Neri, nicht vollenden koͤnnen; aber gleichwohl mit einen lehren Gewaͤſch / dem ohne diß muͤhſe - ligen Glas-Arbeiter / nicht umb die edle Zeit / oder in vergebliche Unkoſten verleiten wollen / und indem mich auch keine Gewinnſucht hierzu ange - trieben: als hat es uͤber Vermuthen noch bißhere muͤſſen verſchoben und zuruͤcke bleiben / zudeme / da es etwas eher haͤtte koͤnnen herauskommen / iſt es auch von dem Kupfferſtecher verhindert worden.
Wie mir aber inzwiſchen / einer / der in dieſer Sache gantz unerfah - ren / vorgelauffen / alſo daß der Neri, auch uͤber mein freundlich Erinnern / und ungeachtet daß ich ſolchen im Catalogo zuvor ſetzen laſſen / ander - waͤrts gedruckt worden / ich auch noch uͤber diß / wegen meiner auten In - tention von ſelben Autore, in einer gedruckten Charteqve ſpoͤttlich tra - ctirt werde / wird vielen wohl bekannt ſeyn / habe aber ſolche in einer recht - maͤßigen Wiederlegungs-Schrifft ſcharff genug beantwortet / welche hier allerdings waͤre beygefuͤgt worden / wann mich nicht ein guter Freund bittlich (ich weiß nicht warumb) davon abgehalten; kan zwar nach Geſtalt der Sachen wohl zur andern Zeit geſchehen / es muß aber mit ſolcher unzeitigen Edition auch wider Willen / mein beſtes befoͤrdert werden / weiln der verſtaͤndige Liebhaber / nur dadurch deſto beſſer den Unterſcheid / und was ich hier in dieſem Buch gethan / wird zu ſehen und erkennen haben.
Denn hierinnen ſtelle ich vor / nicht allein meine unbetruͤgliche Ex - perientz / welcher Geſtalt / ich den Neri, durch und durch laborirt / ſamt dem was mir dabey zu handen kommen; alſo / daß der Kunſt - und Lehr-be - gierige Glas-Kuͤnſtler / und ieder Liebhaber / dieſer und dergleichen edlen Wiſſenſchafſten / daraus erſehen kan / was davon ſich nach unſerer teut - ſchen Art / thun und nicht thun laͤſſet; worinn es etwan der Autor, oder vielleicht der Drucker verſehen: ſondern ich zeige noch zum Uberfluß dabey / faſt durchgehends / ſolche Compendia, wie die Arbeit offt uͤber die Helff - te koͤnne erleichtert / und doch ſo ſchoͤne / ja noch ſchoͤner als mit aller Weitlaͤufftigkeit des Autoris koͤnne gebracht werden; Jtem / wie den Glas und denen kuͤnſtlichen Edelgeſteinen oder Fluͤſſen / ſo wohl die vor - treffliche Schoͤnheit / als eine rechte Cryſtall-Haͤrte (woran es viel - mahls mangelt) beyzubringen / welcher Sand / Stein / und Kieſel dazuamVorrede. am beſten / ingleichen was bey denen Farben zu obſerviren; wie dieſelben vor und nach ihren Vermiſchungen zu probiren / und alſo einzurichten / damit man ſeiner Sachen koͤnne gewiß ſeyn / mit vielen unterlauffenden Lehren / ſamt einigen ſehr nuͤtzlichen Erinnerungen uͤber Merretti An - merckungen / auch von denen Doubleten ꝛc. Ferner / wie die Salien / nach der beſten Art und Weiſe / zu den koͤſtlichſten Cryſtall-Gut / ohne alle fremde Species, allenthalben in Deutſchland / mit geringen Unkoſten und ohne ſonderbare Muͤh / in groſſer Menge zu machen / zu reinigen und voͤllig zu zurichten; anderer Nutzbarkeiten und Curieuſitaͤten / die ich nach Anleitung des Neri beybringe / als von Ultremarin - und al - lerley Lacc - und andern Mahler-Farben / Spiegeln und dergleichen zu geſchweigen.
Wobey ich unter andern / in Kupffer vorſtelle / eine vollſtaͤndige deutſche Glas-Huͤtte / ſo wohl im Grund-Riß / als mit allen ihren Oe - fen: inſonderheit auch / vor die Liebhaber / meinen bißhero noch nicht ge - meinen und ſehr beqvemen / Glas - und Schmeltz-Ofen; zu welchen ein ieder / leicht in ſeinen Haus / eine Stelle ſolchen auffzubauen / finden kan; in welchen doch auff einmal etlich zwantzig Proben ins kleine zu verrich - ten / alſo daß mir auch / weder / wegen Auslauffen der Tiegel / noch wegen Rauch und Kohlen / und dergleichen an meinen Proben kein Schade geſchehen kan ꝛc. auch habe ich hierinnen zweyerley Art Moͤrſeln oder Reibmuͤhlen beygebracht / die leicht zu ſchaffen / vermittelſt / welcher doch / ein kleiner Knab / mehr / als ohne ſelbige etliche Maͤnner / klein machen und reiben koͤnnen.
Uber dieſes alles / habe ich noch einen ſonderbaren zweyten Haupt - theil dazu gebracht; welcher 3. ſonderbare Buͤcher in ſich enthaͤlt / das er - ſte davon / ſo ich zwar nicht beſchrieben / aber viel davon probirt / beſtehet in 100. Experimenten / und handelt von Glasmahlen und Vergulden / auch allerhand Spicc - und Lacc-Fuͤrniſſen und vielen andern bißhero noch nicht durch den Druck bekannt gemachten kuͤnſtl. und nuͤtzlichen Sachen / als unter andern den Nuͤrnbergiſchen Gold-Strauglantz aus allen Metallen / und vielen dergleichen. Jnzweyten Buch des andern Theils / habe ich 60 Experimenta von den Hollaͤndiſchen / ſchoͤnen / weiſſen und bunten Barcellan-Toͤpffer-Werck / und in einer dabey gefuͤgten Zu - gabe / das kunſtreiche / und recht noble / kleine Glas-Blaſen / ſo mit der Lampen geſchicht / beſchrieben. Jmdritten Buch ſeynd 50. bißheroauchVorrede. auch noch nicht gemeine Experimenta, die ich alle ſelber probirt, und von vielen mit groſſen Nutzen koͤnnen gebraucht werden; Auch zum Be - ſchluß des zweyten Theils / eine ſonderbare / vortheilhaffte Flaſchen-For - me / vor die Glaskuͤnſtler / die ſich viel 1000. mahl / ins groſſe und kleine veraͤndern laͤſſet / enthalten. Von welchen allen die vor iedes Buch ge - fuͤgte Summa der Capitel / als zu Ende des gantzen Wercks das Regi - ſter kan geſehen werden.
Letztens / iſt zu einen Anhang / ein noch ſonderbares Tractaͤtlein / in Forme eines Sendbrieffs / von den natuͤrlichen Edelſteinen und Per - len / dabey / nebſt unterſchiedlichen Curieuſitaͤten / auch einige Anmer - ckungen und Tabellen / von den Preiß derſelben / und wie mit den Ge - wicht ſich ſolcher verhoͤhet / zu ſehen; alſo daß ich gaͤntzlich hoffe / der ver - ſtaͤndige Leſer werde vor dißmahl hiemit vorlieb nehmen / und ſolches zu ſeinen Vortheil und Nutzen zu gebrauchen wiſſen / zumahln weil derſelbe hier verſichert iſt / daß alles / was ich J. K. hierinne beſchrieben / lauter un - betruͤgliche Experimenta und Warheiten ſeyn; und ob ſie theils gleich gering ſcheinen / doch einigen ſehr dienlich ſeyn werden / alles aber iſt nicht vor ieden; wird dieſes ſo angenehm ſeyn als auffrichtig es gemeinet / ſo werde ich leichte zu was beſſers erwecket werden / indeſſen will ich den hochgeneigten Leſer Goͤttliche Gnade empfehlen.
DAß das vielnutzliche Glas / unter allen wahrhafftigen Erfindungen und Fruͤchten / der loͤblichen Feuer - und Schmeltzkunſt / nicht der geringſten eine ſeye / iſt und bleibet ſonder allen Zweifel wahr: Und ob es wohl eine zuſammen - geſetzte / und durch Kunſt bereitete Mate - ria iſt / ſo kommt es doch dem Mineraliſchen Geſchlechte ſehr nahe; abſonderlich aber denen / welche fuͤr die mittelmaͤßigen / unter denſelbigen / gehalten werden: Denn es zerſchmeltzet im Feuer / und bleibet in demſelben beſtaͤndig: ja es wird / gleich dem Gold / als ein vollkommenes und leuchtendes Metall / im Feuer vollkommen / gereiniget und glaͤntzend.
Daß das Glaß zu den Trinckgefaͤſen / und andern der - gleichen zu menſchlichen Gebrauch dienlichen Sachen / einen beſſern / und edlern Nutzen hat / als alle andere Metall / Stein oder dergleichen / dieſes / ſage ich / iſt gar eine offenbahre und bekandte Sach; denn auſſer / daß ſolches faſt uͤberall / leicht - lich und mit geringen Koſten kan bereitet werden; ſo iſt es noch uͤber dieſes / eine viel ſubtilere / ſaubere und ſchoͤnere Materia / als einige andere / welche heuntiges Tages bekant iſt: Ferner / ſo iſt es zu der Diſtillir - und Spagyriſchen Feuer-Kunſt / wieAauch2Einleitungs-Vorredeauch zu Verfertigung und Bereitung aller Artzneymittel / eine ſo nuͤtzliche / will nicht ſagen / noͤthige Sache / daß es faſt un - moͤglich ſcheinet / ohne Beyhuͤlff des Glaſes etwas aus zurich - ten: Denn darumb werden ſo viel / und mancherley Sorten der Gefaͤſſe / und Jnſtrumenten verfertiget; als da ſind die Cu - curbiten / Helm / Recipienten / Pelicanen / Retorten / Ser - pentinen / Phiolen / viereckichte und runde Glaͤſer / Philoſo - phiſche Eyer / großbauchigte Glaͤſer / und unzehlich viel ande - re dergleichen Gefaͤſſe / welche alle durch den taͤglichen Ge - brauch ſind erfunden worden; zu Bereitung der Alexieterien / Arcanen / Qvinteſſentzen / Saͤltze / Schwefel / Vitriol / Queckſil - ber / die Elemente von einander zu ſcheiden / und viel andere dergleichen Sachen mehr: Jngleichen auch werden vermit - tels obiger Jnſtrumenten / die Aqvæ fortes und Aqva Regis ver - fertiget / welche Waſſer abſonderlich denen jenigen Leuten ſehr noͤthig ſind / welche das Gold und Silber ſcheiden / reini - gen und zu ihrer Vollkommenheit bringen / dahero werden ſolche Leute dem Muͤntzweſen / von denen Lands Fuͤrſten / fuͤrgeſetzet. Von dem Glaß haben wir / betreffend deſſen haͤußlichen Gebrauch / fuͤrwar ſo viel Beqvemlichkeiten / daß es faſt unmoͤglich ſcheinet / deſſelben / in unſern Haußhalten zu entbehren; aus dieſen / wie auch aus vielen andern wird die allgemeine und ſehr groſſe Fuͤrſehung GOttes / mercklich er - kant / als welche die Materiam / eines ſo nuͤtzlichen und noth - wendigen Dinges / woraus die Glaͤſer bereitet werden / faſt al - ler Orten / ſo haͤuffig herfuͤr gebracht / daß es nunmehro leicht - lich uͤberall kan bereitet werden.
Das Glaß iſt uͤber dieſes / denen Tempeln ein ſonderlicher Zierrath / in dem auſſer noch andern Sachen / aus demſelben / ſo viel / mit ſchoͤnen Mahlereyen gezierte Fenſter / bereitet wer - den / an welchen die metalliſchen Farben / mit ſo mancherley Weiß und ſolcher Lebhafftigkeit erſcheinend / ſpiehlen / daß man ſie / fuͤr ſo viel Orientaliſch Edelgeſtein anſehen ſolten: Ja / ſodas3Anthonii Neri. das Glas in den Schmeltzofen kommet / ſo wird es ſo vieler ſchoͤnen / hochen / lieblichen und vollkommenen Farben theil - hafftig / daß keine Materia / ſo ihm gleich waͤre in der gan - tzen Welt / anzutreffen iſt.
Die Erfindung des Glaſſes / halten wir ſehr uhralt zu ſeyn; in dem die H. Schrifft beym Hiob am 28. Capitel v. 17. ſaget: Und das Gold und Cryſtall mag ihr nicht gleichen: Es bezeuget auch Sanct Hieronymus / daß das Glaß ein uhr - altes Inventum ſeyn muͤſſe / mit nachfolgenden mercklichen Beweißthum / alſo ſagend: Daß Job zwiſchen den Nach - koͤmlingen des Abrahams / und dem Sohn Zanechi, gewe - ſen / und in der fuͤnfften Linie Abrahams / von Eſau herge - kommen ſeye: Es wollen auch ihrer viel behaupten / und zwar nicht ohne Urſach / es ſey das Glaß von denen Chymicis erfunden worden: denn in dem ſie getrachtet haben / die na - tuͤrlichen Edelgeſteine durch Kunſt nachzuahmen / ſo ſind ſie an ſtatt deſſelben / auff das Glaß gekommen: Dieſe Meinung ſcheinet von der Warheit nicht weit entfernet zu ſeyn; in Betrachtung / daß man alle Edelgeſteine heuntzu - tage nachahmen kan / wie wir im fuͤnfften Buch dieſes Werck - leins klar erweiſen wollen: allwo man auch zugleich befinden wird / wie auff gleiche Weiſe / das Glaß / aus ſolchen Steinen / zu bringen ſeye / welche fuͤr ſich ſelbſt allein / nimmermehr ſchmeltzeten / oder zu einen Glaß wuͤrden.
Plinius will / es ſey das Glaß bey dem Ufer / des Fluſſes Beli / in Syrien erfunden worden / von einigen Kauffleuten; als welche durch einen Sturm dahin geworffen / und aus trin - gender Noth daſelbſt zu wohnen gezwungen / einen Heerdt / Speiſe zu kochen / an dem Ufer baueten; Da haben ſie gefun - den eine groſſe Menge des Krautes / welches von vielen Cali genennet wird / aus deſſen Aſchen haben gedachte Kauff leu - che die Sodam und Rochettam bereitet / und alſo das Glaß ver - fertiget; ſolches aber iſt vermittels einer groſſen Feuer-HitzeA 2geſche -4Einleitungs-Vorredegeſchehen; nach deme ſie das Saltz und die Aſchen des gedach - ten Krautes mit einander wohl vereiniget / und mit darzu - taͤuglichen Sand und Steinen vermiſchet haben: Dieſes nun hat dem menſchlichen Veꝛſtand die Aꝛt und Weiß gezeiget / wie nicht allein das Glaß / ſondern auch die Cryſtallen und was dieſem anhaͤngig / ſamt noch dergleichen vielen andern ſchoͤnen Glaß-Wercken / bereitet werden koͤnnen.
Uber dieſes / ſo iſt bey einem und andern alten Scriben - ten der Ruff / als ob zu den Zeiten bey der Regirung des Kay - ſers Tiberii, eine Manier waͤre erfunden worden / wie man das Glaß zurichten koͤnne / daß es ſich / gleich einem andern Metall haͤmmern lieſſe; allein / ſie fuͤgen noch darzu / die Sa - che waͤre nachgehends ſehr formidabel / dahero verborgen ge - blieben / heuntzutage aber / gantz und gar unbekant und ver - lohren worden: Denn / wann dergleichen heuntigestages ſol - te erfunden / und an den Tag gebracht werden / ſo wuͤrde das Glaß / wegen ſolcher Schoͤne / und Unverderblichkeit / in ſei - nem Werth / viel hoͤher als das Gold und Silber geachtet werden; da es alsdann weder vom Roſt / noch vom Ge - ſchmack / Geruch oder andern Qvalitaͤten etwas an ſich neh - men / noch von denſelben wuͤrde veraͤndert werden koͤnnen.
Jndem Gebrauch der Spiegel / und der Brillen-Glaͤ - ſer / giebt das Glaß dem Menſchen / noch einen andern ſehr groſſen Nutzen: Und obwol dieſe Brillen-Glaͤſer aus dem na - tuͤrlichen Berg Cryſtall / jene Spiegel aber aus den vermiſch - ten Theilen des Ertzes oder Kupffers / und Zinnes / welche ins gemein die Stahlmixtur genennet wird / bereitet werden koͤnnen; ſo werden doch beyde viel beqvemer / mit geringern Unkoſten / hingegen ſchoͤner und mit groͤſſern effect, auch aus dem Glaß bereitet: Jnſonderheit ſtellen die Spiegel / von der gedachten Stahlmixtur verfertiget / die lebendigen Bilder / nicht ſo gut und natuͤrlich vor / gleich wie die glaͤſerne thun / ungeachtet die Stahl-Spiegel mehrers koſten / und viel muͤh -ſamer /5ANTHONII NERI. ſamer / als die andern zu bereiten ſind; ja was das ſchlimſte iſt / ſo werden dieſe Stahlmixtur Spiegel / in kurtzer Zeit bleich und blaß / ſo / daß ſie alsdann gar nichts rechts repræſentiren; derowegen iſt aus dieſen und andern vielen Urſachen endlich zu ſchlieſſen / daß unter allen Dingen / welche auff dieſer Welt / dem Menſchen zum Gebrauch gegeben ſind / das Glaß / das alleredleſte und nuͤtzlichſte ſeye.
JnBetrachtung dieſes / habe ich mir derhalben fuͤrge - nommen / nachdem ich in dieſer loͤblichen Glasmacher-Kunſt lange Zeit zugebracht / viel darinnen geſehen und gearbeitet habe / einen Theil alles des jeniges / was ich dabey obſerviret und vollbracht / zum gemeinen beſten / an das Tagliecht zu geben und mitzutheilen: Und wiewohl die Art und Weiſe / wie man die Saͤltze / decoctiones und Paſtas præpariren ſolle / dem mehreſten Theil der Kuͤnſtler bekannt iſt; ſo hat mich doch fuͤr gut angeſehen / und dieweil es die Materia des Wer - ckes erfordert / alles ſolches / klar und deutlich / gleich wie ich auch gegenwaͤrtig thue / durch zugehen und zu tractiren; mit beygefuͤgten obſervationen und Regeln / welche / wann ſie wol in acht genommen werden / nicht gaͤntzlich unnuͤtzlich; ſon - dern vielleicht ſehr nothwendig / ja weniger bekannt ſeyn; zu geſchweigen meiner ſonderbaren Manier / wie das Saltz ex - trahiret und aus demſelben / die allerſchoͤnſte Cryſtallen ver - fertiget werden ſollen.
Wird nun / ein ieder Kuͤnſtler ſo emſig im nacharbeiten ſeyn / gleich wie ich allhier / mit deutlichen demonſtrationen / im Lehren geweſen / ſo verſichere ich ihn / daß er ein ſo ſchoͤnes und nobles Glas-Werck ausfertigen wird / als es wol heutiges Tages / irgendwoauff einigerley Weiſe geſchehẽ mag: es wird auch der fleiſſige Kuͤnſtler / in dieſen / und allen andern Din - gen / was ich hier tractire / befinden / daß ich auch die jenige Warheit / welche ich / nicht von einem andern entlehnet / oder erlanget / ſondern mit dieſen meinen Haͤnden operiret / experi -A iijmen -6Einleitungs-Vorredementiret und gelernet / allhier auffgeſchrieben und bewieſen habe: indem ich mir die Warheit zu meinen Zweck fuͤrgeſe - tzet / und nichts ſchreiben werde / was nicht mit derſelben uͤ - bereinſtimmig von mir iſt befunden worden. Jmfall auch dieſe meine Compoſitiones / die Arten der Farben / Paſten und Tincturen zu bereiten / einem Unterſucher / das erſte mal nach meinen fuͤrgeſchriebenen Worten nicht gleich gelingen ſolten / ſo wollen wir ihn erinnert haben / daß er den Muth nicht alſobald ſincken laſſen / und gedencken ſolle / als ob wir ihm allhier nur Luͤgen fuͤrgeſchrieben haͤtten / ſondern er mag ſich einbilden / daß er etwan an einem Punct ſich verſtoſſen und geirret habe; ſonderlich aber kan ſolches denen begegnen / welche in dergleichen Dingen noch niemals die Haͤnde ſelbſt angeleget haben; denn ſie koͤnnen gleich das erſte mal / un - muͤglich zum Meiſter werden: Solche und dergleichen / wol - len ſich demnach belieben laſſen / das Werck / auff die Art / gleich wie ſie es allhier fuͤrgeſchrieben befinden / noch einmal zu wiederholen / ſo wird alsdann / alles was ſie gethan ha - ben / beſſer und endlich vollkommener werden. Jnſonder - heit erinnere ich dieſes / daß man fleißige Auffſicht habe / auff die jenigen Farben / davon man keine gewiſſe und determinir - te doſin oder Gewicht fuͤrſchreiben kan / ſondern erſt aus der praxi und experienz erlernet / und mit einem verſtaͤndigen Augen-Maaß / muß unterſchieden werden; indem man in acht nimmt / ob das Glas / welches man in der Groͤß / und auff Art der Edelgeſteine nachzuahmen willens iſt / genugſam / nach Erheiſchung des Glas-Wercks und der Paſten / mit der Farb iſt getingiret worden.
Nechſt dieſem iſt auch in acht zu nehmen / daß alle glaͤn - tzende Steine / ſo ſie in Gold eingefaſſet / und mit Gold-Blaͤt - tern unterleget ſollen werden / eine bleichere Farbe / hingegen die jenigen / welche mit Gold umbfaſſet / und in der freyen Lufft hangen bleiben / eine viel hellere und reichere Farb / imtingi -7ANTHONII NERI. tingiren / erfordern; dieſes alles aber kan / wie gedacht / auff dem Papier allhier nicht gelernet werden; ſondern es wird ſolches dem verſtaͤndigen Augenmerck / eines jeden Kuͤnſtlers / uͤberlaſſen und heimgeſtellet.
Gleichfalls nehme man in acht / und zwar mit Fleiß / daß die Farben und andere ingredientien / welche man zum Glaß - tingiren gebrauchen will / wohl præpariret / und mit Fleiß ab - gerieben weꝛden; ja damit ein jeder / der mit deꝛgleichen Sachen umbgehet / deſto ſicherer ſeyn moͤge / ſo thut Er am beſten / wann Er die Farben / auff die Art / wie wir angezeiget / ſelbſt præpari - ret und machet / ſo er anderſt eine ſaubere und nette Arbeit / verfertigen will.
An dem Feuer / iſt / in dieſer Schmeltz - und Glasma - cher-Kunſt / nicht wenig / ja ich will ſagen / das allermehreſte gelegen: denn es kan / ohne daſſelbe / gaͤntzlich nichts gemachet werden; derowegen ſoll man ſolches mit Verſtand regieren / und gebrauchen; inſonderheit muß es mit harten und duͤrren Holtz angeſchuͤret werden; damit der Rauch keinen Schaden bringe / als welcher denen Oefen ſehr ſchaͤdlich / und verhin - derlich iſt / daß das Glas / in dem die Toͤpffe und die Gefaͤſſe im - mer offen verbleiben / nicht gar ſchoͤn / ſondern heßlich und un - foͤrmlich wird.
Letzlich fuͤge ich noch dieſes hinzu / und proteſtire noch ein - mahl / daß alles / was ich in dieſen Buch auffgezeignet habe / in der That wahr ſeye / und ich nichts allhier mittheile / welches ich nicht ſelbſt unteꝛſuchet / und geapprobiret habe; daheꝛo wañ es kaͤme / daß ein fleiſſiger und geuͤbter Kunſt-Arbeiter / alles dieſes auch unterſuchen wolte / ſo kan ihm ſolches / wann er nicht fleiſſig und genau / auff die von uns beſchriebene Art und Weiſe achtung giebet / dannoch mißlingen: Werde ich nunerſehen /8Erinnerungs-Vorrede ANTHONII NERI. erſehen / das dieſe meine Arbeit ins Gemein wohl auff und an - genommen wird / wie ich denn hoffe / ſo werde ich vielleicht Luſt bekommen / auch meine andern Chymiſchen und Spagyri - ſchen Arbeiten / welche ich in ſo vielen Jahren / in unterſchiedli - chen Laͤndern / verrichtet habe / mit zutheilen.
Wann wir den Nutzen und die Beqvemlichkeiten der Menſchen anſehen / die aus dergleichen Kuͤnſten entſpringen / ſo glaube ich nicht / daß in der gantzen Welt jemals etwas groͤſ - ſers ſey geweſen / welches unſern Vorfahren bekandt / und von demſelben in ſo hohen Werth ſey gehalten worden / als erwehnte Feuer-Kuͤnſte; in dem ſie dergleichen Kuͤnſtler fuͤr Goͤtter gehalten / auch ihnen Goͤttliche Ehr angethan haben.
Weiter will ich hier von nichts melden! denn ich bin ge - troſt / und eines ruhigen Gewiſſens / in anſehung / daß ich al - le particularia, in dieſem Werck enthalten / ſo klar und deutlich beſchrieben habe / daß es faſt unmoͤglich ſcheinet / daß jemand / auff einer ſo wohl gebahnten Landſtraſſen irren ſolte; es ſey dann / wann es aus Unfleiß geſchaͤhe / in dem er ſich vorhero in der Feuer-Kunſt noch nichts geuͤbet / und in derſelben keinen Verſuch gethan hat; dahero erſuche ich freundlich / der gewoge - ne Leſer / beliebe dieſe meine Arbeit / im Beſten auff / und alſo anzunehmen / gleichwie ich gegenwaͤrtiges Werck / zuforderſt zur Ehre GOttes / und dann dem allgemeinen Nutzen zum Beſten / mich unterfangen / vollfuͤhret / und treu - hertzig hier mitgetheilet habe.
Der Jnhalt dieſes Erſten Buchs. ERſtlich wird gezeiget die Art und Weiſe / das Saltz auszu - ziehen aus den Puͤlverlein oder Orientaliſchen Rochetta, aus der Soda Hiſpanica, Fahren-Kraut und dergleichen Kraͤutern / welche in Toſcanien uͤberfluͤßig wachſen; dienen - de das Decodum zu machen / welches man Bollito nennet; ingleichen das ſo genannte / kuͤnſtlich bereitete Cryſtall / ſamt einer Ma - nier / die gedachten Saltze / auff Chymiſche Art / zu extrahiren / und das Cryſtallum mirabile oder wunderbare Cryſtall zu bereiten: Jtem eine Manier Frittam Cryſtalli, der Cryſtallinen Glaͤſer des gemeinen Gla - ſes / und des Berg-Cryſtall / zu bereiten / mit Anzeigung auff gleiche Weiſe zu machen mancherley Farben / und daß ſie glaͤntzender werden / ingleichen den mehreſten Theil derſelben in Glas vorzuſtellen / als da ſind: die Meerwaſſer-Farb / die Gold-Farb / Granaten-Farb / Amethyſt - Farb / Sapphicr-ſchwartz Sammet - und Marmor-Farb / die Fleiſch - Farb / Milch-Farb / Pferſich-Perln - und Beryllen-Farb / mit einer Art das Bley-Glas alſo zuzurichten / daß es einem Orientaliſchen Sma - ragd / Topas / Chryſolyth / Sapphier und dergleichen Edelgeſteinen / an der Couleur gleich kommen; ja eine himmliſche / guͤldene und blutrothe Farbe repræſentire: Wie auch eine Manier das Berg-Cryſtall zutin - giren / in eine beſtaͤndige Rubin-Roͤthe / Balaß / Topas / Opal und Gold-gelbe oder Sonnenblumen-Farb; Jtem eine wahre Anweiſung die Paſten zu allerley Farben zu machen / welche an der Farb / dem gu -Bten10ANTHONII NERI Erſtes Buch /ten Smaragd / Topas / Chryſolith / Sapphier / Granat / und Berill aͤhnlich kommen / ſamt dem Bericht / wie ſolche / auff eine neue Chymi - ſche Manier / haͤrter und ſchoͤner / als ſie ordinari ſind / koͤnnen bereitet werden: Jtem eine Art und Weiſe allerley Sorten von geſchmeltzter Arbeit oder Smalte zu machen / mit mancherley Farben / als Guͤlden / Roſen und durchſcheinend Rubin-roth / welches bey uns Europæern ei - ne gantz neue Sache iſt: Jngleichen die allerleichteſte Manier die Lacca aus den Kermes-Beeren / Braſilianiſchen Holtz / Faͤrber-Roͤthe / Pfrimmen-Krautblumen / Lilien / Kohlblumen / Borragen-Blumen / Feld - und Garten-Roſen / Granaten-Bluͤhe / rothen und Fleiſchfarben Roſen und allen andern Kraͤutern und Blumen auszuziehen: Jnglei - chen die Ultramein-Farbe und andere curieuſe Sachen zu machen.
Wie das Saltz aus dem Puͤlverlein / Rochetta / und aus der Soda Hiſpanica auszuziehen / vermittelſt welches die Fritta Cryſtalli / von den Jtalienern Bollito ge - nannt / zubereitet wird / als darinnen das fundament der gantzen Glasmacher-Kunſt beſtehet / mit einer gantz neuen und geheimen Manier.
DAs Puͤlverlein oder Rochetta / welches aus Orient von Syrien und Levante kommet / iſt die Aſche eines gewiſſen Krautes / ſo all - da haͤuffig waͤchſt / dieſe Aſche giebet ohne Zweifel ein viel weiſ - ſer Saltz als die Spaniſche Soda: So man derowegen ein ſchoͤnes und vollkommenes Cryſtall verfertigen will / muß ſolches geſchehen mit dem extrahirten Saltz / aus der oberwehnten Levantiſchen Rochetta: Denn ob wol die Spaniſche Soda Saltzreicher / ſo kommet doch das Cryſtall / mit dieſen Saltz bereitet / allezeit etwas blaulicht / und hat keine ſo ſchoͤne Farbe und weiſſen Glantz / gleich dieſem Cryſtall / welcher aus den Levantiſchen Puͤlverlein Rochetta iſt bereitet worden.
Die Manier aber das Saltz ſo wohl aus der Rochetta / als Soda vollkommlich zu extrahiren / iſt dieſe nachfolgende / welche ich auch zum oͤfftern verſuchet:
Nachdem dieſe Syriſche Aſche / in einem Stein-Moͤrſel / mit ei - nem eiſeren Staͤmpel zerſtoſſen worden / muß ſie durch ein enges Sieb /damit11Von der Glasmacher-Kunſt. damit nur die bloſſe Aſche / ohne die groͤblichten Stuͤcklein durchfalle / geſchlagen werden / ſintemal hierinnen die Kunſt viel oder wenig Saltz zuuͤberkommen / beſtehet.
Bey Einkauffung dieſer oder der andern Sorten / iſt dieſes in acht zu nehmen / daß man das jenige eꝛwehle / welches am Saltzreichſten iſt / wel - ches mit der Zung uñ den Geſchmack gepruͤfet und erkañt wird; unter al - len aber iſt der ſicherſte Weg dieſer / daß man es meinen Schmeltz-Tigel probire / und ſehe / ob es mehr Sand oder Tarſi hat / als welches unter die Lehrſtuͤcke dieſer Kunſt gehoͤrig / und denen Glasblaſern ſehr wohl be - kannt iſt.
Ferner ſollen unterſchiedene aus Glockenſpeiß gegoſſene Keſſel / mit ihren unterbauten Oefen / nach der Art wie es die Faͤrber haben / bey Handen ſeyn / und ſolche entweder groͤſſer oder kleiner / je nach dem man viel oder wenig Saltz bereiten und extrahiren will: Dieſe Keſſel werden mit friſchen Waſſer angefuͤllet / und alsdann ein Feuer vom duͤrren Holtz / welches nicht ſehr rauchet / untergeſchieret / wann nun das Waſſer wol auffzuſieden hat angehoben / ſo werffe man einen Theil des geſiebten Aſchen-Pulvers hinein / und zwar ſo viel / als die Menge des Waſſers zu erfordern ſcheinet; das Feuer haͤlt man immer fort / biß durch ſtetiges Kochen / der dritte Theil des Waſſers verrauchet ſey; in wehrender Kochungs-Zeit aber / muß es auff den Boden des Keſ - ſels mit einen Ruͤhrſcheit / immerzu umbgeruͤhret werden; damit das hineingeſchuͤttete Pulver dem Waſſer ſich einverleibet / und das darin - nen enthaltene Saltz / vom Waſſer ausgezogen werde: Nach dieſem fuͤllet man die Keſſel wiederumb mit friſchen Waſſer / und laͤſſet es alſo ſiedend biß zur Helffte abrauchen / ſo wird die Lauge ſaltzicht genug und fertig ſeyn.
Will man aber ein noch weiſſer und haͤuffiger Saltz erhalten / ſo wirfft man in ſiedende Waſſer des Keſſels / vor dem Zuſatz des Pulvers / 10. Pfund rothen und biß zur Schwaͤrtze gebrandten Weinſtein / laͤſſet ſolchen darinn zergehen / ruͤhret es mit einen Holtz wohl herumb / und ſchuͤttet alsdann / das bewuſte Pulver darzu hinnein: dieſe Manier den Weinſtein zuzuſetzen iſt noch geheim / vermittelſt welcher man mehrers Saltz bekommet / und wird auch das Cryſtall ſchoͤner und weiſſer.
Wann zwey dritteltheil des Waſſers verkochet / und die Lauge ſtarck vom Saltz worden / ſo wird das Feuer gemindert / und werden un - terſchiedliche neue / und irrdene Geſchirre / (ſo vorhero 6. Tag lang mit ge -B iimeinen12ANTHONII NERI Erſtes Buch /meinen Waſſer angefuͤllet geweſen / damit ſie deſto weniger Lauge und Saltz in ſich ziehen) nach der Reihe hingeſetzet; alsdann wird die Lau - ge ſamt der Aſche aus den Kefſeln / mit groſſen eiſern Loͤffeln / in dieſe irr - dene Geſchirre gegoſſen / und wann ſie voll / laͤſſet mans 2. Tage ſtehen / wann ſolche Zeit verfloſſen / und ſich die Aſchen auff den Boden geſetzet hat / ſo wird all die lautere Laugen gemaͤhlich (damit nichts unreines vom Grunde auffſteige / und die Lauge truͤb mache) mit kuͤpffern Loͤffeln / in andere Geſchirre uͤbergegoſſen / und abermal 2. Tage dahin geſtellet / da - mit ſich die uͤbrige irrdiſche Unreinigkeit gar ſetze / und die Lauge deſto klaͤ - rer und lauterer werde / ſolches wird zum dritten mal wiederholet / ſo wird die Lauge hell und klar / auch von aller Unreinigkeit abgeſchieden ſeyn; aus dieſer wird hernach ein reines und vollkommenes Saltz bereitet.
Die Keſſel werden nun wiederumb auffs neue mit Waſſer ange - fuͤllet / und wird / wie oberwehnet / in einem jeden / 10. Pfund Weinſtein / ſam̃t der gewoͤhnlichen Qvantitaͤt der geſiebten Aſchen oder des Puͤlver - leins gethan / und auff ſolche Weiſe das Werck fortgefuͤhret / ſo lang man noch etwas von der geſiebten Aſchen uͤbrig hat.
Damit nun aus der oben-bereiteten Laugen das Saltz gebracht werde; ſo waͤſchet man erſtlich den Keſſel mit reinen Waſſer ſauber aus / alsdeñ wird ſolcher mit der klarẽ Laugẽ voll gefuͤllet / ſolche laͤſſet man / wie oben gedacht / gelinde kochen / jedoch ſo / daß man den Keſſel allezeit mit Lauge nach fuͤlle / biß es beginnet dick zuwerden / und das Saltz auffzu - werffẽ / welches ungefehr nach Verflieſſung 24. Stundẽ / zugeſchehen pfle - get: in dem alsdeñ auff deꝛ obern Flache des Keſſels / das weiſſe Saltz / gleich einem Netz erſcheinet / darnach nimmt man / mit einen loͤcherichten Ruͤhr - Loͤffel oder Durchſchlag das auff den Boden gefallene Saltz / nach und nach aus dem Keſſel / laͤſſet die Laugen abtropffen oder durchſeichen / und thut das Saltz in irdene und loͤcherichte Gefaͤß / damit es ſchleiniger trock - nen und die Laugen abrinnen kan / welches abgeronnene wiederum in den Keſſel gethan wird: Und auff ſolche Weiſe faͤhret man ſo lang fort / biß daß alles Saltz iſt herausgenommen worden.
Es iſt aber zu mercken / daß man das Feuer / ſo bald ſich das Saltz ereignet / etwas mindere; denn ſo man mit ſtarcken Feuer fort fuͤhre / ſo wuͤrde ſich das Saltz ſehr heiß an den Keſſel legen; und weil es ein ſehr ſtarckes Saltz iſt / den Keſſel verderben; dergleichen mir etliche mahl widerfahren iſt; iſt derowegen ſolches wohl in acht zunehmen / und Fleiß hier anzuwenden: Das Saltz / wann es wohl abgeſiegen / nimmtmans13Von der Glasmacher-Kunſt. mans auß den Gefaͤſſen / und verwahret ſolches in einer Schachtel oder hoͤltzerem Kaͤſtlein; damit deſto beſſer alle Feuchtigkeit davon verzehret werde; welches erſt nach etlichen Tagen / und nach dem die Zeit des Jahrs iſt / eher oder langſamer zu geſchehen pfleget. Die gantze Kunſt aber ein ſchoͤnes Saltz zu bereiten / iſt / wie wir oben angemercket haben / an den Weinſtein gelegen: Jch habe gemeiniglich aus 300. Pfund der Levantiſchen Aſchen / 80. biß 90. Pfund Saltz bekommen.
Wann nun das Saltz wohl getrocknet / ſo wird es groͤblich zer - brochen / in den Calcinier - oder Aſch-Oefen / bey gelinder Hitze ferner ge - doͤrret / und mit einem eiſernen Jnſtrument oder Ruͤhrhacken / oder gleich wie die Fritta, durch einander geruͤhret; demnach alſo das Saltz in einen maͤſſigen warmen Ofen alle Feuchtigkeit verlohren / wird ſolches heraus genommen / in einen ſteinern Moͤrſel zerſtoſſen / und durch ein ſo enges Sieb geſchlagen / daß die durchgefallene Saltzkoͤr - ner / nicht groͤſſer als ein Gedraͤyt-Korn / ſind; dieſes alſo zerſtoſſene / ge - ſiebte und getrocknete Saltz / wird an einem Ort / vom Staub entfer - net / abſonderlich auffbehalten; damit die Fritta Cryſtalli, auff nechſt fol - gende Weiſe daraus verfertiget werde.
Wie die Fritta Cryſtalli, ins gemein Bollito genannt / berei - tet werde.
WEr ein ſchoͤnes und vollkommenes Cryſtall machen will / der muß ſehen / daß er den allerweiſſeſten Tarſum bekomme: Die Einwohner zu Muran gebrauchen hierzu den Ticienſiſchen Kieſelſtein / welcher alldar in dem Fluß Ticino, haͤuffig gefunden wird: Der Tarſus iſt eine Art des weiſſen und harten Marmors / der in Thuſcia oder Toſcan, unten an dem Berge Verrucola, beym Staͤdt - lein / Piſa genannt / gelegen / wie auch zu Seraveza, Maſſa di Carrara, und in dem Strom Arno, unter - und oberhalb Florentz / ingleichen auch anderer Orten waͤchſet / und in groſſer Menge gefunden wird; auch ſonſten genugſam ins gemein bekant iſt: wolleſt derowegen dir von ge - dachten Tarſo, die allerweiſſeſte Art auserleſen / welcher keine ſchwartze Adern / und gelbe Flecklein habe / auch ſonder allen Roſt ſeye: Wobey zu mercken / daß alle Steine / die / an einen Stahl geſchlagen / Feuer von ſich geben / zum Glas oder Cryſtall tuͤchtig ſind / hingegen die jenigen / welcheB iijkein14ANTHONII NERI Erſtes Buch /kein Feuer geben / werden nimmermehr zu Glas / welches zur Nachricht dienen kan / alle Arten der Steine zu unterſcheiden.
Dieſer ſchoͤne und weiſſe Tarſus nun / ſoll in einen ſteinern Moͤr - ſer / klein und zu Pulver geſtoſſen werden; ſolches aber muß nicht in ei - nen Metalliſchen Moͤrſer geſchehen; damit nicht dieſes Tarſus-Pulver / wie es ſonſt wohl geſchehen ſolte / die Metalliſche Farbe an ſich ziehe; mit ſolcher Farbe alsdann das Glas und Cryſtall anſtecke / und alſo ver - derbe; die Moͤrſer-Stempel aber / muͤſſen hierzu nothwendig von Eiſen ſeyn.
Dieſer ſehr wohl gepuͤlverte Tarſus, wird durch ein enges Sieb geſchlagen; denn / das Hauptſtuͤck des gantzen Werckes beruhet darin - nen / daß dieſer Tarſus oder Kieſelſteine / gleich einem ſubtilen Meel / beſter maſſen zerſtoſſen / und durch das allerengeſte Sieb geſchlagen werde; Alsdenn nimmt man dieſes wohl gepuͤlverten Tarſi, zum Exempel / 200. Pfund; des hier obengelehrten / wohl gepuͤlverten und geſiebten Saltzes / ohngefehr / 130. Pfund / ſolches alles auffs beſte vereiniget / und auffs fleißigſte mit einander vermiſchet / ſetzet man in einen wohl geheitzten Kalch-Ofen; denn wenn ſie in einen kuͤhlen Ofen geſetzet wuͤrden / ſo ſolte keine Fritta daraus werden: Anfangs giebet man eine Stundlang ein gemaͤſigtes Feuer / doch ſo / daß man ohne unterlaß die Fritta mit den Ruͤhrhacken durchmiſche / damit ſie deſto beſſer incorporiret und cal - ciniret werde; hernach verſtaͤrcket man das Feuer / und durchruͤhret die Fritta mit dem Ruͤhrhacken wohl / denn ſolches ſehr viel bey der Sache thut / und alſo faͤhret man 5. Stundenlang / mit ſtetigen ſtarcken Feuer fort.
Der Kalch-Ofen / deſſen hier oben erwehnet / iſt eine Art / eines calcinir - oder Brenn-Ofens / den man zum Glasmachen gebrauchet / wie ins gemein faſt iederman wohl bekannt iſt: der Ruͤhrhacken iſt ein langes eiſernes Jnſtrument / nicht weniger bey den Glasmachern wohl bekannt / damit man die Fritta immer beweget und umbruͤhret.
Nach Verflieſſung der 5. Stunden habe ich die Fritta aus dem Kalch - oder Calcinir-Ofen nehmen laſſen; maſſen ſie in ſolcher Zeit / ſo fern das Feuer recht regiret worden / fertig und bereitet iſt; alsdann habe ich dieſe Fritta, umb ſolche vor allem Staub zu verwahren / wohl zu gedecket / auff einen gehobelten Bret / an ein trockenes Ort beyge - ſetzet; denn es iſt hier zu groſſer Fleiß und Auffſicht noͤthig / wo der Cry -ſtall15Von der Glasmacher-Kunſt. ſtall recht ſchoͤn werden ſoll: Die Fritta, auff beſagte Art bereitet / wird ſchneeweiß.
Jmfall der Tarſus gar zu mager und duͤrre waͤre / kan man zu ob - geſetzten Gewicht des Saltzes / noch 10. Pfund hinzu thun: Die jeni - gen aber / welche in dieſer Kunſt geuͤbet ſeynd / die nehmen alſobald die Prob aus der erſten Fritta, indem ſie derſelben einen Theil in einen Tie - gel thun / und aus dieſem / in eine reine glaͤſerne Schale ſchuͤtten / damit ſie ſehen / ob ſolche wohl und geſchwind zuſammen fluͤſſe / wobey man auch zugleich mercken kan / ob die Fritta zart oder hart ſeye / und nach ſolchem wird das Gewicht des Saltzes vermehret oder vermindert: Dieſe Fritta Cryſtalli wird / wie gedacht / an einem trocknen Ort auffbe - halten; denn an feuchten Orten / oder in Kellern darff ſie nicht ſtehen / weil daſelbſt das Saltz auffgeloͤſet und zu Waſſer wird / der Tarſus aber allein uͤbrig verbleibet / woraus denn nimmermehr Glas werden kan; auch darff die Fritta nicht / wie ſonſten zu geſchehen pfleget / befeuch - tet werden. Wann nun die Fritta auff ſolche Weiſe zugerichtet 3. oder 4. Monat alt worden / iſt ſie viel tauglicher zur Arbeit / und vereiniget ſich deſto geſchwinder; Dieſes iſt alſo die Art und Weiſe / die Fritta Cryſtall zu machen / mit angezeigten Gewicht und Umbſtaͤnden / wie ich ſie denn / zum oͤfftern / auff ſolche Manier verfertiget habe.
Eine andere gantz neue und von mir erfundene Art / aus dem Levantiſchen Pulver / das Saltz zu extrahiren / womit eben ein ſo ſchoͤner und durchſcheinender Cry - ſtall / gleich dem Berg-Cryſtall / bereitet wird.
MAn nimmt das wohlgeſiebte Levantiſche Pulver / und thut ſolches in großbauchigte Glaͤſer / die unten herumb mit Leimen beſchlagen ſind; dieſe mit gemeinen Waſſer angefuͤllet / ſetzet man in einen Aſch[en -]oder Sand-Ofen / und giebt etliche Stundlang ein gemaͤßigtes Feuer / biß die Helffte des Waſſers verrauchet ſey: wann nun das Feuer abge - gangen und der Ofen erkaltet iſt / ſo gieſſet man das uͤbergebliebene Waſſer / gemaͤchtich ab / in verglaſurte irdene Gefaͤſſe; auff das reſtiren - de Pulver aber / in den Glaͤſern / ſchuͤttet man wieder friſches Waſſer / und laͤſſets wie zuvor ſieden / biß die Helffte verrauchet / ſolches thut undwieder -16ANTHONII NERI Erſtes Buch /wiederholet man ſo lang und offt / biß man mit dem Waſſer alles Saltz aus dem Puͤlverlein extrahiret habe; welches am Geſchmack kan in acht genommen / und an dem Waſſer geſehen werden / wann nemlich das Waſſer keine Saltzigkeit und Farbe mehr hat.
Von dieſer filtrire / nach Belieben / ſo viel du wilſt / und laſſe das filtrirte vier biß 6. Tage in verglaſurten Geſchirren ſtehen; denn auff ſolche Weiſe / wird ſich viel irrdiſche Unreinigkeit / die es noch bey ſich hat / niederſetzen / alsdann filtrire mans wiederumb / ſo wird es eine klare und von den meiſten Theil des Zuflaths gereinigte Lauge ſeyn.
Dieſe gereinigte Lauge thut man abermal in die lutirten Glaͤſer / und laͤſſet es bey einem gelinden Aſchen - oder Sand-Feuer abrauchen; da dann zu mercken / daß / wann dir die materia in den Glaͤſern trocken worden / man ein gar ſanfftes und lindes Feuer gebrauchen muͤſſe / da - mit das Saltz nicht verbrennet und verderbet werde: Wenn es nun wohl getrocknet und aus den lutirten Glaͤſern genommen worden / ſo muß man zuſehen / ob die Geſchirr am Boden noch gantz oder zerſprun - gen ſind / welches offters zu geſchehen pfleget / auff ſolchem Fall / muß man das Saltz in andere dergleichen lutirte und mit Waſſer angefuͤllte Glaͤſer thun / und ſolche wiederumb in den Sand - oder Aſchen-Ofen ſe - tzen / von dem Waſſer aber laͤſſet man allezeit den 5ten Theil verrau - chen; und wenn der Ofen erkaltet / ſchuͤttet man das Saltzreiche Waſ - ſer in irdene verglaſurte Geſchirr / laͤſſets 24. Stunden ſtille ſtehen / und filtrirts alsdenn fleißig / denn es ſetzet fæces und Unreinigkeit zu Bo - den; ſolche gereinigte und filtrirte Lauge / laſſe in den lutirten Glaͤſern uͤ - ber einem gelinden Feuer verrauchen / und wenn es faſt abgerochen / brau - chet man ein gantz gelindes Feuer / damit das Saltz nicht verbrenne / wel - ches Saltz man von neuen in den Glaͤſern oder lutirten Flaſchen / mit gemeinen Waſſer auffloͤſet / wie oben allbereit iſt gelehret worden.
Dieſe Arbeit aber wird ſo offt wiederholet / biß das Saltz keine fæces mehr von ſich werffe / denn alsdenn iſt es rein und vollkommen / daß man aus ſolchen / ſammt dem ſubtilen und weiſſen Tarſo, die Frit - tam und Cryſtallen / von ſolcher Schoͤnheit und weiſſen Glantz / bereiten kan / daß ſie auch die Orientaliſche Berg-Cryſtallen uͤbertreffen.
Es iſt aber dieſe Arbeit nicht in Metallenen ſondern glaͤſern Ge - ſchirren anzuſtellen / denn das Saltz ziehet zu Zeiten etwas von der Farbe des Metalls / an ſich / dahero wird es alsdenn allezeit gruͤnlicht.
Dieſer Weg / das Saltz auszuziehen / wiewohl er viel muͤhſamer /als17Von der Glasmacher-Kunſt. als der vorige iſt / auch weniger Saltz giebet; ſo wird dennoch das Cry - ſtall davon ſo fuͤrtrefflich / daß ſich deſſen / im Gebrauch / kein Fuͤrſt ſchaͤ - men darff / und koͤnnen daraus allerley Gefaͤß und Glas-Arbeit / verfer - tiget werden: Dieſes iſt meine Erfindung / die ich auch / mit gluͤcklichen Fortgang / zu meiner ſonderbaren Ergoͤtzlichkeit / vielmals ausgearbei - tet habe.
Eine Anmerckung von der guͤldenen Farb des Cryſtalls.
ES iſt zu mercken / daß die Fritta, aus dem Saltz des Puͤlverleins o - der Levantiſchen Rochetta / mit Zuſetzung des Weinſtein-Saltzes bereitet / nicht dienlich ſey / die guͤldene Farbe anzunehmen / denn aus ſol - cher Fritte dergleichen Goldfarbe nimmermehr kan gebracht werden / wiewohl es ſonſt alle andere Farben giebet: Damit du derowegen eine guͤldene Farbe erlangeſt / ſo ſoltu das Saltz bereiten / aus dem Rochetta - Puͤlverlein allein / welches / wie oben gelehret / ſey gereiniget worden / denn wenn ſolches nicht geſchiehet / ſo wirſtu keine guͤldene Farbe be - kommen.
Eine Art / das Saltz aus dem Fahren-Kraut zu extrahi - ren / von welchen gleichfalls / der Cryſtall ziemlich ſchoͤn wird.
JCh habe zu Piſis mit der Fahren-Kraut-Aſche / das Saltz daraus zuziehen / eine Probe gemacht: Dieſes Kraut waͤchſet in Toſcanien haͤuffig; es muß umb das Ende des Monats May / biß gegen die Helffte des Junii / im zunehmenden Mond / wenn er der oppoſition oder dem vollen Licht / nahe iſt / alſo gruͤn abgeſchnitten werden / denn zur ſelben Zeit iſt es am beſten / und vollkommenſten / giebet auch am meiſten Saltz / welches weiſſer und beſſer iſt / als wenn das Kraut zur andern Zeit ge - ſamlet wird: denn ſo man wartet / biß es von ſich ſelbſten / auff dem Stengel duͤrre iſt worden / ſo giebet es gar wenig und ſchlechtes Saltz. Wenn es demnach / nach obigen Unterricht / abgeſchnitten uñ zu Hauffen gebracht worden / ſo wird es bald welck und duͤrre / und laͤſſet / wenn es verbrennet wird / eine ſehr gute Aſche hinter ſich / aus welchen alsdenn / nach Anleitung / wie wir oben von der Levantiſchen Rochetta erwehnet /Cein18ANTHONII NERI Erſtes Buch /ein gutes und gereinigtes Saltz extrahiret wird / mit welchem ich dar - nach / ſammt dem gepuͤlverten / und wohlgeſiebten Tarſo, die Fritta be - reitet habe / welche mir / nachdem ſie in einer Schalen wohl durchgebehret worden / ein ſchoͤnes und ungewoͤhnlich liebliches Cryſtall gegeben hat / welches ſtaͤrcker war / und ſich leichter biegen ließ / als ſonſt der Cry - ſtallen Art iſt; denn es koͤnte ſolches gleich einem duͤnnen Faden gezo - gen werden / gleich wie ich auch habe thun laſſen: Dieſe Fritta giebet eine ſchoͤne Guͤldene Farb / ſo man nur kein Weinſtein-Saltz darzu thut / wie oben ſchon iſt angemercket worden: Dieſe Guͤldene Farb / welche von gedachter Cryſtall kommet / iſt viel ſchoͤner und anmuthiger als die jeni - ge / ſo die Cryſtall / aus dem Saltz des Levantiſchen Puͤlverleins berei - tet / giebet / und koͤnnen aus jener Cryſtall nicht weniger / gleich wie aus dieſer allerley ſchoͤne Gefaͤſſe verfertiget werden.
Art und Weiſe ein ander Saltz zu bereiten / aus wel - chem ein Cryſtall von unglaͤublicher Schoͤnheit / bereitet wird.
MAn ſoll nach obgedachter Manier / ein Aſche aus dem ausgeſchla - genen Bohnen / Huͤlſen und Stengeln machen / und daraus / auff gleichen Weg / wie bey der Bereitung des Saltzes aus dem Levantiſchen Puͤlverlein geſchehen / ein wunderbares Saltz extrahiren / welches mit dem weiſſen und wohlgeſiebten Tarſo, wie hier oben zur genuͤge iſt ange - zeiget worden / vermiſchet / eine fuͤrtreffliche Fritta und ein uͤber alle Maſ - ſen ſchoͤnes Cryſtall giebet: Eben dergleichen kan auch geſchehen / aus der Aſche des gedoͤrrten Kohlkrauts / des Brombeerſtrauchs / wie nichts weniger / der Wollen-Kammer Diſteln / der Binſen / item des Schilff - rohrs und dergleichen viel andern Kraͤutern / welche alle ihr Saltz aus der Aſchen geben / aus dem hernach / auff gewoͤhnliche Art / eine Fritta, und aus dieſer / die allerſchoͤnſten Cryſtallen gemachet werden / wie ein jeder curieuſer Kuͤnſtler erfahren wird; denn es lehret die Erfahrung viel mehr als das langweilige Studiren.
Ein Saltz zu bereiten / aus welchem ein genungſam-ſchoͤ - ner Cryſtall wird.
AUs den Mauer-Kalch extrahiret man das Saltz / ſolches / ſo es ge - reiniget / wird es mit dem Saltz des gebraͤuchlichen Levantiſchen Puͤlverleins vermenget / nemlich 2. Pfund / zu 100. Pfund gerechnet; das iſt / 2. Pfund des Kalch-Saltzes / werden zu 100. Pfund / des gedachten Puͤlverlein Saltzes gethan: Aus dieſem Saltz alſo vermiſchet / wird nach bekannter Art die Fritta bereitet / und in einer breiten Schuͤſſel ge - reiniget / wie hernach ſoll gelehret werden / da wir von der Manier die Cryſtallinen Cryſtallen und das gemeine Glas zu machen / handeln wollen; und auff ſolche Weiſe wirſt du einen ſehr ſchoͤnen Cryſtall uͤberkommen.
Wie man die gewoͤhnliche Fritta, aus dem Levantiſchen Puͤlverlein / Rochetta, und der Soda Hiſpanica bereiten ſoll.
FRitta iſt nichts anders / als eine Calcinirung derer Materialien / aus welchen das Glas gemachet wird; denn ob ſie ſchon ohne Calcinati - on ſchmeltzeten / und zu Glas wuͤrden / ſo ſolte es doch nicht ſondern groſ - ſen Verdruß und Zeitverliehrung geſchehen; derowegen iſt dieſer Weg erfunden worden / daß man nemlich die Frittam im Kalch-Ofen calcinire: denn wenn ſolche wohl calciniret / und das Gewicht der Ma - terialien Recht in acht genommen worden / mit Anſehung der Guͤte in der Soda / ſo laͤſſet ſie ſich im Topffe eilends ſchmeltzen und reinigen: die Fritta, welche aus dem Pulver gemachet / giebet zwar ein weiſſes / doch gemeines Glas; die Fritta aber / aus der Levantiſchen Rochetta, giebet ein uͤberausſchoͤnes Glas / welches Cryſtallin genennet wird: die Soda Hiſpanica, ob ſie gleich ins gemein fetter iſt / giebet dennoch kein ſo weiſ - ſes und ſchoͤnes Glas / gleich wie die Levantiſche Rochetta; denn es wird allezeit etwas blaulicht.
Damit derohalben ein jedes recht bereitet werde / ſo ſchlaͤget man das Pulver durch ein enges Sieb / was nicht durchgehet / wird in einen ſteineren Moͤrſer geſtoſſen / damit es keine frembde Farb an ſich neh - me; Und alſo wird es auch mit der Rochetta und Soda gehalten / daß nemlich ein jedes allein geſtoſſen / und durch ein ſubtiles Sieb geſchlagen werde; denn es iſt der Glasmacher allgemeines Sprichwort: An einem engen Sieb und duͤrren Holtz / lieget die gantze Zierde der Kunſt:C ijBe -20ANTHONII NERI Erſtes Buch /Belangend die Qvantitaͤt der Sodæ und Tarſi, ſo werden zu 100. Pfund Sodæ, 85. biß 90. Pfund Tarſi erfordert / welcher / gleich wie von der Cry - ſtall geſaget / in einen ſteinern Moͤrſel ſubtil zerſtoſſen / und durch ein enges Sieb muß geſchlagen werden / doch muß man mit der Qvanti - taͤt des Tarſi nach der Sodæ Guͤte und Fettigkeit ſich richten / welches man durch die Probe / wie der Kunſt bewuſt / erkennen muß
Nachmals ſoll des Sandes / ſonderlich des jenigen / welcher in Toſcan, und im Thal Arni gefunden wird / und fetter iſt / auch mehr Saltz haͤlt denn der Tarſus, allezeit 6. oder 8. Pfund / auff 100 Pfund genommen werden: Es ſoll aber vorher dieſer Sand wohl gewaſchen / von allem Unflat gereiniget / und klein durchgeſiebet ſeyn / denn alſo wird das Glas ſchoͤn und weiß; Dennoch aber gibt der Tarſus viel ein ſchoͤners Glas / als einig anderer Toſcaniſcher Sand.
Nachdem nun das gebuͤhrliche Gewicht des Sandes oder Tarſi ge - troffen / ſoll man es vorher / wohl mit der Soda oder dem Levantiſchen Pulver / welche durchgeſiebet und ſubtil ſeyn muͤſſen / vermiſchen / und al - ſo wohl ausgebreitet / in den heiſſen Kalch-Ofen ſetzen / mit einem Ruͤhr - hacken ſtets umbruͤhren und auff ſolche Weiſe calciniren: dieſe Arbeit ſetzet man ſolang fort / biß es in eine maſſe / oder etzliche Stuͤcke / einer Wallnuß groß / ſich zuſammen begebe / alsdenn haͤlt man / mit gleichen Feuer / noch 5. Stund lang an; denn wann das Feuer gebuͤhrlich fort geſetzet / und die Materia ſtetigs umbgeruͤhret wird / ſo hat man die Frit - ta in 5. Stunden fertig / welches hieran zu erkennen / wann ſie / nachdem man ein Stuͤcklein erkalten laſſen / eine gelblichte Weiſſe hat.
Die Fritta kan man auch wohl laͤnger calciniren; denn je laͤnger ſie ge - calciniret und je oͤffter ſie umbgeruͤhret wird / je eher ſchmeltzet ſie im Topff / auch verzehret ſich die grobe Gelbligkeit davon / und wird das Glas reiner.
Wann ſie nun alſo gluͤend aus dem Ofen gezogen / ſo wird ſie alſo - bald mit 3. oder 4. Bechern voll kaltes Waſſer begoſſen / und hernach an einen kalt - und feuchten Ort hingeſetzet: die Erde aber / welche in Aus - ziehung des Saltzes uͤberbleibet / thut man in eben dieſelbe Geſchirr / wor - innen die Lauge des Pulvers gewefen / geuſt abermahl ein Waſſer dar - auff / und faͤnget das jenige / welches wieder davon durchlaufft / mit un - tergeſetzten Geſchirren auff; Maſſen ſolches eine ſcharffe Lauge giebet / mit welcher / nach dem ſie ſich geſetzet / auch klar geworden und allein auff - gehoben / die Fritta nachmals oͤffter beſprenget wird / davon ſie / nachdemes 221Von der Glasmacher-Kunſt. es 2. 3. oder welches beſſer iſt / mehr Monat geſchehen / wie ein Stein zu - ſam̃en giebet / alſo daß man ſie mit einer Hauen oder Grabſcheit / von ein - ander bringen mus; ſie ſchmeltzet auch ſo denn im Topff in ſehr wenig Stunden / und giebt ein ſehr weiſſes / und faſt dem Cryſtall aͤhnliches Glas; Denn die Lauge theilet der Fritta / ihr Saltz mit / daher denn auch dieſe Wuͤrckung erfolget.
Wenn man aber dieſe Lauge nicht hat / ſo kan man nur die Frit - tam mit ſchlechten Waſſer beſprengen; denn ob ſchon das Waſſer keine ſolche Krafft wie die Lauge hat / ſo hilfft es dennoch und machet es deſto leichter ſchmeltzen: Die Fritta erfodert auch allemal etliche Monat Zeit / denn auff ſolche Weiſe vermehret ſie ſich / verzehret weniger Holtz / giebt aber ein viel weiſſer / und zur Arbeit tuͤchtigers Glas.
Wie man ein recht vollkommenes Cryſtall machen ſoll.
NJmm ein Fritta Cryitalli, welche mit Fleiß / nach der im Anfang gegebenen Anleitung / ſey bereitet worden / thue ſolches in einen Topff / iedoch daß du vorhero / alle andere Toͤpffe / in welchen einige Farben ſind / auff die Seite thuſt; Denn der metallene Rauch / welcher die meiſten Farben verurſachet / machet das Cryſtall bleich und heßlich: Damit aber das Cryſtall recht weiß / glaͤntzend und ſchoͤn werde / ſo ſetze der Fritta, welche in den Topff gethan / ſo viel der Magneſie / zu / als wie die Groͤſſe und Weite des Topffs ſolches erfodert / welches denn die Glasmacher aus der Erfahrung haben und wiſſen ſollen.
Jch verſtehe aber allhier die Piemontiſche und præparirte Ma - gneſie / davon hernach ein mehrers ſoll geſaget werden.
Jndem Ofen wird ein hartes und duͤrres Holtz / gleichwie das Ei - chen-Holtz iſt / erfodert; denn mit dem weichen Holtz allhier nichts auszu - richten iſt; es iſt uͤber dieſes noͤthig / daß man ſtetigs und gemach nach - ſchuͤre / umb das Feuer in der Flammen zu erhalten / und den Rauch zu vermeiden; welches denn zu der Schoͤnheit der Cryſtall ſehr viel befoͤr - derlich iſt.
Wenn nun die Fritta wohl geſchmoltzen / wird ſie aus dem Topffe in ein groſſes irdenes oder hoͤltzernes / reines und mit kalten Waſſer an - gefuͤlletes Geſchirr geſchuͤttet; damit das alſo genannte Alkali-SaltzC iijver -22ANTHONII NERI Erſtes Buch /verzehret werde / ſintemal ſelbiges dem Cryſtall ſchaͤdlich iſt; Dieweil es ſolches dunckel und neblicht machet / auch verurſachet / daß ſolches der Cryſtall / in der verfertigten Arbeit von ſich ausſtoͤſſet / welches denn nicht wohl ſtehet: Die Fritta wird hernach aus dem Waſſer / wieder in den Topff / und nachdem er darinnen geſchmoltzen / wieder ins Waſſer geworffen; und ſolches wird ſo offt wiederholet / biß der Cryſtall von al - lem Saltz ledig und rein iſt.
Die gantze Sache aber dieſer operation beſtehet in der Geſchick - lichkeit eines erfahrnen Glasmachers: Nach dieſem laͤſſet mans 4. biß 6. Tage lang kochen / mit Verhuͤtung / ſo viel es muͤglich iſt / daß es mit keinen Eiſen umgeruͤhret werde; dann der Cryſtall allezeit eine Schwaͤr - tze von dem Eiſen bekommet / und annimmt. Wenn nun dieſes verrich - tet / und der Cryſtall klar worden / ſo muß man ſehen / ob er von der Ma - gneſie genugſam bey ſich habe / und wenn er etwas gruͤnlicht / ſo kan man von der Magneſie noch mehrers hinzu thun; man muß aber allezeit Piemontiſche Magneſie / wie zu Muran gebraͤuchlich iſt / nehmen; denn die Toſcaniſche und Lyguriſche halten mehr ſchwaͤrtzlichte oder Eiſen - haffte Farbe / und machen den Cryſtall ſchwartz; dahero wird von denen Glasmachern allezeit die Piemontiſche / als die beſte / genommen. Sie muß aber ſparſam / und mit Verſtand hinzu gethan werden / ſonſten giebet ſie dem Cryſtall eine eiſenhaffte und roſtige Farbe / welche endlich gar ſchwartz wird / und die Klarheit dem Cryſtall benimmt.
Nachdem man dem Glas die Magneſie beygeſetzet hat / ſo laͤſſet mans ſo lang kochen / biß daß es eine helle und glaͤntzende Farbe erlan - get hat. Die Eigenſchafft der Magneſie / wenn ſie in behoͤrlicher Qvan - titaͤt gebrauchet wird / iſt dieſe / daß ſie dem Glas die grobe Gruͤnheit ent - nehme / und ein weiß glaͤntzendes Cryſtall mache; Darumb iſt es ſpar - ſam und nur nach und nach zu gebrauchen / damit es das Cryſtall nicht verderbe.
Die gantze Sache aber / dieſes Gebrauches beruhet auff der Ge - ſchicklichkeit / eines fleißigen und verſtaͤndigen Kuͤnſtlers / denn man all - hier kein gewiſſes Maaß und Gewicht geben kan.
Wenn du nun ein ſchoͤn und helles Cryſtall erlanget haſt / ſo ver - ſchaffe / daß er ohne Verzug zu beliebigen Geſchirren verarbeitet werde; iedoch aber daß es mit wenigerm Feuern / als das gemeine Glas gear - beitet werde; wiewohl es ſehr hell / ohne Rauch / und mit duͤrren und harten Holtz muß gemachet ſeyn.
Die23Von der Glasmacher-Kunſt.Die eiſerne Jnſtrumenta / deren ſich der Arbeiter hierzu bedienet / ſollen rein und gepoliret ſeyn / auch muß der halbe oder aͤuſſerſte Theil des Glaſes / welcher an dem Blasrohr haͤnget / nicht wieder zum Cry - ſtalln / ſondern in einen andern Topff beyſeits gethan werden; Denn dieſes Stuͤcklein Glas / allezeit etwas von der Eiſen-Farb / mit ſich nim̃t / welche das Cryſtall verderbet. Derowegen iſt ſolches inſonderheit wohl zu mercken / und kan daſſelbige / an dem Blasrohr hangen-geblie - bene Stuͤcklein / nur in einen gemeinen Glas-Topff gethan werden / als aus welchem geringe Geſchirr verfertiget werden / denen ſolches nichts ſchadet; Dieſes iſt alſo die Art und Weiſe das Cryſtall zu machen / deſ - ſen ich mich allezeit bedienet / und gebrauchet habe.
Wie man das Cryſtallinen und weiſſe / ſonſt das gemeine Glas genannt / bereiten ſolle.
WAnn man / die aus dem Pulver gemachte Frittam in den Schmeltz - Topff thut / ſo bekommet man das weiſſe und ſchoͤne Glas / welches aber ins gemein nur das gemeine Glas / genennet wird.
Auff was Weiſe aber die Fritta aus dem Pulver und der Rochetta bereitet werde / iſt an ſeinem Ort gezeiget worden: So man die Frittam, aus der Rochetta bereitet / nimmt / alsdenn bekom̃et man ein herrliches Glas / welches zwiſchen dem gemeinen und dem ſo genannten Bollito, das mittlere iſt / und auch Cryſtall genannt wird.
Der Ofen wird allezeit / wie vormals erwehnet / mit duͤrren und harten Holtz geheitzet / umb den Rauch zuverhuͤten / welcher allezeit ſchaͤd - lich iſt / und das Glas ſchwartz machet; beyden aber / ſo wohl dem gemei - nen als den Cryſtallinen Glaß / wird / von der Piemontiſchen præparir - ten Magneſie / ihr Gewicht und gebuͤhrlicher Theil zu geſetzet / gleich wie von der Bollito oder dem Cryſtall geſaget worden / ſo wird es gut und ſchoͤn werden / denn es wird ihnen von der Magneſie alle Gruͤnheit be - nommen.
Das Cryſtallinen muß allezeit ins Waſſer geworffen werden / ſo er - langet man ein weiſſes und ſchoͤnes Glas; eben dieſes kan auch mit dem gemeinen Glas geſchehen / damit es auch ſchoͤn und vollkommen wer - de: hernach thut man ſie / wie gebraͤuchlich / wieder in dẽ Schmeltz-Topff:und24ANTHONII NERI Erſtes Buch /und wann ſie ſeynd rein worden / koͤnnen ſie / nach Nothdurfft verarbei - tet werden.
Hier iſt zu mercken wegen des Waſſer-werffens / das ſolches in ei - nes jedwedern belieben ſtehe; denn es kan auch / ſo man will / unterlaſſen werden; Wenn man aber das Glas / ſchoͤner als ins gemein / begehret / ſo iſt noͤthig / daß es in das Waſſer geworffen werde; denn auſſer / daß das Glas weiſſer davon wird / ſo wird ſolches auch noch dadurch calciniret und wohl gereiniget / bekommet auch nicht ſo viel Blaͤßlein.
Es iſt auch allhier dieſes ſehr wohl inacht zu nehmen / nemlich ſo man zu 100. Pfund / ſo wohl des gemeinen als Cryſtalliniſchen Glaſes / zu jedem beſonders / 10. Pfund gereinigtes Weinſtein-Saltz beyfuͤget / ſo bekom̃et man ein fuͤrtreffliches und viel ſchoͤners Glas / und Cryſtall / denn ſonſten; man mus aber / wie oben gelehret / die / an den Blasrohr hangende aͤuſerſte Stuͤcklein Glas / nicht wieder in den Schmeltz-Topff werffen; denn es verurſachet allezeit eine ſchwartze Farb; derowegen ſoll es nur zu dem gemeinen Glas gethan werden.
Das Weinſtein-Saltz wird hinzu gethan / wenn die Fritta berei - tet wird / in dem man ſolches mit dem Tarſo oder Sand / und mit dem Le - vantiſchen Pulver oder Rochetta, nach dem ſie wohl und klein geſiebet / vermiſchet / und alſo nach bekanter Art eine Frittam machet: die Art und Weiſe aber das Weinſtein-Saltz zu ſolchem Gebrauch zu reinigen / iſt / wie hier folget.
Wie man das Weinſtein-Saltz reinigen ſoll.
NJmm Weinſtein oder die rothe und dicke Weinhefen / die nicht ſtaͤu - big ſeye / ſolche in einen irdenen Topff uͤber gluͤenden Kohlen ſo lang gebrannt / biß alle Fettigkeit verzehret / und es ein ſchwartzer Kalch wor - den welcher ſich ſchon zur Weiſe neiget / doch aber noch nicht weiß ſey; Maſſen ſolches nichts nutz waͤre: Dieſen Weinſtein / auff ſolche Wei - ſe calciniret / thue man in verglaſurte irdene Geſchirr / dieſe mit gemei - nen Waſſer angefuͤllet / laͤſſet man bey einen gelinden Feuer ſo lang ko - chen / biß ungefaͤhr der vierdte Theil des Waſſers / in 2. Stunden verrau - chet ſey; alsdenn nimmt mans vom Feuer / und wenn es erkaltet / und klar worden iſt / gieſſet mans ab / ſo bekommet man eine ſcharffe Lauge.
