PRIMS Full-text transcription (HTML)
Johannis Micraelij
Ander Buch
Deß Alten Wendiſchen Pommerlandes /
Darin erzehlet wird / Wie nach dem Außzugk der Alten Teutſchen in frembde Laͤnder / die Wendiſche Na - tion mit den hintergebliebenen Einwohnern zu ei - nerley Sprache / Sitten vnd Rechte ſich vermi - ſchet / vnd endlich den Chriſtlichen Glau - ben angenommen habe.
[figure]
Gedruckt zuAlten Stetin/ Bey vnd in VorlegungGeorg Rheten /Anno M. DC. XXXIX.

Denen Edlen / Wol Ehrenveſten / Groß Acht - bahrn / Hoch - vnd Wolgelahrten / auch Hoch - vnd Wolweiſen Herꝛen / Buͤrgermeiſteren / Syndicis, Caͤm - merern vnd Rahtsverwandten / der beyden vornehmen Vor Pommeriſchen Hanſee Staͤdte / Greifswald Vnd Ancklam / Meinen inſonders großguͤnſtigen / hochge - ehreten Herꝛen vnd Goͤnnern.

EDle / Wol Ehrnveſte / Groß Achtbahre / Hoch - vnd Wol - gelarte / Hoch - vnd Wolweiſe / inſonders großguͤnſtige hochgeehr - te Herꝛen / Ob einer ſchon moͤchte zugeben / wie es auch wegen vieler ſtarcken Gruͤnde muß zugegeben werden / das vnſer Va - terland weyland von den maͤchtigen Gothen / Sueviern / Wan - daliern vnd Rugianern ſey bewohnet geweſen / ſo werden doch viele gefunden / die in der Meinung beſtehen / das alle dieſe Voͤlcker nicht Teutſch / ſondern Wendiſch oder Sarmatiſch geredet / vnd das dannen - her keine Teutſche ehe dieſes Land betreten / biß endlich es dem Roͤmiſchen Reiche iſt auffgetragen / vnd von demſelben zur Lehen durch Bogislaum vnd Caſimirum / des Nahmens den Erſten / empfangen worden. Dieſe Meinung iſt vielen vornehmen Leuten / ſo woll vorzeiten / als zu vnſer Zeit beygebracht worden. Vnd es ſind wenig / die zwiſchen denen weit außgebreiteten Voͤlckern / den Getis vnd Gothis / einen vnter -ſcheidVorꝛedeſcheid machen koͤnnen / da doch ſie weit von ein ander ſind geſcheiden geweſen. Denn jene ſind ſchon zu Taciti Zeiten vnter die Thracier gerechnet / vnd haben das Land auff beiden ſeiten der Donaw bewohnet / da man jetzund die Bulgarey vnd Moldow findet / vnd von jhnen find die Daci oder Davi entſproſſen / die in der Walachey / Siebenbuͤrgen vnd einem theil Hungern zu Auguſti Zeiten wohneten. Dieſe aber werden mit duͤrren Wor - ten den Dacis beym Tacito, Dione, vnd andern entgegen geſetzet. Doch haben endlich die Gothen der Getarum vnd Dacorum Landſchafft bey vnd vmb die Donaw eingenom - men / vnd damit iſt den Scriptoribus, vnd vnter jhnen Jornandi, Procopio vnd Oroſio ſelbſten / der falſche Wahn auffgebuͤrdet / das die Gothen Getæ ſeyn. Ja es ſind etliche / vnd vnter jhnen der bey der Hiſtorien hochverdiente Mann Reinerus Reinneccius ſo weit in den Diſcurs gerathen / das ſie die Thracier vnd Myſer ſelbſt vnter die Teutſche ge - rechnet. Dann weil vnleugbar / das die Gothen Teutſche ſein / ſie aber die Thraciſche vnd Myſiſche Getas fuͤr Teutſche Gothen hielten / als koͤnten ſie nicht anders ſchlieſſen / als das alles von den Gothen muͤſte verſtanden werden / was von den Geten gele - ſen wird. Dannenher ſind bey jhnen ſchon die Gothen viele hundert Jahr vmb die Do - naw geſetzet / vnd die Zeit des Gothiſchen Zuges / der erſtlich nach Chriſti Geburt vorge - nommen ward / ſehr weit / auch fuͤr Alexandri M. Cyri, Priami vnd Vexoris Zeiten / hin - auß verruͤcket worden. Ohne iſt es zwar nicht / das auch vor Chriſti Geburt Leute in der Thracier vnd Myſier Land vnd daherumb gewohnet / ſo Teutſch geredet / aber das ſind entweder die Edle Baſtarner vñ Peuciner geweſen / oder / ſo auch eben die Geten / Thra - cier vnd Myſier Teutſch geredet / wie Reineccius meinet / ſo iſt denneſt noch darumb der Gothiſche Zugk / vom Balthiſchen Meere nach Chriſti Geburt geſchehen / nicht in zwei - fel zu ziehen. So es auch war iſt / das die Meißner / Francken vnd etliche andere Nati - ones, auß Myſia vnd vom Donawſtrom / an die Elbe vnd den Rein ſich niedergelaſſen haben / wie etliche weitleufftig außzufuͤhren ſich vnterſtehen / ſo ſind ſie nicht von den Go - then geweſen / welche vom Balthiſchen Meer mit Filimer / Dorpaneo / Gapten vñ ande - ren fortgezogen ſeyn / ſondern entweder von beſagten Baſtarnern vnd Peucinern / die Plutarchus vnd Polybius ſtreitbahr vñ reuteriſch / ſtarck von Leibe / tapffer in Gefahr / vnd maͤchtig wegen jhrer menge nennet / oder von denen Geten geweſen / ſo zwar Teutſch ge - redet / aber gar andere / als die Gothen ſein. Wer aber wil ſagen / das die Gothen nicht Teutſch geredet haben / vnd dazu das Exempel der Thraciſchen Geten auff die Bahne bringet / derer Sprache Er vermeinet Vnteutſch zu ſeyn / der kombt nicht fort mit ſeinem Beweißthumb. Wer aber mit hindanſetzung der Thraciſchen Geten die tapffere Go - then / ſo die mechtigeſte Kriege mit den Roͤmern gefuͤhret / vnd jhnen nicht allein viele Provincien, ſondern auch endlich die Stadt Rom ſelbſten abgeſtricket / vnd hin vnd her maͤchtige Koͤnigreiche angerichtet haben / fuͤr Teutſche Voͤlcker helt vnd erkennet / der iſt auff rechtem Wege / vnd kan mit vnzehlig vielen Gruͤnden ſolches behaupten. Man ſehe nur die beyde Geſchlechte jhrer Koͤnige an / derer etliche / als die Oſtgothen / mit einem ge -* ijmeinenVorꝛedemeinen Zunahmen Amali / die andere / als die Weſtgothen / Walthi ſind geneñet worden. Die Amali haben vieleicht in jhrem Wapen einen Hammel oder ein Lamb gefuͤhret / eben wie jhre Gothen einen gefluͤgelten geſchwaͤntzeten Drachen. So ſage nun / wer da wil / ob es Sarmater vnd Thracier / oder Tentſche geweſen / die den Zunahmen gefuͤhret / das ſie Amali oder Hamele ſind genennet worden. Auch der allgemeine Nahme der Weſtgothen / damit man ſie Balthos hieß / was bedeutet er anders / als Walthere / gewal - tige / waltende Herꝛen? Alſo beſehe man ferner die abſonderliche Nahmen eines jedweden Gothiſchen Koͤniges. Da wird man finden Dietrich / Segerich / Adalrich / Amalarich / Aiſtulff / Ricard / Theobald. So nun war iſt / was die Teutſche Critici ſagen / das alle Nomina propria, ſo in Rich / Vlf / Rad vnd Wald außgehen / Teutſche Nahmen ſein / ſo ſind obgeſagte Woͤrter nichts anders / als Deutrich / das iſt Gottreich (dann Deud oder Duͤd oder Tuit iſt den alten Teutſchen ſo viele als Gott / davon ſie ſich auch Deudſche / Teutſche oder Duͤdiſche heißen) Siegreich / Edelreich / Haſthuͤlff / Reichrath oder Recke - rath (Conſul gigantum) Gottwald. Ja der Nahme der Gothen ſelbſt / den ſie vom Guten oder von Gotte fuͤhren / welchen die alte Longobarder vnd Wandali Gwodan oder Godan nenneten / zeiget an / das ſie Teutſche ſein / vnd nicht Wenden / welche Bog ſagen / wenn ſie Gott nennen. Dieſer Grund auß der Koͤnige Nahmen gefuͤhret / kan auch die Wandalier / Longobarder / Heruler vnd Rugianer von aller Einrede deroſelben ent - freyen / die ſie vnter die Wenden vnd Sarmater / vnd nicht vnter die Teutſche ſchetzen wollen. Was inſonderheit die Wandalier anbelanget / ſtreiten dannenher alle vorige Gruͤnde fuͤr ſie / weil ſie von Procopio, Nicephoro, Urſpergenſi, vnd vielen anderen mit den Gothen / fuͤr ein Volck geſchetzet werden. Dann ſo ſagt Procopius in lib. 1. de bello Vandilico: Gothicæ gentes multæ quidem, & aliæ prius fuere, quam nunc. Omnium autem maximæ ac potentiſſimæ Gothi, & Vandali, & Viſigothi, & Gepides: qui omnes nominibus quidem inter ſe differunt, cætero conveniunt. Nam & albi ſunt omnes cor - pore, flavi coma, proceri quoq́; & adſpectu probo, legibus etiam iisdem utuntur, ſimili - ter & Arianæ omnes opinionis, Voce Una, Gothica Appellata, utentes, & ut mihi vi - detur, ex una omnes gente procreati, nomina poſtea à ſuis ducibus varia ſortiti. Vnd ob wol Procopius in dem falſchen wahn iſt / das dieſe ſaͤmptliche Voͤlcker Sarmatiſch ſein / auch die Gothen vnd Getas nicht vnterſcheidet / ſo benimbt doch ſolche ſeine bloſſe Aſſertion, als eines Griechen / der weder Gothiſch noch Sarmatiſch reden koͤnte / vnſeren ſtarck gefuͤhreten Gruͤnden weniger dann nichtes. Folgends kan kein Nahme auß den alten Hiſtorien dieſer Voͤlcker vorgebracht werden / daran man nicht die Teutſche Wuͤrtzel ſiehet. Man betrachte nur etliche wenige. Genſerich iſt Gantzreich / Thraſi - mundus Trotzmund / Hildericus Huldrich / Hunericus Heinrich / Godagis Goͤdeke / Gu - dabundus Guterbund / Gulimer Guͤlden Meer / Fußias Fuchs oder Voß / Stillico Stille / Rodolphus Rathuͤlf / Ludolphus Leutehuͤlf / Luitbrandus Leutbrenn (Galea ſ. tu - tor hominum) Aißbrand Haußbrenn (tutor domus) Alaricus Alreich / AthalaricusEdel -VorꝛedeEdelreich / Totila Dezel / von Deut oder Gott / Attila Ezelvon Atta oder Hatto / das iſt Vater / Vitigis Wittig oder Witzig / Grimald Grimwald / Garibaldus Garwald / Al - boinus Allgewinn / Andoinus Handwinn / Aripertus Ehrenwert / Gunibertus Kuͤhne - wert / Odacker oͤde Acker / Aliuth Allguth / Fidimut Vielgemuth. Aber wer will alle her beybringen? Jch ſchlieſſe kuͤhnlich hierauß / das vnſer Pommerland / in welchem ob - geſagte Voͤlcker zu finden geweſen / von Herodoti Zeiten her / vñ folgend / biß etliche hun - dert Jahr nach Chriſti Geburt / nicht mit Wenden / ſondern Teutſchen ſey bewohnet ge - weſen. Vnd ſo war iſt / was die Geographi ſagen / das die Nahmen der Fluͤſſe / den ſie einmahl bekommen / laͤnger beybehalten werden / wie ſolches dan auch die Erfahrenheit bezeuget / ſo gehe man alle vnd jede Fluͤſſe durch / die in vnſerem Pommeren fließen / da wird man faſt keinen / der in die Wendiſche Sprache ſich ſchicket / finden / wiewol ſie alle ſchon den Nahmen eben zu der Zeit gehabt / da die Wenden drinnen maͤchtig waren. Die Ader (denn ſo nennen wir Pommern den reichen Oderfluß / vnd ſolches kombt auch mit dem Jader vnd Viader der Alten beſſer vberein) was iſt es anders als Vena aqua - rum decurrens? Divenaw / der eine Außfluß der Oder / was zeiget er anders / als / eine Duͤpe oder Tieffe? Der ander Außfluß / die Swyne / zeiget jhren Vater Suevum / vnd deſſen Nachbaren vnd Accolas die Suidiner. Der Nahme des Gellens / da auch zuvor ein Arm hingegangen / kan leichtlich erkuͤndiget werden / wann man nur bedencket / was Quellen / oder eine Kelle / oder auch woll Gellen iſt. Plinius heiſt die Oder Guttalum. Jſt das nicht eine Anzeigunge / das der Gothiſche Nahme ſchon daßmahl hoͤher herauff geſtiegen iſt? Die Peene / ſo ſich in die Oder ergeuſſet / kan leichtlich jhren Nahmen von der Pyne oder Peine erlanget haben / da etwa ein Volck eine Niederlage vorzeiten er - litten hat. Woher die Barthe vnd jhre Stadt jhren Nahmen hat / zeiget der Bar - thiſchen Wapen an. Die Trebel / daran Tribbeſees lieget / hat jhren Nahmen von trei - ben / vnd dannenher heiſſen vnſere Fiſcher den Kahn / darein die Fiſche gehalten vnd fort - gebracht werden / einen Trebel. Den Pommern iſt auch derſelb ein Drefel / der nur im - mer herumb gehet / vnd nimmer ſtille iſt. Tollenſee giebt als fort an die Hand / das allda ein Toll oder Zoll genommen iſt. Rekenitze ſcheinet woll wegen der lezten Sillaben / das es mochte Polniſch ſein / die des lezten Buchſtaben im Alphabet gerne zum Außgang der Woͤrter gebrauchen. Aber dagegen ſind viele Teutſche Woͤrter / die auch alſo außge - hen / als eine Rize / Spruͤze / Schlize / Stegelize / Egedizze oder Eydachs / Finſternizze: dann ſo haben die alten Teutſchen außgeſprochen / was wir Finſternuͤſſe heiſſen / wie aus dem Ortino zu ſehen. So hette nun die Rekenizze / von den Recken / das iſt den Riſen / oder einer Reige / oder von Reegen / das iſt excitare, oder auch wol vom Regen / das iſt / Pluvia, den Nahmen / eben wie von einem dieſer Woͤrter auch die Rega / daran Greiffen - berg vnd Treptow lieget / den Nahmen hat. Doch moͤgen auch woll die Ruͤgen dieſen beyden Fluͤſſen jhren Nahmen ertheilet haben. Die Randow ſcheinet den Nahmen vom Rennen; die Vcker vom Ocken oder Ockern zu haben. Jenes iſt vnſeren Pomme -riſchenVorꝛederiſchen Bawren bekand / wenn ſie die außgeleerte Schuͤſſeln wieder auffoͤcken oder fuͤl - len; Dieſes / wenn einer Vrſach an den andern zu zancken ſuchet. Die Jhna iſt gewiß Teutſch / weil auch ſolch ein Fluß in Ober Teutſchland gefunden wird / der Engedin von der Graffſchafft Tyroll theilet / vnd davon Jnsbruck den Nahmen hat. Die Nah - men der anderen Fluͤſſe weren auch leichtlich auß dem Teutſchen zu derivieren / als die Grabow vom̃ Graben oder Grawen / die Perſant von einem Pers oder Barſe / die Wip - per vom Wippen / die Lupow vom Lopen oder Lauffen / die Leba vom Leben oder Laben. Die Stolpa legen etliche auß dem Polniſchen auß / als eines Koͤniges Siz / vñ Jch wol - te folches auch guth heiſſen / wenn man Stolpan ſagete. Aber das geſchicht nicht / ſon - dern die Pohlen heiſſen die Stadt vnd den Fluß Slup. Wie wenn dann alle Staͤdte / ſo den Nahmen Stolpa haben / vnd hin vnd her / wie auch in Vor Pom̃ern das Kloſter Stolpa an der Peene / gefunden werden / als eine Stuͤlpe / dz iſt / ein Deckel / vnd Schutz der Orter / daran ſie liegen / genant wuͤrden? Nebenſt den Teutſchen Nahmen der Fluͤſſe ſehe man auch die Staͤdte in Pommern an. Dann ob ſie ſchon nicht alle zun Zeiten der Wenden bemauret geweſen / ſo haben ſie doch faſt alle ſchon jhren Nahmen vor jhren Mawren gehabt / vnd ſind / wo nicht Urbes, dennoch Civitates vnd Communen geweſen. Sund / Greiffswald / Greiffenberg / Greiffenhagen / Damm / Daͤmmin / Ruͤgenwalde / Berwalde / Freyenwalde / Grimmen / Lebenburg / Richtenberg / Vkermuͤnde / Barth / ſind Teutſche Nahmen / wie jederman ſiehet. Collberg wollen die Polen durch Colo - brega zum Polniſchen bringen. Aber Dithmarus hat es ſchon fuͤr ſechshundert Jahren Chollenberg geheiſſen. Berg iſt ja Teutſch: Ob aber die erſte Syllaba herkombt von Kohlen / oder vom Holm / das ein feſt Land bedeutet / wie dann dannenher Jornandes ſchon die Vlm Ruͤger kennet / laß ich einen jeden bedencken. Alſo wollen etliche Stargard / Newgard / Belgard Polniſch machen / als wenn dieſe drey Staͤdte ſo viele heiſſen / als Alt-New - vnd Weiſſe Schloß. Jſt denn aber Garte nicht mehr ein Teutſch Wort / das man mus von Stargard Stargrad machen? wer weiß nicht / das man nicht allein einen Blumengarten / ſondern auch eine Wohnung vnd den Ort / da gerichte gehalten wird / einen Garten nennet? Dannenher auch vor Zeiten Gardingi in der alten Gothi - ſchen Sprache ein Nahm einer Graͤfflichen dignitât geweſen / wie Garſias in Notis ad Concilium Toletanum VIII. auß den alten Weſtgothiſchen Geſetzen ſolches vermeldet / vnd Tomo 11. Conciliorũ Binij befindlich iſt. Alſo machet Cromerus aus Stetin Scie - cinum / Aus Wolgaſt Vologaſt / auß Stralſund Strasmyda / aus Swerin Bachibo - rum / auß Brandenburg Sgorelecia / aus Luͤbeck Bucoveria / aus Magdeburg Mezibo - cum. Vnd damit giebt er ſelbſt zu verſtehen / das die rechte Nahmen aller dieſer Staͤd - te nicht Polniſch ſein / ſondern anders muͤſſen außgeredet werden / wo ſie ſollen Polniſch werden. Ancklam habe Jch bey jhme nicht gefunden. Vnd das iſt auch ein Vhraltes rechtes Teutſches Wort / vnd zeiget das alter dieſer Stadt an / vnd von jhm hat auch En - gelland / Jngelſtadt / Jngelheim / Engelburg vnd dergleichen jhren Nahmen. Aventi -nusVorꝛedenus fuͤhret es her vom Angel / daran ein ding haftet / henget aber drin gehet / vnd ſcharff an - zuſehen iſt / vnd von ſich ſticht. Aber es iſt beſſer / das man es herſuͤhret von Ancke / dz iſt / ein Jungling / davon Enckel oder Nepos, wie auch Ancken / das iſt / pfropffen / oder inſere - re arbores, herkombt. Vnd die ſtarcke junge Leute / ſo den Acker pfluͤgen vnd begaten / werden an etlichen Ortern noch Enckle geheiſſen. Die Francken nach jhrem Nahmen ſind auch nichtes anders / als die Freye Ancken. So iſt nun Ancklamb oder Anckelheim der Ancken oder Enckel heimath / da die alten Angli, die ſich hernach in Engern / vnd wei - ter in Engelland / auff gemachet haben / zu Hauſe gehoͤren. Alſo wird mein Vaterland Cuͤßlin vom Cromero Cuſſinum geheiſſen: Die alte Briefe aber / ſchon vor fuͤnff hun - dert Jahr geſchrieben / heiſſen es Cuſſalin / das kan man leichtlich von Kuͤſſen / ſive ſigni - ficet oſculari, ſive pulvinar, oder Kozen / quibus notantur Coloni, & exteriora veſtium indumenta, oder von einem Keſſel hergebracht werden. Loytz wolten die Scribenten auch gerne Polniſch haben / vnd ſagen / es ſolle ſo viele als ſtarck heiſſen. Aber / da Jch die / ſo der Polniſchen Sprache kuͤndig ſein / gefraget / haben ſie mir davon keine Antwort geben koͤnnen. Ehe aber die Wenden ins Land gekommen / iſt ſchon zu Ptolomæi Zei - ten Laciburgum / das iſt Loicenburg / in der gegend / da ſich die Edle Loycer hernach auff ge - halten / gefunden. Loͤſen / Laſſen / Lazen ſind ja Teutſche Woͤrter / von dero einem die Loy - zer oder Lutitij jhren Nahmen fuͤhren koͤnnen. Die uͤbrige Staͤdte mag ein jeder auff ſolche weiſe betrachten / ſo wird er mehr Teutſch / als Wendiſch / an jhren Nahmen fin - den. Cammin heiſſet Polniſch ein Stein: Bey vns heiſſet es einen Fewerherd in einer Stuben. Es hat mehr Vrſach / warumb es dieſe bedeutung vnd nicht jene habe. Ca - minick / ſagen etliche / ſoll ein Kaulbars auff Polniſch heiſſen / davon doch die Pohlen / ſo Jch gefraget / nicht wiſſen. Was aber auff Teutſch ein Kam̃ / ein Camentichen / einen Hamen bedeutet / weiß Jedermann. Was iſt es nun noͤtig / das Jch auß Polen derivire / was ich in Pommern habe? Wie wann man dann Althameri ſcholion in Taciti Ger - maniam gelten lieſſe? Chamani, ſagt er / quos dicit Tacitus cum Angrivariis Bructero - rum agros occupaſſe, inter Amiſiam & Luppiam, Camino nomen reliquiſſe videntur. Zanow / ſpricht Cromerus Suanovum auß / das iſt Teutſch / vom Schwan oder den al - ten Suevis her. Coͤrlin leſſet ſich vom Kerl / Golnow von einer guͤldenen Awe / Bub - litz vom bawen / Pyritz vom Biere / Gartz vom Garten / Buͤtow von Buͤten der Bienen gar wol herholen. Laß eine oder andere Stadt in Pommern / als Slava / einen Pol - niſchen Nahmen haben: Dann das leugne ich nicht: wiewol wir auch wiſſen / das Schlawe Leut genennet werden / die verſchmitzt / klug / vnd nicht leichtlich zu betriegen ſein / ſo bleibet doch mein voriger ſchluß / das nicht allein die Nahmen der Fluͤſſe / ſondern auch der Staͤdte in dieſem Lande die Alten vnd Erſten Einwohner zeigen. Ja das Wort Pommern ſelbſt iſt nicht Polniſch / ſondern Teutſch. Auff Polniſch ſprechen ſie Pomorſwa / das iſt Pom̃ern / vnd Pomorsky / das iſt / ein Pommer. So iſt nun Pom - meru nicht ein Polniſch Wort. Po aber ſagen ſie / ſoll Bey heiſſen / das Pommern ſovielVorꝛedeviel ſey / als beym Meer. Jch laſſe mir aber ſagen / das ein Pole muͤſte ſprechen v marz - ſe / wenn es ſolte heiſſen Beym Meer / vnd das Po Auff / vnd nicht Bey heiſſe. Pommern aber lieget nicht auff / ſondern am Meere. Darumb were noch wol vermuthlicher / das Pommern in zwey Teutſche Woͤrter zutheilen ſey: Beim Meer. Jch komme a - ber noch in andere Gedancken / wenn Jch den Nahmen der Dithmarſer / Stormarſer / Wißmarſchen / Collmarſchen betrachte. Dann Marſer ſind Einwohner eines Moh - res oder Landes. Alſo ſind nun die Pommern oder Pommarer auff ſolche art auch Vorzeiten genant. Fragſtu wannenher? Wenn man die vielfeltige Waͤlder vnd Baͤu - me / ſo einem reiſenden in der Golnowiſchen vnd Vckermuͤndiſchen Heyde vnd allenthal - ben vorkommen / anſiehet / ſo mag man noch woll ſagen: Das ſind rechte Bohmmahrer oder Bohmmarſer / vnd darauß kan Pommeren geworden ſein. Aber dieſes ſind Muth - maſſungen. Vnterdeßen habe E. E. W. vnd G. Hochgeehrte Herꝛen / Jch dieſes Buch von dem Wendiſchen Pommerlande offeriren vnd zueignen wollen / vnd deſſen habe Jch billige Vrſache / theils das Jch weiß / wie ſie nebenſt mir jhres Vaterlandes Liebhaber ſein / vnd deſſen Ornamenta gerne befordert wiſſen vnd ſehen wollen / theils / das von E. E. W. vnd G. mir ſonderbahre Zeichen Jhres favoris ſcheinbar gegeben ſein. Dann da Jch vor etlichen Jahren zu Greiffswald eine geraume Zeit mein Theologiſch vnd Phi - loſophiſch Studium trieb / iſt mir nicht allein von vielen jhres Mittels in dieſer Stadt groſſe Gunſt vnd geneigter Wille erzeiget / ſondern auch Gradus in Philoſophia ſum - mus auff jhrem Rathhauſe in jhrem Beyſein vnd gemeinem applauſu ertheilet worden. Vnd kurtz fuͤr ſolcher Zeit hat mich die Stadt Ancklam gewuͤrdiget / einen oͤrdentlichen Beruff an jhre Schule durch jhren Rectorem aufftragen zu laſſen / welchen aber an - zunehmen / theils meine Jugend / theils andere Wege mir von Gott gezeiget verhindert haben. Jch aber bin aller dieſer Wolthat noch von Hertzen eingedenck / bedancke mich dafuͤr vnterdienſtlich / vnd zum beweiß ſolches meinen danckbaren Gemuͤtes vberreiche E. E. W. vnd G. Jch dieſe meine / ob wol geringfuͤgige / dennoch wolgemeinete Arbeit / mit bitte / dieſelbe in Goͤnſten anzunehmen / wieder vnguͤnſtige Hertzen zuſchuͤtzen / vnd mir mit beharꝛlicher affection zugethan zu verbleiben / wie Jch ſie dann in geſambt vnd ſonders dem groſſen Gotte zu ſtetiger proſperität vnd Auffnehmen jhrer Anſehnlichen Communen einbruͤnſtig befehle.

E. E. W. vnd G. Dienſtgefliſſener M. JOHANNES MICRÆLIUS Rector Scholæ Senatoriæ Stetinenſis.

Johan. 129

Johannis Micrælij Altes Pommerland. Das Ander Buch / Vom Alten Wendiſchen Pom̃erlande:

JM vorigen Buche iſt aus den Alten1. Vom alten Teutſchen Pommerlande wenden wir vns zum alten Wendiſchen Pommerlande. Schrifften vmbſtaͤndlich / doch kuͤrtz - lich / dargethan / das vnſere Alte Pom - meren von Aßkenetz oder Tuiskon / Go - mers Sohn vnd Japhets Enckel / ent - ſproſſen / vnd von den aͤltiſten Griechi - ſchen vnd Lateiniſchen Scribenten vnter die Scy - then / Celten / Celtoſcythen / Nomader / Hyperbo - rier oder Nordlaͤnder gerechnet ſeyn: Jmgleichen daß / da aus Aßkenezes Geſchlechte viele Helden entſtuͤnden / Svevus einer von den Vornembſten ge - weſen ſey / deſſen Nachkommen das gantze Land von der Elbe biß an den euſſerſten Theil Europæ durch Dennemarck / Schweden vnd Norwegen erfuͤllet haben: Jnſonderheit das Vandalus / Svevi Sohn / daß Land ſich habe belieben laſſen / daß zwiſchen der Trave / Weyſſel vnd dem Meere lieget. Weßwegen wir Pommeren beydes vnter die Suevos vnd vnter die Wandalier vorzeiten gerechnet ſind. Weiter iſt vermeldet / das da die Wandalier in viele Nationen ſich theileten / in vnſerem Pommerland die Gothen / Teutonier / Cariner / Lemovier / Rugianer / Sidiner /A aRuti -130Das Ander Buch /Ruticlier / vnd Angler ſich vhrſpruͤnglich auffgehal - ten haben / vnd das aus dieſen Laͤndern die maͤchtige Koͤnigreiche / Schweden / Dennemarck / vnd Nor - wegen ſeyn bewohnet worden: Wie auch das die ge - waltige Heereszuͤge der Gothen / Wandalier / Bur - gundier / Rugianer / Longobarter / Hernler / Scyrer / Turcilinger / vnd anderer Teutſchen Voͤlcker / in die Roͤmiſche Provincien / vnd alle drey Theile der Welt / entweder aus dieſem Lande erſtlich ſeyn angeſtren - get / oder ja durch daſſelbe geſchehen / vnd mit der Einwohner mercklichem Beyſtand geſtaͤrcket wor - den. Drauff wollen wir nun weiter vernehmen / wie ſich allgemach die Wenden / als dieß Land ziemlich durch ſo viele Zuͤge außgeleeret war / herein gemachet vnd ſich deſſen eine lange Zeit bemaͤchtiget haben.

2. Wenden kom̃en von Riphat / Aßkenezes Bru - der / her / vnd ſind allezeit der Teut - ſchen Nachbaw - ren geweſt / vnd werden Sauro - matæ vnd Slavi von der Hoheit / Rhumb vnd Ehre genennet.

So haben wir ſchon droben erwehnet / wie Ri - phat der ander Sohn Gomers / vnſers vhralten Teutſchen Vaters / des Tuiſconis oder Askenetzes Bruder / ein Vater aller derſelben maͤchtigen Voͤlcker geworden ſey / die ſich der Sarmatiſchen oder Sla - voniſchen Sprache gebrauchen / vnd ſich allgemach aus der Sarmatey in daß groſſe Germanien hinein gedrungen / vnd jmmer den Teutſchen in den Ferſen gelegen haben / alſo daß ſie den Ort / aus welchem dieſelbe herauß zogen / alsfort wieder beſetzeten.

Sie ſind Sauromatæ oder Sarmatæ / als Fuͤr - ſten der Hoheit genant: Wie auch Slavi oder Sla -Jornand. c. 29. Cromer. l. 2. Rer. Po[l.]Cluver. l. 3. Germ. antiq. c. 44. vonier / welcher Nahme von dem Polniſchen Woͤrt - lein Slava herkompt / dz bey jhnen Rhumb vnd Ehre bedeutet. Jns gemeine hat man ſie Henedos / Ve - nedos / Winidos oder Wenden geheiſſen: WelchenNah -131Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Nahmen etliche auch von Rhumb vnd Ehre / wie Jornandes; Andere / wie Cromerus vnd Cluverius / von dem Worte Weda oder Wenda / daß auff Pol - niſch einen Hamen bedeutet / herholen.

Sonſt ſehen wir ſchon aus dem Tacito / daß3. Schon zu Taci - ti Zeiten haben ſich etliche Teut - ſche vnd Sar - matiſche Voͤl - cker ſo nahe zu - ſammen gethan / dz man ſie kaum hat vnterſchei - den koͤnnen / vnd ſind die Wen - den biß ans Balthiſche Meer gekom̃en. dieſe Sarmatiſche Voͤlcker / zu ſeinen Zeiten ſich nahe zu etlichen Teutſchen / als inſonderheit den Baſtar - nern oder Peucinern / gethan / vnd ſich mit jhnen durch Heurath vnd andere Geberden dermaſſen vermiſchet haben / daß man kaum einen Peuciner von einem Sarmater hat vnterſcheiden koͤnnen. Ja die Venedi oder Wenden ſind zeitig biß an das Balthi - ſche Meer durchgekommen / deme ſie auch den Nah - men gegeben haben / daß es das Wendiſche Meer geheiſſen ward. Bey dieſem Meere haben bey Taci - ti Zeiten von der Weiſſel / biß an Lyfland die Edlen Teutſchen Eſten oder Oſten vnd Oſtwohners ge -Tac. lib. de mo - rib. Germ. & in vita Agric. wohnet / welche Sveviſche Sitten vnd Kleyder het - ten / aber eine ſolche Teutſche Sprache redeten / die der alten Britanniſchen oder Galliſchen Sprache / (dann Tacitus helt ſie fuͤr eins) gar nahe kam. Dar -A. C. 100. auß kan man abnehmen / daß ſie etwa vom Rein - ſtrom / da die Jſtævones / oder Jſtiæi oder Eſten zu - vor mit den Gallis grentzeten / vnd derſelben Spra - che ſich angewehneten / ſich ans Meer zuwohnen be - geben haben. Doch iſt aus dem Ptolomæo befind -A. C. 170. lich / daß eben an dem Orte / am Preuſſiſchen vnd Lyflaͤndiſchen Vfer / da die Eſten vnd vnter jhnen die Hirri vñ Scyri wohneten / die Wenden bald Meiſter geſpielet / vnd die Eſten theils hinauff hinter Lyff - land vertrieben / da ſie noch heutiges Tages wohnen /A a ijtheils132Das Ander Buch /theils vber die Weyſſel gebracht haben / da ſie ſich mit den Gothen zuſammen gethan / vnd mit jhnen in die Roͤmiſche Provincien gerucket ſeyn. Alſo ſeyn wehrlich die Wenden auch zu Ptolomæi Zeiten an dem Preuſſiſchen Vfer maͤchtig geweſen.

4. Die Sarmati - ſche Nation dringet allge - mach auff allen Ecken ein / in - ſonderheit / da durch die groſ - ſe Heereszuͤge das Land ent - bloͤſſet iſt.

Nachmahls drang die gantze Nation auff allen Ecken ein / vnd inſonderheit ſtand vnſer Pom̃erland jhnen offen / da es ſo ſehr vnd maͤrcklich durch die vn - glaͤnbliche Heereszuͤge von ſeinen Einwohnern ent - bloͤſſet war. Doch iſts vns nicht allein wiederfah - ren: Dann wir wiſſen / daß die Sarmatiſche Nation allgemach ſo maͤchtlich geworden ſey / daß ſie nicht al - lein daß groſſe vnd kleine Reuſſen / ſondern auch daß alte Burgundier Land / da anjetzo die Pohlen woh - nen / vnd ferner die Walachey / Bulgarey / Servey / Podollien / Littawen / Croatiam / Dalmatiam / Boͤh - men / Meeren / Schleſien vnd die gantze Windiſche Marck mit jhrer Sprache / Kleidung vnd Sitten er - fuͤlleten. Ja ſie ſind ſchon Homero im Trojaniſchen Kriege / Herodoto / Plinio vnd Livio vnter dem Nah - men der Heneter bekandt. Vnd kan man nicht leug - nen / dz ſie auch in Griechenland vberhand genom̃en haben / vnd allda maͤchtig geworden ſeyn / wie dann noch heutiges Tages die Wendiſche Sprache allda allenthalben / vnd inſonderheit an der Ottomaniſchen Pforte im gebrauch ſein ſolle.

5. Der Sarmati - ſchen Voͤlcker Freyheit / Wan - del vnd Sitt - ſamkeit hat ſich anderen Voͤlcke -ren

Auß allen Vmbſtaͤnden aber iſt abzunehmen / daß da die Sarmatiſche Nation aus dem groſſen Reuſſiſchen Lande beſagter maſſen in die Teutſche Laͤnder gieng / ſie als freye vngebundene Leute keinen allgemeinen Koͤnig vber ſich gehabt / vnd deſſenwe -gen133Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. gen ſich in ſo mannigerley Voͤlcker getheilet haben. ren angenehm gemacht / inſon - derheit in Pom - meren vnd an - deren oͤrtern / mit denen ſie graͤntzeten.Vnd weil ſie deſſen Lob haben / das ſie ſittſame / vnd gewiſſenhaffte Leute ſein / wie die Henetos alſo Phi - lippus Melanchthon nennet / ſo hat ſich jhre Wandel ſelbſt andern Voͤlckern angenehm gemacht / vnd iſt jhre Sprache bald weit außgebrochen / vnd alſo auch in vnſer Pommerland / vnd benachbarete oͤrter / biß an die Trave hinauff gekom̃en. Sonſten iſt bekandt / wie an den Grentzen / da zweyerley Voͤlcker / ſo vnter - ſchiedliche Sprachen haben / zuſammen ſtoſſen / eine Vermaͤngung der Nationen leichtlich entſtehen kan / inſonderheit wenn die eine vnter jhnen mehr das Frembde / als das Eygene ſich belieben laͤſſet. Alſo werden bey den Scribenten Gepidæ vnd Bulgari / Gethæ vnd Gothen / Baſtarner vnd Sarmater ohne vnterſcheid fuͤr ein Volck genommen / da doch jene Teutſche / dieſe Wendiſch vrſpruͤnglich ſein / aber we - gen vermiſchung der Zungen / Kleyder vnd Gebaͤr - den endlich in einander gewachſen ſein. Alſo auch / da an vnſeren Pommeriſchen Graͤntzen die Wenden zu wohnen anfiengen / hat Jederman ſo begierig jhre Sprache vnd Kleyder ſich belieben laſſen / daß inwe - nig Jahren faſt alles iſt Wendiſch geworden / vnd das deſto mehr / weil den Wenden das Gluͤcke ſo wol wolte / daß ſie in den erwehnten Laͤnderen / nach jhrem Gefallen / ſchalten vnd walten koͤnten.

Daß ſie aber dennoch Wie derſtand gefunden /6. Die Sarmati - ſche Nation fin - det bey den Teutſchen Wie - derſtand. Jornand. c. 23. iſt aus der Hiſtoria des maͤchtigen Oſt Gothiſchen Koͤniges / Ermenreichs bekand / welcher / wie im er - ſten Buche außgefuͤhret iſt / von der Donaw ab / ſich biß an das Balthiſche Meer gegeben / vnd neben denA a iijTeut -134Das Ander Buch /Teutſchen Voͤlckern / ſo er fuͤr ſich fand / auch die Wen - den / Slaven vnd Reuſſen / die ſich jhme mit groſſen hauffen wiederſetzeten / vnter ſein Gebiete gebracht hat. Aber ſie haben ſich allgemach nach ſeinem Tod -A. C. 377. te / welcher ins ccclxxvij. Jahr faͤllet / wieder loß ge - wircket / vnd ſich hin vnd her außgebreitet.

7 Vmbs Jahr Chriſti 540. zu Jornandis Zei - ten ſind in Pom - meren vermi - ſchete Voͤlcker aus Teutſchen vnd Wenden geweſen. Jorn. c. 5. & 17.

Jornandes, der vmbs Jahr Chriſti dxl. ſeine Gothiſche Hiſtory beſchrieben / ſagt / daß zu ſeiner Zeit die Wenden / ſo er Winidos / Slavinos vnd An - tes nennet / in viele Familien vnd Nationes ſein ver - theilet geweſen / vnd vom Balthiſchen Meere / die Weyſſel hinab / biß an das Pontiſche Meer ſich er - ſtrecket haben. Am Außfluß aber der Weyſſel ſetzet er die Vidiorios / oder wie er ſie hernach nennet / die Viridarios / nemblich die Werderſchen / die im Wer - der vnd in der Naͤring wohnen / vnd ſaget / das ſie aus vnterſchiedlichen Nationen ſind vermiſchet geweſen. Ein ebenmaͤſſiges Gluͤck haben die Pomriſchen Laͤn - der gehabt / daß bey jhnen alles endlich iſt vermiſchet worden. Dann ſo iſt die Wendiſche Sprache in diß Land gekommen / daß die Teutſche niemaln gantz drauß gehoben iſt / wie wir dann wiſſen / daß die Wendiſche Seeſtaͤdte / wie man ſie nennet / zu jeder - zeit den Gebrauch der Wendiſchen Sprache alſo ge - habt / daß ſie die Teutſche nicht gantz niederlegeten. Alſo leſen wir auch in vnſeren Pom̃eriſchen Geſchich - ten / daß da Stettin zum Chriſtlichen Glauben be - kehret ward / daſelbſt ein vornehmer Buͤrger Dubs - laff ein Saͤchſiſch Weib gehabt / die jhre Kinder auch mitten in der Heydniſchen Abgoͤtterey hat be - ten gelehret. Ja ich kan nirgends finden / das die Wandaliſche Staͤte an der See jemahln gantz Sla -voniſch135Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. voniſch oder Wendiſch geweſen ſeyn / vnd nicht den Gebrauch der Teutſchen Sprache beybehalten ha - ben. Jmgleichen wiſſen wir / daß lange Zeit zuvor / ehe der Chriſtliche Glaube in dieſe Laͤnder gepflan - tzet ward / die Fuͤrſten des Landes ſich mit Teutſchen Fuͤrſten befreundet / auch mit jhnen auff Turniere vnd ſonſten in jhre Kriege ſich mit begeben haben / welches warlich nicht ohne der Teutſchen Sprache gebrauch hat geſchehen koͤnnen.

Helmoldus / welcher ein Prieſter zu Buͤtzow im8. Vmbs Jahr Chriſti 1072. vnd hundert Jahr hernach zu M. Adamt vnd Helmodt Zeiten haben zwiſchen der Oder vñ Weyſ - ſel / Pommern; Zwiſchen der Oder vnd Me - chelenburg Wil - zer gewohnet. Luͤbeckiſchen Diſtrict geweſen iſt / vnd vmbs Jahr Chriſti mclxviij. ein außfuͤhrliches Slavoniſches Chronicon geſchrieben / vnd Adamus Bremenſis der hundert Jahr fuͤr jhm gelebet hat / ſetzen vnter die Slavonier erſtlich die Reuſſen / hernach die Polen / weiters die Preuſſen / die Kaͤrnter / die Boͤhmen. Die Slavonier aber / die ſich in den Laͤndern / da zuvor die Teutſche Wandalier wohneten / befunden / nennen ſie mit einem Nahmen Winitos oder Winulos / das iſt / die Wenden. Vnter jhnen ſetzen ſie erſtlich die Pom̃e - ren auff der Nordſeiten der Oder / die Wiltzer auff der Weſtſeiten derſelben: Zwiſchen der Elbe vñ OderHelm. l. 1. c. 2. Chron. Slav. Ad. Brem. l. 2. c. 10. hiſtor. Eccl. & l. 3. c. 24. & l. 4. c. 46. die Hernler oder Havelder: An der Havel die Lebu - ſer / davon noch das Maͤrckiſche Biſthumb genennet wird / die Wiliner / Stoderaner vnd Brizaner vmb Berlin / Brandenburg vnd Britzen: Auff diſſeit der Peene / Suͤdwerts / die Tholenſer vnd Redarier / vnd jhre beruͤmbte Stadt Rethre / darin ſie den guͤldenen Abgot Redegaſt verehreten. Von derſelbigen ſagen ſie / das ſie neun Pforten gehabt habe / vnd mitten im Waſſer vier Tagereyſe von Hamburg ſey gelegen ge - weſen / vnd das man vber eine Bruͤcke in den Tempel des Abgottes habe gehen muͤſſen.

Dith -136Das Ander Buch /
9. Die beruͤmbte Stadt Rethre an der Peene / vnd jhre Abgott Redegaſt iſt Dithmaro vmbs Jahr Chriſti 1000. bekand geweſen. Dithm. l. 6. Chron.

Dithmarns der Biſchoff von Merßburg / Kaͤy - ſer Lotharij Bruder Sohn / der im Tauſenden Jah - re nach Chriſti Geburt gelebet / gedencket im ſechſten Buch ſeiner Chronicken einer Stadt Riedegaſt / vnd ſaget / daß ſie in der Redarier Gebiet / da die Luͤizici oder Loyzer wohneten / in einer dreyeckigten Form drey Pforten oder Thoͤre gehabt habe / vnd mit ei - nem gehegeten heiligen Walde beſchloſſen geweſen ſey. Jn zwey Thoͤren / ſaget er / hat man aus vnd ein gehen moͤgen. Aber das dritte Thor nach dem Mor - gen / hatte einen engen Fußſteig nach dem Meere / vnd daſelbſt ſtand ein Hoͤltzerner / aber kuͤnſtlich erbawe - ter Tempel / deſſen Fundament war auff lautern Hoͤr - nern von allerley Thieren erbawet. An demſelben waren außwendig mannigerley Bilder der Heyd - niſchen Goͤtter eingeſchnitzet; Jnwendig aber ſtan - den viele Seulen in geſtalt gewapneter Goͤtter / vnter welchen der vornembſte Luaraſici genennet ward. Ob nun dieſes Riedegaſt des Dithmari / eben des Helmoldi vnd Adami Rethre ſey / darin der Abgott Riedegaſt iſt verehret worden / daß alſo Rethre von ſeinem Abgott auch iſt Riede gaſt genennet worden / daß laſſe ich dahin ſtehen. Sonſt bezeuget gemeld - ter Dithmarus ſelbſt / dz die Luizici oder Loyzer vber - all viele Heydniſche Tempel gehabt / vnd jede Stadt oder Landſchafft mit jhrem eignen Abgott vnd Tem / pel gepralet habe.

10. Die Wilzi oder Loyzer auff bey - den ſeiten der Peene ſind in vier Voͤlcker alsTho -

Daß wir aber wiederumb auff Helmoldi Ab - theilung der Wendiſchen Laͤnder kommen / ſo haben / wie er ſaget / die Pom̃ern auff der Oſtſeiten der Oder; die Heruler vnd Havelder / wie auch die Lebuſer /Wiliner137Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Wiliner / Stoderaner vnd Brizaner zwiſchen der O -Tholenſer / Re - darier / Circipa - ner vnd Kiziner getheilet gewe - ſen. der vnd Elbe; die Tholenſer vnd Redarier an dem ei - nen Vfer der Peene / vnd diſſeit Demmin; (Dann die - ſe Stadt nennet Helmoldus.) Die Circipaner aber vnd Kyziner an dem anderen Vfer der Peene / gewoh - net. Dieſe vier Voͤlcker / als die Tholenſer / Redarier / Circipaner vnd Kitziner / ſind mit einem Nahmen Wilzi oder Lutici (daß ſind eben die Leuzici beym Dithmaro oder die Loyzer) genennet worden. Hin - ter jhnen ſind zu finden geweſen die Warnower bey Roſtock; Die Obotriter oder Rereger bey der alten nunmehr verſtoͤhreten Stadt Mechelburg; Die Po - laber im Stifft Razeburg; Die Lingoner oder Liner im Hertzogthumb Luͤnenburg. Die Hollſteiner aber auff jenſeit der Trave nennen Helmoldus vnd Adamus Wagrios / vnd jhre vorncmbſte Stadt iſt Altenburg an der See geweſen.

Es nennet auch Helmoldus zwo Slavoniſche11. Die Rugianer allein haben vn - ter den Slaven einen Erb Koͤ - nig vber ſich. Jnſulen / als Femeren / gerade gegen Altenburg vber / vnd Ruͤgen / gerade bey den Wilzern oder Loyzern / darin / wie er ſaget / das tapferſte Volck vnter den Sla - ven / die Raner / wie er ſie nennet / oder Rugianer / woh - neten / die alleine vnter den Wenden vnd Slaven ei - nen Koͤnig hatten / vnd wegen embſiger Ehrerbie - tung der Goͤtter in daß anſehen geriehten / das die ſamptliche Slaven in dieſer jegend ohne jhr Einrah - ten vnd bedencken nichtes in wichtigen Sachen vor - nahmen. Dieſes daß die Slaven oder Wenden / vñ inſonderheit die Lutitier oder Loyzer von alters her keinen Koͤnig oder Fuͤrſten vber ſich gehabt haben / verſtehe / auff den das Reich vnd Herꝛſchafft geerbetB bwird /138Das Ander Buch /wird / vnd nicht nur durch eine Wahl in vorfallender Noth kommet / bezeuget auch Procopius / der vieleProcop. lib. 3. de bell. Goib. hundert Jahr fuͤr Helmoldo gelebet hat / vnd ſaget / daß die Slavoniſche Voͤlcker nicht von einem allein regieret werden / ſondern das ſie nach altem herge - brachten Gebrauch in allgemeiner Freyheit ſitzen / vnd alle Sachen / die den gemeinen Nutzen betreffen / oder ſonſt eine Schwerheit auff ſich haben / zu ge - meinem Rathe bringen. Solches bekraͤfftiget auchCoſmas Pragenſ. l. 1. rer. Bohem. f. 3. Coſmas Pragenſis võ den Boͤhmiſchen Slaven / von welchen er meldet / das kein oͤrdentlicher Richter oder Fuͤrſt anfaͤnglich bey jhnen geweſen / ſondern ein je - der verſtaͤndiger Mann ſolch Ampt verrichtet habe. Dithmarus imgleichen ſaget / daß die Pommeriſche Slaven mit gemeiner beliebung alles geſchloſſen / vnd angeordnet haben: Welchem Schluſſe ſo ſich einer wie derlegen wollen / iſt derſelbe zur Staupe ge - ſchlagen / vnd ſo er hat wollen eine Auffruhr anrich - ten / iſt jhm das ſeinige mit Fewr vnd Brand verder - bet / vnd er alſo zum Gehorſam gebracht worden. Hiebey iſt gleichwol in acht zunehmen / daß / wenn Helmoldus ſaget / die Slaven haben keinen Koͤnig vber ſich gehabt / ſolches nicht alſo zuverſtehen ſey / als wenn gar keine Fuͤrſten oder vornehme Herren vnter jhnen geweſen ſeyn. Dann das gegentheil er - ſcheinet aus den Hiſtorien / da hin vnd her vnter - ſchiedliche Fuͤrſten der Slaven in Pom̃eren vnd Me - chelenburg genennet werden: Solche Herren aber warden zur zeit eines vorſtehenden Krieges zu Fuͤr - ſten vnd Koͤnigen erwehlet / auch allgemach erbete der Vater die Hoheit auff den Sohn: Doch dasdamit139Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. damit der gemeinen Freyheit nichtes benom̃en ward / vnd das ſie anderen vornehmen Herren jhre Anſe - hen / Freyheit vnd Gerechtigkeit lieſſen.

Aus deme nun / was geſaget / iſt zuſchlieſſen / daß gantz Pommerland zu der Wenden Zeiten in zwey Theil iſt vnterſcheiden worden. Dann die auff der einen Seiten zwiſchen der Oder vnd Weyſſelwohne - ten / ſind eigentlich Pommeren genandt; Die aber zwiſchen der Oder vnd Mechelnburg ſaſſen / ſind Wiltzen oder Loyer geweſen / vnd haben ſich in vier Nationen zertheilet. Neben dieſen Pommeren vnd Wiltzen ſind zum dritten die alten Rugianer mit jhrem Koͤnige in den Pommeriſchen Jnſulen vnd daher - umb maͤchtig geweſen / vnd weil ſie noch jhren Koͤ - nig behielten / auch jhnen daß groſſe Anſehen / wegen der Heiligkeit jhres Ortes / vnd vermeinten Gottes - dienſtes / eben zu der Zeit / da die Slaven in dieſem Lande zum maͤchtigſten waren / vnverrucket blieb / ſo wil es ſich gaͤntzlich anſehen laſſen / das ob wol mitten vnter den Wenden die Rugianer ſich auch der Wendiſchen Sprache zu gebrauchen anfiengen / ſie dennoch das Regiment nicht auff Wendiſch / ſon - dern auff alt Wandaliſch verwaltet / vnd jhren Koͤ - nig jmmer beybehalten haben.

Wann man aber vnter deſſen fraget / zu welcher12. Es kan keine ge - wiſſe Zeit gege - ben werden / wann die Sla - ven in das Pom - meriſche Land gekommen ſein / weil ſie nicht mit gewalt hinein gebrochen ha - ben. Zeit doch eigentlich die Wenden in diß Land gekom - men ſeyn / ſo antworte ich / daß keine gewiſſe Zeit / dar - in ſolches geſchehen iſt / koͤnne gegeben werden / weil die Wenden nicht eben mit gewalt herein brachen / ſondern allgemach ſich mit den Pommeren vermi - ſcheten / eben wie ſie mit den Preuſſen gethan haben. B b ijVnd140Das Ander Buch /Vnd inſonderheit da dieſe Laͤnder von Einwohnern ſehr leer waren / haben ſie guth machen gehabt / vnd iſt eine Slavoniſche vnd Wendiſche Familie nach der andern herein gegangen / biß ſie dz gantze Land vñ die benachbarte oͤrter biß in Hoͤlſtein hinein erfuͤlleten.

A. C. 540.

Zu Jornandis Zeiten / der im dxxxx. Jahr / wie ge - ſagt / gelebet / iſt der Slaven Sitz geweſen / das groſſe Land zwiſchen dem Balthiſchen vnd Euxiniſchẽ Mee - re: Beym Außfluß der Weyſſel hat ſich ein vermen - get Volck / das halb Teutſch / halb Wendiſch ſich ge - berdete / auffgehalten. Alſo iſt vnſer Pom̃erland erſt - lich nach Jornandis Zeiten Wendiſch geworden.

13. Was man von den Wandaliern beym Crantzio vnd anderen in den alten Zeiten lieſet / mus man nicht von den Wenden alsfort verſtehen / wie etliche Scriben - ten zu vnſer zeit thun.

