PRIMS Full-text transcription (HTML)
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IOH MICRÆLII
Altes PommerLand. Teutſch Wendiſch Sächſiſch Nebenſt Historiſcher Erzehlung, dero in Nähiſten Dreißig Iahren biß auff des Letzten Hertzogen Bogißlai XIV. Todt, in Pommern Vorgegangenen Geſchichten.
Ora hæc luſtrorum Micrælivs octogerebat,
Alten StettinGedruckt Unndt Verlegt Durch Georg Rheten, Anno1640
Johannis Micraelij
Erſtes Buch
Deß Alten Pommer - Landes /
Darinnen beſchrieben wird / Was fuͤr einen Zuſtand es darinnen vnter den Alten Teutſchen gehabt / vnd was darauß fuͤr vornehme Zuͤge in andere Provincien / biß auff dieſe Zeit / da ſich die Wenden hineingeſetzet / vorgenommen ſeyn.
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Gedruckt zuAlten Stetin/ Bey vnd in VorlegungGeorg Rheten /Anno M. DC. XXXIX.

Denen Edlen / Wol Ehrenveſten / Groß Acht - bahrn / Hoch - vnd Wolgelahrten / auch Hoch - vnd Wolweiſen Herꝛen / Buͤrgermeiſteren / Syndicis, Caͤm - merern vnd Rahtsverwandten / der beyden Pommeriſchen Haupt-Hauſee - vnd reſpectivè Fuͤrſtlichen Reſidentz Staͤdten Stralſund Vnd Alten Stetin / Meinen hochgeehrten vnd großguͤnſtigen Herꝛen / Patronis, Goͤnnern / vnd maͤchtigen Foͤrderern.

EDle / Wol Ehrnveſte / Groß Achtbahre / Hoch - vnd Wol - gelarte / Hoch - vnd Wolweiſe / inſonders großguͤnſtige hochgeehr - te Herꝛn / Es haben etliche Hiſtorienſchreiber biß daher faſt die gantze Welt beredet / als wenn Pommern / vnſer geliebtes Va - terland / ehe die Fuͤrſten deſſelben ſich zun Zeiten Friderici Barba - roſſæ ans Teutſche Reich begeben / nie vnter die Teutſchen ge - rechnet geweſen / ſondern von anfang zu der Wendiſchen Nation gehoͤret habe / geſtalt dann Cranzius ſelbſt in der Meinung iſt / das ſchon lange Zeit vor Chriſti Geburt Wenden allenthalben an dem Vfer des Balthiſchen Meeres in Preuſ - ſen / Pommern vnd Mechelnburg gewohnet / vnd mit den Daͤhniſchen Koͤnigen groſſe) (iijKriegeVorꝛede. Kriege gefuͤhret haben. Vnd ob woll vnleugbar / das auß gemelten Laͤndern die Go - thiſche / vnd Longobardiſche / Ruͤgianiſche vnd Wandaliſche Zuͤge in die Roͤmiſche Pro - vincien vorgenommen / vnd der Roͤmer macht dadurch gar gebrochen vnd zernichtet iſt / ſo wollen dennoch etliche dieſe Zuͤge ſo gar denen Nationen / ſo vber Meer wohnen / beymeſſen / das ſie faſt alle Teutſche davon außſchlieſſen / vnd den Weg aller dero Voͤl - cker / ſo ſie verrichtet / lieber durch gar abgelegene / vnebene / vnwegſame vnd Sarmatiſche Laͤnder / auff jenſeyt der Weiſſel vnd Pregel / beſchreiben / als zugeben / das er durch Teutſchland bald auff Franckreich / bald auff vnd vber die Donaw gegangen ſey. Ob nun woll viele vornehme Leute die Nichtigkeit ſolches vorbringens / auß fleißiger Nach - forſchung der Alten Geſchichte / geſehen vnd getadlet / ſo iſt dennoch Niemand biß daher gefunden / der deßwegen / ſo viele dieſe vnſere Pommeriſche Laͤnder anlanget / etwas auß - fuͤhrliches an des Tages Liecht gebracht hette. Der bey der Teutſchen Antiquitt Hoch - verdiente Mann P. Cluverius hat zwar ſeinen Preuſſen jhre altes Lob wieder gegeben / vnd ſie von den Gothiſchen verrichtungen nicht laͤnger wollen außgeſchloſſen wiſſen / vn - ſerm Pom̃erlande auch ſeine Alte Einwohner gezeiget / die Jnſul Ruͤgen auß dem Taci - to erwieſen / vnd nicht geringe anleitung zu fernerer inquiſition gegeben / gleichwol nichts weiters dabey gethan / als worzu er von ſeinem Geographiſchen diſcurs gebracht worden. Die Pommeriſche Alte geſchichte vnterdeß liegen im tunckeln / vnd iſt bißher Niemand gefunden / der jhnen den Weg ans Liecht zu kommen bereitete / außgenommen / was Herꝛ Doctor Cramerus in ſeinem Kirchen Chronico / vnd Herꝛ Paulus Friedeborn in ſeinen Stetiniſchen Geſchichten dabey gethan / die gleichwoll nur mehrentheils auff das geſe - hen / was bey vnd nach bekehrung der Pom̃eren zum Chriſtlichen Glauben / ſeither des mc. Jahres in der Kirchen vnd in Stetin vorgelauffen iſt. Nebenſt denen haben zwar D. Bugenhagius, Herꝛ Valentinus Eichſtaͤdte Cantzler / Nic. Klempzow ein Hinter Pom - meriſcher von Adel / wie auch Johannes Engelbrecht / Protonotarius zu Wolgaſt / vnd inſonderheit der ſehr fleißige / vnd in zuſammentragung der Alten Pommeriſchen Haͤndel Hochverdienter Mann Thomas Kanzovius, Secretarius Wolgaſtanus, nebenſt etlichen anderen / die Pommeriſche Geſchichte vnd Fuͤrſtliche Genealogias deduciret / davon aber iſt faſt nichtes publiciret, außgenommen / was von wenigen in Abſchrifften beybehalten wird. Das derowegen einem jeden / vnd inſonderheit den jetzigen Einwohnern des Pommerlandes vnd jhren Nachkommen / fuͤr die Augen geſtellet wuͤrde / wer an dieſem Orte in der Alten Welt gewohnet / vnd was jhre beginnen geweſen / ſo habe ich mich vnterwunden / kegenwertigen Bericht vom Alten Pommer Lande herauß zu geben. Jch weiß zwar woll / das viele nicht werden zu geben / das die maͤchtige Gothen / Longo - barder / Suevi / Vandali / vnd andere Siegreiche / vnd von Mir angezogene Voͤlcker in dieſem Lande vñ da herumb gewohnet. Jch achte aber ſolches in dieſem Buche dermaſſen erwieſen zu ſeyn / dz es ſchwer wird fallen / mit genugſamen Gruͤnden es zu hintertreiben. WasVorꝛedeWas inſonderheit die Gothen anbelanget / von welchen fuͤrnemblich moͤchte gezweiffelt werden / ſo ſind Taciti Wort ſo helle vnd klar / das man nichtes anders darauß erzwingen kan: Dirimit, ſeinditq́; Sueviam (ſagt er) continuum montium jugum, ultra quod plurimæ gentes agunt. Ex quibus latiſſimè patet Lygiorum nomen, in plures civitates diffuſum. Trans Lygios Gothones regnantur, paulò jam addictius, quam cæteræ Ger - manorum gentes, nondum tamen ſupra libertatem. Protinus deinde ab Oceano Ru - gii & Lemovii, omniumq́; harum gentium inſigne, rotunda ſcuta, breves gladii, & erga reges obſequium. Suionum hinc civitates, ipſo in Oceano, præter viros armaq́; claſſi - bus valent. Trans Suionas aliud mare immotum. Suionibus Sitonum gentes conti - nuantur, cætera ſimiles, uno differunt, quod femina dominatur. Hic Sueviæ finis. Ergo jam dextero Suevici maris littore Æſtiorum gentes alluuntur, quibus ritus habi - tusq́;, Suevorum, lingua Britannicæ propior. Rarus ferri, frequens fuſtium uſus: fru - menta cæterosq́; fructus patientius, quam pro ſolita Germanorum inertia laborant. Sed & mare ſcrutantur: ac ſoli omnium ſuccinum, quod ipſi Gleſſum vocant, inter un - das atq́; in ipſo litore legunt. Peucinorum, quos quidam Baſtarnas vocant, Venedo - cumq́; atq́; Finnorum nationes Germanis an Sarmatis adſcribam, dubito. Dieſes iſt ein kurtzer Außzug vieler Wort / darauß man ſiehet / das Tacitus den Suevis ein groß Land zuleget / vnd Sie zwiſchen Abend vnd Morgen von der Sala / Elbe / Chaluſo oder der Trava / biß an die Weyfel; Zwiſchen Mittag aber vnd Mitternacht von der Donaw biß an den euſſerſten Oceanum gewohnet / vnd in ſich / nebenſt vielen andern Nationen / die Schweden vnd Norweger / vnd ein Theil von Dennemarck begriffen haben. Solch groſſes Land der Sueviorũ / ſaget er / werde durch ein in die Laͤnge ſich erſtreckend Gebir - ge von den Lygern vnterſcheiden / welches Ptolomæus Aſciburgiũ montem neñet. Wir heiſſen es daß Hungeriſche Gebirge / die Hungern Szepéſi, vnd die Polen Tátáry. Vnd ſein Ende wird in vnſerm Hinter Pommern beym Chollenberge gefunden. Alſo wuͤr - den nun die Lyger / oder wie ſie Srabo nennet / die Luͤger an dem Orte gelegen / vnd auff der benachbarten Wenden thun vnd laſſen / auff den Graͤntzen des gantzen Teutſch Landes / geluget haben / da jetzund Groß Pohlen zwiſchen dem Gebirge / der Warte vnd der Weyſ - ſel / von Crakow biß an Torn hinan ſich erſtrecket. Hinter dieſen Lygern haben die Go - thones vnter jhrem Koͤnige gewohnet / vnd alſo ſind die Gothones / Gothen oder Gut - ten / (dann das iſt doch ein Nahme) in Hinter Pommern vnd Preuſſen geweſen / welches auch Plinius auß Pythea von Maßilien in Franckreich buͤrtig bezeuget / der an dem Ort / da der Bernſtein geſamlet wird / die Guttonier oder Gothen ſetzet / mit dem hinange - hencketen Bericht / das von dannen biß in die Jnſul Baſiliam / dadurch er eben die groſſe Peninſul verſtehet / darinnen die Suiones oder Schweden / vnd die Sitones oder Nor - weger / vnd ein Theil von Dennemarck gewohnet / vnd die von Plinio, Scandinavia, Fin - ningia vnd Balthia, vom Ptolomæo Scandia geheiſſen wird / zu Waſſer eine Tagereiſe ge -legenVorꝛedelegen ſey. Doch wie Pytheas, der lange Zeit / vnd woll vierdte halb hundert Jahr / vor Tacito gelebet / die Gothen an dem Geſtade ſetzet / da der Bernſtein zum meiſten geſam - let wird / alſo ſagt Tacitus, das zu ſeiner Zeit die Eſten daſelbſt gewohnet / vnd leget den Orth an vnd in dem Groſſen Hinter Pom̃ern / nemblich Pomerelliam oder Caſſubiam, mit dem Ocoidentaliſchen Preuſſen den Gothen zu / vnd von jhnen iſt das gantze Bal - tiſche Meer Codánus oder Gedánus ſinus, beym Plinio vnd Mela, genant / eben wie es Tacitus nennet Suevicum Mare. Doch haben ſich etliche von dieſen Gothen auch in den Dennemarckiſchen vnd Schwediſchen Laͤndern gefunden / vnd ſind die Guten / Gut - lender / oder Gothen genennet. Aber gleichwol iſt Pomerellia vnd was damit graͤntzet / wie der Hochvernuͤnfftige Joſephus Scaliger hat pflegen zu ſagen / das rechte Vhralte Vater Land der Gothen / von denen die Welt ſo ſehr getummelt iſt. Bey den Gothen / an dero Geſtade der Bernſtein geſamlet wird / vnd die jhn den Teutoniern am Teutſchen Geſtade / vnd in etlichen Daͤhniſchen Jnſuln verkaͤuffet haben / ſetzet Tacitus ab Oceano, das iſt / lengſt dem Mehre / die Ruͤgier vnd Lemobier. Mitten im Meer aber / nemb - lich in beſagter Peninſul / die Suioner vnd Sitoner / vnter welchen er jene / nemblich die Schweden / beſchreibet / dz ſie an Volck / an Gewehr vnd an Schiffen / ſchon zu ſeiner Zeit / maͤchtig geweſen / vnd jhre Schiffe alſo gebawet / das ſie hinden vnd fornen gleich / vnd zu beiden ſeiten alſo gerichtet waren / das man / mit welchem Orte man wolte / anfahren koͤnte / vnd dazu keine Siegel oder ſolcher Riemen / als man ſie in der Ordnung auff den Galeen gebraucht / oder eines angeheffteten Ruders beduͤrffte. Thut auch dieſes hinzu / das ſie auff Reichthumb vnd Gewalt mehr als andere Teutſche gegeben / vnd jhrem Koͤ - nige / der bey jhnen groͤſſer Gewalt / als einer bey den andern hette / in allem willig gehorſa - met / auch keine Gewehr / wie andere Teutſche / bey ſich getragen / ſondern ſie im Zeughauſe vnter einem Zeugmeiſter / der doch nicht ein Freyer hat ſein muͤſſen / verwahret gehalten / alldieweil das Meer vmb ſie her allen vnvermuthlichen Einfall leicht verwehrete / vnd ſie / wen ſie jhrer Gewehr maͤchtig weren / vnd ſonſt nichtes mit andern Leuten zu ſchaffen hetten / leicht muthwillig werden / vnd einen Auffſtand wieder jhren Koͤnig erheben koͤn - ten: Otioſæ enim armatorum manus facilè laſciviunt. Hinter den Sueonern oder Schweden / ſagt Er / ſey ein pigrum ac propè immotum mare, das wir nemlich Mare Gla - ciale, oder Congelatum, oder das Mitternaͤchtiſche Meer / hinter Scritofinniam vnd Bi - armiam, nennen / da das bewohnete Erdreich gegen Norden ein Ende hat / vnd die Son - ne (verſtehe bey Sommertagen) des Nachtes jhren Schein nicht gar entziehe / ſondern jhre Stralen die gantze Nachtblicken laſſe. Neben jhnen aber haben zur ſeiten die Si - toner gewohnet / verſtehe die Norweger / welche jhnen in allem gleich geweſen / außge - nommen / das daß Weib vber denn Mann herſchete / vnd ſie damit an den Tag gaben / das ſie weit von anderen freyen Gemuͤter vnterſcheiden weren. Aus welcher deduction genugſam erhellet / dz die Alten Stetiner / wie Cruſius in ſeiner Suevia vnd andere meldennicht /Vorꝛedenicht dieſelbe Sitones ſeyn / quibus femina dominatur, tanta cum indignatione Taciti, dz er mit dieſem Epiphonemate ſeinen Vnwillen kegen ſie bezeuget: In tantum non mo - à libertate, ſed etiam à ſervitute degenerant. Dieſe Suioner vnd Sitoner ſind Taci - to die letzten vnter den Sueviern. Die Eſten / ſo in Preuſſen zu ſeiner Zeit gegen Oſten am Balthiſchen Sueviſchen Meer den Bernſtein colligirten / ſagt er / haben Sue - viſche Kleider getragen / aber faſt auff Britanniſche Art geredet / vñ fleißiger den Acker / als die Teutſchen / beghatet. Die Peuciner oder Baſtarner haben von Anfang der Weyſel / ſo etwa von den Poͤecken / dz iſt kurtzen Degen / vnd den beſten Arnen oder Ehern / das iſt / dem beſten Korn den Nahmen gehabt / hinter den Lygern oder jetzigem Groß - Polen / in Polonia minore, Ruſſia, vñ vmbliegenden Ortern / biß an das Carpatiſche Ge - birge gewohnet / vnd ſind von dannen allgemach biß an den Außfluß der Donaw / vnd die Jnſul Peuce daſelbſt / mit Macht gegangen. Die Venedi, ein Großmechtig Volck / ha - ben jhren Sitz in Littawen gehabt / vnd ſich theils biß an der Eſtier Land ans Balthiſche Meer hinan / theils biß an die Finnen / in Carelien vnd daherumb / erſtrecket. Tacitus weiß nicht / zu welchen er dieſe vier Voͤlcker / als die Eſten / Peuciner / Veneder vnd Fin - nen zehlen ſoll. Doch giebet er den Eſten Teutſche Kleider vnd Britanniſche Sprache / ſo nur ein Dialectus der Teutſchen Sprache geweſen / vnd zweiffelt zwar nicht darau / das ſie Teutſch ſeyn / aber ob er ſie zu den Sueviern rechnen ſoll / das weiß er nicht. An den an - dern dreyen aber zweiffelt er / ob er ſie zu den Sarmatiern oder Teutſchen ſchreiben ſoll. Da iſt aber vns aus denen nach Taciti folgenden Zeiten beſſer / als jhme / bekand / das die Peuciner oder Baſtarner Teutſch ſind / vnd wer deſſen vnwiedertreiblichen Grund begeh - ret / mag beſagten Cluverium in ſeiner Germania Antiqua leſen. Tacitus ſelbſt machet von jhnen den Schluß: Peucini, quos quidam Baſtarnas vocant, ſermone, vultu, ſede ac domiciliis, ut Germani agunt: Sordes omnium ac torpor. Das iſt / Jhre Sprache / Geberde vnd Wohnungen ſind Teutſch: Sie ſchmuͤcken ſich nicht in weichen koſtbaren Kleidern / vnd achten der Haußarbeit wenig. Cæterum connubiis mixtis nonnihil in Sarmatarum habitum fœdantur. Den Fennis aber ſchreibet er miram feritatem, & fe - ram paupertatem mit vielen Worten zu. Securi adverſus homines, ſagt er / ſecuri adver - ſus Deos, rem difficillimam aſſecuti ſunt, ut illis nevoto quidem opus ſit, vnd thut nichtes weiters hinzu / darauß man abnehmen koͤnte / ob ſie Teutſche oder Vnteutſche geweſen / vnd noch heutiges Tages / da die Schwediſche Sprache eine groſſe Gemeinſchafft mit der Teutſchen hat / als die mit jhr auß einen Brunquell gefloſſen / reden die Finnen alſo / das ſie von keinem Schweden / der ſie nicht gelernet / kan verſtanden werden / es moͤchte dann ſein / das die rechte Alte Finnen / welche Cluverius mit gewiſſen Gruͤnden vnter die Teutſche rechnet / vnd theils in Schweden vnd Norꝛwegen / vnter dem Nahmen der Scritoſinnen vnd Finmarcker / theils nach Carelien / zur rechten ſeiten des Bodni - ſchen Meerſchoſſes wohnen / andere ſeyn / als die / ſo jetzt mit den Lapplaͤndern graͤntzen /) () (vndVorꝛedevnd faſt einerley Sprache gebrauchen / vnd auff gleiche Manier mit jhnen leben. Was aber die Venedos anbelanget / derer auch Tacitus gedencket / waren ſie / laut Plinij vnd Jornandis gezeugnuͤß / warhafftig Sarmatiſch / vnd graͤntzeten gegen Mittag mit den Peucinern vnd Baſtarnern / gegen Mitternacht mit den Eſten / gegen Abend theils mit den Eſten / theils mit den Gothen / vnd alſo an dreyen Ortern mit der Teutſchen Nation / gegen Morgen aber beruͤreten ſie die groſſe Sarmatey oder das groſſe Reuſ - ſenland / vnd waren nicht eine geringe Particul derſelben Nation. Jornandes nennet jhrer etliche Slavinos oder Slavos / etliche Antes, etliche abſonderlich Venetos, die wir Wenden / andere Henetos, oder Vinidos, oder Venedos nennen. Dieſe Wendiſche Na - tion hat ſchon vor Chriſti Geburth ſich nach dem Balthiſchen Meere allgemach gelen - cket / vnd iſt ſo weit gekom̃en / das ſie an demſelben ſich feſte geſetzet / vnd dem Meere ſelbſt den Nahmen erworben / das es nicht allein Suevicum mare, ſondern auch an einem Orte Sinus Venedicus geheiſſen iſt / wie beym Ptolomæo zu erſehen. Es iſt aber / wie auß al - len vmbſtenden erſcheinet / die Wendiſche Nation auff jenſeit der Weyßel zwiſchen den Eſten vnd Gothen ans Meer hinein gegangen / vnd hat in Lyfland / Curland / vnd einem Theil Preuſſen einen feſten Fuß geſetzet / wie denn noch etlicher Fluͤſſe vnd Staͤdte Nahmen ſolches bekraͤfftigen helffen. Aber zu Taciti Zeiten haben die Teutſche Eſten ſich wider des Meeres auff jenſeit der Weyſſel bemaͤchtiget gehabt. Die Wenden da - gegen haben ſich nach der anderen ſeite vmbgeſehen / uͤber die Weyßel ſich geſetzet / vnd allgemach alle das Land / da zuvor die Suevi / vnd vnter jhnen die Gothen / Ruͤgianer / Vandali wohneten / mit jhrer Sprache / Sitten vnd Geberden erfuͤllet / vnd ſolches ha - ben ſie deſto fuͤglicher thun koͤnnen / weil die ſaͤmbtliche Nation der Suevier vielmahl mit Weib vnd Kind / nach der Teutſchen Gebrauch / ſich an vnd vber die Elbe machete / daſelbſt wieder die Roͤmer / von denen ſie bißdaher angefochten war / die Schaͤrffe des Schwerdtes zugebrauchen. Alſo iſt das Land ſehr auff diſſeit der Elbe entbloͤſſet ge - worden / vnd die Wenden haben keinen wiederſtand gefunden / ſondern die vbrige Ein - wohner allgemach zu jhrer Sprache / Sitten vnd Geberden gezogen / vnd vnſer Pom - merland / das zuvor Teutſch war / iſt faſt gantz Wendiſch worden. Die Voͤlcker / ſo in Hinter Pommern / als im alten Sitze der Gothen / nemlich die Lemovier bey Lebenburg / vnd die Ruͤgianer bey Ruͤgenwalde / wohneten / haben erſtlich ſich der Wendiſchen Ma - nier zu gebrauchen angefangen. Die Sitiner aber / ſo Ptolomæo vnd Straboni be - kand ſein / vnd die ſieben Voͤlcker / ſo Tacitus an der Jnſul Ruͤgen in Vor Pom̃ern vnd Mechelenburg ſetzet / vnd Plinius Wandaler vnd Cariner nennet / ſind laͤngſamer zu der Wendiſchen Sprache gebracht / vnd ehe wieder auß der Wenden Haͤnde / als die Hin - ter Pommerſche Orter geriſſen. Denn die Sachſen / welches eben ein theil von den Alten Sueviern vnd Wandaliern oder Wahlen / vnd die rechte Saſſen oder Einſaſ - en ſeyn / die ſich hinter der Elbe niederlieſſen / vnd daſelbſt in Oſtwahlen vnd Weſtwah -len /Vorꝛedelen / oder wie wir es heutiges Tages ſchreiben / Oſtphalen vnd Weſtphalen theileten / haben jhren alten Sitz nicht lange in der Wenden Haͤnden wiſſen wollen. Zu der Zeit jnſonderheit / da dieſe Sueviſche vnd Wandaliſche Sachſen ſich in den Kriegen Caroli Magni vnter Wittekindo zum Chriſtlichen Glauben hetten bringen laſſen / vnd die Heydniſche vnglaͤubige Wenden in jhrem alten lieben Vaterlande / als groſſe Feinde der Chriſtenheit / wider das Evangelium wuͤten vnd toben ſahen / haben ſich die mechtige Kriege / wieder die vnglaͤubige Wenden erhoben. Die Kaͤyſere / Koͤnige in Dennemarck / vnd Hertzogen in Sachſen machten ſich an die Wiltzen vnd Loyzer in Vor Pommern: Der Koͤnig in Polen an die Caſſuben in Hinter Pommern / vnd ob zwar dadurch an beyden Ortern Kirchen gebawet wuͤrden / wie dann zu Collberg ein Biſthumb angerichtet / vnd in Ruͤgen vnd daherumb viele Kirchen geſtifftet ſind / ſo hat doch der Geitz der Muͤnche das gute Werck gantz wieder auffgehoben / vnd der Teuffel iſt allenthalben geſchefftig geweſen / die Leute von Gott wiederumb auff ſeine ſeite zu - bringen / vnd in die Heidniſche Blindheit aufs newe zu ſtuͤrtzen / biß das endlich Biſchoff Otto von Bamberg alles im Lande vnter denn gehorſam Chriſti gebracht. Ja Jch wil wol ſagen / das ſchon die alte Gothen / Suevier / Rugianer / Vandalier vnd andere Einwohner dieſes vnd der benachbarten Laͤnder in der Chriſtlichen Lehr mehrentheils ſind vnterrichtet geweſen / ehe ſie die Zuͤge in die Roͤmiſche Provincien vornahmen. Dann weil die Apoſtel vnd ihre Juͤnger geſchefftig geweſen / die Predigt des Evan - gelij allenthalben außzubreiten / ſo hat der Schall ſolcher Predigt den ſo hoch beruffe - nen Teutſchen nicht koͤnnen vnbekandt bleiben. Vnd ſo Paulus ſelbſt Illyrium vnd die Donaw perſoͤnlich mit dem Evangelio erfuͤllet Rom. 15. vnd / wie die Centuriæ Magdeburgenſes, Aventinus vnd andere bezeugen / ſeine Juͤngere / Titus im Lande zu Croatien vnd Dalmatien / Creſcens zu Maͤyntz am Rein / Clemens zu Maͤyntz an der Muſel / Trophimus zu Arle im Delphinat / Fortunatus zu Aglaw in Kernten / S. Mar - cus zu Paſſow vnd Larch an der Ens / Lucius Cyrenenſis zu Regensburg / Maternus / Eucharius vnd Valerius zu Trier vnd Coͤln / Egiſtus einer von den LXX. Juͤngern / vnd Marianus in Bardewick nicht weit von Luͤnenburg / geprediget haben / ſo werden eben dieſe Apoſtolici Viri vnd jhres gleichen weiter fortgeſetzet / vnd die froͤliche Bott - ſchafft vom rechten Wege zum Himmelreiche / auch denen an der Elbe / Oder vnd Weyſ - ſel gebracht haben. Andreas iſt / laut der Kirchen Hiſtorien / der Scythen vnd Sacen Apoſtel geworden. Wie wenn dann dieſe Scythæ vnd Sacæ eben die Teutſche Schuͤtzen vnd Sachſen weren? Nicephorus meldet / das Simon Zelotes, einer von denn Zwoͤlff - boten des Herꝛen Chriſti / in dies Occidentaliſche Meer gekommen ſey / vnd in denn Bri - tanniſchen Jnſuln gelehret habe. Von dannen iſt jhme vnd ſeinen Schuͤlern der Weg in dieſe Lande allenthalben offen geſtanden. Irenæus, der kurtz nach der Apoſtel Zeiten gele - bet / lib 1. contra hæreſes cap. 3. giebet deñ Teutſchen ein ſtattlich gezeugnuß jhres Apoſto -) () (ijliſchenVorꝛedeliſchen vnd rechtſchaffenen Glaubens / vnd Tertulliani Wort ſeynd ſehr mercklich / wenn er libro adverſus Judæos ſagt / Britannorum inacceſſa Romanis loca Chriſto fuerunt ſubdita, & Sarmatarũ, & Dacorum, & GERMANORUM, & SCYTHARUM, & ABDI - TARUMMUL TARUM GENTIUM, & provinciarum & inſularum multarum nobis ignotarum, & quæ enumerare minus poſſimus. Dann / wie Euſebius ſagt / lib. 3. c. 37. A - poſtolici Viri per univerſum orbem, quaqua patet, diſcurrerunt, ſalutaria regni cœlo - rum ſemina ſuperſeminantes & auctiora reddentes, ac factis fundamentis uno in loco, fidiſq́; miniſtris conſtitutis, mox ad alias peregrinas gentes, quæ de fidei doctrina nihil audierant, maximis itineribus contenderunt. Was die Gothen abſonderlich anbelan - get / ſo wiſſen wir / das ſie ſchon im Nyceniſchen Concilio im 325. Jahr nach Chriſti Ge - burth jhren Chriſtlichen Biſchoff Theophilum gehabt haben: vnd bald hernach / wie Socrates lib. 4. c. 33. vnd Sozomenus lib. 6. c. 34. zeugen / hat Vlpchilas ein ander Biſchoff der Gothen / ehe der Bapſt ſich die Macht geraubet / ſolches zuverbieten / die gantze Heili - ge Schrifft in die Gothiſche Sprache verſetzet / vnd ſeine Landsleute damit zu weiterer Erkendnuß des Glaubens gebracht. Obgefagte Autores gedencken noch eines Biſcho - fes der Gothen / mit nahmen Selenæ. Socr. l. 5. c. 23. vnd Sozom. l. 7. c. 17. Aber dieſe Pie - tät der Gothen haben die Feinde der Heiligen Dreyfaltigkeit / die Arianer / mit jhrem Ketzeriſchen Gifft hoͤchlich verderbet. Drumb da Fritigernus der Weſt Gothiſche Koͤ - nig ſich zu Kaͤyſer Valentis Zeiten tauffen ließ / ward er nach Arii lehre dem Chriſtenthũb einverleibet. Doch haben ſie vnter Koͤnig Reccaredo im 589. Jahr im Toletaniſchen Concilio ſolchen Arianiſmum in Hiſpanien nebenſt den Sueviern wiederruffen / vnd mit jhren Biſchoͤfen / Elteſten vnd Fuͤrſten den Decretis ſolches Concilii vnterſchrieben / wie Tomo 2. Conciliorũ Binii pag. 706. zuſehen. Die Longobarder ſind auch ſchon vmb ſolche Zeit Chriſtiſch geweſen / wie Procopius lib. 3. de bello Gothico, Gregorius l. 2. ep. ind. 10. c. 2. & lib. 3. ind. 12. c. 3. Paul. Diac. l. 4. c. 2. zeugen. Jmgleichen die uͤbrige Suevier / ſo ſich nummehr den Galliern genahet / vnd etwa fuͤnff hundert Jahr nach Chriſti Geburt noch in Heidniſcher Blindheit ſtecketen / ſind durch Columbanum, ei - nen Franzoͤſiſchen Muͤnch zu Chriſto bekehret worden. Denn da ſie jhrem Goͤtzen Nudan (ſonſt iſt er Gudan geheiſſen) denn man fuͤr Mercurium helt / ein groß Faß Bier opfferten / hat beſagter Muͤnch mit groſſem Eyfer daſſelbe angeblaſen / vnd weil er die Gabe hette Wunderwercke zu thun / es mit ſeinem bloſſen Othen auff ſtuͤcken zerbrochen / welches dann jhrer viel zu Chriſto bekehret hat. Specul. Vincentii l. 22. c. 7. Alſo auch die Vandali, ſo den groſſen Zugk durch Teutſchland / Franckreich vnd Spanien biß in Africam vor genommen / waren Chriſtliches Nahmens / wiewol ſie eben / wie die Gothen / mit Arii Kezerey beflecket geweſen. Drumb ſagt auch Procopius lib. 1. de bell. Vand. Gothi, Vandali, Viſigothi, Gepedes, legibus iisdem utuntur, Arrianæ omnes opinionis. Vnd mercklich iſt es / das auch vnſere Rugianer / da ſie an die Donaw gien -gen /Vorꝛedegen / ſchon Chriſtiſch geweſen ſein / wie dann der Odacker / der ſich zum Koͤnige zu Rom ge - machet / mit ſeinem gantzen Volck Chriſtum bekennet hat. Mercklich iſt es auch / als die Heruler / ſo mit den Rugianern jm̃er fort gezogen / zum Zeiten Juſtiniani im Conſtanti - nopolitaniſchen Gebiet ſich auff hielten vnd Chriſtum bekeñeten / das ſie zweymahl in die Jnſul Thulen etliche abgeſand / die einen auß Koͤniglichen gebluͤte entſproſſenen Fuͤrſten herholen ſolten. Dieſe Jnſul Thule iſt eben vnſer Jnſul Ruͤgen / bey vnd in welcher die Alten Heruler oder Wenden / nebenſt den Rugianern gewohnet haben / nicht das Ruͤgen die Jnſul Thule iſt / ſo Ptolomæus vnd andere beſchrieben / vnd von Cluverio mit gewiſſen Gruͤnden eben fuͤr das weit abgelegene Groen Land geachtet wird / ſondern weil Procopius die Jnſuln / ſo im Balthiſchen Meere liegen / wie auch das gantze Scan - diam fuͤr eine Jnſul auß vnwiſſenheit helt / vnd Thulen / als das euſſerſte der Welt / heiſſet. Nun dieſe Geſandten der Heruler / weil ſie zu jhren Landsleuten in die Jnſul Ruͤgen / auß dem Conſtantinopolitaniſchen Koͤnigreiche zuruͤcke gereiſet / werden warlich nicht ſtum bey den jhrigen geweſen ſein / ſondern von dem Glauben / den ſie bekenneten / mit jhnen discurriret / vnd / wo ſie jhn vorhin nicht gekand / deſſelbigen Grund jhnen entdecket haben. Vnd alſo iſt Chriſtus ſchon im Fuͤnffhunderſten Jahr nach Chriſti Geburth in vnſerm Vaterlande vor mehr als Elffhundert Jahr bekand geweſen. Aber wie die Sachſen vber der Elbe / denen ſchon von den Apoſteln vnd jhren Juͤngern der Chriſt - liche Glaub geprediget war / durch betrug des Satans / wider in die Heydniſche Abgoͤt - terey geſtuͤrtzet ſein / vnd darinnen biß uͤber die Ohren zun Zeiten Caroli M. ſtecketen / alſo iſt es nicht wunder / das ſich der Chriſtliche Glaube auch in den Laͤndern auff diſ - ſeit der Elbe verlohren / inſonderheit / da die vnbekehrete Wenden / nach entbloͤſſung des Landes herein drungen. Aber Gott ſey gelobet / wir Pommern / Mechelnbuͤrger vnd Maͤrcker haben Chriſtum / den vnſere Vorfahren / leyder / verlohren / wieder bekommen / vnd ſein Wort wird anjetzo lauterer vnd reiner geprediget / als bey denen / von welchen vns erſtlich das Liecht des Evangelii fuͤr fuͤnffhundert Jahr gezeiget iſt. Von dieſen vnd anderen Antiquitäten, Hochgeerthe Herꝛn / habe ich in dieſen meinen Buͤchern von dem Alten Pommerlande etwas den jetzigen Pommern / bey abgang jhres letzten Her - zogen von dem Pommeriſchen Gebluͤete / vor Augen ſtellen wollen. E. E. W. vnd G. aber habe Jch dieſes erſte Buch auß vielen Vrſachen zuſchreiben wollen / ſo jhnen alle woll bekand / wenn ſie beydes jhre wolgeneig enheit vnd Hochpreißliche Beneſicentz ge - gen Mir / vnd dann meine ſchuͤldige vnd dienſtfertige Pflicht / vnd devotion gegen jhre auſehnliche Respublicas, vnd ſie ſelbſt / bey ſich vberlegen. So Jch nun in dieſem Diſcurs, ſo von ſehr weitverruͤckter Zeit her auß mannigfaltigen Autoribus mit groſſer Muͤhe zuſammen gefaſſet iſt / die Warheit getroffen habe / erfrewe Jch mich billig / wann deſſentwegen bey E. E. W. vnnd G. Jch einen guͤnſtigen erwuͤnſcheten An - blick erlangen werde. So aber in einem oder andern etwas gefehlet oder uͤberſehen /) () (iijſoVorꝛedeſo wollen E. E. W. vnd G. gedencken / was Livius ſaget: In rebus antiquis, ſi quæ ſimilia veri ſunt, pro veris accipiantur, ſatis habeam. Vnd mir iſt es auch genug / ſo ich es glaubwuͤrdig gemachet / das die anſehnliche Stadt Stralſund nicht erſtlich geworden / da ſie von Jaromaro dem Ruͤgianiſchen Fuͤrſten im Jahr 1209. mit Mauren vmbge - ben ward / ſondern weil Jch den erſten Außgang deß beruͤmbten Oderſtromes / den Plinius Suevum heiſſet / geſuchet / vnd ponderatis omnibus circumſtantiis vnd rationi - bus bey jhrem Gellen gefunden / ſo iſt auſſer allem zweiffel ein ſolcher zur wohnung / vnd zum Handel vnd Wandel bequemer Ort niemaln ohne Volck geweſen / ſondern es haben ſich von anfang daſelbſt vernuͤnfftige / kluge vnd witzige Leute gefunden / die den Handel verſtanden / auch das jhrige zu Waſſer vnd Lande vertheidigen koͤnnen. Weil auch nahe bey ſolcher Stadt / ſchon zu Taciti Zeiten / in der Jnſul Ruͤgen der beruͤmbte Tempel der Herthæ geſtanden / zu deme ſieben groſſe Wandaliſche Voͤlcker am Bal - thiſchen Meere ſich jaͤrlich verfuͤgeten / als iſt das Gewerbe ſolcher Stadt / bey welcher ſie ſich haben muͤſſen in die Jnſul vberſetzen laſſen / groͤſſer geworden. Vnd da die Gothen hoͤher in Teutſchland hineingiengen / fuͤnff nationes aber der Teutſchen / nemblich die Sachſen / Toͤringer / Teutonier / Rugianer vnd Francken / jhnen hart wiederſtuͤnden / vnd noch dazu Richimer der Francken Koͤnig auff jenſeit des Reines ſeinen Sohn Su - nonem mit einem mechtigen Volcke wieder die Gothen biß an die Oder abfertigete / deſſen Enckel / auch Sueno genant / Clodomers Sohn / erſtlich Franckfurt an der Oder / hernach Sundam am Außfluß der Oder gebawet / iſt dieſe alte Sundiſche Stadt daß - mahl durch einen Kriegsheld auffgeleget / vnd da ſie zwar nach Teutſcher Manier / ohne Mawren war / eben wie wir noch heutiges Tages an etlichen Staͤdten hin vnd wieder ſehen / zum wenigſten mit einem Planckwerck oder Mußcowiterſchem Walle vmbgeben. Aber es ſcheinet / das ſie ſehr wieder entbloͤſſet ſey / wie faſt alle Sue - viſche vnd Wandaliſche Staͤdte vnd Lander / da die groſſe Heerzuͤge mit Weib vnd Kindern in die Roͤmiſche Provincien vorgenommen wuͤrden. Doch haben die Edle Loyzer vnd Wiltzen / ſo vor der gantzen Wendiſchen Nation vmb vnd bey dieſer Stadt das meiſte Lob erjaget / die Rugianer vnd Barthierer / vnnd alſo die Sundiſchen / ſo zu dem Lande Barth / als dem aͤlteſten Vaterlande der Longobarder in dieſen Laͤndern gehoͤreten / dermaſſen gewuſt wiederſtand zu thun / das ſie zwar auch / nebenſt der Teutſchen Sprache / die Wendiſche Zunge reden vnd verſtehen lerneten / aber jhren Krola oder Koͤnig vber ſich behielten / welcher ſonſt bey denn Loyzern vnd anderen Wenden nicht gefunden ward. Vnd wie nachmahls Crito ſeinen Fuß gar biß in Holſtein geſetzet / Luͤbeck erbawet / vnd viele andere Thaten verrichtet / iſt auß vn - ſer Hiſtory bekand geworden. Endlich da Jaromarus merckete / das den Nachbawren / mit welchen ſeine Rugianer viele zu ſchaffen hetten / nicht beſſer koͤnte Wiederſtand ge - than werden / als wenn Sund auffs newebefeſtiget / vnd mit einer Maur vmbzogen /vndVorꝛedevnd mit Saͤchſiſchem Rechte beleget wuͤrde (welches vnſere Annales heiſſen die Stadt anlegen vnd mit Sachſen beſetzen) als hat er ſolche Gedancken / vngeachtet alles begin - nen der Luͤbecker / zu Wercke gerichtet. Vnd alſo ſtehet Sund annoch da / durch Gottes krefftigen Beyſtand / wieder alle Feindſeligkeit jhrer Wiederwertigen / daran es jhr niemahln gefehlet hat. Jmgleichen habe Jch auch meine Intention durch fleißige Nachforſchung der Antiquitâten erlanget / wenn Jch erwieſen / das die Sidiner oder Stitiner Ptolomæo vnd Straboni bekand / vnd ſchon zu jhrer Zeit mechtig geweſen. Vnd ſo mich meine Muthmaſſungen nicht betriegen / zeiget jhre Nahme ſelbſt jhre Ho - heit / Anſehen vnd loͤbliche Thaten an. Dann ſo Jch die Sidiner vom Suͤden derivi - re, eben wie die Eſten vom Oſten / weil nemlich ſie gegen dem Suͤden nach dem Mitta - ge mitten im Lande gelegen / wie dann das Stetiniſche Land zu jederzeit eigentlich ge - heiſſen hat / was zwiſchen der Peene / Friſchen Hafe / der Oder vnd Jhna / wie auch in der gantzen Vcker - vnd Newmarck zu finden iſt / folget ja kreftig darauß / weil dieſe Suͤdiner von den Oſtlendiſchen Eſten / ſo die Wenden haben von dem Balthiſchen Meere wegheben / vnd ſich vberall in Preuſſen vnd Lyffland niderſetzen koͤnnen / vnd de - nen am Meer naher Norden wohnenden Pommern vnd Pomerellien gleichſam ent - gegen geſetzet werden / das ſie nicht weniger Macht / als die andern / gehabt haben. Vnd weil ſie fuͤr jhre Hauptſtadt zu jederzeit die Stadt Stetin erkennet / als wird dieſelbe nicht / wie etliche fuͤrgeben duͤrffen / ein Fiſcherflecken geweſen ſein. Haben doch ſchon die Juliner / ſoͤ ſich Koͤnigen wiederſetzen doͤrfften / zun Zeiten Biſchoff Ottonis von Bamberg / Stetin / ehe ſie in dieſe Form erbawet / vnd mit dieſen Mawren vmbge - ben war / jhrer mechtigen Stadt fuͤrgezogen. So wird ſie warlich wol mehr / als ein ſchlechter armer Flecken geweſen ſein. Welches auch inſonderheit darauß erſcheinet / das Hertzog Boleßlaff auß Polen einmahl 8000. Knaben heraußgenommen / vnd ſie in ſeinem Lande zum Chriſtlichen Glauben gewehnen laſſen. Will man aber ſagen / der Nahme der Sidiner Zeige eben die Alten Suevos an / vnd das die Sidiner ſo viel heiſſen als Suidiner oder Suediner / die am Suevo nemblich der Oder / wohneten / ſo iſt auch darauß abzunehmen / das vnſer Stadt Stetin / als die Hauptſtadt der maͤch - tigen Suevier am Sueviſchen Oderſtrom von anfang nicht wird ein ſo geringer Fiſch erflecken geweſen ſein. Vnd auß ſolchem Nahmen der Suidiner / iſt leicht her - nach Sedin / Sidin / Sdin / vnd dann durch die gedoppelte erſte Syllabe Stitin geworden / wie dann ſolcher Nahme in denn Alten Briefen geleſen wird. Vnd wo mich recht beduͤncket / ſo hat Tacitus in ſeiner Germania die Stetiner vnter dem Nah - men der Nuithoner angedeutet / nur das etwa durch vnachtſamkeit der Schreiber vor das S. ein N. geſetzet iſt. Vnd ſo es war iſt / was Cluverius ſagt / das die Nui - thoner bey Gartz / Prentzlow / Templin / Newen Angermuͤnd vnd Foͤrſtenſee gewohnet / ſo ſind die Nuithoner warhafftig vnſere Suithoner / Suidiner oder Stetiner. AberwasVorꝛedewas dieſe Antiquitâten belanget / werden ſolche auß der Hiſtoria mehr bekand werden. Vnter deß / weil E. E. W. vnd G. dieſes Buch von Mir / Ewrem dienſtwilligſten Clien - ten conſecriret vnd zugeeignet iſt / als wollen Sie ſolches mit gutem geneigtem Willen auff vnd annehmen / es wieder denn Neydhart / der es angreinen moͤchte / in jhren Schutz / mich auch ferner in jhren Favor nehmen / vnd damit oͤffentlich bezeugen / das dieſe meine pietät gegen vnſer allgemeine Vaterland jhnen nicht mißfellig geweſen ſey. Empfehle hiemit E. E. W. vnd G. dem getrewen Gnadenſchuͤtz Gottes / mit an - gehencketem vnd auß grund des Hertzen herruͤhrenden Chriſtlichen Wundſch / das vber dieſe beyde Augen des Pommerlandes (dann wie ſolte Stralſund vnd Stetin nicht eben das in Pommern ſeyn / was Sparta vnd Athen in Griechenland) das gnaͤdi - ge Vater Auge Gottes allezeit wachend halten wolle.

