FLAGRANTIS. AULÆ. BUSTA. VITREUM. SCEPTRI. RUENTIS. ÆS. ATROCIS. ALEAM. BELLI. EFFOE MIN ATI. PRINCIPIS. CRUENTATAS. MANUS. NOVERCANTIS. LEVEM. ROTAM. SORTIS. REGIS. ROTATAM. PUGIONE. CERVICEM. PRÆPONDERANS. CUBILE. PELLICIS. REGNO. FLAGELLA. CONSCIENTIÆ. CICATRICES. MENTIS. FACES. TERRENTIUMQUE. SPECTRO - RUM. VITÆ. CHAR[Y]BDES. TRISTE. S[Y] RMA. PRÆ - FATUR. MOX. TRISTIOR. FUSCAT. THEATRA. CUPRES - SUS. AMORIS. OESTRO. PERCITUM. DUCEM. FICTA. MORS. CONJUGIS. DEMENTAT. ERIGIT. SERVI. NAM. NAUSEATA. VITA. MORTE. SANATUR. VENENA. VULNUS. LACRUMÆQUE. GAUDEN - TES. CRUORE. PUR PURANS. CADAVER. IRRORANT. DEHINC. COTHURNO. PROSILIT. NOVO. CONJUX. LARUATA. NAM. NASCENTIS. IMPERI. SOLEM. SUPPLEX. ADOR AT. CÆSARIS. NOVI. TÆDIS. SORORIANTI. PURPUR ÆQUE. NUPTURA. SED. FRAUDE. FRAUS. CERUSSA. FONTE. FRU - STRATUR. 〈…〉〈…〉UMANTIS. ARÆ. THUS. IMAGINUM. MAR - MOR. FICTÆFICTÆ. ILLECEBRÆ. PECTORISQUE. SINGUL - TUS. ABSYNTHIUM. SUB. MELLE. RETE. SUB. VISCO. TEGUNT. DICANDO. VICTIMAS. TRIUM - PHANDÆ. AST. ILLA. SIREN. AFRIGANA. CERNENDO. THORI. CANORES. ARTE. ULYSSEA. SPERNI. ELUSA. MORTIS. SYRTE. DESILIT. PRÆCEPS. AUT. NAUFRAGI. SCYLLAS. HONORIS. EXHOR - RENS. HAMOSQUE. ODORANS. SERVITVTIS. AURATOS. PRÆFERT. ADULATRICIS. OSCULO. TYGRIS. MORSVS. NECANTES. ASPIDIS. VENENATÆ. TVMBAM. CATENIS. FATA. SIBILÆ. ROMÆ. FAMAM. SEPVLCRI, RISVI. THEATRORVM. NEC. NOBILES. MENS. SERVA. MANCIPAT. SERVAS. VITÆ. PVDENDÆ. QVANDO. COR. HERÆ. NOMEN. ÆTERNITATI. CORPVS. IMMOLANT. VMBRIS. AST. VICTOR. INVIDENS. SVPERSTITI. VITAM. MORTEM. NECATÆ GÆSARES. DVOS. TERRIS. SACRO. CRVORE. FVLCIENS. STATûS. LEGEM. SOL. VNVS. ORBI. NASCITVR. CAPVT. ROMÆ. SIC. FVLGVRANS. SORS. | MA. SVMMA. PERMISCET. SED. VOS. PATRES. EXILIS. INGENI. PARTVM. QVEM. VIX. TRIMESTREM. MATER. EDIDIT. PRÆCOX. INOPS. VOLVNTAS. DEBITRIXQVE. CENTVPLI. FAVENTIBVS. DIGNAMINI. POLITVR IS. A 3NEC. NEC. INViDETE. SVPPLICI. CLEOPATRÆ. QVO. TVTA. NAVIGET. FAVONIVM. MENTIS. ANTISTITISQVE. GRANDE. NOMINIS. VELVM. HIS. ADJUVIS. FELICIVS. LEGET. LITTVS. QVAM. MARGARITIS. FIMBRIATA. MEMPHITIS. REMIS. EBVRNIS. PVRPVRANTIBVS. VELIS. ARGENTEAQVE. CONJVGEM. PETENS. PRORA. NAM. PORTVS. ILLI. SAL. ERAT. VOLVPTATIS. VOBIS. PLACENDI. PERPES. HÆC. FOVET. VOTVM. NEC. ILLA. CEDRIO. PERVNCTA. SIC. VIVIT. QVAM. NVNC. REN ASCENTIS. CLEOPATRÆ. VIVENT. VESTRO. FAVORE. PERLITI. PVGILLARES. NAM. PALLIDÆ PVTRERE. NESCIVNT. CHARTÆ QVAMVIS. EAS. DENS. TEMPORIS. VORAX. RODAT. MOMVSQVE. LIVIDO. COLORE. SVGILLET. QVEIS. INCLVTI. PATROCINATVR. EXCELLENS. NOMEN. SENATVS. CVJVS.
Obſequens. Cultor. devotus. Ambitor. manebit. ad. Buſtum. Daniel Caſpari.
NAch dem die Koͤnigin in Egyp - ten Cleopatra und der ihr ver - ehlichte M. Antonius von Octavio Auguſto zur See bey Actium geſchla - gen ward / dieſer auch in der Stadt Alexandrien beyde harte belaͤgerte / und kein Vergleich - oder Friedens - Mittel unter ihnen konte getroffen werden / bereitete ihr Cleopatra eine Todten-Grufft / und ſtellte ſich an / als ob ſie ſich ſelbſt mit Giffte hinrichtete. Als dis Antonius erfuhr / ſtach er ihm ſelbſt aus beſtuͤrtz - und Verzweife - lung den Dolch in die Bruſt; ward abeꝛ noch lebẽde veꝛſtaͤndigt: daß Cleo - patra noch lebte. Dannenher er ſich zu ihr tragen ließ / und in ihrer Schoß verſchiede. Hierauff ergab ſich Cleo - patra guttwillig dem Octavio, wel - chem des Antonii freygelaſſener Der - cetæus nebſt dem bluttigen DolcheA 4denden Unfall ſchon eroͤffnet hatte. Die - ſer ließ auch nicht alleine durch Pro - culejum und Corn. Gallum ſie des beſten vertroͤſten / ſondern beſuchte ſie ſelbſt und erzeugte ſich nebſt vielem verſprechen ſehr freundlich gegen ihr.
Als ſie aber ihrer Hoffnung nach den Keyſer / welcher ihr zwar glatte Wortte gab / zu wuͤꝛcklicher Liebe nicht bewegen konte / ſondern von Cornelio Dolobella heimlich verſtandigt ward: daß ſie der Keyſer mit Gewalt nach Rom zum Siegs-Gepraͤnge ſchicken wolte / ließ ſie in einem mit Blumen und Feigen gefuͤllten Korbe eine ſehr giftige Schlange bringen / und / nach dem ſie mit Zulaſſung des Keyſers dem Antonio ſein Grabmahl zuberei - tet / daſelbſt ſich von ihr in den Arm ſtechen / welcher zwey ihres liebſten Frauen Zimmers Charmium und Iras durch willkuͤhrlichen Todt bald nachfolgten. Ob nun wol der Key -ſerſer deſſen zeitlich inne ward / er auch ſelbſt zu lieff / und durch Pſyllos ihr das Gifft wolte außſaugen / und alſo ſie wieder zu rechte bringen laſſen / wardoch alles vergebens. Er ließ ſie aber Koͤniglich / und die Jhrigen ehr - lich begraben. Mittlerzeit ward Antyllus des Antonii und Fulviæ Sohn in einem Tempel ermordet durch Verraͤtherey ſeines eigenen Lehrers Theodori, welchen Augu - ſtus kreutzigen ließ / zugleich auch dem entflohenen Cæſarion nachzu - ſtellen und ihn zu toͤdten / hingegen der Cleopatra Kinder wol zuverwah - ren / anbefohlen.
ihre geheimſte| aus dem Frauen-Zimmer.
Zwey Roͤmer des Keyſers Oberſten.
Des Antonius und der Cleopatra Kinder.
Des Antonii Freygelaſſene.
ANtonius haͤlt mit ſeinen Kriegs-Oberſten Rath / ob er dem Octavio Auguſto, welcher ihn in Alexandria belaͤgerte / durch fer - nern Außfall / oder nur innere Gegenwehre be - gegnen ſolle. Cleopatra erzehlet dem Anto - tonio die ungluͤckſeeligen Wunderzeichen. Auguſtus traͤgt durch den Procule jum ſeinen Geſandten dem Antonio an das dritte Theil des Roͤmiſchen Reichs ihm zuzutheilen / mit dem bedinge: daß er Cleopatren fahren laſſen / ihm Egypten abtreten / und den Koͤnig Arta - bazes loß laſſen ſolte. Hieruͤber haͤlt Antoni - us mit den ſeinigen Rath; welche ihm dieſes einzugehen rathen. Der Reyen ſtellet vor die Goͤttin des Geluͤcks / aus derer Schoos Jupi - ter, Neptunus, Pluto die Erbtheilung der Welt durchs Looß eroͤrtern.
CLeopatra erzaͤhlt mit grimmigem Ei - fer ihrem Geheimſten dem Archibio, was Antonius mit ſeinen Raͤthen ihrer Ver - ſtoſſung halber gerathſchlagt / und wird ſchluͤs - ſig: den Antonium ſelbſt wegzuraͤumen. Hierauff geht ſie ihn mit klaͤglichen und zu -gleichgleich beweglichen Worten an / und bewegt ihn durch Liebreitz ſo weit: daß er ihr nicht alleine des Auguſti Vorſchlaͤge zuverwerffen ver - ſpricht / ſondern ihr auch des Koͤnigs Artaba - zes abgehaunen Kopff zu liefern anbefiehlet.
Nach dieſem ſinnet Cleopatra auf Mit - tel den Antonium wegzubringen / ſchleußt auch ſich anzuſtellen / als ob ſie ſich durch Gifft hin - gerichtet hette. Archibius troͤfnet dem Pro - culejo: daß Antonius des Auguſti Vor - ſchlaͤge verwaͤrffe / und weiſet ihm zu gleich des Artabazes enthaupteten Koͤrper. Der Reyen bildet ab das Gerichte des den Antonium ab - mahlenden Paris, welcher mit der Juno und Pallas Zepter und Weißheit der Venus und ſei - ner Begierde nachſaͤtzet.
CLeopatra fuͤhret ihre geheimſte Char - mium in die zubereitete Todten-Grufft / und entdaͤcket ihr: daß ſie ſich eines falſchen Sterbens anmaſſen wolle; rufft darauf alles Frauen Zimmer zu ſich / geſegnet ſie / und nim̃t unter dem Scheine Giftes einen Schlaff - Trunck zu ſich. Als ſie alſo als todt lieget / eroͤffnen ſie ſolches einem Freygelaſſenen demEteoclesEteocles. Des Koͤnigs Antigonus und Artabazes Geiſter erſcheinen dem ſchlaffen - den Antonio und dreuen ihm den Untergang. Als daruͤber er voll ſchreckens erwachet / bringet ihm Etheocles die Poſt: Cleopatra habe ſich durch Gifft hingerichtet. Worauff / nach dem ſein Knecht Eros, der ihn toͤdten ſol / ſich ſelbſt entleibet / zeucht er den Dolch ihm aus der Wunde / und ſtoͤßt ihn ihm ſelbſt in die Bruſt. Nach dieſem zeucht Dercetæus ihm den Dolch auch heraus / und fleucht zum Au - guſto. Diomedes aber kom̃’t / uud verſtaͤndigt den durch Kuͤhlung ermunterten Antoni - um: Cleopatra ſei noch bei leben. Dar - auf / nach dem er ſich zu ihr tragen laͤſt / er nach zu geſprochenem Troſte ihr auf der Schooß die Seele ausblaͤſet. Der Reyen ſtellet unter dem Geſpraͤche der Parcen die Fluͤchtigkeit des Menſchlichen Lebens und die Gewißheit des Todes vor.
DErcetæus entdeckt Auguſto den blut - tigen Dolch und Antonii Todt. Augu - ſtus rathſchlagt mit Proculejo und Corn. Gallo, wie der Cleopatra angeſagter Ge -ſandteſandte zu empfangen ſey / und ob er ſich der Schaͤrffe oder Guͤtte gebrauchen ſolle. Cani - dius ergiebet im Nahmen Cleopatrens Ale - xandrien / welcher ihn aller Genade vertroͤſtet / und hierauf fuͤr rathſam befindet Cleopatren aufs hoͤchſte zu ehren / ja ſich gar verliebt gegen ſie anzuſtellen. Proculejus und Gallus / her - nach auch Auguſtus ſelbſt / demuͤhen ſich durch allerhand Schein Cleopatren nach Rom zu - locken: Hingegen dieſe den Auguſtum zur Liebe zu bewegen. Als ihr aber Auguſtus zu kaltſinnig / dis aber: daß man ſie nach Rom zu zihẽ ſo ſehr noͤhtigt / verdaͤchtig voꝛkom̃t / ſielt ſie ſichan: als ob ſie endlich darein willigte / und bittet nur: daß ſie Antonium begraben moͤge. Die Egyptiſchen Schaͤffer und Gchaͤfferin - nen tadeln nebſt dem Hofe die falſche / und ruͤh - men nebſt dem Feldleben die aufrichtige Liebe.
