PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Sophonisbe / Trauerſpiel.
Breßlau /Auf UnkoſtenJEſaiæ Fellgibels/ Buchhaͤndlers aldar. 1680.

Dem Hoch und Wolgebohrnen Herren Herren Frantz Freyherren von Neſſelrode / Und der freyen Standes-Herr - ſchafft Drachenberg / Herren zu Stein / Ehrenſtein / Herten und Praußnitz ꝛc. ꝛc. Der Roͤm. Keyſ. Meyſt. wuͤrcklichen Caͤmmerern / Chur-Fuͤrſtl. Coͤllniſchen Erb-Marſchall / Geheimen Rathe / Fürſtlichem Bergiſchen Erb-Cämmerern / wie auch Statthaltern im Veſt Recklingshauſen. Meinem Genaͤdigen Herren.

NJmm dieſes Trauerſpiel zum Opfer von
mir an /
Du ander Cyneas und Neſtor unſer Zeiten /
a 3Nach
Nachdem mein Armuth diꝛ nichts beſſeꝛs liefeꝛn kan;
Vergnuͤgt ſich doch ſelbſt Gott an ſchlechten Klei -
nigkeiten.
Zudem / dein hoher Geiſt haͤlt ſelbſt von Muſen viel /
Und regt mit eigner Hand des Foͤbus Seiten -
Spiel.
Jhr Nymfen umb die Lipp und den beliebten
Rhein /
Die ihr vor Freude huͤpfft / weñ eueꝛ Orpheus ſpielet /
Muͤßt auf den Oder-Strom nicht eyferſichtig ſeyn /
Wenn dieſer ſeinen Geiſt und Regung in ſich fuͤhlet.
Sind doch zehn Jahre ſchon vom Leben abgemeyht;
Seitdem er ihm und uns die Leyer hat geweiht.
Seitdem ihm Schleſien vergnuͤgter / als Co -
rinth
Alciden hat das Recht der Buͤrger angetragen.
So viel umb unſern Strand gelehrte Schwanen
ſind /
Die hoͤrt man ingeſam̃t viel ſeines Ruhmes ſagen.
Was ihm nun wird gewehrt durch meine ſchwache
Hand /
Jſt ein geringer Zinß fuͤr unſer Vaterland.
Jch liefer nur ein Spiel. Jedoch welch Cato
mag
Nur immer ernſthaft ſeyn / und alle Spiele ſchelten?
Die Weißheit bildet ſich nicht ſtets auf einen
Schlag;
Ja Tugend muß oft ſelbſt nur in der Larve gelten.
Wer
Wer Schertz und Ernſt vermiſcht / und mit der
Klugheit ſpielt /
Hat oftermals zu erſt den rechten Zweck erzielt.
Jſt der Natur ihr Werck nicht ſelbſt ein ſtetig
Spiel?
Der Sterne Lauf beſchaͤmt den Klang der ſuͤſſen
Seiten.
Der Thier-Kreiß ſteckt ſo wol der Sonne nicht ein
Ziel /
Als er ihr Luſthauß iſt / darinnen ſich zu breiten.
Bald kuͤßt ſie Fiſch und Krebs / bald Bock und
Waſſermann /
Henckt Wiedern Tulipen / dem Loͤwen Eeren an.
Bald ſcheint der Mohnde rund / bald ſaͤtzt er Hoͤr -
ner auf /
Bald iſt er Silber-weiß / bald roͤthet er die Flecken /
Bald richtet er nach Sud / bald Nordwerts ſeinen
Lauf /
Heckt in den Muſcheln Perln / und Purper in den
Schnecken.
Bald ſchwellet er das Meer / bald traͤncket er das
Land;
Sein Weſen und ſein Thun iſt Spiel uñ Unbeſtand.
Auch hat die Luft ihr Spiel mit Sternen / die
vergehn;
Mit Duͤnſten / die ſie hat aus Thal und See gezogen.
Apellens Pinſel mahlt nichts in der Welt ſo ſchoͤn /
Als Titans Roſen-Hand die feuchten Regenbogen.
a 4Was
Was ſtellen Wolcken nicht fuͤr Bilder an den Tag?
Jhr Spiel und Zeit-Vertrieb iſt Blitz und Don -
nerſchlag.
Was treibt der Wind fuͤr Spiel nicht mit der
wilden Flutt?
Der Sturm mit Well und Meer / und dieſe mit
den Schiffen?
So daß der Abgrund ſelbſt bald ſeinen Schlund
aufthut;
Bald muß des Himmels Dach von Saltz und
Schaume trieffen.
Es wechſelt Flutt und Epp / und bald verſchlingt die
See /
Was ſie vor alter Zeit hob praͤchtig in die Hoͤh.
Dort uͤberſchuͤttet ſie mit Perlen ihre Schoos;
Hier ſpielt ſie Agſtein ab / und kurtzweilt mit Ko -
rallen.
Wer ſchaͤtzt die Waſſer-Kuͤnſt in Brunnen nicht
fuͤr groß?
Wem liebkoſ’t nicht ihr Spiel / wenn ſie von Ber -
gen fallen /
Durch Klippen brechen durch / wenn ſie mit Ertzt
und Glutt
Verſchwiſtern ihren Schnee / vermaͤhlen ihre Flutt?
Wie ſpielt nicht die Natur auf Erden? Nicht ein
Blatt
Des einen Baumes gleicht des andern Laub und
Rinden.
Kein
Kein Vogel iſt / der nicht gantz andre Federn hat;
Was iſt fuͤr Unterſcheid in Fruͤchten nicht zu finden?
Was ſind fuͤr Bildungen nicht Steinen eingedruͤckt?
Mit wie viel Farben ſind die Blumen nicht ge -
ſchmuͤckt?
Ein Nacht-Wurm ſpielt ſo ſchoͤn als Gold und
Flamme nicht /
Kein Zevxes kan nicht nach deꝛ Raupe Ruͤckẽ mahlen.
Beſchaͤmt ein Kefer doch der Edelſteine Licht;
Wiewol auch dieſe ſpieln mit Blitz und Sonnen -
Strahlen.
Kurtz: die Natur hat nie nichts an das Licht gebracht /
Sie hat mit ſelbigem ihr auch ein Spiel gemacht.
Der wilden Thiere Thun iſt nichts nicht als ein
Spiel;
Der Wallfiſch laͤſſet ſich das Meerſchwein nicht be -
ſchaͤmen /
Er ſpielt / wie dieſes ſtets mit Menſchen ſpielen wil.
Was pflegt fuͤr Spiel nicht Aff und Eichhorn fuͤr -
zu nehmen?
Der Elefant hat’s Spiel ſo wol als Gemſen lieb;
Der Bien und Ameis Muͤh iſt nur ihr Zeit-Ver -
trieb.
Fuͤr allen aber iſt der Menſch ein Spiel der Zeit.
Das Gluͤcke ſpielt mit ihm / und eꝛ mit allen Sachen.
So bald der Himmel uns das Tagelicht verleiht /
Pflegt Amm und Mutter ihr aus ihm ein Spiel
zu machen.
a 5So
So bald man ihm nicht mehr die Armẽ windelt ein /
Muß Tocken-Spiel ſein Thun / die Wieg ein
Schauplatz ſeyn.
Er lernt mit Spielen gehn / wenn ihm ein hoͤl -
zern Pferd /
Ein Gaͤngelwagen dient zur Kurtzweil und zur
Stuͤtze.
Der Wolfs-Zahn wird ihm auch zum Spiele mehr
gewehrt /
Als daß er ihm ſoll ſeyn zum Zaͤhne-Hecken nuͤtze.
Man bringt mit Kurtzweil ihm das erſte Lallen bey /
Und zeugt ihm: daß ein Spiel ſein gantzes Leben ſey.
Des Menſchen Spiel nimmt auch ſtets mit dem
Alter zu /
Der Ball / die Kuͤglichen / geſeiffte Waſſer-Blaſen /
Der Triebe-Kugel Schertz / mit ſamt der blinden
Kuh /
Das Springen uͤbern Hutt / das Schauen durch die
Glaſen /
Jſt ein unſchuldig Spiel / ja ſelbſt der Einfalt Kind /
Dem boͤſe Luſt und Liſt nicht eingemiſchet ſind.
Das erſte Trauerſpiel / das ihm Verdruß er -
weckt /
Hegt das verhaßte Hauß / das man die Schule neñet /
Wo Kunſt und Tugend ihm ein weites Ziel aus -
ſreckt /
Wol dem! der hier mit Luſt und hurtig darnach ren -
net!
Denn
Denn der erreicht es nicht / der ihm zur Zentner-Laſt
Der Weißheit Lehren macht / ſie ſpielende nicht faſſt.
Der Kegel / Karte / Brett uñ Wuͤrffel hoͤher haͤlt /
Als das ſo ſuͤſſe Spiel der holden Caſtalinnen;
Der mit der theuren Zeit verſpielet Seel und Geld /
Und ohne Frucht das Oel des Lebens laͤßt verrinnen.
Das Spiel der Schule weiſt vergnuͤglicher uns
an;
Wie ieder in der Welt vernuͤnftig ſpielen kan.
Wiewol auch derer viel / die ihnen bilden ein:
Daß ſie das beſte Spiel gefaßter Kuͤnſte machen;
Daß ſie der Weißheit Hertz / der Klugheit Meiſter
ſeyn /
Mit ihrer Gauckeley ſind wuͤrdig zu verlachen.
Wer niemals thoͤricht ſpielt / die Klugheit oft ver -
ſtellt /
Aus Thorheit Vortheil macht / iſt Meiſter in der
Welt.
Was fuͤr ein blindes Spiel faͤngt aber mit uns an
Der Jugend erſter Trieb / ihr wallendes Gebluͤtte?
Die Luſt / die man mit Fug auch Marter neñen kan /
Verruͤcket die Vernunft / verſtellet das Gemuͤtte.
Man ſtellt kein Schauſpiel auf / daß nicht die Ra -
ſerey /
Der Liebe Meiſterin / im gantzen Spiele ſey.
Denn dieſe Naͤrrin macht ihr alle Larven fuͤr;
Sie wandelt ſich in Hund / in Aff / in Fuchs / in
Pfauen.
Die
Die Wolluſt iſt die Cirz / und auch ein Abgott ihr /
Doch pflegt ihr leicht fuͤr dem / was ſie gekuͤßt / zu
grauen.
Ja unter allen iſt kein laͤcherlicher Spiel /
Als wenn ein Sauer-Topf und Graubarth buhlen
wil.
Der Ehrgeitz folgt der Lieb auf hohen Steltzen
nach /
Und aͤngſtiget die Welt mit blutt’gen Trauer -
Spielen.
Sie haͤlt fuͤr Zeit-Vertrieb Raub / Morden / Brand
und Ach /
Weñ ſie ihr Abſehn nur des Herrſchens kan erzielen;
Der Krieg / dem doch der Tod ſtets aus dem Augen
ſieht /
Jſt ſelber in ein Spiel ſich zu verſtelln bemuͤht.
Wer Lieb und Ehrſucht wil aufs grim̃ſte ſpielen
ſehn /
Betrachte Maſaniß und Sophonisbens Thaten;
Sie zeucht die Mutter aus das Gluͤcksſpiel zu ver -
drehn /
Und wil ihr eigen Kind auf glimmen Roͤſten braten;
Vermina wird ein Weib / ſie ein geharnſchter Mañ /
Weil keines unvermum̃t ſein Spiel vollenden kan.
Die fuͤr dem Ehmann itzt aus Liebe ſterben wil /
Hat in zwey Stunden ſein und ihreꝛ Hold vergeſſen.
Und Maſaniſſens Brunſt iſt nur ein Gauckelſpiel /
Wenn er der / die er fruͤh fuͤr Liebe meint zu freſſen /
Den
Den Abend toͤdtlich Gift als ein Geſchencke ſchiekt /
Und / der erſt Buhler war / als Hencker ſie erdruͤckt.
So ſpielet die Begierd und Ehrgeitz in der Welt!
Alleine ſucht man nicht ſelbſt Ehrſucht aus den
Spielen?
Wie prangt ein Fechter nicht / wenn er den Sieg
erhaͤlt /
Und todtſchlaͤgt nur zur Luſt / nicht Gall und Zorn
zu kuͤhlen?
Ja / wer ſich nicht zu Rom in hohen Wuͤrden ſchaut /
Dem kan die Aufſicht nicht der Spiele ſein vertraut.
Man legt den Spielen Recht und groſſe Frey -
heit bey /
Der Schauplatz prangt von Gold und Helffen -
bein und Seide.
Ja Nero ſelber ſpielt und laͤßt es Edlen frey /
Ein Rathsherr mag ſehn zu in eines Buͤrgers Klei -
de.
Wer bey den Griechen nie in Spielen hat geſiegt /
Der hat kein Ehren-Ampt ie zu verwalten kriegt.
Kein Gaſtmahl kan zu Rom ſein praͤchtig ange -
ſtellt /
Ob Erde / Meer und Luft hierzu ihr Vieh gleich
ſchlachten /
Weñ Menſchen Leichen ihm nicht werden zu geſellt /
Und nicht der Fechter Blutt beſudelt ihre Trachten.
Doch ſpielt die Wolluſt nicht nur / wenn ſie eſſen wil /
Gebrauchet doch der Geiſt den Hunger fuͤr ein
Spiel.Man
Man duldet Durſt und Froſt / laufft durch das
wuͤſte Meer /
Verſpielet ſelber ſich umb nichtsnicht zu gewinnen /
Hohlt aus zwey Jndien unnuͤtze Wahren her /
Und Steine / daß wir uns zum Spiele putzen koͤnnen /
Jn dem die Eitelkeit der Hoffart Pflaumen ſtreicht /
Verſchwendungen die Hand / der Wolluſt Zunder
reicht.
Das Rathhauß ſelber iſt der Eitelkeiten Sitz /
Auf dem die Boßheit ſich vermummet mit Geſaͤtzen.
Man ſchaͤrfft mehr auf Betrug als Rechte ſeinẽ Witz /
Und der / der uns ſteht bey / ſtrebt ſelbſt nach unſern
Schaͤtzen.
Man mittet fremden Zorn umb ein geringes Geld /
Das der Gerechtigkeit vielmal die Wage haͤlt.
Kein Leben aber ſtellt mehr Spiel und Schau -
platz dar /
Als derer / die den Hof fuͤrs Element erkohren.
Wer heute mehr als Fuͤrſt / des Koͤnigs Schoos -
Kind war /
Hat gegen Abende ſchon Wuͤꝛd und Gunſt verlohrẽ.
Gold / Purper / Lorber-Krantz verfaͤllt in Staub und
Grauß /
Man ſticht die Augen gar des Keyſers Vater aus.
Des Hofes Schau-Geruͤſt iſt auswerts zwar
Rubin /
Man ſpielt wie Diamant / traͤgt koſtbar Wurm -
Geſpinſte.
Ge -
Geluͤſtet aber dich den Vorhang weg zu ziehn /
Jſt dis Gepraͤnge nichts / als Schmuͤncke / Nebel /
Duͤnſte.
Oft iſt ein madicht Leib in Purper eingehuͤllt /
Und weniger als Nichts / was Ohr und Augen fuͤllt.
Doch ſpielt bey Hofe nicht nur Gluͤck uñ Eitelkeit /
Wenn ſie wie Baͤll und Wind die albern Men -
ſchen handeln.
Die Laſter ſind verlarvt hier in der Tugend Kleid;
Und Raupen ſieht man ſich in Seiden-Wuͤrmer
wandeln.
Die Heucheley floͤßt Gift fuͤr Milch und Honig ein /
Verlaͤudmung aber wirfft die Unſchuld uͤbers Bein.
Dein Beyſpiel aber hat / Mecænas / uns gelehrt:
Daß auch der Hof Geſtirn und ſolche Lichter leide;
Die’s Gluͤcke nicht verruͤckt / kein Finſternuͤs ver -
ſehrt /
Daß Tugend unbefleckt beſteh in Wuͤꝛd und Seide;
Daß Hoͤfligkeit nicht ſteck aufricht’ge Seelen an /
Daß Spiel uñ Weißheit ſich gar ſchicklich paarẽ kan.
Die Moſel uñ die Maaß / der Jſter uñ der Rhein /
Die Waal / der Friedens-Platz / wird auch der Nach -
welt ſagen /
Ein Redner deines Ruhms / der Klugheit Zeuge ſeyn;
Was zu gemeiner Ruh du Guttes beygetragen;
Wie klug und tapfer du die Bothſchafft fuͤr geſtellt;
Umb Deutſchland dich verdient / und umb die halbe
Welt.
bZwey
Zwey Dinge ſind in dir / O Neſtor! Wunders
werth;
Daß Klugheit ſich in dir mit Redligkeit vermaͤhlet /
Daß ſie ſich mit Betrug nie zu verhuͤlln begehrt;
Daß Vorſicht ohne Falſch nie ihren Zweck verfehlet.
Da Argliſt insgemein itzt Staats-Verſtaͤndig
heiſt /
Und ſchlim̃ zu ſpielen ſich die gantze Welt befleiſt.
Was wunderts aber uns? Daß ſich der Menſch
verſtellt /
Unmenſchliche Begierd und wilde Regung fuͤhlet?
Furcht / Hofnung / Freude / Zorn fuͤꝛ ſchoͤne Laꝛvẽ haͤlt
Nach dem man auch ſo gar mit Gott und Andacht
ſpielet /
(macht;
Den heil’gen Gottes-Dienſt zu einer Kurtzweil
Beym Opfer Taͤntze hegt / und zum Gebete lacht.
Wenn Elis Jupitern ſehr hoch verehren wil /
So muß gantz Griechenland ihm fechten / rennen /
ringen /
Sein allergroͤſtes Feſt iſt ein Olympiſch Spiel;
Apollo wird verehrt im Pythiſchen mit Springen.
Rom hat dem Pluto gar den Schauplatz eingeweiht /
Dianens Fey er iſt der Fechter Grauſamkeit.
Des Bach chus Heiligthum uñ des Neptun Altar
War in der Rennebahn aufs praͤchtigſte gebauet.
Weil bey der Gottes-Dienſt ſo Lauf als Schauſpiel
war;
(trauet?
Und die ſer Aufſicht ward meiſt Prieſtern anver -
Wenn
Wenn auch die grimme Peſt die Roͤmer uͤberfiel /
Verſoͤhnete man Gott durch ein kurtzweilig Spiel.
Nicht andeꝛs ward Mercur von Gallien verehꝛt;
Pan von Arcadien / Saturnus von den Mohren.
Wie itzt die Herrſchensſucht noch bluttig ſpielen
lehrt /
Wie manches Reich durch Schein der Andacht geht
verlohren /
Wie man mit Eyden ſpielt / mit Gottes-Dienſte
ſchertzt /
Hat Jlium erfahrn / und Deutſchland nicht ver -
ſchmertzt.
Wie nun der Sterblichẽ ihr gantzer Lebens-Lauf
Sich in der Kindheit pflegt mit Spielen anzufangẽ /
So hoͤrt das Leben auch mit eitel Spielen auf.
Wie Rom denſelben Tag mit Spielen hat be -
gangen /
An dem Auguſt gebohrn; ſo wird mit Spiel und
Pracht
Auch der Entleibten Leib in ſein Begraͤbnuͤs bracht.
Ja Rom hat gar den Tod ſelbſt in ein Spiel ver -
kehrt /
Wenn Knechte durch Gefecht aufopfern Blutt und
Leben /
Wo durch die Glutt der Leib der Keyſer wird ver -
zehrt /
Und wenn der Rath dem Volck ein Mahl und Spiel
wil geben.
b 2Doch
Doch hat Acaſtus ſchon Begraͤbnuͤs-Spiel erdacht /
Und Theſeus in den Schwung die Trauer-Luſt ge -
bracht.
Der blinde Simſon bringt ſich ſpielend in das
Grab;
Und unſre kurtze Zeit iſt nichts als ein Getichte.
Ein Spiel / in dem bald der trit auf / bald jener ab;
Mit Thraͤnen faͤngt es an / mit Weinen wirds zu
nichte.
Ja nach dem Tode pflegt mit uns die Zeit zu ſpieln /
Wenn Faͤule / Mad und Wurm in unſern Leichen
wuͤhln.
Ein Spiel iſt uͤbrig noch / das Ruhm und Nach -
welt haͤlt
Den Todten / die ihr Spiel des Lebens wol vollendet.
Wenn man ihr ertzten Bild in einen Schauplatz
ſtellt /
Sie zu verewigen der Berge Marck verſchwendet;
Weñ Cimon nach Athen des Theſeus Beine bringt /
Und Sophocles ſein Lob in Trauer-Spielen ſingt;
Wenn ſich Themiſtocles ſelbſt nicht zu ſpielen
ſchaͤmt /
Und ſeine Tapferkeit auf Schau-Geruͤſten preiſet.
Der Vorwelt Tugend wird nicht beſſer eingeſaͤmt
Der Jugend / als wenn man ihr ein ſchoͤn Beyſpiel
weiſet;
(Grab
Denn kein Porphyren Bild / kein Alabaſtern
Mahlt / wie Euripides / die alten Helden ab.
Wer
Wer kein Empfinden hat / wird durch ein Spiel
geregt;
Wil Alexandern nicht ſo Aug als Hertz zerfluͤſſen?
Dem Pheræ niemals hat ſein eigen Hertz bewegt /
Wenn er Polixenen ſoll ſehn ihr Blutt verguͤſſen.
Wenn der / der nichts nicht fuͤhlt / ſich uͤber Pein be -
ſchwert /
Als Hecuba fuͤr Leid in einen Hund ſich kehrt.
Was wendete nicht Rom auf Schauſpiel und
Athen?
Wiewol hat ſie bedacht Lycurgus in Geſaͤtzen?
Das Bild des Aechylus hieß er zur Schaue ſtehn;
Den Sieg des Sophocles ließ er in Marmel
etzen.
Kein Krieg in Griechenland der koſtete ſo viel /
Als Ariſtophanens ſein Froſch - und Wolcken -
Spiel.
Zwar Sophonisben fehlt ſo Glantz als Koſtbar -
keit;
Doch Neſſelrodens Ruhm kan ſie ſo ſchaͤtzbar machẽ:
Daß ihr Gedaͤchtnuͤs wird beſtehn fuͤr Neid und
Zeit;
Und dis mein Trauerſpiel wird der Verlaͤumbder
lachen.
Denn ſeine Tugend wird der Nachwelt Beyſpiel
ſeyn;
Europa ſich ihm ſelbſt zum Schau-Platz weihen ein.
b 3Jnn -

Jnnhalt

Der erſten Abhandlung.

1

Koͤnig Maſaniſſa weiſet fuͤr der belaͤgerten Haupt-Stadt in Nu - midien Cyrtha in ſeinem Zelte denen Abgeſandten der Koͤnigin So - phonisbe den gefangenen Koͤnig Sy - phax in Band und Eiſen / ſie bedreuen - de: daß / da ſich die Stadt nicht Augen - blicks ergeben wuͤrde / er ihm den Kopf abſchlagen laſſen wolte. Worvon a - ber Syphax unerſchrocken die Seini - gen abmahnet. Maſaniſſa heißt hie - rauf den Himilco und Micipſa der Koͤ - nigin ihres Koͤniges Nothſtand eroͤf - nen / und behaͤlt als eine Geiſſel den Hiempſal an ſtatt des in die Stadt ab -2 geſendeten Bomilcars bey ſich. Hier -aufauf beredet Maſaniſſa den Hiempſa durch Erzehlung des Syphax boͤſer Thaten: Daß er ihm die Stadt Cyrtha3 zu uͤbergeben verſpricht. Als Sopho - nisbe im Tempel kniende den Verluſt der Schlacht beklaget / kommet ihr aus der Schlacht entkom̃ene Stief-Sohn Vermina / und erzehlet: Daß er nicht wiſſe: Wo der Koͤnig hinkommen. Hier - uͤber aber kommen Himilco und Mi -4 cipſa und berichten ſie: Daß Maſaniſ - ſa den Koͤnig Syphax gefangen habe / und dafern ſich Cyrtha nicht ergebe / ihm den Tod dreue. Wordurch Sopho - nisbe ſich anfangs zu toͤdten / hernach Cyrtha aufzugeben / endlich alles eu - ſerſte zu erleiden entſchleuſt / und ihr5 Helm und Harniſch anlegen laͤſt. Hin - gegen muß Veꝛmina umb faͤhig zu ſeyn dem Mohnden zu opfern / der Sopho - nisbe Weiber-Kleider anziehen. So - phonisbe laͤßt hierauf ihre zwey Soͤh - ne den Adherbal und Hierba looſſen / welcher unter ihnen geopfert werdenb 4ſolſol fuͤr den Wolſtand des Reiches / und als Hierba gewinnet / wird er zwar von Sophonisben nach erbaͤrmlichen Ab - ſchiede in die gluͤenden Armen des Abgotts gelegt / aber von dem hierzu - kommenden und ſich durch Beſtechung der Wache gefluͤchteten Syphax weg - geriſſen / Er von allen / von ihm Ver - mina frolockend bewillkommet / und verordnet: Daß ſtatt des Hierba zwey gefangene Roͤmer aufgeopfert werden. Endlich ſchweren Adherbal und Hier - ba fuͤr dem Altare der Roͤmer Todfein -6 de zu erſterben. Jm Reyen wirft die Zwytracht unter die Menſchlichen Gemuͤtts-Regungen einen guͤldenen Apfel / welcher von der Seele der So - phonisben der Rache als Uberwinde - rin zuerkennet wird.

Der andern Abhandlung.

1

DEr bluttige Himilco beꝛichtet dem Syphax und der Sophonisbe: Daß Hiempſal durch Verraͤtherey dieb 5StadtStadt dem Feinde eroͤfnet; Micipſa: Daß der Feind ſchon in die Burg ein - dringe; worauf Syphax den Vermina ſich Roͤmiſch verkleiden und ieden flie -2 hen heiſſet. Maſaniſſa dringet mit den Seinigen in die Burg / nim̃et den Sy - phax gefangen / Sophonisbe nebſt ih - ren Soͤhnen Adherbal und Hierba faͤl - let ihm zum Fuͤſſen / bittend und erlan - gend: Daß ſie nicht in der Roͤmer Haͤn -3 de gegeben werden ſollen. Maſaniſſen Gemuͤths-Regungen werden von in - bruͤnſtiger Liebe gegen Sophonisben uͤberwunden / worauf er den Syphax im Kercker zu ermorden ſchluͤßig wird. 4Syphax bejammert im Kercker ſeine Feſſel und wil ſich veꝛzweifelnde toͤdten / hierzu kommet die in einen Roͤmiſchen Kriegs-Knecht verkleidete Sophonis - be und windet ihm das Meſſer aus / entdecket ſich ihm / zeucht ihm aus den Banden / verwechſelt mit ihm die Klei - der / laͤſſet ſich fuͤr ihn in die Feſſel ſchluͤſ - ſen / und erweget bey ſich des Maſaniſ -ſens5ſens nachdenckliche Worte. Maſaniſſa kommet hieruͤber in den Kercker / und als er Sophonißben / Sie fuͤr den Sy - phax haltende / umbbringen wil / ent - bloͤſſet ſie ihre Bruͤſte / daruͤber er er - ſtaunet / den Dolch fallen laͤſſet / und nachdem ſie ihm eroͤfnet: daß ſie den Syphax zu erloͤſen ſich an ſeine Stelle hette ein ſchluͤſſen laſſen; offenbaret er ihr ſeine heftige Liebe / worauf ſie beyde den Schluß machen einander alſobald6 zu ehlichen. Jm Reyen beſieget die Liebe Himmel / Hoͤlle / Erde / Meer / Jupiter / Pluto / Hercules und Jaſon / die Regierſucht / die Grauſamkeit / die Tugend; und bildet im guͤldenen Fluͤſ - ſe des Jaſons die gluͤckſeelige Vermaͤh - lung des Unuͤberwuͤndlichſten Keyſers Leopolds und der Durchlauchtigſten Jnfantin aus Spanien fuͤr.

Der dritten Abhandlung.

1

BOmilcar und Manaſtabal bemuͤ - hen ſich vergebens Maſaniſſenvonvon der Heyrath der Sophonisbe ab -2 zuhalten. Maſaniſſa und Sophonisbe werden einander vermaͤhlet / Bogu - des aber fiehet aus denen der Aſtarte geopferten Tauben: Daß dieſer Eh -3 ſtand nicht werde beſtaͤndig ſeyn. Le - lius dringet mit einer Menge Roͤmer in Tempel / und wil dem Maſaniſſa So - phonisben wegreiſſen / daruͤber ſie nach Wortwechſelung beyderſeits zun Waf - fen kommen / aber endlich durch den Bo - milcar vereinbaret werden. Lelius aber entruͤſtet ſich wieder uͤber Aufopferung4 des Torquatus. Als Bogudes ſich wei - gert auf Befehl des Lelius die drey ge - fangenen Mohren zu opfern / erbeut ſich dis ſelbſt Sophonisbe zu thun; Als ſie aber einem die Bruſt eroͤfnet ihn aufzuſchneiden / wird ſie gewahr: Daß dieſer Gefangene der verkleidete Sy - phax ſey / daruͤber ſie fuͤr Schrecken das Meſſer fallen laͤſſet / welches Syphax aufhebet / und darmit Sophonisbenwe -wegen ihrer Untreu erſtechen wil. Wor - an ihn anfangs Maſaniſſa verhindert / Sophonisbe aber ihn durch beweglich Zureden in die Verzweiffelung: Daß5 er ſich ſelbſt ermorden wil / bringet. Jm Reyen mahlet die Eyverſucht der Ein - bildung allerhand ſeltzame Blaͤndun - gen des Ehbruchs fuͤr; und ob die Ver - nunft zwar ihr darthut: Daß dieſes al - les blaue Duͤnſte ſeyn / ſo uͤberredet ſie doch die Narrheit ſtets eines andern / biß die Verzweifelung der Eyverſucht Strick und Meſſeꝛ ſich zu erhencken und zu erſtechen darreichet.

Der vierdten Abhandlung.

1

LElius erzehlet dem Scipio den Sieg der Schlacht / uñ die Eroberung Cyrthens / und übergiebet ihm den gefangenen Sy - phax; Welcher dem Scipio ſein Ungelück und die Heyrath Maſaniſſens mit Sopho -2 nisben eroͤfnet. Maſaniſſa bewillkom̃t den Scipio / uͤbergiebet ihm die gefangenen Nu - midier / wie auch Zepter und Krone des ero - berten Reichs Numidien / Scipio aber ſtel -let3let Zepter und Krone ihm wieder zu. Scipio verweiſet Maſaniſſen ernſtlich ſeine unbe - ſonnene Heyrath / und bringet ihn zum Er -4 kaͤntnuͤs ſeines Fehlers. Jn Maſaniſſens Hertze kaͤmpfen Liebe und Vernunft heftig / endlich entſchleuſt er ſich doch Sophonisben5 fahren zu laſſen. Maſaniſſa wird noch im - mer von der Begierde beunruhiget / endlich ſchickt er durch Diſalcen der Sophonisben ein Glaß vol Gift / ſie dardurch ſeinem Ver - ſprechen nach aus der Roͤmer Haͤnden zu er -6 retten. Jm Reyen wird Herkules auf dem Scheidewege von der Wolluſt mit aller - hand Scheinbarkeiten auf ihren Pfad ge - locket / von der Tugend aber zu ruͤcke behal - ten / welche / nach dem ſie entdecket: Daß un - ter dem Goldſtuͤcke der Wolluſt Lumpen / Unflatt / Seuchen und Aas verſtecket liegen / ihr goldenes Unterkleid nach weggeworffe - nem ſchlechten Oberkleide entdecket / und den Herkules den Thron der Ehren beſteigen laͤßt / welcher aber ſelbten dem Geiſte Keyſer Leopolds abtritt.

Der fuͤnften Abhandlung.

1

DEr Dido Geiſt verkuͤndigt Sophonis - ben ihrẽ und Carthagens Untergang / eroͤfnet ferner: Wie des Maſaniſſens Nach -kom -kommen in Numidien nicht lange bluͤhen / die Gothen und Wenden / hernach die Sa - racenen und Araber Africa und Spanien einnehmen / dieſe aber von Ferdinanden dem andern / Philippen dem Ertzhertzoge / Carln dem fuͤnften / Philippen dem andern / und endlich Keyſer Leopolden werden beſiegt /2 und nach und nach vertrieben werden. So - phonisbe wird hierüber gantz veꝛzweifelnd / und wil umb das beſagte Joch der Roͤmer zu verhuͤtten / nebſt ihren zweyen Soͤhnen ſich in den Tempel der Sonnen verbrennen / wird aber von der Priſterin verhindert. 4Hierüber bringet ihr Diſalces Maſaniſſens Gift-Glaß / welches ſie freudig annimmt und alleine beklaget: Daß ſie zum andern3 mal ſo thoͤricht geheyrathet habe. Himilco und Micipſa bemuͤhen ſich vergebens So - phonisben zu bereden: Daß ſie Maſaniſſens Gift nicht trincken ſolle. Denn nach dem ſie von ihnen / ihren Kindern / und dem Frau - enzimmer beweglichen Abſchied genommen / ihren Kindern ſie zur Rache ermahnende zwey Schwerdter umbgeguͤrtet / trincket ſie / und zwar der Roͤmer Dienſtbarkeit zu entkommen / auch ihren Kindern das Gift zu / worauf ſie drey in einander verſchren -cketcket todt zur Erde fallen; Himilco und Mi5 cipſa reiben einander ſelber auf. Maſaniſſa kommt hierzu ſeinen erſten Schluß bereu - ende gelauffen; nach dem er aber Sopho - nisben ſchon todt findet / wil er nach ihrer kläglichen Bejammerung ihm ſelbſt das6 Schwerd in Leib ſtoſſen. Scipio aber eilet darzu / läßt ihm das Schwerdt auswinden / und beruhigt ihn endlich durch bewegliche Zuredung; Verſtattet Maſaniſſen die So - phonisbe nach ſeinem Belieben zu begra - ben / ſchicket den Lelium mit dem gefangenen Syphax nach Rom / und ſetzet Maſaniſſen7 des Syphax Krone auf. Die vier Mo - narchien bemuͤhen ſich im Reyen mit denen von ihnen beſiegten Theilen der Welt / den von dem Verhaͤngnüſſe aufgeſetzten Lor - ber-Krantz zu gewinnen / ſelbter aber wird von denen vier Theilen der Welt / fürnem - lich durch Beyhuͤlffe des neu erfundenen America dem Hauſe Oeſterreich aufgeſetzet.

Per -

Perſonen des Trauerſpiels.

  • SOphonisbe
  • Masanissa
  • Syphax
  • Scipio
  • Vermina
  • Lælius
  • Amilcar
  • Juba
    • Adherbal
    • Hierba
    • Sophonisbens Soͤhne.

  • Hiempsal
  • Himilco
  • Micipsa
    • Bomilcar
    • Manastabel
    • Disalces
    • Des Maſa - niſſa Ver traute.

  • Bogudes ein Prieſter.
    • Torquatus
    • Flaminius
    • zwey gefange - ne Roͤmer.

  • Orithia
  • Hippolite
  • Menalippe
  • Elenisse
  • Mamercus
  • Elagabal eine Prieſterin
  • Der Dido Geiſt.
  • Tychoeus
  • Ein Menge Roͤm. Kriegs-Ober - ſten und Soldaten.
  • Koͤnigl. Frauenzimmer.
  • Ein Theil Numidiſcher Fuͤrſten und Hauptleute
  • Eine Menge Maſaniſiſche Sol - daten.
  • 12. Cupidines.
  • Reyen der Zwytracht / Liebe / des Haßes / der Freude / des Schreckens / der Begierde / des Neides / die Furcht / Sophonisbens Seele.
  • Reyen der Liebe / des Himmels / der Regierſucht unter der Perſon des Jupiters. Des Abgrunds / der Grauſamkeit unter der Per - ſon des Pluto. Der Erde / der Tugend unter der Perſon des Hercules. Des Waſſers / der Ehre unter der Perſon des Jaſon.
  • Reyen der Eyferſucht / der Vernunfft / des Neides / der Narrheit / der Verzweifelung ſamt der Schoͤnheit und Einbildung / welche mit ihren Bildungen ſtumm fuͤrgeſtellt werden.
  • Reyen des Hercules, der Wolluſt und Tugend / Keyſers Leopolds Geiſt.
  • Reyen des Verhaͤngnuͤſſes der vier Monarchien.
Die
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[1]

Die erſte Abhandlung.

Der Schauplatz ſtellet fuͤr des Koͤnigs Maſiniſſa Zelt. Maſiniſſa. Bomilcar. Hiempſal. Himilco. Micipſa. Syphax. Eine Menge Roͤ - miſcher Soldaten.
Maſiniſſ.

DJe Schuld ſchwermt umb Verterb / wie Mutten umb das Licht / Der ſtell’t Jhm’s Fallbrett ſelbſt / wer Eyd und Buͤndnuͤs bricht. So ſtuͤrtzt ſich Sophoniſb und Syphax geht verlohren / Weil ſie den Frieden-bruch gezeuget / Er gebohren. 5Nun moͤgt ihr ſelber euch an Fingern rechnen aus: Ob ihr’s umb uns verdient: daß wir uns euer Haus / Das in der Flamme kracht / zu leſchen ſolln bemuͤhen / Und die bedraͤngte Stadt aus Brand und Blutte ziehen. Der Bienen Stachel iſt zugleich ihr Honig-Roͤhr. 10Doch ſaugt ein Leidender aus Rache noch was mehr Als Zucker in ſein Hertz. Denn nichts kan ſuͤſſer ſchmecken / Als / was den Eyver kuͤhlt. Kein Thau erfriſcht die Schnecken / Wie die Beleidigten der Feinde Blutt erkwickt. Mit dieſem Labſal hat der Himmel mich begluͤckt. 15Europa ſchlaͤget Jhm die Feſſel ab der Mohren. Sicilien iſt weg / Hiſpanien verlohren. Ja Hannibal iſt ſelbſt umbgarnet und verwebt / Schaut: daß an unſer Fauſt des Hanno Blutt noch klebt /ADie2SOPHONISBE. Die Flott iſt in die Luft geſchwefelt aufgefahren /20 Das Lager Asdrubals / des Syphax freche Schaaren Hat brennend Schilf vertilgt. Und was dort Flam̃ und Schwerdt Den Feinden uͤbrig ließ / hat itzt mein Arm verzehrt. Die Funcken ſtieben ſelbſt ſchon auf Carthagens Zinnen. Jedoch kan treuer Rath noch euren Trotz gewinnen /25 Macht Schad und Zeit euch klug / ſo ſol die Gnade gehn So Rach als Schaͤrffe fuͤr. Dis / wo uns offen ſtehn Stadt / Schloͤſſer und Palaſt. Wollt ihr denn Trotz uns ſprechen Bis eure Mauern wir zermalmen und zerbrechen / Sol auch kein Kind verſchont in Mutterleibe ſein.

30
Hiempſal.

Man jagt mit Wortten Furcht nur feigen Haſen ein / Das rauhe Jaͤgerhorn ſchreckt Gemſen / keine Loͤwen / Die Welle keinen Fels; uns kein erhitztes Dreuen. Der Fuͤrſt urtheile ſelſt: ob eine ſolche Stadt / Die dreyſſig tauſend Mann in’s Feld zu ſtellen hat /35 Von Maͤnnern / die ein Hertz in ihrem Buſem fuͤhlen / Sich ohne Meineyd laß ins Feindes Haͤnde ſpielen? Fuͤr’s Haupt des Reiches muß den letzten Tropffen Blutt Aufſaͤtzen jedes Glied.

Maſin.

Hat euer Helden Muth Bey letzter Ohnmacht erſt in Creis der ſchwachen Mauern40 So enge ſich verſperrt? Wo euch die Haut ſol ſchauern / Die Glieder ſolln erſtarrn / beſchaut den Rubricat / Wie ſich ſein Strom geſchwellt von euren Leichen hat / Wie er durch euer Blutt die weiſſe See der Mohren Zum rothen Meere macht. Wie bald ging nicht verlohren45 Das nie beſigte Haupt und Wunder Syracus? Und neu Carthago fiel / als Scipio den Fus Kaum an ihr Land geſaͤtzt. Wie oft hat ſich erſchuͤttert Fuͤr uns ſchon Utica? Ja / nun Carthago zittert / Was iſt’s fuͤr Aberwitz: daß Cyrtha pocht und hoͤhnt50 Die / die’s Verhaͤngnis ſelbſt mit Palm - und Lorbern kroͤnt? Was hoft ihr fuͤr Entſatz euch aus der Noth zu winden?

Himilco

Kan Er der Goͤtter Huͤlf und ihre Haͤnde binden?

Maſiniſſ.

Die Goͤtter ſtehen uns nicht ohne Mittel bey.

Micipſ

Glaubt: daß die Spinnenweb ein eiſern Bollwerckſey /55 Wenn Goͤtter helffen wolln / der Himmel uns beſchirmen. Die / eure Armen nicht / ſind’s / die mit Regen / StuͤrmenFuͤr3SOPHONISBE. Fuͤr Hannibals Gewalt / der fuͤnfmal hat geblitzt / Daß Rom und Reich erbebt / hat’s Capitol beſchuͤtzt. Es naget Hannibal noch itzt an Welſchlands Kerne /60 Saugt an der Roͤmer Bruſt.

Maſiniſſ.

Er ſiehet ſchon von ferne Jm Spiegel / und an euch / wie ſein Carthago brennt / Nach dem er Capua verſpielt hat / und Tarent. Des Brudern bluttig Haupt mit ſeinen Thraͤnen netzet / Jn Welſchlands Winckel ſteckt umbgarnet und beſetzet. 65Und der iſt euer Troſt.

Himilc.

Wir traun auf Gott / und Jhn.

Maſiniſſ.

Ein Straus meint ſo wie Jhr dem Jaͤger zu entfliehn / Wenn er aus Furcht den Hals hat in ein Loch verſtecket.

Hiempſ

Carthagens Gluͤcks-Fahn hat oft hoͤher ſich erſtrecket / Als Hannibal Natur und Alpen uͤberſtieg /70 Bey Trebia / Ticin / und Tramiſen durch Sieg Die Adler niederſchlug / bey Canna Rom erlegte; Ja ſelbſt Tarpejens Fels erſchuͤtternde bewegte.

Maſiniſſ.

Das Spiel iſt itzt verkehrt.

Micipſ.

Es kan noch einſt geſchehn.

Maſiniſſ.

Wenn man Carthago wird in Feuer krachen ſehn?

75
Himilc.

Wenn noch ein Regulus wird dort den Kopf zerſtoſſen!

Maſiniſſ

Wenn ſich das Ameis-Neſt auf Loͤwen wird erboſſen?

Hiempſ.

Wenn Syphax in die Schlacht gantz Africa wird fuͤhrn.

Maſin.

Wer? Syphax?

Micipſ.

Syphax / ja!

Maſin.

Der kaum die Glieder ruͤhrn Jn unſern Feſſeln kan?

Micipſ.

Jn Feſſeln ſuͤſſer Traͤume!

80
Maſin.

Daß man der Trotzigen hartneckiſch Hoͤhnen zaͤume! Stracks! fuͤhrt den Syphax uns in Band und Eiſen her.

Himilco.

Ach! iſt dis glaubens werth? wil uns das Ungluͤcks - Meer / Und Rom die gantze Welt erſaͤuffen und verſchwemmen? Rom / deſſen Siege Witz und Staͤrcke nicht kan hemmen /85 Wenn Sonne / Staub / und Wind uns gleich zu Huͤlf erſcheint / Ja Drach und Elefant Rom zu vertilgen meint.

Maſin.

Schaut! ſol der Cyrthens Burg / und Byrſens Schlos erretten?

Hiempſ. Himilco. Micipſa.

Jhr Goͤtter! traͤumet uns? traͤgt unſer Koͤnig Ketten /A 2Der4SOPHONISBE. Der ſchwer von Kronen war?

Bomilcar.

Die durch Betrug und Liſt90 Er Maſiniſſen ſtahl?

Hiempſ.

Jſt’s moͤglich? daß er’s iſt? Der Koͤnig / unſer Fuͤrſt? den man laͤßt ſclaviſch ſchluͤſſen?

Himilco.

Laßt uns des Syphax Knie und Fus und Banden kuͤſſen.

Bomilcar

Fallt Maſiniſſen dort dem Sieger unterm Fuß; Der iſt nicht Fusfall’s werth / der ſelber knien muß.

95
Syphax.

Dis iſt des Gluͤcks Spiel. Jch habe noch fuͤr geſtern Mehr / als du itzt geprangt. Gewalt und Fall ſind Schweſtern. So Jch als Cr[æ]ſus kan dir ein ſchoͤn Beyſpiel ſein: Daß niemand fuͤr der Gruft ſein gluͤck ihm darf beſchrein. Dis und ein Solon kan dich kluͤglich unterweiſen:100 Daß Sieger fuͤrſtlich ſolln beſiegte Fuͤrſten ſpeiſen.

Maſiniſſ.

Wo du ſchnurſtracks verſchafſt: daß Cyrtha ſich er - gib’t.

Syphax.

Dis ſchafft kein fallend Fuͤrſt der ſeine Laͤnder liebt.

Maſin.

Der nicht ſein Volck mit ſich verlangt in Grund zureiſſen.

Syphax

Wir werden nimmermehr ſie knecht ſche Zagheit heiſſen.

105
Maſin.

So ſol dein bluttig Kopf bald auf den Pfal gedein.

Syphax.

Er wird mein Ehren-Mahl / dir nur ein Schandfleck ſeyn

Maſin.

Stracks Kriegs-Knecht / laß das Beil des trotzen Hals durchhauen.

Syphax.

Uns kan in dieſer Nacht fuͤr keinem Tode grauen.

Maſin.

Fahrt fort!

Micipſ

Ach! groſſer Fuͤrſt / ach! Er erwe - ge doch:110 Daß Seul und Fuͤrſten ja die gleich verfallen / noch Der Goͤtter Bilder ſind. Die That iſt unerhoͤret.

Maſin.

Daß man den Freyler ſtraft der Kefer trotzen lehret?

Hiempſ.

Daß man umb Tapferkeit ein Fuͤrſtlich Haupt ſchlaͤgt ab.

Maſin.

Das wenig Fuͤrſtliches auf Thron und Reich an gab.

115
Himilco.

Wir wolln das euſerſte fuͤr’s Koͤnigs Heil vollſtrecken.

Syphax.

Wolt ihr mit Untreu erſt den alten Ruhm beflecken? Den Hencker laſſen euch verzweifeln jagen ein? Wird / wenn gleich Cyrtha faͤllt / der Moͤrder milder ſein? Denn kan er nicht nur mir / auch euch den Kopf abſchlagen. 120Laßt uns behertzt und froh den letzten Schlag ertragen. Es5SOPHONISBE. Es ſchafft mehr Ehre todt / als Selave ſein alhier. Sagunt und Aſtapa mahlt euch ein Beyſpiel fuͤr: Daß Tugend mit mehr Luſt ſich ſtuͤrtzt in Flamm und Braͤnde / Als Roͤmern ſich ergeb und fall in Feindes Haͤnde.

125
Micipſa.

Jſt unſern Koͤnig denn zu retten gar kein Rath?

Maſin.

Schaft fort den Thoͤrchten / bis er ausgeraſet hat. Wir wolln euch und der Stadt noch Gnad und Friſt vergoͤnnen Bis ihr des Syphax Stand eroͤfnen werdet koͤnnen. Bomilcar ſol nebſt euch der Koͤnigin den Schluß130 Vortragen / ihren hoͤr’n. Hiempſal aber muß Als Geiſſel hier in des in unſerm Laͤger leben. Wo in drey Stunden ſich nicht Stadt und Burg ergeben / Solt ihr des Syphax Kopf geſpißt am Pfale ſchaun.

Maſiniſſa. Hiempſal.
Maſin.

Auf was vor Grund-Eis wil nun wol Hiempſal bann? 135Hiempſal / welchem ich ſelbſt wuͤnſche beſſer Gluͤcke / Ja einen treuern Herrn; weil er in’s Syphax Tuͤcke Nicht mit iſt eingemiſcht. Bekweme dich der Zeit / Vertraue mit der Stadt dich unſer Tapferkeit / So ſol Hiempſal ſein ein Auge Maſiniſſen /140 Und ſeine Tugend ſich in hoͤhern Wuͤrden wiſſen.

Hiempſ.

Der Koͤnig muthe mir Verraͤtherey nicht zu /

Maſin.

Der uͤbt kein Laſter nicht / der’s Vaterland in Ruh Aus dem Verterben ſetzt; noch der / eh er ertrincket / Ein ſrembdes Brett ergreift; und / wenn das Schif verſincket /145 An’s Feindes Ufer ſchwim̃t.

Hiempſ.

Man ſol den Herren treu Auch bis in Abgrund ſein.

Maſin.

Ein Knecht wi[r]d los und frey / So bald ein Herr vergeht und ſelbſt mus Sclave werden.

Hiempſ.

Verraͤther muͤſſen ſtets ein Greuel auf der Erden / Ja dem ſelbſt / der ſie hegt / ein Dorn in Augen ſein.

150
Maſin.

Nicht bilde dir von uns ſo ſchlimmen Undanck ein. Du / leider! kennſt nur nicht des Syphax grauſe Thaten; Wie viel er Fuͤrſten hat betrogen und verrathen / Wie er der Roͤmer Bund meineydiſch hat verletzt / Wie er verraͤthriſch mich des Reiches hat entſetzt. A 3Laß6SOPHONISBE. 155Laß dir nur uͤberhin die Schelmſtuͤck offenbaren. Mein Vater Gala war kaum aus der Welt gefahren / Als durch des Syphax Gift mein aͤlter Bruder ſchon Deſalees unterging. So bald ſein zarter Sohn Capuſa Koͤnig wird / hetzt er zum Aufruhrs-Brande160 Den Mezetulus auf: daß er mit hoͤchſter Schande Jn ſeines Koͤnigs Blutt ſo Haͤnd als Seele waͤſcht; Mit des Deſalees Frau die geile Brunſt auslaͤſcht / Sie in ſein Bette raubt; des Reiches Haͤupter ſchlachtet / Den Printz Lueumacen auch aufzureiben trachtet /165 Und ſich in Thron zu ſpieln. Als aber unſre Fauſt Gereitzt durch Schand und Mord / fuͤr den den Unthiern grauſt / Mit Koͤnig Bochars Huͤlff im vaͤterlichen Reiche Den Raͤuber uͤberfiel / und mit begluͤcktem Streiche Bey Tapſus Sieger ward; ſchickt Syphax wider mich170 Ein ſtarckes Laͤger aus; und als der Raͤuber ſich Zutrennt durch meinen Arm mus fluͤchten aus dem Lande / Laͤßt Syphax Asdrubaln zu einem neuen Bande Sich reitzen wider mich; bringt eilends auf den Fuß Die Kraͤfte ſeines Reich’s / ſo: daß ich aufangs muß175 Auf Balbus Klippen flihn und dar vom Raube leben; Doch mich bald vom Gebuͤrg in ofne Flucht begeben / Ja / als bey Clupea ſelbſt fuͤnf ich kaum entkam / Mich ſtuͤrtzen in den Flus; aus dem ich zwar entſchwam / Doch Bocharn glauben lies: ich ſey im Strom erſoffen /180 Bis ich den ſchwachen Leib / den funfzen Wunden troffen / Jn einer Hoͤle mir mit Kraͤutern ausgeheilt. Daſelbſten leſ ich noch vom Heere / das zertheilt / Kaum viertzig Reuter auf / zih ein neu Heer zuſammen; Ja treibe wie ein Wind des Krieges glimme Flammen185 Bis an des Syphax-Burg; nahm Hippons Felſen ein. Der Himmel aber ſchien mein Todt-Feind ſelbſt zu ſein / So Syphax als ſein Sohn der Fuͤrſt Vermina fuͤhren Zwey Laͤger auf mich an. Jch muß die Schlacht verlieren / Und kan Verminen kaum durch ſchnellſte Flucht entflihn /190 Muß Troſt-loos und verſteckt zum Garamanten zihn; Bis Syphax ſich ſo weit laͤßt Asdrubaln bethoͤren Durch ſeiner Tochter Eh; daß er ſich zu verſehrenDer7SOPHONISBE. Der Roͤmer Buͤndnuͤs wagt. Drauf faßt ich Rath und Muth Dem groſſen Scipio zu opffern Hertz und Blutt;195 Der ſchon durch Wolthat mich vermocht hat zu beſtreiten / Als ich ſein Feind gleich noch ſtand auf Carthagens Seiten / Und er der Schweſter Sohn Maßiven mir gab frey / Doch ohne Loͤſegeld. So bald ich Rom ſteh bey / Sinnt Syphax / wie er mir ein Bein koͤnn unterſchlagen /200 Laͤßt ſeine Tochter mir mit meinem Reich antragen / Und als mein Fuß nicht wil in Fall-Strick treten ein / Beſticht er einen Knecht mir Gifft zu thun in Wein. Urtheil Hiempſal nun: ob Syphax treuer Dienſte / Der Liebe wuͤrdig ſey; ob nicht mit mehr Gewinſte /205 Mit mehrer Ehr und Ruhm man auf die Roͤmer traut / Durch welcher Beyſtand ihr mich itzt geneſen ſchaut.

Hiempſ.

Mir grauſet / ich geſteh’s / fuͤr’s Syphax ſchlimmen Tuͤcken. Allein.

Maſin.

Ein Kluger mus ſich in’s Verhaͤngnuͤs ſchicken / Das leite dich / wie mich / durch deines Feindes Hand210 Auf deiner Vorfahrn Thron.

Hiempſ.

Mehr als zu harter Stand / Wo Treu / und Heil / und Furcht in einer Seele kaͤmpfen!

Maſin.

Die Sonne der Vernunft mus ſolche Nebel daͤmpfen. Entſchleus behertzt / was Ruhm und Wolfarth ſamlet ein.

Hiempſ.

Es ſey denn! Cyrtha ſol noch heute deine ſein.

Der Schauplatz ſtellet fuͤr ei - nen Tempel.
Sophonisbe. Amilcar. Vermina. Juba. Das Koͤnigliche Frauenzimmer.
215
Sophon.

Jhr Schutz-Herrn Afrikens / ihr mehr als leichten Goͤtter! Trift ſchon Numidien ein friſches Ungluͤcks-Wetter? Gibt’s Beelſamen nach / laͤßt’s Adad aus der acht: Daß Rom Carthagens Haupt und uns zu Maͤgden macht? A 4Mein8SOPHONISBE. Mein Syphax iſt aufs Haupt zum andern mal geſchlagen. 220Und Cyrtha wird berennt. Doch / was iſt’s / daß wir klagen? Die Trauer-Wolcken ſind noch nicht von Keilen leer; Es prauſt ein neuer Sturm von allen Ecken her. Jhr Goͤtter! denen wir uns hier zu Fuͤſſen legen / Laßt unſre Saͤuftzer doch / die Thraͤnen euch bewegen. 225Kan euer feurig Zorn uns denn vorbey nicht gehn / So laßt den freyen Leib Schwerd / Pfal und Brand ausſtehn / So laßt den Donnerkeil ſo Bruͤſt als Hertz zerfleiſchen / So laßt der Glieder Oel auf glimmen Roͤſten kreiſchen / So ſchenckt der Laͤchſenden Ertzt / Pech und Schwefel ein /230 Darf Sophonisbe nur der Roͤmer Magd nicht ſein!

Verm.

Daß Sie / Durchlauchtigſte / der Himmel moͤg erhoͤ - ren

Sophon.

Hilf Himmel! wie? mein Sohn?

Vermin.

Der ewig ſie wird ehren / Und ihr zu Fuͤſſen legt ſein von Blutt triffend Schwerd.

Sophon.

Mein Kind / der Himmel hat des Wunſches uns ge - wehrt /235 Der dich uns wieder ſchenckt. Kom̃ laſſe dich uns kuͤſſen! Wie / aber / ſeh ich Blutt von allen Gliedern fluͤſſen?

Verm.

Theils das der Feind auf uns / theils das wir ſelbſt ver - ſpritzt.

Sophon.

Wo bleibt der Koͤnig denn?

Vermin.

Die Schlacht war ſo erhitzt / Die Schaaren ſo vermengt: daß ich nicht wahr genommen /240 Wo der behertzte Fuͤrſt im Treffen hin ſey kommen! Jch / dem das lincke Horn vom Vater ward vertraut / Gerieth auf s dritte Pferd; und ſtand / bis daß ich ſchaut Jedweden in der Flucht. Jch bin mit Noth entronnen.

Sophon.

Jhr Goͤtter ich vergeh! Jſt’s gantze Heer zerronnen /245 Der Koͤnig noch nicht hier / ſo kan / ach leider! Er Nicht ungetoͤdtet ſein?

Amilc.

Der Kummer iſt zwar ſchwer / Doch muß bey’m Unfall man noch ſtets ein beſſers hoffen.

Sophon.

Die kan nichts hoffen mehr / die ſo viel Blitz getroffen. Ach leider / wir ſind hin!

Verm.

Der Fluͤcht’gen groͤſtes Theil250 Floh dem Gebuͤrge zu.

Amilc.

Vermuthlich hat ſein HeilDer9SOPHONISBE. Der Fuͤrſt dort auch geſucht.

Sophon.

Ach nein! mein bebend Hertze Sagt mir was aͤrgers wahr.

Amilc.

Sie halte Maas im Schmertze. Die Goͤtter ſchencken uns keinmal nicht Wermuth ein: Daß nicht Grosmuͤttigkeit darein kan Zucker ſtreu’n!

Sophonisbe. Himilco. Micipſa. Vermi - na. Amilcar.
255
Sophon.

Kom̃t ihr / ihr treuſten Zwey / von Maſiniſſen wieder?

Himilc.

Wir kommen. Aber ach!

Verm.

Was zittern eure Glieder?

Micipſ.

Voll ſchrecken; doch erfreut: daß wir Verminen ſehn!

Sophon.

Wo bleibt Hiempſal denn / iſt ihm ein Leid geſchehn?

Himilc.

Ach nein! das Ungluͤck iſt unmoͤglich auszuſprechen.

260
Amilc.

Sagt’s. Jhr ſucht’s ohne Frucht mit Wortten zu ver - brechen.

Micipſ.

Fuͤrſt Syphax.

Sophon.

Jch vergeh!

Micipſ.

Jſt in des Feindes Hand.

Sophon.

Tod?

Himilc.

Nein! Lebendig.

Sophon.

Ach! iſt mein erbaͤrmlich Stand / Jſt meines Elends Meer wol moͤglich zu ergruͤnden?

Amilc.

Habt ihr gewiſſen Grund? oft meint ein Feind zu finden265 Durch ein verfaͤlſcht Geſchrey den Schluͤſſel in die Stadt / Fuͤr die ſein Arm zu ſchwach.

Micipſ.

Der Feind / Ach leider! hat Uns unſern Koͤnig ſelbſt gezeugt in Band und Eiſen.

Verm.

Darf ihm der tolle Hund ſo knecht’ſche Schmach be - weiſen? Laßt / weil ein Tropffen Blutt uns noch in Adern rinnt /270 Verfechten Stadt und Burg. Wo ihr / wie ich / geſinnt / Wolln wir geſchwefelt eh mit dieſer Burg auffliegen / Eh Maſiniſſens Fauſt ein Haar von uns ſol kriegen.

Himilc.

Jch ruͤhme Muth und Schlus; ich wil Gefaͤrthe ſein. Das Ungluͤck aber ſchlaͤgt uns unter noch ein Bein.

275
Amilc.

Eroͤfne / was uns druͤckt.

Himilc.

Der Feind hat hoch betheuert: Daß / wo drey Stunden ſie mit der Ergebung feyert /A 5Jhm10SOPHONISBE. Jhm Cyrtha nicht ſchleuſt auf / wir’s Koͤnigs Kopf geſpißt Solln auf dem Pfale ſehn.

Sophon.

Welch Drach und Tyger iſt Dem Maſiniſſa gleich? Jhr Wolcken berſtet / blitzet! 280Brich Abgrund! wo der Hund / ſo raſend / ſo erhitzet An unſre Seele ſetzt. Ohnmaͤcht’ge Koͤnigin! Jn was Verzweifelung faͤllt Sophonisbe hin? Solln wir des Hauptes Haupt ſehn auf dem Pfale ſtecken? Sol ſolch ein Schaugericht uns Aug und Hertz beflecken? 285Mag wol ein Greuel ſein / der mehr durch’s Hertze bricht? Nein! Sophonisbe fuͤhrt Thyeſtens Augen nicht! Nein! Laßt uns vor den Dolch durch Hertz und Bruͤſte ſtoſſen!

Vermina.

Frau Mutter / laßt uns nicht mehr auf uns ſelbſt er - boſſen / Als auf des Feindes Bruſt. Man ſchaͤrffe Witz und Schwerd:290 Daß ihm der Donnerkeil ſelbſt durch die Seele faͤhrt!

Sophon.

Mein Kopf iſt gantz verwirrt! die Augen gantz umb - nebelt! Laͤßt Sophonisbe zu: daß man den Eh-Schatz ſebelt? Laͤßt Sophonisbe zu: daß man zur Magd ſie macht? Daß ihr mit Cyrtha ſeit in’s Roͤmſche Joch gebracht? 295Nein! Blutt-Hund / raſe fort! Du magſt den Syphax ſchinden; Dein Dreun und Greuel ſol die Stad nicht uͤberwinden; Doch nein! Micipſa geh / eroͤfne Thor und Stadt. Geh / trags dem Feinde fuͤr: daß er zur Magd mich hat; Daß er uns mag nach Rom zum Siegs-Gepraͤnge fuͤhren /300 Wo nur mein Eh-Schatz nicht darf Hals und Kopf verlieren!

Amilc

Auf was fuͤr Aberwitz verleitet ſie der Schmertz? Hat Sophonisbe mehr kein Aſdrubaliſch Hertz? Wil ſie dem Todt-Feind uns und ſich in Rachen ſtuͤrtzen? Kan ihm der Hund ſo denn nicht auch den Geiſt verkuͤrtzen? 305Und aͤrger mit ihm ſpieln / wenn alles iſt verſpielt? Kein Schluß kan ſicher ſein / der auf die Zagheit zielt.

Sophon.

Solln wir durch Trotz das Beil ſelbſt auf den Ch - Schatz wetzen?

Amilc.

Solln wir durch Furcht das Beil uns ſelbſt an Nacken ſetzen?

Sophon.
11SOPHONISBE.
Sophon.

Die Demuth reißt das Schwerd Tyrannen aus der Fauſt.

310
Vermin.

Wie / daß ihr itzt nicht mehr fuͤr Maſiniſſen grauſt?

Sophon.

Mein Hertze ſchmeltzt fuͤr Lieb / und wuͤnſcht fuͤr ihm zu buͤſſen.

Amilc.

Die Feinde dreun oft mehr / als ſie hernach entſchluͤſſen.

Himilc.

Wir ſahn an’s Syphax Hals bereit das Beil geſetzt.

Vermin.

Doch hat es noch zur Zeit kein Haarbreit ihn verletzt.

315
Micipſ.

Der Grim iſt nicht verkuͤhlt / der Schlag nur aufge - ſchoben.

Amilc.

Solch Aufſchub machet lan auch raſend-tolles Toben.

Sophon.

Nicht / wo ein alter Feind durch Aufſchub zielt auf Nutz.

Vermin.

Großmuͤttigkeit ſchafft Ruhm / Furcht iſt der Haſen Schutz.

Sophon.