E. E. W. vnd G. Dienſtgefliſſener Bereitwilligſter M. JOHANNES MICRÆLIUS Rector Scholæ Senatoriæ Stetinenſis.

Johan.
Jnhalt des Erſten Buchs.
  • 1. POmmerland iſt von Alters bewoh - net geweſen / ob man ſchon nicht weiß / was darinnen fuͤr deſſen Bekehrung zum Glauben fuͤrgefallen.
  • 2. Vnſere Vorfahren in Pom̃ern ſind von den Griechen vnd Roͤmern vnter die Barbariſche Scythiſche / Nomadiſche / Celtiſche / Hyper - boriſche / oder Nordlaͤndiſche Leute gerechnet.
  • 3. Dieſe Landſchafft hat wegen des Edlen Bern - oder Agtſteines / der am Preuſiſchen vñ theils am Pommerſchen Strande gefunden wird / nicht lange koͤnnen verſchwiegen bleiben.
  • 4. Zu Herodoti Zeiten iſt diß Landt von den Kauffleuten / die mit dem Bernſtein handel - ten / in Griechenland bekand gemacht / welche den Fluß Raddun bey Dantzig in Eridanum verwandelt.
  • 5. Der Alten Poëten Fabeln vom Electro oder Bernſtein Zielen auch auf dieſe Laͤnder.
  • 6. Jn dieſen Laͤndern haben ſchon fuͤr 1800. Jahren Teutſche gewohnet / laut Pytheæ Ge - zeugnuß beym Plinio.
  • 7. Cæſar beſchreibet vnſerer Vorfahren Sitten gar eigentlich vnter dem Nahmen der Sue - viſchen Nation.
  • 8. Die Roͤmer haben durch erfahrne Leute den gantzen Erdenkreiß abmeſſen laſſen / vnd ſind alſo auch dieſer Landſchafften kuͤndig gewor - den / die Geographiſche Tabulen aber ſind vntergangen.
  • 9. Straboni ſind die Pommern vnter dem Nah - men der Guttoner / Lemobier vnd Sibiner be - kand geweſen.
  • 10. Pomponius Mela nennet die Pommern Teutoner oder Teutſchen / wie er die Hollſtei - ner vnd Juttlaͤnder Cimbern nennet.
  • 11. Plinius theilet die gantze Teutſche Nation in fuͤnff Voͤlcker / vnd ſetzet die Pommern vnter die Wandalier.
  • 12. Vnter den viererley Geſchlechtern der Wan - dalier werden die Pommern nicht vnter die Burgundier vnd Wariner / ſondern vnter die Cariner in Vor Pommern / vnd Gotthoner in Hinter Pommern vom Plinio gerechnet.
  • 13. Wandalier / darunter wir Pom̃ern gehoͤrten / waren nicht Wenden oder Schlavoniſche / ſondern Teutſche Voͤlcker.
  • 14. Tacitus vnd andere Roͤmer haben ſich der ge - legenheit dieſes vnd andereꝛ Teutſchen Laͤnder bey vnterſchiedlichen Leuten / die derſelben kundſchafft gehabt / wol erkundigen koͤnnen.
  • 15. Die Sitten vnnd gewohnheiten der Alten Teutſchen vnſer Vorfahren / bey Tacito be - ſchrieben / laſſen ſich noch anjtzo bey vns / jhren nachkommen in etwas ſpuͤhren.
  • 16. Tacitus ſchaͤtzet vnſere Alte Pommern zu der Schweviſchen Nation / vnd nennet ſieben Voͤlcker / die die Fraw Hertha oder die Erd - mutter in der Jnſul Ruͤgen verehret haben.
  • 17. Die Sueviſche Semnoner vnd Langbaͤhr - ter ſind in der Newmarck / ſo das mahl Pom - meriſch war / vnd in der Mittelmarck / zu Ta - citi Zeiten / geweſen.
  • 18. Jn Vor Pommern haben Angli / Reutigni / hernach Ruticlij genant / andere mehr / zu Ta - citi zeiten gewohnet / die die Gottin Hertha in Ruͤgen als in einem gemeinen Tempel verehret haben.
  • 19. Jn Hinter Pommern haben zun zeiten Taci - ti Gothoner im Pommerelliſchen diſtrict biß an die Weyſſel; Lemovier an dem Orthe in Caſſuben / da Lebenburg lieget. Ruͤgianer wei - ter hinauff biß an Stargard gewohnet / von) (dannenEinhalt des Erſten Buchs. dannen ſie ſich hernach in die Jnſul Ruͤgen geſetzet.
  • 20. Suevus vnd Viadrus beym Ptolomeo ſind eben ein Strom / nemblich die Oder / ſo ſich durch vnterſchiedliche Außgaͤnge ins Meer ergeuſſet.
  • 21. Zun Zeiten Ptolomei anderthalb hundert Jahr nach Chriſti Geburth haben auch lau - ter Teutſchen dieſe Laͤnder bewohnet / vnter welchen die Sidiner vnd Ruticlier / wie auch die Bugunter die maͤchtigſten geweſen.
  • 22. Die alten Teutſchen haben nebenſt Tacito vermeinet / das jhre Vorfahren von keinem anderen Orte her in Teutſchlandt gekommen weren.
  • 23. Die heilige Schrifft fuͤhret alle Voͤlcker / vnd alſo vns Teutſchen auch / von Noa / vnd ei - nem ſeiner dreyen Soͤhnen her.
  • 24. Die Teutſchen vnd alſo die Pommern kom - men von Aßkenetz heꝛ / welcher der erſtgeborne Sohn Japhets war / eben wie Japhet der erſtgebohrne Sohn Noa war.
  • 25. Japhets Nachkommen ſind laͤnger bey der rechten Religion vnd verehrung des wahren Gottes geb / ieben / als die Chamiten / wie das auch auß den Poeten ſelbſt erhellet.
  • 26. Die Teutſche Sprache iſt auch bey andern Voͤlckern / die von Aßkenetz / von deme die Stamlinij aller Teutſchen Voͤlcker berkompt / nicht entſproſſen ſein / zufinden geweſen.
  • 27. Die Pommern ſind von Suevo vnd deſſen Sohn Vandalo auß dem Japhetiſchen Ge - ſchlechte Aßkenetz entſproſſen.
  • 28. Schweden / Dennemarck vnnd Norwegen ſind von Suevi Nachkommen auß den Teut - ſchen Strandlaͤndern erſtlich bewohnet wor - den.
  • 29. Jn den Daͤhniſchen Geſchicht-Buͤchern fin - det man etwz von etlichen Wandaliſchen Koͤ - nigen / als dem Scalco / Strumico / Wino / Jſmaro / vnd dem tapfferen Fraͤwlein Wiß - na. Welches alles man in ſeinem Werth ver - bleiben laͤſſet.
  • 30. Die Semnoniſchen Suevier aus der Pom - meren nechſten Nachbarſchafft / vnnd theils aus Pommern ſelbſt / ſind dc. Jahr fuͤr Chri - ſti Geburth vnter Koͤnig Bellweiß in die Lom - bardey gezogen / vnnd haben ſich daſelbſt feſte geſetzet / vnnd wieder die Roͤmer gluͤcklich ge - krieget.
  • 31. Andere hanffen der Teutſchen ziehen vnter Brenner / Lomner vnd Lutter fuͤr Chriſti Ge - burth in Griechenland / Dardaniam vñ Thra - ziam / vnd von dannen in Aſiam / vnd werden hinfort Galater geheiſſen.
  • 32. Zu den Alten Pom̃erſchen vnd Preuſſiſchen Gothen kommen andere Gothen aus Scania oder Schoͤnen.
  • 33. Zwey theil der aus Scandia vnter K. Berich - ankom̃enden Gothen ziehen mit etlichen Pom - meren vnd benachbarten Voͤlckern vnteꝛ Fili - mer vber die Weyſſel an das Meotiſche vnd Cuxiniſche Meer / vnd theilen ſich daſelbſt in Oſt-Gothen vnd Weſt-Gothen.
  • 34. Das dritte theil der newankommenden Go - then / Gepider genant / ziehen mit den Pom̃ern vnd Maͤchelbuͤrgern verſtaͤrcket / vnter Faſtida auch fort / vnd werden von den Oſt-Gothen vbel empfangen.
  • 35. Die Oſt-Gothen ſchlagen die Roͤmer vnd zie - hen uͤber die Donaw vnd verheeren Myſiam / Thraziam / Pannoniam / Jllyricum / Grie - chenland / Aſiam / vnter Dorpaneo / Oſtro - Gotha / Cniva.
  • 36. Die Roͤmer machen Friede mit den Oſt - Gothen / nach deme ſie Keyſer Claudius ge - ſchlagen / vnd gebrauchen ſich jhrer getrewen Dienſte.
  • 37. Die Wandalier ziehen auch fort vnteꝛ Koͤnig Wißmar / werden erſtlich von den Oſt-Gothen geſchlagen / hernach machen ſie ſich in Hun - gern / vnd weiters durch Teutſchland / Franck - reich / vnd Hiſpanien in Africam.
  • 38. Ermenrich der Oſt-Gothen Koͤnig beſtreitet ſo viele Voͤlcker / daß er der ander Alexander Magnus genant iſt. Doch hat er in ſeinemhohenEinhalt des Erſten Buchs. hohen Alter wider die Hunnen nicht beſteheu koͤnnen.
  • 39. Die Oſt Gothen werffen das Hunniſche Joch von ſich: Vnd der maͤchtige Held Dieterich von Bern verrichtet groſſe Dinge.
  • 40. Die Weſt-Gothen kommen auch mit groſ - ſer menge in die Roͤmiſche Provincien / vnd gehen durch Thraziam / Griechenland / Jta - lien / Franckreich / in Hiſpanien / da ſie ein be - ſtaͤndig Reich auffrichten / alſo / daß auch Fer - dinandus Catholicus ſich in gerader Liny aus dem Gothiſchen Gebluͤte rechnen koͤndte.
  • 41. So offt ſich die Teutſche Nation wieder die Roͤmer verbunden / ſind vnſer Pommerſche Vorfahren nicht weit davon geweſen.
  • 42. Jn dem Cimbriſchen vnd Teutoniſchen Zu - ge / den die Teutſche hundert Jahr vor Chri - ſti Geburth wieder die Roͤmer vorgenom̃en / ſind vnſere alte Pommern / ſo ſich wegen er - gieſſung des Meeres eines theils von hinnen erheben muͤſſen / auch geweſen.
  • 43. Jn Arioviſti Heer / ſo er wieder die Roͤmer gefuͤhret / ſind auch Merckiſche vnd Pommer - ſche Suevier geweſen.
  • 44. Die Teutſche erwarten Cæſaris Anfall: A - ber er wil es nicht wagen.
  • 45. Auguſtus vnnd Tyberius uͤberwerffen ſich theils in Perſohn / theils durch jhre Oberſten hefftig mit den Teutſchen / koͤnnen gleichwol nicht uͤber die Elbe zu den Sueviern eindrin - gen.
  • 46. Die Roͤmer bekommen vnter den Teutſchen zwene maͤchtige Feinde / Marbott / vnnd Ar - minium.
  • 47. Marbott ſtaͤrcket ſich ſo wol mit anderen Voͤlckern / als mit den Hinter Pommeriſchen Guttonern vnd Vor Pommerſchẽ Sidinern / vnd da er ſicher iſt wegen der Roͤmer / wirdt er von Arminio vnnd ſeinen eigenen Leuten verjaget.
  • 48. Arminius helt ſich xij. Jahr tapfer wieder die Roͤmer / vñ da dieſelbe es in Teutſchland nicht mehr wagen wolten / machet er ſich an KoͤnigMarbott / der jhm in den Kriegen wieder die Roͤmer nicht beygeſprungen war.
  • 49. Cattwald oder Gottwald / ein Gothiſcher Pommeriſcher Fuͤrſt der Suevier / nimbt Koͤ - nig Marbott ſein Schloß in Boͤhmen hin - weg: Wird aber bald darauff von Vibilio ei - nem Hermundnro verjaget.
  • 50. Vañius regieret xxx. Jahr bey den Suevi - ern. Wird hernach / weil er die vhralte Frey - heit anfechten wolte / verjaget / vnd nach jh - me regiereten Vangius vnd Sido.
  • 51. Heſſen / die man Batavos nennet / kriegen wieder die Meißner.
  • 52. Ein new allgemein verbuͤndnuß der Teut - ſchen wieder die Roͤmer zu Domitiani Zeiten.
  • 53. Noch ein allgemein verbuͤndnuß der Teut - ſchen wieder die Roͤmer zu M. Antonini Phi - loſophi Zeiten / worin auch vnſere Suevier vñ Wandalier geweſen.
  • 54. Noch ein allgemein verbuͤndnuß der Teut - ſchen wieder die Roͤmer zun Zeiten deß Key - ſers Valentiniani.
  • 55. Die Longobarden kommen aus Schoͤnen in Pommerland an / nach Pauli Diaconi Ge - zeugnuß / vnd gehen von dañen in vnterſchied - liche Provincen / mit vnſeren Vorfahren be - gleitet.
  • 56. Longobarder ſind gute Freunde der Rugia - ner / vnd ſtreiten gluͤcklich wieder die Heruler / Suevier vnd Gepider.
  • 57. Alboinus der Longobarder Koͤnig / weil er ſein Weib Roſimundam des Gepidiſchen Koͤ - nigs Tochter hoͤnet / kompt vmb ſein leben / vnd Roſimunda bekompt auch jhren Lohn.
  • 58. Das Lombardiſche Reich / ſo Alboinus in Welſchland angerichtet / beſtehet bey cc. Jahr / vnd kan nicht / als durch Teutſchen / nemblich Carolum Magnum / auff gehoben werden.
  • 59. Ruͤgianer ſind in den groſſen Feld-Zuͤgen der Gothen mit fort gegangen / vnd haben ein new Ruͤgen an der Donaw angerichtet.
  • 60. Rugianeꝛ erwehlen in dem newen Ruͤgianer Lande an der Donaw Koͤnige uͤber fich.
  • 61. Odacker der Ruͤgianer Koͤnig nimbt Rom ein / vnd regieret daſelbſt / alß ein Roͤmiſcher vnd Jtalianiſcher Koͤnig xvij. Jahr.
  • 62. Odacker der Ruͤgianer machet Ewald der Brandenburger Koͤnig zu einem Koͤnige in Apulia vnd Sicilia.
  • 63. Odacker zeuhet wieder ſeine eigene Mutter zu Felde / die ihren Stieff Sohn zur Ehe ge - nommen hatte / vnd nimbt die Rugianer von dem Donaw-Strom mit ſich hinweg / vnnd fuͤhret groſſe Kriege in Franckreich vnd Nie - derlandt.
  • 64. Odacker der Ruͤgianer wird von Dieterich von Bern / dem Gothiſchen Koͤnige / hinterli - ſtig erſchlagen. Vnd die Rugianer nebenſt jh - ren Bunds-Genoſſen kommen vnter der Go - then Gewalt.
  • 65. Heruler kom̃en aus Preuſſen in Pommern / von dannen theils in Mechelenburg / theils an die Donaw / vnd ſo ferner.
  • 66. Die Heruler laſſen niemand natuͤrliches todes ſterben / vnd laſſen zweene Koͤnige aus der Jnſel Thule holen.
  • 67. Die Schyrer kommen auch aus Pommer - land / vnd ruͤcken mit den Ruͤgianern in Hun - gern fort.
  • 68. Turcilinger reiſen von der Mechelenburgi - ſchen vnnd Pommeriſchen Grentze theils mit den Rugianern an die Donaw / vnnd ſo fort / theils begeben ſich dahin / da annoch die Thuͤ - ringer wohnen.
  • 69. Vgri haben auch erſtlich am Balthiſchen Meere im Vkerlande gewohnet / vnd ſind mit jhren Landes Leuten in die Roͤmiſche Provin - cien fort gezogen.
  • 70. Jn Pommern ſind etliche Staͤdte / die vor der Wenden Ankunfft erbawet ſeyn.
  • 71. Sicambri oder Francken kommen in die Marck vnd Pommern / vnd jhre Koͤnig Sun - no erbawet Franckfurt an der Oder / vñ Sun - noniam oder Sundam am Außfluß der Oder.
  • 72. Viele Teutſche Nahmen der Staͤdte vnnd Flecken in Pommern / ſo vnter den Wenden ſchon geweſen / ſind ein Beweißthumb / daß anfaͤnglich allhie Teutſche gewohnet haben.
  • 73. Obgeſatzt es wird durch einen Abriß deꝛ oͤrter vnd der Zeit / darin eine jedwedere Geſchicht vorgelauffen iſt / deutlich fuͤrgeſtellet.
Jnhalt des Andern Buchs.
  • 1. VOm alten Teutſchen Pommerlande wenden wir vns zum alten Wendiſchen Pommerlande.
  • 2. Wenden kommen von Riphat / Aßkenetzes Bruder her / vnd ſind allezeit der Teutſchen Nachbahren geweſt / vnd werden Sauroma - vnd Slavi von der Hoheit / Rhumb vnnd Ehre genennet.
  • 3. Schon zu Taciti Zeiten haben ſich etliche Teutſche vnd Sarmatiſche Voͤlcker ſo nahe zu ſammen gethan / das man ſie kaum hat vnter - ſcheiden koͤnnen / vnd ſind die Wenden biß ans Balthiſche Meer gekommen.
  • 4. Die Sarmatiſche Nation dringet allgemach auff allen Ecken ein / inſonderheit / da durch die groſſe Heereszuͤge das Land entbloͤſſet iſt.
  • 5. Der Sarmatiſchen Voͤlcker Freiheit / Wan - del vnd Sittſamkeit hat ſich anderen Voͤlcke - ren angenehm gemacht / inſonderheit in Pom - mern vnd anderen oͤrtern / mit denen ſie graͤn - tzeten.
  • 6. Die Sarmatiſche Nation findet bey den Teutſchen Wiederſtand.
  • 7. Vmbs Jahr Chriſti 540 zu Jornandis Zei - ten ſind die Pommeren vermiſchete Voͤlcker aus Teutſchen vnd Wenden geweſen.
  • 8. Vmbs Jahr Chriſti 1072. vnd hundert Jahr hernach zu M. Adami vnd Helmold Zeiten haben zwiſchen der Oder vnd Weyſſel / Pom - mern; Zwiſchen der Oder vnd Mechelenburg Wilzer gewohnet.
  • 9. Die beruͤhmbte Stadt Rethre an der Peene / vnd jhre Abgott Redegaſt iſt Dithmaro vmbs Jahr Chriſti 1000. bekand geweſen.
  • 10. Die Wilzi oder Loyzer auff beyden ſeiten der Peene ſind in vier Voͤlcker / als Tholenſer / Re - darier / Circipaner vnd Kiziner getheilet ge - weſen.
  • 11. Die Rugianer allein haben vnter den Sla - ven einen Erb Koͤnig vber ſich.
  • 12. Es kan keine gewiſſe Zeit gegeben werden / wann die Slaven in das Pommeriſche Landt gekommen ſeyn / weil ſie nicht mit gewalt hin - ein gebrochen haben.
  • 13. Was man von den Wandaliern beym Cran - tzio / vnd anderen / in den alten Zeiten lieſet / mus man nicht von den Wenden alsfort ver - ſtehen / wie etliche Scribenten zu vnſer Zeit thun.
  • 14. Bey der vermengung der Wandalier vnnd Wenden hat ſich Pommerland mercklich ver - beſſert.
  • 15. Wineta iſt eine von den groͤſſeſten Staͤdten in Europa geweſen / vnd entlich durch Vnei - nigkeit der Buͤrger / vnd ergieſſung des Mee - res vntergangen.
  • 16. Julinum eine groſſe Stadt iſt durchs Fewr aus der Lufft vnd durch Krieg verſtoͤret
  • 17. Arcona vnd Carentz in Ruͤgen vnnd andere vornehme Staͤdte in Pommern ſind zu grun - de gegangen.
  • 18. Teutſchland iſt nach Conſtantini Magni Zei - ten nicht allein wegen der vielen Heereszuͤge / die von den Teutſchen in frembde Laͤnder vor - genommen wuͤrden / ſondern auch inſonder - heit wegen innerlicher vielfaltiger Vneinig - keit / vnd das die Francken es auff der einen ſeyten in dienſtbarkeit ſetzeten / vnd die Sla - ven auff der anderen ſeyten ſich maͤchtig ſter - ckeren / ſehr geſchwaͤchet worden.
  • 19. Slaven bekommen allenthalben in[Teu]tſch - land wiederſtand. Kommen deſſen vngeach - tet in Welſchland: Muͤſſen den Francken Tri - but geben: Vnd nehmen ſich der Sachſen an / die nicht wolten Chriſtiſch werden.
  • 20. Zech ein Croatier richtet in Boͤhmen ein Reich vnter den Slaven an / eben wie ſein Bruder Lech in Polen thete. Doch wirdt in der Hiſtoria dieſer beyden Bruͤder vngleicher Bericht gegeben.
  • 21. Pommern iſt nie vnter Lechi Gebiet gekom - men.
  • 22. Ein Teutſcher Pommeriſcher Fuͤrſt Ruti - ger buhlet vmb das Polniſche Fraͤwlein Ven - da. Kommen aber beyde druͤber vmbs Leben.
  • 23. Die Polen erwehlen Primislaffen aus ei - nem geringen Stande zum Fuͤrſten vber ſich. Aber der hat nichtes mit den Pommern zu - ſchaffen.
  • 24. Carolus Magnus fuͤhret wideꝛ die Pomme - riſche Wilzen an der Elbe Kriege / nimbt Brandenburg ein / verjaget die vnglaͤubige Sachſen / ſtreitet wieder Dennemarck; Kan aber / weil die Pommerſche Wilzen Gottfrie - den dem Koͤnige aus Dennemarck beyſtehen / nichtes außrichten.
  • 25. Ratibor vnd Miroßlaff zweene Pommeri - ſche Fuͤrſten zancken ſich vmb die Regierung / vnnd erwehlen Kaͤyſer Ludovicum 1. zum Scheides-Mann.
  • 26. Evangelium wird in Ruͤgen zun Zeiten Lu - dovici 1. des Kaͤyſers geprediget.
  • 27. Geſtimulus ein Fuͤrſt der Rugianer wirdt von Lothario 1. dem Kaͤyſer erſchlagen / vnd die Jnſul Ruͤgen S. Vito verehret / darin hernach Suantovit an ſtat des lebendigen Gottes iſt verehret worden.
  • 28. Die Mechelburger vnnd andere Wenden wehren ſich tapffer wider die Sachſen / vnnd wider Ludewig den Koͤnig in Germanien.
  • 29. Die Polniſche Scribenten haben wenig Grund / wann ſie ſagen / daß das gantze Land von der Weyſſel biß an die Elbe vor 900. ) (iijJahrenJnhalt des Andern Buchs. Jahren jhren Koͤnigen ſey vnterworffen ge - weſen / vnd daß die Fuͤrſten in Mechelnburg vnnd Pommern ſollen von Vnechten Kebs - weibern Popieli gezeuget ſeyn.
  • 30. Ziemoviti Piaſti Sohn krieget wider die Hin - ter Pommeren: Richtet aber nichts aus. Vnd hernach bleiben die Pom̃eren lange Zeit von den Polen vnangefochten.
  • 31. Die Pommeren / wie auch andere Slavoni - er / nehmen nunmehr / da ſie von den Teut - ſchen Kaͤyſern angefochten werden / Fuͤrſten vber ſich.
  • 32. Die vnglaͤubige Pommern / Daͤhnen vnnd Hungern ſetzen faſt zugleich an die Chriſten in Sachſen vnd da herumb / vnd wird Ham - burg / Bremen vnd andere Oerter vnterſchied - liche mahl verwuͤſtet.
  • 33. Pommern / Mechelenburg vnd Marck / weil ſie den Hungern wider die Teutſchen Bey - ſtand geleiſtet / vnd Brandenburg den Har - lungern abgenommen haͤtten / werden hart von Henrico 1. bekrieget / vnd nach einer har - ten Niederlage zum Chriſtenthumb vnd Tri - but gebracht.
  • 34. Der erſte Marggraff von Brandenburg Siegfried wird von Kaͤyſer Henrico 1. ein - geſetzt.
  • 35. Auff den erſten Thurnier / den Kaͤyſer Hen - ricus 1. hat außgeſchrieben / ſind Barnimb vnnd Wartislaff / zweene Pommerſche Fuͤr - ſten / Meſtiboy ein Fuͤrſt der Wenden / Wis - laff ein Fuͤrſt aus Ruͤgen / vnnd Graff Wer - ner von Guͤtzkow geweſen.
  • 36. Zu Kaͤyſer Ottonis 1. Zeiten ſind die Wen - den ſehr rege. Gero der ander Marggraff zu Brandenburg laͤſſet in einer Gaſterey xxx. vornehme Herren der Slaven erwuͤrgen. Sie erſchlagen dagegen einen Kaͤyſerlichen Obri - ſten Haicam.
  • 37. Die Kaͤyſeriſchen bekommen Brandenburg durch Tugumiri eines Herren der Havella - ner Verraͤtherey in jhre Gewalt / vnd bezwin - gen Pommerland biß an die Oder / wie auch Ruͤgen vnd das Vkerland.
  • 38. Die Pommerſche Redarier leyden eine groſ - ſe Niederlage / da Kaͤyſer Otto 1. vnd Marg - graff Gero wieder ſie zu Felde zog / vnnd ihre Haͤuptſtadt Rhetra wird nebenſt dem Abgott Redegaſt verſtoͤret / vnd jhre Fuͤrſt Stones - gar ermordet.
  • 39. Der Wendiſchen Voͤlcker Vneinigkeit kompt Kaͤyſer Ottoni wol zuſtaten.
  • 40. Koͤnig Haraldus aus Dennemarck nimbt Julin ein: Wird druͤber von Kaͤyſer Ottone 1. geſchlagen / vnd mit ſeinem Sohne Suen - Otto zum Chriſtlichen Glauben genoͤtiget.
  • 41. Die Juliniſchen bekommen Suen Otto den Koͤnig von Dennemarck dreymahl gefangen.
  • 42. Der Chriſtliche Glaube iſt zun Zeiten Kaͤy - ſer Ottonis uͤberall in den Pommeriſchen vnd anderen Laͤndern bekand geweſen.
  • 43. Der Chriſtliche Glaube faͤnget an bey der Wendiſchen Nation zun Zeiten Ottonis des andern vnd dritten vnter Bilung vnd ſeinen Soͤhnen zu wancken / vnd leidet Noth.
  • 44. Kaͤyſer Otto der III. bringet die Slaven ein vnd das ander mahl zum Gehorſamb. Sie a - ber / ob ſie wol durch ſolche Kriege ſehr ge - ſchwaͤchet waren / legen gleichwol die Waffen nicht nieder.
  • 45. Loyzer ſtehen den Boͤhmen wider die Polen bey / zu Kaͤyſer Ottonis III. Zeiten.
  • 46. Kaͤyſer Otto III. giebet Hertzog Boleslaf - fen in Polen den Koͤniglichen Titul / vnd ver - goͤnnet jhme / daß er die Pommeren / Wen - den / Preuſſen vnd Reuſſen zu ſeinem Gehor - ſam bringe. Derſelbe aber kan wenig auß - richten.
  • 47. Kaͤyſer Henricus II. verſuchet es wider die Wiltzen in Vor Pommeren erſtlich mit der ſtrenge / hernach mit guͤte.
  • 48. Die Loyzer oder Lutitier ſtehen Heinrico II. dem Kaͤyſer wider Polen bey / ob ſie noch wol Heydniſch waren.
  • 49. Collberg hatt ſchon im Jahr 1017. einen Chriſtlichen Biſchoff / Reinbernerum / von Haſſeken buͤrtig.
  • 50. Meſtiboy der Mechelnbuͤrger vnd Pomme - ren Fuͤrſte / weil er von Dieterich dem Marg - graffen fuͤr einen Wendiſchen Hund geſchol - ten / vnnd jhme ein Teutſch Fraͤwlein aus Sachſen verſaget ward / verjaget gemelten Marggraffen aus ſeinem Lande / vnd verlaͤſ - ſet den Chriſtlichen Glauben mit der gantzen Wendiſchen Nation. Doch bekennet er ſich im Alter wieder zu demſelbigen / vnnd wird deſſentwegen von ſeinen Vnterthanen ver - jaget.
  • 51. Bey Kaͤyſer Conradi II. Zeiten fallen die Mechelnburger in Sachſen vnnd Hollſtein; Die Lutitier in die Marck / vnd verfolgen die Chriſten ſehr: Werden aber durch Kaͤyſer Conradum gedemuͤtiget.
  • 52. Bela ein Hungriſcher Fuͤrſte / der hernach Koͤnig in Hungern geworden iſt / regieret bey xxxv. Jahren in Hinter Pommeren.
  • 53. Vnter den Lutitiern oder Wilzen erhebet ſich eine groſſe innerliche Auffruhr: Vnd es ruffen etliche wider die anderen die Daͤhnen / Sach - ſen vnd Mechelenburger zu huͤlffe.
  • 54. Die Daͤhnen vnnd Mechelenburger fallen Julin an / vnd erſchlagen Fuͤrſt Ratibor mit acht Soͤhnen: Bleibt aber nicht vngerochen.
  • 55. Die Wendiſche Nation uͤbet groſſe Tyran - ney auffs newe an den Chriſten / wil den Sachſen nach Hertzog Bernhardi Todte nicht mehr Tribut geben / auch von den Mechelen - burgiſchen Fuͤrſten nicht mehr wiſſen / ſondern erwehlet Critonem einen Lutitier / oder ja ei - nen Ruͤgianer / zum General / der biß in Holl - ſtein ſein Regiment erſtrecket / vnd Luͤbeck zur Stadt anleget.
  • 56. Nach Critonis Todte nimbt ſich Razo der Rugianiſche Fuͤrſt des Regiments uͤber die Wendiſche Nation an. Aber der Mechelbur - giſche Fuͤrſt Heinrich wehret ſich tapffer / vnd thut einen Einfall in Pommern.
  • 57. Suantibor / der Pommerſchen Fuͤrſten Stamm / iſt nicht einer aus des Polniſchen Leſci Nachkommen / auch nicht aus einem ver - meineten Polniſchen Geſchlechte der Greiff -Herren / ſondern aus Teutſchem / Gothiſchem / Wandaliſchem Gebluͤthe entſproſſen.
  • 58. Sieben Greiffen / ſo von ſteben Pommer - ſchen Provincen in jhrem Wapen / zweiffels ohne zum Zeichen der Freyheit / gefuͤhret wer - den / zeigen an / daß ſolche Provincen alle zu einem Volcke / vnd zwar Pommeriſchen Ge - bluͤtes muͤſſen gehoͤret haben.
  • 59. Die ſieben freye Pommeriſche Provincen haben in vorfallender Kriegeszeit aus den vornembſten Geſchlechtern einen Fuͤrſten er - wehlet / vnd ſolche Dignitaͤt iſt endlich erblich geworden.
  • 60. Man findet viele Pommeriſche Fuͤrſten vor Suantiboro in den Hiſtorion / die theils vn - ter ſeine Vorfahren vnd Anherren gehoͤren.
  • 61. Pommeren werffen ſich wegen der Grentze weidlich mit den Polen herumb / verthedigen dz Schloß Nakel / vnd helffen Spingnew / des Polniſchen Hertzogen Vladißlai Sohn / wie - der zum Lande / vnd thun einen vergeblichen Verſuch an Zantock.
  • 62. Hertzog Boleßlaff aus Polen belagert Coll - (berg.
  • 63. Fuͤrſt Suantibor aus Pommern wird von ſeinen Vnterthanen gefangen / vnnd dieſelbe tragen die Vormundſchafft ſeiner vier jungen Printzen Critoni auff.
  • 64. Der Polniſche Feld-Herꝛ Scarbimir wird von den Pom̃eren geſchlagen / vnd die Polen verbinden ſich mit den Daͤhnen wider Pom - meren / fallen ſie von beyden ſeiten an / vnd es kompt Nicolaus der Koͤnig von Dennemarck mit dem Polniſchen Hertzog Boleßlaffen fuͤr Vſedom zuſammen.
  • 56. Die vier Junge Pommeriſche Fuͤrſten / vn - ter denen Wartißlaff / als der aͤltiſte / die Re - gierung fuͤhret / ſtellen nach jhres Vatern Suantibori Todte alles ſehr kluͤglich an.
  • 66. Die Polniſche Kriege gehen wieder an / es kommen die Pom̃ern biß an Gnieſen / nehmen den Archidiaconũ Martinum gefangen / vnd entfuͤhren etlichen Kirchenſchmuck / den ſie doch durch GOttes geſtrenge Vrtheil muͤſten wieder geben.
  • 67. Die vier junge Pommerſche Fuͤrſten theilen das Land / vnd die Hinter Pommeren treffen zweymahl vngluͤcklich mit den Polen.
  • 68. Hertzog Boleßlaff aus Polen kompt vbers Eyß nach Stetin / bringet ſie zum Tribut / fuͤhret viel junge Leute mit ſich hinweg / die er zum Chriſtlichen Glauben gewehnete / vnd giebet dem einen Pommerſchen Fuͤrſten Ra - tibor ſeine Tochter / den anderen Suantipolck / der ſich nicht bequemen wolte / leget er gefan - gen.
  • 69. Der Chriſtliche Glaube wird in Pommern erſtlich von Bernhardo einem Muͤnche / her - nach mit beſſerem Fortgange von Biſchoff Otten geprediget.
  • 67. Julin vnd Stetin weltzen ſich wiederumb in den vorigen Koth des Aberglaubens.
  • 68. Fuͤrſt Wartislaff vnd Biſchoff Otto / der zum andern mahl in Pommern kam / treiben den Chriſtlichen Glauben gar eyferig.
  • 69. Ein Heydniſcher Pfaffe erreget zu Woll - gaſt einen Tumult wegen des Chriſtlichen Glaubens / kan den Lauff des Evangelij da - durch nicht verhindern.
  • 70. Marggraff Albrecht / deſſen Vater Otto der Reiche / ein Fuͤrſt von Aſcanien / durch ſeine Tapfferkeit die Marck erlanget hette / ſchaffet aus der Marck alles / was Wendiſch vnd Heydniſch iſt / ab / vnd leſſet ſich das Chriſt - liche Reformationwerck Biſchoff Otten wol - gefallen.
  • 71. Biſchoff Otto beredet den Fuͤrſten / das er Schulen fuͤr die Jugend anrichtet / vnd Wol - lin zum Biſchoffs Sitze verordnet / vnd kompt in ſeiner letzten Viſitation der Kirchen in vn - terſchiedliche Gefahr.
  • 72. Die Vnglaͤubige Preuſſen / haſſen die be - kehrte Pommern.
  • 73. Der fromme Fuͤrſt Wartißlaff wird zur Stolp in Vor-Pommern durch einen vnglaͤu - bigen Lutitier erſtochen. Sein Bruder Ra - tibor nimpt die Vormundſchafft ſeiner bey - den pumuͤndigen Soͤhne auff ſich.
  • 74. Durch jnnerliche Vnruhe der Fuͤrſten aus Mechelenburg bekompt der Koͤnig aus Den - nemarck den Nahmen vnd Titul eines Koͤni - ges der Wenden.
  • 75. Razo / Fuͤrſt aus Ruͤgen / ſpricht der Wayren Land fuͤr das ſeinige an / vnd bringet es mit der Stadt Luͤbeck ſo weit / das ſie mus an ei - nen andern Ort verleget werden.
  • 76. Als die Fuͤrſten aus Mechelenburg hefftig wider die Chriſten wuͤten / nehmen die Saͤch - ſiſchen Biſchoͤfe vnd Fuͤrſten nebenſt dem Koͤ - nige von Dennemarck einen Zugk wider die vnglaͤubige Slaven fuͤr / vnnd drauff wird Ruͤgen vberall bekrieget.
  • 77. Vnterſchiedliche Regierungen in Pommern zu einer Zeit nach Ratibort Todte.
  • 78. Die Dennemaͤrckiſche Kriege wider Ruͤgen vnd Mechelenburg gehen noch jmmerfort / vnd die Pommeriſche Fuͤrſten nehmen ſich der verjageten Fuͤrſten aus Mechelenburg an.
  • 79. Der Koͤnig von Dennemarck Woldemar verbindet ſich mit Hertzog Heinrich dem Loͤ - wen / dem maͤchtigſten Fuͤrſten in Teutſch - land / vnd Marggraff Albrechten / wider Pommern / vnd kommen viele Fuͤrſten fuͤr Demmin / aber die Pommeren wehren ſich tapfer.
  • 80. Der Koͤnig von Dennemarck ſchiffet in Hin - ter Pommern / leget Fuͤrſt Zubißlaffen zu wi - dern das Schloß Dantzig auff. Aber derſel - be nimpt ſolches bald drauff ein / vnd zeucht den vnbemawreten Flecken Dantzig in eine Stadt zuſammen.
  • 81. Der Krieg wendet ſich von den Pommern auff die Rugianer / die bißhero dem Koͤnige aus Dennemarck beygeſtanden haben.
  • 82. Ruͤgen wird mit gewalt zu Chriſto gezogeu.
  • 83. Die Fuͤrſten aus Pommeren kommen auffs newe mit dem Koͤnig in Dennemarck in die Haare / vnd derſelbe kompt durch das friſche Haff biß an Wollin vnd Cammin. Kan aber nichts außrichten.
  • 83. Das Biſchoffthumb wird von Wollin nach Cammin verleget.
  • 84. Der Koͤnig aus Dennemarck vnd Fuͤrſt aus Ruͤgen legen ſich fuͤr Wollin: Hertzog Hein - rich aus Sachſen fuͤr Demmin. Koͤnnen aber nichtes außrichten.
  • 85. Fuͤrſt Jaromar aus Ruͤgen / nimbt den Pom - mern Barth / Grim̃en / Tribbeſees / vnd kompt mit Koͤnig Woldemar fuͤr Stettin / dieſelbe Stadt aber wendet den Krieg von ſich durch eine Geldſtewr ab.
  • 86. Die Pommerſche Fuͤrſten begeben ſich aus Reich / vñ werden von Kayſer Friderico Bar - baroffa zu Hertzogen des Reichs gemachet.
  • 87. Caſimirus ein loͤblicher gerechter Fuͤrſt / vnd ein beſonderer Feind der Straſſen Raͤuber / ſtirbt.
  • 88. Bogißlaus I. leſſet ſich durch den Kaͤyſer wi - der die Daͤhnen ins Gewehr bringen / leydet aber druͤber durch einen Schiffbruch vnſaͤgli - chen Schaden.
  • 89. Der Koͤnig in Dennemarck faͤllt in Pomme - ren / vnd da er Wollgaſt vnd Vſedom nicht gewinnen kan / verſtoͤret er Wollin / vnd ſie - gelt durch die Swyne darvon.
  • 90. Die Vor - vnd Hinter Pommeriſche Fuͤrſten kommen in Streit wegen Belgard.
  • 91. Die Hinter-Pom̃eriſche Fuͤrſten in Pome - rellia verfallen alle biß auff Meſtowyn / deme die Daͤhnen das Schloß vnd Stadt Dantzig abnahmen / vnd es xvij. Jahr einbehielten.
  • 92. Suantipolck / Meſtowini Sohn / bekompt mit den Polen / wegen geforderter Lehens - Pflicht zuthun / vberfaͤllet Leßcum / jhren Her - tzog / breuget jhn vmbs Leben / vnd erhelt eine Schlacht wieder Wladißlaum.
  • 93. Der Teutſche Orden der Creutz Herꝛen kompt von geringem Anfang zu groſſem Anſehen / vnd begiebet ſich endlich in Preuſſen.
  • 94. Suantipolck iſt anfaͤnglich auff des Ordens ſeyte / daruͤber wird er von den Preuſſen ſo wol als Polen vberfallen.
  • 95. Der Orden wendet ſich von Suantipolcken zun Polen. Drumb bringet Suantipolck die Preuſſen auff die Beine / wird jhre Feld Her - re / vnd bringet den Orden faſt auff die Neige.
  • 96. Der Baͤpſtliche Geſandte bemuͤh[e]t ſich Frie - de zwiſchen Suantipolcken vnd dem Orden zu ſtifften. Nichtes deſtoweniger gehet der Krieg fort / bis endlich die Friedens Hand - lung geſchloſſen wird.
  • 97. Der Krieg zwiſchen Suantipolcken vnnd dem Orden gehet auffs newe an.
  • 98. Suantipolck were faſt durch einen Hofe - Poſſen vmbs Leben kommen.
  • 99. Dem Kriege wider den Orden wird nach - geſetzet / biß endlich nach vielen Handelun - gen ein Friede getroffen wird.
  • 100. Weil drey Bruͤder des Suantipolcken jh - re Antheil am Pommerlande dem Orden ge - ſchencket hatten / als entſtehet dannenher groſſe Vnruhe.
  • 101. Suantipolcks Kinder Wartißlaff vnd Me - ſtowyn werden vneins wegen der Landthei - lung.
  • 102. Wartißlaff verſetzet die Stadt Dantzig Conrado dem Marggrafen von Branden - burg / zum Vnterpfand / daruͤber entſtehet groſſe Vnruhe.
  • 103. Der Orden uͤberzeucht Meſtowyn wegen der Laͤnder / ſo jhme von den dreyen Bruͤdern des Suantipolcken auffgetragen waren / vnd bekompt druͤber / auff Vnterhandlung eines Baͤpſtlichen Geſandten / einen Fuß in Pom - mern.
  • 104. Meſtowyn der letzte Pommeriſche Fuͤſt in Hinter Pommern / weil er keinen Erben hat / vermachet / aus ſeiner Vnterthanen Begeh - ren / ſein Land dem Hertzogen aus Polen Pri - mißlao / der ſich hinfort einen Koͤnig zunen - nen anfieng.
  • 105. Die Fuͤrſten aus Vor Pommern wollen jh - re Recht an Hinter Pommern ſchuͤtzen / neh - men Belgard ein / vnnd verderben Ruͤgen - wald.
  • 106. Der Fuͤrſt aus Ruͤgen / vnd der Fuͤrſt aus Mechelenburg / beyde Eydame Hertzog Me - ſtowyns / wenden auch jhre Gerechtigkeit an Hinter Pommern fuͤr / vnd nehmen Ruͤgen - walde vnd Schlawe ein.
  • 107. Peter Schwentze felt von den Polen ab / vnd uͤbergiebet Hinter Pommern dem Marg - grafen von Brandenburgk. Daruͤber bekomt der Marggraff erſtlich / hernach der Orden / die Stadt vnd Schloß Dantzig ein / vnd wird das gantze Land von der Weyſſel biß an die Stolpe vom Orden eingenommen.
  • 108. Der Orden fehret liſtig / vnd kaͤuffet dem Marggrafen Woldemar Pommeren ab / biß an die Stolpe.
  • 109. Wartißlaff der Vor Pommeriſche Fuͤrſt / nimpt dem Marggrafen das Theil an Hin - ter Pommern / von der Stolpe an / hinweg.
  • 110. Der Koͤnig aus Polen / vnd der Orden han - delen erſtlich in guͤte. Es bekompt der Koͤnigein gut Vrtheil / hernach wird der Krieg fort - geſetzet / vnd biß in die Marck gebracht.
  • 111. Stolpe wird dem Orden verpfaͤndet / aber bald wieder geloͤſet.
  • 112. Der Orden wird vom Koͤnige aus Polen geſchlagen.
  • 113. Preuſſen vnd Pommerellia fellet vom Or - den ab zun Polen / vnd der Hochmeiſter leget endlich des Ordens Habit ab / vnd wird ein Hertzog uͤber Preuſſen.
  • 114. Die Pommerſche Fuͤrſten haben in kurtzer Zeit viele reiche Kloͤſter vnd Stiffter / ſo daß - mahl rechte Schulen vnd Pflantz-Garten der Kirchen waren / angerichtet.
Jnhalt des dritten Buchs.
  • 1. NAch Beſchreibung des Wendiſchen Pommerlandes iſt das Saͤchſiſche Pom - merland noch uͤbrig / in ſeinen Haͤndelen vnd Geſchichten zu entwerffen.
  • 2. Jn Vor Pommern bawen ſich zwey Fuͤrſtli - che Haͤuſer aus Ratibori vnd Wartißlai Ge - bluͤte. Aber Ratibori Geſchlecht in Stetini - ſcher Regierung verfaͤllet endlich.
  • 3. Wartißlai Geſchlecht theilet ſich auch durch Caſimirum vñ Bogißlaum in zweene Staͤm - me. Aber Caſimirs Nachkommen verfallen auch / vnnd alſo kompt das gantze Saͤchſiſche Pommerland auff Bogißlai Erben.
  • 4. Bogißlaus 1. bringet den verjageten Me - chelnburgiſchen Fuͤrſten Nicolotum mit be - wapueter Hand wieder zu Land vnd Leute.
  • 5. Bogißlai I. Soͤhne Caſimirus II. vnnd Bo - gißlaus II. verſchreiben viele von Adel vnd Vnadel aus den Teutſchen vnnd Saͤchſiſchen Laͤndern vnd Staͤdten / das ſie Pommerland beſſer bawen / vnnd in groͤſſer Auffnehmen bringen moͤchten.
  • 6. Wenden vnd Sachſen koͤnnen ſich in Pom -mern mit einander nicht vertragen / vnd ei - ner wil den andern zu keinen Ehren Emptern geſtaten.
  • 7. Jn Ruͤgen wird die Wendiſche Sprache ab - geſchaffet / vnnd Jaromar der Ruͤgianiſche Fuͤrſt bawet die Stadt Strallſund.
  • 8. Die Pommerſche Fuͤrſten wollen den Baw der newen Stadt Strallſund verwehren / ſte - cken ſie auch mit Fewr an: Nichts deſto we - niger wird ſie 21. Jahr / nach deme ſie ange - fangen iſt zu bawen / von Witzlaffen Jaro - mari Sohn vollends außgebawet.
  • 9. Der Krieg zwiſchen Marck vnnd Pommern gehet wegen der Landgraͤntze an / vnnd die Pommern thun aus dem Schloſſe Kenitz an der Oder etliche Außfaͤlle. Dargegen bawet der Marggraff Aderberg.
  • 10. Gantz Pommerland kompt auff Barni - mum I.
  • 11. Barnimus I. iſt in erbawung vnterſchied - licher Staͤdte / vnd das Land mit Kirchen vnd Kloͤſtern zuverbeſſern / ſehr embſig.
  • 12. Als Heinrich der Grafe von Schwerin Koͤ - nig Waldemarum mit ſeinem Sohne durcheineJnhalt des Dritten Buchs. eine Behaͤndigkeit gefangen nimbt / vnd jhn zwey Jahr in hafft helt / begeben ſich die Holl - ſteiner vnd Luͤbecker von den Daͤhnen an das Reich / vnd Barnimus I. nimbt dem Rugia - niſchen Fuͤrſten / der nun keinen Beyſtand aus Daͤnnemarck haͤtte / Loytz vnd Demmin ab.
  • 13. Barnimus I. vnd die Mrrggrafen zu Bran - denburg kriegen vmb das Pommerſche Land / das man jetzund die Newmarck heiſſet / vnd endlich wird ein groß Theil der New vnd V - kermarck ſampt der Stadt Prentzlow zũ Hey - raths Gelde dem Marggraffen uͤberlaſſen.
  • 14. Die Kriege gehen zwiſchen der Marck vnd Pommeren wegen der Hinter Pommerſchen Fuͤrſten wieder an / vnd die Maͤrcker machen Beute im Collbatziſchen vnd Camminiſchen. Barnimus I. nimbt Drießden dagegen hin - weg.
  • 15. Nach Barnimi I. todte erobert Marggraff Albrecht Stargard vnnd Bernſtein / welche daßmahl eine Pommerſche Stadt war. Aber Barnimi Soͤhne bemaͤchtigen ſich der Stadt Stargard wiederumb / vnd bekommen auch durch guͤthliche Vnterhandlung Bernſtein wieder in jhre Gewalt.
  • 16. Stavenhagen wird Nicolao dem Fuͤrſten von der Werle von den Pommerſchen Hertzo - gen zu Lehen eingegeben. Doch weil derſelb bald darauff ſeiner Vettern Land einnahm / die ſich wieder jhren Vater vergrieffen hetten / das er druͤber vmbs Leben gekommen / nimbt ſich Bogißlaus IV. aus Pommern vnd Witz - laff aus Ruͤgen / der vertriebenen Fuͤrſten an / aber vmbſonſt. Dann ſie muſten als Vater - Moͤrder im Elend ſterben.
  • 17. Zachan vnd etliche Doͤrffer kommen aus der Creutzherren Haͤnde an Pommern: Treptow an der Rega wird zur Stadt auffgeleget.
  • 18. Barnimus II. wird von Vidantz Muckerwi - tzen / an deſſen Weibe er ſich vergriffen / in der Vkermuͤndiſchen Heyde erſtochen.
  • 19. Pommern wird getheilet vnter Barnimi I Soͤhne / vnd Bogißlaus IV. bekompt dz Her -tzogthumb Pommern vnd Wollgaſt: Otto I. das Hertzogthumb Stettin. Vnd beyde Her - tzogthuͤmbe beſtehen bey 170. Jahr in gutem Flor.
  • 20. Otto I. der Stetiniſche Hertzog erhelt einen Sieg wider die Marck / bringet die Peene in den Verchiſchen See / giebet der Tempelher - ren Guͤter als Roͤrich / Panſin vnnd andere mehr vmb Wildenburch gelegene Oerter den Rodiſer Herren oder S. Johannis Orden: Bringet auffs newe Bernſtein an ſich / vnd verbeſſert das Land allenthalben.
  • 21. Als die Stamlinij der erſten Marggrafeu abgehet / reiſſet ein jeglicher von der Marck zu ſich / was jhme zum naͤheſten gelegen / vnd alſo brachten die Pommeren Prentzlow vnd Paſewalck / welcher Oerter ſich die Mecheln - burger bemaͤchtigen wolten / wieder an ſich.
  • 22. Kaͤyſer Ludewig V. giebt ſeinem Sohne Lu - dovico die Marcke / vnd auch / weil die Pom - merſche Hertzogen angegeben wurden / das ſie die Lehen nicht geſuchet haͤtten / das Hertzog - thumb Pommern / das es von den Marggra - fen ſolte zu Lehen getragen werden.
  • 23. Die Pommerſche Hertzogen wollen mit dem Außſpruche Kaͤyſer Ludovici V. nicht zufrie - den ſeyn / auch legen ſich die Staͤnde des Rei - ches darzwiſchen / vnd wird es endlich theils mit Waffen / theils mit guͤthlicher Handlung dahin gebracht / dz die Pommern jhren Stand im Reiche behielten / vnd Ludewig der Marg - graff mit dem Angefaͤlle zufrieden war.
  • 24. Hertzogk Barnim III. hat mit den Maͤrckern vnd Mechelenburgern zugleich zuthun / vnd erhelt wider beyde einen Sieg: Hernach wird Friede.
  • 25. Barnimus III. bricht das Schloß der Thuͤ - ne / Kick in die Peene genant / in grund / vnd fuͤhret das alte verfallene Schloß Wollgaſt auffs newe auff.
  • 26. Churfuͤrſt Ludewig ſamlet auffs newe ein groß Volck wieder Pommern. Aber Hertzog Barnimus III. mit ſeinem Beyſtande erhelt) () (ijabermahlJnhalt des Dritten Buchs. abermahl eine anſehnliche Victorij am Crem - mer Thean.
  • 27. Biſchoff Friederich von Cammin / ein ge - borner von Eickſtaͤdten / nach deme er vor die Hertzogen tapfer gefochten / wird Vnterhand - ler zwiſchen jhnen vnd dem Churfuͤrſten / vnd es ergehet eine Kaͤyſerliche Confirmatton v - ber den getroffenen Vertragk.
  • 28. Churfuͤrſt Ludewig entfuͤhret Wenceßlao des Koͤniges aus Boͤhmen Sohne ſeine Brant: Derowegen / vnd vmb anderer Vr - ſachen willen / wirdt ein Bund wieder das Hauß Baͤyeren gemacht.
  • 29. Jeckel Rehebock ein Muͤller / ſonſt Menike von Belitz genant / wird auffgeſprochen / das er ſich fuͤr den verſtorbenen Marggraffen Waldemarum außgiebt / vnd weil jhme vn - terſchiedliche Fuͤrſten helffen / wird jhme / auß - genommen drey Staͤdte / von der gantzen Marck gehuldiget.
  • 30. Da Jeckel Rehebock ſeine Comædij in der Marck ſpielet / greiffet Hertzog Barnimb auch die Vker: vnd Newemarck an / vnd Churfuͤrſt Ludewig wird zu Franckfurt an der Oder von jhme vnd vielen Fuͤrſten belagert.
  • 31. Kaͤpſer Ludovicus V. der Baͤyer wird in den Bann gethan / vnd an ſeine ſtatt obgemelter Wenceßlaus aus Boͤhmen / hinfort Carolus IV. genant / zum Kaͤyſer erwehlet: Vnd der - ſelbe belehnet die Hertzogen aus Pommern mit des Reiches Scepter.
  • 32. Churfuͤrſt Ludewig / als die Belagerung vor Franckfurt auffgehaben war / uͤbergiebt nach ſeines Vaters Todte Ludovico dem Roͤmer ſeinem Bruder die Marck.
  • 33. Mach Jeckel Rehebocks Todt gehet der krieg noch jmmerfort. Hertzog Barnimb / als der Churfuͤrſt von Sachſen vnd der Fuͤrſt von Anhalt Paſewalck vnd Prentzlow ſich vnter - worffen / vertraͤget ſich mit Ludewig dem Roͤ - mer / vnd jaget die Mechelburger aus Vor - Pommern / die daſelbſt viele Staͤdte einge - nommen haͤtten / vnd bekompt endlich auchPaſewalck wieder / die hinfort Pommerſch ge - blieben iſt.
  • 34. Die Hertzogen aus Pommern helffen Lude - wig dem Roͤmer die Marck wieder erobern / empfahen die Lehue vnter des Reichs Sce - pter zu Prage / laſſen alle Entfrembdungen der Pommerſchen Laͤnder eaſſieren / bekom - men etliche Oerter in Dennemarck zum Vn - terpfand / machen einen beſtaͤndigen Fried mit Mechelenburg vnd den Fuͤrſten von der Werle / vnd bekommen die Graffſchafft Guͤtz - kow.
  • 35. Jn Pommern werden ſehr vornehme Ade - liche Schloßgeſeſſene Geſchlechter gefunden / die nicht allem gewiſſe Erb Aempter / ſondern auch Adeliche Affter-Lehenleute / vnter ſich haben / vnd vorzeiten noch in groͤſſerem An - ſehen geweſen ſeyn.
  • 36. Die Graffen von Eberſtein ſind aus dem Braunſchweiger Lande in Pommern gekom - men / vnd haben von Hermanno dem Biſch - offe von Cammin jhrem Mutter Bruder die Herꝛſchafft Newgarten eindekommen.
  • 37. Barnimus III. entſetzet Paſewalck / ſo von Marggraff Ludewig dem Roͤmer auffs newe belagert war / machet etliche Verfaſſungen wieder die Straſſen Raͤuber / ſtifftet die Car - thaus fuͤr Stetin / vnd ſtirbt / nach dem er den Nahmen erlanget / das man jhn Bar - nimb den Groſſen geheiſſen.
  • 38. Barnimi des groſſen Soͤhne werden auffs newe von Churfuͤrſt Ludovico dem Roͤmer wegen der Vkermarck feindlich angefallen: Sie aber fallen dargegen in die Newmarck / nehinen Noͤrinberg vnd Lippene hinweg / vnd belagern Koͤnigsberg. Daruͤber wird Caſimi - rus IV. toͤdlich geſchoſſen / vnd ſtirbt. Endlich wird ein Vertrag zu Roͤrich geſchloſſen.
  • 39. Svantiborus III. Barnimi des groſſen Sohn bekompt durch Heurath Koͤnigsberg in Francken / vnd durch Krleg die Herꝛſchafft derer von Biberſtein Beſekow vnd Storckow.
  • 40. Die Marck kompt von den Baͤyer FuͤrſtenauffJnhalt des Dritten Buchs. auff Wenceßlaum vnnd Sigißmundum die Boͤhmen / wird Procopio vnnd Jodoco den Marggraffen aus Maͤhren / wie auch Wil - helmo dem Marggraffen aus Meiſſen / ver - pfaͤndet / vnnd endlich Marggraff Friederi - chen von Nuͤrnberg gar eingereumet / bey deſ - ſen Nachkommen ſie annoch iſt.
  • 41. Otto II. vnd Caſimirus VI. haben in Ste - tiniſcher Regierung mit Churfuͤrſt Friderich viele zuthun. Daruͤber gehet ein Treffen auff dem Thamme zu Cremmen fuͤr / vnnd New - Angermuͤnde / Prentzlow vnd andere Oerter werden den Pommern abgenommen.
  • 42. Otto II. vnd Caſtutirus VI. Klagen beym Kaͤyſer: Als ſie damit nichtes außrichten / nehmen ſie Prentzlow wteder ein / behaltens aber nicht uͤber drey Jahr.
  • 43. Eine Erbeinigung wirdt zwiſchen Marck vnd Pommern getroffen: Vnd drauff wird der Hußitiſche Krieg auch biß in die Marck vnd Pommern gefuͤhret.
  • 44. Zu Stetin iſt groſſe Vnruhe / vnd der Alte Raht wird abgeſetzet / vnd zweene Becker zu Caͤmmerern gemachet: Bekommen aber we - gen angerichteter Auffruhr jhren Lohn. Vnd in der Stadt wirdt von Caſtmiro VI. ein Schloß auffgeleget: Doch bald wiederumb abgebrochen.
  • 45. Streit zwiſchen dem Apt von Belbuck vnd den Man Teuffeln.
  • 45. Die Stetiniſche Linij der Pommerſchen Fuͤrſten gehet ab mit Ottone III. Joachimi Sohn.
  • 46. Jn der Wollgaſtiſchen Regierung / die in der Theilung Bogißlao IV. zugefallen war / wird das Land Ruͤgen vom Ruden abgeriſ - ſen / vnd dz Newe Tieff durch einen Sturm - wind gemachet.
  • 47. Wartißlaus IV. leſſet den Ancklamiſchen ſteinernen Tham verfertigen / uͤbergiebt ſein Schloß zu Ancklam den Muͤnchen zum Clo - ſter / vnd ſchlegt ſein Hofflager zu Belgard an / bawet Newen Stettin / vnd bringet ein Theil von Hinter Pommern an ſich.
  • 48. Das Fuͤrſtenthumb Ruͤgen koͤmpt auff die Hertzogen von Pommern. Worbey erzehlet wird / was fuͤr Fuͤrſten in Ruͤgen regieret / was ſie fuͤr Kriege gefuͤhret / wie ſie Strall - ſund erbawet / vnd hernach auch mit derſel - ben in Streit gerathen ſeyn / vnnd ſie mit huͤlffe zweyer Koͤnige vnnd vieler Fuͤrſten / aber vmbſonſt / belaͤgert haben.
  • 49. Nach Wartißlai IV. Todte werden ſeine vnmuͤndige drey Soͤhne ſehr von den Me - chelnburgiſchen Fuͤrſten angefochten / vnd jh - nen Barth / Grimmen / Loytz vnd Tribeſees abgenommen. Die Staͤdte aber / vnd inſon - derheit Greyffswald / nehmen ſich jhrer auffs getreweſte an / vnnd erobern die verlohrene Oerter wiederumb.
  • 50. Greyffswald vnd andere Staͤdte erlangen wegen jhrer geleiſteten Dienſte vnnd Trewe gegen die junge Printzen newe Privilegia.
  • 51. Wartißlai IV. Soͤhne Bogißlaus V. Bar - nimus IV. vnd Wartißlaus V. (den man ſonſt Pater Noſter geheiſſen) empfangen die Lehen von Carolo IV. vnd ſchuͤtzen jhre Land beſter maſſen wider die Fuͤrſten von Mechelenburg / die nochmahlen wegen des Fuͤrſtenthumbs Ruͤgen Krieg anfiengen.
  • 52. Bogißlai V. Tochter Eliſabetha wird Ca - tolo IV. beygeleget / vnd aus jhr Sigißmun - dus der Kaͤyſer gezeuget.
  • 53. Nach deme ein groſſer Wallfiſch bey Wine - ta anſtrandete / ſtirbt Barnim9 IV. vnd es er - hebet ſich abermahl ein Krieg wider Mecheln - burg / darin Pommern vnterlieget.
  • 54. Die Wollgaſtiſche Regierung wird weiter getheilet / alſo das wol fuͤnff Regierungen drinnen endlich worden ſind.
  • 55. Barnimus VI. vnd Wartißlaus VII. vnd VIII. tummeln ſich woll in der Welt herumb.
  • 56. Gantz Vor Pommern / ſo weit ſich die Woll - gaſtiſche vnd Ruͤgianiſche Regierung erſtre - cket / kompt auff Waꝛtißlaum IX.
  • 57. Die gantze Wollgaſtiſche / Rugianiſche / Hin - ter Pommerſche vnnd Stetiniſche Regierung) () (iijwirdJnhalt des Dritten Buchs. wird auff Erici II. Familij geerbet / vnd zwar auff Bogißlaum X.
  • 58. Bogißlaus VIII. vnd ſein Sohn Bogißlaus IX. bekommen mit dem Stifft Cammin / vnd mit Nicolao / Magno vnd Siegfrido / den Bi - ſchoffen / zuthun / vnd es ergehet druͤber wieder ſie Bann vnd Acht.
  • 59. Ericus I. ein Hertzog in Hinter Pommern Wollgaſtiſcher Linij / wird ein maͤchtiger Koͤ - nig dreyer Koͤnigreiche in Schweden / Den - nemarck vnd Norwegen.
  • 60. Koͤnig Erich will die jhme vertrawete Rei - che vermehren / vnnd mus deßwegen groſſe Kriege mit den Hollſteinern fuͤhren.
  • 61. Koͤnig Erich iſt auff keiner vnrechten Sache befunden / heurathet Philippam des Koͤniges aus Engelland Tochter / reiſet zum Kaͤyſer vnd zum heiligen Grabe / bekompt drauff mit den Seeſtaͤdten zuthun / vnd verſuchet es ver - gebens an Strallſund.
  • 62. Koͤnig Erich wird von Schweden ſo wol / alß Daͤhnen angefeindet / zeucht drumb auß den Reichen hinweg / vnd / da er in vielen dingen wieder Billigkeit beſchuldiget / weiß er ſeine Vnſchuld wol handzuhaben / vnd an den Tag zubringen.
  • 63. Koͤnig Erici Baarſchafft wird auff Sophi - am Bogißlai X. Mutter geerbet: Seine Landſchafften in Pommern theilen die Her - tzogen in Pommern / als naͤheſte Vettern vn - ter ſich.
  • 64. Ein Poltergeiſt bringet einen Kuͤchen Bu - ben zu Loytz vmb.
  • 65. Zu Ancklam vnnd Strallſund iſt groſſe Auffruhr.
  • 66. Pantelitz ein reicher Geitzhalß erhencket ſich ſelbſt.
  • 67. Hertzog Wilhelm von Gellern wird zur Schlawe gefangen.
  • 68. Der Haſen / Panſyne vnd Gryben Raub - ſchloͤſſer werden verſtoͤret.
  • 69. Arnshope auff dem Darz von den Roſto - ckern geſchleiffet.
  • 70. Vitallien Bruͤder vnnd Linckendeler oder See Raͤuber thun groſſen Schaden.
  • 71. Die Tonnen Gefaͤngnus / derer ſich die See - Raͤuber gebraucht / wird wieder ſie ſelbſt von den Sundiſchen gebraucht.
  • 72. Claus Stoͤrtebecke vnnd Godecke Micheel werden mit anderen See Raͤubern gefangen.
  • 73. Demminiſche Fewrsbrunſt entſtehet durch einen gottloſen Fluch.
  • 74. Curt Bonaw der Oberſte Pfarheꝛ zum Strallſund richtet wegen der kleinen kupfer - nen Pfenninge zu Strallſund einen groſſen Lerm an: Daruͤber werden etliche Prieſter von den Buͤrgern verbrandt / vnd kompt die gantze Stadt in des Bapſtes Bann.
  • 75. Bemelter Curt Bonaw wird von Degener Bugenhagen erſtochen: Denſelben bringet auff geheiß der Fuͤrſtinnen Vicke Behre wie - der vmbs Leben. Aber derſelbe wird deßwe - gen von den Strallſundiſchen vnd Greiffs - waldiſchen verfolget / vnd erſaͤuffet endlich im Waſſer.
  • 76. Ein Exempel / wie der Mißbrauch groſſes Reichthumbs mit euſſerſter Armuth geſtraf - fet iſt: Dabey auch zugleich von einem Auff - ruhr zu Stettin.
  • 77. Paſewalck wird außwendig mit Feinden / vnd inwendig mit Verraͤtherey geaͤngſtiget. Bleibet nichtes deſto weniger in der Pomme - ren Haͤnde / vnd die Buͤrger drinnen bekom̃en 200. Prentzlowiſche gefangen.
  • 78. Zu Collberg iſt vnruhe zwiſchen der Stadt vnd den Thumherren.
  • 79. Wartißlaus IX. bekompt mit den Mecheln - burgern zuthun wegen der Außſtewr eines Fraͤwleins von der Werle.
  • 80. Otto Fuege richtet ſolche Haͤndel zum Strallſund an / dadurch das gantze Land er - ſchuttert / er auch ſelbſt vnd ſeine gantze Fa - milij vntergangen iſt.
  • 81. Die Academij zu Greyffswald wird geſtiff - tet / vnd Erico II. vnnd Wartißlao X. die Schloͤſſer vnd Aempter Lowenburg vnd Buͤ -tow zuJnhalt des Dritten Buchs. tow zu Schloßglauben von Koͤnig Caſimirs eingeantwortet.
  • 82. Der newen Vniverſitaͤt zu Greyffswald waͤchſet allerley Vngemach zu / vnd wird D. Rubenow der erſte Rector erſchlagen.
  • 83. Die Ancklamiſchen gerathen mit den von Schwerin / vnd die Collbergiſchen mit den Thumbherren vnd Dinnies von der Oſten in die Haare.
  • 84. Zwiſchen Stettin vnnd Stargard erhebet ſich auch eine Fehde: Vnd druͤber bekommen die Stettiniſchen mit Erico II. zuthun.
  • 85. Etliche Aberglaubiſche Walfahrten entſte - hen in der Nachbarſchafft nach Dobran / Be - litz / Zedenick / Wilſenach.
  • 86. Die Juͤden ſind aus der Marck vnd Pom - mern wegen ſchaͤndlichen Vbermuths / ſo ſie an einer Hoſtieu / die Blut von ſich gegeben / vnd etlichen Kindern / die ſie vmbgebracht ha - ben / verwieſen.
  • 87. Nach Ottonis III. des Stettiniſchen Her - tzogen Todte / der ohne Erben verſtorben war / will Churfuͤrſt Friederich IV. die Stettiniſche Regierung / als die auff jhn verfallen wehre / an ſich ziehen. Die Wollgaſtiſche Hertzogen aber wollen ſolches als naͤheſte Vettern nicht goͤnnen / vnnd dannenhero entſtehen viele Handelungen vnd Kriege.
  • 88. Zu Soldin wird ein Vertrag zwiſchen dem Churfuͤrſten vnnd den Hertzogen auffgerich - tet / der doch hernach caſſieret iſt.
  • 89. Stettin huldiget auch den Pommerſchen Fuͤrſten.
  • 90. Von vielen Chur - vnd Fuͤrſten wird Pom - mern abgeſaget: Die Pommerſche Fuͤrſten aber haͤtten dißmahl gar keine Huͤlffe von Außwaͤrtigen zu erwarten.
  • 91. Der Churfuͤrſt erobert Vieraden / Gartz vnd Loͤkenitz: Hatte auch faſt Stettin wegbe - kommen: Belagert auch Greyfenhagen / vnd machet endlich einen Stillſtand der Waffen.
  • 92. Die Mechelburger nehmen Treptow an der Tollenſe ein: Werden aber durch Hertzog Wartislaffen wieder heraus geſchlagen.
  • 93. Der Churfuͤrſt verſuchets vergeblich an Pa - ſewalck: Lagert ſich fuͤr Vkermuͤnde / vnd da - ſelbſt ſtoſſet das Mechelburgiſche Volck zu jhm. Muß gleichwol vnverrichter Sache abziehen.
  • 94. Der Tag zu Peterkow / darauff Polniſche Geſandten zwiſchen beyden Parthen tractie - ren / zergehet vnfruchtbarlich.
  • 95. Albertus / da er nach ſeinem Bruder Friede - rico zur Chur kompt / verklaget die Pommern auffs newe bey Kaͤyſer Friederico / vnd weil die Hertzogen auff beſchehene Citation nicht erſchienen / auch jhre Abgeſandter D. Mat - thæus Wedel auff der Reiſe ſtirbet / als wird auffs newe das Hertzogthumb Stettin Chur - fuͤrſt Albrecht vbergeben.
  • 96. Als die Hertzogen aus Pommern ſich vber den Außſpruch des Kaͤyſers beſchwereten / wird ein Tag zum Roͤriken zur Handlung an - geſetzet: Derſelbe aber zerſchlaͤget auch ohne Vertrag der Sachen.
  • 97. Pommern wirdt mit Mechelenburg aus dem grunde vertragen.
  • 98. Zu Prentzlow wird ein Vertrag zwiſchen Erico vnd dem Churfuͤrſten gemacht / auff vn - terhandlung der Mechelnburgiſchen Fuͤrſten / darin doch Wartißlaff nicht williget.
  • 99. Ericus II. ſtirbt mit zween Soͤhnen / vnd ſein noch uͤbriger einiger Sohn Bogißlaus X. der von ſeiner Mutter zu Ruͤgenwald vn - achtſam erzogen war / bekom̃t das Regiment.
  • 100. Bogißlaus X. wil den Vertrag zu Prentz - low newlich auffgerichtet nicht halten / vnd drauff gehet die Fehde wieder an / vnd er wird in Pyritz hart belagert.
  • 101. Als Hertzog Bogißlaus X. Berneſtein ge - wonnen / wird auffs newe durch vnterhand - lung der Hertzogen aus Mechelenburg zu Prentzlow ein Vertrag behandelt / darauff dem Churfuͤrſten das angefell des Landes verſichert iſt.
  • 102. Hertzog Wartißlaff bekompt durch Be - haͤndigkeit Gartz vnnd Vierraden ein / vndnimbtJnhalt des Dritten Buchs. nimbt Werner von der Schulenburg durch Bruͤſchabern gefangen. Jmgleichen kompt auch Loͤkenitz wieder an Pommern.
  • 103. Der Churfuͤrſt gewinnet Vierraden / Loͤke - nitz / Sazigk vnd Berueſtein wieder / brennet Bahnen in den grund. Vnd endlich wird nach Warrißlaffen Todte ein voͤlliger Friede ge - troffen / daruͤber Werner von der Schulen - burg wegen ſeiner getrewen Dienſte / Loͤkenitz vnd Penckun erlanget.
  • 104. Hertzog Bogißlaus X. wird von dem Coͤß - liniſchen Poͤfel gefangen.
  • 105. Hertzog Bogißlaus X. beſſert das Landt allenthalben / vnd bringet die Jntraden auff viel ein hoͤhers als vorhin.
  • 106. Bogißlaus X. fuͤhret Hertzog Heinrich von Braunſchweig ſeine Schweſter zu / vnd laͤſſet ſich erſtlich als einen Soldaten / hernach als einen Vnterhaͤndler zwiſchen jhm vnnd den Staͤdten / dawieder er kriegete / gebrauchen.
  • 107. Bogißlaus X. fuͤhret Hertzog Magno von Mechelnburg wieder Roſtock Volck zu.
  • 108. Zwiſchen Johanne / Alberti Sohn / dem newen Churfuͤrſten / vnd Bogißlao wird ein ſolcher Vertrag / darin dem Hertzogen die Clempenow / Torgelow vnd andere oͤrter ab - getreten / vnd der Churfuͤrſt / des Angefaͤlles halber verſichert wird / auffgerichtet.
  • 109. Bogißlaus X. wird hart durch einen Hir - ſchen verwundet / vnd ſeine Gemaͤhlin ſtirbet.
  • 110. Bogißlaus X. heurathet ein Koͤniglich Polniſch Fraͤwlein Annam / Koͤniges Caſi - miri Tochter.
  • 111. Vſedom / Stolpa / Barth / Wollgaſt haben groſſen Fewrsſchaden erlitten.
  • 112. Ein Vnwill vnnd Zwiſt entſtehet zwiſchen Strallſund vnd Stargard.
  • 113. Stetin kompt in des Hertzogen Vngnade zu vnterſchiedlichen mahlen / vnd der Her - tzog bekompt daruͤber die eine Seyte des Olt - boͤeterberges ein / zum Gebaͤwd eines Fuͤrſt - lichen Hauſes.
  • 114. Berent Molzans Schloß / der Wald ge - gent / wird von Bogißlao X. zerſtoͤret.
  • 115. Bogißlaus X. reiſet nach dem heillgen Grabe: Leidet Noth von Tuͤrcken: Vnd drauff wird jhme allenthalben groſſe Ehre bewieſen.
  • 116. Bogißlai X. Pferde / vnd vnter jhnen ſein liebſter Leib Hengſt / den er Kaͤyſerl. Mayt. verehren wolte / ſterben die Nacht zuvor auff der Strewe / ehe Er wiederumb in Stettin kam.
  • 117. Der Zoll zu Wollgaſt vnnd Damgarten wird erhoͤhet / vnnd die erſte Goldguͤlden in Pommern aus einer vnvermuthlichen Beu - te gepreget.
  • 118. Churfuͤrſt Johannes richtet mit Bogißlas ſolch einen Vertrag zu Paſewalck auff / dar - uͤber hernach viel diſputierens geworden iſt.
  • 119. Strallſund bekompt mit Bogißlao X. in vielen Stuͤcken zuthun: Vnd da es nach ei - ner groſſen weitlaͤufftigkeit auſſahe / ward der Handel in der guͤthe beygeleget.
  • 120. Strallſund wird abermahlen vom Her - tzogen / hernach vom Koͤnige von Denne - marck / der daßmahl mit den Hanſee Staͤd - ten zuthun haͤtte / angefochten.
  • 121. Die Luͤbecker / die kurtz zuvor an Hertzog Bogißlaum etwas ſcharff geſchrieben haͤt - ten muͤſſen des woll entgelten.
  • 122. Hertzog Bogißlaff muß fuͤr ſeinem Ende viel Vngemach erfahren / vnd die Straſſen - Raͤuber vnnd Kirchenbrecher machen das Land ſehr vnſicher.
  • 123. Die Sache zwiſchen Marck vnd Pommern wird vor dem Kaͤyſerlichen Regiment zu Nuͤrnberg eroͤrtert / vnd ob wol fuͤnff Wo - chen damit zugebracht / iſt ſie doch vnent - ſchieden geblieben.
  • 124. Bogißlaus X. hoͤret Lutherum / ſtifftet ei - ne Heyraht zwiſchen ſeinem Sohn Barnimb / vnd einem Luͤneburgiſchen Fraͤwlein Anna / vnd dieſer tapfer Herre / der nicht allein ſelbſt fuͤr ſich ſtarck von Leibe war / ſondern auch groſſe ſtarcke Leute vmb ſich hette / ſtirbet.
Jnhalt
Jnhalt des Andern Theils des dritten Buchs.
  • 1. BOgißlai X. Soͤhne Georgius vnnd Barnimus bekom̃en b[e]y angehender Re - gierung viele zuthun: Darauß ſie ſich doch beſcheidentlich wickeln.
  • 2. Die Sache zwiſchen Marck vnd Pommern wirdt nach vielen handlungen endlich durch die Hertzogen von Braunſchweig zu Grim - men gaͤntzlich vnd aus dem grunde vertra - gen.
  • 3. Wegen Lawenburg vnnd Buͤtow wird mit dem Koͤnige aus Polen ein gewiſſer Vertrag geroffen.
  • 4. Hertzog Georg vnd Barnimb empfangen mit groſſer Solennitaͤt die Lehen uͤber Pom - mern von Kaͤyſer Carolo V. zu Augſpurg.
  • 5. Hertzog Georg ſtirbt / vnd ſein Bruder vnd Sohn Barnimus vnd Philippus theilen das Land / vnd beſtellen die Kirchen Ordnung.
  • 6. Doctor Petri Artopæi Hiſtoria.
  • 7. Philippus I. wird mit Churfuͤrſt Johannis Tochter Maria durch D. Lutherum vertra - wet / vnd mit Barnimo ſeinem Vaterbruder wegen etlicher Streitigkeiten vergliechen.
  • 8. Differentz zwiſchen Philippo vnd Barnimo wegen des Stifftes wird beygeleget / vnnd endlich wird Bartholomæus Schwave zum Biſchoff erwehlet.
  • 9. Die Pommerſche Fuͤrſten kommen wegen des Schmalkaldiſchen Bundes vnd drauff folgenden Krieges / wie auch wegen des Jn - terims beym Kaͤyſer in groſſe Vngnade / vnd werden endlich auff Anforderunge des Koͤ - nigs auß Pohlen / vnd einer Geldbuſſe auß - geſoͤhnet.
  • 10. Ein groſſer Fiſch bedeutet Vnruhe.
  • 11. Jrrungen zwiſchen Hertzog Philippo vnd dem Heermeiſter zur Sonnenburg werden beygelegt.
  • 12. Pommern wil mit der Magdeburgiſchen Execution nicht zuthun haben. Helffet ſonſt den Religion Frieden befordern. Stellet ei - ne Kirchen Viſitation an. Erwehlet H. Jo - han Friederich zum Biſchoffe.
  • 13. Durch ein vnvermuthlich Fewr auff dem Schloſſe zu Wollgaſt faͤllt Philippus I. in eine Kranckheit / ſtirbet / vnd Hertzog Bar - nimb nimbt ſich ſeiner Soͤhne / als Vor - mund / an.
  • 14. Die Hertzogen in Pommern / beſchicken den Conventstag der Evangeliſchen Chur - vnd Fuͤrſten zu Nuͤrnberg / verbinden ſich beſtaͤn - dig / bey der Augſpurgiſchen Religion zu ver - bleiben / faſſen das Pommerſche Corpus Do - ctrinæ / vnd die Kirchen - vnnd Conſiſtorial - Ordnung. Strallſund aber proteſtieret wie - der die Kirchen Ordnung in etlichen Stuͤcken.
  • 15. Zu Prentzlow werden die Erbvertraͤge zwi - ſchen dem Chur - vnd Fuͤrſten ernewert / vnd Hertzog Erich zeucht mit etlich geworbenem Volck durch Pommern / vnd kompt vnver - richter Sachen wieder zu ruͤcke.
  • 16. Pommern verſorget ſich wegen Hertzog Eri - chen Zuges beſſer mit Harniſch vnd Waffen / vnd richtet zweene Landkaſten an.
  • 17. Nach abgefaſſeter Gerichts Ordnung neh - men die Junge Wollgaſtiſche Herren die Erbhuldigung auff / vnd Hertzog Barnimb der Elter trit jhnen auch die Stetiniſche Re - gierung ab.
  • 18. Die fuͤnff Junge Pommerſche Herren ma - chen wegen jhrer Erbtheilung einen Schluß / ernewren die Erbeinigungen vnnd Erbver - traͤge / vnd bereden ſich wegen einer Policey - Ordnung / vnd bewilligen etliche Jungfra - wen Kloͤſter anzurichten.
  • 19. Zwiſchen Dennemarck vnd Schweden ward nach einem ſiebenjaͤhrigen Kriege zu Stetin ein Friede getroffen.
  • 20. Hertzog Johan Friederich haͤlt einen Land - tag zu Ruͤgenwald / vnnd wird wegen der Newmarck / Sternberg / Vierraden vnd Loͤ - kenitz des Anfalles halben verſichert.
  • 21. Barnimb der Elter ſtirbt auff der Oders - burg fuͤr Stettin / die er erbawet hatte / vnd laͤſſet dem Lande wenig gluͤcklicher ſierne nach.
  • 22. Hertzog Johan Friedrich uͤbergiebt Caſt -) () () (miro dasJnhalt des andern Theils desdritten Buchs. miro das Biſthumb Cammin / laͤſſet ſich im Lande huldigen / bawet das Fuͤrſtliche Hauß vnd Schloß Kirche zu Stettin.
  • 23. Die Loyzen ſetzen Pommern vnd die benach - barte Oerter in einen vnſaͤglichen Schaden
  • 24. Hertzog Johan Friedrich beſſert das Land allenthalben / ſchreibet Muſterungen auß / bawet Friedrichswalde / fuͤhret in den Emb - tern vnterſchiedliche Gebaͤwde auff.
  • 25. Hertzog Johan Friedrich / weil jhm viel hohe Außgaben auffgeſtoſſen waren / wil zu deroſelben abtrag die Acciſe vnd Tranckſtewr anrichten: Vnd kan doch nicht dazu gelangen.
  • 26. Zwiſchen Hertzog Johan Friedrichẽ vnd der Stadt Stetin eraͤuget ſich ein Widerwille.
  • 27. Grentz - vnd Holtz-Jriungen zwiſchen Ste - tin vnd Golnaw.
  • 28. Muͤhlen Jrrunge zwiſchen Hertzog Johan Friederich vnd Stetin.
  • 29. Einer Empoͤrung in Stetin wirdt von Hertzog Johan Friederichen vorgebeuget / auch die Malcontenten daſelbſt wegen des Kornkauffes geſtillet.
  • 30. Handlungen wegen der Watths Schiffarth zwiſchen Pommern / Marck vnd Pohlen.
  • 31. Schwere Streitigkeiten zwiſchen Stetin vnd Franckfurt wegen dero veruͤberſchiffung vnd anderer Haͤndel.
  • 32. Kayſer Ferdinandus I. ſetzet einen Factoren in Stetin wegẽ des Bayeſchen Saltzhandels.
  • 33. Trennung der Landſchafft vnd newe Art zu contribuiren wird mit groſſem Vnwillen Her - tzog Johan Friederichs verwehret.
  • 34. Hertzog Ludewig Ernſt ſtirbt / bey deſſen Zeiten ſich groſſer Zanck in der Kirchen mit Fredero vnd Cruſio blicken ließ.
  • 35. Hertzog Ludewig Ernſt hat das Regiment loͤblich vnd woll gefuͤhret / das Land merck - lich gebeſſert / das Schloß Wollgaſt vnd die Aempter feiner außgebawet / vnnd ſeinem Sohne Philppo Julio Hertzog Bogislaff zu Barth zum Vormund geſetzet.
  • 36. Hertzog Johan Friederich ſtirbt.
  • 37. Was in Pommern mit der Formula Con - cordiæ vorg[e]gangen.
  • 38. Es entſtehet zu Stetin wegen der Calvini - ſchen Lehre ei[ne]groſſe Confuſion / vnd vn - terſchiedliche D[iſp]utationes vnter den Theo - logen werden ge[ha]lten.
  • 39. Das Donner We[t]ter zuͤndet St[.]Marien Thurn zu Stetin an.
  • 40. Ein anſehenlicher Synodus wird in Ste - tin gehalten.
  • 41. Nach D. Stymmelij Todte entſtehet ein groſſer Diſputat zwiſchen D. Bergio vnnd M. Stichio / eines Theils / vnd M. Geſners andern Theils / wegen der Calviniſchen Lehre.
  • 42. Stichius reichet Geſnero das Sacranent mit der Lincken Hand / vnd Geſnerus nus weichen.
  • 43. Noch ein gemeiner Synodus wird zu Ste - tin wieder die einſchleichende Calviniſten ge - halten.
  • 44. Hertzog Barnimb folget Johan Friederi - chen in der Regierung / wil deſſen Teſtament nicht kraͤfftig ſein laſſen / nimbt eine Refor - mation in Gerichten vnd Emptern vor / vnd laͤſſet an vielen Orten den Greiff anſchlagen.
  • 45. Hertzog Barnimb nimbt die Erbhuldigung auff / wie auch Hertzog Philippus Julius.
  • 46. Hertzog Barnimb ſtirbt / vnd bey der Leich - begaͤngnus bedeutet ein ploͤtzliches Vnge - witter nicht viele gutes.
  • 47. Hertzog Caſimir uͤberlaͤſſet die Regierung ſeinem Bruder Hertzog Bogißlao XIII.
  • 48. Hertzog Caſimir ſtirbt.
  • 49. Hertzog Bogißlaus XIII. vnnd Philippus Julius ſtellen die Regierung beſter maſſen an.
  • 50. Der Wuſſowen Sache wird eroͤrtert / da - bey zugleich von Veraͤnderung des Stadtge - richtes in Stetin meldung gethan wird.
  • 51. Hertzog Philippus Julius verleibet ſeinem Lande Barth vnd Camp wiederumb ein.
  • 51. Bogißlaus XIII. ſtirbt / vnd gehet alſo das alte Pommerland ab mit den alten Fuͤrſten.
  • 53. Verzeichnuſſe der Biſchoͤffe zu Cammin.
Jnhalt
Jnhalt des Vierdten Buchs der Pommerſchen Geſchicht vom 1606. Jahr[b] auff die Kaͤyſerliche Einquarti - rung in Pommern. Anno 1606.
  • 1. NAch Bogißlai todte koͤmpt das Re - giement in Stetiniſcher Regierung auff Philippum II. vnd eine Briderliche Verei - nigung wird getroffen.
  • 2. Hertzog Frantz Biſchoff zu Cammin bringet die Graͤntz-Jrꝛungen mit dem Koͤniglichen Ampt Mirchow zu recht.
  • 3. Hertzog Philippus Julius helt einen Land - tagk / vnd bringet viel wichtige dinge zu ei - nem guten Stande.
  • 4. Fraͤwlein Hedwig Maria eine verlobte Braut ſtirbt.
  • 5. Hertzog Philip Julius wird zu einem Nach - vnd Zugeordneten des Oberſaͤchſiſchen Craͤy - ſes beſtellet / vnd bringet mit ſeinem Vettern das Privilegium de non appellando auff 500. Goltguͤlden.
  • 6. Zu Greyffswald iſt Jrꝛung zwiſchen dem Rath vnd den Compagneij Verwandten / vnd die Hanſeeſtaͤdte halten einen Convent.
  • 7. Wettegerichts vnd Korn Ordnung zu Alten Stettin ward renovieret vnd publicieret / vnd die freye Schiffart auff der Warthe urgieret.
  • 8. Es ſind geſtorben Herman Blucher vnd deñ Heinrich Schwallenberg.
  • 9. Was auſſer Landes vorgegangen.
Anno 1607.
  • 1. Ein Diſputat wegen des patronats uͤber die Kirchen in Stettin erreget ſich.
  • 2. Kirchen vnd Schueldienſte werden beſtellet.
  • 3. Hertzog Philippi Beylager.
  • 4. Hertzog Vlrich begiebet ſich auff die Acade - mij zu Tuͤbingen.
  • 5. Hertzog Frantzen vnterſchiedliche peregri - nationes.
  • 6. Vertrawliche Correſpondentz der beyden re - gierenden Lands Fuͤrſten / vnd Philippi Julij Braunſchweigiſche / Berliniſche vnd Meche -lenburgiſche Reiſe / wie auch Fraw Clara Mariæ anderwert gehaltenes Beylager.
  • 7. Was auſſer Landes vnd zwiſchen Spanien vnd den Hanſeeſtaͤdten vorgegangen.
  • 8. Es ſind geſtorben Caſpar von Eickſtaͤdt / Da - vid von der Oſten / D. Valentin Schacht / Ambroſtus Mandelkow.
  • 9. Groß Gewitter vnd Viehſterben.
Anno 1608.
  • 1. Reichstag zu Regenſpurg wird beſchicket.
  • 2. Landtag Stetiniſcher Regierung zu Treptow wird gehalten.
  • 3. Erbhuldigung iſt Hertzog Philippo geleiſtet.
  • 4. Diſputat wegen der Acciſe in Stettin.
  • 5. Knochenhawer vnd Becker Ordnung in Ste - tin revidieret vnd publicieret.
  • 6. Fuͤrſtliche Cantzley zu Stettin außgehawet / Hoffordnung publicieret / Reichs Regalien empfangen.
  • 7. Greyffswald kompt in des Fuͤrſten Vngna - de wegen eines Außfalles in das Eldenowi - ſche Cloſter / vnd die Vniverſitaͤt wird mit ne - wen Profeſſoren verſehen.
  • 8. Fuͤrſtliche Perſonen begeben ſich auff vnter - ſchiedliche Reiſen vnd peregrinationes.
  • 9. Es ſtirbet die Graͤfin von Eberſtein.
  • 10. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1609.
  • 1. Der Stetiniſche Hoff wird von vielen Fuͤr - ſten vnd Kaͤyſer - vnd Koͤniglichen Legaten be - ſuchet.
  • 2. Die Witwe von Loytz zeucht jhren Hoff ein.
  • 3. Die Coͤßliniſche Schloß Kirche wird inaug[u]- riret / vnd die in der Stadt mit Orgeln vnd Kronen gezieret.
  • 4. Es ſterben Ewald Fleming / Caſpar Wolde / Jochim von Wedel / Tide von der Zinne / Friederich von der Oſten / Heinrich vnd Hen - ning Borcke / Jurgen Gieſe / M. Lucas Tab -) () () (ijbert /Jnhalt des Vierdten Buchs. bert / Otto Rammin / Johannes Blenno / Matthias Mantwich.
  • 5. Die Stetiniſchen deducieren jhre Recht we - gen des Patronats in jhren Kirchen.
  • 6. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1610.
  • 1. Pommern wil ſich nicht mit in die Vnion be - geben / die von andern Evangeliſchen Fuͤrſten geſchloſſen ward.
  • 2. Hertzog Frantzen Beylager mit Sophia ei - nem Churſaͤchſiſchen Fraͤwlein.
  • 3. Heinrich Ramel vnd Otto Ram̃ius gleiches Leben / Ehre / Alter vnd Ableben.
  • 4. Es ſterben drey alte Buͤrger / ſo 289. Jahr zuſammen gebracht / D. Jacobus Wichman / Joachimus Goltze / Jacob Lange / M. Pau - lus Elardus.
  • 5. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1611.
  • 1. Zwiſtigkeiten zwiſchen dem Rath vnnd Bur - gerſchafft zu Strallſund durch den Landsfuͤr - ſten entſchieden.
  • 2. Hertzog Philippus wird auff der Hinter - Pommeriſchen Reiſe kranck: Kompt wider in die Reſidentz / vnd wird von vielen Fuͤrſtli - chen Perſohnen heimbgeſucht.
  • 3. Die Glocken zu St. Marien werden gegoſſen.
  • 4. Hertzog Georgius hat ſich mit einer Buͤchſe am Geſichte des Lincken Auges verletzet.
  • 5. Stetiniſcher Abſcheid wegen der frembden Cramer.
  • 6. Es ſterben Dietloff von Winterfelt / Diete - rich von Schwerin / D. Chriſtophorus Bute - lius / Paulus Zacharias / Joachim Rehte / Georg Winther.
  • 7. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1612.
  • 1. Zu Stetin wird ein Kaͤyſerfeſt zu ehren des New Erwehlten Kaͤyſers gehalten.
  • 2. Vertrag zwiſchen dem Landsfuͤrſten vnd der Stadt Alten Stetin.
  • 3. Wegen der Stadt Stetin werden Handlun - gen vorgenommen.
  • 4. Herzog Philippus gebraucht ſich des Heil - brunns im Luͤneburgiſchen Lande.
  • 5. Die F[]rſten nehmen vnterſchiedliche Reiſen fuͤr.
  • 6. Die Gloke zu St. Naclaus in Stetin ſprin - get entzwer / vnnd es ſterben M. Martinus Glambecke / M. Paul Rudolphi / vnnd M. Vitus Sm〈…〉〈…〉 erus.
  • 7. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1613.
  • 1. Reviſion der Hoffgerichts vnd Policey Ord - nung / vnd Muſterung der Ritterſchafft wird angeſtellet / vnd die Reichs Regalien geſuchet.
  • 2. Hertzog Philip Julius wohnet Fuͤrſt Radze vielen Beylager bey / vnd reiſet mit jhm in Littowen.
  • 3. Nach gegebenem Stepeniziſchen Abſcheide / werden Sechzig Maͤnner zu Stetin erwehlet.
  • 4. Es ſterben Graff Steffan Heinrich von E - berſtein / D. Jacobus Faber Superinten - dens / M. Conradus Bredenbach / Jacobus Fuhrman / D. Eraſinus Reuze.
Anno 1614.
  • 1. Landtag in Vor Pommern vnd beſtellung der Land Raͤhte daſelbſt.
  • 2. Auffbott des Landes ergehet wegen der Pol - niſchen confæderierten Tumultuieren.
  • 3. Wegen Reformierung der Schloß vnd Pfar - Kirchen zu Berlin ergehen etliche Streit - Schrifften der Pommeriſchen Theologen wieder D. Pelargum.
  • 4. Hoffordnung zu Stettin wird publicieret / vnd die Pommeriſche Geographiſche Land - taffel duꝛch Eilhaꝛdum Lubinum angefangen.
  • 5. Teſſen von Parſow wird erſtochen: M. Jo - achimus Marcus / Joh. Tiedebuel / D. Mar - tinus Bocatius / D. Franciſcus Reuzius ſterben.
  • 6. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1615.
  • 1. Erb Vertrag zwiſchen Philip Juliuſſen vnd der Stadt Strallſund.
  • 2. Der Buͤrger Vertrag zu Strallſund revidie - ret / vnd gewiſſe Stadt-Recht / vnd Gerichts Policey vnd andere Ordnungen auffgerichtet.
  • 3. Hertzog Philip Julius reiſet in Dennemarck / vnd ertheilet nebenſt Hertzog Philippo die Lehen dem Heermeiſter zur Sonnenburg.
  • 4. Der Churfuͤrſt zu Brandenburg beſuchet den Hertzog zu Stetin.
  • 5. Hertzog Bogißlai Beylager vnd Bruͤderli - cher Vertrag zwiſchen Jhme vnnd Hertzog Georgen.
  • 6. Hertzog Georg vnd Hertzog Vlrich beſehen das Lager fuͤr Braunſchweig.
  • 7. Legation der Hanſeeſtaͤdte / vnd drunter der Strallſundiſchen vnd Stetiniſchen nach Den - nemarck.
  • 8. Es ſterben Haus von Eickſtaͤdten / Matz von Krukow / Egidius Blanckenſee / Peter Came - ke / Martinus vnd D. Wilhelmus die Mar - ſteller / D. Samuel Schwalch / D. Brum - mer / M. Peter Vosbergk / M. Martinus Palen / Johan Schlageke vnnd Paulus Kniphoff.
  • 9. Was auſſer Landes geſchehen.
Anno 1616.
  • 1. Viſitationes Beſcheide in den Hoffgerichten.
  • 2. Deliberation des Hoffweſens halber.
  • 3. Bogißlat XIII. Gemaͤhlin ſtirbt.
  • 4. Der ander vnd dritte Landtag Hertzog Phi - lippi zu Stettin.
  • 5. Land - vnd Pawr Ordnung wird publicieret in der Stetiniſchen Regierung.
  • 6. Die Stadt Stetin wirfft auffs newe auff die Kauffmans Zulage vnd Tranckſtewre ein Auge: Bekompt vom Fuͤrſten Conſens / aber von den Landſtaͤnden wiederſpruch.
  • 7. Ein gefaͤhrlicher Auffſtand entſtehet zu Ste - tin wegen des Bierkauffes.
  • 8. Der Landes Fuͤrſt kompt zu auffhebung des Tumults in Alten Stettin.
  • 9. Fernere deliberation / die Stadt Stettin auß jhren Buͤrden zu helffen.
  • 10. Die alte Vereinigung der dreyen Haͤuſer /alß Brandenburg / Pommern vnd Mecheln - burg / wieder die Straſſen Raͤubers wird er - newert.
  • 11. Es ſterben D. Johannes Cruͤger / D. Frie - derieus Faber / Simon Giſelbrecht / Baltha - ſar Sachtleben / D. Nicolaus Schultze / Jo - han Stroſchneider / Martinus Teſchen / Pe - ter Edling / Henning Glinde der letzte vom Geſchlecht.
  • 12. Der Knopff faͤllt an der Schloßkirchen her - unter / vnd bedeutet nichts guttes.
  • 13. Was auſſer Landes geſchehen.
Anno 1617.
  • 1. Fuͤrſtlicher Stetiniſcher Beſcheid wegen der Streitigkeiten zwiſchen dem Rath vnnd der Burgerſchafft.
  • 2. Hertzog Georg ſtirbt.
  • 3. Jubelfeſt wegen des von Luthero vor hundert Jahren gepredigten Evangelij.
  • 4. Es ſterben Euſtachius Fleming / Chriſtoff von Plate / Caſpar Stoyentin / Heinrich von Schwerin / Wedige von Wedel / D. Matthi - as Winſt / Daniel Waſſerfuͤhrer / Matthias Fuchs.
  • 5. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1618.
  • 1. Ein Comet vnd andere Zornzeichen verkuͤn - digen die groſſe Vnruhe biß auf heutigen tag.
  • 2. Hertzog Philippus ſtirbt.
  • 3. Die Witwe von Wollin ſtirbt.
  • 4. Hertzog Frantz folget in der Regierung.
  • 5. Abermahlige deliberationes wegen der Stad - Buͤrden zu Stetin.
  • 6. Stargard vnd Golnow beſchweren ſich auff einem Hanſeetage wieder Stetin wegen der Schiffart vor der Jhna.
  • 7. Ewiger Vertrag zwiſchen dem Koͤnige in Polen vnd dem Churfuͤrſten zu Brandenburg wegen der Schiffart vnd Handels auff dem Wahrtſtrome.
  • 8. Bollwercks vnnd Wettegerichts Ordnung auffs newe zu Stetin wiederholet vnd pu - blicieret.
  • 9. Jn der Vniverſitaͤt zu Greiffswald werden newe Profeſſores beſtellet.
  • 10. Newe Vngnade Hertzog Philippi Juliuſ - ſen wider Strallſund.
  • 11. Hertzog Vlrich wird Biſchoff zu Cammin vnd bekompt darzu dz Ampt newen Stettin.
  • 12. Es ſterben Chriſtoff Mildenizen / Ewald von Teſſen / Jurgen von Wedel / Lorentz Pode - wils / Henning Trampen / drey Rectores Scholæ / fuͤnff Rahtsverwandten zu Stetin / Joachimus Micrælius.
  • 13. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1619.
  • 1. Fuͤrſtliche Abſcheide in Außſtewr vnd Lehen - Sachen / wie auch Kleider vnd Wirtſchaffts. Ordnung revidieret.
  • 2. Hertzog vnd Biſchoff Vlrich bekompt die ſemptliche Ritterſchafft im Ampt Newen Stetin vnter ſeine Jurisdiction.
  • 3. Der Stadt Stetin wird auff ein drey Jaͤh - riges Jnterim mit der Kauffmans Zulage vnd Tranckſtewren geholffen.
  • 4. Wolliniſcher General Convent / darauff ei - ne ertraͤgliche defenſion Ordnung verfaſſet vnd eine Muſterung geſchloſſen ward.
  • 5. Hertzog Frantz verſchicket ſeine Raͤhte in Nie - der Sachſen vnd Polen / reiſet ſelbſt in Hin - ter Pommern / verlehnet Johanni Georgio dem Marggraffen die Pommerſche zur Heer - meiſterey gehoͤrige Lehne.
  • 6. Fraͤwlein Anna wird dem Hertzogen zu Cro - ja beygeleget.
  • 7. Hertzog Vlrich heurathet Fraͤwlein Hedwi - gen auß Braunſchweig.
  • 8. Hertzog Philippus Jnlius reiſet in Nieder - land vnd Engelland.
  • 9. Ein Hirte ſiehet ein Geſichte.
  • 10. Es ſterben D. Conradus Schluͤſſelburg / Johannes Hoffman / M. Georg Pezel / Jo - achimns Angelus. Nach Dantzig wird D. Johan Corvinus beruffen / die Bibliother zu S. Marien wird renevieret.
  • 11. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1620.
  • 1. Der Churfuͤrſt von Sachſen fordert eine Reichßſtewre / dazu ſich Pommern nebenſt anderen Fuͤrſten nicht verſtehet.
  • 2. General Landtag zu Vckermuͤnde / darauff ein Defenſionweſen geſchloſſen.
  • 3. Kaͤyſerliche Legaten in Pommern.
  • 4. Die ſaͤmptliche Fuͤrſten in Pommern bege - hen ſich in Bruͤderlicher Vertrawligkeit.
  • 5. Hertzog Frantz ſtirbt.
  • 6. Ein groſſer Wallſiſch wird gefangen.
  • 7. Grentz Jrꝛungen zwiſchen Stetin vnd Gol - naw werden beygeleget.
  • 8. Es ſterben M. Adamus Hamel / Achatius vom Rade / Huchold Behre / Churt Fleming / Frantz Borcke / Richart Putkammer / D. Froͤ - lich Prize / M. Caſparus Kohl.
Anno 1621.
  • 1. Hertzog Bogißlaff XIV. tritt in die Stetini - ſche Regierung / vnd uͤberlaͤſſet Hertzog Vlri - co Ruͤgenwald vnd Bukow.
  • 2. Ein Donnerſchlag zuͤndet den Kirchthumb zu Golnaw an / vnd leget den beſten Theil der Stadt in die Aſchen.
  • 3. Es ſterben Bugßlaff von Eickſtaͤten / Jurgen von Blanckenburg / D. Auguſtinus Raw / Frantz Borcke / D. Heinrich Scultetus / Lu - dovicus Hollonius.
  • 4. Was ſich auſſer Landes zugetragen.
Anno 1622.
  • 1. Beyde regierende Hertzogen zu Pommern er - newern die Land Privilegia / vnd dehnen ſie auß biß auff die Religions Puncten.
  • 2. Jn Wollgaſtiſcher Regierung wird eine Jn - terims Muͤntz Ordnung / wie auch eine Victu - al Ordnung publicieret.
  • 3. Brandenbuꝛgiſche vnd Pommerſche Raͤhte kommen zu Prentzlow zuſammen / vnd Her - tzog Philippus Julius wird auff den Chur - vnd Fuͤrſtentag zu Regenſpurg erfordert.
  • 4. Hertzog Vlrich ſtirbt.
  • 5. Hertzog Bogißlaus wird Biſchoff: H. Phi - lip Julius Coadjutor des Stifftes Cammin.
  • 6. Tranckſtewr zu Stettin wird continuiret.
  • 7. Es ſterben Hans Heinrich Flemming / Jur - gen vnd Paul Ramel / Vioientz von Eickſtaͤ - ten / Erdman Herr von Putbuſch / Alexander von Rammin / Bonaventura Werther / Jo - han Sivert / Joachim Trebbin / M. David Meißner vnd M. Joachimus Riccius.
  • 8. Was auſſer Landes geſchehen.
Anno 1623.
  • 1. Jn der gantzen Welt iſt Vnruhe / die auch von den himliſchen Zeichen iſt angedeutet worden.
  • 2. Hertzog Bogißlaff kompt zweymahl in Ge - fahr.
  • 3. Die Stolpiſche Wittwe / Fraw Erdmuth ſtirbt.
  • 4. Die beyde Hertzogen in Pommern werden von vnterſchiedlichen Fuͤrſten begaͤſtiget.
  • 5. Brandenburg vnd Pommern halten ſich dem Crayß Abſcheid zu Juͤterbock gemeß / vnd ver - einbahren ſich zu Grampzow wegen der Graͤntz-Jrꝛungen.
  • 6. Es wird vmb das Stifft Cammin von Den - nemarck geworden.
  • 7. Muͤntz Edict in Stetiniſcher Regierung / wie auch Victual - vnd Tax Ordnung.
  • 8. Hertzog Bogißlaff reumet das Jus patro - natus der Stadt Stargard ein / daruͤber bißher jrꝛungen geweſen waren / wie auch der Stadt Gartz.
  • 9. Ein ſchrecklich Exempel der Teuffeliſchen Macht vnd Betruges an einem Greiffen - bergiſchen Knaben.
  • 10. Es ſterben M. Paulus Schertzius / M. Chriſtoff Hunichius / D. Jurga Valentin Winther / D. Daniel Schede / D. Heinrich Brodtkorb / D. Gervaſius Marſtaller / Heinrich Huͤneke / M. Lucas Brawer / Pe - trus Eichman / Ambroſius Hademer.
Anno 1624.
  • 1. Brandſchaden zu Gartz / Ruͤgenwald vnnd Stettin.
  • 2. Es friſſet die Peſte allenthalben vmb ſich / vnd es ſterben Haus von Newenkirchen / M. Erneſtus Hettenbach / D. Hermañus Braun - ſchweig / Benedictus Fuchs / Andreas Hilde - brand / Andreas Gruͤnenberg.
  • 3. Allerley Wunderzeichen gehen in Pommern fuͤr.
  • 4. Der Heermeiſter empfaͤnget die Lehne.
  • 5. Was ſich ſonſten auſſer Landes begeben.
Anno 1625.
  • 1. Hertzog Philippus Julius ſtirbt.
  • 2. Die Balthiſche See ergeuſſet ſich vnd thu[t]groſſen Schaden.
  • 3. Allerley Wunderzeichen gehen fuͤr.
  • 4. Rathſchlagungen wegen unierung beyder Regierungen.
  • 5. Die Peſte graſſieret noch immerfort / vnd es ſterben Balthaſer Seger / Philippus Crade - lius / D. Jeremias Oeßler / Friederich Ne - wendorff vnnd vnterſchiedliche Prediger zu Greiffenhagen / Stargard vnd Golnaw.
  • 6. Zu Stargard entſtehet eine Jrꝛunge wegen beſtellung der Prediger / vnd das folgende Vngluͤck wird jhr angekuͤndiget.
  • 7. Das Elend uͤber Stargard wird vorher an - geſaget. 8. Was auſſer Landes geſchehen.
Anno 1626.
  • 1. Hertzog Bogißlaff nimbt die Erbhuldigung auff / vnd helt einen Landtag.
  • 2. Das Land Volck wird auffgeboten.
  • 3. Beſichtigung der Oerter / da das Waſſer ſcha - den gethan.
  • 4. Der Churfuͤrſt von Brandenburg beſuchet Hertzog Bogißlaffen.
  • 5. Fuͤrſtl. Witwe zu Grabow / Philippi I. Toch - ter ſtirbet.
  • 6. Henning von der Oſten / D. Martin9 Chem - nitius / D. Samuel Marcus / M. Samuel Elert / D. Johan Rochlitz / Johan Buͤtovius vnd andere mehr ſterben.
  • 7. Was ſich auſſer Landes begeben.
Jnhalt
Jnhalt des fuͤnfften Buchs der Pommeriſchen Geſchichten / von der Kaͤyſerlichen Einquartierung in Pommern / biß auff den Todt Bogißlai XIV. des letzten Hertzogen.Anno 1627.
  • 1. DRey Regiment Schwediſch Volck / ziehen durch Pommern / vnd werden von den Polen in Hammerſtein zum Accord ge - bracht.
  • 2. Das Defenſion Werck des Landes wird fort - geſetzet.
  • 3. Der Hollſteiniſche Zugk durch Pommern vnd die Stadt Stetin.
  • 4. Die Kaͤyſerliche Einquartierung in Pom̃ern wird in Frantzburg gewilliget.
  • 5. Die Kapitulation mit den Kaͤyſerlichen wird auffgerichtet.
  • 6. Die Staͤdte vnd inſonderheit Strallſund be - muͤhen ſich die Einquartierung der Soldaten / ſo bey jhnen allein liegen ſolten / zuverbitten.
  • 7. Die Kaͤyſerliche Regimenter ziehen in Pom - mern an / vnd es wird jhnen proviſion ge - macht.
  • 8. Handelung mit Strallſund.
  • 9. Das Vngluͤck in Pommern gehet an / vnd der Wirth / wird vom Gaſt verzehret.
  • 10. Es ſterben Andreas Borcke / Gerſon Put - kam̃er / Georg von Rhein / Joachim Schwel - lengreber / Chriſtoff Splittſtoͤſſer / Thomas Koͤppen / D. Conſtantinus Oeſeler / M. Ca - ſparus Brulovius.
  • 11. Was ſich auſſer Landes begeben.
  • 12. Die Stetiniſche Stadtſchule wird nach er - laſſung des Emeriti Rectoris mit newen Satzungen beſchuͤrtzet.
Anno 1628.
  • 1. Zu Wien wird remedirung der uͤbermaͤſſigen Einquartierung geſuchet.
  • 2. Die Strallſundiſche Handlung wird auff al - len ſeiten ſchwer.
  • 3. Der Denholm fuͤrm Sundt wird vom Kaͤy - ſerlichen Feld Marſchall befeſtigt.
  • 4. Vergleichung zwiſchen dem Feldt Marſchallvnnd Strallſund auff Vnterhandelung des Lands Fuͤrſten.
  • 5. An Strallſund wird begehret / die Verſiche - rung der Stadt dem Landes Fuͤrſten auffzu - tragen.
  • 6. Ein Koͤniglicher Daͤhniſcher Geſandter kompt in Strallſund.
  • 7. Die Hoſtilitaͤten gehen wegen des Den - holms an.
  • 8. Strallſund bekompt eine freundliche Ant - wort beym Generalen / aber beſſer reſolution bey Kaͤyſ. Mayt.
  • 9. Die Strallſundiſche Belagerung gehet an.
  • 10. Ein Koͤniglicher Schwediſcher Geſandter kompt in Strallſund.
  • 11. Der Stadt wird hefftig zugeſetzet.
  • 12. Entzwiſchen wird nicht auffgehoͤret mit dem Feld Marſchall zu Tractieren.
  • 13. Der General kompt ſelbſt fuͤr Strallſund an.
  • 14. Jn die Stadt wird Schwediſche Huͤlffe ge - bracht / vnd eine Capitulation zwiſchen Jhr vnd dem Koͤnige auffgerichtet.
  • 15. Die Hoſtilitaͤten continuiren.
  • 16. Es wird ein Stillſtand von den Strallſun - diſchen erbeten / vnd die Tractaten fleiſſig ge - trieben.
  • 17. Die Sundiſchen bekommen newe Huͤlffe / vnd die Hoſtilitaͤten gehen wieder an / doch wird endlich die Belagerung auffgehoben.
  • 18. Der Koͤnig in Dennemarck kompt in Pom - mern in der Perſohn an / mus aber wiede - rumb / da die Kaͤyſerliche anzogen / weichen.
  • 19. Das Land in Pommern wird an Marck vnd Bein gantz verzehret.
  • 20. Der Fuͤrſte helt wegen remedirung der Drangſalen an / richtet aber wenig auß / vnd mus ſeine Empter vnd nahmentlich Torge - law verpfaͤnden.
  • 21. Wollin vnd Wollgaſt werden durchs Fewer verderbet / andere Staͤdte haben ander Vn - gemach.
  • 22. Zwene General Landtage zu Stettin.
  • 23. Viele Wunderſahine Zeichen in Pommern.
  • 24. Es ſterben Chriſtoff von der Lancken / Mat - thias Carnitz / Joſt von Dewitz / Jſrael Kay - kow / D. Theodorus Plonnies / Antonius Petersdorff.
  • 25. Die St. Jacobs Kirche zu Stetin wird mit allerley Zierde gebeſſert.
  • 26. Was auſſer Pommern vorgangen.
Anno 1629.
  • 1. Fried wird zu Luͤbeck zwiſchen Kaͤyſerl. vnd Koͤnigl. May. auß Dennemarck geſtifftet / a - ber zur newen Vnruhe mit der Cron Schwe - den Bahne gemachet.
  • 2. Kaͤyſerlich Volck zeucht dem Polen wider Schweden zu huͤlffe.
  • 3. Schwediſche Schiffe verwehren das auß - lauffen der Kaͤyſerlichen Schiffe in den Ha - fen zu Roſtock vnnd Wißmar / vnd Koͤnig - liche Schreiben gehen an die Seeporten ab.
  • 4. Stetiniſcher Accord mit dem Feld Marſchall.
  • 5. Scharmuͤtzel zwiſchen der Kaͤyſerlichen vnd der Strallſundiſchen Guarniſon.
  • 6. Vielerley Brandt vnnd ander Vngluͤck in Pommern.
  • 7. Kaͤyſerlich Edict von reſtitution der Geiſtli - chen Guͤtter wird inſtnuiret
  • 8. Legation der Stadt Stetin in Dennemarck / vnd Handelung wegen der Tranck - vnd Wah - ren Stewren.
  • 9. Allerley Wunderzeichen in Pommern.
  • 10. Drey Maͤgdlein haben entzuͤckungen.
  • 11. Es ſterben F. Agnes / Hertzog Philippi Ju - lij weiland Ehegemaͤhlin / Eraſmus Kuͤſ - ſow / Antonius Bonin / M. Lucas Schram / D. Daniel Runge / Jacobus Seltrecht / Aſ - mus Glaſenap / vnd andere mehr / vnnd die Peſte graſſiret hefftig zu Strallſund / vnd an - dern Oertern.
  • 12. Groſſe Thewrung in Pommern.
Anno 1630.
  • 1. Alles / was zum Frieden zwiſchen Kaͤyſerl. vnd Koͤnigl. May: in Schweden dienet / zerſchlegt.
  • 2. Allerley Wunder geſehen.
  • 3. Die Hauptbeſchwerungen / ſo der Hertzog von Pommern wider die einquartierte Sol - dateſca fuͤhret.
  • 4. Die Schwediſche bemaͤchtigen ſich der Jn - ſul Ruͤgen.
  • 5. Der Kaͤyſerliche Feldt Marſchall verſichert ſich der Paͤſſe / Gartz vnd Greiffenhagen.
  • 6. Cammin / Ruͤgenwald / Jacobshagen / Dam / Penckun / leyden Brandſchaden.
  • 7. Dem uͤbrigen Kaͤyſerlichen Volck in der Jn - ſul Ruͤgen wird die Schantze in obgemelter Jnſul Ruͤgen abgenommen.
  • 8. Der Hertzog / vnd die Burgerſchafft in Ste - tin / bemuͤhen ſich die Stadt fuͤr euſſerſte ru - in zuverwahren.
  • 9. Der Koͤnig von Schweden kompt auff den Teutſchen Boden / vnd zeucht deſſen Vrſache an.
  • 10. Der Koͤnig aus Schweden kompt eben in Pommern an / da ein Jubelfeſt in den Ev - angeliſchen Kirchen gehalten wird / vnd fin - det bey ſeiner Ankunfft wenig Wiederſtand.
  • 11. Die Kaͤyſerlichen ſchlagen zwey Feltlager in Pommern / vnd laſſen ſich von der Pomme - riſchen Beſatzung Vckermuͤnd einraͤumen.
  • 21. Der Koͤnig kompt bey Stetin an / vnnd ſchleuſt mit dem Hertzogen eine Alliantz.
  • 13. Am Kaͤyſerlichen Hoffe wird mit Vnwillen auffgenommen / was in Pommern iſt vorge - gangen.
  • 14. Der Koͤnig befeſtigt Stetin / vnnd bekompt auch Stargard ein.
  • 15. Dem Koͤnige wird bey Stetin nachgeſtellet.
  • 16. Die Kaͤyſerlichen im Gartziſchen Lager thun mit brennen groſſen Schaden / vnnd verder - ben Penck un vnd Paſewalck auff den grund.
  • 17. Vereinigung des Koͤnigs vnd Fuͤrſten wegen einer ſonderlichen Defenſions verfaſſung.
  • 18. Der Koͤnig gehet in Mechelenburg / vnd be - maͤchtigt ſich des Paſſes Ribbenitz.
  • 19. Die Kaͤyſerliche bemuͤhen ſich vmbſonſt Hinter Pommern in Conteibution zubehal -) () () () (ten /Jnhalt des fuͤnfften Buchs. ten / vnd darauff gehẽ etliche Scharmuͤtzel fuͤr.
  • 20. Jn Stetin entſteht ein Fewr auff der Nie - der Wicke.
  • 21. Noch mehr Scharmuͤtzel gehen fuͤr.
  • 22. Verwechſelung der Schreiben / zwiſchen Kaͤyſer / Koͤnige vnd Churfuͤrſten.
  • 23. Die Kaͤyſerliche bemuͤhen ſich vmbſonſt die Collbergiſche Belagerung auff zuheben.
  • 24. Wunderzeichen am Himmel.
  • 25. Zu Piritz vnd an andern Oertern iſt groſſe Noth.
  • 26. Der Koͤnig bekompt Greiffenhagen vnnd Gartz in den Weynachten mit Gewalt ein.
  • 27. Es ſterben D. Clemens Michel / Hartwig von Steinwere / Paul Gieſe / D. Friedericus Rephun / Andreas Garceus / vnd andere.
  • 28. Was ſich auſſer Landes zugetragen.
Anno 1631.
  • 1. Der Koͤnig bemaͤchtiget ſich Loͤckenitz / Newen - Brandeburg / Treptow an der Tollenſee / Klempenow / Malchin / Demmin vnd Loͤytz.
  • 2. Collberg gehet uͤber.
  • 3. Der Kaͤyſerl. General Tylli geht auff den Koͤ - nig / doch nach eroberung der Stadt Newen - Brandeburg / begiebt er ſich wieder nach der Elb zu ruͤcke.
  • 4. Der Koͤnig erobert Franckfurt vnd Lantz - berg; ehe er aber Magdeburg entſetzet / liegt ſie / durch Tylli / in der Aſche.
  • 5. Die Evangeliſche Staͤnde zu Leiptzig ver - ſammelt / ſehen ſich nach dem Koͤnig von Schweden vmb.
  • 6. Der Koͤnig bekompt Greiffswald ein.
  • 7. Ein Moſcowitiſcher Geſandter kompt in Pommern an.
  • 8. Der Koͤnig bekompt gantz Mechelenburg ein / ſetzet die Hertzogen wieder ein / machet ſich an vnd uͤber die Elbe / vnd erhelt ſein Lager fuͤr Werben / wieder das beginnen des Tilli.
  • 9. Des Koͤnigs Ehegemaͤhlin / wie auch der Marckgraff von Hammelthon kompt an.
  • 10. Nach der Leiptziſchen Schlacht gehet der Koͤnig hoch in Teutſchland.
  • 11. Policey Ordnung zu Alten Stetin wird pu - bliciret / vnd von dannen auß die newe Acade - mij zu Doͤrpten mit einer Druckerey verſehen.
  • 12. Die Fuͤrſtl. Witwe von Loͤytz vnd Feldmar - ſchall Hornes Gemaͤhlinne / M. Valentin Lolejus / Philippus Dulichius / Nicolaus von Ahnen / Adam Trampe / M. Jonas Gigas / D. Michas Zurius / D. Jacobus Treder / Pe - trus Newmarck / Gerhard Horſt / vnd andere ſterben.
  • 13. Was ſich auſſer Landes zugetragen.
Anno 1632.
  • 1. Der Koͤnig hat groſſen Progreß in Teutſch - land / buͤſſet aber endlich in der Luͤtziſchen Schlacht das Leben ein.
  • 2. Pommeriſche Legation an den Koͤnig in Teutſchland.
  • 3. Graͤntzjrꝛung mit einem Polniſchen Staro - ſten.
  • 4. Gemeiner Landtag zu Stetin.
  • 5. Printz Erneſtus Bogißlaus / Hertzog von Croya / wird zum Biſchoff zu Cammin poſtu - lieret.
  • 6. Pommern wird wieder etwas zu auffnehmen gebracht.
  • 7. Es ſterben Joachim Morder / Dionyſius Rahn / Andreas Bartelmes.
  • 8. Was ſich auſſer Pommern begeben.
Anno 1633.
  • 1. Dubalt wird von den Wallſteiniſchen bey Steinaw geſchlagen / vnd in Pommern gehet das Elend wiederumb an.
  • 2. General Wallenſtein wendet ſich wieder auß der Marck zu ruͤcke / vnd Pommern re - ſolvirt ſich zu einer defenſion des Landes.
  • 3. Vnterſchiedliche Landtage in Pom̃ern gehal - ten / vnd darauff wichtige Sachẽ abgehandelt.
  • 4. Der Hertzog in Pommern faͤlt in eine ſchwe - re Kranckheit.
  • 5. Koͤnigliche Leiche wird auß Pommern abge - fuͤhret.
  • 6. Legation in Schweden vnd Dennemarck vnd Teutſchland gehet ab.
  • 7. Jn Stargard wird zu einem newẽ Gymnaſio bereitſchafft gemachet.
  • 8. Cornelius Clauſen Petal gibt ſich zu Stetin an / die verdipten oder flache Oerter in der Peene tieffer zumachen.
  • 9. Es ſterben Herman Bergkhoff / M. Joachi - mus Prætorius / Paul Helfrich.
  • 10. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1634.
  • 1. Nach Wallenſteiners entleibung gehen al - lenthalben Verenderungen vor.
  • 2. Pommern bekompt newe Einquartierung / vnd thut ſich in vnterſchiedlichen Landtagen zuſammen / vnd macht zu allen nothwendigen Dingen Anordenung.
  • 3. Nach der Noͤrtlinger Schlacht richtet Pom - mern mit dem Koͤniglichen Schwediſchen Le - gato einen newen receß auff.
  • 4. Landsberg kompt wieder an die Schwediſche: Pyritz aber vnd Bahnen in den Brand.
  • 5. Es ſterben M. David Reutzius / die alte Graͤffin von Eberſtein / Vivientz von Schwe - rin / Samuel Rochlitz vnd andere mehr.
  • 6. Was auſſer Landes geſchehen.
Anno 1635.
  • 1. Pommern iſt bey newer Einquartierung / vnd den Polniſchen Tractaten wachend.
  • 2. Jn Lawenburg vnd Buͤtow wird Polniſche Einqitartirung gemachet.
  • 3. Der Pragiſche Friedenſchluß wird gemachet / vnd in Pommeꝛn den Hertzogen eingehaͤndigt.
  • 4. Der Landes Fuͤrſte machet ſeinen letzten Wil - len wegen der Regierung.
  • 5. Die Kaͤyſerliche bekommen Gartz wieder ein / vnd darauff gehet ein new Elend an.
  • 6. Stargard wird eingeaͤſchert / wie auch Dam̃ / Penckun / Newgard.
  • 7. Treffen bey Wollin vnd bey Doͤmitz.
  • 8. Wunderzeichen der Natur.
  • 9. Es ſterben D. Elias Pauli / Jacobus Froſt / Alexander von Rammin / Otto von Wedel.
  • 10. Die Fuͤrſtliche Witwe von Wollin ſtirbet.
  • 11. Was auſſer Landes geſchehen.
Anno 1636.
  • 1. Die Friedens Handelungen zwiſchen Chur - ſachſen in des Kaͤyſers vnd ſeinem nahmen vnd den Schweden zerſchlagen / vnd es geht der Krieg auffs newe wieder an.
  • 2. General Wrangel nimpt bey Gartz die Mar - witziſche Schantze ein / darentgegen bricht Morazin in die Newemarck vnnd Hinter - Pommern ein.
  • 3. Vnerhoͤrte Wunderzeichẽ zu Pyritz vñ ſonſten.
  • 4. Gen. Morazin erobert Stargard / geht aber bald wider bey Schwet uͤber die Oder zu ruͤcke.
  • 5. Eine groſſe Macht nahet ſich an Pommern / Aber die Widſtocker Schlacht verhindert den Feindlichen Einfall.
  • 6. General Wrangel bemaͤchtigt ſich Schwet / Gartz / Stargard vnd Franckfurt an der Oder.
  • 7. Barth kompt wieder an den Fuͤrſten.
  • 8. Es ſterben Albrecht Wakenitz / D. David Herlici9 / Wolffgang Lochman / Johã Fuchs / Benedictus Rambow / vnd andere mehr.
  • 9. Der Thurn zu St. Jacob wirdt hoͤher auff - gebawet in Stetin / vnd mit einem verguͤl - deten Knopff gezieret.
  • 10. Was ſich auſſer Landes begeben.
Anno 1637.
  • 1. Das Statutum moratorium wird in Woll - gaſtiſcher Regierung erklaͤret.
  • 2. Es ſterben ſehr viele der Vornehmſten Leut in Pommern.
  • 3. Hertzog Bogißlaus XIV. ſtirbt auch den 10. Martij.
  • 4. Handelung wegẽ d Regierungs Verfaſſung.
  • 5. Fried wird vergeblich gehoffet.
  • 6. Caſaken ſtoſſen zu der Wrangelſchen Armee / vnd Haus Georg von Arnheim wird gefangẽ.
  • 7. Alle Kaͤyſerliche / Churfuͤrſtliche vnd Schwe - diſche Armeen gehen auff Pommern.
  • 8. Piritziſcher vnd Stargardiſcher Außgang.
  • 9. Beyde Armeen / ſuchen jhren Vortheil / dar - uͤber geht das Land zu grunde.
  • 10. Was ſich auſſer Landes begeben.
  • 11. Trefflich viele Wunderzeichen in Pom̃ern.
) () () () (ijJnhalt
Jnhalt des ſechſten Buchs / von des Pommerlandes Gelegenheit vnd Einwohnern.
  • 1. DEs Pommerlandes Graͤntzen ſind vor dieſem groͤſſer geweſen / als anjetzo.
  • 2. Des jetzigen Pommerlandes groͤſſe erſtrecket ſich laͤngeſt des Meeres in die 72. Meile / wenn man die Kruͤmme mitnimbt.
  • 3. Pommern hat ſeinen Nahmen vom Meer / daran es lieget.
  • 4. Pommern hat allenthalben viele Außfluͤſſe / vnd drunter etliche Nahmhaffte Schiffreiche Waſſer / vnd Fiſchreiche Seen.
  • 5. Pommern iſt eines von den Fiſchreicheſten Laͤndern.
  • 6. Was man in Pommern den Herrenfiſch nen - net / vnd was der Stoͤer fuͤr ein Fiſch ſey.
  • 7. Hering vnd Murenen eine herꝛliche Gabe in Pommern.
  • 8. Was fuͤr Meerfiſche am Geſtade gefunden werden.
  • 9. Pommern hat viele Meerporten / vnd ein ho - hes Geſtade / vnd hat nichtes deſto weniger groſſen Schaden durch des Meeres uͤber - ſchwemmung gelitten.
  • 10. Pommern iſt mit guten Holtzungen vnd al - lerley art Wildpret verſehen.
  • 11. Pommern hat aus den Waͤldern auch nutz wegen deꝛ Schweine Maſt / vñ Honig Beuten.
  • 12. Weidewerck iſt auch heuffig in Pommern
  • 13. Das Land Pommern iſt ziemlich fruchtbar / vnd bequem zur Viehezucht.
  • 14. An Obſt iſt kein Mangel in Pommern.
  • 15. Frembd Gewaͤchs kan in den Pommerſchen Gaͤrten wol fortgebracht werden / vnd den mangel des Weines entſetzen die ſchoͤne Bie - re: Doch kan auch der Wein im Lande ſeinen Wachßthumb haben / wenn er gewartet wird.
  • 16. Wolſchmeckende / auch Saltzbrunnen / findet man in Pommern.
  • 17. Ob das Land Pommern wol eben iſt / ſo fin - det man doch etliche Gebirg drinnen.
  • 18. Pommern iſt auff mangerleyweiſe vorzeiten getheilet.
  • 19. Pommern wird heutiges Tages in die Ste - tiniſche / Wollgaſtiſche vnd Stifftiſche Regie - rung getheilet.
  • 20. Jn Stetiniſcher vnd Wollgaſtiſcher Regie - rung ſind alle dignitaͤten / Titul vnd Wapen vnd andere Herꝛligkeiten bey ſamender Hand geblieben.
  • 21. Beyde Regierungen in Pommern ſind ein Corpus / gleichwol iſt die Landſchafft in bey - den Regierungen in vielen dingen diſerepant.
  • 22. Beyde Regierungen werden in gewiſſe di - ſtrict abgetheilet.
  • 23. Pommern wird noch auff eine andere Art getheilet / in Landvoigteyen / Fuͤrſtl. Empter / Schloßgeſeſſene vnd Staͤdte.
  • 24. Pommern wird auch / nach den dreyen Su - perintendentzen drinnen / in gewiſſe Synodos oder Circulos getheilet.
  • 25. Die Pommerſche Jngenia verdienen jhre Lob.
  • 26. Die Pommern ſind der reinen Religion zu - gethan.
  • 27. Vorzeiten ſaſſen die Pommern in groſſer Heydniſcher Blindheit.
  • 28. Die geweſene Fuͤrſten in Pommern ſind rechte Vaͤter des Vaterlandes geweſen / vnd haben vorzeiten einen Gewapneten Reuter im Siegel gebrauchet.
  • 29. Die Pommeriſche Fuͤrſtliche Empter ſind nicht einerley.
  • 30. Wie die beyde Polniſche Empter Lawen - burg vnd Buͤtow an Pommern gekommen.
  • 31. Die Fuͤrſten haben die Feld Kloͤſter / daran ſie ein groſſes Recht gehabt / als die Muͤnche daraus / theils verloſſen / theils die Evangeli - ſche Religion angenommen / zu beſſer admi - niſtration des Landes zu Fuͤrſtlichen Em - ptern gemachet.
  • 32. Drey Conſiſtoria ſind im Lande mit guter Ordnung vnd Conſtitution angerichtet.
  • 33. Eine ſchoͤne Kirchen Ordnung vnd Kirchen - Agenda iſt in Pommern verfaſſet.
  • 34. Die Nieder Gerichte ſind ſo wol in Staͤdten / als auffm Lande / wol beſtellet.
  • 35. Drey Ober - oder Hoffgerichte ſind in Pom - mern beſtellet.
  • 36. Nebenſt den Hoffgerichts Raͤthen / Land - Volgten / Burg Richtern vnd Hauptleuten ſind in Pommern Regiements-Land - vnnd Cammer - oder Oeconomey Raͤthe.
  • 37. Der Biſchoff zu Cammin iſt der Vornehmb - ſte Standt des Hertzogthumbs Pommern.
  • 38. Der Heermeiſter zur Sonnenburg vnnd Comptor zu Wildenbruch ſind mit Lehen vnd Pflichten den Fuͤrſten auß Pommern verwand.
  • 39. Das Thumb Capittul zu Cammin / vnd die Prælaten drinnen / ſind mit hohen Privilegi - en begabet.
  • 40. Beyde Stiffte vnd Thuͤmbe zu Stetin ſind einander einverleibet / vnd jhre præbenden vnd Guͤter werden von beyden Regierungen außgerheilet vnd verwaltet.
  • 41. Jm Weltlichen Stande ſind die Graffen von Newgarten / vnnd die Herren von Put - buſch die erſten.
  • 42. Der Pommerſche Adel hat von alten Jah - ren her ein groß Anſehen im Lande / vnd ſtatliche Privilegia gehabt.
  • 43. Die Schloßgeſeſſene in Pommern haben jhre Affterlehenleute / vnd ſind mit etlichen abſonderlichen Privilegien begnadet.
  • 44. Die andere Ritterſchafft / wie auch die Freyen vnd Affterlehenleute / gebrauchen ſich mit den Schloßgeſeſſenen einerley Rechtens vnd gebraͤuchen.
  • 45. Die Adeliche Lehen in Pommern ſind mit gewiſſen conſtitutionibus / wider alle ein - reiſſende Vnordnung / beſtetiget.
  • 46. Die Lands Privilegien / von den alten Fuͤr - ſten erlanget / ſind zun Zeiten Barnimi vnd Philippi I. zuſammen gezogen / erklaͤret vnd beſtetiget.
  • 47. Viele alte Geſchlechter haben vorzeiten andere Nahmen gehabt / viele ſind außge - ſtorben.
  • 48. Ein Regiſter der Pommerſchen Ritter - ſchafft Nahmen / Wapen vnd Vorfahren.
  • 49. Obrigkeit vnd Empter in Staͤdten ſind vormahln anders / als jetzund / beſtellet.
  • 50. Ein Regiſter der Pommerſchen Staͤdte.
  • 51. Catalogus librorum in Pomerania & à Pomeranis ab Anno 1606. editorum.
An
An den guthertzigen / vnd inſonderheit den Pommeriſchen Leſer.