Doch mus ich bekennen / daß gemeinlich die Scribenten / vnd inſonderheit Crantzins / Wendiſch vnd Wandaliſch nicht vnterſcheiden. Das Land zwiſchen der Weyſſel vnd Trave / vnd alſo zwiſchen Dantzig vnd Luͤbeck / iſt das rechte alte Wandalia: Vnd die Staͤdte / ſo darin gelegen / ſind auch ſchon die Wandaliſche Staͤdte geheiſſen / ehe die Wenden hin - ein kamen. Die aber zwiſchen den Wenden vnd Wandaliern nicht einen vnterſcheid machen koͤnnen / wenn ſie hoͤren / das Wandalier ſchon vor Chriſti-Ge - burt / in Pommern / Mechelnburg vnd Holſtein ge - wohnet haben / meinen / das anfaͤnglich dieſe Laͤnder Wendiſch geweſen ſeyn. Ein anders aber iſt ſchon erwieſen: Dann die Wandaliſche Nation war ein maͤchtig Teutſches Volck / welches endlich mit der meiſten Jungen Mannſchafft / vom Balthiſchen Meere ſich erhoben / vnd in die Roͤmiſche Laͤnder mit macht Bahne gemachet hat.

Drumb jrren die Polniſchen Scribenten / vnd vnter jhnen Vapovius vnd Cromerusſebſten / daß /wenn141Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. wenn ſie bey Saxone vnd Crantzio leſen; Ein Wan -Saxon in Dan. l. 8. Crantz. in Vand. daliſcher Fuͤrſte Wiſſimirns habe ſich zu Schiffe ge - ſetzet / Siwardum den Koͤnig der Daͤhnen vberwun - den / vnd erſchlagen / vñ die Stadt Wißmar erbawet; ſie alsfort meinen / dieſer Wandaliſche Fuͤrſt ſey ein Pole oder Wend geweſen / vnd zwar aus Lechi Ge - ſchlechte. Diß iſt ſo vngereimet / das auch Neuge - bawerus / ein ander Polniſcher Scribent / es nicht guth heiſſen kan. Dann dieſer Wiſſimirus oder Wiß - mar hat vmbs Jahr Chriſti cccxl. Koͤnig Sigwar -A. C. 340. dum in einer Schlacht zu Waſſer erleget / Lechus aber der Wendiſche Fuͤrſt / iſt erſtlich in Polen zum Regi - ment vmbs Jahr Chriſti dl. gekom̃en. Etliche ſetzen ſeine Zeit wol gar ins dcxliv. Jahr hinein. Wie kanA. C. 644. denn Wiſſimirus / der zwey oder drey hundert Jahr fuͤr Lecho gelebet / aus Lechi Familie einer ſeyn? Jch halte faſt dafuͤr / dz eben dieſer Wiſſimirus des Wan -Lib. 1. de Pom. ant. Germ. c. 3. daliſchen oder Aſtingiſchen Koͤniges Wißmari Sohn oder Vetter ſey / der / wie im erſten Buche vermeldet ward / ſich mit den Wandaliern vom Balthiſchen Meere erhoben hat / vnd an der Donaw von der Oſt - Gothen Koͤnige Geberich zun Zeiten Conſtantini iſt erſchlagen worden. Wann man derowegen etwas von den Wandalis entweder beym Crantzio oder bey andern lieſet / mus man nicht alsfort von den Wen - den verſtehen. Alſo zehlet Crantzius / Helmol - dus / vnd andere die Ruͤgianer / Heruler / Stetiner / vnd andere / vnter die Wenden vnd Slaven. Wie ich nun wol gerne zugebe / das die Wendiſche Sprache / Sitten vnd Kleidunge bey dieſen Wan - daliſchen Voͤlckern / die noch heutiges Tages eyl - fertig auff eine Alamoda / wie ſie es jetzt heiſſen /B b iijoder142Das Ander Buch /oder auff eine newe Tracht fallen / vnd mit der Zeit endlich gar die alte Saͤchſiſche Sprache verlieren / vnd gar Meißniſch werden wollen / vberall zufinden geweſen ſey / alſo wird mich keiner dahin bereden koͤnnen / das ich die Rugianer / Heruler vnd Stetiner / die alte Teutſche Sveviſche Wandalier / vor Wenden achte / ob ſie gleich Wendiſch geredet / vnd welches doch noch nicht erwieſen / gar die Teutſche Sprache verlohren haben.

14. Bey der ver - mengung der Wandalier vnd Wenden hat ſich Pommerland mercklich ver - beſſert.

Bey gemelter Vermengung aber der Wanda - lier vnd Wenden in dieſem vnſerm Pom̃erlande / hat ſich daſſelbe mercklich verbeſſert / vnd in Staͤdten / Ge - werben vnd Handelungen vber die maſſen ſehr zuge - nommen / wie daß inſonderheit aus den zuvor ſehr ſchoͤnen vnd maͤchtigen / aber nunmehr verſtoͤhre - ten vnd verderbeten Staͤdten / Wineta / Julin / Arckon / Carentz / Großweyn vnd dergleichen abzunehmen iſt.

15. Wineta iſt eine von den groͤſſe - ſten Staͤdten in Europa gewe - ſen / vnd endlich durch Vneinig - keit der Buͤrger / vnd ergieſſung des Meeres vntergangen Helm. l. 1. Chron Slav. c. 2. Cranz. l. Vand cap. 19. & 20.

Wineta / wie Helmoldus vnd Crantzius zeugen / iſt eine von den groͤſſeſten Staͤdten in gantz Europa geweſen / vnd haben drinnen die Slaven / mit andern Voͤlckern vermiſchet / gelebet. Den Sachſen auch / ward vergunſtiget / drinnen zu wohnen / vnd Han - del vnd Wandel zutreiben / wann ſie nur jhre Religi - on / oder vielmehr Aberglauben / vnangefochten lieſ - ſen. Sonſten waren die Buͤrger Gaſtfreye vnd ſitt - ſame Leute / vnd hetten wegen jhres erbahren guten Wandels bey Jederman groſſen Rhumb. Die Griechiſche / oder vielmehr Reuſſiſche / vnd andere frembde Kaufleute haben ſich auch zu jhnen gethan / vnd dadurch die Stadt mit vber die maſſen groſſemReich -143Vom alten Teutſchen Pommerlande. Reichthumb erfuͤllet / alſo das jhre Stadt Thor / wie man ſaget / von Ertz vnd Glockenguth bereitet / vnd das Silber ſo[g]emein geworden iſt / das man es zu ge - mein en vnd vngeachteten Sachen verbrauchet hat. Dieſe Stadt Wineta iſt im Lande zu Vſedom / zwo Meilen von Wolgaſt / beym Außfluß der Peene / gele - gen geweſen / vnd ſiehet man noch heutiges Tages bey ſtillem Wetter mitten im Meere jegen Damerow vber / eine halbt Weyle weges vom Vfer / wie die Gaſ - ſen in einer ſchoͤnen Ordnung liegen / vnd das Theil alleine dieſer Stadt / das man vnter dem Waſſer ſehen kan / iſt groͤſſer / als der begriff der Stadt Luͤbeck / an - zuſehen. Dieſe maͤchtige Stadt ſol endlich / wie Crantzius ſaget / in groſſe Buͤrgerliche Vneinigkeit gerathen ſein. Dann weil Wenden / Wandalier vnd Sachſen drinnen wohneten / hat ein jeglicher den Vorzug haben wollen / vnd die Wandalier haben Haraldum den Koͤnig von Schweden vnd Hem - ming den Koͤnig von Dennemarck / zun zeiten CaroliA. C. 796. circiter. des Groſſen / zu huͤlffe wider die Wenden geruffen: Welche dann auch ſich auffgemachet / vnd die ſchoͤne Stadt Winetam ſollen zerſtoͤret haben. Doch hat wol dz Meer den groͤſſeſten Schaden dabey gethan: Dann daſſelbige iſt anßgeriſſen / hat ein groß Theil von den Pommeriſchen Laͤndern verſencket / vnd zu - gleich der Stadt Winetæ den Garauß gemachet. Durch ſolche maͤchtige Fluten vnd Ergieſſung des Meeres / haben vnſere Pommeriſche Laͤnder vnter - ſchiedliche mahl groſſen ſchaden gelitten. Vnd halt ich dafuͤr / daß da jetzund der Pommeriſche Boden voll Waſſer lieget / zwiſchen Ruͤgen vñ der GaroiſchenSee /144Das Ander Buch /See / wol vorzeiten ſchoͤne Landſchafften geweſen ſeyn; Jnſonderheit weil Ptolomæus noch zu ſeiner Zeit von keiner kruͤmme des Pommeriſchen Meeres gewuſt. Alſo da jetzund das groſſe Haff mit Schif - fen beſiegelt wird / iſt zuvor Land geweſen / vnd hat man darauff gepfluͤget vnd geſeet. Vnd es wiſſens die / ſo an ſolchem groſſen vnd friſchen Hafe woh - nen / daß noch jmmerfort das Land ſich mehr vnd mehr wegſpuͤlet / vnd das Waſſer weiter vmb ſich friſſet. Die Schifleute bekennens auch / das der Bo - den eine Anzeigung des verſunckenen Landes von ſich gebe.

16. Julinum eine groſſe reiche Stadt iſt durchs Fewr aus der Lufft vnd durch Krieg verſtoͤret.

Von Julino haben wir ſchon etwas Nachrich - tung im vorigen Buche gegeben / vnd iſt dieſelbe in - ſonderheit nach Winetæ vntergang eine beruͤmbte / ja die groͤſſeſte Stadt in gantz Europa geworden / wie Adamus Bremenſis ſaget. Dann aller Handel / der zuvor bey Wineta war / ward theils nach Wißbuy inAdam. Brem. l. 2. biſt. Eccleſ. c. 12. Gothland / theils nach Julin geleget. Vnd iſt Julin ſo maͤchtig geworden / das ſie groſſe Kriege gefuͤhret / vnd Svenottonem den Koͤnig aus Dennemarck wol drey mahl gefangen davon gebracht hat. Wie Volck - reich ſie geweſen / erhellet darauß / das da Biſchoff Otto ſie endlich zum Chriſtlichen Glauben beredete / ſich bey xxij. tanſent Menſchen zur Tauffe angegeben haben. Aber kurtz nach Biſchoff Ottonis Abſcheid / ſind die Jnliniſchen wiederumb vom Chriſtlichen Glauben abgefallen / vnd da ſie im anfang des Som - mers alter Gewohnheit nach ein Heydniſch Feſt mit Freſſen vnd Sauffen feyreten / vnd einen alten verle - genen Goͤtzen wiederumb herfuͤr ſucheten / vnd den -ſelben145Vom alten Wendiſchen Pommerlande. ſelben mit groſſem Frolocken in der Stadt herumb truͤgen / vnd dabey Chriſtum auffs hefftigſte verlaͤ - ſterten / iſt / wie die Pommeriſche Chronicken vermel - den / Fewr aus der Lufft in die Stadt gefallen / hat ſie angezuͤndet / vnd in grund verbrandt / daß ſie gantz zu nichte geworden iſt. Vnd ob ſie wol wieder dar - an baweten / iſt ſie doch nie zu vorigen kraͤfften gekom - men / ſondern Gottes Hand iſt ſchwer vber ſie jm̃er - fort geblieben / biß auch endlich im Jahr mclxx. Wal - demar Koͤnig in Dennemarck durch die DivenowA. C. 1170. mit einer anſehnlichen Schiffarmee auff ſie zugieng / ſie vnverſehens vberfiel / pluͤnderte / vnd auffs newe verbrandte. Vnd iſt nachmahln eine geringe Stadt Wollin / da kaum zwey oder drey hundert Buͤrger anjetzo wohnen moͤgen / nicht weit von dem vorigen beruͤmbten Julin / erbawet worden / die in der Ord - nung der Staͤdte erſtlich nach Schlaw / Golnow vnd Gartze geſetzet wird / vnd in der Folge noch nicht ſo viele Mannſchafft / als Regenwalde vnd Belgard / herauß geben / vnd in den Stewren nicht ſo viele / als Greiffenhagen / vnd Lawenburg auffbringen kan.

Alſo auch die Stadt Arcona / die auff Wittow17. Arcona vnd Ca - rentz in Ruͤgen vnd andere vor - nehme Staͤdte in Pommeren ſind zu grunde gegangen. im Lande zu Ruͤgen auff einem ſehr hohen Berge iſt gelegen geweſen / vnd auff einer ſeyten das Meer / auff der andern einen Wall von funfftzig Elen hoch gehabt hat / deſſen vnterſte halbe Theil von Leim vnd tichter Erden; Das oberſte von geſchurtzeten Plancken vnd Stacketen / mit vielen ſtarcken Block - baͤuſern verwahret war / iſt / da ſie noch in tieffer Fin - ſternus des Heydenthumbs ſteckete / von bemeltem Waldemar Koͤnig von Dennemarck / mit huͤlffe derC cFuͤrſten146Das Ander Buch /Fuͤrſten von Pommern Bogislaff vnd Caſimir / des Nahmens den Erſten / zwey Jahr fuͤr der VerſtoͤrungA. C. 1168. der Stadt Julin / auch eingenommen / vnd der be - ruͤmbte Tempel des Suantevits / welchem ſie den Ze - henden von allem Einkom̃en gaben / vnd jhme noch darzu ccc. Pferde hielten / vnd alles / was ſie darmit raubeten / vnd erwuͤrben / in ſeine Kammer brachten / drinnen verbrand worden. Vnd da ſich der Fuͤrſte zu Ruͤgen drauff wider die Fuͤrſten von Pommern feindſelig bezeigete / ſind ſie mit einem Kriegesheer in Ruͤgen gefallen / vnd haben die herꝛliche Stadt in grund zerbrochen vnd zu nichte gemachet / das man heutiges Tages da nichtes find / als bloſſen Acker / ſo gepfluͤget wird. Neben Arcona iſt noch eine Stadt im Lande zu Ruͤgen mit Nahmen Carentz geweſen / welche zu einer Zeit eben das Vngluͤck auch gehabt hat. Jn derſelben als ſie gemelter Koͤnig von Den - nemarck belagerte / ſind ſieben tauſent Mann gefun - den worden. Sie iſt aber ebener maſſen von den Fuͤrſten von Pommern zerſtoͤret / weil ſie ſich zu Den - nemarck mehr als zu Pommern halten wolte / vnd kan man jhre Staͤdte kaum an jetzo finden.

17. Arcona vnd Ca - rentz in Ruͤgen vnd andere vor - nehme Staͤdte in Pommeren find zu grunde gegangen.

Weiters waren noch mehr Staͤdte / die theils durch Krieg / theils ich weis nicht durch was Vn - gluͤck / in vnſerm Pommerlande / gantz ſind zu grunde gegangen / als: Großwyn / ſo an der Peene gelegen / nicht ferne von Ancklam; Dodona / zwiſchen der Jna vnd Rega; Zezina / zwiſchen der Perſante vnd Bra; Mircho / bey anfang der Lebe; Lepzky bey der Leben Außflus; Vnd inſonderheit die Haupt Stadt der Loyzer Rethre vnd Redegaſt / von der wir kurtz zuvor meldung gethan haben.

Aus147Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Aus dieſem allem erſcheinet klaͤrlich / das zur Zeit der Wendiſchen vnd Teutſchen vermiſchung / da nun - mehr die Wendiſche Sprache / Sitten / vnd Gewohn - heiten alles vberſchwemmeten / dieſe Pommeriſche Laͤnder an Staͤdten vnd Gewerben ſehr zugenom - men haben.

Vnd wolte Gott / das alles / was vorgegangen iſt / moͤchte auffgezeichnet ſeyn / ſo wuͤrde man zweiffels ohn befinden / das die Pommeriſche Ge - muͤhter durch die Wendiſche Sprache jhre ange - bohrne Tapferheit nicht verringert / ſondern ver - mehret haben. Doch muͤſſen wir mit deme zufrie - den ſein / was wir hin vnd her bey den Scribenten / vnd aus wenig andern Nachrichtungen haben koͤn - nen.

So iſt zuerſt zumercken / was man beym Trithe -18. Teutſchland iſt nach Conſtanti - ni Magni Zei - ten nicht allein wegen der vielen Heereszuͤge / die von den Teut - ſchen in fremb - de Laͤnder vor - genommen wuͤr - den / ſondern auch inſonder - heit wegen in - nerlicher viel - faltiger Vnei - nigkeit / vnd das die Francken es auff der einen ſeyten in dienſt - barkeit ſetzeten / vnd die Slavenauff mio lieſet / das / als zun zeiten Conſtantini Magni vier maͤchtige Teutſche Nationen / als Suevi oder Schwa - ben / Thuͤringer / Francken / vnd Sachſen ſich wider die Roͤmer zuſam̃en verbunden / vnd dieſelbe mit zu - ſammen geſetzeter Macht von jhren Graͤntzen zuruͤcke hielten / endlich die Schwaben vnd Thuͤringer mit einander in die Haare darumb gerathen ſein / weil Adelbrecht einer von den Schwaben / Guͤnther den Thuͤringer beſchuͤldigete / das er etwas heimlich aus der Beute an die ſeyte gebracht vnd entwand hette / vnd jhn auch deßwegen in einem oͤffentlichen Kampf erlegete. Vmb deſſentwillen haben die Thuͤringer der Francken oder Frantzoſen Koͤnig Clodomirum V. ſo dasmahl am Ausfluß des Reins ſeinen Sitz hette / dahin beredet / das ſein Bruder mit xxx. tauſend Fran -C c ijcken148Das Ander Buch /auff der anderen feiten ſich maͤch - tig ſtercketen / ſehr geſehwaͤchet worden.cken ſich auffmachete / vnd ſich bey Wuͤrtzburg zwi - ſchen den Schwaben vnd Thuͤringen / vnd alſo zwi - ſchen der Necker vnd Sala / in der Mitte niederließ / vnd ſolcher maſſen Friede ſchaffete. Alſo iſt dasA. C. 320. Hertzogthumb Francken erſtmahls geſtifftet wor - den. Die Koͤnige aber der anderen Francken in Franckreich ſind allgemach ſo maͤchtig geworden / daß Clodius vmbs Jahr Chriſti ccccxxxiv. die Thuͤ -A. C. 434. ringer mit einer groſſen Macht anfiel / vnd / als er ſieSiffrid. Presb. Miſn. l. 1. Epit. ad ann. 493. Hiſtor. Erphes - ford. anonymi de Landgr. Thu - ring. cap. 3. & 5. Trithem. lib. 1. annal. pag. 14. 36. 38. vnd jhren Koͤnig Vincentz ſeinem Willen vnterworf - fen / ſich auch an die andere Teutſchen machete / vnd jhnen ein Joch anff buͤrdete. Darauß aber wickelten ſie ſich bald beſter maſſen / vnd die Thuͤringer inſon - derheit blieben ein maͤchtig Volck vnter jhrem Koͤnig / vnd beſaſſen ein groß Land von der Elbe bey Magde - burg / biß an das Balthiſche Meer hinan / wie Sif - fridus in ſeinem Chronico / vnd die alte Erffurtiſche Hiſtoria bezeuget. Drumb auch als Hilderich ge - melten Clodij Neffe wegen boͤſer Verwaltung des Reichs aus Franckreich verjaget ward / vnd an ſeine ſtatt Aegidius drey Jahr lang regierete / begab er ſich in der Flucht zu Baſano dem Thuͤringiſchen Koͤ - ge / vnd ſuchete bey jhme dreyjaͤhrigen Vnterhalt. A. 459. & 462.Solche Wolthat aber vergalt er mit groſſem Vn - danck: Dann da er wiederumb in ſein VaͤterlicheP. Diacon. lib. 3. de geſtis Longob. c. 3. Reich erhoben ward / ſchewete er ſich nicht des woll - verdieneten Baſani Eheweib Baſinam / mit dero er heimliche Bullſchafft bißher getrieben hatte / zu ſich zu nehmen / vnd ſie von jhrem Koͤnige abzuſpannen. Aus dieſer boͤſen Ehe iſt gleichwol ein guter Zweig entſproſſen / nemlich Clodoveus oder der groſſe Lu -dewig /149Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. dewig / welcher groſſe Kriege wider die Schwaben vnd andere Teutſchen gefuͤhret hat / vnd druͤber ein Monarch des gantzen Franckreiches / vñ eines Theils Teutſchlandes geworden iſt. Sein Weib Clotildis war eines Chriſtlichen Koͤnigs aus Burgundien Tochter / vnd durch deroſelben guten Wandel ward er auch dahin gebracht / das er ſich zum Chriſtlichen Glauben bekante / vnd der erſte Chriſtliche Koͤnig in Franckreich ward. Seine Tochter Nuilbertam gab er Ermenfrieden / dem Koͤnige aus Thuͤringen: Vnd als er ſtarb / theileten ſeine vier Soͤhne das Koͤnigreich vnter ſich in vier gleiche Theil. Nuilberta aber / die Crantzius ſonſt Amelbergam nennet / war ein vppigCranz. lib. 1. Sax. cap. 26. 27. 28. frech Weib / vñ reizete Koͤnig Ermenfried jhren Her - ren an / das er nicht allein ſeine beyde Bruͤder / Ber - tharum vnd Balderich ermordete / ſondern auch das Band des Friedens mit den Francken brach / vnd mit Dieterich / Clodovei Sohn / dem Koͤnige zu Mez / ſei -VVitetbindus lib. 1. Trithem. lib. 1. annal. Abbas Uſperg. in C bron. Saxo. l. 1. Sax. c. 26. Adam Brem. l. 1. c. 4. nem Schwager / vnnoͤtigen Krieg anfieng. Alſo ward ein blutiges dreytagiges Treffen beym Runenberg auff den Thuͤringiſchen Graͤntzen gehalten: Darin zog Ermenfried den kuͤrtzern / brachte doch ſein Le - ben auff der Flucht davon / vnd ward drauff in der Stadt Schiedingen an der Vnſtrut hart belagert. Weil es aber Koͤnig Dieterichen ſchwer ward / ſol - chen Ort zugewinnen / vnd ſich gantz ſeiner Feinde zuverſicheren / rieff er die Sachſen zu huͤlffe / vnd verheiſch jhnen das gantze Land der Thuͤringer / ſo ſie es jhme huͤlffen gewinnen vnd einnehmen. Die ſind auch nicht ſeumig / vnd ſenden ein groß Volck vnter Neun / oder / wie etliche ſagen / VierzehenC c iijFuͤrſten150Das Ander Buch /Fuͤrſten den Francken wider die Thuͤringer zu huͤlffe: Von welchen auch den Belagerten ſo ſtarck zugeſetzet iſt / daß ſie zu Koͤnig Dieterich ſchicken / vnd vmb Gna - de bitten muͤſten. Die wiederfuhr jhnen nun nicht allein / ſondern die Francken macheten auch mit den Thuͤringern einen heimlichen Anſchlag wider die Sachſen / als fuͤr die ſich beyde Nationen ins kuͤnffti - ge fuͤrchten muͤſten / vnd wolten ſie vnverſehens uͤber - fallen vnd zu grunde verderben. Solches aber be - kamen die Sachſen wunderbarlich zu wiſſen. Dann da ſchon der Schluß gemachet war / entflog einem von den Thuͤringern ein Falcke oder Habicht vber den Fluß zu der Sachſen Lager / vnd ward allda von einem auffgegriffen. Das aber der Thuͤringer ſein Federſpiel moͤchte wieder erlangen / entdeckete er dem Sachſen den heimlich gemacheten Anſchlag. Dar - uͤber warden die Sachſen aus rath eines alten Fuͤr - ſten Hadagati rege / fielen die Thuͤringer / da ſie ſichs im wenigſten verſahen / an / vnd gewunnen jhre Feld - lager. Ob nun wol Koͤnig Ermenfried abermahl davon kam / ſo iſt er doch aus geheiß Koͤnig Diete - richs mit ſeinen Kindern erſchlagen / vnd das gantze Land an der Elbe den Sachſen hinfort zubewohnen eingereumet / die allda eine feſte Stadt / die Sachſen - burg genennet / erbawet haben.

A. C. 568.

Da ſie aber daſelbſt auff allen Ecken mit Fein - den vmbgeben waren / vnd jmmerfort ſich mit ge - walt erwehren muͤſten / gefiel es jhnen im Jahr dlxviij. an einem andern Ort das Gluͤcke zuverſuchen. Vnd weil eben zu der Zeit der Longobarder Zug in Jtalien fuͤrgieng / geſelleten ſie ſich zu jhnen / vnd zogenmit151Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. mit jhnen fort: Aber als auch allda die Longobardi vber ſie herꝛſchen wolten / ſahen ſie nach xij. Jahren nach jhrer alten Wohnung in Weſtphalen / welchesA. C. 582. Land vnter deſſen von den Suevis oder Schwaben aus vergoͤnſtigung der Francken eingenommen war / ſich wieder vmb / vnd macheten ſich mit Weib vnd Kind aus Jtalien durch Franckreich herunter. Mummulus Koͤnig Guntrami Obriſter verwehrete zwar / das ſie durch ſeines Herren Land nicht durch - kommen konten: Aber ſie erhielten den Durchzug mit bitte an Sigebertum / Guntrami Bruder / durch einen andern Weg. Kamen alſo an jhre Vaterland / vnd wolten von dannen die Suevier oder Schwa - ben / ſo ſie darinnen funden / mit gewalt haben. Die - ſelbige erboten ſich zur guͤtlichen Handlung: Wolten etwas Landes behalten / vnd jhnen auch etwas ein - reumen. Aber die Sachſen wolten mit der Guͤte nichtes bey ſich erheben laſſen / vnd begehreten jhnen nicht einen Fußbreit des Landes zulaſſen. DrumbG. Fabrie. lib. 1. rer. Sax. A. C. 584. ſetzeten ſich die Suevi zur wehre vnd erſchlugen jhrer in dem erſten Treffen cccclxxx. Doch muſten ſie nur endlich das Land reumen / weil den Sachſen / derer ſonſt nur xxvj. tauſent bewehrter Mann waren / die Benachbarten zu huͤlffe kamen. Vnd iſt dieſer Haß zwiſchen den Sachſen vnd Schwaben forthin der - maſſen verwurtzelt / das auch die Sachſen ein Geſetz anrichteten / darin die / ſo ein Schwaͤbiſch Weib heu - rathen wuͤrden / fuͤr vnehrlich mit jhren Kindern er -A. C. 6[1]0. klaͤret ſeyn. Doch waren ſie ſelbſt auch damit nicht frey. Dann der Koͤnig aus Franckreich Lotharius bekriegete ſie durch ſeinen Sohn Dagobertum / er -ſchlug152Das Ander Buch /ſchlug jhren Koͤnig Bartholdum / vnd legete jhnen zum Jaͤhrlichen Tribut d. oder wie etliche meden dc. Ochſen auff.

Durch dieſe Vneinigkeit der Teutſchen[iſ]t auſſer allem zweifel jhre Land / das ſchon an vielen Oertern durch die groſſe Feldzuͤge erleeret war / noch mehr geſchwechet / vnd haben ſich viele geſehnet / an fremb - den Oertern zu leben / dz ſie nur der Vnruhe in jhrem Vaterlande muͤſſig gehen moͤchten / wie wir daſſelbe nicht alleine an den Sachſen / derer auch zuvorn ge - dacht iſt / ſondern auch an den Anglis zuſehen haben. Dieſelbe wohneten anfaͤnglich zun zeiten Taciti vmb vnd an der Jnſul Ruͤgen / etwa an dem Orte / da an - noch Angklam / eine feine Stadt / lieget. Hernach haben ſie ſich in Schleßwig gezogen / ſind der Sach - ſen Nachbawren geworden / vñ haben ſich mit jhnenAdam Bremenſ. biſt. Eccleſ. cap. 3. ex Oroſie l. 7. c. 32 & Gregerie. Beda lib. 1. bi - ſtor. gentis Anglor. c. 15. Buchan. lib. 4. de veb. Scoticis. biß an den Rein vnd in Franckreich gewaget. End - lich theileten ſie ſich / vnd giengen etliche in Thuͤrin - gen; Etliche / da ſie von den Britanniern wider die Picten vnd Schotten zuhuͤlffe geruffen wurden / ſeu - meten ſich nicht lange / ſondern ſetzeten ſich mit Weib vnd Kind zu Schiffe / vnd bekamen in Britannien ein new Vaterland / das von jhnen annoch Anglia vnd Engelland genennet wird. Damit aber hette es die - ſe gelegenheit. Als die Schotten / ſo aus Spanien jhren Vrſprung haben ſollen / noch vor Chriſti Ge - burt in Hibernia vnd andern kleinen Nord Jnſulen an Britannien wohneten / die man ſonſten Hebrides oder Hebudas nennet / warden etliche von den Teut - ſchen Voͤlckern / durch den Wind dahin in etlichen Schiffen verſchlagen / vnd dieſelbe hielten bey denSchot -153Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Schotten vmb einen Ort Landes an / darin ſie / weil ſie nichtes von der langen Reyſe vberig hetten / als nur jhre Woffen / jhre Leben erhalten moͤchten. Es ward jhren von den Schotten Rath vnd Huͤlffe er - theilet / daß ſie in die naͤhiſte groſſe Jnſel der Britan - nier am Nordſtrande einen feſten Fuß ſetzeten / vnd daſelbſt binfort Picti geheiſſen wurden. Dieſe Picti nun lebeten lange Zeit mit den Schotten in guter Freundſchafft / befreundeten ſich mit jhnen / nahmen ſehr zu / vnd wuchſen zu einem groſſen Volcke. End - lich aber / da ſich auch der Schotten ſehr viele an eben denſelbigen Ort / den die Teutſchen Picti eingenom - men hetten / ſetzeten / entſtand zwiſchen dieſen beyden Nationen ein Vnwille / vnd forchtete ſich eine fuͤr der anderen. Doch ward endlich dieſer Vertrag getrof - fen / das die Schotten / als gute Jaͤger vnd der Viehe - zucht gewohnete Leute / das Gebirge einnehmen / die Picti aber ſich auff das ebene flache Land nach dem Teutſchen Meere gelegen ſetzen / vnd ſie beyde alſo einmuͤtiglich die alte Einwohner / nemlich die Bri - tannier / auffs euſſerſte verfolgen wolten. Dieſelbe koͤnten ſich deſto weniger wehren / weil auch endlich die Roͤmer ſich an ſie macheten / vnnd ſie alſo in Schutz nahmen / das ſie jhnen jhre Joch / nach jhrer Gewohnheit / auff den Halß wurffen. Als aber auch der Roͤmer Macht allenthalben / vnd alſo auch in Britannien / abnahm / vnd die Schotten vnd Picti mit Gewalt auffs newe in die Britannier ſetzeten / fer - tigeten ſie jhre Botſchafften in Teutſchland ab / vnd begehreten Huͤlffe von den Sachſen vnd Anglis / die nunmehr fuͤr ein Volck gerechnet wuͤrden. Dann esD dſetzet154Das Ander Buch /ſetzet ſich Hengſt oder Hengiſtus ein Fuͤrſt der Sachſen / Angler / vnd der Juͤtlaͤnder / die man ſon -Beda l. 1. hiſt. Angl. A. C. 409. Calviſ. ex Ma - melsb. A. C. 449. ſten Vitas von alters nennete / mit ſeinem Bruder Horſte / zu Schiffe / kam vmbs Jahr Chriſti cdix. wie Beda meinet / oder wie Calviſius richtiger rech - net / im Jahr cdxlix. in Britannien anfaͤnglich mit drey Schiffen / ließ xvj. dar auff folgen / vnd fand ſolch ein Gluͤcke fuͤr ſich / das ſeine Leute in wenig Jahren ſieben Fuͤrſtenthuͤmer daſelbſt ſtiffteten / vnd endlich gar ein Koͤnigreich anrichteten / vnd das gantze Land / daß ſie wider die Schotten vnd Picten verthedigten / Angliam oder Engelland nenneten.

Auff ſolche weyſe iſt nun Teutſchland vber all leer gemachet / vnd ſehr geſchwechet worden. Dann erſtlich ward es ſehr oͤde durch die groſſe Heereszuͤ - ge / die ſie in weit abgelegene oͤrter vornahmen: Her - nach zergiengen jhre Kraͤffte durch die jnnerliche Vn - einigkeiten / da die Thuͤringer / Sachſen / Schwaben vnd Francken ſich einander in den Haaren lagen / vnd die Francken endlich Meiſter zuſpielen anfiengen. Endlich ward die Thuͤr dadurch gar weit den Sla - ven vnd Wenden / oder der Sarmatiſchen Nation / auffgethan / vnd aus denſelbigen ſetzeten ſich die Wil - zen vnd Lutitier oder Loyzer in Pommern vnd Marck; Die Soraber oder Sirfen in Meiſſen vnd Boͤhmen; Die Obotriter in Mechelenburg; Andere Slavonier in andere Laͤnder.

19. Slaven bekom - men allenthal - ben in Teutſch - land widerſtand. Kommen deſſenvnge -

Wider ſolche Slaven aber ward gleichwol das Schwerd zu jederzeit gezuͤcket. Alſo leſen wir / das Thaßilo der Beyer Koͤnig im Jahr dxcv. wider die Sirfiſche Slaven in Boͤhmen einen groſſen Sieger - halten habe. Sie aber achteten ſolches wenig / lieſſenſich155Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ſich bey Chagano dem maͤchtigen Koͤnig in Hunge -vngeachtet in Welſchland: Muͤſſen den Francken Tri - but geben: Vnd nehmen ſich der Sachſen an / die nicht wolten Chriſtiſch wer - den. ren in Dienſt ein / durchzogen mit jhme viele Laͤnder / vnd fielen endlich gar in Jtalien hinein. Daruͤber ward Giſulphus der Friauliſche Longobardiſche Fuͤrſte erſchlagen / viele oͤrter hefftig verwuͤſtet / vnd die Sarmatiſche Nation ſetzete ſich in der Lombardey zimlich feſte. Ja ſie haben ſich an Thaßilonis Sohn Garibald auch woll gerochen / jhn bey Maynz in die Flucht gejaget / vnd in Beyern einen maͤchtigen Ein -A. C. 595. Trith. lib. 1. ann. pag. 47. P. Diac. lib. 4. pag. 12. & 14. A. C. 626. Aimon. lib. 4. cap. 9. fall gethan. Auch haben ſie ſich endlich im Jahr nach Chriſti Geburt dcxxvj. wie wir aus Aimonio wiſſen / durch einen Kauffman / mit nahmen Samo / aus der Stadt der Senonum in Franckreich / der ſich jhnen zum Heerfuͤhrer antrng / von der Hunnen Dienſt - barkeit loß geriſſen / vnd des gemelten Samo Nach - kommen ſind biß ins vierdte Glied beym Koͤnigreiche vber die Slaven geblieben.

Wider Dagobertum aber den groſſen Koͤnig in Franckreich hat es jhnen alſo nicht gelingen wollen. A. C. 642.Dann derſelbige zog im Jahr dcxlij. mit huͤlffe der Sachſen vnd jhres Fuͤrſten Beringers aus Anhalt wider die Wenden / ſo an der Havel vnd Oder nun - mehr wohneten / vnd in Thuͤringen eingefallen wa -Trith. lib. 1. ann. pag. 53. ren / wie Trithemius / Cranzius vnd Georgius Fabri - cius zeugen / vnd brachte ſie zum Tribut. Vnd zur ver - geltung des Reuterdienſtes / den jhme die SachſenCranz. lib. 1. Sax. cap. 32. in dieſem Zuge leiſteten / erließ er jhnen den Ochſen - Tribut / den ſie etliche Jahr hetten geben muͤſſen. C. Fabr. lib. 1. Sax ad ann. 642.Bey denſelben ward hinfort Siphard ein tapfer Held Wittekindi Elter Vater maͤchtig / von deme ſich alle Saͤchſiſche Fuͤrſten / vnd annoch regierendePetr. Alb. m. Hiſt. Sax. p. 99. Chur Fuͤrſten her rechnen koͤnnen.

D d ijFolgends156Das Ander Buch /
A. C. 766. Sebafnaburg. in Chron.

Folgends ſind die Slaven im Jahr dcclxvj. bey Weidahburg / wie Schaffnaburgenſis ſage[t]/ von den Frantzoſen geſchlagen / vnd nachmals / als die grawſame Kriege der newen Fraͤnckiſchen Koͤnige / Pipini vnd Caroli des Groſſen / wider die Sachſen / ſie zum Chriſtlichen Glauben zubringen / viele Jahr lang gefuͤhret warden / ſaſſen die Slaven an der Ha - vel / Oder vnd Elbe / vnd da herumb / in zimlicherA. C. 779. Ruhe / vnd die Sachſen / ſo von Carolo dem Groſſen im Jahr dcclxxix. bey Oßnabruͤck geſchlagen waren / vnd ſich zur Chriſtlichen Religion nicht verſtehen wolten / begaben ſich zu den Wenden / vnd wardenGeorg. Fabric. Cbemn. l. 1 rer. memor. Saxon. ad ann. 780. hinfort Oſtphalen genennet: Etliche ſetzeten ſich gar an das Balthiſche Meer / vnd lieſſen ſich daſelbſt nie - der / mit geſambter Hand jhren Aberglauben / mit den Wenden / wider die hereinbrechende Francken zu - vertheidigen: Wie dann auch die Wenden / ſo zw[i]- ſchen der Sale vnd Elbe wohneten / bald darauff einen Streiff vnd Einfall in Thuͤringen vnd Sachſen vornahmen / vnd als Koͤnig Carolus drey Feld Ober - ſten wider ſie außſchickete / griff Wittekind der Sach - ſen Koͤnig ſie vnverſehens an / vnd erſchlug Adelgieß vnd Geilon die beyde Koͤnigliche Oberſten mit vielem Volcke; Der dritte Volhard kam mit groſſer Noth auff der Flucht darvon. Dieſe Niderlage erſetzete Koͤnig Carolus bald / vnd brachte es endlich dahin /A. C. 787. dz Wittekind der Sachſen Koͤnig im Jahr dcclxxxvij. ſich taufen ließ / vnd dem Aberglaubiſchen Heyden - thumb entſagete. Alſo ward nun endlich alle Macht der Francken vnd Sachſen wider die Slaven gewen - det / wie wir hernach vermelden wollen.

Vnter -157Vom alten Wendiſchen Pommerlande.

Vnter deſſen / daß die Teutſchen / Frantzoſen / ja20. Zech ein Cros - tier richtet in Boͤhmen ein Reich vnter den Slaven an / eben wie ſein Bruder Lech in Polen thete. Doch wird in der Hiſtoria dieſer beyden Bruͤder vnglei - cher Bericht gegeben. auch die Jtaliener ſelbſten / mit den Slaven zuthun hetten / iſt Zech in Boͤhmen / vnd Lech in Polen / zu Koͤniglicher Wuͤrde erhoben worden / von welchen die Boͤhmiſche vnd Polniſche Chronicken viele zuſa - gen wiſſen / aber mit ſehr vngleichem Bericht. Sie vermelden / daß ſie Bruͤder geweſen / aus Croatia oder der Crabater Land buͤrtig / vnd das ſie von dan - nen durch Hungern vnd Maͤhren in Boͤhmen kom - men ſeyn: Da dann Zech ein new Reich angerichtet / vnd von ſeinem Nahmen ſeine Leute die Ziecher / daß ſind die Boͤhmen / genennet habe. Lechus aber ſeyCromerus, Du - brav. Hagec. Vapov. Guagniu. Neugeb avv. in Hiſt. & Avnal. Polon. weiter gegangen / vnd habe an vnd vber der Weyſſel ſich geſetzet / vnd allda auch ein Koͤnigreich geſtifftet / von deme die Polacken / als die des Lachen oder Le - chen Nachkoͤmlinge ſeyen / jhren Nahmen ſollen ent - pfangen haben. Weßwegen dann auch die Muß - kowiter vnd Hungern ſie nicht / wie wir Polacken / ſondern Lacſer / oder Lengel / oder Lechel nennen / wie Cromerus meldet. Sonſten nennet man ſie Polen / von der ebene jhres Landes / die auff Slavoniſch Po - le heiſſet / eben wie wir Pommern von jhnen Pomorſi / als die beym Meer liegen / genennet werden.

Wie aber gemelter Zechus vñ Lechus aus Cro - atien gekommen ſeyn / iſt bey den Polen ſo wol / als bey den Boͤhmen noch im Streite. Etliche meinen / ſie ſeyn aus jhrem Vaterland fluͤchtig geweſen / weil ſie einen Mord begangen / vnd deſſentwegen / die Straf - fe zuvermeiden / ſich aus dem Staube gemachet ha - ben. Aber da reiten ſie auff zweyen hauffen: Etliche ſagen / ſie haben ein maͤchtig Volck mit herauß ge -D d iijfuͤhret:158Das Ander Buch /fuͤhret: Andere meinen / das fluͤchtigen Leuten nicht viele Volckes folgen pflege. Wiederumb ſind ande - re / die haltens dafuͤr / ſie ſeyen auff Anfoͤrderung der Boͤhmen vnd Polen herauß gegangen. Noch ande - re / als Dubravius / meinen / daß da ſie in Boͤhmen gekom̃en waren / vnd ſahen / daß das Land gar nicht bewohnet / ſondern wegen der vielen Teutſchen Zuͤge erleeret / vnd die Slaven / mit denen ſie einerley Spra - che redeten / drinnen mit guten Geſetzen nicht gefaſſet weren / ſie die hin vnd her verſtreweten Leutlein mit guten gelinden Worten beruffen / vnd ſie beredet ha - ben / das ſie / wie andere Voͤlcker / einen Fuͤrſten oder Koͤnig vber ſich erwehlen ſolten. Woruͤber denn Ze - chus / wie ſie ſagen / Koͤnigliche Ehre erlanget hat / vnd iſt ſeinem Bruder Lecho behuͤlflich geweſen / das er mit gleicher Manier in Polen die Leute ſich vnterthan machete. Vnd ſolches / ſaget Vapovius / ſey geſche - hen ſechſtehalb hundert Jahr nach Chriſti Geburt. A. C. 550Hagecus aber meinet / es falle ins ſiebendhalb hun - derſte Jahr.

Dubravij vñ Hageci Meinung iſt wol die beſte. Dann es laͤſſet ſich aus allen Vmbſtaͤnden anſehen /A. C. 640. au[t]. 650. das erſtlich im Jahr dexl. oder del. Boͤhmen vnd Po - len einen Fuͤrſten oder Koͤnig angenommen haben. Zuvor / wie aus den Alten Scribenten dargethan iſt / hat die Slavoniſche Nation / als ein Frey Volck / kei - nen Koͤnig vber ſich gehabt. Nur die Rugianer allein / haben nach Teutſcher Manier mehr die Monarchey vnd Regiment / ſo von einem verwaltet wird / als die Ariſtocratey oder Democratey / da viele / oder wol das gantze Volck ins gemein regieret / beliebet.

Durch158[159]Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Durch ſolche gar zu groſſe Freyheit aber der Sla - voniſchen Nation iſt viele Vnordnung vnd Vnweſen eingeriſſen: Vnd haben Zechus vnd Lechus / da ſie / als verſtaͤndige Herren ſolches den Boͤhmen vnd Polen vnter Augen ſetzeten / leichtlich die Gemuͤter dahin bringen koͤnnen / daß ſie mit gewiſſen Geſetzen ſich faſſen vnd binden lieſſen.

Das aber Lechus vnd Zechus ein ſolch groß21. Pommern iſt nie vnter Lecht Gebiet gekom - men. Land beherꝛſchet habe / als jetzund die Cron Polen / vnd dz Koͤnigreich Boͤhmen / in ſich begreiffen / wird Niemand meines erachtens ſagen koͤnnen. Vnd ob wol etliche der Polniſchen Scribenten vorgeben / das Lechus auch vber die Pom̃eren vnd Mechelburger ein Herꝛ ſey geweſen / ſo iſt doch das durch keinen einigen Grund zubeweiſen / ſondern iſt vielmehr alle demſel - bigen zuwider / was wir zuvor vermeldet haben / vnd wz wir noch vermelden werden. Ja es ſagen die Po - len ſelbſt / dz / als Lechus geſtorben iſt / kein Koͤnig jhme in der Regierung gefolget ſey / ſondern dz xij. Palatini oder Waywoden erwehlet ſeyn / denen die Verwal - tung des Regiments iſt anvertrawet worden. Vnd dieſe Regierung der xij. Woywoden hat gewehret biß ans dcc. Jahr Chriſti / vnd haben vnſere PommerenA. C. 700. mit jhnen gar nichtes zuthun gehabt / ſondern fuͤr ſich jhre Dinge verwaltet / vnd bey jhnen giengen die Wil - zen oder Loytzer allgemach fort / vnd kamen in die Marcke biß an die Havel vnd Elbe / vnd waren da - ſelbſt bey Wilſenach biß zun zeiten Caroli des Groſſen ſehr maͤchtig.

Vnter deß kompt in Polen ein newer Fuͤrſt auff /22. Ein Teutſcher PommeriſcherFuͤrſt mit Nahmen Cracus / von welchem die Stadt Cra -kow160Das Ander Buch /Fuͤrſt Rutiger buhlet vmb das Polniſche Fraͤw - lein Venda. Kommen aber beyde druͤber pmbs Leben.kow ſol gebawet ſeyn. Dieſer ließ zweene Soͤhne Cracum vnd Lechum / vnd eine Tochter Vendam nach ſich. Der Juͤngſte Bruder Lechus wil dem Elteſten das Fuͤrſtenthumb nicht goͤnnen / vnd bringet jhn auff der Jagt meuchelmoͤrdiſcher weyſe vmb / der meinunge / dadurch die Regierũg auff ſich zu bringen. Aber die Polen wollen keinen Brudermoͤrder vber ſich haben / vnd geben das Regiment Venda / dem Fuͤrſtlichen Fraͤwlein. Vmb dieſelbe bulete ein Teut - ſcher Fuͤrſt in der Nachbarſchafft / mit Nahmen Ru - diger / oder wie Cromerus jhn nennet / Rotigar. Aber ſie wolte lieber Princeſſin alleine ſein / als eines Prin - tzen Weib genant werden / ſchlug jhme die Ehe abe / vnd ließ die Legaten / ſo er an ſie ſpedieret / mit ſolcher Antwort von ſich. Daruͤber ergrimmet der tapfere Held Rudiger / bringet ein anſehnlich Heer auff die Beine / vnd faͤllet in Polen ein. Venda das Fraͤwlein zeucht jhme entgegen / vnd hatte heimlich dieſes Ge - luͤbde gethan / ſo ſie obſiegen wuͤrde / das ſie ſich jhren Goͤttern zun Ehren in jhrer Jungfrawſchafft auff - opffern wolte. Als aber beyde Heer in der Ord - nung gegen einander hielten / duͤncket es den Teut - ſchen ſchimpflich zu ſein / wider ein Weib vmb Liebe willen das Schwerd zuzucken / vnd halten bey jhrem Fuͤrſten Rudiger an / er moͤge ſich eines beſſern be - dencken. Aber Zorne vnd Liebe ſind ſo vngehalten bey jhme / das er ſein eigenes Schwerd ergreiffet / vnd daſſelbe ſich ins Hertze drucket. Alſo ziehen die Teutſchen vnd Polen von einander / vnd machen ei - nen newen Bund vnter ſich. Venda aber iſt einge - denck jhres Geluͤbdes / vnd da ſie anheimb kompt / vndgleich -161Vom alten Wendiſchen Pommerlande. gleichſam im Triumpff von den Jhrigen begleitet wird / ſpringet ſie von der Bruͤcken in die Weyfſel / vnd begehret nicht zu leben / nach deme fich jhrent - halben ein tapffer Held vmbs Leben gebracht hette. Vnd alſo kompt das Regiment in Polen abermahlen auff die xij. Waywoden oder Palatinos.

Wenn ich bey dieſer Hiſtorien meines Hertzen grund ſagen ſol / ſo beduͤncket mich / das gemelter Ru - diger ein Wandaliſcher oder Rugianiſcher Pommer - ſcher Fuͤrſte geweſen ſey / vielleicht aus der alten Ruti - clier Geſchlechte. Dann wo waren ſonſt daß mahl Teutſche Fuͤrſten / die Nachbawren der Polen waren? Die Schwaben / Francken / Sachſen / Thuͤringen / Beyern / ſaſſen mitten in Teutſchland / vnd konten ſchwerlich ein Heer durchbringen / daß ſie in Po - len fuͤhreten. Marck / Mechelnburg / vnd ein groß Theil der Pommeren war mit den Wenden beſetzet. Aber allein die Rugianer hatten einen Koͤnig vber ſich / ſaget Helmoldus; Das waren aber alte Wan -Helm. lib. 1. Chron. Slav. daliſche Pommeren / vnd hetten nur nicht allein die Jnſul Ruͤgen ein / ſondern jhre Gewalt erſtreckete ſich auch in ein groß Theil des feſten Landes. Vnd vn - ter ſolchen Ruͤgianiſchen Fuͤrſten / wird Ratzlaff in - ſonderheit zu dieſer Zeit genennet / welcher im Jahr dcclxxviij. ſeine Tochter Weyßlaff / oder wie ſie etlicheA. Ch. 77〈…〉〈…〉. nennen / Gunhildam / Warnecken einem Saͤchſiſchen Hertzog zur Ehe gegeben hat. Hierauß vermer - cken wir / das auch daßmahl die Rugianer Teutſche Nahmen beybehalten haben / vnd mit der andern Teutſchen Nation in gutem Vertrawen geſtanden ſeyn.

E eMitler162Das Ander Buch /
23. Die Polen er - wehlen Primis - laffen aus ei - nem geringen Stande zum Fuͤrſten vber ſich. Aber der hat nichtes mit den Pommern zuſchaffen. Neugenbavv. l. 2. hiſt. Polon. A. C. 760.

Mitlerweile warden die Polen abermahlen des Waywodiſchen Regiments vberdruͤßig / vnd erweh - leten auffs newe im Jahr dcclx. Primißlaffen / einen Goldſchmid / einen vernunfftigen klugen Mann / zum Fuͤrſten / weil ſie durch ſein Angeben die Hungern vnd Maͤhren / die jhnen ins Land gefallen wahren / vberwunden / vnd zuruͤcke getrieben hetten. Dann er hatte viele Helme vnd Schilde gemachet / vnd ſie alſo an die Baͤume geſtellet / das ſie einen Schein ei - nes groſſen Heeres von ſich gaben: Woruͤber die Feinde erſchrocken / die Flucht gegeben / vnd der Po - len Land gereumet haben. Das war nun die Vrſa - che / warumb ſie aus einem geringen Stande den Pri - mißlaff zum Fuͤrſtenthumb erhoben / vnd jhn hin - fort nicht Primißlaff / ſondern Leſcum geheiſſen ha - ben. Das er aber vber Pommern regieret habe / das findet man nirgends.

24. Carolus Ma - gnus fuͤhret wi - der die Pomme - riſche Wilzen an der Elbe Kriege / nimbt Brandenburg ein / verjaget die vnglaubige Sachſen / ſtret - tet wider Den - nemarck: Kan aber weil die Pommerſche Wilzen Gott - friden dem Koͤ - nige aus Den - nemarck beyſte - hen / nichtes außrichten.

Sonſten findet man beym Cranzio vnd ande - ren / das Carolus der Grofſe / ehe er iſt Roͤmiſcher Kaͤyſer geworden / vmbs Jahr Chriſti dcclxxxix. als er Wittekindum / der Sachſen Koͤnig / mit groſſen Kriegen zur Tauffe gebracht / vnterſchiedliche Zuͤge mit ſeinen Francken oder Frantzoſen wider die Pom - meriſche Wilzen / ſo ſich nunmehr an die Elbe mache - ten / vnd allenthalben vnter Koͤnig Ariberto oder Ehrenbrecht groſſen Schaden thaten / fuͤrgenom - men habe. Er hat zwo Bruͤcken vber die Elbe ge - ſchlagen / vnd die Wilzen / vnd vnter jhnen die Aiſten oder Oſten / ſo noch dasmahl am Balthiſchen Mee - re wohneten / hefftig verfolget. Jn dieſem Wilzi - ſchen Wendiſchen Kriege ſtuͤnden die Obotriter oderMeche -163Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Mechelenbuͤrger / denen Koͤnig Carolus ein Theil vonGranz. lib. 2. Vand. c. 23. Annal. Fuldenſ. & Franc. Regino lib. 2. Eginhardi vita Carol M. Urſperg. & B. Rbenan. in vita Carol. Hollſtein verehret hette / auff der Francken ſeyten. Drumb drang Koͤnig Carolus durch / vberwand in einer Feldſchlacht Wilzam / oder wie jhn andere nen - nen / Wizand der Wilzen Fuͤrſten / namb die Stadt Brandenburg hinweg / vnd gab ſie den Harlungern ein / welche aus einem vornehmen Geſchlechte aus Elſas oder Brißgaw waren / vnd davon noch anjetzo der Harlungerberg vor Brandenburg den Nah - men behelt. Vnd dieſe haben bemelte Stadt bey hundert Jahren innen gehabt / ehe ſie von den Sla - ven haben wiederumb daraus koͤnnen gehoben wer -A. C. 789. den. Weil aber die Obotriter oder Mechelnburger es in dieſen Kriegen mit den Francken hielten / als ha - ben ſich die Sachſen / ſo den Chriſtlichen Glauben entweder verworffen / oder nie angenommen hetten /Sigebert. in Chrõ. ad ann. 796. G. Fabric. l. 1. Sax. ad an. 795. 796. 797. vnter Draſicone einem newauffgeworffenen Obri - ſten / wider ſie ſehr geſtaͤrcket / ſie in jhrem Lande vberfallen / vnd im Jahr dccxcv. Willung jhren Koͤ - nig / oder wie jhn Schaffnaburgenſis nennet / Wi - thar erſchlagen. Derowegen machete ſich Koͤnig Carolus alsfort mit einem maͤchtigen Heere noch eins auff die Beine / trieb die vnruhige Heydniſche Sachſen gewaltig ein / vnd welche jhren Nahmen nicht wolten Chriſto geben / oder ſich tauffen laſſen / die ließ er ſich davon machen / vnd innerhalb Mon - des friſt das Land reumen.