Ach leider! Jhr fuͤhlt nicht die aͤngſt’gen Hertzens-Biſſe.

320
Amilc.

Geſaͤtzt auch: daß der Feind den Syphax toͤdten lieſſe / Was haͤtten wir und er mehr als bereit verlohrn? Die Fuͤrſten / denen iſt der Purper angebohrn / Sind ohne Zepter kranck / und mehr als todt in Ketten. Verlangt der Fuͤrſt und Held das Leben ihm zu retten? 325Maͤßt unſerm Koͤnige nicht ſolche Kleinmuth bey: Daß ihm der Hals nicht feil fuͤr Reich und Kinder ſey.

Himilc.

Wahr iſt’s; dis was man hier itzt auf die Wage leget / Verdammet Syphax ſelbſt; und heißt uns unbeweget Fuͤr unſre Wolfahrt ſtehn; betheuernde: Sein Tod330 Sey uns mehr kein Verluſt / doch’s Ende ſeiner Noth. Ja als der Feind nahm wahr; wie ihn kein Dreuen ſchreckte / Wie hertzhafft er den Hals bis unters Richtbeil ſteckte / Zoch ſelbſt die Tyranney die ſteilen Hoͤrner ein.

Amilc.

Auch unſre Tugend wird des Feindes Anſtoß ſein.

335
Himilc.

Bomilcar aber dringt auf Cyrthens Ubergabe.

Sophon

Wol! nun ich dieſen Schluß von meinem Syphax habe / Liegt mir kein Centner mehr des Zweifels auf der Bruſt / Und Sophonisbe ſchoͤpft auch aus dem Elend Luſt. Weil Athem meine Bruͤſt / und Blutt die Adern ſchwellet /340 Wolln wir den Degen fuͤhrn / wenn Syphax zwoͤlfmal faͤllet. Micipſa geh und ſchaf itzt bald Bomilcarn heim; Der nicht mehr hoͤrens werth. Des Feindes HonigſeimFloͤßt12SOPHONISBE. Floͤßt uns nur Spisglas ein; dem man mehr / wenn er dreuet / Mag traun / als wenn er Aſch auf glimme Kohlen ſtreuet. 345Auf! laßt der treuen Stadt zum Vorbild uns ſtelln fuͤr! Legt uns den Harniſch an. Den Helm her! ſchneidet mir Nun das unnuͤtze Haar zu Seenen auf die Bogen Von Stirn und Scheutel ab. Welch Weib uns iſt bewogen / Welch unerſchrocken Weib das Vaterland nicht haßt /350 Sol nachthun / was ihr ſeht. Wir wolln des Krieges Laſt Mit unverzagter Fauſt nebſt euch / ihr Helden / tragen; Der Stadt Beſchirmer ſein / den Feind in Ausfaͤll’n ſchlagen. Laͤgt euch / ihr Liebſten / ſtracks auch Helm und Kuͤras bey. Der Himmel kan verleihn: daß Sophonisbe ſey355 Des Feindes Tomyris / ihr mehr als Amazonen; Die dem Bluttduͤrſtigen mit eignem Blutte lohnen. Himilco nim̃ der Stadt ſtatt des Hiempſals wahr / Und ruͤhm ihr unſern Schlus. Jhr ſchafft fuͤr dis Altar Stracks unſre Kinder her. Mein eigen Blutt bezeuge360 Mit was fuͤr Liebes-Milch ich Reich und Voͤlcker ſaͤuge.

Amilcar. Sophonisbe. Vermina. Adher - bal. Hierba. Syphax. Bogudes der Prie - ſter. Torquatus. Flaminius, zwey ge - fangene Roͤmer. Das Koͤnigliche Frauenzimmer / und darunter Ory - thia, Hippolite, Menalippe.
Amilc.

Unuͤberwindlich Zweig des groſſen Aſdrubal! Behertzte Koͤnigin! die kein erſchrecklich Knall Des Ungluͤcks nicht erſchreckt mit tauſend Donnerwettern / Die alle Welt verehrn / Carthago wird vergoͤttern;365 Die Rom fuͤr Afrikens Penthaſilea ſchilt. Schutz-Goͤttin unſers Reichs / ja Cyrthens Pallas-Bild! Nun ſchoͤpf ich Luft und Muth! weil ſolch behertzt Entſchluͤſſen Mus vom Verhaͤngnuͤſſe / von unſern Goͤttern fluͤſſen. Nur13SOPHONISBE. Nur Muth! die Koͤnigin wird uns Xanthippus ſein370 Die dieſen Regulus wird Faͤſſeln ſchluͤſſen ein; Und lehrn: daß wenn man meint Carthago lieg im Staube / Sein Drache / Ruhm und Sieg der Roͤmer Adlern raube.

Sophon.

Die Goͤtter machen wahr dis / was mein Wunſch be - gehrt! Kom̃t / guͤrtet umb den Leib hier meines Koͤnigs Schwerdt. 375Vermina ſchmuͤcke dich mit unſerm Frauen-Kleide / Die Andacht macht: daß ſich ein Held mit unſer Seide Hier nicht verſtellt und flerkt. Zeuch meinen Rock auch an; Daß ich in Helden-Tracht dem Mohnden opfern kan / Und du dis heil’ge Bild in Weiber-Kleidern ehren;380 Weil ſonſt die Goͤttin nicht pflegt Betende zu hoͤren. Errette Kabar uns / du Schutzſtern dieſer Stadt! Baaltis hoͤre mich / weil man dir allzeit hat Hochedles Menſchen-Blutt und Kinder-Fleiſch gewehret: Daß es dein gluͤend Bild verbrennt hat und verzehret. 385Schau / Goͤttin / gleich ſich dir zwey meiner Kinder ſtelln. Jm fall ihr ſchmeltzend Leib ſol deine Flam̃ erhelln / Eroͤfne deinen Heiſch mit den gewohnten Strahlen. Ja / ja! Jch ſehe ſchon die Glutt ſich roͤther mahlen. Die Flamme kroͤnt dein Haupt. Kom̃t her / ihr Kinder looßt /390 Wer wuͤrdig unter euch ſey auf den glimmen Rooſt Als Opfer fuͤr das Heil des Vaterlands zu ſteigen. Kom̃t! denn ſie ſcheint euch ſchon die Armen zuzuneigen. Durch ſolch ein Opfer hat auch Anobreta ſchon Die Kriegslaſt abgeweltzt von der Phoͤnizer Thron /395 Als ſie ihr einigs Kind den Goͤttern hat gebraten. Buſir hat den Oſir / die Druiden Teutaten / Und Creta den Saturn durch gleiches Blutt verſoͤhnt / Und Ammon Molochs Bild mit ſolcher Glutt gekroͤnt / Auch Sparta Menſchen-Hertz auf’s Mars Altar geſchlachtet.

400
Adherbal.

Wie ſeelig / der fuͤr’s Heil des Vaterland’s ver - ſchmachtet! Frau Mutter / es bedarf hier keines Looſes nicht. Das Recht der Erſtgeburth / das Hertze / das mir bricht Fuͤr das gemeine Heil / beſtimmen mir die Wuͤrde Daß ich ſol’s Opfer ſein.

Hierba.

Meinſt du: daß ich fuͤr BuͤrdeDer14SOPHONISBE. 405Der Mutter Spruch nehm an? Jch habe ſo viel Muth Als du / fuͤr unſer Reich zu opfern Hertz und Blutt / Den Stahl ſo auf mich ſelbſt / als auch den Feind / zu ſchleiffen. Hier ſteht der Gluͤckstopf ſchon. Laß nach dem Preiß’uns greiffen.

Verm.

Mein Blutt und Hertze wallt fuͤr Schmertz-vermaͤhlter Luſt! 410Der Kinder groſſer Geiſt regt meine kalte Bruſt. Die Goͤtter wandeln euch / ihr Sternen / in zwey Sonnen!

Hierb.

Gluͤck zu! Hierba hat das Vorzugs-Recht gewonnen! Frau Mutter nehmt von mir die irrd’ſchen Kleider hin.

Sophon.

Sol ich / hilf Himmel! ſein die blutt ge Prieſterin?

415
Hierb.

Vermina guͤrte mir den Guͤrtel von den Lenden

Verm.

So Gold als Tugend wird verklaͤrt in Flam̃ und Braͤn - den.

Hierb.

Amilcar ſol umb mich die Opfer-Binde zihn.

Amilc.

Aus deiner Aſche wird der Wolfahrt Phenix bluͤhn.

Verm.

Numidien wird dich mit mehrern Lorbern kroͤnen /420 Wir mehr Altaͤre dir baun / als den zwey Philenen Carthago wiedmete / die in Cyrener Sand Sich lebendlieſſen ſcharr’n: wormit ihr Vaterland Auf ihrer edlen Grufft ein ewig’s Graͤntzmal hette Vergroͤſſerter Gewalt.

Adherb.

Mus Decius errette425 Sich opfernde / ſein Heer; hier iſt mehr Helden-That Bey Kindern / als jemals veruͤbt ein Roͤmer hat.

Hierb.

Adherbal kroͤne mich mit Lorbern und Cypreſſen.

Adherb.

Jch und die Nachwelt wird nicht deinen Ruhm ver - geſſen.

Hierb.

Nun lege / Mutter / mich der Baal in die Schoos.

430
Sophon.

Nim̃ dieſen Kuß noch hin. Erſchrecklich Hertzens - Stos! Jedoch nur fort! das Heil des Reiches geht fuͤr Kinder. Gott mache dich zum Stern und uns zum Uberwinder!

Verm.

Hilf Gott! was ſpruͤt das Bild fuͤr grauſe Flammen aus. Welch Blitz ſchlaͤgt aufs Altar? Erbebt der Goͤtter Haus? 435Erſchuͤttert ſich die Erd? und wil der Grund verfallen?

Syphax

Was habt ihr thoͤrchtes fuͤr: daß auch die Goͤtter knallen Auf euren Aberwitz? Wie? ſol Hierbens Blutt Hier ſchnoͤdes Opfer ſein? Weg mit ihm! deſſen MuthNumi -15SOPHONISBE. Numidien zur Zeit in Freyheit ſol verſetzen. 440Man mus bey ſolcher Noth mit andrem Blutte netzen Der Goͤtter gluͤend Bild. Jſt ſonſt kein Opfer dar? So Sonn und Monde wolln auf ihr umbflam̃t Altar / Zum Opfer Erſtlinge von den Gefang’nen haben. Stracks / ſchafft ihr zwey hieher. Die werden ſuͤßre Gaben445 Den groſſen Goͤttern ſein.

Sophon.

Jhr leichten Goͤtter ihr! Verzuͤckt Grim̃ oder Gunſt den groſſen Vorſatz mir?

Verm.

O Blindheit der Vernunft / die nur hat Maulwurffs-Au - gen / Wenn ſie ſchon Luchs wil ſein. Wir albern Goͤtzen taugen Nicht fuͤr’s Verhaͤngnuͤſſes umbwoͤlckten Richterſtul!

450
Sophon.

Jhr Goͤtter? traͤumet mir? leb ich? hat mich der Pful Der Todten ſchon umbſchrenckt? iſt Syphax dis? ſein Schatten? Der Koͤnig? den die Feind in Band und Eiſen hatten?

Syphax.

Jch werde / liebſter Schatz / ja wol dein Syphax ſein.

Sophon.

Kom̃ ſchleuß mein Schutz-Gott mich in Seel und Ar - men ein.

455
Adherb.

Darf ich / Herr Vater ihm / Hand / Knie und Fuͤſſe kuͤſſen?

Syphax.

Laß / allerliebſtes Kind / dich in mein Hertze ſchluͤſſen.

Hierb.

Hier zeuget ſich mein Gott / dem opfer ich mein Hertz.

Syphax.

Es kaͤmpft in meiner Seel Angſt / Zweifel / Freude / Schmertz.

Verm.

Mit was bezeug ich ihm / Herr Vater / meine Freude?

460
Syphax

Jſt dis mein Kind? mein Sohn? Vermin? in Weiber - Kleide?

Verm.

Jch fleh in dieſer Tracht fuͤr ihn die Goͤtter an.

Syphax.

Jtzt ſterb ich froh / nun ich nur dich umbarmen kan / Die Seule meines Throns / mit deſſen falſchem Sterben Die Feinde kitzeln ſich / doch Ehren-Fahnen faͤrben465 Aus deinen Wunden dir; weil Feind und Laſter doch Nicht kan die Tugend ſchmehn.

Sophon.

Mein Schatz eroͤfne Wie er ſo gluͤcklich ſich der Feſſel hat entbunden? (noch:

Syphax.

Zu was fuͤr Schloͤſſern hat nicht Gold den Schluͤſſel fun - Hierdurch hab ich erkauft der Mohren-Wache Treu. (den?

470
Sophon.

Jn meinem Leibe wird Geiſt / Athem / Hertze neu / Und ſagt den Goͤttern Danck.

Amilc.

Ach! daß Carthago wuͤſte Des groſſen Koͤnigs Heil / und unſre Freud und Luͤſte!

Verm
16SOPHONISBE.
Vermina.

Der Prieſter fuͤhret zwey Gefang’ne gleich herein.

Syphax.

Recht! Gott und Andacht muß keinmal vergeſſen ſein. 475Den ſchlachte / Bogudes / dem Mohnden / den der Sonnen.

Bogudes.

Durch Opfer wird gewis der Goͤtter Hertz gewonnen. Ziht die Gefangenen bis auf die Haͤmbder aus.

Torquat.

Verdam̃ter Gottes-Dienſt! verteufelt Goͤtzen-Haus!

Bogudes.

Mann wird euch ſiedend Ertzt auf Bruͤſt und Glieder ſpeien /480 Wo ihr das Heiligthumb meint fluchend zu entweihen. Da ihr ein Wort noch ſprecht / erſaͤuft euch Hellen-Kwal. Laßt euch mit Meyen-Thau beſprengen ſieben mal. Laßt euch Stirn / Augen / Mund aus dieſem Weine waſchen. Nun laßt euch’s Haupt beſtreun mit dieſer Todten-Aſchen. 485Schluͤßt hintern Ruͤcken Bein und Armen in ein Band. Werfft der Gefangnen Pfeil und Weyrauch in den Brand; Daß Nabatheens Hartzt die heilge Glutt erfriſche. Nun hebt ſie alle zwey auf die zwey Opfer-Tiſche. Kehrt beyder Angeſicht Aſtartens Bilde zu. 490So ſcharffen Schnitt ich hier durch beyder Bruͤſte thu / So wolle Baal auch der Feinde Macht zertrennen. Dis Hertze ſol dir Sonn / und dis dir / Mohnde / brennen. Nim̃ groſſer Schutz-Gott an / was Andacht dir gewehrt / Das Fleiſch ſey von der Glutt / der Feind von dir verzehrt. 495Hier haſtu / Derceto / zum Opffer ihr Gehirne; Sey unſrem Feind ein boͤſ / uns ein geneigt Geſtirne. Wie dis erhitzte Beil durch beyder Haͤlſe faͤhrt / So falle Rom und Feind auch durch der Mohren Schwerdt. Daß man der Todten Koͤpf auf unſre Thuͤrm̃e ſtecke. 500Der Feind fuͤr ihnen mehr als Gorgons Schild erſchrecke.

Sophon.

Das Opfer iſt vollbracht: Noch eines aber fehlt. Jhr Kinder / die zur Rach uns das Verhaͤngnuͤs wehlt; Kom̃t laßt wie Hannibaln euch einen Eyd vorleſen; Dafern ihr Rom geſtuͤrtzt / Carthago wuͤnſcht geneſen.

505
Adherb.

Wo uns in Adern ſteckt ein Tropffen Roͤmiſch Blutt / Vertilg ihn und mein Hertz die aͤrgſte Schwefel-Glutt!

Bogud.

Jhr muͤßt’s Altar anruͤhrn / aufs Schwerd die Finger legen.

Hierb.

Jch fuͤhl in meiner Bruſt ſich Rach und Eyfer regen.

Bogud.
17SOPHONISBE.
Bogud. Adherb. Hierb.

Wir / unſer Stam̃ / und Reich ſei ewig - lich verflucht /510 Wo einer unter uns nicht Todfeind ſtirbt / und ſucht Der Roͤmer Untergang / und Maſiniſſens Ende. Wir ſagens eydlich zu euch Goͤttern in die Haͤnde.

Reyen

Darinnen die Zwytracht. Liebe. Haß. Freude. Schrecken. Begierde. Neid. Furcht. Die Seele der Sophonisbe.
Die Zwytracht.
Kom̃t / ſchaut / wie hier der Helle Prieſterin /
Des Himmels Furcht / die Koͤnigin der Erden /
515
Des Abgrunds Kind / der Laͤnder Henckerin;
Durch welche Welt und Himmel zwiſtig werden /
Durch die Sagunth und Troja kam in Brand /
Die auf Carthago Rom / auf Rom den Syphax hetzet /
Wirft einen guͤldnen Apfel aus der Hand /
520
Der Staͤrckſten unter euch ſey er hier aufgeſetzet.
Die Liebe.
Kein Streit iſt noth; ob mir der Preiß gehoͤrt /
Weil tauſendfacher Sieg mir Kron und Zengnuͤs gibt /
Pygmalions ſein Bild und Beyſpiel lehrt:
Daß Lieb auch Helffenbein beſeelt macht und verliebt.
Die Rache. 525
Was Liebe ruͤhmt / hat Rache laͤngſt veruͤbt.
Des Cadmus Saate kan dir meine Macht bewehrn:
Daß Todesbein oft meinen Trieb ausuͤbt;
Daß ich kan Drachenzaͤhn in Moͤrderhauffen kehrn.
BDer
18SOPHONISBE.
Der Haß.
Jm Menſchen iſt der Haß der groͤſte Trieb /
530
Der Teufels-Larven ſtets fuͤr Engel-Augen haͤlt.
Welch Unmenſch hat ſonſt nicht den Vater lieb?
Doch ſchaut: wie dort ein Sohn fuͤr ihm in Ohnmacht faͤllt.
Die Rache.
Die Ohnmacht iſt der Rache Kinderſpiel /
Es raaſt in eignes Fleiſch die bluttbegier’ge Hand.
535
Schaut: wie der Grimm Medeens dort ſich kuͤhl.
Wie ſie der Kinder Haupt ſelbſt ſchmetter an die Wand.
Die Freude.
Die Rach erſtickt von bloſſen Eyfer nicht /
Wie wenn mein ſtarcker Trieb Gebluͤtt und Hertze ſchwellt.
Der Mutter Hertz und Lebens-Glas zerbricht /
540
Wenn ſie der Sohn umbarmt / den ſie erſchlagen haͤlt.
Die Rache.
Die Rache raubt Vernunft und Sinnen weg;
Daß Ajax einen Stier fuͤr den Ulyß erſticht.
Ja ſchaut: wie er ſein Schwerdt ſelbſt in ſich ſteck /
Als in Atridens Blutt er ſich kan kuͤhlen nicht.
Die Begierde. 545
Nichts iſt ſo ſtarck / als der Begierde Brand;
Sie opfert Seel und Leib fuͤr Wuͤrde / Gold und Luſt /
Wenn ſie gewinnt beym Satyr Oberhand /
Umbarmt er Flam̃ und Tod fuͤr einen Schwanen Bruſt.
Die Rache.
Die Rache ſchont noch minder ihrer Haut.
550
Wenn Aſtapa ſich nicht der Roͤmer mehr erwehrt /
Siht man: daß ſie ihr ſelbſt den Holtzſtos baut /
Die Stadt ſtuͤrtzt in die Glutt / und Leib und Gutt verzehrt.
Das Schrecken.
Das Schrecken kehrt den Menſchen gar in Stein.
Als Phœbens Hirſch itzt ſol Jphigenia zahln /
555
Nim̃t ſolch ein Schmertz den Agamemnon ein:
Daß kein Timantes kan ſein todtes Antlitz mahln.
Die
19SOPHONISBE.
Die Rache.
Schaut: wo mein Grim̃ hin Sophonisben reißt?
Sie opfert ſelbſt ihr Kind. Kan grimmers was geſchehn?
Ja ich tag aus der Gruft Achillens Geiſt:
560
Daß er Polyxenen ihm kan geſchlachtet ſehn.
Der Neid.
Kein wuͤttend Hund / kein Molch / kein Scorpion
Jſt / der mehr giftig ſich als meine Fauſt beweiſt.
Denn ſie verſtim̃t des Orpheus ſuͤſſen Thon;
Daß ihn der Bachchen Grim̃ in tauſend ſtuͤcke reißt.
Die Rache. 565
Aus Baſilißk - und Drachen-Augen faͤhrt
Kein ſolch vergiftet Blitz / als wenn mein Eyfer kreiſcht.
Aetæon wird durch mich in Hirſch verkehrt /
Und meiner Hunde Grim̃ iſt’s / der ihn ſo zerfleiſcht.
Die Furcht.
Die Furcht laͤſcht aus der Seele ſelbſt ihr Licht.
570
Daß Daphne wird ein Baum / die Syrinx ſchilficht Rohr.
Andromedens gebraͤuntes Angeſicht
Wird Perlen-weiß / ſo bald der Wallfiſch ſchwim̃t empor.
Die Rache.
Mein Werckzeug iſt auch Drach und Crocodil /
Der Juno Schlangen zihn Aleiden in den Streit;
575
Ja mir tantzt nach / wenn ich in Reyen wil /
Furcht / Freude / Schrecken / Haß / Begierde / Liebe / Neid.
Die Seele der Sophonisbe.
Ja! alle die beherbergt meine Bruſt /
Seit mein verletzter Geiſt fuͤr Rach und Eyfer gluͤhet.
Die Liebe ſchoͤpft an meinen Kindern Luſt /
580
Wenn ſie die Mordluſt ſich in ihnen wittern ſiehet.
Jch haſſe Rom / und fuͤrchte ſeine Macht.
Mich troͤſtet Syphaxs Flucht / ich meide’s Feindes Gluͤcke.
Mich ſchreckt die ſchon zweymal verlohrne Schlacht.
Nim̃ / Rache / dir den Preiß. Doch Blitz zerbrich die Stricke!
B 2Die20SOPHONISBE.

Die andre Abhandlung.

Der Schauplatz ſtellet fuͤr den innern Platz des Koͤniglichen Palaſts.
Sophonisbe. Syphax. Vermina. Juba. Hi - milco. Micipſa. Orythia. Eleniſſe. Mena - lippe. Ein Theil der Numidiſchen Fuͤrſten und Hauptleute.
Sophon.

SO iſt / hilf Himmel! ſchon die Stadt in’s Fein - des Hand?

Himilc.

Ja leider! wir ſind hin!

Syphax.

Er - baͤrmlich Unbeſtand Des Gluͤckes! das mit uns ſpielt / als mit Waſſerblaſen.

Sophon.

Ach! wie wird nicht der Feind auf uns und Cyrtha raſen!

5
Verm.

Sag’s: wie im Augenblick die Stadt erobert ſey?

Himilc.

Wir fall’n durch eignes Schwerd / und durch Ver - raͤtherey. Hiempſals Meyneyd hat die Feſtung aufgebrochen / Nach dem er guͤldne Berg uns thoͤrchten hat verſprochen / Uns albern und der Stadt betheuernd weiß gemacht:10 Er habe Frieden uns von Maſiniſſen bracht.

Sophon.

Verteufelt-falſcher Hund! find ſolcher Heuchler Motten Aus zartem Wurm-Geſpuͤnſt und Purper nicht zu rotten?

Himilc.

Als nun das frohe Volck von Poſten ſich verlier’t / Ja viel der Vorwitz gar in’s Feindes Laͤger fuͤhr’t /15 Das voller Jauchtzen bebt / mit Freuden-Feuern glaͤntzet / Jn dem jedwedes Fahn ein gruͤner Oelzweig kraͤntzet /Nim̃t21SOPHONISBE. Nim̃t unverſehns der Feind mit einer ſchwachen Schaar / Die ſelbſt Hiempſal fuͤhrt / das Thor ein / die Gefahr Hieß mich und andre zwar zur Gegenwehr uns ſchicken. 20Doch bald ſiht man auf uns die gantze Macht losdruͤcken; Und als Mandreſtal faͤllt / Hiarba bleibet todt / Jch dieſe Wunden kriegt / fleucht alles: daß mit Noth Jch auf die Burg entkam.

Syphax.

Jch ſeh es: das Verhaͤngnuͤs Beſtelt Numidien und uns das Leichbegaͤngnuͤs! 25Auch Hannibal hat ſchon Carthagens Fall erkennt.

Juba.

Ach! Fuͤrſt / die Burg iſt ſchon mit Feinden rings umbreñt. Ja die Beſatzung laͤßt Thor / Mauern / Waffen fahren / Springt uͤber zu dem Feind! Es ſind von allen Schaaren Nicht hundert / welche treu in Koͤnigs Dienſten ſtehn.

30
Vorm.

Laßt uns dem Feinde noch behertzt entgegen gehn.

Sophon.

Ja! wir wolln biß in Todt mit euch in Kampfplatz zihen.

Syphax.

Umbſonſt! Ach koͤnte nur Vermina noch entfliehen! An dem des Reiches Heil / Carthagens Hofnung liegt; Mein Troſt / wenn alles ſonſt verſpielt iſt und beſiegt.

35
Verm.

Wie? und ſol ich allein durch Flucht und Furcht mir rathen?

Syphax.

Zeuch an ein Roͤmiſch Kleid; und miſche den Soldaten Dich als ein Kriegs-Knecht ein. Der Feind wird / wenn nur ich Gefangen / ſich ſo ſehr bekuͤmmern nicht umb dich. Auch ihr / ihr Freunde / fliht / wo ihr entkommen koͤnnet:40 Weil Syphax / und das Schiff zerberſtet / jeden goͤnnet Daß er ein Brett ergreift / und Tod und Ach entſchwim̃t.

Vermin.

Herr Vater / einen Kuß dem der nun Abſchied nim̃t; Die Goͤtter wollen euch mit beſſerm Gluͤcke ſegnen!

Himilc.

Wir woll’n ſtehn aus was euch / Durchlauchſte / wird begegnen /

45
Micipſ.

Fuͤrſt Maſiniſſa ſelbſt bricht nebſt des Heeres Kraft Schon durch das Burg-Thor ein.

Sophon.

Laßt was der Him - mel ſchaft / Was das Verhaͤngnuͤs ſchickt / behertzt thun und erfuͤllen. Geduld verzuckert auch die Wermuth-bittren Pillen.

B 3Maſiniſ -22SOPHONISBE.
Maſiniſſa. Syphax. Sophonisbe. Bomil - car. Juba. Himilco. Micipſa. Adherbal. Hierba. Manaſtabal. Das Frauenzim - mer. Eine Menge Maſiniſcher Soldaten.
Maſin.

Trift den Entlauffenen mit ſeinem Schwarme man50 Jn dieſem Keſichte vergifter Schlangen an? Stracks! daß man ingeſam̃t ſie in die Ketten ſchluͤſſe.

Syphax.

Dein Schimmer ſpiegel ſich in meinem Finſternuͤſſe.

Maſin.

Dein Meineyd ſtuͤrtz’t dich ſelbſt. Wer Goͤttern Eyde bricht / Verdient bey Sterblichen Gunſt und Erbarmung nicht. 55Laßt Bein und Armen ihm in enge Faͤſſel ſchrauben.

Syphax.

Wil man die Haͤnd uns nicht zum minſten frey erlauben? Gerechte Goͤtter! Ach!

Maſin.

Ja wol! ſie ſind gerecht; Dein Beyſpiel lehr’ts; denn der wird itzt der Straffe Knecht Jn dem die Boßheit herrſcht.

Syphax.

Du wirſt der Goͤtter Rache60 Noch allzu zeitlich fuͤhln. Du eben biſt der Drache Der Africa verſchlingt; und ſeine Freyheit legt Den Roͤmern unters Joch; der eine Woͤlfin hegt Jn ſeiner eignen Schos / die ihn bald ſelbſt wird freſſen.

Bomilc.

Gefangne reden nicht mit Siegern ſo vermeſſen.

65
Syphax.

Verletzt die Wahrheit ſo der Heuchler zartes Ohr?

Bomilc.

Du ſelbſt haſt hin und her gewancket wie ein Rohr.

Syphax.

Jch nie in’s Vaterland ein frembdes Volck gefuͤhret.

Maſin.

Was nuͤtzt euch: daß ihr hier ſo Wortt als Zeit verlieret? Stracks fuͤhrt den Syphax hin / ſchluͤßt ihn in Kercker ein.

70
Syphax.

Des Syphax Geiſt wird frey auch in den Banden ſein.

Maſin.

Bomilcar / laß alsbald rings-umb die Burg verwachen: Daß niemand / wer der ſey / ſich auf die Flucht kan machen; Sucht nebſt Verminen auf die ſtoltze Koͤnigin Die dieſen Brand gebohrn. Die ſchleppt in Kercker hin!

Sophon. 23SOPHONISBE. 75
Sophon.

Durchlauchtigſt-groſſer Fuͤrſt; Großmaͤcht’ger Uber - winder / Erbarm dich deiner Magd und ihrer armen Kinder; Die ſich fußfaͤllig dir zu deinen Fuͤſſen legt.

Maſin.

Was? iſt dis eine Magd die Helm und Harniſch traͤgt?

Sophon

Ja! es iſt Sophonisb / ein Haß der leichten Goͤtter /80 Ein Ball des falſchen Gluͤcks / ein Ziel der Ungluͤcks-Wetter; Vor eine Koͤnigin / itzt deine ſchlechte Magd; Der das Verhaͤngnuͤs hat ſonſt allen Troſt verſagt / Als dieſen: daß ſie faͤllt in Maſaniſſens Haͤnde; Daß mein geſcheutert Schif an einen Felſen lende /85 Auf dem der Tugenden ſtern-heller Pharos ſteht. Vergib mir: daß ein Weib ſo ferne ſich vergeht / Die deine Sclavin iſt: daß ſie dein Knie anruͤhret / Daß ſie zu Fuſſe faͤllt dem Herren / welcher fuͤhret Jm Koͤcher Gnad und Tod / Gewalt auf Hals und Haupt. 90Wo deine Siegs-Hand mir zu kuͤſſen iſt erlaubt / Wo ein gefangen Weib darf Sieger etwas bitten / Jch Mohrin auf dein Knie darf reine Thraͤnen ſchuͤtten / So fleh ich durch den Glantz der Krone / die dich ſchmuͤckt / Bey aller Goͤtter Gunſt / die dir den Sieg zuſchickt /95 So fleh ich dich beym Ruhm und Nahmen der Numiden / Das du und Syphax biſt / nicht umb geneigten Frieden / Umb Leben / Kron und Reich / nicht umb die Freyheit an. Nein! Sophonisbe ſtirbt begierig / wo ſie kan. Die Kraͤntze / die uns[z]iern / ſind Pfeile voller Spitzen /100 Die uns durch’s Hertze fahrn / und unſer Haupt zerritzen. Das Elend nagt an uns / das Gluͤcke macht vns blind / Da Mohren doch beruͤhmt ſonſt von vier Augen ſind. Das Reich war mir nur Laſt / die Krone trug nur Doͤrners Drumb ſchaͤtzt ich alles diß nur fuͤr gemahlte Koͤrner /105 Darmit das Gluͤck uns ſtreut / und in’s Verterben lockt. Der Himmel iſt zu ſchwartz / das Gluͤcke zu verſtockt: Daß ich mir noch hiervon was ſuͤſſes traͤumen laſſe. Jch ſchwere groſſer Fuͤrſt: daß ich mit Luſt erblaſſe. Mich ſtinckt das Aloe des ſauern Lebens an /110 Das das Verhaͤngnuͤs ſelbſt mir nicht verzuckern kan /B 4Weil24SOPHONISBE. Weil ja kein Kuͤrbskern mag Granaten-Aepfel zeugen.

Maſin.

Auf! ſchoͤnſte Koͤnigin / ſie darf kein Knie hier beugen / Sie melde: was ſie druͤckt. Was hat ſie zu befehln?

Sophon.

Jhr Goͤtter! kan ich wol fuͤr Hertzens-Luſt erzehln115 Das bange Seelen-Ach! Mein Fuͤrſt / der Roͤmer Ketten Beaͤngſtigen mein Hertz. Kan mich der Fuͤrſt erretten Aus dieſer Stoltzen Schimpff / und ſolcher Woͤlffe Klau / Erlang ich Wunſch und Heil. Daß ich des Syphax Frau / Der deines Bluttes iſt / ſo lange bin geweſen /120 Daß ich ſo wol als du in Africa geneſen / Senckt meiner Seele Troſt und Hofnungs-Ancker ein: Du koͤnnſt ſo grimmig nicht als frembde Roͤmer ſein. Jſt aber dieſe Macht / dir / groſſer Fuͤrſt / verſchnitten / So laſſe dich mich Magd / mich Selavin doch erbitten;125 So treib dis ſchoͤne Schwerdt (ich ſchmecke ſchon die Luſt!) Durch meiner Kinder Leib in Sophonisbens Bruſt. Bringt uns die Kinder her; hier durch fußfaͤllig flehen Sich ſtrenger Dienſtbarkeit der Roͤmer auszudrehen. Jſt auch der Wunſch umbſonſt; ſo wil als Prieſterin130 Jch dir ihr ſpritzend Blutt zum Opfer liefern hin.

Maſin

Durchlauchſte Sophonisb / ich fuͤhle deine Schmertzen. Das Gift fleuſt dir in Mund / und wuͤrckt in meinem Hertzen. Jedoch / ſie ſchoͤpffe Luft und gebe ſich zur Ruh. Oft wirft der Sturm im Port. Mein Licht / ich ſag ihr zu /135 Hier hat ſie Treu und Hand / ihr billiges Begehren.

Sophon.

Jhr Goͤtter! was werd ich / als Freuden-ſchwangre Zehren / Mein Schutz-Gott / dir zum Danck und Opfer gelten ab? Mein Antlitz / das zur Zeit dem Syphax Anmuth gab / Vermag nur Thraͤnen noch; und meine ſchnellen Bruͤſte /140 Die vor zwey Koͤcher war’n / und Brunnen ſuͤſſer Luͤſte / Sind nur von Seuftzern reich. Die Seele die kaum kan Noch recheln / zuͤndet ihm der Andacht Weyrauch an. Ja! laß auch dich nunmehr anbethen die zwey Knaben. Verſchmehe / ſo wie Gott / nicht die geringen Gaben. 145Das Hertze / nicht ihr Preiß gibt Opfern ihren Werth / Geht / liebſten Kinder / fallt dem Sieger in das Schwerdt.

Adherb.
25SOPHONISBE.
Adherb.

Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt? Wir fallen ihm zu Fuͤſſen / Verpflichten ewig uns zu Sclaven Maſaniſſen. Er ſpann uns Aermſte nur nicht in der Roͤmer Joch.

150
Hierb.

Wir wuͤnſchen uns den Todt und tauſend Martern noch / Wir wolln fuͤrs Henckers Klotz mit frohem Lachen knien; Wir wolln in Loͤwenhoͤln in Drachen-Neſter ziehen / Wo uns der Fuͤrſt nur nicht nach Rom als Selaven ſchickt.

Maſin.

Jhr edlen Fuͤrſten / auf! Aus dieſen Knoſpen biuͤckt155 Die Trefligkeit des Stam̃’s / die Wuͤrde kuͤnft ger Fruͤchte. Durchlauchſte / ſie entwoͤlck ihr himmliſches Geſichte; Manaſtabal nim̃ ihr und ihrer Treuen wahr. Die Stille folgt auf Sturm / Erkwickung nach Geſahr.

Maſiniſſa.

Ach! aber Ach! bin ich Beſigter oder Sieger? 160Den Jaͤger zwar erlegt oft ein gehetzter Tyger / Nicht aber ein ſchwach Reh. Und Sophonisbe ſchlaͤgt Jn Band und Eiſen mich! wir ſiegen! und ſie traͤgt Die Lorber-Kraͤntze weg! wir ſchneiden / und fuͤhln Schmertzen! Wir herrſchen in der Burg / ſie aber uns im Hertzen! 165Wir ſind Herr dieſes Reichs / ſie Hencker unſer Luſt! Tyrann in unſer Seel / und Natter in der Bruſt! Gleicht Sophonisbe ſich der zaubernden Medeen? Sol ich der Creuſe Brand des Creon Ach ausſtehen? Steckt ſie durch bloſſen Blick wie Baſiliſchken an? 170Werd ich geaͤſchert ein / eh ich den Zunder kan So groſſer Flammen ſehn? Jch loder! ich verbrenne! Mein Abgott / Sophonisb! Auf! Fuͤrſtin / ich erkenne Fuͤr den Gefangenen / fuͤr deinen Selaven mich! Wie / Maſiniſſa / was beginſt du? geh in dich! 175Sol dieſe Spinne dir anmuth’gen Honig geben? Sol dieſer Seidenwurm dir ein Begraͤbnuͤs weben? Stuͤrtzſt du vorſetzlich dich wie Mutten in die Glutt? Kennſt du die Schlange nicht noch Aſdrubals ſein Blutt / Die Gift nur athmet aus / ja nichts als Sterben hauchet? 180Die Flamme / durch die itzt Numidien verrauchet? B 5Der26SOPHONISBE. Der Molch / der’s Syphax Bruſt durch Ehrgeitz neckt und ſtach / Bis er vom Reich uns ſties / der Roͤmer Buͤndnuͤs brach? Und Maſiniſſa wil ſich gatten mit den Drachen / Umbarmen dieſen Wurm / mit Nattern Freundſchaft machen? 185Schleuß dieſe Zauberin in ein Gefaͤngnuͤs ein; Stoß ſie aus Schoos und Bruſt. Nein! Maſiniſſa / nein! Der Ehrgeitz blaͤndet dich / du rennſt in ſchnoͤden Schrancken / Die Rach und Eyfer ſetzt; du frevelſt mit Gedancken / Wenn du des Syphax Schuld auf ihre Schultern laͤgſt;190 Die Unſchuld mit Verdacht - und Neides-Peitſchen ſchlaͤgſt. Geſetzt: daß ſie auf Rom verbittert ihn verhetzet; Welch Lam̃ erboſt ſich nicht auf den / der es verletzet? Die Schneck / ein Kefer ſpreuſt auf jeden / der ſie neckt / Die ſchwachen Hoͤrner aus. Dis / Sophonisbe / ſteckt195 Mich mehr mit Flammen an: daß deine Schoͤnheits-Strahlen Nicht tumme Steine ſind und Perlen-leere Schalen: Daß du von Aſdrubaln dem Helden ſtammeſt her / Der neu Carthago baut / ein Herr war zweyer Meer / Und ſtets voll Tapferkeit zum Kampffe war geguͤrtet;200 Daß deine Lilgenbruſt Alcidens Hertz bewirthet; Daß Blitz beſeelt dein Aug und Anmuth die Geſtalt. Jch brenn! Ach! aber / ach! mein Hertze wird mir kalt / Wenn es an Rom gedenckt / an Scipions Geſichte. Geſchwinde Brunſt gebiehrt der Rene ſaure Fruͤchte. 205Wie wuͤrd es Maſaniß / umb Reich und Zepter ſtehn? Ach ja! es laͤßt ſich nicht in jeden Tempel gehn Mit unverſchloßner Lipp und aufgeloͤſter Stimme. Und Maſaniſſa darf nicht ſagen: daß er glimme; Mus legen / wenn er dich / o Sonne / betet an /210 Den Finger auf den Mund. Doch nein! ſolch Feuer kau Verſcharrt nicht unter Aſch erſtickter Furcht verliegen. Rom mag erbittert ſein / mein Zepter Anſtos kriegen / Die Gunſt in Haß ſich kehrn / mein Zepter Gluͤck und Land / Mein Lebens-Faden hengt in Sophonisbens Hand;215 Mein Puls ſchlaͤgt / wie in ihr / mein Hertz in ihren Bruͤſten! Wird aber Syphax nicht noch unſern fuͤſſen Luͤſten Schaͤlſichtig ihrer Gunſt und Lieb am Wege ſtehn? Nein! Syphax ſol ſchnurſtracks durch dieſe Fauſt vergehn!

Der27SOPHONISBE.
Der Schauplatz bildet ab ei - nen Kercker.
Syphax. Sophonisbe.
Syphax

Jſt der Verluſt des Reichs / Rachgoͤtter / euch zu wenig? 220So ſol Numidiens gekroͤntes Haupt und Koͤnig / Der Schutz-Herr Afrikens in dieſes Kerckers Nacht Vermodern und verfauln? lernt / die ihr euch die Pracht Des Purpers blaͤnden laßt / aufs Zepters Rohrſtab ſtuͤtzet: Daß der in Banden heut und auf dem Pfaͤlen ſitzet225 Der geſtern Cr[æ]ſus war. Ach! was war Syphax nicht? Ein Stern in Mohren Land; itzt ein verloſchen Licht; Der Voͤlcker Schiedes-Mann / ein Richter groſſer Herren; Jtzt ein verdam̃ter Knecht; den man wie Selaven ſperren Jn ſchwere Faͤſſel laͤßt. Rom und Carthago war230 Umb meine Gunſt bemuͤht; der Helden groͤſtes Paar / Der Roͤmer Scipio und Aſdrubal der Mohren Bedienten meine Hand / liebkoſten meinen Ohren / Bewarben auf einmal umb meine Freundſchafft ſich. Ach! daß ich / Scipio / du Ungluͤcks-Vogel / dich235 Mit der ergrim̃ten Fauſt zu toͤdten nicht gewaget / Als du und Aſdrubal in einem Bette laget? Drumb / Syphax / ruͤſte dich / erſetze / was verſehn! Es iſt ſo ſchrecklich nicht den grauſen Tod anſehn / Als in der Finſternuͤs kaum Maulwurfs-Augen haben. 240Auf! ruͤſte dich in’s Hertz dis Meſſer zu vergraben!

Sophon.

Halt Syphax!

Syphax.

Steht uns auch zu ſterben nicht mehr frey?

Sophon.

Nicht uͤbe wider dich ſelbſt grimme Tyranney.

Syphax.

Ach! hett ich dis beginnt ſchon in der zarten Jugend!

Sophon.

Bey Ungluͤck Ungeduld iſt Zagheit / keine Tugend.

245
Syphax.

Sol ich in ſteter Furcht noch fuͤr mehr Schimpffe ſtehn?

Sophon.

Die Sonne kan nach Blitz noch ſchoͤn zu Goldegehn.

Syphax.
28SOPHONISBE.
Syphax.

Jch hoffe nun nichts mehr von Menſchen oder Goͤttern.

Sophon.

Dir blickt ein Sonnenſtrahl ſchon nach ſo grauſen Wet - tern.

Syphax.

Ein Sonnenſtrahl? von wem?

Sophon.

Von Mir.

Syphax.

Ach! falſches Liecht! 250Elende Sonne! gib mir’s Meſſer!

Sophon.

Kennſt du nicht Mehr deine Sophonisb.

Syphax.

Jhr Goͤtter!

Sophon.

Dei - ne Sonne / Die dieſe Nacht durchſtrahlt / des Kerckers Angſt in Wonne / Die Band in Freyheit kehrt.

Syphax.

Wie? Syphax traͤumet dir? Hoͤhnt ein Geſpenſte dich?

Sophon.

Mein Fuͤrſt / nein! glaube mir. 255Die Sorge fuͤr dein Heil fuͤhrt mich zu deinen Ketten.

Syphax.

Kom̃t Sophonisbens Geiſt hieher?

Sophon.

Jch dich zu retten.

Syphax.

Jch hoͤre meinen Schatz / ſchau aber einen Mann.

Sophon.

Schau: in was Treu und Noth ſich nicht vermum - men kan!

Syphax.

Wie? iſt / mein Engel / ſie ein Roͤmiſch Kriegs-Knecht worden?

260
Sophon.

Die Liebe / liebſtes Haupt / iſt aus des Proteus Orden / Die ſich zu allen macht / nimbt jede Farb an ſich Wie ein Chamæleon. Die hat / mein Engel / mich Auch in dis Kleid verſteckt dir Huͤlf und Rath zu bringen.

Syphax.

Was kan aus der Gefahr fuͤr Huͤlffe mir entſpringen?

265
Sophon.

Verwechſele mit mir nur Augenblicks dein Kleid.

Syphax.

Ach / Ausbund / wahrer Treu!

Sophon.

Verſpiele kei - ne Zeit. Der Waͤchter Aufſicht laͤßt uns nicht viel Weſens machen.

Syphax.

Wil ſie mich denn befreyn / ſich opfern dieſen Drachen?

Sophon.

Befoͤrder deine Flucht. Jch weiß auch mir ſchon Rath.

270
Syphax.

Wer ſchleußt die Feſſel mir auf?

Sophon.

Sopho - nisbe hat Schon Schluͤſſel.

Syphax.

Kan mein Geiſt die Treue noch be - greiffen? Jedoch / ich wil auf mich die Hencker laſſen ſchleiffenSchwerdt /29SOPHONISBE. Schwerdt / Hacken / Spiſſe / Beil / die Augen-Lieder mir Wegſchneiden / und mich ſtelln gerader Sonnen fuͤr /275 Jch wil mehr Pein ſtehn aus / als Regulus ertragen / Eh als mein Frey-ſein dich ſol in die Feſſel ſchlagen.

Sophon.

Das letzte kan / mein Schatz / durchaus nicht anders ſein.

Syphax.

Jch wil eh ſterben!

Sophon.

Schleuß / mein Engel / mich nur ein / Verſichert: daß hierdurch mein Heil eroͤffnet werde.

280
Syphax.

Ach! was druͤckt meinen Geiſt fuͤr Wehmuth und Be - ſchwerde!

Sophon.

Geh unerſchrocken fort! es wird kein Menſch dich nicht Rechtfertigen. Ja / weil dein Mund gutt Roͤmiſch ſpricht Wirſt du dich auf den Fall wol zu verreden wiſſen.

Syphax.

Laß dich / mein Troſt / noch einſt zu gutter letzte kuͤſſen!

285
Sophon.

Die Goͤtter leiten dich! der Himmel ſey dein Schutz! Wie aber? ſchafft auch dis dir / Sophonisbe / Nutz? Die Ketten ſchwirrn umb mich; doch in den leiſen Ohren Klingt Maſaniſſens Wort; ſein Schall iſt unverlohren! Er fuͤhle meinen Schmertz. Wer dieſes Fuͤhlen hat /290 Kan unverliebt nicht ſein. Mein Syphax / was fuͤr Rath? Wenn Maſaniſſens Hand uns Liebes-Koͤrner ſtreute? Doͤrft ich / mein Engel dich / wol ſetzen auf die Seite? Nein / Sophonisbe / nein! der Himmel ſtraft und haßt Den Meineyd / der bald dis / bald jenes Bild umbfaßt295 Wie wuͤrd uns Syphax nicht verfluchen und verdammen? Ja wuͤrde Maſaniß uns mit ſam̃t unſern Flammen Nach einſt-gebuͤſter Luſt nicht als ein Gift verſpein? Weil Laſter nach der That uns ſelbſt bald Eckel ſein. Jedoch / was widerſtehn wir leitenden Geſtirnen? 300Mein Syphax / pflegen doch die Goͤtter nicht zu zuͤrnen: Daß heute man dis Bild / ein anders morgen ehrt. Ja / was iſt / das die Zeit uns nicht erſinnen lehrt? Der Witz mus aus der Noth ihm eine Tugend machen. Er haͤlt auch mich und’s Reich ſchon fuͤr verlohrne Sachen /305 Der Sophonisben nicht mit rechte fluchen kan / Die ſeine Ketten bricht und ihr an Hals legt an; Die Ketten / durch die ich ſelbſt traue Maſiniſſen / Als Zeichen meiner Treu ins Liebes-Garn zuſchluͤſſen.

Maſiniſſa. 30SOPHONISBE.
Maſiniſſa. Sophonisbe.
Maſin

Was ſchwermet Syphax noch in dieſer Einſamkeit? 310Was zanckt er mit ſich ſelbſt? Verraͤther / itzt iſt’s Zeit: Daß deine Herſchens-ſucht ſo Gift als Geiſt ausblaſe; Daß Maſaniſſens Stahl in deinen Daͤrmern raſe / Den du / Friedbruͤchiger / des Reiches haſt entſetzt. Was ſeuftz’t? was murmelt er? laßt hoͤren / was er ſchwaͤtzt?

315
Sophon.

Ja! Maſiniſſa / ja! vollſtrecke deine Rache! Du haſt nicht ſchlechten Grund / ich eine boͤſe Sache.

Maſin.

Reitzt der Verzweifelte mich ſelbſt zum ſtraffen an?

Sophon.

Weil / auſſer durch den Tod / ich nicht geneſen kan.

Maſin.

Weil du dich ſelbſt verdam̃ſt und deine boͤſe Luͤſte /320 So kriege Tod und Stich.

Sophon.

Ja ſtoß durch dieſe Bruͤſte!

Maſin.

Hilf Himmel! ich erſtarr!

Sophon.

Wie? daß der Dolch entfaͤllt?

Maſin.

Wie? hat der Syphax ſich in eine Frau verſtellt? Laß uns die Wunder-Werck was eigen doch betrachten!

Sophon.

Wil Maſaniſſa nicht mich Sophonisbe ſchlachten?

325
Maſin

Jhr Goͤtter! bin ich noch bey Witze? traͤumet mir? Jſt Sophonisbe dis? iſt Syphax nicht mehr hier?

Sophon.

Sie iſt es / groſſer Fuͤrſt / ſie kniet fuͤr Maſaniſſen.

Maſin.

Ließ mein Manaſtabel ſie in den Kercker ſchluͤſſen? Der Schwefel ſol ſein Lohn / die Fauſt ſein Hencker ſein!

330
Sophon.

Nein! meine Treu ſchleuſt mich in dieſen Feſſeln ein.

Maſin.

Die Treue? leg uns aus dein ſeltzam Ebentheuer.

Sophon.

Welch Ertzt zerſchmeltzet nicht durch heiſſes Liebes - Feuer?

Maſin.

Es duͤnckt mich / was du ſagſt / ein leer - und bloſſer Traum.

Sophon.

Verzeihe / groſſer Fuͤrſt. Jch darf mein Laſter kaum335 Eroͤfnen.

Maſin.

Sag’s / was iſt’s? was nennſt du dein Verbre - chen?

Sophon.

Die Zunge ſtammelt mir / wenn ich es aus wil ſprechen.

Maſin.

So ſtarrt der Mund fuͤr dem / was Hertz und Hand voll - bracht?

Sophon.

Jch hab aus dieſer Kluft den Syphax loos gemacht.

Maſin.
31SOPHONISBE.
Maſin.

Und ſie hat ſich fuͤr ihn in Ketten ſchrauben laſſen?

340
Sophon.

So iſt’s! weil ich fuͤr ihn mir wuͤnſche zu erblaſſen. Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt! verzuͤcke nicht den Stich; Bepurper dieſe Bruſt. Nim̃ fuͤr den Syphax mich Zu deinem Opfer an. Jch weiß: daß mein Beginnen Halsbruͤchig Laſter ſey. Jch werde viel gewinnen /345 Wenn deine bloͤde Magd / die fuͤr dir ſaͤuftzend kniet / Und nach dem Tode girrt / durch deine Fauſt ſich ſiht Durch keinen Roͤmer falln.

Maſin.

Durchlauchſte Sophonisbe. Machſtu die Fabel wahr von der getrenen Thisbe? O Demant-feſte Treu! O Liebe / die fuͤr ihr350 Kein gleiches Beyſpiel hat! die Tugend wigt in dir Noch deine Schoͤnheit weg. Was ſtarrſt du / Maſaniſſe? Laͤſt du die Goͤttin noch umbarmen deine Fuͤſſe? Brich der Andromede verdam̃ten Stahl entzwey! Verſchweig ihr laͤnger nicht: daß Sophonisbe ſey355 Des Maſiniſſa Sonn / Aug-Apffel / Goͤttin / Engel; Er tiefſter Selav und Knecht.

Sophon.

Jch kenne meine Maͤngel. Entweihe deinen Mund durch eiteln Lobſpruch nicht.

Maſin.

Jch fange Flam̃ und Glutt von deiner Tugend Licht. Jch brenne durch den Blitz der Schoͤnheit angezuͤndet! 360Wie bald wird nicht beſiegt / der mehrmals uͤberwindet? Wie faͤllt in Faͤſſel der / der ſie loͤſt andern auf! Schau: wie der Liebe Blitz durch Pfeil-geſchwinden Lauf Den Grim̃ wie Wachs zerſchmeltzt / des Siegers eiſicht Hertze Wie Schwefel zuͤndet an; wie der Begierden Kertze365 Des Haſſes Rauch zertreibt! wie Maſaniſſa brennt; Der dich die Siegerin / ſich den Befiegten nennt!

Sophon.

Verfinſter deinen Glantz nicht in ſo duͤſtrer Hoͤle. Die erſten Regungen in einer zarten Seele Sind keine Wolcken nicht / nur leichter Haͤgerauch /370 Den Sonn und Witz bald tilgt. Und er / mein Fuͤrſt / wird auch / Eh als es Mittag wird / mit klaͤrern Augen ſehen.

Maſin.

Nein! meine Flammen wird Vernunft und Zeit aufwehen! Jch habe dieſer Glutt zwar Anfangs widerſtrebt; Doch ich floh wie ein Reh / in dem der Pfeil ſchon klebt. 375Jch wolte mit Gewalt die Augen von dir kehren. Doch ich empfand: daß ſie von Arth der Adler weren /Du32SOPHONISBE. Du ihr ſchoͤn Sonnenradt. Ja hette meine Pein Mir Ruh und Schlaff vergoͤnnt / wuͤrd es ein Traum zu ſein Mich duͤncken! aber ach! ich brenn und werde brennen! 380Das Ephen laͤßt ſich nicht gantz von der Staude trennen / Jch nicht beſeelt von dir! Ja / auſſer dir bin ich Todt. Denn ich habe ja kein ander Hertz als dich. Mein Abgott / Sophonisb; Jch falle dir zu Fuſſe; Ach! kuͤhle meinen Brand mit einem feichten Kuſſe! 385Geuß in mein ſiedend Hertz zwey Tropfen reiner Gunſt. Wie wird mir? Himmel hilf! kreucht durch ſo heiſſe Brunſt Das Eis des Todes uns und Ohnmacht in das Hertze? Mein Lebens-Wachs zerrinnt / weil meine Liebes-Kertze Mit allzu groſſer Glutt das Adern-Oel greiſt an. 390Ach! daß ſich nicht die Seel in dich verwandeln kan!

Sophon.

Mein Fuͤrſt / mein Augen-Troſt; zwar meine Seele ſchwimmet Jn dieſen Flammen auch / worvon dein Hertze glimmet: Der Himmel aber ſpricht uns dieſen Brand nicht gutt / Entzeucht den Ampeln’s Oel / geuſt Waſſer auf die Glutt.

395
Maſin.

Welch Unmenſch mag ſo ſchwartz dir Stern und Him - mel mahlen?

Sophon.

Mein Auge wirft mit fug nur auf den Syphax ſtrahlen.

Maſin.

Der fluͤcht’ge Syphax iſt dir ein verlohrnes Ziel?

Sophon.

Jch blieb ſein Eh-Gemahl / als gleich ſein Gluͤcke fiel.

Maſin.

Die Stratonice freyt noch bey Seleveus leben.

400
Sophon.

Selevcus hat mit will’n dem Sohne ſie gegeben.

Maſin.

Auch Syphax kan nun nicht mehr eyferſichtig ſein.

Sophon.

Das Ungluͤck aͤſchert nicht der Liebe Pfeiler ein.

Maſan.

Hat Aſdrubal mich dir zum Braͤut gam doch erwehlet.

Sophon.

Carthago aber hat mich ihm / nicht dir vermaͤhlet.

405
Maſan.

Zernichtet Kaccabe mit Fug der Eltern Schluß?

Sophon.

Das Vaterland geht fuͤr / dem alles weichen muß.

Maſin.

Das Kriegs-Necht ſcheidet ſie / und ſchenckt ſie meinen Haͤnden.

Sophon.

Wil er umb meine Gunſt ſein gantzes Heil verſchwendẽ?

Maſin.

Wahrhafte Liebe ſcheut ein ſcheles Auge nicht.

410
Sophon.

Er weiß / mein Fuͤrſt / was Rom fuͤr ſtrenges Urtheil ſpricht.

Maſin.
33SOPHONISBE.
Maſin.

Hat Rom im Lieben uns Geſaͤtze vorzuſchreiben?

Sophon

Jch werde Scipions Gefang’ne ſollen bleiben.

Maſin.

Nim̃t Cyrtha Scipio nicht Maſiniſſa ein?

Sophon.

Die groͤſten Fuͤrſten ſolln der Roͤmer Werckzeug ſein.

415
Maſin.

Jch bin Roms Sclave nicht / es heißt mich Bunds - Genoſſen.

Sophon.

Sie wolln ſtets erndten ein / wo andre gleich gegoſſen.

Maſin.

Dich Sophonisbe nicht / weil Mafiniſſa lebt.

Sophon.

Jch ſorge: daß mir dis den Sterbekittel webt!

Maſin.

Jch wil den Bund mit Rom / eh als den Eyd dir brechen.

420
Sophon.

Jch darf / mein Schutz-Gott / dir nun nicht mehr wi - derſprechen. Die Flamme laͤßt in mir ſich laͤnger nicht verhoͤln. Laß einen heiſſen Kuß den todten Mund beſeeln. Denn Kuͤſſen iſt der Kern / die Seele ja der Liebe. Jtzt folgt nach Thraͤnen Luſt / und Sonnenſchein aufs Truͤbe. 425Jch bin aus mir entzuͤckt / erſaͤuft von Gluͤck und Luſt! Jch opfere mein Hertz und wiedme meine Bruſt Zum Tempel.

Maſin.

Himmel hilf! wil ſie in Ohnmacht fallen?

Sophon.

Laß Labſal ſaugen mich aus deinen Mund-Korallen.

Maſin.

Streut zweyer Sonnen Nacht der Thraͤnen Thau von ſich?

430
Sophon.

Mein Brand zerſchmeltzt die Seel und fleucht aus mir in dich!

Maſin.

Und meine laͤchſt nach dir! Jch ſincke fuͤr dir nieder! Jch gebe dir dein Reich mit meiner Seele wieder. Das Einhorn laͤgt ſein Horn / das Zepter ſeiner Macht / So in der Frauen Schoos. Laß uns / mein Licht / bedacht435 Stracks auf die Hochzeit ſein / und aus dem Kercker gehen. Vollzogner Heyrath kan Rom ſchwerer wiederſtehen.

CDer34SOPHONISBE.
Der Schauplatzbildet ab den Tempel.

Reyen

Der Liebe / des Himmels / der Regier - ſucht unter der Perſon des Jupiters. des Abgrunds / der Grauſamkeit unter der Perſon des Pluto. der Erde / der Tu - gend / unter der Perſon des Hercules. des Waſſers / der Ehre / unter der Perſon des Jaſon.
Die Liebe.
DEr Zirckel der Natur umbſchrenckt
Nicht mein Altar / nicht meines Tempels Zinnen /
Jn einem meiner Finger henckt:
440
Daß euer Leben euch die Parcen ſpinnen.
Kom̃t nun Hell / Erde / Himmel / Meer /
Kom̃t ſtreut mir opfernd Weyrauch her.
Der Himmel.
Du biſt mein Kind / die Goͤtter opfern mir;
Der Donner kaͤmpft fuͤr meines Zepters Wuͤrde.
445
Was zuͤckſt du denn dich meiner Gottheit fuͤr?
Dein Tempel iſt fuͤr meinem eine Huͤrde.
Die Liebe.
Eh als der Himmel ſtand / war ich.
Er buhlt der Welt liebaͤugelnde von ferne /
Und35SOPHONISBE.
Und ſchmuͤckt mit tauſend Augen ſich.
450
Sein Kleid und Antlitz ſind verliebte Sterne /
Beer / Ochs / Orion / Adler / Schwan
Zeugt meine Macht / ſein Feuer an
Der Himmel.
Auf ruͤſte dich Regierſucht fuͤr mich aus!
Laß Jupiter dein Zepter nicht verachten.
455
Schlag was dein Reich trotzt / durch den Blitz in Graus!
Laß dieſe Kinder mir zum Opfer ſchlachten.
Die Liebe.
Fuͤr mir muß Jupiter ſelbſt knien /
Ein Guckuck ſein / ein guͤldner Regen werden.
Reißt Kinder ihm den Mantel hin;
460
Weißt: daß er ſey ein Satyr auf der Erden.
Brecht ihm die Donner Keil entzwey /
Lehrt: daß mein Pfeil ihr Meiſter ſey.
Die Helle.
Wer Jupitern und Kronen gleich beſigt /
Laͤßt doch den Pful der Hellen unverſehret.
465
Die Lieb erſtickt / ihr Anmuths-Reitz erliegt /
Wo man nur Ach und Ketten ſchwirren hoͤret.
Die Liebe.
Auch bis zur Helle dringt mein Strahl.
Mein Pfeil ſteckt noch in Ariadnens Bruͤſten /
Und Didons Geiſt fuͤhlt Liebes-Kwal.
470
Dringt Orpheus nicht gereitzt von ſuͤſſen Luͤſten
Jn Abgrund zur Eurydice
Und Theſeus zur Proſerpine?
Die Helle.
Auff! Grauſamkeit / die meine Nacht verwahrt!
Auff! Pluto / auf! bewafne dich mit Flammen.
475
Beweiſ allhier / wie Rach und Grim̃ gebahrt.
Zertreib den Schwarm der Kinder ſtracks vonſammen.
Die Liebe.
Die Grauſamkeit wird fuͤr mir bleich.
Ein Polifem erſtarrt fuͤr Galatheen.
C 2Selbſt36SOPHONISBE.
Selbſt Pluto laͤſt ſein finſter Reich /
480
Gereitzt durch Brunſt der Ceres Tochter ſtehen.
Geht / Kinder / ſchleppt ihn fuͤr’s Altar /
Reicht mir der Hellen Schluͤſſel dar.
Die Erde.
Wenn in der Glutt gleich Hell und Himmel kracht;
Nehrt meine Schoß doch Seelen ohne Flammen.
485
Leucatens Fels vertilgt der Liebe Macht /
Silemnus Bach theilt Seel und Brunſt vonſammen.
Die Liebe.
Durch mich wird Cyrth - und Troja Graus.
Die Erd iſt in den Himmel ſelbſt verliebet /
Sie ſchmuͤckt im Fruͤhling ſich ſchoͤn aus /
490
Nur: daß ſie ihm geſchwaͤngert Anmuth giebet.
Der Tyger Grim̃ / der Schlangen Gift
Verraucht / wenn ſie mein Liebreitz trift.
Die Erde.
Alcides auf! greif dieſen Drachen an!
Der Tugend weicht jedwedes Ungeheuer.
495
Wer Hell und Neid / und Loͤwen toͤdten kan /
Bleibt unverſehrt wie Salamand[ ']r im Feuer.
Die Liebe.
Die Tugend wird mein gluͤend Brand.
Geht / Kinder / reißt die Keule weg dem Rieſen /
Gebt ihm den Rocken in die Hand.
500
Nun ſpinne / wie dir’s Omphale gewieſen!
Ja Oeta ſol ein Leichen-Stein
Und meine Glutt dein Holtzſtos ſein.
Das Waſſer.
Das Waſſer laͤſcht / faͤngt aber keine Glutt.
Wie ſol nun’s Meer dir heiſſes Opfer bringen?
505
Selbſt Phaethon kuͤhlt ſich in meiner Flutt.
Und Syrinx kan bey mir dem Pan entſpringen.
Die Liebe.
Die Lieb hatt ihre Wieg in dir.
Jedweder Fiſch / jedwede Schnecke brennet.
Neptun37SOPHONISBE.
Neptun wird raſende fuͤr mir.
510
Daß er der Ceres wie ein Pferd nachrennet.
Ja des verliebten Alpheus Bach
Kreucht durchs Meer Arethuſen nach.
Das Meer.
Auf! Jaſon / auf! hier iſt mein Drey-Zancks-Stab.
Spritz aus hierdurch die Braͤnde der Begierde.
515
Denn Ehr und Ruhm gewinnt der Wolluſt ab;
Das guͤldne Fluͤs iſt deiner Seele Zierde.
Die Liebe.
Die Lieb hat dirs zuwege bracht /
Medeens Bruſt muß vor mein Pfeil zertrennen.
Geht / pruͤft ihr Kinder meine Macht /
520
Verſucht ob nicht der Drey-zancks-Stab kan brennen.
Kom̃t nun Hell / Himmel / Erde / Meer /
Kom̃t ſtreut mir opfernd Weyrauch her!