WEr dieſe Buͤcher von dem alten Pommerlande / vnd den Ge - ſchichten drinnen / wuͤrdigen wird zuleſen / wolle anfaͤnglich wiſſen / dz Jch zu keines Menſchen Vnglimpff ſolche zu faſſen mich vnterwun - den / ſondern vielmehr mich dahin bearbeitet habe / daß nichtes darin - nen geſetzet wuͤrde / darauß jemandes Vnglimpff mit rechte kan er - wieſen werden. So aber jemand bey einem oder andern Stuͤcke etwas findet / daß er wuͤnſchet entweder außgelaſſen / oder in anderer geſtalt gefaſſet zu ſeyn / ſo ſey er freundlichſt gebeten / mich mit grunde eines beſſeren zuvnterweiſen / damit ich bey adornierung der anderen Edition / ſo nach diſtraction dieſer erſten Exemplaren / nach Gottes willen / moͤchte vorgenommen werden / eine richtigere Relation faſſen moͤge. Dißmahl habe ich gethan / was ich gekoͤnt. Vnd was ich vor Fleiß in Auffſuchung der Antiquitaͤten auffgewand / vnd wie ich in Erzehlung aller Dinge mir die Leges Hiſtoriæ habe in die Augen leuchten laſſen / mag jederman vrtheilen / der es verſte - het. Vnter deß ſo die Herren / vnd Adeliche Geſchlechter / wie auch die Staͤdte vnd Communen in Pommern / vnd benachbarten Dertern / aus jhren Archivis vnd ge - wiſſen Documentis vnd Nachrichtungen ins kuͤnfftige heraußgeben wollen / was zu - forderſt der alten Geſchichte Warheit beforderlich / vnd dann zum Ornament jhres Vaterlandes vnd Geſchlechtes erſprießlich iſt / wollen ſie ſampt vnd ſonders nach wuͤrden vnterdienſtlich vnnd hoͤchlich gebeten ſeyn / ſo wol der Hiſtorien / als jhrer Vorfahren Tapfferkeit zugeruhen / vnd mir bey zeiten zuertheilen / darauß ich ins kuͤnfftige ein voͤlliges Chronicon / ſo ich lebe / faſſen koͤnne. Niemand aber wolle immittelſt zu ſchnelle ſeyn / mich in kegenwertigem Entwurff eines Pommeriſchen Chronici zu urtheilen vnd zu tadlen. Dann ſo er ſagen wird / Jch ſolte es gantz vnterwegen gelaſſen haben / giebet er ja an den Tagk / daß er weder ſeines Vater - landes vnnd Vorfahren achte / noch dem loͤblichen Exempel aller Nationen nach - leben wolle / bey denen man groß Gelt ſpendieret / das nur jhre Land moͤge beſchrie - ben / vnd alles / was vor jhrer Zeit / es ſeye gutes oder boͤſes bey den jhrigen vor - gegangen / verzeichnet werden moͤge. Ja er gedencket nicht / was der hochloͤblich - ſte Landes Vater vnd Fuͤrſte / Hertzog Philippus II. mit groſſer Muͤhe vnd Sorg - faͤltigkeit getrieben / das nemblich dieſes Pommerland ſo wol in ſeinem ſitu vonD. EilhardoAn den guthertzigen Leſer. D. Eilhardo Lubino, als Hiſtoriſcher weiſe von D. Jurga Valentino Winthero beſchrieben wuͤrde. Vnd ob wol / nach publicierung der außfuͤhrlichen Pommeriſchen Landtaffel / D. Lubini der Hiſtoriſche Apparatus D. Wintheri wegen ſeines fruͤezei - tigen Todes nicht vollentzogen / noch an den Tagk gekommen / mir auch nichtes da - von ſich an die Hand hat geben wollen / ſo ſtreitet doch des hochvernunfftigen Her - ren Wundſch / Gutachten vnd Beliebung fuͤr mich vnd meine wollgemeinete Arbeit. Jch hette wol die gantze Zeit / die ich auff dieſe antiquitates vnd annales Pomeraniæ gewand / mit ſtillheit des Lebens verbringen / oder auff ſolche ſtudia anwenden koͤn - nen / die mir ein geringers gekoſtet / vnd vielleicht zutraͤglicher geweſen weren / aber daß vnſere Wege nicht in vnſerm belieben ſtehen / ſondern von hoͤher Hand regieret werden / ſehe ich eben bey dieſer Arbeit: Denn da ich / als ein guter Patriot, den klaͤglichen hochbetrawrlichen Todtesfall vnſers letzten Pommeriſchen Hertzogen / Herren Bogißlai XIV. mit einer Lateiniſchen Oratoriſchen Klage proſequiren wol - te / vnd bey andern Hiſtoricis verfaͤngliche judicia, ſo wol uͤber vnſere Land / alſe vn - ſere Landes Fuͤrſten / wegen jhres erſten vhrſprunges / gefaͤllet ſahe / ward in mir das Gemuͤhte gleichſamb erhitzet / in der verſtaͤndlichen Mutterſprache die Antiqui - tates Patriæ, cujus amori omnes cedunt amores, aus den rechten Hiſtoriſchen fun - damentis, oder viele mehr ruderibus, herauß zuſuchen. Alſo wuchs mir das Werck vnter Haͤnden / vnd ſo offte ich abbrechen wolte / welches ich dann zweymahl zuthun willens war / als da ich einmahl biß auff Suantibori Hiſtorij bey ſchlieſſung des alten Wendiſchen Pommerlandes / vnd hernach biß auff den Abgang der alten Pommeriſchen Fuͤrſten / beym ende des dritten Buches / gekommen war / bin ich von Vornehmen Leuten / vnd Liebhabern jhres Vaterlandes / ermahnet / die Hiſtorij biß auff den letzten Fuͤrſten des Stammes zu proſequiren / damit nicht ein vnvoll - kommen Werck heraus gegeben wuͤrde. Solches einrathen hat bey mir raum vnd ſtatt gefunden / vnd alſo lieget nunmehr das Pommerland in der Hiſtorij am tage. Habe ich etwas geſetzet / daß ſich anders verhalten moͤchte / ſoll ſolches von mir nicht behauptet / ſondern vielmehr / wie vorgeſagt / geaͤndert werden. Wil aber einer mich daruͤber anfeinden / der thut mir Gewalt vnd Vurecht / weil er mir boͤſes fuͤr gu - tes vergilt / vnd da ich dieſes vnd der benachbarten Laͤnder vhraltes vnd hochpreiß - liches Anſehen vnd Tapfferkeit / dadurch den maͤchtigſten Koͤnigen vnd Kaͤyſern ein ſchrecken vorzeiten eingejaget iſt / deducire / vnd jetzige Welt einen blick in das alte / ehrliebende / hertzhaffte vnd ſiegreiche Pommerland / Marck / Mechelenburg / Preuſ - ſen vnd Polen thun laſſe / mich deſſentwegen vnnd meine Arbeit verkleinert. Mag doch ein jeder / deme ſolche meine Buͤcher nicht gefallen / ſie liegen laſſen / vnd andere machen / wo er kan. Wer aber etwas gutes drinnen findet / der wolle wegen ſolchesguten /An den guthertzigen Leſer. guten / daß / ſo jhme etwa vneben duͤncket zu ſeyn / zum beſten deuten. Jch aber / damit man wiſſe / durch welche mir in dieſen Buͤchern zuverfertigen geholffen ſey / wil alle dieſelbe hieher ſetzen / die in der Pommeriſchen Hiſtorij / fuͤr mir / gearbeitet haben / ob jhre Wercke gleich nicht an des tages Liecht durch den Druck gekommen / der alten Scribenten, alß des Herodoti, Cæſaris, Strabonis, Plinij, Melæ, Taciti, Procopij, Jornandis, Helmoldi, Dithmari, vnd ſehr vieler anderen / wie auch der ne - wen / als Crantzij, Saxonis, Cromeri, Chytræi, Angeli, Schultzij vnnd dergleichen / zugeſchweigen / derer Nahmen allenthalben außgedrucket vnd befindlich ſeyn.

Autores / die fuͤr dieſem in der Pommeriſchen Hiſtorij ge - arbeitet haben / vnd mir zu ſtaten kommen ſeyn.

  • Chronicon Jacobæum Stetinenſe, Anno 1468. deſignatum.
  • D. Johannis Bugenhagij Chronicon in IV. partes diſtributum.
  • M. Petri Artopæi kurtze beſchreibung des Pommerlandes / ſo in Munſte - ri Coſmographia befindlich.
  • Thom: Kanzovij Secr. Wolg. Chron: Pom: in 3. Buͤchern.
  • Nicol. Clempzowen Nob. Pom: verzeichnus oder Genealogia Duc: Pom: Anno 1551.
  • Johannis Engelberti Protonot. Wolg. Genealogia des Fuͤrſtlichen Hau - ſes Pommern Anno 1591.
  • Valentini Eickſtadij Cancell: Wolg. Annales & Epitome Pomeraniæ, & de vita Philippi I.
  • M. Petri Chelopæi Pyricenſis, Chronicon Anno 1574. conſcriptum.
  • Joachimi Wedelij Nob. Pom: Annales Pom: Anno 1500.
  • P. Wujæ Canon. Irregul: Camin. Hiſtorica Synopſis de Epiſcopat: Ca - minenſ: Anno 1616.
  • D. Dan: Crameri Kirchen Chronica in IV. Buͤchern impreſſa, Anno 1628.
  • Pauli Friedebornij Stetiniſch Chronicon Anno 1613. vnd deſcriptio Ur - bis Sedinenſis Anno 1624. impreſſa.
  • Joach: Balckij Eccleſ. Stargardenſis beſchreibung des Pommerlandes in Teutſchen Reimen / impreſſa.
  • Albitij, Mart. Marſtalleri, Joh: Butovij vnd D. Andr. Hiltebrandi Genea - logiæ Duc. Pomer. impreſſæ.

Ein fleiſſig zuſammen getragenes Pommeriſch Chronicon auß Nicolai Mareſcalli Annalibus Herulorum, Crantzio, J. Magno, Bugenhagio, V. Eickſtadio, Chronico Lubecenſi Reimundi Kocken vnnd Hermanni Bonni, vnd Chronica Sundenſi Jo - hannis Berckmani.

Acta publica, Literæ Anicorum.

