PRIMS Full-text transcription (HTML)
[figure]
Cleopatra,
Trauer-Spiel.
[figure]
Breßlau/ Auf UnkoſtenEſaiæ FellgibelsBuchhaͤndlers daſelbſt. 1661.
(Tacit. l. 3. Hiſt. c. 66. )MOriendum victis, morien - dum deditis: id ſolum refer - re, novisſimum Spiritum per Lu - dibrium & Contumelias effun - dant, an per virtutem.

VIRIS. MAGNIFICIS. NOBILISSI - MIS. STRENVIS. AMPLIS - SIMIS. CONSV L - TISSIMIS. DOMINIS. PRÆSIDI. SENATORIBUS. SYNDICIS. INCLUTÆ. REIPUBLICÆ. Vratiſlavienſiſ. CLEOPATRAM. HANC. SEQUE. TOTUM. D. D. D. Autor.

A 2FLAGRANTIS.

FLAGRANTIS. AULÆ. BUSTA. VITREUM. SCEPTRI. RUENTIS. ÆS. ATROCIS. ALEAM. BELLI. EFFOE MIN ATI. PRINCIPIS. CRUENTATAS. MANUS. NOVERCANTIS. LEVEM. ROTAM. SORTIS. REGIS. ROTATAM. PUGIONE. CERVICEM. PRÆPONDERANS. CUBILE. PELLICIS. REGNO. FLAGELLA. CONSCIENTIÆ. CICATRICES. MENTIS. FACES. TERRENTIUMQUE. SPECTRO - RUM. VITÆ. CHAR[Y]BDES. TRISTE. S[Y] RMA. PRÆ - FATUR. MOX. TRISTIOR. FUSCAT. THEATRA. CUPRES - SUS. AMORIS. OESTRO. PERCITUM. DUCEM. FICTA. MORS. CONJUGIS. DEMENTAT. ERIGIT. SERVI. NAM. NAUSEATA. VITA. MORTE. SANATUR. VENENA. VULNUS. LACRUMÆQUE. GAUDEN - TES. CRUORE. PUR PURANS. CADAVER. IRRORANT. DEHINC. COTHURNO. PROSILIT. NOVO. CONJUX. LARUATA. NAM. NASCENTIS. IMPERI. SOLEM. SUPPLEX. ADOR AT. CÆSARIS. NOVI. TÆDIS. SORORIANTI. PURPUR ÆQUE. NUPTURA. SED. FRAUDE. FRAUS. CERUSSA. FONTE. FRU - STRATUR. 〈…〉〈…〉UMANTIS. ARÆ. THUS. IMAGINUM. MAR - MOR. FICTÆFICTÆ. ILLECEBRÆ. PECTORISQUE. SINGUL - TUS. ABSYNTHIUM. SUB. MELLE. RETE. SUB. VISCO. TEGUNT. DICANDO. VICTIMAS. TRIUM - PHANDÆ. AST. ILLA. SIREN. AFRIGANA. CERNENDO. THORI. CANORES. ARTE. ULYSSEA. SPERNI. ELUSA. MORTIS. SYRTE. DESILIT. PRÆCEPS. AUT. NAUFRAGI. SCYLLAS. HONORIS. EXHOR - RENS. HAMOSQUE. ODORANS. SERVITVTIS. AURATOS. PRÆFERT. ADULATRICIS. OSCULO. TYGRIS. MORSVS. NECANTES. ASPIDIS. VENENATÆ. TVMBAM. CATENIS. FATA. SIBILÆ. ROMÆ. FAMAM. SEPVLCRI, RISVI. THEATRORVM. NEC. NOBILES. MENS. SERVA. MANCIPAT. SERVAS. VITÆ. PVDENDÆ. QVANDO. COR. HERÆ. NOMEN. ÆTERNITATI. CORPVS. IMMOLANT. VMBRIS. AST. VICTOR. INVIDENS. SVPERSTITI. VITAM. MORTEM. NECATÆ GÆSARES. DVOS. TERRIS. SACRO. CRVORE. FVLCIENS. STATûS. LEGEM. SOL. VNVS. ORBI. NASCITVR. CAPVT. ROMÆ. SIC. FVLGVRANS. SORS. | MA. SVMMA. PERMISCET. SED. VOS. PATRES. EXILIS. INGENI. PARTVM. QVEM. VIX. TRIMESTREM. MATER. EDIDIT. PRÆCOX. INOPS. VOLVNTAS. DEBITRIXQVE. CENTVPLI. FAVENTIBVS. DIGNAMINI. POLITVR IS. A 3NEC. NEC. INViDETE. SVPPLICI. CLEOPATRÆ. QVO. TVTA. NAVIGET. FAVONIVM. MENTIS. ANTISTITISQVE. GRANDE. NOMINIS. VELVM. HIS. ADJUVIS. FELICIVS. LEGET. LITTVS. QVAM. MARGARITIS. FIMBRIATA. MEMPHITIS. REMIS. EBVRNIS. PVRPVRANTIBVS. VELIS. ARGENTEAQVE. CONJVGEM. PETENS. PRORA. NAM. PORTVS. ILLI. SAL. ERAT. VOLVPTATIS. VOBIS. PLACENDI. PERPES. HÆC. FOVET. VOTVM. NEC. ILLA. CEDRIO. PERVNCTA. SIC. VIVIT. QVAM. NVNC. REN ASCENTIS. CLEOPATRÆ. VIVENT. VESTRO. FAVORE. PERLITI. PVGILLARES. NAM. PALLIDÆ PVTRERE. NESCIVNT. CHARTÆ QVAMVIS. EAS. DENS. TEMPORIS. VORAX. RODAT. MOMVSQVE. LIVIDO. COLORE. SVGILLET. QVEIS. INCLVTI. PATROCINATVR. EXCELLENS. NOMEN. SENATVS. CVJVS.

Obſequens. Cultor. devotus. Ambitor. manebit. ad. Buſtum. Daniel Caſpari.

Kurtzer

Kurtzer Jnnhalt.

NAch dem die Koͤnigin in Egyp - ten Cleopatra und der ihr ver - ehlichte M. Antonius von Octavio Auguſto zur See bey Actium geſchla - gen ward / dieſer auch in der Stadt Alexandrien beyde harte belaͤgerte / und kein Vergleich - oder Friedens - Mittel unter ihnen konte getroffen werden / bereitete ihr Cleopatra eine Todten-Grufft / und ſtellte ſich an / als ob ſie ſich ſelbſt mit Giffte hinrichtete. Als dis Antonius erfuhr / ſtach er ihm ſelbſt aus beſtuͤrtz - und Verzweife - lung den Dolch in die Bruſt; ward abeꝛ noch lebẽde veꝛſtaͤndigt: daß Cleo - patra noch lebte. Dannenher er ſich zu ihr tragen ließ / und in ihrer Schoß verſchiede. Hierauff ergab ſich Cleo - patra guttwillig dem Octavio, wel - chem des Antonii freygelaſſener Der - cetæus nebſt dem bluttigen DolcheA 4denden Unfall ſchon eroͤffnet hatte. Die - ſer ließ auch nicht alleine durch Pro - culejum und Corn. Gallum ſie des beſten vertroͤſten / ſondern beſuchte ſie ſelbſt und erzeugte ſich nebſt vielem verſprechen ſehr freundlich gegen ihr.

Als ſie aber ihrer Hoffnung nach den Keyſer / welcher ihr zwar glatte Wortte gab / zu wuͤꝛcklicher Liebe nicht bewegen konte / ſondern von Cornelio Dolobella heimlich verſtandigt ward: daß ſie der Keyſer mit Gewalt nach Rom zum Siegs-Gepraͤnge ſchicken wolte / ließ ſie in einem mit Blumen und Feigen gefuͤllten Korbe eine ſehr giftige Schlange bringen / und / nach dem ſie mit Zulaſſung des Keyſers dem Antonio ſein Grabmahl zuberei - tet / daſelbſt ſich von ihr in den Arm ſtechen / welcher zwey ihres liebſten Frauen Zimmers Charmium und Iras durch willkuͤhrlichen Todt bald nachfolgten. Ob nun wol der Key -ſerſer deſſen zeitlich inne ward / er auch ſelbſt zu lieff / und durch Pſyllos ihr das Gifft wolte außſaugen / und alſo ſie wieder zu rechte bringen laſſen / wardoch alles vergebens. Er ließ ſie aber Koͤniglich / und die Jhrigen ehr - lich begraben. Mittlerzeit ward Antyllus des Antonii und Fulviæ Sohn in einem Tempel ermordet durch Verraͤtherey ſeines eigenen Lehrers Theodori, welchen Augu - ſtus kreutzigen ließ / zugleich auch dem entflohenen Cæſarion nachzu - ſtellen und ihn zu toͤdten / hingegen der Cleopatra Kinder wol zuverwah - ren / anbefohlen.

A 5Perſonen

Perſonen des Trauer-Spiels.

  • CLeopatra Koͤnigin in Egypten.
  • M. Antonius, der beruͤhmte Roͤmer.
  • Octavius Auguſtus, Roͤmiſcher Keyſer.
  • C. Soſius des Antonii Feld-Hauptmann.
  • Canidius der Hauptmann in Alexandria.
  • Cælins ſein Schiff-Hauptmann.
  • Archibius der Cleopatra geheimſter Rath.
    • Charmium.
    • Iras.
    • ihre geheimſte| aus dem Frauen-Zimmer.

    • Proculejus.
    • Cornell. Gall.
    • Zwey Roͤmer des Keyſers Oberſten.

    • Ptolomæus.
    • Alexander.
    • Cleopatra.
    • Des Antonius und der Cleopatra Kinder.

    • Diomedes.
    • Dercetæus.
    • Eteocles.
    • Des Antonii Freygelaſſene.

  • Eros. des Antonius Leibeigener.
  • Cyllenie. eine aus Cleopatrens Frauen-Zimmer.
  • Antigoni und Artabazis zweyer Koͤnige Geiſter.
  • Arius, ein Weltweiſer.
  • Zwey Pſylli.
  • Etliche Hauptleuthe des Antonius und des Keyſers.
  • Etliche Trabanten.
  • Artabazis und Antilli Leichen.
  • Reyen der Goͤttin des Geluͤcks / des Jupiters / des Neptunus, und Pluto, ſam̃t dreyen Him̃el-See - und Waſſer-Goͤttern.
  • Reyen des Mercurius, des Paris, der Juno, Pallas und Veng.
  • Reyen der drey Parcen.
  • Reyen der Egyptiſchen Schaͤfer und Sckaͤferinnen.
  • Reyen der Tyber / des Nilus, der Dohnau und des Rheins.
Das Trauer-Spiel beginnet den Morgen / wehret den Tag und die Nacht durch bis an den andern Tag. Der Schauplatz iſt meiſt die Koͤnigliche Burg zu Alexandria, theils des Keyſers Gezelt.
Die

Die erſte Abhandlung.

ANtonius haͤlt mit ſeinen Kriegs-Oberſten Rath / ob er dem Octavio Auguſto, welcher ihn in Alexandria belaͤgerte / durch fer - nern Außfall / oder nur innere Gegenwehre be - gegnen ſolle. Cleopatra erzehlet dem Anto - tonio die ungluͤckſeeligen Wunderzeichen. Auguſtus traͤgt durch den Procule jum ſeinen Geſandten dem Antonio an das dritte Theil des Roͤmiſchen Reichs ihm zuzutheilen / mit dem bedinge: daß er Cleopatren fahren laſſen / ihm Egypten abtreten / und den Koͤnig Arta - bazes loß laſſen ſolte. Hieruͤber haͤlt Antoni - us mit den ſeinigen Rath; welche ihm dieſes einzugehen rathen. Der Reyen ſtellet vor die Goͤttin des Geluͤcks / aus derer Schoos Jupi - ter, Neptunus, Pluto die Erbtheilung der Welt durchs Looß eroͤrtern.

Die andere Abhandlung.

CLeopatra erzaͤhlt mit grimmigem Ei - fer ihrem Geheimſten dem Archibio, was Antonius mit ſeinen Raͤthen ihrer Ver - ſtoſſung halber gerathſchlagt / und wird ſchluͤs - ſig: den Antonium ſelbſt wegzuraͤumen. Hierauff geht ſie ihn mit klaͤglichen und zu -gleichgleich beweglichen Worten an / und bewegt ihn durch Liebreitz ſo weit: daß er ihr nicht alleine des Auguſti Vorſchlaͤge zuverwerffen ver - ſpricht / ſondern ihr auch des Koͤnigs Artaba - zes abgehaunen Kopff zu liefern anbefiehlet.

Nach dieſem ſinnet Cleopatra auf Mit - tel den Antonium wegzubringen / ſchleußt auch ſich anzuſtellen / als ob ſie ſich durch Gifft hin - gerichtet hette. Archibius troͤfnet dem Pro - culejo: daß Antonius des Auguſti Vor - ſchlaͤge verwaͤrffe / und weiſet ihm zu gleich des Artabazes enthaupteten Koͤrper. Der Reyen bildet ab das Gerichte des den Antonium ab - mahlenden Paris, welcher mit der Juno und Pallas Zepter und Weißheit der Venus und ſei - ner Begierde nachſaͤtzet.

Die dritte Abhandlung.

CLeopatra fuͤhret ihre geheimſte Char - mium in die zubereitete Todten-Grufft / und entdaͤcket ihr: daß ſie ſich eines falſchen Sterbens anmaſſen wolle; rufft darauf alles Frauen Zimmer zu ſich / geſegnet ſie / und nim̃t unter dem Scheine Giftes einen Schlaff - Trunck zu ſich. Als ſie alſo als todt lieget / eroͤffnen ſie ſolches einem Freygelaſſenen demEteoclesEteocles. Des Koͤnigs Antigonus und Artabazes Geiſter erſcheinen dem ſchlaffen - den Antonio und dreuen ihm den Untergang. Als daruͤber er voll ſchreckens erwachet / bringet ihm Etheocles die Poſt: Cleopatra habe ſich durch Gifft hingerichtet. Worauff / nach dem ſein Knecht Eros, der ihn toͤdten ſol / ſich ſelbſt entleibet / zeucht er den Dolch ihm aus der Wunde / und ſtoͤßt ihn ihm ſelbſt in die Bruſt. Nach dieſem zeucht Dercetæus ihm den Dolch auch heraus / und fleucht zum Au - guſto. Diomedes aber kom̃’t / uud verſtaͤndigt den durch Kuͤhlung ermunterten Antoni - um: Cleopatra ſei noch bei leben. Dar - auf / nach dem er ſich zu ihr tragen laͤſt / er nach zu geſprochenem Troſte ihr auf der Schooß die Seele ausblaͤſet. Der Reyen ſtellet unter dem Geſpraͤche der Parcen die Fluͤchtigkeit des Menſchlichen Lebens und die Gewißheit des Todes vor.

Die vierdte Abhandlung.

DErcetæus entdeckt Auguſto den blut - tigen Dolch und Antonii Todt. Augu - ſtus rathſchlagt mit Proculejo und Corn. Gallo, wie der Cleopatra angeſagter Ge -ſandteſandte zu empfangen ſey / und ob er ſich der Schaͤrffe oder Guͤtte gebrauchen ſolle. Cani - dius ergiebet im Nahmen Cleopatrens Ale - xandrien / welcher ihn aller Genade vertroͤſtet / und hierauf fuͤr rathſam befindet Cleopatren aufs hoͤchſte zu ehren / ja ſich gar verliebt gegen ſie anzuſtellen. Proculejus und Gallus / her - nach auch Auguſtus ſelbſt / demuͤhen ſich durch allerhand Schein Cleopatren nach Rom zu - locken: Hingegen dieſe den Auguſtum zur Liebe zu bewegen. Als ihr aber Auguſtus zu kaltſinnig / dis aber: daß man ſie nach Rom zu zihẽ ſo ſehr noͤhtigt / verdaͤchtig voꝛkom̃t / ſielt ſie ſichan: als ob ſie endlich darein willigte / und bittet nur: daß ſie Antonium begraben moͤge. Die Egyptiſchen Schaͤffer und Gchaͤfferin - nen tadeln nebſt dem Hofe die falſche / und ruͤh - men nebſt dem Feldleben die aufrichtige Liebe.

Die fuͤnfte Abhandlung.

CLeopatra begeht des Antonii Leichbegaͤngnuͤß / eroͤfnet der Charmium und Iras des Keyſers Falſchheit / welcher ſie nach Rom zumSchau -Schau-Spiel fuͤhren wolle. Und nach dem ſie Auguſto einen demuͤtti - gen Brieff zugeſchrieben / laͤſt ſie ſich die in einem Korbe verwahrte Schlange in Arm ſtechen und ſtirbt. Durch gleichmaͤſſigen Schlangen Stich kom̃t auch Iras umb. Charmi - um aber erſtoͤßt ſich mit einem Dol - che. Als Auguſtus der Cleopatræ Brieffbekom̃t / kom̃t er eilends nebſt den Seinigen / umb ihren Todt zuver - hindern / zugelauffen / findet ſie aber ſchon todt und nach dem er allerhand Erkwickungs Mittel beſonders die Gifft - auſſaugenden Pſyllos ohne Frucht angewendet / lobt und beklagt er ſie / heiſt ſie auch nebſt den Antoni - um Koͤniglich / die andern zwey auch ehrlich begraben. Nach dieſem bringt Archibius die Poſt: daß die Kriegs - Knechte den von dem Theodoro ver - rathenen Antillum im Tempel derIſisIſis ermordet / da denn die todte Leiche fuͤr den Keyſer bracht wird; welcher den Theodorum kreutzigen / den heim - lich entflohenen Cæſarion aber toͤdten heiſt. Endlich beſihet und verehret Auguſtus die Leiche des groſſen Ale - xanders. | Jm Reyen wird unter der Tyber die Hoheit des Roͤmiſchen Reichs und der neu-angehenden Mo - narchie beſchrieben / dem ſich Egypten - Land unter dem Nahmen deß Nilus unter werffen muß. Der Rhein und die Donau aber entwaͤrffen: daß das Roͤmiſche Reich kuͤnftig auf die Deut - ſchen kommen werde.

Die

Κ Λ Ε Ο Π Α Τ Ρ Α Β Α Σ Ι Λ Ι Σ Σ Α ExMoneta æneâ Dan. Caſpari.

C. Iuliuſ cæſar. ExMonet. argent. Dan. Caſp.
M. Antoniuſ Triumvir. ExNummo argent. Dan. Caſpari.
Octav. Cæſar auguſtuſ. Ex Monet. æneâ Dan. Caſpari.

Die erſte Abhandlung.

Der Schauplatz bildet ab des Antonii geheimes Zimmer. M. Antonius. C. Soſius. Canidius. Archi - bius. Cælius. Unterſchiedene Hauptleute des Antonii.
Anton.

WIrd / nun des Meeres Schaum der Tiber gelbe Flutt Der Rhein / der ſtrenge Phrat / das kalte Buͤrger-Blutt Nich mehr begiſſen kan / der Nilus auch beflekket? Die Graͤntz iſt der Natur / der See ihr Ziel geſtekket;5. Der Schatten miß’t die Nacht / den hellen Tag das Licht; Nur den Octavius umb graͤntzt kein Schrancken nicht. Rom / das dem Himmel ſelbſt iſt muͤhſam obzufigen / Fuͤr deſſen Fuͤſſen muß der Welt-Kreiß kniend ligen Stillt ſeinen Ehr - geitz nicht. Er iſt den Roͤmern dis;10. Was Rom der Welt geweſt. Der Schlange giftig Biß Ruht / wenn ihr ſcharffer Zahn ſich auf dem Zahne wetzet; Octavius hat laͤngſt in ſeinen Dienſt verſaͤtzet Was Dreyen dienſtbar war / was Rom gebetet an; Schaut aber / daß ihn diß noch nicht vergnuͤgen kan. 15.Der Nilus hat noch nie di Tiber angebetet / Egypten auch nicht Rom. Der Sand den ihr betretet Kam in die Theilung nicht. Er nehme’s drittel hin; Wenn nur mein Heyrath-Gut mir bleibet zum Gewien. Allem wer wil den Wurm aus dem Geſpinſte bringen /20. Der in der Wolle ſtekkt? Wer wil den Tyger zwingenADurchCLEOPATRA. Durch Guͤtte / der bereit in den zerfleiſchten Darm Die Klauen eingefaͤnckt! ha! beiß-erhitzter Arm! Der dem gefaͤllten Wild auch Hoͤl und Neſt zerſtoͤret! Der / wenn der Stamm zermalmt / die Wurtzeln auch verſehret /25. Der / wenn der Loͤwe Raub und Naͤgel eingebuͤßt / Der Loͤwin auch die Bruſt und ihre Jungen friſt! Jedoch / wie / wenn der Maſt ſchon auf den Klippen ſpringet / Wenn ſchon das blaue Saltz ſich in die Ritze dringet / Wenn der verterbte Nord den morſchen Kahn zerſchleifft /30. Der Boßmann fuͤr ſein Schiff ein ſchmales Brett ergreifft Fuͤr’s Ruder braucht den Arm / zum Ancker Bein und Fuͤſſe / Die Hoffnung zum Compaß: ſo muß die ſauren biſſe Deß ſcheuternden Geluͤcks / den Schiffbruch ſeiner Macht Auf dieſe Zeit Anton ſein außzuſtehn bedacht. 35.Anton muß / wenn di Flutt ihm biß zur Lippe rinnet / Verſuchen was er kan. Anton iſt noch geſinnet Zu wagen / was ihm Sturm und Schiffbruch uͤbrig laͤßt. Anton iſt noch behertzt / wo ſeiner Freunde Reſt Die Farbe nicht verlihrt / den letzten Sturm zu wagen. 40.Kan aber dieſer Baum den Gipffel nicht mehr tragen; So fall er: wenn er nur dem / der den Stam̃ bewegt / Die Aeſte ſtoltzer Ruh zugleich in ſtuͤkke ſchlaͤg’t. Es fall Anton / da nur diß Reich nicht geht verlohren / Daß; weil die Roͤmer ja zu dienen ſein gebohren;45. Weil Rom das Haupt der Welt / di Freyheit haͤlt fuͤr Bley Und Knecht-ſein fuͤr Gewien; wo noch ein Hafen ſei Der Freyheit / und fuͤr euch. Ach! aber / ach! vergebens! Sucht Cæſars Spitze wol die Spitze meines Lebens? Nein! weil diß Land hier traͤgt Gold / Weitzen / Helffenbein50. Wil er der Mohren Haupt / Egyptens Zinß-Herr ſein. Die Schiff-Flott iſt verbrennt / die Heere ſind geſchlagen / Des Nilus Ruͤcken lernt der Roͤmer Bruͤcken tragen; Es ſind der groſſen Stadt die Mauren meiſt erſchell’t / Jedoch iſt eure Bruſt / ihr Helden dieſer Welt /55. Der Felß / an dem der Feind noch ſol den Kopff zerſtuͤkken / Di Mauer / derer Fall di Welle wird erdruͤk-ken /DiCLEOPATRA. Di ſie zerſchmettern wil: wo euer kluger Rath Zu heilen dieſen Brand kein ſanffter Pflaſter hat. Soſius. Das Pflaſter unſer Wund iſt ein behertzt Gemuͤtte /60. Groß-muͤttiger Anton; wer auf des Keiſers Guͤtte Den Troſt der Wolfarth baut / baut Pfeiler in die See Sucht bey der Natter Gunſt / und Flammen in dem Schnee. Man weiß des Keiſers Art / von wem er ſei erzogen; Der mit der Mutter-Milch die Ehrſucht hat geſogen /65. Sollt er dem Julius als Vater geben nach? Der mit Pompejens Hals auch Rom den Kopff zerbrach. Woll’n wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten? So ſchleuß in Colchos dich / ich bei den rauen Britten Jn einen wuͤſten Fels di freien Sinnen ein. 70.Wo ja das Leben kan der Zagheit Beuthe ſein. Der Todt ſiht bitter auß / noch bitterer das Leben Das ſchimpf und Ketten traͤg’t. Jch wil den Geiſt aufgeben Mit Freuden / eh ich wil Octavianus Knecht Der Roͤmer Schau-Spiel ſein. Der Zuſtand iſt zwar ſchlecht. 75.Jn Alexandrien beruhet unſer hoffen. Doch / hat der oft zu erſt den rechten Zweck getroffen Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff / Auf welches Wind und Meer di Donnerkeile ſchliff / Erwaͤhlet fuͤr das Heil der ſaͤndichten geſtade80. Di offen-hohe See / und ſegelt mehr gerade Zum Hafen / als das ſich di Sandbanck ſtuͤrtzen laͤßt. Di Gift iſt fuͤr di Gift / der Oſt-Wind fuͤr den Weſt: Alſo auch fuͤr Gefahr Gefahr das beſte Pflaſter. Wie kan diß ſicher ſeyn / was uns di Tugend Laſter85. Ein Roͤmer knechtiſch heißt? Geſaͤtzt; wir fallen hin: Wir haben fuͤr den Todt di Ehre zum Gewien. Dringt deñ der kalter Stahl uns nicht durch Hertz und Glider / Sind mehr als Ketten dar / di doch von uns ein ieder Muß tragen der ſich gibt? Wenn hat ein hoher Geiſt90. Auch an den Feinden nicht di Tugend wehrt gepreiſt? Der Keyſer wird auch di / di ſich noch hertzhafft raͤchchen / Die das Geluͤcke ſtuͤrtzt / gelinder Urtheil ſpraͤchchen;A 2AlsCLEOPATRA. Als di di Zagheit faͤllt. Man toͤdtet Gemſ und Reh; Wenn der beſigte Loͤw nicht fuͤhlet Schmach und Weh. 95.Duꝛch Kleinmuth iſt Pompei ins Sklaven Moꝛd-Hand kom̃en / Di hat dem Lepidus di Freiheit auch genommen / Jhn in Circæ geſperrt. Die Tugend wird bewehrt Durch Unfall / Gold durch Glut. Wer dis / was ich / begehrt / Der falle’s Laͤger an.

Canid.

Jch ruͤhme dein beginnen;100. Wo nicht durch lindern Wind der Port iſt zu gewinnen. Denn ſaͤtzt der Artzt mit fug Pfrim / Seg / und Meſſer an / Wenn Oel und Pflaſter nicht das Brandmal heilen kan; Wenn Guͤtte nicht verfaͤngt | ſo muß der Eiferſchneiden. Alleine / da du wilſt di Tugend unterſcheiden105. Vom raſen: wilſtu Ruhm durch Groß - muth legen ein / Mnß Klugheit und Vernunfft di Wage-Schale ſein / Di Kraͤfften und Gefahr theil’t in ein gleich Gewichte. Heil iſt der Vorſicht Lohn; Verderb der Kuͤhnheit Fruͤchte. Zwar / wenn Anton nebſt uns durch Heer und Lager dring’t110. Und deß Canopus Sand mit unſerm Blutte ting’t; Bluͤb’n auß dem Saamen uns die guͤld’nen Ehren-Lilgen / Di nicht di Zeit / nicht Rom / auch kein Auguſt wird tilgen. Es bleibt dem Soſius der Purper ſeines Blutts Zum Siges-Fabne ſtehn. Was aber kriegt fuͤr gutts115. Dis arme Land hiervon?

Archib.

Di Julier zu Goͤttern / Di Livie zur Frau. Ach Gott! von was fuͤr Wettern Von was fuͤr Donner wird Cleopatra verletzt / Wenn man Egyptens Heil ſo auf di Spitze ſetzt? Den Printz bewehrt Verſtand / di Wunden den Soldaten. 120.Mit unſerem Ruhme wird der Nachwelt nicht gerathen / Di ewig dienen ſol. Was thut ein Schiffer nicht Eh als er gegen Wind di ſteiffen Segel richt? Er laͤßt di Segel falln / haut Thau und Maſt in ſtuͤcke / Saͤnkkt Bley und Ancker ein. Man muß das Ungeluͤcke125. Beſaͤnfften mit Geduld / das ſich nicht pochen laͤß’t. Auch ein verfolgtes Thier ſucht bei Gefahr ſein Neſt.

Soſ.

Ein Ruhm-begier’ger Loͤw laͤßt ſich kein Keſicht fangen /

Canid.

Was hat Numantia fuͤr Thaten nicht begangen?

Soſ. NachCLEOPATRA.
Soſ.

Nach vierzehn Jahren war die Glut des Hungers Lohn.

30.
Canid

Nach vierzehn Jahren? wol! wir ſind noch weit hirvon.

Soſ.

Was bringt di lange Zeit? nichts! als ein taͤglich ſtaͤrben.

Canid.

Wir koͤnnen unterdeß umb Rettung uns bewaͤrben.

Soſ.

Umb Rettung? nun uns ſchon der Feind ligt an dem Boꝛt.

Canid.

Schwam Cæſar nicht / als man ſein Schiff beſprang / noch fort?

135.
Soſ.

Recht! euſerſt Artzney taug fuͤr euſerſt-tieffe Wunden.

Canid.

Leander hat den Tod in trotzen Wellen funden.

Soſ.

Deß Kayſers Laͤger iſt kein ungebaͤhnter Strom.

Canid.

Das Capitel erhielt das ſchon verlohrne Rom.

Soſ.

Ja / als Camillus hat das Laͤger aufgeſchlagen.

140.
Canid.

Und Manlius vorhin den erſten Sturm ertragen.

Soſ.

Wo kaͤm Egypten-Land itzt ein Camillus her.

Canid.

Camillus kam dort auch nichts minder ungefaͤhr.

Soſ.

Die Goͤtter lagen dort ſelbſt fuͤr ihr Schloß zu Walle.

Archib.

Glaubt: daß Auguſt dem Gott Egyptens nicht gefalle

145.
Soſ.

Ohnmaͤchtger Gott! Rom rufft nicht euer Ochſen an.

Archib.

Wer weis / ob Romulus ſo viel als Apis kan?

Anton.

Halt inn! Es dient dis nicht das Unheil zuveꝛſoͤhnen. Es laͤſſ’t ſich nicht in Noth der Voͤlcker Goͤtter hoͤhnen. Jſt nicht Egypten itzt der Roͤmer Vaterland? 150.Die fuͤr die Freiheit noch bewegen Hertz und Hand; Jſt Memphis unſer Rom / der Nilus unſer Tyber? So ſchimpft di Bilder nicht derſelben / di hieruͤber Zu Schutz-Herrn ſind erkieſt. Schluͤßt / wie die treue Stadt Sch gegen Feind und Rom noch zu verhalten hat.

155.
Arch.

Mein Schluß faͤllt deinẽ bei Man fechte von den Mau - Hier kan ein nackter Arm vor drey geharnſchten tauren. (ren. Jſt doch di groſſe Stadt mit Nothdurfft wol verſehn. Wie leichte kan ſich nicht deß Krieges Brett-Spiel drehn. Falln wir das Laͤger an? | laßt uns noch ein’s verſpielen;160. Wie es vermuthlich iſt: daß unſer Fauſt ſo vielen Nicht kan gewachſen ſein: wir ſind auf einmal hin. Kan aber nur der Fuͤrſt was wenig’s hinterzihnA 3DerCLEOPATRA. Der Stadt Eroberung / ſo ſind wir bochge beſſert; Weil der geſchwaͤllte Nil als-denn di Felder waͤſſert:165. Daß / wo itzt Saate waͤchſt und fette Lemmer gehn / Man ſiht den kreiſchen Jaͤſcht der toben Wellen ſtehn. Diß zwingt den Kayſer denn ſein Laͤger aufzuheben Und wir bekommen Lufft / biß uns di Goͤtter geben Ein Ende dieſer Noth.

Soſ.

Wo man fuͤr dieſe Glutt170. Nicht beßre Kuͤhlung weiß / ſo iſt der Rath nicht gutt Hat Alexander nicht das wuͤſte Meer getaͤmmet / Thuͤrm in di Flutt gelegt / der Wellen Zorn gehem̃et / Di See zu Schiffbruch bracht / als ſie das Heer verdrang Vnd dieſer Blitz der Welt das ſtoltze Tyrus zwang? 175.Hat Cæſar nicht beſigt den Ocean der Britten / Den tiefen Rhein bepfaͤlt / oft ſchwimmende geſtritten / Di Veneter gezaͤhmt / di kein gewafnet Fuß Kein Pferd kein Maſt betrat; deß Jbers ſtrengen Fluß Jn frembdes Ufer bracht / dem Nilus Graͤntzen funden;180. Ja dieſe groſſe Stadt ſelbſt ſteghaft uͤberwunden? Hat der Agrippa nicht / der taͤglich ſeinen Witz Auf unſer Unheil ſchaͤrfft / in Cumens Felſen Ritz / Und Hafen eingeſenckt? Was laſſen wir uns traͤumen: Auguſtus werde nicht deß Nilus Auftrit zaͤumen? 185.Deß Laͤgers Thaͤm̃ erhoͤhn / di Grafften ſaͤncken ein / Zumal di Roͤmer ja zu Waſſer Meiſter ſein?

Archi.

Perdiccas ward durch nichts als durch den Nil gefaͤllet / Als der erzuͤrnte Strom di Wellen aufgeſchwaͤllet / Ob ihm ſchon Attalus mit Schiffen dienſtbar war.

190.
Soſ.

Perdiccas und Auguſt ſind kein vergleichlich Paar.

Canid.

Man gebe diß auch nach; daß uns der Strom nit rette; Das Gluͤkke / das itzt ſcheint / geht morgen oft zu Bette. Wir haben durch Gedult zum vortheil ſo viel Zeit / Di alle Wunden heilt. Wieviel das Purper-Kleid195. Deß Keiſers Roͤmiſch Blut der Buͤrger hat geſogen; So viel hat er zu Rom auch Nattern auferzogen / Di fuͤr dem Keiſer zwar mit ſanfter Zunge ſpiln; Doch durch deß Hertzens Gifft di Rach-begirde kuͤhln. RomCLEOPATRA. Rom hat auf den Octav nicht minder Dolchen fertig200. Als auf den Julius. Man ſei der Zeit gewaͤrtig / Ob ſie uns ſtuͤrtzen kan. Di Wolkke dreut oft viel / Di wenig Blitze gibt. Als das verlohrne Spiel Den Julius faſt zwang auf ſich ſein Schwerd zu wetzen Fuͤr Munda / ließ es ihm den Lorberkrantz aufſaͤtzen:205. Als aber Ulla faſt Pompejens Beuthe war / Verſchwand di blaſſe Furcht durch Cordubens Gefahr.

Soſ.

Uns kom̃t kein Cæſar nicht / der uns den Feind zertheile.

Canid.

Wer weß / ob Juba nicht ſo gutt di Wunden heile?

Soſ.

Ja! ſeinem Vater fiel ſein heilen allzuſchwer.

210.
Canid.

Durch ihn fiel Curion mit ſamt deß Keiſers Heer.

Soſ.

Deñ aber muſt ihn ſelbſt deß Freindes Spitz erſtaͤchchen.

Canid.

Diß reitzt den Juba ſich an Juliern zu raͤchchen.

Soſ.

Der ſteht auf Eiß / der ſich auf frembder Huͤlffe ſtuͤtzt.

Canid.

Wo nicht dem Helffer auch di Huͤlffe ſelber nuͤtzt.

215.
Soſ.

Was hat Coriolan am Nilus zu verlihren?

Canid.

Diß / daß ihn unſer Band auch in Ketten fuͤhren.

Soſ.

Sol denn der Mohr itzt erſt Egyptens Schutz-Herr ſein?

Canid.

Ein Mohr / ein Hannibal trieb Rom in Rom hinein.

Soſ.

Rom war zu ſelber Zeit noch nicht recht Rom zu nennen.

220.
Canid.

Mehr! weil die Roͤmer ſelbſt ihr eigen Rom itzt treñen.

Soſ.

Jtzt aber faͤllt gantz Rom dem Keiſer wider bei.

Canid.

Nicht glaube: daß gantz Rom Octavianiſch ſei.

Soſ.

So bald di Haͤupter weg muß ſich der Poͤfel geben.

Canid.

Jch glaube: daß in Rom / noch tauſend Brutus leben.

225.
Soſ.

Nein! nein! weil Caſſius der Roͤmer letzter war.

Canid.

Verdeckter Schlangen Gift bringt deſto mehr Gefahr;

Soſ.

Das gantze Rom begehrt: daß Nilus zinßbar werde.

Canid.

Hingegen haſſet diß der groſſe Reſt der Erde.

Soſ.

Er haſt es; nur daß er nichts nicht verhindern kan.

230.
Can.

Wol / wo Phraates ſich nur nim̃t Egyptens an.

Soſ.

Was kan der Parthe wol den Roͤmern abgewinnen?

Can.

Deß Craſſus Beyſpiel lehrt / was Parth und Mede koͤñen.

Soſ.

Der Craſſus lernt es zwar; ein anders iſt Auguſt.

Can.

Es dien’t ein Perſiſch Pfeil auch fuͤr Auguſtus Bruſt.

A 4Cælius. MitCLEOPATRA.
235.
Cælius.

Mir faͤllt noch ichtwas bei. Jhr kennet das Gemuͤtte Deß Keiſers / das ſich wol noch lencken laͤſſt zur Guͤtte. Herodes Brieff trug uns ſchon Fridens-Mittel an. Man ſchau ob man ſich gar mit ihm vergleichen kan. Man ſchlag ihm Mittel vor. Warumb ſolln wir ſich ſchaͤmen:240. Annaͤhmlichen Vertrag vom Keiſer anzunaͤhmen?

Soſ.

Erwart’ſtu Fried und Ruh vons Keiſers blutt’ger Hand?

Cælius.

Man hat an dem Anguſt di Sanfftmuth ſchon erkant.

Soſ.

Wo?

Cælus.

Zu Peruſien an unſers Fuͤrſten Bruder.

Soſ.

Er brauchte dieſen Schein zu ſeinem Ehren-Ruder.

245.
Cælius.

Warumb denn ſtell’t er ihn ſo bald auf freien Fuß?

Soſ.

Weil groſſe Vogel man mit kleinen kirren muß.

Cælius.

War Lucius Anton fuͤr ſo gar klein zu halten.

Soſ.

Das Roͤm’ſche Reich gab ihm kein Drittel zu verwalten.

Cæl.

Warumb ſtuͤrtz’t er denn nicht den Lepidus durchs Schwerd?

250.
Soſ.

Sein mehr als knechtiſch Geiſt war keiner Schwerdter wehrt.

Cæl.

Er hat dem Decius den Vater-Mord vergaͤſſen;

Soſ.

Es laͤſſt ſich Fuͤrſt Anton nach keiner Richt-ſchnur maͤſſen -

Cæl.

Hat ihm Anton mehr Leid als Brutus angethan?

Soſ.

Diß: daß Anton ihm mehr als Brutus ſchaden kan.

255.
Cæl.

Sol Rach-gier mindern Grim̃ als Statt-ſucht mit ſich bringen?

Soſ.

Er ließ auch Brutus Kopff fuͤr Cæſars Bildnuͤß ſpringen.

Cæl.

Uns fleckt kein Vater-Mord.

Soſ.

Noch der Peruſer Schaar Die er geſchlachtet hat auf Julius Altar.

Cæl.

Sie hatten gleichwol ſich am Keiſer hochverbrochen.

206.
Soſ.

Wie Gallius? dem er di Augen außgeſtochen.

Cæl.

Warumb bracht er ſich ſelbſt in Moͤrdlichen Verdacht?

Soſ.

Ein unbedachtſam Wort hat Afern umbgebracht.

Cæl.

Geſaͤtzt: daß Soſius den rechten Zweck erzihle / Daß Cæſar ſich mit nichts als unſerm Blutte kuͤhle265. Daß der Antonier in Grund-geſtuͤrtztes Haus Sein ſanftes Bette ſei. Wo zielt der Rath hinauß? DaßCLEOPATRA. Daß ich / der ich vielleicht noch Jahr und Tag kan leben / Mich beute ſtuͤrtzen ſol? Wenn Cato ſich ergeben Dem Julius / als er ſich ſelber hat geſtuͤrtz’t270. Jhm waͤr, auf dieſen Tag nicht Geiſt nicht Ruhm verkuͤrtz’t. Selbſt Soſius geſteh’t und ihr verjah’t es alle: Des Laͤgers Anfall kuͤhl und leſch uns nur di Galle; Stuͤrtz aber uns noch heut in di noch ferne Noth. Auguſt hat uͤbers Jahr nicht mehr als einen Todt275. Fuͤr mein und euren Hals. Laß’t uͤber’s Jahr uns ſterben. Wir koͤnnen itzt nicht mehr als kuͤnfftig Ruhm erwaͤrben. Wenn endlich Hofnung auch uns wird zu ſcheitern gehn / So mag Verzweifelung den letzten Sturm außſtehn.

Canid.

Wenn Tacht und Oel entgeht den lodernd-hellen. Flammen /280. So zeucht der letzte Strahl die gantze Glutt zuſammen: Wenn ſich der Sonne Rad ſaͤnckt in die duͤſtre See / So ſiht man: daß ſie erſt mit Blutte nidergeb; Wenn Seele Sinn und Geiſt auß Marck und Adern ſteryen / So faͤngt der Tod erſt an zu kaͤmpfen mit dem Hertzen:285. So mag / wenn Stadt und Reich mehr keinen Athem hat / Di Sonne dieſes Reichs das Hertze dieſer Stadt Der groſſe Fuͤrſt Anton mit letzten Tugends-Strahlen Der Freiheit einen Sarch / ihm ſein Begraͤbnuͤß mahlen. Hauptleut. Der letzten Meinung faͤllt Soldat und Buͤrger bei.

290.
Anton.

Daß Buͤrger und Soldat treu - und behertzter ſei / So laͤß’t ihm auch Anton der meiſten Schluß beliben. Uns hat der ſchaͤrfſte Sturm oft in den Port getriben: Da oft ein ſanfter Weſt laͤgt Thurm und Fels in graus. Man ſprenge durch di Stadt bei Rath und Poͤfel auß:295. Rom hette ſelber ſich aufs Keiſers Hals verſchworen / Phraates ſchick uns Volck / und Juba ſeine Mohren / Es hab Abißinen den Harniſch angelegt / Der ſtoltze Rhein den Schaum fuͤr unſer Heil bewegt. Daß Cælius den Port / Canidius di Waͤlle /300. Archibius di Burg in ſichre Waffen ſtelle.

A vAntonius. CLEOPATRA.
Antonius. Cleopatra. Ein Hauptman.
Cleoptra.

Mein Fuͤrſt! mein Haupt! mein Hertz! Anton. Mein Schatz! mein ſuͤſſes Licht! Wie! daß das Thraͤnen-Saltz ihr auß den Augen bricht? Daß ſich ihr Hertze muß mit bolen Seufzern kuͤhlen? Wie / daß die Bruͤſte ſo mit kurtzem Athem ſpielen? 305.Was wird durch dieſe Wolck uns fuͤr ein Blitz gebracht?

Cleopatra.

Mein Troſt / mein Auffenthalt / als nach durch kuͤſter Nacht Di Sonn auß Thetis Bett / ich auß deß Fuͤrſten Armen Di ſatten Glider hob / fiel ich / umb das Erbarmen Der Goͤtter uͤber uns zu ſuchen / fuͤrs Altar /310. Wo man dem Apis reicht di heil’gen Opffer dar. Jch ſtreute Weyrauch auf; es wolte keiner brennen; Der Abgott wolte nicht di beſten Fruͤchte kennen / Mit welchen iemals ihn di Vormelt hat geſpeiſt; Ja / wie ein wilder Nord / der durch di Hoͤlen reiſt;317. So fing ſein Ebenbild erſchrecklich anzubruͤllen / Biß endlich Thraͤnen ihm anß dem Geſichte fiellen / Der voll von kalter Furcht mit beben faſt verging / Und auf den Boden ſanck. Nach ſolcher Angſt umbfing Den guͤldnen Opffer-Tiſch ein unverſaͤhnes Zittern /320. Als man der Jſis Bild ſich ſahe gantz zerſplittern; Serapis ſilbern Haupt fiel von ſich ſelbſt entzwey.

Anton.

O / daß der Himmel uns nicht ewig ab - hold ſei!

Cleopat.

Man ſahe durch den Hoff di todten Geiſter irren Den Crocodil bethraͤnt / di heilgen Schlangen girren /325. Als ein gantz frembder Drach in ihren Tempel kam / Und zwiſchen Dampf und Rauch mit ziſchen Abſchid nam. Der hochgeweih’te Fiſch verlohr di Silber-Schopffen / Di nie bewoͤlckte Luft / auß der kein Waſſer-Tropffen Nie raan / zerfloß in Blutt. Es kam kein ſuͤſſer Thon330. Auß Memnons Marmel-Seul / ob Titans Fackel ſchon Auf dieſes Wunder-Bild di gluͤend-heiſſen Strahlen Mit tauſend Funcken warff. Di rundgeperlten SchalenMitCLEOPATRA. Mit den di Priſterſchaft den durch unſchuldig Blutt Entweihten Nil verſoͤhnt / zerſprangen in der Flutt /335. Als der ſonſt ſanfte Fluß mit ungeheurem ſchaͤumen An dem durchborten Rand und außgerißnen Baͤumen Den grauſen Zorn außliß / uns aber ſagte wahr: Egyptens Untergang / und Ende ſei nun dar.

Anton.

Getroſt! di Opffer ſind ein Port bei ſolchen Wettern.

340.
Cleopatr.

Di Opffer werden ja verſchmaͤht von unſern Goͤt - tern.

Anton.

Di Andacht iſt der Blitz / der durch di Wolcken bricht.

Cleopatr.

Ach! das Verhaͤngnuͤß beugt ſich durch di An - dacht nicht.

Anton.

Di Goͤtter wollen mehr als einmal ſein gebethen.

Cleopa.

Gott hoͤrt den nicht / den er wil in den Abgrund treten.

345.
Anton.

Furcht kehr’t ein zitternd Laub in einen Donnerſchlag.

Cleopat.

Ach! daß bei ſolchem Sturm’er ichtwas hoffen mag!

Anton.

Der Him̃el / der uus oft erloͤßt hat / heiſt’s uns hoffen.

Cleopatr.

Wer offtmals wird gefehlt / wird endlich doch ge - troffen.

Anton.