Nach ſolchen Saͤchſiſchen / Maͤrckiſchen / vnd Pommeriſchen Kriegen / hat Carolus der Groſſe ſichA. C. 810. wider die Daͤhnen zu Felde begeben: Aber Koͤnig Gottfried verwehrete es / das er nichts ſonderlichesE e ijaus -164Das Ander Buch /Erici Reg. Dan. & Duc. Pom. biſtor. narr at. Pontan. l. 4. hiſt. rer. Dan. p. 93. Chron. Alberts Abb. Stad. ausrichtete / ſondern wieder zu ruͤcke ſich begeben mu - ſte / ſprach auch folgendes die Schweden / Daͤhnen vnd Norwegen mit ſich auff / fiel im Jahr dcccx. mit einer groſſen Schiffs Armee in Frießland / vnd ſetze - te daſſelbe in Contribution / verwuͤſtete das gantze Sachſen Land / vnd inſonderheit Hamburg / das - mahl Hohenburg genant / an der Elbe / kam auch biß an Mechelenburg / nam davon ein groß Theil hinweg / verjagete Traſchonem der Obotriter Fuͤr - ſten / vnd Gottlieben / einen andern Fuͤrſten / bekam er mit Liſte in ſeine Gewalt / vnd ließ jhn erhencken / vnd warff ein groß Theil Mechelenburg vnter ſich. Obge - dachter Traſcho hat zwar mit huͤlffe der Sachſen ſein Land wiederumb erobern wollen / vnd iſt in der Wil - tzen oder Pommern Land gekommen / vnd hat Sa - melding eine groſſe Stadt gewonnen. Aber er iſt druͤber Koͤnig Gottfrieden aus Dennemarck in die Haͤnde gerathen / vnd von jhme erſchlagen worden. Vnd die Wiltzen giengen weit biß an die Elbe hinan / erſtiegen Hochbock die Stadt / da Fraͤnckiſche Be - ſatzunge innen war. Vnd Koͤnig Gottfriede war gar entſchloſſen / weil er ſie auff ſeiner Seyten hette / mit Carolo dem Groſſen ein Treffen zu wagen. Aber er ward von ſeinem Diener / oder / wie Eginhartus ſa - get / von ſeinem eigenen Sohne ermordet / vnd iſt alſo Carolus / laut ſeines eigenen Bekentnuſſes / eines groſſen Feindes entlediget geworden. Nach Gott - frieden regierete in Dennemarck Koͤning Hemming oder Henning. Derſelbige machete mit Carolo Frie - de / vnd trat jhme die abgenommene Orter gutwillig ab. Darumb machete ſich Carolus auffs newe an die Wiltzen / vnd brachte ſie zum Gehorſamb.

Als165Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Als Carolus Magnus im Jahr dcccxiv. ver -25. Ratibor vñ M[i -]roslaff zweene Pommeriſche Fuͤrſten zaucken fich vmb die Re - gierung vnd er - wehlen Kaͤyſer Ludovicum 1. zum Scheides - Mann. Granz. lib. 2. Vand. c. 24. Uſperg. & Sige - bert. & Abbas Stadenſ. ad ann. 823. Mich. Ritius in vita Ludovici. Gaſſar. in Epit. hiſt. & Chron. Sext. æc. A. C. 814. ſtarb / vnd ſein Sohn Ludewig der fromme / der her - nach das Ertz Biſchoffthumb Hamburg ſtifftete / welches endlich nach Bremen verleget iſt / zum Kaͤy - ſerthumb gelangete / ſind zween Wendiſche vnd Wil - tziſche Fuͤrſten der Sidiner / Miroßlaff vnd Ratibor / die andere / als Abbas Stadenſis / Milegaſt vnd Ce - leadrog nennen / des Luͤbiths Soͤhne / welcher ein Fuͤrſt der Wiltzen / zun zeiten Caroli des Groſſen / ge - weſen iſt / wegen der Regierung mit einander vneins geworden. Solche ſtelleten ſich beyde zu Franck - furt / da dasmahl ein Reichstag gehalten ward / bey Kaͤyſer Ludewig vor Gericht / vnd nahmen jhn zum Scheides Wañ an. Derſelbe machete auch den Auß - ſpruch / ob ſchon der Vater dem Elteren die Regie - rung in ſeinem letzten Willen anvertrawet hette / das dennoch / weil die Vnterthanen wegen des Elteſten Vntuͤchtigkeit lieber den Jungen begehreten / der Eltere Miroßlaff dem Juͤngeren Ratiborn weichen / vnd mit einem gewiſſen Orte des Landes zufrieden ſein ſolte: Vnd ließ ſie alſo mit Geſchencken von ſich.

Hiebey hat auch Kaͤyſer Ludewig Gelegenheit26. Evangelium wird in Ruͤgen zun Zeiten Lu - dovici 1. des Kaͤyſers gepre - diget. bekom̃en / das Evangelium vnd den Chriſtenthumb vnter die Pommeren / vnd inſonderheit vnter die Ru - gianer / zubringen. Vnd hat etliche Muͤnche auffs dem Cloſter zu Corvey / das er an dem Weſerſtrom geſtifftet hatte / biß in die Jnſul Ruͤgen abgeferti - get / die allda einen guten Anfang des ChriſtlichenHelm. l. 1. Slav. Chron. c. 2. & l. 2. c. 12. Glaubens gemachet / vnd eine Kirche zun Ehren Sanct Viti / welchem Heiligen das CorveyiſcheE e iijCloͤſter166Das Ander Buch /Crantz l. 2. Vand. c. 25.Cloͤſter zum Patronen hat / weil er da begraben lieget / erbawet haben. Als dieſen guten Fortgang des Ev - angelij Kaͤyſer Ludewig vernam / hat er den Rugia - nern den zuvor aufferlegeten Tribut erlaſſen / mit dem bedinge / das ſie denſelben S. Vito / vnd dem Cloſter zu Corvey liefern ſolten.

27. Geſtimulus ein Fuͤrſt der Ru - gianer wird von Lothario 1. dem Kaͤyſer erſchla - gen / vnd die Jnſul Ruͤgen S. Vito vereh - ret / darin her - nach Suantovit an ſtat des le - bendigen Got - tes iſt verehret worden.

Aber das die Rugianer ſich wenig daran gekeh - ret / ſiehet man aus einer Verſchreibung / ſo zu Aach im Jahr dcccxliv. den xx. Martij auff gerichtet iſt / dar - in Kaͤyſer Lotharius Ludovici Sohn die Jnſul Ruͤ - gen dem Cloͤſter zu Corvey zu Gottes vnd vnſers Er - loͤſers / vnd S. Stephani Ehren verehret. Jn ſol - chem Briefe iſt zufinden / das / als er in einem harten Streite wider die Rugianer vnd jhren Fuͤrſten Geſti - mulum ſich befunden / vnd ſehr bedrenget geweſen / er S. Vito ein Geluͤbd gethan habe / ſo er ſiegen wuͤr - de / das er alles / was er damit erſtreiten wuͤrde / jhme geben vnd zueigenen wolte. Weil er derowegen in dem harten Treffen Geſtimulum mit vielen andern vornehmen Officierern erſchlagen / vnd alle feſte Or -A. C. 844. ter der Jnſul Ruͤgen einbekommen hette / als hat er dieſelbige dem Abt / vnd ſeinen Succeſſoren in dem Cloſter zu Corvey geſchencket vnd verehret.

Hiebey mercke man nun / was es fuͤr eine Er - gernus vnd vnchriſtlich Werck ſey / wenn man neben dem wahren Gotte auch andere Patronen auffwirfft. Denn die Rugianer / denen nebenſt Chriſto S. Vitus geprediget war / verlaſſen endlich den HErren / vnd behalten den Diener: Fallen vom Chriſtlichen Glau - ben wieder ab / jagen die Prieſter aus dem Lande / vnd behalten das Gedaͤchtnus S. Viti bey / vnd nennendenſel -167Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. denſelben hinfort Svantovitum: Achten jhn bey ccl. Jahr fuͤr den Obriſten GOtt / der alles regieret / opfern jhme nicht allein Rinder vnd Schaffe / ſon - dern auch Chriſtenblut / vnd bringen dieſen newen Abgott in ſolchen beruff / daß die gantze WendiſcheHelm. l. 2. Chrõ - Slav. c. 12. Nation biß an Holſtein hinein jhme Jaͤhrlichen Tri - but vnd Zinß zuſandte / wie Helmoldus zeuget.

Ehe dieſes alles geſchahe / haben ſich auch die28. Die Mechelbur - ger vnd andere Wenden wehren ſich tapffer wi - der die Sachſen / vnd wider Lude - wig den Koͤnig in Germanien. Aventinus in annal. Boj〈…〉〈…〉 Obotriti oder Mechelenburger vom Kaͤyſer Ludo - vico Pio / deme ſie bißher gehorſamet / loßgeriſſen / vnd ſich zun Normaͤnnern geſchlagen / die das Reich daßmahl anfiengen anzufallen. Jhre Fuͤrſten ſind geweſen Celeadrogus vnd Slaomir. Celeadrogus iſt bald verſtorben. Slaomir aber ſein Bruder hat ſich tapfer gewehret / biß er durch die Sachſen / die dieſen Mechelburgiſchen Krieg zufuͤhren auff ſich nahmen / iſt gefangen / vnd zum Kaͤyſer nach Aach ge - fuͤhret worden. Gleichwol lieſſen die Mechelnburger nicht nach / ſondern wehreten ſich lange / inſonderheit weil die andere Wenden jhnen beyſprungen / biß endlich Ludovicus / Kaͤyſer Lotharij Bruder / der das Koͤnigreiche in Germania fuͤhrete / ſie erſtlich ſelber mit einem Heere vberzog / hernach auch Ludewig ſei - nen Sohn / wider ſie vnd die ſaͤmptliche Slavonier oder Wenden / die ſich zuſammen thaten / außſandte. Jn dieſen Kriegen wird Raſtitz der Slaven Koͤnig oder Fuͤrſte genant / welchen gemelter Koͤnig in Ger - manien Ludewig hat gefangen bekom̃en / vnd jhme beyde Augen außſtechen laſſen / weil er den mit jhme zuvor auffgerichteten Bund verlaſſen hette. Son - ſten finde ich zu dieſer Zeit einen Maͤhriſchen Koͤnigoder168Das Ander Buch /oder Fuͤrſten Ratißlaff / welcher auch von Koͤnig Lu - dewig iſt gefangen / geblendet / vnd in ein Kloſter ge - ſtoſſen worden. Ob einer nun wol meinen moͤchte / das Raſtitz der Slaven Fuͤrſte / eben dieſer Maͤhri - ſche Ratißlaff ſey / ſo ſind es doch vnterſchiedliche Nahmen / vnd wird Raſtitz ein Koͤnig der Slaven / die an der Elbe Oſtwerths wohnen; Ratißlaff aber / ein Koͤnig vber die Maͤhren genennet.

29. Die Polniſche Scribenten ha - ben wenig Grũd wann ſie ſagen / daß das gantze Land von der Weyſſel biß an die Elbe vor 900. Jahren jhren Koͤnigen ſey vnterworf - fen geweſen / vnd dz die Fuͤr - ſten in Mecheln - burg vnd Pom - mern ſollen von Vnechten Kebs - weibern Popieli gezeuget ſeyn.

Da nun alſo die Vor Pommeriſche nebenſt den Mechelenburgern mit den Roͤmiſchen Kaͤyſern vnd Teutſchen Koͤnigen zuthun haben / finden die Hin - ter Pommeriſche Caſſuben auch newe Feinde in Po - len. Welches ehe ich außfuͤhrlich darthue / mus ich mich vber etliche Polniſche Scribenten hoͤchlich ver - wundern / die jhren Fuͤrſten / ſo von Primißlaffen / oder Leßco dem Erſten biß an Piaſtum bey lxxx. Jah - ren regieret haben / ſchon ſolche Macht zuſchreiben / als wenn ſie vber gantz Pommeren / Ruͤgen / Marck / Mechelenburg / Laußnitz / Sorabiam oder Meiſſen / biß an Magdeburg hinan / zugebieten gehabt hetten. Dann ſie vermelden / das Leſcus der Dritte aus ſei - nem Ehelichen Weibe Popielum / vnd aus Vnechten Kebsweibern xx. andere Soͤhne gezeuget habe. Po - pielo ſagen ſie / habe er im Jahr dcccxv. nach ſich die Crone in Polen beſcheiden. Aber den anderen ha - be er die andere gemelte Laͤnder außgetheilet / mit dem bedinge / das ſie Popielo den Huldigungs Eyd leiſten ſolten. Vnd alſo ſey Boleßlaff / Barnim / Bog -A. C. 815. dal vber Pommeren geſetzet; Vratißlaff vber das Land zu Ruͤgen / welches ſie aus Vnwiſſenheit Meiſ - ſen nennen. Caſimir vnd Vladißlaff vber Caſſuben:Otam /169Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Otam / Pribislaff / Ziſemar / habe die Laußnitz bekom - men: Jaxan vnd Semian / Sorabiam: Ziemovitus vnd Ziemovislus die Marck Brandenburg: Vißi - mirus / Mechelenburg: Vitzlaff Magdeburg: So - bißlaff Dalenburg. Vnd von dieſen ſollen nach jhrer Meinung nicht allein die Pommeriſche Fuͤrſten / ſon - dern auch Pribißlaff / der Stam̃ jetziger Hertzogen aus Mechelenburg / herkommen ſeyn. Aber alle die - ſem Vorgeben widerſprechen alle Hiſtorien / welche von keiner Gewalt der Polen wiſſen / die ſich vmb die Zeit biß an die Elbe vñ Havel erſtrecket habe. Dann ob wol die Slavoniſche vnd Wen diſche Nation ſich weit ausbreitete / vnd nicht alleine biß an die Elbe vnd Havel / ſondern auch gar biß an die Sale gelan - gete / ſo ſind doch ſolche Wenden / die ſich in Teutſch - land niederlieſſen / niemahln vnter Polniſch Gebiet gekom̃en. Ja da ſie ſchon eines Theiles mit der Zeit Fuͤrſten vber ſich zuſetzen anfiengen / waren ſie nich - tes minder freye Leute / wuſten von keinem allgemei - nen Koͤnige / wie wir zuvor aus Helmoldo angezogen haben / vnd geſtunden den Polniſchen Fuͤrſten oder Koͤnigen keine Bottmeßigkeit. Das iſt vnleugbar / das die Ruͤgianer vnd Mechelenburger / wie auch zum Theil die Stetiniſche Pommeren / ſchon zu die - ſen Zeiten Fuͤrſten vber ſich gehabt haben / derer etli - che von vns droben genennet ſeyn. Wie hat den Le - ſcus dieſelbige abſetzen / vnd ſeine Baſtarten an jhre Statt bringen koͤnnen? Sind dann die tapfere Ru - gianer nebenſt den Edelen Wiltzen vnd Loytzern / vnd den andern Nationen fort ſo willig geweſen / das ſie eben vnaͤchte Baſtarten zu Regenten annahmen? F fWelche170Das Ander Buch /Welche ſich Kaͤyſern vnd Koͤnigen widerſetzen doͤrf - ten / haben die nicht eins wieder ſolches anmuthen Leſci vnd Popieli mucken muͤſſen? Carolus der Groſ - ſe hat eben zu der zeit / da Leſcus der dritte lebete / mit den Daͤhnen ſich vmb Mechelenburg vnd Pom̃eren geſchlagen / vnd ſind die Kriege drin vorgegangen / die wir droben erzehlet haben. Wie hat denn Le - ſcus ſolche Laͤnder vnd andere Provincien / da er nie - mahln einen Fuß hinein geſetzet hat / verſchencken vnd vergeben koͤnnen? Doch diß wollen wir alles hin - dan ſetzen / vnd nur hoͤren / was Cromerus / vnd an - dere Polniſche Geſchichtſchreiber / weiter von den xxj. Baſtarten jhres Koͤniges Leſci vorbringen.

Crom. Neuge - bavv. Guagni - nus & alii Hiſt. Polon. A. C. 830.

Als Popielus Leſci Sohn nach xv. Jahren ſei - ner Regierung verſtarb / iſt Popielus des Nahmens der Ander im Jahr dcccxxx. zur Regierung gekom - men / vnd weil er ein Vnkeuſcher / Geyler / Gottloſer Menſch war / hat er aus anregung ſeines Weibes al - le ſeine Vater Bruͤdere / derer xx. ſollen geweſen ſein / zu ſich erfordert / ſie mit Gifft getoͤdtet / vnd iſt druͤber von GOtt dermaſſen geſtraffet worden / das er mit ſeinem Weibe vnd zweyen Soͤhnen von den Maͤuſen im Schloß Crußvitz iſt gefreſſen worden. Vnd drauff iſt ein geringer / doch frommer Buͤrgersman zu Crußvitz / mit Nahmen Piaſtus / zum Regiment erhoben worden. Haben dann die ſaͤmptliche Nach - kommen Popieli des Elteren / welche die Marck / Pom - meren / Mechelenburg / Laußnitz vnd ein groß Theil von Sachſen eingehabt / wie ſie ſagen / dieſem Buͤr - gersman alsfort gehuͤldiget? Oder ſo die Polen ſie / weil ſie aus Baſtarten gebohren waren / nicht anneh -men171Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. men wolten / wie Neugenbawerus ſaget / haben dann dieſelbige / ſo maͤchtige Fuͤrſten waren / alſo leichtlich einem geringen Manne einen Huldigungs Eyd ge - leiſtet? Mir kompt alles in dieſem Dinge verdaͤch - tich vnd vngereimbt fuͤr. Doch wolte ich ſolches nicht hieher ſetzen / wenn nicht etliche Polniſche Scri - benten / vnd vnter jhnen Gnagninus vnd Cromerus / die loͤbliche Fuͤrſten von Pommeren von den ver - meineten xx. vnaͤchten Soͤhnen des Popieli herfuͤh - reten.

Sonſten gebe ich wol nach / das / wie Cromerus30. Ziemovi Piaſti Sohn krieget wider die Hin - ter Pommeren: Richtet aber nichts aus. Vnd hernach bleiben die Pommeren lange Zeit von den Polen vn - angefochten. ſaget / gemeltes Piaſti Sohn Zimovitus / als er nach dem Vater zum Regiment gekommen iſt / wider die Caſſuben vnd Hinter Pommeren einen Krieg ange - fangen habe. Aber wie derſelbe ſey abgelauffen / iſt beym Cromero vnd Neugenbawero befindlich. Er hette / ſagen ſie / die Pommeriſche vnd Caſſubiſche Fuͤrſten / Popieli Neffen / ſo von ſeinem Vater abge - fallen waren / vnd ſich mehr mit des Landes Gele - genheit / als mit Kraͤfften ſchuͤtzeten / wie jhnen zu re - den geliebet / endlich bezwungen / wann er nicht ver -A. C. 870. ſtorben were. Woher wiſſen ſie das aber / das es wuͤrde geſchehen ſeyn? Wie / wann es dann nicht geſchehen were? Vnd warumb lieſſen die folgende Fuͤrſten in Polen / als Leſcus ix: Ziemonißlaus / vnd Micißlaus die Pommeren / die geringe in jhren Au - gen waren / in jhrer Freyheit bleiben / wann ſie zu jhrem Gebiete gehoͤreten?

F f ijOb172Das Ander Buch /
11. Die Pom̃eren / wie auch andere Slavonier / neh - men nunmehr / da ſie von den Teutſchen Kaͤy - ſern angefoch - ten werden / Fuͤrſten vber ſich.

Ob nun wol alſo / wie gemeldet / in Hinter Pom - meren ſich auch Polniſche Kriege wider die Pomme - ren anſtrengeten / ſo ſind ſie doch fuͤr dißmahl bald geſtillet worden. Dann die Slavoniſche Wendiſche Nation in der Marck / Mechelenburg / Maͤhren / Meiſ - ſen / Pommeren / Schleſien / Polen / Boͤhmen ſahe / wie die Roͤmiſche Kaͤyſer vnd die Teutſche Voͤlcker auff ſie herein drungen. Derowegen war es jhnen nicht rathſamb / daß ſie ſich einander verfolgeten. Ja was die Roͤmiſche Kaͤyſer den Slaven in Mechelen - burg / Marck vnd Pommeren anmutheten / das jhnen nemlich gewiſſer Jaͤhrlicher Tribut erleget wuͤrde / daſſelbige / laut vieler alten Teutſchen Chronicken / iſt auch den Boͤhmen vnd Polen auffgebuͤrdet worden. Vnd wie die Rugianer nach Helmoldi Gezeugnus von anfang durch Fuͤrſten ſind regieret worden: Wie auch Boͤhmen vnd Polen endlich gedrungen ſein / einen Fuͤrſten vber ſich zu ſetzen / (dann anfaͤng - lich ſind ſie nur alſo / vnd nicht Koͤnige geachtet /) Alſo haben die Mechelenburger / Pom̃eren / Maͤhren vnd andere Voͤlcker / da ſich die alte Teutſche Sprache bey jhnen ins gemein verlohr / vnd da nach Sla - voniſcher weyſe das Regiment bey der gantzen Ge - meine ſtand / auch es fuͤr Rathſamb geachtet / das ſie einen Fuͤrſten vber ſich erwehleten. Vnd dieſe Fuͤr - ſten hielten ſich gleich hoch. Der Boͤhmiſche muſte ſich nicht fuͤr einen Herren des Polniſchen achten / noch der Polniſche vber den Pommeriſchen / noch der Pommeriſche vber den Mechelenburger / noch einer vber den andern erheben.

Vnter -173Vom alten Wendiſchen Pommerlande.

Vnter deß regiereten nach Lothario das Roͤmi -32. Die vnglaͤubige Pom̃ern / Daͤh - nen vnd Hun - gern ſetzen faſt zngleich an die Chriſten in Sachſen vnd da herumb / vnd wird Hamburg / Bremen vñ an - dere Oerter vn - terſchiedliche mahl verwuͤſtet. ſche Reich in lxiij. Jahren noch ſieben Kaͤyſere / die aus Caroli des Groſſen Stam̃ entſproſſen waren / als Ludewig der Fromme / Carolus Calvus / Lude - wig der Stammelende / Carolus Craſſus / Ludewig der Vierdte des Nahmens / vnd Conradus / Ludovi - ci IV. Bruder Sohn / wie jhn etliche dafuͤr halten. Jn dieſer Zeit iſt nichtes beſonders von den Wiltzi - ſchen oder Pommeriſchen Wenden auffgezeichnet. Doch lieſet man / das / wie die Wenden vnter Carolo dem Groſſen / in Verbundnus der Daͤhnen / Ham - burg erſtmahls verſtoͤret haben / die Normaͤnner aus den Daͤhniſchen Jnſulen / zweiffels ohne mit der Wendiſchen Huͤlffe / eben dieſelbige Stadt xxxviij. A. C. 848.Jahr hernach vnter Kaͤyſer Lothario mit jhren Schiffen / die ſie die Elbe herauff fuͤhreten / angefal - len / vnd zum andern mahl verbrennet / vnd S. Peters Thumb Kirche in grund gebrochen haben. Als gleichwol die Chriſtliche Biſchofe / inſonderheit Ansgarius / der das Hamburgiſche vnd Bremiſche Stifft zugleich verwaltete / in wieder auffrichtung des Gottesdienſtes an ſolch einem wolgelegenen Or -G. Fabric. l. 1. rer. mem. Sax. te ſich hoͤchlich bemuͤheten / fielen die Wenden vnd Daͤhnen zum Dritten vnd Vierdten mahl im JahrA. C. 880. dccclxxx. vnter Kaͤyſer Ludewig dem Dritten / vnd xxviij. Jahr hernach vnter Ludewig dem VierdtenA. C. 908. die Stadt an / kamen abermahl mit Schiffen die Elbe hinauff / vnd hauſeten gar vbel mit den Chriſten / die ſie antraffen. Dißmahl ſtand es ſehr gefehrlich vmb die Sachſen vnd benachbarte Chriſten: Dann die Normaͤnner / vnter welchen die Norwegen / Schwe -F f iijden /174Das Ander Buch /den / Daͤhnen / vnd die an den Mechelburgiſchen vnd Pommeriſchen Vfern wohnen / zuverſtehen ſein / wurden gar maͤchtig / ſpieleten allenthalben Meiſter zur See / vnd ergriffen auch endlich einen feſten Sitz in Franckreich vnd Engelland / wie man ſolches in an - deren Buͤchern zuleſen hat. Auff der andern ſeyten fielen auch die vnglaubige Hungern in das Thuͤrin - giſche vnd Saͤchſiſche Land / vnd ob ſie wol allent - halben tapferen Wiederſtand funden / ſo hatten ſie doch die Wenden / die noch mit jhnen die Abgoͤtter ehreten / zum getrewen Beyſtand / vnd wie Adamus Bremenſis zeuget / fielen ſie vnter Kaͤyſer ConradoAdam. Brem. hiſt. Eccl. lib. 1. c. 46. Alb. Stad. Chrõ. ad A. C. 915. Bremen an / gewuñen ſie / vnd erſchlugen drinnen die Prieſter bey den Altaren / wurffen die Crucifix zu ſchei - teren / vnd zuͤndeten endlich alle Kirchen an. Gott aber / wie gemeldter Adamus ſchreibet / hat ein groß Vngewitter erreget / vnd die Schindele von den halb verbrandten Kirchen / den vnglaͤubigen Heyden vn - ter das Geſicht geworffen / das ſie davon flohen / vnd entweder im Waſſer erſoffen / oder jhren Fein - den zu theile wurden.

So bald aber Heinrich der Vogeler aus Saͤch - ſiſchem Gebluͤte zum Kaͤyſerthumb gelangete / vnd mit einem ſehr groſſen Siege die Hungern zum Ge -A. C. 919. horſamb brachte / hat er fort darauff ſeine Waffen wider die Wendiſche Nation / weil ſie den Hunge - ren wieder den Kaͤyſer Beyſtand geleiſtet / vnd den Harlungern die Stadt Brandenburg mit Gewalt wieder abgenoͤtiget hetten / mit groſſer Macht ge - wendet.

Erſtlich175Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Erſtlich hat er die Havellos oder Havellanos /33. Pommern / Me - chelenburg vnd Marck / weil ſig den Hungern wider die Teut - ſchen Beyſtand geleiſtet / vnd Brandenburg den Harlungern abgenommen hetten / werden hart von Hen - rico 1. bekrieget / vnd nach einer harten Nieder - lage zum Chri - ſtenthumb vnd Tribut gebracht. ſo nemlich an der Havel wohneten / hart angegriffen vnd jhnen die Stadt Brenneburg / wie alſo Witich - indus Brandenburg nennet / im harten Winter / da er vbers Eyß gehen konte / wie auch die Stadt Gran / oder wie ſie Witichindus nennet / Chietin abgewon - nen / vnd damit die Obotriter / Wiltzer / Havellaner / vnd Redarier / das iſt / die Mechelenburger / Maͤrcker vnd Vor Pommeren / genoͤtiget / das ſie jhme Tribut zugeben verſprachen. Weil er aber bald drauff mit den Boͤhmiſchen Kriegen zuthun hette / als griffen die Redarier / das ſind vnſere Vor Pommeren / nem - lich die Wiltzer vnd Loyzer / wie derumb zur wehre / fielen mit einem groſſen hauffen die Stadt Wallißle - ben an / erſtiegen ſie / vnd macheten alles drin nieder. VVitichind. lib. 〈…〉〈…〉geſt. Sax. p. 16.Drauff fiel die gantze Wendiſche oder Slavoniſche Nation vnter Koͤnig Mitzlao oder Miſitzlao / wie jhn Entzelius nennet / vom Kaͤyſer ab / vnd macheten ei -Crantz. lib. 3. Sax. c. 7. & lib. 2. Vand. c. 27. nen allgemeinen Auffſtand wieder jhn / kamen biß an Hamburg / vnd verſtoͤreten ſelbige Stadt auffs ne - we / in den Grund. Der Kaͤyſer aber vntergiebetAdam Brem. biſt. Eccl. c. 471. ſein Heer Hertzog Bernhard / von Luͤnenburg / vnd Hertzog Dithmaro. Dieſelbe belagern zu erſt dieG. Fabrie. lib. 1. rer. mem. Sax. ad A. C. 925. & 928. Stadt Lunckini oder Lineken / ſo am Balthiſchen Meere / oder wie Georgius Fabricius meinet / an der Elbe iſt gelegen geweſen. Des fuͤnfften Tages drauff kompt der helle hauffe der Wenden bey cc. tauſentEnzel. & Ange[l.]in Annal. March. Mann / meiſtentheils Fuß Volck / mit groſſem Schre - cken der Kaͤyſerlichen / an das Laͤger Hertzog Bernhardi / die belagerte Stadt zu entſetzen. Aber daruͤber entſtehet ein ſehr blutiges Treffen. Jn176Das Ander Buch /Jn demſelben thut die Kaͤyſeriſche Reuterey das be -Hel[m]. l. 1. Chron. c. 8. ſte / vnd bringet die Slaven in die Flucht / jaget ſie biß ans Meer / vnd die alſo mit dem Schwerdte nicht ge - toͤdtet wurden / ſind von Waſſer erſeuffet. Jn dieſer Feldſchlacht ſollen die Slaven vber cxx. tanſent Mañ verlohren haben / vnd iſt den Gefangenen kein Quar - tier gegeben / ſondern ſie ſind folgendes Tages nach der Schlacht alle hingerichtet worden. Darauff ſind die Obotriter / Havelaner / Stoderaner vnd Wil - tzen in Mechelenburg / Marck vnd Pommeren der - maſſen zum Gehorſamb gebracht / das ſie dem Kaͤy - ſer nicht allein tribut / ſondern auch ſich taͤuffen zulaſ - ſen zuſageten.

34. Der erſte Marg - graff von Bran - denburg Sieg - fried wird von Kaͤyſer Henrico 1. eingeſetzt.

Vmb dieſe Zeit hat gemelter Kaͤyſer Heinrich im Jahr cmxxvij. Siegfrid einen Graffen von Ringel - heim / ſeiner Gemaͤhlin Mechthildis Bruder / zum Erſten Marggrafen von Brandenburg gemachet vnd eingeſetzet / vñ dabeneben noch andere drey / oder wol vier Marggraffſchafften geſtifftet / eine in Schle - ſewick wider die Daͤhnen: Die andere in Meiſſen wider die Boͤhmen: Die dritte in Laußnitz wider dieA. C. 927. Polen: Die vierdte in Oeſtereich wider die Hunge - ren. Es hetten auch die Obotriter dißmahl des Kaͤyſers Schwerd ſchmecken muͤſſen / weil ſie etliche Prieſter vnd Kaͤyſerliche Hauptleute erſchlagen het - ten / wann ſie nicht durch eine anſehenliche Legation dargethan hetten / das die erſchlagene mit jhrem Fre - fel Geitz vnd Muthwillen zu ſolchem Mord Vrſach gegeben hetten.

35. Auff den erſten Thurnier / denKaͤy -

Als nun Kaͤyſer Heinrich ſich allenthalben Ru - he geſchaffet hette / wolte er ſeiner Soldateſca / vndden177Vom alten Wendiſchen Pommerlande. den ſaͤmptlichen Teutſchen Fuͤrſten vnd Herren / eineKaͤyſer Hen[r]i - cus 1. hat auß - geſchrieben / ſind Barnimb vnd Wartißlaff / zweene Pom̃er - ſche Fuͤrſten / Meſtiboy ein Fuͤrſt der Wen - den / Wislaff ein Fuͤrſt aus Ruͤgen / vnd Graff Werner von Guͤtzkow geweſen. anſehenliche Gnad erzeigen / ſchrieb einen Thurnier aus / ließ dazu nach Magdeburg alle Fuͤrſten / Gra - fen vnd vom Adel / ſampt jhren Frawen vnd Jung - frawen einladen / theilete jhnen anſehenliche ſtatliche Privilegien mit / vnd ließ einen jeden ſeine Tapferkeit in beyſein des hochanſehenlichen Frawen Zimmers nach allen Kraͤfften beweiſen. Vnd ſind noch die Thurnier Buͤcher verhanden / darin auffgeſchrieben vnd verzeichnet iſt / wer dabey geweſen / vnd was ein jeder aufftragen laſſen / vnd was fuͤr einen Danck ein jeder verdienet hat. Auff dieſem Thurnier ſind vn -VVolf. Centur. rer. mem. ad ann. 935. Munſter. l. 3. Coſmogr. c. 458. pag. 1057. ter andern auch geweſen zweene Pommeriſche Fuͤr - ſten / Barnimb vnd Wartißlaff / vnd haben xl. Helme aufftragen laſſen. Meſtiboy / ein Fuͤrſt der Wenden / iſt auch dabey geweſen. Jmgleichen Wißlaff ein Fuͤrſt aus Ruͤgen / welcher auch xx. Helm hat aufftra - gen laſſen. Endlich wird auch Graff Werner vonA. C. 935. Gutzkow genennet. Das iſt nun ein ſtattlich beweiß / das ſchon in Pommeren der Chriſtliche Glaube zu dieſer Zeit gepflantzet geweſen / nicht zwar / das aller Abgoͤttiſcher Heydniſcher Aberglaube iſt abgeſchaf - fet geweſen / ſondern das die Haͤupter / Fuͤrſten vnd Grafen ſich bey Chriſto haben finden laſſen. Vnd wann ſchon einer ſtreiten wolte / das die Pom̃eriſche Fuͤrſten dasmahl noch Heydniſch geweſen / vnd dan - nenher die Thurnier Buͤcher vnrichtig ſein / weil der Kaͤyſer nicht wuͤrde Heydniſche Leute zum Thurnier zugelaſſen haben / ſo wolle ein ſolcher ſelbſt im Thur - nier Buche nachſchlagen / darin wird er befinden / das ſalle die / ſo dem Kaͤyſer / entweder aus Freundſchafft /G goder178Das Ander Buch /oder Nachbarſchafft gedienet / oder ſonſt bey jhme Schutz geſuchet haben / wie dann dißmahl die Pom - meren wieder die Daͤhnen / die jhnen / vnd den Ru - gianern zu dieſer Zeit viele zuſchaffen gaben / wol ei - nes Schutzes bedurfftig waren / zum Thurnier ſind zugelaſſen worden. Weil dann nun der erſte Arti - ckel alſo lautet: Welcher vom Adel reden vnd thun wuͤrde wider den heiligen Glauben / der ſol nicht im Thurnier gelaſſen werden. Wolte aber ein ſolcher im Thurnier reiten / in meinung / zugenieſſen ſeiner Vorfahren / der ſol im Thurnier geſchlagen vnd oͤf - fentlich geſchendet werden: Als bleibet es wol / das dieſe beyde Fuͤrſten in Pommeren / vnd Wißlaff der Fuͤrſt aus Ruͤgen / wie auch Graff Werner von Guͤtz - kow Chriſten muͤſſen geweſen ſein / inſonderheit weil wir vnter dem Zuge des Kaͤyſers / da er wider die Hungern / die Feinde der Chriſtglaͤubigen / zog / vndA. C. 933. jhrer bey x. tauſent in der groſſen Schlacht bey Mer - ſeburg erlegete / Fuͤrſten von Pommeren finden / wie in der Coſmographey Munſteri befindlich iſt. Doch halte ich / ſind die Pommeriſche Fuͤrſten endlich ſo wenig in der Chriſtlichen Religion beſtaͤndig verblie - ben / als die Mechelenburger / die kurtz hernach / wie Crantzius vnd andere zeugen / die Geiſtlichen entwe - der erſchlagen / oder weggetrieben haben / welches dann deſto mehr zu glauben iſt / weil in kurtz folgen - den Thurnieren keines Pommeriſchen Fuͤrſten oder Grafen mehr gedacht wird.

Noch eins iſt bey dem erſten Thurnier zumer - cken / das Graff Ludewig von Eberſtein vnter den vier vornembſten Dancken den dritten Danck ver -dienet179Vom alten Wendiſchen Pommerlande. dienet hat / welchen jhm ein Graͤfflich Fraͤwlein von Reineck gegeben hat. Weßwegen denn auch Con - rad ein Hertzog der Francken jhn zu einem Thurnier - Voygt auff den naͤheſten Thurnier beſtellet hat.

Nach Heinrico dem loͤblichen Kaͤyſer kam ſein36. Zu Kaͤyſer Ot - tonis 1. Zeiten ſind die Wen - den ſehr rege. Gero der ander Marggraff zu Brandenburg laͤſſet in einer Gaſterey xxx. vornehme Her - ren der Slaven erwuͤrgen. Sie erſchlagen da - gegen einen Kaͤyſ. Obriſten Haicam. Sohn Otto / den man wegen ſeiner Heldenthaten den Groſſen nennet / im Jahr Chriſti dccccxxxvj. zur Regierung. Dieſem ward anfaͤnglich allenthalben ſo wol von ſeinen eigenen Bruͤdern Danckmar oder Danckwart / vnd Heinrico / die mit Eberhardo dem Pfaltzgrafen am Rein / Wigmanno einem Saͤchſi - ſchen Hertzogen von Luͤnenburg / vnd anderen Her - ren vnd Biſchoffen ſich wider jhn verbunden het - ten / als von den Frantzoſen / Welſchen / Hungern / Daͤhnen / Boͤhmen, vnd vnterſchiedlichen Teutſchen Fuͤrſten / ſo viele zuthun gegeben / das er der Pomme - riſchen vnd Wendiſchen Haͤndel nicht wol abwar - ten koͤnte. Danckmar inſonderheit hieng ſich an dieA. C. 936. Wendiſche Nation / vnd bemaͤchtigete ſich der Stadt Brandenburg: Georgius Fabricius ſaget / es ſeyG. Fabric. lib. 1. rer. mem. Sax. ad A. C. 936. Mersburg geweſen: Aber da er daſelbſt grawſamer verfuhr / als es die Buͤrger drinn vertragen wolten / oͤffneten ſie den Kaͤyſeriſchen die Thoͤre / vnd ward alſo Danckmar im Tempel / zu deme er geflogen war / erſchlagen. Hierauff fielen die Slaven vnter -VVitich. lib. 2. geſt. Saxon. ſchiedliche mahl Geroni dem andern Marggrafen von Brandenburg in ſein Land: Giengen auch da - mit vmb / wie Witichindus ſaget / wie ſie GeronemPaul Lang. Monachi Chron. Citiz. in Hiſtor. Otton. 1. mit Liſt vmbbringen mochten: Derſelbe aber kamb jhnen vor: Lud jhre vornembſte Herren zu Gaſte / vnnd da er ſie wol beſoffen hette /G g ijließ180Das Ander Buch /Bunting. in Cbron. Brunsvic. Otto Friſing. l. 6. c. 20.ließ er bey xxx. derſelben in einer Nacht erſchlagen. Nichtes deſto weniger waren ſie mutig / jhren Feind zuverfolgen: Vnd die Mechelnbuͤrger oder Obotriti riſſen ſich von dem Gehorſamb des Reiches ab / vnd erlegeten Haicam den Kaͤyſerlichen Obriſten mit ſei - nem Volcke in einer Feldſchlacht. Derowegen mu - ſte der Kaͤyſer ſelbſt wider ſie zu Felde ſich begeben. Aber ſie wolten gleichwol lieber kriegen / ſaget gemel - ter Witichindus / als Friede haben / vnd achteten al - les Elend nichtes gegen jhre Freyheit. Waren ſonſt ein hart vnd arbeitſelig Volck / behalffen ſich mit ge - ringen Speiſen / vnd was anderen eine Laſt iſt / hiel - ten ſie fuͤr Wolluſt.

37. Die Kayſeri - ſchen bekommen Brandenburg durch Tugumirt eines Herren der Havellaner Verraͤtherey in jhre Gewalt / vnd bezwingen Pommerland biß an die Oder / wie auch Ruͤgen vnd das Vker - land.

Es war aber vnter jhnen Tugumir ein Herr der Hevelder oder Havellaner / welcher von den Kayſeriſchen mit Gelde dazu erkauffet war / das er die Stadt Brandenburg jhnen durch eine Verraͤhte - rey liefern ſolte. Solches verrichtete er auch liſtig - lich: Doch dieweil ſein eigen Neffe hiran keinen Ge - fallen tragen koͤnte / ward er von demſelben gefangen / vnd liſtiglich vmbgebracht. Das Land aber kam al - les auffs new an das Reiche / vnd an Chriſtum biß an die Oder. Auch die Rugianer vnd die Pommern an der Vker / die Witichindus Vchros nennet / habenVVitichind. lib. 3 geſtor. Saxon. G. Fabric. l. 1. rer. mem. Sax. ad ann. 954. & 957. dißmahl muͤſſen einbuͤſſen: Danu gemelter Marg - graff Gero fiel jnen / mit huͤlffe Conradi / des Hertzo - gen aus Lothringen vnd Schwaben / des Kaͤyſers Tochtermannes / im Jahr dccccliv. ins Land / bezwang ſie / vnd brachte mit groſſem Frolocken des gantzen Saͤchſiſchen Volckes reiche Beute von dannen mit ſich herauß. Drey Jahr hernach kam Kaͤyſer Ottoſelbſt181Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ſelbſt durch Mechelenburg biß an die Pommerſche Redarier / weil Wigmannus der Luͤnenburger / ein Fuͤrſt aus Sachſen / den der Kaͤyſer wegen ſeines Ver - brechens in Hafft hielt / aus der Gefaͤngnus ſich loß wirckete / vnd mit noch einem andern Teutſchen Fuͤr - ſten Ecberto die Pommeren des Ortes wider den Marggraff Gero vnd die Kaͤyſerlichen auffwiegelte / vnd ſich mit jhren Fuͤrſten Naccone vnd Stonesgar / oder wie jhn Witichindus nennet / Stoinefger / ſter - ckete.

Marggraff Gero zwar iſt bald aus des Kaͤyſers38. Die Pom̃erſche Redarier leyden eine groſſe Nie - derlage / da Kaͤy - ſer Otto 1. vnd Marggraff Ge - ro wider ſte zu Felde zog / vnd jhre Haͤuptſtadt Rhetra wird nebenſt dem Ab - gott Redegaſt verſtoͤret / vnd jhre Fuͤrſt Sto - nesgar ermor - det. geheis fertig mit ſeinem Volcke / vnd ſenget vnd bren - net weydlich in der Pommeren Lande / wor er nur hin kommen kan. Aber ſie fahren gar geſcheide / ſtel - len ſich als wenn ſie fluͤchtig weren / vnd verleiten den Marggraffen / biß ſie jhn an einen gar vngelegenen Ort bringen / vnd an dem Fluß Raxa (weis nicht / welchen Witichindus damit meinet) in einem Walde mit gefaͤlleten Baͤumen gantz beſchlagen / vnd in die euſſerſte Noth bringen. Als ſolches Kaͤyſer Otto vermercket / der nicht weit davon war / machet er ſich mit dem gantzen Heere an beſagten Fluß / zuverſu - chen / ob er hinuͤber ſetzen / vnd dem nothleidenden Marggrafen zu huͤlffe kommen koͤnte. Es gelang auch ſo wol / daß / als die Slaven an einem Ort / da der Kaͤyſer auff jenſeit des Waſſers das Lager ge -A. C. 960. ſchlagen hette / wehreten / das er nicht vbergienge / der bißher bedrengete Marggraff ſo viel Lufft be - kam / das er drey Bruͤcken bey der Nacht vber den Fluß legete / vnd dem Kaͤyſer daruͤber zugehen den Weg bereitete. Drauff gieng ein blutiges Treffen fuͤr /G g iijdar -182Das Ander Buch /daruͤber zugehen den Weg bereitete. Drauff gieng ein blutiges Treffen fuͤr / darin lagen die Slaven vn - ter: Jhr Lager ward gepluͤndert / vnd viele Tauſend theils erſchlagen / theils gefangen. Stonesgar ſelbſt / den Witichindus einen Grafen vnd Subregulum nennet / ward in der Flucht auffgefangen / vnd nebenſt noch anderen Slaven / an der Zahl ſiebenhundert / enthauptet. Hiedurch ward der Pommeren / vnd vornemlich der Redarier / Macht ſehr geſchwechet / inſonderheit weil jhre Hauptſtadt Rethra gantz ver - ſtoͤret / des Radegaſts beruͤmbter Tempel drinnen in grund gebrochen / das Goͤtzenbilde / ſo von tichtem Golde gemachet war / heraußgenommen / vnd die Vornembſten des Adels erſchlagen vnd verderbet wurden.

39. Der Wendiſchẽ Voͤlcker Vnei -[n]igkeit k[o]mpt Kaͤyſer Otton 1. woll zuſtaten.

Es kam aber dem Kaͤyſer woll zuſtaten / das die Slaven das mahl vneins waren / vnd ſich ſelbſt be - kriegeten. Dann Miska ein Koͤnig der Lizikawker / welche weiter im Lande wohneten / etwa da nun die Laußnitzer noch von den alten Loyzern vberig ſind verblieben / hielte es mit dem Kaͤyſer / vnd ward drumb von den anderen angefeindet / vnd die Wuloi - ner / welche zweifelsohne die Wolliner oder Juliner ſein / zogen wider jhn zu Felde. Jmgleichen Seli - bur ein Fuͤrſt der Waren oder Wariner griff zur Wehr wider Miſlaff den Fuͤrſten der Obotriter / vndA. C. 964. gebrauchete darzu den abgeſagten Feind des Kaͤy - ſers Wigmannum: Hermannus aber ein Saͤchſi - ſcher Fuͤrſte / den der Kaͤyſer auff die Saͤchſiſche Grentze geleget hatte / wird ſein Vbermann / nimbt jhme die Stadt Altenburg / die von den SlavenStar -183Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Stargard genennet ward / giebet ſie den Soldaten preyß / vnd ſetzet an ſtatt des Selibnri / den der Kaͤy - ſer im Lande nicht weiter wiſſen wolte / deſſen Sohn daſelbſt zum Fuͤrſten ein. Jn dieſen Kriegen muſte endlich Wigmann mit dem Leben einbuͤſſen / vnd Gero der Marggrafe machete ſich auffs newe wider die Luſicki oder Loytzer auff / vnd erhielt zweymahl einen Sieg wider ſie / doch nicht ohne Verluſt vieler vornehmer Leute der Seinigen.

Vnter deſſen als Koͤnig Haraldus aus Denne -40. Koͤnig Haral - dus aus Den - nemarck nimbt Julin ein: Wird druͤber von Kaͤyſer Ot - tone 1. geſchla - gen / vnd mit ſeinem Sohne Suen Ottone zum Chriſtli - chen Glauben genoͤtiget. marck die Kaͤyſerliche Legaten / wie Helmoldus ſa - get / toͤdtete / vnd dem Reich Tribnt verſagete / auch mit einer groſſen Macht auff Pommeren zufiel / vnd jhnen die Stadt Julin hinweg namb / hat ſolches Kaͤyſer Otto nicht gedulden wollen / ſondern ſich zu Waſſer vnd Lande an Haraldum gemachet / jhn in einer groſſen Feldtſchlacht vberwunden / vnd ſo weit gebracht / das er nicht alleine die Pommeriſche oͤrter quitierete / ſondern auch nebenſt ſeinem Sohn Svenone / der hernach von ſeinem Paͤthen Kaͤyſer Ottone Svenotto iſt genant worden / die ChriſtlicheCrantz. lib. 4. Dan. c. 19. & lib. 2. Vand. c. 33. Tauffe annahm. Daran aber hatten die Julini - ſchen noch nicht genug / ſondern macheten etliche Schiffe fertig / ſetzeten ſich darin / vnd fielen Ha - roldo ins Land / eben da er mit Aquino dem Koͤ - nige von Norwegen zu thun hette. Dennoch /Helms lib. 1. Chron. Slav. c. 9. da jhn ſein eigener Sohn Sven Otto / der zu Julin erzogen war / vnnd an ſeinem Erloͤſer ſo wol / als an ſeinen Vater vntrew ward / aus demReiche184Das Ander Buch /Reiche jagete / nahmen ſie jhn willig an / thaten jhme nebenſt den andern Pom̃eren an Schiffen vnd Vol - cke Vorſchub / das er ein vnd das ander mahl ſeinA. C. 980. Heyl / an dem vngetrewen Sohn verſuchete. Aber derſelbe hatte einen Meuchelmoͤrder beſtellet / der jhn eben / da ein Stillſtand der Waffen gemachet war / toͤdtlich verwundete. Drumb ließ er ſich nach Ju - lin bringen / vndhat daſelbſt ſeinen Geiſt in beſtaͤndi - gem Glauben an Chriſtum auffgegeben. Helmol - dus vnd Adamus Bremenſis meinen / er ſey in einer Schlacht toͤdtlich verwundet / vnd nach Wineta ge - bracht worden.

41. Die Julini - ſchen bekom̃en Suen Otto den Koͤnig von Dennemarck dreymahl ge - fangen.

Da haben erſtlich die Juliner oder Wolliner bewieſen / wie jhnen die verfluchte That Svenotto - nis / die er an ſeinem Vater begangen hette / zu Hertzen gienge / vnd haben jhn / da er mit einer Schiffarmee ankam / in die Flucht geſchlagen / auch in der Perſon gefangen bekommen / vnd jhn nicht ehe loß gegeben / biß er ſich mit ſo vielem Golde / als er ſelbſt ſchwer war / vnd ſo vielem Silber / als jhn zweymahl auff - wegen koͤnte / loͤſete. Die Schmahe gieng jhm ſehr zu Hertzen / vñ er machete ſich zum anderen mahl auff / ward aber zum andern mahl geſchlagen vnd gefan - gen / vnd muſte ſich abermahl mit einem groſſen Gel - de loͤſen / daruͤber er viele Ecker / vnd Waͤlder zuver - pfanden genoͤtiget ward. Er verſuchet es zum drit - ten mahl / vnd kompt mit newen Schiffen an das Pommeriſche Geſtade an. Aber da er eben zwiſchen der Mene vnd Ruͤgen lieget / kompt einer von den Ju - liniſchen / der der Daͤhniſchen Sprache kundig war / vnd giebet ſich als einen Daͤhniſchen Mann / in einemKahne185Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Kahne an / vnd begehret in der Nacht zum Koͤnige / als deme er was hochwichtiges zuſagen hette. Der Koͤnig kompt an Bort / zuvernehmen / was er vor - bringen werde. Wird aber druͤber von den Boß - Knechten ertappet / in den Kahn geworffen / vnd eyl - fertig zum dritten mahl nach Julin gebracht. Daß er aber auch auff dißmahl moͤchte erfreyet werden / ha - ben die Weiber in Dennemarck / da ſonſt kein Mittel war / Geld auffzubringen / jhren Schmuck vnd Ge - ſchmeide herfuͤrgebracht / vnd jhren Koͤnig damit rantzionieret. Darumb erlangeten ſie auch die Gna - de vnd das Privilegium / das ſie neben dem Maͤnlichen Geſchlechte zum gleichen Erbe gehen koͤnnen. End - lich iſt gemelter Sven Otto gar aus dem Reiche von Erico iv. dem Koͤnige in Schweden gejaget worden / vnd hat dieſes vielfaͤltiges Vngluͤck jhn zu letzt zu beſ - ſeren Gedancken / vnd zu warer Buſſe gebracht / das er ſich wieder zu Chriſto gewendet / vnd die Abgoͤt - terey hat fahren laſſen. Derowegen gewann er auch hinfort beſſeren Fortgang in allen ſeinen Sachen / das er nicht alleine wieder zu ſeinem Koͤnigreiche ge - langete / ſondern auch in Engelland zum Koͤnige ge - kroͤnet ward / wie ſolches die Hiſtorien außweiſen. Mit den Julinern vnd Pommeren aber hat er nach ſeiner dritten Gefaͤngnus vnd Erfreyung beſtaͤndige Freundſchafft vnd Frieden gehalten.

Alle Vmbſtaͤnde dieſer Zeit geben etwas Nach -42. Der Chriſtliche Glaube iſt zun Zeiten Kaͤyſer Ottonis vbera[ll]in den Pomme - riſchen vnd an - ren Laͤndern be - kand geweſen. richtunge / das der Chriſtliche Glaube zun zeiten Ot - tonis des Erſten in dieſen Pommeriſchen Landen mus bekand geweſen / vnd bey vielen angenommen ſeyn. Vnd ich zweifele faſt nichtes an den Fuͤrſten /H hdie186Das Ander Buch /die damahls regieret haben / das ſie nicht ſolten Chriſtiſch geweſen ſein / theils / wie ſchon erwieſen / weil ſie mit den Chriſten wider die vnglaubige Hun -Cranz. lib. 4. Sax. c. 20. gern zu Felde zogen / vnd mit jhnen in den Thur - nieren / da kein Heyde zugelaſſen ward / ſich finden ließ / theils / weil aus Crantzio vnd anderen bekand / dz Benno oder Bernhard / ein Hertzog aus Sach - ſen / Hertzog Hermanni Sohn / Heilam oder Giſa - lam Fuͤrſt Wartislai Tochter geheurathet / vnd mit jhr drey Soͤhne / als Bruno / Bernhard / vnd Dith - mar gezeuget hat. Vnter welchen Bernhard demA. C. 1011. Vater in der Regierung im Jahr mxj. folgete. So war auch ſchon der Chriſtliche Glaube vnter den Wenden in der Marck vnd Mechelenburg vberall angenommen / vnd die Juliner ſelbſt / neben den an - deren Pommeren / trugen nicht ſchew fuͤr den Chriſt - lichen Koͤnig Haroldum wider ſeinen vnglaubigen vnd abgefallenen Sohn Sven Otten das Schwerd zuergreiffen. Es waren auch zu Hamburg / Mag - deburg / Brandenburg / Havelberg / Altenburg vnd anderen oͤrtern vnterſchiedliche Biſchoffthuͤmber angerichtet / die in bekehrung der Heydniſchen Sla - voniſchen Voͤlcker ſehr gearbeitet haben. Helmol - dus ſaget außtruͤcklich / daß das Ertzſtifft Magde - burg / ſo Kaͤyſer Otto der erſte geſtifftet hat / ſich biß an die Peene erſtrecket habe / vnd inſonderheit das der Biſchoff von Aldenburg / der hernach der Bi - ſchoff von Luͤbeck genant iſt / der Obotriter vnd Kitzi - ner Land biß an die Peene vnd die Stadt Demmin verwaltet / vnd das gantze Land der Wagren / Obo - triter vnd Kitziner / das ſind Holſteiner / Mechelbur -ger187Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ger vnd Vor Pommeren an der Peene / mit Kirchen / Prieſtern / vnd Muͤnchen erfuͤllet / vnd an ſtatt des Zehenden von jedem Pfluge eins Maſſe / oder Schef -Helm. l. 1. Chron. Slav. c. 14. Adam. Brem. hiſt. Eccl. lib. 2. c. 7. & 17. fel Korn vnd x. Knocken Flachs / vnd xij. Silberne Pfennige genommen habe. Jnſonderheit iſt auch zu mercken / was Helmoldus aus Magiſtro Adamo / dem Hamburgiſchen Geſchichtſchreiber / anziehet / das da in der Slavoniſchen oder Wendiſchen Na - tion / die nemlich am Balthiſchen Meere vnd daher - umb wohnete / xviij. Gemeinen waren / die man Pagos oder groſſe Dorffſchafften nennete / alle / auß - genommen drey Nationen / zum Chriſtlichen Glau - ben bekehret ſeyn. Gemelter Adamus Bremenſis bezeuget auch / das Adelbert der erſte Biſchoff zu Magdeburg viele Slavoniſche Voͤlcker vnter Ottone 1. bekehret habe.

