PRIMS Full-text transcription (HTML)
Eydgnoͤſſiſcher Luſt-Garte
Das iſt: Grundliche Beſchreibung / aller in den Eydgnoͤſſiſchen Landen und Gebirgen frey außwachſender / und in dero Gaͤrten gepflanzter Kraͤuteren und Gewaͤchſen. Darinn deren Nutzbahren / Geſtalt / an Kraut / Bluſt / Stauden und Saa - men / Krafft und Wuͤrckung / ſamt dem Orth jedeſe Wachßthums / Vor dem verſtaͤndlich in Latin erzehlet ward / Nun aber in der Mutterſprache / dem lieben Neben-Menſchen zu Dienſte / mit ſchoͤnen erkennlichen Holtzſchnitten fuͤrgeſtellet wird
Zuͤrich /bey Joh. Heinrich Lindiñer /1715.

Denen Hochgeachten / Wol-Edlen / Geſtrengen / Wol-Ehren - und Noth - feſten / Frommen / Fuͤrnehmen / Fuͤrſichtigen und Wol-Weiſen HERREN Herꝛn Joh. Conrad Eſchern / Hoch - verdienten Herꝛn Rahtsherꝛn und Seckelmeiſtern / als Preſidi. Herꝛn Hans Caſpar Wolfen / Wol - verdienten Herꝛn Zunfftmeiſtern / des Taͤglichen Rahts. Herꝛn Hans Conrad Heideggern / Wol-verdienten Herꝛn Zunfftmei - ſtern / des Taͤglichen Rahts. Herꝛn Caſpar Meyer / Wol-ver - dienten Herꝛn Rahtsherꝛn von Freyer Wahl. Herꝛn Johannes von Muralt / Wol - verdienten Herꝛn Zunfftmeiſtern und Ehren-Geſandten uͤber das Gebirg. HerꝛnHerꝛn Hans Jacob Holtzhalben / Wol-verdienten Herꝛn Rahtsherꝛn von der Freyen Wahl. Herꝛn Leonhard Goßweilern / Wol - verdienten Herꝛn Zunfftmeiſtern / des Taͤglichen Rahts. Herꝛn Johannes Scheuchzern / des Mehreren Rahts / geweſenen Zeug - Herꝛn / und Pflegern Lobl. Zunfft. Herꝛn Sigismund Ulrich / des Meh - reren Rahts / und Statthaubtmann. Herꝛn Heinrich Eſchern / des Meh - reren Rahts / und Seckelmeiſtern Lobl. Zunfft. WieWie auch Denen Hochgeachten / Wol - Edlen / Hoch - und Wolgelehrten / Ehren - und Nohtveſten / Frommen / Fuͤrnehmen / Fuͤrſichtigen / Wol-Weiſen und Kunſt-beruͤhmten HERREN Herꝛen Johanni von Muralt / Welt - beruͤhinten Herꝛn Doctori beyderley Artzneyen / Wol-verdienten Herꝛn Stattartzten / Kohrherꝛn des Geſtiffts zum Groſſen Muͤnſter / Profeſſori Phyſicæ Publico, und Hochwerthge - ſchaͤtzten Geſellſchafftern des Keiſerli - chen Collegii Naturæ Curioſorum &c. Herꝛn Johann Jacob Scheuchzern / Weit-beruͤhmten Herꝛn Doctori der Artzney / Wol-beſtelten Hrn. Profeſſori Publico der Mathematiſchen Kuͤnſten / und Hoch-erfahrnen Geſellſchafftern deren Carolinæ & Regg. Angl. ac Boruß. Societatum. Meinen Hochgeachten / Hochgeehr - ten Herꝛen und groſſen Goͤñeren Als Samtlichen Ehren-Glideren des ſo genannten Sanitet-Rahts / Lob. Statt Zuͤrich.

Hochgeachte / Hochgeehrte / Großgünſtige / Liebe Herꝛen!

WAnn wir die Wunder der Er - ſchaffung aller Dingen be - trachten / wo wir uns immer umſchauen / ſtrahlet die unergruͤndliche Weißheit unſers groſſen GOttes herꝛ - lich herfuͤr! Wer erſtaunet nicht / wañ er das rund-gewoͤlbtes Gebaͤu des Him - mels ob uns erblicket / wie es doch in einanderen gefuͤget iſt / daß es unzer - treñlich ſtehet? Wie es doch mit ſo viel 1000000. Sternen geſchmuͤcket ſchim̃ere / die alle ihre Einfluͤſſe den jrꝛdiſchen Ge - ſchoͤpffen mittheilen / und ſo im̃er leuch - tende / ſich nicht verzehren / noch von ihrer Veſte fallen / noch in ihrem Lauffe verirꝛen? Wen entzuͤcket die Beſtuͤr - zung nicht gleichſam auſſer ſich ſelber / wann er ſihet / wie faſt in der Mitten dieſes Gewoͤlbs / die Erde gleich einerKugelDEDICATIO. Kugel ledig ſchwebet / und aufkeine Sei - ten wancket / mit allen ihren Landſchaf - ten / Bergen und Thaͤleren auf den Waſ - ſeren gegruͤndet / und mit dem hohen Welt-Meere umguͤrtet iſt / daß deſſen ſtroͤhmende Waͤllen den Erdboden an Hoͤhe uͤberſteigen / und doch nicht uͤber - ſchwaͤmmen? Wie auf dieſer Erde Sommer / Winter / Fruͤhling und Herbſt zu einer Zeit zugleich iſt / und ſich doch den Lands-gegnen nach abwechßlen? Wie die Sonne und der glaͤntzende Him - mel die Erde auftroͤcknet / und doch das Tauw gibet? Wie die Erde / dero Waſ - ſer und der Lufft von der Sonne und dem Mohne befruchtet / und mit allerley vier - fuͤſſigen / gehenden und kriechenden / ſchwuͤmenden und fliegenden Thieren belebt wird / und dennoch allen noch ge - nugſam Speiſe herfuͤr bringet ſie zu er - halten? Ja wer kan ſich darein finden / daß eben in dieſer gantzen groſſen weiten Welt / der Schoͤpfer aller Dingen / noch eine kleine Welt erſchaffen / die er zum Meiſter der Mutter / und zum forder - ſten Wercke ſeiner allerweiſeſten Vorſe - hung verordnet hat / ob ſie ſchon das letſtes aller Geſchoͤpffen ware? Jch ver -) (4ſteheDEDICATIO. ſtehe das allerherꝛlichſt Kunſt-Stuck des allerhoͤchſten Schoͤpfers / den Menſchen / deſſen Fuͤſſen er alles underworffen / und doch in ihm ungleich es zuſamen geparet / ſterbliches mit dem unſterblichen verein - baret hat / daß bey ihme ſich Freud und Leid abwechſelte / und das Zerbruͤchliche endlich noch in die Unzerbruͤchlichkeit ein - kleidete! Ja uͤber das / daß GOtt in dem Angeſichte des Menſchen noch zwey Wunder eingeimpfet / da er die Geſichts - Linien jedem ſo weißlich underſcheiden / daß kaum zwey Menſchen in der Welt einanderen durchauß gleich ſehen / ob - ſchon deren ſo viel Millionen tauſend ſeyn / und darbey jedeſſen Angeſicht ſo ein - gerichtet / daß man bey der allergering - ſten Veraͤnderung deſſelben ſpuͤren kan / den Underſcheid des Froͤlichen und des Traurigen an der Stirne / des Zuͤchtigen und des Schamhafften an den Wangen / des Zornigen und des Sanfftmuͤthigen an den Augen / des Hochmuͤthigen und des Demuͤthigen an den Augbrahmen / des Geſcheiden und des Thoͤrichten an den Ohren / des Hertzhafften und des Forchtſamen an den Backen / des Ge - ſunden und des Krancken an dem MundundDEDICATIO. und den Leftzen; wie man an einem Uhr - wercke die Stunden des Tages ſihet / und die Wuͤrckungen der innwendigen Raͤ - deren erkennet / ſo ſind auch dieſe und an - dere Leibs - und Gemuͤths-Neigungen auß dem Angeſicht zu bemercken / ſo lang die Seele in dem Leibe wohnet / obſchon daſſelbig nicht uͤber zwey Haͤnde breit und lang iſt. Ja uͤber dieſe zwey Wun - der hat der ewig Hauß-Vatter / wegen der erwachſenen Vielheit und Menge der Menſchen / fuͤr deren Wohnung und Verſorgung ſo geſorget / daß er jedem de - ren Geſchlechteren gleichſam ſeine eigne Reſidenz verordnet / und die Laͤnder ſo weißlich eingetheilet / daß jedes ſeine eigne natuͤrliche Marchen und zugleich was eignes und beſonders hat / daß ein an - der nicht beſitzet; doch iſt keines in der Außtheilung der Gaaben uͤbergangen worden / daß es alles muͤſſe manglen / was zur Erhaltung noͤthig / ſonder GOtt wolte die menſchliche Geſellſchafft ſo erhalten / damit dieſes Abgang auß jenes Uberfluß erſetzet werden koͤnne. Wer das ſonderbar bey uns recht zu Her - zen faſſet / denen der guͤtig Herꝛ auch ein ſolches Land zum Erbtheile durch die) (5SchnurDEDICATIO. Schnur ſeiner weiſſeſten Vorſehung zu - getheilet hat / daß es mit Canaan wol zu vergleichen / indem es von Milch und Honig flieſſet / und mit ſolchen Fruͤchten an Schaafen und Ochſen / an Kraͤuteren / Baͤumen und Gewaͤchſen / an Korn und Wein ſo angefuͤllet iſt / daß es billich ein Wunder der Natur / und ein Paradeiß GOttes / nicht minder als einſten die Gegne um Sodoma und Gomorꝛa he - rum / heiſſen mag / und wir billich in die Worte Davids heraußbrechen: Gelo - bet ſey der GOtt Jſraels / der allein Wunder thut! Und: Preiſe / O Jern - ſalem den HErꝛn / lobe O Zyon / deinen GOtt / der da die Rigel deiner Thoren befeſtnet / und ſegnet deine Kinder mit - ten in dir! Er ſchaffet deinen Graͤntzen Frieden / und ſaͤttiget dich mit beſten Waͤitzen! Er laſſet das Graſe wachſen fuͤr das Viehe / die Kraͤuter zu Dienſte der Menſchen / den Wein / der des Men - ſchen Hertz erfreue / das Oel / daß deſſen Angeſicht lauter mache / das Brod / deſ - ſen Hertz zu ſtaͤrken! Jſt das nicht Wun - der uͤber Wunder? Wunder der Guͤte GOttes! ja Wunder der Langmuth GOttes / daß der gnaͤdig und barmher -zigDEDICATIOzig HErꝛ ſo lang zu ſehen mag / wann die Menſchen bey denen Heimſuchungen und Gerichten GOttes ein Wunder der Boßheit uͤber das ander aufhaͤuffen durch verdamten Geitz und Wucher / und das vertheuren / was zur Nahrung und Erhaltung menſchlichen Lebens von Gott mitgetheilet wird / und alſo boͤſe ſind / wann GOttes Aug und Hand gut iſt / da ſie GOtt ablehrnen ſolten barmherzig und gutthaͤtig zu ſeyn.

Wie diß Buͤchlein ſelbs enthaltet die vielfaltige Wunder-Gewaͤchſe unſers werthen Vatterlands / daß die allertief - ſinnigſten Ahrtforſchere nicht Worte ge - nug finden des Him̃els Wunder-Macht in den Kraͤfften der Natur voͤllig außzu - trucken und dero Urheber mit einem ewi - gen Lob zu erhoͤhen; Alſo hat deſſen Herꝛ Verfaſſer darinn ein Beyſpiele ge - geben / wie man alles zu dem Nutzen des Naͤchſten anwenden ſoͤlle / und mich ſo darmit veranlaſet Jhne zu erbitten / daß es auß dem Latiniſchen in das Deutſch / zum Verſtand gemeiner lie - ben Leuthen / uͤberſetzet werde / nach deſ - ſen Vervollkom̃ung ich es an das gemei - ne Taglicht heraußzugeben / und zugleichEuchDEDICATIOEuch Weinen Hochgeachten / Hoch - gechrten / Großguͤnſtigen lieben Her - ren zu zueignen mich underwunden / weil mir bewußt / daß es zur Erhaltung menſchlicher Geſundheit ſonderbar dien - lich / Jhr aber / Hochgeachte / Hoch - geehrte / Großguͤnſtige / liebe Herꝛen / von unſeren Hohen Landsvaͤtteren zur Aufſicht und ſorgſamer Verhuͤtung an - ſteckender Suͤchten und Kranckheiten / [die unſer lieber GOtt in Gnaden von unſeren Graͤntzen ferner abhalten woͤlle] verordnet ſeyt. Was ſolte ich anders be - ginnen / als aller Welt ein Merckmahl ſo hoͤchſt-ruhmlicher Sorgfalt U. U. Gn. Gn. Hrn. Hrn. und Euerer Ehren-Per - ſohnen aufzutiſchen / und dieſes Werck - lein zu Euerem Hochguͤltigen Schutze einzuverleiben / damit es von eigennuͤ - ziger Leuthen Eingreiffen beſchuͤzet / und Euere Hohe Gunſte mir und den Mei - nigen erworben werde / wie ich dieſelbe hertzlich verlange / und den Hoͤchſten mit heißeyferigen Seuffzeren anflehe / daß deſſen kraͤfftiger Macht-Schirm Euch Meine Hochgeachte / Hochgeehrte / Großguͤnſtige liebe Herꝛen / in edler Geſundheit und aller ſelbs verlangenderGluͤck -DEDICATIOGluͤckſeligkeit gnaͤdigſt befeſtne / Euere vorhabende Rahtſchlaͤge zur Abwendung aller ſchaͤdlichen und gifftigen Seuchen und Kranckheiten von dem liebwerthen Vatterlande / ſegne / und Jhr noch un - erdenckliche Jahre der lieben Kirchen GOttes / dem loblichen Stande und Lande angenehme / nutzliche Dienſte lei - ſten moͤget. Mit welchem Wunſche ich verbleibe

Hochgeachte / Hochgeehrte / großguͤnſtige / liebe Herꝛen Euer underthaͤnnigſter Diener Hans Heinrich Lindinner.

Vorꝛed.

Vorꝛede.

ES hat nicht ohne Vorbedacht eine gelehrte Hand in die Fel - ſenwand / des auf dem oberſten Gipfel des Nieſſens / gegen dem Stock - horn uͤber / in der Hochmaͤchtigen Hrn. Hrn. von Baͤrn Gebiete ligenden / ſo ge - nannten wilden Andreas dieſe Worte eingegraben: τῶν ὀρῶν ἔρως ἄριςος Zu teuſch: Der Bergen-Luſt / fuͤrauß erfreut die Bruſt! Dem iſt auch nicht anders: Dann die Luſt und Liebe der Bergen wachſet nirgens hoͤher und groͤſſer auf / als wo ſich die Gewaͤchſe am fuͤrtreflich - ſten / uͤberfluͤſſigſten und kraͤfftigſten in underſchiedlichen Gattungen erzeigen. Welches fuͤr eine ſonder - und wunder - bare Gutthat des groſſen GOttes zu er - kennen / deren er die Eydgnoſſen und Puͤndtner / vor anderen Voͤlckeren auß / mit Schwalle genieſſen laſſet / als die derWeltVorꝛede. Welt gleichſam auf dem Rucken / ja gar auf dem Haupt ſitzen / und mit den ſchoͤnſten und wunderſamſten Gewaͤch - ſen / wie Kinder in den fliegenden Haa - ren ihrer Mutter ſpielen / daß es Suͤnde were / wañ wir hier den Ruhm der Schaͤ - zen unſers wehrten Vatterlandes ver - ſchwiegen.

Darum ich mir vorgenommen in die - ſer Arbeit zu tretten in die Fußſtapffen der in der Artzney und aller Gelehrte Hocherfahrnen Hrn. Hrn. Conrad Geß - ners von Zuͤrich / und ſeines Lehrnjuͤn - gers / des Hochgelehrten Hrn. Johann Bauhini von Baſel / bey Leben geweſener Oberſten Leib-Artzts des Hertzogs von Wuͤrtenberg / welche durch den Fleiß und die Liebe der Kraͤutler-Kunſt getrie - ben / die gantze Eydgnoßſchafft durch - reiſet / und die darinn gefundne ſeltneſte Gewaͤchſe / in gewiſſe Buͤchlein zuſam - men verzeichnet. Oder ſolte ich nicht auch in gleiche Arbeit ſtehen / mit Ehren - bemelten Hrn. Johann Bauhini, Hrn. Bruder / Caſpar Bauhino (dem ſel. ver - ſtorbenen Hrn. Vatter / Hrn. Hans Ca - ſpars Bauhini) der als ein Fuͤrſt aller Botanicorum oder Kraͤutleren / undgrund -Vorꝛede. grungelehrter Mann uͤber und neben anderen Buͤchern / den herꝛlichen Ent - wurf des Kraͤuter-Schauplatzes an den Tag gegeben / ein hoch-vollkomnes Werk / daran er 46. Jahre gearbeitet. So folge ich endlich auch meinem Hochſchaͤtz - baren Hrn. Lehrmeiſteren / Hrn. Hans Caſpar Bauhino und Hrn. Joh. Heinrich Glaſeren nach / deren jener viel Jahre nach ſeines Hrn. Vatters Tode / namlich An. 1658. den I. Theil ſeines Kraͤu - ter-Schauplatzes / oder der Beſchreibung der Gewaͤchſen / als den XII. Theil des gantzen Wercks / der Welt unter die Au - gen geſtellet; Dieſer fuͤrtrefflich / in Grie - chiſcher Sprache / in der Artzney-Zerglie - der - und Kraͤutler-Kunſt hocherfahrner und gelehrter Herꝛ (als ich in Baſel ſtu - dirte) fuͤhrte mit unverdroßnem Fleiſſe und tugendhafften Beyſpiele zu ſeinem unerſterblichen Lob uns in die Kraͤuter - Erkantnuß / in dem er mit uns gen kraͤut - len außgeloffen / und anbey mich gar leuthſelig und fleiſſig / ſo wol abſonder - lich als offentlich underꝛichtet. Dieſer / Hr. Glaſer aber / als ordenlicher Profeſ - ſor in der Botanic und Anatomey / hat den Ruhm eines hochgelehrten unver -gelich -Vorꝛede. gleichlichen Anatomici und weitberuͤhm - ten Botanici erworben / deſſen Guͤtigkeit ich biß aufzwey Jahre durch Beherber - gung an ſeinem Tiſche und in getreuer Underweiſung / zu meinem groſſen Nu - zen genoſſen. Dannet hin vergiſſe ich nicht meines allerwertheſten Mitarbei - ters Hrn. Doct. Hans Jacob Wag - ners ſel. Angedenckens / welcher alles angewendet / daß er in unſere ſtudirende Jugend eine genaue Erkantnuß deren Eydgnoͤſſiſchen Gewaͤchſen einpflantzen moͤchte / wie es auß ſeiner Helvetia cu - rioſa und anderen von ſeiner Hande ver - faſſeten ſchoͤnen Schrifften mehr als ge - nug bekant.

Wie aber? ſolte ich mir nicht die Ehre geben zu ſonderbarem Lobe zu gedencken / Jhrer Excellenz Hrn. Doctoris Johann Georg Vollkammers von Nuͤrenberg / eines Hochgelehrten Sohns Jhrer Kaͤy - ſerlichen Majeſtaͤt Weltberuͤhmten Hrn. Leib-Medici, meines vormahligen Hrn. Commenſalis, welcher durch eignen Trieb ſeines gelehrten Geiſtes und meine An - leitung die Eydgnoͤſſiſchen / ſonſt geneñte Schweitzer-Gebirge oͤffter beſucht / viel ſchoͤne Alp-Gewaͤchſe da geſamlet / und) () (uͤberVorꝛede. uͤber dero Kraͤffte nach ſeinem hohen Ver - ſtande die Gedancken herꝛlich eroͤffnet; hernach bey Zuruckkunfft naher Hauß ſeine Luſt an der Kraͤutler-Kunſt ſo we - nig auf eine Seiten geleget / daß er die eyferiger fortgeſetzet / zu dem Ende ſeine gelehrte Brieffwechſel mit underſchiedli - chen damals beruͤhmteſten Potanicis, als mit Hermano in Leiden / Tournefort in Paris / Triumfet in Rom und Bolog - nia / Pohmio in Venedig / Viali in Pa - dua / P. Cupano in Palermo / Cherardo und Rajo in Cngelland / und mit ande - ren Liebhaberen anderſtwo gehalten und fortgeſetzet / durch deren undereinande - ren gehegte Gunſtgewogenheit / und ver - trauliche Gemeinſamkeit dero Pflantz - gaͤrten an außlaͤndiſchen Gewaͤchſen tref - lich zu genommen / biß er vor 12. Jah - ren eine curioſe Reiſe in Holland gethan / und alda mit denen Potanicis. namlich den Comelinis in Amſterdam / in Leiden mit Hottonio, und nach deſſen ſel. Ab - ſterben mit deſſen wuͤrdigen Nachfah - ren / dem noch lebenden Poerhaven / einen neuen Brieffwechſel / neben vielen ſelt - nen außlaͤndiſchen Gewaͤchſen erlanget / mit welchem ſein Garten / ſo wolalsVorꝛede. als ſeine Studierſtuben mit gelehrten Freundsſchreiben pranget / alſo daß er darinnen viel Gattungen der Ananaſſen / wie ingleichem von denen neueſten auß - laͤndiſchen Kraͤuteren / den warhafften Caffe-Baum / ſamt vielen anderen un - gemeinen froͤmden Pflantzen den Liebha - beren der Kraͤutlerey lebendig under Augen legen kan.

Was aber fuͤr Gewaͤchſe in dieſem Eydgnoͤſſiſchen Luſt-Garten verzeichnet / die wachſen und werden in folgenden Orthen gefunden / welche ich in meiner Jugend in Begleit Hrn. D. Helwigs / Profeſſoris zu Anklam in Pommeren / und darauf gen Greiffswald berufften Potanici, meinem allerwertheſten und vertrauteſten / aber bald hernach verſtor - benen Freunds / ſelbs durchreiſet. Wir luffen von Baſel auß uͤber Solothurn / Baͤrn durch die Laͤnder Wallis / Under - walden / Lucern / Ury / uͤber deſſen hohe Alpen / den Luckmaͤnger / und dem Ur - ſprung des Rheins nach durch die Grau - buͤndtner der drey Buͤndten / Appenzell / St. Gallen / dem Bodenſee nach / gen Schaffhauſen biß wider in das Elſaß hinunder; welcher Landsſtrich die hoͤch -) () (2ſtenVorꝛede. ſten Berge / die ſtotzigſten Alpen / die mit Schnee und Eiſe befeſtnete Glaͤtſcher / die mit Baͤumen beſezteſte Waͤlder / die lieblichſten Auen / und mit tauſenderley gruͤnen Kraͤuteren beſaamete Thaͤler in ſich begreiffet / deren ich allhier mit gar wenigem Meldung zu thun / entſchloſſen bin.

Wir beſtiegen zum erſten den Waſ - ſerfahl / einen Berg / der das Baſel - und Solothurner-Gebiet entſcheidet / an dem Dorff Rigetsweil liget / und gar hoch iſt / in dem Auffſteigen mit vielen Baͤch - leinen durchnetzet / in dem Gipfel aber gantz duͤrꝛ und trucken / und mit man - cherley heilſamen Pflantzen bewachſen iſt / als mit dem glatten Alpbaͤhrenklau / mit der weiſſen Eberwurtzel / groſſen En - zian / blauen Eiſenhuͤtlein und vielen anderen Gattungen Purgierkraͤuteren. Daher die Hrn. Profeſſores und Stu - denten / zu Baſel / die ſich auf die Artz - ney legen / die lobliche Gewohnheit ha - ben / daß ſie zu Erlangung einer genauen Erkantnuß dieſer Kraͤuteren jaͤhrlich da - hinauf ſpatzieren; dergleichen auch auf die benachbarte Berge zu Krenzach / Mu - tetz / Moͤnchenſtein / Dornach und an - dre mehr geſchiehet.

Her -Vorꝛede.

Hernach bringen der Baͤrneriſch Stockhorn und Nieſſen die meiſten Alp - kraͤuter herfuͤr / als die ſchwarze Nieß - wurzel und die traͤublichte Moharaute / ſamt anderen Kraͤuteren / die des Nachts ſcheinen / deren der hochgelehrte Geßner in einem abſonderlichen Tractat gedenket.

Jn dem Baͤrner Gebieth zwiſchen dem Wallis und Augſtthale hat es die aller - hoͤchſten / mit immerwaͤhrendem Schnee bedeckten Glaͤtſcher / daher ſich der dar - auf in Sommers-Zeit etwann zu ſchmel - zen anhebender Schnee in Loͤuenen zu - ſammen rollet / oder aber zu Winters - Zeit inner kurzer Friſt / nachdem er ge - fallen / in ein Eyß verhartet / welches all - gemach und durch lange Zeit ſich ſelbs reiniget / und zu einem ſonderbar ſtarck kuͤhlenden Stein wird / der an Reinigkeit und Haͤrte dem Cryſtall wenig bevor gibt. Dieſe ſtarck in einander gefuͤgte Eyßſteine machen ſolche Berge gar feſt / jedoch gewahren die dortherum wohnen - de Bauren oͤfter / daß ſie mit ungeheurem Donner und Krachen im Sommer von einanderen ſpalten. Solche Spaͤlte ſind den Jaͤgeren in dieſen Bergen ſo gefaͤhr - lich als bekant: dann wo ſie durch zuſam -) () (3men -Vorꝛed. menſtoſſende Winde mit Schnee bede - ket werden / verfehlen die daruͤber hinge - hende / vermeinende / es ſeye ein feſter Schnee / und verfallen. Alſo dienen ih - nen dieſe Glaͤtſcherſpaͤlte zu ihrem Un - dergang. Solche Spaͤlte geben dann die allertieffeſten Loͤcher und Kluͤffte ab / ſo daß einige 400. Ellen in die Tieffe hal - ten / da Eyſe auf Eyſe bey tauſent Jah - ren auf einanderen ſich gehaͤuffet und feſt gewachſen / daß man die Zahl der Jahren vermittelſt der Ungleichheiten des auf einanderen ligenden Eyſes in dieſen Spaͤlten gewahren kan. Nun auch auf dieſen Bergen wachſen etliche / doch wenige Kraͤuter / die unter dem Schnee ſelbs aufkeimen / als die Hauß - wurzel mit der geſcheckketen Blumen / der Alpmeerkoͤhle und Hrn. Geßners Aenckleinkraut bezeugen.

Nahe bey Lucern beſtiegen wir den Frackmoͤnd oder Pilatus-Berg / daran das Underwaldner-Land ſtoſſet / und ne - ben ihme hat den Bruder-Wald und die Roſtoker-Alpe. Jn dieſeſe Hoͤhle fin - det man die Mohnmilch und Dannen - oder Lerchenſchwam / und neben etlichen ſeltnen Thieren / viel andere Gewaͤchſe /welcheVorꝛed. weiche unſer Ehren-beregter Hr. Geß - ner beſchrieben / inſonderheit aber die Alproſe mit ſchwartzen / auf Eiſenroſt geneigten Blaͤtteren / die Berg-Safran / den geſchuͤſſelt Gauchheil / und andere mehr.

Zwiſchen dem Lucerner - und Zuger - See liget die Rige / Mons regius, welcher von unſeren Zuͤricheriſchen Studenten ſehr viel beſucht wird / wegen der koſtli - chen Kraͤuteren / mit denen er bewachſen iſt: dann man findet darauf Hrn. Geß - ners Bergſtendelwurzel / die ſie da Kuͤh - braͤndlein heiſſen / traget eine Purpur - ſchwarze Blume / als wann ſie ange - brennet were / hat den allerlieblichſten Styrax-Geruch / den ſie auch ſehr lang behaltet / wann ſie gedoͤrꝛet und in Milch geſotten worden.

Bey Schweitz und Ury begiñen nun - mehr die allerhoͤchſten Alpen der gantzen Eydgnoßſchafft / als der Gotthart / die die Schelenen / der Graubuͤndtneriſch Berg Criſpalt / auf welchen die allerſelt - neſten Gewaͤchſe gefunden werden / als der Hirtenbeerwurzel / darvon der But - ter einen Balſam-Geruch gewuͤnnet / die kleinere Bergbenedictenwurzel / die) () (4breit -Vorꝛed. breitblaͤtterige Weißwurzel / die ſonſt von Hrn. C. B. die Brafilianiſche genen - net wird. Bey Anlaſe dieſer Ber - gen gewahren wir hier / daß von den Steinmetzen unten / rings an dieſen Ber - gen her / gleich wie bey oben angeregten Glaͤtſcheren nicht ohne ſauren Schweiß die allerꝛeiniſten Cryſtalle gegraben wer - den / welche auß Vermiſchung eines rei - nen Theils des geſchmoltzenen Eyſes und fixen Mineral-Saltzes zuſam̃engerun - nen / und in ſolche hellglaͤnzende Steine ſchoͤn geſtaltet ſind / und zwar zweyerley Gattungen gefunden werden / die einen Cryſtalle ſind ſchwartz und truͤb / und werden Cryſtallerz billich geheiſſen. De - ren trifft man ſehr viel an / wann man den Gotthart aufſteiget. Die anderen aber ſind durchſcheinend / gar rein / und heller als Venetianiſches Glaß / ſechsekig / groß und klein / wie darvon um den Fle - ken Urſelen / unten an der Schellenen viel gegraben und theur verkaufft wer - den. Was von dem Urſprunge und Wachßtum der Cryſtallen zu halten / hab ich meine Meinung in den Engliſchen Tranſactionibus Collegii Gerſomenſis ent - deket. Zugleich iſt nicht auß der Acht zulaſſen /Vorꝛede. laſſen / daß auf diſen Bergen die beruͤhm - teſten Fluͤſſe Europæ, die Rhone / der Rhein / die Aare und die Reuſſe ihren Urſprung nehmen. Auß dieſen Alpen entſpringet der Rhein in zweyen Bruͤn - nen / die etliche Meilen weit von einande - ren entlegen. Um den vorderen Brun - nen des Rheins wohnen die von den Al - ten genennte Etuates, deren Staͤttlein Dawetſch noch aufrecht ſtehet. Der hin - der Brunne des Rheins hat naͤchſt bey ſich den Flecken Rheinwalden. Dieſe bey - de Bruͤnnen flieſſen bey Chur in Puͤnd - ten zuſammen in einen Runz / in wel - chem ſie biß an den Bodenſee und durch denſelben hinunter gantz erkennlich fort - flieſſen.

So ligen Tamin und Chur dañ auch unter ſehr ſtozigen Bergen / die mit Puͤndneriſchen Feurſteinen und anderen Ertzwercken beſchwaͤngeret ſind / und in deren Thaͤleren zu ſehen Trauben / Kirſch - baͤume / allerley Gattungen Hahnenfuſ - ſes / Berghabbichkraut / braune Lerchen - bluͤmlein / Schabenkraut / zugeſchwei - gen des kleineren Engelkrauts / und die Bergroßhube mit ſchmalen Blaͤtteren / u. a. m. die daſelbſt herfuͤr kommen.

) () (5BeyVorꝛede.

Bey dem Pfeferzer-Bade / bey dem Doͤrflein Valenz und dem Mohmsberge wachſen die Goldwurzel / Bergtauſent - guldenkraut / und ſehr viel Gemswur - zel von allerley Gattungen. So halten ſich daſelbſt auch viel Murmelthierlein auf / die den Winter durch in den Loͤche - ren der Erden verborgen ligen und ſchlaf - fen. Deßgleichen Abendlaͤnderiſche Be - zoares / Gemskuglen / Steine / die in dem Magen der Gembſen wachſen / den Schweiß foͤrderen / und wolraͤuchend ſind.

Jch will nichts melden von dem Bret - tigaͤu / von St. Maurizen Saurbrun - nen und den naͤchſt angrenzenden Alpen / ſonder vernuͤgen uns zu wuͤſſen / daß daran viel Gattungen der Enzianen / der Him̃elsſtaͤnglen / kleinen Berg-En - tzianen / der Waldenſeren Thora / die gelbe Alpteyelein / und mancherley Gattun - gen Anemoͤndlein mit Schwalle, auf - wachſen.

So prangen die Glarneriſchen / Ap - penzelleriſchen und Toggenburgiſchen Alpen biß gen St. Gallen hinab mit dem fruͤhen Schweinbrot / dem in Geeren ge - theilten Goldkraut / Trollblumen u. a. m.

NichtVorꝛede.

Nicht weit von Schauffhauſen kom - men wir auf den Rander / ſo gegen dem Schwabenlande und dem Kleggoͤu gele - gen / und ſehr reich iſt von allerley geſun - den Kraͤuteren / als der Bergſcabioſen / Enzian / Eberwurtzel / wie auch denen Eiſenhuͤtleinen / Wolffsmilch / Peſti - lentzwurtzel / Ehrenpreiß / Purgier - krautund anderen mehr.

So wird man in dem Gebiete und auf den Bergen Lobl. Satt Zuͤrich / namlich auf dem Huͤtleinberge / Jrchel / Laͤgerberge / in dem Sill - und Buͤla - cher Waͤlderen / an dem Katzenſee und vielen anderen Orthen zwuͤſchen den Torff-Buͤſchen ſolche Kraͤuter aufwach - ſen ſehen / uͤber die man ſich verwunde - ren muß / als die kleinere Hirtzwurtzel / das Edelleberkraut / die arthlich-geſtal - tete Frauenſchuͤhlein / den hohen Ahorn / den unnuͤtzen kleinen Bintz / den drey - ſpitzigen hinderſich gebogenen Bintz / den Bluſtbintz / Sonnenthauw / die im̃er - grunende Hundszunge / kleine Meyen - reißlein / kleine wilde Rauten / Kaſta - nienbaͤume / Lerchenbaͤume / und rothe Dannenbaͤme.

Es zeigen ſich auch zwuͤſchen ZuͤrichundVorꝛede. und Baſel / gegen Egliſau / Baden in dem Ergaͤu (wo die warmen Schwefel - baͤder ſind) gegen Windiſch und Augſt ob Baſel viel ſchoͤne Pflantzen und gebil - dete Steine / welche von wiſſens-begie - rigen Leuthen nicht gering geſchaͤtzet wer - den / worvon wir aber mit naͤchſtem zu handlen vorhaben.

Auch erblicken wir auf den ſandigen Felderen der Byrs / den blauen Senff in groſſer Anzahle wachſen / wie aller - hand Gattungen Weiden / und in den Michelfeldiſchen Suͤmpfen die kleinere Waſſergarbe / die zart-gekerfte Kuͤh - ſchelle mit der kleineren Blume u. a. m.

Jch habe vor vielen Jahren dem fuͤr - trefflichen Ober-Leibartzt des Durch - leuchtigſten und Großmaͤchtigſten Hrn. Friederich Wilhelms / Koͤnigs in Preuſ - ſen und Marggrafen zu Brandenburg / Hr. Doct. Mentzel / einem weitberuͤhmten Botanico, auf ſein freundliches Erſuchen / die fuͤrnemſten Gattungen der Eydgnoͤß - ſiſchen Kraͤuteren / ſamt einem von Hand geſchribnen Artzneyſchluͤſſel daruͤber zuge - ſendet / welche er als einen koſtlichen Schaz in der Koͤnigl. Buͤche - rey aufbehalten.

An Den Wol-Edlen und Hochgelehrten Herꝛn Verfaſſer Dieſes Eydgnoͤſſiſchon Luſtgartens

WJe hat dann mein Herꝛ von Muralt!
dort Clarmont nicht die Sonnen
Auf ſeinen hohen Berg geſezt / daß Glanz
darvon gewonnen
Vaſt ſelbs die gantze weite Welt von Oſten
biß in Weſt /
Und ihre Waͤrme wol ergezt auch noch den
Uberꝛeſt?
Nicht Robert mehr / nicht Vivian noch andre theure
Helden
(So ſind von ihnen abgeſtamt) den Glanz allein
vermelden /
Jhr ſeyt auch der von Zeit zu Zeit verneuert
dieſen Glanz /
Daß Delius Euch billich bindt und ſezet auf
den Kranz:
Dann Jhr in die Fußſtapffen ſteht / in denen er
geſchritten /
Als er
aAlſo redet Apollo, der hier Delius genennet wird von ſich ſelbs beym Ovidio Metamorphos l. 1. . 514 pag. m. 12. Inventum Medicina meum eſt, opiférque per orben〈…〉〈…〉 Dicor & herbarum ſubjecta porentia nobis.
a die Arztkunſt hat erdacht / und denen / die
gelitten
Viel
Viel Hilff in weitem Rund geſchafft / ja
gar der Kraͤutern Macht
Jn ſeiner freyen Hand gehabt: dann ihr
habt nachgetracht /
Was Machaon, was Hypocras, was Avicenna
lehrte /
Und was des weiſen
bDer Weltweis Democritus, der ein fuͤrtreflicher Ana - tomicus geweſen.
b Abderits Schneidmeſſer
dort erklaͤhrte /
So daß Jhr kennt die kleine Welt im inner -
ſten Gebaͤu /
Und auch die groſſe durch und durch / und
waͤs drinnen immer ſey?
Da war Euch ja kein Berg zu hoch / den Jhr
nicht habt beſtigen /
Kein Thal zu tief um da zu ſehn / was drinnen
moͤchte ligen;
Die Schneegebirge / welche gar den Him̃el
ruͤhren an /
Und ihre ſtoltze Glaͤtſcher ſelbs Euch waren
underthan /
Nur daß Jhr moͤchtet von daher erforſchen / was
verborgen /
Und doch in dieſem Siechenhauß außhilfet vielen
Sorgen /
Die
dUnter dem Gedichte der Pandora haben die Heiden den Fahl der Eva vorgeſtellt / dardurch alles Un - gluͤck in die Welt kommen iſt.
d Pandora von ihrer Buͤchs in deſſen
Kammern ſtreut;
Die Erze habt ihr aufgeſucht / die Steine
nicht verſpeut /
Nurc.Alſo wird die Welt einem Siechenhauß verglichen / weilalle darinn ſiech ſind / entweders am Leib oder am Gemuͤthe.
Nur daß Jhr durch die Scheidekunſt noch moͤch -
tet das ergruͤnden /
Was in ſo duͤrꝛem Welt-Geſchoͤpf fuͤr Saft und
Kraft zu finden /
Die Stroͤme / Baͤder / Fluͤß und See Jhr
habet durchgereißt
Und die Luftgroten nicht geſcheut / geb wie es
drinn geſchweißt.
Ja was Jhr in der Kraͤuter-Kunſt gethan durch
gantz Helvetien /
Jn Wallis / in der Lombardey und in dem hohen
Rhætien /
Das zeugt nicht dieſe Schrifft allein / dariñ
Jhr habt entdeckt /
Wie GOtt ſelbs in den Kraͤuteren ſpielt /
dieweil Jhr ſelbs geſchmeckt
Mit eigner Zunge / was fuͤr Guſt und Kraft de -
ren jedes habe /
Selbs das blau Eiſenhuͤtlein / das ſchnelle ſtuͤrtzt
zu Grabe /
Und andre mehr. Jhr habt zugleich auch
jedeſe Geſtalt
Und Weſen außgeforſcht genau / wie jedes
warm und kalt?
Und das habt Jhr alles fuͤrgeſtellt / nicht nur nach
jenen Weiſen /
Die einſt Cartheſius erfand / Jhr zeigtet / wie zu
preiſen
Den Hoͤchſten lehrn ein jedes Kraut / und
ward darbey bedacht /
Wie werde GOttes Reich erbaut und Frie -
de fortgebracht /
Geb
Geb wie der Momus ſeine Zaͤhn an Euch zuſezen
ſuche:
Dann eines rechten Chriſten Hertz / Zanck / Neid
und Haß verfluche.
Das heißt philoſophiren recht! Drum blei -
bet Jhr gewiß
Mein Herꝛ von Muralt / daß Euch ſchadt
kein giftig Neidgebiß:
Dann ſelbs der Himmel ſteht fuͤr Euch / und wer
am Parnaß ſitzet /
Hat ſchon vom Caſtallin entlehnt was Euer Ehre
ſchuͤzet!
Fahrt nur ſo fort / der guͤtig GOtt wird
Euer Lohner ſeyn /
Der ſchenck Euch wie Mathuſalem den
Lebens Nektar eyn;
Weil nun zu acht mal neunen hoch bald Euer Al -
ter ſteiget /
Jhr aber Euch noch fort und fort ſo arbeitſam er -
zeiget /
So werden Eure Kraͤffte ſeyn / wie Calebs
immer gleich /
Biß Jhr auß diſem Jamerthal geht in das
Freuden-Reich.

Alſo hat Seinem Hochgeehrten Herꝛn und Goͤnner über den Deutſchen Druck Des Eydgnoͤſſiſchen Luſt-Gartens begluͤckwuͤnſchet J. K. Hmr.

1

Des Eydgnoͤſſiſchen Paradeiſes Erſtes Capitel. Von denen Gewaͤchſen und derſelben Theilen ins gemein.

EJn Gewaͤchs iſt etwas lebend - wachſendes leibliches: dann es entſpringen ſo viel und ſolche Wunder-Geſtalten unter den Gewaͤchſen / von einem / ihnen in der erſten Erſchaffung ein - gepflantzten / und mit einer ſonderbaren Bildnuß begabeten Geiſte / daß die Gewaͤchſe wol-beſeelte Leiber genennet werden moͤgen.

Ein ſo beſeelter Leib iſt was lebend-wachſendes / weil er durch Huͤlffe eines fluͤchtigen Geiſtes (der eine webende Seele geheiſſen wird) wachſet / er - nehret und fortgepflantzet wird.

Dieſer fluͤchtiger Geiſt iſt die webende Seele / die auß dem duͤnneſten Weſen der Gewaͤchſen entſte - het / und das gantze Gewaͤchß belebt / deſſen inneresAund2Das 1 Capitel. und auſſeres durchdringet / deme die ſonderbare / nach der / von dem Schoͤpffer eingepregeten Bild - nuß gebuͤhrende Geſtalt mittheilet / und die ande - ren lebenden Wuͤrckungen außuͤbet.

Dieſer Kraͤuter-Geiſt wuͤrcket / je nach der Be - wegung der untenligenden Materien / allerley Fi - guren auß / wie es bezeugen die wunder-geſtaltete Saamen und Kraͤuter / und deren verſchiedene Wuͤrckungen / ſamt denen durch die Scheid - Kunſt aufgeloͤſete Geiſterlein / die zu ſo mannig - faltigem Nutzen dienen.

Sie haben aber eine eingepregte Bildnuß / das iſt / ein ewiges / von Gott / dem Geiſt der Welt ein - und angeſchaffenes Muſter deſſen / das na - tuͤrlich geſchehen ſoll; dann Gott allein weiſſet in einer jeden Gattung der Gewaͤchſen die rechte Gleichnuß zwuͤſchen der treibenden Waͤrme und der leidenden Matery / alſo daß er von der erſten Erſchaffung an der einige Urheber aller Bildun - gen der Gewaͤchſen geweſen.

Dieſer Geiſt iſt der fluͤchtiger Lufft-ſalpetriſche Theil der Gewaͤchſen / der in der ſchwefelichten Milch der Saamen eingeſchloſſen / von der Son - nen und dem Geſtirn Kraͤffte gewuͤñet / und durch die Schoͤßlein fortgepflantzet / vermehret / und das Wachßtum befoͤrderet wird.

Dieſer im Saamen eingeſchloſſener Geiſt hat drey Wuͤrckungen / die er bezeiget in

1. Der3Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen.
  • 1. Der Krafft ſich zu nehren.
  • 2. Der Krafft ſich zu vermehren.
  • 3. Jn der Krafft ſich fortzupflantzen / oder gleiche Arthen zu erzeugen.

Dieſe drey Wuͤrckungen kan man zum beſten verſtehen / wann man eine Vergleichung anſtellet mit der Nehr-Krafft / Mehr-Krafft und Erzeu - gung-Krafft / die ſich in den Menſchen befindet / obwol jener Wuͤrckung nur natuͤrlich / und nicht lebend-machend ſind / wie dieſe.

Die Nehr-Krafft des Gewaͤchſes treibet den ſei - ner Arth aͤhnlichen Safft auß der Erden in die hohlen Gaͤnglein der Wurtzen / die auf gewuͤſſe Weiſe gleich geſtaltet ſind / daſelbſt er in denen klei - nen und klemmen Roͤhrlein und Saͤcklein außge - kochet / und durch das Jaͤhrn gereiniget / vermit - telſt der Hitze und des Triebs des umgoßnen Luffts durch die loͤcherichte Zaͤſerlein in alle Theile des Gewaͤchſes gebracht / und in deſſen Weſen ver - wandelt wird.

Das Gewaͤchs wird ernehret durch die Zueig - nung der klebrichten Theilen / die dieſem Geiſt an - hangen / indem er durch die engen Loͤchlein der Zaͤ - ſerlein hin und her ſchweifet / und in ſolchem durch - wanderen die befeuchtet / ſo daß dieſer klebrichter Safft allgemach dann die Ahrt und das Weſen des Gewaͤchſes annimmet.

Die Vermehr-Krafft des Gewaͤchſes wird ſonſt das Wachßium genennet / weil das Gewaͤchs durch dieſelbe wachſet und groͤſſer wird / in dem esA 2ſeine4Das 1. Capitel. ſeine Nahrung an ſich ziehet; wann namlich der uͤberfluͤſſig dargereichter Nehr-Safft die klemmen Roͤhrlein und Saͤcklein erweiteret / und mehr. Nahrung zu flieſſet / als von inneren und auſſeren Urſachen verzehret / und gleichſam vertaͤuchet wird.

Es mehret ſich aber das Gewaͤchs und krieget ſein Wachßtum auß dem Saamen / welcher das gantze Gewaͤchs gar kuͤnſtlich und artlich zuſam̃en gerollet und eingewicklet inner ſich enthaltet und vorſtellet / wie es ſonderbar an der auß der Erden aufkeimenden Bohne zu erſehen.

Wann nun der Saame in die Erde / als ſeine Mutter geworffen / anfanget jaͤhren / treibt er ſei - nen fluͤchtigen Geiſt auß ſich / der ſich dann weiter außſpreitet / an den Kraͤuteren die Blaͤtter herfuͤr - trucket / und die Wurtzel in die Tieffe treibet / durch die Scheidung des ſchwereren von dem ſubtileren Nehr-Safft / den er durch die Gaͤnge der Zaͤſer - lein in die Aeſte ergieſſet / und endlich die jeder Gat - tung gebuͤhrende Frucht zeitigen machet. Dieſes Wachßtum aber geſchihet nicht nur durch den Saamen allein / ſonder auch durch die Augen oder Bollen / Wurtzlen / Aeſte und Sproͤßlein (Schoͤßlein.)

Die dritte Wuͤrckung des Kraͤuter - oder Ge - waͤchs-Geiſtes iſt die Krafft ſich fortzupflantzen oder gleiche Ahrten zu zeugen / durch welche dieſer Geiſt an einem gewuͤſſen Orthe / ſonderlich an den Gipfflen des Gewaͤchſes (ſo gleichſam der Pflan - zen Eyerſtock oder Saamen-Gehalter zu verſte -hen)9[5]Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen. hen) ſich in die allerꝛeineſten Theile des Nehrſafts ſamlet und einwikelt / einen Saamen oder Kernen darꝛeichet / in welchem die Bildnuß des darauß entſpringlichen Gewaͤchſes eingeſchloſſen.

Es bindet ſich aber dieſer Geiſt nicht nur in den Gipflen der Gewaͤchſen zuſammen / ſondern auch aller Orthen in dem gantzen Gewaͤchs; ja voll - kommene Gewaͤchs ziehen und pflantzen ſich zu Waſſer und zu Lande ohne Saamen / allein durch eine Bewegung der Matery / oder durch ein an - ders ſchon gemeldetes Mittel / wie das Nater - oder Pfenning-Kraut / Burtzel / Hertzenbleich / Waſ - ſer-Linſe u. a. welches geſchiehet durch den allge - meinen Welt-Geiſt / der alles durchwanderet.

Jedes Gewaͤchs hat zwey weſentliche Theile / ohne die es nicht beſtehen kan. 1. Die wunder - kunſtlich außgearbeitete Matery / die in dem corpore organico, oder wuͤrckenden Leibe des Ge - waͤchſes beſtehet / und zu mancherley Wuͤrckun - gen / fuͤrauß zu Heilung der Kranckheiten / dien - lich / und in ſich ſelbs zierlich iſt. 2. Hat jedes Ge - waͤchs ſeine webende Seele / oder den fluͤchtigen Geiſt / der es erfriſchet und zu keimen machet / in - dem es in Lufft-Roͤhrleinen und Lufft-Blaͤßleinen verſchloſſen obſich tringet und außzuduͤnſten trachtet / inzwuͤſchen aber verſchiedene Theile des Nehr-Saffts mit ſich fortreiſſet / die Matery des Gewaͤchſes aͤnderet / beweget und belebet.

Die vollkommene und wuͤrckende Theile des Gewaͤchſes ſind entweder gleichfoͤrmig / indem ſieB 3mit6Das 1. Capitel. mit der Arth des Gewaͤchſes / wenigſt unſerem Ver - ſtand nach / gaͤntzlich uͤbereinkommen / wie da ſind die Zaͤſerlein / die Nerven oder Sennaͤderltin / das Fleiſch / das Marg / die Rinde / das Holtz; Oder ſind ungleichfoͤrmig / indem ſie dem Gewaͤchſe / ſei - ner Arth nach / ungleich ſind / als da ſind die Wur - zel / der Stamme / der Aſt / das Schoß / das Aug oder die Bolle / die Bluſt / das Lufftroͤhrlein / die Frucht / der Saame / das Gaͤbelein / das Zwick - lein oder die Krambe / die ſich anhaͤnget.

Von denen gleichfoͤrmigen Theilen der Gewaͤchſen.

Die Zaͤſer - oder Faͤſerlein ſind Haar-kleine duͤnne Faͤden / welche durch die Wurtzen und das Fleiſch der Pflantzen ſich außſpreiten / derſelben die Nahrung mittheilen und ſie beſteiffen. Die Zaͤ - ſerlein gleichen in denen Baͤumen und Blaͤtteren einem Zettel / und demnach ſind ſie die kleinſten und dünneſten Wuͤrtzlein / die in der Erden ſich auß - daͤhnen.

Die Nerven oder Sennaderen des Gewaͤchſes ſind die außgeſtreckten / hart aneinander halten - den und veſten Theile deſſelben / die ſich leicht von dem Fleiſch ſoͤnderen / und der Laͤnge nach ſpalten laſſen; Sie gleichen einem langen Faden / welcher die anderen Glieder durchſtreichet / wie in dem Breitenwaͤgrich zu gewahren / der daher fuͤnfaͤd - rig genennet wird.

Das7Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen.

Das Fleich der Gewaͤchſen iſt deſſen veſter Theil / der ſich auf alle Weiſe / der Quer / der Breite und Laͤnge nach / zertheilen laſſet / wie eine ſolche Matery an den meiſten Fruͤchten zu erbli - ken / die mit einer Schelffte oder Haut uͤberzogen / als die Biren / Apffel / Pflaumen / Zwetſchgen / ꝛc. ſind.

Eigentlich bedeutet das Fleiſch daßjenig weiches Weſen der ſafftreichen Fruͤchten / welches ſonſt die Pulpa, gleichſam die Maul / das dick Fleiſch ohne Bein heiſſet / das zwuͤſchen der Spalt-Aderen li - get / wie an der Caſſia, den Braͤnnaͤßlein u. a. m. zu ſehen. Diß Fleiſch aber wird den feſten Theilen des Gewaͤchſes zu gerechnet / in dem Gegenſatz ge - gen den feuchten und geiſtreichen Theilen deſſelben.

Das Marg iſt das ſchwammichtes Weſen / das in Mitten des Stammens und der Aeſten der haͤr - teren Gewaͤchſen enthalten / wie in dem Holder - Attich - und Tamarßiken-ſtauden gewahret wird; Weil nun das Marg den mittleren / weicheren und edleren Theil eines jeden Gewaͤchſes vorſtellet / ſo wird es auch das Hertz und die Gebehr-Mutter ge - nennet.

Die Rinde iſt gleichſam die Decke und das Kleid des Gewaͤchſes / darinn hartes und lindes under einander eingewuͤrcket / ſich leicht von dem Holtz und Fleiſch abſoͤnderen oder ſchellen laſſet.

Die auſſere Rinde des Gewaͤchſes iſt gleichſam der Pantzer / der ob dem Kleide hergehet / oder wie eine Ruͤffe einer Wunden / die das neu-wachſendeA 4Fleiſch8Das 1. Capitel:Fleiſch verwahret; da die inneren gleichſam der Rock oder das Hemd iſt / das an dem Holtze / als am Leibe anliget / und heiſſet der Baſt / darauf man ſchreiben kan / auß was Matery er immer werde; dann man auß dem Baſt der Baͤumen gantze Buͤcher Blaͤtter-weiſe zuſam̃en gebunden / ehe der Gebrauch des Papyrs und Pergaments aufkommen war. Dergleichen ſihet man an den Linden / Buchen / Bircken.

Vorauß aber iſt das Holtz der Baͤumen / Stau - den und Geſtraͤuchen ein hartes / zaͤſerichtes / aller Welt bekantes Weſen / das zur Abkochung unſe - rer Speiſen ſehr dienlich.

Von den ungleichfoͤrmigen Theilen der Gewaͤchſen.

Die ungleichfoͤrmige Theile der Gewaͤchſen dauren entweders beſtaͤndig gleich / oder ſie wach - ſen jaͤhrlich wider von neuem. Jene nennet man die beſtaͤndige / dieſe aber unbeſtaͤndige Theile.

Die Wurtzel iſt der allernoͤthigſter Theil des Gewaͤchſes / darauß der Stamme herfuͤr ſchieſſet / der ſich in viel Aeſte und Sproͤßlein zertheilet / ſo daß es ſcheinet / als ob das Gewaͤchs auß vielen zuvor abſonderlich auß der Erden herfuͤr gezognen Faͤden zuſammen gefuͤgt / und darauf in dem Stammen / gleich als in ein Buͤſchelein einge - bunden / aber bald wider in Aeſte und Blaͤtter außgeſpreitet worden ſeye.

Dieſe7[9]Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen.

Dieſe Wurtzel iſt der unterſte Theil des Ge - waͤchſes / welcher ſich etwas ſteiffer in den Leib ein - tringet / in welchem das Gewaͤchs ſeinen Sitz gewonnen / es ſeye jetz in der Erden / wie die eine gemeine Schoß und Mutter aller Gewaͤchſen / oder es ſeye auf Felſen / zwuͤſchen Steinen / Sand / Kalch / Holtz oder was anders / das ihme bequem ſeine Nahrung darauß an ſich zu zeuhen.

Der Stamme (der ſonſt auch der Strumpf oder Stock heiſſet) iſt der Theile / der einfaltig uͤber die Erden herfuͤr wachſet / und den auß der Wur - zel dargereichten Nehr-Safft an ſich ziehet / und in alle Theile des Gewaͤchſes fortfuͤhret / wird ſonſt auch der Staͤngel genennet.

Der Staͤngel des Gewaͤchſes ſteiget gantz auß - geſtrecket grad auf in die Hoͤhe / ſo daß daran we - der hinden noch vornen her / weder Rechts noch Lincks kein Underſcheid zu erſehen. An dem Baum - und Stauden-Gewaͤchſe heiſſet es der Stammen / an denen Korn - und Getraͤid-Fruͤch - ten aber der Halme.

Der Aſt iſt wie ein Arm des Gewaͤchſes / der auß dem Stammen entſproſſen / ſich in vielerley Zweyglein und Schoſſe außbreitet / gleich wie auß dem menſchlichen Leibe von der Huft und Schulter die Glieder mit ihren Gelencken und Fingeren an Haͤnden und Fuͤſſen herfuͤr gehen: Alſo trucken auß dem Stammen und Staͤngel mancherley Aeſte herfuͤr / welche die Fruͤchte ohne des Baums oder Halms Schaden reichlich tragen moͤgen.

A 5Das10Das 1. Capitel.

Das Sproͤßlein iſt ein Schoͤßling / der auß dem Aſt herkomt / und mit dem Gewaͤchs-Geiſte gantz außgeſchwaͤngeret iſt / daher es einfaltig zart und duͤnn auß den Aeſten herfuͤr bricht / und zum neuen Aeſtlein wird / das zum zweygen tuͤchtig / oder daran ſich am Halme die Aere zur Saat ge - ſtalten.

Die Lufft-Aederlein ſind kleine / in der Wur - zen der Baͤumen befindliche Kreiß-weiß gewun - dene Roͤhrlein / welche mit einem Nez-foͤrmigen Geflechte umſchloſſen / deſſen Zwuͤſchen-Raum hartlechte Holtz-Zaͤſerlein außfuͤllen / die dann ſamtlich mit einer weichen und dicklichten Rinden zu gedecket ſind / und in Holtz-Faͤſeren und Lufft - Schlaͤuchleinen oder Blaͤßleinen beſtehen.

Die Aeuglein oder Bollen ſind ein Begriff des gantzen Gewaͤchſes / und gleichſam ein anwachſen - der Saame / ein Siebe / dardurch der Nahrungs - Safft in ſeinem Lauff ordenlich außgetheilet wird / daß darauß eine neue Pflantze erwachſet / und den Baum ſelbs erneueret. Wann der Baum / nach ſeiner Winter-Ruhe / wider ſchwanger zu werden anhebet / ſind die Bollen oder Augen das erſte / daß er widergebihret / und gehen dem Bluſt vor / der in dem Auge oder Bolle eingewiklet liget.

Die Blaͤtter ſind die breiteren Theile der Ge - waͤchſen / die von den Aeſtleinen herab hanget / alle Jahre neu wachſen und wider abfallen / und die - nen zum Schutze des Bluſts / der Fruͤchten / und des Stammens. Hiemit daͤhnet ſich ein Blat vonſei -11Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen. ſeinem Sitz oder Grund alſo auß in die Hoͤhe / Laͤnge / Breite und Dicke / daß in ſeiner inneren und aͤuſſeren Flaͤche underſcheiden iſt.

Die Blumen hangen an denen Staͤnglen und Aeſten / damit ſie die Frucht einſchlieſſen / und wider die harben Luͤffte verwahren. Sie beſtehen aber auß denen allerzaͤrteſten vielfaltig-gefaͤrbeten und geſtalteten Blaͤttleinen / Haͤußleinen / Kaͤlch - leinen / Faͤdemleinen / daran kleine Saamen - Floͤcklein oder Bluͤſtlein hangen.

Alſo iſt der Bluſt oder die Blume der zarteſter Theil des Gewaͤchſes / furtreflich an Farbe oder an Geſtalt / oder an Bildnuß zugleich / und ent - haltet den erſten Beginn der Frucht.

Der Knopff oder das Schaͤchte lein iſt der Ge - halter des Bluſts oder der Blume / fuͤrnemlich der Roſe / eher ſie ſich ſpaltet und oͤffnet; Zuweilen deutet man darmit an die erſt ginnende / noch un - aufgeſchloßne Roſe / den Roſen-Knopff. Ge - meinlich aber verſtehet man dardurch das Haͤuß - lein / darinn erſtlich die Blume / hernach der Saa - men der Kraͤuteren und die Frucht der Baͤumen verdecket wird.

Jn Mitte der Blume befinden ſich die Faͤdem - lein / daran der Bluſt-Saame hanget / daher dieſe Mitte der Nabel heiſſet / beſtehend auß zarten duͤnnen / ablangen Theilken / gleich den Haaren. Bißweilen ſind ſie etwas dicker / bald ragen ſie et - was wenigs in der Hoͤhe herfuͤr mit klemmen Spitzleinen / welche den ablangen / doch etwasſteiffe -12Das 1: Capitel. ſteifferen und dickeren / in der Mitten des Nabels hafftenden ſtylum oder Steffzen umgeben.

Dieſe Faͤdemlein oder ſtamina ſind entweders Saamen Faͤdemlein / die einen kleinen Saamen / gleich Gluffen-Knoͤpffen auf ſich tragen / wie wir an den Tulipanen und Gilgen ſehen; Oder ſie ſind Bluſt-Faͤdemlein / die mit artigen Loͤckleinen pran - gen / wie an der Ringel-Blume und Rheinfahren zu beobachten.

Dieſe beyderley Blumen-Faͤden nehren die Bienen / indem ſie den Honigſeim darauß ſaugen / und dienen zugleich zur Zierd und zur Underſchei - dung der Blumen.

Die Frucht iſt entweders ein bloß-ligender / oder mit Fleiſche zu ſeiner Erhaltung bedeckter Saa - me / der Leuthen und Viehe zur Nahrung gedeyet.

Es iſt aber die Frucht eine neue Geburt der Ge - waͤchſen / voller Safft und Krafft / der wahrhafft Saamen-Gehalter / wie die Bieren / Apffel und Zwetſchgen / u. a. m beweiſen. Sie beſitzet aber den Urſprung ihrer Benennung nicht von dem La - teiniſchen fruendo, von dem genieſſen / ſonder von dem alt-deutſchen frut / woher unſer noch braͤuch - liches Wort frutig abſtammet: dann die frutige Arbeit bringet die Frucht herfuͤr / welches von al - len Feld-Fruͤchten zu verſtehen. Eigentlich zu re - den aber bemercken wir unter dieſem Nam̃en das jaͤhrlich Wachßtum einer Pflantzen / das an dem Bluſt hanget / und darauf folget / das von ſich ſelbſt abfallet / und von der Erden / oder einer an -deren13Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen. deren bequemen Gebehrmutter wider empfangen wird / und ſich alſo in ein anders neues Gewaͤchs fortpflantzet.

Der Saame iſt das gantz kleine Gewaͤchs ſelbs / das ahrtig und kunſtlich mit zweyen Hertz - Blaͤtlinen / einem Stengelein und hervorꝛagen - den Spitzlein eingewickelt iſt / welches lezter her - nach das Wuͤrtzlein abgiebet.

Das Gaͤbelein ſind die zertheilte Faͤden an den Zwuͤcklinen oder Kramben / wie wir an den Reb - ſchoſſen gewahren / mit denen ſich die Gewaͤchſe anhaͤngen zu ihrer Beveſtigung und Erhaltung.

Die Krambe oder Zwicklein (capreoli) ſind die etwas ſtaͤrkeren Faͤden der Gewaͤchſen / mit denen ſie ſich an die Baͤume oder Stangen (Sti - kel oder Scheyen) herum ſchwingen und ver - wicklen / daß der Sturm des Winds ihnen nicht ſchadet. Sie entſpringen ſonderlich auß den Aeſten und aͤuſſerſten Theilen deren Gewaͤchſen / welche etwas getrehete Staͤngelin haben und in die Hoͤhe wachſen / wie von denen Winden-Ge - waͤchſen / Reben / Erbſen / Schmaͤr-Wurtzel / und andern Huͤlſen-Gemieſe geſchihet / welche ſich gern an anderen Gewaͤchſen und Stengel anflech - ten.

Wann das Gewaͤchs anhebet zu keimen / ſo tringet der durch die hohlen Gaͤnglein der Wur - zel eingeſogenes Nehr-Safft durch vielfaltige Filterirung in den Stammen / und nach man - cherley Jaͤhrung und Reinigung in die Aeſte undZweyge14Das 1. Capitel. Zweyge; daher die Aeſte und Zweyge wie der Stamme und die Wurtzel auf alle Seithen wach - ſet. Es wird aber der Nehr-Safft gereiniget / von allem / was ſich nicht zum Wachßtum ſchicket / oder das durch die holen Gaͤnglein nicht tringen kan / als die je laͤnger je aͤnger geſtaltet ſind; durch dieſe Reinigung krieget der fluͤchtig Geiſt deſto groͤſſere Freyheit und freyere Bewegung ſich im - mer hoͤher zu ſchwingen / daher iſt er viel vollkom - ner in den Aeſten als in der Wurtzel und dem Stammen / aber zum vollkommenſten in dem Bluſt / durch deſſen lieblichen und geiſtreichen Ge - rung er ſich am empfindlichſten zeiget: Endlich ſtoſſen uns noch die uͤberigen Theile der Gewaͤch - ſen auch zu erklaͤhren. Nennen wir

Acinum, ſo verſtehen wir dardurch nicht das Kernlein in den Trauben / ſonder die gantze Frucht / das gantz Beehre / deſſen Safft ſamt dem Kern - lein noch inner der Haut eingeſchloſſen iſt.

Durch Alabaſtros deuten wir an die gruͤnen Hertz-Blaͤtlein und Knoͤpffe / eher ſich die Blu - me aufſchlieſſet.

Cima iſt eine neue Geburt / ſo zu erſt herfuͤr ſproſſet und gruͤnet / als das allerzaͤrteſtes und dinneſtes Staͤngelein / wie am Kabis zu erſehen.

Gluma oder Utviculus iſt die Huͤlſe oder Saa - mengehalter an denen Erd-Fruͤchten; hat ſeinen Nammen von dem Glubendo oder Schellen / weil dieſe Huͤlſe von dem Kernlein abgeſchellet werden muß / als die denſelben gleichſam in ſich verſchlukthal -15Von den Gewaͤchſen und derſelben Theilen. haltet / wie an der ungeſtampfften Gerſten / unge - ſtampfften Reiſe und andren zu ſehen.

Juli werden geneñet die Kaͤtzlein an den Haſel - ſtauden / Nußbaͤumen u. a. m. die wie ein laͤng - liches Wuͤrmlein herab hangen / und nichts an - ders zuſeyn ſcheinen als ein Blumen-Zettel.

Locuſtæ ſind die oberſten Huͤlſen-Spitzen am Haber / ſamt dem an langen Faͤden herabhangen - den Saamen / ſo genennet / weil ſie um etwas den Heuſchrecken gleichen. Man gibet dieſen Nam - men auch den oberſten Sproͤßleinen oder Buͤſche - linen an einer gewuͤſſen Gattung Graſes.

Pericarpium iſt ein jede Haut oder Gehalter des Saamen / es gleiche der dem Pergament / wie am Ulmen-Baum und der Kalbnaſen / oder er ſeye haͤrter / wie an den Keſtenen zuſehen / oder er ſeye um etwas fleiſchicht wie an vielen andern / man nennet ſie ſonſt auch Utriculos, Schlaͤuch - lein.

Spica iſt / was der Halm zu oberſt außgeſtoſſen / und enthaltet den Kernen ſamt dem Ahre - Pflaum pluma und den Aere-Haaren / oder die Spi - ca iſt auß dem Bluſt oder Saamen dick aneinan - der gefuͤget / daß es einem aufrechten ablangen Kegel gleichet / oder auch ſpitzig ſich außſtrecket / wie am Schoßkraut / Wullkraut / Wegrich / Luteola / Orant / Durchwachs / Roggen und Gerſten zugewahren.

Stolones ſind die uñuͤtze Neben-Schoſſe / welche von der Wurtzel und dem Stammen nel enzu her - auß wachſen.

Tal -16Das 1. Capittel

Taleæ ſind die Setz-Zweige der Baͤumen / oder abgeſchnittene Schoſſe / die man zu beyden Sei - then abſchneidet und zur Fortpflantzung in die Erden ſtecket oder eynleget.

Thyrſus iſt 1. ein von dem Gewaͤchs grad in die Hoͤhe aufſteigender Stengel / die gleich einer Ru - then aufſchieſſet; Die Kraͤutler geben zuweilen auch dem Aehre dieſen Nammen. 2. Alſo werden auch genennet die mit Laub umwundene Spießli der Bachus-Bruͤderen / die ſie in ihren Umzuͤgen truͤgen.

Turiones, der Jahr-Wachs / das ſind die Gipffel oder oberſte Dolder an den Baͤumen / Stauden oder Kraͤuteren / welche jedes Jahrs in ihrer Zaͤrte aufwachſen / und gleichſam die Waͤich - linge ſind.

Umbilicus, alſo wird vorderſt genennet das mittelſt an dem Obs / und ſtehet dem Still entge - gen entweders vorauſſen an der Frucht / oder in - ner derſelben. Wir heiſſen es das Buͤtſchge. 2. Demnach wird dardurch verſtanden das mit - telſte der Blumen / wo der Steffze oder Zettel her - fuͤrkeimet.

Das 2. Capitel. Von dem Geſchmack der Kraͤuteren.

DEr Geſchmack iſt ein Vorwurff des Kieſens / (objectum guſtus lapor) und wird vermit - telſt der zarten Aederleinen der Zungen gefuͤhletdurch17Vom Geſchmack der Kraͤuteren. durch Mitwuͤrckung des Mund-Waſſers / wel - cher die Salze aufloͤſet / und die denen Nerfen-Aeſt - leinen zu leitet / und verſchiedene neue Empfind - lichkeiten außuͤbet.

Auß der richtigen Vereinbahrung obgedach - ter theils weſentlicher / theils vollkomner Theilen / entſtehet in jedem Gewaͤchs ein gewuͤſſer Ge - ſchmack / Geruch / Farbe / Geſtalt / und andere ſolche Eigenſchafften / die man fuͤhlen kan / dahes ſo viel verwunderliche Wuͤrckungen und Kraͤffte entſpringen / als vielfaltige Gattungen derſelben ſich befinden.

Jch mache aber keinen Underſcheid zwuͤſchen dem Geſchmack und dem Dinge / das ſich kieſen laſſet / welches ein Saltz iſt / dasauf der Zungen den Geſchmack verurſachet: dañ ſie ſind auch nicht wuͤrcklich von einander underſcheiden / und laſſen ſich auch nicht ſo von einanderen geſoͤnderet be trachten / ſo wenig als ſich die Waͤrme von dem - Feuer / der Geruch von denen wol-riechenden Din - gen / oder auch andere Eigenſchafften von ihren unterworffnen (ſubjectis) trennen laſſen. Das Fuͤhlen des Geſchmacks beſtehet nicht in dem Be - taſten / ſonder in dem Kieſen des Dings / das ei - nen Geſchmack hat / welches mit der Zungen ge - ſchiehet.

Die Matery / die ſich kieſen (koſten) laſſet / und den Geſchmack gibet / iſt ein Saltz / welches von dem Mund-Waſſer aufgeloͤſet wird / die Gehal - ter der Zungen-Nerfen durchtringet / und die Zaͤſerlein derſelben mit ſeinen Stachlen und EckenBreitzet.18Das 1. Capitelreitzet. Obwol aber jeder Geſchmack ſeinen Ur - ſprung von einem Saltze hat / iſt er doch under - ſcheiden und veraͤnderet je nach der Vermiſchung anderer Theilen in denen Dingen / die man kieſen kan / und dieſe Vermiſchung und Veraͤnderung gebiehret ſo viel Hauptgattungen des Geſchmaks / daß ſie kaum in gewuͤſſe Ordnungen zu bringen / geſchweige / daß dann deſſe abſonderliche Gattun - gen von einem Gemuͤthe begriffen werden moͤgen.

Und ob wir ſchon hier ins beſonder des Saltzes gedacht / thun wir doch Meldung des Geſchmacks eines gantzen Gewaͤchſes / weil wir deſſen Krafft auß dem Geſchmack erforſchen: dañ der Scheid - Kunſt (chymiæ) ſtehet zu deſſen jede abſoͤnderliche Theile zu underſuchen.

Die verſchiedene Bildung der Saltzen kom̃et her von der verſchiedenen Bewegung der Mate - ryen; Alſo entſpringen die fluͤchtigen Saltze von ei - ner ſtaͤrkeren / die ſauren und fixen von einer ſchwaͤ - cheren Bewegung. Daß aber die Bewegung man - cherley Geſtalten abbilde / iſt in denen chymiſchen Kriſtaliſierungen / in der Arbeit der Haffneren / und in allerley Traͤchßler-Wercken zu gewahren.