Gott heilet Angſt durch Angſt! di Aertze Gifft durch Gifft.

350.
Cleopatr.

Ach! daß der lichte Blitz denn nur di Cedern trift!

Anton.

Es treffe Fall und Blitz di Cedern unſer Ehren; Nichts wird den Lorber-Krantz der Tugend uns verſehren. Der Muth erwarb den Thron; der Zufall raff ihn weg: Es brennt das Ungeluͤck uns keinen Ehren-Fleck. 355.Gedult und Hoffnung iſt di Salbe dieſes Brandes. Prinzeß / Sie nehm in acht di Wuͤrden ihres Standes / Und faß im tiefſtem fall ihr dieſen Muth in Sinn: Sie ſterb Egyptenlands gebohrne Konigin. So ſteh’t und faͤllt Anton. Oft zeucht das Ungeluͤcke369. Das ſchon gezuͤckte Beil von Hals und Kopff zuruͤcke / Wenn es di Tugend ſiht mit ſtarren Augen an: Daß ſie mehr / als ſie druͤckt / behertzt erdulden kan.

Haupt. CLEOPATRA.
Hauptm.

Mein Fuͤrſt! Cleop. ach Gott! Antou. Was iſts? Hauptm. Auguſt ſucht fuͤr Geſandten Geleits-Brief und Berhoͤr. Der Hauptman der Trabanten365. Empfange / di er ſchickt. Gebt ihm / was er begehrt. Di Botſchafft werd aufs Schloß mit hoͤchſter Pracht gewehrt. Rufft den geheimen Rath in innern Saal zu ſammen.

Der Schauplatz bildet ab den geheimen Verhoͤr-Saal. Proculejus. Antonius. Soſius. Canidius. Cælius.
Procul.

Di Nachwelt / groſſer Held / wird ewig uns verdam̃en: Daß das ſo groſſe Rom / daß nie kein Feind verletzt /370. Jhm ſelbſt di Kling an Hals / den Dolch ans Hertze ſaͤtzt. Verzagte Porſena fuͤr eines Roͤmers Tugend / Erlag der Spartacus durch di behertzte Jugend / Fiel Hannibals Gewalt durch unſrer Eltern Arm / Darumb: daß Rom ihm ſelbſt den Dolch ſtoß in den Darm? 375.Das Capitol ward nie von Galliern beſtritten; Juͤngſt hat’s vom Sylla ſelbſt den Schiffbruch erſt erlitten / Wer zweifelt / daß di Frucht di Mutter ſelber friſt; Der ſchau deß Marius / deß Cinna boͤſe Liſt Und wildes wuͤtten an. Den grimmen Catilinen380. Muß warmes Menſchen-Blutt fuͤr Malvaſiere dienen / Das di verfluchte Schaar zu ſtaͤrcken ihren Band Zu ſtuͤrtzen in den Grund ihr guͤldnes Vaterland Auß den Kriſtallen trinckt. Es bleib anitzt vergaͤſſen: Was deß Pompejus Brand fuͤr Roͤmer hat gefraͤſſen;385. Wieviel der juͤngſte Krieg hat Buͤrger-Blut verzehrt / Seit dem Antonius das rach-begier’ge Schwerdt Auf den Auguſt gezuͤck’t. Und / ob di Freundſchafts-Wunden Zwar minder / als ein Glas / ſtets haben Pflaſter funden; So beut Auguſt ihm doch Vertag und Frieden an. 390.Weil Er diß bluttge Spiel nicht ferner ſchauen kan.

DerCLEOPATRA.
Anton.

Der Him̃el geb es nach! ihr Goͤtter laſt’s geſchehen! Daß Rom ſich ohne Blutt / uns ohne Zanck mag ſehen! Daß einmal dem Auguſt der Volcker herbes Weh Daß Blut-Bad unſrer Stadt noch zu Gemuͤtte geh /395. Daß er deß Reiches Fall / der Laͤnder Brand erwege An Eyd und Buͤndnuͤß denck. Octavianus lege Di ſchuld ja nur auf mich! es weiß es Gott und Welt: Daß Rom nicht vom Anton / nein / durch den Keiſer faͤllt. Wieviel hat Lepidus ihm nicht mit Gltmpf enthangen? 400.Mein Brief hat Stahl und Bley zur Antworts-Schrifft em - pfangen / Wie! daß man / eb ich todt / mein Teſtament erbricht? Jedoch / di Unſchuld darf der Nebel-Kappen nicht. Auguſtus hat den Stahl auf unſre Bruſt geſchliffen / Eh ich fuͤr unſer Heil Papter und Tint ergriffen;405. Man hat das Voͤlcker-Recht vergaͤſſen gegen mich / Den Krieg nicht angeſagt / biß daß ich Schwerd und Strich Auf meiner Haut| empfand. Jedoch ich wil’s verſchmertzen. Di Warheit dient hier mehr zu einer Zwitrachts-Kertzen Als zur Vereinigung. Man nim̃t mit beider Hand410. Den Friedens Vorſchlag an. Schlag’t uns fuͤr dieſen Brane Ein thulich Mittel vor. Proculei. Diß wird Auguſt euch goͤnnen: Wie aber wird der Artzt ſie angewehreu koͤnnen / Jn dem der Krancke nichts von Kranckheit wiſſen wil?

Anton.

Mit was beleidigen wir euer Ohr zu viel?

415.
Procul.

Mit dem: daß Cæſar ſol deß Krieges Uhrſprun heiſſen.

Anton.

Bleicht / waſcht den braunen Mohr / er wird nich ſchoͤner gleiſſen.

Procul.

Anton zwang ſelber uns die blancken Waffen ab.

Anton.

Er zaͤhlt / mit was er euch ſo hefftig Urſach gab.

Procul.

Anton ließ / die Auguſt begnaͤdigt hatt / ermorden.

420.
Anton.

Nicht einen / der nicht ihm durch Laſter ſchuldig wo den.

ProcuCLEOPATRA.
Procul.

Welch Laſter hat Anton auf den Pompejus bracht?

Anton.

Diß: daß Pompejus ihm nach Volck und Land ge - tracht.

Procul.

Man ließ den Argwohn ihm nicht Zeit zuwiderlegen.

Anton.

Man muß kein Blutgericht auf hohe Haͤupter hegen.

425.
Procul.

Der Roͤm’ſche Raths-Herr ſtarb am Strange / wie ein Knecht.

Anton.

Verraͤtherey nim̃t weg Stand / Wuͤrden / und Ge - ſchlecht.

Procul.

Man konte den Verdacht mit linderm Urtheil raͤch - chen.

Anton.

Di Schlange / di den Kopff noch ruͤhret / wil ſtets ſtaͤchchen.

Procul.

Anton nam mehr / als ihm di Theilung zu ließ / ein.

430.
Anton.

Endeckt es / wo wir ie zu weit gegangen ſein.

Procul.

Anton hat ja fuͤr ſich Egypten eingenommen.

Anton.

Wenn iſt Egyptenland auf Cæſars Drittel kom̃en?

Procul.

Anton bekam es auch ſo wenig durch das Looß.

Anton.

Mich macht Cleopatra duꝛch ihren Bꝛaut-Schatz gꝛoß.

435.
Procul.

Cleopatra verſchaͤnckt / was Roͤmiſch iſt / nit ruͤhmlich.

Anton.

Jſt denn di gantze Welt der Roͤmer eigenthuͤmlich?

Procul.

Wie weit der Waffen Recht ſie ihnen dienſtbar macht

Anton.

Wer hat Canopus Reich ins Roͤmiſche Joch ge - bracht?

Procul.

Canopus gantzes Reich fiel fuͤr dem Cæſar nieder.

440.
Anton.

Wie Cæſar es gewahn / verlohr es Cæſar wider.

Procul.

Anton gab uͤber diß ein Theil deß Reichs weg.

Anton.

Wo diß geſuͤndig’t / iſt Auguſt nicht ohne Fleck.

Procul.

Anguſt gab denen nichts di nur zur Spindel taugen.

Anton.

Jch merck’s: Cleopatra ſei euch der Dorn in Augen.

445.
Procul.

Den Maͤnnern kom̃t der Thron / den Weibern Bett - gewand.

Anton.

Gab Cæſar ihr doch ſelbſt den Zepter in di Hand.

Procul.

Ach! wenn Cleopatra bei ihrem Zepter blieben!

Anton.

Wem hat ſie auſſer dem Geſaͤtze vorgeſchrieben?

Procul. CLEOPATRA.
Procul.

Dem / der di dritte Sonn im Roͤmſchen Reiche war -

440.
Anton.

Wer dieſe Schmach vollfuͤhꝛt / vollfuͤhrt ſie mit Gefahr.

Procul.

Wil man der Voͤlcker Recht an den Geſandten braͤchchen? (chen.

Anton.

Geſandten ſollen uns nicht mit Verleumbdung ſtaͤch -

Procul.

Auguſtus wird beſchimpft / nicht ich; ich bin ſein Mund.

Anton.

So mache Proculei di Stacheln nicht zu bund.

455.
Procul.

Auguſtus wird durch mich Clespatren nicht loben.

Anton.

Di Tugend hat ihr Lob biß zum Geſtirn erhoben.

Procul.

Ja! haͤtte nicht ihr Geiſt geſegelt allzu hoch.

Anton.

Gott lob! es ſchifft ihr Geiſt itzt auch im Sturme noch.

Procul.

Mehr ſchifft er: wenn ſie ihr nicht Rom wolln dinſt - bar machen.

460.
Anton.

Di Kinder werden auch ſo plumper Larven lachen.

Porcul.

Es gab’s ſein Teſtament / ihr Tittel an den Tag.

Anton.

Sie geben’s / wenn man ſie nicht redlich deuten mag.

Procul.

Anton hat ihr zu lieb Octavien verachtet.

Anton.

Weil man uns nach dem Kopff hat durch diß Weib getrachtet.

465.
Procul.

Blutt-Freundſchaft / Schwaͤgerſchafft traͤgt die nicht beßre Fruͤcht. (nicht

Anton.

Di Stadt-ſucht Tulliens kennt Blutt und Vater

Procul.

Gantz Rom ſirafft: daß er hat Cleopatren erwaͤhlet

Anton.

Di Weit: | daß Nerons Weib ihm ſchwanger ward vermaͤhlet.

Procul.

Auguſt hat euch kein Leid durch Livien gethan.

470.
Anton.

So gieng Cleopatra den Keiſer auch nicht an.

Procul.

Viel! denn es muſt ihr ja deß Keyſers Schweſter weichen.

Anton.

Anton verſtieß ſie nur nach Roͤmiſchen Gebraͤuchen.

Procul.

Wer hat ein Roͤmiſch Weib ie Mohren nachgeſaͤtzt?

Anton.

Mit wieviel frembden hat ſich Cæſar nicht ergaͤtzt?

475.
Procul.

Ergaͤtzt: ſie aber nicht in Eb und Thron erhoben.

Anton.

So iſt di freye Luſt mehr / als di Eh zu loben?

Procul. anCLEOPATRA.
Procul.

An dem wol / welcher noch der erſten iſt vermaͤhlt.

Anton.

Jch hatt Ortavien fuͤrlaͤngſt ſchon loß gezaͤhlt.

Procul.

Diß Loß-zaͤhln hat fuͤrlaͤngſt das Roͤmſche Bolck verwehret.

480.
Anton.

Auguſt hat ſelbſt zur Eh ein Getiſch Weib begehret.

Procul.

Wenn hieng Auguſt ſo ſehr der Barbarn Libe nach?

Anton.

Als er auch Julien dem Cotiſon verſprach.

Procul.

man ziſcht das Feuer auß / das von ſich ſelbſt erſticket.

Anton.

Mehr: daß er in halb Rom di Frauen hat beſchicket.

485.
Procul.

Man hat an Livien nie Eyver-ſucht verſpuͤrt.

Anton.

Weil di verruchte ſie ihm ſelbſt hat zugefuͤhrt.

Procul.

Was pflegt nicht Neid und Feind auf Tugend auß - zuſprengen?

Anton.

Scribonie muß fort / als ſie’s nicht wil verhaͤngen.

Procul.

Man druͤckt ein Auge zu fuͤr das gemeine Heil.

490.
Anton.

Jhm war ſein eigen Leib fuͤr Gold und Erb-recht feil.

Procul.

Mit was entſchuldigt man denn Artabazes Ketten?

Anton.

Mit dem: daß man den Wurm / der ſtechen wil / muß tretten.

Procul.

Hat Artabazes doch kein Schwerd niemals geruͤhrt.

Anto.

Wer klug iſt / ſchaut auch diß / was man im Schilde fuͤhrt.

495.
Procul.

Verdacht befleckt oft den / der wenig boͤſes dencket.

Anton.

Den billich / der nicht trinckt / was er ſelbſt eingeſchen - cket.

Procul.

Was ſchenckt er ein / daß er zu trincken abſcheu trug?

Anton.

Daß er in Parthen nicht mit uns zu Felde zug.

Procul.

Muß man denn Koͤnige bald in di Faͤſſel ſchlagen?

500.
Anton.

Jugurtha muſte Stahl; den ließ man Silber tragen.

Procul.

durch andrer Febler wird der eigne nicht verbluͤmt.

Anton.

Was iſts denn / das ihr ſo an dem Auguſtus ruͤhmt?

Procul.

Was iſt es / daß man kan an dem Auguſtus ſchaͤlten?

Anton.

Daß Bundgenoß und Freund bei ihm zu wenig gaͤlten.

505.
Procul.

Wenn hat Auguſtus nicht das Buͤndnuͤß ſteif erfuͤll’t?

Anton.

Als er deß Lepidus ſein theil fuͤr ſich behielt.

Procul. CLEOPATRA.
Procul.

Wer Sieg und Weinberg pflantzt / dem kom̃t auch Beuth und| Trauben.

Anton.

Auguſtus ſolt ihn gar der Wuͤrde nicht berauben.

Procul.

Er gieng mit dem Pompei ein heimlich Buͤndnuͤß ein.

510.
Anton.

Mit Fug / dieweil er ſolt Auguſtus Sklave ſein.

Procul.

Ein Sklave der Natur muß aller Sklave bleiben.

Anton.

Man muß durch dieſen Keil nur nicht auch and’re treiben.

Procul.

Auguſt hielt den Anton in allem werth und lieb.

Anton.

Nicht / als er S〈…〉〈…〉 xtus Heer zu ſeinen Fahnen ſchrieb.

515.
Procul.

Daß er mit ihnen Reich und Stadt beſchuͤtzen wolte.

Anton.

Daß Rom und Welſchland ihm alleine dienen ſolte.

Procul.

Genung! Auguſtus nim̃t hier keinen Richter an.

Anton.

Wie / daß man dis / was recht / ſo ſparſam hoͤren kan?

Procul.

Man hor’t beſigte nicht / den Sieger muß man hoͤren.

520.
Anton.

Mein Stand mag den Auguſt / was Gluͤck nnd Glas ſei lehren.

Procul.

Euch kom̃t das bitten itzt mehr als di Lehre zu.

Anton.

Was ſchlaͤgt Auguſt denn fuͤr zum Mittel neuer Ruh?

Procul.

Auguſtus wil durch mich der Welt und Nachwelt weiſen: Daß er auf dieſen Tag verdamme Stahl und Eiſen /525. Daß er deß Reiches Heil / di Wolfahrt deß Anton / Di Freiheit der Stadt Rom / nicht den vergaͤlten Thron / Nicht ſchwerer Scepter Gold nebſt aller Menſchen Fluche Nach der beſigten Welt durch ſeine Waffen ſuche: Er legt den Augenblick di gruͤnen Palmen hin /530. Zeucht Tartſch und Harniſch auß / wo nur Anton auch Sinn Auf Ruh und Freundſchafft trag’t. Es mag Anton behalten / Wieviel das Buͤndnuͤß ihm verlihe zuverwalten / Es bleib ihm Sirien und Colchos unterthan / Es ſteck Arabien ihm ſuͤſſen Weyrauch an /535. Es moͤgen Grich und Pont / gantz Aſien ihn ehren; Es wolle nur Anton auch in der That itzt lehren: Daß ſein Gemuͤtte nicht zu ſehr Egyptiſch ſet.

Anton.

Auguſtus macht hierdurch ſich alles Argwohns frei /BPflantztCLEOPATRA. Pflantzt ſtatt der Schel-ſucht Gunſt in aller Buͤrger Seelen. 540.Di Welt und Nachwelt wird ihm Stein und Ertzt außhoͤlen / Sein Bildnuͤs in Porphir / in Alabaſter haun / Aus Gold und Marmel ihm Gedaͤchtnuͤß-Seulen baun / Rom wird Auguſtus Schwell und Cæſars Schatten kuͤſſen / Wenn er das Friden-Thor des Janus auff wird ſchluͤſſeu;545. Der Parthe wird ihm ſein gutwillig unterthan / Rom alle Jultger in Tempeln beten an. Anton wird / was Auguſt und Rom haß’t / ewig haſſen. Was aber ſol er denn Egyptiſches verlaſſen?

Procul.

Egyphtens uͤbrig Theil dem Kayſer raͤumen ein /550. Mit der Octavien nicht mehr geſondert ſein / Den Koͤnig Artabaz auf frete Fuͤſſe ſtellen.

Anton.

Ha! koͤnt Octavius ein ſtraͤnger Urtheil faͤllen.

Procul.

Jſt umb Egypten denn ihm alle Wolfahrt feil?

Anton.

Warumb begehr’t Auguſt dis weit-entlegne Theil?

555.
Procul.

Weil dem di Wahl gehoͤr’t den Sieg und Palmen - kraͤntzen.

Anton.

Er naͤhm ihm Laͤnder hin / di ihm bekwaͤmer graͤntzen.

Procul.

Der Nilus eben graͤntzt dem Kayſer gar bekwaͤm.

Anton.

Man laͤßt: daß er daſuͤr gantz Griechenland ihm naͤhm.

Procul.

Gantz Grichenland iſt nicht Egypten zuvergleichen.

560.
Anton.

So mag der Helleſpont fuͤr ihm di Segel ſtreichen.

Procul.

Di Wiſen tragen mehr als ſteinicht Jnſeln em.

Anton.

Jhm mag der Araber mit Golde zinßbar ſein.

Procul.

Der Oſt-Welt Korn-Haus bring’t mehr / als viel Gold-Bergwercke.

Anton.

Wir leiden: daß der Sir auch ſeine Macht ver - ſtaͤrcke.

565.
Procul.

Es dien’t auch Sirien fuͤr den Auguſtus nicht.

Anto.

So naͤhm’t mein Drittel hin / uñ laͤg’t es auſ’s Gewicht.

Procul.

Ein Theil deß Jupiters wigt mehr / als zwey der Bruͤ - der.

Anton.

Sie legten Zanck und Zwiſt durch Looß und Gluͤcks - Topf nider.

Procul. CLEOPATRA.
Procul.

Deß Kriges Gluͤck-Topff hat di Theilung hier ge - macht.

570.
Anton.

Neptun und Pluto war aufs Krigs-Looß nicht bedacht.

Procul.

Schild / Helm und Harniſch iſt der Fuͤrſten Wage - Schale.

Anton.

Was man auf Stahl geſaͤtzt / verroſtert mit dem Stahle.

Procul.

Warumb nim̃t ſich Anton Eayptens ſo ſehr an?

Anton.

Weil er Cleopatren nichts nicht vergeben kan.

575.
Procul.

Er ſorgt fuͤr di / dier doch ſelbſt muß uͤbergeben.

Anton.

Ach! wird Anton von ihr geſondert koͤnnen lebeu!

Procul.

Was gib’t Octavie Cleopatren bevor.

Anton.

Daß dieſe dis noch ſchmuͤckt / was jene laͤngſt verlohr.

Procul.

Was kan dem Roͤmer an der Mohrin viel gefallen?

580.
Anton.

Rubin deckt ihren Mund.

Proc.

Octaviens Korallen.

Anton.

Di Glider ſind auß Schnee;

Proc.

Dort gar auß Helffenbein.

Anton.

Di Bruͤſt auß Alabaſt;

Proc.

und dort auß Mar - mel-Stein.

Anton.

Jhr Sternen deß Geſichts!

Proc.

Dort ſind die Augen Sonnen.

Anton.

Hier hat di Hold den Sitz;

Proc.

und dort den Thron gewonnen.

585.
Anton.

Hir ſtrahlt der Tugend Blitz auch durch di duͤſtre Welt;

Procul.

Ach! daß man ſchim̃ernd Glas fuͤr Gold und Per - len haͤlt. Daß der gewoͤlckte Schaum gefaͤrbter Regenbogen Dem Schnecken-Blutte wird deß Purpurs fuͤrgezogen! Er fleucht dis / was ihm nuͤtzt / kuͤßt di ihm ſchaͤdlich ſind /590. Und ſchlaͤgt ſein letztes Heil mit’s Keyſers Heiſch in Wind.

Anton.

Es ſol euch Artabaz noch heute ſein gewehret. Dis aber / was Auguſt an diſes Reich begehret / Daß ich Cleopatren ſol treuloßlaſſen ſtehn / Schein’t ein unmoͤglich Werck und ſchimpflich einzugehn. B 2Jedoch /CLEOPATRA. 595.Jedoch / ſol / Proculej noch diſen Abend wiſſen / Was Zeit und Rath und Recht uns endlich heiß’t entſchluͤſſen.

Procul.

Sehr wol! allein erweg’t: daß einer Frauen hold Nur ſchlipffrig Zucker ſei / der Zepter aber Gold.

M. Antonius. Soſius. Canidius. Cælius.
Anton.

Wir ſchweben / Soſius / recht zwiſchen Thuͤr und Angel. 600.Wo ſind wir hingebracht? O Jammer-reicher Mangel! Da der / der vielen rieth / ihm nicht zu rathen weiß. Deß Keyſers ſanffte Bahn iſt ſpjgel-glattes Eiß / Da auch ein Ancker nicht kan ohne gleiten ſtehen. Was raths? Eh oder Thron muß braͤchchen und vergehen.

605.
Soſ.

Der Schwefel-lichte Blitz verſehr’t / was nach-gibt / nicht / Laͤſſ’t weiche Pappeln ſtehn / wenn er den Stahl zerbricht / Der Eichen Kern erſchellt / ſchlaͤgt auß den Klippen Splitter: Alſo zermalmt das Gluͤck auch ſteinerne Gemuͤtter / Wenn es ein waͤchſern Hertz unangefochten laͤß’t;610. Man ſegelt auf der See nach dehm der Wind uns blaͤſſ’t; Warumb laͤßt man nicht auch di Segel geiler Sinnen Bei’m Ungluͤcks-Sturme fall’n? Anton hat zugewinnen Ruhm / Ehre / Freundſchafft / Thron / wo er ſich ſelbſt gewinn’t.

Anton.

Und alles knechtiſch thut / was Cæſar an ihn ſinn’t?

615.
Canid.

Es iſt kein knechtiſch Werck ſich ſelber uͤberwinden.

Anton.

Wer wuͤrde ſattſam Fluch fuͤr unſre Mißtreu finden?

Cæl.

Man hat im liben oft zu endern Fug und Recht.

Anton.

So chſaͤtzt ihr Eh und Treu und Eyd-ſchwur ſo gar ſchlecht?

Soſ.

Wo di zu brechen ſind / geſcheh’s des herſchens halben.

620.
Anton.

Solch Schandfleck / wuͤrde der nicht unſern Ruhm beſalben?

Canid.

Mehr / wenn er Thron und Reich fuͤr Weib und Spin - del gibt.

Aoton.

Was hat nicht Hercules umb Omphalen gelibt?

Cæl.

Er hat umb Omphalen kein Koͤnigreich vergeben.

Anton.

Es iſt Cleopatra viel hoͤher zu erheben.

Soſ. CLEOPATRA.
625.
Soſ.

Das ſchoͤnſte Weib der Welt iſt keines Zepters wehrt.

Anton.

Wie ſehr hat Julius Cleopatren begebrt?

Canid.

Zur Luſt / ſie aher nie ins Eh’bett aufgenommen.

Anton.

Weil ſeiner Heyrath nur di Dolchen vor ſind kom̃en.

Cæl.

Rom glaubte; daß ſie war deß Cæſars Kurtzweil-ſpiel.

630.
Anton.

Er hat ſie ſeiner Eh verſichert oft und viel.

Soſ.

Wer oft am meiſten ſchreibt / gedaͤncket oft das minſte.

Anton.

Was hatte Cæſar Noth zu brauchen falſche Duͤnſte?

Canid.

Man mahlt verſchmaͤhten oft geſchminckte Farben fuͤr.

Anton.

Was habt ihr? daß der Neid auch tadeln kan an ihr.

635.
Canid.

Anton / das minſte nicht. Di bolden Wangen lachen / Auf denen Schnee und Glutt zuſammen Hochzeit machen / Jhr Him̃liſch An[tli]tz iſt ein Paradiß der Luſt / Der Adern blauer Tuͤrcks durch flicht di zarte Bruſt / Zinober quillt auß Milch / Blutt auß den Marmel-Ballen /640. Der Augen ſchwartze Nacht laͤßt tauſend Blitze fallen / Di kein behertzter Geiſt nicht ohne Brand empfind’t. Jhr ſuͤſſer Athem iſt ein ein-gebiſamt Wind. Es kan der Schnecke nichts auf Zung und Muſchel rinnen / Das den Rubinen wird der Lippen abgewinnen. 645.Jhr wellicht Har entfaͤrbt der Morgen-Roͤthe Licht; Es gleicht kein Helffenbein ſich ihren Glidern nicht Und billich hat Anton dis Kleinod hoͤchzuſchaͤtzeu. Ach aber / Tbron und Kron iſt warlich vorzuſaͤtzen. Was iſt der Schoͤnheit Glantz? Ein koͤſtlich Kleinod zwar /650. Doch lißt man dieſe Perl auf Erden dort und dar. Der Tiber-Strom gebuͤhrt vielleicht auch ihres gleichen.

Anton.

Octavie wird ihr den Schatten nimmer reichen.

Canid.

Man laͤſcht zu Rom den Brand offt auch mit fremb - der Flutt.

Anton.

Nein nein! Canidius; di Artznei iſt nicht gutt /655. Da ja di Wunde ſol der Libes Pein verſchwinden Muß man das Eiſen ihr / daß ſie gekerb’t / auff binden.

Soſ.

Gedult / Vernunfft und Zeit ſchaff’t endlich Heil und Rath.

Anton.

Nicht / wo Vernunfft und Zeit kein Regiment nicht hat. B 3CLEOPATRA. Di Libe laͤß’t ihr Reich durch Klugheit nicht verwirren;660. Der Vogel ſiht den Leim und laͤßt ſich dennoch kirren / Di Mutte ſchant das Licht / in dem ſie ſich verſaͤngt / Das ſchnelle Reh das Garn in welchem es ſich faͤngt / Der Booßman kennt das Glas deß Ancker-loſen Nachen: Doch lan ihn Witz nicht klug / Geſahr nicht zaghafft machen:665. So renn’t auch / der da libt / ſelbſt ſichtbar in di Noth. Zwey Hafen hat man nur: gewehrt ſein / oder todt. Cæl. Wo laͤßt der bohe Geiſt ſichendlich hin verleiten? Man muß der Libe Macht mit mehrerm ernſt beſtreiten. Di Wolluſt-Roſen ſind der Natter heimlich Haus;670. Es friſt ein ſtinckend Wurin di guͤldnen Aepfel aus. Jhr Gold iſt ſuͤſſes Gift; ihr Schimmer Blitz und Flam̃en. Di Winde ſtaͤuben itzt das Jlium vonſammen / Das auch ein ſchoͤnes Weib hat in den Grauß gelegt.

Anton.

Der Himmel hat di Brunſt / di Brunſt den Fall erregt.

675.
Cæl.

Nein nein! der Himmel ließ dem Paris freien willen.

Anton.

Was das Verhaͤngnuͤß ſchleuſt muß Erd und Menſch erfuͤllen;

Cæl.

Di Flamme ward vielmehr durch blinde Brunſt geſucht.

Anton.

Di Libe ließ ihn doch nicht gaͤntzlich ſonder Frucht.

Cæl.

Das groſſe Troja ward fuͤr Helenen verlohren.

660.
Anton.

Di Flamme Trojens ward von Hernben gebohren.

Cæl.

Di durch der Tugend Wind gar bald zu daͤmpffen war.

Anton.

Wer nicht di Libe kennt / der baut ihr kein Altar.

Soſ.

Wer Thron und Krone kenn’t / nim̃t Thron und Kron fuͤr alles.

Anton.

Wer hoch ſiebt / troͤſte ſich auch eines hoben Falles.

665.
Soſ.

Der faͤll’t offt tieffer ab der keinen Zepter traͤgt.

Anton.

Man weiß: daß Blitz und Keil meiſt in di Gipfel ſchlaͤgt.

Soſ.

Wer kan di Herrligkeit der Krone ſattſam ruͤhmen.

Anton.

Glaubt: daß mehr Doͤrner ſie als Lilgen nicht be - bluͤmen.

Soſ.

Di Sternen weichen ſelbſt der Diamanten Glutt.

600.
Anton.

Der Diamant hegt ſchweiß / Rubine deuten Blutt.

Soſ. WerCLEOPATRA.
Soſ.

Wer hat deß Zepters Gold deß Purpers Glantz geſchaͤtzet?

Anton.

Ein Sack / ein Hirten-Stab / hat oftmals mehr er - gaͤtzet:

Soſ.

Was ſind di Fuͤrſten ſonſt als Goͤtter dieſer Welt?

Anton.

Di oft der Libes-Gott in Schaͤffer hat verſtellt.

695.
Soſ.

Di zarte Libe kan in Purper weicher niſten.

Anton.

Sie wird / eh als ſie weich’t / auf Haar und Stroh ſich friſten.

Soſ.

Der Purper deß Anton vertraͤgt di Libe wol.

Anton.

Nicht wo Cleopatra ſich von ihm trennen ſol.

Soſ.

Wie viel Cleopatren kan ihm ſein Drittel geben.

700.
Anton.

Auguſt begehr’t: ich ſol mit ſeiner Schweſter leben.

Soſ.

Ein ſolches Reich iſt wol Octaviens noch wehrt.

Anton.

Weh dem! der Schlang und Molch in Schooß und Buſem nehrt.

Canid.

Wir muͤſſen Schlang und Molch mit kluger Sanfft - muth zaͤhmen.

Anton.

Sol ich das Unkraut noch mit linder Wartung ſaͤmen?

705.
Canid.

Di macht den Panther zahm / nim̃t Schlangen ihre Gifft.

Antou.

Glaubt: daß ein luͤſtern Weib di Schlangen uͤbertrift.

Canid.

Offt hat uns di ergaͤtzt di wir zu vor vertrieben.

Anton.

Jch kan Octavien den boͤſen Wurm nicht liben.

Soſ.

Wer Wol regiren wil / thut mehr als dis zum Schein.

710.
Anton.

Was lobet ihr mir noch fuͤr grauſe Laſter ein.

Canid.

Man muß mit Giffte Giff / tmit Liſte Liſt vertreiben.

Anton.

Ach! weſſen Dinſt-Magd wird Cleopatre verbleiben?

Cæl.

Auguſt wird Koͤniglich Gebluͤtte nicht ſo ſchmaͤhn.

Anton.

Rom hat viel Fuͤrſten ſchon in Pfahl und Stahl geſehn.

715.
Soſ.

Rom hat viel Koͤnige / di es bezwang / belehnet.

Anton.

Vergebens! Rom wird nur durch ihren Schimpff verſoͤhnet.

Canid.

Wenn Schiff und Maſt verſinckt / ſorgt ider nur fuͤr

Anton.

Wer ſetzte ſein Gemahl ſo liderlich in Stich? (ſich -

B 4Cæl. ſchicktCLEOPATRA.
Cæl.

Schickt Maſaniſſa nicht ein Gifft-Glas Sophonisben?

720.
Anton.

Hingegen Piramus ſtirb’t neben ſeiner Thisben.

Soſ.

Diß letzte Fabel-Werck kom̃t keinen Helden zu.

Anton.

So raͤthſtu: daß ich dis was Maſaniſſa / thu?

Soſ.

Jch thaͤt’s.

Anton.

ach! ſolt ich ſo an ihr zum Hencker werden.

Soſ.

Was Maſaniſſa thaͤt / ruͤhm’t noch der Kreiß der Erden.

725.
Anton.

Di Porcellane wird der Gifft-Verraͤther ſein.

Soſ.

Es darf kein Mcichel-Mord den Gift-Keich ſchaͤncken ein.

Anton.

Meinſtu / di Fuͤrſtin wird dis Gifft mit wiſſen naͤhmen?

Soſ.

Wo Sophonißbe nicht ſol ihren Ruhm beſchaͤmen / Di den Geſtirnen hat ihr Grabmahl eingeetz’t /730. Als ſie den| Gifft-Kelch hat ſo freudig angeſetz’t Umb ihres Libſten Ruhm / und Zepter zu erhalten.

Anton.

Mein Liben wird auch nicht durch ihren Todt erkalten.

Soſ.

Di Zeit half: Daß Anton der Fulvien vergaß.

Anton.

Als er mit neuer Luſt Cleopaerens genaß.

735.
Soſ.

Es wird / wenn di ſchon weg / ihm doch an Luſt nicht fehlen.

Anto.

Jch wuͤrde muͤſſen mich mit’s Keiſers Schweſter kwaͤlen.

Canid.

Jm Land iſt keine nicht / di Fuͤrſten was verſagt.

Anton.

Denckt: mit was Ruhm ihr Holtz zu ihrem Feuer tragt.

Can.

Mit was fuͤr Ruhme ſie bei Actium gefochten. |

740.
Anton.

Der Sieges-Krantz iſt auch fuͤr Weiber nicht gefloch -

Canid.

Di groſſe Fulvia hat’s Helden vorgethan. (ten.

Anton.

Den Maͤnnern ſteht der Helm / di Haube Weibern an.

Can.

Oft wuͤrde Weibern auch di Treue wol anſtehen.

Anton.

Wenn ließ Cleopatra der Treue was entgehen?

745.
Can.

Als ſie Peluſium vorſaͤtzlich uns entzog.

Anton.

Nicht ſie / Seleucus war’s der uns und ſie betrog.

Can.

Sie ſtieß uns zum Verterb di Schiffe vom geſtade.

Anton.

Weil derer Zuflucht ſie hier ließ allein im Bade.

Soſ.

Sie machte: daß von uns di Schiff-Armee fiel ab.

750.
Anton.

Mit was Vermaͤſſenheit ſucht ihr der Fuͤrſtin Grab?

Soſ.

Weil ihr ihr Sarch nach Ruhm / und ihm den Thron kan geben.

MußCLEOPATRA.
Anton.

Muß denn das Reich auf Mord / der Thron auf Blutte ſcheben?

Soſ.

Bei diſem Sturme kan der Ancker ſonſt nicht ruhn.

Anton.

Entweicht. wir woll’n allein erwegen / was zu thun.

Reyen.

Der Goͤttin deß Gluͤcks. Des Jupiters. Des Neptunus. Des Pluto. Wie auch der Him̃liſchen Goͤtter / als deß Mars, deß Apollo, und Mercurius. Der See-Goͤtter / als des Proteus des Triton / des Glaucus, denn der Hoͤllen-Goͤtter / des Minos, des Æacus, und Rhadamanthus.
755.
Fortun.

Jhr guͤldnen Him̃els-Roſen ihr / Di ihr mit Gold und Glutt den Himmels-Garten bluͤmt / Komt / werdet itzt zu Palmen mir / Umbkraͤntzt mein Haupt / wie ſich| den Siegern ſonſt geziehmt / Gib / Chloris / deine Lilgen her:760. Daß man mein blaues Haupt mit ihrem Silber ſtuͤckt: Jhr Nimfen / macht di Muſcheln leer / Beyerlt den Hals / fuͤr dem ſich Erd und Himmel buͤckt. Jhr ſchnoͤden Sterblichen der Welt / Kombt baut mir Tempel auf / ſteckt ſafftgen Weyrauch an /765. Weil meine Gottheit / Gold und Geld Ruhm / Zepter / Jnfel / Thron und Weißheit geben kan. Jhr Goͤtter kom̃t kuͤßt meinen Fuß / Dem Himmel / Helle / Meer muß unterworffen ſein: Jhr wiſſet den Verhaͤngnuͤß-Schluß:770. Daß ich Saturnus Erb in euch ſol theilen ein.

Jupit. Nept)

Wir ſtell’n uns ein / und fallen dir zu Fuͤſſen;

Pluto.

) Umb / groſſe Goͤttin / deines Zepters Gold / Der der Natur di Graͤntzen ſaͤtzt / zu kuͤſſen. Es troͤſtet ſich iedweder deiner Hold. B v.WirCLEOPATRA. 775.Wir opffern dir di Demuth unſrer Hertzen. Weil Weyrauch ja zuvor dein eigen iſt. Jhr irrdiſch’s Volck / laſt di Gedancken ſtertzen: Daß man ſein Theil hier ungefaͤhr erkieſt. Di Thorheit pflaͤgt das Gluͤcke blind zu nennen. 780.Was opffert ihr der / di kein Opffer ſiht / Der Aber-Witz laͤſt Oel und Ampeln brennen Der / derer Thun keinmal nach Gunſt geſchiht. Nein nein! geirrt! di Goͤttin theilt di Gaben Mit wolbedacht / meiſt auch nach Wuͤrden auß. 785.Sie hat gewuͤſt / was ich und | du ſol haben / Eb Sonn und Mond umb lief das Sternen-Haus.

Fortun.

Kom̃t looſ’t / ihr Goͤtter / umb di Welt. Dis Schuͤrtz-Tuch hier verdeckt / di Helle Stern und Wellen. Weil dieſer Gluͤcks-Topf in ſich haͤllt. 790.Den Blitz; den Drey-Zancks-Stab / di Schluͤſſel zu der Hellen.

Jupit.

Gluͤck zu! gluͤck zu! ach Goͤttin nicht entferne Mir dein Geſicht! verleihe Gluͤck und Heil! Gluͤck zu! gluͤck zu! mein Erbtheil ſind di Sterne / Sehr wol gelooſ’t! hier iſt der Donnerkeil.

795.
Neptun.

Laß / Goͤttin / nicht mein Hoffnungs-Schiff er - ſchellen / Zeuch nicht von mir der Augen Leit-Stern ab! Gluͤck zu! gluͤck zu! Mir kommen Meer und Wellen. Sehr wol geſchifft; hier iſt der Drey-Zancks-Stab.

Pluto.

Wie ungleich iſt Saturnus Reich zerſtuͤcket! 800.Mir bleibet nichts / als Radamanthus Stul. Jedoch nim hin! was das Verhaͤngnuͤß ſchicket! Hier ſind di Schluͤſſel zu der Hellen Pful.

Fortun.

Auf auf! betretet Reich und Thron. Lufft / Himmel / Helle / Meer verlanget euer Licht. 805.Di andern Goͤtter kommen ſchon Zu ſchweren bey dem Styx euch Treue / Schuld / und Pflicht.

Apoll. Mart.

Beherſcher deß Himmels / und Koͤnig der Bruͤder /

Mercur.

Wir legen den Bogen / den Harniſch / und StabFuͤrCLEOPATRA. Fuͤr deinem geſtirneten Throne darnider /810. Wir treten dir Sternen und Koͤnigreich ab / Wir ligen in Dehmuth dir ewig zu Fuͤſſen. Nur laſſe dein Nektar uns ewig genuͤſſen.

Triton. Glaucus.

Fuͤrſte der ſchaͤumenden Waſſer-Kri - ſtalleu /

Proteus.

Thetis verehret dir Perlen aus Schnee /815. Triton di Muſcheln / und Glaucus Corallen / Proteus reicht dir di Schluͤſſel der See: Laſſe nur in den umbſchilfften Geſtaden / Vater / uns neben den Najaden baden.

Minos. Æacus.

Du groſſer Printz der unter-irrdſchen Hoͤlen /

820.
Rhadamanth9.

Hier opfern dir di Richter blaſſer Seelen: Schau / Minos legt den Zepter fuͤr dir ab / Und Eacus den ſchweren Richterſtab / Der Radamanth di Fackel und di Rutte / Laß das Elyſer Feld uns nur zu gutte.

825.
Alle Goͤtter.

Himmel / Meer / Helle / bleib’t ewig in Ruh. Euer Reich reichet drey Jupitern zu.

  • NB. Jn dieſen Reyen ſitzet anfaͤnglich di Fortuna auf einer groſſen Welt-Kugel / habende blau aufgeſchuͤrtzte Kleider. Di Him̃li - ſchen Goͤtter ſind in Purperfarbe / di See - Goͤtter Meergruͤn / di Helliſchen Eiſenfar - bicht bekleidet.

Di andre Abhandlung.

Der Schau-Platz bildet ab der Cleopatra Zimmer. Cleopatra. Cyllenie. Archibius.
Cleop.

HJlf Him̃el! wir ſind hin! wir ſind darhinter kom - men: Warumb man heute dich nicht hat in Rath genommen. DiCLEOPATRA. Di Schlangen kochen Gift auf ihrer Mutter Bruſt; Di ſie biß itzt noch ſaͤugt! ba ſchlimme Moͤrder-Luſt! 5.Auguſtus und der Rath lig’t unter einer Decken. Anton ſol ſelbſt di Fauſt durch unſer Blutt beflecken / Di Baare wird uns ſchon fein ſcheinbar zugericht. Wohnt keine Treue mehr bei kemem Roͤmer nicht! Gewiſſenhafftes Rom! kom̃ borge bei den Mohren /10. Di wahre Redligkeit di du fuͤr laͤngſt verlohren. Kom̃ kauff in Creta dir di theure Warheit ein! Nun deine Goͤtter ſelbſt nichts als Betruͤger ſein. Vermaledeytes Volck! verteufelte Gemuͤtter! Jhr gebet Gott fuͤr Gold / tauſcht fuͤr di Seelen Guͤtter /15. Gebt Mord fuͤr Gottesſurcht und Gifft auß fuͤr Gewin / Werfft Ehgemahl und Kind fuͤr Hund und Panther hin! Schaͤtzt fuͤr Barmhertzigkeit in eignes Fleiſch zu raſen. O daß der Blitz euch nicht di Lichter außgeblaſen / Daß euch der Regen nicht mit Schwefel bat verzehr’t /20. Eh ihr di Segel hab’t auf unſern Port gekehrt! Jch meine dich Anton und deine Mordgeſellen / Di mit geſchmincktem Gifft uns nach dem Leben ſtellen / Und ſchwartzen Huͤtten-rauch fuͤr Bifam floͤſſen ein. Kan auch ein Baſiliſchk alſo verbittert ſein? 25.Wir laͤſtern den Auguſt: daß er den Stahl geſchliffen Uud als ein redlich Feind nach unfer Kron gegriffen; Und kuͤſſen den / der doch fuͤr Witz und Tugend haͤllt: Daß der kein Feind nicht ſey / der ſich als Freind nicht ſtaͤllt. Wir raſen! Rach und Angſt beſtreitet unſer Hertze! 30.Di Thraͤne daͤmpft di Brunſt / der Eifer weicht dem Schmertze; Der Ohn-macht ſchwaches Weh gewinnt den Kraͤfften ab! Verſcharrt mich / weil ich mich nicht rechen kan / ins Grab.

Archio.

Jch zitter / ich erſtarr! betrigen mich di Ohren? Traͤumt mir? bin ich bei Witz? hab ich’s Gehoͤr verlohren? 35.Glaub ich’s / und frevle nicht / was ihre| Majeſtaͤt Fuͤr Greuel uns entdeckt? Cleop. verzweifelt-falſche Raͤth! Jſt ein zwey-ſchneidend Schwerd zu gleichen euer Zungen? Kein Feinds-Schwerd iſt uns nie ſo tief durchs Hertz gedrun - gen /AlsCLEOPATRA. Als dieſer Meuchel-Mord uns greifft di Geiſter an.

40.
Archib.

Wer hat zu dieſer That den Vorſchlag denn gethan?

Cleopatr.

Auguſt begehrt mein Reich / ſie lifern gar mein Leben.

Archib.

Wer weiß / ob Fuͤrſt Anton den Willen drein gege - ben?

Cleopatr.

Wer zweifelt / da er ja ſo heimlich mit uns ſpilt?

Archib.

Man ſorgt fuͤr Heimligkeit oft di auf uns nicht zielt.

45.
Cleopatr.

Er hat fuͤr ratſam Ding den Mord-Rath ange - nommen.

Archib.

Man pflegt offt / hinter viel| durch einen Schein zu - kommen.

Cleopatr.

Di Schlange ſtopfft ihr Ohr fuͤr dem Beſchwerer zu.

Archib.

Der Staat erfordert offe daß man ein uͤbrig’s thu.

Cleopatr.

Der Staat verwirfft: daß man den Heuchlern Ohren gibet.

50.
Archib.

Wer hat / Princeß / ſie denn mit dieſer Poſt betruͤbet?

Cleop.

Mein eigen Ohr / daß ſich in’s Neben-Zim̃er ſchlooß / Als man auf unſern Brand ſo friſches Oel aufgooß / Wo bin ich? Himmel hilf! verleihe Grtm̃ und Rache; Daß ich mein Gift-Kriſtall mit Blutte Purpern mache55. Deß Eh-Manns / der mich nicht mit einer Ader libt! Wer iſt! der Dolch und Schwerdt mir zum vollbringen gibt?

Archib.

Ein Dolch / Princeſſin / wird hier nicht den Zweck erreichen: Ein zornicht Antlitz muß di ſteiffen Segel ſtreichen / Den ſtuͤrmen Winden nicht ſchnurſtracks entgegen gehn. 60.Man fleucht di Klippen leicht di ob dem Waſſer ſtehn / Wenn / di di Flutt verdeck’t / uns ſtracks in Abgrund ſtuͤrtzet. Wein / nicht di Wermuth wird mit Tod und Gift gewuͤrtzet: So muß / Princeſſin / ſie den Zornſturm deß Geſichts Jn ſanfften Weſt verkehrn. Der Eiſer fruchtet nichts /65. Wo keine Waffen ſind / als: daß er ſelbſt uns toͤdtet.

Cleopatr.