CLeopatra begeht des Antonii Leichbegaͤngnuͤß / eroͤfnet der Charmium und Iras des Keyſers Falſchheit / welcher ſie nach Rom zumSchau -Schau-Spiel fuͤhren wolle. Und nach dem ſie Auguſto einen demuͤtti - gen Brieff zugeſchrieben / laͤſt ſie ſich die in einem Korbe verwahrte Schlange in Arm ſtechen und ſtirbt. Durch gleichmaͤſſigen Schlangen Stich kom̃t auch Iras umb. Charmi - um aber erſtoͤßt ſich mit einem Dol - che. Als Auguſtus der Cleopatræ Brieffbekom̃t / kom̃t er eilends nebſt den Seinigen / umb ihren Todt zuver - hindern / zugelauffen / findet ſie aber ſchon todt und nach dem er allerhand Erkwickungs Mittel beſonders die Gifft - auſſaugenden Pſyllos ohne Frucht angewendet / lobt und beklagt er ſie / heiſt ſie auch nebſt den Antoni - um Koͤniglich / die andern zwey auch ehrlich begraben. Nach dieſem bringt Archibius die Poſt: daß die Kriegs - Knechte den von dem Theodoro ver - rathenen Antillum im Tempel derIſisIſis ermordet / da denn die todte Leiche fuͤr den Keyſer bracht wird; welcher den Theodorum kreutzigen / den heim - lich entflohenen Cæſarion aber toͤdten heiſt. Endlich beſihet und verehret Auguſtus die Leiche des groſſen Ale - xanders. | Jm Reyen wird unter der Tyber die Hoheit des Roͤmiſchen Reichs und der neu-angehenden Mo - narchie beſchrieben / dem ſich Egypten - Land unter dem Nahmen deß Nilus unter werffen muß. Der Rhein und die Donau aber entwaͤrffen: daß das Roͤmiſche Reich kuͤnftig auf die Deut - ſchen kommen werde.
DieΚ Λ Ε Ο Π Α Τ Ρ Α Β Α Σ Ι Λ Ι Σ Σ Α ExMoneta æneâ Dan. Caſpari.
WIrd / nun des Meeres Schaum der Tiber gelbe Flutt Der Rhein / der ſtrenge Phrat / das kalte Buͤrger-Blutt Nich mehr begiſſen kan / der Nilus auch beflekket? Die Graͤntz’ iſt der Natur / der See ihr Ziel geſtekket;5. Der Schatten miß’t die Nacht / den hellen Tag das Licht; Nur den Octavius umb graͤntzt kein Schrancken nicht. Rom / das dem Himmel ſelbſt iſt muͤhſam obzufigen / Fuͤr deſſen Fuͤſſen muß der Welt-Kreiß kniend ligen Stillt ſeinen Ehr - geitz nicht. Er iſt den Roͤmern dis;10. Was Rom der Welt geweſt. Der Schlange giftig Biß Ruht / wenn ihr ſcharffer Zahn ſich auf dem Zahne wetzet; Octavius hat laͤngſt in ſeinen Dienſt verſaͤtzet Was Dreyen dienſtbar war / was Rom gebetet an; Schaut’ aber / daß ihn diß noch nicht vergnuͤgen kan. 15.Der Nilus hat noch nie di Tiber angebetet / Egypten auch nicht Rom. Der Sand den ihr betretet Kam in die Theilung nicht. Er nehme’s drittel hin; Wenn nur mein Heyrath-Gut mir bleibet zum Gewien. Allem wer wil den Wurm aus dem Geſpinſte bringen /20. Der in der Wolle ſtekkt? Wer wil den Tyger zwingenADurchCLEOPATRA. Durch Guͤtte / der bereit in den zerfleiſchten Darm Die Klauen eingefaͤnckt! ha! beiß-erhitzter Arm! Der dem gefaͤllten Wild’ auch Hoͤl’ und Neſt zerſtoͤret! Der / wenn der Stamm zermalmt / die Wurtzeln auch verſehret /25. Der / wenn der Loͤwe Raub und Naͤgel eingebuͤßt / Der Loͤwin auch die Bruſt und ihre Jungen friſt! Jedoch / wie / wenn der Maſt ſchon auf den Klippen ſpringet / Wenn ſchon das blaue Saltz ſich in die Ritze dringet / Wenn der verterbte Nord den morſchen Kahn zerſchleifft /30. Der Boßmann fuͤr ſein Schiff ein ſchmales Brett’ ergreifft Fuͤr’s Ruder braucht den Arm / zum Ancker Bein und Fuͤſſe / Die Hoffnung zum Compaß: ſo muß die ſauren biſſe Deß ſcheuternden Geluͤcks / den Schiffbruch ſeiner Macht Auf dieſe Zeit Anton ſein außzuſtehn bedacht. 35.Anton muß / wenn di Flutt ihm biß zur Lippe rinnet / Verſuchen was er kan. Anton iſt noch geſinnet Zu wagen / was ihm Sturm und Schiffbruch uͤbrig laͤßt. Anton iſt noch behertzt / wo ſeiner Freunde Reſt Die Farbe nicht verlihrt / den letzten Sturm zu wagen. 40.Kan aber dieſer Baum den Gipffel nicht mehr tragen; So fall’ er: wenn er nur dem / der den Stam̃ bewegt / Die Aeſte ſtoltzer Ruh zugleich in ſtuͤkke ſchlaͤg’t. Es fall’ Anton / da nur diß Reich nicht geht verlohren / Daß; weil die Roͤmer ja zu dienen ſein gebohren;45. Weil Rom das Haupt der Welt / di Freyheit haͤlt fuͤr Bley Und Knecht-ſein fuͤr Gewien; wo noch ein Hafen ſei Der Freyheit / und fuͤr euch. Ach! aber / ach! vergebens! Sucht Cæſars Spitze wol die Spitze meines Lebens? Nein! weil diß Land hier traͤgt Gold / Weitzen / Helffenbein50. Wil er der Mohren Haupt / Egyptens Zinß-Herr ſein. Die Schiff-Flott’ iſt verbrennt / die Heere ſind geſchlagen / Des Nilus Ruͤcken lernt der Roͤmer Bruͤcken tragen; Es ſind der groſſen Stadt die Mauren meiſt erſchell’t / Jedoch iſt eure Bruſt / ihr Helden dieſer Welt /55. Der Felß / an dem der Feind noch ſol den Kopff zerſtuͤkken / Di Mauer / derer Fall di Welle wird erdruͤk-ken /DiCLEOPATRA. Di ſie zerſchmettern wil: wo euer kluger Rath Zu heilen dieſen Brand kein ſanffter Pflaſter hat. Soſius. Das Pflaſter unſer Wund’ iſt ein behertzt Gemuͤtte /60. Groß-muͤttiger Anton; wer auf des Keiſers Guͤtte Den Troſt der Wolfarth baut / baut Pfeiler in die See Sucht bey der Natter Gunſt / und Flammen in dem Schnee. Man weiß des Keiſers Art / von wem er ſei erzogen; Der mit der Mutter-Milch die Ehrſucht hat geſogen /65. Sollt’ er dem Julius als Vater geben nach? Der mit Pompejens Hals’ auch Rom den Kopff zerbrach. Woll’n wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten? So ſchleuß in Colchos dich / ich bei den rauen Britten Jn einen wuͤſten Fels di freien Sinnen ein. 70.Wo ja das Leben kan der Zagheit Beuthe ſein. Der Todt ſiht bitter auß / noch bitterer das Leben Das ſchimpf und Ketten traͤg’t. Jch wil den Geiſt aufgeben Mit Freuden / eh ich wil Octavianus Knecht Der Roͤmer Schau-Spiel ſein. Der Zuſtand iſt zwar ſchlecht. 75.Jn Alexandrien beruhet unſer hoffen. Doch / hat der oft zu erſt den rechten Zweck getroffen Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff / Auf welches Wind und Meer di Donnerkeile ſchliff / Erwaͤhlet fuͤr das Heil der ſaͤndichten geſtade80. Di offen-hohe See / und ſegelt mehr gerade Zum Hafen / als das ſich di Sandbanck ſtuͤrtzen laͤßt. Di Gift iſt fuͤr di Gift / der Oſt-Wind fuͤr den Weſt: Alſo auch fuͤr Gefahr Gefahr das beſte Pflaſter. Wie kan diß ſicher ſeyn / was uns di Tugend Laſter85. Ein Roͤmer knechtiſch heißt? Geſaͤtzt; wir fallen hin: Wir haben fuͤr den Todt di Ehre zum Gewien. Dringt deñ der kalter Stahl uns nicht durch Hertz und Glider / Sind mehr als Ketten dar / di doch von uns ein ieder Muß tragen der ſich gibt? Wenn hat ein hoher Geiſt90. Auch an den Feinden nicht di Tugend wehrt gepreiſt? Der Keyſer wird auch di / di ſich noch hertzhafft raͤchchen / Die das Geluͤcke ſtuͤrtzt / gelinder Urtheil ſpraͤchchen;A 2AlsCLEOPATRA. Als di di Zagheit faͤllt. Man toͤdtet Gemſ’ und Reh; Wenn der beſigte Loͤw nicht fuͤhlet Schmach und Weh. 95.Duꝛch Kleinmuth iſt Pompei’ ins Sklaven Moꝛd-Hand kom̃en / Di hat dem Lepidus di Freiheit auch genommen / Jhn in Circæ geſperrt. Die Tugend wird bewehrt Durch Unfall / Gold durch Glut. Wer dis / was ich / begehrt / Der falle’s Laͤger an.
Jch ruͤhme dein beginnen;100. Wo nicht durch lindern Wind der Port iſt zu gewinnen. Denn ſaͤtzt der Artzt mit fug Pfrim / Seg’ / und Meſſer an / Wenn Oel und Pflaſter nicht das Brandmal heilen kan; Wenn Guͤtte nicht verfaͤngt | ſo muß der Eiferſchneiden. Alleine / da du wilſt di Tugend unterſcheiden105. Vom raſen: wilſtu Ruhm durch Groß - muth legen ein / Mnß Klugheit und Vernunfft di Wage-Schale ſein / Di Kraͤfften und Gefahr theil’t in ein gleich Gewichte. Heil iſt der Vorſicht Lohn; Verderb der Kuͤhnheit Fruͤchte. Zwar / wenn Anton nebſt uns durch Heer und Lager dring’t110. Und deß Canopus Sand mit unſerm Blutte ting’t; Bluͤb’n auß dem Saamen uns die guͤld’nen Ehren-Lilgen / Di nicht di Zeit / nicht Rom / auch kein Auguſt wird tilgen. Es bleibt dem Soſius der Purper ſeines Blutts Zum Siges-Fabne ſtehn. Was aber kriegt fuͤr gutts115. Dis arme Land hiervon?
Di Julier zu Goͤttern / Di Livie zur Frau. Ach Gott! von was fuͤr Wettern Von was fuͤr Donner wird Cleopatra verletzt / Wenn man Egyptens Heil ſo auf di Spitze ſetzt? Den Printz bewehrt Verſtand / di Wunden den Soldaten. 120.Mit unſerem Ruhme wird der Nachwelt nicht gerathen / Di ewig dienen ſol. Was thut ein Schiffer nicht Eh’ als er gegen Wind di ſteiffen Segel richt? Er laͤßt di Segel falln / haut Thau’ und Maſt in ſtuͤcke / Saͤnkkt Bley und Ancker ein. Man muß das Ungeluͤcke125. Beſaͤnfften mit Geduld / das ſich nicht pochen laͤß’t. Auch ein verfolgtes Thier ſucht bei Gefahr ſein Neſt.
Ein Ruhm-begier’ger Loͤw laͤßt ſich kein Keſicht fangen /
Was hat Numantia fuͤr Thaten nicht begangen?
Nach vierzehn Jahren war die Glut des Hungers Lohn.
Nach vierzehn Jahren? wol! wir ſind noch weit hirvon.
Was bringt di lange Zeit? nichts! als ein taͤglich ſtaͤrben.
Wir koͤnnen unterdeß umb Rettung uns bewaͤrben.
Umb Rettung? nun uns ſchon der Feind ligt an dem Boꝛt.
Schwam Cæſar nicht / als man ſein Schiff beſprang / noch fort?
Recht! euſerſt’ Artzney taug fuͤr euſerſt-tieffe Wunden.
Leander hat den Tod in trotzen Wellen funden.
Deß Kayſers Laͤger iſt kein ungebaͤhnter Strom.
Das Capitel erhielt das ſchon verlohrne Rom.
Ja / als Camillus hat das Laͤger aufgeſchlagen.
Und Manlius vorhin den erſten Sturm ertragen.
Wo kaͤm’ Egypten-Land’ itzt ein Camillus her.
Camillus kam dort auch nichts minder ungefaͤhr.
Die Goͤtter lagen dort ſelbſt fuͤr ihr Schloß zu Walle.
Glaubt: daß Auguſt dem Gott’ Egyptens nicht gefalle
Ohnmaͤchtger Gott! Rom rufft nicht euer Ochſen an.
Wer weis / ob Romulus ſo viel als Apis kan?
Halt’ inn’! Es dient dis nicht das Unheil zuveꝛſoͤhnen. Es laͤſſ’t ſich nicht in Noth der Voͤlcker Goͤtter hoͤhnen. Jſt nicht Egypten itzt der Roͤmer Vaterland? 150.Die fuͤr die Freiheit noch bewegen Hertz und Hand; Jſt Memphis unſer Rom / der Nilus unſer Tyber? So ſchimpft di Bilder nicht derſelben / di hieruͤber Zu Schutz-Herrn ſind erkieſt. Schluͤßt / wie die treue Stadt Sch gegen Feind und Rom noch zu verhalten hat.
