Nihil rerum mortalium tam in - ſtabile ac fluxum eſt, quam fama potentiæ non ſuâ vinixæ.
AGrippine / welche Rom anbethen / der Kaͤyſer verehren / die Voͤlcker bedienẽ muſten / meinet nunmehr den Giepfel ihrer Ehrſucht erlangt zu haben / wenn ſie ſich zu Eur: Fuͤrſtl. Ge - nad: Fuͤßen legen darff. Denn ihre La - ſter wuͤßen nirgends als bey den Tugen - den einer großen Herzogin Gnade / und die / welche das Moꝛd Eiſen ihres Sohnes nicht entfliehen kan / nur bey einer Mut - ter des Landes Beſchirmung zu finden.
Ja ſie wuͤrde ſich in einem ſo unge - ſchickten teutſchen Kleide nit in das Zim - mer ſo einer klugen Fuͤrſtin gewagt ha - ben / als in welchem nebſt unſer geꝛeini - gſtẽ Mutterſprache Welſchlands ſcharf - ſinnige und Franckreichs liebliche Zunge Buͤrger Recht gewonnen / wenn ſie nicht von Eur: Fuͤrſtl. Genad: ruhmwuͤrdi - gſter Leitſeeligkeit gelernt hette: Daß Tempel und Altar nicht ſchlechten Wey - rauch verſchmehen / das Purper-Corall -undund Perlen-reiche Meer auch die gering - ſten Baͤche in ihre Schoos aufnehme / wenn ſie ſchon nichts als Waſſer zinſen.
Ja dieſe anitzt mit ſo viel oder meh - rern Flecken auf dem Schauplatze er - ſcheinende Kaͤyſerin hoffet von ſo Er - lauchten Augen / Geſtalt und Zierde zu borgen. Weil die Stralen der Sonne auch die truͤben Duͤnſte der Erden em - por zeucht / und in ſchoͤne Regenbogen verwandelt.
Werden dieſem nach Eur: Fuͤrſtl: Genad: Jhr Schutz und Eintritt ver - ſtatten / wird ſie in dieſem Abriße ſo we - nig all zu ſtrenger Richter / als in der Aſche ſich fernern Schifbruchs und Mut - ter-Mords zu beſorgen / ich aber mich zu ruͤhmen haben.
Eur: Fuͤrſtl: Genad: unterthaͤnig gehohrſamen Knecht Daniel Caſper.
OTho, welcher bey dem Kaͤyſer Nero zur Taffel war / lobet dem Kaͤyſer be - weglich die Schoͤnheit und Anmuth ſeines Ehweibes Sabina Poppæa, verachtet hingegen des Kaͤyſers Gemahlin die Octa - via; Hieruͤber kommt des Kaͤyſers geheim - ſter freygelaßener Paris ins Gemach / und be - richtet: Daß Agrippine des Nero Mutter ſich mit dem Rubellius Plautus, welchen ſie zu heyrathen gedaͤchte / wider den Kaͤyſer ver - bunden habe / auch ihm nach Zepter und Le - ben ſtuͤnde. Nero fertigt den Burrhus und Seneca an Agrippinen ab / mit Befehl / ſie / da ſie ſchuldig / hinzurichten. Agrippina und Octavia klagen einander ihr Elend und die Verfolgung des Kaͤyſers: in deßen bricht Burrhus und Seneca nebſt andern Kaͤyſerli - chen in der Agrippinen Zimmer und ſetzen ihr wegen beſchuldigter Untreu harte zu / die ſich aber nicht allein hertzhaft vertheidiget / ſon -derndern ſie reiniget ſich auch bey dem Nero dero - geſtalt: Daß ihre Anklaͤger geſtrafft / ihre Zu - gethane aber zu hohẽ Wuͤꝛden erhobẽ werden. Die Gerechtigkeit ſtellet im Reyen fuͤr: Daß doch endlich die Tugend ſiege / die Laſter zu Grunde gehen.
Als Nero ſich die Sabina Poppæa zu der Wolluſt und ſeinem Gefallen zu bringen be - muͤhet / reitzet ſie den verliebten Kaͤyſer an: Daß er Octavien verſtoßen / Agrippinen hinrichten ſolle; als welche beyde ihr-und ſeiner Liebe am Wege ſtuͤnden. Hier zu hilft Paris euſerſt / und gibt dem Kaͤyſer den Rath: daß er den Otho, umb alle Schaͤlſucht zu ver - huͤtten / zum Landvogte in Portugal machen ſolte. Agrippina und Octavia ſuchen hinge - gen bey dem Burrhus und Seneca Beyſtand / und reitzen ſie wider den Kaͤyſer beweglich / aber vergebens an. Als diſer Anſchlag ihnen fehlet / bemuͤhen ſie ſich abermals umbſonſt den Otho zur Eyverſucht wegen ſeines Eh - weibes wider den Kaͤyſer aufzufriſchen. Der Kaͤyſer beſtaͤtigt und verſchickt den Otho als Landvogt in Portugal. Jn dem Reyen kla -) 0 (5getget die Rubria ihren Schweſtern den Veſta - liſchen Jungfrauen: Daß ſie Nero genoth - zwaͤngt habe / weißaget auch dem Kaͤyſer den Untergang.
Als Burrhus uñ Seneca vernehmen von des Kaͤyſers freygelaſſenen Acte: Daß Agrippi - ne den Nero zu Unkeuſchheit anreitze; heißen ſie ſie ins Zimmer dringen / und ihm: Daß die Kaͤyſerliche Leibwache wegen vermutheter Ubelthat / uͤbel zu frieden ſey / vorhaltẽ. Agrip - pina reitzet den Kaͤyſer mit hitzigem Eyfer zur Bluttſchande an / umb dardurch ihn von der Sabina Poppæa abwendig zu machen: Sie aber wird von der eindringenden Acte geſtoͤ - ret. Paris mahlet hierauf dem Kaͤyſer fuͤr die ungezaͤhmte und Sterbens-wuͤrdige Begier - de / ſeiner unkeuſchen Mutter: Bringet ihn auch ſo weit: Daß er ſie zu toͤdten willi - ge〈…〉〈…〉; und nach allerhand Berathſchlagung / nimmt er des Anicetus Vorſchlag an: Daß er die Agrippine auf einem kuͤnſtlichen von ſich ſelbſt zerfallenden Schiffe erſaͤuffen wol - le: auf ſelbtes ſie nun zu locken / begibt er ſich nach Bajæ, und ladet ſie ihm nach zu folgenmitmit erſmnlichſten Liebes-Bezeugungen ein; Kuͤſſet ihr auch den Abſchied nehmende Mund und Bruͤſte. Die See-und Berg - Goͤttinnen bilden im Reyen der Agrippinen Verraͤhteriſchen Schiffbruch ab.
Des Britannicus Geiſt verweiſet dem ſchlaffenden Nero den Bruder-Mord und eroͤfnet ihm zu gleich den veꝛgebenẽ Außſchlag des angeſtellten Schiffbruchs; welches dem erwachenden Kaͤyſer Paris mit Schrecken mehr beſtaͤtigt und die Ankunfft des von der Agrippinen abgeſendeten Agerinus berich - tet. Seneca gibt dem furchtſamen Kaͤyſer den Rath die Mutter zu toͤdten / welches Anice - tus ins Werck zu ſaͤtzen auf ſich nimmt dieſe Argliſt vorſchlagende: Der Kaͤyſer ſolle vorgeben; Agrippine hette den Agerinus den Nero Meuchelmoͤrdriſch hinzurichten abge - ſchickt / zu deßen Beſcheinigung er denn bey der Verhoͤr ihm einen giftigen Dolch / als wenn er dem Abgeſendeten entfiele / zwiſchen die Beine wirfft. Deßhalben Agerinus den Meichel-Mord zu bekennen vergebens ge - martert und endlich hingerichtet wird. JmReyenReyen wird entworffen / wie die heftigſte auch von der Natur eingepflantzte Liebe durch Zeit und Todt entwaffnet / von Ehrſucht aber in ſchroͤckliche Geſtalt verendert werde.
Die von dem Schiffbruche mit einer Wunden entkommene Agrippine beklagt die argliſtige Nachſtellung ihres Sohnes / er - weget ihre begangene Miſſethaten und weiſ - ſagt ihr ſelbſt ihren nahen Untergang / als A - nicetus, Herculeus und Oloaritus mit Ge - walt in ihr Zimmer / in welchem ſie alle Jh - rige verlaſſen / brechen / und zwar Herculeus ſie mit einem Pruͤgel uͤber den Kopff ſchlaͤget / Oloaritus aber ſie im Bette liegende und den nackten Leib hervorſtreckende mit vielen Sti - chen ermordet. Nero kommet beſiehet die ent - ſeelte Mutter / lobet und ſchilt ihre Geſtalt und Thaten / Seneca aber gibt dem Nero den Mutter-Mord zu Rom zu entſchuldigen / al - lerhand Beſchoͤnungen an die Hand / und Nero ruffet alle der Agrippinen halben ver - wieſene und andere Straffen zuruͤcke / heiſt auch die Todte aufs ſchlechteſte verbrennen Poppæa bewegt den Nero: Daßer Octaviennochnoch ſelbigen Tag zu verſtoßen entſchleußt / hieruͤber wird er von der Agrippinen Geiſte erſchrecket / vom Burrhus aber / welcher die Soldaten gegen dem Kaͤyſer ihre Treue zu bezeugen anermahnet / wider aufgemuntert. Bey dem eingeaͤſcherten Holtzſtoße reden Paris und Anicetus von der Agrippinen ſchlechten Begraͤbnuͤße ſchimpflich / Mneſter aber ihr Freygelaſſener entleibet ſich ſelbſt. Nero bemuͤhet ſich durch einen Zauberer und Todten-Opffer den Geiſt der ermordeten Mutter zu beſchweren uñ zu verſoͤhnen / wird aber von den erſcheinenden Furien und des Oreſtes und Alcmæon Geiſtern derogeſtalt erſchreckt: Daß er nebſt dem Zauberer in Ohnmacht ſincket. Jm Reyen wird von Furien die Marter eines boͤſen Ge - wiſſens fuͤr Augen geſtel - let.
des Kaͤyſers Getreue.
Des Agrippinen Freygelaßene.
Stumme Perſonen.
SO iſts! Die Sonn’ erſtar’t fuͤr unſers Hauptes Glantz / Die Welt fuͤr unſer Macht. Des Ninus Sieges-Krantz Verwelck’t fuͤr unſerm Ruhm: Eyaxarens Geluͤcke Muß fuͤr des Kaͤyſers Sieg den Krebsgang gehn zuruͤcke /5. Und Nerons Blitzen ſaͤug’t der Grichen Lorbern weg. Rom ſchaͤtz’t ſich ſelbſt zu tief fuͤr unſrer Thaten Zweck; Die Erde ſich zu klein zum Schauplatz unſ’rer Wercke. Des Numa Heyligkeit / des Roͤm’ſchen Vaters Staͤrcke / Der Muth des Julius / Tiberius Verſtand10. Sind Schatten unſers Thuns und Spielwerck diſer Hand. Saturnus guͤld’ne Zeit iſt gegen dieſer eyſern. Sieg / Friede / Wolſtand hat bey allen andern Kaͤyſern Nie / wie bey uns gebluͤh’t. Araxens groͤſte Stadt Hat unſer Arm geſchleiff’t. Der Tiridates hat15. Durch Fußfall erſt von uns erkauffet Gnad’ und Guͤte; Und Vologeſus ſchick’t aus Arſaces Gebluͤte Uns Geißel ſeiner Treu. Des Janus Thor ſteh’t zu. Der Kaͤyſer ſih’t den Preiß / die Stadt / den Nutz der Ruh. Die Schoß des Jupiters lig’t voller Lorber-Zweige:AMan2.20.Man zehl’t kaum / wie viel Rom uns Sieges-Bogen zei - ge / Der neue Schauplatz gib’t dem Volck’ Erluſtigung / Das Außtheil’n reichen Geld’s / der Zoͤlle Minderung Den Buͤrgern Lufft / uns Gunſt. Wir haben viel verweh - ret / Mit was der große Rath uns zu beehr’n begehret;25. Doch mein Gedaͤchtnuͤs wird darumb nicht abgethan / Faͤngt mein Geburthstag gleich des Jahres Lauff nicht an / Und Nerons Bild wird ſteh’n im Tempel treuer Seelen / Darff man mir es gleich nicht mit guͤldnem Ertzt außhoͤ - len.
Wahr iſt es: Daß die Welt die Seegel fuͤr dir ſtreicht /30. Der wilde Parth’ iſt zahm / der kuͤhne Mede weicht / Weil dir das Kriegsfeld Palm / und ihm Zipreßen traͤget: Rom / hat den Harniſch ab / ein Luſt-Kleid angeleget / Die Laͤnder ſind von Oel mehr / als von Blutte fett. Wie / wenn die Morgen-Roͤth’ aus Amphitritens Bett’35. An blauen Himmel ſteig’t / die duͤſtren Duͤnſte ſchwinden / So ſcheint die Tugend auch tetzt neuen Stand zu finden Die Laſter flucht und fluͤht. Und wie kan’s anders ſeyn? Wie ſoll nicht Gluͤcke bluͤh’n? Und Wolfarth lauffen ein / Wo ſich ein weiſer Fuͤrſt zum Steuer-Ruder ſetzet /40. Wo treuer Sorgen Schweiß die duͤrre Pflantze netzet Des allgemeinen Heil’s? Wie ſoll der Welt-Kreiß nicht Mit Treu und Demuth ehr’n die Sonne / die ihr Licht Uns ſchencket / nicht verkaufft? Fuͤr Baͤumen ſich zu nei - gen / Da uns die Zweige Frucht / die Blaͤtter Schatten zeugen /45. Jſt allgemeine Pflicht. Allein’ ich zweiffle faſt: Daß / da des Regiments faſt Centner-ſchwere Laſt Gleich ſoll ſo ſanffte ſeyn / bey dem ſo großen Gluͤcke / Dem Kaͤyſer nichts entgeh / was nicht mit ſuͤß’em Blicke Manch Buͤrger ſchauen kan. Daß der Lucroͤner Flutt50. Die Auſtern auff den Tiſch / der Schnecke ſparſam Blutt / Zum Purpur-faͤrben ſchick’t; Das Phæntcopter Zungen /Daß3.Daß Papegaͤyen / die erſt als ein Menſch geſungen / Das koſtbahres Gehirn aus Pfauen und Phaſan / Daß der Lampreten Milch nebſt Scarus Lebern man55. Auffs Kaͤyſers Taffelzinſt; Daß man in Berg-Kriſtallen Weñ gleich der Hunds-ſtern ſchmaͤltz’t / gefrornen Schnee laͤſt fallen / Daß fern-gepreßten Wein mit Eiſe man erfriſch’t / Und in den reiffen Herbſt des Fruͤlings Roſen miſcht; Daß Porcellan / Rubin / des Kaͤyſers Tranck muß faßen /60. Wenn frembder Perlen Schnee in Eßig wird zerlaßen; Daß endlich ihm ein Fuͤrſt aus Balſam macht ein Bad / Jſt wenig ſonderlichs. Ein Knecht des Kaͤyſers hat Diß alles nachgethan. Daß er mit minder Wagen Als Tauſenden nicht faͤhr’t / und ſeinen Zug beſchlagen65. Mit dichtem Silber laͤß’t; Daß er kein Kleid zweymahl / Wie koſtbahr es iſt / traͤg’t; iſt ein geringer Strahl Der Kaͤyſerlichen Luſt. Das guͤldne Hauß / die Seen / Die Zimmer / welche ſtets ſo / wie die Welt umbgehen / Die Deck / aus der allzeit wolrichend Ambra rinn’t /70. Der Seulen Helffenbein / die guͤldnen Netze ſind Zum Anſehn / ſchlecht zur Luſt / ja nur ein todtes Weſen. Der Zucker dieſer Welt / durch welchen wir geneſen / Jſt Schoͤnheit / Liebes-Reitz Er tauſchte Mulciber / Wie arm er iſt / umbs Reich nicht mit dem Jupiter. 75.Sein ſchwartzes Hauß / da er kan bey der Venus liegen / Gibt mehr / als Jupitern die Sternenburg / vergnuͤgen. Zu dem ſo ſteh’ ich an; Ob ihm der Kaͤyſer auch Durch manchen Gnadenſtrahl nicht mehr Verachtungs - Rauch Als Liebes-flamm erweck’t in den verwehnten Sinnen /80. Die aus dem Feuer Eiß / aus Hold-ſein Haß gewinnen.