Die Geſchirre / darinnen das uͤbrige vom Weinſtein noch iſt / fuͤlletman25Von der Glasmacher-Kunſt. man wiederum mit Waſſer / und laͤſſet es wie zuvor ſieden / und biß auff den 4. ten Theil ausrauchen; dieſes wird ſo lang wiederholet / biß man in dem Waſſer nichts ſaltziges mehr verſpuͤhret; wenn dieſes geſchehen / ſo wird alles Waſſer gefiltriret / das klare und gefiltrirte in groſſe Glaͤſer gethan / und im Aſchen oder Sand-Ofen / bey einem gelinden Feuer aus - gerauchet / daß auff dem Boden ein weiſſes Saltz uͤbrig verbleibet / wel - ches man / nach deme es wiederumb in gemeinen Waſſer ſolviret / und 2. Tage geſtanden / hernachmaln filtriret / und in groſſen Glaͤſern bey einem gelinden Feuer / wie zuvor / verrauchen laͤſſet / ſo verbleibet auff dem Boden ein viel ſchoͤner und weiſſer Saltz / als das vorige: dieſen Pro - ceß kan man noch 3. oder 4. mal wiederholen / ſo wird man ein ſehr rei - nes und ſchneeweiſſes Saltz bekommen: dieſes mit dem Levantiſchen Pulver / oder geſiebten Rochetta, ſammt einen gebuͤhrlichen Theil des Tarſi oder Sandes / vermiſchet / wird eine Frittam, und ferner ein Cry - ſtallinen und gemeines Glas geben / welche ungewoͤhnlich ſchoͤner und beſſer / als ins gemein / ſeyn werden.
Wie man die Zaffera zu denen Glasmacher-Farben dien - lich / bereiten ſoll.
MAn ſoll die groͤſſern Stuͤcke der Zafferæ, in irdine Geſchirr ge - than / einen halben Tag in der Ofen-Kammer halten; hernach beym Ofen-Feuer / auff einen eiſern Roſt gluͤen laſſen; und / nachdem ſie heraus genommen / mit einem ſcharffen Eßig beſprengen / wenn ſie nun wieder getrucknet / und kalt worden / ſoll man ſie auff einen Reibſtein gantz ſubtil reiben / und hernach in glaͤſern Geſchirren / oͤffters mit warmen Waſſer waſchen; doch alſo / daß die Zaffera ſich allemal niederſetze; alsdenn das Waſſer ſachte abgegoſſen / ſo wird ſie von aller irdiſchen Unreinigkeit abgeſondert / auffn Grunde liegen bleiben / wel - che / nachdem ſie getrocknet / in vermachten Geſchirren muß zum Ge - brauch auffgehoben werden; ſie faͤrbet das Glas alsdenn viel ſchoͤner als ſie vorhin gethan haͤtte.
Wie die Magneſie zum Glas-ſaͤrben bereitet werde.
ES muß allhier zu unſerm Vorhaben die Piemontiſche Magneſie genommen werden / als welche von allen Glasmachern vor die beſte gehalten wird / und haͤuffig / in Venedig zubekommen iſt; die - ſe Magneſie nur allein / brauchen auch die Muranen / ob ſolche ſchon / auch in Toſcan und Lygurien in groſſer Menge angetroffen wird / ſo haͤlt doch ſelbige viel Eiſen / und gibt eine ſchwartze und ſchmutzigte Farbe; hergegen machet die Piem ontiſche aus der ſchwartzen eine ſehr ſchoͤne Farb / und laͤſſet das Glas / von aller Gruͤne befreyet / gantz weis liegen: Sollen demnach / die groͤbern Stuͤcklein dieſer Magneſie / auff einen eyſern Roſt / beym Ofen-feyr / reverberiret / und alſo gluͤend mit ei - nem ſcharffen Eſſig beſprenget werden: nachgehends ſoll man ſie ſubtil zerreiben / und mit warmen Waſſer / gleich wie die groͤblichte Stuͤcklein der Zaffera, etlichmahl abwaſchen / alsdenn truͤcknen / puͤlvern und in einem verſchloſſenen Gefaͤs zum Gebrauch auffheben.
Das Spaniſche Ferretum, zum Glasfaͤrben zu ma - chen.
DAs Ferretum zu machen iſt nichts anders / als das Kupffer auff eine ſolche Manier zu calciniren / daß es ſeine auffgeſchloſſene Tin - ctur oder Farb dem Glas mittheilen koͤnne: und wenn dieſe Calcination wohl verrichtet worden / ſo geſchiehets / daß dieſe Kupffer-Farb ſehr ſchoͤ - ne und mancherley Farben in dem Glas repræſentiret ſolche Calcination aber geſchiehet auff unterſchiedliche Manieren / deren ich zwey / und zwar die leichteſten beſchrieben will / welche ich ſelbſt mit groſſen Nutzen erfah - ren und oͤffters verſuchet habe: die Erſte iſt folgende.
Man muß duͤnne Kupfferblech / ungefehr eines Guͤlden dick / bey der Hand haben / wie auch etliche Tiegel / auff deren Boden machet man ein Bett von gepuͤlverten Schwefel / darauff leget man ein Kupfer - blech / dann wieder Schwefel / und alſo umbwechſelsweis / eines auff das andere / biß der Tiegel voll worden; dieſes wird Stratificiren genennet: Dieſer vollgefuͤllte Tiegel / nach dem er mit Leimen wohl verwahret / be - decket und wiederumb trocken worden / wird in den Wind-Ofen geſe - tzet / und mit unterſchiedenen Kohlen 2. Stunden lang im ſtarcken Feuer gehalten: Nachdem nun der Tiegel erkaltet und eroͤffnet wor - den / ſo wirſt du das Kupffer alſo calciniret finden / an der Farbeſchwartz -27Von der Glasmacher-Kunſt. ſchwartz-roͤthlich / und daß mans / gleich einer andern trocknen Erden / zwiſchen den Fingern zerreiben kan: Dieſes calcinirte Kupffer gepuͤl - vert / und durch ein enges Sieb geſchlagen / wird alſo zum Gebrauch verwahret und auffgehoben.
Das Ferretum auff eine andere Art zu machen.
DJeſe zweyte Manier / das Ferretum zu machen / iſt zwar etwas muͤhſamer / als die erſte / allein es thut in den Glas einen extraor - dinar-effect: Man ſtratificirt und calciniret das Kupffer mit Vitriol / an ſtat des Schwefels / und reverberirts 3. Tage lang / in der Ofen - Kammer / nahe am Loch / welches die Jtaliaͤner das Auge (Occhio) nen - nen: Hernach nimmt mans heraus / ſtratificirts von neuen mit Vitri - ol noch einmal / calcinirts und reverberirts wie zuvor: Dieſe Stratifici - rung / Calcinir - und Reverberirung / ſo ſie ſechsmal wiederholet wor - den / alsdenn wird es ein fuͤrtreffliches Ferretum geben / welches im Glas-faͤrben eine gantz ungemeine Wuͤrckung erzeigen wird.
Wie der Crocus Martis, zum Glas-faͤrben ſoll bereitet werden.
DEr Crocus Martis iſt nichts anders / als eine ſubtile Calcinirung des Eiſens / dadurch die Farbe deſſelben / welche im Glas ſchoͤn roth ſcheinet / alſo auffgeſchloſſen wird / daß ſie / nachdem ſolche dem Glas zu - geſetzet / nicht allein ſich ſelbſt / ſondern auch andere metalliſche Far - ben / welche ſonſt im Glas verborgen / und gleichſam todt waͤren / herrlich ſcheinend und glaͤntzend vorſtellet: Denn der Crocus Martis iſt eben das Mittel / dadurch die verborgenen metalliſchen Farben ans Licht gebracht / und ſichtbar gemacht werden; will ihn derowegen auff vier - erley Wege zu præpariren beſchreiben / deren erſter iſt dieſer:
Man nehme Eiſen / oder welches beſſer iſt / Stahlfeyl-Spaͤne / ſolche mit 3. Theil gepuͤlverten Schwefel vermiſchet / und in einen Tie - gel gethan / auff Art / wie droben vom Ferreto geſaget worden / calcinire man / biß daß aller Schwefel verbrennet iſt / und laſſe es 4. Stunden lang auff den gluͤhenden Kohlen ſtehen; Denn nimms heraus / laß er -D ijkalten /28ANTHONII NERI Erſtes Buch /kalten / pulveriſirs / und ſchlags durch ein enges Sieb; thue es alsdenn in einen offenen und lutirten Tiegel / und laß es in der Glas-Ofen-Kam - mer beym Auge oder Loch (Occhio.) 14. oder mehr Tage ſtehen / ſo wird es eine braunroth auff Purpur ſich neigende Farb bekommen; dieſe ver - wahre in einen verſchloſſenen Gefaͤß zum Glaͤſer-tingiren; denn es vie - lerley ſchoͤne Wuͤrckungen verrichtet.
Wie der Crocus Martis auff eine andere Art zu machen.
DJeſe zweyte Art den Crocum Martis zu præpariren / wiewohl ſie ſehr leicht und gering iſt / ſo iſt ſie doch darumb nicht zu verachten; denn er dem Glas eine Blutrothe Farbe giebt / ſeine Bereitung iſt wie fol - get: Nimb Eiſen / oder welches beſſer iſt / Stahl-Feylſpaͤhn / ſolche beſpren - ge oder vermiſche / in einem irdenen Geſchirr / mit einem guten ſtarcken Eſſig / ſo / daß die gantze Maſſa feucht und naß werde: Alsdann breite die Feylſpaͤhne wohl aus einander / und laß es an der Sonnen oder Lufft trocknen: Wann ſie trocken worden / muß man ſie zerſtoſſen / weil ſie ſich im kluͤmpgẽ geballet; nach dieſem ſoll mans abermahl mit friſchem Eſ - ſig anfeuchten / trocknen / und zerreiben wie vorhero / ſolches wird 8. mal wiederholet / und nachdem dieſe Maſſa klein zerſtoſſen / und durch ein enges Sieb geſchlagen worden / ſo wird es ein ſehr ſubtiles Pulver geben / an der Farb wie ein Ziegelmehl anzuſehen / welches in einem wohlver - machten Gefaͤs zum Glas-Faͤrben kan auffbehalten werden.
Noch eine andere Manier den Crocum Martis zu machen.
DJeſe dritte Art den Crocum Martis, vermittelſt des Aqvæ fortis zu præpariren / iſt ſo beſchaffen / daß ſich die innerſte Farb des Eyſens unglaͤublich ſchoͤn herfuͤr giebet / welches im Glas zu ſehẽ; die Bereitung iſt alſo: Es werden die Feilſpaͤhne von Eiſen odeꝛ Stahl / in einem verglaſur - ten Geſchirr / mit Aqva fort angefeuchtet / alsdenn an der Sonnen o - der Lufft getrocknet: Hernachmal zu einem Pulver zerrieben / wiederumb mit Aqva fort angefeuchtet und getrocknet / ſolches muß etliche mahl wie - derholet werden: Nachdem es nun eine hochrothe Farbe / wie der Cro -cus29Von der Glasmacher-Kunſt. cus Martis, ſo mit Schwefel bereitet worden / erlanget hat / ſo muß es zerrieben / geſiebet / und zum Glastingiren auffbehalten werden
Noch eine andere Bereitung des Croci Martis.
DJeſes iſt die vierdte und letzte / auch vielleicht unter allen die beſte Art / den Crocum Martis zu machen / jedoch in ſolchem Verſtand / daß auch die vorhergehenden nicht unnuͤtzlich / ſondern gleichfals ſehr gut und noͤthig ſind / wegen der mancherley Farben / welche in dieſer Sach erfordert werden: Man ſolviret demnach die eiſerne oder ſtaͤhlerne Feylſpaͤhne in einen verglaſurten / und bedeckten Geſchirr mit Aqva fort, welches / wie gebraͤuchlich / mit Salmiac ſey bereitet worden (gleich wie wir hernach auch / von dem Calcedonierſtein / anmercken wollen:) und laͤſſets 3. Tag alſo ſtehen / jedoch daß es taͤglich umbgeſchenckt werde.
Man muß auch in acht nehmen; daß man die Feylſpaͤhne / nicht al - le auff einmahl / denn es ſehr auffſteiget / ſondern allgemach nach und nach hienein thue / und ſo dieſes nicht vorſichtig geſchiehet / ſo hat man ſich zu beſorgen / daß das Glas zerſpringen / oder alles uͤber und uͤber lauf - fen moͤchte: Nach Verflieſſung dreyer Tage laͤſſets mans bey einem gelin - den Feuer verrauchen / ſo wird man im Grunde einen ſehr ſchoͤnen und edlen Crocum Martis bekommen / mit welchen man das Glas unglaͤublich ſchoͤn faͤrben kan / derowegen ſoll er zum Gebrauch auffgehoben werden.
Wie man die zitternde Kupffer-Blech / von den Jtaliaͤ - nern Tremolante oder Orpello, zu deutſch / Knitter - gold / genannt / calciniren ſoll / mit welchen das Glas blau / wie eine Meerſpecht oder Meer-Elſter / gefaͤrbet wird.
DJeſe Kupfferblech / welche die Jtaliaͤner / vom zittern / Tremolante nennen / und ſehr wohl bekannt ſind / haben von der Gallmey / einer Berg-Art / eine guͤldene Farb erlanget / und zwar faͤrbet die Gallmey nicht allein das Kupffer alſo / ſondern es vermehret auch ſolches am Ge - wicht / und wegen dieſes Zuſatzes / giebt das Kupffer dem Glas eine Mit - tel-Farb / zwiſchen dem Himmel-Blau / und Meergruͤn / es muß aber mit Fleiß calciniret werden / welches alſo geſchiehet:
D iiiEs30ANTHONII NERI Erſtes Buch /Es werden gedachte Blech (die ſchon genutzet und gebrauchet wor - den / ſonſt moͤchte es zu hoch kommen. ) zerſchnitten / in einen offnen und Lutirten Tiegel gethan / und mitten in das gluͤende Kohlfeuer des Ofens geſetzet: Als ich ſolches gemacht / habe ichs 4. gantzer Tage / im ſtarcken Feuer des Vorofens / da das Feuer angeſchieret wird / gehalten; jedoch ſo / daß es nicht ſchmeltzte / denn es waͤre darnach alles umbſonſt gewe - ſen: Nach Verflieſſung dieſer 4. Tage war es auffs Beſte gecalciniret / ſolches ſchlug ich / nachdem es ſubtil zerſtoſſen wurde / durch ein enges Sieb / und rieb es hernach auff einen Reibſtein / da bekam ich alſo ein ſchwaͤrtzliches Pulver / welches ich 4. Tag auff einen Ziegelſtein ausge - breitet / in der Ofen-Kammer nahe an dem runden Loch hielte / und nach - deme ich das / was vom Aſchen in dieſes Pulver gefallen war / davon ge - than / das uͤbrige gepulvert und geſiebet hatte / habe ichs zum Gebrauch verwahret und auffgehobẽ: Die Prob oder das Zeichẽ einer guten Calci - nation iſt / wenn das Glas / ſo man von dieſem gecalcinirten Pulver et - was darzu gethan / wacker auffſchwillet; wo nicht / ſo iſt es entweder nicht recht calciniret / oder auch gar durch uͤbermaͤſſiges Feuer verbrannt / auff welche beyde Faͤlle denn das Glas von dieſem Pulver weder getingi - ret wird / noch auffſchwillet; derowegen mag man dieſes in acht neh - men / denn es in der praxi erfodert wird.
Dieſe zitternde Kupffer-Blech / noch anderſt zu calcini - ren / daß ſie eine durchſcheinende Rothe-Gelbe - und Onicher Farb bekommen.
NJm̃ das zitternde Kupfferblech / welches / wie vor gemelt / mit der Scherr klein zerſchnitten worden / ſolches in einem Tiegel mit ge - puͤlverten Schwefel ſtratificiret / ſetze auff gluͤende Kohlen; ich ſtellte es / zum Calciniren / 24. Stund in dem Vorofen: als denn / wenn es zerſtoſ - ſen und geſiebet worden / ſetze ichs in einen irdenen und bedeckten Ge - faͤs / 10. Stunden lang / in die Ofen-Kammer zum reverberiren / und dar - nach wiederumb zerſtoſſen und gepuͤlvert habe ichs zum Gebrauch auff - gehoben.
Wie die Meer-Waſſer Farb / als die vornehmſte in der Glasmacher-Kunſt / zu machen.
DAs Meer-Waſſer / oder die daher beneñte Farb / iſt der fuͤhrnehmſtẽ eine unter den Glas-Farben / und wenn dieſe recht und ſchoͤn ſoll ge - macht werden / ſo muß es aus der Bollito oder dem kuͤnſtlichen Cry - ſtall geſchehẽ / denn aus dem gemeinen Glas bereitet / wird ſie nicht ſchoͤn; die aus Cryſtallinen wird zwar ſchoͤn; allein die jenige / wie gedacht / iſt die beſte / welche aus dem Bollito oder dem kuͤnſtlichen Cryſtall verfertiget wird; doch iſt zu mercken / wer die Meerwaſſer-Farb machen will / der ſoll durchaus keine Magneſie darzuthun / und wiewol ſolche vom Feuer verzehret wird / ſo machet ſie dennoch die Meerwaſſer Farb / im Glas ſchwaͤrtzlich und heßlich.
Damit ſie derowegen recht ſchoͤn und leblich werde / ſoll man ei - ne bloſe Frittam Cryſtalli, ohne die Magneſie, in den Topff thun / und nach dem ſie wohl gekochet und gereiniget / ſo ſoll man das Saltz / welches gleich einem Oehl auff dem Glas ſchwimmet / mit einem eyſeren Glas - macher-Loͤfſel / wie bekandt iſt / auff das allerfleißigſte abfaͤumen; denn wenn dieſes nicht geſchiehet / ſo wird die Farb gantz ſchmierig und gar - ſtig werden.
Nach dem nun das Glas auffs beſte iſt gereiniget worden / ſo thut man / zu ungefehr 20. Pfund dieſes gereinigten Glaſes oder Cryſtalls / 12. Loth des zitternden Kupffers (wie es in dem 20. Capitel / da wir von der blauen und Meer-Elſter Farb gehandelt / beſchrieben / calciniret und bereitet worden) und den vierdten Theil der præparirten Zafferæ, jedoch alſo / das dieſe zwey letzten Pulver / zuvor wohl miteinander ver - miſchet / und nach und nach in den Topff getragen werden; denn das zit - ternde Kupffer / ſo es wohl und genungſam gecalciniret worden / ſchwil - let ſo ſehr auff / daß es / auff einmal hineingethan / alles Glas aus dem Topff ſtoſſen wuͤrde; derowegen iſt allhier auffſehens vonnoͤthen / auch muß man das Glas in dem Tiegel ſtetigs herumb ruͤhren: Wenn dieſes geſchehen / laͤſſet mans 3. Stund lang alſo ſtehen / damit es die Farb wohl an ſich nehme; darnach wird es wieder geruͤhret und gemiſchet / auch geprobiret und geſehen / ob die Farb voͤllig genug ſeye oder nicht / damit man ſolche / wenn es vonnoͤthen / erhoͤhen oder ſchwaͤchen koͤnne.
Denn die Gefaͤſſe und Glaͤſer der kleinern Arbeit / erfordern eine voͤlligere / die groͤſſern Gefaͤſſe aber eine ſchwaͤchere Farb; derowegen iſt die Farb / nach Erheiſchung der Arbeit / wie gedacht / zu erhoͤhen oderzu32ANTHONII NERI Erſtes Buch /zu ſchwaͤchen / welches dem veꝛſtaͤndigen Urtheil des Glas-machers heim - geſtellet wird.
Wiewohl man auß Erfahrung / der Sache allezeit lieber zu wenig / als zu viel thut; die Farb aber kan man / ſonderlich bey wohlgereinigten Glas / allezeit etwas verſtaͤrcken.
Wann nun / nach dem man das Pulver hat darzu gethan / 24. Stund verfloſſen ſind / ſo kan das Glas verarbeitet werden / nachdem mans zuvor / eh die Arbeit angefangen / durch und durch wohlgeruͤhret / und mit der Farbe durchmiſchet hat; denn ſonſten ſetzen ſich die Farben zu Boden / und iſt das oberſte Glas ohne Farb.
Alles dieſes / wird auch bey den groſſen Cryſtallinen Geſchirren in acht genommen; dieſe Manier / das Meer-Waſſer zu machen / habe ich 1602. zu Florentz erfahren / und vielerley Gefaͤſſe von ſchoͤnen Farben / zum haͤuslichen Gebrauch / dazumal bereitet.
Hierbey iſt anzumercken / daß die Muranen zu dergleichen Arbeit / gleiches Gewicht / von der Fritta Cryſtalli und Rochettæ nehmen / und doch nichts deſto weniger / eine ſchoͤne Meer-Waſſer-Farb / daraus be - kommen; die allerſchoͤnſte / dergleichen Farb aber / wird aus dem bloſen Cryſtall gemachet.
Eine Blaue oder Meer-Waſſer-Farb zu machen.
MAn muß in dem Ofen / einen Topff des gereinigten Glaſes / aus der Fritta, der Rochettæ oder Sodæ Hiſpanicæ bereitet / haben; je - doch iſt die Fritta der Levantiſchen Rochettæ, zu dieſer Sache am be - qvemſten.
Nachdem nun das Glas beſter Maſſen gereiniget / ſo thut man deſſen 20. Pfund in einen Topff / ſamt 12. Loth des zitternden Kupffers (welches / Beſag des 20. Capitels / wohl gecalciniret uñ præpariret wor - den. ) auff gleiche Manier / wie obẽ / bey der Bereitung der Meer-Waſſer - Farb / iſt angezeiget worden: Das Saltz / welches auff dem Glas gleich einem Oehl ſchwimmet / wie die Glas-macher wohl wiſſen / ſoll fleißig ab - genommen werden; ſo wird eine Wunderſchoͤne blaue und Meeꝛ-Elſter - Farb hervor kommen / welche nach Erheiſchung der Arbeit / wie denen Kuͤnſtlern bekannt iſt / verſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden kan.
Nach Verflieſſung zweyer Stunden wird das Glas wiederumbfleißig33Von der Glasmacher-Kunſt. fleißig gemiſchet / und eine Prob genommen / umb zu ſehen / ob die Farb voll genug ſehe / damit ſolche / mit Hinzuſetzung eines neuen Pulvers / verſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden kan.
Wañ es endlich nach Belieben recht ſeyn wird / ſo laͤſſet mans noch 24. Stund ſtehen / und nachdeme es alsdenn noch einmahl wohl vermi - ſchet / und umbgeruͤhret worden / kan es verarbeitet werden; denn es wird die allerſchoͤnſte blaue und Meer-Waſſer-Farb ſeyn / unter ſchieden von allen andern Farben / welche in der Glas-macher Kunſt bereitet werden; Von dieſer Farbe habe ich zu Piſis Anno 1602. etliche Toͤpffe voll verarbeitet / und viel ſchoͤne Geſchirr gemacht.
Ein rothes Pulver / zu vielen Glas-Farben dienend zu machen.
NJmm duͤnne Kupfferblech / ſolche laſſe in den Mauer-Gewoͤlb des Ofens ſo lang verſchloſſen liegen / biß ſie vom Feuer / allein und fuͤr ſich / gecalciniret worden / jedoch alſo / daß ſie nicht zerſchmeltzen / denn daraus wuͤrde nichts gutes werden: Wann ſie nun alſo gecalciniret / zerſtoſſen / und zu Pulver gemachet worden / welches roth und in der Glaſer-Kunſt mancherley Nutzen hat / alsdann kan es zum Gebrauch ver - wahret / und auffgehoben werden.
Das zum drittenmahl gecalcinirte Kupffer zum Glasfaͤr - ben.
DAs im vorhergehenden Capitel bereitete rothe Pulver ſoll man auff Dach-Ziegelſtein legen / uñ in einẽ Oeffgen oder im Ofen-Gewoͤlb / nah beym Loch / 4. Tage lang / nacheinander calciniren / ſo wird es ein zu - ſammengekugeltes ſchwartzes Pulver geben: Dieſes muß wiederumb gerieben / durch ein enges Sieb geſchlagen / und wie zuvor / im Ofen-Ge - woͤlb 4. oder 5. Tag gecalciniret werden / ſo wird ſich das Pulver nicht mehr ſo ſehr zuſammen pallen / auch nicht ſo ſchwartz / ſondern graͤulicht oder Aſchenfarbigt ſeyn / und vor ſich ſelbſten koͤnnen auffgeloͤſet werden.
Von dieſem Pulver / welches die Jtaliaͤner Ramina di tre cotte, nennen / kan die Meerwaſſer-Farb / die ſchoͤne Schmaragd-gruͤn dieEArabi -34ANTHONII NERI Erſtes Buch /Arabiſche Farb oder Tuͤrckis / wie auch eine ſehr ſchoͤne blaue und viel andere Farben bereitet werden: Jedoch muß man in acht nehmen / daß dieſes Pulver weder mehrers noch weniger / als dreymahl gecalciniret werde / widrigen Falls / wuͤrde es das Glas nicht wohl tingiren; das Zei - chen aber einer rechten und vollkommenen Calcination iſt / wenn das in den Toͤpffen gereinigte Glas / ſo man dieſes Pulver darzu thut / ſich ſehr blehet / und auffſchwellet: denn wo dieſes nicht geſchiehet / ſo iſt es nicht gut / ſondern eine Anzeigung daß es nicht wohl gecalciniret ſeye; derowe - gen ſoll man darauff bedacht ſeyn / daß es wohl calciniret werde.
Die Meerwaſſer-Farb / in den kuͤnſtlichen Cryſtall / von den Jtaliaͤnern Bollito genannt / zu machen.
MAn thut in einen Topff 20. Pfund von der Fritta Cryſtalli, wel - che keine Magneſie bey ſich hat / und auff das allergenaueſte (gleich wie ich / ohne Durchziehung durchs Waſſer pflege) ſey abgeſchaͤu - met / ausgekochet und gereiniget worden; zu dieſem thut man 24. Loth des 3. mahl gecalcinirten Knpffers (wie im 25. Capitel zuſehen) wie nicht weniger 1. Loth der Zafferæ, auff die Art / wie im 12. Capitel gezeiget wor - den / bereitet: Dieſe zwey letzten Pulver werden zuvor wohl miteinan - der vermiſchet / und in 4. Theil abgetheilet; dieſe 4. Theil werden auch / auff 4. unterſchiedliche mahl / zu der Fritta in den Topff getragen / damit es deſto beſſer von dem Glas angenommen werde: Alsdenn ſoll man das Glas auffs fleißigſte ruͤhren / und darauff 2. Stund ſtehen laſſen / darnach wieder miſchen / und eine Prob davon nehmen / umb zu ſehen / ob die Farb voͤllig genug ſey oder nicht / wenn es nach Belieben recht iſt / ſo laͤſ - ſet mans ſtehen: und ob ſchon die Meerwaſſer-Farb gruͤnlicht zu wer - den das Anſehen hat / ſo wird doch das Saltz / welches in dem Glas iſt / ſolche Gruͤnheit verzehren / und wird immer zur blauen Farb ſich neigen: Nach Verflieſſung der 24. Stunden / mag man ſich wiederum daruͤber machen / und ſolches heraus nehmen / dann alsdenn alles bereitet / und die Farb voͤllig oder ſchwach ſeyn wird / nachdem man des Pulvers viel oder wenig darzu gethan hat: Denn gleich wie man die Farben ver - ſtaͤrcken kan / ſo man mehr Pulver zuſetzet / alſo kan man ſie auch / wenn man ein Theil gefaͤrbtes Glas oder Fritta heraus / und ein anders der - gleichen ungefaͤrbtes hineinthut / wieder ſchwaͤchen / und denn ſolcherGeſtalt35Von der Glasmacher-Kunſt. Geſtalt / wie man ſie begehret / verfertigen; dieſes aber kan man nicht in gewiſſe Regeln einſchlieſſen / oder an ein gewiſſes Gewicht bindẽ / ſon - dern es muß ein jeder verſtaͤndiger Glasmacher oder Kuͤnſtler ſelbſt ſe - hen / was hierinnen zu thun oder zu laſſen ſey.
Dieſe Manier die Meerwaſſer-Farb zu bereiten / habe ich oͤffters geprobiret / und ſolche allezeit bewehrt gefunden: Miſchet man die Frit - tam Cryſtalli und die Frittam des Pulvers Rochettæ, jedes die Helfft / mit einander zuſammen / ſo erlanget man eine ſchoͤne Meerwaſſer-Farb; am allerſchoͤnſten aber wird ſolche aus der Cryſtall allein bereitet.
Allgemeine Anmerckungen wegen allerley Farben.
DAmit die Farben recht ſchoͤn / und vollkommen werden / ſo iſt in acht zu nehmen; daß ein jeder neuer Topff / ſo bald er erhitzet / wegen ſeiner irdiſchen Qvalitaͤt / dem Glas etwas unreines mittheile / als wodurch die Farben grob und unlieblich werden.
Derowegen koͤnnen die Toͤpffe / welche nicht gar zu gros ſind / mit weiſſen geſchmeltzten Glas / wie denen Kuͤnſtlern wohl bekandt iſt / uͤber - zogen werden: Jedoch wann die Toͤpffe zum andernmahl gebrauchet werden / ſo verliehren ſie das grobe und unartige Weſen / damit zuvor die Farben angeſtecket wurden: Zum andern iſt auch zu mercken / daß man die Toͤpffe / welche zu einer gewiſſen Farb gebrauchet werden / nicht ver - wechſele / und eine Farb in dieſe thut / welche in jene kommen ſoll: zum E - xempel / der Topff / zur gelben Farb gebrauchet / dienet nicht zur Kermeſin - Farbe / der Topff der Kermeſin-Farb / nicht zur gruͤnẽ / gleichwie der Topff der rothen Farb / zum Meerwaſſer ſich nicht reimet / und ſo fort an / muß eine jede Farb / damit ſie recht werde / ihren eigenen Topff haben: Drittens muͤſſen die Pulver nach Gebuͤhr / das iſt / nichts zu viel noch zu wenig gecalciniret werden: Vierdtens ſoll alles in rechtem Maaß uñ Ge - wicht genommen werden / auch daß die Vermiſchung derſelben / nach dem / wie es hier vorgeſchrieben ſtehet / geſchehe / und der Ofen wohl heiß / und mit duͤrren und harten Holtz / geheitzet werde: Denn das gruͤne und weiche Holtz / wie vielmahls erwaͤhnet / mit ſeiner geringen Waͤrme / aber groſſen Rauche / alles verderbet: Fuͤnfftens iſt zu mercken / daß die Farben getheilet / und ein Theil davon der Fritta, der ander Theil aber dem geſchmeltzten und wohl gereinigten Glas beygefuͤ - get werde: Endlich iſt alles das jenige / welches an ſeinem Ort / da wirE ijabſon -36ANTHONII NERI Erſtes Buch /abſonderlich von denen Farben gehandelt haben / angefuͤhtet worden / in acht zu nehmen.
Eine andere Art das Kupffer dreymal zu calciniren / mit geringerer Muͤh und wenigern Unkoſten.
MAn nimmt den Hammerſchlag oder Schlacken / welche von dem gluͤhenden Kupffer / wann die Kupfferſchmiede Eymer oder der - gleichen Kupffer-Geſchirr machen / herab fallen; denn dieſen Hammer - ſchlag kan man wohlfeyler als das Kupffer bekommen / und damit er cal - ciniret werde / iſt unvonnoͤthen / die Mauer des Ofen-Gewoͤlbs zu - oder abzuwerffen / gleich wie im vorhergehenden Calcinirungẽ; welches denn fuͤr ſich ſelbſt beſchwerlich / und dem Ofen groſſe Ungelegenheiten ma - chet; ſondern man breitet dieſen Hammerſchlag / (nach dem er mit war - men Waſſer wohl gewaſchen / und von aller Unſaubrigkeit wohl gerei - niget worden) nur auff gebrennte Ziegel oder Dachſteine / und ſetzet ſie zu dem Loch des Ofen-Bogens / oder in ein hierzu abſonderliches Oef - lein. Zu Piſis habe ich dergleichen Oefgen / auff Art eines kleinen Kalch-Oefgens / gebauet / und darinnen / innerhalb wenig Stunden / 20. biß 24. Pfund des Hammerſchlags gecalciniret: derowegen laſſe man obiges bey dem Loch des Ofen-Bogens / 4. Tage lang ſtehen / nach Ver - flieſſung ſolcher Friſt wird es heraus genommen / zerſtoſſen / und durch ein enges Sieb geſchlagen; alsdenn wieder auff die Ziegel ſteine geleget / in obigen Ort und bey voriger Waͤrme 4. Tage lang behalten / ſo wird ein ſchwartzes Pulver daraus werden; dieſes / weil es ſich zuſammen ge - pallet / muß zerſtoſſen / geſiebet / und noch einmal auff den Ziegelſteinen / in den Ofen geſetzet werden / alsdenn iſt es fertig und bereitet / und zwar mit wenigern Unkoſten / und geringerer Muͤhe / als die vorherge - hende; wird auch nicht weniger eben ſolche Wuͤrckung im Glas-Faͤr - ben thun: Es muß aber / gleich wie oben ſchon erinnert worden / der Hammerſchlag von aller Unſauberkeit wohl gewaſchen und gereiniget werden: Das Merckmahl des wohl gepræparirten und gecalcinirten Hammerſchlags iſt / ſo das Glas / darein er gethan wird / ſich zu blehen und auffzuſchwellen beginnet.
Aus dem obig-bereiteten Hammerſchlag ein ſchoͤne Meer - waſſer-Farb / auff Cryſtall zu machen.
NJmm 60. Pfund von der Fritta Cryſtalli, welche / wie oben ge - dacht / vom Saltz wohl gereiniget worden; doch daß ſolche Reini - gung ſonder Waſſerwerffung geſchehe; Denn ich habe es niemals im Gebrauch gehabt / die Cryſtallen / wenn ich die Meerwaſſer-Farbe be - reiten wolte / ins Waſſer zu werffen / dieweil ich dafuͤr hielte / daß die an - dere Reinigungs - Art / beſſer waͤre; Jedoch ſtehet einem iedwedern frey / deme zu folgen / welches ihme / nach gethanen Verſuch am beſten zu ſeyn beduͤncket.
Jnden Topff / darinnen die 60. Pfund der wohlgereinigten Cry - ſtallen ſind / wuͤrff nach und nach 1½. Pfund / des obgelehrten Pulvers / aus dem Hammerſchlag darein / wie auch 8. Loth der præparirten Zaf - feræ, iedoch daß dieſe 2. letzten Pulver / zuvor wohl mit einander vermi - ſchet worden; wenn dieſe Hineinwerffung geſchehen / ſo ruͤhre alles / ſammt dem Glas / 2. Stunden lang fleißig herumb / nehme / nachdem al - les wohl gemiſchet / eine Prob / und ſehe / ob die Farbe recht und gefaͤllig iſt / alsdenn laſſe ſie ſtehen; Denn es darff nicht eben 24. Stunden lang die Farbe umbgeruͤhret werden: darnach vermiſchet man das Glas / alſo umbruͤhrend wie zuvor / daß es die Farbe wohl an ſich nehme / und verarbeitet es zu eines iedwedern Belieben; es wird eine uͤberaus ſchoͤ - ne Meerwaſſer-Farb geben / als ich denn zum oͤfftern / mit guten Fort - gang / erfahren habe: Die Farbe aber mag nach eines iedwedern Be - lieben / und nach Erheiſchung der Arbeit geſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden; ſonderlich aber iſt darauff zuſehen / daß der Hammerſchlag wohl gecalciniret ſey. Wenn man die Frittam Cryſtalli mit der Helffte Frittæ Rochettæ, miſchet / ſo giebet es auch eine ſchoͤne Meerwaſſer - Farbe.
Die Meerwaſſer-Farbe / mit noch geringern Unkoſten zu bereiten.
MAn nimmt von dem præparirten Hammerſchlag / und der præpa - rirten Zaffera, das im vorigen Capitel bedeutete Gewicht / ſolches thut man gleichfalls auff obige Art und Weiſe / zu der Levantiſchen und Hiſpaniſchen Rochetta, iedoch daß bey keinem / von dieſen zweyẽ letztern / etwas von der Magneſie ſey; ſolche muͤſſen auch / von dem Saltz / doch ſonder Waſſer-Werffung / wohl gereiniget ſeyn / im uͤbrigen nimmt man nur das jenige in acht / was wir oben vom Cryſtall angemercket ha - ben: So wird man eine gar ſchoͤne / und zu ieder Arbeit dienliche Meer - waſſer-Farbe bekommen / welche mit viel geringern Unkoſten / als die Cryſtall / wird koͤnnen bereitet werden; Denn man kaufft die Rochetta, in viel geringern Preiß / als die Cryſtall: Auff dieſe Weiſe / habe ich ſie zu Piſis zum oͤfftern und allezeit mit guten Fortgang bereitet.
Eine wunderſchoͤne Meerwaſſer-Farbe / uͤber alle ande - re; aus meiner Erfindung.
DAs Caput mortuum, vom Kupffer-Vitriol / nach Chymiſcher Kunſt / ohne Corroſiv bereitet / wenn es etliche Tage in der Lufft lieget / bekommet von ſich ſelbſt / ohne alle Beyhuͤlffe / eine weißlichte gruͤne Farbe.
Aus dieſer materia, wenn ſie gepuͤlvert / und mit der præparirten Zaffera, in ſolchen Gewicht (wie in den andern vorhergehenden præpa - rationen des Kupffer-Hammerſchlags iſt erwehnet worden) / zuſammen geſetzet / auch / wie bewuſt / mit der Cryſtall vermiſchet wird / ſo wird eine vortreffliche Meerwaſſer-Farbe daraus / welche von verwunderlicher Schoͤnheit iſt / dergleichen ich zu Antorff verfertiget habe / mit Ver - wunderung aller der jenigen / die es geſehen hatten.
Die Art und Weiſe / den Kupffer - Vitriol / nach Spagyriſcher Kunſt / ohne Corroſiv zu bereiten / iſt dieſe: Nimm duͤnne Kupffer-Blech / in Groͤſſe eines Guͤldens / ſolche ſtratificire mit gepuͤlverten Schwefel / in eine oder mehr Tiegeln / biß die Tiegel gefuͤllet; Wenn dieſes geſche - hen / ſo bedecke die Tiegel / auff die Art / wie wir im 131. Capitel Anleitung gegeben haben / damit mans probiren koͤnne: Dieſe Manier hat / mei - nes Wiſſens / noch niemand erfahren; ſondern ich Anthonius Neri, ein Prieſter / habe ihn mit eigener Hand verſuchet / und / wie gedacht / gantz wunderwuͤrdig befunden; Derowegen halte ich ſolchen auch fuͤr meine eigene Erfindung.
Eine Smaragd-gruͤne Farbe auffs Glas zu machen.
WEnn man ein Glas gruͤn faͤrben will / ſo muß man Achtung ge - ben / daß das Glas nicht viel Saltz bey ſich habe; denn nim̃t man ein ſolches Glas / welches viel Saltz bey ſich hat / wie denn das jeni - ge iſt / welches aus der Rochetta und dem Cryſtall bereitet wird / ſo wirds nicht ſchoͤn gruͤn / ſondern vielmehr Meerwaſſer-farbicht; denn das Saltz verzehret jene gruͤne / und das Glas wird alsdenn allezeit blaulicht oder Meerwaſſer-farbicht.
Derowegen wer eine ſchoͤne Gruͤne zu machen verlanget / der nehme ein gemeines Metall oder rohe Frittam, wie ſolche aus dem Orientaliſchẽ Pulver / im 8. Capitel zu bereiten iſt gelehret worden und ſetze ſolches in den Topff; auch muß dieſes Glas keine Magneſie bey ſich haben / deñ es wuͤrde die Arbeit ſchwartz und heßlich werden: Wenn nun dieſes Glas beſtermaſſen gefloſſen und gereiniget worden / ſo ſoll man / zum Exem - pel / zu 100. Pfund Glas / ungefehr nehmen 6. Loth des Croci Martis, welcher / nach Anweiſung des 17. Capitels / mit Eßig bereitet / und gecal - ciniret worden ſey: Nachdem nun das Glas wohl gemiſchet / laſſe mans eine Stunde lang ruhen / daß es die Farbe des Croci Martis wohl ein - nehme / auff ſolche Weiſe wird es etwas gelblicht / und wird jene grobe blaue Farbe / die allezeit darbey iſt / verzehret werden; es wird auch ma - chen / daß es die gruͤne Farbe annehmen koͤnne.
Nach ſolchen muß man Hammerſchlag bey der Hand haben / wel - cher / nach Anleitung des 17. Capitels / dreymal gecalciniret worden iſt; von dieſem thut man auff 6. unterſchiedliche mal / 2. Pfund / zu 100. Pf. Glas / und miſchet das Glas mit dem Pulver wohl untereinander: dar - nach laͤſſet mans / damit ſichs wohl mit dem Glas vereinige / 2. Stun - den lang ruhen / alsdenn wieder von neuen vermiſchet; nach dieſem kan man zuſehen und probiren / ob die Farbe zu der Arbeit / darzu mans ge - brauchen will / voll und ſtarck genug ſeye? Denn man kan in dieſer Ar - beit / ſo es von noͤthen / noch mehr præparirte Schlacken / oder Hammer - ſchlag hinzuthun / je nach dem die Farben / nach Erheiſchung der Sachen / welche man machen will / ſtarck oder ſchwach ſeyn ſollen: JmFall die gruͤne Farbe / eine blaue oder Meerwaſſer-Farbe an ſich nehmen wol - te / ſo kan man / nach obgedachter Art / noch etwas vom Croco Martis hinzuthun / ſo wird man die allerſchoͤnſte Smaragd-gruͤne Farbe be -kommen /40ANTHONII NERI Erſtes Buch /kommen / welche auch ſonſt nur Knobloch-gruͤn genennet wird; ſolche / nachdem ſie wohl umbgeruͤhret worden / kan nach Verflieſſung 24. Stunden / alsdenn verarbeitet werden; Jedoch iſt / wie gedacht / das Umbruͤhren nicht zu vergeſſen: Denn die Farben gern auff den Bo - den zu ſeyn pflegen / und ſind dahero in dem Topff obenauff gemeinig - lich etwas ſchwaͤcher: Dieſe gruͤne Farbe habe ich zu Piſis offtermals / allezeit aber gar ſchoͤn bereitet / ſolches werden auch alle die jenigen thun koͤnnen / welche deme / wie wir hier oben auffgezeichnet / fleißig nachfol - gen werden.
Eine ſchoͤnere gruͤne Farbe / als die vorhergehende.
WEr die gruͤne Farbe / noch ſchoͤner und glaͤntzender / als die vorher - gehende / verlanget / der nehme des Cryſtallinen-Glaſes / welches / zu Verzehrung des Saltzes / etlich mal ins Waſſer geworffen worden / und keine Magneſie bey ſich habe; Zu dieſem Cryſtall ſoll man die Helff - te des gemeinen und weiſſen Glaſes thun / ſolches nemlich / welches auch keine Magneſie bey ſich habe; wenn dieſe beyde wohl vermiſchet / gefloſ - ſen / und gereiniget ſind / ſo nimm zu 100. Pfund / 2½. Pfund des drey - mal calcinirten Pulvers / aus den Kupffer-Blechen (wie im 25. Capitel davon berichtet worden) und 4. Loth Croci Martis, welcher / nach Laut des 16. Capitels / mit Schweſel gecalciniret und reverberiret worden iſt / ſolches alles / nach obiger Anleitung / wohl vermiſchet / ſetze dem 100. Pfunden Glas zu / und verfahre ferner / wie im vorhergehenden: Die Farbe kan man nach Gutbeduͤncken vermehren oder ſchwaͤchen; Jm Fall ſie etwas blaulicht waͤre / kan nur gar ein weniges / vom obgedachten Croco Martis hinzu gethan / und das Glas nicht anders / als die andere gruͤne Farbe / verarbeitet werden; ſo wirſt du eine vortreffliche Pim - penell-gruͤne Farbe haben: Dieſe Farb habe ich zu Piſis offt und viel - mals mit gutem Succeß gemacht: Man muß aber ſonderlich gute Acht darauff haben / daß die Kupffer-Schlacken oder Hammerſchlag / allezeit wohl gepræpariret ſind / ſo man anders gute und ſchoͤne Farben haben will.
Eine wunder-ſchoͤne gruͤne Farb.
MAn nimmt den zum 3. ten mahl gecalcinirten Kupffer-Hammer - ſchlag / und an ſtat des vorigen gedachten præparirten Croci Mar - tis, ſoll man Eiſenſinder oder Hammerſchlag nehmen / welcher im ſchmie - den vom Ambos herab faͤllet / ſolcher mus aber vom Staub / Kohlen und Aſchen wol gereiniget / zerſtoſſen / und ſo ſubtil als es ſeyn kan / geſiebet werden. Dieſes miſchet man / nach angezeigten Gewicht des vorigen Ca - pitels / zuſammen / mit dem Kupffer-Schlacken und dem gemeinen Glas / welches aus dem Pulver Rochettæ ohne Magneſie ſey bereitet worden; nach den Anleitungen / die wir bey der Bereitung des gruͤnen Glaſes ge - geben haben.
Dieſer Eiſen-Crocus oder Hammerſchlag wird dir eine wunder - ſchoͤne Smaragd-gruͤne Farbe geben / welche / nach dem alle blaue und Meergruͤne Farb (welche gemeiniglich dem Glas anhaͤnget) verzehret worden / gleich einem rechten Smaragd leuchtet / und uͤber alle andere gruͤne Farben einen ſchoͤnen Glantz erlanget.
Dieſe Art / den Eiſen und Kupffer-Hammerſchlag / alſo zuſammen zuſetzen / habe ich Antonius Neri erfunden; im uͤbrigen ſo wird das Maß und Gewicht / in dieſem Proceß / gleich wie in allen andern vorher - gehenden gruͤnen Farben in acht genommen / alſo erlanget man eine wun - derwuͤrdige Sache / welches mich die Erfahrung offtmahls gelehret hat.
Eine andere gruͤne Farb / welche allen andern von mir bereiteten gruͤnen Farben / weit vorgehet.
NJmm 5. Pfund Cryſtallinen Glas / (welches offtmals ins Waſſer geworffen / und dadurch gereiniget worden ſey. ) und 5. Pfund ge - meines / weiſſes aus dem Pulver gemachtes Glas / ſolche zuſammen gemi - ſchet / thue in einen Schmeltz-Topff / darzu fuͤge noch 4. Pfund der ge - meinen und aus dem Pulver verfertigten Frittæ, und 3. Pfund Minij oder Bley Meng / beydes wohl zuſammen gemengt / und alles wohl unterein - ander gemiſchet / ſo werden ſie in dem Topff / innerhalb wenig Stunden / gereiniget.
Weñ dieſes geſchehen / ſoll mans in ein Waſſeꝛ ſchuͤtten / fleißig in acht nehmend / ob nicht auff dem Boden etwas Bley zuſammen lauffe / denn ſolches muß man ungeſaͤumbt heꝛaus nehmen und wegthun / damit nicht / wie es ſonſt zugeſchehẽ pfleget / der Topff zerſpringe oder zerreiſſe; hernachFwird4[42]ANTHONII NERI Erſtes Buch /wird dieſes in das Waſſer geworffne Glas / wiederum̃ in den Schmeltz - Topff gethan / und einen Tag lang darinnen gereiniget; alsdenn giebt man ihr die Farb / von dem Pulver des Capitis Mortui, welches in der Chymiſchen Diſtillation des Spiritus von Kupffer-Vitriol uͤbrig geblie - ben / ſolches vermiſchet man mit einer gar geringen Qvantitaͤt des Croci Martis; daraus wird ein wunderſchoͤnes gruͤnes Glas / welches unter allen / die ich jemahls bereitet habe / das allerſchoͤnſte iſt / maſſen es dem allerbeſten Orientaliſchen Smaragd gleichet / und zu allerley Glas - Wercken dienſtlich iſt.
Eine blaue Korn-Blumen - oder Tuͤrckis-Farb / welche in der Glasmacher-Kunſt / eine von den fuͤhrnehmſten iſt.
NJmm das ſchwartze und grobe Meerſaltz; denn das weiſſe / welches zu Volaterran gemachet wird / dienet zu dieſer Sachen nicht: Sol - ches calcinire in einem Kalch-Ofen oder in dem kleinen Oefelein / biß es gantz weis / und alle Feuchtigkeit davon verzehret worden; wenn dieſes geſchehen / ſo reibs zu einen weiſſen Pulver: diß Saltz / auff ſolche Art gecalciniret / hebet man auff / damit die blaue Korn-Blumen - oder Tuͤrckis-Farb daraus bereitet werde.
Ferner ſoll man Frittam Cryſtalli in einen Topff haben / die mit Meerwaſſer-Farbe getingiret ſey. Von unterſchiedlichen Bereitun - gen der Meerwaſſer-Farbe / iſt oben behandelt worden; Denn dieſe Farb iſt ſehr lieblich und ſtarck / dahero die Bereitung der blauen Kornblumen-Farbe / einig und allein an der Eigenſchafft der Meer - waſſer-Farb lieget.
Zu der getingirten Fritta Cryſtalli, thut man das obberuͤhrte Meer-Saltz / nach und nach hinein / und miſchet es wohl unter einan - der / gleich wie mit dem gepræparirten Hammerſchlag geſchehen / ſo wird die helle und durchſcheinende Meerwaſſer-Farb dick und dunckel wer - den: Denn wenn das Saltz zu Glas wird / ſo benimmt es jene Durch - ſichtigkeit / und giebet eine bleiche Farbe / als aus welcher / nach und nach / die blaue Kornblumen - oder Tuͤrckis-Farbe / in der Glasmacher-Kunſt die fuͤrnehmſte wird.
Wenn nun die Farbe nach Belieben recht und gut iſt / ſo wird dasGlas43Von der Glasmacher-Kunſt. Glas alſo fort verarbeitet / denn ſonſten verzehret ſich das Saltz / und daͤmpffet hinweg; das Glas aber wird durchſichtig und heßlich.
JmFall ſich aber im verarbeiten die Farbe verliehren ſolte / ſo ſoll man / wie vorhero / von dem gecalcinirten Saltz etwas darzu thun / ſo wird ſich die Farbe wieder finden: Dem Glasmacher dienet zu wiſſen / daß / wenn das Saltz nicht wohl gecalciniret / ſolches immer ſpratzele und praßle / derowegen mag man im Gebrauch deſſelben vorſichtig ſeyn / und das Geſicht / damit es nicht Gefahr leide / wohl verwahren.
Das Gewicht des Saltzes iſt / daß man es nach und nach daran thue / und zwar ſo lang / biß die Farbe recht iſt; Denn allhier habe ich ſelbſt kein gewiſſes Maß oder Gewicht gebrauchet / ſondern wenn mich die Farbe recht zu ſeyn beduͤnckte / hoͤrte ich auff; beſtehet alſo dieſe gan - tze Sache in der Erfahrung.
Dieſe Farbe habe ich vielmals bereitet / als welche im Hausweſen noͤthig / und in der Glasmacher-Kunſt hoͤchſt nuͤtzlich / und eine von den fuͤrnehmſten Farben iſt: Man kan auch in dieſer Bereitung nur die jenige Meerwaſſer-Farbe nehmen / welche aus gleichen Theilen der Cryſtallen und Rochettæ, bereitet worden; Denn es eine ſehr ſchoͤne Farbe giebet.
WAs die Soda Hiſpanica, derer ich viel Centner ver - braucht / und in ſehr harten Ballen aus Hiſpa - nien kom̃t / anbetrifft / ſo kan gar wohl / weñ ſie gantz klein geſtoſſen / an uñ voꝛ ſich ſelbſt ein gut Glas dar - aus gemacht werden / wenn ihr nur nach gewiſſer Art und proportion ein feiner Sand zugeſetzet wird. Die propor - tion abeꝛ des Sandes in der rohen Soda kan nit ſo eigendlich ge - meldet werden / weil die eine mehr Erde oder Sand fuͤhret als die andere / und daher magerer von Saltz iſt; muß dero - wegen ſelbiges von denen Glasmachern ſelbſt geſucht wer - den / welches ihnen denn leicht zu thun iſt; maſſen ſie / wenn ſie auch nur gemein Glas machen / ſich nach einer ieden Lan - des-Art Aſche / die in den Waͤldern / oder auff den Feuer - Heerden gebrannt wird / richten muͤſſen / wie viel ſie nemlich Zuſatz vom Sande leidet. Alſo / wie gedacht / iſt dieſes auch leicht zu finden / nicht allein von den geuͤbten Glasmachern / ſondern auch ſonſt von einem ieden verſtaͤndigen und curieu - ſen Liebhaber. Denn geſetzt / er nimmt 100. Pfund Soda, und 80. biß 90. Pfund Sand / und es iſt zu ſtreng-fluͤßig / ſo muß er mehr Soda nehmen; iſt es gerecht / daß es ſich wohl arbei - ten laͤſt / ſo laͤſt mans darbey / wo nicht / ſo ſetzet man mehr Soda hinzu: Oder ſo es zu leicht-fluͤßig / welches ſelten ge - ſchicht / nimmt man mehr Sand. Doch iſt dieſes Glas aus der rohen Soda nicht zu loben / denn ob es gleich ſich noch ſowohl45Joh. Kunckels Anmerckungen etc. wohl arbeiten laͤſſet / ſo zerſpringt es nicht allein im Abkuͤh - len gar leicht / ſondern es behaͤlt auch immer eine gantz blau - lichte Art: Und wiewohl mans mit der Magneſie oder Braun - ſtein (wie es die Glasmacher nennen) verſetzet / nimmt oder behaͤlt es doch eine faſt ſchwaͤrtzliche / auch wohl offters in gruͤn ſpielende Art an ſich. Kurtz davon zu melden / es giebt kein ſchoͤn annehmlich Glas. Was das Saltz hieraus betrifft / (welches wir in Teutſchland zum Glasmachen zwar gar wohl entrathen koͤnnen) mit ſelben hat es dieſe Bewandniß: So ich die Soda wohl auslauge / und denn zum Saltz einkoche / ſelbiges wohl ausgluͤhe / wieder in Waſſer zergehen und ſich ſetzen laſſe / nachmaln das klare in einem eiſern Keſſel einko - che / bald darauff wieder gluͤhe / und das gluͤhen und wieder - einkochen einmal od’ 4. verrichte / ſo wird ein ſchoͤnes Saltz dar - aus / woraus ſo ein herrlich ſchoͤn Glas bereitet wird / als ſonſten aus einer andern Materie (ſie mag Rochetta oder anders heiſſen) kan gemachet werden. Und ſo es ſich denn noch etwas nach der Gruͤne ſolte neigen / ſo kan ihm mit der Magneſie geholffen werden: Wiewohl wir Teutſchen kei - ner Piemontiſchen Magneſie vonnoͤthen haben / ſondern es wird deſſen eine Art in Meiſſen / als unter dem Gebiet des Churfuͤrſten zu Sachſen / nemlich im Ertz-Gebuͤrge bey Schnee - oder Anneberg / gebrochen / welche Braunſtein ge - nannt / und der Piemontiſchen nicht allein gleich / ſondern auch wohl oͤffters bevor gehet. Sonſten iſt die Art / das Saltz aus der Soda zu machen / in dieſem Capitel umbſtaͤn - dig genug beſchrieben / und braucht deßwegen nicht mehrer Erlaͤuterung; Nur dieſes iſt noch zu mercken / daß es nicht eben noͤthig ſey / daß man einen ſteinern Moͤrſel dazu ge - brauche / wenn man die Soda ſtoͤſt / ſondern es kan in einem dazu ausgehauenen hoͤltzernen Trog / ſo mit einer dazu un - ten am Boden gelegten eiſernen Blatten verſehen / gantz oh - ne Gefahr geſchehen. Zu dem Einſieden des Saltzes iſtF iijnichts46J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. nichts beqvemers / als ein gegoſſener eiſerner Keſſel / maſſen man das Saltz gantz trucken darinnen einſieden mag / daß mans in Stuͤcken mit einem eiſernen Meiſſel (ſo es ſich nicht ſelber abloͤſet) aushauen kan: Darauff muͤſſen / (wie vor ge - dacht worden /) dieſe Stuͤcke gegluͤet / denn in Waſſer auff - geloͤſet / und wieder gegluͤet werden. Auch iſt es wahr und gewiß / daß es mehr Saltz giebet / wenn der gebrannte Wein - ſtein dazu geſetzet wird: Die Urſach iſt leicht / und halte ichs unnoͤthig hier zu ſetzen / weil den Glasmachern daran nichts gelegen / ſondern nur denen Chymicis zu wiſſen noͤthig; Dar - umb ich ſolches biß zu meinen andern Schrifften von Auff - loͤſung der Coͤrper / in meinem laͤngſt-verſprochenen Laborat. Experiment. will verſpahret haben. Der aber in Bereitung dieſes Saltzes keinen gegoſſenen eiſernen Keſſel hat / muß ſich entweder einen von Eiſen geſchlagenen blechern / oder einen bleyern verſchaffen / und alsdenn des Autoris genauer Unterricht ſich bedienen / zumal / daß ers nicht zu hart anſie - den laͤſt / ſonſten es freylich ohne Schaden des Keſſels nicht abgehen kan. Es iſt auch nichts daran gelegen / wenn man an ſtatt der ſteinern Gefaͤſſe / darinn man die Lauge verwah - ret / hoͤltzerne nimmt: Denn die Erfahrung hat michs ge - lehret / daß ich mehr Schaden an den irdenen / als hoͤltzernen Gefaͤſſen gehabt; maſſen die Lauge / die irdene / ſo ſie ein we - nig gebraucht werden / bald zermalmet; dienet auch / zur Qvantitaͤt zu machen / nicht. Sonſten hat dir der Autor alle Umbſtaͤnde genug gezeiget / wie du nemlich ein Saltz aus - ziehen und machen ſolſt. Wilt du wiſſen / wo die Soda oder Rochetta herkomme / ſo beſiehe hieruͤber den gelehrten und wohlbeleſenen Merrettum zu Ende dieſes Buchs. Zuletzt ha - be ich dieſes noch zu erinnern / daß man ſich vor allen kuͤpf - fernen Inſtrumenten / in Bereitung der Saltzen / zu huͤten ha - be. Auch habe ich zum oͤfftern von euch Glasmachern ge - hoͤret / daß ihr gern wiſſen moͤchtet / was doch mit dem WortFritta47Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Fritta angedeutet werde / welches zu vielen malen in dieſem Buch erwehnet iſt? So vermelde ich euch hiermit / daß es al - lemal ſo viel bedeutet / als / nach eurer Art zu reden / wenn ihr ſprecht: Gemenge; als / das Gemenge iſt gemacht von ſo viel Aſche und Sand / und ſo viel Saltz / und das andere Gemen - ge von ſo viel: Und das wird hier Fritta genennet / auff daß ihr dieſes Wort auch verſtehet. Und ſo viel vom 1. Cap.
WJr wollen uns hier nicht bekuͤmmern / wo die Jtaliaͤ - ner ihre Steine oder Sand hernehmen / auch wie die Fluͤſſe heiſſen; ſondern wir wollen nur berichten / wie es in Teutſchland zu machen ſey. Nun iſt allen Glas - machern bekannt / daß ſie nur den gemeinen Sand / der fein weiß / und im Graben keine leimigte noch gelbe Eiſenhaffte A - dern mit ſich fuͤhret / am beqvemen Orten und Bergen hier - zu ſuchen muͤſſen. Nun wird zwar in dieſem Buch nicht von gemeinem / ſondern von einem feinem dem Cryſtall aͤhnlichen Glas gehandelt / worzu wir denn auch in Teutſchland gnug - ſame ja uͤberfluͤſſige Mittel haben / und duͤrffen es gar nicht aus andern Orten herholen. Vors erſte findet man in Meißner-Lande / wie auch bey allen andern Bergwer - cken / helle / klare Steine / in den Ertz-Gruben / welche man Qvartze nennet; dieſelben ſeynd ſehr gut / auch die ſchoͤnſte Cryſtall davon nachzubilden: Doch muß der Unterſcheid in dieſen Steinen gebraucht werden. Ein Theil haben gelbe Adern; ein Theil ſchwartzlichte. Die gelben ſind zum Ei - ſen / und die ſchwartzen zu Bley und Silber geneigt / welche denn im Glas ihre Farbe nicht hinterlaſſen / ſondern eine gruͤ - ne / oder gelbe / auch wohl blaulichte Coleur geben. Derowe - gen dieſe Adern / ſo ſie ſich ja finden / wohl muͤſſen ausgeſchlagẽ werden. Auch werden in Meiſſen Steine gebrochen / die manzu48J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. zu Werck-Stuͤcken im Bau-Weſen gebraucht; ſo man dieſe gluͤet / ſind ſie gantz muͤrbe / und geben einen uͤber die Maſſen ſchoͤnen Sand: Selbiger braucht auch nicht ſo viel Saltz / als der obige gedachte Kies. Dieſem allen ungeachtet / fin - den wir in allen Laͤndern / entweder in den Baͤchen oder ſan - dichten Beꝛgẽ / kleine runde weiſe Kieſelſteine: Sonderlich wer - den von den Meer - oder Saltz-Seen dergleichen vortreffliche ausgeworffen / ſo / daß ich ſelber in Holſtein / nicht weit von Kiel / etliche / wie eine Fauſt groß / gefunden / von ſolcher Durch - ſichtigkeit / wie ein Cryſtall: Und habe ich dieſes im Glasma - chen obſervirt / daß / wenn ich dieſe bey den Saltz-Seen / und die auff gemeinen Wegen oder Bergen gefundene / gegen ein - ander genommen / die an der Saltz-See weniger Saltz be - durfft haben / als die andern. Solche weiſe runde Kieſelſteine findet man (wie gedacht /) faſt an allen Fluͤſſen / die nicht mo - raſtig ſeyn / doch an einem mehr / als am andern: Die Elbe fuͤhret ſolche vor andern uͤberfluͤſſig. So man nun dieſe Steine gluͤet / und (umb deſto beſſer zu ſtoſſen) im Waſſer ab - leſchet / ſo finden ſich auch einige / die aͤdericht ſeyn / und nicht gantz weiß / die ſchmeiſt man aus Curieuſitaͤt auch gerne weg. Wer aber einen rechten Ausbund von einer Cryſtall ſuchet zu machen / der nehme von den ſchwartzen Feuerſteinen / die man in den Feuer-Zeugen und auff den Flindenroͤhren gebraucht / (ins gemein Flind-ſtein genannt /) wenn ſolche et - liche mahl gegluͤet / und im Waſſer abgeloͤſchet ſeyn / ſo wer - den ſie ſehr weiß / ja haͤrter denn alle andere Stein in Teutſch - land. Derowegen / da auff 200. Pfund andern Sand 130. Pfund Saltz genommen wird / muß auff dieſen Sand / vom Flindſtein / wohl 140. biß 150. Pfund genommen werden. Sonſten iſt dieſes Capitel von dem Autore wegen der Proporti - on auch recht und wohl beſchrieben. Zum Beſchluß: weil der Hochgelahrte H. D. Merret. des Joſephi, eines Juͤdiſchen Geſchichtſchreibers / gedencket / welcher von einem ſonderlichenThal49Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Thal bey des Memnonis Bild-Seule ſchreibet / da dañ Joſephus ein Ding groſſer Verwunderung ſetzet / daß / wenn nemlich ein allbereit gemachtes und verfertigtes Glas an den Ufer des Thals geworffen / daſſelbige endlich wieder zum natuͤrlichen Sand verwandelt wuͤrde /) muß ich noch hinzu ſetzen / daß ich dafuͤr halte / Joſephus habe einſtens ſolch Glas am ſolchem U - fer liegen geſehn / und wie er hernach iſt wieder einmahl des Or - tes gekommen / ſey es von Ungefehr durch Wind oder andere Zufaͤlle bedecket geweſen; oder Sie habens den guten Joſeph ſo uͤberredet: Denn er noch weiter hinzuthut / wenn man auch ein Metall / es ſey vor eins was es wolle / an dieſen Ort legete / werde es alſo bald in Glas verwandelt. Hier zu gehoͤret ebenfalls ein ſolcher ſtarcker Glaube / als zu glaͤuben / daß es das Glas wieder in Sand verwandein ſolte: Und waͤre eine ſchreckliche Contrarietaͤt in der Natur / das eine dazu zu ma - chen / und das andere wieder in ſein principium zu ſetzen. Ge - ſetzt / er verſtehe es / oder nehme den Unterſcheid vom Thal o - der Huͤgel: Machte der Thal es zu Glas / ſo koͤnte es kein Sand bleiben / und muͤſte der Sand von dem Huͤgel genom - men werden. Verſtoͤſt ſich alſo / meines Erachtens / der Jo - ſephus gar ſehr hierinn: Jedoch / er iſt auch kein Glasmacher geweſen; und hat man wohl eher einen Hiſtorien-Schrei - ber gefunden / der ſich hat was uͤberreden laſſen. Glaͤublicheꝛ iſt / was Tacitus hievon ſchreibet / da er ſpricht: Weiln es Sal - peter bey ſich fuͤhret / wuͤrde es zum Glaſe geſchmoltzen. Das waͤre alſo auch vom 2. Capitel.
WAs der Autor in dieſen Capiteln gedacht / iſt wahr: Wer ſich die Muͤhe nimmt / und ein Saltz ſo offt im Waſſer zergehen laͤſt / und in Glaͤſern laͤſt wieder hart werden / der kan ein ſchoͤn Cryſtall machen: Der aber meynet / daß aus deme allen / womit und welcher Geſtalt derGAutor50J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. Autor einen Cryſtall beſchrieben hat / eine rechte Gleichheit der Cryſtallen ſolte hervor kommen / und davor paſſiren koͤnnen / ſelbiger verſteht das Glasmachen nicht. Die Teut - ſchen moͤgen jetzo fragen: Woher nehmen wir das Levanti - ſche Pulver? Denen gebe ich zur Nachricht: Man nehme / was vor Art Kraut man wolle / als Farren-Kraut und an - dre / ſo man haͤuffig haben kan / und brenne die zu Aſche / und mache eine Lauge daraus / wie in dieſem Capitel und nachfol - genden gelehret wird: Ja ſo du dieſe Muͤhe darauff wenden wilſt / nimm nur gemeine Aſche (doch iſt die aus den Kraͤu - tern eher zur Subtilitaͤt zu bringen) oder noch naͤher / Potaſch / loͤſe die offt im Waſſer auff / und laß ſie durch ein Filtz lauffen; und ſo du das / (wie oͤffters erwehnet) wieder holeſt / ſo kanſt du aus allen Dingen / worinn ein Saltz ſtecket / es von einer - ley Schoͤnheit haben. Haͤtte alſo der Autor dieſer Muͤhe in den vielerhand Umbſtaͤnden der Saltz nicht beduͤrfft: Dann durch die Erfahrung habe ich erlernet / daß die Saltzen in den Kraͤutern und Gewaͤchſen einerley ſeynd. Hier hat bey dem 3. Capitel in des Herrn. D. Merrets Anmerckungen der be - kandte Herr Friedrich Geißler ein Stuͤck ſeiner Klugheit ſehen laſſen / indem Er erſtlich ſpricht: Er hielte dafuͤr / daß vor das Wort figirt / purificirt muͤſſe geleſen werden / welches recht: Doch will Er auch behaͤupten / daß das Wort figirt recht ſey; Maſſẽ / ſagt Er / ein fixes Saltz zum Glasmachẽ noͤthig iſt. Nu / ſpricht Er / halten die Kraͤuter nicht alle einerley fixes Saltz: koͤnten derowegen ſolche / die noch ein nicht genugſam figirtes haben / durch den Proceß in dieſem 3. Capitel ꝛc. vollends fix und beſtaͤndig gemachet werden. So weit des ſelbſt-ver - meinten hocherfahrnen Fr. Geißlers Worte. Mein lieber Geißler verzeihet mir / daß ich Euch hier ein wenig frage / erſt - lich: Seynd die Saltze aus den Kraͤutern fixer in der erſten Auslaugung / oder ſeynd ſie fixer / wenn man ſie etliche mahl auffgeloͤſet / und wiederumb abrauchen laͤſt? Vors erſte. Vors51Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Vors ander verzeihet mir noch eine Frage: Wie macht man doch dieſes / wenn man ein Saltz / ſo aus einen verbrannten Gewaͤchs oder Kraut ausgelauget iſt / fixiren will / daß es im Feuer keinen Spiritum gebe / noch davon fliege? Solviret oder coaguliret mans offt? Oder was braucht man vor einen modum? Jch rede nicht mit dem Herrn hier / als wie etwa mit einem Glasmacher / ſondern wie mit einem von ſich ſelbſt hal - tenden hocherfahrnen Chymico / den die Muſen mit ihrer Milch ſo lang geſpeiſet / daß ſie Euch haben Sprachen gelernet / und wie Jhr Lateiniſch ins Teutſch uͤber ſetzen ſollet das glaͤube ich wohl / und laſſe es auch gut ſeyn; aber warlich mein Herr Geisler / (doch verzeihet mir!) wann Jhr in eurer Chartecq ge - ſetzet haͤttet / die Chymici haͤtten Euch mit ihrer Milch geſpei - ſet / oder durch die Experienz gelehret und geleitet; ſo ſagte ich warlich / oder gedaͤchte zum wenigſten / daß / der euch geſeugt / derſelbe die Milch verwechſelt haͤtte / und nicht von der rechten mitgetheilet und gegeben. Jch habe in meinen herausgege - benen Tractaͤtlein von den Saltzen geſchrieben: So nun der Herr dawider was einzuwenden hat / und Er kan es mit Ex - perimenten thun / ſo thue der Herr doch einem Ungelehrten (davor Er mich haͤlt) die Ehre / und beweiſe es in der That; dann mit Worten iſt man in dieſem ſeculo, in der Chymie ſon - derlich / nicht mehr zu frieden: Kommt Jhr dann mit Experi - menten / ſo ſoll der Herr ſehen / ob Er mich gleich ungelehrt ach - tet / daß Er mich doch nicht ſoll unerfahren finden. Dieſe bey - de Fragen moͤchte ich mit einem Experimento von Jhm wohl auffgeloͤſet wiſſen. Jch bitte aber umb Verzeihung / wenn ichs nicht glaͤube / das Jhr koͤnnnet / Jhr contradicirt Euch deñ ſelbſt in dieſem Capitel. Jch habe die Hoffnung / der Herr / als ein Gelehrter / wird ja ſo viel von dem Ruhm der Hoͤflig - keit bey ſich haben / daß Er Mir dieſe Grobheit verzeihen wird / ſo ich ja bey dem Herrn die Schrancken der Hoͤffligkeit uͤber Vermuthen uͤberſchritten haͤtte / in dem ich vors erſte ſoG ijkuͤhn52J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. kuͤhn gefraget / vors andere / mein Glaubens-Bekenntniß hierinn ſo frey gethan. Jch bin des Erbietens / dieſe Frage ins kuͤnfftige / ſo ich die Ehre von Euch nicht haben ſolte / oder Euch hievon die Wiſſenſchafft mangelte / ſelber zu erklaͤhren. Hiemit vor dieſes mahl adjeu!
Der Autor befielt in dieſem 3. Capitel / man ſoll auf die letz - te ein gantz gelinde Feuer gebrauchen / daß das Saltz nicht an - breñe / odeꝛ verbꝛeñe / da es doch beſſeꝛ iſt / daß / weñ das Saltz im Glaſe truckẽ worden / mans im ſelben gelinde gluͤen laſſe: Deñ dadurch werden die uͤbrigen Unreinigkeiten deſto beſſer abge - ſchieden. Denn es nur als ein ſonderliches Gluͤck zu rechnen / wenn ein Glas in ſolcher Arbeit gantz bleibet; denn zerbricht es nicht eher / ſo zertreibens die Saltze doch im Kaltwerden. Dieſes alles iſt eine gar zu groſſe Muͤhe / und dienet nur zu be - ſonderer Curieuſitaͤt / da man es doch eben ſo ſchoͤn haben kan / ſo man (wie obgedacht) eine Aſche nimmt / ſie ſey aus Kraͤutern oder Baͤumen / wenn nur ſolche zu etlichen Mahlen ausge - lauget / und nach einer jeden Einkochung (welche in einen eiſer - nen Keſſel geſchehẽ ſoll) uñ ehe man das Saltz wiedeꝛ im Waſſeꝛ auffloͤſet / allemahl ein wenig ausgegluͤet wird. Wer denn nun gar curieus damit umbgehen will / der nehme zuletzt die wohl - und offt gereinigte Lauge / und koche ſie gelinde / biß ſie oben eine Haut kriegen will / und ſchuͤtte ſie in ein hoͤltzern Ge - faͤß / und laſſe es einen Tag oder etliche ſtehen / ſo ſchieſſen ſchoͤne Cryſtallen an: Auch leget ſich bey dieſer Arbeit zugleich etwas weiſes / wie Mehl / zu Boden. Dieſes kan man mit den Cry - ſtallen in ein Haar-Siebe / oder auff ein dazu mit Leiſten ge - machtes Brett ſchuͤtten. NB. Das Bꝛett muß unten ſpitz zugehen / daß die uͤbrige Lauge wohl davon lauffen und trucken werden kan. Die Lauge / ſo
uͤber dieſen Saltz geſtanden / kocht man wieder ein / wie vor / und das ſo lange / biß nichts mehr anſchieſſen will; ſo kochtman53Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. man alsdenn dieſelbe Lauge vollends oder gantz trocken ein / und iſt hernach unter dieſen und denen angeſchoſſenen Cry - ſtallen wenig Unterſcheid. Hier haben wir nun beſchrieben / was der Autor biß in das 7te Capitel von Bereitung der Sal - tze gelehret. Deñ das Saltz ſey aus welchen Kraut es wolle / ſo es nicht wohl gereiniget wird / gibt es kein ſchoͤn Glas. Das iſt aber gewiß / daß ein Saltz / wegen ſeiner ſubtilen Erde / ſich eher vereinigen laͤſt / als das andre / und eines weniger Muͤhe gebraucht / als das andre. Wer aber zu ſolchen Kraͤutern in der Menge nicht kommen kan / der muß ſich die Muͤhe nicht verdrieſſen laſſen / und eine Aſche / die der Bauer auff den Heerd / oder im Ofen brennt / oder von wem er ſie haben kan / nehmen und nur deſto oͤffter reinigen.