Mein Schluß faͤllt deinẽ bei Man fechte von den Mau - Hier kan ein nackter Arm vor drey geharnſchten tauren. (ren. Jſt doch di groſſe Stadt mit Nothdurfft wol verſehn. Wie leichte kan ſich nicht deß Krieges Brett-Spiel drehn. Falln wir das Laͤger an? | laßt uns noch ein’s verſpielen;160. Wie es vermuthlich iſt: daß unſer Fauſt ſo vielen Nicht kan gewachſen ſein: wir ſind auf einmal hin. Kan aber nur der Fuͤrſt was wenig’s hinterzihnA 3DerCLEOPATRA. Der Stadt Eroberung / ſo ſind wir bochge beſſert; Weil der geſchwaͤllte Nil als-denn di Felder waͤſſert:165. Daß / wo itzt Saate waͤchſt’ und fette Lemmer gehn / Man ſiht den kreiſchen Jaͤſcht der toben Wellen ſtehn. Diß zwingt den Kayſer denn ſein Laͤger aufzuheben Und wir bekommen Lufft / biß uns di Goͤtter geben Ein Ende dieſer Noth.
Wo man fuͤr dieſe Glutt170. Nicht beßre Kuͤhlung weiß / ſo iſt der Rath nicht gutt Hat Alexander nicht das wuͤſte Meer getaͤmmet / Thuͤrm’ in di Flutt gelegt / der Wellen Zorn gehem̃et / Di See zu Schiffbruch bracht / als ſie das Heer verdrang Vnd dieſer Blitz der Welt das ſtoltze Tyrus zwang? 175.Hat Cæſar nicht beſigt den Ocean der Britten / Den tiefen Rhein bepfaͤlt / oft ſchwimmende geſtritten / Di Veneter gezaͤhmt / di kein gewafnet Fuß Kein Pferd kein Maſt betrat; deß Jbers ſtrengen Fluß Jn frembdes Ufer bracht / dem Nilus Graͤntzen funden;180. Ja dieſe groſſe Stadt ſelbſt ſteghaft uͤberwunden? Hat der Agrippa nicht / der taͤglich ſeinen Witz Auf unſer Unheil ſchaͤrfft / in Cumens Felſen Ritz’ / Und Hafen eingeſenckt? Was laſſen wir uns traͤumen: Auguſtus werde nicht deß Nilus Auftrit zaͤumen? 185.Deß Laͤgers Thaͤm̃’ erhoͤhn / di Grafften ſaͤncken ein / Zumal di Roͤmer ja zu Waſſer Meiſter ſein?
Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil gefaͤllet / Als der erzuͤrnte Strom di Wellen aufgeſchwaͤllet / Ob ihm ſchon Attalus mit Schiffen dienſtbar war.
Perdiccas und Auguſt ſind kein vergleichlich Paar.
Man gebe diß auch nach; daß uns der Strom nit rette; Das Gluͤkke / das itzt ſcheint / geht morgen oft zu Bette. Wir haben durch Gedult zum vortheil ſo viel Zeit / Di alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid195. Deß Keiſers Roͤmiſch Blut der Buͤrger hat geſogen; So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen / Di fuͤr dem Keiſer zwar mit ſanfter Zunge ſpiln; Doch durch deß Hertzens Gifft di Rach-begirde kuͤhln. RomCLEOPATRA. Rom hat auf den Octav nicht minder Dolchen fertig200. Als auf den Julius. Man ſei der Zeit gewaͤrtig / Ob ſie uns ſtuͤrtzen kan. Di Wolkke dreut oft viel / Di wenig Blitze gibt. Als das verlohrne Spiel Den Julius faſt zwang auf ſich ſein Schwerd zu wetzen Fuͤr Munda / ließ es ihm den Lorberkrantz aufſaͤtzen:205. Als aber Ulla faſt Pompejens Beuthe war / Verſchwand di blaſſe Furcht durch Cordubens Gefahr.
Uns kom̃t kein Cæſar nicht / der uns den Feind zertheile.
Wer weß / ob Juba nicht ſo gutt di Wunden heile?
Ja! ſeinem Vater fiel ſein heilen allzuſchwer.
Durch ihn fiel Curion mit ſamt deß Keiſers Heer.
Deñ aber muſt’ ihn ſelbſt deß Freindes Spitz’ erſtaͤchchen.
Diß reitzt den Juba ſich an Juliern zu raͤchchen.
Der ſteht auf Eiß / der ſich auf frembder Huͤlffe ſtuͤtzt.
Wo nicht dem Helffer auch di Huͤlffe ſelber nuͤtzt.
Was hat Coriolan am Nilus zu verlihren?
Diß / daß ihn unſer Band’ auch in Ketten fuͤhren.
Sol denn der Mohr itzt erſt Egyptens Schutz-Herr ſein?
Ein Mohr / ein Hannibal trieb Rom in Rom hinein.
Rom war zu ſelber Zeit noch nicht recht Rom zu nennen.
Mehr! weil die Roͤmer ſelbſt ihr eigen Rom itzt treñen.
Jtzt aber faͤllt gantz Rom dem Keiſer wider bei.
Nicht glaube: daß gantz Rom Octavianiſch ſei.
So bald di Haͤupter weg muß ſich der Poͤfel geben.
Jch glaube: daß in Rom / noch tauſend Brutus leben.
Nein! nein! weil Caſſius der Roͤmer letzter war.
Verdeckter Schlangen Gift bringt deſto mehr Gefahr;
Das gantze Rom begehrt: daß Nilus zinßbar werde.
Hingegen haſſet diß der groſſe Reſt der Erde.
Er haſt’ es; nur daß er nichts nicht verhindern kan.
Wol / wo Phraates ſich nur nim̃t Egyptens an.
Was kan der Parthe wol den Roͤmern abgewinnen?
Deß Craſſus Beyſpiel lehrt / was Parth’ und Mede koͤñen.
Der Craſſus lernt es zwar; ein anders iſt Auguſt.
Es dien’t ein Perſiſch Pfeil auch fuͤr Auguſtus Bruſt.
Mir faͤllt noch ichtwas bei. Jhr kennet das Gemuͤtte Deß Keiſers / das ſich wol noch lencken laͤſſt zur Guͤtte. Herodes Brieff trug uns ſchon Fridens-Mittel an. Man ſchau’ ob man ſich gar mit ihm vergleichen kan. Man ſchlag’ ihm Mittel vor. Warumb ſolln wir ſich ſchaͤmen:240. Annaͤhmlichen Vertrag vom Keiſer anzunaͤhmen?
Erwart’ſtu Fried’ und Ruh vons Keiſers blutt’ger Hand?
Man hat an dem Anguſt di Sanfftmuth ſchon erkant.
Wo?
Zu Peruſien an unſers Fuͤrſten Bruder.
Er brauchte dieſen Schein zu ſeinem Ehren-Ruder.
Warumb denn ſtell’t er ihn ſo bald auf freien Fuß?
Weil groſſe Vogel man mit kleinen kirren muß.
War Lucius Anton fuͤr ſo gar klein zu halten.
Das Roͤm’ſche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten.
Warumb ſtuͤrtz’t er denn nicht den Lepidus durchs Schwerd?
Sein mehr als knechtiſch Geiſt war keiner Schwerdter wehrt.
Er hat dem Decius den Vater-Mord vergaͤſſen;
Es laͤſſt ſich Fuͤrſt Anton nach keiner Richt-ſchnur maͤſſen -
Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan?
Diß: daß Anton ihm mehr als Brutus ſchaden kan.
Sol Rach-gier mindern Grim̃ als Statt-ſucht mit ſich bringen?
Er ließ auch Brutus Kopff fuͤr Cæſars Bildnuͤß ſpringen.
Uns fleckt kein Vater-Mord.
Noch der Peruſer Schaar Die er geſchlachtet hat auf Julius Altar.
Sie hatten gleichwol ſich am Keiſer hochverbrochen.
Wie Gallius? dem er di Augen außgeſtochen.
Warumb bracht er ſich ſelbſt in Moͤrdlichen Verdacht?
Ein unbedachtſam Wort hat Afern umbgebracht.
Geſaͤtzt: daß Soſius den rechten Zweck erzihle / Daß Cæſar ſich mit nichts als unſerm Blutte kuͤhle265. Daß der Antonier in Grund-geſtuͤrtztes Haus Sein ſanftes Bette ſei. Wo zielt der Rath hinauß? DaßCLEOPATRA. Daß ich / der ich vielleicht noch Jahr und Tag kan leben / Mich beute ſtuͤrtzen ſol? Wenn Cato ſich ergeben Dem Julius / als er ſich ſelber hat geſtuͤrtz’t270. Jhm waͤr, auf dieſen Tag nicht Geiſt nicht Ruhm verkuͤrtz’t. Selbſt Soſius geſteh’t und ihr verjah’t es alle: Des Laͤgers Anfall kuͤhl’ und leſch’ uns nur di Galle; Stuͤrtz’ aber uns noch heut’ in di noch ferne Noth. Auguſt hat uͤbers Jahr nicht mehr als einen Todt275. Fuͤr mein und euren Hals. Laß’t uͤber’s Jahr uns ſterben. Wir koͤnnen itzt nicht mehr als kuͤnfftig Ruhm erwaͤrben. Wenn endlich Hofnung auch uns wird zu ſcheitern gehn / So mag Verzweifelung den letzten Sturm außſtehn.
Wenn Tacht und Oel entgeht den lodernd-hellen. Flammen /280. So zeucht der letzte Strahl die gantze Glutt zuſammen: Wenn ſich der Sonne Rad ſaͤnckt in die duͤſtre See / So ſiht man: daß ſie erſt mit Blutte nidergeb; Wenn Seele Sinn und Geiſt auß Marck und Adern ſteryen / So faͤngt der Tod erſt an zu kaͤmpfen mit dem Hertzen:285. So mag / wenn Stadt und Reich mehr keinen Athem hat / Di Sonne dieſes Reichs das Hertze dieſer Stadt Der groſſe Fuͤrſt Anton mit letzten Tugends-Strahlen Der Freiheit einen Sarch / ihm ſein Begraͤbnuͤß mahlen. Hauptleut. Der letzten Meinung faͤllt Soldat und Buͤrger bei.
Daß Buͤrger und Soldat treu - und behertzter ſei / So laͤß’t ihm auch Anton der meiſten Schluß beliben. Uns hat der ſchaͤrfſte Sturm oft in den Port getriben: Da oft ein ſanfter Weſt laͤgt Thurm und Fels in graus. Man ſprenge durch di Stadt bei Rath und Poͤfel auß:295. Rom hette ſelber ſich aufs Keiſers Hals verſchworen / Phraates ſchick’ uns Volck / und Juba ſeine Mohren / Es hab Abißinen den Harniſch angelegt / Der ſtoltze Rhein den Schaum fuͤr unſer Heil bewegt. Daß Cælius den Port / Canidius di Waͤlle /300. Archibius di Burg in ſichre Waffen ſtelle.
Mein Fuͤrſt! mein Haupt! mein Hertz! Anton. Mein Schatz! mein ſuͤſſes Licht! Wie! daß das Thraͤnen-Saltz ihr auß den Augen bricht? Daß ſich ihr Hertze muß mit bolen Seufzern kuͤhlen? Wie / daß die Bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen? 305.Was wird durch dieſe Wolck’ uns fuͤr ein Blitz gebracht?
Mein Troſt / mein Auffenthalt / als nach durch kuͤſter Nacht Di Sonn’ auß Thetis Bett’ / ich auß deß Fuͤrſten Armen Di ſatten Glider hob / fiel ich / umb das Erbarmen Der Goͤtter uͤber uns zu ſuchen / fuͤrs Altar /310. Wo man dem Apis reicht di heil’gen Opffer dar. Jch ſtreute Weyrauch auf; es wolte keiner brennen; Der Abgott wolte nicht di beſten Fruͤchte kennen / Mit welchen iemals ihn di Vormelt hat geſpeiſt; Ja / wie ein wilder Nord / der durch di Hoͤlen reiſt;317. So fing ſein Ebenbild erſchrecklich anzubruͤllen / Biß endlich Thraͤnen ihm anß dem Geſichte fiellen / Der voll von kalter Furcht mit beben faſt verging / Und auf den Boden ſanck. Nach ſolcher Angſt umbfing Den guͤldnen Opffer-Tiſch ein unverſaͤhnes Zittern /320. Als man der Jſis Bild ſich ſahe gantz zerſplittern; Serapis ſilbern Haupt fiel von ſich ſelbſt entzwey.
O / daß der Himmel uns nicht ewig ab - hold ſei!
Man ſahe durch den Hoff di todten Geiſter irren Den Crocodil bethraͤnt / di heilgen Schlangen girren /325. Als ein gantz frembder Drach’ in ihren Tempel kam / Und zwiſchen Dampf und Rauch mit ziſchen Abſchid nam. Der hochgeweih’te Fiſch verlohr di Silber-Schopffen / Di nie bewoͤlckte Luft / auß der kein Waſſer-Tropffen Nie raan / zerfloß in Blutt. Es kam kein ſuͤſſer Thon330. Auß Memnons Marmel-Seul / ob Titans Fackel ſchon Auf dieſes Wunder-Bild di gluͤend-heiſſen Strahlen Mit tauſend Funcken warff. Di rundgeperlten SchalenMitCLEOPATRA. Mit den di Priſterſchaft den durch unſchuldig Blutt Entweihten Nil verſoͤhnt / zerſprangen in der Flutt /335. Als der ſonſt ſanfte Fluß mit ungeheurem ſchaͤumen An dem durchborten Rand’ und außgerißnen Baͤumen Den grauſen Zorn außliß / uns aber ſagte wahr: Egyptens Untergang / und Ende ſei nun dar.