Man kan auch die Wuͤrckungen dieſer Saltzen in denen verſchiedenen Geſchmaͤcken ſelbs wahr - nemmen / als zum Beyſpiele: Der ſtechend Ge - ſchmack iſt wie eine Nadel / der reiſſend und zehrend wie ein Angel / Stachel und Meſſer / der beiſſend wie ein Keil und Zahn / u. a. a. geſtaltet / an denen die ſtarck-bewegten Theilein zerbrochen die Ecklein abgeſchliffen / und ſo weit getrieben werden / biß ſiekugel -19Vom Geſchmack der Kraͤuteren. kugel-rund gebildet ſind; werden ſie aber nur ſchwach und wenigbewegt / ſo behalten ſie ihre Veſte und irꝛdiſches Gewicht der Schwere.

Der Geſchmack wird fuͤr warm / kalt oder mit - telmaͤſſig gehalten / je nach ſeiner Wuͤrckung / die er zu letſt hinder ſich laſſet / und ſolche befinden wir ſie / wann wir ſie nach ihren webenden Kraͤfften erforſchen / da dann zwar nicht meine Meinung iſt / daß des Geſchmacks Waͤrme oder Kaͤlte / ꝛc. unmittelbar von der Zungen geſpuͤret werde / ſon - der daß der auf der Zungen verſpuͤrter ſcharffer / geſaltzner / ſaurer u. a. Geſchmacke hernach waͤr - mende / kaͤltende / oder das Mittel treffende Wuͤr - kungen habe.

Die waͤrmende Geſchmaͤcke erhitzen die Zunge und den Leib / und deren ſind dreyerley / der ge - ſaltzner / der bitter und der ſcharff. Der ſaltzicht durchdringet / der bitter troͤcknet / und derſcharff oͤffnet und duͤnneret; Und dieſe Wuͤrckungen er - zeigen ſie auf der Zungen / in dem Gebluͤte / und unſerem gantzen Leibe.

Der Saltz-Geſchmack reiniget und ſaͤuberet die Zunge / indem er die troͤcknet; er enthaltet ſich in mittelmaͤſſiger Matery / befindet ſich in trocknen und irꝛdiſchen Artzney-Kraͤuteren / und wird ver - mercket wann man die zu Aſchen verbrennet / und das in ſich habend Saltz außzeuhet / durch Auß - laugung der Aeſchen. Wann durch der Sonnen - Hitz das ſuͤß aufgeloͤſet / und deſſen irꝛdiſcher Theil verbrennet wird / krieget der Saltz-Geſchmack den Vorzug: dann wann ein Ding von ſich ſelbs zurB 2Ver -20Das 2. Capitel. Verweſung eilet ſo verraͤuchet das geiſtreich (ſpi - rituos) und ſchwebelicht / daß es in ſich hat / das waſſerichte verflieget in dem Dampffe / und nach dem waſſerichten bleibet deſſen irꝛdiſches Weſen / und darinn das ſaltzicht am Boden ligen. Was ſaltzicht iſt / tringet ſaͤnfftlich durch / loͤſet auf / rei - niget und fuͤhret ab die waͤſſerigen Feuchtigkeiten / indem es die hefftiglich troͤcknet / ja / woruͤber ſich zu verwunderen / ſo hat es eine Krafft zuſammen zu ziehen. Auß dieſen Wuͤrckungen laſſet ſich ge - wuͤß ſchlieſſen / was die Urſach des Saltz-Ge - ſchmacks in denen Pflantzen ſeye: dann wann in dem Saltze ſelbs nicht ein guter Theil irꝛdiſchen Weſens mit eingemiſchet were / wurde es weder zuſammenziehen noch troͤcknen; und wo die irꝛdi - ſchen Theile deſſelben nicht von der Hitz um etwas were gleichſam verbrennet worden / indem ſie das feuchtes verzehret / ſo wurde es nicht der Verfaͤu - lung wehren: dann es erwecken die Faͤulung ei - gentlich was ſuͤſſe und ungeſchmackt iſt.

Die Saltz-Geſchmaͤcke ſind underſchiedlich / der ein gleichet dem Saͤxiſch-Halliſchen Saltze / der ander dem Salpeter / der dritt dem Alaun / der viert dem Salmiax / der fuͤnft dem Vitriol / der ſechßt iſt aromatiſch / oder hat einen Gewuͤrtz-Ge - ſchmack / der fibend iſt oͤlicht / und der acht wie Zucker-ſuͤß / worunter man die fluͤchtigen und we - ſentliche (eſſential -) Saltze rechnet.

Das Saͤxiſch-Halliſch Saltz gleichet im Ge - ſchmack unſerm gemeinen Saltz / daher das Saltz / das auß verbrennten Krauteren gezogen worden / und gleiche Arth und Wurckung mit dieſem ge -21Vom Geſchmack der Kraͤuteremmeinen Kuchen-ſaltz hat / auf gleiche Weiſe / wie das Kuchen-ſaltz zu geruͤſtet / gereiniget / verkal - chet (calciniert) durch den Kolben abgezogen / (diſtilliert) und verſchaͤrffet (ſublimieret) wird.

Der Salpetriſch Geſchmack hat eine Bitterkeit mit Saltz vermiſchet in ſich.

Der Alauniſch iſt harb-ſaltzicht / der die Zunge zuſammen ziehet / und ſo fort an.

Das Eſſential - oder weſentlich Saltz iſt nichts anders als ein Saltz / das etwas wenigs vervoll - komnet und außgearbeitet / dem Nehrſafft einver - miſchet / und dem um etwas groͤberen Weſen ein - verleibet iſt / wie in dem Wermuth-ſaltze / Car - denbenedicten-ſaltze / Bocksholtz-ſaltze / Senff - ſaltze / Loͤffelkraut-ſaltze / ꝛc.

Der bitter Geſchmack iſt der Zungen unlieblich und hitziger als der Saltz Geſchmack / hat auch eine dicke irꝛdiſche Matery in ſich / wie in dem Wer - muth und Aloe verſpuͤret wird.

Es entſpringet aber das Bitter von der Fet - tigkeit und dem Suͤſſen / das durch die Hitz aufge - troͤcknet worden / wie es ſich an dem Wein / an dem Zucker / Magſaamen-ſafft / ꝛc. beſcheinet / welche Stuck alle vom Anfang lieblich ſuͤß ſind / aber durch ſtarckes einkochen eine Bitterkeit be - kommen / und entzuͤndlich werden: dann wann die ſtarcke Hitz die troͤckneren Theile der Fettigkeit reget / und darinnen wuͤrcket / machet ſie die noch ſchaͤrffer / daß ſie dardurch in kleinere Theile zer - malmet werden / welche die Zunge nicht anderſt / als einen lebendigen Kalch durchtringen / den manB 3mit22Das 2 Capitel. mit Waſſer abgeloͤſchet / da deſſen brennende / mit den irꝛdiſchen / gar ſubtil vermiſchte Theile / dar - von fliegen.

Die bitteren Gewaͤchſe haben eine Krafft zu troͤcknen / die Schweiß-Loͤcher und Blutgaͤnge zu reinigen / und der Faͤulung zu widerſtehen / weil ſie die Feuchtigkeiten an ſich ziehen.

Die Gattungen des bitteren Geſchmacks ſind gallig / oder der der Gallen / der Aloë, dem Bit - ter-ſaltz / dem ſal gemmæ, wie auch der Myrꝛhen und Coſtus an Bitterkeit gleichen / neben ande - ren / ſo denen erzehlten Gattungen zu gerechnet werden moͤgen.

Der ſcharff Geſchmack iſt es / der auf die Zunge und den Mund ſticht und beiſſet / wie an dem Pfeffer und den Gewuͤrtz-Naͤgelen zu gewahren / deren Schaͤrffe kaum zu milteren. Dergleichen ſind auch der Kreſſich / der Senf / oder Racketen - Kraut / u. a. m.

Der ein dieſes ſcharffen Geſchmacks iſt etwas geſchlachter und milter / der ander aber iſt gar ſcharff und ſtreng. Der geſchlacht / und milter - ſcharff Geſchmack iſt zur Speiſe dienlich / als Kreſſich / Knoblauch / Zwibelen / Keller-Halß / Natter-Wurtz / Senf-Kraut. Der gar ſcharff und ſtreng Geſchmack aber dienet zur Artzney / und beſtehet in denen brennenden / Schweiß-treiben - den / Bruſt-reinigenden / Monatbluſt-foͤrderen - den / u. a m.

Kraͤuter von brennender Arth ſind die / die den hoͤchſten Grad der Hitze uͤberſteigen / wie an denetzen -23Vom Geſchmack der Kraͤuteremetzenden / Blatter-ziehenden / um ſich freſſenden und toͤdenden Sachen beobachtet wird.

Under die allerſchaͤrffeſten Gewaͤchſen wuͤrcken die einen auß Handgreifflich offenbarer / die ande - ren aber auß verborgner Krafft. Jene ſind eines dicken brennenden Weſens / wie die Aron-Wur - zel / der Senff / der Hahnen-Fuß / Jupiters Flamme oder Beinwinde / Zyland / u. a. m. Die hitzigen Kraͤuter aber / die auß verborgner Krafft wuͤrcken / ſind gantz feurig / freſſen um ſich und er - toͤden / als die nicht mit einer auß duͤnner und di - ker Matery vermiſchten Schaͤrffe (ob die wol nicht uͤberall außzuſchlieſſen) und gewaltigeren Hitze getrieben werden / ſonder die mit ihrem gantzen Weſen wuͤrcken / ſonderlich wann ſie aufgeloͤſet und fluͤchtig gemachet werden.

Des ſcharffen Geſchmacks Wuͤrckungen ſind / daß ſie erwaͤrmen / zertheilen / verduͤnneren / den Luſt zum eſſen erwecken / Blaͤſte treiben / die Wur - me toͤden / die Monatbluſt furderen.

Alle ſchaͤrfferen Gewaͤchſe halten am meiſten des fliegenden Salzes in ſich; Nachdem nun ei - nes deſſen viel oder wenig in ſich mit fuͤhret / nach dem wird auch deſſelben Gewaͤchſes Schaͤrffe vermehret oder verminderet / wie in dem Kreſ - ſich und Eiſenkraut-Weiblein bekant: Sind dieſe fluͤchtige Saltze in den Gewaͤchſen oͤlicht / ſo geben ſie das allerkraͤfftigſtes Gewuͤrtz ab / als den Zimmet / den Majoran / Roſmarin / Thym / Krauſenmuͤntze / kleinen Coſtantz / Lieb - ſtoͤckel / u. a. m. die alle vorgemeite Kraffte furtref - lich in ſich haben.

B 4Es24Das 1. Capitel.

Es koͤnnen zu den Gewuͤrtz-Gattungen noch etliche theils geſaltzene / theils bittere Kraͤuter ge - zehlet werden / als die ein Geruch und Geſchmack von ſich geben. Der ſcharff Geſchmack iſt entwe - ders waͤſſericht oder irꝛdiſch / durchfreſſend und faͤulend / gifftig / oder auf Gewuͤrtz-ahrt zickend. Der Saltz-Geſchmack hat ſeinen Urſprung von der Stahel-Nadel - und Borer gleichenden in ſich haltenden Theilchen; des bitteren Geſchmacks aber von den Gablen / Zincken und Strehl glei - chen / wie des ſcharffen Geſchmacks von denen eckichten / ſcharff ſchneidenden / geringelten / duͤn - nen / durchſchneidenden Theilen / welche jedes Ge - waͤchs nach der Arth ſeines Geſchmacks in ſich hat. Daß wir nicht auß dem Lufft reden / ſo ſind dieſe Geſtalten durch die Verkriſtaliſierung / auß ihren Wuͤrckungen / und durch die Vergroͤſſerungs - Glaͤſſer zu erkennen.

Das 3. Capitel. Von denen uͤbrigen Kraͤuter-Ge - ſchmaͤcken.

DJe kaͤltende Geſchmaͤcke ſtechen mit ihret Reßlichkeit (Reſſe) auf die Zunge / und haben in dem menſchlichen Leibe eine kuͤhlende Krafft; deren ſind dreyerley / ſaur / harb und roh oder unreiff Wie die waͤrmende Geſchmaͤck waͤr - mende Kraͤfft außwuͤrken / alſo hinderlaſſen die kuͤhlende Geſchmaͤke gleiche Wuͤrkung auf der Zungen und im Gebluͤte / vonwegen der Ruheund25Von den uͤbrigen Kraͤuter-Geſchmaͤcken. und der irꝛdiſchen Arth der kleinen Theilen / mit denen der lebend Kraͤuter-Geiſt belebet und be - ſchwert iſt.

Der ſaur Geſchmack beiſſet auf die Zungen oh - ne Empfindnuß der Waͤrme / wegen der in ſich haltenden ſchneidenden Geſtalt / wie in der Saur - ampffer / Zitronen und Erbſelen.

Dieſe Reſſigkeit verurſachet des Saurſaltzes keilfoͤrmige Geſtalt / welche von dem Mangel der bewegenden und waͤrmenden Theilen herkommen / welche ſonſt durch Abſtoſſung der Ecken an dieſen kleinen Leiberen eine runde Geſtalt bekommen / und durch die Bewegung ſich glatt ſchleiffen wurden. Daher koͤnnen die ſaltzichte / oͤlichte oder gewuͤrtzte Artzney Mittel alle Saͤure daͤmmen und deren Jaſt ſtillen. Dieſer Geſchmack befindet ſich mei - ſtens in denen Gewaͤchſen / welche von der Son - nen entlegen / und auf keinen Schweffel-Gruͤn - den wachſen / auch deſſen wenig in ſich haben / und ſind nur um einen Staffel von dem harben Ge - ſchmack underſcheiden / weil ſie weniger Feuchtig - keit als dieſe in ſich haben; daher geſchihet / daß deren anfaͤnglich holtzichte / trockne / und zugleich harbe Fruͤchte durch zukommende Feuchtigkeit ſaur worden.

Die ſauren Gewaͤchſe haben Krafft abzukuͤhlen / zuſammenzuziehen / durchzutringen und zu zerthei - len / die Fluͤſſe zu hindertreiben und zu beſtellen / alle ſchaͤrffe zu vertuffen / das ungeſchmak und ſuͤß kraͤfftig und angenehm zu machen. Weil das ſaur die Geiſter zuſammen vereinbahret (concentriert) B 5und26Das 3. Capitel. und deren Bewegung haͤmmet / das Gebluͤt dick / (oder geſtocket) und das Lufft-ſaltz beſtaͤndig ma - chet (figieret;) das Saur fuͤllet das Gebluͤt an mit ſeinem irꝛdiſchen Weſen / und tringet ſchnell durch / weil ſeine Theilchen auf der einen Seithen keilfoͤrmig / vornen ſpitzig und ſcharff / auf der an - deren aber / als am Ende / ſtumpff und breit. Es hindertreibet die Fluͤß / indem es die Zaͤſerlein ſteiffet / als wann ſo viel Naͤgel da weren einge - ſchlagen worden. Dieſe ſcharffe Dinge verſtopf - fen / weil ſie die Bewegung hemmen und die Al - kalia milteren / aufloͤſen / in Jaſt bringen und ver - ſtoͤren; ſie ſtercken was ſuͤß und ungeſchmack iſt / weil ſie in den ſuͤſſen und ungeſchmackten Dingen enthaltenen Geiſt auftroͤcknen und in Jaſt brin - gen.

Des ſauren Geſchmacks Gattungen ſind / die dem Saurampffer-unreiffer Trauben-Zitronen - Granatapffel-Erbſelen-St. Johannes-Traͤub - lein-Saͤffte / oder dem Vitriol - oder Eſſich-Ge - ſchmack gleichen.

Die ſauren Dinge ſind under einanderen / je nach der Ahrt der Gewaͤchſen underſcheiden: dañ in den einten zicket die Saͤure auf eine Suͤſſe / in den anderen auf eine Raͤſſe / bald auf eine Herbe und Raͤuche / oder auf einen anderen reineren oder vermiſchteren / oder gemaͤſſigteen oder uͤbermaͤſſi - gen Geſchmack.

Der harb Geſchmack iſt eine unvollkommene / unaußgekochte Saͤure / die den Mund zuſam̃en ziehet und kuͤhlet / wie an dem Gaͤrberbaume / Gra -nat -27Von den uͤbrigen Kraͤuter-Geſchmaͤcken. natſchelffen / Gallapffel / Kaſtanien u. a. m. zu ge - wahren. Deſſen Urſach iſt die viele der irꝛdiſchen / kuͤhlen und dicken Matery / und das Rohes ſelbs / das etwas feuchtes in ſich enthaltet / und aber mit keiner Waͤrme belebt wird / dann dieſe Gattun - gen ſind eigentlich von einanderen nicht entſchei - den / ohne daß die eine minder / die andere mehr Waͤrme / die eine mehr / die andere minder irꝛdi - ſcher Matery in ſich hat.

Die Wuͤrckung und Krafft des harben Ge - ſchmacks ziehet den Mund zuſammen / kuͤhlet / ſtopffet und daͤmmet oder maͤſſiget die Galle / und diß geſchihet / weil das Harb die Zaͤſerlein der Zungen machet ſtrupffen / und den Jaſt der Gal - len ſtuͤrtzet / dann es iſt Alkaliſcher und fluͤchtiger Arth.

Des harben Geſchmacks ſind zweyerley / ent - weders ſtopffend (ſtyptiſch) oder vitrioliſch.

Der roh oder rauch Geſchmak ziehet den Mund heſſtig zuſammen / und machet die Zunge rauch / worinn er von dem harben Geſchmack fuͤrauß ent - ſcheiden wird / indem der harb Geſchmack etwas milter iſt / wie man deſſen in denen ſo genannten Langbieren / und anderem unreiffem Obſe und Trauben wahrnimmet.

Der roh Geſchmack zeuhet mehr von auſſenher zuſammen / da der harb Geſchmack ſolches von ih - nenher thut.

Der roh Geſchmack hat die Krafft zu kuͤhlen / zu troͤcknen / zuſammenzuziehen / und mit Zunahme der Zeit entweder in ſuͤß oder in ſaur ſich zu ver -wand -28Das 3. Capitel. wandlen / wann Waͤrme und Feuchtigkeit zu letſt ſich in dem Gewaͤchſe gemehret / wie zum Beyſpiele deſſen dienen die Quiten / welche einer groſſen Raͤuche ſind / eher ſie reiffen / wann ſie aber die Zeitigung erreichet / werden die einen ſuͤß / die an - deren aber bleiben ſaurlecht.

Hier fraget ſich: Ob das Harb nur Staffel - weiſe von dem Suͤſſen unterſcheiden ſeye? Unſere Antwort ifl: Man muͤſſe / was harb iſt in dopel - tem Verſtand begreiffen / entweders in Betrach - tung / da es noch voͤllig harb / und gar unzeitig iſt / oder in Betrachtung / da es ſchon zu zeltigen an - fanget und reiffet. Jn Betrachtung des erſteren iſt ſuͤß und harb von einandern nicht Staffel-weiſe / ſonder weſentlich entſcheiden. Aber in Betrach - tung der Zeitigung ſteiget das harb nach und nach in die ſuͤſſe / Staffel-weiſe / dann weil das Harb zu ſeiner Zeitigung zihlet / ſo hat es ſchon ein Ver - moͤgen ſuͤß zu werden / hiemit eine verborgene Suͤſſigkeit in ſich / welche nach und nach einen Außbruch gewinnet.

Der roh Geſchmack iſt entweders zuſammen zie - hen / wie das Meerſaltz (ponticus) oder wie die un - reiffen Fruͤchte / oder wie der Alaun.

Es ſind aber nicht nur vielerley Gattungen des harben Geſchmacks / ſonder auch des rohen / daß es unmoͤglich ſie in ihre gewuͤſſe Ordnungen einzu - richten: dann einige Gewaͤchſe haben mehr ſau - res / andere mehr ſuͤſſes / die einen mehr rohes / an - dere mehr harbes / die einen ſchmecken nach Vi - triol / Alaun / unreiffe Trauben / unreiffen Obs /Kaſta -29Von den uͤbrigen Kraͤuter-Geſchmaͤcken. Kaſtanien / Gallaͤpfflen / Eichlen / Granatſchelf - fen / und viel hundert andere Gattungen mehr.

Der ſaur Geſchmack in den Gewaͤchſen entſte - het von viereckichten / Keil-foͤrmigen Theilchen der - ſelben / der harb aber von denen Kamm-Strehl - oder Geere gleichenden Theilchen; da der roh Ge - ſchmack der Pflantzen entſpringet von denen ſtumpff-eckichten Spitzen / die die hollen Gaͤnge und Schweißloͤchlein (poros) leicht verſtopffen.

Die Mittelgeſchmaͤcke haben beydes von dem warm und kalten Geſchmack in ſich / als da iſt der Ungeſchmack / der Fettgeſchmack und das Suͤß. Dieſe behalten das Mittel / nicht / daß ſie weder von Kaͤlte noch von Waͤrme was in ſich haben / ſonder daß ſie beyderley / Waͤrme und Kaͤlte in ſich haben / ſo daß je eins das ander in der Miſchung miltere / und der Zungen und dem Gebluͤte ſo mittheilet / daß ſie weder zu ſehr gekuͤlet noch zu ſtarck erhitzet werden.

Der Ungeſchmack iſt auf der Zungen weder ſuͤß noch bitter / weder ſaur noch reß / weder harb noch roh / und wird in dem lauteren Waſſer und waͤſ - ſerigen Fruͤchten / wie an Pfeben und Kuͤrbſen verſpuͤret. Es iſt / als ob der Geſchmak were ent - zogen worden / und wird in der Vermiſchung mit anderen feuchten Dingen nicht vermerket / noch darinn erkennet / dann es nimmet weder ſaures noch geſaltzes an ſich / auſſert wann ſich die Theile des Vermiſchten von einander ſcheiden / ſo laſſer ſich dann dieſer Geſchmak empfindlich ſpuͤren.

Die ungeſchmackten Dinge haben die Wuͤr -kung /30Das 3. Capitel. kung / daß ſie verdickeren / verſtopffen / linderen / zuſammen fuͤgen und bekleiben. Die verdickerende Krafft entſpringet von deren waͤſſerigen und irꝛdi - ſchen Ahrt / der Urſach ſie auch die Schweißloͤch - lein anfüllen / ſanft machen / und zuſammen fuͤgen.

Die ungeſchmakten Dinge ſind nach der Gleich - nuß ihrer Theilen Vermiſchung unter einanderen entſcheiden / je nachdem ſie mehr oder minder waͤſſeriger - oder irꝛdiſcher Theilen in ſich haben / wie an dem Eyerdotter / am Waſſer / an den Pfeben und Kuͤrbſen zu ſehen.

Der Fettgeſchmack uͤberzeuhet die Zunge mit einer zaͤhen Feuchtigkeit / die ſcheinbarlich keine Waͤrme mit fuͤhret / wie man an dem Oele / an dem Kaͤsleinkraut / Eibiſch / Kirſchbaͤumernen Gummi / und an dem Hartz der Pflaumen gewah - ret. Jedoch hat dieſer Geſchmack eine etwelche / wiewol verborgene Suͤſſigkeit in ſich / und iſt die Matery dieſer Pflantzen feißt / waͤſſerig und ſchwef - lecht / mit was irꝛdiſchem vermiſchet / und daher haben ſie Krafft zu oͤffnen (laxiren) zu erweichen / anzufeuchten / zu linderen u. a. m.

Die einen ſind oͤlichter als die andere / oder ha - ben mehr waͤſſeriger Feuchtigkeiten in ſich. Je fetter dieſer Geſchmack / je heilſamere Pflaſter gi - bet er auch / je beſſer leimet oder fuͤget er zuſamen / erweichet und linderet die Schmertzen. Je minder fett er aber iſt / je troͤckner iſt er / und um ſo viel minder Krafft hat er auch die Schmertzen zu be - ſaͤufftigen.

Der ſuͤß Geſchmack iſt der Zungen lieblich undange -31Von den uͤbrigen Kraͤuter-Geſchmaͤcken. angenehm / und hat nichts widerwaͤrtiges noch unangenehmes in ſich / wie an dem Zucker / Ho - nig / und Suͤßholtz zu mercken.

Die ſuͤſſe Matery iſt wegen ihrer treflichen Zei - tigung / mittelmaͤſſigen Waͤrme / und wegen ihres recht-waͤichen / gleichfoͤrmigen Weſens dem menſchlichen Munde gar lieblich angenehm / da - her eroͤffnet ſie die zarten Zungenloͤchlein / haltet gern ſich darinn auf / erwaͤrmet und befeuchtet die maͤſſiglich / und iſt nehrhafft. Es hat auch die eine Ahrt mehrer / die andere minder waͤſſeriger und oͤliger Feuchtigkeit in ſich / wie Honig / Zu - ker / Manna bezeugen. Das Abkochen oder die Reiffung machet ſuͤß / und foͤrderet die Faͤulung / alſo bekommen die Neſpel / Schlehen / Maulbeere / Hagenbuten durch die Faͤulung ihre Suͤſſigkeit / und ſo man die Biren / Apffel und Zwtſchgen ſaͤnftlich und lang in den Haͤnden reibet / oder die dreyn einſchlieſſet / werden die ſuͤſſe / weil der in der Frucht enthaltener Geiſt / durch die Faͤulung um etwas erhitzet / noch fluͤchtiger wird / deſſen Ur - ſach die ſaͤnfftlinge Weichmachung ſelbiger Frucht iſt / durch welche alle Saͤure und Herbe gaͤntzlich abgethan wird.

Die ſuͤſſen Dinge haben Krafft zu oͤffnen (laxi - ren) milteren / verdaͤuen / zu zertheilen / zeitigen / und zu nehren. Die ſuͤſſen Dinge erhalten die Gei - ſter / und geben ihnen die Nahrung / daher wer - den durch deren Sterckung alle Koch-Taͤu - und Scheidungen deſto vollkommner und beſſer.

Das Suͤß iſt entweder lieblich oder milkicht /bute -32Das 3. Capitel. butericht / eckel-ſuͤß (darab man leicht einen Eckel bekommet) oder ſuͤßholtzig oder gleichet dem Ho - nig oder dem Zucker. Die ſuͤſſen Dinge ſind von einanderen underſcheiden / dann das ein iſt lieb - lich / und gleichet dem Geſchmack der Milch / des Butters / oder der Feißte / und hat die Kraffe zu ſtopffen. Ein anders iſt ekelig / und gleichet dem Suͤßholtz von Geſchmack / und iſt darneben einer ſo durchdringenden Suͤſſigkeit daß es alles in ſich begriffenes / ſaltzichtes oder bitteres Weſſen ver - ſuͤſſet.

Die ungeſchmachten Dinge beſtehen in einer nicht gar rauchen Flaͤche / ſonder ſind gleichſam geſchliffen und glatt / wie an den ſchleimerichten Gummi zu ſehen. Der Fettgeſchmack beſtehet in kugelichten / anhangenden Theilen / die ſich in die Lufft - und Schweißloͤchlein hinein ſchwingen Und der ſuͤß Geſchmack hat auch kugelichte und bieg - ſame linde ſpitzige Theile / welche mit einem kitz - lichten Jucken die Zunge erfreuen.

Und nun ſind dieſe die einfachen und gemein - ſten Geſchmaͤcke der Gewaͤchſen / nach welchen von deren Arth und Wuͤrkung zu urtheilen iſt / ſon - derlich wo die Geſchmaͤck unvermiſchet bleiben. Werden ſie aber vermiſchet / wie gar vielfaltig ge - ſchihet / ſo iſt zu ſchlieſſen / ſie ſeyen von vermiſch - ter Krafft / und daher darvon ſchwer zu urtheieen / zumal die eine Matery werden / die von ungleichen Theilen zuſammen geſetzet. Als zum Beyſpiele: der Wermuth hat einen bitteren und harben Ge - ſchmack; der bitter Geſchmak daran hat die Krafftzu rei -33Von den uͤbrigen Kraͤuter-Geſchmaͤcken. zu reinigen (purgiren) der Faͤulung zu wehren / und die Waͤrme zu toͤden; Krafft ſeines harben Geſchmacks aber ſtopffet und ſtaͤrcket er. Alſo iſt es auch mit den Roſen und anderen Gewaͤch - ſen mehr bekant.

Sind die Geſchmaͤcke ſo ſehr untereinander ver - miſchet / daß man keinen eigentlichen Unterſcheid machen kan / ſo muß die Erfahrung zu huͤlffe gezo - gen werden / deren ſi[c]herer als der bloſſen Ver - nunfft zu trauen / dann dieſe erfindet offt etwas das durch die Erfahrung anderſt befunden wird.

Das 4. Capitel. Von dem Geruche der Gewaͤchſen.

DEr Geruch iſt die Außduͤnſtung der geiſt - reichen / ſchweflichten und fluͤchtigen / jedem Gewaͤchſe enthaltenen Materi / welche dem Rie - chen der Naſſen zum Vorwurffe dienet / und ver - mittelſt des eingeathmeten Luffts in die Naßloͤcher durchtringet / und durch dieſelben in die Dutten - foͤrmige Fortſatze des Gehirns getrieben wird / ſelbige reitzet und vaſt wie der Geſchmack die Em - pfindlichkeit wuͤrcket.

Der Geruch und Geſchmack ſind einander gar enge verwant / daß man beede fuͤr eben ei - nen Sinn halten moͤchte / indem beyde anderſt nicht als durch etwelches Verſuchen begriffen werden / indem das fluͤchtig Saltz des Gewaͤch - ſes / als der Vorwurff des Geſchmacks / auch der Naſſen zutringet. Jedoch ſcheinen ſie dardurchCunter -34Das 4. Capitelunterſcheiden / daß die Kraͤuter durch die Zaͤhne vermalmet werden muͤſſen / eher ſie den Ge - ſchmack von ſich geben und gekieſſet werden koͤn - nen; da die ſubtileren und leichteren Theile der - ſelben ohne einige Zermalmung obſich ſteigen und durch die Naſe dem Hirne zu tringen.

Es iſt aber der Geruch eine geiſtreiche Auß - duͤnſtung des rauchenden Dinges / dardurch ſich das fluͤchtig Saltz deſſelben durch die Lufft auß - breitet / wie wir an der Zwiebelen (Boͤllen) und dem Kreſſig gewahren / welche die Augen - und Naſen-Haͤutlein mit ihren gezaͤhnleten Stachlen reitzen und die Glaͤſſer verſprengen.

Weil der Lufft in der Einathmung durch die Naſen zu denen Hirnkameren ſteiget / und jede Außduͤnſtung zugleich mit dahinbringet / zu de - nen inneren Nashaͤutleinen / ſo wuͤrcken dann die beyweſende Duͤnſte in denſelben / als in ei - ner zugehoͤrenden Werckſtatt / ihren abſonder - lichen Geruch auß / je nach ihrer Eigenſchafft / ſie beſtehen aber meiſtens / nicht nur in Schwef - fellichten Daͤmpffen / ſonder auch in fluͤchtigen Saltz-Arten.

Dieſe ſchwefflichte Materi kommet von Oel und Fettigkeit / wie an der Muſcatnuß / Muſcat - bluſt Aenis / Gewuͤrtze / Weyrauch / Myrꝛhen und allerhand Gammi zu erkennen.

Dieſer Vegetaliſcher oder webender Schwef - fel entſpringet auß denen feißten Erden / und ſteiget obſich in das Gewaͤchs / und giebt deme den Geruch; iſt die Fettigkeit drauß verlohren / ſo iſt auch der Geruch verlohren.

Die35Von dem Geruche der Gewaͤchſen.

Die wolriechende Sachen ſtaͤrcken die Lebens - Geiſter und Sinnlichkeiten treffenlich / oder ſie ſind auch maͤchtig die zu zerſtoͤhren und zu ver - derben / je nach dem dero Geruch angenehm oder wiederig iſt.

Obgleich aber der Geruch ein Kennzeichen iſt einer waͤrmenden Krafft / ſo iſt doch auß demſel - bigen von der Eigenſchafft des gantzen Gewaͤch - ſes nichts gewiſſes zu ſchlieſſen; weil dieſe geiſt - reiche / warme Geruchs-Theile offt ſehr gering und nur von auſſenher ſind / etwelcher viel groͤſ - ſerer kuͤhlender Theil aber in dem inwendigen des Gewaͤchſes enthalten / wie an den Roſen und Violen zu erſehen.

Wie der Geſchmack / alſo iſt auch der Ge - ruch insgemein / je nachdem er viel oder wenig Waͤrme in ſich hat / unterſcheiden in den ange - nehmen und unangenehmen / in den ſtinckenden oder wol - und lieblich-riechenden. Andere Un - terſcheide ſind je nach des proportionirten oder improportionirten Beymiſchung der Materyen.

Es hat aber ſo viel Gattungen der faulenden Taͤiggeruͤchen / als vielerley Geſchmaͤcke die Ge - waͤchſe haben; weil der Geruch nicht nur ein Vorbott und Zeichen / ſonder auch eine Urſach und Nater des Geſchmacks iſt / wie Helmont von den Fermentis ſchreibet.

Der angenehme Geruch ergreiffet die Zaͤſerlein der Dutten-foͤrmigen Fortſaͤzen (welche auß dem Gehirn biß in die Naſen gehen) mit einer ſuſſen Lieblichkeit / und ſtercket und erquicket die Lebens -C 2Gei -36Das 3. Capitel. Geiſter / die gleichſam dardurch erneueret und ſchnell ernehret werden / daß Hippocrates wol ge - rathen: wann ſchwache Leuth langſam zu erqui - ken / ſol man ſie mit Krafft-Waſſeren und anderen feuchten Labſalen aufrichten; ſolten ſie aber ſchnell wider zuwaͤgkommen / ſolte es durch angenehmen Geruch geſchehen.

Der angenehme Geruch kommet mit der Eigen - ſchafft (Temperament) unſerer Geiſteren ſehr wol uͤberein / und ſaͤttiget die gleichſam mit einer feiß - ten / oͤlichten und ſchweffelichten Speiſe / darinn eine geiſtreiche / mit Feur angefuͤllete Matery des erſten Urweſens (Elementen) enthalten / wie neben dem Gummi mit der Zibeth / Benzoͤ / La - dano / und Alœ-Holtz zu erweiſen.

Der ſtarck-lieblich Geruch iſt entweder Gewuͤrtz - reich (aroniatiſch) oder ſaurlecht / jener iſt im Roſ - marin / Lavander / Majoran / dieſer aber an den Roſen und Violen zu ſpuͤren.

Der Gewuͤrtz-Geruch (aromaticus) ſteiget auß der Spicanarde, Baſilien / Stæchas, Zimmet Naͤ - gelein / Muſcatbluſt / Safran / Wackholter auf.

Den ſaurlichten / lieblichen Geruch aber duͤnſten die Seeblumen / Hyacinthen / die Traͤublein / Nar - ziſſen und Sandel auß / auß welchen Stucken al - len wol-riechende Kuglen / Raͤuche und Balſam zu machen.

Es ſind aber meiſtentheils die Blumen der Ge - waͤchſen wol-riechend / weil ſie ſehr ſchweffelicht / geiſtreich / und viel des fluͤchtigen Saltzes in ſich haben / welches ſich leichtlich durch den Lufft auß - ſpieitet.

Es37Vom dem Geruche der Gewaͤchſen.

Es geben aber an ihren Blumen den lieblichſten Geruch herfur diejenigen Gewaͤchſe / deren Schoſſe und Blaͤtter gar nicht riechen / wie an den Violen / Roſen / Haͤndſchuhblumlein / Herꝛenzeichlein / Baͤhrenoͤhrlein / Lutenfark / Schweynbrot / Naͤ - gelken / Storchenſchnabel / Hyacinthen / Gelbnaͤ - gelein / Gilgen / Zyland / Bergroſen / Brandlein / Kreſſich / Pomerantzen - und Oliven-Bluſt / Saf - ran und Kellerbals u. a. zu ſehen; und das auß der Urſach / weil die Blumen ohne Geruch bleiben / wo der Geruch in die Blaͤtter tringet; ſteiget aber der Schweffel hoch hinauf / und iſt in geringer Maſſe (quantitet) ſo werden die Blumen wol-rie - chend / und die Blaͤtter und Zweige nicht / wie in dem Bluſt des Roſmarins und Lavanders zu ſe - hen deren Blumen bleich faͤrbig / weil der Geruch auch in die Blaͤtter gehet. Wann die Waͤrme in den Pflantzen nicht gar groß / ſo bleibet deſſen Geiſt in einem Mittelſtande / und wird der roher Safft geſcheiden / wann es zu bluhen anfanget und nicht eher / daher haben der Holder-Bluſt und Tuͤrcken - bunt gantz wol-riechende Blumen / Blaͤtter und Aeſte ſtincken ſo heßlich / daß ſie das Gehirn ſchaͤ - digen / und Unmachten verurſachen.

Der unangenehm ſ〈…〉〈…〉 aͤdlich Geruch widerſtehet den Geiſteren / und verwirꝛet die / durch die in ſich haltende Jaſt-bringende Theile / ſo daß ſie auch in den Leib eine Faͤulung bringen; Dann gleichwie wol riechende Gewaͤchſe die Geiſter erquicken alſo zerſtoͤren hingegen die[n]inckenden Gewaͤchſe die Geiſter / daß ſie dem Magen zuweilen ein Erbre -C 3chen40[38]Das 4. Capitel. chen und Unmachten gebehren / weil deren faͤulen - de / Jaſt-erweckende Daͤmpffe anſteckend ſind und zur Faͤulung befoͤrderen.

Der Geſtanck ſteiget auß der Verderbnuß (cor - ruption) auß deren Jaſt / auß der Faͤule und Auf - loͤſung der Sachen auf / da der Schweffel auf - daͤmpffet und unſere Geiſter quaͤlet.

Der Geſtanck verꝛathet ſchier allezeit die Faͤu - lung / wie bey dem Miſt / bey der Jaͤhrung / Nie - derſtuͤrtzung oder præcipitation, bey den Todten - Aſſen / faulen Fruͤchten / und anderen faulen Din - gen verſpuͤret wird. Jedoch geſchiehet es nicht im - mer / ſo ſtincken auch nicht alle faule Dinge. Jenes ſihet man offenbar in dem ſo genannten Teuffels - Dreck ſ. h. in den Opoponax, Vulvaria, u. a. m. die ſehr ſtincken / und doch der Faͤulung widerſte - hen. Das letſtere aber wird an dem Biſam erwi - ſen / welches ein / bey dem Nabel der Jndianiſchen Biſam-Katzen ſich ſamlender Eyter iſt; deßglei - chen an dem Zibet und Maderkaht ſ. h. welche ei - nen wolrichenden Geruch außduͤnſten / ob ſie gleich faulen.

Es ſtincket aber alles uͤbel / was den hoͤchſten Grad des Geſtancks beſteiget / als der ſchwartz Andorn / die geknoͤpfichte Braunwurtz / die Wurtzel des Baurenſenfs / das Taͤchſelkraut / die Hundszunge / die rothe Neſſel / Hunds - oder Krottendill / die Melte / Katzeſchwantz oder Scha[antiau]/ und viel andere mehr.

Dieſe haben die Krafft den Magen zu reini - gen / die Mutterſchmertzen zu ſtillen und Un - machten zu verurſachen.

Unan -41[39]Von dem Geruche der Gewaͤchſen.

Unangenehme Geruͤche ſind die ſchimlichten ſchmurzelige / was von verbrennten oder gebrat - nen Fleiſche / von faulenden Leichen / und von angezuͤndter Feißte herkommet / oder ſonſt fau - let. Hieher ſind zu zehlen die Dinge / ſo keinen Geruch haben / und durch das Hineinſchnupffen nicht biß in das Hirne tringen.

Von denen Dingen die keinen Geruch ha - ben / laſſet ſich nicht reden / obſchon vielleichter die Hunde / Katzen / Rinder / Geiſſen und an - dere Thiere / Voͤgel und Fiſche / welche weitere und groͤſſere Geruchs-Nerfe haben / andere Ge - ruͤche weit beſſer unterſcheiden als der Menſch: dann dieſe Thiere entſcheiden durch Anleitung des Geruchs ſonderbahr ihre Speiß. Der Menſch aber erlernet den Unterſcheid zwiſchen guter oder ſchaͤdlicher Speiſe / durch Unterꝛich - tung / und durch den Geſchmack und das Ge - ſicht mehr als durch den Geruch.

Das 5. Capittel. Von den Farben der Gewaͤchſen.

DJe Farben der Gewaͤchſen ſind die unter - ſchiedliche Auß - und Wiederſtrahlungen des Liechts / welche in derſelben aͤuſſerſten Theilen und Flaͤchenen ſich erzeigen.

Es iſt aber der Geruch und die Farbe der Ge - waͤchſen von ſolcher Fuͤrtreff - und Herꝛlichkeit / die mit ihren wunderbahren Unterſcheide und er - freulicher Lieblichkeit / die Lebens-Geiſter ſo er -C 4quicket /42[40]Das 5. Capitel. quicket / Augen und Naſſen ergetzet / die anrei - tzen und gleichſam bezauberen / die Blumen - und Krauter-Gaͤrtlein der Wunder-liebenden Art - forſcheren anfuͤllen und ziehren / daß wir erach - ten / wir wurden das Vornemſtes verſaumen / wann wir nur eines darvon uͤbergehen und nicht verhandlen wurden.

Die Farbe iſt das Liecht / welches auf gewiſſe Weiſe ſich mit dem Schatten vermenget / und dem Menſchen in die Augen ſcheinet.

Diß Farb-Liecht beweget unmittelbar die Faͤ - ſerlein in dem Netz-foͤrmigen Haͤutlein der Au - gen / daß die darinnen verborgnen Sinnen - oder Geſicht-Geiſter bald die / bald jene Farbe ver - nemmen und erkennen.

Die Urſach der ſo vielfaltig erſcheinenden Far - ben entſpringet von der verſchiednen Außſtrah - lung des Liechts und dero Wiederſtrahlung / die auß dem ordenlich außgetheilten Gewebe der vielfaltigen Theilen herkommet / auß denen der gefarbter Coͤrper beſtehet: dann es prellen gleich - ſamen die Strahlen auß der Flaͤchen der Coͤr - peren wieder zuruck.

Es fuſſen aber die Farben auf zwey Dinge / als auf das Durchſichtig und auf das Dun - ckel / auf Liecht und Schatten / jenes laſſet ſich von denen Strablen des Liechts durchtringen / dieſes aber haͤmmet dieſelben. Und geſetzt / die Heitere werde von dem Duncklen gehaͤmmet / ſoverwandelt ſich doch das Heitere alſobald in eine Farbe / und entſtehen viellerley Farben / jenach43[41]Von den Farben der Gewaͤchſen. nach dem das durchſcheinende Heitere von dem Duncklen oder Schatten viel oder wenig ver - dunckelt wird.

Es ſind aber die Farben uͤberfluͤſſiger in den Blumen der Gewaͤchſen / als in denen Kraͤu - teren; weil in ihren Flaͤchen ſich eine gewiſſere und ordenlichere Schickung befindet / durch wel - che die Wiederprellung der Liecht-Strahlen ge - gen Augen uns ein ſolcher Eintruck gegeben wird / daß ſagen koͤnnen / der erblikt Coͤrper ſeye weiß / roth gelb / gruͤn oder einer anderen Farbe.

Es kan dieſe Ungleichheit / und groſſe Viele des kleinen Schatten-Wercks / in Betrachtung des Liechts / ſicherlich und wuͤrcklich in denen kaum empfindlichen Sonnen-Staͤublein auf den Flaͤchen der Gewaͤchſen und Blumen ent - ſtehen / obwol ein bloſſes Aug nichts dergleichen erblicket / es ſeye dann / daß man gute Ver - groͤſſerungs-Glaͤſſer darzu brauche

Dieſe unterſchiedliche Vorgeſtaltung des Liechts / erwachſet auch auß denen Einduͤmp - fungen / Verſtrupfungen / Durchloͤcherungen / Spaltungen / Hoͤhlen und Durchſchnite der Flaͤchen / obſchon die Coͤrper aͤuſſerlich dem Auge ſchoͤn glatt vorkommen / und keine Ungleichheit der Flaͤche verſpuͤret wird / wie an dem mannig - farbigen Marmor zu gewahren.

Weil der Schwebel und das fluͤchtig Saltz in denen Blumen nach der Hoͤhe getrieben / und da gleichſam in ſeiner Vollkommenheit außge - breitet wird / ſo ſind die oberſten Blaͤtter undC 5das44[42]Das 5. Capitel. das Mittelſt der Blumen meiſtens / mit den ſchoͤnſten Farben bemahlet.

Es werden aber die Farben der Kraͤuteren in die aͤuſſerſte und mittelſte abgetheilet; jene ſind weiß und ſchwartz / dieſe aber gelb / roth / pur - purfarb / gruͤn und blau / und dieſe alle ha - ben noch eigene Abſaͤtze / die ſo groß / daß man die nicht alle mit Gedancken begreiffen / geſchwei - ge mit Worten außſprechen kan / inmaſſen der webend Lebens-Geiſt ſeinen Reichthum und deren Uberfluß nirgends innen ſo fuͤrtrefflich als in der Außziehrung der Blumen-Farben ge - zeiget.

Die weiſſe Farbe entſtehet / wann die Strah - len des Liechts graden-Wegs gegen dem Auge des ſtehenden ab der Spiegel-Flaͤcht zuruck prel - len / auf die ſie zuſcheinen. Nach der Meinung der gelehrteſten Maͤnneren / beſtehet die weiſſe Farbe meiſtens darinnen / daß die Flaͤche des weiſ - ſen Coͤrpers unzahlbar andere Spiegel-foͤrmige Flaͤchlein habe / welche ſo gegeneinander ſpielen / daß die auf ſie einfallenden Liecht-Strahlen nicht gegen ſich ſelbs / ſonder hinaußwerts gegen dem Auge des Sehenden ſchieſſen

Die weiſſe Farbe hat dieſe Eigenſchafft / daß ſie nicht ſo durchſcheinig iſt / gleich anderen gefaͤrbten Dingen / und machet / daß ſich die Geſichts-Li - nien wegen des vielen Liecht-Scheins zerſtraͤuet.

Es iſt aber das Weiß deſto minder durchſichtig / weil es die Liecht-Strahlen mehrer als andere Far - ben haͤmmet / da es die Geſicht-Linien zerſtraͤuet /wegen45[43]Von den Farben der Gewaͤchſen. wegen der Viele der Liecht-Strahlen / die von dem ſo kleinen Flaͤchlein des weiſſen Coͤrpers wider - ſtrahlen / und alſo das Liecht vermehren / welches die anderen Farben nicht thun.

Die weiſſe Farb in den Gewaͤchſen hat keine ſondere Wuͤrckung und Krafft / weil ſie in der Vermiſchung mit anderen Coͤrperen ſich ſchnell veraͤnderet / zumalen die Farb nur in denen Flaͤ - chen hafften / koͤnnen ſie von denen inneren Kraͤff - ten der Gewaͤchſen nichts gewuͤſſes anzeigen / ſon - der reichen nur etwas zu muthmaſſen darvon der Waͤrme oder Kaͤlte / von der Feuchte oder Troͤckne derſelben: dann je vollkommner und außgekoch - ter der Schweffel / je roͤther iſt die Farbe der Blu - me. Die Weiſſe zeiget an die Kaͤlte und das Blaue eine gemaͤſſigte Waͤrme.

Es gibet underſchiedliche Gattungen der weiſ - ſen Farbe / Glaͤntzend-Weiß / Schnee-Weiß / Milch-Weiß / Cryſtall-Weiß / Alabaſter-Weiß / Bley-Weiß / Gyps-Weiß / Helffenbein-Weiß / Beerlein-Weiß / Schwanenfeder-Weiß / Weiß wie Reiß / wie Ammel - oder Sterck-Mehl / wie der Schaum / wie der Brey oder Weißmuß / wie Alaun / wie Horn / u. a. m.

Die Grade und Stafflen der weiſſen Farbe daͤhnen ſich weitlaͤuffig auß / und werden mit vie - lerley Nammen bezeichnet / jedoch findet das Aug noch mehr Underſcheid derſelben als die Zung auß - ſprechen kan.

Die ſchwartze Farbe erſtrecket das auf ihr Ge - webe einfallendes Liecht / daß es ſehr wenig in un - ſere Augen widerſtrahlet.

Dieſe44Das 5. Capitel.

Dieſe Beſchreibung des Schwartzen flieſſet her auß der Beſchreibung des Weiſſen / und iſt ſo ge - mein / daß ſie die Geſtalten ſolcher entweders ab - lang-runden / Thurn-geſpitzten / Kegel-foͤrmigen / oder anderer Flaͤchen / nicht außtrucken kan / weil die bloſſe Schaͤrffe unſerer Augen zu ſchwach / und wir biß auf die Stunde mit zulaͤnglichen Ver - groͤſſerungs-Glaͤſeren noch nicht verſehen ſind.

Die ſchwartze Farb hat mehrere Waͤrme in ſich als die weiſſe / ſie ziehet die Geſichts-Strahlen zu - ſammen / erweiteret den Sternen im Auge / und dienet ſonderbar den trieffenden Augen. Alſo waͤr - men ſchwartze Haͤndſchuh mehr als die weiſſen. Das Schwartze iſt nicht ſo faſt durchſichtig / auch nicht ſichtbar / weil viel Schatten und wenig Liecht darinnen.

Die ſchwartze Farbe bemercket eine webende / lebhaffte Waͤrme / eine trocknende / ſchweflichte Arth / eine bevorſtehende baͤldeſte Faͤulung und Zerꝛuͤttung / ſonderbar in feuchten Coͤrperen. An trocknen Dingen zeiget ſie an eine Verbrennung und erhoͤheten Schwebel. Wann die Apffel fau - len / werden ſie ſchwartz / die Kohlen aber bezeuhen ihre Schwaͤrtze von dem Brande.

Der ſchwartzen Farbe befinden ſich underſchied - liche Gattungen / als Pech-ſchwartz / Kohl - ſchwartz / Sammet-ſchwartz / Rabben-ſchwartz / Ruß-ſchwartz / Dinten-ſchwartz / Dunckel - ſa wartz / Braun-ſchwartz / Gelb-ſchwartz / Bley-Schwartz u. a. m.

Die Mittel-Farben entſpringen von der vielfal -tigen45Von den Farben der Gewaͤchſen. tigen Wiederſtrablung des Liechts auf denen Flaͤ - chen / welche doch niemand recht underſcheiden und benennen kan Das wuͤſſen wir allein zu ſagen / daß auß wenig Rothem und viel Weiſſem das Gelb / auß vielem Rothẽ / und wenig Weiſſem das Salb - oder Wachs-gelb entſpringe; Auß Blauem und Gelbem erwachſe mancherley Gruͤnes / auß Rothem und Gelbem die Pommeranzen Farbe / auß Rothem und einem wenig Blauem die Pur pur-Farbe erwachſe.

Wir koͤnnen auch ſagen / daß Gelbes in ſeiner flaͤchtigen Gleichheit (ſuper ficiali harmonia) dem Weiſſen zum naͤchſten komme / und vor anderen Farben auß mehr Liechts mittheile. Nach dem Gel - ben folget das Rothe und Purpur-farbe / dem Pur - pur-Farben aber nahet gegen dem Liecht am naͤch - ſten das Gruͤne / zumalen die Mahler durch lan - gen Gebrauch erlehrnet auß Gelbem und Blauem / wie die Haffner ihre blaue Glaͤſte mit gelbem Schoß-Kraut vermiſchen / und beyde alſo eine ſchoͤne gruͤne Farbe machen koͤnnen / und ſo haltet das Gruͤne das Mittel zwuͤſchen Gelb und Blau / daß jedes gleich viel darꝛeichet zum Gruͤnen / wel - ches auch gleich weit von dem Schwartzen und Weiſſen abweicht / dann das Gelb iſt dem Weiſ - ſen / und das Blau dem Schwartzen zum naͤch - ſten.

Die gelbe Farbe hat meiſtens ihren Urſprung von der Duͤrꝛe oder Troͤckne / und nicht allezeit von der Hitze / daher wird das reiffend Obs gelb / wie die in dem unzeitigen eine Grune verurſachendeFeuch -48[46]Das 5. Capitel. Feuchtigkeit durch die Zeitigung verzehret / und deſto heiterer und gelber wird. Daher iſt ſich nicht zu verwunderen / daß die meiſten gruͤnen Fruͤchte gelbe / etliche auch bald roth werden / dann die un - gewuͤſſe Feuchtigkeit durch ihre Dunckelheit in dem unzeitigen Obs eine Gruͤne bringet / wañ aber dieſelbe dann verjaͤſen und gnug verkochet iſt / ſo vergehet die Duͤnckle (je nach dem derſelben Frucht Arth es mit ſich bringet) und bricht das Liecht deſto heller herfuͤr und die gelbe Farbe zu - gleich darmit / demnach iſt auch kein Wunder / daß die gruͤnen Blaͤtter der Gewaͤchſen gruͤn ſind / ſo lang ſie wachſen / wañ ſie aber anheben zu erſter - ben / ſo gelben ſie / auß der Urſach / weil der uͤber - fluͤſſige Lufft zugleich mit dem Liecht an Statt der waͤſſerigen Feuchtigkeit in ſie hineintringet / und die Farbe zeuget / die der Weiſſen am naͤchſten.

Die gelbe Farb wird ſo underſcheiden / daß es gibt Citronen-gelb / Honig-gelb / Roth-gelb / Gold-gelb / Pfriemen-gelb / Bleich-gelb / Feur - gelb / Ringelblumen-gelb / Eyergelb u. a. m.

Es bedeutet aber die gelbe Farbe in den Ge - waͤchſen ihre Zeitigung und einbrechende baͤldeſte Vermoderung / dann die erſterbende Blaͤtter wer - den gelbe / weil (wie oben ſchon bedeutet) der uͤberfluͤſſig Lufft zugleich mit dem Liecht an Statt der waͤſſerigen Feuchtigkeit in die Gewaͤchſe hinein - tringet.

Alſo je aͤlter die Menſchen-Feißte iſt / je gelber erſcheinet ſie / und um ſo viel ſchaͤrffer iſt ſie auch. Alte Leuthe werden bleich-gelb / da hingegen jungeLeuthe49[47]Von den Farben der Gewaͤchſen. Leuthe einer Roſelichten lieblichen Farbe ſind.

Die rothe Farbe iſt ein verdunckletes Liecht / darinn ſich zum Theil ſeine Strahlen gleichſam verſencken und verdufften / zum Theile aber auch gegen dem Geſichte zuruckprellen. Sie zeiget ein lebhafftes trockenes Weſen an / wie an den Naͤ - gelen / Tuͤrckiſchen-Ranunklen / Roſen / Meiſter - loͤslein und Anemonen zu erſehen /

Wie der Harn von dem hoch-geſchaͤrfften Schweffel / oder von dem aufgeloͤſeten fluͤchtigen Saltze roth wird; alſo werden auch die Gewaͤchſe von eben dergleichen Schwebel / und bedeuten / daß die Waͤrme ſolches gewuͤrcket habe.

Die rothe Farbe iſt entſcheiden in Feur-roth / Blut-roth / Gelb-roth / Bleich-roth oder Roͤth - licht / Braun-roth / Flamm-roth / Granatbluſt - roth / Wein-roth u. a. m. alſo daß das Roth bald Breñend-roth / bald Satt-roth auf die Schwaͤrtze ſich zeuhet / bald lebhafft ſich anzuͤndet / bald aber wie ein ſchwaches Feur verblichen ſcheinet.

Purpur - oder Viol-farbe entſpringet von ge - meſſigten Strahlen des inneren Liechts / das mit Weiß und Schatten vermiſcht / herfuͤrſchimmeret / und zeiget von einer vorhandnen Feuchtigkeit / die nicht viel Waͤrme in ſich enthaltet.

Dieſer Farbe Underſcheid iſt an der Kaͤspape - len-Bluſt / an denen Berg-Roͤßlein / Mertzen - Bluͤmleinen / Zapharin zuerkennen.

Die gruͤne Farbe hat keine / oder wenigſt / ſehr ſchwache Liecht-Strahlen in ſich / welche mit vielem ſchwartzem verduncklet werden; dieFarbe48Das 5. Capittel. Farbe bedeutet eine lebhaffte / ſchleimerichte / ſchlecht-außgekochte Feuchtigkeit: dann je duͤn - ner das Gruͤn an der Farbe iſt / je minder irꝛ - diſcher Feuchtigkeit halten ſelbige Kraͤuter inſich; je dicker die Farbe / je minder rein iſt deſſen Safft.

Die gruͤne Farbe erquicket die durch ſcharf - fes ſehen geſchwaͤcheten Augen / ſtaͤrcket und erfreuet die durch ihre zarte Lieblichkeit. Es iſt je dermaͤnniglich beredt / daß vermittelſt der vielen Feuchtigkeiten die Lauch-farbigen gruͤnen Blaͤtter herfuͤrſchieſſen / eben darum / weil ſie nicht gezeitiget iſt; gleich wie man hinge - gen in den Blumen eben da nun wenig ſchwartzes oder gruͤne Farbe erblicken wird / weil ſie auß einer zarten und außgekochten Materi beſtehen. Daher geſchiehet / daß die gruͤne Farbe an den Kraͤuteren deſto heller ſcheinet / je minder irꝛdi - ſche Materi ihre Feuchtigkeit in ſich fuͤhret.

Die Stafflen der gruͤnen Farbe ſind Span - gruͤn / Graß-gruͤn / Lauch-gruͤn / Salbeinen - gruͤn / Oel gruͤn / Victriol-gruͤn / Lorbeer-gruͤn / Wikke-gruͤn u. a. m.

Die blaue Farbe iſt eigentlich nichts anders als ein aufgeheitertes Schatten-Werck / dann man ſiehet / daß der ſchwartzeſter Rauch anfan - get blau zu werden / wann er mit ein wenig Liecht erleuchtet wird; dann wie Plato beweiſſet / ſo entſpringet die blaue Farbe auß Liecht / weiſſem und ſchwartzem; jedoch wiederſpricht deme Scaliger, in dem er will / die blaue Farbe kommeher49Von den Farben der Gewaͤchſen. her von der Vermiſchung des Rothen und heiter - Gruͤnen / wie auß dem rothen Preſilgen-Safft das allerſchoͤnſtes Blau erwachſe.

Unter die Wuͤrckung dieſer Farbe wird gerech - net / daß ſie das Geſicht ſtaͤrcket und ſchaͤrffet / die Geſicht-Strablen ſanfftlich zuſammen ziehet / die Lebens-Geiſter erquicket; ſie erweiteret den Augen-Sternen nicht zu ſtarck / und zeihet ſie auch nicht allzuſehr zuſammen. Die Geſicht-Strahlen haltet ſie zuſammen / weil die Weinbeer-foͤrmige Haut der Augen mit ihro eine Gleichheit hat / daher werden des Geſichts Lebens-Geiſter auch geſtaͤrcket.

Dieſe Farbe aber iſt entweders Himmel-blau / Aſchfarb / Eiſen-grau / Katz-blau / Bleich-blau / Buretſchblumen-blau / Meer-blau / Tuͤrckis-blau / Kornblumen-blau und Sappheyr-blau.

Das 6. Capitel. Von denenen Eigenſchafften und Al - teren der Gewaͤchſen.

ES nem̃en alle Kraͤfften und Wuͤrckungen ab / von der ſo vielfaltig geſtalteten / verduͤnner - ten und vermiſchten Matery derſelben / mit einem Worte von dem allerſubtileſten geiſtreichen We - ſen derſelben / das man die Quint-Eſſenz bey den Scheidkuͤnſtleren nennet: dann die Oel-lichten / Saltzichten und Geiſtreichen drinnen enthaltnen Theilen / erzeigen alle die Kraͤffte der Kraͤuteren /D(nach50Das 5. Capitel. (nach der ihnen von Arth eingegeiſteten Geſtalte) und alle verborgene Eigenſchafften / welche den Kraͤuteren zur Heil-Krafft in der Kunſt ange - ſchrieben werden.

Es erzeigen ſich aber die Wuͤrckungen der Ge - waͤchſen an unſeren Leiberen / entweders in denen flieſſenden / oder in denen fluͤchtigen / oder in denen ſteiffen Theilen derſelben / daher in drey Ordnun - gen abzutheilen.

Die erſtere Ordnung begreiffet alle waͤrmen - den / kaͤltenden / anfeuchtenden / trocknenden Wuͤrckungen / oder die den Leib erweichen / ver - haͤrten / oͤffnen / verduͤnneren / verdickeren / auf - loͤſen / verꝛingeren / ſtopffen / reinigen / die Schmer - tzen linderen / den Schlaff befoͤrderen / zuſammen - ziehen und hindertreiben.

Zur zweyten Ordnung zehlen wir die Wuͤrck - ungen / welche zeitigen / den Eiter befoͤrderen / die Wunden ſchlieſſen / Brandruͤfe machen / die ezen / faͤulen / Milch und Saamen bringen / und die auch wieder hindertreiben.

Zur dritten Ordnung gehoͤren die laxierenden und purgierenden (eroͤffnenden und außfuͤhren - den) die ein Erbrechen erwecken / Harn / Schweiß und Monatbluſt treiben / die den Blaterſtein bre - chen / die ein Naſen-nieſſen foͤrderen / Schleim ziehen / die Wuͤrme toͤden und außfuͤhren / und dem Gifft wiederſtehen.

Die erſtere Ordnung enthaltet die erſtere ele - mentariſche Kraͤffte / die andere aber diejenige / ſo erzeugen und wieder zerꝛuͤtten (die generierendenund51Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. und corrumpierenden) und die dritte enthaltet al - le Kraͤffte / ſo entweders durch Erbrechen oder durch den Stuhlgang / oder durch den Harn / oder durch den Schweiß u. a. m. außfuͤhren.

Die abſoͤnderlichen Eigenſchafften der Kraͤu - teren / entſpringen von dem fluͤchtigen Lebens - Geiſte eines jeden Krauts / und ſind nichts an - ders als in gewiſſer Maſſe verdünnerte Leiblein / welche inner denen begreifflichen Theilen der Gewaͤchſen / gleich als einer Decke verſchloſſen ſind. Es giebet auch verborgne eigene Kraͤffte in den Gewaͤchſen / die man anderſt nicht als durch die Erfahrung begreiffet / und die uner - fahrne Philoſophi, ich weiß nicht / was fuͤr einer verborgenen geheimen / von dem Himmel ſelbs eingeleiteten Krafft zuſchreiben. Hier preiſen auch die Scheid - und Feur-Kuͤnſtler ihre von der auſſern Geſtalte hergenommene Bezeigungen (Signaturen) ſehr hoch / welche doch weder die natuͤrliche Kraͤffte / noch deren Tugend noch Ei - genſchafften anzeigen / viel minder die verurſa - chen koͤnnen.

Als halten wir darfuͤr / es komme von einer weit anderen / namlich von einer Magnetiſchen Urſach her / was wir durch die Erfahrung allein wiſſen / von den geheimen Wuͤrckungen der Ge - waͤchſen / die mit ihrem gantzen Weſen wuͤrcken / als: die vor anderen außreinigen (purgieren) wieder das Fieber dienen / eine natuͤrliche Zu - neigung (Sympathey) oder eine natuͤrliche Ab - kehr (Antipathey) bezeugen; wie wann das En -D 2gelſuͤß52Das 6. Capitel. gelſuͤß am liebſten auf den Eichbaͤumen wach - ſet; der Flachsdotter ſich gern an den Flachs und die Neßlen anhaͤnget; der Sanikel um die Eichen herum aufkeimet; daß die ſo genennte Som̃er - wurtze / Orobanche, unter denen Huͤlſenfruͤch - ten herfuͤrwachſet / und die doch verderbet und erſtecket; daß ein unverſuͤhnlicher Haß zwiſchen dem Rebgewaͤchſe und dem Kabis / zwiſchen dem Kabis und Schweynbrodt / zwiſchen dem Farꝛen - kraut und den Rohren / zwiſchen den Reben und Haſelſtauden; daß eine Feindſchafft zwiſchen denen Nußbaumen und den Eichen / als die nicht beyſammen truͤhen; daß auß der zerknirſchten Baſilien Scorpionen wachſen / und unzahlbar andere mehr / ꝛc.

Die Magnetiſche Krafft der Gewaͤchſen beſte - het darinnen: daß deſſen webender Lebens-Geiſt ſich Kreiß-weiſſe in dem Leibe forttreibet / in wel - chem er eine Aenderung wuͤrcken ſoll / alſo daß er an ſich ziechet / was ſeiner Art gleichet / und von ſich treibet / was dero zuwieder iſt / ſelbs in dem dieſer Geiſt ſeinen Kreiß zumachen einge - geben iſt / und dem Leib mit dem Außguß ſei - ner ſubtileſten Kraͤfften durchſpuͤlet.

Dann wo zwo gleichſtimmende Arthen ſich in einem Kreiß zuwuͤrcken vereinbaren (in Sphæ - ra activitatis conjunguntur) wie geſchiehet / wann nach der Bewantnuß der Krafft eines Gewaͤch - ſes / deſſen Geiſt in dem Leibe (darin er wuͤrcken ſol) gleichaͤrthige Poros oder Durchgaͤnge findet / in ſolchem Fall ſtaͤrcken ſie ſich durch ſolche Ver -einigung /53Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. einigung / und ſcheinen miteinanderen eine an - genehme liebreiche Freundſchafft zu pflantzen / und ein anderen anzuhangen / da hingegen nichts als Streit in der Natur entſtehet / wann ſich ein ſol - cher Geiſt mit ungleicher Arth Poris in der Wuͤrck - ung paren ſoll; das verurſachet groſſe Ungleich - heit in dem Leibe.

Wer von denen Wuͤrckungen und kundbaren klahren Urſachen der ſonder und vor anderen auß reinigenden Gewaͤchſen (die durch die Erfah - rung genau erwieſen ſind) was weiters verlan - get / kan in Verulamij Sylv. Sylvar. Cent. paragr. 36. nachſchlagen.

Die Gewaͤchſe ſind langwierig / je nach dem ſie im Uberfluß oder Mangel an einwohnenden Le - bens-Geiſteren haben / die ſie erhalten / oder nach dem ſie auß eng oder luck ineinanderen gefuͤgter Matery beſtehen / oder nach dem ſich der Lebens - Geiſt und die Matery unterſchiedlich bewegen.

So lang die Lebens-Geiſter ſich uͤberfluͤſſig in dem Gewaͤchſe aufhalten / ſo lang laſſen ſie es nicht verderben; weil deſſen einwohnende ſchweffelichte Theile dem gantzen Weſen das Leben geben; wo aber die abnemmen / erſchwachen die Geiſter und verdirbt das Gewaͤchſe: dann weil das Leben in einer Taͤhtlichkeit (in actu) beſtehet / ſo wird es auch ſo lang waͤhren / als es die Urſachen in ſich hat / die es taͤhtlich machen. Darzu werden aͤngere Pori oder Gaͤnge nach der Maſſe der Matery er - forderet / darauß das Gewaͤchs beſtehet / damit die zaͤrteren und geiſtreichen Theile darvon fliegen:D 3dann54Das 6. Capitel. dann es werden gar leicht von auſſenher zufallen - den Wiederwaͤrtigkeiten die Gewaͤchſe verletzet / welck und lampend / welche weitere Gaͤnge haben / als erfordert wird. Die Bewegung der einwoh - nenden Lebhafftigkeit machet / daß ein Gewaͤchs langwierig iſt / indem ſie den Verhafft wol auß - arbeitet / das unrein ſcheidet / damit das Gewaͤchs nicht Schaden nehme / wann die ungeſunden Saͤffte lang nicht außduͤnſten / ſonder daß es im - mer wachſe / truͤhe und gruͤne. Daher gewahret man / daß die Gewaͤchſe am laͤngſten waͤhren / welche in die Hoͤhe am laͤngſten aufwachſen / als die Eichen / Ulmen-Baum / Caſtanien-Baum / Schneeballen u. a. m. daß aber nur von den Baͤu - men zu verſtehen: dann bey den Kraͤuteren eraͤu - get ſich offt das Wiederſpiele / wie an dem Bu - retſich / Kabis / Kukumeren und anderen groſſen Fruͤchten beſcheinet / daß ſie nicht waͤhren; da hin - gegen der Hyſop / Hertzenbleich / Gamaͤnderlen / der Thym und Salbey ihre Kraͤffte lang behalten. Die Urſach deſſen iſt: weil die Lebhafftigkeit der Blumen durch uͤberfluͤſſig angezogenen Safft und ſtarcken Trieb geſtaͤrcket / und der Stamme von auſſenher mit einer veſten Rinden ringsher wieder die Unbille des Luffts beſchuͤtzet wird; da die Kraͤuter nicht daurhafft ſind / welche einen matten und langſam lauffenden Nehrſafft und linden Staͤngel haben / hingegen die Kraͤuter langwie - rig ſind / die einen ſcharffen Gewuͤrtz-Geſchmack und harte hoͤltzerne Staͤngel haben.

Die uͤber ein Jahr-waͤhrende Gewaͤchſe habeneine55Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. eine veſte lang / in der Erden verbleibende und alle Jahre fruchtbare Wurtzel / die immer wieder her - fuͤrſproſſet / wann Stiele und Blaͤtter ſchon jede Herbſte abfallen.

Die langwierige Gewaͤchſe ſind / deren Staͤnge und Stiele oder wenigſt die Blaͤtter nicht abfal - len / vonwegen der aͤngen Safft - und Lebens - Gaͤngen / die ſie haben / und verhinderen / daß der Lebens-Geiſt deſto minder außduͤnſtet und verflie - get; daher ſie nicht ſo leicht von auſſenher zufal - lenden Unbillen verwelcken und verderben.

Jahr-wierige Gewaͤchſe ſind / die uͤber kein Jahr waͤhren in der Erden / ſonder jaͤhrlich ent - weders in dem Fruͤhling oder Herbſte wieder ge - ſaͤyet werden muͤſſen / Urſach deſſen iſt die Zaͤrte und Schwachheit der Saamen.

Es ſind aber zweyerley Urſachen / warum die Gewaͤchſe verderben: 1. Die Zaͤrte und Schwach - heit des Saamens / wie es an dem Buraͤtſch / Laͤttich / und Getraͤide u. a. m. zu gewaͤhren.

II. Weil die Kraͤuter durch den geringſten wi - derigen Einfluß des Geſtirns / und wenigſte Kaͤlte koͤnnen verletzet werden / wie die Baſilien und Saͤnff-Saame; da die Baͤume / welche andere an Waͤrme uͤbertreffen / ſamt denen ſtarcken Stau - den und Gewaͤchſe nichts als Blaͤtter und etwañ auch Aeſte verliehren; die Wurtzel aber und der Stamme uͤberwinterten ſich / und moͤgen auch die raucheſte Winter-Kaͤlte durch ihren in die Mitten des Stammens und der Wurtzel gezognen Le - bens-Geiſt wol ertragen. Da die zarten Blatt -D 4lein /56Das 5. CapitelAeſtlein und Wuͤrtzlein der Gewaͤchſen um ihrer Zaͤrte willen nicht bequem ſind ſolcher Kaͤlte zu wiederſtehen und ſich vor ſelbiger zu beſchuͤtzen; daher erſterben ſie jaͤhrlich / nachdem ſie Saa - men getragen; wann ſie aber in dem Fruͤhling von neuem geſaͤyetes Saamens wiederaufkei - men / werden ſie mit Glaͤſeren bedecket und vor der Witterung verwahret.

Es iſt aber an den Gewaͤchſen dreyerley Alter in Acht zunehmen: das Wachsthum / die Zei - tigung und die Verdorꝛung.

Jm Wachsthum fanget ſich das Gewaͤchs an zu eroͤffnen und außzubreiten.

Jn der Zeitigung iſt das Gewaͤchſe allbereit außgebreitet und aufgebracht und genug erwach - ſen.

Jn der Verdorꝛung entfliehet deſſen Lebens - Geiſt / und muͤſſen ſo die Aderen verwelcken.