43. Der Chriſtliche Glaube faͤnget bey der Wendi - ſchen Nation zun Zeiten Ot - tonis des an - dern vnd drit - ten vnter Bi - lung vnd ſeinen Soͤhnen zu - wancken / vnd leidet Noth.

Aber dieſe Thuͤr in vnſerem vnd dem benach - barten Lande iſt Chriſto vnd dem Evangelio bald verſchloſſen worden. Dann nach Ottonis des er - ſten todte / als er im Jahr cmlxxiij. verſtarb / vnd ſein Sohn Otto II. nach jhm regierete / vnd mit den Sa - racenen in Jtalien zuthun hette / haben die Slaven vnd Wenden ſich auffs newe zuſammen gethan / vnd ob ſie woll anfaͤnglich durch die Teutſche Obri - ſten hart im Jahr dcccclxxviij. geſchlagen wurden /A. C. 978. & 978. Pomar. Chron. Magd. Angel. lib. 2. annal. Brandeb. G. Fabric. lib. 3. rer. Sax. ad ann. 982. Crantz. l. 4. Sax. c. 19. dennoch die beyde Biſchofliche Staͤdte / Branden - burg vnd Havelberg / vier Jahr hernach erobert / vie - le Volckes / vnd vnter jhnen beyde Biſchoffe Dithma - marum zu Brandenburg / vnd Vdonem zu Havel - berg vmbgebracht / die Todtengraͤber beraubet / al - les gepluͤndert / vnnd viele Muthwillen geuͤbet:H h ijNebenſt188Das Ander Buch /Nebenſt jhnen griff auch Mißkaw der Litzikawker oder Loytzer vnd Obotriter / das iſt / der Pommeren vnd Mechelenburger Fuͤrſt / der es mit dem Kaͤyſer / als ein getauffeter Chriſt / bißher gehalten hette / zur Wehre / fiel vom Chriſtlichen Glauben ab / gieng biß an Hamburg / eroberte ſolche Stadt / verjagete Bi - ſchoff Adelgadum / vnd verbrandte nicht alleine da - ſelbſten / ſondern vberall im Lande / vnd inſonderheit zu Calben die Kirchen mit Fewre / vnd wolte den Chriſtlichen Glauben gantz in dieſen Laͤndern aus -A. C. 983. rotten. Giſelarius aber der Ertzbiſchoff von Mag - deburg fuͤhrete mit Hilleward dem Biſchoff von Halberſtadt / vnd etlichen Teutſchen Fuͤrſten / ein anſehenlich Heer / im Nahmen des Kaͤyſers / zuſam - men / eroberte erſtlich Brandenburg / lieferte dar - nach den Slaven / die ſich auch zuſammen gezogen hetten / eine Feldſchlacht / erſchlug jhrer bey dreyſ - ſig tauſent Mann / vnd brachte alles wieder in den vorigen Stand.

Deſſen vngeachtet macheten die Slaven ſich aber - mahl an Brandenburg / vnd gewoñen ſolche Stadt. Bilung auch / Witzlaffen / oder wie etliche ſchreibenHelm. l. 1. Chron. Slav. c. 13. 14. & 15. Mitzlaffen oder Mitzkaffen Sohn / ein Fuͤrſt oder Koͤnig vber die Obotriter vnd Pommeren / der von der Weyſſel biß in Hollſtein regierete / wie Crantzins vnd andere zeugen / namb wider den Gebrauch der domahligen Chriſtlichen Religion / zu welcher er von Wagone dem dritten Biſchoff von Altenburg ge - bracht war / Hodicam ſeine Tochter / die er von ge - melten Biſchoffes Wagonis Schweſter / nebenſt zween Soͤhnen Nacon vnd Siderich gezeuget / vndwelche189Vom alten Wendiſchen Pommerlande. welche aus verguͤnſtigung jhres Mutter Bruders Wagonis in jhrer zarteſten Jugend im Kloͤſter der Stadt Mechelnburg Ebtißin war geworden / aus dem Kloſterſtande / vnd verheurathete ſie Bolizlao einem Pommeriſchen Herren. Jmgleichen ſtewre - te er die andere Kloſter Jungfrawen entweder ande - ren Soldaten aus / oder verſchickete ſie zu den benach - barten Rugianern / vnd Wilzen / daß alſo das Meche - lenburgiſche Jungfrawen Kloſter gar oͤde vnd wuͤſte gemachet ward. Stieß auch ſein Weib / Wagonis Schweſter / von ſich / vnd entwandte den Zehenden den Geiſtlichen liſtiglich / entzog ſich aber dennoch der Chriſtlichen Religion nicht gaͤntzlich. Vnd die - ſes thaͤte er alles aus anſtifftung ſeines aͤltiſten Sohns Micißlaffen / welchen er mit ſeinem Weibe Medea gezeuget hatte.

Hierauff begab ſich Kaͤyſer Otto III. im Jahr44. Kaͤyſer Otto III. bringet die Sla - ven ein vnd das ander mahl zum Gehorſamb. Sie aber / ob ſie wol durch ſolche Kriege ſehr ge - ſchwaͤchet wa - ren / legen gleich - wol die Waffen nicht nieder. Barthold. Bun - ting. Funcc. Crentz. bem. Fabric. Angel. ad ann. 986. A. C. 991. & 993. dcccclxxxvj. wider die Slaven zu Felde / ſchlug ſie zweymahl / als im Julio vnd Septembri gar hart / vnd verlohr zwar in der erſten Feldſchlacht Diede - rich den Biſchoff von Werben / aber in der andern demuͤtigete er ſie ſo ſehr / das ſie ſich ſeinem Willen vntergeben muſten. Gleichwol waren ſie damit nicht geſtillet / ſondern fuͤnff Jahr hernach verſchwu - ren ſie ſich auffs newe wider die Teutſchen vnd Chri - ſten / vnd muſte Kaͤyſer Otto der dritte noch einen zugk wider die Obotriter / Loytzer vñ Wiltzer vorneh - men / hoͤrete auch nicht auff ſie zuverfolgen / biß ſie ſich ergaben / vnd hinfort in Ruhe zuſtehen anlobe - ten: Bekamb auch die Stadt Brandenburg an der Havel / die etliche Jahr in den Haͤnden der SlavenH h iijwieder -190Das Ander Buch /wiederumb geſtanden war / durch Chiezonis / eines Grafen von Quedlinburg / der ſich bey jhnen wider ſeine Feinde die Sachſen auffhielt / mit Verraͤhterey ein / vnd befeſtigete ſolche Stadt beſter maſſen: Daruͤber warden die Loyzer ſehr geſchwechet / vnd da ſie nichtes an jhren Feinden zu Lande haben kon - ten / ſetzeten ſie ſich eines Theils zu Schiffe / raubeten allenthalben an den Meerkuſten vnd Vfern / vnd in - ſonderheit beym Außfluß der Oder / was ſie konten / ſich beſter maſſen zurechen.

45. Loyzer ſtehen den Boͤhmen wider die Polen bey zu Kaͤyſer Ottonis III. Zeiten.

Es entſtand aber eben zu der Zeit ein Krieg zwi - ſchen Bolislaff dem Hertzogen von Boͤhmen vnd Mießko dem Polniſchen Hertzog. Wie nun die Lutitij oder Loyzer mercketen / das der Kaͤyſer den Polen huͤlffe zuſchickete / gedachten ſie / es were nicht rathſamb / jhre alte Bundsgenoſſen die Boͤhnen zu verlaſſen / vnd kamen jhnen / wie Dithmarus zeuget / mit einer anſehenlichen Macht zu huͤlffe. Doch ward der Handel in der Guͤte auffgegriffen vnd beygele -Dithm. l. 4. Chron. get: Worin doch die Lutitij kaum willigen wolten / weil ſie eine groſſe Feindſchafft wider den Kaͤyſer ge - faſſet hetten:

46. Kaͤyſer Otto III. giebet Hertzog Bolislaffen in Polen den Koͤ - niglichen Titul / vnd vergoͤnnet jhme / das er die Pom̃eren / Wen - den / Preuſſen vnd Reuſſen zu ſeinem Gehor - ſam bringe.

Solche Feindſchafft aber hat ſich kurtz hernach noch hefftiger vermehret. Dann als Kaͤyſer Otto der dritte / ſo wol vmb anderer Vrſachen / als das Grab des Biſchoffs Adelberti / der von den Preuſſen newlich erſchlagen war / zubeſuchen / weil bey dem - ſelben viel Mirackel ſich ſollen begeben haben / in Po - len verreiſet war / hat er Hertzog Bogislaffen / Her - tzog Miesken Sohn / Koͤnigliche Wuͤrde / vnd Titul ertheilet / jhme den Tribnt / damit etwa die Polen dem Reiche verhafftet waren / erlaſſen / vnnd vergoͤn -net /191Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. net / das er die Pommeren / Wenden / Preuſſen / vndDerſelbe aber kan wenig auß - richten. A. C. 1000. Reuſſen zu ſeinem Gehorſamb mit allen Kraͤfften braͤchte / vnd hinfort ein trewer Freund vnd Bunds - genoſſen vnd ein Glied des Roͤmiſchen Reichs were. Dieß iſt das Recht / dz die Polniſche Koͤnige vnd Her - tzogen an Pommeren / verſtehe Hinter Pom̃eren / erſt - lich entpfangen haben. Welches ſie doch ſchwerlich haben außfuͤhren koͤnnen; Dann ob wol gemelter Bolißlaff im Jahr mxiij. einen Zugk wider die Caſſu -A. C. 1013. biſche Pommern fuͤrnahm / vnd von jhnen nicht Tri - but / ſondern annehmung der Chriſtlichen Religion erforderte / vnd ſonſt gar ſaͤuberlich mit jhnen fuhr / ſo hat er dennoch die Grentzen ſeines Gebietes nicht weiter / als an das Dorff Slup in Hinter Pommeren erſtrecken koͤñen. Zweifels ohne hat er an den Pom - meriſchen Fuͤrſten / die doch nicht genant werden / vñ den Lutitiern / groſſen Wiederſtandt gefunden / das er nicht weiter hat hinein brechen koͤnnen.

Vnterdeſſen kompt Heinricus der Ander / ein47. Kaͤyſer Heinri - cus II. verſuches es wider die Wiltzen in Vor - Pommeren erſt - lich mit der ſtrenge / her - nach mit gute. A. C. 1002. Beyer Fuͤrſt / im Jahr mij. zur Kaͤyſerlichen Hoheit. Der nimpt alsfort einen zugk wider die Wiltzen oder Vor Pommern fuͤr / kompt auch biß an jhre Graͤntze: Wird aber vom einfallenden naſſen Wetter zuruͤck gehalten. Drumb ſtellet er einen Convent zu Wer - ben an der Elbe an / vnd bringet die Slavoniſche Na - tion in etwas wider zu frieden / das ſie eines Theils ſich zum Chriſtenthumb auffs new bekenneten / vndDithm. lib. 6. Chron. Helmold. l. 1. Chron. Slav. c. 18. ſich zum zehenden / welcher jhnen ein Stachel in den Angen war / widerumb verſtuͤnden. Vnd ob wol vuſere Lutitier / die den Strich von Vor Pommeren biß an die Laußnitze hinan bewohneten / von jhrem Heydniſchen Aberglauben nicht ablaſſen wolten /ſo192Das Ander Buch /ſo hat er jhrer Dienſte dennoch gebrauchet / als er wider Koͤnig Bolißlaff / der dem Reiche in ſeiner ne - wen Wuͤrde zu nahe treten wolte / einen Krieg vor - hette.

48. Die Loyzer oder Lutitier ſtehen Heinrico II. dem Kaͤyſer wider Polen bey / ob ſie noch woll Heydniſch waren. A. C. 1006.

Dann es haben / wie Dithmarus der Biſchoff von Merſeburg im ſechſten Buch ſeiner Chronicken meldet / die Lutitier / ſo das mahl freye Leute / vnd vn - ter keines Ober Herren Gebiethe waren / mit dem Kaͤyſerlichen Volck an der Oder ſich zuſammen ge - than / hernach das Lager bey dem Fluß Bober / wel - cher ſonſt auff Lateiniſch Caſtor heiſſet / auffgeſchla - gen / mit den Kaͤyſerlichen wider alles beginnen der Polen / die bey Croſſen ſich gelagert hatten / vberge - ſetzet / die Feinde in die Flucht getrieben / vnd ſie biß an die Aptey Meſeritz / vnd faſt biß an Polen hinan verfolget / das alſo Bolißlaff / der Hertzog von Po - len / wie jhn Dithmarus nennet / vmb Friede zu bit - ten genoͤtiget ward / welchen er auch entlich erhalten hat. Aber ſolcher Friede daurete nicht lange: Dañ da der Kaͤyſer zu Regensburg die Oſterfeyer begieng / ward jhme von den Lutitiern / vnd anderen / zu wiſſen gethan / wie Bolißlaff auffs newe einen Krieg vor - hette / vnd ſchon ins Magdeburgiſche Gebieth ein - gefallen were / vnd das Land verwuͤſtete / auch Zerbſt vnd andere oͤrter eingenommen / endlich auch Bau -Dith[m]. lib. 7. C[h]r[on]. zen belagert / vnd zur Auffgabe genoͤtiget hette. Da hat nun der Kaͤyſer viel zuthun gehabt / ehe ein Frie - de iſt wider getroffen worden. Doch daurete der auch nicht lang / vnd muſte Kaͤyſer Heinrich zum dritten mahl wider die Polen / die ins Reich biß an Meiſſen vnd Merſeburg / ja auch biß in Boͤhemenhin -193Vom alten Wendiſchen Pommerlande. hinein giengen / einen Krieg fuͤrnehmen. Darin het - te er nun abermahl die Lutitier bey ſich / welche jhm getrewen Beyſtandt in der Schleſien vnd in Boͤhe - men leiſteten. Aber als ſie von dannen wieder her - auß gefuͤhret wurden / vnd einer aus Marggraff Hermans Regimentern jhre Fahne / darin eine Heydniſche Goͤttin abgebildet war / mit einem Stei - ne ſchimpfsweiſe verletzete / haben ſie ſolches dem Kaͤyſer mit ſchmertzen geklaget / vnd alſo xij. Talent erlanget / das Bilde in der Fahne wieder außzubeſſe - ren. Hernach da ſie bey Wurtzen vber die Muͤldaw / die ſich ergoſſen hatte / vberſetzen wolten / iſt jhnen die andere Fahne / darin auch ein Abgoͤttiſch Bilde einer Goͤttin formieret war / nebenſt fuͤnfftzig der jhrigen vom Strom ergriffen / verſeuffet vnd verſen - cket worden. Dieſes alles nahmen ſie fuͤr ein boͤß Zeichen an / vnd wolten ſich von des Kaͤyſers Dien - ſten loß wircken / vnd ſich nach Hauſe begeben. Sind aber gleichwol das mahl noch bey der Kaͤyſer - lichen Armee geblieben. Die andren Lutitier / die zu Hauſe geblieben waren / haben vnterdeſſen auch nicht gefeyret / ſondren ſind den Polen / wie Dithma - rus ſaget / eingefallen / vnd haben das Land ſehr ver - wuͤſtet / woruͤber ſie doch einmahl hundert der jhri - gen eingebuͤſſet haben.

Bald darauff hat dickgemelter Bolißlaff aus49. Collberg hat ſchon im Jahr 1017. einen Chriſtlichen Biſchoff / Rein - bernerum / von Haſſeken buͤr - tig. Polen im Jahr mxvij. einem Fuͤrſten aus Reuſſen / Vludomiri Sohne / ſeine Tochter verheurathet / vnd mit derſelben Reinbernerum / einen from̃en Biſchoff von Collberg / wie jhn Dithmarus nennet / in Reuſ - ſen abgeſandt. Dieſer Reinberner iſt zu HaſſekenJ iim194Das Ander Buch /Dithm. lib. 7. Chron. pag. 104. A. C. 1017.im Dorff gebohren / vnd dermaſſen fleißig erzogen worden / das er der Biſchoflichen Wuͤrde werth ge - achtet ward. Zu welcher als er auch / zweifels ohne durch des Koͤniges von Polen zuthun / der den Chriſt - lichen Glauben ſchon bekandte / gelangete / hat er die Abgoͤttiſche Tempel in Hinter Pommern zerſtoͤret vnd verbrandt / vnd mit ſeinen Predigten groſſen Nutzen geſtifftet. Dieſer Hinter Pommeriſche Bi - ſchoff / den Dithmarus der eben zu dieſer Zeit ge - lebet hat / vnd im Jahr mxviij. geſtorben iſt / Præſu -A. C. 1018. lem ſalſæ Cholber genſis nennet / iſt endlich aus bloſ - ſem verdacht / als wenn ers mit des Reußiſchen Koͤni - ges Sohne wider den Vater hielte / ins Gefaͤngnus geworffen / darin er auch ſein Leben Chriſtlich geen -Adam. Bremenſ. lib. 2. hiſt. Eccl. c. 32. det hat. Adamus Bremenſis gedencket vmb dieſe zeit eines Biſchoffs / Reginberti / den der Ertzbiſchoff von Bremen Libentius in der Slavoner Land das Evangelium zu predigen geſand hat. Ob nun die - ſer eben des Dithmari Reinbernerus ſey / kan ich nichtHiſtor. Arthiep. Brem. edita opera Lindenbrushij pag. 17. eben wiſſen. Sonſten gedencket dieſes Reginberti oder Reinberti auch die Hiſtoria der Ertzbiſchoͤffe zu Bremen / vnd ſaget / das gemelter Libentius / wie auch ſeine Vorfahren / offtermahlen zu den Slaven Prediger vnd Biſchoͤffe geſand haben / die jhnen das Evangelium verkuͤndigeten / vnd jhrer viele tauffeten. Vnd ob wol die Slaven wegen gar zu groſſer Laſt des Zehenden vnd anderer Forderung / die jhnen in jhrem newen Chriſtenthumb auffgeleget ward / ſich ſchwuͤrig bezeigeten / vnd wiederumb zu jhren Goͤ - tzen vmbtraten / vnd ſich mit den Sachſen in die Haar legeten / ſo hat dennoch Libentij Nachfolger im Ertz -Biſthumb195Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Biſthumb Bremen Vnevanus Frieden zwiſchen den Sachſen vnd Slaven gemachet / vnd / nach abſterben des Slavoniſchen Biſchoffs Reinberti / Bennonem / einen vernuͤnfftigen Mann aus Hamburg / an ſeine Stelle verordnet / der viele Frucht mit predigen ge - ſtifftet hat. Aus dieſem allen ſehen wir nun / wie zu dieſer Zeit ſchon lange zuvor / ehe Biſchoff Otto von Bamberg in diß Land gekommen iſt / die Chriſtliche50. Meſtiboy der Mechelbuͤrger vnd Pommeren Fuͤrſte / weil er von Dieterich dem Marggra - fen fuͤr einen Wendiſchen Hund geſchol - ten / vnd jhme ein Teutſch Fraͤwlein aus Sachſen verſa - get ward / ver - jaget gemelten Marggraffen aus ſeinem Lan - de / vnd verlaͤſſet den Chriſtlichen Glauben mit der gantzen Wendiſchen Nation. Doch bekennet er ſich im Alter wieder zu demſelbigen / vñ wird deſſent - wegen von ſei - nen Vntertha - nen verjaget. A. C. 1023. Helmoldus lib. 1. Chron. cap. 16. Religion ſo wol in Vor - als Hinter Pom̃eren iſt gepre - diget worden. Wie aber dieſelbe wiederumb in ab - nehmen gekommen ſey / wird man in etwas aus dem nachfolgenden zuerſehen haben.

Nach Bilungs todte regierte ſein Sohn Miciß - laff in der Koͤniglichen Reſidentz Stadt Rethra / die nach der erſten Verſtoͤrung wieder auffgerichtet war / zwiſchen der Peene vnd Tollenſe / vber die Mechelen - burger vnd Pommeren. Vnd weil er gute Freund - ſchafft mit Kaͤyſer Heinrico II. hette / ſchickete er ſeine beyde Soͤhne Meſtiboy vnd Mizdraff mit tan - ſend Pferden demſelben zu / da er in Welſchland wider die Saracenen einen groſſen Feldzug fuͤrhet - te. Meſtiboy hette ſich in Bernhardi / Hertzogen von Sachſen / Tochter oder Enckelin verliebet / ehe er ſich mit in dieſen Zugk begab / vnd hette auch von Bernhardo / der jhn hoch achtete / deſſenthalben zu - ſage erlanget. Aber als er wider zu ruͤcke kam / vnd die Braut abholen wolte / iſt dieſelbe jhm vorenthalten / weil Dieterich der Margraff von Brandenburg da - fuͤr achtete / man ſolte ſein Oehmichen / als ein Teutſch Fuͤrſtlich Fraͤwlein / kemem Wendiſchen Hunde ge - ben. Mercke / das er nicht ſaget / einem Heydni - ſchen / ſondern Wendiſchen Hunde.

J i ijAber196Das Ander Buch /

Aber dieſer Hund / ſaget Meſtiboy darauff / ſol ſo beiſſen vnd bellen / das mans vberall hoͤre / vnd fuͤhle. Vnd da Hertzog Bernhard durch ſeine Legaten jhm endlich die Tochter antragen ließ / antwortete er / es ſolte die Schmahe vnd der Schimpff dem Marg - graffen durch den Halß dringen. Verband ſich darauff zu Rethre mit den Pommeren vnd der gan - tzen Oſtwendiſchen Nation; Fiel dem Marggraffen ins Land / erhielt einen treflichen Sieg wider jhn / noͤ - tigete die Stadt Brandenburg zur Auffgabe vnd pluͤnderte ſie biß auffs euſſerſte. Die Wenden riſſen alle Kirchen in den grund / weiheten Sanct Marien Kirch auffm Harlungerberg / jhrem Abgotte Trig - laff ein / vnd verjageten alſo Dieterich den Marggraf - fen / das er zu Magdeburg die gantze Zeit ſeines Le - bens / als ein Thumbherr / im Elende zubringen mu - ſte. Ja es verſchwur Meſtiboy gaͤntzlich den Chriſt - lichen Glauben / mit dem vorgeben / er koͤnte die ſchwe - re Buͤrde vnd Auflagen / ſo die Geiſtlichen dem Lan - de auflegeten / nicht ertragen. Die Prieſter vnd Muͤnche / die er nicht toͤdtete / wie er denn vber lx. al - lein zu Altenburg hat hinrichten laſſen / vertrieb er / vnd verbannete ſie aus dem Lande. Zu ſeiner Zeit auch machten die Juliniſchen dieſes Geſetz / das kei - ner von frembden Kaufleuten hinfort der Chriſtli - chen Religion meldung thun ſolte. Doch hat die - ſer Meſtiboy endlich im Alter ſich wider zum Chri - ſtenthumb gewendet: Aber die Pommeriſche Luti -Dithm. lib. 8. Chron. p. 106. tier ſind dermaſſen verbittert geweſen / das ſie jhn vnd Mitzlaum / wie Dithmarus ſaget / deßwegen aus dem Lande verjageten / vnd er bey den Bardiſchen /wie197Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. wie Helmoldus zeuget / vielleicht zu Bardewick in Sachſen / ſein Leben zubringen muſte. Vnd iſt alſo der Chriſtliche Glaube gantz auff diſſeit der Elbe ver - loſchen / vnd die Mechelnbuͤrger richteten nach der Heydniſchen Lutitier Manier das Aberglaubiſche Weſen wiederumb an / riſſen alle Kirchen in jhrem Lande nieder / vnd wolten hinfort ſo freye Leute ſein / wie die Lutitier / die keinen Fuͤrſten vber ſich leyden koͤnten / wie noch wol die anderen Pommo - ren thaten / ſondern alles mit gemeiner beliebung ordneten vnd anſtelleten.

Wehrender Zeit kam Conradus der Ander /51. Bey Kaͤyſer Conradi II. Zeiten fallen die Mecheln - burger in Sach - ſen vnd Holl - ſtein; Die Lu - titier in die Marck / vnd verfolgen die Chriſten ſehr: Werden aber durch Kaͤyſer Conradum gedemuͤtiget. A. C. 1024. Helm. l. 1. c. 19. Cranz. lib. 2. Vand. c. 46. Adam Brem. lib. 2. hiſt. Eccl. c. 48. G. Fabric. lib. 2. rer. mem. Sax. ad ann. 1035. Abbas Stadenſ. in Chron. Hertzog aus Francken / nach Heinrico dem Andren im Jahr mxxiv. zum Kaͤyſerthumb. Damahls re - gierten vber die Slaven / Anadrog / Gneus (davon noch Gnoyen den Nahmen hat) vnd Vdo oder Ot - to / des Meſtiboyen Soͤhne. Otto weil er nicht gut Chriſtiſch war / ward von einem Sachſen meuchel - moͤrdiſcher weiſe erſchlagen. Drumb reiſſet ſein Sohn Gottſchalck / als er ſolchs hoͤret / im Grim̃ von Luͤnenburg / aus da er zur Chriſtlichen Schuel gehal - ten ward / kompt zu den ſeinigen / ſamblet ein maͤch - tig Volck / faͤllt in der Sachſen vnd Holſteiner Land hinein / vnd thut den Chriſten allenthalben groß Leyd an: Doch bekehret er ſich letzlich wieder zu Chriſto / vnd bringet faſt das dritte Theil derſelben zur Erkaͤntnus der Warheit / die zur zeit ſeines Groß - Vaters Meſtiboy abgefallen waren.

Aber die Lutitier ruhen vnter deſſen nicht / ob wol jhnen von allen ſeyten hefftig zugeſetzet ward. Jn der Marck ſpringen ſie den Wenden bey / dieJ i iijMarg -198Das Ander Buch /Marggraff Dieterichen verjaget hetten / vnd kom̃en mit jhnen biß an Werben hinan / nehmen auch ſolche Stadt ein / vnd verſtoͤren ſie in den Grund: Vnd Kaͤy - ſer Conrad hat viel mit jhnen zuthun / ehe ſie geſtilletVVippo de vita Conr ad. Saliq. ex rccenſ. J. Piſtor. p. 439. werden. Worbey dieſes zumercken / was Wippo ein Alter Scribent / der das Leben Kayſers Caroli II. beſchrieben hat / vermeldet / das / als gemelter Kay -A. C. 1034. ſer gerne wiſſen wolte / welches Theil den Frieden / ſo zwiſchen den Chriſtlichen Sachſen vnd Heydni - ſchen Lutitiern etliche Zeit gepflogen war / zu erſt ge - brochen hette / jedes Part die Schuld auff das andere geworffen / vnd ſich zum Kampffe ſolcher maſſen außgefordert haben / daß ein Sachſe mit einem Lu - titier zuſamen gehen / vnd die Gerechtigkeit der Sa - chen mit dem Degen erforſchen ſolte. Der Lutitier aber hat vberhand behalten / vnd die ſeinigen durch ſolchen Sieg ſo mutig gemachet / daß ſie drauff mit hellem hauffen die Sachſen angefallen hetten / wann nicht der Kaͤyſer perſoͤnlich dabey geweſen were / vnd es verhindert hette. Welcher dann auch / jhren Ein - fall hinfort zuverhuͤten vnd zuverwehren / dz Schloß Werben gar ſtarck erbawet / es mit ſtarcker Beſatz - ung beleget / die Sachſen zur Tapfferkeit wider die Erb Feinde angemahnet / vnd ſich drauff in ſein Fran - cken begeben hat. Aber folgendes Jahr bekom̃enA. C. 1035. die Lutitier das Schloß Werben mit Liſt ein / mache - ten die Beſatzung drinn nieder / vnd hauſeten ſo vbel / das der Kaͤyſer auffs newe mit einem Heere an die Elbe ſich herunter machete / an einem Orte / da ſichs die Feinde zum wenigſten vermutheten / hin - uͤberſetzete / ſie weit zu ruͤcke trieb / vnd mit allgemeinerver -199Vom alten Wendiſchen Pommerlande. verwuͤſtunge des Landes ſie dahin noͤtigete / das ſie auffs newe Contribution / ſo ſie den vorigen Kaͤyſern gegeben hetten / verheiſſen muͤſſen. Mercklich iſts / weil etliche von den Heydniſchen Lutitiern ein Cruci - fix verſtuͤmmelt hetten / das der Kaͤyſer / laut gemel - ten Wipponis Gezeugnus / gar zu hefftig wider die gantze Nation hat verfahren wollen / vnd alle / die er vberkommen / alſo an Haͤnden / Fuͤſſen / Augen vnd Naſen alſo zugerichtet hat / wie ſie zuvor dem Crucifix gethan hetten.

Mit den Polen hetten die Pommeren dißmahlBela ein Hun - griſcher Fuͤrſte / der hernach Koͤ - nig in Hungern geworden iſt / regieret bey xxxv. Jahren in Hinter - Pommeren. noch mehr zuthun. Dann Koͤnig Mitzlaff / Boleß - lai Sohn / namb ſich gantz vor / gantz Pommern zu bezwingen / hette auch bey ſich drey Hungariſche Fuͤrſten / Andream / Belam / vnd Leventam / Koͤnig Ladißlai Calvi Soͤhne / welche fuͤr jhren Vetter Pe - trum / als er das Reich jhnen entzog / vorfliehen muͤ - ſte. Mit dieſen / vnd mit einem gantzen Heere / fel - let er im Jahr mxxvj. in Hinter Pommeren ein / er -A. C. 1026. ſchlaͤget den Pommeriſchen Fuͤrſten / der ſich widerHermann. Con - tract. in Chrona. jhn ſetzete / in einem Treffen / vnd bringet das gantze Pommeriſche Heer in die Flucht / vnd nimbt alſo al -Cromer. lib. 4. Chron. Polon. les hinweg / was zwiſchen der Weyſſel / der Bra / vnd der Perſante lieget. Solchs giebt er Belæ dem Hungariſchen Fuͤrſten zum Brautſchatz mit / vnd verlobt jhm ſeine Tochter. Derſelbe hat es auch bey xxxv. Jahren ein / vnd leget einen guten Grund desA. C. 1061. Chriſtlichen Glaubens vnter den Caſſubiſchen /vnd200Das Ander Buch /vnd benachbarten Pommeren / biß entlich ſein Bru - der Koͤnig Andreas jhn zu ruͤck berieff / vnd mit jhm das Koͤnigreich theilete. Vnd es ſind noch heuti - ges Tages Nachrichtungen in Hinter Pommeren / das Hungeren drin muſten geweſen ſein / dann wenn ſie einen groſſen vnd ſtarcken Menſchen ſehen / nen - nen ſie jhn einen Huͤnen / wie alſo die Hungern zu der zeit genennet ſein / vnd zeiget man annoch bey meiner Vater Stadt Coͤßlin einen Huͤnenberg / der doch zuvor viele groͤſſer / als jetzund / geweſen iſt / in welchem vor dieſem das groſſe Meßingiſche Horn / das die Waͤchter des Nachtes blaſen / vnd ein groſſes Schwerd / vnd ſonſt groſſe Menſchen Knochen ſindJoach. VVedel. in Chron. Pom. ad ann. 1594. gefunden worden. Sonſten finde ich auch Nach - richtungen von Huͤnen oder Rieſen in Vor Pomme - ren. Dann da die Greiffswaldiſchen im Jahr mdxciv. in der Buggenhagen Guͤter / auff jhre ver - guͤnſtigung / durch die Steinmetzen etliche groſſe Feltſteine aus den Huͤgeln / oder wie ſie ſonſt genen - net werden / Huͤnengraͤbren / kleuben vnd abſchlich - ten lieſſen / funden dieſelbe etliche Menſchliche Coͤr - per / die noch gantz waren / vnd theils xj. theils auch wol xvj. Schuh lang / in einer Ordnung lagen / alſo das dazwiſchen in einer Ordnung / Kruͤge mit Erde gefuͤllet ſtunden. Wie aber die Steinmetzen an ei - nen andren Steinhauffen / dem vorigen gleich / ka - men / vnd denſelben auch verſuchen wolten / ſol ſich / jhrem vorgeben nach / ein Getum̃el / als wenn etwas mit Schluͤſſelen vmb ſie herrauſchete vnd tantzete / haben vermercken laſſen / das ſie daſelbſt nicht mehr haben graben koͤnnen.

Nach201Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Nach dieſem erhebet ſich vnter den Lutitiern o -53. Vnter den Luti - tiern oder Wil - zen ethebet ſich eine groſſe jn - nerliche Auff - ruhr: Vnd ruf - fen etliche wider die anderen die Daͤhnen / Sach - ſen vnd Meche - lenburger zu huͤlffe. Helm. lib. 1. c. 21. Ad. Bremenſ. lib. 3. cap. 24. der Wilzen eine jnnerliche groſſe Auffruhr / dadurch ſie ſehr ſind geſchwaͤchet worden. Jhrer waren vier Nationes / wie ſchon droben gedacht iſt / als die Ria - duri oder Redarij oder Tollenſer zwiſchen der Peene vnd Oder; Vnd die Kiziner vnd Circipaner / zwiſchen der Peene vnd Warne. Die Riadurer nun vnd die Tollenſer / wolten ſich wegen des Tempels jhres Ab - gotts Radegaſt / in der Stadt Rethre / den andren vorziehen / vnd ſich hoͤher vnd edeler / als die Circipa - ner vnd Kyziner halten. Dieſe aber gedachten ſolches nicht zu gedulden / er griffen die Waffen / vnd wolten jhre Freyheit mit Gewalt vertheidigen. Alſo kam es zu einem Treffen. Vnd wurden die Riadnrer vnd Tol - lenſer bey drey mahl in die Flucht geſchlagen. Sol - ches ſchmertzete ſie ſo ſehr / daß ſie wider jhre eygne Landsleute Canutum den Koͤnig aus Dennemarck / Hertzog Bernhard aus Sachſen / vnnd Gott - ſchalck der Mechelburger oder Obotriter Fuͤrſten / zu huͤlff rieffen / vnd bekamen von jhnen ein groß Volck / daß ſie auff jhren Vnkoſten ſechs Wochen vnterhiel - ten. Damit ſchlugen ſie endlich die Circipaner vnd Kiziner / vnd brachten ſie ſo weit / daß ſie mit xv. Tau - ſent Marck Friede kauffen muͤſten.

Eben zu der Zeit wolte Canutus / der Koͤnig54. Die Daͤhnen vñ Mechelenburger fallen Julin an / vnd erſchlagen Fuͤrſt Ratibor mit acht Soͤhnẽ. Bleibt aber nicht vngerochen. von Dennemarck / vnd ſein Schwieger-Sohn God - ſchalck / der Fuͤrſt von Mechelenburg / an den Julinern Ehre einlegen / die vor deme bey drey mahlen Suen - Otten / Canuti Vater / gefangen / vnd Chriſto die Thuͤr in jhrer Stadt nunmehr mit jhren Edicten verſperret haͤtten. Setzeten ſich derowegen zu Schiffe / vndK kfielen202Das Ander Buch /fielen jhre Stadt auffs hefftigſte an / koͤnten aber we -[C]rane lib. 2. Vand. cap. 47. nig damit außrichten. Ja es fiel auch Magnus / der nach Canuto dem andren vnd dritten vber Denne - marck vnd Norwegen zugleich regierte / durch Juͤt - landt vnd Holſtein in dieſe vnd benachbarte LaͤnderAdam. Brem. lib. 2. hiſt. eccl c. 53. & 59. Pontan. lib. 5. rer. Dan. pag. 177 ex Chron. Norvag. & aliis. herein / erſchlug Fuͤrſt Ratibor / deſſen auch Adamus Bremenſis vmb dieſe Zeit gedencket / vnd ſaget / das er ſey ein Chriſt geweſen / in einem Treffen mit xl. tau - ſent Mann / vnd da deſſen acht Soͤhne / die er nach ſich verließ / jhres Vatern Todt an den Daͤhnen wie - der rechen wolten / ſind dieſelbe auch alle fuͤr dem Feinde geblieben. Nichtes deſto weniger als Ma - gnus der Koͤnig zuruͤck gieng / fielen ſie jhm wieder in Juͤtlandt hinein / vnd verwuͤſteten ſolches Landt ſehr / biß endlich nach noch einem Treffen / darin xv. tauſent der Slaven geblieben ſind / Friede zwiſchen beyden Theilen geſtifftet worden.

55. Die Wendiſche Nation uͤbet groſſe Tyranney auffs newe an dẽ Chriſten / wil dẽ Sachſen nach Hertzog Bern - hardi Todte nicht mehr Tri - but geben / auch von den Mechel - durgiſchen Fuͤr - ſten nicht mehr wiſſen / ondern erwehlet Crito - nem einen Luti - tier / oder ja ei - nen Ruͤgianer *

Nicht lang hernach verſtarb Hertzog Bern - hard aus Sachſen / der bey xl. Jahren viel mit der Wendiſchen Nation zu thuen gehabt hat. Nach deſ - ſen Todt nahmen die Wenden / die vnter ſeinem Ge - bieth waren / vnd die er ſehr mit Tribut vnd Placke - reyen beleget haͤtte / die Gelegenheit in acht / vnd wol - ten das Joch der Dienſtbarkeit gar von ſich werffen. Weil dann nun Fuͤrſt Gotſchalck aus Mechelnburg ſein guter Freund war / vnd in fortpflantzung der Chriſtlichen Religion eyfferig ſich bearbeitete / vnd nebenſt den Obotritern / Waigern Polabren / Lingo - nern / das ſind die Holſteiner vnd Mechelenburger / auch die Kiziner vnd Circipaner an der Peene bekehr - te / wie offt gemeldter Adamus Bremenſis zeuget / alsvberfie -205[203]Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. vberfielen jhn die Vnglaͤubigen im Jahr mlxvi. vnver -zum General / der biß in Hol - ſtein ſein Regi - ment erſtrecket / vnd Luͤbeck zur Stadt anleget. A. C. 1066. Ad. Brem. lib. 3. hiſt. Eccl. c 22. ſehens zu Lentzen an der Elbe / erſchlugen jhn mit ſei - ner Gemahlin des Koͤnigs aus Deñemarck Tochter / vnd vielen Prieſtern vnd Geiſtlichen / opfferten derer etliche auff den Altaren / die andren wurffen ſie mit Steinen zu todte. Ebenmaͤſſige Tyranney uͤbeten ſie auch zu Raziburg / vñ in der Stadt Mechelenburg / da ſie Biſchoff Johanni Haͤnde vnnd Fuͤſſe abhieben / vnd ſein Haupt nach Rethre brachten / vnd es allda jhrem Gott Radegaſt zum Triumpff auffopfferten. Folgends verſtoͤreten ſie Hamburg / wie auch die Stadt Schleſewick vnd viele andere Oerter.

Es lies aber Gottſchalck zwene Soͤhne nach / Bu - thuen / den er mit ſeiner erſten Gemahlin gezeuget hette / vnd Heinrich / welcher jhm von Koͤniges Canu - ti Tochter geboren war. Aber die Wendiſche Nation in Mechelenburg vnd in der naͤheſten Jegend wolte keinen von denſelben zum Regenten haben. Drumb flohe Buthue zu Ortholff dẽ Hertzogen zu Sachſen; Heinrich zu den Daͤhnen / weil er aus Koͤniglichẽ Daͤ - niſchem Stamme gebohren war / vnd erhielt bey jh -Pontan. lib. 5. rer. Danic. pag. 201. nen / daß ſie eine Schiff-Armee wider Julin außſand - ten / vnd ſolche Stadt mit einer langen Belagerung zur Auffgabe vnd Tribut brachten / wie Pontanus aus den Daͤhniſchen Chroniken zeuget. Die Meche - lenburger aber erwehleten zum Fuͤrſten vber ſich Crueonem / oder wie jhn andere nennen / Critonem / einen Sohn Grimj. Dieſer iſt / wie es ſcheinet / ein Lu - titier / oder ja ein Rugianer / geweſen / vnd hat / als er von ſeinen Landsleuten / den Maͤrckiſchen vnd Meche - elenburgiſchen Wenden zum General vnd Fuͤrſten iſtK k ijerweh -204Das Ander Buch /erwehlet worden / ſeinen Grim̃ wider die Chriſten als fort blicken laſſen; Hat erſtlich Buthuen / welcher mit huͤlffe der Sachſen ſein Vaͤterliches Land wieder erobern wolte / in dem Schloß Ploͤne belagert / vñ als er ſich ergab / wider gegebenen Glauben erſchlagen. Hernach hat er ſich gantz Nordalbingen / da die Hol - ſteiner / Stormarſer / vñ Dithmarſer wohnẽ / bemaͤch - tiget / auch die Stadt Luͤbeck bey der Suarte erſtlich erbawet. Als er alſo viel Jahr maͤchtiglich biß in ſeinCranz. lib. 3. Vand. cap. 18. hohes Alter regierete / kamb endlich Heinrich / Gott - ſchalcken ander Sohn / mit groſſer Macht aus Den - nemarck / vnd erhielt endlich / daß jhm Crito etliche Oerter guͤtlich abtrat. Doch gedachte Crito jhn hin - terliſtig vmbzubringen. Solches jammerte Critonis Gemahl / die Slavinam / Suantibori des Pommeri - ſchen Fuͤrſten Tochter / die als eine / wo nicht offentli - che / doch heimliche Chriſtin ſolche Vnthat jhres Her - ren jhr nicht gefallen ließ / vnd zeigete es Heinrich an / daß er ſich huͤten moͤchte. Welcher dann auch ehe fertig wird / erſchlaͤget Critonem in einem Panquet / darzu er jhn haͤtte eingeladen / vnd vermaͤhlet ſich ge - meldte Pommeriſche Slavinam.

Solches wollen die Slaven an Heinrich re - chen. Aber er verbindet ſich mit Magno dem Hertzo - gen aus Sachſen / vnd mit den Holſteinern / Stor - marſern / vnd Dithmarſein / ſchlaͤget auffm Fel - de Zemlaw in Mechelenburg jhrer eine groſſe Maͤn - ge / vnd richtet alſo wieder in etwas die Chriſtliche Re - ligion an.

56. Nach Critonis

Aber Raze ein Fuͤrſt der Ruͤgianer / namb ſich nach Critonis Todte des Handels an / ſetzete ſich mitſeinen205Vom alten Wendiſchen Pommerlande. ſeinen Ruͤgianern zu Schiffe / kamb eylends fuͤr Luͤ -Todte nimbt ſich Razo der Ru - gianiſche Fuͤrſt des Regiments uͤber die Wendi - ſche Nation an. Aber der Me - chelburgiſche Fuͤrſt Heinrich wehret ſich ta - pffer / vnd thut einen Einfall in Pommern. Helmold. l. 1. Chron. Slav. c. 37. beck / da daßmahl Fuͤrſt Heinrich ſeine Reſidentz het - te / vnd belagerte jhn drinnen. Derſelbe aber kam heimlich aus der Stadt / ſamblete in groſſer Eyl etli - che ſeines Volcks in Holſtein zuſammen / vberfiel nach vier Tagen Razen wiederumb vnverſehens / vnnd er - ſchlug jhm alle ſein Volck / daß er nur mit funffzig von den ſeinigen durch die Trave davon kamb. Dieſe Vi - ctorij iſt den erſten Auguſti geſchehen / vnd weil damit die Stadt Luͤbeck erfreyet war / iſt ſolcher Tagk bey den Luͤbekern lange Zeit feyrlich gehalten / vnnd der Ort / da die Schlacht geſchehen / der Ranenberg ge - nennet worden. Dann die Rugianer hat man auch Raner geheiſſen. Ob dieſer Raze Critonis Vetter o - der Sohn geweſen / ſetzen die Geſchicht-Schreiber nicht. Sonſt finde ich in der Hiſtoria der Bremi -A. C. 1123. Hi - ſtor. Archiepiſc. Brem. anonym. ſchen Ertz-Biſchoͤffe / daß im Jahr mcxxiij. Oda ein Saͤchſichs Fraͤwlein / Kayſer Heinrico III. vnd Bapſt Leoni mit naher Blutfreundſchafft verwandt / einem Koͤnige aus Ruzia ſey beygeleget worden / mit dem ſie einen Sohn Wartißlaff gezeuget habe / welcher auch endlich ſeinem Vater in der Regierung ſol gefolget ha - ben. Nun wolte ich wol ſagen / daß Ruzia Reuſſen - Land were: Aber da finde ich keine regierende Koͤni - ge oder Fuͤrſten / die Wartißlaff heiſſen. Dieſer Nah - me aber iſt den Pommern vnd Ruͤgianern wol be - kandt. Drumb iſt zweiffels ohne Ruzia fuͤr Rugia ge - ſchrieben. Wuͤrde alſo dieſer Wartißlaff kurtz fuͤr Ra - zens Zeiten ein Koͤnig oder Fuͤrſt der Ruͤgianer / vnd vielleicht ſein Vater geweſen ſeyn. Er iſt jung / ſaget die Hiſtorij / mit der Mutter nach ableiben ſeines Va -K k iijtern206Das Ander Buch /tern in Sachſen gebracht / vnd ſolche ſeine Mutter hat eine groſſe Summa Geldes vor jhrem Abreiſen in die Erde vergraben / vnd daß den Orth niemand er - fuͤhre / alle die / ſo den Schatz begraben haͤtten / er mor - den laſſen. Als nun Wartißlaff erwachſen / iſter zu ſeinẽ angebornen Koͤnigreich wieder beruffen / vñ hat den von ſeiner Mutter beygelegten vnd vergrabenẽ Schatz noch vor ſeinem Todte wieder gefunden. Jſt nun Ra - ze dieſes Wartißlaffen Sohn / ſo hat er des Schatzes in ſeinen Kriegen wol beduͤrfft / vud jhn auch wol an - geleget. Seine Rugianer wetzeten auch den Scharten wegen der empfangenen Niederlage bey Luͤbeck bald wider aus / vnd erſchlugen Woldemarũ / Fuͤrſt Hein - richen Sohn. Drum ſamlete Heinrich ein Volck von Sachſen vnd Slaven zuſam̃en; kam durch Mechelen - burg in Pom̃ern / ſetzete uͤber die Peene / verſtoͤrete Loͤi - titz oder Loytz / das vornemſte Schloß der Lutitier / vñ andere Oerter mehr / vñ nam die Stadt Wolgaſt hin - weg. Die Ruͤgianer ſandten jhm Botſchafften vnter Augen / vnd wolten mit cc. Marck ſich Friede kaͤuffen. Aber er wolte mit ſo geringem Gelde / das ſie eine Kuͤ - ken-Sohne nenneten / ſeinen Sohn nicht ſoͤhnen laſ - ſen / gieng uͤbers Eyß mit ſeinem Volck / kam ins Land zu Ruͤgen / vnd brachte die Einwohner mit ſolch einem vnvermuthlichen Vberfall in ein ſolch Schrecken / daß ſie jhm vier tauſent vnd cccc. Marck zuſageten. Dieſe Summa koͤnten ſie doch kaum zur haͤlffte im gantzen Lande zu wege bringen / theils weil daßmahl im Lan - de / wie Helmoldus ſaget / noch keine Muͤntze zũ Han - del im Gebrauch war / vnd alles Gold vnd Silber ent - weder zum Weiberſchmuck verbrauchet / oder jhremAbgott207Vom alten Wendiſchen Pommerlande. Abgott zugeleget ward: theils weil ſie Fuͤrſt Heinrich mit einer falſchen Gewicht ebener maſſen betrog / wie die Gallier die Roͤmer / da ſie jhnen jhre Stadt ver - brandthatten / vnd durch Geld vom Capitolio / dz ſieFlorus lib. 1. c. 13. belagert hatten / abzuziehen ſich bereden lieſſen. Dañ da ſie auch zu groß Gewicht braucheten / vnd die Roͤ - mer uͤber die Vnbilligkeit ſich beklageten / legeten ſie noch ein Schwerd in die Wageſchuͤſſel zum Gewicht / mit dieſen hoͤniſchen Worten / victis, Wehe denen / die uͤberwunden ſeyn.

Wir muͤſſen aber wiederumb / nach dem wir geſe -57. Suantibor / der Pommerſchen Fuͤrſtẽ-Stamm / iſt nicht einer aus des Polni - ſchen Leſci Nach - kommen / auch nicht aus einem vermeinten Pol - niſchẽ Geſchlech - te der Greiff - Herren / ſondern aus Teutſchem / Gothiſchem / Wandaliſchem Gebluͤthe ent - ſproſſen. hen / wie ſich die Pommern mit den Mechelnburgern / Sachſen / Holſteinern vnd Daͤhnen gegen Weſten - berworffen haben / auch vernehmen / was dann auch dieſe Zeit / da die drey Franckreichiſche Kaͤyſer / Hein - ricus III. IV. V. regierten / zwiſchen jhnen vnd den Po - len im Oſtenſey vorgefallen.

Da komt vns nun vnſer loͤblichen Pommeriſchen / aber nunmehr / leider! abgeſtorbenen Fuͤrſten-Stam̃ alsfort zur hand. Dann es iſt Suantiborus / von dem man in richtiger Ordnung die Fuͤrſtliche Pomme - riſche Stam̃ Linij bey dc. Jahren rechnen kan / zu die - ſer Zeit beruͤhmt geweſen.

Hie fraget es ſich aber erſtlich / wer dann dieſer Suantiborus geweſen / was Geſchlechts / vnd aus wz Nation er entſproſſen ſey. Etliche meinen / er komme vom Polniſchen Gebluͤth her / vnd ſey entweder einer von Hertzog Leſci Nachkommen / oder ſonſt von an - dren Polniſchen Herren entſproſſen / die vorzeiten in Polen geſeſſen / vnd die Gryphones / oder Greiffen / o - der Greiff-Herren ſind genennet worden. Das erſte anbetreffent / meine ich / iſt gnug droben beantwortet. Das208Das Ander Buch /Das ander belangend / ſind es nur bloſſe / nicht wol gegruͤndete Muthmaſſungen / was man von dem Ge - ſchlecht der Greiffen oder Greiff-Herren in Polen vorgiebet / als wenn ſie da erſtlich geſeſſen / vnnd her - nach in Pommeren gekommen weren. Ja dieſe beyde Meinungen ſind gar wider einander / vnd ſtoſſen ſich ſelbeſt vmb. Dann ſo die Fuͤrſtliche Pommeriſcho Li - nie von Leſco / dem Polniſchen Fuͤrſten / herkompt / wie kan ſie dann von den Greiff-Herren entſtanden ſeyn[?]Oder ſo ſie zu den Greiff-Herren gerechnet wird / wie kan man ſie denn auff Leſcum bringen[?]Vnd laß ſeyn (welches dennoch nicht bewieſen) daß Suan - tibori Vorfahren aus einem Adelichen Geſchlecht der Greiffen entſproſſen ſeyn / daß ſie auch etwa in Polen in Anſehen geweſen / ſo folget es deñoch nicht / daß ſie Polniſches vnd zwar vnaͤchtes Gebluͤtes ſeyn.

Jch geſtehe auch / daß die erſten Pommeriſchen Fuͤrſten Polniſch oder Wendiſch geredet haben. Aber da folget gar nicht auß / daß ſie derowegen keines an - deren / als Polniſches Gebluͤthes geweſen ſeyn. Dann wie die Polniſche Sprach durch Nachbarliche Bey - wohnung ohne Schwerdtſchlag in dieſes Landt ge - bracht worden / alſo daß die Einwohner ſich die Frey - heit der Slavoniſchen Nation haben belieben laſſen / vnd ſich mit jhnen zuſammen gethan / auch zu einerley Geberden vnd Sprache ſich vermiſchet / iſt droben angedeutet. Drumb iſt auch die alte Gothiſche Wan - daliſche Nation in Pommeren geblieben / ob ſchon die Teutſche Gothiſche Sprach ſich verlohr. Eben wie in Jtalien vnter der Welſchen Sprache der alten Latiner vnd Roͤmer Nachkoͤmlinge / vnd in Griechen -Landt209Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Land vnter der Tuͤrckiſchen Sprache vnd Gebieth der Stamm der alten Griechiſchen Voͤlcker nicht gantz verloſchen iſt.

Derowegen ſind andere der Meynung / daß Fuͤrſt Suantiborus von den alten Teutſchen Gothen vnd Wandaliern her entſproſſen ſey: Worzu vielleicht einer dieſen Beweiß fuͤhren koͤndte / daß die Wapen der Pom̃eriſchen Fuͤrſten / die einen fliegenden Greiff / vnd der alten Gothen / die einen fliegenden Drachen fuͤhrten / etwa eins ſeyn moͤgen / weil vielleicht der flie - gende Greiff / inſonderheit der Vßdomiſche mit ei - nem Fiſch-Schwantz fuͤr einen fliegenden Drachen moͤchte von einem oder dem andren angeſehen ſeyn.