Jupiter. Pluto. Alcides. Jaſon. Himmel. Abgrund. Erde. Waſſer.

Wir legen uns fußfaͤllig fuͤr’s Altar.
*Jede dieſer Perſonen leget ſeinen Nahmen auf das Altar der Lie - be nieder; darinnen die durchſichtigen Buchſtaben von denen darhinter ſtehenden Lampen erleuchtet werden.
*Wir opfern mit den Nahmen unſre Hertzen.
525
1Der Woͤrtter Brand macht ſelbſt das Feuer wahr /
Schaut: wie ſie ſich erhelln von ihren Kertzen.
Die Liebe.
Schaut: wie ein Theil als Sternen gluͤht.
Die Liebes-Goͤtter nehmen aus den erſten vier Woͤrttern die Buchſtaben P. E. L. U. O. L. D. S. O. heraus / und verſaͤtzen dar - aus das Wort: LEOPOLDUS zuſammen. Gleichergeſtalt nehmen die andern Liebes-Goͤtter aus den letzten vier Woͤrttern die Buchſtaben I. R. E. R. A. M. A. G. T. und machen daraus MARGARITE.
Jhr Kinder / geht / ziert euch mit ihren Flammen;
Weil ja ihr Schimmer ferner ſiht /
530
2 Jhr ſetzet zwar die Woͤrtter itzt zuſammen;
C 3Die38SOPHONISBE.
Die Nachwelt aber wird ſchaun an;
Was reine Liebe wuͤrcken kan.
Des Roͤmſchen Reiches Jupiter
Wird uͤberm Meer Europens Perl ihm holen.
535
2Der Teutſchen Hercules und Herr
Hat Omphalen ſein Hertze ſchon befohlen.
Die groſſe Keyſerin und Braut
Wird kurtzweiln mit der Loͤwen-Haut.
Es wird ein edler guͤlden Fluͤß
540
2 Als Phaſis hat / der Strom Manzanar hegen.
Der Jaſon / der von Argos ſtieß /
Wird ſelbſt ſo denn ſein guͤldnes Fluͤß anlegen
Dem Loͤwen / der / O guͤldne Zeit!
Dem guͤldnen wieder ſich verfreyt.

Himmel. Abgrund. Erde. Waſſer. Jupiter. Pluto. Alcides. Jaſon.

545
2
Wir falln zu Fuß uns opfernd eurer Hold;
Der Himmel halt euch in ſtets-gruͤner Bluͤthe /
Durchlauchtigſter / Großmaͤcht’ger
Leopold
Durchlauchtigſte / Großmaͤcht’ge
Margarite.
Di39SOPHONISBE.

Die dritte Abhandlung.

Maſiniſſa. Bomilcar. Manaſtabel.
Bomilc.

SO wil der Koͤnig nicht von ſeiner Meinung weichen?

Maſin.

Die Heyrath ſol gleich itzt hier ihren Zweck erreichen.

Manaſt.

Ein geher Sprung und Schluß gerathen ſeltenwol.

Maſin.

Was ſteht hier fuͤr ein Felß an dem ich ſcheutern ſol?

5
Bomilc.

Er kan ſich / groſſer Fuͤrſt / an Syphax Falle ſpiegeln.

Maſin.

(Er fiel / weil er zu hoch ſtieg / mit den Hochmuths - Fluͤgeln.

Manaſt.

Als Sophonisbe vor zum Hochmuth ihn trieb an.

Maſin.

Sag ob ein Jcarus die Sonne ſchelten kan?

Bomilc

Sie iſt ein bluttig Stern / ein Jrrwiſch / ein Comete.

10
Maſin.

Daß fuͤr der Laͤſterung dein Antlitz ſich erroͤthe!

Manaſt.

Uns noͤthigt. Treu und Eyd zu ſorgen fuͤr ſein Heil.

Maſin.

An Maſiniſſens hat auch Sophonisbe Theil.

Bomilc.

Die mit der Mutter-Milch Carthagens Gift geſogen?

Maſin.

Sind fuͤr Carthago wir nicht ſelbſt ins Feld gezogen?

15
Manaſt.

Warumb denn: daß der Fuͤrſt zum Roͤmern uͤbertrat?

Maſin.

Jhr werft mit ſchlimmen Recht auf ſie die Schuld der Stadt.

Bomilc.

Die Weſpen dieſes Neſts ſind einer Art und Tuͤcke.

Maſin.

Jch halt’s: daß ſie ein Zweig aus Barchens Stam̃ / fuͤr Gluͤcke

Manaſt.

Der Eyben ſchoͤner Baum gibt giftgen Schatten ab.

20
Maſin.

Sagt’s: was fuͤr Bubenſtuͤck ie Sophonisb angab?

Bomilc.

Sie nam den Syphax ein der Roͤmer Bund zubrechen.

Maſin.

Sucht eine Muͤcke doch am Feinde ſich zu rechen.

Manaſt

Sie wird auch ihm ſolch Gift ſtets blaſen in ſein Ohr.

Maſin.

Jch weiß: wie weit mit Bitt ein Weib ſol kommen vor.

25
Bomilc

Wie wird dis Scipio / und Lælius empfinden?

Maſin.

Solln wir als Koͤnig uns die Haͤnde laſſen binden?

C 4Manaſt.
40SOPHONISBE.
Manaſt.

Er iſt ihr Bunds-Genoß / Sie ihr geſchworner Feind.

Maſan.

Durch dieſen Heyraths-Schluß wird ſie der Roͤmer Freind.

Bomilc.

Sie kan ihr Vaterland nicht aus der Seele bannen.

30
Maſan.

Rom wird auf Byrſa nicht ſtets ſeinen Bogen ſpannen.

Manaſt.

Rom wird / bis Kaccabe vertilget ſey / nicht ruhn.

Maſan.

Dis laͤſſet leichter ſich ihm ſetzen fuͤr / als thun.

Bomilc.

Die beſten Fluͤgel ſind ſchon Kaccaben verſchnitten.

Maſan.

Die groͤſte Stadt der Welt hat wenig noch gelitten.

35
Manaſt.

Man merckt: daß ihr es ſchon an Volck und Buͤrgern fehlt.

Maſan.

Die ſiebenhundert mahl zu tauſenden ſie zaͤhlt.

Bomilc.

Die Beſten ſind erlegt. Jhr Schatz iſt auch erſchoͤpffet.

Maſan.

Die aus gantz Africa Gold wie aus Brunnen zoͤpffet?

Manaſt.

Der auch gantz Africa wie einer Aegel flucht.

40
Maſan.

Bey welcher wider Rom der Erdkreiß Huͤlffe ſucht.

Bomilc.

Wo denck der Fuͤrſt hinaus? wil er von Rom ſich ſchei - den?

Maſan.

Nicht / wo die Freyheit nur wird keinen Schif-bruch lei - den.

Manaſt.

Vertraͤuligkeit verbluͤht / wo ſchon ſolch Argwohn kaͤumt.

Maſan.

Jch habe dem Verdacht kein Haarbreit noch entraͤumt.

45
Bomilc.

Ach! moͤcht ihn doch dis Weib auf keinen Abweg leiten!

Maſin.

Wer feſte ſteht / wie wir / kan nicht gefaͤhrlich gleiten.

Manaſt.

Der Liebreitz iſt ein Fiſch der auch durch Anruͤhrn laͤhmt.

Maſin.

Jhr Spinnen / die ihr Gift auf reinſte Lielgen ſaͤmt / Seit albern Mohren gleich / die nicht den Nutz erkennen50 Der Sonne / ſondern ſie / weil ſie ſie pflegt zu brennen / Mit Schmach und Fluch anſpein. Ja euer bloͤdes Licht Erkieſt den Schatten nur / die Sonnen ſelber nicht / Nicht Sophonisbens Glantz / nur ihre ſchlechte Flecken; Die Zeit / Vernunft / und Witz kan abthun und verdecken. 55Das lang erwog’ne Werck muß nun vollzogen ſein. Drumb wage keiner ſich mir mehr zu reden ein.

Sophon -41SOPHONISBE.
Sophonisbe. Maſaniſſa. Bogudes. Bomil - car. Manaſtabal. Himilco. Micipſa. Adher - bal. Hierba, der Koͤnigin Frauenzimmer. Zwoͤlff nackte Cupidines.
Sophon.

Jſt dis die guͤldne Nacht / die jeden Tag beſchaͤmet? Auf die Dianens Horn den Thau als Perlen ſaͤmet; Der Himmel ſie verliebt mit tauſend Ampeln ſchmuͤckt;60 Da das Verhaͤngnuͤs uns mit holderm Strahl anblickt / Als da das Tage-Licht zu erſt uns angelachet? Als du Numidien mir’s erſtemal gemachet Das groſſe Hochzeit-Feſt? Es faſſet meine Bruſt / Mein Haupt die Liebes Brunſt / mein Hertze kaum die Luſt /65 Jch werd 'aus mir entzuckt / nun ich mit Maſiniſſen Ein ewig-feſtes Band der Heyrath ſol beſchluͤſſen.

Maſin.

Die Zunge wird durchs Band der Liebe mir gehem̃’t / Die Seele von der See der Freuden uͤberſchwem̃’t! Jhr groſſen Goͤtter helfft! helfft! ſegnet unſre Flammen! 70Knipft und ſchrenckt mit der Hand die Hertzen auch zuſammen!

Bogud.

Der Himmel ſegne ſelbſt dis unſer Heyligthum! Befeſtig euer Heil / befoͤrder euern Ruhm! Laßt uns Aſtarthen nun / die Nacht und Tag anleuchtet / Die jede Seel anſteckt und doch die Welt befeuchtet /75 Durch Myrten-Zweig erhelln ihr ewig’s Brand-Altar. Reicht mir / ihr Kinder / nun Sabeens Weyrauch dar. Streut Roſen rings umbher / ſpielt mit verſtreuten Nuͤſſen. Laßt uns ins Feuer nun den Saft und Trauben giſſen. Macht einen von Zibeth und Ambra ſuͤſſen Rauch. 80Sprengt die geweyhte Flutt durch euren Myrthen-Strauch Auf der Verliebten Haupt. Laßt uns mit dieſer Lantze Der Braut ihr Haar zertheiln; und mit dem Roſen-Krantze Bebluͤmen beyder Stirn / die Locken huͤllen ein Jn dieſes Schleyers Gold / und ihnen Heil zuſchrein!

C 5Alle. 42SOPHONISBE. 85
Alle.

Gib Goͤttin Maſiniß - und Sophonisben Gluͤcke! Daß ſie kein ſchwartzer Stern / kein giftig Aug anblicke!

Bogud.

Reicht beyd ein ander hin den Trau-Ring / deſſen Stahl Beſtaͤndiger nicht ſey / als des Geluͤckes Strahl! Reicht den Verliebten nun das Waſſer und die Flammen. 90Schrenckt die geflochtnen Haͤnd itzt noch einmal zuſammen. Jch ſchnell Jhr / Sophonisb / itzt Strick und Guͤrtel zu / Die Maſiniſſens Hand bey der verlangten Ruh Jm Bette loͤſen ſol. Die gantze Schaar wird muͤſſen Nun fuͤr der beyden Heil der Liebe falln zu Fuͤſſen:95 Jhr Nympfen muͤßt ringsher verliebte Blumen ſtrenn / Schluͤßt / Kinder / ſie in Kreiß von eitel Fackeln ein.

Alle.

Gib / Goͤttin / Sophonisb[e]und Maſiniſſen Gluͤcke! Daß ſie kein ſchwartzer Stern / kein giftig Aug anblicke!

Bogud.

Macht mir ihr Kinder drey Schnee-weiße Tauben loos /100 Und laͤgt zum Opfer ſie der Goͤttin in die Schoos. Ach! Delephat / die du von Saltz und See gezeiget / Doch aͤlter ſolſt als Ammon ſein / Hilf gluͤcklich uns dis Paar einweih’n! Sey beyder Seelen Lieb und Buͤndnuͤſſe geneiget! 105Beſchencke ſie mit ſo viel Fruchtbarkeit / Als deine Gunſt dem Schopffen-Vieh verleiht! Salambo / ſtreue den Verliebten Beyden Auf Bett und Tiſch das ſchaͤrfſte Saltz der Freuden / Das unſer Leben uns / wie Saltz die Speiſen / wuͤrtzt! 110Laß Seel und Mund den Liebes-Zucker ſchmecken / Den Priapus ſie aber nicht erſchrecken / Befiehl: daß beyden er die Zeit mit lachen kuͤrtzt. Du Himmels-Koͤnigin / Luſt-ſchaffende Mylitte / Nim an den Opfer-Teig / er zeugt dein eigen Bild /115 Das Weſt-Phœnicien verehrt fuͤr ſeinen Schild / Sey der Verlobten Schirm / gewehr uns unſer Bitte! Aſtarthe / Sonne dieſer Erden / Die als kein Atlas nicht / die Kugel dieſer Welt / Auf ihren Achſeln helt;120 Durch die die Tage ſchoͤn / die Naͤchte lichte werden;Die43SOPHONISBE. Die du der Hertzen Koͤnigin / Schutz-Goͤttin der Phœnizer ſtets biſt blieben / Nim von mir dis dein Opfer hin / Beſeelige der zwey Verliebten Lieben! 125Laß dieſer reinen Tauben Blutt / Woraus mein Arm das Eingeweyde reiſſet / Und in die dir geweythe Flammen ſchmeiſſet / Verſoͤhnen deine heil’ge Glutt / Laß deiner Hold und Anmuths ſuͤſſe Kertzen130 Mit Luſt erfuͤlln die hier vermaͤhlten Hertzen!

Alle.

Gib / Goͤttin / Sophonisb und Maſiniſſen Gluͤcke! Daß ſie kein ſchwartzer Stern / kein giftig Aug anblicke!

Bogud.

Wie? wil die eine Taub erſt ſich entzihn der Glutt? Laß uns das Eingeweid erforſchen: ob es gutt /135 Ob dieſer Liebe Band der Goͤttin wol gefalle? Jhr Goͤtter! aber Ach! fehlt doch hier gar die Galle! Die Leber liegt nicht recht / und iſt geſchrumpfen ein: Jn dieſem aber iſt das Hertze gar zu klein. Ja auch die Flamme wil nicht rein und lodernd brennen. 140Gewiß / ein Zufall wird bald dieſen Ehſtand trennen.

Sophon.

Jhr Goͤtter reiner Eh / ſteht allzumal uns bey! Daß dieſer Sonnenſchein kein ſchaͤdlich Blitz uns ſey! Ach! aber / wie erſtarrn mir die Eis kalten Glieder! Das Hertze kocht und bebt / ich ſinck in Ohnmacht nieder!

C. Lælius nebſt einer Menge Roͤmiſcher Soldaten. Und alle Perſonen in vorigen Auftritte.
145
Lælius.

Hilf Himmel! ſeh ich recht? iſt’s blaͤndwerck? oder wahr? Daß Maſaniſſa kniet fuͤr Dercetens Altar / Und Sophonisben ihm vermeinet zu vermaͤhlen?

Maſin.

Laͤßt unſre Heyrath ſich wol unter Wunder zehlen?

Lælius.

Rom giebet nimmermehr: daß dis geſchehe / zu.

150
Maſin.

Wie? wenn es ſchon geſchehn? ſol auch ich / was ich thu / Nach deiner Richtſchnur thun / und Rom umb’s Jawort bitten?

Lælius.

Jn Sachen / die mit Rom den theuren Bund zerritten:

Maſin.
44SOPHONISBE.
Maſin.

Was reißt fuͤr einen Punct mein Heyraths-Schluß ent - zwey?

Lælius.

Jedweden: daß er ihm legt unſre Feindin bey.

155
Maſin.

Die iſt nicht Feindin mehr / die Maſiniſſa nimmet.

Lælius.

Sie iſt zum Siegs-Gepraͤng uns Roͤmern ſchon be - ſtimmet.

Maſin.

Sol Sophonisbe nicht des Siegers Beute ſein?

Lælius.

Du nim̃ſt Numidien mit Roͤm’ſchen Armen ein.

Maſin.

Die Hauptſtadt Cyrtha faͤllt durch Maſaniſſens Degen.

160
Lælius.

Muß Scipio nicht vor den Aſdrubal erlegen?

Maſin.

Durch dieſen Arm gerieth ſein Laͤger in den Brand.

Lælius.

Das Haupt war Scipio / du ſeine bloſſe Hand.

Maſin.

Wo kaͤmpfte Scipio / als Syphax ward gefangen?

Lælius.

Sol Lælius kein Theil von dieſer Beut empfangen?

165
Maſin.

Du ſchreibſt itzt alles auch des Heeres Haupte bey.

Lælius.

Meinſt du; daß Lælius dein Knecht geweſen ſey?

Maſin.

Meinſt du: daß Maſaniß euch / wie ein Sclave diene?

Lælius.

Mich wundert: daß er ſich ſo viel auf Rom erkuͤhne.

Maſin.

Auf Rom / dem ich das Thor in Africa ſchloß auf.

170
Lælius.

Welch Riegel hat gehem̃t der Roͤm’ſchen Waffen Lauf?

Maſin.

Der Mohren Siege fahrn ſelbſt auf dem Sonnen-Wagẽ.

Læl.

So koͤnt ihr mehr als Rom von Sieg und Thaten ſagen?

Maſan.

Wir ſind Phoͤnicier; Tſor unſer Vaterland / Vom groſſen Chna gezeugt; durch Sud und Oſt bekant. 175Wie weit der Schatten reicht / der Erdkreiß Sternen ſchauet / Hat unſer Maſt gefahrn / und unſre Hand gebauet. Wir gaben die Geſetz und Bau-Kunſt aller Welt. Wir haben euch gelehrt / wie man das Kriegs-Volck ſtellt / Wie man die Hand zur Zung / und’s Auge macht zu Ohren /180 Durch die erfundne Schrifft; die Weißheit iſt gebohren Bey uns / und nach Athen und Memphis uͤberbracht. Die erſten Schiffe ſind von unſer Axt gemacht / Die Rechen-Kunſt entſprang aus unſerem Gehirne / Wir ſegelten zu erſt nach Leitung der Geſtirne /185 Die Seulen Hercules / wo er geruhet hat / War’n in der Erde Ring ins groſſe Meer ein Pfad Bis in das rothe Meer umb Africa zu ſchiffen. Wir ſuchten Thule auf. Des Hanno Schiffe lieffenBis45SOPHONISBE. Bis in der Sonnen Bett in eine neue Welt /190 Die Kaccabe noch itzt fuͤr ein Geheimnuͤs haͤlt / Und endlich ihr und uns fuͤr einen Freyheits-Hafen / Wenn’s Ammon ja verhengt: daß Rom die Welt zu Sclaven / Und unſer Land / aus dem Rom allen Weitzen kriegt / Zur Wuͤſten machen ſol. Jedoch der Wuͤrffel liegt195 Zum Spiel noch auf dem Tiſch und unſre Koͤcher ſtecken Voll Pfeile / die die Luft wie Wolcken uͤberdecken. Wormit Numidien nicht wird die Roͤmer fehln / Wenn Fuͤrſten man ſchreibt fuͤr / wem ſie ſich ſolln vermaͤhln. Euch lehrt ſchon Regulus: daß Hoffart fuͤr dem Falle /200 Trotz fuͤr der Kleinmuth kom̃t.

Læl.

Nicht laſſe Lieb und Galle Die Feinde der Vernunft / dir ſtoͤren Gluͤck und Ruh.

Maſin.

Es billiget das Recht und Klugheit was ich thu.

Lælius.

Du wirſt’s bereun / wenn du wirſt Zorn und Brunſt be - herrſchen.

Maſin.

Du greifſt mir an das Hertz / und trittſt mich auf die Fer - ſen.

205
Lælius.

Sagſtu den Bund uns auf?

Maſan.

Dafern ihn Rom verſehrt.

Lælius.

Die Buͤndnuͤs-Bruͤche ſind bey Roͤmern unerhoͤrt.

Maſin.

Vom Bunde bin auch ich kein Haar-breit abgewichen.

Lælius.

Der Bund wird durch den Schluß der Heyrath gantz durchſtrichen.

Maſin.

Ein Knecht / kein Koͤnig darf nicht nehmen / wen er wil?

210
Lælius.

Mit Feinden ſich vermaͤhln / verruͤckt das Buͤndnuͤs - Ziel.

Maſin.

Schaͤtzt Rom auch Weiber Feind / und tragt ihr Furcht fuͤr ihnen?

Lælius.

Jhr zaubernd Liebreitz kan zu aͤrgſtem Meyneyd dienen.

Maſin.

Glaubt: Maſaniſſa ſey kein flatternd Wetterhahn.

Lælius.

Des Syphax Untreu lehrt / was Sophonisbe kan.

215
Maſin.

Sie wird ſich itzt entfernt von den Verfuͤhrern ſchauen.

Lælius.

Der Wurtzel Gift iſt nicht mit Aeſten abzuhauen.

Maſin.

Maͤßt angeſtam̃tes Gift ihr Sophonisben bey?

Lælius.

Sagt / wer wie Barchens Stam̃ auf Rom vergiftet ſey?

Maſin.
46SOPHONISBE.
Maſin.

Sie wird euch Treu und Bund wie Maſaniſſa globen.

220
Lælius.

Der Grund bleibt Gift / ſchwim̃t gleich ſo Oel als Zucker oben.

Maſin.

Es laͤßt ſo liederlich ſich nicht mit Eyden ſpieln.

Lælius.

Sie hat vorher geſchworn: an uns den Grimm zu kuͤhln.

Maſin

Die Laͤſterung ſiht auch an Sonnen Fleck und Schatten.

Lælius.

Wir werden nimmermehr / was du beginnſt / verſtatten.

225
Maſin.

Wir gleichwol ſehn: wer uns wird endern Schluß und Sinn.

Lælius.

Reißt Sophonisben ihm ſtracks von der Seiten hin.

Maſin.

Der erſte / der ſie ruͤhrt / ſol Tod und Sebel kuͤſſen.

Lælius.

Vollſtrecket den Befehl an Jhr / Trotz Maſaniſſen.

Maſin.

Auf! edle Mohren / lehnt Gewalt ab mit Gewalt.

230
Bomilc.

Beſinnt / ihr Helden / euch!

Maſin.

Auf! laßt viel eh uns kalt / Als Roͤm’ſche Knechte ſein!

Lælius.

Fahrt fort an ſie zu ſetzen.

Bomilc.

Wo rennt ihr Helden / hin? wollt ihr die Schwerdter wetzen / Ausſchuͤtten Gall und Zorn / ſo kuͤhlet Hertz und Muth Jn eignen Daͤrmen nicht; verſpritzt der Feinde Blutt /235 Zerſtoͤrt Carthagens Neſt / das neue Schwerdter ſchleiffet.

Maſin.

Wer kan mehr Feind uns ſein / als der an’s Hertz uns greiffet? Die Mordwehr auf uns zuͤckt / ja uns fuͤr Sclaven haͤlt?

Manaſt.

Laß Lælius die Rach itzt bleiben ausgeſtellt / Bis der Begierden Brand im Hertzen ſich gekuͤhlet240 Und Scipio ſelbſt kom̃’t. Geſchwinder Eifer zielet Auf Ausſchlag / welchen Zeit / Vernunft und Witz bereut.

Lælius.

Sol Rom / und Lælius erzittern / wenn Er draͤut?

Maſin.

Soln wir den Wolf das Schaf uns furchtſam laſſen rauben?

Bomilc.

Behertzigt: was ihr thut. Man kan bald was auf Schrauben245 Und auf die Spitze ſtelln: daß weder Witz und Fleiß Jn ſeinen rechten Stand es zu verſetzen weiß! Wil Rom ſich umb ein Weib mit Maſaniſſen trennen? Bergeſſen ſeiner Treu / nicht ſeine Dienſt erkennen? Carthago47SOPHONISBE. Carthago ſtehet noch / iſt Cyrtha gleich gefalln250 Es hoff’t auf’s Gluͤckes Rad / und pocht auf Hannibaln. Kurtz: laßt ihr dieſen Bund in Krieg und Zwieſt zerrinnen / Wird Maſaniſſa nicht / auch Rom nicht Seide ſpinnen.

Lælius.

Der Zwiſt / ich geb es nach / mag endlich ſtehen an / Bis ihm ſelbſt Scipio den Ausſchlag geben kan:255 Ob Syphax und ſein Weib ſol deine Beute bleiben.

Maſin.

Der gaͤb ihn! aber was vernuͤnft’ger und beſcheiden.

Lælius.

Die Hofnung heuchelt dir. Es wird auch Er durch’s Schwerdt Den Knoten loͤſen auf / wie Lælius begehrt. Schaff’t aber den Torquat / und die hier mehr gefangen260 Noch ſitzen / ſtracks hieher.

Himilco

Des Lælius Verlangen Sol Augenblicks geſchehn. Weil aber den Torquat Die Koͤnigin nechſthin fuͤr’s Reich geopffert hat / So wird’s unmoͤglich falln ihm den Torquat zu liefern.

Lælius.

Macht ihr / ihr Tyger / euch zu gift’gen Ungeziefern? 265Verteufelt-boͤſe That! verdam̃ter Aberwitz! Wie? regnet’s Schwefel nicht / und ſchlaͤgt der lichte Blitz Nicht in die Opferung / fuͤr der die Haut mich ſchauert / Mein Haar zu Berge ſteht? fuͤr der der Himmel trauert / Die Euch Hyſtaſpides fuͤrlaͤngſt hat abgeſchafft;270 Euch / die ihr habt mit Schimpf erlernet / was fuͤr Krafft Jn euern Greueln ſteckt / als der verdam̃ten Mohren Altar und Koͤnigreich faſt gaͤntzlich gieng verlohren Durch Agathoclens Fauſt. Meint ihr / die Goͤtter ſind So grauſam / als wie ihr? die ihr ſo thum̃ und blind275 Die Menſchen ſchlachtet ab / fuͤr derer langes Leben Gott wil gebethen ſein? und an Altaͤren kleben Laßt das verſpritzte Blutt / das ſchlechten Sand befleckt? Brecht ihr auch das Verboth das Gelo euch geſteckt? Wol! wir woll’n gleiches Recht auf euren Adel uͤben. 280Laßt die Gefangenen die noch ſind uͤbrig blieben Schnur-ſtracks uns ſchaffen her. Welch Priſter aber hat Unmenſchlich ausgeuͤbt die aͤrgſte Greuel-That? Jſt’s dieſer Goͤtzen-Knecht? Ja ſein verblaßt Geſichte / Sein bebend Leib geſteht’s: daß er dis Blutt-GerichteDer48SOPHONISBE. 285Der Hellen hat gebracht. Halt! du ſolſt zeitlich fuͤhln; Ob ſich mit Menſchen-Blutt der Goͤtter Zorn laͤßt kuͤhln / Wie auf Abgoͤtterey der Himmel Hagel regne; Und die / die ihr verflucht / mit Lorber-Kraͤntzen ſegne.

C. Lælius Mamercus. Bogudes. Drey Gefangene / und darunter Syphax verkleidet. Sophonisbe. Maſiniſſa, und alle vorige Perſonen.
Mamerc.

Hier hab ich / groſſer Held / drey Mohren aufgebracht /290 Die dieſen Abend ſich vermum̃t in Roͤm’ſche Tracht Gefluͤchtet aus der Stadt.

Lælius.

Sie kommen gleich zu rechte. Torquatens edles Blutt ſol durch das Blutt der Knechte Beſpritzt ſein und verſoͤhnt. Nim̃ ſtracks mit ihnen fuͤr Dein Opffer.

Bogud.

Herr / es iſt nicht zugelaſſen mir.

295
Lælius.

Wer hindert / was man ſchafft?

Bogud.

Die him̃liſchen Geſetze.

Lælius.

Hoͤrt mir den Wahnwitz an / dis albere Geſchwaͤtze! Warumb ward nicht die That auch am Torquat verwehrt?

Bogud.

Weil unſer Goͤtter Grim̃ nur frembdes Blutt begehrt / Es ſey denn: daß ihr Kind die Eltern ſelber ſchlachten.

300
Lælius.

Setzt ihr Verzweifelten ſo ungeheure Trachten Den Goͤttern auf’s Altar / die Atreus Taffel nicht Setzt dem Thyeſtes auf? Und Titans ſternend Liecht Geht hier wie zu Mycen den Krebsgang nicht zuruͤcke? Entſetzt ſich die Natur nicht ſelbſt? ſtracks / Moͤrder / ſchickt305 Dich zu der Opferung verdam̃ter Mohren an; Das Rom mit mehrerm Fug auf euch beginnen kan.

Bogud.

Eh als ich dieſes thu / werd ich den Geiſt ausblaſen.

Lælius.

Solln / Hencker uͤber dich / verſtockter Bube / raſen?

Bogud.

Es iſt ertraͤglicher / als Goͤtter-Rache fuͤhln.

310
Lælius.

Der Abgrund ſol an dir bald ſeine Flammen kuͤhln / Die Furien dich mehr als den Buſiris plagen. Man muß ſtracks an den Pfal den Teuffels-Prieſter ſchlagen /An49SOPHONISBE. An dem er mehrmals hat Abgoͤtt’ſchen Mord veruͤbt.

Bogud.

Solch Tod beſtetigt es: Bogudis ſey beliebt315 Den Goͤttern / denen er als Prieſter ſich geweihet / Weil er zum Opfer ſelbſt auf ihr Altar gedeyet; Jhr edles Creutze kuͤßt.

Lælius.

Hoͤrt mir den Wahnwitz an! Wie der Verzweifelte noch hoͤhn - und trotzen kan / Laßt / wenn er angepfleckt / die Bruſt ihm undurchſchnitten /320 Bis er geſehn die Drey die ſchwartze Seel ausſchuͤtten.

Bogud.

Die Unſchuld hegt in ſich ein Diamanten Hertz Und Augen aus Porphier / die weder weicher Schmertz Noch naſſe Wehmuth ruͤhrt.

Læl.

Der Außgang wird es lehren / Wie weit Hartneckigkeit nicht moͤglich zu verſehren. 325Jſt aber kein Buſir ſonſt hier in Cyrtha dar / Der dieſe Drey thut ab auf dieſes Mord-Altar? Weil fuͤr der Grauſamkeit mir ſo faͤngt an zu grauen: Daß ich die Roͤmer nicht hierdurch befleckt kan ſchauen. Jſt Niemand unter euch / ihr Mohren / der die Drey330 Zur Rach uns opfern wil / und durch die Raſerey Verdienen unſre Hold?

Sophon.

Darf ich mich wol erkuͤhnen Durch ein verzweifelt Werck mir Wolfarth zu verdienen? Hier ſtellt ſich Lælius / dir eine Koͤnigin / Die kein Bedencken traͤgt die Drey zu richten hin /335 Umb euch zu machen wahr: daß ich durch Maſaniſſen Mit Roͤmern Freindſchaft wolln / mit Mohren Feindſchaſt ſchluͤſſen / Daß ein Schneeweißes Hertz in brannen Bruͤſten ſteckt.

Lælius.

Jſt’s glaublich / was ſie ſagt? Sehr wol! es ſey voll - ſtreckt Was uns ihr Mund verſpricht.

Sophon.

Jch wil mit Lachen ſchneiden340 Die Hertzen aus der Bruſt. Kom̃t / laßt mich euch entkleiden. Reicht mir das Meſſer her. Trit naͤher in das Licht. Hilf Himmel! ich bin todt! ich kan das Meſſer nicht Mehr halten! mir erſtarrn / ihr Goͤtter / Mund und Haͤnde!

Lælius.

Wie? nim̃t ihr hitzig Trieb der Mordluſt ſchon ein Ende?

DSophon. 50SOPHONISBE. 345
Sophon.

Ach! dis

Læl.

was traͤumet ihr?

Soph.

iſt

Læl.

wer?

Soph.

Syphax.

Læl.

Syphax?

Sophon.

Ja.

Bomilc.

Schwerm̃t Sophonisb?

Sophon.

Er iſt’s!

Bomilc.

Unmoͤglich!

Sophon.

Ach! ich ſah Jtzt ja auf ſeiner Bruſt ein unbetruͤglich Zeichen!

Maſin.

Sein Antlitz laͤſſet ſich dem Syphax nicht vergleichen.

Sophon.

Ziht nur ſein falſches Haar vom Haupt und Antlitz weg.

350
Syphax.

Ja! Leider / ja / ich bin’s! laßt aber euren Zweck Vom Zufall nicht verzihn und meinem hohen Stande. Der Tod iſt Koͤnigen ertraͤglicher als Bande / Da ſie der Feinde Spott / der Freunde Greuel ſein / Und ſchaun: daß Meineyd flicht verſchworne Seelen ein. 355Auf! Syphax / auf! ergreif der Sophonisbe Meſſer! Auf! reche Lieb und Schmach.

Maſin.

Halt Thoͤrchter!

Syph.

Es iſt beſſer Daß dieſes Meſſer ihr der Adern Brunn durchgraͤbt / Als geiler Wolluſt-Koth auf Lilg - und Bruͤſten klebt; Daß mein und ihr kalt Blutt hier rinne ſchwartz zuſammen /360 Als daß ihr Ruhm verwelckt fuͤr Maſaniſſens Flammen.

Sophon.

So wil mein Syphax mir nunmehr ein Hencker ſein?

Syphax.

Ja in dein Blutt mit Luſt dis Meſſer tauchen ein.

Sophon.

Gebieret meine Lieb in dir ſo ſtrenge Rache?

Syphax.

Verletzte Liebe wird ein Weingetraͤnckter Drache.

365
Sophon.

Wordurch hab ich mein Schatz ſo heftig dich verletzt.

Syphax.

Untreue! haſtu mich nicht dieſem nachgeſetzt?

Sophon.

Die Untreu hat uns nicht / das Gluͤck uns nur getrennet.

Syphax.

Wahrhafte Liebe wird beym Ungluͤck erſt erkennet.

Sophon.

Entſchuldigt / wenn ihr Fuß trit gleitend auf dis Eiß.

370
Syphax.

Hoͤrt wie die Heucheley ſich zu verreden weiß.

Sophon.

Die Liebe gegen dich wallt noch in meinen Bruͤſten.

Syphax.

Wie mag dich Falſche denn nach neuer Eh geluͤſten?

Sophon.

Weil ſie mir Heil verleiht / dir keinen Abbruch thut.

Syphax.

Kan ein rein Hertze nehrn zweyfache Lieb und Glutt?

375
Sophon.

Sie hat zweyfachen Sitz aus Noth in mir gewonnen.

Syphax.

Du blaͤndeſt Jhn / und Mich / mit falſchen Neben - Sonnen.

Sophon.
51SOPHONISBE.
Sophon.

Jch ſchwere: daß ihr mir zwey rechte Sonnen ſeit. Daß beyden mein gantz Hertz verknuͤpft iſt und geweiht. Entſinne dich / mein Licht / mit was fuͤr heiſſen Lieben380 Jch bis auf dieſen Tag dein treuer Schatz bin blieben / Wie ich fuͤr heiſſer Brunſt / und du entzuͤckt fuͤr Luſt Zerſchmoltzen in der Schoos / gelaͤchſt auf meiner Bruſt / Wie oft ich meine Seel in deinen Mund gefloͤſſet / Mit deiner Hand geſpielt / die mich itzt von dir ſtoͤſſet /385 An mir zum Moͤrder wird. Wie oft dein treuer Eyd Beweglich ſich verſchworn: daß weder Tod / noch Leid / Zeit / Flamme / Pfal und Ertzt / auch nicht des Himmels Krachen Mich ſolte dir verhaßt / dich auf mich eyfernd machen. Zwar glaub ich’s / Eyferſucht reitzt dich zur Rachgier an. 390Doch die Vernunft ſchlaͤgt dis / was ſie nicht nutzen kan / Veraͤchtlich in den Wind. Was bringt dir’s fuͤr Vergnuͤgen / Wenn dieſe die du liebſt / und nicht kanſt wieder kriegen / Nebſt dir durch Sturm vertirbt? und nicht entſchwimmen darf / Ob ihr das Gluͤcke gleich ein Stuͤcke Brett zuwarf. 395Wahrhafte Liebe kan Geliebten nichts mißgoͤnnen. Zu dem wird Syphax ihm den Feind verſoͤhnen koͤnnen / Wenn er guttwillig mich tritt Maſaniſſen ab / Die Gluͤck und Tugend ihm vor ſchon zur Beute gab. Was ohne dis verſpielt / laͤßt unſchwer ſich verſchencken. 400Schoͤpft aber Syphax Luſt / wenn er mein Hertze kraͤncken / Mein Gluͤcke ſtoͤren kan / ſo knie ich hin fuͤr dich; Volſtrecke nun behertzt den vorverwehrten Stich!

Syphax.

Jhr Goͤtter! habt ihr noch mit mir nicht ausgeſpielet? Hat noch mein tieffer Fall nicht euren Muth gekuͤhlet? 405Nicht euren Zorn geleſcht? Sol Lieb und Eyfer noch Begierden und Vernunft mich henckern? da das Joch Der Dienſtbarkeit vorher druͤckt den gekroͤnten Nacken. Nein / Maſaniſſa / nein / wetz auf mich Beil und Hacken / Schaͤrff auf mich Stahl und Schwerdt / du nim̃ſt mit willen mir410 Nicht Sophonisben weg! Wie? oder laſſen wir Mit mehrerm Ruhm und Nutz ihm die Vermaͤhlte fahren? Nein! ſicher / Wolthat laͤßt mit Feindſchafft ſich nicht paaren. Jch ſchuͤtte Schmach und Fluch auf die Vermaͤhlten aus! Sie wuͤnſchend im Verterb / das Hochzeit Bett im Graus /D 2Den52SOPHONISBE. Den Thron in Staub zu ſehn.

Maſan.

Laßt hier den Thoͤrchten ſtehen / Den Tummen raſen aus / uns zur Vergnuͤgung gehen! Dem Lælius ſteht ſonſt zu ordnen alles frey / Wie Syphax und die Stadt wol zu verwahren ſey.

Syphax

Untreue! wagſt du dich ſo offentlich zu brechen420 Mir Treu / und Eh und Eyd? dem Feinde zu verſprechen Jn meiner Gegenwart / mein / nicht dein Eygenthum? Auf! Syphax / auf! du kanſt mit unverſehrtem Ruhm / Mit unerſtarrtem Aug / und Marter-freyem Hertzen Nicht ſolchen Greuel ſehn. Auf! hilf ſo grimmen Schmertzen425 Durch ihr / auf meine Bruſt gezucktes Meſſer ab!

Lælius.

Halt / Syphax! reißt ihm aus das Meſſer! Tod und Grab Steht nicht Gefang’nen frey. Auch kan’s noch wol geſchehen: Daß du / eh als du meinſt / dein Weib wirſt Wittib ſehen Getrennt vom Maſaniß. Jhr ſchluͤßt die ſaͤmtlich ein. 430Denn Scipio mag ihr und aller Richter ſein.

Reyen

Der Eyferſucht. Der Vernunfft. Des Neides. Der Narrheit. Der Verzweifelung. Die Schoͤnheit und Einbildung werden mit ihren Bil - dungen ſtum̃ fuͤrgeſtellt.
Der Neid.
AUf Eyferſucht! zerbrich des Abgrunds Kluft!
Weil Neid nichts mehr an Lieb und Schoͤnheit ſchaft.
Kom̃ ſteh mir bey; vergifte Land und Luft
Weil Lælins hat nicht mehr ſo viel Kraft
435
2 Den Maſaniß aus Sophonisbens Ketten /
Darein ſie ihn verzaubert hat / zuretten.
Die
53SOPHONISBE.
Die Eyferſucht.
Welch Vorwitz tagt mich aus der bangen Nacht?
Aus Phlegrens Hoͤl / und wuͤſter Einſamkeit.
Wo Titan und Diana nie erwacht /
440
2 Wo ſtille Furcht ſtets unter Eulen ſchreit /
Wo Kroͤten girr’n / und fette Schlangen ziſchen /
Wo Dampf und Stanck ſich mit Verdruß vermiſchen.
Der Neid.
Auf! Eyferſucht verſtoͤre Lieb und Luſt.
Dein Reif ſengt ja ſonſt Blum und Anmuth weg.
445
2Du locheſt Gall aus Zucker in der Bruſt /
Saͤmſt Neſſeln ein / und ſchmierſt auf Lielgen Fleck /
Erſteckſt und ſaug’ſt aus Roſen giftig Eyter;
Vergifteſt Ambra / toͤdteſt reine Kraͤuter.
Die Eyferſucht.
Jſts nicht genung: daß ich das Hertz in mir
450
2 Mir ſelbſt freß ab? daß mein Meduſen Haar
Mich kehrt in Stein und in ein aͤrger Thier
Als Sphynx / Chimer / Oeypete nicht war?
Daß Molchen-Blutt und Nattern-Fleiſch mich ſpeiſen?
Daß ich mich ſelbſt ſtets toͤdte durch dis Eiſen?
Der Neid. 455
Auf! wirf Napel in Liebes-Garten ein!
Kehr ihre Ruh in ein beſtuͤrmtes Meer.
Die Circe wandelt Menſchen in ein Schwein /
Caliſto wird durch Junons Rach ein Beer?
Und du laͤßt dich itzt Cyrthens Schoͤnheit blaͤnden?
460
2Auf! ruͤſte dich mit Wermuth / Gift und Braͤnden!
Die Eyferſucht.
Haſt du verſpielt? werd ich nicht Sieger ſein.
Dem Drachen ward entfuͤhrt das guͤldne Fluͤß /
Und Argus ſchlaͤfft mit hundert Augen ein /
Als in ein Horn Betrug und Liebe bließ /
465
2 Wird Juno nicht ſelbſt mit ſamt mir bethoͤret /
Wenn Jupiter als Kuh die Jo ehret?
D 3Der
54SOPHONISBE.
Der Neid.
Mars Liebe / Liſt / ſo Staͤrck als Witz verſpielt /
Wenn Eyferſucht bewafnet den Vulcan:
Der ſich durch’s Garn an ſeiner Venus kuͤhlt.
470
2Verſuche nun / was deine Staͤrcke kan.
Dein zweyfach Antlitz / deine tauſend Augen
Dein Hirſchfuß / kan dir ſtets zum Siege taugen.
Der Wurm / der dir nagt an der lincken Bruſt /
Macht: daß ſich’s Ohr zu jedem Raſſeln ſpitzt.
475
2Dein blauer Mund haucht Peſt zu jeder Luſt /
Weil der Verdacht dir ſtets im Hertzen ſitzt /
Neid und Geſchrey dir ſtets gaͤllt in die Ohren;
Auf! auf! hab Acht / ſonſt iſt dein Schatz verlohren!
Die Eyferſucht.
Ach! Schweſter! ach! ach! was erblick ich ſchon?
480
2Was ſeh ich dort fuͤr eine Kuplerin?
Was ſtiftet ſie zu meinem Schimpf und Hohn?
Was fuͤr ein Adler raubt den Schatz mir hin?
Was fuͤr ein Buhler ſpielt auf ihren Wangen?
Auf! laßt uns ihn in unſer Netze fangen!
Die Vernunft. 485
Wahnſinnige! was traͤumt fuͤr Narrheit dir?
Schlag in den Wind ſo thoͤrchte Fantaſey.
Halt ſetze nur dir meine Prillen fuͤr?
Sihſt du’s: daß es nur eine Fliege ſey?
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil Junons Buhler werden /
490
2 Weiß er ſich als ein Guckuck zu gebehrden.
Die Eyferſucht.
Ach! Schweſter / ach! ach! was erblick ich itzt?
Was iſt’s / daß ihr die Kuplerin einblaͤßt?
Was iſt es / das auf ihren Bruͤſten ſitzt?
Wer iſt’s / den ſie ſich ſo betaſten laͤßt?
495
2Auf! dieſen Schnee ſol keine Fauſt befuͤhlen!
Auf! auf! ſein Blutt muß meinen Zorn abkuͤhlen!
Die
55SOPHONISBE.
Die Vernunft.
Wahnwitzige! biſt du dum̃ oder blind?
Kom̃ ſchaue: wer mit ihr zu buhln begehrt.
Erkennſt du’s nun: daß es nicht Finger ſind.
500
2Dis iſt ein Kefer / dis ein Graſe-Pferd.
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil Dangens genuͤſſen /
So kan er auch in regnend Gold zerfluͤſſen.
Die Eyferſucht.
Ach! wen fuͤhrt itzt die Kuplerin zu ihr?
Welch Bube kuͤßt ihr ihren ſchoͤnen Mund?
505
2Welch eine Hand / ragt bey der Schuͤrtze fuͤr?
Auf! Schweſter / laß uns toͤdten dieſen Hund!
Auf! laß uns ihm den frechen Halß zerbrechen!
Und meinen Schimpf durch ſein Verterben rechen.
Die Vernunft.
Stockblinder Narr! was nimſtu thoͤrchtes wahr?
510
2Was graͤmſt du dich und ſie ſo ſonder Noth?
Halt / laſſe Mich dir ſtechen vor den Staar!
Erſchlag den Floch / tritt dieſe Spinne todt!
Die Narrheit.
Wenn Jupiter wil bey der Leda liegen /
Verſtellt er ſich in Schwahn ſie zu betruͤgen.
Die Eyferſucht. 515
Jtzt kan gewiß mein Auge nicht mehr irrn!
Ach! Schweſter / ach! ach! wer umbarmt ſie gar!
Wie laͤchelt ſie? wie weiß ſie ihm zu kirrn?
Was zweifeln wir? itzt iſt der Ehbruch klar!
Schauſt du’s? mein Haupt kriegt wie Actæon Hoͤrner!
520
2Auf! brauche Schlangen / Dolche / Peitſchen / Doͤrner.
Die Vernunft.
Nach dem du ja ſtets durch ein Blaſter ſihſt;
Bezauberte / ſo brauche Fuͤhl / und Hand.
Fuͤhlſt du was? Nein; nur: daß dis Schatten iſt /
Der dich bethoͤrt / und aͤffet an der Wand.
D 4Die
56SOPHONISBE.
Die Narrheit. 525
Wenn Jupiter Antiopen begehret /
Wird er in ein Geſpenſt und Bock verkehret.
Die Eyferſucht.
Nun / Schweſter / iſt’s umb meinen Schatz getha[n].
Verteufelte / verftuchte Kuplerin!
Welch Hercules ſpricht umb die Gunſt ſie an?
530
2Welch Cyclops rennt zu Galatheen hin?
Jſt ſie gleich keuſch; die Nothzucht wird ſie zwingen.
Auf! laß uns ihr behertzt zu Huͤlffe ſpringen!
Die Vernunft.
Mondſuͤchtige! du biſt Erbarmens werth.
Halt! ſchaue vor durchs Schau’-Glaß / wer ſie ſind /
535
2 Dis iſt ein Zwerg / der einen Scherf begehrt;
Und jenes ein Allmoſen bettelnd Kind.
Die Narrheit.
Wenn Jupitern Alcmenens Gunſt ſol weiden /
Weiß er in einen Knecht ſich zu verkleiden.
Die Eyferſucht.
Ach! itzt bin ich verrathen und verkaufft!
540
2Wer / Schweſter / mag der glatte Juͤngling ſein?
Der umb mein Licht wie ein jung Rehbock lauft?
Jtzt liefert er ein Buhler-Lieb ihr ein?
Welch edler Held erſcheint mit Helm und Spiſſe?
Auf! Schweſter / daß dis Paar ſtracks ſterben muͤſſe!
Die Vernunft. 545
Hier brauche von der Augen-Salb ein Theil /
Weil alles dir ſo frembd und ſeltzam ſcheint.
Siehſt57SOPHONISBE.
Siehſt du dis Weib / die Nadeln traͤget feil?
Den Hirten / der ſich zu vermitten meint?
Die Narrheit.
Daß Omphal und Europe beyden bleibe
550
2 Wird Jupiter ein Rind / ſein Sohn zum Weibe.
Die Eyferſucht.
Ach! Schweſter / zetter! zetter! ich vergeh!
Ach! ſiehſt du’s nicht? wer meinen Schatz umbfaͤngt.
Er kuͤſſet ſie / ſie ihn. Weh / weh! ach! weh!
Schau! wie er gar den Brautt-Schmuck umb ſie hengt.
555
2Sie reichet ihm ein Haarband; nebſt zwey Ringen.
Nun iſt es Zeit ſie und mich umbzubringen.
Die Vernunft.
Bezwinge dich! Ein ſolch Meineydiſch Weib
Jſt keiner Lieb auch keines Seuftzers werth.
Sie verunehrt nicht dich / nur ihren Leib.
560
2Und endlich wird ihr Straf und Schimpf gewehrt.
Die Verzweifelung.
Weg mit Geduld! Ein Strick und Dolch iſt beſſer.
Geh toͤdte dich und ſie. Hier iſt ein Meſſer.
Die58SOPHONISBE.

Die vierdte Abhandlung.

Der Schauplatz ſtellet fuͤr einen Koͤniglichen Saal.
Scipio. Lælius. Syphax. Eine Menge Roͤ - miſcher Kriegs-Oberſten und Soldaten.
Scipio.

SO hat den Goͤttern es durch unſre Sieges - Waffen Des Syphax Friedenbruch gefallen zu be - ſtraffen! Rom und die Nach-Welt wird dein danckbar Schuldner ſein / Und dich mit Siegs-Gepraͤng in’s Capitol hol’n ein. 5Der Himmel iſt indes uns auch zu Huͤlffe kommen; Wir haben Utica und Tunis eingenommen / Carthagens rechten Zaum / wordurch die neue Stadt Schon halb belaͤgert iſt. Des Feindes Seemacht hat Vergebens ſich gewagt an unſre wenig Schiffe. 10Nun aber zeug uns an / durch was fuͤr kluge Griffe Das Reich Numidien in ſo ſehr enger Zeit Jn eure Haͤnde fiel.

Lælius.

Als deine Tapferkeit / Durchlauchtigſt-groſſer Held / hatt Aſdrubaln erleget; Und Maſaniſſa ſich nebſt mir hieher beweget /15 Fiel ihm’s verlohrne Reich als rechten Erben zu / Vom Syphax wieder ab / der gleichwol ſonder Ruh Jn ſeinem Reiche ſich muͤht ein neu Heer zu richten / Faſt ſtaͤrcker / als das ſich bey Utica zu fluͤchten Fuͤr dir genoͤthigt ward. Mit dieſer neuen Macht20 Wagt er uns beyden ſich zu liefern eine Schlacht. Des Feindes Reuterey fiel als ein haͤuffig Hagel Des Heeres Spitzen an; ſo: daß an einem NagelFlucht59SOPHONISBE. Flucht und Verwirrung hing. Doch dieſer Sturmwind nam Bald mit Verwundern ab / ſo bald das Fuß-Volck kam /25 Und mit geſchloßner Macht des Syphax Reuter trennte. So eyfrig auch der Feind im erſten Anſatz brennte / So lau ward der Beſtand / ſo furchtſam ſeine Flucht. Ja als ihr Koͤnig ſich mit hoͤchſtem Eyfer ſucht: Wie er ſein fluͤchtig Heer in friſchen Stand verſetzet /30 Und an der Spitze kaͤmpft / wird ihm ſein Pferd verletzet / Daß er zu Bodem ſtuͤrtzt; und er / mit was fuͤr Macht Man ihn zu retten meint / gefangen zu mir bracht; Der hier des Scipio fiegreichen Fuß muß kuͤſſen. Als auch die Reuterey voran mit Maſaniſſen35 Fuͤr Cyrthens Mauern kom̃t / ihr ihren Koͤnig weißt / Und ihm mit ſcharffem Dreun die Pforten oͤfnen heißt / Macht er ſich Augenblicks der groſſen Feſtung Meiſter.

Scipio.

Die Goͤtter machen klar: daß eure Helden-Geiſter Jhr Einfluß rege macht / ihr himmliſch Trieb bewegt;40 Weil er uns ſpielende den Feind zu Fuͤſſen legt. Nun eure Tugend ſol verdienten Lohn empfangen! Ja eure Bilder ſolln in Ertzt und Marmel prangen / So lange Rom beſtroͤmt wird von der Tyber ſein. Jn was wird aber man dich Syphax / etzen ein? 45Jn was wird dein ſchlecht Ruhm und ſchlim̃ Gedaͤchtnuͤs ſtehen? Urtheile ſelbſt: wie Rom mit dir itzt umbzugehen Hat Uhrſach wieder dich: Was haſt du dir gedacht? Als du durch Friedenbruch meineydig dich gemacht;50 Als du den Bund verletzt / den du mir ſelbſt geſchworen. Haſt du / wie vor die Treu / itzt alle Scham verlohren? Eydtbruͤchiger! meld an: Ob Rom dir Uhrſach gab: Daß du ſo liederlich fielſt von den Roͤmern ab?

Syphax.

Großmaͤcht’ger Scipio. Jch bin fuͤr mein Verbrechen Von Goͤttern ſo geſtrafft: daß menſchlich Urtheil-ſprechen55 Nicht meinem Leide kan das minſte ſetzen bey; Geſaͤtzt: daß Beil und Pfal mir ſchon beſtimmet ſey; Jch bin ſo tief verfalln / und bin ſo hoch geweſen. Rom und Carthago hat auf einmal mich erleſen Zum Ancker ſeines Heils / gebuhlt umb meine Gunſt /60 Mit Ehrerbittung mir der leichten Freindſchaft-DunſtWie60SOPHONISBE. Wie Goͤttern Opferwerck begierig fuͤrgetragen. Der Aſdrubal geſteht’s / und Seipio wird’s ſagen: Wie beyde mich verehrt / und jeder ſich bemuͤht Mein Schoos-Kind ſich zu ſehn. Schaut itzt den Unterſchied! 65Fuͤr mir hat Maſaniß in Hecken wohnen muͤſſen; Jtzt ſchaͤtzt er mich kaum werth den Buͤgel ihm zu kuͤſſen; Und Scipio faͤhrt mich wie Hund und Schergen an. Lernt: wie der Goͤtter Blitz die Rieſen ſtuͤrtzen kan! Doch Syphax hat’s verdient! wiewol mein thoͤr’chtes Raſen70 Hat ſeinen letzten Sturm erſt vollends ausgeblaſen / Als ich zum Waffen grif / und Rom die Spitze wieß. Weil meine Raſerey ſich dar ſchon blicken ließ / Als ich aus Barchens Stam̃ und aus Carthagens Schlangen Mir eine Frau erkohr. Dar ward die Glutt gefangen /75 Die Fackel in mein Hauß / die Peſt in’s Hertz gebracht / Dardurch mein Koͤnigreich in lichten Flammen kracht / Mein Heil ſich aͤſchert ein. Dar hab ich in mein Bette Die Natter (ach[!]daß ich ſie nie geſehen hette!) Erhoben / ja auf Schoos und an die Bruſt geſetz’t80 Den Wurm / der ſtuͤndlich mich auf Rom und euch verhetzt / Medeen / die ſteckt an Numidiens Palaͤſte / Sie / ſie hat wider dich den beſten meiner Gaͤſte / Als ein Buſiris mir das Mordbeil in die Hand / Mich in den Harniſch bracht. Scipio. Wer Nattern / Peſt / und Brand85 Jhm ſelbſt in Buſem ſetzt / und unter’s Dach ſelbſt traͤget / Jſt nicht Bejammerns werth. Ein kluger Herrſcher pfleget Fuͤr Weibern ſeinen Rath und Ohr zu ſchluͤſſen ein Wie Schlangen / die umbkreißt von dem Beſchwerer ſein.

Syphax.

Fuͤr dieſer Circe kan ſich kein Ulyſſes huͤtten;

90
Scipio.

So ſchuͤtzt ein jeder fuͤr / der Schifbruch hat gelitten.

Syphax.

Sie iſt ein Scorpion / der ſtets zwar’s Gift behaͤlt / Doch in dem Winter ſich todt und erfroren ſtellt / Wenn aber Sonn und Gunſt ihr liebkoſ’t und ſie waͤrmet / Mehr als die Schlangen ſticht / mehr als die Bienen ſchwermet /95 Die durch ihr Honigſeim verſtellen ihren Stich.

Scipio.

So Bien als Scorpion hat ſeine Straff in ſich.

Syphax.
61SOPHONISBE.
Syphax

Ja! jene bißet ein den Stachel; der die Staͤrcke / Wenn uns ihr Stich verletzt. Allein die ſchlim̃ſten Wercke Der Weiber geben noch ein Werckzeug ihnen ab /100 Zu ſteigen in die Hoͤh / und ihrer Maͤnner Grab Zum Grundſtein ihres Gluͤcks und neuen Heil’s zu machen. Denn ob ſie zwar mehr Giſt beherbergen als Drachen / Darmit ſie Adler faͤlln / und Loͤwen ſperrn an’s Joch / Jſt[ ']s hole Stachel-Roͤhr der Scorpionen doch105 Viel ſichtbarer / als dis / durch das ein Weib vergiftet. Was hat mein Ehweib nicht fuͤr argesſchon geſtifftet? Sie ſtuͤrtzt Numidien / ſteckt Kaccaben in Brand. Doch hengt der Himmel ihr voll Geigen / und die Hand Des Gluͤckes ſteckt ihr an ſchon neue Hochzeit-Kertzen.

110
Scipio.

Jch glaube Syphax ſchwermt von Unmuth / Angſt und Schmertzen.

Syphax.

Hieraus ſchoͤpf ich noch Troſt / mein Hertzeleid noch Luſt: Daß itzt mein groͤſter Feind kuͤßt Sophonisbens Bruſt; Daß dieſe Unholdin / die Seuch und Peſt des Landes / Sein Bett und Hauß ſteckt an.

Scipio.

Wer macht ſich dieſes Brandes115 Theilhaftig?

Syphax.

Maſaniß iſt’s / den ſie durch ihr Gift / Das Baſiliſchken-Blick und Molchen uͤbertrift / Mehr hat als mich bethoͤrt / und ſchneller angezuͤndet / Als ſie ihn angeblickt.

Scipio.

Jhr groſſen Goͤtter! findet Jn dieſes Helden Hertz ein ſolcher Wahnwitz ſtatt?

120
Syphax

Ja / weil er ſich bereit mit ihr vermaͤhlet hat.

Scipio.

Jch kan der Thorheit kaum vernuͤnftig Glauben geben.

Lælius.

Es iſt wahr / was er ſagt! Es half kein Widerſtreben / Kein Warnen / ja kein Ernſt. Er lief verzweifelt fort Wie Hirſch in voller Brunſt. Er ſchaͤumte Zorn und Mord /125 Sties Fluch und Dreuen aus / als ich’s verhindern wolte.

Scipio.

Ach! daß ich nicht von dir den Schandfleck hoͤren ſolte! Du mehr als edler Held! Wo haſtu hin gedacht? Daß du ein Weib der Stadt / die ſie zu Goͤttern macht / Zur Herrſcherin erkieſ’t? du Loͤwe der Numiden. 130Was wuͤrde nicht der Wurm durch dich fuͤr Ubel ſchmieden? Der62SOPHONISBE. Der Scorpionen Gift wuͤrckt / wenn der Sonne Rad Jm Loͤwen ſeinen Lauff / des Hund-Stern’s Einfluß hat / Zweyfache Schaͤdligkeit.

Lælius.

Gar recht! vom Hanno ſtam̃et Sein Ehweib / den darumb Carchedan hat verdammet /135 Weil ein gezaͤhmter Loͤw ihm an der Seite gieng. Geht Sophonisbe nun leer aus? die einen Ring Zwey Loͤwen leget an / zwey Koͤnige bethoͤret / Die Ammon bethet an / die Rom zeither geehret / Die Welt in Krieg verflicht.

Syphax.

Sie hat den Syphax nicht140 Gekirrt. Jch war behext. Jch hab ihr Augen-Licht Andaͤchtiger verehrt als Lybien die Sonne. Jhr Antlitz war mein Troſt / ihr Anblick meine Wonne / Mein Wuͤnſchen war ihr Heil / und kurtz / ſie war mein Gott / Mein Hertz ihr Heyligthumb. Jtzt braucht ſie meinen Spott145 Zum Ruder ihres Heils / zu Fluͤgeln ihres Gluͤckes / Schaͤtzt meine Feſſel nicht werth eines ſuͤſſes Blickes / Kuͤßt meinen Feind und lacht / wenn meine Ketten ſchwirrn. Dem Vogel aber weh / der ſich laͤßt Beeren kirrn / Die ihm ihr Liebreitz ſtellt! Gewiß auch Rom wird fuͤhlen /150 Daß Klipp und Syrten ſind / wo Sophonisben ſpielen. Seh aber ich bey ihr den Meineyd Straff ausſtehn / Wil ich vergnuͤgt nach Rom in ſchweren Feſſeln gehn.

Hauptm.

Fuͤrſt Maſaniſſa komt den Scipio zu gruͤſſen.

Scipio.

Wir wuͤnſchen hoch erfreut ihn in den Arm zu ſchluͤſſen. 155Daß man den Syphax bald verſchaff in ſein Gemach.

Maſaniſſa. Scipio. Lælius Eine Menge Roͤmer. Eine Menge Maſanißiſcher Kriegs-Obriſten. Eine Menge Numidiſcher Gefangenen.
Maſan.

Begluͤckter Scipio / der Himmel gebe nach Daß er gantz Africa bald kniend fuͤr ihm ſehe! Daß ſein Geluͤckes-Wind bald Caceaben verwehe! Den ſchoͤn und koſtbarn Staub in Meer und Felder ſtreu! 160Was Maſaniſſens Hand und unverruͤckte Tren Hier63SOPHONISBE. Hier in Numidien erſpruͤßliches begangen / Jſt unſer Goͤtter Werck. Der Koͤnig iſt gefangen / Die Hauptſtadt bethet uns als ihre Haͤupter an. Hier iſt die Krone ſelbſt / die er willkuͤhrlich kan165 Jns Capitol gewehrn hier ſind zu Syphax Schaͤtzen Die Schluͤſſel ihm gewehrt; und zu den feſten Plaͤtzen / Der Zepter / den mein Volck mir wieder uͤberreicht / Als ich mein Land betrat. Weil Maſaniſſa leicht Sich zu beſcheiden weiß: daß nebſt der Goͤtter Segen170 Die Gunſt des Scipio / der tapfren Roͤmer Degen Mir hat mein Reich erkaͤmpft. Hier iſt die Hauptfahn auch Des Syphax / die mein Arm aus Schuld und nach Gebrauch Jhm zu den Fuͤſſen legt. Mehr kriegt er hier gebunden Die Haͤupter dieſes Reich’s / die wir juͤngſt uͤberwunden. 175Wenn dieſes Scipio ſchaͤtzt Zeichen meiner Pflicht / Verlang ich keine Beut / auch keinen Siegs-Preiß nicht.