Er toͤdte; wenn wir nur zuvor den Arm geroͤthet Mit unſer Moͤrder Blutt. Archib. Es bringt mehr Ruhm und Luſt Wenn man den Feind erdruͤckt mit um-zerkerter Bruſt. ManCLEOPATRA. Man miſche Gift fuͤr di / di uns den Gift-Kelch miſchen;70. Wer weß / ob wir hierdurch nicht ſelbſt den Brand abwiſchen Mit dem wir biß hieher deß Keiſers Grim̃ erregt.

Cleopatr.

Wol! ſchaut wie Blitz und Keil ſelbſt durch die Wolcke ſchlaͤgt Di Dampf und Schwefel zog. Liß deß Auguſtus Schreiben: Er ſchlaͤgt uns Mittel vor di Noth zu hintertreiben75. Di uns in Abgrund wirfft. Archib. Jſt diß des Kayſers Hand?

Cleopatr.

Jſt dir Auguſtus Bild und Handſchrifft unbekand?

Archib.

Was hinter hielt ſie / ſich dem Keyſer zubequaͤmen?

Cleopatr.

Daß es nicht Fuͤrſtlich ſchien di Mord-That vor - zunaͤhmen / Und durch deß Ehmanns Tod zu kauffen Thron und Reich.

80.
Archib.

Jtzt aber / itzt begeht Anton di Unthat gleich / Di ihr ein Greuel war. Er mag das Gifft ſelbſt ſauffen / Der ihr den Todt verſuch’t im Weine zu verkauffen. Wer einmal untreu iſt / iſt keiner Treue wehrt. Thutihre Majeſtaͤt nicht was Auguſt begehrt /85. So thut es doch Anton. Am beſten vor ſein kommen / Eh uns durch furchtſam-ſein di Mittel ſind benommen; Eh Augen / Farb und Mund den Anſchlag offenbart / Den ein verſigelt Hertz offt nicht genung verwahrt. Jch ſteh ihr euſerſt bei / zu handeln was wir ſchluͤſſen.

90.
Cyllen.

Princeſſin / Fuͤrſt Anton kom̃t gleich ſie zu begruͤſſen.

Arch.

Nur Muth! ſie gebe wol auf Mund und Antlitz acht.

Cleopatr.

Wol! weich’t ins Vorgemach. Beſtuͤrtzte Trau - er-Nacht! Bring’t / eh der Fuͤrſt erſcheint / di Kinder uns ins Zimmer. Sagt: | daß wir erſt erwacht.

Antonius. Cleopatra. Ptolomæus. Ale - xander. Cleopatra.
BeyderCLEOPATRA.
Beyder 3. Kinder ein Hauptmann.
Anton.

Wie wenn der duͤſtre Schimmer95. Deß braunen Abends itzt di blauen Huͤgel deckt; Di Schnecke / di den Thau von den Gewaͤchſen leckt / Schier neuen Geiſt bekom̃t: ſo muß / Princeß / ſie eben Durch ihren Anmuths-Thau uns neue Geiſt er geben / Wenn Sorg - und Sonnen-Hitz uns faſt verſchmachtenlaͤſt. Beſeele mich / mein Hertz / durch den belibten Weſt100. Der Zucker-ſuͤſſen Hold.

Cleop.

Em Artzt kan auß den Sternen / Auch auß dem Antlitz nicht di Kranckheit allzeit lernen; Der krancke muß daß Weh entdecken / dasihn ſticht. Jch ſol ſein Labſal ſein / und er entdeckt mir nicht Den Uhrſprung herber Noth. Man laͤſt uns nichts mehr - wiſſen /105. Was Cæſar von uns wil / was unſre Raͤthe ſchluͤſſen. Man zeucht Cleopatren nicht nur nicht mehr in Rath / Man ſchleuſt auch dinoch auß / diman zu Raͤthen hat Auß unſerm Volck erlieft. Was mag Egypten hoffen? Nun auch der Rath nicht mehr der Koͤmgin ſteht offen. 110.Mich denckt di liebe Zeit: daß nichts bei Kraͤfften blib / Was nicht Cleopatra ſelbſt-haͤndig| unterſchrieb / Daß meines Fuͤrſten Hertz in meinen Haͤnden ſchwebte / Daß ohne mich Anton gleich als entgeiſtert lebte. Was aber ſind wir itzt? ein Oel auß dem vielleicht115. Man itzt fuͤr beider Wund ein tauglich Pflaſter ſtreicht / Auß dem. Anton. Prinzeßin halt! hat ſie ſo groß beliben Uns bei ſo herber Angſt noch herber zu betruͤben? Sie ſehe den Anton fuͤr keinen Cæſar an. 120.Sie weiß Anton hat nie nichts ohne ſie gethan Und wird es noch nicht thun. Daß aber wir zu Zeiten Die Faͤlle / die den Geiſt unmenſchlich uns beſtreiten / So viel man kan / verſchmeigt / ſol das ein Laſter ſein? So erndtet ſie gewiß fuͤr Mandeln Diſteln ein. EinCLEOPATRA. 125.Ein kluger Artzt verhoͤlt dem Krancken oft di Wunden. Sie hat / mein Kind / zeither ſo gar viel Leid empfunden / Daß man / was neu iſt / ihr auß Noth verzuckern muß / Und weiß ſie nicht / mein Hauptt ein Rathſchlag iſt kein Schluß. Dem / was man vor erwog / mag ſie den Außſchlag geben. 130.Sie brauche / di der Nil gebohren hat / darneben / Man hat durch dieſe Wahl di Treue nicht vergaͤllt / Sie weiß: bei Roͤmern muß man Roͤmiſch ſein geſtellt. Drumb laſſe ſie / mein Hertz / den falſchen Argwohn ſchwinden. Man kan fuͤr truͤben Dunſt leicht klare Farben finden. 135.Jedoch / di bißhiher mit Lib und Redligkeit Dem Fuͤrſten treu geweſt / wird / biß di Peſt der Zeit Sie hinrafft / auch ins Grab den reinen Geiſt gewehren. Was aber iſt mein Fuͤrſt / Auguſtus ſein begehren?

Anton.

Er heiſcht den Artabaz und gantz Egypten-Land.

140.
Cleopatr.

Wi? ſol Cleopatra nicht auch ſein weg gebannt?

Anton.

Der Himmel laſſe nicht ſo grimmen Riß geſchehen!

Cleopatr.

Kan Rom di Woͤlfin / denn di Eintracht gar nicht ſehen? Verdam̃te Raſerey! verfluchte Moͤrder-Luſt! Raubt ja di Laͤnder hin / nur ſaͤtz’t auf unſre Bruſt145. Nicht eure Klauen ein! was wil er ſich erklaͤren?

Anton.

Zwey Stuͤcke woll’n wir ihm auf’s euſerſte gewehren.

Cleopatr.

Wer Zwey gewehren wil / gibt auch das dritte zu / Jch weiß es was man offt umb Thron und Zepter thu; Umb dis hat Julius uns Eh und Eid gebrochen.

150.
Anton.

Das Rach-Schwerd hat an ihm den Meineyd laͤngſt gerochen.

Cleopatr.

Di Ehr - und Crouen-ſucht ſiht nicht ſo weit hin - auß. Wir ſeh’n uns in der Grufft / und unſern Thron in Grauß! Wir ſind / O Goͤtter! hin! mein Fuͤrſt / mein Haupt / mein Leben! Getroſt! er mag uns ja fuͤr ſich zum Opffer geben! DerCLEOPATRA. 155.Der Himmel hat uns ſchon eroͤfnet unſer Ziel / Denn / als den Mittag uns di Schlaff-ſucht uͤberſiel / Wieß ſchon der traum: wie ſehr umb unſre Mund-Kriſtallen Di Spinne muͤhſam war / als ſie ihr Gifft liß fallen Jn unſern Malvaſier.

Anto.

Princeſſin / laſt den Zaum160. Dem Eifer nicht zu ſehr. Sol ein betruͤglich traum Jtzt unſer Richter ſein? ſol unſer gutt Gewiſſen / Durchſchlipffrigen Verdacht itzt Ehr und Ruhm einbuͤſſen? Wohin verleutet ſie des Argwohns tober Wind? Princeffin / wir geſtehns / man hat an uns geſinn’t165. Fuͤr ſie / mein Licht / mein Troſt / Octavien zukieſen. Wenn aber hat Anton den Vorſchlag ie geprieſen? Di Welle ſetzt umbfonſt an ſteile Felſen an. Man hat mit Hern und Mund den Gifft-Kelch abgethan / Den uns di Ehr-ſucht preiſt.

Cleopatra.

Und dieſe vorge - ſchlagen /170. Di Gall und Dolch auf uns in unſerm Purper tragen.

Anton.

Jch merck’s / worauf ſie zielt. Sie weis wol / daß der Rath Den di Berzweifelung zur Welt gebohren hat / Di Wage meiſt nicht haͤlt. Doch muß der nicht bald biſſen / Der mehr durch Zufall hat als Boßheit irren muͤſſen;175. Viel minder der / der ihn verwirfft / verflucht / verdam̃’t.

Cleoptra.

Jhr Zweige di ihr ja von dieſer Wurtzel ſtam̃’t / Jhr Knoßpen unſer Eh und Bluͤthen unſrer Jahre / Errettet uns nun mehr von der beſtuͤrtzten Baare / Fallt zarten Kinder / fallt dem Vater in den Arm;180. Kuͤßt ſeinen Fuß: daß er der Mutter ſich erbarm. Holdſeeligſter Anton! wo dieſe Wehmuths-Zehren / Di wir / mein Heil / und Haupt / in Dehmuth dir gewehren / Wo unſer Hertzeleid dich nicht entſtemern kan; Wo er / mein Schatz / uns nicht wil ferner ſchauen an /185. Wo dieſe kalte Bruſt und die noch warme Seele Nicht ferner Flammen ſchaff’t in ſeiner Hertzens-Hoͤle / Wo di vertagte Luſt dem Fuͤrſten Eckel gibt / Wo er / mein Fuͤrſt / nicht mehr / di welcken Wangen libt /CDiCLEOPATRA. Di blaſſen Lippen luͤßt / di bloͤden Augen ehret /190. Wo er den Saͤufzer-Wind mit ſchwerem Unmuth hoͤret; So laß er dieſer Bitt ihm doch zu Hertzen gehn Der Kinder / di fuͤr ihm mit Wehmuth ſchwanger ſtehn / Ja di ihr Unheil itzt noch nicht zu nennen wiſſen; Da ihre Mutter ſoi di krancken Augen ſchluͤſſen. 195.Zwar; umb Cleopatren iſt’s nicht ſo ſehr zu thun / Di endlich ſelber wuͤnſch’t in Sarch und Grufft zu ruhn. Ab! aber dieſe Schaar der Mutter-loſen Weiſen! Was mag ſie hoffen ja? Gefaͤngnuͤß / Schmach / und Eiſen. Denn ſolch ein Sturm-Wind ſchont der morſchen Aeſte nicht /200. Der den zerſchelten Stam̃ gar auß der Wurtzel bricht. Zu dem / mein Herr / und Haupt / ach! koͤnt ihm unſer Sterben Den goldgeſtuͤckten Stul / di ſanffte Ruh erwerben! Di Adern kwaͤlln voll Treu nicht minder als voll Blutt. Hir ſchwillt di nackte Bruſt / wo iſt Gifft / Schwerd und Glutt? 205.Hir ſchwebt der warme Mund behertzt den Dolch zu kuͤſſen / Der uns das Leben zu / den Thren ihm auf ſol ſchluͤſſen. Nur / werthes Haupt / befleckt mit falſchen Mackeln nicht Di Palmen unſer Treu. Der Schlangen-Neid umbflicht Di hoͤchſte Tugend meiſt. Gebt / bitt ich / dem nicht glauben /210. Durch den Verleumbdung uns hat unſern Ruhm wolln rau - ben; Es iſt Cleopatra Verraͤthern gram und Feind / Sie weis ſich rein und from. Dis iſts was ſie beweint: Daß man di Lorbern ihr von den Cypreſſen raubet / Und daß Anton ſo viel des Keyſers Worten glaubet /215. Der zwar di Kronen weiſt / di Ketten aber gibt / Und mit der Guͤtte mehr / als durch den Grim̃ betruͤbt. Mein Schatz / fliht fliht das Kraut / in dem di Nattern hecken / Laßt di Kriſtallen-Flutt euch nicht zu ſuͤſſe ſchmecken; Denn Cæſar floͤſt hierdurch ihm ſeinen Gift-Tranck ein. 220.Laͤſcht bitt ich / eh den Durſt / wo truͤbe Pfuͤtzen ſein / Di keine Liſt vergaͤllt. Der Honigſeim der Bienen Bring’t uns den Stachel bei; des Ruͤckens Sternen dienenDerCLEOPATRA. Der Heydaͤchſ / umb daß ſie den Schlangenbauch verſteckt; Und der Sirene Schwantz wird durch di Bruſt verdeckt.

225.
Jung. Cleopat.

Herr / Vater / Fuͤrſt / und Schutz / wir opfern Thraͤn und Zehren; Wir koͤnnen uns ſonſt nicht mit andern Waffen wehren; Wir fallen ihm zu Fuß / und luͤſſen Knie und Hand; Er ſetz uns nur ſo bald nicht in den Weiſen-Stand.

Alex.

Er laſſe dieſen Arm nicht Roͤmiſch Eiſen tragen.

230.
Ptolom.

Und di Frau-Mutter nicht in’s Elend wegverjagen.

Alex.

Man zihe mir nur auch Helm Tartſch und Harniſch an. Zu ſchaun; ob nicht ein Kind auch hertzhafft fechten kan.

Ptolom.

Jch wuͤnſche Stahlund Dolch auf’s Keyſers Bruſt zu zuͤcken.

Anton.

Di Zeit / O Kinder / woll euch ſo viel Kraͤfften ſchicken /235. So viel der Himmel euch mit Tugend hat erfuͤllt. Schaut an Cleopatren des Mohnden Ebenbild / Am Alexander ſtrahlt das Conterfect der Sonnen / Und Ptolomæus hat dem Nord-Stern abgewonnen. Jbr Schutz-Herrn dieſes Reichs / ihr Goͤtter laßt geſchehn:240. Daß dieſe Sternen ich nicht darf verfinſtert ſehn. Princeſſin / werthes Haupt / verzeihet den Gedancken Di Feind / und Ehren-ſucht auß den gedrangen Schrancken Der heiſſen Liebe trieb; Princeſſin / wir geſtehn: Der Haͤuchler Jrrlicht hieß uns auf den Jrrweg gehn;245. Jedoch hat ſie / mein Licht / ſie Jſis unſrer Zeiten / Durch ihren Witz vermocht uns auf den Weg zu leiten / Der zu den Sternen fuͤhr’t / und| nim̃er fehlen kan. Wir bethen wie vorhin di Gottheit an ihr an / Di Reich und Thron und uns mit tauſend Luſt beſtrahlet. 250.Wir ſchweren bei dem Glantz / der See und Erde mahlet / Bei’m groſſen Jupiter / der Zepter nim̃’t und gibt; Cleopatra ſol ſein von uns geehrt / gelibt; Cleopatra ſol uns und unſrer Macht gebitten; So lang uns Clotho nicht den Fadem hat verſchnitten. 255.Wir ſchlagen kurtz und rund des Keiſers Vorſchlag aus / Und wuͤnſchen auſſer ihr uns ſelbſt in Aſch und GrausC 2DasCLEOPATRA. Das Reich im Staub zuſehn.

Cleopa.

Des milden Himmels Guͤtte Verleihe Gluͤck und Steg dem edelſten Gemuͤtte. Dem das Verhaͤngnuͤß ſelbſt ſich unterwerffen muß! 206.Wie aber / Fuͤrſt und Herr / beſigelt er den Schluß?

Anton.

Schnur-|ſtracks ſol Proculej ſo ſchlechten Abſchied kriegen.

Cleopatr.

Anton kan noch durch was uns Troſt / ihm Heil zufuͤgen.

Anton.

Eutdeckt / mein Schatz / wordurch?

Cleopatr.

Wenn Artabazes Haupt Di Untreu uns bezahlt.

Anton.

Gar wol! ihr ſey erlaubt265. Den abgehaunen Kopf in ihrer Schooß zuſchauen. Stracks / Hauptmann / laß den Kopff dem Artabaz abhanen. Dis Schauſpiel mag zugleich dem Feinde deuten an: Daß auch Anton noch itzt den Keiſer pochen kan.

Cleopat.

Mein Fuͤrſt; es wird dis Haupt der Meder Haupt bewegen;270. Fuͤr unſer Reich und Heil den Harniſch anzulegen; Der bis auf dieſen Tag es hinterzogen hat / Weil er bißber umbſonſt umb deſſen Schedel bath: Der ihn und uns betrog.

Anton.

Laſt den Verraͤther leiden! Wir gehen: umb alsbald di Bothſchafft zubeſcheiden.

Cleopatra allein.
275.

O Strudel-reiches Meer der jammer-vollen Welt! Di Segel ſtehn geſpann’t / di Netze ſind geſtellt Uns in den ſichern Port / ihn in das Garu zufuͤhren. Di Lorbern moͤgen ſtets di klugen Frauen zieren / Fuͤr welchen Maͤnner-Witz meiſt muß zuſcheitern gehn! 280.Schaut: auf was Grunde nun di Libes-Ancker ſtehn / Di durch Verleumbdungs-Wind ſchon auf den Truͤb-Sand kamen. Wo ſind di Nebel hin / di uns das Licht benahmen? Di Sonne der Bernunfft vertreibt den eiteln Dunſt. Anton gibt Thron und Kron fuͤr einer Frauen Gunſt. JedochCLEOPATRA. 285.Jedoch wo ſegeln wir? ſol Gluͤck und Zeit verrauchen? Ein kluger Booßmann muß deß Wetters ſich gebrauchen. Anton iſt zwar nunmehr durch unſer Hold beſig’t / Und durch der Schoͤnheit-Reitz als ſchlaffend eingewigt. Kan aber nicht ein Weſt auch bald ein Sturmwind werden? 290.Ein flatternd Hertze gleicht mit Wanckel-muth den Pferden / Di ein geſchwancker Zaum bald recht-bald linckwerts lenckt. Der fuͤr zwei Stunden ihm di Ehr-ſucht eingeſenckt / Kan / eh Aurora wird di braunen Wellen kuͤſſen / Jhm groͤßre Fantaſy in ſein Gebirne giſſen. 295.Di Natter / di man gleich mit ſuͤſſer Milch zeicht groß / Behaͤlt man dennoch nicht rechtſicher in der Schooß. Man muß den giftgen Fleck von den Verleumbdungs-Pfeilen / Di Wunden des Verdacht’s mit ſolchen Salben heilen: Daß keine Narbe man / kein Merckmal man nicht ſchaut. 300.Denn / dem iſt nicht zu trau’n / der gleichfals uns nicht traut. Gunſt / Libe / Freundſchafft gleicht ſich zarten Berg-Kriſtallen / Di keine Kunſt ergaͤntzt / ſind einmal ſie zerfallen: Stillt auch Verſoͤhnung gleich zu weilen Wund und Blutt / Sie bricht erhitzter auf und ſchaͤrffet Gall und Glutt /305. Di in dem Hertzen kocht. Man trockne Sumpf und Lachen / Ein linder Regen wird ſie wider waͤßricht machen. Zu dem / was iſt uns nicht umb Kron und Zepter feil? Du muſt / Cleopatra / begehrſtu Huͤlff und Heil Ans Keiſers Gnaden-Port dein ſtrandend Schiff anlenden:310. Und haben wir nicht ſchon des Keiſers Hand in Haͤnden? Dis Sigel / dieſe Schrifft muß unſer Leit-Stern ſein. Anton / durch deinen Todt fahrn wir in Hafen ein. Wie aber werden wir das Steuer-Ruder lencken? Geheimes Gifft und Dolch in ſeine Bruſt zu ſencken /315. Fuͤhrt boͤſen Klang nach ſich / und ſiht gefaͤhrlich aus. Uns faͤllt was beſſers ein zuretten unſer Haus / Und Ptolomæus Stul. Anton iſt itzt im Liben Bis auf den hoͤchſten Punct der blinden Brunſt getriben / Di ihn nach unſerm Wunſch gar unſchwer ſtuͤrtzen kan320. Auf den Verzweiflungs-Fels: wir woll’n uns ſtellen an:C 3AlsCLEOPATRA. Als hetten wir uns ſelbſt das Lebens-Garn zerſchnitten: Wird ihn nun Lib und Leid auf einen Sturm umſchuͤtten; So renn’t ſein ſchwacher Maſt des Lebens Seegel-looß Auch auf das todten-Meer. Denn iſt di Kunſt nicht groß /325. Der / di den Julius fuͤr ihr ſah kniend ligen / Durch ſuͤſſen Libes-Reitz den Keiſer zubeſigen. Nur Muth! Cleopatra! behertzt und weiſe ſein / Laͤgt zu dem Ehren-Thron in Grund den erſten Stein.

Der Schauplatz veraͤndert ſich in den Verhoͤr-Saal. Proculejus. Archibius.
Procul.

So ſchlaͤgt Anton in Wind des Keiſers Gunſt und Guͤtte?

330.
Archib.

Anton wuͤnſcht dem Auguſt ein friedlicher Gemuͤtte.

Procul.

Beuth ihm der Keyſer nicht Vertrag und Frieden an?

Archib.

Ja Friden! den kein Menſch nicht lobt / noch ein - gehn kan.

Procul.

Sind ſo viel Laͤnder denn nicht wuͤrdig anzuuehmen?

Archi.

Nein! wo viel Laͤnder uns Gefahr und Ungluͤck ſaͤ - men? (fahr?

335.
Procul.

Was quill’t auß unſrer Gunſt fuͤr Ungluͤck und Ge -

Archib.

Der rechten Goͤtter Zorn / der Libften Todten-Baar.

Procul.

Ein Weib ſtirbt fuͤr ein Reich nicht ohne Ruhm und Ehre.

Archib.

Wer Fuͤrſten toͤdten beiſt / der fuͤhrt verdam̃te Lehre.

Procul.

Das oberſte Geſaͤtz iſt / eines Reiches Heil.

340.
Archib.

Gewiſſen und Gemahl iſt euch umb Kronen feil.

Procul.

Anton zertrenn’t nur ſelbſt Gemahlin und Gewiſſen.

Archib.

Der Ehſtand wird mit fug nach eurem Recht zer - riſſen.

Procul.

Beugt euren ſteiffen Sinn / bequaͤm̃t dem Gluͤck euch doch.

Archib.

Di Seene ſpringt / wenn man den Bogen ſpann’t zu hoch.

Procul. CLEOPATRA.
345.
Procul.

Spannt dieſer hoch / der euch Thron / Kron und Zepter giebet?

Archib.

Dis aber nim’t / was man fuͤr Thron und Zepter liebet.

Procul.

Gebt Kronen fuͤr ein Weib / vertauſchet Gold fuͤr Stahl.

Archib.

Wer Treue kieſt fuͤr Luſt / thut keine boͤſe Wahl.

Procul.

Der aber / der fuͤr Brunſt laͤſt Thron und Weißheit fallen.

350.
Archib.

Gefaͤllt di Kugel doch der Sonnen auch nicht allen.

Procul.

Glaubt: daß Cleopatra nicht ohne Flecken ſey.

Archib.

Man mißt dem Mohnden auch der Erde Schatten bey.

Procul.

Jch ſeh in Helenen ein neues Troja brennen.

Archib.

Es brenne! weiß man nur des Hectors Ruhm zu - nennen

355.
Procul.

Es brenn’t / wenn Paris Eid / und Eh und Rechte bricht.

Archib.

Das Rachſchwerdt aber ſchont den Agamemnon nicht. (nen.

Procul.

Di Goͤtter werden ſtets des Keyſers Sanfftmuth ſcho -

Archi.

Gewalt ſitzt niemals feſt auf bluttbeſpritzten Thronen.

Procul.

Welch Purpur iſt mit Blutt der Feinde nicht be - ſpritzt?

360.
Archi.

Wol! aber / daß ihr Pfeil auf Freund und Buͤrger ſpitzt?

Procul.

Man ſchneidet Glider ab / eh man den Leib laͤſt ſterben. Jhr eilet ſporn-ſtrichs hin in Abgrund des Verterben. Der Schoͤnheit glaͤntzernd Rauch umbwoͤlck’t euch das Geſicht: Daß ihr der Krone Gold / das Demant-helle Licht /365. Der Weißheit nicht erblickt. Doch iſt der nicht zu klagen / Der ſelbſt ihm Sand zur Grufft und Holtz zur Glutt hilfft tragen.

Archib.

Jhr laß’t euch unſer Heil ſehr angelegen ſein: Doch aber glaub’t: ihr wigt mit Worten uns nicht ein. C 4Wißt:CLEOPATRA. Wißt: daß Anton kein Haar von ſeiner Meinung weiche. 370.Er gibt Cleopatren nicht fuͤr viel Koͤmgreiche / Nebſt der Egypten er nicht fahren laſſen kan. Seh’t auch / ihr Roͤmer / uns nicht fuͤr ſo alber an: Daß wir dem / was ihr uns ſo ſcheinbar vormahlt / trauen. Den man zerreiſſen wil / dem weiſt man nicht die Klauen. 375.Es hat Auguſt uns auch di Kunſt geſpilt zuvor: Wen man zu ſtuͤrtzen denckt / den hebt man mehr empor / Wem man was nehmen wil / muß man mit Gaben blaͤndeu. Am beſten man behaͤlt dis / was man hat / in Haͤnden. Und daß man es / weil man noch athmet / ſteif bewahr. 380.Eh man was koſt bars tauſch umb doppelte Gefahr.

Procul.

Wer voller Thorheit ſteckt / dem kom̃t kein Rath zu ſtatten. Wer ſchon verzweifeln wil den ſchroͤckt auch Laub uñ Schatten: Der ſteckt voll Aberwitz / der all zu klug wil ſein. Jhr ſencket Gluͤck und Maſt in ofne Strudel ein /385. Weil euch von falſcher Furcht der blinden Klippen traͤumet. Dis Gifft / das ihr auf uns von eurem Munde ſchaͤumet / Spritz’t vor / weil euer Hertz voll ſchwartzer Galle ſteckt. Denn der Verdacht beſorgt di Laſter / di er deckt. Nein! des Auguſtus Ruhm muß ſo geſchimpfft nicht werden. 390.Der minſte Dunſt verſtellt di Sonnen dieſer Erden. Jch weiß deß Keiſers Mund ſagt / was ſein Hertze wil.

Archib.

Der oft zu viel verſpricht / haͤlt meiſten-theils nicht viel.

Procul.

Fahrt hin! nun ihr ſo gar in Blindheit ſeit erſoffen.

Archib.

Ein ſcharffer Feind laͤſt was / ein glatter gar nichts hoffen.

395.
Procul.

Wer Loͤwen-Klauen hat / bedarf des Fuchs-Balg’s nicht. Mein’t ihr; daß eure Stadt der Roͤmer Heer anficht? Nein ſicher! nein! fuͤr dem ſich beugt der Kreiß der Erden / Laͤſt Alexandrien ihm nicht zum Meiſter werden.

Arch.

Sagt was ihr woll’t / uñ pocht: darauf der pochen kan /400. Den ein verzweiflend Feind greifft im gedrangen an /JhrCLEOPATRA. Jhr windet uns hierdurch den Stahl nicht auß den Haͤnden; Wer klug iſt / laͤſt ſich nicht der Feinde Rath verblaͤnden; Der auf den Orth / wo er hinzuͤhlt / den Ruͤcken kehrt / Nicht anders / als ein Schiff an’s Ufer ruͤcks-werts faͤhrt. 405.Zwar durch gerade Fahrt wird wol der Weg verkuͤrtzet; Der aber / der den Maſt nicht gern in Schiff-bruch ſtuͤrtzet / Berſaͤhrt behuttſamer / ſtreicht Kreitz-weis hin und her / Laͤnck’t oft wol hinter ſich / verſucht durch’s Bley das Meer / Dafern er Felſen merckt. So koͤnnt auch ihr euch ſchicken. 410.Wir aber muͤſſen euch was den Compaß verruͤcken.

Procul.

Den? der euch leutet hin wo Sonn und Gluͤck er - wacht?

Archib.

Nein! der Magnet zeucht uns in’s Ungluͤcks Mit - ternacht.

Procul.

Jhr werdet euren Schluß zu ſpaͤt zu ſpaͤt bereuen. Woll’t aber ihr gleichwol auch dieſen nicht befreyen /415. Den doch Anton vorhin zu liefern uns verſprach?

Archib.

Mein’t ihr den Artabaz? Er iſt ſchon im Gemach. Ziht di Tapeten weg. Hier wird er euch gewehret.

Procul.

Hilf Himmel! was iſt dis? wie? daß kein Blitz herfaͤhret / Der di derdam̃te Stadt zermalmt in Aſche legt! 420.Daß Glutt und Schwefel nicht das Land von Laſtern fegt! Welch raſen kom̃’t euch an? ſeid ihr von Sinnen kommen? Wie? hat Tiſiphone in euch den Sitz genommen? Zerbirſt der Abgrund nicht / und ſchluckt euch Moͤrder ein / Die von Kind-auf geſaͤug’t von Drachen-Eyter ſein -425. Wie? traͤumt mir? ſeh ich recht? iſt’s Artabazens Leiche? Ha! du beſchimpfſter Strumpf! beſtuͤrtzter Mond entweiche / Daß dieſer Greuel nicht dein reines Silber fleckt! Wo habt / ihr Moͤrder / bin / des Koͤnigs Kopf geſteckt?

Archib.

Jhr Roͤmer / di ihr nie kein Fuͤrſten-Blutt verſpritzet /430. Di ihr kein Waſſer truͤbt / ſeit ihr ſo ſehr erhitzet: Daß ihr verraͤthriſch Blutt am Pflaſter kleben ſeh’t? Verlang’t ihr / daß ſein Kopff werd an den Strumpf geneh’t. C vMuͤß’tCLEOPATRA. Muͤß’t ihr das ander Theil auß Meden wider holen.

Procul.

Hilf Himmel! hat Anton di Unthat anbefohlen? 435.Wol! hoͤnet / wuͤttet / wuͤrtzt di Straffen euch nur wol! Wißt: daß des Keiſers Schwerd dis redlich rechen ſol.

Der Schauplatz bildet ab das luſtige Ge - birge des Berges Jda in Phrygien. Der Reyen iſt das Gerichte des Paris. Mercurius. Paris. Juno. Pal - las. Venus.
Mercur.

Edelſter Schaͤffer / und Außbund der Hirten / Welchen di Themis mit Nectar geſaͤugt / Schaue von Palmen von Oel-Zweig - und Mirten440. Wird dir ein Krantz umb di Schlaͤffe gebeugt. Jupiters Toͤchter und Ehgemahl muͤſſen Deinen gekroͤneten Hirten-Stab kuͤſſen. Eh ſich dein Purper den Huͤrden vermaͤhlet / Hat des Verhaͤngnuͤſſes ſtaͤhlerner Schluß /445. Dich zu dem Richter der Goͤtter erwaͤhlet / Schaue dis Kleinod der Schoͤnheit! dis muß Dein unparteiiſches Urtheil verleihen Der / di di ſchoͤnſte leb’t unter den Dreyen.

Paris.

Himmel! wo bin ich? ich werde zum Steine! 450.Saͤh ich auf Jda drei Sonnen aufgehn? Da doch den Himmel umbzirckelt nur eine. Saͤh ich ein Klee-Blatt der Goͤtter hier ſtehn? Werd ich von ihnen erkiſet zum Richter Uber di Him̃liſchen Sternen-Geſichter? 455.Was ſich di Goͤtter zu ſchlichten nicht trauen / Sol ich einfaͤltiger Schaͤfer verſtehn? Kan doch mein Aug in di Sonne nicht ſchauen; Weniger wird ſich’s zu Goͤttern erhoͤhn. Koͤnt ich nur aber zwey Aepfel noch haben460. Wolt ich iedwede mit einem begaben.

Schaͤffer /CLEOPATRA.
Juno. Pallas.)

Schaͤffer / im| Kriegen ſig’t einer alleine.

Venns.

) Tulipen gleichen der Roſen ſich nicht / Demant iſt Koͤnig der Edelgeſteine; Sonnen verblaͤnden der Sternen ihr Licht. 465.Dieſem nach muſtu nur Jupiters willen Durch den erwuͤnſcheten Endſpruch erfuͤllen.

Paris.

Wol! denn des Jupiters ernſtes begehren Schlagen di Sterblichen ſtraͤflich in Wind; Kan er doch albere Sinnen verklaͤren:470. Daß ſie zum goͤttlichen faͤhiger ſind. Naͤhert euch alſo mir / ſchoͤnſte Goͤttinnin / Wollet ihr Sigs-Krantz und Apfel gewinnen.

Jnno.

Himmel und Erde muß Weyrauch anzuͤnden Mir / der nicht Zierde / nicht Herrligkeit fehlt. 575.Wehre was ſchoͤners an andern zu finden / Hette mich Jupiter ihm nicht vermaͤhlt. Wilſtu nun Jupitern Jrrthum’s nicht zeihen / Muſtu mir ſchoͤnſten den Vorzug verleihen.

Pallas.

Hoffart und Wolluſt ſind Seuchen der Jugend. 480.Dieſe ſind euer geſchmincketer Schein. Jch aber bin di vergoͤtternde Tugend / Welche di Thaten den Sternen graͤb’t ein. Wilſtu nun ewigen Nach-ruhm erlangen / Muß ich als Schoͤnſte den Apfel empfangen.

485.
Venus.

Kronen ſind doͤrnricht / di Waffen gefaͤhrlich. Aber mein Paradis ſchwimmet voll Luſt. Meine verlibete Krige ſind herrlich / Toͤdten di Sorgen / beſeelen di Bruſt. Jene mag Zepter und Harniſch erheben;490. Dieſes Gold werde mir Schoͤnſten gegeben.

Paris.

Roſen des Himmels / Geſtirne der Erden / Momus find’t an euch nicht einigen Fleck. Doch / di nach Wuͤrden entſchieden wil werden / Lege di euſerſte Zirath hinweg. 495.Wenn man vom Glaſe Kriſtallen wil ſcheiden / Sondert man Farben und Schmincke von beiden.

WagſtuCLEOPATRA.
Jun. Pallas.

Wagſtu dich unſer entbloͤſſete Glider Mit den verweßlichen Augen zuſehn?

Venus.

Schaue! di Goͤttin der Schoͤnheit wirff’t nider500. Dieſes / wordurch ſich di andern aufblaͤhn.

Jun. Pallas.

Fuͤrchte nicht an uns vermummete Flecken / Sihe / wir wollen uns gleichfals entdecken.

Pallas.

Schaͤdliche Mutter verblaͤndender Tuͤcke / Lege den zaubernden Guͤrttel von dir.

505.
Venus.

Wol! wol! blau-augichte Pallas / nicht ruͤcke Deinem Heim deinem Geſichte ſo fuͤr.

Paris.

Goͤtter / verleihet mir Argos Geſichte / Daß ich mein Richter-Ambt wuͤrdig verrichte.

Jun.

Paris / Antigonens Ungemach lehrer510. Und deß Jxion unruhiges Rad; Wie den mein grimmiges Blitzen verfehret Welcher mich einmal beleidiget hat. Wirſtu mich aber nach Wuͤrden bedencken / Wil ich gantz Aſiens Zepter dir ſchencken.

515.
Pallas.

Di am Apollo verachtete Kuͤnſte Muͤſſen di Ohren des Midas bezahl’n; Und der Arachne veraͤchtlich Geſpuͤnſte / Kan dir di zornige Pallas abmahl’n. Nennſtu mich aber di Schoͤnſte der Schoͤnen;520. Sollen unendliche Lorbern dich kroͤnen.

Venus.

Laſſe nicht dreuen und Gaben dich beugen. Opffert doch ſelber Dieſpiter mir. Jſt nicht auch Priamus Zepter dein eigen? Unſere Mirten gehn Lorbern weit fuͤr. 525.Helenens dir zu gewiedmete Strahlen Werden dir Kronen und Palmen bezahlen.

Paris.

Schoͤnſte der ewig-helleuchtenden Sonnen Strecke den Marmel der Armen herfuͤr. Venus hat unter den dreien gewonnen. 530.Nim̃ den verguͤldeten Apfel von mir. Deine bepurperte Roſen vertilgen / Anderer Schoͤnen verſilberte Lilgen.

KraͤntzetCLEOPATRA.
Venus.

Kraͤntzet nun / kraͤntzet befigte Goͤttinnen / Kraͤntzet mit Lorbern der Ziprien Haar! 535.Bauet bis zu den Saffirenen Zinnen / Mir ein von Balſam wolrichend Altar! Brechet nun Zepter und Lantzen in ſtuͤcke! Wuͤnſchet der ſiegenden Venus Geluͤcke!

Juno. Pallas.

Thoͤrtchter Richter! Veraͤchter der Goͤtter! 540.Kiſeſtu blaͤndenden Schatten fuͤr Licht? Gibſtu di Fruͤchte fuͤr ledige Blaͤtter? Glaͤube dein Wahn vergeringert uns nicht! Hoheit und Tugend wird Steruen-werts ſteigen / Wann ſich di Wolluſt zur Erde wird neigen.

545.
Juno.

Raſender! tauſend wolluͤftige Fraueu Schaͤtzet ein kluger des Zepters nicht wehrt.

Pallas.

Wer der verzaubernden Circe wil trauen / Wird in ein ſuͤndiges Unthier verkehrt.

Juno. Pallas.

Du und dein loderndes Troja wird muͤſſen550. Deine verdam̃te Begirde bald biſſen.

Venus.

Nein! nein! di Liebe di Jupitern zwinget / Di da kan Wermuth in Honig verkehrn / Wird den / der Lorbern und Palmen ihr bringet / Nicht mit ſo bitterem Schlangen-Gifft nehrn. 555.Einer lib-reitzenden Frauen ergaͤtzen / Kan auch di Schmertzen in ſchertzen verſaͤtzen.

Di dritte Abhandlung.

Der Schauplatz ſtellet vor eine Koͤnigliche Todten-Grufft. Cleopatra. Charmium.
Cleopatr.

VErtraute Charmium / dis iſt di Lebens-Hoͤle; Dis iſt der wahre Port der Angſt-bedraͤng - ten Seele! Erſchrick fuͤr Topf und Aſch und Todten-Beinen nicht / Und / daß di Schlange ſich durch kahle Schedel flicht;NichtCLEOPATRA. 5.Nicht fuͤrchte: daß allhier di Wuͤrmer Nahrung zihen. Auß dieſer Grufft ſolln mir di Wolfahrts-Eeren bluͤhen; Jn dieſer Nacht ſol mir der Morgenſtern| aufgehn; Daß / wo wir itzt mit Ach und Weh umbduͤſtert ſtehn / Uns ſol der lichte Strahl gewuͤnſchter Luſt erqulcken. 10.Vertraute Charmium / nur muttig! wir erblicken / Di Morgen-roͤthe ſchon / di Uns den Tag ſag’t an!

Charm.

Beſtuͤrtzte Koͤnigin! iſt dis di Lebens-Bahn? Der Hafen der Gefahr / der Ancker unſers hoffen? Stehn bei den Todten uns di Gnadens-Pforten offen? 15.Jſt dis das Paradis / der Garten reiner Luſt? Wil ſie den zarten Leib / di Alabaſter-Bruſt Der Adern Purper-Oel den Schatten-Geiſtern weihen? Sol uns der ſchwartze Sarch von Furcht und Angſt befreyen? So iſt ihr neuer Weg / den ſie ſo hoch geruͤhmt /20. Mit keinen Noſen nicht / nein! mit Napell bebluͤm’t.

Cleop.

Nein / libes Haupt / nein nein! di Wolcke gibt zuweile Dem einen nutz bar Licht / dem andern Donner-Keile. Fuͤr euſerſte Gefahr muß euſerſt-Artzney ſein. Du ſih’ſt / das Waſſer dringt zu allen Seiten ein /25. Der zehnde Sturm fehl’t nur noch uns in Grund zu ſencken. Jtzt itzt iſts hohe Zeit das Ruder recht zu lencken! Auguſt lig’t uns am Bortt: Er ſuchet ſeinen Thron Zu gruͤnden auf den Grauß des maͤchtigen Anton. Wird dieſer Sturm-Wind nun di feſte Zeder faͤllen /30. Muß noͤthig dieſer Fall mich ſchwachen Aſt erſchellen. Drumb iſt mein letzter Rath: daß man ſich des entbricht / Dem das Verhaͤngnuͤß ſchon ſein letztes Urtheil ſpricht. Zwar wuͤnſchen wir ihn wol uns noch vermaͤhlt zuſchauen / Durch unſer Gutt und Blutt ihm ſeinen Thron zu bauen;35. Allein umbſonſte wird der Bezoar verbraucht / Wenn das entſlam̃te Gifft ſchon in dem Hertzen raucht. Man ſpar an Todten nur di teuren Perlen-Traͤncke. Hier iſt des Keyſers Brief / der gibt uns zum Geſchaͤncke Das Leben / da man ihm den Fuͤrſten todt gewehrt. 40.Dis / Charmium / dis iſts / was unſern Geiſt beſchwert.

Prinzeſſin /CLEOPATRA.
Charm.

Princeſſin / hohe Seel / und Spigel kluger Sinnen / Wer / wenn das Schiff zerbricht / den Wellen kan entrinnen / Thut thoͤricht / wenn er ſich mit andern ſtuͤrtzt in’s Meer. Wo aber ſucht ſie Hilff aus dieſer Grufft hier her?

45.
Cleopatr.

Einfaͤlt’ge! wageſtu dich den Anton zu toͤdten / Den blancken Reben-Safft mit Gifftezuberoͤthen? Wollſtu dich Stahl und Dolch zu brauchen unterſteh’n? Nein / Charmium / nein nein! man muß behuttſam gehn. Dis iſt ein kluͤger Rath: du weiſt / verlibter Leben50. Pflegt mehr in frembder Seel / als in ſich ſelbſt zu ſchweben / Auch weiſtu: daß / da nur di Lib iſt ungeſchminckt / Di Bruſt des Piramus in Thysbens Spitze ſinckt: So auch / da wir uns hier ein falſches Grabmal bauen / Traun wir uns den Anton ſelbſt-haͤndig todt zu ſchauen:55. Wir trau’n uns kuͤhnlich zu durch unfer Lilgen-Bruſt / Durch den benelckten Mund zu zwingen den Auguſt.

Charm.

Jhr Goͤtter! koͤnt ihr wol ſo heiſſen Brand ent - zuͤnden / Den ein verſchmitztes Weib nicht wiſſe zuverbinden?

Cleop.

Wol au! du kanſt hierbey uns gleichfals huͤlfbar ſein;60. Geh / Libſte / laß ein Theil deß Frauen-Zimmers ein. Diß Schau-Spiel muß in ſich was mehr Perſonen ſchluͤſſen. Sonſt wirſtu dich ſchon auch nach noth zuſtellen wiſſen. Nebſt dieſem laß ich dir alleine dis zu thun: Daß / wenn mein ſchlaffend Leib wird als entſeelet ruh’n /65. Anton den falſchen Todt als wahrhafft ſtracks erfahre; Geh hin! dein und mein Heil waͤchſt auß der Todten-Baare.

Cleopatra. Charmium. Iras. Cyllenie und andere der Cleopatra Frauen - Zimmer.
Cleopatr.

Auf auf! Cleopatra / ermunter Witz und Sinn! Auf! ſegel in di See mit ſchwartzen Flacken hin! Willkommen edle Schaar / ihr Schweſtern unſers Gluͤckes /70. Kom̃t / wuͤrdig’t noch einmal mich eures letzten blickes;Kom̃tCLEOPATRA. Kom̃t druͤckt mir ſterbenden di Starren Augen zu! Wein’t ihr? mißgoͤnnt mir nicht di ſuͤſſe Todten-Ruh.

Iras.

Wil ihre Majeſtaͤt uns ſo verweiſet laſſen? Sol diſer zarte Leib in friſcher Bluͤth erblaſſen? 75.Sol diſer Adern Kwaͤll / der Glider Helffen-Bein / Der Lippen ihr Rubin der Schlangen Speiſe ſein? Sol ihrer Bruͤſte Milch di faulen Wuͤrmer ſaͤugen? Solln diſe Sonnen Molch und gruͤne Nattern zeugen? Der Himmel laſſe nicht ſo herben Schmertz uns ſchaun!

80.
Cleopatr.

Ja / Schweſtern / ja! kom̃t / helft mir Sarch und Baare baun.

Cyllen.

Wil ſt / Princeſſin / ſelbſt ſich auf ihr Grabmal heben?

Cleopatr.