Wann das Gewaͤchs in ſeinem erſten und zar - ten Alter iſt / ſo erleidet es groſſen Aufſatz von den Wuͤrmen / Ameiſen / Raupen und allem Un - gezieffer / die es abaͤtzen / auch moͤgens die Kaͤlte nicht außdauren / und vor der Hitze verdorꝛet es.

Jn der Zeitigung als zweytem Alter ſind deſſen Bluſt die Pfeiff-Holter / (Sommer-Voͤgel) und Bienen aufſaͤtzig / anbey ſie leichlich faulen und vom Brenner geſchaͤdiget und unfruchtbar werden / endlich verdorꝛen die Gewaͤchſe in ihrem Alter und werden unnuͤtze. Diß bezeuget faſt mit gleichen Worten Hippocrates in ſeinem Sendſchreiben an den Cratonem.

Obwol57Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen.

Obwol der Brenner ein gemeines Anlaſter iſt der Gewaͤchſen / ſo greiffet er doch am meiſten das Getraͤid an / weil es mit Schelfen als mit einem Roͤcklein bedecket wird / und ſein Blat naͤher an denen Aehre traget / auß welchem die Frucht her - fuͤrwachſet / dann es lieget darinn eine faulende Feuchtigkeit / die den Brenner oder Roͤthe verur - ſachet; worzu ſtoſſet / daß das Getraͤid ſein Aehre empohr in die Hoͤhe richtet und dick zuſammen ge - fuͤget iſt / daher gedachte Feuchtigkeit ihren Anlauff deſto minder gewuͤnnet: darum beſſer iſt / wann ſich die Aehre ein wenig nidſich neigen. Die Ge - waͤchſe dieſes Alters werden offt auch unfrucht - bar / wann ſie in einem ſchweflichten Grunde der Duͤnge manglen (und weder mit Guͤllen noch Regen-Waſſer beduͤnget werden); oder ſie wer - den unfruchtbar / an gar zu feuchten Orten / auß allzugroſſer Feuchtigkeit / da der oͤlichte Nehrſafft gar zuduͤnn wird; oder es kommet die Unfrucht - barkeit auch von allzuhefftiger und langer Kaͤlte. Die Verdorꝛung iſt gleichſam das Alter aller und jeder Gewaͤchſen / darein ſie nothwendig ver - fallen / an ihren Kraͤfften erſchwachen / daß ſie aufgeloͤſſet werden und erſterben.

Das Alter der ſtaͤhts waͤhrenden Baͤumen wird auß der Zahle deren runden Ringen oder Zircklen erkennet / die das Wachsthum jaͤhrlich in dem Stammen wirfft und gleichſam eintrucket / wo anderſt die Baͤume nicht aufgehoͤret zu wach - ſen / wie an dem Eſchernen und Dannernen Holtze zu bemercken; die / wann ſie nicht mehr wachſen /D 5nicht58Das 6. Capitel. nicht zu erkennen / theils weil das inner an dem Margke ligend Holtz anfanget zu faulen / theils weil die auſſeren Ringe / nach und nach ſo duͤnn werden / daß man ſie nicht mehr entſcheiden noch zehlen kan. Jch habe das ſonderbar wahrnem - men koͤnnen an der Mexicaniſchen Haſelſtauden / (auß deren Frucht die Choccolaten zubereitet wird) an dem Eſchen-Holtze und an dem Dan - nen-Baume / ſo man ſie uͤberzwerch abſaͤget / dieſe Ringe ſind gleich weit voneinanderen in de - nen Baͤumen / die immer in dem Sommer-wen - de-Kreiß (Tropico) wachſen und ihr Marg zum Mittel-Doͤpffe (Centro) haben / wie Gaſſendus in dem Acanthiniſchen Praͤſilien Holtze gewahret hat.

Von dieſen Ringen hat man folgendes in Acht genommen: I. daß man das Alter der Baͤumen und Aeſten darauß erkennen koͤnne. II. Daß die innere Ringe weit naͤher beyeinanderen ſtehen als die auſſeren / weil jene durch ſo viel Jahre gleich - ſam außgedignet / und dahero III. das Marg in denſelben je laͤnger je naͤher zuſammen getrucket wird. IV. Daß das Holtz auch zwiſchen denen inneren Ringen haͤrter und veſter / und daher auch an der Farbe meiſtens etwas falber oder dunckler iſt als das auſſeres. V. Daß die hoͤheren Baͤume gegen dem Gipffel weniger Ringe haben / und die in Geſtalt eines Kegels zuſpitzen.

Darauß billich geſchloſſen wird: 1. Ein Baum habe ſo viel Ringe in ſich / als viel Jahre er gewachſen. 2. Die auſſere Ringe trucken die in -neren59Eigenſchafft und Alter der Gewaͤchſen. neren enger zuſammen gegen dem Marge / theils weil das Holtz mit Zuname der Zeit doͤrer wird / und ſich gegen dem Marg zuſammen ziehet / daher iſt beweißlich / wann zwey auſſere Ringe naͤher bey - ſammen ſtehen als zwey innere / daß der Baum et - was Schadens erlitten habe iñer der Jahrs-friſt / zu welcher dieſe auſſere Ringe gewachſen und ſo be - zeichnet waren / daher folget auch / daß die aͤlteren Baͤumen und Aeſten ringer und enger zuſammen gehen.

Jedoch iſt diß letſtere Gemerck nicht durchgehnd und allgemein / weil dieſe Ringe in den Stam̃en der groͤſſeſten Baͤumen (die wegen aͤlte nicht mehr wachſen) aͤnger und nicht tieff eingeſchnitten ſind. Bey dem 3. gewahren / daß uns dieſe Zuſammen - truckung des Marges mehrer an den Holderſtau - den als an anderen Baͤumen zu Geſichte trittet. Bey dem 4. daß eben daher der auſſere Theil des Holtzes von ſeiner Farbe her bey den Latineren Alburnus, in deutſchem aber Baſt genennet wird. Nach der Zeugſame Plin. libr. XVI. cap. XXXVIII. Bey dem 5. die auſſeren Ringe legen ſich jaͤhrlich uͤber die inneren Ringe / daher lauffen die inne - ren Ringe in einem Puncten auß / wie es hand - greifflich in denen der Laͤnge noch geſaͤgeten und gehobelten dannern Boͤden zu erblicken.

Die Gewaͤchſe in dem Fruͤhling / Sommer und Herbſt geſamlet werden / je nachdem ſie noch Kraft und Safft in ſich haben. Jn dem Fruͤhling grabet man die Wurtzelen / in dem Som̃er kraͤutelt man die Blaͤtter und Blumen / und in dem Herbſt ge -winnet60Das 6. Capitel. winnet man die Saamen und das gantz Ge - waͤchs.

Jm Fruͤhling grabet man die Wurtzel und Hertzblaͤttlen / weil ſie den Nehrſafft in ſich noch verwahret. Jm Sommer ſteiget der Geiſt mit ſeiner Krafft in die Kraͤuter und Blumen / darum dannzumal nothwendig dieſelben muͤſſen geſam - let werden; im Herbſt aber erꝛeichet das gantze Gewaͤchs ſeine Vollkommenheit / darum nicht nur der Saame / ſonder das gantz Gewaͤchs ſoll aufgeſucht und behalten werden.

Das 5. Capittel. Von denen fürnemſten Geſchlechteren der Gewaͤchſen.

ES ſind zwey fuͤrnemſte Geſchlechter der Ge - waͤchſen / namlich Baͤume und Kraͤuter.

Der Unterſcheid der Geſtalt machet an den Ge - waͤchſen dieſe zwey fuͤrnemſte Geſchlechter / nam - lich Baͤume und Kraͤuter / wie dann in der H. Schrifft ſelbs alſo entſcheiden werden. Der Herꝛ ſprach: Es bringe diẽ Erde hervor Kraut / das ſich beſaamet nach ſeiner Art / und Baͤume / wel - che Fruͤchte tragen. Es iſt zwar bekant / daß von etlichen auch noch das dritte Geſchlecht beygeſel - let wird / namlich die Stauden und Staͤudlein; wann aber dieſe bald unter die Kraͤuter / bald un - ter die Baͤume geordnet werden / ſo iſt unnoͤthig / daß man die Gattung der Geſchlechter vermehre.

Es iſt aber ein Baum ein lebhaffter friſch-auf -wachſen -61Fuͤrnemſte Geſchlaͤcht der Gewaͤchſen. wachſender Coͤrper / welcher alſobald von der Wurtzel ſtracks in den Stammen aufſchieſſet. Der Baͤumen hat es viellerley Gattungen; etli - che tragen Aepffel und Bieren / andere Zwetſchgen und Pflaumen / andere Nuſſen / andere Beeren / an - dere Eichlen / Zapfen / Huͤlſen und andere ſind wild.

Aepfel und Bieren tragen / die Aepfel-Pome - rantzen-Citronen-Limone-Granat-Aepfel-Kuͤt - ten-Bieren - und Feigen-Baͤume.

Pflaumen und Kriechen bringen die Zwetſchen / Barillẽ-Thierlein-Kirſchen-Palm - und Oelbaͤum.

Nuſſen geben der Nuß-Kaſtanien-Mußcat - nuß-Piſtacien-Baum und die Haſelſtaude.

Beere tragen der Loorbeer-Maulbeer-Wach - holderbeer-Buchs-Myrthen - und Holder-Baum u. a. m.

Eichelen bringen der Eichbaum / die Hagrich / die Stechpalme / Pantoffelholtz / Buchbaͤume u. a. m.

Zapffen geben die Danne-Zierne-Zypreſſen - Lerchen - und Zeder-Baum.

Eine Huͤlſen-Frucht hegen der Sabrum, St. Johannis-Brod oder Judas-Baum und der Caſſien-Baum.

Wilde Baͤume ſind die Bircken / Weide / Sar - bacher / Eſche / Anhorn / die Ulme und die Linde u. a. m.

Die Stauden ſind entweders mit oder ohne Doͤrꝛne / oder es gibt Bluſt - oder Frucht-tra - gende / und die hoch hinaufwachſen.

Doͤrꝛner und Stachlen haben die Erbſelen / der Weißdorn / der Faulbaum / die Krauſelbeereſtaude.

Ohne62Das 7. Capittel.

Ohne Doͤrꝛne und Stachel ſind die Stech - pfrieme / Beynholtz / die Jaſmin, die Kerngerte / Schafmuͤlle u. a. m.

Unter die Staͤudelein rechnet man den Hyſop / den Lavander / den Gartenhyſop / die Salbey / Hertzenbleich / Stabwurtze und die Arabiſche Stæchas u. a. m.

Das Kraut iſt ein lebhaffter Coͤrper der einen webenden Geiſt in ſich hat / und ſeine Blaͤtter gleich von der Wurtzel außſtoſſet.

Es ſind aber der Kraͤuteren ſo vielerley / daß man die in keine gewiſſe Ordnung einſchrencken kan / darin mann jede Gattung ſo richtig ein - ſchlieſſen koͤnne / daß ſie nicht noch in eine andere Ordnung (oder Claß) mit einzurechnen waͤre / darum iſt es ſehr ſchwer und vaſt unmoͤglich; je - doch woͤllen wir der gebraͤuchlichen Abtheilung nachgehen.

  • Die Kraͤuter ſind etweders Zwibel-Kraͤuter / als die Gilgen / Narziſſen / Tu - lipanen / Hyacinthen (Mertzen-Bluͤmlein) Sa - fran / Knoblauch.
  • Oder Knotten-Kraͤuter / als die Braunwurtze und die Gold-Wurtze. Oder Tolderkraͤuter / als der Fechel / Dill / Paſteneyer u. a. m.
  • Oder es ſind Wirtelkraͤuter / als der weiß und ſchwartz Audorn / die Krauſen - und Bachmuͤntze; oder geaͤhrete wie Schoßkraut und Ehrenpreiß.
  • Oder es gibt auch Kletterkraͤuter / die ſich ent - weders um andere herum winden / als die Hopffeund63Fuͤrnemſte Geſchlecht der Gewaͤchſen. und die ſchwartze Winde / oder ſie haͤngen ſich wie die Reben mit kleinen Gaͤbelein an / und ſelbige
  • Tragen entweders groſſe Fruͤchte wie Aepfel / als die Melone / Pfeben / Chukummer / Kuͤrbſe ꝛc. oder ſie geben Huͤlſen-Fruͤchte / wie die Welſche - Erbſen / die Linſe / die Roß-Wicke / das Spring - kraut u. a. m.
  • Oder ſie tragen Beerlein oder Traͤublein / wie der Leber-Balſam / die Reinfar / der Epich - oder Ebhaͤu-Baum / der Schwelcken - oder Schnee - ballen-Baum / die Zwibel / der Knoblauch u. a. m.
  • Oder ſie bluͤhen wie Pfaffen-Roͤhrlein mit ei - nem wollichten Kopffe / wie das Pfaffen-Roͤhr - lein (Roͤhrlein-Kraut oder Weg-Lattich) die Kreutz-Wurtzel (das Grind-Kraut) und der Bocks-Bart.
  • Oder ſie haͤubtlen ſich wie das Scharten-Kraut / die Scabioſen / die Stœbe, Batengel u. a. m.
  • Oder ſie ſind Glocken-foͤrmig / das iſt: ihre Bluͤmlein ſind rund wie Gloͤcklein / und ſpitzen ſich allgemach zu / oder gleichen einem umgekehr - ten Kegel / oder einer umgekehrten Biren / wie da ſind die Glocken-Blumen / der Finger-Hut / die Rapuͤntzlein / die Marien-Gloͤcklein / deren die meiſten auch Kletterkraͤuter ſind.
  • Oder es ſind Kraͤntzkraͤuter / als da ſind Mei - ſterleſej und der Naͤgelenſtock.
  • So ſind auch rundblaͤtichte / als die Haſel - wurtz / Schweinbrot.
  • Oder Nerfenblaͤttig wie der Wegerich / die Nießwurtz.
Oder64Das 7. Capitel.
  • Oder wie geſtirnet / gleich dem Waldmeiſter / dem Megerkraut / der Faͤrber-Roͤthe und dem Kleberkraut.
  • Oder Kohrn-Kraͤuter / wie das Getreid und die Huͤlſen-Fruͤchte / oder ſie ſind voller Safft / wie die Hauß-Wurtz und die Bruch-Wurtze.
  • Oder ſie haben Blaͤtter wie das Graſe / wie das Getraͤid / die Rohre / die Binſen und andre mehr.
  • Oder es ſind Kohl-Kraͤuter / wie der Lattich / Spinet / Mangelt und der Kabis / Koͤhl und andere Garten-Gewaͤchſe.
  • Oder es ſind Waſſer-Kraͤuter / als da ſind: das Floͤhe-Kraut / Gauchheil oder Henne-Darm / Waſſer-Pfeile / See-Blume / Waſſer-Fenchel / u. a. m.
  • Oder es giebet Stein-Kraͤuter / die auf Stei - nen oder auf Mauren herfuͤr wachſen / wie das Frauen-Haar / Frauen-Wurtz / Gulden-Wie - derthon / Hirtzen-Zunge / Ceterach oder Stein - farꝛ / u. a. haarige Kraͤuter mehr.

Weil man aber zu keiner voͤlligen Erkantnuß der Gewaͤchſen gelangen kan / wann jemand nur auf die Geſtalt der Blumen oder auf die Bildnuß des Saamens ſehen wolte / ob ſie gleichgeſtaltet ſeyen? Daß ſolche unter einerley Gattungen der Gewaͤchſen ſolten gezehlet wer - den. Darum iſt in genaue Achtung zu ziehen / ſelbs die gantze Geſtalt des Krauts: dann wer nur ein neu aufkeumendes Kraͤutlein betrachtete / der koͤnte das nicht mehr erkennen / wann eserwachſen65Fuͤrnemſte Geſchlaͤcht der Gewaͤchſen. erwachſen waͤre; ſo wenig er das auf keimende erkennen wird / wann er nur daſſelb in ſeinem vollkommenen Wachsthum geſehen / da es gaͤntz - lich außgewachſen war / zumalen deſſen Geſtalt anderſt iſt im auf keimen / anderſt wann es voll - kommen außgewachſen.

Es verheiſſet zwarn der Engliſche Profeſſor Robertus Moriſon in ſeinen Præludiis botaniois (Vorſpielen der Kraͤutlerey) den Lehr-begierigen Ahrtforſcheren eine neue und leichtere Ordnung die Ahrten der Gewaͤchſen nach ihrer Verwand - ſchafft und Gleichheit einzurichten; und verwirfft anbey die Ordnung / welche unſer Bauhinus in Beſchreibung der Gewaͤchſen gehalten / und ta - delt ſie / als ob die ſo wol unter Benennung als in der Einrichtung der Pflantze irꝛig ſtehen / indem er die Gewaͤchſe nach dem auſſeren An - blicke oder nach der Gleichgeſtaltung (Confor - mitet) der Blaͤtteren benennet / an denen die ei - nen den anderen gleich; da doch die Blaͤtter (in Betrachtung ihrer Geſtalt) nur zufaͤlliger Weiſe zur Bezeichnung der Gattungen der Gewaͤchſen dienen / nichts weſenliches aber beytragen / ein Kennzeichen deren Geſchlechts-Arth zugeben / und ſo habe es gleiche Bewandnuß mit den Wur - zeln / Faͤſeren / Staͤnglen und uͤbrigen Theilen.

Es vermeinet aber dieſer gelehrter Mann / man muͤſſe das Weſen der Gewaͤchſen (dardurch deren jedes in ſeine gewuͤſſe Ordnung einzuthei - len) auß der Geſtalt der Blumen und auß der Gleichheit des Saamens erkennen.

ENun66Das 7. Capitel.

Nun iſt noͤthig / daß ein lehrnbegieriger Kraͤutler (Botanicus) erkenne vor allem ſo wol die neuaufkeimenden Gewaͤchslein als die er - wachſenen / ſo die nunmehr Blumen und Saamen tragen. Nach Dioſcoridis Lehre ſoll jeder Kraͤut - ler / jedes je nach allen dreyen Alteren ſeines Wachsthums erkennen.

Demnach aͤnderet ſich in einem und eben dero - ſelben Arth der Gewaͤchſen die Geſtalt der Blu - men / ſo wol als derſelben Blaͤtteren gar vielmale ab / daß man oͤffters das weſenliches Geſchlecht (Genus eſſentiale) von den Blaͤtteren / die vieler - ley Gattungen deſſelben aber von den Blumen hernemmen muß; wie es auß denen vielen Gat - tungen der Nieß - oder? Chriſtwurtzen (Hellebo - rinis ſpeciebus) erhaͤllet / da alle einanderen glei - chen an den Blaͤtteren / aber ungleich ſind an Blumen. Als zum Beyſpiel / unter das Ge - ſchlecht der Nießwurtzen zehlet ſich auch (wie der verfuͤgter der obgedachten neuen Kraͤuter-Ord - nung ſelbs geſtehet) die Frauenſchuͤlein: dann deſſen Blaͤtter gleichen der Nießwurtzel / ob deſ - ſen Blume ſchon gantz anderſt geſtaltet ſind.

Uber das iſt gantz irꝛig / daß die Blaͤtter / Wurtzlen / Faͤſeren und die Staͤngel nur zufaͤl - lige Theile der Gewaͤchſen ſeyen: dann es befin - det ſich in jedem dieſer Theilen der Gewaͤchſen / eben derſelbig fluͤchtig Geiſt / melcher in den Blu - men und Saamen verſchloſſen / die erfrieſchet / zu gruͤnen machet und ſich ſelbs außbreitet. Wir uͤbergehen auch andere beruͤhmte und in derKraͤut -67Fuͤrnemſte Geſchlecht der Gewaͤchſen. Kraͤutlerey hoch-erfahrne und trefflich verdiente Maͤnner / als Joh. Rajum, Aug. Qu. Rivinum und den Thurnfort / ſeel. Anged. deren Unter - ſangungen Lobens-wehrt / obwol ihre Lehre ſich wenig zu dem Gebrauch der Artzney ſchicket / und ihre Meinung nicht aller Orthen zu belie - ben; darum mir unſrem fuͤrtrefflichen Lehrmei - ſter Bauhino nachgehen woͤllen. Zu dem Ende theilen wir alle in Loͤbl. Eidgnoßſchafft wachſende Pflantzen in zwoͤlf Ordnungen / nach Caſp. Bauhini Anleitung in ſeiner Schau-Taffel (Pinace) ein.

Den erſten Reyhefuͤhren die Graß-Arthen / das Graſe und was dem Graſe an der Geſtalt gleichet. Den 2. die Zwiebel - oder Boͤllen-Ge - waͤchſe. Den 3. die Koͤhl - und Garten-Kraͤu - ter. Den 4. die Schoͤttlein-Kraͤuter mit den breiten Dolderen / die ſich nach der Sonnen wen - den. Den 5. die Schlaff-bringenden. Den 6. die Vergiffteten / Gifft-treibenden und Blumen - zuͤchtenden. Den 7. die Artzney-Kraͤuter. Den 8. die Winter-Gloͤcklen - und fuͤnffblaͤttigen Kraͤu - ter. 9. Die Bettſtrauw ſamt ihrer Arth. Den 10. Frauen-Haar / Mieß / Morchlen / Schwamm und Diſtlen. Den 11. die Geſtraͤuche / Stau - den und etliche Baͤume / und dann werden 12. die uͤberige Baͤume die gantze Ordnung ſchlieſ - ſen.

Uberigens hab ich denen in Lobl. Eidgnoß - ſchafft von ſich ſelbs herfuͤrwach ſenden Kraͤuteren zuweilen zugeſellet / etliche in meines Hochwer -E 2then68Das 7. Capitel. then Herꝛl. Mitarbeiters Herꝛn D. Joh. Heinrich Lavaters / oder auß meines Sohns Med. Doct. ſchoͤnen Gaͤrten hergehollete Gewaͤchſe. Die in denen Apothecken befindliche und zur Artzney dienliche / aber habe ich genau nach dem Monat und A. B. C. die uͤberige aber wenigſt nach ihrem Nammen und Arth / oder Stelle / wo ſie wach - ſen beſchrieben / damit dieſes Tractaͤtlein den Kraͤuter-Kunſt-liebenden zu einem hoͤchſtnoͤthigen Hand-Buͤchlein gedeyhen moͤge.

Das 8. Capitel. Von den Kraͤuteren und Gewaͤchſen Des Mertz-Monats.

A.

Aconitum unifo - lium Luteum. Oder Die kleine Win - ter-Wolfswur - zel.
Dieſe69Von den Kraͤuteren im Mertzen

Dieſe hat tieff-eingekerffte / auf einem langen Stiele rond herum / wie ein Rad ſtehende Blaͤt - ter. Des Winters gleichet ihre Blume dem Ha - nenfuͤſſe oder Gleiſſelein / und iſt bleich-faͤrbig; deren folgen Schoͤttlein / nicht ungleich den Schoͤttleinen der ſchwartzen Nießwurtzel. Die Wurtzel iſt knotticht / eines ſcharffen brennenden Geſchmacks. Sie wachſet bey erſter Fruͤhlings - Zeit in den Gaͤrten. Sie wird unter die Giffte gezehlet.

Alſine hederulæ folio.

Eine Gattung des Haͤñendarms mit Ebhaͤus - gleichen Blaͤtteren. Sie wachſet um die Zaͤune herum / und hin und wider unter den Kornfruͤch - ten.

Alſine Veronicæ foliis, floſeulis caulicu - liſque adhærentibus.

Eine andere Gattung Haͤnnedarms / hat Blaͤt - ter / Bluͤmlein und Staͤngelein wie der Ehren - preiß. Er wachſet haͤuffig auf den Felderen.

E 3Alſie70Das 8. Capitel
Alſie media. Gemein Haͤnne - darm / ſo das zehen - des iſt auf der Kraͤuter - Taffel C. B.

Deſſen haarichte Wurtzlen ſpreiten ſich der Erden nach auß / ſind zart und rothlichte / ſie bekommet knoͤttlichte Staͤnglein; die Blaͤtter ſind ein wenig gebeltzet / oder haben keine Haͤr - lein wie anderer Haͤnnendarm / und ſtehen den Gleichleinen entgegen / ſind eines ungeſchmack - ten Guſtes / tragen kleine weiſſe geſternete Bluͤm - lein; der Saame lieget in Huͤlſen verſchloſſen.

Er liebet dunckle und feuchte Waͤlder / jeden - noch ſproſſet er auch unter und mit denen Kohl-Kraͤuteren in den Gaͤrten und in den Reb - bergen auf.

Er hat eine Kafft wie das Burtzelkraut anzu - feuchten; daß darvon abgezogenes Waſſer (A - qua deſtillata) wird bey denen Kinderen wieder den Ettikon gebraucht.

Alſine71Von den Kraͤuteren im Mertzen.

Alſine chamdryfolia, floſculis pediculis oblongis inſedentibus.

Haͤnnendarm mit Gamanderlein-Blaͤtt - lein / deſſen Bluſt auf laͤnglichten Stiehlen ſte - het / wachſet an den Zaͤunen und unter dem Getreide.

Anemone Nemoroſa. Waldanemonien / oder wilde Anemonien.

Wachſet bey dem angehenden Fruͤhling in dicken Waͤlderen und um die Zaͤune herum.

Aſarum. Haſel-Wurtzel.

Jſt ein ſcharff-riechendes mit ronden / denen Gund-Rebleinen gleichenden / doch etwas roͤn - deren Blaͤtteren / die ſtehen auf langen glaͤntzen -E 4den72Das 8. Capitel. den / auf der einen inneren Seiten offnen Aeſt - leinen / bringet ſonſt ronde / zwuͤſchen den Blaͤt - tern - und Wurtzen-ligende Fleiſch-faͤrbige und wolriechende Blumen / kommen an Geſtalt dem Bilſam-Bluſt gleich / in ſelbigen iſt der Saa - men wie Trauben-Koͤrnlein enthalten.

Sie wachſet in Beginne des Fruͤhlings / an ſchattichten Orten zu Berge und Thale.

Die Wurtzel hat einen ſcharffen Gewurtz-Ge - ſchmack / der anfaͤnglich wie Jmper auf die Zunge bronnet / zuletzt aber etwas eckelhafftes nach ſich laſſet; ſonſt ſind die Blaͤtter minder ſcharff / und ziehen um etwas zuſammen / erwaͤrmen / troͤck - nen und zertheilen / treiben den Harn und tode Geburthen auß der Gebaͤhrmutter / befoͤrde - ren die Reinigung / heilen die von Verſtopffung herꝛuͤhrende Kranckheiten / fuͤhren durch Erbre - chen den dicken zaͤhen Schleim und die uͤbrigen Fluͤſſe auß / oͤffter reinigen ſie den Leib auch durch den Stuhl-Gang / aber mit Beſchwaͤrde; deß - wegen muß dem Kraut und der Wurtzel die Schaͤrffe durch den Eſſig genommen werden / daß man ſie ohne Schaden einnemmen koͤnne.

B

Bellis hortenſis flore pleno, Monat-Bluͤm - lein / gefoͤllete Gaͤnsbluͤmlein / oder ge - foͤllete Garten-Maßlieden.

Sie wachſet in denen Gaͤrten von allerley Farben auf.

Bellis73Von den Kraͤuteren im Mertzen.
Bellis ſylveſtris minor. Kleine Wald - maßlieben / Gaͤnß - bluͤmlein.

Dieſe Blume wachſet von einer zaſerichten Wurtzel auf / ſpreitet ihre gruͤne / feißlichte / et - was haarige / auß einem langen Halſe ſich allge - mach in die Breite außdaͤhnende / an dem Rande gekrinnete (gekerfte) Blaͤtter auß der Erde in der Roͤnde außtrucket viel kleine Stiele in herfuͤr / auf deren jedem ein Bluͤmlein ſitzet / welches ſeine weiſſe oder Leib-farbe Blaͤttlein in der Roͤnde rings um einen gelben Kopff / gleich als um einen Mitteltupff herumſchwinget.

Sie wachſet in den Wieſen und hin und wie - der an ſumpfichten feuchten Orthen zur Fiuͤhlings - Zeit.

Sie iſt ſehr kraͤfftig die Wunden zu heilen. Sie hat einen ſcharfflichten Gewuͤrtz-Geſchmack / iſt etwas oͤlicht und durchtringend wegen ihrer zar -E 5ten74Das 8. Capitel. ten Theilen; daher wird der heiſer werden / und ei - nen rauchen und etwas entzuͤndeten Halß bekom - men / der ſie verſchlinget; daher gehoͤret ſie zu den Wund-Kraͤuteren / erwaͤrmet und troͤcknet. Sie eroͤffnet den Leib und die Kroͤßaͤderlein der kleinen Kinderen / die den Ettiken haben / wann man ſie in einer Bruͤhen kochet / oder wie ein gruͤnes Kraͤutlein hacket / kochet und zu eſſen gibet; daher wird ſie auch in Baͤdlein den Kinderen geſotten / welche die Riebſucht und den Etticken haben / da - rinn ſie gebadet werden. Sie reiniget auch die faulen ſtinckenden Geſchwaͤre und heilet die wie - der.

C.

Chelidonia rotun - difolia minor. Feigenwartzen - kraut / Stern - bluͤmlein.
Dieſes75Von den Kraͤuteren im Mertzen.

Dieſes Spannen-langes Kraͤutlein wachſet alle Jahr friſch mit Wurtzlen / Blaͤtteren und Bluſt auf; die Wurtzel iſt mit etlichen kleinen Knoͤttleinen verſehen / die Blaͤtter gleichen dem Ebhaͤu / und ſind etwas weicher und kleiner / dun - kelgruͤn glaͤntzend / erhebt in dem Gipffel ein eini - ges Bluͤmlein / daß dem Hannenfuͤſe aͤhnlich iſt / und in acht oder neun goldgelben glaͤntzenden Stern-Blaͤttleinen beſtehet / die gruͤnlechte Ran - de und in der Mitte viel Safran-gelbe Zaͤſerlein haben / worauf ein rund-geſpitzelt Knoͤpflein fol - get / das den Saamen enthaltet. Es wachſet zur Fruͤhlings-Zeit aller Orthen in feuchten Mat - ten.

Es hat einen mit unangenehmer und unge - ſchmackter Suͤſſigkeit vermiſchten oͤlichten Ge - ſchmack; von Ahrt kuͤhlet und erweichet es / von auſſen heilet es die Feigwartzen und bewahret die Zaͤhne vor Faͤulung. Mit des Krancken Harn vermiſchet und uͤber den Affter geſchlagen / zerthei - let den goͤldenen Aderfluß. Das darvon gediſtil - liertes Waſſer heilet die Scrophlen oder Kropfge - waͤchſe.

Clema -76Das 8. Capittel.
Clematis Daphnoi - des minor. S. Vinca pervinca. Blauer Streit / oder Eyngruͤn.

Diß Gewaͤchs hat dicke / dem Buchſe gleichen - de / doch groͤſſere / ablange / zugeſpitzte Blaͤtter / traget eine blaue / wie ein Gloͤcklein geſtaltete Blum / wachſet an ſchattichten Orthen um die Zaͤun herum / fuͤhret einen uͤberall bitteren / Spei - chel ziehenden Geſchmack / der einen rauchen Halß verurſachet / daher er waͤrmet / troͤcknet und ziehet ſaͤnfftlich zuſammen / gehoͤret unter die edelſten Wundkraͤuter / und dienet ſonderlich zu flieſſen - den Wunden und Geſchwaͤren / auch wider die Rothe-Ruhr und den Fluß der Goldader. Oder man braucht den auch wider Kranckheiten / die von Zauber - und Lochßnerey herkommen / in dem Baͤder darvon abgeſotten und die beſchaͤdigten Glieder darmit gebadet oder gewaͤſchen werden.

Cochle -77Von den Kraͤuteren im Mertzen.
Cochlearia folio ſubrotundo. Loͤffelkraut mit rondlichtem Blate.

Seine Blaͤtter uͤbertreffen an Dicke der Bach - bungen Blaͤtter / ſie ſind wie die Violblaͤtter ein wenig hohl / wie ein Loͤffel geſtaltet / eines ſuͤſſeren Geſchmacks als die ſpanniſchen Saurampfer; hat kleine eckichte / Spannen-lange Aeſtlein / dar - auf kleine weiſſe / dem Gartenkreſſe gleichende Bluͤmlein ſitzen / enthaltet ein kleines / rohtſchwar - zes Saͤmlein innert einem Koͤpflein / das zuletſt entzwey in zwey gleiche Loͤffelein aufſpringet. Die Wuͤrtzlein ſind ſubtil / zaͤſericht und von weiß auf ſchwartz zickend.

Jn Holland / Frießland und Engelland wach - ſet es um die Zaͤune herum und in den Matten, bey uns aber pflantzet man es in den Gaͤrten / wo es in dem Mertzen und Aprellen bluͤhet.

Seine Wuͤrckung iſt zu troͤcknen / zu oͤffnen /der78Das 8. Capitel. der Faͤulung zu widerſtehen; ſonderbar dienet es wider den Scharbock / reiniget die verſchleimerte erkaͤltete Bruſt / foͤrderet den Außwurff und trei - bet den Blaterſtein.

Cornus hortenſis. Mas. Thierleinbaum.

Dieſer Baum ſchwinget ſich gar hoch auf / ob - ſchon deſſen knottichte / ſtarcke und feſte Aeſte auß einem kleinen Stammen heraußſproſſen; ſeine Rinde iſt rauch und eines zuſammenziehenden Geſchmacks / wie ſein Holtz ſehr hart und gar be - quem zu Kam̃enzaͤhnen und Zaken an die Muͤlle - raͤder. Die Blaͤtter ſtehen aneinanderen und kraͤu - ſen ſich um etwas; der Bluſt iſt mieſſicht / gelb - gruͤn wie die Oliven / bringen einen harten Knopff oder Spruͤzelſtein.

Man pflantzet bey uns dieſen Baum in denGaͤr -79Von den Kraͤuteren im Mertzen. Gaͤrten / ſonſt wachſeter auf den Huͤglen / in den Waͤlderen / und bluͤhet Anfangs des Mertzens.

Er hat eine eroͤffnende und zuſammenziehende Krafft / ſtopffet den Durchlauff allerley Fluͤſſe. Auß ſeiner Frucht wird eine Latwerge mit Zucker abgekochet / welche in Bauchfluͤſſen den Magen und die Daͤrme ſtaͤrcket.

Cornus fœmina. Hartrigel oder falſcher Cornelbaum.

Dieſe Staude wachſet bey uns an allen Haͤgen / und eroͤffnet ſeinen Bluſt in dem Aprellen und Meyen.

Corylus vulgaris. Die Haſelſtaude.

Dieſe Staude ſtoſſet gleich bey der Wurtzel viel Staͤudlein herfuͤr / an denen hernach die Aeſte außſchlagen / die aller Orten mit Blaͤttern umge -ben80Das 8. Capitel. ben ſind; ihr Holtz ſchießt grad auß ohne Knotten; ihre Blaͤtter ſind den Blaͤtteren der Erlen gleich / jedoch etwas breiter / duͤnner / glaͤntzend und an den Randen gekerfet; die Rinde iſt duͤnn / mit weiſſen Flecklein beſprengt / bluͤhet nicht mit einer Blu - me / ſonder wirfft hinder der Frucht ein herab - hangendes Kaͤtzlein / das im bluͤhen einen gelben Staub von ſich gibt.

Sie wachſet auf an den Geſtaden oder Waſſe - ren. Die Haſelnuͤſſen ſind irꝛdiſcher Ahrt / und ſchaden dem Magen / obwol ſie beſſer Nahrung als die Baumnuſſen geben / erwecken Haubt - ſchmertzen / verurſachen Rothen-Schaden / ſtil - len aber auf eine verwunderliche Weiſe die Nie - renkranckheit und den Blaterſtein.

Crocus vernus junci folius purpureus. Blauer Garten - Saffran.

Dieſe traget eine Viol-blaue Blume / mit weiß -lichten81Von den Kraͤuteren im Mertzen. lichten ablangen Streimen an dem Rande her; innwendig an dem Rande ſind drey bleiche Blaͤtt - lein / oben darauf aber pranget ſie mit einem drey - eckichten tief-gekerften Bluͤmlein.

Jch habe ſie Anfangs Fruͤhlings in Hr. Doct. Lavaters Garten im Bluſt gefunden. Sie iſt ohne ſonderbaren Nutzen in der Artzney.

Crocus vernus lati - folius flavo varius, Gelber Garten - Saffran. Crocus ſativus, Saffran.

Der Saffran wachſet auf auß einer ſuͤſſen Zwiebel / die an Groͤſſe wie eine Haſelnuͤſſe / mit vielen Zaͤſeren umgeben iſt / hat fuͤnf biß acht Blaͤtter eine Spannen oder drey viertheile eines Schuhs lang / ſehr ſchmal und mit hohlen Kaͤh - len durchſtreimet / zwuͤſchen welchen ein kurtzer Staͤngel aufſteiget / der eine einige der Liechtblu - menfarbe Blume traget / in deren Mitten feur -Frothe /82Das 8. Capitel. rothe / ablange / gar wol riechende Faͤden oder Blaͤttlein darzwiſchen ſchimmeren.

Sie wachſet in den Gaͤrten / und wird auch in den Felderen / ſonderlich von den Hungaren ge - bauet. Sie bluͤhet von dem Meyen an biß in den Heumonat. Wir haben aber dene hiehar verſetzet / weil auch in den Gaͤrten zur Fruͤhlings-Zeit bluͤ - hender Saffran gefunden wird.

Seine Krafft iſt zu oͤffnen und zu vertheilen / das Hertz zu ſtercken / das Blut zu reinigen / al - lerley Gattung Gifft zu vertreiben / den Auß - wurff zu befoͤrderen / den Harn und die Monat - blum der Weiberen fortzufuͤhren. Allzuviel Saff - ran brauchen / ſo wol als ſtets daran zu riechen verurſachet Hauptſchmertzen. Auch bringet den Tod / wann man 2. Quintlein ſchwer von der Saffran-Zwiebelen einnimmet.

I.

Fumaria bulboſa ra - dice cava major. Hohlwurtzel / oder Taubenkropff / der auf einer Kolbenwur - zel aufwach - ſet.
83Von den Kraͤuteren im Mertzen.

Jſt ein zartes Gewaͤchs / mit gruͤnſchwartzen / dem Koriander aͤhnlichen / gekerfften / dem Erd - rauche faſt gleich glaͤntzenden / aber um etwas groͤſſeren Blaͤtteren / deren Bluſt bald Purpur - bald weiß-faͤrbig iſt; Die Wurtzel gleichet einem Kolben wie eine Zwiebel / iſt untenher flach / oben - her hoͤgericht und knoͤpficht / von innen aber hohl / an der Farbe gelb wie Buchsholtz / die Rinde iſt ſchwartzlicht von bitterem Geſchmack.

Sie wachſet an ſchattichten kalten Orthen um die Zaͤune herum / bluͤhet in dem Mertzen und Aprellen.

Sie hat einen bitteren eckelichten Geſchmack / wie der Magſaamenſaft / einen ſtinkenden Schwe - felgeruch / und beſtehet in ſehr fluͤchtigen duͤnnen Theilechen / daher ſie erwaͤrmet / troͤcknet / oͤffnet / und zertheilet; gehoͤret under die Leberkraͤuter; heilet die Wunden / reiniget das Gebluͤt und die veralteten Fiſtlen und wuͤſten Geſchwaͤr / hilfft wider die Raud und die Mundfaͤule / foͤrderet die Monatliche Reinigung ſtarck.

H.

Helleborus niger flore roſeo, Schwartze Nießwurtz mit leibfarben Blumen.

F 2Helle -84Das 8. Capieel.
Helleborus niger Hortenſis flore viridi. Schwartze Nieß - wurtz mit gruͤnen Blumen.

Dieſe Wurtzel iſt von der erſteren nur durch die Blume underſcheiden / da jene roſenfarbe / dieſe aber duͤnngruͤne Blumen traget / und etliche laͤn - gere gekerfete Blaͤtter hat / und wird von etlichen ſonſt Helleboraſter oder wilde Chriſtwurtze geheiſ - ſen / weil ſie bey uns und bey Mutenz / um Baſel ber / in den Waͤlderen ungepflantzet / bey An - fange des Fruͤhlings wachſet. Sie traget ſchon ihren Bluſt under dem Schnee.

Leget man ſie wol zerknitſchet uͤber die Biſſe der Thieren / ſo ziehet ſie den Gifft auß und heilet. Jn Eſſich geſotten / und aͤuſſerlich uͤber den Heerbrand geſchlagen / vertreibet es denſelbigen.

Hyacinthus orientalis caule maculato, Mer - zen. Hyacinthen oder Glaͤßlein.

Wird in den meiſten Gaͤrten gepflantzet und bluͤhet in den erſten Fruͤhlings-Tagen.

Hya -85Von den Kraͤuteren im Mertzen.

Hyacinthus ſtellaris bifolius germanicus, Blaue Hyacinthen.

Dieſe wachſen bey Fruͤhlings-Zeit mit groſſer Maͤnge in den Waͤlderen.

L.

Larix, Lerchenbaum.

Der Lerchenbaum ſteiget hoch auf / hat eine tauche / ſchiefferige Rinde / die von innen roth iſt / wie die an der Wachholderſtaude / ſeine lange und duͤnne Aeſte hangen nidſich; ſeine etwas ſanfft riechende dunn-ſchmale / einem Saͤubuͤrſte an der Dicke gleichende Blaͤttlein umgeben den Aſt in einer unordenlichen Ordnung / nachdem ſie daran auß kleinen Maͤſerlen herfuͤrgeſproſſet / und ſich wie in einem Penſel zuſammengefuͤget. Seine Zapffen ſind auß breitlichten ſtumpffen Schuͤpen gleichſam in einanderen gewettet / wer -F 3den86Das 8. Capitel. den ſo groß als eine Zypreßnuß / und hangen hart an. Er bluͤhet ſchoͤn Purpurroth.

Er wachſet bey fruher Jahrs-Zeit in reicher Anzahle auf den Alpgebirgen; ſeine Frucht erꝛei - chet im Herbſtmonat ſeine Zeitigung.

Seine Rinde troͤcknet wie der Ziernenbaume / aber ſein Hartz erwaͤrmet nicht ſo gar / obwol es die mit Lungen-Geſchwaͤren Behaffteten gnugſam reiniget / wann ſie es einnehmen. Sonſt brauchet man es auſſerlich die Wunden zu heilen und das Blut zu ſtellen.

Laureola folio deci - duo, flore purpureo, officinis Laureola fœmina. Kellerhalß / Zy - land.

Jſt eine Staude / die einer Ellen hoch aufwach - ſet / ihre lange weiſſe Wurtzel in viel Theile zerle - get / darvon ſonderbare zeche / ronde Ruͤthlein aufſteigen / die eine doppelte Rinde haben. Es keimen zu allen Seithen an dieſen Ruͤthleinen ro -the87Von den Kraͤuteren im Mertzen. the Purpurfarbe Blumen ohne Stielein vor den Blaͤtteren vorher / herfuͤr / ablang wie der Pfer - ſichbluſt mit vier geſpitzten niedergebogenen Blaͤt - leinen / die eines angenehmen Geruchs. Jn der mitte dieſes Bluſts befinden ſich etliche Saffran - gelbe Faͤdemlein; Sonſt gleichet des Zylands Kraut dem Lorbeerbaum / auſſer daß des Zylands Blaͤtter weicher und kleiner ſind.

Er pfleget auf dem Huͤtleinberg und in den Waͤlderen zu wachſen.

Es wird die Wurtzel wegen ihres ſcharffen brennenden Geſchmacks gebraucht die Fluͤſſe zu - ſammenzuziehen. Thut man ſie in ein durchſtoch - nes Ohrlaͤpplein / ſo wuͤrcket es ſehr ſtarck zu dien - ſten der Augen und Ohren. Jnnerlich zu brau - chen ſol man auf das allerbehutſamſtes darmit umgehen / ſonderlich in dem viertaͤgigen Kaltwehe / in der Waſſerſucht und in den Vergifftigungen / wo es mit Zucker zuvermengen / und hoͤchſtens biß auf 8. Gran einzugeben iſt / doch daß es zuvor in Eſſich eingebeitzet und wider getroͤcknet werde.

Leucojum bulboſum vulgare, Weiſſe Mertzenblume.

Dieſe kommet zu ihrer Vollkommenheit ſchon im Mertzen / bringet ihren Saamen ſchon im Aprellen / und hat ihren Stand in duncklen Waͤl - deren.

F 4Nar -88Das 8. Capitel.

N.

Narciſſus ſylveſtris pallidus calice luteo, eu. Bulbocodium vulgatius Joh. Bauh. Gelbe Hornungsblum.

Dieſe werden oͤffters an den Borten oder Ran - den der Aeckeren gefunden.

P.

Petaſites major & vulgaris. Peſtilentzwur - zel.

An dieſer brechen zu erſt auß dem Erdreich drey Zwerchhaͤnd-hohe / um etwas hohle / wollichte Staͤngel herfuͤr / welche mit engſpitzigen Blaͤtte - ren bekleidet ſind / und in die Laͤnge wie ein Spieß aufſteigen / mit Purpurfarben Blumen / die end - lich zu wollichten Fleughaaren werden / und ver - ſtaͤubende verfliegen. Wann dieſe abgefallen / und der Stengel verwelckt iſt / ſo erfolgen groſſe breiteBlaͤt -89Von den Kraͤuteren im Mertzen. Blaͤtter / die ſich an dem Stille kruͤmmen / ruͤn - den ſich ein wenig / ſind nur an dem Rande geker - fet / nicht eckicht wie die weiſſe Peſtilentzwurtzel. Die untere Seithen des Blats bedecket ſich mit einem grauen flaumichten Bart / die obere aber iſt dunckelgruͤn und beltzig / die Wurtzel dick und bitter.

Man findet bey uns zwey Gettungen dieſer Peſtilentzwurtzel / namlich die groſſe und gemeine / und die kleine oder das Weiblein / die an dem Waͤge im aufſteigen am Pilatusberge aufſtoſſet; die andere aber wachſet im Mertzen an den Waſ - ſerbaͤchen herfuͤr. Die Peſtilentzwurtzel iſt harzicht / am Geſchmack bitter gleich der Coſtuswurtzel / daß man ſie an Coſtus ſtatt eingeben kan. Sie iſt von fluͤchtigen zarten Theilen / ziehet viel Spei - chel / fuͤllet den gantzen Mund gleichſam in einem Augenblick mit aͤuſſerſter Bitterkeit an / daher ſie fuͤr das beſte Mittel gehalten wird Schleim zu pflantzen. Sie waͤrmet und troͤcknet / verduͤnne - ret und eroͤffnet / ſonderleich treibet ſie den Schweiß / deßwegen ſie das beſtes Widergifft iſt in peſtilentzialiſchen Kranckheiten / haͤmmet alle Faͤulung / ſtillet die Mutterblehung / foͤrderet die Monatbluſt / und heilet die Bruſtkranckheit. Auſſerlich aufgeleget / troͤcknet ſie die Geſchwaͤre auf.

F 5Prunus90Das 9. Capitel.
Prunus ſylveſtris. Schlehendorn.

Dieſe Aeſtreiche Staude iſt an allen Zaͤunen bekant / dero vielfaltige Wurtzel kriechet durch die Erden / vermehret und breitet ſich auß in vielen Aeſten / deren ſpitzige Doͤrner dem Angreiffen - den entſetzlich / die Purpuraͤſchfarbe Rinde aber und der Bluſt ergetzlich / Schneeweiß und zart / der vor den Blaͤtteren har auß kleinen Knoren (Huͤlſenknoͤpfleinen) dick herfuͤrbricht / hat einen lieblichen Geruch und bitteren Geſchmack; in deſ - ſen Mitte ſpielen weiſſe Zaͤſerlein mit heiteren Safranfarben Spitzleinen auf laͤnglichten gruͤ - nen Stielen ſehr artlich.

Des Schlehendorns Blaͤtter gleichen den Blaͤtteren des Zwetſchgenbaums / ſind jedoch viel kleiner / rings herum gekerfet / eines bitteren / zuſammenziehenden Geſchmacks. Auf den Bluſtfolget91Von den Kraͤuteren im Mertzen. folget eine zuerſt gruͤnere / hernach in blaubraun ſich verwandlende rund-ablange Frucht / die den Kirſchen aͤhnlich / einen harben zuſammenziehen - den Geſchmack hat / der ſich aber durch den Reif - fen milteret.

Sein Bluſt wird reichlich an den Zaͤunen bey Beginne des Fruͤhlings / im Aprellen fuͤrnemlich / geſamlet / und hat groſſen Nutzen in der Artzney: dann er zeuhet den Speichel / ſaͤuberet die Zun - gen / waͤrmet / troͤcknet und ſtopffet gar ſaͤnfftlich / dienet in Bauch-Haupt - und Blutfluͤſſen / fuͤh - ret das Sand auß den Nieren / ſtillet das Hertz - und Magentrucken / loͤſet und loͤſchet die Urſach des Seitenſtechens. Die Schlehenbeeren aber ziehen ſtarck zuſammen und kühlen hefftig ab / ſtel - len die Fluͤſſe und ſtillen den Durſt. Unſere Wund - aͤrtzte halten das Schlehenmuß wegen zuſam̃en - ziehender Krafft ſehr hoch / es wuͤrcket auch treff - lich wider die weiſſe Kranckheit und wider den Außfahl der Mutter. Die Hrn. Barbier bereiten auch daraus ihre Haarpulffer.

Pulſatilla folio craffiore & majore folio, Bizwurze.

Sie wachſet an ſteinichten / doͤrꝛen / ungebaue - ten Orthen / auf dem Krenzacher-Berge und um Baſel her.

Q.

Quinquefolium minus repens luteum, Klein Fuͤnffingerkraut / Tormentill.

Wachſet aller Orthen in trocknen Aeckeren und Matten um die Haͤge herum.

Sene -92Das 8. Capitel

S.

Senecio minor vulgaris. Kreutzwurtzel.

Dieſe Wurtzel hat einen braunrothen Sten - gel / der einer halben Ellen lang / auch ſind die Blaͤtter lang / gekerfet wie die Rakketenblaͤtter / jedoch etwas kleiner / feißter und dicker. Jhr Bluſt iſt bleichgelb / und verflieget endlich in einem grau - weiſſen Beltzflaume.

Sie wachſet bey alten Gebaͤuen / an Mauren und in allen Gaͤrten.

Sie hat die Krafft zu kuͤhlen und ein wenig aufzuloͤſen. So man ab dero friſchen Blumen trincket / ſo wuͤrget es den Menſchen in dem Halſe. So man das Kraut ſelbs in Wein abſiedet / hei - let es die von Gallen erhitzeten Magenſchmertzen. Sein außgepreßter Safft foͤrderet die Monatrei - nigung / wie deſſen gebrenntes Waſſer und ab - gekochete Bruͤhen. Die gruͤn zerſtoſſene / und uͤberentzuͤn -93Von den Kraͤuteren im Mertzen. entzuͤndete Bruͤſte gelegte Blaͤtter heilen deren Entzuͤndung. Dieſes Kraut und Wurtzel hat ei - nen waͤſſerigen bitterlichen Geſchmack; Es ver - treibet auch das Andertaͤgig Kaltwehe / ſo man das Gruͤn in dem Mertzen oder Aprellen geſamlet friſch Kraut in einem Saͤcklein an einer haͤnffer - nen Schnur naͤchſt vor dem Erſchuͤtteren an den Hals biß auf das Hertzgruͤblein haͤnget.

T.

Tithymalus peplus ſeu Eſula exigua. Wolffsmilch.

Jſt ein kleines Kraͤutlein / hat duͤnne ablange oder auch rondlechte Blaͤtter / auß denen viel weiſſe Milch flieſſet / ſo man die abbricht. Sie wachſet allenthalben in den Aeckeren und um die Zaͤune herum.

So man diß Kraͤutlein in dem Munde kaͤuet / ſo laſſet es einen Geſtanck hinder ſich / der einen Wiederwillen erwecket. Es hat einen ſcharffenetzenden94Das 8. Capitel. etzenden / ſubtilen Geſchmack / der mit empfindli - cher Hitze viel Speichel auß dem Munde ziehet / daher reiniget es ſtarck vom Schleime / und fuͤh - ret den nidſich auß / darum man es der Bauren Rhebarbara nennet.

Trifolium Hepati - cum flore ſimplici. Edel Leberkraut.

Sind ronde / in drey Ecke / wie ein Klee / auß - getheilte Blaͤtter / hangen an einem langlechten Stiele / von untenher rothlicht / wie die Saͤu - brotsblaͤtter / obenher aber ſind ſie mit weißlichten Maaſen bezeichnet; ſein Stengel iſt gar duͤnn / und traget in dem Anfange des Fruͤhlings eine Himmelblaue oder rothe und auch weiſſe Blume.

Wachſet bey uns in etlichen Gaͤrten / auch un - ter den Baͤumen / an feuchten ſchattichten Or - then. Man bringet ſie haͤuffig auß dem Schwartz - walde zu uns.

Wann93[95]Von den Kraͤuteren im Mertzen.

Wann man das Kraut knitſchet und uͤber die Wunden ſchlaget / heilet es die. Es heilet auch die Daͤrmbruͤche / wañ man einen halben Loͤffel (oder ein Kindenloͤffelein) voll in dickrothem Wein ein - nimmet. Jn ſchweren Halsſchmertzen dienet es zu einem Gurgelwaſſer / ſo man es in rothem Wein abſiedet. Das Kraut iſt ungeſchmack / kraͤutelet / hat einen Mehlguſt / doch einen lieblichen Geruch / wie der Storax; daher kuͤhlet er ſaͤnfftlich / zie - het um etwas zuſammen / reiniget das Gebluͤt / eroͤffnet die Verſtopffung der Leber und des Mil - zens.

Tuſſilago vulgaris. Roßhuben oder Hufflattich.

Seine Blaͤtter gleichen dem Ebhaͤu (Epich) doch etwas groͤſſer. Sie ſteigen von der Wurtzel herauf / ſind auf der unteren Seithen weißlicht / belzig / obenher gruͤn mit vielen Ecken; ſein Staͤn -gel94[96]Das 8. Capitel. gel iſt Spannen lang / die Blume weißgelb / kom - met Fruͤhlings-Zeit herfuͤr / aber verliehret ſich al - ſobald wider zuſamt dem Staͤngel. Hat eine duͤñe zarte / nicht uͤberfluͤſſige Wurtzel / darinnen Win - terszeit ſich ein gewuͤſſer ſchwartzer Flaum oder Belze befindet / der zum Feurfange oder Zundel gar dienlich iſt / wann man den wol ſaͤuberet / in ein leines Tuͤchlein einwickelt / in guter Laugen ab - ſiedet / und wider an der Sonnen troͤcknet.

Die Roßhube wachſet aller Orthen bey friſchen Quellen und Brunaderen.

Weil fie einen Balſam gleichenden / etwas bit - teren / waſſerigen und maͤſſig-ſcharffen Coſtus - Geſchmack hat / ſo iſt ſie mittelmaͤſſiger Ahrt / und iſt ſehr nutzlich den Bruſtkranckheiten und Ent - zuͤndungen / heilet den Huſten und die Schwind - ſuchte. Man ruͤſtet darauß einen Syrup zu / und brennet darvon ein Waſſer / welche alle Entzuͤn - dungen der Leber / der Lungen / des Magens und des Miltzens heilet / und reiniget alle Geſchwaͤre und uͤberꝛoͤthe.

Ver -94[97]Von den Kraͤuteren im Mertzen.

V.

Verbaſculum pra - tenſe odoratum. Schluͤſſelblüm - lein / Herꝛen - zeichlein.

Seine Blaͤtter vergleichen ſich den Blaͤtteren des Lattichs / ſind lang und nahe aneinanderen / wie Kartendiſtlen gefuͤget / ſie fladeren in der Roͤn - de auf der Erden herum; Auß ihrem Mittel ſchieſ - ſet ein braunlichter Stengel herauß / mit einem Buſchelein bleichgelber Blumen / welche rings - her gekerfet und wolriechend ſind.

Jm Mertzen und Aprellen wachſen dieſe Bluͤmlein auf den Matten und in den Waͤlderen.

Sie haben eine Schmertzen-ſtillende / troͤcknen - de / zuſammenziehende und erwaͤrmende Krafft; ihre Wurtzel hat einen ſcharffen / harblichten Ge - wurtzgeſchmack / etwas bitter / wie die Gewuͤrtz - naͤgelein. Die Blaͤtter ſind eines gleichen Guſtes und ziehen viel Speichel; darum diß Gewaͤchs billich in den Zufallen des kalten Haupts / desGHirns /98Das 8. Capitel. Hirns / des weiſſen Geaͤders / bey den Gutſchlaͤ - gen und Laͤhmungen gebrauchet wird / und dienet auſſerlich uͤberſchlagen in der Gleichſucht / Glie - derſchmertzen / in Geſchwulſten / die von gifftigen Thierbiſſen oder Stichen herkommen. Das dar - auß gebrenntes Waſſer kennet das Frauenzim̃er wol / indem ſie ihnen damit ein ſchoͤnes klahres An - geſicht und glimpflge Haͤnde zu machen wuͤſſen.

Verbaſculum pratenſe vel ſylvaticum inodorum, Handſchuhbluͤmlein.

Wachſet in den Waͤlderen / feuchten Matten / und unten an den Gruͤnden der Bergen.

Verboſculum proliferum, Schluͤſſelbluͤmlein mit Nebenbluͤmleinen.

Wachſet in etlichen Gaͤrten mit allerley Far - ben auf.

Viola martia inodora ſylveſtris, Wilde Mertzen-Violen.

Die findet man aller Orthen an den Mauren und an den Randen der duͤrꝛen (trocknen) Aeke - ren.

Viola99Von den Kraͤuteren im Mertzen.
Viola Martia pu - pureo flore ſim - plici, Blaue zahme Mertzenvio - len.

Es wachſen auß zaͤſerichter vielgetheilter Wur - zel um etwas ablang-ronde / gekerfete / an langen Stihlen hangende Blaͤtter zuerſt herfuͤr / zwuͤ - ſchen denen dann auch noch andere Stielein auß der Wurtzel außſchieſſen / deren jedes ein Bluͤm - lein traget / das blaupurpurfarb / einen lieblichen Geruch gibet; hat fuͤnf kleine Blaͤttlein / mit hin - den abhangendem Spoͤrlein / wann das ſamt den Blaͤttleinen abgefallen / entſtehen auß der Wur - zel andere Stilein / daran Koͤpflein aufſchieſſen / die ſich in drey Schoͤttlein zertheilen / und mit klei - nem rondem Saamen angefuͤllet ſind.

Dieſe Viole wachſet in rauchen ſchattichten Or - then und Dornbuͤſchen Anfangs Merzens und Aprelens.

Die Blaͤtter haben einen fetten / oͤlichten / waͤſſerigen Krautgeſchmack / daher kuͤhlen und feuchten ſie an und erweichen.

G 2Diß100Das 8. Capitel.

Diß Bluͤmlein iſt Hertzſterckender Krafft - Man brennet ein Waſſer darauß wider das Hauptwehe / ſo von Hitzen und ſtrengem Wachen entſtanden / machet auch ſchlaffen. Das Viol - ſafft iſt fuͤrtreflich gut denen von den Gichteren geplagten Kinderen / dann es foͤrderet ſaͤnfftlich zu Stuhle / ſtaͤrcket Haupt und Hirne / heilet das Halsgeſchwaͤr und Kaͤhlſucht / daͤmmet die Hitzen der Fieberen / loͤſet auf die Heiſere / beſaͤnfftiget die Schwindſucht und den Ettiken / ſtillet den Durſt. Gleiche Wuͤrckung hat auch der Viol - zucker. Das Violoͤl wird in allen Entzuͤndun - gen zum ſalben des Ruckgrads und zu den Klyſtie - ren mit Nutzen gebrauchet.

Viola Martia alba, Weiſſe Viole.

Wachſet in rauchen Orthen und ſchattichten Waͤlderen auf.

Viola Martia multiplici flore, Gefuͤllete Garten-Viole.

Die wird in den Gaͤrten gepflanzet.

Viola101Von den Kraͤuteren im Mertzen.
Viola Tricolor ar - venſis ſeu Herba Trinitatis. Felddenkelem.

Seine Blaͤtter ſind lind und gekerfet / wie die Scabioſen oder Apoſtemakrautblaͤtter / traget die allerſchoͤnſte / den Violen gleichende Him̃elblaue Blume / die in der Mitten gelb und weiß mit mancherley Strichen oder Linealen gleichſam ge - mahlet und ſchattieret ſind.

Sie ziehret im Fruͤhling die Wieſen und Fel - der zierlich auß.

Das Felddenckelein hat einen fetten / Bal - ſamiſchen Gewuͤrtzgeſchmack / der mit einem lieb - lichen Geruch vereinbahret iſt. Es erquicket die Le - bensgeiſter / ſtaͤrcket das Hirn / es erwaͤrmet / und in dem Auftroͤcknen iſt es mittelmaͤſſiger Ahrt und durchtringend / es zertheilet / erwecket den Schweiß und dienet in die Wundtraͤncker. Deſ - ſen fuͤrnemſter Gebrauch iſt die Gichter der Kin - deren und ihre Hitze zu daͤmmen / die Hautſchaͤ -G 3den102Das 8. Capitel. den und Kraͤtze zu heilen / den ſchleimichten Rotz der Lungen außzufuͤhren / die Bruſt zu reinigen / und die verſtopffte Gebehrmutter zu oͤffnen. Son - derbar iſt deſſe gebrenntes Waſſer eine Hertzſtaͤn - ckung in der fallenden Seuche.

Das 9. Capitel. Von denen im Aprellen wachſen - den Kraͤuteren.

A.

Abies alba & fœmina, Weiſſer Tannenbaum.

Die weiſſe Tanne iſt ein hoher Baum / mit ei - nem langen Stammen / vielhaͤutichter Rinde / die weiß von Farbe / hat nur eine einfache Wurtzel / die gantz aͤderig iſt. Er pranget mit ſchoͤnen / duͤn - nen / ablangen / zerſchnittnen / einer Saͤge gleichen - den Blaͤtteren / traget dick-geſchuͤpete / Spannen - lange Zapffen / darinnen der Saamen enthalten.

Die meiſte Eydgnoͤſſiſche Berge und Waͤlder ſind mit dieſem Baume gleichſam gekroͤhnet.

Man gebrauchet fuͤrnemlich das Tannenhartz / welches waͤrmet und reiniget / daher zu Heilung der Wunden / ſonderbar des Haupts fuͤrtreffen - lich dienet: dann es reiniget und machet feſt al - lerley Schaͤden / iñerlich und aͤuſſerlich gebraucht / fuͤhret es die Gallen nidſich auß / ſaͤuberet die Nie - ren / und iſt ein ſonderbar gutes Mittel wider den Saamenfluß / und treibet Sand und Grieß auß.

Aceto -103Von den Kraͤuteren im Aprellen.
Aceoſa pratenſis, Saurampfer.

Hat ſehr viel Wuͤrtzlein und Blaͤtter / die dem Laͤndenkraut gleichen / obenher zugeſpitzet / und ſind eines ſaurlechten Geſchmacks. Bluͤet ſchon in dem Mertzen und Aprellen auf den Matten.

Seine Wurtzel iſt harb und trocken / und reitzet den Speichel / daher ſeine Blaͤtter kuͤhlen und waͤichen / ſie oͤffnen / loͤſchen den Durſt / erwe - ken Luſt zur Speiſe / dienen der Leber / und milteren die Febriliſchen Hitzen.

G 4Alliaria,104Das 9. Capittel.
Alliaria, Knoblauchkraut.

Es ſteigen auß einem duͤnnen / holtzichten / weiſſen / nach Knoblauch riechenden Wuͤrtzlein / duͤnne / haarichte / Ellen-hohe Stengel auf / de - ren Blaͤtter anfaͤnglich rund ſind / wie die Gund - reblein / und dunckelgruͤn / bald werden ſie am Rande etwas geſpitzelt und gekerfet / an Geſchmak und Geruch etwas milter als der Knoblauch. Auß den Schencklen der Blaͤtteren ſproſſen kleine Aeſtlein herfuͤr / auf denen viel weiſſer / in vier Blaͤttleinen beſtehender Bluſt zu ſehen / in deſſen Mitte gruͤngelbe Streimlein oder Spitzlein her - fuͤrſchimmeren. Ziglet einen ſchwartzen ablangen Saamen in eckichten Huͤlſen. Sein Wachßtum krieget es um die Haͤge und feuchte Orthe herum haͤuffig.

Es hat einen ſcharffen und feuchten Geſchmack /iſt105Von den Kraͤuteren im Aprellen. iſt warmer Ahrt / verduͤnneret und vertheilet die dicken Feuchtigkeiten / eroͤffnet und zeitiget ſie. Man kochet deſſen Safft zu einem dicken Syrup / und behaltet deſſen duͤrꝛe Blaͤtter / dann ihr Ge - brauch iſt gar dienlich fuͤr die Geſchwaͤre und Wunden der Schienbeinen / wider das Bauch - und Nieren-Grimmen. Deſſen gruͤnes Kraut in einem Saͤcklein an den Halß der Kinderen gehaͤn - get / hilffet von dem Ettiken.

Amygdalus ſatvia. Mandelbaum.

Seine Blaͤtter ſind den Pferſichblaͤtteren aͤhn - lich / ablang / ſchmal / zu geſpitzt / gekerfet / gekrinnet / ſehr bitter / doch um etwas zecher. So were deſſen Bluſt auch dem Pferſichbluſt nicht ungleich / auſ - ſer daß er etwas mehrer auf die Weiſſe zicket / ſchla - get vor den Blaͤtteren auß / und hat was aͤhnlichesG 5mit106Das 9. Capitel. mit dem Apffelbluſt. Die Mandelfrucht gleichet auch nicht unfein den Pferſichen / doch daß ſie zu - ſammengetrucket / und wie in einen Bogen geſtal - tet iſt; von auſſen hat ſie ein aufgepolſtertes / nicht gar dickes Fleiſch / das etwas ſaurlicht und ſich eſ - ſen laſſet / alldieweil es noch zart iſt. Wann aber die Frucht anfangt zeitig werden / ſpaltet ſie von ſich ſelbs / und laſſet von ſich gern heraußfallen ei - nen dicken / ſehr harten / von auſſenher durchloͤ - chert ſcheinenden Stein / inner deſſen harten Schalen ein ſuͤſſer Kern / mit einer duͤnnen / rothen / gleich als Mehl beſtaubeten Haut umgebner Ker - ne enthalten; oder ſo der Kerne bitter / iſt er in den Apotecken beliebiger. Die Wurtzel des Mandel - baums gruͤndet ſich dem Stam̃en nach grad un - ter ſich / und iſt ſehr groß.

Man pflantzet ihn in den Gaͤrten / wo er in dem Aprellen bluͤhet.

Die ſuͤſſen Mandel reinigen das Eingeweid / entliechteren die Lunge von allem Unraht / ſind der Bruſt nutzlich / und helffen wider das Grimmen / ſtillen den Huſten. Das Mandeloͤl von auſſen aufgelegt / heilet die von Kinderblatteren hinder - laſſenen Narben und Anmaͤhler / getruncken ſtillet es das Grimmen. Die bittere Mandel treiben den Harn hefftig / und fuͤhren den Sand auß den Nieren. Auß denen ſuͤſſen Mandlen werden aller - hand Mandelmilchen zubereitet.

Burſa107Von den Kraͤuteren im Aprellen.
Burſa paſtoris major loculo oblongo, Taͤſchelkraut.

Das Taͤſchelkraut wirfft auß einer duͤnnen / za - ſerichten / unnuͤtzen weiſſen Wurtzel einen Span - nenlangen haͤrig-rauchen / in viel Aeſtlein außge - breiteten Stengel herfuͤr / der zuweilen auch kaum einer halben Spangen lang wird / aber alsdann keine Nebenſchoͤßlein hat / bey deſſen Anfange et - liche hochgruͤne (hochrothe) Blaͤtter dem Boden nach ligen / die eines Nagels groß / und in einer Eyerruͤnde gekerfet ſind. Den Stengel ſelbs um - geben wenig Blaͤtter / und alle haben keine Stihle. Zu oberſt folgen dann viel kleine weiſſe / zuſam̃en - gehaͤuffte Bluͤmlein / auß denen kleine ablange Saͤcklein oder Taͤſchlein werden / die auf zwerchs - herauß ligenden Stihlen ſtehen / darinn zwey klei - ne braune Saͤmlein enthalten / die eines ſcharffen Geſchmacks ſind / und heraußfallen / in dem ſich bey ihrer Zeitigung das Taͤſchlein eroͤffnet / undnur108Das 9. Capitel. nur die einte Blaͤtterichte laͤhre Seithen ſtehen laſſet. Es bluͤhet auf trocknen Felderen in dem Aprellen.

Das Taͤſchelkraut hat eine kuͤhlende / maͤſſig - lich troͤcknende und zuſammenziehende Ahrt / iſt nutzlich wider ſtarckes Naſenbluten / Blutſpeyen / Durchlauff / Rothe-Ruhr / Blutharnen / Blut - fluͤſſe der Weiberen. Auſſerlich braucht man es auch gluͤcklich zur Heilung und Zuſam̃enziehung der Wunden.

Burſa paſtoris minor folio inciſo, Taͤſchelkraut.

Wachſet allenthalben um die Zaͤune herum und in den Gaͤrten.

C.

Caltha paluſtris flore ſimplici, Gelbe Bachbungen / Dotterbiume.

Dieſe wachſet in den Suͤmpfen und an der Geſtaden der Bachen auf.

Ceraſa109Von den Kraͤuteren im Aprellen.
Ceraſa ſativa, rotun - da, rubra & acida, Emmerin / oder Zahmkirſchen.

Die Emmerin oder Zahmkirſchen wachſen auß einem mittelmaͤſſig-groſſen Baume / an einem kur - zen Stile / und haben ein hartes keckes Fleiſch; ſie werden ſonſt Amarenen genennet / und ſind eines ſauren Geſchmacks. Sie wachſen in den Gaͤrten / lieben feißte Stellen / und bluͤhen im Anfange des Aprellens.

Sie kuͤhlen / troͤcknen / ziehen zuſammen / loͤ - ſchen die Febriliſchen Hitzen und den Durſt / und ſtaͤrcken den Magen.

Ceraſa acidiſſima, ſucco ſanguines, Wiechßlen.

Die wachſen an einem hoͤheren Baum als die Emmerin / und an einem gar langen Stile. Die unſerigen machen gemeinlich den Wiechßlenwein darauß. Man pflantzet die auch in den Gaͤrten.

Sie110Das 9. Capitel.

Sie ſtercken den Magen verwunderlich / ſtillen den Durſt treffenlich / und ſtopffen die Fluͤſſe.

Ceraſus major & ſylveſtris, fructu ſubdulci, Gemeine Kir - ſchen.

Die wachſen aller Orthen / auf allen Guͤteren / in den Gaͤrten und in den Waͤlderen.

Chamæbuxus floribus coluteæ, Kleiner wilder Buchs.

Dieſer wachſet in den Bergen und dicken Waͤl - deren.

Chamæceraſus dumetorum fructugemino rubro, Fluͤhkirſchen.

Dieſe wachſen auf den Fluͤhen / Bergen und Waͤlderen.

Cham -111Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Chamædrys ſpuria major anguflifolia. Wildes Gamaͤnderlein.

Dieſes wachſet an denen Zaͤunen und in den Matten.

Chelidonium majus, Schoͤllkraut.

Dieſes Kraut traget einen Ellenlangen Staͤn - gel / der vielblaͤtrige Aeſte hat / ſo ſchier den Blaͤt - teren des Hahnenfuſſes oder der Agleyen gleichen. Von Farben ſind ſie duͤnngruͤn / etwas zaͤrter und duͤnner / und von auſſen Haarig-rauch. Oben drauf ſitzen gelbe vierblaͤttige Bluͤmlein / und in deren Mitten der Saamenſtengel auf ei - nem gruͤnen Stile / der voller gelben / dicken / ſcharffen Saffts / der beiſſend und am Geſchmack bitter iſt. Es wachſet auf auß einer einfachen Wurtzel / die doch ein wenig in etliche Schenckel zertheilet liget. Seine Frucht iſt wie ein Horn ge -gekruͤm -112Das 9. Capitel. gekruͤmmet / und der Saamen dem Magſaamen aͤhnlich.