Scipio.

Mein Bruder / und mein Freund / dem ich mein halbes Hertze Fuͤrlaͤngſt ſchon zugetheilt / des Ruhmes lichte Kertze / Die ſeine Tugend ihm in Mohrenland ſteckt an /180 Glaͤntzt uͤber Abila. Die Freundſchaft aber kan Rom nach Verdienſte nicht vergelten Maſaniſſen; Wenn es ihm gleich aus Gold ein Rieſen-Bild laͤßt giſſen / Und nebſt des Romulus auf Maͤrckt und Tempel ſetzt. Denn Tugend iſt was mehr / als was ein Kuͤnſtler etzt;185 Verdient auch mehr als Ertzt und Helffenbein zum Lohne. Wir nehmen itzt zwar an den Koͤnig und die Krone Des Reichs Numidien / auch die gefang’ne Schaar / Die Fahnen und den Schatz / und was des Feindes war / Als Banden / welche Rom zu mehrerm Danck verſtricken;190 Dahin wir ſie noch heut ihm wolln zu Ehren ſchicken; Nim Lælius alsbald der Sachen fleißig wahr. Daß aber Maſaniß uns beuth die Schluͤſſel dar Zum Plaͤtzen ſeines Reichs / ſein Zepter leget nieder / Jſt Hoͤfligkeit von ihm. Er nehme beydes wieder. 195Rom ſchaͤtzt / von Feinden ſich bereichern / nur fuͤr Ruhm. Er iſt ſein groͤſter Freind / dis iſt ſein Eygenthumb. Die64SOPHONISBE. Die Goͤtter laſſen ihn und ſeinen Stam̃ dar bluͤhen! Ja Scipio wird ſich viel mehr bey Rom bemuͤhen: Daß Africa ſein Haupt mehr Kronen tragen ſchau /200 Auf welches Rom und Jch noch groͤſſre Berge bau.

Maſan.

Die Goͤtter wollen Rom und ihren Feld-Herrn ſegnen! Auf ihrer Feinde Kopf Blitz / Hagel / Schwefel regnen!

Scipio. Maſaniſſa.
Scipio.

Jedoch halt! Maſaniß. Es faͤllt uns noch was ein. Wo bleibet Sophonisb? Auch dieſe muß noch ſein205 Die Beute der Stadt Rom. Er ſchweiget! er erblaſſet! Er zittert! was fuͤr Angſt / was fuͤr Erſchrecknuͤs faſſet Dir Hertz und Antlitz an?

Maſaniſſ.

Ach! Scipio!

Scipio.

Sag an.

Maſan.

Ach! Sophonisbe

Scipio.

Nun / was iſt es?

Maſan.

Ach! ich kan Nicht ſprechen!

Scip.

Traͤumet dir? ermunter Hertz und Sin - nen!

210
Maſan.

Ach! Sophonisbe ſol

Scip.

Was ſol ſie?

Maſin.

nicht ent - rinnen?

Scipio.

Ja recht / ſie ſol nach Rom noch heute ſein geſchickt.

Maſan.

So wird mein Lebens-Drat mein Gluͤcks-Compas ver - ruͤckt.

Scipio.

Wie? hengt ſein Geiſt und Gluͤck an unſer Feindin Leben?

Maſan.

Ja Maſaniſſa wird mit ihr den Geiſt aufgeben.

215
Scipio.

Was fuͤr ein Uhrſprung iſt’s / woraus ſein Wahnwitz kwillt?

Maſan.

Er pruͤfe vor den Baum / eh er die Fruͤchte ſchilt.

Scipio.

Hat Maſaniſſa ſich vielleicht in ſie verliebet?

Maſan.

Ja! Sie mein Engel iſt’s / die mir Vergnuͤgung giebet.

Scipio.

Die geſtern dir mehr Feind als Spinn und Natter war?

220
Maſan.

Oft kehrt ein duͤſter Heyn ſich in ein hell Altar.

Scipio.

Die mit der Mutter-Milch hat Gift und Haß geſogen?

Maſan.

Die Drachen werden uns durch Kirrung ſelbſt bewogen.

Scipio.

Durch ihr Bewogen-ſein kom̃t Syphax umb ſein Reich.

Maſan.

Der Roſe bleibt ihr Werth / entſeelt ſie einen gleich.

Scipio. 65SOPHONISBE. 225
Scipio.

Ein zaubernd Weib kan auch den kluͤgſten Kopf verſtellen.

Maſan.

Der Liebe Zucker kan nicht Treu und Milch vergaͤllen.

Scipio.

Was ſchleuſt den Helden-Geiſt ſo ſchlimmen Faͤſſeln ein?

Maſan.

So Tugend / als Geſtalt / die an ihr Goͤttlich ſein.

Scipio.

Hat Rom und Africa nicht Sophonisbens gleichen?

230
Maſan.

Kein Stern weiß Wuͤrd und Glantz der Sonne zu er - reichen.

Scipio.

Begierde ſiht Comet-oft auch fuͤr Sonnen an.

Maſan.

Daß Mißgunſt / die nichts reucht / doch Roſen tadeln kan!

Scipio.

Die Schoͤnheit iſt ſchoͤn Mah / der einſchlaͤfft / nicht er - kwicket.

Maſan.

Sie weckt die Todten auf / wenn ihr ſchoͤn Auge blicket.

235
Scipio.

Er toͤdte mit Vernunft den Reitz der Uppigkeit.

Maſan.

Wenn Grund und Giebel brennt / iſt’s nicht mehr leſchens zeit.

Scipio.

Jſt deine Liebe denn ſchon bis zum Gipfel kommen?

Maſan.

Ja! denn ich habe mir ſie ſchon zur Eh genommen.

Scipio.

Ha! iſt der Aberwitz von ihm wol Glaubens-werth?

240
Maſan.

Den Goͤttern hat’s gefalln / mein Gluͤck-Stern hat’s be - gehrt.

Scipio.

Mit dem Verhaͤngnuͤſſe vermum̃t man eigne Suͤnden.

Maſan.

Des Himmels Reitzungen kan niemand uͤberwinden.

Scipio.

Den reitzt die Thorheit / der in’s Garn der Wolluſt faͤllt.

Maſan.

Der Venus Gottesdienſt wird ſelbſt hier durch beſtellt.

245
Scipio.

Gott iſt ein kenſcher Geiſt / liebt Andacht keuſcher Hertzen.

Maſan.

Der Keuſchheit heilig Oel ernehrt des Ehſtands Kertzen.

Scipio.

Nicht wenn ein blinder Trieb uns auf das Glat-Eiß jagt.

Maſan.

Fehl-tretenden wird nicht ſtracks Laub und Gras verſagt.

Scipio.

Der thut die Laſter ſelbſt / der durch die Finger ſiehet.

250
Maſan.

Auf was fuͤr Abſehn iſt ſein Eyver denn bemuͤhet?

Scipio.

Daß Maſaniſſa ſol zertrennen Eh und Pflicht.

Maſan.

Der Himmel laͤßt’s nicht zu / auch mein Gewiſſen nicht.

Scipio.

Es iſt ungiltig Ding der Ehſtand bey euch beyden.

Maſan.

Was kan fuͤr Menſchen Recht ſolch himmliſch Band zerſchneiden?

EScipio. 66SOPHONISBE. 255
Scipio.

Das Kriegs-Recht macht ſie Rom zu einer dienſtbarn Magd.

Maſan.

Sie ſey es. Wird nun mir auch eine Magd verſagt?

Scipio.

So eine; die auf Rom ſo eyfrig iſt vergiftet.

Maſan.

Man mißt ihr unrecht bey / was Syphax hat geſtiftet.

Scipio.

Du fichſt fuͤr ſie umbſonſt. Bezwinge ſelber dich.

260
Maſan.

Was ſchoͤpfet Rom fuͤr Luſt / wenn man Sie kraͤnckt und Mich?

Scipio.

Er jammert mich / mein Freund; ſein Leid geht mir zu Hertzen / Jch hab Empfindligkeit und Theil an ſeinen Schmertzen / Jch ſorge fuͤr ſein Heil. So ſchlag er deſſen Rath Doch nicht ſo ſchlecht in Wind / dehn die Erfahrung hat265 Als redlich / laͤngſt gepruͤft; ja der nicht ſeines Bluttes Fuͤr Maſaniſſen ſchont. Wofern er etwas Guttes Mir damals zugetraut; als er kam in mein Zelt / Als wir ein Freundſchaffts-Pfand einander zugeſtellt / Von welcher Zeit er mich mit ſeinem Gluͤck und Hoffen270 Willkuͤrlich lies gebahrn; wo er je’s Ziel getroffen Geſuchter Redligkeit; ſo blld er ihm doch ein: Daß Scipio nicht hier erſt falſch und ſchlim̃ wird ſein. Der Tugenden Magnet ſol ihn gezogen haben / So wie er ruͤhmt / zu mir. Von allen groſſen Gaben275 Weiß ich mich ſonſten arm / in der ruͤhm ich mich reich: Daß meinem Hertzen iſt der Liebe Trieb zu weich / Die Wolluſt iſt mir Gift / und Geilheit ſchmeckt mir herbe. Ja ſichre dich: daß nichts ſo ſehr als ſie verterbe Den Fruͤhling unſer Zeit. Kein giftig Mehlthau nicht280 Kein Reif iſt / der ſo viel der zarten Bluͤth abbricht Als Brand der Uppigkeit. Fuͤr den geharnſchten Heeren Darf unſer Alter ſich nicht wie fuͤr Wolluſt wehren / Die uns ins Garn zu kirrn mit ſuͤſſen Koͤrnern ſtreut / Mit Engel-Augen winckt / und doch die Hell uns dreuk. 285Nun dieſe Tugend muß auch Maſaniſſa lernen / Wil er mir ehnlich ſein / ſein Nahme bey den Sternen Jm Sonnen-Zirckel ſtehn. Wer Wolluſt uͤbermannt / Thut mehr / als der den Feind an Sieges-Wagen ſpannt /Ja67SOPHONISBE. Ja zwey drey Syphax zwingt. Alcides hat am Rieſen290 Am Loͤw und Schlangen nicht mehr Hertz und Kraft erwieſen / Als da beym Scheideweg er wiech der Wolluſt aus. Du tritſt / behertzter Held / des Syphax Reich in Graus / Und laͤßt den Zaͤrtling dich an Spinnenweben leiten? Leg auf die Wage doch die ſchnoͤden Uppigkeiten! 295Ein Handvoll Ehre wigt zwoͤlf Kiſten Wolluſt weg. Beſudel deinen Ruhm nicht erſt durch dieſen Fleck. Mein Beyſpiel ſey ein Liecht zur Folge Maſaniſſen. Haſt du den Scipio ie eine Frau ſehn kuͤſſen? Hat des Allucius faſt Goͤttlich-ſchoͤne Braut300 Mein Finger angeruͤhrt / ein geiler Blick beſchaut? Der Sophonisbe doch nicht wird den Schatten reichen.

Maſan.

Wer wil ſich / groſſer Held / dem Scipio vergleichen?

Scipio.

Jch bin ein Menſch wie du / doch der Begierden Herr.

Maſan.

Du biſt der Goͤtter Blutt / und ſtam̃ſt vom Jupiter /305 Dein Thun weißt’s. Man hat ihn / (von dem als einer Schlangen Auch Alexandern hat Olympias empfangen /) Wo deine Mutter ſchlief / oft ſo geſtellt verſpuͤrt.

Scipio.

Der iſt der Goͤtter Kind recht / den die Tugend ziert.

Maſan.

Jch bin aus Libyen. Jn unſern Staͤdten bluͤhet310 Nichts / was nicht feurig iſt. Die Sonn und Liebe gluͤhet Bey uns zur Winters Zeit mit mehrer Krafft und Macht / Als / wenn der Hunds-Stern brennt in eurer Mitter-Nacht.

Scipio.

Es dien ihm Hannibal zum Beyſpiel und zum Spiegel! Bey dem die Keuſchheit iſt der Liebe ſtrenger Zuͤgel. 315Er bleibt beym Weine kalt / und bey der Schoͤnheit Eiß.

Maſan.

Jſt er aus Africa / und nicht im Lieben heiß?

Scipio.

Doch klug. Drumb laſſe dich den Feind nicht ſcham - roth machen. Ja Caccabe wird ſich verſtocken / dich verlachen / Die Raths-Herrn fordern heim / die mit beſtuͤrtzter Hand320 Die Oel-Zweig uns verehrn / und fuͤr ihr Vaterland Die Erde bethen an / und unſre Fuͤſſe kuͤſſen / Ja ſchon mit Thraͤnen uns umb Friede bitten muͤſſen. Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring / Und du verſpieleſt ſie als ein veraͤchtlich Ding /E 2Weil68SOPHONISBE. 325Weil du aus Ohnmacht dich nicht ſelber kanſt bezwingen. Zu dem ſteht’s nicht bey mir / weil Rom in allen Dingen Die unſer Schwerdt erwirbt / fuͤr Helffern hat die Wahl / Dir noch was zuzutheiln. Der Syphax / ſein Gemahl / Sein Reich / ſein Volck / ſein Gutt iſt ja der Roͤmer Beute. 330Kurtz: Sophonisbe muß nach Rom zihn / und zwar heute. Dis iſt mein endlich Schluß. Entſchleuß dich: ob der Dunſt / Der Kitzel lieber dir ſey / als der Roͤmer Gunſt.

Maſan

Ach! Scipio / ja ja! ich habe mich vergangen! Jch fuͤhle mein Geſicht ſchamroͤthend Blutt umbfangen;335 Die Wehmuths-Thraͤne bricht aus Aug und Hertzen fuͤr Jch unterwerffe mich / Großmaͤchtger Feldt-Herr / dir. Gebahre / wie du wilſt / mit deinem Maſaniſſen. Wer aber wird in dem mir noch zu rathen wiſſen? Was meine Seele kwaͤlt und die Gewiſſens-Ruh:340 Daß ich mit Hand und Mund ihr eydlich ſagte zu: Sie ſolte nimmermehr in frembde Haͤnde kommen.

Scipio.

Was Maſaniſſens Brunſt wahnroitzig fuͤrgenommen / Dem weiß ſchon ſein Verſtand / der groͤß’re Feinde ſchlug / Zu helffen weißlich ab. Du biſt dir ſelber klug.

Maſaniſſa.
345
Maſan.

Ach! ſo ſol Sophonisb in Roͤm’ſchen Feſſeln laͤchſen? Steckt dieſer bittre Kern in guͤldenen Gewaͤchſen; Die eure falſche Gunſt / ihr ſchlimmen Roͤmer ihr / Saͤtzt unſrer Hofnung auf / tragt unſrer Einfalt fuͤr! Jch ſcheue mich faſt euch / wie den Saturn / zu nennen. 350Jhr ſucht Numidien von Zeutis nur zu trennen / Daß unſre Zweytracht euch auf-opffer Gold und Blutt. Zu was iſt unſer Eh Zergliederung euch gutt? Traut ihr den Augen-Dorn Carthago nicht zu daͤmpffen? Traut ihr die Herrſchafft euch der Welt nicht zu erkaͤmpffen /355 Umb die Rom Gall und Gift auf alle Voͤlcker ſchaͤumt / Wenn Sophonisbe nicht wird aus der Welt geraͤumt? Nein! Hannibal ſteht euch / nicht Sophonisb im Lichte. Das Gluͤcke kehret euch mit ihr ſein Angeſichte. Sie69SOPHONISBE. Sie reißt nebſt mir ihm aus die Fluͤgel / hem̃t ſein Rad /360 Daß es von Rom zu flihn mehr keine Federn hat. Wie hoch iſt Rom geklim̃t / ſeit ich auf ſeiner Seiten! Carchedons Juno kan nicht mehr auf Loͤwen reiten / Jhr Zepter und ihr Blitz faͤllt ihr aus beyder Hand. Carthago wird fuͤr’s Kind Alcidens nicht erkannt /365 Und doch ſol Maſaniß itzt Zwang und Undanck leiden. Sol Sophonisbe fort? ſol Sophonisbe ſcheiden? Wird unſerm Auge nicht mit ihr entgehn das Licht? Des Adlers wird ja blind / ſchaͤrft es die Sonne nicht. Steinharter Scipio den ein Hircaniſch Tyger /370 Ein Arimaſpiſch Wolf / ein Baſilißk am Niger Mit Gift und Blutt geſaͤugt! der Zembl - und Caſpiſch Eiß Jm kalten Hertzen nehrt / weil er / wie ſiedend heiß Gleich meine Bitte war / wir viel verliebte Flammen Gleich ſchlugen uͤber ihn aus meiner Bruſt zuſammen /375 Mitleidende nicht ſchmeltzt. Hat Treu und Tugend nicht Was mehr / als dis verdient? Mein Augen-Troſt / mein Licht / Mein Abgott / Sophonisb! Ach! ich ſol dich verlieren? Was ſol ich fuͤr Gewinn fuͤr den Verluſt verſpuͤren? Man ſagt mir guͤldne Berg und ſchwere Zepter zu. 380Einfaͤlt’ger! Reichthum iſt ein Zirckel ohne Ruh / Ein Sclavenhaus der Seel / Abgoͤtterey der Thummen / Die guͤldne Larv / in die ſich Sorg und Geitz vermummen / Das Arme aͤrmer macht / und Hungrige nicht ſatt / Das man mit Schweiſſe ſucht / mit Furcht und Schrecken hatt /385 Mit Hertzens-Ach verliert. Nein! Landens Diamanten Sticht Sophonisbe weg. Das Bein von Elefanten Jſt ſchwartz bey ihrer Haut. Den Mund-Rubinen ſind Nicht Taprobanens gleich. Und was im Tagus rinnt / Bezahlet nicht ein Haar von Sophonisbens Haupte. 390Was iſt auch Kron und Reich? Ach! daß die Welt es glaubte: Daß jede Kron ein Joch / ihr Gold ſo ſchwer als Bley / Jedweder Diamant ein ſpitzig Pfriemer ſey / Die Perlen Thraͤnen-Saltz; die ſchuͤtternden Rubine Geronnen Fuͤrſten-Blutt; der weiche Purper diene395 Der Boßheit: daß ſie macht der Heuchler Schwarm ein Neſt / Der den gekroͤnten Knecht einſt von der Schippe blaͤßt. E 3Nein70SOPHONISBE. Nein! Sophonisbe / nein! Reich / Zepter / Purper / Kronen Sind gegen deinem Werth Schaum / Blaſen / Schalen / Bohnen. Nim̃ / unerſaͤtlichs Rom / Numidien dir hin /400 Wenn ich Beſitzthumbs-Herr nur Sophonisbens bin! Halt inne! Maſaniß. Auf was fuͤr Syrt - und Scyllen Rennt dein verzweifelnd Schif? Laͤſt du den blinden Willen / Und die verkappte Brunſt dir einen Leit-Stern ſein? Nein! raͤume Stab und Heft nicht den Begierden ein. 405Numidien iſt dir von Uhrſprung angetraͤuet. Das Reich iſt dein Gemahl. Wer dieſem ſich verfreyet / Kan ſonder Ehbruch es nicht ſencken in Gefahr. Die Herrſchafft iſt dein Gott / die Klugheit dein Altar. Das Auge der Vernunfft wirſt du dir ſelbſt ausſtechen /410 Und-aͤrger dich am Gluͤck als Hannibal verbrechen / Da er zu Croton ſchimpfft der Juno guͤlden Bild. Behertzig: ob ein Weib mehr als dein Wolſtand gilt. Jm Uhrwerck unſers Thuns muß die Vernunfft’s Gewichte / Das Auge Weiſer ſein. Denn wer dem Jrrwiſch-Lichte415 Der ſcheinbarn Wolluſt folgt / verſincket in Moraſi. Die Lieb iſt thoͤrcht / die nur im Auge Zunder faßt. Die Schoͤnheit ein Betrug / ein Geyer zarter Hertzen / Ein Raubſiſch unſers Heils. Auf! laſſe dir die Kertzen Der nichternen Vernunft / die Scipio ſteckt auf /420 Dir weiſen Farth und Port! wo zielt dein blinder Lauf Mit Sophonisben hin? Auf dreyer Naͤchte Luͤſte / Auf oft-gekuͤſte Lipp / und vor befuͤhlte Bruͤſte; Auf ein von Scham entfernt und Treue-leeres Weib; Auf eine Helena / die einen Schwanen-Leib425 Ein Raben-Hertze hat. Jſt die werth lieb zu haben / Die / den ſie heut umbarmt / wuͤnſcht morgen zu begraben? Die Maſaniſſen kuͤßt / weil noch ihr Syphax lebt? Ja ſelbſt ihm Fallen ſtellt / und falſche Netze webt? Nein! Maſaniſſa nein! halt die Begierd im Zaume! 430Sie iſt ein giftig Zweig von Barchens Eyben-Baume / Der die / die unter ihr wolln ſchoͤpfen Schlaf und Ruh / Beſchattende bringt umb; die Untergang bringt zu Und Gift zur Mitgift hat / iſt unwerth reiner Liebe. Die Art des Crocodills iſt: daß er ſich betruͤbe /Wenn71SOPHONISBE. 435Wenn er den Menſchen frißt; ſie macht kein Auge naß / Ob’s Ungluͤcks Crocodil gleich ihren Syphax fraß. Wie aber? iſt von ihr nicht Beſſerung zu hoffen? Den oft des Ungluͤcks Fuß / der Straffe Keil getroffen / Lernt endlich weiſe ſein. Nein! alte Laſter ſind440 Nicht wol zu rotten aus. Luſt / Waſſer / Zeit und Wind Vertreibt nicht den Geruch aus ſtinckenden Gefaͤſſen. Fort / Sophonisbe / fort! dein Sarch iſt abgemaͤſſen / Dein Untergang beſtim̃t. Ach! aber / ach! wie ſchwer Kom̃t uns dis Urthel an! mein Hertze ſchwim̃t im Meer! 445Jch wat in Sand und Angſt! Jſt’s nicht zu hinterzihen? Umbſonſt! wer Lorbern / Gluͤck / und Ruhm ihm wil ſehn bluͤhen / Den Nahmen beym Geſtirn in Ehren-Tempeln ſtehn / Muß aus der Jrrebahn verwehnter Sinnen gehn.

Maſaniſſa. Diſalces.
Maſan.

Du komſt mir eben recht / Diſalces.

Diſalc.

Was be - fehlen450 Mir ihre Majeſtaͤt?

Maſan.

Mein heutiges Vermaͤhlen Reißt Himmel / und Vernunft und Zufall morſch entzwey. Schaf Augenblicks ein Glaß / und Wein / und Gift herbey.

Diſcalc.

Hilf Himmel! worzu Gift?

Maſan.

Volſtrecke was wir ſagen. Ach! wie fiehl ich in mir mein ſchnelles Hertze ſchlagen! 455Begierden und Vernunft bekaͤmpfen mein Gemuͤtt. Jn dem bald dis / bald das / aufs andern Scheitel tritt. Jedoch der Zweifels-Knot iſt aufgeloͤſt und offen. Das Lieben hat gefehlt; Vernunft den Zweck getroffen.

Diſalc.

Hier hat der Koͤnig dis / wie viel er hat verlangt.

460
Maſan.

Wir Aermſten! daß man noch mit Gift und Tode prangt! Uns zu erwuͤrgen Strick aus Seid und Purper windet. Thut’s nicht ſo weh / wenn man mit Adler-Holtze zuͤndet Die Scheuter-Hauffen an? und mit Schmaragd verſaͤtzt Die Dolche / welche man auf unſre Gurgel wetzt? 465Bringſtu mir’s Gifft darumb in Jaſpis und Chryſtallen? Jn dieſem ja gar recht; weil wir wie Glaß zerfallen. E 4Wie72SOPHONISBE. Wie aber; bring ich ſelbſt Jhr dis Geſchencke zu? Warumb nicht? kan ſie ſchmehn / was ich gezwungen thu? Kan jemand beſſer ihr als ich den Traum auslegen? 470Nein! Jupiter laͤßt ſich nicht ſehn bey’n Donnerſchlaͤgen. Diſalces / trag dis Gift ſtracks Sophonisben hin; Vermeld ihr: daß ich noch ihr Freund / ihr Eh Mann bin / Daß mir noch unentfalln mein doppeltes Verſprechen. Weil aber Maͤchtige das Eh-Verloͤbnuͤs brechen /475 Und mich der Himmel nicht laͤßt ihren Eh-Schatz ſein / Sol doch mein ander Wortt im Wercke treffen ein: Daß ſie nicht lebend wird falln in der Roͤmer Haͤnde; Worfuͤr ich ihr dis Glaß zur ſichern Artzney ſende.

Diſalc.

Ach! wie wird Sophonisb empfinden dieſen Schlag!

480
Maſan.

Wenn ſie behertzt ihn fuͤhlt / ſo iſt’s ihr Ehrentag.

Diſalc.

Der in die Gruft ſie ſchleußt?

Maſan.

Doch aus den Feſſeln reiſſet.

Diſalc.

Ach! moͤcht ich ſein verſchont mit dem / was er mich heiſſet! Mich ſchauert ſelbſt die Haut. Macht doch ihr Vaterland Der Anverwandten Todt durch Bothen nur bekand /485 Die in dem Kercker ſchon zum Tode ſind verdammet.

Maſan.

Wenn ſie behertziget; daß ſie vom Belus ſtammet / Daß ſie ſey Aſdrubals des groſſen Suffes Kind / Eliſſens Enckelin / die Luſt in Flammen find’t / Daß ſie zur Mutter-ſtadt Chaedreanech habe;490 Daß kein Gewuͤrme lebt in der Phœnizer Grabe; Daß man Amilcars Haupt / und die ihm kommen bey Durch Tugend / bethet an. Wenn ſie erwegt; ſie ſey Vorhin vermaͤhlt geweſt mit zwey gekroͤnten Koͤpffen / Wird ſie aus dem Geſchenck ihr Troſt und Lehre ſchoͤpffen.

495
Diſalc.

Wo bleibet Treu und Eh und ihr geſchworner Eyd?

Maſan.

Wo es umb Zepter geht / da ſind ſie Eitelkeit.

Diſalc.

Kan er ihr Schatz nicht ſein / ſo ſey er nicht ihr Moͤrder.

Maſan.

Ja! weil ich doch ihr Heil durch Gift und Mord be - foͤrder.

Diſalc.

Ein Roͤmer kan dis Werck mit mehrerm Ruhm voll - zihn.

500
Maſan.

Der wird ſich ihren Tod mehr zu verhindern muͤhn:

Diſalc.
73SOPHONISBE.
Diſalc.

Was wil der Fuͤrſt denn ſelbſt ſo ſcharf auf ſie gebahren?

Maſan.

Daß ſie in Rom nicht darf zum Siegsgepraͤnge fahren.

Diſalc.

Sol Fuͤrſten noch der Tod Genad und Vortheil ſein?

Maſan.

Diſalces / geh und wirf mir mehr kein Wort nicht ein. 505Jedoch / halt! Jch vergeh / ich zitter / ich erſtarre! Geh immer! es iſt nicht mehr Zeit zu zweifeln Harre! Verzieh! Ach! ſchaue / wie mir Aug und Hertze bricht! Fort! immer! fort! der Schluß iſt mehr zu aͤndern nicht.

Reyen

Des Hercules. Der Wolluſt und Tu - gend. Keyſer Leopolds Geiſt.
Hercules.

WO wird / nach ſo viel Muͤh und Streit /510 Nach uͤberwund’nen Schlang und Rieſen / Durch der erzuͤrnten Juno Neid Erſt Hercules noch hingewieſen? Jhr Goͤtter / die ihr bey mir ſteht / Helft: daß mein Fuß nicht irre geht!

Die Wolluſt. 515

Einfaͤltiger! darf’s eines Zweifels noch. Sihſtu hier nicht den Garten? dort die Hecken? Hier traͤgt man Sam̃t / dort ſchlepp’t man Bley und Joch. Dort muß man Gall / hier kan man Zucker ſchmecken.

Die Tugend.

Laß dich den Wurm / Aleides / nicht verfuͤhrn. 520Der Tugend Kern / beſchaͤmt der Wolluſt Schalen. Die Lielgen / die der Wolluſt Abgrund zier’n / Sind Diſteln / die mit falſchem Silber pralen.

Die Wolluſt.

Setz einen Fuß nur auf den weichen Pfad / Den dir die Hand mit Nelcken gantz verneuet.

E 5Die
74SOPHONISBE.
Die Tugend. 525

Halt! ſchaue vor: was es fuͤr Weſpen hat Jn ihrer Schoos / aus der ſie Blumen ſtreuet.

Die Wolluſt.

Dis / was du ſiehſt in meinem Blumwerck ſpieln / Sind Stachel-leer und Honig-reiche Bienen.

Die Tugend.

Du wirſt den Stich eh als ihr Zucker fuͤhln;530 Ja ſiehe: Nattern niſten unter ihnen.

Die Wolluſt.

Doch ohne Gift. Sie ſaugen reinen Saft Aus dieſen Roſen / die nie ſind erblichen.

Die Tugend.

Es iſt kaum Mah; Einſchlaͤffen ihre Kraft. Nur Tulpen / die nichts / oder heßlich richen.

Die Wolluſt. 535

Sie tragen Fruͤcht und Aepfel dicht aus Gold.

Die Tugend.

Wol! laßt uns ſie hier auf die Wage legen!

Die Wolluſt.

Dis wird erwerben Mir Alcidens Hold.

Die Tugend.

Die Haſelnuß wird ihrer drey abwegen.

Die Wolluſt.

Was leicht iſt / gleicht den Sternen und klim̃t hin.

Die Tugend. 540

Schauſt du’s: dis Gold hat in ſich nichts als Aſchen.

Die Wolluſt.

Der Menſch wird Vieh auch durch die Zauberin. Wol! dieſen Schimpf ſol mir ihr Blutt abwaſchen.

Die Tugend.

Wil auch dis Thier mit guͤldnen Pfeilen praln? Schaut: Sie ſind nur aus Wachs und Bley bereitet.

Die
75SOPHONISBE.
Die Wolluſt. 545

So ſol der Spiß dir deinen Hochmuth zahln!

Die Tugend.

So ſiget / wer mit glaͤſern Lantzen ſtreitet!

Die Wolluſt.

Jch wil dich faͤlln auch ohne Pfeil und Spieß.

Die Tugend.

Durch ein ſchoͤn Lied bezaubernde Sirene?

Die Wolluſt.

Ja / Orpheus zwingt hierdurch die Finſternuͤs.

Die Tugend. 550

Hoͤrt! wie verſtim̃t mein Griffel ihr Gethoͤne.

Die Wolluſt.

Nicht laſſe dich durch dieſen Blaͤndungs-Dunſt Von meiner Feder-weichen Bahn ableiten. Mein Bett iſt Seid / und durch der Seren Kunſt Laß ich Damaſt den meinen ſo bereiten.

Die Tugend. 555

Schaut den Betrug! in dieſer Seide ſind Stro / Neſſelkraut / Dorn / Diſteln / Stein verſtecket.

Die Wolluſt.

Ja! weil mein Arm hieraus auch Seide ſpinnt; Aus Gall und Gift Zibeth und Zucker becket.

Die Tugend.

Was ſich der Wurm / der Molch / die Schlange ruͤhmt!

Die Wolluſt. 560

Die Gold bekroͤnt / und Wurmgeſpinſte kleidet?

Die Tugend.

Die Aeßer ſind mit Veilgen oft bebluͤmt.

Die Wolluſt.

Die Mißgunſt ſchmeht auch Engel / die ſie neidet.

Die Tugend.

Wol! wir wolln bald des Engels Schoͤnheit ſehn! Jch muß ihr den geborgten Rock ausziehen. Kan76SOPHONISBE. 565Kan ſich ein Bettler in was aͤrgers nehn? Wer wolte nicht fuͤr dieſer Sclavin flihen? Wirf aber auch den Bettler-Mantel weg. Schaut: iſt ein Schwein beſudelter zu ſchauen? Dis iſt ein Krebs - und dis ein Außatz-Fleck. 570Muß dir nicht ſelbſt fuͤr Schwer - und Eyter grauen? Der Wolluſt Kopf iſt Schwan / der Leib ein Schwein. Laßt uns die Schminck im Antlitz auch vertilgen. Hier fault das Fleiſch / dort friſt die Lauß ſich ein / So wandeln ſich in Koth der Wolluſt Lilgen. 575Noch nicht genung! zeuch auch die Lumpen aus / Was zeigt ſich nun? Ein Aaß / ein todt Gerippe. Beſih itzt auch der Wolluſt innres Hauß: Daß man ſie in die Schindergrube ſchippe!

Hercules.

Geſicht erſchrecklicher Geſtalt! 580Sey Wolluſt tauſendmal verfluchet! Mein Hertze ſchlaͤgt / der Leib wird kalt! Weh dem / der dieſen Jrrweg ſuchet! Wol dem! der mit mir treten kan Hier auf der Tugend Diſtel-Bahn.

Die Tugend. 585

Mein Diſtelweg hat in ſich Roſ und Klee / Die finſtre Kluft das Paradis / den Himmel. Mein Sonnenſchein vertilget Eiß und Schnee / Mein Lorberzweig verleſchet Schweiß und Schimmel. Hier ſteht der Trohn der Ehren aufgebaut. 590Hier hencket die verwelckens-freye Krone. Weg / Hercules / mit deiner Loͤwen Haut! Empfang den Zepter / fuͤge dich zum Trohne. Jch werffe ſelbſt mein haͤren Kleid von mir. Weil Perl und Gold die Tugend kleiden muͤſſen. 595Beſteig den Thron. Dort folgt noch einer Dir. Numidien bekroͤnet Maſaniſſen.

Hercules.
So hoch ſitzt der / der Loͤwen zwingt /
Der Rieſen daͤmpft / die Helle ſtuͤrmet;
Der77SOPHONISBE.
Der mit der Wolluſt ſiegbar ringt /
600
2 Der’s Vaterland und Tugend ſchirmet.
Die Sternen werden ſeine Kron /
Die Welt ſein Reich / der Ruhm ſein Trohn.
Doch was umbſtrahlt mich fuͤr ein Glantz?
Die Tugend winckt mir abzutreten.
605
2Betritt den Stuhl / empfing den Krantz.
Jch bin bereit dich anzubethen!
Nim mich in deinen Schutz und Hold /
Durchlauchtigſt-groſſer Leopold.
Mein Loͤw und Drach / und der Buſir
610
2 Sind ſchwaͤcher als Stamboldens Drachen.
Die aber buͤcken ſich fuͤr dir /
Und muͤſſen ſchimpflich Friede machen.
Ja Leopold wird noch ihr Reich
Carthagens Aſche machen gleich.
615
2Der guͤldnen Aepfel Koſtbarkeit
Aus der Heſperiden Gepuͤſchen /
Den mir erwarb mein Drachen Streit /
Jſt als zuſchlecht nicht zu vermiſchen
Jn dein erſtritten Friedens-Gold
620
2 Durchlauchtigſt-groſſer Leopold.
Das guͤldne Fluͤß / wo Phaſis rinnt
Nach dem ich als Geferthe reiſe /
Weicht dem / das Leopold gewinnt /
Wie hoch gleich jenes Jaſon preiſe.
625
2Madrit und ſeiner Perle Zier
Geht Colchos ja und Golde fuͤr.
Die78SOPHONISBE.

Die fuͤnfte Abhandlung.

Der Schauplatz ſtellet fuͤr den Tempel der Sonnen und des Mohnden.
Sophonisbe. Elagabal die Prieſterin. Der Dido Geiſt.
Sophon.

JSt di’s das Heyligthum / in welchem von zwey Sternen Die blinden Sterblichen zukuͤnfft’ge Dinge lernen?

Elagab.

Dis iſt es. Weil ihr Aug auf Erden alles ſieht / So Tag und Nacht erhellt; iſt auch ihr Geiſt bemuͤht5 Den duͤſteren Verſtand der Menſchen zu verklaͤren; Dann die / die Wiſſenſchafft des Kuͤnftigen begehren / Auch Sonn und Mond hierumb andaͤchtig ruffen an / Erlangen ihren Wunſch. Sie / Sophonisbe / kan Jhr ſelber leſen aus / wordurch ſie wil erlernen /10 Was kuͤnftig ihr ſteht fuͤr. Hier ſtehn die von den Sternen / Beſeelten Theraphim / dis iſt des Thammuz Bild / Und dis der Hecate; von derer Regung kwillt: Daß die und jene Seel einander lieben muͤſſen; Die Hertzen muͤſſen ſich eroͤfnen oder ſchluͤſſen /15 Nach dem man dreht dis Rad / und aufſchlingt dieſes Band. Hier iſt ein Erſtlings Haupt / das eines Priſters Hand Jhm von dem Halſe rieß / in Saltz und Wuͤrtzen legte / Als jeder Jrrſtern ſich zum neuen Lauffe regte. Wer auf dis guͤldne Blech des Molochs Nahmen ſchreibt /20 Jhm ſteckt ein Wachs Licht an / und eine Nacht hier bleibtFuͤr79SOPHONISBE. Fuͤr dem Altare knien / kriegt / was er wil / zu wiſſen. Dis Bild ließ Dido noch aus Gold und Silber guͤſſen / Worein ſo Sonn als Mohnd die Kraͤften floͤſſen ein. Dis weiß und redet aus / wie unſer Gluͤck wird ſein /25 Das kein Wahrſager gleich iſt faͤhig uns zu ſagen. Allein es laͤßt ſich nur gewiſſe Tage fragen; Wenn Hada in den Krebs / Adad in Loͤwen tritt. Doch nichts theilt deutlicher die Wiſſenſchafft uns mit / Als ob / ein groſſer Geiſt / der Didons Grab beſeelet;30 Nach welchem dieſer Fels hier ſiehet ausgehoͤlet / Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt.

Sophon.

Auf was fuͤr weiſe wird Eliſſens Geiſt geregt?

Pythia.

Du muſt die Schuh ziehn aus / Eliſſens Bild umbfaſſen / Aus deinem Arme Blutt in dieſes Feuer laſſen. 35Nun ſetze dieſe Haub aus weiſſer Woll aufs Haar / Nim hin den Myrten-Zweig; wirf Weyrauch aufs Altar. Nun muß der Dido Grab mit Aepfeln ſeyn verehret / Die Derceto zu ſeen auf Cypern hat gelehret. Nach deiner Andacht ſchlaff auf Didons Grabmal ein.

40
Sophon.

Wenn werd ich von der Sonn und ihr erhoͤret ſein?

Pythia.

So bald die Sonne fruͤh mit ihrem Aufgangs-Lichte Eliſſens Bild ſtrahlt an / erſcheinet ein Geſichte / Das Schlaffenden alhier ihr kuͤnftig Gluͤck entdeckt.

Sophon.

Geſichte ſinds? durch die die Sonn ihr Licht aufſteckt!

45
Pythia.

Ja / Dido zeuget ſich / mit Purper angezogen / Die Haare deckt Schmaragd / ein Carchedoniſch Bogen Hengt von dem Ruͤcken ab; die Pfeile ſind aus Gold; Jhr Antlitz heget noch ihr Anſehn / ihre Hold.

Sophon.

Auf was fuͤr Art wird man der Geiſter Meinung innen?

50
Pythia.

Zu Delphis regt der Erd ihr Geiſt die Priſterinnen Was uns begegnen ſol. Dodonens Eich-Altar Sagt durch zwey Tauben / theils auch durch die Zweige wahr. Der Eſculapius aus Ertzt und einem Drachen; Und Hammons hoͤrnricht Kopf winckt zu gewehrten Sachen. 55Allein Eliſſa macht durch ihren Bauch und Mund / Was man zu wiſſen wuͤnſcht / viel deutlicher uns kund. Nun ſchlaff; Es iſt bald Zeit. Die kleinern Stern erbleichen. Sophon. Jſt / eh die Sonn erwacht / nicht Antwort zu erreichen /Weil80SOPHONISBE. Weil ja ſonſt jeder Geiſt mehr Luſt zum finſtern traͤgt.

60
Pythia.

Ja / dieſe / welche Moth und Hecate bewegt. Allein Eliſſens Geiſt wird mit dem Tage rege / Als Baals Sonnen-Kind. Man ſieht auch ander Wege Die Teraphim beſeelt durchs Auge dieſer Welt. Jhr Licht iſt voller Geiſt. So bald ein Strahl nur faͤllt65 Auf Memnons ſteinern Bild / bewegt die todten Lippen Ein angenehmer Schall. Das Licht beſeelet Klippen / Des Apis Seule kehrt der Sonne ſein Geſicht Wie Sonnenwenden nach. Die Sonne geht auch nicht Je auf: daß man nicht ſie Serapens Bild ſiht kuͤſſen;70 Und Stroͤme ſuͤſſer Milch aus hundert Bruͤſten fluͤſſen / Von welchen Jſis ſtrutzt; ſo bald in ihrer Hand Die Ampeln glimmen an. Ja ſolcher heil’ge Brand Macht: daß Oſiris Wein aus dem Altare ſpritzet.

Sophon.

Die Schlafſucht faͤllt mich an; mein gantzer Koͤrper ſchwitzet.

75
Pythia.

Der Strahl der Sonne kuͤßt ſchon ihr geweyht Altar / Die Gottheit dieſes Orths wird itzt gleich ſagen wahr.

Didons

Geiſt. Das Aug und Hertze dieſer Welt / Das Erd und Meer beſeelt / den Sternen Glantz verleihet / Strahlt auch durch das Elyſer-Feld /80 Und unſer Schatten bleibt der Sonne noch geweihet / Eliſſa hat mit ihrem Leben Jhr maͤnnlich Hertz nicht aufgegeben; Der Dido Schatten irrt noch emſiger umbs Grab / Als weiland in der Welt / eh ſie den Leib legt ab. 85Sie bleibet itzt noch Sonnen-Prieſterin; Jhr Geiſt / der ihr geweiht wie ſelbſt Sicharba war / Brennt itzt noch Lorbeer Holtz / und ſpritzt aufs Brand-Altar Der Sonne noch ihr Blutt zum Opfer hin; Labet ihres Eh-Herrns Geiſt / den des Brudern Mordbeil faͤllte /90 Mit dem Balſam treuer Liebe / der aus ihren Wunden troͤpft / Weil ſie ihr das Oel des Lebens ſelbſt aus ihren Adern zoͤpft / Als Hiarbens tolle Brunſt ihrer Keuſchheit Netze ſtellte. Dieſes macht: daß mein Carthago mich als Goͤttin bethet an; Und daß mein entſeelter Schatten kuͤnftig Ding wahrſagen kan. Doch /81SOPHONISBE. 95Doch / mein Carthago / Ach! ach! Himmel-hohe Stadt! Jch ſehe deinen Glantz in Flam̃ und Brand verkrachen / Die Ochſen und den Pflug zur Saate Furchen machen / Wo vor mein Ochſenfell ſo weit gegraͤntzet hat. Wo Bilder itzt aus Ertzt und Marmel-Seulen ſtehen /100 Wird Moos und Graß und Schlacke ſein / Und breite Buchen wurtzeln ein / Die Schaff in fetter Weid auf Thuͤrm und Mauern gehen / Die hoͤher ſich als viertzig Ellen ſtrecken / Und itzt voll Volck und Elefanten ſtecken. 105Ja / weil ſich Rom nicht ſicher ſchaͤtzt zu ſein / Wenn es Carthago gleich wird in ein Aas verkehren / Wird man in ihm zermalmen jeden Stein / Gleich koͤnt jedweder Rom zerdruͤmern und verheeren. Der Fall Numidiens und Cyrtha ſpielt vor an:110 Daß ſich Carthago ja vernuͤnſtig ſpigeln kan. Elende Sophonisb! ich klage dein Verterben! Dein Syphax traͤgt das Joch / dich heiſt’s Verhaͤngnuͤs ſterben! Jedoch nicht ohne rechtes Recht. Du geußt in’s Feuer Oel / Er traͤget Holtz zur Flamme. 115Der Mohr wird itzt der Roͤmer Knecht. Ach! daß du nicht gezeugt waͤrſt aus Eliſſens-Stamme! Wilſt aber du mir noch mit einer Ader gleichen / Den Fall des Vaterlands der deine Marter wuͤrtzt / Den Muth des Aſdrubal ſehn ſeines Weibes weichen /120 Wenn er in Feſſel kreucht / ſie in die Glutt ſich ſtuͤrtzt / So rette ſelbſt bey Zeiten Ruhm und Ehre. Es ſteckt mehr Treue nicht in Maſaniſſens Bruſt / Als in Hiarbens Hertz. Jhr Zweck iſt geile Luſt / Mein und ihr Holtzſtoß diene dir zur Lehre! 125Es iſt ein groß Geluͤck in Aſche ſein verkehrt / Eh als der Goͤtter Blitz auf Reich und Zepter faͤhrt. Doch laß hierumb nicht Weiber-Thraͤnen rinnen / Denn der / der in den Wind ſo Eh als Eyde ſchlaͤgt / Und zu Carthagens Brand itzt Holtz und Schwefel traͤgt /130 Wird ſelbſt hierbey nicht Gold und Seide ſpinnen. Denn Maſaniſſa / den die Stadt Carchedon auferzogen hat /FWird82SOPHONISBE. Wird Kronen zwar / doch in den Feſſeln tragen. Rom / das die Dienſtbarkeit der Welt135 Fuͤr him̃liſches Verhaͤngnuͤs haͤlt / Wird ſeinen Stam̃ ſelbſt in die Eiſen ſchlagen. Jch ſehe’s Joch ſchon ſeinen Enckel zihn. Alleine Palmen Gluͤck und Siege Solln auch den Roͤmern nicht ſtets bluͤhn. 140Die Sicherheit wird Rom nach dieſem Kriege Jn Schlaff und Faulheit wiegen ein; Das Geld / das Volck / die Macht den Adel blehen auf; Die Tapferkeit der Wolluſt Dienſt-Magd ſein / Rom ſporn-ſtreichs in Verterb beſchleunigen den Lauff. 145Der Gothen Suͤndflutt und der Schwarm der Wenden Wird Rom dis Raubgutt reiſſen aus den Haͤnden. Aber dieſer Raͤuber Zepter wird ſo wenig ewig ſein / Als Carthago / deſſen Grauß Tunis muß ein Grundſtein werden. Die verdamten Araber / Gottes Haß / die Peſt der Erden /150 Werden unſre beyde Reiche uͤberſchwemmend nehmen ein. Ja der Saracenen Strom wird gehem̃t von keinem Thamme / Muzens Fahnen werden lenchten / wo Jber und Boͤtis rinnt / Wo der Fluß Garumna ſtroͤmt / bis von dem großmaͤcht’gen Stamme Des Durchlauchtgen Oeſterreichs Welt und Erdkreiß Rath gewinnt. 155Tuͤrcke / Mohr und Mohnd erbleichet fuͤr den guͤldnen Hochzeit - Kertzen / Wenn der Philip ihm vermaͤhlt Ferdinands Erlauchtes Blutt; Und ihr letztes Neſt Granata wird vereinbart ſeinem Hertzen. Ja man ſiht: daß die Natur ihm den letzten Schatz aufthut / Und die neue Welt entdeckt / weil die alte viel zu klein160 Fuͤr des Hauſes Oeſterreich groſſe Helden wuͤrde ſein. Atlas und Alcides weiß einen Welt-Ball nur zu tragen / Alexander einer Erde nur den Zaum zu legen an. Aber Oeſterreichs ſein Stamm mag von ſolchen Rieſen ſagen / Denen auf jedweder Achſel eine Welt nicht ſchwer ſein kan. 165Dieſe muͤſſen Africa von der Tyranney und Ketten / Die ihm Omar leget an / durch ihr ſiegend Schwerd erretten. Es83SOPHONISBE. Eswird der fuͤnfte Carl durch ſeine Sieges-Fahnen De Tunis / Tripoli / Biſerta / Aphrodiß Mit Zittern ſchauen wird / den Weg den Kindern bahnen;170 Und lehrn: daß er noch dar was zu erobern ließ. Amidas muß den Fuß des andern Philips kuͤſſen / Als Suleiman ihn wil zu Tunis Koͤnig wiſſen. Alleine dieſe Thaten ſind Ein Vorſpiel groͤßrer Helden-Wercke. 175Fuͤrſt Leopold / das Loͤwen-Kind Spinnt viel mehr Sieg / hegt groͤßre Staͤrcke. Jſter / Rab / und Neutra faͤrbt ſich durchs Blutt der Saracenen / Machmet huͤllet fuͤr den Adlern ſeine blaſſe Monden ein. Afrikens Geſtade werden nicht nur Oeſterreichiſch ſein /180 Cyrtha und Carthago wird noch ſein Haupt mit Lorbern kroͤnen / Und ſein Siegs-Schwerd wird die Banden Mahumeds zertheiln entzwey / Wenn der Loͤwe wird die Loͤwin Spaniens ihm legen bey. Sihſt du / wie der Adler dort mit dem Drach und Crocodile / Als mit einer Fledermauß / wie mit Reh und Haſen / ſpiele;185 Wie Europens Keyſer-Vogel Donnerkeil und Flammen blitzt / Wenn der Africaner Schutz-Thier Feuer ſpeit / und Blitz aus - ſpritzt. Kurtz: Africa / Carthago ſind vertorben. Auf Sophonisb! am beſten iſt’s geſtorben.

Sophonisbe. Elagabal. Adherbal. Hierba. Himilco.
Sophon.

Elendes Africa! wie moͤgt / ihr leichten Goͤtter! 190Nur ſchuͤtten uͤber uns Verterb - und Ungluͤcks-Wetter? Armſeelge Sophonisb! erbaͤrmlichs Vaterland! Jedoch / auf! laß uns nicht falln in des Feindes Hand! Laß uns der Roͤmer Grim / des Maſaniſſen Laſter Und Untreu nicht erſt fuͤhln! Es ſcheint ein ſanfter Pflaſter195 Verzweifelnden zu ſein / dem Feinde kommen fuͤr. Vertrautſte Prieſterin / hol aus der Halle mirF 2Die84SOPHONISBE. Die liebſten Kinder her. Jch wil den Ruhm erwerben: Daß Sophonisbe koͤnn Eliſſen gleiche ſterben. Du / ihr verſchwunden Geiſt / empfang hier Eyd und Pflicht:200 Dich / niemand andern ſonſt / wuͤnſch ich zu kuͤſſen nicht. Jch wil noch dieſe Nacht umbarmen deinen Schatten. Jtzt ſehn wir: daß wir vor mehr Dunſt umbhalſet hatten / Als unſers Syphax Lipp und Maſaniſſens Mund An unſern Bruͤſten ſog. Mein Hertze wird mir wund /205 Die Seele bluttet mir / nun ich euch / liebſten Kinder / Umbarm / und wiſſen ſoll: daß ihr dem Uberwinder Solt in die Klauen falln. Habt aber ihr den Muth Nebſt euer Mutter auf zu opfern euer Blutt / Eh ihr wolt Africa der Voͤlcker Raub ſehn werden /210 Die edlen Mohren ſein Verwuͤrflinge der Erden / Eh ihr wollt Faͤſſel zihn?

Adherbal. Hierba.

Wir wuͤnſchen Ehr und Todt / Und flihen Schand und Dienſt. Sie meld uns ihr Geboth. Wir ſind / was ſie befihlt begierig zu vollſtrecken.

Sophon.

So laßt / weil unſern Fall die Goͤtter uns entdecken /215 Der Himmel ihn beſtim̃t / der Dido groſſe That Großmuͤttig ihr thun nach / Burg / Tempel / und die Stadt Jn Brand / uns auf’s Altar zu reinen Opfern ſetzen. Was fuͤr ein ſchoͤner Grab kan uns die Nachwelt etzen / Als wenn uns Africa mit ſeiner Aſche deckt;220 Und in der Tempel Graus ſich Leich und Staub verſteckt? Was wolln wir von dem Feind uns erſt ein Grab erbitten? Kein Balſam kan auch nicht uns Faͤul und Wurm verhuͤtten. Ja / was die Made ſchont / ſchont doch der Roͤmer nicht / Der Gold bey Leichen ſucht / und jedes Grab zerbricht. 225Die Glutt wird aber ihm von uns nicht Huͤlſen laſſen / Die er verunehr’n kan. Die Flammen / die uns faſſen / Muß jeder Menſch verehrn / der Gott ein Opffer bringt. Sie ſind die Fluͤgel auch / durch die die Seele ſchwingt Sich zum Geſtirn empor. Durch’s Feuers Kraͤffte werden230 Beſeelet Erd und Meer. Die Glutt vertritt auf Erden Der Sonne Guͤtt und Ampt; ſie iſt ihr Goͤttlich Bild. Kein Thier / als nur der Menſch braucht Feuer; denn es kwilltSein85SOPHONISBE. Sein Weſen vom Geſtirn. Es reinigt / was beflecket / Es iſt der Welt ihr Geiſt / das alle Sachen hecket /235 Der Anfang / in den ſich auch alles aͤſchert ein. Welch ein geluͤcklich Grab wird uns die Glutt nun ſein: Eilt dieſemnach / und reißt die Fackeln vom Altare / Steckt Burg und Tempel an. Mehr als begluͤckte Baare! Wo Reich und Koͤnigin den Staub zuſammen miſcht /240 Und ihr verſpritztes Blutt auf friſchen Braͤnden ziſcht!

Elagab.

Jhr Kinder? Sophonisb? Ach! was wollt ihr be - ginnen?

Adherb. Hierb.

Laß uns!

Elagab.

Was? zuͤnden an? Sophon. Ja / ja!

Pyth.

Laßt euch beſinnen! Wollt ihr der Goͤtter Zorn durch Brand mehr ſtecken an?

Sophon.

Es wird den Goͤttern ſelbſt hierdurch ein Dienſt gethan.

245
Elagab.

Wenn ihre Bilder gluͤhn / und ihre Tempel krachen?

Sophon.

Ja / eh aus ihnen man laͤßt frembde Goͤtzen machen. Rom / das an einen Stein / nicht unſre Goͤtter glaubt / Das Gadens Heyligthum des Oel-Baum’s hat beraubt / Der Fruͤchte von Schmaragd auf guͤldnen Aeſten brachte /250 Das den Pygmalion / Alcidens Bein auslachte / Wird dieſes Tempels auch nicht ſchonen / und ihn weihn Dem Moͤrder Romulus und einer Woͤlfin ein. Die Hure Flora wird den Mohnden hier verdringen / Ja Rom wird Febern Furcht und Blaͤſſen Opffer bringen.

255
Elagab.

Rom ſtreut der Sonne ſelbſt ja Weyrauch auf’s Altar.

Sophon.

Die Sonne ſaget ſelbſt uns ihr Entweihung wahr. Jhr Kinder / ſieckt nur an. Die Sonne liebt die Flammen.

Elagab.

Sol Sophonisb und ihr von Sonn und Goͤttern ſtammen? Halt! ſtuͤrmt auf ſie nicht loß. Verſehrt nicht euer Hauß.

260
Himilc.

Durchlauchtſt / ein Bothſchafter hat was zu richten aus.

Sophon.

Wir fuͤrchten boͤſe Poſt.

Himilc.

Er kom̃t von Maſa - niſſen.

Sophon.

Auch dieſer iſt uns gram. Was Rath? iſt aufzu - ſchluͤſſen? Nein! nein! doch ja! ſchleuß auf. Wir warten ſeiner hier; Des Ungluͤcks Aloe komt der nicht bitter fuͤr /F 3Die86SOPHONISBE. 265Die Galle ſchon geſaugt an ihrer Mutter Bruͤſten. Nur Muth! denn Zagheit kan den Untergang nicht friſten.

Diſalces. Sophonisbe. Adherbal. Hier - ba. Himilco. Micipſa. Elagabal. Das Frauenzimmer.
Diſalces.

Durchlauchtſte Koͤnigin. Jhr groſſer Helden-Geiſt / Der dem Verhaͤngnuͤſſe die Spitze ſelber weißt / Jhr Felſen-hartes Hertz / das des Geluͤckes Schlaͤge270 Kaum als ein Ambos fuͤhlt / eroͤfnet mir die Wege / Macht meinen Kleinmuth keck: daß ich mich unterſteh / (Die Goͤtter wiſſen es / wie mir’s zu Hertzen geh!) Jhr / welche werth: daß ſie nur ſtets auf Roſen giengen / Nur Seuftzens-ſchwangern Gruß und herbe Poſt zubringen.

275
Sophon.

Es iſt nicht Noth bey der / die unverſehns nicht faͤllt / Das man mit Grauſamkeit viel hinterm Berge haͤlt / Den Sarch mit Tulpen bluͤmt / den Mord mit Thraͤnen decket. Eroͤfne: wer uns hat das Sterbens-Ziel geſtecket.

Diſalces.

Die Goͤtter muͤſſen mir wahrhafte Zeugen ſein:280 Daß Maſaniſfa mich voll heiſſer Hellen-Pein / Beſtuͤrtzt / verruͤckt / halb-tod / an ſie hat abſendet.

Sophon.

Die Feinde ſind erfreut / wenn man an Hafen lendet.

Diſalces.

Er ringt ſelbſt nach dem Tod / und fleucht ſo Freund als Licht. Verflucht ſich und die Zeit: daß er den Ehſchluß nicht /285 Den er ihr theuer ſchwur / und noch als heilig preiſet / Vollzihn kan / und die nur mit Hofnung hat geſpeiſet / Der er die Seele ſelbſt / die noch von Liebe glim̃t / Zur Nahrung / ja ſein Blutt zum Opfer hat beſtim̃t. Dis wuͤrd er fuͤr ihr Heil den gift gen Ungeziefern /290 Die beyder reine Brunſt vertilgen / willigſt liefern; Ja durch ſein kreiſchend Fleiſch beſiegeln Eh und Eyd; Koͤnt es ein Pflaſter ſein fuͤr Tod und Dienſtbarkeit. Ach! aber er beweint der grimmen Roͤmer Sitten / Die er vergebens ſich bemuͤht hat zu erbitten. Der87SOPHONISBE. 295Der ſtrenge Scipio reißt Eh und Recht entzwey / Spricht: daß die Koͤnigin der Roͤmer Sclavin ſey / Die muͤſte Rom und ihm ſein Siegs-Gepraͤnge zieren. Sie ſelbſt kan unſchwer fuͤhln / wie dis ſein Hertze ruͤhren Der Seele weh thun muß. Weil nun nicht Muͤh und Fleiß300 Sein letzter Tropfen Blutt ihr nicht zu helffen weiß / Noch auß der Loͤwen Klau und dieſer Tyger Rachen / Sie ſeinen liebſten Schatz lebendig loß zu machen; So heißt ihn Treu und Schwur ihr liefern Gift und Tod. Jhr Uhrſprung / ihre Wuͤrd / ihr Witz / ihr Stand der Noth /305 Jhr Vaterland wird ihr hier ſchon den Ausſchlag geben: Ob’s Sterben beſſer ſey / als in den Feſſeln leben. Sophon. Willkommen ſuͤſſer Tranck! Jch nehm ihn freudig an / Weil Maſaniſſa mir nichts beſſers ſchencken kan. Gewuͤnſchter Freyheits-Saft! verlangte Morgengabe! 310Diſalces / ſichre dich: kein guͤldner Apfel habe So angenehmen Saft / kein Weinſtock ſuͤſſern Wein / Als Maſaniſſens Tranck / ſchenckt er mir Gift gleich ein. Mein Freund / geh und laß ihn von Sophonisben wiſſen: Daß wie wir itzt mit Luſt ſein Trinckgeſchirre kuͤſſen /315 So auch die Zunge bald dis Necktar ſchmecken ſol. Es lebe Maſaniß / und dencke dieſer wol; Die ihn itzt ſterbende zu gutter Nacht geſegnet. Geh meld ihm: daß uns dis / was uns von ihm begegnet / Den Leib trennt / nicht die Lieb; ob uns ſchon hertzlich leid320 Die wider unſern Ruhm begang’ne Eitelkeit: Daß wir zum andern mal uns erſt verehlicht haben / Als das Verhaͤngnuͤs uns ſchon eine Gruft hies graben. Doch ein behertzter Todt leſcht alle Flecken aus / Ja Ruhm und Lorbern ziern der Tugend Aſch und Graus.

F 4Sopho -88SOPHONISBE.
Sophonisbe. Adherbal. Hierba. Tychæus. Himilco. Micipſa. Das Frauenzimmer.
325
Sophon.

Vertrautſte / nunmehr iſt der guͤldne Tag erſchienen / Des Gluͤcks / der Eitelkeit / der tauſend Seelen dienen / Jhr Joch zu werffen ab; die Larve wegzuzihn Geſpenſtern / die mit nichts ſich uns zu ſchrecken muͤhn. Der Todes-Schatten ſchafft nur bloͤden Augen Schrecken. 330Verwehnten Lippen wil nur Aloe nicht ſchmecken. Ein Helden-Geiſt gleicht ſich Gefaͤſſen die Zibeth Und Ambra hat durchwuͤrckt. Was in denſelben ſteht / Zeucht den Geruch an ſich / und aͤrgſte Bitterkeiten Verzuckert die Geduld.

Himilco.

O frembder Lauf der Zeiten! 335Sol unſers Reiches Sonn itzt ſchon im Grabe ſtehn?

Sophon.

Die Sonnen ſind erſt ſchoͤn wenn ſie zu Golde gehn.

Micipſa.

Was wird an uns fuͤr Schuld durch ſo viel Kwal ge - rochen?

Sophon.

Wir haben mehr / als uns der Himmel ſtrafft / ver - brochen.

Himilco.

Des Maſaniſſen Schuld und Untreu bleibt verſchont.

340
Sophon.

Sein Meineyd wird zur Zeit wie meiner ſein belohnt. Die Suͤnd iſt auf die Suͤnd ein Werckzeug gleicher Straffen. Dieſpiter ſchaͤrft Keil auch wenn er ſcheint zu ſchlaffen / Fuͤhrt wider Erd und Welt mit dieſem Schwefel Krieg / Der aus der Erde vor als Dunſt zum Sternen ſtieg. 345Die Untreu ſchlaͤget mich umb meines Syphax willen / Dem ich vor untreu ward. Auf! laßt uns nun erfuͤllen / Was das Verhaͤngnuͤs wil und Maſaniſſa ſchafft! Kom̃ und entbuͤnde mich wahrhafter Freyheits-Saft!

Micipſa.

Durchlauchtſte Koͤnigin / wie / wil ſie dem zu liebe /350 Der nichts nicht lieber wuͤnſcht / als daß er ſie betruͤbe / Zu ſeiner grimmen Luſt aufopfern Geiſt und Blutt?

Sophon.

Dis Opfer iſt mehr mir als Maſaniſſen gutt.

Tychæus.
89SOPHONISBE.
Tychæus.

Der ſie Blutt-duͤrſtig frißt / als wie Saturn / die Kinder?

Sophon.

Jch leide zwar von ihm / doch er vom Uberwinder355 Dem harten Scipio.

Tychæus.

Jſt er der Roͤmer Knecht?

Sophon.

Obſiegender Gewalt iſt alles Unrecht recht.

Tychæus.

Koͤnt er ſie nicht befreyn / ſolt er ſie ſelbſt nicht toͤdten.

Sophon

Der Tod iſt ein Geſchenck in ſolchen Freyheits-Noͤthen.

Tychæus.

Ein Greuel der Natur / der Rachch und Ehrſucht Kind.

360
Sophon.

Glaubt: daß in dieſem Gifft auch Oel der Liebe rinn’t.