Pflaͤg’t nicht der Seiden-Wurm ihm ſelbſt ſein Grab zu weben? Der kluge Schwan ſingt ſelbſt behertzt ſein Sterbe-Lied. Jhr ruͤhmet: daß an mir Geſtalt und Alter bluͤht;85. Di Schoͤnheit iſt ein Rauch / di Jugend iſt ein Schatten. Eh als di Knoſpen uns ſind kommen recht zu ſtatten / Friſt ſchon der Zeiten-Wurm di welcke Blume weg. Wiviel gibts Weſpen nicht / di theil’s uns Schand und Fleck Auf unſre Lilgen ſchmirn / theils unſre Suͤſſigkeiten90. Durch ihr vergaͤltes Maul zu Giffte zu bereiten: Den ausgeſaugten Safft in garſtig Eyter lehrn; Mit unſrer Libes-Milch nur ihre Wolluſt nehrn. Du weiſt es / Charmium / worauf mein Eifer zihlet. Hat Julius nicht nur mit uns di Brunſt gekuͤhlet? 95.Der Keuſchheit Purper bluͤth entfaͤrbt mit ſchnoͤder Luſt? Dis / libſte Schweſtern / nag’t noch itzo Marck und Bruſt. Geht euer abſehn denn auf meinen Stand und Wuͤrde? Mein itzig Beiſpiel lehrt: der Stand ſei Laſt und Buͤrde; Daß keine Diſtel ſo wi Seid und Purper ſtech’s100. Und daß ein Zepter eh als ſchwirrend Glaß zerbrech. Als ich den erſten blick des Tages kaum empfangen / Hat mich das Elend ſchon an ſeine Bruſt gehangen; Mir minder Mutter-Milch als Wermuth eingefloͤß’t. Eh als durchs lallen mix di Zunge ward geloͤßt /muſtCLEOPATRA. 105.Muſt ich der Eltern Todt des Brudern Haß empfinden Und / was ſich Drachen nicht auf Drachen unterwinden / Mein Kriſtallinen Glas mit Giffte ſchaun befleckt / Seh’n auf der Schweſter Hals das grimme Schwerd entdeck’t. Jſt auch gleich ein Anton mir einig Licht erſchinen:110. Di Hochzeit Fackel muß oft auch zu Grabe dinen. Der Krocodil beweint deu den er freſſen wil / Und di Sirene regt beim Strudel Seiten-ſpiel: So lib-koſt auch das Gluͤck uns / wenn’s wil vergraben. Behertzigt / was wir nicht zeither erlitten haben /115. Seit uns bey Actium Geluͤck und Sieg verließ / Und unſer Koͤnigreichin frembde Banden ſtieß. Mein Athem-loſer Geiſt mein abgemergelt Hertze Faͤll’t nun ohnmaͤchtig hin / und iſt ſo herbem Schmertze / Nicht maͤchtig zu beſtehn. Dis Leben iſt nicht wehrt:120. Daß es di Seele ſtets mit Thraͤnen-Saltze naͤhr’t. Dis fehlt mir ja nur noch / von ſeinem Zucker-Thaue: Daß ich di Kinder nicht der Roͤmer-Sklaven ſchaue; Nein! dis zu ſchaun bin ich zu edel vom Gebluͤtt An Tugend viel zu groß / zu Hertzhafft im Gemuͤtt. 125.Entſchleuß dich / hoher Geiſt / wi du dir vorgenommen / Durch den behertzten Tod den Faͤſſeln vorzukommen[;]Vollbring es hoher Geiſt! Ein ruͤhmlich Todt iſt mehr / Als tauſe[nd]Jahre wehrt. Gebt / Libſte / nicht ſo ſehr Di Kleinmuth an den Tag-Laßt Thraͤn und Seufzer ſchwin - den.

130.
Iras.

Ach! Koͤnigin / wer kan den Trieb der Libe binden?

Cleop.

Wo Furcht und Wehmuth herrſcht / da iſt di Libe blind.

Cyllen.

So ſchlaͤgt ſie Reich und Mann und Kinder in den Wind?

Cleopatr.

Reich / Mann und Kinder ſein der Goͤtter Schutz ergeben.

Cyll.

Sie werden ohne ſie verweiſ’t und huͤlf-loß leben / (ſtuͤtzt.

135.
Cleopatr.

Der ligt ſchon in der Grufft / der ſich auf Menſchen

Cyll.

Der umbgefallne Baum lehrt was ſein Schatten nuͤtzt.

DSetztCLEOPATRA.
Cleopatr.

Setzt mir nicht ferner zu mit den unfruchtbarn Thraͤnen! Helfft mir vielmehr den Weg in diſen Garten Baͤhnen / Da ich mein Leben kan der Nachwelt pfropfen ein. 140.Knuͤpf’t in mein trauſes Haar di Diamanten ein / Bekraͤntzt mein Him̃liſch Haupt mit Roſen und Narziſſen / Laſt meinen nackten Hals di Muſchel-Toͤchter kuͤſſen / Den Armen legt Schmaragd den Achſeln Purper an / Bebluͤmt den hohen Sarch mit Klee und Tulipan /145. Huͤll’t auf das Leichentuch von Karmeſinen Sam̃et; Macht: daß der Ampeln Gold mit Jerſchons Balſam flam - met. Streut Weyrauch auf di Glutt / und Feilgen umb di Baar / Eylt / flechtet Roßmarin und Eppich umb’s Altar / Beraͤuchert / fuͤllt den Sarch mit Aloen und Mirrhen:150. Bringt Biſam in Rubin / Zibeth in Gold-Geſchirren / Verſoͤhnt durch Opffer-Blutt di blaſſen Geiſter mir. Wolan! iſt alles recht? iſt / was ich wuͤnſch / allhter? So kom̃ O ſuͤſſer Todt / O libſtes Wolgefallen! Kom̃t und erquicket mich vergiftete Kriſtallen! 155.Jch kuͤſſe Gifft und Glas!

Charm.

Hilf Himmel! haltet an!

Cleop.

Laß mich!

Iras.

Princeſſin halt!

Cleopatr.

Zaͤhm’t / euren thoͤrchteu Wahn!

Cyll.

Princeſſin / denckt zu ruͤck.

Cleop.

Umbſonſt! ihr wehr’t vergebens.

Charm.

Ach Gott! was ſehen wir?

Cleopatr.

O Nectar unſers Lebens! O Labſal unſrer Seel! O zucker-ſuͤſſes Gifft! Wol diſem! der durch dich ſo truͤber Noth entſchifft! Der in dem Todten-Bild ſem einigs Heil vermummet! 160.Wol diſem!

Charm.

Si er blaſt.

Iras.

Prinzeſſin!

Charm.

Sie verſtummet.

Cyll.

Si roͤchelt!

Charm.

Si erſtirbt.

Iras.

Prinzeß be - ſinnt euch doch!

Cyll.

Reiſſ’t ihr di Kleider auf!

Iras.

fuͤhlt / ſchlaͤgt der Pulß ihr noch:

Princeſſin!CLEOPATRA.
165.
Cyll.

Princeſſin!

Charm.

Si iſt hin! di Augen ſind gebro - chen!

Iras.

Man fuͤhlt di Seele noch im engen Hertzen kochen.

Cyll.

Di Bruſt iſt noch nicht kalt / bringt Eſſig / Rarden Wein!

Charm.

Weckt / thoͤrchte / Todten auf!

Iras.

O Jammer reiche-Pein! Jſt Geiſt und Athem hin?

Charm.

Si iſt / ſi iſt verblichen.

170.
Cyllen.

Di Himmel-hohe Seel iſt aus der Welt entwichen!

Iras.

Jch bebe voller Furcht / der Angſt-Schweiß bricht mir aus!

Cyllen.

Beſtuͤrtztes Vaterland! in Grund geſtuͤrtztes Haus!

Iras.

Ach Gott! wer wird den Fall dem Fuͤrſten offenbaren?

Charm.

Der Fuͤrſte muß den Todt aufs minſte doch erfahren.

175.
Iras.

Jch mag ſo herber Poſt nicht erſter Bothe ſein.

Charm.

Cyllenie / geht rufſt wen von Trabanten ein.

Iras.

Jhr Goͤtter! hab’t ihr denn Egyptens gar vergaͤſſen / Und unſer; denen man wird diſen Fall zu maͤſſen? Kan keine truͤbe Wolck uns hier vorbey nicht gehn? 180.Muß Ptolomæus Stul Fall uͤber Fall ausſtehn? Wer wird Cleopatren ſatt zu bejammern wiſſen? Laß mich nur noch einmal zu gutter letzte kuͤſſen / Entſeelte Koͤnigin! nun Goͤttin! diſen Mund / Durch deſſen libreitz ſelbſt di Goͤtter worden wund.

Eteocles. Etliche andere des Antonius Trabanten. Charmium. Iras. Celle - nie, und das andre Frauen Zimmer.
185.
Eteocl.

Welch Blitz ruͤhrt meinen Kopf? wo bin ich hings - leitet? Wem hat man Sarch und Grufft und Grahmal zubereitet? Wi? bin ich bei Vernunfft? traͤumt mir? bin ich bei Sinn? Jſt dis Egypten Land’s erblaſte Koͤnigin?

D 2AchCLEOPATRA.
Charm.

Ach Leider! ja ſi iſts! di Pallas unſrer Jahre /190. Das Wunder der Natur ligt auf der Todten-Baare. Di Sonne diſes Reichs verſanck ins todte Meet.

Iteocl.

Ach Goͤtter! ach! wo ruͤhrt ſo ſchwerer Unfall her?

Iras.

Sie hat durch Gift ihr ſelbſt das Lebens-Garn ver - ſchnitten.

Eteocl.

Hilf Himmel! kontet ihr ſolch Ungluͤck nicht ver - huͤtten /

195.
Charm.

Wer darf den Koͤnigen Geſaͤtze mahlen vor?

Eteocl.

Auch diſe geben oft dem Rath ein offen Ohr.

Iras.

Wir ſuchten / doch umbſonſt das Gifft ihr auszuwinden.

Etheocl.

Di Ausflucht kan euch nicht von Schuld und Straff entbinden /

Charm.

Was das Verhaͤngnuͤs ſchleuſt ruht nicht in unſer Macht.

200.
Etheocl.

Was mein’t ihr? daß ſi hab auf diſen Schluß ge - bracht?

Charm.

Nicht’s / wi ſi vorgab ſonſt als ihr Verdruß zu leben! Als di beſtuͤrtzte Zeit di taͤglich’s ach umbgeben / Und di von dem Auguſt andreuende Gefahr.

Etheocl.

Wi? daß ihr groſſer Muthitzt erſt ſo zaghaft war?

205.
Charm.

Ein Schiff / wi ſteif es iſt / laͤßt di erboſten Wellen Nach unerlaſtem Sturm ſich endlich doch zerſchellen.

Etheocl.

Weh dem / der oft das Schiff verwahrloſt ohne Noth! Jch eile dem Anton den jammer-reichen Todt / Der groſſen Koͤnigin umbſtaͤndlich| zuerzaͤhlen. 210.Jn deß lafſ’t dennoch nichts an Fleiß und Mitteln fehlen / Schaff’t koſtbar Zimmet-Oel und traͤfftig Waſſer her / Beſtreichet Schlaͤff und Pulß: ſchaut / ob ihr ungefaͤhr / Den kalt-erſtarrten Leib mit reiben moͤg’t erquicken.

Iras.

Der Himmel wolle mehr uns Huͤlff als Hofnung ſchicken.

DerCLEOPATRA.
Der Schauplatz verwandelt ſich in des An - tonius geheimes Zimmer. Des Antigonus, und Artabazes Geiſt. Antonius. auf einem Bette ſchlaffend. Eras, gleichfals zu ſeinen Fuͤſſen.
Antig.

Geiſt. Di Erde bricht / der Abgrund reiſſ’t entzwei /215. Di Rachche traͤgt mich aus der Nacht der Hoͤllen / Wo di mit Mord und Blutt beſpruͤtzte Seelen / Sich laben durch ihr Angſt-Geſchrey. Du Moͤrder / den ſtets Mord und Brand geluͤſtet! 220.Schau an mein Schatten-Bild / den Nebel meiner Fauſt / Mit Flam̃ und Fackel außgeruͤſtet. Dis Pech / di Glutt / fuͤr der dir grauſt / Sind deines Untergang’s ergrim̃te Blutt-Cometen; Di deines Hertzens ſchwartze Nacht /225. Mit debend-banger Furcht und ſtetem ach erroͤthen. Dein Gewiſſens-Wurm erwach’t / Und mein beſchimpftes Bild gibt einen Spigel dir / Darinnen du kauſt deine Laſter ſchauen. Fuͤr denen dir itzt ſelbſt muß grauen. 230.Schau an erhitzter Loͤw / erboſtes Tigerthier / Wi du den geweihten Zepter Henckers-Hand zerbrechen lieſſeſt / Und mit knecht’ſchen Peitſch und Rutten der geſalbten Leib zerriſſeſt Wi du mein gekroͤntes Haupt Sklaven machteſt unterthan / Und an ein verdam̃tes Holtz nagelteſt di Glider an. 235.Erzitterſtu du wildes Unthier ſo / Fuͤr deines ermordeten Koͤniges Schatten? Dis kommet / Tirannen / euch billich zu ſtatten; Daß euch ein Eſpen-Laub / ein Rauch / ein raſchelnd Stroh / Ja blinde Fantaſi / ein irrend Licht erſchrecket /240. Und mit blutt-roten Purper-Farben / Euch abmahlt di Gewiſſens Rarben! D 3DaßCLEOPATRA. Daß ihr di Natter ſelbſt in eurem Buſem hecket Di euch beiſt / ſticht und necket. Ja! nicht nur ſchreckt / euch auch wol zwinget:245. Daß ihm ein Blutt-Hund ſelbſt verzagt ſein Licht außlaͤſcht / Und ſein ergrim̃te Klau im eignen Blutte waͤſch’t. Jn dem es ihm noch nicht ſo gutt gelinget: Daß ihn ein frembder Dolch ja nicht ſein Knecht umbbringet. Jedoch! ſchau her! ich wil dir gnaͤdig ſein /250. Und dir den Dinſt nochthun / den Sklaven dir verſagen / Di doch fuͤr deine Bruſt Schild / Helm / und Harmſch tragen / Zu ſaͤncken dir dis Schwerd in Brunn der Adern ein; Jn dem du Dolch wirſt lernen muͤſſen / Wo nicht zuvor ſchon wiſſen255. Daß der Tirannen Sarch und Mantel ſtets ſei roth: Jhr bluttig Ende fei keinmal ein trocken Todt: Und / daß ſie aufs Buſiris Mort-Altaren / Zur gelben Zeres ſchwartzem Eydam fahren.

Artabaz.

Geiſt. Halt halt! verzih! halt Stahl und Stoß zu ruͤcke! 260.Der Blutt-Hund iſt nicht frembder Schwerdter wehrt: Recht iſts: daß der durch eigne Fauſt erſticke / Der ſich von Schweiß und andrer Blutte nehr’t.

Antig.

Geiſt. Erſchrecklicher Palaſt / da ſo viel Geiſter irren! Da ſo viel Zimmer nichts als Todten-Gruͤffte ſein! 265.Welch neu Geſpenſte dringt ſich durch di Pfoſten ein? Was hoͤr ich umb den Leib fuͤr guͤldne Ketten ſchwirren? Sein Haupt bekroͤnet Gold / di Fuͤſſe tragen Stahl Und ſein entbloͤß’ter Hals ein bluttig Wunden-Mahl.

Artabaz.

Geiſt. Das Haupt Armeniens hat difem Moͤrder muͤſſen /270. Auch Fuͤß und Buͤgel kuͤſſen. Der Raͤuber ſamlete den Schweiß der Voͤlcker ein / Daß er durch meiner koſtbahr’n Faͤſſel Zihrde / Bezeugte ſeine Mord-begihrde / Nebſt der meiſt ein Tirann verſchwaͤndriſch pflegt ſein;BißCLEOPATRA. 275.Biß endlich er von Brunſt und raſend-blinden liben / Ward durch ein wuͤttend Weib getriben: Daß er doch ohne Schuld mir einen Blutt-Spruch ſchrieb / Krafft deſſen mir / das Beil den Kopf abhieb. Jedoch du Wuͤtterich / den Drach und Molch geſaͤuget /280. Der du den Purper haſt durch ſo viel Blutt befleck’t / Der doch fuͤr Stab und Stahl di Erdens-Goͤtter deckt Haſt dir nur Glutt ins Haus / Wuͤrm in di Bruſt gezeuget / Und dein Blutt-fettes Schwerd gewetzt / Das dein verzweifelnd Arm dir ſelbſt ans Hertze ſetz’t. 285.Auch trifft der Donner nicht nur dich; Di Schlangen werden der auch Gifft und Geiſt ausſaugen / Di als ein Baſiliſk aus den entflam̃ten Augen Spruͤtz’t eitel Mord und Tod umb ſich. Du zaubernde Medea diſer Zeit /290. Egyptens Helena / zwar durch dein lodernd Kleid / Durch dein gebiſamt Gift faͤllt der in moͤrdriſch raſen / Der dich als ſeinen Abgott ehrt; Jedoch ſi / di dis Fener aufgeblaſen / Erſtick’t auch in dem Rauch und wird nebſt ihm verſehr’t. 295.Er wache grimmer Fuͤrſt / weil du dir durch di Bruſt / Wi das Verhaͤngnuͤs heiſt / dis Schwerd hir treiben muſt!

Antigon.

&) Wache Tiranne! denn Donner und Rache /

Artab.

) Krachet / erwache! Verraͤthe / erwache!

Antonius. Eros. Trabanten. Eteocles.
Anton.

Auf / Eros! Diner auf! es iſt nicht ſchlaffens Zeit /300. Nun auch der Abgrund ſelbſt auf uns ſein Feuerſpei’t! Auf! auf! Mord / Gift und Brand iſt embſig uns zu toͤdten! Auf! laſt der Ampeln Glas durch brennend Oel erroͤthen! Auf Eros! iſt kein Menſch der umb den Fuͤrſten wacht?

Eros.

Ach! leb ich? bin ich todt? wer ſtoͤhrt di ſchwartze Nacht /305. Mit Flam̃en / Glutt und Licht? Anton. Auf! auf! Feind! Feind! Trabanten. Trabanten! ſeit ihr taub? was fuͤr Veraͤchtee ranutenD 4DurchCLEOPATRA. Durch Pfort und Wachten weg?

Trab.

Wir ſind von Schrecken kalt!

Anton.

Bringt Fackeln! ſuchet durch!

Esos.

Hilf Gott! wer braucht Gewalt?

1. Trab.

Wir Zittern voller Furcht!

Anton.

Jſt Burg und Schloß verſehret?

310.
2. Trab.

Wir haben nichts geſeh’n / ach! aber viel gehoͤret!

Eras.

Welch Blitz umbſchuͤttet mich!

Anton.

Weiß denn kein Menſch nicht rath? Er oͤfnet / was fuͤr Furcht euch uͤberfallen hat?

3. Trab.

Das Haar ſteh’t uns zu Berg / uns beben alle Glider. Des Fuͤrſten Stimme gab uns di Vernunfft kaum wider;315. Solch ein erſchrecklich Knall erſchuͤtterte den Saal.

Eros.

Ach Himmel! ach! mich traf ein grimmer Donnerſtral!

Anton.

Entdeck es / was dn haſt erſchrecklichs vorzubringen.

Eros.

Herr / ich ſah ins Gemach zwei grimme Geiſter dringen / Geruͤſtet in der Hand mit Schweſel / Pech und Schwerdt320. Di Glutt ward dir aufs Haupt / der Stahl aufs Hertz gekehrt!

Anton.

Ach Himmel! ach wir ſind / |wir ſind wir ſind verloh - ren! Es hat kein falſcher Traum dis Schrecken uns gebohren! Ach Himmel! wir ſind hin!

Eros.

Fuͤrſt / da ichs glauben darf / Ligt hir der Dolch / den das Geſpaͤnſt an Boden warf.

325.
Anton.

Es iſt mein eigen Dolch / hir ſteckt di leere Scheide. Hengt denn der Fuͤrſten Fall nur an ſo dinner Seide! Trabanten tretet ab! O hellen-ſchwartze Nacht! Jn der mehr Furcht umb uns als unſre Sklaven wacht! Beſtuͤrtzte Seelen-Angſt! durchaus-vergaͤltes Leben! 330.Muß denn der Sorgen-Wurm ſtets an den Cedern kleben! Kan denn kein Purper-Kleid nicht ohne Blutte ſein / Und niſten in Scharlat nur fette Schlangen ein? Muß Angſt und Aegel ſtets an Fuͤrſten-Adern nagen? Muß den der Blitz allzeit nur in Palaͤſte ſchlagen? UndCLEOPATRA. 335.Und bleibt di Schaͤffer-Huͤtt im Sturmwind unverſehrt? Wi? daß der blinde Menſch dis fleucht und jenes ehrt? Jhr Parzen / di ihr uns den Lebens-Fadem ſpinnet / Wi kom̃ts: daß einem Gold von eurem Rocken rinnet? Daß ihr dem Silber dreb’t / dem andern Stal und Blei? 340.Dem reiſt di Spille bald dem andern ſpaͤt entzwei. Jhr Parzen / wie daß ihr das Gold der erſten Jabre / Mir itzt in Ertzt verkehr’t / und mir di Todten-Baare / Mit ſo viel Jammer ſchwaͤrtzt? ſucht ihr ſo ſehr mein Grab? So ſchneidet mir nur bald den Drat des Lebens ab /345. Eh iede Spanne ſol ein friſches Leid einſchlingen.

Eteocl.

Ach Fuͤrſt! ach doͤrſt ich doch di rauhe Poſt nicht dringen!

Anton.

Was iſt’s

Eteocl.

Cleopatra

Ant.

Was iſts? ver - ſchweig es nicht.

Eteocl.

Di groſſe Fuͤrſtin hat durch Gift ſich hin gericht.

Aoton.

Cleopatra durch Gift?

Eteocl.

So iſts / wi ich er - zehle.

350.
Anton.

Laͤſcht das Verhaͤngnuͤß denn di Ungluͤcks-Glutt mit Oele? Armſeeliger Anton! unheilbar Hertzen. Riß! Armſeeliger Anton! iſt / was du ſagſt / gewis /

Eteocl.

Ach Fuͤrſt / ich habe ſelbſt an der erblaſten Leichen / Den Todten-Schweiß geſeh’n; es war kein Lebens-Zeichen /355. Mehr an dem Pulſe dar. Di Bruͤſte wahren Eiß / Der Adern Tuͤrckis Schnee / di Mund-Korallen weis. Darzu ſo liß ſie ſelbſt auch durch ihr Sterben ſchauen: Daß ſie Cleopatra ein Fenix edler Frauen / Di ander Jſis ſei / in dem ſie ſelber ihr /360. Aus Gold und koſtbar’m Ertz aus Jaſpis und Porfier / Ein Grabmal hat gebaut / und zwar den Geiſt verlohren / Doch ein unſterblich Lob ihr ſterbende gebohren.

Anton.

Jhr leichten Goͤtter ihr / di kein Erbarmnuͤß regt / Wi daß der Blitz ſo ſtets auf eine ſtelle ſchlaͤgt? 365.Muß unſer Hafen uns / nun auch zum Wirbel werden? Ungluͤcklicher Anton! verlaſſenſter auf Erden! D vNunCLEOPATRA. Nun muß dein Lebens-Schiff ſchnur-ſtracks zu grunde gehen / Nun auch dein Ancker nicht hat koͤnnen feſte ſtehn. Cleopatra mein Licht! Cleopatra mein Leben! 370.Du Seele meiner Seel! umb deinen Schatten ſchweben / Di Lebens-Gelſter ſchon / di mich di heiſſe Noth / Dir aufzuopffern zwingt / kom̃ angenehmer Todt Erwuͤnſchter Jammer-Port! ich ſuche dein Geſtade; Wer deine Kuͤſten kuͤſt / der ſeegelt recht gerade /375. Den Gluͤckes-Jnſeln zu. Cleopatra mein Licht! Ach! ich erblicke ſchon dein ſternend Angeſicht! Schaut ihren neuen Stern in den Saffirnen Zimmern / Und den verklaͤrten Geiſt umb diſe Pfeſten ſchimmern; Hoͤrt! wi di Turteltaub umb ihren Buhlen girrt380. Der in der Sterbligkeit ein - oͤder Wuͤſten irrt. Schaut / wi ihr Goͤttlich Haupt mit Ariadnens Kraͤntzen / Schaut / wi di Augen ihr als Ledens Kinder glaͤntzen; Schaut / wi ihr Roſen-Mund gleich einer Sonne ſpielt / Di ſteter Athems-Weſt mit feuchtem Balſam kuͤhlt! 385.Schaut wie di Marmel-Bruſt ſich mit Rubinen ſpitzet / Wi di gewoͤlbte Schooß wol-richend Am bra ſchwitzet / Wi noch di Libes-Flam̃ aus Hertz und Adern quillt Und unſer ſchatticht nichts mit guͤldnem Licht umbhuͤllt! Schaut ihrs? Hir ſteht ſi ja. Si reich’t uns Arm und Haͤnde /390. Si kuͤßt / ſi armet uns. Cleopatra / nein wende Dein Antlitz nicht hinweg! neiu / bin ich doch bereit / Der morſchen Sterbligkeiſt meiſt ſchon vermodert Kleid Dem Coͤrper abzuzihn. Nicht ſcheue meinem Schatten / Den Himmel-hohen Geiſt der Seele zu zu gatten! 395.Schau doch! ich atheme mehr in dir als in mir / Kom̃ Schwerdt! kom̃ ſuͤſſer Todt! vermaͤhle mich mit ihr. Weg Thron! weg Zepter weg! dein kaum erſchwitztes prangen / Jſt wi ein Regenbog in ſchlechte Flutt zergangen. | Jch mag mit deiner Luſt nicht mehr gebuͤrdet ſein /400. Nun keine Venus ſie mit Libe zuckert ein; Nun gutte Nacht! der ſtirbt den Gluͤck und Himmel haſſen. Jhr Knechte / ſeit hirmit vollkommen freigelaſſen;DaßCLEOPATRA. Daß ja mein Todt gedeih irdwedem zu gewinſt: Du Eros thu uns nur noch dieſen treuen Dinſt /405. Stoß den geweyhten Dolch in deines Herren Hertze. Nicht fuͤrchte dich / ſtoß zu! wi? gibſtu weibſchem Schmertze / Gibſtu der Wehmuth nach? ſtoß / Eros / ſtoß ſtoß zu! Verweiger diſem nicht / der gerne ſtirbt / di Ruh. Stoß her! di Bruſt iſt blos. Wilſtu dem / der dein Leben410. Dir ſtuͤndlich nehmen kan / Dolch / Stoß und Todt nicht geben?

Eros.

Herr / kan ſein Vorſatz denn gar nicht geendert ſein?

Anton.

Schweig! Sklaven ſollen nicht den Herren reden ein.

Eros.

Doch fuͤr der Herren Heil Geiſt Seel und Leben wagen.

Anton.

Wi denn / vollbringſtu nicht / was wir dir aufgetragen.

415.
Eros.

Des Herren Knecht traͤgt Stahl fuͤr ihn / nicht wider ihn.

Anton.

Es iſt nicht wider uns / dis was man wil / vollzihn.

Eros.

Kein Knecht darf ſeine Fauſt mit edlem Blutte faͤrben /

Anton.

Der toͤdtet / der nicht den der ſter ben wil / laͤſt ſterben.

420.
Eros.

O Himmel-hoher Geiſt! O Sternen-wehrter Held! Wol an! mein Segel wird ſo / wi du heiſt / geſtellt! Wol an! kom̃ edler Stahl vollbringe das Beginnen Durch das ein Sklave noch kan eingen Ruhm gewinnen. Rom ruͤhmt di Knechte noch / di in der Herren Glutt /425. Den freien Leib geſtuͤrtz’t und durch verſpritztes Blutt / Di Holtz-Stoͤß angefaͤrbt. Eh ich der That ſol leihen / Di viel zu treue Fauſt wil ich den Dolch entweihen / Jn meiner eignen Bruſt. Schau Held der Stahl dringt ein! Ein Knecht ſol / wenn der Herr ſtirb’t / nicht bei Leben ſein!

430.
Anton.

O mehr als edler Knecht! dein tugendhaft Gemuͤtte Sticht tauſend Roͤmer weg / und lehrt: daß das Gebluͤtte; Daß das Gefaͤngnuͤs auch nicht wahre Sklaven macht. Entroͤthe dich Anton! daß Eros dis vollbracht / Was dich erſt lehren muß ihm ruͤhmlich nachzuſterben. Auf! ruͤſte dich Anton! auch diſen Dolch zufaͤrben /435. An dem das friſche Blutt des edlen Sklaven klebt. Stoß ein! wer ruͤhmlich ſtirbt der hat genung gelebt.

Antonius. CLEOPATRA.
Antonius. Eteocles. Dercetæus. Dio - medes. Etliche trabanten.
Eteocl.

Jhr grimmen Goͤtter ihr / iſt dis das Grundgeſaͤtze: Daß hoher Fuͤrſten Blutt ſtets kaltes Eiſen naͤtze! Daß Sonnen heller Glantz meiſt waͤßricht untergeb440. Und hoher Thuͤrme Ruhm ſtets anf dem Falle ſteh|!

Dercetæus.

Es iſt nicht weinens Zeit wenn Thau und Ancker ſincket! Man muß| wenn in der Flutt der Steuer Mann ertrincket / Umb Schutz-Herrn ſinnen fuͤr / umb Huͤlffe ſich bemuͤhn. Laßt uns den ſcharffen Dolch aus Bruſt und Wunde zihn /445. Und durch dis Opffer uns den grimmen Feind verſoͤhnen. Man folgt dem Strome nach der nicht iſt abzulehnen. Jſt dis der Dolch? der ſich mit deſſen Blutte netz’t / Auf welchen Rom umbſonſt viel tauſend hat gewetzt.

Diomed.

Erwuͤnſchte Poſt! es iſt Cleopatra bei leben! 450.Laſt mir den Fuͤrſten doch alsbald Gehoͤre geben.

Etheocl.

Gehoͤre / Diomed / Gehoͤr und Sinn iſt hin.

Diomed.

Glaubt ſicher / glaub’t es lebt Egyptens Koͤnigin.

Etheocl.

Si mag ja / aber er nichts von Gehoͤre wiſſen.

Diomed.

Wolt ihr der Freuden-Poſt des Fuͤrſten Ohr ver - ſchliſſen?

455.
Etheocl.

Schauſtu nicht / daß der Todt den Fuͤrſten dir ver - ſchleuſt?

Diomed.

Ach Jammer! welche Wolck iſt / di dis Leid aus - geuſt?

Etheocl.

Er ſelbſt als er den Todt Cleopatrens vernom̃en / Jſt durch Verzweifelung auf diſen Jrrthum kommen.

Diomed.

Verruͤcktes Trauerſpiel! O grimmer Parzen Schluß! 460.Ach! daß der groſſe Fuͤrſt ſo bluttig fallen muß! | Wi aber? iſt niemand der nach der Wunde fuͤhlet? Der Narden auf ihn wag’t / und ihn durch Eßig kuͤhlet? Stock-blinde! ſchaffet Wein und Wunden-Balſam her. Wi? iſt dis Zim mer itzt von eitel Biſam leer /DaßCLEOPATRA. 465.Daß ſonſten voll Zibeth und voller Ambra ſchwimmet? Eilt / bringt Schlag-Balſam / Wein / zerbeitzte Perlen / Zim̃et / Granat-Korallen-Safft / waſcht ihm di Wunden aus. Beſtreichet Schlaͤff und Pulß: es hopff’t nach Hertz und Mauß;

Etheocl.

Er athmet / er bewegt di was erwaͤrmten Glider.

470.
Diomed.

Er ruͤhrt den Matten Mund.

Anton.

Wer gibt deu Geiſt mir wider?

Diomed.

Mein Fuͤrſt! er ſchoͤpfle Luft: Cleopatra lebt noch /

Anton.

Cleopatra?

Diomed.

So iſt’s.

Anton.

Spart fal - ſche Troͤſtung doch.

Diomed.

Jch wuͤnſche mir den Todt da ſi nicht noch wird leben. (geben?

Anton.

Wer hat durch falſche Poſt uns denn den Todt ge -

475.
Diomed.

Herr / zwar di Fuͤrſtin lag durchs Gifft gleich als ſchon todt: Nach dehm man aber ihr bei ſo beſtuͤrtzter Noth / Durch ſtarcken Mithridat und kraͤftiges Gewaͤſſer / Als bald zu huͤlffe kam / ward der Prinzeſſin beſſer / Und ſt erholet ſich von Schwachheit allgemach.

480.
Anton.

O ſuͤſſe Freuden-Poſt! ihr Goͤtter gebet nach: Daß ich noch einmal nur / eh ich di Augen ſchluͤſſe / Cleopatren mein Licht / ſi meine Sonne kuͤſſe. Gewehrt / ihr Goͤtter / nur noch diſe bitte mir! Trabanten traget uns unſaͤumbar hin zu ihr.

Der Schauplatz ſtellet abermals fuͤr di Koͤnigliche Todten-Grufft. Cleopatra. Charmium. Iras. Cyllenie. Das Frauen-Zimmer. Anton. di Trabanten.
485.
Cleopatr.

Wird uns nun auch der Weg zu Gifft und Grufft verſchnitten? Muß das Verhaͤngnuͤß denn noch auf mich todte wuͤtten. NuCLEOPATRA. Nu euer Vorwitz uns ſchier dreimal ſterben heiſt / Weil ſchon zum andern mal mein einverlibter Geiſt / Jm ſterbenden Anton des Todes Schatten kuͤſſet. 490.Geht / weil ihr doch kein Heil fuͤr meine Wunde wiſſet / Geht eilt dem Fuͤrſten nur mit Staͤrckungs-Saͤſten zu: Mir bring’t nur Gift: daß mans in mein Getraͤncke thu Ein Sklave mag den Kopf in Feſſeln ihm zerdruͤcken; Und ihr duͤrft mir den Todt den Port der Noth verſtruͤcken?

495.
Iras.

Man traͤgt / Prinzeſſin / gleich den Fuͤrſten zu ihr her.

Cleop.

Sind alle Wolcken denn itzt alles Blitzes leer? Sind keine Scillen nicht in diſer See zufinden? Und kan kein Dolch kein Gift des Lebens mich entbinden? O Himmel! daß dis Leid wir nimals doͤrffen ſchaun;500. Hieß unſre bange Furcht uns dis Begraͤbnuͤs baun? Ach! aber was uns hat den Anblick ſoll’n verhuͤtten / Dis hat di tiefſte Wund ihm in das Hertz geſchnitten! Ach Gott! ſi bringen ihn! mein Fuͤrſt / mein Haupt / mein Licht! Lebt er / erblickt er uns? beſinnet er ſich nicht? 505.Welch Sturmwind ſchmettert uus auf diſe Schifbruchs Klippen / Er athmet / er blickt auf / er ruͤhrt di blaſſen Lippen / Das Wort erſtirbt im Mund / es bricht der Angſtſchweiß fuͤr.

Anton.

Mein Schatz!

Cleop.

Mein Fuͤrſt?

Ant.

Mein Licht!

Cleop.

Mein Haupt?

Ant.

Si druͤcke mir / Di ſtarren Augen zu / nun ſi mein Geiſt geſegnet. 510.Wenn diſer letzte Troſt noch meiner Angſt begegnet: Daß ihre Schoß mir kan mein Sterbe-Kuͤſſen ſein / So ſchift Anton mit Luſt in Todt und Hafen ein.

Cleopatr.

Ach! ſol Cleopatra deß Fuͤrſten Tod erleben? Sol der geſalbte Leib ihm eine Baar abgeben? 515.Jhr Goͤtter gebet nicht ſo herben Unfall zu! Gift / Dolch / und Meſſer her!

Anton.

Si gebe ſich zu ruh. Si weiger uns mein Schatz nicht unſer letztes bitten.

Cleopatr.

Kan keine Schlange mehr kein toͤdtlich Gift aus - bruͤtten? LebtCLEOPATRA. Lebt mehr kein Scorpion der uns entſeelen kan? 520.Eilt / macht Kriſtſtall und Wein mit giftgern Molchen an.

Anton.

Wil ſi durch neuen Schmertz mich todten zweifach toͤdten?

Cleop.

Eh nns di Untreu ſchwaͤrtzt / ſol uns der Bluttſchaum roͤthen.

Aton.

Gedult und Zeit verleiht gelinder Huͤlff und Rath.

Cleop.

Sagt / was Cleopatra noch gutts zu hoffen hat?

525.
Anton.

Viel / nun mein Sterben nur des Keyſers Blutt-durſt ſtillet.

Cleop.

Glaubt: daß der Zorn-Sturm mehr von mir als ihm herquillet: Zu dem was fromt di Gunſt des Keyſers endlich mir? Nun er / mein Haupt / mein Schatz hin iſt / ſo ſchaͤtzen wir! Thron / Kron und Reich fuͤr nichts / fuͤr Nebel Dunſt und Schatten /530. Jch mag mit derer ach nicht mehr den Geiſt abmatten. Genung / Cleopatra kan ſterbend ſanffte ruh’n / Nun ſi dem Keyſer nur darf keinen Fußfall thun.

Anton.

Mein Schatz ſi laſſe ſich dis Jrrlicht nicht verfuͤhren. Und da mein Elend thr nicht kan di Sinnen ruͤhren /535. Da auch kein Kind ihr nicht das Mutter-Hertze bricht. So quaͤle ſi mich doch auch nach dem Tode nicht. Denn / wird ſie mir den Troſt / ihr nicht das Leben goͤnnen / Werd ich auch in der Gruft nicht ſicher ruhen koͤnnen / Der ſchwere Staub wird mir zermalmen mein Gebein /540. Mein Grab wird oͤd und leer / mein Sarch entweihet ſein. Mein von Furcht blaſſer Geiſt mein von Angſt Zitternd Schatten / Wird ſich umb Mitter-Nacht mit mehr Geſpaͤnſten gatten / Und durch di wuͤſte Burg mit ſchrecken irre gehn Zu ſchaun: in was fuͤr Noth Volck / Reich und Kinder ſtehn. 545.Wird aber ſie mein Licht / mir Sarch und Leiche ſchmuͤcken / Di Augen-Lider mir erſterbenden zu pruͤcken / Den Coͤrper balſamen auf Ptolomeiſch ein So wird mein Leib erquickt / mein Geiſt beruhigt ſein.

Ach!CLEOPATRA.
Cleopatr.

Ach! was fuͤr Elend wird mir aͤrmſten noch be - gegnen!

550.
Anton.

Di milde Sonne ſchein’t nach dem betruͤbten regnen. Mein Schatz! mein Geiſt wird ſchwach; mein Abſchid iſt nicht weit. Es iſt das Teſtament zu machen hohe Zeit. Nicht ich; ihr Mutter Hertz befihlt ihr ſchon di Kinder / Weicht dem Verhaͤnguuͤſſe / geb’t nach dem Uberwinder. 555.Auguſtus ſol nebſt ihr ihr Neben-Vormuͤnd ſein. So gutte Zuverſicht wig’t oft den Loͤwen ein / Der doch auf unſer Bruſt ſchon Klau und Zaͤhne wetzet. Mein Leib werd auf di Glutt auf Roͤmiſch nicht geſaͤtzet / Saͤtzt ihn nur in di Gruft der Ptolomeer bei. 560.Der Dercetæ ſei loß und Diomedes frei. All andres ſteht bei ihr. Dis iſt mein letzter Wuͤlle. Daß auch mein Schatz gewis den letzten Schluß erfuͤlle / Beſigel ihn ihr Mund durch ihren letzten Kuß.

Cleop.

Ach! daß dis libe Band nichts gutts verknuͤpffen muß!

565.
Anton.

Gebt mir noch einmal Wein. Jch ſterb. Cleopatr. Ach! er vergeht! Geiſt / Puls und Waͤrmbd iſt hin / der Brunder Adern ſteht Jn todtes Eiß verkebrt. Mein Fuͤrſt / mein Haupt / mein Licht!

Iras.

Wer hilft uns Aeſten nun / nun unſer Stam̃ zerbricht?

Cyllen.

Ach wer ſteht ferner vor dem Haupt-entbloͤſten Reiche?

570.
Charm.

Weh! unſre Koͤuigin erſtarrt aufs Fuͤrſten Leiche! Tragt di ohnmaͤchtige weg in ihr Schlaffgemach. Di gegen wart gibt ſtets zu ſehr der Wehmuth nach.

Reyen der Parcen. Cloth. Lacheſis. Atropos.
Alle drey.

Jhr ſchnoͤdes Volck der Sterbligkeit / Wi daß ihr ſo ſehr alber ſeit? WennCLEOPATRA. 575.Wenn ihr di Zeit - und Gluͤckes-Flucht / Durch euren Witz zu hemmen ſucht. Glaubt: daß ihr Sinn / und Hand hirumb vergebens ſchaͤrf’t / Und ohne Frucht und Grund in Truͤbſand Ancker waͤrfft.

Lacheſis.

Durch euren Witz iſt nichts gethan. 580.Dem Clotho legt den Rocken an; Di / was / und wiviel ihr belibt Zu eurem Lebens Fadem gibt. Wi der Verbaͤngnuͤs-Schluß euch gram iſt oder hold / Gebraucht ſi euch darzu Flachs / Seide / Silber / Gold.

585.
Atropos.

Was Tag und Nacht mit euch beginnt / Dis iſt / was Lacheſis euch ſpinnt. Schaut wi ihr eiſern Wirtel ſchwirrt / Wi ihre Fauſt das Garn verwirr’t / Es nuͤtz’t und ſchadet auch der Sterne kraͤftig Lauff /590. Nach dem di Parce Garn dreh’t auf di Spindel auff.

Clotho

Wenn Lacheſis den Lebens Drat Aufs koͤſtlichſte geſponnen hat / So ſteht es meiner Schweſter frei / Zu reiſſen Garn und Geiſt entzwei. 595.Gleich wi di Roſ oft ſtirb’t eh ſich di Knoſp aufmacht / So mach’t euch Atrapos aus Mittag Mitternacht.

Alle drei.

Der Jugend Glutt / des Alters Eiß / Der Wolluſt Dunſt / der Tugend Preiß / Der Purper und ein Haͤren Kleid /600. Der Zepter und ein Grabeſcheid / Gib’t euch kein neues Recht / uns keinen Ordnungs-Zwang / Wir theil’n nach willkuͤhr aus Geburth / Bluͤth / Untergang.

Clotho.

Cleopatrens verſponnen Gold / Wehrt laͤnger nicht als ich gewolt. 605.Das Silber des Anton wird Bley / Eh es der Unfall reiſt entzwei. Eh man di Hand dreh’t und / der blick vom Auge ſaͤhrt / Hab ich di Seid in Strick / Scarlat in Stro verkehrt.

Lacheſis.

Jch ſpaan am Nilus dem Anton /610. Das Gold zum Purper und zur Kron /EUndCLEOPATRA. Und Seide zu der blinden Luſt / Aus eines geilen Weibes Bruſt. Doch / wi des Seiden-Wurms Geſpinſte wird ſein Grab / So gibt dis Garn ihm auch den Sterbe-Kittel ab.

615.
Atropos.

Der Nil ſei Zeuge meiner Macht / Di itzt auf ſeine Goͤtter kracht: Des Fuͤrſten Faden trenn’t ein Dolch / Cleopatrens zerbeiſt ein Molch. So bald di Uhr auslauft faͤll’t auch mein Fallbeil ein /620. Und ſolte / der da faͤllt / gleich ſelbſt ſein Hencker ſein.

Alle drei.

Jedoch ſind wir nicht ſcheltens wehrt / Daß unſer Blitzen euch verzehrt; Weil doch der Donner / der euch ſtuͤrtz’t / Euch oft ein langes ach verkuͤrtzt. Wenn edle Freiheit ſol in knechtſche Ketten gehn /625. Muß euch der Todt beim Sturm fuͤr einen Hafen ſtehn.

Di vierdte Abhandlung.

Der Schauplatz veraͤndert ſich in des Augu - ſtus Gezelt. Auguſtus. Dercetæus. Der Trabanten Hauptmann.
Auguſt.

Was iſt di Heimligkeit / di du uns wilſt entdecken?

Dercet.

Herr / diſen ſcharffen Dolch und ſeine Purper-Flecken.

Auguſt.

Durch weßen Hand und Blutt iſt diſer Stahl be - naͤtzt?

Dercet.

Herr / Fuͤrſt Anton hat ihn ihm ſelbſt ans Hertz geſaͤtzt.

5.
Auguſt.

Was hett ihn noch zur Zeit zu ſolcher That be - wogen?

Dercet.

Jch habe ſelbſt den Dolch ihm aus der Bruſt gezo - gen.

DenCLEOPATRA.
Auguſt.

Den du gewiß zuvor ihm haft hineingeſteckt.

Dercet.

Der Himmel wolle nicht: daß mich ſolch Mord be - fleck’t.

Auguſt.

Man weiß was Sklaven ſich oft moͤrdriſch unter - wunden.

10.
Dercet.

Jch weiß wi hoch ein Knecht dem Herren ſei ver - bunden; Wi weit ein boͤſer Menſch durch Laſter kommen kan. Nein! Dercetæen klebt kein ſolches Brandmal an. Der Schatten folgt dem Licht / di Pein dem Ubelthaͤter. Man lib’t Verraͤtherei; doch haßt man den Verraͤther. 15.Es ſucht di Rache zwar oft ihres Feindes Blutt / Doch iſt ſi dem / der es ihr lifert / nicht ſtets gutt. Anton hat ſelbſt den Stahl ihm durch das Hertz getriben / Dem ich biß in den Todt aufrichtig treu verblibeu: Auch wolt ich noch nicht itzt des Keyſers Treuer ſein /20. Vergruͤbe Nacht und Todt nicht meinen Herren ein. Nun aber Fuͤrſt Anton nicht mehr mein Herr iſt bliben / Trag ich den Mohren auch zu dinen kein beliben: Der ich in Rom erzeug’t / noch ſo viel Roͤmiſch kan: Es ſtehe mir kein Herr als nur ein Roͤmer an. 25.Und weil man ſich doch auch verlib’t ins Feindes Tugend / So wil ich keinem ſonſt aufopfern Geiſt und und Jugend / Als dem an Rath und That unſterblichen Auguſt. Schweb’t nun ein Tropffen Blutt ein Athem in der Bruſt / Der falſch und untreu iſt / ſo mag das Schwefel-Blitzen /30. Den kohl-pech ſchwartzen Brunn der Adern mir zerritzen. Wo nun der Keyſer mich zum Sklaven wuͤrdig ſchaͤtzt / Hat mein verwegen Fuß bir gluͤcklich angeſaͤtzt.

Auguſt.

Darf ſich der Keiſer wol auf deine Worte gruͤnden?

Dercet.

Man wird di Glutt eh kalt / als mich hier falſch be - finden.

35.
Auguſt.

Wenn hat Anton an ſich ſo grimme That voll - bracht?

Dercet.

Vor keiner Stunde nicht / es war ſchon Mitternacht.

Auguſt.

Wi biſtu ſo gar bald durch Wach und Pforten kom̃en!

E 2Wol?CLEOPATRA.
Dercet.

Wol! denn ich hatte vor das Loſungs-Wort ver - nommen.

Auguſt.

Was meinſtu? welch ein Sturm hab ihn in Grund gejagt?