Joh. Micr.
JOHANNIS MICRÆLII POMERANIA Proſeucticis Fautorum & Amicorum excepta.
GLoria Pieridum, Micræli, Palladis artes
exactè callens, ſacraq; Scripta colens,
Hiſtoriæ fontes Generalis non ita pridem
denudaviſti dexteritate piâ.
Nunc alium ingenij fœtum ſuperaddis, amore
ductus, quo dulcem proſequeris patriam.
Quæ Pomeranorum terras poſſederit olim
Gens, & quæ fuerint hactenus acta, doces.
Sic, Pomeranorum flos inclyte, Sympatriotas
exornare tuâ mente manuq; ſtudes.
Quod facis, ingenti conſtat ſudore, laboris
aſſeclâ: at parvus forte ſequetur honor.
Sed te non ullus tangit pruritus honoris:
Gaudes, dum patriæ laus celebrata viget.
Nec Momi metuis morſus, dum vera recenſes,
quæ poſſunt cunctis flectere corda bonis.
Eſt Deus ipſe autor veri: veraciter ergò
ſi quis quid ſcribit, Numinis indolem habet.
Qui tibi conceſſit mentem veracis amantem
ſermonis, tandem præmia vera dabit.

JACOBUS FABRICIUS D. Eccleſiarum in Orientali Pomeraniâ Superintendens.

) () () (Suſtu -
Suſtulit Æneas patriæ cum patre penates
Anchiſe, atq; humeris dulce levavit opus,
Eripiens flammis, queis alto â culmine lapſa
Heroum nutrix inclyta Troja ruit:
Eximiæ hinc illi ſurrexit adorea laudis
Summa, pij nomen ſic titulumq; tulit.
Heu! faciem patriæ vis noſcere? flebile buſtum
Et cineres Trojæ mente dolente cape:
Illa ducum, regum atq; heroum mater honora
Igne, fame, ferro, peſteq; tota perit.
Dum pater oppetiit patriæ proh! ultimus; olim
Troia ſuo Priamo ſic pereunte perit.
Non tulit hoc animo Micrælius, æſtus amoris
Quem patriæ & veræ laudis honeſtus agit,
Theulogiam, hiſtoriam, Sophiam qui pectore docto
Concluſit, totum quiq; Helicona capit,
Æneas alter flammis tenebrisq; labore
Immenſo eripuit relliquias patriæ.
Facta patrum dico, veterumq; decora parentum,
Vandalus & Saxo quæ Pomeranus habet,
Annales quicquid patriæ docuere vetuſti,
Vno clauſa libro cuncta legenda dedit.
Euge, bonum factum! Pius hinc Polyhiſtor hic eſto,
nam pius eſt patriæ ſcribere geſta labor.
Sæviat in patriæ licet, heu! mars viſcera, doctus
Quam dedit hic calamus, vita perennis erit.
Gratulor autori, patriæ quoq; grator, utriq;
Exopto proſit luxq; decusq; novum.
Micræl I Chronicon Pomeranum, Æneida adæquet
Virgilij, hoc tempus nullum abolebit opus.
Refloreſcentem patriam, precor, ille; virentem
Cernat eum patria & fronde ſubinde novâ.
Ut

Ut letho ac tenebrio〈…〉〈…〉 abſtulit illum Hiſtoria eripiat ſic Pomerana neci. Suo Dn. Compatri ſic accinebat CHRISTOPHORUS SCHULTETUS D. & Paſtor Jacobæus Stetini Pomera - norum.

CReſcit ut in mediis ſpinis roſa dulcis odore,
Luctibus in mediis ſic quoq; creſcit opus
Hiſtoricum præſens, Patriæ quod fucta, virosq;
Commendat, famam non ſinit atq; mori.
Sit felix omen, Patriæ revireſcere facta,
Torrida ſic Patriæ terra revivat item,
Et redeant homines Patriæ ſub climate rari,
Virtute ex tendant hæc monumenta Viri:
Gloria ſic Populi, vivet Pomeranicus Autor,
Nomine ſic parvus magnus Amicus erit.

In Vener. Dni. Affin. ac Compatr. apponere voluit MICHAEL RASCHIUSD. & Syndic. Stet.

De POMERANIA Clarisſimi Viri M. JOHANNIS MICRÆLII

REs geſtas POMER ANORUM, ac longiſſima fata,
Et Generoſorum ſtemmata longa DUCUM,
Ordine ſuccincto, nec non ab origine prima,
MICRÆLI, narras, Hiſtoricaq; fide.
) () () (2Unde
Ars hoc eſſe Viris ſolet, horum ut corda animosq́;
Paſcat, perpetuum concilietq; decus.
Hoc dudum advertens, Micræli, clare Sacerdos
Muſarum, tanta hanc ſtrenuitate colis;
Ut ſatis haud tibi ſit Phœbus ſtudiumq; diurnum,
Verum etiam placeat Lunæ adhibere moram.
Pro lubitu, præ ter tot publica, nunc vel Jovæ
Vel Sophies vaſtis te inſinuando libris;
Nunc ſcribendo etiam, quæcunq; induſtria mentis
In commune bonum finxerat ante tuæ.
Scilicet haud artes, harum culturaq; conſtans,
Cura gravis, labor aut grande videntur onus;
Sed dulces epulæ mentis, ſuaviſq; voluptas,
Quæq; vetant hominem poſt ſua fata mori.
Ipſe tuo hinc ſcitè ex inverſo Nomine dicis:
ARSMIHI LAC, NOMEN SIVE benigna parit.
Et meritò nomen pariunt Famamq; perennem
Scripta tibi incolumi commemorata fide.
Ut pote queis vitam reddis peramabilis Hiſtor
Et Patribus ſanctis, fortibus atq; viris.
Præcipuè at ſtudium ſi quod ſuper orbe meretur
Cantari, Patriæ dedita cura poteſt.
Hiſtorias Patriæ nimirum vindice penna
Dum revocare ſtudes, nemo caninus erit,
Tamq; ſacrum cœptum pro parte juvare negabit,
Judicio prorſus deſtituetve bono.
Quin potius poſthac ſcriptum hocce perutile dicet
Poſtgenitis, ſi quis porro futurus erit.
Interea haud fas eſt inceptam abrumpete telam,
Et Gentis curam depoſuiſſe ſuæ.
Certè ea præ reliquis habet ornamenta, tot atq;
Commoda, ut in laudes rectè & Alumnus eat.
Perge ideo in tabula velut ingenioſus Apelles
Pingere, quicquid habet gens Pomerana boni;
Qui mores veterum, qui nunc, & lubrica quæ ſit
Fortunæ facies, commemorando Duces.
Patria
Patria ſic rurſus meritò ſtatuiſſe ttophæum
Et gratos poterit reddere amica tibi.
Auguror hæc hodie, dum lux exorta Johannis
Aurea, quippe index Nominis ipſa tui eſt,
Aut etiam ipſa dies Natalis, carmina poſcens;
Quæ ſcripſi ergo, velis conſuluiſſe boni.
Votum præterea pro more annecto benignum,
Ut fati porro hic experiare vicem,
Iſta diesq; Tibi cum fœnore ſæpe recurrat
Nacto munificos ad tua cœpta Viros.

Ipſis natalitiis D. Job. Baptiſtæ deproperabat AUGUSTIN. PUCHNER Croſnenſis, t. t. Dn. Admi - niſtratoris Pomeraniæ Secretarius.

MICRÆLIUS quinquagies ἀναγραμματιζόμενος

CUm tua viſa mihi eſt Pomerania, docte Magiſter,
Tu, dixi, laudi es Patriæ, & illa tibi.
Cumq; anagramma dabas vicibus variabile centum,
Vel totuplex dixi de te anagramma dabo.
Pauca ſed ex multis carpam. Simul Hortulus omnes
Non profert flores, quos dat opimus ager.
Fœcundus verè es, Micræli. Nominis illud
Vox docet: atq́; illa eſt ingenij indicium.
Tu Vir es Ac Miles, Muſarum at miles in armis.
I Luce his Armis, queis, pie miles, ov as.
I Cura Miles, tenebras quod lumine complet.
Aris I Lucem ſparge ſubinde ſacris.
Pugnandum absq́; haſtis. I Mars, I Luce Brabejon
Aſſequeris, lucrum qua ſine Vile Macris,
Luc tu ſervis: Luci quoq́; ſemper Ameris.
I, Laus nam Merci proſtat abunde tuæ.
I, I, Ars fundit Lucem. I Luces terraq; Mariq́;
Ipſe Mare is Luci Lux ita luce micat.
Sola Ars Civilem reddit. Calui Miſer unâ
Arte (fatebor enim) frigidus ante ſatis.
Frigidus es? Hoc agito. I Mirus Cale amore ſuperno,
I ſelix Cleri Muſa: Perennis ova.
Si Mel habes, gratum eſt: I Cura mella Sophiæ:
I Mel & I Carus: Pectore & oreſapis.
Mel
Mel Vis eſt Acri. Dulce eſt & pungit. Utrumq́;
Præſtas. A Curis I Mel. Amore gravas.
Acrius I Mel habes Sophiæ. Idq́; eſt gratius auro.
Auri ſic Mel erit, quod tibi pectus alit.
Silveſtres animos purgas, fruticeſq; malignos
Virtutis (felix Silvierema) igne cremas.
Ius aulam ſervat, Melq; Arci eſt. Ars Mel & ur bis
Et Vici eſt. Artem jusq́;, beate, doces.
Ulcus ineſt animis pravis. Aſt Vlcerisima
Purga, & Cura, quod vis Simile eſſe tibi.
Non fruſtra hæc præſtas. I Lucra emis. I Mera lucis
Commoda jam ſentis. Iam tibi Req; Cluis.
Vel Mica Reluis Sophiæ, quod ſplendet in orbe:
Lac ; lac aliis Eruis arte pia.
Lac illud Meri habet Ius, præq́; mero valet omni.
I ceu Mira Clues, Sic quoq; Mira Luc.
Ob flores Sophiæ, jam Veris Clima voceris.
Lauri ergo Miſce florida ſerta tibi.
I Deus Alme, fave Curis: Almusq́; Cieri
Noſtra in vota velis. Namq́; juvare potes.
Hactenus ecce Malis Crevi. Carui miſer armit
Miles, queis Satanæ frangere tela queam.
Nunc felix per te Miles longè Arcui iniquum
Hoſtem. Nunc Iri Cum Sale porro decet.
Maſcule & adverſus ſcelus Iri nunc decet. Et tu
Es Mare ſub Clivis, ſigravis iſte labor.
Me Luci atq; Aris clementer præpara, & artis
Lacte bea. Vel Vi Lac Miſer hoc rapiam.
Lis gravat: enge Mica, dio meq; Vre calore.
Si per te Calui, Rem tibi proſper agam
Hac Vi Me Claris ſocians: Lac dulce, quod hauſt,
Vir cœlo addictus communicabo Meis.
Iſt a tuum, Patris vice quem colo, ſuggerit unum
Nomen: Quid ſiet, ſi reliqua addidero?
Sed nihil his addam, niſi quod Micrælius ille eſt,
Quem cenſeo unum Patriæ E Miraculis.

Ad imitationem Pomer aniæ centies ἀναγραμματιζομένης hæc ad nomen MICRÆLII, ſui Fræceptoris, Tutoris, & Aſſinis, quinquagies transpoſiti, ludere voluit FRANCISCUS REUTZIUS Stet. Pom.

Jnhalt1

Johannis Micrælij Altes Pommerland. Das Erſte Buch / Vom Alten Teutſchen Pom̃erlande:

DJe Fruchtbarkeit vnd ſehr bequeme Ge -1. Pommerland iſt von Alters bewohnet gewe - ſen / ob man ſchon nicht weis / was drinnen fuͤr deſſen Bekeh - rung zum Glau - ben fuͤrgefallen. legenheit des Landes Pom̃ern / welches nicht alleine wegen der vielen flieſſenden vnd ſtehenden Waͤſſer / vnd wolgelege - nen Waͤlder / allerley Nothturfft / ja auch einen Vberfluß an ſchoͤnen Fiſchereyen vnd Jagten zu geben hat / ſondern auch / weil es ſich gerade an dem Meere her in die laͤnge erſtrecket / vnd mit vielen wol - gelegenen Hafen verſehen iſt / vnd Nordwerts die Koͤnigreiche Schweden / Norwegen vnnd Denne - marck / Gegen Oſten der Preuſſen vnd Polen Land / Nach Mittag die Marck / vnd folgende Teutſche Laͤn - der / Gegen Weſten aber die Meckelburger zun Nach - bawren hat / von der Natur ſelbſt zum Handel vnd Wandel angeleget iſt / weiſet gnugſam aus / das es von Alters her mus bewohnet geweſen ſein / vnd ſei - ne Einwohner gehabt haben. Dieweil aber die alte Welt / vnd inſonderheit die / ſo dieſes Orts gewohnet haben / mehr des Schwerdtes / als der Feder ſich gebrauchet / vnd nichts auffgeſchrieben / daraus man ſich des altẽ Zuſtandes dieſer Orter erkundigen moͤch - te; Als koͤnnen wir wenig wiſſen / was drinnen die ZeitAvber2Das Erſte Buch /vber / da es in der dicken Finſternis des Heydniſchen Vnglaubens geſtecket / iſt vorgelauffen. Das die Wen - den vnd Slaven drinnen gewohnet / iſt Jederman be - kand. Ob aber dieſelbe anfaͤnglich drinnen ſich befun - den / oder ſo ſie ſich mit der Zeit hinein geſetzet / wer fuͤr jhnen das Land eingehabt / vnd wer alſo die erſten Einwohner des Landes geweſen / iſt ins gemein vn - bekand. Doch finden wir etliche Nachrichtungen in den alten Seribenten / an welchen wir vns in erkuͤn - digung dieſes Landes einig vnd allein halten muͤſſen.

2. Vnſere Vorfah - ren in Pommern ſind von den Griechen vnd Roͤmern vnter die Barbariſche / Scythiſche / No - madiſche / Celti - ſche / Hyperbo - riſche / oder Nordlaͤndiſche Leute gerechnet.

Die Griechen vnd Roͤmer haben ſich alleine / weiß nicht aus was Vrſache vnd Vorzug / fuͤr geſchi - ckete vnd hoͤfliche Leute gehalten; Alle andere Natio - nen aber / derer Sprache ſie nicht verſtanden / nenne - ten ſie die Barbariſchen. Alſo ſind vnſere Vorfahren jhnen auch Barbariſch / vnd zwar / weil ſie gegen Nor - den gelegen / Scythiſch geweſen. Dann ſie theileten anfaͤnglich den gantzen Erdenkreis alſo aus / das ſie ſich zu erſte ſetzeten; Hernach die / ſo Suͤdwerts lie - gen / nenneten ſie mit einem Namen Aethiopas oderStrabe lib. 1. Geograph. die Moren. So aber ſich nach dem Norden ſtrecken / warden jhnen mit einem Nahmen Scythen / oder auch / wie Strabo aus dem Homero zeuget / Noma - des geheiſſen. Welcher Name ins gemeine allen de - nen zukompt / die mehr des Viehes / als des Acker - bawes warten / vnd mehr mit Milchſpeyſen als Korn - fruͤchten ſich ernehren.

Nun war aber der Scythiſchen Voͤlcker eine groſ - ſe Menge / alſo das ſich etliche weit in Aſiam erſtrecke - ten / etliche in Europa wohneten. Drumb machten ſie dieſen vnſcheid vnter jhnen / das ſie die Teutſchlaͤnder /Schwe -3Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Schweden / Dennemaͤrcker / Franckreicher / Spanier / Britannier / vnd die in der Wendiſchen Marck / ſo bey jhnen Jllyriaum iſt / Celtoſcythen / oder mit einem Nah -Strabo lib. 1. Geogr. men Celten / auch wol Hyberboreos / das iſt / Nord - laͤnder hieſſen; Andere mit anderen Nahmen beleg - ten. So ſind die Pommern jhnen nun auch Barba - riſche / Scythiſche / Nomadiſche / Celtiſche / Hyperbo - riſche / oder Nordlaͤndiſche Leute geweſen: Barbari - ſche zwar / weil ſie jhre Sprache nicht verſtanden; Scythiſche / weil jhre Vorfahren / wie es der Nahme mitbringet / ſich des ſchieſſens vnd des Bogens mei - ſterlich zu gebrauchen wuſten; Nomadiſch / weil ſie gu - te Viehezucht hatten / vnd das Vieh hin vnd her fuͤhre - ten / auch in keine bemawrete Staͤdte ſich einſchlieſſen wolten: Celtiſch / entweder weil ſie nach lant des Nah - mens der Kaͤlte vnterworffen waren / (darumb re - dens auch die Griechen alſo aus / das ſie Keltos nen - nen / die den Lateinern Celten ſind) oder in Zelten vnd Huͤtten wohneten / oder auch weil ſie rechte Geltmaͤn - ner wahren / die etwas gelten vnd taugen. Endlich warden ſie zu den Hyperboriſchen / oder Nordlaͤndi - ſchen gerechnet / weil ſie vnter dem Norden / wie bewuſt / wohneten.

Weil aber die Natur vnſere naͤhiſte Nachbaw -3. Dieſe Land - ſchafft hat we - gen des Edlen Bern - oder Agt - ſteines / der am Preuſiſchen vnd theils am Pom - merſchen Stran - de gefunden wird / nicht lan - ge koͤnnen ver - ſchwiegẽ bleiben. ren am Preuſſiſchen Strande / auch zum theil vns Pom - mern / mit einem herꝛlichen wunderlichen Segen des Bern - oder Agtſteins begabet / den die Griechen vnd Lateiner / wie auch die Morgenlaͤnder dem Golde / wo nicht vorgezogen / doch gleich / oder ja in ſehr hohem preyſe gehalten; Als hat dieſe Landſchafft nicht koͤn - nen lange verſchwiegen bleiben. Dann die es gefun -A ijden /4Das Erſte Buch /den / haben jhn alsforth verfuͤhret / vnd Gelt draus gemachet. Groſſe Herꝛn / ſo jhn gekaufft / vnd Na - turkuͤndiger / ſo jhn geſehen / haben zweiffels ohne ſich vber die wunder bahre ſchoͤnheit vnd vie faͤltige Krafft des Bernſteins verwundert / vnd embſig nachgefor - ſchet / an welchem Orte ſolch ein Geſchoͤpffe gefunden wuͤrde / was fuͤr eine Jegend es wehre / was fuͤr Leute drinnen wohneten / vnd was fuͤr ein Leben dieſelbe fuͤhreten. Alſo fragen wir heutiges Tages fleiſſig nach / wo die Perlen gefiſchet / die Demanten gegraben / der Zucker geſamlet wird / an welchem Orte der Pfef - fer wachſe / wo der Bezoar / Ambra oder andere koͤſt - liche Sachen herkommen / vnd hoͤren nicht auff zufra - gen / biß wir mit zuthun der Philoſophey die Vrſachen vnd Vmbſtaͤnde aller Dinge erfahren.

4. Zu Herodott Zeiten iſt dis Land von den Kauffleuten / die mit dem Bern - ſtein handelten / in Griechenland dekand gemacht / welche den Fluß Raddun bey Dantzig in Eri - danum verwan - delt. Herod. lib. 3.

Das ebenmeſſiges bey den Alten in erforſchung der Natur des Bernſteins geſchehen / ſehen wir ſchon bey dem aͤltiſten Hiſtorienſchreiber Herodoto / der vor zwey tauſent vnd mehr Jahren gelebet. Derſelbe bezeuget in ſeinem dritten Buche / welches er Thaliam nennet / das in dem euſſerſten Europa nach gemeiner Auſſage ein Fluß in das Nordlaͤndiſche Meer flieſſe / den die Barbaren oder Vn Griechen Eridanum nen - nen / aus welchem der Bernſtein herkomme. Vnd ob wol Herodotus dieſem gemeinen Geruͤchte / ſo zweif - fels ohne von den Kaufleuten / die mit dem Bernſtein handelten / ausbrach / nicht wil allerdinges beyfall ge - bẽ / theils weil Er fleiſſig nachgeforſchet / vnd doch Nie - mand gefunden hat / der das Nordlaͤndiſche Meer ge - ſehen / theils weil der Nahme des Fluſſes Griechiſch iſt / vnd darumb in den letzten Ecken der Welt / da keinGebrauch5Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Gebrauch der Griechiſchen Sprache zuvermuthen / nicht kan gefunden werden / vnd derowegen etwa von den Poeten dieſes vor bringen ertichret iſt: So benimbt doch das alles der Warheit des gemeinen Geſchreyes gar nichts. Haben die Griechen zu Herodotizeiten das Nordlaͤndiſche Meer / vnd den Fluß Eridanum / aus welchem der Bernſtein in die gantze Welt verfuͤh - ret wird / nicht geſehen / ſo habẽ jhn andere / die es doma - len erzehlet / geſehen. Vnd wir ſehen jhn noch heutiges Tages. Denn es fleuſſet in Pomerellen / ſo ein guth Theil des alten Pommerlandes iſt / die Raddaun oder Raddun / daraus die Griechen Eridanum gemachet / bey Dantzigin die Weyſſel; Vnd von dannen wird der Bernſtein / ſo hin vnd her / vnd inſonderheit in Suͤdo - wen bey Fiſchhauſen vnd Lochſtete im Fuͤrſtenthumb Samland geſamlet / vnd nach Dantzig gebracht wird / in die gantze Welt verfuͤhret. Es kan wol ſein / das nicht allein die Raddun / ſondern auch die Weyſſel vor - zeiten Eridanus iſt genennet worden / vnd ſtimmet die Rede der alten Kaufleute von dem Lande / darin der Bernſtein waͤchſet / mit der Warheit gar wol vber - ein.

Aber die Poeten die der Natur Geſchaͤffte mit ver -5. Der alten Poe - ten Fabeln vom Electro oder Bernſtein zie - len auch auff dieſe Laͤnder. bluͤmeten Reden vorbrachten / macheten eine Sinnrei - che Fabel vom Electro / (denn ſo heiſſen ſie den Bern - ſtein /) vnd ſagten / das als Phaeton durch einen Don - nerſchlag zerſchmettert war / ſeine Schweſtern ſich ſo hoch bekuͤmmert haben / das ſie wegen groſſer Angſt / vnd ſtaͤtigem Weinẽ Menſchliche Geſtalt verlohren ha - ben / vnd in Baͤume am Fluß Eridano verwandelt ſein /A iijvon6Das Erſte Buch /von welchen noch jmmer fort / an ſtat voriger Thraͤ - nen / das Electrum herausflieſſe. Artemidorus vonNætal. Com. lib. 6. Mythol. c. 1. Epheſo gehet noch weiter / vnd ſaget / Apollo ſelbſt / das iſt / die Sonne habe nach ſeines Sohns Aeſculapij Tode an den Fluß Eridanum / in die Nordlaͤnder / fuͤr Bekuͤmmernus ſich begeben / vnd alldaſolche ZehrenPlin. lib. 37. cap. 2. geweinet / die nachmahlen in den Agtſtein verwandelt ſein: Damit haben die Poeten wollen anzeigen / das durch Krafft der Sonnen / die ſie Electorem nenneten / der Bernſtein geformieret werde. Vnd ob ſie meiſten - theils wol in der falſchen Meinung geſtanden / als weñ er / als ein ſubtil Gummi / aus den Baͤumen herfuͤr ſchwitze / ſo haben ſie doch dabeneben recht angedeu - tet / das er bey den Celten vnd Hyperboriſchen Leuten gefunden werde. So iſt ja der Eridanus / in deſſen Jegend man jhn findet / weder in Griechen Land im Athenienſiſchen / noch in Welſchland bey dem Fluß Pado / oder Po / wie theils Poeten ſchwaͤtzen / ſondern an dem Ort / da der Bernſtein auffgefangen wird. Vnd die Jnſulen / die von den Griechen ſind Electrides geheiſſen / werden ja nirgends beym Pado in Welſch - land / oder im Athenienſiſchen Meere gefunden / ſon - dern ſind eben die Naͤring / vnd das groſſe Waͤrder / wie auch die Jnſel / oder halbe Jnſel / auffm Samland / welche die alten Gleſſarias geheiſſen / weil allda derPlin. lib. 4. cap. 16. Bernſtein / den man vorzeiten Glaß / oder wie es Pli - nius ausſpricht / Gleſſum nennete / aus der See gefi - ſchet wird.

6. Jn dieſen Laͤn - dern haben ſchon fuͤr 1800. Jah -

Pytheas / der ccl. Jahr nach Herodoto / vnd al - ſo fuͤr xviij. hundert Jahr gelebet / hat ſchon mehr Nachrichtung von den Pom̃ern vnd Preuſſen gehabt /vnd7Vom Alten Teutſchen Pommerlande. vnd ſagt / wie Plinius zeuget / das in Teutſchland an demren Teutſche ge - wohnet / laut Pytheæ Gezeug - nus beym Pli - nio. Orte / da man den Bernſtein findet / ein Geſtade ſey / welches Mentonomon heiſſe / vnd ſich auff vj. tauſent Feldweges erſtrecke. Sech[sh]undert ſolte der gute Pytheas geſagt haben / denn ſo weit erſtrecket ſich vn - gefehr das friſche Haff / drauff man von Dantzig na - her Koͤnigsberg reiſet / vnd iſt etwa von dem Flecken Medenaw / der im Samlande ligt / vorzeiten genennet worden / welches Wort die Vnteutſchen in Mentono - mon verkehret. Doch iſts wol zu mercken / das gemel - ter Pytheas die Leute / in welcher Lande der Bernſtein am Geſtade geſamlet wird / Guttones heiſſet / vnd ſa - get / das dieſelben jhre koſtbahre Wahre / die ſie ſonſt an ſtatt des Fewers gebrauchet / den Teutonis ver - kauffet haben. Daraus klaͤrlich zuſehen / das ſchon viele hundert Jahr fuͤr Chriſti Geburt dieſe Laͤnder von Teutſchen bewohnet ſeyn: Denn die Guttones / wie Plinius ſelbſt bekennet / ſind Teutſch Volck / vnd die Tentoni / mit denen ſie vmb jhre Wahre gehandelt / ſind eben die Teutſchen geweſen / die naͤhiſt am Bal -Pompon. Melæ lib. 3. thiſchen Meere gewohnet / wie Mela bald bezeugen wird.

Vnter deſſen iſt zubeklagen / das / da die Alten7. Cœſar beſchrei - bet vnſerer Vor - fahren Sitten gar eigentlich vnter dem Nah - men der Sue - viſchen Nation. Cæſar lib. 4. Comm. Teutſchen nichts von ſich / vnd jhren Laͤndern auff - ſchrieben / die Griechen nur meiſtentheils auff ſich ge - ſehen / vnd ſich wenig bemuͤhet / etwas gewiſſes von vnſerm Vaterlande zuerforſchen / vnd es auff die Nach - kommen zubringen. Doch muͤſſen wir vor lieb neh - men / was man noch bey jhnen vnd den Roͤmiſchen Scribenten fuͤr Nachrichtung hat. Vnd iſt Julius Cæſar faſt der allererſte / der von vnſer Landart in ſei -nen8Das Erſte Buch /nen Commentarien etwas meldung thut. Dann weil / wie hernach ſol dargethan werden / die Suevi vorzeiten vnſer Pommerland vnd die benachbarte Orter eingehabt / ſo iſt a[u]ch von vnſern Vorfahrern zu - verſtehen / was er von den S[u]evis meldet: Nemblich / das ſie ein groß / vnd das allerſtre[it]bahreſte Volck der Teutſchen geweſen / die in hundert Gemeinen / die ſie Pagos oder Dorffſchafften geheiſſen / ſich vertheilet / vnd jhre Regiment dermaſſen gefuͤhret / das ſie alle Jahre aus jeder Gemeine tauſent Mann wieder die Feinde außgeſand; Die andern aber des Ackerbawes zu pflegen daheim gelaſſen / biß das Jahr verfloſſen: Da alsdann die / ſo bißher zu Hauſe geblieben / ſich wider die Feinde auffgemachet / die andern aber aus dem Kriege ſich anheim begeben / damit alſo weder der Ackerbaw / noch Gebrauch der Waffen vnterlaſſen wuͤrde. Sonſt / ſaget Cœſar / haben ſie nicht vber ein Jahr ſich an einem Orte befunden / vnd mehr mit Milchſpeiſen / vnd aus der Viehezucht / als von dem Kornebaw ſich erhalten. Jnſonderheit haben ſie ſich der Jagten / als freye Leute / die von Kindesbein ohne zwang erzogen geweſen / befliſſen / vnd damit die Lei - besſtaͤrcke mercklich gemehret / alſo das ſie auch in den kaͤlteſten Laͤndern den meiſten Theil des Leibes vnbe - decket gelaſſen / vnd ſich in kalten Waſſern zu baden nicht ſchew getragen haben. Frembde Kaufleute ha - ben ſie wol vnter ſich leiden koͤnnen / nicht ſo wol / das ſie jhre Wahren begehreten / als das ſie jhnen verkaͤuf - feten / was ſie dem Feinde abgenommen hetten. Jhre Ochſen vnd Pferde ſind zwar klein vnd vnanſehnlich / aber zu ſchwerer Arbeit gewohnet geweſen: Vnd weñſie9Vom Alten Teutſchen Pommerlande. ſie zu Felde gezogen / lieſſen die Reuter / wie vnſere heu - tige Draguner / jhre zu ſolchem Handel gewehnete Pferde an einem Orte alleine ſtehen / vnd ſie ſpruͤngen herunter / vnd verſuchten jhre beſtes an den Feinden / vnd wenn es die Notturfft erforderte / begaben ſie ſich wiederumb zu Pferde. Dieſelben aber muſten alle vn - geſattelt ſein / vnd ſie hielten die / ſo auff geſattelten Pfer - den ritten / fuͤr Weibiſche Leute: Vnd ſcheweten ſich nicht eine groſſe menge derer / die auff Satteln ritten / mit wenigem Volck anzugreiffen. Des Weines achte - ten ſie gar nicht / weil er zur Mannheit nicht dienete. Aber darin ſtoltziereten ſie zum meiſten / wann ſie vmb ſich her alle Ecken verwuͤſtet / vnd damit kundbahre Zeichen vieler vberwundenen Staͤdte gegeben hatten. Wie ſie dann an einem Orte alleine / zweiffels ohne / da ſie mit den Sarmatiſchen Voͤlckern gegrentzet / zu - ſaris Zeiten / auff cl. Teutſche Meilen keine Nachbaw - ren gehabt / ſondern allda vmb ſich her alles verwuͤſtet haben. Dannenher haben ſie auch die anderen Teut - ſchen Voͤlcker in ſolche Furcht gejaget / das ſie / wie - ſar meldet / oͤffentlich durch jhre Botſchafften ausge - ſaget / Es ſey kein Volck auff der gantzen Welt / da ſie ſich fuͤr forchteten / auch fuͤr die Roͤmer ſelbſten nicht / Aber alleine den Suevis achteten ſie ſich nicht gleich / weil auch die vnſterblichen Goͤtter jhnen nicht konten Widerſtand thun. Drumb auch dermaͤchtige Held Cœſar niemahlen an ſie ſetzen doͤrffen / vnd iſt nur we - nig Tage auff diſſeit des Reins / vber welchen er geſetzet / geblieben.

Gemelter Cæſar / vnd der gantze Rath zu Rom /8. Die Roͤmer ha - ben durch erfahr - ne Leute den gan -tzen wie Aethicus vñ Mela zeugen / haben endlich fuͤr rath -Bſam10Das Erſte Buch /tzen Erdenkreiß abmeſſen laſſen / vñ ſind alſo auch dieſer Landſchaf - ten kundig ge - worden: Die Geographiſche Tabulen aber ſind vntergegan - gen. Æthic in initio Coſmagraph. Pomp. Mela lib. 1ſam erachtet / das man die Gelegenheit des gantzen Er - denkreiſſes etwas beſſer erkundete / vnd haben deßwe - gen verſtaͤndige erfahrene Landmeſſer außgeſand / die Kundſchafft von allen Orten der Welt einnehmen ſol - ten. Zenodoxus iſt gegen Morgen ausgereiſet / vnd hat in abmeſſung deſſelben mehr als xxj. Jahr zuge - bracht. Polycletus war in den Mittaͤgiſchen Laͤndern / die jhme zu meſſen befohlen waren / vber xxxij. Jahr. Theodorus aber begab ſich Nordwerts / vnd kam erſt - lich nach xxix. Jahren xxj. Monden / vnd x. Tagen wie - der. Jn ſolcher ſeiner langwirigen Reyſe wird er zwei - fels ohne auch an dieſe oͤrter gerathen ſein / vnd Kund - ſchafft derſelben eingenommen haben: Er hat ſol -Cæſar l. 4. Com. Tac. lib. de mo - rib. Germ. ches auch wol thun koͤnnen / weil / wie wir aus dem - ſare gehoͤret / die Suevier frembde Kaufleute wol zu ſich geſtatet haben / auch wie Tacitus / vnd andere mel - den / vnſer Balthiſche Meer zu jederzeit Schiffreich ge - weſen iſt. Aber / leyder / ſolche Geographiſche Tabu - len vnd Auffmerckungen des Theodori ſind / wie viele andere hochnoͤtige Sachen / vntergangen / vnd haben nicht koͤnnen auff vns gebracht werden. Vnd ob wolPlin. lib. 3. cap. 2. aus ſolchen vnd andern gelarten Schrifften der fuͤr - trefliche Mann Marcus Agrippa / mit zuthun des Kay - ſers Auguſti / den gantzen Erdenkreis in einem ſchoͤnen oͤffentlichen Gebaͤwd an den Wenden kuͤnſtlich ab - mahlen laſſen / darin warlich vnſerer wolgelegener Laͤnder nicht wird vergeſſen ſein / ſo iſt doch auch ſolche Arbeit durch die Gewalt der Zeit vnter gangen.

9. Straboni ſind die Pommern vnter dem Nah -

Strabo / welcher zun zeiten Auguſti vnd Tiberij ſeine xvj. Buͤcher von des Erdenkreiſſes Gelegenheit geſchrieben / hat zwar ſolche Wercke geſehen / abernichts11Vom Alten Teutſchen Pommerlande. nichts ſonderliches von den Voͤlckern / die auff dieſſeitmen der Gutto - ner / Lemobier vnd Sibiner be - kand geweſen. der Elbe wohnen / auffgezeichnet / weil die Roͤmiſche Waffen noch nicht vber die Elbe gegangen waren / vnd deßwegen ins gemein wenig von jhnen in Erfahrung gebracht war. Doch gedencket er der Suevier im ſie -Strabo lib. 7. Geogr. benden Buch / vnd ſaget / das etliche derſelben im Hartzwalde / etliche auſſer demſelben gewohnet. Das auch Maroboduus oder Marbott / der maͤchtige Fuͤrſt in Teutſchland zu Auguſti Zeiten / die Luger oder Ligier / wie auch die Lemobier / Gutoner / Burgundi - ner / Sibiner / vnd Semnoner / vnd das gantze maͤchtige Suevier Land / ſo daß mahl vom Rein biß an die Elbe / vnd weiter Nordwerts nach dem Balthiſchen Meere gelegen / zu ſeinem Vornehmen gezogen habe. Vnter dieſen Voͤlckern / die Marbott auff ſeine ſeite gebracht / ſind wir Pommern vnter dem Nahmen der Guttoner vnd Lemobier auch geweſen / wie Niemand vnter den Welterfahrenen laͤugnen kan. Vnd iſt nur vmb einen verwechſelten Buchſtab zuthun / den Strabo fuͤr einen andern genommen / ſo finden wir bey jhme vnſere vhr - alten Stetiner oder Sidiner / die er Sibiner nennet. Er nennet auch vnter den Voͤlckern / die zwiſchen der Elbe vnd dem Meer liegen / die Hermandurer vnd Langbaͤrther / die vnſerer Vorfahren naͤhiſte Lands - Leute geweſen ſeyn. Vnd ſaget von jhnen ins gemein / das ſie nicht lange an einem Orte ſich gehalten / noch denſelben zum Korne gepfluͤget oder begatet / ſondern wann ſie jrgends wo / was ſie fuͤr ſich vnd jhre Viehe gefunden / auffgezehret / eine friſche Weyde geſuchet haben. Welches ſie denn leichtlich thun koͤnnen / weil ſie in Huͤtten gewohnet / vnd mit geringem Haußge - rathe ſich beholffen haben.

B ijEben12Das Erſte Buch /
10. Pomponius Mela nennet die Pommern Teutoner oder Teutſchen / wie er die Hollſtei - ner vnd Juͤtt - laͤnder Cimbren - nennet. Pomp. Melæ. lib. 3.

Eben zu der Zeit / da Strabo gelebet / hat auch Pomponius Mela geſchrieben / daß das Codaniſche oder Balthiſche Meer ſich zwiſchen einem engen Vfer einſchlieſſe / vnd viele Fluͤſſe in ſich nehme / auch viele kleine vnd groſſe Jnſulen in ſich begreiffe: Vnd das die Cimbri vnd Teutoni dran wohnen. Darauß ab - zunehmen / weil / wie alle Weltbeſchreiber einſtimmen / die Cimbri in Juͤttland vnd Holſtein am Meere ge - wohnet / das die / ſo weiter herauff am Strande gele - gen / Teutoni oder die Teutſchen eigentlich ſind genen - net worden. Findet ſich alſo der Name der Teutſchen gar genaw in vnſerem alten Vaterlande. Hiebeneben iſt auch bey gemeltem Mela in acht zunehmen / das er die Teutoner auch in der Dennemarckiſchen Jnſel ſe - tzet / die von jhme Codanonia / aber von vns heutiges Tages Zeeland genant wird / vnd darin die Koͤnigliche Reſidentz Coppen hafen gelegen iſt.

11. Plinius theilet die gantze Teut - ſche Nation in fuͤnff Voͤlcker / vnd ſetzet die Pom̃eren vnter die Wandalier. Plin. lib. 4. cap. 13. & 14.

Nicht lange nach Mela hat der fuͤrtreffliche Mañ Plinius zwantzig Buͤcher von den Teutſchen Kriegen wider die Roͤmer geſchrieben / darin wol viel ſchoͤnes Dinges von vnſern Vorfahren iſt gefunden worden. Aber / leyder / ſie ſind durch Neyd derſelben / die den Teutſchen nicht wol gewogen / abhaͤndig gemacht. Vnter deſſen dienen die vbrigen Buͤcher des Plinij / die er eine Hiſtoriam der Natur nennet / vnd dem Kaͤyſer Veſpaſiano zuſchreibet / vns nicht wenig in erfor - ſchung vnſers geliebten Vaterlandes. Er theilet gantz Germaniam in fuͤnff Nationes / vnd ſetzet zu erſt die Vindeler / die Tacitus vnd andere Wandalier nennet. Hernach die Jngewohner / oder / wie er ſie im vorigen Capittel heiſſet / die Hillewohner / nemlich die Ein -wohner13Vom Alten Teutſchen Pommerlande. wohner der Schwediſchen / vnd Dennemarckiſchen Koͤnigreiche / die in der maͤchtigen Peninſel Scandi - navia oder Scandia in Fuͤnffhundert Gemeinen ſich ausgebreitet hatten / vnd fuͤr eine andere Welt zu Pli - nij Zeiten gehalten ſind. Zum Dritten die Jſtewoh - ner / die an beyden Seiten des Reines wohneten / vnd vnter ſich die Sicambren hatten. Weiters die Hermio - ner / vnter welchen er die mitten im Lande wohnenden Suevier / vnd neben jhnen die Meißner / Heſſen / vnd Braunſchweiger verſtehet. Letzlich die Peuciner vnd Baſtarner / welche auff jenſeit der Weyſſel / mitten in dem Lande gewohnet / vnd ſich biß an den anfang der Weyſſel / vnd außlauff der Donaw ins Euxiniſche Meer / an den Ort / da die Jnſel Peuce von der Do - naw gemachet wird / erſtrecket. Dann ob wol viele Scribenten das Teutſchland nur biß an die Weyſſelge - rechnet / ſo befindet es ſich doch aus dem Plinio / Taci - to / vnd andern mehr / das ein ſehr groß Theil des Or - tes / da jetzund Polen / Moldawer / vnd andere Voͤl - cker wohnen / mit Teutſchem Volck belegt geweſen. Denn es ſind bald nach Alexandri des groſſen ZeitenStrabo lib. 7. Geograph. die Baſtarner / die ſich von der beſten Art genant / an der Weyſſelhinauff in der Triballer vnd Thrazier Land gefallen / haben ſolche vnd andere Vnteutſche Voͤlcker vertrieben / weiters in Myſia vnd bey der Donaw am Euxiniſchen Meer ſich nieder gelaſſen / biß ſie endlich wegen der auff ſie zudringenden Sarmatiſchen Voͤl - cker ſolchen jhren Sitz enderten / vnd theils mit den Gothen in die Roͤmiſche Provincien giengen / theils ſich in Siebenbuͤrgen niederlieſſen / allda ſie noch der Teutſchen Sprache gebrauchen. Vnd iſt wol zuver -B iijwun -14Das Erſte Buch /wundern / das auch eben vnter den maͤchtigen vñ weit - gelegenen Baſtarnern / Sidoner vñ Burgioner gefun - den ſein / wie aus Strabone vnd Ptolomœo erſcheinet. Kan wol ſein / das da ſich eine groſſe menge der Teut - ſchen zuſammen gethan / vnd in die Thraziſche Laͤnder hinein getrungen / etliche von vnſern Sidinern vnd von den Burgundiern ſich zu jhnen geſellet / vnd jhren Nahmen / ob wol ein klein wenig / wie es pfleget geſche - hen / verendert behalten haben. Vnterdes ſehen wir aus der gefuͤnfften Abtheilung des Teutſchen Landes / die Plinius angeſtellet / das wir Pommern von jhm vn - ter die Wandalier gerechnet ſeyn.

12. Vnter den vie - rerley Geſchlech - tern der Wan - dalier werden die Pommeren nicht vnter die Burgundier vnd Wariner / ſon - dern vnter die Cariner in Vor - Pommern vnd Gotthoner in Hinter Pomme - ren vom Plinio gerechnet. Cluver lib. 3. Germ. antiq. cap. 36.

Solche Wandalier ſein eben die Suevi / ſo nach dem Meere von der Elbe an ſich erſtrecketen. Die an - dern Mittlaͤndiſchen Suevier / rechnet gemelter Plinius zu den Hermionen oder Hermannern. Vnter den Wandaliern aber zehlet er viererley Nationen / als Bur - gundier / Wariner / Cariner / Guttoner. Da iſt nun die Frage / zu welchem Geſchlecht wir Pommern gehoͤren. Die Burgundier oder Wurgunder / vnter welchen die Burij von dem fuͤrtreflichen Geographo Cluverio mit gewiſſen Gruͤnden an den Ort in Polenland geſetzet werden / da jetzund Gnieſen / vnd andere Polniſche Staͤdte auff diſſeit der Weyſſel liegen / ſind von der Go - then Koͤnige Faſtida / wie Jornandes zeuget / bekrieget. Da haben ſie ſich eines theils mit den Ligiern / die hin - ter jhnen in Polen / ehe die Sarmatiſche Voͤlcker hin -Jornand. lib. de reb. Getic. c. 17. ein gekom̃en / ein groß Land / auch auff diſſeit der Weyſ - ſel / bewohneten / vnd ſonſten auch Luger vnd Logioner geneñet werden / vnter dem Kaͤyſer Probo vmbs JahrZoſim lib. 1. Chriſti cclxxvj. an den Rein begeben / vnd ſich allda mitjhrem15Vom Alten Teutſchen Pommerlande. jhrem Koͤnige Hendino / vñ Hohenprieſter SinactioMartellin. lib. 28 niedergelaſſen / vnd ein new Reich der Burgundier ge - ſtifftet / davon die Hiſtorien viel zuſagen wiſſen. Ande - re ſind bey den Gothen geblieben / vnd bis in Thrazien mit fortgezogen. Aus welcher erzehlung erſcheinet / dz wir Pom̃ern zu den Burgundiern nicht gehoͤren. Den - noch weil zun zeiten Ptolomæi auch Buguntæ / das ſind zweifels ohne die Burgũdier / in Hinter pom̃ern gefun - den ſind / ſiehet man / dz ſie einen Zug / zu der Zeit muͤſſen hinein gethan / vñ mit Guͤte / oder mit Gewalt bey jhnen einen Sitz ergriffen haben. Wariner ſind eigentlich die Mechelenburger / die vmb die Warne herliegen / vñ ſich von der Trave biß an Bart hinan geſtrecket haben. Der Cariner gedencket ſonſt Niemand vnter den Hi - ſtorienſchreibern als Plinius. Moͤgen woleben die Ru - gianer vnd Vor Pommern ſein / nur das dem Namen eine Sylbe vorangeſetzet / vnd fuͤr Ruͤger oder Ruͤgner Caruͤgner geſchriebẽ ſeyn. Die Gothoner ſind eben die Guttoner / von welchen wir droben aus dem Pythea gehoͤret / das bey jhnen der Bernſtein gefunden vnd verkaufft worden: Vnd dieſelben werden mit andern Nahmen auch Gothen / Geten vnd Gotten geheiſſen. Solche haben ſich ſtracks von Hinter Pommern an / durch Pomerellen vnd Preuſſen biß an Koͤnigsbergan der See hinaus geſtrecket / vnd mitten im Lande auff dieſſeit der Weyſſel die Burgundier zum Nachbawren gehabt. Daraus erſcheinet / das die Gothen ein maͤch - tig Volck muͤſſen geweſen ſein / vnd ein groß Land be - wohnet haben. Ja wie man aus dem Ptolemæo ſiehet / ſo habe ſie auch zu ſeiner Zeit auff jenſeit der Weyſſel ein ſtuͤcke von dem Lande / da jetzund Polen iſt / bewohnet. Gleich -16Das Erſte Buch /Gleichwol ſind ſie auch mit ſolchem Platze noch nicht zu frieden geweſen / ſondern haben ſich vberall ge - gen Norden in Schweden / Dennemarck vñ Jutland außgebreitet / wie der Nahme der Gothen ſich eben in der Schweden Gothia / vnd der Dennemaͤrcker Gott - landia / vnd Jutlandia augenſcheinlich befindet.

Hierauß erſcheinet klaͤrlich / das wir Pommern zu den Carinern vñ Gothonern muͤſſen gerechnet wer - den. Dann vnſere Vorfahren in Vor Pommern heiſ - ſen Plinio Cariner; Jn Hinter Pommern Gothoner; Mit einem Nahmen Wandalier.

13. Wandalier / dar - unter wir Pom - mern gehoͤreten / waren nicht Wenden oder Slavoniſche / ſondern Teut - ſche Voͤlcker.

Dabey iſt zu mercken / das die Wandalier vnd Wenden nicht einerley Voͤlcker ſind / ob ſie ſchon von den Scribenten offtermahlen vor eins genom̃en wer - den. Dann die Wandalier ſind warhafftig Teutſchen / vnd haben erſtlich dieſe Laͤnder bewohnet. Vnd ſind von dannen weiter hinauff gegangen / vnd haben in Franckreich / Spanien / vnd Africa groſſe Thaten ge - than / wie wir hernach einen kurtzen Bericht davon thun wollen. Die Wenden aber ſind Sarmatiſches oder Sclavoniſches Geſchlechtes / vnd haben allge - mach die Laͤnder / daraus die Teutſchen in den vber - groſſen Landzuͤgen in die Roͤmiſche Provincien vnd an - dere oͤrter gegangen / eingenommen / vnd mit Sclavo - niſcher vnd Wendiſcher Sprache erfuͤllet. Alſo ha - ben wir nun eine zimliche Nachrichtung vnſers Vater - landes in des Plinij Buͤchern gefunden.

14. Tacitus vnd an - dere Roͤmer ha - ben ſich der Ge - legenheit dieſes vnd andererTeut -

Aber Tacitus der beruͤmbte vnd beredete Hiſto - rienſchreiber / welcher in den zeiten Trajani / etwa hun - dert Jahr nach Chriſti Geburt / ſeine Schrifften an den Tag kom̃en laſſen / hat noch etwas mehr von dem -ſelben17Vom Alten Teutſchen Pommerlande. ſelben in erfahrung gebracht / vnd ſo wol von dem Koͤ -Teutſchen Laͤn - der bey vnter - ſchiedlichen Leu - ten / die derſel - ben Kundſchafft gehabt / woll er - kundigen koͤñen. Tac lib. 2. & 3. Apocal. nige Maroboduo der bey xviij. Jahr ſich zu Ravenna auffgehalten / nach dem er von Arminio der Braun - ſchweiger Koͤnige vñ ſeinen eigenen Vnterthanen ver - trieben war / als von Cattwald vnſerm alten Gothi - ſchen Pom̃eriſchen Fuͤrſten / der auch aus ſeinem Fuͤr - ſtenthumb von der Weyſſel zun zeiten Tiberij verjaget war / vnd ſich zu Friaul in Welſchland bey den Roͤmi - ſchen Herren eine lange Zeit auffgehalten hat / eigent - licher gelernet / was es fuͤr einen Zuſtand mit dieſen oͤr - tern hatte. Ja wie Strabo meldet / ſo ſind ſchon zunStrabo lib. 7. Geogr. zeiten Auguſti Geſandten von den Cimbris aus Juͤt - land angelanget / welche guten Bericht haben geben koͤnnen / was fuͤr Landſchafften ſie zun Nachbawren hetten. Auch hat vnter der Regierung des Neronis / Julianus ein vornehmer Herꝛ zu Rom einen Ritter anPlin. lib. 37. c. 3. dieſe vnſere oͤrter abgefertigt / der den edlen Bernſtein zum Roͤmiſchen Pracht einkauffen ſolte. Vnd ſchrei - bet Plinius von jhme / das er den Ort / daſolche Wah - re gefunden wird / vnd die dabey gelegene Vfer wol be - ſchawet / vnd ſo viele Agt - oder Bernſtein eingekaufft habe / das der gantze Schawplatz / da die Roͤmer jhre Spiel gehalten / damit hat koͤnnen gezieret werden. Jnſonderheit meldet er dieſes / daß gemelter Ritter ein ſtuͤcke des Agtſteins / ſo xiij. Pfund gewogen / mit her - aus gebracht habe. Woruͤber ſich Niemand zuverwũ -Sever. Gobel. in tract. vom Agt - ſtein cap. 2. dern hat / weil auch Severin Goͤbel / weyland des Her - tzogen in Preuſſen Leib Medicus / der einen gruͤndli - chen Bericht von Ankunfft vnd Vhrſprung des Agt - oder Bernſteins an den Tag gegeben / bezeuget / das zu ſeinen Zeiten ein Stuͤcke von xvij. Pfunden iſt gefun -Cden18Das Erſte Buch /Hect. Boethius te - ſte Dalechampio in Annot. Plinij l. 37. c. 3.den worden. Welches gleichwol noch ſo groß nicht iſt / als das / welches / wie Hector Boethius ſchreibet / in Schecttland durch einen Wind angeſchlagen / vnd groͤſſer als ein Pferd geweſen iſt / vñ von den Prieſtern vnd Bawren des Ortes / weil ſie nicht gewuſt / was es were / an ſtat des Weyrauches zum Opffer iſt gebrau - chet worden. Weil nun Tacitus ſich vnterſtanden von der Teutſchen Sitten ein gantz Tractaͤtlein zu verferti - gen / ſo wird er zweifels ohne bey denſelben Nachfrage gethan haben / denen die Gelegenheit deroſelben be - kant war.

15. Die Sitten vnd Gewonheiten der alten Teut - ſchen / vnſer Vorfahrẽ / beym Tacito beſchrie - ben / laſſen ſich noch anjetzo bey vns / jhren Nach - kommen / in et - was ſpuͤren.

Jſt derowegen alles wol zu glauben / was er von den Teutſchen berichtet / das ſie jhre Nation zu ſeiner Zeit mit andern Voͤlckern vnvermiſchet behalten / des Hungers zwar vnd der Kaͤlte ſich leichtlich erwehret / aber den Durſt vnd die Hitze nicht wol vertragen koͤn - nen. Golt vnd Silber / wie auch etliche ſilberne Gefaͤſ - ſe / die jhren Fuͤrſten vnd Abgeſandten ſind verehret worden / haben ſie zwar / wie beſagter Tacitus vermel - det / gehabt / aber dadurch ſich zu keinem Geitz verlei - ten laſſen / ſondern ſind ſtets in uͤbung der Waffen ver - blieben / vnd darin das beſte Lob geſuchet. Sie haben Koͤnige vnd Fuͤrſten vber ſich gehabt / aber jhre Frey - heit auch vnter jhnen behalten: Sind mit ſolcher Ma - nier zu Felde gezogen / das jede Geſchlechter ſich in ei - nem haufen / die vnſere alte Pommeren Hitſchen nen - neten / ſich zuſam̃en hielten / vnd durch verbindung der von der Natur eingepflantzetẽ Trewe / deſto ſteiffer bey einander ſtuͤnden; Jadas ſie deſto weniger Vrſache zu fliehen fuͤnden / haben ſie jhre Weiber vnd Jungfra -wen19Vom Alten Teutſchen Pommerlande. wen mit ins Feld gefuͤhret / vnd durch deroſelben ge - genwart zu groͤſſerer Tapfferkeit ſich anleiten laſſen. Sie haben keine bemawrete Staͤdte / ſondern groſſe offene Flecken / die ſie Hagen nenneten / bewohnet. Haben auch in ſolchen jhren Hagen kein Hauß an das ander gebawet / ſondern ein jeder hat frey vnd ab - ſonderlich wohnen wollen / darnach als er einen Ort im Felde oder Walde ſich belieben laſſen. Vnd ob ſie zwar des Kalckes nicht zug brauchen / noch jhre Daͤ - cher mit Ziegeln zubelegen gewuſt / ſo haben ſie den - noch mit gefaͤrbeter Erde die Waͤnde jhrer Haͤuſer wol außgeſchmuͤcket / auch in tieffen Kellern ſich vnd das Jhre wieder die Kaͤlte / vnd die hereindringende Feinde wol verwahret. Sie haben auff koſtbahre Peltzwercke viel geleget / vnd inſonderheit kurtze Klei - der / die auff dem Leibe vnd allen Gliedern geſchicket waren / beliebet / vnd iſt kein ſonderlicher Vnterſcheid Maͤnlicher vnd Weiblicher Tracht bey jhnen geweſen / als nur / das die Weiber geſtickete vnd geſchmuͤckete Leinwad vmb ſich gehaͤnget. Die Ehe haben ſie rein vnd keuſch gehalten / vnd hat nicht die Braut dem Braͤutigamb einen Brautſchatz zugebracht / ſondern der Braͤutigamb hat ſeiner Braut etliche Kuͤhe / vnd ein geſattelt Pferd / einen Schild / Spies / vnd Schwerd verehret: Vnd auff ſolche Gaben ward die Hochzeit vollendet / damit ſie andeuteten / daß das Weib beym Manne zu Friedens vnd Kriegeszeiten außhalten / vnd mit jhme ein geringes vorlieb nehmen wolte. Gerecht / Gaſtfrey / Getrew / Auffrichtig / Ehrbar waren ſie: Vnd wuſten von keinem Wucher vnd Schinderey:C ijAber20Das Erſte Buch /Aber ſolche Tugenden wuͤrden mit dem ſchandlichen Laſter der Trunckenheit / vnd daraus folgender Zanck - ſuchtigkeit / wie auch in etwas mit einem / den Teutſchen Gemuͤthern faſt angebornen / Stoltz vertunckelt. Dar - aus kam eine gar zu groſſe Freyheit des Lebens / weil ſie ſich gar zu hoch darzu hielten / etwas im Hauſe oder im Feldbaw anzugreiffen. Sie ſcheweten zwar fuͤr dem Feinde keine Arbeit / aber daheimb legeten ſie ge - meinlich / wo ſie nicht mit Jagten ſich erfriſcheten / die Haͤnde in den Schoß / vñ lieſſen die Hauß - vnd Acker - Arbeit den Weibern / vnd denen / ſo wegen Alters oder anderer Leibes Vnvermoͤgen heit nicht koͤnten mit zu Felde ſich begeben. Spieleten vnter deſſen ſo eyferig / das ſie auch mit nuͤchterm Munde offtermahlen jhren Leib vnd Freyheit auffſetzeten / vnd ſich / wann ſie das Spiel verlohren / andern zu Knechten vnterwuͤrffen.

Dieſe Natur der Alten Teutſchen / die Tacitus zu ſeiner Zeit in acht genommen / moͤchte noch wol heuti - ges Tages in etwas bey der Alten Nachkommen ge - funden werden. Vnd wir Pommern ſelbſt ſehen an vnſern Vorfahren / was wir bey vns ſelbſt entweder laſtern / oder guth heiſſen / doch alſo / das wir in vielen Dingen / leyder / von der lieben Einfalt der Alten zu mehren Laſtern abgewichen ſeyn.

16. Tacitus ſchaͤtzet vnſere alte Pom - meren zu der Sueviſchen Na - tion / vnd nennet ſieben Voͤlcker / die die Fraw Hertha oder dieErd -

Aber wir muͤſſen hoͤren / was Tacitus von vnſern Pom̃eriſchen Laͤndern inſonderheit fuͤr Nachrichtung giebet. Nach deme Er erzehlet / was fuͤr Frantzoͤſiſche Voͤlcker in Teutſchland ſich eingedrungen / vñ wieder - umb / welche Teutſchen auff jenſeit des Reinſtroms in die Frantzoͤſiſche Laͤnder ſich nieder gelaſſen / wie auch was fuͤr Nationes zwiſchen dem Rein / Donaw / vndder21Vom Alten Teutſchen Pommerlande. der Elbe gewohnet / kompt er endlich auff die Suevier /Erd Mutter in der Jnſel Ruͤ - gen verehret haben. Æthic. in Coſm〈…〉〈…〉 Oroſ. lib. 1. c. 2. Cruſ. lib. 1. Suev. annal. c. 3. vnter welche wir Pommern auch gehoͤren / vnd ſaget / das ſie mit vnterſchiedlichen Namen geneñet geweſen: Wie er dann jhrer bey drey vnd zwantzigerley Voͤlcker erzehlet; Aber Aethicus / Oroſius vnd andere haben nach geſchehener fleisſiger Nachfrage / wol vier vnd funfftzig Nationen vnter jhnen gefunden / die wir all - hie zu erzehlen vnnoͤtig achten. Dieſes ſaget TacitusSpængenberg. in Chron. Quernf. von jhnen ins gemeine / das ſie zwiſchen ſich / vnd an - dern Teutſchen Voͤlckern / wie auch jhren eigenen Knechten / hierin einen Vnterſcheid geſuchet / das ſie die Haare hinter werts geſchlagen / vnd ſie mit einem Kno - ten auffm Scheitel des Haͤupts / oder im Nacken zu - ſammen geſchuͤrtzet haben. Vnter ſolchen Sueviern ſaget er / ſein die Semnones die Elteſten vnd Edleſten / ja das Haupt der andern geweſen / denen er auch allei - ne zuſchreibet / was Cæſar von allen Suevis ſaget; Nemblich / das ſie in hundert Gemeinen ſich ausge - breitet haben. Dagegen / ſaget er / waren der Longo - barder oder Lãgbaͤrdter zwar weniger / aber ſie haben gleichwol wider alle maͤchtige Voͤlcker / damit ſie vmb - geben geweſen / dermaſſen jhre Freyheit geſchuͤtzet / das ſie auff allen Seyten ſicher gewohnet. Die Reu - tigner / Avioner / oder / wie die Cluverius lieſet / Cavio - ner / Angler / Wariner / Eudoſer / Suardoner / vnd Nui - thoner haben an dem Ort gewohnet / da wenig von den Roͤmern hingekommen ſein / weil ſie mit Waͤldern vnd flieſſenden Waſſern von der Natur ſelbſt befaͤſti - get waren. Vnd hat Tacitus von dieſen gemelten Voͤlckern allen nichts zumercken gehabt / als das ſie in einer Jnſul an dem Meere gelegen / die Fraw Hertha. C iijoder22Das Erſte Buch /oder die Erd Mutter nach Heydniſcher weiſe geehret / vnd von derſelben vorgegeben / das ſie zu gewiſſer Zeit ſich vnter den Menſchen befuͤnde / vñ auff jhre Sachen achtung hette. Jhre Goͤtzenbilde / ſpricht Tacitus / ward jmmerfort in einem heiligen Walde auff einem Wagen behalten / vnd fleiſſig mit Kleidern verhuͤllet / Vnd muͤſte es Niemand als jhre Prieſter anruͤhren. Vnd wañ derſelbe merckete / das der Geiſt ſich bey dem Bilde wolte finden laſſen / ſo ſpañete er mit groſſer Ehr - erbietung zwo Kuͤhe fuͤr den Wagen / vnd lies dieſelben gehen / wo ſie hin wolten / vnd an welchem Orte ſie ſtille ſtuͤnden / daſelbſt ward ein groß Feſt angeſtellet / vnd muͤſte Jederman froͤlich ſein / vñ alle Kriegesgedancken an die Seyte ſetzen. Wann dann endlich der Prieſter merckete / das die Goͤttin gnugſamb an der Bey - wohnung der Leute erſattiget / wiederumb von jhnen fahren wolte / ſo brachte er das Goͤtzenbild an ei - nen abgelegenen See / vnd badete es ſampt dem Wa - gen / vnd den Kleidern / damit es verhuͤllet war.

Von dieſen vij. Voͤlckern / die die Fraw Hertha auff beſagte Manier geehret / gehet Tacitus an die El - be / vnd Donaw hinan / vnd erzehlet / wie die Hermun - durer / die Nariſcker / die Meeren / die Quaden oder Schleſier zu ſeiner Zeit daſelbſt Oſtwerts gewohnet / vnd komptendlich durch die Laͤnder / da anjetzo die Po - len wohnen / aber vorzeitẽ die Marſinger / Oſer / Burier vnd Ligier ſich auffhalten / bey der Weyſſel wieder her - auff / vnd ſaget / dz hinter den Ligiern die Gothoner ge - wohnet / vñ vnter jhrer Herꝛſchafft zwar jhre Freyheit gehabt / aber derſelben doch mehr / als andere Teut - ſchen / verbunden geweſen. Neben jhnen ſetzet er als -fort23Vom Alten Teutſchen Pommerlande. fort an dem Meere die Ruͤgier / vnd Lemovier / vñ ſaget / das ſie ſamptlich runde Schilde vnd kurtze Degen ge - fuͤhret / vnd jhrem Koͤnige gehorſam geleiſtet haben. Endlich ſetzet er mitten im Meer die Suioner / von wel - chen er ſaget / dz ſie nicht allein an Mannſchafft / ſondern auch an Schiffen reich vnd ſtarck ſein: Vnd jhrem Koͤ - nige in allem gehorchen / vnd ſeinem Befehl ohne jeni - ge ausflucht nachkommen. Bey den Suionern ſetzet er die Sitoner / die zwar jhren Nachbawren in allem gleich ſein / aber in dieſem einigen von jhnen vnterſchei - den werden / das ſie den Weibern das Regiment vber ſich laſſen. Vnd dieſe alle ſchaͤtzet er zu den Sueviern. Die andere Voͤlcker / die an dem Balthiſchen Meere hinter der Weyſſel gelegen / an dem Orte / da jetzund die Preuſſen / Cur - vnd Liflaͤnder wohnen / nennet er die Eſten / vnd ſaget / dz dieſelbe zwar Teutſch gekleidet ge - gangen / aber eine Sprache gefuͤhret / die der Britan - niſchen nicht vngleich lautet. Daraus zu erkennen / dz ſie nicht Suevi geweſen. Er wil auch die Finnen vn - ter die Suevier nicht zehlen / vnd zweifelt faſt / ob ſie vn - ter die Teutſchen zu ſchaͤtzen ſeyn. Saget das ſie Wilde / Arme / doch in jhrer Aimuth wol begnuͤgete Menſchen ſein / die nichts achten / da ſonſt die Welt nachſuchet / vñ derowegen gar ſicher wohnen. Endlich gedencket er auch der Baſtarner / vnd der Wenden / vnd ſaget / das die Baſtarner oder Peuciner / derer wir zuvor gedacht / zwar Teutſche Sprache / Gebaͤrde / Kleider / vnd Haͤu - ſer gehabt / aber dennoch allgemach Sarmatiſche Art an ſich genom̃en habẽ / wie im gegentheil die Wenden / ſo doch Sarmatiſche oder Sclavoniſche Voͤlcker ſein / viele von der Teutſchen weyſe ſich angewehnet hetten.