Himilc.

Jhr Ehherr baut ſein Gluͤck auf ihre Todten-Beine.

Sophon.

Wir finden in der Gruft die ſchoͤnſten Edelſteine.

Micipſa.

Des Koͤrpers ſcharffen Schmertz / der Freinde groͤſtes Leid.

Sophon.

Dem Schmertz hilft ab der Tod / das Leid verſuͤßt die Zeit.

365
Himilc.

Die Goͤtter haben noch nicht allen Troſt verſchrencket.

Sophon.

Die Roͤmer uns bereit Halß-Eiſen angehencket.

Micipſa.

Der Himmel kan aus Band - und Eiſen machen frey.

Sophon.

Wenn man den Lebens-Drat ſelbſt hertzhafft reißt ent - zwey.

Himilc.

Rom wird auf ſolch hoch Blutt nicht ſolch ſcharf Ur - thel ſprechen.

370
Sophon.

Rom wird den Regulus in Sophonisben rechen.

Micipſ.

Mißt Rom der Koͤnigin mit Fug zu frembde Schuld?

Sophon.

Das Recht liegt / wo man ſiegt / und ſchaft nur Unge - duld. Saͤtzt mir nicht ferner zu / macht meinen Geiſt nicht irre / Es muß geſtorben ſein. Dis giftige Geſchirre375 Bewirthet unſer Heil / und macht zur Goͤttin mich. Ward doch Amilcar auch vergoͤttert / weil er ſich Des Gelo Hand entzoh / das Leben ihm verkuͤrtzte / Und in die Opffer-Glutt ſich ſelbſt zum Opffer ſtuͤrtzte. Jch ſterb / Eliſſa nim̃ mich zur Geſpielin an! 380Melcarthos / weil ich dir kein Erſtling ſchlachten kan / Verwirf mich Todte nicht; Thychæus / nicht mein Bitten: Sey auf dein Heil bedacht / entfleuch aus Cyrthens Huͤtten /F 5Zeuch90SOPHONISBE. Zeuch deinen Helden-Arm nicht von Carchedon ab.

Tychæus.

Jch wil ihr Beyſtand ſein / dein Prieſter bis ins Grab.

385
Sophon.

So ſterb ich hochvergnuͤgt. Dis kummerhaffte Leben Kan uns mehr keine Luſt / die Zeit kein Heil mehr geben. Mit meinem Syphax ging mir meine Gluͤcks-Sonn auf / Jtzt ſinckt ſie auch mit ihm; und rennt mit ſchnellen Lauf Aufs Meer des Ungluͤcks zu / aus dem nur Duͤnſte ſteigen /390 Die uͤberm Haupte Blitz / in Augen Traͤhnen zeugen; Ob’s Hertze ſchon mehr Blutt / als jenes Waſſer weint / Nicht: daß der Himmel mir mit ſchwartzen Sternen ſcheint / Nicht: daß man Perl und Gold von unſer Scheutel ſcheidet / Nicht: daß fuͤr Purper uns ein Sterbekittel kleidet /395 Nein! nur der Kinder Fall / der Freinde Leid und Schmertz Verwundet meine Bruſt / durchſchneidet Seel und Hertz. Ach! daß mein Feſſel euch die Freyheit koͤnt erwerben! Mein Blut ſein euer Heil! Wir wolten froher ſterben / Mit Luſt der Roͤmer Joch den Achſeln legen an! 400Ach! aber ſchnoͤder Troſt! Nichts / als der Tod nur kan Der Freyheits-Ancker ſein / des Elends Hafen werden. Spar’t / liebſten Freinde ſpart die aͤngſtigen Gebehrden. Ein ſteiler Felß und Geiſt weicht Sturm und Gluͤcke nicht. Die Eiche trotzt den Wind / der weiche Pappeln bricht. 405Hertzliebſte Kinder kom̃t / kom̃t laßt euch mich umbarmen / Den letzten Kuß gewehrn. Die Goͤtter woll’s erbarmen: Daß ich ihr Freund euch Troſt - und Huͤlfloß laſſen muß. Kom̃t und geſegnet uns auch noch durch einen Kuß. Himilco hier nim̃ dir den Ring mit unſerm Siegel410 Dir zum Gedaͤchtnuͤs hin; und Euch zu einem Spiegel Daß des Verhaͤngnuͤſſes Hand alle Siegel bricht / Oft uns ein Augenblick verleſchet Gluͤck und Licht. Micipſa hier empfing zu ſuͤſſem Angedencken Der Sophonisbe Bild. Die Steine / die umbſchrencken415 Mit Sternen-hellem Glantz ihr Antlitz / deuten an: Daß auch ein Diamant zum Kieſel werden kan. Orynthie nim̃ hin dis Kleinod: Eleniſſe Dis Halßband / Agathe den Ring / und ſo viel Kuͤſſe Als ein itzt ſterbend Mund euch zu gewehren weiß.

420
Orynthia.

Mein Hertze wird mir kalt / und alle Glieder Eiß.

Sophon.
91SOPHONISBE.
Sophon.

Nehmt mir die Perlen ab / Eliſſens Ohrgehencke / Behalte dieſe dir / Elgada / zum Geſchencke. Mein itzt zerdruͤmmert Stand bringt dir den Uhrſprung bey / Warumb ein loͤchricht Ohr des Adels Merckmaal ſey.

425
Elgada.

Der Himmel woll ihr Heil und ihr Geluͤck ergaͤntzen.

Sophon.

Gar recht! es wird geſchehn. Drumb moͤgen wir mit Kraͤntzen / Die welck und irrdiſch ſind / nicht laͤnger treiben Pracht. Drumb ſagen wir der Erd und Schatten gutte Nacht. Eliſſa rufft mir zu: Jch were frey gebohren. 430Mein Schutz-Geiſt zopffet mich an den durchbohrten Ohren / Und ſagt: So zeichne man zu Rom jedweden Knecht. Allein ein hertzhafft Tod erwerb ein kraͤftig Recht Uns zu der Ewigkeit.

Elgad.

So moͤgen unfre Leichen Jhr heilig Vordrab ſein.

Eleniſſ.

Laß uns zu erſt erbleichen435 Eh als die Koͤnigin behertzt ſich opfert auf.

Sophon.

Nein / liebſten Kinder nein / hem̃t euren Unmuths-Lauf / Ermuntert Seel und Geiſt. Rom hat auf euch zu wuͤtten Nicht Uhrſach / wie auf uns.

Eleniſſ.

Solln wir die Stirne bitten Des Ungluͤcks ernſtem Grim̃ / das groſſe Rieſen faͤllt /440 Gekroͤnte Haͤupter ſchlaͤgt? Der Blitz / der Staͤm̃ erſchellt / Zermallmt die ſchwachen Aeſt.

Sophon.

Er ſchont der kleinen Hecken Wenn er die Zedern trifft. Laßt euch den Fall nicht ſchrecken / Noch in Verzweifeln ziehn. Jch wuͤnſch euch Heil und Troſt / Des Himmels Hold und Gunſt / der ſich auf Uns erbooſt. 445Was aber wird itzt euch / hertzliebſten Kinder / laſſen Die Mutter / die der Schluß der Goͤtter heißt erblaſſen? Die das Verhaͤngnuͤs ſchon umbs Erbgutt hat gebracht / Eh als ihr Tod das Recht zu erben lebend macht? Thron / Purper / Kron und Reich iſt in des Feindes Haͤnden. 450Zwey Schwerdter ſind noch hier; dis hat des Syphax Lenden / Dis die behertzte Fauſt des Aſdrubals geziert. Die ſolln das Erb-Gutt ſein. Wo eure Seelen ruͤhrt Der Tugend reger Geiſt / der Vaͤter groß Gemuͤtte / Wo euch in Adern ſteckt ein Tropffen vom Gebluͤtte /Das92SOPHONISBE. 455Das Barchens Stam̃ gehegt / wird mit der Zeit der Stahl Noch unſer Recher ſein. Kom̃t / laßt zum letzten mahl Die Mutter / die itzt ſtirbt / die Schwerdter umb euch guͤrten. Jedoch / was fchwermen wir? die Lybier bewirthen Nicht Drachen / die ſo wild als unſre Feinde ſind. 460Wenn Rom ein Haupt abſtuͤrtzt muß des geſtuͤrtzten Kind Auch auf die Fleiſch banck fort. Jhr wuͤrdet doch erbleichen Durch dieſer Loͤwin Grim̃. Mit euren todten Leichen Wuͤrd ihm Rom Kurtzweil-Spiel / uns aͤrgſtes Leid ſtelln an. Der ſterbe nur der nicht unſchimpflich leben kan! 465Auf! laßt uns nun den Tranck von Maſaniſſen ſchmecken! Dis Gift iſt uns kein Gift. Denn Heil und Freyheit ſtecken Jn dieſes Glaß vermiſcht. Euch Kindern trinck ich’s zu.

Adherb.

Sie glaube: daß ich ihr vergnuͤgt beſcheiden thu.

Hierba.

Jch lechſe dieſes Gift als Nectar zu genuͤſſen.

470
Sophon.

Es ſchmeckt / weil Noth und Muth den bittren Tranck verſuͤſſen.

Hiempſ.

Sie reiche mir dis Glaß nun auch / Frau Mutter / her.

Sophon.

Macht unſer Ungluͤcks-Faß mit dieſem Glaſe leer.

Himilco.

Micipſa / laſſen wir der Fuͤrſten Fall geſchehen?

Hierba

Wollt ihr uns lieber nicht todt / als in Feſſeln ſehen?

475
Micipſa.

Die Huͤlfs-Hand iſt ja noch den Goͤttern nicht verkuͤrtzt.

Hiempſal.

Wer nicht guttwillig weicht / wird mit Gewalt ge - ſtuͤrtzt / Wenn das Verhaͤngnuͤs ſtoͤßt. Laßt mich das Glaß nun faſſen / Jn dem du / Bruder / mir zu wenig haſt gelaſſen.

Sophon.

Recht ſo! wer hertzhaft ſtirbt / lacht Feinde / Gluͤck und Zeit;480 Verwechſelt Ruh und Ruhm mit Augſt und Eitelkeit. Kom̃t laßt / ihr Kinder / euch den Abſchieds-Kuß gewehren / Auf Euch die Sterbende das Mutter-Hertz ausleeren. Die Augen ſtarrn mir ſchon / ihr Licht verduͤſtert ſich / Die Glieder werden kalt.

Hiempſ.

Umb-arme Sie und Mich485 Mein Bruder: Daß allhier bey unzertrennten Leiben Die Seelen unzertrennt auch nach dem Tode bleiben.

Hierba.

Ein Himmel ſchleußt die Seeln / ein Sarch drey Lei - chen ein.

Sophon.

Sol euer erſte Wieg auch eure Baare ſein?

Orynth.
93SOPHONISBE.
Orynth.

Hilf Himmel! ſie vergehn! ſie ſincken zu der Erden.

490
Sophon.

Wir ſterben (gutte Nacht!) mit uns Angſt und Be - ſchwerden.

Eleniſſ.

Uns geht der Ungluͤcks-Stern auf / nun die Sonnen falln.

Himilco.

Sol uͤber uns allein der Roͤmer Zornſturm knalln? Micipſa / laß uns auch durch ein behertztes Sterben Schimpf und Gefaͤngnuͤs flihn / Ruh / Ehr und Ruhm er - werben!

495
Micipſa.

Micipſa lobt den Schluß. Laß unſer edles Schwerdt Eh als durch unſern Hals ein knechtiſch Meſſer faͤhrt / Uns ſelbſt durch tapfren Kampf und Purper-ſchoͤne Wunden Den Fuͤrſten / denen wir bis auf den Tod verbunden / Grosmuͤttig opffern auf. Ein Knecht hat’s hoͤchſte Gutt500 Der Treu und Ehr erreicht / der durch verſpritztes Blutt Des Herren Leiche ſalbt. Agathe. Jhr unbarmhertz’gen Goͤtter[!]Was ſchuͤttet ihr auf uns nicht fuͤr ergrim̃te Wetter? Nun ſich itzt Africa durch eignen Stahl aufreibt; Der Helden Fauſt das Schwerdt durch eigne Daͤrmer treibt. 505Sie falln; ach Himmel hilf! itzt falln des Reiches Seulen. Laßt Schweſtern uns nun auch zu der Erloͤſung eilen / Der Bruͤſte reine Milch bepurpern durch dis Schwerdt.

Maſaniſſa. Orynthia. Eleniſſa. Menalippe.
Maſan.

Halt Sophonisbe! wie? welch Baſilißke kehrt Sein Gift - und toͤdlich Aug ihm ſelber zum Verterben? 510Und euer Wahnwitz wil durch eigne Mordthat ſterben? Ach! Sophonisbe / wie? iſt ſie ſchon todt und kalt? Verfluchtes Volck! habt ihr der Fuͤrſtin mit Gewalt Aus ihren Haͤnden nicht das Gift-Glaß koͤnnen reiſſen?

Orynth.

Steht Maͤgden zu / zu wehrn was grimme Sieger heiſſen?

515
Maſan.

Wenn die Verzweifelung ein ſchlimmes Urtheil faͤllt.

Eleniſſ.

Wenn Furcht und Ohnmacht uns die Haͤnde ſelber haͤlt.

Maſan.
94SOPHONISBE.
Maſan.

Eilt! rettet! wo in ihr ſich noch ein Athem reget. Bringt Balſam / Oele / Wein / im Fall der Pulß noch ſchlaͤget. Jch Moͤrder! Ach! ich muß ſelbſt ihren Zuſtand fuͤhln! 520Und mein hell-lodernd Hertz auf ihrer Leiche kuͤhln! Ja! leider! ſie iſt hin. Die Roſen ſind verſchwunden / Jn denen meine Seel hat ſuͤſſe Weide funden. Jhr Athem iſt verraucht / der Zunder meiner Luſt. Allein es glimmet noch in ihrer kalten Bruſt525 Jhr unausleſchlich Oel und Schweſel meiner Liebe / Die ſtarren Augen zihn mit ſuͤſſem Anmuths-Triebe Mein lodernd Hertz an ſich. Und meine Seele laͤchſt Nach Balſam / der noch itzt auf ihren Lippen waͤchſt. Gib / Sophonisbe / zu / mein Abgott / Maſaniſſen:530 Dir noch zum letzten mal dem kalten Mund zu kuͤſſen! Ja floͤſſe mir noch itzt des Liebens Zucker ein. Dein todter Leib ſol mir nicht nur die Baare ſein / Er ſol mein liebſter Schatz wie Periandern bleiben; Ja ich wil Lieb und Luſt mit ihrem Schatten treiben. 535Alleine Maſaniß / auf was fuͤr Wahn rennſt du? Stoͤrſt du nach ihrem Mord auch ihres Geiſtes Ruh? Wilſt du die Leich ihr noch wie vor den Leib beflecken? Siehſt du mit Flammen dich nicht ihr Geſpenſte ſchrecken? Beſaͤnfte deinen Grim̃ / Durchlauchtſte Koͤnigin! 540Weil ich mich ſelbſt alsbald zu ſtraffen ſchluͤßig bin. Ach! was hab ich gethan? wie viel hab ich verſchuldet? Ach! daß der Himmel mich noch unzerſchmettert duldet? Ach! daß der Abgrund mich lebendig nicht verſchlingt? Und ihr hier ſchwermend Geiſt Megæren mit ſich bringt;545 Mich mit verdienter Kwal und Martern zu entſeelen. Jch ſeh’s! itzt oͤfnen ſich die unter-irrd’ſchen Hoͤlen. Jhr Antlitz ſchuͤttet Blitz / ihr Arm wirft Glutt auf mich. Auf! Maſaniſſa / auf! ſtich ſelbſt dis Schwerdt durch dich! Daß beyd ein Tag ein Sarch zu Grabe kan beſtatten. 550Verſoͤhne durch mein Blutt und deinen blaſſen Schatten Jhr zorniges Geſpenſt!

Maſan. 95SOPHONISBE.
Maſaniſſa. Scipio. Lælius. Syphax. Juba. Mamercus. Bogudes. Eine Menge Roͤmiſcher Kriegs-Oberſten und Soldaten.
Scipio.

Halt biſt du Sinnenloß?

Maſan.

Hilf Himmel! wer verzuͤckt mir ſo gerechten Stoß?

Scipio.

Wie laͤßt du dich ſo ſehr Brunſt und Verzweifeln blaͤnden? Stracks reißt dem Wuͤttenden den Degen aus den Haͤnden.

555
Maſan.

Wird mir nun auch der Todt als letzte Ruh verwehrt?

Scipio.

Dem billich / welcher ſelbſt nicht weiß / was er begehrt.

Maſan.

Mein Meuchel-Mord hat mehr als ſchlechten Tod ver - ſchuldet.

Scipio.

Entdeck’s: wer was von dir unrechtes hat erduldet.

Maſan.

Durch mein geſchicktes Gift liegt hier der Eh-Schatz todt.

560
Scipio.

Stand nicht die Wahl bey ihr? Dein Rath war kein Geboth.

Maſan.

Jſt ein betruͤglich Rath was minders / als Gebitten?

Scipio.

Sie hat zu wenig noch fuͤr ihre Schuld erlitten.

Maſan.

Sie hat an mir ſich nicht verbrochen / Jch an Jhr.

Scipio.

Rom und der Himmel gab zu ſtraffen Vollmacht dir.

565
Maſan.

Die Goͤtter fordern itzt auf mein Verbrechen Rache.

Scipio.

Jſt ihnen Eigen-Mord doch ſelbſt verdam̃te Sache. Wer auf ſich ſelber raaſt / iſt unwerth ihrer Gunſt / Verletzt Natur und Recht. Laß dich den tummen Dunſt Den Wahnwitz nicht verwirrn / umb eines geilen Weibes570 Geluͤcklichen Verluſt ein Hencker deines Leibes Und deines Ruhm’s zu ſein. Gib treuer Warnung Raum. Dein Hertz umbwoͤlckt Begierd / und dein Gehirn ein Traum. Du wirſt ſo ſchlimmen Schluß bereun und ſchamroth bleiben / Wenn der Vernunft ihr Licht den Nebel wird vertreiben. 575Ermunter mit mehr Ruhm bald deinen Helden-Geiſt; Eh als dir Zeit und Feind die Thorheit ſelbſt verweiſt /Da96SOPHONISBE. Da itzt dein beſter Freind dich nur zu warnen ſuchet. Dein Feind ſelbſt Syphax hier / der dich vorher verfluchet / Faͤngt wegen ihres Fall’s dich ſelbſt zu lieben an /580 Weil ihrer Untreu doch kein Menſch nicht hold ſein kan. Behertzig: Ob mit Fug dich kan ihr Fall betruͤben; Die einen Tag ſich nicht zwey Maͤnner ſchaͤmt zu lieben / Und nach des Gluͤckes Uhr auch ihre Liebe ſtellt; Ja geile Wechſelung fuͤr Witz und Klugheit haͤlt.

585
Maſan.

Jch wil / Großmaͤchtger Held / mich muͤhn zu uͤber - winden; Wo meine Wunden nur noch Salb und Pflaſter finden; Weil doch mein halbes Hertz in ihr begraben liegt: Jedoch / da Sie und Jch nicht dieſe Gnade krigt: Daß ihre Leiche nicht wird erſt nach Rom geſchicket /590 Da ihr Begraͤbnuͤs ihr von Roͤmern wird verſtricket / Mag ich lebendig nicht ſolch Hertzeleid ſchau’n an.

Scipio.

Du bitteſt / was dir Rom nicht wol verſagen kan / Und unſer Siegs-Feſt ſol mit keiner Leiche prangen. Was Maſaniſſa wird fuͤr Arth und Pracht verlangen595 Die todte Koͤnigin in’s Grab zu ſetzen bey / Wird Rom und uns gefalln; dir ſtehet alles frey. Ja: daß auf dieſen Tag kan Maſaniſſa lernen: Die Tugend ſchwinge ſich bis an das Dach der Sternen; Rom laſſe treue Dienſt und groſſe Helden-Muth600 Auch frembder Tapferkeit und Ruhm-verſpritztes Blutt Durchaus nicht unbelohnt / nicht Untreu ungerochen / So wird durch meinen Mund ſein Urtheil ausgeſprochen. Fuͤrſt Syphax hat verſpielt Reich / Freyheit / Zepter / Thron. Die Rom ſind heimgefalln. Du Lælius wirſt ſchon605 Mit dem Gefangenen nach Rom zu eilen wiſſen. Wer Treu und Eyd zerreißt den muͤſſen Feſſel ſchluͤſſen. Doch ſol die Beute nur des Sieges Vorſchmack ſein. Carthago muß auch noch geaͤſchert werden ein.

Lælius

Die Goͤtter wollen Rom und dich mit Siege kroͤnen /610 Auf deſſen Achſeln ſich Rath / Herr / und Buͤrger / lehnen. Den allen wird noch mehr mein Zeugnuͤs bringen bey: Daß vom Verhaͤngnuͤſſe fuͤrlaͤngſt beſchloſſen ſey:Die97SOPHONISBE. Die Scipionen ſolln der Juno Stadt zerſtoͤren.

Scipio.

Dich / Maſaniſſa / wird Rom ſtets als Bunds-Freund ehren. 615Dis uͤberliefert dir des Syphax Reich durch mich. Nim̃ Cron und Zepter hin; du wirſt hingegen dich Der Roͤmer treuer Freund hinfort zu ſterben muͤhen. Alle. Daß Rom und Seipio und Maſaniſſa bluͤhen.

Reyen

Des Verhaͤngnuͤſſes der vier Monarchien.
Das Verhaͤngnuͤs. 620
JHr groſſen Reiche dieſer Welt /
Die ihr verbluͤht ſeit / und ſolt bluͤhen.
Mein Arm der Erd und Himmel haͤlt /
Der euch hat Sieg und Macht verliehen /
Stellt einen guͤldnen Siegs-Krantz hier
Dem Groͤſten unter allen fuͤr.
625
2Jch hab Jhn an den Himmel an
Mit Stahl und Diamant gebunden /
Daß ihn kein Arm abreiſſen kan /
Als der den Welt-Kreiß uͤberwunden.
Kom̃t und verſuchet euer Heil.
630
2Dem Staͤrckſten wird der Preiß zu theil.
Das Aſſyriſche Reich.
Ruͤhmt eure Wuͤrd / ihr Reiche / wie ihr wolt.
Jhr ſeit aus Silber / Ertz’t / Stahl / Thone / meine Glieder.
Jch bin das Haupt; und dis iſt feines Gold.
Und meine guͤldne Zeit koͤm̃t mit euch keiner wieder.
GMein98SOPHONISBE.
635
2Mein Babylon iſt’s guͤldne Haupt der Welt /
Das Thuͤrm und Mauern hebt bis an der Sternen Gipfel.
Jch bin der Baum / der fernern Schatten faͤllt
Als Aſien / es reicht zum Himmel ja mein Wipfel.
Auf Aſien! reiß Stahl und Kett entzwey!
640
2Und lege mir der Reiche Siegs-Krantz bey.
Das Perſiſche Reich.
Jn Aſien war deiner Hoffarth Ziel.
Fuͤr Elymais muß nicht Aſien nur knien /
Als Babylon zu Perſens Fuͤſſen fiel.
Mohr - und Egypten Land muß meinen Siegs-Karn zihen.
645
2Gantz Africa buͤckt ſich fuͤr meiner Macht /
Der raue Seyth iſt zahm / wenn ſich mein Cyrus reget.
Gantz Grichen-Land erſchuͤttert ſich und kracht /
Wenn uͤbern Helleſpont mein Xerxes Bruͤcken ſchlaͤget.
Auf Aſien! auf Africa! kom̃t raubt
650
2 Den Siegs-Krantz weg / und ſetzt ihn auf mein Haupt.
Das Griechiſche Reich.
Jhr ſetzt umbſonſt mit Weiber-Haͤnden an.
Sardanapal kan Stahl nicht wie den Flachs zerziehen.
Ja Aſien hegt Weiber / keinen Mann.
Fuͤr wenig Grichen muß das gantze Perſen fliehen.
655
2So bald mein Blitz dein glaͤſern Haupt zerſchellt /
Verſtaͤubt Perſepolis bis auf kaum viertzig Saͤulen /
Gantz Aſien / und halb Europa faͤllt /
Nicht nur / auch Jndien buͤckt ſich fuͤr meinen Keilen.
Auf Aſien / Europa ſteht bey dir!
660
2Weißt eure Kraͤft und bringt den Siegs-Krantz mir!
Das Roͤmiſche Reich.
Der Sieges-Krantz gehoͤret Rom allein /
Fuͤr dem Europa ſich und Africa ſchon buͤcket.
Doch99SOPHONISBE.
Doch Aſien wird auch beſigt bald ſein /
Weil Hannibal in Krieg der Syrer Haupt verſtricket.
665
2Gluͤckſeeligs Rom! du ewigs Haupt der Welt!
Das bald wird Perſ und Sir und Grich anbethen muͤſſen.
Wer iſt nun dar / der dir den Sieg vorhaͤlt?
Weil mit den Dreyen dir der Erdkreiß faͤllt zum Fuͤſſen.
Auf! alle Drey! brecht den Verhaͤngnuͤs-Drat.
670
2Auf! kraͤntzet Rom! weil es geſieget hat.
Das Verhaͤngnuͤs.
Daß ihr umbſonſt ſo muͤhſam ſeit
Umb dieſen Preiß der gantzen Erden!
Das Roͤm’ſche Reich wird ja zur Zeit
Gekroͤnt mit dieſen Lorbern werden.
675
2Doch wird mein Schluß erſt treffen ein
Wenn Teutſchland wird der Reichs-Sitz ſein.
Mein fernes Auge ſiehet ſchon
Den Oeſterreichſchen Stamm beſteigen
Mit groͤſſerm Glantz der Roͤmer Thron.
680
2Schau eine neue Welt ſich zeigen!
Weil ihm ein allzu enges Ziel
Alcidens Seule werden wil.
Europa. Aſia. Africa.
Willkommen Schweſter! ſteh uns bey!
Hilf uns den Lorber-Krantz abreiſſen.
Europa. Aſia. Africa.
America.
685
2Gluͤck zu! die Kette reißt entzwey.
Der iſt ein Herr der Welt zu heiſſen /
G 2Fuͤr100SOPHONISBE.
Fuͤr dem wir alle viere knien.
Nim̃ Oeſterreich den Siegs-Krantz hin.
Dein Stam̃ wird ewig uns ſtehn fuͤr.
690
2Doch nicht nur wir falln dir zu Fuͤſſen.
Nach deinen Haͤuptern werden wir
Viel neuer Jnſeln nennen muͤſſen.
Ja es wird noch in Sud ſich dir
Der dritte Welt-Kreiß thun herfuͤr.
An -101.[101]

Anmerckungen

zu Der Erſten Abhandlung.

  • v. 18. Daß an unſer Fauſt des Hanno Blutt noch klebt.) Wie Ma - ſiniſſa in der Schlacht den Hanno erlegt / beſchreibt Livius dec. 3. lib. 9. p. 370.
  • v. 20. 21. Das Lager Asdrubals / des Syphax freche Schaaren hat brennend Schilf vertilgt.) Wie Maſiniſſa des Syphax Laͤger an - gezuͤndet / und ſein Heer biß aufs Haupt erlegt / hat Livius dec. 3. l. 10. p. 377. Florus l. 2. c. 6. Plutarch in Vit. Hannib. Weſſentwegen auch Asdrubal ſeines Ampts und Kopffs verluſtig erkennet / und an ſeine Stelle Hanno geſetzet worden. Appian. de bell. Pun. p. 11. 12. Dieſer Asdrubal hat endlich zu Carthago / wegẽ zugemeſſener Untreu / in ſeines Vatern Gruft ihm ſelbſt mit Gift vergeben; Der Poͤfel aber hat doch die Leiche heraus geriſſen / und ſein abgeſchnittenes Haupt auf einer Stange angeſpißt / und in der Stadt herumb getragen. Appian. p. 20. 21.
  • v. 34. Die dreißig tauſend Mann ins Feld zu ſtellen hat.) So maͤch - tig ſol dieſe vom Koͤnige Micipſa befeſtigte / und von viel Grichen bewohnte Stadt Cyrtha geweſen ſein. Strabo lib. 7.
  • v. 45. Das nie beſiegte Haupt und Wunder Syracus.) Tota Inſula (Sicilia) in una Urbe ſuperata eſt. Grande illud & ante id tempus invictum Caput Syracuſæ, quamvis Archimedis inge - nio defenderentur, aliquando ceſſerunt. Flor. lib. 2. c. 6. 33. Polyb. Hiſt. l. 8. p. 7 16.
  • v. 46. Und neu Carthago fiel.) Flor. l. 2. c. 6. eodem quippe, quo obſeſſa eſt, die capta eſt, omenq́ue Africanæ Victoriæ fuit, quod tam facilè victa eſt Hiſpana Carthago.
  • v. 47. 48. Wie oft hat ſich erſchuͤttert fuͤr uns ſchon Utica.) Wie die - ſe nach Carthago fuͤrnemſte Stadt in Africa Appian. de bell. Punic. p. 42. von Scipio belaͤgert und beſtuͤrmet worden / hat Ap -G 3pian. 102.[102]pian. ibid. p. 9. jedoch hat Scipio endlich darfuͤr abzihen muͤſſen. App. p. 16.
  • v. 57 58. Fuͤr Hannibals Gewalt.) Flor. d. l. n. 44. Quid ergò miramur, moventi caſtra à tertio lapide Hannibali iterum ipſos Deos, Deos inquam (nec fateri pudebit) reſtitiſſe? Tanta enim ad ſingulos illius motûs vis imbrium effuſa, tanta ventorum violentia coorta eſt, ut divinitus hoſtem ſummo - veri; neq́ue cœlo ſed ab Urbis ipſius mœnibus & Capitolio ferri videretur. Worauf auch Claudianus geſehen de Bell. Ge - tic. v. 509.
nec Numina ſedem Deſtituunt jactata procul dicuntur in hoſtem Fulmina, diviniq́ue volant pro mœnibus ignes Seu cœlum, ſeu Roma tonat.
  • Ein gleichmaͤßiges erzehlet Juſtin. lib. 24. in fin. von Brenno, wel - cher mit ſeinen Galliern Delphos geſtuͤrmet. Præſentiam Dei ipſi ſtatim ſenſere. Nam & terræ motu montis portio abrupta, Gallorum ſtravit Exercitum: & confertiſſimi Cunei non ſine vulneribus hoſtium diſſipati ruebant. Inſecuta deinde tem - peſtas eſt, quæ grandine & fulgure ſaucios ex vulneribus ab - ſumſit. Dux ipſe Brennus, cum dolorem vulnerum ferre non poſſet, pugione vitam finivit. Wie die Chriſtliche Legio Meliti - na denen faſt erdurſtenden Roͤmern Regen / wider die Quaden aber Hagel und Donner erbetet / hat Oroſ. l. 7. 9 Viel andere Exem - pel wie die Feinde durch abſonderliche Goͤttliche Zufaͤlle geſtuͤrtzet worden / erzehlet Saavedra Symb. 26. circ. fin.
  • v. 62. ſeqq. Capua / Tarent &c.) Flor. d. l. 2. c. 6. n. 42.
  • v. 75 369. 370. Wenn noch ein Regulus. ) wie Xanthippus den Roͤ - miſchen Feld-Hauptman Regulum, als er ſchon Carthago belaͤ - gerte / geſchlagen / und gefangen / hat Flor. l. 2. c 2. Front. 2. c. 2. 11.
  • v. 85. 86. Wenn Sonne / Staub und Wind.) Dieſe waren in der Schlacht bey Canna denen Roͤmern alle zu wider. Flor. l. 2 c. 6. n. 16 und l. 2. c. 2. n. 20. erzehlt er von des Reguli Kriege: Nec cum hominibus, ſed cum monſtris quoq́ue dimicatum eſt; cum quaſi in vindictam Africæ nata miræ magnitudinis Ser - pens poſita apud Bragadam caſtra vexaret.
  • v. 122. 550. 551. 552. Sagunt und Aſtapa. ) von Sagunt / als ſelbtes Hannibal belaͤgert / iſt es gemein / wie aber die Buͤrger der Stadt Aftapa, ehe ſie ſich den Roͤmern ergeben wollen / ihre auf einen Holtz -ſtos103.[103]ſtos zuſammen verſamlete Ehweiber / Kinder und Schaͤtze / und ſich ſelbſt verbrennet / erzehlet Livius dec. 3. lib. 8 pag. 315 316. Ap - pian. de bell. Hiſp. p. 273. Eben ſo hat es auch die Stadt Thala in Numidien / als ſie Metellus belaͤgert / gemacht. Saluſt. bell. Jugurth. p 106. Als Ariarathus Koͤnig in Cappadocien von Per - dicca uͤberwunden ward / ging es auch alſo. Quippe hoſtes ab acie in urbem recepti, occiſis Conjugibus & Liberis, Domos quisq́ue ſuas cum omnibus copiis incenderunt. Eodem con - geſtis etiam opibus ſemet ipſi præcipitant, ut nihil hoſtis vi - ctor ſuarum rerum, præter incendii ſpectaculo frueretur. Bey Eroberung der Stadt Carthago und des Schloſſes Byrſa zo - hen ſich auch neunhundert Roͤmiſche Uberlaͤuffer in den Tempel des Æſculapii, und nach dem ſie ſich wegen Hungers nicht mehr darin - nen wehren konten / zuͤndeten ſie ſelbten an / und verbrennten ſich darinnen. Appian. de bell. Pun. c. 59. p. 81.
  • v. 156 ſeqq. Mein Vater Gala war.) Dieſe gantze Geſchichte vom Syphax und Maſiniſſa beſchreibet Livius dec. 3. lib. 9. p. 365. 369.
  • v. 191. 192. Biß Syphax ſich ſo weit laͤßt Asdrubaln bethoͤren durch ſeiner Tochter Eh.) Syphax hat ſich ſelbſt gegen dem Scipio ent - ſchuldiget: daß ihn Sophonisbe aus heftiger Liebe gegen ihr Va - terland wider die Roͤmer zu kriegen / uͤberredet habe. Appian. de bell. Pun. p. 14. 15. Polyb. lib. 14. p. 942.
  • v. 197. Und er der Schweſter Sohn Maßiven mir gab frey.) Wie Scipio dieſen in Spanien gefangenen Juͤngling ohne Entgeld loß gelaſſen / beſchreibt Livius d 3. lib. 7. p. 269.
  • v. 200. Laͤßt ſeine Tochter mir mit meinem Reich antragen.) Wie Syphax ehe er ſich noch offentlich zu den Carthaginenſern geſchla - gen / dem Maſiniſſa / umb ihn wider von den Roͤmern abzuziehen / eine auß ſeinen drey Toͤchtern / und der Maſelylen Reich angeboten / und als er ſich hierdurch nicht bewegen laſſen / durch ſeinen Geſand - ten einen Bedienten des Maſiniſſa erkauft / ihn durch Gift hinzu - richten / dieſer es aber ſeinem Herren entdecket habe / beſchreibet Ap - pian. de bell. Pun. p. 10.
  • v. 217. Gidt’s Beelſamen nach.) Βεελσαμὲν, war bey denen Carthaginenſern eben der Gott / den die Syrer und Phœnicier〈…〉〈…〉 die Lateiner Jupiter Olympius hieſſen. Dieſes er - klaͤret Auguſtin, in Judic. quæſt. 16. Baal Punici videntur di -G 4cere104.cere Dominum, unde Baalſamen, quaſi Dominum Cœli in - telliguntur dicere, Samen quippe apud eos Cœli appellantur. Es ward aber hierdurch nichts anders / als die Sonne / welche bey den Spartanern auch Βέλά bey den Cretenſern / Ἀβέλ〈…〉〈…〉 ος beym Julio Capitolino, Apollo Belenus genennet wird / bedeutet. Bochart Geographiæ part. 2. lib. 1. c 42. p 736. 737.
  • v. 217. Laͤßt’s Adad auß der Acht.) Adad war bey den Aſſyriern der hoͤchſte Gott. Macrob. Saturn. 1. c. 18 cujus Infigne cerni - tur radiis inclinatis, quibus monſtratur vim Cœli in radiis eſſe Solis, qui demittuntur in terram. Alſo nichts anders als die Sonne / maſſen denn auch bey den Perſern Adad nichts anders als die Sonne heiſſen ſol / welche von den Phœniciern auch Moloch und Βασιλεὺς θεῶν genennet wird. Selden. de Diis Syris. Syntagm. 1. c. 6. p. 176 178.
  • v. 219. ſeqq. Mein Syphar iſt aufs Haupt zum andern mahl ge - ſchlagen.) Dieſe andere Schlacht / in welcher Syphax den Maſa - niſſa perſoͤhnlich befochten / dieſer aber mit den ſeinen von Jhm und Lælio in die Flucht getrieben / und / als bey Uberſetzung durch ei - nen Fluß / des Syphax Pferd verwundet ward / Er / nebenſt einen ſeiner Soͤhne vom Maſaniſſa ſelbſt ſey gefangen worden / beſchreibt Appian. de bell. Pun. p. 14.
  • v. 297 298. Micipſa geh eroͤffne Thor und Stadt.) Appian. de bell. Pun. p. 14 berichtet: Es habe Sophonisbe durch Geſand - ten beym Maſaniſſa entſchuldigt: daß ſie durch Zwang den Syphax geheyrahtet haͤtte / und ihm die Stadt Cyrtha freywillig aufge - geben.
  • v. 346 347 Schneidet mir nun das unnuͤtze Haarzu Seenen.) Ap - pian. de bell. Pun. pag. 55. Florus l. 2. c. 15. 10. In uſum novæ claſſis tecta domûsq́ue reſciderunt: in armorum officinis au - rum argentumq́ue pro ære ferroq́ue conflatum eſt, in Tor - mentorum vincula Matronæ crines ſuos contulerunt. Beſie - he Veget. l. 4. c. 9. Frontin. 1. 7. 3. & 4.
  • v. 366. Schutz-Goͤttin unſers Reichs.) Daß vielfaͤltige Voͤlcker ih - re Koͤnige fuͤr Goͤtter verehret / iſt gemein / daß aber diß inſonderheit die Mauritanier ihren Koͤnigen / und beſonders dem Juba gethan / bezeuget Voſſius 1. de Idol. 32. Minutius Felix: Juba Mauris volentibus Deus eſt. Und Lactanct. l. 1. c 15. Gleicher geſtalt er - zehlet Cedrenus Hiſt. von Thuro, des Koͤnigs Nini Sohne:Τούτῳ105.[105]Τούτῳ τ〈…〉〈…〉 Α῎ρει πρ〈…〉〈…〉 την ςήλην ἀνέςησαν ὁι Α᾽〈…〉〈…〉 ύριοι, καὶ ὡς Θεὸν ϖροσκυνοῦσι, Βαὰλ ὀνομάζοντες, ἑρμη - ν〈…〉〈…〉 εται, Α῎ρης πολέμων Θεός. Nemlich: dieſem Kriegs - Gotte haben die Aſſyrier ihre erſte Seule aufgerichtet / und ihn als einen GOtt angebethet / ihn Baal nennende / welches fuͤr den Gott der Kriege außgelegt wird. Beſiehe von Vergoͤtterung der Koͤnige Minutium Felicem in Octavio.
  • v. 366. Ja Cyrthens Pallas-Bild.) Daß das von dem Ulyſſes den Trojanern entfuͤhrte Palladium eine Phœnieiſche Goͤttin geweſen / beweiſet Selden. de Diis Syris. Synr. 2. c. 4. p. 296. allwo Ly - cophron den Ulyſſes nennet: Δελφινόσημον κλῶπα φοι - νίκης Θεᾶς.
  • v. 372. Sein Drache Ruhm und Sieg der Roͤmer Adler raube.) Die Drachen wurden nicht allein als Sinnenbilder der Wachſam - keit zu den Seulen der Pallas / des Heiles und des Æſculapius ge - mahlet / Cœl. Rhodigin. lib 10. c. 3. p. 502. a. ſondern es lehret auch Kircher. tom. 2 Oedip. part. 1. claſſ. 1. c 3. p. 22. 24. 26. Daß Africa zu ſeinem Wappen einen Drachen / wie auch Amphia - raus und Cadmus dergleichen gefuͤhret habe. Jnſonderheit aber haben die Seythen Drachen zu ihren Kriegs-Fahnen gefuͤhret / von denen es die Dacier entlehnet / wie ex Nazianzeno und Am - mian. Marcellino Henric. Spelmann. in Aſpilogiâ Londini Anno 1654. editâ. pag 17 außfuͤhrt.
  • v. 375. Vermina ſchmuͤcke dich mit unſerm Frauen-Kleide.) Dieſe Art der Abgoͤtterey beſchreibet Athanaſius Orat. contra Idola. Olim certæ Phœniſſæ mulieres ante Idola proſtituebantur, dedicantes Numinibus ſuum quæſtum, perſuaſæ meretricatu ea propitiari, ac proſperitatem rerum inde naſci. Viri quo - q́ue abdicato Sexu, nec ſe amplius mares eſſe ferentes, mulie - rum naturam affectaverunt, tanquam hoc pacto honorifici gratificiq́ue Matri Deorum facturi eſſent.
  • v. 378. ſeqq. Daß ich in Heldentracht dem Mohnden opfern kan.) Kircher. tom. 1. Oedipi Ægypt. Syntagm. 4. c. 16. p. 348 349. berichtet aus einem alten Grichen Philochoro. oder vielmehr aus Selden. de Diis Syris Syntagm. 2. c. 4. p. 281. ſeqq. daß bey den Alten Venus und der Mohnde einerley / beyde auch Maͤnn - und Weibliches Geſchlechts geweſen ſey. Dahero haͤtten ihr die Maͤn -G 5ner106.[106]ner in Weib - die Weiber in maͤnnlichen Kleidern opfern muͤſſen. Und aus Rambam Moreh Nebochim l. 3. c. 38. Vir induatur muliebri veſte pictâ, cum ſteterit ante ſtellam, quæ vocatur Venus, & mulier aſſumet loricam, & arma bellica, cum ſte - terit ante ſtellam quæ dicitur Mars. Daſelbſt lehrt auch Julius Firmicus c. 8. de error. profanar. relig. Aſſyrios Venerem co - luiſſe, cui aliter ſervire Sacerdotum ſuorum Chorus non pot - eſt, niſi effœminent vultum, cutem poliant, & virilem ſe - xum ornatu muliebri dedecorent. Worauf denn das goͤttliche Verbot Deuteron. 22, 5. zielet: Daß die Weiber nicht Waffen / die Maͤnner nicht Weiberkleider tragen ſollen. Dahero auch diß Thun daſelbſt βδέλυγμα ein Greuel / oder eigentlich eine Abgoͤtte - rey genennet wird. Nach dieſer Phœniciſchen Art muſte bey den Cois des Herculis Prieſter beym Opffer eine Haube aufſetzen / und ein Weiberkleid anziehen. Plutarch. in quæſt. græc. penult. p. m. 304. wie auch bey den Teutſchen. Præſidet Sacerdos mu - liebri ornatu, ſed Deos Interpretatione Romanâ Caſtorem Pollucemq́ue memorant. Ejus Numinis nomen Alcis. Ta - cit. de mor. German. c. 43. worbey ex Hornii Hiſtor. Philo - ſoph. lib. 2. c. 5. p. 83 anzumercken: Deorum genera non ſem - per ab Antiquis diſtincta fuiſſe, ab Hermete & Platone Deum ἀῤῥενόθηλον dictum, Fortunamq́ue & Venerem maſculum, Lunam Lunumq́ue cultum fuiſſe. Beſiehe auch Selden. de Diis Syris. Proleg. c. 3. p. 66. 67. & Syntagm. 2. c. 1. p. 210. & c. 2. p. 238.
  • v. 381. Errette Kabar uns.) 〈…〉〈…〉heißt ſo viel als groß und maͤch - tig / dahero auch der Samothracier Goͤtter Κάβειροι genennet wur - den. Selden. de Diis Syr. Synt. 2. c. 16. p. 360. 361. es nennten aber die Phœnicier alſo den Mohnden oder ihre Venus. Kircher. d. l. p. 348. 350. Dieſe betheten auch nicht allein die Araber und Saracener zu Heraclii Zeiten mit oͤfterer Ruffung: ᾽Αλλὰοὐὰ Κυ - βὰρ, ᾽Αλλἀ, nebſt den Morgenſterne / welcher〈…〉〈…〉 heißt / an / daher auch diß in der Saracenen Catechismo ſcharf verbohten iſt; und ſaͤtzten ihr zu ehren die Mohnden auf die Thuͤrme / wie denn auch / die Mohnden der alten Jſmaeliter Koͤnige und ihrer Kamele Kennzeichen waren; ſondern ſie verehren dieſe Kabar oder Alilat auf dem viereckichten Steine Brachtan zu Mecha; darauf der Ve - nus Bild ſol eingegraben ſein. Weil aber dieſer Gottesdienſt ihnenverbot -107.[107]verbotten / tichten ſie: daß Abraham / als er ſeinen Sohn Jſaac opfern wollen / auf dieſem Steine die Hagar beſchlaffen / oder ſein Kamel daran gebunden habe. Beſihe Selden. Synt. 2. c. 4. p. 285. 292.
  • v. 381. Du Schutz-Stern dieſer Stadt.) Dieſe Goͤttin Cabar oder Aſtarte ſol die gantze Welt durchwandert / ihrem Haupte einen Ochſen-Kopff / als ein Merckmahl ihres Reichs / aufgeſetzet / einen aus der Luft gefallnen Stern gefunden / und ſelbten auf dem Ey - lande Tyrus geopffert haben. Selden. Synt. 2. c. 2. p. 243. 244. welches aber Bochart. Geograghiæ part. 2. lib. 2. c. 2. p. 787. als laͤcherlich verwirft / und beym Suida, nicht ᾽Αςέρα ſondern ἀεροϖετῆ ᾽Αςερίαν lieſet / welches eine Art der groͤſten / auch Ha - ſen / Kranche / und Rehfangender Adler iſt. Alwo er aus dem Non - no erweiſet: daß das Eyland Tyrus dem Neptun durch einen ge - ſchlachteten Adler eingeweihet worden ſey.
  • v. 382. Baaltis hoͤre mich.) Dieſe Syriſche und Phœniciſche Goͤttin hies,〈…〉〈…〉, das iſt: die Frau des Himmels / wie Baal der maͤnnliche Gott oder Jupiter. Sie iſt eben die / welche ſie auch〈…〉〈…〉 Judic. 11. cap. 13. 1. Reg. 11. Α᾽ςάρτη, Α᾽ςάρτιον, Βασίλεια Βῆλτις, βήλθης, Βασίλι〈…〉〈…〉 α τοῦ ὀυρανοῦ, bey denen Africanern Cœleſtis Dea, Urania genennet ward[.]Welches Herodian. lib. 5. gleichſam zuſammen gefaßt: ϕασὶ〈…〉〈…〉 ἀυτὴν Δίδω τὴν ϕοίνισσαν ἱδρύσα〈…〉〈…〉 ϑαι, ὅτ〈…〉〈…〉 τὴν αρχαίαν, Καρχηδόνα πόλιν ἔκτισε, βύρσαν κα - τατεμοῦσα. Λίβυες μ〈…〉〈…〉 οὖν ἀυτὴν Ο᾽υρανίαν κάλουσι. ϕοίνι〈…〉〈…〉 ς δ〈…〉〈…〉 Α᾽〈…〉〈…〉 ροαρχην ὀνομάζουσι, Σελήνην εἶναι τέλοντες. Dieſe ſol des Saturni Ehweib und der Venus Mutter geweſt ſein. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 2. c. 2. pag. 786. Wie nun Dido zu Carthago ihr Bild aufgerichtet / welches Virgil. lib. 1. Æneid. der Juno zueignet / alſo meldet auch Cicer. 4. in Verrem. Daß Koͤnig Maſaniſſa auf Melita den Tempel der Ura - nia hoch verehret habe. Die Aſſyrier und Chaldeer verehrten ſie unter dem Nahmen Mylidtha, nemlich der Mutter / die Araber Halilath, nemlich des gebehrenden Mohnden. Die Phrygier betheten ſie als die Mutter der Goͤtter an; die Grichen hieſſen ſie Jo, und ἑκάτη, Damaſcius Aſtronoë, und iſt in Wahrheit durchſie108.[108]ſie nichts anders als der Mohnde / wie unter dem Baal und Hecatus die Sonne verſtanden worden; wiewohl dieſe ΘΕΑ ΣΙΔΩΝΟ〈…〉〈…〉 in der Heyligen Schrifft in Maſculinô〈…〉〈…〉 ein Gott der Sidonier geheiſſen wird. Beſiehe hiervon ausfuͤhr - lich den hochgelehrten Selden. de Diis Sytis. Syntag 2. c. 2.
  • v. 383. Hochedles Menſchen-Blutt und Kinder-Fleiſch gewehret.) Von dieſen grauſamen Menſchen-Opfern ſind alle Buͤcher voll. Welche Abgoͤtterey nicht nur die blinden Heyden dem Abraham / welcher ſeinen Sohn Jſaac / und dem Jephta / der ſeine Tochter opfern wollen / ſondern auch die Juden durch Opferung ihrer Kin - der dem Moloch unartig nachthun wollen. Vom Moloch iſt aus R. David Kimchi in[4]lib. Reg. c. 23. Selden. Synt. 2. de Diis Syris. c. 6 bekand: daß ſelbigem Abgotte mit einem Kaͤlbernen Antlitze in ſeinem erſten Fache Semmeln / im andern Turtel-Tau - ben / im dritten Schaffe / im vierdten Wieder / im fuͤnften Kaͤlber / im ſechſten Ochſen / im ſiebenden von Eltern eigene Kinder / mit Tantz und Trompeten-Schall geopffert worden. Alleine Selden. de Diis Syris. Synt. 1. c. 6 p. 170. haͤlt dieſe aus dem Buche Jal - cut genommene Erzehlung fuͤr einen Jrrthum / und meinet: daß nicht Moloch ſondern Mithra ſieben denen Jrrſternen zugeeignete Faͤcher gehabt habe. Welchem zu Dienſte die ſich ihm widmenden achtzigerley Gefahr ausſtehen / und durch Feuer und Kaͤlte durchge - hen muſten. Hingegen meldet Rabbi Salomon: daß der Moloch ein aus Ertzt gegoſſenes Bild / Theophylact. Apoſt. 7. aber / das es ein durchſichtiger Stein / und auf der obern Stirne wie der Mor - genſtern (Λίθον διαφανῆ〈…〉〈…〉 πὶ μετώποις ἄκροις εἰς ἑωσφόρου τύπον) gebildet geweſt ſey. Welchem der Cappa - docier Omanus oder das Licht zu Siccuth als ein Geſtirne ebenfals zu vergleichen. Selden. d. c. 6. p. 178. 191. Zu Carthago war die - ſer Abgott ein Ertztenes Bild des Saturnus / welcher die Armen unter ſich ausſtreckte / alſo / daß die darauf gelegten Kinder hinun - ter in den feurigen Pful ſich abweltzen konten. Diodor. Sic. lib. 20. Lipſius. Monit. Polit. c. 3. §. 3. p. 82 Daß von Carthago auch dieſe grauſame Goͤtzen gar in America kommen / laͤßt ſich ex Lu - dovico Vive ad Auguſt. de Civit. Dei l. 7. c. 19. muthmaſſen / da er berichtet: In Inſulâ Carolina frequentes viſuntur Statuæ Dæmonum, quas gentes illæ colunt, æneæ, intrinſecus cavæ,mani -109.[109]manibus junctis paſſisq́ue, in quibus infantes & pueros, quos Diis illis immolant, ſtatuunt; ibiq́ue uruntur crudeli - ter igne in cavis ſimulacri accenſo & ære calorem immodi - cum recipiente. Diodor. Sicul. l. 20. berichtet: daß die Car - thaginenſer nach der vom Agathocles gelittenen Niederlage den Sa - turn ihnen zuwider geachtet / weil ſie anfangs die fuͤrnehmſten Kin - der / hernach aber heimlich gekauffte und erzogene zum Opffer ge - ſchickt haͤtten. Dahero ſie denn dieſen Unterſchlief unterſucht / und auf einmal zweyhundert der edelſten Knaben geſchlachtet. Denn es war zu Carthago ein Geſaͤtze: daß nur der Edlen / nicht aber des Poͤfels oder der Knechte Kinder geopffert werden konten. Hein - drich. Carthag. l. 2. ſect. 1. c. 2. p. 167. Dieſer Opfer faſſet zim - lich viel zuſammen Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Synt. 4. c. 15. p. 337. Cyprii Aphrodiſio menſe Agraulo Cecropis filio ho - minem mactabant; in Chio dilaniatum hominem Dionyſio Homalio cædebant, quod & Tenedi factum. Lacedæmones ipſi humano ſangvine Marti litarunt, Curetes & Cretes Sa - turno pueros ſacrificabant; hinc, Lampridio teſte, Commo - dus Sacra Mythriaca homicidio vero polluit; Galli Druides Eſum & Teutatem humano cruore placabant; notum de Iphigenia & Agamemnone. Welches letztere aber Hornius in Arcâ Noæ p. 131. 132. 115. fuͤr eine bloſſe aus des Jeptha Geſchichte herruͤhrende Fabel haͤlt; ſo wie den gantzen Trojaniſchen Krieg / welchen Dion Chryſoſtomus Coccejanus geſchehen zu ſein / mit ihm verneinet. Arnob. contra gentes l. 8. p. m. 778. Saturnus Liberos ſuos non expoſuit, ſed voravit. Meritò illi in non - nullis Africæ partibus â parentibus Infantes immolabantur, blanditiis & oſculo comprimente vagitum, ne flebilis hoſtia immoletur. Tauris etiam Ponticis & Ægyptio Buſiridi ritus fuit hoſpites immolare: & Mercurio Gallos humanas vel in - humanas victimas cædere. Romani græcum & græcam, gallum & gallam, ſacrifici viventes obruere: hodieq́ue ab ipſis Latia - ris Jupiter homicidio colitur: & quod Saturni filio dignum eſt, mali & noxii hominis ſangvine ſaginatur. Von den Semnonen bey den Teutſchen meldet Tacit. de mor. Germ. c. 39. cæſo publicè homine celebrant barbari ritûs horrenda pri - mordia. Zu denen von Kirchero an obigen Orthe angezogenen Jndianiſchen Menſchen-Opfern gehoͤren der AmericaniſchenGuan -110.[110]Guancavilken / welche ihre Zaͤhne ja ihre Kinder fuͤr ihren Wol - ſtand dem Goͤtzen Viracochæ aufopfern. Hornius in Arc. Noæ p. 527. wie nicht weniger die Menſchen-Opfer in Jucatan. Hor - nius d. l. p. 493. Jnſonderheit aber haben die Phœnicier es arg gemacht / welche ihre allerliebſten und einigen Kinder in ihren groſ - ſen Noͤhten dem Saturno oder dem Moloch und Baal geopfert. Porphyr. ϖ〈…〉〈…〉 ἀποχῆς lib. 2. ϕοίνικες ἐν ταῖς μεγά - λαις συμφοραῖς πολέμων, ἀυχμῶν, λοιμῶν, ἐθύοντ〈…〉〈…〉 τῶν ϕιλτάτων〈…〉〈…〉 να〈…〉〈…〉 πιψη〈…〉〈…〉 ίζοντες Κρόνῳ. Und Euſeb. in Orat. de Laud. Conſtantin. Κρόνῳ γδ ϕοίνικες καθ᾽ ἕκαςον ἔτος ἔθυον τα ἀγαπητὰ κα〈…〉〈…〉 μονο - γενῆ τῶν τέκνων. Dieſen thaten es die von ihnen entſproſſene Carthaginenſer nach / und meldet Peſcennius Feſtus beym La - ctant. divin. Inſtit. 1. c. 21. Carthaginenſes Saturno humanas hoſtias ſolitos immolare, & cum victi eſſent ab Agathocle Rege Siculorum, iratum ſibi Deum putaviſſe, itaq́ue ut dili - gentius Piaculum ſolverent, ducentos Nobilium Filios im - molaſſe. Ja Plutarchus erzehlet: daß die welche ſelbſt keine Kin - der gehabt / derer zu dieſem Blutt-Opfer gekaufft. Beſiehe hiervon Diodor. Sicul. lib. 20. Oroſ. lib. 4. c. 6. Porphyr. de abſtin. Anim. l. 2. Peſcenn. Feſt. apud. Lactant. Inſtit. l. 1. c. 21. Wel - ches biß zu des Tiberii Zeiten gewehret / teſte Tertullian. Apo - log. c. 9. ungeachtet Darius Hyſtapes ſie hiervon beweglich abge - mahnet. Juſtin. lib. 18. p. 160. & lib. 19. p. 262. auch in dem zwi - ſchen Carthago und dem Koͤnige Gelo zu Syracuſa gemachten Vergleich ausdruͤcklich verſehen war. 〈…〉〈…〉τι καὶ τὰ τέκνα πάυ - σονται τῷ Κρόνῳ καταθύοντ〈…〉〈…〉 ς. Plutarch. und Agathocles nach ſeinem Siege diß ihnen mit groſſem Ernſt abgeſchafft hatte. Jonſthon. Polyhiſt. p. 209. 291. Es opferten aber die Carthagi - nenſer derogeſtalt auch der〈…〉〈…〉 μίλκαν, welches mit dem Molech von〈…〉〈…〉 oder dem Koͤnige einerley Uhrſprung hat / und der At - lantier Koͤnigin oder Goͤttin andeutet. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 182. Maſſen denn auch in der Schrifft Moloch eben ſo wohl als Βαὰλ, eine Goͤttin / wie ein Gott genennet wird. Selden. Synt. 2. c. 2. p. 24. ſeqq.
  • v. 393. Durch ſolch ein Opfer hat auch Anobreta.) Porphyriusapud111.[111]apud Euſebium præparat. Evang. 1. & 4. erzehlet: Saturnum, quem Phœnices Iſrael vocabant, Regem Phœniciæ vetuſtiſſi - mum, ut Regnum ſuum à ſummo imminentis belli periculo liberaret, ſu perosq́ue propitios haberet; unicum (μονογενῆ) quem ex Anobreta ſuſceperat, filium regio ornatum faſtu, conſtructam ſuper aram immolaſſe. Daß aber Porphyrius hier eben vom Abraham und Iſaac rede / wil ex Gen. 22. Kircher. loc. cit. pag. 334. erweiſen. Und Selden. Synt. 1. c. 6. pag. 188. 189. Derogleichen fuͤr dz gemeine Heil geſchehene Opferung iſt auch beym Pauſaniâ in Meſſeniacis: Apollo Delphicus â Meſſeniis poſt prælium ſecundum de eventu belli conſultus virginem im - maculatam & ab Extraneo jugulatam ſibi immolari ex Æpy - tidarum familia voluit. Hinc Ariſtodemus filiam ſuam, etſi â Sponſo, ut inepta ſacriſicio eſſet, ſtupratam jugulavit ejus - demq́ue utero diſſecto, Oraculo ſe ſatisfeciſſe oſtendere vo - luit. Welche letztere Opferung ihrem Uhrſprunge zimlich nahe kommen / weil die aus dem Bauche redenden Teuffel dieſe Menſchen - Opfer zum erſten gelehrt haben ſollen. Selden. d l. p. 189.
  • v. 396. Buſir hat dem Oſir.) Wie Buſir oder Typhon / umb in Egypten die groſſe Hungers-Noth abzulehnen / ſeine Gaͤſte dem Ju - piter oder Oſiris geſchlachtet / fuͤhret Kircher. cit. loc. p. 335. 336. aus / allwo er zugleich meldet: daß bey des ermordeten Oſiris Gra - be eitel rothkoͤpfichte Menſchen geſchlachtet worden / weil in ſolcher Geſtalt Typhon den Oſiris getoͤdtet habe. Die Stadt Pellion ſchlachtete gleichfals bey der ihr vom groſſen Alexander zuhaͤngen - den Gefahr drey Knaben / drey Maͤgdgen / und drey ſchwartze Wieder. Arrian. lib. 1. p. 13. Dieſe bluttige Opfer haben erſt zur Zeit Keyſers Commodi, da die Heyden auch nur eines Gottes Gottesdienſt ſich der Vielheit ihrer Goͤtter ſchaͤmende eingefuͤhrt / aufgehoͤrt. Euſeb. IV. προϖ. 7. 8. v. 1.
  • v. 398. Und Ammon Molochs Bild durch dieſe Glutt gekroͤnt.) Ammon Loths Sohn / von welchem die in Cæleſyrien wohnen - den Ammoniter den Uhrſprung haben. Gen. 19. Heſych. Α᾽μμὼν υἱοὶ, μεθ᾽ ἡμῶν Λαός. Dieſes Volckes Abgott / dem ſie Menſchen opferten / wird im 1. Reg. 9. 〈…〉〈…〉Milcom oder ihr Koͤnig genennet / iſt aber eben dis / was Actor. 7. 43. μολὸχ oder〈…〉〈…〉 der Koͤnig / 2. Reg. 17 31. Adramelech und Anamelech die Goͤtter der Sepharvaim, und Jerem. 19. 5. Baal112.[112]Baal heißt. Benjamin in ſeinem Reiſe-Buche meldet: daß der Am - moniter Gott ein ſteinernes / uͤberguͤldetes / und auf einem Stuhle ſitzendes Bild ſey; Auf beyden ſeiten ſaſſen zwey weibliche Bilder / fuͤr ihm ſtunde das Opfer und Rauch-Altar in einem Tempel. Von eben dieſem Milcon und Melech kommen die Carthaginenſi - ſchen Nahmen Milici, Imilces, Imilco, Hamilcar, und der bey den Tyriern verehrte Hercules Μέλκαρτος, Μέλκαρθος, und Μελκάνθαρος, und der Arnathuſiſche Hercules Μαλίκα, der Grichen Μεγάλαρτος, Jupiter Μελίκαρ - τος, und Μεγαλόμαζος her. Selden. Synt. 1. cap. 6. Dieſer zu Carthago verehrte Moloch aber / war weder Priapus, noch Mercur, ſondern Saturnus. Voſſius de Idololatr. gentil. lib. 11. c. 5. Theodoret. in Æquiv. oder vielmehr Noah, weil die Phœnicier den Saturn, wie die Roͤmer den Janus mit zwey Geſich - tern mahlten. Voſſius d. l. lib. 1. c. 18. 19. und die von Aſſyriern unterm Nahmen des Saturn und Bel verehrte Sonne. Damaſci - us, Euſeb. und Voſſius lib. 2. c. 4.
  • v. 405. 406. 424. Jch habe ſo viel Muth fuͤr unſer Reich zu opfern Hertz und Blutt.) Bey den Roͤmern iſt dieſes zimlich gemein geweſt; Florus lib. 1. c. 13. n. 9. de bello Gallico: Jam primum majo - res natu ampliſſimis honoribus uſi, in forum coeunt, ibi de - vovente Pontifice, Diis ſe Manibus conſecrant. Et l. 1. c. 14. n. 3. alter Conſulum (Decius Mus) quaſi monitu Deorum, capite velato primam ante aciem Diis Manibus ſe devove - rit: ut in confertiſſima ſe hoſtium tela jaculatus, novum ad victoriam iter, ſangvinis ſui ſemita, aperiret. Et l. 1. c 17. n. 7. oppreſſus in ſinu vallis alter Conſulum Decius more pa - trio devotum Diis manibus obtulit caput .. Apud Græcos eadem pietate erga Patriam Menœceus Creontis ſilius vitam & ſangvinem Thebanis ſuis largitus eſt, gladioq́ue transfixum è muris præcipitem dedit. Cicero. 1. Tuſcul. Hierzu haben ſie gewiſſe Verfluchungen geſprochen. Plin. l. 28. c. 2. Livius dec. 1. l. 8. & lib. 10. Gleicher geſtalt hat laͤngſt vorher Codrus Koͤnig zu Athen ſich fuͤrs Vaterland mit Fleiß erſchlagen laſſen. Juſtin lib. 2. p. 31. daß auch bey den Morgenlaͤndern viel groſſe Herren ſich ſelbſt zu der Feuer-Opferung gewidmet haben / lehret Selden. Syntagm. 1. c. 6. p. 173.
v. 420.113.[113]
  • v. 420. Als den zwey Philenen Carthago wiedmete.) Es iſt ein Exempel ohne Exempel / daß die zwey Phileniſchen Bruͤder von Carthago ſich umb ihres Vaterlands ferne Graͤntze gegen die von Cyrene zu behaupten / auf ſelbter lebendig vergraben laſſen. Weſtwegen ihnen auf ſelbiger Stelle zwey Altaͤre aufgebauet worden. Saluſt. bell. Jugurth. c. 79. Dieſe Altaͤre aber haben zur Zeit des Strabo nicht mehr geſtanden. Strabo lib. 3.
  • v. 429. Nun lege Mutter mich der Baal in die Schoos.) Baal ward von den Weibern fuͤr einen Gott / von den Maͤnnern fuͤr eine Goͤttin verehret. Wie aus Ezech. 17. 17. das eſte / aus Hoſeâ 2. 8. it. 11. 13. Jerem. 19. 5. & 32. 35. unſchwer zu unterſcheiden iſt / wiewohl Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 2. c. 17. p. 859. 860. meinet: daß Baal allezeit eine Goͤttin heiſſe / die Hebreer haͤtten aber nur kein weiblich Wort / das eine Goͤttin außdenckte. Daß aber Baal bey denen Carthaginenſern einen Tempel in der Stadt Balis gehabt / lehret Selden. Synt. 2. c. 1. aus Stephano: Πόλις Λιβύης ϖρὸς τῇ Κυρήνῃ〈…〉〈…〉 πὸ τινὸς Βάλεως, οὗ καὶ ἱερὸν ἔχει. Von welchem Abgotte denn auch die Nahmen Hannibal, Aſdru - bal, Hiempſal, Adherbal, herkommen. Bochart. part. 2. Geo - graphiæ lib. 2. c. 16. p. 850. Euſebius aber lehret: das dieſer Baal oder Belus, nichts anders als Jupiter ſey. Und Xiphilin. in Caracall. Ζεὺς βῆλος ὀνομαζόμ〈…〉〈…〉 ος, κα〈…〉〈…〉 ἐν τῇ Α᾽παμε〈…〉〈…〉 τῆς Συρίας τιμώμ〈…〉〈…〉 ος. Selden. Syntagm. 2. c. 1. p. 214.
  • v. 442. 443. 462. 463. So Sonn als Mohnde wolln zum Opfer Erſtlinge von den Gefangnen haben.) Heliodor. l. 3. de rel - Æthiop. In Æthiopiâ Soli & Lunæ, videlicet Oſiridi & Iſidi, quicunq́ue ex hoſtibus primi capti fuerant, jure belli immo - labantur. Von den Deutſchen ſagt Tacitus. 1. Ann. 61. Lacis propinquis barbaræ Aræ, apud quas Tribunos ac primorum Ordinum Centuriones mactaverant. Daß in America die Me - xicaner / die Cioroteganer / die Einwohner in neu Granada jaͤhr - lich aus ihren Gefangnen einen zu ihrem Gott machen / und vereh - ren / hernach aber ſelbten durch ihren Topilzin oder oberſten Prie - ſter das Hertze aus der Bruſt ſchneiden / das noch warme Blutt da - von der Sonne / im Feſte Quetzaalvvalt aber dem Mohnden opfern / und hierauf ihrem Goͤtzen Vitzliputzli ins Antlitz werffen /Hſeinen114ſeinen Kopff in deſſen Tempel auf einen Pfal ſtecken / den Koͤrper aber freſſen; ja gewiſſes Brod mit dem Blutte der Gebuhrts-Glie - der benetzen / und austheilen / wordurch ſie ſich ihrer Suͤnde zu be - freyen einbilden / lehret ausfuͤhrlich Hornius in Arca Noæ. p. 484. 485. 488. 489. 504. 505. 512.
  • v. 480. ſeqq. Das Heyligthum meint fluchend zu entweihen.) Die bey den Opfern gebrauchte Ceremonien ſind unzehlbar; diß aber hier allein anzumercken: daß ſie aus unterlaſſung einiger derſelbten groſſes Unheil beſorgten / alſo: daß man nicht allein das Jahr nicht uͤberlebte / ſondern auch deſtwegen gantze Staͤdte als Hypæia und Hierocæſarea von der Erde weren verſchlungen worden. Theage - nes libr. de Diis. Pauſan. in prior. Eliacis & Lydiis Perſicis. Gleichwohl aber haben die Anaphaner dem Apollo σὺν τωθασμῷ, oder mit Verlachung geopfert / und dabey (κερτομοῦντες ἀλλήλους,) ein ander Schandflecke angehenckt. Bochart. Geographiæ part. 2. l. 1. c. 15. p. 462.
  • v. 492. Dis Hertze ſol dir Sonne.) Jn den Opfern ward fuͤr andern Eingeweyden das Hertze als der Uhrſprung des Lebens und der Sinnen beobachtet. Dahero auch in den Americaniſchen Men - ſchen-Opfern der Prieſter das Hertze den Mohnden zeigte / oder es ſelber aaß. Hornius Arcâ Noæ p. 489. 504. 505.
  • v. 495. Hier haſtu / Derceto / zum Opfer ihr Gehirne.) Weil das Gehirne kalt / und der Brunn der Feuchtigkeit iſt / Cæl. Rhodig. l. 6. c. 5. in fin. wird dis billich der Derceto gewidmet. Denn dieſe Phœniciſche und Babyloniſche Goͤttin / welche auch Atergatis, Argatis, Δερκετάδης, Adergatis, Atargata, Derce, Adargidis, Artaga, Atargatis hieß / war oben ein Weib / unten ein Fiſch / und eben diß / was 1. Sam. 5. 4. Der maͤnnliche Gott〈…〉〈…〉 iſt / welch Wort von〈…〉〈…〉 oder〈…〉〈…〉, nemlich dem Fiſche herkommen; und〈…〉〈…〉 oder Addirga einen anſehnlichen Fiſch heißt / und hierdurch nichts anders / als die ſich in einen Fiſch verwandelnde Venus bedeutet wird. Weſtwegen die Syrier keine Fiſche nicht gaßen / ja ſie Goͤttlich verehrten / worvon Clemens in Protreptico, von Phœniciern: τους ἰχθῦς οὕτω σέβουσι περιττῶς, ὡς ἡλει῀οι τὸν Δία. Selden Syntag. 2. cap. 3.
  • v. 503 Kom̃t laßt / wie Hannibaln euch einen Eyd vorleſen.) Ein ſolch beruͤhmtes Exempel iſt bey Floro l. 2. c. 6. n. 2. Hinc ultio - nem puer Annibal ad aram patri juraverat: nec morabatur. Appian115Appian de bell. Hiſpan. p. 259. Oroſius l. 4. c. 14. Annibal Odium Romani nominis Patris Amilcari, cum eſſet novem Annos natus fideliſſimè, alias infideliſſimus, ad aras juravit. Und Plutarchus in Annibale: Amilcar quatuor Filios in - tuens tot Catulos Leoninos in perniciem Imperii Romani alere ſe, prædicabat, è quibus Annibalem novem Annorum natum Altaria tenentem adegit jurare, ſe, cum primum per ætatem potuiſſet, acerrimum hoſtem Populi Romani futu - rum. Dieſen Eydſchwur beſchreibt patheticè Silius Italic. l. 1. de bell. Pun. und ſol ihn Hannibal beym Bilde des Hercules geleiſtet haben / wovon Martial. lib. 9. Epigr. 44.
Hunc puer ad Lybicas juraverat Annibal Aras; Juſſerat hic Syllam ponere Regna trucem Utq́ue fuit quondam placidi Conviva Malochi, Sic voluit docti Vindicis eſſe Deas.
  • Dis Bild aber hat nach erobertem Carthago ohne Anſehen ante aditum Porticûs ad Nationes geſtanden / Plin. l. 34. c. 8.
  • v. 507. 508. Jhr muͤſt’s Altar anruͤhrn.) Ptolomeus ſumtis in ma - nûs altaribus, contingens ipſa ſimulacra & pulvinaria Deo - rum, in auditis ultimisq́ue Execrationibus adjurat. Juſtin. lib. 24. c. 2. 8. Beſiehe von dieſer Ceremonie Macrobium. Vir - gil. 12. Æn. v. 201. Tango aras, mediosq́ue Ignes & Numina teſtor. Eine andere Carthaginenſiſche Art zu ſchweren hat Juſtin. l. 22. c. 2. 8. Tunc Hamilcari expoſitis Ignibus, Cereisq́ue ta - ctis in obſequia Pœnorum jurat.
  • v. 523. 524. Pygmalions ſein Bild.) Dieſen Ohrt erklaͤret Arnobius contra gentes. lib. 6. p. m. 684. Philoſtephanus in Cypria - cis autor eſt, Pygmaleonem Regem Cypri Simulacrum Vene - ris, quod Sanctitatis apud Cyprios & Religionis habebatur antiquæ, adamaſſe, ut fœminam, mente, anima, lumine ra - tionis, judiciiq́ue cæcatis: ſolitumq́ue dementem, tanquam ſi uxoria res eſſet, ſublevato in lectulum numine copularier amplexibus atq́ue ore, resq́ue alias agere libidinis vacuæ imaginatione fruſtrabiles. Conſimili ratione Poſidippus in eo libro, quem ſcriptum ſuper Guido indicat, ſuperq́ue rebus ejus, Adoleſcentem haud ignobilem memorat, ſed vocabu - lum ejus obſcurat, correptum amoribus Veneris, propter quam Guidus in nomine eſt, amatorias & ipſum miſcuiſſeH 2laſci -116laſcivias, cum ejusdem Numinis ſigno genialibus fuſum tho - ris, & voluptatum conſequentium finibus. Noch mehr ſol - cher naͤrriſchen Buhlereyen fuͤhret an Marino nella Diceria della Pittura part. 2. pag. 84. che Alchida Rhodico s inamorò libidinoſamente della Statua di Venere opera di Praſſitele. letto, che Pigmalione della ſua s invaghi ſì follemente, che con eſſo lei ragionava, l abbracciava e con affettuoſi ge - miti ſoſpirava. Suoviemmi, che Giunio havendo veduto un Simulacro delle Muſe ignude, s acceſe per eſſo di ſtrano ar - dore. Mi ricordo che Pontio ſi compiaque in guiſa d Ata - lanta & Helena fatte già per mano di Cleofanto, che ſe ne ſtruggeva di deſiderio. Trovo ſcritto finalmente amante eſ - ſerſi ritrovato tanto focoſo, chè mon baciando della ſua cara amata il ritrato.
  • v. 539. 540. Der Mutter Hertz und Lebens-Glaß zerbricht.) Gaudio periere præter Chilonem (Victore Filio Olympiæ:) Sopho - cles & Dionyſius Siciliæ tyrannus, uterq́ue accepto tragicæ victoriæ nuntio Mater pugna illâ Canenſi, filio incolumi vi - ſo contra falſum nuntium. Valer. Max. c. 12. l. 9. Plin. lib. 7. c. 32. & 53.
  • v. 542. Daß Ajax einen Stier fuͤr den Ulyß erſticht.) Ovid. l. 13. Met. Eurip. in Ajace.
  • v. 547. 548. umbarmt er Flamm und Todt.) Plutarch. libr. de ca - piend. ex hoſtib. utilitate p. m. 86. Cum Satyrus ignem ſibi primo viſum oſculari vellet & amplecti, monet eum Prome - theus: Barbam tuam Caper, deflebis protinus: tangentem adurit Ignis.
  • v. 556. Das kein Timantes kan ſein todtes Antlitz mahln.) Die - ſes beſchreibt Plin. lib. 35. c. 10. p. m. 691. Valer. l. 8. c. 11. Quintilian. l. 2. am beſten aber Marino nella Pittura. p. 69. Fu lodata ſummamente l accortezza di Timante, il quale havendo nel ſacrificio d Ifigenia dipinto Calcante meſto, Uliſſe ſoſpiroſo, Ajace che gridava, Menelao che ſi diſpera - va; quando giunſe à voleo dipingere Agamemnone che di paſſioni tutti coſtoro ſuperaſſe, & conoſcendo non eſſer cosî facile à rappreſentare l affetto del Padre, come la pietà del Aruſpice, il dolor degli Amici, il pianto del fratello e la triſtitia de circoſtanti, vinſe il difetto con artificio e fecelocol117col capo turato, fingendo che per aſciugar le lagrime ſi co - priſſe con un velo la faccia.
  • v. 559. 560. Jch tag auß der Gruft Achillens Geiſt: daß er Polyxe - nen ihm kan geſchlachtet ſehn.) Dieſes beſchreibet ausfuͤhrlich Se - neca in Troad. act. 2. v. 166. ſeqq.
  • v. 563. 564. Daß ihn der Bachchen Grimm in taufend ſtuͤcke reißt.) Orpheus cum ad Inferos deſcendit, ibi Deorum laudes præ - terquam Liberi Patris per oblivionem amiſſi cecinit, quare iratus Dionyſus furorem ſuis Bacchis immiſit, à quibus apud Hebrum fluvium fuit diſcerptus. Natal. Comes Mythol. l. 7. c. 14. p. 759.