Wo ziel’t die Red’ hinaus? Wo ſcheutert unſer Kahn Der Gnaden? Und wer geh’t der Wolluſt-Libgen Bahn Vergnuͤgter / als der Fuͤrſt?
Der den Poppeen liebet /85. Wenn die Octavie, mein Fuͤrſt / nur Eckel giebet: Der / den die Schoͤnheit ſelbſt in edle Arm̃en ſchraͤnck’t: Wenn giſſt’ge Schaͤlſucht dich mit kalter Unluſt kraͤnck’tA 2Groß -4.Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt / vergib den freyen Zun - gen / Die Warheit hat mir diß Bekaͤntnuͤs abgezwungen. Rom und der Kaͤyſer kenn’t die Gaben aller zwey:90. Zwar / daß Octavie des Kaͤyſers Tochter ſey Jſt etwas / aber nichts / das Lieb’ und Brunſt vergnuͤget / Die lieber offt auff Stroh’ als weichen Purpur lieget. Wie wol Poppeens Stam̃ auch Buͤrger-Meiſter zehl’t: Und Sieges-Kraͤntze traͤg’t. Der Kaͤyſerin zwar faͤhlt95. Die Schoͤnheit auch nicht gar; Doch iſt ſie nur ein Schat - ten Fuͤr dieſer / die ſie Rom nicht darff zu ſeh’n geſtatten / Da nicht die Tiber ſoll voll lichter Flammen ſteh’n. Und wie ſol nicht ſolch Schmuck Sabinens Ruhm erhoͤh’n: Da ihre Mutter auch die Schoͤnſte war der Frauen /100. Denn Adler bringen ja nur Adler / Pfaue Pfauen. Zu dem / was iſt die Pracht der Glieder / die die Glutt Durch Lieb-reitz nicht beſeel’t? Es traͤ’gt die kalte Flutt Corallen / die ſo ſchoͤn als trockne Lippen brennen / Die nie kein Kuß bethau’t. Die Bruſt iſt Schnee zu nen - nen /105. Wo auff der See-voll Milch kein ſanffter Liebes Wind Umb die zwey Felſen ſpiel’t. Die ſtillen Augen ſind Nur Fackeln ohne Licht / und Bogen ohne Pfeile. Die Tulipane ſticht mit Farben wol zu weile Den Glantz der Roſe Weg: Doch wer zeicht die nicht fuͤr /110. Die ſo viel Anmuth gieb’t durch den Geruch von ihr? Der Seelen-Liebreitz iſt der Schoͤnheit Geiſt und Leben / Der Liebe Saltz und Oel. Soll dieſes Anmuth geben? Wenn ſich Octavie bey bluͤhender Geſtalt / Wenn er ſie kuͤſſet / todt / fuͤr ſeinen Flammen kalt /115. Bey ſeinen Senfftzern taub / bey ſeiner Gunſt vergaͤllet Ja ſteinerner als Stein Pigmalias anſtellet? Wenn ſie / nun ietzt der Fuͤrſt (den Rom und Grichen - land Als einen Orfeus hoͤr’t) die Harfen in der Hand Die Lorbern auff dem Haupt’ in Phœbus Tempel brin - get /130. Umb5.120.Umb den Britannicus bey Agrippinen ſinget Ein ſtachlicht Grabelied? Hingegen wie begluͤck’t Wird Otho vom Panket des Kaͤyſers heim geſchick’t! Die Tiber leitet ihn in Hafen der Begierden / Poppee ſchleuß’t mir auff den Garten aller Zierden /125. Das Paradies der Luſt / wo ihrer Wangen Licht Den Fruͤhling mit Gebluͤm / ihr blitzend Angeſicht Den Sommer / ihre Bruſt den Herbſt mit Aepffeln zeu - get. Ja / wenn in Mitternacht nicht einig Stern auffſteiget / Jſt ihr liebkoſend Mund mir eine Morgenroͤth’ /130. Nach der in Augen mir die doppel-Sonn’ auffgeh’t. Die Venus hat kein mahl ſo den Adon empfangen / Wie Sie / der edlen Blum’ und jedermans Berlangen Die Luſt der Seeligen / mich bewillkommen kan. Der Nelcken-Mund gruͤßt mich mit freyem Laͤchcheln an /135. Die Armen ſchlieſſen Sie und meinen Geiſt zuſammen. Jhr ſpielend Augen-Blitz entzuͤndet Brand uud Flam - men; Aus ihrer Bruſt kwil’t mir ſolch kraͤfftig Himmel-brod / Solch eine Nectar See: Daß ich der Donner-Gott Mich achtete zu ſeyn / wenn dieſen Safft der Rebe140. Ein Ganimedes mir / nicht eine Venus gaͤbe. So ſchiff’t mein Liebes-Schiff / und faͤhr’t in Hafen an / Biß die Begiehrde nicht mehr weiter rudern kan.
Ach! Leider! ja du mahl’ſt mit ungefaͤlſchten Far - ben Die Wonne deiner Seel’ und unſers Hertzens Narben /145. Den Zucker deiner Luſt / die Wermuth unſrer Pein! Des Kaͤyſers Auge muß der Warheit Zeuge ſeyn. Wir haben / wenn Poppe’ je iſt auff’s Schloß erſchienen Verwundernd angeſchau’t / die feuchten Mund-Rubinen / Verwundet durch’s Geſchoß der Anmuth uns gefuͤhl’t /150. Wenn’s Auge mit dem Blick / die Bruſt mit Athem ſpiel’t. Wolan! empfing das Glaß auff Wolergeh’n der Frau - en / Die heute dich umbarm’t und morgen Uns ſoll ſchau - en.
Sie iſt des Fuͤrſten Magd.
Der Fuͤrſt dein und ihr Freund. Wo iſt ein Venus-Stern der aber itzt uns ſchein’t? 155.Nun! Nero mag ſich nicht mehr mit der Gramen kwaͤ - len / Wil Weibern / die zeither geherſch’t / itzt ſelbſt befehlen.
Wie Paris ſo erblaß’t? Woher bey ſpaͤter Nacht?
Di Noth hat mich in’s Schloß / die Treu’ in’s Zim mer bracht.
Wie beb’ſtu? Was fuͤr Angſt haͤlt dein Gemuͤth - umbgeben?
Nicht mir / dem Nero geht’s umb’s Kaͤyſerthumb umb’s Leben.
Uns umb das Kaͤyſerthum / umbs Leben? Was fuͤr Feind Dreut unſer Zederfall?
Jch zittere den Freund Zu nennen.
Wen? Den Freund?
Der es am meiſten ſchiene Zu ſeyn.
Eroͤffn’ es bald / wer iſt es?
Agrip - pine.
Die nach dem Reich uns ſteht?
auch nach dem Leben ſtreb’t.
Schlag Donner! Wo in Rom ſolch eine Woͤlffin leb’t. Welch Drache friſt ſein Kind? Welch Wurm erbeiß’t die Jungen? Wenn bat ein Panter-Thier je ſeine Frucht verſchlungen? Entmenſchtes Mutterhertz! Vergiffte Raſerey! 170.Die Porcellane ſpring’t von ſchlechtem Gifft’ entzwey: Und ihre Mutter-bruſt umbfaͤng’t nicht nur / ſie hecket Solch Gifft; Daß auch der Schlang - und Nattern bit - ter ſchmecket. Wer hilfft? Wer rettet uns? Beruff’t den Seneca. Verſtaͤrck’t die Leib-Wach!
iſt die Noth ſo groß / ſo nah?
Man kan nicht klug genung Flamm und Verraͤther huͤtten.
Erzehl’ es / was ſie wil auff Uns fuͤr Grimm auß - ſchuͤtten.
Sie / die voll Ehrſucht brenn’t / nach Kinder-Blutte duͤrſt’ / Auf ſtrenge Rache ſinn’t: Daß Nero ſelber Fuͤrſt Und nicht ihr Knecht mehr iſt; Daß ſie nicht Parth und Perſen180. Soll Fuͤrſten ſtellen fuͤr / und uͤber Kaͤyſer herꝛſchen; Daß hinter der Tapet ſie ietzt nicht Rath mit haͤlt / Daß kein Caractacus ihr nicht zu Fuße faͤll’t / Daß ſie Armeniens Geſandſchafft nicht darff ehren; Wil / was ein raſend Weib fuͤr Schelmſtuͤck koͤnne / lehren /185. Hat den Rubellius Verraͤthriſch auffgehetz’t: Daß er ſich des Auguſt ſo nahen Enckel ſchaͤtz’t Zum Kaͤyſer wuͤrdiger als Nero, der ſich haͤtte Durch Gifft in Thron geſpiel’t. Jn Agrippinens Bette Stieg er mit reiner’m Recht / als dem Silanus Braut190, Und die er Schweſter hieß / Eydbruͤchig ward vertraut. Diß ſprenget Plautus aus.
Er darff ſich diß erkuͤh - nen? Jſt Schwerdt / iſt Feuer dar / fuͤr ihn und Agrippinen.
Sie / die ihm Thron und Eh / und dir den Todt ge - ſchwor’n / Hat bey faſt off’ner That / die Reu und Furcht verlohr’n /195. Gibt vor; Ein Theil der Schaar die umb den Kaͤyſer wa - che Sey ihr zu Dienſt’ erkaufft / der Rath ruͤhm ihre Sache.
Jſt’s glaͤublich: Daß ſie diß wag’ auff ihr eigen Hauß?
Calviſius beſchwert’s / Jturius ſagt’s aus / Die ſie ſich hat bemuͤh’t in Meyneid einzuflechten
Man preß’t die Warheit leicht durch Marter aus den Knechten / Die / wann die Mayeſtaͤt verletz’t iſt / man mit Fug Dem Klaͤger eignet zu. Paris. Ein offenbar Betrug Darf ſtrenger Fragen nicht. Silane ſagt’s in Guͤtten /A 4Die /8.Die / ſeit der Fuͤrſt die Macht der Mutter was verſchnit - ten /205. Sie als ihr eigen Hertz allzeit zu Rathe nahm / Wordurch ſie hinter diß und alles andre kam Was ſie im Schilde fuͤhr’t. Silan’ hat ſelbſt geleſen Des Plautus Heyraths Schluß.
Wir ſind zu gutt geweſen / Ja / leider! gar zu blind: Daß man Sie nur verſtieß /210. Als ſie ihr falſches Hertz ſchon von ſich blicken ließ.
Ein Wurm wird nur erhitz’t / den man nur neck’t / nicht toͤdtet. Nichts / als das Rach-Schwerdt nur / das Blut und Flam - me roͤthet Tilg’t der Regierſucht Brand.
Ja / unſre grimme Gnad’ Jſt Hencker unſrer Seel’ / und aͤrgſte Miſſethat /215. Die wir durch unſern Fall itzt allzu theuer buͤßen.
Der Fuͤrſt wird ein ſchwach Weib ja noch zu daͤm - pfen wiſſen.
Der Rath und Laͤger mehr als uns iſt zugethan? Wir leider! ſind nur hin. Senec. Was ſicht den Kaͤyſee an?
Die Mutter hat ſich ſelbſt auff unſern Hals ver - ſchworen.
Die Mutter? ich erſtarr’! auff den / den ſie geboh - ren?
Sie iſt des Plautus Braut / Rom iſt ihr Heyrath - Gutt.
Mir kommt’s unglaublich vor. Der Kaͤyſer muß den Muth Nicht furchtſam laſſen fall’n. Sind die geharniſch’ten Scharen Nicht maͤchtig Rom und ihn fuͤr Meineyd zu bewahren? 225.Paris. Rom und der Kaͤyſer faͤll’t / da man die Schlange nicht / Eh ſie erwach’t / erdruͤckt. Man ſtech’ eh’ / als ſie ſticht.
Daß Agrippine ſterb? und Plautus untergehe. Jſt’s aber gutt: Daß man des Werck’s ſich unterſtche /Nun9.Nun Burrhus Hauptmann iſt / dem ſie die Wuͤrde gab? 230.Nein / ſicher! fordert Schwerdt und Guͤrtel von ihm ab / Die wir nebſt Wuͤrd’ und Ampt Cæcinen woll’n erthei - len.
Der Kaͤyſer wird hierdurch ſich ſchaͤdlich uͤbereilen. Die Mutter unverhoͤr’t / den Bluttsfreund aus Verdacht Zu toͤdten / iſt ein Werck zuſehr mißbrauchter Macht. 235.Den Burrhus ohne Schuld ſo ſchimpfflich abzuſetzen Schein’t noch gefaͤhrlicher. Offt / was wtr einen ſchaͤtzen / Wird er / iſt er’s gleich nicht. Jch ſelbſt wil Buͤrge ſeyn / Daß Burrhus Treu’ ihm nicht brenn’ ein ſolch Brand - mahl ein. Jſt Plautus uͤberzeugt? Die Mutter uͤberfuͤhr’t? 240.Man pruͤf’ / eh als man ſchleuſt / wo Zeug’ und Klag’ her - ruͤhret.