Jſt in ſpecie zu wiſſen / daß man an dieſes Saltz nicht ge - bunden ſey / wenn man die guͤldene Farb in die Cryſtall bringen will: Ja wenn auch der Cryſtall von lauter Weinſtein-Saltz allein bereitet / ſo kan man die guͤldene Far - be doch wohl beybringen / wie denn davon nach dieſem weiter ſoll gelehret werden. Was ſonſten in dem 5. 6. und 7. Capitel auſſer dieſer meiner Erinnerung von dem Autore gedacht worden / kan alſo gut und nuͤtzlich wohl in acht genommen werden.
WAs in dieſem Capitel gedacht wird / iſt ſchoͤn im vorhergehenden erklaͤhrt worden / nemlich / daß je - mand ein Kraut oder Aſche nehmen moͤge / wovon Er will / und gilt gleich / zu welcher Zeit oder Monat ers nimmt / wenn nur das Kraut ſeinen Wachsthum vollendet; Man iſt an keinen Bohnen / Farren Kraut oder dergleichen gebun -G iijden:54J Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. den: Denn alle Kraͤuter haben einerley Saltz nach der Ver - brennung / nur daß eines mehr Erde fuͤhret als das andere / und derowegen mehr Reinigung bedarff. Derowegen / wie ich im vorigen gedacht / nimm nur reine Aſche / wie du ſie kriegeſt / loͤſe ſie offt im Waſſer auff / und ſiede ſie wieder ein / gluͤe das Saltz alle mahl gelinde / ſo richtet man alles damit aus / im Glasmachen / was der Autor lehret.
VOn dieſem iſt wahr / was der gelehrte Heer D. Merret ſe - tzet / daß das Glas / zu welchem das Kalchſaltz koͤmmt / allezeit auff Milchfarb falle. Derohalben ob es gleich durchſichtig und helle ſiehet / ſo iſt es doch zum rechten Cry - ſtall-Glas nichts nuͤtze: Denn wegen der ſubtilen Erde / die das Glas von dem Kalch behaͤlt / wird es blaß oder bleich auff Milch-Art / die man nicht ſo eigentlich beſchreiben kan. Wenn man auch den Kalch nur unter die Aſche miſchet / und lauget ſie zugleich aus / ſo wird es ſich doch ſchon auff dergleichen Weiſe erzeigen / welches ich ſelber erfahren. Von dem rech - ten Saltz / welches aus dem Kalch gemacht und gebracht kan werden / waͤre mehr zu ſchreibẽ; gehoͤrt aber hieher nicht. Das Glas / da Kalch zum Saltz gekommen / bringt auch vor an - dern Riſſe / und tauret nicht ſo lang.
OB ich gleich vorher ſchon erwehnet / was Fritta ſey; ſo will ich doch / was in einem ieden Capitel tractiret wird / aufs neue wiederholen / auf daß ſich unſere teutſche Glasmacher darnach deſto beſſer richten koͤnnen: Die bekuͤm - mern ſich nicht darumb / wo das Wort herkomme / ſondern laſſen es den Gelehrten. Jch habe euch zuvor geſagt / daß die - ſes Wort Fritta im Glasmachen ſo viel heiſſe / als wenn ihrGlas -55Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Glasmacher ſprecht / das iſt unſer Gemeng. Denn wann der Autor nimmt von den vorigen Saltzen / oder Soda (welche mein Tag kein recht Cryſtall / ſondern ſonſt wohl ſchoͤnes Glas giebt) 100. Pfund / Tarſi (welches ein Sand von ſchoͤnen Kie - ſelſteinen) 85. biß 90. Pfund / und miſchet dieſes / und calcinirts / wie ihr ſonſt mit euern gemeinen Gemeng in euren Aſch-Ofen thut / deñ heiſt es Fritta. Doch iſt des Autoris Regul und Lehre / die er in der Zuſammenſetzung thut / wohl in acht zu nehmen: Nur dieſes iſt falſch / und gibt kein beſtaͤndig Glas / (es ſey deñ / daß es eine lange Zeit im Feuer ſtehe) daß man dieſes gemeng mit Laugen begieſſen / oder mit Waſſer beſprengen ſoll: Denn durch dieſe Lauge kriegt ſie mehr Saltz / und moͤchte dieſes mit der Soda allein ſich thun laſſen; aber mit der Gemenge / die mit Saltz aus den Kraͤutern oder Potaſch gemacht wird / iſt es nicht rath / ſondern viel beſſer / daß man ſie gantz trucken hinſetze.
JN dieſem Capitel lehret der Autor, wie und auff was Weiſe man die Magneſia ſoll zuſetzen. Magneſia aber iſt eben diß / was die Glasmacher Braunſtein nennen / und unter dieſem Nahmen ihnen allen genugſam bekannt iſt: ſie ſolte billig des Glaſes Seiffe genannt werden. Es thut die jenige / die in denen Meißniſchen Ertzgebirgen / ſonderlich bey Schneeberg haͤuffig gefunden und gegraben wird / inglei - chen eine Art ſo aus Boͤhmen kommt / auch beyderley umb ſehr billigen Preiß zu haben ſeyn / ebemnaͤßig und ja ſo wohl das ihrige / als die Piemontaniſche; koͤnnen derowegen wir Teutſchen derſelben / nemlich der Piemontaniſchen Magneſiæ gar wohl und fuͤglich entrathen. So man demnach ein Glas / das ſich zur Gruͤne neiget / mit der Magneſia oder unſern Braunſtein verſetzet / ſo ſticht ſolche Farbe / nach dem der Braunſtein wieder vergangen / etlicher maſſen nach derSchwaͤr -56J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. Schwaͤrtze / erlangt alſo eine hellere Farbe und verliert die Gruͤne; doch / daß ſolches deßwegen einem rechten Cryſtall ſolte aͤhnlichen / wie wir Teutſchen ietzund an unterſchiedenen Orten machen / iſt noch umb ein gutes gefehlet. Es wird zwar ein gar ſchoͤn Glas / vor vielen andern / die man nemlich damahls zu des Autoris Zeit mag gemacht haben; aber ietziger Zeit macht mans auff eine viel beſſere Art / welche ich denn auch ſehr gerne denen Liebhabern communiciren und mitthei - len wolte / wenn ichs nicht aus ſonderbaren Urſachen unter - laſſen muͤſte. Jndeſſen koͤñen die / welche gleichwohl gerne ein ſchoͤn Glas nach der Venediger Art haben wollen / gar fuͤglich des Autoris Lehre folgen / ſonderlich mit dem Ableſchen / wie die Glasmacher ohne diß zum oͤfftern thun und zu thun gewoh - net ſind.
DEr Autor lehret in dieſem Capitel / daß das Ableſchen im Waſſer gar wohl koͤnne unterlaſſen werden. Es iſt aber dieſes hierbey noͤthig zu mercken: nemlich / wann / nach deme das Gemeng / (ſo unſer Autor Fritta nennet) nach obiger Lehre gemacht / oder zuſammen vereiniget wor - den / man ſolches alſobald verarbeiten wolte / es freylich viel dienlicher ſeye / daß mans ableſche. Denn / ob ſonſt gleich das uͤberfluͤßige Saltz / welches ins gemein Glasgall genennet / gebraͤuchlicher Weiſe davon abgeſchoͤpffet wird / kan ſol - ches doch ſo genau und gaͤntzlich nicht ab - und weggenom̃en werden / daß nicht noch allezeit etwas Saltz / ſo ſich nicht voͤl - lig mit dem Sand vereinigt und zu Glas worden / uͤbrig blei - ben ſolte / welches aber gleichwohl durch das Ableſchen weg - gehet. Aber ſo man das Gemenge lang im Feuer kan ſte - hen laſſen / ſo iſt das Ableſchen nicht noͤthig. Jſt alſo wahr und gewiß / was Herr D. Merrett hiervon ſchreibt / nemlich ie laͤnger das Gemenge ſtehe / ie reiner und feiner das Glaswuͤrde.
57Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wuͤrde. Auch iſt hierbey wohl in acht zu nehmen / ob das Ge - menge fett oder mager gemacht / das iſt / ob viel oder wenig Saltz zum Sand geſetzet worden? Jſt des Saltzes zu wenig / ſo nennen es die Glasmacher mager / weiln es alsdenn auch ſtrenger und hartfluͤßiger in der Arbeit ſich erzeiget. Dahe - ro es beſſer / wenn es etwas fett iſt / ſonderlich ſo es lange ſtehet / weiln ſichs alsdenn viel fuͤglicher und geſchmeidiger arbeiten laͤſſet.
HJer iſt gar wenig zu erinnern / weiln alles / was in die - ſem Capitel gedacht wird / nemlich wie man ein Saltz aus einer Aſchen machen ſoll / ſchon in vorhergehenden gnugſam gelernet worden. Vom Weinſtein brauchts auch nicht ſo vieler Umbſtaͤnde / es mag derſelbige gleich weiß oder roth / ſtaͤubicht oder wie er will / ſeyn / ſo iſt er zum Saltz-ma - chen eins / und kan ſolcher nur in einen Topff / in euren Aſch - und calcinier-Ofen gebrannt werden / wie der Autor mit meh - rern anweiſet.
DJeſes Capitel handelt von der Zaffera, einer zu Tin - gier - und Faͤrbung der Glaͤſer ſehr nuͤtzlichen Mate - ria. Es iſt aber die Ableſchung derſelben in Eßig nichts nuͤtze / ſondern all-genug / wenn ſie / die Zaffera, nur wohl und klein gerieben wird / da ſie denn eben ſo wohl und gut als die ſo abgeleſchet iſt / kan gebraucht werden.
Jch ſehe hier / daß der offt gedachte Herr D. Merrett, wie auch ſelbſt unſer Autor, ſich ſehr / was doch die Zaffera vor ein Ding ſey / zu wiſſen bemuͤhen; achte derowegen wohl von Noͤthen / dieſelbe etwas weitlaͤuffiger zu beſchreiben. Be - richte demnach hiermit dieſes: Es wird ein Ertz-Stein / zu Schneeberg in Meiſſen / von denen Bergieuten aus der Er - den gebracht und gegraben / den ſie Cobolt nennen / weiln ſol -Hcher58J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. cher gantz kein gut Metall / ohne manchmal der Centner ein Loth / mehrentheils aber gar nichts haͤlt und gibt. Dieſer Cobolt / wird anfaͤnglich in einen dazu behoͤrigen Ofen / deſ - ſen Geſtalt uns beygefuͤgte Figur weiſet / geſchmiſſen; ſolcher zu dieſen Werck eingerichteter Ofen / iſt faſt gleich einem Back - Ofen / und alſo auffgeſetzt / daß das Holtz oder Flammen - Feuer / ſo an der Seiten lieget / uͤber dieſen Mineral-Stein oder Cobolt / zuſammen ſchlagen kan; ſo bald ſolcher nun an - faͤnget zu gluͤen / ſo raucht ein weiſſer Rauch davon / ſelbiger wird in einen (hier beygefuͤgten) hoͤltzern Gebaͤu / in welchem er ſich allenthalben anlegt / auffgefangen / und dieſes iſt als - denn der Arſenic. Es iſt ſich zu verwundern / daß / obwohl die - ſes Gebaͤude ſehr / ja bißweilen 100. Klafftern lang iſt / den - noch der Rauch / es ſey ſo lang als es immer wolle / allezeit zum letzten Ende ausgehet. Dieſer abgerauchte oder geroͤ - ſtete Cobolt nun / wird alsdenn in einer dazu gehoͤrigen Pochmuͤhle gepocht / alsdenn wieder calciniret / und ferner gepocht / wenn denn dieſes etliche mal gethan / ſo wird er (der zuruͤck gebliebene Cobolt) auffs kleinſte durch ein enges Sieb / welches in Riemen und Schwange gehet / auch ſonſten gnug - ſam verwahret daß es nicht ſtaͤuben kan / geſiebt und in Ver - wahrung genommen. Von dieſem Cobolt Meel wird ge - nommen 1. Theil / und darunter wohl 2. oder mehr Theil / gleichfalls auffs fein - und kleinſte geſtoſſene Kießlinge (welche die Bergleute Qvaͤrtze nennen) gemiſcht / und alsdenn ange - feuchtet / in Tonnen geſchlagen / ſo wird es ſo hart und feſt in einander wie ein Stein / alſo daß / nachdem es lange geſtanden / ſolches endlich wieder (wie bekannt) mit eiſern Schlaͤgeln von einander muß geſchlagen werden. Solche zugerichte Ma - teria wird alſofort denen Hollaͤndern und andern Nationen zugeſandt / umb ihre feine Toͤpffer-Geſchirr und andere Din - ge damit zu bemahlen: und iſt eben dieſes / was von vielen / ſonderlich denen Bergleuten / Zofloer, ins gemein aber / gleichwie
59Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wie auch von unſerm Autor, und ſeinen gelehrten Commenta - tor D. Merreto, Zaffera genennet wird.
Der Sand wird in Meiſſen bloß derent - und umb kei - ner andern Urſach wegen / darunter gemiſcht / als daß man in andern Laͤndern die blaue Staͤrcke / die die Weiber brau - chen (von denen Mahlern auch blaue Smalta genannt) nicht mit Profit daraus oder nachmachen koͤnne und ſoll. Denn es iſt ferner zu wiſſen / daß / wenn dieſer abgerauchte Cobolt / mit einen gewiſſen Theil Sand und Potaſche / wieder ver - ſetzt und zum Glas geſchmoltzen wird / ein dunckel und dick - blaues Glas daraus wird / welches gar ſubtil zerſtoſſen / und auff einer gewiſſen Muͤhl / zwiſchen zweyen ſonderlich harten Steinen / zu einen Meel gemahlen / alsdenn geſchlemmet / und in unterſchiedliche Sortemente / da immerzu eines ſchoͤner als das andere / getheilet und geſtellet wird; hierinnen be - ſteht ein groſſer Handel / der Seiner Churfl. Durchl. zu Sachſen nicht wenig eintraͤgt. So ſie aber den Cobolt ſo rohe wegſchicketẽ / welches zu thun aber denẽ Factorn ſehr hoch verboten / ſo koͤnnte die blaue Staͤrcke anderwerts auch ge - macht / und Nutzen daraus gezogen werden / derohalben ma - chen ſie Zaffera daraus. Der aber einen reinen Cobolt haben will / da ein Theil mehr / als 3. oder 4. Theil Zaffera thut / der muß es abſonderlich in dieſen Landen ſuchen / und deſto theu - rer bezahlen.
Dieſe blaue Staͤrcke / wenn ſie zum erſten mal gemacht oder zum Glaſe gebracht wird / ſo ſetzt ſie insgemein einen Regulum, den dieſelben Arbeiter Speiſſe nennen; dieſer regu - lus gibt gleichfalls wieder ein blaues Glas / ſonſt aber iſt er gantz ſproͤde und kurtzſpießig.
Das Arſenie-Meel aber wird nach der hier beygeſetz - ten Figur / auch wieder ſublimirt / ſo wird es in ſolche dicke Stuͤcken / wie bey denen Materialiſten / allwo Arſenic ver - verkaufft wird / zu ſehen. Alſo iſt hier hoffentlich denen Lieb -H ijhabern60J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. habern aus den Zweiffel geholffen / ſo viel die Zaffera und den Arſenic betrifft / ob nemlich ſolche factitia oder Naturalia, das iſt / durch Kunſt gemachte oder natuͤrlich gewordene Din - ge ſind; und ſo viel von dieſen.
ES iſt im vorigen genugſam gedacht / daß man der Pie - montiſchen Magneſie oder des Jtaliaͤniſchen Braun - ſteins nicht bedarff / weil ſolche oder ſolcher bey uns in Teutſchland eben ſo gut aus der Erde gegraben wird. Das Ableſchen in Eßig thut nichts zur Sache / wenn ſie nur wol gebrannt wird.
DAs Kupffer zu calciniren oder zu brennen beſchreibet der Autor in dieſen beyden Capiteln recht / und iſt dem Buchſtaben allerdings zu folgen.
Den beſten Croco Martis, das iſt Eiſen-Saffran / oder Eiſen-Pulver zu bereiten.
ES ſind dieſe Arten / den Croco Martis oder das præparir - te Eiſen-Pulver zu machen / zwar nach des Autoris Leh - re gar recht und gut: Aber ein ſolcher / der noch viel vortrefflicher / koͤſtlich und ſchoͤner von Farben iſt / muß ohne allen Zuſatz / nach der ſolgenden Lehr gemacht und bereitet werden. Nimm derowegen ein gantz reines Eiſen - oder Stahl-Feylicht / thue davon in einen groſſen Topff / und zwar nicht hoͤher denn eines Fingers hoch / ſetze ſolchen wohl zuge - deckt / an einem Ort in einen Aſch - oder Calcinir-Ofen / oder ſonſt irgend hin / da eine ſtarcke Hitze und Flamme ſtreicht / ſo ſchwillet das Eiſen in ein uͤberaus ſchoͤn roth und zart Pulver in die Hoͤhe / alſo daß der gantze Topff voll wird / und wohl den Deckel in die Hoͤhe treibet; Diß ſoll man ausneh -men /
61Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. men / ſo wird man noch ein gut Theil Eiſen / am Grunde des Topffs / feſte in einander gebacken finden / ſolches ſetzt man wieder hin / ſo ſchwillt mehr auff; dieſes kan man thun ſo lange / biß man genug hat. Es iſt dieſes ein uͤber die Maſſen vortrefflicher Crocus Martis, der gewißlich weiter dienet / als ich hier zu melden Luſt habe: Jedoch daß er in der Glas - Kunſt gerade und eben diß thun ſoll / was der aus dem Eßig bereitet thut / ſage ich nicht / ſondern eine andere Coleur gibt dieſer / ein andere jener; gleichwohl meyne ich / es ſoll hiermit den Verſtaͤndigen viel geſagt ſeyn. Und dieſes vom Croco Martis.
JN dieſen Capiteln lehret der Autor, wie man das zittern - de Kupffer (welches insgemein von dem gemeinen Mañ Knitter-Gold / oder meßinger Lahn genennet wird) machen ſoll. Nun iſt in der Bereitung dem Autor auch aller - dings zu folgen: Man iſt aber an dieſen Lahn nicht eben ge - bunden / ſondern man nehme nur ein duͤnnes Stuͤck Meſ - ſing von einem alten Keſſel / es thut eben das / welches ich erfah - ren / weil doch das andere viel koſtbarer iſt.
JN dieſem Capitel befiehlet der Autor ſo hoch / ſo man ein ſchoͤn Meer-Waſſer haben will / das man von der ſchoͤn - ſten Cryſtall-Gemeng nehmen ſoll. Es iſt aber dar - an nicht gelegen / wenn es nur ein ſchoͤn hell Glas iſt / und kein Braunſtein dazu kommen. Denn daß es nach der Gruͤ - ne ſich neiget / oder einen gꝛuͤnen Stich hat / das hat auch wenig zubedeuten / weil ohne dem es von dem Pulver gefaͤrbet wird / nur daß man ſich mit dem Pulver nach der Coleur richten muß. Und iſt hierbey zuwiſſen / daß man im zuſetzen der Zaf - fera ſich wohl vorſehen muß / weil der einen immer mehꝛ Sand zugeſetzet iſt / als der andern / derowegen auch wohl die rech -H iijte Co -62J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. te Coleur nicht allemahl / wenn man will / zu treffen iſt. Man verſuchs denn zuvor in der kleinen Prob / zumahl / ſo man den bloſſen Cobolt haͤtte: denn ſo man alsdenn dieſen Satz mit dem Pulver vom gebrannten Meßing und Zaffera, wie in dieſem Capitel gemeldet / folgen wolte / ſo ſolte es viel zu blau werden / wie mir denn dergleichen ſelber wiederfahren. De - rowegen muß man ſich im zuſetzen der Zafferæ wohl vorſehen / denn man kan nach und nach allezeit mehr nehmen und zuſe - tzen / oder ins klein probiren.
JN dieſem Capitel iſt der Autor gaͤntzlich denen Buchſta - ben nachzufolgen / und giebet dieſes eine ſehr anmutige Coleur nach dieſer Art.
DJe Brennung des Kupffers in dieſen beyden Capiteln iſt gar recht / und kan in dem Aſch / oder Calcinir-Ofen ſehr wohl gemachet werden. Daß es das Glas ſo ſehr auffblehẽ ſolte / finde ich nicht in unſrer Art Glas-Oefen / da das Feuer allemahl ſtaͤrcker / als in denen Venetianiſchen odeꝛ Hol - laͤndiſchen Oeſẽ iſt: Daher durch das geſchwinde Niderſchmel - tzen / und wegen der groſſen Hitz / es ſolche Gefahr nicht hat.
HJerinnen habe ich dieſes in acht genommen: Jch habe ein gewiß Theil des Pulvers unter das Gemeng genom - men / und in kleinen Tiegeln ſchmeltzen laſſen / daß es e - ben eines geweſen / ob ich das Pulver unters Glas geruͤhret / oder Anfangs mit dem Gemeng vermiſchet habe. Doch iſt faſt beſſer / wenn es mit dem Gemeng vermiſchet / als wenn es unter das Glas geruͤhret wird; denn es viel Muͤhe koſtet / weñ man die Gleichheit der Farbe im Ruͤhren uͤberall im Glaſe treffen will: Welches man beſſer haben kan / wenn mans an -faͤng -
63Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. faͤnglich unter das Gemenge miſcht. Es iſt aber zu mercken / daß man bey dieſem Gewicht des zuſammen geſetzten Pul - vers nicht allezeit bleiben kan / ſondern man muß es erſtlich in der kleinen Probe ſuchen.
WAs der Autor von den Toͤpffen ſagt / iſt in acht zu neh - men: Doch wenn man eine Meerwaſſer-Farb dar - inn gemacht hat / und wohl ausgeſchoͤpffet / kan man folgends wohl ein gruͤn oder blaues / endlich nach dieſen gar ein ſchwartzes darinn machen: Und iſt in allen nur zu ſe - hen / was vor eine Coleur ſich auff die andern ſchickt / ſo kan man gar fuͤglich unterſchiedene Farben nach einander in ei - nem Topff machen.
DJeſes iſt nur ein Uberflutz vom Autore, denn es nicht ein Haar anders iſt und ſich erweiſet / als daß davon im 24. und 25. Capiteln gedacht worden.
EBen die Bewandniß hat es auch mit dieſem Capitel / deñ es nichts anders in ſich haͤlt / als daß man nur die Pro - portion des Pulvers veraͤndert: Denn nachdem man einen ſchoͤnen Satz oder Gemeng vom Glas hat / nachdem wird die Coleur ſchoͤn und hell / weiln ein ungeſtalt Glas ei - ne ungeſtalte Coleur macht / es mag die Farb bereit ſeyn / wie ſie wolle. Haͤtte derowegen der Autor dieſes alles in ein oder 2. Capitel verfaſſen koͤnnen. Beſiehe in dem Commentario D. Merretti, was Er von dieſen beyden Capiteln ſagt; und hat hierinnen der Porta recht / wenn er gleich ſonſten in ſeinen Schrifften zum oͤfftern in der Warheit ungluͤcklich iſt / weil Ers meiſtens von andern geglaͤubet und abgeſchrieben hat.
WEr die Zeit nicht erwarten will / daß er erſtlich ein Vitriol-Oel / aus dem durch Kunſt bereiteten Vitri - ol von Kupffer / deſtillire / der brenne nur das Kupf - fer in den Aſch-Ofen / biß es gantz ſchwartz werde. Jch habe es durch die Erfahrung / daß / wenn ich nehme Kupfferblech / cal - cinier ſolche mit Schwefel / und mache es allerdings wie dieſer unſer Autor lehret / ferner wenn ichs einmahl gebrannt / und zum ſchwartzen Pulver geſtoſſen / wieder mit gleichſchwer Schwefel vermiſche / und nach Wegbrennung deſſelben zum drittenmahl wiederhole: Da ich denn / wañ ichs gelinde und gebuͤhrlich tractirt habe / endlich ein Pulver erlanget / das auff der Zunge ſcharff wie ein Vitriol von Kupffer ſchmeckt / welches / ob es wohl oben ſchwartz / doch ſonſt mehrentheils roth und Ziegelſtein-faͤrbig iſt: dieſes ſchwartz und rothe Pulver durch einander gemiſcht / thut / ſag ich / nach meiner Experienz alles das jenige / was der Autor von deme mit ſo groſ - ſer Muͤhe aus dem von Kupffer gemachten Vitriol lehret und ruͤhmet.
MJt dieſer Gꝛuͤne hat es alleꝛdings die Bewandnis / wie im vorigen mit der Meerwaſſer-Farbe / gelehret und unterrichtet worden. Jch habe mich ſehr in der Schoͤnheit und mancherley Veraͤnderung ſolcher Gruͤne de - lectirt / ſonderlich noch unlaͤngſt in meines Gn. Churfuͤrſten und Herrn Cryſtall-Huͤte / da ich dieſes gantze Buch: (ſo viel ich vorhero nicht probirt:) durchgearbeitet / und experimenti - ret / auch daꝛunteꝛ alleꝛhand ſchoͤne und faſt ungemeine gruͤne Coleuren gemacht habe. Es beſteht aber ſolche vielfaͤltige Ver - aͤnderung bloß und allein in dem Unterſchied und Bereitung des zugerichten Eiſen-Pulvers / Crocus Martis genannt: Nach dem die præparation und Zurichtung deſſelben iſt / nachdem
65Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. dem kan man auch / und zwar wie man will / eine Gruͤne ha - ben / weiln ſich eine andere Art oder Coleur erzeugt / wenn das Eiſen-Pulver mit Eßig; eine andere / wenn ſolches mit Schwefel; eine andere / wenn es vor ſich ſelbſt præpariret wor - den: denn durch die Zuſammenſetzung des gebrannten Kupf - fers und des Eiſen-Saffrans oder bereiteren Eiſen-Pul - vers werden alle Unterſchiedlichkeitẽ gruͤner Coleuren zu we - ge gebracht. Wiewohl das Kupffer und deſſelben zugerich - tete Hammerſchlag auch allemal eine Gruͤne gibt / ſo liegt doch die vielfaͤltige Veraͤnderung derſelben bloß und allein an dem Eiſen-Pulver / nachdem nemlich daſſelbe bereitet und zugeſetzet wird. Jn der Bereitung des Kupffers habe ich keine groſſe Veraͤnderung finden koͤnnen: Denn wenn ich das Kupffer nur vor ſich ſelbſt und alleine gebrannt / (nach dem 24. Capitel) ſo kan ich alles daſſelbige damit thun / was der Autor von der vielfaͤltigen Zubereitung deſſelben lehret. Was er aber im 35. Capitel von der Minia oder Bley-Men - ge gedencket / ſo giebt ſolches zwar eine ſchoͤne gruͤne Coleur / allein dieſe Glaͤſer / wo Bley zukommt / ſeynd erſtlich wegen ihrer Weichheit nicht wohl zu arbeiten / zum andern ſeynd auch die daraus bereiteten ſo genannten Edelgeſteine nichts uͤberall nuͤtze / weiln ſie wider die Art der Edelgeſteine ſchwer am Gewicht / und ebenfalls zum palliren gar zu weich / ſeyn und befunden werden.
WAs in dieſem Capitel ſtehet / iſt allerdings wahr / aber es hat gleichwohl viel Beſchwerlichkeiten; Jndem man ſehr genau und fleißig Achtung geben muß / daß man es zu rechter Zeit handthiere / weil darinnen der groͤſte Vortheil beſtehet. Denn tractirt mans zu fruͤhe / ſo iſt es zu ſaltzig / und will ſich nicht wohl arbeiten laſſen; Laͤſſet mans etwas zu lange ſtehen / zumal in groſſer Hitze / ſo wird esJdurch -66J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. durchſichtig / und iſt in Summa uͤbel zu treffen. Jch will aber euch nach dieſen eine Compoſition lehren / durch und aus welcher man alle undurchſichtige Farben / gar fein und mit leichterer Muͤhe als insgemein / wird machẽ oder bereiten koͤn - nen. Womit ich denn meine Unterweiſung und Anmer - ckungen / uͤber das erſte Buch unſers Autoris, abbrechen und beſchlieſſen will / wenn ich euch auch zuvor meine eigene teut - ſche Art und Manier / mit welcher ihr alles / was hier innen enthalten / und unſer Autor mit groſſer Weitlaͤufftigkeit ge - lehret / kuͤrtzlich und in einer Summa / mit leichter Muͤhe / auch mit keinem andern als mit ſolchen Zeuge / der in euren Vaterland / und mit geringen Unkoſten zu finden und zu er - langen iſt / machen und verfertigen koͤnnet / alſo / daß ihr euch an die vielerhand Pulviſculos, Frittas, Rochettas, Tarſos, Sodas, auch Spaniſche / Levantiſche und Syriſche Aſche / und alle dergleichen weit hergebrachte und koſtbare Dinge weniger als nichts zu kehren / noch ferner darnach zu bemuͤhen werdet haben.
NJmm Pot-Aſche / laß ſolche in Waſſer zergehen / und nachdem du dieſe Lauge eine Nacht ſich ſetzen laſſen / ſo gieſſe oder ſchoͤpffe folgendes Tages das klare ab / das letztere laß durch einen Filtz lauffen / damit du eine laute - re / reine und ſaubere Lauge bekommeſt / alsdenn koche ſolche in einen eiſern Keſſel wieder gantz ein / alſo daß ſie hart und trocken werde / ſchlage folgends das eingekochte Saltz ſtuͤck - weiß heraus / und laß ſelbiges gelinde im Ofen gluͤen / laſſe es nach dieſen wieder im Waſſer zergehen / und nach abermali - ger Einkochung abermal ſanffte ausgluͤen. Je oͤffter du nundieſem
67Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. dieſem Saltz dergleichen Ehre beweiſſeſt / je ſchoͤner es ſich wie - der gegen dir ſtellen oder erzeigen / und je klaͤrer und reiner das Glas davõ weꝛden wiꝛd. Jedoch kan man auch wohl zu de - nen ordinar - und gemeinen Farben / als blau / inſonderheit a - ber gruͤn / dieſes Saltz / wenn es auch nur einmal recht klar durchgelauget iſt / zum Glas verarbeiten und gebrauchen. Denn ob es gleich etwan einen gruͤnen Stich vor ſich hat / ſo ſchadet es doch zum blauen und gruͤnen / ja auch zur aqva - marin oder Meerwaſſer-Farbe nichts / wenn es nur ſonſten fein helle iſt / und das iſt vornehmlich am Sande / nachdem derſelbe ſchoͤn und fein iſt / gelegen. Von dieſen Saltz nun / nimm 40. Pfund / feinen und weiſſen Sand / oder von denen weiſſen Kießlingen 60. Pfund / dieſes ſollſtu auffs kleinſte un - ter einander miſchen / und wohl zuſammen ſchmeltzen / je laͤn - ger es im Feuer ſtehet / je beſſer es wird; Die fuͤglichſte Weiſe iſt dieſe: So mans den Sonnabend / wenn die Glasmacher dieſer Orten Feyerabend machen / einleget / und laͤſſet es ſchmel - tzen biß auff den Dienſtag / wenn ſie wieder anfangen; alsdenn ſriſch verarbeitet / ſo iſt es ſchon recht / und kan zu allen Farben paſſiren und gebraucht werden.
Noch eines laſſet euch zur Auffmerckung dienen und anbefohlen ſeyn: Nemlich: wenn man die ſchwartzen Feuer - und Flinten-Steine haben kan / und dieſelben gluͤet / in Waſ - ſer ableſchet / und ſolche / nachdem ſie auffs kleinſte geſtoſſen / mit wohl und offt gereinigten Saltz verſetzet / ſo werden ſie / wenn alles recht beobachtet / ein ungemeines / herrlich / fein und ſchoͤnes Glas geben / nur iſt zu mercken / daß ſie etwas ſtrenger zum Fluß zu bringen / derohalben da man ſonſt 40. Pfund Saltz zu 60. Pfund Kießling oder andern Sand nimmt / muß man hier zu 60. Pfund von dieſen Steinen wohl 45. biß 50. Pfund Saltz nehmen. Auch finden ſich eine Art Steine von Werckſtuͤcken / welche / wenn ſie gegluͤet / ſo muͤrbe werden / daß man ſie mit den Fingern reiben kan /J ijund68J Kunckels Anmerckungen uͤber das 1. B. und geben einen ſehr weiſſen Sand / dieſer gibt auch ein ſehr ſchoͤn Glas / und iſt eben ſo leichtfluͤßig / als der aus denen weiſſen Kießlingen / ja noch leichtfluͤßiger; im uͤbrigen muß man ſich mit dem Saltz allemal darnach richten / ob man ſtrengen oder fluͤßigen Sand hat / auch daß er gar klar durch - geſiebet ſey. So demnach dieſes / was hier erwehnet / alles wohl in acht genommen wird / ſo wird man allerdings einen ſo ſchoͤnen Cryſtall machen und zuwercke bringen / als unſer Autor mit vielen Umbſtaͤnden kaum gelehret / und man iema - len zu ſeiner Zeit hat machen koͤnnen. Es iſt mir zwar eine noch ſchoͤnere Art Cryſtall zu machen / bekannt: weiln aber in meines Gn. Churfuͤrſten und Herrn Cryſtall-Huͤtte / auch bey andern Fuͤrſtl. Perſonen nach derſelben Manier gearbeitet / und ſolche ins geheim gehalten wird / als wills mir vor dißmal auch nicht gebuͤhren / ſelbe zu offenbaren o - der gemein zu machen / hoffe / der guͤnſtige Liebhaber wird ſich vor dißmal mit dieſen begnuͤgen laſſen.
DJe Glas-Kuͤnſtler machen / unter andern / ein Glas aus der Aſche / die ſie von abgebrannten Haͤuſern und Scheunen kriegen und holen. Welches Glas / wenn mans erſtlich aus dem Feuer nimmt / klar und hell ausſiehet; wenn mans aber wieder einwaͤrinet / ſo wird es gantz weiß / und das heifſen ſie Beinweiß. Wenn man nun dieſes Glas etwas blaulicht faͤrbet / und langet hernach etwas davon / mit dem Jnſtrument heraus / und waͤrmet es wieder ein / ſo kan man eine rechte eigendliche Tuͤrckis - oder blaue Kornblum-Farbe bekommen; So man aber andere Far - ben darunter miſcht / ſo wird es allemal undurchſichtiger. Hier -
69Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Hieraus kan man nun vielerhand ſehr artig Glas von Far - ben machen / nachdeme als der Zeug dazu ſauber und rein zubereitet iſt. Jch weiß zwar auch dieſes Glas / auff eine viel ſchoͤnere Art / dem Porcellan gantz gleich / zuzurichten; aus vorgemelter Urſach aber darff ich nicht zu weit gehen / ſondern muß vor dißmal abbrechen / inne halten / und hier - mit das Erſte Buch zu ſeinen Schluß und Ende bringen.
Summariſcher Jnhalt dieſes Buchs. HJerinnen wird die gewiſſe Art gezeiget / wie man einen Cal - cedonier / an der Farb eines Achats oder Orientaliſchen Jaſpis bereiten ſoll: wie nicht weniger allerley Farben / zu ebenmaͤßigen Gebrauch; item die Art und Weiſe / Aqvas for - tes, und Regias zu machen / welche hierzu erfordert werden: Uber das eine Manier den Weinſtein zu calciniren / und ſolchen mit der rothen Farb / von den Jtaliaͤnern Roſichiero genannt / zu vereinigen / maſſen dieſelbige mancherley ſtroͤmicht-ſpielende Farben / im Glas vorſtellet / auch ihm eine ſolche Dunckelheit mittheilet / welche ſonſt nur denen Orienta - liſchen Edelgeſteinen gemein iſt.
DJeweil ich geſonnen bin die Art und Weiß zu zeigen / wie man den Orientaliſchen Calcedonier / Jaſpis uñ Achat machen ſoll; ſo wird erſtlich noͤthig ſeyn / daß ich die præparation etlicher Mineralien / zu dieſer compoſition dienende / lehre: Denn obwohln hier uñ dar dergleichen Sa -J iijchen /70ANTHONII NERI Andres Buch /chen / unter die Haͤnde kom̃en; ſo hat mich doch fuͤr gut angeſehen (dieweil ich willens bin / das Werck vollkommen an den Tag zu geben;) einen rechten und guten Chymiſchen modum anzudeuten / vermittels welches / die Kunſte rfahrne Liebhaber / ohne anderer / Beyhuͤlff / allerley dergleichen Werck / recht und wohl / mit geringern Unkoſten / ſelbſten bereiten koͤnnen.
Denn wo die Materia gebuͤhrlich præpariret / ingleichen die me - talliſche Farb / recht auffgeſchloſſen / auch von aller irdiſchen Unreinig - keit und unſaubern Theilen wohl abgeſondert iſt worden (welche insge - mein die Vereinigung der Farben mit den Glaͤſern zu verhindern pfleget) ſo iſt kein Zweifel / daß nicht das Glas mit lebendigen / leuchtenden und lieb - lichen Farben getingiret werde / welche die gemeinen Glasmacher-Far - ben / gar weit uͤbertreffen.
Und weil die Calcedonier-Farb oder vielmehr das compoſitum, daꝛ - aus dieſer Stein wird / nichts anders iſt / als eine Zuſammenhauffung faſt aller der jenigen Farben / welche vom Glas angenommen werden / ſolche aber ins gemein nicht einem jeden bekannt ſind (denn die Farben ſelbſt / wofern ſie nicht wohl bereitet / die verlangte Schoͤnheit und Glantz nicht von ſich geben;) ſo iſt derohalben nothwendig / daß die Metallen nicht gecalciniret / zertheilet / auffgeſchloſſẽ / auch das Kupffer / der Schwe - fel / Vitriol / Salmiac / und dergleichen / mit geraumer Zeit / und gelin - den Feuer eroͤffnet und bereitet werden; denn das uͤbermaͤßige Feuer iſt hier ſchaͤdlich.
Die rothe Farb / (davon im 124. Capitel /) und der Weinſtein muͤſ - ſen nicht allein recht und auffs beſte gecalciniret ſeyn / ſondern ſie ſollen auch in gebuͤhrlichen Gewicht / und proportion / zu rechter Zeit darzuge - than werden: es muß auch das Glas wohl gekocht / gereiniget und zum Werck zeitig ſeyn.
Letzlich muß man im gantzen Werck ſolchen Fleiß anwenden / wie es fleißigen Kuͤnſtlern gebuͤhren will: Und auff ſolche Art kan man den O - rientaliſchen Jaſpis / Achat / und Calcedonier vollkoͤmmlich nachahmen / mit ſolcher Mannigfaltigkeit der Farben und ſpielenden lieblichen Fle - cken / auch mit einer ſolchen eigentlichen Lebhafftigkeit / daß es gleichſam unmoͤglich ſcheinet / daß es ſo hoch von der Natur gebracht werden koͤn - ne: Wiewohl man ins gemein zuſagen pfleget / auch wahr zu ſeyn ſchei - net / daß es nehmlich die Kunſt der Natur nicht gleich machen kan / ſo iſt jedoch aus der Erfahrung bekannt / daß es die Kunſt / in vielen Dingen / ſonderlich aber in dieſer Sach / der Natur nicht nur allein gleich mache /ſondern71Von der Glasmacher-Kunſt. ſondeꝛn auch ſolche noch weit uͤbertreffe / welches denn niemand / als der es geſehen / glaͤuben wuͤrde.
Die ſchoͤne / mannigfaltige und ſpielende Zierlichkeit der Farben / welche in dem Calcedonier (ſo die Mateꝛia wohl præpariret / und das Glas recht ausgearbeitet worden) erſcheinen / auch die effectus, ſo von dieſen Stein kommen / uͤbertreffen alle menſchliche Einbildungen / und Gedan - cken.
Aus dieſem 3. von mir beſchriebenen Manieren / wird Zweiffels ohne eꝛhellen / wie hoch es die Glasmacheꝛ-Kunſt in dieſem Stuͤck bringẽ koͤnte: Denn ich beſchreibe alles ſo genau / und beweiſe es ſo eigentlich / daß es die erfahrnen und geuͤbten Kuͤnſtler ſonder Zweifel verſtehen werden / auch niemand / es ſey denn / daß es freywillig und wiſſentlich geſchaͤhe / irren kan. Wird nun jemand nach dem / wie ichs vorgeſchꝛiebẽ / aꝛbeiten / ſo wiꝛd er mehr ſehen und befinden / als ich eroͤffnet und beſchrieben habe.
Ein Aqvafort oder Scheid Waſſer / welches das Silber und den Mercurium auffloͤſet / mit einen beſondern und geheimen Handgriff zu machen.
NJm̃ des gereinigten Salpeters 1. Theil / Aluminis Rochæ, (von dem in einer Schale alle waͤſſerichte Feuchtigkeit abgedaͤmpffet) 3. Theil; alsdenn wird zu jeden Pfund dieſer vermiſchten Materie / 2. Loth des Cryſtalliniſchen Arſenici genommen; dieſes iſt ein geheimer / und ins ge - mein unbekannter Handgriff: Denn der Arſenicum machet nicht allein das Waſſeꝛ ſtaͤrcker / ſondern huͤlfft auch zu beſſerer Außziehung deꝛ Spiri - tuum, in welchen der Keꝛn und die ſtaͤrckſte Krafft des Aqvæ fortis ſtecket: deñ wenn gedachte Spiritus dem Siedwaſſer benommen werden / ſo iſt es dem gemeinen Waſſer nicht ungleich.
Obgedachte Species nun ſoll man alle miteinander zu Pulver ma - chen / wohl untereinander miſchen / und den 16. Theil wolgepuͤlverten Kalches darunter ruͤhren.
Von dieſer Materia fuͤllet man eine wohlbeſchlagene Retorten 3. Theil damit voll; jedoch muͤſſen die Retorten / wie gedacht / mit einem ſtarcken luto wohl beſchlagen werden / welches / wiewohl es ein gemeines Ding / und dem Arbeiter uͤberlaſſen wird / ſo wollen wir nichts deſtowe - niger einen ſonderbahren Lutum hierbeyſetzen.
Nim̃ 1. Theil fettẽ Waſſerleimẽ / oder Letten wie er im fluß Arno befun -den72ANTHONII NERI Andres Buch /den wird / 3. Theil Sand / einen halben Theil gemeine und geſiebte A - ſchen / auch einen halben Theil Scherewolle; dieſes muß alles wohl unter - einander gemiſchet / vereiniget / und zu einem Teig gemachet werden; die - ſer je mehr er gewuͤrckt wird / je beſſer wird er ſeyn; doch muß die Maſſa et - was haͤrtlich oder ſtarck ſeyn / alsdenn thut man den 3. ten Theil gemeines Saltz darzu / und incorporierts auffs beſte mit einander; denn an dieſen iſt alles gelegen; mit dieſem Luto beſchlaͤget man die Glaͤſer oder Kolben - und ſetzet ſie in hierzudienliche ſteinerne Wind-Oefen / die Feuer-beſtaͤn - dig ſind; in den Capellen ſoll der Sand 4. Finger breit / uͤber den Retor - ten Boden erhoͤhet / und unter dieſem ein ſtarckes Eiſen qveruͤber ſeyn / umb die Laſt der Retorten zu tragen; oder man kan auch die Retorten in den Capellen / biß zum Hals / mit Sand bedecken und beſchuͤtten; nach dieſen ſetzet man einen Alembicum darauff / welcher groß und weit ſey; die Fugen verwahret man wohl / mit einem Luto, bereitet von gepuͤlver - ten und vermiſchten Mehl / Kalch und Eyer-Weis / ſolches wird auff ei - nen leinen Lappen geſtrichen und uͤbergeleget; wenn dieſes getrocknet / kan es noch zum 3. ten oder 4. ten mahl geſchehen / ſo werden die Fugen von dem ſtarcken Feuer wohl verwahret ſeyn / und die Spiritus halten koͤnnen.
Ferner ſoll man dieſem Glas einen groſſen und weiten Recipien - ten fuͤrlegen / welcher die ſtarcken Spiritus halten koͤnne / und / nachdem die Fugen wohl vermachet / und trocken worden / als worauff ſonderlich zu ſehen iſt / ſo machet man ein gelindes und getemperirtes Kohlfeuer / und erhaͤlt es alſo 3. Stunden lang / in welcher Zeit die Phlegma / von der die Glaͤſer offt zerſprenget werden / heruͤbergehet / alsdenn halte man es noch 6. Stunden alſo gelinde / und mehret nach dieſem das Feuer all - gemach / indem man duͤrr Eichen-Holtz noch zu den Kohlen leget / und erhaͤlt es alſo auch 6. Stunden lang / biß der Alembicus gelblicht zu wer - den / und die Spiritus zu gehen beginnen / in ſolchem gradu haͤlt man das Feuer / biß der Alembicus hochroth / wie ein Rubin wird / nach ſolchen ſtaͤrcket man das Feuer mercklich / und erhaͤlt es alſo / ſo lang der Alem - bicus roth bleibet / welches bißweilen 2. gantzer Tage zu wehren pfle - get: Derowegen continuiret man ſo lang mit ſtarckem Feuer / biß der Alembicus und Recipient klar worden ſind / gleichwie ſie Anfangs ge - weſen / doch wird das Feuer noch ungefehr eine Stunde lang gehalten / alsdenn laͤſt mans erkalten.
Es iſt auch in acht zunehmen / daß man keine kalte Lufft / oder der - gleichen kalte Sachen / in wehrendẽ Anfeuren / an den Alembicum oderRecipi -73Von der Glasmacher-Kunſt. Recipienten / indem ſie roth ſind / kommen; laͤſſet denn ſie wuͤrden alsdeñ / weil ſie ſehr heiß / leichtlich zerſpringen / und zwar mit Verluſt der gantzen Arbeit / Zeit und Unkoſten.
Wenn nun alles erkaltet / ſo ſoll der Alembicus ſambt den Recipi - enten / mit naſſen Lappen bedecket werden / damit ſich die Spiritus des A - qvæ fortis deſto eher ſetzen: nach dieſem laͤſſet mans 12. Stund lang alſo ſtehen; weichet alsdenn die Fugen / und das Lutum, mit laulichten Waſ - ſer wohl auff.
Der Alembic und Recipient bleiben wohl gantz / der Kolben aber zerbricht zuzeiten / dahero er zu fernern Gebrauch untuͤchtig wird.
Das Caput mortuum oder das hinterbliebene vom Aqva forti thut man / ſambt 8. Loth gereinigten Salpeter / zuſam̃en in einen neuen Kolbẽ / darauff gieſſet man das zuvor gediſtillirte Aqva fort, ſtellets in den vorigẽ Ofen / ſetzet den Helm darauff / leget den Recipienten fuͤr / verlutiret und trocknet die Fugen wohl / wie zuvor / und giebet / die 4. erſten Stund lang / ein getemperirtes Feuer; ſolches wird nachgehends allgemach vermehret wie zuvor / biß die Spiritus alle heruͤber gegangen / und der Helm ſamt dem Recipienten wiederumb weis worden ſind / alsdenn iſt das Feuer nicht mehr zu ſtaͤrcken / ſondern man laͤſſet alles erkalten / beleget den Alembi - cum und Recipienten wieder mit naſſẽ Tuͤchern / und laͤſſet es 12. Stund lang alſo ſtehen / darnach loͤſet man die Fugen / wie obgedacht / auff / thut das Aqva fort in wohlgereinigte Glaͤſer / und hebet es zum Gebrauch auff: Dieſes iſt das Aqva fort oder Scheid-Waſſer / welches zu dem hernach beſchriebenen Gebrauch dienen ſoll.
Jn dieſer compoſition pflegen etliche an ſtat des Aluminis Rochæ, den beſten / als den Roͤmiſchen oder andern dergleichen Vitriol zu neh - men: Ob aber (zu dergleichen) Sachen das Vitriolum gut ſey oder nicht / kan man daran probiren / ſo es dem gepallirten Eyſen / darauff gerieben / eine Kupffer-Farb giebet: ſolcher Vitriol nun / wann er nach unten an - gedeuteter Manier gereiniget wird / iſt beſſer als der Alaun / und wird auch ein weit ſtaͤrckers Aqva fort geben.
Wie man das Vitriol reinigen / und ein ſehr ſtarckes A - qva fort bereiten ſoll.
HJerzu muß man den beſten Vitriol haben / denn je beſſer der Vitriol / je ſtaͤrcker wird das Scheid-Waſſer. Das Vitriolum nun zu reini -Kgen /74ANTHONII NERI Anderes Buch /gen / ſo muß ſolches mit gemeinen warmen Waſſer auffgeloͤſet werden: Nach dem dieſe ſolution 3. Tag geꝛuhet / ſo filtriret mans / damit die gelben fæces davon hinweg kommen; das gefiltrirte laͤſt man in glaͤſern Ge - ſchirren verrauchen / und zwar nur biß auff den 3. ten Theil; dieſes behalte - ne thut man in verglaſuꝛten Schalen an ein kaltes Ort / ſo bekoͤm̃et man innerhalb 12. Stunden / kleine Vitriol-Steinlein / dem Berg-Cryſtall gleich / Smaragd-gruͤn an der Farb; dieſe werden an dem Rand der Schalen ſich anlegen / mit Hinderlaſſung einer gelblichten und ſchwefe - lichten Erden auff dem Boden / welche zu dieſem Vorhaben wenig dienet.
Die Vitriol-Steinlein werden abermahl in warmen Waſſer ſolvirt, das geſolvirte Waſſer wird filtrirt / in dem Geſchirr abgerau - chet / und im uͤbrigen / wie zuvor / damit verfahren; auch wird die auff dem Boden gefundene gelbe Erden allezeit hinweg gethan: Dieſer Vitriol / wenn er zum 3. tenmahl alſo gereiniget worden / iſt alsdeñ tuͤchtig / ein ſehr gutes Aqva fort, welches viel ſtaͤrcker als das jenige ſo mit Alaun gedeſti - lirt wird / daraus zu machen; inſonderheit wenn auch der Salpeter oder Nitrum wohl iſt gereiniget worden.
Ein Aqva Regis zu machen / mit welchen man das Gold und andere Metallen / ausgenommen das Silber / auffloͤſen kan.
MAn thut zu jedem Pfund des obigbereiteten Aqvæ fortis, 4. Loth Salmiac in einen kleinen glaͤſern Kolben / und ſetzet es in ein Ge - faͤs / welches mit warmen Waſſer angefuͤllet iſt / ſo wird das Salmiac / wenn das Waſſer offtmahl beweget wird / alſobalden auffgeloͤſet / und das Aqva fort gelb gefaͤrbet werden: Alsdenn thut man von Neuen ſo viel Salmiac hinein / als ſich darinnen auffloͤſen kan / und wenn es nichts mehr ſolviren will / ſo laͤſſet mans ein wenig ruhen / und gieſet hernach das klare davon ab; denn das irdiſche und unreine vom Salmiac bleibet auff dem Boden liegen; ſo bekommet man ein ſehr ſtarckes Waſſer / welches das Gold / und andere Metallen / ausgenommen das Silber / auffloͤſet; denn / wie gedacht / das Silber greiffet es nicht an.
Wie man den Weinſtein oder Weinhefen brennen ſoll.
MAn ſoll Weinſtein oder rothe Weinhefen / welche beſſer iſt als die weiſe / haben / ſolche aber beſtehet aus den groͤſſern / dicken und funckelnden Stuͤcklein der Weinhefen; von dieſen muß aller Staub und Miſt / welcher nichts nutz iſt / abgeſondert werden: Dieſen geſauberten Weinſtein brennet man / in neuen irdenen Geſchirren / uͤber einen Kohl-Feuer / ſo lange / biß er nicht mehr rauchet / ſondern wohl gebrannt / und zu einer ſchwartzen Maſſa / auff Purpur-Farb ſich neigende / worden ſeye / alsdenn iſt er gebrannt und fertig.
Wie man einen ſehr huͤbſchen Calcedonier aus dem Glas machen ſolle.
MAn thut zu 2. Pfund Aqvæ fortis, in einer Phiole / 8. Loth geſchla - gen Silber-Vlaͤtlein / laͤſſet es / bey gelinden Feuer / oder im Balneo ſolviren: Alsdenn thut man / in eine andere Phiol / zu 1½. Pfund Aqvæ fortis, 6. Loth lebendiges Qveckſilber / und nachdem beydes wohl auffgeloͤſet worden / gieſſet man ſie zuſam̃en in ein groͤſſer Glas / und thut 12. Loth Salmiac darzu / und laͤſſet es mit einander bey gelinder Waͤr - me auffloͤſen.
Wenn ſolches geſchehen / ſo fuͤget man ferner 2. Loth / von der præ - parirten Zaffera, darzu / ingleichen 1. Loth præparirte Magneſie / und 1. Loth Ferretti Hiſpanici; ſolches hinzuthun aber muß gemaͤhlig / nach und nach geſchehen / denn die Magneſie pfleget / nicht ſonder Gefahr / zu brau - ſen und zu kochen / auch die Materien heraus zu ſtoſſen / und die Gefaͤſſe zu zerſprengen oder alles zu verderben.
Uber dieſes / ſoll man dem obigen noch beyfuͤgen ½. Loth Croci Mar - tis, der mit Schwefel gecalciniret worden / 1. Loth des zum dritten mal gecalcinirten Kupffer-Hammerſchlags / (dieſer pfleget / gleich der Ma - gneſie / auffzukochen) des blauen Mahler-Smalti und Minii jedes 1. Loth.
Von allen dieſen ingredientien wird ein iedes wohl gepuͤlvert / und per gradus in das Glas gethan / doch allezeit mit Umbſchwenckung deſſelbigen; damit das Waſſer die Pulver wohl annehme; man mag ſich aber wohl / wegen des Auffbrauſens / dabey in acht nehmen.
Nachdem nun die Phiol wohl verſchloſſen / laͤſſet mans 10. Tage lang ſtehen / und ſchwaͤncket ſolche taͤglich herumb / damit ſich alles wohl incorporire / und die Pulver deſto beſſer eroͤffnet werden.
K ijHer -76ANTHONII NERI Anderes Buch /Hernach ſetzet man die offene Phiol in einen Sand-Ofen / und giebet gar ein gelindes und maͤßiges Feuer / damit das Aqva fort gantz verrauche / welches in 24. Stunden zugeſchehen pfleget; Hierbey iſt aber wohl zu mercken / daß man kein ſtarckes / ſondern ein gar maͤßiges Feuer gebrauche / auch ſoll das Aqva fort auffgefangen werden / ſo verbleibet auff den Boden ein gelbes Pulver / welches ſubtil gepuͤlvert / in glaͤſern Geſchirren zum Gebrauch auffgehoben wird.
Wenn man nun einen Chalcedonier bereiten will / ſo muß man ein wohlgereinigtes Glas bey der Hand haben / welches gemachet ſey / aus den Cryſtallinen Glasſtuͤcken / wie auch aus den weiſſen offt geſchmeltz - ten Glas; Denn das neugemachte Glas / aus der Fritta, iſt untuͤchtig zu der Bereitung des Calcedoniers / dieweil es die Farben nicht annim̃t / ſondern ſolche werden von der Fritta verzehret / muͤſſen derowegen hier - zu allezeit Stuͤcken / oder ſchon gebrauchtes Glas genommen werden; und / zum Exempel / auff ungefehr 20. Pfund des Glaſes / nimmt man 5. oder 6. Loth / der hierbevor gelehrten Tinctur oder Farb-Pulvers / ſol - ches muß dem gefloſſenen Glas in dem Topff / auff drey unterſch iedliche mal zugeſetzet / fleißig vermiſchet und einverleibet werden / damit das Pulver von dem Glas wohl angenommen werde / welches aus dem Topff einẽ blauen Rauch geben wird; nachdem es alſo wohl vermiſchet / ſo muß es eine Stunde ruhen / alsdenn wird es wiederumb mit dem Pul - ver vermiſchet / uñ abermal 24. Stundẽ in Ruhe gelaſſen; nach dieſem mi - ſchet mans auff neue / und nimmt eine Prob / ſo wird es eine gelblichte blaue Farbe haben / dieſe Probe im Ofen oͤffters gegluͤet und wieder her - aus gezogen / giebet / nachdem ſie erkaltet / nicht allein eine Meerwaſſer - Farb / ſondern auch andere ſchoͤne Farben.
Ferner ſollen in Bereitſchafft ſeyn / 16. Loth des gebrannten Weinſteins / wie im 40. Capitel gelehret worden / ingleichen 4. Loth des glaͤntzenden Schorſtein-Ruſſes / und 1. Loth Croci Martis, der mit Schwefel gecalciniret worden; dieſes alles wohl gepuͤlvert / und unter einander vermiſchet / ſoll auſſ 4. oder 6. mal dem Glas zugeſe - tzet werden; Wobey zu mercken / daß hiervon das Glas uͤber die maſ - ſen ſehr auffſchwelle / und dafern der Kuͤnſtler nicht behutſam damit verfaͤhret / alles verderbet werden kan: Derowegen dieſe Pulver maͤh - lig / und auff etlich mal / mit fleißiger Umbruͤhrung / muͤſſen hinein gethan werden / damit das Glas ſich mit demſelben wohl vereinige: Wenn ſol - ches alles geſchehen / laͤſt mans 20. Stunden ruhen und kochen / nach die -ſen77Von der Glasmacher-Kunſt. ſen machet man ein kleines Kolben-Glas davon / und nachdem ſolches etliche mal im Ofen gegluͤet / ſihet man zu / ob das Glas / dem Begeh - ren nach / recht und gut ſey / auch von auſſen eine Him̃el-blaue und Meer - waſſer-Farbe / wie auch roth / gelb / und mancherley andere ſtriemicht - ſpielende und ſchoͤne Farben / gleich einem Orientaliſchen Calcedonier / Jaſpis / und Achat / anzuſchauen / etlicher maſſen vorſtelle; Auch wenn es gegen die Lufft gehalten / roth / gleich wie ein Feuer ſcheine: Alsdenn wenn ſichs alſo befindet / ſo iſt es tuͤchtig / daß man allerhand Geſchirr daraus mache / als da ſind / Becher / Trinckgeſchirr / Saltzfaͤſſer / Blu - menkruͤge / und andere dergleichen Geſchirr mehr / ſolche aber muͤſſen gar eben und glatt gearbeitet werden / denn ſonſten hat es keine Zierde.
Der Glasmacher ſoll aber in der Arbeit allezeit fleißig in acht neh - men / daß das Glas mit der Zange wohl gewalcket / und mit Verſtande gegluͤet werde / damit die Fluͤſſe / und Meerſtroͤmicht-ſpielende Farben recht ſchoͤn werden.
Es koͤnnen auch aus dieſer Maſſa / groͤſſere Schalen / als da ſind Ovalfoͤrmige; auch 3. oder 4. eckigte und dergleichen / nach Beliebẽ gema - chet / und wie Edelgeſteine gepolirt werden. Deñ ſie bekommen einen ſchoͤ - nen Glantz / in Geſtalt eines Jaſpis / Achats oder Calcedoniers / und koͤn - nen in die Gemaͤcher und auff die Simſe dienen. Wenn etwan die Far - be verſchwinden / und das Glas bell werden ſolte / welches in dieſer Ar - beit ſchaͤdlich iſt / ſo muß man mit der Verarbeitung ſtille halten / und dem Glaß / von dem gebrannten Weinſtein / Croco Martis, und glaͤn - tzenden Caminrus / wie oben gelehret / wiederumb etwas zuſetzen; alsdenn bekommet es wieder eine ſchattigte Dunckeiheit / in welcher die Farben zu erkennen ſind.
Jm uͤbrigen / damit ſich der neue Zuſatz des Pulvers mit dem Glas wohl vermenge / ſo iſt vonnoͤthen / daß das Glas viel Stunden gereiniget werde / hernach kan mans / wie vorgeſagt / wiederumb verarbeiten.
Und dieſes iſt der jenige Modus, welchen ich Anno 1601. zu Florentz im Caſino, und Glas-Ofen / gebrauchet habe / welchen Glas-Ofen / zu derdamaligen Sommers-Zeit bauen und auffſetzen ließ / Herr Nic - laus Landus, ein fuͤrtrefflicher Kuͤnſtler / die Smalta beym Liecht oder Lampen-Feuer auszuarbeiten / und mein ſehr guter Freund.
Dazumahl machte ich auch / aus der vor bereiteten Materia / nach gegebener Anleitung / dergleichen Calcedonier / und aus dieſen man - cherley und fuͤrtrefflich ſchoͤne Schaalen.
Einen Calcedonier auff andere Art zu machen.
ERſtlich habe ich 6. Loth des gereinigten und duͤnn geſchlagenen Sil - bers / in 1. Pfund Aqvæ fortis auffgeloͤſet / das Glas verwahret und beyſeits geſetzet. Zweytens habe ich 10. Loth des wohlgereinigten Qveckſilbers / auch in einen Pfund Aqvæ fortis, in einem andern Glas / ſolvirt und beyſeits geſetzet. Zum dritten habe ich ein Pfund A - qvæ fortis in noch ein ander Glas gethan / und habe darinnen 4. Loth Salmiac auffgeloͤſet: dieſem / nachdeme es auffgeloͤſet war / habe ich bey - gefuͤget / 1. Loth Croci Martis (welcher / nach der Lehr des 19. Capitels / mit Aqva fort gemachet worden) wie auch des im 14. Capitel gelehrten Fer - retti Hiſpanici, auch der im 24. Capitel gelehrten rothen Schlacken; uñ des im 21. Capitel mit Schwefel zu brennen gewieſenen Rauſch oder Zitter-Kupffers / von jedem 1. Loth.
Von ſolchen wird ein jedes wohl gepuͤlvert / ſehr langſam und mit gedultiger Auswartung / in das Geſchirr zu dem Aqva Regis gethan; denn ſo wohl die Fritta, als das Ferrettum Hiſpanicum, und das Zitter - Kupffer machẽ das Aqva fort ſehr auffwallend und brauſend: Derowegẽ muß ein jedes vor ſich allein / auch langſam und in ſehr geringer Qvanti - taͤt / auff etliche mahl hinzugethan werden / damit das Glas von der Effer - vescenz nicht zerſpringe / welches ſonſt leicht geſchiehet; darumb / ſag ich / muß man allhier ſonderliche Gedult und Fleiß anwenden.
Vierdtens habe ich 4. Loth Salmiac / in 1. Pfund Aqvæ fort (nach und nach hienein werffend) auffgeloͤſet / und nachdeme es zergangen / fer - ner ſehr langſam hinzugethan 1. Loth des rohen Spießglaſes / welches wohl gepuͤlvert worden / und eine Weil hernach 1. Loth der blauẽ Mahler - Smalti, 2. Loth Menig oder Minii, und 1. Loth des wohlgereinigten Vi - triols / wie drobẽ gelehret worden; nach dem nun dieſes alles wohl zerrie - ben / uñ auffgeloͤſet woꝛdẽ / habe ich das Glas verwahrt uñ beyſeits geſetzet.
Fuͤnfftens habe ich noch in einem andern Glas 4. Loth Salmi - ae / in einem Pfund Aqvæ fortis auffgeloͤſet; Ferner habe ich von der præ - parirtẽ Zaffera, wie im 12. Capitel gelehret / 4. Loth dabey gefuͤget / inglei - chẽ auch von der Piemontiſchen Magneſie / nach der Lehr des 13. Capitels præpariret / ½ Loth / von dem 3. mal calcinirten Kupffer-Hammerſchlag / (Laut. des 24. und 25. Cap.) 1. Loth uñ endlich 2. L. Zinober; dieſes alles / je - des abſonderlich / wohl zerſtoſſen / in das Kolben-Glas gethan / mit ſtet - undfleiſ -79Von der Glasmacher-Kunſt. fleißiger Achthabung der Sachen / welche in dem Glas ein Auffblehen verurſachen / alsdenn verwahret und beyſeyts geſetzet.
Zum ſechſten habe ich in einen andern Glas / wie zuvor erwaͤhnet / 4. Loth Salmiac / in einẽ Pfund Aqvæ fortis auffgeloͤſet / darnach noch darzu gethan / 1. Loth Bley-Weiß (welches ſehr brauſet / derowegen muß mans gemach hinein thun) rothe Mahler-Lacca, Gruͤnſpan / reinen Hammerſchlag oder Sinder vom Eyſen / jedes 1. Loth / und meiln ſich der Hammerſchlag vom Eyſen auch ſehr auffblehet / als muß man ſich in Hineinthuung wol damit vorſehen.
Dieſes alles und jedes abſonderlich / habe ich wohl zerſtoſſen in das Glas gethan / mit fleißiger Jnachtnehmung alles deſſen / was das Aqva fort brauſend und efferveſcirend machet / alsdenn verwahret und bey - ſeyts geſetzet. Dieſe 6. Glaͤſer nun ſetzte ich 12. Tage lang beyſeits / und ſchwenckte ſolche taͤglich 6. mahl auffs fleißigſte herumb / damit die Ingre - dientien von dem Aqva forti durchdrungen und zertheilet wuͤrden / und dem Glas die Farb deſto beſſer mittheilen koͤnten.
Nach Verflieſſung ſolcher Zeit / habe ich alle Materien aus den 6. Glaͤſern gethan / und alle zuſammen / iedoch gemaͤchlich eines nach dem andern (damit das Glas wegen der efferveſcenz keinen Schaden leide /) in einen groſſen und am Boden wohl beſchlagenen Kolben geſchuͤttet / ſolchen / nachdeme alles wohl untereinander geruͤhret / in eine Aſchen - oder Sand-Capell geſetzet / und ein ſehr lindes Feuer gegeben / ließ alſo in 24. Stunden das Waſſer davon abrauchen.
Allhier iſt in acht zu nehmen / daß das Feuer zuletzt auffs aller - ſchwaͤchſte ſeyn muß / damit das Pulver nicht verbrenne; Das Aqva fort kan man mit einen verlutirten Helm / und Vorlag aufffangen / ſo wird auff dem Boden des Kolbens / ein roth-gelblichts Pulver verblei - ben / welches man wohl verwahret / auffheben muß.
Dieſes Pulver habe ich dem Glas zugeſetzet / welches aus alten Glas-Stuͤcken zuſammen geſchmoltzen und gemachet worden / gleich - wie wir auch oben / bey Bereitung des erſten Calcedoniers / erinnert haben; Hierzu dienet auch die neue friſche Fritta nicht; kan man aber ei - nige Cryſtallen-Stuͤcke / zu dem Glas / haben / ſo wird es deſto beſſer ſeyn.
Jn dieſer Compoſition aber / habe gleiches Gewicht und Ver - miſchungs-Art / wie auch gleiche Zeit / gebrauchet und angewendet / wie bey der vorigen Bereitung des Calcedoniers.
Das Corpus habe ich ihm / mit gebrannten Weinſtein /glaͤn -80ANTHONII NERI Anderes Buch /glaͤntzenden Ofen-Ruß / und Croco Martis (der mit Eßig bereitet) ge - geben / ſolches aber habe ich gar maͤhlich eingetragen / denn dieſes Pul - ver blehet ſich ſehr auff.
Nachdem es nun 24. Stunden geruhet / habe ich mir ein Geſchirꝛ zur Probe davon machen laſſen / auch an ſolchen / nachdem es offtmals gegluͤet / in acht genommen / ob es die ſchattichte Dunckelheit erlanget / und ob es ſolche Mannigfaltigkeit der ſtroͤmicht - ſpielenden Farben zeigete.
Wenn ich nun ſolches verſpuͤret / habe ich allerhand Geſchirr dar - aus machen / und ſolche mit der Walckzange / wie der Brauch iſt / wohl walcken laſſen / umb damit allerley Bilder fuͤrzuſtellen.
Aus dieſer Art des Calcedoniers / habe ich ſehr viel und zwar die allerſchoͤnſten Trinck-Geſchirr verfertiget; ingleichen habe ich aus ge - dachter Maſſa etlich hundert ſchoͤne Kraͤntzlein vor die Ritter in Flan - dern gemachet / welche der Groß Hertzog von Florentz / Ferdinandus ſel. Gedaͤchtniß / und viel andere Fuͤrſten und Herren geſehen haben.
Die dritte Manier den Calcedonier zu machen.
ERſtlich habe ich 8. Loth Silber / ſamt 1. Pfund Aqvæ fortis, in ein Glas gethan / ſolviren laſſen / und wohlvermachet beyſeits geſetzet.
Zweytens habe ich in einem andern Glas 10. Loth / des mit Saltz und Eßig gereinigten Mercurii vivi, auch in 1. Pfund Aqvæ fortis auff - geloͤſet / und nachdem ſolches geſchehen / wohl verwahrt beyſeit geſetzet.
Die Reinigung aber des Mercurii geſchieht alſo: Man feuchtet das Saltz mit ſcharffen Eßig an / ſolches ruͤhret man / ſammt dem Mer - curio, in einer hoͤltzern Schuͤſſel / mit einem hoͤltzern Stempel wohl herumb / alsdann gieſſet man gemeines Waſſer daran / damit das Saltz zerſchmeltze / und alſo die Schwaͤrtze vom Mercurio abgewaſchen werde; dieſes wird offtmals wiederhohlet / mit Zuthuung eines neuen Saltzes und Eßig / alsdenn wird der Mercurius durch ein Ziegen - Leder gezwungen.
Zum Dritten ſolvirte ich in einem andern Glas 1. Pfund Aqvæ fortis, 6. Loth des puren Silbers / welches auff folgende Art calciniret wurde: Man nimmt zu dem mit Mercurio, (wie gebraͤuchlich) amal - gamirten Silber / gleichen Theil des gemeinen Saltzes / welches vonſei -81Von der Glasmacher-Kunſt. ſeiner irdiſchen Subſtanz wohl gereiniget ſeye: welche Reinigung alſo geſchiehet: Das Saltz / nachdem es in warmen Waſſer ſolviret / laͤſſet man 2. Tage ruhen / damit ſich zu ſolchem Ende die irdiſchen Unreinig - keiten zu Boden ſetzen; alsdenn wird es filtriret / in ein ander Glas ge - than / abgerauchet / und wohl getrocknet; Darnach wird es wieder ſol - viret / filtliret und abgerauchet / wie zuvor; und ſolches wird ſo lange wie - derholet / biß das Saltz auff den Boden keine Unreinigkeit mehr ſetzet / ſo wird es gereiniget / und præpariret ſeyn.
Dieſe Reinigung des Saltzes geſchiehet nicht allein darumb / da - mit es das Silber deſto beſſer angreiffe / ſondern auch / damit es das Silber nicht mit einigen irdiſchen Unreinigkeiten verunreinige / wel - che hernach ſehr ſchwerlich davon zu bringen waͤren.
Wenn nun obgedachtes amalgamirtes Silber / mit dem gereinig - ten Saltze vermiſchet iſt / ſo ſetzet mans zuſammen in einen Tiegel / uͤber ein Kohlfeuer / damit der Mercurius davon rauche / das Silber aber cal - ciniret und pulveriſiret / auff den Boden verbleibe; zu ſolchen Silber - Kalch miſchet man wiederumb / wie zuvor / gleich ſo ſchwer des gereinig - ten Saltzes / und laͤſſets miteinander in einen Tiegel 6. Stunden lang im Feuer calciniren; Hernach ſuͤſſet man dieſe Materien / mit warmen Waſſer / zum oͤfftern wohl aus / und thut das Silber in ein Glas voll Waſſer / laͤſt den vierdten Theil verkochen / hernach erkalten und das Silber niederſetzen / alsdenn gieſſet man das uͤbrige Waſſer gar ab / und ein anders darauff / kochet es auch wieder wie zuvor / und ſolches ge - ſchiehet zum dritten mal; Letzlich wird das Silber / wie oben gedacht / in Aqva fort ſolviret.