Er wachſet an ſchattichten Orthen / um die Zaͤu - ne und Mauren herum / fanget ſchon in dem Ap - rellen an bluͤhen.

An Geſchmack und Geruch iſt es bitter / durch - tringend / gleichet dem Koſtus / erwecket einen Eckel. Die Wurtzel wird im Mertzen geſamlet / iſt ſehr gelb / bitter / brennend und klebet lang auf der Zungen / zeuhet den Speichel / waͤrmet und troͤcknet gewaltiglich / fuͤhret die Gallen durch den Stuhl und Harn auß / loͤſet auf die Verſtopffun - gen des Milzens / machet lautere Augen / und ſtercket das Geſicht; wird fuͤrauß wider die Gelb - ſucht gebraucht. Die Wurzel benimmet die Zahn - ſchmertzen / wann man ſie kaͤuet / und iſt ein herꝛ - liches Widergifft / dann es erwecket hefftig den Schweiß.

Colchicum vernum helveticum, Frühlings Liecht-Blumen.
113Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Jſt ein Zwibel-Gewaͤchs / das Safran-gleiche Blumen traget / ſo duͤnn Purpur-Farb / in der Mitten ſechs Staͤnglein zwiſchen den Blaͤttleinen aufſteigen / deren aͤuſſerſte Spitzlein Sichel-gleich gekruͤmmet / und dunckel-Farb ſind.

Sie wachſen bey beginne des Fruͤhlings in feuchten Matten.

Auß dero abgedoͤrnten Wurtzel / wird der Her - modactylus zubereitet / deſſen Geſchmack gar ſuͤß wie Mehl; treibet den Schleim auß der Bruſt und den Gelencken ab.

Conſolida pratenſis mediæ cœrulea, Gulden-Gunſel.

Bluͤhet mit einer Himmel-blauen / ſelten mit einer weiſſen oder Aeſch-farben / oder Purpur-ro - then Blumen; wachſet auf einem viereckigen laͤh - ren / haͤrigen und etwas Korn-Blumen gleichen blauen Staͤngel auf; ſeine Blaͤtter ſind / wie der groͤſſeren Bachbungen / ein wenig gekerffet / je zwey gegen einanderen geſetzet / an Farbe Veyel-braun oder Purpur-roth / oder gruͤn; am Geſchmacke ſcheint es anfaͤnglich ſuͤßlicht zu ſeyn / bald aber wird es bitter und zuſammenziehend; die unterſte Blaͤttlein hangen an langen Stiehlen / die den Maßlieben bey nahem gleichen. Der Bluſt wachſet blau geſprenckt zwiſchen den Blaͤtteren auf kurtzen gehaͤrigen / blauen / in fuͤnff Theile getheilten Schoͤttleinen herfuͤr / gleichen den Bluͤmleinen der Stendel-Wurtzel / oder Knaben -HKrauts /114Das 9. Capitel. Krauts / verfallende in vier Stuͤcklein / deren die zwey Seiten-werts ligende etwas laͤnger / die zwey unteren etwas niederer / aber breiter hinunter ge - bogener ſind / und weder Haͤublein noch Schen - kelein / wie die Stendelwurtzel und Todten - Neßlen haben / die Spitzlein und Stiehlein ſind Himmel-blau / ſauget man an dieſes Bluͤmleins naͤchſt an dem Schoͤttlein ſtehenden Anſatze / ſo verſpuͤret man einen Honig-ſuͤſſen Geſchmack / die Wurtzel iſt duͤnne / hat Zaͤſeren / und zeuhet im Geſchmack ſtaͤrcker zuſamen als deſſen Blaͤtter.

Gulden-Guͤnſel wachſet in den Matten und an feißten Orthen. Er bringet das verſchoſſen Blut wieder inner ſeine Gefaͤſſe / treibet es zu - ruck in die Aderen / heilet die innerliche Bruͤche. Sein Safft hat eine erſtauhnliche Krafft die Ge - ſchwaͤhre des Munds / des Zahn-Fleiſches (der Bilderen) und der Gemaͤchten zu heilen. Und iſt den Wund-Aertzten trefflich dienlich.

Cruciata hirſuta, Creutz-Kraut.

Wachſet in den Matten und an denen Zaͤuh - nen.

E.

Echium ſcorpioides arvenſe, Klein vergiß nicht mein.

Wachſet in Wieſen / gepfluͤgten Felderen / und an feuchten Orthen.

Equiſe -115Von den Kraͤuteren im Aprellen.
Equiſetum, foliis nudum, non ramoſum, ſive junceum. Schafftheu.

Steiget auf auß einer ſchwartzlichten / uͤber - zwerch-kriechenden / zaͤſerichten / ungeſchmackten Wurtzel / auß deren ſonderbahre einfache ſchwartz - rothe glaͤntzende / Ellen-lange / dem Bintze glei - chende-rauchgeſtriemete / hohle mit vielen knot - tichten Gelaͤncken verſehene Staͤngel aufſchieſſen / die keine Blaͤtter haben / und ſcheinen / als ob je ein Roͤhrlein in das andere geſtecket ſeye; bißwei - len iſt dieſer Staͤngel obenher zugeſpitzt / und wie die Spargen geſtaltet / etwann ſind an deſſen Doͤlderen gar kleine Blaͤttlein zu ſehen / die auß den Gelenckleinen herfuͤr ſproſſen; gar ſelten ge - het eines oder das ander Aeſtlein auß einem Knoͤt - lein herauß.

Es wachſet in waͤſſerigen Graͤben / in den Suͤmpfen und ſuͤmpfigen Matten.

H 2Es116Das 9. Capitel.

Es hat eine Krafft zuſammen zu ziehen / und den Harn zu treiben.

Equiſetum arvenſe longioribus ſetis, Klein Schafft - heu. Wachſet in ſandigen und grienigen Othren. Fragaria vulgaris. Erdbere-Kraut.

Das Erdbeere-Kraut gleichet an der Zahle der Blaͤtteren dem Klee / dann es traget an je - dem Stiehlein 3. Blaͤtter / die etwas kleiner als der Brombeeren-Blaͤtter / aͤderig / ringsher ge - kerfet / haͤrig / von oben gruͤn / von unten et - was weißlicht / der Staͤngel ſteiget einer zwerch - Hand hoch / mit viel Aeſtleinen / die ſich wieder in die Erden anhaͤngen und wurtzlen / ihr Bluſt iſt etwas kleiner als des Hahenfuſſes oder der Glei - ſelein / fuͤnfblaͤtterig und weiß / ſeine Frucht iſt kugelicht / ablang-rond / gekoͤrnelt / wird durch ihre Zeitigung roth / wolriechend / voll Safft / der dem Wein um etwas gleichet und ſuͤß iſt / hat vielkleine117Von den Kraͤuteren im Aprellen. kleine Saͤmlein in ſich. Seine Wurtzel iſt zaͤſerig / roth / ablang / haarig und eines zuſammenziehen - henden Geſchmacks.

Es wucheret ſtarck / wo es einmal angeſetzet in den Waͤlderen / an den Zaͤuhnen und an ſchattich - ten Orthen zu wachſen / und bluͤhet durch den gantzen Sommer.

Es hat einen jrꝛdiſchen zuſammenziehenden und troͤcknenden Geſchmack.

Die Wurtzel iſt ſtaͤrcker und fuͤrtrefflicher auß - zutroͤcknen / daher dienet ſie der Leber / ſtaͤrcket den Magen / treibet den Harn / wird in der Gelbſucht viel gebrauchet. Die Erdbeere loͤſchen den Durſt / foͤrderen den Schweiß und Harn / ſteuren der Mundfaͤule und eroͤffnen die Leber.

G.

Gentianella alpina verna major, Brendel - bluͤmlein.

Haben ihren Sitz an den Waſſeren und feuch - ten Orthen.

H 3Geranium118Das 9. Capitel.
Geranium Cicutæ folio minus & ſu - pinum. Gottes Gnad / Storchenſchna - bel.

Das latiniſche Wort Geranium hat ſeinen Nammen à Gruino Capite, von dem Kranich - Haupt / weil es einem ſolchen mit ſeinem Schna - bel an den oberſten Knoͤpflein des Bluſts gleichet / daher es die Teutſchen Storchenſchnabel / und von wegen ſeiner edlen Wuͤrckung Gottes-Gnad nennen. Die Blaͤtter haben einen uͤbelriechen - den Kraut-Geſchmack / und ziehen zuſammen; ſind an Geſtalt wie Schierling oder Wuͤtrich. Gottes-Gnad wachſet auß einer einfachen Wur - zel / in mitten ſeiner Blaͤtteren ſchieſſet eines hal - ben Vierlings langer Staͤngel mit lindhaͤrigen Spitzleinen herfuͤr / auf deſſen Gipfel der Bluſt ſitzet / der 5. Purpur-Farbe Blaͤttleinen mit klei - nen bleich-gelben Saamen-Staͤngelein hat.

Es wachſet ſehr gern an trocknen ungebautenOrthen.119Von den Kraͤuteren im Aprellen. Orhen. Es troͤcknet / ſaͤuberet die Wunden / loͤſet das geronnen Blut auf / dienet treflich fuͤr die Spaͤlte der Bruſt-Wartzen / vertheilet die ge - ſtockte Milch. Man behaltet diß Kraut gedoͤr - ret auf / zu den Augenbuͤndlen / es vertreibet die Flecken der Augen.

Gramen Cyperoides ſpicis minoribus minuſque compactis, Waldzypergraß / der klein - ſten Gattung.

Jſt in den dicken Waͤlderen und an den Zaͤu - nen zu finden.

Gramen cyperoides anguſtifolium ſpicis longis erectis, eine andere Gattung Graß.

Stehet in feuchten Orthen und ſumpfichten Matten.

Gramen cyperoides parvum miliaceum, Waldzypergras wie Hirß.

Wachſet an ſumpfichten und feuchten O then.

Gramen anguſtifolium minus paniculis alb 5, das kleiner Spitzgraß mit weiſſen Schoͤßleinen.

Kommet auf den Bergen und an duͤrꝛen Or - then herfuͤr.

Gramen Cariophyllatum montanum ſpicâ variâ, Wolriechendes Berggraß mit aller - ley Aehren.

Liebet ſchattichte Waͤlder.

Gramen ſpicatum anguſtifolium montanum.

H 4Groſſu -120Das 9. Capitel.
Groſſularia, multi - plici acino ſive non ſpi - noſa hortenſis rubra ſeu Ribes offi - cinarum. Rothe Sant Jo - hann Traͤublein.

St. Johann Staude wird genennet eine nicht gar dicke / zwey in drey Ellen langen Nebenſchoſ - ſen aufwachſende Staude / dero Rinde braun - aͤſchfarb. Die Blaͤtter gleichen den Krauſelbeer - ſtauden-Blaͤtteren / doch ſind ſie viel breiter / in Winckel gekruͤmmet / waͤich / von obenher gruͤn und glatt / von unten lindhaͤrig / graulicht / an Geſchmack zuſammenziehend / ſaͤurlich und harb. Der Bluſt hanget Traubenweiſe an einanderen an einem duͤnnen / halbfingers langen Stielein herab / beſtehend in fuͤnf gelbgruͤnen Blaͤttleinen / deren Rand außwerts gebogen / mit ſechs weiſſen kleinen Zaͤſerleinen das Hertzlein umgeben / dar - auß das auf einem noch kleineren gruͤnen Stielein ſtehendes Beerlein geſtaltet wird.

Dieſe121Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Dieſe Staude wachſet in den Gaͤrten / deren Blaͤtter man darmit umzaͤunet. Sie bluͤhet in dem Aprellen / und traget die Frucht in dem Brach - monat.

Jhre Beeren haben einen ſaurlichten / zuſam - menziehenden Geſchmack. Sie dienet ſonderlich in denen Bauchfluͤſſen und Gallenſieberen / den Magen zu ſtaͤrcken. Sie wiederſtehen der Faͤu - lung und loͤſchen den Durſt.

Groſſularia Hortcnſis fructu margaritis ſimtli, Weiſſe St. Johann-Traͤublein. Groſſularia, non ſpinoſa fructu nigro, Schwartze St. Johann - Traͤublein.

Die ſchwartze St. Johann-Traͤublein wachſen auf einer Staude / deren Blaͤtter den Weinreben - blaͤtteren gleichen / die breit / eines ſtarcken Ge - ſchmacks / und auf der letzen Seithen beltzig ſind. Jhr Bluſt kommet auß einer Bollen mit etlichen Bluͤmleinen herfuͤr / ſo wie die Krauſelbeere / et - was hohl. Jedes Bluͤmlein hat fuͤnf hinaußwerts gebogene / roͤthlichte / und ſo viel bleichgruͤne / auf - recht ſtehende Blaͤttlein / zwuͤſchen deren jedem ein gleichfaͤrbiges Zaͤſerlein zu erblicken / in deren Mitten iſt ein gruͤner Stiel. Des Bluſts und der Blaͤtteren Geruch iſt unangenehm ſtarck. Die Beerlein ſind ablang rund und ſchwartz an Farbe / am Geſchmack ein wenig ſaur / und im Anfang etwas angenehm / laſſen aber meiſtes etwas unan -H 5geneh -122Das 9. Capitel. genehmes nach ſich / ſie ſeyen reiff oder unreiff. Man zuͤchtet ſie in etlichen Gaͤrten.

Sie haben gleiche Tugend mit den rothen St. Johann-Traͤubleinen / ſonderbar aber dienen ſie trefflich in der fallenden Sucht und den Gichteren. Man koche die Frucht zu einer Latwergen ein / und brauche ſie innwendig / oder man haͤnge deren Schoͤßlein an den Halß.

Groſſularia, ſimplici acino, ſeu ſpinoſa ſylveſtris. Krauſelbeere.

Dieſe Staude hat den Nam̃en / weil ſie krauſe Blaͤtter und Beeren hat / ihre Rinde iſt weißlicht / die Blaͤtter gekerpfet und hin und her gekraͤuſelt / zwiſchen welchen der Bluſt auf einem Stiehlein / auß dem Staͤngel herauß mit 5. roͤthlichten Blaͤttleinen ſproſſet / und dem Bluſt der ſchwar - zen St. Johann-Beeren aͤhnlich iſt / den Bluſtbeſchuͤtzen123Von den Kraͤuteren im Aprellen. beſchuͤtzen gleichſam viel drum-herum wachſende Doͤrner / damit ſie von auſſenher weder von den Wuͤrmen noch anderen Dingen nicht verletzet werden. Auf den Bluſt folget eine einige durch - ſichtige ſuͤſſe Frucht / darin Kernlein / wie in den Wein-Trauben.

Sie wachſet auf in denen Dorn-Buͤſchen und Waͤlderen.

Dero Beere ſtaͤrcken / ziehen zuſammen / mil - teren die Galle / ſtillen das Blutſpeyen und den Blut-Fluß. Die Krauſelbeere-Blaͤtter von auſſen aufgelegt / daͤmmen die Entzuͤndungen.

H.

Hedera Terreſtris vulgaris. Gundreblein.

Kriechet auf der Erden daher mit viereckigen / haͤrigen Saͤiten oder Faͤden-gleichenden Staͤng - len; die Blaͤtter ſind rund / krauſſen / am Rand /geſpitz -124Das 9. Capitel:geſpitzelt und hochgruͤn / traget einen kleinen Purpurfarben oder Himmel-blauen / zuweilen auch weißlichten Bluſt / welcher an dem Ende der Blaͤtteren herfuͤrſchieſſet / ſeine Wurtzel iſt duͤnn / knottig / wie an der Graß-Wurtzel.

Sie wachſet aller Orthen an den Zaͤunen / Mauren und Waͤgen / ſie hat einen jrꝛdiſchen un - angenehmen Geruch / einen bitterlichten ſcharffen Geſchmack / der viel Speichel ziehet / die Zunge reiniget / erwaͤrmet und troͤcknet; iſt ein gutes Wundkraut / heilet ſolche / hilfft wieder die Engbruͤſtigkeit / Schwindſucht / Pfnuͤſel und den Stein.

Hieracium denteis Leonis folio obtuſomminus, Pfaffen-Roͤhrlein.

Wachſet an den Wegen in den Matten.

Hyacinthus racemoſus cœruleus major, Blau Trauben-Hyacint.

Wachſet in den Gaͤrten und Wieſen / auch in den Aeckeren.

Hyacinthus orientalis albus primus, Weiſſer Mertzen Hyacint / weiſſe Glaͤßlein.

Wird in den Gaͤrten gepflantzet.

I.

Jris bulboſa cœruleo-violacea, ſive Jris Per - ſica, Blau Gilgen.

Wachſet in den Gaͤrten.

Lamium125Von den Kraͤuteren im Aprellen.

L. Lamium purpureum fœtidum. Todte Neſſel.

Dieſes Kraut gleichet mit Stengel und Blaͤt - teren gaͤntzlich der Neſſel / auſſer das die Blaͤtter glaͤtter ſind / und ſtincken / wann ſie zerꝛieben werden. Die Blumen daran ſind duͤnn und Purpur-roth / haben einen ſtinckenden unbeliebi - gen Geruch / gar ungeſchmack / wie Mehl / bad - kraͤutelen / ziehet viel Speichel.

Wachſet an den Straſſen und Zaͤunen / bluͤ - het aller Orthen in dem Aprellen und Meyen.

Sie erwaͤrmen und troͤcknen / iſt ein Mut - terkraut / dienet wieder die fallende Sucht / den rothen Schaden / das Bauch-Grimmen / von auſſenher aufgeleget / reiniget und erweichet ſie.

Lapathum folio acu - to plano. Lenden-Wurtzel.
126Das 8. Capitel.

Sie wachſet in einem oder anderhalben Ehlen hochen hohlen geſtriemeten roͤthlichten Staͤngel auf / ihre Blaͤtter ſind etwas laͤnger als Mangolt - Blaͤtter / zugeſpitzet / an Geſchmack ſaurlicht / ihre Blumen gleichen dem Mieſſe / und ſind auß vielen Zaͤſeren zuſam̃en gepacket / halten einen drey - eckichten Saamen / in dreyen Haͤutleinen und gruͤn-rothen Blaͤttleinen eingeſchloſſen. Die Wurtzel iſt ungefehr eines Vierlings lang / eines Fingers dick / von Farben gelb / und an Geſchmack bitter.

Sie kom̃et hin und wieder in den Wieſen und Thaͤleren herfuͤr. Sie hat einen harben / bitter - lichten Wermuth-Geſchmack / ziehet viel Spei - chel / den ſie gelb anfaͤrbet / ſie troͤcknet / ziehet zu - ſammen / fuͤhret ab und reiniget / dienet trefflich wieder die Raude und die Gelbſucht / wann man Traͤncker darvon abſiedet / und in Baͤderen ſie brauchet. Das auß der Wurtzel gebrantes Waſ - ſer wird ſehr gelobet / es nemme die Blaͤterlein und Flecken der Haut / den Heerbrand / Zittermaͤh - ler / und Schuͤpen hinweg.

Leucojum Luteum vulgare, Gelbe Naͤgelein.

Dieſe wachſet auß einer hoͤltzichten Wurtzel / ihre Staͤngel und Aeſtlein gleichen auch den Stauden / dero Blaͤtter hangen an kleinen Stieh - len / in guter Anzahle / eines Gleiches lang und auch laͤnger / daͤhnen ſich allgemach von dero ſchmahlen Anfang auß in eine Breite / ſind gruͤn oder weißlicht / ſonderbar von vornen her habenſie127Von den Kraͤuteren im Aprellen. ſie einen ſcharffen Geſchmack. Sie tragen viel gelbe wolriechende Blumen / die an Geſchmack auch unangenehme / jedes Bluͤmlein hat vier mit ſechs Faͤdemlein unterſetzte Blaͤttlein / die mit gelb-gruͤnen Stylis ſo umgeben ſind / daß ſie die Faͤdemlein gaͤntzlich in die Mitte einſchlieſſen. Zwiſchen dieſen brechen dann lange Huͤlſen her - auß / inner denen ein breiter rother / an Geſchmack ſcharffer und bitterer Saamen enthalten.

Sie wachſen an etlichen Orthen von ſich ſelbs auß der Mauren herauß / ſonſt werden ſie in den Gaͤrten gepflantzet.

Dieſe Bluͤmlein riechen ſehr lieblich wie ein Ge - wuͤrtz / die Blaͤtter haben einen eckelichten ſcharf - beiſſenden Geſchmack / wie der Kreſſig / eines zar - ten Geiſtes / reitzen den Speichel-fluß / daher troͤcknen / zertheilen und erwaͤrmen ſie / ſie brin - gen den Monat-Bluſt / befoͤrderen die Nachge - burth. Die Blumen haben eine Hertz-ſtaͤrckende Krafft / darum werden ſie in Zucker eingemachet / das gantz Gewaͤchs diſtilliret man / und die Blu - men werden in Oel eingebeitzet.

Lichen128Das 9. Capittel.
Lichen petræus lati - folius, ſeu Hepatica fontana. Stein-Leber - Kraut.

Seine Blaͤtter ſpreiten ſich wie die Schuͤpen / je eines uͤber das ander auf den Steinen auß / in ein anderen wie ein Gewebe / durch die zaſerichte Wuͤrtzlein verwickelt / ziemlich ſafftig / obenher lieblich glaͤntzend / gruͤn / von untenher bleichgruͤn / wo ſich vaſt unzahlbare der Wollenloͤckleinen glei - chende Zaſere herabhaͤngen. Wann diß Kraut altet / ſo wirfft es einige zarte / glatte Staͤngelein in die Hoͤhe / darauff ſich ein gruͤnes Sternblaͤtt - lein zeiget / daß einem kleinen Huͤtlein oder Paret - lein aͤhnlich / und ſeine Zincklein niedſich neiget / wird etwann fuͤr Frauen-Haar gehalten.

Es wachſet gern an ſchattichten / feuchten Or - then / Mauren / Steinen und Felſen bey den Bruͤnnen / und an den Baͤchen / wo es ſich an - haͤnget / und in dem Aprellen bluͤhet.

Es129Das 9. Capitel.

Es wachſet gern an ſchattichten / feuchten Or - then / Mauren / Steinen und Felſen / bey den Bruͤnnen und an den Baͤchen / wo es ſich anhaͤn - get und in dem Aprellen bluͤhet.

Es hat einen ſtarckriechenden / ſchleimig-bitter - lichten / fiſchlenden Gewuͤrtzgeſchmak / waͤrmet und troͤcknet maͤſſiglich / zertheilet und ſaͤuberet / und iſt ein herꝛliches Leberkraut; dienet fuͤrauß einer verſtopfften Leber / in der Doͤrꝛ - und Schwind - ſucht / Huſten / Raud / Saamenfluͤſſe und den Wunden.

Es wird von Hrn. Caſpar Bauhin noch einan - der Steinleberkraut gezeiget / das an der Bluſt underſchieden / namlich:

Lichen petræus cauliculo pileolum referente, Steinleberkraut mit einem Huͤtlein - gleichenden Staͤngelein.

Lilium convallium - album. Meyenreislein.
J130Das 9. Capitel.

Es hat eine duͤnne weiſſe / auf den Graßboͤſchen herumfladerende Wurtzel / welche ungefehr einen ſpannenlangen / eckichten Stengel wirfft / von deſſen Mitten her biß oben an den Gipffel ſchoͤne / nur auf eine Seithen ſich ſenckende / in gleicher Weite von einanderen / an kurtzen zarten Stiele - lein herabhangende Bluͤmlein wachſen / die an Geſtalt kleinen / in ſechs Zincklein gekerften Gloͤck - leinen gleichen / in deren Grund ſechs gelbgruͤne Faͤdemlein anſitzen / und ein dreyeckiges Mittelaͤſt - lein umſchlieſſen. Dieſe Bluͤmlein ſind eines lieb - lich-ſuͤſſen Geruchs und bitteren Geſchmacks / auf dieſelben erfolgen rohte runde Schoͤttlein wie an dem Spars / darinnen der Saame enthalten. Sie haben zwey oder drey ablange Blaͤtter / die den Blaͤtteren des Knaben-Krauts gleichen.

Es werden die Meyenreißlein bey uns haͤuffig an dem Huͤtlenberg gefunden / ſie bluͤhen in dem Ende des Aprellens und in dem Meyen.

Diß iſt ein wolriechendes Gewaͤchs / daß das Nieſſen foͤrderet / deſſen Blume des allerlieblich - ſten Gewaͤchs / etwas kuͤhlend / an Geſchmacke aber waͤſſerig / bitter / auf etwelche Faͤulung zi - kend / daher ſie auch bald faulet / und die Eige - ſchafft zu waͤrmen und ſaͤnfftlich zu troͤcknen hat. Die Meyenreißlen dienen ſonderlich dem Haupt / in dem ſie das Hirne und die Lebens-Geiſter ſtaͤr - cken / die Nerfen beveſtnen und die kalten Fluͤſſe / und daher entſtehende Kranckheiten des Hirnes trefflich heilen.

Mala131Von den Kraͤuteren im Aprellen.

M.

Mala armeniaca majora, Barillelein.

Sind vaſt in allen Gaͤrten bekant.

N.

Narciſſus orientalis calice rotundo, aureo lute[a], Weiſſe Narziſſen.

Jſt ein Garten-Blume.

Narciſſus pallidus calice luteo breviere, Gelbe Narziſſen-Blume.

Findet ſich in allen Gaͤrten und Matten.

Narciſſus medio luteus copioſo flore, odore gra - vi, Gefoͤllte Narziſſen-Roͤßlein oder Gloggenblume.

Wachſet in den Gaͤrten.

Naſturtium aquati - cum ſupinum. Kreſſich.
J 2So132Das 9. Capitel.

So bald diß Kraut auß der Erden herfuͤr wach - ſet / wirffet es ronde Blaͤtter / die aber / in dem ſie allgemach wachſen / wie das Ragetenkraut ſich in gewiſſe Falten ſpalten / ſie haben einen ſcharf - fen / beiſſenden Geſchmack / und bringet einen weiß-rothen Bluſt.

Es wachſet an den Baͤchen und feuchten Or - then / zwiſchen der Bachbungen auf.

Der rauher Kreſſich wird viel als Salat genu - tzet / foͤrderet den Harn / es ſollen ſich aber darvor alle Schwangere huͤten / dann es treibet die Frucht ab / Kreſſich-Bruͤhe mit Eſſig abgekochet / benim - met die Schlaffſucht; und eben dieſe Bruͤhe in weiſſem Wein mit Rettig / Peterſilgen-Wurtzel und Butter bereitet / und uͤber die Geburts-Glie - der uͤberſchlagen / treibet den Harn hefftig / und erweichet die Miltzen-Geſchwulſt.

Naſturtium petræum foliis Burſæ paſtoris, Klein Brunnen-Kreſſich.

Wachſet an doͤrꝛen rauchen Aeckeren.

Naſturtium aquaticum minus, Klein Brunnen-Kreſſich.

Dieſe Gattung hat zwar gleiche Blaͤtter und Staͤngel wie der Kreſſich / der an den Waſſeren wachſet / die doch etwas kleiner ſeyn / und meh - rere Aeſtlein haben / welche oben an denen Doͤl - derlein mit Blaͤttleinen umſchloſſen ſind / bey wel - chen kleine weiſſe Bluͤmlein herfuͤrkommen.

Es wachſet an feuchten Orthen / und Waſſeren am Waͤge.

Es133Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Es hat einen ſcharffen ſaltzichten / nicht minder als der Teutſch-Jmper durchtringenden / auf die Zungen ſtechenden Geſchmack / der ſchier dem Ge - ſchmack des Raketen - (St. Barbare -) Krauts gleichet / daß von etlichen Winter-Kreſſig genen - net wird. Dieſer kleiner Brunnen-Kreſſich waͤr - met und troͤcknet / wann es gedoͤrꝛet worden / oͤff - net und duͤnnret es / und daher treibet es den Harn und die Monat-Blume / eroͤffnet die Geſchwul - ſten (Duͤſſel) und erharteten Geſchwaͤre des Ein - geweides im unteren Leibe / iſt ein trefflich Mittel denen / die mit dem Scharbocke behafftet ſind. Wir brauchen deſſen gediſtilliertes Waſſer / und deſſen gedoͤrꝛtes Kraut behalten wir zu den Kraͤu - ter-Weinen / abgeſottenen Traͤnckeren / wie wir es friſch zu Salat brauchen.

Naſturtium prætenſe parvo flore, Wieſen - brunnen-Kreſſich.

Sproſſet in feuchten Matten herfuͤr.

Naſturtium aquaticum majus & amarum, Groſſer Brunnen-Kreſſich.

Wird an den Waſſeren und feuchten Orthen gefunden.

Pinus Sylveſtris, Kienholtz.

Dieſer Baum hat ſtachlichte Blaͤtter / wie der Seffinbaum / die doch etwas laͤnger / dicker und graͤder ſeyn / und um die Aeſte heraußſproſſen. Er iſt hartzig und eines ſtarcken Geruchs. Jſt eine Ziere der Bergen und Waͤlderen.

J 3Er134Das 9. Capitel.

Er traget ein Nuͤßlein / das fetten und oͤllichten Geſchmacks / nehrhafft / daher iſt es einer gemaͤſſig - ten Waͤrme und feuchter Arth / zeitiget / linderet / machet zuſammen wachſen / loͤſet auf / und machet fett; daher dienet es fuͤrnemlich in der Schwind - ſucht wieder die Lungen-Gſchwaͤre / milteret die Harnſtrenge und die Schaͤrffe des Harns / erwe - cket Liebe zum Beyſchlaffe und Geilheit / und rei - niget die Nieren-Geſchwaͤre.

P.

Plantago latifolia ſinuata, Breiter Wegerich.

Wachſet um die Zaͤune / in denen Wieſen und Gaͤrten herum.

Plantago anguſti - folia major. Spitziger We - gerich.
Wachſet135Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Wachſet mit einer langen und zaſerichten Wurtzel nidſich / und darauß ein tieff-gekaͤrfter etwas haͤrigen Stengel in die Hoͤhe / ſeine Blaͤtter gleichen einem Spißeiſen / ſchmal zugeſpitzt / an einem langen Stiehle / ſind geſtriemet / haͤrig / haben fuͤnff Nerfen / die das Blatt der Laͤnge nach durchgehen / und auf der Gegenſeithen um etwas erhoͤhet ſind.

Es ſproſſet an ungebahneten Orthen und in den Wieſen auf / Jſt ein Wund-Kraut an Wuͤrck - ung dem breiten Wegerich wenig ungleich.

Polygala vulgaris, Hahnenkopff / Kreutzbluͤmlein. Pruna parva dulcia atro eærulea, Praͤunuͤßlein.

Jſt ein Baum von mittelmaͤſſiger Hoͤhe / ſeine Frucht iſt rund und ſuͤß / und dero Kerne nicht viel groͤſſer als ein Kirſche. Dieſe Frucht wird von den unſerigen kleine Zwetſchgen genennet; wird bey uns in den Gaͤrten gepflantzet. Sie eroͤffnen den Leib / und ſind der Bruſt angenehm und dienſt - lich.

Prunus fructu rotundo, nigro dulci, Myrobolanen.

Dieſe Frucht iſt bald groͤſſer bald kleiner / und hat ein ſuͤßlechtes Fleiſch. Es ſind aber dieſer My - robolanen underſchiedene Gattungen / ſo wol an Geſtalt und Groͤſſe als an Farbe und GeſchmackJ 4under -136Das 9. Capitelunderſcheiden / je nach dem ſie in einem Lande ge - pflantzet werden / ſo daß der Underſcheid nicht klahr genug zu entdecken / zumal ſie ungleich gebaut und bereitet werden. Sie wachſen in etlichen Gaͤrten auf.

Sie haben die Krafft den Leib zu oͤffnen / den Außwurff zu foͤrderen und den Harn und Grieß außzufuͤhren.

Pulmonaria anguſtifolia, rubente cœrule[o]flore, Lungenkraut.

Hat ſchmale haͤrichte Blaͤtter / den Blaͤtteren der Ochſenzungen nicht ungleich / jedoch etwas linder / und nicht mit ſo gar rauchen Haaren be - wachſen / haben keinen Stiel / ſon ern umfaſſen den Stengel in ihre Mitte / als der ein wenig eck - icht und rauchhaͤrig / bißweilen braun / eines Schuhes hoch aufwaͤchſet. Auf dem Gipffel ſpieg - len ſich viel fuͤnfeckige Schoͤttlein / die in fuͤnf Purpurfarbe Boͤrtlein abgetheilet und auch haͤ - richt ſeyn / und ablange hohle / an Geſtalt der Och - ſenzungen gleichende Bluͤmlein enthalten / die eher ſie ſich oͤffnen / ſich in fuͤnf Purpurrothe kugelichte Boͤrtlein theilen / wann ſie ſich aber aufthun / ſchoͤn Himmelblau gleiſſen / keinen angenehmen Geruch haben / und gantz abfallen / wann ſie reiff ſind / dar - gegen aber ein laͤhres Kaͤlchlein mit vier Anzeichen eines erwachſenden Saamens hinter ſich laſſen / welche bey ihrer Zeitigung erſchwartzen. Die Wurtzel ſelbs iſt mit dicken und feißten Neben - zaſeren behafftet / wie das geflecktes Lungenkraut /(pul -137Von den Kraͤuteren im Aprellen. (pulmenaria maculoſa) welche anfaͤnglich weiß ſind / hernach aber ſchwartz werden / wann ſie er - alten. Sie haben einen ſuͤſſen Geſchmack.

Es wachſet diß Lungenkraut in Bergichten und duncklen Waͤlderen und bluͤhet den gantzen Ap - rellen auß.

Es hat eine zuſammenziehende troͤcknende Krafft der Leber zu helffen / anbey heilet es die Schwindſucht und dienet der Lungen.

R.

Ranunculus longifolius paluſtris minor, Speerkraut / langer Waſſer - hanenfuͤß. Ranunculus pratenſis erectus acris, Wieſenhahnenfuß. Ranunculus pratenſis repens hirſutus, der ſchleichendhaͤrig Hahnenfuß. Ranunculus nemoroſus rotundo folio, Waldhanenfuß.

J 5Rapi -138Das 9. Capitel.
Rapiſtrum flore luteo, Rüb-Saame.

Auß einer weiſſen hoͤltzigen Wurtzel wachſet / ein Ellen / auch zwo Ellen-langer / in viel Aeſtlein außſproſſender Staͤngel / werden die Blaͤtter zer - rieben / ſo ſteiget ein nicht ſo gar ſcharffer Senff - Geruch in die Naſe / der mehr auf einen Koͤhl-Ge - ruch zicket / die Blume iſt gelb / dem Senff-Bluſt nicht unaͤhnlich / aber deſſen Saamen-Schoͤtt - lein gleichen denen Senff-Schoͤttleinen gar nicht: Dann an dem Ruͤb-Saamen erblicket man zweymahl laͤngere Schoͤttlein als an dem Senff / ſie ſind auch nicht viereckigt und blatt / ſonder vieleckigt und voll. Wann ſie oͤffnen / ſo haͤngen die Saͤmlein an dem mittelſten Haͤutlein / doch in reicherer Zahle glaͤntzend ſchwartz.

Er wachſet in denen Gaͤrten und Felderen. Der Ruͤb-Saame hat einen ſcharffen / waͤrmen -den139Von den Kraͤuteren im Aprellen. den und troͤcknenden Geſchmack / gleich wie das Racketen-Kraut / daher verdinnert er den zehen Schleim / zertheilet und oͤffnet alle Ver - ſtockungen des Eingeweids / treibet den Harn / zer - bricht den Blater-Stein und Grieß / wiederſtehet dem Scharbocke / verminderet die Milch in den Bruͤſten. Das Ruͤbſaat-Oel leuchtet / den Studierenden bey ihrer Nacht-Arbeit.

Sanicula alpina pur - purea, S. auricula Urſi. Bergſanickel / Fluͤ - heblume.

Jhre Staͤngel wird einer Hand hoch und hoͤ - her / rund / ohne Blaͤtter / und weiß-gruͤn / auf deſſen Gipffel ein Doͤlderlein von weiſſen zuſam - men gefuͤgten / wie mit Mehle beſprengten Blaͤt - teren ſich zeigen / darauß viel in Doͤlderlein zer - ſpreitete / auf halb Gelencks - und Gelencks-lan - gen Stiehlen herfuͤrſproſſende / wolriechende / lieb - lich rothe / in ſechs Hertzlein gekerpfte Blaͤttleinherfuͤr140Das 8. Capieel. herfuͤr wachſen / deren Grund gelb iſt. Auß der Wurtzel ſtammen viel ablange / runde / ringsher gekerfte / dicke Blaͤtter / die obenher gruͤner als unten / und am Geſchmacke bitter und etwas ſcharff. Die Wurtzel ſelbs iſt dickzaͤſerig und weiß.

Er wachſet auf den Bergen und in etlichen Gaͤrten.

Er hat die Krafft die Wunden / ſonderbar aber die Leiſten - und Wind-Bruͤche zu heilen.

Eine andere Gattung des Berg - ſanickels.

Wird auß denen Glarneriſchen Alpen herge - bracht / welche anſtatt der Wurtzel lange Faͤſeren hat / darauß weit zaͤrtere / gruͤnere und ablange gekerfte Blaͤtter hervorkeimen. Sein Staͤngel wachſet vier Gelaͤncke hoch; ihre Blumen ſtehen in einem Kelchlein / dem vorgehenden Bluſt nicht ungleich.

Sanicula alpina lutea, Bergſanickel / oder gelbe Fluͤhblume.

Sie wachſet uͤberfluͤſſiglich an den Fuͤſſen der Bergen und Alpen / an feuchten Orthen.

Symphytum minus Borraginis facie, die kleiner Wallwurtzel.

Wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Symphitum maculoſum, ſive pulmonaria lati - folia, das geflecket Lungenkraut.

Sie141Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Sie hat wie die wilde Ochſenzunge rauche / haͤrige / mit weiſſen Flecken beſprengte Blaͤtter / gleichen dero auch am Geſchmack; wirfft gleich bey Eintritt des Fruͤhlings einen Staͤngel mit Nebenſchoſſen / an welchen Violfarbe / roͤhtlichte / der Hundszunge gantz aͤhnliche Blumen abhan - gen.

Bluͤhet in dem Aprellen an ſchattichten Orthen um die Zaͤune herum.

Sie iſt herꝛlichgut wider das Blutſpeyen / heff - tet die Wunden zuſammen und reiniget die ſtin - kende Geſchwaͤre.

T.

Tithymalus cypariſſias, foliis punctis croceis ne - tatis, Wolfsmilch mit gelbgeſpreng - ten Blaͤtteren.

Trifolium acetoſum vulgare. Buchklee / Saur - klee / Halleluja / Haſenhampfel.
142Das 9. Capitel.

Es hangen viel weiſſe oder weißrothe und lange Zaͤſerlein an dieſer ſchuͤpigen / dicklichten Wurtzel / darauß ſchwache / zarte / runde Spannenlange / und auch laͤngere Stielin herfuͤrſchieſſen / auf welchen je drey zimlich groſſe / doch breitere als lange / einem Hertzen gleichende / haͤrichte / gelb - gruͤne / oft niedſich gebogene Blaͤttlein erſchei - nen / alſo daß ſie / wo ſie mit dem Haͤublein der Blaͤttleinen oben am Stile zuſammenſtoſſen / von untenauf rund wie eine umgekehrte Bier geſtal - tet / und ſaͤurlich am Geſchmack ſind. Zwuͤſchen dieſen Blaͤttleinen ſproſſen dann noch andere Staͤngelein in die Hoͤhe / deren jedes ein einiges groſſes / weiſſes geſtriemetes / zartes / von fuͤnf Blaͤtteren beſtehendes Glockenbluͤmlein traget / darauß ein fuͤnfeckigtes Schoͤttlein entſtehet / auß welchem ein rother / dem Pferſichkernen gleich ge - ſtriemter Saame herauß ſpringet / wann man es anruͤhret.

Er wachſet naͤchſt den Baͤumen an denen Zaͤu - nen / und hin und wider in den Waͤlderen / bluͤ - het in dem Aprellen.

Er iſt wegen der lieblichen Saͤure und zarten Theilen der durſtigen Zungen gar angenehm; ſtellet das Erbrechen / oͤffnet die Verſtopffungen / bringet Luſt zum eſſen / ſtopffet den allzuſtarcken Fluß der Weiberen / und vertreibet die von Din - ten in Leinwat eingefreſſene Flecken.

Trifolium pratenſe luteum capitulo Lupuli. Gelber Wieſenklee.

Findet ſich in Wieſen und feuchten Orthen.

143Von den Kraͤuteren im Aprellen.

Trifolium pratenſe purpureum, Braun Wieſenklee.

Wachſet in allen Matten.

V.

Verbaſculum Hortenſe flore purpureo & albe, Schluͤſſelbluͤmlein mit weiſſem und braunem Bluſt.

Die hab ich auß Hrn. Doctoris Lavateri Gar - ten erhebt.

Vicia ſepium ro - tundiore folio acu - to, ſ. Aphaca. Wiken.

Dieſe haben Federſpitzige Blaͤtter / einen vier - eckigen Staͤngel / Purpurꝛothe Blumen / ſchwarze Saamen / die wie die Linſen in Huͤlſen ordenlich eingeſchloſſen.

Sie wachſen um die Zaͤune und an den Huͤglen herum.

Hio -144Das 9. Capitel.

Dioſcorides lehret / daß die Wickenſaamen zu - ſammenziehen / daher ſtillen ſie den Bauchlauff und ſtercken den bloͤden Magen. Wann ſie wie Linſen geroͤſtet und gekochet werden / ſo gebehren ſie ein melancholiſches ſchwartzes Gebluͤt.

Vicia maxima dumetorum, Groſſe Wicken.

Viola tricolor hor - tenfis repens. Denckelein / Dreyfaltigkeit - Bluͤmlein.

Anfangs tragen ſie bey der Wurtzel gekerfete Blaͤttlein / die ſich allgemach im wachſen in die Laͤnge ziehen und geſpitzelter werden. Sie ſchieſ - ſen dreyeckigen / inwendig hohlen / von auſſen ge - ſtriemeten Stengel / auß deſſen Hoͤhle Stielein heraußkeimen / auf welchen Purpurfarbe / von in - nenher weiſſe und gelbe Blumen ſitzen / die mit ſchwartzen Linelein underzogen ſind; deren Saa -145Von den Kraͤuteren im Aprellen. me zeitiget ſich in kleinen Huͤlſen / die ſchier drey - ekig und aufgeſchwollen ſind; der Saame ſelbs zieglet ſich in uͤberfluſſe / iſt klein und glantzend.

Das Denckelein wachſet in Gaͤrten und bluͤhet den gantzen Sommer durch. Dienet den Enabruͤ - ſtigen / die ſchwer athmen / kuͤhlet die entzuͤndete Lungen / heilet die Bruͤche. Wann die Schweine ſ. h. von dieſem Kraut eſſen / geneſen ſie von dem Angel (von der Kehlſucht)

Es iſt noch eine andere Gattung der Denck[e]- lein (des Freyſaamens) in den Gaͤrten / die weiſſe und Purpurfarbe Strichlein und krauſe Blumen haben.

Sie werden im Aprellen und Meyen in ihrem Bluſt erſehen.

Das 10. Capitel Von den Gewaͤchſen des Meyens.

A.

Acer campeſtre minus, Kleiner Ahorn.

Wachſet gern an ſtotzichten Orthen / in den Walderen und um die Zaͤune herum.

Aconitum racemoſum ſive Chriſtophoriana, St. Chriſtophelskraut.

KAchi -146Das 10. Capitel.
Achimilla vulga - rio. Siñau / Frauen - maͤntelein.

Seine auß der Wurtzel aufkeimende Blaͤtter gleichen dem Kaͤsleinkraut / auſſert daß Sinnau kraͤuſer und hartaͤderiger / ringsher in acht Ecke getheilet / ſehr artig geſpitzelt iſt / daß ſie einem Sternen zierlich gleichet / wann ſie ſich vollig auß - breitet. Jhr Stengel wachſet einen Schuh hoch / und wirfft viel Aeſtlein auß ſich / auf welchen gelbe mieſſiche Bluͤmlein ſitzen. Die wachſet in ſchattich - ten Waͤlderen.

Sie hat einen Krautgeſchmack / der ſaͤnfftlich zuſammenziehet und troͤcknet / daher ſie das Mit - tel zwuͤſchen Waͤrme und Kaͤlte haltet / und eines der edelſten Wundkraͤuteren iſt / troͤcknet und hei - let / verdickeret das Gebluͤt / wird zu den Wund - traͤncken viel gebrauchet.

Alium147Von den Kraͤuteren im Meyen.

Allium ſylveſtre latifolium, S. Urſinum, Waldknoblauch.

Wachſet in duncklen Waͤlderen und Bergen.

Alſine hirſuta minor, Hennedarm.

Wird unter der Saat im gepflugeten Felde / oder an den Zaͤunen gefunden.

Anagallis lutca nemorum, Gauchheil.

Wachſet in Waͤlderen und duncklen Orthen.

Anagallis aquatica major, folio oblongo. Bachbunge.

Dieſe wachſet auß einer zaſerichten Wurtzel / mit einem graden / eckichten / dicken / hohlen un - ten roͤthlichten Staͤngel / eine Ellen und auch hoͤ - cher auf. Es ſtehen allezeit zwey Blaͤtter gegen einanderen uͤber / ohne Stiele / und umſchlagen gleichſam den Staͤngel / einer Spannen lang / eines Gleichs breit / gekerfet. Auß dem Staͤngel entſpringen zwuͤſchen den Blaͤtteren herauß ſon - derbare Aeſtlein. Die Blumen ſind den Frucht - aͤhren gleich / mit zweyfachen Schoͤttleinen und Haͤußleinen. Wachſet an ſumpfichten Orthen under den Bachen.

Jſt eines bitterlichten / etwas harben / irꝛdiſchen warmen Geſchmacks / reiniget die Zunge und ma - chet ſie rauch. Hat eine ſonderbare Krafft wider den Scharbock / treibet den Blater - und Nieren - ſtein treffenlich / foͤrderet die Monat-Bluſt / hei - let die Wunden.

K 2Ana -148Das 10. Capittel.

Anagyris fœtida, Baumbohnen.

Wird in Hrn. Doct. Lavaters Garten gepflan - zet.

Aparine vulgaris, Klebkraut.

Diß Kraut wachſet aller Orthen an den Bor - ten der Aeckeren / zuweilen vermiſchet es ſich auch unter die Feldfruͤchte.

Aquilegia ſyl - veſtris. Wilde Agleyen.

Weil dieſe Blume krumgebogene Spitze hat / die den Adlersklauen aͤhnlich ſind / ſcheinet ſie bey den Latineren den Nammen empfangen zu haben / dann ſie beſtehet wie ein Sterne in fuͤnf aufrechten Blaͤtteren / und fuͤnf anderen / die untenher nid - ſich gebogen ſind. Dieſe Blume iſt braun von Farbe / und der Agleyen Blaͤtter ſind gruͤn wie die Garten-Agleyen. Sie wachſet in Waͤlderen und Bergen.

Jhre149Von den Kraͤuteren im Meyen.

Jhre Blaͤtter reitzen zum Speichel / ſie haben einen ſuͤſſen unangenehmen / eckelichten / feißten Krautgeſchmack / daher erwaͤrmen ſie ſaͤnfftlich / oͤffnen Leber und Miltzen / heilet die Gelbſucht / foͤr - deret den Harn / machet die Wunden feſt / und ſtil - let das Bauchgrimmen. Der Agleden Saamen hilfft der Rohtſucht und Kindenblateren / und die - net wider die Gichter der Kinderen.

Aquilegia hortenſis ſimplex, Blaue Agleyen.

Wachſet aller Orthen in den Garten herfuͤr.

Aquilegia flore albo ſimplici, Weiſſe Agleyen.

Wachſet auch in den Gaͤrten und auf etlichen Bergen.

Ariſtolochia longa vera, Lange Oſterlu - zey.
K 3150Das 10. Capitel.

Jhr viereckigtes hohles Geſtraͤuch ſtaderet einer Ellen lang uͤber die Erden mit vielen Nebenſchoſ - ſen / an welchen der Laͤnge nach rundlichte / wie eine Sichel geſtaltete Blaͤtter an langen Stiehlen her - außwachſen / auß deren Wincklen lange Blumen auf einem halben Gelencks-langen Stiele herab - langen / und beſtehen in einem duͤnnen gelben Roͤhrlein / auf dieſen Bluſt folgen die Saamen - gehaltere. Sie wachſet in den Gaͤrten auf.

Wider toͤdtliches Gifft und wider der Schlan - gen Biß wird ſie in Wein ein Quintlein ſchwer eingenommen / neben deme man darvon Uberſchlaͤg machen ſol. So man ſie zu Pulfer reibet oder ſtoſ - ſet / und mit Myrꝛhen und Pfeffer vermiſchet ein - nimmet / treibet ſie alle von der Geburt her in der Mutter verblibene Unreinigkeiten ab / und die Monatliche Bluſt auß / iſt den Schwachen ſchaͤd - lich. Jn Geſtalt eines Mutterzapffens treibet ſie auch die todte Frucht ab.

B.

Bellis montana folio obtuſo crenato, Mittel - maͤſſige Maßlieben.

Wachſet auf den Bergen und in den Waͤlde - ren.

Bellis ſylveſtris caule folioſo major, Groſſe Geißblume.

Wachſet aller Orthen in den Wieſen und an den Straſſen.

Ber -151Von den Kraͤuteren im Meyen.
Berberis dumeto - rum S. Oxyacantha Gal. Erbſelen.

Dieſe ſproſſet dick herfuͤr auß einer zimlich diken Stauden / die ſich ſelbs mit ſpitzigen Stachlen be - waffnet / deren gemeinlich drey auß einem einigen Glaiche herfuͤrſchimmeren / daſelbſt brechen auch die Blaͤtter / wie an der Schlehenſtaude / vornen - her ſchmal / hernach breit herfuͤr / ſind am Geſchmak ſaur. Jhr Bluſt hanget an einem Faden / wie ein gelbes Traͤublein / mit ſechs Blaͤttleinen und ſo vielen gleichfaͤrbigen Zaͤſerleinen herab; der Stiel aber iſt gruͤn / eines widerigen Geruchs; darauf folgen die ablang-runde Beere / die durch ihre Zeitigung ſchoͤn roth und an Geſchmack ſaur wer - den.

Unter der auſſeren aͤſchfarben Rinden zeiget ſich ein gelbgruͤner Bluſt / darunter ein weiſſes Holtz / das viel Marg in ſich hat. Jhre Wurtzel iſt viel -K 4faltig152Das 10. Capitel. faltig und ſchoͤn gelb unter den Rinden. Sie wachſen in den Waͤlderen und Geſtraͤuchen auf den Felderen.

Die Erbſelen haben einen ſauren / kuͤhlenden und ſaͤnfftlich anfeuchtenden Geſchmack / daher eines zarten Geiſtes / und foͤlglich ziehen ſie zuſam - men / ſtercken die Leber und Magen / maͤſſigen die Febriliſchen Hitzen / ſind nutzlich in der Rothen - Ruhre und in dem Durchlauffe.

Bulgoſſum anguſti - folium majus ſ. vulgare. Ochſenzunge.

Sie hat ablange / ſehr rauche / ſchwartzgruͤne Blaͤtter / einer Ellen oder anderthalb Ellen hohen / rauchen / in viel Aeſte ſich außſpreitenden Staͤn - gel / an deſſen Aeſten die Blumen dick wachſen / ums halb kleiner als der Bluſt des Burꝛetſches / an Farbe heiterblau / theilen ſich in fuͤnf ſtumpffe Faͤchlein / an deſſen jederem Grunde ein hariger /Pur -153Von den Kraͤuteren im Meyen. Purpurweiſſer / mit ſchwartzen Strichlein durch - zogener Saum / wie eine Blege / angewachſen / ſtehet in einem ablangen Blumenroͤhrlein / welches mit fuͤnf ſpitzigen haͤrigen Blaͤttlein umgeben / worauf dann die Saamenſaͤcklein folgen. Man pflantzet ſie in den Gaͤrten.

Jhr Safft und Geſchmack ſind fettſchleimerig / haben gleiche Wuͤrkung wie der Burꝛetſch; ihre Blaͤtter haben einen waͤſſerigen / durchtringenden und ſehr kuͤhlen den Geſchmack / ziehen um etwas den Speichel; ihre Wurtzel iſt ungeſchmack / waͤſ - ſerig und feuchtet an / dahero auch dero Blaͤtter wie die Wurtzel feuchten und kuͤhlen / und dienen wider alle Anligen / die von der ſchwartzen Gallen her entſpringen. Jhre Blumen ſind eine kraͤfftige Hertzſterckung und kuͤhlen. Man ziehet durch di - ſtillation ein Waſſer darvon ab / welches den Leib ſtercket und erfriſchet.

Burſa paſtoris minor, loculo oblongo, Klein Taͤſchelkraut.

Wachſet gern in Sandboͤden und in Gaͤrten.

C.

Campanula pratenſis flora conglomerato, Gloͤcklein / Zaͤpfleinkraut.

Diß Kraut wirfft einen ¾ Ellen / zuweilen auch einen Ellen hochen / geſtreimeten / haarigen Staͤn - gel / an welchem lange / rauche und ſpitzige Blaͤt - ter wachſen / mit Buͤſchelweiſe ſich anhaͤngendenK 5blauen154Das 20. Capitel. blauen Bluſts / der wie Gloͤcklein in einem Huͤl - ſenhaͤußlein ſitzet. Es wachſet in den Matten und an ſchattenreichen Orthen.

Man bedienet ſich deſſen wider das Halßwehe / es kuͤhlet ſaͤnfftlich und ziehet zuſammen / heilet die Mundfaͤule (Durchfaͤule) der Kinderen / und andere Mundgeſchwaͤre. Dieſer Blumen Oele ſtillet die Schmertzen der Goldader.

Caryophyllata aquatica nutante flore ſeu Geum rivale, Waſſerbenedictenwurtzel.

Diſe ſproſſet gern herfuͤr an waͤſſerigen Orthen / unter den Baͤumen an den Baͤchen.

Caryophillus pratenſis, flore laciniato ſimplici ſeu flos cuculli, Wieſennaͤgelein / Ku - kuchblume.

Sie prangen gemeinlich an den feuchten Wie - ſen und Orthen.

Caryophyllus umbellatus arvenſis folio glabro, Naͤgelein,

Wachſet an duͤrꝛen ungebauten Orthen.

Chæro -155Von den Kraͤuteren im Meyen.
Chærophyllum ſa - tivum. Koͤrbleinkraut.

Es ſchieſſet auß einer weiſſen Wurtzel eines klei - nen Fingers dick herfuͤr; ſeine Blaͤtter ſind dem Peterſilgen aͤhnlich / doch nicht ſo lang / etwas aͤnger gekerfet / auf der hinderen Seithen etwas wollig / an den Stihlen oft roͤhtlicht; haben einen lieblichen Gewuͤrtzgeſchmack. Auß eben einer und derſelben Wurtzel ſproſſet mancher aͤſtiger / haͤri - ger / geſtriemter Staͤngel / auf deſſen Gipflen / wie auch zu aͤuſſerſt an deſſen Aeſtleinen ſchlagen weiſſe / kleine / in fuͤnf Hertzblaͤttleinen und ſo viel weiſſen Zaͤſerleinen beſtehende Bluͤmlein / in einen duͤnnen Doͤlderlein zuſammen auß / auß welchen ablanger / ſuͤſſer / aromatiſcher Saamen folget. Es wird hin und her in den Gaͤrten auß wolge - tuͤngeter / etwas feuchten Erde gepflantzet.

Es hat einen lieblich ſuͤſſen ſcharffen / auf Feu -chel156Das 10. Capitel. chel ſich ziehenden Gewuͤrtzgeſchmack / daher waͤr - met / verduͤnneret / zertheilet / troͤcknet und loͤſet es die Blaͤſe auf / hilfft der Daͤuung〈…〉〈…〉 verjagt die hoͤſen in die Augen aufſteigenden Duͤnſte / ſchaͤrf - fet das Geſicht / demmet alles unverdauliches Weſen / ſtaͤrcket die Eingeweide des Leibs / das Hirne und die Lebens-Geiſter / und hilfft den Nie - tenſuͤchtigen.

Cicuta major S. cicutaria vulgaris. Wieſenſchierling.

Diß Kraut hat einen runden / knottigten und eckichten / mit Marcke angefuͤlleten / einer Ellen und noch hoͤher aufwachſenden Staͤngel / der zimlich groſſe Nebenaͤſtlein außſtoſſet / bey dem Urſprunge etwas geſpitzlete / duͤnn-gekerpfte / dem Peterſilgen gleichende / zaͤrtlich wullige Blaͤtter herfuͤrkommen. Auf den Gipflen der Aeſtleinen ſtehet ein Buͤſchelein weiſſer Bluͤmlein / deren je - des ſein eigenes Stielein hat / und auß einem Krautblaͤttligen Kelchlein herauß mit fuͤnf Blaͤt - lein rings um einen kurzen bleichen Staͤfzen herum bluͤhet. Er wachſet in den Matten.

Wann man den von auſſen uͤberleget / hat er die Krafft die verharteten Miltzen zu erweichen und zu eroͤffnen.

Conſolida media pratenſis purpurea, Brauner Gunſel.

Liebet eine fruchte / Saamen-reiche Stelle.

Cir -157Von den Kraͤuteren im Meyen.

Cirſium majus ſingulari capitulo magno. Welſche Ochſen-Zunge.

Wachſet an dem Huͤtleinberge.

Cyanus montanus latifolius, S. verbaſculum Cyanoides, Groſſe Korn-Blume.

Wachſet auch am Huͤtleinberge.

Cymbalaria foliis hederaceis flore carule[o], Euſtett.

Wachſet auß alten Gebaͤuen / Mauren und Felſen wie Ephaͤu herauß.

Cynogloſſum Creticum latifolium fœtidum, Weiſſe Hunds-Zunge.

Hat in meinem Gaͤrtlein in dem Meyen gebluͤ - het.

Cynogloſſum ma - jus vulgare. Gmeine Hunds - Zunge.
158Das 10. Capitel.

Schieſſet auß ſeiner von innen weiſſen / dicken / ſtarckriechenden Wurtzel einen ungefaͤhr zwey Ellen hohen / in viel Aeſte zertheilten / wolligen Staͤngel herfuͤr / mit langen / breitlichten / ge - ſpitzten / weichen Blaͤtteren; ihre Blumen glei - chen der Bluſt dem Ochſen-Zungen / Purpur-roth von Farbe / und theilen ſich in fuͤnff Blaͤttlein / auf die kleine haͤrige Kletten folgen / welche mit ihren oberſten Spitzen an einem in der Mitten herfuͤr ragenden Stachel zuſammenſtoſſen.

Sie hat ihre Stelle an ſandigen ungebaueten Orthen.

Sie giebet im Kieſen einen Kraut-Geſchmack / der vaſt nicht zubemercken / ihr Geruch gleichet dem Geruch eines ſchweiſſenden Hundes / ſie kuͤh - let und troͤcknet / verdickeret und ſtop〈…〉〈…〉 e[t]/ ſie lin - deret die Schmertzen / ſie hat die Krafft den Bauch - lauff und das Grimmen zu ſtillen / die Haupt - Fluͤſſe zu verdickeren und zu heilen / und den Saa - men-Fluß (chaudepiſſe) zu vertreiben.

Cynoſorchis latifolia hiante cucullo major, Stendelwurtz.

Wird hin und wieder in ſumpfigen Matten ge - wahret.

D.

Dau[e]us pratenſis, millefolij paluſtris folio. Mohren-Kuͤmmich.

Wachſet in Wieſen und an den Straſſen.

Denta -159Von den Kraͤuteren im Meyen.

Dentaria pentaphyllos, Groß Bergſanickel.

Es ſtammen von einer knottichten / in viel Ge - lencke zertheilten / und auß jedem deren Gelencken / mit etlichen Zaſeren behaͤngten Wurtzel / etliche Blaͤtter auf langen Stiehlen herfuͤr / deren jedes mit fuͤnff tieffen / biß auf den Stiehl hineinge - ſchnittnen / im Umkreiſſe herum geſpitzelten / im Angriffe rauchen / hoch-gruͤnen Zeſſeren verſehen. Der Staͤngel iſt rund / eines Schuhes und meh - rer lang / traget auf ſeinem oberſten Gipfel 5. oder 6. Purpur-farbe Bluͤmlein / ſchier wie die grie - chiſche Mahraute; Nach deren Abfalle ablange / voller Saamen ſteckende Koͤpflein folgen.

Er wachſet an ſchattigen Orthen des Huͤtlein - bergs. Es hat eine jrꝛdiſche zuſammenziehende Krafft; daher wird ein Tranck darvon fuͤr die Ge - brochnen und Verwundten abgeſotten.

E.

Echium ſcorpioides paluſtre, Groſſer Ver - giß mein nicht.

Hat ſeine Stelle an waͤſſerigen ſuͤmpfigen Orthen.

Eruca lutea latifolia ſeu Barbarea, Wilder Senf / Racketen-Kraut.

Hat einen eckigten / hohlen / gruͤnen / mit vielen Blaͤtteren belaubten Staͤngel / eines ſcharffen Geſchmacks; die Blaͤtter ſind breite / mit zimlich tieffen Einſchnitten / auf deren beyden Seithen auß kleinen Knoͤttleinen Aeſtleinen mit gelben Blumen (wie der Staͤngel iſt) herfuͤrwachſen / die auch kleine gelbe Faͤdemlein haben.

Er160Das 10. Capitel.

Er wachſet an feuchten Orthen um die Waſſer herum. Sein Geſchmack iſt ſcharff / fluͤchtig / brennet auf die Zungen und ziehet viel Speichel / darum erwaͤrmet und troͤcknet er ungemein. Man brauchet beydes die Wurtzel und den Saamen. Leget man die Wurtzel von auſſen auf / ſo ziehet ſie die geſpaltete / oder Klackbeiner herauß / fuͤhret den Mund-Schleim ab / und den Rotz auß dem Hirne / und reiniget es. Der Saame reitzet zur Liebe / verhindert den Schlagfluß Die Blat - ter ſtellet man fuͤr Salat auf die Taffel.

Fagus, Der Buchbaume.

Jſt ein groſſer weit außgeſpreiteter Baum / mit einem dicken und hohen Stammen / ſeyne Blaͤtter gleichen um etwas den Blaͤtteren des Ruͤſtholtzes oder Ulmenbaums / jedoch ſind ſie nicht ſo rund / etwas ſtaͤrcker und glatter / einesſauren161Von den Kraͤuteren im Meyen. ſauren Geſchmacks / fuͤrauß ſo ſie erſt nun außge - ſchoſſen ſeyn. So bald die Blaͤtter herfuͤrgebro - chen / ſo erſcheinen runde / an langen Stiehlen herabhangende / in vielen gelben Eckleinen beſte - hende Kaͤtzlein. Der Bluſt ſelbs zeiget ſich in vielen Zaͤſerlein oder Zwickleinen oder Faͤdemlei - nen zuſammen / an denen ſich etliche bleichgelbe Spitzlein befinden / zwiſchen welchen herauß eine ſtachlichte Frucht zu wachſen beginnet / auf denen kleine doͤrꝛnige Kelchlein mit Ecken fol - gen / darinnen ein dreyeckiger glatter brauner Kerne eingeſchloſſen.

Er wachſet in den Waͤlderen und auf den Ber - gen. Seine Blaͤtter ſind zuſammen ziehender Krafft / daher dienet der darvon abgeſottner Tranck wieder die Bauchfluͤſſe oder den Durch - lauff / und die Entzuͤndungen. Die Buch - nuͤßlein ſind denen vom Steine oder Grieß ge - plagten trefflich nutzlich.

LFuma -162Das 10. Capitel.
Fumaria offici - narum. Erdrauch / Daubenkropff.

Es iſt eines bitteren Geſchmacks / einer mittel - maͤſſig dicken / weiſſen und zaſerigen Wurtzel; hat viel geſproſſete / viereckige / glatte / theils Purpur - farbe / theils weißgruͤne Staͤngel / zart-gekerfte / an langen / breitlechten und vieleckigen Stielen herabhangende / graulechte Blaͤtter / und einen zarten ablangen Bluſt / der wie an einem Buͤſche - lein erhoͤcht aufſteiget / zwey Purpurfarbe oder Veyelbraune / mit wenig gruͤnem undermaͤngte Lefzen hat / zwuͤſchen denen von untenher zwey Blaͤttlein mit braunrothen Spitzen zuſammen - ſtreichen / in deren Mitten die allerzarteſten Saf - rangelbe Zaͤſerlein heraußſpielen. Wachſet von ſich ſelbs aller Orthen / in den Gaͤrten und ſonſt an den Straſſen.

Er hat einen ſcharffen bitteren Wermuth-Ge - ſchmack / daher erwarmet / verduͤnneret / zertheileter;163Von den Kraͤuteren im Meyen. er; er fuͤhret allgemach die molckichten Feuchtig - keiten und ſcharffen Gallen auß / oͤffnet und ſter - ket die Eingeweide / und reiniget das Gebluͤt. Man brauchet den Erdrauch mit edelſtem Nachdrucke bey verſtopfftem Kroͤſe / verſtopfftem Miltze / auch wider die Gelbſucht und allerley Rauden oder Hautſchaͤden.

G.

Geranium Robertianum primum. Gottesgnad.

Pfleget auf alten Mauren / an kuͤhlen und ſchat - tigen Orthen herfuͤrzuſproſſen.

Geranium folio malvæ profundius inciſo. Storchenſchnabel.

Wachſet auf an den Straſſen in ungebauten Aeckeren.

Geranium batrachoides, ſeu gratia Dei Germa - norum, Bergſtorchenſchnabel.

Jſt haͤuffig auf dem Huͤtleinberg zu finden.

L 2Gnapha -164Das 10. Capitel.
Gnaphalium mon - tanum rotundiore flore. Engelblum / Na - gelkraut.

Diß Kraut ſpreitet rings um ſich der Erden nach viel ablange Blaͤtter / die von untenher mit einer grauen Wollen bewachſen / zwuͤſchen denſel - ben ſproſſen ſpannenlange wollichte / weißlechte Stengel / mit langen ſchmalen Blaͤtteren auf / von deren Gipffel gantze Buͤſchelein vieler ſchoͤn - geblaͤttleter Blumen herabhangen / deren ein Theil groͤſſer und ſchoͤner / mit breitlichten kuͤrtzeren Schuͤplein beſaͤyet / außgetrocknete Blaͤttlein ha - ben / ein Theil aber derſelben Blumen ſind kleiner / und beſtehen auß minder ſchoͤneren / ſchmaͤleren S[tr]uͤpleinen / ſind bald weiß / bald minder bald mehr Purpurfarb. Auß ihrer Mitten ſchwingen ſich lange Fleughaare herfuͤr. Seine zaſerichte Wurtzel fladeret dem Boden nach. Es iſt auf Ber - gen und in Waͤlderen zu finden / auch auf unſerem Huͤtleinberge.

Es165Von den Kraͤuteren im Meyen.

Es ziehet zuſammen / beſtellet die Haubtfluͤſſe. Man haͤnget es nach dem Lauff des Monds / wañ der in den Krebs ſteiget / in einem Buͤndelein an den Halß / und nimmet es bey folgendem Eintritt des Monds in den Krebs wider ab / die Flecken der Augen zu vertreiben.

Gramen tremulum majus, Groß Zittergraß.

Es wachſet in den Matten.

Gramen paniculatum pratenſe molle, Roßgraſe.

Findet ſich in den Waͤſſermatten.

Gramen ſpicatum pratenſe folio aſpero, Rauches Spitzgraſe.

Wachſet in den Matten.

H.

Helleborine flore rotundo ſeu Damaſonium montanum latifolium.

Wachſet in duncklen Waͤlderen.

Helleborine flore rotundo ſeu Calceolus. Frauenſchuͤhlein.

Wachſet an dem Huͤtleinberge.

Heſperis hortenſis, Weiſſe gefuͤllete Meyennaͤgelein.

Sind eine Zierd der Gaͤrten.

L 3Hieta -166Das 10. Capitel

Hieracium chondrillæ folio hirſu〈…〉〈…〉 um, Ha - bichskraut mit haͤrigen Sonnen - Wirbel-Blaͤtteren.

Das wachſet in den Wieſen.

Hieracium murorum la iniatum minus pilo - ſum, Hahichskraut.

Jſt in den Matten und altem Gemaͤuer zu ſehen.

Hippolapathum rotundifolium montanum, ſen altera ſpecies Rhabarbari Monachorum, Runde Monchrhebarbara.

Dieſe ſteiget auf auß einer langen / ſehr gelben / bitter-ſchmeckenden Wurtzel / in einen zwey ja gar drey Ellen hochen / hohlen / roͤthlichten Staͤngel / mit runden / breiten / glatten Blaͤtteren / die den groſſen Kletten-Blaͤtteren gleichen / und an ro - then und geſtreimten Stiehlen hangen. Sie traget gar viel mieſſichte / an Stiehlen hangende roͤthlichte Blumen / welche die gantze Fluͤgel auß - fuͤlleten / und in dreyen Blaͤttleinen und viel gel - ben Spitzleinen beſtehen / nach deren Abfall fol - gen dreyeckige roͤthlichte Knoͤpflein.

Sie wachſet von ſich ſelbs auf den hoͤchſten Alpgebirgen / und bluͤhet in meinem Garten ſchon in dem Meyen.

Lazarus von Schwende / brauchte ſie anſtatt der Rhebarbara / zu purgieren / jedoch dopelt ſo vielem Gewichte / als der rechten Rhebarbara noͤthig were.

Hormi -167Von den Kraͤuteren im Meyen.

Horminum pratenſe foliis ſerratis, Schar - lach-Kraut / wilde Salbey.

Seine Wurtzel wirfft einen gevierten / hohlen / haͤrigen aͤſtreichen Staͤngel auf / an welchem ge - kerfte / gruͤne / ſtarckriechende Blaͤtter außſchla - gen. Sein Bluſt ſteiget auß etlicher Blaͤtteren Fluͤglen wie ein Aehren in die Hoͤhe / mit blauen Blumen / wie eine gehaͤrige Moͤnchs-Kape / je - des Bluͤmlein hat eine dopelte Lefftze / auß einem ablangen geſtriemeten Kelchlein / wie der Todten - Neſſel Bluſt.

Diß Kraut iſt in allen Matten anzutreffen. Es haben ſeine Blaͤtter einen Anfang / bitter - lichten / jrꝛdiſchen / hernach aber balſamiſchen zu - ſammenziehenden Geſchmack / aber am Geruche gleichen ſie einem angezuͤndten Schweffel / die Wurtzel iſt harb / waͤrmet / troͤcknet / oͤffnet / duͤn - neret / und wird in der Artzney-Kunſt wenig ge - brauchet. Jch halte aber darfuͤr / man koͤnte groſſen Nutzen und herꝛliche Wuͤrckung darmit im Reinigen und Heilen der Wunden ſchaffen. Jhr Saame vertreibet die Flecken der Augen.

Hyacinthus floribus campanulæ utrinque diſpoſitis.

Dieſe Blum iſt in Hrn. D. Lavaters Garten befindlich.

Hyacinthus ſtellaris cœruleus amœnus. Sternenhyazinth.

Wird den Gaͤrten zur Zierde gepflantzet.

L 4Impe -168Das 10. Capieel.
Imperatoria major. Meiſterwurtz.