Calviſius / Jtur / Silane ſagen’s aus.
Die alle drey ſind Feind auff Agrippinens Hauß. Wer Frembd’ und Klaͤger hoͤrt / goͤnnt auch der Mutter Ohren.
Durch langes Hoͤren wird offt Huͤlff’ und Heil ver - lohren.
Man dring’ / eh’ als ein Menſch erwach, t / in’s Zim - mer ein.
Wo wir des Burrhus Treu nur vor verſichert ſeyn.
Wol! Hauptmann Burrhus ſoll ſchnur ſtracks den Kaͤyſer ſchauen.
Wem iſt / wenn die Natur ſelbſt falſch wird / mehr zu trauen?
Die Flamme friſt kein Hertz das ſcharffes Gifft be - fleck’t /250. Die Gunſt-Glutt der Natur / iſt / wo die die Ader ſteckt Des Ehrſucht-Giffts eyß-kalt. Man bruͤck’t auff todten Knochen Der Eltern / die die Fauſt der Kinder hat erſtochen: Den Jrꝛweg auff den Thron; Der eignen Kinder Blutt Wenn man auff Zepter ziel’t / ſchaͤtzt man fuͤr epp’ und Flutt. 255.Zwar man enthaͤrtet Stahl / man kan die Tiger zaͤhmen /A 5Auff10.Auff wilde Staͤmme Frucht / auff Klippen Weitze ſaͤmen / Die Gifft in Artzney kehr’n / das aber geht nicht an Daß man der Ehrſucht Gifft vom Hertzen ſondern kan260. Wo ſie gewurtzelt iſt. Sie wird unendlich wuͤtten / Biß mit den Adern ihr die Wurtzel wird verſchnitten.
Was heiſch’t die Majeſtaͤt / das zu vollbringen ſey?
Lebt Burrhus unverruͤck’t Uns mit dem Laͤger treu?
Jch und das Laͤger wach’t fuͤr’s Kaͤyſers Heil und Leben.
Hat Agrippinen auch Niemand ſein Wort gege - ben?
Der Fuͤrſt iſt unſer Herr. Was ſchafft uns Agrip - pin’?
Weiß Niemand / was ſie ſucht fuͤr Meyneyd zu voll - zieh’n?
Ein ſchweigend Wiſſen wuͤrd’ uns ſelbſt in Mey - neyd ſtuͤrtzen.
Sie trachtet Reich und Geiſt dem Sohne zu ver - kuͤrtzen; Der / weil ſie ſich zur Schlang’ aus einer Mutter macht /270. Auch nicht mehr Sohn darff ſeyn. Wer ſich nun aus Ver - dacht Der Mit-Verraͤther wuͤnſch’t / und uns wil Freund ver - bleiben / Der ſol nebſt uns den Dolch ihr durch die Bruͤſte treiben.
Der Kaͤyſer zaͤume ſich. Ein lauer Geiſt bereu’t Was Zorn und Hitze ſchloß. Was Er der Mutter dreu’t /275. Kan / mit geringerm Haß / ein frembder Arm vollſtrecken: Auch-ſchuldig Mutter-Blutt ſpritz’t auff die Kinder Fle - cken. Dafern ſie ſchuldig iſt / wil ich der erſte ſeyn / Der in ihr ſchwartzes Hertz den blancken Stahl ſtoͤß’t ein.
Jch lobe deinen Schluß / mehr aber dein Vollbrin - gen. 280.Nebſt dir ſol Seneca ſtrack’s in ihr Zimmer dringen. Durchforſchen / was verkerb’t. Zeu’gt ſich die Miſſethat / So ſchafft durch dieſen Dolch euch Ruhm / uns Ruh und Rath.
Mein Kind Octavie komm’t heut’ uns zu begruͤſ - ſen? Uns? Die wir gleichſam hier im Kercker leben muͤſſen. 285.Und koͤmm’t der Kaͤyſerin noch mein Gedaͤchtnuͤs ein; Da wir bey aller Welt mehr als vergeſſen ſeyn? Kein Freund betritt die Schwell’ / und Niemand klopff’t die Thuͤren; Da unlaͤngſt ihren Staub und Schatten zu beruͤhren Rom hoͤchſtes Gluͤcke pries. Jtzt fleucht man unſer Hauß290. Gleich / als wenn fuͤr der Peſt ein Zeichen hieng’ heraus. So ſpiel’t Geluͤck und Zeit / die ſteter Wechſel treibet. Wo ein geſtrandet Maſt / der Sandbanck Zeugnuͤs blei - bet / Wil Niemand ſegeln an. Und ſie / mein Kind / komm’t hin / Wo ich Gefaͤllte ſelbſt des Schiffbruchs Merckmal bin. 295.Octav. Frau Mutter / ja ich komm / ob man gleich Schaͤl - ſucht faſſet Auff den / der nicht verfolg’t die / die der Kaͤyſer haſſet; Und ob man reine Gunſt itzt gleich zu Laſtern mach’t. Ein unbeſegelt Schiff nimmt keine Schnur in acht / Es lauff’t / wie hier der Wind und dort der Strom es ja - get. 800.Die iedes Wetter trifft / und alles Ungluͤck plaget / Schaͤtz’t Strudel / Klipp / und Schlund fuͤr ein nicht frem - des Meer / Und Schiffbruch fuͤr den Port. Zwar treib’t mich auch hieher Jn dieſes Einſam-ſeyn mein eigenes Vergnuͤgen. Agrip. Verlang’t mein liebſtes Kind Vergnuͤgung hier zu kriegen. 305.Wo tauſendfach Verdruß das Leben uns vergaͤll’t / Wo Angſt den Sammel-Platz und Noth die Renn-Bahn haͤllt?
Frau Mutter / zwar es laͤß t ſich leicht vernuͤnfftig ſchlieſſen / Wie Unmuth / Schmertz und Zorn ihr Hertze beiſſen muͤſ - ſen: Daß eines Kaͤyſers Kind / Braut / Schweſter / Mutter / Frau /310. Dem Falle ſich vermaͤhl’t / enterb’t vom Purper ſchau. Daß / die die Welt verehr’t / der Rom ließ Weyrauch bren - nen / Nach welcher Nahmen man ließ Staͤdt und Ufer neñen / Daß / die der Deutſchen Treu hat als ihr Haupt bewach t / Ja die den Kaͤyſer ſelbſt zum Kaͤyſer hat gemach’t /315. Der Tiranney ein Spiel / dem Neid ein Ziel abgebe / Jn dem Volck-reichen Rom / wie in der Wuͤſten lebe / Jn eines Buͤrgers Haus / verſtoſſen vom Palaſt / Von Wach und Dienern frey / verſchmaͤh’t / entweyht / verhaſt / Die Zeit und Leid verkuͤrtz’. Ach aber / dieſe Schmertzen320. Sind gegen unſer Angſt / Spiel / Kurtzweil / Kitzel / Scher - tzen. Man heilt den ſcharffen Schmertz durch ſtilles Einſam - ſeyn / Diß ſchaͤtzt’ ich meine Luſt und Salbe meiner Pein; Jch / die man ja darumb noch kan zu Hofe leiden / Daß neue Martern mir ſtets friſche Wunden ſchneiden /325. Die aͤrger als der Todt. Des Brudern Gifft-Glaß faß’t Das Thraͤnen-Saltz nicht mehr. Daß uns der Kaͤyſer haß’t Mit ſchaͤlem Aug’ anſih’t / mit Fuͤſſen von ſich ſtoͤſſet; Geht’t hin; | Daß aber er offt freinbden Speichel floͤßet Auff unſern reinen Mund / wenn ander’ ihn gekuͤß’t;330. Daß er mit Knaben-Luſt den Eckel ihm verſuͤß’t / Den unſre Keuſchheit ſchaff’t / mit Maͤnnern ſich vermaͤh - let Und ein entmanntes Kind zu ſeiner Braut erwaͤhlet / Daß er ihm Maͤgde leg’t in unſer Bette bey / Friſt einer Frauens Hertz / beiſt Marck und Bein ent - zwey.
Mein Kind / ja wenn diß Hauß uns koͤnt’ ens Ufer leiten / Weñ uns des Hofes Meer der Haͤuchler Sturm beſtreitē / Ja koͤnte dieſes Dach ein Lorber-Schatteu ſeyn / Wenn Nerons Blitz und Grimm uns Aſch und Hinfall dreu’n So moͤchteſtu und ich hier ja Vergnuͤgung finden. 340.Ach! aber / Glutt muß wol / wo Zunder weg kom̃t / ſchwin - den / Doch Fuͤrſten-Eyfer brennt / man ſond’re gleich / was nehr’t. Ein Luchs ſih t durch ein Brett / ein zornig Auge faͤhr’t Durch Mauer / Stein und Stahl. Wo Furcht und Ehr - ſucht blitzen / Kan uns kein Unſchulds-Schild / kein Abſeins-Mantel ſchuͤtzen. 345.Was haben wir verkerb’t / ſeit wir von Hofe ſind? Doch leider / wiſſen wir: Daß man uns Stricke ſpinn’t; Verlaͤumbder auff uns hetz’t / und Mord-Verraͤther ſtiff - tet. Man hat zum dritten mahl die Reben uns vergifftet; Jn falſchen Zimmern uns mit Fallen auffgeſtellt’t;350. Bey Stadt / und Poͤfel uns durch falſchen Ruff ver - gaͤll’t: Der Blut-Durſt Nerons wird auch / glaub es / nicht ge - leſchet / Biß er die Moͤrder-Fauſt mit Mutter-Blutte waͤſchet.
Was fuͤr Verraͤtherey hat Agrippine fuͤr?
Hilff Himmel! Wie? Warumb erbricht man unſre Thuͤr?
Sie ſag’es / was ſie hat auff’s Kaͤyſers Halß ge - ſponnen?
Wer? Wir? Von der mein Sohn den Purper hat gewonnen?
Sie mach’t umbſonſtſo frembd ihr ihre Miſſethat.
Sol’s der nicht frembde ſeyn / die nichts verbro - chen hat?
Wir haben Macht mit Schaͤrff’ ihr auff den Halß zu gehen.
Kommt! foltert! Agrippin’ hat nichts nicht zuge - ſtehen.
Durch frey Bekaͤntnuͤs wird gemindert Straff’ und Schuld /
Die Unſchuld leidet Gifft / Stahl / Flammen mit Geduld.
Die Unſchuld? Die auff Sohn und Fuͤrſten ſich verbindet?
Daß Nero wider uns kein eb’ner Fallbrett findet!
Durch Hochmuth ſanck ſie ab / durch Meyneyd faͤll’t ſie gar.
Verdroß euch: Daß ich nicht den Knechten dienſt - bar war?
Den Kaͤyſer / Rom und uns: Daß ſie uns Skla - ven ſchaͤtzte.
Als ich dich in dein Ampt / den Sohn zum Zepter ſaͤtzte?
Wer ſaͤtz’t / muß / den er ſaͤtz’t auch ehr’n mit Treu und Pflicht.
Jch machte mich zur Magd / und ihn zum Goͤtzen nicht.
Der Zunge Brand entdeck’t / was die Begierden kochen!
Wer / was uͤmb’s Hertz iſt / ſagt / hat niemals Treu gebrochen.
So ſag fie / was ihr Hertz Verraͤthriſches ver - deck’t.
Sag’t Klaͤger / was es ſey / mit wem wir ſich be - fleckt.
Hat ſie dem Plautus nicht verlobet Eh’ uñ Krone?
Jhr Gotter! Wird kein Blitz Verlaͤumbdern nicht zu Lohne! Dem Plautus? Wir? Den Thron? Di Eh’? Brich Ab - grund brich! Brich! ſchlinge dieſen Dampff der Luͤg[en]ein in dich! Welch Moͤrder hat erdacht? Welch Teuffel kont erſin - nen /380. Uns ein ſolch Lebens-Netz / diß Ehren-Garn zu ſpinnen? Sagt / denn wir woll’n durchaus es wiſſen / wer es ſey? Der diß Verleumbdungs-Gifft dem Kaͤyſer brachte bey.
Silane / die den Schluß der Heyrath ſelbſi gele - ſen.
Silan iſt dieſes Bruts Gebaͤhrerin geweſen? 385.Hilff Himmel! ich erſtarr! Alleine ſag’t uns an: Ob ein unfruchtbar Weib vernuͤnfftig urtheiln kan Von Muͤttern? mein’t der Wurm? Daß ein recht Mut - ter-Hertze / Wie ein unkeuſcher Balg mit ihren Buhlern ſchertze? Silane wechſelt ja durch Ehbruch Hertz und Gunſt390. So offt ihr Hurenbett erkaltet von der Brunſt / Und auff was neues ſinn t: Jn meinen Mutter-Bruͤ - ſten Laͤſt mich kein Kalt-ſeyn nicht nach frembder Glutt geluͤ - ſten.
Calviſius / Jtur bezeugen’s neben ihr.
Jſt’s glaublich: Daß diß Paar ſolch Schelmſtuͤck nehme fuͤr? 395.Jedoch / was wundert’s uns? Daß dieſes Paar zu Liebe Der alten Beſtien durch Meyneyd uns betruͤbe: Diß iſt ihr einig Danck fuͤr diß: Daß ſie den Werth Der Guͤtter / neben ihr hoͤchſtliederlich verzehr’t. Nun urtheil’t / ob uns diß kan Kinder-Mord anbrennen /400. Und unſers Sohnes Hertz von ſeiner Mutter trennen.
Die Schutz-red iſt bißher was ſcheinbar zwar ge - ſtell’t / Doch / wo ihr Schild den Stich / ihr Schein nicht Farbe haͤlt. Beruht16.Beruh’t des Endſpruch’s Krafft auff dieſer Fauſt und Degen.
Die Redligkeit laͤß’t ſich durch Dreuen nicht bewe - gen. 405.Jch lache: Daß man mir nach Ruhm und Leben ſtreb’t Mit Stricken / die vielleicht die Spinne feſter web’t.
Sie hat nicht Lachens Zeit. Jhr Leugnen wird ſie ſchlagen / Wenn ihr Domitie wird unter Augen ſagen / Wenn Atimetus wird eroͤffnen ihren Rath /410. Den ihr vergaͤllter Geiſt auff Rom beſchloſſen hat.