Vierdtens loͤßte ich noch in einem andern Glas in 1. Pfund Aqva for - tis, 6. Loth Salmiac auff; und goß nach geſchehener ſolution das klare davon ab; das aber / was auff den Boden verblieb / that ich hinweg: Jn den abgegoſſenen klaren Waſſer ſolvirte ich 2. Qvintlein Silbers / und nachdem es auffgeloͤſet / ſetzte ichs wohlverwahret beyſeits.
Fuͤnfftens loͤſe ich in einen andern Glas / 4. Loth Salmiac / mit 1. Pfund Aqva fort, auff / nach geſchehener ſolution that ich noch darzu / des Zinnobers / Croci Martis (mit Schwefel / laut des 16. Capitels be - reitet) Lapidis Armeni, und Ferreti Hiſpanici (wie im 14. Capitel ge - lehret) iedes 1. Loth: Nachdem ein iedweders abſonderlich wohl gepuͤl - gert worden / that ichs zuſammen in ein Kolben-Glas / jedoch mit fleißi - ger Jnachtnehmung der jenigen / welche in dem Aqva fort ein efferve -Lſcenz82ANTHONII NERI Andres Buch /ſcenz oder Brauſen verurſachen koͤnnen; Denn man muß hierinnen gemach thun / und vorſichtig ſeyn; damit die Arbeit / im Fall die Mate - rien uͤberlauffen ſolten / nicht umbſonſt ſeye; als dieſes verrichtet / ſetzte ich das Glas wohl verwahret beyſeits.
Sechſtens habe ich noch in ein ander Glas 1. Pfund Aqvæ fortis gethan / und darinnen / nach gewoͤhnlicher Manier 4. Loth Salmiac auffgeloͤſet / auch ferner darzu gethan / Croci Martis, (mit Eßig / nach Anleitung des 12. Capitels / præpariret und calciniret) Zien-Kalch / der bey denen Glasmachern ſehr wohl bekannt iſt / wie auch præparirte Zaf - feræ, nach dem 12. Capitel / und Zinnobers / von iedem 1. Loth: dieſes alles that ich / ein iedes vor ſich wohl gepuͤlvert / mit groſſen Fleiß und ſehr langſam / in das obige Aqvam Regis, damit ich wegen des Brauſens / nicht alles auff einmal verderbte; als dieſes geſchehen / ſetzte ichs wohl verwahret auch beyſeits.
Zum Siebenden that ich in ein gleichmaͤßiges Kolben-Glas ein Pfund Aqvæ fortis, loͤſte darinnen 4. Loth Salmiac auff / und that fer - ner darzu 1. Loth Minii, 2. Loth Gruͤnſpan / Antimonii crudi, Capitis mortui, Vitrioli iedes 1. Loth; Dieſe Stuͤcke alle / that ich ein iedes vor ſich gepuͤlvert / nach und nach hinein / damit ich das ſtarcke Brauſen und Auffwallen / welches gemeiniglich zu geſchehen pfleget / in etwas ver - huͤten moͤchte; ſolches hebte ich auch / wohlverwahret auff.
Zum Achten ſolvirte ich in einem dergleichen Kolben-Glas / 4. Loth Salmiac / mit einem Pfund Aqva fort, und fuͤgte darnach ferner hinzu 2. Loth Rauſch oder Zitter-Kupffer / (wie im 21. Capitel gelehret wor - den) von der Piemontiſchen Magneſie / laut des 13. Capitels / auch Kupf - fer-Hammerſchlag / nachdem 28. Capitel 3. mal calciniret / und des Ei - ſen-Hammerſchlags / iedes 1. Loth: Solches alles / ein iedes vor ſich gepuͤl - vert / that ich gantz langſam / mit fleißiger Verhuͤtung des Auffbrauſens / hinein / und ſetzte es alſo wohl verſchloſſen beyſeits.
Zum Neunten loͤſte ich nochmals 4. Loth Salmiac / mit 1. Pfund Aqva fort, in einem andern Glas auff / und that noch darzu / Auri pi - gmenti, Arſenici Cryſtalli, und der Kermeſin Laccæ, iedes 1. Loth: Sol - ches thate ich / nach dem ein iedes inſonderheit wohl zerrieben worden / mit groſſer Behutſamkeit in das Glas / und hebte das vermachte Glas auff.
Dieſe 9. Kolben-Glaͤſer ließ ich wohl verſchloſſen 15. Tage lang / bey einem warmen-Ofen ſtehen / und ruͤhrte ſolche zum oͤffteꝛn taͤglich herumb:damit83Von der Glasmacher-Kunſt. damit die Materialien von dem Aqva fort wohl zertheilet / und deroſelben Tinctur wohl eroͤffnet werde / als welche / ſo ſie nicht wohl eꝛoͤffnet woꝛden / eine ſchlechte Wuͤrckung giebet; Nach dieſem goß ich alles Aqva fort, ſamt den ingredientibus der 9. Kolben Glaͤſer / langſam und gemach in ein eintziges groſſes / und ſtarckes Glas; denn ſie brauſen ſehr / indem ſie ſich mit einander vereinigen / derowegen muß mans / im zuſammen ſchuͤt - ten ſonderlich / in acht nehmen.
Dieſes groſſe Glas ließ ich alſo 6. Tage lang ſtehen / und ſchwaͤnckte es taͤglich herumb; nach dieſem ſetzte ichs in eine Aſchen-Capell / und gab 24. Stunden lang ein gelindes Feuer / damit das Aqva fort abrauchete; allhier aber iſt zu mercken / daß dieſes groſſe Kolben-Glas / vom Boden an biß auff die Helffte deſſelben wohl beſchlagen / oder lutirt ſeyn muͤſſe / auch muß man auff die Letzt ein gar gelindes Feuer geben / damit die Pul - ver wegen allzu ſtarcker Hitze nicht verderbet werden; es darff nur das Waſſer abrauchen / der beſte Theil aber von den Spiritibus ſoll bey den Pulvern verbleiben / und auff ſolche Weiſe wird das Pulver gute Wuͤr - ckung und Nutzen im Glas ſchaffen.
Wer das abrauchende Waſſer verlanget / der kan einen Helm auſſ - ſetzen und einen Recipienten fuͤrlegen / auch die Fugen wohl vermachen; dieſes Waſſer kan man alsdenn wiederumb ſchaͤrffen oder verſtaͤrcken / wie wir ſolches an ſeinem Ort berichten wollen.
Auff dem Boden des Glaſes verbleibet ein gruͤnlich-gelbes Pulver / von ſolchem nahm ich / gleich wie bey dem erſten Calcedonier / gleiches Ge - wicht / und Qvantitaͤt / und ſetzte es dem gereinigten Glas bey; dieſes Glas aber / wie oben ſchon erinnert worden / muß von den Cryſtallinen Stuͤcken / nicht aber aus der Fritta, bereitet ſeyn; denn ſonſten wuͤrde die Sache nicht angehen.
Sonſten werden hierbey / wegen der Zeit und dergleichen / die jeni - gen Regeln / wie bey dem erſten Calcedonier gelehret / beobachtet.
Hernach gab ich ihm zu rechter Zeit / wie oben in der vorigen Com - poſition des Calcedoniers / mit gebrannten Weinſtein / glaͤntzenden Caminrus und Croco Martis (der mit dem Eßig præpariret) die gebuͤhr - liche Dunckelheit / mit Achthabung gleicher doſis, Fleiß und Tempo, wie beym erſten geſchehen iſt.
Nach Verflieſſung der 24. Stunden lies ichs mit der Zange wohl durchwalcken / und zum oͤfftern wiederum erhitzen. Dieſe 3. te Manier / den Calcedonier zu machen / habe ich zu Antorff verſucht / 1609. im Mo -L ijnat84J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 2. B. nat des Jenners / zu welcher Zeit ich mich allda auffhielte / und zwar et - liche Jahr / in des Herrn Emanuelis Ximenij, eines Portugiſen / Antorf - fiſchen Buͤrgers uñ Ritters S. Stephani, Behauſung; der war ein ingeni - eu ſer uñ erfahrner Mañ in allen Wiſſenſchafftẽ / uͤber alle andere / ſo ich in Nieder-Teutſchland jemahls gekannt und geſehen habe. Jnnglei - chen habe ich zu Antorff / mit dieſem Pulver / in dem Glas-Ofen des Herrn Philip Giridolphi / eines ſehr leutſeligen Mannes / einen ſo ſchoͤ - nen Calcedonier gemacht / daß ſolcher auch an Schoͤnheit der Farbe / ei - nem Achat weit vorgieng. Es ſahen auch gedachten Stein / viel Edel - geſtein-Arbeiter mit Verwunderung an / ſagende / daß es die Natur nimmer ſo hoch bringen koͤnte: Dieſer Calcedonier war unter allen / ſo ich jemahls bereitet hatte / der allerſchoͤnſte; denn ſeine Schoͤnheit erſetz - te und belohnte die verdruͤßliche Muͤh / und langweilige Arbeit gar wohl.
Der Fuͤrſt von Oranien ließ ſich vom gedachten Stein / zwey Ge - ſchirr machen / welche Jhme ſonderlich wohl gefielen: Endlich ſage ich noch dieſes / wird das Aqva fort gut / und die Ingredientien wohl berei - tet ſeyn / ſo wird das Werck noch ſchoͤner / als ichs allhier beſchrieben ha - be / werden.
HAlte ich nicht noͤthig was zu erinnern / als dieſes / daß man des Autoris Lehre wohl in acht nehme. Es weiß doch faſt ein ieder Glasmacher oder Liebhaber der Glas-Kunſt ſelbſt wohl / wie man ein Scheidewaſſer oder Aqva fort deſtilliren ſoll; das Aqva Regis betreffend / ſo iſt die Proportion, mit dem Salmiac gar recht / nemlich in einen iedenPfund85Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Pfund 4. Loth / wiewohl es faſt noch zu wenig iſt. Den Weinſtein zu brennen iſt auch deutlich genug beſchrieben.
DJeſes iſt ein ſehr feiner modus, den der Autor hier be - ſchreibet: und hat ſich hierinn der vielbeleſene Herr D. Merrett geirret / nemlich / daß der Rues und der Weinſtein dem Glas gar keine Farbe mittheilen ſolten oder koͤnten: Zwar an und vor ſich ſelbſt / oder alleine / geben ſie wenig Farbe; aber die verborgenen Farben hervor zu brin - gen / und ſolche zu erhoͤhen ſeynd ſie nicht wenig dienlich / ſon - derlich der Rues / welcher gewiß bey andern Compoſitionen das Seinige / in Hervorbringung der Farben / ſehr viel thut. Experto crede Ruperto.
JN dieſen Capiteln iſt / vors erſte / die Mahler Lacka in Aqva fort, weniger als nichts nutze. Zum andern / macht der Autor ſo viel Umbſtaͤnde von Bereitung des Silbers mit Mercurio und Saltz etc. daß ſich zu verwundern; da es doch hierzu gantz und gar nichts dienet / noch etwas mehr thut als ſchlechtweg ein feines Silber. Jch habe die Proba hiervon / und wenn ich gleich ſolche nicht haͤtte / ſo muͤſte es der geſunde Verſtand geben; Denn geſetzt: es waͤre das Silber nicht ſo gar rein / ſo ſehe man doch nur zu / was in der gantzen Compoſition vor ſo mancherley ſpecies, als Kupffer - Eiſen etc. gebꝛauchet werden! Was hat denn nun die groſſe Muͤhe / das Silber ſo hoch zu reinigen / vor Nutzen / weil man ſolchem eben diß / was man kaum mit vielem Verdruß davon bringt / in der Compoſition uͤber fluͤßig wieder zuſetzt etc. Der Autor macht dieſe Compoſition nur ſehr ſchwer und koſtbar / da ſie doch mit viel geringerer Muͤhe und Koſten koͤnte ge -L iijmacht86J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 2. B. macht werden / als nemlich: Wenn ich erſtlich das Silber alleine / in ſeiner gebuͤhrlichen Qvantitaͤt Scheidewaſſer / auff - geloͤſet / ſo nehme ich alle die andern Pulver / die im bloſſen Scheidewaſſer oder Aqva fort ſollen oder koͤnnen auffgeloͤſet werden / und miſche ſolche auch / nachdem ich iedes abgewogen / alle unter einander / thue ſie in ein Kolben-Glas / welches ſo groß als die proportion erfordert / und gieſſe Scheidewaſſer nach und nach daran / biß die Pulver und Scheidewaſſer gaͤntzlich verbrauſſet / oder ſich vereiniget; alsdenn gieſſe ich noch ein gutes Theil Scheidewaſſer hernach / und laſſe es ſte - hen. Was aber im Aqva fort, ſo mit Salmiac zugerichtet / und alsdenn aqva regis genannt / zu ſolviren iſt / nehme ich gleichfalls alle dieſelben ingredientien / waͤge ſolche ab / miſche ſie untereinander / uñ thue ſie nach uñ nach ins aqva regis, laſſe ſie auch 24. Stunden ſtehen / hernach gieſſe ich beyderley So - lutiones, zuſamt dem abſonderlich ſolvirten Silber zuſammen in einen noch groͤſſern Kolben / und nachdem ichs drey Tag und Nacht (welches gar genug iſt) in gebuͤhrlicher Waͤrme ſtehen laſſen / habe ichs gelinde abgezogen und gebraucht / da ich denn mit leichterer als halber Muͤhe / und weniger als der Helffte Scheidewaſſer eben das verrichtet / was unſer Au - tor mit doppelter Arbeit kaum mag verrichtet haben. Jch muß bekennen / daß dieſes eine der allerſchoͤnſten / luſtigſt - und an - genehmſten Art der Glaͤſer iſt; es bleibet aber darbey / daß ſolche auch die meiſte Muͤhe / Fleiß und Auffſicht erfodern und von Noͤthen haben.
Jm uͤbrigen aber ſo ja iemand das Silber gantz pur und rein / von allem das demſelben ſonſt natuͤrlicher Weiſe an - haͤngt / haben und zurichten wolte; der nehme das feine und durchs Bley abgetriebene Silber / koͤrne ſolches klein / und nachdem er es mit 2. Theil Salpeter und einen Theil Borras vermiſcht / laſſe ers in einen Tiegel / der vor den Ein - fallen der Kohlen und anderen Unreinigkeiten wohl ver -wahrt87Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. wahrt ſey / ſchmeltzen / ſo wird er das Silber umb ein gutes reiner / und darbey eine blaulichte Schlacken bekommen / welche Blaue allein von dem Kupffer / ſo noch bey den Silber verborgen geweſen / herruͤhret / und ihr auch das Bley nicht nehmen koͤnnen; ja manches Bley / ſonderlich das im Lande zu Meiſſen / oder denen Kupffer-Bergwercken geſunden wird / hat ein dergleichen verborgenes Kupffer ſelbſt bey ſich / und theilet ſolches im Abtreiben dem Silber mit. Dieſes Schmeltzen mit Nitrum und Borras kan zum dritten mahl wiederholet werden / ſo wird man die Schlacken / ob ſie wohl zum zweyten mahl noch etwas gruͤnlicht / zum dritten mahl gantz klar und rein wie ein Cryſtall ſehen; doch muͤſſen die Tiegel allezeit von aller einfallenden Unreinigkeit wohl ver - wahret werden. Das Silber aber iſt voͤllig und gantz rein / alſo / daß aus demſelben nim̃ermehr eine blaue / gruͤne odeꝛ an - dere Coleur / welche alle dem Silber nur zufaͤlliger Weiſe anhangen / zu bringen oder extrahiren iſt / es waͤre denn / daß dergleichen ihme wieder zugeſetzet worden. Und ſo viel ha - be ich in dieſem zweyten Buch / vor dißmal zu erinnern / nothwendig befunden.
Der Jnhalt dieſes Dritten Buchs. HJerinnen werden gezeiget die wahren Arthen / wie man im Glaß eine Guͤldene Farb; wie auch die Farb der Granaten Amathyſten und Sapphiren: Jngleichen die ſchwartze / Sey - den-Farb / Milch-Marmor - und eine voͤllige rothe Farb: So wohl eine Manier / die Frittam aus dem Berg Cryſtall zu machen / auch das Glas / Perlnfarbicht zu tingiren; ſambt noch andern / der Glasma - cher-Kunſt noͤthigen und nuͤtzlichen particular-Stuͤcken.
ES wird in dieſem dritten Buch gelehret / die Art und Weis / wie man die Gold-Farb in dem Glas herfuͤr bringen und bereiten ſoll; inglei - chen auch die Granat / und Sapphir-Farbe; auch die ſchwartze-Seiden - Farb-Milch - und Marmor-Farb / wie auch die voͤllige Rothe und Per - len-Farb / und zwar wird ſolches gezeiget auff mancherley Art; deren ei - ne beſſer denn die andere iſt.
Es wird auch eine ſonderliche Manier gezeiget / die Frittam aus der Berg-Cryſtall zu machen / welche eben ſo wohl / gleichwie die gewoͤhnliche Fritta, geſtoſſen wird / damit daraus allerhand ſchoͤne und weiſſe Geſchirr bereitet werden.
Daß aber nicht / der obgedachten Farben / eine und andere denen Kuͤnſtlern ſchon bekannt ſeyn werden / iſt kein Zweiffel / jedoch aber Allen nicht alle Farben: Denn es wiſſen wenig / die rechte Gold und die voͤllige rothe Farb / (als welche ſchwere und verdrießliche Farben in der Glas - macher-Kunſt) wohl zu machen: Jn Anſehung / daß man in deroſelben Beꝛeitung eine ſolche genaue Obſicht haben muß / wegen des Gewichtes / der Zeit / der Umbſtaͤnde und der ingredientien; denn ſo in ſolchen nurdas89Von der Glasmacher-Kunſt. das Allergeringſte verſehen wuͤrd / ſo wird alles verderbet / und kommen die Farben gantz verkehrt herfuͤr.
Jn dieſen und allen andern Farben aber / beſchreibe ich alles ſo ge - nau und eigentlich / daß ſie mich / ſonder Zweiffel / alle wohl verſtehen / und die gedachten Farben / abſonderlich aber die Guͤlden - und voͤllige rothe Farb / vollkoͤmmlich / auch nicht ſonder Luſt / und Vergnuͤgung / werden bereiten koͤnnen.
Dem Glas die guͤldene Farb zu geben.
NJmm von der Fritta Cryſtalli, aus dem weiſſeſten Tarſo bereitet / 2. Theil (denn dieſe Fritta iſt hierzu viel beſſer / als die jenige / welche aus dem Sand bereitet worden /) und ein Theil von der Fritta Rochettæ, wel - che auch mit Tarſo gemachet.
Dieſes alles ſoll wohl untereinander gemiſchet / uñ zerſtoſſen werdẽ.
Alsdenn thut man zu 100. Pfund dieſer Vermiſchung / 1. Pfund / des rothen / und von rothen Wein geſam̃leten / in groſſen harten Stuͤcken angeſchoſſenen Weinſteins: Dieſer rohe und rothe Weinſtein wird zerſtoſſen / durch ein enges Sieb geſchlagen / und zu jedem Pfund 1. Pfund der Piemontiſchen Magneſie gethan / welche / nach Anleitung des 13. Capitels / gepræpariret worden ſeyn: Dieſe 2. Pulver / nach dem ſie wohl unter einander gemenget / werden alsdenn mit den obigen Frittis vermiſchet / zuſammen in einen Topff gethan / und 4. Tag lang bey dem gewoͤhnlichẽ Ofen-Feueꝛ gekochet. Es ſoll aber dieſe Mixtur / weiln ſie das Glas ſehr auffblehet / nach und nach in den Topff getragen oder gethan werden / damit (wenn es zu gaͤhe hinnein geſchuͤttet wuͤrde / das Glas nicht uͤber - und zum Ofenloch heraus lauffe.
Nachdem / nun das Glas wohl gereiniget und gefaͤrbet iſt worden / (welches gemeiniglich innerhalb 4. Tagen zu geſchehen pfleget) ſo kan es zu Geſchirren und dergleichen Sachen verarbeitet werden: Deñ es wird die doſis dieſer Materialien / eine uͤberaus ſchoͤne Farb geben: Jmfall man aber die Farb zu groſſen Geſchirren etwas heller oder duͤnner ver - langet; ſo darff man dem Glas / von dem Pulver nur etwas wenigers zuſetzen / alsdenn wird es zu dergleichen Arbeit gar recht ſeyn: Wenn man aber kleine / geringe und duͤnne Arbeit machet / ſo iſt die erſte doſis mit dem Pulver zu behalten / ſo werden ſie hell und durchſichtig genug werden: Deñ die kleinere Glas-Wercke fordern eine mehrere Qvanti -Mtaͤt90ANTHONII NERI Drittes Buch /taͤt / der tingirendẽ Materien / als die groͤſſeren. Das dicke Glaßmacher - Rohr aber / von den Jtaliaͤnern da Spiei genannt / erfordert weniger Weinſtein / und von der Magneſie / faſt nur den halben Theil.
Es iſt aber wohl zu mercken / daß beyde Fritten / nemlich Cryſtalli und Rochettæ, auffs beſte gemiſchet und vereiniget ſeyn muͤſſen: der Weinſtein muß von rothen und nicht von weiſſen Wein ſeyn / denn ſol - cher hierzu nichts nutz iſt; auch muß er dicke und in Stuͤcken / nicht a - ber gepuͤlvert oder von kleinen fragmentis ſeyn / denn ſolches auch unnuͤtz - lich waͤre.
Die Magneſie ſoll allezeit von der Piemontiſchen ſeyn: das Pul - ver ſetzet man / ehe das Glas zerſchmeltzet / der Materie zu / denn ſonſten wuͤrde es nicht tingiren; Es ſoll auch alles / nur nach und nach / oder ſtuͤck - weiß / in den Topff getragen werden.
Nimbt man dieſe Regeln in acht / ſo wird es zu einer ſehr ſchoͤnen Gold-Farb werden: Verlanget mans aber noch ſchoͤner / ſo darff man nur an ſtat der Frittæ Rochettæ, lauter Frittam Cryſtalli nehmen / ſo wird man eine noch ſchoͤnere und lieblichere Gold-Farb bekommen: Und dieſen modum, erwehnte Farben zu machen / habe ich allezeit gehalten; auch iſts mir / ſo offt ich ſolches gethan / allemahl ſehr wohl gelungen.
Eine Granat-Farbe zu machen.
MAn nimmt von der Fritta Cryſtalli und Rochettæ, iedes gleich - viel / vermiſchet ſie wohl / und ſetzet zu 100. Pfund ſolcher Mixtur / 1. Pfund der præparirten Piemontiſchen Magneſie / wie im 13. Capitel gelehret worden / und 2. Loth der præparirten Zafferæ: dieſe 2. Pulver / nachdem ſie zuſammen gethan / werden mit den obigen Frittis, wohl untereinander vermiſchet / und alſo mit einander nach und nach in den Topff gethan / umb das Auffbrauſen der Magneſie zu verhuͤten / auch damit das Glas nicht umbkomme: Es ſoll auch die Zaffera mit der Ma - gneſie wohl vermiſchet ſeyn: denn ſie machet eine lebendige Farbe / und giebet derſelben einen ſchoͤnen Glantz.
Wenn nun 4. Tage verfloſſen / auch das Glas wohl gereiniget / und gefaͤrbet iſt / ſo kan man / ſolches zu verarbeiten / Hand anlegen; Und dieſes iſt die doſis der Magneſie / zu den Geſchirren / von mittelmaͤßi - ger Groͤſſe / damit die Farbe recht voͤllig werde: Die kleinere Geſchirrerfor -91Von der Glasmacher-Kunſt. erfordern mehr / wie zuvor erwehnet / von den tingirenden Pulvern / hin - gegen die groͤſſern weniger: Es muß die Glas-Farbe warhafftig / nach Erforderung der Geſchirr verſtaͤrcket oder verringert werden / welches aber gaͤntzlich der diſcretion des verſtaͤndigen Kuͤnſtlers / welcher das Pulver zuſetzet / uͤberlaſſen wird.
Eine Amethyſten-Farbe zu machen.
MAn nimmt hierzu die Frittam Cryſtalli, welche aus Tarſo auffs fleißigſte bereitet worden; eh man ſie aber in den Topff thut / wird einem iedem Pfund / 2. Loth des wohlgemiſchten / und unten beſchriebe - nen Pulvers beygeſetzet: nachdem nun ſolches alles wohl unter einander vermiſchet worden / wird es nach und nach / gleichwie bey der vorigen Granat-Farbe / in den Ofen gethan.
Wenn nun das Glas wohl gereiniget / und mit einer warhaffti - gen Amethyſten-Farbe wird gefaͤrbet ſeyn; ſo kan man ſolches ver - arbeiten.
Es iſt allhier zu mercken / daß dieſe Farbe keine andere / als die Frittam Cryſtalli erfordere; ſolche aber kan / nach Erforderung der Ar - beit / verſtaͤrcket oder verringert werden.
Das Pulver / welches zu dieſer Farbe dienet / iſt nachfolgends: Nimm 1. Pfund der Piemontiſchen Magneſie / die nach dem 13. Capi - tel ſey gepræpariret worden / und 3. Loth von der præparirten Zaffera, dieſe zwey Pulver vermiſchet man wohl / und ſetzet ſie / wie oben geleh - ret / der Frittæ Cryſtalli zu / ſo wird das Glas eine warhafftige Amethy - ſten-Farbe bekommen.
Eine Sapphier-Farbe zu machen.
MAn nimmt Frittam Rochettæ, und zu 100. Pfund von ſolcher / thut man 1. Pfund von der præparirten Zaffera (laut des 12. Ca - pitels) und 2. Loth von der præparirten Piemontiſchen Magneſie: Die - ſes alles wohl zuſammen gemiſchet / thut man in den Ofen / damit das Glas geſchmeltzet und wohl gereiniget werde: nach dieſem ruͤhret mans wohl umb / und ſiehet zu / ob die Farbe voͤllig genug ſey / damit ſie / wennM ijes92ANTHONII NERI Drittes Buch /es vonnoͤthen / koͤnne verſtaͤrcket oder geſchwaͤchet werden / und alsdenn wird es verarbeitet; ſo bekommet man eine ſchoͤne Sapphier-Farbe / welche der doppelten Conſtantinopolitaniſchen Veilchen-Farbe glei - chet; und ſolches ruͤhret her von der geringen doſi der Magneſie / wie ich ſolches zu Piſis oͤffters / und zwar allezeit mit gutem Fortgang er - fahren habe; Jedoch aber wird dieſe Farbe viel ſchoͤner werden / als ich zu ſagen mich allhier unterſtehe / wenn ſie aus lauter Fritta Cryſtalli, wie hier nechſt folget / bereitet wird.
Eine viel ſchoͤnere Sapphier-Farbe zu machen.
MAn nimmt an ſtatt der Frittæ Rochettæ, die allerbeſte Frittam Cryſtalli, und ſetzet ihr das vorgeſagte Pulver zu / in gleicher doſi wie vor gemeldet / ſo wird man eine ſchoͤne und glaͤntzende Farbe bekom - men; daraus koͤnnen / nach Belieben / allerley Geſchirr verfertiget werden.
Es iſt zu mercken / daß man das tingirende Pulver / aus der Ma - gneſie und der Zaffera, der Frittæ zuſetze / eh und bevor das Glas ſchmel - tze / denn das geſchmoltzene Glas nimmt die Farbe ſchwerlich / oder doch nur alſo an / daß es nicht tauget.
Eine ſchwartze Farbe zu machen.
MAn nimmt die eintzlichen Glas-Stuͤcklein von allerhand Far - ben / zu ſolchen thut man die Magneſiam und Zafferam, und zwar der Magneſie nur halb ſo viel als der Zafferæ, wann nun dieſes Glas wohl gereiniget / alsdeñ kan es gearbeitet werden / ſo wird es eine ſchwar - tze Seiden-Farbe haben / welche nicht allein zu denen Glaͤſern glaͤntzend und ſchoͤn / ſondern auch zu allerhand anderer Arbeit angenehm und tuͤchtig ſeyn wird.
Eine ſchoͤnere ſchwartze Farbe zu machen.
MAn nimmt von der Fritta Cryſtalli, wie auch von der Fritta Ro - chettæ, iedes 20. Pfund / Bley - und Zinn-Kalch 4. Pfund / dieſesvermi -93Von der Glasmacher-Kunſt. vermiſchet man wohl / thuts in einen warmen Topff / und ſetzet es in den Ofen: Wenn nun das Glas wohl gereiniget / ſo nimmt man des cal - cinirten und gepuͤlverten Stahls / wie auch des gepuͤlverten Eiſen - Hammerſchlgs / eines ſo viel als des andern / und vermenget beydes wohl miteinander.
Von ſolchem vermiſchten Pulver thut man 12. Loth zum gereinig - ten und geſchmeltzten Glas / und ruͤhrets wohl durch einander / denn esblehet ſich das Glas von dieſem Pulver ſehr auff: hernach laͤſſet mans 12. Stunden ſtehen / doch / daß mans zuweilen umbruͤhre: Endlich kan mans verarbeiten / ſo wird es die allerſchoͤnſte Schwaͤrtze / gleich einer Seiden / auch zu allerhand Arbeit tuͤchtig ſeyn.
Eine andere noch ſchoͤnere ſchwartze Farbe zu machen.
MAn nimmt zu 100. Pfund Frittæ Rochettæ, 2. Pfund des rothen ge - puͤlverten Weinſteins / zu ſolchem thut man noch 12. Loth von der gepuͤlverten Magneſie; ſolches traͤget man nach und nach in den Ofen / denn es ſchwillet ſich ſehr auff / damit es alſo gereiniget wird / wel - ches ungefehr innerhalb 4. Tagen geſchiehet.
Alsdenn ruͤhret und waͤſchet man es wohl / ſo wird es eine uͤber - alle maſſen herrliche ſchwartze Farbe geben / welche alle andere uͤbertref - fen / und zu denen Geſchirren dienlicher ſeyn wird.
Eine ausbuͤndig-ſchoͤne Milch-Farbe zu machen.
MAn nim̃t von der Fritta Cryſtalli 12. Pfund / auch von der Bley - und Zinn-Aſche 2. Pfund / nachdem ſolches alles wohl miteinan - der vermiſchet / ſo thut man noch 1. Loth / von der præparirten Magneſie darzu; ſolches / nachdem alles wohl miteinander vereiniget / wird in einen heiſſen Topff gethan / und nach 12. Stunden wohl umb - geruͤhret; und wenn die Farbe nicht ſtarck genug / ſo ſetzet man noch ein wenig des obgedachten Kalches oder Aſchen hinzu / und laͤſſet ſichs wol mit einander vereinigen / ſo wird alsdenn das Glas innerhalb acht Stunden zum verarbeiten gut ſeyn / und eine ſehr herrliche Milch - Farbe haben / dergleichen ich zum oͤfftern bereitet habe.
Eine noch ſchoͤnere und weiſſere Milch-Farbe zu machen.
MAn nimmt zu 40. Pfund Frittæ Cryſtalli, 60. Pfund Zinn-Aſcht oder Zinn-Kalch / und 2½. Pfund von der præparirten Piemon - tiſchen Magneſie: dieſes alles wird wohl gepuͤlvert und in einen Topff gethan / damit es durch die Schmeltzung gereiniget werde / wel - ches innerhalb 18. Tagen geſchiehet.
Dieſe Materi habe ich ins Waſſer geworffen / hernach wieder in den Topff gethan / und nachdem ſie gereiniget geweſen / eine Probe ge - nom̃en; weil ſie aber zu durchſcheinend war / habe ich der Zinn-Aſche noch 15. Pfund hinzu gethan / (die Zinn-Aſche oder Kalch iſt in den Glashuͤt - ten ein bekanntes Ding /) hernach habe ich das Glas etlich mal umbge - ruͤhret / da iſt es in einem Tage uͤberaus ſchoͤn / und weiſſer denn Schnee worden / worauff ich es verarbeiten laſſen: auff ſolche Weiſe habe ichs offt und vielmals gemachet / und iſt mir allezeit wohl gelungen: Man machet auch mit der Fritta Rochettæ eine Milch-Farbe / allein ſie wird nicht ſo weiß / als aus der Fritta Cryſtalli; Wer derowegen etwas rech - tes zu machen begehret / der ſoll allezeit die Frittam Cryſtalli nehmen.
Eine Marmor-Farb in Glas zu machen.
MAn thut Frittam Cryſtalli in den Topff / und ſo bald ſie nur ge - ſchmoltzen / verarbeitet man ſie / eh ſie noch gereiniget ſeye / ſo wird ſie eine gnugſame ſchoͤne Marmor-Farb geben.
Eine Pfirſchen-Bluͤht-Farb / dem Milchfaͤrbichten Glaſe zu geben.
Wenn die Piemontiſche praͤparirte Magneſie dem Milchfaͤrbichten Glaſe zugeſetzet wird / ſo giebet es eine Pfirſchen-Bluͤt-Farb / ſolche muß aber geſchwind verarbeitet werden / denn die Farb vergeht gar bald.
Die voͤllige rothe Farb zu machen.
MAn nimmt 20. Pfund von der Fritta Cryſtalli, 1. Pfund von den ſtuͤcken des weiſſen und hellern Glaſes / und 2. Pfund gecalcinirtes Zinn; ſolches miſchet man alles zuſammen / laͤſt es in den Topff ſchmel - tzen und reinigen: nach dem alles geſchmoltzen / ſo nimmt man des calci - nirten und ſubtil geriebenen Stahls / auch des kleingepuͤlverten Eyſen - Hammerſchlags / jedes gleichviel; ſolches menget man wohl unterein - ander / alsdenn nimbt man dieſes Pulvers ungefehr 4. Loth / und ſetzet ſolches dem gereinigten Glas zu / und ruͤhrets wohl durch einander; allein man muß acht darauff haben / denn dieſes Pulver blehet das Glas er - ſchrecklich auff; alsdenn laͤſſet mans inscorporiren / welches innerhalb 5. oder 6. Stunden zu geſchehen pfleget.
Man muß auch in acht nehmen / daß des Pulvers nicht zu viel ge - nommen wird / denn ſonſt wuͤrde das Glas ſchwartz werden; da es doch nicht dick / ſondern durchſichtig oder dunckelgelb an der Farb ſern ſolle.
Wenn nun dieſe Farb erſcheinet / ſo iſt es recht / und nimbt man als - denn ungefehr 1½. Loth des rothen Kupffers / welches nach Jñhalt des 24. Capitels gecalciniret / und wohl zerrieben ſey werden; ſolches ſetzet man zu dem obigen Glas / und vermiſchets zum oͤfftern: wenn nun ſolches zum 3. ten oder 4. ten mahl geſchehen iſt / ſo wird eine Blutrothe-Farb er - ſcheinen: Man muß derowegen zum oͤfftern eine Prob davon nehmen / und weñ die Farb recht ſeyn wird / kan ſie alſobalden verarbeitet werden; denn wo ſolches nicht gleich geſchiehet / ſo vergehet die rothe Farb / und wird an ſtat derſelben ſchwartz.
Uber dieſes / damit die Farb nicht verderbe / muß der Topff offen und nicht zugedeckt ſeyn / auch alles mit groſſen Fleiß gearbeitet werden: Jngleichen muß des Pulvers vom calcinirten Stahl und Eyſen-Ham - merſchlag nicht zu viel hineingethan werden / damit das Glaß nicht dun - ckelſchwartz / ſondern durchſcheinend und dunckelgelb werde / ſo wird es alsdenn / mit Zuthuung des rothen Kupffers / ſehr ſchoͤn werden; derglei - chen ich oͤffters gemachet habe.
Endlich iſt auch zu mercken / daß man den Topff / ſo viel als muͤglich iſt / nicht erhitze oder zu heiß werden / auch nicht uͤber 10. Stunden in dem Ofen bleiben laſſe: Jm Fall ſich zwiſchen dieſer Zeit die Farbe verliehren ſolte / welches zuweilen geſchiehet / kan man ſie / mit Zuſetzung eines neuen Pulvers / aus dem Eiſen-Hammerſchlag wieder zu wege bringen; Und weiln dieſes eine beſchwerliche und verdrießliche Arbeit iſt / als muß man deſto groͤſſern Fleiß hierzu anwenden.
Das Berg-Cryſtall zu machen.
ES wird das Berg-Cryſtall in einen Tiegel / der vor aller Unreinigkeit und Aſchen wohl bedecket ſey / wohl gegluͤet / hernach im kalten Waſſer abgeloͤſchet und calciniret; ſolches wird 8. mahl wiederholet: alsdenn wird er getrucknet / und auff einen Reibſtein zu einen unbegreifflichen Pulver gerieben.
Dieſes Pulver wird mit dem Saltz des Levantiſchen Pulvers (wel - ches / laut des 3. Capitels / in einem Glas-Kolben bereitet und gereiniget worden) vermiſchet / und zu einem rohen Glas oder Fritta gemachet; die - ſe thut man / mit gebuͤhrlichen Gewicht der Magneſie / in einen ſehr heiſ - ſen Topff / haͤlt ſolchen im Ofen / und wuͤrfft alsdenn die Materiam, zu ſeiner Zeit / wie bey dem Cryſtall vermeldet / oͤffters ins Waſſer / nach dieſem wird es auffs beſtegereiniget / und dem Gebrauch nach / gleich ei - nem andern Cryſtallverarbeitet / ſo wird man Wunder bey ſolchen er - fahren.
Wie man die Perlen-Farb in Cryſtall bereiten ſoll.
MAn ſetzet zu einen geſchmoltzenen / und gereinigten Cryſtall den Weinſtein / welcher zum 3. ten oder 4. ten mahl biß zur Weiſe ge - calciniret worden: Dieſes wird wohl unter einander gemiſchet / und die Zuſetzung mit neuen Weinſtein ſo lang wiederholet / biß das Glas Perln-farbicht wird.
Hiervon kan man aber keine gewiſſe Maas und Regel geben / denn dieſe gantze Sache in der Erfahrung beſtehet.
Wenn nun die Farb recht und gefaͤllig ſeyn wird / ſo muß ſolches Glas alſobalden verarbeitet werden: Deñ ſonſten die Farb leichtlich ver - ſchwindet. Dieſes iſt mein Proceß / welchen die Erfahrung zum oͤfftern beſtaͤtiget hat.
JSt ein gantz leer Capitel / und alſo auch nichts dabey zu dencken oder zu erinnern.
WJrd gehandelt / wie die Guͤldene Farbe ins Glas zu bringen ſey. Es hat mir dieſer hierinn beſchriebene Proceß die allergroͤſte Muͤh und Verdruß / uͤber al - le andere / ſo in dieſem gantzen Buch enthalten / verurſachet: Jn - deme die von dem Autor beſchriebene Doſis gantz unrecht und falſch iſt. Jch habe immerzu vermeint / es ſey in der Latein - niſchen Verſion ein Fehler geweſen: nachdem mir aber das J - taliaͤniſche (als worinnen es der Autor ſelbſt beſchrieben) zu haͤnden kommen / habe ich befunden / daß die Verſion mit dem - ſelben hierinnen gantz zutrifft: ob es nun in den Jtaliaͤniſchẽ Dꝛuck / oder von dem Autor ſelbſt verſehen / kan ich nicht wiſſen: Denn ein Pfund rother Weinſtein iſt viel zu wenig / zu 100. Pfund dieſes Gemengs / hingegen iſt auch ein Pfund Braun - ſtein zu viel zu einem einigen Pfund Weinſteins. Zwar waͤ - ren wohl 1. biß fuͤnffviertel Pfund Braunſteins genug zu den 100. Pfund Gemeng / aber 6. Pfund Weinſtein ſind noch faſt zu wenig dazu / ſonderlich ſo derſelbe nicht recht roth und ſchier ſchwaͤrtzlich iſt. Dannenhero miſche ich zu einem jeden Pfund Weinſtein ein Viertel-Pfund Kohlen von Buͤchen / Erlen oderNBir -98J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 3. B. Bircken-Holtz / ſo iſt ihm geholffen / und wird ſehr ſchoͤn. Wañ man dieſes Glas / gleich in dem / wenn es im ſchmeltzen iſt / viel / wie ander Glas / mit dem Eyſen ruͤhren wolte; So hat es die - ſe Art / daß es ſich auffblehet / und ſo der Topff nur halb voll waͤre / ſolte es doch wohl uͤber und uͤber lauffen: Derowegen muß es nur / wie es ſteht / ſtehen bleiben und verarbeitet wer - dẽ. Hier zu iſt dieſes Gemeng / oder dieſe Fritta, welche ich zu End des erſten Buchs gelehret habe / ſonderlich gut / nur daß das Saltz wohl und fleißig gereiniget ſey.
DJeſe Compoſition von dem Braunſtein und Zaffera macht lange kein Granat-Farbe (als wozu mehr ge - hoͤrt) ſondern vielmehr ein Spinel, wie ich denn denſel - ben auff ſolche Art ſehr ſchoͤn verfertiget habe.
JN dieſem Capit. hat man ſich nur vornehmlich nach deꝛ Zaffera zu richten / nachdem die gut iſt: Denn ſo dieſelbe zu ſehr faͤrbet / ſpielet es zu viel in die blaue; ſo aber die proportion hierinn recht getroffen wird / gibt es einen uͤbeꝛ alle Maſſen ſchoͤnen natuͤrlichen Amethyſt.
SO man ein recht ſchoͤn Cryſtall-Glas hat / das keinen gruͤnen Stich hat / ſondern gantz klar und mit der Ma - gneſia oder Braunſtein beſtens gereiniget iſt / ſo darff man nichts als bloß Zaffera oder Cobolt zuſetzen / nach eines jeden Gutduͤncken / mehr oder weniger / nachdem er die Far - be boch oder niedrig haben will: Und iſt durchaus nicht recht / was Porta hievon ſchreibet / daß mans ſtetig ruͤhren muß; denn dieſe Farbe ſetzet ſich nicht. Zudem muß man keine Coleurruͤh -99Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ruͤhren / woraus man Edelgeſteine oder andere Dinge will ſchneiden laſſen: Denn ſie kriegen dadurch Blaſen. Welches hie insgemein / als ein beſonderer Handgriff bey Zubereitung der Edelgeſteine / wohl zu mercken iſt.
DJeſe beyde Compoſitiones geben eine gar ſchoͤne Schwaͤrtz / ſonderlich dieſe im 51. Capitel: Denn durch die Uberſetzung der Blaue aus der Zaffera iſt es ſchwaꝛtz anzuſehen. Dieſes / welches im 52. Capitel beſchrieben wird / ſo es ſo lange ſteht / nemlich 12. Stunde / ſo bleibt es endlich; ſo mans aber laͤnger ſtehen laͤſt / ſo wird es was durchſichtig / und rauch-gelb.
BEgehet der Autor abermahl einen trefflichen uñ Haupt - ſaͤchlichen Fehler / welchen ich vor deme allezeit der La - teiniſchen Verſion zugerechnet / aber nun im Jtaliaͤni - ſchen einerley befinde / wiewohl ich vielmehr dafuͤr halte / es ſey in dem Jtaliaͤniſchen Druck etwas ausgelaſſen worden. Beſihe hieruͤber das 46. Capitel ſammt meiner Anmerckung / daſelbſt will der Autor aus eben dieſer Compoſition eine Gold - Farbe habẽ / nur daß er hie / zu hundert Pfund Gemeng 2. Pf. Weinſtein und 12. Loth Magneſia odeꝛ Bꝛaunſtein nim̃t / da eꝛ im gedachten Capitel eines jeden dieſer beyden ein Pfund will. Kan alſo hieraus nichts als ein helles und klares Glas werdẽ / weil die 12. Loth Magneſia unter 100. Pfund Gemeng zu einer Farbe im geringſten zureichen / ſondern gantz und gar darin - nen verſchwinden; kan man alſo nur bey den 51. und 52. Ca - pitel / als in welchen genungſam eine ſchoͤne Schwaͤrtze ange - deutet iſt / verbleiben / und ſich darnach richten.
DEr Zinn und Bley-Kalch ſo hier gebraucht wird / iſt eben dieſer / welcher im 93. Capitel gedacht / und daſelbſt ausfuͤhrlich zu machen gelehret wird. Wenn man aber dieſer Compoſition etwas vom Regulo antimonii zuſetzet / nemlich 8. Loth auff 12. Pfund / ſo wird es noch viel beſſer / zu - mahl wenn der Regulus erſt calcinirt wird.
LEhret der Autor, daß die Compoſition 18. Tage und Nacht im Ofen ſtehen ſoll / welches gantz unnoͤthig / ſon - derlich in unſeꝛn Teutſchen Glas-oͤfen / da es nicht 3. Tag und Nacht ſtehen darff. Der Megneſia / welche der Autor hie geſetzet / iſt auch zuviel / in dem es auff dieſe Art mehr ei - ne Pfirſchen-Bluͤth als weiſe oder Milch-Farbe gibt: Kan alſo der Zuſatz vom Braunſtein nur nach der Proportion des vorigen Capitels eingerichtet / oder zu dieſer gantzen Compoſi - tion 6. biß 8. Loth (auffs meiſte) genommen werden.
WAs hier der Autor von der Marmel-Farbe ſaget / iſt wohl wahr; aber es hat dreyerley ſehr groſſe Maͤn - gel: Erſtlich laͤſt es ſich uͤbel arbeiten; Vors andre bleibt es ſelten gantz; Vors dritte / ſo es ja in der Arbeit gantz bleibet / wird es doch hernach von ſich ſelbſt an der Lufft zer - fallen.
DJe Pfirſch-Bluͤth-Farbe iſt recht / aber leichter iſt dieſe / wozu ich am Ende des erſten Buchs Anleitung gege - ben habe / da ich von der Glasmacher Beinweis ge -ſchrie -101Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſchrieben. Wer aber daſſelbe nicht haben kan / der muß ſich auff ſolchen Fall dieſen hier beſchriebenen bedienen.
DJeſe rothe Farbe / wenn man ſie nach der Art / wie hier der Autor lehret / machet / wird ſo gar roth / daß / indem man heꝛnach dieſes (gefaͤꝛbte) Glas nicht uͤbeꝛaus duͤn - ne blaͤſet / man auch die roͤthe nicht erkennen kan; Es iſt aber in unſern Teutſchen Glas-Oefen faſt unmoͤglich zu thun / weil hierzu das Feuer auff eine gantz ſonderliche Art muß regieret werden. Jch habe hierinnen uͤberaus groſſe Muͤh ange - wand / und kan auch / GOtt Lob / nebenſt den ſchoͤnſten Rubin / das feinſte Roth machen; weil es mir aber gar viel Zeit / Muͤh und Arbeit gekoſtet / und eine ſehr rare Sache iſt / als wird mich niemand verdencken / daß ichs vor dißmahl nicht gemein ma - che.
ALles / was die Berg-Cryſtall im Wiederumſchmeltzen thut und thun kan / das thut auch allerdings der ſchwaꝛ - tze Feuer - oder Flindſtein (dẽ man vielfaͤltig im Feuerzeu - ge gebraucht / und daher wohl bekannt iſt) je ſchwaͤrtzer man denſelben findet und haben kan / je beſſer eꝛ iſt. Man verſuche es nun / und nehme von der Cryſtallen und dieſen Steinen beyde zugleich in die Prob / und gehe mit jeden gleich rein und fleißig umb / ſo wird man mit gnugſamer Verwunde - rung ſehen und erfahren / wie dieſer Stein ſeine Schoͤne præſentiren wird; nur iſt er etwas beſchwerlich klein zu krie - gen / denn ſo man ihn zu viel mit dem Eyſen ruͤhrt und tra - ctirt, ſo wird er hernach etwas gruͤnlicht; iſt alſo derowegen gute Behutſamkeit von noͤthen.
HAt es mit der Perln-Farb eben die Beſchaffenheit / die es im 56. Capitel mit der Marmor-Farb hat; Deñ ob es gleich eine ſchoͤne Perlenfarb bekommt / ſo iſt doch ſolche zum Glaſe nicht gnugſam beſtaͤndig; weiln das Weinſtein - (und alle andere Alcaliſche oder fixe) Saltz / mit welchen hier die Compoſition uͤber feſt wird / im wiederausſchlagen ſeine Tuͤcke niemahls laͤſſet. Welches zum Beſchluß dieſes dritten Buchs wohl mag gemercket werden.
Der Jnhalt dieſes Vierdten Buchs. HJerinnen wird die rechte Manier / das Bleyglas zu bereiten angewieſen; ingleichen wie man das Bley calciniren / und aus demſelbigen eine ſchoͤne Smaragd-Farbe / wie auch die Farbe eines Topas und Sapphirs; Jtem der Korn-Blu - men oder Meer-Specht oder Meer-Elſter-Farb / die Fleiſch-Farbe / guͤl - bene Farb / und die Farb des Lazur-Steins bereiten ſoll: Wie nicht we - niger die Berg-Cryſtall zu tingiren / mit einer beſtaͤndigen Rubin-Farb / Balas-Topas-Opals-Sonnen-Blumen / und andern dergleichen ſehr ſchoͤnen Farben.
DAs Bleyglas iſt in der Glasmacher-Kunſt wenigen bekannt; ſo viel die Farben betrifft / ſo iſt gewißlich dieſes Glas / unter allen an - dern / welche im Ofen bereitet werden / das allerſchoͤnſte und edelſte / mitwelchen103Von der Glasmacher-Kunſt. welchen wir die Farben der Orientaliſchen Edelgeſteine nachahmen koͤn - nen / welches mit dem Cryſtall / oder andern dergleichen Glas nicht ge - ſchehen kan.
Dieſes Glas / wenn man in der Bereitung nicht ſehr wohl / und genau achtung darauff hat / ſo zerreiſſet es alle Toͤpffe und Geſchirr / und wird zu Aſchen: derowegen beſchreibe ich allhier alles ſo eigentlich und genau / daß man / wie ich glaube / alle Gefahr verhuͤten kan; ſolches aber beruhet eintzig und allein darinnen / daß man nemlich das Bley recht zu calciniren / und die Calcination gebuͤhrend zu wiederholen / wiſ - ſe; denn je oͤffter es calciniret wird / je weniger es ſich reduciren laͤſſet / und zerbricht auch alſo deſto weniger die Toͤpffe: Es muß aber allezeit ins Waſſer geworffen / und nachmahls wieder geſchmoltzen werden: Und ſo offt auffdem Boden des Topffes / etwas reducirtes Bley gefunden wird / ſo muß ſolches allemahl fleißig herausgenommen werden; denn ſonſten durchloͤchert es den Topff-Boden / oder zerreiſſet ſolchen / gehet ſammt dem Glas durch die allerengſten Riſſe hindurch / und hinterlaͤſſet den Topff leer: darumb ſoll man nachfolgende Regeln / in dieſem Buch beſchrieben / fleißig in acht nehmen / ſo wird man aller Gefahr entgehen.
Das Bley zu calciniren.
MAn calciniret erſtlich das Bley in dem Oefelein / welches denen Toͤpffern wohl bekannt iſt / und zwar in ziemlicher Qvantitaͤt; denn man kan innerhalb 2. Tagen viel Bley calciniren; allein es iſt zu mercken / daß das Oeffgen nicht waͤrmer / als ob man Glas ſchmeltzen wolte / ſeyn muͤſſe; ſonſt wuͤrde das Bley ſich nicht calciniren.
Wenn nun das Bley eine kleine weil gefloſſen / und eine gelblich - te Haut bekommen hat / ſo ziehet man das calcinirte herab mit einem hierzu beqvemlichen Eyſen / und ſolches breitet man aus auff den innern Ofen-Herd / welcher von glatten und Feuerbeſtaͤndigen Steinen ſeyn ſoll / und gegen den Mundloch etwas herreichen muß; dieſes alles / weiln es ins gemein ſehr wohl bekannt iſt / wollen wir mit Fleiß vorbey gehen; nur allein bemerckend / daß das Bley / welches einmahl calciniret iſt / wiederumb muͤſſe in dem Ofen auffn Herdt ausgebreitet / und bey maͤſ - ſiger Waͤrme reverberiret / auch mit einem Eyſen etliche Stund lang / ſtets umbgeruͤhret werden; da es dann in dieſer andern Calcination ei -ne104ANTHONII NERI Vierdtes Buch /ne gelbe Farb bekommet: hernach wird es durch ein enges Sieb geſchla - gẽ / und was nicht durchfallen will / wiederum̃ mit andern Bley calciniret: Und auff ſolche Weis / wird des Bleys eine groſſe Qvantitaͤt zu dem irde - nen Geſchirren und dem Gebrauch der Toͤpffer calciniret.
Sonſten iſt vor allem zu mercken / daß der Ofen maͤßig warm ſey / denn ſo er zu heiß iſt / wird das Bley nimmermehr calcinirt werden.
Wie man das Bley-Glas machen ſoll.
MAn nimmt / zum Exempel / dieſes gecalcinirten Bleyes 15. Pfund / und von der Fritta Cryſtalli, oder (nachdem wir eine Farb verlan - gen /) Rochettæ, oder des Levantiſchen Pulvers / 12. Pfund; dieſes / nach - dem es auffs genaueſte miteinander vereiniget / thut man in einen Topff / und nach Verflieſſung 10. Stunden (denn es wird in ſolcher Zeit ſehr wohlgeſchmoltzen ſeyn) wuͤrfft man es ins Waſſer.
Wobey zu mercken / daß ſich zum oͤfftern auff dem Boden des Topffs / etwas des reducirten Bleyes befindet / welches ſehr fleißig heraus zu nehmen / maſſen es ſonſten den Topff durchbohret / zerreiſſet / und alſo al - les verlohren gehet.
Und dieſes iſt eines von den fuͤhrnehmſten / welches in dieſem Werck zu beobachten iſt. Es iſt auch uͤber dieſes fleißig in acht zu neh - men / daß die Bley-Koͤrner / welche ſich im Waſſer befinden / und dem Bley-Glas nicht anhangen / nicht wiederumb in den Topff kommen; Denn es mit dem Obigen gleiche Bewandniß hat / in dem man ſich als - denn / ſo wohl wegen Zerbrechung des Geſchirres / als einiges andern dar - aus erfolgenden Schadens zu befoͤrchten hat.
Wenn nun dieſes alles in acht genommen / ſo thut man das Glas wiederumb in den Topff / welches alsdenn / nach abermahlicher Verflie - ſung der 10. Stunden / (auffs allermainſte) zum Verarbeiten tuͤchtig ſeyn wird: Und dieſes iſt die Manier das Bley-Glas zu machen.
Eine Manier / wie man das obgedachte Bley-Glas verar - beiten ſoll.
SO jemand Luſt hat / ein oder andere Sorten der Trinck-Geſchirr / o - der andere dergleichen zum haͤußlichen Gebrauch dienende Gefaͤſſe /aus105Von der Glasmacher-Kunſt. aus dem Bley-Glas zuverfertigen / der muß von dieſem Glas gar ein we - niges / mit dem Glasrohr herausnehmen / ſolches im etwas erkalten laſſen / und denn endlich verarbeiten; vorher aber muß der Marmor wohl gereiniget / und (in dem das Glas ein wenig kalt wird) mit kalten Waſſer wohl angefeuchtetwerden / deñ ſonſten ſchiefert ſich der Marmor vom Bley-Glas ab / und machet das Werck ungeſtalt / indem das Glas vom Marmor etwas an ſich nimmt.
Derowegen muß der Marmor / indeme man das Glas unter Haͤn - den hat / ſtets angefeuchtet werden / ſonſten verliehret das Glas alle ſeine Zierde.
Uber dieſes je haͤrter der Marmor iſt / je weniger hat man ſich der Gefahr des Abſchieferens zu befahren: Und dieſer Proceß / mit Abkuͤh - lung des Glaſes / und Anfeuchtung des Marmors muß jederzeit in acht genommen werden / ſo offt ein neues Stuͤcklein Glas zu verarbeiten ange - fangen wird: Denn es iſt dieſes ein ſo zartes und ſubtiles Glas / daß / ſo es nicht zuvor etwas erkaͤltet / oder anderſt als in gar geringer Qvanti - taͤt / aus dem Topff genommen wird / es ſich auff keine Weiſe verarbeiten / noch mit dem Blas-Rohr der Glasmacher / aus dem Ofen bringen laͤſ - ſet; es hat aber ſolche Zartheit / welche einer duͤnnen Bruͤh gleichet / bloß von dem Bley.
Damit es derowegen fuͤglich ausgearbeitet werden koͤnne / muß man allezeit nur gar wenig davon heraus nehmen / auch ſolches zuvor et - was verbroͤdeln oder erkuͤhlen laſſen / den Marmor ſtets anfeuchten / und den Topff bey maͤßiger Waͤrme erhalten.
Das Bley-Glas mit einer wunderſchoͤnen Smaragd - Farb zu machen.
MAn nim̃t 20. Pfund von der geſiebten Fritta des Levantiſchen Pul - vers / und 16. Pfund des geſiebten Bley-Kalchs: ſolches auffs Be - ſte mit einander vermiſchet / wird abermal durch ein Sieb geſchlagen / in einen warmen Topff gethan / und 8. oder 10. Stund lang auffs Beſte mit einander geſchmoltzen: Alsdenn wirfft mans ins Waſſer / und ſchei - det das im Topff oder Waſſer befindliche Bley auffs fleißigſte davon / damit es / wie oben erwehnet / den Topff nicht zerbreche.
Wenn dieſes geſchehen / ſo thut man die Materien wiederumb inOden106ANTHONII NERI Vierdtes Buch /den Topff / ſo wird es innerhalb 6. 8. oder dergleichen Stunden wohl ſchmeltzen / alsdenn wuͤrfft mans von neuen ins Waſſer / und thut das Bley / wie zuvor fleißig davon / ſo wird das Glas von aller Fettigkeit des Bley Kalchs / und des Saltzes wohl gereiniget ſeyn / und einen hellleuch - tenden Glantz haben / auch in wenig Stunden ſchmeltzen und gereiniget werden.
Hernach thut man noch zu ſolchen / 12. Loth Kupffer Hammerſchlag / welcher nach Anleitung des 28. Capitels dreymal gecalciniret worden / und 24. Gran von dem Croco Martis, mit Eßig bereitet; ſolche zwey ſpe - cies mit einander vermiſchet / werden auff 6. mal dem Glas zugeſetzet / alſo / daß man zwiſchen Eintragung eines jeden Theils ein Vater Unſer lang warte / alsdann wuͤrfft man / wie gedacht / allezeit den 6ten Theil zum Glas hinein / und ruͤhret ſolches wohl durch einander; nachmahls laͤſſet mans eine Stund ruhen / ruͤhrets darnach wieder wohl herumb / und nimmt eine Prob davon / und ſo die Farb gut / laͤſſet mans noch 8. Stund ruhen / damit ſich alles wohl vereinige; nach dieſem kan mans verarbei - ten / ſo werden die daraus bereiteten Geſchirr eine ſo glaͤntzende und herr - liche Farbe bekommen / daß ſie ſcheinen / als ob ſie aus einen Smaragd eines alten Orientaliſchen Felſens gemachet waͤren.
Dieſes Glas / nach dem es die gebuͤhrliche Farb erlanget hat / wird ſo lange in dem Topff behalten / biß daß alle fæces verzehrt / und das Glas wohl gereiniget wordẽ; ſo wird man eine ſo ſchoͤne Farb bekom̃en / welche dem natuͤrlichen Smaragd gantz und gar aͤhnlich ſeyn wird / ſo gar / daß man ſie kaum von einander unterſcheiden kan.
Eine wunderſchoͤne Smaragdgruͤne Farb / alle andere uͤbertreffend / zu bereiten.
DJeſe gruͤne Farb / in einer vortrefflichen Schoͤnheit zu erlangen / ſo nimmt man eben die Qvantitaͤt von der Fritta, von dem Bley-Kalch / und von dem Croco Martis, wie in dem vorhergehenden 65. Capitel / al - lein an ſtat des Kupffer-Hammerſchlags nimmt man / jedoch in dem vo - rigen Gewicht / das Caput mortuum von dem Kupffer-Vitriol / welches nach Jñhalt des 131. und 132. Capitels ſey gepraͤpariret worden; Jm uͤ - brigen haͤlt man mit der Bereitung gleichfalls den vorigen Proceß / ſo wird man eine ſo ſchoͤne und ſeltene Smaragd-gruͤne Farb bekommen /als107Von der Glasmacher-Kunſt. als auff einigerley Weis immer geſchehen kan / welches ich / nicht ſonder Beluſtigung / zum oͤfftern erfahren habe.
Ein Topas-Farbe dem Bley Glas zu machen.
MAn nimmt an ſtat der Frittæ des Levantiſchen Pulvers von der Fritta Cryſtalli 15. Pfund / und von dem Bley Kalch 12. Pfund: Solches / nachdem es vermiſchet / gepuͤlvert / und duꝛchgeſiebet / thut mans in einen warmen Topff / und wirfft es nach 8. Stunden ins Waſſer: Das annoch gantze Bley muß man / wie zuvor erwehnet / hinweg thun; alsdenn thut man die Materien wieder in den Topff / und nach Verflieſ - ſung der gebuͤhrlichen Zeit nachmahls in das Waſſer; hernach wird ſol - ches heraus genommen / uñ die Helffte davon dem Goldfarbichten Glas (deſſen Vereitung in dem vorhergehenden 46. Capitel zu finden /) zugeſe - tzet: Nachdem nun dieſes wohl mit einander incorporiret und gereini - get iſt worden / ſo wird dieſe Materia allerdings einem Orientaliſchen Topas aͤhnlich kommen.
Die Blaue oder Meerwaſſer-Farb ins Bley-Glas zu bringen.
MAn nimmt 16. Pfund von der Fritta Cryſtalli, und 10. Pfund Bley-Kalch / ſolches / nach deme es wohl mit einander vermiſchet und durch ein Sieb iſt geſchlagen worden / wird in einen maͤßig-warmen Topff / wie zuvor / gethan / ſo wird die Materia nach 12. Stunden auffs Beſte zerfloſſen ſeyn / welche man alsdenn ſammt dem Topff ins Waſſer thun ſoll; das Bley wird / wie zuvor / davon abgeſondert / die Materia a - ber wiederumb in den Ofen / und nach 8. Stunden nochmahls ins Waſ - ſer gethan / ſo wird es beſter Maſſen gereiniget ſeyn: Wenn dieſes ge - ſchehen / ſo nimmt man des praͤparirten Rauſch oder Zitter-Kupffers (wie oben in dem 20. Capitel iſt gezeiget worden /) 8. Loth / und von der præparirten Zaffera ½ Loth; dieſe Pulver auffs Beſte mit einander ver - miſchet / und in 4. Theil abgetheilet / traͤget man auff 4. unterſchiedliche mahl ins Bley-Glas / durchruͤhret daſſelbe nach 2. Stunden ſehr wohl / und nim̃t alsdeñ eine Probe / ob die Farbe nach Erheiſchung des WercksO ijvoͤllig108ANTHONII NERI Vierdtes Buch /voͤllig genung ſey oder nicht; hernach laͤſſet mans 10. Stunden ruhen / uñ nachdeme ſich die Farbe mit dem Glas wohl vereiniget hat / ſo wird es al - ſofort zum Werck tauglich ſeyn / und im Verarbeiten eine ſehr ſchoͤne Farb haben.
Eine Granaten-Farbe in Bley-Glas zu machen.
ES werden 20. Pfund von der Fritta Cryſtalli, mit 16. Pfund Bley - Kalch vermiſchet / darzu thut man noch 6. Loth von der Piemonti - ſchen Magneſie / und 1. Loth von der præparirten Zaffera; ſolches ſchuͤttet man in einen gewoͤhnlich-warmen Topff / und nach 12. Stunden ins Waſſer; nachdem nun das Bley davon abgeſondert / ſetzet mans wieder in den Ofen / ſo wird es nach 10. Stunden gereiniget ſeyn: Hernach wird die materia gemiſchet / und ſiehet man / ob die Farbe recht ſey / nach dieſem kan es alsdenn verarbeitet werden / ſo wird man ein ſehr ſchoͤnes Glas / in einer herrlichen Granat-Farbe haben.
Die Sapphier-Farbe dem Bley-Glas zu geben.
MAn nimmt 15. Pfund von der Fritta Cryſtalli, und 12. Pfund Bley - Kalch / zu dieſem / nachdem es wohl untereinander gemiſchet und geſiebet worden / thut man noch 4. Loth von der præparirten Zaffera, und 24. Gran von der præparirten Piemontiſchen Magneſie.
Solches alles wohl untereinander vermenget / und in einen Topff gethan / haͤlt man 12. Stunden lang in dem Ofen; Hernach wird die ſaͤmmtliche materia ins Waſſer geworffen / das Bley mit Fleiß davon abgeſondert / und alsdenn wiederumb 12. Stunden lang in den Ofen gereiniget.
Wenn nun nach genommener Proba die Farbe recht / alsdenn kan man es verarbeiten / ſo wird man ein Glas bekommen / in der Farbe eines ſchoͤnen Orientaliſchen Sapphiers / der mit der gedoppelten Vi - olen-Farbe vermiſchet worden / ſehr ſchoͤn lieblich und anmuthig anzu - ſehen.
Eine guͤldene Farbe dem Bley-Glas mitzutheilen.
MAn nimmt der Fritta Cryſtalli, und des Bley-Kalches / iedes 16. Pfund / zu dieſem / nachdem ſie wohl vermenget und geſiebet wor - den / thut man noch 12. Loth von dem Kupffer-Hammerſchlag / welcher 3. mal gecalciniret worden iſt / und 48. Gran des Croci Martis, mit Eßig bereitet.
Dieſes alles thut man / wohl vermiſchet / in einen maͤßig-warmen Topff / und wirfft es nach 12. Stunden ins Waſſer / ſondert das Bley darvon / und reiniget es abermal / 12. Stunden lang im Topffe.
Hernach vermiſchet man die materia wohl / und probiret / ob die Farbe recht ſey; im Fall ſie gruͤnlicht zu ſeyn ſcheinet / ſo thut man / vom Croco Martis, noch etwas hinzu / alsdenn koͤmmt an ſtatt der gruͤnen / eine ſchoͤne Gold-Farbe herfuͤr / ſolche kan man fortan verarbeiten / ſo wird man eine ſchoͤne Gold-Farbe bekommen / dergleichen ich zum oͤff - tern bereitet habe.
Die blaue Laſur-Stein-Farbe zu machen.
MAn laͤſſet das ſchoͤne Milchfarbichte Glas (nach Anleitung des 55. Capitels / aus dem weiſſeſten Cryſtall bereitet) in einen Topff ſchmeltzẽ / uñ thut nach uñ nach eben ſo viel blaue Mahler-Smalte darein / als zu voͤlliger Faͤrbung deſſelbigen wird von noͤthen ſeyn. Hernach ver - miſchet man das Glas / und probiret es / umb zuſehen / ob die Farbe recht ſey; wenn dem alſo iſt / ſo laͤſſet mans noch 2. Stunden lang ſtehen; Als - denn wirds nochmals herumb geruͤhret / und die Farbe wiederumb ge - probiret; wenn ſich nun alles wohl und recht befindet / ſo laͤſſet mans noch 10. Stund lang ruhen.
Nach dieſem ruͤhret mans wiederumb herumb / und wenn die Farbe in gleichẽ Grad unveraͤndeꝛlich verbleibet / ſo kan mans verarbeiten / uñ al - lerley Geſchirr daraus bereiten / welche an der Farb / einem rothen Laſur - Stein gantz gleich und aͤhnlich kommen werden: Jm fall ſich die Mate - ria / wenn der Kuͤnſtler in der Arbeit iſt / auffſchwellete / ſo ſoll man ihr nur etliche Goldblaͤdlein zuſetzen / welche / wan ſie in dem auffblehenden Glas wohl zertheilet werden / die natuͤrliche Farbe des Laſur-Steines noch mehr befoͤrdern helffen.
Die Berg-Cryſtall Nattern-Farbicht zu machen.
MAn nimmt erſtlich von der Berg-Cryſtallen / die Stuͤcklein unter - ſchiedlicher Groͤſſe / und zwar ſolche / welche durchſichtig / uubefleckt und von aller irdiſchen Unreinigkeit geſaͤubert ſind / eine gewiſſe Qvan - titaͤt: ferner nimmt man des rohen Antimonii und des gelben Auripi - gments / jedes 4. Loth / Salmiac 2. Loth.
Dieſes alles wohl gepuͤlvert / und miteinander vermiſchet / thut man in einen Feuerbeſtaͤndigen Tiegel / und traͤget alsdenn vorbeſagte Cryſtallen-Stuͤcklein / nach und nach / hienein; hernach wird dieſer Tie - gel mit einen andern umbgekehrtẽ Tiegel zugedecket / auffs beſte verlutirt / und wenn ſolches trocken worden / mitten in die Kohlen geſetzet / welche man vom beygelegten Feuer / nach und nach von ſich ſelbſten anbrennen laͤſſet / ſo wird der Tiegel ſehr zu rauchen anheben; dahero erfordert die - ſe Arbeit einen weiten und groſſen Camin; noch beſſer aber iſts / wenn dieſer Rauch kommet / daß man aus dem Laboratorio gehe / denn ſolcher Rauch hoͤchſt ſchaͤdlich / ja faſt toͤdlich iſt; Derowegen mag man ſich wohl vorſehen / daß man ſolchen auff keinerley Weiſe an ſich ziehe; wenn der Rauch auffhoͤret / ſo laͤſſet man das Feuer ausgehen / und den Tiegel kalt werden.
Nach dieſem nimmt man die Cryſtall-Stuͤckgen heraus / und die jenigen / welche im Tiegel oben auffgelegen haben / werden Gold-Ru - bin - und Balaßfarbicht ſeyn / auch viel ſchoͤne Flecken haben; die andern im Gegentheil / welche unten und nahe bey dem Pulver gelegen / werden mei - ſtentheils Natternfarbicht ſeyn; dieſe koͤnnen / gleich wie andere Edelge - ſteine / gepoliret und ſchoͤn glaͤntzend gemachet werden.
Die uͤbrigen Cryſtall Stuͤcklein / wenn man ſie in Gold oder der - gleichen eingefaſſet / und nach Geſtalt der Farben / mit foliis oder Dupple - ten unterleget / werden ſehr ſchoͤn / und fallen uͤberaus lieblich ins Geſicht.
Und weiln dieſe Arbeit wenig koſtet / auch nicht ſehr muͤhſelig oder verdrießlich iſt / als kan man ſolcher Steine eine ziemliche Qvantitaͤt tin - giren; denn es werden ſich allezeit etliche ſonderbar-ſchoͤne Stuͤcke darun - ter befinden.
Die Balaß-Rubin-Topas-Opal - und Aſterien-Farbe in den Cryſtall zu bringen.
MAn nimmt des Saffrangelben Auripigments / und des Cryſtalli - ſchen Arſenici, jedes 4. Loth / des rohen Antimonii und Salmiac jedes 2. Loth: dieſe ſpecies wohl gepuͤlvert und untereinander gemenget / thut man in einen genugſam weiten Tiegel / und leget erſtlich kleine / nachmals groͤſſere Stuͤcklein / von dem reinen Berg-Cryſtall darauff / biß der Tiegel voll iſt.
Auff dieſen Tiegel lutiret man auffs fleißigſte / wie zuvor / einen andern umbgekehrten Tiegel / daß die zwey Mundloͤcher auff einander ge - hen / auch muß der obere Tiegel am Boden ein Loͤchlein einer Erbſen groß haben: Solches aber geſchiehet darumb / dieweil der auffſteigende Rauch von den Materialien / die obenliegende Cryſtallen beſſer im Auff - ſteigen tingiret / als wenn er Seit-werts oder durch die Seiten-Fugen des Tiegels gienge.
Nach deme das Verlutirte getrocknet / ſetzet man die Tiegel mitten in die Kohlen / iedoch ſo / daß die Kohlen den untern Tiegel gantz / und von dem obern die Helffte bedecken.
Nachgehends leget man Feuer zu / daß ſich die Kohlen nach und nach von ſich ſelbſt / und ohne Anblaſen / anzuͤnden / es waͤre denn / daß das Feuer ausgehen wolte / in welchen Fall mans auffblaſen muß; die Kohlen aber muͤſſen groß und von Eichen-Holtz ſeyn. Sonſten verfaͤhret man / wie im vorigen Capitel gemeldet / und vermeidet den Rauch / als ein hoͤchſt ſchaͤdliches und toͤdtliches Gifft / mit gantzem Fleiß; und ob der Rauch ſchon etwas lange waͤhret / ſo muß man ihn doch von ſich ſelbſten vergehen / und auff gleiche Weiſe / nemlich von ſich ſelbſt / das Feuer ab - gehen laſſen.