Dieſes24Das Erſte Buch /
17. Die Sueviſchen Semnoner vnd Langbaͤrther ſind in d Newmarck / ſo dz mahl Pom - meriſch war / vñ in der Mittel - marck zu Taciti Zeiten geweſen. Vellei. Paterc. lib. 2.

Dieſes alles habe ich darumb aus dem Tacito er - zehlet / auff das man endlich ſelbſt ſchlieſſe / zu welchen Voͤlckern vnſere erſte Vorfahren / die allhie im Pom̃ern gewohnet / zu rechnen geweſen. Vnd erblicket die Warheit von ſich ſelbſt klaͤrlich. Die Semnoner / oder wie ſie Pater culus nennet / die Senoner / haben nach Auſſage des Ptolomæi von dem Orte der Elbe an / da ſich die Sala in ſie ergeuſſet / Oſtwerts biß an den Fluß Suevum / das iſt die Oder / wie wir bald darthun wol - len / gewohnet / vnd das Land beſeſſen / da jetzund auff dieſſeite der Elbe Ober Sachſen / Meiſſen / Anhalt / Croſſen / Glogaw / Sagan / die Lauſenitze vnd die Newe Marcke gelegen iſt. Vnd von dieſen Semnoni - ſchen Sueviern / hat noch heutiges Tages die Stadt vnd der Fluß Schwabach in der Marck / wie auch See - hauſen / als das Hauß der Senen / vnd Schwenitz / in Schleſien den Nahmen. Alſo haben die Pommern mit den Semnonern an vnd in der Newmarck gewoh - net / die Langbaͤrther / die Paterculus ein frech vñ grim - mig Volck nennet / haben zun zeiten Taciti gewohnet in der Mittelmarck / vnd an dem Orte / da jetzund das Ertzſtifft Magdeburg vnd die Graffſchafft Dannen - berg lieget / vnd ſind alſo auſſerhalb Pom̃ern geweſen.

18. Jn Vor Pom̃ern haben Angli / Reutigni / her - nach Ruticlij ge - nant / vñ andere mehr zu Taciti zeiten gewohnet / die die Goͤttin Hertha in Ru - gen / als in ei -nem

Aber vnter die ſieben Voͤlcker ſo die Fraw Her - tha oder die Erd Mutter zur Patronin gehabt / vnd ſich in einer Jnſel zu deroſelben Dienſt offtermahlen zu - ſammen begeben / mus ein groß Theil vnſers Pommer - landes gezogen werden: Vnd iſt wol zu mercken / das die Angler oder Ancklamer; Die Wariner / Suardo - ner oder Mechelnburger / die Alt - vnd Vkermaͤrcker / vñ der gantze Stetiniſche Diſtrict / zu des Taciti Zeiten dieJnſel25Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Jnſul Ruͤgen als zum Exempel gehabt. Dann wonem gemeinen Tempel vereh - ret haben. hat ſonſt Teutſchland eine Jnſul in der jegend / da die Angler / Wariner / vnd Suardoner / welche zweiffels ohne die Ancklamiſchen Pommern / vnd die Warini - ſchen vñ Schweriniſchen Mechelburger geweſen ſein / mit andern Voͤlckern / an einer Jnſul gelegen / graͤntzen? So iſt nun in vnſerm Pom̃erlande / vnd zwar im Lande zu Ruͤgen vieler Voͤlcker Tempel geweſen / welches man deſto mehr glaͤuben kan / weil die Einwohner derſel - ben Jnſul faſt die allerletzten in gantz Teutſchland ge - weſen / die ſich zum Chriſtenthumb bekehret haben. Dann die Heydniſche Abgoͤtterey war faſt bey jhnen verwurtzelt / vnd da etwa der Betrug der Heydniſchen Pfaffen wegen der Fraw Hertha offenbahr gewor - den / oder ſie ſonſt gemeinet / das man neben der Goͤt - tinne auch Goͤtter ehren muͤſte / haben ſie den Radegaſt zu Rethra; Den Suanteveit zu Arckona vñ zu Carentz; Den Rugeveit / den Baroveit vnd den Paromutz / da - von die Chronicken viele melden / zu Goͤttern auffge - worffen / vnd ſie angebetet. Kan auch wol ſein / da der Chriſtenthumb zu allererſt durch die Muͤnche von Corvey im Jahr Chriſti dcccxiij. in die Jnſul Ruͤgen ge - bracht / wie wir hernach aus Helmoldo / vnd andern Kundſchafften / melden wollen / daß / zu der Zeit das Goͤtzenbilde der Fraw Hertha iſt verſtoͤret worden. Vnd die Ruͤgianer / als ſie widerumb von Chriſto abge - fallen / an ſtat jhres Erloͤſers den Sanct Veit / welchen jhnen die Muͤnche neben Chriſto gepredigt hatten / vnd andere Heyligen / zu Goͤttern behalten haben.

Vnter deſſen ſo man noch heutiges Tages der Jn - ſul Ruͤgen gelegenheit durch ſiehet / ſo findet man inDJaß -26Das Erſte Buch /Jaßmund auff der Ecke vnd Vorgebirge / das man die Stuben Kammer nennet / einen tieffen ſchwartzen See / auff welchen Niemand einen Kahn oder Netze bringen darff. Vnd da vorzeiten ſich etliche vnterſtan - den / mit einem Kahn darauff zufahren / haben ſie denſelben des folgenden Tages auff einem Buchbau - me ſuchen muͤſſen / da jhn ein Geiſt des Nachts hinauff gebracht / vnd haben auch noch daneben des Teuffels geſpoͤt mit deutlichen Worten hoͤren muͤſſen / da er ge - ſaget / Er vnd ſein Bruder Nickel hetten ſolches ge - than. Bey ſolchem See ſind auch noch etliche Anzei - gungen eines gar alten Gebaͤwdes / darumb ein Wall vorzeiten gegangen / welchen ſie noch heutiges Tages den Burgkwall nennen. Wird vermuthlich der Ort ſein / an welchem der Teuffel vnter der Erd Mutter Goͤtzenbild iſt verehret worden / vnd deſſen wegen ſich noch ſo viele hundert Jahr hernach vber denſelben ei - ne Gerechtigkeit zuſchreibet.

Biß hieher haben wir vernommen / was fuͤr Einwohner zun zeiten Taciti in Vor Pommern geſeſſen / nemlich / die zu den ſieben Voͤlckern gehoͤreten / von welchen die Fraw Hertha iſt geehret worden. Vnd ob wol Tacitus nicht außtruͤckliche Meldung thut / wie weit eines jeden Volcks Gebiet gegangen / ſo ſcheinet doch aus dem Namen / das / wie die Angler oder Angk - ler / eben die Ancklamer / vnd die Wariner vnd Suarto - ner / die Mechelnburger ſein; Alſo die Reutigner eben die Pommern geweſen / ſo in vnd vmb der Jnſul Ruͤ - gen wohneten / vnd hernach Ruticlier ſind geheiſſen worden.

Was27Vom Alten Teutſchen Pommerlande.

Was aber fuͤr Einwohner in Hinter Pommern19. Jn Hinter Pom - menen haben zun zeiten Taciti Go - thoner im Pome - relliſchen diſtrict biß an die Weyſ - ſel; Lemovier an dem Orte in Caſſuben / da Le - benburgk lieget; Rugianer weiter herauff biß an Stargard ge - wohnet / von dannen ſie ſich hernach in die Jnſul Ruͤgen geſetzet. Jodoc. VVillieb. in Comm. Taciti de mor. Geron. zufinden geweſen / erſcheinet aus deme gar klaͤrlich / das Tacitus vber die Ligier / das iſt / vber das jetzige Polen Nordwerts / vnd neben den Eſten / die zu ſeiner Zeit in Preuſſen den Bernſtein einſambleten / Weſt - werts die Gothones ſetzet / vnd recht am euſſerſten Balthiſchen Meere die Rugier vnd Lemovier nennet. So ſind zu des Taciti Zeiten die Eſten in Preuſſen ge - weſen / Gothones haben Pomerellien / vnd ein ſtuͤcke der Nord Polniſchen Laͤnder bewohnet; Rugianer vnd Lemovier haben Hinter Pommern biß an Pome - rellien eingehabt.

Vnd ſind noch heutiges Tages Nachrichtungen ſolcher beyder Voͤlcker in Hinter Pom̃ern. Dann der Lemovier Nahme leſſet ſich noch in etwas vermercken an dem Fluß vnd der See Lebe / bey der Stadt Leben - burg / die man ſonſt Lewenburg heiſſet. An welchem Orte auch Doͤrffer vnd Flecken gefunden werden / die man noch heutiges Tages Lebe / Lebene / Lebine / Leb - bune nennet. Vnd mag leichtlich geſchehen ſein / das Tacitus fuͤr Leboner / Lemower geſetzet hat.

Von den Rugiern oder Rugianern in Hinter - Pommern ſind noch mehr Nachrichtungen. Dann zu erſt lieget eine feine Stadt an der Wipper / die man annoch Rugenwald heiſſet / vnd weiter von dan - nen fleuſſet die Rege / an welcher die Stadt Regen - walde gelegen. Ja auch Ptolomeus ſetzet Rugium die Hauptſtadt der Rugianer nicht in die Jnſul Rugen / (dann die iſt jhm gar vnbekant / weil er ſelbige Nachrichtung davon nicht gehabt / die vnsD ijjetzt28Das Erſte Buch /jetzt Tacitus gegeben hat / oder er hat gemeinet / das vn - ſere Pommeriſche Jnſulen ein feſt Land weren / vnd am andern Lande hiengen) ſondern wol fuͤnfftehalbe Meyle auff jenſeit der Oder. Dañ der Oder giebet er nur 42 / 10. in die laͤnge / Aber der Stadt Rugio leget er 42 / 30. zu. Darauß folget nach Arithmetiſcher Propor - tion / das Rugium in der laͤnge bey fuͤnfftehalb Meilen von dem Arme der Oder / den wir die Divenow nen - nen / vñ da der Ptolomeus den Viaderfluß hinſetzet / jh - re Stelle gehabt habe. Jn der Breite leget er der O - der 56. zu / vnd der Stadt Rugio 55 / 40.: Darauff aber - mahlen nach Arithmetiſcher Geographiſcher Rech - nung folget / das Rugium zehen Meyle weges im Lan - de vom Meer zufinden geweſen. Vnd wann wir alſo vnſere Pommeriſche Charte anſehen / wuͤrden wir faſt gerade von der See ab hinter Freyenwald nach Star - gard zukommen. Daraus vnwiederſprechlich folget / das die Stadt Rugium nicht ſey Ruͤgenwalde / wie vie -Cluver. lib. 3. Germ antiq. cap. 35. le meinen / auch nicht Regenwalde / wie Cluverius da - fuͤr helt / ſondern die jegend / da Stargard vnd Freyen - walde zufinden iſt. Vnd erſcheinet darauß / das die Ruͤ - gianer / ſo in Hinter Pom̃ern zun zeiten Taciti gewoh - net / ſich allgemach in Vor Pommern gezogen / vnd die Jnſul Ruͤgen eingenom̃en / vnd nach jhrem Nahmen genennet haben.

20. Suevus vñ Via - drus beym Pto - lomeo ſind eben ein Strom / nemlich die O - der / ſo ſich durch vnterſcheidliche

Wir wollen aber nunmehr aus Ptolomeo ſelbſt vernehmen / wie derſelbe vnſer Pom̃erland ausgethei - let hat. Er iſt ein Egyptiſcher beruͤmbter Mathema - ticus zun Zeiten Kayſers Antonini geweſen / vnd hat etwa cl. Jahr nach Chriſti Geburt ſeine Weltbeſchrei - bung / aus den Landtafeln / die er zu Rom vnd anderswo29Vom Alten Teutſchen Pommerlande. wo von Auguſti Zeiten her verfertigt gefunden / wieAußgaͤnge ins Meer ergeuſſet. auch aus andern Kundſchafften / angeſtellet.

Dieſer Ptolomeus beſchreibet vnſere vnd die na - he gelegene Laͤnder alſo / das man aus jv. flieſſenden Stroͤmen / vnd den naͤheſten oͤrtern den Begriff vnſers Vaterlandes nehmen mus. Gemelte Fluͤſſe ſind der Chaluſus / der Suevus / der Viadus / oder wie andere leſen / der Viadrus / die Viſtula. Das Chaluſus die Trave ſey / welche jhren Außgang bey Luͤbeck hat / iſt bey allen bekand. Die Viſtula / ſo bey Dantzig ins Meer fleuſſet / iſt ſondern allen zweiffel die Weyſſel. Nun iſt die Frage / was Suevus vñ Viadrus ſey. Dar - in kom̃en ſie faſt alle vber ein / das Viadrus vnſer Oder ſey: Aber von Suevo iſt der meiſte Streit. Dann etli - che verſtehen dadurch die Spree / da Coͤlln vnd Berlin anlieget. Etliche die Swyne / da das groſſe Haff zwi - ſchen dem Wolliniſchen Werder / vnd der Jnſul Vſe - dom ins Meer gehet. Andere meinen / es ſey die War - nemuͤnde bey Roſtock. Andere haben andere Gedan - cken. Vnd weil vnſer Oder drey Außgaͤnge ins Meer hat / als die Peenemuͤnde / die Swyne / die Divenow / ſo iſt da auch der Streit / welchen vnter jhnen der Pto - lomeus gerechnet habe. Das wir aber ein richtig Vrtheil hierin fellen muͤgen / wollen wir die Laͤnge vnd Hoͤhe jeder Fluͤſſe vnd Außgaͤnge ins Meer ſetzen / wie wir ſie im Ptolomeo finden / Anch die Laͤnge vnd Hoͤ - he aller Fluͤſſe daneben legen / wie ſie jetzund befind - lich / vnd in vnſeren Charten verzeichnet werden.

D iijTABU -30Das Erſte Buch /
PTOLOMÆUS. TABULÆ NOSTRÆ
Long. Lat. Long. Latit.
Chaluſus 37: 56.Trave bey Luͤbeck32 / 52:54 /
Warne bey Roſtock34 / 28:54 / 15.
Rekenitz bey Bart34 / 40:54 / 38.
Suevus 39 / 30: 56.Der Gellen beym Sund35 / 16:54 / 34.
Penemuͤnd bey Wolgaſt36 / 12:54 / 16.
Die Swyne zwiſchen Vſedom vnd Wollin36 / 48:54 / 2.
Viadrus 42 / 10: 56Die Diveno bey Cam̃in37 / 17:54 / 5.
Rega bey Treptow37 / 53:54 / 17.
Perſant bey Colberg38 / 15:54 / 26.
Wipper bey Ruͤgenwald38 / 56:54 / 40.
Stolpmuͤnde bey Stolp39 / 30:54 / 55.
Viſtula 45 / 56.Der Weyſſel erſter Auß - gang bey Dantzig41 / 20:55 / 20.
Der Weyſſel ander Auß - gand bey der Pyllaw42 / 52:55 / 38.

Worbey wir dis erinnern muͤſſen / das Ptolome - us die Hoͤhe der Teutſchen Laͤnder auff zweene Grad hoͤher ſetzet / als wir ſie heutiges Tages befinden: Wie auch / das er die Vfer am Balthiſchen Meer in gleicher hoͤhe allenthalben ſetzet / weil er die Mee - resbuſen / vnd deren Kruͤmme nicht erfahren. Jm - gleichen das er die laͤnge der oͤrter bey vier Grad wei - ter hinaußleget / als in vnſern Taffeln geſchiehet. Woruͤber ſich Niemand etwas anfechten laſſe. Zu vnſerm Vorhaben iſt dieſes gnug / das wir den rechten Suevum aus Ptolomeo / vnd aus dem Jegenſatz vn - ſer Mappen kennen lernen. Vnd zwar kan derſelbegar31Vom Alten Teutſchen Pommerlande. gar nicht die Spree bey Coͤllen vnd Berlin in der Marck ſein / wie etliche meinen. Denn Ptolomeus ſe - tzet des Suevi außflus an das Balthiſche Meer: Aber die Spree kompt gar nicht in daſſelbe / ſondern ergeuſ - ſet ſich bey Spandaw in die Havel / vnnd leuffet mit derſelben bey Werben in die Elbe / vnd von dannen gehet ſie mit der Elbe in die Weſtſee. Die Warne bey Roſtock kans auch nicht ſein. Denn da Chaluſus vnd Suevus dritthalb Grad von einander liegen / befin - det ſichs / das die Trave / das iſt / der Chaluſus vnd die Warne nur anderthalb Grad von einander ſeyn. E - benmeſſiges iſt auch von der Reckenitz zu ſchlieſſen. Die Peenemuͤnde dagegen / die Swyne / vnd andere folgende Außfluͤſſe liegen iij. jv. vnd mehr Grad von der Trave. Drumb koͤnnen ſie auch der Suevus nicht ſeyn. Jſt alſo vbrig der Gellen beym Stralſun - de / welcher / wie vnſere alte Chronicken melden / vor - zeiten tiefer als jetzund geweſen / vnd endlich durch der Hollaͤnder Ballaſt faſt ſehr verſchuͤttet worden. Welches der Stadt Strallſund nicht wenig geſchadet hette / wenn durch das Newe Tieff / ſo durch einen Waſſerriß vmbs Jahr mcccxvij. gemacht worden / jhr nicht eine newe Fahrt eroͤffnet were. Dieſer Gel - len fuͤhret vns bey dem Denholm vnd der Stadt Strallſunde gerade durch das Newe Tieff bis an den Ruden / welches Eyland oder Jnſulchen gerade fuͤr die Peenemuͤnde lieget / vnd iſt gewiß / das da jetzund das Newe Tieff iſt / ein groß Stuͤcke Land von der Jn - ſul Ruͤgen vorzeiten geweſen / zwiſchen welchem vnd dem feſten Land in Pom̃ern ein breiter Fluß gegangen /der32Das Erſte Buch /der gerade biß in die Peene ſich hinein geſtrecket / alſo das man aus der Oder durch das groſſe Haff vnd die Peenemuͤnde in den Gellen hat ſchiffen koͤnnen. Wuͤr - de alſo der Gellen eben der Außflus des Suevi ſein / vnd die Oder / die ſich aus der Peene beym Ruͤden hin nach dem Gellen geſtrecket / were beſagter weyſe der Suevus ſelbſt. Welches auch daraus abzunehmen / das noch heutiges Tages der Arm der Oder / der zwi - ſchen Vſedom vñ Wollin ins Meer fleuſſet / die Schwi - ne oder Schwene / bey welchen die Sueones oder Suevi gewohnet / genant wird. Gewiß iſt es / das die alten Suevi vorzeiten haben in Pommern vnd der Marck an beyden ſeiten des Suevi gewohnet. So fleuſſet aber kein groß beruͤmbter Fluß in dieſen Pro - vincien / als die Oder / darumb haben entweder die Suevi jhren Nahmen dem beruͤmbten Oderſtrom ge - geben / oder ſie haben ſich von demſelben genennet. Von dem Suevo biß zum Viadro ſetzt Ptolomeus ein wenig vber dritthalb grad. So weit lieget auch faſt der Gellen von der Divenaw / dem letzten Außflus der Oder. Were alſo die Divenaw vnzweifentlich eben der Viadrus / vnd weil die Divenaw einen Arm der Oder zu ſich nimpt / alſo folget drauß / das die Oder auch der Viadrus ſey. Vnd wuͤrde alſo der Oderſtrom beydes des Suevi vnd des Viadri Nahmen gehabt haben.

21. Zun Zeiten Pto - lomei andert - halb hundert Jahr nach Chri - ſti Geburt ha - ben auch lauterTeut -

Nun ſetzet der Ptolomeus die alten Sachſen hin - ter den Chaluſum oder die Trave / eben da jetzt die Hol - ſteiner vnd Weſtphalen wohnen. Zwiſchen der Tra - ve vnd dem Stralſunde / da der Gellen dem Suevo ei - nen Außflus machet / leget er an der See die Pharo -diner /33Vom Alten Teutſchen Pommerlande. diner / velches eben die Wariner oder Mechelenbur -Teuſchen dieſe Laͤnder bewoh - net / vnter wel - chen die Sidiner vnd Ruticlier / wie auch die Bu - gunter die maͤch - tigeſten geweſen. ger ſeyn. Neben denen biß an die Divenow hinan auff beydemſeyten des Oderſtroms / auch zu naͤheſt an der See ſetet er die Sidiner oder Sidener / welche Hel - moldus Stitiner / andere das Land zu Stettin nennen. Hinterdenſelben am Strande biß an die Weyſſel hin - an wohnen nach ſeiner Auſſage die Ruticlier. Mitten aber ins Land leget er die Anckliſche Suevier bey der Elbe / (die erſtlich neben der Jnſul Ruͤgen gewoh - net / vndda ſie weiter ins Land gegangen / die Anckla - mer hiner ſich verlaſſen haben /) die Semnoniſchen in die Marck / die Bugunter oder Burgunder in die Newe Marck / vnd das jegen Mittag gelegene Hinter - Pommern bis an die Weyſſel hinan. Dieſe Bugun - ter / Sennoner / Anckler / Sidiner / Ruticlier / Pharodi - ner helt er fuͤrmaͤchtige Nationen. Vnd ſetzet noch etli - che geringere Voͤlcker vnter ſie / als zwiſchen den Sach - ſen vnd Sueviern die Teutomarer vnd Viruner: Zwi - ſchen den Pharodinern vnd Sueviern / die Teutonier vnd Awarper / zwiſchen den Ruticliern vnd Bugun - tern die Aelwohner / davon noch wol die Alvenlebi - ſchen Baronen moͤgen herkommen. Neben den Buguntern aber ſetzet er die Luter Maͤnner / vnd fer - ner die Liger Diduner. Er nennet auch etliche Staͤd - te als Laciburg vnd Bunitz in Mechlenburg bey Pla - we vnd Waren; Virin in der Vker Marck in der Berli - niſchen Jegend; Viritz bey Fuͤrſtenwalde in der Mit - telmarck; Die Stadt Ruͤgen in der Stargar diſchen jegent / wie diß alles aus folgenden Tafelchen nach zu - gelegter Rechnung mag erſehen werden.

ELongi -34Das Erſte Buch /
Longitudo. Latitudo.
Chaluſus37.56.
Laciburgum39.55 / 36:
Bunitium39 / 30:55 / 30:
Virunum40 / 30:55.
Viritium41.54 / 30:
Rugium42 / 30:55 / 40:

Auß dieſem erhellet gnugſam / wie noch zun zeiten Ptolomei anderthalb hundert Jahr nach Chriſti Ge - burt lauter Teutſchen dieſe Laͤnder bewohnet haben / vnd wie vnter ſolchen Voͤlckern die Sidiner / Ruticlier vnd Bugunter die maͤchtigſten geweſen ſeyn. Vnd zwar die Bugunter oder Burgunder waren newe Ein - koͤmlinge / welche / als ſie von den Gothen auß jhrem Lande gedrungen worden / eines theils ſich in Hin - ter Pommern niedergelaſſen haben. Sidiner aber ſind die Vor Pommern vnd Ruticlier die Hinter Pom - mern. Tacitus hat ſie auch gekennet / vnd vnter den vij. Voͤlckern / die den Tempel der Erd Goͤttin in der Jnſul Ruͤgen verehreten / Reutigner genennet: Daraus leichtlich der Nahme der Ruticker oder Ruticlier her - kommen kan. Ptolomens warlich begreiffet im Na - men der Ruticlier alle die Voͤlcker / ſo von der Oder biß an die Weyſſel wohneten. Vnd wuͤrden alſo die Ru - gianer / Lemovier vnd Gothoner auch zu jhrem Nah - men gerechnet ſeyn. Was ſonſt die Rugianer abſon - derlich betrifft / ſo haben ſie ſich in Pommern warlich weydlich herumb geworffen; Sind aus Hinter Pom - mern fortgeruͤcket / vnd haben das Vor Pom̃eren / vnd inſonder heit die Jnſul Ruͤgen zur Reſidentz jhrer Herꝛ -Jornand. de reb[.]Geticis. ſchafft ſich belieben laſſen. Vnd zwar die in ſolcher Jn - ſul gewohnet / haben ſich Ethelruͤger oder die EdelenRuͤgia -35Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Ruͤgianer genennet: Die andere aber / ſo im feſten Lande gewohnet / warden Vlmeruͤgen / das iſt Holm - oder Strand Rugianer geheiſſen / wie Jornandes zeu - get. Vnd weil die Luter Maͤnner / die Ptolomens Lutos Manos heiſſet / ſich allgemach zu jhnen geſelleten / ſind dieſelbigen allgemach in Vor Pommern maͤchtig ge - worden / vnd haben den Edlen Luͤtitiern oder Loizern / davon die Pommeriſche vnd andere Chronicken offt - mahln meldung thun / den anfang in dieſen Laͤndern gemachet.

Nach deme wir nun des Pom̃er landes erſte Einwoh -22. Die alten Teut - ſchen haben ne - beſt Tacito ver - meinet / das jhre Vorfahren von keinem anderen Orte her in Teutſchland ge - kommen weren. ner keñen gelernet / vnd vernom̃en haben / das ſie Teut - ſche Voͤlcker geweſen / ſo wil es die Notturfft erfordern / das wir nunmehr auch anzeigen / woher dieſelbe / vnd vnter jhnen vnſere erſten Vorfahren / in dieſes Land ge - kom̃en ſeyn / vnd wz ſie fuͤr einen Vrſprung haben. Ta - citus iſt in der Meinung begriffen / dz die Teutſchen von keinem andern Orthe ſich auffgehoben / vñ in Germa - nien den Sitz begriffen haben / ſondern helt ſie fuͤr ſol - che Einwohner / die von anfang her drinnen gezogen vñ gebohren ſind. Vnd giebet alſo den alten Teutſchen Geſaͤngen / damit ſie einig vnd allein der alten Geſchich - te Gedaͤchtnus beybehalten / beyfall / in welchen ſie vorgegeben / Tuito were aus der Erde vrſpruͤnglich entſtanden / vnd hette einen Sohn mit Nahmen Man - num gehabt / zu welchem alle Teutſchen Voͤlcker jhren Anfang rechnen koͤñen. Denn da Mannus drey Soͤh - ne hette / wie die Alten Teutſchen geſungen / als den Jn - gewonem / Hermionem vnd Jſtwonem / haben ſie da - fuͤr gehalten / vom erſten weren die Jngewohner beym Meere her gelegen entſproſſen: Vom andern die Her - monier / die Mittellaͤndiſchen Teutſchen: Vom drittenE ijdie36Das Erſte Buch /die vbrigen Jſt - oder Weſtwohner. Dabeneben ha - ben ſie auch vom Marſo / Gambrivio / Snevo / vnd Vandalio / wie auch vom Teutſchen Hercule vnd Vlyxe viele zu ſingen gewuſt / die ſie alle fuͤr Kinder der Goͤtter geachtet / vnd von jhnen vnterſcheidliche Voͤlcker der Teutſchen gerechnet haben. Daranß ſiehet man / wie daſſelbe / was bey dem Beroſo vnd Aventino heutiges Tages von dem Geſchlecht Regiſter der Alten Teut - ſchen Koͤnige geleſen wird / theils den alten Einwoh - nern dieſer Lande bekand geweſen ſey. Vnd ob wol viele Fabeln mit vnter gemiſchet worden / als das Leu - te oder Goͤtter aus der Er den entſtehen ſollen / ſo ha - ben doch ſolches auch die Griechen vnd Lateiner fuͤr einen Rhumb gehalten / vnd fuͤr ein groſſes Lobge - achtet / wann ſie jhre Geſchlechte zu denen bringen koͤn - ten / die keinen andern Vater / als etwa die Sonne / oder die Erde / oder das Waſſer / gehabt hetten.

23. Die heilige Schrifft fuͤhret alle Voͤlcker / vnd alſo vns Teutſchen auch / vom Roa / vnd einem ſeiner breyen Soͤhnen her.

Wir koͤnnen aber ſolch ertichtetes Weſen nicht beſſer als mit der heiligen Schrifft verſetzen / die allei - ne rechte ware / vnd vnleugbahre Nachrichtung / ſo wol von aller anderer Voͤlcker / als auch der alten Teut - ſchen Vhrſprung reichlich ertheilet. Aus derſelben nun wird alsfort hintertrieben das von vielen geglau - betes Gedichte von Noa vielen Soͤhnen / die er nach der Suͤndfluth ſolle erzeuget haben / vnd vnter wel - chen Beroſus / Aventinus / vnd andere / den Tuiſconem / oder Ditem / oder Tuitonem / als den erſten allgemei - nen Tentſchen Koͤnig rechnen. Dann da die Schrifft den gantzen Erdkreis vnter die Kinder Noa außthei - let / weiß ſie von keinem Vierdten / Fuͤnfften oder mehr Soͤhnen deſſelben / die von jhme nach der Suͤndfluthgezeu -37Vom Alten Teutſchen Pommerlande. gezeuget worden. Drumb ſo Tuiſco aller Teutſchen / vndalſo auch der alten Pommern Groß Vater iſt / wie wie wir das nicht leugnen / ſo mus derſelbe zu einem vn - ter den dreyen Soͤhnen Noa / oder deſſen Neffen ge - bracht werden.

Da iſt nun bekand / das / wie Sem die Morgen - laͤnder in Aſia mit ſeinem Geſchlechte erfuͤllet hat / vnd Cham mit ſeinen Nachkom̃en in die Arabiſche / Egyp - tiſche / vnd Africaniſche Laͤnder gezogen iſt; Alſo Ja - phet der Erſtgeborne Sohn Noa fuͤr ſich vnd ſeine Kinder die Nord - vnd Weſtlaͤnder in Europa / vnd et - lichen Ortern in Aſia zu bewohnen einbekommen ha - be. Drumb als im Jahr cl. nach der Suͤndfluth / eben zu der zeit / da Peleg gebohren vnd die Sprachen beymGen. 10, 25. 11, 8. Thurn Babel verwirret ſein / die Weltzertheilet ward / wie wir im erſten Buche Moſes leſen / hat Gott den Spoͤtter Cham von allem Segen der Erſtgeburt / die dz Koͤnigreiche / Prieſterthumb / vnd zwo portion oder Theil in gemeiner Erbſchafft mit ſich brachte / auß - geſchloſſen; Japhet aber vnd Sem / als Vaͤter maͤch - tiger Monarchen vnd Koͤnige / in empfahung Koͤnig - licher Wuͤrde gleich gemachet / vnd Sem das Prie - ſterthumb aus ſonderbahrer Gnade verliehen / Ja - phet aber das Rechtzweyer Erbtheil gegeben / das jhn Gott ſolte ausbreiten / vnd mehr als die andere Bruͤ - der in ſeinen Geſchlechten vermehren. Drumb hat Cham von Chaldea ab / da der Thurn Babel geba - wet worden / ſich nach Mittag gewendet. Sem / als aus dem der Heyland der Welt ſolte gebohren wer - den / vnd der das Prieſterthumb empfahen ſolte / iſt aus ſonderbahrem willen GOttes bey ſeinem AltenE iijVater38Das Erſte Buch /Vater in Chaldæa vnd Syria verblieben / vnd hat all - gemach ſeine Kinder in der Aſſyrer / Perſer / vnd Oſt Jn -Gen. 9, 27. dianer Laͤnder Morgenwerts verſchicket. Weil aber Japhet den Segen von Noa empfangen / das GOtt jhn ſolte außbreiten / vñ das er alſo das Recht der Erſt - gebornen / die zwey Theil des Erbes bekamen / wennGen. 8, 4. andere nur einen Theil nahmen / beſitzen ſolte: Als be - gab er ſich wieder hin nach dem Berge Ararath Nord - werts / da die Arche Noa laut der Schrifft zuvor ſich ſich nieder gelaſſen hette / vnd ſandte von dannen ſeine Kinder vnd Kindes Kinder / die jhme Gott haͤuffig ge - geben / an alle Ecken der Welt aus. Magog ſein anderGen. 10, 2. Sohn legete ſich an vnd hinter das Caſpiſche Meer / vnd ward ein Vater der ſtreitbahren Tuͤrcken / vnd Maſſageter. Madai der dritte Sohn blieb auff diſ - ſeit ſelbigen Meers / vnd von jhm kommen die vor - mahls beruͤmbten Meder. Javan der Vierdte reiſe - te mit ſeinen vier Kindern Oſtwerts fort / vnd erfuͤllete alle Griechiſche Laͤnder. Vnd zwar Eliſa blieb in klein Aſien / vnd ward ein Vater der klugen Eolier / vnd brei - tete ſich aus bis in den Peleponneſum vnd der Elider Land. Tarſis gieng weiter / vnd bawete Tarſum / das Vaterland Pauli in Cilicien. Cethim ſetzte ſich in Epirũ vnd Macedoniam / vnd ſeine Nachkommen breiteten ſich auch allgemach in Welſchland aus. Dodanim endlich erfuͤllete mitſeinem Geſchlechte Rhodum / vnd andere Griechiſche Jnſulen. Der Fuͤnffte Sohn Ja - phets Thubal gieng von Magog vber das Euxiniſche Meer / Oſtwerts / in die Peninſel der Crimmeſchen / oder Præcopenſiſchen Tartaren / an den Ort / den man Tauricam Cherſoneſum heiſſet. Doch fuͤhren etlichedie39Vom Alten Teutſchen Pommerlande. die Hiſpanier von dieſem Thubal her. Meſchek ſein Sechſter Sohn blieb zwiſchen dem Caſpiſchen vnd Euxiniſchen Meer ſitzen / vnd ward ein Vater der Ala - ner / Jberier vnd Colcher / die heutiges Tages maͤchti - ge Voͤlcker bey den Tuͤrcken ſind / vnd vnter jhnen den Chriſtlichen Glauben behalten / vñ gemeiniglich Geor - gianer geheiſſen werden. Der juͤngſte Sohn Japhets Thiras / ließ ſich am Außflus der Donaw Weſtwerts an dem Euxiniſchen Meere nieder / vnd von jhme ſind die beruͤmbten Thrazier vnd Myſer entſproſſen.

24. Die Teutſchen vñ alſo die Pom - meren kommen vor Aßkenetz her / welcher der erſt - geborne Sohn Japhets war / eben wie Japhet der erſtgeborne Sohn Noa war. Cluv. l. 1. Germ. antiq. c. 5.

Aber ſein erſte Sohn Gomer ſolte gleichſam eine Newe Welt bawen. Derowegen da von demſelben drey maͤchtige Fuͤrſten gebohren waren / als Askenetz / Riphat / vnd Thogarma / begab ſich Askenetz vber den Cimmerſchen oder Gomerſchen Boſporum / wel - ches ein enge Meer iſt / da ſich Aſia vnd Europa ſchei - den / jmmerfort nach dem Weſten in Europam hinein / vnd ward ein Vater der maͤchtigen vnd ſtandhafften Celten / die ſich in Jllyrico / Gallien / Hiſpanien / Bri - tannien vnd Germanien / vnd alſo folgendes nach dem Norden in Dennemarck / Schweden / vnd Norwegen außgebreitet / vnd von Alters her / wie Cluverius weit - leufftig außfuͤhret / einerley Sprache gebrauchet ha - ben. Riphat aber gieng mit ſeinem Geſchlechte hoͤher hinauff nach dem Norden / vnd ward ein Vater aller derer / die der Sarmatiſchen / Sclavoniſchen / Reuſſi - ſchen vñ Polniſchen Sprache ſo wol in Aſia / als in Eu - ropa gebrauchen / vnd von jhme haben noch biß auff dieſe zeit die weit von hinnen im Norden / nach der Tar - tarey abgelegene Berge den Namen / das man ſie das Ripheiſche Gebirge nennet. Endlich der dritte Sohn des Gomers der Thogarma ſchwengete ſich vberdas40Das Erſte Buch /das Caſpiſche Meer / nach dem Morgen in die groſſe Tartarey / oder die Aſiatiſche Sarmatey hinein / vndFullerus Miſell. Theol. l. 2. c. 4. & 5. wie Fullerus beweiſet / erfuͤllete nicht alleine die groſſe Tartariſche / Scythiſche / vnd Chineſiſche Koͤnigreiche; Sondern ſeine Nachkommen giengen auch durch das enge Meer Anian / vnd andere Septentrionaliſche oͤr - ter in die Newe Welt hinein / die wir Americam oder Weſt Jndien heiſſen / vnd halffen alſo die Weiſſagung Noa erfuͤllen / welcher vorher verkuͤndet / das GOtt den Japhet weit vnd breit vermehren vnd ausbreiten wuͤrde.

25. Japhets Nach - kom̃en ſind laͤn - ger bey der rech - ten Religion vnd verehrung des wahren Got - tes geblieben / als die Chami - ten / wie dz auch aus den Poeten ſelbſt erhellet.

Dieſer Japhet iſt auch den Griechiſchen vnd Roͤ - miſchen Poeten wolbekant. Dann ſie wiſſen von jhme viele zu ſagen / wie er ein Vater Promethei / Atlantis / vnd anderer groſſer gewaltiger Leute / die ſie Titanes vnd Japetigenas heiſſen / geweſen / vnd geben fuͤr / das ſol - che Titanes den Himmel geſtuͤrmet / vnd wieder den Jupiter Ham̃on lange Kriege gefuͤhret haben. Vnter ſolcher verdecketen Rede lieget was ſonderbahres ver - borgen. Jupiter Hammon iſt ohne allen zweifel der verfluchte Zauberiſche Cham / welcher in Africa als - fort groſſe Abgoͤtterey geſtifftet / vnd nach ſeinem To - de ſelbſt von ſeinen Abgoͤttiſchen Kindern fuͤr einen Gott verehret worden. Nun hatten die Titanes / das ſind die Teutonier / wie Philippus Nicolai mit viij. ſtar - cken Gruͤnden außfuͤhret / die Verheiſchung / dz ſie ſol - ten in den Huͤtten Sems wohnen. Drumb ſind ſie freylich nicht alsfort vom rechtẽ Erkaͤntnus des wah - ren Gottes abgewichen / als ſie die Europeiſchen Laͤn - der einnahmen / ſondern haben viele mehr ein groß Mißfallen an der Chamitiſchen Abgoͤtterey getragen /vnd41Vom Alten Teutſchen Pommerlande. vnd als, ſie aus Hiſpanien oder Heſperien auch in Africam bis an den Berg Atlantem in Mauritania hinein drungen, haben ſie das von den Chamiten angerichtete Abgoͤttiſche Weſen / theils mit guten Worten / theils mit der Fanſt abgeſchaffet / vnd ſind druͤber mit Cham vnd ſeinen Nachkommen in Streit gerahten: Solches heiſſen die ſchwaͤtzigen Poeten den Himmel ſtuͤrmen / vnd den Jupiter / das iſt / den Cham draus vertreiben wollen. Aber dieſes wil ſich hie nicht außfuͤhren laſſen. Das iſt gewiß / daß die alten Teutones vnd Celten viele hundert Jahr den wahren Schoͤpffer Himmels vnd der Erden ange - betet / vnd jhn ohn jeniges geſchnitzetes / oder geha - wenes / oder gegoſſenes Bilde mit Gaben vnd Opf - fern / ſo jhre beſtellete Prieſter / die Druyder vnd Bar - der verrichten muſten / verehret haben. Sie haben / ſpricht Tacitus / jhre Goͤtter nirgends einſchlieſſen / o - der mit Menſchen-Bilden formieren wollen / weil ſie dieſelbe groͤſſer achteten / als daß man ſie abbilden koͤndte. Den obriſten Gott / den Schoͤpffer Him - mels vnd der Erden / nenneten ſie den Theut / oder Theutatem / daraus andere / die der Teutſchen Spra - che nicht kuͤndig geweſen / den Ditem gemacht. All - gemach aber fiengen ſie an auch die Sonne / den Mond / vnd andere Sternen fuͤr Goͤtter zu achten / vnd die Thuͤer zu folgender Abgoͤtterey / leyder / auff - zuthuen. Doch hat ſie Gott wiederumb in die Huͤt /Gen, 9, 27. ten Sems / laut der Weiſſagung Noæ / genommen / vnd ſie zur Erkaͤntnuß der Warheit auffs newe ge - bracht.

Ob aber wol Aßkenetz / welches warlich eben derFTuißkon42Das Erſte Buch /26. Die Teutſche Sprache iſt auch bey andern Voͤl - ckern / die von Aßkenez / von deme die Stam - linij aller Teut - ſchen Voͤlcker herkompt / nicht entſproſſen / ſeyn zufinden gewe - ſen. Peucer. l. 3. Chro - nic. Carton. Rein Reinecc. de ortu Miſn. Phil. Nicol. l. 1. & ſeqq. de reb. Germ gent. Tuißkon iſt / da die Tniſcken / wie die Sachſen re - den / oder die Teutſchen jhren Nahmen vnd Vr - ſprung von haben / (denn aus dem abgekuͤrtzeten Wort d Aſcan / kan leichtlich Tuiſcon / vnd endlich Titan werden /) in die Celtiſchen Laͤnder mit ſeinem Hauffen eingedrungen / ſo ſcheinet dennoch aus vie - len Vmbſtaͤnden / die Peucerus / Reineccius / Philip - pus Nicolai / vnd andere weitleufftig außfuͤhren / daß an dem Orth / da Gomer nach der Welt-Thei - lung / vnd der Babyloniſchen Sprachen Verwirrung ſich niedergelaſſen / vnd da herumb die Teutſche Sprache vnter den Getis / Dacis vnd Myſis / welche ſonſt alle Thraziſche Voͤlcker ſeyn / wie auch vnter den Phrygern / Sacen vnd Maſſageten / von den aͤltiſten Zeiten her zurechnen / im ſchwang geweſen ſey. Dann es kan wol ſeyn / daß nicht alleine Aßkenez der erſtge - borne Sohn des Gomers / die Celtiſche oder Tent - ſche Sprache geredet / ſondern daß auch Gomer ſelbſt / vnd einer oder der ander ſeiner Soͤhne ſich deroſel - ben gebrauchet / vnd nach Aßkenezes Abſcheide die - ſelbe in den Morgen Laͤndern beybehalten hat. Ja es kan auch wol Aßkenez bey dem Vater vnd Großvater einen vnd andern ſeiner Nachkommen gelaſſen / oder ja nach etlicher Zeit zu ruͤcke geſchicket haben / die im kleinen Aſia die Stadt Tenthraniam / vnd das Laͤnd - lein Aſcaniam / das ſchon Homero bekandt gewe - ſen / vnd eben den Nahmen gehabt / den vnſer A - ſchersleben am Hartze im Fuͤrſtenthumb Anhalt hat - wie auch den See vnd Fluß Aßcanium von jhrem Vater genennet haben. Das muß man ſonſt warlich bekennen / daß beym Homero viele Helden / die auffTrojani -43Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Trojaniſcher Seyten geſtanden / vnd von mancher - ley, Voͤlcker vnd Sprachen ſich wider die Griechen zuſammen gethan haben / Teutſche Nahmen fuͤh - ren. Dann Teuthras der letzte Fuͤrſt der Myſer aus Olympi Geſchlecht / deſſen Tochter Telephus geheu - rathet / iſt Teutſches Nahmens. Segeſtus Aeneæ Gefehrte / hat eben den Nahmen / den der Cheruß - ker / oder Braunſchweigiſcher Fuͤrſt Segeſtus o - der Siegegaſt / Semegunti oder Sigiſmundi Vater beym Strabone vnd Tacito hat. Rheſus der ſtol - tze Thrazier iſt nicht anders / als ein Rieſe. Aeneas ſelbſt wohnete in einer Stadt bey Pergamo / (Berg - heim) die einen Vn-Griechiſchen Namen / wie Stra -Strabol. Geogr. Tacit. l. 1 Ann. Strabol. 13 Geogr. Herod. l. 2. bo meldet / haͤtte / vnd Scepſis / zweiffels ohne vom Schoͤps / genant ward. Dieſer hat auch ſeinen Sohn vornemblich darumb Aſcanium genant / weil noch des alten Aßkenezes Nahme bey den Dardani - ern / die theils in Troade / theils an der Donaw woh - neten / vnd Aeneæ Vnterſaſſen waren / nicht verlo - ſchen war. Wil geſchweigen / daß die Phryger das Brod / wie wir / Becken oder Wecken geheiſſen / wie auß der Hiſtoria Herodoti vber der Egypter vnd Phryger Frage / welche das aͤlteſte vnd erſte Volck geweſen / erſcheinet. Aber wir wollen vns in ſolchen Muthmaſſungen nicht auffhalten / vnd von den er - ſten Einwohnern vnſers Vaterlandes vnd jhren Thaten ſo viele Nachrichtunge geben / als vns zu fin - den vergoͤnnet iſt.

27. Die Pommeren ſind von Sueve vñ deſſen Sohne Vandalo auß dẽ Japhetiſchẽ Ge - ſchlechte Aßkenez entſproſſen.

Ob wir nun wol anfaͤnglich das Geſchlecht - Regiſter der Teutſchen Koͤnige / ſo Beroſus / vnd inſonderheit Trithemius vnd Aventinus mit vie -F ijlen praͤch -44Das Erſte Buch /len praͤchtigen Worten ausfuͤhren / fuͤr vnrichtig ach - ten / inſonderheit weil wir wiſſen / daß die Teutſche Freyheit alsfort angefangen / vnd einen allgemeinen Koͤnig oder Keyſer nicht angenommen vnd vertra - gen hat / So koͤnnen wirs gleichwol zugeben / daß Marſus / Gambrivius / Suevus vnd Vandalus / de - rer Beroſus vnd die alten Teutſchen Geſange / wie Tacitus meldet / gedacht / vornehme Helden geweſen / vñ aus Aßkenezes Kindern entſproſſen ſeyn / vñ dz von Marſo / der Merßburg etwa gebawet / die Dittmar - ſer / Stormarſer / Weſter-Marſer / vnd Crempen - Marſer; vom Gambrivio / die Cimber / oder Jutlaͤn - der / vnd Holſteiner; vom Suevo vnd Vandalo die Suevier vnd Vandalier her gekommen ſeyn. Sue - vus / ſagen ſie / ſey Vandali Vater geweſen. Das ge - be ich auch zu. Dann da Suevus viele Kinder haͤt - te / vnter welche Er das Nordlaͤndiſche Teutſchland außtheilete / ſo iſt vnter denen auch Vandalus gewe - ſen. Vnd dannenher kompts / daß die Wandalier / ſo vom Vandalo herkommen / zwar Suevi / oder Suobeni / das iſt / Schwaben ſeyn / aber nicht alle Schwaben fort Wandalier ſeyn. Weiter weil Van - dalus ſich wieder in vnterſcheidliche Voͤlcker vermeh - ret hat / vnter welche / wie droben Meldung geſche - hen iſt / Plinius die Burgundier / Wariner / Cariner / vnd Gothoner rechnet / ſo folget daraus / daß zwar zum Exempel die Gothoner auch Wandalier ſeyn / a - ber nicht alle Wandalier Gothoner / oder Gothen koͤnnen genennet werden. Diß iſt wol glaͤublich vnd faſt gewiß / daß Suevus einer aus Aßkenezes Neffen oder Nachkoͤmlingen den Orth des Germanien -Landes45Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Landes / von der Elbe an / ein bekommen / vnd viele Voͤlcker von ſich außgebreitet hat. Vnter ſeinen Soͤhnen aber hat der Vandalus ſich den Norden be - lieben laſſen / iſt nach der Oder zu gegangen / vnd hat dis Pommerland / vnd naͤhiſt angelegene Oerter zwiſchen der Trave / Weyſſel vnd dem Meer vnter ſeine Kinder außgetheilet. Alſo kamen die Wariner in Mechelnburg an die Warne / die Cariner / derer Ge - ſchlecht noch anjetzo an ettlichen allhie in Stettin er - kand wird / in VorPommeren; Die Gothoner an die Weyſſel in Hinter Pommern vnd Preuſſen; Die Bur - gundier aber giengen ferner ins Land hinein / nach dem Morgen gelegen / da jetzund ein gut theil der Cron Polen iſt.

Wie aber das Menſchliche Hertz jmmer weiter28. Schwedẽ / Den - nemarck vnnd Norwegen ſind võ Suevi Nach - kommen auß den Teutſchen Strand Laͤndern erſtlich bewoh - net worden. hinaus wil / alſo auch / da ſo wol die Wandaliſche als die Cimbriſche Suevier / welche die Alten mit ei - nem Nahmen Jngewohner geheiſſen / in Hollſtein / Mechelenburg / Pommern / vnd Preuſſen kamen / ha - ben ſie das Balthiſche Meer / das ſie fuͤr ſich gefun - den / auch zu erkundigen nicht vnterlaſſen wollen / ſondern ſich zu Schiffe geſetzet / die groſſe Peninſel Scandiam (die doch faſt alle alte Scribenten fuͤr eine gantze Jnſul geachtet / vnd bald Balthiam / bald Ba - ſiliam / bald Scandinaviam / vnd Scandiam genen - net /) außgeforſchet / vnd von jhrem Anherren nicht allein den groſſen Gebirgen / ſo zwiſchen Norwegen vnd Schweden herſtreichen / den Nahmen Sevo / wie ſie Plinius nennet / gegeben / ſondern auch diePlin. lib. 4. c. 13. Schwediſche Laͤnder / ſo nach dem Weſten am Bo - den-See ligen / mit den Suionern oder Schweden /F iijvnd46Das Erſte Buch /Tac. l. de mer. Germ. vnd das Norꝛwegiſche Koͤnigreiche mit den Sito - nern beſetzet. Jnſonderheit haben vnſere Pommerel - liſche vnd Preuſſiſche Gothen / mit zuthuen jhrer Nachbawren der Teutonier / ſich weidlich herfuͤr ge - than / vnd nicht allein jhren Nahmen auff das Juͤt - land oder Guttland; ſondern auch auff zwo Koͤnigliche Daͤhniſche Jnſulen Zeeland vnd Gothland / die man Codanoniam / vnd Gothaniam vorzeiten genant / imgleichen auff die Gutas in Scandien / beym Ptolo - meo / die man ſonſten die Gothen auff dem Gutt - land nennet / ja auff vnſer gantze Oſt-See / die von jhnen iſt das Codaniſche oder Godaniſche Meer geheiſſen / wie auch endlich auff die Daͤhnen ins gemein / denen die erſte Syllabe der Codaner nur entzogen / daß / da ſie ſonſt Codani geheiſſen / nun - mehr Dani genennet werden / mit ewigem Rhumb gebracht.

Jch weiß wol / daß etliche mit mir hierjnnen nicht werden eins ſeyn / vnd nicht zugeben wollen / daß die Schweden / Gothen vnd Daͤhnen von vn - ſern Pommeriſchen vnd naͤheſten Vfern ab / erſtlich in Schweden vnd Dennemarck gekommen ſeyn: Aber die anderer Meynung ſeyn / wil ich freundt - lich gebeten haben / ſie wollen mir anzeigen / was ſie dann vermeinen / wie die Schweden / Gothen / vnd Dennemaͤrcker in jhre Land moͤgen gekommen ſeyn. Zu Land? Aber das gantze Land / dadurch ſie haͤtten muͤſſen hinein gehen / iſt alsfort mit den Ri - pheiſchen Sarmatiſchen Voͤlckern beſetzet worden. Ja es iſt zu jederzeit die Oſtſeite des Boddiſchen Sees von den Finnen bewohnet worden: Welche ſchon zuTaciti47Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Taciti Zeiten nichts Teutſches an ſich gehabt / vnd noch heutiges Tages haben ſie gar eine andere Rede als die Schweden: Haben kein F. in jhrer gantzenAndr. Bureus in deſcript. regni Suec. Sprache; Reden kein Wort auß / daß vom B. D. oder G. oder von zween Conſonanten anfaͤnget / vnd was des dinges mehr iſt. Der Schweden a - ber / der Gothen / vnd Dennemaͤrcker Sprache nei - get ſich zu der alten Celtiſchen oder Teutſchen Arth zu reden. Haben ſie dann durch die Mittaͤgige / Sar - matiſche vnd Finniſche Voͤlcker ſich vorzeiten durch - gedrungen / vnd haben ſie mit Weib vnd Kind / die in ſolcher Wanderſchafft der Nationen muͤſſen mit gefuͤhret werden / uͤber den Boddiſchen See hin / durch der Lappen Land / in dieſen jhren Orth / da ſie jetzt wohnen / ſich begeben? Jſt es nicht glaͤublicher / daß ſie mit den andern Teutſchen gerades Weges bey der Weyſſel hin ſind fort gezogen / allenthalben jhre Landſaſſen hinter ſich gelaſſen / vnd endlich / daſie an das Meer gelangeten / ſich zu Schiffe geſetzet / vnd fuͤr ſich vnd die jhrigen jmmer mehr Laͤnder auffgeſuchet haben? Aber von ſolchen Zuͤgen der Alten iſt leyder nichts auffgeſetzt.

Drumb wollen wir auch nun dermahlen eins zu deme / was in den Hiſtorien befindlich iſt / ſchrei - ten / vnd ordentlich / aber doch nur kuͤrtzlich / vnd alles nur gleichſamb als mit einem Finger anzei - gende / erzehlen / was in vnſerm geliebten Va - terlande in den alten Zeiten vorgeloffen iſt. Wer das / was wir kuͤrtzlich andeuten / mit mehren Vmbſtaͤnden wiſſen wil / mag ſelbſt die Buͤcher le - ſen / da dieſes auſgezogen iſt. Wil auch ein guterPatriot48Das Erſte Buch /Patriot ſeinem Vaterlande einen getrewen Dienſt thuen / vnd endlich ein voͤllig Pommeriſch Chroni - cken an den Tag geben / vnd daß deſto mehr / weil kein Land vnd Fuͤrſtenthumb / ja faſt keine etwas groͤſſere Stadt in Teutſchland iſt / davon nicht gantze Buͤcher geſchrieben ſeyn / ſo wirds derſelbe Rhumb bey den Nachkoͤm̃lingen haben. Jch habe dieſes / was ich hie ſchreibe / mich ſelbſt bey dem klaͤglichen / doch ſeligen hintritt vnſers / aus dem alten Fuͤrſtlichen Pommeriſchen Stamme entſproſſenen / letzten Her - tzogen / Herren Bogißlai des Nahmens des xiv. erjn - nern / vnd dem frommen Fuͤrſten zu ſtetiger Gedaͤcht - nuß dieſes gleichſamb zum Grabſtein ſetzen wollen.

29. Jn den Daͤhni - ſchen Geſchicht - Buͤchern findet man etwas von etlichen Wan - daliſchen Koͤni - gen / als dẽ Scal - co / Strumico / Wino / Jſinaro / vnd dem tapffe - ren Fraͤwlein Wißna. Wel - ches alles man in ſeinem Werth verbleiben laͤſ - ſet.

Wann ich nun Nachfrage thue / was in vnſern Pommeriſchen Laͤndern / nach deme die alten Wan - daliſchen Snevier ſich kurtz nach der Suͤndfluth hin - ein ſetzeten / vorgelauffen ſey; So befinde ich bey vns biß auff den allhie vor d. Jahren gepflantzeten Chriſtenthumb im geringeſten nichts auffgeſchrie - ben. Sol ich aber etwa vom Saxone / Grammati - co / Crantzio / Johanne Magno / Thrithemio vnd an - dern / die Geſchlecht-Regiſter der Gothiſchen vnd Daͤ - niſchen / vnd Sicambriſchen Koͤnige / die ſie von etlich tauſent Jahren heraußfuͤhren / entleihen / vnnd darauß ziehen / was ſie vor Geſchlechte weit vor Chriſti Geburth von dieſen Laͤndern einſtrewen / ſo muß ich mich befuͤrchten / ich moͤchte getichtete Sa - chen fuͤr wahre Geſchicht auff ſolche weiſe heraußCranz. lib. 4. Dan. cap. 1. geben. Crantzius geſtehet ſelbſt / weil in ſeiner vnd andern Daͤhniſchen Hiſtorien von dem erſten Zugk der Longobarder biß auff Koͤnig Gottricum / ſo zunZeiten49Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Zeiten Caroli des groſſen gelebet / nur drey Koͤnige jnnerhalb mehr als ccc. Jahren gezehlet werden / daß die Hiſtoria einen Schiff bruch an den Daͤni - ſchen Haͤndeln gelitten hat. Was kan denn faſt fuͤr ge - wiſſes an den andern Dingen ſeyn / die Er vnd ande - re weit fuͤr Chriſti Geburth her holen?

Drumb laſſen wirs in ſeinem Werth vnd Vn -Crantz. l. 1. Dan. c. 14 & 18. & lib. 1. Sax. c. 4. & lib. 2. Vand. c. 7. & 8. werth beruhen / daß er ſaget / wie Helgo der xij. Koͤ - nig in Dennemarck etliche hundert Jahr fuͤr Chri - ſti Geburth Scalcum der Wandalier Koͤnig / ſo jhme aus Pommern vnd Mechelenburg zu Schiffe entke - gen gezogen / vberwunden / vnd das gantze am Stran - de gelegene Wandalier-Land zum gewiſſen Tribut verbunden / vnd als ſie ſolchen ettliche hundert Jahr hernach zu geben verſaget / Roricus der xv. Koͤnig in Dennemarck ſie vberzogen habe. Da dann / wie Crantzius vermeldet / ein tapffer Wandalier herfuͤr geſprungen ſeyn ſoll / der einen von den Daͤhnen zum Kampff außgefordert / vnd mit demſelben zu - gleich ruͤhmlich auff dem Platze das Leben geendet hat.

Hier auff ſol ziemlicher Friede zwiſchen den Daͤh - nen / vnd vnſern Wandaliern geweſen ſeyn. Aber e - ben zu der Zeit / da Chriſtus gebohren iſt / ſol Koͤnig Frotto der Dritte des Nahmens / Fridlevi Sohn / ſeinen Obriſten Erich wider die Wandalier / die ei - nen Einfall ins Reich gethan / mit etlichen Krieges - Schiffen / außgeſand / einen Sieg wider ſie erhalten / auch ferners auff jhren Koͤnig oder Fuͤrſten Sturmi - cum zu geſetzet / vnd jhn in einer Schlacht erleget / vnd alſo auffs newe die Wandalier vnter ſeinen Ge -Ghorſamb50Das Erſte Buch /horſamb gebracht / vnd daraus die Straſſen-Raͤnbe - rey / die uͤberall als ein zulaͤſſiges Werck getriebenCranz. lib. 2. Dan. c. 14. & lib. 1. Vand. cap. 14. ward / geſchaffet haben. Worauff auch ein ſolch Vertrawen beyder Nationen gefolget / daß / da Koͤnig Frotto der iv. des Nahmens ſeinen tapffern Heldt Starcharter / von welchem faſt vnglaͤubliche Sachen in Daͤhniſchen vnd Schwediſchen Hiſtorien erzehlet werden / wider die Curen / Semigallen vnd andere Lyff laͤnder außgeſand / Winus ein vornehmer Wandaliſcher Fuͤrſt jhme getrewen Beyſtand gelei - ſtet hat. Welches auch Wißna / ein tapffer Wandali - ſches Kriegiſch Fraͤwlein bey Heraldo dem Koͤnige in Dennemarck ſol gethan haben. Denn als derſelbe wider Ringon den Koͤnig in Schweden einen groſſen Krieg fuͤhrete / hat ſie / wie man ſaget / einen gantzen hauffen tapfferer Jungfrawen jhme zu huͤlffe auff - gefuͤhret / vnd iſt bey dem Koͤnige in ſolch ein Anſe - hen durch jhre Tapfferkeit gerathen / daß er jhr die Blutfahne vertrawet / welche ſie auch biß auffs Blut verthediget / vnd von niemand anders / als dem Star - charter / der daßmahl auff Schwediſcher ſeiten ſtand / hat koͤnnen vbermeiſtert werden. Aber endlich ſol die Fehde zwiſchen Dennemarck vnd den Wandaliſchen Laͤndern wieder angegangen ſeyn. Da dann der Wandalier Koͤnig Jſmarus Sivardum den Koͤnig von Dennemarck geſchlagen / jhme gantz Jutland abgenommen / auch ſeinen Sohn Jamaricum / vnd zwo Koͤnigliche Fraͤwlein gefangen weggefuͤhret hat.

Diß alles / ſo vor / vnd kurtz nach Chriſti Ge - burth in den Wandaliſchen / das iſt Hollſteiniſchen / Mechelenburgiſchen / vnd Pommeriſchen Laͤndern /nach51Vom Alten Teutſchen Pommerlande. nach Auſſage der Daͤhniſchen Geſchicht-Schreiber ſol geſchehen ſeyn / laſſen wir in ſeinem werth. Koͤn / nen gleichwol dabey nicht vnvermeldet laſſen / daß Crantzius weit fehlet / wann er die Wandaliſchen Voͤlcker / die mit den Daͤhnen vor vnd kurtz nach Chri - ſti Geburth Kriege gefuͤhret haben / fuͤr Schlavo - niſche vnd Sarmatiſche Voͤlcker achtet: Dann Taci - tus / Plinius / vnd andere Scribenten rechnen ja die Wandalier vnter die Teutſchen. Vnd es iſt bekant / wie auch hernach ſol außgefuͤhret werden / daß / nach deme die Teutſchen Einwohner am Strande des Pommeriſchen vnd Mechelburgiſchen Meeres / ſich von hinnen in die Roͤmiſchen Provincien hauf - fenweiſe begeben / jhren Sitz daßmahl erſtlich die Sarmater vnd Wenden eingenommen haben.