Die Warheit fuͤhr’t uns auch aus dieſes Jrr - gangs-Schrancken. Jch wil Domitien fuͤr ihre Feindſchafft dancken: Da ſie an Redligkeit uns abgewinnen wil. Wir woll’n verdammet ſeyn / da ſie nur halb ſo viel415. Dem Kaͤyſer goͤnn’t als wir: Wir woll’n das Mord-beil kuͤſſen / Da wir durch unſern Todt den Sohn vergroͤſſert wiſſen. Ach! aber / er ſiht’s nicht / und unſre Seele kraͤnck’t: Daß ſie durch unſern Fall auch ihn zu ſtuͤrtzen daͤnck’t.
Sie ſtuͤrtzte ja ſich ſelbſt durch eigenes Gebluͤtte.
Die Schaͤlſucht gegen uns verbittert ihr Gemuͤtte. Glaub’t ſicher: Daß der Safft der Liebe leicht verſeig’t / Wo das Gebluͤtte ſchon in Seiten-Staͤmme ſteig’t. Hingegen / ach! Wie kan der Wurtzel Krafft entgehen / Wenn die geraden Zweig in friſcher Bluͤthe ſtehen? 425.Es richts / wer verſteh’t / was Mutter-Liebe kan / Ja den der ſuͤße Ruff des Vaters nur geh’t an / Ob ſich nicht Hitz und Glutt bequemer ſcheiden laſſen; Als eine Mutter ſol ihr Eingeweide haſſen Und auff ihr einig’s Kind mit Meyneyd ſchwanger geh’n.
Der rechte Stam̃ verdorr’t wo frembde Raͤuber ſteh’n. So muß die Mutter-Hold auch eignen Kindern fehlen / Die Ehrſucht an ſich zeucht und neue Buhler ſtehlen.
Nun die Natur uns nicht zu ſchuͤtzen Kraͤffte hat; So uͤberleg’t mein Werck und urtheilt diſer That /435. Die17.435.Die itzt an Treue daͤnck’t / die Mutter abzuſtechen. Gar recht! mit ſolcher Art muß man den Grund abbre - chen Der Hauß und Pfeiler ſtuͤtz’t: Man reiß’t die Wurtzeln loß / Wenn ein verhaßter Baum nicht wachſen ſol zu groß. Diß iſt das Trauerſpiel / das ſchon mit mir beginnet /440. Auff das Domitie nebſt Atimeten ſinnet / Wenn er ihr Geil-ſeyn leſch’t. Sie brach’t in ſuͤſſer Ruh Die ſtille Nacht / den Tag in warmen Baͤdern zu / Ging ihrer Wolluſt nach / in Bajens Luſt-Gebaͤuen; Stell’t auff Lampreten auff in Cumens Fiſchereyen;445. Als uns des Nacht’s kein Schlaff / den Tag kein Durſt ankam; Biß Claudius mein Kind auch ſelbſt zum Sohn’ annahm; Als uns kein Purpur nicht des Kaͤyſerthumbs anlachte / Biß man zum Land-Vogt ihn / zum Buͤrgermeiſter mach - te; Ja! Als uns Wuͤrd’ und Thron nichts als Verdruß ge - bahr450. Biß Nero Herr der Welt / ſelbſt Fuͤrſt / ſelbſt Kaͤyſer war.
Der letzten Unthat Rauch daͤmpff’t erſte Wolthats - Flammen.
Die einmal lichte Glutt zeucht keinen Rauch zu - ſammen / Was hetteu wir fuͤr Frucht / ſo bald zerſtor’t zu ſchau’n / Was ſo viel Zeit und Schweis kaum maͤchtig war zu bau’n? 455.Zu dem / was wiß’t ihr denn| fuͤr Meyneyds-Mitgeſellen? Weil zwey paar Armen wol gantz Rom nicht werden faͤl - len / Sagt / hat man Rath und Stadt auff unſer Seite bracht? Hat man das Heer erkauff’t das umb den Kaͤyſer wacht? Erweiſet; Wenn man ließ verdaͤchtig Gifft abkochen /460. Ob wegen Meuchelmord’s wo ſey ein Knecht beſtochen? Ob man der Laͤnder Treu zu Auffruhr hat verhetz’t? Wo diß erweißlich iſt; ſo werd’ ich nicht geſchaͤtz’t Als Mutter / nicht als Menſch: ſo braucht Glutt / Creutze / Klingen /BSo18.So laß’t durch’s Adern-quaͤll uns gluͤend Eiſen dringen.
Jhr Vorſatz kam vielleicht zu zeitlich an das Licht.
Der Rauch endeckt di Glut; Die Boßheit berg’t ſich nicht. Ja wenn Britannicus mein ander Sohn noch lebte / Dem man zur Krone Gold / zum Purpur Seide webte / So koͤnte meiner That ſein Erb-recht noch mein Schein;470. Sein Zepter noch mein Schild; Sein Reich mein Leben ſeyn: Wenn aber Plautus ſolt an Roͤmſchen Gipffel ſteigen Und ſich Auguſtus Stamm fuͤr frembden Haͤuptern nei - gen; Wormit wuͤrd’ Agrippin’ ihr Heil verbeſſert ſeh’n? Denn / doͤrffte nicht der Neid aus Worten Polßken dreh’n /475. Aus Worten / die man itzt zu Donnerkeilen machet / Die doch uur Ungedult nnd Libe veruhrſachet. Wir wuͤrden ohne Schild fuͤr tauſend Klaͤgern ſteh’n / Die uns durch leichten Weg aus Hertze wuͤrden geh’n Auff unſern Hals verfuͤhr’n ſolch ſchreckliches Verbre - chen /480. Darvon uns kan kein Menſch / als nur der Sohn loß ſpre - chen.
Was urtheil’t Seneca? ich finde nichts an Jhr Verdacht’s und ſtraffens werth. Senec. Jch halt’ es auch mit dir.
Wie ſteh’t / und ſchweig’t ihr nu? Sag’t: Was wir mißgehandelt? Hat euch mein Unſchuld-ſchild itzt gar in Stein verwan - delt? 485.Seh’t nicht fuͤr Schlangen-Blitz die Tauben-Augen an / Der Mutter / die beſeel’n / nicht aber toͤdten kan. Sag’t: mit was Vorwand ihr nun meinen Sohn verhetzet Daß er itzt als ein Loͤw’ an uns die Klauen ſaͤtzet?
Haͤlt ſie die Farbe nur / bricht Nero Lib und Blutt490. Noch weniger / als Sie.
Der kraͤfft’gen Waͤſſer Fluth Verliehret außer’m Kwaͤll und Brunnen Krafft und Staͤrcke. Ein19.Ein ſich abſondernd Sohn uͤb’t oft nicht Kindes-Wercke. Ein Brunn ein Mutter-Hertz wird aber nicht vergaͤll’t / Wenn gleich die ſuͤße Bach in ſaltzicht Waſſer faͤll’t /495. Ein Kind die ſanffte Gunſt in heiſſen Grimm verkehret.
Die wahre Tugend wird durch den Beſtand be - wehret. Wir wollen / was ſie itzt vorſchuͤtzend wendet ein / Dem Kaͤyſer tragen fuͤr; Er ſelbſt mag Richter ſeyn.
Wir woll’n; Daß Nero ſelbſt moͤg’ unſer’ Antwort hoͤren /500. Den unſre Unſchuld wird die Ertzt-Verlaͤumbdung leh - ren / Und ſeiner Rache Glutt zieh’n auf die Moͤrder-ſchaar Die Uns.
Gleich recht; ſie red’. Jtzt iſt der Kaͤyſer dar.
So ſuch’t man deinem Ruhm’ ein Brandmahl an - zubrennen? Durch unſern Todt? mein Fuͤrſt. Denn / dich mein Kind zu nennen /505. Verdaͤchtigte mein Recht. Weil man bey Laſtern Gnad’ Aus holden Titeln ſuch’t. So ſpiel’t der Zeiten Rad! Jch / die ich Mutter bin / muß dieſen Nahmen fliehen / Vermummten Schlangen nur bie Larven abzuziehen / Die mehr als Mutter woll’n bei dir geſehen ſeyn /510. Wenn ſie ſolch ein Geſicht mir Mutter drucken ein / Das Drach und Wolff’ nicht hat; Wenn ſie woll’n un - ſrem Hertzen Den Meyneyd tichten an / ja Uns mit Laſtern ſchwaͤrtzen Fuͤr den den Unthiern grauf’t. Jch heiſſe dich nicht Kind. Weil ſchaͤrfſte, Richter auch der Unſchuld linde ſind. B 2Halt20.515.Halt mich fuͤr Mutter nicht; Weil ich in dieſer Sache Mir kieſe ſtrenges Recht. Des Kaͤyſers Donnern krache Mit Schwefel ernſten Grimms und ſchuͤtte Straffen aus Auf die verdammte Schaar / die Agrippinens Hauß Den Himmel demes Thron’s ſich zu beſtuͤrmen wagen;520. Und auf der Luͤgen Grund Verlaͤumbdungs-Berge tra - gen Zu ſtuͤrtzen dich durch mich. Jch heiſche Rach’ auff ſie / Jch / die ich mich umb Schutz der Unſchuld nicht bemuͤh’; Jch / die der Nahme nur der Mutter frey kan ſprechen. Die minſte meiner That kan ihr Geſchoos zerbrechen /525. Daß Falſchheit auf mich ſchaͤrff’t. Es ſtraffe Rach’ und Schwerdt; Es tilge Blitz und Glutt. Der Boßheit wird verwehrt: Daß nicht die Schlang’ ihr Gifft in neue Koͤpff’ außſpren - get Wenn / was die Rach’ abhau’t der Klugheit Glutt verſaͤn - get. Es fahre Straff’ und Blitz auf die / die deinen Ruhm530. Mehr toͤdten / als mein Heil. Kan ſich der Tugend Blum’ Und deines Herſchens Preiß ſo ſchaͤndlich bilden laſſen? Daß auch die Mutter muͤß’ ihr eignes Abbild haſſen? Diß heiſt die Majeſtaͤt an dir zu hoch verletz’t. Diß heiſchet Flamm’ und Pfal. Mein Schimpff bleib’ ungeſchaͤtzt /535. Darmit diß Laͤſter-Volck ſchwaͤrtzt meiner Unſchuld Lil - gen. Weil doch ihr eytricht Blutt nicht kan die Flecken tilgen Darmit es uns verſtell’t: Jedoch / was ficht uns an? Weil ja Verlaͤumbdung nicht die Tugend ſchimpffen kan. Wer unſre Mutter-Milch der Liebe wil vergaͤllen540. Der weiſe: Daß von ihm was ſuͤßer’s koͤnne kwaͤllen / Als aus der Mutter Bruſt? Was ſchaff’t Silane gut’s? Steh’n neue Zepter feil; mag meine Hand-voll Blut’s Das Kauſſgeld gerne ſeyn. Kan ſie dich hoͤher heben / Mag man Domitien den Mutter Nahmen geben /545. Und urtheil’n: Agrippin’ iſt keines Sohnes werth / Weil ſie nicht alles gab. Wie unbedachtſam faͤhrtAus21.Aus Eyfer aber uns die Gutthat von der Zungen? Hat ihre Thorheit uns den Fehler abgezwungen / Und ſtatt des Lachens / Zorn? Jn dem nicht glaͤublich ſchein’t:550. Daß / die ihr Kind bring’t umb / wenn Fremb des redlich mein’t So kan der Warheit Straht der Luͤgen Rauch zertreiben. So wolle nun mein Fuͤrſt den Moͤrdern Gifft verſchrei - ben / Daß ſie auff uns gekoch’t; So werd’ ihr ziſchend Blutt Ein Opffer unſer Rach’ / ein Gauckelſpiel der Glutt! 555.Ein Spiegel ernſter Straff. Es mag der Zorn-Sturm krachen Auff dieſe / die dich woll’n zum Mutter-Moͤrder machen / Die eine Mutter dir woll’n rauben; Weil ſie dich So ſehr / ſo hertzlich lib’t! Was aber muͤh’ ich mich Umb Straffen? Seh’ ich doch das Waſſer meiner Zeh - ren560. Jn Wolcken ſich zerzieh’n / die Blitz’ und Keilgebehren Auf der Verraͤther Kopff. Schau’t: Nero theilet ſchon / Der Laſter Marter aus / der Tugend reichen Lohn.
Frau Mutter / zwar es fehl’t uns nicht an Arg - wohns-Gruͤnden Der Ehrgeitz laͤß’t ſich auch nicht durch Geſetze binden /565. Die die Natur gleich ſchreib’t. Die Hochmuths-Spinne web’t Jhr Garn / an dem ſie ſich empor an Gipffel heb’t Aus eignem Eingeweid’. Hat man mit Kinder-Blutte Schlicht Unheil außgeleſch’t; mit was fuͤr heißerm Mut - te Eroͤffnet man ihr Kwaͤll der Adern / wenn fein Schaum570. Uns neue Purper faͤrbt’t? Der Kronſucht ſuͤßer Traum Stellt Eltern Kinder fuͤr als Gifft-erfuͤllte Schlangen / Vergaͤll’t als Drach’ und Molch den / der offt nichts be - gangen / Weil auch aus Wind’ und Lufft der Schaͤlſucht gifftig Zahn Jhr eine Speiſe mach’t; Jedoch wir woll’n die BahnB 3Der22.575.Der reinen Sanfftmuth geh’n / und dieſe Hoffnung faſſen: Die Mutter werde ſich nicht Ehrſucht blenden laſſen / Uns mit nicht falſcher Hold und Liebe pflichten bey. Daß ſie auch unſrer Gunſt genung verſichert ſey / Sol ihrer Freunde Treu’ itzt unſre Gnad’ erfahren. 580.Das Kornhaus der Stadt Rom ſol Fœnius verwahren / Balbillus von ſtund an Egyptens Land-Vogt ſeyn / Antejus Syriens. Dem Stella raͤumet ein Den Schauplatz / und nebſt dem die Auffſicht unſrer Spie - le. Daß die Verlaͤumbdung auch der Warheit Strahlen fuͤhle /585. So fol Silan’ entfern’t das Elend lernen bau’n / Calviſius / Jtur Rom nimmermehr mehr ſchau’n / Des Atimetus Hals ſein Mißbeginnen bißen.
Die Mutter ſaget Danck dem Fuͤrſtlichen Ent - ſchluͤſſen.
Jhr blindes Volck! Wie feit ihr ſo bethoͤret? 590.Wie / daß ihr der Gerechtigkeit Verkapptes Bild / den blinden Goͤtzen ehret? Und das Altar beliebter Luſt entweyh’t? Die Goͤtter / die nicht treuen Dienſt belohnen / Sind Weyrauchs nicht / nicht ſuͤſſer Opffer werth. 595.Jſt euer Danck / ſind eures Kampffes Kronen Nicht Unluſt / Haß / Verachtung / Strang und Schwerdte Die Palmen aber unſrer Siegung Sind Ehre / Reichthumb / Luſt / Vergnuͤgunng.