Den Tiegel muß man durchaus nicht in kalte Lufft ſetzen / ſonſten wuͤrden die annoch warmen Cryſtallen zerſpringen / und bruͤchig werdẽ.
Wenn nun alles von ſich ſelbſten erkaltet / und die Tiegel eroͤffnet worden / ſo werden die groͤſſern Cryſtallen-Stuͤcke / mit Topas-Balaß - Rubin-Chryſolit-Aſteriæ - (das iſt / Stern - oder Sonnenſtein) und O - pal-Farbe getingiret ſeyn / welches ſehr anmuthig anzuſehen iſt.
Von dieſen koͤnnen die jenigen Stuͤcke / welche am beſten getingiret ſind / auff dem Polier-Rad gepoliret werden; ſo werden ſie einen ſchoͤnen Glantz / gleich denen natuͤrlichen Edelgeſteinen / auch noch wohl einen ſchoͤnern / erlangen / und dieſes ſonder allen Mangel der Haͤrte / welche ſich / wie bekannt / in dem Verg-Cryſtall genugſam befindet. Derglei - chen Steine habe ich zu Antorff / eine zimliche Anzahl verfertiget / davon einige Stuͤcke / mit der Opal - und Stern-roche Farbe / auff das aller - choͤneſte gefaͤrbet waren.
Dieſe112J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 4. B.Dieſe Steine / gleichwie die natuͤrlichen Edelgeſteine / in das Gold / mit unterlegten folien / Duppleten oder dergleichen / eingefaſſet / geben ein extraordinar - ſchoͤnes Anſehen: Es muß aber das Auripi - gmentum hierzu gruͤnend und Goldfaͤrbig erwehlet und genommen werden; Denn hierinnen beſtehet das gantze Kunſtſtuͤck dieſer Sache.
Das Feuer muß Anfangs gelinde ſeyn / auch muß man hernach al - les von ſich ſelbſten erkalten laſſen.
Solte aber das erſte mal nicht gleich alles angehen / ungeachtet der Obſervirung alles des obigen / ſo ſoll man die erſte Arbeit wiederho - len / ſo wird man in der Arbeit befinden / daß die Erfahrung niemals betriege.
JN dieſem gantzen Buch iſt weiter nichts zu beobach - ten / als was ich allbereit in dem vorigen Buch von denen Farben in acht zu nehmen erwehnet habe / maſſen auch dieſes gantze Buch keinen andern Jnhalt be - greifft. Denn was
BEtrifft / bleibet es allerdings bey deme / was der hochge - lehrte D. Merrettus in ſeinen Anmerckungen hiervõ auch gedenckt / nemlich daß die Bley-Glaͤſer / derentwegẽ un - bẽqvem uñ nicht viel zum Gebrauch dienen / weiln ſie erſtens ſo wohl zu Gefaͤſen / als auch Edelgeſteine daꝛaus ſchneiden zu laſ - ſen viel zu weich; wie auch zweytens am Gewicht wider die Art der Edelgeſteine gar zu ſchwer ſind. Sonſt muß ich geſte - hen / daß die Farben ſehr ſchoͤn und hoch in dieſe Glaͤſer zu brin -gen /113Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. gen / weiln es mild / und nicht ſo groſſes Feuer wie ander Glas bedarff / uͤber dem koͤñen dieſe (ſo wohl alle nachfolgende Glaͤ - ſer) von einem jeden / in ſeinen Hauß / in meinen zuletzt gelehr - ten und in Kupfer beygefuͤgten Ofen ſelbſt gemacht und zu - bereitet werden. Was auch
DJe Calcination und Brennung des Bleyes betrifft / iſt ſolche hier von dem Autor gar recht und ausfuͤhrlich beſchrieben worden.
JSt ſo wohl das Gemeng als die andern Erinnerungen des Autoris wohl zu beobachten; was aber derſelbe
VOn Abkuͤhlung und abſchieffern des Marmors lehret und erinnert / den gebrauchen die Glasmacher in un - ſern Landen nicht / ſondern an ſtatt deſſen einen an - dern harten Stein / der ſich nicht ſchieffert / oder ins gemein ei - ne gegoſſene Eiſen-Platte.
JSt / wie gedacht / nichts zu erinnern / maſſen ſich der Au - tor ohne diß faſt mit allzu vielen Worten erklaͤret / und was die Farben betrifft / alles im vorigen Buch ſchon von mir angemercket worden.
MUß ich dieſes berichten / daß der Zafferæ zu viel / und des Croci Martis oder Eiſen-Pulvers zu wenig / denn es wird auff dieſe Weiſe gantz gruͤn: ſoll derowegen hier das Gewicht des præparirten Eiſen-Pulvers in das Ge - wicht vom gebrannten Kupffer verwandelt werden. Was aber ferner
DEr Autor lehret / bin ich gantz gewiß verſichert / daß er es nicht gemacht / er wuͤrde es ſonſt anders befunden und nicht alſo hier geſetzet haben / denn es gehet im ge - ringſten nicht an. Jngleichen was er von denen Gold-Blaͤt - tern lehret / iſt eine offenbare Faute / es verſuchs nur einer und thue Gold-Blaͤtter dazu / man wird ſehen / wie lange ſie Be - ſtand in der Arbeit haben / und ob ſie das Auffblaſen und uͤ - berſteigen / welches doch von der Smalta nicht herkommet / verhuͤten koͤnnen!
DJeſe beyde Manieren habe ich auch verſucht / und muß geſtehen / daß hierinn ſich ſehr ſchoͤne Farben ge - ben; aber das uͤbelſte dabey iſt / daß allezeit der Cry - ſtall gleichſam wie zerknicket und (wiewohl auffs ſubtilſte) ritzig wird / daher ſie ſich auch nicht wohl ſchneiden laſſen / weil ſelten einer / der ſo weit gefaͤrbet und dabey die Haͤrte hat / daß er das Schneiden vertraͤgt: aber gewiß iſts / wenn man ſolche in ſchoͤnen groſſen Stuͤcken behalten koͤnte / ſo waͤre es die beſte Mode ſchoͤne Steine zu machen.
Daß aber der Autor ſpricht / er habe ſo ſchoͤne Steine daraus ſchneiden laſſen / muß ich ihm zwar ſeinen Willen zu - geben / aber ich ſehe nicht / daß es angehe: man verſuche es auch wie man will / wie ich denn gleich / indem ich dieſes ſchreibe / gethan. Zwar befinde ich wol / daß etliche der ſchoͤnen Rubin - Coleur gleich kommen / aber nachdem ichs recht obſerviret / ſo hat ſich nur der ſchoͤne Rauch vom auropigment in die ob - gemeldten ſubtilen Ritze oder Spaͤlte eingeſchlichen / und als eine folie angelegt: ſchlaͤgt mans in ſelben Spalt von einan - der / und kratzet nur ein wenig mit einem Nagel darauff / ſo iſt der ſchoͤne Rubin dahin. Jſt demnach dieſes nur ein ſubtiles Blendwerck / und wie mit dem Rubin / alſo iſts auch mit de -nen115Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. nen andern Steinen. So viel in dieſen zweyen Capiteln ent - halten. Dahero ich dieſes auch denen Liebhabern zur ſon - derbaren Nachricht zu melden nicht umbgehen koͤnnen.
Zum Beſchluß / weiln bier in dem 64. Capitel des arſenici albi Cryſtallin / (welches nichts anders als ein ſublimirter weiſſer arſenicus iſt / wiewohl er immerzu / in einer Sublimation Cryſtalliniſcher auffſteiget als in der andern) gedacht / und in der Compoſition gebraucht wird / von deſſen genealogia und ehrlichen Herkommen ich droben in meinen Anmerckungen uͤber das 12. Capitel ausfuͤhrlich gehandelt / bin ich doch der Zeit gefragt worden / woher denn der gelbe und rothe arſenic komme? Was vor Unterſcheid unter denen dreyerley Sor - ten oder Secten des Arſenics / und worinn ſolcher Unter - ſcheid beſtehe / wovon ich zwar ſchon in einen andern ſcripto gehandelt; doch gebe ich hiervon nochmals Wiederholungs - Weiſe dieſen Bericht / daß / wenn man bey denen Huͤtten / wo das Arſenicum zubereitet wird / nimmt zu 100. Pfund Arſe - nico-Meel (wie es daſelbſt genannt wird) 10. Pfund gel - ben Schwefel und ſublimirt es zuſammen / ſo wird Arſenicum Citrinum oder gelber Arſenic daraus. Wer hierinnen zwei - felt / der nehme ungefehr dieſer Proportion von Arſenic und Schwefel / miſche ſie wohl untereinander / und ſublimire ſie / ſo kan er den Arſenic ſo ſchoͤn machen als er ſelbſt verlangt. Mit dem rothen Arſenic hat es faſt eben die Art / nur daß dem Schwefel noch eine minera zugeſetzt wird / welche ſie daſelbſt Kupffer-Nickel nennen / wenn dieſe zuſammen mit dem Ar - ſenico ſublimiret werden / ſo machen ſie einen ſehr ſchoͤnen ro - then Arſenic. Will alſo mit dieſen gifftigen Wurm meine An - merckungen uͤber dieſes vierdte Buch auch geendet und beſchloſſen haben.
Der Jnhalt dieſes Fuͤnfften Buchs. HJerinnnen wird gezeiget die rechte Art und Weiſe / eine Maſſam des Smaragds / Topaſes / Chryſolits / Hyacinths / Granats / Sapphiers / Berils oder Meerwaſſer und andere Farben / zu machen; Und zwar mit ſolcher Zierde und Schoͤnheit / daß ſie auch die natuͤrlichen Edelgeſteine / doch ohne die Haͤrte / an Schoͤnheit uͤbertreffen: denn es wird hier dieſe oberwehnte Maſſa nicht auff eine gemeine / ſondern auff eine gantz neue / und bißher ungewoͤhnliche Chymiſche Manier / nemlich des Iſaaci Hollandi, zu - verfertigen angewieſen / welche auch alle andere / die anietzo im Gebrauch ſind / an Zierrath und Schoͤnheit der Farben gar weit uͤbertreffen wird.
DAß man die Smaragd / Topas / Chryſolit / Sapphier / Granaten / und faſt allerley Arten der Edelgeſteine ſo genau nachahmen koͤnne / daß ſie an der Farbe / Glantz / Politur und Schoͤnheit (die Haͤrte eintzig und allein ausgenommen) die rechten Orientaliſchen Edelgeſteine uͤber - traͤfen / iſt eine ſo ſchoͤne und angenehme Sache / daß ich darfuͤr halte / es wird niemand ſeyn / der ſolches nicht zuwiſſen verlanget / und mit allem Fleiß ſuchet.
Weßwegen ich in dieſem Buche die Art / die Umbſtaͤnde und die hierzu noͤthige Anmerckungen beſchreibe / ſelbige alſo zuverfertigen / daß ſie / wie gedacht / nicht nur denen natuͤrlichen Edelgeſteinen gleich / ſon - dern ſolche / (ausgenommen die Haͤrte) noch uͤbertreffen.
Es iſt aber kein Zweifel / daß nicht verſtaͤndige und fleißige Kuͤnſt - ler / in dieſer Arbeit / ein mehrers als hier beſchrieben wird / erfinden werden.
Dieſer modus, welchen ich aus dem Iſaaco Hollando genommen /uͤbertrifft117Von der Glasmacher-Kunſt. uͤbertrifft alle andere Manieren: ſolchen habe ich / als der Erſte / nach Anleitung der Erfahrung unterſuchet / und wahr befunden / daß auff die - ſe Art / die Paſten der Steine / ſo uͤberaus ſchoͤn und vollkommen wer - den / daß mans kaum glauben kan.
Es iſt zwar nicht ohne / dieſes Werck erfordert viel Arbeit / und iſt voll Verdruͤßlichkeiten; Jedoch bekenne und ſage ich / der ich ſolches Werck zum oͤfftern vollfuͤhret habe / daß es eine leichte / geſchwinde / und / woran das meiſte gelegen / eine gewiſſe Sache ſey; alſo / daß man auch die Arbeit und Koſten nicht anzuſehen hat / welche hieran gewendet werden.
Eine Manier den Berg-Cryſtall zu machen.
ES wird hierzu erfordert der allerklaͤreſte und ſchoͤnſte Berg-Cry - ſtall / der weder mit Calcedonier / Tarſo und andern dergleichen har - ten Steinen vermiſchet ſey; Denn das Glas / welches aus dergleichen vermiſchten Steinen bereitet wird / iſt nicht ſo klar / durchſichtig und glaͤntzend / als das jenige / welches bloß aus dem reinen Berg-Cryſtall bereitet wird: Zudem ſo haben die Steine allezeit etwas irdiſches und dunckles bey ſich / da hergegen der Cryſtall hell und klar iſt / auch der Natur und Eigenſchafft der Edelgeſteine ſehr nahe kommet: ſonderlich tauget der Orientaliſche Cryſtall hierzu ſehr wohl / vor dem Jtaliaͤni - ſchen und Teutſchen.
Derowegen ſoll man dieſen Cryſtall oder einige zerbrochne Ge - ſchirr von demſelben bey der Hand haben / ſolchen in einen verdeckten Tiegel gethan / mitten auff gluͤende Kohlen geſetzet / und wohl ergluͤen laſſen: nachdem wuͤrfft man ſie / alſo gluͤend / in ein groß Geſchirr voll klares und kaltes Waſſer / und dieſe Arbeit wird zum wenigſten zwoͤlff - mal wiederholet; jedoch iſt zu mercken / daß das Waſſer allezeit friſch / und der Schmeltz-Tiegel immer zugedecket ſeyn muͤſſe / damit keine Kohlen oder Aſche hinein fallen koͤnne; Denn allhier ſonderbarer Fleiß anzu - wenden iſt / damit alles rein verbleibe.
Wenn nun der Cryſtall alſo gecalciniret und folgends getrocknet worden / ſo reibet man ſolchen zum dritten mal auff einen Marmor oder Reibſtein mit ſonderbaren Fleiß / alſo daß er zu den allerſubtileſten / und faſt unbetaſtlichen Meelſtaub werde; denn in dieſem faſt das gantze Werck beruhet: Denn wenn er in einen Moͤrſel zerſtoſſen und geriebenP iijwird /118ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /wird / ſo nimmt er eine Meſſing - und Eiſen-Farb des Moͤrſels und Stempels an ſich / und bekommet keine andere / als eine Smaragd - gruͤne Farbe.
Uber dieſes / wenn er auff den Marmor - oder Reibſtein nicht ſehr wohl und genungſam abgerieben wird / ſo giebet es eine unreine Arbeit / welche nichts wenigers als Edelgeſteine repræſentiret.
Es iſt derowegen allhier groſſe Gedult vonnoͤthen / und darff man des Pulvers gar wenig / ja nicht uͤber einen halben Loͤffel voll / auff ein - mal zum reiben nehmen: auch muß ſolche Arbeit zum oͤfftern wiederho - let werden / damit es ja auff das allerduͤnneſte und ſubtilſte werde; Und weiln dieſe materia, die erſte und fuͤrnehmſte zu allen kuͤnſtlichen Edelge - ſteinen iſt / als muß man dahin trachten / daß man dieſes wohl præparir - ten Pulvers / dienende allerley Farben darein zubringen / einen deſto groͤſſern Vorrath erlange.
Einen Orientaliſchen Smaragd zu machen.
MAn nimmt der obigen præparirten Berg-Cryſtall 4 Loth / und der gemeinen Mennig 8. Loth; nachdem dieſe zwey Pulver beſter - maſſen gemiſchet und mit einander incorporiret worden / thut man noch darzu 48. Gran / von dem wohlgeriebenen und calcinirten Gruͤn - ſpan / wie auch 8. Gran des Croci Martis, mit Eßig / nach dem 12. Capitel / bereitet.
Dieſes alles wird auffs fleißigſte untereinander gemiſchet / und in einen weiten und Feuer-beſtaͤndigen Tiegel gethan; es muß aber der Tiegel ſo weit und groß ſeyn / daß noch eines Fingersbreit / nachdem alle materia hinein gethan / Raum uͤbrig verbleibe.
Darnach wird auff dieſen Tiegel ein irdener Deckel lutirt / ſol - ches in einen Toͤpffer-Ofen geſetzet / und laͤſſet man ihn / an einen heiſ - ſen Ort / ſo lange darinne ſtehen / als man die andern Geſchirr zu bren - nen pfleget; hernach zerbrichet man den Tiegel / ſo wird man eine uͤber - aus ſchoͤne glaͤſerne Smaragd-gruͤne materiam finden; Dieſe / wenn ſie denen groſſen Geſchirren / als Edelgeſteine einverleibet wird / ſo wird es den Orientaliſchen / vom Felſen gebrochenen Smaragd faſt uͤber - treffen.
Jm Fall die Paſta auff dieſes mal nicht genugſam ausgekochetund119Von der Glasmacher-Kunſt. und gereiniget waͤre / ſo kan ſie noch einmal zum reinigen in den Ofen ge - than werden.
Die Probe einer genungſamen Calcination iſt dieſe / wenn nem - lich die Materia / nachdem der Deckel ein wenig auffgedecket worden / rein und klar oder durchſichtig erſcheinet; wo nicht / ſo wird der Tiegel wiederumb verlutirt / und nochmahls in den Ofen geſetzet.
Derowegen iſt zu mercken / daß man den Tiegel nicht eher zerbre - che / als biß man wiſſe / daß die Paſta auffs beſte ſey gecalciniret und ge - reiniget worden: Denn ſo der Tiegel ehe zerbrochen / und die Materia in einen andern gethan wuͤrde / ſo wuͤrde ſie / wie ſehr man auch nachmals daran brennete und reinigete / dennoch viel Blaſen und Blaͤtterlein be - kommen / auch gantz ungeſtaltet werden.
Jmfall man auch keinen Toͤpffer-Ofen bey der Hand haͤtte / ſo kan man zu ſolchem Gebrauch mit geringer Muͤh ein Oefelein bauen / 24. Stund lang Feuer halten / und mehr dergleichen Tiegel mit allerhand Farben hineinſetzen.
Das Holtz hierzu muß hart und duͤrr Eichenholtz ſeyn / auch muß man das Feuer in ſteter Gluth / ohne auffhoͤren erhalten; denn ſonſten wuͤrde das Werck unvollkommen werden.
Dergleichen calcinir-oͤffgen machte ich mir zu Antorff / darein kun - te ich 20. Tiegel von mancherley Farben ſetzen / und innerhalb 24. Stun - den das gantze Werck zum Ende bringen; jedoch kan man / umb beſſerer Sicherkeit halben / das Feuer noch 6. Stunden daruͤber oder laͤnger con - tinuiren / ſo wird alles auffs Beſte ausgekochet / hingegen deſto weniger Holtz verbraucht werden; iedoch muß man zuſehen / daß ſolche Tiegel hier - zu genommen werden / welche Feuerbeſtaͤndig ſind.
Dieſe Paſten wenn ſie gleich wie die rechten Edelgeſteine gepoli - ret werden / erlangen ſie erſt einen rechten Glantz / als denn kan man ſie / mit unterlegten Folien in Gold einfaſſen: Dieſe doſis giebet eine haͤrtere Paſtam / als ins gemein zu geſchehen pfleget.
Eine noch voͤlligere Smaragd-gruͤne Farb zu machen.
MAn nimmt der obigen Berg-Cryſtall / ſo gepuͤlvert / 2. Loth / und der gemeinen Mennig 13. Loth: zu dieſem / nachdem es wohl unterein -ander120ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /ander gemiſchet / thut man noch 75. Gran des Gruͤnſpans / und 10 Gran des mit Eßig bereiteten Croci Martis.
Jm uͤbrigen verfaͤhret man damit gantz und gar / wie mit dem vo - rigen / ſo bekommet man eine Farbe / welche noch voͤlliger und ſchoͤner / als die Orientaliſche Smaragd-gruͤne iſt.
Dieſe Farbe / wenn ſie in kleiner Arbeit / mit unterlegten Folien in Gold eingefaſſetwird / bekommet ein unvergleichliches ſchoͤnes Anſehen: Jedoch muß man dieſe Paſtam mehr und beſſer / als die vorige / ausko - chen / damit alle Unvollkommenheit / welche gemeiniglich von dem Bley kom̃et / verzehret werde: Dieſe doſis giebet zwar eine gar zarte Paſtam / allein eine deſto ſchoͤnere Farbe.
Eine noch ſchoͤnere Smaragd-Paſtam zu machen.
MAn nimmt der obig-bereiteten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 14. Loth von der gemeinen Mennig oder Minio; zu dieſen / auffs beſte mit einander vermiſchet / thut man noch 90. Gran des Gruͤnſpans / und 10. Gran des mit Eßig præparirten Croci Martis, alſo daß dieſe gantze Compoſition zuſammen 18. Loth / 1. Qvintlein / und 2. Scrupel mache. Nachdem nun ſolches alles wohl untereinander vermiſchet worden / ſo verfaͤhret man damit weiter / wie oben in dem 77. Capitel geſchehen / ſo wird man einen uͤberaus ſchoͤnen und anmuthigen Smaragd bekom̃en / welcher wegen ſeiner voͤlligen Farbe / zu kleinen Geſchirren tuͤchtig / aber wegen des Bleyes ſehr weich ſeyn wird; Derowegen iſt vonnoͤthen / daß er laͤnger als ſonſten ins gemein ausgekochet werde / damit die bleiche Farbe und Fettigkeit / ſo von dem Bley kommet / verzehret werde; So wird es ein uͤberaus ſchoͤnes Glas / und an der Farbe dem Orientali - ſchen Smaragd gleich ſeyn.
Noch ein anderer ſehr ſchoͤner Smaragd.
MAn nimmt der obig-præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 12. Loth von der gemeinen Mennige oder Minio; dieſem / nachdem es auffs beſte mit einander vermiſchet / fuͤget man noch bey / 60. Gran des wohl geriebenen Gruͤnſpans. Wenn nun alles wohl vermiſchet wor -den /121Von der Glasmacher-Kunſt. den / ſo procediret man / wie oben im vorigen Capitel iſt geſaget wor - den / ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne gruͤne Smaragd-Farbe be - kommen.
Ein Orientaliſcher Topas.
MAn nimmt des obig-præparirten und gepuͤlverten Berg-Cry - ſtalls 4. Loth / und 14 Loth von der Mennige oder Minio; dieſes / nachdem alles wohl mit einander vermiſchet / wird in einen Feuer-be - ſtaͤndigen Tiegel gethan / welcher ſo groß ſey / daß oben eines qver-Fin - gers-breit Raum ledig verbleibe; Denn weil dieſe Paſten / im Kochen / ſehr auffſchwellen / ſo haͤnget ſich ſolche / entweder alsdenn am Deckel an / wenn der Tiegel zuvoll / und wird ungeſtalt / oder ſie laͤuffet gar uͤber / und wird alſo alles unvollkommen.
Man muß derowegen Fleiß anwenden / und / wie gedacht / in dem Tiegel etwas Raum laſſen; Jm uͤbrigen kan man auff gleiche Weiſe / wie in dem obigen / verfahren; ſo bekommet man eine fuͤrtrefflich-ſchoͤne Topas-Farbe / aus welcher man allerley / nach Belieben / bereiten kan.
Ein Orientaliſcher Chryſolit.
MAn nimmt der obig-bereiteten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 16. Loth von der Mennig oder Minio / nachdem ſolches beſter maſſen mit einander vermiſchet worden / thut man noch hinzu / 12. Gran des mit Eßig bereiteten Croci Martis: hernach wird ſolches in einen Tiegel ge - than / und ferner nach gewoͤhnlicher Art damit verfahren / nur daß dieſe Maſſa etwas laͤnger ausgekochet werden muß / und zwar ſolches / we - gen der unvollkommenen Natur des Bleyes; ſo wird man eine hoͤchſt vollkommene Orientaliſche Chryſolith-Farbe bekommen / welche / wenn Folien darunter geleget / eine wunderbare ſchoͤnheit præſentiren wird.
Eine Himmel-blaue Farbe zubereiten.
MAn nimmt des bewuſten præparirten Berg-Cryſtalls 4. Loth / und 10. Loth von der gemeinen Mennig oder Minio / zu ſolchen / auffs beſte vermiſchet / thut man noch 21. Gran von der præparirten undQgeriebe -122ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /geriebenen Zaffera, und vermengets mit der obigen materia: Hernach werden ſie in einen Tiegel gethan / und die obig-gegebene Regel und An - merckung in acht genommen / ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne Him - mel-blaue Farbe bekommen.
Eine Viol-blaue Himmel-Farbe zu machen.
MAn nimmt 4. Loth der bewuſten und præparirten Berg-Cryſtall / und 9. Loth von der ordinari Mennig oder Minio; zu dieſem / wol untereinander gemiſchet / thut man noch 26. Gran von der blauen Mah - ler Smalten: Nachdem nun ſolches alles wohl vermenget / ſo wird man eine uͤberaus ſchoͤne Viol - und Himmel-blaue Farbe erlangen.
Ein Orientaliſcher Sapphier.
MAn nimmt der obig-præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth / und von der ordinari Minio 12. Loth / zu ſolchen / auffs beſte vermenget / thut man noch 2. Scrupel von der præparirten Zaffera, wie auch 6. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie; Dieſe wird mit der Zaf - fera vermiſchet / beyde aber zu dem andern gethan: Nachdem nun alles miteinander vermenget worden / ſo kan man ferner nach obiger Anlei - tung verfahren; ſo wird man einen hoͤchſt-ſchoͤnen Orientaliſchen Sap - phier / in der Farbe gleich einer Viole / bekommen.
Ein Orientaliſcher Sapphier / in einer nochvoͤlligern Farbe.
MAn nimmt der geriebenen Berg-Cryſtall / wie an ſeinem Ort ver - meldet worden / 4. Loth / und 10. Loth von dem ordinari Minio, oder Mennig; Dieſem fuͤget man noch bey 42. Gran von der præ - parirten und zerriebenen Zaffera, nachdem man ſolche / mit 8. Gran der Piemontiſchen præparirten Magneſie vermenget hat; Solches / nach - dem alles wohl untereinander vermiſchet / wird in den Ofen gethan / und nach obiger Anleitung durch - und ausgekochet / ſo wird man einen Ori - entaliſchen Sapphier bekommen / der an der Farbe etwas voͤlliger / als der vorige / und uͤberaus ſchoͤn / auch etwas Viol-blau ſeyn wird.
Ein Orientaliſcher Granat.
MAn nimmt von der præparirten Berg-Cryſtall 4. Loth / und 12. Loth von der ordinari Mennig; zu dieſen / nachdem ſie auffs beſte vermiſchet / thut man 16. Gran der Piemontiſchen præparirten Magneſie / und zu dieſer / noch 2. Gran von der præparirten Zaffera; Solches wird zuſammen in den Ofen gethan / und wie gebraͤuchlich / geko - chet; ſo bekommet man einen ſehr ſchoͤnen und anſehnlichen Granat.
Ein Orientaliſcher Granat / der noch voͤlliger an der Farbe iſt.
MAn nimmt 4. Loth der præparirten Berg-Cryſtallen / und 11. Loth von dem gemeinen Minio / ſolches vermiſchet man / und fuͤget noch darzu 15. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie / und dieſes wird mit 4. Gran / von der præparirten Zaffera, vermenget.
Nachdem nun alles wohl mit einander vereiniget worden / ſo ver - faͤhret man darmit / wie in den vorigen / nur dieſes iſt noch zu erinnern daß man ſo wohl hier als in den vorigen / wegen deꝛ aufſchwellenden mate - ria, in dem Tiegel etwas Raum laſſen muß; alsdenn wird man einen uͤ - berausſchoͤnen Orientaliſchen Granat bekommen / der mit einer Viol - Farbe etwas untermenget iſt.
Ein anderer ſchoͤner Granat.
MAn nimmt 4. Loth von der præparirten Cryſtall / 10. Loth der ge - meinen Mennig / 35. Gran von der Piemontiſchen præparirten Magneſie / und 4. Gran von der præparirten Zaffera, welche mit der Magneſie vermenget wird: Solches / nachdem alles wohl mit ein - ander vermiſchet worden / wird in einen Tiegel gethan / und in demſel - ben ein mehrerer Raum / als zuvor / gelaſſen / weiln die materia ſehr auff - ſchwillet: Dieſer Tiegel muß verlutirt / getrocknet / in den Ofen gethan / und ferner wie im vorigen damit verfahren werden / ſo wird man ei - ne ſehr ſchoͤne Orientaliſche Granat-Farbe / alle andere uͤbertreffend / bekommen.
Erinnerungen / betreffende die Paſten und ihre Farben.
ES iſt zu mercken / daß die Farben in obiger Paſten voͤlliger oder ſchwaͤcher / je nachdem es einen beliebet / oder nachdem es die Ge - ſchirre erfordern / koͤnnen verfertiget werden; Denn es erfordern die kleinern Ringe eine dicke Farbe / hergegen die groͤſſern eine duͤnne / die verguͤldeten oder eingefaſten Sachen aber / und die Halsgehaͤnge eine volle Farbe; Und iſt dieſe gantze Kunſt an der Erfahrenheit des verſtaͤn - digen Arbeiters gelegen; denn ſolches kan mit keinen gewiſſen Regeln eingeſchrencket werden.
Und obwohl hiervon einige Regeln von mir ſind gegeben wor - den / ſo dienen ſolche nur / dem emſigen und verſtaͤndigen Kuͤnſtler einen Weg zu zeigen / wie man dergleichen noch beſſere Regeln erfinden ſolle.
Der Farben / auſſer des Gruͤnſpans / Zafferæ und der Magneſie / geſchiehet allhier keine Erinnerung; der Hoffnung / daß ein iedweder fleiſ - ſig - und ſorgfaͤltiger Kuͤnſtler / wird aus dem Gold eine Verwunde - rungs-ſchoͤne rothe Farbe extrahiren koͤnnen; Jngleichen eine andere ſchoͤne rothe Farbe aus dem Eiſen / eine uͤberaus ſchoͤne gruͤne Farbe aus dem Gruͤnſpan / eine Gold-Farbe aus dem Bley / eine blaue aus dem Silber / und aus dem Boͤhmiſchen Granaten eine ſehr ſchoͤne Lufft - oder Himmel-Farbe: Denn dieſe Granaten / weil ſie nicht groß ſind / kom - men gar in einen wohlfeilen Preiß / und geben doch eine ſuͤrtreffliche ſchoͤne Tinctur / welches ich in Flandern zum oͤfftern erfahren habe.
Dieſes iſt auch / gleicher Weiſe / von dem Rubin / Sapphier und dergleichen Edelgeſteinen zu verſtehen; welches die jenigen wohl wiſſen / die in den Chymiſchen Operationen wohl geuͤbet ſind; welches alles / ſo ichs ſo deutlich und weitlaͤufftig / gleich wie in den vorhergehenden / be - ſchreiben wolte / ein weitlaͤufftiges Werck machen wuͤrde; uͤber dieſes / ſo ſind die beſagten Farben oder Paſten genug / mancherley ſchoͤne Wercke und Arbeit zu verfertigen. Jch kehre mich aber wiederumb zu dem Haupt-Zweck dieſes Wercks / welcher iſt / daß die Tiegel / eh und bevor die materia wohl gekochet / und gereiniget ſey / nicht zerbrechen; Denn die Paſten / ſo ſie von einem in den andern Tiegel kommen / wegen der an - hangenden Unreinigkeit des Tiegels / Rauch / ſchuppicht / und gaͤntzlich zum Werck untuͤchtig werden; Derowegen muß man den Tiegel / wenn die Paſten noch nicht genugſam ausgekochet ſind / nicht zerbrechen / ſon -dern125Von der Glasmacher-Kunſt. dern mit Luto beſchlagen / und nochmals in den Ofen ſetzen; ſo werden die Paſten / auff ſolche Weiſe gereiniget / zu einer ieden Arbeit dienlich ſeyn.
Die obigen Paſten / und aus denenſelben allerley Edelge - ſteine zu machen; auff eine wunderbare und nie bekannte Manier.
DJeſe Manier die Edelgeſteine nachzumachen / welche ich von Iſaaco Hollando, (nemlich aus ſeinen hinterlaſſenen Schrifften) als ich mich in Flandern auffhielte / erlernet habe / iſt / meines Wiſſens / gar nicht im Gebrauch / und vielleicht auch wenigen bekannt; wiewohl es muͤhſam und beſchwerlich / ſo iſt es doch unter allen / welche ſonſten biß - hero im Gebrauch / oder mir vorkommen und wiſſend ſind / die aller - ſchoͤnſte und beſte.
Derowegen ich ſolche hiermit ſo deutlich anzeigen und beſchreiben will / mit angefuͤgten Umbſtaͤnden / und Erinnerungen / daß es ein ieder Kunſterfahrner und geuͤbter Feuer-Arbeiter leichtlich verſtehen / ins Werck ſetzen und ausarbeiten koͤnne.
Man thut klein-geriebene Ceruſſam oder Bleyweiß in einen ziem - lich weiten glaͤſern Kolben / und gieſſet des gediſtillirten Eßigs ſo viel darauff / daß er eine qveer Hand daruͤber gehe. Hier iſt zu mercken / daß der Eßig Anfangs ſehr auffwalle; Derowegen muß man gemach thun / und dem Auffbrauſen Zeit laſſen. Den Kolben ſetzet man darnach in eine warme Sand - oder Aſchen-Capell / und laͤſſet den achten Theil des Eſ - ſigs verrauchen / alsdenn nimmt man den Kolben vom Feuer / laͤßt ſol - chen erkalten / und gieſſet den uͤbrigen Theil des Eßigs mehlich ab / welcher gefaͤrbet / und viel Bley-Saltz bey ſich haben wird / darumb ſoll er in einen glaͤſern Geſchirr auffbehalten werden.
Auff das hinterſtellige Bleyweiß gieſſet man wiederumb neuen Eſ - ſig / und wenn der achte Theil daran verrauchet / wird er / wie zuvor / abge - goſſen / und zu den vorigen gethan: ſolches wiederholet man ſo lang / biß ſich der Eßig nimmer faͤrbet / und keine Suͤßigkeit mehr bey ſich hat / welches insgemein bey der ſechſten Wiederholung zu geſchehen pfleget.
Nach dieſem ſoll man allen gefaͤrbten Eßig mit Fleiß filtriren / und das gefiltrirte in einem Glas gaͤntzlich ausrauchen laſſen / ſo wird auff demQ iijBoden126ANTHONII NERI Fuͤnfftes Buch /Boden das weiſſe Bley-Saltz / ruͤckſtellig verbleiben; welches man in ei - nen oſſenen und beſchlagenen Kolben / im Sand biß an den Hals bede - cket / bey 24. Stunden ziemlich warm halten muß.
Alsdenn nimmt man das Saltz heraus / und reibet es klein; und wenn es roth / gleich wie ein Zinnober / ſo iſts recht; Jm Fall es aber noch etwas gelblicht waͤre / muß ſolches in einen glaͤſern Kolben gethan / noch - mals 24. Stunden / in einer ziemlichen Waͤrme gehalten werden / iedoch daß es nicht ſchmeltze (denn es waͤre alsdenn alle Muͤh umbſonſt) ſo wird es ſchoͤn Zinnober-roth werden.
Dieſes Bley-Saltz / alſo roth calciniret / thut man in eine glaͤſerne Kolben / giſſet einen diſtillirten Eßig daruͤber / und verfaͤhret im uͤbrigen damit / wie zuvor / biß daß alles Saltz extrahiret / und alle fæces, oder der meiſte Theil davon abgeſondert worden.
Dieſen colorirten Eßig laͤſſet man 6. Tage lang in verglaſurten Toͤpffen ſtehen / damit ſich die irdiſche Unreinigkeit ſetze; alsdenn wird er filtriret / und das Unreine davon weggethan; das Filtrirte aber muß man nochmals in einer offenen Kolben abrauchen laſſen / ſo wird auff den Grund deſſelben ein Schnee-weiſſes und Zucker-ſuͤſſes Bley-Saltz ver - bleiben / welches / wenn es wohl getrocknet / in gemeinen Waſſer abermal auffgeloͤſet / und damit ſich die Unreinigkeit wieder ſetze / 6. Tage in einen zugedeckten Glas hingeſetzet wird: Hernach filtriret mans wieder / und laͤſſets im Sande abrauchen; ſo wird dieſes Saltz noch ſchoͤner werden: Und dieſes ſolviren mit gemeinem Waſſer / zuſamt dem filtriren / und eva - poriren / wird noch dreymal wiederholet / ſo bekom̃et man das rechte Sac - charum Saturni, oder den Bley-Zucker / welches im Sand / bey gelinder Waͤrme ſo lange calciniret wird / biß es gantz roth / und ein ſubtiler Kalch / oder wie ein durchlaͤutert und unbegreifflich Meel ſey: Und die - ſer Bley-Kalch / auff dieſe Weiſe gecalciniret und gereiniget / wird ein Bley-Schwefel geheiſſen.
Wenn man nun eine Smaragd / Sapphier / Granat und Chryſo - lith-Paſten / blaue oder andere Farben machen will / ſo wird es eben ſo ge - brauchet / auch mit allen denſelben Stuͤcken / und im gleichen Gewicht vermiſchet / wie oben oͤffters geſaget worden; Nur daß man die Men - nige auslaͤſſet (als deren Stelle durch dieſen Bley-Schwefel in glei - cher doſi erſetzet wird /) ſo uͤberkommet man die allerſchoͤnſten Geſteine / welche die andern mit Minio gemachet / weit uͤbertreffen: Denn dieſerBley -127Von der Glasmacher-Kunſt. Bley-Schwefel gehet allen andern vor; Wie ich denn ſolches zu Ant - werpen offt erfahren habe.
Es haben auch die Paſten mit dieſem Schwefel bereitet / die ſchmie - rigte Fettigkeit nicht / gleichwie die andern / bey ſich; werden auch durch die Laͤnge der Zeit nicht ungeſtalt / und nehmen vom Anhauchen des Mundes / keine Flecken an ſich. Derowegen ſoll ſich niemand dieſe Ar - beit dauren laſſen / als welche im Werck und Ausgang wohl bezahlet wird.
Die haͤrteſten Paſten von allerhand Farben zu machen.
MAn nimmt der obig præparirten und klein geriebenen Berg - Cryſtall 10. Pfund / und des purificirten Saltzes von dem Levan - tiſchen Pulver / wie im dritten Capitel gelehret / 6. Pfund; Dieſes Saltz / wohl getrocknet / auff dem Reibſtein gerieben / und geſiebet / wird mit der obigen Berg Cryſtall vermenget / hernach thut man noch darzu / des nach Chymiſcher Art præparirten Bleyſchwefels / 2. Pfund.
Dieſe 3. Pulver nun werden in einen reinen und verglaſurten Topff beſter maſſen vermiſchet / mit ein wenig ſaubern und gemeinen Waſſer angefeuchtet / und alſo incorporiret / daß es eine haͤrtliche maſſa werde; aus ſolcher formiret man hernach Kuchen von 6. Loth. ſchwer / die in der mit - ten ein Loch haben / daß man ſie an der Sonnen trocknen koͤnne.
Nach dieſem muß man ſie in der Hoͤhe eines beſondern Ofens / calciniren / zerſtoſſen / auff einen Reibſtein zerreiben / und durch ein Sieb ſchlagen: Wenn dieſes geſchehen / thut mans in einen Topff / und ſetzet ſol - chẽ 3. Tage lang in einen Glasmacher-Ofen / damit die materia gereiniget werde; Wenn ſie gereiniget / wirfft mans ins Waſſer / und nachdem ſie trocken worden / wird ſolche wieder 15. Tage lang ins Feuer geſetzet / und alſo auffs beſte gereiniget; damit ſie alle Blaͤslein und Rauhigkeit verliehre / und eine ſehr reine maſſa, gleich denen natuͤrlichen Edelgeſtei - nen uͤbrig verbleibe. Dergleichen Gattung dieſes ſehr reinen Glaſes / kan mit allerley Farben getingiret werden.
Nemlich mit den 3. mal calcinirten Hammerſchlag / zu einer Sma - ragd und Meerwaſſer-Farb; mit Zaffera zu einer Topaß; mit Zaffera und Magneſie gleich dem gemeinẽ Glas / zu einem Sapphir: (nemlich / wie mã dem gereinigtẽ Glas die Farben zuſetzet /) mit Weinſtein uñ Magneſie / zuꝛgel -128J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B. gelben Farb / mit Magneſie und Zaffera / auff etlich mahl hinein getragen / zu einen Granat; als auch gleichfalls im gemeinen Glas geſchiehet.
Ja es koͤnnen hiermit warhafftig alle Farben bereitet werden / und bekommen die hiervon bereitete Steine eine treffliche Haͤrte / auch einen herrlichen Glantz / und kommen denen natuͤrlichen Edelgeſteinen an Guͤ - te faſt gleich: Voraus der Smaragd / als welcher hiervon am aller - ſchoͤnſten / und dem Orientaliſchen / auch an der Haͤrte / bey nahe ſehr gleich kommet.
OB ich gleich dieſes gantze Buch / mit allem ſo darinn ent - halten (wovon doch der Autor zu vielen malen / vornem - lich aber
SOlche groſſe Dinge vorgiebt) nicht werth / einige An - merckungen daruͤber zu machen / achte; aus Urſach / weiln die Steine / ſo aus der darinn beſchriebenen Paſta bereitet werden / nicht allein zu ſchwer / ſoͤndern welches das vornehmſte / viel zu weich ſeyn / dahero ſie die Polit nicht an - nehmen koͤnnen und allezeit ſchmieriger Art bleiben: So habe ich doch deßwegen / weil man ſelbige wegen ihreꝛ Leichtlaßigkeit leichter als alle andere machen kan / denẽ beſondern Liebhabeꝛn derſelben / dieſes berichten wollen: Daß er nemlich dieſe Paſta / wie ſolche
GElehret wird / ſo wohl aus den kleinen durchſichtigen Kießling-Steinen und Qvaͤrtzen / als aus dem Cry - ſtall ſelber / machen koͤnne. Sonſt aber muͤſſen alleRegeln129Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Regeln / die der Autor von den eiſern Moͤrſel und andern noͤ - thigen Handgriffen ſetzet / fleißig beobachtet werden / wiewol doch der eiſerne Moͤrſel ſo viel nicht ſchadet / dafern er nur in - wendig keinen Roſt hat: ſo man aber gruͤne / blau und de - nen gleichende Faꝛben / wozu ohn dem Crocus martis oder das præparirte Eiſen-Pulver kommt / machen will / ſo ſchadet die - ſes / nemlich daß der Moͤrſel roſtig iſt / auch nicht; ſonſt aber bleibets dabey / daß alle Dinge / ſo in dieſen gantzen Buch enthalten / derer Muͤhe die der Autor befuͤhlet / bey weiten nicht wehrt ſeyn.
HJerinn lehret der Autor, daß man die Paſta / daraus man den Smaragd machen will / in Toͤpffer-Oefen ſetzen ſoll / worinnen doch eine gantz ungewiſſe Hitze iſt; dieſe Steine aber wollen fuͤrwar eine gewiſſe Hitze haben / wird alſo hieraus wenig beſonders werden. So ſich aber ja iemand in dieſen Farben uͤben will / der kan ſeine maſſa nur in einen wohl verlutirten Tiegel ein Stund 6. oder 8. im Wind-Ofen ſtehen laſſen; doch weil dieſes auch ſich ohne ſon - derliche Beſchwerlichkeit nicht thun laͤſſet / indem es in den bloſen Kohlen ſtehen muß / und offtmals die Tiegel auslauf - fen / als habe ich denen Liebhabern zu ſonderbaren Gefallen meinen bißher noch geheimbden Ofen mittheilen / und am Ende dieſes Buchs beyfuͤgen wollen / welcher Ofen ſo wohl mit Holtz als mit Kohlen kan gefeuret werden; ja es iſt deꝛſelbe alſo eingerichtet / daß nicht allein die Tiegel vor Staub und Unflat wohl verwahret ſtehen / ſondern daß man auch derſel - ben auff einmal ſo viel einſetzen kan / als man faſt nur will. Es hat zwar dieſer Autor auch einen beſondern Ofen gehabt / Er hat ihn aber hier wedeꝛ beſchriebẽ / nochin der Figur vorgeſtellt hinterlaſſen. Was demnach ferner die Farbẽ betrifft: So koͤn - nẽ dieſelbẽ von einen jeden nach ſeinẽ eigenen Belieben gemin -Rdert130J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B. dert und gemehret werden / wie ſchon in vorigen Buͤchern außfuͤhrlichen gedacht worden. Weiln aber auff dieſe Manier (nach oͤffterer Meldung) keine annehmliche leichte und harte Steine koͤnnen gemacht werden / So will ich zu - letzt eine andere Manier lehren / die ſchoͤn und angenehm ſeyn ſoll / und in welche man alle Farben geſchicklich bringen kan / zumahln weil auch dieſe vom Autor beſchriebene Weiſe an ſich ſelbſt ſehr muͤhſam und doch zum Theil ungewiß iſt. Denn ſoll mans im Toͤpffer-Ofen ſetzen / und / im Fall es auff ein - mal (wie es gerne pflegt) auch rein genug / dennoch keinen friſchen Tiegel nehmen / ſo weis ich nicht / was gutes daraus werden ſoll / in dem es wohl unter zehen mahlen kaum ein mahl zutreffen doͤrffte / daß der Tiegel gantz bleibt ꝛc. Der Autor gedenckt zuletzt / daß die Zuſammenſetzung derer Stuͤ - cke die Paſta weit haͤrter machen; es iſt aber ſo wohl durch die Vernunfft als Experienz falſch befunden / wird auch im ge - ringſten nicht zutreffen.
HAt die proportion / von Cryſtall und Minie / gautz keine Gleichheit; ſondern wenn 3. oder auffs hoͤchſte 4. Theil Mini / auff ein Theil Cryſtall geſetzt werden / iſt es mehr als gemtg. Wenn man aber nach des Autoris Beſchreibung dieſes Gemeng zurichten wuͤrde / ſolte ſolches nicht allein in ge - ringen Feuer / die im Waſſer ſchmeltzen / ſondern als viel zu weich / ſchwerlich einige rechte Polite annehmen koͤnnen. Zu dem / wo wolte man einen Tiegel finden / deꝛ mit dieſen Gemeng angefuͤllet / 12. geſchweige 24. Stund / ein ſolch hefftiges (wie - wohl unnoͤthiges) Feuer aushalten wuͤrde?
JSt gantz und gar nichts weiters zu beobachten / als die -ſes131Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſes (wie im vorigen oͤffters erwehnet) daß ein jeder nach eige - nen Belieben (betreffend die Farben) mit dem Gewicht Wechſel und Aenderung auff vielfaͤltige Weiſen ſelbſt machen koͤnne und moͤge.
WAs der Autor in dieſem Capitel lehret und beſchreibet / iſt und wird ein ordentliches gemeines Bley-Glas o - der vitrum Saturni / von welchem fuͤrwar nicht viel ruͤhmens zu machen; im uͤbrigen wird es zwar ſchoͤn gelb. Es wundert mich aber ſehr / warumb der Autor das Gewicht der Minie ſo offt geaͤndert. Wenn man nun dieſes einige Bley - Glas hat / oder auch eins / da gleich weniger Minie dazu kom - met / und man macht oder ſchmeltzt deſſen eine gute Qvantitaͤt / ſo kan man hernach zu einer ieden Untz oder Loth deſſelben ein gewiſſes Gewicht von denen zuſammen gemiſchten Dingen / als Gruͤnſpan / Eyſen-Saffran / Zaffera, Magneſia oder Braun-Stein / ꝛc. zuſetzen und darunter miſchen / alſo kan denn ein jeder mit der Farbe nach Belieben und wie er ſelbſt will / ſpielen oder verfahren.
JSt die Qvantitaͤt von Eyſen-Saffran oder Eiſen-Pul - ver / welche der Autor zu dieẽ noch gekuͤnſteltẽ Chryſolit - Steine uns voꝛſchreibet / gegẽ der proportion der andeꝛn Materien zuwenig. Denn wie ich aus der Erfahrung habe / ſo ſeynd zwantzig Gran kaum genug: auch iſt zu mercken / daß es gar nicht laͤnger als die andern ſchmeltzen darf / ob ſchon hie der Autor ſolches ſpricht. Sonſt iſt die proportion des Ge - wichts recht / nemlich 16. Loth Minie gegen 4. Loth Cryſtall / dadurch es fluͤßig genung wird: denn je mehr der Minie dazu doch kommt / je fluͤßiger die Poſta und hingegen auch (wie zu erachten) je weicher die Steine werden.
JN dieſem Capitel iſt der Zaffera zu viel / zumalen 14. Gran mehr als gnug ſeynd: Denn es iſt zuwiſſen / wenn derſelben ſo viel dazu koͤmmet / daß die Maſſa gantz dun - ckel und nicht duꝛchſichtig bleiben wuͤꝛde. Ja ſo die Zaffera recht gut / oder ſo man einen puren und reinen Cobelt haͤtte / koͤnte ſolches / nach dem einer die Farbe hoch oder niedrig haben wol - te / mit 8. 9. oder 10. Gran verrichtet werden.
DJeſes und das vorige Capitel ſeynd faſt einerley / nur daß dieſes etwas ſtrenger im ſchmeltzen iſt. Sonſt iſts gar wohl zu ſehen / daß der Autor nicht gewuſt / daß die blaue Smalta aus der Zaffera gemacht wird / und nur der Unterſcheid darinnen beſtehe / daß die Smalta zum Glas ge - ſchmoltzen iſt. Sonſt iſts eben eins / ob ich die Verhoͤhung in der Zaffera, oder in der blauen Smalta ſuche; wer es aber auff die Viol-Farbe haben will / der muß nur etwas von der Magneſie oder Braunſtein zu der Zaffera ſetzen / wie denn ſol - ches im vorhergehenden Buch / bey der Amethiſtud and ern Farben / vom Authore ſelbſt gnugſam gedacht und erinnert worden.
LEhret der Autor den Braunſtein der Compoſition bey - zuſetzen / da er es doch in den vorigen / allwo ſolcher wol e - ben ſo noͤthig geweſen / ausgelaſſen und deſſen nicht ge - dacht hat. Jſt alſo aus dieſen und andern ſattſam zu ſchlieſſen / wie man es denn auch in der Erfahrung befindet / daß der Au - tor alle dieſe Dinge nicht ſelber verſucht und gemacht habe: Denn hier / zu der Sapphir-Farbe / iſt der Zaffera zu viel; und uͤbrig genug / wenn man zu der Untze oder 2. Loth der Compo -ſition133Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſition 1. oder 1½ Gran Zaffera, nach dem (wie gedacht) ſolche gut oder ſchlecht iſt / nimmet. Das Gewicht mit der Magneſia oder Braunſtein kan wohl in beyden Capiteln bleiben.
HJer hat es eben die Bewandniß / wie mit denen zuvor - gelaͤhrten Steinẽ / nemlich die Farbe nach eigenen Belie - ben zu muͤndern oder zu mehren; daß man aber dieſes einen Granat / und zwar einen ſehr ſchoͤnen Granat heiſſen und nennen koͤnne / iſt zu weit geſprungen! weiln es mehr ei - nem Amethiſt / als einem Granat-Steine aͤhnlich ſiehet.
DJe Unterweiſungen / die der Autor hie giebet / ſeynd ſchon zum oͤffteꝛn erwehnet uñ (die Warheit zu beken - nen) wohl werth / daß man ſolche in acht nehme. Daß er aber unter dieſe ſeine vorgeſchriebene Paſten / umb denenſel - ben eine ſchoͤne Coleur und Farbe zu geben / die natuͤrlichẽ Ori - entaliſchẽ Steine / als Rubine / Sapphire ꝛc. ſchmeltzẽ lehret / iſt falſch und kan nicht angehen; maſſen dieſelben nach den Dia - mant die meiſte Haͤrte haben / iſt alſo weil gefehlet / daß ſich ſol - che unter eine Bley-Glaͤſerne Paſta ſolten ſchmeltzen laſſen; ja ſie vermiſchen ſich kaum damit / ſondern bleiben bloß als ein Pulver darinnen liegen / noch viel weniger geben ſie einige Farb von ſich. So aber ja der Granat unter Glas geſchmeltzt wird / ſo will er doch keine andere als eine Smaragd-Farbe geben.
BRaucht der Autor ſehr gꝛoſſe Muͤhe / den (leydeꝛ ſo genan - tẽ) Sulphur Saturni, oder Bley-Schwefel zu machen; da ich doch einen noch weit beſſeꝛn und ſchoͤneꝛn / auf einmalR iijzu134J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 5. B. ꝛc. zu bereiten hiermit lehren will / Nemlich: Nimm einen ſehr groſſen Helm / ſo groß als du ihn bekommen kanſt / und lege denſelben inwendig voll von Bley / das ſehr duͤnne geſchlagen und einen Daumen oder 2. qver Finger in der Breite hat; mit ſolchen / ſage ich / fuͤlle den Helm in der Runde herumb / damit die auffſteigenden Tropffen vom Eßig / nicht wieder in den Kol - ben fallen koͤnnen / ſondern in den Schurtz des Helms gehen muͤſſen. Dieſen Helm ſetze auff einen groſſen Kolben / der mit guten Wein-Eßig gebuͤhrend angefuͤllet iſt / und deſtillire den Eßig gantz heruͤber / ſo greifft im hieruͤberſteigender Eſſig das Bley an / ſolviert ſo viel davon als er kan / und fuͤhꝛts mit ſich in das vorgelegte Glas oder Recipienten. Dieſen gedeſtillirten Eſ - ſig gieſſe in einen reinen Kolben / und deſtillire denſelben wie - der heruͤber / biß auff den 3. ten oder vierdten Theil; das zu - ruͤckgebliebene ſetze an einen kalten Ort / ſo ſchieſſen ſchoͤne Cryſtallen / gleich einem Salpeter: wann es nicht mehr ſchie - ſet / ſo thue es zu den wieder hieruͤbergedeſtillirten / uñ deſtillire es wieder durch das Bley / laß es wieder ſchieſſen / und das wie - derhole ſo offt / biß du der Cryſtallen (oder des von dir uͤbel - genannten Bley-Schwefels) genug haſt. So man abeꝛ von ei - ner deſtillation des Eßigs nicht genug haͤtte / ſo muͤſte man friſchen Eßig nehmen. Dieſe Cryſtallen ſeynd / wenn ſie mit gebuͤhrender Gelindigkeit calciniret werden / von ſolch einer ſchoͤnen Coleur / als wohl die / ſo hie der Autor lehret / ſchwerlich ſeyn werden. Wer auch noch mehr Muͤhe im ſolviren und coaguliren will anwenden / dem ſteht es frey / es iſt aber hierzu vergebens; denn dieſes iſt ohne dem der beſte modus / das feinſte Sacharum Saturni oder Bley-Zucker / als irgend wo in ei - niger Apothecke mag gefunden werden / zu machen.
JSt zwaͤr die Poſta oder Gemeng / welche der Autor inſei -135ANTHONII NERI ſechſtes B. Von der Glasmacher-K. ſeinen andern Buͤchern (wann ſolche zu Glaͤſſern verbraucht wird) eine Fritta nennet / etwas haͤrter als die vorigen. Es iſt a - ber nicht noͤthig / daß dieſe ſo gar lang in Glas-Ofen ſtehe: ja in unſern Glas-Ofen kan es in 48. Stunden ohne allen Ma - ckel und Mangel ſchmeltzen / auch koͤnnen derſelben ſo wohl als denen andern (wie zwar der Autor ſelbſt erwehnet) alle Farben beygebracht und einverleibet werden. Ein mehres achte ich unnoͤthig bey dieſen fuͤnfften Buch zu erinnern.
Der Jnhalt dieſes Sechſten Buchs.
JN dieſem ſechſten Buch wird der warhafftige Weg ge - zeiget / wie man allerley Schmeltzwerck / die man Encau - ſten oder Smalten wie auch Amauſen nennet / verfer - tigen ſoll; mit welchen die Goldſchmide auff das Gold mancherley Farben ſchmeltzen: nechſt dieſen werden die Regeln / und die ingredientien / ſo man darzu gebrauchet / angezeiget; ingleichen wie man das Feuer regieren muͤſſe / damit die gedachte Schmeltzwerck oder Smal - ten und Amauſen auff das allerzierlichſte / kommen mit beygefuͤgten nothduͤrfftigen und ſehr deutlichen Anweiſungen.
Dieſes iſt eine anmuthige und ſchoͤne / wiewol arbeitſame / doch nothwendige Sache; indem die Metallen / mit ſo vielen ſchoͤnen Schmeltz - Farben geziehret / ein herrliches Anſehen haben / und die Augen der an - ſchauenden gleichſam an - und zu ſich locken.
Und weiln dieſe Kunſt nicht das geringſte Stuͤck von der Glas - macher-Kunſt / auch zugleich noͤthig und nuͤtzlich iſt; als habe ich allen und jeden annehmlich zuſeyn erachtet / und deßwegen viel und mancher -ley136ANTHONII NERI Sechſtes Buch /ley Arten / wie man die Smalten oder geſchmeltzte Arbeit verfertigen ſoll / beſchrieben.
Und gleich wie die Wiſſenſchaft von dergleichen Sachen an und fuͤꝛ ſich ſelbſten / zu der Glasmacher-Kunſt gehoͤret / und von derſelbigen gantz und gar dependiret / als iſt dieſes fuͤr kein gemeines / ſondern unter die verboꝛgenen uñ geheimẽ Kunſt-Stuͤcke dieſer Kunſt zu rechnen. Derowe - gen / damit dieſes Werck einer ſolchen ſchoͤnen / nuͤtzlichen und noͤthigen Sache nicht ermangle / als habe ich ſolches in dieſem gegenwertigen 6. ſechſten Buch / dem allgemeinen Nutzen zum beſten / beyfuͤgen uñ mitthei - len wollen.
Die Materia / aus welcher alle Schmeltzglaͤſer oder Smalten bereitet werden.
MAn nimmt / zum Exempel / des beſten Bleyes 30. Pfund / und des beſten Zinns 33. Pfund; dieſe Metallen werden / gleich wie von dem Bley an ſeinem Ort iſt gelehret worden / mit einander gecalciniret / und nach ſolchen durch ein Sieb geſchlagen. Solchen Kalch laͤſſet man als - denn in einen reinen Topff oder Geſchirr mit ſaubern Waſſer kochen / und nach dem es ein wenig gekochet hat / ſo ruͤcket mans vom Feuer / und gieſſet das Waſſer gemagſam davon ab / welches den allerſubtilſten Kalch mit ſich fuͤhren wird; Auff den zuruͤckgebliebenen Kalch in den Topff gieſſet man von neuen friſches Waſſer / laͤſſets ſieden und ſcheidets ab / wie zuvor; ſolches wird ſo lang wiederholet / biß das Waſſer keinen Kalch mehr bey ſich fuͤhre / und das Metalliſche dickere Theil des Kalches auff dem Boden des Topffes verbleibe / welches man nochmaln calciniret / damit man deſſen ſubtilere Theil / im kochen / mit gemeinen Waſſer wie zuvor ausziehen koͤnne.
Hernach laͤſſet man das Waſſer / welches den ſubtilen Kalch bey ſich fuͤhret / alles verrauchen / und zwar ſolches inſonderheit zuletzt mit einen geringen Feuer / damit der Kalch / welcher auff den Boden ver - bleibet / nicht verderbet / und ſchlechter als ein gemeiner Kalch werde.
Darnach nimmt man dieſes ſubtilen Kalches / wie auch der mit weiſen tharſo bereiteten Frittæ, beydes wohlzerrieben / und durch ein en - ges Sieb geſchlagen / von jedwedern 50. Pfund / und des obigen weiſſen Weinſteins-Saltzes 16. Loth; dieſes alles wohl zerſtoſſen / vermiſchetund137Von der Glasmacher-Kunſt. und geſiebet / wird in einen neuen irdenen Topff gethan und 10. Stund - lang ins Feuer geſetzet.
Nach dieſem nimmt mans heraus / und verwahrets / nach dem es gepuͤlvert worden / vor dem Staub / an einen truckenen Orth; denn die - ſes iſt die Materia / aus welcher die Smalten von mancherley Farben bereitet werden.
Ein Milch-weiſſes Schmeltz-Glas zu machen.
MAn nimmt zum Exempel / der obbigbereiteten Materia 6. Pfund / und von der Piemontiſchen Magneſie 48. Gran: Dieſes alles wohl m. e. a. vermiſchet / ſetzet man in einen Topff / der mit weiſen Glas verglaſurt ſey; Hernach laͤſt mans im Ofen bey einen lichten Feuer / mit Eichen-Holtz / damit es nicht ſo ſehr rauchet / flieſſen und reinigen / welches bald geſchiehet; Alsdann wird dieſe Materia / nachdem ſie auffgeloͤſet und geſchmoltzen iſt / in ein klares Waſſer geſchittet; Hernach wiederumb in den Topff gethan / ſolviret / gereiniget / und wie zuvor ins Waſſer ge - worffen: ſolches muß zum drittenmahl wiederholet worden.
Endlich wann es das vierdte mahl auffgeloͤſet und gereiniget wor - den / ſo nimmt man eine Probe / ob es / wie es zu ſeyn pfleget / weis genug ſeye; und im Fall es gruͤnlicht waͤre / ſo thut man der obigen Magneſie noch etwas weniges daran / ſo wird es gantz weis werden als eine Milch / auch das Gold und andere Metallen damit zu bemahlen ſehr dienſtlich ſeyn.
Eine Smalte oder Schmeltzglas an der Farb wie ein Tuͤrckis.
MAn nimmt von der Materia, daraus die Smalten bereitet wer - den / 6. Pfund; ſolche in einen weiß-verglaſurten Topff gethan / darinnen geſchmoltzen und gereiniget / wird ins Waſſer geworffen; Hernach thut man ſolche wiederum in den Topff / und verfaͤhret im uͤbri - gen darmit wie zuvor.
Nachdem nun ſolche wohl gereiniget worden / ſo fuͤget man noch darzu 6. Loth von dem Kupffer-Hammerſchlag / welcher / wie anderwertsSberichtet138ANTHONII NERI Sechſtes Buch /berichtet / zum dritten mal gecalciniret ſey / wie auch 96. Gran von der præparirten Zaffera, und 48. Gran von der præparirten Magneſie.
Dieſe 2. letzten Pulver werden wohl in einander vermiſchet / und in 4. gleiche Theil abgetheilet / auff vier unterſchiedliche mal zu dem obi - gen gethan / auch wohl untereinander gemiſchet / damit ſich alles wohl incorporire: Wann nun die Farbe nach verſuchter Probe / voll genug zu ſeyn ſcheinet; ſo kan man ſolche dem Goldarbeitern zum Gebrauch hingeben.
Vor allen Dingen aber ſoll man ſich dahin bemuͤhen / daß man die Farben an der herausgenommenen Maſſa / oder Probe / mit dem Ge - ſicht recht beurtheilen lerne; dergleichen ich iederzeit gethen habe; denn es kan allhier das Gewicht ſo genau nicht beſchrieben werden; indem die Farben bald viel / bald wenig tingiren; muͤſſen derohalben ſolche durchs Geſicht geurtheilet werden.
Und im Fall eine Farbe zu voͤllig waͤre / ſo muß man ein mehrers von der materia, davon die Smalta bereitet wird / zu ſetzen; denn es wird ſolche alſobald auffgeloͤſet / und die Farbe hingegen ſchwaͤcher werden; Wann die Farben im Gegentheil zu dinne oder zu ſchwach waͤren / ſo muß man des Pulvers / damit die materia getingiret worden / etwas mehrers zuſetzen: Und auff ſolche Weiſe kan man die Farbe / nach Belieben voͤlli - ger oder dinner machen / je nachdem es die Sache erfordern wird.
Solches habe ich zu Piſis / allezeit dem Augenmaß folgend / zum oͤff - tern gethan / ohne Jnachtnehmung einer gewiſſen Maß oder Gewich - tes.
Eine blaues Schmeltz-Glas zu machen.
MAn nimmt der bewuſten und præparirten materia zu den Smal - ten 4. Pfund / der præparirten Zafferæ 4. Loth / des zum dritten mal calcinirten Kupffer-Hammerſchlags 48. Gran.
Erſtlich werden die Pulver abſonderlich wohl unter einander ge - menget / alsdann zu der Materia gethan / und ferner in einen weiß ver - glaſurten Topff / in den Ofen geſetzet.
Nachdem nun alles wohl auffgeloͤſet / und ſich vereiniget hat / ſo wird ſolches ins Waſſer geſchittet und wiederum in den Topff gethan / gekochet und auffs beſte vereiniget; nach ſolchen nim̃t mans aus dem O - fen / ſo wird es / fuͤr die Goldarbeiter / ein ſehr ſchoͤne Smalte geben.
Ein gruͤnes Schmeltzglas.
MAn thut der obgedachten Materia / zu denen Smalten 4. Pfund in einen weiß-verglaſurten Topff / ſolche in den Ofen g〈…〉〈…〉 ehan ſol - viret und reiniget man 10. oder 12. Stunden / hernach wirfft mans ins Waſſer / und aus denſelben thut mans abermal in den Topff zu reinigen; nachdem es nun wohl gereiniget / ſo thut man noch hinzu des zum dritten mahl calcinirten Kupffer-Hammerſchlags 4. Loth / und des wol - gepuͤlverten Eiſen-Hammerſchlags 48. Gran / dieſe Pulver werden vor - her ſehr wohl vermiſchet / und ſehr maͤhlig / auff 3. mahl / nechſt fleißigen umbruͤhren hineingetragen; damit die Farb von der Materia wohl an - genommen werde: Wenn nun ſelbige wohlgefaͤllig und recht iſt / laͤſſet mans wohl reinigen / und ſich mit einander vereinigen: hernach nimmt mans / wie gebraͤuchlich / aus dem Ofen / ſo bekommt man eine ſchoͤne / und denen Goldarbeitern dienliche Smalte.
Eine andere gruͤne Smalte zu machen.
MAn nimmt von der Materia / daraus die Smalten gemachet wer - den / 6. Pfund; zu dieſer vermiſchet man auff das geuaueſte und fleißigſte / des wohlgeriebenen Ferreti Hiſpanici 4. Loth / und des Croci Martis 48. Gran / welchen man mit dem Ferreto zuvor / eh mans zu der Materia thut / vermengen muß.
Solches alles wohl mit einander vermiſchet / thut man / in einen weiß verglaſurten Topff / und wirfft es / nachdeme es wohl gereiniget worden / ins Waſſer / nach dieſem wieder in den Topff / ferner zu reini - gen.
Wann nun die Farb / nach genommener Prob / recht zu ſeyn ſcheinet / laͤſſet mans noch etwas reinigen / und nimmts alsdenn heraus.
Es koͤnnen alle dergleichen Smalten in geringer Qvantitaͤt / nem - lich 8. biß 12. Loth / bereitet werden / ſo man deren nicht viel von noͤthen hat.
Noch eine andere gruͤne Smalte.
MAn thut von der Materia der Smalten 4. Pfund / in einen weiß - verglaſurten Topff / und dieſen in den Ofen / ſo wird es in wenig Stunden gereiniget werden.
S 2Die140ANTHONII NERI Sechſtes Buch /Die gereinigte ſchuͤttet man ins Waſſer / aus dieſem thut mans wieder in den Topff / und laͤſſet ſie ferner reinigen; hernach thut man den dritten Theil / des folgenden vermiſchten Pulvers auff 3. unterſchiedliche mahl darzu.
Man nimmt ferner der zum dritten mahl gecalcinirten Kupffer - ſchlacken 4. Loth / des mit Eßig præparirten Croci Martis 48. Gran / die - ſes gepuͤlvert und vermiſchet / ſetzet man wie gedacht / der Materia zu / nachdem ſolche geſolviret und gereiniget worden.
Es wird auch alles wohl geruͤhret / damit ſichs recht incorporire: Wann nun die Farb recht und gefaͤllig iſt / ſo laͤſſet mans noch etwas rei - nigen / alsdenn wird ſie / wie gebraͤuchlich / geprobiret / heraus genommen und verarbeitet.
Eine Schwartzes Schmeltzglas.
MAn nimmt von der bewuſten Materia / daraus die Smalten be - reitet werden / 4. Pfund / wie auch von der praͤparirten Zaffera, und der Piemontiſchen Magneſie / iedwedes 4. Loth; dieſe 2. Pulver auffs beſte vermiſchet werden mit der obigen Materia vereiniget / in ei - nen verglaſurten Topff gethan und gereiniget; und weiln ſich dieſe Materia ſehr auffſchwellet / als muß man den Topff hierzu deſto groͤſſer nehmen / umb das uͤberlauffen zu verhuͤten: Solches / nach deme alles wohl gereiniget worden / wird ins Waſſer geſchuͤttet / nach dem denn wie - der in den Topff gethan / ſo wird ſichs alſobalden reinigen.
Nach dieſem ſiehet man / ob die Farb gefaͤllig / und machet ſolche nach Erheiſchung des Gebrauchs voͤlliger oder duͤnner: wann ſie nun recht iſt / ſo machet man / gleich wie aus den andern Smalten runde Zeltlein dar - aus / alsdann wird man ein ſehr ſchoͤnes und Sam̃etſchwartzes Smal - tum / den Goldſchmieden dienlich / bekommen.
Eine andere ſchwartze Smalte.
MAn nimmt von der obiggedachten Materia / daraus die Smalten werden / 6. Pfund / der praͤparirten Zafferæ, wie auch des mit Eßig bereiteten Croci Martis und Ferretti Hiſpanici, von jedweden4. Loth /141Von der Glasmacher-Kunſt. 4. Loth; dieſe Pulver wohl untereinander geruͤhret / und vereiniget / ver - miſchet man mit der obigen Materia; ſolches wird in einen verglaſurten Topff / und / wie gebraͤuchlich / in den Ofen gethan.
Wann nun alles wohl auffgeloͤſet worden / und ſich mit einander vereiniget hat / ſchuͤttet mans in das Waſſer / und aus demſelben wieder in den Topff / ſo wird es in kurtzen gereiniget werden.
Und wann die Farb an der Prob recht und gut iſt / ſo kan mans in gewoͤhnliche Zeltlein formiren: wann ſie anderſt zuvor wohl gereini - get und die Farbe recht angenom̄en haben / ſo wird es eine ſchoͤne ſchwar - tze Smalte / und denen Goldſchmieden zu den Metallen dienlich ſeyn.
Ein anderes ſchwartzes Schmeltzglas.
MAn nimmt der bewuſten Materia 4. Pfund / des rothen Wein - ſteins 8. Loth / und von der Piemontiſchen præparirten Magne - ſie 4. Loth; dieſe Pulver / nachdem ſie wohl mit einander vermi - ſchet worden / zu der obigen Materia gefuͤget / und in einen ziemlich-groſ - ſen Topff gethan / damit ein leerer Raum uͤbrig ſey / denn es ſchwellet die - ſe Materie ſehr auff.
Nach dieſem / wenn alles auffgeloͤſet und ſich veꝛeiniget hat / ſo ſchuͤt - tet mans ins Waſſer / und aus dieſem wieder in einen Topff; ſo wird ſichs gar vereinigen.
Wenn nun die Farbe / nach gethaner Prob / gefaͤllig / ſo machet man / wie gebraͤuchlich / Zeltlein daraus / dann wird man eine ſehr ſchoͤne und Sammet-ſchwartze Smalta bekommen.
Eine Purpurfarbichte Smalte zu machen.
MAn ſetzet zu 4. Pfund der bewuſten obigen Materia / 4. Loth von der Piemontiſchen praͤparirten Magneſie; ſolches wohl vermen - get / thut man in einen ziemlich-groſſen Topff / damit wegen der auff - brauſenden Materia em leerer Raum uͤbrig verbleibe.
Wann nun alles wohl gefloſſen und vereiniget iſt / ſo thut mans ins Waſſer / und nachmals wie der in den Topff / damit es ſich noch ferner reinige / mit Jnachtnehmung / ob die Farb begehrter maſſen recht und ge -S iijfaͤllig142ANTHONII NERI Sechſtes Buch /faͤllig iſt / oder nicht / damit man ſolche / imfall es vonnoͤthen iſt / annoch verſtaͤrcken oder verſchwaͤchen koͤnne; Alsdann formiret man / wie ge - braͤuchlich / Zeltlein daraus; ſo wird man ein ſehr ſchoͤne Purpurfarb be - kommen.
Ein anderes Purpurfarbichtes Schmeltzglas.