Die andre Abhandlung.

  • v. 25. Auch Hannibal hat ſchon Carthagens Fall erkennt.) Flor. l. 2. c. 6. n. 53. Annibal re cognita cum projectum fratris ca - put ad ſua caſtra vidiſſet, Agnoſco, inquit Infelicitatem Car - thaginis. Hæc fuit illius viri non ſine præſagio, quodam fa - ti imminentis, prima confeſſio.
  • v. 35. Sol ich allein durch Furcht und Flucht mir rahten.) Dieſer andere Sohn des Syphax Vermina hat hernach das groͤſte Theil des vaͤterlichen Reiches eine zeitlang behauptet / und als Hannibal aus Jtalieu zuruͤcke kam / ſich zu ihm geſchlagen. Appian. de bell. Pun. p. 18.
  • v. 62. 117. Der eine Woͤlfin hegt. Und ſolcher Woͤlfe Klau.) Rom ward allezeit mit einer Woͤlfin gemahlt / an der die zwey Kinder Romulus und Remus ſaugten. Weil aber die Woͤlffe dem Kriegs Gotte gewidmet waren / nennte man auch Helden Woͤlffe. Alſo heiſt Hercules beym Lycophron in Caſſandrâ. v. 871.
    • καὶ θηροχλαίνου σηκὸν ὠμηςοῦ Λύκου.
  • v. 99. Die Kraͤntze die uns ziern ſind Pfeile voller Spitzen.) Die Mohren pflegen Kraͤntze umbs Haupt zu tragen / in welchen rings herumb empor gekehrte Pfeile ſtecken. Lucian. de Saltatione: Τὸ βέλος Αἰθίοψ ἀνὴρ ἀφελὼν τῆς κεφαλῆς, τάυτη γδ ἀντὶ φαρέτρας χρῶνται, περιδεόντες ἀυτῇ ἀκτινη - δὸν τὰ βέλη. Claudian. l. 1. in Stilicon. H 3Vene -118
      • Venerat & parvis redimitus Nuba ſagittis.
      & lib. 3. de Conſul. Honor. Meroë traxit de Crine Sagittas.
  • v. 102. Da Mohren doch beruͤhmt ſonſt von vier Augen ſind.) Solin. c. 20. Maritimos Æthiopas, quaternos Oculos dicunt habere: ſed fides alia eſt, illa deniq́ue, quod & vident plurimùm & manifeſtiſſime deſtinant Jecus Sagittarum. Plin. l. 6. c. 30. Æthiopas Niſicaſtas vocant, quod ſignificat ternûm aut qua - quaternorum Oculorum Viros, non quia ſic ſint, ſed quia ſa - gittis præcipuâ contemplatione utantur. Alleine Niſi caſta, oder vielmehr〈…〉〈…〉 heiſſet vielmehr Eſaiæ 66. 19. einen Bogenſpanner. Die Sineſer ruͤhmen ſich ihres Verſtandes halber: daß ſie zwey / die Europeer ein / die andern Voͤlcker aber gar kein Auge haben.
  • v. 115. 116. Der Roͤmer Ketten beaͤngſtigen mein Hertz.) Dieſe Rede / womit Sophonisbe den Maſaniſſa beredet ſie nicht in der Roͤmer Haͤnde zu liefern / hat Livius dec. 3. l. 10. p. m. 393. Uber das be - kante Exempel der Cleopatra dienet hieher Taciti 12. Ann. c. 51. Rhadamiſto ſubſidium fuit pernicitas Equorum, quîs ſeq́ue & Conjugem abſtulit. Sed Conjunx gravida, primam utcun - q́ue fugam ob metum hoſtilem & Mariti caritatem tolera - vit: poſt feſtinatione continuâ, ubi quati uterus & viſcera vibrantur, orare ut morte honeſtâ Contumeliis Captivitatis eximeretur. Ille primò amplecti, allevare, adhortari, modo virtutem admirans, modo timore æger, ne quis relictâ poti - retur. Poſtremo violentia amoris & facinorum, non rudis diſtringit acinacem, vulneratamq́ue ad ripam Araxis trahit, flumini tradit, ne corpus etiam auferretur.
  • v. 168. Sol ich der Creuſe Brand / des Creon Ach ausſtehen.) Die - ſe hat die eyverſuͤchtige Medea verbrennet. Senec. in Medea. act. 5.
  • v. 198. Der neue Carthago baut.) Strabo ſagt von ihm: Καρχηδων νεά κτίσμα Α῎σδρουβα, τοῦ διαδεξαμένου Βάρκαν τὸν Α῎ννιβα πατέρα. Neu Carthago ſey von dem - ſelben Asdrubal gebaut / der des Hannibals Barca Vater in dem Regimente gefolgt. Und Polyb. lib. 2. c. 13. p. 141. 142. ruͤhmet ihn: daß er mit groſſer Klugheit und Fleiß Hiſpanien verwaltet / und durch erbauung der Stadt Neu Carthago zu vergroͤſſerungdes119des Carthaginenſiſchen Reichs viel beygetragen habe. Und lib. 10. c. 10. p. 813. Daß er zu Carthago bey dem Tempel des Es culapius eine Koͤnigliche Burg erbaut / und nach der Oberherrſchafft ge - trachtet habe.
  • v. 199. Und ſtets voll Tapferkeit zum Kampfe war geguͤrtet.) Asdru - bal ſol / vermoͤge einer vom Iſaaco Voſſio heraus gegebner Uber - ſchrifft / eigendlich AZRUBAL geſchrieben werden. Dieſes〈…〉〈…〉 oder〈…〉〈…〉 aber heiſt eigendlich ein zum Kampffe geguͤrteter Herr. Daher auch dem Asdrubal beym Philo, Diogene, Laertio und Plutarcho der Nahme Κλειτόμα - χος, das iſt ein Streitbarer / zugeeignet wird. Bochart. Geo - graphiæ part. 2. lib. 2. c. 12. p. 825.
  • v. 209. 210. Muß legen den Finger auf den Mund.) Loredanio nel Antonino Caracalla de Scherzi Geniali p. m. 50. Gli antichi Elvetii adoravano il Sole col dito alle bocca. Et Martian. Cappella in Philot. Inter ſacrificandum, quidem puer ſtabat, ad os compreſsô digitô ſalutare ſilentium commonebat. Jn Sina darf nur der Koͤnig dem Himmel / der Sonne und Sternen opfern; gemeine Leute wuͤrden darmit ein groß Verbrechen thun. Ja auch wenn jemand den Koͤnig daſelbſt anredet / muß er fuͤr ſeinen Mund ein helffenbeinern Taͤflichen fuͤrhalten. Alvaro Semeda nel - la Cina. p. 122. & 150. 151. Bey den Roͤmern war die Goͤttin des Stillſchweigens Agerona mit verbund und verſiegeltem Mun - de abgebildet. Plin. l. 3. c. 5. Macrob. Saturn. l. 1. c. 10. Der Egyptiſche Abgott Harpocrates legte den rechten Weiſefinger auf den Mund. Kircher. Oed. Ægypt. tom. 1. Synt. 3. c. 7. p. 212. 213.
  • v. 227. Der Voͤlcker Schiedesmann.) Syphax warf ſich zwiſchen Rom und Carthago zum Schieds Richter auf / mit Bedreuung wider den zu ſeyn / welcher bey ſeinem Ausſpruche nicht beruhen wuͤrde. Appian. de bell. Pun. p. 9. 10.
  • v. 236. Als du und Aſdrubal in einem Bette laget.) Wie Scipio und Asdrubal auf eine Zeit beym Syphax angelendet / ſeinen Beyſtand zu erhalten / und wie dieſe zwey Feinde ſo gar daſelbſt in einem Bet - te geſchlaffen / beſchreibt Livius dec. 3. l. 8. p. m. 311. 312. Appian. de bell. Hiſp. p. 271.
  • v. 275. Jch wil mehr Pein ſtehn aus / als Regulus ertragen.) Dieſen haben die Carthaginenſer / weil er lieber wider ſich ins GefaͤngnuͤsH 4ſtelln /120ſtelln / als den Roͤmern Friede zu machen rathen wollen / aufs gran - ſamſte gemartert. Flor. l. 2. c. 2. n. 23. 24. 25. Appian. l. 1. de bell Pun. p. 3. meldet: Daß er in einem inwendig mit ſpitzigen Stacheln gefuͤllten Faſſe umbkommen. Cic. 3. de Offic. & Orat. in Piſon. meldet: man hette ihm die Angenlieder abgeſchnitten / und ihn durch Verhinderung des Schlaffes getoͤdtet. Welches a - ber ein Getichte des Ehweibes des Reguli zu ſein ſcheinet / als wel - cher die Gefangenen Boslar und Bomilcar zu einem Loͤſegelde vom Roͤmiſchen Rechte anvertrauet / und als Atilins zu Carthago ge - ſtorben / die Gefangenen von ihr uͤbel gehalten worden. Wie aus einem Fragmento Diodori Siculi, und des Polibii Stillſchwei - gen nicht unklar zu ſehen iſt. Beſiehe Chriſtoph Heindrich. in Carthagine. lib. 2. ſect. 1. c. 5. p. 246. ſeqq. Von allerhand Mei - nungen ſeines Todes wegen. Wie grauſam Asdrubal aber im dritten Kriege mit den Roͤmiſchen Gefangnen gebahret / ihnen Au - gen / Zungen / Fuͤſſe / Finger abgeſchnitten / ja ſie gar geſchunden hat. Appian. de bell. Pun. c. 5. 3. p. 72.
  • v. 399. Die Stratonice freyt noch bey Selevcus Leben. ) nemlich mit willen ihres Ehm̃annes ihren Stiefſohn Antiochum, welcher ſich in ſie heftig verliebt / daß er kranck darnieder lag / welche Liebe der Artzt Eraſiſtratus wahr nahm / und dem Selevcus eroͤfnete. Plu - tarch. in Demetrio p. m. 906. 907.
  • v. 407. 408. Hat Aſdrubal mich dir zum Braͤutgam nicht erwehlt.) Asdrubal verlobte Sophonisben dem Maſiniſſa. Als aber Sy - phax der ſich vorher in ſie verliebt hatte / dem Scipio in Africa wider Carthago beyzuſtehen zuſagte / vermaͤhlten die Carthagi - nenſer ohne ihres Vaters und Braͤutigams vorbewuſt ſie dem Sy - phax, umb ihn von den Roͤmern abzuziehen. Worauf Maſaniſſa zum Roͤmern / Syphax zum Carthaginenſern uͤberfiel. Appan. l. 1. de bell. Punic p. m. 6. & de bell. Hisp. p. 275.
  • v. 405. Zernichtet Kaccabe.) Die Grichen nennten Carthago auch Κακκάβή, welches ſo viel als ein Pferde Kopff heiſſen ſol / der bey Erbauung der Stadt ſol gefunden worden ſein. Euſtathius in Di - noyſium: ἐκαλει῀το δὲ Κακκάβη, περτῇ Ε᾽γχωρίῳ Δι - αλέκτῳ ἵπϖου δειλοι῀ κεφαλὴν.
  • Sil. Italic. lib. 2. Punic.
    • Oftentant Caput effoſsâ tellure repertum Bellatoris Equi, atq́ue omen clamore ſalutant.
Κακκάβη121
  • Κακκάβη aber ſol eigendlich Καρκάβη geſchrieben worden / und kommt her von〈…〉〈…〉 oder〈…〉〈…〉 welches das Haupt bedeutet / o - der auch von〈…〉〈…〉 das ein Pferd heißt. Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. c. 24. p. 514. 515.
  • v. 433. Das Einhorn legt ſein Horn / den Zepter ſeiner Macht ſo in der Frauen Schoos.) Wie von dem Einhorne welches bey den A - rabern Mirmis, bey den Jndianern Carcano oder / nach des Ælia - ni Meinung / Καρκάζωνον, bey den Egyptiern Κάρχινος heißt / viel unglaublich Ding getichtet / inſonderheit aber ſein gegen Menſchen und Elephanten gehegter Haß / die Liebe gegen die Holtztauben / die Staͤrcke und Schoͤnheit ſeines Hornes / in welchem man geſtalten der Menſchen / Pfauen / Rehe / Baͤume / und andere Dinge kuͤnſt - lich gebildet finden ſol / von den Arabern heraus geſtrichen wird: Alſo erzehlen ſie von einem andern kleinern und gegen Mitternacht befindlichen Einhorne / welches ſie Charſan und Charis nennen: Daß dieſes durch Fuͤrſtellung einer Jungfrau in eine Hoͤle gelocket / zum ſaugen / wo von es wie von Weine truncken wuͤrde / gereitzet / und derogeſtalt von Jaͤgern gefangen wuͤrde. Euſtathus in He - xameron p. 40. erzehlt von ihm: Es ſey ein kleines aber wildes einhoͤrnichtes Thier / einem Bocke gleich. Wenn man es fangen wolte / ſtelte man ihm eine reine Jungfrau fuͤr / in welcher Schooß ſich diß Thier hernach Niederwuͤrffe / ſich liebkoſen / und in Koͤnigli - che Haͤuſer leiten lieſſe. Iſidor. lib. 12. v. 2. meldet: es ſchlieffe darinnen ein / und Tzetzes Chil. 5. c. 7. Die Jaͤger verkleideten ei - nen ſtarcken Juͤngling in eine Jungfran / wuͤrtzeten ihn ſtarck ein / und ſtellten ihn fuͤr ſeine Hoͤle. Durch dieſen Geruch wuͤrde das Einhorn herzu gelockt / von Jaͤgern ihm ſein koſtbahres Horn ab - geſchnitten / und hernach frey gelaſſen. Bochart. tom. 1. Hiero - zoic. lib. 3. c. 26. p. 940. 941.
  • v. 450. 451. Sein Kleid und Antlitz ſind verliebte Sternen: Beer / Ochß / Orion / Adler / Schwan.) Dieſe unter die Sternen verſetzte Kebsweiber Jupiters fuͤhret die ſich beklagende Juno in dem fuͤr - trefflichen Eingange des Raſenden Hercules beym Seneca Tragi - co praͤchtig auf.
  • v. 457. 458. Fuͤr mir mus Jupiter ſelbſt knien. ) die Fabeln: daß Jupiter in geſtalt eines Guckucks die Juno, eines guͤldnen Regens die Danar / eines Satyri die Antiope beſchlaffen / ſind gemein. Hier -H 5mit122mit aber ziehet die Heyden ſtattlich durch Arnob. contr. Gentes lib. 5. p. m. 645.
  • v. 467. 468. 469. Auch biß zur Hoͤlle dringt mein Strahl.) Virg. l. 6. Æn. v. 442.
    • Hîc quos dirus amor crudeli tabe peredit, Secreti celant calles, & myrtea circum Sylva tegit. curæ non ipsâ in morte relinquunt. Et v. 450.
  • Inter quas Phœniſſa recens à vulnere Dido Errabat Sylvâ in magnâ. Ja die entſeelten Liebhaberinnen tichten ſie: daß ſie der Proſerpina die Liebes Fackeln fuͤrtragen muͤſſen. Virgil. in Culi - ce v. 256. und daſelbſt Taubman.
  • v. 470. Seqq. Dringt Orpheus nicht.) Auch dis / wie Orpheus ſeine Euridice aus der Hoͤlle wiedergeholet / beſchreibt Virg. l. 4. Georg. v. 464. ſeqq. wie Theſeus aber mit Jirithoo die Proſerpinam zu rauben in die Helle gezogen / Natal. Comes Mythol. lib 7. c. 9 p. m. 735.
  • v. 478. Ein Polifem erſtarrt fuͤr Galatheen.) Dieſes Cyclopen Liebe beſchreibt Theocritus in Cyclope
  • v. 479. Selbſt Pluto laͤßt ſein finſter Reich.) Claudian. de rapt. Proſerpinæ.
  • v. 461. 482. Brecht ihm die Donnerkeil entzwey. Reicht mir der Hel - len Schluͤſſel dar. Hieher gehoͤren die ſchoͤnen Verſe Philippi.
Συλήσαντες ὄλυμπον ἴδ᾽ ὡς ὅπλοισιν ἔρωτες Κοσμοῦντ᾽ ἀθανάτων σκῦλα φρυαοςόμενοι. φοίβου τόξα φέρουσι, Διὸς〈…〉〈…〉 κεραυνὸν, Α῎ρηος ὅπλον, καὶ κυνέην, Η῾ρακλέους ρὅπαλον, Ε᾽ιναλίου τε Θεοῦ τριβελὲς δό ρυ, θύρσα τε Βάκχου, πτηνὰ πέδιλ᾽ ἕρμου, λάμπαδα Α᾽ρτέμιδος. Ο᾽υκ ἄχθος θνητοῖς ἐίκειν Βελέεο〈…〉〈…〉 ιν ἐρώτων, Δαίμονες ὁ῀ις ὅπλων κόσμον ἔδωκαν ἔχειν.
Die Liebe hat den Schmuck des Himmels angezogen / Und in den ſchoͤnen Raub der Goͤtter ſich gehuͤllt. Sie nam den Zevs den Keil / dem Phæbus Pfeil und Bogen Alciden ſeinen Spiß / dem Krigs Gott Helm und Schild. Die123Die Gabel dem Neptun / dem Bachus ſeine Lantze / Die Fluͤgel dem Mereur / Dianen Horn und Glutt. Wie ſol nun nicht der Menſch fuͤr ihrer Waffen Glantze: Sich ſcheuen / da kein Geiſt ihr in der Welt was thut.
  • v. 490. Leucatens Felß vertilgt der Liebe Macht.) Ovid. Heroid. in Epiſt. Sapphus.
Quid nunc non ignibus æquis Ureris? Ambraicæ eſt terra petenda tibi. Phœbus ab excelſo, quantum patet, aſpicit æquor, Actæum populi Leucadiumq́ue vocant. Hinc ſe Deucalion Pyrthe ſuccenſus amore Miſit, & illæſo corpore preſſit aquas. Nec mora, juſſus amor, fugit lætiſſima merſi Pectora: Deucalion igne levatus erat. Hanc legem locus ille tenet: pete protinus altam Leucada, nec ſaxo deſiluiſſe time.
  • v. 486. Silenus Bach theilt Seel und Brunſt von ſammen.) Wer ſich aus dieſem Fluſſe bey Padua badet / ſol der Liebe ſich entbuͤr - den. Pauſanias in Achaicis.
  • v. 496. Bleibt unverſehrt wie Salamand’r im Feuer.) Von dieſem Thiere / welches Kimchi fuͤr eine Art der Voͤgel andere der Maͤuſe halten / und wie die Rabinen ſchwermen / aus verbrenntem Myrr - then Holtze in ſieben Jahr lang brennenden Glaſe-Oefen gezeugt werden ſol. Schreiben ins Gemein die Naturkuͤndiger: quod ei tantus rigor, ut ignem tactum extinguat, non alio modo, quàm glacies. Plin. l. 10. c. 67. Ariſt. l. 5. hiſt. c. 19. Dahero in dem Sanhedrin getichtet wird: daß der auf ſeines Vaters A - chaz Befehl ins Feuer geworffene Koͤnig Ezechias durch Sala - mander Oel / wormit ihn ſeine Mutter eingeſchmieret / ſol erhalten worden ſein. Bochart. tom. 2. Hieroz. lib. 6. c. 6. p. 824. Dieſer Meinung / daß die Salamandern Kraͤffte haben dem Feuer zu wi - derſtehen / hat nun zwar Dioſcorides widerſprochen; alleine es wird im Journal des Scavans tom. 1. p. 83. 84. du Journal d An - gletterre die erſte mit dieſen Worten beſtaͤttigt: Monſieur ſterion célebre Anatomiſte à ecrit de Rome au Docteur Croon, que le Chevalier Corvini luy à aſſuré, qu ayant jetté dans le feu une Salamandre, qu on luy avoit apporteé des Indes, elle s, enfla auſſi toſt, & vomit une grande quantite de matiere ſem -blable124blable à de la bavedont elle e teignit les charbons voiſins, sur le quels elle se retira; & que lors que ces charbons se Zallumoient, elle recomgoit à les eſteindre de la mesme ma - niere. S eſtant garantie par ce moyen de la violence du feu pendant l espace de deux heures, ce gentil homme la retira, ne l ayant pas voulu laiſſer plus long-temps dans ce danger; & elle a encore veshu neuf mois depuis. Il adjouſte que ce gentil homme l avoit gardeè onze mois entiers, ſans qu elle priſt d autre nourriture pendænt tout ce temps, que celle qu elle pouooit tirer en lechant une certaine terre, qu non avoit apporteè des Indes, & sur la quelle elle marchoit. Let - te terre eſtoit au comentement cou verte d une humidité é paiſſe, mais eſtant en ſuite de venüe ſeche, cet animal la mo - uilloit de ſon urine. Au bout d onze moi comme on eut mis cette Salamandre sur la terre d Italiæ, elle mourut trois jours apres, qu on luy eut fait e hanger de terre.
  • v. 498. Reißt die Keule weg dem Rieſen.) Wie Hercules bey der Omphale geſponnen / wie er ſich auf dem Berge Oeta ſelbſt verbrennet iſt genug / und ſonderlich aus Senecæ Hercule Oetæo bekand. Hiermit aber weiß die Heyden Arnob. contra gentes lib. 4. p. 614. 615 ſtattlich durch zulaſſen. Maſſen denn wie dieſe Fabel aus der Geſchichte des Samſons mit der Delila gezogen ja dem Herculi faſt alle des Joſua und Samſons Thaten angetich - tet worden. Hornius in Arc. Noæ p. 130.
  • v. 505. Selbſt Phaethon kuͤhlt ſich in meiner Flutt.) Jm Po / als ihn Jupiter bey Entzuͤndung des Erdbodens hinein geſchlagen. Apol - lon. 4. Argonaut Lucret. l. 5. zum Uhrſprunge dieſer und ande - rer Heydniſchen Fabeln ſchicket ſich ſehr wohl die Auslegung des Marino nella Muſica part. 1. p. 142. 143. Ritroverà in certo modo figurata la Trinità in Gerione, la generatione eterna in Minerva, la creatione dell huomo in Promotheo, ra roui - na de gl Angeli ne Giganti, Lucifero in Fetonte, Gabriello in Mercurio, Noë in Deucalione, la moglie di Loth in Niobe, Gioſuè in Leucothoe, la conſervatione del mondo in Atlan - te, l incarnatione del Verbo in Danae, l amore di Chriſto in Psiche, le betaglie col Diavolo in Hercale, la predicatione in Anfione, la riſuſcitatione morti in Esculapio, l inſtituti - one del Sacramento in Cerere, la pasſione in Alteone, la dis -cera125cera al Limbo in Orfeo, la Salita al Cielo in Dedalo, l In - cendio dello Spirito Santo in ſemele, l aſſumtione della Vir - gine in Arianna, il Giudicio in Paride, e cento e mille men - zogne al vero applicabili. Und iſt ſich nicht zu verwundern: daß etliche Fabeln aͤlter / als die wahrhafte Sache ſelbſt / daraus ſelbte von den Heyden genommen / weil Kircherus in Oedip. Æ - gypt. trm. 2. part. 1. c. 12. p. 193. ſeqq. behaupten wil: daß auch die Heyden / als die Sybillen / Orpheus und andere aus Goͤttlicher Eingebung von Chriſtlichen Geheimnuͤſſen wahrgeſagt hetten. Be - ſiehe auch Horn. Hiſt. Philoſoph. l. 5. c. 2.
  • v. 510. Daß er der Ceres wie ein Pferd nachrennt.) Von dieſer getich - teten Brunſt des Neptuni handelt Natal. Comes Mythol. lib. 3. c. 10. p. m. 221.
  • v. 511. 512. Des verliebten Alfeus Bach.) Von dieſem die Stadt Elis in Arcadien beſtroͤmenden und in Achaien ſich unter die Erde ver - krichenden Fluſſe / berichtet Plin. lib. 2. & lib. 4. c. 5. 6. Ammian. Marcell. lib. 15. Mela. 27. Strabo l 6. daß er unter dem Meere und der Erde bis nach Syracuſe in Sicilien fluͤſſe / und daſelbſt ſich mit dem Fiſchreichen Brunnen Arethuſe ſich vermaͤhlte. Als in welchem die in Fluß Alpheus geworffene Dinge herfuͤr kommen ſollen. Dahero die Poeten tichten: daß Alpheus ſich in eine in dieſen Brunn verwandelte Jaͤgerin verliebt hette. Worvon keiner beſſer als Statius lib. 1. Sylv ſinget:
Tumidæ ſi transfuga Piſæ Amnis in externos Iongè flammatus Amores Flumina demerſo trahit intemerata Canali: Donec Sicanios tandem perlatus anhelo Ore bibit fontes: miratur dulcia Nais Oscula, nec credit Pelago veniſſe Maritum.
  • Ja die Grichen haben dieſem Fluſſe / als einem Freinde Jupiters mit Dianen ein gemeines Altar aufgerichtet / und ihn wie auch den Brunn Arethuſa Goͤttlich verehret. Pauſan. lib. 5. & Nicanor Samius lib. 5. Befiehe hiervon ausfuͤhrlich Clu - ver. in Sicil. antiqu. lib. 1. cap. 12. p. 156. ſeqq. Den Fluß Alpheus fuͤhret der Sinnreiche Guarini in ſeinem lieblichen Paſtor fido zum Vorredner ein. Weil nun zwey groſſe Lan - des Leute / derer vertraͤulichen Freindſchaft ich mich ſo ſehr als Schleſien ſich ihrer hohen Gaben und Verdienſt zu ruͤhmen habe /in126in beyden gluͤckſeeligen Uberſaͤtzungen dieſes treuen Schaͤfers den vorredenden Alfeus nicht mit uͤberſaͤtzt / habe ich bey dieſer Gelegen - heit gleichſam zu einer Nachleſe ihn in eben ſo viel Teutſche Reymen bracht / als ihrer im Welſchen ſind:
Hat auch ein alt Geſchrey / das niemand nam in acht /
Und dem man noch nicht Glauben giebet
Von einem Fluß ein Wunder beygebracht;
Wie er ſo heftig ſey verliebet:
Daß ſeine heiſſe Bach
Durch’s Meeres Eingeweid und durch der Erde Schooß /
Wie iſt die Macht der Liebe doch ſo groß!
Durch fluͤcht gen Arethuſ in Trinacris drang nach;
Wo unter Etnens Klufft
Der Rieſe der vom Blitz erlegt iſt / und ſelbſt blitzet /
Der Rache Feuer in die Lufft
Und gegen dem verhaßten Himmel ſpritzet.
Derſelbe Fluß bin ich /
Jhr habt von mir gehoͤrt nun aber ſeht ihr mich
Meint euren Augen ihr nicht Glauben zuzuſtellen?
Schaut: ich verendere den vorgewohnten Lauf
Jch kieß ein frembdes Meer / und halte nun die Wellen
Des Koͤniges der Fluͤſſe auf
Hier mach ich freudig mich herbey /
Wo es mich recht bedunckt ſeh ich hier einen Strand /
Wie weiland war mein ſchoͤn und freyes Vaterland /
Das itzt iſt Magd und Wuͤſteney
Ja / Mutter / ja du biſt’s / Alfeus kennet dich
Ach! ſo erkenne doch / Arcadien auch / mich.
Mich dein ſo lieb und hochberuͤhmtes Kind!
Jch ſeh es ja / dis ſein die ſchoͤnen Waͤlder
Und die zur Zeit ſo wohlbekannten Felder
Wo Tugend ihre Wieg und auch ihr Grabmahl find’t.
Die guͤldne Zeit verkroch in dieſen Winckel ſich
Als ſie der Welt und Menſchen ſich entſchlug /
Die eiſern ſind / voll Laſter und Betrug.
Alhier ergetzt die Freyheit mich /
Die ohne Neid und ohne Maaße bluͤhet.
Die127
Die ein entwafnet Friedens-Bild
Jn Sicher beſitzt / ſich ohne Wache ſiehet.
Der Unſchuld und der Tugend Schild
War dieſes Volckes Waͤll / der beſſer konte tauern /
Als Thebens ſtarcke Mauern /
Die von beſeelten Stein hat Orpheus aufgefuͤhrt /
Wenn auch gleich Grichenland vom Kriege ward geruͤhrt /
Arcadien in Brand gerieth /
Sein kriegriſch Volck zu Waffnen war bemuͤht /
So blieb doch dieſes edle Theil
Der Voͤlcker Zuflucht / Schirm und Heil /
Man hoͤrte nichts von dem Geraͤuſch und Raſen /
Wenn Feind und Freind gleich ließ Trompeten blaſen.
So ſehr nun Megara / und Patra / und Corinth /
Micen und Sparta war begierig obzuſiegen /
So eifrig war diß holde Volck geſinnt /
Das an der Bruſt dem Himmel ſchien zu liegen /
Sich zu verwahren in der Ruh.
Wenn jene dort verſchantzten ihre Staͤdte
Schrieb dieſes ſein Geluͤck der Himmels Feſtung zu.
Die Waffen kaͤmpften dort / hier aber das Gebethe /
Kan dieſes Volckes Nahm und Tracht
Gleich Schaͤffern auch verglichen werden /
War doch ihr Thun und die Gebehrden
Nicht groben Hirten nachgemacht.
Denn einer war aufs eifrigſte beflieſſen
Die Heimligkeiten der Natur /
Jn Himmel / Erde / Meer und in der Luft zu wiſſen /
Ein ander folgte nach des fluͤcht’gen Wildes Spur /
Ein ander paßte auf
Ein Wald-Schwein mit mehr Ruhm / und Baͤren umbzubringen /
Der uͤbte ſich zu ſchnellen Lauf /
Und jener wolte ſein unzwingbar in dem Ringen
Der warf gekuͤgelt Bley mit Riemen nach den Scheiben /
Ein ander ſchoß auf das geſteckte Ziel /
Ja jeden ſahe man nach ſeiner Neigung treiben
Ein angenehmes Spiel.
Doch128
Doch war der meiſten gantzes Leben
Den heilgen Muſen ſtets ergeben /
Der Buhlſchafft / die man vor fuͤr ſo ſehr edel hielt /
Nun aber wenig bringt und gilt.
Wer aber hat nach ſo geraumer Zeit
Arcadien hieher verſetzet /
Wo Dora und der Po das fette Land benetzet?
Was ſeh ich? dieſes iſt der Sitz der Einſamkeit /
Und diß das Heyligthum der alten Eryeinen
Dort thuͤrmt der Tempel ſich empor
Jn welchem ſich ließ Cynthia bedienen
Wie wunderſeltzam kommt mir dieſes alles vor!
Was fuͤr ein groſſer Muth fuͤr Tugend muß den regen
Der ein gantz Land verſetzt / und Voͤlcker kan verlegen?
O groſſes Koͤnigs Kind /
An der die Jahre jung nur ſind
Die an Verſtande ſchon laͤngſt worden iſt zur Frauen /
Du laͤſt durch deines Anſehns Krafft
Durch deines Stammes Eigenſchafft /
Durchlauchtſte Catharin / itzt mich dis Wunder ſchauen /
Denn dieſes Vorrecht hat dein hoch Gebluͤtt allein:
Daß neue Welten ihm gebohren worden ſein.
Doch alle dieſe Wunderwercke
Sind von Gebuhrts-Art euch gemein /
Und ſchlechte Thaten eurer Staͤrcke /
Wie in dem Meer im Himmel und auf Erden /
Lebhaffte Seelen / Graß / Gebluͤme / Laͤub und Kraut
Der Sonne / wenn ſie fruͤh aus Thetis Bette ſchaut
Zu Lieb und Luſt gezeuget werden;
So / wenn ſie maͤcht’ge Sonn ihr Haupt hebt in die hoͤh /
Aus dem durch ihr groß Hauß erhoͤhten Abende
Sieht man an allen Enden Jhr
Landſchafften bluͤhn / und Reich aufſteigen /
Die Erde nichts als Palmen zeigen
Und Sieges-Zeichen gehn herfuͤr.
Sie / Heldin iſt es nun / fuͤr der mein Haupt ſich neiget /
Die von dem Herrſcher iſt gezeuget /
Dem /129
Dem / wenn uns gleich die Nacht bethaut /
Die Sonne doch nicht untergehet;
Des groſſen Fuͤrſten holde Braut /
Dem wegen Tugend und Verſtandes
Der Himmel hat die Aufſicht dieſes Landes /
Und ſeiner Mauern anvertraut.
Allein Jtalien darf mehr
Nicht ſein Gebuͤrg und felſichtes Gefilde /
Denn ſie beſchuͤtzt es noch ſo ſehr;
Statt groſſer Alpen dient ihr groſſer Geiſt zum Schilde.
Sie wird bey kriegriſcher Gefahr
Fuͤr ein unzwingbar Bollwerck ſtehen
Das Kriegs-Volck aber ſie erhoͤhen
Zum Friedens Tempel und Altar.
Jn welchem aber ſie allein
Wird eine neue Gottheit ſein.
So lebet nun viel lange Zeit
Jhr groſſen Seelen ihr / in Eintracht und Vergnuͤgen.
Die Welt hofft viel Gluͤckſeeligkeit
Von eurem Buͤndnuͤſſe zu kriegen;
Zu dieſer Hofnung muß ihr ſteten Anlaß geben
Jhr eingebuͤßtes Reich mit ſo viel Koͤnigs-Staͤben /
Wenn ſie nach Morgendland ihr traurig Antlitz kehrt;
O Feld! das / groſſer Carl / alleine dein iſt wehrt!
Jn dem die Thaten deiner groſſen Ahnen.
Als Stuffen dir den Weg zur Folge bahnen.
Dis Land und eure Nahmen ſind /
Hoch-herrlich / wie’s Gebluͤtt / ja Sitten und Gedancken /
Laͤßt ſich wie euer Geiſt nicht ſperren ein in Schrancken /
So kan von euch nun ruͤhrn kein niedrig Werck noch Kind.
Weil ich nun euch von eitel guͤldnen Kronen /
Mit denen euch’s Verhaͤngnuͤs wird belohnen
Treuhertzig ſage wahr.
Ach! ſo verſchmaͤht mein kleines Opfer nicht
Das auf dem Pindus euch mein reines Hertze flicht
Aus Blumen und der Felder Haar.
Durch der neun Jungfrau’n Hand / die ſingende das Leben /
Trotz Tod und Eitelkeit / den Wohlverdienten geben.
JVer -130
Verſchmaͤht der Himmel doch nicht Sachen /
Die gleich geringes Armuth ſind
Wird nun ein holder Gnaden-Wind.
Von eurem Himmel mich mehr reg und geiſtig machen /
So wird die Harffe / die allein /
Von zarter Liebe ſingt / von Hochzeit und von Wiegen
Verwandelt in Trompeten ſein /
Und ihren Schall erhoͤhn von euren Waff - und Siegen.
  • Sonſten ſolten auf den Strofadiſchen Jnſeln auch Brunnen ſein / aus welchen man oͤfters Blaͤtter von Maßholder-Baͤumen gefun - den werden / derer doch keiner auf ſelbigen Jnſeln waͤchſet. Daher geglaubt wird: daß dieſe Brunnen unterirrdiſche in Morea oder in Peloponeſum gehende Roͤhren habe. Monſ. Spon. tom. 1. des Voyages. p. 119.
  • v. 520. 533. Das guͤldne Fluͤß.) Wie Jaſon mit Huͤlffe der verliebten Medea das guͤldne Fluß in Colchos erobert / iſt aus Senecæ Me - dea bekand. Suidas meinet / daß Jaſons guͤldener Wieder ſey ein Buch geweſt / ὅπως δει῀ γίνεσϑ〈…〉〈…〉 διὰ χυμείας χρρυσόν. Welches nemlich die Heimligkeit des Alchymiſtiſchen Goldmachens in ſich begriffen haben ſol. Langius lib. 1. Epiſt. Med. 53. Etwas gleichmaͤſſiges beſchreibt Seneca in Thyeſte:
Eſt Pelopis altis nobilis in ſtabulis pecus, Arcanus Aries, ductor opulenti gregis, Hujus per omne Corpus infuſo Coma Dependet Auro, cujus à tergo novi Aurata Regis Sceptra Tantalici gerunt. Poſſeſſor hujus regnat. hunc tantæ domus Fortuna ſequitur.
  • Dieſem wollen einige den Uhrſprung des beruͤhmten Ritter Ordens des guͤldenen Fluͤſſes / welchen Philipp Hertzog in Burgund geſtiff - tet / beymeſſen; Saavedra in Symb. fuͤhret diß von des Gedeons Felle / andere aus dem Nahmen des JASON her / nemlich: daß jeder Buchſtabe einen Monath / nemlich die nach einander folgende Julium, Auguſtum, Septembrem, Octobrem, Novembrem bedeute / als in welchen die Hertzoge von Burgund jaͤhrlich ihre guͤldene Einkunfften einſamleten.
Die131

Die dritte Abhandlung.

  • v. 14. Sind fuͤr Carthago wir nicht ſelbſt ins Feld gezogen.) Anfangs hat Maſaniſſa wider die Roͤmer / Syphax wider Carthago Krieg gefuͤhret. Appian. de bell. Pun. c. 16. p. 6. & de bell. Hiſpan. p. 262. Livius. dec. 3. lib. 7. p. m. 269.
  • v. 15. Daß der Fuͤrſt zum Roͤmern uͤbertrat.) Wie Maſiniſſa und Scipio ſich mit einander verbunden / beſchreibt Livius dec. 3. lib. 8. p. 327.
  • v. 18. 154. Daß ſie ein Zweig auß Barchens Stamm.) Dis war das maͤchtigſte Geſchlecht zu Carthago / aus welchem Amilcar, Anni - bal, und Sophonisbe entſproſſen. Livius dec. 3. lib. 1. p. 2. Jn Africa war gegen Cyrene eine alte und beruͤhmte Stadt / welche man wie auch ihren Landſtrich Barca, Barce, und Barcha hieß. Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 1. c. 25. p. 546. Ob dis Geſchlechte nun aus dieſer Stadt entſproſſen / iſt nicht leicht zu ergruͤnden. Sonſt aber fuͤhrte ſich Hannibal ſo wohl als Dido vom Belus her. Sil. Ital. l. 8. Annibalæ noſtro nomen memorabile Belo. & l. 15. redet Hannibals Bruͤder:
Mihi Belus Avorum Principium mihi cognatum Sidonia Dido. Nomen & ante omnes bello numerandus Amilcar Eſt genitor mihi.
  • v. 30. Rom wird auf Byrſa nicht.) Byrſa war die innerſte mit dreyen ſtarcken Mauern umbgebene Feſtung der Stad Carthago / worin - nen mitten auf einen Huͤgel ſechtzig Staffeln hoch / des Eſculapius Tempel ſtand / in welchen bey Eroberung der Stad ſieben Tage funftzig tauſend Menſchen ſich enthielten. Dieſes Theil ſol Eliſſa oder Dido gebaut haben. Es heiſt aber nicht Byrſa von dem zerſchnittenen Ochfenleder / ſondern von〈…〉〈…〉 welches eine Fe - ſtung heiſt / woraus die Grichen / welche fuͤr ρ das σ nicht leiden koͤn - nen / durch verſetzung der mittlern zwey Buchſtaben Βύρσα gemacht. Bochart. part. 2. Phaleg. lib. 1. c. 24. p. 513.
  • v. 34. Die groͤſte Stadt der Welt hat wenig noch gelitten.) Von Eutropio lib. 4. beym Suida, wird Carthago genennetI 2μεγίςη132μεγίςη τῶν κατα τὴν Οικουμὲνην πόλεων, καὶ δυναμικω - τά τη. Die groͤſte und maͤchtigſte Stadt der Welt. Jm umbkreiſe hat ſie dreyhundert und ſechtzig Stadien wie Babylon gehabt. Bochart. d. l. p. 514. Liv. l. 4. Epit. Carthago in Circuitu vi - ginti tria millia paſſuum patuit. Vid. Oroſium. l. 4. c. 22. Florus l. 2. c. 15. Solino dicitur alterum poſt Romam Terra - rum Decus.
  • v. 36. Die ſiebenhundert mahl zu tauſenden ſie zaͤhlt.) Carthags ſol / im anfange des dritten Krieges mit Rom / in ſich μυριάδας ἑβδομήκοντα, oderſieben mal hundert tauſend Menſchen gehabt haben. Strabo l. 17. Eben ſo viel ſollen ihr / wie Tacitus auß einer Uberſchrifft anzeucht / zu Thebe in Egypten / Agrigent in Sicilien / aber zu des Empedocles Zeit / wo beym Laertio lib. 8. kein Jrr - thum iſt / noch mehr gewohnt haben. Zu Jeruſalem ſind in der Be - laͤgerung Titi eylfmal hundert tauſend Menſchen umbkommen / und ſieben und neuntzig tauſend gefangen worden. Rom aber / wel - ches 428342. Buͤrger gezehlt / hat allem Anſehn nach noch viel mehr Seelen beherberget. Bochart. part. 1. Geographiæ lib. 4. c. 20. p. 278. 286. Dieſem nach ſich nicht zu verwundern / daß / nach dem mit dem Xerxes gemachten Buͤndnuͤſſe / Amilcar drey mal hundert tauſend Soldaten ins Feld gefuͤhrt / mehr als zwey tauſend Kriegs - und uͤber tauſend Laſt-Schiffe auf dem Meere gehabt / da derer Xerxes mehr nicht als zwoͤlffhundert aufbringen koͤnnen. Diodor. Sicul l. 11. welcher denn auch wider den Gelo in Sycilien / eben ſo viel Kriegs-Volck gefuͤhret zu ſein berichtet. Jm erſten Puniſchen Kriege hat Carthago hundert und funfftzig tauſend Mann nur zur Herrſchafft des Meeres gebraucht. Polyb. l. 1. c. 26. Ungeachtet auch das wider den Gelo gefuͤhrte groſſe Heer gantz verlohren ge - gangen / haben ſie doch nach ſiebentzig Jahren eben ſo viel dahin ge - ſchickt / und Hannibal nach dreyen Jahren mit ſo viel Volck die Si - ciliſche Niederlage erſetzet. Diodor. l. 3. Dahero Cato, bey Ein - rathung Carthago gar zu vertilgen / im Rathe ſagte: Ne Liberta - tem quidẽ Populi Romani fore intuto, ſtante Carthagine Und die zu Carthago geweſene Geſandten: Quid ita parum ſolliciti eſſent de Carthagine æmulâ Civitate, quæ tam facilè recipe - ret amplitudinem ſuam. Appian. de bell. Pun. Ja nach ihrerZerſtoͤ -133Zerſtoͤrung iſt ſie Rom ein Schrecken geweſt / daher ſie mit vielen Verfluchungen ihre wider Erbauung verbothen. App. d. l.
  • v. 38. Die aus gantz Africa Gold wie aus Brunnen zoͤpffet.) An - fangs muſte Carthago den Mohren Schatzung geben / ſie machten ſich aber deſſen mit Gewalt loß. Juſtin. l. 19. c. 2. Hernach aber beherſchte es Africa von Cyrene an / biß zu den Saͤulen des Hercu - les / Sechzigtauſend Stadia lang. Polyb. lib. 12. Denn es muſten ſich faſt alle Africaniſche Koͤnige fuͤr dieſer maͤchtigen Stadt beu - gen / welche allein in Africa dreyhundert eigenthuͤmliche Staͤdte hatte. Strabo lib. 17. Bochart. d. p. 286. Polybius l. 1. c 70 71. 72. erzehlet: wie Carthago Africa mit ſchweren Auflagen ausge - ſogen / und dadurch veruhrſacht haben: daß faſt alle Voͤlcker in Africa von ihr ab - zum Mathos und Spendius gefallen. Sonſt berichtet Reineccius de Reg. Phœnic. daß bey ihnen das Gold ein Sinnebild der oberſten Herrſchafft geweſt / und ſie ihrer Goͤtter Bildnuͤſſen Saͤcke angehenckt. Jnſonderheit aber iſt Africa vom Golde beruͤhmt geweſt; daher das Getichte den Uhrſprung genom - men: daß darinnen die guldenen Aepffel χρύ〈…〉〈…〉 εα μῆλα von einem Drachen verwahret wuͤrden. Sintemal〈…〉〈…〉 Arabiſch Ver - moͤgen oder Schaͤtze bedeutet. Bochart. in Chanaan l 1. 24. p. 521.
  • v. 49. 50. 51. Den albern Mohren gleich.) Qui torridam incole - bant, Deos non credebant, & Solem exorientem oderant, quod ab eo urerentur. Strabo l. 17. Geograph.
  • v. 75. Durch Myrten-Zweig erhelln ihr ewig’s Brand Altar.) Stra - bo lib. 15. berichtet von den Anantiß und des Omanus Perſiſchem Gottesdienſte: daß die Magi ihnen ein unausleſchliches Feuer un - terhalten / und taͤglich eine Stunde lang im Heyligthume ein Ge - bund Rutten gegen dem Feuer gehalten haben. Selden. de Synt. 2. c. 8. p. 318. meinet: daß dieſes Myrten Rutten geweſen.
  • v. 91. Jch ſchnell ihr Strick und Guͤrtel zu.) Die Aufloͤſung der Brautguͤrtel iſt / wie alle vorhergeſetzte bey den Hochzeiten gewoͤhn - liche Sachen bekand. Dieſes aber iſt hieran zu mercken: daß die Babyloniſchen Weiber / welche in dem Heyligthume Succoth ihre Jungfrauſchafft feil hatten / gewiſſe χονία umbhatten / welche ihnen beym Beyſchlaffe abgenommen worden. Welches einige fuͤr ge - wiſſe aus Stricklein geflochtene Kraͤntze / andere fuͤr Guͤrtel / welche allein dieſer nackten Dirnen Scham bedeckten / auslegen / Selden. Synt. 2. c. 7. p. 310. ſeqq. allwo er zugleich lehret / daß SuccothJ 3ein134ein Heyligthum der Venus, die ſie Benoth genennt / die Grichen a - ber daraus Σίκκα Ὀυενέρια gemacht. Dieſe Venus oder Sicca Ve - neria hat in der Carthaginenſiſchen Stadt Sicca auch einen Tem - pel gehabt / darinnen dieſe Weiber mit ihrer Geilheit gewuchert. Valer. Max. l. 2. c. 6.
  • v. 101. Delephat die du von Saltz und See gezeiget.) Wie die Gri - chen wegen dieſer Zeigung die Venus Α᾽φροδίτην hieſſen / alſo hieß ſie bey den Chaldeern und Aßyriern Δελεφὰτ von〈…〉〈…〉 wel - ches einen Waſſer-Tropfen oder auch gar innbruͤnſtige Umbarmung bedeutet. Selden. Synt. 2. c. 4. p. 284.
  • v. 102. Doch aͤlter ſolſt als Ammon ſein.) Dieſes meldet Scholiaſtes ad 3 Argonautic. Apollonii. Gleichwol aber wird der Venus in Roͤmiſchen Geſchichten / zu Zeitẽ der Koͤnige noch nicht erwehnet.
  • v. 105. 106. Beſchencke ſie mit ſo viel Fruchtbarkeit / als deine Gunſt dem Schopffen-Vieh verleiht.) Alle Naturkuͤndiger meinen: daß auf der Erde und in der Lufft kein Thier lebe / welches ſo fruchtbar ſey / als ein iedwedes im Meere. Daher der Zeige-Goͤttin das Meer gar billich zu ihrem Uhrſprunge zugeeignet wird. Plutarch. Sym - poſiac. lib. 5.
  • v. 107. 108 Salambo ſtreue das ſchaͤrfſte Saltz der Freuden.) Ve - nus wird entweder vom geſaltzenen Meere / oder von Beweinung des Adonis / bey den Babyloniern Salambo oder Salambas genennet. Denn Σαλάζειν iſt wehklagen. Selden. d. l. p. 285.
  • v. 111 112. Den Priapus ſie aber nicht erſchrecken / befihl: daß beyden er die Zeit mit lachen kuͤrtzt.) Priapus ward zum Schrecken und Wachen in die Gaͤrte geſaͤtzt. Daher Horatius:
Deus inde ego, Furum Aviumque maxima Formido.
  • Daher wird auch der 3 Reg. 15. & 2. Paralip. c. 15. angezogene ſchreckende Abgott〈…〉〈…〉 auf den Priapus ausgedeutet. Wiewohl einige Rabinen dieſes Abgotts Nahmen daher fuͤhren: daß er ein und wunderliches gelaͤchter veruhrſache. Und Selden. d. c. 6. p. 300. wil aus dieſem Hebreiſchen Nahmen / das Wort φάλλος hernehmen.
  • v. 113. 114 Du Himmels Koͤnigin / Luſt ſchaffende Mylitte.) Jn die - ſer Goͤttin oder Venus Tempel hatten die Maͤgdlein gleicher ge - ſtalt ihre Jungfrauſchaft feil. War wider das Verboth Levit 19. 29. ohne Zweifel gerichtet iſt. Dieſer wurden / wie aus Jerem. 7. 18. zu13518. zu ſehen / als der Himmels Koͤnigin Kuchen geopfert / welche des Salamon Jarchi Meinung nach / die Goͤttin abgegildet / und〈…〉〈…〉 geheiſſen haben ſollen. Selden. Synt. 2. c. 7. p. 311. 312. von dieſer Himmel Koͤnigin Bilde berichtet Herodian. lib 5. He - liogabalus Simul acrum Uraniæ juſſit afferri, quod ſcilicet Carthaginenſibus omniq́ue Africæ incredibilem in modum venerabile, poſitum fuiſſe creditur, quo tempore antiquam Carthaginem diſſecto Coriô ædificavit. Beſiehe hiervon Vos - ſium Theolog. gentil. lib. 2. c. 23. 24. Heindr. Carthag. lib. 2. ſect. 1 c. 4. p. 209
  • v. 115. Das Weſt Phænicien.) Nemlich das umb Carthago gelegene A - frica / welches wegen der dahin gezogenen Phænicier ebenfals φοενίκη geheiſſen worden. Polyæn. lib. 5.
  • v. 117 Aſtarthe Sonne dieſer Erden.) Daß Aſtarthe der Phænicier Goͤttin eben diß / was der Roͤmer Venus, und Mohnde / der Ara - ber Alilat, der Syrer Mulitha der Ebreer Lilith, der Chaldeer Ammes, der Grichen Jo, der Egyptier Iſis geweſen / und daß Sala - mon ihr Bild aufgerichtet habe / fuͤhret aus Kircher. tom 1. Oed. Ægypt. c. 13 p 318. ſeqq. Beſiehe von Aſtarthen / Heindrichi Car - thagin. lib. 2. Sect. 1. c. 4. p. 204. 206.
  • v. 118. Die als kein Atlas nicht die Kugel dieſer Welt.) Eratoſthenes l. 3. ſchreibt: Weil man die Venus fuͤr die Gebehrerin aller Dinge gehalten / habe ſie Cauachus Sicyonius alſo aus Gold und Helf - fenbein gemahlt: daß ſie die Himmels Kugel auf dem Haupte / in der einen Hand Maah / in der andern einen Granat Apfel getragen.
  • v. 133. ſeqq. Wil die eine Taub ſich erſt entzihn der Glutt. ) von aller - hand ſolchen boͤſen Zeichen bey den Opfern handelt Roſin. l. 3. c. 11.
  • v. 173. Tſor unſer Vaterland.) 〈…〉〈…〉Hieß das Eyland Tyrus / und auch die hernach darauf gebaute Haupt Stadt der Phænicier. Tsor aber heißt ſo viel als ein Felß. Dahero von ihr Nonnus Dionyſiac. lib. 40. ſingt:
ἀκινήτοις δὲ θεμέθλοις Α᾽υτομάτη ζωσϑ ει῀〈…〉〈…〉 α συνάϖ τεται ἄζυγι πέτρῃ.