Dieſe Wurtzel iſt zuweilen eines Daumens dick / gerumpfen / und hat zur Seithen hinauß ihre Zaſeren / beiſſet mit einer gewuͤrtzten Schaͤrffe ſtarck auf die Zunge / und erwaͤrmet den gantzen Mund: Jhre Blaͤtter ſtehen dreyfach aneinan - deren ſteiff und geſpitzelt. Jhre Staͤngel ſteigen ein biß anderthalbe Ellen hoch / und theilen ſich in ſon - derbare Schoſſe ab. Jhre Bluͤmlein breiten ſich in ein rundes / weiſſes Dolder zuſammen auß. Jhr Saame gleichet dem Tillſaame.

Wie ſie bey uns in den Gaͤrten gepflantzet wird / alſo findet man ſie auch auf etlichen Alpen und Bergen der Eydgnoßſchafft.

Sie hat einen Apotekeriſchen Gewuͤrtzge - ſchmack / ſo dienet ſie wider Gifft / bringet ſchweiß / duͤnneret und oͤffnet die Verſtopffungen. Sie iſt ſonderlich nutzlich in gifftigen Kranckheiten undAuf -169Von den Kraͤuteren im Meyen. Aufblaͤhungen der Gebaͤhrmutter / ſaͤuberet die Lungen / reiniget die Bruſte / vertreibet den ſtin - kenden Athem / ziehet dem Haubt die kalten Fluͤſſe ab / verwahret vor dem Schlag / heilet das Grim - men / ſtercket den kalten Magen / hilffet zur Daͤu - ung / toͤdet die Wuͤrme. Wann man ſie zu Pul - fer reibet / mit Schweinem-Schmaltz vermiſchet und uͤber die Wunden leget / ſo ziehet ſie die Kug - len und Pfeile auß dem Leib herauß.

I.

Jris anguſtifolia prunum redolens major, Groſſe Pflaͤumlein.

Jſt in dem Garten Hrn. Schultheiß Schnorf - fen zu Ba en zu ſehen.

Jris anguſtifolia prunum redolens minor, Kleine Pflaͤumlein.

Ziehret alle Gaͤrten.

L.

Lamium album non fætens folio oblongo, Weiſſe todte Neſſel.

Wachſet in ſchattichten Waͤlderen.

Lamium folio oblongo luteum, Gelbe Waldneſſel.

Dieſe wachſet an den Baͤchen / auf den Bergen und an ſchattichten Orthen.

L 5Lamium170Das 10. Capitel.

Lamium montanum folio Meliſſæ ſeu Meliſ - ſophijllon Fuchſij, Bins-Aug / Tag und Nacht.

Kommet an Schatt - und Bergichten Orthen herfuͤr.

Lapathum unctuoſum, ſ. Bonus Henricus. Schmerbel / guter Heinrich.

Liebet die feißten Matten.

Leucojum utriculato ſemine folio viridi.

Ein froͤmdes Gewaͤchs in Hrn. D. Lavaters Garten zu finden / ſo wol als auch da anzutreffen:

Lencoium utriculato ſemine folio incano, und Leucoium Bulboſum polijanthemum. Libanotis folio ferulæ ſeu panax Aſelepium. Klein Hirſchwurtzel.

Auß dieſer weiſſen langen Wurtzel keimen ein - zele klein zerkerfte / den Birchblaͤtteren gleichende / von oben mehr als untenher gruͤnende glatte Blaͤtter auf / deren jedes an einem langen Stiele hanget / und iſt in gegen einanderen uͤberſtehende Geeren abgetheilet. Der Gipffel des Stengels enthaltet ein Buͤſchelein kleiner gelber Blumen; ihr Saamen iſt doppelt / ablang / von bitterem Geſchmack. Man trifft ſie an dem Huͤtleinberge um Herbſtzeit im Bluſte an.

Dieſe Wurtzel riechet lieblich / wie die Floren - tiniſche Veyelwurzel oder Schwertel; ſie ſchme -ken171Von den Kraͤuteren im Meyen. ken anfaͤnglich ſuß / hernach aber laſſet ſie was bitteres nach ſich und troͤcknet / daher waͤrmet ſie / erwecket den Schweiß / widerſtehet den Fieberen treflich / iſt ein ſonderbares Widergifft / wehret der Faulung / und reiniget ſchnell die flieſſende Ge - ſchwaͤre / ſtercket das Geſicht / und dienet wider die kalten Haubtfluͤſſe.

Lilium convallium minus ſ. Bifolium. Zweyblat.

Kom̃et in den Waͤlderen und an dem Huͤtlein - berg herfuͤr.

Lilium ſeu corona imperialis, Koͤnigskron.

Jſt in Hrn. Schultheiß Schnorffen Garten zu ſchen.

Linaria montana floſculis albicantibus, Klein Leinkraut.

Wachſet an dem Huͤtleinberg.

Lithoſpermum majus erectum. Steinhirß.

Wachſet an dem Geſtade der Sile.

Litho172Das 10. Capitel
Lithoſpermum ar - venſe, radice rubra, Steinhirß mit ro - ther Wurtzel.

Auß dieſer hoͤltzigen / rothen / mittelmaͤſſig - groſſen Wurtzel ſproſſen Schuhlange / und um et - was laͤngere / rauche / mit viel Aeſtleinen beſetzte Stengel auf / deren Blaͤttlein wie des gemeinen Steinhirſes ſind / jedoch um etwas weicher und kleiner / rauch und ſchwartzlicht. Je hoͤcher ſie am Stengel ſtehen / je kleiner ſind ſie auch. Zwuͤſchen der Aeſten der Laͤnge nach / ſihet man den kleinen weiſſen Bluſt des Steinhirſes / unter welchem ſchmale ablange Blaͤttlein ſtehen / darauf erwach - ſen je drey aneinanderen ſtoſſende ſchwartze / dem wilden Ochſenzungen-Saamen gleichende Saͤm - lein.

Diß Gewaͤchs kommet in den gepfluͤgten Aeke - ren und auf doͤrꝛen Aegerten herfuͤr / und treibet den Harn und Steinfort.

Loto173Von den Kraͤuteren im Meyen.

Loto affinis ſeu vulneraria pratenſis, Wundklee.

Die Wurtzel iſt lang und hoͤltzig / am Geſchmake wie die Huͤlſengewaͤchſe. Sie wirffet einen runden / duͤnnen / haͤrigen / etwas roͤthlichten / anderthalb Ellen langen Staͤngel / der hat feißte / untenher etwas grau / haͤrige / obenher gelbgruͤne / gefederte Blaͤtter / wie der Hahnenkamme / die eines ſcharff - ſuͤſſen Geſchmacks / ablang / breit / in Finger abgetheilt und duͤnnhaͤutig ſind / und ligen zu aͤuſ - ſerſt an Aeſtleinen unter dem Bluſt / welches beſte - het in gelben / oben an den Aeſten zuſammenge - rolleten Bluͤmleinen / welche keinen ſonderbaren Geruch haben / und deren jedes auß einem haͤri - gen ſilberfarben Blaͤßlein heraußſchimmeret. Das oberſt Blaͤttlein eines jeden Bluͤmleins iſt rund - herum gebogen / unter welchem dann zwey / ſei - tenwerts / das viert und fuͤnft umſchlieſſen / das wie ein Schnabel gekruͤmmet / und gelbe Faͤdem - lein in ſich enthaltet. Dieſes Gewaͤchs wachſet auf den Schantzen und in den Wieſen auf.

Es hat einen bitteren / ſchweffelichten / ange - nehmen / ſchleimigen Geſchmack / daher waͤrmet / heilet und ſaͤuberet es / und iſt eines der beſten Wund-Kraͤuteren / es zeitiget die Geſchwaͤre und Geſchwulſten / und iſt dienſtlich denen / die gebro - chen ſind / ſonderlich denen Kinderen / wann ſie darab trincken.

Lotus pentaphyllos minor glabra, Steinklee / Burgundiſch Heu.

Hat174Das 10. Capitel.

Hat eine hoͤltzichte / mit duͤnnen wenigen Faͤſe - ren belegte / auf der Erden fladerende Wurtzel / von deren duͤnne Ruͤthlein aufſteigen / mit fuͤnf in gewuͤſſer Weite von einanderen ſtehenden Blaͤt - teren / deren die zwey underſten rundlicht am Sten - gelein angehefftet. Zu oberſt im Gipfel befindet ſich ein Buͤſchelein Blumen / die dem Genſter oder Pfrymen gleichen / deren oberſtes Blaͤttlein brei - ter als die anderen Blaͤttlein dieſer Blume / rund und etwas obſich gebogen / auſſen und innen mit Purpurfarben Linelein geſchraffieret. Das under - ſte Blaͤttlein aber ſihet ob ſich gegen dem Spitze / den es von beyden Seithen mit zweyen anderen Blaͤttleinen / als mit zweyen Fluͤglen umgebet / und darneben gelbe Gipfelein enthaltet. Wann dieſe Blumen abgefallen / erwachſen duͤnne Huͤl - ſen oder Kaͤfen. Steinklee iſt in den Wieſen und auf duͤrꝛen Huͤglen zu finden.

Er ziehet zuſammen / heilet der Blaterſchmer - zen und ſtillet den Durchlauff.

Lychnis ſylveſtris, Been album vulgò, Wil - der Baſilien / oder Wiederſtoß.

Wachſet ſchier in allen Wieſen.

Lijchnis purpurea multiplex, Mariaroͤslein / Meiſterloͤßlein.

Man pflantzet ſie in den Gaͤrten / wie auch

Lychnis coronariaflore incarnato non puncta〈…〉〈…〉 o, St. Margaretenroslein.

Lych -175Von den Kraͤuteren im Meyen.

Lychnis noctiflora ſ. Ocimoides noctiflorum, Nachtviolen.

Jſt in meinem Gaͤrtlein zu ſehen.

M.

Malva ſylveſtris fo - lio rotundo. Pappelen.

Hat eine zartduͤnne / ſuͤßlechte / zechklebrig feuch - te Wurtzel / auß deren zuweilen Ellenhohe / haͤrige / roͤthlichte / auf dem Boden her fladerende Sten - gel herfuͤrwachſen / an deren runde Blaͤtter ſte - hen / welche etwelche runde Geeren haben und am Rande gekerfet ſind. Zwuͤſchen den Blaͤtteren kommen kleine weißlichte / auf Purpur zickende fuͤnfblaͤttige Blumen herfuͤr / die mit Purpurfar - ben Strichleinen geſtriemet / in deren Mitten klei - ne / gleichfaͤrbige / gekraͤuſelte Loͤcklein zu ſehen. Jhr Saame iſt ein rund / zuſammengetrucktes / einem Nabel gleich geſtaltetes Scheiblein oderein176Das 10. Capittel. ein Kaͤßlein / daher es auch Kaͤßleinkraut heiſſet. Es hat ihre Stelle an ungebauten Orthen / naͤchſt der Straſſen in ungebautem Lande.

Diß Kraut linderet durch ſeine / der Arth nach inhabende Schleimrigkeit den Stuhl ſ. h. Die Wurtzel ſchmecket ſuͤßlecht / wie Mehl / und iſt ſchleimerig. Die Blaͤtter ſind gleichen Geſchmaks / kraͤutelen und ziehen Speichel; daher auͤch die Wurtzel mittelmaͤſſig iſt / anfeuchtet / erweichet / und das brennen des Harns milteret. Wann ein Menſch mit der Lungenkranckheit / mit Blaſen - ſchmertzen / mit Daͤrmgichteren und mit Schmer - zen der Gebehrmutter behafftet / ſo wird diß Kraut inner den Leib gebraucht. Auſſerlich aber bedienet man ſich deſſen zu den Kliſtieren / den Stulgang zu befoͤrderen / die Geſchwulſten und dero Schmer - zen zu ſtillen; ſonderbar werden deſſen gruͤne Kraͤu - ter wie ein Spinnet (Binnetſch) zart zerhacket / gekochet / und den Kinderen wider den Etticken und allerhand Verſtopffungen des Leibs und an - dere Schmertzen zu eſſen gegeben.

Malus177Von den Kraͤuteren im Meyen.
Malus Cydonia. Quittenbaum.

Jſt kein hocher Baum / hat einen gewundenen Stammen / traget dem Apfelbaum gleiche Blaͤt - ter / welche von vornenher beltzig / von hintenher aber hellgruͤn ſind. Es hanget der Bluſt in einze - len Blumen an denen Zweigen / mit fuͤnf rund - lichten / fleiſchfarben Blaͤttleinen herab / in deren Mitten viel Purpurfarbe Zaͤſerlein mit gelben Spitzleinen herfuͤrſchimmeren. Unter jedem gan - zen Bluſt aber ligen fuͤnf graugruͤne Beltzblaͤtt - lein / der Saame aber iſt in der Mitte jeder Quitten in fuͤnf braunrothen underſcheidnen Gehaͤltlei - nen / gleich als in Underſchlachten verwahret.

Man fuͤhret die Kuͤttenbaͤum gemeinlich in den Gaͤrten auf.

Jhre Blaͤtter / Bluſt und Schoſſe ziehen zu - ſammen. Die Kuͤtten aber ſind dem Magen dien - lich und fuͤrderen den Harn. Die gebrattene oderMgekochte178Das 10. Capitel. gekochte Kuͤtten ſind milter und dienen wider das Grimmen und die Rotheruhr / wider den Eyter - ſchwanck / verſchleimerte Bruſt und das Blut - ſpeyen / wie deren roher Safft getruncken / denen Engbruͤſtigen und Blutſpeyenden hilfft. Der dar - auß gekochter Syrup ziehet zuſammen und ſtaͤrcket das Hertz / vergaumet die Mundgeſchwaͤre und Mundfaͤule. Die Kuͤttſaamen erfriſchen und feuchten an / ihr Schleim linderet und daͤmmet alle Schaͤrffe; ſein fuͤrnemſter Gebrauch iſt die Entzuͤndungen der Zungen / ſelbs auch bey an - greiffender Braͤune / die zu loͤſchen / die Schmer - zen der Goldaderen zu linderen / die Augenſchmer - zen zu ſtillen / wann man deren mit angegoſſenem Roswaſſer abgezognem Schleim uͤber die Augen ſch laget. Mit eben denſelben uͤberſchlaͤgen werden die Spaͤlte der ſaͤugenden Bruͤſten geheilet und dem Brande gewehret.

Mercurialis ſpicata ſeu fœmina, Bingelkraut.
179Von den Kraͤuteren im Meyen.

Jſt eines Geſchlecht mit dem Meyer / wird ſonſt auch Mutterkraut geheiſſen / hat einen glatten / Spannenlangen Staͤngel / an welchem je zwey und zwey gegen einander uͤber ſtehende / ſpitzige / am Rande gekerfte / gruͤne Blaͤtter herfuͤrſproſſen / zwuͤſchen welchen an einem Dorne Mooſichte Bluͤmlein herfuͤrwachſen / deren jedes Blaͤttlein und Faͤſerlein hat.

Das Bingelkraut wachſet in den duncklen Waͤlderen und an den Gebirgen.

Es ſchmeckt nach Kraut und erwaͤrmet ſanfft - lich / wie man das in dem Rachen verſpuͤret / da - her feuchtet es an / fuͤrderet den Stahlgang ſ. h. erweichet die Geſchwolſten / verwehret das Grim - men der Kinderen / und treibet die Monatblum und Nachgeburt.

Meſpilus Germani - ca folio Laurino non ſerrato ſeu Meſpe - lus vulgaris, Neſpelbaum.
M 2Jſt180Das 10. Capitel.

Jſt ein kleiner Baum mit langen ſchmalen Blaͤtteren / die den Lorbeerblaͤtteren ſchier glei - chen / und auf der einen Seithen mit grauer Wol - len bewachſen / obenher aber etwas haaricht / je - doch ſattgruͤn ſeyn. Der Bluſt iſt weiß / und jedes ſchieſſet beſonderbar auß / auf welche kleine / gelbe / ſehr harbe Aepfelein folgen / die auß einem eng - ſchmalen Beginne zu einem breiten außgehoͤlleten / wie ein Nabel geſtalteten Frucht gedeyen / auß de - ren Buͤtſchge (Bitzge) zu oberſt fuͤnf ablange / geſpitzelte Blaͤttlein herfuͤrſchimmeren. Jn jeder Neſpel ſind ſchier fuͤnf harte dreyeckigte Steine.

Es wird hin und wider in den Garten der Eyd - gnoßſchafft aufgepflantzet.

Er hat die Krafft zuſammenzuziehen / daher ſtercket er den Magen / ſtillet den Bauchfluß. Die Frucht ſelbs iſt ſehr harb / ſtopffet befftig. Wer - den die Neſplen eingemachet / ſo vertreiben ſie die Geſchwulſte den Schwangeren / und werden bey den Schlafftruͤncken unter den Leckerbißlenen auf - getiſchet.

Meſpilus Apii folio ſylvestris ſpinoſa ſ. Oxya - cantha, Klein Sperberbeerli.

Hat ſeine Stelle in den Waͤlderen.

Mollugo montana latifolia ramoſa, Groß Waldmeiſter.

Wachſet in graden / glatten / ablang-runden / eckichten / mit knorꝛigen / etwas weit vonemande - ren ſtehenden Glaͤichleinen / zu underſchiednenStaͤng -181Von den Kraͤuteren im Meyen. Staͤnglen auf. Um jedes Glaͤichlein ſtehen waͤiche und breite Blaͤtter / wie Speiche rund herum. Auf den oberſten Gipflen tragt er gar viel weiſſe Blu - men / daß ſie einem Blumenwadel gleichen. Er wachſet auf den Bergen und in ſchattichten Waͤl - deren. Er hat eben die Krafft wie das Meger - kraut.

Mollugo montana anguſtifolia, vel Gallium album latifolium, Gliedkraut.

Es keimet gern an Sonnichten Orthen / an den Randen der Aeckeren herfuͤr.

N.

Narciſſus albus circulo croceo, polyanthos, Ge - fuͤllete Narciſſenblumen.

Man pflantzet die in den Gaͤrten.

Narciſſus Juncifolius odoratus luteus.

Befindet ſich in Hrn. Lavaters Garten.

M 3Nux182Das 10. Capitel.
Nux juglans ſeu re - gia vulgaris, Nußbaum.

Ein ſehr hocher groſſer Baum / der auf vielen ſehr langen / auch in die Tieffe fahrenden Wurtz - len ſich gruͤndet / und in ſtarcke / maͤchtig groſſe Aeſte außbreitet / welche viel Nebengerten und ei - ne aͤſchfarbe Rinden haben. Seine Blaͤtter ſte - hen Federweiſe / ſo daß ſie zu oberſt in der Fuge in einem ihnen ungleichen Blat zuſammenſtoſſen / in dem Anfang und an der Spitze etwas enger / ei - nes ſcharffen Geruchs und zuſammenziehenden Geſchmacks ſind. Er wirffet lange Kaͤtzlein / die mit vielfaltigen Knoͤrꝛleinen aneinanderen gefuͤ - get / deren Buͤſchelein bald abfallen / wann ſie gelb werden. Darauf ſproſſet eine Krautblumen / mit ſo vielen / kleinen Kelchleinen gleichenden Decke - lein herfuͤr / als viel Bluͤmlein an dem Stile zu - ſammenkommen. Die Nuß oder vollkommneFrucht183Von den Kraͤuteren im Meyen. Frucht decket eine Nußdancke oder Schale / dariñ die Nuß wie in einem Kelche und Pfulwen liget / und der anruͤhrenden Haͤnden anſchwaͤrtzet. Un - ter dieſer Nußtancke folget die hoͤltzerne gerunzelte Schale / welche ſich in zwey Theile oͤffnen laſſet / in deren jedem ein Nußkerne / der mit einer bleich - gelben Haut uͤberdecket / und ſich ſchier in vier zer - theilen laſſet.

Dieſer Baum iſt bekant / daß man den aller Orthen ſehen kan.

Die Schaͤrffe ſeines Geruchs ſchadet dem Haubt / er hat einen zuſam̃enziehenden Geſchmack / einen ſubtilen Geiſt / erwecket den Huſten / ſcha - det dem Magen / verurſachet Fluͤſſe und Erbre - chen / jedoch ſind die gruͤnen Nuſſen minder ſchaͤd - lich / geben wenig Nahrung. Mit den Nußſchel - fen faͤrbet man die Wollen und machet die Haare gelbroth / wann der Nußkerne zuvor darauß iſt. Es ſcheinet / es tragen der Nußbaum und Eich - baum gegen einanderen eine natuͤrliche Feind - ſchafft / indem (wie Gamerarius angemercket) kei - ner den anderen um ſich leiden kan Samlet man die Mittelrinden des Nußbaums (ſonderlich wan derſelbe in dem Safft iſt) doͤrꝛet und zerſtoſſet die zu Pulfer und nimmet das eyn / ſo fuͤrderet es ein Erbrechen. Dieſe Wuͤrckung haben die Nußkaͤtz - lein noch um etwas ſaͤnffter. Wann die unzeitigen Nuſſen / ſo mit den Schelffen (Tancken) einge - machet und nach dem Eſſen genoſſen werden / ſtaͤr - ken ſie den Magen trefflich / und ziehen den oberen Magenſchlund zuſammen / helffen der Daͤuung auf; dann die Nußſchelffen haben etwas Vitrioli -M 4ſchen184Das 10. Capitel. ſchen Saltzes in ſich / daher koͤnnen die Faͤrber die ſchwartze Farb darauß zu bereiten. Die Aertzte ziehen einen Vitriolgeiſt darauß. Man beſtellet die Fluͤſſe darmit.

O.

Orchis palmata pra - tenſis maculata, Kreutzblume / Stendelwurtzel.

Sie richtet einen Schuhhochen / etwas Purpur - farben Staͤngel in die Hoͤhe / in deſſen Gipffel ein Viertheil eines Zohles langes / von rothen Spoͤr - leinblumen beſetztes Aehre enthalten; das Bluͤm - lein ſelbs beſtehet in zweyen aufgerichteten Buͤſche - lein / die ein Haͤublein haben von zweyen Blaͤtt - leinen / unter denen noch ein drittes liget / hat ein in drey Geerlein zertheiltes Maͤulein / welches mit ſattpurpurnen Troͤpfleinen beſprenget / auf einem Purpurfarben Stile ſich aufrichtet / an deſſen Fuͤſſe jederweilen ein ſchwartzgruͤn Purpurfarbes ſpitzi - ges Blaͤttlein liget. Den Staͤngel umgeben oben - ber ſchmale / untenher aber breite Blaͤtter / dievon185Von den Kraͤuteren im Meyen. von einer zur anderen Seithen abwechßlen und viel ſchwartze Flecken haben. An ſtatt der Wurtzel hat ſie zwey Zwiebelen oder Boͤllen / deren einer groͤſſere Wuͤrckung hat / der ander iſt weiß und friſcher / theilet ſich in vier oder fuͤnf Finger / bey deren Fuge dir Faͤſeren ſich fortſetzen. Sie wach - ſet uͤberfluͤſſiglich in ſumpfichten Matten.

Sie hat einen ſuͤſſen Geſchmack / erwaͤrmet / ſtaͤrcket und erfriſchet die Mannheit / fuͤrderet die Eheliche Wercke / dienet der Mutter / daher wird dieſe Wurtzel in Zucker eingemachet und genoſſen.

Orchis ſerapias,

Wachſet in feuchten Matten.

Ornithogalon umbellatum album, Geißblat / Waldgilgen / Waldwinde.

Dieſe hat eine hoͤltzige / daher-fladerende Wur - zel / die viel hoͤltzerne Ruͤthlein außwirfft / die ſich in viel Aeſtlein zertheilen / und viel Gleichlein ha - ben. Jhre runde Blaͤtter umgeben den gantzen Staͤngel auf beiden Seithen gleich / deren oberſte ſich um etwas hoͤhlen / gleich einem Schuͤſſelein / auß deren Mitten gar luſtige angenehme ablange / an Farbe Purpur-weiſſe / an Geruch gar liebliche Blumen herfuͤrſproſſen / die dem Ruͤſſel eines Ele - phanten gleichen / und anfangs eng / etwas krum wie ein Horn aufſteigen / hernach ſich allgemach in ein breites Maͤulein außſpalten / und wegen Geererweiſe zertheilten Saͤumen und artigen Zuͤngleinen gar ſchoͤn anzuſchauen ſind / nebenM 5dem186Das 10. Capitel. dem von innen in der Mitten herauß etliche Faͤſe - ren gehen. Jhr Saamen wachſet Traͤublein - oder Hockweiſe auf einanderen mit rothen Beeren / in der Groͤſſe wie die Holderbeere. Man pflantzet ſie in den Gaͤrten.

Sie hat einen ſcharfflichten Geſchmack / der hi - zig und trocken / den Speichel ziehet. Die Blu - men haben einen lieblichen Gewuͤrtz-Geruch / da - her treiben ſie den Harn / und ſind dem Miltze dienlich. Jhr fuͤrnemſter Gebrauch iſt wider die Engbruͤſtigkeit und den Huſten. Von auſſen troͤcknet ſie die ſtinckenden Geſchwaͤre / heilet den Mager und die Zittermaͤhler / und ſaͤuberet die Haut von allen Flecken. Man trucket den Safft auß deſſen Blaͤtteren. Die geſpalteten entzuͤnde - ten Waͤrtzlein entzuͤndter Bruͤſten werden durch die uͤberſchlagne Blaͤtter geheilet. Jhre Wuͤrkung iſt auch treflich in den Haubtwunden / und die verwundten Hirnſchalen wider geneſen zu machen. Das auß den Blumen diſtilliertes Waſſer dienet wider das Hertzklopffen und die Engbruͤſtigkeit.

Perſica187Von den Kraͤuteren im Aprellen.

P.

Perſica molli carne & vulgaris viridis & alba. Pferſich.

Jſt ein Baum von rechter Groͤſſe / bringet ſchoͤne weißlicht rothe Blumen / die fuͤnf breite Blaͤttlein haben / in der Mitten ſtehen viel Pur - purfarbe Zaͤſerlein; Der Bluſt hanget an den Aeſten ohne Stihle in rothlichten Kelchleinen / welche ſich in 5. ſpitzige Blaͤttlein oͤffnen. Jhre Frucht iſt etwas rund / dick / mit zarter Wollen an der Haut uͤberfahren. Jn dem Pferſich ſelbs befindet ſich ein zimlich dicker Stein / darinn ein knorichter Kerne. Die Blaͤtter dieſes Baums ſind ablang / ſpitzig / wie die Weidenblaͤtter / geker - fet / eines bitteren Geſchmacks. Jſt bald in allen Gaͤrten zu ſehen / bluͤhet in dem Aprellen und Meyen.

Dieſe Frucht kuͤhlet und feuchtet / gibt wenig guter Nahrung / faulet leichtlich / jedoch ſo ſie vordem188Das 10. Capitel. dem Eſſen genoſſen wird / ſo foͤrderet ſie den Stul - gang ſ. h. Doͤrꝛet man dieſe Frucht / ſo ſtopffet ſie / und wird ſonderlich in dem Bauchfluß ruhm - lich gebraucht. Jhr Bluſt / Blaͤtter und Kernen erwaͤrmen / troͤcknen und zertheilen. Fuͤrauß wird der Pferſichbluſt mit Nutzen gebraucht wider die Spulwuͤrme der Kinderen / bey oͤffnung des un - teren Leibs / in den Verſtopffungen der Kroͤßade - ren / zu der Außfuͤhrung des Schleims; wie der Kernen den Harn zu treiben den Stein zu brechen / die Leber zu oͤffnen / und die Magenhitze zu daͤm̃en dienlich. Sonſt zerſtoſſet man dieſelben oft mit Roswaſſer und machet uͤberſchlaͤge darvon in hi - tzigen Haubtſchmertzen.

Piloſella major re - pens hirſuta. Maußoͤhrlein.

Die Maußoͤhrlein ſpreiten rings um ſich her auf dem Erdrich ablange / ſpitzige / auf der oberenSei -189Von den Kraͤuteren im Meyen. Seithen gruͤne / auf der unteren Gegenſeithen aber weiſſe / mit graulichter Wollen beſetzte Blaͤt - ter auß. Zwuͤſchen denſelben ſchieſſet ein weiſſer haͤriger / ſpannenlanger Staͤngel auf / der kleine Blaͤtter hat / auf deſſen Gipffel eine einige gelbe Blume ſtehet / deren auſſerſte Blaͤttlein am Rande etwas gekerfet / roͤthlicht ſind / in ihrer Mitten aber hat ſie viel gelbe Spitzlein / auf welche ein langer Wollen-Kopff erwachſet / der ſich verblaſen laſ - ſet / wie an den Pfaffen-Roͤhrlein. Sie haben fladerende zaſerichte Wurtzel / ſie wachſen an duͤr - ren Orthen zu Berge und Thale.

Sie haben einen bitteren / zuſammenziehenden / troͤcknenden / jrꝛdiſchen Geſchmack / daher ſtopf - fen ſie die Rothruhr und Bauchfluͤſſe / heilen die Leiſten-Bruͤche der Kinderen / und iſt ein gutes Wund-Kraut.

Philoſella major repens minus hirſuta, Eine Gattung Maͤußoͤhrlein.

Die man an duͤrꝛen Orthen findet.

Piſtacia ſylveſtris ſeu Staphylodendron, Pimpernuͤßlein.

Dieſe wachſen gern an ſumpſichten und feuch - ten Stellen.

Platanus, Groß Ahorn.

Stehet am Huͤtleinberge.

Pœonia190Das 10. Capitel.
Pœonia communis vel fœmina. Peonienroſen.

Diß Gewaͤchs hat druͤſichte Wurtzlen / die mit etlichen Zaſeren unterſetzt ſind. Jhr Staͤngel iſt gruͤn / dero Blaͤtter vielfaltig geſpalten / oben - her gruͤn / auf der unteren Seiten aber weißlicht. Jhr oberſter Gipfel traget ein groſſe weit-eroͤffne - te / Purpurfarbe Blume mit gar vollkom̃enen Nerfen / in der Mitten Purpur-rothe Zaͤſerlein / und Safran-gelbe Spitzlein ſitzen / darauf erfol - gen zwey / je zuweilen / doch ſelten drey Saamen - Hoͤrner / an deren ein graue Wollen wachſet / darinnen enthaltet ſichein ablanger / runder / in ſeiner Zeit[i]gung gantz ſchwartzer Saame. Sie wird hin und wieder in den Garten gepflantzet.

Auß den gruͤnen Roſen-Blaͤtteren / bereitet man einen Zuckerꝛoſat / aber gedoͤrꝛet werden ſie zu den A[r]tzney-Traͤnckeren aufbehalten / oder auchunter191Von den Kraͤuteren im Meyen. unter allerley Artzney-Pulver vermiſchet. Sie dienen wieder die fallende-Sucht / ſie ſtaͤrcken das Hirn und erhalten die Lebens-Geiſter / auch helf - fen ſie der Gebaͤhrmutter. Jhr Saame erlediget die Kinder von dem Grien und Sande / wann man den zu Pulver reibet / und es ihnen in dem Weiß - muͤßlein eingiebet. Er hat auch gleiche Tugend und Wuͤrckung / wie dero Blumen.

Polygonatum lati - folium vulgare, Die Weißwurtz.

Dieſe Wurtzel hat meiſtens viel Gleichlein / iſt eines Fingers dick / ungleich und geknorꝛet / mit einem gantzen Striche Zaͤſerlein behaaret / und ei - nes ſuͤßlichten Geſchmacks. Sie wirfft einen Ellen-langen ronden Staͤngel / der eines eckelich - ten Geruchs / wann man den zerbricht / daran ſte - het ein Blatt um das andere / die Blatter ſelbs gleichen den Meyenreißlein Blaͤtter / und ſindvoller192Das 10. Capitel. voller Nerven / auß deren unter Seithen auf ei - nem Zoll-langen Stiehlein / je eines zwey / drey / weiſſe ablang / ronde Blumen anwachſen / die an den Randen in ſechs Kerffen getheilet ſind / und ſo viel gelbe Spitzlein haben / ſamt einem weiſſen Staͤngelein / der drum zugleich mit den Spitzlein verdeckt liget. Wann dieſe abfallen / ſo entſte - hen gruͤne Beeren / welche den Epichbeeren glei - chen / in welchen der Saame in groͤſſe eines Wi - kes enthalten. Sie kommet in den Waͤlderen / an ſchattigten Orthen / an den Borten oder Mat - ten / und auf den Ebenen herfuͤr.

Sonſt fuͤllet dieſe Wurtzel / durch ihre hitzige Geiſter im Geſchmack den gantzen Rachen an mit Bitterkeit und Raͤſe / ziehet den zuſam̃en / im uͤbri - gen iſt ſie ſehr ſuͤß / daher wird ſie wieder den weiſ - ſen Fluß der Weiberen gebraucht. Ein Quint - lein ſchwer darvon eingegeben / bringet ein Bre - chen und Stuhlgang / wann ſein abgekochter Safft außſenher gebraucht wird / ſo vertreibet er die Niſſen des Haupts / und troͤcknet die Raud der Kinderen.

Poten -193Von den Kraͤuteren im Meyen.
Potentilla ſeu Anſe - rina, Gaͤnſerich.

Auß dieſer Wurtzel ſproſſen viel auf mancher - ley Weiſe gekerfte / obenher gruͤne / untenher wie Silber glaͤntzende Blaͤtter / daher jeder Gaͤnſerich auch Argentina oder Silberkraut genennet wird. Zwiſchen dieſen Blaͤtteren ſchlagen Spannen - lange Staͤngel / und auf demſelben wie Gold gleiſ - ſende Bluͤmlein / in einer Blaͤtter-reichen Huͤlſe auß / dieſe Blume beſtehet in fuͤnffthalben Blaͤt - teren mit vielen Spitzleinen.

Er wachſet an den Fußſtaͤgen / an feuchten Or - then / und an denen Zaͤunen. Er hat einen Kraͤu - ter-Geſchmack / der ſanfftlich zuſammenziehet und troͤcknet; daher haltet er zwiſchen Waͤrme und Kaͤlte das Mittel / und iſt unter denen edelſten Wund-Kraͤuteren nicht das ſchlechteſt / er heilet und vertheilet / er machet das Gebluͤt dick / man miſchet dene auch unter die Wund-Traͤncker.

NPrunus,194Das 10. Capitel.
Prunus, Zwetſchgen - baum.

Dieſer Baum iſt von mittelmaͤſſiger Groͤſſe / hat glatte / gekerfte Blaͤtter / die dem Apffel-Laube gleichen / auſſert daß ſie ſchwaͤrtzer ſind. Jeder Bluſt hat ſein Stielin / iſt weißgruͤn / mit vielen weiſſen Zaͤſerleinen und gelben Spitzleinen beſetzt / zwiſchen denen in der Mitten ein gleichfaͤrbiges Staͤngelein ſtehet. Die Frucht ſelbs hat ein ſafft - reiches Fleiſch / das mit einer zarten Haut uͤberzo - gen / und an Farbe Purpur-roth iſt. Dariñ ſteckt ein zuſammengetruckter / ablanger Stein / der ei - nen bitterlichten Kernen enthaltet. Man pflan - zet dieſen Baum in allen Gaͤrten.

Die Zwetſchgen eroͤffnen den Leib / ſtillen die Schaͤrffe der Fluͤſſen. Werden ſie in friſch-kaltes Waſſer zu waͤichen geleget / ſo benimmet es ihnen die Saͤure / feuchten ſie die Zungen an und loͤ - ſchen den Durſt.

Pyrola195Von den Kraͤuteren im Meyen.
Pyrola rotundifolia major. Wintergruͤn.

Diß Kraut fladeret mit einer duͤnnen / rothen / zuweilen zaſerichten Wurtzel / ſpreitet auf der Er - den viel rundlichte / dem Bieren-Laub gleichende / ſchwartzgruͤne / glatte / an langen Stiehlen han - gende Blaͤtter auß / welche obenher ſchoͤn glaͤnzen. Zwiſchen denſelben wachſet ein zwoͤlff-biß dreyze - hen zwerchfinger-hocher eckichter Staͤngel herfuͤr / der mit etlich kleinen ſpitzigen Blaͤtteren geziehret iſt / und ein Koͤlblein mit vielen luſtigen Blumen traget. Jedes Bluͤmlein hat fuͤnf weiſſe Blaͤtter / faſt wie der Bluſt der Stendelwurtzen / deren zwey obere wie ein Helm / ja wie ein in zwey ge - theiltes Maͤulein ſcheinen / in der Mitten ſitzen viel Saffran-gelbe Spitzlein um ein wiederkrum - tes Stoͤſſelein herum / der einem etwelchen Ele - phanten-Ruͤſſel an Geſtalt gleichet. Auf den BluſtN 2folgen196Das 10. Capitel. folgen geeckete Koͤpfflein / die mit dem allerzaͤrte - ſten Staube angefuͤllet ſind. Er liebet zu Berg und Thal ſchattichte Oerther.

Er hat einen zuſammenziehenden troͤcknenden Geſchmack / daher wird zu den Wunden ge - braucht. Das darvon abgeſottenes Tranck dienet als ein Fahltranck denen / die gefallen ſind.

Pyrola folio mucrenato ſerrato, Wintergruͤn.

Wachſet auf den oberſten Alpen an ſchattich - ten Orthen.

Pyrus ſativa. Birenbaum.

Der Birenbaum wachſet in einem einfachen / graden Stammen auf / hoͤcher als der Apffel - baum / aber er ſpreitet ſich minder weit auß / er richtet ſeine viele Aeſte in die Hoͤhe. Er hat eine raͤuchere Rinde als der Apffelbaum. Seine Blaͤt - ter wenden ſich in alle Waͤge / und ſind ablang /jedoch197Von den Kraͤuteren im Meyen. jedoch nach Beſchaffenheit jedwederer Gattung der Biren / ſind die Blaͤtter auch underſcheiden / hangen an einem langen Stiele / ſind obenher glatt und gruͤn / von unten aber weißlicht. Jhr Bluſt iſt weiß / beſtehet in fuͤnf Blaͤttleinen mit rothen Spitzlein. Die Frucht iſt wie ein Glotz / obenher breit-rund / und unten aufgeſpitzt / bey dem Bizgen dick / bey dem Stiele duͤnner / eines ſaff - tigen Fleiſches. Jn mitten drinnen ſitzet der Saa - me in Leder-gleichen Huͤlſen abgeſoͤnderet / iſt in - nen ſchwartz und von auſſen weiß. Man pflan - zet dieſe Baͤume aller Orthen in den Gaͤrten.

Die Bieren kuͤhlen / kaͤlten / ziehen zuſammen / ſind ſchwer zu verdaͤuen. Werden ſie aber geko - chet / ſo haltet man ſie fuͤr beſſer / doch ſind ſie un - gleicher Arth und Wuͤrckung / je nach dem Un - derſcheid des Geſchmacks / die ſuͤſſen oͤffnen den Leib / die ſauren und harben aber ziehen zuſam - men.

R.

Raphanus ruſticus, Meerꝛettich.
N 3Der198Das 10. Capitel.

Der hat eine dicke ſchoßreiche / fladerende Wur - zel / eines allerhitzigſten Geſchmacks. Jeder ſon - derlicher Staͤngel wachſet zwey Ellen hoch / iſt hohl und geſtreimet / ſeine untere Blaͤtter ſind weit / wie am Heidniſchen Lendenkraut / gerun - zelt / am Staͤngel Spañenlang / rings am Rande herum / wie eine Saͤge gekerfet / auß deren Fluͤg - len duͤnne Sproͤßlein herfuͤrſchieſſen / auf denen der Bluſt ſtehet / welcher im Sitz und an Geſtalt dem Brunnenkreſſich mit gelben Spitzleinen glei - chet. Er wird in allen Gaͤrten gezuͤchtet.

Seine Wurtzel wird in den Mittnaͤchtigen Laͤnderen fuͤr ein Mittel gehalten / daß den Schar - bock vertreibe. Wañ man die bey dem Fleiſch und den Fiſchen kochet / ſo foͤrderet ſie die Daͤuung. Durch das Meerꝛettich-Saltz werden die unver - daͤulichen Schleime abgefuͤhret. Wann man dieſe Wurtzel in Scheiblein machet und drein ſchnei - det / dieſelben hernach in Branten - oder weiſſen Wein einbeitzet und nutzet / ſo zerbricht es den Harn und den Stein. Die Wurtzel in Eſſich und Honig zur Dicke einer rechten Latwergen abge - ſotten / dienet wider die Blaterſtein und die Ver - ſtopffung der Gebehrmutter.

Rapiſtrum flore luteo, foliis inciſis, Rubeſaame.

Wachſet in den Felderen und Matten.

Rapunculus ſcabioſæ capitulo cerulæo, Ra - pintzli / Schafscabioſen.

An ungebaueten Orthen.

Rapun -199Von den Kraͤuteren im Meyen.

Rapunculus ſpicatus, Waldrapuͤntzlein.

Kommet in Bergen und Thaͤleren herfuͤr.

Rhabarbarum, Rhebarbara.

Die Rhebarbara hat breite dicke Blaͤtter / die auf der Gegenſeithen mit einem weiſſen zarten Beltze bewachſen ſind. Sie wirffet einen Ellen - langen / mit Holkaͤhlen bezognen gruͤnen Staͤn - gel / daran viel Bluſtaͤſtlein herfuͤrſproſſen / darauf eine gute Anzahl weiſſe / dem Holderbluſt glei - chende Bluͤmlein ſich außbreiten / die mit kleinen Zaſeren in dem Mittel belegt ſind. Die Wurzel iſt Saffran-gelb und bitter. Sie hat in meinem Garten im Meyen gebluͤhet. Sie fuͤhret gantz ſanfft / langſam / ohne Zwang die gelbe Gallen / reiniget die Natur / treibet den zaͤhen Schleim auß / ſamt allem was ſich in dem Magen und an den edleſten Theilen des Leibs anhaͤnget / ſonder - bar dienet ſie der Leber / heilet die Gelbſucht / hilfft wider die Rotheruhr / den Bauchfluß und andere dergleichen Kranckheiten / die den Leib zu ſtreng oͤffnen / auch wider die Wuͤrme.

Rhamnus Catarcticus, Stechdorn.

Jſt eine Staude / welche ihre Doͤrne grad hin - außſchieſſet / von denen ſich weiters nidſich ge - bogene / roͤthlichte Aeſte außbreiten / ihre Blaͤtter ſind klein / rundlicht und an dem Rande gekerpfet; Von den Aeſtleinen ſchim̃eren kleine gruͤne / vier - blaͤttigte Sternbluͤmlein herfuͤr / auß welchen her - nach Beere wachſen / die / je nach dreyfachen Um -N 4ſtaͤnde200Das 10. Capitel. ſtaͤnde der Zeit auch dreyerley Farben von ſich ge - ben / und zwar erſtlich Sanfran-gelb / wann man ſie zur Ernd-Zeit ſamlet / verſtoͤſſet und in Alaun - waſſer einbeitzet / demnach geben ſie die Safft - gruͤne Farb / wañ ſie im Herbſt zeitig und ſchwartz worden / und ſo zerſtoſſen / mit Alaunwaſſer ab - gekochet werden. Spangruͤn aber geben ſie / wañ ſie dann ſo zerſtoſſen in ein ehrenes Geſchirꝛ ver - wahret werden. Drittens kan man darmit Kaſta - nien-braun faͤrben / wann ſie biß zu St. Mar - tini an der Stauden bleiben / und dann erſt zum Gebrauche zuſammen geleſen werden. Der Stechdorn wachſet in den Zaͤunen und Waͤlde - ren.

Wann man uͤber den Rohtlauff (die Uberꝛoͤ - the) und den Heerbrand deſſen Blaͤtter leget / ſo helffen ſie trefflich. Mit Alaunwaſſer abgeſotten / dienen ſie wider die Mund - und Zahnfleiſch-Faͤule (wider die angelauffene Zahnbildere) die Beeren purgieren die Waſſerſuͤchtigen / doch daß ſie durch Jmper / Naͤglein und Zimmet gemilteret werden.

Roſa Milſia flore ſimplici rubro, Kleine rothe Sammet-Roͤslein.

Die wachſen in den Gaͤrten / wie auch

Roſa ſylveſtris flore ſimplici luteo, Die gelbe Roͤslein. Rubla lenis Montis Taurio. Tauriſcher Waldmeiſter.

Jſt in Hr. D. Lavaters Garten zu ſehen.

Lute -201Von den Kraͤuteren im Meyen.

L.

Luteola ſeu Aſperu - la montana odora, ſeu Matriſylva. Waldmeiſter.

Der Waldmeiſter fladeret mit einem zarten Waͤrtzlein auf der Erden daher / welches ſeine weiſſen haͤrigen Zaͤſerlein in das Erdreich laſſet; daher darauß harte / viereckigte Spannen-lange Staͤngelein aufkeumen / bey deſſen jedem Glaͤich - lein gruͤne / rahne / ſich rundherum wie ein Sterne heraußſtreckende Blaͤttlein zeigen / die etwas rauchlicht von zarten Haͤrleinen ſind / wie die Fer - berꝛoͤthe. Am Guͤpfelein theilet ſich der Staͤngel in zwey oder drey Aeſtlein / deren jedes ſeine Stie - lein hat / darauf drauſchelicht weiſe / wolriechende Bluͤmlein / mit vier Blaͤttleinen zu ſtehen kom - men / denen rauche Koͤpflein folgen / darinn ein kleiner runder Saamen enthalten. Er wird uͤberfluͤſſig in Gebuͤrgen und Waͤlderen gefunden.

Er hat trefliche Krafft die Leber zu eroͤffnen / ſtaͤrcket das Zahnfleiſch / benimmet den ſtincken -N 5den202Das 10. Capitel. den Athem / foͤrderet den Harn / daher iſt es faſt das fuͤrnemſte Kraut / daß die Deutſchen unter Meyen-Traͤncker brauchen / indem ſie das in weiſ - ſen Wein einlegen / und darab trincken / es erqui - ket das Eingeweid / erfreuet das Hertz / machet Luſt zum Eſſen. Man thut noch zu obgemeldten Traͤnckeren edel Leberkraut / Kartenbenedicten und Hirſchenzungen.

S.

Salix oblongo inca - no folio. Weide.

Die Stange der Weiden iſt mit einer ſchwarz - rothen Rinden bezogen / und in viel kurtze Aeſtlein zertheilet / die haben ablange Blaͤtter / ſo obenher dunckelgruͤn / an der Gegenſeiten aber grau-aͤſch - farb ſeyn. Sie bluͤhen reichlich wie andere Wei - den / es iſt aber ihr Bluſt wie Schuͤpen zuſamen geſetzet / die dann aufthun / und haͤrig voll vonWollen203Von den Kraͤuteren im Mertzen. Wollen und gelb bluͤhen / fallen die blauen Zaͤpfe ab / ſo flieget der klein ſchwartz Saame mit der al - lerweiſſeſten Wollen dahin. Die Weide wachſen in den Zaͤunen an den Waſſeren auf.

Die Weiden in ihren vielfaltigen Arten ſind an Kraͤfften einanderen gleich / dann dero Blaͤt - ter haben einen bitteren Wermuthgeſchmack / der den Schlund mit einer irꝛdiſchen Raͤuche ungut anfuͤllet; daher troͤcknen ſie und ziehen zuſammen / jedoch kuͤhlen ſie nur zu felliger Weiſe. Man di - ſtilliert auß dem Weidenlaub ein Waſſer / und behaltet es mit den Weiden-Rinden auf / zu den Artzneytraͤnckeren / dardurch man alles Naſenblu - ten und andere Blutfluͤſſe ſtillet / und die Febri - liſchen Hitzen daͤmmet: Dann ſie durch ihre zu - ſammenziehende Krafft die Bewegung des Bluts haͤmmet.

Salix folio ex rotunditate acuminato, Weiden mit rund geſpitzten Blaͤtteren.

Salix humili Capitulo ſquamoſo, ſeu ſalix ro - ſea. Die nindere Weide mit einem ſchuͤpigen Gipfel.

Wie ſich jene in den Zaͤunen / alſo zeiget ſich dieſe auf dem Huͤtleinberg.

Sambucus aquatica flore globoſo pleno. Schnee - balle / Schwelchen.

Dieſe wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Sambu -204Das 10. Capitel.

Sambucus aquatica flore ſimplici. Die ein - fache Schneeballen.

Dieſe wachſen in den Waͤlderen und Geſtraͤu - chen an den Waſſergeſtaden.

Sanicula officinarum. Sanickel.

Die Sanickelblaͤtter ſproſſen auß einer zuſa - menziehenden / auſſenher ſchwartzen / von innen aber weiſſen / zaſerigen Wurtzel herfuͤr / ſind glaͤn - zend Liecht-gruͤn / in 5. Underſcheide getheilet / de - ren jeder Theil noch entzwey geſchnitten / gar zier - lich gekerffet iſt. Sein Staͤngel wird Ellen-lang / hat keine Glaͤiche / iſt glatt und obenher zerſprei - tet / traget kleine / trauſchlicht in einanderen dick - ſtehende / weiſſe / fuͤnffblaͤttlige Bluͤmlein / die einem Kroͤhnlein gleichen / auf welche kleine Klaͤt - lein folgen / die ſich an die Kleider haͤngen. Je - des Sanickelblatt hat ſeinen eignen rothbraunen Staͤngel. Er wachſetgern auß einem feißten / feuchten Grund / in ſchattichten Waͤlderen.

Er hat einen balſamiſchen / bitteren / zehen und zuſamenziehenden Geſchmack. Jſt aller Wund - aͤrtzten Wundkraut / waͤrmet und troͤcknet / iſt heilſam die Geſchwaͤre / Fiſtlen / Bruͤche / Fraͤßle - ten u. a. außzufuͤhren und zu befeſtnen / ſo wol innerlich als aͤuſſerlich genutzet. Das darvon abgeſottnes Tranck heilet die Schwindſucht.

Sanicula montana flore calcari donata ſen pinguicula Geſneri flore albo. Aenkleinkraut.

Diß Kraut ſpreitet ſich mit fuͤnff / zuweilen mitmeh -205Von den Kraͤuteren im Meyenmehreren / fetten / gleiſſenden / auſſenher etwas ſtumpfen Blaͤttleinen auf der Erden auß / die un - gefaͤhr zwey Zoͤlle lang und einen Zoll breyt ſind. Zwuͤſchen denſelben ſproſſen etliche Spannen - lange Stiele auf / derer jeder zu oberſt ein Viol - und Purpur-braunes oder ein weiſſes Bluͤmlein traget / das vornenher ſich oͤffnet und hinden ein etwas langes Spoͤrlein hat / und gern von dem Stiele laſſet / ſonſt hat diß Kraut eine zaſerichte Wurtzel. Es wachſet an ſumpfigen Stellen am Huͤtleinberge.

Es hat eine fuͤrtrefliche Krafft wider die Schwindſucht / und die ſcharffen Fluͤſſe zu daͤm - men / es machet die Leuthe feißt und weit um das Hertz. Wir miſchen es auch unter die Kraͤuter - Weine und Schwindſucht-Traͤncker.

Scabioſa pratenſis of - ficinarum hirſuta. Apoſtemenkraut.
206Das 10. Capitel.

Es hat eine lange / grade Wurtzel / deren Staͤngel anderhalb Ellen hoch ſehr haͤrig werden / und auch offt viel Koͤpflein ſtehen. Die Blaͤtter wachſen je eines gegen dem anderen uͤber / auß Knoͤttleinen herauß / haben ein grauen Beltz wie Baldrian / zuweilen tiefgekerpfet / eines ſcharffen Geſchmacks / pranget mit blauen Blumen / die außviereckigten Hoͤrnleinen zuſammen gewunden ſind. Es wachſet hin und wieder in den Matten herfuͤr.

Es wird ſunſt Scabioſa, oder Raudkraut genen - net / weil es wider die Raud treflich dienet / ſeine Blaͤtter ſind eines bitteren / zehen / zertheilenden Wermuth-Geſchmacks / daher ſie verduͤnneren / zertheilen / waͤrmen und troͤcknen / machet daß die Wunden wieder bekleiben / dienet der Lungen / treibet den Schweiß / iſt ein Widergifft / man brauchet ſie wider die Lungenſucht / Halßwehe (Kaͤhlſucht) Huſten / Engbruͤſtigkeit / wider flieſ - ſende / fiſtulierte Geſchwaͤre / wider den Erbgrind / linderet die Schmertzen der Goldader / und ſeine Wurtzel heilet die Frantzoſen.

Scandix ſemine roſtrato vulgaris, ſ. Pecten Veneris, Wilde Mohren.

Dieſe findet man in den Feld-Fruͤchten.

Solanum quadrifolium bacciferum, Einbeer.

Befinden ſich in den Bergen und Waͤlderen.

Spiræa Theophraſti.

Wachſet in den Gaͤrten und Waͤlderen.

Syrin207Von den Kraͤuteren im Meyen.

Syringa cœrulea ſeu Lilaeh; Spanniſcher Holder / Fuchsſchwantz.

Wachſet in den Gaͤrten / ſo wol als

Syringa Arabica folio & flore Jaſmini, ſen Lilach perſicum.

T.

Thlaſpi arvenſe vac - cariæ lato levique folio. Baurenſenff.

Es ſteigen auß einer zaſerichten Wurtzel glatte / klaͤbrige Staͤngel herauß / an denen die runden Blaͤtter ohne Stiele hangen / die ſtumpffen Spi - zen gleichen / und den Staͤngel mit zweyen Zuͤtte - leinen umgeben. Er hat viel kleine weiſſe Bluͤm - lein / auf welche kleine Schoͤttlein / als Saamen - Gehaltere folgen.

Er wachſet in den Gaͤrten unter der Saat / treibet den Harn / und hat Krafft zu vertheilen / aufzutroͤcknen / und zu waͤrmen / heilet die wuͤ -tende208Das 10. Capitel. tende Hundsbiſſe / dienet denen / die mit Hufft - ſchmertzen behafftet ſind. Hat gleiche Krafft wie die anderen Gattungen des Thlaſpi.

Thymus vulgaris folio tenuiore, Thymian / Roͤmiſcher Kwendel.

Jſt eines lieblich angenehmen Geruchs / ſtehet auf einer hoͤltzichten / mit vielen Zaſeren behangnen Wurtzel. Die Aeſtlein ſind rund / haͤrig / mit grau / Aſch-farben Blaͤttlein / wie der klein Ko - ſtantz / die haben einen ſcharffen Geſchmack / wie ein Gewuͤrtz / ſie ſtehet an dem Staͤngelein Wir - tel-oder Knotten-weiſe in gleicher Weite von ein - anderen. Die Blumen ſtehen etwas naͤher bey - ſammen / in Geſtalt eines Aehren / auch wie ein Wirtel / an Farbe weiß und Purpur-roth / mit dreyfachen Laͤfftzen / und einem einigen obſich ge - bogenen Durchſchnitte / auß deſſen Mitten ein Purpur-farber Zincke herfuͤrꝛaget / der in einer haͤrigen Huͤls ſitzet.

Bey uns pflantzet man diß Gewaͤchs in den Gaͤrten. Zu Montpelier aber wachſet es hin und wieder von ſich ſelbs in Gebirgen und ſteinigen Orthen.

Er waͤrmet und troͤcknet hefftig / daher er ver - theilt / treibet den Harn / und der Frauen Zeit / ſamt der Frucht fort; reiniget das Eingeweid / und fuͤhret den Schleim auß der Lungen und Bruſt ab.

Tithymallus Helioſcopius, Teuffels-Milch.

Wachſet in den Waͤlderen und feuchten Or - then.

Tor -209Von den Kraͤuteren im Meyen.
Tormentilla ſyl - veſtris, Tormentill.

Die Tormentill-Wurtzel wird zuweilen dicker als ein Zoll / ſie hat viel Zaſeren / und ſpreitet uͤber den Grund viel kleine Zincken auß / die ſich um etwas aufrichten / bißweilen Ellen-lang / haͤrig und zart ſeyn. Dieſe Wurtzel iſt innwendig ſchoͤn rotb und leibfarb / an Geſchmack zuſammenzie - hend / troͤcknend und rauch wie eine Eichel. Die obgedachte Zincken ſind rund / zart / wie die Binze - ſchaͤlmer / eines Glaͤichs weit voneinanderen / der Staͤngel iſt mit tiefgeſpaltnen Blaͤtteren beklei - det / deren jedes in fuͤnff oder ſieben unterſchiedne Blaͤttlein zertheilet / ringsherum mit kleinen Schnittleinen gekerfet ſind. Der Bluſt iſt klein / gelb / mit vier oder fuͤnff Blaͤttleinen / wann der abgefallen / ſo folgen kleine Erdbeere - Saͤpflein. Die Kraͤutler ſuchen ſie auf den Ber - gen und in etlichen ſchattigten Matten.

OWeil210Das 10. Capitel.

Weil dieſe Wurtzel eines zuſammenziehenden Geſchmacks / ſo wird ſie unter die Wundkraͤuter gerechnet / und inwendig bey denen Anligen ge - brauchet / welche von denen Hauptfluͤſſen ent - ſpringen / als in der Ruhr / in den Laͤhmungen / Glaͤichſucht / wider den Blaterſtein / verſchlei - merte Nieren / ſonderlich in den Blutſtuͤrtzungen.

Tragopogon pratenſe luteum majus, Habermarck. Trifolium prateniſe album, Weiſſer Wieſenklee.

Beyde dieſe Kraͤuter wachſen in den Matten auf.

Trifolium paluſtre ſeu Fibrinum, Biberklee.

Hat eine knottigte / weiſſe / lange Wurtzel / die Stiele ſind untenher breitlicht wie eine Scheide / einer ſpannenlang / daran hangen drey glatte groſſe Blaͤtter / die dem Bonenlaub gleichen / zwiſchen denſelben wachſet der Staͤngel einer El - len hoch glatt / rahn und gruͤn / auf deſſen Gipfel ein Koͤlblein von weiß-purpurfarben Blumen ſitzen / welcher eher ſie ſich aufſchlieſſen / weiß / biß - weilen roͤthlich rund werden. Wann ſie aber ſich aufſchlieſſen / theilen ſie ſich in fuͤnff ablange Blaͤt - lein / die mit duͤnnen weiſſen Faͤdem / gleich als mit einem zarten Beltze zierlich gekraͤußt / darauß enſpringen dann kleine runde Schoͤttlein / in wel - chen ein bleich-gelb bitter Saamen enthalten. Es211Von den Kraͤuteren im Meyen. Es wachſet an ſumpfichten Orten / als dorten an dem ſo genañten Katzen-See.

Sein Gebrauch dienet ſonderbar das Gebluͤt zuverſuͤſſen und den Scharbock von Grund auß zu heilen. Es uͤbertrifft das Loͤffel-und Pfenning - oder Naterkraut an Kraͤfften.

Tulipa præcox varia, mancherley fruͤhzei - tige Tulipanen.

Dieſe findet man in den Gaͤrten.

V.

Valeriana campeſtris inodora minor, Nuͤßleinkraut.

Diß wachſet unter der Saat auf.

Valerina paluſtris minor, klein Baldrian.

Dieſe hat ihren Sitz in feuchten Matten.

Valeriana major ſyl - veſtris montana. Groſſer Baldrian.
O 2Dieſe212Das 10. Capitel.

Dieſe ſchieſſet in einen mehr als Ellenlangen / gruͤnen eckigen Staͤngel auf / daran gegeneinan - deren hinuͤber ſtehende gekerfete Blaͤtter herauß wachſen / die mit 8. und mehr Einſchnitten ge - zieret ſind. Auf dem Gipfel ſchwinget ſich ein Doͤlderlein von weißroͤthlichten Bluͤmleinen em - por. Sie wachſet auf den Bergen und ſchat - tichten Waͤlderen.

Sie hat keinen ſonderbaren Nutzen / auſſer daß ſie in dem Nießpulfer den Augen dienet.

Verbaſculum hortenſe multiplex. Gefuͤllete Herꝛenzeichlein.

Dieſe ſind eine Garten-Zierd.

Verbaſculum umbellatum Alpinum minus. Braune Lerchenbluͤmlein.

Dieſe kommen in den ſumpfigen Matten des Huͤtleinbergs herfuͤr.

Viburnum. Schlingbaum / Schwilchen.

Stehen an den Zaͤunen und in den Waͤlde - ren.

Viola Lunaria major, ſiliqua rotunda. Silberblaͤttlein.

Dieſe wachſen auf etlichen Alpen und in den Gaͤrten.

Das213

Das 11. Capitel. Von den Gewaͤchſen des Brach - monats.

A.

Acetoſa maritimæ foliis ſinuatis, Saur - ampfer.

Befindet ſich in Hr. D. Lavaters Garten.

Acetoſa rotundifolia hortenſis. Garten - Saurampfer.

Bey dieſem Gewaͤchſe ſpielet die Zeugemutter zuweilen artig an dieſen Blaͤtteren / bald haͤnget ſie deme runde / dem Loͤffelkraut gleichende Blaͤt - ter an / bald ruͤſtet ſie die Blaͤtter auß mit kleinen Fluͤglen / die ſonſt wie Pfeile zugeſpitzet / oder wie die zarte Spinnet - (Binetſch -) Blaͤtter geſtaltet ſind. Jhr Bluſt beſtehet in gelbrothen Faͤſerlei - nen / denen auch der Saame nicht ungleich / ſeine duͤnne Wurtzel fladert auf der Erden hin / und iſt am Geſchmack troͤckner als die Blaͤtter. Man pflantzet ſie in etlichen Gaͤrten.

Jhr Geſchmack iſt ſehr angenehm / das darvon abgezogenes Waſſer behaltet eine ſaͤurlichte Lieb - lichkeit / es loͤſchet den Durſt und die Hitzen der Fieberen.

Acetoſa arvenſis Lanceolata. Feldſaur - ampfer.

O 3Adonis214Das 11. Capitel.

Adonis hortenſis flore minore & majore atro rubente, Klaperꝛoͤslein.

Dieſe wachſen in den Gaͤrten.

Alſine ſpergula dicta major, Huͤnerdarm.

Hat ihre Stelle in den Matten.

Alſine ſpergulæ facie media, eine fremde Gattung Huͤnerdarms.

Wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Alſine minor capitulis lini, Kleiner Huͤner - darm.

Der aller Orten in dem gepfluͤgten Felde und an den Straſſen aufkeimet.

Alſine altiſſima nemorum, Groſſer Huͤner - darm

Der auf den Bergen und in den Waͤldern wachſet.

Anagallis flore phœniceo, Rother Hennen - darm.

Diß Gewaͤchs wirfft auß einer weiſſen zaſich - ten Wurtzel ſpannen-lange / viereckigte Aeſtlein / an deren Gelencken fich gegen einanderen hinuͤber - ſtehende Blaͤttlein anhaͤngen / auß deren Mitte ſo viel Bluͤmlein auf langen duͤnnen Stielen her - außſchieſſen / die mit fuͤnff ſchoͤnen leibfarben Sternblaͤttlein begabet ſind / zwuͤſchen welchenpur -215Von den Kraͤuteren im Brachmonat. purpurgelbe Spitzlein fuͤrſpielen. Man findet ſie in den Aeckeren und Straſſen / und wachſet nicht ſelten in den Weinbergen.

Sein Geſchmack iſt bitter und zuſam̃enziehend / erwaͤrmet und troͤcknet als ein gutes Wundkraut. Es hilfft wider wuͤtende Hundsbiſſe / ſtillet die Hirnwut und Taubſucht. Alle Aertzte brauchen deſſen diſtillirtes Waſſer wider die Gichter der Kinderen / wider das Bauchgrimmen und die fallende Sucht. Man verhacket auch deſſen gruͤ - nes Kraut / und vermiſchet es mit Papen oder Weißmuß (wie man es bey uns nennet) und machet darmit warme Uberſchlaͤge uͤber die boͤſen Bruͤſte.

Angelica ſylveſtris minor erratica. Baum - tropffen.

Sie wachſen in den Waͤlderen und um die Waſſer herum.

Anonis ſpinoſa flore purpureo. Hauhechel / Stechpfrieme.
O 4Die216Das 11. Capitel.

Dieſes Gewaͤchſes Wurtzel ſpreitet ſich weit herum / hat viel hoͤltzichte einfache / ein und ander - halbe Ellen lange / runde / haͤrige Aeſtlein / die mit langen und ſcharffſpitzigen Doͤrnen gleichſam be - waffnet ſind. Seine Blaͤtter ſind ablang / ſteiff / ſchwartzlicht / haͤrig / am Rand herum gekerfet / im anruͤhren klaͤbrig / und am Geſchmack gleichen ſie dem Huͤlſen Gemuͤſſe / und ſeine Purpur-farbe Blume den Schafflinſen / darauß kleine Schoͤtt - lein werden / in denen ein runder Saame verſchloſ - ſen.

Diß Gewaͤchs iſt gleicher Wuͤrckung wie das folgende / und wachſet in wilden Dornbuͤſchen / Hecken und Ackeren.

Anonis ſpinis carens purpurea, Hauhechel.

Sie gleichet der Stechpfriemen / auſſert daß ſie keine Doͤrner traget. Sie bringet viel lange / in viel Aeſtlein geſpaltene Ruthen. Die rundlichten Blaͤtter hangen gleichſam mit Fluͤglen an den Aeſten / und ſind gekerfet und haͤrig. Die Blu - men ſchieſſen zwuͤſchen den Fluͤglen der Aeſten auf kleinen Stielen gantz Purpur-farb herfuͤr / glei - chen auch dem Schafflinſenbluſt. Man findet ſie hin und wider an duͤrꝛen ungebauten Orthen.

An Geſchmack iſt ſie ſcharfflicht bitter. Sie trei - bet den Harn und Grieß / eroͤffnet die verſtopffte Leber / fuͤrderet die Monatreinigung / widerſtehet der Mundfaͤule und dem Zahnſchmertzen.

Antirr -217Von den Kraͤuteren im Brachmonat
Antirrhinum majus alterum, folio longiore. Kalbsnaſe / Dra kenmaul / Orant.

Deſſen weiſſe hoͤltzige Wurtzel ſtoſſet viel Ellen - und anderhalb Ellen lange / runde / und mit vie - len Aeſten beſetzte Staͤngel auß / daran lange / ſafftreiche Blaͤtter / die ein wenig rauch / an dem Umkreiſe nicht gekerfet / zwuͤſchen denen der ſchwartzlichte Staͤngel dick und ſteiff ſtehet / auf deſſen Gipfflen die Purpur-braune Blumen Schichtweiſe zuſammengeſetzet / weiß und Fleiſch - farb ablang / ein aufgeſpertes Maul eines Leuen / (wie die Blumen des Fingerhutkrauts) fuͤrbil - den / da ein entzwey geſpaltnes Blaͤttlein ſich em - por richtet / das um etwas gelbes Maͤulein drey - fach ſcheinet / und inner ſich haͤrige Faͤſerlein hat. Wann der Bluſt abgefallen / gleichet der darauß erwachſende Knopff einem Kalbskopff / der einenO 5klei -218Das 11. Capitel. kleinen ſchwartzen Saamen verſchlieſſet. Man zuͤchtet diß Gewaͤchs in etlichen Gaͤrten.

Es hat einen unangenehmen / feißten / ſtinken - den und bitteren Geſchmack / daher es die Monat - blumen foͤrderet / beſaͤnfftiget die aufſteigende Mutter. Aberglaͤubige Weiber brauchen diß Kraut wider die Zauberey und von Zauberey her entſprunge Kranckheiten / wider den Stich der Scorpionen / ja ſie bereden ſich / wann man es an den Halß haͤnge / vertreibe es gar den Teuffel.

Arum vulgare non maculatum. Aaronkraut.

Es gruͤndet ſich auf eine weiſſe / einer Zwibelen oder Oliven gleichende Wurtzel / die mit vielen haͤrigen Zaͤſeren beſetzet / die an Geſchmacke ſcharff die Zunge wie ein Meſſerlein durchfahret / und ſich alle Jahr verjuͤngeret. Auß derſelben gewuͤnnet ſie ſchoͤne gruͤne / oben und unten glaͤntzende / drey -eckichte /219Von den Kraͤuteren im Brachmonat. eckichte / jedoch etwas breitere und minder gefluͤg - lete / dem Mangolt aͤhnliche Pfeilblaͤtter / zwiſchen denen der runde geſtreimet Staͤngel einer Span - nen lang herfuͤrſchieſſet / auf deſſen Gipffel ſich in einer langen Krautſcheide ein Purpurbraunes Koͤlblein befindet / das untenher einem Kertzlein in einer Laternen gleichet und mit einem Bienen - kroͤnlein / oder gewiſſen zarten Haͤrlein umge - ben iſt. Jndem ſich dieſes Koͤlblein vergroͤſſeret / wachſen ringsherum gruͤne Koͤrnlein zu einem Traͤublein dick in einanderen / die durch ihre Zei - tigung gantz roth wie Korallen werden. Sie lie - ben feuchte Orthe / nahe bey den Zaͤunen.

Sie ſchmecket ſcharff-brennend / ſticht reß auf die Zunge wie Pfeffer / daher waͤrmet und troͤcknet ſie / und hat ein etzendes Pfeffer-Saltz in ſich / rei - zet den Speichel / oͤffnet die Verſtopffungen / trei - bet den Harn und die Monatblumen. Es wird auch darauß Hrn. Hrn. D D. Birckmanns und Quercetani Magenpulffer / und der Wurtzel - ſchleim der Aaron (Fæcula Aaronis) zubereitet.

Aſcle -220Das 11. Capitel.
Aſclepias flore albo, Schwalben - wurtzel.

Sie wurtzelt mit gar vielen langen / weiſſen Za - ſeren nidſich und ſchrencken ſich die kleinen run - den Wuͤrtzlein under einanderen. Jhr Geſchmack iſt ſuͤß / doch ſcharff und unangenehm; auß der - ſelben ſteigen gruͤne / runde und zeche / anderthalbe Ellen hoche knottichte Stengel auf / von deren je - dem Glaͤiche allezeit zwey / an kurtzen Stielen ob - ſich ſpreuſſende / an dem Rande um etwas haͤrige / ablange / geruntzelte Blaͤtter gegen einanderen uͤber wachſen / die etwas ſpitziger als Ebhaͤu. Auf den Gipflen ſtehen dann die Blumen auf eignen kleinen Stielen / mit fuͤnf weiſſen Blaͤttleinen und ſo vielen gleichfarbigen Zaſeren / als wie ein Raͤd - lein um ein gruͤnes / in der Mitten ſitzendes Zaͤpf - lein herum auf / welches / nachdem die Blumen verwelcken / ein langlicht-ſpitz. ges Schoͤttlein er -folget221Von den Kraͤuteren im Brachmonat. folget / daß den Saamen in einer weiſſen Wollen verwahret. Sie wachſet auf hohen ſtaudigen Gebuͤrgen und Waͤlderen / ſonderlich auf dem Huͤtleinberg.

Sie hat einen ſuͤſſen / etwas ſcharfflichten Ge - wuͤrtz-Geſchmack / wie die Benedicktenwurtzel / daher waͤrmet ſie / und troͤcknet ſaͤnfftlich. Jſt ein Widergifft / und treibet den Schweiß. Man brauchet die Wurtzel viel in Peſtzeiten / und wider vergifftete Anligen / wider verſteckte Reinigung / wider das Hertzklopffen und die Waſſerſucht.

Aſphodelus luteus & flore & radice, Aſphodill.

Wird in etlichen Gaͤrten gepflantzet.

Atriplex ſylveſtris altera ſeu Cynocrambe Caſalp. Scheißmilten.

Sproſſet an den Randen der Aeckeren und an den Zaͤunen herfuͤr.

B.

Bellis cœrulea caule nudo, Blau Maßlieben.

Die findet man auf den Glarner-Alpen.

Brunel -222Das 10. Capitel.
Brunella major folio non diſſecto. Braunellen / Got - tes Heil.