Getroſt! di Opffer ſind ein Port bei ſolchen Wettern.
Di Opffer werden ja verſchmaͤht von unſern Goͤt - tern.
Di Andacht iſt der Blitz / der durch di Wolcken bricht.
Ach! das Verhaͤngnuͤß beugt ſich durch di An - dacht nicht.
Di Goͤtter wollen mehr als einmal ſein gebethen.
Gott hoͤrt den nicht / den er wil in den Abgrund treten.
Furcht kehr’t ein zitternd Laub in einen Donnerſchlag.
Ach! daß bei ſolchem Sturm’er ichtwas hoffen mag!
Der Him̃el / der uus oft erloͤßt hat / heiſt’s uns hoffen.
Wer offtmals wird gefehlt / wird endlich doch ge - troffen.
Gott heilet Angſt durch Angſt! di Aertze Gifft durch Gifft.
Ach! daß der lichte Blitz denn nur di Cedern trift!
Es treffe Fall und Blitz di Cedern unſer Ehren; Nichts wird den Lorber-Krantz der Tugend uns verſehren. Der Muth erwarb den Thron; der Zufall raff’ ihn weg: Es brennt das Ungeluͤck uns keinen Ehren-Fleck. 355.Gedult und Hoffnung iſt di Salbe dieſes Brandes. Prinzeß / Sie nehm’ in acht di Wuͤrden ihres Standes / Und faß’ im tiefſtem fall’ ihr dieſen Muth in Sinn: Sie ſterb’ Egyptenlands gebohrne Konigin. So ſteh’t und faͤllt Anton. Oft zeucht das Ungeluͤcke369. Das ſchon gezuͤckte Beil von Hals und Kopff zuruͤcke / Wenn es di Tugend ſiht mit ſtarren Augen an: Daß ſie mehr / als ſie druͤckt / behertzt erdulden kan.
Mein Fuͤrſt! Cleop. ach Gott! Antou. Was iſts? Hauptm. Auguſt ſucht fuͤr Geſandten Geleits-Brief und Berhoͤr. Der Hauptman der Trabanten365. Empfange / di er ſchickt. Gebt ihm / was er begehrt. Di Botſchafft werd’ aufs Schloß mit hoͤchſter Pracht gewehrt. Rufft den geheimen Rath in innern Saal zu ſammen.
Di Nachwelt / groſſer Held / wird ewig uns verdam̃en: Daß das ſo groſſe Rom / daß nie kein Feind verletzt /370. Jhm ſelbſt di Kling’ an Hals / den Dolch ans Hertze ſaͤtzt. Verzagte Porſena fuͤr eines Roͤmers Tugend / Erlag der Spartacus durch di behertzte Jugend / Fiel Hannibals Gewalt durch unſrer Eltern Arm / Darumb: daß Rom ihm ſelbſt den Dolch ſtoß’ in den Darm? 375.Das Capitol ward nie von Galliern beſtritten; Juͤngſt hat’s vom Sylla ſelbſt den Schiffbruch erſt erlitten / Wer zweifelt / daß di Frucht di Mutter ſelber friſt; Der ſchau deß Marius / deß Cinna boͤſe Liſt Und wildes wuͤtten an. Den grimmen Catilinen380. Muß warmes Menſchen-Blutt fuͤr Malvaſiere dienen / Das di verfluchte Schaar zu ſtaͤrcken ihren Band Zu ſtuͤrtzen in den Grund ihr guͤldnes Vaterland Auß den Kriſtallen trinckt. Es bleib’ anitzt vergaͤſſen: Was deß Pompejus Brand fuͤr Roͤmer hat gefraͤſſen;385. Wieviel der juͤngſte Krieg hat Buͤrger-Blut verzehrt / Seit dem Antonius das rach-begier’ge Schwerdt Auf den Auguſt gezuͤck’t. Und / ob di Freundſchafts-Wunden Zwar minder / als ein Glas / ſtets haben Pflaſter funden; So beut Auguſt ihm doch Vertag und Frieden an. 390.Weil Er diß bluttge Spiel nicht ferner ſchauen kan.
Der Him̃el geb’ es nach! ihr Goͤtter laſt’s geſchehen! Daß Rom ſich ohne Blutt / uns ohne Zanck mag ſehen! Daß einmal dem Auguſt der Volcker herbes Weh Daß Blut-Bad unſrer Stadt noch zu Gemuͤtte geh /395. Daß er deß Reiches Fall / der Laͤnder Brand erwege An Eyd und Buͤndnuͤß denck’. Octavianus lege Di ſchuld ja nur auf mich! es weiß es Gott und Welt: Daß Rom nicht vom Anton / nein / durch den Keiſer faͤllt. Wieviel hat Lepidus ihm nicht mit Gltmpf’ enthangen? 400.Mein Brief hat Stahl und Bley zur Antworts-Schrifft em - pfangen / Wie! daß man / eb’ ich todt / mein Teſtament erbricht? Jedoch / di Unſchuld darf der Nebel-Kappen nicht. Auguſtus hat den Stahl auf unſre Bruſt geſchliffen / Eh ich fuͤr unſer Heil Papter und Tint’ ergriffen;405. Man hat das Voͤlcker-Recht vergaͤſſen gegen mich / Den Krieg nicht angeſagt / biß daß ich Schwerd und Strich Auf meiner Haut| empfand. Jedoch ich wil’s verſchmertzen. Di Warheit dient hier mehr zu einer Zwitrachts-Kertzen Als zur Vereinigung. Man nim̃t mit beider Hand410. Den Friedens Vorſchlag an. Schlag’t uns fuͤr dieſen Brane Ein thulich Mittel vor. Proculei. Diß wird Auguſt euch goͤnnen: Wie aber wird der Artzt ſie angewehreu koͤnnen / Jn dem der Krancke nichts von Kranckheit wiſſen wil?
Mit was beleidigen wir euer Ohr zu viel?
Mit dem: daß Cæſar ſol deß Krieges Uhrſprun heiſſen.
Bleicht / waſcht den braunen Mohr / er wird nich ſchoͤner gleiſſen.
Anton zwang ſelber uns die blancken Waffen ab.
Er zaͤhlt / mit was er euch ſo hefftig Urſach gab.
Anton ließ / die Auguſt begnaͤdigt hatt’ / ermorden.
Nicht einen / der nicht ihm durch Laſter ſchuldig wo den.
Welch Laſter hat Anton auf den Pompejus bracht?
Diß: daß Pompejus ihm nach Volck und Land ge - tracht.
Man ließ den Argwohn ihm nicht Zeit zuwiderlegen.
Man muß kein Blutgericht’ auf hohe Haͤupter hegen.
Der Roͤm’ſche Raths-Herr ſtarb am Strange / wie ein Knecht.
Verraͤtherey nim̃t weg Stand / Wuͤrden / und Ge - ſchlecht.
Man konte den Verdacht mit linderm Urtheil raͤch - chen.
Di Schlange / di den Kopff noch ruͤhret / wil ſtets ſtaͤchchen.
Anton nam mehr / als ihm di Theilung zu ließ / ein.
Endeckt es / wo wir ie zu weit gegangen ſein.
Anton hat ja fuͤr ſich Egypten eingenommen.
Wenn iſt Egyptenland auf Cæſars Drittel kom̃en?
Anton bekam es auch ſo wenig durch das Looß.
Mich macht Cleopatra duꝛch ihren Bꝛaut-Schatz gꝛoß.
Cleopatra verſchaͤnckt / was Roͤmiſch iſt / nit ruͤhmlich.
Jſt denn di gantze Welt der Roͤmer eigenthuͤmlich?
Wie weit der Waffen Recht ſie ihnen dienſtbar macht
Wer hat Canopus Reich ins Roͤmiſche Joch ge - bracht?
Canopus gantzes Reich fiel fuͤr dem Cæſar nieder.
Wie Cæſar es gewahn / verlohr es Cæſar wider.
Anton gab uͤber diß ein Theil deß Reichs weg.
Wo diß geſuͤndig’t / iſt Auguſt nicht ohne Fleck.
Anguſt gab denen nichts di nur zur Spindel taugen.
Jch merck’s: Cleopatra ſei euch der Dorn in Augen.
Den Maͤnnern kom̃t der Thron / den Weibern Bett - gewand.
Gab Cæſar ihr doch ſelbſt den Zepter in di Hand.
Ach! wenn Cleopatra bei ihrem Zepter blieben!
Wem hat ſie auſſer dem Geſaͤtze vorgeſchrieben?
Dem / der di dritte Sonn’ im Roͤmſchen Reiche war -
Wer dieſe Schmach vollfuͤhꝛt / vollfuͤhrt ſie mit Gefahr.
Wil man der Voͤlcker Recht an den Geſandten braͤchchen? (chen.
Geſandten ſollen uns nicht mit Verleumbdung ſtaͤch -
Auguſtus wird beſchimpft / nicht ich; ich bin ſein Mund.
So mache Proculei di Stacheln nicht zu bund.
Auguſtus wird durch mich Clespatren nicht loben.
Di Tugend hat ihr Lob biß zum Geſtirn’ erhoben.
Ja! haͤtte nicht ihr Geiſt geſegelt allzu hoch.
Gott lob! es ſchifft ihr Geiſt itzt auch im Sturme noch.
Mehr ſchifft’ er: wenn ſie ihr nicht Rom wolln dinſt - bar machen.
Di Kinder werden auch ſo plumper Larven lachen.
Es gab’s ſein Teſtament / ihr Tittel an den Tag.
Sie geben’s / wenn man ſie nicht redlich deuten mag.
Anton hat ihr zu lieb’ Octavien verachtet.
Weil man uns nach dem Kopff hat durch diß Weib getrachtet.
Blutt-Freundſchaft / Schwaͤgerſchafft traͤgt die nicht beßre Fruͤcht’. (nicht
Di Stadt-ſucht Tulliens kennt Blutt und Vater
Gantz Rom ſirafft: daß er hat Cleopatren erwaͤhlet
Di Weit: | daß Nerons Weib ihm ſchwanger ward vermaͤhlet.
Auguſt hat euch kein Leid durch Livien gethan.
So gieng Cleopatra den Keiſer auch nicht an.
Viel! denn es muſt’ ihr ja deß Keyſers Schweſter weichen.
Anton verſtieß ſie nur nach Roͤmiſchen Gebraͤuchen.
Wer hat ein Roͤmiſch Weib ie Mohren nachgeſaͤtzt?
Mit wieviel frembden hat ſich Cæſar nicht ergaͤtzt?
Ergaͤtzt: ſie aber nicht in Eb’ und Thron erhoben.
So iſt di freye Luſt mehr / als di Eh zu loben?
An dem wol / welcher noch der erſten iſt vermaͤhlt.
Jch hatt’ Ortavien fuͤrlaͤngſt ſchon loß gezaͤhlt.
Diß Loß-zaͤhln hat fuͤrlaͤngſt das Roͤmſche Bolck verwehret.
Auguſt hat ſelbſt zur Eh’ ein Getiſch Weib begehret.
Wenn hieng Auguſt ſo ſehr der Barbarn Libe nach?
Als er auch Julien dem Cotiſon verſprach.
man ziſcht das Feuer auß / das von ſich ſelbſt erſticket.
Mehr: daß er in halb Rom di Frauen hat beſchicket.
Man hat an Livien nie Eyver-ſucht verſpuͤrt.
Weil di verruchte ſie ihm ſelbſt hat zugefuͤhrt.
Was pflegt nicht Neid und Feind auf Tugend auß - zuſprengen?
Scribonie muß fort / als ſie’s nicht wil verhaͤngen.
Man druͤckt ein Auge zu fuͤr das gemeine Heil.
Jhm war ſein eigen Leib fuͤr Gold und Erb-recht feil.
Mit was entſchuldigt man denn Artabazes Ketten?
Mit dem: daß man den Wurm / der ſtechen wil / muß tretten.
Hat Artabazes doch kein Schwerd niemals geruͤhrt.
Wer klug iſt / ſchaut auch diß / was man im Schilde fuͤhrt.
Verdacht befleckt oft den / der wenig boͤſes dencket.
Den billich / der nicht trinckt / was er ſelbſt eingeſchen - cket.
Was ſchenckt’ er ein / daß er zu trincken abſcheu trug?
Daß er in Parthen nicht mit uns zu Felde zug.
Muß man denn Koͤnige bald in di Faͤſſel ſchlagen?
Jugurtha muſte Stahl; den ließ man Silber tragen.
durch andrer Febler wird der eigne nicht verbluͤmt.
Was iſts denn / das ihr ſo an dem Auguſtus ruͤhmt?
Was iſt es / daß man kan an dem Auguſtus ſchaͤlten?
Daß Bundgenoß und Freund bei ihm zu wenig gaͤlten.
Wenn hat Auguſtus nicht das Buͤndnuͤß ſteif erfuͤll’t?
Als er deß Lepidus ſein theil fuͤr ſich behielt.
Wer Sieg und Weinberg pflantzt / dem kom̃t auch Beuth’ und| Trauben.
Auguſtus ſolt’ ihn gar der Wuͤrde nicht berauben.
Er gieng mit dem Pompei’ ein heimlich Buͤndnuͤß ein.
Mit Fug / dieweil er ſolt’ Auguſtus Sklave ſein.
Ein Sklave der Natur muß aller Sklave bleiben.
Man muß durch dieſen Keil nur nicht auch and’re treiben.
Auguſt hielt den Anton in allem werth und lieb.
Nicht / als er S〈…〉〈…〉 xtus Heer zu ſeinen Fahnen ſchrieb.