Jhr thoͤr’chtes Volck / die ihr der Tugend Licht600. Die Sonne der Vernunfft nicht einmal koͤnn’t erblicken / Weil der Begierden Duͤnſt’euch zanbernde beſtricken / Wir ſaͤhnen uns nach euren Aepffeln nicht / Die außen Gold / innwendig Aſche ſind. Jhr laͤſtert unſern Glantz; Alleine koͤnn’t ihr Raben605. Uns Sonnen anzuſchau’n wol Adlers-Augen haben? Geh’t / ſpeiß’t euch nur mit Aeßern Rauch’ und Wind. Wir koͤnnen Wolluft-Gifft leicht mißen / Weil wir der Seele Milch genuͤßen.
Welch Nectar kan die Seele mehr erkwicken /610. Als Zucker ſuͤßer Libes-Brunſt? Des Himmels Glantz / den tauſend Sternen ſchmuͤcken / Jſt gegen Ehr’ und Purper neblicht Dunſt. Kein Honig-thau erfriſch’t ſo durſt’ge Saaten; Als Rachgier ſich mit Feindes Blutt kuͤhl’t ab. 615.Jhr Armen muͤß’t am Ungluͤcks-feuer braten / Biß unſer Witz euch bring’t beſchimpf’t in’s Grab. Wie / daß euch denn fuͤr Zucker Gallen / Fuͤr Roſen Neßeln ſo gefallen?
Weichlinge brenn’t der Keuſchheit Neßel zwar;620. Doch ſie erhaͤlt die Lilg’ und Bruſt fuͤr Faͤul und Flecken. Der Scharlach ſaug’t mehr Blut der Menſchen / als der Schnecken; Der Demuth Kleid bleibt Schwanen-rein und klar. Die Rachgier iſt ihr eigen Seelen-Wurm. Die Sanfftmuth aber kuͤhl’t mit Unſchuld ihr Gewiſſen. 625.Die Boßheit hat ihr Gifft ja was bezuckern muͤſſen; Die ſtillſte Lufft berg’t Schifbruch / Wind und Sturm. Zwar Tugend ſchmeck’t den Lippen bitter / Doch lab’t ihr Nectar die Gemuͤtter.
Ja / libſten Kinder / laſ’t euch nicht die Wolluſt ZirzenB 4Ver -24.630.Verſaͤtzen in der wilden Thiere Zunfft. Laſt der Sirenen Lied euch nicht in Abgrund ſtuͤrtzen; Verſtopff’t das Ohr mit Wachſe der Vernunft. Schein’t ihr gleich itzt zu leideu / ſie zu ſiegen; Jhr ſol’t doch Lohn; ſie aber Straffe krigen.
Sol / die fuͤr uns in Himmel ſich gefluͤchtet / Auch dort nicht hoch am Brette ſitz’t / Weil Jupiter nach uns die Segel richtet / Ohn maͤchtig dreu’n? Daß ſie ſtraff’t / lohn’t und ſchuͤ’tzt / Sind ihrer viel durch dich zum Zepter kommen? 640Bekroͤnteſtu das itz’ge Haupt der Welt? Hat Agrippin’ itzt Meyneyd fuͤrgenommen? Weil nun dein Arm der Unſchuld Schutz nicht haͤlt / Was iſt dein Schwerdt denn ohne Spitze? Die Wage ſonder Zunge nuͤtze.
Ach Goͤttin / daß dein Eyfer nicht bald bricht! Denn / hat die Boßheit gleich den Hencker im gewißen / Kan Tugend auch gleich Luſt im Tod und Kwal genuͤßen So fuͤll’t es doch der Blinden Augen nicht. Jſt Tugend gleich ihr’ eigne Frucht und Werth;650. So goͤnn’ uns doch nur auch der Ehren Zierath-Blaͤtter / Schick’ auf die Hellen-Zucht einmal ein Ungluͤcks-Wetter So wird das Werck ſie lehren: Daß dein Schwerdt Ja ſchneiden koͤnn’ / und dein Gewichte Nach Wuͤrden abwig’t Straff’ - und Fruͤchte.
Brich Hell’ und Himmel auf! ihr Werckzeug meiner Wercke / Rach’ und Belohnung komm’t / nehm’t euch mein an. Eroͤfnet aller Welt der großen Goͤttin Staͤrcke: Daß ſie Geſtirn’ und Abgrund oͤffnen kan. Jhr muͤßt mit Blitz auff Suͤnd und Laſter regnen. 660.Die Tugenden mit Ehren-Kraͤntzen ſegnen.
Die Erde bricht / daraus die Rache ſteiget Gewaffnet aus mit Giffte / Schwerdt und Glutt. Der Blitz verſehr’t die Wolcke die ihn zeuget / Der Abgrund ſelbſt friſt ſeinen Schlangen-brutt. 665.Der Ehrſucht Glutt ſoll’n grimme Flammen ſpeiſen / Der Wolluſt Gifft durch toͤdlich Gifft vergeh’n / Die Rachgier faͤll’t durch ihr geſchliffen Eyſen. Nun werdet ihr / ihr Lafter / ja geſtehn: Daß endlich ſatſam reiffe Suͤnden /670. Jm Leben Pein / im Grabe Schimpff empfinden.
Des Himmels Gunſt / der reine Seelen lieb’t / Und wahre Tugenden mit holdem Aug’ anblicket / Hat euch durch mich den Lohn / den ihr verdien’t / geſchicket. Empfang’t den Krantz / die Palmen / die er gib’t675. Komm’t / die ihr euch mit Laſtern nie befleck’t / Der Warheit Sonnenſchein til’gt die Verlaͤumbdungs Duͤnſte / Der Unſchuld Zirckel hemm’t der Boßheit Zauberkuͤnfte. Denn: Daß ihr ja der Tugend Nectar ſchmeck’t / Eh’ als ihr ſolt verfinſtert leben /680. Muß ein Tyrann an’s Licht euch heben.
Nun gehet Rom und Uns der Libes-Fruͤling an / Der Wolluſt-Morgen auf / nun man dich / Sonne / kan Jn dieſen Zirckeln ſchau’n. Wir haben ſuͤſſe Wunden Von ihren Strahlen zwar abweſend ſchon empfunden;5. Denn Sonn und Schoͤnheit wuͤrck’t auch / wenn man ſie nicht ſih’t;B 5Unſicht -26.Unſichtbahrn Goͤttern iſt zu opffern man bemuͤh’t. Jtzt’ aber brennen wir / nun der Begierden-Zunder / Den Uns iha Lob gebahr / durch ihrer Blitze Wunder Vollkoͤmlich Flamme faͤng’t. Hemm’t nu ſie / Schoͤnſte / nicht10. Die Zuͤgel unſrer Brunſt / und ſteig’t ihr guͤldnes Licht An Mittag ſuͤſſer Hold / muß Nero Aſche werden Durch heiſſen Sonnenſchein der blitzenden Gebehrden. Jedoch / wer wil nicht ſeyn von Sonn’ und Glutt ver - zehr’t / Die ihres Brandes Aſch’ in junge Fenix kehr’t? 15.Wird unſer Hertze gleich die Schoͤnheits-Glutt verbren - nen / Poppeens / die man muß der Roͤmer Sonne nennen / Wird doch ihr Anmuths-Strahl mit Zucker-ſuͤſſer Luſt / Mit Balſam reiner Gunſt beſeelen unſre Bruſt. Wir ſind in ſie verlieb’t / wir kuͤſſen ihr die Haͤnde /20. Sie iſt mein Sonnen-Rad / ich bindie Sonnen-Wende / Sie iſt mein Nordenſtern / ich aber ihr Magnet. Du Ab-Gott unſer Zeit / mein gluͤend Hertze ſteh’t Zum Weyrauch angeſteck’t; Jch wil mein treues Leben Auff deiner Bruſt-Altar dir hin zum Opffer geben. 25.Nun / ſo eroͤffn’ uns auch dein Himmliſch Heyligthum Der Seele / deine Bruſt. Der Sonne groͤſter Ruhm Jſt; Daß ſie allen ſchein’t. Der Goͤtter Tempel ſtehen Dem offen / der ſie ehr’t. Poppee wird erhoͤhen Sich uͤber Rom und Uns / wenn ſie den Kaͤyſer lib’t /30. Der Luſt den Zuͤgel laͤß’t und uns Vergnuͤgung gib’t.
Mein Fuͤrſt / mein Herr / mein Haupt / ich ſchaͤtze fuͤr Gebrechen Weil alzu groſſe Gunſt muß irrig Urtheil ſprechen / Was er als Schoͤnheit preiſ’t. Wer ſchaͤtzt die Duͤnſte ſchoͤn / Eh’ als ihr neblicht Nichts man ſicht am Himmel ſteh’n /35. Und ſie die Purper-Sonn’ in Regenbogen kehret? Mein Schatten der Geſtalt wird durch den Glantz ver - klaͤret Der hoͤchſten Majeſtaͤt. Daß nun der Fuͤrſt diß GoldSchaͤtz’t27.Schaͤ’tzt werther / als es werth / ruͤhm’ ich als hoͤchſte Hold / Und kuͤß’ ihm Hand und Fuͤß’. Auch ſoll zu Dienſt ihm leben40. Mein Geiſt / und mein Gantz ich / wie weit uns zugegeben Hat Tugend und Vernunfft.
Die geben alles zu Da / wo ein Fuͤrſt was heiſch’t. Man thue was man thu / Der Purper huͤll’t es ein. Mein Kind / der Kreis der Zei - ten Pfleg’t aus dem Lentz’ uns ja auch in den Herbſt zu leiten /45. Der Baum traͤg’t endlich Frucht / der erſtlich hat gebluͤht; Wie daß denn ſie / mein Schatz / uns Herbſt und Frucht entziht / Da wir doch laͤngſt von ihr der Libe Bluͤth’ empfangen.
Das Kuͤſſen auff den Mund / das Spielen auff den Wangen50. Die Kurtzweil auff der Bruſt ſind Blumen / die ein Weib Noch brechen laſſen kan. Alleine Schooß und Leib Sol frembder Sichel nicht die Saat’ und Erndte goͤn - nen. Die erſten Roſen wird der Kaͤyſer ſamlen koͤnnen So weit ich’s vor gab nach. Hier / laͤchſ’t der durſt’ge Mund! Hier ſchwill’t die nackte Bruſt!
Welch Geiſt wird hier nicht wund? 55.Welch Menſch wil Schiffbruch nicht auff dieſen Klippen leiden? Welch Auge wil nicht hier auff dieſen Nelcken wei - den? Die Seelen kuͤſſen ſelbſt auff den Rubinen ſich!
Mein Fuͤrſt / zu viel! zu viel!
Mein Schatz / ſie ſaͤtz’t an mich Mit grimmer Sparſamkeit. Dem / der ſchon einſt geſo - gen60. Der Wolluſt Mandel-Milch / wird ja zu fruͤh entzogen Die ungeleerte Bruſt. Wer allzu ſparſam lib’t Reitz’t nur / erſaͤtigt nicht.
Muſcat und Zimmet gib’t /Wil28.Wil man mit Glutt den Geiſt durch theure Kolben trei - ben / Nur Tropffen-weiß’ ihr Oel. Wil Schoͤnheit ſchaͤtzbar bleiben /65. Nicht ſchlechtes Waſſer ſeyn / muß ſie ihr Nectar nicht Mit vollem Strom außtheil’n.
Es wird der Ster - nen Licht Nicht unwerth / ob es ſchon mit tauſend Augen leuchtet / Der Monde / der gleich oft das Feld mit Thaue feuchtet Behaͤlt ſein Silber-Horn. Poppee bleibet reich /70. Schoͤn / reitzend / und geſchaͤtz’t / theil’t ſie den Zucker gleich Mir ungemaͤßen aus. Der Lippe ſeichtes Liben Wird nach Erſaͤttigung durch Eckel nur vertriben. Mein Liben aber iſt gewurtzelt in der Bruſt Die jedes Glied betheil’t mit angenehmer Luſt /75. Und vielen Safft bedarf. Wirſtu dein Kwaͤll’ uns ſchluͤ - ßen / Wird meiner Seelen Pflantz’ alsbald verwelcken muͤſſen. Schatz / ach ſo floͤß’ uns doch den kraͤfft’ gen Balſam ein! Wie? oder zweifelſtu? Daß deine Strahlen ſeyn Die Fackel unſer Brunſt? Des Moͤrders Zutritt friſchet80. Entleibter Wunden auf / die gleich ſind abgewiſchet. Nicht anders wall’t mein Hertz und treib’t das Blutt em - por Jn deiner Gegenwart. Mein Wundenmahl bricht vor An Stirne / Mund und Bruſt.
Die Wunden / die die Liebe Verurſach’t / rinnen oft auch von entferntem Triebe. 85.Die Schaͤlſucht / ich geſteh’s / verſaͤng’t den Wolluſt-thau. Man kuͤßt mit wenig Luſt / die Lippen die noch lau Von frembden Kuͤſſen ſind. Jch ſchwere bey der Seele Des Kaͤyſers: Daß ich brenn’ und meines Hertzens Hoͤle Ein heilger Tempel ſey / in dem des Kaͤyſers Bild90. Mein Abgott / meine Seel’ und was in Adern kwill’t / Sein brennend Opffer iſt. Die Andacht aber ſchwindet / Wenn Nero einer Magd ſelbſt Libes-Oel anzuͤndet / Den Ambra ſeiner Brunſt auff Actens Schooß uñ Bruſt /Die29.Die Knechten offen ſtand / entweyh’t mit ſchnoͤder Luſt. 95.Der Fuͤrſt urtheile ſelbſt; Jch bin ſo wol vermaͤhlet Dem Otho / dem an Muth / an Pracht das minſte fehlet / Die Wolluſt kraͤntz’t mein Bett / und Gluͤcke fuͤll’t mein Hauß. Diß alles ſchlag’ ich ja muthwillig von mir auß / Verſchuͤtte Gluͤck’ und Eh’ erwerbe Schimpf und Haßen. 100.Denn Otho mich nicht mehr wird zwey drey Naͤchte laßen Jn frembden Armen ruh’n. Und ich erlange kaum (Nach dem die Magd zuvor den Kern genaß) den Schaum Von ſeiner Anmuths-Milch. Mein Fuͤrſt / auch edle Steine Verlieren Werth und Preiß / mach’t man ſie zu gemeine. 105.Jm Koth vertirb’t die Perl’ / ein Spiegel wird verterb’t Durch ein beflecktes Aug’ / ein Tuͤrckis wird entfaͤrb’t Jn ein nicht-reiner Hand.