40.
Dercet.

Weil man Cleopatren ihm faͤlſchlich todt geſagt.

Auguſt.

Uns tauret / daß der Mann durch ein ſolch Weib ſol fallen. Der Libe Gifft iſt doch das giſtigſt unter allen; Wi manchen hohen Sinn hat doch di Peſt verzehrt / Wi manche Laͤnder hat di Glutt in Rauch verkehrt! 45.Vermaledeites Weib / ſei tauſend mal verfluchet! Wir woll’n entſchuldigt ſein. Auguſtus hat verſuchet / Was zu verſuchen war. Doch er ſchlug alles aus. Wer ſich nicht leſchen laͤſt / der ſiht ſein brennend Haus / Gar billich in der Aſch. Jedoch / der Unfall zwinget50. Uns bittre Thraͤnen ab. Anton dein Kleinmuth bringet Dich ſelbſt umb Geiſt und Reich / und dein verzweifelnd Stich Beraubt des Wolthuns uns / des Lebens aber dich. Hat das Verhaͤngnuͤs denn uns nicht den Ruhm wolln goͤñen; Daß wir zwar ſighaft ſein / doch auch vergeben koͤnnen? 55.Jedoch der Schmertz muß nicht verſpilen Gluͤck und Zeit / Ein Augenblick verſaͤumt Sieg und Gelegenheit. Stracks / Hauptmann! laſſet ſich di Laͤger fertig machen. Den aber / laß’t in deß aufs fleisſigſte bewachen.

Auguſtus. Proculejus. Corn. Gallus. Trabanten Hauptmann.
Hauptm.

Hochmaͤchtig-groſſer Fuͤrſt / ein Hauptmann des Anton /60. Such’t aͤngſtiglich Verhoͤr. | Auguſt. Sehr wol! wir wiſſen ſchon Den Vorſchmack ſeiner Angſt. Er wird zum Kreutze krichen. Beruft di Raͤthe bald. Wiviel iſt Nacht verſtrichen?

Hauptm.

Es ſind noch ungefaͤhr zwei Stunden bis an Tag.

Auguſt.

Sagt dem Canidius: daß er uns ſehen mag.

Gewafnet?CLEOPATRA.
65.
Hautpm.

Gewafnet? Auguſt. Nehm’t ihn an als andere Geſandten / Durch der Trompetenſchall begleitet von Trabanten. Gleich recht! ihr ſtell’t euch ein zu rechtgewuͤnſchter Zeit.

Gallus.

Wir ſind ins Keyſers Dienſt bei Tag und Nacht bereit.

Auguſt.

Des Feindes Hochmuth faͤllt. Wir ſolln Gehoͤre geben.

70.
Procul.

Der Keyſer wolle ſtets gluͤck haft und Siegreich leben.

Auguſt.

Was meint ihr? was fuͤr Blutt hat diſen Dolch befleckt /

Gallus.

Was gilt’s; er hat dem Feind in ſeiner Bruſt geſteckt.

Auguſt.

Du trifſt’s / Anton hat ihm hirdurch den Geiſt be - nommen.

Ptocul.

Hif Himmel! wi iſt der ins Keyſers Haͤnde kom̃en?

75.
Auguſt.

Durch den / der ihn ihm ſelbſt geruͤckt aus ſeiner Bꝛuſt.

Procul.

Gluͤck zu! ſolch Fall erhoͤht und ſolch Verluſt gibt Luft.

Gallus.

Man ſol obs Fein des Fall ſich ſpigeln nicht erfreuen.

Procul.

Es wuͤrd Anton wol nicht des Keyſers Todt bereuen.

Gallus.

Man fragt nicht nach dem Thun / nur nach dem Sol - len viel.

80.
Procul.

Des Feindes Knochen ſind der Siger Kurtzweil - Spiel.

Gallus.

Doch / Cæſars Thraͤn iſt auf |Pompejens Kopff geronnen.

Procul.

Das Auge woͤlckt ſich oft; im Hertzen ſcheinen Sonnen.

Gallus.

Meinſtu daß Julius di Weh muth hab erlicht?

Procul.

Wer ſich nicht anſtelln kan / der taug zum herrſchen nicht.

85.
Auguſt.

Wi ſolln wir denn des Feinds Geſandſchaft itzt em - pfangen? (gen.

Procul.

Es werd / itz’t auch mit ihm was ſpoͤttlich um bgegan -

Gallus.

Was ſpoͤttiſch? wi warumb?

Procul.

Jſt dis wol fragens Noth? Weil er veraͤchtlich hielt den / der ihm Gnad anboth.

E 3WiCLEOPATRA.
Gallus.

Wi hengſtu hier nicht auch den Mantel nach dern Winde?

90.
Procul.

Was nuͤtzt es hier?

Auguſt.

Daß man den Feind uns mehr verbinde.

Procul.

Den / der durch’s Hauptes Fall und uns ſchon kraft - looß ligt.

Gallus.

Der Leib wird nur durch’s Schwerdt / der Geiſt durch Gunſt beſigt. Geſaͤtzt: daß diſe Nacht den vollen Sieg uns goͤnte / Da doch di Stadt noch wol vtel Buͤrger freſſen koͤnte /95. Da Eæſar einen mehr als tauſend Mohren ſchaͤtzt: Glaubſtu / man hett alsdenn hier ſeſten Fuß geſetzt? Nein! Rom wird nimmermehr den groſſen Ril recht zwingen. Wirds di Gemuͤtter nicht auf ſeine Seite bringen. Dis muß di Sanftmuth thun / di Tiranney thut’s nicht.

100.
Procul.

Du weiſt: daß Afrika ſtets Treu und Glauben bricht. An Voͤlckern / di ans Joch zu Sklaven ſind gebohren / Jſt ein gelinder Zaum des Regiments verlohren. Der Kapzaum baͤndigt nur ein wild und kollernd Pferd; Der Ernſt dis Volck / wenn man recht durch den Sinn ihm faͤhr’t.

105.
Gallus.

Ernſt / Haß / und Furcht wird wol kein taurend Buͤndnuͤs ſchliſſen /

Proul.

Si haſſen; wenn ſi nur den Herrſcher fuͤrchten muͤſſen.

Gallus.

Nim̃t man der Schlang ihr Gift / verkrencht und beugt ſi ſich / Krigt ſi denn friſche Kraft / ſo gibt ſi ſtich auf ſtich.

Auguſtus.

Laſt anfangs uns den Feind mit linden Fingern ſtreichen. 110.Huͤlft’s nicht / ſo haͤuft man denn Schwerd / Flamme / Mord und Leichen.

Canidius. CLEOPATRA.
Canidius. Auguſtus. Corn. Gallus. Pro - culejus. Ptolomæus. Alexander. Di Trabanten.
Canid.

Der Himmel / groſſer Fuͤrſt / kaͤmpf’t nun mehr ſelbſt fuͤr dich; Der nie gebeugte Nil buͤckt fuͤr der Tiber ſich / Egypten weichet Rom / Cleopatra dem Keyſer. Der Goͤtter Rath verkehrt dir di Zipreſſen-Reiſer /115. Des ſterbenden Anton in einen Lorber-Krantz. Der Mohren Capitol legt nunmehr Kron und Glantz / Dir / ander Jupiter / freiwillig zu den Fuͤſſen: Nnn diſes Reiches Sonn Antonius hat muͤſſen / So bluttig nntergehn. Doch / wi dt Abend-Roͤth /120. Jn dem ſi in das Meer bepurpert untergeht / Ein helles Morgen-Licht der Sonnen uns bedeutet: So: da Anton ſo roth ſein Grabmal zubereitet / Hof’t nach ſo truͤben Sturm Egipten Sonnen-ſchein / Und wuͤnſcht: es moͤg Auguſt itzt ſeine Sonne ſein. 125.Si ſelbſt Cleopatra di Keyſerln der Mohren / Hat bei ſo hartem Fall nicht allen Rath verlohren; Si andre Zinthie geht weit dem Monden fuͤr / Nun ſi / O Sonne / borg’t ihr frucht bar Licht von dir. Wi / wenn ein Palmur in ſtuͤrmer Flutt vertirbet /130. Das Schiffs-Volck alſo bald umb neue ſich bewirbet: So machts Cleopatra; vergeh’t thr Steuer-Mann / So traͤgt ſi dem Auguſt das Steuer-Ruder an. Des Alexanders Stadt ſteh’t itzt dem Keiſer offen: Und ob zwar kein Vertrag iſt zwiſchen uns getroffen /135. So traut di Fuͤrſtin doch dem Keiſer ſo viel zu: Er ſuche ſonſten nichts als di| gemeine Ruh / Als ſeiner Tugend Ruhm / Cleopatrens vergnuͤgen. Wird Cæſar nebſt dem Feind auch ſo ſich ſelbſt beſigen / Di Rechte diſes Reichs / den Purper nicht verſehrn /140. So wird er lebend ſchon di Zahl der Goͤtter mehrn. E 4GantzCLEOPATRA. Gantz Afrika wird ihn ohn allen zwang anbethen / Das rothe Meer / daß nie kein Roͤmiſch Fuß betreten / Wird dem Octavian freiwillig dinſtbar ſein / Und Madagaſcar wird das Clephanten Bein /145. Di Mohnden-Jnſel Gold / der Tiger edle Steine / Den Juliern verehr’n: Auguſtus wird alleine / Sich fuͤr den Herrn der Welt durchaus verehret ſchaun / Wird er des Reiches Grund auf Gunſt und Sanftmuth baun. Dis hofft Cleopatra / ſie oͤfnet Port und Pforte;150. Auch / daß der Keiſer nicht nur auf ſo bloſſe Worte / Der Stadt ſich doͤrffe traun / ſo ſchwur ſi bem Altar / Der Jſis ihm di Treu / und ſchickt dis libſte Paar / An ſtatt der Geiſſel ihm. Dis ſind di libſten Kinder Des maͤchtigen Anton / di fuͤr dem Uberwinder155. Den Fußfall willig thn’n. Auguſtus wird dis Pfand Nicht hoffentlich verſchmaͤhn. Geht kuͤſt des Keiſers Hand; Verſoͤhnt des Siegers Schwerdt durch euer kindlich bitten. Schau’t / umb was Rom zeither halb fruchtloß hat geſtritten / Dis krig’t Auguſtus itzt vollkommen ohne Schwerd. 160.Doch iſt der Keiſer auch nur ſolcher Sklaven wehrt. Es iſt beſigter Ruhm durch tapffre Fauſt erligen / Es ſiirbt der Hector nicht durch des Achilles Sigen; Der Scipio nim̃t nicht den Ruhm dem Hannibal: Sein ſteh’n und ſallen bleibt Carthagens Stand und Fall. 165.Dis iſt auch unſer Troſt. Wil nun des Keiſers Guͤtte / Beſigen diſes Reichs treubertziges Gemuͤtte / Und unſre Koͤnigin als Sieger nicht verſchmaͤhn / So wuͤnſcht ſi den Auguſt in ihrer Burg zuſehn; Zu kuͤſſen ſeine Hand / fuͤr ihm ihr Knie zu beugen.

170.
Auguſt.

Uns jammert des Anton! di Goͤtter moͤgen’s zeu - gen / Es iſt uns hertzlichleid; daß der ſo tapffre Held / Der beſſern Gluͤckes werth / ſo ungluͤckſelig faͤllt. Glaubt: daß wir ſelbſt di Thraͤn in dis ſein Blutt vermiſchet / Als der verfluchte Dolch uns hat dis Leid erfriſchet.

HilfCLEOPATRA.
175.
Canid.

Hilf Gott! wo koͤmbt der Dolch hier ſchon zum Kei - ſer her!

Gallus.

Welch Fuͤrſtliches Gemach iſt von Verraͤthern leer? Procul Dis lehr’t euch / daß Auguſt all euer Ohnmacht wiſſe; Wi ſich di Koͤnigin aus Noth ergeben muͤſſe.

Canid.

Wir haben / ſichert euch / noch nicht ſo groſſe Noth.

180.
Procul.

So bald das Haupt abfaͤllt / ſind alle Glider todt.

Auguſt.

Es ſei dem / wi ihm ſei / di Gunſt / ihr ſelbſt mußt’s ſagen / Di wir oft dem Anton vergebens angetragen / Der mehr durch eigne Schuld als unſre Waffen ligt / Di werde nun vollauf den Erben zugefuͤgt. 185.Laßt di Cleopatra bald unſre Gnade wiſſen / Und daß der Keiſer ſelbſt ihr wuͤnſcht di Hand zu kuͤſſen: Ja / weil wir auf ihr Wort zu trauen ſchluͤßig ſun / So liefert ihr nur auch di Geiſſel wider ein. Doch / weil man nicht allzeit dem Poͤfel ſicher trauet /190. Wi ſi und Julius ſchon einmal hat geſchauet / Als daß ergrim̃te Volck durch klaͤglich-teuren Brand / Und wuͤtend-tollen Grim̃ nach beider Leben ſtand: Wird es di Koͤnigin fuͤr keinen Argwohn ſchaͤtzen / Dafern man Burg und Port mit Volcke wird beſetzen.

195.
Canid

Uns iſt des Poͤfels Trieb / des Fuͤrſten Gunſt bekant / Der Keiſer hat in dem und allem freye Hand.

Auguſt.

Stadt / Tempel und Altar ſoll’n ihr alt Recht be - halten; Di Hohen ihr alt Ampt ſo wi bißher verwalten; Und ihre Koͤnigin noch Majeſtaͤtiſch ehrn. 200.Di Roͤmer ſolln kein Haar den Buͤrgern nicht verſehrn. Wir wolln fuͤr aller Heil mehr als fuͤr unſers wachen / Den groſſen Rath der Stadt zu Roͤm’ſchen Buͤrgern machen / Den armen| vorſchub thun / der Unſchult pflichten bei. Und di gefangen ſind / umbſonſte laſſen frei. Den Roͤmern / di gleich noch fuͤr euch im Harniſch ſchweben /205. Jhr eingezogne Wuͤrd und Guͤtter widergeben /E vKeinCLEOPATRA. Kein Ange ſol nicht naß / ja keine Hand nicht leer Vom Fuͤrſten gehen weg. Canidius / auch er Sol ſeinen Ehrenſtand zu Rom im Rathe finden.

210.
Canid.

Dis wird den Fuͤrſten uns / der Fuͤrſt uns ihm ver - binden.

Auguſtus. Proculejus. Corn. Gallus.
Aug.

Das Wild iſt in dem Garn. Jtzt iſt es huͤttens zeit: Daß ſich das ſchlaue Thier des Kerckers nicht befreyt. Jtzt iſt es hohe Noth di Natter ſo zu faſſen: Daß ſi ohn unſer Weh ihr Gifft muß fahren laſſen;215. Daß man Cleopatren ſo kuͤnſtlich komme bei: Daß ihrer Hochmuth Strahl der Roͤmer Schau-Spiel ſei.

Procul.

Was koͤnt Auguſt in Rom fuͤr groͤſre Luſt bereiten / Als / da di Stadt dis Weib di Seuche diſer Zeiten / Di Schlang in Afrika / di Rom auf Rom verhetz’t /220. Und unſrer Freiheit hat den Stahl an Hals geſetz’t / Jns Keiſers Sigs-Gepraͤng als Sklaven koͤnte ſchauen? Rom wuͤrde dir Altaͤr und hundert Tempel bauen / Dich in Corintiſch Ertzt in Gold und Marmel haun / Koͤnt es mit ihr geſperrt des Janus Tempel ſchaun. 225.Jedoch / wird ihr Auguſt ſehr ſuͤſſe muͤſſen ſingen / Jm Fall er diſes Weib vermein’t nach Rom zu bringen.

Gallus.

Di reiffe Beere lockt den Vogel / Gold den Geitz / Ein ſtummes Ehren-Bild den giftgen Hochmuthts-reitz: Man muß der ſtoltzen Frau des Keiſers Libes-Strahlen /230. Di Wunder der Stadt Rom des Haupts der Welt fuͤrmahlen / Man ſiht manch nutzbar Quell aus ſchlechten Steinen quaͤlln: Man laß ihr Bild zum Schein in Venus Tempel ſtelln / Man zuͤnd ihr Weyrauch an / man laß ihr Ampeln brennen Und ſi / ſo wi ſi ſchwermt / ſich eine Goͤttin nennen /235. Ja / weil ſi ohne dis prangt mit der Jſis Kleid / So werd ihr gar Altar und Priſterſchafft geweiht: Wird ſi ſo / wi ich faſt muthmaſſe / ſich bemuͤhen Durch ihren Gunſt-Magnet des Keiſers Hertz zu zihen;SoCLEOPATRA. So fange man den Wurm durch eigne Zauberei /240. Und tichte: daß Auguſt verlibt / gefangen ſei.

Auguſt.

Wi wenn das geile Weib bald wuͤrcklich wolte liben? Wi koͤnten wir dis Werck mit fug nach Rom verſchiben?

Gallus.

Wer hir nicht ſcheutern wil / dem fehlt’s an Ausflucht nicht. Ein Weib wi ſehr es brennt verdecket Brunſt und Licht /245. Grbt ſich ſo bald nicht bloß / lockt durch ihr widerſtreben. Der Eckel muß ihr Reitz / di Tugend Schminck abgeben / Verſagt / was ſi ſelbſt wuͤnſcht / wil halb genoͤthigt ſein. Nichts minder brauche man auch diſſeits reinen Schein; Man mahl ihr ſuͤſſe vor: daß ſi den Widerwillen /250. Der Roͤmer tieffen Haß nicht beſſer koͤnne ſtillen / Bei welchem beider Lib nicht gluͤcklich koͤnte bluͤh’n; Als da ſi wuͤrde ſelbſt nach Rom perſoͤhnlich zihn / Und durch ihr Tugend-Licht / durch ihrer Anmuth Sternen Di Wolcken des Verdachts aus Rom und Welt entfernen:255. Denn koͤnte ſi und er mit mehr gewuͤnſchter Frucht / Jm heilgen Capitol / was Julius geſuch’t / Anton umbſonſt verlangt / den ſuͤſſen Zweck erreichen / Fuͤr ihren Fuͤſſen ſchaun das Meer di Segel ſtreichen Den Weltkreis kniende ihr Dienſt - und Zinßbar ſehn /260. Wiweit ſich umb den Punckt di Sternen-Circkel drehn.

Auguſt.

Wol! laßt di Segel uns recht nach dem Winde richten. Man muß durch klugen Witz di ſchlaue Liſt zernichten. Das ſchwebend-hohe Neſt des Papegoyens lacht / Der Schlange ziſchen aus. Jhr beide / ſeit bedacht /265. So bald di Stadt beſetzt / der Hafen iſt verwahret / Daß ihr behuttſam ſanfft und klug mit ihr verſahret / Bedient Cleopatren / ſpring’t ihr mit Troſte bei / Und meldet: daß Auguſt ihr Freund / ihr Schutzherr ſei.

DerCLEOPATRA.
Der Schauplatz veraͤndert ſich in Cleopa - trens Zimmer. Cleopatra. Proculejus. Gallus.
Procul.

Di Goͤtter geben ihr / Princeſſin / Heil und Leben.

270.
Cleop.

Der Himmel euch viel Sieg / uns laſt den Dolch her - geben!

Gallus.

Verwirft Cleopatra des milden Himmels Gunſt?

Cleop.

Der leichten Goͤtter Grim̃ und ihrer Gaben Dunſt.

Procul.

Man muß durch Fluͤche nicht di Goͤtter mehr er - herben.

Cleop.

Was fuͤrchtet di / di nichts mehr wuͤnſchet / als zu ſterben.

275.
Gallus.

Der ſo aus Kleinmuth ſtirb’t / iſt keines Ruhmes wehꝛt.

Cleop.

Kein Rubm der truͤben Noth / di unſer Hertz verzehrt.

Procul.

Auguſt ſchick’t uns mit Troſt und Huͤlf ihr zuzueilen.

Cleop.

Ach! unſre Wunden kan Auguſt und ihr nicht heilen.

Gallus.

Was / groſſe Koͤnigin / verwundet ſi ſo ſcharf.

280.
Cleop.

Nenn’t iemand / den das Gluͤck in ſolchen Abgrund warf.

Procul.

Sie ſtand / und ſteh’t noch itzt / und kan noch ferner ſtehen.

Cleop.

Nun Ehe / Thron und Reich zu Grund und druͤmer gehen?

Gallus.

Der Keiſer wird noch dis noch jenes ihr entzihn.

Cleop.

Di Eh iſt im Anton / das Reich durchs Krigs-Recht hin.

285.
Procul.

Dort macht’s ein Wechſel gutt und hier des Sigers Guͤtte.

Clop.

Ja! da di Statſucht nicht uns beiden Tꝛoſt verſchnitte.

Gallus.

Si ſichre ſich / Auguſt ſei ihr geneigter Freund.

Cleop.

Der Freund bringt nur Verdacht / der Kron und Zepter meint.

Procul.

Des Keiſers Freundſchaft heiſt di Kron-ſucht ihn vergeſſen. (meſſen.

290. |
Cleop.

Der Fuͤrſten Freundſchaft iſt nach Vortheil nur zu -

AuguſtCLEOPATRA.
Gallus.

Auguſt ſetz’t ihre Hold ſonſt allen Vortheiln fuͤr.

Cleop.

Nein! mein Verhaͤngnuͤs goͤnnt kein ſolch Geluͤcke mir.

Procul.

Wenns Meer hat ausgetobt muß man gutt Wetter hoffen.

Cleop.

Es hat nach falſcher ſtill uns ſtets mehr Sturmwind troffen.

295.
Procul.

Ein Schiff beſteht / wenn es den zehnden Schlag ſteh’t aus.

Cleop.

Der zehn mal-zehnde ſtuͤrmt auf unſer Haupt und Haus.

Gallus.

Der durch des Keiſers Gunſt ſi in den Port verſetzet.

Cleop.

Auch Cæſars Gunſt hat euch und Rom auf mich verhetzet.

Procul.

Vielmehr Anton / der uns und Rom war allzuſtotz.

300.
Cleop.

Von Eichen / di gefaͤllt / wil reder leſen Holtz.

Gallus.

Ligt Julius doch auch / doch / wer wil ihn nicht ruͤhmen?

Cleop.

Di Sternen muͤſſen ſelbſt ſein Siges-Haupt bebluͤh - men.

Procul.

Mißt ſi denn dem Auguſt was mindre Tugend bei.

Cleop.

Ach! daß Auguſtus doch mein andrer Cæſar ſei!

305.
Gallus.

Si mag ſo viel auf den als jenen Cæſar trauen.

Cleop.

Wi? daß Auguſt uns denn nicht wuͤrdigt ſelbſt zu - ſchauen?

Procul.

Der Keiſer iſt nicht fern / er wachet fuͤr ihr Heil /

Cleop.

O Waͤr uns ſeine Gunſt umb unſre Seele feil!

Gallus.

Der Fuͤrſtin Ruhm hat ihr den Keiſer ſchonver - bunden.

310.
Cleop.

Des Ruhm’s entfernter Strahl macht ſchlechte See - len-Wunden.

Procul.

Er weiß: daß Cæſarn nichts gemeines ſo ſehr trib.

Cleop.

Was Cæſarn hat vergnuͤgt hat nicht Auguſt bald lib.

Gallus.

Das ſo gar gleiche Paar kan keine Tngend haſſen.

Cleop.

Man ſiht / di Tugend oft auf Tugend Schel-ſucht faſſen.

HierCLEOPATRA.
315.
Procul.

Hier nicht. Auguſt erweiſt ein anders in der That.

Cleop.

Erzaͤhlt / was er fuͤr Gunſt fuͤr uns im Vorſchlag hat.

Gallus.

Jm Vorſchlag? Er laͤßt ihr itzt ſchon Altaͤre bauen

Cleop.

Kan er / di er beſigt itzt eine Goͤttin ſchauen?

Procul.

Ja! weil er ſich nicht ſi fuͤr uͤberwunden haͤlt.

320.
Cleop.

Wißt: daß der hoͤchſte Pfeil auch deſto tieffer faͤllt.

Gallus.

Di hoͤchſten Gipffel bluͤhn / di mittlern trifft das Blitzen.

Cleop.

Man hat der Jſis Bild noch geſtern Blutt ſehn ſchwi.

Procul.

Weil ſi ihr Licht geſehn durch ihres untergehn. (tzen.

Cleop.

Muß Gluͤck und Ungluͤck uns ſiets auf der Spitze ſtehn!

325.
Gallus.

Rom ſol ihr Him̃liſch Bild in Venus Tempel ehren.

Cleop.

Rom? daß Cleopatren nicht hat woll’n nennen hoͤren?

Procul.

Was Rom abweſend haßt / haͤlt’s oft anweſend werth.

Cleop.

Wi wird durch Gegenwart des Haſſes Dunſt verzehrt?

Gallus.

Durch ihrer Tugend - ſtrahl wird Haß und Rauch verlohren.

330.
Cleop.

Mit Sonn und Tugend wird Neid / Schatten jo gebohren.

Procul.

Der Erde Schatten ſchwaͤrtzt den tieffen Mohnd - allein.

Cleop.

Solln unſre Gaben denn was hoͤhre Sternen ſein?

Gallus.

Di Augen werden Rom ob ihrem Glantz entgehen.

Cleop.

Wi / daß ſich Cæſar nichts fuͤr uns wolt unterſtehen?

335.
Procul.

Der Stand des neuen Reichs ließ es ſo bald nicht zu.

Cleop.

Der Keiſer goͤnu uns nur Egiptens ſichre Ruh.

Gallus.

Wil ſi dem groſſen Rom denn nicht ihr Antlitz goͤñen?

Cleop.

Di Sonnen-volle Stadt wird uns wol miſſen koͤnnen.

Procul.

Wi? wenn Auguſtus denn ihr Licht nicht miſſen kan?

340.
Cleop.

Knipft ihr ins Capitol das Haupt der Erden an?

Procul.

Weil Rom nicht laͤßt von ſich den Sitz der Keyſer trennen.

Cleop.

Laßt Alexandrien das neue Rom denn nennen.

VerſchmaͤhtCLEOPATRA.
Gallus.

Verſchmaͤht ſi / daß ſi Rom anbethe / denn ſo gar?

Cleop.

Schuͤtzt Roͤmſche Goͤtter doch nicht Rathhaus nicht Altar.

345.
Procul.

Auguſt der Rom beſchuͤrmt / wird ſi nicht Schutz - looß laſſen.

Cleop.

Sein Schutz-Herr Julius hat muͤſſen ſelbſt erblaſſen.

Gallus.

Si ſteht des Keiſers Wunſch und ihrem Gluͤck im Licht.

Cleop.

Jch weiß / Auguſt begehrt ſelbſt unſern Weg-Zug nicht.

Procul.

Sehr wol! Auguſt wird mehr als wir hir Rathes wiſſen.

350.
Cleop.

Wir wuͤnſchen Knie und Hand fußfaͤllig ihm zu kuͤſſen.

Auguſtus. Cleopatra.
Auguſt.

Strahlt hier Cleopetra Egiptens Sonn uns an?

Cleop.

Di Gott Auguſt wol gar zur Goͤttin machen kan.

Auguſt.

Auf! ſchoͤnſte Koͤnigin / ſie ſol ſo tief nicht knien.

Cleop.

Ja! di beſigte muß des Sigers Grimm ſo flihen.

355.
Auguſt.

Cleopatra beſigt uns und di gantze Welt.

Cleop.

Cleopatra / di itzt vom Thron in Abgrund faͤlt?

Auguſt.

Di als ein gluͤcklich Stern aus Nacht und Truͤbſaal ſteiget.

Cleop.

Di / da der Keiſer wil / ſich auf di Baare neiget.

Auguſt.

Der Keiſer wuͤnſcht viel mehr am Gipffel ſie zu ſchaun.

360.
Cleop.

Ach! doͤrft ein ſcheuternd Schiff auf diſen Ancker baun!

Auguſt.

Auguſtus wird ihr ſtets fuͤr Port und Ancker ſtehen.

Cleop.

Kan bei kolſchwartzer Nacht uns ein ſolch Licht auf - gehen?

Auguſt.

Auf Schnee folgt Lilg und Klee / auf Sturm-Wind ftille Ruh.

Cleop.

Ach! ſchluͤß Auguſt einmal das Thraͤnen-Quaͤll uns zu! 365.Gott / Keiſer / Herr der Welt / denn diſes ſind di Nahmen / Di nach dem Julius alleine dir zukamen /Da /CLEOPATRA. Da / wi kein zweifel iſt / des groſſen Cæſars Geiſt / Der aus der Sterbligkeit dich zu den Gottern reiſt / Jn deiner Seele ſteckt / da heiligs Angedencken /370. Den heiß-ergrim̃ten Feind kan auf Erbarmnuͤs lencken; Da ſein gekuͤßtes Bild hier ihm ſein Hertze bricht / Ach! ſo beſchimpff Anguſt uns wider Wuͤrde nicht. Zwar Cæſars Sige ſind den Sternen eingeſchrieben: Daß aber er di / di vom Reiche war vertrieben /375. Mit eigenem Verluſt hat auf den Thron geſetzt / Durch unſer Feinde Blutt hat Land und Meer genaͤtzt / Dis hat ihn in di zahl der Goͤtter einverleibet. Da nun Cleopatren auch Thron und Freiheit bleibet / Di zwar der Keiſer itzt in ſeinen Haͤnden hat /380. So mehrt Auguſt itzt auch der groſſen Goͤtter Rath. Groß-maͤchtger Julius! kan ich mit Thraͤn und kuͤſſen / Di ich auf dis dein Bild andaͤchtig laſſe fluͤſſen / Entſteinern Hertz und Geiſt / des maͤchtigſten Auguſt / So ſchaft auch nach der Gruft uns dein Gedaͤchtnuͤs Luſt /385. So ſol / ſo lange man Cleopatren wird nennen / Jn tauſend Tempeln dir Oel / Weyrauch / Ambra brennen.

Auguſt.

Beſtuͤrtzte Koͤnigin / ſi minder ihren Schmertz. Es hat kein Julier / kein ſolch erbittert Hertz: Daß er auf Fuͤrſtlich Blutt was knechtiſches veruͤbe. 390.Jhr ſol kein Leid geſchehn. Das Merckmal unſer Libe / Hat mein Thyræus ihr vorlaͤngſt ſchon zugebracht; Und Proculej entdeckt / wi wir ſo hoch bedacht / Auf ihre Wolfahrt ſein. Reich / Zepter / Freiheit / Leben Sind gar ein weniges. Wir wolln was mehres geben.

395.
Cleop.

Wir opfern alles dir dem groſſen Keiſer dar. Wir ſchweren Treu und Pflicht auf Jſis Bund-Altar / Man gibt di Schluͤſſel hin zu Ptolomæus Schaͤtzen: Ja! was Eleopatra / ſich nicht wagt beizuſetzen.

Auguſt.

Es ſteht Cleopatren zu wagen alles frei.

400.
Cleopat.

Ach! daß des Keiſers Bild des Hertzens Redner ſei!

SolCLEOPATRA.
Auguſt.

Sol ſtum̃er Marmel mehr als ihre Zunge ſprechen?

Cleop.

Weil groſſen Kummern meiſt di Worte wolln ge - brechen.

Auguſt.

Das Weh muß uns / wenn wir ſolln rathen / ſein be - kand.

Cleopatr.

Wer furchtſam bittet / gibt verweigern andi Hand. 405.Schweig / ſchweig Cleopatra! Jedoch Aug Antlitz gibet / Den heiſſen Seelen-Brand / di diſen Cæſar libet Wi jenen / an den Tag. Mein Herr / mein Haupt / mein Licht / Verwirf mein brennend Hertz; mein thraͤnend Auge nicht! Jch brenn! ich brenn! Auguſt! denn durch des Keiſers Glider /410. Zeugt ſich mein Jnlius mein Julius ſich wider. Di Flamme / di mit ihm ſchon in der Aſche lag / Bekommet friſches Oel. Dreimal-begluͤckter Tag! Als ich das Haupt der Welt umbſchloß mit diſen Haͤnden! Jhr letzten Zeugen ihr / von ſeinen Libes-Braͤnden /415. Jhr Zeichen feſter Treu und Bothen heiſſer Brunſt / Jhr Brieffe / geh’t entdeckt di unverfaͤlſchte Gunſt / Geh’t mahlt dem Keiſer vor das Muſter unſer Flam̃en; Geht knipfft mit dem Auguſt Cleopatren zuſammen: Wi ihr den Cæſar uns verknipfftet bis ins Grab. 420.Mein Licht! er werffe nicht di Blicke von uns ab! Weil ſo viel Thraͤnen-Saltz iſt durch dis Quell geronnen! Sehn itzt was waͤßricht aus der Augen ſchwartze Sonnen; Doch ſind noch unverſehrt di Brunnen ihres Lichts; Di Angſt hat uns verſaͤngt di Roſen des Geſichts /425. Der Saͤufzer duͤrrer Wind hat unſre Mund-Corallen Entfaͤrb’t und blaß gemacht. Di Bruͤſte ſind verfallen / Weil das ohnmaͤchtge Hertz di Baͤlge nicht beweg’t / Nicht ihre Milch beſeel’t / nicht an ihr Marmel ſchlaͤgt. Doch / laß uns nur Auguſt ein Anmuths-Zeichen fuͤhlen. 430.Schau / mit was blitzen nicht der Augen Nacht wird ſpielen / Schau / wi di Lippen ſich bepurpern mit Rubin / Schau / wi das Schnecken-Blutt di Wangen an ſich zihn /FWiCLEOPATRA. Wi alle Glider ſich in Perlen-Schnee verſtellen. Schau / wi di Bruͤſte ſich vom ſchnellen Athem ſchwellen|435. Di Libe ſchaͤrfft hier ſelbſt di Waffen ſuͤſſer Pein; Libt uns der Keiſer nicht / ſo muß er Kiſel ſein. Er ſaͤufzet / er erblaſt! was gilt’s? ich werd es inne: Es liget Livie dem Keiſer in dem Sinne. Mein Licht / er glaͤube feſt: daß Liben Anmuth gibt /440. Doch ſchmeck’t ihr Zucker nur der / der den Wechſel libt. Der Roſe Gold vertreibt di Tulpen und Narziſſen; Selbſt Titan pflegt bald den / bald jenen Stern zu kuͤſſen / Und Phœbe glaͤntzt bald rund / bald legtſ ihr Hoͤrner bei / Daß nicht ihr eiufach Licht des Himmels Eckel ſet. 445.Sih’t er an Livien di Muſchel-Toͤchter prangen: Uns iſt di Morgen-roͤth’m Antlitz aufgegangen. Di Braͤune des Rubins ſticht blaſſe Perlen weg. Jch zweifle nicht: Auguſt erzielt den rechten Zweck.

Auguſt.

Welch Stein ſol hier nicht Wachs / welch Eiß nicht Schwefel werden? 450.Der Schoͤnheit ſtarck Magnet; der Lib-reitz der Gebehrden / Zeucht zu Cleopatren den folgenden Auguſt.

Cleop.

Gebrauche dich / mein Fuͤrſt / der kraͤftgen Jahre Luſt / Di Zeit fleucht als ein Pfeil; di Wolluſt als ein Schatten. Ein Hertze / das nicht wil der Libe Platz geſtatten /455. Jſt ein umbwoͤlckter Stern / ein Demant in der Flutt / Ein Purpern Roſen-Haupt / das zwar di Knoſp auſthut / Doch ungenuͤtzt in Staub der Blaͤtter Gold laͤßt fallen. Was nuͤtzen ungepfluͤckt dem Schaume di Corallen? Hingegen kan ein Held wol mehr vergnuͤget ſein? 460.Wenn er di ſuͤſſe Frucht des Siges erndtet ein / Auf einer zarthen Schooß / und di halb-todten Glider / Erquickt durch ſuͤſſen Thau belibter Kuͤſſe wider.

Auguſt.

Du Venus unſer Zeit / du Sonne diſer Welt / Di mein verliebter Geiſt fuͤr ſeinen Abgott haͤlt /465. Auguſt ergibt ſich dir / er laͤgt di Lorber-Kraͤntze / Fuͤr deinen Myrten ab. Wi weit der Erden Graͤntzt /DesCLEOPATRA. Des Mohnden Schatten mißt / ſolſtu vergoͤttert ſtehn. Doch andrer Jrrthum lehr’t uns hier behnttſam gehn. Der groſſe Cæſar hat der Roͤmer Haß empfunden /470. Anton Feind / Krig und Tod / weil ſi di Libes-Wunden / Eh als Cleopatren und ihrer Tugend Licht / Zu Rom an Tag gebracht. Das ſtoltze Rom glaub’t nicht: Daß dieſes braune Land ſo weiſſe Mohren hege; Noch; daß ein edler Geiſt hier eine Seele rege. 475.Haß’t alſo / was es doch hernachmals bethet an. Da nun nichts anders ihm den Argwohn nehmen kan / Noch unſern Untergang nebſt ihrem Grim̃ verhuͤtten; Als / da der Keiſer wird Cleopatren erbitten: Daß ſi / O Sonne / goͤnnt Rom ihren Augen-ſchein /480. Hoft man: Es werd Auguſt durch ſi ſo ſeelig ſein: Daß ſi fuͤr ihren Nil di Tiber wird erwehlen / Umb dar Jhr Rom / di Welt / den Keiſer zu vermaͤhlen.

Cleopatr.

Mein Haupt / mein Fuͤrſt / mein Herr / wir ſoll[en]nach Rom hinzihn / Wo tauſend Drachen Gift und Feuer auf uns ſpruͤhn? 485.Verhaßter Gegenwart vermehrt des Haſſes quaͤllen: Ja unſre Tugend wird ihr Hertze nur vergaͤllen / Das durch ihr Schlangen-Maul ſaugt Gift aus Lilg und Blum / Und nur zu Laſtern macht der Tugend edlen Ruhm / Sich fuͤr ſelbſt-eigner Schmach und frembder Ehr’erroͤthend.

490.
Auguſt.

Des Baſiliſten Aug iſt nur von ferne toͤdtend; Von nahen Spigeln prellt des Gift-Wurms feurig Blick / Des Neiders ſchneidend Strahl ihm ſelbſt zur Schmach zuruͤck. Wi / wenn di guͤldne Sonn aus Thetis Schooß auſſtehet / Jn der durchklaͤrten Luft des Nebels Dampf vergehet:495. So wird Haß / Feindſchafft / Neid in Libe ſein verklaͤrt / Da fern Egiptens Sonn uns unſern Wunſch gewehrt / Und Welſchlands Himmel auch mit ihrer Hold beſtrahlet.

Cleopat.

Nein / nein! der Hochmuth wird mit Schimpff - und Todt bezahlet;F 2Herr /CLEOPATRA. Herr / da Cleopatra beim Keiſer ichtwas gillt;500. Da einger Funcken Gunſt in ſeinen Adern quillt / Da unſre Thraͤne kan des Keiſers Hertz erweichen / Da unſre Seele nicht ſol bald beſtuͤrtz’t erbleichen / Mein Fuͤrſt / ſo noͤthig er nicht aus Egipten mich.

Auguſt.

Si ſtoͤſt des Keiſers Gunſt / ihr eigen Gluͤck von ſich.

505.
Cleopa.

Wir wuͤnſchen eh den Geiſt als ſeine Gunſt zu miſſen / Doch laß uns nur Auguſt noch diſer Hold genuͤſſen; Daß: da der Wegzug nicht kan hintertriben ſein / Uns / di wir allen Heiſch des Keiſers gehen ein / Vor frey-ſteh den Anton Egiptiſch zu begraben.

510.
Auguſt.

Cleopatra ſol hier zu thun zu laſſen haben.

Der Schauplatz veraͤndert ſich in eine luſtige Gegend am Fluſſe Nilus. Reyen Egiptiſcher Schaͤfer und Schaͤferinnen.
1. Satz der Schaͤfer.
Wie ſelig ſind / di den Schmaragd der Auen /
Fuͤr der Palaͤſte Gold erwehln!
Di nicht auf’s Eiß der glatten Ehrſucht bauen /
Und ſich mit eig’nen Laſtern quaͤln!
515.
Di in den Kummer-freien Wieſen /
Umb einen Kriſtallinen Fluß /
Di Huͤrden fuͤr den Thron erkieſen /
Ein frey Gemuͤtte fuͤr Verdruß|;
Di auſſer ſchoͤnen Schaͤferinnen /
520.
Sonſt keinen Ab - gott libgewinnen.
1. Gegen-Satz der Schaͤferinnen.
Ja! ſeelig ſind di reine Tugend lieben!
Di aller Heuchelei ſind feind /
Wo reiner Schertz ohn Argwohn wird getrieben /
Wo man den ſchimpft / ders uͤbel meint.
AuchCLEOPATRA.
525.
Auch libt der nicht / der todte Steine liebet /
Der ſich nur zu erhoͤhn begehrt /
Durch falſche Gunſt / di nicht Vergnuͤgung giebet.
Di Seelen ſind nur Liebens werth:
Nicht aber di geſchmuͤuckten Gaben /
530.
Di keine Gegen-Liebe haben.
2. Satz der Schaͤfer.
Was iſt das Blutt der Schnecke? Moͤrder-Farbe.
Der Thron? ein wuͤrmicht Seelen-Grab.
Des Zepters Glas krigt mehrmahls Bruͤch und Narbe /
Denn unſer leichter Hirten-Stab.
535.
Wir duͤrffen Kelch und Ruhſtatt nicht verſtecken /
Wi / di auf Sammet furchtſam ruhn.
Jhr Nectar kan / wi unſre Milch nicht ſchmecken.
Man pflegt oft Gift dort nein zn thun.
Und wenn di Sonn uns goͤnnt den Morgen /
540.
So fuͤhln wir Wolluſt / jene Sorgen.
2. Gegen-Satz der Schaͤfferinnen.
Goͤnnt Wurmgeſpuͤnſt und Biſam den Prinzeſſen:
Di Schoͤnheit iſt in Woll auch ſchoͤn:
Ziebeth-Koth wird beim Blumwerg leicht vergeſſen.
Laßt ſi fuͤr ſtaͤhlern Spigeln ſtehn /
545.
Das Haar mit Staub id Haut mit Schminck anfaͤrben.
Ein Brunn dihn’t uns zu allem dem.
Dort muß ihr Schmuck durch Milb und Gift verterben;
Hier bleibt der Glantz ſtets angenehm.
Dort hoͤret man mehr Schlangeu ziſchen
545.
Jn Zimmern / als hier in Gepuͤſchen.
Zu-Satz der Schaͤffer.
Di Liebe wird in Geilheit dort verkehret.
Dort ſolln di Weſpen Binen ſein /
Von denen nur das Honig wird verzehret /
Das di Natur uns pflantzet ein.
F 3JaCLEOPATRA.
555.
Ja man floͤßt Gifft durch dieſe Zucker-Roͤhren /
Haͤngt Fall-Beil in das Schlafgemach.
Dem / den kein Dolch kan offentlich verſehren /
Stellt man durch Gunſt und Freundſchaft nach:
Auß Gold - geſtickten Purper-Betten /
560.
Macht man Mord-Gruben / knecht’ſche Ketten.
Zu-Satz der Schaͤfferinnen.
Der Nilus mahlt das Schau-Spiel ſchnoͤder Sachen /
An der Cleopatren uns ab.
Man raͤuchert ihr / und wil ſi knechtiſch machen /
Miß - goͤnn’t ihr Freiheit / Todt und Grab.
565.
Verfluchte Gunſt! da nur auf ſeichter Lippen /
Di Mißgeburth der Liebe ſchwim̃t!
Fliht / Schaͤffer / fliht Siren und Schifbruchs-Klippen.
Wo wahre Treu im Hertzen glim̃t /
Verbrenn’t auch nicht in Sarch und Hoͤlen /
570.
Das Libes-Oel verknipffter Seelen.

Di fuͤnfte Abhandlung.

Der Schauplatz bildet ab di Koͤnigliche Todten-Gruft. Cleopatra. Charmium. Iras. des Anton.

Leiche auf einem erhobenen Grabe.

Cleop.

Wer auf das leichte Rad des blinden Gluͤckes trau’t / Auf ſeiner Tugend Grund nicht ſchlechte Thuͤrme baut / Di Fuͤrſten diſer Welt der Erde Goͤtter nennet / Wer viel weiß auſſer ſich / ſich in ſich ſelbſt nicht kennet /5. Wer ſich auf’s Zepters Glas / des Thrones Grund-Eiß-ſtuͤtzt; Der kom̃ und lern allbier / wi der ſo ſchwanckend ſitzt / Der auf dem Gipffel ſteht. Der Ausbund aller Helden / Anton / den Sud und Oſt wird ſtets unſterblich melden /FuͤrCLEOPATRA. Fuͤr dem Po Phrat und Nil oft auf den Knien lag /10. Verfall’t nicht nur ſchlecht hin durch einen Donnerſchlag: Er kan hier kaum ein Grab durch unſre Bitt erlangen. Wol! laß’t uns zum Ade den edlen Leib umbfangen! Kom̃t / liebſte Schweſtern / kom̃t / bringt ihm durch eure Hand Ein Opffer wahrer Treu / ein letztes Liebes-Pfand. 15.Schraͤnck’t umb di Todten-Grufft di traurigen Zipreſſen / Ja / daß di Wuͤrmer nicht di edlen Glider freſſen / So balſamet den Leib mit kraͤftgen Waͤſſern ein / Bringt Mirrhen / Aloe / geſchaͤrften Kraͤuter-Wein / Und friſchen Ceder-Safft zu der erblaſten Leiche. 20.Daß man mit kraͤft’ger Salb ihm Schlaͤff und Haupt be - ſtreichche / Steckt ewig - brennend Oel in guͤldnen Ampeln an. Es werde Weyrauch ſtets auf friſche Glutt gethan. Belraͤntzet mit Rubin und Lorbern Stirn und Haare / Legt Harniſch / Helm und Schild ihm auf di Todten-Baare /25. Beſtreut mit Roſmarin den ſanften Grabe-Stein / Und grabt ſein redend Lob in ſtumme Marmel ein: Hier lig’t Egiptens Heil / di Freiheit Rom’s umbfangen. Denn beider Wolfahrt iſt mit dem Antonvergangen. Wolan! di letzte Pflicht iſt nun / Gott lob / vollbracht. 30.Nim̃ hin den letzten Kuß! mein Hertze gutte Nacht! Es iſt voll bracht! doch ach! was iſt noch zu vollbringen? Cleopatra ſol itzt nun auch groß-muͤttig ringen / Cleopatra ſol itzt noch einmal durch den Tod Sich dem Anton vermaͤhln / entflihn der grim̃en Noth /35. Di ob dem Haupte ſchweb’t / ja durch ihr Blutt entdecken: Daß knecht’ſche Geiſter nicht in diſen Adern ſtecken.