Daß er mit ihnen Reich und Stadt beſchuͤtzen wolte.
Daß Rom und Welſchland ihm alleine dienen ſolte.
Genung! Auguſtus nim̃t hier keinen Richter an.
Wie / daß man dis / was recht / ſo ſparſam hoͤren kan?
Man hor’t beſigte nicht / den Sieger muß man hoͤren.
Mein Stand mag den Auguſt / was Gluͤck’ nnd Glas ſei lehren.
Euch kom̃t das bitten itzt mehr als di Lehre zu.
Was ſchlaͤgt Auguſt denn fuͤr zum Mittel neuer Ruh’?
Auguſtus wil durch mich der Welt und Nachwelt weiſen: Daß er auf dieſen Tag verdamme Stahl und Eiſen /525. Daß er deß Reiches Heil / di Wolfahrt deß Anton / Di Freiheit der Stadt Rom / nicht den vergaͤlten Thron / Nicht ſchwerer Scepter Gold nebſt aller Menſchen Fluche Nach der beſigten Welt durch ſeine Waffen ſuche: Er legt den Augenblick di gruͤnen Palmen hin /530. Zeucht Tartſch und Harniſch auß / wo nur Anton auch Sinn Auf Ruh und Freundſchafft trag’t. Es mag Anton behalten / Wieviel das Buͤndnuͤß ihm verlihe zuverwalten / Es bleib’ ihm Sirien und Colchos unterthan / Es ſteck’ Arabien ihm ſuͤſſen Weyrauch an /535. Es moͤgen Grich’ und Pont / gantz Aſien ihn ehren; Es wolle nur Anton auch in der That itzt lehren: Daß ſein Gemuͤtte nicht zu ſehr Egyptiſch ſet.
Auguſtus macht hierdurch ſich alles Argwohns frei /BPflantztCLEOPATRA. Pflantzt ſtatt der Schel-ſucht Gunſt in aller Buͤrger Seelen. 540.Di Welt und Nachwelt wird ihm Stein und Ertzt außhoͤlen / Sein Bildnuͤs in Porphir / in Alabaſter haun / Aus Gold und Marmel ihm Gedaͤchtnuͤß-Seulen baun / Rom wird Auguſtus Schwell’ und Cæſars Schatten kuͤſſen / Wenn er das Friden-Thor des Janus auff wird ſchluͤſſeu;545. Der Parthe wird ihm ſein gutwillig unterthan / Rom alle Jultger in Tempeln beten an. Anton wird / was Auguſt und Rom haß’t / ewig haſſen. Was aber ſol er denn Egyptiſches verlaſſen?
Egyphtens uͤbrig Theil dem Kayſer raͤumen ein /550. Mit der Octavien nicht mehr geſondert ſein / Den Koͤnig Artabaz auf frete Fuͤſſe ſtellen.
Ha! koͤnt’ Octavius ein ſtraͤnger Urtheil faͤllen.
Jſt umb Egypten denn ihm alle Wolfahrt feil?
Warumb begehr’t Auguſt dis weit-entlegne Theil?
Weil dem di Wahl gehoͤr’t den Sieg und Palmen - kraͤntzen.
Er naͤhm’ ihm Laͤnder hin / di ihm bekwaͤmer graͤntzen.
Der Nilus eben graͤntzt dem Kayſer gar bekwaͤm’.
Man laͤßt: daß er daſuͤr gantz Griechenland ihm naͤhm’.
Gantz Grichenland iſt nicht Egypten zuvergleichen.
So mag der Helleſpont fuͤr ihm di Segel ſtreichen.
Di Wiſen tragen mehr als ſteinicht’ Jnſeln em.
Jhm mag der Araber mit Golde zinßbar ſein.
Der Oſt-Welt Korn-Haus bring’t mehr / als viel Gold-Bergwercke.
Wir leiden: daß der Sir’ auch ſeine Macht ver - ſtaͤrcke.
Es dien’t auch Sirien fuͤr den Auguſtus nicht.
So naͤhm’t mein Drittel hin / uñ laͤg’t es auſ’s Gewicht.
Ein Theil deß Jupiters wigt mehr / als zwey der Bruͤ - der.
Sie legten Zanck und Zwiſt durch Looß und Gluͤcks - Topf nider.
Deß Kriges Gluͤck-Topff hat di Theilung hier ge - macht.
Neptun und Pluto war aufs Krigs-Looß nicht bedacht.
Schild / Helm und Harniſch iſt der Fuͤrſten Wage - Schale.
Was man auf Stahl geſaͤtzt / verroſtert mit dem Stahle.
Warumb nim̃t ſich Anton Eayptens ſo ſehr an?
Weil er Cleopatren nichts nicht vergeben kan.
Er ſorgt fuͤr di / dier doch ſelbſt muß uͤbergeben.
Ach! wird Anton von ihr geſondert koͤnnen lebeu!
Was gib’t Octavie Cleopatren bevor.
Daß dieſe dis noch ſchmuͤckt / was jene laͤngſt verlohr.
Was kan dem Roͤmer an der Mohrin viel gefallen?
Rubin deckt ihren Mund.
Octaviens Korallen.
Di Glider ſind auß Schnee;
Dort gar auß Helffenbein.
Di Bruͤſt’ auß Alabaſt;
und dort auß Mar - mel-Stein.
Jhr Sternen deß Geſichts!
Dort ſind die Augen Sonnen.
Hier hat di Hold den Sitz;
und dort den Thron gewonnen.
Hir ſtrahlt der Tugend Blitz auch durch di duͤſtre Welt;
Ach! daß man ſchim̃ernd Glas fuͤr Gold und Per - len haͤlt. Daß der gewoͤlckte Schaum gefaͤrbter Regenbogen Dem Schnecken-Blutte wird deß Purpurs fuͤrgezogen! Er fleucht dis / was ihm nuͤtzt / kuͤßt di ihm ſchaͤdlich ſind /590. Und ſchlaͤgt ſein letztes Heil mit’s Keyſers Heiſch in Wind.
Es ſol euch Artabaz noch heute ſein gewehret. Dis aber / was Auguſt an diſes Reich begehret / Daß ich Cleopatren ſol treuloßlaſſen ſtehn / Schein’t ein unmoͤglich Werck und ſchimpflich einzugehn. B 2Jedoch /CLEOPATRA. 595.Jedoch / ſol / Proculej noch diſen Abend wiſſen / Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heiß’t entſchluͤſſen.
Sehr wol! allein’ erweg’t: daß einer Frauen hold Nur ſchlipffrig Zucker ſei / der Zepter aber Gold.
Wir ſchweben / Soſius / recht zwiſchen Thuͤr’ und Angel. 600.Wo ſind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel! Da der / der vielen rieth’ / ihm nicht zu rathen weiß. Deß Keyſers ſanffte Bahn iſt ſpjgel-glattes Eiß / Da auch ein Ancker nicht kan ohne gleiten ſtehen. Was raths? Eh’ oder Thron muß braͤchchen und vergehen.
Der Schwefel-lichte Blitz verſehr’t / was nach-gibt / nicht / Laͤſſ’t weiche Pappeln ſtehn / wenn er den Stahl zerbricht / Der Eichen Kern erſchellt / ſchlaͤgt auß den Klippen Splitter: Alſo zermalmt das Gluͤck’ auch ſteinerne Gemuͤtter / Wenn es ein waͤchſern Hertz unangefochten laͤß’t;610. Man ſegelt auf der See nach dehm der Wind uns blaͤſſ’t; Warumb laͤßt man nicht auch di Segel geiler Sinnen Bei’m Ungluͤcks-Sturme fall’n? Anton hat zugewinnen Ruhm / Ehre / Freundſchafft / Thron / wo er ſich ſelbſt gewinn’t.
Und alles knechtiſch thut / was Cæſar an ihn ſinn’t?
Es iſt kein knechtiſch Werck ſich ſelber uͤberwinden.
Wer wuͤrde ſattſam Fluch fuͤr unſre Mißtreu finden?
Man hat im liben oft zu endern Fug und Recht.
So chſaͤtzt ihr Eh’ und Treu und Eyd-ſchwur ſo gar ſchlecht?
Wo di zu brechen ſind / geſcheh’s des herſchens halben.
Solch Schandfleck / wuͤrde der nicht unſern Ruhm beſalben?
Mehr / wenn er Thron und Reich fuͤr Weib und Spin - del gibt.
Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt?
Er hat umb Omphalen kein Koͤnigreich vergeben.
Es iſt Cleopatra viel hoͤher zu erheben.
Das ſchoͤnſte Weib der Welt iſt keines Zepters wehrt.
Wie ſehr hat Julius Cleopatren begebrt?
Zur Luſt / ſie aher nie ins Eh’bett’ aufgenommen.
Weil ſeiner Heyrath nur di Dolchen vor ſind kom̃en.
Rom glaubte; daß ſie war deß Cæſars Kurtzweil-ſpiel.
Er hat ſie ſeiner Eh’ verſichert oft und viel.
Wer oft am meiſten ſchreibt / gedaͤncket oft das minſte.
Was hatte Cæſar Noth zu brauchen falſche Duͤnſte?
Man mahlt verſchmaͤhten oft geſchminckte Farben fuͤr.
Was habt ihr? daß der Neid auch tadeln kan an ihr.
Anton / das minſte nicht. Di bolden Wangen lachen / Auf denen Schnee und Glutt zuſammen Hochzeit machen / Jhr Him̃liſch An[tli]tz iſt ein Paradiß der Luſt / Der Adern blauer Tuͤrcks durch flicht di zarte Bruſt / Zinober quillt auß Milch / Blutt auß den Marmel-Ballen /640. Der Augen ſchwartze Nacht laͤßt tauſend Blitze fallen / Di kein behertzter Geiſt nicht ohne Brand empfind’t. Jhr ſuͤſſer Athem iſt ein ein-gebiſamt Wind. Es kan der Schnecke nichts auf Zung’ und Muſchel rinnen / Das den Rubinen wird der Lippen abgewinnen. 645.Jhr wellicht Har entfaͤrbt der Morgen-Roͤthe Licht; Es gleicht kein Helffenbein ſich ihren Glidern nicht Und billich hat Anton dis Kleinod hoͤchzuſchaͤtzeu. Ach aber / Tbron und Kron iſt warlich vorzuſaͤtzen. Was iſt der Schoͤnheit Glantz? Ein koͤſtlich Kleinod zwar /650. Doch lißt man dieſe Perl’ auf Erden dort und dar. Der Tiber-Strom gebuͤhrt vielleicht auch ihres gleichen.
Octavie wird ihr den Schatten nimmer reichen.
Man laͤſcht zu Rom den Brand offt auch mit fremb - der Flutt.
Nein nein! Canidius; di Artznei iſt nicht gutt /655. Da ja di Wunde ſol der Libes Pein verſchwinden Muß man das Eiſen ihr / daß ſie gekerb’t / auff binden.
Gedult / Vernunfft und Zeit ſchaff’t endlich Heil und Rath.
Nicht / wo Vernunfft und Zeit kein Regiment nicht hat. B 3CLEOPATRA. Di Libe laͤß’t ihr Reich durch Klugheit nicht verwirren;660. Der Vogel ſiht den Leim und laͤßt ſich dennoch kirren / Di Mutte ſchant das Licht / in dem ſie ſich verſaͤngt / Das ſchnelle Reh das Garn in welchem es ſich faͤngt / Der Booßman kennt das Glas deß Ancker-loſen Nachen: Doch lan ihn Witz nicht klug / Geſahr nicht zaghafft machen:665. So renn’t auch / der da libt / ſelbſt ſichtbar in di Noth. Zwey Hafen hat man nur: gewehrt ſein / oder todt. Cæl. Wo laͤßt der bohe Geiſt ſichendlich hin verleiten? Man muß der Libe Macht mit mehrerm ernſt beſtreiten. Di Wolluſt-Roſen ſind der Natter heimlich Haus;670. Es friſt ein ſtinckend Wurin di guͤldnen Aepfel aus. Jhr Gold iſt ſuͤſſes Gift; ihr Schimmer Blitz und Flam̃en. Di Winde ſtaͤuben itzt das Jlium vonſammen / Das auch ein ſchoͤnes Weib hat in den Grauß gelegt.
Der Himmel hat di Brunſt / di Brunſt den Fall erregt.
Nein nein! der Himmel ließ dem Paris freien willen.
Was das Verhaͤngnuͤß ſchleuſt muß Erd und Menſch erfuͤllen;
Di Flamme ward vielmehr durch blinde Brunſt geſucht.
Di Libe ließ ihn doch nicht gaͤntzlich ſonder Frucht.
Das groſſe Troja ward fuͤr Helenen verlohren.
Di Flamme Trojens ward von Hernben gebohren.
Di durch der Tugend Wind gar bald zu daͤmpffen war.
Wer nicht di Libe kennt / der baut ihr kein Altar.
Wer Thron und Krone kenn’t / nim̃t Thron und Kron fuͤr alles.
Wer hoch ſiebt / troͤſte ſich auch eines hoben Falles.
Der faͤll’t offt tieffer ab der keinen Zepter traͤgt.
Man weiß: daß Blitz und Keil meiſt in di Gipfel ſchlaͤgt.
Wer kan di Herrligkeit der Krone ſattſam ruͤhmen.
Glaubt: daß mehr Doͤrner ſie als Lilgen nicht be - bluͤmen.
Di Sternen weichen ſelbſt der Diamanten Glutt.
Der Diamant hegt ſchweiß / Rubine deuten Blutt.