58. Sieben Greif - fen / ſo von ſiebẽ Pommerſchen Provincien in jhrem Wapen / zweiffels ohne zum Zeichen der Freyheit / gefuͤh - ret ſeyn / zeigen an / daß ſolche Provincien alle zu einem Volcke / vnd zwar Pom - meriſchen Ge - bluͤtes muͤſſen gehoͤret haben. Paul. Frideborn. Chron. Stetin. lib. 1. p. 10. Val. ab Eichſtet & aliorũ Chron. Pom. M. S.

Aber ſo weit wil ich nicht gehen / ſondern nur diß zu mehrem Nachricht erwehnen / daß neun Pro - vincien des Pommerlandes gezehlet werden / dero Wapen ſich auch die Pommeriſche Fuͤrſten ge - brauchen.

Das Hertzogthumb Stettin begreifft in ſich / was mitten im Lande / vmb vnd an der Oder lieget / vnd hat ſich vorzeiten weit durch die Vcker vnd Ne - we-Marck erſtrecket.

Das Hertzogthumb Pommern iſt eygentlich das Landt / ſo naͤheſt am Meer lieget / vnd erſtrecket ſich von Wollin biß in Pommerellien oder das Her - tzogthumb Wenden vnd Caſſuben. Dabey iſt gleich - wol dieſes zu mercken / daß ſich der Pommeriſche Na - me allgemach uͤber das gantze Land erſtrecket hat / al - ſo daß gantz Pommeren in Vor - vnd Hinter-Pomme - ren iſt getheilet worden / doch nicht auff einerley weiſe. Dann in der allererſten Theilung dieſes Lan -L ldes /210Das Ander Buch /des / zwiſchen Suantibori I. Erben / ſo im Jahr mcxij. vorgegangen iſt / ward Vor-Pommern genant / was zwiſchen Mechelenburg vnd der Perſante / oder wie et - liche wollen / der Grabow / lieget / welches Waſſer ſich in die Wipper ergeuſt / vnd von dannen bey Ruͤgen -A. C. 1111. walde verbey in die See fleuſſet. Hinter-Pommern aber war / was von dannen zwiſchen der Bra vnnd Weyſſel biß an Dantzig ſich erſtreckete. Jn der an - dren allgemeinen Theilung / da nun ſchon das Hin - ter-Pommeriſche Pomerellien von dem andern Pom -A. C. 1114. merlande abgeriſſen war / ſo zwiſchen Bogißlao IV. vnd Ottone I. im Jahr mccxcv. vorgieng / ward das Land zu Pommeren genennet / was zwiſchen Ruͤgen vnd der Peene lieget / als Greiffswald vnd Wolgaſt / vnd darzu das Land Vſedom / vnd uͤber der Schwy - ne. Das Land Stettin aber war / was zwiſchen der Peene / Friſchen Hafe / Oder vnd Jhna gelegen iſt / von dem Hauſe Demmin abzurechnen / als Dem - min / das Land zu Großwein / da Ancklam lieget / Treptow an der Tolenſe / Vkermuͤnde / Paſewalck / Alten Stettin / Pyritz / Gartz vnnd Greiffenhagen. Jn der letzten Theilung des Landes aber / ſo zwiſchenA. C. 1532. Barnimo IX. vnd Philippo I. im Jahr m dxxxij. ge - ſchahe / hat man das Land / das zwiſchen der Oder Schwyne vnd Mechelnburg lieget / Vor-Pommern oder die Wolgaſtiſche Regierung geheiſſen. Stet - tin aber vnd alles Land / ſo uͤber der Oder biß an die Polniſche Grentze ſich erſtrecket / iſt die Stetin - ſche Regierung oder Hinter-Pommern genennet worden.

Das Fuͤrſtenthumb Ruͤgen iſt bekant / vnnd haͤltſieben211Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. fieben Meyl / ſo wol in die breite / als in die laͤnge / vnd hat zuvor ſich viele weiter als jetzund erſtrecket.

Das Land zu Barth iſt / was zwiſchen der Re - kenitz vnd Trebel einlieget / vnd hat in ſich Stralſund / Barth / Grimmen / Tribbeſees / die Aptey zu Campe vnd den Dars.

Die Graffſchafft Guͤtzkow begreifft in ſich Loyz vnd die Stadt Guͤtzkow / wie auch Greiffswald vnd die Aptey Eldenow.

Das Land Vſedom beſtehet in ſeiner eygnen Jnſul.

Das Land Wolgaſt hat das Ampt vnd Stadt Wolgaſt / ſambt andren dazu belegenen Guͤtern.

Die letzten beyden Hertzogthumbe Caſſuben vnd Wenden / haben vorzeiten in ſich gehabt das gan - tze Pomerelliam / ſo weit es ſich von dem Chollenberg nach Preuſſen vnd Polen zu erſtrecket: Vnd es ſind noch heutiges Tages die Wendiſche Oerter daſelbeſt von den Caſſubiſchen vnterſchieden / wie denn auch die Wendiſche Sprach etwas anders faͤllt / als die Caſſubiſche.

Dieſe Provincien alle / außgenommen das Fuͤr - ſtenthumb Ruͤgen / ſo einen halben ſchwartzen Loͤwen mit einer rothen Kron im gelben Felde / uͤber fuͤnff er - habenen Quadraten im blawen Felde / vnd die Graff - ſchafft Guͤtzkow / ſo zweyrothe Hoͤltzer ins Creutz ge - leget / mit vier rothen Roſen in des Creutzes Winck - len im gelben Felde fuͤhret / haben in jhrem Wapen einen Greiffen. Alſo hat das Hertzogthumb Stet - tin einen rothen Greiff mit einer guͤldenen Kron vnd Klawen im blawen Felde. Das hertzogthumb Pommeren einen rothen Greiff im weiſſen Felde. L l ijDas212Das Ander Buch /Das Hertzogthumb Caſſuben einen ſchwarzen Greiff im gelben Feldc. Das Hertzogthumb Wen - den einen Greiff gruͤen vnnd roth im weiſſen Felde. Das Land Vſedom einen weiſſen Greiff mit einem Stoͤer-Schwantz im rothen Felde. Das Land Bart einen ſchwartzen Greiff mit halb weiſſen Fluͤgeln im gelben Felde. Das Land Wolgaſt einen halben weiſ - ſen Greiff im rothen Felde uͤber einer gelben vnd bla - wen Schachtaffel. Daraus ſchlieſſe ich kuͤhnlich / daß dieſe ſieben Provincien vorzeiten zu einem Volck ge - hoͤret haben / vnd zu einem Volck muͤſſen gerechnet werden. Welches dann auch die nahe Nachbar - ſchafft aller ſieben Laͤnder außweiſet. Jnſonderheit erſcheinet es auch daraus / daß wir wiſſen / wann vnd wie die Pommeriſche Fuͤrſten an das Fuͤrſtenthumb Ruͤgen / vnd die Graffſchafft Guͤtzkow / die ein ander Wapen fuͤhren / gekommen ſeyn / aber nicht zugleich ſagen koͤnnen / ob vnd wie ein Land von den Sieben an ſie gekommen ſey / ſondern muͤſſen ſchlechter dinge dafuͤr halten / daß ſie ſich ſaͤmptlich zu einem mahl ei - nem Fuͤrſten vnterworffen haben. Dann wir ha - ben zuvor aus Helmoldo dargethan / das anfaͤnglich vnter allen Slavoniſchen oder Wendiſch-redenden Voͤlckern alleine die Ruͤgianer einen Fuͤrſten uͤber ſich gehabt haben / der auff jhre Sprache Krola / das iſt Koͤnig / geheiſſen iſt: Vnd das war ein Zeichen / daß / da die Slavoniſche Ariſtocratey oder Democratey / das Land mit gemeiner Beliebung zu regieren / in Pommeren mit der Slavoniſchen Sprache zugleich in den ſchwang kam / die Rugianer die alte Teutſche Manier der Gothen vnd Wandalier nicht woltenfahren213Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. fahren laſſen / vnd ſich gerne von einem Koͤnige regie - ren lieſſen. Derowegen hat Ruͤgen ſein eygen Wa - pen eines gekroͤneten Loͤwen gefuͤhret / als daß nicht mit denen zu ſchaffen haͤtte / die des Greiffen in jhrem Wapen gebraucheten / vnd keinen Fuͤrſten oder Koͤ - nig uͤber ſich leiden wolten.

Wann ich nun das / was zuvor ausgefuͤhret iſt / recht betrachte / ſo laͤſſet es ſich anſehen / daß / nach de - me die alten Ruͤgianer / ſo zuvorn uͤber der Oder Oſt - werts wohneten / ſich in Vor-Pommern / vnd weiter in die Jnſul Ruͤgen wendeten / vnd ſich faſt der Herꝛ - ſchafft uͤber gantz Pommeren anmaſſeten / zweiffels - ohne die anderen Lutitier / wie ſie Ptolomeus nennet / oder die andern Pommeren / ſich ſolches Dominats endlich entbrochen / vnd inſonderheit zu der Zeit / da die Slavoniſche Sprache uͤberhand nam / nach Sla - voniſcher weiſe mit einem ſtarcken Verbuͤndnuß ſich zuſammen gethan / vnd ſich vereiniget haben / keinen Koͤnig uͤberſich zu leiden / ſondern freye Leute zu ſeyn. Das Zeichen ſolcher Freyheit iſt nun ein Greiff / das iſt ein fliegender Loͤwe mit einem Habichts-Kopffe geweſen. Vnd alſo haben nun die ſieben Provincien / als das Land Stettin an der Oder / Pommeren naͤhiſt am Meer / Caſſuben vnd Wenden in Pomerellia / V - ſedom / Bart / Wolgaſt in Vor-Pommeren / ſich vnd jhre Freyheit ohne einen Fuͤrſten oder Koͤnig vnter jh - rem fliegenden Greiffen-Faͤhnlein wider alle Feinde tapffer verthedigt. Die Vor-Pommeriſche Laͤnder / als Vſedom / Bart / Wolgaſt ſind ſonſt auch die Luti - tier oder Wilzen genant / wie wir ſchon aus Helmoldo erwieſen. Vnd die an der Peene nach MechelenburgL iijwohne -214Das Ander Buch /wohneten / hieß man Kyziner vnd Circipaner. Die auff der andern ſeyte der Peene / Tollenſer vnd Reda - rier oder Riadurer.

Dabey iſt wol in acht zu nehmen / daß nicht allei - ne die Fuͤrſten / ſondern auch viele vom Pommerſchen Adel den Greiffen im Wapen fuͤhren / die doch darum̃ fort nicht Greiff-Herren ſeyn / oder zu einẽ Geſchlecht der Griphonum gehoͤren. Alſo fuͤhren die Bohlen ei - nen rothen Greiff uͤber ſechs Quadraten im Schilde - vnd auffm Helme zwene rothe Greiffen an einẽ Bau - me gegen einander ſtehen. Die Falcken haben einen rothen vnd weiſſen Greiffen im Schilde / vnd auffm Helm einen rothen ſitzenden Greiffen. Die Puttka - mer einen rothen gekroͤneten Greiffen mit einem weiſ - ſen Stoͤer-Schwantz; Die Jaduncken einen blawen Greiff im gelben Felde; Die Rexine einen rothen Greiff mit einem weiſſen Stoͤer-Schantz im blawen Felde; Die Gorken einen blawen Greiff mit einem rothen Fiſch-Schwantz; Die Pauls-doͤrffer einen gelben Greiff mit einem weiſſen Fiſch-Schwantz. Summa / der Greiff laͤſſet ſich in Pommern allent - halben mercken / vnd dannenher findet man auch drey feine Staͤdte drinnen / die von Jhm den Nah - men haben / als Greiffswald / Greiffenberg vnnd Greiffenhagen / der Oerter vnnd der Geſchlechter zu geſchweigen / die in der New-Marck / ſo vorzeiten Pommeriſch war / auch entweder den Greiffen fuͤh - ren / oder den Nahmen vom Greiffen haben.

50. Die ſteben freye Pommeriſche Provinzen habẽ

Ob aber wol beſagter maſſen die Freyheit vnter den Lutitiern vnnd den andern Pommeriſchen Voͤl - ckern anfaͤnglich beliebet ward / ſo iſt doch ſolchesnicht215Vom alten Wendiſchen Pommerlande. nicht alſo zuverſtehen / daß ſie nicht ſolten in vorfal -in vorfallender Kriegeszeit aus den vornembſten Geſchlechtern einen Fuͤrſten er - wehlet / vnd ſol - che Dignitaͤt iſt endlich erblich geworden. lender Kriegeszeit einen tapfferen Mann / aus den vornembſten Geſchlechtern / die ſie zu jeder Zeit be - hielten / uͤber ſich geſetzet haben / der ſie auß vnnd ein fuͤhrete. Thaten doch ſolches die Roͤmer / Sparta - ner / Etolier in jhrer hoͤchſten Freyheit / vnd lieſſen ſich von den Geſchlechtern commandiren / vnnd ge - horcheten jhnen / als Fuͤrſten / wenn ſie mit jhnen fort zogen. Es thatens auch die alten Sachſen / welche in xij. Nationes vertheilet / von keinem Fuͤr - ſten oder Koͤnig wuſten. Dennoch wann ein Krieg einfiel / erwehleten ſie den Tapfferſten vnter jhnen /VVitich. l. 1. geſt. Sax. vnd nenneten jhn einen Fuͤrſten / vnter welchen vor anderen Wittekind bekand iſt / der Carolo Magno groſſen Widerſtand lange Zeit gethan hat / wie ſol - ches aus Witichindo bekand iſt.

Alſo haben nun auch die freyen Pommeren in jhrer beſten Freyheit bißweilen Fuͤrſten uͤber ſich ſetzen muͤſſen. Da iſt e[s]nun gegangen / wie es pfle - get zu gehen; Der einmahl hoch zu Ehren kompt / wil nicht gerne herunter / ſondern bemuͤhet ſich / ſeine Dignitaͤt auch auff die Kinder zu bringen. Vnnd es wird auch in dem allerfreyeſten Regi - ment dahin von den Vornembſten getrachtet / daß jhre Kinder jhren Eltern nicht vngleich werden. Dadurch wird endlich erblich / was in der Wahl zuvor beſtand.

Exempel wollen wir aus den Hiſtorien nicht zu - ſammen leſen. Es iſt genug / daß wirs in vnſern Pommeriſchen Hiſtorieu finden / daß das freye Volckder216Das Ander Buch /der Lutitier vnd anderer Pommeren endlich beſagter maſſen / Fuͤrſten bekommen hat / die erſtlich durch ei - ne Wahl erkohren wurden / allgemach aber ſolche Dignitaͤt auff jhre Erben brachten. So gieng es auch bey den Obotritiſchen Mechelenburgern. Die waren auch freye Leute. Aber allgemach wachs / ſo wol bey jhnen / als bey den Pommern / die Familia Bilungi ſo ſehr herfuͤr / daß bey derſelben die Fuͤrſtliche Digni - taͤt perpetuiret ward / vnd noch die jetzt in Mechelen - burg regierende Hertzogen ſich aus ſeinem Stam - men in gerader Linij rechnen koͤnnen. Ein gleichmeſ - ſiges iſt auch bey den Boͤhmen vnd Polen vorgegan - gen / die anfaͤnglich / als die Slavoniſche Sprache in ſolche Laͤnder kam / die gantze Gemeine regieren lieſ - ſen / aber allgemach ſich einem Fuͤrſten vnterworffen haben.

60. Man findet vie - le Pommeriſche Fuͤrſten vor Suantiboro in dn den Hiſtoriẽ / die ein theils vn ter ſeine Vorfah - ren vnd Anher - ren gehõren.

Daß nun ſolches in Pommeren auch geſchehen / iſt nicht zuverwundern. Dann da findet man auch ſchon fuͤr Bilungi Zeiten Fuͤrſt Ruͤtigern / der ſich we - gen des Polniſchen Fraͤwleins Vendaſelbſt erſtochen hat / Koͤnig Ehrenbrecht / deſſen Fuͤrſten Wilzand / Carolus der groſſe uͤberwunden hat / Fuͤrſt Lubith / der auch zu Caroli Zeiten uͤber die Wilzen / das ſind die Vor-Pommeren / regieret hat / Fuͤrſt Miroßlaff vnd Ratibor / die ſich vmb das Fuͤrſtenthumb bey Ludo - vico I. Caroli Magni Sohn gezancket haben / Fuͤrſt Raſtitzen / der von Ludewig dem Teutſchen Koͤnige Kayſer Ludovici I. Sohne / iſt gefangen worden / Fuͤrſt Barnimb / der mit Wartißlaff ſeinem Bruder auffm erſten Turnier zu Magdeburg geweſen iſt / vnnd ſeine Tochter Heilam Beñoni dem Hertzogen aus Sach -ſen ver -217Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ſen verheurathet hat / Fuͤrſt Stoineßgar vnnd Nac - co / die von Keyſer Ottone I. erſchlagen ſind / Miß - ka oder Mitzlaff / den Fuͤrſten der Lizikawker vnd O - botriter / der von Seliburo vnd den Wollinern iſt be - krieget worden / Fuͤrſt Bogißlaff / Bilunges Eydam / vnd endlich Fuͤrſt Ratibor / der mit viij. Soͤhnen im Daͤhniſchen Kriege vom Koͤnig Magno iſt erſchla - gen worden. Daß dieſer etliche vnter die Vorfah - ren Suantibori gehoͤren / iſt wol zuvermuthen. Doch in was Linij ſie von einander ſtehen / kan man nicht eygentlich ſagen.

Zwiſchen dem erſten Turnier / der zu Magde - burg im Jahr dccccxxxviij. gehalten iſt / vnd darauff Barnimb vnd Wartißlaff geweſen ſind / vnd zwiſchen der Zeit / da Suantiborus ſtarb / ſind clxix. We - gen ſolcher langen Zeit iſt es nicht vermuthlich / daß Fuͤrſt Barnimb / der auffm Turnier zu Magdeburg ſich mit einſtellete / Suantibori Großvater geweſen ſey: Sondern / wo Suantibor aus ſeinem Gebluͤte entſproſſen iſt / ſtehet er in weiterem Grad von jhm.

Jm Cloſter zu Olive / da die alte Hinter-Pomme - riſche Fuͤrſten jhre Begraͤbnus gehabt haben / iſt die - ſe Nachrichtung / daß Suantibori Vater ſol Bogiß - laff / vnd der Groß-Vater Meſtiboy geweſen ſeyn. Wo deme ſo iſt / vnd wo dis eben der Meſtiboy iſt / der an der Peene in der Koͤniglichen Pommeriſchen Haupt-Stadt Rethre ſeinen Sitz gehabt / vnd we - gen verſagetes Saͤchſiſchen Fraͤwleins die gantze Marck / vnd ein groß theil von Holſtein vnd Sach - ſen in groſſe Vnruhe geſetzet hat; So hat Suantibo - rus Fuͤrſt Bilungen zum Groß-Elter Vater gehabt /M mvnd218Das Ander Buch /vnd wuͤrden alſo die Pommeriſche vnd Mechelburgi - ſche Fuͤrſten von einem Stamme herkommen: Es wuͤrde auch beſſer ſtatt finden / was Cranzius ſaget / daß Bilung von Juͤtlandt biß an die Weyſſel regie - ret habe: vnd wuͤrde alſo Meſtiboy neben den dreyen Soͤhnen / die Helmoldo bekand ſeyn / nemblich Vto - ne / von welchem die Mechelburgiſchen Fuͤrſten her - kommen / Anatrogo vnnd Gnejo / noch einen Sohn Bogißlaum gehabt haben / da die Pommeriſche Fuͤrſten von entſproſſen ſeyn. Aber diß kan man nicht fuͤr gar gewiß außgeben.

61. Pommeren wer - fen ſich wegen der Grentze weid - lich mit den Po - len herumb / ver - thedigen das Schloß Nakel / vnd helffen Spignew / des Polniſchen Her - tzogen Wladiß - lai Sohn / wieder zum Lande / vnd thun einen ver - geblichen Ver - ſuch an Zantock. A. C. 1081.

Das iſt aber gewiß / daß / da Bela der Hunger / des Koͤniges aus Polen Eydam / nach deme er bey xxxv. Jahren ſich in Hinter-Pommern oder Pomerellia auff gehalten hette / auß Pom̃eren ſich hinweg begab / vnd Koͤnig von Hungetn ward / ſolches Land ſich all - gemach wieder von der Polen Gebiet loß gewickelt hat. Da ſind nun die Polniſche Kriege mit macht an - gegangen / vnd hat Vladißlaus Hermannus / der ſich nicht einen Koͤnig / ſondern einen Hertzog der Polen neñete / vñ im Jahr mlxxxi. zur Regierung kam / vnter - ſchiedliche Kriege wider die Pom̃eren vorgenommen / die beym Neugen bawer vnd anderen / zuleſen ſind. Sie aber thaten ſich mit den Preuſſen zuſammen / vnd wehreten ſich tapffer / vnd ob ſie wol eine vnd die an - dere Feld-Schlacht mit Wladißlao hielten / ſind doch dieſelbe dermaſſen zu Ende gelauffen / daß er ſich ſo wenig des Sieges / als ſie / ruͤhmen koͤnte / vnd die Be - lagerung des Pommeriſchen Schloſſes Nakel mitten im Waſſer an der Notez gelegen / da ſich die Pom̃eren tapffer auß wehreten / auff heben muͤſte. Sie nahmenjhme219Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. jhme aber das Schloß Meſeritz / etwa fuͤnff Meile - ber Landsberg / hinweg / welches er doch durch ſeinẽ Sohn Boleßlaff / vnd den Weywoden von Crakaw Secechum bald wie derumb zur Auffgabe noͤtigte.

Dieſer Waywod Secech war etwas hart wider den Polniſchen Adel: Derowegen flohen jhrer viele vor / vnnd beredeten Spignew / Hertzog Wladißlai Sohn vom erſten Gemahl / den der Vater in Sachſen ins Cloſter gethan hette / daß er ſich des Cloſterlebens entzoͤge / vnnd nicht das gantze Erbe des Polniſchen Landes ſeinem Bruder Boleßlaffen uͤberlieſſe. Drumb wirfft er auch den Muͤnchs-Habit von ſich / eylet mit den vorfluͤchtigen nach Pommerland zu / mit der Pom̃eren Huͤlffe ſich wider den Vater zu ſtaͤrcken. Wird aber vnterwegens zu Krußwick von den Polen angetroffen / gefangen / vnd zum Vater gefuͤhret. Der - ſelbe vergiebet jhm alles Vaͤterlich / machet jhn auch Boleßlaffen ſeinem andern Sohne im Erbe gleich / vnd kompt endlich die Lauge uͤber des Weywoden Secechs Kopff. Dann beyde junge Polniſche Prin - tzen verbinden ſich wider jhn / als einen tyranniſchen Mann / vnd boͤſen Rathgeber jhres Vaters / vnnd verjagen jhn mit Gewalt aus dem Lande.

Jn ſolcher Polniſcher Vnruhe nehmen die Pom - meren die Gelegenheit in acht / vnnd ziehen auff einen Anſchlag aus / das Schloß Zantock an der Notez mit Liſt hinweg zu nehmẽ. Als ſolches jnen nicht angehet / legen ſie mit groſſer eyle ein ander Schloß gegen uͤber an / daß ſie der Polen Außfall verwehren moͤgẽ. Dar - auß ſie doch / nach deme ſie ſich eine Zeitlang drinnen gehalten / von Printz Boleßlaffen / kurtz vor ſeinesM m ijVaters220Das Ander Buch /Vatern Wladißlai todte wiederumb ſind getrieben worden.

6[2]. Hertzog Boleß - laff aus Polen belagert Coll - berg. A. C. 1102.

Dieſer Boleßlaff als er zur Regierung im Jahr mcij. kommet / wil ſich mit macht an den Pommeren / die vielfaͤltige Einfaͤlle in Polen vornahmen / rechen / ſamlet ſein Volck / vnd ſtellet ſich / als wenn er wider Boͤhmen einen Zugk vornehmen wil / die mit den Po - len daßmahl auch in den Haren lagen. Aber er wen - det ſich vnverſehens / kompt eylfertig im ſiebenden Tage durch die Newe-Marck / wie wir ſie jetzund heiſ - ſen (denn daßmahl gehoͤrete ſie noch zu Pommeren) vor Colbergk / ſo daßmahl ſchon eine Volckreiche vnd vermoͤgene Stadt war / vnd eben Fuͤrſt Suanti - boren bey ſich haͤtte. Dieſe Stadt wil er uͤberrum - peln / vnd ſich derſelben bemaͤchtigen. Weil er aber mehr Widerſtand findet / als er vermuthet haͤtte / in - ſonderheit weil Suantibor ſich tapffer drinnen weh - ret / verbrennet er nur die Vor-Stadt / vnnd machet Beute / wo er kan / vnd gehet alſo vnverrichter Sa - chen wieder zu ruͤcke.

63. Fuͤrſt Suanti - bor aus Pom - meren wird von ſe nen Vnter - thanen gefangẽ / vnd dieſelbe tra - gen die Vormũd - ſchafft ſeiner vier jungen Prentzen Crito - n〈…〉〈…〉 auff.

Bald nach ſolcher Belagerung kompt Fuͤrſt Snantibor mit ſeinen Pommeren in groſſen Wider - willen / weil ſie jhn als freye Leute eines gar zu geſtren - gen Dominats / vnnd einer gar zu harten Regierung beſchuͤldigten: Drumb nehmen ſie jhn in gefaͤngli - che Hafft / vnd gedencken ſich mit Critone ſeinem Ey - dam / deme Suantibor kurtz zuvor ſeine Tochter Sla - vinam verheurathet haͤtte / vnnd der daßmahl uͤber Ruͤgen / Mechelenburg / vnd ein theil der Marck vnd Holſtein regierete / beſſer zu verſehen / vnd jhme die Vormundſchafft der jungen vnmuͤndigen Herrenanzu -211[221]Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. anzuvertrawen. Vnnd man ſaget / daß Crito bis in Hinter-Pommern gekommen ſeyn / vnd die Stadt Slaviam oder Slage / von ſeiner Gemahlinnen ge - nant / erbawet habe. Doch veraͤndert ſich dieſe be - ſch affenheit der Sachen bald. Denn Crito wird / wie droben ſchon geſaget iſt / menchelmoͤrderiſcher weiſe ermordet / vnnd Suantibor wird wieder auffCrom. l 5 p. 72. Neugenbavv. l. 3. l. 79. freyen Fuß geſtellet / inſonderheit / weil Boleßlaff mit einem Heer auff Pommeren zugieng / jhn als einen Verwandten vnd Bunds-Genoſſen / wie die Polni - ſche Scribenten ſagen / zu entledigen.

Wie nun Razo vnd die Rugianer / vnd etliche64. Der Polniſche Feld-Herꝛ Scarbimir wird von den Pom - meren geſchla - gen / vnd die Po - len verbinden ſich mit dẽ Daͤh - nen wider Pom - meren / fallen ſie von beyden ſeitẽ an / vnd kompt Nicolaus der Koͤnig von Den - nemarck mit dẽ Polniſchen Her - tzog Boleßlaffen fuͤr Vſedom zu - ſammen. Vor-Pommeren / nach Critonis todte / mit den Meche - lenburgern vnnd Sachſen zuthuen bekamen / wie ſchon außgefuͤhret iſt / ward eben zu der Zeit die Vn - ruhe zwiſchen Pommern vnd Polen groͤſſer. Dann Boleßlaff ſandte Scarbimir / ſeinen Feld-Herren / auff die Pommeriſche Graͤntze / alles / was jhm vor - kamb / zuverwuͤſten. Da er aber ſichs zum wenigſten verſiehet / wird er von iij. tauſent Pommeren uͤberfal - len / die alles nieder machen / vnnd den Feld-Herren ſelbſt hart verwunden / daß er eines Auges verluſtig ward / vnd kaum mit fuͤnff Perſohnen / wie die Pom - meriſche Chronicken melden / oder wie die Polen ſa - gen / mit xxx. davon kam.

Darauff verbinden ſich Polen vnd Daͤhnen wi - der Pommeren. Der Koͤnig von Dennemarck Ni - colaus / der ſeinem Sohne Magno / zu ſtaͤrckung des Verbuͤndnuſſes / vmb Hertzog Boleßlaffen aus Po - len Tochter geworben haͤtte / kombt nebenſt ſolchem ſeinem Sohne Magno / vnnd ſeinem Vetter CanutoM m iijmit222Das Ander Buch /mit vielen Schiffen in der Swyne an / belagert gar hart die Stadt Vſedom / vnd weil er ſie nicht alsfort gewinnen kan / ſchlaͤget er ein Lager dafuͤr auff / vnnd erwartet mehr Huͤlffe aus Polen. Die kombt auch balde an. Dann Hertzog Boleßlaff vnd ſein Feld - Oberſter Scarbimir ziehen erſtlich vor Bialogrod / oder Belgard / die die Polniſche Scribenten reich vnd vermoͤgen nennen / ſenden zwene Schilde / ei - nen rothen / als ein Zeichen des Krieges / vnd einen weiſſen / als ein Friedes-Zeichen hinein / daß die Buͤrger einen wehlen ſolten. Sie behalten beyde: vnd gehet darauff der Sturm an / in welchem / nach langer Kegenwehr endlich die Stad uͤber gehet. Sol - che wird nun zwar gepluͤndert / aber gleichwol des Volckes verſchonet. Mit ſolch einem Exempel bey - de der Geſtrengigkeit vnd der Guͤthe haben die Polen die Gemuͤther der anderen Pommeren / darauff ſieCromerus. Dugloſſus. Vincent. Neugenbavv. in Chron. Polon. Alb. Cranz l 3. Vand. c. 28. zukamen / dermaſſen bewegt / daß ſich Colbergk / Ju - lin oder Wollin / vnd Coͤßelin nebenſt anderen Staͤd - ten ergaben / vnd / ſo viel moͤglich / das Heydniſche We - ſen abthaten. Alſo iſt nun Boleßlaff mit ſei - nem Heere fort gezogen / hat auch ſeine Tochter zu - gleich bey ſich gehabt / vnnd als er vnverhindert bey Vſedom im Daͤhniſchen Laͤger ankam / iſt allda das Beylager gehalten / vnnd endlich Vſedom zur Auff - gabe gezwungen worden. Jn dieſem vngeſtuͤmen Wetter / das uͤber die Pommeriſche Laͤnder von al - len Ecken zuſammen ſchlng / hielt ſich der Fuͤrſt uͤber Ruͤgen Razo in Wolgaſt auff / vnd befaͤſtigte das be - ſter maſſen. Die vier junge Pommeriſche Herren a - ber / des Suantibori Soͤhne / waren zu Stettin. Vndweil223Vom alten Wendiſchen Pommerlande. weil der Vater Suantibor / wie es aus allen Vmb - ſtaͤnden ſcheinet / theils wegen alters / theils / weil er der Vnterthanen Gunſt verlohrenhette / ſich der Re - gierung begeben haͤtte / bemuͤheten ſich die junge Printzen einen Frieden bey dem Koͤnige von Denne - marck zu erhalten / der nunmehr nach Eroͤberung der Stadt Vſedom / vnd nach der Polen Abzugk / auff andere Pommeriſche Oerter zu gehen gedachte. Al - ſo reiſete Printz Wartißlaff der Elteſte / vnd des Nah - mens der Erſte / nach erholetem freyen ſicheren Ge - leite / zu dem Koͤnige von Dennemarck / der ſich daß - mahl in den Schiffen hielte / vnd brachte es zu einem guten Stande / daß ein Friede zwiſchen den Daͤhnen vnd Pommeren getroffen ward. 56. Die vier junge Pommeriſche Fuͤrſten / vnter denen Wartiß - laff / als der aͤlti - ſte / die Regie - rung fuͤhret / ſtel - len nach jhres Vatern Suan - tibori todte alles ſehr kluͤglich an. A. C. 1107.

Nachmahls haben die vier junge Pommeriſche Fuͤrſten ſich allzeit gut Chriſtiſch bezeiget / vnnd den Chriſtenthumb / den ſie ſelbſt bekeñeten / zubefordern ſich eyferig angelegen ſeyn laſſen. Wie ſie dann auch / als Razo der Rugianiſche Fuͤrſt von Hertzog Hein - rich dem Mechelburger bekrieget ward / wie droben erzehlet iſt / dem Mechlenburgiſchen Hertzogen bey - ſprungen. Vnd fuͤr jhre Muͤhe vnd auffgewandten Vnkoſten / auch weil ohne diß jhnen der Orth / der in der Lutitier Land gelegen / gehoͤrete / bekamen ſie Wol - gaſt ein / das bißher Fuͤrſt Razo eingehabt haͤtte. Mit - lerweile iſt Fuͤrſt Suantiborus / den man den Heyden nennet / wiewol jhm das Chriſtenthumb nicht muß gar vnbekand geweſen ſeyn / im Jahr mcvij. geſtor - ben / vnd vnter ſeinen vier Soͤhnen hat alßfort War - tißlaff / als der Eltiſte / die von jhrem Vater verlaſſene Laͤnder zu regieren auff ſich genommen.

Vnd224Das Ander Buch /

Vnd weil Hertzog Boleßlaff aus Polen etliche Staͤdte in Hinter-Pommern / wie geſaget iſt / hinweg genommen hette / als hat er ſolche Oerter alle wie der dahin vermoͤcht / daß ſie jhn vnd ſeine Bruͤder / als rechte Erb-Herren / annahmen. Wie dann auch alle Oerter / ſo die Amptleute des Koͤniges in Denne - marck einhaͤtten / ſolchem Exempel folgeten / ſich von frembder Herꝛſchafft loß macheten / vnd zu Hertzog Wartißlaff vnd ſeinen Bruͤdern ſich ſchlugen. Jch halte faſt dafuͤr / daß nun erſtlich / da gantz Pommer - land ſich vnter Hertzog Wartißlaff verbindet / die Lu - titier ſich jhrer alten Ariſtocratiſchen oder Democra - tiſchen Freyheit begeben / vnd die Pommeriſche Her - ren auch fuͤr jhre Herren angenommen haben. Da - beneben haben Wartißlaff und ſeine Bruͤder ſich mit jhrem Schwager Hertzog Heinrichen aus Meche - lenburg / der jhre Schweſten Slavinam / nach Crito - nis todte / zur Gemahlin hette / faͤſter verbunden / auch mit dem Rugianiſchen Fuͤrſten Razen einen beſtaͤndi - gen Frieden behandelt / vnd alſo alle ſieben Pomme - riſche Greiffe an ſich gebracht / vnd jhre Land allent - halben / wo es noͤtig war / gebawet vnnd befaͤſtiget / auch eine anſehenliche Botſchafft an den Koͤnig von Dennemarck abgefertiget / vnnd / wie ſich das gantze Land an jhre Pommeriſche Herren ergeben hette / angedeutet / vnd dabeneben jhn erſuchen laſſen / nichts feindlich es wider daſſelbe vorzunehmen. Welches ſie dann auch endlich erhielten / inſonderheit / da jhme etwas an Jaͤhrlichem Gelde zu geſaget ward.

66. Die Polniſche Kriege gehen

Ebener maſſen hat Fuͤrſt Wartißlaff mit ſeinem Bruder eine Legation an den Hertzog von Polen mitgleichmaͤſ -225Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. gleichmeſſiffer Werbung abgeſand. Derſelbe aberwieder an / vnd kom̃en die Pom - mern bis an Gnieſen / nehmẽ den Archidiaco - num Martinum gefangen / vnd entfuͤhren etli - chen Kirchen - ſchmuck / den ſie doch durch Got - tes geſtrenge Vrtheil muͤſten wieder geben. hat ſchwere Punct des Friedens vorgeſchlagen: Als daß ſie erſtlich jhme Hinter-Pommern abtreten: Fer - ners von den andern Laͤndern Jaͤhrlichen Tribut ge - ben: Zum dritten den Chriſtlichen Glauben anneh - men ſolten. Auff die erſten beyden Punct haben ſich die Legaten gar nicht einlaſſen wollen. Den dritten betreffend / hette es / ſagten Sie / mit den Fuͤrſtlichen Perſohnen keinen Streit: weil dieſelbe ſchon getaͤuf - fet waren / vnd an jhrem Fleiß nichts wuͤrden erman - geln laſſen / daß die Vnterthanen auch moͤchten zur Erkaͤntnuß der Warheit gelangen. An ſolcher Erklaͤ - rung hat der Hertzog von Polen kein Genuͤgen gehabt / ſich zum Kriege bereit gemacht / vnnd das das Schloß Zarnekaw eroͤbert. Deßwegen ſeume - ten die Pommeren nicht / ſondern nahmen durch ei - nen von Adel / Gnieformer genant / die Schloͤſſer Zarnekaw / Vſcza oder Vßcya / vnd Villenen wieder weg. Kamen auch gar in einem Streiff biß an Gnie - ſen / hauſeten allenthalben uͤbel / uͤbereyleten auch in dem Flecken Spizmeriz / nahe bey Gnieſen / Marti - num den Biſchoff / da er Meſſe hielte / vnd da derſelbe ſich in der Sacriſtey verkroch / nahmen ſie ſeinen Ar - chidiaken Nicolaum gefangen / vnd kamen mit vieler Beute an Kelchen / Patenen / vnd anderm Kirchen - Geſchmuͤcke wieder anheimb. Man ſaget einhellig / daß / da ſie in jhren Panqueten der geraubeten Kelche vnnd Patenen an ſtat der Trinck-Geſchirꝛ gebrauchet haben / jhrer viele druͤber in Vnſinnigkeit gerathen ſeyn / vnd ſich einander vmbgebracht haben. Da - durch ſeyn ſie bewogen worden / den Archidiaken mitN nallem226Das Ander Buch /allem geraubtem Kirchen-Geraͤthe wieder zu ruͤcke zu ſchicken / vnnd ſich an vielen Oertern zum Chriſtli - chen Glauben zu bekennen. Drauff ſamlet Hertzog Boleßlaff ſein Volck zuſammen / noͤtiget erſtlich das Schloß Zarnekaw zur Auffgabe / vnnd giebt dem Gnieformer perdon / da er ſich zum Chriſtenthumb bekandte. Folgendes erobert er in einem Sturmb Villenen / vnnd machet alles drinnen nieder. End - lich leget er ſich fuͤr Vſcza / vnd aͤngſtiget es lange Zeit / biß es ſich ergeben muͤſte: Jn demſelben Schloß war eben daßmahl beſagter Gnieformer / der ſich auffs newe wider die Polen gebrauchen ließ. Drumb / ob jhme ſchon / vnd den andern belager - ten in Vſcza / da ſie ſich ergaben / Gnade zugeſaget war / ward jhme doch nichts gehalten / ſondern er iſt nebenſt der gantzen Beſatzung nieder gema - chet worden. Spignew auch / Hertzog Boleßlat Bruder / weil er in Verdacht war / daß ers mit den Pommeren hielte / muſte Reißaus nehmen / vnd ſich in Boͤhmen ſalvieren.

67. Die vier junge Pommerſche Fuͤrſten theilen das Land / vnd die Hinter Pom - meren treffen zweymahl vn - gluͤcklich mit den Polen.

Ehe dieſes alles geſchahe / haben die vier jun - ge Pommeriſche Printzen im Jahr mcviij. jhre Land vnd Leute ſolcher maſſen getheilet / daß Fuͤrſt War - tißlaff vnd Ratibor uͤber Vor-Pommeren / Bogiß - laff vnd Suantipolck uͤber Hinter-Pommeren / vnd die Laͤnder / die vom Chollenberge an / zwiſchen der Perſante / Bra / Notez / vnd Weyſſel liegen / in jhrer Regierung verwalteten / doch alſo / daß Fuͤrſt War -A. C. 1108. tißlaffen die allgemeine Regierung verbliebe / wie ſol - ches aus allen Vmbſtaͤnden abzunehmen iſt. Die in Hinter-Pommeren verbunden ſich mit den Preuſſen /deſto227Vom alten Wendiſchen Pommerlande. deſto ſtatlicher ſich wider die Polen zu wehren / vnnd thaten mit vielen Einfaͤllen groſſen Schaden. Vnnd weil ſie das Schloß Nakel jnnen hatten / mach eten ſie aus demſelben alles vnſicher. Derowegen lagerte ſich Hertzog Boleßlaff im Jahr mcxiij. mit einem groſſenA. C. 1113. Zeuge dafuͤr. Die Pommeren vnd Preuſſen kommen mit funffzig tauſent Mann / ſolches zu entſetzen. Da ge - ſchicht nun eben auff S. Laurentij Tage ein blutiges Treffen / vnd ob wol der Sieg ſich anfaͤnglich auff der Pommern ſeyte lencket / ſo behalten dennoch die Po - len endlich uͤberhand / vnd erſchlagen der Pommeren bey xl. tauſent. Vermiſſen auch gleichwol von den jh - rigen xxiij. tauſent. Doch haben die Polniſche Scri - benten ſolche groſſe Snm̃am der erſchlagenen nicht / vnd vermelden / daß nur xxvij. tauſent der Pommeren ſind erſchlagen / vnd zwey tauſent gefangen worden. Crom. lib. 5. p. 81.Sie vermelden auch / daß nach gehaltener Schlacht Hertzog Boleßlaff Suantipolco / einem Polniſchen Herren von der Greiffen Geſchlecht / Nackel vnter - geben habe. Aber ſie ſolten wiſſen / daß eben dieſer Snantipolck vnſer Pommeriſche Printz iſt / welchem nach gehaltener groſſen Feld-Schlacht / vnd getroffe - nẽ Frieden / das Schloß Nakel mit ſechs andern Staͤt - ten auff gewiſſe Condition iſt vnter geben worden. Da aber Hertzog Boleßlaff dieſen Suantipolck / als ei - nen ſeinen Vnterthanen / achtete / vnd an jn begehrete / daß er neben jhme ſeine eigene Bruͤder die Hertzogen von Pom̃eren bekriegen ſolte / hat er ſolches durchaus nicht eingehen / ſondern lieber alles außſtehen / vnnd Gewalt mit Gewalt hintertreiben wollen. Wie er dann auch da die Polen im Jahr mcxviij. das SchloßA. C. 1118.N n ijNakel228Das Ander Buch /Nakel auffs newe belagerten / ſie maͤnnlich zuruͤcke trieb. Darauff geſchicht abermahl ein groſſes Tref - fen bey Vſcza / darin auch die Vnſerigen vnter lagen / vnnd wol bey xviij. tauſent Mann ſollen verlohren haben.

68. Hertzog Boleß - laff aus Polen komt uͤbers Eyß nach Stetin / bringet ſie zum Tribut / fuͤhret viele junge Leute mit ſich hinweg / die er zũ Chriſtli - chen Glauben gewehnete / vnd giebet dem einẽ Pommerſchen Fuͤrſten Ratibor ſeine Tochter / den anderen / Suantipolck / der ſich nicht be - quemen wolte / leget er gefangẽ.

Alſo muͤſten die Hinter-Pommeriſche Fuͤrſten ſich dem Willen Hertzog Boleßlaffen ergeben / vnd derſelbe fuͤhrete ſeine ſie greiche Waffen weit ins Land hinein / kam im Jahr mcxxi. vnverſehens uͤbers Eyß nach Stetin / zwang nicht allein die Buͤrger Tribut her zulangen / ſondern nam auch viele junger Leute / derer etliche wol acht tauſend zehlen / mit ſich / die er taͤuffen / vnd in ſein Land verſetzen ließ. Vnd ver band die Stetiniſchen / daß ſie jhme zuſagen muſten / den Chriſtlichen Glauben anzunehmen. Ferners gieng er auff Vadam / jetzo Dam geheiſſen / da jhme zuvor die Thoͤre verſchloſſen waren / vnd gewann ſie mit Ge - walt. Vnd brauchete daſelbſt hefftig die ſchaͤrffe des Schwerdtes.

Als ſich nun hieruͤber die Fuͤrſten Wartißlaff vnnd Ratibor beſchwereten / hat er endlich mit jhnenA. C. 1121. Friede auffgerichtet / vnd Fuͤrſt Ratiborn mit ſich an ſeinen Hoff genom̃en / auch jme endlich ſeine Tochter Pribißlafiam zur Gemaͤhlin beygeleget. Vnd das hat er alles darumb gethan / daß er die Pommeriſche Ge - muͤther beydes mit Guͤthe vnd Gewalt zum Chriſtli - chen Glauben ziehen moͤchte. Weil aber Fuͤrſt Suan - tipolck alleine / da ſchon die andere Bruͤder mit dem Polen im Frieden ſtunden / ſich nirgends hin beque - men wolte / vnnd / da auffs newe Hertzog Boleßlaff fuͤr das Schloß Nackel ſich lagerte / jhn zuruͤcke trieb /vnd229Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. vnd auch verwundete / iſt es endlich alſo abgelauffen / das das faͤſte Schloß Nakel uͤbergieng / Suantipolck gefangen / vnnd im Gefaͤngnuß biß an den Todt ge - halten ward. Seine Laͤnder aber vnd das Schloß Nakel hat ſein Bruder Bogißlaff vom Hertzog von Polen mit gutem Willen einbekommen.

Darauff worden nun allerley Anſchlaͤge gepflo -69. Der Chriſtliche Glaube wird in Pommeren erſt - lich von Bern - hardo einem Muͤnche / her - nach mit beſſe - rem Fortgangk von Biſchoff Ot - ten geprediget. gen / wie man das Heydniſche Volck in Pommeren zum Chriſtlichen Glauben bringen moͤchte. Nun war es aber beym Hertzog in Polen in friſcher Gedaͤcht - nus / wie es mit Bernhardo dem Muͤnche aus Hiſpa - nien buͤrtig / abgelauffen war / welchen er mit etlichen Prieſtern vnd Dolmetſchern nach Julin oder Wollin vor wenig Jahren Chriſtum zu predigen / abgeferti - get hatte. Weil aber bey jhm kein euſſerlich Anſehen war / verlacheten jhn die Wollinſchen in ſeiner Ar - muth / daß er ſich einen Geſandten Gottes nennete / vnd ſo armſelig einher trete. Hetten auch endlich jhn faſt gar erſchlagen / da er jhre Goͤtzen-Bilder / vnd in - ſonderheit die Julius-Seule / herunter werffen wol -M. Petr. Chelop. & alii in Annal - om. te / wenn jhn nicht etliche auff einem Kahne davon auffs friſche Haff gebracht / daß er da / wie ſie ſagten / den Fiſchen predigte. Derowegen ward es hochnoͤ - tig erachtet / daß der Chriſtliche Glaube auff eine mehr bequeme Manier in Pommeren gepflantzet wuͤrde. Da ward nun niemand tuͤchtiger zu gefun - den / als Otto ein Biſchoff von Bamberg / ein gebor - ner Grafe von Andechs / Graff Bertholdi vnnd So - phiæ / einer Graͤfin von Eberſtein Sohn / welcher der Polniſchen Sprache kuͤndig war / vnd am Polniſchen Hofe ſich vor deme wol verdienet gemachet hette. N n iijZu die -230Das Ander Buch /Zu dieſem fertiget Hertzog Boleßlaff eine Legation ab / vnnd erſuchet jhn / ſolch ein Chriſtlich loͤblich Werck auff ſich zu nehmen. Er iſt willig dazu: Be - giebet ſich / mit Kayſer Heinrici des Fuͤnfften / vndA. C. 1124. Bapſt Calixti Vorwiſſen / im Jahr mcxxiv. auff die Reyſe / kombt durch Boͤhmen nach Gnieſen / wird von Hertzog Boleßlaff vnnd Fuͤrſt Ratiborn herꝛ - lich empfangen / vnd bekompt von jhnen ſtatliche Ge - leitsleute / vnd vnter jhnen den Polniſchen Rath vnd Hauptman Paulitzky / einen fuͤrnehmen wolbered - ten Mann / der im Nahmen des Hertzogen von Po - len das Werck ſolte mit beforderen helffen. Mit ſolch einem ſchoͤnen Comitat / vnd vielen Wagen / mit aller - ley nottuͤrfftigen Guͤtern vnd Verehrungen beladen / reiſet Biſchoff Otto fort: Wird anfaͤnglich zu Vſcza von Fuͤrſt Wartißlaff mit d. Pferden empfangen / vnd mit noch mehr Geleitsleuten verſehen / vnter welchen der Fuͤrſtliche Rath Dambſchlaff mit ſeinem Soh - ne / von Julin buͤrtig / mit geweſen iſt. An dieſem Or - te bekehret er etliche aus des Fuͤrſten Dienern. Dann Er / der Fuͤrſt / ſelber / wie auch ſeine anderen Bruͤder / waren ſchon getaufft. Folgendes kombt er nach Pyritz / da daßmahl wol mehr als iv. tauſent fremb - der Leute auff eine Heydniſche Feyre zuſammen kom - men waren / vnnd gehet das gute Werck ſo wol fort / daß auff ſeine gethane Predigt / die er auff ei - nem breiten Platze fuͤr dem Schloſſe hielt / ſich bey vij. tauſent Seelen haben taͤuffen laſſen.

Darauff kompt er nach Stargard / ſo daß - mahl nach der alten Manier noch ein vnbemawre - ter Flecken war / aber ein groß Fuͤrſtlich Schloßam231Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. am Kanholtz hette / vnd richtet den Chriſtenthumb auch daſelbſt an. Von dannen begiebet er ſich nach Cammin / da Fuͤrſt Wartißlaff mit ſeiner Gemaͤh - lin Hella / Hertzog Heinrichs des ſchwartzen auß Bayern Tochter / ſeinen Hoff hielt / vnd bringet es daſelbſt dahin / daß nicht alleine das Volck / vnnd die Hofeleute Buſſe thun / vnd ſich bekehren / ſon - dern auch der Fuͤrſte ſelber / der zwar ein Chriſte war / aber alle Heydniſche Mißbraͤuche noch nicht abgethan hette / gutwillig ſeine xxiv. Kebsweiber / die er biß daher nebeſt ſeiner rechten Gemaͤhlin ge - halten hette / abſchaffete. Welchem Exempel dann auch die anderen / ſo viele Kebsweiber hielten / fol - geten. Hiebeneben ordnet auch Biſchoff Otto an / daß hinfort keiner die newgeborne Toͤchter - lein / die er nicht ernehren wolte / wie bißher in Pommern gebraͤuchlich war geweſen / toͤdten ſol - te. Vnnd ein Mirakel oder Wunderwerck an ei - ner vornehmen Adelichen Frawen / dero Mann wol mit xxx. Pferden zu reiten pflag / kam jhme vnd ſeiner Predigt maͤchtiglich zu ſtaten. Dann da dieſelbe den Chriſtlichen Glauben weder ſelbſt an - nehmen / noch jhren Vnterthanen zur Kirchen zu gehen / erlaͤuben wolte / vnnd den newen GOTT / den Biſchoff Otto predigte / hoͤniſch verachtete / eine Senß / nach arth der Pommeriſchen Weiber / die ſich zu ſolcher Arbeit wol gebrauchen lieſſen / ergriff / vnnd in das Korn zur Zeit der Erndte am Sontag hawen wolte / erſtaunete ſie / vnnd blieb alſo gekruͤmmet eine Zeitlang ſtehen / vnd gab end - lich die Seele auff.

An die -232Das Ander Buch /

An dieſem Zorn-Exempel Gottes ſpiegelten ſich viele - vnd hielten den Biſchoff deſto groͤſſer.

Derſelbe reiſet von Cammin nach Wollin auff das Schloß / da jhn / nichts geachtet / was die Fuͤrſt - liche Raͤthe vor gaben / die Buͤrger nicht hoͤren noch zulaſſen wolten. Dann ſie erregeten einen groſſen Tu - mult / vnnd wolten das Schloß mit gewalt ſtuͤrmen. Woruͤber auch Biſchoff Otto von einem vngehew - ren Wenden / der hernach / da er getauffet war / Bug - dal genant iſt / mit einer Stangen iſt zur Erden ge - ſchlagen worden. Die vornembſten der Stadt / die - ſem Tumult vorzubawen / baten / weil Stetin die Haupt-Stadt were / es ſolte der Biſchoff erſtlich da - hin / vnnd verſuchen / was er bey denen außrichten koͤndte: Der Stetiniſchen Exempel wuͤrden hernach die Wolliniſchen wol folgen.

Alſo kompt Biſchoff Otto endlich zu Waſſer / - ber das Friſche Haff / nach Stettin / vnd wie er vnter den wuͤſten Heyden zu Wollin einen reichen Buͤrger Nedamir gefunden hatte / der ein heimlicher Chriſte war / vnnd ſich in Sachſen vor deme hette taͤuffen laſ - ſen / alſo trifft er auch zu Stetin eine gute Herberg bey einem vornehmen Buͤrger Dubslafen an / der ſich mit ſeinem Weibe auch ſchon hatte taͤuffen laſſen / a - ber des Chriſtenthumbs nicht ſonderlich vnter den Heyden pflegen koͤndte / doch ſeine Kinder noch in etwas hette beten gelehret.