MAn nimmt von der Materia / daraus die Smalten werden / 6. Pfund / der Piemontiſchen praͤparirten Magneſie 6. Loth / und des zum 3. ten mahl gecalcinirten Kupffer-Ham̃erſchlags / 12. Loth: Die - ſe Pulver / nach dem ſie wohl miteinander vereiniget / werden mit der o - bigen Materia vermenget in einen weis verglaſurten Topff / dieſer aber / wie bewuſt / in den Ofen gethan / damit es beſter maſſen gereiniget wer - de.
Hernach wird es in das Waſſer geſchuͤttet / aus dieſem thut mans wieder in den Topff; Wenn es nun wohl gemenget / ſo kan man zuſehen / ob die Farbe etwas ſtaͤrcker oder duͤnner ſolle gemachet werden: Wann ſie gefaͤllig / nim̃t mans heraus und verfaͤhret ferner damit / wie ſichs ge - buͤhret.
Eine gelbe Smalte zn machen.
MAn nimmt von der Smalten-Materia 6. Pfund / des Wein - ſteins 6. Loth / und der præparirten Piemontiſchen Magneſie 72. Gran; dieſe zwey Pulver nachdem ſie wohl miteinander vereiniget worden / werden mit der obigen Materia auffs beſte vermenget / und alſo vermiſchet in einen ziemlich groſſen und weis verglaſurten Topff ge - than; denn es ſchwellet ſich die Materia ſehr auff.
Nach deme nun alles wohl gereiniget worden / ſo wirfft mans in das Waſſer; aus dieſem aber wird es wie derumb in den Topff gethan / da - mit es gar gereiniget werde.
Wann nun die Farb weder zu dick noch zu hell ſondern recht iſt / ſo wird es eine ſchoͤne gelbe Smalte ſeyn / womit man alle Metallen / das Gold ausgenommen / ziehren und bemahlen kan; maſſen der Glantz die - ſer Smalte vom Gold uͤbertroffen wird /[w]o man ihm nicht mit andern Farben wieder hilfft / wie ſoches denen Gold ſchmieden nicht unbewuſt iſt.
Eine blane Smalte zu machen.
EJne blaue oder Meerwaſſer-Farb zu bereiten / werden erfordert des obgelehrten calcinirten duͤnnen Zitter-Kupffers 4. Loth / der præpa - rirten Zaffera 48. Gran: dieſe Pulver / nachdem ſie wohl vermiſchet / und miteinander vereiniget / werden mit 4. Pfund der erwehnten Smalten - Materia / daraus die Smalten bereitet werden / vermenget.
Wann ſie nun auffgeloͤſet / und im gewoͤhnlichen Topff vereiniget worden / ſo ſchuͤttet mans in das Waſſer / und thuts / wie gebraͤuchlich / aus dieſem wieder in den Topff / damit ſie voͤllig gereiniget werde.
Nachdem ſich nun alles wohl vereiniget und gereiniget hat / ſo beſie - het man die Farb / damit man ſolche / wie auch anderwerts erinnert wor - den / verſtaͤrckẽ oder ſchwaͤchen koͤnne; nachdem ſie etwan zum Gebrauch erfordert wird. Jm uͤbrigen kan man ferner nach Kunſt-gebuͤhr damit verfahren.
Eine Viol-Blaue Smalte zu machen.
EJne vollkommene Viol-blaue Smalte zu machen / ſo nimmt man von der Smalten-Materie 6. Pfund / wie auch von der Piemontiſchen Magneſie 4. Loth / und des zum 3. ten mal gecalcinirten Kupffer-Ham - merſchlags 48. Gran.
Dieſe Pulver wohl mit einander vereiniget / werden mit der obigen Materia vermiſchet / und / wie gebraͤuchlich / in den Ofen gethan / auch in das Waſſer geſchuͤttet / und ferner / wie zuvor / gar gereiniget.
Nach dieſem probiret man die Farb / und ſiehet / ob man ſolche zu verſtaͤrcken oder zu ſchwaͤchen von noͤthen habe / alsdann verfaͤhret man ferner wie gebraͤuchlich / ſo wird man eine ſchoͤne / und de - nen Goldſchmieden dienliche Smalte erlangen.
SO wenig und gering das vorige / ſo vielmehr und hoͤher iſt dieſes Buch zu ſchaͤtzen / und muß ich bekennen / daß umb dieſes Buchs willen das gantze Werck des Autoris zu æſtimiren iſt / denn es iſt fuͤrwar keine geringe Ergoͤtzlichkeit / die in dieſen Sechſten Buch enthaltene Stuͤcke zu experimen - tiren. Was demnach das
betrifft / habe ich hierinnen dem Autori allerdings gefolget / auſſer / daß ich von meinen Gemeng (wie ich ſolches zu Ende meiner Anmerckungen uͤber das erſte Buch / zu machen ge - lehrt und beſchrieben) an ſtatt ſeiner Fritta genommen / wel - ches Gemeng / was das Saltz betrifft / blos mit der gereinig - ten Pott-Aſche gemacht wird; Zum Uberfluß habe ich / an ſtatt der von dem autore vorgeſchriebenen 16. Loth Weinſtein - Saltzes / auch nur 16. Loth gereinigte Pott-Aſche genommen / welches mir doch nach Wunſch angangen und gelungen; ſonſt aber / was den Bley - und Zinn-Kalch betrifft / bin ich / wie ge - dacht / dem Autori gaͤntzlich nachgefolgt / habe auch befunden / daß dieſe Poſta zu allen Schmeltzglaͤſern beqvem und dienſt - lich zu gebrauchen.
WJe ich dieſes zum erſtenmahl machte / ließ ich den Braunſtein aus / denn ich gedachte / er wuͤrde ſich in der undurchſichtigen Farbe nicht verzehren / und alſoeine145Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. eine Braͤune verurſachen; aber ich fand mich ſehr betrogen; deñ mein Glas / an ſtat daß es eine milchfarbe Weiß ſolte erlã - gen / war gantz blaulich worden; Derowegen ſetzte ichs wie - der ein / und thate nach und nach etwas von Braunſtein oder Magneſia dazu; da kriegte ich eine uͤberaus ſchoͤne Weiſſe / oder Milchfarb: ſo mans aber verſihet und thut zu viel hinzu / ſo will ſich die Magneſia nicht verzehren / ſondern das Glas wird eine etwas bleiche Pfirſichfarb behalten.
JSt dieſes nur der Unterſcheid / daß der Autor die Magne - ſia oder Braunſtein in dem einen geſetzt / in dem andern aber ausgelaſſen hat. Sonſt kan man beyderley Art faſt aus einen haben: in deme gar ſehr wenig / oder bey nahe kein Unterſcheid darinnen iſt. Diß muß ich aber hier erin - nern / daß man ja in allen Stuͤcken rechten Fleiß anwende / denn gewiß ſo ſchlecht man dieſe Arbeit anſihet / ſo genau will ſie gleichwol gemacht odeꝛ beobachtet ſeyn / zumahl ſo die rechte Tuͤrckis-Farbe eigentlich will getroffen werden. Es hat un - ſern Autor beliebt / hier in dieſem Capitel ſich der Weitlaͤufſtig - keit zu befleiſſen / indem er ſo offt / und allemahl unnoͤthiger weiſe / wiederhohlet / und ſaget / wie man die Materia ſchmeltzen und reinigen ſoll. Dieſes macht gewiß zum oͤfftern / ſonder - lich denen Ungeuͤbten und die ſich an die Worte binden / viel Verdruß und Ungelegenheit; Solchen aber abzuhelffen will ich hiemit einen ſichern Weg zeigen / nemlich: Schmeltze zu - ſammen 10. 20. oder 30. Pfund / nachdem du viel Schmeltz - glas machen wilt / loͤſche es ab / ſchmeltze es wieder / aller dings wie der Autor lehret / und verwahre dieſes zum Gebrauch. Wann du nun wilſt ein Schmeltzglaß machen / ſo nim̃ ſo viel Pfund davon als dir beliebt; ſo iſt dann folgends die Farbe in wenig Stunden hineingebracht. Denn man kan hier innen kein Gewicht / wie viel auff ein Pfund von den Farben mußTzuge -146J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 6. B. zugeſetzt werden / ſo genau voꝛſchreiben / weil es eine Sache iſt / die bloß nach dem Geſicht muß geurtheilet werden. Dennoch iſt das Gewicht ſo wohl von denen zuſammen geſetzten Materi - en / als auch was die Farbe betrifft und geben ſoll / nach des Autoris Lehr und eines ieden Capitels Jnhalt / wohl in acht zu nehmen / iedoch auch alſo / daß ſolches ein ieder Verſtaͤndiger nach ſeinen Belieben aͤndern koͤnne. Der aber ungeuͤbt in der Verſetzung iſt / der halte ſich nur durchaus an des Autoris Worte / als (zum Exempel) wenn er ſagt: ſo viel Magneſia, ſo viel Zaffera, ꝛc. ſo bleibe er gaͤntzlich dabey. Gleichwol muß man den Autor nicht alſobald beſchuldigen / wann die Coleuren ſo genau nicht zutreffen / zumal wo Zaffera dazu kommt / als mit welchen (weiln immerzu eine viel beſſere als die andere / wie oben erwehnt) es eine ſonderliche kuͤtzliche Sache umbzu - gehen iſt. Derowegen wenn du mit dieſer / oder der Magneſia, oder Zaffer a wilt oder ſolt Farben machen und bereiten / ſo nim̄ erſtlich ein helles und klares Glaß / und ſetze anfaͤnglich auff 2. Loth deſſelben ein Gran / oder Gerſtenkorn ſchwer / dei - ner Magneſia, oder Braunſteins bey / (alſo verfahr auch mit der Zaffera,) und ſihe wohl zu / wie viel oder ſtarck ſolche Far - ben; iſt es zu wenig / ſo nim̃ 2. Gran ꝛc. und hiernach / als einer gewiſſen Probe / kan man ſich auch einen unbetruͤglichen Schluß machen. Solches kan und ſoll man billig bey allen Farben thun / und ſo lang man dann von dieſer Farb oder Materia hat / ſo lange kan man auch einerley Art Farben machen; kaufft man was friſches / ſo muß man auch damit wi - der neue oder andere Proben vornehmen / ſonſt iſt man / ſon - derlich in obig erzehlten Farben / nimmer gewiß; und kriegt immerzu diß vor das ꝛc. Doch iſt auch dieſes in acht zu neh - men / daß man nemlich / wenn man etwas probiren will / als zum Exempel Magneſia oder Zaffera, man zuvor den gantzen Vorrath derſelben Species zum kleinſten und ſubtilſten Pul - ver reiben muß / weiln ſonſten auch ein Stuͤckgen andereBeſchaf -147Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Beſchaffenheit der Farben in ſich halten und mittheilen kan / als das andere. Dieſes / als etwas ſehr nothwendiges / habe ich denen Glas-Kuͤnſtlern nicht unberichtet laſſen ſollen und wollen.
WOrinnen der Autor die Gruͤne tractirt, hat es eben die Beſchaffen heit / wie allbereit in den vorigen Buͤ - chern / von denen durchſichtigen Farben / gemeldet und angemercket worden; wer nun dieſelbigen wohl in acht nimmt / oder machen kan / der kan auch allerhand in dieſen Schmeltzglaͤſern thun und ausrichten: und wie dorten die Veraͤnderung in den Gruͤnen oder Blauen iſt / eben ſo iſt ſol - che auch hier zu obſerviren ꝛc. Hier im 99. Capitel meinet und waͤhnet mehrgedachter Herr Geißler / es wuͤrde zu viel ſeyn / wann es Pfund heiſſen und ſeyn ſolten: will alſo aus denen 4. Pfunden nur 4. Untzen machen: ja berufft ſich hiermit auff des Autoris eigene Worte / zu Ende des vorigen 98. Ca - pitels / welche in ſeiner Verſion alſo lauten: und werden aber alle dieſe Schmeltze / das Gewicht belangend / nicht uͤber 4. o - der 6. Untzen (das iſt 8. oder 12. Loth) ungefehr zubereitet. Jſt zwar wohl geziehlt / wenn nur der Boltz nicht vergeſſen. Aber hoͤrt mein lieber Muſen-Saͤugling! und laſt euch ſagen: der Autor ſchreibt und meinet nicht / wie ihr ſolches unrecht ver - ſtehet und vertiret / als ob dieſe Schmeltze / das Gewicht betref - fend / nie nicht uͤber 5. oder 6. Untzen bereitet wuͤrde; ſondern ſeine Meinung und Worte ſeynd: Man koͤnne oder moͤge ſolche (nemlich im Fall man deren nicht viel benoͤthiget) nur bey 8. oder 12. Loth bereiten / welches ein groſſer Unterſcheid iſt gegen den / wie ihs vertiꝛt; Hat alſo eure falſche Verſion auch eu - re falſche Gloſſa verurſacht / wie es leider wohl oͤffters zu ge - ſchehen pflegt. Hoͤrt aber doch ferner mein lieber Geißler / wann ihr in der gantzen Maſſa das Gewicht nach Untzen woltT ijrechnen148J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 6. B. rechnen / welches auff 16. mahl verkleinert oder verringert iſt / warumb laſſet ihr denn die Mixtur der Farben / in ihren vollen Gewicht ſtehen? Bedenckts doch ſelber / wann 4. Loth und 48. Gran Metalliſche Farben / auff 8. Loth Glas kom̃en ſolten / ich meyne / es muͤſte ſich ja noch faͤrben. Es iſt mir zwaꝛ ſehr leid / daß ich als ein Ungelehrter einen ſo hochgelahrten (ſeiner Meinung nach) tadeln und carpiren ſoll; weil ich aber aus euren eigenen Worten leichtlich ſchlieſſen und præſumi - ren kan / daß ihr gar neulich erſt von der Milch entwehnet / ſo will ich auch nicht hoffen / daß ich uͤbel thun werde euch zu ſa - gen / was ihr noch nicht wiſſet und erfahren habt; iſt was guts an euch / ſo werdet ihrs wohl in beſten vermercken und auff - nehmen.
JSt wegen der Schwartzen Schmeltzglaͤſer / oder amau - ſen / nicht noͤthig / ſo viel Umbſtaͤnde zu machen; denn es fehlet niemahls / wenn zu viel Blau von der Zaffera zugeſetzt wird / ſo wird es ſchwartz / und pflege ich (wie ich den - noch dieſes vor etlichen Tagen in M. Gnaͤdigſten Chur fuͤr - ſten und Herrn Cryſtall-Huͤtte gemacht) alle Farben / ſo mir nicht anſtehen / oder alle fragmenta, Stuͤcke und Abgaͤnge zu - ſammen zu miſchen / und mit Zaffera zu uͤberſetzen / ſo kan ich eine ſehr gute Schwaͤrtze haben. Weil aber unter Schwertz und Schwartz / (ſonderlich bey denen Goldarbeitern) ein groſ - ſer Unterſcheid iſt; denn wann ſolche damit amulieren / und ſie gantz duͤnne uͤber weiſſe ſtreichen / ſo kommt / daferne die Schwaͤrtze / von einer Farbe herruͤhret / die aus der Maſſa der Zaffera alleine beſteht / die blaue wieder gantz kenntlich her - vor / etzliche auch præſentirt ſich rauchgelb ꝛc. Summa / ſie be - haͤlt ihre Schwertze in der Duͤnnigkeit ſo nicht. Derohal - ben / umb unterſchiedene Arten zu haben / kan man dem Au - tori folgen / denn es iſt wahr was er hier ſetzet. Der es aberzu149Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. zu dicken amulieren oder Schmeltz-Wercken gebraucht / dem koͤnnen billig alle Schwaͤrtzen gleich gelten.
JSt ſonſt alles recht / nur daß 4. Loth Magneſia oder Braunſtein / zu 4. Pfund der Schmeltz-Materia etwas zu viel / und die Farbe dahero zu dicke wird. Doch hat ſich der Autor ſehr offt entſchuldigt / wie es denn auch an ſich ſelbſten wahr / daß man kein gewiſſes Gewicht ſetzen und be - ſchreiben kan / weil es blos nach dem Auge muß judiciret wer - den: auch geſchehen viel Veraͤnderungen durch die Hitze; iſt dieſelbe zu hefftig / ſo gehen einige Farben weg / und die Schmeltz-Wercke vergeſtalten ſich in ſolche Farben / die man weder ſucht noch haben will. Jſt alſo hierbey ſonderlich und nothwendig zu erinnern und zu mercken / daß alle dieſe Schmeltz-Glaͤſer bey einer mittelmaͤßigen Hitze wollen und ſollen geſchmoltzen werden.
DJeſe hierbeſchriebene Purpur-Roͤthe habe ich hier zweymahl verſucht / iſt mir aber keinmal nach Willen angangen oder gerathen. Ob das Gewicht der Far - be / oder das Feuer daran Schuld geweſen / weiß ich bißhero noch nicht / biß ich es weiter vornehmen werde; der es auch ver - ſuchen will / kan es thun.
WAnn man hier / die in dieſen Capitel enthaltene ver - miſchte Schmeltz-Materia zu lang im Feuer ſtehen laͤſ - ſet / ſo vergehet ihr die Gelbe. Es iſt auch zu mer - cken / daß es keine Gelbe gibt / wann der Weinſtein rein oder weiß iſt / ſondern der groͤbſte Weinſtein iſt hierzu der beſte. JchT iijpfle -150J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 6. B. ꝛc. pflege ihm noch von dem gelben Pulver / das man in denen Eychbaͤumen findet / etwas zuzuſetzen / oder in Ermanglung deſſelben miſche ich nur etwas weniges von geſtoſſenen Kohlen darunter / und ſolches nur nach Gutduͤncken. Dieſes blaͤ - ſet das Glas graͤulich auff / und man muß ſehr wohl und e - ben zuſehen / daß / wann die Farbe gerecht iſt / man es al - ſobald ausnimmt. Der Autor ſaget / daß man es wieder ſchmeltzen und ausgieſſen ſoll; es iſt aber unnoͤthig / wann nur anfangs die Materien geſchmeltz[e]t und wohl zugerichtet wer - den / wie ich ſchon beym 95. und 96. Capitel gnugſam erweh - net habe.
DJeſe beyde Capitel treffen gar nicht zu / muß alſo wol nothwendig hier ein Verſehen von dem Autore ſeyn; denn es durchaus kein recht Blau / ſondern nur eine Meergruͤne geben will. Wann ichs nicht ſelber verſucht / ſo wuͤrdens mir doch die vorigen / als das 97. 98. 99. Capitel gnugſam ausweiſen / nuꝛ daß hier vor dẽ Eyſen-Saffran odeꝛ præparirte Eyſen-Pulver die Zaffera gebraucht wird. Wer aber ſo wohl ein recht blau / als ein Viol-blau haben will / der beſehe im 5ten Buch das 83. und 84. Capitel / und gebrauche zu der Blaue die Zaffera alleine; Zu der Viol-blaue / wann er dieſe verlangt / ſoll er nur etwas von der Magneſia oder Braunſtein hierauff (nach ſeinen Gutduͤncken) nachſetzen; ſo wird er ſchon zu ſeinen Zweck / wie meine Anmerckun - gen hiemit zum Ende des 6ten Buchs / gelangen.
JN dieſem gegenwertigen letzten Buch wird die Ma - nier gezeiget / die gelbe Lacca aus den Blumen des Pfrimenkrauts / fuͤr die Mahler auszuziehen: Jmgleichen eine andere Manier / wie man die rothe Lacca, wie auch die gruͤne / blaue / Purpur-Farbe / und alle andere Farben / aus jeden Blumen und Kraͤutern extrahiren ſoll: Jtem / die Teutſche blaue Farb / und die Ultramarin Far - be zu machen / wie auch die Lacca aus dem Kermeſin-Beern / Braſilien-Holtz / und denen rothen Ferber-Beeren zu ex - trahiren: Und wie man dem Tuͤrckis koͤnne ſeine verlohrne Farb wiedergeben; Jtem eine Manier die durchſcheinende rothe Farb zu machen / wie auch eine Roſin-farbichte Smal - te / fuͤr das Gold und andere Metallen; welches alles keine ge - meine und geringen Sachen ſind.
Jch zeige in dieſem Buch die Manier / alle Farben aus den Blumen und Kraͤutern auszuziehen; gemeldte Farben koͤnnen auch zum Glaͤſer - Faͤrben gebrauchet werden. Jch lehre auch die Art / aus vielen Farben eine Laccam zu machen: Jngleichen wie man die Ultramarin-Farb aus dem Laſurſtein bereiten ſoll / welches alles zwar denen Mahlern zu gut koͤmmt: doch aber auch in der Glasmacher-Kunſt ſeinen Nutzen hat; nehmlich die Glaͤſer nicht allein von auſſen damit zu bemahlen / ſondern ſie auch durch und durch im Ofen damit zu faͤrben: Ferner lehre ich eine durchſichtige rothe Farbe im Glas vorzuſtellen; welche heutiges Ta - ges faſt in Vergeſſenheit gekom̃en / gleich als ob es eine unnuͤtzliche Sache waͤre: Jngleichen wird angezeiget / wie man eine rothe Smalte bereiten ſoll / das Gold damit zu bemahlen / welche beyde Stuͤcke / wiewohl ſie auch zur Glasmacher-Kunſt gehoͤrig / ſo ſind ſie doch ietziger Zeit denen mei -ſten152ANTHONII NERI Siebendes Buch /ſten unbekannt und verborgen; Uber dieſes / ſo ſind auch noch viel andere Sachen dieſem Buch beygefuͤget / welche alle / als dieſem Werck ange - hoͤrige / ich denen Kunſtbegierigen und curieuſen Kuͤnſtlern / angenehm zu ſeyn erachtet habe.
Eine gelbe Lacca aus den Pfriemenkraut-Blumen zu machen / denen Mahlern dienlich.
MAn machet eine mittelmaͤßig ſcharffe Laugen / aus Kalch und der Glaßmacher Soda; in dieſer Laugen kochet man friſche Pfrimen - raut - Blumen / bey einem gelinden Feuer / ſo lang / biß die Lauge die Tinctur der Blumen gaͤntzlich extrahiret hat / welches man erkennet / ſo die extr ahirten Blumen bleich / hingegen die Laugen ſchoͤn gelbe wor - den ſeye: dieſe Laugen / nach deme man die extrahirten Blumen heraus - genommen / laͤſſet man / in verglaſurten Toͤpffen / auff den Herd etwas kochen / und wirfft des Aluminis de Rocha ſo viel hinein / als ſich beym Feuer daꝛinnen auffloͤſen kan / hernach nim̃t man die Laugen vom Feuer / gieſſet ſolches in ein Gefaͤß voll klares Waſſer / ſo wird eine gelbe Farb zu Boden fallen: Nach ſolchem laͤſſt man das Waſſer ruhen / gieſſet ſol - ches ab / und ſchittet an deſſen ſtatt ein anders daruͤber / ſolches wieder - holet man ſo lang / biß ſo lang die Tinctur von dem Laugen - und Alaun - Saltz gaͤntzlich ſey abgeſuͤſſet worden.
Hier iſt wol zu merckẽ / daß ie beſſer dieſe Abſuͤſſung von den Laugen uñ Alaunſaltz geſchehen / je ſchoͤner wird die Blumenfarb werden: es wird auch allhier zum Abſuͤſſen der gedachtẽ Saltze / nur gemeines Waſſer ver - ſtandē / auch muß man die Farbe / ehe das Waſſer abgegoſſen wird / allezeit wol niederſetzen laſſen; ſolches Abgieſſen geſchiehet ſo lange / biß man bey dem Waſſer keine Saltzigkeit mehr verſpuͤhret; Deñ ſolches iſt alsdenn ein Zeichen des weggenommenen Laugen und Alaunſaltzes; ſo wird auff den Boden eine ſchoͤne und reine Lacca verbleiben; welche man auff lei - nerne Tuͤcher ſtreuet / und auff neue Ziegelſtein geleget im Schatten trocknet / ſo bekommet man eine ſehr ſchoͤne Laccam, welche ſo wohl de - nen Mahlern als Glaſermachern dienlich ſeyn kan.
Eine Lacca zu extrahiren / aus den Mohnblumen / Blauen -ſchwaͤr -155Von der Glasmacher-Kunſt. Schwaͤrtel / roten Violen / und allerley friſchen Kraͤu - tern und Blumen.
MAn nimmt der Blumen und Kraͤuter / ſo einerley Farb / ſo viel man will; und verfaͤhret auff eben ſolche Weiß damit / wie in dem vorhergehenden Capitel angezeiget worden / ſo bekommt man die Laccam oder Farb / und erlanget die Farb eines ieden Krautes oder Blu - men / welche ſchoͤn und billich hochzuhalten iſt.
Die Lacca und Farben zum Mahlen aus der Pommeran - tzen Bluͤhe zu extrahiren: Jngleichen aus den Feld - mohnblumen oder Klapperoſen / Schwaͤrtelblumen / blauen und rothen Veilgen / leibfarben und rothen Roſen; Borragen-Kohl - und blauen Lilien blumen / auch andern dergleichen: Jtem eine gruͤne Farbe aus den Pappelnkraut / Pimpin ellenkraut und an - dern dergleichen.
MAn nimmt die Blumen und Kraut / welcher Farb man will / ſol - che wann ſie zerrieben / muͤſſen das Papier faͤrben / ſonſten ſind ſie hierzu untuͤchtig: Mit dieſen Blumen fuͤllet man einen gemeinen doch groſſen Helm; ſolchen auff einen fuͤglichen Kolben (mit Aqva Vitæ ge - fuͤllet) geſetzet / einen Recipienten vorgeleget / und die Fugen wol verlu - tiret / alsdenn mit einem gelinden Feuer gediſtilliret / ſo wird anfaͤnglich der ſubtilere Theil des Brandweins in den Helm ſteigen / die Tinctur aus denen Blumen und Kraͤutern extrahiren / und alsdenn in den Reci - pienten fallen: dieſer gediſtillirte und gefaͤrbte Brandwein / wañ er nach - mahls in einen andern Kolben wiederum gediſtilliret wird / ſo gehet er gantz ohne Farb heruͤber / und kan zu dergleichen Sachen oͤffters dienen; Die Tinctur oder Farb aber wird auff den Boden verbleiben / welche man bey gelinder Waͤrme trocknet; auff ſolche Weiß kan man die beſte Lacca / denen Mahlern dienlich / aus allerley Blumen und Kraͤutern / bereiten.
Eine blaue Farbe / wie die Teutſche zu machen.
MAn nimmt des Queckſilbers 2. Theil / und 3. Theil von den flori - bus Sulphuris / auch 8. Theil des Salmiacs; dieſes alles auff ei - nen Reibſtein wohl zerrieben / wird ſam̃t dem Mercurio in eine langhal - ſichtige und beſchlagene Kolben gethan / auch in eine Sand-Capellen ge - ſetzet / und bey gelinden Feuer laͤſſet man alle Feuchtigkeit davon ab - daͤmpffen / nach dieſen machet man das Mundloch des Glaſes wohl zu / und giebet ein ſtaͤrckeres Feuer / gleichwie in den ſublimationibus zu geſchehen pfleget / ſolches aber continuiret man biß zu Ende / ſo bekommet man ein ſehr ſchoͤne und anmuthige blaue Farb.
Eine Manier / wie man einem natuͤrlichen Tuͤrckis ſeine verlohrne Farb wieder geben ſolle.
MAn thut den weißlichten und entfaͤrbten Tuͤrckis in ein Glas / gieſſet ſuͤß Mandel-Oehl daruͤber / uñ haͤlt ſolches bey einem gelin - den Feuer zwey Tag lang in der Aſchen / ſo wird er ſeine verlohrne Farb wiederum erlangen.
Eine Mixtur zu denen Spiegeln zu machen.
MAn nimmt des gereinigten Zinnes 3. Pfund / und des gereinigten Kupffers 1. Pfund / das Kupffer wird erſtlich / hernach das Zinn geſchmoltzen.
Zu dieſen / wann ſie wohl zerſchmoltzen und gefloſſen / thut man 12. Loth / des rothen und ein wenig gebrandten Weinſteins / 3. Loth Salpe - ter / ein und ein halb Loth Alaun / und 4. Loth Arſenic.
Dieſes alles laͤſſet man ausrauchen / und gieſſet es in die Spiegel - Form; ſo bekommet man eine ſehr gute und ſchoͤne Materia zu den Spie - geln / welche / wann ſie gepoliret / die Figuren und Geſtalten ſehr genau und aͤhnlich vor Augen ſtellet: Dieſes nun iſt diejenige Mixtue / die man ins gemein die Stahlmixtur zu nennen pfleget.
Wie man die Glaskugeln / und andere weiſſe Glaͤſer inwen -dig157Von der Glasmacher-Kunſt. dig mit allerhand Farben faͤrben ſoll / alſo daß ſie / gleich wie natuͤrliche Edelgeſteine / anzuſehen ſind.
SO man eine Kugel oder ein anderes hohles Gefaͤß / von weiſſen Glaß bereitet / inwendig mit mancherley Farben tingiren will / ſo muß man des Fiſchleimes eine gebuͤhrliche Qvantitaͤt nehmen / welcher vorhero zwey Tag in Waſſer geweichet / und ſehr duͤnne worden ſeye; ſolchen kochet man in einen Topff mit klaren Waſſer / biß er gaͤntzlich auffgeloͤſet iſt;
Alsdann nimmt man dieſen zerkochten Leim vom Feuer / und gieſ - ſet ihn / wann er laulicht worden / in eine Glaskugel oder andern glaͤſern Geſchirr / und ſchwaͤncket ſolchen herumb / damit die innere Glasflaͤche gaͤntzlich von demſelben befeuchtet und bedecket werde.
Wann dieſes geſchehen / ſo ſchittet man den uͤbrigen Leim aus dem Glas heraus / hernach muß man die Farben ſchon gepuͤlvert in Bereit - ſchafft haben / und zwar erſtlich die rothe Mennig / welche man mit einen Schilffrohr hinein blaͤſet; alſo daß es recht geſtroͤmet werde: nach dieſem blaͤſet man auff gleiche Weiß / blaue Mahler Smalte / Gruͤnſpan / Auripigment, und endlich Laccam hinein / alſo daß ſich dieſe Pulver / ver - mittels des Leims / damit das Glas angefeuchtet worden / an allen Sei - ten inwendig wohl anhaͤngen.
Und auff ſolche Weiſe / verfaͤhret man ins gemein / mit allen an - dern uͤbrigen Farben: hier nechſt ſchittet man des gepuͤlverten Gypſes einen guten Theil hinein / und ſchwencket das Glas ſtarck herumb / ſo wird ſich der Gyps / indem der Leim noch feuchte iſt / uͤberall in dem Glas oder Kugel anhaͤngen; das uͤbrige ſchittet man heraus / ſo wird das Glas von auſſen ſehr ſchoͤn und vielfarbicht ſeyn / auch das Anſehen haben / als ob die Natur ſelbſten in denen Steinen alſo ſpielete.
Es werden die Farben / wann der Leim getrocknet / alſo feſt am Glas hangen / daß man ſie davon hernach nimmer abſondern kan: ſie ſind a - ber ſehr ſchoͤn anzuſehen: dieſe Glas-Kugeln werden auff einen gefaͤrbten hoͤltzern oder andern Fuß geſtellet / und in die Zimmer oder auff die Ge - ſimſen Zierdte halber herum geſetzet.
Die Kornblumen oder Ultramarin-Farb zu machen.
MAn nimmt von dem Lazurſtein die ſchoͤnen blauen Stuͤckgen / welcheU ijzu158ANTHONII NERI Siebendes Buch /zu Venedig haͤuffig / und im geringen Preis zu haben ſind; Solche in ei - nen Tiegel bey einem Kohlfeuer gecalciniret / werden alſo gluͤend mit zwey mahliger Wiederhohlung ins kalte Waſſer geworffen / und auff einẽ Reibſtein zu einen dinnen und faſt unbegreifflichen Pulver zerrieben.
Hernach nimmt man Dannen Hartz / ſchwartz Pech / neu Wachs / Maſtix / und Terebenthin / von jedwedern 6. Loth / Weyrauch und Lein - oͤhl / iedes 2. Loth; dieſes alles laͤſſet man in einen irdenen Gefaͤß / bey ei - nen gelinden Feuer wohl zergehen / ruͤhrets mit einem Ruͤhrholtz / damit ſie ſich wol vereinigen / herum / ſchuͤttets nach ſolchem in ein kaltes Waſ - ſer / und hebets zum Gebrauch auff.
Nach dieſem nimmt man zu ieden Pfund des obgepuͤlverten Laſur - ſteines 20. Loth von der Maſſa, aus gedachten ſpeciebus componiret; ſol - che Maſſam laͤſſet man / bey gelinden Feuer / in einen Toͤpffgen gemach zerflieſſen / ſtreuet das Laſurſtein-Pulver nach und nach hinein / und ruͤh - rets / damit ſichs recht incorporire / wohl herumb; Dieſe Materia / nach - dem ſich alles wohl mit einander vereiniget / wird alsdann in ein Gefaͤß voll kaltes Waſſer geſchittet / und eines oder mehr runde oder laͤnglichte Zeltlein daraus formiret; man muß aber die Haͤnd mit Leinoͤhl beſtrei - chen; die Kuͤchlein oder Zeltlein laͤſſet man noch 15. Tage in den kalten Waſſer liegen / und veraͤndert das Waſſer allezeit uͤbern andern Tag.
Dieſe Zeltlein leget man hernach in ein reines / verglaſurtes / und irdenes Geſchirr / und gieſſet warmes Waſſer daruͤber; dieſes / wann es erkaltet / gieſſet man ab / und an deſſen ſtatt ein anderes warmes daruͤber / ſolches wird ſo lang wiederhohlet / biß die Zeltlein im Waſſer zergehen / ſo wird ſich die Farbe hervor thun / und das Waſſer gantz blau / wie Kornblumen-Farb werden.
Dieſes gefaͤrbte Waſſer ſchittet man in einen verglaſurten und reinen Topff / und gieſſet uͤber die Zeltlein von neuen ein warmes Waſſer: dieſes wann es gefaͤrbet / wird / wie zuvor / durch ein enges Sieb abge - goſſen / und ſo lang wiederhohlet / biß ſich das Waſſer nicht mehr faͤrben will.
Jedoch iſt allhier zu mercken / daß das Waſſer nicht gar zu heiß / ſondern nur laulecht ſeyn ſoll; denn es wird ſonſt dieſe Farb / durch allzu groſſe Hitz / ſchwartz / derowegen iſt ſolches wohl in acht zu nehmen / die - weil daran gar viel gelegen iſt. Dieſe gefaͤrbte Waſſer durch ein enges Sieb abgegoſſen / haben oben auff einige Fettigkeit ſchwimmend / darum laͤſſet mans 24. Stund ruhen / damit ſich alle Farb auff den Boden ſetze.
Nach159Von der Glasmacher-Kunſt.Nach ſolchen gieſſet man das Waſſer ſamt der darauf ſchwimmen - den Fettigkeit gemaͤchlich ab / und an deſſen ſtat ein neues und klares wie - derum daran / ſolches laͤſſet man ſam̃t der Farb durch ein enges Sieb / in einen neuen und verglaſurten Topff lauffen / mit ſtetigen Umbruͤhren / ſo wird ein guter Theil von der ſchleimigten und fetten Materia in dem Sieb verbleiben; und dieſes muß allezeit mit neuen und friſchen Waſſer zum dritten mahl wiederhohlet / auch das Sieb allemal / von allem Un - flat gereiniget werden: Hernachmahls gieſſet man das Waſſer gemaͤch - lich ab / und hebet es in den verglaſurten Topff aufſ / dieweil es von ſich ſelb - ſten ſchon wird trucken werden; ſo wird man eine ſehr ſchoͤne Ultramarin - Farb bekommen / dergleichen ich zu Antorffoͤffters gemachet habe.
Von der Maſſa kan man zu einen Pfund gepuͤlverten Lazurſteins mehr oder weniger nehmen / nachdeme er viel oder weniger Farb bey ſich fuͤhret.
Es muͤſſen auch / wie Anfangs erwehnet / die Stuͤcklein dieſes Steins ſehr fleißig zerrieben werden / alſo / daß ſie faſt unbegreifflich ſind / ſo wird die Farb deſto beſſer ſeyn: Die gemeine Smalte / wañ man ſie auff eben dieſe Weis reibet / mit einer gummichten Maſſa incorporiret / wie auch 15. Tag nebenſt dem Lapide Lazali digeriret / und im uͤbrigen wie zuvor verfaͤhret; ſo erlanget man eine ſehr ſchoͤne Materiam welche der Ultramarin nicht viel ungleich ſeyn wird: Dieſe Farb dienet nicht al - lein denen Mahlern; ſondern ſie tingiret auch das Glas ſehr ſchoͤn.
Die Kermeſin-Lacca vor die Mahler.
MAn nimmt von der weiſſen Scheerwollen 1. Pfund / und ſolche laͤſſet man einen Tag lang im friſchen Waſſer weichen: Hernach nimmt mans heraus / damit das ſchmierichte Weſen / welches im Scheeren dar - zu iſt gekommen / davon abgeſondert werde / hernach weichet mans in den Alaun / wie hier folget: Man nimmt aluminis rochæ 8. Loth und 4. Loth des rohen und gepuͤlverten Weinſteins / ſolches thut man mit 4. Maaß Waſſers zuſammen in einen kleinen Keſſel / und wann das Waſ - ſer zu ſieden anhebet / ſo wirfft man die gewaſchene Scheerwolle hinein / und laͤſts bey gelinden Feuer eine halbe Stund ſieden / nach dieſen nim̃t mans vom Feuer / und laͤſſet ſolches / damit es erkalte / 6. Stund ſtehen.
Darnach nimmt man die Wolle heraus / waͤſchets mit klarenU iijWaſſer /160ANTHONII NERI Siebendes Buch /Waſſer / und laͤſſet es 2. Stund alſo ſtehen / alsdenn trucket mans aus / und laͤſſets trocken werden.
Das Menſtruum / damit man die Kermeſin-Farb extrahi - ren ſoll.
MAn nimmt 4. Maaß friſches Waſſer / Rocken-Kleyen 4. Pfund / der Oriental Pilathri (iſt eine Art des Meerſaltzes) und Fœni Græci iedes ein halb Loth; dieſes alles zuſammen in einen Keſſel gethan / laͤſſet man beym Feuer laulicht werden / ſo / daß man die Haͤnde darinnen lei - den kan; alsdenn nimmt man den Keſſel vom Feuer / und decket ſolchen mit einen Tuch zu; damit es deſto laͤnger warm verbleibe: nachdeme es nun 24. Stund alſo geſtanden / ſo ſaͤyhet man die Laugen ab / zu hernach - folgenden Gebrauch.
Man thut in einen reinen Topff 3. Maaß kaltes Waſſer / und 1. Maaß der beſagten Laugen / und ſtellet es zum Feuer; wann es nun zu ſieden anhebet / ſo wirfft man die Kermeſinbeer hinein / welche vorhero auff folgende Weiß muͤſſen zerſtoſſen werden.
Man zerſtoͤſſet in einen metallenẽ Moͤrſel 2. Loth Kermeſin-Beer / und ſtoͤſſet ſolche ſo lang / biß alles durch ein Sieb gehet: endlich nim̃t man ein wenig rohen Weinſtein / zerſtoͤſſet ſolchen in gedachten Moͤrſel; ſo wird der Weinſtein alle Tinctur / welche auff dem Boden des Moͤrſels von den Kermeſin-Beeren verblieben / an ſich ziehen.
Dieſen Weinſtein mit den geſiebten Kermeſin-Beern vermiſchet / wirfft man in das obgedachte ſiedende Waſſer / laͤſſets ſo lang (ungefehr ein Vater Unſer lang) darinnen / biß ſich das Waſſer wohl faͤrbet: Nach dieſem nimmt man die mit Alaun ꝛc. geſottene obige Scheerwolle / und thut ſolche / nachdem ſie (von dem kalten Waſſer / darinnen ſie eine halbe Stund gelegen) wohl abgetrocknet / zu dem gefaͤrbten Menſtruo oder Lauge in den Topff / und ruͤhrets mit einem Stab wohl herumb / damit ſichs bald faͤrbe; dieſes laͤſſet man noch eine halbe Stund alſo gemaͤchlich ſtehen; hebt den Topff hernach vom Feuer / nimmt die wohl mit einer hoͤltzern Spatel heraus / wirfft ſie in ein Geſchirr voll kaltes Waſſer / gieſ - ſet ſolches nach einer halben Stunde gelinde ab / und friſches wieder darauff; wann ſolches abermahl davon abgegoſſen / preſſet man die Wolle hart aus / und breitet ſie an einen warmen Ort aus einander / damit ſietrocken161Von der Glasmacher-Kunſt. trocken werde / und nicht anlauffe oder verderbe / auch muß man zuſehen / daß kein Staub darein falle.
Jm faͤrben muß man fleißig beobachten / daß die Feuershitz nicht zu ſtarck ſeye; denn davon wuͤrde die Farb ſchwaͤrtzlich werden / hernach wird eine Lauge auff dieſe Art gemachet:
Man leget die Aſchen von Weinreben / oder Weyden / oder einem andern weichen Holtz / in ein gedoppeltes haͤnfenes Tuch / und laͤſſet das daruͤbergegoſſene kalte Waſſer gemach in das untergeſetzte Geſchirr lauffen; ſolches gieſſet man nochmaln uͤber die Aſchen: Nach dieſem laͤſ - ſet man die Lauge 24. Stund ruhen / damit ſich alle Unreinigkeit zu Bo - den ſetze / und die Lauge klar und lauter werde / alsdann gieſſet mans ab in ein ander Gefaͤß / und thut das irdiſche unreine Weſen / dieweil es nichts mehr nutzet / hinweg.
Jn dieſe kalte Lauge thut man die mit Kermeſin-gefaͤrbte Wolle / und laͤſſets mit allem Fleiß bey einem gelinden Feuer ſieden; denn auff ſol - che Weiß wird ſich die Laugen faͤrben / und an der Farb gleich wie die Kermeſin-Wolle werden; Hernach nimmt man etwas Wolle und tru - ckets wohl aus: wenn nun ſolche keine Farb mehr in ſich haͤlt / ſo hebet man den Keſſel vom Feuer / denn dieſes iſt das Zeichen / daß die Lauge die Kermeſin-Farb oder Wolle an ſich genommen habe. Hernach haͤnget man einen leinern Strumpff / oder Filtrir-Sack / uͤber ein Becken oder Keſſel auff / und gieſſet alles ſammt der Wolle hinein / damit die gefaͤrbte Lauge durchlauffe; wann ſolches geſchehen / ſo trucket man den Filtrir - Sack ſammt der Wolle aus / damit man alle Farb bekomme; den Sack aber kan man umbkehren / auswaſchen und von den Haaren reinigen.
Wann ſolches verrichtet / ſo nimmt man 24. Loth des gepuͤlverten Aluminis rochæ, ſolches in ein groſſes Glas voll kaltes Waſſer gethan / laͤſſet man ſo lang darinnen / biß aller Alaun auffgeloͤſet ſeye: wann ſol - ches geſchehen / ſo filtrirt man ſolches / durch den bewuſten gereinigten Filtrir-Sack / und gieſſet dieſes Alaun-Waſſer alles in den Topff / Becken / oder Keſſel / zu der Kermeſin-Farb; ſo wird ſich die Tinctur o - der Farb alſobalden / vermittels dieſes Alaun-Waſſers / von der Laugen abſondern / und gleichſam coaguliren.
Alsdann gieſſet man die Laugen ſammt der Tinctur aus dem Topff / in den Filtrir-Sack / ſo wird die Laugen klar und hell durchlauffen / die Kermeſin-Farb aber in dem Sack verbleiben / oder im Fall die Lauge noch etwas von der Farb mit ſich hindurch nehmen ſolte / kan man ſol -che162ANTHONII NERI Siebendes Buch /che noch einmahl durch den Sack lauffen laſſen / ſo wird die Sach ge - than ſeyn.
Die im Sack befindliche Farb kan man mit einer hoͤltzern Spatel zuſammen ſtreichen / und auff neugebrandten Ziegelſteinen / die mit lei - nern Tuͤchern beleget / ausbreiten / damit ſie deſto geſchwinder und beſ - ſer truͤcknen: denn wenn es lange lieget / und feuchte wird / ſo wird ſie ſchimmlicht und ungeſtaltet: derowegen wann die Ziegelſtein genugſam Feuchtigkeit an ſich gezogen haben / ſo muß man die Farb auff neue Stei - ne legen / ſo trucknet ſolche deſto eher.
Wann nun die Lacca getrocknet / ſo wird ſie als eine ſehr gute Mahler-Farb auffgehoben; Dergleichen habe ich zu Piſis offtmahls be - reitet. Es iſt aber zu mercken / im Fall die Farbe voͤlliger als ſie ſeyn ſoll / waͤre / ſo muß man des Alauns ein mehrers; weniger aber / ſo ſie zu ſchwach / hinzu thun / ſo wird die Farb nach Begehren wol und recht ge - rathen.
Eine ſehr ſchoͤne Lacca aus dem Braſilien-Holtz und der Faͤrber-Roͤthe zu extrahiren.
WAnn man aus dem Braſilien-Holtz oder dergleichen Specien eine Laccam extrahiren will; ſo muß man auff eben ſolche Art / wie o - ben von den Kermeſin-Beeren iſt vermeldet worden / verfahren / Jedoch alſo / daß man auff jede Untz des Braſilien-Holtzes oder Faͤrber-Roͤthe / weniger von dem Alaun / als zu den Kermeſin-Beeren / nehme; denn es lieget in den Beeren die Farb tieffer verborgen / und ſtecket viel feſter darinnen als in den andern beyden.
Derowegen muß man den Alaun mit Maaß und Beſcheidenheit / welches die Ubung lehren wird / hinzu ſetzen.
Uber dieſes / ſo muß man auff iedes Pfund der Wolle / mehr von dem Holtz oder der Faͤrber-Roͤthe nehmen / denn ſie haben weniger Farb / als die Kermeſin-Beer bey ſich: und auff ſolch Weiſe wird man aus die - ſen beyden fuͤr die Mahler eine ſehr ſchoͤne Laccam bereiten koͤnnen / auch mit geringern Unkoſten / als aus den Kermeſin-Beeren.
Jnſonderheit kan ſolches mit der Faͤrber-Roͤthe geſchehen / als welche eine ſehr ſchoͤne Laccam von herrlicher Farb zu geben pfleget.
Ein naͤherer Weg die Lacca aus den Kermeſin-Beeren zu machen.
ES wird zu dieſem Proceß / welchen ich zu Piſis erfunden / keine Wol - le noch Menſtruum oder Lauge erfordert / auch nicht die Farb aus der Wolle / oder ſo viel andere Dinge / wie in der vorigen / zwar warhafftigen / doch ſehr muͤhſamen Manier.
Darumb iſt dieſe viel leichter und kuͤrtzer / und hat auch nechſt dieſem gleichen Effect / wie hernach folget: Man nimm[t]den Vorlauff vom Brandwein / in ſolchen laͤſſet man / in einem Glaß 1. Pfund des gepuͤlver - ten Alauns diſſolviren / alsdann ſchittet man 2. Loth des gepuͤlverten und geſiebten Kermeſin-Beer darzu: ſolches alles behaͤlt man in einen weit - halſichten Glas / und ruͤhrets wol herumb / ſo wird ſich der Brandwein uͤ - beraus ſchoͤn faͤrben; nach dieſem laͤſſet mans noch 4. Tag lang ſtehen / als - dann gieſſet mans in ein irdenes und verglaſurtes Geſchirr; Nach ſolchem nimmt man 8. Loth Aluminis rochæ, ſolvirts in gemeinen Waſſer / und ſchittet dieſes auffgeloͤſte Alaun-Waſſer in das Gefaͤß / darinnen der mit Kermeſin-Farb getingirte Brandwein iſt: ſolches zuſammen / filtrirt man alsdann mit dem auffgehaͤngten und bewuſten Filtrir-Sack / in ein ir - denes Gefaͤß / gleichwie von der Lacca und der Wolle oben iſt geſaget wor - den / ſo wird der Brandwein gantz ohne Farb durchlauffen / die Tinctur a - ber in dem Filtrir-Sack verbleiben: Jm Fall aber der Brandwein noch etwas gefaͤrbet durchlauffen ſolte / ſo filtrirt man ſolchen noch einmahl / ſo wird er gantz klar durchlauffen: dieſe Lacca nimmt man mit kleinen und rei - nen hoͤltzern Loͤffelgen aus dem Sack / und trocknet ſolche auff vorbeſagte Weiß. Alſo wird man auff ſolche Weis mit geringer Muͤh vielmehr und beſſere Kermeſin-Laccam bekommen; gleich wie ich ſolches zu Piſis gepro - bieret habe.
Eine rothe durchſcheinende Farbe im Glas.
MAn nimmt von der ſubtil-gepuͤlverten Magneſie / und vermiſchets mit gleich ſo viel des gereinigten Salpeters / ſolches in einen Tiegel ge - than / laͤſſet man 24. Stund im Feuer calciniren und reverberiren / her - nach nimmt mans heraus / waͤſchet mit warmen Waſſer das Saltz davonXab164ANTHONII NERI Siebendes Buch /ab / und trocknet die Magneſie / ſo wird ſie eine gantz rothe Farb haben.
Solche Farb vermiſchet man hernach mit gleich ſo viel Salmiac / reibts auff den Reibſtein / imbibirets mit gediſtillirten Eßig / und laͤſſets trocken werden; Nach dieſem thut man ſolches in eine weitbauchigte und langhalſigte Retorten / ſetzets in die Sand-Capellen / und giebet ihme 12. Stund lang ein Sublimir-Feuer.
Nach dieſem / wann das Glas zerbrochen / und ſo wohl das ſublimir - te / als das auff den Boden verbliebene / mit einander vermiſchet worden / ſo erforſchet man das Gewichte der Materie / und thut des Salmiacs noch ſo viel darzu / als durch die Sublimation davon iſt abgegangen.
Solches mit einander gerieben / mit Eſſig / wie zuvor imbibiret / wird in eben dergleichen Retorten wiederum ſublimiret; dieſes wird ſo lang wiederhoolet / biß die Magneſie auff den Boden des Glaſes fleiſſig verblei - bet.
Und dieſes iſt diejenige Medirin / welche das Cryſtall / und die Pa - ſten / mit einer durchſcheinenden Rubin-rothen Farb tingiret.
Dieſer Medicin nimmt man eine Untz auff 20. Untz des Cryſtalls / oder Glaſes; Jedoch kan man hierinnen nehmen und geben / mehr oder weniger / nachdeme die Farb erfordert wird: Es muß aber die Magneſie von der Piemontiſchen und guten Art ſeyn / denn dieſe giebet dem Glas eine uͤberaus ſchoͤne und Rubin rothe Farb.
Eine Blut-rothe Farb.
MAn nimmt 6. Pfund von dem Bley-Glas / und 10. Pfund des gemei - nen Glaſes / ſolches thut man zuſammen in einen weiß verglaſurten Topff; nachdeme nun das Glas wohl gekochet und gereiniget worden / ſo thut man des hiebevor gelehrten rothen Kupffer-Schlackens etwas / iedoch mit vorſichtiger Behutſamkeit / darzu; ſolches vermiſchet und incorporiret man ſehr wohl mit dem Glas; endlich fuͤget man noch etwas des gepuͤlver - ten rothen Weinſteins hinzu / ſo wird das Glas Bluth-roth werden: Wann die Farb gar zu duͤnne waͤre / ſo muß man des Hammerſchlags und Weinſteins etwas mehres nehmen / und das Geſchier wohl aus gluͤen / ſo wird das Glas ſonder Zweiffel wohl getingiret werden.
Eine Balaß-Farb zu machen.
MAn fetzet die Frittam Cryſtalli mit einen Topff in den Ofen / und wirfft ſie 3mal ins Waſſer / hernach faͤrbet man ſie mit der præparirten Pie - montiſchen Magneſie / ſo wird ſie Purpur-faͤrbicht werden.
Alsdenn ſetzet man des ſubtilgepuͤlverten Alauns (allhier ſtehet im Jtaliaͤniſchen Exemplar Allume di Cantina) ſo viel als genug iſt darzu / damit das Glas Purpur-farbicht werde: ſolches thut man zum 8ten mahl.
Wobey zu mercken / daß das Glas vom Alaun nicht ſchwartz / ſon - dern gelblicht werde / und zur Roͤthe ſich neige / die Magneſie aber ſich all - maͤhlig verliehre: das letzte mahl ſetzet man nur die Magneſie al - lein / und keinen Alaun hinzu / es ſey dann daß die Farb gar zu voͤllig waͤre; Alsdann wird man eine herrliche und ſchoͤne Balaß-Farb bekommen.
Die Animam Saturni zu extrahiren / welche zu vielen Sa - chen der Smalten und Glaͤſer dienet.
MAn thut eine Silberglett in einen verglaſurten Topff / und gieſſet ſo viel Eßig daruͤber / daß er 4. qver Finger daruͤber gehe: dieſes laͤſt man ſo lang ſtehen / biß der Eßig eine Milch-Farb bekommet / welches al - ſobald zu geſchehen pfleget: den gefaͤrbten Eßig gieſſet man ab / an deſſen ſtatt aber einen neuen daran / dieſer / wann er auch gefaͤrbet / wird gleichfals wie zuvor abgegoſſen / ſolches muß ſo lang geſchehen / biß der Eßig keine Farb mehr an ſich nehme: Den gefaͤrbten Eßig thut man ſaͤmtlich in ein verglaſurtes Geſchirr / und laͤſſets ſo lange ruhen / biß ſich die Milch-far - bichte Materia zu Boden geſetzet hat; alsdann gieſſet man den lautern Eſ - ſig davon ab: die Milch-farbichte Materia aber iſt die Anima und der aller - edleſte Theil des Bleyes / welcher zu denen Smalten / und vielen Glaͤſer - Sachen dienet: Jm Fall ſich die Milch-farbichte Materia nicht recht zu Boden ſetzete; ſo gieſſet man nur ein wenig kaltes Waſſer daran; ſo ſchlaͤ - get ſolches gedachte Materiam zu Boden; wann ſichs aber auch auff ſolche Weiß nicht zu Boden ſetzen wolte / ſo laͤſſet man das Waſſer und den Eſ - ſig aus - oder abbrauchen / ſo verbleibet die ſubtilere Materia auff den Boden liegen / welche / in der Glaßmacher-Kunſt / zu vielen Dingen nuͤtzlich iſt.
Eine Roſen-farbichte Smalte oder Schmeltzglaß zu ma - chen / von den Jtaliaͤnern Roſichiero genandt / mit welchen das Gold bemahlet wird.
HJerzu wird die Fritta Cryſtalli erfordert / die auff folgende Manier iſt bereitet worden. Man nimmt des Saltzes von dem Levantiſchen Pulver 10. Pfund / des weiſſen und ſubtilgeriebenen Tarſi 8. Pfund; die Materiam machet man mit Waſſer zu einer feſten Maſſa oder Teig / aus welchen man kleine und duͤnne Zeltlein formiren koͤnne; ſolche in ein irdenes Gefaͤß gethan / ſetzet man in das Oefflein / welches nach der Art eines cal - cinir-Ofens gemachet ſey / und laͤſſets 10. Stund darinn calciniren / oder wann dergleichen Oefelein nicht bey Handen waͤre / ſo kan man ſie in der Kammer des groſſen Ofens / nahe beym Lufftloch / 3. oder 4. Tage lang wohl calciniren laſſen.
Zu dieſem thut man ferner des Bley - und Zinnkalches (nach Anlei - tung des 93. Capitels bereitet) wie auch des weiß-calcinirten Weinſteins / jedes 2. Pfund.
Solches wohl mit einander vermiſchet / ſetzet man in einen weiß - verglaſurten Topff / und wirfft ſolches / nachdem es wohl gefloſſen und ge - reiniget / in das Waſſer.
Dieſes wiederhohlet man zum andern mahl / und ſetzets alsdann wie - der in den Ofen / auch thut man / wann es wohl gereiniget / noch 20. Loth rothen Hammerſchlag hinzu / und laͤſſet es wohl mit einander vereinigen.
Nach dieſem thut man den Crocum Martis mit Aqva forti berei - tet / gemaͤchlich / gleichwie man mit der Magneſie pfleget / darzu / und laͤſſet es 6. Stunden ruhen: Wann alsdann die Farb noch nicht gefaͤllig / ſo kan man von dem Croco Martis noch etwas / nach und nach beyſetzen / ſo lang biß man die begehrte Farb erlanget.
Eine andere Roſen farbichte Smalte oder Schmeltzglas zum Gold.
MAn nimmt von der praͤparirten Fritta Cryſtalli des vorigen 124. Ca - pitels 4. Pfund; ſolche in einen reinen und verglaſurten Topff geſchmol - tzen und gereiniget / ſchittet man ins Waſſer / und ſetzets als dann wieder in den Ofen: zu folcher / nachdem ſie wohl gereiniget / thut man noch des Bley - und Zinnaſchens / nach Jnhalt des 93. Capitels praͤpar[i]ret / auff einmahl allezeit 1. Loth / nach und nach darzu; und laͤſſets wohl mit einan - der incorporiren; alsdenn ſiehet man / ob die Materia im Tiegel / Aſchen - ſarbicht ſeye: wann deme alſo / ſo haͤlt man mit dem Hineintragen inne /und167Von der Glasmacher-Kunſt. und thut von dem Pulver nichts mehr darzu / damit dieſe Aſchen-Farb nicht weiß werde / denn ſolche Farb iſt nicht gut.
Hernach ſetzt man dem gereinigten Kalch und Glas noch 4. Loth von der Menig hinzu; Solches / nachdeme ſichs wohl mit einander incorpori - ret / wirfft man ins Waſſer / ſetzets nach ſolchem wieder in den Ofen / und laͤſts noch 8. Stund lang darinnen ſtehen: Hernach thut man des gecalci - nirten Kupffers / oder rothen Kupffer-Hammerſchlags / wie auch des ro - hen weiſſen Weinſteins / von iedwedern 1. Loth darzu; Zu dieſem / wann es wohl unter einander gemiſchet / wirfft man noch von dem gepuͤlverten Blutſtein / den die Schwertfeger zum poliren gebrauchen / wie auch des fixen Schwefels / iedweders 1. Quintlein darzu.
Wann dieſes wohl miteinander vermiſchet / und incorporiret wor - den / ſo ſiehet man / ob die Farb recht ſeye? zu ſolcher / wann ſie gar zu dick waͤ - re / thut man etwas von der Magneſie / ſo wird ſie heller werden.
Wann ſie aber im Gegentheil gar zu hell waͤre / ſo thut man des fi - xen Schweffels / wie auch des Blutſteins / ſammt ein wenig von dem ro - then Kupfer-Hammerſchlag und weiſſen Weinſteins noch darzu / biß die Farb nach Belieben recht und anſtaͤndig iſt.
Wie man den Schwefel zu obgedachten Gebrauch figiren muͤſſe.
MAn kochet die Flores Sulphuris, eine Stund lang im gemeinen Oehl; nachdem nimmt mans vom Feuer / und gieſſet den aller - ſchaͤrffſten Eßig daran / ſo wird der Schwefel zu Boden fallen / und hin - gegen das Oehl auff den Eßig ſchwimmen: Dieſes Oehl und Eßig gieſſet man vom Schwefel ab / und ſchittet ein friſches Oehl darauff / und ver - faͤhret damit wie zuvor; ſolches wird zum dritten mahl wiederhohlet / ſo er - langet man zu obigen Gebrauch den fixen Schwefel.
Ein Blut-rothes Glas / welches an ſtatt der Roſen-far - bichten Smalte dienen kan.
MAn nimmt des Bley-Glaſes 6. Pfund / und von der Fritta Cryſtalli 10. Pfund / ſolche / damit ſie gereiniget werden / laͤſſet man in einenX iijTopff168ANTHONII NERI Siebendes Buch /Topff oder Tiegel fliſſen / ſchittet ſie ins Waſſer / thuts aus dem Waſſer wieder in den Topff / damit es wohl gereiniget werde: Nachdeme es nun wohl gereiniget worden / ſo thut man des rothgecalcinirten Kupffer-Ham - merſchlags 8. oder 12. Loth darzu / laͤſſet ſolches wohl mit einander kochen und reinigen: hernach thut man roth-gepuͤlverten Weinſtein darzu / und laͤſſets abermahl reinigen und wohl mit einander incorporiren; alsdann be - ſiehet man / ob die Farb gefaͤllig oder nicht: wann es noch nicht voͤllig genug waͤre / ſo thut man von den rothen Kupffer-Hammerſchlag und Wein - ſtein ſo viel darzu / als man noͤthig zu ſeyn erachtet; Nachdeme man aber - mahls eine Prob genommen / ſo laͤſt mans wieder erhitzen / biß es genug - ſam-roth werde / denn es wird hiervon die Farbe verſtaͤrcket und erhoͤhet werden.
Eine bewaͤhrte Manier / das Roſen-farbichte Smalte o - der Schmaltz-Glas zu machen.
MAn nimmt / zum Exempel / 6. Pf. von der Fritta Cryſtalli, nach der Lehr des 124. Capitels præpariret / ſolche / in einen verglaſurten Topff gethan / laͤſſet man wohl reinigen; zu ſolchem thut man auff 4. unterſchie - dene mal 8. Loth des Bley - und Zinn-Aſchens / nach Jnhalt des 113. Capitels præpariret / und in 4. Theil abgetheilet: dieſes laͤſſet man wohl mit einan - der incorporiren / und wirfft es / nach dem ſich alles wohl mit einander ver - einiget und gereiniget hat / in das Waſſer; nach ſolchem wird es wiederum in den Topff gethan / damit es ſchmeltze und ſich ferner reinige; Alsdenn ſetzet man noch / auff 3. unterſchiedliche Mahlen / 3. Loth von dem rothen Kupffer-Hammerſchlag dazu / welcher der Maſſa eine voͤllige Farbe mit - theilet / und ruͤhrets ſammt dem Glas wohl herum: zu ſolchem / nachdeme ſichs wohl incorporiret und gereiniget / thut man nach zweyen Stunden auff 3. unterſchiedliche mahl 3. Loth des Croci Martis, nach Anleitung des 16. Capitels præpariret / und in 3. Theil abgetheilet / ſolches wohl unterein - ander geruͤhret und incorporiret / laͤſſet man alſo 3. Stund lang im Tiegel reinigen: hernach fuͤget man ferner hinzu / des gebrandten Weinſteins 12. Loth / und 2. Loth des glaßhafftigen Schorſtein-Ruſſes. Der Wein - ſtein / gleichwie bey dem Calcedonier geſaget wurde / wird gebrennet / und noch ein Loth des Croci Martis mit Schwefel præpariret / darunter gethan: Dieſe Pulver / wohl zerrieben / werden auff 4. unterſchiedliche mahl dem Glas beygeſetzet / und alles auffs beſte vermiſchet / iedoch alſo /daß169Von der Glasmacher-Kunſt. daß man im Tragen der Theile vom gedachten Pulver etwas inne halte: denn ſie ſchwellen ſehr auff / und erhitzen das Gefaͤß uͤber alle maſſen: das Glas / nachdem alles Pulver hineingetragen / laͤſſet man / damit ſichs mehr reinige / noch 3. Stund ruhen / ruͤhrets hernach noch mahls herumb / und probieret es / ob nemlich das Glas blutroth und durchſcheinend ſeye / welches recht iſt; anderſt / ſo thut man / wie oben gedacht / des gebrandten Weinſteins / ſammt dem Ruß und Croco Martis darzu / und dieſes nach und nach / biß die verlangte Farb heraus komme: hernach laͤſſet man ſol - ches noch ein Stundlang ruhen / nimmt ein Stuͤcklein Glas heraus und machets gluͤend; wann nun ſolches blutroth und durch ſichtig iſt / ſo iſts gut und zum Goldmahlen recht; gleichwie ſolches zu Piſis vielmahls iſt gepro - bieret worden.
Eine durchſichtige rothe Farb zu machen.
MAn calciniret das Gold mit Aqva Regis, und gieſſet eben dieſes Waſ - ſer zum fuͤnfften oder 6ten mahl daruͤber: Solches Gold-Pulver wird in einen reinen Tiegel gethan / und ſo lang in den Reverberir-Oeffelein ge - halten / biß es roth wird / welches innerhalb etlichẽ Tagen geſchiehet: dieſes rothe Pulver nun / ſo es einem gereinigten Cryſtall / welches zum oͤfftern in das Waſſer geworffen / behutſam und gemaͤchlich zugeſetzet wird / ſo wird es die Roͤthe eines warhafftigen oder natuͤrlichen und durchſichtigen Car - bunckel-Steins erlangen; wie ſolches durch die Erfahrung iſt beſtaͤttiget worden.
Noch eine andere Manier den Schwefel zu figiren / daß er zu der Roſenfarbichten Smalte diene.
ES wird eine Lauge aus Kalch und guter Aſchen / (wie die von Eichen - Holtz iſt) bereitet; in ſolcher kochet man den Schwefel auffs Beſte: Denn es benimmt dieſe Lauge dem Schwefel ſeine verbrennliche Fettigkeit / welche natuͤrlich bey ihm iſt / und die Lauge veraͤndert ſich / der Schwefel aber wird weiß / fix und unverbrennlich; dahero dienet er denen Goldſchmie - den / das Gold damit zu bemahlen.
Den Kupffer-Vitriol / deſſen im 31. Capitel gedacht / zu machen.
MAn ſetzet die verlutirten Tiegel mitten unter die gluͤende Kohlen des Windofens / und laͤſſet ſolche mit Kohlen wohl bedecket / 2. Stunde darinnen ſtehen; Nach dieſem laͤſſet man den Ofen fuͤr ſich ſelbſt erkalten / und nimmt die Tiegel heraus / ſo wird das gecalcinirte Kupffer ſchwaͤrtz - lich ſcheinen / als eine Farb / die etwas von einer dunckeln Purpur-Farb vermiſchet bey ſich habe.
Dieſes gecalcinirte Kupffer wird beſter maſſen gerieben / und durch - geſiebet.
Nach dieſem muß man ein irdenes und feuerbeſtaͤndiges Gefaͤß / mit einẽ flachen Boden / bey der Hand haben; man nennet dieſes Gefaͤß in Toſcan, Tegame, auch muß der Ofen / oben auff / ein Eyſen qvaͤr uͤberliegend ha - ben / darauff man das Gefaͤß voll Kohlen ſetzet: auff ſolche / wann ſie an - gezuͤndet / leget man das gecalcinirte Kupffer / dieſes aber zuvor mit Schwe - fel vermiſchet / nehmlich zu ieden Pfund des gecalcinirten Kupffers / ein halb Pfund des gepuͤlverten Schwefels; Wann nun das Gefaͤß ſich zu erhitzen und der Schwefel ſich anzuzuͤnden und zu verbrennen angefangen hat / ſo ruͤhret man die Materie unauffhoͤrlich mit einem eyſernen Ruͤhr - hacken herum / damit ſichs nicht anhaͤnge oder in eine Maſſam zuſammen - gehe / ſolches continuiret man ſo lang / biß aller Schwefel verzehret / und die Materie nicht mehr rauche.
Alsdann nimmt man das Gefaͤß / wie es iſt / alſo warm vom Feuer / das herausgenommene Kupffer aber zerſtoͤſſet man auffs beſte / und ſchlaͤ - gets durch ein Sieb / ſo bekommt man ein ſchwartzes Pulver: ſolche Ar - beit wiederhohlet man auff gleiche Weis zum drittenmahl / iedoch mit die - ſem Beding / daß man das Gefaͤß bey Endigung der dritten Calcination, ſo lange im Feuer behalte / biß das Kupffer / welches darinnen iſt / eine rothgelblichte Farb bekomme; ſolche wann es erlanget hat / ſo wirds vom Feuer weggenommen / in einen metallernen Moͤrſel wie zuvor zerſtoſſen / ſo bekommet man gedachte Farb / und einen Kalch / welcher dienlich iſt / zu Bereitung des Vitriols / davon unten ein mehrers ſoll angezeiget werden.
Den Kupffer-Vitriol ohne Corroſiv zu machen / aus wel - chen die wahre und hochblaue Farb extrahiret wird: eine wunderſame Sach.
DAmit nun aus dem obenbereiteten calcinirten Kupffer ein Vitriol ex - trahiret werde / ſo muß man nach Geſtalt des calcinirten Kupffersein171Von der Glasmacher-Kunſt. ein oder mehr Glaͤſer in einer gebuͤhrlichen Weite haben: zum Exempel / man thut von dem gecalcinirten Kupffer 1. Pfund in ein Glas / welches in der weiten 6. Pfund Waſſers in ſich haͤlt: das Waſſer darff nur klar und von dem gemeinen ſeyn / ſolches ſetzet man ſammt dem gecalcinirten Kupffer in einen Sand-Ofen / und giebet ihm vier Stund lang ein ge - temperirtes Feuer / biß ungefehr 2. Pfund des Waſſers abgerauchet ſind / welches man wohl im Augen-Mas haben kan: hernach laͤſſet man den Ofen erkalten / und gieſſet das uͤbrige Waſſer ab / in verglaſurte Ge - ſchirr; den Kupffer-Kalch aber / der auff den Boden verbleibet / ſetzet man wieder in den Ofen / damit alle Feuchtigkeit davon abrauche: das abgegoſſene Waſſer aber wird alles eine voͤllige blaue Farb haben / von einer wunderbahren Schoͤnheit.
Dieſes Waſſer laͤſſet man 2. Tag lang ruhen / ſo wird ſich noch et - was roͤthliches von dem Kupffer-Kalch zu Boden ſetzen; das Waſſer wird / wie gewoͤhnlich / in unterſetzte verglaſurte Geſchirr filtriret. Und das auff den Boden verbliebene Kupffer zu dem uͤbrigen in das irdene Geſchirr gethan / damit auch alle Feuchtigkeit davon komme.
Alsdann vermiſchet man mit iedem Pfund dieſes getrockneten Kupffer-Kalches / ein halb Pfund gepuͤlverten Schwefel / und calcinirets / wie zuvor; wann der Schwefel zu rauchen anhebet / ſo muß mans mit ei - nen Eyſen / wie gleichfalls zuvor erwehnet / umbruͤhren / damit es ſich nicht an das Geſchirr haͤnge / ſondern wohl calciniret werde: Nach ver - richteter Calcination nimmt man die Materie alſo warm heraus / und zerſtoͤſſet ſolche wohl / ſo bekommet man ein ſchwartzes Pulver; dieſes wird nachmahln mit einen halb Pfund des gepuͤlverten Schwefels ver - miſchet / gecalciniret / und mit einen Eyſen unauffhoͤrlich herum geruͤh - ret / denn ſolches iſt von noͤthen; auch ſo lang in dem Ofen behalten / biß das Kupffer eine roth-gelbe Farb erlanget habe.
Nach ſolchem nimmt mans vom Feuer / und zerſtoͤſſet es alſo warm beſter maſſen in einen metallernen Moͤrſel / ſchlaͤgets durch ein enges Sieb / und ſetzets mit 6. Pfund Waſſer / wie zuvor / in den Sand-Ofen / biß der dritte Theil davon abgerauchet iſt.
Hernach wird das Waſſer abgegoſſen / gefiltriret / und zum Ru - hen hingeſetzet; das auf den Boden gefallene Kupffer thut man / mit einem Pfund gepuͤlverten Schwefel vermiſchet / wiederum in den Ofen / und verfaͤhret damit wie zuvor: Und weiln in dieſer Operation gemeiniglich mehr als ein Gefaͤß zerbricht oder zerſpringet / als muß man deren Ab -Ygang172ANTHONII NERI Siebendes Buch /gang allezeit mit andern erſetzen; damit nicht / wann das Kupffer unter die Kohlen oder Aſchen kaͤme / alle Arbeit vergeblich ſeye.
Dieſer Proceß / wann er 5. bis 6. mahl wiederhohlet wird / ſo wird das Kupffer gleich einer ſubtilen und linden Erden werden / und ſeine blaue Tinctur in dem Waſſer laſſen / welches nachmals geſammlet / und mit Hinwegnehmung der fæcum, gefiltriret wird / ſo bekommet man ein ſehr lauteres und blaues Waſſer von einer wunderbaren Schoͤnheit.
Wie man aus dieſen gefaͤrbten Waſſern den Vitriol extra - hiren ſoll.