Wer hat deß Zepters Gold deß Purpers Glantz geſchaͤtzet?
Ein Sack / ein Hirten-Stab / hat oftmals mehr er - gaͤtzet:
Was ſind di Fuͤrſten ſonſt als Goͤtter dieſer Welt?
Di oft der Libes-Gott in Schaͤffer hat verſtellt.
Di zarte Libe kan in Purper weicher niſten.
Sie wird / eh als ſie weich’t / auf Haar und Stroh ſich friſten.
Der Purper deß Anton vertraͤgt di Libe wol.
Nicht wo Cleopatra ſich von ihm trennen ſol.
Wie viel Cleopatren kan ihm ſein Drittel geben.
Auguſt begehr’t: ich ſol mit ſeiner Schweſter leben.
Ein ſolches Reich iſt wol Octaviens noch wehrt.
Weh dem! der Schlang und Molch in Schooß und Buſem nehrt.
Wir muͤſſen Schlang und Molch mit kluger Sanfft - muth zaͤhmen.
Sol ich das Unkraut noch mit linder Wartung ſaͤmen?
Di macht den Panther zahm / nim̃t Schlangen ihre Gifft.
Glaubt: daß ein luͤſtern Weib di Schlangen uͤbertrift.
Offt hat uns di ergaͤtzt di wir zu vor vertrieben.
Jch kan Octavien den boͤſen Wurm nicht liben.
Wer Wol regiren wil / thut mehr als dis zum Schein.
Was lobet ihr mir noch fuͤr grauſe Laſter ein.
Man muß mit Giffte Giff / tmit Liſte Liſt vertreiben.
Ach! weſſen Dinſt-Magd wird Cleopatre verbleiben?
Auguſt wird Koͤniglich Gebluͤtte nicht ſo ſchmaͤhn.
Rom hat viel Fuͤrſten ſchon in Pfahl und Stahl geſehn.
Rom hat viel Koͤnige / di es bezwang / belehnet.
Vergebens! Rom wird nur durch ihren Schimpff verſoͤhnet.
Wenn Schiff und Maſt verſinckt / ſorgt ider nur fuͤr
Wer ſetzte ſein Gemahl ſo liderlich in Stich? (ſich -
Schickt Maſaniſſa nicht ein Gifft-Glas Sophonisben?
Hingegen Piramus ſtirb’t neben ſeiner Thisben.
Diß letzte Fabel-Werck kom̃t keinen Helden zu.
So raͤthſtu: daß ich dis was Maſaniſſa / thu?
Jch thaͤt’s.
ach! ſolt ich ſo an ihr zum Hencker werden.
Was Maſaniſſa thaͤt / ruͤhm’t noch der Kreiß der Erden.
Di Porcellane wird der Gifft-Verraͤther ſein.
Es darf kein Mcichel-Mord den Gift-Keich ſchaͤncken ein.
Meinſtu / di Fuͤrſtin wird dis Gifft mit wiſſen naͤhmen?
Wo Sophonißbe nicht ſol ihren Ruhm beſchaͤmen / Di den Geſtirnen hat ihr Grabmahl eingeetz’t /730. Als ſie den| Gifft-Kelch hat ſo freudig angeſetz’t Umb ihres Libſten Ruhm / und Zepter zu erhalten.
Mein Liben wird auch nicht durch ihren Todt erkalten.
Di Zeit half: Daß Anton der Fulvien vergaß.
Als er mit neuer Luſt Cleopaerens genaß.
Es wird / wenn di ſchon weg / ihm doch an Luſt nicht fehlen.
Jch wuͤrde muͤſſen mich mit’s Keiſers Schweſter kwaͤlen.
Jm Land’ iſt keine nicht / di Fuͤrſten was verſagt.
Denckt: mit was Ruhm ihr Holtz zu ihrem Feuer tragt.
Mit was fuͤr Ruhme ſie bei Actium gefochten. |
Der Sieges-Krantz iſt auch fuͤr Weiber nicht gefloch -
Di groſſe Fulvia hat’s Helden vorgethan. (ten.
Den Maͤnnern ſteht der Helm / di Haube Weibern an.
Oft wuͤrde Weibern auch di Treue wol anſtehen.
Wenn ließ Cleopatra der Treue was entgehen?
Als ſie Peluſium vorſaͤtzlich uns entzog.
Nicht ſie / Seleucus war’s der uns und ſie betrog.
Sie ſtieß uns zum Verterb di Schiffe vom geſtade.
Weil derer Zuflucht ſie hier ließ allein im Bade.
Sie machte: daß von uns di Schiff-Armee fiel ab.
Mit was Vermaͤſſenheit ſucht ihr der Fuͤrſtin Grab?
Weil ihr ihr Sarch nach Ruhm / und ihm den Thron kan geben.
Muß denn das Reich auf Mord / der Thron auf Blutte ſcheben?
Bei diſem Sturme kan der Ancker ſonſt nicht ruhn.
Entweicht. wir woll’n allein’ erwegen / was zu thun.
Jhr guͤldnen Him̃els-Roſen ihr / Di ihr mit Gold und Glutt den Himmels-Garten bluͤmt / Komt / werdet itzt zu Palmen mir / Umbkraͤntzt mein Haupt / wie ſich| den Siegern ſonſt geziehmt / Gib / Chloris / deine Lilgen her:760. Daß man mein blaues Haupt mit ihrem Silber ſtuͤckt: Jhr Nimfen / macht di Muſcheln leer / Beyerlt den Hals / fuͤr dem ſich Erd’ und Himmel buͤckt. Jhr ſchnoͤden Sterblichen der Welt / Kombt baut mir Tempel auf / ſteckt ſafftgen Weyrauch an /765. Weil meine Gottheit / Gold und Geld Ruhm / Zepter / Jnfel / Thron und Weißheit geben kan. Jhr Goͤtter kom̃t kuͤßt meinen Fuß / Dem Himmel / Helle / Meer muß unterworffen ſein: Jhr wiſſet den Verhaͤngnuͤß-Schluß:770. Daß ich Saturnus Erb’ in euch ſol theilen ein.
Wir ſtell’n uns ein / und fallen dir zu Fuͤſſen;
) Umb / groſſe Goͤttin / deines Zepters Gold / Der der Natur di Graͤntzen ſaͤtzt / zu kuͤſſen. Es troͤſtet ſich iedweder deiner Hold. B v.WirCLEOPATRA. 775.Wir opffern dir di Demuth unſrer Hertzen. Weil Weyrauch ja zuvor dein eigen iſt. Jhr irrdiſch’s Volck / laſt di Gedancken ſtertzen: Daß man ſein Theil hier ungefaͤhr erkieſt. Di Thorheit pflaͤgt das Gluͤcke blind zu nennen. 780.Was opffert ihr der / di kein Opffer ſiht / Der Aber-Witz laͤſt Oel und Ampeln brennen Der / derer Thun keinmal nach Gunſt geſchiht. Nein nein! geirrt! di Goͤttin theilt di Gaben Mit wolbedacht / meiſt auch nach Wuͤrden auß. 785.Sie hat gewuͤſt / was ich und | du ſol haben / Eb Sonn’ und Mond’ umb lief das Sternen-Haus.
Kom̃t looſ’t / ihr Goͤtter / umb di Welt. Dis Schuͤrtz-Tuch hier verdeckt / di Helle Stern’ und Wellen. Weil dieſer Gluͤcks-Topf in ſich haͤllt. 790.Den Blitz; den Drey-Zancks-Stab / di Schluͤſſel zu der Hellen.
Gluͤck zu! gluͤck zu! ach Goͤttin nicht entferne Mir dein Geſicht! verleihe Gluͤck’ und Heil! Gluͤck zu! gluͤck zu! mein Erbtheil ſind di Sterne / Sehr wol gelooſ’t! hier iſt der Donnerkeil.
Laß / Goͤttin / nicht mein Hoffnungs-Schiff er - ſchellen / Zeuch nicht von mir der Augen Leit-Stern ab! Gluͤck zu! gluͤck zu! Mir kommen Meer und Wellen. Sehr wol geſchifft; hier iſt der Drey-Zancks-Stab.
Wie ungleich iſt Saturnus Reich zerſtuͤcket! 800.Mir bleibet nichts / als Radamanthus Stul. Jedoch nim hin! was das Verhaͤngnuͤß ſchicket! Hier ſind di Schluͤſſel zu der Hellen Pful.
Auf auf! betretet Reich und Thron. Lufft / Himmel / Helle / Meer verlanget euer Licht. 805.Di andern Goͤtter kommen ſchon Zu ſchweren bey dem Styx euch Treue / Schuld / und Pflicht.
Beherſcher deß Himmels / und Koͤnig der Bruͤder /
Wir legen den Bogen / den Harniſch / und StabFuͤrCLEOPATRA. Fuͤr deinem geſtirneten Throne darnider /810. Wir treten dir Sternen und Koͤnigreich ab / Wir ligen in Dehmuth dir ewig zu Fuͤſſen. Nur laſſe dein Nektar uns ewig genuͤſſen.
Fuͤrſte der ſchaͤumenden Waſſer-Kri - ſtalleu /
Thetis verehret dir Perlen aus Schnee /815. Triton di Muſcheln / und Glaucus Corallen / Proteus reicht dir di Schluͤſſel der See: Laſſe nur in den umbſchilfften Geſtaden / Vater / uns neben den Najaden baden.
Du groſſer Printz der unter-irrdſchen Hoͤlen /
Hier opfern dir di Richter blaſſer Seelen: Schau / Minos legt den Zepter fuͤr dir ab / Und Eacus den ſchweren Richterſtab / Der Radamanth di Fackel und di Rutte / Laß das Elyſer Feld uns nur zu gutte.
Himmel / Meer / Helle / bleib’t ewig in Ruh. Euer Reich reichet drey Jupitern zu.
HJlf Him̃el! wir ſind hin! wir ſind darhinter kom - men: Warumb man heute dich nicht hat in Rath genommen. DiCLEOPATRA. Di Schlangen kochen Gift auf ihrer Mutter Bruſt; Di ſie biß itzt noch ſaͤugt! ba ſchlimme Moͤrder-Luſt! 5.Auguſtus und der Rath lig’t unter einer Decken. Anton ſol ſelbſt di Fauſt durch unſer Blutt beflecken / Di Baare wird uns ſchon fein ſcheinbar zugericht’. Wohnt keine Treue mehr bei kemem Roͤmer nicht! Gewiſſenhafftes Rom! kom̃ borge bei den Mohren /10. Di wahre Redligkeit di du fuͤr laͤngſt verlohren. Kom̃ kauff’ in Creta dir di theure Warheit ein! Nun deine Goͤtter ſelbſt nichts als Betruͤger ſein. Vermaledeytes Volck! verteufelte Gemuͤtter! Jhr gebet Gott fuͤr Gold / tauſcht fuͤr di Seelen Guͤtter /15. Gebt Mord fuͤr Gottesſurcht und Gifft auß fuͤr Gewin / Werfft Ehgemahl und Kind fuͤr Hund und Panther hin! Schaͤtzt fuͤr Barmhertzigkeit in eignes Fleiſch zu raſen. O daß der Blitz euch nicht di Lichter außgeblaſen / Daß euch der Regen nicht mit Schwefel bat verzehr’t /20. Eh ihr di Segel hab’t auf unſern Port gekehrt! Jch meine dich Anton und deine Mordgeſellen / Di mit geſchmincktem Gifft’ uns nach dem Leben ſtellen / Und ſchwartzen Huͤtten-rauch fuͤr Bifam floͤſſen ein. Kan auch ein Baſiliſchk’ alſo verbittert ſein? 25.Wir laͤſtern den Auguſt: daß er den Stahl geſchliffen Uud als ein redlich Feind nach unfer Kron gegriffen; Und kuͤſſen den / der doch fuͤr Witz und Tugend haͤllt: Daß der kein Feind nicht ſey / der ſich als Freind nicht ſtaͤllt. Wir raſen! Rach’ und Angſt beſtreitet unſer Hertze! 30.Di Thraͤne daͤmpft di Brunſt / der Eifer weicht dem Schmertze; Der Ohn-macht ſchwaches Weh gewinnt den Kraͤfften ab! Verſcharrt mich / weil ich mich nicht rechen kan / ins Grab.
Jch zitter / ich erſtarr! betrigen mich di Ohren? Traͤumt mir? bin ich bei Witz? hab ich’s Gehoͤr verlohren? 35.Glaub’ ich’s / und frevle nicht / was ihre| Majeſtaͤt Fuͤr Greuel uns entdeckt? Cleop. verzweifelt-falſche Raͤth’! Jſt ein zwey-ſchneidend Schwerd zu gleichen euer Zungen? Kein Feinds-Schwerd iſt uns nie ſo tief durchs Hertz gedrun - gen /AlsCLEOPATRA. Als dieſer Meuchel-Mord uns greifft di Geiſter an.
Wer hat zu dieſer That den Vorſchlag denn gethan?
Auguſt begehrt mein Reich / ſie lifern gar mein Leben.
Wer weiß / ob Fuͤrſt Anton den Willen drein gege - ben?
Wer zweifelt / da er ja ſo heimlich mit uns ſpilt?
Man ſorgt fuͤr Heimligkeit oft di auf uns nicht zielt.
Er hat fuͤr ratſam Ding den Mord-Rath ange - nommen.
Man pflegt offt / hinter viel| durch einen Schein zu - kommen.
Di Schlange ſtopfft ihr Ohr fuͤr dem Beſchwerer zu.
Der Staat erfordert offe daß man ein uͤbrig’s thu.
Der Staat verwirfft: daß man den Heuchlern Ohren gibet.