Iras.

Auf was Verzweifelung / erlauchte Koͤnigin / Auf was fuͤr Strudel treibt der Schmertz ſi wider hin? Wil ſie denn dem Anton ſich ſelbſt zum Opffer geben? 40.Jhr Todt bring’t uns in Sarch; den Todten nicht in’s Leben.

Charm.

Cleopatra / mein Haupt. Si ſchaͤtze tummen Ruhm / Und eigen-haͤndgen Todt nicht fuͤr ein Heiligthum. F 4EinCLEOPATRA. Ein Knecht laͤßt leicht ſein Blutt auf’s Herren Holtzſtoß rin - nen / Umb: daß er einmal kan der Sklaverei entrinnen:45. Was aber treibt hirzu di freien Seelen an? Das gantze Schiff verſinckt mit einem Steuer-Mann / Das groſſe Reich durch Si.

Cleopatr.

Ach klein-muths-vol - le Hertzen! Jhr wißt den Urſprung nicht ſo ungeheurer Schmertzen.

Iras.

Di truͤben Wolcken ſind des Jammers ja vorbei. 50.Man ſpuͤrt wi guͤnſtig ihr der milde Keiſer ſei; Wi er Cleopatren als eine Goͤttin ehre / Nicht unſrer Goͤtter Recht / nicht unſre Stadt verſehre. Dis alles wol nicht uns zu libe; nein / nur ihr. Kurtz: Er zeucht allbereit der Livien ſie fuͤr.

55.
Cleop.

Einfaͤlt ger Aberwitz! dis ſind di guͤldnen Schlingen / Durch welche man den Feind muß in den Keſicht bringen. Der Himmel der uns libt / hat uns zu Troſt entdeckt: Welch einen Fall-Strick uns Auguſtus hat geſteckt.

Charm.

Hilf Himmel! hoͤrt es denn nun nimmer auf zu - wettern?

60.
Cleopatr.

Ja / das verfluchte Rom pflegt dieſe zuvergoͤttern / Di es mit Schimpf und Schmach in Abgrund ſtuͤrtzen wil. Verdam̃ter Rache Luſt! vermaledeites Spiel! Auguſt hat Marck und Bein und Blutt uns ausgeſogen / Den vaͤterlichen Thron durch ſchlimmes Recht entzogen /65. Des Ptolomæus Schatz durch Schelm-Stuͤck an ſich bracht / Doch ruht ſein Ehrgeitz nicht. Er iſt nun auch bedacht / Nach Rom ins Sigs-Gepraͤng zum Schau-Spiel uns zufuͤh - ren. Dis iſt es / was wir nur noch haben zuverlihren. Doch nein! di Angel ſehlt di ob dem Wirbel ſchwebt. 70.Ein Fuͤrſt ſtir bt muttig / der ſein Reich nicht uͤberlebt. Es iſt ein taͤglich Todt / kein grimmer Ach auf Erden / Als wenn / der / der geherrſcht ſol andern dinſt bar werden.

Iras.

Prinzeß / vielleicht ruͤhrt nur ihr Kummer aus Verdacht.

Cleop.

Verdacht ja mehr denn viel! gebt auf di Thaten acht /ObCLEOPATRA. 75.Ob er als unſer Freind und Schutzherr hier gebahre? Ob ſein Bedienungs-Schein nicht Sklaviſch uns verwahre? Ob man uns aus der Burg di Ausfarth nicht verwehrt? Di Stadt als Feind beſaͤtzt / das Schatz-und Ruͤſt-Haus leert? Das Heer in Dinſte zeucht / di Buͤrger ihm vereydet;80. Auf einen Augenblick uns Macht und Treu abſchneidet? So ſchoͤne Fruͤchte traͤgt uns ſein verſprechen ein. Zu dem / wem wolte nicht auch hoͤchſt verdaͤchtig ſein? Daß unſer Todt-Feind ſich ſo bald verlibt anſtellet. Wenn di kohl-ſchwartze Luft ſich uuverſehns erhellet /85. Gebihrt di ſchwangre Nacht der Wolcken Blitz und Keil: So iſt dem Keiſer nur ſein Liebes-Koſen feil / Umb unſern Untergang. Di ſich zu ſehr verbinden / Di laſſen ſelten Treu und Wahrheit bei ſich finden. Man lobt uns ja den Traum der Ehreu-Seulen ein /90. Di / wi man ſchwerm̃t / zu Rom uns ſolln gewidmet ſein / Doch ſtehn ſi ſchwerlich ſonſt wo / als aufs Keiſers Zungen. Wir werden nicht nach Rom geladen / nein gezwungen: Da Ehr und Liebe doch nichts nicht zu zwingen pflegt. Ja / was wird dis und das hier ſo genau erwegt? 95.Hier laͤſ’t des Keiſers Brieff / den wir fuͤr wenig Stunden / Jm Zimmer deß Anton zur Nachricht haben funden.

Charm.

Gerechte Goͤtter! wird nicht bald durch Blitz ver - zehrt / Ein ſolch zwei-zuͤngicht Mund / ein ſolch zwei-ſchneidend Schwerdt? Auguſt hiß ſie di Fauſt ins Libſten Blutte roͤthen /100. Hier wil er: daß Anton Cleopatren ſol toͤdten: Sagt auch noch beiden Heil fuͤr Mord - und Todſchlag zu.

Cleopatr.

Nnn urtheilt: ob man dem Augnſt wol unrecht thu; Wenn wir uns wenig gutt’s aus ſeinen Wercken ſchluͤſſen? Wi? oder wollet ihr mehr Grund und Zeugnuͤs wiſſen? 105.Schaut / bitt ich / ſchaut / nem̃t hin des Dolabellen Hand / Di diſer redlichſte der Roͤmer uns geſandt.

F vWasCLEOPATRA.
Charm.

Was gibt di treue Fauſt uns heimlich zu verſtehen?

Iras.

Dis: daß Auguſt nach Rom durch Sirien wil gehen: Und daß das Orlog-Schiff ſchon Segelfertig ſteh /110. Das auch mit Widerwilln Cleopatren zur See Sol nach Cajeta fuͤhrn: bis ſi in Band und Strikken / Wenn Cæſar ein wird zihn ſein Sigs-Feſt helffe ſchmuͤcken.

Charm.

Jhr blinden Sterblichen / fall’t nun der Meinung bei: Daß es ein ſchlipfrich Ding umb frembde Gnade ſei! 115.Daß der nicht weißlich thut der Worte ſich laͤſt blaͤnden / Weil er ein Glied noch regt / das Heft gibt aus den Haͤnden.

Cleopatr.

Einfaͤltge Charmium! nach ſchon geſchehner That / Lehrt oft der Ausſchlag viel / was kein verſchmitzter Rath Vermag vorher zu ſehn. Auch iſt nicht zu vermeiden /120. Was di Geburts-Geſtirn und Goͤtter uns beſcheiden. Zu dem iſt unſre Schuld geringer als di Pein? Wir ſchenckten dem Anton nicht ſuͤß’re Wermuth ein. Was weigern wir uns denn ſelbſt-eignes Gift zu trincken? Auf! wir ſehn den Anton ſchon unſer Seele wiucken! 125.Auf! auf Cleopatra! Gebrauche Gift und Schwerd. Gold wird durch Glutt / ein Geiſt durch Gluͤck und Todt be - wehr’t.

Iras.

Jhr grimmen Goͤtter ihr! was ehrt man eure Bilder? Was opffert man euch viel? wenn kein Gebeth euch milder / Kein Andacht ſanfter macht? wenn ihr dem Sieg verleiht /130. Der eure Tempel ſchimpft / der eu’r Altaͤr entweiht.

Cleop.

Es iſt itzt auſer Zeit den Feind und Goͤttern fluchen. Laſt uns ſie nun vielmehr umb Gnad und Huͤlff anſuchen. Di einer Sterbenden den Tod noch leidlich macht. Ja wol! es werd uns Zeug zum ſchreiben hergebracht. 135.Wuͤnſcht ihr di letzte Schrifft an den Auguſt zu leſen?

Charm.

Herr / nunmehr iſt nebſt dir Cleopatra geneſen / Du haſt mein Reich / mein Geiſt der Freiheit Thron erreicht / Nun knecht’ſche Lebens-Luſt / der guͤldnen Baare weicht. DochCLEOPATR|A. Doch hat di Sterbende dich noch umb was zu bitten:140. Es werd uns beim Anton zu ruhen nicht verſchnitten. Man goͤnnt leibeignet Schaar; auch Wuͤrmern Erd und Sand. Schaͤrfft denn auf unſer Blutt und Kinder ſeine Hand / Nicht den blutt-fetten Stahl / verſchont er ſi der Ketten; So wird Auguſt mit Ruhm Egiptens Stuhl betretten /145. So wird ſein Stam̃ und Haus ſtets bluͤh’n und ſighaft ſein: Doch ſchleuſt der Sarch auch nicht Cleopatren gantz ein.

Cleop.

Jhr hoͤrt den juͤngſten Wunſch. Reicht her ihn zu - verſchliſſen; Stellt den dem Hauptman zu / der ihn bereit wird wiſſen / Dem Keiſer zuzuſtelln. Iras. Hilf Himmel! Gib nicht zu:150. Daß unſer Hertz und Haupt vor uns im Grabe ruh. Wenn alle Glider todt / ſiht man das Hertz erſt ſterben / Auf Charmium! laß uns hier ſterbend Ruhm erwerben!

Cleop.

Vertrautſte / nein ihr irrt. Da ihr uns redlich libt / Da ihr uns hertzlich meint / beſtuͤrtzte / ſo verſchibt155. Daß euch noch ferne Ziel; euch und auch uns gutte. Wenn man di Hand beſpritzt mit hober Haͤupter Blutte / Schlaͤft man mit linder Hand diuntern Glieder ein. Weſthalben ſolt auf euch Auguſtus grimmig ſein? Ja / da ihr euch ſo weit di Kleinmuth laſt verleiten /160. Wer wird uns Gruft und Sarch nach Wuͤrden zubereiten? Glaubt / wer fuͤr Schmertzen ſtirbt / liebt ſo di Todte nicht / Als der der Sterbenden den letzten Dienſt verricht!

Charm.

Jſt denn kein Mittel nicht zuflihen Tod und Banden?

Cleop.

Der Schluß bleibt feſt. Hier iſt di Artznei ſchon ver - handen?

Charm.

Worzu hat ſi bieher den Feigen-Korb verſteckt?

165.
Cleop.

Der uns miß-goͤnnte Todt wird durch dis Laub verdeckt. Schaut ihr di gelbe Schlang an dieſem Honig ſaugen? Schaut wi ihr Schwantz hier ſpielt / wie flammen ihr di Augen? Si ſchaͤrff’t auf unſern Arm ſchon Zunge Gift und Zahn.

Iras.

Mein Geiſt erſchuͤttert ſich! Jſt dis di ſanfte Bahn /ZumCLEOPATRA. Zum Ster ben durch den Wurm? durch ein ſolch Ungeheuer?

Cleopatr.

Der Schlange brennend Gift iſt kein ſolch raſend Feuer / Als Cæſars Ehren-ſucht. Man ſucht bei Nattern Rath; Bei Drachen; wenn man nicht bei Menſchen zuflucht hat.

175.
Charm.

Jhr Goͤtter! ſol der Molch den Lilgen-Arm ver - giften.

Cleop.

Ja! unſrer hohen Seel des Coͤrpers Pforten luͤfften. Kom̃ angenehmes Thier! kom̃ kom und flechte dich / Umb dieſen nackten Arm! vermaͤhle durch den Stich / Der Adern warmem Quell dein zuͤngelnd-toͤdtend kuͤſſen,180. Wi? wilſtu nur dein Maul durch Feigen-Safft verſuͤſſen? Jſt unſre Marmel-Haut nicht Stich und Giftes wehrt / Das di Verdam̃ten oft eh als ein Blitz verzehrt? Sol mir zur Straff itzt auch den Schlangen Gift gebrechen? Stich! ſtich! wir ſind gewehrt. Nun fuͤhln wir Gift und ſtechen. 185.Kom̃t / Liebſte / nem̃t von uns den letzten Kuß noch an. Wir beben / wir erſtarr’n / es iſt umb uns gethan.

Charm.

Erbebend Donner-ſchlag! Der Marck und Bein durchfaͤhret! Das Hertz in kaltes Eiß / das Aug in Stein verkehret: Daß das gefrohrne Blutt der Adern Brunn verſchuͤtzt /190. Und di erſtarrte Thraͤn im eignen Quell erſitzt! Wo faͤllt di Goͤttin hin? der Abgott unſrer Seele? Sinck’t ihr Karfunckel-Schein der Augen in di Hoͤle? Umb: daß er Sonn und Lieb alldar erwecken mag? Wil ihrer Glider Schnee di Nacht verkehr’n in Tag? 195.Wil ihr benelckter Mund im Grabe Blumen ſaͤmen? Des Abgrunds finſtre Kluft ein Paradis beſchaͤmen? So geh’t Egipten-Land der Oſt-Welt Luſt-Haus ein / Und deſſen Himmel wird itzt eine Helle ſein!

Iras.

Ja mehr als eine Hell / mehr / als ein Neſt der Tiger! 200.Was ſtarrn / was zittern wir? wolln wir dem grim̃en Siger / Jn Schwerd und Klauen falln? ſchau uuſre Fuͤrſten an! Di lehr’t uns / wi man Feind und Faͤſſel pochen kan. HatCLEOPATRA. Hat nicht di Koͤnigin di Bahn uns ſchon gebrochen? Und durch den kurtzen Todt unſterblich Lob verſprochen? 205.Da uns ſonſt nichts als Schimpf und Marter iſt beſtellt / Da ein’itzt unter uns ins Keiſers Haͤnde faͤllt. Zu dem laß uns den Feind uns noch das Leben laſſen; Wi bald wird ohne dis nicht dieſer Leib erblaſſen? Sol nun des Lebens-Spann uns| di Geburt entzihn210. Des Nachruhms / der mit uns kan tauſend Jahre bluͤh’n? Nein / trautſte Charmium! wer ruͤhmlich nach wil ſetzen / Muß nicht di Haut zu zart / das Blutt zu theuer ſchaͤtzen. Es bringet ſchlechten Ruhm verdienen durch viel Schweiß / Dis / was ein Troffen Blutt ſtracks zu erwerben weiß. 215.Di Ewigkeit / di wir durch keine treue Dienſte Bis auf den Tag erlangt / krig’t Jras zum gewienfte / Wenn ſi ihr ſterbend nur gleich als zur Ader laͤßt. Wird / ohne dieſe That wer Charmium geweſt / Wo Jras hat gelebt / di Nachwelt ichtwas wiſſen? 220.Auf Schweſter! es muß auch uns Glider dis verſchliſſen / Was unſer Haupt verſchleuſt; dis ſtechen / was ſi ſtach. Es ſticht. Jch ſterbe! folg auch alſo ruͤhmlich nach.

Charm.

Solch ſterben bringet Ruhm / dis Leben Schmach und Buͤrde / Sol / di di erſt an Treu di ander war an Wuͤrde /225. Hier / nun durch Todt und Blutt man umb den Sigs-Krantz kaͤmpft / Di ietzt am Reyen ſein? di Flamme wird gedaͤmpft / Durch Rauch; der Tugend-Glantz durch Thraͤnen-ſchwan - gre Wehmuth. Wir haben ohne dis durch all zu tieffe Dehmuth / Durch di man hat den Feind das Unthier zaͤhmen wolln /230. Viel unſers Ruhm’s verſpielt / den wir itzt hertzhaft ſolln Erſetzen durch den Todt. Jedoch fuͤr allen dingen / Laßt uns Cleopatrens ertheilten heiſch vollbringen: Und ihrer Leiche thun di letzte Todten-Pflicht. Da nun das Werck ſo ſehr an viel Gepraͤnge nicht /AlsCLEOPATRA. 235.Als in der Hold beruht / wil ich zum Liebes-Zeichen / Der Todten zum Ade di Hand-voll Blumen reichen. Denn weil uns Gluͤck und Zeit mehr Mittel nicht verleihn / Muß meiner Thraͤnen Saltz in - des der Balſam ſein. Mein ſterbend Augen-Licht zur Todten-Fackel dienen. 240.Nur muttig! Charmium / nun iſt der Tag erſchienen / Da man Feind / Noth und Todt großmuͤttig pochen kan. Auf! ſaͤtze Stahl und Dolch behertzt den Bruͤſten an!

Des Antonius / der Cleopatra, der Jras todte Leichen. Cornel. Gallus. Etliche Hauptleuthe des Keiſers. Charmium.
Gallus.

Halt Stahl und Stos zu ruͤck!

Charm.

Jhr ſeit zu ſpaͤte kommen: Schaut: wie das Blutt ſchon ſpritzt!

Gall.

Was habt ihr vorgenommen? Welch raſen ficht euch an? daß ihr Gift / Mord und Schwerdt / Da euch der Feind doch ſchon’t / auf eure Glider kehrt?

245.
Charm.

Giſt / Mord und Schwerd ſind uns erleidlicher / als Ketten.

Gallus.

Als Ketten? auch der Todt ſol euch vom Schimpf nicht retten. Jhr ſelbſt befleckt di Seel / ihr ſelbſt verſtellt den Leib. Jſt dieſer bluttge Wurm / dis ungeheure Weib / Di ſchoͤne Charmium?

Charm.

Ja! ſchoͤner als ihr meinet;250. Jn dem itzt unſer Ruhm ſchon nebſt den Sternen ſcheinet. Weil di ſtandhaffte Treu auch in der Grufft beſteht.

Gallus.

Schaut! wie der Wurm ſich truͤm̃t! ſi rechelt / ſi vergeht.

DiCLEOPATRA.
Di vier Leichen. Auguſtus. Proculejus. C. Gallus. Arius. die Trabanten. zwei Pſylli.
255.
Auguſtus.

Was macht ſi? lebt ſi noch? ach! iſt ſi ſchon verblichen? Jſt ihr beſtuͤrtzter Geiſt ſchon aus der Welt entwichen? Eilt! rettet! lauft lauft! eilt! bringt Staͤrckungs-Saͤft herbey / Fuͤhl’t / ob der Puls noch ſchlaͤgt / und wo di Wunde ſey.

Gallus.

Herr / es iſt weder Puls noch Wund an ihr zu - ſpuͤren.

260.
Auguſt.

Es kan der Unfall doch / nicht von der Luft herruͤh - ren. Durchforſcht den kalten Leib von Gliede bis zum Glied.

Procul.

Sucht / ob man weder Dolch / noch Gift / noch Meſ - ſer ſih’t /

Auguſt.

Entbloͤßet Arm und Bruſt an der erblaſten Leichen.

Gallus.

Man ſiht am Arme zwar zwei kleine Feuer-Zeichen /265. Doch zeucht ſo ſchlechter Fleck wol nicht deu Todt nach ſich.

Arius

Ach Leider | zu gewis. Es iſt ein Schlangen-Stich.

Auguſt.

Bringt Schlangen-Pulver her / bringt Scorpine[n]Oele / Jſt Bezoar nicht dar?

Arius.

Der Keiſer der erwaͤhle / Di Aegeln alles Gifts di Pſyller zur Artznei.

270.
Auguſt.

Laufft / rettet / bringt alsbald di erſten uns herbei.

Procul.

Legt ihr von Mithridat ein Pflaſter auf das Hertze / Eh ihr ohnmaͤchtger Geiſt gar aus dem Leibe ſtertze.

Auguſt.

Nam di verdam̃te Wach ihr alſo fleiſſig war?

Arius.

Da fern ein Leben nur im Hertzen noch iſt dar /175. Wird durch der Pſyller Huͤlff unfehlbar Rath gefunden.

Procul.

Wol! ſi ſind dar.

Auguſt.

Stracks ſaugt das Gift ihr aus den Wunden.

Gallus.

Schaut / welch ein gruͤner Jeſcht ſich fuͤr dem Mun - de ſetzt / Welch kalter Todten-Schweiß di Stirn und Schlaͤffe naͤtzt. WiCLEOPATRA. Wi ſchwillt der Arm / da ſi di Schlang hat hingeſtochen.

280.
Arius.

Es ſcheint: ob wehren ihr di Augen ſchon gebrochen.

Auguſt.

Spart Kunſt und Arbeit nicht fuͤr einen reichen Lohn. Da ihr ihr helffen koͤnnt iſt Gold und Freiheit ſchon / Euch reichlich ausgeſaͤtzt.

Pſyll.

Herr / es iſt nur ver - gebens. Jhr todter Leib hat mehr kein Fuͤncklein eines Lebens. 285.Das ſchnelle Gifft hat ſtracks ihr zartes Hertz entſteckt / So bald der Schlangen-Zahn das warme Blutt befleckt.

Auguſt.

Jhr Goͤtter / di ihr uns mit ſo viel Lorbern ſchmuͤ - cket / Di ihr das groſſe Rom mit ſo viel Sieg anblicket / Di ihr der Feinde Stahl als ſchwirrend Glas erſcheflt /290. Di ihr den Phrat nnd Nil weit nacht der Tiber ſtellt / Warumb wolt ihr nicht auch uns dieſen Ruhm noch goͤnnen: Daß wir dis Weib nach Rom zum Schauſpiel fuͤhren koͤnnen? Ja nnſer halber Sieg / der Roͤmer gantzer Troſt / Faͤllt itzt ins Waſſer hin! Welch Wurm iſt ſo er booſt /295. Welch Panther ſo ergrim̃t: daß er di eignen Klauen / Eh er ſich faͤſſeln laͤßt / pflaͤgt in ſein Fleiſch zu hauen? Welch Grim̃ / Cleopatra / welch wuͤtten kam dich an? Daß du ſo moͤrdriſch dir / uns haſt ſo weh gethan? Solln itzt di Leichen uns nur unſer Sigs-Feſt zieren? 300.Laſt uns gleich aus Metall ihr guͤldnes-Bild auf-fuͤhren: Di todten Bilder find kein uͤberwunden Feind / Di nur der Rache Luſt umbſonſt zuſchimpffen meint - Jedoch / was ſinnen wir auf Schimpf der edlen Frauen / Di wir auch itzt ſchon todt verwundernd muͤſſen ſchauen? 305.Es zeuget ihr Magnet der Schoͤnheit itzt noch an: Daß Cæſar haͤrter nicht als folgend Stahl ſein kan / Das Marc-Anton hier hat gezwungen ſcheitern muͤſſen - Des Mohnden Circkel kan den Helden-Geiſt nicht ſchluͤſſen: Der frembder Faͤſſel Schmach durch eignes Blutt abnetzt /310. Und einer Spanne Ruhm fuͤr tauſend Jahe ſaͤtzt. WasCLEOPATRA. Was wil Auguſtus denn di Ruhms-entſeelten Glider Auf’s Schau-Geruͤſte | ſtelln? Rom werffe ja darnider / Jhr Bild ans Ertzt und Stein und glattem Helffen-Bein: Cleopatra wird ſtehn / wenn Rom nicht Rom wird ſein. 315.Vielmehr laßt uns itzt ſelbſt ihr Bild ſtelln Rom fuͤr Augen / So / wi di Schlangen ihr di edle Seel ausſaugen; Wi ihr behertzter Todt des Lebens Fleck abwaͤſcht / Und ihr verſpritztes Blutt der Roͤmer Zorn-Glutt laͤſcht. Daß Proculei als bald des Laͤgers Haͤupter lehre;320. Daß es kein Bildnuͤs nicht Eleopatrens verſehre: Man laß ihr Heiligthum der Sonnen-Pfeiler ſtehn / Di Ehren-Pforten nicht vorſaͤtzlich untergehn; Und Gallus / der den Nil zur Land-Vogtey ſol ha ben / Sol ſi / nebſt dem Anton aufs praͤchtigſte begraben. 325.Auch / weil dis Paar durch Treu und Sterben Ruhm leg’t ein / Solln ſi nichts minder wol nebſt ihr beerdigt ſein. Damit was neues auch zu Rom geſehen werde / Schiff’t auf di Kriges-Flott Egiptens Waſſer-Pferde / Nebſt Nilus Ochſen ein. Man theile Beuth und Geld. 330.Di helffte werd alsbald dem Heere zugeſtellt / Di ander iſt beſtim̃t zu den gemeinen Schaͤtzen / Durch das vertheilte Korn wolln wir das Volck ergaͤtzen. Auguſtus iſt vergnuͤgt wenn ihm der Ruhm verbleibt: Daß er dem groſſen Rom Egipten einverleibt.

Auguſtus. Archibius. Corn. Gallus. Ari - us. des Antillus Leiche. Etliche Haup - leuthe. Di Trabanten.
335.
Archib.

Mord! Mord! großmaͤcht’ger Fuͤrſt / dis was auch Moͤrder ſchuͤtzet / Altaͤr und Tempel ſind mit Fuͤrſten-Blutt beſpritzet: Der Voͤlcker heilges Recht iſt durch di That verletz’t / Jn dem Antillus Blutt der Roͤmer Schwerdter netzt.

GWi /CLEOPATRA.
Auguſt.

Wi / wo / wenn / und von wem iſt dieſer Mord be - gangen?

340.
Archib.

Es hatte kaum di Stadt di rauhe Poſt empfangen: Daß durch Cleopatren ihr Haupt gefallen ſei / Reiſ’t der Soldaten Schaar Geſaͤtz und Bund entzwei / Faͤngt Stadt und Buͤrger an gewaltſam anzugreiffen / Di Saͤulen des Anton durch Stock und Stein zu ſchleiffen /345. Zu forſchen auf ſein Blutt / ihm Schwerd und Todt zudraͤun: Wo ſol Antillus hin der Noth ſich zu befreyn? Man ſiht den jungen Held in Jſis Tempel flihen / Und / als di wuͤttenden vergebens ſich bemuͤben / An ihm den Muth zu kuͤhln / da ſpringt der Theodor /350. Oſchwartzer Meuchel-Mord! ſein Lehrer ſelbſt hervor; Entdeckt der grimmen Schaar verraͤthriſch ſeinen Fuͤrſten. Da hem̃t kein Heiligthumb di / di nach Blutte duͤrſten / Si dringen mit Gewalt nebſt dem Verraͤther ein / Gleich / muſt er und ſein Blutt der Goͤtter Opffer ſein. 355.Antillus / als er ſich umbringt ſiht und beſtritten / Umbfaͤngt des Cæſars Bild und rufft: Schont euer wuͤtten Nicht fuͤrſtlichen Gebluͤts; ſo ſchont der Goͤtter doch. Umbſonſt! di Bitt erhitzt / erhebt di Moͤrder noch. Man ſiht den edlen Leib mit Schwerd und Dolch zerkerben /360. Das Koͤnigliche Blutt das heil’ge Schutz-Bild faͤrben; Ja Theodor reiſſt ihm den koſt barn Demant ab / Fuͤr den Cleopatra viel Centner Goldes gab.

Auguſt.

Hat dis verdam̃te Volck den Greuel vorgenom̃en?

Archib.

Er wird Antillus Leich hier| bald zuſchaun bekom̃en:365. Di ich durch vieles Geld der Mord - ſchaar kaum entrieß / Di ſich noch aͤrgern Schimpff’s auf ihn verlauten ließ. Hier kom̃t ſi / ſchaut: wi ſi mit ihm gebahret haben.

Auguſt.

Man wird nichts weniger nach Wuͤrden ihn begra - ben. Stracks / Hauptmann / forſch’t ob man di Thaͤter finden kan /370. Eilt / laſt den Theodor an’s Creutze nageln an: Geht ſelbſt / umb deſto eh di Moͤrder zu erfahren. Jhr aber laßt den Orth aufs fleißigſte verwahren /WoCLEOPATRA. Wo der Cleopatra verweißte Kinder ſind; Verſchaffet: daß das Heer nichts feindliches beginnt. 375.Was aber hat Auguſt aus dieſem ihm znſchliſſen / Umb: daß Cæſarion iſt heimlich ausgeriſſen? Was reitzt ihn: daß er ſcheut des Keiſers Gnad und Licht? Dem / der ſich uns nicht traut / dem trau’n wir gleichfals nicht.

Arius.

Den blauen Himmel mahlt mehr nicht als eine Sonne;380. So muß ein Keyſer ſein der Erden Haupt und Wonne.

Auguſt.

Wol! wo Regier-ſucht iſt gewurtzelt einmal ein / Da muß mit Strumpf und Stiel der Stam̃ vertilget ſein. Er ruͤhmt ſich des Anten Gefaͤhrten / Cæſars Erben / Was wird nun rathſam ſein?

Arius.

Cæſarion muß ſterben.

385.
Auguſt.

Recht! ſtell’t an Graͤntz und Port dem falſchen Keiſer nach. Sein Todt verleih’t uns Ruh / ſein Leben Ungemach. Jſt nun das groſſe Reich / das di Vernunfft muß ſtuͤtzen / Daß ein groß Geiſt beſeeln / viel Haͤnde muͤſſen ſchuͤtzen / Mit allem wol verſehn? So laß’t nns unſre Stadt /390. Di unſre Gegenwart fuͤr laͤnſt gewuͤnſchet hat / (giſſen / Durch Beuth und Sieg erfreu’n / und nach dem Bluttver - Nach Krig-und Buͤrger-Peſt des Janus Tempel ſchluͤſſen. Jedoch / weil wir uns gleich itzt in der Gruff hier ſchau’n / Wo Alexander ihm ließ ſein Begraͤbnuͤs bau’n /395. Laſt uns den / dem ſich Gluͤck und Tugend ſtets vermaͤhlet Dem eine neue Welt zu zwingen hat gefehlet / Den / deſſen groſſen Geiſt der Erden-Kreiß nicht ſchlooß Jm engen Sarche ſehn. Macht Ertzt und Ruͤgel loß. Hier ligt der groſſe Held / von dem Augnſt muß lernen:400. Der Leib vergeh in Aſch / der Geiſt ſteig an di Sternen / Fuͤr deſſen todtem Bild (O edle Tugends-Art!) Des Cæſars Geiſt beſeelt; das Antlitz ſchamroth ward / Di Seele Seufzer ließ. So muͤß auch dieſem Leben / Sein ihn vergoͤtternd Ruhm uns Flam̃ und Fluͤgel geben405 Zu gleicher Ehren-hoͤh. Jn-des / dafern dein Glantz Nicht unſern Dinſt außſchlaͤgt / nim̃ dieſen Lorber-Krantz /G 2DenCLEOPATRA. Den nicht der Zeiten Sturm der Nachwelt Blitz wird tilgen / Und dieſer Krone Gold nebſt dieſer handvoll Lilgen / Zum Denckmals-Opffer an. Arius. Wil nicht auch Fuͤrſt Auguſt410. Di Ptolomeer ſehn.

Auguſt.

Wir hatten hier nur Luſt / Den Koͤnig zu beehrn. Di ſolln den Dinſt nicht haben / Mit derer Koͤrper Geiſt und Nachruhm ward begraben.

Reyen

Der Tiber / des Nilus / der Donau / des Rheins.
Tyber.

Legt nun der Ril di ſtoltzen Wellen nider? Und betet er di Tiber an? 415.Schaut: wi / was dem Verhaͤngnuͤß iſt zu wider / So ſeicht und mirbe wurtzeln kan! Ob gleich mein Strom nicht tauſend Fluͤß einſchlingt / Mein Sand nicht Gold / mein Schaum nicht Perlen fuͤhret / Mein Fuß Corall; mein Schilf nicht Zucker bringt;420. Ob meine Schooß gleich nicht Rubin gebuͤhret: So lehret Rom doch: daß ich bin Des Meeres Haupt / der Fluͤſſe Koͤnigin. Der Tiger und Eufrat ſind fuͤr mir ſaufft und klein / Uud buͤcken ſich fuͤr meiner Roͤmer Fuͤſſen /425. Pactol und Tagus muß beim Reichthum̃ duͤrftig ſein / Weil beide mir den Gold-Sand zinſen muͤſſen. Daß Gangens Jaͤſcht mit Diamanten ſtrahlt / Der kalte Nord mit ſchimmernden Kriſtallen; Des gruͤne Meer ſich braͤunet mit Corallen /430. Des Jndus Silber-Flutt ſich mit Schmaragden mahlt; Jſt ihre Frucht / doch mein Gewinſt / Jn dem ſie wie di Zucker-Bienen / Zwar Honig ſam̃len / doch nicht ihnen. Di edlen Steine ſtehn der Tiber nur zu Dienſt;UmbCLEOPATRA. 435.Umb meiner Nimfen Hals uud Hand / Und mein belorbert Haupt zu decken / Di Tyrer-See heckt braune Purper-Schnecken / Umb nur zu faͤrben an mein Keiſerlich Gewand; Was weigerſtu dich denn / O Nil /440. Nun Rbodan / Tiger / Phrat und Rhein mir opffern muͤſſen / Nach dem es ſelbſt der Himmel wil / Daß du nicht Rom und mir wilſt Fuß und Zepter kuͤſſen?

Der Nilus.

Wenn Titan ſteig’t aus Thetis blauem Reiche / Und uns laͤßt Licht und Tag aufgehn /445. Erblaſſen ja di Sternen nicht zugleiche; Di groͤſſern bleiben laͤnger ſtehn. So / als auch Rom und ſein geweyhter Fluß / Sein guͤldnes Haupt den Sternen hat verſchwiſtert / Siht man: daß erſt / was klein iſt / ſchwinden muß450. Als der geſtirn’t Eridan wird verduͤſtert. Bis nach dem Tiger und Eufrat / Des Nilus Glantz auch ſein Begraͤbnuͤs hat. Jedoch verfinſtert mich ſo ſehr nicht Rom und du / Als des Verhaͤngnuͤſſes geſetzter Schrancken /455. Der Himmel ſelbſt traͤgt Glutt zu meinem Holtzſtoß zu: Fuͤr dem der Thron der Goͤtter ſelbſt muß wancken. Drang nicht mein Haupt ſich bis zun Sternen ein / Und uͤber der Pyramiden Gefuͤlde? Es raͤucherte der Mohre meinem Bilde /460. Gab meinem Tempel ab Gold / Weirauch / Helffenbein. Di Oſt-Welt bettelte von mir Den Weitzen / den Egipten bringet / Wenn mein aufſchwellend Strom es tinget / So bald der Welt ihr Aug in Loͤwen tritt herfuͤr. 465.Allein ob meiner Thuͤrme Pracht / Zwar kemen Sonnen-Schatten zeuget / Noch Dunſt und Wolck aus meinem Strome ſtelget; So ſchaut doch / wie der Neid mich ſo ſehr ſchatticht macht /G 3WieCLEOPATRA. Wie mich di Ungluͤcks-Wolck umbhuͤllt /470. Wie mich des Keiſers Blitz faſt gar in Abgrund ſchlaͤget. Gedult! wenn es nicht pochens gilt. Schau! wie der groſſe Nil ſich fuͤr der Tiber laͤget.

Di Donau und der Rhein.

Nun alle ja zu Sklaven ſind gebohren / Was ſolſtu Donau thun? und Rhein? 475.Nein! nein! Rom / das hier oft den Muth verlohren / Wird noch viel Adler biſſen ein. Daß Phrat und Nil der ſtoltzen Tiber weicht / So wie ſie vor auch Alexandern wichen / Bewegt uns nicht: daß man ſich ihnen gleicht. 480.Wir haben auch di Seegel nicht geſtrichen / Als dieſer groſſe Blitz der Welt / Der Erden-Kreiß hat in ſein Joch geſtell’t. Nein! ſtoltzes Rom! wir ſchaun ſchon jene Zeit angehn / Da uns wird ehrn nicht nur ein Kreiß der Erden. 485.Es wird dis unſer Mooß voll Diamanten ſtehn / Das gruͤne Schilff zu Lorber-Zweigen werden. Wir ſehen ſchon di Sonnen unſrer Flutt / Den Helden-Stam̃ in Oeſter-Reich entſpringen / Dem nicht nur Rom und Tiber Opffer bringen /490. Den Leopold / der dem Auguſt es gleiche thut. Di itz’ge Welt iſt ihm zuklein / Es wird noch eine Welt entſtehen / Jhm wird di Sonn nicht untergehen / Und Thule wird nicht mehr der Erde Graͤntzſtein ſein. 495.Dis was Columb und Magellan Der andre Tiphys wird entdecken / Wie ferne ſich zwei Jndien erſtrecken / Wird unſers Cæſars Haus fußfaͤllig beten an. Wir ſehen ſchon ſein ſiegend Schwerdt /500. Den Adler fuͤr dem Mohnd am Ni und Boſpher glaͤntzen. Kom̃t / Schweſtern / ſchaͤtzt ihr Tugend wehrt / Helfft ſein gekroͤntes Haupt mit Palm - und Lorbernkraͤntzen.

Δ. T. Θ.

Anmerckung. Zu der erſten Abhandlung.

OB zwar nicht ohne / geneigter Leſer / daß uͤber ſei - ne eigene Arbeit Bedeutungen ſchreihen / und uͤber ſei - ne Sprache einen Dolmetſcher abgeben etlichem miß - faͤllig iſt: ſo bin ich doch der zuverlaͤßigen Meinung: daß der / ſo dis zuweilen thue / beſonders in derogleichen Schreibens - Art / keine Ketzerey einfuͤhre. Dannenhero ich auch entſchul - digt zu ſein vermeine: daß ich dieſer Cleopatra wenige An - merckungen beygefuͤgt. Denn obzwar dieſe nicht etwan einige beilige Heimligkeiten eroͤffnen / ſo entwerffen ſie doch meiſten - theils dis etwas deutlicher / was hin und wider kurtz in denen Geſchichten beruͤhret / oder verweiſen ja den Leſer zu ferner Nachricht: Jn dem ſich doch nicht allezeit thun laͤſt / denen Wechſel-Reden lange Erzehlungen weitlaͤuftiger Geſchichte einzuverleiben; inſonderheit / da wir Deutſchen ohne dis we - gen unſerer zugemaͤſſenen weitlaͤuftigkeit denen ſtachlichteu Außlaͤndern ein Dorn in Augen zu ſein pflegen. Von welcher ſich auch der fuͤrtreffliche Marino in ſeines Adonis zehndem Liede in der 165ſten Actinne nicht enthalten koͤnnnen / da er unter dem Nahmen des Mercurius unſre Schriften in gemein zimlich hoͤniſch durchzeucht:

Che di Poemi in quella lingva creſca, Numeroſa farragine e di Rime, La facil troppo Invention Tedeſca N è cagion, che per prezzo il tutto imprime.

Jch / der ich auch der Außlaͤnder / beſonders diſes Marino Sa - chen boch achte / laſſe mich deßhalbẽ allhier in keine weitlaͤuftige Vertheidigung ein; iedoch lebe ich der Verſicherung: daß / wie Deutſchland / welches di alten Roͤmer wegen ſeiner grauſamen Einoͤden / und unguͤttigen Himmels nicht genung tadeln koͤn - nen / anitzo ihnen viel annehmlicher vorkommen wuͤrde: allſo auch zweifels frey anitzo frembde ein und anders an den Deut -G 4ſchenAnmerckungen.ſchen wuͤrden loben / oder wol lernen koͤnnen. Uber dis iſt di fuͤrnemſte Urſache dieſer Erklaͤrung dieſe: daß ich wol weiß: es werden derogleichen Schrifften nicht alleine Gelebrten / ſon - dern auch denen / ſo der Roͤmiſchen Geſchichte ſo genaue Wiſ - ſenſchafft nicht haben / unter di Haͤnde kommen / und dannen - hero ein und di ander Erinnerung weder vor undienlich noch ſcheltens-wuͤrdig ſchaͤtzen.

v. 46. Und Knecht-ſein fuͤr Gewien.) Die Roͤmiſchen Geſchicht-Schreiber koͤnnen nicht genungſam beſchreiben / wie bey Veraͤnderung des Regiments zu Rom / ſich di Roͤmer ſo Sklaviſch erzeiget haben. Woher gehoͤret / was Tacitus lib. 1. Annal. cap. 2. eben von des Keyſers Auguſtus Zeit mel - det: Cum ferocisſimi per acies aut proſcriptione ceci - disſent: cæteri Nobilium, quanto quis ſervitio prom - tior, opibus & honoribus extollcrentur: ac novis ex rebus aucti tuta & præſentia, quam vetera & pericu - loſa mallent. Welchem wol beizuſetzen / was er lib. 3. Aunal. c. 65. meldet. Memoriæ proditur, Tiberium quoties cu - riâ egrederetur, græcis verbis in hunc modum eloqui ſolitum: ô homines ad ſcrvitutem paratos! ſcilicet etiam illum, qui libertatem publicam nollet, tam proje - ctæ ſervientium patientiæ tœdebat.

v. 51. Di Schiffflott iſt verbrenn’t.) Es meldet Plutar - chus im Leben des Antonii / mir auf der 453. Seite: daß Cleopatra di zwiſchen dem Mittellaͤndiſchen und rothen Mee - re gelegene Enge durchſtochen / und ein Antheil der Kreigs - Schiffe in das rothe Meer uͤbergeſaͤtzt / ſo aber di ſteinichten Araber verbrennt hetten.

v. 65. Solt er dem Julius als Vater.) Auguſtus iſt von Julio Cæſare an Kindes-ſtatt angenommen worden. Was dieſer mit dem groſſen Pompejo fuͤr Kriege gefuͤhrt / darvon ſind alle Roͤmiſche Geſchichte voll. Beſihe hiervon kurtz Flo - rum lib. 4. cap. 2. Appian. bell. civ. lib. 2

v. 67. Wolln wir wi Lepidus das Leben von ihm bitten:) Lepidus einer unter den Dreyen / welche das Roͤmiſche Reich unter ſich getheilet hatten / als er von Auguſto etlicheSachenAnmerckungen.Sachen / inſonderheit Sicilien / vermoͤge ihres Bundes / begehr - te / ward von ihm uͤberzogen; und nach dem des Lepidus Heer zum Cæſar uͤberſiel / bath er ihn in einem ſchwartzen Trauer - Kleide umbs Leben. Xiphilin. Epitom. Dion. lib. 49. p. m. 55. Auguſtus aber verbannete ihn nach Circæ auf ewig. Sveton. Vit. Auguſt. §. 16. Wiewol deſthalben nach des Auguſtus Tode zimlich ſchimpflich von ihm geredet ward: Pompejum imagine pacis, ſed Lepidum ſpecie A - micitiæ deceptos. Tacit. lib. 1. Annal. c. 2.

v. 128. Was hat Numantia. ) beſiehe von dieſer Stadt Ruhms-wuͤrdigen Tapfferkeit / Florum lib. 2. cap. 18.

v. 134. Schwam Cæſar nicht.) Welcher geſtalt C. Julius Cæſar bey der Stadt Pharos in Egypten / als ihn di meiney - digen Egyptier zu toͤdten vermeinten / entſchwommen / be - ſchreibet Sveton. in Julio. c. 64. Flor. lib. 4. cap. 2. nnd Xiphilin. in vitâ Jul. Cæſar. p. m. 19.

v. 136. Leander hat den Tod.) Leander / ein Juͤngling aus der Stadt Abydus / war in di zu Seſtus am Helleſpont woh - nende Ero verlibt / und ſchwam zur Nachzeit etliche mal uͤber ſelbiges enge Meer zu ihr / ward aber endlich von den ungeſtuͤ - men Wellen erſaͤuffet. Solches beſchreibet Muſæus in einem grichiſchen Gedichte.

v. 138. Das Capitol erhielt das ſchon verlohrne Rom.) Als di Gallier di Roͤmer bei dem Fluſſe Alliam aufs Haupt geſchlagen / begab ſich Manlius aus der verlaſſenen Stadt Rom ins Capitolium / wehrte ſich daſelbſt ſo tapffer / biß Ca - millus unverſehns di Roͤmer entſetzte. Beſihe hiervon Flo - rum lib. 1. cap. 13.

v. 145. Rom ruft nicht euer Ochſen an.) Ayis oder Oſiris iſt des Jupiters und Niobe Sohn / der Argiver Koͤnig und der Iſis Eh-Mann geweſt. Dieſen haben di Egyptier in geſtalt eines lebendigen Ochſen / welcher am Leibe ſchwartz| / an der Stirne und Ruͤcken weiß / am Schwantze zweyfaͤrbicht war / als einen Gott verehret. Wie Plinius lib. 8. cap. 46. ausfuͤhrlich erzehlet / und Tacit. lib. 5. hiſtor. cap. 3. ge - dencket: Bos immolatur, quem Ægyptii Apim coluut. G vDeßhal -Anmerckungen.Deßhalben wahren di Roͤmer auf di Egyptier zimlich hoͤniſch; wie denn Xiphilinus im Leben des Auguſtus von ihm meldet:〈…〉〈…〉 Er hat aus ſelbigen Urſachen nicht den Apis ſehen wollen / ſa - gende: ſi pflegeten Goͤtter / nicht Ochſen anzubethen. Unge - achtet doch di Roͤmer nichts weniger aber glaͤubiſch waren / als di den Romulum, C. Julium Cæſarem und ihre nachſol - gende Keiſer goͤttlich verebrten / ihnen Tempel und Altaͤre bau - ten. Woher gehoͤret der Ort aus des Taciti Annal. lib. 4. cap. 38. Sic Herculem & Liberum apud Græcos, Qui - rinum apud nos, Deûm numero additos. Melius Augu - ſtum qui ſperaverit. Welche Ehre der ſchlaue Tiberius daſelbſt mit einer leſens-wuͤrdigen Rede ausſchlaͤgt.

v. 164. Weil der geſchwoͤll’te Nil als denn di Felder waͤſ - ſert. ) und v. 187. Perdiccas ward durch nichts:) daß der Nilus jaͤhrlich zweimal ſich uͤber di Ufer aufgeſchwoͤllet / und das gantze Land fruchtbar gemacht / iſt mehr als zugemein: dis aber denckwuͤrdig: daß als nach des groſſen Alexanders To - de Perdiccas bei der Stadt Peluſium in Egypten ſein Laͤger ſteckte / ward er daſelbſt von dem Nilus uͤberſchwemmet / alſo: daß deſthalben viel von ihm zum Ptolom̃æus abfielen / bis daß / als der eine Feſtung / di Mauer der Camele genand / ver - gebens ſtuͤrmte / und hernach mit groſſem Verluſt vieler vor - nehmen Oberſten durch den Nil durchſaͤtzte / er des Nachts von den Seinigen ſelbſt umbgebracht ward. Vid. Mellif. hi - ſtor. Chriſt. Pezelii part. 1. p. m. 400. 401. Sonſten iſt von der Zeit dieſer Aufſchwellung noch wol anzumercken aus dem Plutarch. lib. de I ſide & Oſir. p. m. 611. De ſideri - bus Sirium Iſidi adſcribunt, cum aquam ducat: & Leo - nem venerantur, rictibusq́; Leoninis Januas Templorum ornant, quia Nilus exundat.