Jhre eckigten / haͤrigen und purpurfarben Staͤngel keimen auß zaſerigen tieffen Wurtzlen auf mit vielen Gelaͤncken / an denen allemal zwey Blaͤtter gegeneinanderen uͤber ſtehen / haben einen zaͤhen bitteren Geſchmack. Die Blumen glei - chen an Geſchmack einem Wuͤrtel / die unter zweyen haͤrigen Blaͤtteren ein blaues und purpur - farbes Aehren vorſtellen / daß dem Todenneſſel - Bluſt nicht unaͤhnlich / darauf erfolget eine haͤrige Huͤlſe / wie eine Gugelkape anzuſehen. Sie wachſen in Bergichten trocknen Orten.

Sie traget ihren Nammen von ihrer Tugend und Wuͤrckung her / weil ſie der Braͤune wehret / und die Mundfaͤule heilet. Sie hat einen Bal - famiſchen / haͤfftig bitteren Geſchmack / daher er - waͤrmet ſie und dienet wider die Wunden / Gelb -ſucht /223Von den Kraͤuteren im Brachmonat. ſucht / Verſtopffungen und Bruͤche. Das dar - von abgezognes Waſſer iſt gut in die Wundtraͤn - ker und wider die Rotheruhr.

Bugloſſum latifolium ſeu Borrago. Burꝛetſch.

Die Wurtzel iſt weiß und dick / die Blaͤtter aber rundlicht / geſtachlet und geruntzelt / ſo daß daran gar zarte Stachel herfuͤrſproſſen. Deren ellenhoch feißt und raucher Staͤngel iſt in viel / mit gleich ſtachlichten Doͤrnleinen beſetzte Zweiglein zertheilet / die alle die lieblichſten blaue Blumen tragen / die wie ein Sterne mit fuͤnff Zincken ge - ſtaltet / in deren Mitten ein ſchwartzer Schiltſpitz heraußſtehet / deſſen Zaſeren nach Abfall des Bluſts drey ſchwartze mit fuͤnff haͤrigen ſtachlich - ten Blaͤttlein umſchloſſne Saͤumlein wachſen / und leichtlich außfallen. Die Blumen werdenvon224Das 11. Capitel. von underſchiedlichen Farben / bald ſchneeweiſſe / bald leibfarbe / bald bleich. Sie wachſet alle Jahre von dem Saamen neu auf in den Gaͤrten / und iſt nicht leicht mehr zu vertreiben / wo ſie ein - mal eingeniſtet.

Dieſe Blumen werden unter die fuͤrnemſten Hertzſtaͤrckenden Mittel gerechnet. Burꝛetſch waͤrmet und feuchtet an / verbeſſeret die ſchwartze verbrennete Gallen / reiniget die von dem Auß - guſſe der ſchwartzen Gallen angeſteckten und Be - fleckten Sinn - und Lebensgeiſter / hilfft wider die Miltz-Kranckheiten / und hat gleiche Krafft mit der Ochſenzungen.

C.

Caltha polyanthos major, ſeu Calendula luteo flore pleno, gefuͤllete Ringelblume.

Dieſe ſind Garten-Zierden.

Companula maxima latiſſimis foliis, groſſe Glocken.

Benfindet ſich in meinem Garten.

Campanula hortenſis folio & flore oblongo, Weiſſe Gloͤcklein.

Die haben ihren Sitz in den Gaͤrten.

Carduus pratenſis polycephalos, Diſtel.

Wachſet in den Gaͤrten.

Caryophyllus barbatus hortenſis latifolius. Steinnaͤgelein / Carthaͤuſerblume.

Garyo -225Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
Caryophyllata vul - garis. Benedicktenwur - zel.

Hat eine zaſerige / auſſen ſchwartz / und iñwendig rothe Wurtzel / auß deren die Staͤngel Ellenhoch und hoͤher aufſteiget / und einen lieblich-anmuthi - gen Geruch wie ein Gewuͤrtznaͤgelein von ſich gi - bet. Die Blaͤtter ſelbs ſind wie Schoͤllkraut - Blaͤtter tieff eingeſchnitten und gekerfet / zu oberſt auf dem Staͤngel ſchieſſen fuͤnfblaͤttige gelbe Bluͤmlein herauß / die dem Gaͤnſerich oder Gleiſ - ſeleinen gleichen / und mit vielen Zaͤſerlein beſetzt ſind; auf das Bluͤmlein erfolget ein Klettenkoͤpf - lein / daß den Saamen enthaltet. Es hat ſeine Auf kunfft an den Waſſeren und feuchten Orten.

Es laſſet einen ſcharffen Gewuͤrtzgeſchmack von ſich / der zuſammenziehet / waͤrmet / ſaͤnfftlich troͤck - net / die innerliche Theile des Leibs / ſonderlich den Magen ſtaͤrcket / das Erbrechen ſtillet / denPSchweiß226Das 11. Capitel. Schweiß treibet / das geſtockte Blut wider fluͤſſig machet / und als ein trefliches Widergifft dienet.

C.

Chærophyllo non nihil ſimilis perchepier An - glorum, Klein Nadelkoͤrfel.

Diß Gewaͤchs hat wenig Staͤngel / aber uͤber - fluͤſſig viel ſpannenlange Schoͤttlein / die mit klei - nen / auß denen vielen Glaͤichleinen heraußſproſ - ſenden Blaͤttleinen / von unten biß oben auf be - haͤnget / und rundlicht / ſchier in drey Geeren ge - theilet / tiefgekerfet / dem Peterſilgenkraut faſt gleich / doch etwas haͤrig ſind. Die unteren Blaͤtt - lein haben Stielein / die oberen aber keine oder gar kurtze. Unter denſelben ligen kleine / offt graßgruͤne oder weiſſe Bluͤmlein / auf die Weiſe wie Kroͤhn - lein verborgen / gleich dem Koriander / ſeine ſchwartze Wurtzel endet ſich in ablangen Zaſeren. Er ſproſſet in den Felderen von ſich ſelbs herfuͤr.

Seine Bitterkeit / Raͤſſe und Schaͤrffe wird ſonderbar darauß erkennet / daß er geſchwind har - nen machet. Das darvon abgezogenes (diſtillir - tes) Waſſer wird in der Artzney viel gebrauchet. Jn uͤbrigen Kraͤfften wuͤrcket es wie das gemein Koͤrbelkraut / dienet wider den Schwindel und die Bruſtkranckheiten / in Lenden - und Rucken - wehe / foͤrderet die Weiberꝛeinigung / als Salat genoſſen / erwecket er Luſt zum eſſen. Jn Lauge geſotten und das Haupt darmit gewaſchen / ver - treibet die Schuͤpen und Milben in dem Haare.

Cha -227Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Chamæciſtus vulgaris flore luteo; flos ſolis, Berghyſop / Sonnenbluͤmlein.

Wachſet an duͤrꝛen Bergichten Orten.

Chamædrys alpina Ciſti flore, Cervaria Geßneri, Berggamaͤnderlein.

Findet ſich auf den Bergen und Alpen.

Chamelæa alpina folio infernè incano. Jſt eine Gattung des Kellerhalſes.

Wird ab den Glarner Alpen hergebracht.

Chamæmelum vul - gare Leucanthomum. Kamillen.

Diß Gewaͤchs ſchieſſet auß einer duͤnnen zaſich - ten Wurtzel / duͤnne / grade Stengel auf / die es mit Blaͤttleinen bekleidet / welche zarter und klei - ner ſind als die Blaͤttlein des Korianders oderP 2Dill -228Das 11. Capitel. Dillkrauts / von lieblichem Geruche. Der Bluſt hat rings um ein gelbes Knoͤpflein her weiſſe zarte Blaͤtter / das Knoͤpflein ſelbs beſtehet auß lauter kleinen gelben Faͤſerleinen. Sie wachſet hin und wider in den Fruchtfelderen / jedoch findet man deren gar wenig in dem Freyen-Amt Zuͤrich - Gebiets.

Die Blumen haben einen ſcharffen Gewuͤrtz - Geruch / der Geſchmack aber iſt feißt / eckelhafft / bitter und doͤckterlet (wie das gemein Volck redet) daher ſie erwaͤrmet / troͤcknet / oͤffnet / vertheilet / erweichet / linderet den Schmertzen / foͤrderet die Monat-Blumen und den Harn. Darum wird ſie gar nutzlich wider das Bauchgrimmen und die daher entſtehende Laͤhme gebraucht. Darneben iſt ſie ein gar gewiſſes Mittel wider das Fieber. Auſ - ſerlich wird fuͤrtreflich befunden zu allerley Uber - ſchlaͤgen / die Schmertzen zu lindren / die Geſchwaͤre zu zeitigen / auch in die Pflaſter und Kliſtier.

Chamamelum fætidum ſeu Cotula fætida, Wilde Kamillen.

Die findet man unter der Saat.

Cicutaria paluſtris tenui folio, Waſſer - ſchierling.

Er hat einen Daumen-offt aber auch Arms - dicken Stengel / der ſich in viel Aeſte theilet / die Blaͤtter ſind wie das Koͤrbleinkraut geſpalten / ſein Geſchmack iſt zimlich angenehm / doch mit etwas Schaͤrffe vermiſchet; ſein Dolder prangetwie229Von den Kraͤuteten im Brachmonat. wie mit einer Krone von weiſſen Bluͤmleinen / in deren Mitte kleine dunckelrothe Faͤſerlein herfuͤr - ſtechen. Die Wurtzel iſt zaſicht. Diß Kraut findet man an dem Katzen-See.

Es hat einen ſcharffen brennenden Geſchmack / enthaltet ein fliegendes Saltz / wie das Peterlein / jedoch iſt es nicht ſo ſcharff als der groß Schier - ling. Daher werden deſſen Wurtzlen und Blaͤt - ter nur von auſſen in Miltz-Geſchwulſten / wie auch in Entzuͤndungen von auſſen uͤbergeſchla - gen. Jnner dem Leib zu brauchen iſt er wegen ſeines arſenicaliſchen Geiſtes / gifftig und toͤdtlich.

Ciſtus ledon, foliis ſalicis anguſtifolia, ſeu Ros - marinus ſylveſtris, Wilder Rosmarin.

Dieſer wachſet an dem Katzen-See herum.

Cnicus ſylveſtris hirſutior, ſeu Car - duus Bene - dictus. Kardobenedikten.
P 3Gewin -230Das 11. Capitel.

Gewinnet eine ſafftige / zimlich lange / zarte Wurtzel / ihre Blaͤtter ſind lang / dem Lattich et - was aͤhnlich / jedoch in Geeren geſpalten / und ringsher zerkerfet / wie der Laͤuenzahn und Senf - kraut / haͤrig / mit ſtechenden Doͤrnlein uͤberall be - ſaͤyet. Der Stengel iſt geſtreimet / hohl / und hat viel Nebenſchoſſe / ſie traget kleine gelbe Blumen / die roͤthliche Doͤrnlein haben / zwiſchen welchen viel Baͤſelein ſtehen. Auß dem Bluſt folgete ein geſchuͤpeter Kopf / dariñ ein langer bleichgelber Saame in einer weiſſen Wullen liget. Man pflantzet ſie in den Gaͤrten.

Sie ſtaͤrcket das Hertz / treibet Gifft / foͤrderet den Schweiß / troͤcknet / verduͤnneret / waͤrmet / oͤffnet / vertheilet und widerſtehet dem Gifft und der Faͤulung / heilet die verlegnen und viertaͤgigen Fieber. Zuweilen wird es auch von auſſen zu Uberſchlaͤgen und Pflaſteren gebraucht dem kal - ten Brand zu wehren.

Colutea Veſicaria, Schaafslinſen.

Jſt ein Baͤumlein daß dem Genſter gleichet / und von auſſen mit einer aͤſchfarben / und drun - ter mit einer gruͤnen Rinden bedecket iſt / und ſich in viel Aeſte außſpreitet / daran artige glatte Blaͤttlein je 9. biß 11. zu beyden Seiten eines laͤnglichten Stieleins herfuͤrwachſen / die linder und ronder ſind / als die Senetblaͤtter / oder wie die Milten. Es entſpringen viel weißgelbe Bluͤmlein an einem langen Stiele / wie an den Wicken / beſtehende in 4. Blaͤttleinen / derenoberſtes131[231]Von den Kraͤuteren im Brachmonatoberſtes grad aufſtehet und untenher roth geſtrich - let iſt / das unterſte aber gleichet einem Paret - lein / iſt einwenig obſich gebogen / und wird deſ - ſen Spaͤltlein von beyden anderen Blaͤtteren bedecket. Jn der Mitten iſt ein krum̃er gruͤner haͤriger Steftze / den kleine zaſichte Faͤſeren um - geben / darunter wachſen haͤutige gleichſam auf - geblaſene Huͤlſen / die mit einem Klapfe zerſprin - gen / wann man ſie zwuͤſchen den Fingeren zertru - ket / in denſelben befindet ſich dann ein ſchwartzer Saame / der den Nieren gleich geſtaltet. Es wird in etlichen Gaͤrten gepflantzet.

Es fuͤhret ohne Beſchwerd die ſchwartz-ver - brennete Gallen auß / reiniget das Haupt / das Hirne und uͤbrige Werckzeuge der Menſchlichen Sinnlichkeiten / und leitet alle uͤberfluͤſſige ſchaͤd - liche Feuchtigkeit auß dem Leibe. Seine Blaͤtter und Huͤlſen kan man anſtatt der Sennetblaͤttern brauchen.

Convolvulus minor ſemine triangulo. Kleine Winde.
4 P232Das 11. Capitel.

Sie kommet auß ihrer mittelmaͤſſig-zimlich di - ker Wurtzel mit roͤthlichten Schoͤßleinen herfuͤr / und haͤnget ſich an die naͤchſt beyſtehende Ge - waͤchſe. Deren dreyeckige Blaͤttlein wachſen auß ihren Glaͤichleinen an langen Stielen wie die Milten / in mitten auß den Blaͤttleinen dañ wach - ſen kleine weiſſe Bluͤmlein Traͤubelweiſe an klei - nen Stielen / darauf erfolget ein ſchwartzer drey - eckigter Saame. Man findet ſie in den gebauten Felderen / in den Weinbergen / und auch an unge - bauten Orthen. Sie hat Krafft zu zertheilen / zu purgieren / den Harn zu foͤrderen; deren diſtillir - tes Waſſer iſt fuͤr entzuͤndete und rothe Augen.

Convolvulus arvenſis minor, die kleiner Feldwinde.

Die ſproſſet gern in den Felderen auf.

Cyanus Segetum, Kleine Kornblume.
233Von den Kraͤuteren im Brachmonat

Auß dieſer / mit vielen zaſichten Haaren umgeb - ner Wurtzel ſteigen underſchiedliche Ellen - auch anderthalb Ellen hoche / eckichte / hohle / weiß - grau haͤrige Stengel auf / die in etliche Aeſte ſich zertheilen; die unterſten Blaͤtter ſind in ſpitzige Geeren eingeſchnitten / die anderen aber laͤnglich weiß / ein Halm breit / und adericht der Laͤnge nach. Die Blumen oͤffnen ſich auß einem ſchuͤpi - gen Koͤpflein / und vertheilen ſich mit gekerften / bald blauen / bald weiſſen / bald Purpur-bald Fleiſchfarben Koͤrnleinen / in deren Mitten viel Himmelblaue oder Purpurfarbe Zaſeren ſich er - zeigen. Man pflantzet ſie in etlichen Gaͤrten vom Saamen auf.

Sie hat einen kuͤhlenden / troͤcknenden / zuſam - menziehenden Geſchmack / nimmet die Entzuͤn - dung / die Roͤthe und das Trieffen der Augen weg / ſtillet deren Schmertzen / und iſt dienlich in der Waſſerſucht.

D.

Dentaria heptaphyllos, Zahnkraut.

Diß Kraut hat eine Wurtzel / an deren ſich un - gleiche Knotten aufwerffen. Auß der Wurtzel ſelbs ſtammen Ellen - hoche Stengel auf / an denen die Stiele außſchlagen / deren jeder zwey oder drey Blaͤtter / wie zuſam̃engewettet / traget; die Blaͤt - ter aber ſind ablang / wie eine Saͤge gekerfet. Die Blumen ſind groß / hangen an langen Stielen zu auſſerſt am Stengel / wie das Leucojum oder die gelben Naͤgelein / und ſind auß vier / entwederP 5ſchnee -234Das 11. Capitel. ſchneeweiſſen oder purpurfarben Blaͤttleinen zu - ſammengeſetzet / auß denen lange Huͤlſen werden / darinn ein breitlichtes Saͤmlein hafftet. Es wach - ſet auf den Glarner-Alpen und unſerem Huͤtlein - berge.

Es hat eine zuſammenziehende irꝛdiſche Krafft / daher die darvon abgeſottnen Traͤncker den Ge - brochnen und Verwundten dienlich; man ſiedet ſie aber in halb Wein und halb Waſſer ab.

Dictamnus albus vulgò, ſeu Fraxinella, Weiſſer Diptam. Dictamnus flore ſtriato, geſtreimter Diptam.

Dieſe Blumen ſind mit heiter-gruͤnen Kaͤhlſtri - chen bezeichnet / von hindenher haͤrig und rauch. Auß ihrer Mitten herauß regen ſich je ſechs biß ze - hen krumme purpurfarbe Zaͤſerlein empor / darauf kleine gelblichte / glaͤntzende Spitzlein / wie Koͤrn - lein ſitzen. Die Blaͤttlein derſelben ſind braun - roth und weiß geſprenget / mit artigen Aederlein geſchrafieret. Jn der Huͤlſe enthaltet ſich ein fuͤnff - eckichter Steffze / der in fuͤnf rohen roͤhtlichten Schoͤttleinen den runden / ſchwartz-glaͤntzenden Saamen verſchlieſſet / der etwas kleiner als der Peonien-Saamen. An Blaͤtteren und Staͤngel iſt er dem weiſſen Diptam aͤhnlich. Beyde dieſe Gattungen des Diptam befinden ſich beſtaͤndig in Hrn. D. Lavaters Garten / und bluͤhen in dem Brachmonat.

Dieſe235Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Dieſe Wurtzel widerſtehet allem Gifft / dienet wider die kalten Mutterkranckheiten / treibet die Weiber-Zeit und den Harn / fuͤhret die todtene Frucht und die Nachgeburt ab / ſo man die Wur - zel mit Koſtenz (Poley) vermiſchet und under - ſetzliche Baͤhungen oder Beraͤucherungen darauß machet / oder des Pulfers zwey quintlein ſchwer in ungemengtem Wein trincket. Es dienet auch wider das Bauchgrimmen und den Nierenſtein außzutreiben. Er wird auch mit Nutzen un - ter die Wundtraͤncker gemiſchet / bey innerlichen Verwundungen / und denen eingegeben / welche die fallende Sucht haben. Jn Jtalien werden deſſen Blumen gediſtillieret / und daſſelbig Waſ - ſer von den Weiberen gebraucht / ein lauter-ſchoͤ - nes Angeſicht zu behalten.

Digitalis purpurea, braun Fingerhutkraut. Digitalis lutea magno flore, gelb Finger - hutkraut.

Jene wachſet in den Gaͤrten / dieſe aber uͤber - fluͤſſiglich auf dem Huͤtleinberg.

Echi -236Das 11. Capitel.
Echium vulgare ſeu Anchuſa, Wilde Ochſen - Zungen.

Dieſe pranget auf einem hochen / haͤrigen / ſchwartz-geduͤpfelten Staͤngel mit vielen blauen / purpur - oder viol-braunen / oder fleiſchfarben / biß - weilen auch weiſſen Blumen / deren Faͤdemlein und Mittelſpitzlein gleich an der Farbe / des Krauts Blaͤtter aber rauch / ablang und ſchmal ſind / und hat eine hoͤltzige lange Wurtzel / die ohne ſondern Geſchmack iſt. Sie ſproſſet an rauchen und unerbauten Orthen herfuͤr.

Sie heilet die Schlangen und Natter-Biſſe. Dieſe mit Gerſten-oder Bohnen-Mehl gemahlet und in Oel abgekochet / Pflaſter-weiſe aufgeleget / daͤmmet das fliegendes Feur oder die ſcharffe uͤber - roͤthe.

Eryſimum vulgare ſeu verbena fœmina, Wilder Senf.

Es ſteiget ein gruͤner haͤriger Staͤngel auß einerduͤn -237Von den Kraͤuteren im Brachmonat. duͤnnen / mit vielen Faͤſeren behaͤngten Wurtzel auf / der lange / tief-gekerfte / dem gemeinen Ei - ſenkraut aͤhnliche Blatter traget / daher es fuͤr des Eiſenkrauts Weiblein gehalten wird. Von den Blaͤtteren ſtammen Aeſtlein herauß / die kleine gelbe Bluͤmlein tragen / auf welche haͤrige Schoͤtt - lein folgen. Er wachſet aller Orthen an den Straſ - ſen und um die Stattgraͤben.

Sein Saame oder Koͤrnlein iſt dienlich die Feuchtigkeiten fluͤſſig zu machen und zu zertheilen / den zaͤhen Schleim und Bruſtkoder außzufuͤhren / den Huſten zu ſtillen / die harten Bruͤſte zu linde - ren / die Geſchwulſt der Gemaͤchten zu daͤmmen / und den Krebs zu toͤden und heilen.

Euphraſia Officinarum, Augentroſt.

Der Augentroſt iſt ein ſpañenlanges Gewaͤchß -lein /238Das 11. Capitel. lein / das zarte rauchlichte Schoͤßlein außſtoſſet / daran je zwey und zwey krauſe / gekerfte / dem Gamaͤnderlein gleichende Blaͤttlein gegen einan - derenuͤber ſtehen / die eines feißten / bitterlichten Geſchmacks ſind. Darzwiſchen ſchlagen ſchoͤne weiſſe / mit purpurfarben Strichleinen geſchraf - fierte / und mit gelb undermiſchte Bluͤmlein auß / die ein / in drey Gerlein getheiltes Maͤulein ha - ben / daran das obere Blaͤttlein obſich gebogen. Die Wurtzel iſt duͤnn und hoͤltzig. Er wachſet in wol-getuͤngten Wieſen und feuchten Orthen / nachdem das erſte Graß abgemaͤyet worden.

Dieſe Pflantzen zeiget in ihrem Nammen ihre Wuͤrckungen / ſo wol bey den Deutſchen als bey den Griechen / denen es eine groſſe Freudigkeit be - deutet / wie es von uns ein Troſt der Augen geheiſ - ſen wird nach ſeiner eigentlichen Krafft / dann es iſt ein Augenkraut / und dienet dem Haupt / in dem es erwaͤrmet / troͤcknet / zuſammenziehet / und zertheilet. Sein Geſchmack iſt bitter / man braucht es ſonderlich die Dunckelheit der Augen zuvertreiben / die erſchwachete Gedaͤchtnuß zu ſtaͤr - ken / den Schwindel und Gelbſucht zu daͤmmen.

Euphraſia pratenſis rubra, Rother Au - gentroſt.

Wird under den Fruͤchten auf den Aeckeren gefunden.

Euphraſia pratenſis lutea, Gelber Au - gentroſt.

Hat ſeine Stelle in den Waͤlderen.

Fer -239Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

F.

Ferrum equinum Germanicum, ſiliquâ articu - latâ, klein Mohnkraut.

Wachſet auf Bergichten Orten.

Filipendula vulgaris ſeu Oenanthe. Wildgarbe / oder rother Steinbrech.

Dieſe Wurtzel ſpreitet ſich mit ihren Oliven - foͤrmigen / mit Zaſeren aneinanderen hangenden Knotten in die Breite auß / ihre dunckelgruͤne Blaͤtter ſehen der groſſen Steinbrech gleich / doch daß dieſe etwas ſchmaͤler und tieffer gekerfet ſind / und eines gegen dem aͤndren uͤber dem Stengel an der Seiten anwachſet. Seine veſten hohen und rohtlichten Stengel theilen die Aeſte wie Flugel auß / und tragen in Buͤſcheleinen zerſtreuete weiſſe Blumen / in deren Mitten ſich ein groſſes Ge -flech240Das 11. Capitel. flecht gelber Zaͤſerleinen aufthut / ſo dieſe Blu - men abfallen / folget ein ſchuͤpichter mooſſichter Saame / der dem Bibernellen-Saamen aͤhnlich. Es wird in etlichen Matten gefunden / fuͤrauß an dem Fuſe des Huͤtleinbergs in groſſer Viele.

Jm Wein eingenommen treibet es die Nach - geburth und den Harn / dienet wider die Gelb - ſucht. Ein quintlein ſchwer des rothen Stein - brechs-Pulfer in Wein Morgens nuͤchter ge - truncken / ſtillet den weiſſen Fluß der Weibern.

Filix non ramoſa dentata. Farnkraut.

Diß Kraut ſproſſet in einem graden / aufrech - ten einfalten Stengel auf wie das gemein Fahrn - kraut / an demſelben hangen halb-Spannen - lange gekerfte / gekrimmete Blaͤtter / auf deren hinderen gegen der Erden ſtehenden Seiten ſichder241Von den Kraͤuteren im Brachmonat. der Bluſt / wie ſtaupichte Duͤpflein anhaͤnget / und zum Saamen zeitiget / der hernach wie Mehl abfallet / und ſich fortziglet in einer zuſammenge - packten gantz haͤrigen uͤber einanderen wie im Waſe getrungnen Wurtzel. Es wurtzlet das Farnkraut hin und wider in ſchattichten und feuchten Orten fort.

Obwol man diß Kraut wenig in der Artzney braucht / ſo hat es doch von Art eine mittelmaͤſſige Troͤckne. Wann man das zu Pulffer reibet / und deſſen 1. Loth im Maͤtt oder ſuͤſſem Waſſer ein - nimmet / ſo dienet es die breite Spulwuͤrme im menſchlichen Leib zu toͤdten. Jm Wein geſotten und etliche Tage darvon getruncken / erquiket es troſtlich / die ſo an dem Miltzeguß darniderligen. So iſt eine ſonderbar bewaͤhrte Brandloͤſchung / es ſeye jemanden von Feur oder von ſiedendem Waſſer / oder von Oele gebrennet / wann man den Safft auß der Farnkraut-Wurtzel trucket / und mit Roſenwaſſer / oder mit Lindenbluſt-Waſ - ſer / oder mit auß dem Kuͤhkath ſ. h. abgezogenem Waſſer vermiſchet.

Fumaria lutea, ſeu Montana Geßneri, Erdrauch.

Der wachſet auf den Glarner Alpen.

G.

Gallium album minus, unſrer Frauen Bettſtroh.

Man findet es auf dem Huͤgel an Sonnichten Orthen.

QGen -242Das 11. Capitel.

Gentianella alpina latifolia magno flore, Enzian mit groſſen Blumen.

Man bringet die ab den Alpen.

Geranium latifolium acu longiſſima, Storchenſchnabel.

Befindet ſich in Hr. D. Lavaters Garten.

Geranium Montanum fuſcum, Fleken - ſchnabelkraut.

Wachſet in etlichen Gaͤrten und auf den Ber - gen.

Geranium batrachoides folio aconiti, groſſer Storchenſchnabel.

Wird in Gaͤrten gepflantzet.

Gingidium foliis paſtinacæ latifoliæ, ſeu Tor - dylium, Eretiſcher Seſel.

Stehet in Hr. D. Lavaters Garten.

Gladiolus floribus uno verſu diſpoſitis major, ſeu victorialis fœmina, Schwertel / Fe - derlein.

Wachſet in den meiſten Gaͤrten.

Cramen tomentoſum pratenſe paniculâ ſparsâ, Mattenflachs.

Schieſſet in feuchten Matten auf.

Gramen typhoides aſperum primum, Lieſchgraſe.

Jſt in duͤrꝛen unſauberen Aeckeren zu ſehen.

Gramen243Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Gramen typhoides maximum, ſpicâ longiſſimâ, groß Kolbengraſe.

Das wachſet unter der Frucht in den Aeckeren auf.

Gramen avenaceum, feſtuca ſterilis elatior, Maͤußhaber.

Der hat ſein Aufkommen under der Gerſten an den Straſſen.

Gramen ſegetum altiſſimum panicula ſparſa, Ackerſtraußgraſe.

Kommet under der Saat in feuchten Aeckeren auf.

Gramen Cyperoides paluſtre majus, ſpicâ com - pactâ, Waſſerzuͤpergraſe.

Wachſet an den Suͤmpfen und in ſchattichten dicken Waͤldern.

Gramen aquaticum fluitans, ſpicâ multiplici, Endtengraß / Flutgraß.

Schwimmet in ſtillſtehenden Waſſeren oben auf.

Gramen paluſtre aculeatum Germanicum, Waſſergraſe.

Wachſet an feuchten und ſuͤmpfigen Orthen

Q 2Gar -244Das 11. Capitel.
Gramen Caninum. Hundsgraſe.

Es hat runde knottichte Zwicklein / ſpitzige / harte und breite Blaͤtter / die den Stengel als eine Scheide umgeben / ſein langes Aehre beſtehet auß kurtzem dick-ineinanderen gewetteten Baͤlgleinen. Es keimet an den Straſſen und in ſandichten Or - then auf.

Seine Wurtzel hat einen ſüßlichten / zuſam̃en - ziehenden Geſchmack / kuͤhlet und troͤcknet / iſt eines durchtringenden Weſens / wird in den Verſtopf - fungen der Leber und der Harngaͤngen gebraucht / toͤdet die Spulwuͤrme / foͤrderet den Harn und die Monatblume. Man diſtilliret auch ein Waſ - ſer drauß und die Wurtzel wird zu allerley Traͤn - keren geſamlet und aufbehalten.

H.

Helleborus niger ſaniculæ folio major, ein Gat - tung ſchwartzer Neßwurtzen. Die -

245Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Dieſe wird ab den Glarner Alpen zu uns her - gebracht.

Hippolapathum latifolium, ſeu Rhabarbarum Monachorum, Monchs-Rhebarbara.

Dieſe pflantzet man in den Gaͤrten / und kaͤu - met von ſich ſelbs auf rings um den Gottharter in den Alpen.

Hyacinthus concoſus major purpureus, Hyacintenblumen.

Die hat man in etlichen Gaͤrten.

Hypericum vulgare, St. Johanneskraut.

Es wachſen auß einer zertheilten / hoͤltzichten / mit einer Buchsgelben Rinden bedeckten Wurtzel / viel in Aeſtlein außgeſpreitete Ruthen auf / welche glatte / dem Majoran aͤhnliche / mit Nerfen / der Laͤnge nach / durchzogne Blaͤtter tragen / die mit unzahlbar vielen Loͤchleinen durchſtochen ſchei - nen / wann man ſie gegen der Sonnen haltet. Sie ſind eines trocknen Geſchmacks / und von etwelch zuſammenziehender Bitterkeit / an den aͤuſſerſten Aeſtleinen ſtehen viel gelbe Bluͤmlein / die auß fuͤnff glaͤntzenden Blaͤttleinen zuſammen geſetzet ſind / und viel gleichfaͤrbige Zaͤſerlein ha - ben / ſo der Bluſt verfallen / erwachſen Gerſten gleiche Schoͤttlein / darinn ein kleiner ſchwartzfe rother Saame enthalten. Diß Kraut wachet aller Orthen / gleich wie in den dicken Walderen.

Es hat einen zuſammenziehenden / troͤcknenden /Q 3bal -246Das 11. Capitel. balſamiſchen Geſchmack / daher treibet es den Harn / reiniget und heilet die Wunden / machet das geſtockte Blut wider fluͤſſig / bricht den Nie - renſtein / und fuͤhret die Wuͤrme auß / wann es namlich zur rechten Zeit geſamlet worden. Jſt ein fuͤrtreffliches Wundkraut.

J.

Jacæa pratenſis latifolia, Wilde Biſam - Blume.

Man findet ſie an Graß-reichen Orthen in Menge.

Jacobæa vulgaris laciniata, St. Jacobs - Kraut.

Sie wachſet auf unerbauten Aeckeren.

Juncus maximus ſeu ſcirpus, Roßbintze.

Wird in Fiſchweyeren / ſtillſtehenden Waſ - ſeren und Pfuͤtzen gefunden / wie auch

Juncus levis paniculâ ſparſa major, die Bintze.

L.

Lamium maximum ſylvaticum alterum, Todte Neſſel.

Dieſe kommet an feuchten Orthen / und bey Gebaͤuen herfuͤr.

Lapa -247Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Lapathum hortenſe, ſeu ſpinachia ſemine ſpinoſo, Binetſch.

Jſt gar gemein in allen Gaͤrten.

Lapathum folio acuto rubente ſeu ſan - guineum. Trackenblut.

Diß Krant iſt voller rothen Blutſaffts / durch ſeine ſpitzige Blaͤtter breiten ſich viel Nerfen auß / die den ſchwartzrothen Blutſafft in mancherleo Kruͤmmen durch die gruͤnen Blaͤtter ſchwingen / ſelbs die Stiele der Blaͤtteren ſind darmit ange - fuͤllet. Beſtreichet jemand die Haͤnde darmit / ſo ſcheinen ſie zu erſt purpurꝛoth / verkehrten aber ſich bald in blau. Deſſen Staͤngel wachſet einer Ellen hoch / in vielen Aeſten / auch mit Roͤthe durchfah - ren / bringet gelbgruͤne / kleine / trauſchichte Mooß - blumen. Sproſſet in etlichen Garten jahrlich von dem abfallenden Saamen wider auf.

Jſſet man deſſen Blaͤtter oder außgetrucktenQ 4Blut248Das 11. Capitel. Blutſafft in einer Bruͤhen / ſo treibet es zu Stule. Es hat einen etwas ſaͤureren Salniter-Geſchmak als die Saurampfer. Nimmet man deſſen zu Pul - fer geribnen Saamen in einem etwas zuſammen - ziehenden Tranck eyn / ſo ſtellet es die gar zu ſtarcke Monatblume und andere dergleichen Fluͤſſe.

Lathyrus ſylveſtris luteus foliis viciæ, Wilde Wicke.

Dieſe wachſen hin und wider an den Zaͤunen und in den Matten auf.

Leucojum album odoratiſſimum folio viridi, Biſemnaͤgelein.

Dieſe ſaͤyet man in den Gaͤrten.

Liguſticum vulgare ſeu Leviſticum. Liebſtoͤckel.

Diß Kraut hat einen Manns-langen / dicken /knot -249Von den Kraͤuteren im Brachmonat. knottichten / hohlen geſtreimeten Staͤngel / ſeine Blaͤtter ſind eines Schuhs lang und laͤnger / in Fluͤgel zertheilet / deren aͤuſſerſte Theile zuweilen dem Waſſermerck oder Waſſerepich gleichen / je - doch ſind ſie weit groͤſſer / dunckelgruͤn und glaͤn - zend / eines ſtarcken Geſchmacks / an den Aeſten erzeigen ſich gelbe Blumen in einem Dolder / auß denen ein groͤßlichter / zuſam̃engetruckter Saame wachſet / die Wurtzel iſt dick und runtzlig. Sie liebet in den Gaͤrten feißte und feuchte Orthe.

Liebſtoͤkel erwaͤrmet und troͤknet / iſt ein treflich Widergifft / dem Magen gar dienſtlich / foͤrderet die Daͤuung und verzehret alle uͤberfluͤſſige Feuch - tigkeiten / treibet den Schweiß / den Harn und die Weibliche Monat-Zeit / eroͤffnet die Verſtopf - fungen der Leber und des Miltzens / reiniget die Bruſt / machet außwerffen / erleichteret das ſchwer Athmen / und ſein Saame toͤdet die Spulwuͤrme.

Liguſtrum Ger - manicum, Kerngerten / Beinholz.
Q 5Dieſe250Das 11. Capitel.

Dieſe Staude wachſet wie ein Baum auf / ſprei - tet ihre Wurtzel uͤberzwerch hin und her / wird drey in vier Ellen hoch / und beſtehet in vielen zaͤ - chen Ruthen / die in Aeſte ſich außtheilen; daran hangen gegen einanderen uͤber in gleicher Weite je zwey und zwey ablange / ſchmale / glaͤntzende Blaͤt - ter; zu aͤuſſerſt an denen Aeſten ſtehet ein ſtarck - riechender weiſſer Bluſt / dick in einanderen / wie ein Traube / jedes Bluͤmlein hat 4. in 5. Blaͤtt - lein mit gelbgruͤnen Zaͤſerleinen beſetzet / auf wel - che ſich hernach ſchwartze / den Wackholderbeeren aͤhnliche Beeren Traubenweiſe anhaͤngen und auf einanderen wie eine Pyramiden gehaͤuffelt ſtehen. Jſt ein gemeines / in den Zaͤunen und Dornſtraͤu - chen ſtehendes Gewaͤchs.

Seine Blaͤtter ſind eines harben / irꝛdiſchen und brennenden Geſchmacks / der mit ſeiner Bit - terkeit troͤcknet / daher ziehen ſie zuſammen / zerthei - len die Entzuͤndungen / Mundfaͤule und Rachen - geſchwaͤre / dienet wider die Geſchwulſt und das Herabfallen des Zaͤpfleins / und das ſchlappe Zahnfleiſch / werden ſie in den Gurgelwaſſeren ge - braucht. Ja man hat gewuͤß erfahren / daß deſ - ſen Blaͤtter innerlich gebraucht zur Heilung des Scharboks trefflich nutzen. So kan man auch die Bauchfluͤſſe darmit ſtellen.

Lilium251Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
Lilium floribus re - flexis montanum, Goldwurtzel.

Dieſe auß vielen ſpitzigen Schelffen zuſammen - geſetzte gelbe Kolbwurtzel (Kluft) iſt eines ſuͤßlich - ten / leimichten Geſchmacks / und ſchieſſet einen zwey Ellen langen / runden Staͤngel auf / der mit rothen Duͤpfleinen beſaͤyet / und ringsherum mit / in gewuͤſſer Weite ſtehenden ſchwartzgruͤnen Li - lienblaͤtteren in ſchoͤner Ordnung bewachſen iſt / auch zu oberſt am Staͤngel erſcheinen dann noch ſonderbare Blaͤtter / gleich als ob ſie ſo obenhin ungefehr ſich angehaͤnget hetten / den Gipffel des Staͤngels bekroͤnen die Gilgen gleiche Blumen / die herabhangen / deren jede auß ſechs krumm ge - bognen / feißten / purpurfarben / gleich als mit Blut-tropffen beſprengten Blaͤtteren beſtehet / in deren Mitten ein Stoͤſſelein und drum herum ſechs Keſten - oder Roſtfarbe Spitze enthalten. Sie252Des 11. Cepitel. Sie iſt eines ſcharffen Geruchs. Sie wachſet haͤuffig auf dem Huͤtleinberg. Jhre Kolbwurtzel dienet zu Pflaſteren / die Geſchwaͤre zu zeitigen.

Lilium purpuro croceum minus, rothe Goldgilgen.

Dieſe kommet von ſich ſelbs auf den Alpen her - fuͤr.

Linum ſativum, Flachs.

Der Flachs ſtammet auß einem duͤnnen Wuͤrtz - lein mit einem runden / weiſſen / einfachen Ellen - hochen Staͤngel auf / der obenher ſich in etwas zer - theilet; ſeine Blaͤtter ſind ſpitzig / eines Halms breit und zwey Zoͤhle lang / deren eines um das an - dere an dem Staͤngel herum aufwachſet. Zu oberſt ſtehen ſchoͤne Himmelblaue Bluͤmlein / die mit fuͤnf Blaͤttleinen in Hohlkahlen underſcheiden ſind / auf die folgen die Knoͤpflein / darinn derbraun253Von den Kraͤuteren im Brachmonar. braun ſchlipferig Saame enthalten. Man ſaͤyet den in die Aecker.

Gemeinlich wird der Saame gebraucht / als welcher erwaͤrmet / zertheilet / erweichet und zeiti - get. Man bedienet ſich deſſen ſonderbar wider den Huſten / Seitenſtechen und die Schweinſucht. Von auſſen uͤberſchlagen zeitiget er die Geſchwaͤr / linderet die Schmertzen und treibet die Frucht fort.

Linum ſylveſtre minus ſeu Chamælinum, Wilder Flachs.

Dieſer wachſet auf duͤrꝛen Aeckeren und an Bergichten Huͤglen.

Lotus pentaphyllos ſiliquis binis terniſve. eine Gattung Steinklee.

Jſt in Herꝛn Lavaters Garten zu ſehen.

Lychnis ſegetum major, ſeu pſeudomelanthium, Kornroͤslein.

Auß einer einfachen weiſſen Wurtzel ſteiget ein Ellenhocher und etwas hoͤcherer wullreicher / knottigter Stengel auf / der viel Aeſtlein außſtoſ - ſet / die Blaͤtter ſind minder / und mehr eines Halms-breit / anderhalb Zwerchhand lang / ſte - hen je zwey und zwey gegeneinandern hinuͤber / und ſind gar haͤrig. Die Blumen ſitzen in einem ablangen / haͤrig-ſchiffichten Kelchlein / daß in fuͤnff ſchmale Huͤlßlein zertheilet iſt / zu oberſt ſte - het eine Purpur-rothe fuͤnffblaͤtterige Blume / zwiſchen welchen ſo viel Zaſerlein herfuͤrſchimme - ren / die an Farbe einem verlegnen Purpur aͤhn -lich -254Das 11. Capitel. lich / wann die abgefallen / ſo erfolget ein ab - lange Huͤlſe / die mit ſchwartzem Saamen ange - fuͤllet.

Man gewahret deren hin und wider under den Fruͤchten in den Aeckeren.

Herꝛ Fuchs ſagt / ſie ſeyen verwunderlich dienſt - lich / die Zittermaͤhler / Mager und andere Gat - tungen der Raud zu heilen / ingleichem dienet ſie die Wunden zuſammenzuhefften / die Fiſtlen zu heilen und das Blut zu ſtellen.

Lychris hirſuta flore coccineo major, Zinno - berꝛoͤslein / Jeruſalembluͤmlein.

Diß wird in Herꝛn Brigadier Pfeiffers Garten zu Lucern gepflantzet.

Lychnis coronaria ſativa purpurea, Marien - roͤslein / Morgenroͤslein. Lychnis coronaria candida ſativa, weiſſe Morgenroͤslein.

Beyde findet man in den Gaͤrten.

Lychnis ſegetum rabra foliis perfoliatæ, ſeu vaccaria Ludweich.

Jn den Aeckeren und ungebauten Orthen.

Lychnis ſylveſtris latifolia caliculis turgidis ſtri - atis ſeu Muſcipula major, wilde Mor - genroͤslein.

Wachſet in ungebauten Felderen zwiſchen der Frucht auf.

Lyſi -255Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Lyſimachia ſpicata purpurea, brauner Weiderich.

Den findet man in waͤſſerigen und ſchattichten Orthen.

Lyſimachia ſiliquoſa hirſuta parvo flore. Klein Schoß - kraut.

Sein Staͤngel iſt zweyer Ellen hoch / roth und rund / der ſich gleich von der Wurtzel / an in gegen einanderen uͤberſtehende Zweyge zergliederet. Hat haͤrige / waͤiche / ablange / gekrinnete Blaͤtter / die ſich allgemach zu ſpitzen Es ſitzen ſeine kleine bleich - rothe oder weißlichte Bluͤmlein auf langen Huͤl - ſen. Die Wurtzel iſt mit vielen Zaſeren beſetzt. Es wird an den Baͤchen und anderen feuchten Or - then gefunden.

Es hat einen Saurampfer Geſchmack / daher kuͤhlet es gar ſaͤnfftlich / und wird mit Nutzen auf das Haupt geleget in Zahnſchmertzen / die von Hitze entſpringen.

Lyſ -256Das 11. Capitel.

Lyſimachia glabra ſiliquoſa parvoflore, eine andere Gattung Schoßkraut.

Es hat einen glatten Staͤngel / der nicht haͤrig iſt / und Ellen-hoch oder auch hoͤcher aufſchieſſet / hat viel Nebenzweyge / daran je zwey und zwey ſpitzige / ringsher gekerfte / glatte Blaͤtter gegen einanderen hinuͤber wachſen / auß deren Fluͤglen lange Huͤlſen (wie an dem obgedachten kleinen Schoßkraut) herfuͤrſchieſſen / an denen zu auſſerſt kleine rothe oder fleiſchfarbe Bluͤmlein außſchla - gen / in deren Mitten ein zartes Geweb / mit gel - ben Spitzleinen befindlich. Die Wurtzel iſt voller Zaͤſeren. Jm Orthe des Wachßtums und im Gebrauche kommet es mit dem vorgehenden gantz uͤberein.

Lyſimachia hortenſis lutea, Froͤmder Weiderich.

Befindet ſich in meinem Gaͤrtlein.

Marrubium album vulgare, Weiſſer Andorn.
257Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Der weiß Andorn wachſet in einem viereckigen / mit weiſſer Wollen beſetzten Staͤngel auf / einer Ellen hoch / der iſt ein durchgaͤngliches Roͤhrlein / an deſſen Knotten je zwey und zwey gegen einande - ren hinuͤberſtehende Blaͤtter anwachſen / die ſehr runtzlig / rundlicht / ringsher gekerfet / weißgruͤn - haͤrig und eines ſcharffen bitteren Geſchmacks ſind; zwuͤſchen denen rings um den Staͤngel herum viel Bluͤmlein / wie ein Wirtel / außſchla - gen / ſtehen in einem weiſſen Kelchlein / richten ei - nen geſpaltnen Kammen auf / ſind zu beyden Sei - then mit kleinen Fluͤgleinen beſetzt. Die Wurtzel iſt um etwas ſchwartz und hart / in viel Zaſeren zertheilt. Man pflantzet ſie in den Gaͤrten.

Er gibet einen ſchwefflichten Geruch und bitte - ren Geſchmack von ſich / er erwaͤrmet / troͤcknet / zertheilet und verduͤnneret / daher wird er fuͤrnem - lich in Verſtopffung der Lungen / Leber / des Mil - zes / und des unteren Leibs / und ſo auch wider die Schwindſucht / das Blutſpeyen / zur Befuͤrde - rung der Geburt und Nachgeburt gebraucht.

RMatr -258Das 11. Capitel.
Matricaria vulgaris, Mutterkraut.

Diß Kraut ſproſſet auß einer gar zaſerichten Wurtzel auf / mit einer oder anderen Ellen ho - chem holkaͤhletem Staͤngel / der ſich in viel Neben - ſchoſſe zertheilet; hat gelbgruͤne / in viel Geeren gekerfte Blaͤtter wie der Beyfuß / die eines ſtar - ken Geruchs ſind. Die Blumen haben das Mit - tel gelb und ringsherum weiſſe Blattlein / wie die Kamille. Es wird in etlichen Gaͤrten gezuͤchtet.

Es iſt gar dienlich den Weiberen in den Muter - kranckheiten / es hat einen bitteren unangenehmen Geſchmack / der den Speichel foͤrderet und auf die Zungen beiſſet und erwaͤrmet / der Urſach deſſen Schaͤrffe mit etwelcher Troͤckne lang in der Zunge verharꝛet / daher waͤrmet / verduͤnneret / troͤck - net und zertheilet es. Man bereitet darauß ein Waſſer / welches ſehr nutzlich wider die Verſtopf -fungen259Von den Kraͤuteren im Brachmonat. fungen der Monatblumen / die Engbruͤſtigkeit / kalte Mutterſchmertzen / Haubtfluͤſſe und die Me - lancholey dienet / auch die Wuͤrme außfuͤhret. Wird das gedoͤrꝛtes Kraut zu Pulfer geriben / rei - niget es die am Fieber darnider ligenden Weiber / die eine kalte Mutter haben / wider die verhartete und entzuͤndete Mutter braucht man es zu den Schweißbaͤderen.

Melampyrum purpuraſcente coma, Kuͤhwaͤitzen.

Wachſet mit der Frucht in den Aeckeren auf.

Melilotus officina - rum germa i - cum. Steinklee.

Dieſer erꝛeichet bißweilen eine Mannslaͤnge〈…〉〈…〉 mit viel rothen Schoſſen und gekruͤmmeten / dem Mattenklee gleichende Blaͤtteren / hat kleineR 2gelbe260Das 11. Capitel. gelbe Bluͤmlein / die ſich in ein Aehre außtheilen. Die Wurtzel iſt dick und tieff. Er wachſet in un - gebauten Felderen und duͤrꝛen Matten.

Hat einen wolriechenden ſtarcken Geruch / bit - terlichten / irꝛdiſchen zuſamen - und Speichel - ziehenden Geſchmack / und Kraͤffte die Schmer - zen zu milteren / zuvertreiben / und die harte Ge - ſchwaͤre zu erweichen / wann man ihne / indem er bluͤhet / entweder Pflaſterweiſſe uͤberſchlaget / oder zu einem Tranck abkochet. Er vertreibet die ro - then Augen / und iſt nutzlich in denen Klyſtieren.

Mercurialis teſticulata ſeu Mas, Bingelkraut.

Diß Gewaͤchs iſt dem Meyer verwant / wirfft einen Spannenlangen / hohlen / eckigen / ſchoßrei - chen Stengel auß ſeiner Wurtzel auf / daran viel glatte / ringsher gekerfte Blaͤtter wachſen / welche den Blaͤtteren Mercurialis ſpicatæ aͤhnlich ſind. Auß ſeinen Zweiglein ſproſſen kurtze Stielein her - fuͤr / deren jedes ein kleines / um etwas zuſamenge - trucktes / haͤriges / den Hoͤdlein gleichgeſtaltetes Seckelein auf ſich hat / darinn der Saame ver - ſchloſſen / die Wurtzel iſt zart und zaſerich. Sie wachſet in den Gaͤrten und an feißten Orthen.

Es hat einen Krautgeſchmack (kraͤutelet) der ſanfftlich waͤrmet / wie man es in dem Rachen ſpuͤret. Daher feuchtet es / treibet zu Stule / er - weichet die Geſchwaͤre / verhuͤtet das Grimmen der Kinderen / und treibet der Weiberen Zeit und die Nachgeburt.

Mille -261Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Millefolium vulgare purpureum minus, Schaafgarbe.

Jſt auf rauchen Aeckeren zu finden.

Millefolium aquaticum pennatum, ſpica - tum, Waſſergarben.

Dieſe ſproſſet auß zarten zaſerichen Wurtzlen viel Ellenlange geſtreimete Aeſte auß / welche ſon - derbare Nebenſchoſſe haben. Deren Knoͤttlein mit langen drey oder vier Blaͤttleinen Sternweiſe umgeben ſind / und an Geſtalt und Zaͤrte einer Feder gleichen. Der Stengel iſt an Farbe braun - roth und gleichſam kuͤnſtlich geſtaltet / wachſet gantz grad auß dem Waſſer auf / traget ein auf Purpur-zickendes Aehre / oder Kroͤhnlein einer Handbreit / darauf ſich die bleichgelbe Bluͤmlein zahlreich außbreiten / hernach folgen dañ ſchwartze Koͤpflein. Sie wachſet in denen Seen und ſte - henden Waſſerlachen.

Man haltet dieſe Pflantze eines irꝛdiſchen und gantz Saturniſchen Weſens ſeyn.

R 3Muſ -262Das 11. Capitel.
Muſcus pulmona - rius. Wald-Lungen - kraut.

Diß gleichet dem Steinleberkraut / indem ſeine Blaͤtter Schelffen - oder Schuͤpenweiſe auf - einanderen ligen im wachſen / und in ihren Gee - ren unaußſprechlich ſchoͤn gruͤnen / als die / wo ſie der Mutter anhangen / weißlicht / auf der ande - ren Seithen aber gruͤn ſind / ſich runtzlen / bald ſonderbare Gruͤblein haben / bald aber ſich um et - was erhoͤhen / und an Geſtalt einer Lungen glei - chen. Es wachſet auf alten Eychen und anderen Baͤumen / auch an den Steinen.

Es hat einen trocknen / ſuͤßlichten und zuſamen - ziehenden Geſchmack / es luͤhlet ſaͤnfftlich / troͤck - net auf / heilet und hefftet zuſam̃en / dienet fuͤr - nemlich in den Lungen-Kranckheiten / Schwind - ſuͤcht und Blutſpeyen. Von auſſen leget man es auch auf die Wunden.

Muſcus263Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Muſcus denticulatus major, groſſer Mieß.

Den findet man auf ſchattigten Schantzen.

Muſcus filicinus, Farꝛen-Mieß

Wachſet gern an feuchten Orthen.

Muſcus terreſtris Coralloides incanus, Korallen-Mieß und

Muſcus Ceratoides, gehoͤrnter Mieß. Muſcus ſtellaris Roſeus, Sonnenthau - Mieß.

Dieſe drey Gattungen wachſen an dem Kazen - See.

N.

Naſturtium alpinum tenuiſſimè diviſum, Alpgauchbiume.

Dieſe findet man auf den hoͤchſten Alpen.

Naſturtium pumilum vernum, kleiner Kreſſich.

Wachſet auf den Bergen an duͤrꝛen Orthen.

Naſturtium hortenſis vulgatum, Gartenkreſſich.

Seine Wurtzel iſt duͤnn und von wenig Zaſe - ren / ſeine zuerſt herfuͤrſchieſſende Blaͤttlein ſind klein gekerfet / und wie das Racketenkraut oder gemeiner Peterſilgen geſtaltet. Jſt ſein Blatt aber vollkommen außgewachſen / ſiehet man esR 4nur264Das 11. Capitel. nur an dem Rande herum gekerfet / ſchmecket reß / und wird zum Salat beliebet. Sein Stengel iſt rund / Ellenhoch und theilet ſich in viel Aeſte / ſeine weiſſe Bluͤmlein beſtehen in vier Blaͤttleinen. Sein dunckelrother Samme liget in rundlichten Huͤlßleinen verſchloſſen / und iſt eines hitzigen Ge - ſchmacks. Er wird in etlichen Gaͤrten geſaͤyet.

Er troͤcknet / verduͤnneret / oͤffnet / vertheilet und erwaͤrmet haͤfftig. Man brauchet den ſonderbar wider geſchwollene Miltzen / wider verſtopffte Mo - natblume / und die todte Frucht abzutreiben. Er vertheilt den zu Grieß geneigten Schleim der Lun - gen / und dienet wider den Scharbock. Ge - meinlich foͤrderet man durch deſſen Saamen die Kinderblateren / daß ſie deſtoeher herfuͤrbrechen. Man keuet auch den Saamen / oder man machet Zaͤpflein von deſſen Kraut in die Naſſen / den Rotz auß dem Haupt abzufuͤhren / man heilet auch dar - mit die aufgebrochne raͤudige Koͤpfe und andere ſolche Glieder des Leibs / wann man den Saamen zerꝛeibet / roͤſtet und mit ſchweinenem Schmaltz vermiſchet und ſalbet.

Nigella flore majore pleno cœruleo, blauer Schabab.

Keimet in den Gaͤrten auf / von dem abfallen - den Saamen.

Nigella flore majore pleno albo, weiſſer Schabab.

Dieſer wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Nu -265Von den Kraͤuteren im Brachmonat
Numularia major lutea. Naterkraut / Pfenning - kraut.

Es wachſet an zarten duͤnnen Reißleinen / je zwey und zwey gegeneinanderen hinuͤberſtehende breite / weiche Blaͤttlein. Die Reißlein ſpreite - ten ſich / und fladeren der Laͤnge-nach uͤber das Erd - reich / auß deren Glaͤichen bey denen Blaͤttleinen ſchlagen kleine Stielein auß / darauf der Bluſt ſte - het / der ſich in ſo viel gruͤne Kelchlein verwandelt / als viel Bluͤmlein der Bluſt gehabt / unter de - nen kleine gruͤne Blaͤttlein abhangen. Es wachſet an den Straſſen / Zaͤunen und an feuchten Orten.

Es iſt eines ſuͤßlichten Geſchmacks / der ſich auf eine Farbe ziehet / riechet man daran / ſo hat es einen halb-faulen ſchwefflichten Geruch / daher kuhlet / troͤcknet / und ziehet es ſanfft zuſamen. Jſt ein trefflich Wundkraut / und wird wider den Schar - bock / das Blutſpeyen / und zu zeꝛiſſenen oder verhauenen Aderen mit hoͤchſtem Nutze gebraucht.

R 5Nym -266Das 11. Capitel.
Nymphæa alba major. Groſſe weiſſe See blume.

Dieſe hat runde / breite / an gar langen Stie - len hangende Blaͤtter / und eine ſchwartze / mit ei - ner dicken Rinde bedeckte Wurtzel / darauf viel Zaſeren hergehen mit denen ſie ſich an den Boden anhaͤnget. Traget groſſe / an langen ſich durch - einanderen ſchwingenden Stielen ſtehende / um etwas richende Blumen / die der weiſſen Gilgen gleichen / die aber mit vielen Blaͤtteren dick auß - gefuͤllet / jedoch ſind die auſſerſten Blaͤtter auf der auſſeren Seiten weißgruͤn / in der Mitten ſte - het eine gelbe auß / gar vielen Faͤſeren beſtehende Sonne. Man findet ſie in den Pfuͤtzen / ſonder - lich im Katzen-See.

Die Wurtzel und Saame kuͤhlet / troͤcknet und ziehet zuſamen; Bluſt und Blaͤtter feuchten und kuͤhlen. Man brauchet ſie fuͤrauß wider den Bauchfluß / wider roͤthlichte Befleckung / wider die Schaͤrffe des Saamens / wider die Hitze des Gebluͤts / das zu verdickeren. Man ſchlaget die Blaͤtter und Blumen offt von auſſen uͤber / die Febriliſchen Hitzen zu daͤmmen / und den Schlafzu267Von den Kraͤuteren im Brachmonat. zu befoͤrderen. Man brauchet ſie in den Fußbaͤ - deren / die Blumen aber leget man uͤber die Laͤn - den / die Schlaͤffe / und uͤber die Fußſolen.

Nymphæa alba minor, kleine weiſſe Seeblume.

Dieſe hat kleinere Blaͤtter als die vorgehende / die ſind roth und rund / hangen an langen zarten Stiehlen / ſie traget weiſſe / duͤnne / kleinere Blu - men / in deren Mitten gelbe widergekruͤmmte Z〈…〉〈…〉 ſeren herfuͤrgehen / darauß dann ein mit vielem kleinem Saamen angefuͤlltes Koͤpflein wird. Sie wachſet in dem Katzen-See / iſt gleicher Krafft und Wurckung wie die obige.

Nymphæa lutea major, groſſe gelbe Seeblume.

Dieſe wachſet aus einer groſſen ſchwammich - ten weiſſen Wurtzel auf / die an Geſchmacke bit - terlet / und um etwas zuſamenziehet / ihre Blaͤt - ter einer Spannenlang / einer Handbreit / ſchier rund / ſchwimmen an Fingers-dicken und zwey - in drey Ellen-langen / runden Stielen obenher auf dem Waſſer Jhre Blumen haben auch gleiche Stiele / und enthalten fuͤnff dicklichte gelbe Blaͤtter / die auſſen an dem Nagel gruͤne ſind. Jnner dieſen fuͤnff Blaͤttleinen iſt ein zwey - faches Kroͤhnlein / in deſſen Mitten der gelbgruͤne Beginn der Saamen-Huͤlſen zu erblicken / der ei - nem Waſſerkruͤglin mit vielen Hoiſtrichen grei - chet / parin der Saame enthalten. Liebet feuchteStellen /268Das 11. Capitel. Stellen / an ſtillſtehenden Waſſeren. Jſt von gleicher Wuͤrckung / wie beyde vorgehende See - blumen.

O.

Onobrychis arvenſis vel camparula arvenſis erecta, Glockenbluͤmlein.

Man findet die auf den Felderen.

P.

Papaver corniculatum luteum, gelber gehoͤrnter Magſaame.

Wachſet in den Gaͤrten.

Papaver erraticum majus. Klaperꝛoſen.

Auß einer kleinen Wurtzel wachſet ein ander - halb ſchuͤhiger haͤriger Staͤngel auf / daran dieBlaͤt -269Von den Kraͤuteren im Brachmonat. Blaͤtter / wie des Taͤſchelkrauts / gekerfet / einen boͤſen Geruch haben. Nachdem ſich die Blume auß einer / in zwey Fluͤgel getheilten / gruͤnen / haͤri - gen Huͤlſe außgebreitet / iſt ſie zierlich braun anzu - ſehen / mit ſchwartzrothem Nagel / vierblaͤtterig / wann die abgefallen / hinderlaſſen ſie einen Maͤ - gekopf / mit einem geſtirnten Pitſchge / um wel - ches herum Purpurfarbe Buͤtzlein mit Ockergel - len Spitzleinen ſtehen.

Sie ziehren in dem Brachmonat mit jhrer an - genehm-lieblichen Schoͤnheit die Felder treflich. Sie iſt ein Schlaff-bringendes / ſcharff-raͤuchen - des / bitterſuͤß ſchmoͤckendes Gewaͤchs / das ſtarck nach Schweffel raͤucht / daher es erwaͤrmet und zum Schlaff foͤrderet und die Schmertzen ſtillet / indem es die Lebens-Geiſter beyſammen haltet und anfeuchtet / dienet wider den unordenlichen Mo - natfluß / wann man die Blumen dieſes Gewaͤch - ſes einleget. Hier auß werden das Laudanum opia - tum nach unſerer Weiſe / auch Syrup-Latwer - gen / Safft und Extract zubereitet.

Papaver hortenſe ſativum, Magſaamen.

Die ſtehet ſchoͤn in Hrn. Schnorffen Garten.

Parie -270Das 11. Capitel.
Parietaria officina - rum Dioſcoridis. St. Peterskraut.

Diß Kraut hat haͤrig-rauche / in viel Schoſſe ſich außſpreitende Staͤngel / ſchwartzgruͤne / glaͤn - zende Blaͤtter / wie das Bingelkraut; der Bluͤm - leinen ſchlagen ſehr viel auß den Fugen der Blaͤt - teren naͤchſt rings um den Staͤngel herum auß / und gleichen rothſcharlachen Seidenloͤckleinen anfaͤnglich / wann ſie auß den Knoͤpfleinen herfuͤr - ſchimmeren / hernach zeigen ſich Buͤtzlein / die mit purpurweiſſen Faͤchleinen umgeben werden; ſeine Wurtzel iſt zaſericht. Man pflantzet ſie bey uns in den Gaͤrten / ſproſſet auch ſehr gern von ſich ſelbs an den Matten auf.

Es hat einen irꝛdiſchen trocknen Kraͤuter-Ge - ſchmack / daher kuͤhlet es ſanfftlich / ziehet ſubtil zuſammen und zertheilet; wird unter die Harn - trerbenden Bruſtkraͤuter gezehlet / reiniget die Nieren vom Schleim. Jn auſſerlichem Gebrau -che271Von den Kraͤuteren im Brachmonat. che heilet man die Wunden darmit / miſchet es un - ter die Klyſtier und geſottne Traͤncker / auch diſti - liret man ein Waſſer darauß.

Paſtinaca ſylveſtris latifolia, wilde Paſteney.

Wachſet auf etlichen Matten.

Pedicularis pratenſis purpurea, Braun Laͤußkraut.

Jſt am Katzen-See befindlich.

Pedicularis pratenſis lutea, Gelbes Laͤußkraut.

Hin und wider in ungebauten Felderen.

Phalangium magno flore ſeu Virginianum, Groß Erdſpinnenkraut

Man zuͤchtet das in etlichen Gaͤrten.

Pimpinella ſangui - ſorba minor hirſuta. Blutkraut.
Das272Das 11. Capitel.

Das Blutkraut wachſet auß einer langen braunen Wurtzel / die viel Nebenwuͤrtzlein hat / in braunrothe / geeckichte / Schuh - und Ellen-hoche Staͤngel auf / darauf zuſammen gerollete Koͤpff - lein prangen / welche viel dick in einanderen ge - wettete Bluͤmlein haben / deren jedes vier / von auſſen purpurbraune / von iñen aber gruͤne Blaͤtt - lein hat / an denen viel bald gelbe / bald purpur - farbe Buͤntzlein zu ſehen. An einem langen duͤn - nen / rothen / halbrunden / ſchwachen Stile ſprei - ten ſich ſeine tieff-gekerfte Blaͤtter / je zwey und zwey neben einanderen wie Federen uͤber das Erd - rich hin. Es wachſet an duͤrꝛen und trocknen Or - then.

Es hat einen bitteren / ſcharffen Wuͤrtzge - ſchmack / wie der Coſtus, daß es auf der Zungen einen zechen Schleim hinderlaſſet. Es fuͤhret auß / erwaͤrmet / troͤcknet / verduͤnneret / eroͤffnet und zertheilet / fuͤrderet den Schweiß / iſt ein gutes Wundkraut / welches die Wunden ſaͤuberet / zu - ſammenziehet und heilet / ſie ſeyen friſch oder alt. Jnnwendig gebraucht / reiniget es das Blut wunderſam. Jſt ein ſonderbares Widergifft wi - der das Queckſilber.

Pim -273Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
Pimpinella faxigfra - ga minor. Kleine Bibernelle.

Dieſe Bibernelle wachſet auß einer ablangen / geruntzelten Wurtzel / mit gruͤnen / Ellen-langen Stengel herfuͤr / der ſich von der Wurtzel an in Aeſte außſpreitet / die ſich wider in duͤnne Schoſſe zertheilen. Hat wenig gar zarte / in drey getheilte / ringsher gekerfete Blaͤtter / die denen Blaͤtteren des Blutkrauts gleichen / und eines ſcharffen Ge - ſchmacks ſind / traget kleine weiſſe Bluͤmlein / mit ſuͤnf Blaͤttleinen / die ſich in ein Doͤlderlein zuſam - menſchlagen. Jhr Saame iſt geſtreimet / ablang und ſcharff. Sie wachſet in Sonnreichen Mat - ten und an den ſandigen Borten der Felderen.

Sie hat einen an dem Rachen anklebenden Ge - ſchmack / doch ſind die Blaͤtter eines ſaͤnffteren. Die Wurtzel erwaͤrmet und troͤcknet / verduͤnne - ret und oͤffnet / treibet den Schweiß und Harn / zermalmet Grieß und Stein / machet daͤuen undSfuͤhret274Das 11. Capitel. fuͤhret die undaͤulichen Schleime auß / heilet das Grimmen / den Huſten und die Engbruͤſtigkeit / wird auch gebraucht wider die abſcheuliche Unrei - nigkeit / die von der Geilheit ihren Urſprung und von den Franzoſen den Nammen hat. Sie wi - derſtehet auch der Peſt / und ſo man die von auſ - ſen Pflaſterweiſe uͤberlegt / reiniget und heilet ſie die Wunden.

Piſum hortenſe majus, Erbſen / Kaͤfen.

Dieſe werden in den Gaͤrten gezuͤchtet.

Plantago aquatica latifolia, Waſſer - Waͤgerich.

Deſſen Wurtzel iſt zaſerig / der Staͤngel geſtrei - met und eckicht / eine Ellen hoch / von denen rings - her andere Nebenſchoſſe aufſproſſen / auß denen wider andere geſtreimete Zweiglein entſpringen / darauf zu aͤuſſerſt dreyblaͤttige heiterbraune Bluͤmlein wachſen / unter jedem Bluͤmlein aber befinden noch ſo viel kleinere gruͤne Blaͤttlein / und von Mitten herauß gehen je ſechs krautfarbe Zaͤ - ſerlein. Des Waſſerwegerichs Blaͤtter ſind laͤn - ger / ſpitzig / und mit Nerfen durchzogen / eines bitterlichten Geſchmacks. Seine Auf kunft iſt an den Seen und an den Randen der Baͤchleinen.

Es kuͤhlet und troͤcknet / und hat doch um et - was eine ſcharffe Krafft zu zertheilen. Es dienet wider das Herabfallen des Zaͤpfleins und den Vor - fahl des Leibs / es milteret die Haubtſchmertzen / die von Hitze herkommen. Nach SchwenckfeldsAn -275Von den Kraͤuteren im Brachmonat. Angeben heilet es das Blutſpeyen und Bluthar - nen; und unſere Bauren legen deſſen Blaͤtter von auſſen mit gar guter Wuͤrkung uͤber die Blut - eyſſen und hitzige Geſchwaͤre.

Plantago trinervia montana, kleiner ſpitziger Wegerich.

Der wachſet auf den Glarner Alpen.

Polygenum latifolium, Waͤgtritt.

Der Waͤgtritt treibet ſeine Ellenlange / rund ge - ſtreimete / mit vielen Aeſten beſetzte Schoſſe / auß einer harthoͤlzigen / zuſam̃en gewundnen / mit vie - len Zaſeren behengten Wurtzel auf. Seine Aeſte ſind mit vielen Knotten underſcheiden / auß wel - chen allein die zarten / wie ein Oelblat geſtaltete Blaͤtter herfuͤrſproſſen / und eines klebrigen Ge - ſchmacks ſind. Naͤchſt dem Staͤngel bey dem Knoͤttlein haͤngen ſich kleine purpurweiſſe Bluͤm - lein an. Er kom̃et an ungebauten Orthen herfuͤr / und ſpreitet ſich weit in die Waͤge und Straſſen.

Er hat einen zuſammenziehenden / irꝛdiſchen Ge - ſchmack / iſt ein gutes Wundkraut / troͤcknet und ſtellet die Fluͤſſe.

S 2Poly276Das 11. Capitel.
Polytrichum Aureum majus. Gulden Wider - thon / groß Frauen - haare.

Hat zarte lange Wurtzlen / darauß zwey Zoͤhle ungefehr hohe Staͤngelein herfuͤrkeimen / mit vie - len laͤnglichten Blaͤttleinen. Unter den Blaͤttlei - nen iſt der Staͤngel bey zwey Zoͤhlen lang bloß und glatt / zu oberſt darauf gibt es ein ablanges / giemendes und ſchwanckendes Koͤpfflein. Es wachſet an feuchten waldichten Orthen / deßglei - chen an dem Katzen-See.

Es hat eine ſcharfflicht zuſamenziehende Krafft / man brauchet es heut zu Tage mehr zu Liebes - Traͤnckeren / Vergifftungen / Zauber - und Lochs - nerkuͤnſten / und zu anderen aberglaͤubigen verbot - nen Haͤndlen / als die Geſundheit des Leibs wie - der zu bringen.

Polytrichum aureum minus, kleiner guld - ner Wiederthon.

Jſt277Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Jſt ein veraͤchtlich ſchlecht Gewaͤchßlein / daß ſich auß den Mießboͤſchen als grade hartlichte Haar-Zaͤſerlein eines halben oder gantzen Zolls - lang aufrichten / ſind gar zart / Purpurfarb / oder wie Gold / auf deren jedem ſitzet ein kleines krum - mes Gipfelein / daß von einem krummen Schaͤid - lein bekleidet wird / wann das abfallet / ſo hinder - laſſet es ein ſchwartzbraunes ablanges Koͤpflein. Es ſproſſet auß alten Mauren herauß.

Wegen ſeiner anerwachſnen Bezeichnung (Signatur) wird es beliebt / ſchoͤne Haar zu zuͤchten.

Potamogeton ſalicis folio, Zahm - oder Saamkraut.

Wachſet in denen Suͤmpffen.

Petamogeiton foliis latis ſplendentibus, Saamkraut.

Wird in denen Fluͤſſen und ſtillen Waſſeren gefunden.

Pulſatilla alpina lutea hiſpidior, gelbe Kuchenſchelle / Bitzwurtzel.

Zeiget ſich auf den Glarner Alpen.

S 3Que -278Das 11. Capitel.

Q.

Quercus latifolia mas, quæ brevi pediculo eſt. Eichbaum.

Schieſſet in einem graden / gar dicken und ſtarcken Stammen auf / unter einer dicken und rauchen Rinden / mit weit und breit ſich außſprei - tenden Aeſten und langen / krum herum außge - ſchnitten Blaͤtteren. Man gewahret daran mieſſichte / an vier Zwerchfinger-langen Stielen / in gewiſſer Weite voneinanderen wachſende Kaͤtz - lein / darauff die Eichlen / jede in ihrem Haͤußlein oder Kelchlein ſitzend / folgen / und entweders naͤchſt an dem Aeſtlein ankleben / oder an duͤn - nen langen Stieleinen herab hangen. Die Eichbaͤume ſitzen und ſchuͤtzen aller Orthen die Berge und Waͤlder.