Wer hat / Princeß / ſie denn mit dieſer Poſt betruͤbet?
Mein eigen Ohr / daß ſich in’s Neben-Zim̃er ſchlooß / Als man auf unſern Brand ſo friſches Oel aufgooß / Wo bin ich? Himmel hilf! verleihe Grtm̃ und Rache; Daß ich mein Gift-Kriſtall mit Blutte Purpern mache55. Deß Eh-Manns / der mich nicht mit einer Ader libt! Wer iſt! der Dolch und Schwerdt mir zum vollbringen gibt?
Ein Dolch / Princeſſin / wird hier nicht den Zweck erreichen: Ein zornicht Antlitz muß di ſteiffen Segel ſtreichen / Den ſtuͤrmen Winden nicht ſchnurſtracks entgegen gehn. 60.Man fleucht di Klippen leicht di ob dem Waſſer ſtehn / Wenn / di di Flutt verdeck’t / uns ſtracks in Abgrund ſtuͤrtzet. Wein / nicht di Wermuth wird mit Tod’ und Gift gewuͤrtzet: So muß / Princeſſin / ſie den Zornſturm deß Geſichts Jn ſanfften Weſt verkehrn. Der Eiſer fruchtet nichts /65. Wo keine Waffen ſind / als: daß er ſelbſt uns toͤdtet.
Er toͤdte; wenn wir nur zuvor den Arm geroͤthet Mit unſer Moͤrder Blutt’. Archib. Es bringt mehr Ruhm und Luſt Wenn man den Feind erdruͤckt mit um-zerkerter Bruſt. ManCLEOPATRA. Man miſche Gift fuͤr di / di uns den Gift-Kelch miſchen;70. Wer weß / ob wir hierdurch nicht ſelbſt den Brand abwiſchen Mit dem wir biß hieher deß Keiſers Grim̃ erregt.
Wol! ſchaut wie Blitz und Keil ſelbſt durch die Wolcke ſchlaͤgt Di Dampf und Schwefel zog. Liß deß Auguſtus Schreiben: Er ſchlaͤgt uns Mittel vor di Noth zu hintertreiben75. Di uns in Abgrund wirfft. Archib. Jſt diß des Kayſers Hand?
Jſt dir Auguſtus Bild und Handſchrifft unbekand?
Was hinter hielt ſie / ſich dem Keyſer zubequaͤmen?
Daß es nicht Fuͤrſtlich ſchien di Mord-That vor - zunaͤhmen / Und durch deß Ehmanns Tod zu kauffen Thron und Reich.
Jtzt aber / itzt begeht Anton di Unthat gleich / Di ihr ein Greuel war. Er mag das Gifft ſelbſt ſauffen / Der ihr den Todt verſuch’t im Weine zu verkauffen. Wer einmal untreu iſt / iſt keiner Treue wehrt. Thutihre Majeſtaͤt nicht was Auguſt begehrt /85. So thut es doch Anton. Am beſten vor ſein kommen / Eh’ uns durch furchtſam-ſein di Mittel ſind benommen; Eh Augen / Farb’ und Mund den Anſchlag offenbart / Den ein verſigelt Hertz offt nicht genung verwahrt. Jch ſteh’ ihr euſerſt bei / zu handeln was wir ſchluͤſſen.
Princeſſin / Fuͤrſt Anton kom̃t gleich ſie zu begruͤſſen.
Nur Muth! ſie gebe wol auf Mund und Antlitz acht.
Wol! weich’t ins Vorgemach. Beſtuͤrtzte Trau - er-Nacht! Bring’t / eh der Fuͤrſt erſcheint / di Kinder uns ins Zimmer. Sagt: | daß wir erſt erwacht.
Wie wenn der duͤſtre Schimmer95. Deß braunen Abends itzt di blauen Huͤgel deckt; Di Schnecke / di den Thau von den Gewaͤchſen leckt / Schier neuen Geiſt bekom̃t: ſo muß / Princeß / ſie eben Durch ihren Anmuths-Thau uns neue Geiſt er geben / Wenn Sorg - und Sonnen-Hitz’ uns faſt verſchmachtenlaͤſt. Beſeele mich / mein Hertz / durch den belibten Weſt100. Der Zucker-ſuͤſſen Hold.
Em Artzt kan auß den Sternen / Auch auß dem Antlitz nicht di Kranckheit allzeit lernen; Der krancke muß daß Weh entdecken / dasihn ſticht. Jch ſol ſein Labſal ſein / und er entdeckt mir nicht Den Uhrſprung herber Noth. Man laͤſt’ uns nichts mehr - wiſſen /105. Was Cæſar von uns wil / was unſre Raͤthe ſchluͤſſen. Man zeucht Cleopatren nicht nur nicht mehr in Rath / Man ſchleuſt auch dinoch auß / diman zu Raͤthen hat Auß unſerm Volck’ erlieft. Was mag Egypten hoffen? Nun auch der Rath nicht mehr der Koͤmgin ſteht offen. 110.Mich denckt di liebe Zeit: daß nichts bei Kraͤfften blib / Was nicht Cleopatra ſelbſt-haͤndig| unterſchrieb / Daß meines Fuͤrſten Hertz in meinen Haͤnden ſchwebte / Daß ohne mich Anton gleich als entgeiſtert lebte. Was aber ſind wir itzt? ein Oel auß dem vielleicht115. Man itzt fuͤr beider Wund’ ein tauglich Pflaſter ſtreicht / Auß dem. Anton. Prinzeßin halt! hat ſie ſo groß beliben Uns bei ſo herber Angſt noch herber zu betruͤben? Sie ſehe den Anton fuͤr keinen Cæſar an. 120.Sie weiß Anton hat nie nichts ohne ſie gethan Und wird es noch nicht thun. Daß aber wir zu Zeiten Die Faͤlle / die den Geiſt unmenſchlich uns beſtreiten / So viel man kan / verſchmeigt / ſol das ein Laſter ſein? So erndtet ſie gewiß fuͤr Mandeln Diſteln ein. EinCLEOPATRA. 125.Ein kluger Artzt verhoͤlt dem Krancken oft di Wunden. Sie hat / mein Kind / zeither ſo gar viel Leid empfunden / Daß man / was neu iſt / ihr auß Noth verzuckern muß / Und weiß ſie nicht / mein Hauptt ein Rathſchlag iſt kein Schluß. Dem / was man vor erwog / mag ſie den Außſchlag geben. 130.Sie brauche / di der Nil gebohren hat / darneben / Man hat durch dieſe Wahl di Treue nicht vergaͤllt / Sie weiß: bei Roͤmern muß man Roͤmiſch ſein geſtellt. Drumb laſſe ſie / mein Hertz / den falſchen Argwohn ſchwinden. Man kan fuͤr truͤben Dunſt leicht klare Farben finden. 135.Jedoch / di bißhiher mit Lib’ und Redligkeit Dem Fuͤrſten treu geweſt / wird / biß di Peſt der Zeit Sie hinrafft / auch ins Grab den reinen Geiſt gewehren. Was aber iſt mein Fuͤrſt / Auguſtus ſein begehren?
Er heiſcht den Artabaz und gantz Egypten-Land.
Wi? ſol Cleopatra nicht auch ſein weg gebannt?
Der Himmel laſſe nicht ſo grimmen Riß geſchehen!
Kan Rom di Woͤlfin / denn di Eintracht gar nicht ſehen? Verdam̃te Raſerey! verfluchte Moͤrder-Luſt! Raubt ja di Laͤnder hin / nur ſaͤtz’t auf unſre Bruſt145. Nicht eure Klauen ein! was wil er ſich erklaͤren?
Zwey Stuͤcke woll’n wir ihm auf’s euſerſte gewehren.
Wer Zwey gewehren wil / gibt auch das dritte zu / Jch weiß es was man offt umb Thron und Zepter thu; Umb dis hat Julius uns Eh’ und Eid gebrochen.
Das Rach-Schwerd hat an ihm den Meineyd laͤngſt gerochen.
Di Ehr - und Crouen-ſucht ſiht nicht ſo weit hin - auß. Wir ſeh’n uns in der Grufft / und unſern Thron in Grauß! Wir ſind / O Goͤtter! hin! mein Fuͤrſt / mein Haupt / mein Leben! Getroſt! er mag uns ja fuͤr ſich zum Opffer geben! DerCLEOPATRA. 155.Der Himmel hat uns ſchon eroͤfnet unſer Ziel / Denn / als den Mittag uns di Schlaff-ſucht uͤberſiel / Wieß ſchon der traum: wie ſehr umb unſre Mund-Kriſtallen Di Spinne muͤhſam war / als ſie ihr Gifft liß fallen Jn unſern Malvaſier.
Princeſſin / laſt den Zaum160. Dem Eifer nicht zu ſehr. Sol ein betruͤglich traum Jtzt unſer Richter ſein? ſol unſer gutt Gewiſſen / Durchſchlipffrigen Verdacht itzt Ehr’ und Ruhm einbuͤſſen? Wohin verleutet ſie des Argwohns tober Wind? Princeffin / wir geſtehns / man hat an uns geſinn’t165. Fuͤr ſie / mein Licht / mein Troſt / Octavien zukieſen. Wenn aber hat Anton den Vorſchlag ie geprieſen? Di Welle ſetzt umbfonſt an ſteile Felſen an. Man hat mit Hern und Mund den Gifft-Kelch abgethan / Den uns di Ehr-ſucht preiſt.
Und dieſe vorge - ſchlagen /170. Di Gall’ und Dolch auf uns in unſerm Purper tragen.
Jch merck’s / worauf ſie zielt. Sie weis wol / daß der Rath Den di Berzweifelung zur Welt gebohren hat / Di Wage meiſt nicht haͤlt. Doch muß der nicht bald biſſen / Der mehr durch Zufall hat als Boßheit irren muͤſſen;175. Viel minder der / der ihn verwirfft / verflucht / verdam̃’t.
Jhr Zweige di ihr ja von dieſer Wurtzel ſtam̃’t / Jhr Knoßpen unſer Eh’ und Bluͤthen unſrer Jahre / Errettet uns nun mehr von der beſtuͤrtzten Baare / Fallt zarten Kinder / fallt dem Vater in den Arm;180. Kuͤßt ſeinen Fuß: daß er der Mutter ſich erbarm. Holdſeeligſter Anton! wo dieſe Wehmuths-Zehren / Di wir / mein Heil / und Haupt / in Dehmuth dir gewehren / Wo unſer Hertzeleid dich nicht entſtemern kan; Wo er / mein Schatz / uns nicht wil ferner ſchauen an /185. Wo dieſe kalte Bruſt und die noch warme Seele Nicht ferner Flammen ſchaff’t in ſeiner Hertzens-Hoͤle / Wo di vertagte Luſt dem Fuͤrſten Eckel gibt / Wo er / mein Fuͤrſt / nicht mehr / di welcken Wangen libt /CDiCLEOPATRA. Di blaſſen Lippen luͤßt / di bloͤden Augen ehret /190. Wo er den Saͤufzer-Wind mit ſchwerem Unmuth hoͤret; So laß’ er dieſer Bitt’ ihm doch zu Hertzen gehn Der Kinder / di fuͤr ihm mit Wehmuth ſchwanger ſtehn / Ja di ihr Unheil itzt noch nicht zu nennen wiſſen; Da ihre Mutter ſoi di krancken Augen ſchluͤſſen. 195.Zwar; umb Cleopatren iſt’s nicht ſo ſehr zu thun / Di endlich ſelber wuͤnſch’t in Sarch und Grufft zu ruhn. Ab! aber dieſe Schaar der Mutter-loſen Weiſen! Was mag ſie hoffen ja? Gefaͤngnuͤß / Schmach / und Eiſen. Denn ſolch ein Sturm-Wind ſchont der morſchen Aeſte nicht /200. Der den zerſchelten Stam̃ gar auß der Wurtzel bricht. Zu dem / mein Herr / und Haupt / ach! koͤnt’ ihm unſer Sterben Den goldgeſtuͤckten Stul / di ſanffte Ruh erwerben! Di Adern kwaͤlln’ voll Treu nicht minder als voll Blutt. Hir ſchwillt di nackte Bruſt / wo iſt Gifft / Schwerd und Glutt? 205.Hir ſchwebt der warme Mund behertzt den Dolch zu kuͤſſen / Der uns das Leben zu / den Thren ihm auf ſol ſchluͤſſen. Nur / werthes Haupt / befleckt mit falſchen Mackeln nicht Di Palmen unſer Treu. Der Schlangen-Neid umbflicht Di hoͤchſte Tugend meiſt. Gebt / bitt’ ich / dem nicht glauben /210. Durch den Verleumbdung uns hat unſern Ruhm wolln rau - ben; Es iſt Cleopatra Verraͤthern gram und Feind / Sie weis ſich rein und from. Dis iſts was ſie beweint: Daß man di Lorbern ihr von den Cypreſſen raubet / Und daß Anton ſo viel des Keyſers Worten glaubet /215. Der zwar di Kronen weiſt / di Ketten aber gibt / Und mit der Guͤtte mehr / als durch den Grim̃ betruͤbt. Mein Schatz / fliht fliht das Kraut / in dem di Nattern hecken / Laßt di Kriſtallen-Flutt euch nicht zu ſuͤſſe ſchmecken; Denn Cæſar floͤſt hierdurch ihm ſeinen Gift-Tranck ein. 220.Laͤſcht bitt ich / eh’ den Durſt / wo truͤbe Pfuͤtzen ſein / Di keine Liſt vergaͤllt. Der Honigſeim der Bienen Bring’t uns den Stachel bei; des Ruͤckens Sternen dienenDerCLEOPATRA. Der Heydaͤchſ’ / umb daß ſie den Schlangenbauch verſteckt; Und der Sirene Schwantz wird durch di Bruſt verdeckt.