Aber zu etwas gewiſſern dingen zu kommen / iſt30. Die Semnoni - ſchen Suevier aus der Pom - meren nechſten Nachbarſchafft / vnd theils aus Pom̃ern ſelbſt / ſind dc. Jahr fuͤr Chriſti Ge - burth vnter Koͤ - nig Bellweiß in die Lombardey gezogen / vnd ha - ben ſich daſelbſt feſte geſetzet / vnd wider die Roͤ - mer gluͤcklich ge - krieget. Jornand. c. 8. Herod l. 4. Juſtin. l. 1. fuͤrs erſte bekandt / daß / ob wol die Griechiſche vnd Roͤmiſche Seribenten faſt einig vnd allein in jhrem eygenen Lobe zuſingen bemuͤhet ſeyn / ſie dennoch hin vnd wieder mit einſtrewen / darauß man der Nordlaͤnder / vnter welchen wir Pommern auch mit gerechnet ſeyn / gewaltige Thaten abnehmen kan. Doch wil ich mit Jornande nicht ſo weit gehen / daß ich den Gothen / vnd folgendes vnſern Pom - mern / die mit vnter den Gothen geweſen / zulege / was Herodotus / Juſtinus / vnd andere von den Scythen melden / wie ſie wol dreymahl das groſſe Aſiam be - zwungen / vnd biß in Egypten hinein gedrungen / auch dem maͤchtigen Cyro ſeinen Stoltz gelegt / Da - rij vnd Xerxis Heerzuͤge wider ſich nichts geachtet haben.

G ijAber52Das Erſte Buch /

Aber den alten Semnonern / die in vnſer Nach - barſchafft / in der Marck / vnd theils in vnſerm Alten Pommerlande in der New-Marck gewohnet / wilLivius lib. 5. ich diß nachſagen / was Livius erzehlet / daß ſie wol faſt dc. Jahr fuͤr Chriſti Geburth einen ſolchen Zugk fuͤr genommen haben / welcher / wann er durch einen beruͤhmbten Hiſtorien-Schreiber were auffgezeichnet / vnter die vornembſten / die je geſche - hen ſeyn / moͤchte gerechnet werden. Dann der Cel - ten Koͤnig Ambigat / als er ſeine Vnterthanen wegen groſſer Maͤnge nicht alle bey ſich haben koͤndte / vnd ſonſt Ehre bey frembden Voͤlckern einlegen wolte / ſandte zweene ſeiner Schweſter Soͤhne mit anſehnlicher Heereskrafft auß / newe Laͤnder einzu - nehmen. Der eine vnter jhnen Siegweiß namb die Oerter vmb den Hartzwald ein. Der ander Bell - weiß / zog mehr Voͤlcker / da er durch reiſete / an ſich / kam vbers Alpen-Gebirg / nam die gantze Lombar - dey ein / vnd ſetzete ſich daſelbſt feſte. Seine Nach - kommen haben an dieſem Orte in Welſchland groſſe Staͤdte erbawet / ſind auch endlich vber den Fluß Po gegangen / vnd weit ins Welſchland hinein gerucket / biß ſie endlich vnter jhrem Hertzog Brenner mit den Roͤmern zun ſtreichen gekommen / ſie aus dem Felde geſchlagen / vnd biß in die Stadt Rom verfolget / die ſie auch eingenommen / gepluͤndert / vnd verbrandt haben. Haͤtten auch den garauß mit jhnen geſpie - let / wann ſich nicht das Capitoliniſche Schloß ſo lan - ge gehalten hette / biß Fabius der edle Roͤmer daſſel - be entſetzete. Vnd ob wol etliche / vnd vnter jhnen Clu - verius der Meynung ſeyn / daß dieſer Zugk nicht vonden53Vom Alten Teutſchen Pommerlande. den Sneviſchen oder Maͤrckiſchen Semnonern / ſon - dern den Frantzoͤſiſchen Senonern zuverſtehen ſey / ſo iſt doch der beruͤhmbte Geſchicht-Schreiber FlorusFlorus lib. 1. c. 13. dawider / welcher die Senoner an groͤſſe des Lei - bes / vnd vnverzagtem Gemuͤthe / vnd erſchrecklichen Geberden alſo beſchreibet / wie Cæſar die Teutſchen Schweviſchen Semnoner. Ja er thut noch das hin - zu / daß dieſe Senoner oder Semnoner / dann es doch ein Nahme iſt / es mag einer ſagen was er wil / vorzeiten von den euſſerſten Enden / die am Meer lie - gen / verſtehe nemblich das Balthiſche Pommeriſche Meer / mit groſſem hauffen außgezogen ſeyn / vnd alles vnter wegen verheeret / vnd endlich ſich in Welſch - land geſetzet haben. Kan auch wol ſeyn / daß in die - ſem Zuge viele von den Pommeriſchen Sidinern mit auffgezogen / vnd die Stadt Sedunum / die man ſonſt Sitten heiſſet / in dem Lombardiſchen Walliſſer Land gebawet / vnd von jhrem Nahmen ſie alſo genennet haben. Eben wie die Semner oder Sener neben Meyland Veron vnd andern Staͤdten / in Jtalien auch die Stadt Senas erbawet / vnd jhren Nahmen jhr mitgetheilet haben.

31. Andere hauffen der Teutſchen ziehen vnter Brenner / Lom - ner vnd Lutter fuͤr Chriſti Ge - burth in Grie - chenland / Dar - daniam vñ Thra - ziam / vnd von dañen in Aſiam / vnd werden hin - fort Galater geheiſſen.

Noch eines andern Brenners gedencket Livius vnd Polybius / welcher auch noch fuͤr Chriſti Geburt in Griechenland / Dardanien vnd Thrazien mit zween andern Fuͤrſten als Lomner vnd Lutter eiugefallen iſt / Byzantium / welches heutiges Tages Conſtanti - nopel heiſſet / wegk genommen / am Propontiſchen Meere lange gewohnet / vnd die Voͤlcker / ſo er fuͤr ſich gefunden / zum Tribut genoͤtiget hat. Endlich haben Lommer vnd Lutter vber das HelleſpontiſcheG iijenge54Das Erſte Buch /Livius l 38. Polyb. l. 2.enge Meer geſetzet / vnd ob ſie wol vnter xx. tauſent Mann kaum x. bewapnet fuͤhreten / haben ſie dennoch einen ſolchen Schrecken den Aſiatiſchen Voͤlckern eingejaget / daß ſie ſich in der Naͤhe vnd Ferne jh - nen ergeben. Darauff haben ſie ſich in drey Theile getheilet / die Toliſter Beyern / wie ſie ſich nenne - ten / ſetzeten ſich ins Eoliſche vnd Joniſche Landt / vnd nahmen Tribut davon: Die Trockmer blieben beym Helleſpont. Die Tectoſager legten ſich ins Mittel Landt / vnd brachten auch der Syrer Koͤ - nig zur Contribution. Ein allgemeiner Nahme a - ber iſt jhnen geblieben / daß man ſie Galater geheiſ - ſen. Vnd ob wol auch etliche dieſen Aſigtiſchen Zugk vnſern Teutſchen benehmen / vnd jhn den Gallis al - lein zuſchreiben / inſonderheit / weil Livius die Gal - los / vnd nicht die Germanier vnd Teutſchen nen - net: So iſt doch zu wiſſen / daß der Nahme der Germanier erſtlich zu des Cæſaris Zeiten den Roͤ - mern iſt bekandt worden. Vnd ſind die Teutſchen Voͤlcker vorhin von jhnen Celtæ / ja auch wol gar Galli geheiſſen. Dannenher rechnet noch Salu - ſtius die Cimber vnd Teutonier vnter die Gallos. Solches thut auch Oroſius / vnd Sextus Rufus. Vnd Plutarchus / da er zuvor vnter den Bundsge - noſſen des Spartaci die Galater gezehlet / nennet er dieſelbe bald darauff Germanier / vnd Galater. Vnd was ſol man viel ſagen? Celtæ ſind Teutſche Voͤlcker / ſo in oder auſſerhalb Gallien wohneten. Aber die Roͤmer haben den Nahmen der Celter verwandelt in den Nahmen der Galler. Celter a - ber vnd Galater ſind ein Nahme vnd ein Volck / vndiſt nicht55Vom Alten Teutſchen Pommerlande. iſt nicht noͤtig / daß die Galater muͤſſen aus Gallien oder Franckreich gekommen ſeyn / ob ſie ſchon Gal - lier vnd Celter genennet werden.

31. Zn den alten Pommerſchen vnd Preuſſiſchẽ Gothen kom̃en andere Gothen aus Scania o - der Schoͤnen.

Aber daß wir naͤher zum Handel ſchreiten / ſo iſt zuvor vermeldet / was Pytheas / der etliche hun - dert Jahr vor Chriſti Geburth gelebet / an den Orth / da der Bernſtein waͤchſet / vnd verkauffet wird / Guthonier oder Gothen / vnd Teutonier ſe - tzet. Dieſe Guthonier / ſo am Meer gewohnet / ha - ben zweifels ohne jhren Nahmen vom Guthen / vnd der Guͤtigkeit her bekommen: Eben wie die Teut - ſchen Suevier / ſo vorzciten in Schleſien gewohnet die Quaden / von jhrer argen frechen Natur ſind ge - nennet worden. Da iſt nun nochmahlen die Fra - ge / wie dieſe Guthonier oder Gothen ſind an vn - ſer Pommeriſche vnd Preuſſiſche Geſtade gekommen. Jornandes ſagt / ſie ſeyen aus der Jnſul Scanzia zu Waſſer mit drey Schiffen angelanget / vnd ha - ben den Orth / da ſie erſtlich angekommen / Go - thi-Schanziam geheiſſen. Wir aber haben zuvor bewieſen / daß / nach deme die Europeiſchen Laͤn - der vnter Aßkenezes Kinder außgetheilet waren / die - ſelbe erſtlich allhie in Teutſchland angekommen ſeyn / ſich von dann zu Schiffe geſetzet / vnd die drey Nordlaͤndiſche Koͤnigreiche zu bewohnen angefan - gen haben. Derowegen iſt der Nahme der Sue - ven vnd Gothen beydes am Vfer des Teutſchlan - des geblieben / vnd zugleich in die Dennemaͤrcki - ſche / Schwediſche / vnd Norwegiſche Laͤnder fort - gepflantzet worden. Doch weil in ſo langer Zeit leichtlich Veraͤnderungen der Regimenter fuͤrge -fallen56Das Erſte Buch /fallen ſeyn / vnd zweiffels ohne ein Volck das ander wird angegriffen / verjaget / bedrenget haben / etliche auch aus den Daͤhniſchen vnd andern Jnſulen wer - den Luſt bekommen haben / auffm feſten Lande zu wohnen / ſo kans wol geſchehen ſeyn / was Jornan - des ſaget / daß etliche Daͤniſche vnd Schwediſche Gothen eben an das Landt / da ſchon Teutſche Go - then wohneten / zu Waſſer angelanget ſeyn. Clu - verius wil zwar ſolches ins leugnen ziehen / vnd alles das / was von den Gothen jemahlen fuͤrgenommen worden / allein ſeinen Preuſſiſchen vnd vnſern Pome - relliſchen Gothen zuſchreiben. Wir aber wollen Jor - nandis Relation gelten laſſen / die er von den Gothen thut / ſo uͤber Meer gekommen ſeyn / vnd jhnen jhren Rhumb nicht benehmen / vnd dafuͤr halten / daß ſie mit vnſern Teutſchen Gothen / vnd anderen Teut - ſchen Voͤlckern / als den Pommeriſchen Sueviern / Heruliern / vnd Wandaliern ſich verbunden haben / vnd alſo fort gezogen ſeyn. Daß aber fuͤr viele hun - dert / ja tauſent Jahr fuͤr Chriſti Geburth ſolche An - kunfft der Gothen in die Teutſche Laͤnder geſchehen ſey / wie Jormandes vnd Aventinus meinen / vnd daß die Scythen / ſo mit Veſore oder Vexore / der E - gypter Koͤnige / gekrieget haben / wie auch die Ama - zoninnen oder Helden-Weiber / durch welche Aſia iſt bezwungen worden / vnd endlich die Voͤlcker / ſo vmb die Donaw zu der Perſiſchen vnd Griechiſchen Koͤnige Zeiten wohneten / vnd ſich allen Feinden maͤchtig entkegen ſetzeten / Gothen aus Dennemarck oder Schweden ſolten geweſen ſeyn / kan gar nicht ſtatt haben. Dann die Teutſchen / ſo Koͤnig Alexan -dro57Vom Alten Teutſchen Pommerlande. dro geantwortet / daß ſie fuͤr nichts ſich fuͤrchteten / als nur / daß etwa der Himmel moͤchte einfallen; die auch vor deme mit den Perſiſchen Koͤnigen ſich uͤber - wuͤrffen / ſind nicht Gothen / ſondern eben die edlen Baſtarner vnd Peuciner geweſen / welche Tacitus vnd andere an die Donaw ſetzen.

Vnſerer Gothen Hiſtoria aber iſt eygentlich die -33. Zwey theil der aus Scandia vnter K Berich ankommenden Gothen ziehen mit etlichẽ Pom - meren vnd be - nach barten Voͤl - ckern vnter Fili - mer vber die Weyſſel an das Meotiſche vnd Euxiniſche Meer / vnd thei - len ſich daſelbſt in Oſt-Gothen vnd Weſt-Go - then. Iornand. de reb. Geticis, cap. 4. & 17. ſe / wie wir ſie aus Jornande her ſetzen wollen / doch mit hindanſetzung deſſen / was derſelbe zu weit her - geholet / vnd worin er etwa gefehlet hat.

Etliche Gothen / ſo viele in drey Schiffen ſich halten koͤnnen / haben aus Scania oder Schonen / vnd den benachbarten Laͤndern ſich mit Berich jh - rem Fuͤhrer an den Orth / den ſie Gothi-Schanziam genennet / vnd den ettliche fuͤr die Stadt Dantzke halten / ſich nieder gelaſſen. Das eine Schiff aber / ſo langſamer ankam / als die andern / bekam mit de - nen / ſo drauff fuhren / den Nahmen / daß es hoͤni - ſcher weiſe Gepant genennet worden / welches ſo vie - le / als langſamb vnd faul heiſſen ſol. Vnd ſolches Wort iſt endlich verwandelt / daß man das dritte theil der Gothen / ſo im dritten Schiff langſamer an - gekommen iſt / Gepider / vnd nicht Gepanter geheiſ - ſen hat. Die mit Berich zu erſt angelandet / haben alsfort in der Vlme Ruͤgen-Land / das iſt / in Hinter - Pommern jhre Lager am Vfer des Meeres auffge - ſchlagen / vnd ſich wider jhren Anfall auffs beſte ver - wahret / auch ſich mit den andern Wandaliern erſtlich vberworffen / doch endlich ſich mit jhnen in Freund - ſchafft eingelaſſen / vnd dermaſſen verbunden / daß ſie ſaͤmptlich wolten von hinnen fort ziehen / vnd ne -Hwe Laͤn -58Das Erſte Buch /we Laͤnder auffſuchen vnd einnehmen. Welches auch durch Filimer / Gandarichen Sohne / wel - cher der fuͤnffte Fuͤrſt der Gothen war / vom Be - rich an zurechnen / zu Werck gerichtet worden. Als nun alſo die Gothen vnd Wandalier / vnd inſonder - heit viele Rugianer / Heruler / vnd andere Voͤlcker / aus dieſen Laͤndern buͤrtigk / in groſſer Maͤnge ſich an den Filimer gehaͤnget / zogk derſelbe mit einem groſſen Hauffen fort / vnd bawete eine Bruͤcken - ber die Weyſſel. Aber als nur die helffte daruͤber ge - gangen war / zerbrach dieſelbe / vnd gieng alſo Filimer auff jenſeit der Weyſſel mit denen / die er hinuͤber gebracht haͤtte / in Sarmatien fort / machte ſich mit ſeinem Schwerdte allenthalben Bahne / kam end - lich an die Meotiſche See / vnd ließ ſich daſelbſt nieder. Von dannen giengen ſie allgemach nach den Thraziſchen Laͤndern hinauff / kamen an das Pontiſche Meer / vnd theileten ſich daſelbſt in zwey Hauffen. Dann etliche / die nach dem O -Dien lib. 71. ſten an dem Meer wohneten / hieſſen ſie Oſt-Go - then / vnd Gruͤtinger / vnd dieſelben ruͤcketen allge - mach in Daciam oder Siebenbuͤrgen hinein. Die anderen / ſo nach dem Weſten zu wohneten / wuͤr - den Weſt-Gothen vnd Tervinger genant.

34. Das dritte theil der newankom - menden Gothen / Gepider genãt / ziehen mit den Pommern vnd Mechelbuͤrgern verſtaͤrcket / vn -

Als nun Faſtida ein Fuͤrſt der Gepiden / vnd deroſelben Gothen / ſo zu ruͤgke mehr als hundert Jahr hernach an der Weyſſel blieben / geſehen / wie ſeine Lands-Leute ſo gluͤcklich fort gegangen weren / hat er ſich aus Preuſſen / vnd den benach - barten Oertern / als jhm viele Volckes aus Pom - meren vnd Mechelenburgk zugelauffen / auch er -hoben /59Vom Alten Teutſchen Pommerlande. hoben / iſt erſtlich auff die Burgundier / ſo in Po -ter Faſtida auch fort / vnd werden von den Oſt - Gothen uͤbel empfangen. Iornand. cap. 17. len daßmahl / wie ſchon geſagt / wohneten / gegan - gen / hat dieſelbe geſchlagen / vnd ſich folgendes nach Daciam / jetzt Siebenbuͤrgen genant / gewendet / welches Land die Oſt-Gothen ſeine Lands-Leute kurtz zuvor eingenommen haͤtten. Da wil er nun mit Gewalt ſich neben jhn ſetzen. Aber er wird dermaſſen von jhrem Koͤnige Oſtro-Gotha empfan - gen / daß er den kuͤrtzeren gezogen / viele Voͤlcker ver - lohren / vnd mit Schimpff wiederumb zu ruͤcke ſich hat begeben muͤſſen.

Beſſer Gluͤck hatten die Oſt - vnd Weſt-Gothen / ſo mit Filimer zuvor ſich den Roͤmiſchen Provincien genahet haben. Vnd weil es vnſere Lands Leu - te ſind / wollen wir / was jhnen auſſerhalb jhres Va - terlandes begegnet iſt / gar kuͤrtzlich / doch deutlich / vermelden.

Vnd von den Oſt-Gothen anzuheben / ſo haben35. Die Oſt-Gothen ſchlagen die Roͤ - mer / vnd ziehen uͤber die Donaw vnd verheeren Myſiam / Thra - ziam / Panno - niam / Jllyricñ / Griechenland / Aſiam / vnter Dorpaneo / O - ſtro-Go-tha / Caiva. ſie zu Domitiani des Roͤmiſchen Keyſers Zeiten vmbs Jahr Chriſti lxxxi. vnter jhrem Fuͤrſten Dor - paneo die Roͤmiſche Beſatzungen an der Donaw auffgeſchlagen / Poppeum Sabinum / vnd Fuſ - cum der Roͤmer Generalen daſelbſt in zweyen Feldt - Schlachten erleget / ſich uͤber die Donaw gema - chet / gantz Myſiam / Thraziam / Pannoniam / wie auch ein groß Theil von der Wendiſchen Marck / die ſie daßmahl Jllyricum genennet / er - oͤbert / vnd die Roͤmer darauß verjaget / doch ſich endtlich mit jhnen dermaſſen abgefunden / daß jh - nen ein gewiß Geldt / dadurch ſie geſtillet wur - den / eine Zeitlangk gereichet ward. Darauff nah -H ijmen ſie60Das Erſte Buch /men ſie gewaltig zu / vnd inſonderheit das Geſchlecht der groſſen Herren / die ſie Anſes nenneten / wachß maͤchtiglich / vnd auß jhnen entſtand Amala / oder der Hammel / von welchem hernach alle Oſt-Gothiſche Koͤnige die Hammeln hieſſen / vnd auch einen Ham - mel im Wapen fuͤhreten.

Endlich da Oſtro-Gotha / welcher den Amalam zum Großvater hatte / zur Regierung kam / vnd ver - merckte / daß jhme die Roͤmer das verſprochene Jahr - gelt / zun Zeiten Philippi vmbs Jahr Chriſti ccxliv. verſagten / hat er auffs newe die Roͤmiſche Provin - cien heimbgeſuchet / Myſiam vnd Thraziam verhee - ret / die Roͤmiſche Soldaten / die Decius fuͤhrete / auff ſeine Seite gebracht / Auch Decium ſelbſt / als er Keyſer geworden war / mit ſeinem Sohne ge - ſchlagen. Diß iſt eben der Oſtro-Gotha / welcher Faſtidam der Gepider Koͤnig / wie kurtz zuvor geſa -Iornand. cap 22. get / geſchlagen / vnd zu ruͤcke getrieben hat. Nach die - ſes Oſtro-Gothæ Todte hat Koͤnig Cniva das Regi - ment ergriffen / vnd hat Macedoniam / Koͤniges Ale - xandri des groſſen Vaterland / gantz verwuͤſtet / uͤber das Helleſpontiſche Meer geſetzet / Epheſum mit dem koſtbaren Tempel Dianæ verbrandt / die wieder auff - gebawete Stadt Trojam / vnd alle vmbliegende Or - ter gantz verheeret.

36. Die Roͤmer ma - chen Friede mit den Oſt-Gothen nach deme ſie Keyſer Claudi9 geſchlagen / vnd gebrauchen ſich jhrer getrewen Dienſte.

Vnd ob wol Kayſer Flavius Claudius der Go - then in einer groſſen Feldt-Schlacht wol ccc. tau - ſent erlegete / vnd ſie alſo zuruͤcke trieb / ſo haben ſie doch wiederumb auß ſolcher Niederlage ſich erholet / vnd nicht auffgehoͤret in die Roͤmiſchen Provincien einzufallen / biß endlich der Vertragk mit jhnen auff -gerich -61Vom Alten Teutſchen Pommerlande. gerichtet iſt / daß ſie mit den Roͤmern wider jhre Fein - de fuͤr einen billigen Sold zu Felde gezogen ſeyn.

Alſo hat Keyſer Maximinianus mit jhrer Huͤlffe Narſem der Perſer Koͤnig / vnd die auffruͤhriſchen E - gypter vnd Africaner geſchlagen. Conſtantinus Ma - gus hat durch ſie ſeinen maͤchtigen Feind vnd Wider - ſacher Licinium uͤberwunden / vnd jmmer mit ſich wider die Morgenlaͤndiſche Voͤlcker viertzigk tauſent Gothen / die er ſeine Bundsgenoſſen geheiſſen / ge - fuͤhret.

Zu deſſen Zeiten war Koͤnig uͤber dieſe Oſt-Go -37. Die Wandalier ziehen auch fort vnter Koͤnig Wißmar / werdẽ erſtlich von den Oſt-Gothen ge - ſchlagẽ / hernach machen ſie ſich in Hungern / vñ weiters durch Teutſchland / Franckreich / vnd Hiſpanien in Africam. Dion lib. 21. then Geberich / welcher mit den Wandaliern ſeinen Landsleuten / eben wie zuvor Koͤnig Oſtro-Gotha mit den Gepidern / in die haare gerieth. Dieſe Wan - dalier haͤtten einen Koͤnig uͤber ſich / mit Nahmen Wißmar / welcher aus dem edlen Geſchlecht der A - ſtinger war. Mag wol von den Lyff laͤndiſchen Eſten ſeinen Vrſprung gehabt haben / welche eines theils ſchon lange zuvor mit den andern Gothen vom Bal - tiſchen Meere ſich erhoben / vnd zun Zeiten Marci Aurelij Antonini / wie Dion meldet / mit zweyen Fuͤrſten dem Rawen vnd dem Raptes in Daciam ein - gefallen waren / vnd da ſie gar zu weit vmb ſich grif - fen / von den Danck-Ruͤgen / (merck / daß auch Ru - gianer mit den Gothen im erſten Zugk fortgezogen ſeyn /) denen ſie ſich auch zu ſehr naheten / ſind zu ruͤ - cke geſchlagen worden.

Zu dieſer Zeit aber / da Conſtantinus MagnusTrithem. lib. 1. ann pag. 33. regierete / hat ſich gemeldter Aſtingiſcher Wiſmar mit ſeinen Wandaliern vom Balthiſchen Meere er - hoben / iſt Mittagwerts fort gegangen / vnd wegenH iijdes weit62Das Erſte Buch /des weit abgelegenen Ortes erſtlich nach einem gantz verloffenen Jahre an die Oſt-Gothen gekommen. Aber jhr Koͤnig Geberich wuͤſte jhnen nichts zu wil - len / ſondern zogk jhnen vnter Augen / vnd erlegte in einem groſſen Treffen jhren Koͤnig Wißmar mit vie - lem Volcke. Derowegen wendeten ſich die Wan - dalier nach Hungern / vnd haben auff verguͤnſti - gung Keyſers Conſtantini des groſſen / allda xl. Jahr gewohnet / vnd demſelben zu Dienſte ſich gebrau - chen laſſen.

Nachmalen haben ſie ſich vmbs Jahr Chriſti cdx. vnter Koͤnig Karock durch Teutſchland vber den Rein in Franckreich gemachet / vnd Mayntz / Wormbs / Speyr / Trier / vnd andere Staͤdte verſtoͤret / bis Ka - rock endlich bey der Stadt Arles iſt geſchlagen wor - den. Nach jhme ſind Koͤnig Gogidiſch / vnd deſſen beyde Soͤhne Gunderich vnd Genſerich mit den A - lanern vnd Sueviern / die ſie zu Gehuͤlffen mit auff - ſprachen / nach verwuͤſtung vieler ſchoͤner Staͤdte / in Hiſpaniam fort gezogen / vnd haben daſſelbe vnter ſich vnd die Alaner vnd Suevier durchs Loß gethei - let. Aber allhie haben ſie nicht lange hauß halten koͤn - nen / theils weil die Wandalier ſelbſt vnter ſich vneins wurden / theils weil die Roͤmiſche Kaͤyſere durch die Weſt-Gothen ſie ſtarck verfolgeten. Darumb begab ſich Koͤnig Genſerich / der der Arianiſchen Lehr / wie faſt alle Gothen / zugethan war / in Africam / im Jahr cdxxvij. mit hellem Hauffen / vnd richtete da - ſelbſt ein maͤchtig Reich der Wandalier auff / welches auch uͤber hundert Jahr ſich ſtatlich wider alle Feinde geſchuͤtzethat / bis endlich der letzte Koͤnig / odervielemehr63Vom Alten Teutſchen Pommerlande. vielemehr der Tyrann Gilimer / der wider Recht das Wandaliſche Reiche in Africa Koͤnig Hilderi - chen entzogen / vnd auff ſich gebracht haͤtte / vom Belliſario / Keyſers Juſtiniani Generalen / uͤber - wunden / gefangen / vnd im Triumpff gefuͤhret ward.

38. Ermenrich der Oſt-Gothen Koͤ - nig beſtreitet ſo viele Voͤlcker / daß er der ander Alexander Ma - gnus genañt iſt. Doch hat er in ſeinem hohen Al - ter wider die Hunnen nicht beſtehen koͤnnen. Iornand. c. 23. Marcell. l. 31. Cluver. l. 3. Germ. antiq c. 35.

Vnter deſſen fieng Ermanericus / oder / wie jhn Marcellinus nennet / Ermenrich / der Koͤnig Gebe - richen in der Regierung bey den Oſt-Gothen folge - te / ſo gewaltig ſich herfuͤr zu thuen / daß man jhn den andern Alexandrum Magnum geheiſſen hat. Vnd ſagt man von jhme / daß er cx. Jahr gelebet / vnd von dem Meotiſchen See an / bis an das Balthi - ſche Meer / ſein Reich außgebreitet habe. Er hat die Heruler / welche die Alten Hirri / oder Hirli / vnd Arij ſind / wie ſie Plinius vnd Tacitus nennen / vnd erſtlich in Preuſſen bey der Hele wohneten / wie Cluverius aus Jornande darthut / hernach ſich theils mit den Gothen auff die Reiſe macheten / theils in Pommern vnd Mechelnburg ſich nieder lieſſen / vnd wegen jhrer Fertigkeit / vnd beruͤhmbten Ge - ſchwindigkeit bey allen Voͤlckern in hohem Anſehen waren / vnter ſein Gebieth gebracht / auch die Wen - den vnd Slaven ſampt den Reuſſen / die mit vnzehli - chem Hauffen jhm Widerſtandt thun wolten / be - zwungen / vnd ſie ſeinem Reich vnterworffen. Jſt darauff weiter ins hinterſte Preuſſen vnd Lyffland fortgezogen / vnd hat das gantze Eſtenland eingenom - men / vnd iſt alſo ein großmaͤchtiger Herꝛ uͤber die Teutſche vnd Sarmatiſche Nation geworden. AberJor〈…〉〈…〉 n 4. endlich hat ſich auch die vnbeſtendigkeit des gluͤckesanjhm64Das Erſte Buch /jhm vermercken laſſen: Dann in ſeinem hohen Al - ter iſt er von zween Reuſſen / derer Schweſter er haͤt - te hinrichten / vnd mit vier Pferden von einander reiſ - ſen laſſen / ſehr in der Seyten verwundet / vnd zun Krieges-Haͤndeln vntuͤchtig gemacht worden. De - rowegen als die Hunnen mit groſſer Macht aus A - ſien in die Gothiſchen Landſchafften herein drun - gen / haben ſie wenig Widerſtandt gefunden / vnd ſind vber die Gothen / da Ermanaricus ſo wol we - gen alters / als empfangener Wunde verſtorben iſt / oder wie Marcellinus meldet / ſich ſelbſt / daß er ja ohne Schimpff im Alter bliebe / erſtochen hat / Mei - ſter geworden / vnd haben ſie vnters Joch der Dienſt - barkeit gezogen / daraus ſie ſich doch allgemach wie - derumb wickelten.

39. Die Oſt-Gothen werffen dz Hun - niſche Joch von ſich: vnd der maͤchtige Heldt Dieterich von Bern verrichtet groſſe dinge.

Dann Vinitharius oder Winther / deſſen Groß - vater Wultulff Koͤnig Ermanarici Bruder geweſen / vnd deſſen Soͤhne Dithmar vnd Wolmar / die ſie Theodomirum / vnd Wolemirum nennen / haben ſich tapffer den Hunnen entkegen geſetzet / vnd nach Koͤnig Attali todte etwas von den Hungeriſchen Laͤndern wieder erobert / mit dem Conſtantinopoli - taniſchen Keyſer ſich in ein ſtarck Verbuͤndnuß einge - laſſen / vnd / ein beſſer Vertrawen auffzurichten / Die - terichen / Dithmars Sohn / nach Conſtantinopel zum Geyſel geſandt / da er in Keyſer Leonis Hofe zu al - len Ritterlichen Tugenden iſt erzogen / vnd auch zu hohen Emptern erhoben worden. Keyſer Zenon hat jhn endlich gar zum Buͤrgermeiſter / vnd zum Patritio / welches die naͤhiſte Wuͤrde nach dem Key - ſer daßmahl war / gemachet / vnd jhn zum Sohnauffge -65Vom Alten Teutſchen Pommerlande. auffgenommen / eine Seule / darauff er auffm Pferde ſitzend abgebildet war / jhme zun ehren geſetzet / vnd jhm etliche anſehnliche Landſchafften in Thrazien vnd Dacien verehret. Diß iſt der beruͤhmbte Die - terich von Bern / den die Lateiniſchen vnd Griechi - ſchen Scribenten Theodoricum Veronenſem nennen. Vnd weil dem Roͤmiſchen Adeler der eine Kopff / das iſt / Rom / vnd gantz Jtalien durch Odoacrum den Ru - gianer / davon wir auch bald Meldung thun wollen / vnd durch andere Voͤlcker abgeriſſen war / gab Er jh - me Gewalt / den Occident vnd gantz Jtalien wieder einzunehmen. Er verrichtete ſolch ein hohes Werck auch dermaſſen gluͤcklich / daß er nicht allein einen Koͤnig von Jtalien vnd Sicilien ſich nennete / ſon - dern auch Hiſpanien / als ein Vormund des jungen Weſt-Gothiſchen Koͤniges Alarichs / deſſen Großva - ter er von der Mutter wegen war, viele Jahr verwal - tete / vnd die maͤchtige Provintz Gaſconien / die man ſonſt Aquitaniam nennet / den Frantzoſen entzogk / vnd ſich mit den maͤchtigſten Potentaten der Welt durch vnterſchiedliche Heurathen befreundete. Vnd als er / in dem bey den Teutſchen Poeten beruͤhmbten Roſengarten zu Wormbs / mit xij. ſeiner Helden den Danck davon getragen haͤtte / vnd endlich im alter et - was wider die Rechtglaͤubige / als ein Arianer / derer Jrꝛthumb er zugethan war / zu tyranniſieren anfieng / iſt er in gar ſchwere Gewiſſens-Angſt gerathen / vnd vmbs Jahr dxxvj. verſtorben. Vnd ob wol ſeine Nachkommen das Jtaliaͤniſche Reich noch etliche Jahr beſaſſen / ſo / ſind ſie doch durch Keyſers Juſti - niani kluge vnd tapffere Generalen / den BelliſariumJvnd66Das Erſte Buch /vnd Narſetem endlich uͤbermannet worden; Vnd hat der Oſt-Gothen Reich in Jtalien / nach deme es lxj. Jahr gewehret / mit dem letzten Koͤnige Teja / den Narſes bey der Cumaner Stadt erſchlug / ein Ende genommen.

40. Die Weſt-Go - then kommen auch mit groſſer menge in die Roͤmiſchen Pro - vincien / vnd ge - hen durch Thra - ziam / Griechen - land / Jtalien / Franckreich / in Hiſpanien / da ſie ein beſtaͤndig Reich auffrich - ten / alſo / daß auch Ferdinan - dus Catholicus ſich in gerader Linij aus dem Gothiſchen Ge - bluͤte rechnen koͤndte. Ammian. Mar - cell. l. 27.

Das ſey genug von den Oſt-Gothen geſagt. Die Weſt-Gothen / ſonſtẽ die Wittunger genant / als ſie lan - ge Zeit in guter Freundſchafft mit den Roͤmern gele - bet / ſind endlich vmbs Jahr ccclxiv. durch Proco - pium / der ſich zum Roͤmiſchen Keyſer wider Valentem ſetzen wolte / auffgewiegelt. Drumb wurden ſie von der Keyſerlichen Armee / als Procopius aus dem We - ge geraͤumet war / ſtarck angegriffẽ. Aber ſie ſchuͤtzeten ſich eine zeitlang mit der Donaw / daß Valens nicht vber dieſelbe ſetzen koͤndte. Doch endlich ward A - thanaricus jhre Richter / wie jhn Marcellinus nen - net / in die Flucht geſchlagen / vnd muſte bey Keyſer Valente vmb Gnade vnd Friede bitten. Vnd ob wol ſein Vater in ſeiner jugend einen Eyd von jhm genom - men / daß er nie auff des Roͤmiſchen Reichs Boden einen Fuß ſetzen wolte / ſo ward er doch zu letzt / da die Hunnen jhn in einem Treffen geſchlagen / von ſeinen eygenen Leuten verjaget / vnd muſte alſo wi - der ſeinen Willen nach Conſtantinopel kommen / da er auch zun Zeiten Theodoſij des Keyſers verſtorben / vnd Fuͤrſtlich mit Chriſtlichen Ceremonien iſt begra - ben worden. Seine Weſt-Gothen aber / da ſie von den Hunnen gedrungen wurden / begaben ſich vnter jhrem Fuͤrſten Alavivo vnd Fritigerno mit Weib vnd Kind / naͤher in Thraziam / vnd erlangeten daſelbſt vom Keyſer Valente einen Orth Landes / an der Do -naw67Vom Alten Teutſchen Pommerlande. naw, da ſie ſich nieder lieſſen. Jhre menge / ſagt Marcellinus / iſt ſo groß geweſen / daß man ſie nicht hat zehlen koͤnnen. Drumb auch / da man ſie einmahl haͤtte auffgenommen / vnd gleichwol veraͤchtlich hielt / haben ſie ſich den hefftigen Keyſerlichen Obriſten / die ſie allenthalben placketen / zu widern geſetzet / ſie aus dem Felde geſchlagen / mit der Roͤmer Waffen ſich bewehret / vnd ſich wider alle Gewalt maͤchtiglich be - wahret / Auch Keyſer Valentem ſelbſt / da er wider ſie Perſoͤhnlich außog / in einem harten Treffen toͤdt - lich verwundet / vnd in einem Bawrhaͤuſelein / dahin er geflohen war / verbrand / vnd alles weit vnd breit biß an Conſtantinopel hinan verwuͤſtet / vnd verhee - ret. Vnd zwar mit Macht vnd Gewalt hat man ſie nicht koͤnnen zum Friede bringen / ſondern mit Guͤte vnd Geſchencken. Jnſonderheit Keyſer Theodoſius der groſſe / hat ſie wiſſen mit ſeiner gelindigkeit dermaſ - ſen zu lencken / daß ſie jhm getrewe Dienſte in allem ſeinem Vorhaben geleiſtet / vnd als ſeine lieben Bundsgenoſſen ſind geachtet worden. Da aber der - ſelbe verſtorben / vnd ſeine Soͤhne / die das Roͤmiſche Reich vnter ſich zertheileten / der Gothen nicht groß achteten / haben ſie aus jhrem Mittel einen Koͤniger -Ioræand. c. 29. wehlet / der ſie ſchuͤtzete. Vnd derſelbe hieß Alaricus / mit dem zunahmen Baltha / oder Walther / das iſt ein tapffer vnd kuͤhner Heldt. Von dieſem ſind hin - fort alle Weſt-Gothiſche Koͤnige die Balthi geheiſ - ſen / vnd haben einen fliegenden Drachen im Wa -Rein. Reineoc. lib. de Ortu no - bilis. pen gefuͤhret / eben wie die Oſt-Gothiſchen Koͤnige aus der Alaner Geſchlecht einen Hammel fuͤhre - ten. Dieſer Alaricus / entweder von Ruffino dem vnge -J ijtrewen68Das Erſte Buch /trewen Generalen des Griechiſchen Keyſers Arcadij dazu beruffen / oder auß Luſt einen groſſen Nahmen zu erwerben / faͤllet mit ſeinen Weſt-Gothen ins Grie - chenland / bleibet bey fuͤnff Jahren drein / vnd nimpt das gantze maͤchtige Land hinweg. Darauff als das vier hunderſte Jahr nach Chriſti Geburth eintrat / gehet er durch Hungern / kompt in Jtalien / nimpt alles im Venetianiſchen vnd Meylandiſchen Gebieth ein / bis uͤber den Padum. Vnd wenn Stilico der tapffere Fuͤrſt des Roͤmiſchen Keyſers Honorij diß - mahl es nicht verwehret / vnd einen Sieg wider jhn erhalten hette / were der Keyſer ſelbſt / den er in einer Stadt belagert hielt / ertappet. So gieng nun Ala - ricus aus Jtalien zu ruͤcke / vnd machte dieſen Ver - tragk mit dem Keyſer Honorio / ſo er wuͤrde Franck - reich vnd Spanien aus der Wandaliſchen Voͤlcker vnd jhres Koͤniges Genſerichs haͤnden reiſſen / wel - cher die beyde Koͤnigreiche / wie kurtz zuvor gemeldet / eingenommen haͤtte / daß er darin ſeinen Sitz ergreif - fen moͤchte. Alaricus ließ dieſen Vertragk jhme ge - fallen: Aber etliche vnter den ſeinigen hatten mehr Luſt an Welſchland, vnd fielen zwey mahl hundert tauſent Mann / aus allerley Tcutſchen Voͤlckern zuſam - men geſamblet / abermahl hinein / vnd Radagaiſus / o - der Radegaſt / den ſie zum Fuͤrſten dieſes Zuges auff - wuͤrffen / gieng gerad auff Rom zu. Ward aber vom Stilicone in einem groſſen Treffen geſchlagen / gefan - gen / vnd vmbs Leben gebracht.

Drumb machte ſich Alaricus zum andern mahl auff / vnd weil Stilico der wolverdiente Mann der Welt Danck davon trugk / vnd von ſeinem eygenenKeyſer /69Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Keyſer / deme er trewlich dienete / aus bloſſem Ver - dacht aus dem mittel geraͤumet ward / koͤndte er de - ſto mehr vnverhindert fortgehen / nam zu ſich ſeinen Vetter Athaulphum mit einem groſſen Heere / bela - gerte die Stadt Rom gar hart / zogk zwar das eine vnd das andere mahl / nach gehaltenen Tractaten / vnd empfangenem Gelde davon / aber endlich / als die Keyſerlichen nichts hielten / ruͤckete er abermahl da - fuͤr / gewann ſie / vnd gab ſie ſeinen Soldaten drey Tage frey zu pluͤndern. Gieng auch weiter bis ins Neapolitaniſche Koͤnigreiche hinein / der Meynung / von dannen in Siciliam / vnd ferner in Africam zu Waſſer zu gehen. Da er aber mit ſolchen Gedan - cken vmbgieng / iſt er in eine Kranckheit gerathen / vnd darin verſtorben. Alſo kam ſein Vetter Athaulpfus zum Regiment; vnd derſelbe haͤtte noch ein aͤrgers mit Rom vorgenommen / wenn jhn nicht die kluge Placidia / Keyſer Honorij Schweſter / die von jhm gefangen / vnd zum Weibe genommen war / vmbge - redet haͤtte. Denn durch derſelben freundliche Bey - wohnung ward er endlich dahin gelencket / daß er ſeinem newen Schwager den gefallen thaͤte / vnd ſich aus Jtalia hinwegk / vnd in Franckreich mit ſei - nen Leuten begab. Daſelbſt ergriff er zu Narbon ſeinen Sitz / vnd gedachte von dannen den Wanda - liern / ſo Hiſpanien eingenommen hatten / auff den Dienſt zu warten / wie er denn auch mit jhnen etliche Scharmuͤtzel gehalten / vnd jhre Macht ziemlich ge - ſchwaͤchet hat. Weil er aber durch ſein klnges Ge - mahl / die Placidiam / beredet / mit der Zeit anfieng der Kriege / inſonderheit wider die Roͤmer / muͤde zuJ iijwerden /70Das Erſte Buch /werden / iſt er von Vernulpffo / deme ſeine Hande - lungen / ſo er mit den Roͤmern gepflogen / nicht gefie - len / erſtochen worden.

Ebenmaͤſſiges widerfuhr dem dritten Koͤnige Siegerich / der jhme in der Regierung / vnd in den Anſchlaͤgen folgete. Alſo kam Wallia der vierdte Koͤnig der Weſt-Gothen nach Alarico zur Regie - rung. Dieſer ſolte den Krieg wider die Roͤmer nach gemeiner Beliebung ſeiner Gothen fortſetzen. Aber er ward ein tuͤglich Jnſtrument einen beſtaͤndigen Frieden zwiſchen ſeinen Leuten vnd den Roͤmern auffzurichten / vnd wendete alle ſeine Macht wider die Wandalier / daß er ſie aus Hiſpanien heben moͤchte: Welches auch deſto leichter zu Werck ge - richtet ward / weil Genſerich der Wandalier Koͤ - nig ſich endlich gar in Africam hinein begab / wie droben vermeldet worden. Alſo begriff nun Wal - lia einen beſtaͤndigen Sitz in Hiſpania / vnd ſeine Nachkommen ſchuͤtzeten ſich wider die Roͤmer / die Hunnen / die Frantzoſen / vnd andere Feinde der - maſſen / daß ſie die gantze voͤllige Regierung uͤber alle Koͤnigreiche in Hiſpanien erlangeten. Vnd ob wol endlich nach etlich hundert Jahren die Maho - metiſche Saracenen einen maͤchtigen Einfall in Hi - ſpanien thaten / vnd vmbs Jahr CHriſti dccxiij. den letzten Gothiſchen Koͤnig in Hiſpanien erſchlu - gen / ſo hat doch ein ander Adelicher / aus Go - tiſchem Koͤniglichem Gebluͤthe entſproſſener Heldt - mit Nahmen Pelagius / alsfort das Ruder dieſes nothleidenden Hiſpaniſchen Schiffs ergriffen. Vnd71Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Vnd da drauff die Saracenen aus Africa viele hun - dert Jahr in Hiſpanien ſich ſo ſtarck einniſteten / daß man ſie nicht heraus heben koͤndte / hat das edle Gothiſche Gebluͤthe ſich ſo lange be - muͤhet / bis der ſchaͤdliche Mahometiſche Feind zun Zeiten Ferdinandi Catholici / der ſich in gera - der Linie von den Gothiſchen Koͤnigen her rechnen koͤndte / etwa fuͤr anderthalb hundert Jahren / gantz aus Hiſpanien iſt verjagt worden.

So haben wir nun vnſern alten Lands Leuten den Oſt - vnd Weſt-Gothen / wie auch den Wan - daliern / die aus dieſen vnd benachbarten Oertern einen allgemeinen Schreck der gantzen Welt haben eingejaget / in Europa / Aſia / vnd Africa / die maͤchtigſten Koͤnigreiche angerichtet / jhren Feind nicht erwartet / ſondern geſuchet / vnd da - durch die herꝛlichſten Siege offtmahlen erhalten / jhre loͤbliche Thaten ein wenig nachſagen / vnd jhnen jhren erſten Sitz in etwas wieder geben wollen.

Weil aber neben den Gothen vnd Wanda - liern auch noch die Longobarder / Rugianer / vnd andere Voͤlcker aus dieſer Jegend / vnd aus vnſer Nachbarſchafft vnterſchiedliche mahlin die Roͤmiſche Provincien vorzeiten gefallen ſind / vnd groſſe Hel - den-Thaten verrichtet haben / als muͤſſen wir auch noch von denen etwas melden / damit vnſer jetzi - ges Pommerland ſich im Alten ein wenig ſpiegele.

Da faͤllet vns nun erſtlich in Erkundigung41. So offt ſich die Teutſche Nation der alten Zeiten dieſes fuͤr / daß / ſo offt ſich diegantze72Das Erſte Buch /wider die Roͤ - mer verbunden / ſind vnſer Pom - merſche Vorfah - ren nicht weit davon geweſen.gantze freye Teutſche Nation / oder die meiſten drun - ter / wider die Regierſuͤchtigen vnd allenthalben her - einbrechenden Roͤmer verbunden / vnſere alte Pom - meriſche Suevier nicht weit davon geweſen ſeyn / weßwegen man wol zu erſt von den gewaltigen Zuͤ - gen der Teutſchen wider die Roͤmer zu mehrer erkun - digung vnſerer erſten Vorfahren hie auch etwas bil - lig herſetzet.

41. Jn dem Cim - briſcheu vnnd Teutoniſchen Zuge / den die Teutſchen hun - dert Jahr vor Chriſti Geburth wider die Roͤ - mer vorgenom - men / ſind vnſere alte Pom̃eren / ſo ſich wegen er - gieſſung des Meeres eines theils von hin - nen erhebẽ muͤſ - ſen / auch gewe - ſen. Plut. in Mario. Florus lib. 3. c. 3.

Vnd zwar / daß in dem groſſen Heeres-Zuge / welchen die Cimbri aus den Holſteiniſchen vnd Jut - landiſchen Laͤnderen wider die Roͤmer fuͤr genommen / auch vnſere Pommeren / ja eine gantze Armee der Pommern / geweſen / ſiehet man klaͤrlich daraus / daß / da im Cimbriſchen Kriege drey Hauffen auff Jtalien zugiengen / im erſten die Teutonier / im andern die Cimbern / im dritten / die Helvetier vnd Tignriner ge - nennet werden. Nun haben aber / wie droben aus Pythea / Mela / Plinio vnd Ptolomeo bewieſen / Teu - tonier am Strande / vnd uͤberall in Pommern / als ein anſehnlich Volck vnter den Suevis gewohnet. Drumb iſt von jhnen inſonderheit der dritte theil im Cimbriſchen Zuge genennet worden. Florus mel - det / daß dieſe maͤchtige Voͤlcker darumb newe Land - ſchafften / darin ſie mit Weib vnd Kind wohnen moͤchten / auffzuſuchen ſich auffgemachet haben / weil das Meer / daran ſie gewohnet / eingebrochen / vnd jhre Landtſchafft uͤberſchwem̃et hette. So ſind durch ſolche des Meeres Ergieſſung / dadurch vielleicht die Rugianiſche / Wolliniſche vnd Vſedomiſche Jnſu - len / wie auch das friſche Haff / geworden iſt / auch vnſere Vorfahren auff die Beine gebracht. Haben all -gemach /73Vom Alten Teutſchen Pommerlande. gemach / wie Plutarchus meldet / jhre Reiſe fortgeſe - tzet / vnd inſonderheit des Fruͤhlinges erkrieget / was ſie das Jahr uͤber bewohnen wolten. Sind auch mit dreymahl hundert tauſent Mann, Weib vnd Kind nicht gerechnet / endlich an den Hartz gegan - gen / vnd von dannen in die Schweitz / da noch anje - tzo eine arth der Nieder-Teutſchen oder Alt-Saͤchſi - ſchen Sueviſchen Sprache zufinden iſt / wie ſie auch dannenhero Schweitzer von den Suevis genennet werden. Aus der Schweitz aber ſind ſie ferner durch Franckreich nach Jtalien zu gezogen. Die Cimbern giengen fuͤr ſich; Die Teutonier mit jhrem Koͤnige Teutobach / der ſo fertig war / daß er / wie Florus meldet / vber vier oder ſechs Pferde zugleich ſpringen koͤndte / auch fuͤr ſich: Die Helvetier deß - gleichen. Vnd ob ſie wol vber fuͤnff Roͤmiſche Ar - meen danieder ſchlugen / vnd ein groͤſſer Schrecken in die Roͤmer jageten / als etwa bey der Semnoner o - der Hannibals Zeiten geweſen iſt / ſo hat dennoch der tapffere Roͤmiſche Heldt Marius dißmahl die Stadt Rom gerettet / vnd da die Teutſchen auff drey Hauffen giengen / einen nach dem andern angegrif - fen / daß alſo auch die Teutonier / gerade hundert Jahr vor Chriſti Geburt / in der Provintze in Franck - reich / bey der Ertz-Biſchoͤfflichen Stadt / die man Aquas Sextias nennet / geſchlagen / vnd jhr Koͤnig Teutobach gefangen / vnd im Triumpff nach Rom eingebracht iſt.

Als auch der Teutſche tapffere Heldt Ariovi -43. Jn Arioviſti Heer / ſo er wi - der die Roͤmer gefuͤhret / ſind ſtus / oder Ernveſt / ſich wider Julium Cæſarem auff - machete / vnd mit jhme wegen Einhabung der Fran -Ktzoͤſiſchen74Das Erſte Buch /auch Maͤrckiſche vnd Pom̃erſche Suevier gewe - ſen. Cæſ. lib. 1 comm. tzoͤſiſche Laͤnder eine vngluͤckliche Schlacht hielt / ſind auch vnſere tapffere Suevi dabey geweſen / vnd das deſto lieber / weil Arioviſtus ein Sueviſch Fraͤwlein zum Gemahl haͤtte. Vnd wenn Cæſar nicht ſo geſchwinde auff den Arioviſtum were zuge - gangen / ſondern der hundert Sueviſchen Gemei - nen / die ſich ſaͤmptlich auff die Beine mache - ten / vnd nach dem Rhein zu giengen / in mey - nung / hinuͤber zu ſetzen / vnd mit geſambter hand den Roͤmern zu begegnen / ſo viel Raum gelaſſen haͤt - te / daß ſie ſich mit Arioviſto haͤtten zuſammen thuen koͤnnen / were es vieleicht mit jhme ſo gluͤcklich nicht abgegangen.

44. Die Teutſchen[er]warten Cæſa - ris Anfall: Aber er wil es nicht wagen. Cæſ. lib. 4. comm.

Dann / wie er ſich fuͤr die Teutſchen gefuͤrchtet / iſt aus ſeinen eygenen Commentarijs abzunehmen / darin er bezeuget / daß / da er eine Bruͤcke uͤber den Rhein geſchlagen / vnd hinuͤber ins Teutſchland ſich begeben haͤtte / er nicht laͤnger als xviij. Tage zu - brachte / vnnd nicht erwarten wolte / bis die Sue - vi / die vnterwegens waren / herzu kamen. Dann er iſt wieder zu ruͤcke gegangen / vnd hat die Bruͤcke hin - ter ſich abgeworffen.

Caſ lib. 6. comm.

Aber die Suevi ruheten gleichwol darumb nicht / ſondern brachten alle jhre Macht an einen Orth zu - ſammen / lieſſen auch alle Voͤlcker / die zu jhnen ge - hoͤreten / vnd alſo auch vnſere Vorfahren / die Pom - mern / jhre Knechte vnd Pferde auffbringen / vnd warteten alſo / ob Cæſar noch einmahl es wagen / vnd uͤber den Rhein ſetzen wolte. Welches er auch wol zum andern mahl thaͤte: Aber es war jhm nicht gelegen / weiter ins Teutſchland zu gehen / vnd ſich zuwagen;75Vom Alten Teutſchen Pommerlande. wagen. Drumb brach er wiederumb nach wenig Tagen auff / vnd lies in Teutſchland wider die Sue - vier fechten / wer da wolte.

45. Auguſtus vnd Tiberius uͤber - werffen ſich theils in Perſon theils durch jh - re Oberſten heff - tig mit dẽ Teut - ſchen: koͤnnen gleichwol nicht uͤber die Elbe〈…〉〈…〉 n den Sueviern eindringen. Dion l. 45. & l. 55.

Vnter deſſen ruheten die Teutſchen nicht / ſon - dern thaten ſich feſte zuſammen / erwartende / an welchem Orth die Roͤmer etwa herein brechen wuͤr - den: Fielen auch zuweilen in Franckreich / ſo daß - mahl gut Roͤmiſch war / hinein / vnd thaten groſ - ſen Schaden / ſchlugen auch Marcum Lollium / Keyſer Auguſti Ovriſten / vnd brachten viele Roͤmi - ſche Buͤrger vmb / ſo ſich bey jhnen finden lieſſen. Dakegen befeſtigte Keyſer Auguſtus den Rhein / mit vielen Caſtelen / ſandte auch bald den Vinicium / bald den Agrippam / bald andere auff die Teutſche Graͤn - tze / bald zogk er ſelbſt auff. Keiner aber kam wei - ter / als Druſus Germanicus / vnd Tiberius / die bis an die Elbe / wie Paterculus vnd Dion melden / zugangen ſind. Welches weder zuvor / noch hernach keinem Roͤmer gelungen iſt. Doch haben ſie nicht druͤber kommen koͤnnen / ſondern / als ſie nur der Suevier Land gleichſamb von ferne geſehen / auch mit etlichen Schiffen von ferne vmbſiegelen laſſen / ſind ſie wieder zu ruͤcke an den Rhein gegangen. Vnd iſt wol zu mercken / daß / da Druſus uͤberall uͤbel / bis an die Elbe hinan / hauſete / vnſere Sueviſche Leu - te nicht warteten / bis er heruͤber gieng / ſondern ſie ſind jhme / wie Florns meldet / vber die Elbe vnterFlorus lib 4. cap. 12. Augen gezogen / vnd haben ſich mit den Cherußkern vnd Sicambern wider jhn zuſammen gethan. Sind auch in ſo gewiſſer Hoffnung des Sieges geſtan - den / daß ſie vorher abredeten / ſie die Suevier / wol -K ijten der76Das Erſte Buch /ten der Roͤmer Goldt vnd Silber nehmen: Die Che - rußker ſolten die Pferde / vnd die Sicamber die Gefan - genen behalten. Aber dißmahl macheten ſie Rech - nung ohne den Wirt / vnd verkaufften die Haut / ehe ſie den Baͤren geſtochen. Denn ob ſchon die Wei - ber neben den Maͤnnern kaͤmpffeten / vnd da ſie kein ander Gewehr hatten / die Kinder den Soldaten vn - ter Augen wurffen / wie Florus ſaget / ſo behielt den - noch Druſus die Oberhand / vnd gab das jhrigePlin l. 2. c. 67. Tac. l. 12 annal. Sucton. de Oct. preiß. Nach deſſen todte namb Tiberius ſein Bru - der / der hernach Keyſer ward / den Krieg wider die Teutſchen auff ſich / erhielt auch einen Sieg wider die Sicamber vnd Suevier / vnd namb derer etliche tau - ſent die ſich ergaben / vnd ſatzte ſie an einen Orth an den Rein / daß ſie in guter Freundſchafft mit den Roͤ - mern denſelben bewohneten vnd bewahreten. Dann ſo ſehr fuͤrchteten ſich die Roͤmer fuͤr den Einfall der Teutſchen / daß ſie den Rein nicht allein mit Teutſchen / ſondern auch mit leibeygenen Knechten / die ſie deß - wegen loß gaben / wider die Teutſche Nation beſetze - ten / wie Suetonius meldet.

46. Die Roͤmer be - kommen vnter den Teutſchen zwene maͤchtige Feinde / Mar - bott vnd Armi - minium. Velleius Paterc. l. 2.

Die andern Teutſchen aber blieben beſtaͤndig jhres Vaterlandes Freyheit zu vertheidigen. Vnd ob wol Tiberius auff Auguſti Geheiß neun mahl wider ſie auffzogk / vnd mehr durch Rath vnd Guͤtigkeit / als mit Gewalt außrichtete / wie Tacitus meldet / vnd weit ins Teutſchland hinein kam / auch wie Velleius Pa - terculus zeuget / die Heſſen bekriegete / der Longobar - der Einfall verwehrete / vnd die Schiffs-Armeen / die Druſus das Nordlaͤndiſche Meer zu erkundigen haͤt - te außgeſandt / nach einer langen Reiſe / darin ſie bißan die77Vom Alten Teutſchen Pommerlande. an die Cimbriſche Peninſel / vnd weiter hinauff ge - kommen waren / auffm Elbſtrom mit groſſer Beute wieder zu ſich bekam / ſo haben dennoch zwene Teut - ſche Helden den Roͤmern / weiter zu gehen / verbot - ten. Dieſelbe waren in jhrer Jugendt bey den Roͤ - mern / als jhren Bundes-Genoſſen / erzogen / vnd haͤtten die Waffen weidlich vnter jhnen brauchen ge - lernet. Aber als ſie ſahen / daß ſie es mit jhrem Va - terlande ſo argmeineten / vnd es vnter jhre Joch brin - gen wolten / ſetzeten ſie von jhnen abe / vnd ergriffen die Waffen fuͤr jhre Freyheit. Der eine hieß Maro - boduus / oder Marbott / der ander Arminius / oder Herman / beyde tapffere / hurtige / kluge Maͤnner.

Marbott haͤtte ſich eine Zeitlang mit ſeinen Mar -47. Marbott ſtaͤr - cket ſich ſo wol mit anderẽ Voͤl - ckern als mit den Hinter - Pommeriſchen Guttonern vnd Vor-Pommer - ſchen Sidinern / vnd da er ſicher iſt wegẽ der Roͤ - mer / wird er võ Arminio vnd ſeinen eygenen Leuten verjaget. Vellejus Patere. lib. 2. Strabo l. 7. Tacitus lib. 21. annal. comaͤnnern / die wir jetzt Maͤhren heiſſen / am Rhein - ſtromb in guter Freundtſchafft Auguſti vnd der Roͤ - mer auffgehalten: Aber er wolte endlich dem Land - frieden nicht trawen / auch ſeine Freyheit andern nicht weiter vnter die Fuͤſſe legen: Drumb ſprach er ſeine Lands Leute die Marcomaͤnner / Seduſier vnd Ha - ruder mit auff / gieng nach Boͤhmen zu / vnd richte - te daſelbſt ein maͤchtig Koͤnigreiche an / vnd zogk theils mit Gewalt / theils mit guten Worten zu ſich die maͤchtigen Ligier / vnd faſt die gantze Sueviſche Nation / vnd namentlich vnſer Hinter-Pommeriſche Guttoner / vnd Vor-Pommeriſche Sidiner / wie auch die Maͤrckiſche Semnoner / vnd herꝛſchete bey xx. Jahren uͤber alle die Laͤnder / ſo zwiſchen der Elbe / Donaw / Weiſſel / vnd dem Balthiſchen Meere lie - gen: Vnd hielt ſich dermaſſen geſcheiden / daß die Roͤmer ſelbſt nicht wuͤſten / wie ſie mit jhme daranK iijwaren /78Das Erſte Buch /waren / ob er Freund oder Feind ſeyn wolte: Haͤtte auch ſtets bey lxiv. tauſent Mann auff den Beinen. Derowegen zogk auch Tiberius / wie Tacitus meldet / wolmit xx. Legionen / welche eine uͤber die maße große Armee macheten / wider jhn auff. Dennoch wuſte er die Karte ſo zu legen / daß Tiberius einen beſtaͤndigen Friede mit jhme auffrichtete / vnd es wider jhn nicht wagen doͤrffte.

48. Arminius helt ſich xij. Jahr tapffer wider die Roͤmer / vnd da dieſelbe es in Teuſchlãd nicht mehr wagen wolten / machet er ſich an Koͤnig Marbott / der jhm in den Krie - gen wider die Roͤmer nicht beygeſprungen war.

Arminius aber / Siegmers Sohn / ein Fuͤrſt uͤber die Cherußker / Braunſchweiger vnd Luͤnen - burger haͤlt ſich noch beſſer / ſchlaͤget / nach dem er ſeine Lands Leute zu wiederbringung alter Freyheit / auffgemahnet haͤtte / Quintilianum Varum / den Roͤ - miſchen Buͤrgermeiſter / mit ſeiner bey ſich haben - den Armee bey Teutenburg / nicht weit von Pader - born / bis auffs Haͤupt / vnd erwirbet beym Tacito ſelbſt den Nahmen / daß er ein Erfreyer der Teutſchen Nation geweſen / vnd das Roͤmiſche Reich / da es im groͤſſeſten Flore war / hat angreiffen duͤrffen. Vnd ob zwar / nach deme Tiberius zum Reiche nach Au - guſto gekommen war / Germanicus Cæſar / des be - ruͤmbten Druſi Sohn / vnd alſo ein Bruder-Sohn des Tiberij / (auff deſſen ſeyte Segeſtes / Arminij Schwieger-Vater vnd Vetter / nebenſt ſeinem Soh - ne Siegmundt / vnd Bruder Siegmeier war / feſte verblieb /) dieſen Schaden ziemlich erſetzete / vnd zu Waſſer vnd Lande ſtarck auff den Arminium zu - drang / auch jhn bey dem Weſerſtromb nebenſt des Segeſtis Vater Jnguiomar ſeinem Vater-Bruder / deme ſeines eygenen Sohnes Haͤndel / die er mit den Roͤmern gepflogen haͤtte / nicht gefielen / einoder79Vom Alten Teutſchen Pommerlande. oder das auder mahl uͤberwand / vnd jhme ſein Weib Thuneldam / Segeſtis Tochter / die er jhrem Vater mit Gewalt entfuͤhret / vnd damit er erſtlich ſeines Schwieger-Vaters Zorn auff ſich geladen haͤtte / abnahm / So hat er dennoch allenthalben den Roͤmern ſo viele zu ſchaffen gegeben. daß ſie von jhme abzogen / vnd der Roͤmiſche General Ger - manicus Cæſar / nach dem er einen groſſen Schiff - bruch auff der See erlitten / ſeine Voͤlcker auff Key - ſers Tiberij Befehl zuruͤcke fuͤhrete / vnd den Teut - ſchen jhre Land vnangefochten ließ.