MAn ſetzet ein Glas / welches ungefaͤhr 3. Pfund Waſſer haͤlt / mit dieſem gefaͤrbten Waſſer angefuͤllet / in den Sand - oder Aſchen - Ofen / und laͤſſet es bey einem gelinden Feuer abrauchen; das uͤbrige Waſſer ſtellet man gleichfals in andern Geſchirren umb den Ofen her - umb / damit es warm werde; Und nachdem von jenen im Sande etlicher maſſen etwas verrauchet iſt / ſo fuͤllet man mit dieſem warmen und glaͤſer - nen Loͤffeln das Glas wieder an; denn ſo mans kalt nachfuͤllen wolte / wuͤrde das Glas zerſpringen / und alles verderbet werden: Wann von dieſem geſaͤrbten Waſſer 10. Pfund biß auff 3. Pfund abgerauchet ſind / ſo werden dieſe 3. Pfund ſehr viel von der Tinctur bey ſich haben: Sol - ches in irdene und verglaſurte Geſchirr gethan / laͤſſet man uͤber Nacht an einen feuchten Ort ſtehen; ſo wird man einen geſteinten Kupffer - Vitriol finden / der eckigt angeſchoſſen iſt / gleich einem Orientaliſchen Smaragd-Cryſtall. Das uͤbrige Waſſer gieſſet man davon ab; das Vitriolum wird getrocknet / das abgegoſſene Waſſer aber laͤſſet man biß zur Haͤlffte abrauchen / anſchieſſen / und ſammlet den Vitriol / verfah - rend auff gleiche Manier wie zuvor.
Von dieſem Vitriol thut man 1. Pfund in eine Retorten / welche wohl beſchlagen und mittelmaͤßig an der Groͤſſe ſeye / leget einen groſſen und weiten Recipienten fuͤr / und giebet vier Stund lang ein ſehr gemaͤſ - ſigtes Feuer; denn ſo man anfangs das Feuer nur ein wenig zuſtarck gie - bet / ſo brechen und ſteigen die feuchten und blaͤſtigen Vitriol-Spiritus mit ſolcher Macht herfuͤr / daß faſt kein Recipient iſt / welcher deroſelben Gewalt aushalten kan.
Darumb iſt dieſes wohl zu mercken / daß das Feuer anfangs die er -ſten173Von der Glasmacher-Kunſt. ſten 4. Stunden ſehr temperiret / und die Fugen wohl verlutiret ſeynd.
Letzlich / wann die trocknere Spiritus in Geſtalt eines weiſſen Dampffs zu ſteigen beginnen / ſo giebet man ein ſtarckes Feuer / und con - tinuiret ſolches biß der Recipient hell und kuͤhl werde / alsdann laͤſt man das Feuer abgehen / oͤffnet nach 24. Stunden die Fugen / thut alles / was in den Recipienten iſt / in glaͤſerne Gefaͤſſe / und hebets in ſolchen / wohl verwahret / auff: denn es iſt dieſes die jenige wahre und hochblaue Farb / mit welcher viel Wunder-Dinge verrichtet koͤnnen werden; welches leichtlich an Geruch dieſes Spiritus, als welcher / unter allen natuͤrlichen Dingen der ſtaͤrckſte und ſchaͤrffſte iſt / mag abgenommen werden; Hier - von waͤre noch viel zu ſagen / weiln aber ſolches zur Glasmacher-Kunſt nicht gehoͤrig / als wollen wirs mit Stillſchweigen vorbey gehen / wel - ches bey gegebener und beſſern Gelegenheit vielleicht ein ander mahl kan erklaͤret werden.
Die in der Retorten uͤbergebliebenen ſchwartzen fæces, wann ſie einen Tag uͤber an die Lufft geleget werden / ſo nehmen ſie von ſich ſelbſten eine blaue Farb an ſich / welche zwar etwas bleich iſt; dieſe gepuͤlvert / und wie in dem vorhergehenden angewieſen / mit Zaffera vermiſchet / auch dem Cryſtall in gebuͤhrlichen Gewichte zugeſetzet / geben eine ſehr ſchoͤne Meer-Waſſer-Farb; derowegen habe ich die Bereitung dieſes Pulvers mit ſolcher Deutlichkeit beſchrieben / dieweil ich verſichert bin / daß dieſes kein gemeiner / ſondern ein Natur-geheimer und verborgener Weg iſt; Solches alles aber habe ich nur / denen edlen und curi - euſen Gemuͤthern zu Gefallen / anfuͤhren wollen.
HJer in dieſem ſiebenden Buch tractirt unſer Autor, nebſt der Glaskunſt und was zu derſelben gehoͤret / noch al - lerley andere nuͤtzliche und curieuſe Dinge. Was dem - nach
Y ijJm174J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B.DJe Lacc-Farben betrifft / habe ich allbereit vor vie - len Jahren / ehe ich noch etwas vom Neri gewuſt / mich zum oͤfftern darinnen geuͤbet und delectiret: Unter andern hat man hier bey dergleichen Intention und Opera - tion auch dieſes in Obacht zu nehmen; Nemlich: wann man itzt die Blumen in der Laugen ein wenig gekocht / und alſobald / nachdem dieſelbe abgegoſſen / auff das Hinterſtellige wieder friſche Laugen gieſſet / und nach abermahliger gelinden Ko - chung ſolches zum drittenmahl oder ſo lange als ſich noch eine Farbe extrahirt / wiederholet / hernach einen ieden Extract mit allem præcipitirt oder niederſchlaͤgt / ſo giebt ein ieder Extract o - der Præcipitation eine andere und ſonderliche Lacca, welches deñ den Blumen-Mahlern zu ihren Schattirungen ſehr noͤ - thig uñ nuͤtzlich / dienlich uñ angenehm iſt. Doch iſt dieſes nicht von allen Kraͤutern und Blumen zu verſtehen / weiln etliche gar ſehr zart von Farbẽ / und dahero deren ſehr viel auf wenig Lauge muß genom̃en weꝛden; bey etlichen aber braucht man wenig Kraut zu viel Lauge: das rechte Mittel aber hierinnen zu treffen / muß alleine durch die Ubung oder Erfahrung ge - lernet und ergruͤndet werden. Es kan aber alles dieſes gar fuͤglich mit einer reinen Lauge allein von unſer teutſchen Pott-Aſche vollbracht oder verrichtet werden. Herr Fried. Geißler hat in ſeiner Verſion alſo geſetzt und rommentirt: Du ſolt dir zubereiten eine nicht allzu ſtarcke / iedoch aber auch ſcharff-genugſame Laugen / aus der Soda die die Glasma - cher gebrauchen (ſonſt Poth - oder Weid-Aſche genannt) ꝛc. Jch muß mich aber / mein lieber Hr. Geißler / hier nicht wenig verwundern / daß ein ſolcher ſcharffſinniger Commentator und Ausleger Philoſophiſcher un̄ Chymiſcher Schrifften / als ihr bey euch ſelber ſeyd / doch noch in dieſer Einfalt ſtecket / daß ihr nicht einſt die Pott - und Weyd-Aſche (von der Soda willich175Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ich gar nichts melden / denn weil dieſelbe aus Spanien kom̃t / kan ich leicht erachten / daß ſolche euch zu Spaniſch oder zu hoch ſeyn wird) von einander erkennen oder zu unterſcheiden wiſſet: habt ihr nicht geſehen oder geleſen / was der hochge - lahrte Merrettus in ſeinen Anmerckungen zu Anfangs dieſes Capitels ſagt: es verrichte dieſes eben ſo wohl die Pott-Aſche uñ der Allaun. Nun iſt der Allaun blos zur Præcipitation und die Lauge zur Extraction. Wenn ihr als ein in der Chymie Unerfahrner / meinem ob wohl ungelehrten Rath folgen wol - tet / ſo wolte ich euch dieſes rathen; daß ihr doch euch / wann ihr nicht wohl wiſſet / was ein Ding fuͤr ein Ding iſt / die Muͤhe und den Fleiß nicht ſoltet dauren laſſen / ſolches von uns Chy - micis, die wir in dergleichen Arbeit erfahren und ſolche Sache aus der Experientz wiſſen / zu erkundigen oder erforſchen; doch vielleicht laͤſſet es eure Gelehrſamkeit nicht mehr zu / oder ſchaͤ - met euch / ein mehrers / ſonderlich von Ungelehrten / zu lernen / oder ihr koͤnnet dergleichen viel bey den Materialiſten und Kaufflenten / die mit aller hand Waaren handeln / erfahren; wiewohl auch dieſes zu viel iſt / weil ſich leicht ein Chymiſcher Handlanger / oder Kohlen-Jung wuͤrde gefunden haben / der / ob er auch weder Leſen und Schreiben gelernet / dennoch euch dieſen Unterſchied haͤtte ſagen koͤnnen. Jch hoffe aber / ihr werdet hieraus leicht erkennen / daß die Gelahꝛheit / deꝛ ihr euch ſelbſt ruͤhinet (denn von keinem andern habe ich euch iemahls ruͤhmen hoͤren) euch bißher wenig Erfahrung gebracht; in uͤ - brigen weiß ich gar wohl / habe es auch zum oͤfftern gelebret / daß dieſe Saltze / als aus der Soda / Weid - und Pott-Aſchen nach ihrer rechten Reinigung / nur einerley ſeyn; aber in ih - rer groben Subſtantz differiren ſie gewiß ſehr weit von einan - der; wiſſet ihr mir aber ein anders zu demonſtriren / ſo ſolls mir lieb ſeyn / denn gewiß / wañ mir einer / er ſey ſo gering als er wolle / ſagt / das ich nicht weiß / erkenne ichs mit hohẽ Danck; alſo hoffe ich / wirds ſeine Hoͤfflichkeit auch nicht anderſt zu -Y iijlaſ -176J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. laſſen. Jch will aber zuletzt noch beſchreiben / wie die Pot - und Weid-Aſche am beſten und copieuſten in unſern Teutſch - land zu machen und zu erlangen ſey ꝛc. Was nun ſonſten der Autor in dieſen beyden Capiteln lehret / ſonderlich wie man die zugerichte Lacca trucknen ſoll ꝛc. iſt bey denen Kraͤutern und Blumen / da es ſich practiciren laͤſſet / gar recht. Als ich noch damit umbgieng / habe ich mir eine Blatte von Gips etwan 2. bis 3. Quer-Finger hoch gegoſſen; wann ich demnach die Lacca wolte trocken haben / macht ich erſtlich meine Gipsblat - te etwas warm / und ſtriech die Lacca darauff / ſo ziehet ſelbige Blatte die Feuchtigkeit gar geſchwind an ſich; hieran / nemlich ob man geſchwind oder langſam trocknet / iſt auch nicht wenig gelegen / denn theils Lacca, wann ſolche langſam getrocknet wird / verliehrt ihre ſchoͤne Farb / oder ſtirbt ab und wird gantz ungeſtalt / dahero auch zum Trocknen genaue Auffſicht von noͤthen. Endlich an ſtatt des Gips kan man nur ein groſſes Stuͤck Kreyden nehmen / und ſolches flach und eben machen / ſonſt aber kan man eine ſolche Gips-Blatte lange gebrau - chen / wañ man ſelbige nur allezeit / ſo bald man ſie gebraucht / beym Feuer wieder trucken thut machen.
DJeſes iſt eine curieuſe Arbeit / will aber / wann es nach des Autoris Lehre ſoll gemacht werden / eine viel genau - ere Auffſicht haben / als er hier beſchrieben. Vornem - lich muß man gantz fleißige Achtung auf die Faꝛbe der Tropfen geben / denn die erſten die da kom̃en / wann ſie das Kraut an - gegriffen / ſind allezeit gar ſehr ſchoͤn und demnach das beſte; wann man aber zu lange diſtillirt / ſo machen offt die letzten Tropfen / die rechte ſchoͤne Farbe / gantz veraͤnderlich und un - geſtalt. Will mans demnach recht ſchoͤn haben / ſo muß man die erſte Coleur abſonderlich abnehmen und verwahren. Vor allen andern aber iſt dieſes zu obſerviren / daß ja die zartenKraͤu -177Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. Krauter und Blumen durchaus nicht zerknirſchet noch zer - ſchnitten werden; ſonderlich ſage ich die gar zarten Bluͤmlein / denn dadurch geht ihr grober Safft mit heruͤber und wird alſo auch die Lacca ungeſtalt / doch hats mit einigen Kraͤutern / die nicht gar Safft-reich ſeynd / als zum Exempel der Bibe - nell ꝛc. auch nicht ſo viel zu bedeutẽ. Jm uͤbrigen melde ich hie - mit / daß der Helm / welchen F. G. in ſeiner Verſion beygefuͤ - get / im geringſten nichts dienet oder nuͤtzet; weiln der groſſe Bauch / den ſelbiger von hinten hat und mit den Blumen ſoll ausgefuͤllet werden / nur verurſachen wuͤrde / daß der Spiri - tus ſolcher Geſtalt allzu lange darauff ſtehen bliebe / und dahero die Farbe deſto ungeſtalter werden muͤſte: denn es beduͤꝛffte dieſer bauchichte Helm von hinten zu wieder ein Feu - er / der den Spiritum nach der Roͤhren triebe / oder man muͤſte mir beweiſen / daß das Waſſer von ſich ſelbſt Berg-an lauffe ꝛc. Und dieſes iſts / was hier bey unſers Autoris Capitel zu erin - nern und zu mercken vor noͤthig geachtet.
Was meinen Modum belangt / ſo habe ich dieſe Manier gebraucht und am beſten beſunden / nemlich: Jch nehme ei - nen hoch-rectificirten Spiritum vini, der gantz ohne Phlegma iſt / denſelben gieß ich uͤber ein Kraut oder Blumen welches ich will (wenn es ein gar grobes oder trockenes Kraut iſt / ſo zer - ſchneide ichs ein wenig wie oben erwehnet / die Blumen aber leiden gar keine Zerſchneidung noch Zerknuͤrſchung) und ſehe wol zu / daß ich / ſo bald es ſich gefaͤrbet / ſolchẽ geſchwind herab / und einen andern oder friſchen Spir. vini darauff gieſſe / ſehe ich nun / daß im Abgieſſen die Coleuren einerley / ſo gieß ich ſie zu - ſammen: ſeynd ſie aber different, ſo behalte ich iedes abſonder - lich / hernach diſtillire ich den Spiritum Vini wieder davon / biß auff ein weniges / damit ichs aus den Kolben nehmen kan / fol - gẽds gieſſe ichs in ein untẽrundes glaͤſern Schaͤligẽ oder in ein Urm-Glas / und laß es vollends gantz gelinde evaporiren / biß es ſeine behoͤrige Conſiſtentz und Dicke hat / oder (nach Belie -ben)178J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. ben) gar trocken iſt / welches aber ſehr gelinde geſchehen muß / weiln dieſe Farben uͤber aus zart ſeynd. Es ſind etliche Far - ben der Blumen / die ſtehen allezeit ab und geben eine andere Coleur, dieſes thut inſonderheit und vor allen andern die blaue: ſelbige recht zu machen / will vor allen andern gelinde tractirt und fleißig obſervirt werden. Es hat mir auch keine iemahls mehr Muͤhe als die Blaue gemacht / und kan doch / die Warheit zu bekennen / mich nicht ruͤhmen / daß ich eine rechte Blaue / die mich contentiren koͤnnen / gekriegt haͤtte; ob ich wohl unterſchiedene derſ[e]lben / noch bey meinen G. H. Hertzog Frantz Carl zu Sachſen Lauenburg Chriſtm. An - denckens (welcher ein ſonderbahrer Liebhaber der Blumen - Mahlerey und in dergleichen Farbe Bereitungen war) da ich bey demſelben noch als ein Cammerdiener auffwartete / unter andern curieuſen Dingen gemachet. Es beſtehet aber / wie ſchon gemeldet / die gantze Sache in einer gar ſehr genauen Auffſicht / welches allein die Erfahrung und Ubung recht leh - ren muß. Hier / nach dieſem Modo, erſparet man viel Muͤhe im diſtilliren / und kan man auch alſo die Lacca beſſer in Copie machen. Deñ die / welche nach der Lehr und Art unſers Autoris gemacht wird / muß umb der vielen Muͤhe willen ſehr koſt - bar fallen / welches die Erfahrung gnugſam bezeugen wird. Auff dieſe meine Art kan man auch ſtracks ſehen / was fuͤr Kraͤuter hierzu tuͤchtig / und was dieſelben eigentlich fuͤr Co - leuren geben / wann man es nemlich nur mit einen baar Un - tzen Spiritus Vini verſucht. Es wird auch niemand durch die deſtillation unſers Autoris aus dem Loͤffel-Kraut eine ſolche ſchoͤne Gruͤne bekommen / als auff dieſe meine Art / denn in - dem das Sal volatile in dem Loͤffel-Kraut von dem acido des Weingeiſtes oder S. V. uͤberwaͤltiget wird / ſo wird es recht / und alſo iſts auch von andern zu verſtehen; und ſolcher Geſtalt kan die Farbe eines ieden Krautes oder einer ieden Blumen auff das ſchnelleſte erfahren werden: Auch iſt noch diß zumer -179Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. mercken / daß dieſelben zum oͤfftern eine andere Farbe im Spi - ritu Vini, eine andere aber in der Lauge ertheilen. Endlichen muß ich noch erinnern / daß dieſe Extraction nur in der Kaͤlte muß geſchehen / denn ſo bald eine Waͤrme dazu koͤmmt / ſo wirds ungeſtallt; Derowegen man auch im diſtilliren es gar leicht durch die Waͤrme verſehen kan / daß die Farben gantz unangenehm und haͤßlich werden.
GJbt eine ungeſtalte blaue Farb / allermaſſen auch aus des Herrn D. Merretti Anmerckungen / als welcher es gleichfalls probieꝛt / zu erſehen iſt. F. Geißler hat daſelbſt auch das ſeine gethan / ſonderlich / indem er aus einem Jhme nicht gar ungleichen Chymiſchen Autore eine blaue oder Lazur-Farbe mit 4. Loth Schwefel und 6. Loth Qveckſilber zu machen lehret ꝛc. da doch ein ieder / der in der Chymie nur ein wenig mehr Verſtand / als ein Sperling hat / leicht ſihet / daß / weil es die bloſſe Compoſition des gemeinen Zinobers iſt / ſolche auch durch dieſes Tractament nur ein verdoꝛbener Zino - ber wird; wer es aber nicht glauben will / der kan es ſelber ver - ſuchen.
JSt dieſes / was der Autor vom Mandeloͤhl / dem Tuͤꝛckis ſeine verlohrne Farb wieder zubringen / gedencket / zwar offt verſuchet / aber wenig Warheit daran befunden worden. Jch habe ſelbſt / nemlich dem abgeſtandenen Tuͤr - ckis ſeine verlohrne Farbe wieder zu bringen / viel Kuͤnſteln vorgenommen / aber wenig Vergnuͤgen erlanget. Dieſes habe ich von einem vornehmen Obriſten geſehen / der hatte ein Waſſer / welches er ein Mercurial-Waſſer nannte / darein legte er den Tuͤrckis ein Tag 8. oder 10. da ſahe er ſehr ſchoͤn; ich erfuhr aber hernach / daß ſolche Schoͤne nicht lange waͤhr -Zte /180J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. te / ſondern ſo bald er eine Weile getragen wurde / da hatte er ſeine vorige Coleur wieder; weil ich denn befunde / daß dieſes eine ſolche Kunſt / daran keine Gewißheit / noch etwas beſon - ders war / als habe ich mich weiter nicht darumb bemuͤhen wollen.
SO viele ſich in dieſer Spiegel-Kunſt uͤben / ſo viel Manieren und Compendia findet man hiervon / wie auch aus des Herrn D. Merrets Anmerckungen uͤber dieſes Capitel gnugſam zu erſehen: doch iſt dieſe / die hier un - ſer Autor ſetzet / ſehr gut / nur dieſes habe ich nach meiner Ob - ſervation dabey zu erinnern / daß / wann man das Arſenicum darzu thut / ſolcher dem Spiegel / wann er auch gleich auffs ſchoͤnſte gepolirt / immer zu blind und blaulicht macht / muß alſo ein ſolcher Spiegel / weil er continuir lich anlaͤufft / zum oͤfftern wieder gepoliret werden. Dieſes haben auch andere nebenſt mir beobachtet und alſo befunden. Mit dem Zinn und Kupffer handelt ein ieder hierbey nach ſeinen eigenen Belie - ben und Wohlgefallen.
HAndelt und lehret der Autor die Spiegel-Kugeln zu marmoriren. Als ich dergleichen erſtmahls zu Ham - burg geſehen / gefiehlen ſie mir ſehr wohl / kauffte dero - halben eine / und ſchlug dieſelbe alſo fort auff freyen Marckt zu ſtuͤcken / wie ich denn derohalben / von denen die nicht wuſten warumb ich ſolches gethan / verlacht wurde; der Verkaͤuffer aber / welcher ein Hollaͤnder war / merckte mein Vorhaben / und ließ einen groſſen Verdruß darob verſpuͤren; meinte auch / ſo er das gewuſt / er wolte ſie mir nicht verkaufft haben / eben als wann ich ſolche / weil ſie oͤffentlich feyl / nicht dennoch haͤtte kriegen koͤnnen. Jch aber machte mich alſobald dar -uͤber /181Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. uͤber / und weil ich ſahe / daß was maͤhligtes von Gips daran war / nam ich allerhand Farben mit Spick-Oehl angerieben (denn auff die Hauſen-Blaſen kund ich mich damahln nicht beſinnen) und ſpruͤtzte die in die Kugel / ließ ſolche auch geflam - met / und wie es zutreffen wolte / darinnen herumb lauffen. Zwar wann man ſie nur ſo anſihet / laͤſſet es gar ungeſtalt; ſo bald ich aber ein wenig Weitzen-Mehl hinein that / ſahe es ſehr ſchoͤn und angenehm / und dienen auch auff feinen gedre - heten Fuͤſſen ſehr wohl auff den Geſimmſen / die Stuben und Cabinete aus zuzieren. Hernach / wie ich unſers Auto - ris Art bekam / habe ichs auch nach derſelben gemacht / wie - wohl ſolche mehr Muͤhe und Beobachtung / als die meini - ge erfordert. Sonſt kan man nach des Autoris Weiſe / an ſtatt der Hauſen-Blaſen oder des Fiſch-Leims / nur reines Eyer - weiß nehmen / ſolches im Glas herumſchwencken / und das uͤbrige wieder heraus lauffen laſſen / umb zu andern zu ge - brauchen ꝛc. Hier will ich den Liebhabern dergleichen Sa - chen / noch eine Spiegel-Art mittheilen / welche unter die vo - rigen verſetzt / ſehr fein ſtehet. Nim̃ derohalben dieſe Spie - gel-Kugeln zu begieſſen
Das Bley und Zinn laͤſſet man erſtlich flieſſen / denn thut man den Marcaſit oder Wißmuth dazu; ſiheſtu nun / daß er auch gefloſſen / ſo laſſe es ſtehen / biß es ſchier erkalten will. Alsdann gieſſe den Mercurium oder das Queckſilber hinein. Ferner / ſo nimmt man eine glaͤſerne Kugel / die inwendig gantz rein und ohne Staub iſt / und macht einen Trichter von Papier / welchen man inwendig / an einer Seiten der Kugel anſetzet / und gieſſet alſo diß Amalgama fein ſachte an den papie - renen Trichter hinunter / daß es nicht ſpruͤtzet / ſondern gelin - de an der Kugel hinunter laͤufft. Denn ſo es zu gaͤhling aufZ ijden182J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. dem Boden der Kugel fiel / ſo wuͤrde es allenthalben inwendig herumb ſpruͤtzen / und dahero die Kugel gantz ungeſtalt / oder nur lauter Flecken daraus werden; derowegen dieſer Hand - griff wohl und fleißig in Obacht zu nehmen. Jmgleichen / ſo nur der geringſte Staub in der Kugel geweſen / ſo hangt das Amalgama auch gar nicht an demſelben Ort an. So auch das Amalgama an einem Ort ſitzen bleiben / und / wie zum oͤfftern geſchieht / breit oder koͤrnicht werden wolte / alsdenn haͤlt mans nur ein wenig uͤber eine Kohl-Glut / ſo flieſſet es wieder / und laͤufft fein allenthalben herum: Wenn es nun allenthal - ben ſich wohl angelegt / ſo kehret man die Kugel umb / alſo daß ſie mit dem Loch auf einen Becher zu ſitzen kommt / da dañ das uͤbrige wieder heraus laͤufft / mit welchen forthin andere mehr koͤnnen begoſſen oder bezogen werden. Wann aber das heꝛauslauffende Amalgama zu duͤnne waͤre / ſetzt man ihm nur noch etwas Bley / Zinn und Wißmuth zu / und verfaͤhrt weiter damit / wie allbereit genugſam gelehret worden; iſt nun das Glas recht ſchoͤne / ſo ſpiegeln auch die Kugeln ſchoͤne / wo aber das Glas ſchlecht / ſo muß es auch der Spiegel ent - gelten. Ob nun zwar dieſe Kugeln ſchon gemein / ſo ſeynd doch noch etliche / die ſolches nicht wiſſen und doch gerne wiſſen wol - ten / und umb derſelben willen hab ichs auch hier ſo umbſtaͤn - dig beſchrieben.
OB gleich dieſe hier gelehrte Ultramarin-Farbe / bey uns Teutſchen nicht mehꝛ mit Nutzen zu machen / (ungeacht dieſelbe / wenn ſie recht ſchoͤn / viel hoͤher als Gold æſti - miret und bezahlet wird) aus Urſach / weiln man uns den Lapis Lazuli viel zu theuer und koſtbar anſetzet / ſo kan ſolche doch von unterſchiedenen Kuͤnſtlern / ſonderlich vornehmen Mahlern / nicht gaͤntzlich entrathen werden. Es hat ſich hier unſer Autor genugſam bemuͤhet / alle zu dieſer Bereitung noͤ -thige183Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. thige und nuͤtzliche Handgriffe zu beſchreiben; Dieſes aber hat man in der / (woran doch das allermeiſte liegt) Compoſi - tion befunden / daß die Farbe auff ſolche Weiſe nicht wohl rein und fein / ſondern mehrentheils unſauber und ungeſtalt wird oder heraus kommt. Will derohalben dem Liebhaber einen Modum ſetzen / wie mir ſolchen einſten ein Frantzmann gewieſen / und wir ſolche mit einander gemacht und verfer - tigt haben. Nemlich wir nahmen Lapis Lazuli und ſtieſſen denſelben in Stuͤcken / ſo groß als Erbſen / ſelbigen lieſſen wir hernach roth gluͤen / und ſchuͤtteten ihn alſo heiß in ſcharfen Wein-Eßig / (will man diſtillirten nehmen / iſts deſto beſſer) ferner rieben wir ihn mit dem Eßig auff einen harten Mar - mor / ſo klein / daß er gantz unbegreiflich ward / denn ie kleiner er gerieben wird / ie beſſer es iſt; man kan ihn auch nicht zu klein reiben: und dieſes iſt das vornehmſte Stuͤck der gantzen Kunſt. Alsdenn nahmen wir gleich ſo ſchwer / als das Pul - ver gewogen / reines gelbes Wachs und reinen Calcſchaum̃ / iedes die Haͤlffte; dieſes lieſſen wir in einer irden verglaſten Pfannen zergehen / und ruͤhrten alſo den aufs ſubtilſt gepul - veriſirten Lapis Lazuli fein ſachte und nach einander hinein; her nach thaten wirs in reines kalt Waſſer / darinnen lieſ - ſen wirs 8. Tage liegen; hernach nahmen wir zwey groſſe glaͤſerne Zuckel-Toͤpffe / und fuͤllten die an mit Waſſer / wel - ches eben ſo heiß war / daß wir kaum die Haͤnde darinnen lei - den kunten / (dieſes warme Waſſer muß auch gantz rein ſeyn) alsdann nahm der eine von uns eine Rolle in die Hand / und malaxirte oder kettete dieſelbe in dem warmen Waſſer wohl durch einander; nachdem nun das ſubtilſt und ſchoͤnſte / wie uns dauchte / heraus war / ſo nahm ſie der ander in ſein Glas / und was da heraus faͤllt / das iſt nicht ſo ſchoͤn / ſondern bleicher und geringer. Dieſes Waſſer lieſſen wir wohl wieder uͤber 4. Tage ſtehen / in welcher Zeit ſich das ſubtile Pulver voͤllig ſetzet / welches man alsdenn auffs fleißigſte zuſammenZ iijſucht.184J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. ſucht. Es gibt aber von den rechten feinen und ſchoͤnen ſehr wenig / und man kan wohl 3. oder 4erley Sorte aus einer Maſſa machen / nachdem man nemlich eine Qvantitaͤt macht / und ſolche in unterſchiedenen Waſſern malaxirt. Daß man nun ſehr ſaubere Haͤnde und allemahl gantz reines Waſſer nehme / iſt noch mahl das noͤthigſte zu erinnern / weil dieſe Farbe uͤberaus leicht eine Unſauberkeit faͤngt / oder an ſich nimmt. Und diß iſt die Art / die ich ſelber gemacht und ma - chen helffen.
GEhoͤren beyde zuſammen / und gehet die Farbe / nach des Autoris Lehre / gut an. Weil ichs aber nur aus der Coſcionelle gemacht / und aber zwiſchen Grana Cher - mes und Coſcionelle ein groſſer Unterſcheid / weiß ich derohal - ben nicht / zweifle auch ſehr / ob dieſe aus der Grana Chermes, ſo ſchoͤn als aus der Coſcionelle wird; doch habe ichs / wie ge - dacht / mit der Grana Chermes nie verſucht. Jch will aber hier einen unfehlbahren Modum ſetzen und mittheilen / den ich nicht alleine offt gemacht und ſehr gut befunden habe / ſon - dern auch noch die kleine Dinge in meiner Haushaltung da - mit ſelber faͤrben laſſe; ingleichen kan ich daraus nach Be - lieben / und wann ich will / die allerſchoͤnſte Lacca auff un - fehlbare Weiſe machen und bereiten. Derowegen
Koche die Kleye ungefehr in 24 Kannen Waſſer / mehr oder weniger / es kan nicht groß ſchaden; denn ſtelle es auff die Sei - ten eine Nacht / daß es ſich wohl ſetze; geuß es durch einen Filtz / daß es fein klar oder ſauber und rein werde. Alsdenn nimmeinen185Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. einen Kupffern-Keſſel / ſo groß / daß die Wolle darinnen Raum habe / geuß die Haͤlffte vom Kleyẽ-Waſſeꝛ darein / und ferner ſo viel reines Waſſer darzu / als dir beduͤnckt gnug zu ſeyn zu der Wolle; laß es alſo kochen. Weiter thue den ob - geſetzen Allaun und Weinſtein darein / und hernach die Wol - le / und ferner 2. Stund kochen laſſen / es muß aber die Wolle alle zeit von Grund auff geruͤhret / und denn wieder nieder - geſtoſſen werden / gleichwie es die Weiber im Waſchen ma - chen; damit die Wolle recht und wohl gereiniget werde: Wañ es denn ſeine beſtimmte Zeit gekocht / ſo thue die Wolle in ein Netz / daß ſie wohl ausrinne; denn nehm ich die zuvor behal - tene Haͤlffte des Kleyen-Waſſers / und gieſſe dazu noch 24. Kannen (ungefehr) rein Waſſer / laß es kochen: wann es nun wohl kocht / ſo thue die Coſcionell hinein / ſelbige muß zuvor - hero auffs kleinſte mit 4. Loth weiſſen Weinſtein gerieben und miſcirt ſeyn. Dieſes muß man auch immerzu ruͤhren / daß es nicht uͤberlaͤufft / alsdenn thue die Wolle hinein / und laß es anderthalb Stund wohl kochen; dabey wieder allezeit die Wolle umb - und von Grunde auffgeruͤhrt. Wann nun die Wolle die Farb angenommen / ſo thue ich ſie wieder in ein Netz / und laſſe ſie wohl abrinnen / ſo iſt es Scharlach-Farbe. Es kan zwar dieſe Farbe auf eine andere Art und Weiſe / nem - lich mit Zinn und Aqvafort oder Scheidwaſſer / und in zinner - nen Keſſeln viel hoͤher gebracht werden: ich hab aber hier nur dieſen Modum geſetzt / weil er am dienlichſten eine Lacca dar - aus zu machen / und ſo leicht / daß er faſt von iederman kan imitirt und nachgemacht werden: ich ſelbſt laſſe Struͤmpffe / Cammeſole und andere dergleichen Dinge / die ins Haus - halten gehoͤren / auff dieſe Weiſe vor mich / durch meine Leute faͤrben. Jch habe hier alles auffs klaͤreſte beſchrieben / alſo daß man nicht wohl irren kan; nur erinnere ich nochmahl / daß man die Proportion der ingredientien beobachte: Dennhat186J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. hat man mehr Wolle oder Wuͤllenzeug / ſo muß man es aus - rechnen was auff das uͤbrige kommt. Nun folget ferner
Nimm reines Waſſer / ungefehr 32. Kannen / und laſſe ſo viel reine Pott-Aſche darinnen zergehen / daß es eine gute ſcharffe Lauge wird; mache ſolche / indeme du ſie durchei - nen Filtz oder woͤllernen Beutel gieſſeſt / fein rein und lauter / darein thue die Wolle / und laſſe ſolche im Keſſel wohl kochen / biß ſie wieder gantz weiß werde / und die Lauge alle Farbe an ſich genommen habe; alsdann geuß es abermahl durch einen reinen Beutel / und druͤcke die Wolle aus. Nun nimm 2. Pfund Allaun / laß den im Waſſer zergehen / und geuß es in dieſe gefaͤrbte Lauge; ruͤhre es wohl umb / ſo gerinnts zuſam - men und wird dicke; geuß es wieder in einen dichten leinen Beutel / ſo bleibt die Lacca im Beutel / und die Lauge laͤufft klar und lauter durch. Wofern ſie aber noch gefaͤrbt durchlieffe / ſo muͤſte mans alsdeñ nur ein wenig einkochen / und noch etwas vom zerlaſſenen Allaun hineingieſſen / ſo wuͤrde es vollend ge - rinnen / und die Lacca unfehlbar zuruͤck bleiben. Wann nun ſolcher Geſtalt die Lacca alle im Beutel iſt / ſo muſtu offt friſch Waſſer darauff gieſſen / damit das / was etwan noch vom Saltz oder Allaun dabey iſt / weggeſpuͤhlet werde. Nim̃ als - denn eine Taffel von Gips / oder von Kreyde / wie ich ſchon vorhin gelehret / ſtreiche es darauff / oder laſſe kleine Kuchen / wie etwan in den Apothecken die Bruſt-Kuchen / darauff troͤpffelen / welches gar fein durch einen Trichter geſchehen kan / und verwahre ſie zum Gebrauch: denn du wirſt / wenn du recht procediret, eine ſehr ſchoͤne Lacca haben. Hierbey iſt noch zu mercken: wann im Kochen der Wolle / das Waſſer wolte vergehen / und zu wenig werden / daß man ja kein kalt Waſſer zugieſſe; ſondern auff beduͤrfftigen Fall / muß manſiedent -187Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. ſiedent-heiß Waſſer bey der Hand haben / und nachgieſſen; weil ſonſt leicht alles mißrathen ſolte. Jm uͤbrigen iſt hier - bey nichts mehr in acht zu nehmen / ſondern gehet alles un - fehlbar an. Wer aber die Lacca machen wolte / und die Wol - le nicht erſtlich faͤrben / dem will ich hiermit einen noch leich - tern und unkoſtbaren Weg zeigen: Er ſehe nur / daß er die Flock - oder Scheer-Wolle von Scharlach bekomme / die koche er in der Lauge / und mache es nur allerdings / wie oben ge - lehrt / alſo iſt man ſo wohl der Muͤhe von Faͤrben / als auch der meiſten Unkoſten uͤberhoben.
HAt der Autor gelehrt / wie man eine Lacca aus der Chro - ſillie machen ſoll. Dieſen Modum bin ich gefolget / und habe ſelbigen gantz richtig beſunden / nachdeme habe ichs einen guten Freund gewieſen / der macht ſie noch auff den heutigen Tag / und verkaufft ſolche denen Mahlern mit guten Nutzen / als welchen ſie / weiln ſolche wol tieffet (wie die Mah - ler reden) ſonderlich dienſtlich iſt. Das Zugieſſen des Allauns gibt ſich ſelber. Jm uͤbrigen hat hierinnen der Autor das ge - ringſte nicht verhalten. Was aber
NAch des Autoris Lehre die Lacca zu machen betrifft / iſt ſelbige etwas zu koſtbar / ſonſt aber iſt ſie aller dings richtig. Meine Art iſt dieſe: Jch nehme eine klare Pott-Aſch - oder Weinſtein-Lauge / dazu gieß ich ein gantz we - nig zerlaſſenen Allaun / die Lauge thue ich in ein weit glaͤſern Geſchirr / alsdenn nehme ich geſtoſſene Coſcionell, und thue ſie in einen dichten-leinen Beutel / und ſchlage den hin und her in der Lauge / biß alle Farbe heraus geht / doch iſt die erſte die beſte: derowegen umb iede abſonderlich zu finden / kan man zwey Glaͤſer nehmen.
A aWenn188J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B.Wenn nun aber keine Farbe mehr heraus will / nimmt man ein lauter Allaun-Waſſer / und gieſſet ſo viel davon un - ter die Lauge / biß ſolche gaͤntzlich gerinnt / das geronnene gieſ - ſe auff ein Tuch und ſuͤſſe oder waſche mit friſchen Waſſer die Lauge ab / und truckne ſie auff vorige Art / ſo haſt du eine ſo ſchoͤne Lacca, als der Autor lehret / die doch weder koſtbar noch muͤhſam iſt / kanſt auch dieſer Manier ſicher trauen / denn ich ſie zu unterſchiedlich mahlen probirt habe.
DEr Autor kommt nun wieder auff die Glas-Kunſt / uñ lehret hier eine durch ſcheinende Roͤthe in das Glas zu bringen; es gehet auch / daſerne die Magneſia nach ſeiner Lehre / wohl und fleißig zugerichtet / gar gut an / und gibt eine ſchoͤne Granat-Farbe / wie ich denn dieſelbige ei - nem Liebhaber / ſo er bey mir kommt / wohl vorzeigen kan.
Hier ſtehet in des Geißlers Verſion alſo: Es ſoll von die - ſer Medicin 20. Untz oder 40. Loth / in ein ieder Untz des Cry - ſtalls oder Glaſes gethan werden. Wobey Geißler noch fer - ner ad marginem commendirt: Es ſoll vielleicht Pfund heiſ - ſen. Aber gewiß / lieber Herr Geißler / es iſt mir leid / daß ihr ſo gar ungluͤckſelig in euren judiciren / und alſo fort auch im commendiren ſeyd. Billig ſolte man euch (zumahln / weiln ihr doch ein Chymicus ſeyn und den Neri ins kuͤnſtig verbeſſern wollt) alſo zuꝛuffen: Leꝛns beſſer / lerns beſſer ꝛc. Jhr ſetzet / oder ruͤhmet euch in euer Charteqve, daß ihr in der Chymie von Jugend auff wenig unnuͤtzlich Geld verthan: ich aber halte dafuͤr / daß ihr noch weniger nuͤtzlich darinnen verthan habt. Ja es iſt fuͤrwahr ohne euren Ruhm und Bekaͤntniß gnug - ſam zu ſehen / daß das wenige (wie wenig es auch immermehr ſeyn mag) ſo ihr in der Chymia verthan / gleichwohl bey euch recht unnuͤtzlich verthan iſt; Urſach / weiln ihr dadurch nichtsgebeſ -189Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. gebeſſert / ſondern noch ſo gar alber und unverſtaͤndig in der - ſelben ſeyd. Gewiß ihr habt von noͤthen / noch von unſern allergeringſten Jungen zu lernen / und Unterweiſung anzu - nehmen; Jſt alſo freylich billig und recht / daß es mit euch heiſſe / wie ihr euch ſelber geprophe zeyet habt / nemlich: Ruͤcke hinunter. Denn es iſt eine bekannte Warheit / daß / wer in der Chymie wenig verthan / ſelbiger auch darinnen wenig gethan habe; und dieſes hat man aus eurer Charteqve gar wol geſehen / alſo daß es von euch unnoͤthig geweſen / ein ſolches Geheimniß der Welt zu offenbahren. Sage derohalben noch - mahl mit guten Fug / daß mein voriger Jung / ſo eines ſchlech - ten doch ehrlichen Bauren Sohn / dennoch mehr als zu viel tuͤchtig geweſen / euer Lehrmeiſter zu ſeyn / umb euch in denen Dingen / die ihr billich wiſſen ſollt und doch nicht wiſſet / zu unterweiſen. Wiewohl leicht zu ſehen / daß eure Einbil - dung ſich zu der Zeit ſehr hoch erſtreckt / hoffe aber / ſie wird von ſich ſelbſt vergehen / ſonderlich wann ihr werdet zur Er - fahrung derer Dinge / die ihr euch ietzt einbildet / einſten ge - langen. Jch zwar wuͤnſchete euch gerne / daß ihr wuͤſtet / was ihr euch einbildet / und haͤttet die Experientz an ſtatt der Meinung / ſo wolten wir beſſer zuſammen kommen.
Aber wieder von unſers Autoris Medicin zu reden / ſo will ich euch nur dieſes zu bedencken geben: Jhr wollt ja ein Medicus ſeyn / und vermuthlich kein gemeiner; nun nennet die - ſes der Autor eine Medicin; habt ihr denn iemahls geſehen ei - nem Krancken / oder einem Corpo, eine Medicin beybringen / am Gewicht (ich will nicht ſagen 20. mahl) ſchwerer als das Corpus ſelber iſt? Jch halte / es ſolte eine neue Art zu medicinen ſeyn. Jhr wollt ja auch ein Philoſophus ſeyn / ich muß aber glauben / daß ihr entweder zu raiſoniren vergeſſen oder nie - mahls gelernet habt; denn uͤberlegts nur ſelber / (Es gehoͤret doch auch zur Philoſophia) wann ein Faͤrber / oder ſonſt ie - mand etwas faͤrben wolte / und dazu (ich will nicht ſagen 20. A a ijmahl)190J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. mahl) ſchwerer als das Ding / welches er faͤrben ſoll / Farbe / und zwar wohl-præparirte Farbe / naͤhmen und gebrauchte / ſolte er nicht (ſonderlich auff Roth) zu recht kommen / wuͤrde er nicht von iederman / der es wuͤſte / vor den groͤſten Ignoran - ten gehalten werden? Eben dieſe Bewandſchafft hat es hier auch mit den Glaͤſern / in welchen doch als in einen durchſich - tigen Corpo, die Farbe ſich noch viel weiter (daferne recht ver - fahren wird) erſtrecket und erſtrecken muß: und dieſes haͤttet ihr billig wiſſen ſollen / daferne ihr nur ein halber Chymicus und dabey weder ein Medicus noch ein Philoſophus waͤret / da ihrs doch alle drey zuſammen (ſehet nur / wohin euch die Ein - bildung verleitet) ſeyn wollet.
Jhr werdet euch zwar hier entſchuldigen wollen / und ſagen / es ſtehe alſo in der Lateiniſchen Verſion: Wolan / geſetzt / daß ihm ſo iſt / ſo ſeyd ihr aber (ſcilicet) ein Ausleger Philoſo - phiſcher und Chymiſcher Schrifften: nun weiß iederman wohl / daß eine Sache / die an ſich ſelber klar und richtig iſt / keiner Erklaͤrung oder Auslegung von noͤthen hat; ſondern vielmehr / wo dieſelbe zweifel haftig dunckel / ungewiß oder gaꝛ gefehlet iſt. Jſts nicht alſo? Jhꝛ aber habt geꝛad das Gegentheil gethan / indem ihr (nach der rechten Ausleger Art) allezeit / wann der Text am klaͤreſten / euren Senf am liebſten beyge - ſchmiert; wann es aber am meiſten von noͤthen geweſen / da habt ihr nichts im Faß gehabt.
Jch haͤtte hier Gelegenheit / euch / aus der Charteqve an eure hochgeehrte Herren / und ſonderlich aus den NB. wohl - ausgeſonnenen Zuſchrifften eures Neri recht blos und ey - gentlich vorzuſtellen; wills aber doch / weil ich hoffe / ihr wer - det euch beſſern / vor dißmahl beruhen laſſen / und was die rechte Proportion der Medicin ſey / hiemit erklaͤren:
Jch habe zwey teutſche Verſion uͤber den Neri / aber de - ren keine wills mit euch halten / denn die eine ſetzt eine Untz auff ein Pfund / die andere aber eine Untz auff 20. Untzen;und191Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. und dieſe hat des Autoris Sinn und Meinung recht getroffen; weiln / wenn es ja in der Lateiniſchen Verſion alſo ſtehet / wie Herr Geißler hat / nur verkehrt geſetzt iſt; welches aber ein Commentator billig ſehen / oder mercken und wiſſen ſoll / ſon - derlich ein ſolcher / der / wie ihr euch ruͤhmt / ſo viel Jahr der Muſen Bruͤſte geſogen; welches ich aber / weiln ihr nicht beſ - ſer von einem Ding raiſonirt / nicht glauben kan / daß es nem - lich der Muſen Bruͤſte geweſen / von welchen / weiln ſie bey mir in einen beſſern Credit ſeyn / ich nicht muthmaſſe / daß ſie ſolche einem ieden unverſchaͤmten Gaſt darreichen ſollen / in - dem es ihnen ſonſt ja zu groſſen Schimpff (wie leicht zu erach - ten) gereichen wuͤrde: ſondern wenn ich hier von meine Mei - nung ſagen ſoll / ſo halte ich vielmehr darfuͤr; es ſey der Phan - taſia ihr mit Lufft und Wind angefuͤllter Lederſack geweſen / womit mancher ehrlicher Kerl iſt betrogen worden.
Zum Beſchluß aber / ſage ich euch / mein lieber Herr Geißler / daß noch hier eine Untz Medicin auff 20. Untz der Cryſtallinen Maſſa zu viel iſt; es waͤre denn Sach / daß man es zuſam̃en in einer uͤbermaͤßigen Hitz wolte ſtehen laſſen / da - mit ſich etwas an der Farb verzehrte / wiewohl es dennoch hier nicht ſo leicht / als mit der unpraͤparirten Magneſia ge - ſchicht: Ja es iſt faſt an einen Loth genug / und gibt / wañ al - les recht getroffen / reverà eine ſehranmuthige Farbe. Die - ſes ſchreibe ich nicht etwan aus dem Falopio oder ſonſt einem alten Buch / ſondern aus unbetruͤglicher Experientz uñ Erfah - rung: thut ihr auch dergleichen / ſo habt ihr keiner Correction von noͤthen. Es ſoll mir auch ſehr lieb ſeyn / wann ihr mit Experientz mir meine Fehler zeiget / mit leeren Worten aber werdet ihr euch nur proſtituiren / und doch niemanden / der bey geſunden Verſtand iſt / contentiren koͤnnen.
WAs hier die Blut-rothe Farbe betrifft / gebe ich nach / daß ſie in ſchwachen Feuern wohl angehe. Jch habeA a iijdie -192J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. dieſes mehr denn einmahl verſucht / auch im Ausnehmen ſel - bige oͤffters ſo Blut-roth befunden / daß ich mich daruͤber ver - wundert / und von Hertzen erfreuet; aber wann mans will verarbeiten laſſen / ſo wird es am Jnſtrument ungeſtalt / und flechten ſich allerhand unannehmliche Streifen darein / auch wann ein oder 2. Stuͤckgen gemacht / ſo vergeht die Farbe nach und nach faſt alle wieder. Wann aber etwas / von dem mit Eßig præparirten Eyſenpulver dazu gethan geweſen / ſo kan / daferne die Farbe vergangen / ſelbige mit dem Weinſtein wieder hervor gebracht werden; aber es iſt doch keine Beſtaͤn - digkeit dabey ꝛc.
Hier wolte ich gerne einen beſſern Modum anzeigen / und auffeine compendieuſe Art das rothe oder Rubin-Glas leh - ren / wann es nicht vor eine ſo ſonderbare Raritaͤt von meinem Gn. Churfuͤrſt und Hn. gehalten wuͤrde: Wer es aber et - wan nicht glauben will / daß ichs kan / der komme ins kuͤnffti - ge und ſehe es bey mir. Wahr iſts: Es iſt itzo noch zu rar, ge - mein zu machen.
ERfodert die Farbe / wie kurtz ſie der Autor auch beſchrei - bet / viel Muͤhe in ihren eigendlichen Grad zu treffen / wiewohl ſeine Beſchreibung allerdings recht. Nur er - innere ich dieſes dabey / ſo man das Glas anfaͤnglich mit der Magneſia oder Braunſtein etwas zu ſtarck gefaͤrbet / ſo bekom̃t man die Farbe nimmermehr nach Belieben / ſondern wird gantz dick und dunckel; derowegen muß ſehr wohl in acht ge - nommen werden / daß man es im Anfang nur helle faͤrbet. Dieſes habe ich mit Schaden erfahren.
JSt nicht wehrt / daß dabey etwas erinnert werde / weil es der alte Modus, den alle Apothecker-Jungen wiſſen. Es iſt auch ſchon zuvor droben im 91. Capitel ein ſon -der -193Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. derlicher und compendieuſer Modus, das Saccharum Saturni o - der Bley-Zucker copieus zu machen / ausfuͤhrlich gelehret worden.
MUß dieſes wohl in acht genommen werden / daß / weiln der Autor mehr Saltz als Sand zu machen befiehlet / man die Poſta, wann ſolche geſchmoltzen / zu etlich mah - len im Waſſer abloͤſche / denn ſo ſolches nicht geſchicht / und man hernach damit ameliren und mahlen will / ſo ſihet alles unangenehm uñ blaͤtterigt aus / und will nichts rechts feines und ſchoͤnes daraus werden.
Es kan auch eben ſolches mit dem gemeinẽ Glas der Pott - Aſche geſchehen / nur daß dieſes (nemlich in dieſem Capitel) darumb / weil mehr Saltz dazu koͤmmt / weicher und ge - ſchmeidiger wird. Es iſt zu wiſſen / daß man bey allen Schmeltz-Glaͤſern ſich nur nach den Feuern muß richten: denn iſt das Feuer gar zu ſtarck / ſo vergeht ihnen die Farb / die ſie haben ſollen / und kommt eine andere hervor / die man nie begehrt noch haben will. Der figirte Schwefel dient hier zur Sache gar nichts / er mag ſo leicht davon bleiben / als da - zu kommen: und weil hier ſein Gebrauch nichts nutzet / ſo iſt auch nicht noͤthig
DEßwegen ein Wort zu verlieren / ſondern Dinten und Federn weiter zu ſparen. Was aber
ANbelangt / ſo braucht dieſelbe Schmeltze fuͤrwar eben ſo viel Kunſt nach zu finden / als zu erfinden. Man muß wohl zuſehen / daß / ſo bald das rechte Tempo einer ver -langten194J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. langten Roͤthe getroffen / man es alſobald aus dem Feuer nehme / ſonſt veraͤndert ſichs in einer halben Viertel-Stunde.
Man kan aber dieſe Farbe nicht geſchwinder kriegẽ / als wann man des gelben Staubs / der in den Eychen liegt / et - was unter den Weinſtein miſchet; und ſo der Weinſtein nicht ſelbſt ſehr dicke von Farbe iſt / ſo thut es auch wenig. Es bleibt dabey / dieſe Farbe geraͤth ſelten wohl / aber die nachfolgende wird ſehr ſchoͤn / und hat nicht ſo viel Muͤhe / als dieſe. Sum - ma / das Feuer iſt hierinn das Hauptſtuͤcke zu beobachten.
WAnn hier die Kupffer-Schlacken dazu gethan wer - den / ſo muß mans nicht lange ſtehen laſſen; ſonſt wird es Stral-Gruͤn / da es doch anfaͤnglich eine ſchoͤne Roͤthe gibt / waͤhrt aber gar eine kurtze Zeit: derowe - gen der Autor das Glas ſo milde und gelinde macht / daß man deſto beſſer kan damit zu recht kommen. Auch / ſo das Feuer nur ein wenig zu ſtarck / ſo wird es eine Leber-Farb: imglei - chen muß man nicht gedencken / daß man recht durchſichtig roth Glas daraus kriegen wolte / nein / das will hier nicht an - gehen / ſondern ſo weit iſt es durchſichtig / wann man ein Stuͤcklein nimmt / und daſſelbe / ſo es von einandeꝛ geſchlagen / gegen das Licht oder die Sonne auff den Nagel haͤlt / da ſi - het es ſchoͤn roth; Wann man es aber zum Glas-Blaſen will / ſo wird es am Jnſtrument oder an der Pfeiffe / Ziegel-Farb bekommen.
Dieſes Glas hat eine wunderbarliche Art an ſich / denn ſo daſſelbe gerieben / und damit / auff die Gold-Arbeiter Art / gemahlt und eingebrañt wird / ſo kommt es nicht roth / ſon - dern nur gelblicht aus dem Feuer: ſo man es aber uͤber et - liche trockene Bircken-Reiſer raͤuchert / ſo kriegt es ſeine ſchoͤ - ne durchſichtige rothe Farbe / wie denn dieſes Kunſt-Stuͤck -lein195Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. lein ſchon unterſchiedlichen Gold-Arbeitern bekañt / welche es in dem Gebrauch oder Erfahrung alſo befunden haben.
DJeſer theure und koſtbare Modus iſt zwar von vielen verſucht / aber darinnen wenig Vergnuͤgen gefunden worden; es gehoͤrt auch mehr dazu / das Gold dahin zu bringen / daß es dem Glas ſeine rothe Tinctur mittheile / und daſſelbe in einen Rubin / ja gar Carfunckel verkehre / und haͤtte der Autor naͤher zum Ziel ſchieſſen muͤſſen / wann man glauben ſolte / daß er dergleichen gemacht oder machen koͤnnen.
DArinnen wieder ein fixer Schwefel zu machen gelehret wird / wie im 126 Capitel / iſt nur dieſes zu ſetzen / daß hier - zu einer ſo viel nuͤtz / als der ander / nemlich nichts. Dahero auch davon nichts weiters zu melden.
LEhret der Autor erſtlich das Kupffer calciniren: zwey - tens / daraus einen Vitriol oder Kupffer-Waſſer zu machen; und drittens / wie man den Vitriol reinigen und diſtilliren ſoll; von welchen allen nicht viel zu ſagen iſt / weiln es gemeine Arten / die ſchon iederman bekannt / und da - zu hier deutlich genug beſchrieben ſind. Daß aber ſteht / ohne Corroſiv und Schaͤrffe ſolchen zu machen / waͤre zwar / was die Herausziehung deſſelben / aus dem Kupffer-Kalch / betrifft / deme ſo; alleine die Calcination mit dem Schwefel / als welche blos durch das acidum deſſelben geſchicht / iſt (was das Corroſiv belangt) eben ſo viel / als ob es mit dem Oleo Sulphuris oder Vi - trioli geſchehen waͤre; aber weil der Schwefel an ſich ſelber nicht ſcharf ſchmeckt / und der Autor nicht obſervirt, daß dieBbCal -196J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. Calcination mit Schwefel / blos durch den Allaun deſſelben / welches im Feuer das Kupffer anfaͤllt und ſolvirt, geſchiht / ſo hat er gemeinet / es ſeye ein Vitriol, der ohn alle Schaͤrffe aus - gezogen ſey.
Der hochgelehrte Merrettus, fuͤhrt hier aus den Glaube - ro einen bekannten Modum an / wie man mit den Spiritu Salis Amoniaci (als bey welchen das Alcali Volatile manifeſt prædominirt) einen Vitriolum Veneris machen ſoll / und diß moͤchte noch einiger Maſſen ein Vitriolum Veneris ohne corro - ſiv heiſſen. Haͤtte ſich alſo Herr Geißler billig ein klein wenig beſſer bedencken ſollen / wider einen ſolchen Mann / der viel - leicht in ſeinem kleinen Finger mehr Wiſſenſchafft hat / als ihr in eurer gantzen Hand / und ein vornehmes Mitglied der Koͤ - nigl. Engliſchen Societaͤt iſt / hierinnen ſo unverſtaͤndig zu corrigiren oder einer Correction wuͤrdig zu achten. Doch wann ihr es mit Raiſon gethan / und etwas beſſers gezeiget haͤttet / ſo waͤre es gut und zu erdulden geweſen / aber hier hat Herr D. Merrett zehen-fach recht fuͤr euch / und iſt hier aus fuͤr - war genugſam zu ſehen / daß ihr noch nicht einſt wiſſet / was nur nach der bekañteſten und groͤbſten Manier ein alcali oder ein acidum ſey (welches gewiß nicht wenig von einem Medico, Philoſopho & Chymico zu ſagen iſt) gleich wohl wolt ihr vor - nehme und gelehrte Leute taxiren und corrigiren. Jch weiß endlich nicht / was ich von euch gedencken ſoll ꝛc. Aber hier fer - ner zum Beſchluß
Zu handeln / ſo iſt genugſam bekannt / wie viel ſich mit der - gleichen Reinigung ſchleppen und plagen; unterdeſſen habe ich dieſes beobachtet (wie ich denn ſchon in meinen gedruckten Obſervationen erwehnt) daß / wann ich den Vitriol gleich hun - dert und mehrmahl im Waſſer ſolviren und anſchieſſen laſſe / ſo faͤllt doch allemahl eine Terra oder Erde zu Boden / undvergeht197Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. vergeht dem Vitriol ſein Metall nicht; ſondern wie gedacht / es faͤllt ſo lange zu Boden / als Vitriol da iſt.
Dieſes iſt auch bey allen andern Solien zu ſehen / man ſolvire und coagulire ein Saltz mit Waſſer / ſo offt als man wolle / ſo ſcheidet es ſich doch dadurch nicht von ſeiner Terra, und ob es gleich im erſten Solviren und Coaguliren etwas klaͤ - rer ſtehet / als vorher / ſo hat es zwar die groͤbſte Erde in et - was / aber bey weiten nicht gantz verlohren; weiln ſolches ab - ſolut unmuͤglich iſt / daferne es anderſt Forma behalten / und ein Saltz bleiben ſoll.
Jch habe dieſer Sache offt nachgedacht / und zu ergruͤn - den mich bemuͤhet / nemlich; ob denn nicht muͤglich einige Art und Weiſe zu finden / ein rechtes reines Saltz / oder einen pu - ren Vitriol zu kriegen; da ich denn endlich einſten betrachtet / woher doch dieſes kaͤme / wann ich die Saltze im Waſſer ſolvi - re / daß dieſelben / vornehmlich der Vitriol, ſo hoch aus dem Waſſer hervor ſteigen / und ſich auch auſſerhalb an das Glas anlegen; dieſes / gedachte ich / muͤſte nicht von ungefehr geſche - hen / ward derowegen bewogen / der Sache ferner nach zuſin - nen. Nahm derohalben etliche Pfund Vitriol / thate ſie in einen feſten ſteinern Milch-Napff / (wie denn ſolche ſonderlich um Dreßdẽ / allwo ich mich damals enthielt / ſehꝛ feſte gemacht werden / und unten ſpitzig zugehen / oben aber gar weit ſeyn) in dieſen that ich meinen Vitriol / und goß Waſſer drauff / daß es uͤber 2. Qver-Finger hoch daruͤber ſtunde; ruͤhrte es was um / da fing mein Vitriol an ſeiner Art nach heraus zu wach - ſen / biß oben an den Rand / da er ſich denn gantz kraus und weiß auffhielte; das ließ ich in 14. Tag und Nacht ſtehen / da ward deſſen eine ziemliche Qvantitaͤt / und war gantz ſchmie - rig anzugreiffen; diß nahm ich ab / wie ich dieſes das erſte mal weggenommen / wuchs es auch ſo geſchwinde / daß ich alle Morgen deſſen ein zimliches Theil mit Verwunderung weg - nehmen kunte; dieſes ſam̃lete ich alles zuſammen / biß der Vi -B b ijtriol198J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. triol auffgeſtiegen / und ſeine Terreſtritaͤt und metalliſches Corpus zuruͤcke gelaſſen.
Dieſen weiſſen / wie Butter-ſchmierigen Vitriol / ſolvirte ich einen Theil in diſtillirten Waſſer / und wolte es anſchieſſen laſſen / welches ſchwer hergieng; doch weil die Kaͤlte ziemlich einfiel / ſchoß er ſehr ſchoͤn und gantz weiß / durchſichtig wie Cryſtall an; von welchen ich alſo fort eine Proba an meinen wehrten Freunde / den Hochgelahrten / und in der Chymie wohler fahrnen Herrn D. Langelothen zuſchickte / der ſich uͤber dieſer Reinigung / ſonderlich weil ſolche durch die Lufft ge - ſchehen / ſehr verwunderte. Ein Theil aber / welches nicht an - ſchieſſen kunte noch wolte / war ſo dicke und zaͤhe / wie ein dicker Syrup; dieſes haͤtte ich auch gerne zum Anſchieſſen gebracht / es kunte aber nicht ſeyn / ob ſchon die Kaͤlte noch ſo hefftig; end - lich ſtellte ichs auff maͤßige Waͤrme / da ſetzt es ſich zwaꝛ zuſam - men / wie ein Alumen Plumoſum, war aber doch dabey ſo ſchmierig / daß man es ohne Gefaͤß nicht wohl fortbringen kunte.
Was dieſer Vitriol nun vor Nutzen hat / und was er vor einen Spiritum gibt gegen den andern / der ſeine grobe Terra und Metall noch hat / wirſtu aus der Experientz lernen: denn da des vorigen Vitriols / wann er diſtillirt wird / ſein Caput Mortuum roth oder ſchwartz wird / da iſt hingegen dieſes Schnee-weiß / und wird auch meiſtentheils in einen Spiritum uͤbergehen.
Warum aber dieſer letztere / von meinẽ gereinigten Vitriol (ſo wol auch bey andern Solien) nicht anſchieſſen wil / noch kan / iſt diß die Urſach: das Saltz iſt wieder wie es in ſeiner erſten Generation war / ohne Terra, als welche ſich ſchon erſtlich abge - ſondert und præcipitirt oder geſetzt hat. Es iſt auch noch ein mercklicher Unterſchied / unter dem / der angeſchoſſen / und dem der nicht angeſchoſſen iſt / noch an ſchieſſen koͤñen. Zwar wann man fleißig iſt / kan man auch ſolches mit Solviren und Coagu -liren199Anthonii Neri von der Glas-Kunſt. liren etlicher Maſſen erlangen / aber es geht doch ſehr ſchwer und lang - ſam zu. Jch habe auch dieſes mit andern Solien verſucht und feine Din - ge angemerckt / die noch groſſen Nutzen haben koͤnnen / welches ich dan - nenhero einen jeden / beſſer darinnen nachzuſuchen / hiemit entdecken wollen.
Sonſt hat man ſich auch ſehr bemuͤhet / wie man moͤchte den Vi - triol in einen verſchloſſenen Glas zur Roͤthe bringen / daruͤber ich mich auch nicht wenig macerirt / wiewohl es etliche vor eine gar ſchlechte Kunſt achten. Ja zu leſen / ſchreiben und glauben / iſts freylich eine ſchlechte Kunſt / aber zu machem / ſolts wol noch manchem eingebildeten Philoſopho Kunſt genug ſeyn. Mir ſind daruͤber etliche mahl die Glaͤſer mit groſ - ſen Knallen zerſprungen / und habe allerhand andere Ungelegenheit da - mit gehabt; biß ich habe befunden / daß er von ſeinen eigenen Spiritu, durch die Circulation muͤſſe gefaͤrbet und figirt werden. Dannenhero verſuchte ichs alſo: ich nahm einen durch Solviren und Coaguliren zim - lich reinen Vitriol / ließ ſolchen an der Sonnen calcioniren oder zerfal - len / und fuͤllte damit ein Ey-foͤrmiges Glas gantz voll / biß oben an / alſo daß man nicht mehr das geringſte hinein bringen koͤnnen. Daſſelbe / nachdeme ich es feſte genug vermacht / habe ich in eine / anfangs zwar ge - linde / folgends aber ziemliche groſſe Hitze geſetzt; Da iſt mein Vitriol zwar gelblicht worden / aber zur voͤlligen Roͤthe hat er ſich durchaus nicht geben wollen; biß ich endlich gemerckt / daß ich meinen Vitriol im Glas habe ſchuͤtteln koͤnnen / und daß derſelbige naͤher zuſam̃en gefallen / auch daß ſolcher an dem einen Ort wo das Spatium war / ſich ſchoͤn roth gefaͤrbet: weil aber weiter nichts daraus werden wolte / oͤffnete ich das Glas und nam das wenig Rothe ab / thate es in Eßig / da faͤrbte ſich der Eßig ſchon hoch gelb; den andern Vitriol ſolvirte ich auch / der war zwar auch ein gar weniges gelb / aber bey weiten nicht ſo ſchoͤn / als das wenige.
Dieſem dachte ich weiter nach / und befande / daß mein Raum im Glas zu klein geweſen / fuͤllte derowegen mein Glas alſo / daß nur der vierdte Theil leer bliebe / und ſtellt es wieder in gehoͤrige Waͤrme / da ha - be ich in 14. Tagen geſehen / daß das Glas an den Seiten ſchoͤn ſtriemen - roth ward / und daß ſich der Vitriol immer mehr und mehr zur verlang - ten Roͤthe ſchickte.
Aber man ſoll wiſſen / daß es nicht gleich ſey / was man vor einen Vi - triol nehme / doch kan man leicht probiren / was vor einer ſonderlich gutB b iijhierzu200J. Kunckels Anmerckungen uͤber das 7. B. ꝛc. hierzu ſey / nehmlich der / welcher / wenn man ein wenig davon im Feuer calcionirt / am laͤngſten roth bleibt; Aber man muß auch ſehen und judi - ciren koͤnnen / daß ſolche Roͤthe nicht vom Eyſen herruͤhrt / wie bey den Engliſchen / welcher ein lauterer Vitriolum Martis iſt; ſondern ſeine Roͤ - the ſoll von ſeiner eigenen Terra herkommen. Muß alſo der / welcher den Vitriol brauchen will / dieſe Erkenntniß blos durch die Ubung ler - nen ꝛc.
Daß aber der Engliſche Vitriol Martialiſch / ſihet man nach ſei - ner Diſtillation an den Capite Mortuo, indem ſelbiges nichts anders als ein ſchoͤner Crocus Martis iſt / ſonderlich / wann der Vitriol zuvor fein etwas gereinigt worden.
Daß aber Baſilius und andere den Vitriolum Veneris ſo hoch re - commendiren / kan ich kein rechtes Warumb? ſehen. Das weiß ich aber / wann ich einen Vitriolum Veneris mache / es ſey nun gleich mit Oleo Vitrioli oder mit Schwefel (mit welchen ich ihn in groſſer Qvan - titaͤt machen kan) und diſtillire ſelbigen / examinire alsdenn ſo wohl das hieruͤber gediſtillirte Oleum, als auch das Caput Mortuum, ſo befinde ich netto, daß ich ſo viel Oleum habe / als Sal Sulphuris bey der Venere gewe - ſen; das Caput Mortuum, iſt gerade meine Venus wieder. Wer nun nicht glauben will / daß Oleum Sulphuris und Oleum Vitrioli eins / der kan dieſem weiter nach dencken: ich weiß / er wird mir nicht den geꝛingſten Unterſcheid unter dem Oleo Vitrioli rectificato und Oleo Sulphuris fin - den / und reverà demonſtriren koͤnnen; denn ſie beyde aus einer Minera kommen.
Doch rede ich hier von einem reinen Vitriol / und nicht von ſolchen / die mehr aluminoſiſcher als vitrioliſcher Art ſeyn / aber die Vitriole / die recht veneriſch / oder die aus Schwefel-Kies gemacht ſeyn / derer Oehl iſt und bleibt mit dem Oleo Sulphuris einerley. Hier waͤre noch mancherley Dings anzufuͤhren / und ſehr viel von dieſem Wunder-Saltz zu reden. Weil es aber nicht zur Glas-Kunſt gehoͤrt / von welcher oh - ne dem ſchon zu weit hier abgeſchritten / ſo ſchlieſſe ich billig und bringe auch zugleich hiermit meinen Neri zu ſeinen Ziel und gebuͤhrlichen
ENDE.
JCh habe den Lieb habern dieſer Kunſt verſprochen / nicht alleine meinen ſehr beqvemen Glas-Ofen zu communiciren / ſondern auch Anleitung zu geben / wie das Glas und die Edelſteine / ſo wohl vollkom - mener und haͤrter / als auch compendieuſer moͤchten zu ma - chen ſeyn; welches aber nicht zu verſtehen / als ob ich eine mehrere Haͤrte / weder das beſte und haͤrteſte Cryſtalliniſche Glas ins gemein hat / und haben ſoll / ſtatuirte; wie Herr Geißler / laut ſeiner Charteqve, aus meinen gedruckten Titel - Blat zu erſchnappen vermeint; da er ſpoͤttlich fragt / war - umb nicht auch die Haͤmmerung? ꝛc. Aber die mich kennen / und mit mir umbgehen / wiſſen gar wohl / daß ich ſo einfaͤl - tig nicht bin / daß ich etwas wider die Natur tentiren oder ſtatuiren ſolte; Nein / ſolche Kuͤnſte kan ich gar wol Hn. Geiß - lern allein laſſen. Jch will aber hiemit meinem Verſprechen ein Genuͤgen thun. Wer derowegen das Glas und die Edel - geſteine / auff eine beſſere Manier / oder auff dieſe meine Art und Weiſe nachkuͤnſtlen will / der mache erſtlich die Maſſa darzu alſo:
Droben in meinen Anmerckungen uͤber den Neri, habe ich etliche mahl die ſchwartzen Feuer-Steine / welche man viel - faͤltig in Feuer-Zeugen gebraucht / recommendirt / und dieſel - ben ſeynd auch hier / nemlich zu dieſem Vorhaben / ſonderlich beqvem und dienſtlich. Nimm derowegen derſelben ſo viel du wilt / und duncke ſie erſtlich in Waſſer / ſchmeiſſe ſie alsdeñ alſo naß in die Hitze des Ofens / ſo werden ſie gar wenig ſprin - gen / da ſonſt / ſo man ſie trocken hinein ſchmeiſt / ſolche ſo klein zerſpringen / daß man faſt nicht ein Stuͤck eines Groſchens groß behaͤlt; oder man muß ſie gantz ſacht / und mit groſſer Gelindigkeit auffwaͤrmen. Wann ſie nun durch und durchvoͤllig203der Glas-Kunſt. voͤllig gluͤen / ſo wirfft man ſie in reines Waſſer / ſo ſehen ſie ſehr ſchoͤn weiß. Dieſe / nachdem man ſie gebuͤhrlich getro - cknet / muß man ſehr klein und ſubtil pulveriſiren. Welches man / wann man nur ein weniges machen will / faſt nicht an - ders / als im eyſern Moͤrſel verrichten kan / da denn gemei - niglich die Ungelegenheit dabey / daß ſie etwas von dem Eyſen an ſich nehmen. Derowegen muß ſolches in eyſern Moͤrſel bereitete Pulver / mit einen Scheidwaſſer uͤbergieſſen; ſo nim̃t daſſelbige / was dieſes vor Eyſen bey ſich hat / wieder zu ſich / und das Aqva fort wird wieder abgegoſſen. Weil aber auch viel von demſelben bey dem Pulver verbleibt / und alſo auch noch allerley Unflat von dem Eyſen / ſo wohl von andeꝛn Din - gen / die es zu ſich genommen; ſo muß man / umb ſolcherley davon zu kriegen / reines heiſſes Waſſer daruͤber gieſſen / und damit alles vollends abwaſchen und reinigen: ſo deſſen viel waͤre / koͤnte man auch das Waſſer wieder verrauchen laſſen / ſo wuͤrde man ſein Scheidewaſſer auch wieder erlangen / und alſo zu andern und mehrern Gebrauch anwenden / oder nu - tzen koͤnnen.
Wann nun dieſer ſubtile Sand oder Stein-Pulver ſolcher Maſſen zugerichtet / ſo iſt er zu den allerbeſten Glas / und zu den allerklaͤreſten und reineſten Steinen / oder rechten Cryſtallen / ſo auff Diamant - oder Rubin-Art ſpielen ſollen / recht und ſonderlich gut. Will man aber Saphier / Sma - ragd / Topas, Chryſolit, Spinel, Amethiſt, Aqva-Marin, und dergleichen / daraus kuͤnſteln und machen; ſo iſt die Procedi - rung mit dem Aqva fort nicht noͤthig / daferne nur der Moͤrſel recht rein / und von allen Roſt wohl geſaubert iſt. Derohal - ben kan man umb beſſerer Verſicherung willen den erſten Sand / der in den Moͤrſel geſtoſſen wird / als welcher das mei - ſte von den Moͤrſel an ſich nimmt / alleine behalten / und zu den Saphir / noch beſſer aber zu den Smaragd / welchẽ es / ob ja et - was von eyſern Moͤrſel dabey iſt / wenig oder gar nichts ſcha -C cdet /204Joh. Kunckels ſonderbahre Zugabedet / verbrauchen. So man aber einen Moͤrſel von ſehr har - ten Stein / als Porſchie oder dergleichen haͤtte / und ſolchen nach der Weiſe einer Muͤhlen (wie ich hier zur fernern Anlei - tung zweyerley Arten will fuͤrſtellen) compendieus zu hand - tieren / oder zu reiben weiß / (welches leichtlich zu erlangen waͤre) der hat einen weit beſſern Modum, und iſt aller obigen Sorg und Muͤhe uͤberhaben.