Herr / Vater / Fuͤrſt / und Schutz / wir opfern Thraͤn und Zehren; Wir koͤnnen uns ſonſt nicht mit andern Waffen wehren; Wir fallen ihm zu Fuß’ / und luͤſſen Knie und Hand; Er ſetz’ uns nur ſo bald nicht in den Weiſen-Stand.
Er laſſe dieſen Arm nicht Roͤmiſch Eiſen tragen.
Und di Frau-Mutter nicht in’s Elend wegverjagen.
Man zihe mir nur auch Helm Tartſch und Harniſch an. Zu ſchaun; ob nicht ein Kind auch hertzhafft fechten kan.
Jch wuͤnſche Stahlund Dolch auf’s Keyſers Bruſt zu zuͤcken.
Di Zeit / O Kinder / woll’ euch ſo viel Kraͤfften ſchicken /235. So viel der Himmel euch mit Tugend hat erfuͤllt. Schaut an Cleopatren des Mohnden Ebenbild / Am Alexander ſtrahlt das Conterfect der Sonnen / Und Ptolomæus hat dem Nord-Stern’ abgewonnen. Jbr Schutz-Herrn dieſes Reichs / ihr Goͤtter laßt geſchehn:240. Daß dieſe Sternen ich nicht darf verfinſtert ſehn. Princeſſin / werthes Haupt / verzeihet den Gedancken Di Feind / und Ehren-ſucht auß den gedrangen Schrancken Der heiſſen Liebe trieb; Princeſſin / wir geſtehn: Der Haͤuchler Jrrlicht hieß uns auf den Jrrweg gehn;245. Jedoch hat ſie / mein Licht / ſie Jſis unſrer Zeiten / Durch ihren Witz vermocht uns auf den Weg zu leiten / Der zu den Sternen fuͤhr’t / und| nim̃er fehlen kan. Wir bethen wie vorhin di Gottheit an ihr an / Di Reich und Thron und uns mit tauſend Luſt beſtrahlet. 250.Wir ſchweren bei dem Glantz / der See und Erde mahlet / Bei’m groſſen Jupiter / der Zepter nim̃’t und gibt; Cleopatra ſol ſein von uns geehrt / gelibt; Cleopatra ſol uns und unſrer Macht gebitten; So lang uns Clotho nicht den Fadem hat verſchnitten. 255.Wir ſchlagen kurtz und rund des Keiſers Vorſchlag aus / Und wuͤnſchen auſſer ihr uns ſelbſt in Aſch’ und GrausC 2DasCLEOPATRA. Das Reich im Staub zuſehn.
Des milden Himmels Guͤtte Verleihe Gluͤck’ und Steg dem edelſten Gemuͤtte. Dem das Verhaͤngnuͤß ſelbſt ſich unterwerffen muß! 206.Wie aber / Fuͤrſt und Herr / beſigelt er den Schluß?
Schnur-|ſtracks ſol Proculej ſo ſchlechten Abſchied kriegen.
Anton kan noch durch was uns Troſt / ihm Heil zufuͤgen.
Eutdeckt / mein Schatz / wordurch?
Wenn Artabazes Haupt Di Untreu uns bezahlt.
Gar wol! ihr ſey erlaubt265. Den abgehaunen Kopf in ihrer Schooß zuſchauen. Stracks / Hauptmann / laß den Kopff dem Artabaz abhanen. Dis Schauſpiel mag zugleich dem Feinde deuten an: Daß auch Anton noch itzt den Keiſer pochen kan.
Mein Fuͤrſt; es wird dis Haupt der Meder Haupt bewegen;270. Fuͤr unſer Reich und Heil den Harniſch anzulegen; Der bis auf dieſen Tag es hinterzogen hat / Weil er bißber umbſonſt umb deſſen Schedel bath: Der ihn und uns betrog.
Laſt den Verraͤther leiden! Wir gehen: umb alsbald di Bothſchafft zubeſcheiden.
O Strudel-reiches Meer der jammer-vollen Welt! Di Segel ſtehn geſpann’t / di Netze ſind geſtellt Uns in den ſichern Port / ihn in das Garu zufuͤhren. Di Lorbern moͤgen ſtets di klugen Frauen zieren / Fuͤr welchen Maͤnner-Witz meiſt muß zuſcheitern gehn! 280.Schaut: auf was Grunde nun di Libes-Ancker ſtehn / Di durch Verleumbdungs-Wind ſchon auf den Truͤb-Sand kamen. Wo ſind di Nebel hin / di uns das Licht benahmen? Di Sonne der Bernunfft vertreibt den eiteln Dunſt. Anton gibt Thron und Kron fuͤr einer Frauen Gunſt. JedochCLEOPATRA. 285.Jedoch wo ſegeln wir? ſol Gluͤck’ und Zeit verrauchen? Ein kluger Booßmann muß deß Wetters ſich gebrauchen. Anton iſt zwar nunmehr durch unſer Hold beſig’t / Und durch der Schoͤnheit-Reitz als ſchlaffend eingewigt. Kan aber nicht ein Weſt auch bald ein Sturmwind werden? 290.Ein flatternd Hertze gleicht mit Wanckel-muth den Pferden / Di ein geſchwancker Zaum bald recht-bald linckwerts lenckt. Der fuͤr zwei Stunden ihm di Ehr-ſucht eingeſenckt / Kan / eh’ Aurora wird di braunen Wellen kuͤſſen / Jhm groͤßre Fantaſy in ſein Gebirne giſſen. 295.Di Natter / di man gleich mit ſuͤſſer Milch zeicht groß / Behaͤlt man dennoch nicht rechtſicher in der Schooß. Man muß den giftgen Fleck von den Verleumbdungs-Pfeilen / Di Wunden des Verdacht’s mit ſolchen Salben heilen: Daß keine Narbe man / kein Merckmal man nicht ſchaut. 300.Denn / dem iſt nicht zu trau’n / der gleichfals uns nicht traut. Gunſt / Libe / Freundſchafft gleicht ſich zarten Berg-Kriſtallen / Di keine Kunſt ergaͤntzt / ſind einmal ſie zerfallen: Stillt auch Verſoͤhnung gleich zu weilen Wund und Blutt / Sie bricht erhitzter auf und ſchaͤrffet Gall’ und Glutt /305. Di in dem Hertzen kocht. Man trockne Sumpf und Lachen / Ein linder Regen wird ſie wider waͤßricht machen. Zu dem / was iſt uns nicht umb Kron und Zepter feil? Du muſt / Cleopatra / begehrſtu Huͤlff und Heil Ans’ Keiſers Gnaden-Port dein ſtrandend Schiff anlenden:310. Und haben wir nicht ſchon des Keiſers Hand in Haͤnden? Dis Sigel / dieſe Schrifft muß unſer Leit-Stern ſein. Anton / durch deinen Todt fahrn wir in Hafen ein. Wie aber werden wir das Steuer-Ruder lencken? Geheimes Gifft und Dolch in ſeine Bruſt zu ſencken /315. Fuͤhrt boͤſen Klang nach ſich / und ſiht gefaͤhrlich aus. Uns faͤllt was beſſers ein zuretten unſer Haus / Und Ptolomæus Stul. Anton iſt itzt im Liben Bis auf den hoͤchſten Punct der blinden Brunſt getriben / Di ihn nach unſerm Wunſch gar unſchwer ſtuͤrtzen kan320. Auf den Verzweiflungs-Fels: wir woll’n uns ſtellen an:C 3AlsCLEOPATRA. Als hetten wir uns ſelbſt das Lebens-Garn zerſchnitten: Wird ihn nun Lib und Leid auf einen Sturm umſchuͤtten; So renn’t ſein ſchwacher Maſt des Lebens Seegel-looß Auch auf das todten-Meer. Denn iſt di Kunſt nicht groß /325. Der / di den Julius fuͤr ihr ſah’ kniend ligen / Durch ſuͤſſen Libes-Reitz den Keiſer zubeſigen. Nur Muth! Cleopatra! behertzt und weiſe ſein / Laͤgt zu dem Ehren-Thron’ in Grund den erſten Stein.
So ſchlaͤgt Anton in Wind des Keiſers Gunſt und Guͤtte?
Anton wuͤnſcht dem Auguſt ein friedlicher Gemuͤtte.
Beuth ihm der Keyſer nicht Vertrag und Frieden an?
Ja Friden! den kein Menſch nicht lobt / noch ein - gehn kan.
Sind ſo viel Laͤnder denn nicht wuͤrdig anzuuehmen?
Nein! wo viel Laͤnder uns Gefahr und Ungluͤck ſaͤ - men? (fahr?
Was quill’t auß unſrer Gunſt fuͤr Ungluͤck und Ge -
Der rechten Goͤtter Zorn / der Libften Todten-Baar’.
Ein Weib ſtirbt fuͤr ein Reich nicht ohne Ruhm und Ehre.
Wer Fuͤrſten toͤdten beiſt / der fuͤhrt verdam̃te Lehre.
Das oberſte Geſaͤtz’ iſt / eines Reiches Heil.
Gewiſſen und Gemahl iſt euch umb Kronen feil.
Anton zertrenn’t nur ſelbſt Gemahlin und Gewiſſen.
Der Ehſtand wird mit fug nach eurem Recht zer - riſſen.
Beugt euren ſteiffen Sinn / bequaͤm̃t dem Gluͤck’ euch doch.
Di Seene ſpringt / wenn man den Bogen ſpann’t zu hoch.
Spannt dieſer hoch / der euch Thron / Kron und Zepter giebet?
Dis aber nim’t / was man fuͤr Thron und Zepter liebet.
Gebt Kronen fuͤr ein Weib / vertauſchet Gold fuͤr Stahl.
Wer Treue kieſt fuͤr Luſt / thut keine boͤſe Wahl.
Der aber / der fuͤr Brunſt laͤſt Thron und Weißheit fallen.
Gefaͤllt di Kugel doch der Sonnen auch nicht allen.
Glaubt: daß Cleopatra nicht ohne Flecken ſey.
Man mißt dem Mohnden auch der Erde Schatten bey.
Jch ſeh in Helenen ein neues Troja brennen.
Es brenne! weiß man nur des Hectors Ruhm zu - nennen
Es brenn’t / wenn Paris Eid / und Eh’ und Rechte bricht.
Das Rachſchwerdt aber ſchont den Agamemnon nicht. (nen.
Di Goͤtter werden ſtets des Keyſers Sanfftmuth ſcho -
Gewalt ſitzt niemals feſt auf bluttbeſpritzten Thronen.
Welch Purpur iſt mit Blutt der Feinde nicht be - ſpritzt?
Wol! aber / daß ihr Pfeil auf Freund’ und Buͤrger ſpitzt?
Man ſchneidet Glider ab / eh man den Leib laͤſt ſterben. Jhr eilet ſporn-ſtrichs hin in Abgrund des Verterben. Der Schoͤnheit glaͤntzernd Rauch umbwoͤlck’t euch das Geſicht: Daß ihr der Krone Gold / das Demant-helle Licht /365. Der Weißheit nicht erblickt. Doch iſt der nicht zu klagen / Der ſelbſt ihm Sand zur Grufft und Holtz zur Glutt hilfft tragen.
Jhr laß’t euch unſer Heil ſehr angelegen ſein: Doch aber glaub’t: ihr wigt mit Worten uns nicht ein. C 4Wißt:CLEOPATRA. Wißt: daß Anton kein Haar von ſeiner Meinung weiche. 370.Er gibt Cleopatren nicht fuͤr viel Koͤmgreiche / Nebſt der Egypten er nicht fahren laſſen kan. Seh’t auch / ihr Roͤmer / uns nicht fuͤr ſo alber an: Daß wir dem / was ihr uns ſo ſcheinbar vormahlt / trauen. Den man zerreiſſen wil / dem weiſt man nicht die Klauen. 375.Es hat Auguſt uns auch di Kunſt geſpilt zuvor: Wen man zu ſtuͤrtzen denckt / den hebt man mehr empor / Wem man was nehmen wil / muß man mit Gaben blaͤndeu. Am beſten man behaͤlt dis / was man hat / in Haͤnden. Und daß man es / weil man noch athmet / ſteif bewahr. 380.Eh’ man was koſt bars tauſch’ umb doppelte Gefahr.
Wer voller Thorheit ſteckt / dem kom̃t kein Rath zu ſtatten. Wer ſchon verzweifeln wil den ſchroͤckt auch Laub uñ Schatten: Der ſteckt voll Aberwitz / der all zu klug wil ſein. Jhr ſencket Gluͤck und Maſt in ofne Strudel ein /385. Weil euch von falſcher Furcht der blinden Klippen traͤumet. Dis Gifft / das ihr auf uns von eurem Munde ſchaͤumet / Spritz’t vor / weil euer Hertz voll ſchwartzer Galle ſteckt. Denn der Verdacht beſorgt di Laſter / di er deckt. Nein! des Auguſtus Ruhm muß ſo geſchimpfft nicht werden. 390.Der minſte Dunſt verſtellt di Sonnen dieſer Erden. Jch weiß deß Keiſers Mund ſagt / was ſein Hertze wil.
Der oft zu viel verſpricht / haͤlt meiſten-theils nicht viel.
Fahrt hin! nun ihr ſo gar in Blindheit ſeit erſoffen.
Ein ſcharffer Feind laͤſt was / ein glatter gar nichts hoffen