Damit ſie dennoch daſſelbe nicht ruhig behiel - ten / hat gemeldter Germanicus aus Tiberij Rath mit allen Kraͤfften ſich dahin bemuͤhet / wie er die Teut -Tac. l. 2. annal. ſchen / vnd inſonderheit die beyden maͤchtigſten Hel - den Marbott vnd Arminium / zu einem jnnerlichen Auffruhr bringen moͤchte. Solches iſt auch leichtlich zu Wercke gerichtet. Denn weil Koͤnig Marbott dem Arminio in den ſchweren Kriegen / die er wider die Roͤmer fuͤhrete / keine Huͤlff leiſtete / ſondern daheimb blieb / vnnd auff den Außgangk warte - te / als hat er einen ſchlechten Rhumb beyſeinen eyg - nen Leuten / vnd inſonderheit bey vnſern alten Sue -Tacitus lib. 2. annal. vis / den Semnonern vnd Longobardern / eingele - get / die alle von jhm abgeſetzet / vnd jhn / als ei - nen Verraͤhter des Vaterlandes / wie jhn alſo Ar - minius beym Tacito nennet / verlaſſen haben. Jn - guiomar zwar / weil Er als ein alter / es fuͤr einen Schimpff hielt / laͤnger vnter ſeines Brudern Soh - nes Arminij Command zu ſeyn / ſetzete mit ſeinemHauffen80Das Erſte Buch /Hauffen zu Marbott / den die Suevier verlaſſen haͤt - ten / vnd halff jhm getrewlich wider Arminium fechten.

49. Cattwald oder Gottwald / ein Gothiſcher Poͤ - meriſcher Fuͤrſt der Suevier / nimbt Koͤnig Marbott ſein Schloß in Boͤh - men hinweg: Wird aber bald darauff von Vi - bilio einem Her - munduro verja - get. Tac. l. 2. Annal.

Aber Koͤnig Marbott zogk gleichwol den kuͤr - tzern / vnd weil er ſich keiner Huͤlff der Roͤmer zu getroͤſten hette / denen die Teutſche Lufft nicht mehr gefiel / ſo muſte er nur Reißaus nehmen / Jnſonder - heit / weil ein junger Gothiſcher oder Pommeriſcher Held der Sueven / mit Nahmen Catwald oder Gott - wald / den Marbott zuvor verjaget haͤtte / jhm in ſein Koͤnigliche Schloß in Boͤhmen einfiel / vnd jhn gantz aus ſeinem Lande hub / daß er in Jtalien ſich zubege - ben / vnd bey xviij. Jahr zu Ravenna im Elende zu le - ben / genoͤtiget worden iſt. Doch hat es beſagter Gothiſcher oder Pomriſcher Catwald zu letzt nicht viele beſſer gehabt. Denn Vibilius / ein Fuͤrſt der Hermunduren / die man jetzo Meißner nennet / trang wieder auff jhn mit Gewalt / vnd brachte jhn eben - maͤſſig von Land vnd Leuten / daß er auch zu den Roͤ - mern Zuflucht nehmen / vnd etliche Jahr zu Friaul in Welſchland das Elend bauwen muͤſte.

58. Vannius regie - retxxx. Jahr bey den Sueviern. Wird hernach / weil er die vhr - alte Freyheit anfechten wolte / verjaget / vnd nach jhme regie - reten Vangius vnd Sido.

Drauff ward Vannius / ein ſonderbarer Freund der Roͤmer / ein Herꝛ uͤber die Suevos / eben da Ar - minius / nach dem er xij. Jahr groſſe Heldenthaten verrichtet hatte / von ſeinen eygenen Blut-Freunden iſt vmbgebracht worden / weil er ſich endlich belieben laſſen / die Freyheit der Teutſchen / ſo er bißher wider die Roͤmer vnd Koͤnig Marbott geſchuͤtzet / jhm ſelbſt als einem Koͤnige vnter die Fuͤſſe zu legen.

Ebenmaͤſſiges Gluͤck muſte auch Jtalus / Armi - nii Bruder Sohn erfahren / als er uͤber ſeine Che -rußker81Vom Alten Teutſchen Pommerlande. rußker oder Braunſchweiger / die jhn vom Keyſer Claudio zum Fuͤrſten erbeten haͤtten / anfieng ein vn - gewoͤhnlich uͤppig Regiment zu fuͤhren. Dann er ward von ſeinen eygenen Leuten bekrieget / verjaget / vnd verfolget / vnd ob jhm wol vnſere Longobardi wiederumb auff die Beine geholffen / ſo iſt er doch nie in voriges Vertrawen mit den ſeinigen gerahten. Dann die Teutſche alte Freyheit koͤndte keinen Ein - drang leiden. Derowegen auch / da vorgemeldter Vannins / als er xxx. Jahr bey den Suevis regieret hatte / vnd endlich anfieng ſtoltz vnd uͤppigzu werden / iſt er vom Vibilio / dem Hermundurer / vnd ſeinen ey - genen Schweſter Soͤhnen Vangio vnd Sidone aus dem Reiche verjaget. Vnd ob er mit der Sarma - ter vnd Wenden Reuterey ſich wol verſahe / auch Huͤlff bey Keyſer Claudio ſuchete / hat dennoch der - ſelbe deßhalben mit den Teutſchen keine Kriege an - fangen wollen. Darumb hat Sido / welcher zweifels - ohne aus vnſerm Sidiner Lande geweſen / nebenſt Vangio mit der Ligier Huͤlffe jhme ſeine Feſten weg - genommen / vnd jhn bis an die Donaw gejaget / da er von den Roͤmiſchen Schiffen / ſo auff jhn warteten / auff der Flucht auffgefaſſet / bey Leben erhalten / vnd in Hungern mit einem Orth Landes iſt begabet wor - den. Vangius aber vnd Sido haben ſich der Regie - rung angemaſſet / doch alſo / daß einem jedern gewiſ - ſe Landſchafften / daruͤber er gebieten ſolte / abſonder - lich vnterworffen wuͤrden.

Nach dieſen beyden wiſſen die Roͤmiſchen Hi -25. Heſſen / die man Batavos neñet / kriegen wider die Meißner ſtorien-Schreiber keinen mehr zu erzehlen / der uͤber vnſere alte Landes-Leute geherꝛſchet habe: Ja gantzLTeutſchland82Das Erſte Buch /Teutſchland / ſo weit es jhnen uͤber den Rhein gele - gen / iſt jhnen verſchloſſen geweſen. Tacitus weiß ja noch wol von dem Kriege zu ſagen / den die Heſ - ſen vnd Hermunduriſche oder Meißniſche SuevierTac. l. 13 Annal. wegen der Saltz-Brunnen gefuͤhret haben. Jmglei - chen wie die Heſſen / ſo man Batavos geheiſſen / in die Nordlaͤndiſche Provincien eingefallen ſind / vnd dieſelbe den Roͤmern entzogen / vnd mit jhrem Fuͤr - ſten Civili ſich ſtatlich wider ſie im Felde gehaltenTac. l. 4. Hiſtor. haben. Alſo iſt bekandt / daß Domitianus / Nerva / Trajanus / vnd Hadrianus / die Kayſere aus Roͤmi - ſchem Stoltze ſich Germanicos genennet / als wenn ſie etwas ſonderliches wider die Teutſchen außge - richtet hetten / da doch ſie genug zu thuen haͤtten / nur das jenige wider die Teutſchen zu erhalten / was ſie bis an den Rhein beſaſſen.

52. Ein new allge - mein Verbuͤnd - nus der Teutſchẽ wider die Roͤ - mer zu Domitia - ni Zeiten. Avent. l 2. An - nal. Boj. Eutrop. l. 9.

Ja zu des Domitiani Zeiten / wie Aventinus aus Tacito vnd Plinio beweiſet / macheten ſich die Teutſchen uͤberall auff / zogen theils vber den Rhein / theils vber die Donaw / verheereten nicht allein das Gallier oder Franckreicher Landt / ſondern pluͤn - derten auch das Land / ſo bis an das Pontiſche o - der ſchwartze Meer / da die Donaw hinein faͤllet / ſich erſtrecket / Als Hungern / Bulgarey / Sirvey / vnd Walachey / erſchlugen Agrippam Pompejum / Oppium Sabinum / Cornelium Fuſcuni / die Roͤmiſche Generalen mit jhrem Volcke / vnd kriegeten nun nicht mehr fuͤr jhre Freyheit / daß ſie ſich der Roͤmer er - wehreten / ſondern nahmen ſich auch fuͤr / die Roͤmer weiter anzugreiffen. Wolten auch keinen Anſtandt des Krieges mit jhnen annehmen / biß endlich derFriede83Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Friede thewr genug von jhnen mit einem Jaͤhrli - chen Sold erhalten ward. Jn dieſer allgemei - nen Verfaſſuug der Teutſchen / werden zweiffels - ohn / auch vnſere Gothen uͤber die Weyſſel / vnd alſo durch das Burgundiſche Land / das man jezt Polen nennet / in die Roͤmiſche Provincien gekom - men / auch uͤber die Donaw gegangen ſeyn / vnd jhren Fuß feſte geſetzet haben / wie wir droben aus Jornande dargethan haben. Aber davon geben die Roͤmiſche Scribenten wenige Nachrichtunge. Gleich - wol ſind ſchon in den Kriegen / ſo Domitianus vnd Trajanus wider den Daziſchen vnd Siebenbur gi - ſchen Koͤnig Decebalum gefuͤhret hat / den Roͤmern die Suevier / die auff Decebali ſeyten ſtuͤnden / vnd daßmahl auch auff dieſſeit der Donaw in Myſien wohneten / bekandt geweſen / welche zweiffelsohn e - ben die Gothiſchen Suevi waren / die ſich aus dieſen Provinzien hinanſf begaben / die Roͤmer andem Orte anzugreiffen / da es jhnen zum weheſten thun moͤchte.

Nach dieſem hat ſich vmbs Jahr nach der Ge -53. Noch ein allge - mein Verbuͤnd - nus der Teutſchẽ wider die Roͤ - mer zu M. An - tonini Philoſo - phi Zeiten / wor - in auch vnſere Suevier vnd Wandalier ge - weſen. Jul. Capit. in M. Ant. Philoſ. burth Chriſti clxxiv. zur Zeit Marci Antonini Philo - ſophi abermahl faſt die gantze Teutſche Nation / wie auch etliche Sarmatiſche Voͤlcker ſtarck wider die Roͤ - mer verbunden. Vnd werden vnter jhnen vom Julio Capitolino gezehlet die Marcomaͤnner / die Narißcker / ſo in der Pfaltz vnd Beyern wohneten / die Hermundu - ri / die Quadi / welche Zoſimus vnter die Sachſen zehlet / vnſere Suevier / die Lothringer / die Buri / die Baſtar - ner / die Peucini / die Alani. Oroſius ſetzet auch noch die Wandalier dazu / vnd were es wol mit dem Keyſerli - chen Heere / vnd mit dem Keyſer ſelbſt gethan geweſen /L ijweil84Das Erſte Buch /weil ſie von den Teutſchen gantz vmbringet / vnd in die euſſerſte Noth gebracht / vnd nunmehr von Hi -Xiphilin. ex Dion: l. 71. tze / Durſt vnd Mattigkeit / gantz außgemaͤrgelt wa - ren / wann nicht die Chriſtlichen Soldaten / ſo vnter dem Heydniſchen Keyſer ein Regiment gerichtet hat - ten / mit anruffunge jhres Erloͤſers / dem Roͤmiſchen Heere zu gute / Donner / Blitzen / Vngewitter / wider die Teutſchen erhalten / vnd alſo den Sieg mit demOroſ. l 7. c. 15. Gebete erworben haͤtten. Woruͤber ſie auch das Lob erjaget / daß jhre Regiment / das Donner-Regiment iſt genennet worden.

54. Noch ein allge - mein Verbuͤnd - nus der Teuſchẽ wider die Roͤ - mer zun Zeiten des Keyſers Va - lentiniani. Zoſim. l. 4. p. 63. Ammian. Mar - cell. l. 26.

Noch ein ander mahl / als vmbs Jahr Chriſti ccclxv. nach Keyſers Juliani todte / hat ſich die gan - tze Teutſche Nation / wie Zoſimus vnd Ammianus ſchreiben / wider das Roͤmiſche Reich zuſammen ver - bunden / vnd zweiffelsohne vnſere Landes-Leute dar - zu mit auffgeſprochen. Da dann Keyſer Valentinia - nus eine vnd andere Niederlage gelitten / vnd die gan - tze Zeit ſeiner Regierung viele zu thun gehabt hat / das Reich wider die Teutſchen zu ſchuͤtzen.

Ob nun wol durch dieſe gewaltige Krieges-Zuͤ - ge vnſerer Vorfahren / die ſie fuͤr das gantze gemeine Teutſche Weſen / neben jhren Nachbawren auff ſich nahmen / vnd bald zur Rechten / bald zur Lincken hin - auff jhre Voͤlcker wider die Roͤmer ſandten / dieſe am Balthiſchen Meer liegende Landſchafften ziem - lich von Volcke muͤſſen erſchoͤpffet worden ſeyn / ſoZoſim. l. 3. p. 44. haben dennoch ſie jmmer mehr vnd mehr heraus gegeben / vnd alſo allgemach den Wenden vnd Scla - voniern herein zu dringen / Raum gemachet.

Da iſt nun erſtlich die Hiſtoria der Longobar -der auff -85Vom Alten Teutſchen Pommerlande. der auffzuſchlagen. Von dieſen meldet Paulus Dia -55. Die Longobar - der kommen aus Schoͤnen in Põ - metland an / nach Pauli Dia - coni Gezeugnus vnd gehen von dañen in vnter - ſchiedliche Pro - vincien / mit vn - ſer en Vorfahren begleitet. Paul. Diac. l. 1. de geſtis Longob. c. 2. & 7. Proſper & Sige - bert. in Chronic. conus / Proſper / Sigebertus / vnd andere / daß ſie erſt - lich Winnili geheiſſen ſind / vnd in der Jnſul Scan - dia / verſtehe Schoͤnen / anfaͤnglich gewohnet haben. Vnd da ſie in ſolcher nicht gar groſſen Jnſul / wegen groſſer zuwachſenden Maͤnge der jhrigen ſich nicht wol erhalten koͤnnen / ſollen ſie ſich in die Pomriſche vnd Maͤrckiſche Laͤnder mit zween Fuͤrſten / Jbor vnd Agion / aus dem Adelichen Gunginger Geſchlechte / begeben haben / vnd in der Landſchafft / die daßmahl Schoring iſt genennet / zu Waſſer erſtlich angekom - men ſeyn. Da dann die Wandaliſchen Fuͤrſten Am - bri vnd Aſi / ſo daßmahl maͤchtig im Pomriſchen Lan - de waren / von jhnen Tribut ſollen begehret / oder in Außbleibung deſſen / den Krieg jhnen angekuͤndi - get haben: Sollen aber von den newen Einkoͤmlin - gen uͤberwunden ſeyn. Nach erlangetem Siege ſol - len die Longobarden nach Mauringen zu gegangen ſeyn / vnd mit Gewalt ſich wider die Aſſiipiter / ſo jh - nen den Paß verleget / Bahne gemachet / vnd von dan - nen in der Rugianer Land / ſich der Antier / Bantier / vnd Burgundier bemaͤchtiget / vnd nach Jbors vnd Agions / der beyden Fuͤrſten todte / Angelmundum / Agions Sohn / zum erſten Koͤnige der Longobarder erwehlet / vnd uͤber einen Fluß geſetzet / vnd ſich mit den Sarmatiſchen oder Wendiſchen Bulgaris geſchla - gen / vnd zwar jhren Koͤnig daruͤber verlohren / aber dennoch endlich einen freyen Paß erlanget haben.

Daß aber Paulus Diaconus die Longobarder eben aus der Jnſul Schoͤnen herbringet / aus wel - cher Jornandes vermeinet / daß die Gothen entſproſ -L iijſen ſeyn /86Das Erſte Buch /ſen ſeyn / kompt mir etwas bedencklich fuͤr. Doch laſſen ſie beyde dieſen Laͤndern den Rhumb / daß ſich die Gothen ſo wol als die Longobarden drin - nen mit der Einſaßen Volck geſtaͤrcket haben / vnd alſo fortgezogen ſeyn. Vnd wie Jornandes der Go - thiſche Geſchicht-Schreiber ſaget / daß nur drey Schiffe aus Scania alhie angelanget / die ſich folgends mit den Wandaliern verbunden haben / vnd alſo mit jhrer Macht geſtaͤrcket / fortgeruͤcket ſeyn; Alſo ſaget Paulus Diaconus / von deme die Lombardiſche Ge - ſchichte verzeichnet ſeyn / daß Jbor vnd Agion einen gar geringen Hauffen / als nur den dritten theil einer nicht gar groſſen Jnſul / heraus gebracht haben. A - ber Jornandes verwahret ſich beſſer / als Paulus Dia - conus. Dann jener ſetzet die Zeit / da die Gothen ſollen aus Scania gekommen ſeyn / weit fuͤr Chri - ſti Geburth hinaus / damit ſeine Relation mehr wahr ſcheinen moͤge / weil in langer Zeit die wenig Leute / ſo ſich auff drey Schiffen heraus gemachet / zu ei - ner groſſen Maͤnge ſich haben vermehren koͤnnen: Dieſer aber bindet die Ankunfft der Longobarder an eine gewiſſe Zeit / als etwa ans ccclxxxiij Jahr nach Chriſti Geburth. Vnd ob wol er ſelbſt beken - net / daß jhrer ein kleiner geringer Hauffe geweſen / ſo gibt er jhnen doch vnbedaͤchtlich ſolche Macht zu / daß ſie ohne Zuziehung anderer Voͤlcker / nur mit jhren bey ſich habenden Knechten / die ſie zur ſtaͤrckung der Armee ſollen frey gelaſſen haben / in kurtzen Jahren / uͤber die Donaw hin / haben durch - dringen koͤnnen. Betrachtet auch nicht / daß ſchon etliche hundert Jahr fuͤr der Zeit / an welche er dieAnkunfft87Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Ankunfft der Longobarder in dieſe Laͤnder bindet / vnd ſaget / daß / da erſtlich der Nahme der Longo - barder entſtanden ſey / dieſelbigen ſchon Straboni / Tacito / Ptolomeo vnd Vellejo Paterculo bekandt ge - weſen ſeyn.

Dennoch / wie wir Jornandi glaubeten / daß etliche Schoͤniſche Gothen in dieſes Land mit dreyen Schiffen zu vnſern andern Gothen angekommen ſeyn / vnd ſich mit jhnen vnd den andern Wandaki - ern zu einem maͤchtigen Feldt-Zuge / in die Morgen - Laͤnder verbunden / vnd denſelbigen auch endlich zu Wercke gerichtet haben: Alſo wollen wirs auch nicht gar zu hart leugnen / daß nicht ſolten etwa lan - ge Zeit zuvor / als Paulus Diaconus meinet / vnter Jbor vnd Agion / etliche Leute aus den benachbar - ten Nordlaͤndiſchen Oertern in dieſe Jegend ange - kommen ſeyn / vnd jhren Sitz allhie geſuchet / vnd ſich mit den Einwohnern / den Wandaliern / ver - maͤnget / vnd dannenhero der Wandalier Nahmen ein wenig veraͤndert / bekommen haben / daß ſie die Winniler geheiſſen ſeyn. Welcher jhr Nahme doch endlich wegen der langen Baͤrdte / die ſie nach Arth der andern Wandalier truͤgen / in den Nahmen der Longobarder iſt veraͤndert worden. Vnd moͤchte ei - ner faſt in die Meynung gerathen / daß von eben ſol - chen Haaren vnd Baͤrdten auch vnſere Ruͤgen jhren Nahmen bekommen haben / weil ſie Rauhe / oder wie wirs Pommern außreden / Ruge Luͤde an Kopff vnd Baͤrten geweſen ſeyn.

Das iſt ſonſt aus vergleichung Strabonis / Ta - citi vnd Ptolomei abzunehmen / daß dieſe Longobar - der erſtlich zu Strabonis Zeiten naͤher an der Seegewohnet /88Das Erſte Buch /gewohnet / hernacher ſich zun Zeiten Taciti in die Marck / vnd endlich gar uͤber die Elbe zun Zeiten des Ptolomei gezogen / vnd theils ſich an derſelben nieder gelaſſen / theils bis an den Rhein ſich fort gemachet haben. Doch werden ſie alſo vermuthlich fort ge - zogen ſeyn / daß ſie etliche jhres Geſchlechtes in jh - rem alten Sitze werden gelaſſen haben / es mag der - ſelbe Schoͤringen oder Mauringen geheiſſen ſeyn. Vnd ob wir wol nicht wiſſen / wo etwa Schoͤringen oder Mauringen gelegen / welcher Oerter Paulus Diaconus gedencket / ſo iſt es doch leicht abzuneh - men / daß ſie Pommeriſch muͤſſen geweſen ſeyn. Dann zugeſchweigen / daß annoch nicht weit uͤber eine hal - be Meile von Stettin ein Dorff Moringen lieget / wel - ches ſich gar mit dem Mauringen reimet / ſo erzehlet Paulus Diaconus die Reiſe der Longobarder von der See ab dermaſſen / daß er ſaget / ſie ſeyen von Schoringen / einer Wandaliſchen Stadt / da herumb das mahl etliche Asſipiti (welcher Nahme ſonſt den Weſtphaliſchen Sachſen den Vſipetern zukompt) ge - wohnet haben / in Rugilandiam gekommen / vnd daſelbſt eine Zeitlang verblieben. Werden zweiffels - ohne daßmahl Barth / vnd Bardewigk gebawet / vnd nach jhrem Nahmen ſie genant / vnd einen Ver - ſuch biß an den Rhein hinauff gethan haben / an wel - chen ſie Ptolomeus ſetzet. Sie haben aber vmb die Zeit / da Angelmund zum erſten Koͤnig iſt erwehlet worden / einen andern Wegk vorgenommen / vnd ſind durch die Marck uͤber einen Fluß / wie Paulus Diaconus ſaget / gegangen. Wird zweiffelsohne die Oder geweſen ſeyn. Vnd als ſie an die MaͤhriſcheGraͤntze89Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Graͤntze gerathen / iſt jhre Koͤnig Angelmund im Jahr cdxxiij. von den Bulgaris / ſo Wendiſche Voͤl - cker ſeyn / erſchlagen; Aber jhre ander Koͤnig Lamiſ - ſio / der mit ſechs Bruͤdern zugleich an die Welt ge - kommen war / hat ſich an den Wenden wolgerochen / vnd ſie wiederumb in die Flucht gejaget. Leth iſt der dritte Longobardiſche Koͤnig geweſen / vnd hat xl. Jahr regieret.

Drauff hat Gildeoch ſein Sohn ſich nach der56. Longobarder ſind gute Freun - de der Rugia - ner / vnd ſtreiten gluͤcklich wider die Heruler / Suevier vnd Gepider. Donaw gewendet / da er wuſte / daß ſeine Landsleu - te / vnſere Rugianer / ein newes Rugenland vnd Reich haͤtten angerichtet. Vnd weil eben zu der Zeit Oda - cker / der Rugianer Koͤnig / nach dem er / wie wir jezt ſagen wollen / durch Hungern gegangen war / vnd Rom vnd gantz Jtalien uͤbermeiſtert haͤtte / auff ſei - nen Stieff-Bruder Felteffen / welcher an der Do - naw in dem newen Lande zu Ruͤgen ſich zum Koͤni - ge auffwarff / mit einem groſſen Heer / daß er von Welſchen / Rugianern / Herulern / vnd Turcilin - gern oder Thuͤringern zuſammen brachte / zuzog / auch jhn mit beſagter Macht erſchlugk / vnd viele Ge - fangene mit ſich zu ruͤcke in Jtalien fuͤhrete; Als hat gemeldter Gildeoch faſt daſelbſt ein ledig Land an der Donaw gefunden / vnd es mit ſeinen Longo - bardern zu bewohnen vmbs Jahr cdlxxx. mit gutem Willen des Odackers eingenommen. Nach jhm re - gierete Claffo der ſechſte / vnd ferner Tado / der ſie - bende Koͤnig / welcher mit der Heruler Koͤnige Ru - dolfo / mit welchem er bißhero in Freundſchafft ge - lebet haͤtte / in einen Krieg dannenher gerathen iſt / weil ſeine Tochter Rumbtraut / ein uͤppig ſtoltz Weib /MKonig90Das Erſte Buch /Koͤnig Rudolphi Bruder erſtlich ſpoͤttiſch gehalten / vnd da er mit jhr deßwegen in ſcharffe Worte ge - rieth / jhn vnverſehens hat erſtechen laſſen. Der Sieg aber faͤllet auff der Longobarder ſeyte / vnd haben die Heruler daßmahl jhren Koͤnig Rudolphum in der Feldt-Schlacht verlohren / vnd ſind faſt ſehr ge - ſchwaͤchet worden. Aber die Longobarden nahmen mehr vnd mehr zu / vnd ob wol ein jnnerlich Krieg zwiſchen jhnen entſtand / darin Koͤnig Tado von Wa - chone / ſeines Bruders Zachilonis Sohn / auffgerie - ben / auch Hildechis / Tadonis Sohn / als er ſeines Va - ters Todt rechen wolte / uͤbermaͤchtiget vnd verjaget iſt / daß er zu den Gothiſchen Gepidern ſeine Zuflucht nehmen muͤſte / ſo iſt dennoch die Lombardiſche Macht durch ſolche vnruhe nicht geringer geworden / ſondern Wachon gieng mit ſeinem Heer auff die Suevos / de - rer ein theil daßmahl auch vmb die Donaw wohnete / vnd brachte ſie vnter ſein Gebieth / vnd gerieth in ein ſolch Anſehen / daß er nicht allein drey Koͤnigl. Fraͤw - lein / eine nach der andern / zu Weibern hette / ſondern auch ſeine beyde Toͤchter / die Wißgard vnd die Wald - rath zweyen Franckreichiſchen Koͤnigen vermaͤhlete.

Nach jhme regieret ſein Sohn Waldrith / vnd drauff kompt Andoin zum Reich / welcher wider die Gothiſchen Gepider einen ſtatlichen Siegerhaͤlt / dar - in ſein Sohn Alboin / des Gepidiſchen Koͤniges Thu - riſundi Sohn Thurißmuth erſchlugk / vnd ſolch ein Lob erjagete / daß er nach ſeines Vaters todte mit ge - meiner Beliebung zum Koͤnig iſt erwehlet worden. Wider jhn aber erregete Chunimund Thuriſundi Sohn / der nach ſeinem Vater Koͤnig uͤber die Gepider geworden war / einen newen Krieg. Aber Alboin / ma -chete91Vom Alten Teutſchen Pommerlande. chete mit den Hungern / ſo daßmahl Huni vnd Ava - res genant wurden / einen ſolchen Bund / daß ſie den Gepidern / wann ſie wuͤrden wider jhn zu Felde ziehen / ins Land fallen / vnd ſich daſſelbe vnterwerffen ſolten. Solches geſchach auch / vnd wolte das Gluͤck deu Lon - gobardern abermahl ſo wol / daß ſie die Gepider auffs Haͤupterſchlugen / vnd ſie alſo ſchwaͤcheten / daß ſie hinfortkeinen Koͤnig gehabt / ſondern den Longobar - dern haben muͤſſen vnterworffen ſeyn.

Alboinus hat dieſen herꝛlichen Sieg damit verder -57. Alboinus der Longobarder Koͤnig / weil er ſein Weib Roſi - mundam des Gepidiſchen Koͤ - nigs Tochter hoͤnet / kompt vmb ſein Leben / vnd Roſimunda bekomp: auch jhren Lohn. Paul. Diac. l. 1. de geſtic Longob. c. 18. & lib. 2. c. 14, 15, 16. bet / daß er des erſchlagenen Koͤnigs Chunimunds Hirnſcheitel zu einem Trinck-Geſchirꝛ / oder wie Pau - lus Diaconus auch im Lateiniſchen auff gut Longobar - diſch ſaget / zu einer Schalen / die gemeldter Panlus ſel - ber noch zu ſeiner Zeit geſehen hat / machete / vnd ſeine Tochter Roſimund / die er gefangen / vnd zum Weibe genommen haͤtte / darauß zu trincken noͤtigete / woruͤ - ber er auch endlich hat muͤſſen das Leben laſſen. Dann Roſimund koͤnte den Schimpff nicht gedulden / vnd bere dete / auch mit darſtreckung jhrer Keuſchheit / den Helmeſchild / welcher des Koͤnigs Scilper / das iſt / ſein Waffentraͤger war / vnd Peredeum / einen Adeli - chen Longobarder / daß ſie jhren Herren erſchluͤgen. Daruͤber ſie doch alle drey klaͤglich zu grunde gegangẽ ſind. Dann da Roſimund dem Helmſchild Gifft ein - ſchenckete / dz ſie ſeiner / deme ſie die Ehe zugeſaget hette / loß wuͤrde / muſte ſie ſelber auch trincken / vnd fielen al - ſo beyde dahin. Peredeo aber wurden kurtz hernach beyde Augen zu Conſtantinopel außgeſtochen / wie ſolches weitleufftig beym P. Diacono zu leſen iſt. Ehe aber die klaͤgliche Tragedij gemeldter maſſen ablieff /M ijhat92Das Erſte Buch /hat Alboinus ein new maͤchtig Reich / daß ſie das Lombardiſche Reich nennen / in Jtalien angerichtet.

58. Das Lombardi - ſche Reich / ſo Al - boin9 in Welſch - land angerich - tet / beſtehet bey cc. Jahr / vñ kan nicht / als durch Teutſchen / nemblich Caro - lum Magnum / auffgehoben werden.

Dann als Narſes / ein beruͤhmbter General der beyden Keyſer Juſtiniani vnd Juſtini fuͤr ſeine getre - we Dienſte den Hofedanck bekamb / daß er mit Schimpff abgedancket / vnd Longinus an ſeine ſtelle erhoben ward / hat er Alboinum / mit deme er zu jeder Zeit gute Freundſchafft gepflogen / vnd durch deſſen Beyſtand er zuvor der Gothen Koͤnig Toti - lam erſchlagen haͤtte / in Jtalien beruffen. Derſelb iſt alsfort bereit / verlaͤſſet die Donaw / vnd das Hun - griſche Reich / darin die Longobarder xlij. Jahr ge - wohnet haͤtten / ſeinen guten Freunden / den Hunnis alleine / zeucht mit dem gantzen Hauffen fort / nimbt noch zwantzig tauſent Sachſen / die jhm mit Weib vnd Kind zu huͤlffe kamen / dazu / kompt im Jahr Chriſti dlxviij. in Jtalien an / nimbt die feſten Oerter allenthalben ein / ſtifftet nebenſt dem Lombardiſchen Koͤnigreiche / drey maͤchtige Hertzogthuͤmber / als das Friaulſche / in welches er ſeinen Marpais / das iſt / ſeinen Marſtaller / oder Stallmeiſter Giſulfum einſetzete / das Spoletaniſche / vnd endlich das Tuſca - niſche / zu welchen noch hernach das Beneventani - ſche Hertzogthumb gekommen iſt. Dieſes Lombar - diſche Reich / ſo ſich erſtlich in vnſerm Vaterland an - geſponnen / vnd ſich hernach durch die Marck / Maͤh - ren vnd Hungern in Jtalien gezogen hat / iſt ſo be - ſtaͤndig gefaſſet worden / daß es alleine in Jtalien von Alboini Zeiten an / bis auff Deſiderium / den letzten / aus dem Koͤniglichen Longobardiſchen Gebluͤet entſproſſenen Koͤnig / cc. Jahr gefloriret / vnd nichtanders93Vom Alten Teutſchen Pommerlande. anders / als durch Teutſche Macht / nemblich durch Carolum den Groſſen / iſt bezwungen worden.

Gnug von den Longobardern. Drauff kommen59. Ruͤgianer ſind in den groſſen Feld-Zuͤgen der Gothen mit fort gegangen / vnd haben ein new Ruͤgen an der Donaw ange. richtet. wir zun Ruͤgianern / vnd jhren rhuͤmblichen Thaten. Dieſelbe haben erſtlich zun Zeiten Taciti / wie droben geſagt / in Hinter-Pommern / bey den Lemoviern / o - der Lebenbuͤrgern gewohnet. Hernach ſich nach dem Weſten hinauff begeben / vnd endlich die Jnſul Ruͤgen / vnd benachbarte Oerter den Sidinern oder Stitinern / die vorzeiten von der Warne bis an vnd uͤber die Oder gewohnet haben / abgenommen. Etli - che vnter jhnen ſind Ruticlij genañt: Vnd die haben noch zur Zeit des Ptolomei gantz Hinter-Pommern eingehabt. Ja es ſcheinet faſt / als wenn die gantze Nation der Ruͤgen / von der Reuterey die Ruͤtiger ge - nennet ſey. Vnd iſt aus allen Vmbſtaͤnden abzuneh - men / daß ſie ſehr maͤchtig in Pommern muͤſſen gewe - ſen ſeyn / Jnſonderheit als die Lutimani / wie ſie Pto - lomeus nennet / das iſt / die Lutter oder Lauter-Maͤn - ner / nemblich die odele Lutitier vnd Loitzer ſich zu jh - nen geſelleten / wie wir ſchon zuvor erwehnet haben.

Als aber die Gothen von der Weyſſel ab / wie - der ins Land drungen / vnd die droben beſchriebene nahmhaffte Kriegs-Zuͤge in die Roͤmiſche Provin - cien / auff ſich nahmen / haben ſich die Vlm Ruͤger / das iſt / die Land Ruͤgianer / vnter welche Aeneas Syl -Æntas Sylv. bi - ſtor. Bobem. c. 27 Procop. lib. 2. rer. Goth. vius auch die Preuſſen rechnet / mit groſſem hauffen mit auffgemahnet / ſind mit jhnen / wie aus Proco - pio zu ſehen / fort gezogen / haben ſich zwiſchen Sie - benbuͤrgen vnd der Donaw nieder gelaſſen / daſelbſt ſich wider die Wandalier / wie droben geſagt / vndM iijandere94Das Erſte Buch /andere Voͤlcker / tapffer gewehret / vnd ſind in ſtetiger Freundſchafft mit den Weſt-Gothen geblieben. Et - liche Zeit hernach / geſchahe der beſagte Einfall der60. Rugianer er - wehlen in dem newen Ruͤgianer Lande an der Donaw Koͤnige uͤber ſich Val. Eichſtad. in Chron. Pom. ex Cregyptio, Cu - ſpiniano & Blon - de. Longobarder ins Land zu Ruͤgen.

Dahaben viele der freyen Ruͤgianer ſolche Dienſt - barkeit nicht ertragen koͤñen / vnd ſind zu jhren Lands - leuten von hinnen ab in Hungern / in das newe Ruͤgia - ner Land / an die Donaw gezogen / haben ſich daſelbſt neben jhnen geſetzet / vnd einen Fuͤrſten uͤber ſich ge - habt / den ſie Flactitetum nenneten / welcher deſto mehr Raum allda zu regieren bekamb / weil die Weſt - Gothen von dannen vnter Alarich vnd Radegaſt mit groſſen Hauffen in Jtalien zogen. Nach Flacti - teto regierete uͤber die Ruͤgianer an der Donaw Fel - teus / ſein vnd der Gunibalden Sohn / welcher ne - benſt ſeinen Ruͤgianern mit vnter dem groſſen Heer des Attilæ geweſen iſt / da er Teutſchland / Franck - reich vnd Welſchland ſo jaͤmmerlich verwuͤſtete. A - ber nach Attilæ todte haben ſich die Ruͤgianer wider von der Hungern Gebiete erfreyet / vnd ſich zu Kay - ſer Martiano gehalten / vnd hat bey jhnen Zuba der dritte Fuͤrſt oder Koͤnig / Feltei Tochter-Mann / etli - che Jahr regieret. Dieſer / weil er mit den Gothen in einen Streit gerieth / hat ſich wider dieſelben / in Verbuͤndnus der Heruler vnd anderer Voͤlcker / zu Felde gegeben / aber eine groſſe Niederlage gelitten. Sonſten hat er mit ſeinem erſten Weibe Greta / Fel - teffen gezeuget: Aber aus Giſa des Feltei Tochter ſind jhme Hunolff vnd Odacker gebohren worden. Fel - teff vnd Hunolff namen nebenſt der Koͤniginnen Gi - ſa jhrer Mutter / das Reich auff ſich.

Odacker95Vom Alten Teutſchen Pommerlande.

Odacker aber der Juͤngſte begiebet ſich zu dienſte61. Odacker der Ruͤ - gianer Koͤnig nimbt Rom ein / vnd regieret da - ſelbſt als ein Roͤ - miſcher vnd Jta - liaͤniſcher Koͤnig xvij Jahr. an die Roͤmiſche Kayſer / vnd leget einen ſtatlichẽ grund der Kriege / die er hernach verrichtet hat. Es regierete aber daßmahl zu Rom Kayſer Glycerius vmbs Jahr Chriſti cdlxxiij. welcher mit den Weſt-Gothen / ſo ſich daßmahl in Jtalien befunden / einen guten Frieden ge - troffen hat / daß ſie Jtaliam verlieſſen / vnd ſich in Franckreich begaben / wie ſchon droben außgefuͤhret iſt. Aber die Ruͤgianer / Heruler / Turcilinger vnd Scy - rer / ſo mit den Gothen angelanget waren / behielter bey vnd vmb ſich / daß er jhrer Dienſte wider die Fein - de gebranchete. Koͤnte aber nicht lange das nunmehr hinfallende Roͤmiſche Reich im Occident verwalten. Dann Julius Nepos / welchem der Conſtantinopoli - taniſche Keyſer das Roͤmiſche Reich / wider den von den Soldaten erwehleten Keyſ. Glycerium ſchenckete / kam mit einer Griechiſchen Schiff-Armee an / vertrieb Gly - cerium / daß er fliehen / vnd ſich mit einem Biſchoff - thumb vergnuͤgen muſte / vnd ſetzte ſich an ſeine ſtatt. Koͤndte ſich aber auch nicht lange ſolcher Hoheit frewen. Dann ob er wol / Friede fuͤr die Teutſche Na - tion zu haben / ein groß theil Jtalien den Ruͤgianern vnd Herulern eingab / da dann den Ruͤgianern die Stadt Ticinum oder Pavey zugefallen iſt / ſo iſt dennoch Graff Oreſtes / ein gebohrner Gotha / Glycerij guter Freund / aus Franckreich / dahin er kurtz zuvor gezogen war / wieder in Jtalien zu ruͤgke gegangen / vnd hat Kayſer Nepotem / als er ſichs im wenigſten vermuh - tete / vnd kanm ein Jahr geregieret haͤtte / angegrif - fen / vnd jhn aus Rom vnd gantz Jtalien verjaget / vnd drauff ſeinen eygenen Sohn Romulum Mirmil - lum / den man ſonſt Auguſtulum nennet / zum Kayſeruͤber96Das Erſte Buch /uͤber die Roͤmer eingeſetzet. Aber mit demſelben wa - ren weder die Roͤmer / noch vnſere Ruͤgianer zufrieden. Drumb ward mit gemeiner beliebung der Ruͤgianer / Heruler vnd Turcilinger / ſo daßmahl in Jtalien wohneten / der tapffere Odacker zum Koͤnige erweh - let: Vnd derſelbe machete ſich alsfort an den Ore - ſten / erſchlug denſelben zu Placentz / namb die Stadt Ravennam hinweg / vnd ruͤckete gerade auff Rom zu / namb ſie ein / ſetzete Auguſtum / Oreſtis Sohn / ab / vnd nennete ſich hinfort nicht einen Kayſer / ſon - dern einen Koͤnig uͤber Rom vnd Jtalien / vnd theile - te die Welſchen Provincien mit guter Freygebigkeit vnter ſeine vnterhabende Voͤlcker.

62. Odacker der Ru - gianer machet Ewald der Braͤ - denburger Koͤ - nig zu einem Koͤnige in Apu - lia vnd Sicilia.

Vnd damit er ſeine Macht deſto mehr befaͤſti - gete / herieff er der Brender oder Brandenburger Koͤnig Ewald oder Jldwald zu ſich ins Welſchland / vnd gab jhm das Land Apuliam / wie auch die Jn - ſul Siciliam ein / daraus er der Wandalier Koͤnig Thraſimund mit guͤte / vnd darzehlung einer gewiſ - ſen Summa Geldes / gehoben haͤtte.

63. Odacker zeuhet wider ſeine ey - gene Mutter zu Felde / die jh - ren Stieff Sohn zur Ehe genom - men hatte / vnd nimt die Rugia - ner von dem Donaw-Strom mit ſich hinweg / vnd fuͤhret groſ - ſe Kriege in Franckreich vnd Niederland.

Vnter deſſen verſtirbet Odackers Bruder Hun - holff / im newen Lande zu Ruͤgen / an der Donaw / vnd Giſa ſeine Mutter nimbt / wider der Biſchoͤffe einreden / jhren eygenen Stieff-Sohn Felteff zum E - hegemahl vnd Koͤnig / vnd wird alſo Odacker auß - geſchloſſen. Solches war durch auß demſelben nicht zu leiden / inſonderheit / da auch die Heruler uͤber Ge - walt wider die Koͤniginne vnd den Blutſchaͤnder Felteffen klageten. Derenthalben machet er ſich mit einem anſehenlichen Heere aus Jtalien auff / vnd kompt an die Donaw. Es war aber vnter deſſendie97Vom Alten Teutſchen Pommerlande. die Koͤnigin Giſa / ſeine Mutter / geſtorben / vnd haͤt - te er alſo mit Felteffen alleine zuthuen. Drumb ſchlug er eine Bruͤcken uͤber die Donaw / erlegete Felteffen / namb ſein Vaͤterliches Reich ein / ließ ſich auch die He - ruler huldigen / vnd ſetzete uͤber ſie zum Fuͤrſten ſei - nen Vetter Rudolff / welcher ſich auch endlich nach Odackers todte / einen Koͤnig der Heruler nennete / vnd eben der iſt / der mit Tadone dem ſiebenden Koͤ - nige der Longobarder in die haare gerathen / vnd von jhm erſchlagen iſt.

Odacker aber namb die Ruͤgianer vom Donaw - Stromb faſt alle mit ſich hinweg / vnd uͤberlies das newe Ruͤgianer Land der Longobarder Koͤnig Gil - deoch / doch daß er einen gewiſſen Tribut dafuͤr rei - chete. Gieng in Franckreich / ſeinen nothleidenden Lands Leuten / den Gothen / wider die Francken / all - da zu helffen. Kamb auch bis ins Niederland / vnd namb Orlienz / Angiers / vnd Gent / mit Gewalt hin - weg. Aber da er hoͤrete / daß die Alemanner / ſo auch Teutſche Schwaben ſeyn / aus dem Ober-Teutſch - land in das Welſche Ligurien hinein druͤngen / ma - chete er mit Childerico dem Fraͤnckiſchen oder Fran - tzoͤſiſchen Koͤnige friede / uͤberließ jhm die eingenom - mene Oerter / vnd ward von demſelben nicht mit ge - ringer Ehrerbietung / durch Franckreich biß an Jta - lien begleitet; Empfieng auch von jhm etliche Fraͤn - ckiſche Regimenter zu huͤlffe / derer er ſich wider die Feinde gebrauchen moͤchte. Etliche ſagen / daß die - ſer des Odackers Zugk in Franckreich geſchehen ſey / ehe er Rom eingenommen hat. Deme aber ſey wie es wolle / Odacker hat nach Auguſto dem letzten Roͤ -Nmiſchen98Das Erſte Buch /miſchen Kayſer im Occident uͤber Rom vnd Jtalien xvij. Jahr regieret / iſt auch durch zuwachſenden Muth in die Gedancken gerathen / daß er Rom hat Odoa - criam nennen wollen.

64. Odacker der Ruͤ - gianer wird von Dieterich von Bern / dem Go - thiſchen Koͤnige hinterliſtig er - ſchlagen. Vnd die Ruͤgianer nebenſt jhren Bunds-Ge - noſſen kommen vnter der Go - then Gewalt

Dieſe dinge aber giengen den Conſtantinopoli - taniſchen Kayſern ſehr zu hertzen / inſonderheit / weil viele von den Roͤmern Klage uͤber die Ruͤgianer fuͤh - reten. Darumb ward / wie ſchon erzehlet iſt / Dieteri - chen von Bern der Oſt-Gothen Koͤnige gantz Jta - lien geſchencket / nur daß er Odackern darauß heben moͤchte. Odacker wehrete ſich wol eine Zeitlang tapf - fer / erhielt es auch / daß ein Fried zwiſchen jhnen der - maſſen auffgerichtet wurde / daß ſo wol Dieterich von Bern / als Er / Odacker / in Jtalien mit Koͤnigl. Titul einbehielte / was er haͤtte. Aber vnter dem deckel die - ſes Friedens iſt Odacker mit ſeinem Sohne von Die - terich von Bern im Panquet erſchlagen worden. So haben ſich nun die Ruͤgianer / Heruler / Schyrer vnd Turcilinger in Welſchland / wie auch Ewald / der Brandenbuͤrgiſche Koͤnig / den Gothen vnterwerffen muͤſſen. Doch haben die Ruͤgianer etwa xv. Jahr nach Dieterich von Berns todte / da nunmehr Bel - liſarius / Kayſer Juſtiniani General / Rom wieder ein - genommen / vnd Vitigem der Gothen Koͤnig im Tri - umpff nach Conſtantinopel gefuͤhret haͤtte / vnd Jlde - bald / offtgemelten Koͤnig Dieterichs Tochter Sohn / von ſeinen eygenen Leuten im Auffruhr erſchlagen war / Araricum oder Erichen aus jhrem Mittel zum J - taliaͤniſchen Koͤnig auffgeworffen. Mit demſelben hat auch Juſtinianus dieſen Frieden getroffen / daß er zum Patritio / welches die hoͤchſte Wuͤrde daßmahl gewe -ſen /99Vom Alten Teutſchen Pommerlande. ſen / gemacht / vnd jhme den halben theil Jtaliæ uͤber - laſſen hat. Aber die andern Gothen haben mit jhm nicht wollen zu frieden ſeyn / vnd iſt er im Auffruhr erſchlagen worden. Daruͤber geſchahe es auch / was ſonſt in einheimiſchen Kriegen vnd Vnruhe geſche - hen pfleget / daß ſie endlich neben den Ruͤgianern gar ſind uͤbermannet vnd vnter druͤcket worden. Vnd wel - che von jhnen noch uͤberig waren / haben ſich vnter die hereinbrechende Longobarder verſtecket / vnd ſo wol der Gothen vnd Ruͤgianer Nahmen / als den wolerlangeten Rhumb verlohren. Daß ſey auch ge - nug von der alten Ruͤgianer Zuͤgen.

Dabey iſt dieſes zu mercken / daß faſt nirgends der auſſer jhrem Pommeriſchen Vaterland / beydes oben an der Donaw in Vngern / als vnten an derſelben in Thracien vnd Myſien / wohnenden Ruͤgianer in den Hiſtorien gedacht wird / da nicht zugleich mit vnd ne - ben jhnen die Heruler / Turcilinger vnd Schyrer / auch wol biſweilen die Vgri / geſetzet werden. So iſt derowegen zu wiſſen / daß dieſe drey Nation nes / vnd ne - ben jhnen die Vgri nahe Nachbawren vnd getrewe Bundsgenoſſen der Ruͤgianer geweſen ſeyn / vnd de - rowegen ſich zu jhnen ſo wol in den Gothiſchen Feld - Zuͤgen an der Weyſſel / in Thrazien vnd Myſien hin - auff / als in der Reyſe / ſo die Ruͤgianer uͤber die Elbe durch Maͤhren in Hungern / vnd von dannen in Jta - lien nahmen / jmmerfort geſtellet haben.

65. Heruler kommẽ aus Preuſſen in Pommern / von dannen theils in Mechelenburg / theils an die Donaw / vnd ſo ferner.

Vnd zwar Cluverius wil aus Jornande vnd an - dern vmbſtaͤnden ſchlieſſen / daß die Heruli eben die Lemovij geweſen ſeyn / die bis an die Preuſſiſche Stadt Heele hinan gewohnet / vnd alſo zun Gothen gehoͤret haben / vnd von der Heele Heluri / vnd her -N ijnach200[100]Das Erſte Buch /Ch. verius l. 3. Germ. Antiquit. c. 35.nach mit verſetzung eines Buchſtabens Heruli ſind genant worden. Andere meinen / es ſeyen die Voͤlcker / ſo Plinius Hirros / vnd Tacitus Arios nennet / die auff jenſeit der Weyſſel in Preuſſen erſtlich gewohnet / vnd hernach ſich zu Nachbawren der Ruͤgianer gemachet haben / vnd mit verwendung eines Buchſtabens Hirli genant ſeyn. Dieſe ſind mit den Ruͤgianern al - lenthalben fort gezogen / haben mit jhnen gutes vnd boͤſes außgeſtanden / vnd da dieſelben die Jnſul Ruͤ - gen einnahmen / haben ſie neben jhnen die HerꝛſchafftTh. Kantz lib. 1. Chron. Pomer. der Werlen / ſo noch vnter dem Chriſtenthumb lan - ge in Mechelnburg gewehret / vnd nur fuͤr zwey hun - dert Jahren ein Ende genommen hat / etwa an dem Orte / da jetzund Merlow bey Ribbenitze lieget / an - gerichtet. Alſo ſind nun die Heruler / derer ſo wol in den Gothiſchen / als Ruͤgianiſchen vnd Longobar - diſchen Hiſtorien gedacht wird / auch aus vnſerm Pommerland vrſpruͤnglich entſtanden / vnd haben auch endlich / wie berichtet / nach Odackers todte ei - nen Koͤnig Rudolff uͤber ſich gehabt.

66. Die Heruler laſſen niemands natuͤrliches tod - tes ſterben / vnd laſſen zweene Koͤnige aus der Jnſel Thule he - len. Paul. Diac. l. 1. c 13. Proc. p. l. 2 de bello G〈…〉〈…〉 thor. p. 314.

Vnd ob wol Paulus Diaconus meinet / daß / nach dem derſelbe von der Longobarder Koͤnige Ta - done erſchlagen iſt / kein Koͤnig uͤber die Heruler mehr geherꝛſchet habe / ſo findet man dennoch beym Pro - copio eine andere Nachrichtung. Derſelbe erzehlet erſtlich etwas von der Heruler Religion / Sitten vnd Gewohnheiten: Vnd ſaget vnter andern / daß bey jhnen die Krancken / oder alte vntuͤchtige Leute / nicht haben muͤſſen natuͤrliches-Todtes ſterben. Dann ſie ſind auff einen groſſen Holtzhauffen geleget / vnd von einem / den ſie vnd jhre Bluts-Freunde dazu er -beten /201[101]Vom Alten Teutſchen Pommerlande. beten / erſtlich eeſtochen / hernach zu Aſchen gebrant / vnd alſo begraben worden. Des verſtorbenen Man - nes Weib / die Ehre einlegen wolte / hat ſich bey jh - res Mannes Grab erhencket / vnd welche das nicht thete / die muͤſte deſſen die gantze Zeit jhres Lebens Schimpff haben / vnd ward dafuͤr gehalten / daß ſie jhrem Ehewirthe keine Liebe bewieſen haͤtte. Sonſt ſchreibet Procopius den Herulern dieſes nach / daß ſie zwar wild / frech vnd vngehalten / aber dennoch ſehr tapffer geweſen ſeyn / alſo / daß ſie anfaͤnglich - ber die Longobarder Meiſter ſpieleten / aber endlich von jhnen vberwunden ſeyn / vnd jhren Koͤnig Rudolff verlohren haben. Hierauff haben ſie an keinem gewiſ - ſen Orthe bleiben koͤnnen / ſondern ſind mit Weib vnd Kind fluͤchtig geworden. Dieſelbe aber ſo koͤnigli - ches Gebluͤtes waren / begaben ſich auff eine groſſe ge - faͤhrliche Reyſe / an das Balthiſche Meer zu ruͤcke / vnd ſchifften von dannen in die Jnſull Thulen / (dadurch er die Peniuſull Scandiam verſtehet / darin Schweden / Dennemarck vnnd Norwegen liegen) vnd lieſſen ſich da / als Gaͤſte / nieder. Die uͤbrigen walleten erſtlich an der Donaw / hernach in Jtalien / weiter in der Gepider Land herumb / vnd haben ſich endlich im Conſtantinopolitaniſchem Gebiete / bey Kayſer Ana - ſtaſio zum Dienſte eingelaſſen / vnd vom Kayſer Ju - ſtiniano zum Chriſtlichen Glauben bringen laſſen. Bald aber darauff haben ſie ſich von den Roͤmern wiederumb loß gewircket / vnd daß ſie ja moͤchten von allem Zwange frey ſeyn / jhren eygnen Koͤnig A - niricum oder Heinrichen getoͤdtet. Als ſie ſich da - durch endlich in groſſer Vnordnung befunden / vndN iijnach102Das Erſte Buch /nach einem andern Koͤnige ſich vmbſahen / aber jhn vnter ſich nicht funden / haben ſie aus der Jnſul Thu - le einen vom Koͤniglichen Gebluͤte entſproſſenen Fuͤr - ſten durch jhre Botſchafften herholen laſſen. Als ſie aber mit jhm vnterwegens waren / iſt derſelbe auff der langwierigen Reiſe geſtorben. Derowegen fer - tigeten die Heruler zum andern mahl in die Jnſul Thulen jhre Geſandten ab / einen andern / Koͤnigli - chen Gebluͤtes / mit Nahmen Datim / herzuholen / welchen auch ſein Bruder Aordus mit cc. Jungen vom herꝛlichſten Adel begleitete. Als aber dieſe vn - terwegen lange verzogen / fiel den Herulern eine an - dere Meynung ein / daß nemblich es dem Conſtan - tinopolitaniſchen Kayſer Juſtiniano nicht wolgefal - len wuͤrde / wenn ſie ohne ſein Vorwiſſen einem Koͤ - nige aus frembden Oertern / Eyd vnd Pflicht leiſte - ten. Sandten derowegen nach Conſtantinopel / vnd lieſſen Kayſer Juſtinianum bitten / er moͤchte jh - nen einen Fuͤrſten / den er beliebete / vorſetzen. An ſolcher Legation hatte er keinen boͤſen Gefallen / vnd weil er am Hofe einen Heruliſchen Cavallierer haͤt - te / mit Nahmen Schwartua / der ſich wol bey jh - me verhielt / fertigete er denſelben zu jhnen ab / vnd demſelben ward auch der Huldigungs-Eyd gelei - ſtet. Gleichwol da Datis mit den Abgeſandten aus Thule ankamb / fielen die Heruler von Schwartua ab zu demſelbigen / vnd folgeten jhme. Da flohe Schwartua nach Conſtantinopel / vnd hielt beym Kayſer an / daß er moͤchte mit Gewalt wieder einge - ſetzet werden. Aber die Heruler ſchuͤtzeten ſich mit der Gepider vnd Gothen Huͤlffe / vnnd ſtieſſen zudenſel -103Vom Alten Teutſchen Pommerlande. ſelben in Liguria / welches Land ſonſten Lombardey heiſſet. Vnter jhren Fuͤrſten / die ſie tn Jtalien zu die - ſer Zeit auffs newe fuͤhreten / werden Aliuth / Phili - muth vnd Faniteus genennet.

Agathias welcher anfaͤnget / da Procopij Hiſto -Agath. l. 1. rien auffhoͤren / gedencket eines tapfferen Heruli - ſchen Heldens / den er Fulcarim nennet / vnd ſaget / daß derſelbe vnter Narſete / Kayſer Juſtiniani Gene - ralen / ein hoher Kriegs-Officirer geweſen ſey / vnd mit ſeinen Herulern die Stadt Parmam in Jtalien ange - fallen / aber daruͤber / weil Bultin / ein Franckiſcher Fuͤrſte / die Stadt verthedigte / das Leben eingebuͤſſet habe / weil er lieber ſterben / als fliehen / vnd deſſen Schimpff bey Narſete haben wolte. Welchen dochAgath. l. 2. bald Narſes dermaſſen an den Francken gerochen hat / daß er in einer groſſen Feld-Schlacht jhren Fuͤr - ſten Bultin mit ſeinem gantzen Heere dermaſſen ſchlug / daß nicht mehr als nur fuͤnffe mit der Flucht davon gekommen ſeyn.

Die Schyrer anlangende / werden ſie vom Plinio67. Die Schyrer kommen auch aus Pommer - land / vnd ruͤcken mit den Ruͤgia - nern in Hun - gern fort. Plin. l. 4. c. 13. Procop. l. 8. rer. Goth. Jornand. de reb. Goth. am Balthiſchen Meere geſetzt / eben dajetzund die El - binger vñ andere Preuſſen wohnen. Sind auch Teut - ſche Voͤlcker geweſen / ob ſie wol vom Plinio vnter die Sarmater gerechnet werden / vnd im Gothiſchen Zu - ge ſind ſie mit fortgegangen. Derowegen ſie auch vom Procopio mit außdruͤcklichen Worten vnter die Go - thiſchen Voͤlcker gerechnet ſeyn. Vnd wie die Sarma - tiſche Nation in Preuſſen herein drang / haben ſie ſich zweiffelsohne meiſtentheils in vnſer Pommerland her - ein gethan / vnd ſind mit vnſern Ruͤgianern in Hun - gern fortgezogen. Jornandes nennet zwene Koͤnige /die204[104]Das Erſte Buch /die vber ſie in Dacia in der jegend geherꝛſchet haben / da ſich die Gothen in Siebenbuͤrgen haben nieder gelaſſen. Darauß kan man abnehmen / daß ſie Teut - ſche geweſen ſeyn. Dann den einen heiſſet er Wulff / den andern Edick. Das iſt eben das alte Wort Ethe / oder Ate / das iſt ſo viel als Vater / vnd davon iſt end - lich gekommen Hatto / Otto / vnnd dergleichen. Endlich iſt bey den Schyrern zu mercken / daß derſel - ben Muth maſſunge nicht ſo vneben iſt / die da vermei - nen / daß die Styri oder Steyr-Maͤrcker / ſo noch heu - tiges tages auff diſſeit der Donaw wohnen / eben von den alten Schyren herkommen / vnd derſelben Nah - men / nur mit veraͤnderung eines Buchſtabens / bis auff heutigen Tagk behalten haben.

68. Turcilinger reiſen von der Mechelenburgi - ſchen vnd Pom - meriſchen Gren - tze theils mit den Ruͤgianern an die Donaw / vnd ſofort / theils be - geben ſich da - hin / da annoch die Thuͤringer wohnen. Cluv. l 3. antiq. Germ. c. 27. Procop. l. 1, rer. Goth.

Die Turcilinger ſind eben die Thuͤringer / die anfaͤnglich in der Mechelbuͤrgiſchen vnd Pommeri - ſchen jegend / da die alten Anckler vnd Wariner wey - land wohneten / jhren Sitz gehabt haben. Clu - verius zeucht ein altes Geſetze der Teutſchen an / darin die Angli / Warini vnd Thuringi bey einander ſollen geſetzet ſeyn / daß man darauß jhre nahe Nach - barſchafft vnd gemeinſchafft allerdinge ſchlieſſen kan. So ſind auch die Thuͤringer oder Turcilinger eines theils mit den Herulern vnd Ruͤgianern / jhren Nach - baren / fortgezogen. Vnd von jhnen kommen ver - muthlich her die Thurſi vnd Thurezenſer / die noch heutiges Tages in Hungern gefunden werden. Die uͤbrigen ſind vmb die Zeit Procopij uͤber die Elbe an den Orth gegangen / da ſie noch anjetzo wohnen / vnd vorzeiten ſich maͤchtig wider alle Feinde geweh - ret haben. Erſtlich haben ſie Koͤnige uͤber ſich ge -habt /105Vom Alten Teutſchen Pommerlande. habt / hernach vnter dein Landgraffen von Thuͤrin - gen ſich mit dem Teutſchen Reiche vereiniget / vnd ge - hoͤren anjetzo meiſtentheils vnter des Churfuͤrſten von Sachſen Gebiethe.

Letzlich die Vgrij oder Vgri / welche Pompo -69. Vgri habẽ auch erſtlich am Bal - thiſchen Meere im Vkerlande gewohnet / vnd ſind mit jhren Landes Leuten in die Roͤmiſche Provincien fort gezogen. nius Lætus ans Balthiſche Meer ſetzet / vnd ſaget / daß ſie mit den Herulern bis in Hungern ſeyn fort gezogen / ſind zweiffelsohne die Voͤlcker / ſo vmb vnd an der Vker in Pommern vnd der Vkermarck woh - neten / vnd nicht alleine daheimb bleiben wolten / da die Landes-Leute allenthalben newe Laͤnder auffſu - cheten. Doch finde ich noch Vgros zun Zeiten Kay - ſer Ottonis vnter den Sclaven / wider welche Marg - graff Gero von Brandenburg / laut Witichindi Ge -VVitich. l. 13. geſt. Sax. zeugnuß / gekrieget hat.

Noch eines muß ich / ehe ich von den alten Teut -70. Jn Pommern ſind etliche Staͤdte / die vor der Wenden Ankunfft erba - wet ſeyn. ſchen Pommern mich abgebe / anmercken / daß nemb - lich viele Staͤdte zu den Zeiten / da allhie die Suevier / Wandalier / Gothen / Ruͤgianer / Longobar der / Bur - gunder vnd andere Voͤlcker gewohnet haben / ehe die Wenden ſind herein gekommen / erbawet ſeyn. Vnd daß ich nichtes wiederhole von der Stadt Ruͤ - gio / derer Ptolomeus nebenſt Latiburg / Bunitz / Vi - rin vnd Viritz gedencket / ſo kommen vns in den alten Hiſtorien etliche Staͤdte fuͤr / die ſchon fuͤr der Wen - den Ankunfft in dieſen Laͤnderen muͤſſen geweſen ſeyn.