Es hat aber Biſchoff Otto mit ſeiner Predigt in den erſten zween Monaten nichts ſonderlich außge - richtet / biß er endlich etliche Kinder mit ſonderlichen Verehrungen an ſich gezogen / ſie im Chriſtenthumbvnter -233Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. vnterrichtete vnd tauffete. Vnd da der Hertzog von Polen durch ſeinen Geſandten den Stetiniſchen den aufferlegeten Tribut / außgenommen ccc. Marck Sil - ber / die ſie noch erlegen ſolten / erließ / wo ſie ſich zu Chriſto bekehren wuͤrden / iſt die gantze Stadt da - durch willig gemacht / vnnd hat Biſchoff Otto die Tauffe zuverrichten angefangen / die Heydniſche Tempel verſtoͤret / den dreykoͤpffichten guͤldenen Goͤ - tzen / den ſie Triglaff nenneten / zu einer Verehrung dem Bapſte / zu ſich genommen / eine newe Kirche mit - ten am Marckte in S. Adelberts Ehre / wie auch die Kirche zu S. Peter auffgeleget / vnd eine Schule fuͤr die Jugend angerichtet. Die Stetiniſchen wuͤrden deſto eyferiger das Heydniſche Weſen abzuſchaf - fen / weil ſie ſahen / daß Ratibor ein Heydniſcher Pfaffe / der wider Biſchoff Otten hefftig geredet het - te / des Nachts todt gefunden ward / welches dann fuͤr ein Wunderwerck geachtet iſt / vnd zu Beforde - rung des Glaubens nicht wenig gedienet hat. Nach wolverrichteter Sachen zu Stetin / iſt Biſchoff Otto auff Gardis vnnd Lebbin / welche zween Flecken im Lande Vſedom waren / gekommen / vnd hat alda auch Chriſto die Thuͤre geoͤffnet. Vnnd als er zu Lebbin ſich befand / ſind daſelbſt etliche von Wollin ange - kommen / jhme zu vermelden / daß die auffruͤhriſchen zu Wollin durch Fuͤrſt Wartißlafen geſtillet / vnnd zur Straffe zum theil gezogen weren / vnd daß die gantze Stadt willig were / den Chriſtenthumb nach der Stetiner vnd anderer Staͤdte Exempel anzuneh - men. Wie ſchaͤndlich er nun zuvor aus Wollin verja - get war / alſo ehrlich ward er von dem Rath vnd derO ogantzen234Das Ander Buch /gantzen Gemeine anjetzo eingeholet / vnnd hat uͤber xxij. tauſent Seelen gefunden / die ſich durch die Tauf - fe Chriſto einverleibet haben. Er hat auch die Ab - goͤtterey / vnd das Julius Bilde auff dem Marckte ab - geſchaffet / vnd dagegen die Stadt mit Kelchen / Pa - tenen / Meßgewand / vnd anderem Ornat verſehen / vnd zwo Kirchen in S. Adelberts / vnd S. Stanißlaus Ehre auffgeleget / vnd jhnen Adelbertum ſeinen Ge - ferten / der hernach Biſchoff ward / zum Prieſter ver - ordnet. Jhren guͤldenen Triglaff aber / den ein Heyd - niſcher Pfaff bey einer Baͤwrin bey Greiffenberg heimlich verſtecket hette / hat er vor dißmahl nicht auffſuchen koͤnnen. Gleichwol iſt derſelbe kurtz nach ſeinem Abſcheid gefunden / zerſchmeltzet / vnd zu beſ - ſerem Nutzen angewendet worden.

Als nun Biſchoff Otto recht mit den Pommern im Wercke iſt / bekompt er von Bamberg Botſchafft / wie daſelbſt vnd herumb wegen der Zwytracht des Keyſers vnd Babſts eine groſſe Vnruhe entſtanden / vnnd daruͤber auch die Stadt Bamberg in Gefahr gerathen ſey. Derowegen als er von Fuͤrſt Wartiß - laff zu Cammin ſeinen Abſcheid genommen / vnnd in kurtzem wiederumb / den noch vnbekehreten Staͤd - ten zu guthe / zu kommen verſprochen / auch die Staͤd - te / ſo von jhme bekehret waren / noch einmahl beſu - chet hette / namb er ſeinen Zugk wieder auff Polen zu Hertzog Boleßlaff / vnterrichtete auch vnterwegens Colberg / Belgard / vnnd Dodona / welche Stadt an einem flieſſenden Waſſer lag / daruͤber man muß / wenn man nach Colberg vnd Belgard wil / vnd von etlichen fuͤr Daber geachtet wird / im ChriſtlichenGlauben /235Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Glauben / vnd trug jhnen das / was ſie vergeſſen oder verworffen hetten / auffs newe wieder fuͤr.

Nach Biſchoff Ottonis Abſcheid hat Fuͤrſt War -67. Julin vnd Ste - tin weltzen ſich wiederumb in den vorigen Koth des Aber - glaubens. tißlaff die uͤbrige Staͤdte / dahin der Biſchoff nicht kommen koͤnnen / ohne Vnterlaß vermahnet / den Chriſtlichen Glauben anzunehmen. Es ſind auch da - durch viele Oerter von dem vnreinen Abgoͤttiſchen Weſen geſaubert worden. Aber Julin oder Wollin hat ſich in den vorigen Koth wieder geweltzet / vnnd iſt druͤber im Fewr auffgegangen / wie wir ſchon ge - meldet. Jmgleichen hat Stetin / da eine ſterbende Seuche einriß / vermeinet / ſolche Straffe were we - gen der new-angekommenen Lehre uͤber ſie verhen - get / vnnd die Buͤrger daſelbſt haben S. Adelberti Kirchen bis ans Chor nieder-gebrochen / vnnd dem Abgott Triglaff eine Capelle dabey gebawet / vermei - nende / man muſte den einen Gott ſo ehren / daß man des andern nicht vergeſſe. Wobey gleichwol auch dieſes ſich begab / welches hernach fuͤr ein Wunder - werck iſt geachtet worden / daß / da einer die Axt er - griff / anch das Chor in S. Adelberti Kirche nieder zu hawen / weil es nur auff einer hoͤltzernen Seule ſtand / Jhme alßfort die Hand erſtaunet / vnnd er - ſtarret iſt / vnd Er von ſeinem boͤſen Vornehmen hat abſtehen muͤſſen.

Auch wird dem Fuͤrſten von den Vor-Pomme -68. Fuͤrſt Wartiß - laff vnd Biſchoff Otto / der zũ an - dern mahl in Põ - mern kam / trei - ben den Chriſtli - chen Glauben gar eyferig. riſchen / vnnd inſonderheit von den Lutitiern / wegen des angenommenen Glaubens / hefftig zugeſetzt / wie ſie jhn dann auch im Vkerland / ſo jetzt die Vkermarck heiſſet / ſehr feindlich bekrieget haben / drumb hat er ſie uͤberzogen / das Vkerland eingenommen / vnd dasO o ijSchloß236Das Ander Buch /Schloß Primißlaff zu einer Feſtung / vnnd alſo zum Grunde der Stadt Prentzlaw auffgeleget. Ferner iſt er auff den Grafen von Guͤtzkaw Mizlaff zugezo - gen / hat jhm Loyzabgewonnen / vnd jhn nebenſt der Stadt Demmin dahin genoͤtiget / daß er den Chriſt - lichen Glauben anzunehmen zuſagete.

Welches dann auch bald ins Werck gerichtet worden. Dann Biſchoff Otto kombt zum andernA. C. 112〈…〉〈…〉. mal vmbs Jahr mcxxviij. durch Duͤringen / Sachſen vnd Marck / vnd alſo durch Hall / Magdeburg vnnd Havelberg wol mit funffzig Wagen / eben zu der Zeit bey Demmin an / da Loyz von Fuͤrſt Wartißlafen ge - wonnen ward. Alſo ward nun der Glaube mit Waf - fen vnnd predigen / wie daßmahl der Gebrauch der Kirchen war / getrieben. Der Fuͤrſt ſchreibet einen Landtag aus gegen Vſedom / ſo daßmahl Vſnam ge - nennet ward / wegen der Religion gemeine Vnterre - dung zu pflegen. Auff welchen dann vnter andern Graff Mizlaff von Guͤtzkow / Mirograff vnnd Bar - thus die edelen Lutitier mit jhren ſaͤmptlichen Kin - dern / vnd neben jhnen viele andere von Adel / auch die vornembſten aus Demmin / Wolgaſt / Pozde - walck oder Paſewalck / Tribetow oder alten Trep - tow an der Tollenſe / vnd andern Oertern / erſchienen ſind. Vnd Fuͤrſt Wartißlaff hat ſelbſt eine lange ſtat - liche Rede vom Reich Chriſti gethan / jhnen das Ex - empel der Wollinſchen / ſo wegen jhres Aberglau - bens newlich mit Fewr in grund verderbet weren / fuͤr Augen geſtellet / vnnd Jederman zur Buſſe ver - nunfftiglichen geleitet. Jmgleichen hat der Biſchoff mit den Heydniſchen Pfaffen oͤffentlich eine Diſputa -tion237Vom alten Wendiſchen Pommerlande. tion angeſtellet / vnnd von den Artickuln des Glau - bens mit jnen Rede gepflogen. Vnd weil ſie in der Luͤ - gen wider die Warheit nicht beſtehen koͤnten / ſind da - mit die Gemuͤther der anſehnlichen Landſtaͤnde zum Glauben mercklichen bewogen. Wie dann eben im Pfingſt-Feſt darauff die / ſo ſich zu Chriſto bekenne - ten / vnnd vnter jhnen gemeldte Graͤffliche / Adeliche / vnnd andere vornehme Perſonen ſich haben taͤuffen lafſen. Die von Stetin vnd Wollin haben auch jhre Geſandten auff den Landtag geſchicket / jhren Abfall bekant / vnd Abſolution beym Biſchoff erhalten.

Die Wolgaſtiſche Buͤrger aber ſind durch ei -69. Ein Heydniſcher Pfaffe erreget zu Wolgaſt eine Tumult wegen des Chriſtlichen Glaubens / kan aber den Lauff des Evangelij dadurch nicht verhindern. nen liſtigen Betrugk eines Heydniſchen Pfaffen be - trogen worden / daß ſie das auffgehende Liecht ver - worffen. Dann gemeldter Pfaffe nam ſein Kirchen - Gewand / gieng in den Ziz / welches ein Wald iſt im Lande zu Vſedom / eine Meilweges von Vſedom / ver - ſteckete ſich daſelbſt in einem dicken Puſch / vnd da die Bawren des Morgens fuͤr uͤber giengen / ſchrye er in ſeinem Kirchen-Habit / er were der Herveit / der Wolgaſter Gott / der jhnen biß daher alles gegeben hette: Nun aber kemen frembde Chriſten ins Land / die wolten einen andern Gott hinein bringen. Sol - ches koͤndte ohn des Landes Vntergang nicht geſche - ben. Derowegen hetten ſie ſich vorzuſehen. Dieſes alles berichten die Bawren nach Wolgaſt / vnd ſind zween Prieſter / ſo Biſchoff Otto dahin abgefertiget hette / in groſſe Leibes-Gefahr daruͤber gerathen. Weren auch erſchlagen / wenn ſie nicht durch eines Wolgaſtiſchen Amptmannes Weib in Eyle aus dem Wege geſchaffet weren. Drumb begiebet ſich FuͤrſtO o iijWartiß -238Das Ander Buch /Wartißlaff vnd Biſchoff Otto ſelbſt auff Wolgaſt / vnd ſtillen mit jhrer Kegenwart den Tumult: Doch da ſie in dem Tempel Herveits / der bey jhnen uͤber den Krieg zu gebieten hatte / wie Baroveit uͤber die Kauffmanſchafft / einen Chriſten finden / erregen ſie auffs newe einen Auffruhr. Der Chriſt aber ergreif - fet einen verguͤldeten Schild / den ſonſt niemand we - gen vermeyneter Heiligkeit deſſelben / als der Pris - ſter zu Kriegeszeiten / anruͤhren muſte / vnd ſchuͤtzet ſich damit wider den Anfall des wuͤtenden Volckes. Welches deñ alßfort ſeinem Heiligthumb weichet / vnd alſo demſelben / den ſie ſonſt toͤdten wolten / zuent - fliehen / Raum machet. Endlich wird auch zu Wolgaſt die Chriſtliche Lehre uͤberall angenommen / vnd hat der Biſchoff es nicht fuͤr rathſam geachtet / den Heyd - niſchen Tempel / weil er faͤſte gebawet war / abzubre - chen / ſondern hat jhn zum Chriſtlichen Gebrauch ge - weihet / vnnd Johannem einen Prieſter darinnen be - ſtellet. Auch hat er ferners durch die Predigt des Goͤttlichen Wortes / die er durch ſeine Prieſter treiben ließ / Großwin / Daͤm̃in / Loyz / Treptow an der Tollen - ſe / alt Stargard / Guͤſtrow / vnd andere Oerter bekeh - ret; Perſoͤhnlich aber hat er ſich nach Guͤtzkow bege - ben / daſelbſt gelehret / getauffet / vnd weil ſie Stein vñ Kalck hetten / daß ſie wol koͤndten eine newe Kirche auff bawen / die Abgoͤttiſche Kirche eingeriſſen / vnd ei - ne newe auff ſeinen eygenen Vnkoſten auffgebawet / auch den Grafen Wizlaffen auff der Kirchweihe da - hin erbeten / daß er alle Chriſten vnd Vnchriſten / ſo er in den naͤhiſten Daͤhniſchen Kriegen gefangen het - te / loß gab / vnd auff freyen Fuß ſtellete.

Allhie239Vom alten Wendiſchen Pommerlande.

Allhie zu Guͤtzkow kommet eine anſehnliche70. Marggraff Al - brecht / deſſen Vater Otto der Reiche / ein Fuͤrſt von Aſcanien / durch ſeine tapf - ferkeit die Marck erlanget hette / ſchaffet aus der Marck alles / wz Wendiſch vnd Heydniſch iſt / ab / vnd leſſet ſich das Chriſtliche Reformation - Werck Biſchoff Otten wolge - fallen. Botſchafft aus der Marck von Marggraff Albrech - ten / zu Biſchoff Otten an / jhme zu ſeinem Chriſtli - chen vnd von Gott ſelbſt beforderten Wercke Gluͤck zu wuͤnſchen / vnnd zugleich zuerkunden / wie es vmb jhn ſtuͤnde. Dieſer Albrecht ward mit dem Zunamen der Baͤhre geheiſſen / deſſen Vater Otto der Reiche / ein Graff von Aſcanien / wegẽ ſeiner Tapfferkeit die Marg - graffſchafft Brandenburg von Kayſer Henrico dem Fuͤnfften erlanget hette. Dann als Marggraff Diete - rich von Meſtiboio der Wenden vnd Mechelburger Fuͤrſten verjaget war / hat zwar Sigfried ein Marg - graff von Staden durch Kayſer Cunradi des Drit - ten Huͤlffe die Stadt Brandenburgk den Wenden wieder entzogen / aber er hat nicht lange fuͤr Meſti - boio bleiben koͤnnen / ſondern iſt ebenmeſſig von jhme nebenſt ſeinem Sohne wieder aus der Marck geja - get worden. Als aber dieſelbe nunmehr ohn einen Marggrafen war / hat endlich Vdo gemeldten Sig - friedi Bruder-Sohn / ein Maͤrggraff von Staden / im Jahr mlxxxv. die Wenden meiſtentheils aus der gan -A. C. 1081. tzen Marck gehoben / vnd den gantzen Marggraͤff li - chen Titul wie der zu gebrauchen / angefangen. Aber ſein Sohn Vdo II. weil er wider ſeinen Kayſer Henri - cum den Vierdten ſich mit den Biſchoͤfen vnnd den Hertzogen aus Sachſen verband / iſt wiederumb der Marck verluſtig worden / vnd hat Pribißlaff der Me - chelburgiſche vnd Wendiſche Fuͤrſt ſich abermahl der Marck bemechtiget: Nach deſſen tode haben Hertzog Heinrich der Loͤwe võ Sachſen / Otto der Marggraff von Soltwedel / vnd Graff von Aſcanien / ſonſt Ottoder240Das Ander Buch /der Reiche genant / ſich wider die Wenden in der Marck zuſammen gethan / vnd iſt alſo Alberto / Otto - nis Sohne / die Bahne gemachet / die gantze Marcke einzunehmen. Dieſer Albertus iſt ein tapffer / muti - ger / verſtaͤndiger Herꝛ geweſen / vnnd hat alles / was Wendiſch war / aus der Marck abgeſchaffet / vnd den Chriſtlichen Glauben uͤberall angerichtet. Dadurch er denn das Gluͤck erlangete / daß / da er zweene Soͤh - ne hette / Bernhardus vnter jhnen das Hertzog - thumb Sachſen / aus welchem Heinrich der Loͤwe vom Keyſer vertrieben war / einbekamb / vnnd ein Stamb der alten Chur-Saͤchſiſchen Linij ward. Ot - to der ander Sohn aber / hat in der Marck die Chur - Fuͤrſtliche Wuͤrde gefuͤhret / vnnd dieſelbe auff ſeine Nachkommen geerbet.

71. Biſchoff Otto beredet den Fuͤr - ſten / dz er Schu - len fuͤr die Ju - gend anrichtet / vnd Wollin zum Biſchoffs-Sitze verordnet / vnd kompt in ſeiner letzten Viſitation der Kirchen in vnterſchiedliche Gefahr.

Als nun Biſchoff Otto beſagter maſſen zu Guͤtz - kow alles wol angeordnet / vnd die Maͤrckiſche Lega - tion wieder abgefertiget hette / iſt er zu Fuͤrſt Wartiß - laff nach Vſedom gereiſet / vnd hat jhn dahin beredet / daß er nicht allein in den Staͤdten fuͤr die Jugend Schulen anrichtete / ſondern auch Wollin zum Bi - ſchoffs-Sitze verordnete / vnd dahin Adelbertum / ei - nen gelarten Prieſter / vnnd des Biſchoffs getrewen Mit-Arbeiter / der der Wendiſchen Sprache kuͤndig war / verordnete. Adelbertus aber hat / ſo lange Bi - ſchoff Otto lebete / ſich des Biſchoͤfflichen Nahmens nicht gebrauchet / ſondern ließ erſtlich nach ſeinem todte ſich confirmieren.

Darauff hat der Biſchoff noch einmahl eine Vi - ſitation der new angerichteten Kirchen auff ſich ge - nommen / vnd da er auff Stetin kam / hat er daſelbſtdes241Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. des Triglaffs newlich erbawete Capelle in Grund brechen laſſen. Jſt aber / als er einen Aberglaubi - ſchen Nußbaum / dabey die Leute viele Abgoͤtterey trieben / vmbzuhawen Befehl gab / in groſſe Lebens - Gefahr gerathen / weil der Mann / auff deſſen Grund der Baum ſtand / mit einer Axt / jhm den Kopff auff - zuſpalten / auff jhn zufuhr. Doch iſt der Haw in ein Holtz gefahren / vnd der Biſchoff vnverletzet geblie - ben. Jn gleiche / wo nicht groͤſſere Gefahr / iſt er auch gerahten / als Er nach Wollin zu Waſſer auffm Fri - ſchen Hafe reiſete. Dann es haben jhn aus Anſtiff - tung der Heydniſchen Pfaffen wol lxxxv. Mann an - geſprenget / jhn aus dem Wege zuraͤumen. Aber durch ſtatliche Gegenwehr derſelben / ſo jhn geleite - ten / vnter welchen auch etliche Stetiniſche waren / ſind die Raͤuber zuruͤcke getrieben / vnnd ſollen derſel - ben etliche wegen ſolcher Vbelthat in Wannſinnig - keit gerathen ſeyn.

Als nun alſo Biſchoff Otto alles loͤblich geord -72. Die vnglaͤubigẽ Preuſſen / haſſen die bekehrten Pommern. net / auch durch ſeinen Prieſter Stanißlaum Prentz - law vnd Paſewalck bekehret hat / namb er ſeinen Ab - ſcheid aus Pommeren / kam durch Polen wiederumb in ſein Biſthumb / vnd iſt im Jahr mcxxxix. in hohem Alter geſtorben / nach deme er nicht ohne groſſeA. C. 1139. Muͤhe / durch die eyferige Liebe / Gottes Kirche auß - zubreiten / den Nahmen vnnd Ruhmb erlanget / daß er der Pommeriſche Apoſtel / vnd der heilige Otto ge - nennet wird.

Als aber die noch uͤbrige Preuſſen ſahen / wie Pommeren ſich zu Chriſto von der Abgoͤtterey ge - wand haͤtte / huben ſie allen Handel vnd Wandel mitP pjhnen242Das Ander Buch /jhnen auff / vnd verſperreten alle Zufuhr. Welches denn auch die Pommeren thaten / daß alſo alle Licen - ten geſchloſſen ſind / wie wir heutiges Tages haben reden gelernet. Auch ſind die Preuſſen offtermahlen mit Schiffen ins Land gekommen / vnd haben allent - halben Beuthe gemachet. Welchen doch die Pom - meren wol auff den Dienſt zu warten / vnnd Gewalt mit Gewalt zu ſtewren wnſten.

73. Der from̃e Fuͤrſi Wartißlaff wird zur Stolp in Vor-Pommern durch einen vn - glaͤubigen Luti - tier erſtochen. Sein Bruder Ratibor nimbt die Vormund - ſchafft ſeiner beyden vnmuͤn - digen Soͤhne auff ſich.

Vnter deſſen ſtirbet Fuͤrſt Wartißlaffen erſte Ge - maͤhlin Heila / geborne aus Sachſen. Derowegen leſ - ſet er ſich Jdam / Koͤniges aus Deñemarcken Tochter / beylegen / vnd treibet allenthalben die Religion in ſeinẽ Lande fleiſſig / dotiret auch vnd begabet dz new aufge - richtete Pom̃eriſche Biſchoffthũb zu Wollin reichlich / vnd verſorget es mit dem Zehenden vñ andern Jntra - den beſter maſſen. Jſt auch willens vom Bapſt Con - firmation uͤber das Stifft Perſoͤhnlich zu Rom außzu - bringen. Wird aber in der Nacht meucheliſcher weiſe im Jahr mcxxxvi. in einem Dorff Stolp bey der Pee -A. C. 1136. ne von einẽ vnglaͤubigen Lutitier erſtochen. Da er ſich dennoch ſo maͤñlich bezeiget / daß er den Meuchelmoͤr - der / wie er den Stich empfangen / beym Backen er wi - ſchete / vñ zugleich mit erwuͤrgete. Als ſolches ſein Bru - der Fuͤrſt Ratibor / der ſich biß daher in Polen auffge - halten / vernam / hat er ſich ſchleunig in Pommeren ge - macht / vñ weil Wartißlafen beyde Soͤhne / die er nach - gelaſſen / als Bogißlaff der Ander / von Heila geboh - ren / vnd Caſimtrus der Erſte / den er mit Jda gezeuget haͤtte / noch minderjaͤhrig waren / als hat er ſich jhrer Vormundſchafft angenom̃en / beſtaͤtigung des Pom - meriſchen Biſchoffthums / deñ alſo ward es anfaͤng -lich ge -243Vom alten Wendiſchen Pommerlande. lich geheiſſen / vom Bapſt Jnnocentio II. erhalten / vnd allenthalben gute Ordenung auffgerichtet.

Es waren aber der Rugianer / Lutitier / Meche -74. Durch jñerliche Vnruhe der Fuͤr - ſten auß Meche - lenburg bekompt der Koͤnig aus Dennemarck den Nahmen vnd Titul eines Koͤ - niges der Wen - den. lenburger vnd Holſteiner Haͤndel daßmahl ſehr ver - worren. Dann zwiſchen Hertzog Heinrich aus Me - chelenburg / vnd Razo dem Fuͤrſten aus Ruͤgen / weh - ret der Krieg ſo lange / als Hertzog Heinrich lebete. Vnnd als derſelbe verſtarb / ließ er zweene Soͤhne nach / Canutum vnd Suantipolck / vnter der Vor - mundſchafft Canuti des Koͤniges aus Dennemarck. Als dieſelbe zu Jahren kamen / ſind ſie einanderHelm. l. 1. c. 49. Pontan. l. 5. rer. Dan. p. 206. muthwillig in die Haare gerathen / weil Suantipolck alleine regieren / vnd Canutus ſolches nicht vergoͤn - nen wolte. Druͤber iſt Canutus erſtlich / bald auch darauff Suantipolck / vnd deſſen einiger Sohn Swi - necke erſchlagen / daß alſo keiner vom Geſchlecht Heinrici mehr uͤberig blieb. Derowegen hat der Koͤ - nig in Dennemarck Canutus das Slavoniſche Land in Holſtein vnnd Mechelenburg / als wann da keine Erben mehr weren / mit vergoͤnſtigung vnd Beleh - nung Kayſer Lotharij / eingenommen / vnnd von der Zeit an / haben die Koͤnige von Dennemarck den Nahmen vnnd Titul eines Koͤniges der Wenden ge - fuͤhret. Da ſich aber Pribißlaff vnnd Nicolaus / Fuͤrſt Buthuen Sohne / vnnd alſo Fuͤrſt Heinrichs Bruder Soͤhne / Canuto dem Koͤnige aus Denne - marck wiberſetzeten / hat er ſie gefangen genommen / doch endlich auff gewiſſe Rantzion wieder loß ge - laſſen.

Entwiſchen wil Razo der Ruͤgianiſche Fuͤrſtauch75. Razo / Fuͤrſt aus Ruͤgen nicht ſtille ſitzen / ſondern gibt vor / daß der WayrenP p ijoder244Das Ander Buch /ſpricht der Way - ren Land fuͤr das ſeinige an / vnd bringet es mit der Stadt Luͤbeck ſo weit / daß ſie muß an einen anderen Orth verleget werden.oder der Wagriorum Land / darin Luͤbeck liget / ſey ſein: Setzet ſich zu Schiffe / kombt an Luͤbeck / er o - bert vnd pluͤndert ſie / vnd bawet daſelbſt ein Schloß / das er die Razeburg nennet. Merck / daß ein Ruͤgia - ner einen teutſchen Nahmen ſeinem new-erbaweten Schloſſe giebet / daraus abzunehmen / daß zu dieſer Zeit die Teutſche Sprache nicht gar vnter den Rugia - nern iſt verloſchen geweſen. Canutus der Koͤnig von Dennemarck bringet die Ruͤgianer bald wieder von Luͤbeck / aber da derſelbe von ſeinem eygenen VetterA. C. 1134. ermordet ward / ſind ſie im Jahr mcxxxiv. wie der ge - kommen / vnnd haben Luͤbeck abermahl eingenom - men / vnd das Schloß zerſtoͤret. Derowegen auch die Einwohner ſolcher Stadt mit Huͤlffe vnd Befor - derung Graff Adolphi von Schawenburg vnd Hol - ſtein ſich von der Swarte hinweg begeben / vnd zwi -Blonni Chron. Lubec. ſchen der Trave vnd Wakeniſſe / Luͤbeck an einen an -76. Als die Fuͤrſten aus Mechelen - burg hefftig wi - der die Chriſten wuͤten / nehmen die Saͤchſiſchen Biſchoͤfe vnd Fuͤrſten nebenſt dem Koͤnige von Dennemarck ei - nen Zugk wider die vnglaͤubigen Slaven fuͤr / vnd drauff wird Ruͤ - gen vber all be - krieget. dern Orth gebawet / da ſie jetzund noch in groſſem Flore iſt.

Zu dieſer Zeit haben Pribißlaus vnd Nicolotus hefftig wider die Chriſten in Mechelenburg zu wuͤten angefangen / vnd haben jhre Abgoͤtter / den Prove im Aldenburgiſchen Lande / Siwam die Goͤttin im Po - labiſchen Diſtrict / vnnd den Radegaſt der Lutitier Gott in Mechelenburg dem rechten Gotte Himmels vnd der Er den vorgezogen / auch jhnen nicht alleine der Thiere / ſondern auch der Chriſten Bluth geopf - fert / vnd damit ſo wol den ſchwartzen boͤſen Gott / den ſie Diabol oder Zarnebog geheiſſen / als den weiſſen oder guten Gott Belbog nebenſt Suantevit vereh -Helmold. l. 1. c. 52 Cranz. l. 3. Van - dalic. 37. ren wollen. Sind auch in Holſtein eingefallen / vndhaben245Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. haben das Schloß Segeberg mit dem Kloſter / ſo Keyſer Lutter newlich erbawet / verſtoͤret. Drumb da die Chriſtliche Potentaten ſich zu dieſer Zeit ver - bunden / wider die vnglaͤubige Saracenen zu ziehen / vnnd dieſelbige ſo wol aus dem gelobten Lande / als Hiſpanien zu verjagen / vnd deſſentwegen das Creutz / wie ſie es hieſſen / predigen lieſſen / ſamleten ſich auch die ſaͤmptliche Saͤchſiſche Biſchofe vnnd Fuͤrſten nebenſt den Dennemaͤrckern zuſammen / einen an - ſehnlichen Zugk / vnter dem Zeichen eines Creutzes dieſer arth / das ſie an die Arme bunden / wider die vnglaͤubige Slaven / ſo in Mechelnburg / Pommeren vnd Ruͤgen noch uͤberig waren / vorzunehmen.

Hierauff iſt erſtlich ein groſſer Einfall zu Waſ - ſer in das Land zu Ruͤgen von den Daͤhnen im Jahr mcxlv. geſchehen / vnnd hat Koͤnig Erich die vorneh -A. C. 1145. me Stadt Arconam belagert / vnd durch Abſtrickung des Waſſers erobert / vnd die Einwohner den Chriſt - lichen Glauben anzunehmen gezwungen: Welches ſie doch nach des Koͤniges Abfarth weniger denn nichts geachtet. Dann weil er jhnen den Suantevit dißmahlzun Ehren S. Viti gelaſſen / haben ſie den - ſelben nach / wie vor / verehret / vnd ob ſie wol zu der Tauffe ſich hetten bringen laſſen / doch alſo / daß ſie mehr den Durſt zu leſchen / als aus Chriſtlichem Ey - fer in den Bach / da die Tauffe verrichtet ward / ge - lauffen ſind / ſo haben ſie doch derſelben nichts mehr geachtet / ſondern ſich mit den auch noch im blinden Heydenthumb ſteckenden Lutitiern vnd Bardierern verbunden / vnd den zu Chriſto bekehreten Pomme - ren allenthalben groſſen Schaden gethan. DrumbP p iijkam246Das Ander Buch /kam das gantze Heer der Daͤhnen vnnd Sachſen / nach erholetem Rath Keyſers Conradi / fuͤr Demmin / allda / wie man vorgab / die Lutitier den Daͤhnen zu trotze gehauſet vnd gehe get weren. Solche Stadt war mit Pommeriſchem Fuͤrſtlichem Volck aus An - ordnung Fuͤrſt Ratiboren wol beſetzet. Derowe - gen iſt daſelbſt nichts mit Gewalt außgerichtet / ſon - dern die Sache zum guͤtlichen Vertrage gebracht worden.

Nach der Daͤhnen vnd Sachſen Abzuge / ruͤcket Fuͤrſt Ratibor / wider welchen die Rugianer ſich jm - mer feindlich bezeigeten / mit ſeinem Volck fuͤr Barth / Grimmen / vnnd Tribbeſces / nimbt ſolche Oerter mit Gewalt hinweg / vnnd bringet ſie zum Glauben. Vnd alſo ſind die Rugianer vom faͤſten Lande in die Jnſul getrieben / vnd jhre Macht enger eingeſpannen.

77. Vnterſcheidliche Regierungen in Pommeren zu einer Zeit nach Ratibori todte.

Bald aber ſtirbet dieſer loͤbliche Fuͤrſt Ratibor im Jahr mcli. nach deme er den Weinberg Chriſti zu erweitern ſich ſehr hette angelegen ſeyn laſſen / auch zu dem Ende zwey reiche Kloͤſter geſtifftet / als Solpe / Benedictiner Ordens an der Peene / welchem Bi -A. C. 1151. ſchoff Albertus den Zehenden im Lande Großwyn abtrat / vnnd Grobe / Præmonſtratenſer Ordens im Lande zu Vſedom. Er verleſſet zwene Soͤhne Wartiß - laff vnd Suantipolck des Nahmens die Andere / wel - che die Stadt Stettin / vnnd ein theil am Lande Stet - tin nebenſt der New-Marck einbekamen. Jhre Vet - tern / Wartißlai des Erſten Soͤhne / als Bogißlaff II. vnd Caſimirus I. regiereten im andern Theil des Lan - des Stettin / vnd in Vor-Pommeren. Zubißlaff hatte gantz Hinter-Pommeren ein / zwiſchen der Perſante /Bra /247Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Bra / Notez vnd der Weyſſel; deſſen Vater Bogißlaff des Nahmens der erſte / Suantibori Sohn / im Jahr mcl. verſtorben war / nach deme er Buguſtie oderA. C. 1150. Bugußwick / ſo jetzund Putzke oder Putzkerwick heiſ - ſet / erbawet hatte. Jn Ruͤgen regierete nach Fuͤrſt Ra -Schuz. l. 1. Chron. Boruſſ. zen todte Tezlaff ſein aͤltiſter Sohn / den er neben Ja - romar vnd Stoißlaff nach gelaſſen hatte.

Dieſer Tezlaff / als er ſahe / daß in Dennemarck78. Die Dennemaͤr - ckiſche Kriege wider Ruͤgen vnd Mechelen - burg gehen noch jmmerfort / vnd die Pommeriſche Fuͤrſten nehmen ſich der verjage - ten Fuͤrſten aus Mechelenburg an. ſich drey Koͤnige / als Sueno / Woldemar vnnd Canu - tus vmb das Reich zancketen / nam ſolche Gelegen - heit in Acht / fiel zu Waſſer vnterſchiedliche mahl die Daͤhnen an / vnd brachte offtermahlen groſſen Raub aus jhrem Lande. Solches aber ward jhm / als Woldemar das Reich endlich alleine behielt / ſehr ver - golten: Denn derſelbe verband ſich mit dem Hertzo - gen aus Sachſen / Heinrich dem Loͤwen / ſandte Ab - ſolon ſeinen Biſchoff von Roſchild wider jhn / der jhn etliche mahl uͤberfiel / vnd vmb Friede zu bitten / vnnd Tribnt zu geben / noͤtigete.

Hertzog Heinrich von Sachſen aber / der auch zu - gleich uͤber Beyern vnd viele andere Laͤnder regierete / fiel in Mechelenburg ein / verjagete Fuͤrſt Pribißlaffen / vnd nam das gantze Land ein. Niclotns aber / Pribiß - lai Bruder / kam mit hinter laſſung zweyer Soͤhne / als Pribißlai vnd Wartißlai / vmbs Leben / vnd an ſtat der Wenden / ſetzeten ſich die Sachſen uͤber all in Meche - lenburg / vnd ward das gantze Land vnter HertzogkHelm. l. 1. c. 88. Heinrich des Loͤwen Obriſten vertheilet / Wartißlaff Nicloti Sohn gefangen / nach Braunſchweig gefuͤh - ret / vnd endlich am Stricke erwuͤrget / weil er aus dem Gefaͤngnuß ſeinen Bruder Pribißlaff zum Kriege an - gemahnet hette.

Bogiß -248Das Ander Buch /

Bogißlaff vnd Caſimir / die beyden Vor Pom̃eriſchen Fuͤrſten nehmen ſich jhres Blutfreundes / des verja - getẽ Pribißlai / an / legen erſtlich Vorbitte bey Hertzog Heinrich dem Sachſen fuͤr jhm ein / vnd da dz nichts ſchaffen wil / bringen ſie alle jhre Macht auff / zie - hen in Mechelenburg / vnnd erobern viele von den Sachſen eingenom̃ene Staͤdte / als Jlow / die Stadt Mechelenburg / Kuſtin / Malchaw / verjagen Graff Guͤnzeln aus Schwerin / zerſtoͤren die alte Stadt Me - chelenburg / vnd kommen mit reicher Beuthe wie der anheimb.

79. Der Koͤnig von Dennemarck Woldemar ver - bindet ſich mit Hertzog Hein - rich dem Loͤwen / dem maͤchtigſten Fuͤrſten in Teutſchland / vñ Marggraff Al - brechten / wider Pommeren / vnd kommen viele Fuͤrſten fuͤr Demmin. Aber die Pommeren wehren ſich ta - pfer.

Eben zu der Zeit ward ein Reichstag von Key - ſer Friderico dem Rothbarth zu Mez / oder wie Cran - zius zeuget / zu Biſanz in Burgundien gehalten / auff welchem der Koͤnig von Dennemarck dieſes erhielt / daß er moͤchte die Wendiſche / vnd alſo auch die Pom - meriſche Nation / als von der er ſtets viele Schaden er litte / vnter ſich bringen. Welches dann der Kayſer jhm leichtlich vergoͤnnen koͤndte / weil er an den Pom - meren / als die daßmahls freye Leute waren / vnd nie - mand vnterthan / nichts zu verlieren hette. So thut ſich nun der Koͤnig von Dennemarck mit Hertzog Heinrich dem Loͤwen von Sachſen / wie auch Marg - graff Albrecht von Brand enburg zuſammen: vnnd werden in dieſer aller Nahmen im Jahr mclxiv. wi -Alb. Cranz. l. 4. Vand. c. 38. der die Pommeren mit groſſer Macht voran geſand Graff Adolff von Dithmarſen / Graff Carſten vonA. C. 1164. Oldenburg / vnd Graff Guͤntzel von Schwerin. Die - ſe bemaͤchzigen ſich erſtlich in Mechelenburg aller faͤ - ſten Oerter / vnd lagern ſich hernach zu Verchem / da hernach das Kloſter geſtifftet iſt. Es waren aber daß -mahl249Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. mahl gemeldte beyde Vor-Pommeriſche Fuͤrſten ne - ben dem Hertzog von Mechelenburg in Demmin mit einem anſehenlichen Volcke / daß ſie theils ſelbſt ge - worben / theils von Fuͤrſt Zubißlaff aus Hinter-Pom - mern / vnd von Hertzog Mizlaff aus Polen / zu Huͤlffe empfangen hetten. Da ſie nun der Feinde Ankunfft vermercketen / ſchicketen ſie erſtlich Botſchafften an ſie nach Verchem / vmb Frieden zu werben / vnd erbo - ten ſich drey tauſent Marck Silbers zum Abtrage zu geben. Als aber ſolches Geld hoͤniſch außgeſchlagen ward / bieten ſie des folgenden Tages mit ebenmeßi - gem Schimpff nur zwo tauſent Marck / vnnd ſenden jhren Reiſigen Zeugk aus / laſſen den Feinden im La - ger zu Verchem / da ſie mehr Volck / vnnd inſonder - heit des Koͤniges von Dennemarck / erwarteten / allen Proviant abſtricken / fallen ſie auch drinnen endlich ſelbſten an / vnd entſtehet druͤber ein hefftig Treffen / in welchem Graff Adolff von Holſtein / ein ſehr tapf - fer Heldt / der inſonderheit dem Marggrafen von Brandenburgk ſehr lieb vnnd werth war / nebenſt Graff Reinhold von Dithmarſen / vnnd vielem Vol - cke erſchlagen iſt. Die anderen beyden Graffen ent - flohen auff einen Bergk mit dem uͤbrigen Volck / vnd als ſie von dannen ſahen / wie die Pommeren ohne Ordenung jhre Lager pluͤnderten / vnd herumb ſtreif - feten / ermanneten ſie ſich wiederumb / fielen ſie an / vnnd ſchlugen ſie wieder hinauß / daß ſie ſich mit der Flucht nach Demmin begeben muſten.

Eben zu ſolcher Zeit kam der Koͤnig von Denne - marck nebenſt Fuͤrſt Tezlaffen von Ruͤgen / der jhme / dem newlich geſchehenen Vertrage nach / Huͤlffe lei -Q qſten mu -250Das Ander Buch /ſten muſte / zu Waſſer die Peene hinauff fuͤr Wolgaſt an. Daraus ader / weil ſie wid er eine ſolche Macht nicht zuerhalten / waren die Buͤrger mit Weib / Kind / Haab / vnd Guͤtern in die naͤhiſt gelegene Waͤlder ge - flogen. Drumb iſt ſolche Stadt als fort uͤbergangen / vnd den Rugianern eingethan worden. Darauff iſt das Volck außgeſetzet / das Land hin vnnd her ſehr verwuͤſtet / auch die Stadt Guͤtzkow gewonnen vnnd außgepluͤndert worden.

Als ſolches die ſamptliche Fuͤrſten in Dem̃in ver - mercketen / vnd daneben wuͤſten / daß Marggraff Al - brecht von Brandenburg / vnd Hertzog Heinrich võ Sachſen / mit noch einer groͤſſeren Macht anlangetẽ / traweten ſie ſolchem Orte nicht / ſondern begaben ſich ſambt jrem Volcke vnd allen Einwohnern ebemeſſig / wie die aus Wolgaſt / in die Wildnuſſen / vnnd andere ſichere Orter / vnd verbranten die Stadt ſelbſt / daß ſie dem Feinde nicht dienlich were. Hier auff wird nun / als die Armeen der Feinde von allen ſeyten zuſammen ruͤcketen / das gantze Land der Lutitier von der War - naw an / bis an die Peene / auffs grewlichſte verwuͤſtet / vnd koͤnten die Fuͤrſten dem Vnheyl / wegen des Fein - des groſſer Macht / nicht ſonderlich wehrẽ. Gleichwol thaten ſie jhm aus den Waͤldern Abbruch / ſo viele ſie koͤndten / vnd als ſie vermercketen / daß er eine Schiff - Bruͤcken uͤber die Peene geſchlagen / vnnd ſchon etlich Volck uͤbergeſetzet hette / wiſchete Fuͤrſt Bogißlaff aus dem nechſtgele genen Holtze her fuͤr: Daruͤber ſind viele des Daͤhniſchen Volckes / ſo noch dahin den war / theils ins Waſſer gejaget / daß ſie erſoffen / theils ne - benſt jhrem Obriſten Peter Schwenſen erſchlagen worden.

Damit251Vom alten Wendiſchen Pommerlande.

Damit ward der Feind noch mehr erbittert / theilete ſein Volck in zween hauffen / vnnd verheerete das gante Land zwiſchen der Peene vnnd Oder auffs grewlichſte. Derowegen warden die Pom̃eriſche Fuͤr - ſten / zu denen ſich das ſaͤmptliche Landvolck geſchla - gen hette / verurſachet / zu verhuͤtung der gaͤntzlichen Ruin / vnd verderbung jhres Landes / vmb einen Still - ſtand anzuhalten. Da ſind nun die Friedens-Hande - lungen vorgenommen / vnd hat der Koͤnig von Den - nemarck begehret / erſtlich / daß die Fuͤrſten von Pom - meren jhre Land vnd Leute von jhme ſolten zu Lehen nehmen / zum andern / jhme Jaͤhrlichen Tribut geben - weiters Fuͤrſt Pribißlaffen von Mechelenburg Her - tzog Heinrichen uͤberliefern. Darauff iſt mañlich von den Fuͤrſten geantwortet / ſie wolten lieber keinẽ Fuß - breit in jhrem Lande behalten / als ſolche Punct einge - hen / die wider jhre Freyheit vnd zugeſagten Glauben lieffen. Endlich / weil auch der Feind des Krieges muͤ - de ward / iſt dieſer Vertragk getroffen / daß Fuͤrſt Bu - gißlaff vnd Caſimir / wegen angewandter Kriegsko - ſten etliche tauſent Marck Silbers erlegen / vnnd hin - fort wider die Daͤhnen / Sachſen / vñ Rugianer nichts feindlichs anfangen / auch Fuͤrſt Pribißlafen / wo ſie wolten / wol bey ſich behalten / aber jhme keine Huͤlffe wider Hertzog Heinrich von Sachſen leiſten ſolten. Vnd alſo iſt das gantze Land / außgenom̃en Wolgaſt / welches zum Vnterpfand den Daͤhnen vnd Sachſen / doch daß die Fuͤrſten den drittentheil einbehielten / bis zu erlegung des Geldes / gelaſſen ward / den Fuͤrſten von Pommeren wieder eingereumet / vnd alles feind - liche Volck wieder aus Pom̃eren abgefuͤhret worden.

Q q ijDoch252Das Ander Buch /
80. Der Koͤuig vvn Dennemarck ſchiffet in Hin - ter-Pommern / leget Fuͤrſt Zu - bißlaffen zu wi - dern dz Schloß Dantzig auff. Aber derſelbe nimbt ſolches bald drauff ein / vnd zeucht den vnbemawreten Flecken Dantzigk in eine namhaff - te Stadt zuſam - men.

Doch war hiemit noch kein Friede. Dann erſt - lich fuhr der Koͤnig von Dennemarck mit ſeinen Schiffen in Hinter-Pommern / vnd weil Fuͤrſt Zubiß - laff ſeinen Vettern / den Vor-Pommeriſchen Fuͤrſten / Huͤlffe zugeſandt hette / legete er jhme zu widern das Schloß Dantzig / oder Dantzwyck / das iſt die Dahniſche Wycke / wie die Pommeriſche Chroni - ken ſagen / an / vnd fuͤgete daraus den Pommeren vnd Preuſſen viele Schaden zu. Welches doch balde dar - auff Fuͤrſt Zubißlaff wieder eroberte / vnnd es faͤſter bawete. Neben deme hat er noch ein Schloß Zoba / zwo Meylen von Dantzig / erbawet / vnnd darauff ge - meiniglich Hoff-gehalten. Jmgleichen hat er das beruͤhmbte Kloſter Olive angerichtet / vnd es mit Be - ne dictiner Moͤnchen beſetzet / vnnd bey denſelben / da er alt geworden / ſich meiſtentheils / ſeinen Chriſten - thumb zu treiben / auffgehalten / vnd von dannen den vnbemawreten Flecken Dantzig / der hin vnd her vn -A. C. 1184. ter den Bergen zerſtrewet lag / im Jahr mclxxxv. in ei - ne Stadt an dem Orth / da jetzt die Alte-Stadt liget / auff ſolch einem Platze / als die Einwohner des alten Fleckens Jung vnd Alt mit jhren Armen vmbſchren - ken koͤndten / zuſammen gezogen / vnnd iſt zwey Jahr hernach erſtlich verſtorben / mit Verlaſſung zweyer Soͤhne / als Sambori vnd Meſtewini / die er mit An - na / Hertzog Mizlaff aus Polen Tochter / gezeuget hat.

81. Der Krieg wen - det ſich von den Pommeren auff die Ruͤgtaner / die bißhero dem Koͤnige ans Dennemarck beygeſtanden haben.

Vnter deſſen bawen die Vor-Pommeriſche Fuͤr - ſten jhre verwuͤſtetes Land / vnnd inſonderheit die Stadt Demmin / wieder auff / ſo gut ſie koͤnnen / vnd erhaltens endlich bey Hertzog Heinrichen dem Loͤ - wen / daß Fuͤrſt Pribißlaffen ſein Land vnnd Leute /außge -253Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. außgenommen Schwerin / ſo Graff Guͤntzel vor ſich vnd ſeine Erben behielt / wieder eingeraͤumet wird.

Der Koͤnig aber von Dennemarck krieget auffs newe mit Tezlaffen dem Ruͤgianiſchen Fuͤrſten zu thuen / weil derſelbe von den Sachſen / die mit den Daͤhnen nach dem Pommeriſchen Kriege / wegen Theilung der Beute / vnnd etlichen ſchimpfflichen Worten / in einen Zwyſt gerathen waren / Jhme auff - ſtutzig war gemachet worden / vnd dannenher jhme nichtes zu willen wuſte / auch der dinge nichts halten wolte / wozu er ſich verbunden hette. Dannenher ha - ben die Vor-Pommeriſche Fuͤrſten Caſimir vnd Bo - gißlaff Vrſach genommen / alle Rugianer / ſo die Daͤh - nen vnd Sachſen in Wolgaſt gelaſſen hetten / zu verja - gen / vnd die Stadt fuͤr ſich zu behalten. Dagegen fiel der Koͤnig aus Dennemarck mit ſeinem Sohn Chri - ſtophoro / vnd mit Abſolon dem Biſchoff zu Roſchild / ſo wol in Ruͤgen / als in Pommeren / zu vnterſchiedli - chen mahlen ein / vnd pluͤnderte Wittow / Jaßmund / Barth vnd andere Oerter vnverhindert. Doch hat es die Rugianer zum meiſten getroffen. Dann ob ſie ſich auch wol offtermahlen zu Schiffe ſetzeten / vnnd gleichmeſſige Pluͤnderung in die Daͤhniſche Oerter vornahmen / ſo ſind ſie doch endlich / weil ſie alleine noch uͤbrig waren / die Chriſto die Thuͤre verſperre - ten / von allen Ecken angegriffen / vnd zu beſſeren Ge - dancken gebracht worden. Dann der Koͤnig von Dennemarck verband ſich auffs newe mit dem Her - tzog aus Sachſen / vnd ſagete jhm den halben Theil der Beuthe zu / die er von den Rugianern eroͤbern wuͤrde. Vertrug ſich auch durch abgeſandte Bot -Q q iijſchafften254Das Ander Buch /ſchafften mit den Vor Pommeriſchen Fuͤrſten dermaſ - ſen / daß ſie Wolgaſt hinfort vnverhindert behalten / dagegen den Anſpruch wegen des Daͤhniſchen Ein - falles ins Land Barth fallen laſſen / vnnd jhme / doch auff ſeinen Vnkoſten vnnd gebuͤhrliche Kriegs-Be - ſtallung / wider die Ruͤgianer Huͤlffe leiſten ſolten.

82. Ruͤgen wird mit Gewalt zu Chri - ſto gezogen.

Alſo wird Ruͤgen im Jahr mclxviij. zugleich von Daͤhnen-Pom̃eren / vnd dem Hertzog von Sachſen / in deſſen Nahmen Fuͤrſt Pribißlaff aus MechelenburgA. C. 1168. zu Felde zogk / an vielen Oertern angegriffen / vnd mit Schwerd vnd Fewr auffs hefftigſte geaͤngſtiget. Die Fuͤrſten Tezlaff / Jaromar vñ Stoißlaff durfften ſich im Felde ſolchen maͤchtigen Feinden zu begegenẽ nicht getrawen / beſetzeten Arcon gar ſtarck vnter dem Haͤuptman Grantzow / vnd ſie ſelbſten hielten ſich zu Carentz mit einem anſehenlichen Volcke auff. Aber / wie ſchon bey Beſchreibung der Stadt Arcona vnd Carentz berichtet / ſolche beyde Staͤdte ſind endlich zur Auffgabe genoͤtiget / vnd iſt von jhnen in gepfloge - ner Handelung begehret / ſie ſolten jhre Goͤtzen / als den Arconiſchen vierkoͤpffichten Suantevit / der in derCram. l. 1. Chron. Eccl. Pom. c. 48. & omnes anna - les M. S. rechten Hand ein Metallin Horn mit Getraͤnck / dar - aus die Prieſter von des kuͤnfftigen Jahres Frucht - barkeit weiſſageten / vnd in der lincken / Pfeile vnd Bo - gen hielt / vnd zu Carentz den Kriegs-Goͤtzen / den Ru - gevit / mit ſieben Koͤpffen / vnd ſieben am Guͤrtel han - genden Schwerdtern / den Baroveit mit fuͤnff Koͤpf - fen / den ſie fuͤr einen Gott des Friedes / vnd der fuͤnff Sinne hielten / vnnd endlich den Abgott des Regi - ments Paronutz / der nebenſt andern vier Angeſich - tern auch eines an der Bruſt hette / vnd mit der rech -ten Hand255Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ten Hand den Kinn oder Barth vnterſtuͤtzete / die lin - cke aber an der Stirne hielt / vnd durch die Finger ſa - he / nebenſt andern Abgoͤttiſchen dingen abſchaffen / gemeldter Goͤtzen Schaͤtze vnd Gerechtigkeiten dem Koͤnige von Dennemarck uͤberantworten / den Ze - henden / vnnd alle andere Einkommen derſelben zum Chriſtlichen Gebrauch verordenen / die gefangene Chriſten loß laſſen, den Chriſtenthumb annehmen / etliche tauſent Marck Silbers zu Abtragk vnd Beſol - dung des Krieges-Volckes alßfort zehlen / Jaͤhrlich dem Koͤnige von jeglichem Joch Ochſen xl. Schillin - ge zum Tribut geben / vnnd hinfort nicht Fuͤrſt Tezla - fen / der ſich wider den Koͤnig geſetzet hette / ſondern ſeinem Bruder Jaromar / dem hernach der Koͤnig ſeine Tochter Hildegard gab / uͤber ſich regieren laſ - ſen. Solches alles iſt auch zu wercke gerichtet / vnd ha - ben drey Biſchoͤfe / als Abſolon von Roſchilde aus Dennemarck / Sueno von Arhauſen aus Norwegen / vnd Berno von Mechelnburg das Chriſtliche werck der Predigt vnd Tauffe verrichtet / vnd die Abgoͤttiſche Tempel in den grund verbrand / vñ uͤber xxx. Kirchen / aufflegẽ laſſen. Worbey zuvermelden iſt / daß der Ten - fel / als Suantevits des Abgottes Tempel im Fewr auffgieng / in die Lufft davon geflogen iſt / vnnd einen boͤſen Stanck hinter ſich gelaſſen hat: Wie auch / daß vnter den Schaͤtzen ſolches Abgotts viele verguͤldete Schawer / vnd andere Verehrungen gefunden ſeyn / die Jhme frembde Potentaten / vnnd vnter andern Suen Otto / Koͤnig aus Dennemarck / vnnd Meſti - boins / der Obotriter vnd Wenden Fuͤrſte / zugeſand haben.

Denn256Das Ander Buch /

Denn weil in Ruͤgen zu jeder Zeit die Abgoͤtterey mehr als an anderen Ortern getrieben ward / als ha - ben faſt alle Laͤnder / ſo an vnd bey dem Balthiſchen Meere liegen / ſolche Jnſul als einen gemeinen Tempel geachtet / vnnd den Abgoͤttern drinnen groſſe Ehre angethhn.

82. Die Fuͤrſten aus Pom̃eren kom - men auffs newe mit dem Koͤnig in Dennemarck in die Haare / vnd derſelbe kombt durch dz Friſche Haff bis an Wollin vnd Cammin. Kan aber nichtes außrichten.