Der Eifer iſt ein Zei - chen Nicht ungefaͤlſchter Gunſt: Wind / Schatten muß ihm weichen Wenn der Verdacht ihr nichts fuͤr Nebenbuhler haͤlt. 110.Mein Engel / glaͤube doch: Daß keine Magd gefaͤllt Dem / der Poppeen lib’t: (Wo Koͤniglich Gebluͤtte Auch eine Magd ſol ſeyn.) Des Kaͤyſers gantz Gemuͤtte Ziel’t nur / mein Zweck / auff dich. Du haſt ja das Geſchooß Der Liebes Mutter ſelbſt fuͤrlaͤngſt geguͤrtet loß /115. Umb durch den Pfritſch - und Pfeil dein Antlitz| auß - zuruͤſten. Solt’ Acten denn mit dir zu kaͤmpffen wol geluͤſten? Sorg’ſt aber du / mein Licht: ich laͤſchte frembde Brunſt / Es were dir zu kalt die ſchon zertheilte Gunſt; So laße doch mein Werck dir meine Kraͤfte zeugen. 120.Das Opffer meiner Hold wird wie die Flamm’ aufſtei - gen / Wo du diß Bette wirſt zum Tempel widmen ein / Die Bruͤſte zum Altar. Du ſelbſt magſt Goͤttin ſeyn Und Liebes-Priſterin.
Wenn ich das Anſeh’n hette Der Gottheit / wuͤrd’ er nicht auf ungeweihtem BetteVer -30.125.Verlangen Lieb und Luſt. Was haͤllt den Kaͤyſer an / Daß er Poppeens Seel’ ihm nicht vermaͤhlen kan? Mißfaͤll’t ihm die Geſtalt? ihr redliches Gemuͤtte? Und daß ſie fruchtbar iſt? Jſt irgens ihr Gebluͤtte Nicht edel? Da ihr Haus mit ſo viel Ahnen glaͤntz’t /130. Die Rom in Ertzt gepraͤg’t / mit Lorbern hat bekraͤntz’t. Was hindert ihn / mein Fuͤrſt / den Abſchied der zugeben / Die ihn nur ha’ßt / und die ins Ehbett’ aufzuheben / Die ihn ſo hertzlich lib’t? Es bricht der Thraͤnen-Thau Fuͤr Wehmuth bey mir aus / wenn ich den Kaͤyſer ſchau /135. Und wie er als ein Kind ſich laͤß’t die Mutter leiten. Jch ſchwere: Daß ſie mir hat laſſen Gifft bereiten. Doch klag ich dieſes nicht / nur: Daß ſie Reich uud Macht Dem Kaͤyſer aus der Hand zu winden iſt bedacht / Ja ihm Geſaͤtze ſchreib’t. Der Kaͤyſer muß mich laſſen140. Weil Agrippine wil. Da nun nur giftig’s haſſen Und ein vergaͤlltes Weib ihm ſol vermaͤhlet ſeyn / Was ſchleuſt der Kaͤyſer denn mich fruchtloß bey ihm ein. Er laſſe mich doch nur des Otho Ehweib bleiben / Jch kan mit ihm die Zeit mit mehrer Luſt vertreiben /145. Entfern’t von Rom und ihm / da ich des Kaͤyſers Schmach / Wie er ſo gar zu viel den Weibern gebe nach / Zwar hoͤr’n / nicht ſehen muß.
Jch muß mein Kalt - ſeyn ſchelten / Und mein hellodernd Hertz muß durch viel Pein entgel - ten / Der langſamen Geduld / in dem ein bloßer Kuß /150. Der Vorſchmack wahrer Luſt / mich nur vergnuͤgen muß. Jedoch ich bin vergnuͤg’t / wenn ich den Blitz der Augen Die Flammen / die ich muß aus den Korallen ſaugen Der Lippen / fuͤr dißmal im Schnee-Gebirge mag Der Bruͤſte kuͤhlen ab. Jch wil noch dieſen Tag155. Zu beyder Heil und Luſt den feſten Grund-ſtein legen. Wir ſeh’n / je ſanfter wir der gift’gen Natter pflegen / Je ſchaͤrffer ſticht ſie uns. Man ſchaͤtzet fuͤr Gewien Die Wurtzeln / die den Safft den Staͤmmen ſelbſt ent - ziehn / Die Mutter die ihr Kind ſelbſt toͤdtet / zu vertilgen. Wir31.160.Wir rotten Diſteln aus und pflantzen edle Lilgen / Wenn fuͤr Octavien Poppee wird erwehl’t. Poppee / welcher nur noch Eh’ und Zepter fehl’t. Jch wiedme beides dir. Jn deſſen wolln wir ſinnen Des Otho ſcheles Aug’ erſpruͤßlich zu gewinnen. 165.Sie ſag’ ihm: Daß er uns noch heute ſehen muß. Jedoch geſegne ſie uns noch durch einen Kuß.
Es iſt ja Seelen-Luſt die Mund-Korallen kuͤſſen! Doch ach! Daß umb die Frucht geſaltz’ne Wellen fluͤſſen / Die nur zu mehrerm Durſt die Kuͤſſenden reitzt an! 170.Schau’t! Wie ſie Zauberin Uns nicht verſtricken kan! Sie laͤß’t die Bluͤth’ uns nur der guͤldnen Aepffel ſchme - cken / Umb unſrer Seele nur mehr Hunger zu erwecken. Der Liebe ſuͤſſes Meer iſt eine Wunder-flutt / Jn der der ſeichte Schaum der Lippen nur die Glutt175. Der Liebes-Brunſt ſteck’t an. Wo ſchon die Flam̃e ſpielet / Wird die Begterde nur in tieffer Schooß gekuͤhlet. O Sonne meiner Seel! ach! daß dein holder Schein So brennet / und doch nur wil langſam fruchtbar ſeyn? Wo reiffe Wolluſt-Frucht gleich ſpaͤten Datteln gleichen180. Hab’ ich doch laͤngſt den Herbſt der hundert Jahr errei - chet Jm Wachsthum meiner Gunſt / weil Lieben eine Nacht / Ja einen Augenblick zu einem Jahre mach’t.
Mein Fuͤrſt / er ſelbſt iſt Schuld. Wenn man wil Fruͤchte zeigen /185. Wird wilder Staͤmme Raub getilg’t an edlen Zweigen Der Kaͤyſer lib’t und reitz’t Poppeen ohne Frucht / Weil Agrippinens Haß / des Ehmanns Eifer-ſucht Octaviens Verdruß ihr Eh’ und Thron entzihen Als Wurtzeln / ohne die ihr Liben nicht wird bluͤhen. 190.Poppee brenn’t ſo ſehr als er; Sie ſtell’t ſich kalt Wol wiſſend: Daß ſo lang’ alleine die Geſtalt Der Schoͤnen / ſey ein Port / biß nach erlangtem Bitten Verlibter letzter Luſt den Schifbruch hat erlitten. Wenn32.Wenn beiſt ein ſchlauer Fiſch an leeren Angeln an? Wo man ſie fangen wil / ſo gib’t man was man kan.
Wie kan man aber Eh’ und Thron ihr fuͤglich ge - ben / Ja ſie aus frembdem Bett’ in unſre Schoß erheben?
Jſt diß wol fragens werth? Was hat fuͤr Fug und Recht Der nicht / der Zepter traͤgt? Welch Recht wird auch ge - ſchwaͤcht / Wenn er Octavien / weil ſi unfruchtbar / trennet /200. Und die nimm’t / die man ſchon als fruchtbar hat erkennet?
Wie / wenn ſich Agrippin’ Octaviens nimm’t an?
Man breche mit Gewalt / was ſich nicht beugen kan. Sie ſage: Was der Fuͤrſt hier ſeltzames begehe. Auguſt nam Livien noch ſchwanger ihm zur Ehe. 205.Ja Otho ſelbſt entzog Poppeen dem Criſpin.
Fuͤr was wird Otho diß ihm anzih’n?
Fuͤr Gewien: Daß eine Kaͤyſerin aus ſeinem Bette ſteige.
Ein Baum verlier’t den Preiß der fortgepfrofften Zweige.
Der Nero hielt’s fuͤr Ruhm / als er mit hoͤchſter Luſt210. Als Vater / nicht als Mann verlobte dem Auguſt Sein Ehweib Livien. Ein Freund-ſtuͤck zu bezeugen Gab Cato dem Hortens die Martie zu eigen. Ja / was wil Otho ſonſt / wenn er ſo oft die Frau Lob’t und nach Hofe ſchick’t? als: Daß ſie Nero ſchau’215. Und Libes-Zunder fang? Jn dem er wol verſtehet; Daß auch durch bloßen Blick der Keuſchheit Schnee zer - gehet. Denn ein beſtrahltes Aug’ iſt Mutter der Begier. Ein Weib und Pferd ſteht feil / wenn man ſie reitet fuͤr. Geſaͤtzt auch: Otho weiß kein Auge zu zudruͤcken /220. Kan man ihn unter’m Schein der Ehre nicht verſchicken? Man kauff’ ihm ab ſein Weib umb eine Land-Vogtey.
Ja recht! ein kluger Rath! Was iſt fuͤr eine frey?
Durchlauchſter / Portugal.
Wol! wir woll’ns ihm vertrauen. Man33.Man ſag’ ihm: Otho ſol ſchnur-ſtracks den Kaͤyſer ſchau - en.
Jſt’s moͤglich: Daß Uns ſchon ein grimmer Wet - ter trifft?
Ja / was der Sturm nicht ſchaff’t / vollbring’t Sire - nen-Gifft.
Wag’t ſich Poppee denn ſchon in des Kaͤyſers Bet - te?
Gantz ſicher / unverdeck’t. Sie iſt die Hoͤchſt’ am Brette.
Diß iſt der Weg zur Eh’ / und Staffel auf den Thron.
Ach ja! ich ſehe mich im Schimpff’ und |Tode ſchon.
Die Natter wird auch uns nicht ungeſtochen laſ - ſen.
Ach! Daß ich unbeſchimpff’t nur koͤnte bald erblaſ - ſen!
Mein Kind / der Nachen hilf’t oft / wenn das Schiff gleich bricht.
Wo keine Nachen ſind / entkoͤmm’t der Kluͤgſte nicht.
Vermochte Burrhus nicht den Schiffbruch abzu - wenden?
Er und der Seneca hat’s Kaͤyſers Hertz’ in Haͤn - den.
Durch ſie muß man der Brunſt Poppeens beugen fuͤr.
Wofern es nicht zu ſpaͤt: Jch warte beider hier.
Durch ſie kan man die Schlang’ in ihrer Wige daͤmpffen.
Wo ſie ſo keck nur ſind Poppeen zu bekaͤmpffen.
Wie? iſt ſie mehr als wir? ſie fertigten uns an.
Hier / nun ein Hurenbalg mehr als die Mutter kan.
So weiß ich: Daß hierzu die Tugend ſie verbin - de.
Wer hengt’t bey Hofe nicht den Mantel nach dem Winde?
Was hat die Kaͤyſerin uns beyden zu befehl’n?
Diß: Daß ihr Artzney moͤg’t fuͤr aͤrgſtes Gifft er - wehl’n.
Princeßin’ / was fuͤr Gifft ſol unſer Artzney hei - len?
Die / die Poppeens Brunſt wil euch und uns zu theilen.
Sie melde / was ſie druͤck’t. Wir bitten ihr die Hand.
Mach’t ihren Ehbruch ihr euch ſo ſehr unbekand?
Sie fuͤrchte ſonder Grund den Kaͤyſer diß zu zei hen.
Die Sonnen-helle That kan uns ſchon Grund ver - leihen.
Jſt ihr Bekaͤntnuͤs dar? Sind Zeugen dieſer That?
Es zeugt’s: Daß Nero ſich mit ihr verſchloſſen hat.
Mehr als zu ſchwacher Grund in ſo ſehr ſchwerer Sache.
Was ſchaff’t ein geiles Weib in frembdem Schlaf - Gemache!
Ein eyfernd Auge macht ſtets den Verdacht ſo groß.
Jhr gleichſam glaͤſern Kleid entbloͤſte Bruſt und Schooß.
Man gib’t nicht leichtlich Gifft in ſichtbaren Ge - ſchirren.
Man muß die Vogel ja durch ſchoͤne Beeren kir - ren.
Weiß ſie Poppeen ſonſt zu ſagen nichts nicht nach?
Jhr gluͤhte Stirn’ und Ohr als ſie ſich ſein ent - brach.
Sie ſelbſt / Octavie / hat Schuld / iſt was geſche - hen.
Hilf Himmel! Wil man ſo die Laſter auff uns dre - hen?
Sie lock’t den Kaͤyſer nicht liebreitzende zur Luſt.
Was Libreitz bey ihm gilt / iſt leider! uns bewuſt.
Wie hett’ ihr ſonſt Poppe’ im Liben abgewonnen?
Man ſiht begieriger Cometen an / als Sonnen.
Wie? Daß der gantze Hof denn ihr ſchaͤl’ Antlitz haß’t?
Wer haß’t die nicht / auff die der Kaͤyſer Schaͤl - ſucht faß’t.
Der Sanftmuth Zucker muß der Fuͤrſten Unhold laͤutern.
Die Natter ſauget Gifft aus Zucker-ſuͤſſen Kraͤu - tern.
Miß’t ſie dem Ehgemahl der Nattern Wuͤrckung bey?
Ach! Daß er grimmer nicht als grimme Nattern ſey!
Die Eyfer-ſucht verkehr’t zu Mitternacht den Schatten.
Jhr ſollet nichts / was uns zu Eyfer reitz’t / geſtat - ten.
Man muß den Fuͤrſten oft was durch die Finger ſeh’n.
Wenn diß in Laſtern gilt / ſo iſt’s umb uns ge - geſcheh’n.
Geduld! Poppeens Gunſt wird nicht ſo lange bluͤ - hen.
Biß man das Purpur-Kleid uns aus / ihr an - wird zihen.
Gebrauchte Schoͤnheit wird ein Roſen-leerer Strauch.
Jſt Acte libes Kind nicht noch nach dem Ge - brauch?
Sie aber Kaͤyſerin. Was eyfert ſolche Wuͤrde?
Der Stand / den Sorg’ und Angſt beſchwer’t / iſt Laſt und Buͤrde.
Sorg’t ſie ſo ſehr: Daß ihr die Hand-voll Luſt ent - geh’t?
Nein! Daß Poppee ſchon halb auf dem Throne ſteh’t.
Sie wollen beyde ſich des Argwohns doch entſchuͤt - ten.