Titanis primùm currûtangente Leonem.

v. 171. Hat Alexander nicht das wuͤſte Meer getaͤmmet?) Was fuͤr unglaͤubliche Gebaͤue der groſſe Alexander in Belaͤge -rungAnmerckungen. rung der Stadt Tyrus in das Meer geleget; darvon meldek Curtius im 4. Buche: uͤber welchen auch di darzu ſchiffenden Tyrier gefragt: num major Neptuno esſet Alexandere Welcher geſtalt auch Julius Cæſar di Veneter / ein Volck in Niederland / welchen wegen Epp und Flutt des Meeres weder mit Schiffen noch zu Fuſſe beizukommen war / ruhmbar beſigt / erzehlet Cæſar lib. 3. de Bell. Gallieo p. m. 78. ſeqq. Wie auch welcher Geſtalt er den groſſen Fluß Jberus in Spanien aus ſeinen Ufern geleitet / alſo daß er ohne Schiffe mit ſeinem Heere dardurch kommen koͤnnen / beſchreibt er de bell. civil. c. 1. p. m. 319. Worbey nicht zuvergeſſen: daß eben er mit ſeinem Heere durch di Temſe auf di am Rande ſtehende Bri - kannier geſatzet / darvon er de bell. Gallic. lib. 5. p. m. 133. meldet: Cæſar præmisſo Equitatu confeſtim Legiones ſubſequi jusſit. Sed Celeritate atq́; eo Impetn mili - tes ierunt, cum Capite ſolo ex aquâ extarent, ut hoſtes Impetum Legionum atq́; Equitum ſuſtinere non pos - ſent, ripasq́; dimitterent ac ſe fugæ mandarent. Welcher That Famianus Strada de bello Belgico dec. 1. lib. 8. p. m. 403. ſeqq. vergleichet dieſelbe / da 1750. Mann aus der Spa - niſchen Armee 4000. ſchritte durch di See auf di wolbewehr - Jnſel Duveland zu Fuſſe durchgeſaͤtzt und ſie erobert. Wel - ches gleichfals 5000. Schritte durchs Meer auf di Jnſel Zuit - verland im 1571ſten Jahr ein Spaniſcher Oberſier Mondra - gonius ausgerichtet. Vid. cund. Stradam lib. 7. decad. 1. p. m. 376. Der Belaͤgerung der Stadt Tyrus aber wird ver - glichen di weltberuͤhmbte Belaͤgerung der Stadt Rochelle in Franckreich. Ja di Frauzoſen wollen ſie jener noch weit vorzihen. Maſſen Monſicur de Silhon en ſon Miniſtre d Eſtat l. 3. chap. 5. 6. ſie nicht genung herauß zu ſtreichen weiß / alwo er inſonderheit meldet: Tyr & An - versn ont rien veu de ſemblable q́uoy qu’on die, ſi ce n eſt peut-eſtre qu’on veuille comparer la Mer medi - terranee, à l Ocean & un canal eſtroit & tranquille à un Canal extremement agitè & deſmeſurement large.

v. 181. HatAnmerckungen.

v. 181. Hat der Agrippa nicht in Cumens Fel ſen Ritz.) Was daſelbſt Agrippa fuͤr wunderliche und trefliche See-Ha - fen gebauet auch in di Lucriner und Averner See das Meer eingeletet beſchreibet Sveton. in Vit. Aug. c. 16. Xi - philin. in vit. Aug. p. m. 51.

v. 203. 204. Den Julius faſt zwang auf ſich ſein Schwerd zu wetzen fuͤr Munda:) Obſchon Julius Cæſar den Pompe - jum geſtuͤrtzet / hat er doch niemals mit groͤſſerer Gefahr und zweifelhaftem Geluͤck gefochten / als in Spanien bei Munda mit ſeinen Kindern: alſo daß er auch ſchon ſelbſt ſich zutoͤdten willens geweſen / wenn nicht durch einen ſonderbahren Zufall di Pompejiſchen in di Flucht gerathen wehren. Strabo lib. 3. pag. 97. Florus lib. 4. cap. 2.

v. 205. Als Ulla faſt Pompejens Benthe war.) Als Cneus Pompejus di Stadt Ulla in Spanien ſo harte belagerte / daß ſie ſich gleich ergeben ſolte / ruͤckte Julius Cæſar fuͤr Corduba / dahero muſte Pompejus umb Corduba zuentſetzen von Ulla abziehen. A. Hirtius aut Oppius de bell. Hiſpanienſ. lib. 6. p. m. 546. ſeqq.

v. 208. Wer weis ob Juba.) Nach dem der groſſe Pompe - jus bei Pharſalos di groſſe Schlacht verlobren / und er in E - gypten vom Pothino ermordet ward / flohen ſeine Kriegs-O - berſten in Africam / und verbanden ſich daſelbſt inſonderheit zuſammen / Publ. Scipio. M. Cato und Juba der Koͤnig in Mauritanien / welcher auch den Curio mit des Cæſars Heer erlegte. Vellei. Patercul. lib. 2. p. m. 128. Sie wurden aber endlich alle geſchlagen / und damit ſie nicht in des Siegers Haͤnde kaͤmen / erſtach ſich Cato ſelbſt / Petrejus Jubam, end - lich er und Scipio ſich ſelbſt. Florus lib. 4. c. 2. Jul. Cæſar de bell. African. lib. 5. Dieſes Jubæ Sohn iſt geweſt Juba Coriolanus der hernach di junge Cleopatra geheyrathet.

v. 225. Weil Caſſius der Roͤmer letzter war.) M. Brutus und C. Casfius waren di Haͤupter derſelben / welche den Ju - lium Cæſarem umbbrachten / und di Freyheit der Stadt Rom bis auf den letzten Blutts-Tropffen vertheidigten. Da - hero auch dieſe heimlich von denen Roͤmern ſehr hochgeſchaͤtzetworden.Anmerckungen.worden. Woher gehoͤret was Tacitus lib. 3. Annal. cap. uit. von der Juniæ, als des C. Casſii Ehweibes Begraͤbnuͤſſe / erzehlet. Viginti clarisſimarum Familiarum imagines antelatæ funt, Manlii, Quinctii, aliaq́; ejusdem nobili - tatis nomina: ſed ptæfulgebant Casſius atq́; Brutus ipsô, quod Effigies eorum non viſebantur. Jnſonderheit aber gehoͤret hieher ex Taciti lib. 4. Annal. c. 35. Cremu - tius Cordus poſtulatur novo ac tnnc primum audito Crimine, quod editis Annalibus, laudatoq́; M. Brutô. C. Casſium ROMANORUM ULTIMUM dixisſet.

v. 232. Des Craſſus Beyſpiel lehrt.) Dieſer Crasſus brach das mit den Parthern gemachte Buͤndnuͤs / uͤberzog den Koͤnig Orodes / ward aber mit eilf Legionen aufs Haupt erlegt / in ſeines abgeſchnittenen Hauptes Maul fliſſend Gold gegoſ - ſen. Florus lib. 3. c. 11.

v. 237. Herodes Brief trug uns ſchon Friedens-Mittel an.) Welcher geſtalt Herodes dem Antonius Cleopatram zu - toͤdten / und durch di einige Mittel ſich mit dem Auguſtus zu - verſoͤhnen gerathen / eroͤffnet er ſelbſt dem Auguſtus als er auf der Jnſel Rhodus das Koͤnigreich von ihm erhaͤlt / beim Jo - ſeph. lib. 15. Ant. Judaic. c. 10.

v. 243. Zu Peruſien an unſers Fuͤrſten Bruder.) Als ſich Lucius Antonius nebſt der Fulvia wider den Auguſtus auflehnete / beſchloß er ſie zu Peruſia und zwang ſie durch Hun - ger: daß ſie ſich ihm ergeben muſten / ließ ſie aber beide auf freien Fuß. Dio lib. 47. C. Vellej. Patereul. libr. 2. p. m. 139.

v. 251. Er hat dem Decius den Vater-Mord vergeſſen.) Als Cæſar dem Antonius bei Mutina geſchlagen hatte / und alſo Decius Brutus einer unter des Cæſars Moͤrdern in ſeine Haͤnde kam / ließ er ihn dennoch deſthalben gantz frei. Peze - lius Mell. hiſt. parte 2. lib. 2. cap. 1. p. m. 118.

v. 268. Wenn Cato ſich ergeben.) Cæſar eilte nach er - langtem Siege auf Utica zu / umb dafelbſt den Cato noch le - bendig anzutreffen / welcher aber mit dem Tode dem Sieger vorkam. Dahero / als ihn Cæſar todt fand / er dieſe Wortegebrauchte:Anmerckungen.gebrauchte: Iuvideo Cato hoc lethum tibi, nempe tu mihi ſalutem invidiſti tuam. Pezel. d. l. p. 2. l. 1. c. 44. pag. 105.

v. 312. Der Abgott wolte nicht di beſten Fruͤchte ken - nen.) Wenn der Ochſe Apis das vorgereckte Futter nicht an - nehmen wolte war es ein boͤſes Zeichen. Ideo cùm à Ger - manico Imperatore pabulum oblatum renuisſet, fune - ſtum Omen & indubiam necem, quæ paulopoſt ſecut[a]eſt, prænunciavit.

v. 256. Er ließ auch Brutus Kopff fuͤr Cæſars Bildnuͤs ſpringen.) Von des Octavii Cæſaris Rachgier meldet Sve - ton, in Octav. c. 13. Nec ſuccesſum Victoriæ mode - ratus eſt: ſed capite Bruti Romam misſo, ut Statuæ Cæſaris ſubjiceretur, in ſplendidisſimum quemq́; capti - vum non ſine verborum contumeliâ ſæviit. Ut quidem uni ſuppliciter ſepulturam precanti reſpondisſe dica - tur, Jam iſtam in volucrum fore poteſtatem, alios, pa - trem & filium pro vitâ roganteis, ſortiri vel dimicare jusſisſe, ut altetutri concederetur: ac ſpectasſe utrum - q́ue morientem, cum patre, qui ſe obtulerat, oceiſo, fi - lius quoq́; voluntariâ occubuisſet morte.

v. 257. Noch der Peruſer Schaar.) Eben dis erzehlt Sveton. d. l. c. 15. Peruſiâ captâ in plurimos animad - vertit: orare veniam vel excuſare ſe conantibus unâ voce occurrens. Moriendum esſe. Scribunt quidam, trecentos ex dedititiis electos utriusq́; ordinis ad aram D. Julio ex ſtructam Idibus Martiis hoſtiarum more mactatos. Ein gleichmaͤſſiges Exempel erzehlt vom Ale - xandro Juſtin. lib. 11. Prima illi cura paternarum. Exequiarum fuit: in quibus ante omnia cædis conſcios ad tumulum patris occidi jusſit. Und von der Deuſchen Grauſamkeit als Varus erlegt worden / Tacit. I. 1. Annal. c. 61. Lucis propinquis barbaræ Aræ, apud quas Tri - bunos & primorum Ordinum Centuriones mactave - rant. Endlich berichtet Appianus: Spartacus fugitivus, Crixo occisô, trecentos è captivis Romanis immolavit.

v. 260. WieAnmerckungen.

v. 260. Wie Gallius? dem er di Augen ausgeſtochon.) Sveton. in Octav. c. 27. erzeblt dis alſo: C. Gallium prætorem in officio ſalutationis tabb. dupliees veſte tectas tenentem, ſuſpicatus gladium occulere: nec quidquam ſtatim, ne aliud inveniretur, auſus inquire - re, paulo poſt per Centuriones & milites raptum è tri - bunali, ſervilem in modum torſit: ac fatentem nihil jus - ſit occidi, prius Oculis ejus ſuâ manu effosſis. Gleich - maͤſſig meldet Valerius: Sylla M. Marium non prius vi - privavit, quam oculos infelicis erueret.

v. 262. Ein unbedachtſam Wort hat Aſern nmbgebracht.) Svetonius an obigem Orthe: Tedium Afrum Cos. deſi - guatum, quia factum quoddam ſuum maligno ſermone carpſisſet, tantis perterruit minis, ut is ſe præcipita - verit.

v. 315. So fieng ſein Ebenbild erſchrecklich anzubrillen.) Von denen Wunder-Zeichen ſo vorhergegangen ehe Auguſtus ſich Egiptens bemaͤchtigt / erzehlet dieſes Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p. m. 64. 65. 〈…〉〈…〉Alſo iſt Egypten unterthaͤnig gemacht worden / welches di Goͤt - ter vorber klaͤrlich angezeigt hatten. Denn an dieſelbigen Orthe / da vorhin kein Tropfen Waſſer war hingefallen / iſt ein Regen von Waſſer und Blutt gefloſſen. Uber dis hat ein uͤberaus groſſer Drache / ſo bald er von Egiptiern geſehn wor - den / alsbald wunderlich geziſchet. Es ſind auch Comet-Ster -neAnmerckungen.ne geſehen worden. Es ſind gleichfals erſchienen Bilder ver - ſtorbener Menſchen / und der Goͤtter Bildnuͤſſe ſind traurig geweſen. Endlich hat Apts ſehr und erbaͤrmlich geheulet / und Thraͤnen vergoſſen.

v. 320. Als man der Jſis Bild.) Jſis war des Fluſſes Jnachus Tochter / welche Jupiter wegen der ſchelſichtigen Ju - no in eine Kalbe verwandelt / ſie aber hernach zu voriger geſtalt bracht / ſo hernach den Oſiris oder Serapis geheyrathet / und wegen ihrer Wolthaten von den Egyptiern fuͤr eine Goͤttin verehret worden. Lucan. lib. 8.

Nos in Templa tuam Romana recepimus I ſim.

Dieſer Jſis und des Serapis falſche Gottheit weiß nebſt andern ſtattlich durchzuziehen Arnob. contra gentes l. 1. p. m. 478. & lib. 8. p. m. 764. Di denckwuͤrdige Uber - ſchrifft aber an der I ſidis Tempel in Egipten ſcheinet keine heidniſche Brunquaͤll zu haben / welche Plutarch. lib. de I ſid. & Oſir. p. m. 593. hat: Ego ſum omne quod extitit, eſt. & erit: meumq́; peplum nemo adhuc Mortalium de - texit.

v. 323. Der hochgeweihte Fiſch.) Das iſt Oxyrinchus, den di Egytier abgoͤttiſch verehrten. Strabo. lib. 17.

v. 329. Es kam kein ſuͤſſer Thon aus Memnons Mar - mel-Seul.) Di Beſchaffenheit dieſer Wunder-Seule beſchreibt nebſtiandern Egyptiſchen Wunder-Wercken Tacitus ltb. 2. Annal. cap. 61. Cæterum Germanicus aliis quoq́; mira - culis intendit animum, quorum præcipua fuere Me - mnonis ſaxea effigies, ubi radiis ſolis icta eſt, voca - lem ſonum reddens: disjeactsq́; inter & vix pervias arenas inſtar Montium eductæ Pyramides certamine & opibus Regum: lacusq́; effosſa humo, ſuperfluentis Nili receptacula: atq́; alibi anguſtiæ & profunda alti - tudo, nullis inquirentium ſpatiis penetrabilis. Von die - ſer Seule meldet M. Claude Duret en le Threſor de l - Hiſtorie des Langves chap. 40. p. m. 1370. daß ſie dem Koͤnige Memnon zu Ehren ſey geſetzt / bey aufgehender Son -nenAnmerckungen.nen von dem Teuffel daraus geantwortet worden / bei unſers Erloſers Geburt aber verſtummet ſey. Deſſen Worte / weil ſie ſo gemem nicht ſind / ich hꝛeher ſetze: A Tuthemoſis ſuc - ceda Amenophis ſecond du nom, que d aucuns appel - lent Men-non & Mena, qui fut celuy qni feit l’Edit con - tre les Hebrieux touchant le masſacre des Enfans mas - les, à quoy pourveut la ſagesſe des ſages femmes, qui recevoient les Enfens. A ceſtuy les Egyptiens dresſe - rent une ſtatue, qui fut appelleé la Pierre parlant, à causſe que dedans ceſte ldole le Diable rendoit reſpon - ſe tous les matins à Soleil levant: & dura cela jusques à la venue de leſus Chriſt au monde.

v. 369. Daß das ſo groſſe Rom.) Auf dieſe Art beklaget faſt die Buͤrgerlichen Kriege Horat. Epod. lib. Od. 16.

Altara jam teritur bellis civilibus ætas, Suis & ipſa Roma viribus ruit: Quam neq́; finitimi valuerunt perdere Marſi, Minacis aut Etruſca Porſenæ manns, Æmula nec Virtus Capuæ, nec Spartacus acer, Nec rebus infidelis Allobrox, Nec fera cæruleâ domuit Germania pube, Parentibusq́; abominatus Hannibal.

v. 371. Verzagte Porſena fuͤr eines Roͤmers Tugend.) Nemlich fuͤr dem Mutius Scævola / der / als er nicht ihn den Koͤnig; ſondern ſeinen Schreiber aus Jrrthum getroffen / ihm ſelbſt die Hand wegbrennte / und dardurch den Porſena zum Abzuge von Rom bewegte. Livius d. 2. l. 12. c. 7. Florus lib. 1. c. 10.

v. 372. Erlag der Spartacus.) Dieſen Krieg beſchreibt Appian. de bell. civil. l. 1. p. 423. Florus lib. 3. c. 10.

v. 376. Juͤngſt hat’s vom Sylla ſelbſt.) Hieher gehoͤret der Ort ex Flori lib. 3. cap. 2. Sylla incendio viam fecit arcemq́; Capitolii quæ Pœnos quoq́; Gallos etiam Seno - nes evaſerat, quaſi captivam victor inſedit. Jn ſelbigem buͤrgerlichen Kriege haben auch Marius und Cinna gewuͤttet.

v. 379. Den grimmen Catilinen muß warmes Men -Hſchen -Anmerckungen.Menſchen. Blutt / Hiervon ſchreibt Saluſtius. de bell. Cati - lin. c. 22. p. m. 17. Fuere tempeſtate. qui dicerent, Catilinam, oratione habitâ, cum ad jusjurandum popu - lares ſceleris ſui adigeret, humani Corporis ſangvinem vino permixtum in pateris circumtulisſe; inde cum poſt exſecratiouem omnes deguſtavisſent, ſicuti in ſo - lemnibus ſacris fieri conſvevit, aperuisſe Conſilium ſuum und Florus lib. 4. cap. 1. Additum eſt pignus Conjurationis ſangvis humanus: quem circumlatum pateris bibêre: ſummum nefas, niſi amplius esſet, pro - pter quod biberunt. Von derogleichen Art feſter verbin - dungen meldet Tacitus lib. 12. Annal. c. 47. Mos eſt Re - gibus, quotiens in ſocietatem coeant, implicare dex - tras, pollicesq́; inter ſe vincire, nodoq́; præſtringere: mox ubi ſang vis in artûs extremos effuderit, levi ictu cruorem eliciunt atq́; invicem lambunt. Id fœdus arca - num habetur, quaſi mutuo cruore ſacratum. Beſiehe hieruͤber Lipſium ad d. l. Taciti 12, 47. 3. Freinsheim. ad d. l. Flori. litt. g.

v. 401. Wie / daß man eh ich todt mein Teſtament er - bricht?) Antonius warff dem Auguſto vor: daß er den Lepi - dus ſeines dritten Theils entſetzet; daß er deſſen und des Sexti Pompeji Kriegs-Volck fuͤr ſich all eine behalten / inſonderheit aber: daß er den Antonium zu Rom verhaßt zumachen / ſein bei den Veſtaliſchen Jungfrauen beigelegtes Teſtament eroͤff - net. Hingegen klagte Auguſtus uͤber den Antonium: daß er Egyptenland ohne Laos behielte; daß er den Sextum Pompejum, den er begnadigt / toͤdten laſſen / daß er den Koͤnig in Armenien Arta bazes oder Artavaſdes in Ketten gelegt / daß er ſeine Schweſter di Octaviam (welche doch ihren Bruder ihrethalben nicht Krieg zu fuͤhren abgemahnet) verſtoſſen und ſich mit Cleopatren verehlicht; daß er dis, was dem Roͤmi - ſchen Reiche zuſtuͤnde / ihr und ihren Kindern zugeetgnet; dieſe Koͤmge der Konige / der Eleopatre und des Lulii Cæſaris Sohn Cæſarion genennet / beſihe hiervon Xiphilin. ex Dion. lib. 50. Anmerckungen.lib. 50. p. m. 58. 59. Plutarch. in vit. Anton. p. m. 442. 443. 445. Sueton. in Octav. c. 17.

v. 422. Daß Pompejus ihm nach Volck und Land ge - tracht.) Als Sextus Pompejus bei Sicilien vom Auguſto uͤberwunden ward / flohe er entlich in Aſien / und als Antonius gegen di Parther zimlich eingebuͤſt hatte / bemuͤhete er ſich ihm ſelbige Voͤlck er und Koͤnige anhaͤngig zu machen / ward aber zu Mileto auf befehl Antonii von M. Titio erwuͤrget. Xiphi - lin. lib. 49. p. m. 54. 55. Vellej. Paterc. lib. 2.

v. 440. Wie Cæſar es gewahn verlohr.) Als Cæſar den groſſen Pompejum in Egipten verfolgte / der daſelbſt durch den Achillas meineydiſch umb bracht ward / kam ihm Cleopa - tra entgegen / welcher ihr Bruder Ptolomæus anfangs mit Giſt nachſtelte / hernach ſie aus dem Koͤnigreich verjagte / und bewegte durch ihren Liebreitz den ohne dis des Pompejus hal - ben erbitterten Cæſar / daß / als Ptolomæus die gemachte Reichs-Theilung nicht beliben wolte / er ſich des Koͤnigreichs bemaͤchtigte / daruͤber Ptolomæus umbkam / welches er aber gantz der Cleopatra einraͤumte. Florus lib. 4. c. 2. n. 55. ſeqq.

v. 443. 445. Den Maͤnnern komt der Thron den Wei - bern Bett-Gewand.) Di Politici ſind faſt einbelliger Mei - nung: daß di Weiber meiſtentheils zum regieren nicht tau - gen. Worvon Ferrante Pallavicino l. 3. di Taliclea p. 321. artlich redet: Gli Stati trà le mani d una femina per ordinario vacillano, molto esſendo differente da una conocchia un ſcettro. Noch artlicher das auf das Saliſche Geſaͤtze der Frantzoſen gerichtete Sprichwort: Les Lys ne ſçavent point filer. Lilia non laborant neq́; nent. Pier - re Matthien livr. 2. de hiſt. l Henry IV. narrat. 1. p. m. 266. Wie wol andere di Weiber nicht gar von der Regie - rung außſchluͤſſen. Lipſ. Polt. l. 2. c. 3.

v. 464. Weil man uns nach dem Kopf hat durch dis Weib getrachtet:) Man warf dem Auguſto vor: Antonium Tarentino Brunduſinoq́; fœdere & nuptiis fororis in -H 2lectumAnmerckungen.lectum, ſubdolæ adfinitatis pœnas morte exolvisſe. Ta - cit. l. 1. Annal. c. 10.

v. 466. Di Stadt-ſucht Tulliens.) Dieſe auf ihres Vaters Leiche wuͤttende Tochter beſchreibet Florus lib. 1. c. 7. kurtz und gutt: Nec abhorrebat moribus Uxor Tul - lia (Tarquinii ſuperbi) quæ ut virum Regem ſalutaret, ſuper cruentum Patrem vecta carpento, conſternatos E - quos egit. Add. Valer. Maxim. 9, 11. 1. Ein gleichmaͤſſi - ges Exempel erzehlet von des Eucretides Sohne Juſtin. lib. 41. c. 6. n. 6. Hieher gehoͤret di fuͤrtrefliche Anmerckung von Verheyrathung hoher Haͤupter des Monſieur de Silhon en ſon Miniſtre d Eſtat livr. 3. chap. 4. aus welcher ich nur dieſe wenige Wortte als einen kurtzen Begrief hieher ſetze: Le Roy eſt en cecy an desſus de l homme: la conſide - ration de la parentè eſt inferieure à celle de l Eſtat, & les obligations du ſang, qui ſe bornent à peu de per - ſonnes doivent ceder aux obligations de la charge, on une infinité ſont interesſées.

v. 468. Daß Nerons Weib ihm ſchwanger ward ver - maͤhlet.) Livia, ſo bernach Julia Auguſta genennet ward / war anfaͤnglich des Tiberii Neronis Ehweib; in dieſe verlib - te ſich Octavius Auguſtus alſo / daß er ſie auch / als ſie noch ſchwanger war / ihm beilegte. Worvon Tacitus. lib. 5. Ann. e. 1. Exin ſar cupidine formæ aufert Marito, incer - tum an invitam, adeo properus, ut ne ſpatio quidem ad enitendum dato, penatibus ſuis gravidam induxe - rit. Dahero man ihm nicht alleine bei ſeinem Begraͤbnuͤſſe uͤbel nachredete: abducta Neroni Uxor, & conſulti per - ludibrium Pontifices, an concepto nec dum edito partu ritè nuberet. Tacit. l. 1. Annal. c. 10. Sondern ſie zo - then auch als bald diſe That mit dieſem Sprichwortte durch:〈…〉〈…〉 Gluͤckſeltgen Leu - then werden auch Kinder im dritten Monat gebohren. Denn in ſolcher Zeit gebahr ſie Cl. Druſum Neronem. Xiphilin. Dion. lib. 48. p. m. 50.

WiewolAnmerckungen.

Wiewol dieſe Heyrath mit der Goͤtter Wahrſagung be - maͤntelt ward. Worvon Prudentius meldet:

Idq́ Deûm ſortes & Apollinis antra dederunt Conſilium: nunquam melius nam cedere tædas, Reſponſum eſt, quam cum prægnans nova nupta jugatur.

v. 474. Mit wieviel frembden hat ſich Cæſar nicht ergaͤtzt?) Sveton. in Vit. Iulii. c. 52. Dilexit & Reginas inter quas Eunoen, Mauram, Bogudis uxorem: cui, Maritoq́ue ejus plurima & immenſa tribuit, ut Naſo ſeripſit: ſed maximè Cleopatram, cum qua & Convivia, in primam lucem protaxit, & eadem nave thalamego penè Æthio - pia tenus Æ gyptum penetravit, niſi Exercitus ſequi recuſasſet.

v. 498. Daß er in Parthen nicht mit uns zu Felde zug.) Den Untergang des Koͤniges Artabazes beſchreibet Xiphi - lin. lib. 49. p. 57. 58. kurtz:〈…〉〈…〉 Antonius fing den Koͤnig in Armenien durch Liſt / weil er ihm in dem Kriege wider di Parther nicht beigeſtanden; welchen er zwar anfangs mit ſilbernen Ketten gebunden / bernach aber in goldenen zur Cleopat. gefuͤhret. Deſſen gedencket auch noch Tacitus lib. 2. Ann. c. 3. Victo Vononi perfugium Armenia ſuit, vacua tunc interq́; Parthorum & Roma - nas Opes infida, ob ſcelus Antonii, qui Artavasdem Regem Armeniorum ſpecie Amicitiæ inlectum, dein catenis oneratum, poſtremo interſecerat.

v. 480. Auguſt hat ſelbſt zu Eh ein Getiſch Weib be - gehret / und v. 428.) Hiervon ſchreibet Sveton. in Octav. c. 63. M. Antonius ſcribit: Primùm eum Antonio Fi - lio ſuo deſpondisſe Iuliam, dein Cotoſoni GetarumH 3Regi:Anmerckungen.Regt: quo tempore ſibi quoq́; invicem filiam Regis in matrimonium petiisſe.

v. 484. 485. 487. 488. 489.) Dieſe werden ſaͤmbtlich aus des Sveton. Octav. c. 69. erklaͤret: Adulteria qui - dem exercuisſe (Auguſtum) ne amici quidem negant: excuſantes ſanè, non libidine, ſed ratione commisſa: quò facilius conſilia Adverſariorum per cujusq́; mulie - res exquireret. M. Antonius ſuper feflinatas Liviæ nuptias objecit, & fæminam conſularem è triclinio viri coràm in cubiculum abductam, rurſus in convivium rubentibus auriculis, incomtiore capillo reductam: & dimisſam Scriboniam, quod liberius doluisſet nimiam potentiam pellicis. &c.

v. 486. Weil di verruchte ſie ihm ſelbſt hat zugefuͤhret.) Sveton. in Octav. c. 71. Circa libidines hæſit: poſtea quoq́;, ut ferunt, ad vitiandas virgines promtior, quæ ſibi undiq́; etiam ab uxore conquirerentur.

v. 490. Jhm war ſein eigen Leib fuͤr Geld und Erb - recht feil) Dieſer ſchaͤndlichen Thaten beſchuldigt Auguſtum Sveton. d. l. c. 68. Sex. Pompejus ut effœminatum ſe - ctatus eſt. M. Antonius adoptionem avunculi (Jul. Cæſaris) ſtupro meritum. Item Lucius Marci frater, quaſi pudicitiam delibatam à Cæſare, A. etiam Hirtio in Hiſpania C C C. millibus nummûm ſubſtraverit, ſo - litusq́ ſit crura ſuburere nuce ardenti, quò mollior pi - lus ſurgeret.

v. 500. Jugurtha muſte Stahl:) und v. 694. Rom hat viel Fuͤrſten.) Der Koͤnig in Numidien / welcher nach Rom in Ketten gebracht ward: von dem Flovus lib. 3. cap. 1. tandemq́; opertum catenis Iugurtham in triumpho populus Romanus aſpexit. Add. Saluſt. de bell. Iu - gurth. in fin. Was auch ſonſt fuͤr Koͤnige ſind nach Rom ge - ſangen gebracht worden / iſt ex Tacit. 12. Annal. c. 38. zu - lernen: Vocati poſthac patres multa & magnifica ſuper captivitate Caractaci disſeruere; neq́; minus id clarum,quamAnmerckungen.quam cum Siphacem P. Scipio, Perſem L. Paulus & ſi qui alii vinctos Reges Populi Rom oſtendére.

v. 509. Er gteng mit dem Pompej ein beimlich Buͤnd - nuͤß ein.) Als Auguſtus mit Sexto Pompejo Krieg fuͤhrete / batte er den Lepidum endlich im Verdacht: als wenn er mit jenem heimlich Verſtaͤndnuͤs hette / wiewol er dieſen Argwohn umb ihn nicht zum offentlichen Feinde zu haben / verhoͤlete / bis er den Pompejum erleget hatte. Xiphilin. lib. 49. p. m. 55.

v. 546. Rom alle Julier in Tempeln bethen an.) Wel - chergeſtalt Julio Cæſari ſei Goͤttliche Ehre angethan worden / meldet Sveton. in Iulio c. 85. Poſteà ſolidam Colum - nam prope 20. pedum lapidis Numidici in foro ſtatuit: ſeripſitq́ PARENTI PATRIÆ. Apud eandem longo tempore ſacrificare, vota ſuſcipere, controverſias quas - dam interpoſito per Cæſarem jurejurando diſtrahere perſeverant. Et c. 88. Ludis, quos primo conſecratos ei hæres Auguſtus edebat, ſtella crinita per ſeptem dies continuos fulſit, exoriens circa undecimam horam. Creditumq́; eſt, animam esſe Cæſaris in Cœlum recepti, & hac de causſa Simulacro ejus in vertice additur Stel - la. Ja es iſt dieſes auch denen nachfolgenden Keiſern deroge - ſtalt geſchehen. Tacit. lib. 15. in fin. Deûm honor Prin - cipi non ante habitus, quam agere inter homines deſie - rit. Welches aber auch die Roͤmer ſchon an der Livia getadelt: nihil Deorum honoribus relictum, cum ſe Templis & effigie Numinum per flamines & ſacerdotes coli vellet. Tacit. l. 1. Ann. c. 10. Ja es erzehlet Valer. Maxim. lib. 1. cap. 8. n. 8. Daß Julius Cæſar den Caſ - ſium in der Schlacht angerenuet und den / der ihn vor ſchon ge - toͤdtet / erſchrecket habe. Wornebſt er anmerckt: Non oc - cideras tu quidem, Casſi, Cæſarem, neq́; enim extingvi ulla divinitas poteſt: ſed mortali adhuc Corpore uten - tem violando meruiſti, ut tam infeſtum haberes Deum.

v. 622. Was hat nicht Hercules umb Ompbalen ge - libt?) Hercules hat dieſer zu liebe di Loͤuen-Haut ab / den Wei -H 4ber-RockAnmerckungen.ber-Rock angelegt ja di Spindel in di Hand genommen. Die - ſes beſchreibet Ovid. in Deianira, aber artlicher Guarini nel Paſtor fido. Att. 1. Scen. 1. p. m. 25.

Ancor non ſai che per piacer ad Onfale, non pure volle cangiar in feminile ſpoglie del feroce Leon l hiſpido tergo; de la clava noderoſa in vece trattar il fuſo & la conocchia im belle? Cosi de le fatiche e de gli affanni prendea riſtoro, e nel bel ſen di lei quaſi in porto d Amor ſolea ritrarſi.

Dieſe Vergleichung des Hercules und des Antonii hat ſchon Plutarch. in Vitâ Antonii. p. 466. Antonium, ſicut in picturis Herculi videmus ſubtrahi ab Omphale clavam, leoninamq́; detrahi: ita frequenter exarmatum ac de - tractum induxit Cleopatra, ut dimisſis è manibus ma - gnis rebus atq́; Expeditionibus necesſariis oſcitare〈…〉〈…〉 luderetq́; ſecum circa Canopi & Taphoſiridis littora.

v. 680. Di Flamme Trojens ward von Hecuben geboh - ren.) Daß Jitum oder Troja / weil der Paris dem Menelaus di Helena entſuͤhret / von den Grichen zerſtoͤrt worden / iſt mehr als zu gemein. Als aber Hecuba mit dem Paris ſchwanger gegangen / hat ihr getraͤumt / als wenn ſie eine Fackel gebehre. Welches Maro eben auf di Art / wie ich allhier / anwendet lib. 7. Æn. v. 319.

nec face tantum Cisſæis prægnans ignes enixa jugales: Quin idem Veneri partus ſuus & Paris alter funeſtæq́; iterum recidiva in Pergama Tedæ.

v. 719. Schick’t Maſaniſſa nicht ein Gift-Glas Sopho - nißben.) Als Scipio den Koͤnig in Numidien Siphax und Soponisben gefangen bekam / verliebte ſich in dieſe Maſanis - ſa: welchen aber Scipio beweglich von ihrer Liebe und Eh abmahnete. Dabero weil er ihr verſprochen: daß ſie in keine feindliche Haͤnde koͤmmen ſolte / ſchickte er ihr Gifft zu / welchesſieAnmerckungen.ſie auch behertzt ausgetruncken / dieſe Wortte ausſprechende: Accipio nuptiale munus nec ingratum, ſi nihil majus Vir Uxori præſtare potuit, hoc tamen nuncia, melius me morituram fuisſe, ſi non in funere meo nupſisſem. Livius. dec. 3. lib. 5. p. m. 395.

v. 720. Pyramus ſtirbt neben ſeiner Thysben.) Dieſe bekandte Fabel beſchreibt Ovid. l. 4. Metam.

v. 739. Mit was fuͤr Ruhme ſie bei Actium gefochten.) Als Antonins und Auguſtus bei Actium zur See ſchlugen / ſa - he Cleopatra eine weile dem Gefechte zu / ſie wolte aber der Schlacht zweifel hafften Außgang nicht erwarten / ſondern flo - he mit 60. Schiffen darvon. Als dis Antonins / deſſen verlieb - te Seele in ihrem Leibe lebte / gewahr ward / folgte er ihr nach / und gab alſo den Seinigen Anlaß zuflihen / dem Feinde di Ober - hand zubehalten. Plutarch. in vit. Antouii p. m. 451. Xiphilin. lib. 50. p. m. 61.

v. 741. Di groſſe Fulvia hat’s Helden gleich gethan.) Fulvia des Antoun Ehweib war ein Weib von Maͤnnlicher Hertzhafttgkeit / daher ſie auch offt den Degen anzuguͤrten / die Soldaten zu muſtern / ſelbte anzufriſchen und anzufuͤhren pfiegte: beſihe Plutarch. d. l. p. m. 411. Xiphilin. lib. 47. p. 45.

v. 745. Als ſie Peluſium vorſaͤtzlich uns entzog.) Man gab der Cleopatra ſchuld: daß Seleucus ſich nebſt dieſer vor - nehmen Feſtung in Egypten mit willen der Cleopatra erge - ben. Nichts deſto weniger uͤberlieferte ſie Antonio des Seleuci Weib und Kinder zur Straffe. Plutarch. ibid. p. 456.

v. 749. Si machte: daß von uns di Schiff. Armee fiel ab.) Als bei wehrender Belaͤgerung einsmals Antonius ſein Kriegs-Heer fuͤr Alexandria in di Schlacht-Ordnung ſtellte / ward er gewar; daß - in des ſeine Schiff-Flotte auß dem Ha - ſen ſegelte und ſich mit des Keiſers vereinigte. Als nun hierauf auch ſeine Reiterey von ihm uͤbergieng / auch ſein Fuß-Volck zertrennet ward / kehrte er zornig in di Stadt zu ruͤcke / ſchreien -H vde:Anmerckungen.de: daß er von Cleopatra denen verrathen ſei / wider welche er ihrethalben di Waffen ergrißen. Plutarch. d. l. p. m. 457. 458.

v. 770. Daß ich Satnrnus Erb in euch ſol theilen ein.) Von dieſer bruͤderlichen des Saturnus Erb - und Reich - Schichtung redet Neptunus beim Homero Iliad. o. p. m. 529. alſo:〈…〉〈…〉 Dis All iſt in drey Theil getheil’t; iedwedem faͤll’t Abſonder Ehre zu. Jch kriegte Meer und Wellen: Dem Pluto kam di Nacht der duͤſter-finſtern Hellen: Und Jupiter erlangt des Himmels woͤlckicht Zelt.

Was ſonſt di Erfindung dieſes Reyens belangt / geſtehe ich aufrichtig zu: daß ihn der unvergleichliche Barclajus in ſei - ner Argenis 3. Buche im 23. Capitel unter einem Tantze des Ra - dirobanes der gelehrten Welt ſchon auf den Schauplatz geſtel - let: ich halte es aber fuͤr beſſer / ſeine Wegweiſer eroͤfnen / als frembde Wahren fuͤr eigne verkauffen.

Anmerckungen. Zu der andern Abhandlung.

v. 9. Kom borge bei den Mohr’n di wahre Redligkeit.) Di Africaner wabren wegen ihrer Untreu ſehr verachtet; woher das Sprichwort: Punica fides. Maſſen gleichfals auch di Cretenſer wegen ihrer Unwarheit uͤbel beſchrien geweſt. Dahero ihnen auch Paulus Epiſt. ad Tit. c. 1. aus dem Poeten vorwirfft:

〈…〉〈…〉

v. 75. JſtAnmerckungen.

v. 75. Jſt dis des Keiſers Hand?) Als Cleopatra vom Auguſto ſich zimlich ins gedrange gebracht ſahe / ſchrieb ſie heimlich an ihn und bath umb Vertrag und Genade. Hierauf antwortete er ihr: daß / wenn ſie entweder den Anto - nium toͤdtete oder von ſich ſtieſſe / ſolte es ihr an Guͤtte nicht fehlen. Plutarch. ibid. p. 456.

v. 76. Jſt dir Auguſtus Bild.) Von dem Sigel des Au - guſti meldet Sveton. in Octav. c. 50. In Diplomatibus libellisq; & Epiſtolis ſignandis initio Sphinge uſus eſt: mox imagine magni Alexandri, novisſimè ſuâ Dioſco - ridis manu ſculptâ, qua ſignare inſecuti quoq́; Frinci - pes perſeverârunt: Welches auch Xiphilin. lib. 61. pag. 62. beſtetigt / und daß alleine Galba ein beſonder Sigelge - braucht habe. 〈…〉〈…〉Denn dieſer ſol ſeiner Vorfahren Siegel gebraucht haben / da ein Hund aus dem Vordertheil des Schiffes den Kopff heraus gerecket.

v. 236. Schau’t an Cleopatren des Mohnden Ebenbild. Plutarch. in vit. Anton. p. m. 429. Maſſen daher auch Sveton. Caligul. c. 26. Di[juͤngere] Cleopatram Selenam nennet. Gleichmaͤßig ſchreibet beim Ammian. Marcell. lib. 17. Sapor an den Keiſer Conſtantinum: Rex Regum Sa - por, particeps ſiderum, Frater Solis & Lunæ Conſtan - tio fratri meo ſalutem plurimam dico.

v. 245. Sie Jſis unſrer Zeiten.) Wenn Cleopatra ſich of - fentlich ſehen ließ / zohe ſie den der Jſis gewiedmeten Rock an / und redete zu dem Volcke unter dem Ramen der neuen I ſis. Plutarch. ibid. p. 442. 443.

v. 342. Der Ehſtand wird mit fug nach eurem Recht zerriſſen) Aus was liederlichen Urſachen bey den Roͤmern di Ehleuthe ſich trennen knnten / iſt aus den Roͤmiſchen Rech -tenAnmerckungen.ten bekand. Der erſte iſt geweſen Sp. Cartilius Ruga, der in 600. Jahr nach Erbauung Roms ſein Weib wegen Un - frucht barkeit verſtoſſen. C. Sulpitius Gallus, verſtieß ſei - ne; weil er ſie auſſerhald des Hauſes mit entbloͤſtem Haupte mit andern redend fand; Q. Antiſtius Vetus ſeine / weil ſie mit einer gemeinen Freigelaſſenen heimlich redete; Semproni - us Sophus, weil ſie ohne ſein Vorwiſſen den Schauſpielen zugeſehen. Valer. Maxim. lib. 3. c. 6. Ja daß auch ohne alle Urſache divortia geſchehen / iſt ex l. 9. C. de repud. klar zu ſeben. Dieſes pflegte gemeiniglich ſchrifftlich zugeſche - hen mit dieſer Art: Res tuas tibi habeto. Worbey denn / als ſie aus dem Haufe gewieſen ward / ihr die Schluͤſſel abge - genommen worden. Dahero in LI., Xuiralibus: Res ſuas ſibi habeto, claves adimito, foras exigito. Beſihe hiervon Dempſter. ad Roſin. Antiq. Rom. Paralip. ad lib. 5. cap. 28.

v. 353. Jch ſeh in Helenen ein neues Troja brennen.) Nemlich an Cleopatren. Hieher gehoͤret der ſchoͤne Orth ex Senec. Agam. Act. 4. v. 789.

Agam. Credis videre te Ilium? Casſ. & Priamum ſimül. Ag. Heic Troja non eſt. Caß. ubi Helena eſt, Tro - jam puta.

Allwo er unter der Helena des Agamemnons Gemabl die Clytemneſtra verſtehet / welche in ſeiner Abweſenbeit fuͤr Tro - ja mit dem Aegiſthus Ehbruch getrieben / und hernach auff ſein Anhetzen nebſt ihm den Agamemnon bei dem willom̃ens - Mahl ermordet. Beſihe Senec. in Agamemnone.

v. 403. Der auf den Orth / wo er hinzielt / den Ruͤcken lehrt.) Welcherley geſtalt auf frembder Rathſchlaͤge in Staats-Sachen nicht zu fußen / fuͤhrt ſehr nachdencklich aus Monſieur de Silhon en ſon Miniſtre d’Eſtat diſc. 9. & 14. Alwo deſſen daſelbſt befindliche Worte ſich hieher ſehr wol ſchi - cken: Les habiles gens croyent d ordinaire le contrai - re & cherchent la verité des Intentions dans la partiecon -Anmerckungen.contradictoire des paroles. Di Uhrſache ſtehet vorher: qu ils tournent le dos au lieu, ils veulent aborder, cõmefont ceux quinavigent, & bien que les lignes droi - tes ſoiẽt les plus corutes, qu ils ayment mieux les obli - ques, pour pervenir à leur fin, & au but, qu’ils ſe pro - poſent.

v. 504. Lege den zaubernden Guͤrtel von dir.) Di Poeten haben der Venus einen wunderlichen Guͤrtel angedichtet.

Von welchem Homerus Iliad. ζ dis erzehlet:

〈…〉〈…〉Sie ſchnuͤrte von der Bruſt den bundten Guͤrtel loos; Der in ſich alle Luſt und Liebes-reitz verſchloß / Begihrde / Zauberei / Beredſamkeit / Verlangen / Di anch der klugen Hertz betruͤglich koͤnnen fangen.

v. 505. Blau-aͤugichte Pallas.) Alſo wird ſie vom Ho - mero hin und wider〈…〉〈…〉 genennet / dahero auch von ihr das Schloß zu Athen〈…〉〈…〉 genennet ward. Bey - des von der Venus Guͤrtel und der Pallas Augen fuͤhret alſo auch ein der Sinn. reiche Marino, nel Canto. 2. dell Ado - ne, Ottav. 123.