Vnter denen iſt wol Julinum / ſo anjetzo Wol - lin heiſſet / voran zu ſetzen. Conradus Celtes / Bea - tus Rhenanus / wie auch D. Pomeranus / ſind aus Tacito der Meynung / das zun Zeiten Kayſer AuguſtiODomi -106Das Erſte Buch /Domitius mit etlichen Schiffen das Balthiſche Meer zuerkunden außgefahren / vnd an die Wollinl - ſche Juſul gekommen ſey / die daßmahl Auſtrania ſey geheiſſen worden / wie dann noch dannenher Saxo Grammaticus die Jnſul Wollin Oſtroßnam nennet / welcher Nahme / aus dem verſtuͤmbleten Auſtrania herkompt. Daſagen ſie / haben die Roͤmer eine Seu - le zun Ehren vnd zum gedaͤchtnus Kayſers Julij auff - gerichtet. Zu welcher hernach ein zulauff der Leute / vnd gleichſamb ein offentlicher Marck / ja endlich gar eine feine anſehenliche Stadt geworden iſt / die ſich auch wol hat Koͤnigen duͤrffen widerſetzen / auch wi - der ſie lange beſtanden iſt. Das finde ich ſonſt in den alten Pommeriſchen Geſchichten / daß / da zun Zeiten Wartislai des Erſten / ein Muͤnch Bernhardus vom Hertzoge Bogißlaff aus Polen abgefertiget war / daß er die Pommern zum Chriſtlichen Glauben be - kehren ſolte / vnd er eine Seule / damit Abgoͤtterey getrieben ward / mit der Axt herunter ſchlagen wol - te / die Buͤrger zu Julin geſagt haben / es were Ju - lij Cæſaris Gedenck - vnd Ehrenſenle / die ſie vnver - letzt wiſſen wolten. Vnd iſt alſo der gute Mann aus der Stadt mit groſſem Vnwillen geſchaffet / vnd auff einen Kahn geſetzet / daß er / wie ſie hoͤniſch ſageten / den Fiſchen auffm Friſchen Haffe predigen moͤchte.

Crantz. l. 2. Vand. c. 33.

Jch weiß zwar wol / daß Crantzius nicht zu - geben wil / daß die Roͤmer bis an Wollin ſollen uͤber die Elbe gekommen ſeyn / vnd Julio zu ehren eine Seule geſetzet / oder eine Stadt gebawet haben. Das gebe ich mit nach / daß nicht einer von den Roͤ - mern zu Lande biß hieher uͤber die Elbe gerathenſey. 107Vom Alten Teutſchen Pommerlande. ſey. Aber weil es bekand / daß ſie maͤchtig an Schif - fen geweſen / vnd die jhrigen alle ecken des Nordens außzukunden vnd zuerforſchen außgeſchicket haben / wie dann Paterculus ſaget / daß die Krieges-Schiffe / die Druſus Germanicus / von der Elbe ab / auff ein biß daher den Roͤmern vnbekandtes Meer / geſand haͤtte / nicht alleine alle ecken des Teutſchlands vmb - ſiegelt / ſondern auch viele Voͤlcker bekrieget / vnd rei - che Beute von jhnen erjaget haben / ſo kan es wol ſeyn / daß von einer Parthey Roͤmer / die bis an Wol - lin gekommen iſt / eine Seule anffgerichtet ſey / eben wie die Schiffleute / wenn ſie in Jndiam / Americam / vnd andere vnbekandte oͤrter erſtlich ankommen / ein Creutz / oder ander Kenne Zeichen / dabey man ſehen kan / daß ſie daſelbſt geweſen ſein / auffſtellen. Jhme ſey aber wie jhme wolle / Crantzius ſelbſt giebet zu / daß Julinum eine gar alte Stadt ſey / vnd das etliche Wan - daliſche Fuͤrſten / ſo etwa bey den Roͤmern vmb Sold gedienet / vnd von den ruͤhmlichen Thaten Julij gehoͤ - ret haben / als ſie anheimb gekom̃en / zu deſſen Ehren jhrer Stadt / die ſie erbawet / den Latiniſchen Nahmen Julinum haben zulegen koͤnnen. Jch wil wol ſagen - daß auch bey den Teutſchen / die wider den Julium geſtritten / Er wegen ſeiner Tapferkeit ſo hoch iſt ge - halten worden, daß ſie jhme Ehrenſeulen auffgerich - tet haben. Alſo ſaget Paterculus / daß da Tiberius auff der einen Seyte der Elbe ſein Lager auffgeſchla - gen hatte / vnd die Teutſchen auff der andern Seyte lagen / ein alter anſehenlicher Teutſcher ſich auff einen Kahn geſetzet / vnd als er mitten auff der Elbe war / mit lauter Stimme begehret habe / man moͤchte jhmeO ijvergoͤn -108Das Erſte Buch /vergoͤnnen / daß er den Cæſar / nemlich Tiberium / ſehe. Als ers erhielt / hat Er vngezwungen bekennet / daß ſie daheim als Goͤtter ehreten / wider die ſie doch zu Felde ziehen muͤſten / vnd dz jhme niemahln ein gluͤck - licher Tag erſchienen ſey / als eben dieſer / da er die Haͤnde des Cæſaris gekuͤſſet hette. Alſo hette auch ein Pommeriſcher Held / der etwa ſich vber Julij - ſaris vnd der Julianiſchen Familij Tapfferkeit ver - wundert hat / jhme eine Seule zun Ehren an den Ort ſetzen koͤnnen / da hernach Julin erbawet iſt. Allge - mach aber iſt dieſe Stadt Wollin genennet worden / vnd iſt ſchon Witichindo dem Saͤchſiſchen Hiſto - rienſchreiber bekand / der der Wolliniſchen SlavenVVitich. lib. 3. de geſt. Sax. Crom. l. 2. de reb. Polon. p. 25. gedencket. Cromerus aber wil / daß Wollin oder Volinum auff Polniſch / von den Ochſen den Nah - men habe.

72. Sicambri oder Francken kom - men in die Marck vnd Pommern / vnd jhre Koͤnig Sunno erbawet Franckfurt an der Oder vnd Sunnoniam oder Sundam am Außfluß der Oder. Trith. l. 1. an - nal. p. 2. & 18.

Einer andern gar alten Stadt in Pommern ge - dencket Trithemius / in ſeinen Jahres Geſchichten. Derſelbige iſt der Meinung / wie ers bey den Fraͤncki - ſchen alten Hiſtoricis / Weſthald vnd Hunibald ge - leſen / daß / wie die Francken oder Sicambri ccccxl. Jahr vor Chriſti Geburt / an dem Enxiniſchen Mee - re gewohnet / ſchon daßmahl die Gothen ſollen da - ſelbſt angekommen ſeyn / vnd Antenorem der Fran - cken Koͤnig erſchlagen haben. Deſſen Sohn Mar - comirus habe den Gothen lieber weichen / als mit jhnen an der Donaw laͤnger fechten wollen / vnd ha - be ſich mit ſeinen Francken faſt bey fuͤnff mahl hun - dert tauſent Mann auffgemachet / vnd ſich in Teutſch - land bey den Sachſen niedergelaſſen / vnd von dan - nen allgemach in der Gallier Land gedrungen / bißdaſſel -109Vom Alten Teutſchen Pommerlande. daſſelbe endlich ſeine Nachkommen / nach deme ſie beyn eunhundert Jahren drumb gebuhlet / gantz vn - ter ſich gebracht haben. Weiter ſaget er / daß im Jahr vor Chriſti Geburt cccxxv. ein ander hauffe der Gothen auff der Sachſen Land zugegangen ſey / vn - ter welche ſich fuͤnff Koͤnige / als der Sachſen / der Doͤringer / der Teutonier / der Ruͤgianer / vnd der Francken verbunden / vnd jhnen lange Zeit wider - ſtand gethanhaben. Da aber ein Einfall nach dem andern von den Gothen ins Teutſchland geſchahe / habe Richimer der Francken Koͤnig / etwa hundert Jahr nach Chriſti Geburt / mit der anderen Bunds - genoſſen einwilligung / ſeinen Sohn Sunnonem mit xxviij. tauſent Mann in die Marck vnd Pommern wi -Trith. l. de Orig. Franc. p. 7. der die Gothen geſand / das er ſich an die Grentze le - gete / vnd jhre feindſelige Beginnen zu ruͤcke triebe. Dem ſey bald mehr Volck zugelauffen / vnd als er ver - ſtorben / habe Clodomer ſein Sohn / vñ folgends Clo - domers Sohn Sunno / oder / wie er jhn am andern Orte nennet / Suino in der Marck vnd Pommern re - gieret / vnd ſey im Jahre nach Chriſti Geburt cxlvj. von jhme Franckenfurt an der Oder / vnd die Stadt Sunnonia / die Trithemius Sundam / vnd am an - dern Orte Suinoniam neñet / am Außflus der Oder erbawet. Weil dann der Gellen / daran die Stadt Strallſund lieget / auch vorzeiten ein Außflus der Oder / vnd des Peenſtromes / vnd der alte Suevus geweſen iſt / wie wir es droben aus Ptolomæo darge - than haben / ſo moͤchte wol eben an dem Orte / da hernach von Jaromar / dem Fuͤrſten aus Ruͤgen im Jahr mccix. die Stadt Strallſund iſt erbawet wor -O iijden /110Das Erſte Buch /den / eine feine Stadt gelegen ſey / die doch hernach iſt wieder verſtoͤret worden / wo nur des Trithemij Relation richtig iſt. Doch mus ich diß fuͤr jhn reden / das es gar wol ſein kan / vnd auch wol geſchehen iſt / daß die Francken oder Sicambri ein Theil von den Baſtarnern vnd Peucinern geweſen / vnd von dem Euxiniſchen Meere lange vor Chriſti Geburt verja - get ſein / aber nicht von den Gothen / von welchen Tri - themius meinet / daß ſie aus Scanzia kommen ſein / ſondern von den Sarmatiſchen Gethen / die die Al - ten von den Sueviſchen Teutſchen Gothen nicht ha - ben zu vnterſcheiden wiſſen.

73. Viele Teutſche Nahmen der Staͤdte vnd Fle - cken in Pom - mern / ſo vnter den Wenden ſchon geweſen / ſind ein Beweiß - thumb / daß an - faͤnglich allhie Teutſche ge - wohnet haben. Dith. l. 7. Chron.

Weiters befinde ich in den Pomriſchen Geſchich - ten / daß eben da die Wendiſche Sprache dieß Land faſt gantz vberſchwemmet / nichtes deſto weniger vn - terſchiedliche Staͤdte vnd Flecken gefunden worden / die Teutſches Nahmens ſeyn. Darauß iſt leicht ab / zunehmen / daß dieſelbe vor der Wenden Ankunfft in diß Land muͤſſen gebawet ſein / vnd alſo vnter die Al - te Sueviſche / oder Wandaliſche / oder Rugianiſche Staͤdte koͤnnen gerechnet werden. Als da ſind Wol - gaſt / Barth / Chollenberg / (wie alſo Dithmarus die Stadt Collberg nennet /) Lebenburg / Freyenwalde / Damgarten / vnd die drey Staͤdte von den Pommeri - ſchen Greiffen genant / als Greiffswald / Greiffen - berg / Greiffenhagen / vnd dergleichen. Vnd iſt in - ſonderheit an dem Barthiſchen Stadt Wapen / darin ſie eines Mañes Kopff mit einem langen Barthe fuͤh - ren / zu mercken / daß die Langobardi oder Langbaͤr - ter ſelbige Stadt zweyfelsohne werden gebawet vnd bewohnet haben.

Hie -
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111Vom Alten Teutſchen Pommerlande.

Hiemit koͤnten wir das erſte Buch vom Alten74. Obgeſatztes wird durch ei - nen Abriß der oͤrter vnd der Zeit / darin eine jedwedere Ge - ſchicht vorge - lauffen iſt / deut - lich fuͤrgeſtellet. Teutſchen Pom̃erlande ſchlieſſen. Weil aber in demſelben etliche Dinge erzehlet ſein / die von Je - derman nicht woll koͤnnen eingenommen werden / wo nicht die Zeit vnd Ort einer jedwedern Ge - ſchicht / vnd wie eines auff das andere in der Ord - nung folget / klar fuͤr die Augen geſtellet wird. Als wollen wir noch die Muͤhe auff vns nehmen / vnd Erſtlich in beygefuͤgeter Geographiſcher Tafel / meiſtentheils nach anleitung Cluverij / denenſel - ben / ſo keiner alten Landtafeln ſonſt koͤnnen maͤch - tig werden / die gelegenheit der Oerter fuͤrlegen / darinnen die alten Celten gewohnet / vnd darin vnſere Gothen / Suevier / Wandalier / Longobar - der / Rugianer / Heruler / vnd wie ſie mehr heiſſen / jhre ruͤhmbliche Thaten verrichtet haben. Her - nach in folgendem Zeit Regiſter darthun / zu wel - chen Jahren die vornembſten Geſchichten gehoͤ - ren: Endlich wollen wir auch eine Prob der alten Geſchichten vnd Teutoniſchen Sprache hinzu - thun / vnd alſo zum alten Wendiſchen Pommer - lande vns wenden.

Zeit Regiſter der erzehleten Geſchichten.

Jahre vor Chriſti Geburth.
588Die Semnoniſchen Suevier ziehen vnter Koͤnig Bellweiß in Franckreich vnd Jtalien / vnd richten daſelbſt ein anſehenlich Reich an.
448Herodotus weiß / daß der Bernſtein am Nordlandiſchen Meere gefunden wird.
440Sicambei / hernach Francken genant / ziehen von dem Euxiniſchen Meere in Teutſchland vnter Koͤnig Marcomiro.
385Brenner der Semnoner Koͤnig ſchlaͤget die Roͤmer / vnd verbreñet jhre Stadt.
325Gothen kommen vom Balthiſchen Meere in der Sachſen Land / vnd ſuͤnff Koͤ - nige verbinden ſich wider ſie.
Jahre vor Chriſti Geburth.
277Ein ander Brenner nebenſt Lonmer vnd Lutter zeucht durch Griechenland / Dar - daniam vnd Thrazien / in Aſien / vnd ſeine Teutſchen / die er fuͤhret / werden hinfort Galater geheiſſen
200Gothen fallen abermahl die Sachſen / Thuͤringer vnd Francken an. Zu erſt ſie - gen ſie / hernach werden ſie geſchlagen.
198Pytheas weiß / das in Preuſſen vnd Pommern Gothen vnd Teutonier wohnen / wie Plinius zeuget.
182Wandalier werden am Balthiſchen Meer von Helgo dem xij. Koͤnig in Denne - marck bezwungen / wie Crantzius zeuget.
140Wandalier verſagen den Daͤhnen Tribut / vnd werden auffs newe von Rorico dem xv. Koͤnig in Dennemarck bekrieget.
100Teutonier ziehen wegen ergieſſung des Waſſers vom Balthiſchen Meere vnter Koͤnig Teutobach mit den Cimbern vnd Helvetiern wider die Roͤmer / vnd werden nach vielen Siegen in Franckreich geſchlagen.
90Borbiſta / der Gothen Koͤnig / greiffet zweymahl die Sachſen / Francken vnd Thuͤringer an.
56Suevier ſtehen bey Arioviſto wider Cæſarem. Er wird aber von den Roͤmern geſchlagen / ehe jhre gantze hauffe ankompt.
53Cæſar machet vber den Rein eine Bruͤcke, Darff aber nicht laͤnger als xviij. Tage bleiben / weil die Suevier auff jhn gehen.
51Cæſar gehet noch eins vber den Rein. Muß abermahl bald wegen der Sue - vier zuruͤcke.
33Die Gothen haben x. Jahr etliche Grentzen des Sachſen Landes ein. Endlich zeucht Koͤnig Francus / von deme ſolgends die Sicambri / ſind Francken genant / nebſt den Sachſen vnd Thuͤringern zu Felde / vnd treibet ſie ans Meer wieder zuruͤcke. Zweiffels ohne wird in dieſem Gothiſchen zuge Koͤ - nig Berich geweſen ſein / von deme Jornandes ſaget / daß er mit dreyen Schiffen aus Scania an der Weyſſel angekommen ſey / vnd ſich mit den andern Teutſchen vberworffen / vnd endlich zuſamen gethan habe.
25Roͤmi - ſche Kaͤy - ſer. AuguſtusGothi - ſche Koͤ - nige. Berich.Teutſchen erſchlagen alle Roͤmer / ſo ſie bey ſich finden. Vnd werden deßhalben von Vinicio Auguſti Obri - ſten vberzogen.
14Die Francken ſchlagen Marcũ Lollium / Auguſti Obriſten.
Jahre vor Chriſti Geburth.
10Koͤmiſche Kaͤyſer. Gothiſche Koͤnige. Teutſchen ſetzen vber den Rein. Druſus Auguſti Stieff Sohn trei - bet ſie zu ruͤcke / vnd bezwinget die Frieſen.
9Druſus kompt biß an die Weſer.
7Druſus kompt biß an die Elbe. Darff aber nicht hinuͤber. Schicket gleichwol Schiffe in die See / von welchen vielleicht die Ju - lius-Seule zu Julin geſetzet iſt. Die Suevier aber ziehen neben den Braunsſchweigern vnd Francken jhme entgegen. Werden geſchlagen. Druſus gehet wider zuruͤcke an den Rein / ſtuͤrtzet mit dem Pferde vnd ſtirbet.
6 Jahre nach Chriſti Geburth. Tiberius der ander Stieff Sohn Auguſti nimbt den Krieg wider die Teutſchen auff ſich. Erhelt einen Sieg wider die Suevier vnd Francken oder Sicamber / vnd bringet jhrer xc. tauſend an den Rein. Streitet ferner wider die Longobarder / ſo den Heſſen waren vber die Elbe zu huͤlffe gekom̃en. Kompt auch biß an die Elbe. Darff aber nicht hinuͤber.
1SturmicusDie Wandalier fallen in Deñemarck vnter Sturmico. Werden von Frontone / dem xxvj. Koͤnige / zu ruͤcke geſchlagen.
5Die Maͤhren / ſo in Boͤhmen wohneten / nahmen Marbot zum Koͤ - nig auff. Zu demſelben geſelleten ſich auch vnſere Vorfah - ren / wider die Roͤmer.
10Arminius der Braunſchweigiſche Fuͤrſt erſchlaͤget Quintilium Va - rum vnd ſein gantzes Heer bey Paderborn am Teutenberge.
13Tiberius.Straboni ſind die Pommeren vnter dem Nahmen der Guttoner / Le - mobier vnd Sibiner bekand. Pomponius Mela aber nennet ſie Teutonier / vnd Plinins Wandalier / vnter welchen die in Vor Pommeren ſind Cariner: Die in Hinter Pom̃eren Go - thoner oder Gothen geheiſſen.
15Germanicus Druſi Sohn zeucht wider die Teutſchen. Sein Obri - ſter Cecina kompt in groſſe Gefahr wegen des Arminij: Lei - det auch groſſen Schaden an den Schiffen auffm Rein. Gleichwol erhelt Germanicus des andern Jahres einen vnd den anderen Sieg wider Arminium.
19CattwaldKoͤnig Marbott wird von Arminio vnd den Sueviern verjaget. Cattwald ein Gothiſcher Pommeriſcher Fuͤrſt nimbt ſeinen Sitz ein. Derſelb wird widerumb von Vibilio einem Meiß - ner verjaget. Vnd regieret an ſeine ſtaͤte vber die Suevier Vannius. Arminius wird von ſeinen eigenen Leuten er - ſchlagen.
46Longobarder helffen Jtalo Arminij Bruder Sohn / einem Fuͤrſten aus Braunſchweig / da er mit ſeinen Vnterthanen zuthun hat.
50Vannius der Suevier Fuͤrſt / iſt von ſeinen eigenen Schweſter Soͤh - nen Vangio vnd Sidone aus dem Reiche biß an die Donaw gejaget.
Jahre nach Chriſti Geburth.
Koͤmiſche Kaͤyſer. Gothiſche KoͤnigeHeſſen vnd Meißner kriegen wegen der Haͤlliſchen Saltzbrunnen beym Tacito.
54Nero GalbaGandarichBatavi die Heſſen nehmen etliche Provintzen in Niederland den Roͤmern ab vnter jhrem Fuͤrſten Civili.
68Otto VitelliusWinus ein Wandaliſcher Fuͤrſt zeucht mit Frottone dem xxx. Koͤni - ge in Dennemarck wider die Lyfflaͤnder.
69Veſpaſia - nusGantz Germanien verbindet ſich wider Domitianum / vnd fallen vnterſcheidliche Hauffen in Gallien / Hungeren vnd andere Provintzen. Daruͤber wird Sabinus vnd Fuſcus mit jhren Heeren geſchlagen.
79Titus
81Domitia - nusFilimerFilimer fuͤhret ſeine Pommeriſche vnd Preuſſiſche Gothen nebenſt anderen Teutſchen vber die Weyſſel durch Sarmatien an die Meotiſche See. Vnd ſeine Gothen theilen ſich in Oſt - vnd Weſt Gothen. Der Oſt Gothen Koͤnig Dorpaneus gehet vber die Donaw in Myſien / Thrazien vnd Pannoniam. Neben jhme iſt geweſen Gapt / von welchem die Anſes oder Gothiſche Helden vnd Koͤnige entſproſſen ſeyn.
Oſt Go - then
96NervaGapt / der Stam̃ fol - gender Go - thiſchen Herren / die ſie Anſes nenuen. HalmalTacitus kennet in Vor Pommern die Anglos / Reutignos vnd die Jnſul Ruͤgen: Jn Hinter Pommeren die Lemobier vnd Ru - gianer.
98TrajanusDecebalus / deme die Gothen vnd Suevier beyſtehen / hat viele mit Trajano zuthun in Hungern vnd Siebenbuͤrgen.
101AdrianusDie Francken kom̃en vnter Sundio jhres Koͤniges Richimeri Sohn mit xxviij. tauſent Mann wider die Gothen in die Marck vnd Pommeren.
117Antoninus
138Pius
146Sunno oder Suino / Sundij Reffe / Clodomers Sohn bawet Sun - dam oder Suinoniam am außflus der Oder / wie auch Franck - furt an der Oder.
161Aurelius Antoninus Philoſo - phusAugisDie gantze Teutſche Nation / vnd vnter jhnen die Suevier vnd Wan - dalter verbinden ſich wider die Roͤmer. Werden aber durch das Gebet des Chriſtlichen Donnerwetters erleget.
Die Wandalier erheben ſich vom Balthiſchen Meer vnter Rawen vnd Raptes / vnd fallen in Daciam oder Siebenbuͤrgen. Werden aber von den Danck Ruͤgen zuruͤcke getrieben / wie Dion meldet.
Ptolomeus kennet in Pommeren die Oder / die Sidiner / Ruticlier / vnd andere Voͤlcker.
180Com̃odus.Amala / von deme alle Oſtgo - tiſche Koͤni -Die Gothen ſetzen ſich an die Weſer / vnd werden hinfort Oſtphalen vnd Weſtphalen geheiſſen / wie die Frieſiſchen Jahrbuͤcher oder Annales melden.
122Severus AlexanderEtliche Teutſchen gehen vber die Elbe vnd Rein in die Roͤmiſche Provintzen.
Jahre nach Chriſti Geburth.
244Roͤmiſche Kaͤyſer. PhilippusOſt Go - thiſche Koͤnige. ge ſind Hã - mele genãt Jſarna. Oſtrogo - tha oder ArgunthesDie Gothen an der Donaw / ſo bißher zimlich ſtille geweſen / werden wieder rege / weil ſie jhren Sold vnd das verſprochene Geld von den Roͤmern nicht empfiengen.
Oſtrogotha hat Peuciner vnd Baſtarner / wie auch Roͤmiſche Sol - daten in ſeinem Heere / vnd fellet in Myſtam ein. Seine O - briſten werden genant Argaith vnd Guntherith. Er ſchlaͤ - get Faſtidam der Gepiden Koͤnig / der mit einem andern hauffen Gothen vom Balthiſchen Meere durch Burgundien oder Polen in Daciam kam / vnd treibet jhn zuruͤcke.
Ein ander Geſchlecht der Oſt Gothen.
250DeciusVniltCnivaCniva regieret nach Oſtro Gotha vber die Gothen / vnd theilet ſein Heer in zweene hauffen / verwuͤſtet Myſien / Thra - zien / Griechenland / Aſiam. Erſchlaͤget Kaͤyſer Decium.
251Gallus vnd VoluſianusGallus vnd Voluſtanus kauffen Friede von den Gothen.
259GallienusDie Gothen ſetzen vnter Gallieno vber den Helleſpont mit jhren Obriſten Reſpa / Veduco / Thuro / Varo. Verheeren alles. Zuͤnden den veruͤmbten Tempel Dianæ zu Epheſ[o]an. Kommen mit reicher Beute wider anheimb.
268ClaudiusAthalOvida Cnivæ Sohn. HelderichClaudius ſchlaͤget ccc. taufend Gothen bey Martianopel.
270AurelianusVnilts SohnAurelianus erhelt an der Donaw einen Sieg wider die Gothen. Dakegen fallen die Maͤhren vnd Suevier von der andern ſeiten in Jtalien / vnd ſchlagen die Roͤmer bey Placentz. Werden endlich zu ruͤcke getrieben.
275Tacitus
276ProbusProbus nimbt c. tauſend Teutſche Baſtarner auff den Roͤmi - ſchen Boden in Thrazien auff / vnd erhelt einen Sieg wi - der die Gepider vnd Wandalier / wie Vopiſcus ſaget. Daentkegen fechten die Francken zu Waſſer Griechen - land / Siciliam vnd Africam an / wie Zoſimus meld.
284Diocletia - nus vnd Maximi - nianus.Diocletianus vnd Maximinianus haben wider die Burgundier vnd Alemanner / die ober den Rein in Franckreich gehen / vnd wider die Gothen vnd Baſtarner / ſo ſich vber die Do - naw machen / genug zuthun. Doch dienen endlich die Go - then Maximiniano wider die Perſer getrewlich.
306Conſtanti - nus Mag - nusGeberichAls Conſtantinus M. ſich mit den Gothen eine Zeitlang ge - ſchlagen hette / machet er endlich mit jhnen Friede / vnd beſtellet jhrer xl. tauſend / die jhme jmmerfort in ſeinen Kriegen beſtaͤndig ſein / vnd er gebraucht jhrer als ſeiner Bundsgenoſſen gar wol.
337Conſtanti - us.AchiulphWiſſimirus erbawet Wißmar.
1.2.Geberich regieret bey den Gothen nach Koͤnig Ararich vnd Ao - rich / vñ als Wißmar ein Koͤnig der Wandalier mit eiuem
Jahre nach Chriſti Geburt.
Kaͤyſer. Oſt Gothen. groſſen hauffen vom Balthiſchen Meere / auch nach den Morgenlaͤndern zugieng / erſchlug er jhn in einem groſſen Treffen. Conſtantinus M. aber gab den vbrigen Wan - daliern ein Theil in Hungern ein / da ſie bey xl. Jahren ruhſamb wohneten.
1. Wuldulff2. Ermenreich
361JulianusErmenreich regieret vber die Gothen nach Koͤnig Geberich. Wird der ander Alexander Magnus genant. Bringet vnter ſich alles / was zwiſchen dem Balthiſchen vnd Euxi - niſchen Meere lieget. Endlich da er cx. Jahr gelebet / wird er von den Huñen vberwnnden / vnd die Gothen ſind etliche Zeit hernach vnter dem Hunniſchen Joche.
363JovianusBurgunder eiu Wandaliſch Volck / ſetzet ſich an den Rein. Vnd Wißna ein Wandaliſch Fraͤwlein krieget fuͤr Dennemarck wider Schweden.
Weſt Go - then.
364Valens / zu deſſen Zeit werden die Gothen von den Hunnen vbermei - ſtert.Fritiger - nusFritigern vnd Alavivus erhalten von Kaͤyſer Va - lente / als ſie von den Hunnen gedrenget wer - den / einen Sitz in Myſia. Gerathen aber bald darauff mit dem Kaͤyſer ſelbſt in die Haare / vnd erlegen jhn mit ſeinem Heere / vnd verbrennen jhn im Bawrhaͤuſelein.
vnd
378GratianusHunnimundAthanari - cusAthanaricus wird endlich von den Seinigen ver - jagt / vnd kompt nach Conſtantinopel zu Kaͤyſer Theodoſio.
379TheodoſiusValera - nansAlaricus vnd RadegaſtAlaricus / mit dem Zunahmen Baltha / ſtreitet fuͤr Theodoſto wider Eugenium. Hernach gehet er in Griechenland / vnd regieret allda fuͤnff Jahr - Von dannen zeucht er durch Hungern in Jta - lien. Wird endlich von dannen vom Stilicone in Franckreich gejaget / vnd Radegaſt mit cc. tau - ſenden erſchlagen. Stiliconis Wittbe / jhres Herren todt am Kaͤyſer zurechen / beruͤfet Ala - ricum auffs newe in Jtalien. Vnd derſelbe nimbt Rom ein / vnd herꝛſchet vberall. Laͤſſet das newe Rugenland an der Donaw Flactiteto vber.
Vinitarius oder Winther.ThorismundAthaulph9 ſetzet ſich in Gallien / Kaͤyſer Honorij Eydam.
Theodoſius M. helt guten Fried mit den Weſt Go - then. Der Oſt Gothen aber vnd der Gruͤtinger ſchlaͤget er einen groſſen hauffen / da ſie in Thra - zien fielen.
Wandali Karock vnd Godigiſil9Suevi Herme - rich.Vnter Koͤnig Karock vnd Go - digiſilo ziehen die Wanda - lier / vnd neben jhnen die
Jahre nach Chriſti Geburth.
395Kaͤyſer In Or. ArcadiusKaͤyſer In Occ. HonoriusOſt Gothen. Weſt - Gothen in Span. Wan - daliSueviSuevier vnter Koͤn-Hermerich vber den Rein / verwuͤſten alles in Teutſchland vnd Franckreich. Endlich nehmen ſie jhren Sitz in Spanien.
Rugi - ani. Lõgo - bardt. Jſmarus Koͤnig der Wãdalter erſchlaͤget Si - wardum der Daͤhnẽ Koͤnig im Jahr 432.
408Theodo - ſius II. Johañes. Valenti - nianus iſt wider At - tilam. Anicius Maxi - mus. Aviius. Maiora - nus. Severus. Anthe - mius. Olybrius. Glyce - rius. Jul. Ne - pos. Auguſtu - lus. ODOA - CER. Theodomi - rus Win - thers Sohn ſchicket ſei - nen Sohn Theodori - cum Vero - nẽſem nach Conſtanti - nopel zum Kaͤyſer / vnd leget einen gu - ten grund ſeiner He - roͤiſchen Thaten.BerimundSegerich. Wallia begibt ſich in Spa - nien.Gunde - richRechilaFlacti - tetusAgel - mũdus nach J - bor vnd Agion
450Martia - nusTheode - rich iſt wi - der Atti - lam.Genſe - rich ein abge - ſagter maͤchti - ger Feind der Roͤ - mer / Koͤnig in Afri - ca.RecciarFelteus ſtreitet fuͤr At - tilaLamiſ - ſio.Gepidæ bekom - mẽ aus Mar - tiani verguͤn - ſtigũg Sieben - burgen ein.
475Leo Thrax verwal - let alles duꝛch Ri - cimer ei - nen Go - then.WiderichThoris - mund. Theodo - rich. Enrich.Maß - draAngli / Juͤten vñ Sachſen rich - ten in Britan - nien ein new Reich an.
Frumaͤ - riusGenſerich ver - wuͤſtet Rõ zu Anicij Maxi - mi Zeitẽ. Her - nach reiſſẽ ſich viele vmb J - talien. End - lich erhebẽ die Gothen Gly - cerium zum Kaͤyſer zu Rõ. Aber der Kaͤy - ſer von Con - ſtantinopel ſe - tzet Juliũ Ne - potem wider denſelben ein. Dieſen verja - get Graff O - reſtes ein Go - the / vñ machet ſeinen Sohn
Remiſ - mundZubaGilde - och
Hun - holff Oda - ckers Bruder
474Zenon Jſauri - cus erhe - bet Die - terich von Bern.Alarich Theodori - ci Vero - nenſis EydamHune - richFelteff Oda - ckers halb Bruder
Jahre nach Chriſti Geburch.
Kaͤyſer In Or. Oſt GothenWeſt - Gothen in Spa. Wan - dali Gunda - bundSueviRugi - aniLõgo - bardi
Gothiſch Koͤnig - reich in Jtalien.
491Anaſta - ſiusTHEODORJ - CVS Veronen - ſis / Theodomiri Sohn / verjaget Odoacri Voͤlcker / vnd alſo die Ru - gianer vnd Heru - ler / biß an die Al - pen.EutharichGenſala - rich. Amala - rich iſt vnter Theodo - rici Ve - ronenſis Vormũd - ſchafft.Thraſt - mund Theo - dorici Vero - nenſis EydamRudolff ein He - ruler võ Odacker einge - ſetzt / von Tadone dem Lõ - gobar - der er - ſchlagenGedeoch an der Donaw. Claffo. Tado. Waglõ. Wal - tharith.Auguſtulũ zum Kaͤyſer. Aber Odacker d Ru - gianer verſtoͤſ - ſet jhn / vñ ma - chet ſich zũ Koͤ - nig vber Jta - lien. Theilet die Ecker vnter ſei - ne Soldaten / vnd giebt Jlde - wald Konig der Breuner Sici - liam vnd Apu - liam ein. End - lich wird er von Dieterich von Bern dem Oſt - Gothen vber - meiſtert / der ein new Go - thiſch Koͤnig - reich in Jtalien anrichtet.
518Juſtinus
Andoi - nus
527Juſtinia - nus nimbt den Wan - daliern Africam / Rom vnd Siciliam vnd gantz Jtaliam / Wie auch Dalma - tiam den Gothen / durch Bel - liſarium vnd Nar - ſetem.Athalaricus Eutharichs Sohn Theodorici Ve - ronenſis Neffe aus ſeiner Tochter Ama - laſunda.
Hilde - richAlboi - nus richtet ein new Reich der Lon - go bar - der in Jtalien an / vnd hat die Sach - ſen bey ſich / die doch aus Jtalien wieder ins Teutſch - land ruͤcken.
Theodohatus ein Sohn Thraſimundi / des Koͤ - nigs der Wandalier / vnd ein Neffe Theo - dorici Veronenſts aus ſeiner Tochter Ama - lafreda. Verleuret Rom / Neapolin vnd Siciliam.Theudes.Gili - mer ge - fangen nach Rom gefuͤh - ret / vnd Africa kompt wieder zum Reich im Jahr 534.
Vitiges wird im Tri - umpf vom Belliſa - rio gefuͤhret.Jornandes / aus welchem wir dz vorige von der Gothen Koͤni - ge vñ jhren Ge - ſchichten mei - ſtentheils zu - ſam̃en getragen haben / hat zu dieſer Zeit gele - bet
Jldobaldus hat nicht mehr als Veron ein.
Araricus von den Ru - gianern erwehlet.
Totilas kriegt Siciliam wieder ein Pluͤndert Rõ zweymahl. Wird endlich von Narſete erſchlagen.Theodogiſil Totilæ Schweſter SohnAniri - cus Suar - tua von K. Ju - ſtiniano einge - ſetzt.
Agila Juſtiniani Freund.Procopius / Zoſi - mus vnd Aga - thias beſchrei - bẽ dieſe Zeiten.
Tejas verleuret dz gan - tze Koͤnigreich Jtalien vnd wird von Narſete im Jahr 553. erſchla - gen.Athanagild.Theo - domir.Vnter Juſtiniano hoͤret auff das Koͤnigreich der
Jahre nach Chriſti Geburth.
Kaͤyſer in Orient. Weſt Gothiſche Koͤnige in Spanien. Longobardiſche Koͤnige in Jta - lien. SueviRugi - ani. Datis aus Thule geholet. Aliuth. Phile - muth. Fanite - us. Fulca - ris.Oſt Gothen in Jta - lien / vnd das Koͤ - nigreich der Wan - dalier in Africa / vñ die Rugianer vũ He - ruler behalten hin - fort keinen gewiſſen Sitz im Reich. Da - gegen richtet Albo - in der Longobarder ein new Reich in J - talien an / kurtz nach Juſtiniani Todte.
565JuſtinusLuiba Leodigildus hebet das Sueviſche Reich in Spa - nien auff.Clepus.Miro. Ebu - rich. Andi - cas von Leovi - gildo vertrie - ben.
578Tiberius
582MauritiusRicharedus / aus welchem die Hiſ - paniſche Koͤnige biß auff Ferdi - nandum Catho - licum entſproſ - ſen ſeyn.Antharith.Jn Pom̃ern iſt vmb dieſe zeit alles aus Teutſch vnd Wendiſch ver - menget.
Agilulfus fuͤhret groſſe Kriege wider die Ex - archen zu Ravenna / vñ nimpt jhnen Pa - duam / Cremon / Mantuam.Thaſſilo der Beyerfuͤrſt erhelt einen Sieg wider die Sirfiſche Sla - ven in Boͤhmen. Sie aber ruͤcken vnter Chagano dem Hungriſchen Koͤnig in die Lombardey.
602PhocasLuiba DieterichAgilulſus der Lombardiſche Koͤnig belagert Rom. Wird aber durch Vngewitter davon abgetrieben.
611HeracliusGundemar SibeſutAdelwald / Tyran.
Richaredus II. Arioaldus
Suintilla hat das gantze Hiſpanien allein zu erſt ein - gekrieget vnd al - le Roͤmer drauß gehoben. SiſenandusRotharis nimpt zwo Provinciẽ den Exar - chis in Jtalia / vnd beſchreibet die Lom - bardiſche Geſetze.Zu Heraclij Zeiten werden die Tuͤr - cken vnd Saracenen / derer er ſich anfangs wider die Perſen ge - brauchet hette / maͤchtig.
641Conſtanti - nus IV. vñ Heracleo - nas
Die Wenden fallen in Thuͤringen ein / vnd werden von Dagoberto dem Koͤnig in Franckreich vnd den Sachſen geſchlagen.
Siſenandus
642Conſtans / vnter wel - chem die Saracener in Africam kommen.Suintilla II. Rodoald.
Fulga.
Chindaswind.Aribert.
Receswind / hat drey Concilia zu Tolenton gehal - ten.Gundabert / Berthari - us vnd Grimoaldus ſchlagen ſich vmbs Reich.Zechus aus Croatien wird Koͤnig vber die Ziechen oder Boͤhmen: Lechus aber ſein Bruder machet ſich zum Koͤnig vber die Lacſen /
Jahre nach Chriſti Geburth.
Kaͤyſer In Orient. Weſt Gothiſche Koͤnige in Spanien. Longobardiſche Koͤnige in Jta - lien. Lengel oder Lechel / die wir Pola - cken vnd Polen nennen.
668Conſtanti - nns Pogo - natus / zu welchs Zei - ten Conſtã - tinopel von Sarac. be - lagert wirdBamba / zu deſſen Zeit kom̃en erſt - lich Saracenen in Hiſpanien.Reich. Grimoaldus behelt vberhand / vñ fuͤhret groſſe Kriege wider Conſtantem.Die Wilſer oder Loyzer kommen in Pommern / Mechelenburg vnd Marck.
Ervigius
Evica.CunibertCracus der ander Koͤnig in Polen bawet die Stadt Crakow.
Vitiza Tyrann.Luietbert / Ragũbert / Aribert vnd Aſpran - dus kriegen vmbs Reich.
685Juſtinia - nus II. Roderich nothzuͤch - tiget Juliani ei - nes Graffen E - heweib. Derſel - be fuͤhret die Sa - racenen an. Vñ wird Roderich erſchlagen / vnd die Saracenen nehmen im Jahr 713. gantz Hiſpa - nien hinweg.
711Philippic9
713Anaſta. II. Luitbrand belagert Rom. Auff Vorbit - te Martelli Koͤni - ges aus Franckreich wendet er ſich da - von.Rudiger ein Teutſcher Pom̃eriſcher Fuͤrſt bewirbet ſich vmb ein Pol - niſch Fraͤwlein Venda. Vnd da ſie ohne Mann regieren will / kom - men ſie beyde vmbs Leben.
715Theodo. III
716Leo Jſaur9
741Conſtanti - nus Copro - nymus. Zu deſſen Zeitẽ nimpt der Exarchat oder die Herꝛſchaft / ſo die Grie - chiſchen Kaͤyſ. durch jhre Exar - chos oder Præſidentẽ zu Raveña in Jtalien fuͤhreten / ein Ende. Jmgleichẽ reiſſet Ca - rolus M. den Longo - bardẽ Jta - liẽ aus den Haͤnden. Hiltebrand vnd Ra - chiſius.
Aber Pelagius ein Gothe aus Koͤ - niglichen Gebluͤ - te thut ſich mit den Chriſten all - gemach zuſam - men / vñ richten das Legioniſch Reich in Aſturia widerumb an. Aiſtulphus hebet den Exarchat zu Ravẽ - na auff. Belagert abermahl Rom. A - ber der Babſt bekõ - met Pipinum / den Koͤnig von Franck - reich zu huͤlffe.Carolus der Groſſe fuͤhret Krieg wider die Wilzen / ſo biß an die Elbe gegangen waren / vnd er - ſchlaͤget jhren Koͤnig Wilzan - dum.
Deſiderius im Jahr 774. von Carolo M. vberwunden. Vnd alſo hoͤret das Lon - gobardiſche Reich in Jtalien auff.
Hierauff121Vom alten Teutſchen Pommerlande.
  • Hierauf wollen wir nun / wie wirs verſprochen / eine Probe der alten Gothiſchen Sprache hinanhen - cken / vnd zwar aus einem Tractaͤtlein / welches Bon. Volcatius aus Antonio Schoonhovio von den Go - thiſchen Buchſtaben vnd Sprache vor etlichen Jahren hatt herfuͤr gegeben. Setzen derowegen daß Gebeth / ſo vns Chriſtus ſelbſt gelehret hat / vnd / wie auch daß folgende alles / auß dem Lateiniſchen von Wort zu Wort verdollmetſchet iſt / zu Erſt.

Das Gothiſche Vater vnſer.

ATta vnſar / thu in Himina. Weihnai namo thein. Vimaj thiudinaſſus theins. Wairthai wilga theins / ſwe in Himina / gah ana airthaj. Hlaif vnſarana thanaſinteinan giff vns Himmadaga. Gah aflet vns thatei ſkulanſſigajma / ſuaswe gah weis afletam thaim ſkulami vnſarajm. Gah ni briggais vns in fraiſt - ubngaj. Ak lauſei vns aff thamma ubilin. Vnte theina iſt thiudangardi / gah machs / gah Wulthus / in ajwins / Amen.

  • Vorgemelter Volcatius hat auch den Lobgeſang Mariæ vnd Si - meons / wie auch den Engliſchen Gruß an die Mutter Got - tes / erſtlich in Gothiſcher Sprache aus Antonio Schoon - hovio / hernach in alter Teutoniſcher Sprache aus der Harmony der vier Evangelien des Tatiani / welche Victor ein Biſchoff zu Capua vmbs Jahr Chriſti cdlxxxi. in Ord - nung gebracht hat / herauß gegeben / vnd zwar wie folget.

Der Lobgeſang Mariæ Luc. 1.

Gothiſch. Teutoniſch.
v. 46MJkileidſai wala meina Fan.MJkkiloſo min Sela Truchtin.
v. 47Gah ſweigneid ahma meins du Goth a naſgand meinamma.Jnti gifah min Geeſt in Gote / mi - nemo Heilante.
v. 48Vnte inſack an h naiwenaj thinges ſeinazos. Sai allis framhimman uaudaggan mik alla kunga.Bithiuwantha her geſchowota odmuoti ſine - ro thiuni. Seno nu fon thiu ſaliga mih quedent alla cunnu.
v. 49Vnte gatawida miſi mikeleim / ſa mahtiga: Gah weih nam ois.Bithiuwantha mir teta mikilu / thie thar mahtig iſt; inti heilag ſin Namo.
v. 50Gah armahair thei is in alldins alde thei mo - gandam ina.Jnti ſin miltida in cunnu inti in cunnu / jnan forchtanten.
v. 52Gatawida ſwinthein in arma ſeinamma: Di - ſtahida mikil thuhtans gahugdai hairtins ſeins.Teta Macht in ſinemo Arme. Ziſpreitta vbarhubtige muote ſines Herzen
v. 53Gadrauſida machtigans aff ſtolam 1 Gah uſ - hauhida gahnaiwidans.Nidargiſatta machtige von ſedale. Jnti arhuob odmuotige.
v. 53Gredagans gaſotida thiute. Gah gabignan - dans inſandida lauſans.Hungerende gifalta guoto. Jnti otage for - liet itale.
v. 54Haeibida Jſrael a thiumagu ſeinamma / ga - munands armahair teins.Jnpfieng Jſrael ſinan Knecht / Zigi munti - gonne ſinero miltidu.
v. 55Swaſwe rodida du attam vnſaraim / Abraha - ma gah fraiw is vnd aiw.So her ſprach zi vnſen Fateren / Abraha - me inti ſinemo Samen ziwerolti.

Der Lobgeſang Simeonis Luc. 2.

v. 29FRa leitais ſtalk theinana frauginond Fan / bi waurda theinamma in gewairtha.NV forlaz thu Truchtin thinan ſcalc / af - ter thinen Wortun in ſibba.
v. 30Thande ſegun augona meina naſein thina.Bithiuwanta giſahun minu Ougun thinan Heilant.
v. 31Thoei mananwides in an andwairthga allaizo manageinoThen tu giantwrtides fora anwze allero folco.
v. 32Liuhath du andhuleinaj thiudom / gah wulthu managein theinaj Jſraell.Lioth zi inriganneſſe thiotono / inti zi diuri - du thines Folkes Jſraelo.

Der Engliſche Grueß Luc. 1.

v. 28FAgino anſtajauda haffta / Fan mith thus.HEil wiſthu gebono follu. Truchtin mit dir.
v. 29Thiutida thu in Vinon / gah thiutidol kran vithans theinis.Giſegenot ſis thu in Wibon / inti giſegenot ſi thie in Wahsmo tinero wamba.

Der Lobgeſang Zachariæ / Teutoniſch Luc. 1.

v. 68GJwihit ſi Truchtin Got Jſraelo / Bithinwanta wiſotha / inti teta Loſunga fineme Folcke.
v. 96Jnti arrichta Horn Heiliuns in Huſe Davids ſines Knechtes.
v. 70So her ſprach thurub Mund heilagero / thie fon averolt warun ſinero wizageno.
v. 71Heil fon vnſaren Fianton / inti ſon henti allero / thie vnſch hazzorun.
v. 72Zi tuoune miltida mit vnſaren Faterun / inti zi gihugenne ſinero heilagun gewozneßl.
v. 73Thero Eidhuſti / thie er ſuor zi Abraham / vnſaremo Fater / ſih vns zi gebanne.
v 74Thaz uzan forhta fon hentin vnſero Fianto arleſte thionomes jun.
v. 75Jn Heilagueſſe / inti in rechte fora imo / alle vnſaren Tagen.
v. 76Thu Knecht wizago thes hohiſten biſtu ginennut Fora feris warlihho fora truhtines awzzi / zi garwenne ſinan wugo.
v. 77Ji gebanne wiſtnom Heili ſinemo Folcke / in forlazneßi iro Suntono.
v 78Thurub inwovilu miltida vnſares Gotes / inten wiſotha unſch vfgan fon Hoht.
v. 79Jnliuhten then / thie thar in Finſtarneſſin / inti in Scuven Todes ſizzent / zi girichtenne vn - ſera Fuozzi in Weg ſibba.

Der Anfang des Hohenliedes Salomonis Teutoniſch.

v. 1CHuſſer mih mit deme Chuſſe ſines Mundes. Wanda bezzer ſint dine Spunne demo Wine.
v. 2Si ſtinchint mit den bezziſten Salbon. Din Namo iſt uzgegozzenez Ole.

Vix, Teuto, Patres in telligis iſta locutos, Qui tamen à Patribus, quod modo faris habes.

  • Weil aber einer gedencken moͤchte / daß dieſe Alt Gothiſche vnd Teutoniſche Sprache etwa mit der Schwediſchen / Daͤh - niſchen oder Norwegiſchen mehr / als mit der Hoch - oder Nider Teutſchen Sprache vbereinkomme / wil ich auch hie - her ſetzen / wie erſt geſatzetes Gebet / das Vater vnſer in al - len ſolchen Sprachen außgeredet werde / vnd zum vber - fluß auch noch das Engliſche Vater vnſer / darauß die Zun - ge der alten Angler / die auch in vnd vmb Pom̃eren von Ta - cito vnd Ptolomæo geſetzet werden / vnd von dannen nach Schleswick vnd endlich in Engelland gezogen ſein / in et - was in demſelben / das ſie vom Franzoͤſiſchen oder Lateini - ſchen nicht entleihet hat / moͤge erkennet werden. Weil auch der Finlandiſchen Sprache etwa gedacht iſt / als wol - len wir derſelben Probe auch / nebenſt dem Fryſiſchen Va - ter Vnſer / herſetzen.

Suediſch.

FAdher waͤr ſom aͤſt i Himmelen. Helghat war - de titt Nampn. Tilkomme titt Rike Skee tin Wilje / ſå Jordenne ſom i Himmelen. Wårt dagligha Broͤdh giff i Dagh Och foͤrlåt wara Skulder / ſåſom ock wy forlåtom them ſkyldighe aͤro. Och inleedh icke i Freſtelſe. Vthan frels ifrå Ondo. Ty Riket aͤr titt / och Machten / och Herligheten i Ewigheet / Amen.

Daͤniſch.

FAder vor / du ſom eſt i Himmelen. Hel - ligt vorde dit Naffn. Till komme dit Ri - ge. Vorde din Bille ſaa paa Jorden / ſom hand er i Him̃elen. Giff i dag vort dag - lige Broed. Oc forlad vor Skult / ſom wi forlade vore Skuldener. Oc leed icke udi friſtelſe. Men frels fra Ont. Thi dit er Rigit oc Krafft / oc Herlighed i Ewighed / Am

Q ijNorwe -124Das Erſte Buch /

Norwegiſch.

WOr Fader du ſom eſt y Himmelen. Gehai - liget worde dit Nafn. Tilkomma os Riga dit. Din wilia geſtia paa Jorden / ſom handt er udi Himmelen. Giff os y Tag wort dagliga Brouta. Och forlaet os wort Skioldt / ſom wy forlata wora Skioldonar. Och lad os icke kom - ma voj friſtelſe. Man frals os fra onet. Thy Rigit er dit / Macht och Kracht fra Evighait til Evighait. Amen.

Engliſch.

OVr Father / whiche arte in Heaven. Halo - wed be thy Name. Thy kyngdome come. Thy will bedone even in earthe / as it in Heaven. Geve us thys Day our daily Bread. And for - give vs our Treſpaſſes / as we forgive our Treſ - paſſers. And leade us not in to temptation. Butt belyver as from evyll. For thine is the Kyngdome / and the power / and the glory for ever / Amen.

Fryſiſch.

WS Halta dw derſtu biſte ine Hymil. Dyn Name wird heiligt. Dyn Ryck tokomme. Dyn wille moet ſchoen opt yr - tryck as yne Hymil. Ws deilix Broe jow ws iwed. Jn verjou ws ws Schylden / as wy verjae ws Schyldnirs. Jn lied ws naet in verſieking. Din fry ws uin it qwæd. Din dyn is it Ryke / de Macht / in de Herr - lickheit yn Yewicheit. So moettet weſe.

Finniſch.

JSa meiden joca olet taiwaiſa. Pyhitetty ſtol - con ſinum nymes. La he ſtulcon ſinum Wal - dacunda. Olcon ſinum tahtos nyen maaſa cujnon taiwas / anna meille tana paiwan. Meiden jo capaiwainen leipam. Ja anna meidan welcamme andexi / Ninquin me andexi annamme meiben wel - goliſten. Ja ala tohdata mei ta kin ſauxen. Mut - ta paaſta meita paaſtha. Silla etta ſinum on wal - dacunda / wojma / ia cunnia / yancaickiſeſto nyn yan - caickiſehen. Amen.

WAnn wir vns belieben laſſen ein wenig der Sprache vn - ſer vhralten Vorfahren nachzudencken / iſt meiner Mei - nung nach faſt nichtes / daß man aus der jetzigen Hoch - vnd inſonderheit Nieder Tentſchen Sprache nicht ſolte in etwas erkennen lernen. Vnd daß ich nur etwas an dem Gothiſchen nachforſche / ſo heiſſet ja Atta vnſern Pommeriſchen Kindern noch heutiges Tages Ate vnd Ateke / wann ſie erſtlich redenler - nen: Vnd in dem Friefiſchen Vater vnſer findet man auch Haita / fuͤr Vater oder Fader / wie es die Daͤhnen vnd Schweden auß - reden. Himina / Namo / Wilga / Airthai / Vbilin / Machs vnd Machteiga / Aiw vnd Aiwins / Goth / Arma / Hairtin / Stolam / Skalck / Waurda / Augona / Liuhath / ſo alle Gothi - ſche Woͤrter ſein / iſt eben / wie es Jederman ſiehet / vnſer Himel / Name / Wille / Erde / Vbel / Macht vnd Maͤchtig / Ewigkeit /Gott /125Vom Alten Teutſchen Pommerlande. Gott / ein Arm / Hertze oder das Pommerſche Herte / Stuel oder Stoel / Schalck oder Knecht / welchen die Alten einen Schalck nenneten / Wort / Augen / Liecht. Alſo kompt vber - eins Weihna mit Weihen / daß iſt / Heiligen / wie noch davon Weihwaſſer vnd Weihnachten genennet werden. Wairrha mit Werden; Giff mit Geben; Aflet mit Ablaſſen / daß wir Pommern noch heutiges Tages Aflaten heiſſen; Briggais mit Bringen / Lauſei mit Loͤſen / Jnſak mit Einſehen / Rodi - da mit Reden / Leitais mit Laſſen oder dem Pommerſchen La - ten; Segun mit ſehen; Andhuleinai mit Enthuͤllen oder Entdecken. Diß mus aber fuͤr allen Dingen in acht genom - men werden / daß die Art oder Form die Woͤrter zu aͤndern vnd zulencken ſich etwas anders bey den Gothen als bey vns / befun - den hat / vnd zwar / ſo viele ich aus den wenigen Saͤtzen abneh - men kan / auff dieſe weyſe: Weiha der Heilige: Weiham die Heiligen: Weihna die Heilige: Weihnaim Winon oder Wibon die heilige Weiber: Weihnein die Heiligkeit: Weih - na ich heilige; Weihnais du heiligeſt; Weihnai er heiliget; Weihnam wir heiligen: Weihnaggam ſie werden heiligen. Weihnid oder Gaweihnid ich heiligete oder habe geheiliget; Gaweihnidais du heiligeteſt; Gaweihnida er heiligete; Ga - weihnum / ſie heiligeten. Weihnands / der da heiliget; Weih - nans die da heiligen. Darauß ſiehet man / daß die Alten Go - then / auch die Teutonier / jhre Præterita vnd Futura nicht mit Haben vnd Werden außgeſprochen haben / ſondern das jhnen das Jmperfectum vnd Perfectum Præteritum / eben wie bey den Hebreern / iſt eins geweſen. Drumb ſageten ſie Jnſak er Ein - ſahe vnd er hat eingeſehen: Haeibida er hebete / Hub / vnd hat erhoben: Rodida er redete / oder wie wir Pommern ſagen / re - dede vnd er hat geredet. Alſo auch bey den Teutoniern: Ge - ſchowota er hat geſchawet: Teta er thete vnd hats gethan:Q iijZiſpret -126Das Erſte Buch /Ziſpreitta / Er hat zerſprewet oder zerſtrewet: Nidargiſatta Er hat niedergeſetzet; Gufulta / Er hat gefuͤllet. Forliet / Er hat verlaſſen. Jnpfieng / er hat empfangen. Arrihta / Er hat auffgerichtet. Suor Er hat geſchworen. Vnd / wie mich be - duͤncket / iſt daß Haben vnd Werden nicht von anfang in der Teutſchen Sprache geweſen / ſondern endlich hineingekommen / eben wie heutiges Tages etliche eine ſolche Art annehmen / die daß Woͤrtlein Thun zu andern Woͤrtern wider die Natur der reinen Teutſchen Sprache einſchieben / vnd ſagen: Er thut re - den / Sie thun antworten / Wir thun zuhoͤren. Da es doch beſ - ſer were / ſchlechter Dinge zuſagen: Er redet / Sie antworten / Wir hoͤren zu. Jmgleichen ſiehet man auch augenſcheinlich / daß die Alten / inſonderheit die Gothen / den Verbis nicht / wie wir / die Perſonen zuvnterſcheiden / die Pronomina / Jch / Du / Er fuͤr geſetzet haben. Drumb ſageten ſie Leitais / du laͤſſeſt / Wiſotha / Er beſoͤchte oder beſuchete: Rodida / Er redete / Gatawida / Er gedawte oder Thate: Diſtahida / Er zerſtieß oder auff guth Pommeriſch / Er toſtoͤtte. Gadrauſida / Er be - druͤſete / oder zerdroſchete: Vßhauhida / Er außhoͤhete. Jn - ſandida / Er hinſand. So man dieſes alles recht erweget / hof - fe Jch / kan man zum beſſeren Verſtande der obgeſetzeten Go - thiſchen / wie auch Teutoniſchen Sprache gelangen. Alſo Vimaj / oder vielemehr Quimaj iſt vnſer Er oder Es Komme. Was iſt aber Thiudinaſſus vnd Thiudangardi / daß ein Reich bedeuten ſol? Thingos vnd Thiuni iſt / wie aus dem Lobge - ſang Mariæ zuſehen / bey den Gothen vnd Teutoniern eine Magd / eben wie Thiumagn ein Diener oder Knecht. Dannenher wird noch heutiges Tages vnſer Dingſtag daher genennet / weil vber denſelben der Mars / der Oberſte Krieges Knecht / eben wie der Jupiter oder Donnergott vber den Donnerſtag / vnd Venus oder Freya vber den Freytag / nach der Heyden meinung / re -gieret127Vom Alten Teutſchen Pommerlande. gieret hat. So were nun Thiudinaſſus / wie michs beduͤncket / darumb ein Reich / weil man drin dem Koͤnige dienen mus / vnd gehet aus / wie bey den Teutoniern Heilagneſſe / Heyligkeit / vnd Forlozneßi / Vergebung oder Verlaſſung. Weil Garde nicht allein einen Garten / ſondern auch eine Feſte / Burg / oder Hauß vorzeiten bedeutet hat / als were Thiudangardi ein Dienſt - Schloß oder Dienſthauß / daß man ein Reich nennet. Vnd weil auch im Lobgeſang Mariæ vnd Simeonis Naſein vnd Naßgand ein Heyl vnd Heyland bedeutet / vnd ohne zweifel vnſer Geneſen hinter ſich gelaſſen hat / ſo koͤnte in der andern Bitte des Vater Vnſers Thindinaſſus als ein Gnaden Reich an - geſehen werden. Hleiff heiſſet Brot / vnd wird vom Leben ge - nennet / davon noch Lebekuchen oder Laͤbelbrot genennet wer - den. Was iſt Thanaſinteinan? Thana / Thaim / Thatei / Thei / Thu / ſind vnſere Woͤrtlein / Der / Die / Das. Sintei - nan iſt ein Wort der Zeit / davon noch vnſer Art zu reden geblie - ben iſt / daß wir ſagen / ſint der Zeit. Himmadaga heiſſet heu - te / als jmmer vnd taͤglich. Skulanßigaim ſind Schulden oder Schuldingen / die man ſol / oder / wie der Pommer ſaget / ſkall wiedergeben. Was dann Fraiſtiibngai / daß Verſuchung heiſſet? Die Schweden / Daͤhnen vnd Norwegen haben noch Freſtelſe an ſtatt Verſuchunge. Vnd bey vns heiſſet annoch Freiſtlich / ſo viel als Vngeberdig. Wulthu iſt Preyß vnd Herꝛ - ligkeit / von Walten / davon die Welt den Namen hat. Wala vnd Ahma iſt die Seele vnd Othem. Davon wiſſen noch die Pommeren / was Waͤlen vnd Ahmen iſt. Mikil iſt bey Gothen vnd Teutoniern ſo viel als Groß / vnd davon kompt her Miki - leidſai / Mikkiloſo / Magnificat. Einer moͤchte hie wol einen Gedancken von dem Griechiſchen μεγάλη faſſen / vnd meinen / es habe ſich die Gothiſche Sprache allgemach mit Griechiſchen Woͤrtern verbeſſert / vnd koͤnte alſo auch das Griechiſche δμυαςίαin128Das Erſte Buch / Vom Alten Teutſchen Pommerlande. in Thiudinaſſus ſuchen. Aber wir haben ja noch das Wort Mekelen bey vns im gebrauch / das ſo viel iſt / als ſich groß be - zeigen vnd alles tadelen. Jſt drumb nicht noͤtig aus dem Grie - chiſchen vnſerer Vorfahren Sprache außzulegen. Sweignen iſt ſchwingen / hochfahren / welches auch das Teutoniſche Præte - ritum Gifah andentet. Naiwenai iſt die Nidrigkeit vnd Vth - moͤdigkeit der alten Teutſchen / vnd Naiwidans ſind die Niedri - gen / von Naw oder Genaw. Fan iſt Herre von Fein; Wie Truhtin / der Teutonier Herre / von Trauten. Aber genug hievon. Die da wollen / moͤgen ſelbſt weiter gehen / vnd nach Art der Griechen vnd Lateiner auch in jhrer Sprache critiſieren.

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About this transcription

TextErstes Buch Deß Alten Pommer-Landes
Author Johann Micraelius
Extent195 images; 52602 tokens; 11377 types; 372173 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationErstes Buch Deß Alten Pommer-Landes Teutsch Wendisch Sächsisch Nebenst Historischer Erzehlung, dero in Nähisten Dreißig Jahren biß auff des Letzten Hertzogen Bogißlai XIV. Todt, in Pommern Vorgegangenen Geschichten Erstes Buch Johann Micraelius. . [28] Bl., 128 S., 2 gef. Bl. : Kupfert., 2 Kt. RheteStettin1639.

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Fraktur

LanguageGerman
ClassificationGebrauchsliteratur; Gesellschaft; Gebrauchsliteratur; Gesellschaft; core; ready; china

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  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
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