Und ferner:

Πήξατε δ᾽ ἀμφοτέραις〈…〉〈…〉 πικεί μ〈…〉〈…〉 νον ἄςυ Κολώναις.
  • v. 174. Vom groſſen Chna gezeigt.) Auß der Heiligen Schrifft iſt bekand: daß Chanaan und Phœnicien einerley Land ſey / und daßJ 4di136die Chananiter von Chanaan dem Sohne Chams entſproſſen. Von dieſem Chanaan meldet auch Eupolemus libr. de Judæor. Aſſyriâ: Τοῦτον δὲ τὸν χαναὰν γενῆσαι τὸν πατέρα τῶν φοινίκων. nemlich Saturnus (alſo wird Noah genennt. ) hette den Chanaan den Vater der Phœnicier gezeugt. Dieſer Chanaan aber ward verkuͤrtzt ΧΝΑ῀ geheiſſen / beym Philone Biblio: ΧΝΑ῀ τοῦ πρώτου μετονομασϑέντος φοίνικος. Bochart. Geogra - phiæ part. 1. lib. 4. c. 34. p. 340. Hornius in Arc. Noæ p. 56. Maſaniſſa aber rechnet ſich hier mit unter die Carthaginenſer / weil Numidien ein Theil des kleinern Africa war / darinnen Carthago lag. Daher auch Tertullian. de Pallio die Carthaginenſer Ali - quo Numidas nennet. Es hieß dieſes Theil Africæ, aber eigentlich Zeăgis. Beſihe Salmaſ. ad Solin. p. 318.
  • v. 176. ſeqq. Hat unſer Maſt gefahrn / und unſre Hand gebaut.) Es iſt faſt kein Land oder Winckel in der Welt / wohin nicht die Phœ - nicier / nach dem ſie ſonderlich vom Joſua weg / oder in die Enge ge - trieben worden / hingeſchifft / ſich niedergelaſſen / und Staͤdte gebaut haben. Worvon Bochart. Geographiæ part. 2. lib. 1. cap. 2. per tot. Hornius Arc. Noæ. p. 59. Nirgends aber haben die Phœ - nicier ſich weiter außgebreitet / als in Africa / dahin nicht Dido, ſon - dern lange vorher der Tyriſche Hercules / den die Phœnicier Μέλκαρτος, Μέλκαρθον, die Cappadocier und Elienſer Deſanaus, geheiſen / Selden. de Diis Syr. Synt. 1. c. 6. p. 183. 187. zum erſten Volck uͤbergeſaͤtzt. mit welchem Afer des Madian Sohn Abrahams und der Kethura Nachkomme wider den Koͤnig An - tæus ein Heer gefuͤhret / und ſelbiges Land nach ſeinem Nahmen Africa genennet haben ſol. Dieſer Melicardus hat vermuthlich Carthago gebaut / und bey Tingis die zwey Saͤulen auffgerichtet / darein Phœniciſch geſchrieben geweſt: Nos ſumus profugi à facie Joſuæ Latronis Filii Nun. Hornius d. l. p. 59. 60. Ja Cad - mus ſol allein in Africa hundert Staͤdte gebaut haben / wie aus dem Nonno zu ſehen: Τόσσος Λαὸς ἔην ἑκατόμϖολις. Bochart. p. 2. l. 1. c. 24. p. 510.
  • v. 177. Wir gaben die Geſaͤtz und Bau-Kunſt aller Welt.) Daß die Phœnicier die Bau-Rechen-Kunſt / die Schiffarth nach dem Ge - ſtirne / die Schrifft / die Krieges-Wiſſenſchafft in dem tiefſten Alter -thume137thume geuͤbt / und andere gelehret / fuͤhret Bochart. Geograph. part. 2. l. 1. c. 8. p. 410. aus. Derer denn viel mit dem von Sidon in Grichenland ziehenden Cadmus in Bæotien / und ferner nach Athen / wo die Phœnicier in groſſem Anſehn geweſt / und mit den Phalereern umb des Neptuni Prieſterthum geſtritten. Bochart. d. p. 2. l. 1. c. 21. p. 497. mit uͤbergebracht. Maſſen er denn daſelbſt die Giſſung des Ertztes gelehrt / Hygin. c. 274. Sechzehn Grichi - ſche Buchſtaben erfunden. Herodot. lib. 5. wie auch die Spieſſe der Kriegsleuthe / welche von Phœniciern Drachen-Zaͤhne genen - net worden. Bochart. d. p. 2. l. 1. c. 19. Dahero Plin. l. 5. c. 12. von Phœniciern ſagt: Gens Phœnicum in gloriâ magnâ Litte - rarum Inventionis & Siderum, navaliumq́ue & bellicarum rerum.
  • v. 185. Die Saͤulen Hereules.) Carthaginenſer ſollen zum erſten / und zwar kurtz nach der Zerſtoͤrung der Stadt Troja durch die Meer - Enge bey Calpe und Abila ins groſſe Welt-Meer gefahren ſein. Bochart. d. l. c. 24. p. 511. welch groſſes Meer der Chaldeiſche Dollmetſcher Eccleſ. 1. 7. einen Ring / der die Erde umbgibt. He - rodot. lib. 4. Ο᾽κέανον τε ῥέοντα γράφουσι πέριξ, τήν τε γῆν ἐοῦσαν Κυκλοτερέα ὡς ἀτὸ τόρνου nennet. Von welcher umbſpielung denn auch Α᾽μφιτρίτη den Nahmen hat.
  • v. 187. Bis in das Rohte Meer umb Africa zu ſchiffen.) Von Phœ - niciern ruͤhmt Strabo lib. 16. daß ſie es in Schiffen allen andern Voͤlckern vorgethan / und Tibull. l. 1. Eleg. 8.
Utq́ue maris vaſtum proſpectet turribus æquor Prima ratem ventis credere docta Tyrus.
  • Daß aber die vom Necone ausgeſchickten Phænicier aus dem roh - ten Meere umb Africa geſegelt / und ſich Weſtwerts wendende die Sonne auf der rechten Hand gehabt haben / berichtet Herodotus in Melpomene. Welches ihm unglaublich fuͤr kommt / weil ihm unbewuſt geweſt: daß Africa ſo weit gegen Sud uͤber den Mittel Strich des Erdbodems ſich zuſpitze.
  • v. 188. 189. Des Hanno Schiffe lieffen in eine neue Welt. ) nemlich in die auſſerhalb den Saͤulen Hercules gegen Weſt gelegene groſſe Atlantiſche Jnſel / von welcher aber kein Carthaginenſer bey Ver - luſt des Lebens was offenbahren dorffte. Ariſtotel. lib. Mirabil. Dieſe Jnſel wird ins Gemein fuͤr ein Theil von America gehalten;J 5welches138welches aber Bochart. part. 2. l. 1. c. 38. nicht nachgeben wil; weil die Phænicier nicht nach dem Magnet oder Compaß zu ſchiffen ge - wuſt. Allwo er denn das wiedrige meinenden Follerum wider le - get. Welchem beyſtimmt Lipenius Tr. de Navigat. Salomon. cap. 5. Sect. 3. p. 394. ſeqq. Beſiehe Hornium de Originib. A - mericanis. M. Spon im erſten Theile ſeines Reiſebuches p. 196. erzehlt: Es habe Vatz ein gereiſeter Schotte ihn zu Conſtantino - pel verſichert / daß er in einem ſehr alten Sternſeher-Buche daſelbſt gefunden: Es ſey die Magnet Nadel ſehr alt / ob ſie gleich nicht zur Schifferey / ſondern zur Stern Kunſt gebraucht worden.
  • v. 193. Unſer Land aus dem Rom allen Weitzen kriegt.) Prudent. in Symmach. lib. 2.
Reſpice, num Lybici deſiſtat ruris Arator, Frumentis onerare rates, & ad oſtia Tybris. Mittere triticeos in paſtum plebis Acervos.
  • Wie hitzig gleich Africa war / ſo ward es doch ſeiner Fruchtbarkeit halber von Carthaginenſern γῆ ἔυςαχυς, oder ςαχυ ώδης ein Eeren reiches Land / von Pindaro Iſthm. 4 v. 91. Πυροφόρος Λὶβύη, das Weitzen tragende Libyen genennt. Dahero es auch die Roͤmer ſelbſt auf ihren Muͤntzen und Gemaͤhlden mit einer Wertzen Eere in der Hand abbildeten. Beſiehe Bochart. part. 2. lib. 1. c. c. 25. Siquidem hoc alterum Romanorum Hordium cum Ægypto ruit, ex quâ annuâ ducenties centena millia Modiorum fru - menti Romam comportata. Beſiehe Heindrich. Carthag. l. 1. ſect. 1. c. 2. p. 41 ſeqq.
  • v. 196 Voll Pfeile / die die Lufft wie Wolcken uͤberdecken.) Die Moh - ren hatten vier Ellen lange Bogen / aber gantz kurtze mit einem ſcharffen Steine zugeſpitzte Pfeile. Horodot. lib. 7. Strabo lib. 17. ſie ſchoſſen aber in ſolcher Menge ab / ὥςε εἰς νέφους φαν - τασίαν τὴν πυκνότητα παραςῆναι, daß ihre Vielheit einen Schein der Wolcken abgab / wie Heliodor. in Æthiop. er - zehlet.
  • v. 269. Die euch Hyſtaſpides fuͤrlaͤngſt hat abgeſchafft.) Nemlich Darius, worvon Juſtin. lib. 19. c. 1. 10. Legati à Dario Perſa - rum Rege Carthaginem venerunt, afferentes Edictum, quo Pœni humanas hoſtias immolare, & caninâ veſci prohibe - bantur; quibus cupidè paruere. Alleine dieſes und andere Ver -botte139botte haben die Carthaginenſer bald wider auf die Seite geſetzt / und alſo die Menſchen Opferung biß zu ihrer Zerſtoͤrung behalten. Curt. lib. 4. c. 3. n. 23.
  • v. 275. 276. Die Menſchen ſchlachtet ab / fuͤr derer langes Leben / Gott wil gebethen ſein.) Alſo redet Juſtin. lib. 18. c. 6. n. 12. 13. von Car - thaginenſern: Cum inter cætera mala etiam peſte laborarent, cruentâ Sacrorum Religione, & ſcelere pro remedio uſi funt. Quippe homines ut victimas immolabant, & Impuberes (quæ ætas etiam hoſtium miſericordiam provocat) Aris ad movebant, Pacem Deorum Sanguine eorum expoſcentes, pro quorum Vitâ Dii rogari maximè ſolent. Gleichwohl a - ber ſind mit dieſem grauſamen Aberglauben nicht nur die Heyden befleckt geweſt / ſondern es erzehlt Cedrenus im Theodoſio An - dramytteno, daß zur Zeit ſeiner Herrſchaft die von Saracenen be - laͤgerten Pergamener auf Anreitzung eines Zauberers ein ſchwanger Weib aufgeſchnitten / die Frucht in einem Keſſel gekocht / alle zum Streite fertigen aber ihre rechte Ermel darein getaucht hetten.
  • v. 278. Braͤcht ihr auch das Verboth das Gelo euch geſteckt.) Als Gelo die Carthaginenſer bey dem Fluſſe Himera uͤberwunden / war unter andern Fridens Geſaͤtzen auch diß: daß ſie dem Satur - no mehr keine Kinder opfern ſolten. Plutarch. in Apopht. c. 20. p. m. 175.
  • v. 301. 302. Die Atreus Taffel nicht.) Wie Atreus ſeinem Bruder Thyeſtes ſeine drey aufgeopferte Kinder zu eſſen fuͤrgeſetzet / ihr Blutt ihm in den Wein gemiſchet / alſo: daß die Sonne daruͤber zuruͤcke gewichen / hat ausfuͤhrlich Seneca in Thyeſto.
  • v. 312. Man muß ſtracks an den Pfal den Teufels Prieſter ſchlagen.) Infantes penes Africam Saturno immolabantur palam, us - q́ue ad Proconſolatum Tyberii, qui eosdem Sacerdotes in iis. dem arboribus templi ſui obumbrantibus, ſcelerum votivis Crucibus expoſuit. &c. Tertullian. in Apologer. c. 8. Joſe - phus. Antiqu. Judaic. lib. 18. c. 4. Gleicher Geſtalt hat Tiberi - us wie Plin. l. 30. c. 1. oder Claudius, wie Sveton. in Claud. c. 25. berichtet / denen Druyden die Menſchen Opferung abgeſtellt; Welches ebenermaſſen Jacob Grynæus ad lib. 4. c. 8. Euſeb. Præpar. Evangel. dem Iphicrates und Dumætes zuſchreibt.
  • v. 317. Jhr edles Creutze kuͤßt.) Bey den Roͤmern wurden nur Knech - te oder der Poͤſel gekreutzigt. Lipſius de Cruce lib. 1. c. 12. 13. Sed140Sed Afri non in viles modo ſed illuſtriſſimas Perſonas Crucem adhibebant. c. 11. Ja Heindrich Carthag. l. 2. ſect. 1. c. 5. p. 240. meinet: daß zu Carthago das Creutze nur ein Todt der Edlen ge - weſen were
  • v. 346. 347. Jch ſah auf ſeiner Bruſt ein unbetruͤglich Zeichen.) Nemlich ein Gebuhrts Maal. Dergleichen hat Kaͤyſer Auguſt auf der Bruſt und dem Bauche gehabt / nemlich Flecken nach Art und Ordnung des Geſtirnnten Beeres. Sueton. in Auguſt. c. 80. Alle Selevci - hatten auf der Huͤffte einen Ancker. Juſtin. lib. 15. c. 4. 9. Be - ſiehe von dieſen Gebuhrts Maalen / welche Ariſtot. Art. pœtic. σημει῀α σύμφυτα nennt / Piccart. dec. 1. c. 7.
  • v. 364. Ein weingetraͤnckter Drache.) Ariſtot. lib. 8. Hiſt. c. 4. leh - ret: daß alle Schlangen und Nattern nach Weine ſehr luͤſtern ſind / ſich daran voll trincken / und dadurch gefangen werden. Daß aber der Schlangen und Drachen Gifft vom Weine geſchaͤrfft wer - de / lehret aus dem Chaldeer Jonathan ad Deuteron. 32. 33. Bo - chart. tom. 2. Hieroz. l. 3. c. 14. p. 438 allwo er auch aus dem Æ - liano und Euſtathiô erzehlt: daß die Drachen / welche von Na - tur nicht giftig ſind / toͤdtliche und Gallenzeugende Kraͤuter eſſen / wenn ſie iemanden beſchaͤdigen wollen.
  • v. 368. Warhaffte Liebe wird beym Ungluͤck erkennet.) Mit dieſen Wortten: Nubendo ſe non proſperæ tantum, ſed omnis for - tunæ iniſſe Societatem, verweigerte Texena von ihrem Ehherrn Agathocle Koͤnige in Sicilien / neben ihren zwey Soͤhnen in ihr Vaterland zu fliehen / als ſein Enckel die Krone zu ſich geriſſen. beym Juſtino lib. 23. c. 2. 8.

Die vierdte Abhandlung.

  • v. 6. Wir haben Utica und Thunis eingenommen.) Dieſe Siege be - ſchreibt Livius dec. 3. lib 10. p. 380 ſeqq.
  • v. 6. 7. Utica Carthagens rechter Zaum / wordurch die neue Stadt ſchon halb belaͤgert iſt.) Utica oder Ἰτίμη〈…〉〈…〉 heiſt die alte Stadt / wie Carthago oder Carthada〈…〉〈…〉 die neue Stadt. Bochart. part. 2. l. 2. c. 5. p. 797. Und lib. 1. c. 24. p. 517. Weil Sec. Juſtin. l. 18. zum erſten von den Phœniciern in Africa / und / wie Ariſtoteles libr. Mirabil. zweyhundert ſieben und achzigJahr141Jahr fuͤr Carthago gebaut worden. Sie lag in einem Seebuſem zwiſchen des Mercurii und Hippi Vorgebuͤrgen / und nach dem Appiano, nur ſechzig Stadien vom Carthago / und hatte weite Seehafen. Vellej. Paterc. lib. 1. c. 2. meldet: Utica ſey zur Zeit Codri, und kurtz nach Erbauung der Stadt Gades gebant wer - den. Juſtin. l. 18. c. 4. Uticenſes appellentibus Lybiam Tyriis per Legatos Dona ut Conſanguineis miſerunt, hortatiq́ue ſunt, ut ibi urbem conderent. ubi ſedes ſortiti eſſent.
  • v. 15. 16. Fiel ihm’s verlohrne Reich als rechtem Erben zu.) Livius. d. l. p. 381. Cum Lælius & Maſaniſſa quinto decimo ferme die in Numidiam perveniſſent, Maſæſyli Regnum paternum Ma - ſiniſſæ læti ut ad Regem diu deſideratum conceſsêre.
  • v. 20. Wagt er uns beyden ſich zu liefern eine Schlacht.) Livius. d. l. p. 382.
  • v. 28 Seqq. Ja als ihr Koͤnig ſich.) Daß durch Verungluͤckung des Pferdes Koͤnig Syphax an einem Fluſſe vom Maſaniſſa ſelbſt ſey gefangen worden / erzehlt Appian. de Bello Punic. c. 20. pag 14.
  • v. 48. Als du durch Friedenbruch.) Syphax hatte ſich mit dem Scipio verbunden / wenn die Roͤmer wuͤrden in Africa uͤberſaͤtzen wolte er zu ihnen ſtoſſen und wieder Carthago kriegen. Appian. d. l. c. 16. p. 6. vom Syphax ſinget Silius lib. 17.
Immemoris dextroq́ue datæ, junctiq́ue per aras Fœderis & menſas teſtes, atq́ue hoſpita jura Fasq́ue fidemq́ue ſimul, pravo mutatus amore ruperat.
  • v. 89. Fuͤr dieſer Circa kan ſich kein Ulyſſes huͤtten.) Syphax meldet beym Appian. d. l. p. 15. gegen dem Scipio: Sophonisbe were maͤchtig einen ieden zu bereden / was ſie wolte. Daher hette ſie ihn aus einem Freind der Roͤmer in einen Freinde ihres geliebten Vater - landes verwandelt.
  • v. 91. 92 Sie iſt ein Scorpion / der in den Winter ſich todt und erfro - ren ſtellt.) Macrob. l. 1. Saturnal. c. 21. Scorpius hyeme tor - peſcit, & transactâ hâc, aculeum rurſus erigit viſuâ, nullum naturâ damnum ex hyberno tempore perpeſſa.
  • v. 104. Jſt’s hole Stachel-Roͤhr der Scorpionen doch viel ſichtba - rer.) Ælianus nennet dieſes Stachel-Roͤhr der Scorpionen / κολ - πώδη διπλόην, καὶ (ἐν ἀυτῆ) ὀπὴν εἶναι, δι᾽ ής ἐξει - σιν τὸ φάρμακον, οὐδὲ ταύτην ὄψει ϑεῶρητὴν. nemlich142nemlich eine vertiefte Zweyfaͤchtigkeit / oder ein Loch / wordurch das Gifft heraus gehet / welches aber wegen ſeiner Zaͤrte gar nicht geſe - hen werden kan. Ob nun wol Galen. lib. 6. de loc. affect. c. 5. verneinet: daß die Scorpionen das Gifft durch einen holen Stachel im Stechen einfloͤſſen; ſondern er es dieſes Wurmes Geiſtigkeit zu - ſchreibt; ſo iſt doch die erſtere Meinung begruͤndeter / und beſtetigen ſie Scholia in Nicandrum, Tertullianus, Hieronymus. Plin. l. 11. c. 37. fuͤrnemlich iſt gar merckwuͤrdig / was Baſilius in Hexaë - merôn Homil. 9. hiervon ſagt / nemlich: Er verwundere ſich ſo ſehr nicht uͤber der Groͤſſe eines Elephanten / τὸ λεπτότατον τοῦ Σκορπίου κέντρον, πῶς ἐκοίλανεν 〈…〉〈…〉 ερ ἀυλὸν τεχνίτης, ὥς τε δἰ ἀυτοῦ τὸν ἰὸν τοῖς τρωθει῀ σιν ἐνίεσϑαι; als uͤber den dinneſten Stachel des Scorpions / wie ihn der Kuͤnſt - ler als ein Roͤhr ausgehoͤlet / daß dardurch das Gifft in die Geſto - chenen eingefloͤßt wuͤrde.
  • v. 128. 129. Ein Weib der Stadt / die ſie zu Goͤttern macht.) Daß Carthago ihre Uhrheberin die Koͤnigin Dido / ihre Schweſter Anna / zu Goͤttinnen gemacht / iſt aus Silio Ital. lib. 8. & 1. Ovid. lib. 3. Faſtor. Virgil. 1. & 4. Æn. Wie auch aus vielen Geſchicht - Schreibern zu ſehen.
  • v. 131. 132. Der Scorpionen Gifft wuͤrckt / wenn der Sonnen Rad im Loͤwen.) Daß / wenn der Sirius aufgeht / der Scorpionen Gifft viel heftiger / als ſonſt / ſey / fuͤhret aus dem Avicenna Bo - chart. tom. 2. Hieroz. lib. 4. c. 29. p. 640. an / und berichtet aus Leone Africano: daß die Einwohner alle Sommer wegen der Scorpionen aus der Stadt Geſcara ziehen / und bis auf den Win - ter-Mohnath auf dem Lande wohnen muͤſſen.
  • v. 133. 134. Vom Hanno ſtammet ſein Ehweib / den darumb Carche - dan hat verdammet.) Plin. lib. 8. c. 16. Primus hominum Le - onem manu tractare auſus, & oſtendere manſuefactum, Hanno, ut à clariſſimis Pænorum traditum. Ja er hat / wie Plutarch. de Præcept. gerend. R. P. berichtet / einem Loͤwen im Feld-Zuge zu Tragung ſeines Geraͤthes gebraucht. Wordurch er aber ſich zu Carthago ſo verdaͤchtig gemacht; daß er aus der Stadt verwieſen worden. Sonſt gehoͤret zu dieſer Vergleichung des Scorpions mit Sophonisben / was Ambroſ. in Hexaemer. l. 6. c. 6. ſagt: Leo quidem Rex Perarum, qui comantes Cervi -ce143ce Toros excutit, exiguo Scorpionis aculeo exagitatur, & Veneno ſerpentis occiditur. Sed quis non miretur tam bre - vi Scorpionem aculeo, ut in corporeum putes, ingentium Corporum excire mortem.
  • v. 141. Wie Libyen die Sonne.) Unter der Sonne betheten die Hey - den alle Goͤtter / unter dem Mohnden alle Goͤttinnen an. Horn. Hiſt. Philoſ l. 1. c. 8. Kircher. Obel. Pamphil. l. 2. c. 20. h. 157.
  • v. 182. Wenn es ihm gleich aus Gold ein Rieſenbild laͤßt giſſen.) Daß erſte guͤldene Bild ſol in Perſien in den Anactis Tempel geſaͤtzt / in des Antonii Zuge wider die Parthen aber man einem Roͤmiſchen Soldaten genommen / und hernach Keyſer Auguſt zu Bononien von deſſen Schien-Beine geſpeiſet worden ſein. Plin. l. 33. c. 4. Cœl. Rhodigin. lib. 18. c. 29. Von vielen andern in Delphiſchen Tempel meldet Juſtin. l. 24. c. 7. n. 10. Brennus ad acuendos ſuorum Animos, prædæ ubertatem omnibus oſtendebat, ſtatuasq́ue cum Quadrigis, quarum ingens Copia procul vi - ſebatur, ſolido auro fuſas eſſe: plusq́ue in pondere, quam in ſpecie habere Prædæ affirmabat. Daß die guͤldenen Bilder aber ſonderlich zu Carthago gemein geweſt / erhellet ex Diodor. Siculo l. 20. allwo er erzehlet: daß ſie nach der vom Agathocles erlittenen Niederlage viel guͤldene Bilder nach Tyrus zu Verſoͤhnung des Hercules geſchickt. Jn Grichenland iſt Gorgias der erſte geweſt / dem eine guͤldene Seule aufgerichtet worden. Val. Maxim. l. 8. c. 15. in Extern n. 2. Daher ihn Plato den ſchoͤnen und guͤldenen Gorgias hoͤniſch genennt. Victorius. lib. 5. c. 9. Zu Rom aber ſind guͤldene Bilder ſehr ſeltzam geweſt: ja das erſte ſilberne ſol erſt dem Auguſto gegoſſen worden ſein V. Plin. l. 33. c. 2. Ja Sueto - nius in Auguſt. c 52. meldet von ihm: Argenteas Statuas olim ſibi poſitas conflavit omnes, exq́ue iis aureas Cortinas Apol - lini Palatino dedicavit. Und vom Nerone Tacitus. l. 3. Ann. c. 10. Sibi ſtatuas argento vel auro ſolidas adverſus offeren - tes prohibuit. Et l. 2. Ann. 33. decretum: ne Vaſa aurea ſoli - da miniſtrandis cibis fierent. Hingegen ließ Domitianus hernach in Capitolio ihm keine andere als guͤldene und ſilberne / und zwar eines gewiſſen Gewichtes aufſaͤtzen. Sueton. in Domit. c. 13. Xiphil. in Domitian Worauf Plin. in Panegyr. Trajani zielet: Tuam ſtatuam in Veſtibulo Jovis Opt. Max. unam alteramve, & hanc aream cernimus: at paulo ante, aditûs omnes, omnesgradus144gradus, totaq́ue area, hinc auro, hinc argento relucebat. Und von Claudio 11. erzehlt Trebell. Pollio. c. 3. Illi (quod nulli antea) Populus Rom. ſumtu ſuo in Capitolio ante Jovis Opt. Max. Templum ſtatuam auream decem pedum collocavit. Zu welchem Orthe Caſaubonus anmerckt: daß der Goͤtter Bilder dreymal ſo hoch / als ein Menſch lang were / der Helden zweymal / der Koͤnige und Keyſer aber anderthalbmal ſo hoch gegoſſen wor - den.
  • v. 220. Oft kehrt ein duͤſter Heyn ſich in ein hell Altar.) Plin. l. 12. c. 1. Sylvæ quondam fuerunt Numinum Templa; priscoq́ue ritu, ſimplicia ruri etiam nunc Deo præcellentem arborem dica - re, nec magis auro fulgentia atq́ue Ebore ſimulacra, quam Lucos & Nemora conſecrant, & in ipſis ſilentia ipſa adora - mus. Beſiehe hiervon Cluver. in German. antiqu. lib. 1. cap. 34. Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 4. c. 12.
  • v. 224. Der Roſe bleibt ihr werth / entſeelt ſie einen gleich) Monſ. de Balſac. redet im 5. Entretien c. 2. p. 131. hiervon: La Roſe eſt mon Inolination, comme e eſtoit l averſion de feu Mon - ſieur le Chevalier de Guiſe, qui n en pouvoit voir ſans s eſvanouir.
  • v. 244. Der Venus Gottesdienſt wird ſelbſt hierdurch beſtellt.) Von dieſem ſchaͤndlichen Gottesdienſte zu Sicca in Africa handelt Selden de Diis Syr. Syntag. 2. c. 7. von Naſſamonen und Augylen in Li - bya berichtet Polydor. Virgil. de Invent. rer. l. 1. c. 4. Apud hos Populos moris erat, cum quis primùm duxiſſet Uxorem, ut ſponſa prima nocte cum ſingulis convivis coiret, Veneris gra - tiâ, poſt perpetuo Caſtitatem ſervaret. Cœlius Rhodig. l. 18. c. 30. Aber: Guidanum in Africâ Uxores Fimbriarum copiâ preſtrepebant, pretium id concubitûs erat, quo pluribus quæq́ue videbatur exculta, plauſibilior ejus forma cenſe - batur, ceu quam adamarint innumeri. Adyrmachidæ ( - norum Populi) ſoliti erant Virgines nupturas Regi exhibe - bere, qui, quam vellet, prius vitiaret. Vom Phœniciern erzeh - let Athanaſ. Orat. contr. Idola: Olim certæ Phœniſſæ mulie - res ante Idola proſtituebantur, dedicantes Numinibus ſuum quæſtum, perſuaſæ Meretricatu ea propitiari, ac proſperita - tem rerum inde naſci. Auguſtinus vom Roͤmern: Quasdam in Capitolio fœminas ſedere ſolitas, quæ ſe à Jove amari pu -tabant,145tabant, nec lunonis quidem iracundiſſimæ aſpectu terreban - tur. Eben dis bezeuget Strabo von der Perſer / Meder und Arme - nier Goͤtzen: Hæc eſt Venus in Oriente culta Armeniorum Idolum; Illuſtriſſimi ejus Nationis Filias ſuas Virgines ei de - dicant, ac lex eſt, ut longo tempore apud Deum conſtuprata, deinde nuptui dentur, nemine talis mulieris conjugium de - dignante. Jnſonderheit aber iſt von dieſem unzuͤchtigen Heylig - thume merckwuͤrdig / was Hegeſipp. l. 2. c. 4. Joſeph. l. 18. An - tiq. c. 4. erzehlt: Scribunt de Paulinâ, non minus probitate morum, quam Natalium claritate illuſtri, adhæc opulen - ter formoſâ, ut quæ eſſet in ipſo ætatis flore; cujus cum pu - dicitiam Decius Mundus equeſtris Ordinis Juvenis, nec prece, nec pretio ducentarum trachmarum millium pro uni - nocte oblata flectere potuiſſet; fraude conpoſitâ cum ſa - cerdotibus iſidis, cujus cultui vehementer addicta erat Pau - lina, fingunt Legatum miſſum ab Anubide, qui ipſius formâ captus, jubeat, ut ad ſe veniat: illa libenti animo ſuſcepto nuncio, & marito quoq́ue admonitô, quod paratum ſibi eſſet Anubidis cubile, in templum educta, & tenebris concilian - tibus in latentem ibi Mundum incidens, totam noctem inſe - cuta eſt Juveni, Deo ſe gratificari exiſtimans. Abſcheulich aber iſt / was Mandelslo von den Oſt-Jndianiſchen Abgoͤttern be - richtet: Quod Matronæ nuptiarum Virginum pudenda ficti - tiorum Deaſtrorum Virilibus adigendo ipſis hoc ipſo Virgi - nitatem devovere glorientur. Und nichts beſſer / was Schildius ad Sueton. Auguſt. c. 94. p. 297. n. 1. anmerckt: Nil tota Ægypto monſtroſius erat Infamiâ Mendeſiorum: qui Hir - cum pro Numine colentes excellentiſſimâ formâ mulieres illius libidini ſubſternere ſoliti: atq́ue ut prurigæ boni, ceſ - ſantem lege naturæ beſtiam, contra naturam inſtigare.
  • v. 268. Als wir ein Freundſchaffts-Pfand einander zugeſtellt.) Han - no Pœnus apud Plautum in Pœnulo. Deum hoſpitalem atq́ue Teſſeram mecum fero. Zu dieſem Orthe vermerckt Taubmannus, und Budæus in ff. Apud Antiquos Hoſpitia erant privata: quæ magna erat ne - ceſſitudo. Fuit autem antiqui moris, Teſſeram dari hoſpiti - bus dimidiatam, quam quicunq́ue attuliſſet ad hoſpitem con - tinuò agnoſci poſſet, & hoſpitio excipi, tanquam amicus &Kvetus146vetus hoſpes. Hoc autem jus ad Poſteros tranſibat, propte - terea teſſeram diligenter aſſervabant. Qui autem jus Hoſpi - tii violabat, is Teſſeram hoſpitalem fregiſſe dicebatur.
  • v. 299. Hat des Allucius faſt goͤttlich-ſchoͤne Braut.) Wie dieſe in Spanien Gefangene ſie Scipio unberuͤhret dem Braͤutigam wieder eingeliefert / beſchreibt Livius dec. 3. l. 6. p. 248. Und Florus l. 2. c. 2. n. 40. Ad profligandam Provinciam maximè profe - ciſſe ſingularem Ducis Sanctitatem; quippe qui captivos pueros puellasq́ue præcipuæ pulchritudinis, Barbaris reſti - tuerit, ne in conſpectum quidem ſuum paſſus adduci, ne quid de Virginitatis integritate delibaſſe ſaltem oculis videre - tur.
  • v. 305. 306. 307. Von dem als einer Schlange auch Alexandern.) Von des groſſen Alexanders Empfaͤngnuͤs erzehlet Plutarch. in Vit. Alex. p. 665. allerhand ſeltzame Sachen / nemlich: daß der Olympias in der Nacht fuͤr der Hochzeit getraͤumet: daß ihr Leib vom Jupiter mit Blitz geruͤhret wuͤrde; kurtz darnach aber dem Philippo: daß er ihren Leib mit einen Petſchier / worauf eine Lewe / verſiegelte. Daß bey ihrem Bette man eine aufgerichtete Schlange geſehen / auch: daß hieruͤber Philippus das eine Auge eingebiſſet / als er den Jupiter in Schlangengeſtalt durch einen Ritz bey der Olympias erblicket haͤtte; wiewol er dieſen Betrug ſelbſt nicht wol umbſtehen kan / berichtende: daß ſie in ihren Zimmer gekirrte Schlangen verſteckt gehabt habe. Beſihe Juſtin. l. 12. p. 123. Jo - ſeph Ben Gorion. l. 1. c. 4. aber tichtet: daß Nectanebus Koͤ - nig in Egypten / als er fuͤr Artaxerxe Ocho in Macedonien geflo - hen / habe er die Olympias bezanbert / und unter der Geſtalt des Jupiters Ammon ſie geſchwaͤngert / worvon Alexander were ge - bohren worden. Noch laͤcherlicher iſt was Dionyſ. Halicarnaſſ. l. 4. Antiq. Rom. p. m. 207. erzehlet: daß Koͤnig Servii Tullii Mutter von einem Geſpenſte ſupra flammas virilis membri ſpe - ciem præſe ferente beſchlaffen / geſchwaͤngert / und er darvon ge - bohren ſein ſolle. Und von Keyſers Auguſti Ankunfft meldet Sue - ton. Auguſt. c. 94. In Aſclepiadis Mendetis ϑεολογουμένων libris lego, Atiam, cum ad ſolemne Apollinis ſacrum mediâ nocte veniſſet, poſitâ in templo lecticâ, cum cæteræ Matronæ dormirent, obdormiſſe: Draconem repente irrepſiſſe ad eam, pauloq́ue poſt egreſſum: illamq́ue expergefactam quas, âconcu -147concubitu Mariti purificaſſe ſe: & ſtatim in corpore ejus ex - ſtitiſſe maculam velut depicti Draconis: nec potuiſſe un - quam eximi: adeò ut mox publicis balineis perpetuò abſti - nuerit: Auguſtum natum menſe decimo & ob hoc Apollinis Filium exiſtimatum. Und von Seleuco berichtet Juſtin. lib. 15. p. 141. 142. Seleuci mater Laodice, cum nupta eſſet Antiocho, claro inter Philippi Duces viro, viſa eſt ſibi per quietem ex concubitus Apollinis concepiſſe, gravidamq́ue factam munus concubitûs Annulum à Deo accepiſſe, in cujus gemmâ an - chora ſculpta eſſet. Juſſaq́ue id donum filio, quem peperiſ - ſet, dare. Admirabilem fecit hunc viſum & Annulus, qui poſterâ die ejusdem ſculpturæ in lecto inventus eſt, & figura anchoræ, quæ in femore Seleuci nata, cum ipſo parvulo fuit. Originis ejus argumentum etiam poſteris manſit. Siquidem filii nepotesq́ue ejus Anchoram in femore, veluti notam ge - neris naturalem habuere. Obiges von dem Loͤwen Siegel be - richtet auch: Suppletor Curtii l. 1. p. m. 14. und Curtius lib. 3. daß Alexander / nach dem ihm des Jovis Ammonis Priſter geheuchelt: Er were ſein Sohn / ſich des Jupiters Sohn nicht nur heiſſen laſſen / ſondern auch beſohlen. Aus ebenmaͤßiger Ein - bildung haben die Roͤmer dieſem Scipio geheuchelt: daß er von ei - nem Gotte gezeuget were / weil in ſeiner Mutter Schlaf-Gemache auch mehrmals eine Schlange geſehen worden. Livius dec. 3. l. 6. Deßwegen auch Scipio ſich angeſtellet / als wenn er nichts / was ihm die Goͤtter nicht offenbahrten / fuͤrnehme. Appian. de bell. Hiſp. p. 265. & 267.
  • v. 313. Es dien ihm Hannibal zum Beyſpiel.) Juſtin. lib. 32. c. 4. Ex quibus conſtat Annibalem, nec tum cum Romano tonan - tem Bello Italia contremuit, nec cum reverſus Carthaginem ſummum Imperium tenuit, aut cubantem cænaſſe, aut plus quam Sextario Vini indulſiſſe, Pudicitiamq́ue eum tantam inter tot Captivas habuiſſe, ut in Africa natum quis nega - ret.
  • v. 319. Die Raths-Herrn fordern heim die mit beſtuͤrtzter Hand.) Livius. dec. 3. lib. 10. c. 16. 36. berichtet: daß / nach dem Syphax gefangen worden / Carthago dreiſſig ihrer Rathes-Elteſten den Scipio umb Frieden zu bitten abgeſchickt; welche ihr Schiff mit Oelzweigen beſteckt hatten. Von dieſer nach Tunis gekommenenK 2Both -148Bothſchafft / erzehlt Polyb. lib. 15. c. 1. daß ſie mit verfallenem Gemuͤthe auf die Erde niedergeſuncken / der Sitzenden Fuͤſſe gekuͤſ - ſet / und die Erde angebetet hetten Von einer nachfolgenden aber / als Carthago mit dem Maſaniſſa zerfallen / Livius lib. 40. c. 24. lachrymantes, procubuerunt, ſtratiq́ue humi, non ſibi magis miſericordiam, quam Regi Invidiam concitaverunt.
  • v. 323. Dein zehnder Feldzug gibt dir auch den zehnden Ring.) Ariſtoteles berichtet von Carthaginenſern: daß ihre Feld Herren nach der Anzahl ihrer Feld-Zuͤge auch ſo viel Ringe getragen. Ta - cit. c. 31. de Mor. Germ. erzehlt hingegen von Catten: Fortiſſi - mus quisq́ue ferreum, inſuper Annulum (ignominioſum id genti) velut vinculum geſtat, donec ſe cæde hoſtis abſolvat.
  • v. 349 Jch ſcheue mich faſt euch wie den Saturn zu nennen.) Alſo verbothen die Epheſier bey hoher Straffe den Heroſtratus / der durch Anzuͤndung des Dianiſchen Tempels einen ewigen Nahmen erwerben wolte / zu nennen. Aber ihr Verboth iſt fruchtloß geweſt. Strabo lib. 14. Von den Carthaginenſern aber ſchreibt Auguſtin. daß ſie den Saturn nie genennt / Senem potius, quam Saturnum dicentes tam timidâ ſuperſtitione, ut etiam penè vicô ſuo nomen mutaverint, vicum ſenis potius, quam vicum Saturni appellantes. Jedoch iſt dis mehr aus aberglaͤubiſcher Andacht als aus Abſchen geſchehen / wie die Juden τὸ τετραγράμματον〈…〉〈…〉 (welches ſie auch ſchem hammephoras nennen) fuͤr ein ἀνεκφώνητον oder fuͤr ein unausſprechlich Wort halten / und alſo darfuͤr Adonai, die Phœnicier〈…〉〈…〉 υω, die Samariter〈…〉〈…〉 αβαὶ, die Heyden Jupiter ausſprechen. Gatakerus Diſſertat. de Nomine Tetragrammato.
  • v. 351. Daß unſer Zweytracht euch aufopffer Gold und Blutt.) Ju - gurtha beym Saluſtio: Paulo ante Carthaginenſes, Regem Per - ſen, poſt uti quisq́ue opulentiſſimus videbatur, ita Romanis hoſtem fore. Et lib. 4. hiſt. Namq́ue Romanis cum Nationi - bus, Populis, Regibus cunctis, una & ea vetus Cauſa bellan - di eſt Cupido profunda Imperii & Divitiarum. Hieher gehoͤ - ret auch der ſchoͤne Orth aus des Petronii Satyrâ.
Orbem jam totum victor Romanus habebat, Qua mare, qua Tellus, qua Sidus currit utrumq́ue, Nec ſatiatus erat: gravidis Freta pulsâ Carinis, Jam peragrabantur, Si quis Sinus abditus ultra,Si149Si qua foret Tellus, quæ fulvum mitteret aurum Hoſtis erat: fatisque in triſtia bella paratis Quærebantur Opes: non vulgò nota placebant Gaudia, non uſu plebejo trita Voluptas.
  • v. 354. Traut ihr die Herrſchafft euch der Welt nicht zu erkaͤmpffen?) Polyb. l. 1. c. 32. meldet vom Rom und Carthago: Erat de ſum - mo Imperio inter duos hoſce Populos æmulatis Gellius l 10. c. 27. In litteris veteribus memoria extat, quod par fuit vigor & acritudo amplitudoq́ue Populi Romani & Pæni, neq́; im - meritò æſtimatum: nam cum aliis quidem Populis de unius - cujusq́ue Reip. cum Pœnis autem de omnium Terrarum Im - perio decertatum. V. Polyb. l. 15. c. 9. Vellej. Paterc. l. 1. c. 12. Flor. l. 2. c. 2.
  • v. 359 360. Sie reißt nebſt mir ihm aus die Fluͤgel.) Silius l. 1. de Bell. Pun. redet von dem Geluͤcke der Stadt Rom alſo:
Quæſitumq́ue diù, quâ tandem poneret arce Terrarum Fortuna Caput.
  • Und ausfuͤhrlicher Plutarch. de Fortun. Roman. Fortuna Perſis Aſſyriisq́ue deſertis, cum leviter pervolaſſet Macedoniam, celeriterq́ue abjeciſſet Alexandrum, Ægyptumq́ue deinde & Syriam Peragrando Regna diſtuliſſet, & ſæpe converſa Car - thaginenſes tuliſſet: poſtquam transmiſſo Tyberi ad Palati - um appropinquavit, Alas depoſuit, Talaria exuit, & in fi - deli & verſatili illo Globo miſſo factô, ita Romam intravit, ut manſura: ac talis jam adeſt ad Judicium.
  • v. 362. Carchedons Juno kan nicht mehr auf Loͤwen reiten.) Daß Juno die eigentliche Schutz Goͤttin der Stadt Carthago geweſt / iſt aus Macrob. lib. 6. Metam. Virg. l. 1. Æn. Jnſonderheit aber lehret Joſeph Scaliger: Junonem pictam eſſe apud Carthagi - nenſes Leoni inſidentem, Dextrâ Fulmen, Siniſtrâ Sceptrum gerentem. Freinsheim. in Not. ad Curt. l. 4. c. 1. n. 22. hat ein ſchoͤn Epigramma, darinnen vieler Oerther Schutz Goͤtter erzehlt werden.
  • v. 364. Carthago wird fuͤrs Kind Aleidens nicht erkannt.) Cic. lib. 2. de Natur. Deor. meldet: daß Carthago eine Tochter des Her - cules geweſen ſey. Wiewol Carthago nur ein verfaͤlſchtes Wort von dem Syriſchen Karchuda iſt. Salmaſ. de Ling v. Helleniſt. p. 358.
K 3v. 411.150
  • v. 411. Da er zu Crobon ſchimpfft der Juno guͤlden Bild.) Cicero lib 1. de Divinat. ſchreibt: Annibalem, cum Columnam au - ream, quæ erat in Fano Junonis Laciniæ aufferre vellet, dubi - taretq́ue, utrum ea ſolida eſſet, an extrinſecus inaurata, per - terebraſſe; cumq́ue ſolidam inveniſſet, ſtatuiſſe eam tollere. Secundum quietem viſam ei Junonem prædicere, ne id face - ret, minitariq́ue, ſi id feciſſet, ſe curaturam, ut eum quoq́ue Oculum, quô bene videret, amitteret. Idq́ue ab homine acu - to non eſſe neglectum. Itaq́ue ex auro, quod exterebratum eſſet, buculam curaſſe faciendam, & eam in ſummo Colum - collocaſſe.
  • v. 461. Seqq. Uns zuerwuͤrgen Strick aus Seid und Purper windet.) Vom Heliogabalus erzehlt Lampridius. in ejus Vitâ. c. 33. p. 876. Denckwuͤrdig: Paraverat funes blatta & ſerico & cocco intortos, quibus, ſi neceſſe eſſet, Laqueo vitam fineret. Pa - raverat & Gladios aureos, quibus ſe occideret, ſi aliqua vis, urgeret. Paraverat & in Cerauneis & Hyacinthis & in Sma - ragdis Venena, quibus ſe interimeret. Fecerat & altiſſimam turrim, ſubſtratis aureis gemmatisq́ue ante Tabulis, ex qua ſe præcipitaret, dicens, etiam mortem ſuam pretio - ſam eſſe debere & ad ſpeciem Luxuriæ, ut diceretur nemo ſic periiſſe. Sed nihil iſta valuerunt. Nam & occiſus eſt per Scurras, & per plateas tractus eſt ſordidiſſimè, per Cloacas du - ctus, & in Tiberim ſummiſſus eſt.
  • v. 484. 485. Der Anverwandten Tod durch Bothen nur bekand.) Guevarra Horol. PP. lib. 3. c. 40. Lex erat apud priſcos Car - thaginenſes, ut ſi Filii mors Patri, aut Patris Filio, aut Uxori Mariti, aut Marito Uxoris, aut cujuscunq́ue mors dolenda indicanda alicui foret, ejus uterentur miniſteriô, qui in Car - cere jam Capitis condemnatus erat, ac ſi Nuncius ſtatim eſ - ſet occidendus, ne in Conſpectum illius amplius veniret.
  • v. 487. Des groſſen Suffes.) Die Suffebes, welche vom Hebreiſchen〈…〉〈…〉; nemlich den Oberſten Richtern den Nahmen ha - ben / waren nicht nur zu Carthago / ſondern auch in andern Africa - niſchen Staͤdten die hoͤchſte Obrigkeit. Selden de Diis Syr. Pro - leg. c. 2. p. 16. 17. Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 24. p. 516. 517. dieſe wurden zu Carthago auch Koͤnige genennt. Ariſt. l. 2. Pol. c. 11. Corn. Nepos in Vita Hannibal. Herod. l. 7. Diodor. l. 14. wie151wie auch Dictatores. Juſtin. l. 19. c. 1. n. 7. Gellius. l. 10. c. 52. Jh - re Gewalt aber wehrete nur ein Jahr. Liv. l. 30.
  • v. 489 Zur Mutter-Stadt Chandreanech.) Alſo nennet die Stadt Carthago Plautus in Pœnulo. Act. 5. Scen 2. Es kommet aber dis Wort von dem Hebreiſchen〈…〉〈…〉 welches heißt der Sitz des Anak. Sintemal ſich / die Phœnicier oder Chananiten〈…〉〈…〉 Kinder des Anak (ungeachtet die wenigſten von ihm herſtammeten) nennten. Maſſen denn die Phœnicier daher Phea - nac, oder von den Griechen verdrehet φοίνιχες genennt wurden Bo - chart. in Chanaan lib. 1. c. 1 p. 363.
  • v. 490 Daß kein Gewuͤrme lebt in der Phœnizer Grabe.) Weil ſie ſie einbalſamirten. Plaut. in Pænuli Prologo. daher Tertullian. de Reſurrect. Carn. c. 42. von ihren eroͤffneten Graͤbern erweh - net: quingentorum ferè annorum Oſſa adhuc ſuccida & Ca - pillos olentes Populus exhorruit.
  • v. 491. Daß man Amilcars Haupt bethet an.) Diodor. Sicul. lib. 20. Agathocles accepto Amilcaris Pœnorum Ducis, qui in Sicilia occubuerat, Capite, Carthaginenſibus oſtendit, quæ res iis acerbiſſimum Dolorem attulit, qui ritu Barbarorum, Caput Regium adorarunt.
  • v. 509. Wo wird nach ſo viel Muͤh und Streit.) Dieſes Getichte; wie Hercules auf einem Scheide-Wege von der Tugend und Wol - luſt ihnen zu folgen gereitzet worden / hat Prodicus Sophiſta erfun - den. Beſiehe hiervon Xenophon. l. 2. Memorabil. Cicer. l. 1. de Offic. Sil. Ital. l. 15. de Bell. Punic.

Die fuͤnfte Abhandlung.