Horſù (Palla ſoggiunſe) ecco mi ſveſto, prima che ſcinte habbian le gonne eimanti, tu Paſtor, eh ella deponga il ceſto, Se non vuoi pur, che per Magia t incanti. Replicò l altra. Io non ripugno à queſto. tu, che di beltà vineer ti vanti Perche non laſci il tuo guerriero elmetto? E lo ſpaventi con feroce aſpetto? Forſe che n te ſi noti e ſi ripranda Degli ocehi glauchi il torve lume hai ſcorno?
v. 509. Antigo -Anmerckungen.

v. 509. Antigonens Ungemach.) Dieſe des Laowedon Tochter / als ſie ſich erkuͤhnte ihre Schoͤnheit der Juno vorzu - zihen / ward von dieſer in einen Storch verwandelt. Ovid. 6. Metam.

v. 510. Des Jxion unrubiges Rad.) Als Jxion ſeinen Schwaͤher Deioneus umbbracht / ward er vom Jupiter aus Erbarmnuͤs in Himmel genommen / und daſelſt deßhalben gereimgt. Er verliebte ſich aber in di Juno / dem aber Jupi - ter unter ihrer geſtalt eine Wolcke beilegte / worvon auch die Centauri gebohren worden. Als er ſich aber bernach auf Er - den ruͤhmete: daß er der Goͤtter Koͤnigin beſchlaffen / ward er von des Jupiters Blitz in di Helle geſtuͤrtzt / und daſelbſt e - wig geraͤdert. Daher Ovid. 4. Met. Fab. 10.

Volvitur Ixion & ſe ſequiturq́; fugitq́ Et Senec. in Agamem. v. 15. Ubi ille celeri corpus evinctus rotæ In ſe refertur.

v. 516. Muͤſſen di Ohren des Midas.) Als Apollo und Pan mit einander wegen ihrer Lieder ſtritten / gab Tmolus dem Apollo / Midas aber dem Pan den Preiß. Dahero ihm Apollo Eſels-Ohren anſetzte. Ovid. 11. Metam. andere dich - ten: Er habe des Marſyas Geſang des Apollo vorgezogen.

v. 517. Der Arachne veraͤchtlich Geſpinſte.) Dieſe wol - te in der Webe-Kunſt der Minerva nichts nachgeben / dahero ward ſie von ihr in eine Spinne verkehrt. Ovid. l. 6. Metam. Dahero Maro lib. 4. Georg. v. 246.

Inviſa Minervæ In foribus laxos ſupſendit aranea casſes.

Anmerckungen / Zu der dritten Abhandlung.

v. 144. 147. 148.) Di Alten pflegten di Saͤrche mit Blumen zubeſtreuen und zubefraͤntzen. Daher Auguſtus beim Virgilio lib. 6. v. 883. Manibus date Lilia plenis,Purpu -Anmerckungen.Purpureos ſpargam flores. Und Juvenal. Satyr. 8. majorũ umbris tenuem & ſine pondere terram. Spi - rantesq́; crocos & in urna pespetuum Ver &c. Tibull. lib. 11. Eleg. 4. Annua conſtructo Serta dabit Tumulo. Die Grichen aber pflegten ſonderlich di Saͤrche mit Eppich zu umbflechten. Plutarch in Sympoſ.

v. 232. Und mit knecht’ſchen Peutſch und Rutten.) Von Antigono dem Juͤdiſchen Koͤnige meldet / Xiphilin. lib. 49. Daß ihn Antonius habe in ein Creutz anbmden und mit Rutten ſchlagen laſſen. Hernach aber hat er ihn / weil die Juden den Herodes durchaus nicht fuͤr ihren Koͤnig erkennen wolten / zu Antiochia enthaͤupten laſſen. Joſephus. Antiqu. Judaic. lib. 15. c. 1.

v. 240. Und mit blutt-rothen Purper-Farben.) Hieher iſt wuͤrdig zuſetzen der beruͤhmte Ort aus dem fuͤrtreflichen Geſchicht-Schreiber. lib. 6. Annal. c. 6. Neq́; fruſtra præſtantisſimus ſapientiæ firmare ſolitus eſt, ſi reclu - dantur Tyrannorum mentes, posſe aſpici laniatus & ictus; quando ut Corpora Verberibus, it a ſævitia, libi - dine, malis conſultis animus dilaceretur.

v. 258. Zur gaͤlben Zeres ſchwartzem Eydam fahren.) Juvenal. Satyr. 10.

Ad generum Cereris ſine cæde & ſangvine pauci Deſcendunt Reges & ſiccâ morte Tyranni.

v. 404. Du Eros thu uns nur.) Wir haben bey den Geſchicht-Schreibern unterſchiedene Exempel / daß bei letzter Verzweifelung di Herren ſich ihre Knechte oder freygelaſſene haben hinrichten laſſen. Alſo muſte Pindarus C. Casſium aus des ſiegenden Julii Cæſaris Handen erretten. Valer. Maxim. lib. 6. c. 2. n. 4. Ita Nero ferrum jugulo ade - git juvante Epaphrodito. Sveton. in vit. Neron. c. 49. Worbey er dieſes laͤcherliche von ihm erzehlet: modo Spo - rum hortabatur, ut lamentari ac plangere inciperet: modo orabat, ut ſe aliquis ad mortem capesſendam Exemplo juvaret. Beſihe ihn auch daſelbſt c. 47. am Ende.

v. 405. StoßAnmerckungen.

v. 405. Stoß den geweyhten Dolch.) Di Roͤmer pfleg - ten nicht alleine dieſelben Schwerter oder Dolche / damit et - was denckwuͤrdiges vollbracht war / oder damit ſie was zu voll - bringen meinten / den Goͤttern zu wiedmen / wie Vitellius den Dolch / darmit ſich Otbo erſtochen dem Marti. Sveton. in Vitell. c. 10. Nero den Dolch des Scevini Iovi Vindici. Tacit. 15. Ann. c. 74. Sondern auch dieſelben / wormit ſie ſich ſelbſt umbbringen wolten. Sic Calignla tres gladios in necem ſuam præparatos Marti Ultori conſecravit. Sveton. in Calig. cap. 24.

v. 424. Rom ruͤhm’t di Knechte noch.) Es mangelt auch nicht an Exempeln / daß ſich derogleichen treue Perſonen bey anderer Holtzſtoſſen ſelbſt getoͤdtet. Alſo meldet von dem Begraͤbnuͤſſe Keiſes Othonis Tacit. lib. 2. Hiſt. cap. 49. Quidam militum juxta rogum interfecere ſe, non noxâ neq́; ob metum, ſed æmulatione decoris & caritate Principis. ac poſteà promiſcuè Bedriaci, Placentiæ aliisq́; in Caſtris celebratum id genus mortis. Ebenfals hat auch bey der Agrippinen Holtzſtoß ihr freygelaſſener Mneſter ſich erſtochen. Tacit. 14. Ann. c. 9. dieſe allhier erzehlte Treue des Eros, beſchreibet Plutarch. in vit. Ant. p. 458.

v. 466. Zerbeitzte Perlen) Unter den Koſtbarkeiten Caligulæ werden auch von Sveton. in Calig. c. 37. ge - ruͤhmet pretioſisſimæ Margaritæ aceto liuqefactæ. Wie - wol derogleichen koſtbare Perlen-Traͤncke Horat. l. 2. Serm. auch einem Comedianten des Æſopi Sohne zueignet.

v. 558. Mein Leib werd auf die Glutt auf Roͤmiſch.) Allerhand Arten / wohin di Todten gethan worden / erzehlet Cicero lib. 1. Tuſcul. quæſt. ad fin. Condium Ægyptii mortuos & eos domi ſervant. Perſæ etiam cerâ circum - litos condiunt, ut quam maximè permaneant diuturna Corpora: Magorum mos eſt, non humare Corpora ſuorum, niſi à feris ſint anteà laniata: in Hircaniâ plebs publicos alit canes, optimates domeſticos. Nobile autem genus canum illud ſcimus esſe, ſed pro ſuâ fa -cultateAnmerckungen.cultate parat, à quibus lanietur. Hieher gehoͤret auch / was von der Poppææ Begraͤbnuͤſſe Tacitus l. 16. Ann. c. 6. ungewoͤhnliches erzehlt: Corpus non igni abolitum, ſed Regum externorum conſvetudine, differtum odori - bus conditur, Tumuloq́; Juliorum infertur.

v. 565. Geb’t mir noch einmal Wein.) Daß / als Anto - nius / nachdem er ſich den Dolch in di Bruſt geſtochen / und in der Cleopatra Schooß zu ſterben zu ihr getragen ward / er ihr / ſich mit dem Keiſer wo moͤglich zuvereinigen / beſonders ſich dem Proculejo zuvertrauen gerathen / wie auch: daß er ent - weder aus Durſt / oder: daß er deſto eh ſter be / Wein begehrt / und gebraucht; erzehlt Plutarch. d. l. p. 459.

Anmerckungen / Zu der vierdten Abhandlung.

v. 6. Jch habe ſelbſt den Dolch ihm aus der Bruſt ge - zogen.) Als Antonius ihm den Dolch in di Bruſt geſtoſſen / und halb todt zur Cleopatra getragen ward / ertappte einer ſeiner Trabanten Dercetæus den bluttigen Dolch / flohe zum Auguſto, entdeckte ſelbten und erzehlte zum erſten des An - tonii Unfall. Plutarch. d. l. p. 459.

v. 49. 50. Jedoch der Unfall zwinget uns bittre Thraͤnen ab) Alſo hat auch Julius Cæſar / als man ſeines Feindes des groſſen Pompeji Haupt zu ihn bracht / geweinet. Woher ge - hoͤret der ſchoͤne Orth aus dem Lucano.

Non primo Cæſar damnavit munera viſu, Avertitq́; Oculos, Vultus dum crederet, hæſit, Utq́; fidem vidit ſceleris, tutumq́; putavit Jam bonus esſe ſocer: lacrymas non ſponte ca - dentes Effudit, gemitûsq́; expresſit pectore lætô; Non aliter manifeſta putans abſcondere mentis Gaudia, quam lacrymis.
JUndAnmerckungen.

Und Tacitus lib. 2. Annal. cap. 77. erzehlet vom Tibe - rio und der Keiſerin: Periisſe Germanicum nulli jactan - tius mœrent, quàm qui maximè lætantur. Und von dem dem Othoni haͤuchelnden Rathe meldet er lib. 1. Hiſt. c. 45. quantoq́; magis falſa erant, quæ fiebant, tanto plura facere.

v. 84. Wer ſich nicht anſtell’n kan) Ludwig der Eilfte Koͤnig in Franckreich hat ſeinen Sohn Carolum VIII. mehr nicht lernen laſſen / als dieſe Lateiniſche Wortte. Qui neſcit dis - ſimulare, neſcit regnare. M. Serre en l Inventaire de France. part. 2. en Charles VIII. pag. 478.

v. 147. Sich fuͤr den Herrn der Welt.) Ob wol di Roͤ - miſchen Keiſer anfaͤnglich gar den Nahmen eines Herren an - zunehmen ſich geweigert / dahero Tacit. lib. 2. Ann. c. 87. von Tiberio meldet: Neq́; tamen ob ea Parentis Patriæ delatum & antea Vocabulum adſumſit: acerbeq́; incre - puit eos, qui divinas Occupationes ipſumq́; Dominum dixerant. Welches auch vorher Auguſtus gethan / qui Do - mini appellationem, ut maledictum & opprobrium ſemper exhorruit. Sveton. in Octav. c. 23. So haben ſie ſich doch hernachmals ſelbſt Herren der Welt genennet. Dahero Antoninus in l 9. ff. de L. Rhodiâ von ſich ſchreibt:〈…〉〈…〉 Ego quidem Mundi Do - minus &c.

v. 164. Sein ſteh’n und fallen bleib’t Carthagens Stand und Fall.) Mit dem Hector und Hannibal iſt Troja und Carthago geſtanden und gefallen. Dahero Senec. in Troad. v. 123.

Columen patriæ, mora fatorum Tu præſidium Phrygibus fesſis Tu murus eras; humerisq́, tuis Stetit illa decem fulta perannos, Tecum cecidit. ſummusq́; dies Hectoris idem Patriæq́; fuit.
v. 190. WieAnmerckungen.

v. 190. Wie ſie und Julius ſchon einmal hat geſchauet.) Als Julius Cæſar die Cleopatra wider ihren Bruder Ptolo - inæum ins Koͤnigreich einſaͤtzte / ward er unverſehens von die - ſem und demſelben / di den groſſen Pompejum umbbracht / im Koͤniglichen Schloſſe umbſeſſen / aus welcher groſſen Gefahr er ſich mit geringer Huͤlffe durch Brand und ſchwimmen erret - tete. Florus. lib. 4. cap. 2. n. 58. Hirtius de Bell. Ale - xandr.

v. 202. Den groſſen Rath der Stadt zu Roͤm’ſchen Buͤr - gern machen.) Daß dieſes eine groſſe Ehre ſei geweſt / erhellet ex Tacit. lib. 13. Ann. c. 54. ubi Nero Legatos Germa - norum Civitate donavit; Noch mehr ex Sveton. Octav. c. 40. Civitatem Romanam parcisſimè dedit. Tiberio pro cliente græco petenti reſcripſit, Non aliter ſe datu - rum, quam ſi præſens ſibi perſvaſisſet, quam juſtas pe - tendi causſas haberet. Et Liviæ pro quoáam tributa - rio Gallo roganti, civitatem negavit, immunitatem obtulit: affirmans, ſe facilius pasſurum fiſco detrahi aliquid, quam Civitatis Romanæ vulgari honorem.

v. 224. Koͤnt es mit ihr geſperr’t des Janus Tempel ſchaun.) Dieſes Tempels Aufſchluͤſſung war ein Kriegs -; ſeine Zuſchluͤſſung ein Fridens-Zeichen. Livius lib. 1. dieſer iſt aber nur dreimal geſperret worden / einmal vom Numâ, das andermal vom T. Manlio Torquato Coſ. nach dem erſten Cartbagiſchen Krige / das dritte mal von Auguſto nach die - ſer Beſiegung des Antonii. Sveton. in Octavio c. 22. Ro - ſin. Antiqu. Rom. lib. 2. c. 3. p. 208. Dahero Horat. lib. 4. Od. 14. vom Auguſto:

Vacuum duellis Janum Quirini clauſit.

Damals hat auch Auguſtus Geld pregen laſſen mit dieſer Uberſchrifft: PAX ORBIS TERRARUM. Taubm. Comm. ad v. 298. lib. 1. Æneid. Virg. p. n. 360.

v. 232. und v. 325. Man laß ihr Bild zum Schein in Ve - nus Tempel ſtell’n) Als nach dieſem Siege Auguſtus nachJ 2RomAnmerckungen. Rom kommen / hat er der Cleopatra goldenes Bildnuͤs in den Tempel der Venus geſtellet. Xiphilin. Epit. Dion. lib. 51. p. m. 65.

v. 263. Das ſchwebend - hohe | Neſt des Papegoyens.) Hiervon beſihe das ſinn - reiche 79ſte Symbolum des Saave - dra; welches er ſelbſt alſo auslegt: Pſittacus Avis eſt admodum ſincera & candida, quod magnorum Ingeni - orum eſt proprium. Attamen candor illius decipi ſe non ſinit, quin potius tempori dolos novit antevertere, adeò ut ſerpentis, animalis etiam aſtutisſimi & maximè prudentis illudat artes: nam ut ab inſidiis illi - us nidum ſuum tueatur, mirabili ſagacitate eum ex al - tisſimis & tenuisſimis arborum ramis ſuípendit, ut〈…〉〈…〉 kortè per illos ſerpens tentârit adrepere ad enecandos pullos, ſuomet pondere deorſum decidat. Ita decet ar - cem arte, Conſilium Conſilio illudere.

v. 365. Gott / Keiſer / Herr der Welt.) Denn gantzen Jnnhalt dieſer Rede der Cleopatra gegen dem Auguſto er - zehlet Xiphilin. ex Dion. lib. 51.

v. 391. Hat mein Thyræus ihr.) Dieſer war ein ver - ſchlagener Freygelaſſener des Auguſti, welcher von dieſem zur Cleopatra geſchickt ward / umb ſie auf ſeine Seite zubringen. Als er aber mit Cleopatra mehr / als andere / Geſpraͤche hielt / auch von ihr hoch geehret ward / kam er in verdacht beim Anto - nio. Dieſer ließ ihn ſtaͤupen / und ſchickt ihn dem Keiſer zuruͤ - cke / meldende: daß dis wegen ſeiner Hoffart geſchehen / ſchrieb ihm auch hierbey: So es Augusſtus uͤbel empfinde / hette er auch ſeinen Freygelaſſenen Hipparchum bei ſich / dem moͤchte er dergleichen thun. Plutarch. in Vit. Ant. p. 456.

v. 397. Man gibt di Schluͤſſel hin zu Ptolomæus Schaͤtzen.) Von dieſem Schatze meldet Sveton. in Octav. c. 41. Invectâ urbi Alexandrino triumpho regiâ gazâ, tantam copiam nummariæ rei effecit, ut fœnore dimi - nuto plurimum agrorum pretiis accesſerit. Paul. Oro - ſius: ut duplicia rerum venalium pretia ſtatuerentur. SonſtAnmerckungen. Sonſt erzehlet Plutarch. in Anton. p. 462. Es habe da - mals Cleopatra Auguſto daß Verzeichnuͤs des Schatzes ge - geben / als aber ihr Bedienter einer Selevcus ſie einiger Ver - hoͤlung beſchuldiget / ſey ſie ihm in die Haar gefallen und habe ihn geſchlagen / meldende: daß ſie bloß etliche Geſchaͤncke der Octaviæ und Liviæ zu bringen ihr vor enthalten.

v. 463. Du Venus unſ’rer Zeit.) Von Cleopatra er - zehlet Plutarch. ibid. p. 421. Sie ſey auf dem Fluſſe Cyd - mus dem Antonio in einem vergoldeten Schiffe mit Purper - nen Segeln und ſilbernen Rudern / begleitet von allerhand Seiten-Spiele entgegen geſchifft: ſie aber habe unter einem Goldgeſtuͤckten Zelte in der geſtalt / wie die Venus gemahlt wird / gelegen. Umb Sie herumb hetten Knaben wie Cupidi - nes ihr Lufft zugefachet. Jhre Dienerinnen hatten / wie die Waſſer-Nimfen und Gratien bekleidet / rudern helffen; am Rande aber wehre allerhand wolrichend Rauchwerck ange - zuͤndet worden. Das an dem Ufer haͤufig Sie begleitende Volck aber habe vorgegeben: Es zihe die Venus zu dem Bac - cho der Wolfahrt Aſtens halber zu Gaſte.

v. 524. Wo man den ſchimpff’t der’s uͤbel mein’t.) Bey dieſen Wortten iſt anzumercken wuͤrdig / daß Eduard der drit - te / Koͤnig in Engelland / als einmals der Graͤfin von Salisbe - rick Nahmens Adelheide unter dem Tantz ein blaues Knieband ſich auf-loͤßte und auf die Erde hieng / ihr ſelbſt ſolches mit den Haͤnden aufgehoben. Nachdem aber di Anweſenden daruͤber lachten / und di Graͤfin ſcham - roth ward / fieng der Koͤnig eben dieſe Worte uͤberlaut an: Honni ſolt, qui mal y pen - ſe. Hierbey meldende: daß gar bald dieſelben / ſo dieſes Band verlachten / es mit groſſer Ehrerbittung zu empfangen begeh - ren wuͤrden. Maſſen er auch hierauf im Jahr 1351. den be - ruͤhmten Orden de la jattiere oder des Kniebandes geſtiftet. Limnæus de jure publ. lib. 6. cap. 2. n, 25. 26.

v. 535. Wir doͤrffen Kelch und Ruh-Statt nicht verſte - cken.) Hieher gehoͤret der ſchoͤne Orth aus des Seneo. Rip - pol. v. 510.

J 3NonAnmerckungen.
Non in recesſu furta & obſcuro improbus Quærit cubili, ſeq́; multiplici timens Domo recondit: æthera ac Iucem petit, Et teſte Cœlô vivit.

Ein denck wuͤrdiges Exempel der offt furchtſam veraͤnder - ten Ruh-Staͤdte hat uns vor weniger Zeit Engelland vorge - ſtellt.

v. 545. Das Haar mit Staub anfaͤrben.) Wie ietzo die Haare weis; alſo wurden ſie / von dem Roͤmiſchen Frauen - Zimmer roth angefaͤrbet. Dahero Valer. lib. 2. c. 1. ſummâ diligentiâ capillos cinere rutilabant. Endlich kaufften ſie auch gar von den Deutſchen roͤthliche Haare und ſetzten ſie / wie itzo nach gar gemein / auff. Dahero Ovid. ad puellam:

Jam tibi captivos mittet Germauia crines, Culta triumphatæ munere gentis eris.

Anmerckungen / Zu der fuͤnfften Abhandlung.

v. 19. Und friſchen Ceder-Safft.) Von dieſer Einbal - ſamirung der Leichen ſchreibet Plinius lib. 16. c. 11. Pri - mus ſudor aquæ fluit canali, hoc in Syria Cedrium vo - catur, cui tanta vis eſt, ut in Ægypto Corpora homi - num defunctorum perfuſa ſerventur. Et lib. 24. c. 5. Cedri ſuccus, ex quomodo fieret diximus magni ad lumina uſus, ni capiti dolorem inferret, defuncta Cor - pora incorrupta ævis ſervat, viventia corrumpit, mirâ differentiâ, cum Vitam aufferat ſpirantibus, defunctisq́; pro vitâ ſit.

v. 70. Ein Fuͤrſt ſtirbt muttig.) Senec. Troad. v. 157. Felix Priamus! Felix quisquis bello moriens Omnia ſecum conſumta videt. Sveton. in Tiber. c. 62.
v. 105. NemAnmerckungen.

v. 105. Nem’t hin des Dolabellen Hand.) Plutarchus in Vita Antonii p. m. 462. berichtet: daß damals unter Auguſti Freunden ein junger Roͤmer Cornelius Dolabella geweſt / welcher ſich in Cleopatren verlibt / und daher ihr heim - lich zu wiſſen gemacht: daß der Keiſer in drey Tagen nach Sy - rien ſich aufmachen / ſie aber mit den Kindern in Jtalien ſchi - cken wolle.

v 156. Mit hoher Haͤupter Blutte.) Dis iſt die Politi - ſche Lehr beim Strada de Bell. Belg. dec. 1. lib. 7. p. m 316. Dum plectuntur Capita, blandè Corpus haberi & conſopiri debet, ne, ſi ſe commoveat, agitatione ſuifa - cile ictus à capite declinetur.

v. 182. Das die Verdam̃ten oft eb als ein Blitz ver - zehrt.) Es iſt faſt aller Geſchichtſchreiber einhellige Meinung: daß / als Eleopatra geſehen: daß ſie den Auguſt durch di Liebe nicht ſo / wie di andern / fangen koͤnte / und er ſie nach Rom ſchi - cken wolte / habe ſie ihr in einem Korbe unter groſſen Feigen eine Schlange / ſo von den Lateinern Aſpis genennt wird / zu tragen / hernach ſich ſelbte in einen Arm ſtechen laſſen; maſſen Auguſtus auch hernachmals zwei Merckmale der Stiche / als auch von der Cleopatra Zimmer gegen der See eine Spure einer krichenden Schlangen gefunden. Plutarch. d. l. p. 463. 464. wiewol auch unterſchiedene der Meinung ſind: daß ſie ſich mit einer vergifteten Har-Nadel in den Arm geſtochen. Xiphilin. ex Dion. lib. 51. p. m. 63. Sonſt berichtet Wolf Franzius in hiſt. Anim. l. 4. c. 2. Daß dieſer Schlange Stich nur als ein kaum ſichtbarer Nadel-Stich ſei / aber toͤd - lich und unheilbar / alſo daß ein Menſch geſchwind hierauf ſter - be / maſſen denn Cleopatra zuvorher mit fleiß an den Verdam̃ - ten allerhand Arten des Todes verſuchet / und dieſe fuͤr di leich - teſte und geſchwindeſte erfunden auch erliſet. Ja er meldet; daß ob zwar dieſe Schlange ſehr giftig und ſchaͤdlich ſei / ſie den - noch in Egyten alſo gekirret werde: daß di Kinder darmit in Gebauern ſpielen / und zu den lockenden kommen. Wider dis fol eine kraͤftige Artzney Eſſig ſein / maſſen Plin. lib. 23. cap. 1. J 4erzehlet:Anmerckungen. erzehlet: daß einer / der Eſſig getragen / ſei derogeſtalt geſto - chen worden / habe aber nichts gefuͤhlet / bis er den Eßig von ſich gethan.

v. 213. Es bringet ſchlechten Ruhm.) Tacit. de mor. Germ. c. 14. Pigrum quinimo & iners videtur ſudore acquirere, quod ſangvine posſis parare.

v. 222. Jch ſterbe! folg auch alſo ruͤhmlich nach.) Als ſich Cleopatra entleibet / ſind ihr dieſe zwei auch alſo nachge - folgt / und iſt Jras ſchon todt bei den Fuͤſſen; Charmtum aber halbtodt und ſchon fallende von den Roͤmern angetroffen wor - den. Plutarch. all. loc. p. m. 463.

v. 269. Die Aegeln alles Gift’ts di Pſyllen.) Pſylli ſind Voͤlcker im innern Lybien geweſen / der Garamanten Nachtbarn / von Pſyllo einem Koͤnige alſo genennt. Dieſe ha - ben eine Schlangen-tòdtende Krafft und verjagenden Geruch bey ſich gehabt: alſo daß ſie auch di neugebornen Kinder den giftigſten Schlangen vorgeworffen / umb hierdurch ihrer Wei - ber Keuſchheit / und ob dis auch ihre wahrhaffte Kinder waͤ - ren / zuverſuchen. Plin. lib. 7. c. 2. Ja es meldet Xiphi lin. ex Dion. lib. 51. p. 63. 64. daß di Schlangen gar von die - ſer Voͤlcker Kleidern verletzt worden / nnd ob di Schlangen ſie zwar geſtochen / habe es doch nichts geſchadet. Uber dis haben ſie auch aus denen vergifteten Menſchen alles Gifft ausſaugen koͤnnen / wenn ſie nur nicht ſchon todt geweſt. Dahero auch Auguſtus bey der Cleopatra dieſe / aber vergebens / gebrau - chet. Sveton. in Octav. c. 17. Maſſen auch Plutarch. im Leben Catonis erzeblt: daß dieſer als er durch Lybien gereiſt / Pſyllos mit ſich gefuͤhrt / theils di Schlangen-Stiche zu heilen / theils di Schlangen durch ihren Geſang einzuſchlaͤffen. Von dieſer Artzney ſchreibt Cornel. Celſus in V. denckwuͤrdig: Pſyllos non habere ſcientiam adverſus venenum præ - cipuam, ſed audaciam uſu ipſo confirmatam, qua vul - nera exugunt: namq́ venenum ſerpentis non guſtu, ſed in vulnere nocet: ergo quisquis exemplum Pſylli ſecu - tus exuerit, & ipſe tutus erit, & tutum hom̄inem præ - ſtabit.

v. 310. UnAnmerckungen.

v. 310. Und einer Spanne Ruhm fuͤr tauſend Jahre ſchaͤtzt.) Alſo redet denckwuͤrdig der groſſe Spaniſche Feld - Hauptmann Conſalvus beim Guicciardini im 6. Buche der Welſchen Geſchichte auf dem 169ſten Blate / ſeine Oberſten / welche gegen Capua fuͤr den Frantzoſen zu weichen riethen / an: Deſiderare più toſto d havere al preſente la ſua ſepol - tura un palmo di terreno più avanti, che col ritirarſi à dietro poche braccia allungare la vita cento anni. Er wolte lieber eine Spanne - lang Erde beſſer hervor begraben ſein / als durch zuruͤck weichung etliche Ellen lang ſein Leben auf hundert Jahr verlaͤngern.

v. 315. Vielmehr laſſt uns itzt ſelbſt ihr Bild.) Daß Au - guſtus im Triumph zu Rom der Cleopatra Bild / an deſſen Arme eine Schlange anbieß / habe vortragen laſſen / berſchtet Plutarch. in Vit. Anton. p. 464. Worvon Propertius: Brachia ſpectavi fixis admorſa Colubris.

v. 320. Daß es kein Bildnuͤs nicht Cleopatrens verſeh - re.) Eben daſelſt meldet Plutarch. daß des Antonii Bild - nuͤſſe zwar abgeworffen / Cleopatrens aber nicht verſehret wor - den / welches ihr Freund Archibius vom Keiſer fuͤr tauſent Talent zuwege bracht.

v. 323. Gallus der den Nil zur Landvogtey ſol haben.) Als Auguſtus Egypten eingenommen / wolte er keinen Rahts - Herren / ſondern nur einen gemeinen Roͤmiſchen Edelmann nemlich Cornelium Gallum zum Landvogte ſetzen / welcher Præfectus oder Auguſtalis genennet ward; damit wenn et - wan ein Raths-Herr ſie allzuſcharff regierte / ſie nicht auf Neue - rung des Regiments daͤchten. Maſſen er auch verordnete: daß kein Roͤmer ohne ſein ausdruͤckliches Verlaub in Egypten zihen doͤrffte. Dio im 51. Buche. Tacit. lib. 1. hiſt. c. 11. & lib. 12. Annal. 60. Welcher auch lib. 2. Annal. c. 59. er - zehlet: Tiberius cultu habituq́; Germanici lenibus ver - bis perſtricto, acerrimè increpuit, quod contra inſtituta Auguſti, non ſponte Principis Alexandriam introisſet. Nã Augusſt 9 inter alia dominationis arcana, vetitis, ni -J 5ſiAnmerckungen. ſi permisſu, ingredi Senatoribus, aut Equitibus Roma - nis inluſtribus, ſepoſuit Ægyptum: ne fame urgeret Italiam, quisquis eam Provinciam clauſtraq́; Terræ ac maris, quamvis levi præſidio adverſum ingentes Exer - citus inſedisſet. Dieſer Gallus aber iſt von dieſer neuen Ehre allzuhoffaͤrtig worden / alſo: daß er auch vom Auguſto uͤbel geredet / ihm ſelbſt Seulen an allen Orthen Egypten-Lan - des aufgerichtet / und ſeine Thaten an di Pyramiden anzu - ſchreiben befohlen. Woranff er hernach von ſeinem Freunde Largo verklagt vom Roͤmiſchen Rath aller Wuͤrde und Reichthumbs entſaͤtzet worden / nach welchem er ſich ſelbſt umb bracht. Xiphilin. ex Dion. lib. 53. p. 71. Sveton. in Octav. c. 66.

v. 324. Sol ſie nebſt dem Anton aufs praͤchtigſte begra - ben.) Sveton. in Octav. n. 17. p. m. 67. meldet hiervon: Amoobus communem ſepulturæ honorem tribuit, ac tumulum ab ipſis inchoatum perfici jusſit. Uber dis meldet Plutarchus d. l. p. 464. Daß er nicht allein den Antonium und Cleopatram praͤchtig und Koͤniglich / ſondern auch di Charmium und Iras ehrlich begra ben laſſen.

v. 328. Schif’t anf di Krieges-Flott Egyptens Waſ - ſer-Pferde nebſt Nilus Ochſen.) Hiervon meldet Xiphilin. lib. 51. p. 65. 〈…〉〈…〉Der Keyſer begieng wegen ſeiner gluͤckſeligen Verrichtungen viel Tage feyerlich; in welchen das Waſſer-Pferd und das Thier Rhinoceros zum erſtenmal auf den Schauplatz kom̃en. Dieſes letztere Thier / ſo von Feſto ein Egyptiſcher Ochſe ge - nennet wird / hat ein klein Horn auf der Stirne / ein ſtarckes aber auf der Naſe / mit welchem es wider den Elephanten ſtets kaͤmpfet. Franz. in hiſtor. Animal. part. 1. cap. 11.

v. 332. Durch das vertheilte Korn.) Eben dis meldet Sveton. in Octav. c. 41. und Tacit. l. 1. Annal. cap. 2. vonAnmerckungen. von Auguſto: militem donis, populum annonâ, cun - ctos dulcedine otii pollexit.

v. 346. Wo ſol Atillus hin.) Plutarchus erzehlet an obigem Orthe / auf der 460. ſeite. Antyllus des Antonii und der Fulvia Sohn ſei von ſeinem Lehrmeiſter Theodoro damals verrathen / und alſo von den Roͤmern ermordet wor - den. Als nun alſo di Soldaten uͤber ihm geſchaͤftig geweſt / ha - be er ſelbſt ihm einen / koͤſtlichen Edelſtein / der ihm am Halſe ge - hangen / abgenommen und ihn in ſeinen Guͤrtel verſtecket. Weſtwegen ihn Auguſtus / als er es umbgeſtanden / ans Creu - tze ſchlagen laſſen. Svetonius in Octavio c. 17 meldet die - ſes noch ferner: Antonium juvenem, majorem de duo - bus Fulviâ genitis, ſimulacro D. Julii, ad quod poſt mul - tas & irritas preces confugerat, abreptum interemit. Denn der Fuͤrſten Bilder wahren ſichere Schutz-Seulen / wie ex tit. C. de his qui ad ſtatuas. Zu ſehen. Beſihe hiervon di ſchoͤne Rede C. Ceſtii beim Tacito l. 3. Ann. c. 36.

v. 379. Den blauen Himmel mahl’t mehr nicht als eine Sonne.) Cleopatra ſchickte ihren und Julii Cæſaris Sohn Cæſarionem, welcher dem Julio Cæſari gantz aͤhnlich geweſt / (wiewol / wie aus Sveton. vita Julii c. 52. zuſehen / di Roͤmer ihn meiſt dafuͤr nicht erkennen wollen /) mit einem groſ - ſen Schatze durch Mohrenland in Jndien. Er ward aber auch von ſeinem Lehrmeiſter mit Vorwand: daß ihn Auguſtus zum Koͤnigreich beruffte / auf di Jnſel Rhodos zuruͤcke gelocket. Als nun Auguſtus ſeinetwegen rathſchlagte / fieng der Welt - weiſe Arius an:

Cæſaris in multis nomen non expedit esſe.

Darauf ihn auch Auguſtus toͤdten ließ. Plutarchus in vit. Anton. p. 460. 461. Sveton. in Oct. c. 17. Dieſes des Arii Meinung iſt des Ægyſthi beim Senec. in Aga - memn. v. 257. gleich: Nec regna ſocium ferre, nec tædæ ſciunt.

v. 383. Er ruͤhm’t ſich des Anton Gefaͤhrten.) Antonius enim Cæſarionem collegam Regni asſumfit. Plutarch. in Vit. Ant. p. 442.

v. 388. DaßAnmerckungen.

v. 388. Das ein groß Geiſt beſeel’n) Magnum impe - rii Corpus magnâ animandum eſt mente, multis tuen - dum eſt manibus. Strada. dec. 1. lib. 1.

v. 395. und v. 401. 402.) Dieſes erzehlet deutlich Sveton. in Octav. c. 18. Per idem tempus Conditorinm & Corpus magni Alexandri, cum prolatum è penetrali ſubjecisſet oculis, Coronâ aurea (Schildius legit: lau - reâ) ac floribus adſperſis veneratus eſt: conſultusq́ue, num & Ptolomæûm aſpicere vellet, Regem ſe voluisſe videre, ait, non mortuos. Welches eben alſo erzehlet Xi - philin. lib. 51. p. 64. abſonderlich aber meldet:〈…〉〈…〉 Auguſtus habe des groſſen Alexanders Leib geſehen und an - geruͤhret / alſo: daß er ihm auch ein wenig di Naſe zerbrochen hette. Sonſt erzehlet noch von dieſem Begraͤbnuͤſſe Leo Af - ricanus lib. 8. dis: Neq́; prætermittendum videtur in medio Alexaudriæ ruderum, ædiculam inſtar Sacelli conſtructam adhuc ſuperesſe, inſigni ſepulchro, magno à Mahumetis honore affecto, memorabilem, quo Ale - xandri magni Corpus, ſummi Prophetæ & Regis, velut in Alcorano legunt, asſervari contendunt.

v. 401. Fuͤr deſſen todtem Bild.) Von C. Jul. - ſare erzehlet Sveton. in ejus vitâ c. 7. animadverſâ apud Herculis templum Magni Alexandri imagine, ingemu - it; & quafi pertæſus ignaviam ſuam, quod nihil dum à ſe memorabile actum esſet in ætate, qua jam Alexan - dor orbem terrarum ſubegisſet. Gleichmaͤſſige Exempel ſaͤtzet daſelbſt bey Bemegger: Themiſtoclem quoq́; Tro - phæa Miltiadis dormire non ſinebant; Theſeo noctu in ſomnis geſta Hercnlis occurrebant, & interdiu concita - bat æmulatio, ſtimulabatq́; edere paria agitantem. Ete - nim ornamentis honorum incitatur imitatio: & virtusæmulaAnmerckungen. æmula alitur exemplo honoris alieni. Symmachus. I. 10. Epiſt. 25.

v. 447. Sein geweihter Fluß / und.

v. 460. Gab meinem Tempel ab.) Die Heyden haben auch di Fluͤſſe / fuͤr heylig / geweyht / ja fuͤr Goͤtter gehalten / beſon - ders die Roͤmer di Tiber. Dahero ihn Maro. lib. 8. Æneid. v. 31. alſo beſchreiht:

Huic Deus ipſe loci fluvio Tyberinus amœno, Populeas inter ſenior ſe attollere frondes Viſus, eum tenuis glauco velabat amictu Carbaſus, & crines umbroſa tegebat arundo.

Maſſen ihn daſelbſt auch Æneas v. 72 ſeqq. anrufft:

Tuq́; ô Tybri, tu ò Genitor cum flumine fancto Accipite Ænean & tandem arcete periclis. Adſis, ô tandem, & propius tua Numina firmes.

Daß auch den Fluͤſſen ſein Tempel und Altaͤre gebaut worden / erhaͤllet ex Tacit. 1. Annal. c. 79. ſpectandos etiam reli - giones Sociorum, qui ſacra & Lucos & Aras patriis amnibus dicaverunt: quin ipſum Tiberim nolle pror - ſus accolis fluviis orbatum minore gloriâ fluere. Und iſt bei den Geſchichtſchreibern beruͤhmt / der in der Egyptiſchen Stadt Nilus dem Fluſſe Nilus zu ehren gebaute Tempel.

v. 476. Wird noch viel Adler biſſen ein.) Dieſes zielet inſonderheit auf di drey Adler / welche di Deutſchen dem Quin - tilio Varo abgenommen / den ſie mit dem gantzen Heere drey - er Legionen erſchlagen: Hâo nunciatâ (Auguſtus) Excu - bias per Urbem indixit, ne quis tumultus exiſteret, & Præſidibus Provinciarum prorogavit imperium, ut & à peritis & asſvetis ſocii continerentur. Vovit & ma - gnos ludos Jovi Opt. Max. SI REMPUBLICAM IN MELIOREM STATUM VERTISSET: quod factum Cimbrico Marſicoq́; bello erat. Adeò namq́; conſter - natum ferunt, ut per continuos menſes barbâ capilloq́; ſummisſo caput interdum foribus illideret, vociferans: Quinctili Vare, Legiones redde; diemq́; cladis quotan -nisAnmerckungen. nis mœſtum habuerit ac lugubrem. Svet. in Octav. c. 23. daher hingegen / als Germanicus von den Bructeris einen ſec. Tacit. 1. Annal. c. 60. und von den Marſis den andern verlohrnen Adler widerbekommen / ſec. Tac. 2. Annal. c. 25. er ferner cap, 41. meldet: Fine anni Arcus propter ædem Saturni ob recepta ſigna cum Varo amisſa ductu Ger - manici, auſpiciis Tiberii; & ædes fortis Fortunæ Tibe - rim juxta in hortis, quos Cæſar Dictator populo Rom. legaverat; Sacrarium genti Juliæ effigiesq́; D. Augu - ſto apud Bovillas, dicantur.

v. 480. Wir haben auch die Segel nicht geſtrichen.) Ob zwar der groſſe Alexander uͤber di Donau geſaͤtzt / hat er doch die Deutſchen zubekriegen ſich nicht unterfangen. Maſſen von der Deutſchen damalig unerſchrockenem Gemuͤtte / Curtius lib. 2. denckwuͤrdig erzehlet: Huc loci venere Legati à - teris Danubii accolis, à Syrmo Triballorum Rege, atq́; Germanis ad Alexandrum, ut cum eo Amicitiæ fœdus inirent. Quibus in fidem & Amicitiam acceptis, è Ger - manis quæſivit: Quidnam in humanis rebus præ cæte - ris extimeſcerent, ratus nominis ſui magnitudinem an - te omnia ipſis formidoloſam videri. I lli, hoc ſe inprimis timere reſponderunt, ne forte in ſeſe aliquando Cœlum rueret. Nichts weniger iſt zuruͤhmen der Deutſchen Geſand - ten Hertzhafftigkeit unter dem Keiſer Nero beim Tacit. lib. 13. Ann. c. 54. die als / ſie in dem Pompejiſchen Schauplatz die Urſache der nach Wuͤrden unterſchiedenen Geſtuͤle erfah - ren: Nullos mortalium armis aut ſide ante Germanos esſe, exclamant, degrediunturq́; & inter Patres con - ſidunt.

v. 492. 493. Es werd noch eine Welt entſtehen / ihm wirddi Sonn nicht untergehen.) Weil di Welt ſteht / hat kein Haus weiter als das hochloͤblichſte Haus Oeſterreich geher - ſchet. Maſſen Villalpand. Præfat. in Ezechiel. p. 7. wahr geredet: Sol die noctuq́; in Philippico Regno nun - quam cetnit Occaſum. Ja der Frantzoſe Monſièur deSilhonAnmerckungen. Silhon en ſon Miniſtre d Eſtat livr. 3. diſc. 4. muß die Oeſterreichiſche Hoheit mit dieſen nachdencklichen Worten be - ehren / und nennen: cette haute puisſance & cette vaſte domination, pour la quellele Ciel n a point d’Horizon, ny la terredes limites. Das iſt: dieſelbe Hoheit Macht und weite Herrſchafft / fuͤr welche der Himmel keinen Endigungs - Zirckel / di Erde krine Graͤntzen hat. Hieher und beſonders zu der neuerfundenen Welt und andern Jnſeln / ſo dem Hauſe Oeſterreich unterthan ſein / gehoͤren di nachdencklichen Wortte Senecæ in Medea. verſ. 374.

Venient annis Secula ſeris, quibus Oceanus Vincula rerum laxet, & ingens Pateat Tellus, Tiphyſq́; novos Detegat Orbes; nec ſit Terris Ultima Thule.

Hochgeehrter Leſer.

  • Demnach im Druck unterſchiedene Fehler noch eingeſchlichen / habe ich fuͤr noͤthig geachtet / dieſelbigen / welche einesthells den Verſtand tunckel machen / hieher zuſetzen / die anderen geringeren / beſonders die Jrrthuͤmer der punctation halber / wird ieder ſelbſt vernuͤnftig verbeſſern.
  • Act. 1.
  • v. 3. nich. liß. nicht. v. 87. kalter. liß. kalte. v. 120. unſerem. l. unſerm. v. 130. 30. l. 130. v. 208. weß. l. weiß v. 364. Sol nach dem Wortte Verhoͤr; ſie hen: Anton. v. 435. nit. liß. nicht. v. 546. Juliger. l. Julier v. 549. Egyphtens l. Egiptens. v. 617. chſaͤtzt l. ſchaͤtzt v. 680. 660. l. 680. v. 685. 665. l. 685. v. 690. 600. l. 690. v. 711. tmit. l. mit.
  • Act. 2.
  • v. 134. redet Cleopatra und daher ſol fuͤr dem v. ſtehen. Cleopatr. Cleopatr. verſ. 260. 206. l. 260.
  • Act. 3.
  • v. 109. ein liß. im v. 146. Jerſchons. liß. Jer’chons v. 216. traͤgt l. tagt v. 232. der. l. den v. 253. Dolch. l. doch v. 293 Verraͤthe. l. Verraͤther. v. 304. ſtohrt. l. ſtoͤr’t 306. Verraͤthe l. Verraͤther. 308. Eſoſ. 311. E - ras. l. Eros. 374. kuͤßt. l. kieſt 392. Sterbligkeiſt. l. Sterbligkeit. 468. nach l. noch 488. ein verlibter. l. ein vereibter 580. dem l. denn. 589. auch l. euch.
  • Act. 4.
  • v. 26. und iſt einmal uͤbrig. 221. Sklaven l. Sklavin 299. ſtotz. l. ſtoltz 395. dir l. dis. 545. id. l. di.
  • Act. 5.
  • v. 285. entſteckt. l. erſteckt. v. 290. nacht. l. nach. v. 358. erhebt. l. erherbt.
  • Bey den Anmerckungen ad Act. 1.
  • Pag. 1. lin. 5. etlichem. l. etlichen. lin. 20. Actin - ne. l. Achtinne. ad v. 237. lin. 18. di. l. dis. ad v. 329. lin. 28. disjeactsq́;. l. disjectasq́;. ad v. 369. lin. 20. nec. l. novisq́;. adv. 498. lin. 17. 〈…〉〈…〉. l. 〈…〉〈…〉ad v. 500. lin. 29. Flovus. l. Florus.
  • Act. 2.
  • Ad v. 9. lin. ult. 〈…〉〈…〉l. 〈…〉〈…〉ad v. 76. lin. 23. Conſtantinum l. Conſtantium. ad v. 403. lin. 4. corutes. l. courtes.
  • Act. 3.
  • Ad v. 424. lin. 14. Keyſes l. Keyſers.

About this transcription

TextCleopatra
Author Daniel Casper von Lohenstein
Extent179 images; 40098 tokens; 11227 types; 269106 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationCleopatra Trauer-Spiel Daniel Casper von Lohenstein. . [1] gef. Bl., [80], [4] Bl. : Kupfert. und 4 Portr. (Kupferst.) FellgibelBreslau1661.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 P DRAM III, 1063

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationBelletristik; Drama; Belletristik; Drama; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:32:48Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 P DRAM III, 1063
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.