Als nun das Heydniſche Vnweſen alſo abge - ſchaffet / vnnd das Land zu Ruͤgen mit Chriſtlichen Predigern beſetzet / vnnd die Kirchen drinnen vnter den Roſchildiſchen Sprengel geleget wurden / wolte der Koͤnig von Dennemarck den Pommeriſchen Fuͤr - ſten fuͤr geleiſtete Huͤlffe nichts zu willen wiſſen. De - rowegen erhub ſich eine ñewe Vnruhe / inſonderheit / weil des Koͤniges Haͤndel den Pommeren ſehr ver - daͤchtig waren / vnd Jederman dafuͤr hielt / daß er zu weit vmb ſich greiffen / vnd die Freyheit der Pomme - riſchen Laͤnder vntertrucken wolte. Wie er dann auch durch ſeinen Sohn Chriſtophorum / vnnd Biſchoff Abſolon / einen vnvermuthlichen Einfal ins Land tha - te / vnd im Lande Barth / vnd auffm Dartz vnd Zingſt den Einwohnern groſſen Schaden zufuͤgete. Dan - nenher fuhren die Pommeriſche Fuͤrſten mit xxx. wol - geruͤſteten Schiffen aus / vberfielen Moͤhne / Falſter vnnd Seeland / eroberten auch etliche Schiffe / ſo aus Norwegen in Dennemarck wolten / vnnd brachten groſſe Beuthe anheimb. Jmgleichen / weil Jaromar in Ruͤgen auff ſeines Schwaͤhers ſeiten war / fielen ſie in Ruͤgen ein / verwuͤſteten alles / vnnd brachen die beyde feine Staͤdte Arcona vnnd Carentz in Grund / vnd macheten ſie zu nichte. Hierzu iſt jhnen Pribißlaff aus Mechelenburg / von Hertzog Heinrich dem Sachſen angehetzet / auch behuͤlfflich geweſen.

Aber257Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Aher der Koͤnig wetzet bald ſeinen Schart aus / vertraͤget ſich mit den Sachſen / verſpricht ſeine aͤltiſte Tochter Hertzog Heinrichs Sohn / vnd als dieſelbe / ehe die Heimbfuͤhrung geſchiehet / verſtirbet / giebet er jhme die juͤngeſte Tochter / vnnd kombt mit einer groſſen Macht von Daͤhnen vnnd Ruͤgianern durch das Friſche Haff auff Wollin. Weil er aber daſelbſt wenig / wegen ſtatlicher Gegenwehr der Buͤrger vnd Hofediener / ſo ſich daſelbſt befunden / ſchaffen koͤn - te / begab er ſich fuͤr Cammin / da daßmahl die Pom - meriſche Fuͤrſten waren: Aber da ward er auch alſo empfangen / daß er nach hinterlaſſung etlicher Schif - fe / ſo jhme abgenommen worden / die Belagerung auffheben / vnd ſich davon machen muͤſte.

Dieſer Einfall / darin die Stadt Wollin groſſen83. Das Biſchoff - thumb wird von Wollin nach Cã - min verleget. Schaden lidte / bewegete Fuͤrſt Caſimir / daß er zu mehrer Sicherheit das Pommeriſche Bißthumb im Jahr mclxxv. nach Cam̃in verlegete / vnd ſein Schloß daſelbſt dazu gab. Jmgleichen ſtifftete er die Thumb -A. C. 1175. Probſtey / vnnd ſchenckete vij. Doͤrffer dazu: Fieng auch die Cathedral-Kirche zu S. Johannis / welchen man fuͤr des Stifftes Patron hielt / anzubawen. Ge - meldter Fuͤrſt hat dem Capittul Macht gegeben / daß es hinfort die freye Wahl / einen Biſchoff zu erweh - len / haben ſolte / doch / daß Er / vnd ſein Bruder / vnnd jhre Erben / Patronen des Stifftes verbleiben. Alſo iſt das Schloß Cammin zum Thumb eingenommen / vnd hat man hinfort das Biſthumb nicht mehr das Pommeriſche / ſondern das Camminſche Stifft ge - heiſſen. Woruͤber dann im Jahr mclxxxiij. Confir -A. C. 1183. mation vom Bapſt erholet iſt / in welcher / daß manR rnur258Das Ander Buch /nur ſehe / was fuͤr Staͤdte daßmahl im Lande gewe - ſen ſeyn / namentlich benennet werden / Cammin mit dem Kruge vnd Marckt / vnnd die Schloͤſſer Dem - min / Tribbeſees / Gogro / Wolgaſt / Hußneim / Groß - wyn / Pfurs / Stargard / Stetin / Prenzo / Colbergk / vnd andere mehr.

84. Der Koͤnig ans Dennemarck vñ Fuͤrſt aus Ruͤgẽ legen ſich fuͤr Wollin: Hertzog Heinrich aus Sachſen fuͤr Demmin. Koͤn - nen aber nichtes außrichten.

Vnter deſſen ruhet Koͤnig Woldemar aus Den - nemarck nicht / kombt auffs newe im Jahr mclxxviij. mit anſehenlicher Huͤlffe der Sachſen / die jhm Her - tzog Heinrich zufuͤhrete / in Pommeren. Hertzog Heinrich belagert Demmin zu Lande. Der Koͤ - nig / vnnd Fuͤrſt Jaromar von Ruͤgen / kommen zu Waſſer fuͤr Wollin / welches ſie aber oͤde vnnd wuͤſte funden / weil die Buͤrger ſich wider die groſſe MachtA. C. 1178. zuhalten / vntuͤchtig befunden / vnnd ſich deßwegen mit alle dem jhrigen nach Cammin begeben het - ten. Dahin verfolget ſie zwar der Feind / vnnd belagert das Schloß vnnd die Stadt ſehr hart et - liche Wochen / vnd ſetzet jhn mit ſtuͤrmen vnd vnter - graben hefftig zu / kan aber auch dißmahl nichts auß - richten. Derowegen iſt er abgezogen / vnd hat das Land allenthalben / biß an Colberg verheeret vnnd verwuͤſtet.

Hertzogk Heinrich ſchaffet auch wenig vor Demmin / vnd ob er wol die Peene abſtechen wol - te / daß Er der Stadt naͤher keme / iſt jhm doch der Anſchlagk nicht angegangen / vnd beyde Fuͤr - ſten / Bugißlaff vnnd Caſimir / gaben auff ſein Thuen ſo fleiſſige Achtung / daß / da Er Pro - viant zu holen / vnd ſonſt das Land zu verderben /etliche259Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. etliche außſandte / ſie dieſelbe bey Guͤtzkow uͤberſie - len / viele davon erſchlugen / vnd uͤber ccc. gefangen nahmen.

Solches hoͤret der Hertzog mit groſſem Vn -Helm. l. 2. c. 20. & 23. muth fuͤr Demmin / vnnd wird noch mehr bewe - get / da Jhm Botſchafft zukamb / daß Biſchoff Vlrich von Halberſtadt / mit Huͤlffe faſt aller Saͤchſiſchen Biſchoͤffe / vnd anderer Fuͤrſten / die wol wuſten / daß der Kayſer uͤbel mit Hertzogk Heinrich zu frieden war / weiler Jhme einen Zugk in Jtalien wider die Combardey verſaget hette / Jh - me in ſein Land gefallen were / vnnd Biſchoff Ge - ronem / der von Hertzog Heinrich eingeſetzet war / verjaget hette. Derowegen ließ Er den Fuͤrſten von Pommern guͤtliche Handlung anbieten / ver - ſprach jhnen ewige Freundſchafft / vnnd raͤumete alſo / nach deme er ſeine Gefangene ohne Entgelt - nuß wieder loß bekamb / das Land mit alle ſeinem Volcke.

Als nun Fuͤrſt Bogißlaff vnd Caſimir den einen Feind fuͤr Demmin aus dem Lande gebracht hetten / giengen ſie mit gantzer Macht auff den andern zu / nemblich auff den Koͤnig von Dennemarck / der vmb Cammin vnd Colbergk alles verheerete / das Gluͤck mit jhme zu verſuchen. Aber der wolte jhrer nicht erwarten / ſondern ſetzete ſich zu Schiffe / vnd ſiegelte davon. Derowegen bereiteten ſie etliche Schiffe / vnd ſandten dieſelbe im folgenden Fruͤhling aus / pluͤn - derten Moͤhne in Dennemarck / vnd Jaſmund in Ruͤ - gen / vnd erholeten ſich etlicher maſſen jhres empfan - genen Schadens. Jm gegentheil fertiget der KoͤnigR r ijſeinen260Das Ander Buch /ſeinen Sohn Canutum / vnd Fuͤrſt Jaromar aus Ruͤ - gen / ab / die zu erſt / wie Saxo ſaget / Oſtroßnam / wel - ches etliche fuͤr Wuſterhuſen / andere fuͤr die Julini - ſche / oder ja die Vſedomiſche Jnſul halten / pluͤnd eren - hernach Wolgaſt belageren / vnd als ſie nichts dafuͤr außrichten / wieder davon abziehen. Kaum waren ſie aus dem Lande / ſo fallen die Pommeriſche Fuͤrſten in Ruͤgen / belagern Fuͤrſt Jaromar auff dem Schloſſe Rugigard gar hart / laſſen dennoch endlich ſich in ei - nen Stillſtand ein / vnd ziehen davon.

85. Fuͤrſt Jaromar aus Ruͤgẽ / nimbt den Pommern Barth / Grim̃en Trib beſees / vnd kompt mit Koͤnig Woldemar fuͤr Stettin / dieſelbe Stadt aber wen - det den Krieg võ ſich durch eine Geldſtewr ab.

Als aber derſelbe zum Ende lieff / bemaͤch tigete ſich Fuͤrſt Jaromar / mit huͤlffe der Daͤhnen / der drey Land ſchafften / Barth / Grimmen vnd Tribbeſees / die den Rugianern vor etlichen Jahren von den Pomme - ren entzogen waren / vnnd brachte ſie wieder zu ſeiner Botmeſſigkeit. Kamb auch mit Koͤnig Woldemar durch die Swyne / vnnd das Friſche Haff / die Oder hinauff / fuͤr Stettin / dieſelbe einzunehmen. Daſelbſt reſidierte Fuͤrſt Wartißlaff / ein friedfertiger Herꝛ / welcher mit alle den Kriegen / ſo ſeine Vetteren in Vor - Pommern fuͤhreten / niemaln hatetwas zu thuen ha - ben wollen / ſondern ſie gaͤntzlich verlaſſen / vnnd jhre Gefahr / davon jhm auch Vnheyl zuwachſen koͤndte / gar aus den Augen geſetzet hette. Gleichwol koͤndte ſolche Neutralitaͤt jhm nichts helffen. Dann die Daͤh - nen vnnd Ruͤgianer wolten auch an dieſem Orthe in Pommeren jhre Heylverſuchen. Aber der Fuͤrſt gieng jhnen mit Glimpff entgegen / vnd brachte ſie mit erle - gung einer Summa Geldes aus ſeiner Jegend hin - weg. Sie aber fielen ins Land Vſedom hinein / ver - wuͤſteten Gardis vnd Lebin / nebenſt den vmbliegen -den Land -261Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. den Landſchafften / vnd hauſeten gar uͤbel. Derowe - gen begaben ſich beyde Vor-Pommeriſche Fuͤrſten mit jhren Schiffen in die Swyne / dem Feind daſelbſt auffzuwarten: Aber er war jhnen zu maͤchtig / ſchlug ſich mit Gewalt hindurch / vnnd brachte reiche Beu - the davon. Damit aber hinfort ſolcher Einfall des Ortes verhuͤtet wuͤrde / haben gemeldte Fuͤrſten zwey Blockhaͤuſer oder Feſten an beyden ſeyten der Swy - ne angeleget vnd befaͤſtiget.

Da alſo der Koͤnig von Dennemarck ſich wegen86. Die Pommerſche Fuͤrſten begeben ſich ans Reich / vnd werden von Kayſer Frideri - co Barbaroſſa zu Hertzogen des Reiches gema - chet. der Pommeriſchen Laͤnder ſehr bemuͤhete / ſie vnter ſich zu demuͤtigen / vnd die Pommern ſich mutig weh - reten / daß noch zur Zeit er wenig außgerichtet hette / ward Hertzog Heinrich der Loͤwe von Sachſen / der dieſen Landen erſtlich ſo hart zugeſetzet / vnd ſich her - nach mit den Hertzogen wider den Kayſer in Freund - ſchafft eingelaſſen haͤtte / wegen ſeines VerbrechensA. C. 1181. Cranz. lib. 6. Vand. cap. 14. Otto Friſing lib. 7. cap. 19. in die Acht erklaͤret / vnnd von Land vnd Leuten geja - get. Jhn auch deſto beſſer zu verfolgen / machete ſich der Kayſer ſelbſt an ſeine Landſchafften / namb einen Orth nach dem andern ein / vnnd lagerte ſich endlich fuͤr Luͤbeck / die jhme auch zuſtaͤndig war. Jn weh - render Belaͤgerung / eben da der Koͤnig von Denne - marck bey jhm war / vnd eine Henrath zwiſchen des Kayſers Sohn vnd ſeiner Tochter / vnter handen het - te / erforderte der Kayſer durch ſeine geſandte Bot - ſchafften die beyde Vor Pommerſche Fuͤrſten / Caſimi - rum vnnd Bogißlaum / die biß daher Heinrich dem Loͤwen waren beyſtaͤndig geweſen / zu ſich ins Lager / vnnd weil ſie jhre groſſe Land nicht mit genugſamen hohen Titul einhetten / verſprach Er jhnen die Her -R r iijtzogs262Das Ander Buch /tzogs Wuͤrde / vnd dabeneben des Reichs Schutz. Ob ſie nun wol vnter der geſtallt eines hoͤhern Tituls zu einer Verpflichtung des Roͤmiſchen Reiches / vnnd zu einer Dienſtbarkeit gezogen wuͤrden / den noch da ſie betrachteten / daß ſie in jhrer alten Freyheit von allen Ecken angefochten wuͤrden / vnnd ſich be - fuͤrchteten / der maͤchtige Kayſer moͤchte ſich / nach de - me Er nun Hertzog Heim ich den Loͤwen gedemuͤti - get / vnnd jhme von ſo viel Laͤndern nur ein Hertzog - thumb gelaſſen hette / mit dem Koͤnige von Denne - marck / wegen der newen Magſchafft / wider ſie ver - binden / vnd die euſſerſte Macht wider jhre Land auff - bringen / begaben ſie ſich auff den Wegk / wolten aber wegen des Koͤniges von Dennemarck / als mit dem ſie noch vnvertragen waren / nicht gleich zu dem Kay - ſer ſich machen / ſondern ſich erſtlich wegen des Koͤ - nigs verſicheren / vnnd ſandten deßhalben jhre Bot - ſchafften vorhin. Als ſolchs der Kayſer vermercket / ſetzet Er ſich in ein Both / vnd kombtvnvermuthlich an des Koͤnigs Schiff / vnd begehret zu jhme. Der - ſelbe verwundert ſich / daß er / als ein Minderer / von einem groͤſſeren Herren beſuchet werde / mit Erbie - tẽ / daß er ſich gerne hette ſtellen wollen / wañ der Kay - ſer ſeiner begehret hette. Bekompt aber die Antwort / daß es der Verwandſchafft Rechte ſeyen / einander ohne Vnterſcheid zuempfahen. Bringet drauff fuͤr / vmb welches willen er gekommen were / vnd erzehlet / wie er die Fuͤrſten aus Pommern / ſie von Hertzog Heinrichen zureiſſen / fuͤr ſich mit etlichen Zuſagen / erforderthette. Weil er aber ſich deſſen / was er / we - gen der Pommeren / dem Koͤnige bevor verſprochen /erjnner -263Vom alten Wendiſchen Pommerlande. erjnnerte / als erſuchete Er jhn anjetzo / ſich nicht dar - uͤber zu beſchweren / daß Er die bemeldte Fuͤrſten / als Freunde / zu ſich kommen lieſſe. Darauff antwortet der Koͤnig hoͤfflich / ſolches ſey nicht eine genugſame Vrſache / die den Kayſer aus ſeinem Gezellte hette er - heben moͤgen: Denn ſolches hette auch wol durch einen Boten / oder den wenigſten zwiſchen jhnen / ſo nicht allein mit Magſchafft verwand / ſondern auch ſonſt in hoͤheſter Freundſchafft verbundẽ weren / moͤ - gen außgerichtet werden. Vnd gab alſo dem Begehrẽ darauf gantz leichtlich ſtat. Derowegẽ / als die Fuͤrſten von Pommern in des Kaͤyſers Lager ankamen / ſeyn ſie mit dem Hertzoglichen Nahmen begabet / vnd am Stande erhoͤhet worden. Vnnd nach deme ſie die Lc - hens-Pflicht gethan / verfuͤgeten ſie ſich wieder an - heimb. Weil aber Cranzius bey Erzehlung dieſer Ge - ſchicht / ſaget: Du cali nomine traditis aquilis cũ bannerio in ſigniuntur: Es ward den Fuͤrſten aus Pommern der Hertzogliche Nahme gegeben / vnd dabey die Adeler mit dem Banier gereichet oder geliefert: Als wollen etliche die Warheit dieſer Geſchicht / vnd alſo Cranzij Glauben ſelbſt / in Zweifel ziehen / weil die Pom̃eriſche Hertzogen nie einen oder mehr Adler im Wapen ge - fuͤhret habẽ. Vnd ob wol vor deme etliche geantwor - tet habẽ / daß Kayſer Fridericus zwar den Fuͤrſten aus Pom̃eren einen Adler ins Wapen gegeben habe / wel - chen ſie doch nicht haben gebrauchen / ſondern mit dẽ Greiffen zufrieden ſeyn wollen / ſo iſt doch dieſes des Cranzij meynung nicht / dz den Pom̃erſchen Fuͤrſten ſey ein oder mehr Adler ins Wapen gegeben / ſondern das wil er nur andeutẽ / daß die Fuͤrſten mit einer gewiſſenCeremo -264Das Ander Buch /Ceremony haben das Kayſerliche Banier / darin die Kayſerliche Adler waren / aus der Hand des Kayſers empfangen / vnnd alſo vnter der Fahnen mit jhren Landen / die ſie dem Kayſer in die Hand ſtelleten / ſind belehnet worden.

87. Caſimirus ein loͤblicher gerech - ter Fuͤrſt / vnd ein beſonderer Feind der Straſ - ſen-Raͤuber / ſtirbt.

Des Jahres hernach / iſt Caſimirus der loͤbliche Fuͤrſt mit todt abgangen / vnd / wie etliche meynen / ſol er im Kriege / den er mit Marggraff Otten vnd ſeinem Bruder / vmb die Graͤntze fuͤhrete / erſchlagen / vnnd ſein Bruder / der ſich hernach mit groſſem Gelde hat loͤſen muͤſſen / gefangen ſeyn. Aber davon wiſſen dieA. C. 1182. Pommerſche Geſchicht-Buͤcher nichtes. Das iſt ge - wiß / daß er ein tapffer Held / vnnd ein ſonder bahrer Eyferer vmb die Gerechtigkeit geweſen / der inſonder - heit ſich dahin bemuͤhete / daß / da die von Adel / auch Graͤffliche Perſonen / vnter den Wenden / es fuͤr keine Schande hielten / auff den Puſch zu klopffen / vnd von den Reiſen den Beuthe zu machen / die Straſſen im Lande moͤchten ſicher vnnd vnverſehret bleiben / wie Er dann einmahl / da Priba ein Graff von Guͤtzkow ſich mit vnter ſolchen Puſch Reutern befand / vnd auff etliche Bambergiſche Kauff-Leute / die im Lande / we - gen S. Otten / hoch geachten wuͤrden / laurete / in vn - bekandter Kleidung mit den Kauff-Leuten fortzogk / vnd ſich dem jungen Graffen / als er die Wagen an - ſpraͤngete / mit abziehung der Cappe zuerkennen gab / vnd ſagete: Niezuaßmur / das iſt / Kenneſtu mich nicht[?]Jch bin das Geleite. Daruͤber verflog die gantze Compagney / vnd trug hinfort mehr Schew / derglei - chen vorzunehmen.

Kurtz265Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Kurtz nach Hertzog Caſimiro ſtirbet auch Koͤ -88. Bogißlaus I. leſſet ſich durch den Kayſer wi - der die Daͤhnen ins Gewehr bringen / leidet aber druͤber durch einen Schiffbruch vn - ſaͤglichẽ ſchaden. nig Woldemar in Dennemarck. Darauff iſt aberma - len groſſe Vnruhe entſtanden. Dann weil Canutus / Woldemars Sohn / Kayſer Friederichen die Lehens - Pflichten verweygerte / vnd ſonſt zwiſchen den Daͤh - nen vnd dem Roͤmiſchen Reich allerley Streit vorfiel / als hat Kayſer Friederich eine anſehenliche Botſchafft zu Hertzog Bogißlafen abgefertiget / vnd den Krieg wider Dennemarck auffs newe anzufahen / von jhme begehret / vnd dazu ſtatliche Huͤlffe verſprochen. Da gedachte nun Hertzog Bogißlaff / auff ſolche weiſe / vnnd mit Kayſerlicher Huͤlffe / koͤndte er das gantze Land zu Barth / vnd beygelegene Oerter / wieder an ſich bringen / vnd ruͤſtete ſich alſo mit aller Machtzum newen Kriege / ließ alle junge Mannſchafft im Lande auff bieten / brachte in d. Schiffe zu wege / fiel erſtlich in Ruͤgen / vnd zwang Fuͤrſt Jaromar dahin / daß er ſich von den Daͤhnen abzugeben / vnd jhme vnterthaͤ - nig zu ſeyn / vnnd Jaͤhrlichen Tribut zu reichen / zuſa - gete. Aber da er ferners auff Dennemarck ſchiffen wolte / iſt ein groß Vngewitter entſtanden / dadurch die Schiffe zerſchmettert / faſt alles Volck vmbkom - men / der Kern des Landes verlohren / vnd der Her - tzog ſelbſt kuͤmmerlich iſt errettet worden. Pontanus wil aus Arnoldo / der Helmoldi Hiſtorien weiter außgefuͤhret hat / beweiſen / daß eine Schlacht ſol vorgegangen ſeyn / darin Hertzog Bogißlaff von Bi - ſchoff Abſolone gemeldten Schaden ſol erlitten ha - ben: Aber da wiſſen vnſere Chroniken nichts von.

Solches hat er dem Kayſer / der in Welſchland daßmahl mit dem Bapſt / wegen Belehnung der Bi -S ſſchoͤfe266Das Ander Buch /ſchoͤfe zu thuen hette / vnd dannenher nichtes von der verſprochenen Huͤlffe gewehren koͤnte / zu wiſſen ge - than / daß Er ſich in Guͤte / vnd durch eine Friedens - handelung mit Dennemarck abfinden muͤſte / wo nicht andere Mittel den Krieg fortzuſetzen / an die Hand geſchaffet wuͤrden.

Ob aber der Kayſer wol an den Marggraffen von Brandenburg / vnd den Hertzogen von Meche - lenburg geſinnete / daß ſie jhreu Nachbaren Hertzog Bogißlaffen wider den Koͤnig Huͤlffe leiſten ſolten / ſo iſt doch dannenher wenig Troſt dieſem Lande zuge - floſſen / vnnd der Koͤnig / als der ſehr uͤber die newe Thaͤtligkeit der Pommeren erbittert war / ruͤſtete ſich mit aller Macht wider jhre Land.

89. Der Koͤnig in Deñemarck faͤllt in Pommeren / vñ da er Wolgaſt vnd Vſedom nicht gewinnen kan / verſtoͤret er Wollin / vnd ſie - gelt durch die Swyne darvon.

Dagegen hat Hertzog Bogißlaff beyde new - erbawete Schloͤſſer / oder Blockhaͤuſer / an der Swy - ne ſtarck beſetzet / auch die Peene vnter Wolgaſt / mit groſſen Steinen verſencket / vnd drinnen den Heert / wie jhn die Schiffleute heiſſen / oder die Fleche / da die Schiffer bißweilen nicht uͤber drey Elen tieff ha - ben / machen / vnnd fuͤr die Stadt vnd dem Schloſſe Wolgaſt groſſe blinde Pfaͤhle ins Waſſer ſtoſſen laſ -Arnold. Abb. Lu - becenſ. continua - tor Helmoldi l. 3. Chron. Slav. 7. ſen / daß ja allenthalben der Daͤhnen Anlauff vnnd Einfall verhuͤtet wuͤrde. Der Koͤnig aber bringet Fuͤrſt Jaromar aus Ruͤgen wieder an ſich / ruͤſtet eineA. C. 1183. anſehnliche Schiffs-Armee aus / gebrauchet dabey der Pommeriſchen Schiffe / die in obgedachtem Vn - gewitter angeſchlagen waren / kombt fuͤr den Heert vnter Wolgaſt / da die groſſe Steine verſencket wa - ren / leſſet dieſelbe zum theil mit allerley Jnſtrumen - ten vnd Hebe-Zeugk wiederumb heraus ziehen / vndbringet267Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. bringet ſeine Schiffe durch. Doch da er an die Pfaͤhle kamb / ob er ſchon ſie heraus zuheben ſich bemuͤhete / auch mit einem Schiff / ſo er mit Holtz / Stroh vnnd Pech fuͤllen / vnnd alſo angezuͤndet / hinan treiben ließ / ſie in den Brand ſtecken wolte / hat er dennoch nichtes verfangen koͤñen / ſondern iſt mit ſeinen Schiffen wie - der die Peene hinauff gegangen / zu Lande außgeſtie - gen / vnd hat alſo Wolgaſt hart belagert / aber ſolche Stadt nicht gewinnen koͤnnen / ſondern ſie quitieren muͤſſen / vnd iſt von dañen vor Vſedom geruͤcket / da er auch ſolchen Widerſtand gefunden / dz er ſolche Stad nicht einbekommen hat. Endlich machet er ſich auff die Stad Wollin / ſo den vorigen Schaden noch nicht verſchmertzet hette / eroͤbert dieſelbe / vnd verſtoͤret ſie: Vnd weil er vermerckete / dz Hertzog Bogißlaff mit ei - nem friſchen Volcke ſeiner auff der Peene wartete / in Meynung / an jhm auff der Ruͤckfarth ſein Heylzuver - ſuchen / als hat er an die beyde Blockhaͤuſer auff der Swyne geſetzet / dieſelbe / wiewol nicht mit geringem ſchaden der ſeinigen / erobert / zerſtoͤret / vnd iſt alſo da - von geſiegelt. Kurtz aber hernach / iſt er abermahlen mit zwey tauſent Ruͤgianern / vnd vielen Daͤhnen be - gleitet / wieder gekommen / hat das Schloß Guͤtz - kow / vnnd die feine Stadt Großwyn / nicht weit von Ancklam gelegen / in grund verſtoͤret / vnnd das Land jaͤmmerlich verwuͤſtet / auch Hertzogk Bogiß - laff / der das Landvolck in etwas zuſammen ſamble - te / in Wolgaſt getrieben / iſt auch zum dritten mahl wieder gekommen / vnnd hat das Land in euſſer - ſte verderben geſetzet. Solcher Jammer iſt endlich Hertzogk Bogißlaffen ſehr zu Hertzen gegangen. Drumb verfuͤgete er ſich nach erlangetem Geleite inS ſ ijPerſohn268Das Ander Buch /Perſon zum Koͤnige von Dennemarck / vnnd verglich ſich mit jhme dermaſſen / daß er eine anſehenliche Summa Geldes erlegen / dem Fuͤrſten von Ruͤgen das Land Barth hinfort ruͤhiglich beſitzen laſſen / vnnd nichts feind feliges wider die Cron Denne - marck / vnnd den Fuͤrſten von Ruͤgen / vornehmen wolte.

90. Die Vor - vnd Hinter-Pomme - riſche Fuͤrſten kom̃en in Streit wegen Belgard.

Ob aber wol alſo von dieſer ſeyten Hertzog Bo - gißlaff Friede erlangete / ſo hat er dennoch am andern Orthe eine andere Vnruhe gefunden / gerade / als wenn er jmmer kriegen muͤſte. Dann er muͤſte nun - mehr in ſeinem hohen Alter auch von ſeinen eygen Vettern / den Fuͤrſten in Hinter-Pommeren / Vnge - mach haben. Zwiſchen denſelben / vnd den Vor - Pommern hat ſich ſchon vor dieſem gar zeitig ein Vn - wille dieſer Vrſachen halben / angeſponnen. Suanti - borus / wie berichtet / verließ iv. Soͤhne. Zweene der - ſelben / als Wartißlaff vnnd Ratibor / nahmen Vor - Pommeren ein; Bogißlaff vnd Snantipolck regiere - ten in Hinter-Pommeren. Als aber Suantipolck von den Polen gefangen / vnnd im Gefaͤngnuß geſtorben iſt / hat Bogißlaff der Erſte ſein Antheil des Landes an ſich allein behalten / vnd den Vor-Pommeriſchen Fuͤrſten nichts davon zu willen gewuſt. Dannenher entſtand ein groſſer Widerwill vnter jhnen / inſon - derheit / weil die Vor-Pommeriſch ſich zu den Teut - ſchen hielten / vnd ſich der Wenden entſchlugen / auch endlich gar vnters Roͤmiſche Reiche ſich begeben. Der Hinter-Pommeriſche Fuͤrſte aber wolte nichts mit dem Reich zu thuen haben / ſondern hielt ſich an Polen / vnd wolte die Wendiſche vnd Polniſche Spra -che / Klei -269Vom alten Wendiſchen Pommerlande. che / Kleidung vnd Sitten nicht verwerffen. Eben a - ber zu der Zeit / da Bogißlaff mit den Daͤhniſchen vnd Ruͤgianiſchen Kriegen ſehr geaͤngſtiget ward / regie - reten in Hinter Pommeren Sambor vnd Meſtowyn / Zubißlai Soͤhne / vnd alſo Bogißlai des Erſten / Nef - fen. Dieſe nahmen den Vor-Pommeriſchen Fuͤrſten / da ſie es wegen der anderen Kriege nicht verwehren koͤndten / Belgard / vnnd ſonſt noch ein Theil an der New-Marck hinweg. Drumb hat ſich Hertzog Bo - gißlaff aus Vor-Pommeren im Jahr mclxxxvj. da dieA. C. 1186. Daͤhniſche Kriege ſich geendiget / fuͤr Belgard gela - gert / ſelbige Stadt wie der an ſich zu bringen. Aber da ſeine Vettern / Sambor vnd Meſtowyn / mit der Po - len Macht / die ſie zu huͤlffe geruffen hetten / im Anzu - ge waren / hat er ſich mit jhnen vertragen / vnd jhnen / ob wol vngern / Belgard gelaſſen.

Vnnd weil wir alſo auff die Hinter-Pommeri - ſche vnd Caſſubiſche Fuͤrſten gekommen ſind / welche beſtaͤndig in der Wendiſchen Sprache vnnd Sitten haben verbleiben wollen / Als wollen wir kuͤrtzlich nach einander erzehlen / was in jhrem Lande / das noch heutiges Tages Pomerellia vnd Caſſuben heiſ - ſet / denckwuͤrdiges vorgelauffen iſt / vnd alſo dieſes Andere Buch von dem alten Wendiſchen Pommer - land ſchlieſſen.

Es regiereten zweene Bruͤder in Hinter-Pom -91. Die Hinter-Poͤ - meriſche Fuͤrſten in Pomerellia verfallen alle biß auff Meſtowyn / deme die Daͤhnẽ das Schloß vnd Stadt Dantzig meren / Sambor vnd Meſtowin / wie geſaget / welche das Kloſter Olive / ſo jhre Vater Zubißlaff im Jahr mclxx. geſtifftet hat / mit ſtatlichen Einkommen ver - ſorget / vnnd vij. gute Pommeriſche Doͤrffer / nebenſt den Zehenden von den Zoͤllen / Fiſchereyen vnd VieheS ſ iijdazu270Das Ander Buch /abnahmen / vnd es xvij. Jahr einbehalten.dazu geleget / vnd ſich ſonſt ins gemein Herren von Dantzig genennet haben. Sambor der Eltiſte / vndA. C. 1170. A. C. 1207. alſo der regierende Bruder / ſtarb im Jahr mccvij. als er xx. Jahr regieret hatte / vnnd verließ einen Sohn / Zubißlaum / des Nahmens den Audern / vnd eine Tochter / Adelheit / welche / wie Cromerus zeuget / Boleßlao Calvo / dem Hertzogen in Polen beygeleget iſt. Aber weil er Jhr zu widern / Kebswei - ber vnnd Concubinen hielte / hat ſie nicht wollen die Schmahe vertragen / ſondern iſt zu Fueß wieder an - heimb gekommen. Der Sohn Zubißlaff iſt bald nach dem Vater ohne Erben geſtorben / vnnd in der Olive / nebenſt dem Vater begraben / vnnd kamb alſo gantz Hinter-Pommeren auff Hertzog Meſtowyn.

Demſelben / wie vnſere Pommeriſche Ge - ſchicht-Buͤcher melden / hat Woldemar / des Nah - mens der Ander / Koͤnig in Dennemarck / das Schloß Dantzig / mit der vmbliegenden Landſchafft / im JahrA. C. 1211. mccxxj. mit Gewalt abgenommen / vorgebende / ſein Vater Woldemar hette es erbawet / vnd ſtuͤnde es jh - me alſo zu. Er hat es auch bey xvij. Jahren in ſeiner Gewalt behalten / vnd es neben der Stadt beſſer auß - gebawet. Nach ſolcher Zeit hat Suantipolck / der Dritte des Nahmens / Meſtowini Sohn / es jhme / nach ſeines Vaters Todte / wiederumb abgewonnen. A. C. 1220.Solcher ſein Vater Meſtewin ſtarb im Jahr mccxx. vnnd verließ mit ſeiner Gemaͤhlin Maria / Hertzogk Mißlai aus Polen Tochter / vier Soͤhne / Suanti - polck des Nahmens den Dritten / Sambor / Rati - bor / vnd Wartißlaff / vnnd drey Toͤchter. Suanti - polck namb das Regiment an / vnnd vermaͤhlete ſichmit271Vom alten Wendiſchen Pommerlande. mit Salomea / eines Fuͤrſten aus Reuffen Tochter. Wartißlaff begab ſich erſtlich an den Polniſchen Hoff / zum Hertzogk in der Maſow / bey demſelben etwas zu lernen / vnnd zu erfahren: Endlich trat er mit ſeinen beyden Bruͤdern / Sambor vnd Ratibor / zum Teutſchen Orden der Creutz-Herren / doch daß ſie Weltliche Kleider tragen moͤchten. Salomea ſeine eltiſte Tochter / ward Wizlafen dem Fuͤrſten aus Ruͤ - gen vermaͤhlet: Tribißlaff die andere / bekamb Her - tzogk Pribißlaff aus Mechelenburg / der hernach zu Belgard begraben iſt / welches er von ſeinem Schwie - ger-Vater Meftowino einbekommen hette. Helena oder Helinga / die Dritte / iſt Wladißlao Plwáz / ſonſt Sputatori genant / beygeleget.

So bald Suantipolck zum Regiment kamb / be -92. Suantipolck / Meſtewini Sohn / bekombt mit den Polen / wegẽ gefordẽter Lehens-Pflicht / zu thuen / uͤber - faͤllet Leßcum / jhren Hertzogk / bringet jn vmbs leben / vnd erhelt eine Schlacht wider Wladiß - laum. kamb er mit den Hertzogen aus Polen viele zu thuen / inſonderheit / da Hertzog Leſcus Albus / ſich vnter - ſtand / von Jhme die Lehens-Pflicht / vnd dabeneben tauſent Marck Silbers / Jaͤhrlichen Tribut / zu for - dern. Suantipolck dagegen berieff ſich auff ſeine an - geerbete Freyheit / vnd Hoheit / vnd war jhm nichtes zu willen. Derowegen ſchrieb Leßeus einen Reichs - tagk aus / im Jahr mccxxvij. zu Ganſow / welches ein Flecken iſt in Groß-Polen / vnnd forderte dazu Hertzogk Suantipolck / daß er Jhn entweder ohne Krieges-Gewalt aus dem Wege raͤumete / oder JhnA. C. 1227. mit Gewalt / in die vorgeſchlagene Puncta zu bewilli - gen / zwuͤnge.

Dieſer Rathſchlag ward Suantipolcken ver - kuntſchaffet. Der ohalben ſtellete er ſich zwar / als weñ er auff Leſci erfordern erſcheinen wolte; Hat auchetliche272Das Ander Buch /etliche Diener zur Beſtellung der Herberg / oder vie - le mehr die eygentliche Anſchlaͤge der Polen zuer - kunden / vor angeſchicket / vnnd da er vernommen / daß Leßcus nebenſt anderen Herren vnd Biſchoͤfen gar ſicher were / hat er ſich mit den ſeinigen zu dem Flecken / da eben ein Panquet vnd Wolleben angerich - tet ward / vnd der Hertzog in einem Warmen Bade ſaß / genahet / vnnd alles / was jhm vorkamb / erſchla - gen. Der Hertzog Leſcus vnnd andere Herren / ſind gleichwol in groſſer Eyl / ſo gut ſie gekoͤnt / zu Roſſe gekommen / vnnd davon geritten. Aber Hertzogk Suantipolck ſetzet jhnen nach / trifft Leſcum den Pol - niſchen Hertzog in einem Dorffe Merſekow / oder Marcinkow / an / leget jhn fuͤr ſich auffs Pferd / vnnd als er jhn / weil ſich etliche des Koͤniges annahmen / nicht davon bringen koͤndte / erſticht er jhn / vnd wirfft jhn von ſich. Jn dieſem Tumult iſt auch Hertzogk Heinrich von Breßlaw / der Leßeo auffwartete / ver - wundet / doch nicht toͤdlich. Hiedurch hat ſich Suan - tipolck gantz von aller Anſprache der Polen entfreyet / vnd ſein Hertzogthumb frey behalten: Jſt auch mit Huͤlffe der Preuſſen in die Maſow / vnnd die Stadt Plocen oder Plotzko gefallen / vnnd hat allenthalben groſſen Schaden gethan: Vnnd da ſein Schwager Wladißlaus Sputator aus Polen / den Wladißlaus Laßconogus / ſein Vetter verjaget hette / bey jhme Huͤlffe ſuchete / hat er mit einer anſehenlichen MachtA. C. 1231. in eygener Perſohn im Jahr mccxxxj. ſich zu Felde be - geben / wider Wladißlaum Laßconogum eine Schlacht erhalten / jhn in die Flucht gejaget / vnnd nicht gefeyret / biß ſeinem gemeldten SchwagerVſcze273Vom alten Wendiſchen Pommerlande. Vſcze vnd andere Feſtungen wieder ſind eingereumet worden.

Vnter deſſen ward der Teutſche Orden in Preuſ -93. Der Teutſche Or - den der Creutz - Herren kompt von geringem Anfang zu groſ - ſem Anſehen / vñ begiebet ſich end - lich in Preuſſen. ſen maͤchtig / vnnd das zwar durch dieſe Gelegenheit. Es fuͤhreten die Chriſtliche Potentaten / aus Anſtiff - tung Bapſt Vrbani / im Jahr mxcvj. eine vngleubli - che Macht wider die Saracenen / jhnen die Stadt Je - ruſalem / vnnd das heilige Grab / da ſo viele Pilgrim - ſchafften zu der Zeit angeſtellet warden / abzunehmen. Vnnd zu ſolchem Ende reiſeten acht groſſe Armeen /A. C. 1096. theils zu Waſſer / theils zu Lande in Aſien / das Werck zu vollenbringen / vnd trugen alle / die in dieſem Zuge ſich ſchreiben lieſſen / rothe Creutzen auff der rechten Schulter. Dañenher ward auch dieſer Zugk Creutz - farth / oder Cruciata genennet. Sie bekamen auch zwar die Stadt Jeruſalem / vnd andere Oerter in A - ſia wegk / vertrieben die Saracenen daraus / vnnd ſetzeten Koͤnige zu Jeruſalem ein / die auch daſelbſt bey lxxxviij. Jahr nach einander regiereten. Aber als endlich die Saracenen / vnter Sultan Saladino / ſich ermanneten / vnd den Chriſten erſtlich alle andere fe - ſte Oerter / endlich auch die Stadt Jeruſalem ſelbſt abgewunnen / zogen Kayſer Friederich der Rothbart oder Barbaroſſa / durch Antrieb der Baͤpſte / vnnd ſein Sohn Friederich / ein Hertzog von Schwaben / zu Lande / vnd Philippus / der Koͤnig von Franckreich / wie auch Heinricus / der Koͤnig von Engelland / zu Waſſer / ins gelobte Land / noch einmahl das Gluͤcke an den Vnchriſten zu verſuchen / vnd jhnen das heili - ge Grab wieder abzunehmen / vnd hetten viele ande - re Europiſche Fuͤrſten nebẽ ſich. Daruͤber aber komptT tder tapf -274Das Ander Buch /der tapffere Kayſer vmb ſein Leben / vnnd iſt in Arme - nien im Fluß Saro vom Pferd gefallen vnnd erſaͤuf - fet / vnd zu Tyro eben an dem Orte / da der alte Kir - chen-Lehrer Origenes begraben lieget / mit ſtatli - chen Ceremonien beygeſetzet worden. Sein Sohn a - ber Hertzog Friederich / vnnd gemeldte Koͤnige aus Franckreich vnnd Engelland / kamen zu Ptolomaide mit jhrem auff ſolchem weitem Wege wol abgemat - teten Volcke an / welche Stadt der verjagete Hiero - ſolymiſche Koͤnig / an der Zahl der Neunde / mit Nah - men Guido / ins ander Jahr belagert hielt. Jn ſol - cher Belagerung / da groſſer Mangel an allerley Le - bens-Mitteln den Chriſten im Lager vor Ptolemaide vorfiel / daß dannenher die Soldaten in ſchwere Kranckheiten geriethen / vnd jhrer viele dahin fielen / ſind etliche Bremiſche vnnd Luͤbiſche Kauffleute ge - funden / die nicht allein dem Lager Proviant vnd Vi - ctualien zur See zufuͤhreten / ſondern auch der kran - cken / vnd in der frembde verlaſſenen Soldaten / ſich getrewlich annahmen / vnd ſie am Vfer des Meers / vnter auffgeſpanneten Gezellten mit Speiſe / Tranck / vnd anderer Notturfft verſorgeten.

Solche Pflege der armen Soldaten hat Hertzog Friederich / Kayſer Friederici Sohn / ſich ſehr wol ge - fallen laſſen / vnd davon ein Exempel genommen / vnd einen Orden Deutſcher Bruͤder vnnd Kriegesleute / von ehrlichen Adelsperſohnen geſtifftet / die nicht al - lein die Armen im heiligen Lande verſorgen / ſondern auch ſie / vnnd die gantze werthe Chriſtenheit / wo es Noth thaͤte / verthedigen ſolten. Welches alles er denn inſonderheit darumb gethan / daß hiedurch einTeutſch275Vom alten Wendiſchen Pommerlande. Teutſch Krieges Volck in beſagtem heiligen Lande fuͤr vnd fuͤr moͤchte gepflantzet vnnd erhalten werden. Solchem newen Orden / der hinfort der Creutz Her - ren / oder der Teutſchen Herren / oder der Hoſpita - lariorum Orden genant iſt / ward das Spittal vnſer lieben Frawen zu Jeruſalem / welche Stadt die Chri - ſten auffs newe den Saracenen abnahmen / eingege - ben / vnd ſonſt viele herꝛliche Privilegien vnnd reiche Jntraden vermachet. Vnd wer ein Ordens-Bruder war / trug einen weiſſen Mantel / mit einem ſchwartzen Creutz / wie auch ein ſchwartz Creutz / mit einem weiſ - ſen Schilde / vñ muſte Teutſches Adels vnd Teutſcher Sprache vnnd Zungen ſeyn / vnd einen Coͤrperlichen Eyd ablegen / daß er nie weder ein Weib gehabt hette / noch eine nehmen wolte / auch verſprechen / daß er ſei - nem Ober-Herren dem Ordens-Meiſter in allem ge - horſamen / ſich wider die Feinde der Chriſtenheit tapf - fer bis auff den todt wehren / vnd ſonſt einen Chriſtli - chen ehrbaren Wandel fuͤhren wolte.

Ob aber dieſer Orden wol im gelobten Lande ge - ſtifftet ward / ſo hat er dennoch ſich bald weiter ausge - breitet / vnd da zu erſte nur etwa xl. oder xxxv. Bruͤder driñen waren / iſt die Zahl bald ſo groß gewordẽ / daß uͤber zwey tauſent jhrer gezehlet wurden / derer ein jeg - licher etliche Knechte vnter ſich hatte / daß ſie alſo ein groß Heer auf bringen koͤnten. Der Oberſte vnter jh - nen ward der Hoch-Meiſter genant / vnd hette erſt - lich ſeinen Sitz zu Acon / oder Ptolomais: Nachmals als die Saracenen im heiligen Lande den Chriſten zu ſtarck wuͤrden / ſetzete er ſich zu Venedig in Jtalien / vnd ſandte von dannen die Land-Meiſtere mit den Bruͤ - dern aus / wohin es die Noth erforderte.

T t ijEben276Das Ander Buch /

Eben nun / da der vierdte Hochmeiſter / Her - man von Salza / aus dem heiligen Lande nach Vene - dig ruͤckete / ward er von Conrad / einem Hertzogen in der Maſow / erfordert / vñgebeten / jme wider die vn - gleubige Preuſſen Beyſtand zu leiſten. Dañ die Preuſ -A. C. 1220. ſen waren vmbs Jahr mccxx. uͤber hundert tauſent auff / nahmen das Culmiſche Land ein / ſtreiffeten dar - nach in die Maſow / verwuͤſteten viele Staͤdte vnnd Doͤrffer / trieben eine vnſaͤgliche maͤnge an Leuten vnd Viehe hinweg / vnd verbrandten wol uͤber drittehalb hundert Kirchen vnnd Kloͤſter / alſo / daß Hertzogk Conrad in der gantzen Maſow / auſſer halb der Stadt Plozko / faſt nichtes gantzes behalten hat. Ob er wol der Schwerd-Bruͤder Orden / der ſich auch newlich in Lyffland / durch den Biſchoff von Riga / Adelber - tum / herfuͤr gethan / zu huͤlffe rieff / ſo wurden doch dieſelbige geſchlagen / vnnd muſte er von den Preuſ - ſen den Frieden gar thewr kauffen. Derowegen vn - tergab Er den Rittern Teutſches Ordens / dafuͤr / daß ſie jhm wider die Preuſſen huͤlff lich ſeyn woltẽ / Dobr - zin / vnnd das Culmiſche Land / ſo zwiſchen der Weyſ - ſel / Mocker / vnd der Drebende lieget / vnd ſchencke - te es jhnen erblich: Vergoͤnnete jhnen auch / daß ſie alles das jenige / was ſie von den Preuſſen eroberen koͤndten / fuͤr jhr eygenes beſitzen / vnnd behalten ſol - ten. Nun / der Gaſt war eingeladen. Wie er ſich hat tractieren laſſen / iſt Weltkuͤndig. Dann die Ordens - Bruͤder haben jnnerhalb lvj. Jahren gantz Preuſſen vnter ſich gebracht / vnd iſt endlich jhre Hochmeiſter an der Zahl der xvij. aus Jtalia / in dieß fette Land ge - kommen / vnnd hat ſich zu Marienburgk nieder gelaſ -ſen / da277Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ſen / da nunmehr ſeine Teutſche Herren ix. Biſthuͤm - ber / lv. Staͤdte / xlviij. Schloͤſſer / vnnd xix. tauſent Doͤrffer beſaſſen / vnnd Jaͤhrlich uͤber cviij. tauſent Goldguͤlden einzuheben hetten.

Anfaͤnglich iſt neben Heinrich / Marggrafen94. Suantipolck iſt anfaͤnglich auff des Ordens ſey - te / daruͤber wird er võ den Preuſ - ſen ſo wol als Polen uͤberfallẽ. Schuz. l. 1. Chro - nic. Bor. p. 19. aus Meiſſen / vnd anderen Herren / auch vnſer Suan - tipolck / aus Hinter-Pommern / auff der Ordens Her - ren ſeyte / wider die Preuſſen geſtanden / vnd hat in ei - ner Feld-Schlacht bey Schlemmo / oder Gardenſeh / das beſte gethan / in welcher die Ordens-Herren den kuͤrtzern gezogen hetten / wann nicht Hertzog Suan - tipolck / mit fuͤnfftauſent Mann zu Roß vnd Fuß / an ei - nem Orte die Preuſſen erſtlich fluͤchtig gemacht / vnd hernach auff der andern ſeyten / da der Feind uͤberle - gen war / eingebrochen hette. Welches dann die Preuſſen jhme dermaſſen vergolten / daß ſie folgends Jahr / da man ſchrieb mccxxxvj. jhme in Pommerel -A. C. 1236. len einfielen / das Kloſter Olive verbrandten / vnnd ſechs Moͤnche / nebenſt xxxiv. Soldaten / ſo zur Beſa - tzung drin lagen / erwuͤrgeten.

Neben deme kamb Jhme noch ein Vngluͤck zu von Hertzog Heinrich von Breßlaw / der ſeiner empfan - genen Wunde noch eingedenck war / ſo jhme daß - mahl / da Hertzog Suantipolck den Polniſchen Her - tzog Leßcum uͤberfiel / geſchlagen war. Dann als der - ſelbe ſahe / daß Suantipolck in Preuſſen zu ſchaffen hette / verband er ſich mit vielen Polniſchen Herren / vnd eroberte nicht allein im Jahr mccxxxix. das Pom -A. C. 1239. meriſche Schloß Birgaſt / welches die Polniſche Chroniken Bidgoſtiam nennen / ſondern verheerete auch das vmbliegende Land allenthalben. Ob aberT t iijwol278Das Ander Buch /wol Hertzogk Suantipolck ſich an Hertzogk Hein - rich ſo bald nicht rechen / noch jhme das entwandte Schloß / wiewol er ſich dafuͤr lagerte / wieder ab - nehmen koͤudte / ſo iſt er dennoch Hertzogk Conrad aus der Maſow / der dem Schleſiſchen Hertzogk Huͤlffe geleiſtet hette / eingefallen / hat eine gleichmeſ - ſige Verwuͤſtung drin angerichtet / die Stadt Wla - dißlaff in grund gebrochen / auch das Schloß Nackel eroͤbert vnd befeſtiget.

95. Der Orden wen - detſich võ Suan - tipolcken zun Po - lẽ. Drumb brin - get Suantipolck die Preuſſen auff die Beiue / wird jhre Feld-Herre / vnd bringet den Orden faſt auff die Neige.

Da verbunden ſich nun wider den guten wol - verdieneten Hertzogk Suantipolck alle Polniſche Herren / vnd die Creutz-Herren aus Preuſſen / zu de - rer Orden ſich nunmehr auch die Schwerd-Bruͤder in Lyffland geſchlagen hetten. Solcher Vndanck / in - ſonderheit der Creutz Herren / gieng jhme ſehr zu her - tzen. Drumb ſchickete er heimblich zu den Preuſſen / fuͤhrete jhnen zu Gemuͤthe / wie ſie von den Außlaͤn - diſchen Kerlen in die euſſerſte Dienſtbarkeit geſetzt weren / vermahnete ſie / das Joch von ſich zu werf - fen / vnnd verſprach jhnen getrewen Beyſtand. Sie waren fort willig / fielen mit groſſer Macht in des Or - dens Gebiete / verheereten alles / alſo / daß in der gan - tzen Landſchafft Pogeſam vnd Pomeſan die Creutz - Herren nicht mehr als Elbing vnd Balga behielten: Macheten darauff Hertzogk Suantipolck zu jhrem Feld-Herren. Welcher dann auch bereit war / vnnd uͤbermannete etliche Schiffe / ſo die Creutz-Herren auff der Weyſſel hatten / damit Elbing vnd Balga zu entſetzen. Zog auch ferner mit ſeinen Pommeren vnd Preuſſen auff Pomeſan / vnnd das Culmiſche Land / vnnd verheerete alles / alſo / daß die Creutz-Herrenauch279Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. auch des Ortes nicht mehr als Thorn / Culm vnd Re - den gantz behielten / vnd uͤber vier tauſent guter Krie - gesleute an vnterſchie dlichen Ortern verlohren / vnd vnd faſt auff die Neige / vnnd zu Verlaſſung des Lan - des gebracht wurden.

Es bemuͤhete ſich wol der Baͤpſtliche Geſandte96. Der Baͤpſtliche Geſandte bemuͤ - het ſich Friede zwiſchen Suan - tipolcken vnd dem Orden zu ſtifften Nichtes deſtowen iger ge - het der Krieg fort / bis endlich die Friedens - Handlung ge - ſchloſſen wird. Biſchoff Wilhelmus / Biſchoff von Mntina / der daß - mal bey dem Land-Meiſter war / durch guͤtliche Han - delung den Streit auffzuheben / drewete auch Her - tzogk Suantipolcken mit dem Banne / wo er nicht von den Preuſſen abſtehen wuͤrde. Aber alle Han - delung iſt vnfruchtbar zergangen. Die Creutz-Her - ren ſucheten Huͤlffe aus Teutſchland / nahmen auch durch Dieterich von Bernheimb jhren Marſchalck / im Jahr mccxlij. bey Winterszeit / Hertzogk Suanti - polcken das Schloß Sartowitz an der Weyſſel / bey Schweetz / hinweg / darauff ſein beſter Schatz vñ Klei -A. C. 1242. nodien verwahret wuͤrden. Vnd ob wol uͤber fuͤnff - tzig Pommeriſche von Adel mit jhren Dienern drin - nen waren / vnnd ſich ritterlich wehreten / ſo ward es doch endlich erſtiegen / vnd alles drinnen nider gema - chet. Vnd iſt / nebenſt anderen Schaͤtzen / dariñen das Haupt S. Barbaræ / wie ſie es dafuͤr hielten / gefundẽ / (Cromerus ſaget wol vom gantzen Coͤrper) das vor - mahls durch eines Baͤpſtlichen Cardinals Schiff - bruch an den Pommeriſchen Strand getrieben wor - den / welches ſie denn mit nach Culm gefuͤhret / vnd hoch geehret habẽ. Suantipolck bemuͤhete ſich zwar ſolches Schloß wieder zu eroͤbern / legete ſich da - fuͤr / vnnd hielt es wol fuͤnff Wochen belagert / zogk auch mit einem theil Volcks abermahl ins CulmiſcheLand /280Das Ander Buch /Land / vnd fieng wiederumb an zu brennen / vnd alles zuverheeren. Aber die Ordens-Herren hetten ſich vnter des mit dem Polniſchen Volcke verſtaͤrcket / drunter auch Pribißlaff / Suantipolcken Schweſter - Sohn war / welchen er ſeiner erblichen Guͤter / dafuͤr er ſie anſprach / in Caſſuben entſetzet hatte. Derowe - gen ſtellen ſie ſich jhme vnter Augen / vnnd thuen ein Treffen mit jhm / darin er uͤber dcccc. Mann verloh - ren hat / vnd auff die Flucht gebracht iſt. Drauff gien - gen ſie weiter / nahmen die beyde Schloͤſſer Wiſſe - grad vnd Nackel mit Gewalt ein / pluͤnderten das Klo - ſter Olive / vnd dreweten der Stadt Dantzigk das aͤr - giſte / wo ſie ſich dem Orden nicht vnter geben wuͤrde. Daß er nun ſolcher Stadt nicht verluſtig wuͤrde / hat er vmb Friedens-Handelung angehalten / welche auch durch zuthuen des Baͤpſtlichen Geſandten der - maſſen geſchloſſen iſt / daß Jhme alles wieder iſt ab - getreten / vnd alle Gefangene / darunter uͤber lxx. Fra - wen vom Adel waren / erlediget worden. Solchen er - tragk deſto feſter zu halten / hat er ſeinen Sohn Her - tzog Meſtowin / Graff Veiten von Newgarten / vnd Weynmar / den Burg-Grafen zu Dantzigk / zu Geiſel geſetzet.