Was kan ein geiles Weib bei’m buhlen nicht er - bitten?
Erwarb der Acte Brunſt ihr ſo unſchaͤtzbarn Lohn?
Jhr Knechtiſch Uhrſprung war zu niedrig auf den Thron.
Sie ſol den Attalus zu ihrem Ahnen haben.
So tichteten die / die erkaufftes Zeugnuͤs gaben.
Sie taſten mit Gefahr des Kaͤyſers Zepter an.
Ha! Daß ein Weiſer noch die Laſter loben kan!
Sie ſage ſelber es dem Kaͤyſer in’s Geſichte.
Er dencke: mit was Ruhm er ſo ſein Ampt ver - richte?
Was gibet Nero mehr auf Uns und unſern Rath?
Nichts; Weil er Pferden Sold / wie euch geſaͤtzet hat.
Sie dulde / was ſie nicht iſt maͤchtig zu verwehren.
Soll’n wir ſchau’n zu / biß uns die Flamme wird verzehren?
Wer Fehler ruͤcket fuͤr / geuſt Oel in Brand und Glutt.
Wer / wenn er kan / nicht wehr’t / iſt aͤrger / als der’s thut.
Ja! Diener ſoll’n auch Schuld an Brand und Ha - gel haben.
Diß Nachſeh’n wird euch ſelbſt noch eine Grube graben.
Fuͤhl’t ihre Mutter-Bruſt nicht Kinder-Libe mehr?
Wer ſehr lib’t / wenn er lib’t / haß’t / wenn er haß’t / auch ſehr.
Wir woll’n dem Kaͤyſer treu’ auch bei Verfolgung bleiben.
Wenn er fuͤr euren Dienſt euch wird’den Blutt - ſpruch ſchreiben.
Jch merck’s / wohin ſie lock’t. Nicht hoffe: Daß man’s thut.
So komm’t deñ umb / weil ihr nicht laͤſchen woll’t / die Glutt!
Hilf Himmel! Nun entfaͤll’t uns unſer beſtes Hoffen. So iſt’s / der Roſen-Haupt / der Haͤuchler Ohr ſteh’t of - fen Nur / wenn der ſanfte Weſt belibter Zeitung ſtreich’t. Ja / wer durch Laſter nur des Kaͤyſers Gunſt erreich’t /315. Jſt Abgott auf der Burg. Poppee muß ja ſiegen / Weil Niemand von ihr wil ein ſauer Auge krigen.
Mein Kind / wenn uns der Wind nicht wil in Ha - fen fuhr’n; So muß der Armen Fleiß die ſchweren Ruder ruͤhr’n. Man ſuche foͤrderſamſt dem Otho zu entdecken:320. Poppee pflege ſich durch Ehbruch zu beflecken.
Wir haben Wind: Daß ihn der Fuͤrſt noch dieſen Tag / Damit ſein geiles Weib frey ſicher buhlen mag / Von hier entfernen wird. Man hat ihm ſchon befohlen: Zu kommen auf die Burg den Abſchied abzuholen.
Er muß bey uns vorbey in’s Kaͤyſers Zim̃er geh’n.
Gleich komm’t er.
Wol! auf ihm ſchein’t unſer Heil zu ſteh’n.
Woh in eil’t Otho ſo?
Jch ſol den Kaͤyſer ſchauen.
Verlang’t den Kaͤyſer mehr nach dir / als deiner Frauen?
Was gehet meine Frau Sie und den Kaͤyſer an?
Vielleicht ihn mehr als dich. Daß er ſie kuͤſſen kan.
Wie mag ihr ſolch Verdacht umbnebeln das Ge - ſichte?
Sag’t / was ſie wichtiges beim Kaͤyſer ſonft ver - richte?
Geſaͤtz’t / er kuͤſſe ſie. Ein Kuß mach’t keinen Fleck.
Des Kuͤſſens Pfeile ziel’n auff einen fernern Zweck.
Von keuſchen Seelen wird kein ferner Wunſch ver - gnuͤget.
Ein Weib bleib’t keuſch / biß ſie zur Untreu Anlaß krieget /
Jſt diß der Weiber Ruhm? Wer wil euch ferner trau’n?
Candaulens Frau blieb keuſch / biß daß er ſie ließ ſchau’n.
Was nuͤtz’t ein Schatz / den man Niemanden darf entdecken
Der klaͤrſte Spigel krig’t von geilen Augen Fle - cken.
Der Sternen Glantz bleib’t rein / ſih’t ſie gleich al - le Welt.
Glaͤubt: Daß nichts Jrꝛdiſches des Him̃els Far - ben haͤllt.
Was iſt der Perlen-Schnee in Schnecken-Mu - ſchein nuͤtze?
Kein Eßig faͤlſch’t ſie nicht im Muͤtterlichen Sitze.
Wer wil ſein Weib allzeit in’s Zimmer ſchluͤſſen ein?
Man mache ſie nur nicht bey Fuͤrſten zu gemein.
Es bringet Ehr und Ruhm bey Fuͤrſten ſeyn geſe - hen.
Wer hoch geſeh’n ſeyn wil / muß laſſen viel geſche - hen.
Des Ehſtands heilig’s Band beſchuͤtz’t ſie fuͤr Ge - fahr.
Schuͤtzt die Chryſeis doch nicht Jnfel / nicht Altar.
Poppeens Tugend kan nicht auſſer Schrancken ge - hen.
So geht’s: Wer Hoͤrner traͤg’t / der ſiht ſie ſelbſt nicht ſtehen.
Geſetz’t / ich truͤge ſie; Was fragen ſie darnach?
Uns jammert: Daß er ſo geduldig traͤg’t die Schmach.
Was wolten ſie mich denn hierfuͤr fuͤr Artzney leh - ren?
Des Thaͤters Blutt waͤſch’t nur das Brandmal ab der Ehren.
So wuͤrde Rom bald leer / die Welt voll Leichen ſeyn.
Beſchimpfung wird kein Ruhm / iſt ſie gleich noch gemein.
Des Weibes That kan nicht dem Manne Flecken brennen.
Wie? Daß diß jedes Kind pfle’gt hoͤchſten Schimpf zu nennen?
Ein Weib ſaͤtz’t weder uns in Ehren / noch in Schimpf.
Gar recht! man lock’t den / der uns ſchimpff’t / durch ſolchen Glimpf.
Man nimm’t ein Weib zur Luſt / nicht umb des An - ſehn’s willen.
Das Wolluſt-Bette glaͤntz’t mehr mit den Purper - hillen.
Der Mohnd’ empfaͤng’t / und gibt’t der Sonnen gar kein Licht.
Verfinſtert aber er den Mann / Die Sonne nicht?
Der Anmuth-Strahl vertreib’t leicht alle Finſter - nuͤße.
Vergaͤllter Reben-ſaft wird nim̃ermehr recht ſuͤſſe.
Schau’t: Wie des Monden Haupt ſich oft mit Hoͤrnern kraͤn’tzt.
Er leuchtet mehr / weñ er mit vollem Silber glaͤntz’t
Uns aber kan kein Weib mit mehrer Luſt ergaͤtzen / Die gleich nur einen lib’t. Aus allzeit-reichen Schaͤtzen Kan man ihr viel betheil’n. Wer arm von eignem Ruhm / Such’t aus des Weibes Werth nur frembdes Eigenthum. C 4Einfaͤl -40.Einfaͤltige! was ſol ich eyfern und beweinen Die Strahlen ſuͤſſer Luſt / daß ſie auch andern ſcheinen? Glaub’t ſicher: Mir entgeh’t der Wolluſt-Fruͤhling nicht; Ob Nero gleich zur Zeit Poppeens Roſen bricht. Jhr Himmliſch Antzlitz kan mich und auch ihn beſtrahlen. 380.Ein ſchoͤnes Weib iſt ja / die tauſend Zierden mahlen / Ein unverzehrlig Tiſch / der ihrer viel mach’t ſatt. Ein unverſeigend Kwaͤll / das allzeit Waſſer hat / Ja ſuͤſſe Libes-Milch; Wenn gleich in hundert Roͤhre Der linde Zukker rinn’t. Es iſt der Unhold Lehre /385. Des ſchelen Neides Art / wenn andern man verwehr’t Die Speiſe / die ſie lab’t / ſich aber nicht verzehr’t. Wer zuͤrnet: Daß das Rad der Sonnen andern leuchtet? Daß des Gewoͤlckes Schwam̃ auch frembde Wiſen feuch - tet? Was ſolt’ ich denn mein Licht Poppeen ſchaͤl ſeh’n an:390. Daß ſie das Libes-Oel / das ich nicht brauchen kan / Floͤß’t frembden Ampeln ein?
Hilf Himmel ich erſchrecke: Daß ein ſo Knechtiſch Geiſt in einem Roͤmer ſtecke. Wird der ſo kluge Schluß itzt ein veraͤchtlich Traum: Jm Ehbett’ und im Thron’ hat kein Gefaͤrthe Raum? 395.Verkennt ſich die Natur: Daß auch ein Staub verſehre / Ein anruͤhr’n thue weh den Augen und der Ehre? Zu dem weiß Otho nicht / in was die Anmuth ſteck’t? Das Kuͤſſen / wenn der Mund nach frembden Speichel ſchmek’t Jſt Unluſt / Eckel / Gifft. Die ſchoͤnſten Lilgen taugen400. Den reinen Bienen nicht das Honig außzuſaugen / Auf die ein Kefer hat den geilen Koth geſchmier’t / Wo ſich die Weſpe ſpeiſ’t. Halß / Bruſt und Schooß ver - lier’t Durch Ehbruch allen Trieb.
Diß uͤberrede Kin - der: Daß ſich der Schoͤnheit Reitz durch fremdes Liben min - der’. 405.Jch halt’s fuͤr einen Ruhm des Kaͤyſers Schwager ſeyn. Ja glaub’t: Daß diß der Brunſt mehr Libes-Oel floͤß’t ein;Daß41.Daß Nero die / (von der ich ſtuͤndlich kan genuͤßen Den Wolluſt-reichen Strom) nur darff zu weilen kuͤſſen. Geſaͤtzt: Daß unſer Ehr’ auch werde was befleck’t /410. Wenn eine Frau die Schoos gem einer Luſt entdeck’t; Der Sonne kraͤfftig Blitz tilg’t alle Nebels-Duͤnſte / Zeucht alle Flecken aus. Von Fuͤrſten kleb’t das minſte Verkleinerliches an. Ja was ſchaͤtz’t der gar viel Ein Weib / des Poͤfels Ruff / der ſich im Gipffel wil415. Geehrter Wuͤrden ſeh’n. Aus Hoffnung kuͤnfft’ger Hoͤhe / Trug Macro Ennien zur Wolluſt und zur Ehe / Dem kuͤnfft’gen Fuͤrſten an. Warumb ruͤck’t man denn mir Daß / der ſchon Kaͤyſer iſt / Poppeen kuͤſſe / fuͤr? Die Ehr’ / in welche mich die hohen Aempter heben /420. Die Luſt / die Nerons Tiſch’ und Schauplatz mir kan ge - ben / Bezahlen reichlich mir den wenigen Verluſt.
Welch Traum verwirr’t dein Haupt / welch Wahn - witz deine Bruſt? Wilſtu von Diſteln Frucht / von Schlangen Gunſt erlan gen? Du wirſt zur Bluͤthe Schimpff / zur Frucht den Tod em - pfangen. 425.Diß ſtiftet / der durch Gifft verzuckert-ſuͤſſer Gunſt Den man bring’t zur Geduld / ſein Weib zu boͤſer Brunſt. Ruͤhmſtu dich: Daß der Fuͤrſt mit Aemptern dich beruͤcket? Man ſper’t die Vogel ein / die man nicht bald erdruͤcket; Diß guͤldne Keficht zeucht den Untergang nach ſich. 430.Jſt dir noch nicht bewuſt; Warumb der Kaͤyſer dich Nach Hofe fordern laͤßt?
Jch ſol an Tagus reiſen.
So pfleg’t man unter’m Schein der Ehren zu ver - weiſen Den / der des Kaͤyſers Luſt ſol keinen Eintrag thun. Wo anders tolle Brunſt es laͤß’t hierbey beruh’n. 435.Denn wer vom Hofe koͤmm’t / koͤmm’t endlich auch vom Leben. Kan Clytemneſtre dir kein bluttig’s Beyſpiel geben? Ein Weib / verſichre dich / daß Eh’ und Eyde bricht /C 5Haͤlt42.Haͤlt Blutt-Beil / Gift-Glaß / Dolch fuͤr kein Verbrechen nicht.
Jch wil auff ihre Treu’ auf’s Kaͤyſers Gnade hof - fen. 440.Jch muß zum Kaͤyſer eil’n / das Vorgemach ſteh’t offen;
Geh hin! Wer ſelbſt ſich ſtuͤrtz’t iſt nicht bejam̃erns werth. Wo aber wird von uns das Segel hingekehr’t? Umb das Sirenen-Lied Poppeens zu umbſchiffen? Es werde der Magnet der Laſter nur ergriffen /445. Nach dem uns der Compaß der Tugend irre macht. Nur Muth! Durch Kuͤhnheit wird gefaͤhrlich Ding voll - bracht.
Mein Freund / dir unſre Gunſt nun wuͤrcklich kund zu machen / Und daß wir fuͤr dein Heil ſo wie fuͤr unſers wachen / Sol unſer itzig Schluß ein kraͤftig Zeugnuͤs ſeyn /450. Der in gantz Portugal dich ſaͤtz’t zum Land-Vogt’ ein. Nimm Schwerdt und Guͤrtel hin / als Zeichen deines Standes. Die Vollmacht: und / nach dem der Zuſtand ſelbten Lan - des Nicht kan ſein Haupt entpehr’n / ſo muß noch dieſen Tag Die Reyſe ſeyn beſtell’t. Dein Weib Poppee mag /455. So viel ihr Hauß vergoͤnn’t / in-des zu Hofe leben.
Daß ihre Majeſtaͤt mich zu der Wuͤrd’ erheben / Jſt kein gemeiner Strahl des Kaͤyſers Gnade nicht. Jch opffere dafuͤr / Gehorſam / Treue / Pflicht; Und wuͤnſche: Nerons Hauß moͤg’ ewig ſieghaft bluͤhen. 460.Wie aber? Darf mit mir nicht auch Poppee zihen?