  • v. 10. 11. Hier ſtehn die von den Sternen beſeelten Teraphim.) Die - ſer〈…〉〈…〉 wird zum erſten Geneſ. 31. 9. da ſie den Laban ge - ſtohlen worden / gedacht. Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 4. c. 3. p. 259. 260 meint: Es ſey dis von Uhrſprung ein Egyptiſch Wort / nemlich Σεράπις, welches die Chaldeer / die〈…〉〈…〉 oder〈…〉〈…〉 fuͤr〈…〉〈…〉 aus - ſprechen / und das zimlich gleiche〈…〉〈…〉 in〈…〉〈…〉 verwandelt / in The - raphim verkehret. Worzu er denn zimlich ſcheinbar aus dem A - benephi anfuͤhrt: Erant Ægyptiis ſimulachra quædam Pueri ſpecie quæ vocabantur Serapis. Hæc adorabant de futurisK 4&152& abſconditis ea interrogantes. Omnibus in locis celebrio - ribus Urbium ea collocabant adolentes ante ea, ſecum quoq́; ea contrâ Eventus malorum portare ſolebant. Atq́ue hæc I - dola ſimilia ſunt Theraphim, quæ Iſraëlitæ colebant, & quæ Laban adoraſſe Scriptura memorat. &c. Warum alſo die The - raphim, (welche zwar auch Judic. 17. 5. Reg. 19. fuͤr gemeine Bil - der und Nachgemaͤchte gebraucht / und fonſt〈…〉〈…〉 oder Μορ - φώμετα genennt werden. Kirch. d. l. p. 254. 255. Selden. de Diis Syr. Synt. 1. c. 2. p. 98.) eigentlich nichts anders als Wahrſager - Bilder und zugleich Dii Averrunci, oder Αλεξητήριοι und ςοιχει῀α. Selden d. l. p 103. welche in der Eoptiſchen Bibel die Groͤſten un - ter Labans Goͤttern dem Jamblicho aber ἀγάλματα ϑείας μετ〈…〉〈…〉 - σίας heiſſen.
  • v. 11. Dis iſt des Thammutz Bild.) Daß dieſer Abgott eben dis / was Adon nemlich die Sonne geweſt / iſt aus Selden. d. l. Synt. 2. c. 11. zu ſehen.
  • v. 12. 13. Diß der Hecate / von derer Regung kwillt daß die und jene Seel ein ander lieben muͤſſen.) Hecate oder der Mohnde ward fuͤr die Uhrheberin gezauberter Liebe gehalten. Daher beym Seneca Phœdta in Hippolyto:
Hecate triformis, en ades cœptis favens, Animum rigentem triſtis Hippolyti doma: Amare diſcat, mutuos Ignes ferat.
  • v. 15. Nach dem man dreht dis Rad.) Dis zielet auf das Ptopertii Rhómbum Magicum des Theocriti〈…〉〈…〉 μβον χάλκεον; welcher die Liebe zu wircken dienen ſol / und ἐξ〈…〉〈…〉 φρο〈…〉〈…〉 της δινει῀ϑαι, oder nach der Venus Ordnung herumb gedreht werden / heiſſet. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 114. -116.
  • v. 16. 17. 18. 19. Hier iſt ein Erſtlings Haupt / das eines Prieſters Hand ihm von dem Halſe rieß.) Kircher. d. l. p. 260. daß zwar die The - raphim und die Serapis in dem Feuer des Mithra Ertzt / Steine / Holtz und dergleichen Zeuge / aber niemals ohne Menſchen-Blutte haben bereitet werden koͤnnen. Die Zubereitung aber beſchreibt das Thargum Hieroſolymitan. und Elias Thesbites dergeſtalt: Ma - ctabant hominem primogenitum, cujus Caput torquendo præſcindebant, Caput v. abſciſſum Sale & Aromatibus con - diebant, ſcribebantq́ue ſuper laminam auream nomen Spiri - rûs immundi, quâ ſuppoſitâ Capiti, ponebant illud in parie -te,153te, incendentes coram eo Candelas & adorantes coram eo. Et cum iſtius modi locutus eſt Laban. Selden. d l. p. 98. Kir - cher. p. 257.
  • v. 18. Als ieder Jrrſterrn ſich zum neuen Lauffe regte.) Nemlich / cum omnes ſimul ab ipſo Sectionis vernæ momento ſive Exordio Zodiaci progrediuntur Planetæ; vel cum omnes in loco pri - Genituræ exiſtunt, ſc: cum quilibet decimam quintam partem Domûs ſuæ obtinet, Luna ſc[:]Cancri, Sol Leonis, Mercurius Virginis, Venus Libræ, Mars Scorpionios, Jupiter Sagittarii, Saturnus Capricorni. Selden. d. l. p. 108. 109.
  • v. 22. Dis Bild aus Gold und Silber giſſen / worein ſo Sonn als Mohnd die Kraͤfften floͤſſen ein.) Daß die Zabii oder Chaldeer de[r]Sonne guͤldene / dem Mohnden ſilberne Bilder gegoſſen / fuͤhret au[s]More Nebochim Selden. d. l. p. 103. 104. Poſuerunt in ſolis Lu - næq́ue Palatiis Imagines, & dixerunt, quod ſplendor poten - tiorum ſtellarum diffundebatur ſuper illas, & loquebantur cum hominibus, & annunciabant eis utilia. Und noch aus - fuͤhrlicher Abenezra und Abulenſis beym Kircher. p. 256. Erant quædam Capita ex Metallo certo tempore & ſub certis ſide - rum Aſpectibus & Conjunctionibus Planetarum facta, ut in - de Virtus à Cœlo derivaretur in illud Caput, fieretq́ue po - tens reſpondendi conſulentibus & interrogantibus ipſum: id - q́ue fiebat partim per Aſtrologiam, & partim per Necroman - tiam. Fecit hujusmodi Caput Albertus magnus, quod Diſci - pulus ejus S. Thomas confregit.
  • v. 25. Das kein Wahrſager iſt faͤhig uns zu ſagen.) Hermes beym SeIden. p. 107. 108. Ita Humanitas ſemper memor humanæ naturæ & Originis ſuæ in illa Divinitatis imitatione perſe - verat, ut ſicut Pater & Dominus ſui ſimiles Deos fecit æter - nos, ita Humanitas Deos ſuos ex ſui Vultûs ſimilitudine figu - raret. Statuas ſc. animatas ſenſu & ſpiritu plenas, futurorum præſcias, ea quæ forte omnis Vates ignoret.
  • v. 26. Allein es laͤßt ſich nur gewiſſe Tage fragen.) Mor Iſaac Maro - nita beym Kircher. p. 257. 258. Idolis Victimas & Sacrificia of - ferebant, incendentes ante ea Aromata. Diabolus v. certis temporibus loquens ex fingulis eorum petentibus reſponſa dabat, futura prædicens & abſcondita revelans. Ea etiam, quæ in remotis fiebant, mortem quoq́ue & Secreta CordiumK 5prode -154prodebant. Gleichergeſtalt hat der Wahrſager-Geiſt zu Adelphis nur etliche gewiſſe Tage geantworttet. Alſo: daß Apollo ſechs Monath hier / und ſechs andere bey den Lyciern wahrgeſagt; mei - ſtentheils in erſten / ſiebenden / und neundten Tagen jeden Monaths / Fruͤh / Abends und bey zunehmenden Mohnden. Thyſius Not. ad l. 1. c. 6. Valer Max p. 59. a.
  • v. 27 Wenn Hada in den Krebs / Adad in Loͤwen tritt.) Jene iſt der Mohnden / dieſe die Sonne. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 176. 177. Der Krebs und Loͤwe aber ihr Hauß.
  • v. 29. 55. Als ob / ein groſſer Geiſt / der Didons Grab beſeelt.) 〈…〉〈…〉iſt Levit. 20. 6. Deutron. 18. 2. ein Wahrſager-Geiſt / der aus den Todten redet / wie 1. Sam. 28. aus dem Samuel. Dieſer aber redete entwededer aus der Erde / oder aus dem Munde des Wahr - ſagers / oder des Todten / zuweilen auch gar aus dem Geburths - Gliede. Daher die Wahrſagerin 1. Sam. 28. ἐγγαςρίμυϑος ge - nennet wird. Selden. Synt. 1. c. 2. p. 120.
  • v. 31. 34. Wie das zu Caccabe der Dido Tempel hegt.) Der Dido Tempel und Grab beſchreibt Silius Ital. lib. 1. de bell. Pun.
Urbe fuit mediâ ſacrum Genitricis Eliſæ Manibus, & patriâ Tyriis formidine cultum Quod Taxi circum, & piceæ ſqualentibus Umbris Abdiderant, cœliq́ue arcebant lumine Templum. Hoc ſeſe, ut perhibent, lucris mortalibus olim Exuerat Regina loco. Stant marmore mæſtæ Effigies, Belus q́ue parens, omnisq́ue Nepotum à Belo ſeries, ſtat gloria gentis Agenor; & qui longa dedit terris cognomina, Phœnix Ipſa ſedet tandem æternum conjuncta Sichæo: Stant Aræ Cæliq́ue Deis, Hereboq́ue potenti.
  • Aus dem andern Verſe muthmaſſet Heindrich Carthag. p. 196. daß der Dido auch Menſchen-Blutt geopffert worden ſey.
  • v. 33. Du muſt die Schuh ausziehn.) Alſo redet Virgil. l. 4. Æn. von der opfernden Dido: Unum exuta pedem Vinclis. In Sacris Expiatoriis enim Calceamenta ſolutis Vinculis & anſis perdibus detrahebantur. Dempſter. Paralipem. ad l. 5. c. 36. Roſin. p. 947. welches die Heyden Zweifelsfrey aus der heili - gen Schrifft geborget / weil Gott Exod. 3. 5. Joluæ. 5. 15. die heili - gen Oerter mit Schuhen zubetreten verboten.
v. 35.155
  • v. 35. Nun ſaͤtze dieſe Haub aus weiſſer Woll aufs Haar.) Virgil. de Didone.
Præterea fuit in tectis de marmore Templum Conjugis antiqui, miro quod honore colebat, Velleribus niveis & feſtâ fronde revinctum.
  • Worbey Servius anmerckt: Moris fuerat, ut nubentes puellæ, ſimul ac veniſſent ad limen Mariti, poſtes ornarent laneis vit - tis. Daß die Prieſter und die Opfernden aber weiſſe Hauben ge - tragen iſt bekand.
  • v. 36 Nim hin den Myrten Zweig.) Wenn einer ihm die Balaath - Ob oder die Todten wolte wahrſagen laſſen / mußte er einen Myr - ten-Zweich in der Hand halten und rauchern. Selden. d. l. p. 121.
  • v. 37. 38. Mit Aepfeln ſein verehret die Derceto zu ſeen auf Cypern hat gelehret.) Daß die erſten Granat-Aepfel Venus auf Cypern gepflantzet / lehret Cæl. Rhodigin. l. 23. c. 3.
  • v. 45. 46. 47 Dido zeuget ſich mit Purper angezogen.) Virgil. l. 4. Æn. v. 137 bildet ſie alſo fuͤr:
Sidoniam picto Chlamydem circumdata limbo: Cui pharetra ex auro: crines nodantur in aurum, Aurea purpuream ſubnectit fibula veſtem.
  • v. 50. Zu Delphis der Erd ihr Geiſt die Prieſterinnen.) Cicer. 1. de Di - vinat. Oraculi Delphici vim prædicendi Spiritui Terræ tri - buit. Dictor. ſic. l. 6. & 10. Juſtin. l. 24. c. 6. beſchreibet dieſes Oraculum umbſtaͤndlich / und meldet: in medii Montis plani - tie profundum Terræ foramen, quod in Oraculo patet: ex quo frigidus Spiritus, vi quâdam velut vento in ſublime ex - pulſus, mentes Vatum in Vecordiam vertit, impletasq́ue Deo Reſponſa Conſulentibus dare cogit.
  • v. 51. 52. Dodones Eich-Altar ſagt durch zwey Tauben.) Daß zu Dodona in Epirus Jupiter anfangs durch Eichen / hernach durch Tauben / endlich durch Prieſterinnen Periſtea und Triton wahr - geſagt / lehret Natal. Comes. Mythol. l. 6. c. 12. p. 603. Ja daß dieſes / wie auch Hammons Oraculum in Lybien zwey von The - be aus Egypten geflogene Tauben aufzurichten mit Menſchen - Stimme befohlen haben / fuͤhret Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 3. c. 2. p. 206. aus. Es ruͤhret aber dis Getichte von der Tauben Wahrſagung eigentlich daher: daß die Theſſalier Tauben und Wahrſagerinnen Πελειάδας genennt. Wie die Tauben in Sicilienbey156bey Eryx fuͤr der Venus Bothen gehalten / von Babiloniern eine Taube / wordurch ſie vielleicht auf die Semiramis gezielet / Goͤttlich verehret / iſt aus Selden. Synt. 2. c. 3 p. 274. -276. zu ſehen.
  • v. 53. Der Eſeulapius aus Ertzt und einem Drachen.) Lucianus berichtet: daß Æsculapius bey der Stadt Pella in Macedonien durch einen Drachen gewahrſagt habe. Daß ihm ein Drache als ein Zeichen der Wachſamkeit zugeeignet worden / iſt aus Feſti Pom - peii lib 9. und wie er in Geſtalt eines Drachen von Epidaurus nach Rom kommen / aus Valer. Maxim. lib. 1. c. 8. n. 2. zu ſehen.
  • v. 54. Hammons hoͤrnicht Kopf winckt zu gewehrten Sachen.) Des Hammons Geſtalt beſchreibt Preinsheim in Comment. ad l. 4. c. 7. n. 21. 23. Curtii: daß er nur mit wincken wahrgeſagt / lehret Kircher. Oedip. tom. 1. Synt. 3. c. 2. p. 206. wiewol dis auch an - dere Wahrſager-Bilder gethan. Diodor. Sic. d. 17. c. 50. Euſtach. in Dionyſ v 212. Strabo. lib. 17.
  • v. 60. Dieſe welche Moth bewegt.) Daß Pluto wegen habender Herrſchafft uͤber den Tod / Sec. Hebr c. 2. v. 14. Axiokerſos〈…〉〈…〉, oder auch〈…〉〈…〉 Μοὐθ, oder der Tod ſelbſt gemeint worden / lehret Selden. Synt. 1. c. 5. p. 164. Bochart. in Chana - an. l. 1. c. 12 p. 427.
  • v. 62. Als Baals Sonnen-Kind.) Daß Dido des Belus / Bals / Bels / oder Baals Tochter geweſt / welcher in Cypern geherſcht / und ſonſt auch Methres genennt worden / wie auch Μάτγηνος o - der〈…〉〈…〉 ein vortreflicher Mann / lehret Bochart. in Chana - an. l. 1. cap. 3. pag. 370. Euſeb. in Græc. Chron. nennet ihn Καρχηδῶνα τὸν Τύριον. Beſiehe Juſtin. l 18. c. 4. allwo Berneg - ger. anmerckt: daß Agenor ihr Vater / Belus ihr Groß-Vater ge - weſt ſey. Bel, Bal, Baal aber heiſſet Herrgott. Selden. Synt. 2. c. 1. p. 194. ſeqq. Belus aber war bey den Aſſyriern der Sonne und des Saturnus Nahme. Voſſius. l. 2. Theol. gent. cap. 4. Es iſt aber der Dido Vater ein viel jungerer Belus, als Belas Aſ - ſyrius, welcher Babylon gebauet / und ſonſt Nimrod heißt. Bo - chart. in Phaleg. l. 4. c. 14. p. 263.
  • v. 64. 65. So bald ein Strahl nur faͤllt auf Memnons ſteinern Bild.) Von dieſer Memnons Seule ſind alle Buͤcher voll; welche aber am beſten Pauſanias beſchreibet: Miror in Megarenſium mon - tibus lapidem reperiri, qui lapide percusſus, non ſecus ac Ly -ra157ra inſonat. Sed multo me majori admiratione affecit Ægypti - orum Coloſſus, qui Thebis Ægyptiis eſt poſtquam Nilum trajeceris; vidi enim ad hoc usq́ue tempus ſtatuam ſedentem juxta eum locum, quem Syringas appellant; eam qleriq́ue Memnonem dicunt, quem ex Æthiopiâ profectum in Ægy - ptum perveniſſe arbitrantur. Thebæi Memnonem negant, ſed quendam popularem ſuum eſſe ajunt, cujus ea Statua ſit. Audivi etiam, qui hanc ſeſoſtri Statuam tribuant, quam Cam - byſes mutilaverit. Reliquum Corpus ſedet, & quotidie in - ſonat oriente Sole, quem ſonitum dixeris ſimilem diruptæ chordæ in Lyra vel Cytharâ. Und nebſt ihm Philoſtratus in Le - onibus. Memnon in Æthiopiâ deformatus eſt in lapidem ni - grum, ſedentis in habitu, ſolaribus radiis ubi Statua contin - gitur, veluti plectrum incidens Sol in Memnonis os, elicit inde vocem. Beſiehe Strabon. lib. 13. Plin. lib. 10. c. 26. & l. 26. c. 7. Philoſtrat. lib. 6 c. 3. Tacit. 2. Ann. 61.
  • v. 67. Des Apis Seule kehrt der Sonne ſein Geſicht.) Daß deroglei - chen Bild in Egypten geweſt / auch derogleichen durch die Bau - Kunſt / undandre Magnetiſche Mittel gemacht werden koͤnne / iſt aus Kircher. tom. 2. part. 2. claſſ. 8. cap. 3. l. 1. 2. pragm. 6. p. 331. zu ſehen.
  • v. 68. 69. 70. Die Sonne geht auch nicht ie auf: daß man nicht ſie Serapens Bild ſieht kuͤſſen.) Beroaldus in Apulejum: Apud Alexandriam templum fuit Serapidis opere fornicario con - ſtructum & mirâ arte viſendum: in quo ſimulachrum Dei i - ta erat vaſtum, ut dextrâ unum parietem, alterum lævâ per - ſtringeret: quod ex omnibus metallorum lignorumq́ue ge - neribus compoſitum ferebatur. Erat etiam dolo & arte com - poſita feneſtella, ab ortu Solis ita aptata, ut radius Solis per eam directus, os & labra Serapidis illuſtraret, ita ut inſpectan - te populo, oſculo ſalutatus à Sole videretur. Die Arth dero - gleichen nach zumachen gibt Kircher. all. loc. prag. m. p. 329. 330. an die Hand.
  • v. 70. 71. 72. Und Stroͤme ſuͤſſer Milch aus hundert Bruͤſten fluͤſſen.) Warumb ſie die Jſis mit ſo viel Bruͤſten abgebildet / lehret Macro - bius: Continuatis Uberibus corpus Deæ omne denſatur, quia vel Terræ, vel rerum naturæ alimento nutritur univer - ſitas. Daß aber in Egypten auf dem Altare ſolch ihr Bildnuͤs /ſo158ſo bald man die Lichter angezuͤndet / aus allen Bruͤſten haͤuffig Milch geſpritzet habe / und wie dis nachzumachen ſey / beſchreibt Kircher. cit. loc. §. 2. prag 1. p. 332. 333.
  • v. 73. Daß Oſiris Wein aus dem Altare ſpritzet.) Ara Aſpide ador - nata, in quâ igne poſito Iſis & Oſiris vinuni & lac fundebant, Aſpis vero ſeu Agathodæmon ſibilando applaudebat. Kir - cher. cit. loc. pragm. 2. v. 333. 334.
  • v. 77. ſeqq. Strahlt auch drumb das Elyſer Feld.) Virg. l. 6. Æn. v. 640.
Largior hic Compos æther & lumine veſtit Purpures: ſolemq́ue ſuum, ſua ſidera norunt.
  • v. 81. 82. Eliſſa hat mit ihrem Leben ihr maͤnnlich Hertz nicht aufge - geben.) 〈…〉〈…〉heiſt eine goͤttliche Heldin / oder eine Heldin. Virago. Worvon der Jrrthum beym Euſebio entſtanden: daß ſie Dido auch Origo geheiſſen. Gleichergeſtalt irret Servius, wel - cher Dido fuͤr Virago auslegt / und Eliſſa ihren erſten Nahmen ihr nur als einen Zunahmen zueignet / den ſie erſt bekommen haͤtte / als ſie ſich ins Feuer geſtuͤrtzt. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 24. pag 515.
  • v. 83. Der Dido Schatten irrt.) Dido hat dieſen Zunahmen von ih - ren Zuge aus Phœnicien in Africa bekommen. Sintemal〈…〉〈…〉 eine Herumbſchweiffung / und alſo Dido ſo viel als πλανῆτις, eine Her - umbirrende heißt. Etliche meinen / dieſer Nahme komme〈…〉〈…〉 oder der Liebe. Von welcher auch der Phœniciſche Hercules beym Euſebio in Chronic. lib. 1. p. 26. Diodas genennet wird. Bo - chart. in Chanaan. l. 1. c. 24. p. 515. 516. Selden. Synt. 1. c. 6. p. 188. Von dieſem Zunahmen Diodas meldet Heindrich. Car - thagin. l. 1. ſect. 1. c. 1. p. 20. Phœnices Herculi indidiſſe, quia invocabatur à Procis, & ex illius numine felix ſucceſſus in amoribus pendere putabatur.
  • 85. Sie bleibet itzt noch Sonnen-Prieſterin &c:) Juſt in. l. 18. c. 4. meldet: Daß der Dido Gemahl des Hercules Prieſter / dieſe wuͤr - de aber zu Tyrus die erſte nach dem Koͤnige geweſt ſein. Ein ſolcher Prieſter war zu Carthago Cartalo, der nach Tyrus dem Hercules die Zehnden gebracht hatte / und hernach von ſeinem eigenen Vater Maleus gekreutzigt ward. Juſtín. l. 18. c. 7. Von dem Hercules a - ber lehret Macrobius. l. 1. Saturnal. c. 20. p. 236. Nec Hercules à Subſtantia SoIis alienus eſt, quippe Hercules eſt ea Solis po -teſtas,159teſtas, quæ humano generi virtutem ad ſimilitudinem præſtat Deorum. Cæterùm Deus Hercules religiosè quidem & a - pud Tyron colitur: verum ſacratisſima & auguſtiſſimâ Ægy - ptii eum religione venerantur, ultraq́ue memoriam, quæ a - pud illos retrò longiſſima eſt, ut carentem initiô colunt. Et reverà Herculem Solem eſſe, vel ex nomine claret. Hera - cles enim quid aliud eſt niſi heras, id eſt aëris cleos? quæ por - alia aëris gloria eſt, niſi Solis illuminatio, cujus receſſu profunditate occulitur Tenebrarum? Prætereà ſacrorum ad - miniſtrationes apud Ægyptios multiplici actu multiplicem Dei aſſerunt poteſtatem ſignificantes Herculem hunc eſſe τὸν ἐν πᾶσι〈…〉〈…〉 ά πάντων ἥλιον.
  • v. 89. Jhres Ehherrns Geiſt / den des Brudern Mord-Beil faͤllte.) Wie der Dido Bruder Pygmaleon, oder vielmehr〈…〉〈…〉 Pugmalion, das iſt die Ruhe vom hoͤchſten Gott / ſec Bochart. in Chanaan. l. 1. c. 3. p. 370. ihren Eh-Mann / welcher Sichæus, Si - charba, Acerba, Acerva hin und wieder genennt wird / ſeiner Schaͤ - tze halber ermordet habe / beſchreibt Juſtin. lib. 18. c. 6
  • v. 91. 92. 93. Weil ſie ihr das Oel des Lebens.) Als Hiarbas Koͤnig in Mauritanien die Dido mit Gewalt heyrathen wolte / und auf den Verweigerungs-Fall Krieg ankuͤndigte; die Carthaginenſer auch ſelbſt zur Heyrath geneigt waren / baute ſie ihr mitten in der Stadt einen Holtzſtoß auf / ſchlachtete unter dem Scheine ihres Gemahles Geiſt zu verſoͤhnen viel Opfer ab / und durchſtach ſich auf dem Holtz - Stoſſe mit Vermeldung: Nun gienge ſie zu ihrem Ehmanne. Worauf ſie Carthago als eine Goͤttin verehret. Juſtin. lib. 18. c. 6. Aber Virgil. l. 4. Æn. tichtet: daß ſie ſich aus Sehnſucht gegen ihrem geliebten Æneas getoͤdtet habe. Da doch Servius berichtet: Æneas were 340. Jahr fuͤr Erbauung der Stadt Rom (welche doch nur 40. Jahr junger als Carthago geweſt ſein ſol:) in Jta - lien kommen. Alleine Bochart fuͤhret in einem Briefe / oder viel - mehr in einem gelehrten Tractat aus: daß Æneas nicht einmal aus Aſien / weniger in Jtalien oder Africa kommen ſey. Der Dido Verbrennung aber vergleicht Florus l. 2. c. 15. n. 7. den Todt der Aſdrubaliſchen Gemahlin.
  • v. 97. Die Ochſen und den Pflug zur Saate Furchen machen.) Die Zerſtoͤrung dieſer maͤchtigen Stadt beſchreibt Vellej. Patercul. lib. 1. cap. 12. 13. Flor. l. 2. c. 15. in fin. daß aber ein Pflug uͤber ihreBrandt -160Brandt-Staͤdte gefahren (Aratrum paſſam eſſe) Modeſtinus in l. 21. A. quib. mod. uſusfr. amitt. gleichwol hat Julius - ſar durch Andeitung eines Traumes Carthago wieder zu erbau - en ihm fuͤrgeſetzt / Keyſer Auguſtus auch ſolches volſtrecket. Appi - an. d. l. c 61. p 85. Dio lib. 43.
  • v. 99. Wo vor mein Ochſenfell ſo weit gepraͤnget hat.) Dido Lybi - am appulſa, cum ab jarba pelleretur, petiit callidè, ut ad ur - bem communiendam venderet tantum terræ, quantum poſ - ſit corium bovis amplecti. Quod cum ille promiſiſſet, do - rium in tenuiſſimas corrigias ſectum tetendit, occupavitq́ue ſtadia viginti duo. Herodian. l. 5. Juſtin. l. 18. p. 158. Appian. l. 1. de bell. Pann. in princ. Virg. 1. Æn. v. 371. Naſcimbenius muthmaßt: dieſer Platz ſey umb Ochſen oder ihre Leder ertauſcht worden. H. Junius c. rei nummariæ; Dido habe von Ochſen - Leder Geld (welches D. Hieronymus Scorteos heißt /) andere ſie habe auf Geld Ochſen gepregt / in dem Pecunia auch à pecude den Nahmen bekommen haͤtte. Cæl. Rhodigin. l. 10. c. 2.
  • v. 103. 104. Die hoͤher ſich als vierzig Ellen ſtrecken.) Die Stadt Mauer zu Carthago iſt zwey und zwantzig Ellen dicke / und / wie Ap - pian. lib. de bell. Punic. wil / dreißig / nach dem Diodor. Sicul. und Oroſio l. 4 c. 22 vierzig Ellen hoch geweſt; wovon Maro. 4. Æn.
pendent Opera interrupta, minæq́ue Murorum ingentes, æquataq́ue machina Cœlo.
  • Alſo / daß Scipio ſie mit zwey Stoß-Boͤcken / an derer iedem drey - tauſend Maͤnner gezogen / erſchellen muͤſſen. Dieſe Mauer war - ber dis gewoͤlbt: daß zu unterſte dreyhundert Elefanten / daruͤber viertauſend Pferde ſtallen / und ihr Futter aufhalten / zu oberſte a - ber viertauſend Reiter und zwanzig tauſend Fuß-Knechte wohnen konten. Strabo lib. 27.
  • v. 107. Wird man in ihm zermalmen jeden Sein.) Oraſius lib. 4. c. 23. ſagt von der Stadt Carthago Einaͤſcherung: Omnibus muralibus Lapidibus in pulverem etiam comminutis, ara - trum paſſa eſt. Die Uhrſache iſt ex Vellej. Paterc. l. 2. c. 12. zu nehmen: neq́ue ſe Roma,[j]am terrarum orbe ſuperato, Secu - ram ſperavit fore, ſi Nomen uſquam ſtantis maneret Cartha - ginis adeò Odium certaminibus ortum ultra metum durat, & ne in victis quidem deponitur, neq́ue ante inviſum eſſe deſinit, quam eſſe deſint.
v. 119161
  • v. 119. Den Muth des Aſdrubal ſehn ſeines Weibes weichen.) Flo - rus. lib. 2. c. 15. n. 16. 17. Deploratis noviſſimè rebus quadri - ginta ſe millia Virorum dediderunt. Quanto fortius Fœmi - na & Uxor Ducis? quæ comprehenſis duobus Liberis à cul - mine ſe Domûs in medium miſit Incendium. Wie des Aſdru - bal Gemahlin ſich dem Scipio gegen uͤber auf die Mauer geſtellt / und auf ihres Eh-Manns Zaghaftigkeit geflucht. Beſchreibt Ap - pian. de Bell. Punic. c. 59. p. 82.
  • v. 129. Und zu Carthagens Brand itzt Holtz und Schwefel traͤgt.) Daß Maſaniſſa eine groſſe Uhrſache des zerſtoͤrten Carthago ge - weſt / iſt ex Fragmentis Polybii p. m. 1522. zu ſehen: Μα〈…〉〈…〉 σανά〈…〉〈…〉 Καρχεδόνι ἄιτιον τῆς Α᾽ναςάσεως〈…〉〈…〉 γένεϑαι πάμαν ἀυτὴν ἀσϑενῆ Ρωμα〈…〉〈…〉 οις ὑπό〈…〉〈…〉 - σποντα.
  • v. 131. 132. Maſaniſſa den die Stadt Carchedon auferzogen hat.) Dieſes Berichtet Appian. de Bell. Punic.
  • v. 137. Jch ſehe’s Joch ſchon ſeinen Enckel zihn.) Nemlich Jugurtha Maſaniſſens Sohnes-Sohn / welcher von Roͤmern uͤberwunden / und in Ketten nach Rom geſchleppet worden. Saluſt. de bell. Ju - gurth. c. 114. Florus l. 3. c. 1.
  • v. 140. ſeqq. Die Sicherheit wird Rom nach dieſem Kriege in Schlaff und Faulheit wiegen ein.) Wie Florus lib. 4. vom ſte - henden Carthago mit dem Scipio wider den Cato gar recht geur - theilt: Pœnorum hoſtium imminentem metum diſciplinam veterem continuiſſe; alſo iſt von dem zerſtoͤrten wahr: Poten - tiæ Romanorum prior Scipio viam aperuerat, Luxuriæ po - ſterior aperuit, quippe remoto Carthaginis metu, ſublatâq́ue Imperii æmulâ, non gradu ſed præcipiti curſu à virtute de - ſcitum, ad vitia tranſcurſum; vetus Diſciplina deſerta, no - va inducta; in Somnum à Vigiliis, ab armis ad Voluptates, à Negociis in Otium converſa Civitas. Vellej. Paterc. lib. 2. in princip. Eben diß meinet Livius in Præfat. Saluſt. in Catilin. & Jugurth. Auguſtin. de Civit. Dei l. 2. c. 18. & l. 3. cap. 19. & 21. Und inſonderheit druͤcket diß Juvenal. Satyr. 11. wol aus:
Præſtabat caſtas humilis Fortuna Latinas Quondam, nec vitiis contingi parvaſinebat Tecta labor, ſomniq́ue breves, & vellere TuſcoLVexatæ162Vexatæ duræq́ue manus, ac proximus urbi Hannibal, & ſtantes Collina in turre Mariti, Nunc patimur longæ pacis mala: ſævior armis Luxuriæ incubuit, victumq́ue ulciſcitur Orbem; Nullum Crimen abeſt, facinusq́ue Libidinis ex quo Paupertas Romana perit, hinc fluxit ad iſtos Et Sybaris colles, hinc & Rhodos & Miletos; Atq́ue coronatum & petulans madidumque Tarentum. Prima peregrinos obſcœna Pecunia mores Intulit, & turpi fregerunt ſæcula luxu Divitiæ molles. quid enim Venus ebria curat?
  • Die Weiber blieben keuſch / als Rom noch duͤrftig war /
  • Die Huͤtten kamen nicht durch Laſter in Gefahr
  • Bey Arbeit / wenig Schlaff / als ſtetes Wolle ſpinnen
  • Die Haͤnde haͤrtete / wie die Colliner Zinnen
  • Von Maͤnnern Tag und Nacht bewachet muſten ſein /
  • Weil Hannibal war dar. Jtzt ſpielt ſich Unheil ein
  • Bey allzulanger Ruh. Die Schwelgerey bekrieget
  • Uns aͤrger / als kein Feind / aus Rache / daß beſieget
  • Von uns die Erde ward. Rom wird von Brunſt gekwaͤlt /
  • Kein Laſter geht ihm ab / ſeit dem ihm Armuth fehlt.
  • Was’s uͤppige Tarent / das ſich mit Balſam ſchmieret /
  • Was Rhodos / Sybaris / Milet fuͤr Wolluſt ruͤhret /
  • Der frembden Sitten Koth ward in die Stadt gebracht
  • Durch ihr beſudelt Geld. Des ſchnoͤden Reichthums Macht
  • Hat durch Verſchwendungen verterbet Sitt - und Zeiten.
  • Denn Brunſt und Trunckenheit ſpinnt tauſend Uppigkeiten.
  • v. 145. Der Gothen Suͤndfluth und der Schwarm der Wenden.) Die Wenden / als ſie unter dem Koͤnig Wismar von den Gothen geſchlagen worden / haben ſich in Ungern geſetzt / hernach hat ſie Carocus und Gondigiſilus mit dem Anhange der Alanen und Schwaben in Franckreich / und ſo fort in Spanien gefuͤhrt. Dieſe ſind hernach von Bonifacio dem Landvogte in Africa welchen Aëtius bey der Placida der Meuterey beſchuldigte / zu Huͤlffe be - ruffen / und von Genſerico im Jahr 426. dahin gefuͤhret / von ih - nen Carthago und Numidien erobert / ihr Reich aber im Jahr 534. unter dem Koͤnige Gilimer durch Beliſarium wieder zerſtoͤret wor - den. Hornius in Arc. Noæ. p. 173. 188. Jonſton. Polyhiſt. Theo -doſ. 163doſ. jun. p. 612. Endlich hat Keyſers Juſtiniani Feld-Haupt - mann Salamon die Wenden gar aus Africa verjagt. Jonſton. d. l. p. 665. Daß aber Siſebutus der Weſt-Gothen Koͤnig in Spa - nien / ungeachtet ſeine Vorfahren Alaricus und VValia durch Sturm und Ungewitter auf der See theils darvon zuruͤck getrieben / theils erſaͤuft wurden / umbs Jahr 614. in Africam uͤbergeſetzet / und Mauritaniam Tingitanam erobert / erzehlet Saavedra Co - ron. Gotic. p. m. 319. 320.
  • v. 148. 149. Als Carthago deſſen Grauß.) Diß / und wie faſt kein Reich in der Welt ſo viel Veraͤnderung / als dis Theil in Africa / gelitten / die Roͤmer von Wenden und Goten / alle von dem Ara - bern / vom Abenchita ſeinen Soͤhnen / hernach vom Abu Haf, Beni Habdul Guadi vertrieben / ſein Sohnes Sohn Abraham zu des Tunetaniſchen Reichs Koͤnige gekroͤnet / und Mulcy genennet worden; beſchreibt Thuan. l. 7. p. m. 147. ſeqq. Horn. Arc. Noæ. p. 367. 368.
  • v. 152. Mutzens Fahnen werden leuchten wo Jber und Boͤbis rinnt.) Als Don Rodrigo der Weſt-Goten Koͤnig in Spanien im Jahr 712. des im Gotiſchen Africa ſtatt ſein herſchenden Grafen Julians Tochter / oder (wie etliche wollen) Ehweib Florinda zu Pancorvo genothzuͤchtiget hatte / verbrand er ſich mit den Soͤhnen des vorigen Koͤniges VVitiza, welchem Rodrigo die Augen ausſtechen / und im Gefaͤngnuͤſſe ſterben laſſen / und begehrte von des Emir Elmu - menina Ulit ſeinem Africaniſchen Land-Vogte Muza Abenzair wieder ihn nur Huͤlffe. Dieſer Muza, nach dem er durch (Anfangs zugegebene 400. Fuß-Knechte / 100 Reuter) an der Spaniſchen Kiſte einen reichen Raub gethan hatte / ſchickte dem Julian unter dem Tarif Abenzarca 12000. Mann zu / eroberte Calpe / Gibral - tar / Tarteſſo / ſchlug und erſchlug des Koͤnigs Bruder und Feld - Hauptmann Don Sancho, nam Sevilian ein Endlich ſchlug er auch das von dem Koͤnige Jhm entgegen gefuͤhrte Heer durch Ver - raͤtherey; in dem des VVitiza Soͤhne / und Don Oppas Ertz - Biſchoff zu Sevilla (welche ſich zu des Rodrigo Feld-Obriſten be - ſtellen laſſen / bey erhitzter Schlacht zum Julian uͤberfielen. Der Koͤnig ſelbſt / als er uͤber den Fluß Guadalete uͤberſchwimmen wol - te / erſoff. Hierauf gieng Ecija, Cordua, Malaga, Granada, Murcia, Toledo uͤber / und Muza Abenzair kam ſelbſt mit 12000. Mann in Spanien / und nam Medina Sidonia, Carmona (wie -L 2wol164wol durch Betrug des Julian) Bejade Portugal; ſein Sohn Abdalaſis ein Juͤngling von unbeſchreiblicher Hertzhaftigkeit / aber Denia, Alicante, Huerta, und Valentia ein. Jnzwiſchen als Muza und Tarif mit einander wegen des Ruhms ihrer Siege und Eroberung der Stadt Sarggoſa zweytraͤchtig wurden / und beyde ihre Sachen fuͤr dem Ulit auszufuͤhren nach Africa zuruͤck kehrten / ward Abdalaſis zum Land-Vogt in Spanien vom Naber beſtellt / welcher des Rodrigo Koͤnigliche Wittib Egilona heyrathete / und auf ihr Einrathen als Koͤnig zu Sevilla den Thron beſtieg. Saave - dra Coron. Gotic p. m. 460. 503.
  • v. 156. Wenn der Philipp ihm vermaͤhlt Ferdinands Erlauchtes Blutt.) Wie durch des Ferdinandi Catholici Heyrath mit der Iſabella aus Caſtilien / und ſeine Thaten die Spaniſche Monar - chie gegruͤndet / und durch-Verheyrathung ſeiner Tochter Johannæ mit Philippo auf daß Ertzhaus Oeſtereich verſetzet werden / iſt be - kand: Lorenzo Gracian. in Fernando faſſet von ihm p. m. 64. zimlich viel mit dieſen Worten zuſam̃en faſt. El verdadero Hercules pue de Catholico Fernando, con mas hazannas que dias, gana - va a Regno un anno, y adquiriò por herencia el de Aragon, por dote de Caſtilla, por valor el de Granada, por felicidad la India, por induſtria a Napoles, por Religion a Navarra, y por ſu gran capacidad a todos.
  • v. 165. 166. Dieſe muͤſſen Africa von der Tyranney und Ketten / die ihm Omar leget an.) Omar der dritte Arabiſche Chalifa nach dem Mu hammed hat zu erſte den Fuß in Africam geſetzet / Tripolis in Barbarien (alſo iſt Numidien von der Wuͤſten Elbarbar oder ih - rer unahrtigen Sprache genennt worden) erbauet / dem Muham - med zu Jeruſalem einen Tempel gebauet / und ſich zum erſten Emir Elmumenina, das iſt / den Fuͤrſten der Rechtglaͤubigen genennet. Hornius Arcâ Noæ. p. 343. 344. Sanſovin nel l Hiſtoria de Turchi p 220.
  • v. 167. 168. Es wird der fuͤnfte Carl durch ſeine Sieges Fahnen die Tunis / Tripoli / Biſerta / Aphradiß.) Die Kriege und Siege Ca - roli V. im Koͤnigreich Tunis beſchreibt Thuan. lib. 7. Bugia und das Koͤnigreich Oran hat des Ferdinandi Catholici Feld-Herr Petrus Navarrus unter dem Koͤnige Abdurrhamel, und her - nach auch Tripoli erobert. Horn. Arc. Noæ. p. 369. 370.
v. 171.165
  • v. 171. 172. Amidas muß den Fuß des andern Philips kuͤſſen.) Wie Koͤnig Philippus II. im 1573. Jahre durch den Johannem Au - ſtriacum Tunis eingenommen / Biſerta erobert / den Koͤnig Ami - das mit ſeinen Soͤhnen nach Neapolis gefangen gefuͤhrt / den Me - hemet dem Koͤnigreich Tunis fuͤrgeſetzt / Goleta gebauet / beſchrei - bet Thuan. l. 55. Strada. Bell. Belg. dec 1. lib. 10. p. 519. welches alles aber das Jahr hernach wieder verlohren gegangen. Thuan. lib. 58.
  • v. 185. Wie Europens Keyſer-Vogel Doñerkeil und Flammen blitzt.) Daß der Adler bis in Himmel fluͤge / unter den Sternen ſein Neſt mache / und daher ἡψιπέτης und Jovis armiger genennt worden / iſt nicht nur ex Apulej. l. 1. Floridor. Horo. l. 2. c. 53. ſondern aus Abdiâ. v. 4. Proverb. 23. 5. Jerem. 49 16. Job 39. 30. bekand; Weil den Adler auch Pindar. Olymp. 13. ὀιωνῶν βασιλῆα und Pythic. 1. ἀρχὸν ὀιωνῶν, Smyrnæus l. 3. v. 353. ϖροσφε ρέςατον nennet / und Ariſtophanes in Equitib. Aſt. 3. von ihm alſo redet: Α᾽ιετὸς〈…〉〈…〉 ς γίνει, καὶ πάσης γῆς βασι〈…〉〈…〉 σης; Ja die Thebaner in Egypten ihn Goͤttlich verehret / Diodor. Si - cul. lib. 1. Τὸνδ᾽ ἀετὸν θηβαῖοι〈…〉〈…〉 ιμῶσι, διὰ τὸ βασι - λικὸν εἶναι δοκεῖν τοῦτο τὸ ζῶον, καὶ τοῦ Διὸς ἄξιον. Und die Araber ihm einen Tempel gebauet / wie ex Talmudicis Bochart. tom. 2. Hieroz. l. 2. c. 1. p. 163. ausfuͤhret; iſt ſich nicht zu wundern; daß auch die Roͤmer den Adler genennet
miniſtrum fulminis alitem, cuî Rex Deorum Regnum in aves vagas permiſit, Horat. l. 4. Od. 4.
  • Und daß ſelbten C. Marcius alleine zum Zeichen der Legionen / welche vorher Woͤlffe / Pferde / und dergleichen Thiere gebraucht / lehret Plin. l. 10. c. 4. Wiewol ſchon Tarquinius Priſcus oben auf ſeinem Zepter einen Adler gefuͤhret. Roſin. Antiqu. Rom. l. 7. c. 3. p. 1091. Daher auch durch die Adler die Roͤmiſchen Heere ſelbſt verſtanden worden. Demſter. Paralipom. ad Roſin. l. 10. c. ult. p. 1719. Die Keyſer auch die Adler mit Perlen auf ihre Schuch ſtuͤcken lieſſen. Curopalates ſ. Georg. Codin. libr. de Offic. Aul. Conſtantinopol. p. 55. Nicephor. Gregor. lib. 4. welches niemand ſonſt thun dorfte. Corippus. l. 2. Num. 4. AuchL 3ward166ward bey der Keyſer Apothecoſi ein Adler aus dem Holtzſtoſſe ge - laſſen / welche ihre Seele in Himmel tragen ſolte. Dio lib 56. Ar - temidor. lib. 2. c. 20. Demſter ad Roſ. l. 3. c. 18. in fin. Auch iſt bey den Roͤmern in den Siegeln das Signum Reip. ein Adler geweſt. Schild. ad Sueton. Auguſt. c. 94. p. 300. n. 4. Beſihe von den Adlern Lipſium de Milit. Roman. lib. 4. Dialog. 5. und Dempſter. in Paralip in Roſini. l. 10. c. ult. p. 1718. 1719.
  • v. 186. Wenn der Africaner Schutzthier. Daß durch den Croeodil Egypten abgebildet worden / und deswegen Keyſer Auguſtus nach deſſen Eroberung Geld mit einem Palm-Baume und einem Croco - dile pregen laſſen lehret Kircher. Obeliſc. Pamphil. lib. 4. Hiero - grammatism. 9. p. m 307. die Uhrſache iſt / weil in Egypten und ſonderlich zu Arſinoe (welche Stadt auch deswegen Crocodilo - polis geheiſſen) ein in einer See ernehrter und von den Prieſtern gezaͤhmter Crocodil als heilig ſo / wie von den Herocleoten deſſen Feinde die Ichnevmones verehret worden. Ex Strabone Kircher. Oedip. Ægypt. tom. 1. Syntagm. 4. c. 7 p. 354. berichtet: daß / als ſie dieſe Verehrung unterlaſſen / Egypten von den Crocodilen - ber Gewohnheit belaͤſtigt worden. Weil nun aber dieſes Thier auch in andern Africaniſchen Laͤndern zu finden; Plin. l. 5. c. 1. wird es gantz Africæ zugeeignet. So wie Aſien das Camel / Euro - pen das Pferd. Noch gemeiner aber wird Africa durch einen Drachen vorgebildet. Worauß Flor. l. c. 2. 20. zielet: quod qua - ſi in Vindictam Africæ nata miræ magnitudinis ſerpens po - ſita apud Bragadam Romanorum caſtra vexaret: Hieher aber gehoͤret ſonderlich: daß der Adler die Drachen / welches doch ſonſt unerſchrockene Thiere ſind / mit dem bloſſen Geraͤuſche der Fluͤgel verjage; wie ex Ælian. l. 2. c. 26. Phil. c. 1. Bochart. tom. 2. Hie - rozoic. lib 2. c. 2 p 170. berichtet.
  • v. 223. 224 Schaut doch der Roͤmer nicht / der iedes Grab zerbricht.) Violatio Sepulchrorum Crimen publicum eſt, & ad Legem Juliam de vi publica pertinet. l. 8. A. de vi’publ. & Conſtan - tinus Imp. Mulctam viginti Librarum Auri in Judices, qui hoc Crimen non vindicarunt, conſtituit. l. 3. C. de Sepulc. vi - ol. daher die Athenienſiſchen Geſandten beym Livio. lib. 31. wie - der den Koͤnig Philip in Macedonien der verſehrten Graͤber halber heftig reden und ihn beſchuldigen: quod omnia fimul divina hu - manaq́ue Jura pollueret. Deſſen ungeachtet kunten die Cartha -ginenſer167ginenſer von den Roͤmern die Verſchonung ihrer Graͤber nicht er - bitten / mit der Erklaͤrung: Se perire velle, modo ut Deorum Templis Monumentisq́ue parcatur. denn die Roͤmer antworte - ten: conceſſuros ſe, ut parentandi Cauſſa veniant ad Sepul - chra, reliqua ſe diruturos.
  • v. 226 227. Die Flammen muß ieder Menſch verehrn / der Gott ein Opffer bringt.) Von den Perſen meldet Strabo: daß ſie bey allen Opffern das Feuer als τὸν θεὸν πρῶτον, wie die Roͤmer den Janus an - geruſſen. Selden de Diis Syr. Synt. 2. c. 8. p. 320. Beſiehe Cæl. Rhodigin. Lect. antiqu. l. 15. c. 15.
  • v. 230. [2]31. Die Glutt vertrit auf Erden der Sonne Guͤtt und Ampt.) Symbolum Divinitatis erat Chaldæorum Ignis, Solis Cælo - rum Regis ἀποῤρὼξ, Vicarius ſ: Signum. Cum enim ob cœle - ſtium Corporum diſtantiam Sacra eis ad votum fieri haud ita commodè potuerunt, Symbola hujusmodi congrua in eorum honorem conſecrare pium eſſe judicabant. Selden in Proleg. c 3 p. 49. 50.
  • v. 232 Kein Thier als nur der Menſch braucht Feuer.) Scientiſſi - mum eſt: Hominem, quia immortale & cœleſte Animal ſit, Igne ſolum uti, qui nobis in Immortalitatis Signum dæatus eſt, quia Ignis ex Cœlo eſt: cujus natura, quoniam mobilis eſt & ſurſum nititur, vitæ continet rationem. Cætera verò Animalia, cum tota ſint mortalia, tantummodò aquâ utun - tur; quod eſt Elementum corporale atq́ue terrenum: cujus natura, quoniam item mobilis eſt, ſe deorſum vergit, figu - ram mortis oſtendit. &c. Cælius Rhodig. d. l. 15. c. 15. p. 800.
  • v. 232 233. Es kwillt ſein Weſen vom Geſtirn.) Ex Igne tot collu - centium Stellarum Oculi. Plin. l. 2. c. 5. daher iſt getichtet; daß Prometheus ſeine Fackel an der Sonne angezuͤndet / und das Feuer auf die Erde bracht habe. Beſiehe Cœlium de Mineral. l. 3. c. 7. Sect. 20. p 393.
  • v. 234. Es reinigt was beflecket) Linum vivum in Ignem conje - ctum non extingvitur, ſed ſplendeſeit. Plin. l. 19. c. 1.
  • v. 235. Der Anfang / in den ſich auch alles aͤſchert ein.) Der Perſe Euphrates beym Dioſcorides Antholog. 3. c. 4 verboth ſeinen Leib zu verbrennen / und befahl ihn zubegraben / darmit er das Feu - er mit ſeiner Leiche nicht befleckte. Denn / ſagte er / Πῦρ δὲ μιῆ - ναι〈…〉〈…〉 ἡμῖν τοὑ χαλεποῦ πικρότερον θανάτου. Sed Heracli -L 4tus,168tus, qui Ignem prodidit rerum principium, in eundem Cor - pora reſolvi debere, pronunciavit. At qui Aquæ principem locum dedit Thales, Cadaverum Obruitionem comprobat, quo humore valeant reſolvi. Cœl. Rhodig in. l. 17. c. 21. p. 935.
  • v. 236. Welch ein geluͤcklich Grab wird uns die Glutt nun ſein.) Die Carthaginenſer verbrennten nicht jhre Leichen / ſondern vergruben ſie. Wiewol / daß ſie auch gar zeitlich τ〈…〉〈…〉 νικροκαυςίαο, oder die Todten-Verbrennung gebraucht / aus dem / daß Sec. Virg. l. 4. Æn. ſich verbrennt haben ſol / wie auch aus Juſtino lib. 19. c. 1. n. 10. (allwo aber ſec. Kirchmanum & Berneccerum, ibid. der Orth umbgekehrt zu leſen iſt) allwo Darius den Carthaginenſern die Verbrennung der Todten gebeuth / die Beerdigung aber abſtel - let. Beſiehe hiervon ausfuͤhrlich Heindrici Carthag. lib. 2. Sect. 1. cap. 9. p. 277. ſeqq.
  • v. 246. Eh aus ihnen man laͤßt frembde Goͤtzen machen.) Die Abgoͤtti - ſchen Heyden waren in ihrem Goͤtzendienſte ſehr Zweytraͤchtig. Woher gehoͤret der ſchoͤne Orth Athanaſii Orat. contr. Julian. Omne diſſidium bellumq́ue continuum inter Ægyptios æ - ſtuans, originem à diverſitate animalium, quæ adorabant, du - xiſſe arbitror. Crocodilus enim, qui ab aliis ut Deus cole - batur, ab aliis velut ſummum malum, ac execrandum ani - mal odio erat & abominationi. Leopolitani Leonem adora - bant, quem Collimitani uti crudelem Belluam ad perden - dum inquirebant; in diverſis enim partibus, diverſas beſtias cultas oſtendit Diodorus. Bos quidem in Memphi; Mnenis Heliopoli; Hircus in Mendete; ad lacum Meridem Croco - dilus, Leo in Nomo Leontopolitano hierumb nennt Tacit. Hiſt. 1. c. 11 Egypten Superſtitione diſcordem. Deswegen ſie auch einander ſtachlicht durchgezogen; wie fuͤrnehmlich Anaxi - mander de Rhodiano:
Bovem colis; Deis ego macto bovem, Tu maximam anguillam Deum putas, ego Obſonium credidi ſuaviſſimum. Carnes ſuillas tu caves, at gaudeo His maximè; canem colis, quem verbero.
  • Und war es zu Rom halsbruͤchich frembden Gottesdienſt einfuͤh - ren. Poſthumius apud Livium l. 39. Quoties hoc patrum avorumq́ue ætate negotium eſt Magiſtratibus datum, ut ſacraexterna169externa fieri vetarent? ſacrificulos vatesq́ue foro, circo, ur - be prohiberent? vaticinos libros conquirerent, combure rentq́ue: Omnem Diſciplinam ſacrificandi, præterquam mo - re Romano abolerent? Add. Dionyſ. Halicar. l. 2. p. m. 91. Sueton. Auguſto. c. 93. Peregrinarum Ceremoniarum, ſicu - ti veteres ac præceptas reverentiſſimè coluit, ita cæteras con - temtui habuit. Et: At contra non modo in peragrandâ Æ - gypto paullum deflectere ad viſendum Apin ſuperſedit; ſed & Cajum nepotem, quod Judæam prætervehens, apud Hiero - ſolymam non ſupplicaſſet, collaudavit. Hingegen worden Su - perſt itionis externæ Rei, wie Pomponia. Græcina angeklagt / und beſtrafft. Tacit. 13. Ann. c. 32. & lib. 2. Ann. c. 85. Actum & de Sacris Ægyptiis Judaicisque pellendis: factumq́ue pa - trum conſultum, ut quatuor millia libertini generis ſu - perſtitione infecta, quîs idonea ætas, in Inſulam Sardiniam veherentur, coercendis illic latrociniis, & ſi ob gravitatem cœli interiſſent, vile damnum: cæteri cederent Italia, niſi certam ante diem profanos ritûs exuiſſent.
  • v. 247. Rom das an einen Stein glaubt.) Dis kan verſtanden wer - den vom Jove Lapide, bey welchem die Herolden ſchwuren. Die - ſen Eyd beſchreibt Polybius lib. 3. c. 25. Auch zielet es auf den die Mutter der Goͤtter abbildenden Stein / der vom Himmel gefallen ſein ſol / und von Peſſimunt nach Rom geholet worden. Welches Arnobius lib. 7. contra gentes p. 737. 738. artlich durchzeucht: Allatum ex Phrygiâ nihil quidem aliud ſcribitur miſſum re - ge ab Attalo, niſi Lapis quidam non magnus, ferri manu ho - minis ſine ulla impteſſione qui poſſet: coloris furvi atq́ue atri, angulis prominentibus inæqualis: & quem omnes ho - diè ipſo illo videmus in ſigno oris loco poſitum, indolatum, & aſperum, & ſimulacro faciem minùs expreſſam ſimulatio - ne præbentem. Quid ergo dicemus? Hannibalem illum Pœnum, ſub quo dubia res Romana contremuit, Lapis ex Ita - lia depulit, Lapis fregit, Lapis fugacem ac timidum ſuiq́ue eſſe diſſimilem fecit? &c. Et quis hominum credat terrâ ſumtum lapidem ſenſu agitabilem nullo, fuliginei coloris atq́ue atri corporis, Deûm fuiſſe matrem? aut quis rurſus ac - cipiat Numinis alicujus habitaſſe in ſilicis fragmentis mo - lem ſubjectam, venisq́ue in ejus abſtruſam? Et unde partaL 5victo -170victoria eſt, ſi Peſſinuntio Lapidi nullum inerat Numen? Alleine dieſer Thorheit ſind nicht nur die Roͤmer ſchuldig. Siqui - dem erat vetuſtiſſimus Græcorum mos, Saxa ſive quadrata, ſive rudia, ſaltem aliam quam Saxi ſpeciem præ ſe non feren - tia, pro ſimulachris ponere, neq́ue aliter quam ſimulachris di vinum honorem exhibere. Pauſanias in Achaicis. Selden in Prolegom. c. 3. p. 49. Zu Edeſſa ward auch der Sonnenſtein / welcher vom Himmel gefallen ſein ſolte / im ſteinichten Arabien ein Stein / der den Gott Mars andeutete / in Thracien einer / darinnen des Hercules Fußſtappen ſein ſolte / zu Rom fuͤr der Capuaniſchen Pforte ein Stein / welcher / weil er Regen bringen ſolte / Manalis hieß / vom Sycianiæirn ein zugeſpitzter Stein an ſtatt Jupiters / von Paphiern in einem Nabel aͤhnlicher Stein an ſtatt der Venus / in Perſien ein aus dem Fluſſe Araxes genommener Stein / welcher von Anruͤhrung des Opffer-Meſſers gebluttet haben ſolte / Goͤttlich verehret. Gleichergeſtalt ſol bey Goa der Stein Manganaco, und in Geamaca drey andere Steine / deren einer Regen bringen / der ander die Geburth-Schmertzen ſtillen / der dritte denen Erdfruͤchten helffen ſol / angebetet werden. Ulyſſ. Aldrovand. in Muſæo Me - tallico. lib. 4 p. m. 539. ſeq.
  • v. 248. ſeqq. Das Gadens Heiligthum des Oelbaums hat beraubt.) Philoſtratus in Vit. Apollon. lib. 5. c. 1. erzehlet: daß in des Hercules Tempel zu Gades des Pygmalions Oeldaum befindlich geweſt ſey / welcher rechte Schmaragden auf ſich gehabt / die dem Oliven gantz gleich geweſt. Dieſem iſt zu vergleichen der guͤldene Weinſtock / der ſich zu Jeruſalem im Tempel befunden haben ſol. Tacit. l. 5. Hiſtor. 5. Flor. l. 3. c. 5. Dieſen auf fuͤnfhundert Ta - lent gewuͤrdigten Weinſtock ſol Ariſtobulus dem groſſen Pompejo geſchenckt / Zonar. & Joſeph. Antiq. Jud. 14 Pompejus aber in ſeinem Aſiatiſchen Siegs-Gepraͤnge ſelbten umb einen guͤldenen Berg in Geſtalt eines Gartens geflochten zu Rom eingefuͤhrt / und den Capitoliniſchen Jupiter gewiedmet haben. Plin. l. 37. cap. 2. Beſiehe Lipſium 2. Elect. 5. Caſaubon. Exerc. 16. 108. Cunæ - um de Rep. Hebræor. l. 2. c. ult. Derogleichen guͤldenen Wein - ſtock mit abhengenden Edelgeſteinen haben die Koͤnige in Perſien in ihren Schlafgemache gehabt. Camerar. hor. ſubciſ. f. 1. c. 20. Der groſſe Tarterſche Cham aber einen ſolchen Fichten-Baum. Majol. c. 18. p. 616.
v. 250.171
  • v. 250. Aleidens Bein auslachte.) Daß des Tyriſchen Hercules Gebeine in ſeinem Tempel zu Gades verwahret geweſt / lehret Pomponius l. 3. c. 6.
  • v. 252. Und einer Woͤlfin ein.) Arnob. lib. 4. p. 596. Quod abje - ctis Infantibus pepercit Lupa non mitis, Luperca, inquit, Dea eſt Autore Varrone. Ex rerum ergo proventu, non ex vi naturæ Dea iſta eſt prodita? & poſtquam feros, morſûs im - manis prohibuit bellua, & ipſa eſſe hoc cæpit, &c.
  • v. 253. 154. Die Hure Flora wird den Monden hier verdringen.) Arnob. lib. 8. p. 770. 771. Et ut ipſe Romulus Imperator & Rector Populum ſuum facinore præcelleret, Parricidium fe - cit. Hæc prima ſunt Auſpicia religioſa Civitatis, &c. Roma - norum vernaculos Deos novimus. Romulus, Picus, Tyberi - nus & Conſus & Pilumnus, ac Picunnus. Cloacinam Tatius & invenit, & coluit: Pavo[r]em Hoſtilius atq́ue Pallorem; mox à, neſciò quô Febris dedicatâ: hæc alumna Urbis iſtius ſuperſtitio, Morbi & Valet udines. Sanè & Acca Laurentia & Flora, meretrices propudioſæ, inter morbos Romanorum & Deos computandæ, &c.
  • v. 376. 377. 378. Ward doch Amilcar auch vergoͤttert.) Amilcar / von dem Herodotus lib. 7. meldet: daß er ſeiner fuͤrtreflichen Tugend halber zu Carthago Koͤnig worden / lieferte in Sicilien dem Gelo eine Schlacht / er aber blieb im Lager / und warf von aufgehender Sonne biß zum Ende des Tages unaufhoͤrlich einen gantzen Koͤr - per nach dem andern ins Opffer-Feuer; als er aber zu letzt die Sei - nigen fliehen ſah / ſtuͤrtzte er ſich ſelbſt darein; machte ſich alſo durch Verbrennung unſichtbar. Daher er hernach als ein Gott verehret ward. Heinrichi Carthag. lib. 2 ſect. 1. c. 4. p. 231. 233.
  • v. 380. Melcarthos / weil ich dir kein Erſtling ſchlachten kan.) Der Tyriſche Hercules ward alſo genennet. Euſeb. lib. 1. Præpar. Τῷ,〈…〉〈…〉 Δημαροῦντι γίνεται Μέλκαρθος καὶ ἡρακλης. Es heiſt ſo viel als ein Koͤnig der Stadt. Daher auch die Stadt / welche er bey Calpe gebaut / Melcartheja, oder〈…〉〈…〉 genennt ward. Bochart. in Chanaan. lib. 1. c. 34. p. 682. Die Carthaginenſer aber ſchickten nicht allein alle Jahr Geſandten nach Tyrus zu des Hercules Feſte. Curtius l. 4. c. 2. n. 3. 11. Faber. Semeſtr. 3. 2. ſondern ſie ſchickten auch die Erſtlingen und den zehn -den172den von ihren Fruͤchten / und der Beute jaͤhrlich dem Hercules nach Tyrus. Diodor Sic l. 20. c. 14. Juſtin. l. 18. c. 7. n. 7. worzu ab - ſonderliche Schiffe ausgeleſen wurden. Polyb in Excerpt. Legat. CXIV. p. m. 1310.
  • v. 383. 384. Zeuch deinen Helden-Arm nicht von Carthago ab.) Poly - bius lib. 15. c. 3. p. 964. erzehlt von dieſem Tycheus: Er ſey mit dem Syphax vertreulich umbgegangen / habe unter allen Africanern die geſchickſten Pferde zum Kriege gehabt / und nach dem ihm Han - nibal fuͤr Augen geſtellt: daß ſeine Herrſchafft nur / wenn Carthago ſiegte / beſtehen koͤnte / wenn aber Rom / ſolche wegen der Herſchens - Begierde Maſaniſſens / in Gefahr ſtuͤnde / mit zweyta uſend Pferden zum Hannibal geſtoſſen.
  • v. 409. Hier nim̃ dir den Ring mit unſerm Siegel.) Dis war beyden Sterbenden ein Zeichen beſonderer Liebe / ja des uͤbergebenen Regi - ments. Alſo gab Alexander M. Perdiceæ ſeinen Ring. Curt. l. 10. p. 416 ſpirantiq́ue Tiberio Caligula detrahebat annulum: & quoniam ſuſpicionem retinentis dabat, pulvinum juſſit in - jici: atq́ue etiam fauces manu ſuâ oppreſſit. Sueton. Calig. c. 12. Q. Catulus poſt dedicatum Capitolium ſomniavit: Jo - vem in ſinum Auguſti ſignum Reip. quod manu geſtaret, re - poſuiſſe. Sueton. Aug. c. 94.
  • v. 424. Warumb ein loͤchricht Ohr des Adels Merckmal ſey.) Bey de - nen Syrern und Africanern waren die durchloͤcherten Ohren Kenn - zeichen des Adels. Sext. Empiricus lib. 3. in Pyrrh. Hypot. In - aures geſtare à Viris apud Græcos turpe habetur: apud non - nullos autem ex Barbaris (ut apud Syros) Nobilitatis eſt In - dicium, usq́; adeò, ut etiam nonnulli augentes hoc nobilita - tis Indicium, nares Puerorum perforent, & ex illis Annulos argenteos aut aureos appendant. Daher berichtet Xiphilin. in Macrino. p. 361. von ihm: habuit præter cætera aurem perfora - tam, ut eſt Maurorum Conſuetudo. Wiewol von ihm gleich vor - her ſteht: γονεών ἀδοξοτάτων ἦν er habe ungeehrte oder geringe Eltern gehabt. Und ob ſich zwar Macrinus beym Herodiano ruͤhmet: Se ex equeſtri Ordine ad Imperium aſcendiſſe. So nennt ihn doch Julius Capitolin. in Macrin. c. 2. humili loco natum, atq́ue animi & oris inverecundum. Und c. 4. berichtet er ex Aurelio Victore: Macrinum libertinum hominem, Proſtibulum, ſer - vilibus Officiis occupatum in Domo Imperatoriâ, venali fide, vitâ ſordida ſub commodô fuiſſe, &c.
v. 431.173
  • v. 431. So zeuchne man zu Rom jedweden Knecht) Bey den Roͤmern waren die durchloͤcherten Ohren ein Merckmal der Dienſtbarkeit / wie das Ringe-tragen der Edlen. Welches beydes Milpho beym Plauto zu verſtehen gibt.
Viden homines ſarcinatos conſequi? Atque ut opinor Digitos in manibus non habent. Atq́; quid jam? MIL. quia incedunt cũ annulatis Auribus. Lucilius: Nequã eſt, aurum aures ejus vehemẽtius ambit.
  • v. 497 Uns ſelbſt durch tapfern Kampf großmuͤttig opfern auf.) Ein gleichmaͤſſig Exempel hat Flor. l. 4. c. 2. n. 96. Juba cum ſe rece - piſſet in regiam magnificè epulatus, poſterô die cum Petrejo fugæ comite, ſuper menſas & pocula interficiendum ſe ei præ - buit. Ille & Regi ſuffecit & ſibi: cum interim ſemeſi in medio cibi, & parentalia fercula regiò ſimul Romanoq́ue ſanguine madebant. Senec. de Provid. 2. 15. alterum alterius manu - ſum ait. Auf andere Arth zwang Hannibal die bey Cama gefange - ne Roͤmer: daß ſie einander ſelbſt ermorden muſten. Appian. de bell. Annibal. p 330
  • v. 533. Mein liebſter Schatz wie Peri andern bleiben.) Qui uxorem adeò dilexiſſe fertur, ut etiam cum mortua concubuerit. Suidas. Diogen. Laertius in ejus vitâ.
  • v. 550. Verſoͤhne durch dein Blutt und deinen blaſſen Schatten ihr zorniges Geſpenſt.) Alſo toͤdtete ſich Atiſtomes der Meſſenier Held bey dem Grabe ſeiner von ihm ermordeten Tochter. Pauſan. in Meſſen. p. 241. Pyrrhus die Polyxena auf dem Grabe ſeines Vaters. Senc. Troad. v. 1151. des Marii Bruder ward bey dem Grabe Catuli vom Sylla durch alle Glieder hingerichtet. Flor. l. 3. c. 21. n. 26. L. Cæſar ward getoͤdtet beym Holtzſtoſſe Vari. Valer. Max. q. 2. 2. Ein Freygelaſſener kaufte des ermordeten Keyſers Galbæ Kopf / und warf ſelbtes auf die Grabſtaͤtte ſeines geweſenen vom Galba vorhin hingerichteten Patroni Patrobii. Sueton. Galb. c. 20. Tac. 1. Hiſt. 49. Denn ſie hielten darfuͤr: daß der Er - mordeten erzuͤrnten Geiſter dardurch verſoͤhnet wuͤrden. Dahero Flor. l. 4. c. 6. n. 3. meldet: Cæſarem inultus pater & manibus ejus graves Caſſius & Brutus agebant. & l. 2. c. 5. in fin. Stri - ctæ in Principum colla ſecures, Legatorum Manibus litavêre.
  • v. 595. Die todte Koͤnigin ins Grab zu ſetzen bey.) Daß Maſaniſſa Sophonis ben praͤchtig begraben habe / bezeugt Appian. bell. Pu -nic. 174nic. pag. 15. wie hernach auch Auguſtus Cleopatren gethan. Sueton. Auguſt. c. 17. wiewol er gleichwol ihr Bildnuͤs im Siegs - Gepraͤnge gefuͤhret. Propertius.
Brachia ſpectavi fixis admorſa Colubris.
  • v. 604. 605. Du / Cælius / wirſt ſchon mit den Gefangenen.) Daß Sy - phax nach Rom geſchickt worden / und / als ein Theil wegen ſeiner den Roͤmern in Spannien geleiſteter Dienſte ihn zu begnadigen / ein ander Theil ihn wegen ſeines Friedenbruchs zu beſtraffen riethen / er daſelbſt aus Traurigkeit geſtorben ſey / ſelbten aber Scipio als ei - nen Rathgeber wie Cyrus Croeſum gebraucht habe / erzehlt Ap - pian. d. l. p. 15.
  • v. 613. Die Scipionen ſolln der Juno Stadt zerſtoͤren.) Flor. l. 2. c. 15. fatale Africa Scipionum nomen videbatur. Appian. de bell. Pun. c. 50. p. m. 66. welches auch lange hernach geglaubt worden als die Roͤmer wieder den Antiochum, bey dem ſich Han - nibal (nec Alexandro quidem Magno poſtponendus) aufhielt / kriegen ſolten. Adverſus Hannibalem enim Ducem quis me - lior quam Africani frater crearetur, cum vincere Pœnos o - pus Scipionum ſit? Juſtin. lib. 30. c. 4. & l. 31. c. 7. und zu Zei - ten des erſten Keyſers. Sueton. Cæſar. c. 59. felix & invictum in ea provincia fataliter Scipionum nomen ferebatur. Hie - her gehoͤret der ſchoͤne Orth des Spaniſchen Politici Lorenzo Graciam en el Politico Fernando: Ayuda mucho ò eſtorva para conſeguir la celebri dad eſto de las familias: Secreta Fi - loſofia, manifieſto efecto de la ſoberana providencia, mas fa - vorable a unas, que no a otras. Parece, que ſe heredan asſi, como las propietates naturales, asſi las morales, los privile - gios ò ac haques de naturaleza y fortuna. Caſas ay que Ile - van con ſigo hereditaria la felicidad, y otras la disdicha. La de Auſtria a ſido ſi empre felicisſima, prevoleciendo eterna - mente contra todas las maquinas de ſus Emulos. La de Va - loys al contrario en Francia ha ſido desgratiada, no perdo - nando eſta Infelicidad aun a las privilegiadas hembras. O - tras Proſapias ay belicoſisſimas por naturaleza y por aſicion. como lo es la de Borbon, Seminario de valeroſos. Caudil - los. &c.:
  • v. 616. Nimm Kron und Zepter hin.) Dieſe und andre dem Maſa - niſſa von den Roͤmern gethanen Geſchaͤncke erzehlt Appian. d. l. p. 18.175p. 18. & pag. 63. faſt alſo beſchenckten die Roͤmer den Himilconem Phamæan im dritten Carthaginenſiſchen Kriege / als er zu ihnen - bergieng. Appian. d. l. p. 66.
  • v. 632. 633. Jhr ſeit aus Silber Ertzt Stahl Tohne meine Glieder.) Alſo ſind die vier groſſen Reiche der Welt / Daniel. c. 1. v. 31. -40. und abſonderlich das Aſſyriſche Dan. 4. v. 8. ſeqq. endlich wieder alle vier unter vier Thiere Geſtalt Dan. c. 7. abgebildet. Welches letztere Geſichte dieſes Propheten aber auf eine gantz neue Arth Don Diego Saavedra Faxando in ſeiner Spaniſchen Gothen - Krone pag 508. umbſtaͤndlich von dem Weſt Gothiſchen Reiche in Spanien ausleget.
  • v. 635 636. Mein Babylon iſt’s guͤldne Haupt der Welt.) Babylon wird Eſaia. 13. 19. das ſchoͤnſte unter den Koͤnigreichen / Eſai. 14. 4. das Guͤldene / Jerem. 50. 23. ein Hammer der gantzen Welt / Dan. 4. 27. die Groſſe genennet. Seine Mauern waren funfzig / ihre 250. Thuͤrme aber ſechzig Ellen hoch. Bochart. in Phaleg. l. 4. c. 13. der mitten im Tempel des Belus aber ſtehende Thurm ſol / nach dem Hieronymo, viertauſend Schritte / nach dem Ado 5174. Schrit - te / nach der Juden Meinung aber viel Meilen hoch geweſen ſein: Beſiehe Bochart. d. l. lib. 1. c. 13.
  • v. 637. Jch bin der Baum der fernern Schatten ſaͤllt als Aſien.) Al - ſo traumte des Cyri Mutter / ab Vitem enatam, cujus palmi - te omnis terra obumbraretur. Juſtin. l. 1. c. 4.
  • v. 648. Wenn uͤbern Helleſpont mein Xerxes Bruͤcken ſchlaͤget.) Juſtin. l. 2. c. 10. in fin. veluti naturæ ipſius Dominus & mon - tes in planum deducebat, & convexa vallium æquabat, & quædam maria pontibus ſternebat.
  • v. 656. Verſtaͤubt Perſepolis bis auf kaum vierzig Saͤulen.) Wie der berauſchte Alexander M. aus Anſtifften der Thais das Schloß zu Perſepolis ſelbſt angezuͤndet / beſchreibt Curtius l. 5. p. 175. Von dieſer groſſen Hauptſtadt ſind heute zu Tage nur noch wenige ſtei - nerne Kennzeichen uͤbrig / welche die Perſier Cehil Minar, das iſt / vierzig Saͤulen heiſſen / und entweder von Cyri Palaſt / oder dem Koͤniglichen Begraͤbnuͤſſen / oder einem Tempel eine Uberbleibung ſind / welche Petro de la Valle nella part 2. di Perſia p. 405. 423. und Mandelslo in ſeiner Jndianiſchen Reyſe / als welche ſie genan beſehen / ausfuͤhrlich beſchreiben.
v. 662.176
  • v. 662. Fuͤr dem Europa ſich und Africa ſchon buͤcket.) Dieſe in ge - genwertigen Trauerſpiele beruͤhrte Siege des Scipio haben den wahren Grund zu der Roͤmiſchen Monarchie gelegt. Dahero vom Scipio Vellej. Patercul. l. 2. c. 4. p. m. 72. meldet: ejusq́ue corpus velato capite elatum eſt, cujus operâ ſuper totum ter - rarum orbem Roma extulerat caput. Und Flor. l. 2. c. 6. in fin. Sed tamen Annibal cesſit; præmiumq́ue victoriæ Africa fu - it, & ſecutus Africam ſtatim terrarum orbis. & l. 2. c. 7. p. Poſt Carthaginem vinci neminem puduit. Secutæ ſunt ſta - tim Africam gentes, Macedonia, Græcia, Syria, cæteraq́ue o - mnia, quodam quaſi æſtu & torrente fortunæ.
  • v. 664. Weil Hannibal in Krieg der Syrer Haupt verſtricket.) Flor. l. 2. c. 8. 5. n. 5. ſeine zu Antiocho nachdruͤckliche gehaltene Rede hat Cornel. Nepos. circ. princ.
  • v. 688. Nimm Oeſterreich den Siegskrantz hin dein Stamm wird e - wig bey uns bluͤhn.) Saavedra Coron. Gotic. p. 507. nennet dis Reich una Monarquia tan grande, que nunca la pierde de vi - ſta el Sol; und p. 512. un Solio, el qual durarà haſta los ultimos dias del Mundo. Ælius Anton. Nebriſſenſ. de Ferdin. Ara - gon. Reg. in Exortat. ad Lector. Alterius orbis magnâ parte exploratâ parum abeſt, ut Hiſpaniæ atq́ue Africæ Finis occi - duus cum orbis terrarum fronte Orientali adjungatur. Und Thomas Campanell. de Monarch. Hiſp. c. 4. Hiſpania circuit per Braſiliam, fretum Magellanicum, Philippinas, Jappo - nem, Chinam, Archipelagus Lazari, Calecuttam, Goam, Ben - galam, Ormum; Caput bonæ ſpei, Civitatem Africæ, Inſu - las fortunatas: in eâdem Hispania mundus cum Sole circum - agitur; qui horâ quavis aliquam partem illius Regni illuminat.

FINIS.

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About this transcription

TextSophonisbe
Author Daniel Casper von Lohenstein
Extent219 images; 55320 tokens; 14803 types; 373599 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

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EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationSophonisbe Trauerspiel Daniel Casper von Lohenstein. . [1] gef. Bl., [14] Bl., 176 S., [3] Bl. : Kupfert., 3 Portr. (Kupferst.) FellgiebelBreslau1680.

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HAB Wolfenbüttel HAB Wolfenbüttel, 119.1 Poet. (3)

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Drama; Belletristik; Drama; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:32:53Z
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Holding LibraryHAB Wolfenbüttel
ShelfmarkHAB Wolfenbüttel, 119.1 Poet. (3)
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