97. Der Krieg zwi - ſchen Suanti - polcken vnd dem Orden gehet auffs newe an.

Als aber der Orden das Schloß Sartowitz nicht jhme / geſchehener Abrede nach / ſondern ſei - nem Bruder Samboro / als jhrem Ordens-Verwan - ten / abtrat / vnnd einraͤmete / hat er folgendes Jahr mit Huͤlffe ſeiner Vettern in Vor-Pommeren / War -A. C. 1243. tißlai III. vnnd Barnimi I. wie dann auch Fuͤrſt Jaro - mars aus Ruͤgen / vnd der Litawer / Preuſſen vnd Ja - zwinger / ſich wieder auffs newe auffgemachet / vnd ineinem281Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. einem Streiffen in das Culmiſche Land alles verhee - ret / vnd bey dc. Mann von des Ordens Volck auffge - klopffet. Die Ordens-Herren ziehen jhme entgegen / ſchlagen ſich mit jhme bey dem See Renzin / darin vn - ſer Hertzogk das Feld behalten hat / daß kaum des Ordens Land-Marſchalck ſelbſt xx. davon gekom - men iſt.

Drauff ruͤcket er fuͤr Culm / da daßmahl auffm Schloß ſeine Geiſſel / die er dem Orden gegeben het - te / verwahret wurden / koͤnte aber nichts dafuͤr ſchaf - fen. Drumb da er vernam / daß die Geiſſel bey Nacht auff das Schloß Sartowitz / vnd von dannen in Oe - ſterreich geſand waren / daß ſie beſſer bewahret wuͤr - den / brach er von dannen auff / vnd fiel Caſimiro / dem Hertzog auß der Kiaw oder Koya / der dem Orden Beyſtand leiſtete / ins Land / vnd machete allenthalben Beuthe: Bawete auch auff beyden ſeiten der Weyſſel zwey Schloͤſſer / als Zanthier vnd Schweitz / vnd fuͤ - gete den Polen vnnd dem Orden viele Schaden dar - aus zu. Vnd ob wol die Creutz-Herren auch auff der anderen ſeyten der Weyſſel beym Choln auff dem Butterberge / eine Feſte auff legeten / darauß ſie den Baw der beyden Pommeriſchen Schloͤſſer wehre - ten / ſo ſind dennoch dieſelbe vollenfuͤhret worden.

Sonſt erzehlet man eine merckliche Geſchicht /98. Suantipolck were faſt durch einen Hofe Poſ - ſeu vmbs Leben kommen. die zu dieſer Zeit / da ſich die Pommeren vnd Ordens - leute beſagter maſſen uͤberwurffen / zugetragen hat. Dann da Hertzogk Suantipolck ein mahl an der Weyſſel Mittag-Mal hielt / vnd einen Hofe Poſſen an einem ſeiner Hofelente anrichten wolte / der ſonſt ſich wol in den Handel ſchicken koͤnte / aber die Ordens -V vHerren282Das Ander Buch /Herren zu ſehr fuͤrchtete / hat er einen ſeinen Diener abgerichtet / daß / wann ſie uͤber Tiſche ſaͤſſen / Er gleich / als mit Schrecken herzu lauffen / vnd anſagen ſolte / daß die Creutz-Herren im Anznge weren. Der abgeſandte Botte kompt bald wieder / da ſie kaum zu eſſen angefangen hetten / vnd ſchreyet / der Feind were da. Der furchtſame Hofeman leſſet alles ſtehen / vnd leuffet zu Buſche ein / vnd machet den andern allen ein Gelaͤchter. Dem Botten aber war nicht lachens zu muthe / vnnd ſchrey jmmerfort / der Feind were war - hafftig da / vnnd were aus Marien-Werder / nach ein - genommener Kundſchafft heimlich außgezogen. Biß endlich aus dem Schertze ein Ernſt ward / vnnd der Feind heran kamb / vnd alles was jhm fuͤr kamb / nie - der machete. Suantepolck iſt ſelbſt kaum davon ge - kommen / iſt durch die Weyſſel geſchwummen / vnnd hat ſich auff dißmahl errettet.

99. Dem Kriege wider den Orden wird noch jm̃er nachgeſetzet / biß endlich nach vie - len Handelungẽ ein Friede ge - troffen wird.

Vnd mit ſolchem Vngluͤck iſt es noch nicht genug geweſen; Dann weil der Orden vom Hertzog võ Oe - ſterreich ein anſehenlich Kriegesvolck vnter Heinrich von Liechtenſtein / vnd Druißlaff Schencken bekam / auch ſonſt Huͤlffe an Hertzogk Caſimir von der Kyaw hette / ſind ſie in Hertzog Suantipolcks Land geruͤcket / vnd habẽ jhme / da er ſich jnen vnter Augen ſtellete / vnd anfaͤnglich ſehr wol hielte / endlich wol an - derthalb tauſent Mann abgeſchlagen / vnd ob wol die Polniſche Chronicken melden / daß auff der Polen ſey - ten nur zehen gebliebẽ / ſo ſagen doch vnſere Geſchicht - Buͤcher / daß jhrer nicht weniger / als der Pommeren vmbkommen ſeyn. Folgen des iſt von beyden ſeyten a - bermahl ein Anſtand der Waffen auff etliche Jahr gewilliget worden.

Jn weh -283Vom Alten Wendiſchen Pommerlande.

Jn wehrendem Anſtande begehrete Hertzogk Suantipolck ſeinen Sohn Meſtowin wie der / der noch bey dem Orden zur Geyſſel ſtunde / vñ da jhme ſolches nicht gewehr etward / kuͤndigete er den nehiſtgedachtẽ Frieden wieder auff / fiel den Feinden auffs newe ein / hielt vnterſchiedliche Scharmuͤtzel mit jhnen / eroͤber - te die Feſtung Chriſtburgk / vnnd hielt ſich dermaſſen wol / daß / wenn nicht newe Huͤlffe abermahl aus Teutſchland / als dem Marggrafen von Branden - burgk / Biſchoff von Merſeburgk / vnnd Graffen zu Schwartzburgk angekommen were / es mit dem Or - den wuͤrde hart gehalten haben.

Endlich kam im Jahr mcclij. ein Baͤpſtlicher Nun -A. C. 1252. cius an / mit Nahmẽ Jacobus / ein Archidiaconus von Luͤttich / der hernach vnter dem Nahmen Vrbani IV. Bapſt geworden iſt. Dieſer brachte den Handel zum Frieden / darin den Preuſſen / ſo ſich zũ Chriſtenthumb bekehreten / Freyheit / Suantipolcken aber Loßſpre - chung von dem Banne / Erfreyung ſeines Sohns / vnnd der andern Geiſſeln / wie auch ruhigliche Be - ſitzung ſeiner Feſten in Caſſuben vnnd Pommerellien / zugeſagt ward. Gleichwol aber koͤnte derſelbe keinen Frieden behalten. Dañ Hertzog Primißlaff von Gnie - ſen / wolte das Schloß Nackel in der Pommeren haͤn - de nicht wiſſen / vnnd da ers mit Gewalt nicht einneh - men koͤndte / bawete er ein newes Schloß gegen dz an - der uͤber / es alſo in ſteter Belagerũg zu behalten: Nam auch einander Schloß Raze oder Razhaus / ſo Hertzog Suantipolcken zuſtaͤndig war / bey naͤchtlicher weile hinweg / darumb viel ſchlagens vnd jagens ſich bege - ben hat. Endlich komt auch Hertzog Wartißlaus III. aus Vor Pommeren mit ins Spiel / welchen die Polen /V v ijweil er284Das Ander Buch /weil er ſich mit einem Polniſchen Fraͤwlein verhenra - thete / dahin beredeten / daß er nebenſt Biſchoff Her - man von Cam̃in / Hertzogk Suantipolcken ins Land bis an die Stolpe fiel / vnnd reiche Beuthe machete / welche jhm doch Suantipolck mit groſſer Mannheit wiederumb abgenommen hat. Dieſer Streit iſt durch einen ſolchen Vertragk letzlich auffgehoben / daß / weil Nackel zuvor Polniſch geweſen / Hertzogk Suanti - polck es wieder abtreten / vnd dagegen von Hertzogk Bolißlaff aus Polen / der ſeines Brudern Primißla - fen Kriege / als er geſtorben war / fort ſetzete / das Schloß Raze / nebenſt d. Marck Silbers / empfangen ſolte.

100. Weil drey Bruͤ - der des Suan ti - polcken jhre An - theil am Pom̃er - lande dem Orden geſchencket hat - ten / als entſtehet dannenher groſ - ſe Vnruhe.

Nach dieſer Zeit hat Suantipolck ſein Alter in Ruhe zugebracht / vnnd als er ſeine Tochter Salo - meam / an Semovitum den Hertzogk aus der Ma - ſow / in der Stadt Dantzigk verheurathet hatte / iſt er daſelbſt im Jahr mcclxvi. im xcij. Jahr ſeines Al - ters / vnnd im xlij. ſeiner Regierung ſeelig eingeſchlaf - fen / vnd im Kloſter Olive beygefetzet. Vnd ſol nochA. C. 1266. heutiges Tages ſein Rock im Kloſter Sukow / gleich als Heiligthumb / gezeiget werden.

Er verließ zweene Soͤhne / Meſtowinum II. vnd Wartißlaffen / wie auch Salomeam / die Hertzogk Ziemomißlao von Kyaw / vnd Eliſabetham / die Fuͤrſt Jaromaro II. aus Ruͤgen / iſt beygeleget worden. Dieſer ſaͤmptlichen Fuͤrſtlichen Kinder Vater-Bruͤde - re / Wartißlaff / Sambor / vnd Ratibor hatten ſich / wie droben erwehnet / in den Teutſchen Orden bege - ben / vnd demſelben jhren Antheil / aus vermeinetem Chriſtlichen Eyfer / mit hindanſetzung des Reſpects /den ſie285Vom alten Wendiſchen Pommerlande. den ſie gegen jhre Gebluͤte haben ſolten / nach jhrem toͤdtlichen Abgange beſcheiden. Derowegen als der Orden ſich ſolches Landes anmaſſete / vnnd ſonſt we - gen der Grentze ein Zanck vorfiel / daruͤber allerley Eingriffe geſchahen / haben Suantipolcker Soͤhne / mit Vorſchub etlicher Preuſſen / ſich an das Culmiſche Gebiete / vnd Biſchoffthumb Pomeſan gemacht / vnd herumb geſtreiffet / auch fuͤnff Schiffe auff der Weyſ - ſel / mit Proviant vnd anderer Krieges-Bereitſchafft / dem Orden abgenommen. Der Land-Meiſter Hel - merich fiel dagegen in Pommern vmb Mewe vnnd Dirſchow ein / vnd machete den Schaden gleich / dar - uͤber auch die Stadt Dirſchow in grund gebrochen iſt. Dieſer Handel ward bey zeiten auffgegriffen / vnd beygeleget.

Aber bald darauff fieng ſich eine groͤſſere Vnru -101. Suantipolcks Kinder Wartiß - laff vnd Meſto - wyn werden vn - eins wegen der Landtheilung. he zwiſchen den Bruͤdern ſelbſten an: Dann da der el - tiſte Bruder Meſtowin die Regierung / darin ſie beyde ſaſſen / vermoͤge des Vaters Willen / nach Pommeri - ſchem altem Gebrauch / verwaltete / drang Wartiß - laff der Juͤnger auff die Theilung / vnd voneinander - ſetzung des Landes. Vnd da Meſtowin drin nicht fort willigete / fieng er jhn / vnnd namb jhn in gefaͤngliche Hafft / vnd das / wie vnſere Chronicken melden / aus Anſtifftung des Ordens / die durch ſolche Bruͤderli - che Vneinigkeit das Jhrige ſucheten. Die Landſchafft erledigte Meſtowin mit Gewalt / vnd vertrieb Wartiß - lafen aus denn Lande / welcher zwar Huͤlffe aus der Maſow von Hertzogk Semovito holete / vnd ſeinen Bruder damit bekriegete / Aber demſelben ſprang Hertzogk Barnimb aus Vor-Pommeren bey / daßV v iijWartiß -286Das Ander Buch /Wartißlaff zum andern mahl verjaget ward. Meſto - win aber / zur Bezeigung ſeines danckbaren Gemuͤ - thes / verſchrieb ſeinem Vettern Hertzogk Barnimb ſeinen theil Landes / wofern er ohne Erben abgehen wuͤrde.

102. Wartißlaff ver - ſetzet die Stadt Dantzig Conra. do dem Marg - grafen võ Bran - denburg zum Vnterpfand / daruͤber entſteht groſſe Vnruhe.

Dieſer Zanck zwiſchen beyden Bruͤdern / iſt end - lich durch Vnter handelung der Polniſchen vnd Pom - meriſchen Fuͤrſten auffgehoben / vnd hat ſich Meſto - wyn zur Theilung verſtanden / darin Hertzogk War - tißlafen die Stadt Dantzigk zufiel / da er auch ſeine Hoffſtat gehabt hat. Gleichwol hat er nicht ruhen koͤnnen / ſondern Vrſach hie vnd dorther an ſeinem Bruder geſuchet / auch endlich dem Marggrafen von Brandenburg Conrado / mit ſeinem Schwaͤher / wie etliche wollen / die Stad Dantzig zum Vuterpfan - de fuͤr die Krieges Vnkoſten / ſo er ſeinent halben auff - wenden wuͤrde / vnterſetzet. Drauff zogk gemeldter Marggraff mit einem Krieges-Heer auf Meſtowyns Land / kamb bis nach Dantzigk / vnnd ward jhme die Stadt vnnd das Schloß von Wartißlafen eingege - ben. Dagegen ſtaͤrckete ſich Meſtowyn mit Hertzog Barnimbs aus Vor-Pommeren / vnd ſeines Schwa - gers Boleßlai aus Caliß / Huͤlffe / vnnd drang auff den Marggrafen hinein. Derſelbe gab vor / als wenn er mehr Krieges-Volck auff bringen wolte / vnd zogk von Dantzig ab. Lies aber daſelbſt ſein Krieges Volck / das nunmehr Beſoldung von Wartißlafen haben wolte / oder die Stadt zu pluͤnderen drewete. De -Schuz. l. 1. Chron. Bor. p 34. rowegen machete ſich / wie die Preuſſiſche Chroni - cken haben / Wartißlaff zu den Creutz-Herren nach Elbingen / vnnd beſchwerete ſich beydes uͤber ſeinenBruder /287Vom alten Wendiſchen Pommerlande. Bruder / vnd uͤber den Marggrafen; trug jhnen auch alle ſeine Laͤnder auff / welche ſie beyde jnnen hetten / ſo ferne jhme Huͤlffe geleiſtet wuͤrde. Aber da ſolche ſo bald nicht kamb / fiel er in eine Kranckheit / vnd ſtarbA. C. 1275. im Jahr mcclxxv. bey ſeinem Schwieger-Vater Se - movito in der Maſow.

Mitlerweile legeten ſich Meſtowyn vnd Boleßlaff aus Polen mit Vor Pom̃eriſcher Huͤlffe fuͤr Dantzigk / vnnd zwungen ſie zur Vbergabe: Welche dann auch alßfort Boleßlaffen fuͤr auffgewandte Vnkoſten zum Pfandſchilling von Meſtowyn eingeraͤumet ward / die er / ſo lange er lebete / einbehalten hat. Aber ſo bald er verſtarb / hat Meſtowyn ſich des Schloſſes vnd der Stadt Dantzigk bemaͤchtiget / vnd daraus die Polen / wie er gekoͤnt / gebracht / vnd auffm Schloß / ſo lange er gelebet / ſeine Reſidentz gehabt / vnd dem Biſchoff Alberto von Wladißlaff / die beyde Doͤrffer Schrub - betow / vnd Vitomin / ſo den Dantzigkern gehoͤreten / ewiglich zugeſtellet.

Hiezwiſchen thate der Orden bey Hertzog Meſto -103. Der Orden uͤber - zeuch Meſtowyn wegen der Laͤn - der / ſo jhme von den dreyen Bruͤ - dern des Suan - tipolcken auffge - tragen waren / vnd bekompt druͤber / auff Vn - terhandlung ei - nes Baͤpſtlichen Geſandten / ei - nen Fuß in Pommern. wyn vielfaͤltige Anregung wegen der Vbergabe / vnd Abtretung der Landſchafften / ſo jhme von den dreyen Bruͤdern / Wartißlaff / Sambor vnd Ratibor / Her - tzog Suantipolcken Bruͤdern / als jhre Antheil Lan - des / auffgetragen waren. Aber er wuſte den Herren nichts zu willen. Drumb ward er auch von Jhnen im Jahr mcclxxxiv. feindlich uͤberzogen. Es legete ſich alßfort in den Handel ein Baͤpſtlicher Geſand - te / der Biſchoff von Firmian / welcher die Sache auff des Ordens Seyte zwar vnrichtigk befand / weil die drey Fuͤrſten / ohne jhres Brudern vnd Vet - tern willen / der geſchehenen Vbergabe nicht werenA. C. 1284.maͤchtig288Das Ander Buch /maͤchtig geweſen / dennoch hat ſich Hertzog Meſto - wyn / Friede zuerwerben / dahin bereden laſſed / daß er dem Orden das Schloß Mewe / nebenſt xv. Doͤrffer uͤbergeben hat. Alſo hat der Orden erſtlich einen Fuß in Pommeren geſetzet / vnd wird bald weiter kommen.

103. Meſtowyn der letzte Pommeri - ſche Fuͤrſt in Hinter Pomme - ren / weil er keine Erben hat / ver - machet aus / ſei - ner Vnterthanen Begehren / ſein Land dem Her - tzogen aus Polen Primißlao / der ſich hinfort einẽ Koͤnig zu neñen anfieng.

Drauff weil Hertzog Meſtowyn keine maͤñliche Erben hatte / (die Vrſache wird drauff gegeben / daß er eine Kloſter-Jungfraw Zilckam / aus dem Kloſter Stolpa geliebet / vnnd mit jhr heimblich zugehalten hat) thete die ſaͤmptliche Landſchafft bey jhm Anre - gung / bey ſeinem Leben / auff denfall / do eralſo abge - hen ſolte / der Landſchafft einen gewiſſen Herren zu nennen. Er erklerete ſich zwar / daß die Herren in Vor-Pommeren nicht allein ſeine naͤhiſte Vettern vnd Erben weren / ſondern daß er auch Hertzogk Bar - nimb die Anwartung ſeines Landes vorlaͤngſt zuge - ſaget hatte / dabey es auch zu Abwendung groſſer Vn - gelegenheit bleiben muͤſte. Aber dieſer guter wolge - meineter Fuͤrſchlag hat bey der Landſchafft keine ſtat finden moͤgen / theils / weil die Fuͤrſten aus Vor-Pom - meren die Wenden aus jhrem Land / wie ſie gekoͤnt / gehoben haͤtten / vnd dieſelbe zu keinen Ehren vnnd Emptern kommen lieſſen / welches jhnen auch dieſes Ortes in Hinter-Pommern begegenen wuͤrde: theils / weil newlich / da Ratibori I. Stamb in BartholomæoA. C. 1244. dem Hertzogen von Stetin im Jahr mccxliv. abge - gangen war / die Vor-Pommeriſche Linij / ſo von War - tißlao I. herkompt / den Hinter-Pommeriſchen Fuͤr - ſten jhre Antheil verſaget / vnnd Stetin nebenſt der Newe-Marck zu ſich alleine gezogen hetten. Solcher Vrſache halben hat Hertzogk Meſtowyn der Land -ſchafft289Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. ſchafft Willen vnd Begehren Raum geben muͤſſen / vnd hat dieſelbe drauff im Jahr mccxc. dem Hertzo -A. C. 1290. gen aus Polen Primißlao II. auff den Todtesfall jhres Herren / vngeachtet der Hertzogen in Vor-Pomme - ren eingewandter Proteſtation / gehuͤldigt vnnd ge - ſchworen. Wie ſie jhn dann auch / als fuͤnff Jahr her - nach jhr Herꝛ verſtarb / zum Herren angenommen haben. Welcher dann drauff / weil er nun ein groͤſſer Land / als ſeine Vorfahren / beſaß / den Koͤniglichen Titul / den die Hertzogen von Polen in langer Zeit nicht gebrauchet hetten / wiederumb nebenſt dem Ti - tul uͤber Pommeren annamb / auch den rothen Greiff im weiſſen Felde in ſeinem Jnſiegel fuͤhrete. Dieſer Primißlaff iſt wenig Monden hernach / durch Otten vnd Johanſen / Marggrafen von Brandenburg / we - gen etlicher Zwiſtigkeiten / die ſie mit dem Polen hat - ten / auff der Jagt im Dorff Bogoßna uͤberfallen vnd erwuͤrget / vnd folgete jhme in der Regierung Koͤnig Wladißlaus Locticus / welcher doch / weil er zum Re - giment vntuͤchtig befunden ward / von den Staͤnden des Reichs / nach dreyen Jahren iſt abgeſetzet / vnnd an ſeine ſtat iſt Wenceßlaff Koͤnig in Boͤhmen / wie - derumb erwehlet worden.

Die Fuͤrſten aus Vor-Pommeren-Bogißlaus104. Die Fuͤrſten aus Vor-Pommern wollẽ jhre Recht an Hinter-Pom - mern ſchuͤtzen / nehmen Belgard ein / vnd verder - ben Ruͤgenwald. IV. vnd Otto I. Hertzogk Barnimi I. Soͤhne / wolten anfaͤnglich mit guͤthe / vnd durch Botſchafften / jhre Recht / ſo ſie an Hinter-Pommeren hetten / bey den Polen erhalten; Aber dieſen fetten Braten wolten ſie ſo liederlich nicht fahren laſſen. Drumb iſt Hertzog Bogißlaff auff Belgard gezogen / hat dieſelbe Stadt mit der Landſchafft bis an Ruͤgenwalde vnd BukowX xerobert /290Das Ander Buch /erobert / vnnd die Polen / die jhm am Buckowiſchen Strande entgegen kamen / in einem hefftigen Treffen in die Flucht gejaget / auch das Schloß vnnd Stadt Ruͤgenwalde eingenommen / gepluͤndert / vnnd ver - derbet. Aber Koͤnig Wladißlaus Locticus / der daßmahl mit dem Marggrafen von Brandenburgk zu thuen hette / hat ſich mit jhme dermaſſen vertra - gen / daß Er das eroͤberte Land behalten / vnnd dem Koͤnige wider die Marggrafen Huͤlffe leiſten ſolte.

105. Der Fuͤrſt aus Ruͤgen / vnd der Fuͤrſt aus Me - chelenburg / bey - de Eydame Her - tzog Meſtowyns / wenden anch jh - re Gerechtigkeit an Hinter Pom - mern fuͤr / vnd nehmen Ruͤgen - walde vñ Schla - we ein.

Der Fuͤrſt aus Ruͤgen Witzlaff / der Meſtowyns Tochter Margaretam zur Ehe hatte / vnnd Graff Adolff aus Holſtein / deme ſeine andere Tochter An - na beygeleget war / wandten jhre Gerechtigkeit an Hinter-Pommeren fuͤr / vnnd fielen daſſelbe / als jh - re Mutter-Erbe / zu Lande vnd Waſſer an / brachten auch Ruͤgenwalde vnd Schlawe an ſich / vnd verleh - neten Matthæo dem Burggrafen zu Schlawe die Lehne / wie noch etliche Nachrichtungen vnd Lehens - Briefe verhanden ſeyn. Aber ſo bald / nach Abſe - tzung Wladißlai Loctici / Koͤnig Wenceßlaus ausA. C. 1390. Boͤhmen / im Jahr mccc. in Polen ankam / ward das Hinter-Pommern den Rugianern wieder abgenom - men / vnd muſten ſie mit des Meſtowyns Baarſchafft / vnd was deme anhengig / ſo jhnen gefolget ward / ſich106. Peter Schwenze felt von den Po - len ab / vnd uͤber - giebet Hinter - Pommern dem erſettigen laſſen.

Zu dieſer Zeit war ein Waywoda in Polen Erb - Cantzeler / nahmens Peter Schwenze / der wol xij. Empter / vnd dabeneben Pommerellien in Verwal - tung hette. Dieſer fiel von den Polen ab / weil jh - me der Koͤnig das Geld / wie er vorgab / ſo er inBeſchir -291Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Beſchirmung des Landes auffgewand hette / nichtMarggrafen võ Brandenburgk. Daruͤber bekomt der Marggraff erſtlich / hernach der Orden / die Stad vñ Schloß Dantzigk ein / vñ wird das gantze Land von der Weyſſel bis an die Stolpe vom Orden einge - nommen. wieder geben wolte: vnnd ergab ſich ſambt den Schloͤſſern vnd Staͤdten Stolp / Schlawe / Ruͤgen - walde / Polnow / Tanchel vnd Newenburg dem Marg - grafen von Brandenburg. Alſo namb derſelbe das gantze Hinter-Pommeren hinter dem Gollenbergk hinweg. Aber der Koͤnig blieb nicht lange aus / ge - wann jhm faſt alles wieder ab / bekamb auch Peter Schwenzen gefangen / der doch durch Vnterhan - delung ſeiner Bruͤder Niclaß vnnd Johanſen / ſo ſich zn Geyſel fuͤr jhn ſetzeten / ſeiuer Gefaͤngnus bald er - laſſen ward. So bald er aber auff freyen Fuß kam / ſetzete er ſeine vorige Anſchlaͤge fort / vnnd das deſto ſicherer / weil ſeine Bruͤder die Waͤchter / ſo ſie be - wahreten / mit Gelde vnnd guten Worten berede - ten / daß ſie davon kamen. Vnnd iſt alſo auff ſein Anregen der Marggraff abermahl ankommen / vnd auff Dantzig gezogen / welche Stadt ſich auch guthwillig ergeben hat. Boguſſa aber / der Land - Richter in Pommerellien verthedigte das Schloß Dantzig wider den Marggrafen beſter maſſen / bis daß er durch Huͤlffe des Hochmeiſters in Preuſſen entſetzet / vnnd die Maͤrcker aus der Stadt wie - der gejaget wuͤrden. Gemeldter Hochmeiſter / der lange an Pommern gewolt hette / rechnete ſeine angewandte Krieges-Vnkoſten auff tauſent Schock oder Marck Boͤhmiſcher breiter Groſchen / vnnd ward Jhme nebenſt Boguſſa das halbe Schloß Dantzigk zum Vnter-Pfande eingeraͤumet. A - ber da jnnerhalb Jahresfriſt keine Bezahlung fol - gete / jageten ſeine Creutz-Herren Boguſſam vnd dieX x ijPolen292Das Ander Buch /Polen vom Schloß / vnnd behielten es fuͤr ſich alleine / eroͤberten auch die Stadt Dantzigk / ſo mit des Koͤni -A. C. 1310. ges Volck beleget war / im Jahr mcccx. auffm Jahr - marck / den ſie den Dominick nennen / vnnd ruͤcketen weiter fort nach Dirſchow / Butow / Lebenburgk / Schlochow / Coniz / Tauchel / Stargard / Schweize / vnd nahmen das gantze Land bis an Stolpe ein. Sol - cher Orth Landes iſt uͤber anderthalb hundert Jah - ren beym Orden geblieben / vnd hinfort fuͤr Preuſſiſch geachtet worden. Aber das Land heiſſet eygentlich noch heutiges Tages Pommerellien / wie dann auch der Biſchoff von Kyaw / der Pommerelliſche Biſchoff / vnnd der Waywoda / ſo druͤber geſetzet iſt / der Pom - merelliſche Waywoda genant wird.

108. Der Orden feh - ret liſtig / vnd kaͤuffet dem Marggrafen Woldemar Põ - meren ab / bis an die Stolpe.

Gemeldte Creutz-Herren wolten aber dieſe Thaͤtligkeit mit einem ſchein des Rechten belegen vnd beſchoͤnen / vnnd ſetzeten mit dem Koͤnige in Polen im Jahr mcccxi. einen Tagk zur Handelnng an / zogen jh - re alte Gerechtigkeit an Hinter-Pommeren an / dar - an jhnen Wartißlaff / Sambor / vnnd Ratibor vor -A. C. 1311. mahls jhre Antheil gegeben hette. Vnd ob wol ſolch jhre Antheil / durch Vnterhandelung des Biſchofes von Firmian / auff gemeldter dreyer Fuͤrſten Vettere geerbet were / ſo were nunmehr nach erloͤſchunge der Hinter-Pommeriſchen Fuͤrſten jhre Recht vnverruͤ - cket. Er boten ſich den Nachſtand jhrer Krieges-Vn - koſten fallen zu laſſen / vnd ein ſtatlich Geld zu geben / ein Kloſter von xl. Perſonen zu ſtifften / darin vor den Koͤnig vnnd ſeine Vorfahren / Seelmeſſen ſolten ge - halten werden / auch mit cc. Pferden auff den Fall der Noth jhme beyzuſpringen. Solch ein vnverſchaͤmbtvorbrin -293Vom alten Wendiſchen Pommerlande. Vorbringen koͤndte dem Koͤnige nicht wol gefallen / vnd zerſchlug alle guͤtliche Handelunge. Drum ſand - ten die Ordens-Herren zun Fuͤrſten in Pommeren / vnnd verſucheten an ſie / ob ſie jhre Gerechtigkeit an dem Lande / ſo jetzund die Creutz-Herren einhatten / verkaͤuffen wolten. Aber wie koͤndten die frommenAngel. l. 2. Chro. nic. Brandeb. Schuz. l. 2. Chro - nic. Boruſſ. VVaisſ. in Chron. Bor. Fuͤrſten den vngerechten Handelloben[?]Da alſo der Anſchlag auff der ſeyte nicht angieng / haben ſie ſich an Marggraff Woldemar gemacht / vnd jhme erſtlich ein theil von Pommerellien / darin Dantzig / Dirſſaw / Schweetz liegen / gerade als wenn ſolches Land ſein Eygenthumb were / fuͤr eine geringe Summa / als ze - hen tauſent Schock abgekauffet / vnnd hernach noch einen Kauff mit jhme getroffen / vnd jhme fuͤr das - brige Pommerellien / bis an die Stolpe / hundert tau - ſent Marck breiter Groſchen zugeſagt. Der Marg - graff aber behielt in ſolchem Kauffe fuͤr ſich / Stolpe / Ruͤgenwalde / Schlage / Polnow / Tauchel / vnnd die darumb belegene Landſchafft / vnd ſetzete dahin ſeine Leute / die ſich Palatinos / oder auch wol Ritter uͤber Pommeren / vnd die Lande Schlawe vnd Ruͤgenwal - de / nenneten / wie aus etlichen alten Kundſchafften zu erſehen iſt.

Aber hierin vermeynete Hertzogk Wartißlaff /109. Wartißlaff der Vor-Pom̃eriſche Fuͤrſt / nimpt dem Marggra - fen das Theil an Hinter Pomme - ren / von der Stolpe an / hin - weg. deme in der Theilung mit ſeinem Bruder Otten / Wol - gaſt zugefallen war / daß jhme vnd dem Pom̃eriſchen Hauſe gar vnguͤtlich geſchehen were / inſonderheit / weil er vermuthen muͤſte / daß das uͤbrige theil von Hinter Pommeren / auch durch einen Kauff / oder ſon - ſten mit Gewalt / an den Orden moͤchte gebracht wer - den. Samlete derowegen in Eyl ein Krieges-Volck /X x iijzogk294Das Ander Buch /A. C. 1313.zogk damit im Jahr mcccxiij. anff beruͤhrte Staͤdte / vnd namb das Land von der Stolpe bis an den Gol - lenbergk ein / vnnd verjagete daraus / was er von Maͤrckiſchen Leuten fand / vnnd verthedigete es wi - der den Marggrafen ſo lange / bis ein Vertragk auff - gerichtet ward / darin gemeldtes Land Hertzogk Wartißlafen vnd ſeinen Erben ruhiglich zu laſſen / verſprochen iſt.

110. Der Koͤnig aus Polen / vnd der Orden handelen erſtlich in guͤte / vnd bekompt der Koͤnig ein gnt Vrtheil / hernach wird der Krieg fortgeſetzet / vnd bis in die Marck gebracht.

Aber ſo bald koͤndte der Koͤnig in Polen / vnnd der Orden uͤber das ander Theil des Hinter-Pom - meren / von der Stolp bis an Dantzigk zu rechnen / ſich nicht vertragen. Der Koͤnig hat die Sache bey den Commiſſarijs / ſo er vom Bapſt Johanne XXII. außwirckete / ein gantz Jahr verhoͤren laſſen / die dann auch geſchloſſen haben / der Orden ſolte dem Koͤnige Pommerelliam abtreten / vnd xxx. tauſent Marck Pol - niſch fuͤr die Nuͤtzung / vnd cl. Boͤhmiſcher Schock fuͤr Koſt vnd Zehrung entrichten. Der Orden wolte die Sache durch Appellation auffhaltẽ: iſt aber wegẽ des Vngehorſames / dẽ Bapſt in dem gemachetẽ Spruch zu gehorſamen / von den Com̃iſſarien / welche waren der Ertz-Biſchoff von Gnieſen / der Biſchoff von Po - ſen / vnnd ein Magiluenſiſcher Abt / in den Bann ge - than. Darauff hat der Koͤnig Wladißlaus / mit den Pommeriſchen Fuͤrſten / einen ſolchen Bund auffge - richtet / daß ſie ſaͤmptlich auff jhre eygene Vnkoſten wider den Orden alle jhre Macht auff bringen wol - ten. Vnd was auff jenſeit der Bra am Lande / Staͤd - ten vnnd Schloͤſſern gewunnen wuͤrde / das ſolte bey der Cron Polen bleiben / was aber auff dieſſeit der Bra uͤber gienge / ſolte Pommeriſch ſeyn. Jn welcherVerbuͤnd -295Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Verbuͤndniß doch nichtes ſonderliches / wegen des ſchleunigen Todtes-falles Hertzogk Wartißlai / iſt außgerichtet worden.

Die Polen aber nebenſt den Littawern / ſetzen den Krieg wider den Orden / wie auch wider die Marck / die Pommerelliam beſagter maſſen auff den Orden gebracht hetten / jmmer fort / kommen bis an Franckfurt an der Oder / verbrennen in der Marg - grafen Gebieth wol cxl. Doͤrffer mit den Kirchen vnd Kloͤſtern / vnnd hauſen mit dem Weiber-Volck gar - bel. Dabey ſich doch zwey merckliche Exempel bege - bẽ haben: Eins / daß da viele Polniſche Soldaten vmb eine ſchoͤne Maͤrckiſche Jungfraw ſich zancketen / ei - ner vnter jhnen ſie mit ſeiner Sebel in der Mitte von einander gehawen / vnnd dazu geſaget; Da iſt der Zanck von einander geſcheiden. Das Ander / daß ei - ne Adeliche Jungfraw / als ſie zur Vnzucht dahin ge - fuͤhret ward / vorgegeben / ſie koͤndte ſich wider alle Gewehr hartmachen / vnnd druͤber die Prob außge - ſtanden / damit ſie jhre Ehre behalten / vnd das Leben gutwillig verlohren hat.

Endlich da Koͤnig Caſimirus zur Regierung in Polen kamb / iſt durch Vnterhandelung Caroli des Koͤniges von Hungaren / vnd Johannis des Koͤniges von Boͤhmen / abermahl im Jahr mcccxxxv. zu Weiſ -A. C. 1335. ſenburg in Hungern / die ſache in der guͤte zwiſchen Po - len vnd dem Orden vorgenom̃en. Da fiel der Schluß zim̃lich fuͤr den Orden / daß er den Pom̃erelliſchen Ort ſampt dem Schloß Myſekow behalten / vnnd alſo an beyden Vfern der Weyſſel jhre Feſten haben / Polen dagegen mit dem Lande Kyaw vñ Dobrzyn zu friedenſeyn296Das Ander Buch /ſeyn ſolte. Es fand ſich zwar der Koͤnig in Polen mit dieſem Außſpruch beſchweret / deñoch aus Liebe zum Frieden / ließ er jhn gelten. Aber der Orden wolte der Erkaͤntnuß nicht folgen / es hette denn ſo wol der Koͤ - nig als die Staͤnde der Crone / mit offenen Briefen / vnd geſchwornen Eyden / ſich des Pommerelliſchen Ortes verziehen. Derowegen hat der Koͤnig im JahrA. C. 1339. mcccxxxix. vom Bapſt Benedicto XII. andere Com - miſſarien erhalten / die haben jhme den gantzen Pom - merelliſchen Orth auffs newe zuerkand.

111. Stolpe wird dẽ Orden verpfaͤn - det / aber bald wieder geloͤfet.

Mittlerweile hat Hertzogk Barnimb / als Er zu ſeinen Kriegen / die jhme haͤuffig auffm Halſe la - gen / Geld von noͤthen hette / vom Ordem mmdcclxvj. Marck Luͤbiſch Gewicht im Jahr mcccxl. auffgenom -A. C. 1340. men / vnd jhme dafuͤr Stolpe / ſampt der Landvogtey verpfaͤndet / mit dieſer harten Bedingung / wie dann der Orden nicht ohne Waſſer ſchleiffen pflag / wo das Geld in Jahr vnnd Tagk nicht erleget wuͤrde / daß Stolpe ewig beym Orden verbliebe. Da nun das Jahr hernmb kam / vnnd die Fuͤrſten das Geld nicht auff bringen koͤndten / haben die Stolpiſchen / damit ſie nur der uͤbermuͤtigen Teutſchen Herren entlediget wuͤrden / jhre Weiber-Geſchmuͤck dahin gegeben / vnd nicht nur die Summa / ſo der Pfand-Brieff in ſich hat / nemblich mmdcclxvj. ſondern vim. Marck auß - gezahlet / die ſie doch / weil ſie das Land lieber behal - ten / als das Geld nehmen wolten / vngern empfan - gen haben.

112. Der Orden wird vom Koͤnige aus Polen geſchlagẽ.

Nach dieſem hat Koͤnig Caſimirus / weil er mit vielen Feinden hin vnd her zuthuen hette / dieſen Ver -A. C. 1 43. tragk mit dem Meiſter Teutſches Ordens im Jahrmcccxliij. 297Vom alten Wendiſchen Pommerlande. mcccxliij. zu Juni Wladißlavia gemacht / daß der Koͤ - nig der Lande Pommeren / Culm vnd Michalaw / wie auch des Pommeriſchen Nahmens vnd Wapens im Titul ſich begeben / vnd dagegen Kyaw vnd Dobrzyn behalten ſolte. Solchen Vertragk wolten die Staͤnde in der Cron Polen nicht gut heiſſen: Derowegen fol - geten hefftige Kriege auff einander / darinnen doch der Orden Pommerelliam behalten / vnd noch mehr dazu bekommen hat. Endlich weil nichtes / was mit Gewalt erhalten wird / daurhafftig iſt / hat ſich des Ordens Gluͤck auch gewendet / vnd ſie muͤſten erfah - ren / daß der Hinter-Pommeriſche Biſſen jhnen hart zu verdawen were. Dann es hat Koͤnig Wladißlaus IV. ſonſt Jagello geheiſſen / im Jahr mcdx. ein großA. C. 1410. Heer auffgebracht / vnnd da ſie jhm trotziglich zwey Schwerdter / daß er ſich wehren / zuſandten / ſeine Augen gegen Himmel auffgehoben / vnnd uͤber die Vppigkeit der vngerechten Leute ſich beklaget / vnd al - ſo maͤnlich in ſie im Felde Dannenbergk vnnd Gruͤn - wald geſetzet / vnnd jhrer wol xl. tauſent nebenſt dem Hochmeiſter / Groß Compter / Marſchalck / Oberſten Spital-Meiſter / vnd vielen Comptern vnd Ordens - Leuten erſchlagen. Jn dieſem Treffen ſtand Hertzog Bogißlaff VIII. von Wolgaſt auff des Koͤniges ſeyten. Hertzogk Caſimirus VI. Suantibori III. Sohn von Stetin / auff des Ordens ſeyten. Dieſer Caſimirus a - ber ward gefangen / vnd muͤſte ſich mit groſſem Gel - de loͤſen. Bogißlao aber ſind fuͤr geleiſtete Huͤlffe / vnd auffgewandten Vnkoſten etliche Staͤdte vnnd Schloͤſſer verſchrieben.

Y yWas298Das Ander Buch /
113. Preuſſen vnd Pom̃erellia fellet vom Orden ab zu Polen / vnd der Hochmeiſter leget endlich des Ordens Habit ab / vnd wird ein Hertzogk uͤber Preuſſen.

Was aber weiters zwiſchen dem Koͤnige von Polen vnd dem Orden / wegen vnſers alten Wendi - ſchen Hinter-Pommeriſchen Landes vorgegangen iſt / vnd wie die ſaͤmptliche Staͤdte vnd Adel in Preuſ - ſen vnd Pommerellien / wegen des zu groſſen Muth - willens vnnd Stoltzes der Ordens-Herren / endlich einen allgemeinen Bund wider ſie geſchloſſen / vnnd als deſſentwegen wider ſie ein boͤß Vrtheil in der Kayſerlichen Cammer ergieng / ſich vnter den Schutz Koͤniges Caſimiri aus Polen begeben haben / wel - cher zwar anfaͤnglich eine groſſe Niederlage bey Co - nitz erlitte / vnd darin bey xxx. tauſent Mann verlohr / aber endlich mit dem Orden dieſen Vertragk traff / daß die Creutz-Herren jhme das Ober-Preuſſen / darin Elbingen / Thorn / Pommerellia / das Culmi - ſche Gebieth / vnnd die Neringe gelegen iſt / vnnd das Koͤnigliche Preuſſen hinfort geheiſſen ward / ab - treten muͤſte; Wie auch der letzte Hochmeiſter / vnd zwar an der Zahl der xxxiv. Marggraff Allbrecht von Brandenburgk / des Ordens Habit im JahrA. C. 1525. mdxxv. abgeleget / vnd ſich vnter des Koͤniges Schutz / als ein Lehen-Mann vnnd Hertzogk von Preuſſen / begeben hat; Wie endlich / als gemeldtes Hertzog Albrechts Sohn / Albrecht Friederich ohne Maͤnn - liche Erben verſtorben / die Nieder-Preuſſiſchen Laͤnder auff die Churfuͤrſten von Brandenburgk geſtammet / vnd geerbet ſeyn / ſolches mag man weit - leufftiger in den Preuſſiſchen Chronicken / vnd ſon - ſten / leſen.

114. Die Pommerſche Fuͤrſten haben

Ehe wir aber dieſes Buch vom alten Wendi - ſchen Pommer-Lande ſchlieſſen / muͤſſen wir dieſesnoch299Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. noch hinan thuen / daß / nach deme das Chriſten -in kurtzer Zeit viele reiche Kloͤ - ſter vñ Stiffter / ſo daßmahl rech - te Schulen vnd Pflantz-Garten der Kirchen wa - ren / angerichtet. thumb in dieſe Laͤnder gepflantzet iſt / in gar wenig Jahren viele reiche Cloͤſter vnnd Stiffter / ſo daß - mahl rechte Schuelen vnnd Pflantz-Garten der Chriſtlichen Kirche waren / mit vnglaͤublichem Ey - fer gegen die Kirche angerichtet ſind. Das ich nun nicht ſage von den Kirchen / die Biſchoff Otto zu Cammin / Stetin / Vſedom / Guͤtzkow / vnd ſonſten angerichtet hat / auch nicht von dem Stifft Julin / das folgends nach Cammin verleget worden / ſo iſt das Kloſter Stolpe / Benedictiner Ordens / an der Peene / im Jahr mclj. vnnd bald hernach Gro -A. C. 1151. be / oder Grabow / Præmonſtratenſer Ordens / auffm Lande Vſedom / welches endlich nach Pudgla ver - leget ward / von Ratiboro I. erbawet / vnd mit dem Zehenden aus dem Lande zu Großwyn begnadi - get. Dabey man dieſes / als ein denckwuͤrdiges er - zehlet / daß an das Kloſter Grobe / an dem Orthe / da es am Waſſer gelegen / Jaͤhrlich zweene Stoͤere gekommen ſeyn / davon die Moͤnche einen haben greiffen vnd verzehren moͤgen. So ſey dann der an - der wieder davon gegangen / vnd habe das folgen - de Jahr einen newen Geſellen mitgebracht / biß endlich der Geitz die Moͤnche betrogk / daß ſie bey - de auff einmahl erhaſcheten / vnnd druͤber dieſen Stoͤerfangk verlohren. Jch gebe / als ichs gefun - den habe. Faſt eben zu der Zeit / richten Ratibors Vet - tern Bogißlaus I. vnd Caſimirus I. Belbuck / oder Bialbuck / das iſt Weiſſer Gott / Præmonſtratenſer Ordens an / vnd Wartißlaff / Ratibori Sohn / ſtiff - tet Colbaz / Benedictiner Ordens / vnd begabet esY y ijſo hoch /300Das Ander Buch /ſo hoch / daß es alle Tage von der Muͤhlen-Pacht allein einen Winſpel einzunehmen hette. Mirograff aber / ein edler Lutitier / bawet das Kloſter Dargun / vnd beſetzet es mit Moͤnchen von Eßrom aus Den - nemarck. Heinrich vnd Bartes die Raven / fundie - ren das Jungfrawen-Kloſter zu Verchem: Fuͤrſt Jaromar das Jungfrawen-Kloſter zu Bergen: Zubißlaff das Kloſter zur Oliya: Caſimirus I. Bro - de vor Newen-Brandenburgk / vnnd Jvenack fuͤr die Jungfrawen: Die ſaͤmptlichen Herren Caſimi - rus II, Bogißlaus II. vnnd Jaromarus / Eldenow / Ciſtertienſer Ordens: Caſimirus II. fuͤr ſich das E - remiter Kloſter zu Stargard: Bogißlai II. nach ge - laſſene Wittbe Anaſtaſia / das Jungfrawen Kloſter Præmonſtratenſer Ordens zu Newen Treptow an der Rega: Wizlaff vnnd Bernuta aus Ruͤgen das Apt-Kloſter Newen Campe / Benedictiner Ordens / ſo jetzt Frantzburgk iſt: Hertzogk Suantipolck III. das Apt-Kloſter Bukaw-Benedictiner Ordens / vnd das ſchwartze Dominicaner Kloſter zu Dantzigk: Barnimus I. das Jungfrawen-Kloſter fuͤr Alten Stetin / vnnd das Kloſter zu Vkermuͤnde / welches von dannen erſtlich nach Totin / ferners nach Ge - belnhagen / vnnd endlich nach Jaſenitz iſt verleget / vnnd mit Canonicis Regularibus beſetzet worden: Jaromarus II. aus Ruͤgen das ſchwartze vnd grawe Kloſter Betteler Ordens in Strallſund: Hertzogk Sambor das Kloſter Newen Dobron / welches ſein Bruder-Sohn nach Polpelin verleget / vnd da - beneben die Carthauß / Marien Paradieß / das Jung - frawen Kloſter / Jarnewitz vnd Sukow / wie auch zuDirſchow301Vom Alten Wendiſchen Pommerlande. Dirſchow das Kloſter Prediger Ordens geſtifftet hat / da kurtz zuvor von ſeinem Bruder Wartißlaff III. das Jungfrawen Kloſter Marien-Fließ iſt ange - richtet worden.

Dieſe Stifftungen ſo vieler reichen Kloͤſter ſind alle in einem Lande / jnnerhalb hundert Jahren ge - ſchehen. Dazu noch nicht gerechnet ſeyn die ſtatli - che Verehrungen / ſo vnſere alte Fuͤrſten auſſerhalb Landes gethan haben. Alſo hat Wizlaff I. Fuͤrſt in in Ruͤgen / dem Capittul zu Riga fuͤnff ſchoͤne Doͤrf - fer im Land Barth gelegen / verehret / welche her - nach der Apt zum Campe an ſich kauffete / Barnimb I. hat vj. groſſe Doͤffer dem Cloſter zu Renefeld bey Luͤbeck in Holſtein vermachet: Bogißlaus II. War - tißlai I. Sohn / hat dem Kloſter zu S. Michel in Bam - berg / zun Ehren S. Ottonis des Pommeriſchen A - poſtels / Zeit ſeines Lebens / Jaͤhrlichen aus jederm Kreytſchmar oder Kruge in Pommeren / einen Stein Wachs / zu ſtets-brennenden Liechtern verſchrieben. Es ſind hiezu auch noch nicht gerechnet die Erba - wungen ſo vieler herꝛlichen Kirchen im Lande / wie dann inſonderheit mercklich / daß die ſchoͤne vnnd groſſe Kirche zu S. Jacob / an einem Orthe / der daßmal auſſer der Stadt Stettin gelegen / im Jahr mclxxxvij. durch einen Pommeriſchen FuͤrſtlichenA. C. 1187. Hofe Diener / mit nahmen Beringer / aus BambergCram. l. 2. Chro - nic, Eccl. Pomer. cap 8. Friedeborn. l. 1. Chron. Stet. p. 37 Thom. Kanz. l. 2. Chr. Pom. M. S. buͤrtig / erbawet / vnnd auch mit etlichen Doͤrffern / ſo er bey Hertzogk Bogißlao verdienet / verehret / vnd mit bewilligung der Fuͤrſten / vnd des Biſchoffs Conradi vnd Sigfridi / dem Kloſter zu S. Michel fuͤr Bamberg / zu ehren S. Ottonis / der allda begrabenZ y iijlieget /302Das Ander Buch / v. Alten W. Pommerl. lieget / auffgetragen iſt / wie dann auch deſſenthalben allezeit einer aus dem Convent gemeldten Kloſters zum Probſt dahin geſchicket ward / der alle Jahr dem Kloſter etwas an Fiſchen hat zuſenden muͤſſen. Aber dieſes gehoͤret in vollkommene Geſchicht-Buͤ - cher vnd vollkommene Chronicken. Wir wollen nun - mehr aus dem alten Wendiſchen Pommer-Lande in Gottes Nahmen vns zu den Geſchichten wenden / die ſeither der Zeit vorgegangen ſind / daß ſich die Teut - ſche Sprache in dieſen Laͤndern wieder hat herfuͤr ge - than / doch erſtlich auch zu dieſem Buche ein Zeit Regiſter der erzehlten Geſchichten / nebenſt einer Land Taffel / darin das alte groſſe Pommer-Land nebenſt ſeinen Grentzen / entworffen iſt / hinanhencken.

Zeit-Regi -[303]

Zeit-Regiſter / zu Erklaͤrung der erzehlten Pom - merſchen Geſchichten im Andern vnd Dritten Buche.

Carolus[304]Zeit-Regiſter.
aber[305]Zeit-Regiſter.
Z z[306]Zeit-Regiſter.
Lotha -[307]Zeit-Regiſter.
Z z ijFrider[i][308]Zeit-Regiſter.
Alber -[309]Zeit-Regiſter.
Z z iijSigiſmun -[310]Zeit-Regiſter.
Rudol -[311]Zeit-Regiſter.
Johan -[312][313][314]
[figure]
[315][316]

About this transcription

TextAnder Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes
Author Johann Micraelius
Extent196 images; 45357 tokens; 8352 types; 318119 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationAnder Buch Deß Alten Wendischen Pommerlandes Darin erzehlet wird/ Wie nach dem Außzugk der Alten Teutschen in frembde Länder/ die Wendische Nation mit den hintergebliebenen Einwohnern zu einerley Sprache/ Sitten vnd Rechte sich vermischet/ vnd endlich den Christlichen Glauben angenommen habe Ander Buch Johann Micraelius. . [4] Bl., S. 129-302, [5] Bl. RheteStettin1639.

Identification

Staatsbibliothek München BSB München, 4 Germ.sp. 220-1/6

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gesellschaft; Gebrauchsliteratur; Gesellschaft; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Publication information

Publisher
  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:33:12Z
Identifiers
Availability

Distributed under the Creative Commons Attribution-NonCommercial 3.0 Unported License.

Holding LibraryStaatsbibliothek München
ShelfmarkBSB München, 4 Germ.sp. 220-1/6
Bibliographic Record Catalogue link
Terms of use Images served by Deutsches Textarchiv. Access to digitized documents is granted strictly for non-commercial, educational, research, and private purposes only. Please contact the holding library for reproduction requests and other copy-specific information.