Der Frauen Zaͤrtligkeit ſaͤum’t Reiſen allzuſehr: Zu dem iſt Nerons Schluß: Daß kuͤnftig Niemand mehr /Dem43.Dem man ein Land vertrau’t / ſein Weib ſol mit ſich fuͤh - ren. Der Kuͤhnſte muß durch ſie oft Hertz und Muth verlieh - ren. 465.Wenn es zum Treffen komm’t. Schein’t aber Gluͤck und Ruh / So eignet ſie wol gar ihr Heer und Laͤnder zu / Schaͤtz’t Voͤlcker / muſtert Volck / gib’t Sold nach ihrem Willen. Uns denck’t: Daß ſich ein Weib ein gantzes Heer zu ſtil - len Jm Aufruhr unterſtand. Wenn ſtraff’t der große Rath470. Je einen: Daß er Land und Volck erſchoͤpffet hat / Da nicht das Weib mehr hat der Laͤnder Schweis erpreſ - ſet? Jhr Geld-Durſt ſaͤuget aus / was Ehrſucht uͤbrig laͤſſet / Nach dem des Oppius Geſaͤtz’ iſt abgebracht / Das aber von ſtund-an der Kaͤyſer giltig macht.
Der Vorwelt raue Zeit bedorffte raue Lehren. Jetzt aber nun die Welt demuͤttig Rom muß ehren / Nun nichts als Friede bluͤh’t / ſo ſchein’t es was zu ſcharf: Daß kein belibtes Weib dem Manne folgen darf. Wordurch wird / wenn man itzt koͤmm’t Krafft-loß aus den Schlachten480. Wenn Sorg und Rathhauß uns uns hat laſſen halb ver - ſchmachten Das laͤchſende Gemuͤtt’ erfreulicher erfriſch’t; Als wenn der Liebſten Hand uns Schweiß und Staub ab - wiſch’t. Geſaͤtz’t: Daß eine / zwey / und mehr oft was verbrochen / Wie kan auf aller Hals das Urtheil ſeyn geſprochen? 485.Die Maͤnner haben Schuld an allem / was geſcheh’n / Die ihnen allzuviel meiſt durch die Finger ſeh’n. Der Weiber Schuld reich’t uns an Laſtern nicht den Schatten. Wie? Daß man gleichwol uns pfleg’t Laͤnder zu verſtat - ten. Und Uns zu Haͤuptern ſaͤtz’t? Zu dem ſo traͤget manDer44.490.Der ſchwachen Fauen Gunſt faſt frembder Wolluſt an / Durch Abſein langer Zeit / in dem des Argos Augen Auch gegenwaͤrtig nicht zu Keuſchheits-Huͤttern taugen.
Es iſt des Kaͤyſers Schluß. Was wendeſtu viel ein? Wer Fuͤrſten wil gefall’n / muß nur gehorſam ſeyn. 495.Dein Ampt kan den Genuͤß Poppeens leicht erſaͤtzen. Du kanſt ſtatt einer dich mit hunderten ergaͤtzen. Die Goͤtter geben Gluͤck und Heil zur Reyſe dir. Otho. Jch wuͤnſche noch ſo viel dir Segen / als du mir.
Du guͤld’nes Rom / du ewig’s Haupt der Erden /500. Wir wachen zwar bey Veſtens Glutt und Heerd’; Daß ſie nicht ſoll’n zu todter Aſche werden; Daß ſich das Oel in Ampeln nicht verzehr’t: Allein’ umbſonſt! Kein Zunder wil mehr glimmen / Die Flamm’ erſtick’t / die Drommel klinget hohl /505. Der Goͤttin Bild ſchein’t ſelbſt ſich zu ergrimmen / Jhr Sitz erbeb’t / kein Weyrauch raͤucht mehr wol.
Jſt / Schweſtern / Diß wol Wunderns werth? So bald in Jlium der Geilheit Brunſt entglam / Und Paris Helenen dem Menelaus nam;510. Ward unſer Feuer auch verzehr’t. So bald ihr Tempel ward befleck’t Entwiech die Goͤttin weg / ihr Bild ward fortgetragen; Gantz Troja ward in Brand geſteck’t / Der Stamm des Dardanus vertilget und zerſchlagen.
So iſt’s / Rom wuchs’ aus Trojens Grauſ’ und Flamme. Doch45.Doch / der hieher das Heyligthum gebracht / Wird ewig bluͤh’n in Cæſars Blutt’ und Stamme; So lang er nicht diß Heil’ge fleckicht mach’t. Was ſagſt denn du / Caßandra diſer Zeiten /520. Von Aſiens Begraͤdnuͤß’ auf uns wahr? Wer iſt beleg’t mit Paris Uppigkeiten? Und wer befleck’t der Goͤttin ihr Altar?
Die Priſterin traͤg’t ſelbſt den Fleck / Der Fuͤrſt har ſie durch Zwang entweyh’t mit boͤſer Luſt. 525.Weg Guͤrtel von der Schooß / weg Monde von der Bruſt / Weg Haube / Krantz und Schleyer weg! Jch ſeh’ in Rom ſchon Trojens Brand / Von Agrippinen iſt die Fackel ja gebohren; Dem Otho wird Poppe’ entwand /530. Und fuͤr die Helena das Kaͤyſerthum verlohren.
Hilf Himmel! iſt ſolch Greuel vorgegangen: So iſt’s mit Rom und unſerm Feuer aus! Wenn Hecuben kein Opffer Gluttwil fangen / Spiel’t ſchon die Glutt umb Aßarachs ſein Hauß. 535.Die Mauren / die gleich Goͤtter aufgefuͤhret / Sind Laſtern doch kein ſattſam ſicher Schild. Das Gluͤck’ iſt hin / ſo bald uns wird entfuͤhret Der Jungfrauſchafft beſchirmend Pallas-bild.
Ach ja! hoͤr’t / wie der Blitz ſchon krach’t! 540.Der aus Auguſtus Hand der Kaͤyſer Zepter ſchlaͤg’t. Der Lorber-Wald verdorr’t / den Livie geheg’t / Woraus man Sieges-Kraͤntze macht. Sol nun auch Rom vertilg’t nicht ſeyn; So muß durch meinen Tod verſoͤhn’t die Goͤttin werden. 545.Kommt / Schweſtern / ſchluͤß’t in Sarch mich ein / Vergrab’t mit Milch und Brod mich lebend in die Erden.
Unſchuldig Blutt haͤuff’t was der Himmel dreuet. Ein mit Gewalt gekuͤßter Mund ſpruͤtz’t weg Den Kuß / die Schmach. Wird gleich der Leib entweyhet /550. So brenn’t doch Zwang der Seele keinen Fleck. Es werd’ auf ſie geweyhte Flutt geſpritzet! Numicus Strom wuͤrck’t was Canathus Flutt’ / Wo nur des Leibes Jungfrauſchafft erſitzer. Die Seele wird gereinig’t nur durch Blutt.
Durch Blutt faͤll’t freylich Boßheit hin! Glaͤubt: Daß ſo bald der Menſch mit Laſtern ſich ver - greif’t / Die Rache Jupiters auch ſchon die Keile ſchleiff’t. Mein gantz verzuͤckter Geiſt wird inn’ / Und ſiht: Wie auf die geile Bruſt560. Der Mutter auch ein Sohn den ſtumpffen Dolch muß we - tzen. Poppee biß’t auch Schuld und Luſt Und Nero muß die Fauſt im eignen Blutte netzen.
Laßt’t ſchuldig Blutt die Miſſethat bezahlen. Wir woll’n die Glutt auf’s neue machen klar. 565.Saͤtz’t Flutt und Oel an Titans heiſſe Strahlen / Streu’t rothes Saltz zum Opffer auf’s Altar; Daß mit der Schuld auch Unſchuld nicht darf leiden. Gluͤck zu! Gluͤck zu! Die Flamme ſteck’t ſich an! Nun moͤg’t ihr euch / ihr Sterblichen / beſcheiden:570. Daß Andacht auch die Sternen meiſtern kan.
Das Tigerthier / das erſt der Fuͤrſt hat loß gelaſſen / Faͤng’t itzt den Jaͤger an ſelbſt grimmig anzufaſſen; Und / nun ihm Stahl und Gifft ſchein’t allzu ſchwach zu ſeyn / So faͤſſelt ſie den Printz mit Zauber-Kreißen ein5. Durch raſend-tolle Brunſt. Des Kaͤyſers Mutter kirret Den Sohn zur Blutt-Schand’ an / nach dem ſie gantz ver - wirret Durch gift’gen Ehrgeitz iſt.
Es kommt unglaub - lich mir: Daß Agrippineus Hertz ſolch Laſter koche / fuͤr.
Die That iſt Sonnen-klar. Denn / als ſie wahr ge - nommen:10. Daß Cæſarn Hitz’ und Wein war in die Stirne kommen / Als Zunder geiler Luſt / drang Agrippine ſich Zur Taffel in’s Gemach. Der Sonne Gold erblich Fuͤr Demant und Rubin / darmit ſie war behangen. Jhr Gold-beſtreutes Haar nebſt den bebluͤmten Wangen /15. Jhr Ambra-hauchend Mund / die gantz entbloͤßte Bruſt War ihrer Geilheit Garn / der Leim vergaͤllter Luſt. Als Libes-aͤugeln ihn zu zwingen nicht war kraͤftig / War ſeiner Lippen Brand umb ihren Mund geſchaͤftig / Die Bruͤſte ſchwellten ſich hoffaͤrtig in die Hoͤh /20. Durch ſchnelles Athem-hoͤhl’n. Gleich / als aus diſer See Sein ſchon verſchmachtend Hertz die Nahrung ſolte ſau - gen Der ſuͤſſen Anmuths-Milch. Diß Gift drang durch die AugenDem48.Dem Kaͤyſer in die Seel’. Er ſtand gleich als ein Stein / Als Leichen / die geruͤhr’t von lichtem Blitze ſeyn /25. Wenn itzt der Swefel-loh durch Glied und Adern faͤhret. Jn dem der Lides-ſtrahl das Hertz in Aſche kehret Die Glieder in Porphyr. Diß / und was ſonſt noch kan Der Unzucht Vorſchmack ſeyn / ſah’ ich und ander’ an; Biß / als diß Zauberwerck ihn nur mehr hungrig machte /30. Sie auf Erſaͤttigung der letzten Speiſe dachte / Und ihn durch einen Winck rief in ſein Schlafgemach. Burrh. Jhr Goͤtter! aber folg’t ihr denn der Kaͤyſer nach? Acte. Wie ein noch ſaugend Lamb der Mutterlichen Am - me.
Der Satyrus umbarm’t ſo auch die ſchoͤne Flam - me /35. Ob ihm gleich Lieb und Glutt dar ſein Begraͤbnuͤs bau’n. Burrh Jſt Agrippinen wol die Unthat zu zutrau’n? Acte Die Ehrſucht ſchaͤmet ſich kein Laſter zu begehen. Die macht: Daß Purperbett’ auch Knechten offen ſtehen / Daß Agrippine wird vom Lepidus befleck’t /40. Daß ſie die geile Schooß des Pallas Brunſt entdeck’t. Da nun verzweifelnde Gifft oft zur Artzney naͤhmen; Viel minder wird itzt ſie den gift’ gen Eyfer zaͤhmen / Weil ſie / die vor geherſch’t / nunmehr gehorchen muß. Denn diß / was man geſchmeck’t / wird mit vielmehr Ver - druß45. Und ſchaͤlerm Aug’ entpehr’t / als was uns nie ergetzet.
Geſaͤtz’t: Daß Ehrgeitz ſie zu ſolcher Brunſt ver - hetzet / Geſaͤtz’t: Daß ſie Verſuch anreitzend auf ihn thu’: So trau’ ich doch ſo viel des Kaͤyſers Tugend zu: Er werde ſich behertz’t der Boßheit widerlegen.
Der Jugend weiches Wachs laͤßt alles in ſich pre - gen. Voraus druͤck’t ſich das Bild der Wolluſt ihm leicht ein. Welch zarter Geiſt kan auch mehr rau / als eiſern ſeyn? Der ſich nicht den Magnet der Schoͤnheit laſſe zihen. Wo der Gelegenheit bequeme Blumen bluͤhen /55. Reitz’t das Zuneigungs-Aug’ auf Roſen auch den Geiſt /Wo49.Wo gleich der Laſter-Dorn ihr ſchnoͤdes Haupt umb - ſchleuſt.
Kan der Vernunfft ihr Zaum ſie nicht zu ruͤcke hal - ten / Wird der Begierden Brand aus Abſcheu ja erkalten / Durch Kaͤlte der Natur / die geile Lilgen ſaͤm’t60. Umb keine Mutter-Bruſt. Die Boßheit ſteht beſchaͤm’t Und laͤſch’t die tolle Brunſt in dieſen Marm̃el-Kwaͤllen / Daran die Zunge ſoog. Ja dieſer Baͤlg’ aufſchwellen Blaͤſ’t Venus Fackel aus durch keuſchen Athem-Wind.
Diß ſehen Augen zwar / die nicht vernebelt ſind:65. Wenn aber ſchon ein Fuͤnck’ im Hertzen Zunder findet Brenn’t alles lichter loh. Vernunft und Tugend’ſchwin - det Fuͤr dem Begierden-Rauch’und der Bethoͤrte kenn’t Gebluͤtt’ und Mutter nicht. Burrh. Was auf den Lippen brenn’t Der Mutter / iſt nicht Gift / nicht Schwefel boͤſer Luͤſte. 70.Zu dem traͤg’t jede Frau faſt itzo nackte Bruͤſte. Die aber / die ihr gleich laͤß’t kuͤſſen Mund und Bruſt / Macht nicht die Schooß bald feil fuͤr’ die verboth’ne Luſt. Acte. Wen auf der Bruͤſte Felß / auf die Corallen Lip - pen Der Augen Jrrlicht fuͤhr’t / der ſtrandet an den Klippen75. Der geilen Schooß un-ſchwer. Hier rinn’t die Wunder - Flutt Da oben ſich ſteck’t an der Libes-Fackel Glutt / Und in dem Grunde nur die heiſſe Flamme daͤmpffet. Ob wieder die Natur gleich auch ſolch Feuer kaͤmpffet / So biß’t doch die Natur fuͤr Agrippinen ein /80. Weil ihre Wuͤrckungen mehr als Natuͤrlich ſeyn. Jn ſie ward Claudius durch Zauberey verlibet. Senec. Daß man die Uhrſach erſt ſo frembden Kuͤnſten gi - bet: Der Libreitz einer Frau iſt ſchon die Zauberey. Sie mach’t aus Wachſe Stahl / bricht Ertzt und Stein entzwey. 85.Der Fiſch / der in der Flutt die Tugend hat zu brennen /DDer50.Der auch ein ſtaͤhlern Garn kan als wie Wachs zertren - nen / Verlieret mit der Krafft die Freyheit / wenn ihn ruͤck’t Ein