Jſt in allen ſeinen Theilen zuſamenziehend / dann die Kaͤtzlein und Blaͤtter des Eichbaums / haben einen harben Geſchmack / mit einem liebli - chen Balſam-Geruch / daher erwaͤrmet und zie -het279Von den Kraͤuteren im Brachmonat. het er ſanfft zuſamen / ſtaͤrcket die Glieder / den Magen und andete Eingeweide / heilet die Wun - den und ſtellet die Fluͤſſe / und iſt wider die Bauchfluͤſſe dienlich.

Quinque folium ma - jus repens. Groſſes Fuͤnffin - gerkraut.

Diß ſchleichet mit ſeinen Ellen-lang rauchen / rothen Schoſſen weit hin und her / hat fuͤnff an - einanderen ſtehende / doch von einanderen ge - trennte haͤrige Blaͤtter / deren jedes abſonderlich an ſeinem Stielein / ringsher tieff gekerfet iſt / hangen doch alle fuͤnffe zuſammen an einem groſ - ſen Stiele. Sein Bluſt gleichet dem Bluſt des Genſerichs / iſt gelb mit fuͤnff breitlichten Blaͤtt - lein / auß deren Mitten gelbe Faͤſeren herfuͤrſchim - meren. Bekommet kleine Haͤublein / die ſich mit gar kleinem Saamen anfuͤllen / hat eine lange /S 4dicke280Das 11. Capitel. dicke / gelbe Wurtzel. Das Fuͤnffingerkraut fla - deret an den Straſſen und Randen der Gaͤrten herum.

Sein durch die Naſſen eingeſchnupfter Safft heilet die Magenſood / treibet den Schweiß / ſtillet die Bauchfluͤſſe / es troͤcknet / durchtringet / zie - het zuſamen / und iſt ein treffliches Mittel wider die Fluͤſſe / Rotheruhr / das Außgehen des hinderen Leibs / das wild Feur und allerley Wunden.

Quinque folium rectum luteum, ſeu Heptaphyl - lon Hermolai, fremdes Fuͤnffingerkraut.

Befindet ſich in Hr. D. Lavaters Garten.

Quinque folium paluſtre rubrum, Waſſer - Fuͤnffingerkraut.

Hat eine rothe / hoͤltzichte / zaͤſeriche Wurtzel. Der Blaͤtteren ſind je fuͤnff oder ſiben aneinan - deren / wie an ein Aeſtlein zuſamen geſetzet / obenher gruͤn / untenher haͤrig / ringsherum tieff - gekerfet / an einem nicht ſo gar langen Stiele / deſſen unterſter Theil ſich in eine weite Scheide aufthut / und den Stengel umſchlieſſet / traget groſſe rothe / auß fuͤnf oder ſechs Blaͤtteren zuſa - men gefuͤgte Blumen / mit Zaſeren von gleicher Farbe / darauf ein rund aufgeſpitztes Koͤpflein er - wachſet / in Geſtalt eines Erdbeerens. Es wachſet in groſſer Anzahle am Katzen-See.

Diß Kraut ziehet zuſamen / nach Camerarii Bezeugung / iſt ſein ſonderbarer Nutze / daß eswider281Von den Kraͤuteren im Brachmonat. wider die Blutfluͤſſe dienet / ſo man darab trincket.

Quinque folium minus repens alpinum au - reum, Alpfuͤnffingerkraut.

R.

Ranunculus alpinus humilis rotundifolius flore majore, kleiner Berghanenfuß.

Jenes und dieſes findet man auf den Alpen und Glarner Bergen.

Ranunculus montanus hirſutus purparaſcente flore, groſſer Berghanenfuß.

Wachſet auf den Toggenburgiſchen Alpen.

Ranunculus montanus Aconiti folio, flore glo - boſo, Trollblume.

Stehet auf den Alpen.

Ranunculus hortenſis erectus flore pleno, gefuͤllete Gleiſſelein.

Werden in denen Gaͤrten gepflantzet.

Ranunculus arvenſis Echinatus, Acker - hanenfuß.

Den findet man auf den Aeckeren.

Ranunculus longifolius paluſtris minor, kleiner Waſſerhanenfuß.

Stehet an ſumpfichten Orthen.

S 5Rapi -282Das 11. Capitel.

Rapiſtrum flore albo ſiliqua articulata, wilder Rettich.

Wachſet under der Saat in den Aeckeren.

Rapunculus nemoroſus major anguſtifolius parvo flore, ſeu campanula anguſtifolia, kleine Waldgloͤcklein.

Jſt in den Waͤlderen und Bergichten Orten.

Rheſedæ affinis Phyteuma, fremder Orant.

Befindet ſich in Hr. D. Lavaters Garten.

Roſa purpurea ſeu ſativa. Leibfarbe Roſen.

Dieſe wachſet an einer ſehr hochen / doͤrnigen und aͤſtigen Staude / hat drey / fuͤnff oder ſieben ſchier runde Blaͤtter / es kom̃en zugleich viel groſſe vielblaͤtteriche / roͤthlichte oder leibfarbe Blumen /herfuͤr /283Von den Kraͤuteren im Brachmonat. herfuͤr / welche auch auf rauchen Kelchleinen ſte - hen / und lieblicher als die rothen und weiſſen Roſen riechen. Man pflantzet ſie hin und wider in den Gaͤrten.

Alle Roſen ins gemein / kuͤhlen und ziehen zu - ſammen / ſie erquicken und ſtaͤrcken die Lebensgei - ſter. Man brauchet ſie meiſtens bey ſcharffen Ent - zuͤndungen und Hitzen / Fieberen / wider den Durſt / und bey verfallener Luſt zum Eſſen / von auſſen aber wider das Erbrechen / Hauptwehe / Schlaffloſſigkeit / Ohren - und Zahnſchmertzen. Wann der Maſtdarm leidet / fiedet man ſie und uͤberſchlaget ſie / alſo auch uͤber die Geſchwaͤre / und in Entzuͤndungen des Mundes / des Rachens und der Augen. Das darvon gediſtillirt Waſſer die - net wider gar zu hefftiges Schwitzen / dardurch der Menſch gar ſehr geſchwaͤcht wird / wann deſſen zwey Lote getruncken wird.

Roſa alba vulgaris major, weiſſe Roſen.

Dieſe ſchieſſet in lange Ruthen auf / daran ſpi - zige / krumme Doͤrner ſtehen / und ſtechen / hat je fuͤnff oder ſieben glatte / gekruͤmmete / laͤnglichte Blaͤtter. Zu aͤuſſerſt an den Schoſſen zeigen ſich viel Knoͤpflein auf Stielein / die nicht ſo ſpitzige Doͤrnlein haben / wann ſich die oͤffnen / ſo pran - gen die ſchoͤnen weiſſen / dickgefuͤllten Roſen / deren innere kleinere Blaͤttlein die gelben Zaͤſerlein einſchlieſſen. Sie bluͤhen herꝛlich in unterſchid - lichen Gaͤrten.

Dieſe Gattung Roſen iſt bitterer / und hatgroͤſſere284Das 11. Capitel. groͤſſere Krafft zu reinigen (purgieren) ſonſt iſt ſie der oberen in der Wuͤrckung nicht gar ungleich.

Roſa rubra. Rothe Roſen.

Die rothe Roſe wachſet an einem kleineren Ge - ſtraͤuche als die weiſſe Roſe. Jhre Schoſſe ſind auch nicht ſo dick / doch die Doͤrner daran viel ſchaͤrffer / jedoch nicht ſo gar ſtechend. An einem laͤnglichten Stiele kommen je drey oder fuͤnff glatte / rundlichte und gruͤne Blaͤtter ſich anzu - haͤngen / anfaͤnglich ſind die Stielein wie ein Ohr - laͤplein / die Blume ſelbs wird groß und feuerꝛoth / nachdem die verfallen / wachſen die rothen Hagen - butzen an deren Stelle. Man zieret auch die Gaͤrten hin und wider darmit.

Auß deren Blumen wird der Zuckerꝛoſat berei - tet / welcher das Hertz und Hirne ſtaͤrcket / die febriliſchen Hitzen daͤmmet / die Bruſt von demdicken285Von den Kraͤuteren im Brachmonatdicken Koder ſ. h. reiniget / dem Blutſpeyen und der Rothenruhr abhilfft, Dieſe rothe Roſen ſind von Arth waͤrmer als die weiſſen Roſen / wann ſie noch friſch ſind / ſo purgieren ſie wegen ihrer bey ſich habenden Saͤure und Bitterkeit / ſind ſie aber duͤrꝛ / ſo ziehen ſie zuſamen und zer - theilen / weil ſie keine Bitterkeit mehr haben.

Roſa ſylveſtris vulgaris flore odorato incarnato, Hagroͤslein / Heckenroſen.

Dieſe Staude wachſet hoch auf / und iſt mit groſſen Doͤrnen gleichſam bewaffnet / ſie behaͤnget ſich auch mit groſſen / zu beyden Seiten glatten Blaͤtteren. Die Blumen ſind einfach von fuͤnff Blaͤttleinen / an Farbe weiß / mit etwas rothem vermiſchet / in Mitten hat ſie gelbe Zaſeren / auß ihren Kelchleinen zeitigen ſich die Hagbutzen / die anfaͤnglich gruͤn ſind / hernach aber ſo roth wer - den / wie eine Koralle. Die Staude ſchieſſet hin und wider an den Zaͤunen / auch an den Borden der Aeckeren und Wieſen auf.

Dieſe Hagroͤslein haben einen lieblichen Ge - ruch / einen ſaͤurlichten / zuſamenziehenden Ge - ſchmack / daher erquicken ſie die Geiſter. Sie iſt an Krafft und Wuͤrckung den feur-rothen Ro - ſen nicht ungleich.

Rubia ſylveſtris lævis, weiſſes Kreutz - kraut.

Wachſet auf dem Huͤtleinberge.

Rubus286Das 11. Capitel.

Rubus vulgaris ſeu Rubus fructu nigro, Brombeere.

Gehoͤret unter die Geſtraͤuche / ſie hat meiſtens drey rundlichte gekrimmete Blaͤtter an einem Stiele / der Stengel und deſſen Aeſte ſind mit kleinen Doͤrnleinen beſetzet. Der Bluſt beſtehet auß vier weiſſen Blaͤttleinen und vielen Zaſeren / an denen ſchwartze Spitzlein zu gewahren / an ſtatt eines Kelchleins iſt das Bluͤſtlein mit fuͤnff weißgruͤnen Blaͤttleinen underſetzet. Die Frucht iſt ein ſchwartzes Beere / ungleicher Groͤſſe und ein wenig haͤrig. Sie haͤnget ſich hin und wider zu Holtz und Feld / in Bergen und Waͤlderen an.

Jhre Blaͤtter haben einen harben / zuſamenzie - henden / trocknen Geſchmack / daher ſie wider alle Bauchfluͤſſe dienen / die Mundfaͤule heilen / die Wunden troͤcknen / und die Raud vertreiben. Man doͤrꝛet dieſe Blaͤtter zu Gurgelwaſſeren und Getraͤncken wider die Mundgeſchwaͤre.

Ruta287Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
Ruta hortenſis, ſeu ſativa. Raute / Wein - Raute.

Dieſe Staude bringet zwey Ellenhoche Stengel mit vielen Nebenaͤſten / hat je drey und drey Blaͤtt - lein / offt auch mehrere / die eines ſtinckenden Ge - ruchs und unangenehmen Geſchmacks ſind / tra - get geſtirnete Bluͤmlein / mit fuͤnff hohlen Blaͤtt - leinen / an deren jedem ſo viel Zaͤſerlein zwiſchen hinſtehen / ſind an Farbe gelbgruͤn / in der Mit - ten befindet ſich ein ſchwartz-gruͤnes zugeſpitztes Schoͤttlein / daß ſich in vier Kelche zertheilet / zu weilen auch in fuͤnffe. Man pflantzet ſie in et - lichen Gaͤrten.

Sie erwaͤrmet / troͤcknet / zertheilet / verdinneret / eroͤffnet / vertreibet / iſt ein kraͤfftiges Widergifft / dienet dem Haupt und den Nerfen trefflich. Man gebrauchet ſie fuͤrnemlich als ein Verwehr - und Heilmittel wider die Peſt und andere ſcharffe boͤſeKrancke288Das 11. Capitel. heiten / auch das Geſichte zu ſchaͤrffen / das Sei - tenſtechen zu vertreiben / die Schwachheiten des Magens zu verbeſſeren / das Grimmen zu ſtillen / und raſſender Hunden Biſſe zu heilen / von auſ - ſen ſchlaget man ſie auch uͤber der Schlangen - Biſſe / das Froͤſtelen des Fiebers zu hinderen / wird des Krancken Ruckgrath darmit geſalbet. Sie daͤmmet auch das Hauptwehe deren / die ſich voll getruncken / und die Schmertzen / die das Haupt nur auf einer Seiten belaͤſtigen.

Ruta muraria. Maurꝛaute.

Hat eine gar duͤñe / mit ſchwartzlichten Zaͤſerlei - nen behaͤngete Wurtzel / drauß viel duͤnne / halbe Spannenlange / gruͤne / obenher geſpaltne Stie - lein herfuͤrkommen / an denen theils zuauſſerſt / theils an der Seiten Blaͤttlein herfuͤrkeimen / die rauchlicht / ringsher gekerft / obenher gruͤn / vonunten289Von den Kraͤuteren im Brachmoͤnat. untenher aber mit einem rothen Staͤublein be - ſprenget ſcheinen / ſie gleichen den Blaͤtteren der. Rauten / ſind aber viel kleiner. Sie wachſet auß alten Mauren / an Felſichten Orthen / auch an den Stammen der Baͤumen.

Sie hat einen Kraͤuter-Geſchmack / iſt tempe - rirt / und ziehet den Speichel / daher ſie ſaͤnfftlich kuͤhlet / troͤcknet / vertheilet / und den tartariſchen Schleim von der Lungen loͤſet. Man brauchet ſie ſonderlich wider den Huſten / Seitenſtechen / Engbruͤſtigkeit / Gelbſucht / und die Verſtopf - fung des Miltzens / iſt dienlich den Nieren und wider die Blaſenſchmertzen. Sie foͤrderet das Harnen hefftig. Man ſagt / ſie treibe auch Stein und Grieß ab. Matthiolus lehret / wann man dero Pulfer viertzig Tage den Knaben eingebe / welche Bruͤche im Eingeweide haben / ſo moͤge ſie die heilen.

Salvia minor, non aurit[æ]ſed nobilis. Edel-Salbyne.
TDie -290Das 11. Capitel.

Dieſe wachſet gleichſam in ein Geſtraͤuch auf / jedoch verſchlagt ſie nicht ſo viel Platz wie die groſſe Salbyne. Sie hat einen viereckigen Stammen und Nebenſchoſſe / die mit einem rauchen Beltz - lein behaaret ſcheinen. Die Blaͤtter ſind ſchmal / eines ſtarcken Geruchs / auf der Gegenſeithen et - was weißlicht / der Bluſt ſchieſſet wie ein Aehren auf / iſt blau / und in ein rauchen kleinen Guckel / und wachſet mit zwey getheilten Maͤulein auß ablangen / belegten / geſtreimeten Kelchleinen.

Sie wird bey uns nirgends als in den Gaͤrten gefunden / wegen ihres bitteren und ſcharffen Ge - wuͤrtz-Geſchmacks erwaͤrmet / troͤcknet / zerthei - let ſie und zeuhet zuſamen. Sie treibet ſonderbar den Harn / und die wegen Verſtopffung zuruck - geblibne Monatblumen / ſo wol ſie dero allzuſtar - ken Fluß auch linderet / iſt nutzlich wider den Gut - ſchlag / Schwindel / Zitter und Hauptfluͤß. Jn den Gurgelwaſſeren geſotten / benim̃et ſie die Durch - faͤule jungen Kinderen und andere Verſehrung des Mundes.

Sambu -291Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
Sambucus, fructu in umbella nigra, ſeu vulgaris. Holder.

Dieſer wachſet hoch in einen Baum mit einem hoͤltzigen Stammen und raucher Rinden auf / je - doch ſind ſeine Aeſte und Schoſſe weit voneinan - deren mit Glaͤichen oder Knotten underſcheiden / und voll weiſſen Margs. Die Aeſte ſind mit Blaͤtteren wol beſetzt / da je drey oder fuͤnff an ei - ner Seithen hangen / die ablang / ſpitzig und ge - kerffet ſind. Der Bluſt iſt weiß / eines nicht un - angenehmen Geruchs / und ſchlagt ſich in ein off - nes Dolder zuſammen / jedes Bluͤmlein hat fuͤnff weiſſe Blaͤttlein / die aneinanderen angewachſen / mit ſo viel / auf gelb zickenden Zaͤſerlein beſetzt / in der Mitten an einem gar kleinen Stielein / und dieſes wider an einem groͤſſeren Stiele ſtehen / biß alle Stiele an den groͤſſeſten anſehnlichſten zuſa - men ſtoſſen. Wann der Bluſt abgefallen / wer -T 2den292Das 11. Capitel. den die Beeren durch die Zeitigung ſchwartzbraun / und enthalten in ſich kleine ablange Kernlein. Der Holder wachſet an feuchten duncklen Orthen an den Zaͤunen.

Der Holderbluſt vertreibet / erweichet / loͤſet auf / und foͤrderet den Schweiß / und milteret die Schmertzen. Sein Gebrauch iſt fuͤrnemlich / eingenom̃en verwahret er vor der Uberꝛoͤthe / und vertreibet die auch / heilet das viertaͤgig Fieber / von auſſen uͤbergeleget / ſtillet er das Grimmen. Die Beere nimmet man offt und gemeinlich ein / den Schweiß zu vertreiben; ſonderbar hilfft es in dem Bauchwehe / wann man das Holdermuß nieſſet / gleich wie es auch den Waſſerſuͤchtigen trefflich nutz iſt. Wann man die mittelſte gelbe Rinde in Eſſig abſiedet / und es Loͤffel-weiſe in dem Munde haltet / ſo ziehet es den Schleim ab / und linderet die Zahnſchmertzen.

Sanicula alpina, folio oblongo, flore guttato, ſeu variegato, Jehova-Blume.

Dieſe wird in den Gaͤrten aufgebracht.

Saniculæ alpinæ ſpecies non deſcripta, Bergſanickel.

Wachſet in den Glarner Alpen.

Scorzonera hiſpanica ſeu anguſtifolia prima, Schlangenkraut.

Die Wurtzel iſt eines Schuhes lang / dick / voll ſuͤſſer Milch. Der Hohlſtengel wachſet anderhal -ber293Von den Kraͤuteren im Brachmonat. ber Ellen hoch / mit vielen Nebenſchoſſen / hat wie der Bocksbart / lange / anderhalb Zoll breite / und auch noch ſchmaͤhlere / gar lange und ſpitzige Blaͤt - ter. Zu aͤuſſerſt an den Aeſtleinen ſitzen die Bluͤm - lein / gelb wie des Bocksbart / auf Kelchleinen / welche mit vielen glatten Schuͤpen zuſamen ge - ſetzt ſcheynen / und hat einen wullichten Saamen. Herꝛ D. Lavater pflantzet diß unter anderen frem - deren Gewaͤchſen in ſeinem Garten.

Es iſt die allergewiſſeſte Artzney wider die Biſſe der Schlangen und anderer gifftiger Thieren / wie wider peſtilentziſche Seuchen. Es dienet wider den Schwindel / das Hauptwehe und die fallende Siechtage. Der Milchſafft dieſer Wurtzel ſchaͤrf - fet das Geſicht / man gibt das darvon gediſtillir - tes Waſſer ein / wider die Peſtilentzialiſchen und andere hartnaͤckige Fieber. Es foͤrderet den Schweiß wunderſam / iſt nutzlich wider die Me - lancholey und die Unmachten. Die eingemachte Wurtzel loͤſet die verſtopfete Leber und Miltzen auf.

T 3Scro -294Das 11. Capitel.
Scrophularia nodo - ſa fœtida. Braun-Wurtzel.

Dieſe weiſſe dicklichte Wurtzel iſt eines ſtincken - den Geruchs und Kroͤpficht / von vielen ungleichen Knorꝛen. Sie hat einen ſtarcken / graden / vier - eckigen / hohlen / braunlichten / in viel Aeſte ab - getheilten Stengel / der zwey Ellenhoch aufwach - ſet. Sie traget ſchwartzgruͤne / ſpitzige / glatte / gekerfte Blaͤtter / groͤſſer als die Blaͤtter der tod - ten Neſſel. Der Bluſt hanget an haͤrigen Stie - len / ſitzet in einem fuͤnffblaͤttigen Kelchlein / mit einem gar kleinen aufgeſperꝛeten Maͤulein und oberen / inwendig ſchwartzbraun / von auſſen aber etwas gruͤnlichten Geerlein / hat zwey Seithen - blaͤttlein / und das unterſt iſt hinaußwerts gebo - gen / alle ſind bleichgruͤn. Auß deſſen Schluͤnd - lein herauß gehet ein gruͤner Stachel / den hoch - gekruͤmte Zaſeren mit Ockergelben Spitzen um -geben.295Von den Kraͤuteren im Brachmonat. geben. Sie kommet an den Randen der Aecke - ren und an waͤſſerigen Orthen herfuͤr.

Sie hat einen ſtinckenden / ſchwefelichten / ver - brennten Geruch und bitteren / zuſamenziehenden Geſchmack / daher erwaͤrmet und troͤcknet / ver - theilet und oͤffnet ſie / und bedienet man ſich deren die Kroͤpffe und Scrofflen / die Feigwartzen / die Krebs / und um ſich freſſende Geſchwaͤre / neben der wuͤſten boͤſen Raude zu heilen.

Secale hybernum, Rocke.

Er hat viel duͤnne / zaſerige Wuͤrtzlein / die Blaͤttlein / wann ſie zuerſt aufkeimen / ſind roͤth - lich / hernach aber werden ſie gruͤn / wie die an - dren Fruͤchte / ſchieſſet in viel Haͤlme auf / die den Waͤitzen Halmen gleichen / doch etwas duͤnner / raͤhner / ſtaͤrcker und laͤnger ſind. Jeder ſproſſet auß einer rauchen Graßſcheide herfuͤr / und iſt mit vier oder auch mehrer Glaͤichen underſcheiden / traget kurtze Aehren / darinn ſchwaͤrtzere Kernlein als der Waitzen in einer uneroͤffneten / doch bloſſen Huͤlſen ligen. Er wachſet in den meiſten Orthen Europæ, fuͤrauß in den Mittnaͤchtigen Laͤnderen.

Der Rocke erwaͤrmet und loͤſet mehr auf als der Waͤitzen / das darauß gebacknes Brod verurſa - chet viel Verſtopffungen / und beſchwert den Ma - gen. Der darvon bereitete Saurteig (Hebel) zei - tiget die Geſchwaͤre.

Sedum minus teretifolium luteum, Maurtraͤubelein.

Wachſet auß alten Mauren herauß.

T 4Se -296Das 11. Capitel.

Sedum alpinum Ericoides cœruleum, klein Alp-Haußwurtzel.

Jſt auf den Glarner Alpen zu finden.

Serpillum vulgare minus. Kwendel / kleiner Koſtentz.

Deſſen harte / hoͤltzige / viereckige / roͤthlichte Aeſtlein fladeren der Erden nach / wo ſie den Grund beruͤhren / wurtzlen ſie von neuem / aber die erſten Haubtwurtzlen ſind hoͤltzig / dick gnug / und mit vielen Zaſeren behaͤnget. An den Glaͤichleinen der Aeſtleinen wachſen viel Blaͤttlein / breiter als der gemein Thymian. Zu auſſerſt daran ſtehen zuwei - len weiſſe / zuweilen und meiſtentheils braune Bluͤmlein / wie an dem Thymian. Er wachſet gern in Graß-reichen Felderen und auf trocknen Waͤiden.

Sein Geruch iſt wie eines Gewuͤrtzes / der Ge -ſchmack297Von den Kraͤuteren im Brachmonat. ſchmack aber ſcharff / bitter / und wie ein Coſtus, daher waͤrmet und troͤcknet er / dienet dem Bauch / dem Haubt und dem Magen; daͤmmet die von Kaͤlte entſtandene Fluͤſſe / hilfft den Engbruͤſtigen / foͤrderet die Monatblume / und machet leicht ge - baͤhren.

Sinapi ſiliquâ hirſutâ, ſeu creticum, Garten-Senf.

Wird in Hrn. Seckelmeiſter Werdmuͤllers Garten gepflantzet.

Solanum veſicarium ſeu Alkekengi, Ha - licacabus, Judenkirſchen.

Hat eine kleine fladerende Wurtzel / die ſtoſſet duͤnne / roͤthlichte und haͤrige Staͤngel auß / daran die etwas rauchlichten Blaͤttlein oft je zwey und zwey ſtehen / zwuͤſchen deren Schoͤßleinen bleiche / in fuͤnf Geerlein getheilte Bluͤmlein herab / an ei - nem Zo hl-langen Stielein hangen. Wann dieT 5ver -298Das 11. Capitel. verbluͤhet / folgen gruͤne Krautſchlaͤnglein / die bey ihrer Zeitigung roth werden / in deren jedem die Frucht verſchloſſen / die an Groͤſſe / Farb und Ge - ſtalt einem Kirſchen gleichet / darinn iſt ein runder Saame enthalten. Sie wachſen an ſchattichten / etwas feuchten Orthen / auch in etlichen Gaͤrten.

Sie treiben den Harn / brechen Grien und Stein / heilen die Gelbſucht / machen das ver - ſtockte Blut wider fluͤſſig.

Soldanella alpina rotundifolia, Bergwinde.

Auf den Glarner Alpen unter dem Schnee.

Sonchus lævis latifolius, Haſenklee.

Es wird bey den Griechen ἀπὸ του ζωὴν χέειου ge - heiſſen / als wann er das Leben einfloͤſſe / weil er ſo einen lieblichen / geſunden Safft in ſich haltet / der den Magen-Schmertzen linderet / und den Saͤug - ammen die Milch mehret. Er enthaltet eine bittere Milch in ſich / ſchieſſet einen anderthalb Ellen hochen und hoͤcheren aͤſtigen Staͤngel von ſich auf / hat in viel Geeren getheilte / zarte / ringsher mit Doͤrnleinen verſehene Blaͤtter / die aber wenig ſtechen. Die gelben Bluͤmlein wachſen unmittel - bar an dem Staͤngel / und gleichen dem Bluſt des Habichkrauts / jedoch mit einem glatten Kelch - lein / verſlieget aber bald in einen Wollenkopff / ſeine Wurtzel iſt lang und hat viel Zaſeren. Er kommet hin und wider in den Gaͤrten und Aecke - ren ungepflantzet herfuͤr und verfaulet wider.

Man kaͤuet deſſen Blaͤtter den ſtinckenden Athem und anderen ſtinckenden Geruch zu daͤm -men /299Von den Kraͤuteren im Brachmonat. men / ſeine Milch dienet den Engbruͤſtigen / und linderet die Harnwinde.

Sorbus ſylveſtris foliis demeſticæ ſimilis ſeu Aucuparia, Sperberbaum.

Dieſer Baum wachſet zuweilen hoch und grad auf in einem Stammen der voller Aeſte und mit einer braunrothen Rinden bedecket iſt. Seine Blaͤtter ſind in der Mitten außgebreitet / oben ſpi - zig gekerfet und hart. Es hangen viel Bluͤmlein Dolderweiſe aneinanderen und ſind weiß. Dar - auß werden unliebliche / von Geſchmack bittere Beere / die den Holderbeeren aͤhnlich. Er wachſet an feuchten ſumpfichten Orthen / in ſchattichten Waͤlderen.

Er hat einen zuſammenziehenden Geſchmack / wie die Neſplen / daher ziehen die Beere zuſam - men. Wann ſie gedoͤrꝛet oder in Traͤnckeren ab - geſotten werden / ſo ſind ſie dem Magen gar nutz - lich und ſtillen allerley Fluͤſſe.

Symphytum ſeu conſolida major, Wallwurzel.

Sie wurtzelt mit ihren ſchattigen und dicken / von auſſen ſchwartzen / von innen weiſſen / unge - ſchmackten Wurtzlen tieff hinein / wirfft aber El - lenhoche / wol dicke / rauche / und gantz ungleiche / mit Blaͤtterfluͤglen behaͤngte Staͤngel auf / deren Blaͤtter ſelbs ſpitzig / geruntzelt / haͤrig / daran zugleich viel Blumen hangen / an Farbe Keſten - braun / wie Schaͤllelein geſtaltet / die ſich auß ei - ner gleichfaͤrbigen / haͤrigen / in vier getheiltenKelch -300Das 11. Capitel. Kelchlein oͤffnen / und in fuͤnf Geerlein entſcheiden ſind / daran ſo viel gruͤne Kraͤutlein wie Naͤſtelein angewachſen / um welche ſo viel weiſſe Spitzlein ſtehen / und einen Keſtenbraunen Stachel umge - ben. Es liebet ſumpfichte feuchte Oerther.

Dieſe Wurtzel hat einen zechen / leimichten und ſchleimichten Geſchmack / daher verdickeret und verſtopffet ſie die Schaͤrffe der Feuchtigkeiten und zertheilet. Sie heilet die Schwindſucht und Lun - genfaͤule / dienet zu den Bruͤchen / heilet zerbroch - ne Aderen und Beine wider zuſammen / machet die Wunden wider zuſammen wachſen / und ſtellet das Blut.

Syringa alba ſeuphiladelphis Athenæi, Zimmetroͤslein.

Dieſe wachſen in den Gaͤrten.

T.

Teucrium ſeu Chæmædrys ſpuria major alterâ, Wilde Gamaͤnderlein.

Diß Gewaͤchß ſtammet mit vielen runden / aͤſti - gen / Ellen-hochen Staͤnglen auf / daran ſich je zwey und zwey Gemaͤnderlein Blaͤttlein in glei - cher Ordnung anhaͤngen / dieſelben ſind ringsher gekerfet / gruͤn und weich. Oben an denen Staͤng - len und Aeſtleinen erzeigen ſich die Blumen wie an einem Aehren beyſammen / an kleinen Stielen / mit vier kleinen blauen Blaͤttleinen / die ſich auß einem vierblaͤttigen Kelchlein außbreiten / und blaue Zaͤſerlein haben / an denen die Spitzlein gelb ſind. Man findet ſie in ſchattichten Orthen und dicken Waͤlderen.

Die301Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Die Blaͤtter haben einen bitteren / zuſammen - ziehenden Geſchmack / daher erwaͤrmet und troͤck - net ſie. Jſt ein Miltz - und Leberkraut.

Teucrium alpinum comâ purpuro cærulea, Wilde Berggamaͤnderlein.

Das ſchieſſet in vielen Staͤnglen / einer Zwerch - hand oder neun Zohl hoch auf. Die Wurtzel iſt ſchwartz und hoͤltzig. An beyden Seiten des Stengels haͤngen ſich gegeneinanderen hinuͤber ſpitzige / haͤrige / rauche / ringsher gekerfte Blaͤt - ter an / die den Blaͤttleinen des Gamaͤnderleins aͤhnlich / zwiſchen welchen zuoberſt ſich an den Stenglen gegeneinanderen hinuͤber zwey Gefaͤß - lein / wie an dem Alplaͤußkraut / erzeigen / die ſich in zwey Faͤchlein eroͤffnen / und wider in noch klei - nere entſcheiden und voll kleinen ſchwartzen Saa - mens ſind.

Thlaſpi umbellatum ereticum, Jberidis folio. flore albo, St. Catharina Blume.

Dieſe wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Tilia fæmina folio majore, Linden.

Dieſe ſpreitet ihre Aeſte weit und breit auß / hat breite und rund zugeſpitzte / ringsher gekerfte Blaͤtter / zwuͤſchen denen herauß lange / weiß - lichte / blaͤtterige Riemlein wachſen / an deren mit - telſten Rieplein Stielein herfuͤrgehen / deren je - des wider in drey oder vier andere Stielein ſich zertheilet / darauf ein wolriechender Bluſt bluͤhet /der302Das 11. Capitel. der in fuͤnf gelbweiſſen Blaͤttlein mit vielen gel - ben Zaͤſerleinen / um einen weiſſen Stachel herum beſtehet. Wann des Blüſtleins Kelchlein an - fanget ginnen / zerſpaltet es ſich in fuͤnf weiſſe / feißte Theile / die den gantzen Bluſt gleichſam in - ner ſich verwahren / die Frucht iſt vieleckig / haͤrig / einer groſſen Erbſen gleich. Man findet ſie bey uns aller Orthen.

Der Lindenbluſt hat den lieblichſten / ſaurlichten Gewuͤrtzgeruch / ſo wol als deſſen Geſchmack lieb - lich / ſuͤß / feißt iſt / und einem Gewuͤrtze gleichet / daher erwaͤrmet und troͤcknet er / und iſt eines gar ſubtilen Geiſtes / er zertheilet / und ſtaͤrcket das Haupt. Man brauchet den fuͤrnemlich wider die fallende Sucht / Gutſchlaͤge und den Schwindel.

Tithemalus Myrſyni - tes fructu verrucæ ſimili. Wolfsmilch.

Die hat einen Ellenhochen Stengel / an demdie303Von den Kraͤuteren im Brachmonatdie Blaͤtter anwachſen / die etwann eines Halms / etwann minder breit / die meiſten nicht ſpitzig / ſon - der rundherum ſind / ſonderlich die den Bluſt um - ſchlieſſen / die ſitzen ſo glatt um das Hohlbecher - lein herum / und ſind mießgelb. Jn den Kelch - lein befinden ſich großlichte / dreyeckige Saͤmlein an einem duͤnnen langen Stielein / gleichet einer Wartze / daher es die Bauren Wartzen-Kraut nennen. Es kommet an ſteinigen rauchen Or - then herfuͤr.

Auß dieſem Gewaͤchſe flieſſet Milch herauß / purgieret / wann man das mit den Zaͤhnen kaͤuet / ſo gibet es einen eckelichen ſtinckenden Geruch von ſich. Dann es hat auch einen ſcharffen / ſubtilen / etzenden Geſchmack / da unter empfindlicher Hitze viel Speichel ziehet / daher die Wolfsmilch das Waſſer auß dem Gebluͤt ſehr ſtarck / ſonderlich durch den Stuhl abfuͤhret / deßwegen ſie der Bau - ren Rhebarbara genennet wird. Man machet ſie aber auf folgende Weiſe zum Gebrauch dienlich / indem die Wurtzel ſamt der umhabenden Rinden drey Tage in Ros-Eſſich eingebeitzet / hernach ge - troͤcknet / und zum Gebrauch aufbehalten wird.

Tithymalus Myrſenites latifolius, Teufelsmilch.

Diß Gewaͤchs hat viel duͤnne Wurtzlen / die aber auß einer dicken / hoͤltzigen Wurtzel abhangen / dieſe iſt voller ſchleimericher Milch / darauß keimen zehe / roͤthlichte / Schuh-hoche Schoſſe auf / daran ein Blatt um das ander ſtehet / die niedſich / ſchiergegen304Das 11. Capitel. gegen dem Stengel hinein gebogen / breit und zu - weilen roth ſind / der Bluſt ſchlaget ſich mit vie - len Blaͤttleinen in ein Doͤlderlein zuſamen / dar - auf erfolgen krauſe / runde und rauche Koͤpflein. Sie wachſet in etlichen feuchten Matten.

Sie hat mit dem vorgehenden gleiche Wuͤrck - ung.

Tithymalus characias folio ſerrato, eine Gattung Wolfsmilch.

Jſt in Herꝛn D. Lavaters Garten zu erſehen.

Tormentilla alpina folio ſericeo, Bergſinau.

Wachſet auf den Glarner und Toggenburger Alpen.

Tragopogon purpuro cæruleum porri folio, quod Artififi vulgò, Bocksbart / Artififi.

Die werden in den Gaͤrten gepflantzet.

Trichomanes ſeu polytrichon officinarum, Frauenhaare / Widertod.

Gleichet dem Farꝛenkraut / jedoch iſt es weit raͤhner / mit duͤnneren / zu beyden Seiten ordenlich angehaͤngten Blaͤtteren / die den Linſen gleichen / die Schoͤßlein ſind zart / ſchwartzglaͤntzend. Er wachſet an feuchten Orthen / auf den Mauren und Steinen.

Deſſen Blaͤtter ſind harb / gruͤn / kraͤutelend / durchtringend / trocken und jrꝛdiſch / daher ſietroͤcknen /305Von den Kraͤuteren im Brachmonat. troͤcknen / aͤufloͤſen und zertheilen; oͤffnen die ver - ſtopffte Lungen / reinigen die Nieren vom Grien und Stein / und beſtellen das Blut.

Triticum hybernum, Winterkorn.

Liebet einen feißten Grund / wie auch der

Triticum rufum, Waͤitzen. Tuſſilago alpina rotundifolia caneſcens. Berghufflattich.

Jſt auf den Alpen zu finden.

V.

Valeriana eœrulea, ſeu, Valeriana græca Dodon, Blauer welſcher Baldrian.

Wird in Hrn. D. Lavaters Garten gepflan et.

Verbena commu - nis cœruleo flore Eyſenkraut.
UEs306Das 11. Capitel

Es hat eine zaſerige / bitterlichte Wurtzel / dar - auß Ellen-hoche oder hoͤchere viereckige / haͤrige Staͤngel aufſchieſſen / daran die Blaͤtter ſchier je eins gegen dem anderen hinuͤber wachſen / und ablang / tieff-eingeſchnitten / doch an einem jeden die zwey unterſten Einſchnitte noch tieffer hinein ſind. Es traget auf kleinen Staͤngeleinen kleine / in fuͤnf getheilte bleich-braune Bluͤmlein. Diß Kraut wachſet allenthalben um die Doͤrffer und an den Waͤgen herum.

Es hat einen bitteren Wermuth-Geſchmack / der ſehr irꝛdiſch / zuſammenziehend / und eckelig iſt / daher es unter die Haubt - und Wund-Kraͤuter gezehlet wird. Man brauchet es wider die Schmer - zen des Haubts / wider das Anligen der Augen / wider die Engbruͤſtigkeit / wider veralteten Huſten / wider die Verſtopffungen der Leber und des Mil - zens / wider die Gelbſucht und das Bauchgrim - men; dienet wider die Rothe-Ruhr / vertreibet das drey-taͤgig Fieber / heilet die Wunden / und iſt nutzlich wider die Feigwartzen und den Außfahl des Maſtdarms.

Veronica mas ſupina & vulgatiſſima. Ehrenpreiß.

Wachſet an unerbauten Orthen.

Vicia lutea foliis con volvuli minoris. Gelbe Wicken.

Wachſet unter der Saat auf / gleich wie auch die

Vicia307Von den Kraͤuteren im Brachmonat.

Vicia vulgaris acutiore folio, ſemine parvo nigro, Wilde Wicken und die andere Gattung Vicia multiflora ſeu Aracus, Wilde Wicken. Viola Alpina rotundifolia lutea, Gelbe Vionlein.

Die findet man auf dem Glarner-Gebirg.

Viola hyemalis ſeu matronalis, flore pleno pur - pureo ſeu Heſperis purpurea, Braune Violen.

Wird in Hrn. D. Lavaters Garten gepflantzet.

Vitis idæa paluſtris, ſeu Vaccinia pa - luſtris. Mooßbeere.

Diß Gewaͤchs fladeret mit ſehr langen hoͤlzigen Schoſſen / und daran hin und her außſchlagendenU 2Zwey -308Das 11. CapitelZweygen weit daher / die zech / und kaum zerbruͤch - lich ſind; daran haͤngen ſich viel Blaͤtter gleich - ſam Federweiſe an; Die Blaͤtter gleichen den Blaͤtteren des Koſtens / ſind obenher gruͤn / von untenher aber Eſchfarb-roth; zu aͤuſſerſt an den zarten Schoͤßleinen zeiget und zeitiget ſich der Bluſt / der in vier Keſten-braunen / mit einem ro - then Strichlein durchfahrnen Blaͤttleinen beſte - het / und innwendig viel gelbe Floͤcklein hat. Die Beere ſind Keſtenbraun / an Geſtalt rund / von unten auf zugeſpitzt. Gruͤndet ſich auf kurtze Haar - duͤnne gelbe Wurtzen. Wachſet mit Schwalle an dem Katzen-See.

Die Blaͤtter ſind zuſammenziehend / die Frucht ſchmoͤcket ſaur / ziehet auch treffenlich zuſammen / und fuͤhret um etwas ab. Nach Dodon. Meinung / ſind die Blaͤtter kuͤhlender und troͤcknender Arth und ſubtilen Geiſts / darbey doch etwas zuſam - menziehendes iſt. Es benimmet die Febriliſchen Hitzen und den Durſt / daͤmmet die Hitz der Gal - len / ſtellet das Erbrechen / bringet den durch die Gallen und anderen Schleim benommenen Luſt zum eſſen wider / und vertreibet die Peſtilentziſchen Kranckheiten.

Urtica309Von den Kraͤuteren im Brachmonat.
Urtice urens, pillu - las ferens, ſive Romana. Roͤmiſche Neſſel.

Dieſe Neſſel traget den Nammen von dem Vorzug ihres Saamens / der in kleinen / Buͤſchel - weiſe an einanderen hangenden brennenden Schlaͤuchleinen eingeſchloſſen / an Geſtalt wie zuſammengetruckt / von auſſenher ſo ſchlipfferig wie der Flachs-Saamen iſt; Die Bluͤſtlein ſind foll von gelbem Staube / hangen an einem Zohl - langen und laͤngeren Stilein. Jhre Wurtzel iſt der gemeinen Neſſelwurtzel aͤhnlich. An ſtatt daß die gemeine Neſſel eine zarte Wollen hat / iſt dieſe hingegen mit rauchen ſtechenden Doͤrnlein beſetzt / gleich wie auch deren Blaͤtter etwas tieffere Ein - ſchnitte haben. Sie mag den Winter nicht erlei - den. Sie wird in Hrn. D. Lavaters Garten ge - pflantzet.

Man gebrauchet deren Saamen wider die Lun -U 3gen -310Das 11. Capitelgen-Kranckheiten / Engbruͤſtigkeit / ſtrengen Hu - ſten / Seitenſtechen / und die Lungenſucht. Jhre Wurtzel dienet fuͤrtrefflich den Harn zu treiben.

Urtica urens maxima. groſſe Brenneſſel.

Dieſe wachſet aller Orthen / auch an den Zaͤu - nen auf.

Das XII Capitel Von denen in dem Heumonat auf - wachſenden zeitigen Kraͤuteren.

A.

Abretanum famina, foliis Roſmarini, Eine Gattung Cypreß.

Wird in Hrn. Zunfftmr Goßweilers ſel. Gar - ten gepflantzet.

Abſynthium ponti - cum, ſive Roma - num officina - rum. Gemeiner Wer - muth.
311Von den Kraͤuteren im Heumonat.

Dieſer Wermuth ſchieſſet in vielen hoͤltzichten tin - und drey Ellen hochen / mit vielen Neben - ſchoſſen belegten Staͤngel auf / deſſen Blaͤtter den Blaͤtteren des Beyfuſſes gleichen / doch daß ſie gantz weißgrau und mit minderen Einſchnitten / an Geſchmack und Geruch wie ein Gewuͤrtz ſind; an ſeinen Schoſſen iſt er aller Orthen uͤberfluͤſſig mit dunckelrothen Kaͤtzleinen (Corymbis) behaͤn - get. Es kommet von ſich ſelbs ungeſaͤyet auf etli - chen Eydgnoͤſſiſchen Gebirgen herfuͤr / wird aber bey uns in etlichen Gaͤrten gepflantzet.

Seine Bitterkeit hat etwas irꝛdiſches in ſich / und ſein Geruch gleichet einem Gewuͤrtze / daher er erwaͤrmet / troͤcknet / eroͤffnet / zertheilet und abfuͤhret. Er toͤdet die Wuͤrme / verwehret das Grimmen / verbeſſeret die Daͤuung / ſtellet den Bauchfluß / und foͤrderet den Schweiß.

Abſynthium ponticum tenuifolium incanu[m .]Pontiſcher Wermuth.

Jn den Gaͤrten.

Aconitum Lycoctonum lecteum, Gelbe Wolfsmilch.

Dieſe Wurtzel wachſet auf dem Randen und den Glarner-Alpen.

U 4Aconi -312Dus 12 Cagitel
Aconitum cæruleum ſeu Napellus. Blau Eiſenhuͤtlein.

Das befindet ſich auf den Glarner-Alpen und an dem kleinen Albis.

Acorus adulterinus - ſeu Iris paluſtris Iutea. Gelber Schwertel / Waſſer-Gilgen.
Dieſe313Von den Kraͤuteren im Heumonat.

Dieſe hat gar zaſerige Wurtzlen / und bringet lange ſpitzige Blaͤtter; Der Staͤngel iſt zweyer Ellen hoch und in vil Nebenſchoſſe getheilet / wach - ſet ſonſt grad auf. Die Blumen gleichen der blauen Gilgen / auſſert daß ſie gelb iſt / ohne Ge - ruch / eines hitzigen Geſchmacks.

Sie wachſet an ſumpfichten Orthen / und bluͤ - het im Brach - und Heumonat.

Sie hat einen ſcharffen / erwaͤrmenden / troͤck - nenden und Speichel-ziehenden Gewuͤrtz-Ge - ſchmack / daher iſt ſie gut wider die Anligen des Bauchs und der Nerfen Schmertzen / ſie ſtercket den Magen / erwecket Luſt zum eſſen / und wird unter Hrn. Birckmanes Magenpulfer gemiſchet. Man doͤret dieſe Wurtzel / und behaltet ſie zum Gebrauch auf.

Allium montanum latifolium macu - latum. Allermannshar - niſch.
U 5314Das 12. Capitel

Dieſe Wurtzel hat gar viel Zaſeren / die ſich hin und wider und uͤberzwerch ineinanderen wie ein gewuͤrcktes Netz verwicklen. Auß dieſer Wur - zel ſteiget ein glatter / geſtreimeter Stengel auf / auf welchem ein weiſſer traͤuſchlichter Bluſt ſitzet / der dem Zwibel-Bluſt gleichet / in ſechs Blaͤttleinen beſtehet / der mit ſo vielen Zaſeren einen Stachel umſchlieſſet / darauf folgen drey - eckige Koͤpflein. Den Stengel umgeben aderige / breite und zugeſpitzte Blaͤtter.

Allermanns-Harniſch wird auß den Toggen - burgiſchen und Baͤrneriſchen Saner-Alpen uns zugebracht.

Haͤnget man die Siegwurtzel an den Hals / und traget ſie beſtaͤndig daran / ſo wird der Menſch nicht contract, ſie heilet aller Thieren Biß und Stich / iſt der guldnen Ader dienlich / ſtillet die Gichter und Zahnſchmertzen.

Alnus rotun difolia glutinoſa viridis. Ehrlenbaum.

Dieſer wachſet an feuchten Orthen.

Al -315Von den Kraͤuteren im Heumonar.
Alnus nigra bacci - fera, ſeu Frangula. Faulbaum.

Dieſer Baum ſchieſſet nicht ſo hoch auf als die Ehrle / hat viel Aeſte / eine dunckel Aeſch-farbe Rinden / dicke und mit vielen Gerten beſetzte Wurtzel / und ſeine Blaͤtter gleichen den Birck - baums-Blaͤtteren ein wenig minder breit als lang / voller Aderen / und in dem Umkreiſe artig gekrimmet. Der Bluſt riechet wol / beſtehet auß vier Blaͤttleinen / die weiß ſind und in der Mit - ten viel Zaͤſerlein haben / darauf folget eine kleine / runde ſchwartzlichte / bittere Frucht. Man fin - det ihn an waͤſſerigen Orthen

Wann man die Kernen dieſer Frucht oͤfftet anreibet / ſo erweichen und verduͤnneren ſie. Man brauchet dieſe Beere Purpur zu faͤrben.

Amaranthus baccifer, Tauſendſchoͤn.

Man zuͤchtet den in den Gaͤrten.

A[n]316Das 12. Capitel

Androſamon hirſutum, St. Con - radskraut

Das iſt in den Waͤlderen und Gebuͤrgen zu ſinden.

Angelica ſativa ſeu officinarum. Angeliken / H. Geiſts Wurzel.

Dieſe wurtzelt mehr als eines Arms dick / tieff in die Erden / und hat viel Zaͤſerlein angewachſen. Jſt eines hitzigen Geſchmacks / wie ein Gewuͤrtz / ſcharff und bitter / jedoch eines lieblichen Geruchs. Auß dieſer ſtammet ein dicker / knottichter / mit vielen Beyſchoſſen beſetzter / zwey Ellen-hocher Stengel auf / traget ablange / ringsgekrimmete ungleiche Blaͤtter / und zu oberſt groſſe Doͤlder - lein voller weiſſer Bluͤmleinen / darauf je zwey und zwey Saͤmlein folgen / die aneinanderen an - ſtoſſen. Sie wird in etlichen Gaͤrten gepflantzet.

Dieſe317Von den Kraͤuteren im Heumonat.

Dieſe iſt die alleredelſte bezoardiſche Wurtzel / die das Hertz ſtaͤrcket / erwaͤrmet / oͤffnet / ver - duͤnneret / den Schweiß foͤrderet / und ein trefflich Wundkraut iſt. Dienet fuͤrtrefflich wider die Er - ſteckungen der Mutter / heilet die aller-widerſpaͤu - nigſten Kranckheiten / Vergifftungen / auch ſelbs die Peſt. Sie treibet allerley Gattungen Giffts auß durch den Schweiß / darum ſie gar nutzlich in und auſſer dem Leibe gebraucht wird. Zum Beyſpiele kan man ſie in den Verwehrmittlen / als in denen Zeltleinen in dem Munde zuhalten / wider die Peſt / oder Pflafler-weiſſe wider raſen - der Hunds-Biſſe brauchen.

Angelica ſylveſtris mojer, Groſſe wilde Angelike.

Die findet man in feuchten und ſchattigen Orthen.

Antirrhinum majus arvenſe, Staͤrck - kraut / Kalbsmaul.

Wachſet von ſich ſelbs auf in den Aeckeren.

Alpi -318Das 12 Capitel.
Alpium hortenſe, ſi - ve Petroſelinum vulgo. Peterlein / Peter - ſilgen.

Dieſe weiſſe rothlichte / nicht unangenehme Wurtzel / wann ſie recht zeitig wird / wird biß - weilen ſo groß als ein gemeines Paſteney / wirfft einen Ellen-hochen und auch hoͤheren Stengel auf. Zu oberſt in dem Gipfelein bringet er ein Doͤlderlein mit kleinen weiſſen Bluͤmleinen / der Saame iſt ablang / eines angenehmen Ge - ſchmacks die Blaͤtter ſind breit und tief / Geeren - weiſe gekerfet. Er wachſet faſt in allen Gaͤrten.

Er erwaͤrmet und troͤcknet hefftig / anbey ver - theilet und oͤffnet er / daher wird er under die fuͤnff Wurtzlen gerechnet. Man brauchet denſelben meiſtentheils inner dem Leib / foͤrderet den Harn und die Monat-Blumen / treibet den Stein und Grien / un heilet die Gelbſucht / der Saame iſt kraͤfftiger als die Wurtzel / derhalben er den war - men kleinen Geſaͤmen zugezehlet wird.

Artem -319Von den Kraͤuteren im Heumonat.
Artemciſia vulgaris major. Beyfuß.

Auß einer Fingers-dicken Wurtzel ſteiget der Beyfuß in zwey Ellen hoche / haͤrige und rothe Stengel auf / daran ſich lieblich rauchende / un - denher graue / obenher gruͤne / in ſpizige Einſchnitte eingetheilte Blaͤtter anhaͤngen / die eines reſſen Geſchmacks ſind / darbey ſchlagen wolriechende / graue / haͤrige Kaͤtzlein auß / an denen gelbe Zaͤ - ſerlein heraußſpielen. Er wird in etlichen Gaͤr - ten gepflantzet.

Der Beyfuß hat einen ſanfften Kraͤuter-Ge - ſchmack / der den Speichel ziehet und ſaͤnfftlich troͤcknet / der Urſach erwaͤrmet und troͤcknet er gar maͤſſiglich / bringet die erlegne Monat-Blum wider / foͤrderet die Frucht zur Geburth / und wird von den Weiberen zu den Baͤderen und Fuß-Baͤ - deren gebraucht.

Aſcy -320Das 12. Capitel

Aſcyrum ſeu hypericum bifolium glabrum non perforatum, das glatt undurchloͤcherte St. Johannkraut.

Man findet es auf den Bergen und in den Waͤldern.

Aſparagus ſativa. Spargen.

Dieſer ſtoſſet in dem Fruͤhling lange Stengel auß / die zarte ſind / und allgemach ſich in duͤnne Aeſtlein zertheilen / daran viel duͤnne Blaͤttlein / wie ein Burſt außbrechen / gibt einen bleichen Bluſt / auf welchen rothe Beere in der Groͤſſe ei - ner Erbſen gleich folgen. Man pflantzet den Spargen in den Gaͤrten und Weinbergen.

Dieſe Wurtzel hat einen ſuͤßlichten feißten Ge - ſchmack und zarten Geiſt / dann ſie mit ihrer Hitze die Zunge und den Rachen etwas rauch machet / daher erwaͤrmet und troͤcknet ſie ſaͤnfftlich / undwird321Von den Kraͤuteren im Heumonat. wird den fuͤnff Wurtzlen zugefellet / welche Krafft zu oͤffnen haben / und hat herꝛliche Wuͤrckung die Verſtopffungen zu oͤffnen / den Harn zu treiben / die Bruſt zu reinigen / von auſſen ſchlaget man ſie uͤber / die Zahnſchmertzen zu ſtillen / und das welcke Zahnfleiſch zu ſtaͤrcken.

Aſparagus folio acuto ſeu Corruda, Streimſparge.

Dieſer wird an doͤrꝛen und ſteinigen Orthen rings um Mompelier herum gefunden / hat gleiche Kraͤffte wie der vorgehende.

Aſter montanus luteus, magno ftere, gelbe Sternblume.

Die iſt an dem Huͤtleinberg zu erſehen.

Aſter Atticus foliis circa florem mollibus, ce〈…〉〈…〉 Cernuus, Sternkraut. Atriplex ſylveſtris Mori fructu, eine Gattung Milte.

Dieſe beyde werden in Hrꝛn D. Lavaters Gar - ten gepflantzet.

XBarba322Das 12. Capitel

B.

Barba Capræ floribus compactis, Geißbart.

Dieſer ſchieſſet auf in einem graden eckigen / ro - then / ſtarcken Stengel / zwey biß drey Ellen-hoch / an welchem zur Seithen ſich je fuͤnff oder ſieben luſtig-gruͤn / glaͤntzende Blaͤtter anhaͤngen / zwuͤſchen denen noch mehrere andere kleinere her - fuͤrwachſen. Die Blaͤtter ſind wie die Blaͤtter der Meiſterwurtzel gekerfet / man ſchmecket daß ſie hefftig troͤcknet / ob man gleich nicht darein beiſſet. Deſſen Bluſt riechet wol / iſt weiß / an Geſtalt dem gemeinen rothen Steinbrech gleich / beſtehet in fuͤnff Blaͤttleinen / zwuͤſchen denen viel weiſſe Zaͤſerlein ſtehen / auf den Bluſt folgen kleine Koͤpf - lein. Die Wurtzel iſt Fingers dick mit gar vielen rothen Zaͤſerleinen gleichſam behaaret. Er wach - ſet an den Geſtaden der Waſſeren.

Diß Gewaͤchſe hat einen herben / zuſamenzie - henden / trocknenden Geſchmack / eines ſubtilenGeiſts /323Von den Kraͤuteren im Heumonat. Geiſts / daher kuͤhlet es / foͤrderet den Schweiß / und dienet wider das Gifft / wider allerley Fluͤſſe / Bauchfluß oder Durchlauff / Rothe-Ruhr / Mo - natbluſt der Weiberen / und Blutſpeyen. Wie - derſtehet der Peſt und heilet die Wunden.

Barba Capræ floribus oblongis, eine andere Gattung Bocksbarts.

Wachſet an ſchattichten feuchten Orthen.

Bellis cærulea montana fruteſcens. kleine Bergmaßliebe.

Befindet ſich auf den Glarner-Alpen.

Bellis lutea foliis profundè inciſis major, gelbe Maßliebe / Goldblume.

Wird in den Gaͤrten gezuͤchtet.

Betonica purpurea. Braune Beto - nika.
X 2Dieſe324Das 12. Capitel

Dieſe wirfft viel Ellen-hoche und auch hoͤhere viereckige Stengel auf / an deren Knoͤttleinen je zwey gegeneinanderen hinuͤber-ſtehende Blaͤtt - lein hafften an Stieleinen / die ungefehr einer zwerchhand lang / und ſind ringsher gekerfet / wie gefaltet runtzlich. Der Bluſt wachſet in einem Aehren wie gewirblet / hat ein rundlichtes herum gebognes Haͤublein / ein in drey getheiletes herab - hangendes Maͤylein / auß deſſen Schluͤndlein herauß Zaͤſerlein ſchieſſen / die dem Bluſt an Farbe gleichen / die Wurtzel iſt ein Zohl dick mit vielen Zaͤſerleinen behaͤnget. Sie wachſet in Ge - buͤrgen und Waͤlderen.

Sie iſt ein gemeines und nutzliches Gewaͤchs / ſie hat einen bitteren und unangenehmen irꝛdi - ſchen Geſchmack / mit einem matten Geruch / da - her erwaͤrmet / troͤcknet ſie / ziehet zuſam̃en / zer - theilet / oͤffnet und fuͤhret ab / iſt ein herꝛliches Wundkraut / dienet dem Haupt / dem Miltzen / der Mutter / und treibet den Harn. Man diſtil - liert ein Waſſer / und bereitet den Betoniken - zucker darauß / und ein Pflaſter.

Biſtorta alpina minor, klein Nater - wurtzel.

Dieſe wachſet auf den Glarner - und Toggen - burger-Gebuͤrgen.

Biſtorta325Von den Kraͤuteren im Heumonat.
Biſtorta major, radice intortâ. Groß Nater - wurzel.

Dieſer Staͤngel wachſet zuweilen uͤber eine Elle in die Hoͤhe und iſt duͤnn / glatt / mit Glaͤi - chen beſetzet / auf dem Gipfel ſchieſſet der Fleiſch - farb / dem Floͤhkraut gleichend Bluſt in ein Aeh - ren / jedes Bluͤmlein bereitet ſich in fuͤnff Blaͤtt - lein auß / in deren Mitten gleichfaͤrbige Spitzlein herfuͤrgehen / die Blaͤtter ſind kleiner als der Saurampfer - oder der Grindwurtzel-Blaͤtter / obenher ſchwartzgruͤn / undenher grau / deren Stielein an beyden Seithen mit ſchmalen neben - Blaͤttleinen behaͤngt ſind. Die Wurtzel iſt roth wie ein Glaͤich eines Fingers in einanderen ge - ſchrencket / eines ſtreng-zuſamenziehenden Ge - ſchmacks. Sie wird in den feuchten Orthen der Toggenburgiſchen Alpen gefunden / hat mit der vorgehenden gleiche Wuͤrckung.

X 3Blatta -326Das 12. Capitel

Blattaria lutea, folio longo laciniatio, Mattenkraut / Goldknoͤpflein.

Diß wachſet in den Matten bey Schaffhauſen herum.

Blattaria purpurea, Braunſchabenkraut.

Jn Herꝛn D. Lavaters Garten.

Blitum album, weiſſer Meyer.

Wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Botrys Chamœdryoides, Ajuga, vel Chamæpi - tys multifidis foliis, Traubenkraut.

Jn den Felderen um Schaffhauſen herum.

Brunella folio laciniato, Braunellen.

Wachſet in denen Gebuͤrgen.

Bryonia alba baccis nigris. Schmaͤrwurtzel / Hundskuͤrbis.
Dieſe327Von den Kraͤuteren im Heumonat.

Dieſe Wurtzel wachſet zuweilen eines Arms dick / iſt eines ſcharffen / bitteren / boͤſen / gifftigen Geſchmacks / ſie wirfft zarte / haͤrige Schoſſe her - fuͤr / die ſich weit außbreiten. Die Blaͤtter ſind wie das Ebhaͤu und eckig / zwuͤſchen denen und dem Stengel der Bluſt beyſamen ſtehet. Jedes Bluͤm - lein hat fuͤnff Blaͤttlein / die an Farbe weiß / auf ſchwartzgruͤn zicken / darauß erfolgen Beerlein die roth werden wann ſie zeitigen. Sie kommet an verſchiednen Orthen in den Zaͤunen herfuͤr.

Sie iſt ein Miltz-Mutter - und Leberkraut / rei - niget den Leib von denen duͤnnen-koderigen Schleime und Feuchtigkeiten / fuͤhret denen Waſ - ſerſuͤchtigen durch Erbrechen und Stuhlgang das Waſſer auß / foͤrderet die Monatliche Blume / treibet die Geburth ab / hinderhaltet die Erſteck - ung der Mutter / heilet die Engbruͤſtigkeit / dienet denen / die von dem Ziperlein geplaget werden / (den Podagraͤniſchen) von auſſen mit Geißbo - nen ſ h. vermiſchet / und Pflaſter-weiß uͤber den unteren Leib geſchlagen / hilfft ſie den Waſſer - ſuͤchtigen So ſagt man auch daß ſie das vier - taͤgig Fieber vertreibe / wann man ſie uͤber die Pulß-Aderen an den Armen und uͤber die Schlaf - Ader binde.

Buphtalmum Dieſcoridis, Goldblume.

Findet ſich in Herꝛn D. Lavaters Garten.

Buxus humilis margine foliorum aure[a.]Niderbuchs.

Jn des Herꝛn Fromants Garten.

Cam -328Das 12. Capitel

C.

Campanula alpina linifolia cœrulea. Berggloͤcklein.

Dieſe beſetzen den oberſten Gipfel des Waſ - ſerfals.

Carlina acaulos minore purpureo flore, klein oder weiß Eberwurtzel.

Dieſe wachſet auf den Huͤglen.

Cedrus folio Cypreſſi media, majoribus baccis, ſeu Cedrus Lycia, Cederbaum.

Jn Herꝛn Werdmuͤllers Garten.

Centaurium minus. Klein Tauſend - guldenkraut.

Diß wachſet auß einer hoͤltzernen Wurtzel in einen einigen glatten / dreyviertels-Ellen hochenStengel329Von den Kraͤuteren im Zeumonat. Stengel auf / hat groͤſſere Blaͤtter als das St. Johann-Kraut / deren je eines gegen dem ande - ren hinuͤber ſtehet / zuoberſt auf dem Stengel ſchlagen ſich die lieblich rothen Bluͤmlein zuſa - men / oͤffnen ſich mit fuͤnff Blaͤttleinen auß einem ablangen gruͤnen Kelchlein / zwuͤſchen denen fuͤnff gelbe Spitzlein heraußſpielen / die werden dann zu langen Koͤpfleinen. Es kom̃et auf Graß-reichen waͤſſerigen Huͤglen herfuͤr.

Es hat einen Gallen bitteren Geſchmack / der der Zungen und dem Magen gar widrig und eck - lich / es erwaͤrmet und troͤcknet. Jſt ein Miltz - und Leber-Kraut / welches / neben der Krafft zu oͤffnen / ſaͤnfftlich zuſamenziehet / abfuͤhret / die Wunden heilet / die ſchleimichte Fluͤſſe gar gelind durch den Stuhle reiniget / und das duͤnn Ge - waͤſſer durch den Schweiß außtreibet / daher iſt es ein gar erfahrnes Geneßmittel wider das Fie - ber / wann man das vor dem Erſchuͤtteren ein - nimmet. Anbey iſt es aber dienlich wider die Gelbſucht / die verſtandne Monat-Blume / den Scharbock / die Bleichſucht / die Spulwuͤrme / und fuͤrauß wider raſender Hundsbiſſe.

Centaureum luteum perfoliatum, gelb Tauſendguldenkraut.

Diß findet man der Sil nach auf den Huͤglen / auch in dem Stalliker-Thale.

Ceterach officinarum, ſeu, Aſplenium, Miltzkraut.

Deſſen Wurtzel iſt mit vielen Zaͤſeren behaaret[t]X 5und330Das 12. Capitelund nicht ſo lang als ein Finger / oder nicht laͤn - ger / auß deren keimen die Blaͤtter an kurzen Stie - len herfuͤr / ſind zu beyden Seiten krumm geker - fet / feißlich / obenher gruͤn / undenher wie mit einer Wollen beſetzt / als ob rothes Mehl darein geſprenget were / und ſind glaͤntzend. Es wach - ſet hin und wider in den Spaͤlten der Felſen um Mompelier.

Diß iſt ein dem Miltze dienliches Kraut / es er - waͤrmet / troͤcknet / fuͤhret ab / hilfft fuͤrauß dem erharteten Miltzen / Gelbſucht / viertaͤgig Fie - ber / treibet den Harn / zerbricht den Blatterſtein / foͤrderet die Monat-Blum.

[figure]

Chamædrys major repens. Gamaͤnderlein.

Es hat hoͤltzige Wuͤrtzlein / die roͤthlichte Zweiglein anſtoſſen / daran je zwey und zwey in gleicher Weite voneinanderen ſtehende Blaͤtterwach -331Von den Kraͤuteren im Zeumonat. wachſen / die dem Eichen-Laub gleichen / wolge - kerfet und in den Kerfen haͤrig ſind. Zwiſchen den Blaͤtteren erzeiget ſich der Bluſt Purpurfarb als an einem Aehre mit einem geſchuͤßleten Maͤylein / darin ſich zwey ſpitzige Fluͤgelein mit Purpur-far - ben Faͤſerlein aufrichten / die zu Faͤſchleinen wer - den / darinn der Saame enthalten. Es wachſet mit ſchwalle um Schaffhauſen herum an bergich - ten Orthen.

Die darvon abgekochte Traͤncker ſind den Hu - ſtenden und denen dienlich / ſo vom Krampfe ge - plaget werden / es erweichet die Aufblaͤhungen des Miltzes / linderet das ſchwer harnen / foͤrderet die Monatblum und die Geburth / dienet wider den Schlag und die fallende Sucht.

Chamægeniſta ſagittalis, Erdpfrieme.

Wachſet dem Gebuͤrge nach bey Schaffhauſen herum.

Chamæmelum nobile flore multiplici. gefuͤllte Roͤmiſche Carmille.

Jn Herꝛn Geßners Garten.

Cicho -332Das 12. Capitel
Cichorium ſylveſt - re, ſeu officinarum flore albo, Weiſſe Wegluge.

Dieſe Daumen-dicke Milch-reiche Wurtzel treibet ſeine krumme / mit gleichem Safft angefuͤl - lete Stengel herfuͤr / die ſich in mancherley Aeſt - lein außſpreiten / hat tiefgeſpaltne / krauſe / haͤ - rige Blaͤtter / wie die Pfaffen-Roͤhrlein. Die Blumen ſproſſen auß den Gipflein der Staͤng - len und von deren Seiten herfuͤr / und gleichen an Geſtalt den Blumen der Pfaffen-Roͤhrlein / ohne daß der Weglugen Bluſt meiſtentheils blau / zu - weilen weiß. Die weiſſe Wegluge wird in den Gaͤrten gepflantzet / die blaue aber ſtoſſet aller Or - then auf.

Jhre Wurtzel hat den bitterſten Aloe-Ge - ſchmack / daher ſie waͤrmet und troͤcknet / eroͤffnet / verduͤnneret / außfuͤhret und den Harn treibet. Wird fuͤrauß wider die Verſtopffung und die Fieber gebraucht. Man ruͤſtet darauß einenWeg -333Von den Kraͤuteren im Zeumonat. Weglugenſafft (Syrup) Weglugen-Zucker (con - ſerva) und diſtillieret davon ein Waſſer.

Ciſtus ſerpillifolia ſive multifida, Ziſten - Roͤslein.

Die findet man auf den Schweitzer-Alpen.

Clematitis cœrulea erecta, Hungariſche Wald-Reben / blau von Farbe.

Clematitis cœruleo flore pleno, Gefuͤllete braune Wald-Reben.

Dieſe beyde ſtehen in Hrn. D. Lavaters Garten.

Clematitis ſylveſtris latifolia, ſeu flamula Jovis, Wilde Waldrebe.

Die ſteiget an allen Zaͤunen auf.

Conſolida regalis hortenſis flore majore & ſimplici, Ritterſpohre.

Dieſe Blum ziehret die Gaͤrten auß.

Conſolida media alpina cœrulea, Berg - gunſel.

Dieſe wird auf den Bergen gefunden.

Conyza paluſtris ſerratifolia, Waſſer - Duͤrwurtzel.

Dieſe wachſet an feuchten ſumpfichten Orthen.

Conyza cœrulea acris, Donnerwurtzel.

Auf alten Mauren.

Cony -334Das 12. Capitel

Conyza media Aſteris flore luteo, Mittel - Durwurtzel.

Dieſe wachſet an feuchten Orthen.

Coriandrum majus, Coriander.

Von einem graden / einfachen / duͤnnen Wuͤrtz - lein entſproſſet ein zwey Ellen-langer / geſtreimter Staͤngel auf / deſſen Blaͤtter anfaͤnglich der Pe - ter ſilgen gleichen / mit Zunahme der Zeit aber ſich duͤnn zertheilen wie die Carmillen-Blaͤtter / eines ſtinckenden unertraglichen Geſchmacks / wie die Waͤntelen; ſein Bluſt dolderet ſich auch wie des Peterſilgen / jedoch bey nahe fleiſchfaͤrbig / der ſich aber mehr auf weiß zeucht; deren Blaͤtte - ren Mitteltheil iſt fuͤnfmal groͤſſer als der uͤbrig; der Saame iſt gantz rund / raͤuchet und ſchmoͤcket wie ein Gewuͤrtz. Man ſaͤyet den Koriander in etlichen Gaͤrten.

Er dienet ſonderlich dem Magen wol / daher iſt er ſehr beruͤhmt wider den offnen Leib / wann man auf das Eſſen den Magen darmit ſchlieſſet; er hinderhaltet die aufſteigende Duͤnſte / daß ſie das Haubt nicht beſchwehren / und das Aufſtoſſen nicht erwecken.

Cotonaſter folio rotundo, non ſerrato, Wilde Kwitte. Coronopus ſylveſtris hirſutior, Kraͤhenfuß.

Dieſe beyde ſind auf den Glarner-Alpen zu fin - den.

Cucu -335Von den Kraͤuteren im Zeumonat.
Cucumis ſativus vulgaris. Kukumeren.

Sie fladeren als ein rauches Geſtraͤuch auf dem Boden daher / daran ein rauches Blat um das andere wachſet. Dieſe ſind gekerfet und wie Ebhaͤu in Winckel eingeſchnitten / zwiſchen den - ſelben kommen die Gaͤbelein (wie an den Reben) ſamt dem Bluſt herfuͤr / der in fuͤnf Geerlein ge - ſpalten und gelb iſt. Die Frucht zeiget ſich entwe - ders ablang oder von rund auf zugeſpizt / von Far - be gruͤn oder weiß / rauch / als ob ſie mit Warzen beſaͤyet ſeye; enthaltet viel Saamen in ſich. Sie wird in den Gaͤrten aufgebracht.

Jhr Saame iſt einer von den vier kuͤhlenden groͤſſeren Saamen; er kuͤhlet / ſonderlich wann er gedoͤrꝛet iſt / dann ſonſt er befeuchtet / zertheilet / eroͤffnet er und treibet den Harn. Man brauchet den gar viel zu Milben / wider das Seitenſtechen /wider336Das 12. Capitelwider Taubſucht / u. a. dergleichen Kranckheiten. Die Kukumeren ſelbs feuchten und kuͤhlen. Sie hat einen verwuͤrfflichen. Stultreibenden Safft / daher man ſich den zu nieſſen enthalten ſol / es ſeye dann / daß man den durch Gewuͤrtz / ſonderlich mit Pfeffer / wol verbeſſeret habe.