Es hat zwar Herr Geißler / in ſeiner Verſion auch etwas geſetzt / und in einer Hoͤltzern-Kupffer-Figur beygefuͤgt / wel - ches er einen Philoſophiſchen Moͤrſel / ja wol gar einen propor - tionirlichen Philoſophiſchen Moͤrſel nennet / und ich halte ge - wiß dafuͤr / daß / wer die holde Figur deſſelben proportionir - lichen Philoſophiſchen Moͤrſels / ohne Verwunderung ſihet und betrachtet / den muͤſſen dergleichen Philoſophiſche Thor - heiten mehr bekañt / oder nicht ſeltſam ſeyn. Ob aber die Philo - ſophi die Piſtille oder Kngel in den Moͤrſel / oder den Moͤrſel in die Kugel bringen und darinnen reiben koͤnnen / weiln ja hier die Kugel dieſes ſo proportionirlichen Philoſophiſchen Moͤr - ſels groͤſſer als der Moͤrſel iſt / haͤtte Herr Geißler billig erklaͤ - ren ſollen; ich vor meine Perſon kan es nicht verſtehen. Habe aber / denen Liebhabern zu Gefallen / hier / wie gedacht / 2erley Art Muͤhlen / die die Chymici im Brauch haben / und nicht e - ben meine inventionen ſeyn / zu fernerer Anleitung und Ver - beſſerung (nachdem eines ieden Operation und Vorhaben iſt) mittheilen und vorſtellen wollen.
Jch habe zwar auch eine inventirt / welche mir / wann ich ſie auffgezogen / faſt eine gantze Stund / ohne alle andere Handanlegung / nicht alleine auffs geſchwindeſte reiben / ſon - dern auch zugleich / wann ichs haben will / einen Braten wen - den / oder iedes allein verrichten kan; dieſes iſt meine inven - tion, die ich vielleicht kuͤnfftig in meinem Laboratorium Experi - mentale, beſchreiben und communiciren werde. Wer aber hier eine Muͤhl und Moͤrſel gebrauchen will / dem ſeynd dieſebeeder -
205der Glas-Kunſt. beederley Sorten ſehr gut und dienſtlich. Dieſe mit lit. A. beſtehet / auſſer den Moͤrſel / faſt von lauter Holtz / und kan mit anderthalb Rthl. zu weg gebracht werden. Die zweyte aber lit. B. iſt von Eyſen / kan aber auch zu einen ſteinern oder glaͤ - ſern Moͤrſel appliciret werden; doch kommt ſie / wie leicht zu erachten / hoͤher zu ſtehen. Man kan dieſe beyde Muͤhlen alſo einrichten / daß man / nach Gefallen / ſo wohl groſſe als kleine Moͤrſeln davon fuͤgen und treiben kan. Lit. C. iſt nur ein Moͤrſel ohne Muͤhlen / von welchen wenig zu ſagen / iedoch wann Herr Geißlers ſein Moͤrſel gleichwohl nur noch eine ſolche Proportion und Beqvemligkeit gehabt / ſo haͤtte man ihm ſeine Uberſchrifft unangefochten laſſen koͤnnen; denn obs wohl die gemeinſte Sache iſt / ſo laͤufft ſie doch nicht wider die Natur. Dieſe 3erley Arten koͤnnen von kleinen Jungen ge - trieben werden / und mags ſichs ein ieder ferner ſo beqvem und gelegen erdencken als er kan und will / weiln eine vorge - ſtellte Sache / die ein Fundament hat / leicht zu verbeſſern ſte - het.
So man nun dieſe obgemeldte ſchwartze Feuer-Steine nicht haben koͤnte / ſo muͤſte man ſich der weiſſen Kießlinge be - dienen / doch geht der ſchwartze Feuer-Stein weit vor / vor - nehmlich wegen der Haͤrte / und dahero wird auch das Glas oder die Steine und Fluͤſſe / ſo daraus bereitet werden / ſo viel haͤrter / als die ſo aus andern Sand und Zeug gemacht ſeynd: aber es iſt zu wiſſen / daß der ſchwartze Stein auch laͤnger im Feuer ſtehen muß / und ſtrenger flieſſen als die andern.
Dieſe Steine aus den ſchwartzen Zeug bereitet / beſtehen die Polit oder die Scheibe / und das Schneiden vor allen an - dern gemachten Steinen. Die uͤbrige Schoͤnheit und Rei - nigkeit ligt blos an den Fleiß / und an genauer Beobachtung aller ſchon in den Anmerckungen und von dem Neri ſelbſt ge - thanen Lehren / oder nachdeme mans lange in dem Ofen laͤſ - ſet. So viel waͤre von Bereitung des Sandes zu gedencken. Folget nun /
Cc ijWie206Joh. Kunckels ſonderbare ZugabeWie man das Gemeng oder die Mixtur componi - ren und zuſammen ſetzen ſoll.
Wann dieſer Sand gelehrter Maſſen wohl und gantz ſubtil bereitet iſt / ſo mache die Compoſitiones alſo:
Ein anders.
Ein anders.
Noch ein anders.
Oder
Dieſes ſeynd alles Mixturen die ich ſelber probiert / und wiewohl eine etwas leichtfluͤßiger iſt als die andern / ſo ſeynd ſie doch allzuſammen viel haͤrter / als ſie Anthonius Neri lehret / ohne daß noch zum Uber fluß / die Steine / ſo hier aus ge - ſchnitten / nicht ſo ſchwer und ſinaig ſeyn / als die Seinigen /vor -207der Glaskunſt. vornehmlich dieſe / da Bley zukoͤmmt. Nun folgt: Wie man die Maſſa ſchmeltzen / tingiren / und vollends verfertigen ſoll.
Nimm derowegen eines dieſer Gemenge oder Mixturen / welches du wilt / und wege davon nach deinem Gefallen ab ein oder 2. Untzen / ferner thue die Farbe darunter / nachde - me du einen Stein haben wilt; als zum Exempel:
Nehme ich auff eine Untz dieſer Mixtur ein Gran Zaffe - ra oder Coabald, miſche ſolches wohl zuſammen / und ſchmel - tze es; ſehe ich nun / daß mir die Coleur gefaͤllt / ſo laſſe ichs billig dabey / denn einer macht den Saphier ſehr blau / der andere hingegen ſehr blas / und ſo iſt es mit den andern Co - leuren: auch dahero will und kan ich keinem die Proportion ſe - tzen / wie es mir denn auch unmuͤglich ſeyn wuͤrde / weil man dieſelbe vielmal veraͤndern auch ein ieder ſolches in einen klei - nen Windofen mit einen kleinen Tiegelein verſuchen / und ſich ſolcher Geſtalt perfectioniren kan.
Die Coleuren und Farben ſeynd bey unſerm Autore ſchon uͤberfluͤßig gedacht / und wann man die Dinge zuſammen miſcht / ſo kan ein ieder leicht nach ſeinem Gefallen hoch und niedrig tingiren.
Gleichwol will ich noch einige von mir experimen - tirte General-Regeln geben: Als allerhand gruͤne Coleuren
Werden durch Vermiſchung des / nach des Autoris Leh - re præparirten Kuchlers und Eyſen-Pulvers / nach eines ie - den Belieben bereitet / denn dieſe beyde geben allezeit gruͤn / nachdem aber das Gewicht der Zuſam̃enſetzung dieſer zwey / und nachdeme das Eyſen-Pulver entweder mit Eßig o - der mit Scheidwaſſer / odeꝛ durch die Reverberation bereitet iſt / nachdeme gibt es auch mancherley Variationes und Unter - ſchiedlichkeiten.
Geben die Boͤhmiſchen Granaten / wann ſie calcionirt und ſehr klein gerieben / der Mixtur zugeſetzet werden.
Gibt Crocus Martis, oder das durch die Reverberation be - reitete Eyſen-Pulver / wann deſſelben 8. oder 10. Gran / un - ter die Untze der Mixtur gemiſchet / oder derſelben zugeſetzet wird.
Wann Silber in Scheidwaſſer ſolvirt und mit Saltz niedergeſchlagen / ferner ein Magnet darunter gethan / und der Mixtur applicirt oder zugeſetzt wird / ſo gibts diverſe Co - leuren / alſo / daß ſie einen natuͤrlichen Opal præſentiren.
Machet man mit den Abgaͤngen und Fragmenten von Calcedon, wenn er nur mit Borrax verſetzt und geſchmoltzen wird / und kan man hierinn ferner ſo viel Veraͤnderung ma - chen / als man nur ſelbſt erdencken kan.
Hier will ich noch eine Mixtur oder Gemaͤnge ſetzen / dazu der jenige / ſo ſich in dergleichen Dingen uͤben will / leichter als zu den vorigen kommen und gelangen kan.
Wer in dieſen Schmeltzwercken kuͤnſteln / und der vori - gen Muͤh / den reinen Sand zu machen / uͤberhoben ſeyn will /der
209der Glaskunſt. der nehme fein Cryſtallinen oder Venediſch Glas / und ſtoſſe daſſelbe in einen ſaubern Moͤrſel auffs kleinſte / deſſen nimm 8. Untzen / Borrax 2. Untz / reinen Salpeter 1. Untz / aus dieſer Maſſa kan man auch aller hand Steine von Farben / uñ zwar viel leichter als die vorigen / ſchmeltzen / bekommen auch nicht ſo viel Blaſen / ſondern werden gar bald rein und fein / da’ hin - gegen andere Gemenge / ſie ſeynd auch wie ſie wollen / ſehr lan - ge im Feuer muͤſſen ſtehen / ehe ſie recht ſauber werden.
Jn dieſem meinen hier beygefuͤgten Ofen koͤnnen wohl zwantzig Proben auff einmahl gethan werden / und ſtehn die Tiegel vor allen Staub und anderer Ungelegenheit frey. Jch habe ſolchen den Liebhabern zu ſonderbaren Gefallen / ſo wol von innen als auſſen vorſtellen wollen / hoffe auch / es werde ſich ein ieder Verſtaͤndiger leicht darein finden / und dieſe mei - ne Intention und Invention zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen wiſſen.
Weiln die Doubleten ſehr im Gebrauch / und von denen Stein-Schneidern offt ſo ſchoͤn verfertiget werden / daß man ſie / wann ſolche gefaſt / oͤffters von den beſten natuͤrlichen Steinen nicht unterſcheiden kan; als will ich auch hier einen ſonderlichen Modum, dieſelben rein und fein zu verfertigen / anzeigen. Wilt du ſie demnach nach der beſten Weiſe berei - ten / ſo mache ſie alſo:
Nimm ein Quintlein reinen Maſtix / und des ſchoͤnſten und klaͤreſten Venediſchen oder Cypria niſchen Therpentin ½6. Theil / zerlaſſe es zuſammen / in einen kleinen ſilbern oder meßingen Pfaͤnnlein; iſt des Therpentins zu viel / ſo thue mehr Maſtix darunter / damit es ſein rechtes Tempo habe.
Ferner nim̃ die Farben / welche du wilt / als Florentiner Lacc / Drachen-Blut / diſtillirten Gruͤnſpan und derglei -chen /210Joh. Kunckels ſonderbare Zugabechen / welcherley Art Steine du vorſtellen wilt. Reibe iedes abſonderlich auff das allerſubtilſte / und vermiſche auch ie - des abſonderlich mit der Mixtur von Maſtix und Therpen - tin / welche du zuvor zerlaſſen muſt / ſo wirſt du mit der Floren - tiner Lacc einen Rubin / mit dem Drachenblut einen Hya - cinth / mit dem Gruͤnſpan einen Chryſolit ꝛc. vorſtellen koͤñen.
Wilt du aber dieſe Farben gleichſam gediſtilliret oder gantz rein und ſubtil haben / ſo laſſe dir eine Buͤchſe von duͤr - ren Linden - Holtz drehen / wie dieſe Figur ausweiſet:
Dieſe muß / ſonderlich von unten her / ſo gar duͤnne ge - drehet ſeyn / als nur muͤglich / ja daß man auch durchſehen kan. Alsdann macht man eine Qvantitaͤt von obiger Maſ - ſa / ſolche vermiſchet man mit einer Farbe / welche man will / und thuts in dieſe Buͤchſe / und haͤngt es uͤber eine maͤßige Kohlen-Glut / oder im Sommer an die heiſſe Sonne / ſo dringt es auffs allerſubtilſte durch: Diß ſchabt man ab / und verwahrt es in einen feinen helffenbeinern oder ſonſt reinen Buͤchßgen (es iſt ſehr klar und lauter) und hebt es auff zumGebrauch.211der Glas-Kunſt. Gebrauch. Es iſt aber noͤthig / daß man zu einer ieden Far - be eine ſonderbare ſolche diſtillirte Buͤchſe habe / ſonſt wuͤrde es vermiſchte Farbe geben.
Wann du nun Doubleten machen wilt / ſo nimm zwey Steine von Cryſtall / die muͤſſen gantz nette auff ein ander ge - ſchliffen ſeyn / mache dieſe Mixtur in einen kleinen Pfaͤñlein etwas warm / und die auff einander geſchliffene Steine auch / alſo / daß ſie / nemlich Farbe und Steine in gleicher Waͤrme ſeyn / und beſtreiche ſolche Steine auff der Seite / da ſie zu - ſammen paſſen / mit einer der beſchriebenen Farben / vermit -[tel]ſt eines ſubtilen Haarpaͤnſelgens / druͤcke ſie in der Waͤr - me g[e]chwinde auff einander / und laß ſie erkalten; ſo ſeynd ſie fartig.
Endlich wen man in den Hiſtorien unſerer Zeiten be - findet / daß durch die Doubleten ſehr groſſer Betrug geſchehẽ / ſo will ich auch hiemit / denen die es nicht wiſſen / anzeigen.
Nimm derohalben / im Fall du an einen Stein einen Zweifel haͤtteſt / denſelben / er ſey von was Coleur als er wol - le / und ſihe ihn allein von der Eck und Kentſeiten an / ſo wirſt du / wann es eine Doublete / alſobald den hellen und klaren Cryſtall oder das lauter Glas / und zugleich den Betrug of - fenbahr und erkenntlich ſehen und mercken koͤnnen.
HJemit bitte ich den geneigten Leſer oder Liebhaber der Glas-Kunſt vorlieb zu nehmen / und dieſe meine wohlge - meinte Arbeit uͤber den Neri zu ſeinen Nutzen zu gebrauchen / weil ich ihn hiemit verſichern kan / daß / ob ich wohl einfaͤltig hierinnen gehe und gantz keine Prahlerey (als welcher meine Seele gramm iſt) nirgend mache / ſo ſeynd doch alle dieſe Din - ge / welche ich hier geſetzet habe / lauter gewiſſe Experimente /D ddie212J. K. ſonderbare Zugabe der Glas-Kunſt. die durch meine Haͤnde gegangen / und denen auch der ver - ſtaͤndige Arbeiter ſicher trauen und folgen mag: denn weil ich niemand zu ſchaden / ſondern iederman zu nutzen geſon - nen / als habe ich das Buch mit keinen weitlaͤufftigen und un - gewiſſen Dingen / damit viel vergebliche Zeit und Unkoſten verlohren gehen / vergroͤſſern wollen / wie leider ihrer viel / die umbs Geld Buͤcher ſchreiben / oder wohl eine Ehre in der Un - ehre ſuchen / thun und gethan haben.
Wird nun dieſe meine Arbeit ſo angenehm / als ſie in die - ſer Kunſt nuͤtzlich und von mir wohl gemeynt iſt / ſeyn / ſo wer - de ich deſto mehr verurſacher werden / mit meinem Labo[rato]- rio Experimentali ſo viel eher an das Licht zu tre[ten]/ darin - nen vielleicht noch manches / was hier moͤchte berlangt wer - den / zu finden ſeyn wird. Und alſo bringe ich denn mei - nen Neri mit dieſer Vertroͤftung zu ſeinem
Endlichen Schluß.
FReundlicher Leſer ꝛc. Den Autorem und das gegenwaͤrtige Werck von der Glasmacher-Kunſt / betreffend / ſo wird deſſel - bigen / bey den Schreibern voriger Zeit / wenig gedacht / auſſer daß Garſon / in ſeinem Buch de Doctrina Univerſali, und Bornetius de Sufficientia, pag. 141. nur den Nahmen nach / aber nichts weiters da - von Meldung thun.
Uber dieſes / ſo habe ich niemahls erfahren koͤnnen / wie ſorgfaͤltig ich auch darnach geforſchet / daß das andere von unſerm Autore verfer - tigte / und ſo wohl in der Zueigungs-Schrifft / als auch in der Vorrede / verſprochene Chymiſche Buch / in den Truck / oder an den Tag gekom - men waͤre; auch habe ich ſolches niemahls / bey einigen Chymiſchen Schreiber allegiret befunden: aus welchen leichtlich zu ſchlieſſen iſt / daß dieſes andere Chymiſche Werck gar nicht an das Tageslicht kommen ſey.
Wiewohl ſolches kein Wunder; denn es verurſachte gegenwerti - ges Werck / welches er am erſten hervor gab / bey ihm keinen fernern An - trieb und Luſt / auch das andere / verſprochener Maſſen / durch den Truck mit zutheilen; und ſolches vielleicht darum / dieweil man zur ſelben Zeit ſchon angefangen hat dergleichen Art Kuͤnſte (welche doch unter allen den Menſchen am nuͤtzlichſten) unter die Zahl der liederlichen / oder gar - ſtigen / und unnuͤtzlichen Sachen / zu rechnen; als ſolche Dinge / welche von denen hochgelehrten Leuten dieſer Zeit geringſchaͤtzig / und der Un - terſuchung kaum werth / von ihnen geachter werden: denn der ſubtile Kunſt-Fleiß ſolcher Gelehrten iſt nur eintzig und allein beſchaͤfftiget / mit unnuͤtzlichen und unbegruͤndeten Speculationen / deren Wiſſenſchaff - ten meiſtentheils / nur Spinnengebaͤu und leere Wortſtreite ſind.
Sol -215C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI, ꝛc.Solches aber hat ſchon vorlaͤngſt unſer Landsmann / der hochge - lehrte Baco, ein Mann von hoͤhern und ſcharffſinnigern Verſtande / in einer unvergleichlichen Schrifft / Novo Organo intitulirt / mit gutem Grunde widerleget / auch die Eitelkeit / ſammt der Unvermoͤgenheit ſol - ches Weges angezeiget / und mit groͤſſerer Weißheit einen andern an deſſelben Staͤte geſetzet / der zu Befoͤrderung der Kuͤnſte und Wiſſen - ſchafften / eine weit mehrere Wuͤrckung und Nachdruck haben wird.
Dieſer frucht - und nutzbare Lehrweg aber iſt zwar von etlichen / mit Unterſuchung vieler Experimenten / abſonderlich aber noch nicht allge - mein / oder von allen angenommen / und betreten worden; doch iſts nun - mehr an deme / daß es ſcheinet / als wolte ſolcher Weg guten Fortgang gewinnen; ſintemahln die Hoch Edle und Hoch Ehrwuͤrdige Koͤnigli - che Societaͤt / des Greshamiſchen Collegii, Jhr denſelbigen Weg er - wehlet / welche auch mit ihrer Koͤnigl. Majeſtaͤt Bewilligung / woͤchent - lich verſammlet wird / damit das Vorhaben aller tapffern Leute befoͤr - dert / dieſer wahre Zweck und Vorſatz erreichet / und taͤglich eine Mate - ria dargereichet werde / welche zu ſolchem ſchoͤnẽ Gebaͤu dienlich ſeyn kan.
Des gedachten Vorſatzes begreiffet auch einen Theil das gegen - wertige Buch in ſich / darinnen die gantze Kunſt das Glas zu machen / und ſolches zu faͤrben vollkoͤmmlich und deutlich erklaͤret / vorgeſtellet wird; wie ſolche unſer Autor von ſeiner Jugend auff / ſo wohl von ſinn - reichen Kuͤnſtlern erlernet / als auch aus der Feuer-Kunſt und der Er - fahrung erlanget und erfunden hat; wie er dann an unterſchiedlichen Oertern ſeines Buchs / die eigentliche Zeit / den Ort und die Arbeit ſei - ner Invention, und zwar ſolches mit allen Umbſtaͤnden / die hierzu benoͤ - thiget ſind / erzehlet.
Das Lateiniſche Wort Vitrum, welches in unſer Engliſchen Sprach das Glas heiſſet / kommet auch mit dem Teutſchen uͤberein / ſol - ches wird von dem Lateiniſchen Woͤrtlein Glaſtum hergeleitet; denn ſo man von dieſem die letzte Syllabe hinweg thut / ſo kommet das Wort Glaß heraus.
Das Lateiniſche Wort Glaſtum wird bey dem Cæſar, in ſeinen Commentarien / Vierum geheiſſen / indeme er alſo ſaget: Omnes Britan - ni ſe vitro inficiunt, das iſt / die Britannier faͤrben ſich alle mit Glas: von welchen auch Mela im 3. Buch / cap. 6. ſaget: Die Britan - nier ſo ihre Leiber mit Glaß gefaͤrbet; auch ſaget Vitruvius: die mit Glas gefaͤrbte Wollen: denn alſo hat dieſen Ort / des Cæ -D d iijſaris,216C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,ſars, der gelehrte Turnebus erſetzet; indem man vor Alters / an ſtat Vi - trum, das Wort Ultrum zu leſen pflegte: daſſelbe Wort Vitrum, Glas / bezeichnet das Griechiſche Wort Iſatis, welches im Lateiniſchen Gla - ſtum heiſſet / und ein Kraut bedeutet / welches eine blaue Farb giebet / denen Wegwarten nicht ungleich: ſolches erhellet aus den Worten Vi - truvii, da er ſaget: ſie faͤrben ſich / in Ermanglung der Jndianiſchen Farbe / mit dem Vitro, welches die Grichen Iſatin nennen.
Nicht anders befindet ſichs in des Apuleji Tractat vom Kraͤutern / (der zwar noch nicht im Truck / ſondern in des Emerici Caſauboni Haͤn - den ſich befindet / iſt auch viel verbeſſerter und vermehrter / als alle ande - re editiones, ſo bißhero an den Tag kommen ſind) da man alſo lieſet: Das Kraut Iſatis wird von etlichen Angion oder Aroſion, von den Jta - lienern Rutum, auch von andern das Glas-Kraut genennet: Jedoch ſe - tzet Salmaſius beſtaͤndig / vor Glaſtum das Wort Gvaſtum, welches das Britanniſche Wort Gvadum iſt / damit ſie die blaue Glas-Farb benen - nen: Jngleichen bezeugets auch Plinius im 22. Buch / cap. 1. mit dieſen Worten: Das Kraut / welches man in Franckreich Glaſtum nennet / ſo dem Wegerich nicht ungleich iſt / gebrauchen der Britañier Weiber / die damit ihren gantzen Leib beſtreichen / und einigen gewiſſen Gottesdien - ſten alſo nackend beywohnen: Jngleichen ſaget Cambden, in ſeiner Britanniſchen Beſchreibung alſo: Das iſt jenes Kraut / welches wir Glaſtum nennen / es giebet etwas blaue Farb / welche die Britannier / biß auff den heutigen Tag / Glaß heiſſen.
Die Urſach / warumb dieſem Wort Glaſto der Name Glaß bey - geleget worden / iſt vielleicht dieſe; dieweil das Glaß / wie unſer Autor und die Erfahrung lehren / etwas blaues von Natur bey ſich hat: das Lateiniſche Wort Vitrum, kommet her von dem Wort Viſum, das iſt / ge - ſehen (eben als wie das Wort Aratrum, ein Pflug / und Rutrum, Schauf - fel / von Aratum geackert / und rutum geſchauffelt / die letzte Sylbe in trum veraͤndert) weil es nach der Meinung Iſidori, im 16 Buch / cap. 15. dem Geſicht / wegen ſeiner Helligkeit / durchſichtig iſt: dann man kan alles das jenige / was man in andere Metalle gieſſet / nicht von auſſen her ſehen; da hingegen alle Liqvores, und was nur im Glaß gehalten wird / zuſehen ſind / gleich als ob ſie nicht im Glaß waͤren; und daher kommet es / daß alle durchſichtige Coͤrper / Glaͤſer genennet werden: Wie dann die Naturkuͤndiger uñ Poeten / als Horatius, Ovidius, Boëthius, Apulejus, auch das Eyerweiß / Meer / die Fluͤſſe und Waſſer alſo benennen.
Das217Von der Glaßmacher-Kunſt.Solches iſt allerdings wahr: denn es iſt gantz und gar ein Werck der Kunſt / und nicht der Natur / kan auch ſonder groſſes Feuer nicht zu wege gebracht werden.
Jch hoͤrte einsmahls von einem wackern Kuͤnſtler / im Schertz ſa - gen: daß die Glaßmacher-Kunſt / die letzte unter allen Kuͤnſten in der gantzen Welt ſeyn wuͤrde; denn / ſagte er / wann GOtt dieſes gantze Weltgebaͤu / durch Gewalt des Feuers verzehren wird / ſo wird alles zu Glaß werden; und ſolches muͤſte / wegen der vermuthlichen Zuſammen - miſchung des Saltzes und Sandes / oder Steine / vernuͤnfftig alſo zu re - den / ſonder Zweiffel erfolgen.
Jch befinde / daß die Autores das Glaß unter eine gewiſſe Geſchlecht - Art zu bringen / unterſchiedlicher Meinung ſind: Agricola im andern Buch von den Metallen / haͤlt es vor einen zuſammengefloſſenen Berg - ſafft; Vincentius Bellovacenſis im 11. Buch / vor einen Stein: Fallopi - us zehlet es unter die mittel Mineralien: der Glaß-Kuͤnſtler nennet ſol - ches / wanns in den Fluß gekommen / ein Metall.
Es iſt aber nach meinẽ Beduͤncken keines von dieſem; ſolches beweiſet dieſer allgemeine Beweis grund gnugſam / daß nemlich oberwehnte Ma - terien alle / natuͤrlich gewachſene Coͤrper ſind / da doch das Glaß durch Kunſt / vermittels des Feuers bereitet worden / und nirgend / gleichwie die andern natuͤrlichen Dinge / in den unterſchiedlichen Hoͤlen angetrof - fen wird.
Derowegen / gleich wie die Nahmen der kuͤnſtlichbereiteten Din - ge von den prædicamenten der Vernunfft-Kunſt ausgeſchloſſen werden / alſo iſt auch das Glaß von den oberwehnten Specien abzuſondern; und kan man ſolches eben ſo wenig ein Metall / als ein Bier / Maltz / Leym / Ziegel und dergleichen heiſſen.
Es wird aber allhier Fallopius wieder einwerffen und fragen / was denn diß fuͤr ein Glaß ſey / davon wir reden? ob es das jenige ſey / welches noch in ſeinen Berg-Adern / und eigentlich nur ein Stein iſt; oder ob es das ſeye / welches aus ſolchen Bergſteinen extrahiret und gereiniget wird? ſolches aber kan man weniger ein kuͤnſtlich-bereitetes Glaß / als ein Metall nennen / welches aus ſeiner Minera extrahiret / und anietzoiſt218C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,iſt gereiniget worden: dann ſo wir das Glas / welches in dem erſten Stein iſt und ſtecket / verſtehen / ſo iſt es / nachdeme es heraus gebracht / eben ſo wenig natuͤrlich als ein Metall / welches aus gedachten Steinen extrahiret werde. Hierauff gebe ich zur Antwort / daß das Glas nir - gends auff ſolche Weis anzutreffen ſey / ſondern nur Sand und Stei - ne / als welche die Glasmaterien ſind.
Mit den Metallen hat es aber eine andere Beſchaffenheit / indeme die Natur eine gewiſſe Art derſelben in ihren Berg-Adern gewuͤrcket / ob ſie wohl zuweiln aus ſolchen Berg-Adern / Erden und Steinen / als in welchen die kleineſten metalliſchen Theile verborgen liegen / vermittels der ſtarcken Feuers-Macht heraus geſchmeltzet werden; iedoch mit die - ſem Unterſcheid / daß das Metall / von der natuͤrlichen Macht des Feu - ers / (als welche die gleichgenaturten Theil zuſam̃en ſamlet / und hinge - gen die Ungleichen zerſtreuet) nur hervor gebracht oder vielmehr nur ent - decket worden; da ſich doch die Sache mit dem Glas viel anderſt verhaͤlt / als welches durch Vermiſchung und Vereinigung der unterſchiedlichen ſaltzicht - und ſandichten Theile bereitet wird.
Dieſes will Fallopius, welches eine wunderliche Sache iſt / nicht geſtehen / ſagend / es werde das Glas nicht aus der Aſchen bereitet; noch hinbey fuͤgend / daß zwar die Glasmacher / die Aſchen / ſo von Alexan - dria kommet / zum Glasmachen gebrauchen / ſolche aber nehmen ſie nur an ſtat des Salpeters / welcher ſchon vor Alters im Gebrauch geweſen iſt / und zwar allein zu dem Ende / damit das Glas aus denen metalliſchen Steinen nur deſto beſſer moͤge exrrahiret werden; derowegen darff man nicht ſagen / daß die Aſchen mit dem Metall darumb vermiſchet werde / damit das Glas daraus werde; ſondern darumb wird es dazu gethan / damit das Glas deſto leichter aus den kleineſten Theilen des Steins / das iſt / aus ſeinen eigenen Metall extrahiret werde.
Allein / dieſe ungereimte Meinung kan leichtlich widerleget wer - den: denn wann das Glas eintzig und allein aus dem Stein extrahiret wuͤrde / ſo wuͤrde alsdann das Glas-Metall am Gewicht viel leichter als der Stein werdẽ; nun befindet ſich aber das Glas-Metall weit ſchwerer als der Stein; denn es geben 100. Pfund Sand mehr als 150. Metall. Uber dieſes ſo iſt das Saltz / welches zur Compoſition des Glaſes ge - nommen wird / viel fixer / als daß es koͤnte durch das ſtaͤrckſte Feuer ge - trennet werden: zu deme ſo kan man auch / an den Fenſtern (ſo aus Fran - tzoͤſiſchen Glas bereitet) auff der / gegen der Lufft ſtehenden Seiten / eini -ges219Von der Glasmacher-Kunſt. ges Saltz / will nicht ſagen ſehen / ſondern greiffen / welche durch den Ge - ſchmack ihre Natur klar an den Tag gebē: Ferner / das allerſchoͤnſte Glaß / welches am meiſten von einem gereinigten Saltz beſtehet / und deſſen am Gewicht mehr als des Sandes bey ſich hat; wann ſolches in die Laͤng unter der Erden / oder an einen feuchten Ort behalten wird / ſo wird man befinden / daß ſolches in Stuͤcken zergehe und auffgeloͤſet werde / in - dem das Vereinigungs-Band des Sandes mit dem Saltz zerbrochen wird.
Und dieſes iſt die Urſach / warumb man ſagt / das Venetianiſche Glaß werde von dem Gifft auffgeloͤſet und zerbrochen; und ſolches iſt wahr / jedoch nur von etlichen Mineraliſchen / nicht aber von Vegetabi - liſchen und andern Gifft: Eben hierdurch wird ja augenſcheinlich erwie - ſen / daß das Saltz bey dem Glaß verbleibe.
Hieher ſchicket ſich des Helmontii Erfahrungs-Prob und Expe - riment, da er im Capitel von der Erden alſo ſaget: Wann iemand ein ſubtiles oder zu Mehl-geſtoſſenes Glaß / mit einem reinen Alkali vermi - ſchet / und an einem feuchten Ort hinſetzet / der wird befinden / daß ſich al - les Glaß / bald in ein Waſſer reſolviret: auff dieſes / ſo man des Aqvæ Regis, ſo viel als zur Saturation des Alkali von noͤthen / gieſſet / ſo wird man alſobalden den Glaß-Sand in eben dem Gewicht / auff den Boden ſich ſetzend / befinden / als er vorher zu der Bereitung des Glaſes iſt ge - nommen worden.
Nun in dieſem Experiment wird ja das Saltz des Glaſes von dem Alkali und dem Aqva Regis angenommen; und werden alſo / auff ſolche Weiß / die zuſammenſetzende Theile des Glaß-Coͤrpers / welche zuvor in dem compoſito oder Coͤrper vermiſchet waren / wiederum in ihre erſte Principia auffgeloͤſet und abgeſondert.
Der zweyte allgemeine Beweiß-Grund iſt dieſer / daß / obwohln die geronnene Bergſaͤffte / davon oben gedacht / wie auch die Steine und das Glas / im Feuer ſchmeltzen; ſo nehmen iedoch nicht alle Steine / noch die geronnene Bergſaͤffte und Metalle oder halbe Metalle / den Fluß im Schmeltzen an ſich: denn ſolches thut weder der Talck / noch derglei - chen viel andere / welche unter die geronnene Bergſaͤffte gezehlet werden: Jngleichen weder der Diamant / noch der Achat / Calcedonier oder Ja - ſpis und noch viel Edelgeſteine mehr: Jtem der Marmor und viel ande - re Steine / die man zu Belegung des innern Ofen-Herds gebrauchet.
Unter den Metallen laͤſſet ſich auch der Mercurius oder das Qveck -E eſil -220C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,ſilber nicht ſchmeltzen / noch unter den mittelmaͤßigen Mineralien das Auripigment: und obwohl der meiſte Theil der gedachten Specien zer - flieſſet; So laſſen ſich doch nur die Metallen haͤmmern / nachdem ſie ziem - lich kalt worden ſind: denn wann ſie / die Metallen ſehr erhitzet / ſo hangen dero kleinſten Theile nicht an einander / ſind auch nicht zaͤhe / gleich ſie in dem Glaß ſind / als welches / ſo es recht erhitzt worden / ſich mit ei - nem geringen Wind und Auffblaſen / vermittels eines Blaßrohrs / zu ei - ner cavitaͤt und mancherley Figuren / veraͤndern laͤſſet; welches aber mit keinem andern / von erwehnten Materien geſchehen kan.
Uber dieſes / ſo zerflieſſen die geſchmoltzene Metallen hin und her / werden zu viel kleinen Kuͤgelein oder Koͤrnergen / und geben eintzliche Stuͤcke; das geſchmoltzene Glaß aber laͤuffet. auff einen Hauffen zuſam - men / wann es verſchuͤttet / oder ſo in den Ofen die Toͤpffe zerbrochen ſind.
Dieſe / des Glaſes dehnende und klebrichte Natur nun / beduͤncket mich / ſey diejenige Qvalitaͤt oder Eigenſchafft / welche weſentlich unter - ſchieden iſt / von allen andern / auch denenjenigen Coͤrpern / welchen man gleichfalls den Nahmen eines Glaſes beyzulegen pfleget; als da ſind das Vitrum Antimonii, das Moſcowitiſche Glaß / die verglaſurten Zie - gel und andere Steine / als welche alle dergleichen Prob nicht aushal - ten / und ihre Benennung / nicht ſo wohl von ihrer innerlichen Eigen - ſchafft und Natur / als von ihren glaͤntzenden Schein empfangen ha - ben; auff Art / gleichwie das Wort Vitriolum vom Vitro oder Glaß ſei - nen Nahmen hat.
Damit wir aber dieſer Vergleichung ein Ende machen / als wol - len wir die Eigenſchafften des Glaſes hierbey ſetzen / vermittels welchen es von allen andern Coͤrpern leichtlich zu unterſcheiden ſeyn wird.
BEtreffend das Alterthum des Glaſes / ſo fuͤhret ſolches unſer Au - tor aus dem 28. Capitel v. 17. des Jobs / her / allwo die Weißheit vom 15. biß zu dem 20. Verß / mit dem auserleßneſten Sachen verglichen wird; in dem 17. Verß aber wird geſaget: und das Gold noch das Cry - ſtall oder Glaß / mag ihr nicht verglichen werden; alſo ſetzets unſer Au - tor, folgend der gemeinen Lateiniſchen Verſion; gleich alſo haben es auch die 70. Dolmetſcher gegeben; ingleichen Hieronymus, Elias in ſeinem Nomenclatore, Pineda, wie auch die Zircher und Syriſche Bibel.
Die Arabiſche Uberſetzung aber gebrauchet das Wort Hyacinth; die Chaldeiſche hat das Wort Cryſtall; ſolchem folget Xantes, Arias - Montanus, Forſterus, und die Hebreer / denen ſtimmet bey Nicetas, wie auch die Koͤnigliche Hiſpaniſche / und Engliſche Uberſetzung / Pagninusaus223Von der Glasmacher-Kunſt. aus dem Rabbi Levi Kimchi nennets einen Stein / der koͤſtlicher als Gold.
Jn dem Targo wird das Wort Spiegel gebrauchet; vielleicht darumb / dieweiln dazumahln die Spiegel erſt neu erfunden / und in ho - hen Werth waren / auch aus einer koſtbaren Materia bereitet wurden: alſo hatsauch Münzerus in der Uberſetzung gegeben. Die Compluten - ſer nennen es ein Cryſtalliniſch Glaß; Vatablus, einen Beryll: Rabbi Abraham einen Diamant / wie auch Rabbi Mardochai, Pagninus, Ca - jetanus; ingleichen die Jtalieniſche / Spaniſche / Frantzoͤſiſche / Hollaͤn - diſche und Teutſche Verſion: Pineda gebrauchee das Wort Pyrop oder Carbunckel / oder einen dergleichen ſchoͤnen und koͤſtlichen Edelgeſtrin: Es ſind aber alle dieſe Nahmen nur Benennungen eines eintzigen Edel - geſteins / der / wie unſer Vorfahren davor gehalten / bey der Nacht leuchten ſoll / ſolchen aber wird man heute allenthalben vergeblich ſu - chen: Die neuern Schreiber nehmen an ſtat dieſes leuchtenden Edelge - ſteins / den Rubin.
Die Urſach des Unterſcheids unter den Auslegern iſt dieſe: dieweil das Hebreiſche Stammwort Zechuchih, entſpringet aus der Wurtzel Zachah / welches ſo viel bedeutet / als rein machen / ſaͤubern / leuchten / weiß und durchſcheinend ſeyn. Eben dieſes Wort wird Exod. 30, v. 24. vom Rauchwerck gebrauchet / und iſt von den 70. Dollmetſchern / hell / ge - geben worden.
Hieraus erhellet die mißſtimmige Dollmetſchung dieſes Textes; denn dieweil dieſes Wort alles dasjenige / was durchſichtig und ſchoͤn iſt / bedeutet; als haben es die Uberſetzer ſolchen Dingen zugeeignet / welche ſchoͤn / koͤſtlich und in hohen Werth / auch nach Erheiſchung des Textes und des Grundworts durchſichtig waren.
Nach meiner Meinung / ſo wird allhier / weder Diamant / noch Carbunckel oder Hyacinth gemeinet; denn es wird ſolcher Steine / bey dem Bruſtſchildlein Aaronis / Exod. 28 gedacht; es befindet ſich aber obi - ges Wort nicht in ſolchen Capitel; ingleichen weder das Wort Glaß / noch Cryſtall; denn es waͤre ungereimbt / daß ſolche Dinge von ſolgerin - gen Werthe ſolten in Vergleichung ſolcher Sachen kommen / indeme das Glaß und Cryſtall von einer gemeinen und ſchlechten Materia her - kommet; dieſes aber ſoll etwas ungemeines ſeyn.
Ferner / ſo ſcheinet es / daß dieſes Wort nur zum Uberfluß dem Golde ſey beygefuͤget worden; denn es wird des Glaſes in dem gantzen Alten Teſtament niemahls / hingegen aber in dem Neuen / zum oͤffternE e iijge -224C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,gedacht / als bey dem Paulo / Jacobo / und in der Offenbahrung S. Jo - hannis.
Wer wolte nun glauben / daß ein ſolches Ding / welches zu vielerley Vergleichungen und Erlaͤuterungen beqvem iſt / von der H. Schrifft / als welche voller Wortzierlichkeiten in dergleichen Redarten iſt / ſolte mit Stillſchweigen uͤbergangen werden; wann dergleichen Ding zur ſelben Zeit im Gebrauch geweſen waͤre.
Derowegen bin ich der Meinung / und halte davor / daß man daſ - ſelbe Wort in einen allgemeinen Verſtand annehmen muͤſſe; und nicht eben von dieſem oder jenen koſtbaren und durchſichtigen Dinge oder E - delgeſteine inſonderheit; ſondern es muͤſſe etwas weitlaͤufftiger / nehm - lich auff alle dasjenige / was beyde Eigenſchafften / nemlich Koͤſtlich - und Durchſichtigkeit hat / gezogen werden: Alleine ich komme hiemit zuweit vom Wege / und wuͤrde endlich in eine frembde Ernde gerathen.
Es ſcheinet / Ariſtophanes ſey der erſte geweſen / der des Worts ὕαλος, (hyalos) welches wir Glaß nennen / gedencket; denn er fuͤhret in ſeiner Comedia, genannt Nubes, act. 2. Scen. 1. den Sthrepſiadem ein / wel - cher des Socratis ſpottet / und eine neue Manier / die alten Schulden zu bezahlen / lehret; nehmlich / wann man zwiſchen der Sonne / und der Schuldverſchreibung oder Verklagbrieff / einen ſchoͤnen und durchſich - tigen Stein legte; welchen Stein dazumahl die Salbenkraͤmer verkauff - ten / und mit welchen man Feuer anzuͤnden kunte: denn alſo wuͤrde die Sonne / die Buchſtaben des Schuld - oder Verklagbrieffs ausloͤſchen; ſolcher Stein wird vom Socrate ὕαλος, das iſt / Glaß genennet.
Zu dieſem Wort ſetzet Scholiaſtes noch hinzu; daß die Salben - Kraͤmer / ſo wohl Edelgeſtein / als auch Artzney verkaufften.
Jngleichen ſo iſt auch das Wort κϱύος, ſo viel als Cryſtallus: daß dem Homero ſolcher Nahme unbekañt / und hingegen an ſtatt deſſen das Wort Electrum, von Jhm und der Antiqvitaͤt ſey gebrauchet worden / bezeuget gedachter Scholiaſtes am gemelten Ort / da er unſer Glaß gantz deutlich mit folgenden Worten beſchreibet: Wir / ſagt er / nennen ei - gentlich dasjenige ein Glaß / welches vermittels des Feuers / aus dem ge - brañten Kraut geſchmoltzen worden / daraus unterſchiedliche Arten der Gefaͤſſe bereitet werden. Das Wort hyalos iſt bey dem alten Gramma - tico Heſychio in ſolchem Verſtand nicht zu finden; ſondern hyale und hyalœis bedeutet bey ihm ſo viel als durchſcheinend und helle. Der E - tymologiſt gebrauchet es eben in ſolchen Verſtand / und fuͤhret desWorts225Von der Glasmacher-Kunſt. Worts Urſprung her von dem Woͤrtlein ὕειν, welches ſo viel iſt als reg - nen; und zwar wegen der Gleichniß / die es wegen ſeiner durchſichtigen Conſiſtentz mit dem Eys hat / welches ein gefrorner Regen oder Waſ - ſer iſt; und in ſolchem Verſtand leiten etliche das Wort Glaß à Glacie oder vom Eysglaß her.
Ariſtoteles hat von dem Glaß zwey Auffgaben; deren die erſte iſt / warumb man durch das Glas ſiehet? die andere / warumb das Glaß nicht koͤnne gebogen werden: Dieſe Auffgaben / wann ſie anderſt des Ariſto - telis ſind / daran die Gelehrten zweiffeln / ſind aus der Antiqvitaͤt die alleraͤlteſten Nachrichtungen / vom Glaß; denn man wird ſonſten nir - gend / bey keinem alten Griechiſchen Poeten oder Redner / von dem Glaß einige Meldung oder Nachricht finden / ob ſich ſolches ſchon ſehr wohl zu ihrem Vorhaben geſchicket haͤtte.
Hier iſt auch zu mercken der zweiffelhaffte Verſtand des Worts hyalos; denn wegen der Gleichheit wurde der Cryſtall alſo genennet / wie oben aus dem Scholiaſte und aus dem Hugone Grotio angemercket wird: und Gorræus ſaget / es waͤre eine gewiſſe / gelbe und durchſichtige Art des Agſteins / der durchſichtig gleich wie ein Glaß war / von etlichen hyalos genennet worden: Der erſte unter den Grichen / der ſonder al - len Zweiffel des Glaſes gedencket / iſt Alexander Aphrodiſæus geweſen / welcher alſo ſaget: die Farb / ſo man durch ein Glaß anſiehet: und noch deutlicher im erſten Buch: die Glaͤſer / ſaget er / wann ſie im Winter jaͤhlings erhitzen / ſo zerſpringen ſie: und abermahl: ein Glaßgeſchirr zer - brechen: der glaͤſern Trinckgeſchirr gedencket Lucianus gar weitlaͤuff - tig: Auch ſchreibet Plutarchus in den Sympoſiacis, daß das Feuer vom Tamarißken-Holtz / zum Glaßmachen am beqvemſten ſey.
Daß die Egyptier der Glaßmacherkunſt erfahren geweſen / iſt aus den Worten des Flavii Vopiſci zu erſehen / wie ſolche vom Marcello Do - nato auff dieſe Weiſe angefuͤhret werden: Alexandria iſt eine wohl - vermoͤgende Stadt und fruchtbar / in derſelbigen lebet niemand muͤßig; etliche blaſen Glaß / und andere machen Papier: doch gedencket Kirche - rus in ſeinem Oedipo, da er von den Kuͤnſten der Egyptier handelt / hier - von nichts: Unter den Lateiniſchen Poeten gedencket Lucretius des Glaſes am erſten / deſſen Verſe / weil ſie von der Durchſichtigkeit des Glaſes handeln / ich allhier anfuͤhren will / alſo lautend: (Lib. 4. 602. 603.)‘‒ ‒ ‒ ‒ niſi recta foramina tranant, Qvalia ſunt Vitri ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒’Und220[226]C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,Und wiederum:‘Atqve aliud per ligna, aliud tranſire per aurum, Argentoqve foras, aliud vitroqve meare. ’ (im 6. Buch / v. 98. 990. )Dergleichen thun auch alle nachfolgende Lateiniſche Poeten.
Es war dieſe Kunſt in America unbekannt / wie auch in gantz Aſien / ausgenommen in Sidon und China / als welchen dieſe Kunſt gar ſpaͤt iſt bekannt worden; ſie bereiten aus dem Reys ein ſehr durchſichtiges / jedoch gar gebrechliches Glaß / welches keines wegs mit dem unſrigen / ob es ihm wohl der aͤuſſerlichen Geſtalt nach ziemlich nahe kommt / zu ver - gleichen iſt. Beſiehe den Sineſiſchen Atlas pag. 6.
Endlich damit wir dieſer Streitfrage ein Ende machen / ſo iſt be - kannt und offenbar / daß das Glaß vor Alters nicht unbekannt geweſen / auch daß die Wiſſenſchafft des Glaſes ja wohl ſo alt / als das Topff - und Ziegelbrennen ſey: denn man kan kaum einen Ofen voll Ziegel oder Toͤpffe ausbrennen / da nicht etliche Ziegel / oder ein Theil von ſolcher Waar / ſolten zu Glaß werden: dahero iſt auſſer allen Zweiffel / daß das Glaß zur Zeit des Babyloniſchen Thurnbaues / mit der Kunſt die Zie - gel zu machen / zugleich erfunden und bekannt worden. Denn als die Kinder Jſrael gefaͤnglich gehalten wurden / ſo war dieſes / daß ſie die Zie - gel ſtreichen muſten / ein groſſer Theil ihrer Dienſtbarkeit.
Und dieſer Art wird jenes gegrabene Glas geweſen ſeyn / davon Ferrant. Imperatus im 25. Buch cap. 7. alſo ſchreibet: Es iſt unter der „ Erden ein Glaß gleich den kuͤnſtlich-bereiteten gefunden worden / an „ ſolchen Oertern da groſſe Feuer entſtunden: ſolches Glas aber / wann „ es geſchlagen wurde / gab kein Feuer von ſich; es ſind auch andere runde „ Glasſtuͤcken / gleich denen Feuerſteinen / gefunden worden / ſolche / wann „ ſie zerbrochen wurden / glaͤntzeten / waren auch etwas gruͤn und durch - „ ſichtig / gleich als ein Colophonium anzuſehen / dieſe aber / ſo man daran „ ſchlug / gaben nicht anders als der gemeine Feuerſtein / Feuer von ſich: „ jedoch waren ſie von dem gemeinen Feuerſtein noch unterſchieden / ſo „ wohl des Wachsthums / darinnen der Feuerſtein was beſonders hat / „ als auch wegen des Glantzes / und daß ſie ſich leichtlich zerſchmeltzen lieſ - „ ſen / welches eine ſonderbare Eigenſchafft des Glaſes iſt.
„ Von den gedachten Glaß-Stuͤcken waren etliche zerreiblich / et -liche227Von der Glasmacher-Kunſt. liche aber dicht und feſt: die zerbrechlichen oder zerreiblichen Stuͤcke / „ wann ſie ins Feuer kommen / ſchwelleten auff / wurden gleich wie ein „ weiſſer Bimſenſtein / und nahmen hernach den Glantz eines kuͤnſtlich-be - „ reiteten Glaſes / an ſich: die feſten / gantzen / und dichten Stuͤcke aber / „ die wurden im Feuer / nach einer geringen Veraͤnderung aus der „ Schwaͤrtze / zu einen kuͤnſtlich-bereiteten weiſſen Glaß. „
Dieſes gegrabene Glaß iſt von den Americanern bereitet wor - „ den / daß ſie an ſtatt des Eyſens darmit ſchneiden und Breter bohren. „ So weit Imperatus.
Und vielleicht iſt das Stuͤck von ſolcher Art des Glaſes geweſen / welches ich einsmahls zu S. Alban / da vorzeiten der Roͤmer alte Wach - ſtaͤtte geweſen / von einen alten Roͤmiſchen Ziegel abgebrochen habe: Dennes war an der Farb und Subſtantz / unſerm heutigen Glaß gantz gleich.
Es iſt auch weder zu zweiffeln noch zu verwundern / daß nicht der - gleichen Art des Glaſes / oͤffter ſo wohl unter ihren (der Roͤmer) als un - ter unſern Ziegeln / ſeye gefunden worden; denn ſie temperirten ihre Er - den / die ſie zu den Ziegeln nahmen / durch eine 2. jaͤhrige Digeſtion un - ter der Erden / als wodurch die Arbeit deſto feſter und ſtaͤrcker wurde; zugeſchweigen / daß ſie auch ihre Ziegeln ſtaͤrcker ausbrannten.
Und dieſe Glaßwerdung der Ziegel-Erden geſchicht nicht allein bey ihrer erſten Brennung / ſondern / gleichwie auch Imperatus angemercket / von einem iedwedern groſſen Feuer / dergleichen nemlich / wie in den Kalch-uñ Toͤpffer-Oefen gebrauchet wird; dergleichen auch in Aſien und Africa / von Alters her ſehr gebraͤuchlich iſt / da ſich die meiſten Steine zu Glaß brennen.
Jch habe aber in der Ziegel-Huͤtten niemahls geſehen / noch gehoͤ - ret / daß ſich die Ziegelſtein / von einem gemeinen Feuer zu Glas gebrañt haͤtten; denn ich halte dafuͤr / daß dieſer Effect nur allein von dem Feuer / mit welchen der rohe und ausgetrocknete Ziegel-Hauffen ausgekochet wird / herkomme; und zwar auff Art eines Reverberation-Feuers / in ſolchen Oefen / da es verſchloſſen / ſtarck und ſtetig kan erhalten werden: dieſes Glas auff ſolche Art bereitet / dauret lang unter der Erden; unge - achtet Helmontius ſaget / daß das Glaß / innerhalb wenig Jahren / unter der Erden auffgeloͤſet oder diſſolviret / putreficiret / und zu einen Waſ - ſer werde: ſolches iſt zwar von unſerm gemeinen weichen Cryſtall wahr / nicht aber insgemein von allem Glaß.
F fBe -228C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,Belangend die Art und Weiß / das Glas zu machen / wie ſolche von unſerm Authore angefuͤhret wird / und von den Kauffleuten ſoll er - funden worden ſeyn / kommet der Warheit nicht aͤhnlich / denn die ſtete Verbrennung und Einaͤſcherung des Krautes Kali oder einer andern Materie / weder bey den Egyptiern / und Hiſpaniern / noch bey uns / nie - mahls dergleichen hervorgebracht hat / ungeachtet ſolche Verbrennung in weit mehrerer Copie / und mit ſtaͤrckern und langwierigern Feuer / als bey den gedachten Kauffleuten geſchehen iſt; ja das ſtarcke Schmeltz - Feuer des Kalchofens ſelbſt / kan ſolches nicht zu wege bringen: auch ha - ben es auff ſolche Art niemahls in acht nehmen moͤgen die Metallſchmel - tzer / davon Tubalcain der erſte Erfinder geweſen / noch die alten Feuer - kuͤnſtler / welche doch die Metallen in ſehr heiſſen Oeſen / und langwieri - gen Feuer gehalten haben.
Dergleichen Feuerkuͤnſtler ſind die Egyptiſchen Fuͤrſten / die al - lererſten und aͤlteſten geweſen / welche alle von Hermete Trismegiſto an / dieſe Kunſt verſtanden / und ſich auff die univerſal-Medicin geleget ha - ben; nicht aber auff die vermeinte Verwandlung der Metallen / wie Kircherus ſolches in ſeinem Oedipo behaupten will.
Das Vorhaben nun der gedachten Metallſchmeltzer waͤre ver - geblich geweſen / ſonder groſſes Feuer und Oeſen / als welche doch offt - mals / ſamt den Materialien / zu einem Glaß werden geſchmoltzen ſeyn; erhellet alſo gnugſam aus dieſem / was bißhero iſt geſaget worden / daß zwar die Wiſſenſchafft des Glaſes ſehr alt / die Glasmacherkunſt aber / ei - ne von den neuern Erfindungen ſeye / und iſt nach Plinii Zeugnis im 36. Buch / Cap. 26. Sidon der erſte Ort geweſen / welcher wegen dieſer Kunſt / und den Glaßofen beruͤhmet geweſen iſt: Gleich wie auch Tibe - rius unter den Roͤmern der erſte war / zu deſſen Zeiten laut der Hiſtorien / Glaß bereitet wurde / wie aus der Geſchichte deßjenigen zu erſehen / von welchen Plinius erzehlet / daß einer deßwegen umbgebracht wurde / die - weil er das Glas alſo bereitete / daß mans haͤmmern koͤnte; davon her - nach ein mehrers.
Es werden zu dem Hausweſen aus dem Glaß mancherley Geſchirr / von unterſchiedlicher Farb und Groͤß / verfertiget: als da ſind flache und zugeſpitzte Becher / gantz oder nur zum Theil gefaͤrbet; dienende zumReini -229Von der Glaßmacher-Kunſt. Reiniſchen und Spaniſchen Wein / zum Claret oder Bier: Jngleichen Flaſchen und andere Geſchirr / darinnen man Wein / Bier / Spiritus. Oehl oder Pulver auffbehalten / und in welchen man die Durchſichtig - keit der Liqvorum, derſelben Guͤte / Jaͤhrung / Scheidung und andere Verwunderungsſachen ſehen kan / welche mit der Zeit von der Natur in denſelben gewuͤrcket werden.
Uber dieſes werden bereitet Naͤpffe oder Schalen / warme Spei - ſe darinnen auffzuheben; Stund-und-Zeit Glaͤſer / Glaͤtte-Glaͤſer / das leinerne Geraͤthe zu glaͤtten: Zierglaͤſer / die Ramen und Studier-Stu - ben damit zu zieren; Fenſter / die Kaͤlte und den Regen auffzuhalten / und dadurch das Liecht in die Gemaͤcher zu leiten.
Jtem / wann das Glas gefaͤrbet / ſo theilet es allen Dingen / die der Sonn entgegen ſtehen / ſeine Farbe mit: Endlich verfertiget man auch aus dem Glas / die Spiegel-Glaͤſer / als mit welchen Narciſſus und ſeine Nachfolger ſich beluſtigen und gerne damit umbgehen.
Jn der Naturkuͤndigung hat man vor die alten Leute erhabene Geſicht-Glaͤſer / und hohlgeſchlieffene fuͤr die Bloͤdſehende / welche alle Dinge gantz nahe vor die Augen halten muͤſſen; hierzu ſind auch noch zu rechnen / die Schrepff-und Laß-Koͤpff / die Harnglaͤſer / die Auſſaug Huͤt - lein zu den Weiber-Bruͤſten / die Præſervativ-Bruͤllen / welche die Kunſt - ſtecher / Siegelgraͤber und Jubilirer zu kleinen und accuraten Sachen gebrauchen / auch andere kuͤnſtliche Sehglaͤſer / mit welchen man zur Luſt oder Zierde / die Objecta verkleinern kan / item vergroͤſſern / ent - fernen / vervielfaͤltigen / und ihre Geſtalten und Poſiturn mannigfaͤltig veraͤndern / durch welche Veraͤnderungen / bey dem Unwiſſenden eine Furcht und Beſtuͤrtzung verurſachet wird; Wie an den Geſicht-und Spiegelglaͤſern / Brennſpiegeln / Bilderſpiegeln / Perſpectiven / und Tubis zu ſehen iſt; deren eine ziemliche Anzahl von ſehr viel raren und verwunderlichen Spiegeln / Caſpar Schottus, aus dem Kirchero, Porta und andern dergleichen Schreibern / zuſammengeleſen und mitgetheilet hat.
Was fuͤr Seltzamkeiten und Wunder-wuͤrdige Sachen ſind nicht in der Sternkunſt / vermittels der Fernglaͤſer entdecket worden? Und zwar derjenigen Fernglaͤſer / welche Galilæus de Galilæis, oder Scheinerus (denn hierum ſind die Sternſeher unter einander uneinig) erſunden hat; und welche von Paulo Nealio, (der eine Zierde der Engli - ſchen Nation) wie auch von dem hochgelehrten Hugenio, von dem unver -Ff ijgleich -230C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,gleichlichen Hevelio und dem beruͤhmten Roͤmer Euſtachio, ſehr ſind verbeſſert und befoͤrdert worden; deren Gebrauch die Sternſehkunſt warhafftig erleichtert hat / in taͤglicher Entdeckung der neuen Stern und Kreiſen / welche vor Alters gaͤntzlich unbekannt waren; zu geſchweigen des Nutzens / welchen die Schiffleute / Soldaten / und andere Perſo - nen / in Erkennung und Unterſcheidung der weitentfernten Sachen / davon haben: hierzu ſchicket ſich jene glaͤſerne Weltkugel / von welcher der Poet Claudianus das ſinnreiche Epigramma geſchrieben hinterlaſſen:
Jupiter in parvo cum cerneret æthera vitro,Riſit & ad ſuperos talia dicta dedit:Huccine mortalis progreſſa potentia curæ?Jam meus in fragili luditur orbe labor.Jura poli, rerumqve fidem, legemqve virorumEcce Syracuſius tranſtulit arte ſenex.Incluſus variis famulatur Spiritus aſtris,Et vivum certis motibus urget opus.Percurrit proprium mentitus ſignifer annum,Et ſimulata novo Cynthia menſe redit.Jamqve ſuum volvens audax induſtria mundum,Gaudet, & humana ſydera mente regit.Qvid falſo inſontem tonitru Salmonea miror?Æmula naturæparvareperta manus.
Welches nach der teutſchen Reim-Kunſt ungefehr alſo lautet:
Als Jupiter den Stand / der ungezehlten SterneAuff ein gebraͤchlich Glaß ſich richtig eingeritzt /Sprach lachende ſein Mund zum Goͤttern in der Ferne:Wie iſt der Menſchen Witz ſo hoch ans Bret geſetzt.Mein wichtig Haͤnde-Werck wird nichtig nun gehalten /Jndem ein rundes Glaß ſchon ſeines gleichen hegt.Der Angel-ſtete Lauf / iſt auch von dieſen AltenDen Syracuſe ehrt / gantz kuͤnſtlich eingepraͤgt.Ein ein-verſchloßner Geiſt gibt iedem Sterne Leben /Und treibt mit rechten Trieb das ſchon beſeelte Weꝛck:Der23[231]Von der Glasmacher-Kunſt.Der Monde kan auch hier die neue Monat geben /Die Sonne macht das Jahr. Es zeiget ſein[e]StaͤrckDer hocherleuchte Geiſt / ſo dieſe Welt regieret /Ja ſelbſt das Firmament / das ferner ihm entfernt.Nun / weil die Hand verricht / was der Natur gebuͤhret;Was Wunder / daß man mir den Doñer abgelernt?
Die Urſach / warumb wir davor halten / daß dieſe des Archimedis Welt - Kugel von Glas geweſen ſey / zeiget Cardanus in ſeinem Buch de Subti - litate weitlaͤufftig an.
Es hat auch uͤber dieſes die Lehr von der Reflexion und Refraction, ſo vermittels der Kunſtglaͤſer obſerviret werden / in der Philoſophie ſehr wohl gedienet / umb die Wuͤrckungen und Eigenſchafften / der Lufft / des Waſſers / und anderer Liqvoren / auch ihre mancherley Bewegun - gen in den Roͤhren / Phiolen oder Wetterglaͤſern zu erfinden: ingleichen die Experimenten des Vacui mit dem Qveckſilber / wie auch noch un - zehlich viel andere Experimenta, der Ausbreitung und Zuſammenpreſ - ſung der Lufft / in den Wetterglaͤſern / Waſſer-und Wind-Kuͤnſten / in den Florentiniſchen / Romaniſchen und Magdeburgiſchen Experimen - ten. Davon Herr Robert Boyle Anlaß genommen zu ſeiner raren Invention, vermittels welcher er ſo viel herrliche Concluſiones oder Fol - gerungen erweiſet / und ſo viel ſonderbare Experimenta erfunden / durch welche Er beruͤhmt worden iſt bey ſeiner gantzen Nation, wie auch bey allen auslaͤndiſchen Abgeſandten / und denen benachtbarten gelehrten Leuten.
Allhier ſind auch die Bre[n]nſpiegel nicht zu vergeſſen; ingleichen die Linſenglaͤſer / vermittels welcher man das Licht in ein finſter Gemach fallen laͤſſet / aus welchen Plempius und Scheinerus die eigentliche Na - tur des Sehens erwieſen haben; gleichwie auch Renatus Carteſius die Gebaͤhrung des Regen-Bogens mit andern Glaͤſern gezeiget hat.
Auch muß man allhier der Roſenkraͤntze / der Halsgehaͤnge / und anderer dergleichen Zierrathen nicht vergeſſen / als welche uns aus Gvi - nea eine groſſe Menge Goldes zu wege bringen; dieweil die Jnnwohner deſſelbigen Orts / die Naſen / Ohren / Lefftzen und Beine mit dergleichen glaͤſeren Schmuck zu behaͤngen pflegen: alſo hilfft auch das Glas unſe - re Haͤuſer und Kirchen zieren / indem dergleichen Glaͤſer / ſo wohl mit natuͤrlichen als kuͤnſtlichen Sachen / und mit den allerherrlichſten Ori -Ff iijenta -232C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,entaliſchen Farben / nach dem Leben abgemahlet und bezieret ſind: den Schluß hiervon wollen wir mit dem Priſmate oder dreyeckichten Glas machen / welches ins gemein das Narren-Paradies genennet wird / und werth iſt / von denẽ Gelehrten unterſuchet zu werden; dieſes Glas repræ - ſentiret eine ſo lebhaffte rothe / blaue und gruͤne Farb / daß ſie mit andern Farben nicht moͤgen verglichen werden.
Jch will nur aus dem Trigaultio erzehlen / wie hoch dieſes Glas bey den klugen Sineſern im Werth gehalten worden; Der Jeſuit Riccius lag in einer Sineſiſchen Stadt / Tanian gefaͤhrlich kranck darnieder; ein „ Chineſer aber / ſo ſein guter Freund und Chiutaiſo genannt / wartete „ ſeiner ſo fleißig / daß er innerhalb Monats-Friſt / ſo lang er ſich allda „ auffhielte / wiederum zu ſeinen vorigen Kraͤfften kam / alſo / daß ihm „ duͤnckte / er waͤre niemals geſuͤnder geweſen; dieſe / ſeines Freundes „ Muͤhwaltung und Hoͤfligkeit / belohnete unter andern Riccius mit ei - „ nem dergleichen dreyeckichten Glas oder priſmate, an welchem er ſich „ ſonderlich beluſtigte / und damit er ſolches Glaß noch mehr beehrte / faſte „ ers an beyden Enden mit einer guͤldenen Ketten an / und legte es in ein „ ſilbern Kaͤſtgen / fuͤgte auch eine herrliche Lobſchrifft darzu / darinnen „ er erweiſen wolte / es waͤre dieſes Glas ein Stuͤck daraus der Himmel „ beſtuͤnde: Durch dieſe Zierrathen des Glaſes / wurden ihrer ſehr viel „ angelocket / und wie gemeldet wird / ſo hat ſich kurtz hierauff einer ge - „ funden / welcher 50 Gold-Kronen dafuͤr zu geben geboten; der Chiutai - „ ſo aber wolte es umb ſolches Geld nicht weg laſſen / und zwar fuͤrnehm - „ lich darumb / dieweil er wuſte / daß dergleichen Glas dem Koͤnig ſolte „ verchret werden; befuͤrchtete ſich derowegen / es moͤchte ſolches deꝛ Kaͤuf - „ fer dem Koͤnig uͤberſenden / und alſo dem Herrn Riccio fuͤrkommen: „ Nachdeme er aber erfahren / daß dem Koͤnig dergleichen ſchon uͤber - „ reichet und verehret worden / hat er den Preiß noch etwas geſteigert / „ und ſolches verkaufft; auff dieſe Weiß hat er ſich von vielen Schulden „ los gemachet / und ſich ihme die Societaͤt der Jeſuiten verpflichtet.
Was die Haͤmmerung des Glaſes betrifft / darauff die Chymiſten die Muͤglichkeit ihres Elixirs bauen / die hat zum / wiewohl ſchwachen / Fundament / die Worte des Plinii im 36. Buch / cap. 26. da er alſo ſetzet; „ Manſaget / daß unter dem Kaͤyſer Tiberio, ein ſolches Temperament „ vom Glas ſey erfunden worden / daß es ſich ohne Feuer habe biegen „ laſſen; es ſey aber deßwegen die gantze Werckſtat deſſelbigen Kuͤnſtlers „ ruiniret und eingeriſſen worden / damit der Preiß vom Kupffer / Silberund233Von der Glasmacher-Kunſt. und Goldmetallen nicht geringert wuͤrde; Und dieſe Rede hat eine lange Zeit / doch ohne gewiſſen Grund gewaͤhret.
Dieſer Plinius hat gelebet zur Zeit des Kaͤyſers Veſpaſiani, wel - cher nach dem Tiberio der dritte geweſen; daß es alſo ſcheinet / es habe dieſe Sage lang gedauret.
Solches erzehlen auch andere mehr / nach dem Plinio, iedoch kom - men ſie nicht gaͤntzlich mit ihm uͤberein: Dion Caſſius im 57. Buch ſaget: Zu der Zeit / als ſich zu Rom ein groſſer Schwiebogen auff eine Seiten „ ſenckte / ſo hat ſolchen ein Baumeiſter (deſſen Nahmen man nicht weiß / „ dieweil der Kaͤyſer aus Neyd verboten hatte / ſolchen in die Buͤcher zu „ bringen) auff eine wunderſame Manier wiederum auffgerichtet / und „ den Grund zu beyden Seiten alſo befeſtiget / daß er unbeweglich geſtan - „ den: Solchen hat der Tiberius, nachdem er ihn ausgezahlet / aus der „ Stadt weiſen laſſen; der Kuͤnſtler aber kam wieder zuruͤck; Und als er „ zu dem Tiberio gieng / und um Gnad bitten wollen / hat er mit Fleiß einen „ glaͤſern Becher auff die Erden fallen und zerbrechen laſſen / hat aber ſol - chen alſobald wiederumb mit ſeinen Haͤnden gantz gemacht / der Hoff - „ nung / er wuͤrde dadurch Gnade erlangen / allein er muſte deßwegen ſein „ Leben hergeben.
Iſidorus bekraͤfftiget dieſes / alſo ſagend: der Kaͤyſer haͤtte ſelbſt den glaͤſern Becher / aus Zorn wider den Boden geſchmiſſen / welcher alſo zerkruͤpelt / und gleich einem Kupffer ſich zuſammen gebogen / der Kuͤnſtler aber mit ſeinem Haͤmmerlein / welches er im Buſen hatte / wiederum aus - richtete; darauff habe der Kaͤyſer gefraget / ob ſonſt noch iemand Wiſ - ſenſchafft von dieſer Kunſt haͤtte? und als der Kuͤnſtler mit Nein geant - wortet / auch ſolches mit einem Eyd betheuret / ſey ihme / auff Befehl des Kaͤyſers / der Kopff abgeſchlagen worden; damit nicht / wann dieſe Kunſt gemein wuͤrde / das Gold fuͤr Koth geachtet / und alle andere Metallen geringſchaͤtzig wuͤrden.
Und gewiß / wann die Glaͤſer nicht ſo zerbrechlich waͤren / ſie waͤren dem Silber und Gold weit fuͤrzuziehen. Pancirolus, betreffend die Haͤmmerung des Glaſes / folget der anſehnlichen Autoritaͤt / der ange - zogenen obigen dreyen Authorum: ſolches thun ingleichen auch andere / welche es aber nur von Hoͤren-Sagen referiren.
Allein Matheſius, Goclenius, Valenſis, Libavius, und der gantze Chymiſche Hauffe / wollen ſolches ungeſcheuet behaupten / daß es / durch Krafft des Elixirs geſchehen ſeye; Dieſe aber moͤgen kuͤhnlich behaupten /was234C. Merrets Anmerckungen uͤber die Buͤcher NERI,was ſie wollen; ſo ſetzet doch Plinius in Erzehlung dieſer Hiſtoria binzu / erſtlich / man ſaget / zweytens / es iſt die Rede / drittens / es ſey zwar viel Redens / aber wenig Grund davon: welche dreyfache Redensart genug - ſam an den Tag giebet / wie wenig Glauben er ſelbſt dieſer Hiſtoria bey - gemeſſen.
Es waͤre genug geweſen / wann er bey dieſer / nicht gar zu glaub - wuͤrdigen Erzehlung / ſeine Authoritaͤt zu ſalviren / nur dieſe allgemeine Art zu reden / man ſaget / hinzu geſetzet haͤtte / ſo ſaget er uͤber dieſes noch fuͤr ſich / daß dieſe Rede zwar lange gewaͤhre ꝛc. Aus welchen Worten klar erhellet / daß zwar / wann man dem euſſerlichen Anſehen nachgehet / von etlichen einiger Glaube dieſer Hiſtoria beygemeſſen wor - den / ſolches aber nicht von klugen Leuten / ſo man dem eigentlichen Wortverſtand nachgehen will; denn was kan man wohl aus den Wor - ten / man ſaget / fuͤr eine ungewiſſe Reden / oder etwas anders / als des erzehlenden Mißtrauen / ſchlieſſen? Solches war auch nur eine gemei - ne Sage / denn es wird ſolches / weder von einem Naturkuͤndiger / noch Poeten oder Hiſtorienſchreiber erzehlet; es gedencket niemand der Per - ſon / und / welches ein Wunder iſt / noch weniger der ungewoͤhnlichen Straff / da doch deroſelben Buͤcher voll Anmerckungen / von ſeltzamen Begebenheiten ſind.
Solte auch wohl iemand der Warheit gemaͤß achten / daß der Kaͤy - ſer ſelbſt nicht ſolte dieſer Kunſt nachgeſtrebet / und ſolche nebenſt an - dern Cantzlen-Archiven ſeinen Succeſſoribus hinterlaſſen haben / als ein ſehr merckwuͤrdiges Stuͤck / dergleichen in der gantzen Welt nicht ge - funden worden / noch vielleicht iemahls moͤchte gefunden werden / nach - dem der Kuͤnſtler getoͤdtet? Und ſolte dieſe gantz ungewoͤhnliche Erfin - dung / und die unerhoͤrte Straffe in ſo wenig Jahren unter dem eini - gen Wort / man ſaget / gantz und gar verloſchen ſeyn?
Jſt derowegen ſolches nur des gemeinen Volckes Rede geweſen / und zwar des