Cucurbita major ro - tunda, flore luteo, folio aſpero, Kuͤrbſe.

Dieſe ſpreitet ihre holkaͤnnelte / rauche und ſehr lange Schoſſe und Stauden weit herum / iſt mit breiten / rauchen / ſchwartzgruͤnen / glaͤntzenden / ringsher gekerften / mit Doͤrnleinen beſezten Blaͤt - teren behaͤnget. Jhr Bluſt theilet ſich in fuͤnf Blaͤtter / die groͤſſer als die Blaͤtter der Gilgen / die ſind mit etwas ſichtbaren Aderen durchfahren; auf dieſe folget die Frucht / die an Geſtalt / Groͤſſe / und Farbe ungleich / entweders lang oder zuſam - mengetrucket / oder hoͤgerig ꝛc. ſind. Man pflan - zet die in allen Gaͤrten.

Jhr337Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Jhr Saame wird auch den vier groͤſſeren kal - ten Saamen zu gerechnet / und iſt an Wuͤrckung den Kukumeren gleich / ſo wol in der Eigenſchafft ihres Fleiſches / als in der Krafft des Saamens. Wann man deren friſche Blaͤtter auf die Bruͤſte der Kindbetterinen leget / benehmen ſie ihnen die Milch / wie Matthiolus erinneret. Wann man auß den unzeitigen Kuͤrbſen ein Waſſer deſtillieret / ſo kan man darmit alle aͤuſſerliche Entzuͤndungen der Augen / Ohren u. a. Glideren daͤmmen. Es dienet auch den Podagraͤniſchen.

Cuſcuta major. Filtz - kraut.

Was diß Kraut einmal mit ſeinen grad auf - ſchieſſenden rothen Gebeleinen ergreiffet / das um - faſſet es ſehr ſteiff. Die Blumen wachſen unter denen krummen Zwickleinen ohne alle Ordnung / wie gewunden herfuͤr / deren jedes rothes Bluͤm - lein in vier geſtreimten Blaͤttleinen beſtehet / zwuͤ - ſchen denen in der Mitten kleine Purpurbraune Zaͤſerlein heraußſtrahlen. Sind eines ſcharffen Geſchmacks. Es haͤnget ſich an die Neßlen und den Flachs.

YJſt338Das 12. Capitel

Jſt eines zarten Geiſtes / ſonderlich dem Mil - zen dienlich / und daher auch ein gutes Leberkraut; es erwaͤrmet und troͤcknet / zertheilet / ziehet ſanfft zuſammen und eroͤffnet / linderet die melancholi - ſchen Feuchtigkeiten / wird nuzlich wider die Raud / die ſchwartze Gelbſucht und die Verſtopffungen gebraucht.

Dictamnus Creticus, ſeu verus, Cretiſcher Dip - tam.

Es beſtehet in haͤrigen / etwas braunlechten Stanglen / auß deren Glaͤichen gegen einanderen ſtehende Aeſtlein / und auß dieſen noch andere Schoſſe in gleicher Ordnung herfuͤrwachſen. Die Blaͤtter ſtehen gegen einanderen uͤber / rings in dem Umkreiß herum / und ſind wollicht / eines ſtar - ken Geruchs und ſcharffen Geſchmacks. Zu aͤuſ - ſerſt auf denen Aeſtleinen ſitzen ablange Koͤpflein / die ſich mit vielen Schuͤpen in ein Aehre ſchlagen /zwi -339Von den Kraͤuteren im Zeumonat. zwiſchen denen herauß brauner Bluſt ſich in Ge - ſtalt eines offnen Roͤhrleins zeiget / auß deſſen Schluͤndlein herauß / kleine Zaͤſerlein gehen / das Bluſt ſelbſt ſitzet in einem geſtreimeten Kelchlein. Des Diptams Saame wird auß Creta in Jta - lien gebracht / und da in den Gaͤrten gepflantzet.

Er iſt ein ſonderliches Mutterkraut / und die - net wider das Gifft / er erwaͤrmet / troͤcknet / zer - theilet und oͤffnet. Man brauchet den meiſten - theils wider die verſtandene Monatblume / in - und außwendig / wider Stich und Biß der vergiffti - gen Thieren / auch Pfeile / Doͤrne und anders der - gleichen außzuziehen.

Dipſacus ſylveſtris capitulo minore, ſeu virga paſtoris major, klein Kartendiſtel.

Wachſet an ſandigen Orthen.

Draba alba ſiliquoſa, Bergkreß.

Den findet man in den Glarner-Alpen.

E.

Eruca ſylveſtris minor luteo flore, ſeu paluſtris, Klein Waſſerꝛauke.

An feuchten Orthen.

Eruca muralis, Maurſenff.

An den Mauren.

Eryſimum polyceratium ſeu Corniculatum, Roͤmiſcher Senff.

Wird in Hꝛ. Goßweilers Garten gepflantzet.

Y 2Evony -340Das 12. Capitel

Evonymus vulgaris granis rubentibus, Schimpferſchlaͤgelein.

Die ſihet man in denen Zaͤuhnen.

〈…〉〈…〉upatorium vete - rum ſive Agrimo - nia. Agrimonien / Adermening.

Sie ſtoſſet gemeinlich einen Ellen - oder ander - halb Ellen-hochen haarigen Stengel auß. Die Blaͤtter werden einer Zwerchhand-lang und laͤn - ger / mit vier Neben-Blaͤttleinen / die zu beyden Seithen Fluͤgel-weiſe anligen / ſind ringsher / zu auſſerſt gar ungleich gekerft. An dem Sten - gel ſchlagen die lieblich riechende / in fuͤnff gelben Blaͤttleinen beſtehende Bluͤſtlein eines nach dem anderen an einem langen Reyhen auß / auß wel - chen kleine / mit weiſſem Marge angefuͤllte Kletten werden. Die Wurtzel zicket auf ſchwartz / iſt dick / und eines zuſamenziehenden Geſchmacks. Sie wachſet gern an feuchten Orthen.

Sie341Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Sie hat einen irꝛdiſchen / duͤrꝛen / zuſamenzie - henden / ſcharfflichten Geſchmack / wie der Genſe - rich / daher erwaͤrmet / troͤcknet ſie / und ziehet zu - ſamen / ſtaͤrcket die Leber / dienet dem Miltzen / den Waſſerſuͤchtigen / und denen / welchen wegen Undaulichkeit des Magens der gantz Leib und Angeſicht in mißlichem Zuſtande begriffen (Ca - checticis) weil es hauptſaͤchlich den Harn treibet. Darneben iſt ſie ein gutes Wund-Kraut.

Faba vulgaris, Feldbohne.

Sie hat einstheils grade / theils fladerende / mit vielen Zaſeren behangte Wurtzel / auß deren bey wolbetuͤngtem Boden / zwey Ellen-hoche und auch hoͤhere Stengel aufwachſen. Daran ſtehen die Blaͤtter einer Seithen gegen einanderen / zwi - ſchen den Blaͤtteren ſchieſſen der Blumen etliche beyſamen auß / deren oberſtes Blaͤttlein an dem braunen Nagel weiß / mit Purpur-Streimen durchfahren iſt / die zwey Seiten-Blaͤttlein ſind in der Mitten ſchwartz / in dem Umſchweiffe weiß / verbergen die Zaͤſerlein. Der Saame wird in groben / dicken / haͤrigen / bey der Zeitigung ſchwar - zen Huͤlſen behalten. Man findet die hin und wider in den Aeckeren.

Das Bohnen-Mehl iſt gut under die Pflaſter zu gebrauchen / es kuͤhlet und troͤcknet / verdikert und reiniget / iſt nutzlich wider den Durchlauff des Bauchs / und die weiſſe Ruhr einzunemmen. Von auſſen brauchet man es die Somer-Fle - ken und andere Unreinigkeit der Haut zu vertrei -Y 3ben /342Das 12. Capitelben / ſonderlich die aufgeſchlagne blaue Moſen / wann man ſie darmit reibet. Das Bohnenbluſt - Waſſer / treibet den Harn und reiniget das Ge - ſicht von allen Flecken.

Ficus communis. Feigenbaum.

Er hat einen nicht gar ſtarcken Stammen / mit einer glatten Aeſch-farben Rinden / die Aeſtlein aber ſind gruͤn. Dieſer Baum iſt von mittel - maͤſſiger Groͤſſe / und ſchieſſet auß einer langen Wurtzel / zehe Nebenſchoſſe von ungleicher dicke und Hoͤhe auß. Er hat viel Rinden / die Blaͤtter und die noch unzeitige Frucht / haben einen zehen Milchſafft / der an Geruch der Rauten gleichet / und an Geſchmack ſcharfflicht iſt. Die Blaͤtter ſind dick und rauch / von einer anſehnlichen Brei - te / meiſtens in fuͤnff Geeren eingeſchnitten / an ei - nem Stiel; die Blumen ſind weiß / Purpur-farbe /und343Von den Kraͤuteren im Zeumonat. und die aller Orten auß dem Fleiſche heraußſproſ - ſen und biß in Mitten der Hoͤhle der Frucht gehen. Die Frucht wachſet in Geſtalt einer Bieren auß den Zweigen herauß / gruͤn und braun / honigſuͤß / mit unzahlbar vielen gelblichten Kernleinen / die man bey den Griechen κεγχράμιδες, Figenhirſch - lein nennet. Sie werden auch bey uns in etlichen Gaͤrten gepflantzet.

Die duͤrꝛen Feigen feuchten an / dienen der Lun - gen / ſind faſt gleicher Krafft wie der Hufflatig / (Roßhuben) heilen von dem Nieren - und Blat - ter-Sande / widerſtehet dem Gifft / treiben die Kinderblatteren und deren Flecken auß der Haut / ſie zeitigen / erweichen und ziehen an ſich / daher ſie nach Zeugnuß H. Schrifft wider die Peſt - Beulen dienen. Die zur Geburt naͤherende Wei - ber braten und eſſen die / ihr vorhabendes Werck zu erleichteren.

F.

Filipendula montana altera, Klein Berglaußkraut.

Jſt auf den Glarner-Alpen.

Filipendula alpina, floribus pediculariæ, Groß Berglaußkraut.

Auf den Toggenburger-Alpen.

Filix ramoſa major, pinulis obtuſis non den - tatis, ſeu mas, Waldfarꝛen.

Y 4Filix344Das 12. Capitel

Filix non ramoſa petiolis tenuiſſimis & tenuiſſi - dentatis, eine andere Gattung Farꝛen. Filix querna ſeu Dryopteris, Baumfarꝛen.

Dieſe drey Gattungen finden ſich auf den Ber - gen und in den Waͤlderen.

Filicula fontana major, ſeu Adianchum filicis folio album, Steinfarꝛen.

Die haben ihre Stellen auf den Mauren und in den Felſen.

Flos Cardinalis, Cardinals-Blume.

Dieſe wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Fœniculum vulgare germaniacum. Fenckel.
Die345Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Die Wurtzel iſt weiß / ſtehet grad in der Erden / hat einen Gewuͤrtz-Geſchmack / der mit etwas Suͤſſigkeit vermiſchet iſt / auß derſelben wachſet ein geſtreimeter Stengel / der viel Knotten oder Glaͤiche und Nebenſchoſſe hat / und hohl iſt. Die Stiele umfaſſen Stengel und Schoſſe mit einer Scheide / auf ſelbigen Stielen ſitzen lange / gleich - ſam in duͤnne Faͤdem zertheilte Blaͤtter / die auch eines ſuͤſſen Geſchmacks. Oben auf den Stenglen zeiget ſich dann der gelb Bluſt in einem breiten Dolder. Man ſaͤyet den in nicht wenigen Gaͤrten.

Die Fenckel-Blaͤtter erwaͤrmen / eroͤffnen / troͤk - nen / loͤſen auf / zertheilen / foͤrderen den Harn / ſtaͤrcken den Magen / mehren die Milch / ſcharffen das Geſicht / und linderen die Lufft-Roͤhren. Bey den uͤberhand-nehmenden Fluͤſſen brauchet man die Fenckel-Wurtzel und den Fenckel ſelbs gar viel / auch die Blaͤſte zu vertreiben / und das Ge - bluͤt in ſeinen Kreiß zu bringen.

Frumentum Indicum, Mays dictum, Tuͤrckiſch Korn.

Man pflantzet es in den Gaͤrten.

G.

Gallium luteum, Waͤgſtroh.

Wachſet auf den Huͤglen.

Y 5Gen -346Das 12. Capitel
Gentiana major lutea. Groſſe Entzian / Bitterwurtzel.

Jhre Blaͤtter gleichen den Blaͤtteren der weiſ - ſen Nießwurtzen / die ligen dem Stammen nach gegeneinanderen hinuͤber / als den ſie umfaſſen / und ſind mit Nerfen durchzogen wie der Waͤge - rich. Die Stengel ſind glatt und wachſen biß - weilen eines Manns hoch / zwiſchen denen ober - ſten Blaͤtteren ſchlagen die Blumen auß / die ſich wie ein Wirtel um den Stengel herumlegen / die ſind anfaͤnglich in einem Kelchlein eingeſchloſſen / wann ſie hernach geſchwellen / thun ſich laͤngliche gelbe Blumen auf / darauß ablange Haͤffelein werden. Die Wurtzel wird dick und lang / in - wendig gelb / an Geſchmack ſehr bitter.

Man pflanzet den Enzian auf den Glarner - und Toggenburger-Alpen. Der Geſchmack dieſer Wurzel iſt Wermuth-bitter / ſchleimig und durch - tringend / daher es erwaͤrmet / troͤcknet / denSchweiß347Von den Kraͤuteren im Zeumonat. Schweiß foͤrderet / eroͤffnet und duͤnneret. Man gebrauchet ihn zur Zeit der Peſt und wider das Gifft / er heilet die Waſſerſucht und Mutterblaͤ - hungen. So wird er vil wider die faulen abwechß - lenden Fieber eingegeben / und zwar deſſen ein halbes Quintlein ſchwer / ein wenig vorher eher es angreifft. Man geſpuͤrt darbey gute Wuͤrkung. Man bedienet ſich auch dieſer Wurtzel / wann ſie duͤrꝛ iſt / die Wunden und Fiſtlen zu erweiteren / und zu reinigen.

Gentiana cruciata. Modelgeer.

Dieſe Wurtzel fladeret mit anderthalb Span - nen-langen rothlichten Schoſſen ſo daher. Die Schoſſe ſelbs ſind mit vielen / je zwey und zweyen gegen einanderuͤberſtehenden Blaͤtteren umge - ben / die ſind dick / glatt / ſchoͤn gruͤn / hafften bey den Glaͤichen / und umwicklen gleichſam denStaͤn -348Das 12. CapitelStaͤngel wie eine Scheide / dick in einanderen / und ſind in fuͤnf getheilet. Die Modelgeer wach - ſet aller Orthen / wo Bergig und trocken Land iſt.

Geranium Robertianum alterum, ſeu Gruinale, eine Gattung Storchenſchnabel.

Wachſet in den Aeckeren.

Guaphalium latifo - lium Americanum. Scheynblume.

Jſt in Hrn. Fromons Garten zu finden.

Geri -349Von den Kraͤuteren im Zeumonat.
Geriſta tinctoria germanica. Pfriemenkraut / Pfingſtblume.

Auß einer hoͤltzernen dicken Wurtzel ſchieſſen viel Ellen-lange duͤnne Ruͤtlein wie die Weiden herauß / an deren ſchwartz-gruͤner / den Hyſopen aͤhnlicher Blaͤtter eines um das ander wachſen / wann man die kaͤuet / ſo fuͤllen ſie den Mund mit einem Geſchmack-loſen zechen Schleime an. Auf dem Staͤngel erzeigen ſich gelbe Bluͤmlein / die ein Haͤublein haben / und krumme Faͤſerlein / mit Safran-gelben Spitzlein; darauf folgen lange / krum̃gebogene Huͤlßlein / darinn viel gelber Saa - me enthalten. Man ſihet ſie in ihrem Bluſt auf den Huͤglen und Waͤlderen in dem Brach - und Heumonat.

Sie haben einen bitterlichen / irꝛdiſchen / eckel - hafften Geſchmack / der den Speichel ziehet / da - her fuͤhren ſie die Monatblumen / den Harn undStein350Das 12. CapitelStein auß; reitzet zum Erbrechen und Stulgang / iſt dienlich in der Gelbſucht.

Hier hat man zu gewahren / daß alle Farb - Kraͤuter eines ſubtilen Geiſtes ſind / und ſonder - lich dienen alle Verſtopffungen aufzuloͤſen / wie man an der Safran / Faͤrberꝛothe / Kermesbee - ren / und anderen dergleichen ſehen kan.

Gramen Junceum folio articulato ſylvaticum, Waldbinzengraß.

Wachſet in den Waͤlderen und Graßreichen Matten.

Gramen junceum ſpicatum, ſeu Triglochin, Gelaͤhret Binzengraß.

Jn feuchten Wieſen.

Gramen Cyperoides miliaceum ſeu Cyperus paluſtris, Graſichter Zyper. Gramen paniceum ſeu panicum ſpicadiviſa, Fenchgraß. Gramen loliaceum ſpica longiore ſeu Colium, Luͤlch / Waͤitzenwalch.

Dieſe beyde wachſen zwiſchen der Frucht in den Felderen.

Gratiola Centauroides, Purgierkraut.

Diß findet man an feuchten Orthen.

Heleni -351Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

H.

Helenicum vulgare, ſeu Enula cam - pana. Alantwurtzel.

Dieſe wachſet biß drey in vier Ellen in die Hoͤhe / mit einem graden / hohlen und haͤrigen Staͤngel / ſamt etlichen Nebenſchoſſen. Die Blaͤtter wach - ſen ohne Beyhilffe der Stielen an dem Staͤngel / wie des breiten Wuͤllkrauts-Blaͤtter / graulicht / und gleichſam mit Wollen behaͤnget / im Umkreiſe etwas gekrinnet. Die Blumen riechen nicht ſtarck / ſind an Geſtalt wie der Bluſt des Rinds - augenkrauts / jedoch viel groͤſſer; ſie ſchimmeren mit einem guldenen Glantz / daruͤber befindet ſich ein breites ſchuͤpichtes Koͤpflein. Die Wurtzel wird groß und dick / von auſſen braun / von iñen weiß; hat einen Gewuͤrtz-Geſchmack / der mit etwas Bitterkeit gemaͤnget ſcheinet. Sie wird in etlichen Gaͤrten aufgebracht.

Jſt eine wol-riechende ſcharffe Wurtzel / ſie er -waͤrmet /352Das 12. Capitelwaͤrmet / troͤcknet / fuͤhret ab / zertheilet und oͤff - net / iſt dem Magen und der Lungen dienlich / ver - wahret vor Gifft / fuͤrderet den Schweiß / und daher heilet ſie den Huſten / die Engbruͤſtigkeit / und hilfft dem undaͤuenden Magen / eroͤffnet die Nieren und Harngaͤnge. Auſſer und inner dem Leib gebrauchet / vertreibet ſie die Raude.

Helenium Indicum medium laciniato folio, ſeu Chryſanthemum folio diſſecto, Jndia - niſche Soñenblume.

Jſt in Hrn. D. Lavaters Garten zu ſehen.

Heliotropium majus ſeu ſcorpicides, Son - nenwirbel / Krebsblume.

Die findet man um Mompelier und Baſel her - um.

Helleborine altera flore atrorubente, Ver - meinte Schwartze Nießwurtzel.

Hat ihre Stelle an dem Huͤtleinberge.

Herba mimoſa ſeu ſenſitiva.

Befindet ſich in Hrn. D. Lavaters Garten / ſamt den folgenden beyden.

Hieracium dentis Leonis folio flavo ſuave ru - bente, Braun Habichkraut. Hieracium hortenſe floribus atro purpuraſcen - tibus. Guldene Maußoͤhrlein / Dukatlein.

Hor -353Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Horminum ſclarea dictum ſeu Gallitricum ſativum, Gartenſcharlach / und

I.

Jacea oleæ folio, capitulis ſimplicibus, Winterbluͤmlein.

Dieſe zwey pflantzet man in den Gaͤrten.

Jacea nigra laciniata, Braun Floken - blume,

Wachſet an Bergichten Orthen.

Jaſminum humilius luteum, Jaſmin / mit gelben Blumen.

Stehet in Hrn. D. Lavaters Garten.

Jaſminum vulgatius flore albo, Jaſmin mit weiſſen Blumen.

Diß Staͤudlein ſpreitet ſich mit langen / duͤn - nen Ruͤthleinen auß. Meiſtens haͤngen ſich ſiben ſpitzige / ſchwartzgruͤne Blaͤtter zwiſchen einem Gelaͤiche an. Seine weiſſe wolriechende Blu - men theilen ſich auß einem duͤnnen Roͤhrlein in ein fuͤnf-faches geſpaltenes Gemuͤnd auß. Der Jaſ - min wird in etlichen Gaͤrten aufgebracht.

Das Jaſminoͤl bereitet man durch oͤftere Ein - beitzung der Blumen in altem Oel / oder man ſie - det die Bluͤmlein darinn. Es hat die Kraft zu zer - theilen / zu waͤrmen / zu waͤichen und zu eroͤffnen. Es dienet ſonderbar die Mutter zu reinigen undZzu354Das 12. Capitelzu erwaͤrmen / deren harte Geſchwulſten (ſcirrhos) zu heilen / die Geburth zu foͤrderen / den Huſten / das ſchwere Keichen und Engbruͤſtigkeit / das Sei - tenſtechen / Magenwehe / die Schmertzen des Eingeweids und Bauchs zu vertreiben. Von auſſen wird es viel wider kalte Geſuͤchte und Haubt-Fluͤſſe / zu ſchmertzhafften Glideren und Gelencken / im Seitenſtechen / Grimmen / Bauch - wehe zu den Klyſtieren und Salben gebrauchet.

Jaſminum humilius magno flore, Spani - ſcher Jaſmin.

Den hab ich in Hrn D. Lavaters Garten ge - ſamlet. Hat gleiche Krafft und Tugend / wie die vorgehend.

L.

Lactuca ſativa, Lattich.

Des Lattichs Staͤngel ſpaltet ſich in Neben - ſchoͤßlein; den Staͤngel ſelbs umgeben bittere Blaͤtter / welche voller Milch ſind / und ſich ent - weders in ein Haͤubtlein zuſammenrollen wie der Kabis / oder aber wie eine groſſe Roſe zerlegen. Auf den aͤuſſerſten Schoſſen ſproſſet ein gelbes Bluͤmlein auß einem ſchuͤpichten Koͤpflein herfuͤr / das endlich ein Wollenkoͤpflein wird. Man ſaͤyet den Lattich reichlich in die Gaͤrten.

Er kuͤhlet maͤchtiglich / troͤcknet aber deſtomin - der / und machet ſchlaffen. Er daͤmmet die hitzige / uͤberlauffende Gallen / mehret den Weiberen die Milch / treibet ſaͤnftlich zu Stuhle / dienet demMagen /355Von den Kraͤuteren im Zeumonat. Magen / nehret treflich wol / daher man den als ein Salat oft brauchet Von auſſen ſtillet er die Haubtſchmertzen / heilet die ſich mit Brand ge - ſchaͤdiget. Jn den Fußbaͤderen geſotten fuͤrderet den Schlaff. Sein Saame gehoͤret unter die klei - nen kuͤhlenden Geſaͤme. Sie wuͤrcket ſehr wol wider den gifftigen Saamenfluß und das hitzige Harnen.

Lactuca montana purpuro cœrulea major, Waldlattich.

Dieſer wachſet auf dem Huͤtleinberg.

Lamium peregrinum, ſeu hormnum ſcutellariæ facie, Froͤmde Salbeine.

Dieſe wird in meinem Gaͤrtlein gepflantzet.

Lappa major ſeu perſonata, Groſſe Klette.

Dieſe wachſet auß einer langen / dicken / ſuͤß - lichten Wurtzel zwey Ellen hoch / mit einem ge - ſtreimeten wolligen Staͤngel / der viel Nebenſchoſſe hat, Jhre Blaͤtter gleichen den Alantwurtzel - blaͤtteren / doch ſind ſie ruͤnder / obenher gruͤn / un - tenher gebeltzet; traget geſtachelte Koͤpflein / daran rauche Haͤcklein / ihr Bluſt iſt Purpurbraun. Man findet ſie an den Randen der Graͤben.

Sie zertheilet / troͤcknet und oͤffnet / dienet denen troſtlich / die Blut und Eyter ſpeuen / ſtillet den Blatter-Schmertzen / heilet das Lenden-Wehe.

Z 2Lathy -356Das 12. Capitel

Lathyrus Tingitanus flore ample rubente, Froͤmde Wicke.

Jn Hrn. D. Lavaters Garten.

Lathyrus latifolius, Spaniſche Wicke.

Die findet man in den Gaͤrten hin und wider.

Lavendula latifolia ſeu Mas, Balſam.

Bey uns wird er in den Gaͤrten gemeinlich ge - pflantzet / aber in dem Gebirg um Monpelier her - um wachſet er von ſich ſelbs auf. Der Balſam hat gleiche Wuͤrkung mit dem Spyck / dem Weib - lein.

Lavendula angustifolia ſeu fœmina, Lavander.

Der Lavander kom̃et an Geſtalt dem Balſam / als dem Maͤnnlein ſehr nahe / doch iſt er etwas kleiner / mit kleineren Blaͤtteren / auch am Bluſt iſt er dem nicht ungleich / doch daß er an Farbe et - was bleicher / etwas kuͤrtzer iſt / und aufrechter ſte - het.

Jſt ein gemeines Garten-Gewaͤchſe / und in der Artzney treflich zu brauchen; es erwaͤrmet und troͤcknet / wegen ſeines bitteren ſcharffen Ge - ſchmacks und ſubtilen Geiſtes / ſehr ſtarck; iſt ſon - derbar dienlich dem Haupt und den Nerfen. Man brauchet den fuͤrnemlich wider die Haubtfluͤſſe / Schlag / Krampf / Schwindel / Schlaffſucht / und wider das Zitteren der Glideren / wider die Harnſchmertzen / die Weiber-Zeit und Geburt zu foͤrderen (daher man den Lavander pfleget denkrei -357Von den Kraͤuteren im Brachmonat. kreiſtenden Weiberen einzugeben) das Grim̃en ſo von den Blaͤſten des Bauchs entſtehet / zu ver - treiben. Von auſſen wird es in die Kopfflaugen gethan / Kopff - und Glider-Schmertzen zu milte - ren. Man miſchet den auch unter die Artzneyen / die man nur in dem Munde halten und kaͤuen muß / die kalten Haubtfluͤſſe auß dem Haubt ab - zuziehen / in den Rachen zu leiten / damit ſie nicht auf die Lungen fallen.

Ledum alpinum hirſutum, foliis ferrea rubi - gine nigricantibus, Alproſen.

Die findet man auf den Glarner - und Toggen - burger-Alpen.

Ledum alpinum glabrum, foliis ferrea rabigine nigritantibus, Bergroſe.

Haben ihre Stellen auf den Schweitzer-Alpen.

Lepidium latifolium, Pfefferkraut / Fleiſchkraut.

Es ſchieſſet grade / glatte / duͤnne / zwey Ellen - hoche und auch hoͤchere Staͤngel / auß deſſen Fin - gers-dicker Wurtzel ſchnell auf / mit rauchen / von gruͤn auf gelb zickenden Blaͤtteren / die den Citro - nen-Blaͤtteren gleichen / jedoch oft etwas groͤſſer ſind / an Geſchmack gleichen ſie dem Senf; tra - gen viel kleine weiſſe Bluͤſtlein mit gruͤnen Spitz - leinen. Man findet das Fleiſchkraut in etlichen Gaͤrten.

Es hat einen gar ſcharffen Geſchmack / daherZ 3erwaͤr -358Das 12 Capitelerwaͤrmet und troͤcknet es hefftig. Wann man es in Wein ſiedet und trincket / treibet es den Harn und die Monatblume / ſtillet die Blaͤſte und toͤ - det die Wuͤrme. Wo diß Kraut geknitſchet und von auſſen aufgeleget wird / da ziehet es Blateren.

Lilium luteum Aſphodeli radice, Aſpho - dillien.

Die wachſet an waͤſſerigen Orthen auf.

Lilium purpuro ſanguineum flore reflexo, ſeu Hemerocallis Chalcedonica, Tuͤrckiſch - bundt / Goldwurtzel.

Die findet man in den Gaͤrten.

Lingua cervina offi - cinarum, Hirſchezung.

Dieſe ſchwartze / zaſerichte Wurtzel fladeret mit ablangen / lieblich-gruͤn glaͤntzenden Blaͤtterendaher359Von den Kraͤuteren im Brachmonatdaher / die ſind untenher mit braungelben Zwerch - ſtrichen / gleich als mit kleinen Wurtzleinen beſetzt und beſtaͤubet / welche Staͤublein zum Saamen dienen / dann man daran weder Blumen noch Saamen ſonſt gewahren kan. Sie wachſet auß der Wurtzel an einem zwerchhand-langen Stiel / deſſen Rippe durch das gantz Blat hinaußgehet. Das ſchieſſet gantz grad in die Laͤnge / gleichet der Zunge eines Hirſchen / daher es den Nammen traget. Sie hat ſeinen Sitz in ſchattichten / fel - ſichten / feuchten Orthen / auf etlichen Eydgnoͤſ - ſiſchen Gebirgen. Man findet es auch in etlichen Gaͤrten.

Sie hat einen zuſammenziehenden Geſchmack / der verduͤnneret / kuͤhlet und troͤcknet; dienet dem Muͤtzen und Leber. Man brauchet ſie mit Nutzen wider geſchwollene Miltzen / den Bauchfluß und das Blutſpeyen. Von auſſen uͤber geſchlagen rei - niget ſie die Wunden und Geſchwaͤre.

Linaria cœrulea repens, Blaues Leinkraut.

Das wachſet auf den Bergen.

Lonchitis minor, Klein Miltzkraut. Lonchitis aſpera, Groß Miltzkraut.

Dieſe zwey bringt man zu uns ab den Toggen burgiſchen Alpen.

Lotus ruber ſeliquâ angulosâ ſeu pulcherrima tetragonolobus. Guldner Klee.

Ziehret die Blumen Gaͤrten.

Z 4Lotus360Das 12. Capitel

Lotus pentaphyllos veſicariæ, ſeu Trifolium halicacabum, Cam, eine froͤmde Gat - tung Klee.

Jn Herꝛn D. Lavaters Garten / wie auch fol - gende.

Lotus pentaphyllos ſiliquoſus villoſus ſeu - morrhoidalis, froͤmde Gattung Klee. Lychnis coronaria ſativa multiplex, gefuͤllte Morgenroͤslein. Lychnis viſcoſa purpurea & alba latifolia, Himmel-Roͤslein. Lychnis viſcoſa ſtoribus foirs purpuraſcentibus intus albis, kleine-Himmels-Roͤslein.

Auch dieſe 4. ſind in Herꝛn D. Lavaters Gar - ten zu ſehen.

Lychnis ſilveſtris alba ſimplex, Ludweich.

Diß wachſet under den Fruͤchten in den Felde - ren auf.

Lycopſis Monſpeliaca, flore dilutè purpureo, Welſch Ochſenzunge.

Wachſet auch in Herꝛn D. Lavaters Garten.

Lyſimachia chamænerion dicta anguſtifolia ſen ſalicis folio, groß Schoßkraut.

Befindet ſich auf dem Huͤtleinberge.

Lyſi -361Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Lyſimachia ſiliquoſa hirſuta magno flore, gemein Schoßkraut.

An ſuͤmpfigen Orthen.

Lyſimachia lutea, gelber Weiderich.

Jn bergichten Waͤlderen.

Lyſimachia corniculata lutea, gehoͤrnter Weiderich. Lupinus ſativus albus, weiſſe Mauß - bohnen. Lupinus ſylveſtris cæruleus, blaue Maußbohne. Lupinus ſylveſtris flore luteo, gelbe Feigbohne.

Auch dieſe 4. Gattungen pflantzet man in den Gaͤrten / weil gifftige Kraͤuter nicht neben ihnen truͤhen / auch bereden ſich unſre Land-Leuthe / ſie verjagen die Maͤuſſe auß den Gaͤrten / daher tra - gen ſie bey den Teutſchen den Nammen.

M.

Malva ſylveſtris folio ſinuato, Roßpapelen.

Dieſe wachſet an ungebaueten duͤrꝛen Orthen.

Z 5Malva362Das 12. Capitel
Malva roſea folio ſubrotundo. Herbſt-Roſe / Saat-Roſe.

Diß Gewaͤchs wachſet ſchier in ein Baͤumlein auf / an einem dicken haͤrigen Stengel / an dem die Blaͤtter eines nach dem anderen an langen beltzigen Stielen ſich anhaͤngen / und ſind breit / ſchier in fuͤnff Einſchnitten geſpalten / ringsher gekerfet / zwiſchen denen Fluͤglen ſchimmeren die Blumen in der Groͤſſe einer Roſen lieblich her - fuͤr / an Farbe entwerders roth oder braun / ſatt - Blut - oder bleich-Farb / oder weiß / entweders ein - fach oder gefuͤllet / ſie ſitzen auf einem gedopelten Kelchlein / das mit einer grauen Wollen bezo - gen. Sie iſt faſt in allen Gaͤrten / in dem Heu - Brach - und Herbſtmonat im Bluſt anzutreffen.

Sie waͤrmet und feuchtet / doch minder als die gemeine Papelen / ſie ziehet auch ſanfft zuſam̃en. Man brauchet ſie fuͤrnemlich in denen Kranckhei - ten der Truͤhſen und Mandeln / auch zu den Gur -gel -363Von den Kraͤuteren im Zeumonat. gel-Waſſeren in der Mundfaͤule / wider den Mo - natfluß. Jm uͤbrigen iſt ſie der gemeinen Pape - len gleich.

Malva foliis criſpis, kraußne Papele.

Dieſe zuͤchtet man in den Gaͤrten.

Melilot Jus major candida, weiſſer Steinklee /

Dieſer wachſet an den Geſtaden der Fluͤſſen.

Melilothus Italica folliculis rotundis, froͤmder Steinklee.

Jſt in Herꝛ D. Lavaters Garten zu finden.

Meliſſa Hortenſis. Meliſſen.

Dieſe wachſet in Ellen-lange und auch laͤnger〈…〉〈…〉gevier -364Das 12. Capitelgevierte / in viel Nebenaͤſte zertheilte Stengel auf / und auß derſelben Glaͤichen gegeneinanderen ge - ſetzte Blaͤtter / die ungefehr Zohl-lange Stiele haben / einer ſchwartz-gruͤnen Farbe / und eines angenehmen Citronen Geruchs ſind / auß ihren Nebenſchoſſen geht ihr Bluſt herauß / wie Wir - tel geſpaltet / weißlicht und bleich-roth / deſſen oberſten Zaͤſerlein geſpalten mit zweyen Seiten - Blaͤttleinen / einem voͤlligen Maͤulein gleichen / ſtigt auß einem rauchen Kelchlein herauß / wie die Blume des Lungen-Krauts. Die Wurtzel der Meliſſen iſt gantz haͤrig. Man pflantzet ſie in et - lichen Gaͤrten.

Jhr Geſchmack ſticht mit etwelcher Schaͤrffe auf die Zunge / erwaͤrmet und troͤcknet dieſelbe. Sie iſt ſehr dienlich in den Anligen des Haubts / des Hertzens / der Mutter / des Magens / ſo wol auch der Melancholey / wider unruͤhigen Schlaff / Mißlaͤhme / Gutſchlaͤg / fallende Sucht / Schwin - del / Unmachten / verſtandnen Monatfluß / Nach - geburten / Erſteckung der Mutter / und den ſtin - ckenden Athem. Auch werde ſie aͤuſſerlich zu den Mutterbaͤderen / zu den Pflaſteren / wider die Stich der gifftigen Thieren / der Bienen und Weſpen nutzlich gebraucht. Man verzuͤkeret auch die Me - liſſen / machet Syrup und Oele / und diſtillieret ein Waſſer darauß.

Mentha ſylveſtris longiore folio. Koßmuͤntze.

Sie wird bey zweyen Ellen hoch und auch hoͤ - cher / hat knottige / zaͤſerige / daher fladerendeWurtz -365Von den Kraͤuteren im ZeumonatWurtzlen; die Staͤngel ſind viereckig / gantz haͤ - rig mit Glaͤichen / darauß ablange Blaͤtter ſich anhaͤngen / die ſich zu ſpitzen / ringsher gekerfet / mit einer weichen grauen Wollen belegt / doch mehrer untenher als auf der oberen Seithen; iſt eines angenehmen Geruchs. Der Bluſt iſt bleich - roth / auf weiß ſich neigend. Sie wachſet meiſten - theils an ſumpfichten Orthen und an den Geſta - den der Waſſeren.

Die darvon abgeſottene Traͤncker gibet man mit Nutzen den Engbruͤſtigen ein / die ſchwer ath - men / auch das Grimmen zu milteren / das von Blaͤſten entſtehet. Man trincket theils deſſen Safft / theils ſalbet man darmit die Gemaͤchte / die naͤchtliche Verunreinigung zu verwehren; Sie widerſtehet dem Gift / und hilft wider die Gelbſucht.

Die Roßmuͤntze waͤrmet / verduͤnneret / ziehet zuſammen / vertheilet und eroͤffnet.

Millefolium aquaticum Cornuium, Waſſer-Viollen.

Wachſet in ſumpflgen Orthen.

Muſ -366Das 12 Capitel
Muſcus terreſtris clavatus. Baͤhrlape.

Dieſer fladeret weit uͤber die Erde her / und wurtzelt mit langen hoͤltzernen Zaſeren. Seine Aeſte zerſpreiten ſich in viele Nebenzweyge / und ſind dick in einanderen / mit vielen Blaͤttleinen be - ſetzet / wie die Camphorata, auſſert daß die Blaͤtt - lein etwas weiter ſind; wann dieſe Pflantze nun - mehr außgewaͤchſen / ſo wirft ſie etliche duͤñe Stie - lein auß / die auß den aͤuſſerſten Schoſſen herfuͤr - keimen / deren jedes in zwey hohlgekruͤmmete Zap - fen außgehen und abfallen. Man findet den Baͤr - lappen oder Guͤrtelkraut an bergichten und fel - ſichten Orthen auf den Schweitzer. Gebirgen.

Es hat einen irꝛdiſchen / bitteren / trocknen / zu - ſammenziehenden Geſchmack / der den Speichel fuͤrderet / daher kuͤhlet er ſaͤnfftlich. Sonſt hat er die Arth zu troͤcknen / zuſammenzuziehen / den Stein zu treiben / die Wunden zu heilen. Dienetwol367Von den Kraͤuteren im Zeumonatwol wider den Bauchfluß und die Entzuͤndungen. Er bringet den Wein wider zu recht und erhaltet den / der umſchlagen wollen / oder abgeſtanden iſt / und zu Eſſich werden will / wann man die Baͤhr - lappe dreyn haͤnget. Von den Zapffen des Baͤhr - lappen fallet der Bluſt ab wie ein gelbes Pulfer / welches man zu dem Haarpulfer braucht / und ſich leicht entzuͤndet / wann man es in ein Liecht wirfft. Das dienet auch wider den Stein / und treibet den Harn.

Muſcus clavatus foliis Cupreſſi, Eine Gattung Baͤrlape.

Die ſich in denen Graubuͤndtneriſchen Bergen befindet / gleich wie auch

Muſcus erectus ramoſus ſaturatè viridis, ſeu Lycopodium, Wolfsklaue, Myrtus communis Italica, Myrtenbaum.

Dieſes Geſchlecht wachſet leicht zu einem Baum auf / mit biegſamen zaͤchen Aeſten / unter rother Rinden; hat laͤnglichte / ſtets gruͤne / ge - gen einander uͤber ſtehende Blaͤtter / den Granat - blaͤtteren aͤhnlich / ſein Bluſt iſt weiß - und wol - riechend / traͤget ablange Beere / die den wilden Oliven um etwas gleichen. Man pflantzet den bey uns in etlichen Gaͤrten.

Es hat eine zuſammenziehende Kraft. Man verordnet deſſen Frucht zur Speiſe denen / die Blut ſpeyen / und die an der Harnblatter Noth leiden. Wann man deſſen Blaͤtter zerknitſchet /und368Das 12 Capitelund mit dem drauß flieſſenden Safft die feuchten Geſchwaͤre / und andere Theile des Leibs beſtrei - chet / die mit Fluͤſſen befallen ſind / ſo dienet es ihnen treflich / auch denen / die mit dem Grim̃en behafftet ſind. Miſchet man Rosoͤl darunter / iſt er gut wider den Heerbrand / und um ſich freſſen - den Mager / die Uberꝛoͤthe und die Entzuͤndun - gen der Gemaͤchten.

N.

Nasturtium Indicum majus, Groſſe gelbe Ritterſporn. Nerium floribus rubeſcentibus ſive Rho - dodendron, Oleanderbaum.

Dieſer iſt in Hrn. D. Lavaters Garten / wie je - nes in allen Blumen-Gaͤrten.

O.

Onobrychis ſpicata flore albo, Hahnenkopf.

Jn Hrn. Zuchtherꝛ Utzingers ſel. Garten.

Ophris bifolia, Zweyblat.

Wachſet an feuchten Plaͤtzen.

Orchis palmata anguſtifolia minor, flore odo - ratiß, Klein Knabenkraut. Orchis palmata anguſtifolia alpina flore nigro. Braͤndlein.

Dieſe zwey letſteren findet man auf den Alpen.

Origa -369Von den Kraͤuteren im Zeumonat.
Origanum ſylveſt - re ſive Cunila bu - bula, Groſſer Koſtantz.

Dieſer hat duͤnne / zaſerig-hoͤltzerne Wuͤrtzlein / viel hohe Staͤngel / die viereckig und rauch ſind / und auß deren Glaͤichen die Blaͤtter gegen einan - der uͤber herfuͤrſproſſen / wie auß den Nebenſchoſ - ſen kleinere / die den Majoran-Blaͤtteren aͤhnlich / und eines ſcharffen Gewuͤrtz-Geſchmacks ſind / wie eines lieblichen Geruchs / der in ein Doͤlderlein gleichſam mit rothen Blaͤttleinen eingefaßter Bluſt ſchimmeret fleiſchfarb oder weiß herauß / ſchwinget eines ſeiner zweygetheilten Blaͤttleinen ob ſich / das unterſt und groͤſſeſt als ein Maͤulein in drey getheilet herabhangend / zwiſchen denſel - ben in der Mitten ſtehen gleichfaͤrbige Faͤdemlein. Es ſproſſet hin und wider an unerbauten Orthen herfuͤr.

Sein Geſchmack iſt ſcharfflicht / daher erwaͤr - met / troͤcknet / oͤffnet und zertheilet er. Gedoͤrꝛ -A ater370Das 12. Capitelter und gepulferter Koſtantz in Moſt getruncken / foͤrderet den Monatbluſt / und fuͤhret die ſchwarze Gallen durch den Stuhl auß. Auß deſſen Bluſt werden Saͤcklein und Uberſchlaͤge gemacht / die uͤberfluͤſſige Feuchtigkeiten zu zertheilen.

Ornithogalum majus ſpicatum album, Groß Sternblume.

Wachſet in den Gaͤrten.

P.

Panicum germanicum ſeu panicula minor, Faͤnich / Fuchsſchwantz.

Faͤnich ſchieſſet auß einer ſtarcken zaͤſerigen Wurtzel in einen einigen Rohrgleichenden / zwey Ellen hochen / knottichten Halm auf / deſſen Gipf - fel ſchwach und ſchwanckend iſt; hat auch rauche / ſpitzige Schilffblaͤtter / die etwas breiter als die Blaͤtter des Waͤitzens. Zu oberſt auf dem Staͤn - gel ſpielet ein Spannen-langes / rund und dickes Aehre / das mehrere und ruͤndere Koͤrnlein in ſich haltet als ein Hirßaͤhre / und ſich mit etlichen gelb - lichten Huͤlßleinen umwicklet. Man ſaͤyet bey uns den Fench in die Aecker.

Man kan den Fench wie den Hirß in der Speiß und Artzney brauchen / aber er hat einen ſchlechten Nahrungs-Safft / der ſchwer zu verdaͤuen / dann er gebihret Blaͤſte / verſtopffet den Leib / troͤcknet und kuͤhlet / jedoch wird ſeine Unahrt durch die Milch gemilteret / in dem er darinn gekochet wird. Es ſtellet die Rothe-Ruhr / wann er in Wein ge - truncken wird.

Paſtina -371Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Paſtinacatenuifolia ſylveſtris, Vogelneſter.

Dieſe wachſen an den Borden der Wieſen und Aeckeren.

Paſtinaca ſativa, Paſteney.

Diß Gewaͤchs ſchieſſet einen zwey oder drey Ellen-hochen Staͤngel auf / der viel Aeſtlein hat. Wann ſie ſich aufthun / ſind je ſechs oder acht breite / geſtreimete Blaͤtter an der Seithen / wie Nebenſchoſſe angewachſen. Der Bluſt iſt klein und gelb / in einem breitlichten Doͤlderlein zuſam - mengefaſſet / darauf dann der Saame dick in ein - anderen zu ſtehen kommet. Die Wurtzel iſt weiß / dick / lang und eines ſuͤſſen Geſchmacks. Man pflantzet die in etlichen Gaͤrten.

Sie ſind zu Waͤrme und Feuchtigkeit geneigt; ſie erweichen den Bauch / milteren die Engbruͤſtig - keit / ſtillen den Huſten. Wann man dieſe Wur - zel in ſuͤſſen Wein und Honig kochet und iſſet / treibet ſie den Harn und die Monat-Zeit.

Pentaphylloides majus rectum foliis ternis alatis, eine Gattnng Fuͤnffingerkraut.

Jſt in Hrn. D. Lavaters Garten zu finden / wie auch die

Periclymenum non perfoliatum germanicum, Lilienfurch / Geißblat.

Jn allen Gaͤrten.

Polium montanum album, Bergpoley / Wilder Roßmarin.

Wach -372Das 12. Capitel

Wachſet an Bergichten Orthen / ſonderlich der Sile nach.

Polypodium vulgare, Engelſuͤß,

Dieſe Wurtzel fladeret zwerch uͤber die Flaͤche der Erden daher / und ſencket ſeine auß den Knoͤtt - leinen heraußſtammende Zaͤſerlein nidſich. Sie iſt von auſſen buchsgelb und innwendig graßgruͤn. Die Blaͤtter ſind denen Waldfarꝛen-Blaͤtteren aͤhnlich / nicht gezaͤhnet oder gekerfet / eines zu - ſammenziehenden Geſchmacks / und obenher gruͤn / untenher aber werffen ſie zu beyden Sey - then / der durch das Kraut hinaußgehenden Ner - fen / in artiger Ordnung gleichſam Haͤufelein ei - nes rothen Pulfers auf / mit dem ſie betuͤpfelt ſind. Es wachſet in den Waͤlderen / bey den Wurtzlen alter Baͤumen / auch auf den Eichen.

Jſt eines gar ſuͤſſen Geſchmacks / wie das Suͤßholtz / jedoch mit etwas eckeliger Schaͤrffevermiſcht;373Von den Kraͤuteren im Zeumonat. vermiſcht; er foͤrderet den Speichelfluß ſehr ſtark / fuͤhret die verbrennete Gallen und zechen Schleim auß / loͤſet die Verſtopffungen des Kroͤſes auf / und dienet denen treflich / die mit dem Scharbock behafftet.

Potamogeton foliis criſpis, ſeu lactuca ranarum, Sahmkraut.

Man ſuchet es in waͤſſerigen und ſuͤmffigen Orthen auf.

Pſeudodictamnus verticillatus inodorus ſeu cretenſis, Falſcher Diptam.

Jſt in den Gaͤrten zu ſehen.

Raphanus ſativus ſeu oblongus, Rettich.

Deſſen Blaͤtter gleichen den Ruͤben. Blaͤtte - ren / ſein Bluſt iſt Purpurfarb / mit vier Blaͤtt - leinen und gelben Spitzleinen. Die Wurtzel iſt dick und lang / von ungleicher Groͤſſe und Farb / weiß oder roth / eines ſcharffen oder beiſſenden Geſchmacks / wachſet grad doch nicht feſt in die Tieffe. Der Staͤngel ſchieſſet kaum ein paar El - len in die Hoͤhe. Man pflantzet ihn faſt in allen Gaͤrten.

Er erwaͤrmet / troͤcknet / oͤffnet / vertheilet und verduͤnneret. Man brauchet den meiſtens den Stein und Grieß zu brechen und abzutreiben / den Harn und die Monats-Reinigung zu fuͤrderen / die Verſtopffungen der Leber und des Mitzens zu oͤffnen. Er verduͤñeret auch die dicken SchleimA a 3des374Das 12. Capiteldes Magens / hilfft zur richtigen Vertheilung des Nehrſaffts und guten Gebluͤts. Jn hitzigen Fie - beren ſchlagt man darvon zerſchnittne duͤnne Stuͤcklein uͤber die Fußſohlen / und in Haupt - Schmertzen uͤber den Nacken. Das Eſſen des Rettigs erwecket ein Eckelen und Roͤltzen des Magens.

Ros ſolis, rotundo folio, Sonnen-Tauh mit runden Blaͤtteren.

Es hat duͤnne / zaſerige Wurtzlen und Zirckel - runde Blaͤtter / deren zu beyden Seiten je ſieben oder achte an einem laͤnglichen Stiele herfuͤrſchieſ - ſen / und an Farbe ſich von roth auf Purpur - braun neigen / die ſind ringsherum mit einem Kraͤntzlein zaͤrteſter Zaͤſerlein / gleich wie mit Aug - brahmen eingeſaumet / darauf man / auch zur al - lerheiſſeſten Zeit / rechte Tauhtroͤpflein erblicket. Die Blaͤtter ſind etwas hohl / wie ein Ohren - gruͤbel / zwiſchen denſelben keimen dann duͤnne / Spannen-hoche oder auch hoͤhere Staͤngelein auf / darauf weißlichte Bluͤmlein prangen. Man findet ihn in groſſer Maͤnge am Katzen-See / weiß und roth zwiſchen dem Roſen-Mieß bluͤhen.

Dodon. ſagt: Diß Kraut behaupte den hoͤch - ſten Staffel der Hitz und Troͤckne / daher verbie - tet er es inner dem Leib zu brauchen. Sonſt aber wird es wider die Schwindſucht / die Peſt / und die Wunden von Foreſto gelobt / dann es ſchwize auch zur heiſſeſten Zeit. Man trincke auch darab die fallende Sucht zu vergaumen und zu vertrei - ben / aͤuſſerlich uber den underen Leib gebunden /fuͤr -375Von den Kraͤuteren im Zeumonat. fuͤrderet es die Geburt / in Munde gehalten / ſtil - let es die Zahnſchmertzen / an den Halß gehaͤnget / milteret es die Raſerey der Unſinnigen / und ſo es oͤffter uͤber die Pulß-Aderen geſchlagen wird / ver - treibet es das viertaͤgig Fieber.

Ros ſolis folio oblongo, Sonnen-Tauh mit langen Blaͤtteren.

Wird auch mit Maͤnge in den feuchten Mat - ten an dem Katzen-See gefunden. Er bluͤhet im Heu - und Augſtmonat / hat gleiche Krafft / wie der vorgehend.

S.

Salix alpina ſeu ſaxatilis pumila, Grundweide.

Die findet man auf den Alpen / wie die

Salvia major ſeu latifolia, groſſe breite Salbey.

Jn den Gaͤrten.

Satureja hortenſis ſeu ſativa, Zwibel - Hyſop.

Hat ein hoͤlzernes Wuͤrtzlein / auß welchem Ellen-hoche rauchlichte / mit gewiſſen Knoͤttleinen beſetzte Ruͤthlein aufſchieſſen / bey jedem Knoͤtt - lein wachſen die Blaͤttlein / die dem gemeinen Hyſop aͤhnlich / und aber raͤuchen wie der Roͤ - miſch Quendel / auch an Geſchmack ſo ſcharff ſind. A a 4Auß376Das 12. CapitelAuß deſſen Nebenſchoſſen ſchieſſen die weiß - braune Bluͤmlein herfuͤr / die in 4. kleine Geer - lein geſpalten ſind. Man pflantzet den in etlichen Gaͤrten.

An Geſchmack und Geruch iſt er ſcharff und hi - zig / er erwaͤrmet / eroͤffnet und zertheilet. Man brauchet den im Anligen des Magens / wann er nicht daͤuet / und ab der Speiß ekelt / er dienet wider die Engbruͤſtigkeit / und der Mutter wider die verſtandne Monatblume / und ſchaͤrffet das Geſicht. Aeuſſerlich uͤbergeſchlagen / zertheilet er die Geſchwulſten und ſtillet die Schmertzen der Ohren.

Scabioſa capitulo globoſo minor, Apoſtemekraut.

Diß wachſet auf Bergen und Huͤglen.

Securidaca dumetorum major, flore vario, ſi - liquis articulatis, ſeu Hedyſarum purpu - reum, Purpur-braune Peltſchen.

Die wachſen in den Gaͤrten.

Serpillum foliis, citri odore, Zitronen - Quendel.

Den ſam̃let man auf den Gebuͤrgen.

Sideritis arvenſis anguſtifolia rubra, gemein Glied-Kraut.

Das wachſet under den Fruͤchten auf.

Smilax377Von den Kraͤuteren im Zeumonat.

Smilax hortenſis ſeu phaſeolus major, geſprengte Bohne. Solanum fœtidum, pomo ſpinoſo oblongo, Stechapfel.

Beyde werden in den Gaͤrten gepflantzet.

Solanum melano ceraſos, Dollwurtzel / Schlafbeere.

Die findet man auf den Gebuͤrgen.

Sonchus aſper laciniatus creticus ſemine recureo, Cretiſcher Lattich.

Dieſen ſihet man in des Hꝛn. Hirtzels Garten.

Sonchus lævis laciniatus, mur alis par vis flori - bus, ſeu Lactuca ſylveſtris, flore luteo, Wilder Lattich.

Hat ſeine Stelle in ſchattichten Waͤlderen.

Sphondijlium vulgare hirſutum, Scherlez / Baͤrenklaue. Succiſa hirſuta, ſeu morſus Diaboli, Teufels Abbiß.

Die wachſen in Bergen und Waͤlderen auf.

A a 5Tama -378Das 12. Capitel

T.

Tanacetum vulgare luteum. Reinfarn.

Dieſer wachſet mit runden Stenglen auf / welche mit ſchwammichten Marck gantz angefuͤl - let. Zur Seiten ſtehen auß gruͤn / auf gelb zickende / gekrimmete / mit Einſchnitten ringsher gekerfte Blaͤtter / die eines bitteren Geſchmacks. Zu oberſt auf den Stenglen ſitzen gelbe / auß vielen Zaſeren zuſam̃engeſetzte Traͤublein. Man fin - det diß Gewaͤchs in etlichen Gaͤrten.

Der Reinfarn hat einen bitteren / ſcharffen / warmen Gewuͤrtz-Geſchmack / daher troͤcknet und vertheilt er / und iſt ein gutes Wund-Mutter - und Nieren-Kraut / dienet ſonderlich wider die Spulwuͤrme / das Bauchgrimmen / den Stein und Grieß / verſtandne Monatbluſt / Waſſer - ſucht und Bloͤſe. Unſere Baursleuthe brauchen dieſe ſtarck wider die Glaͤichſucht.

Tele -379Von den Kraͤuteren im Zeumonat.
Telephium vulgare, Knabenkraut / Wundkraut.

Jſt ein Schuh-hoches oder etwas hoͤchers Ge - waͤchs / das in grade runde Stengel aufſchieſſet / daran viel grad aufrecht-ſtehende / Safft-reiche / blaue mit roth durchzogne / etwas gekrim̃ete / ſonſt gantze Blaͤtter ſich anhaͤngen / pranget mit einem weiſſen oder Purpur-farben Bluſt / deſſen Bluͤm - lein in 5. Blaͤttlein beſtehet / und alle ſich in Doͤl - derlein zuſammenſchlagen. Seine Wurtzel iſt kroͤpfig und hat viel druͤſſige Knollen / hat weder Geſchmack noch Geruch. Wachſet in ſchattich - ten Orthen und dicken Waͤlderen.

Hat einen zehen / feißten Kraͤuter-Geſchmack / die Wurtzel iſt etwas ſußlicht / daher ziehet ſie die Wunden zuſammen / und nehret / pflantzet friſch Fleiſch / feuchtet an / milteret und kuͤhlet.

Tecucrium primum, wild Gamaͤnderlein.

Hat ſeinen Sitz an feuchten / ſchattigen Plaͤzen.

380Das 12. Capitel

Talictrum majus, ſiliquâ anguloſa aut ſtriata, groſſe Wieſen-Raute.

Wachſet an der Sile.

Talictrum minus, kleine Wildraute.

An dem Zuͤrich-Berge.

Thluſpi umbellatum Cretium, Iberidis foliò, flore rubente, braun St. Catharina Blume.

Dieſe wird in den Luſt-Gaͤrten gepflantzet / wie auch der

Thlaſpi parvum ſaxatile, flore rubente, ſive lithothlapſi, cænofo folio, der Bauren - Kreſſich / und der Trifolium Americænum, Jndianiſch Klee. Trifolium arvenſe humile ſpicatum ſeu Lagopus, Haſen-Klee.

Der wachſet under der Saat auf.

Tuſſillago alpina, folio oblongo, Berghuff - lattich mit langen Blaͤtteren.

Dieſen findet man auf den Alpen.

V.

Valeriana ſylveſtris major, groß Baldrian.

Dieſe Wurtzel beſtehet in gar vielen weiſſen Zaſeren / die wie ein Gewuͤrtz ſchmecken. DieSten -381Von den Kraͤuteren im BrachmonatStengel wachſen grad / hohl / geſtreimet eines Manns hoch / daran die Glaͤiche zimlich weit von - einanderen ſtehen / deren Knoͤttlein undenher mit Blaͤtteren umfaſſet ſeyn / welche den Blaͤtte - ren des Garten-Baldrians gleichen / auſſer daß ſie etwas groͤſſere Geeren haben / geſpalten und ringsher gekerfet ſind. Der Bluſt gleichet ſich in einem Doͤlderlein / dem Garten-Baldrian / jedes Vluͤmlein ſpielet mit fuͤnff weiß-braunen Blaͤttlein / und verflieget mit Buͤſeleinen / wie der Pfaffen-Roͤhrlein Saame. Dieſer wachſet an ſchattichten und feuchten Orten in den Gebuͤr - gen.

Man haltet dieſen Baldrian gar dienlich de - nen / die gebrochen / oder verſtrupfften Geaͤders / oder hoch hernider gefallen ſind. Seine Blaͤt - ter ſind gut wider die Verſeerung des Mundes / der Zahnbilderen und Mundfaͤule der Kinder / wo man die in den Gurgel-Waſſeren abſidet und brauchet. Seine zerſtoßne Wurtzel / wird wie - der die fallende Seuche gelobt / auch daß ſie das Geſicht ſchaͤrffe / und das dreytaͤgig Fieber ver - treibe.

Verbaſcum nigrum, flore ex luteo purpuraſ - cente, Wullkraut.

Wachſet in Gebuͤrgen.

Verbaſcum mas latifolium luteum ſeu vulgare, gemein Wullkraut.

Wachſet an den Waſſeren und Felderen.

Ver -382Das 12. Capitel
Verbaſcum fœmi - na, flore albo. Weiſſes Wull - kraut.

Auß deſſen dicker Wurtzel ſchieſſet ein ſtarcker / dicker / Ellen-hocher / wullichter Stengel auf / der lange Blaͤtter hat / die obenher ſchwartz-gruͤn / undenher mit zarter / weißlichter Wollen beſetzt / ſpitzig ſind / zwiſchen den Schoſſen derſelben ſproſ - ſen die Blumen herfuͤr / die nur an der Farbe dem Bluſt des gemeinen Wullkraut ungleich / weiß / und in zimlicher Anzahle / an dem Stengel der Laͤnge nach zerſtreuet. Man findet ſie in den Felderen um Schaffhauſen her.

Es hat gleiche Tugend wie das oben beſchrieb - nes Wullkraut / namlich es hat einen kraͤutelen - den / eckelichten / troͤcknenden Geſchmack / der Speichel ziehet / daher es ſaͤnfftlich erweichet und troͤcknet / zertheilet die Schmertzen / ſon - derlich der Blut-Ader milderet. Man ge -brau -383Von den Kraͤuteren im Zeumonatbrauchet es fuͤrnemlich in den Bruſt-Kranckhei - ten / wider den Huͤſten / das Blutſpeyen und das Bauchgrimmen.

Veronica ſpicata anguſtifolia, eine Gattung Ehrenpreiß.

Stehet um Schaffhauſen.

Virga aurea mexicana ſeu americana, Froͤmd Heidniſch Wundkraut.

Jſt in Hrn. D. Lavaters Garten zu ſehen / wie die

Vitis Idea foliis carnoſis, veluti purctatis, ſeu Idea Radix Rauſch / Steinbeerlein.

Auf den Alpen.

Vitis Idea, foliis ſubrotundis, non crenatis, bac - cis rubris, Rothe Heidelbeere.

Dieſe Staude traget ihre Frucht an dreyviertel Ellen-hochen Aeſten / die mit vielen dicken / ab - langen Blaͤtteren behaͤnget / ſo jetz zu aͤuſſerſt rund / bald leichtlich zu geſpitzet ſind / und einen zuſammenziehenden bitterlichten Geſchmack ha - ben. Der Bluſt hanget zu aͤuſſerſt an den Schoſ - ſen Traubenweiſe an einanderen / wie die Meyen - reißlein / ſind zuweilen lieblich-roth. Darauß er - wachſen die Beere in der Groͤſſe einer Erbſen / die weißlicht oder gelblicht-roth und eines ſauren Geſchmacks ſind. Die Staude hat eine krumme zaſerige Wurtzel. Man findet ſie auf dem Frak -muͤnt384Das 13. Capitelmuͤnt oder Pilatusberg im Bluſt im Brachmon. und zeitiget die Beeren biß in den Augſtmonat.

Dieſe Beeren ſind ſaur / ziehen zuſammen / ha - ben Krafft zu kuͤhlen und zu troͤcknen / daher bedie - net man ſich deren wider die Rothe-Ruhr und den Bauch-Fluß. Deren außgetruckten Safft ko - chet man mit Honig ab / die Hitzen des inneren Leibs und den Durſt in den Fieberen zu ſtillen.

Das 13 Capitel Von denen Gewaͤchſen des Augſtmonats.

A.

Acetoſæ rotundifolia alpina, Runde Bergſaurampfer.

Jſt auf den Glarner-Alpen zu finden / wie die

Aconitum pardalianches ſeu Thora Walden - ſium, Wolfswurtz.

Auf den Schweitzer-Gebirgen.

Ageratum ſerratum Alpinum, ſeu purpureum, Brauner Koſtenbalſam.

Dieſer hat eine kurtze gehaͤrige gelblichte Wur - zel / viel kleire gekerfte / um die Wurtzel zerſpreitete / an Geſchmack bitterlichte Blaͤtter / mit vielen von den Borten der Felſen herabhangenden Staͤnge - lein / die den Felſen ziehren und decken. Sein Bluſt iſt Violbraun / in groſſer Anzahl / lieblich-riechend /ſo385Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. ſo daß er den Violen an Geruch nichts nachgibt / enthaltet ſich in einem ablangen gruͤnen. Kelchlein. Man findet den in dem Bluſt auf den Glarner - Gebirgen in dem Augſten.

Das darvon abgeſottenes Tranck foͤrderet den Monat-Bluſt und den Harn.

Alcea vulgaris major, Sigmarswurtz.

Die wachſet auf dem Huͤtleinberge / wie den

Allium montanum bicorne, anguſtifolium flore purpuraſcence, wilder Knoblauch.

Jn den Waͤlderen / und

Alni effigie, lanato incano folio major, eine Gattung Erlenbaums.

An eben denſelben Orthen.

Alſine tridactilites cœrulea, eine Gattung Huͤnerdarms.

Den findet man auf den Gebirgen.

Althæa Dioſcordis & Plinij, ſeu vulgaris. Eybiſch / oder Sammetpa - pelen.
B bDiſe386Das 12 Capitel

Dieſe keimet auß vielen weiſſen Wurtzlen mit einem zwey Ellen-hochen / rund haͤrigen Staͤngel auf / daran krum herum ſich raͤnckende / gekerfte / mit waͤichem grauem Beltze uͤberzogene Blaͤtter je eines um das andere herfuͤrwachſen / und etwas laͤnger ſind als der gemeinen Papelen Blaͤtter / zwiſchen und auß den Nebenſchoſſen ſchlagt ein weiſſer / etwas auf fleiſchfarb zickender Bluſt auß / der fuͤnf Blaͤttlein hat / und dem Bluſt der ge - meinen aufrecht ſtehenden Papelen gleichet / und in der Mitten ſtehet ein Stachel / der mit vier purpurbraunen Buͤtzleinen umgeben iſt. Man pflantzet ſie in etlichen Gaͤrten.

Diß Kraut iſt heiſſer und trockner Ahrt / zugleich erwaͤichet / oͤffnet und zertheilet. Sie linderet die Schmertzen / zeitiget die Geſchwaͤre / milteret und verbeſſeret die Schaͤrffe. Man gebrauchet es fuͤr - nemlich in denen Anligen der Bruſt / der Blate - ren und des Seitenſtechens / ꝛc. Außwendid wird ſie gar viel zu den Pflaſteren und Klyſtieren ge - braucht.

Angallis alpina ramoſa, Berggauch-Heil.

Diß Kraut hat ſeine Stelle auf den Toggen - burgiſchen Alpen und auf dem Frackmont oder Pilatus-Berg.

Aſter Atticus cævuleus vulgaris, Scharten - kraut / Sternkraut.

Wachſet auf rauchen Huͤglen.

Aſter luteus anguſtifolius, Bergſternkraut.

Findet ſich auf den Gebirgen.

Balau -387Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

B.

Balauſtia flore pleno majorc, Granat - apfelbluſt.

Wachſet auf einer Ellen-hochen Staude in die Hoͤhe mit vielen Nebenaͤſten / die mit ſchoͤnen gruͤnen / glatten / ablangen Blaͤtteren geziehret ſind / zwiſchen denen der Bluſt gar anſehenliche / mit dicken Blaͤttleinen ſo hart in einanderen ge - fuͤllet herfuͤrſchieſſet / daß er den hundertblaͤtteri - gen faſt gleichet / iſt gar ſattpurpurfarb / hat eine harte hoͤltzerne Rinden / und iſt in viel Geerlein zertheilet. Man pflantzet es in etlichen Gaͤrten.

Hat einen zuſammenziehenden Geſchmack / da - her er kuͤhlet und troͤcknet Jſt dienlich wider das Blutſpeyen / die Rothe-Ruhr und den Bauch - fluß So man darab trincket / beſtellet er den Monatfluß / und heilet die Mundgeſchwaͤre.

Balſamina lutea, ſeu noli me tangere, Springkraut.

Stehet an feuchten Orthen bey den Baͤchen.

Balſamina rotundifolia repens ſeu mas, Balſam-Apfel.

Wird in Herꝛn D. Lavaters Garten geſehen.

Bellis montana major, folio acuto, eine Gattung Gaͤnß-Blumen.

Stehet auf den Glarner-Gebuͤrgen.

Borrago Cretica, Cretiſcher Burꝛetſch.

Befindet ſich auch in Hrn. D. Lavaters Garten.

B b 2Buxus388Das 13. Capitel
Buxus arboreſcens. Buchsbaum.

Jſt ein immer gruͤner Baum / mit diken Aeſten und vilen glaͤntzenden glatten dopel-Blaͤt - teren belaubet / die eines unangenehmen Ge - ſchmacks / zwiſchen denen / den Aeſtlein nach / kleine Kuͤgelein Trauben-weiſe anhangen / die ſich in gelbe zaſerige Bluͤmlein oͤffnen / welche zu klei - nen gruͤnen dreybeinigen Haͤffeleinen werden. Die Wurtzel aber iſt gar knottig. Man pflantzet den Buchsbaum in etlichen Gaͤrten.

Die Blaͤtter haben einen ſcharffen / irꝛdiſchen zuſammenziehenden / uͤbelriechenden Geſchmack / daher wird auß deſſen Holtz ein Oel abgezogen / das den Schlaff bringet / die Zahnſchmertzen ſtil - let / und ſonderlich wider die fallende Sucht ge - ruͤhmet wird. Wird diß Holtz abgeſotten / ſo foͤrderet es den Schweiß / und heilet wie das Fran - zoſen Holtz (Guajacum) die unreine Kranckheitder389Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. der Geilen / die von den Frantzoſen her den Nam - men traget / und widerſtehet den Wuͤrmen und der Faͤulung.

C.

Cacalia foliis craſſis & hirſutis, ſeu vulgaris, Scheißkraut.

Berfindet ſich auf dem Laͤgerberge.

Calamintha vulgaris vel officinarum Ger - maniæ, Stein-Berg-Muͤntzen.

Es wachſen deren rundlichte / gekerfte / haͤrige / wolriechende Blaͤtter gegen einanderen hinuͤber an einem viereckigen / mit vielen Nebenſchoſſen be - ſetzten Staͤngel auf / der ſich von der Mitten biß zu oberſt in viel andre Nebenſchoſſe zertheilet / da - ran der Bluſt in haͤrigen und geſtreimeten Kelch - leinen ſitzet / eines halben Zohls lang und gin - nend / an Farbe Purpur-roth / und am Geruch gar lieblich wird. Sie wachſet auf den Bergen und an felſichten Orthen um Schaffhauſen her.

Sie iſt eines bitteren / ſcharffen Geſchmacks / und hat gleiche Kraͤffte wie die Muͤntzen / ſie troͤk - net auf / foͤrderet den Schweiß und Harn / wie - derſtehet dem Grimmen.

Calamintha arvenſis verticillata ſeu Mentha aquatica. Ackernept.

Man findet den in den Aeckeren an den Ber - gen / wie die

B b 3Campa -390Das 13 Capitel

Campanula foliis Echij floribus villoſis, Berg-Glocklein.

Auf den Glarner-Bergen.

Carduus pratenſis latifolius ſeu Acanthus ſyl - veſtris, groß Haſen-Koͤhl.

Hat ſeine Stelle in den Berg-Matten.

Carduus ſpinoſiſſimus latifolius ſphœrocephalos vulgaris ſeu ſylveſtris, Speeroiſtel.

Die findet man in den Graͤben.

Carlina cauleſcens magno flore. Eberwurtzel.

Dieſe Wurzel ſchweiffet weit und breit herum / iſt ungefahr eines Daumens dick / von auſſen an Farbe roth / von innen aber weiß / ſchmecket wie ein Gewuͤrtz etwas ſtarck / eher ſie auß dem Bo - den außſchlagt / wirfft ſie meiſtens etliche Knoͤpf -lein391Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. lein oder Bollen auß / auß deren jeder ſonderlich lange Blaͤtter uͤberſich ſteigen / welche biß an das Rip hinein tief eingeſchnitten / und mit ſtar - ken Stachlen geſpitzet ſind / in deren Mitten dañ eine ſtachlichte Huͤlſe ſitzet / die durchauß ſtach - lichte Blaͤtter hat / darinn ein Zaſeriger / auf Pur - pur-zickender Bluſt erſcheinet / der mit Silber - farben Blaͤttlein umgeben iſt. Jhr Saame aber wird in eine verfliegende Wollen eingewi - kelt. Man findet ſie in Menge auf dem Schaff - hauſeriſchen Randen und anderen Eidgnoͤſſiſchen Alpen.

Dieſe Wurtzel hat einen ſcharffen gar ſuͤſſen Geſchmack / der den Speichel ziehet und weit um die Bruſt machet / iſt auch wegen ihrer Ge - wuͤrtz-Krafft ein gutes Widergifft / treibet den Schweiß / das Gebluͤt / und toͤdet die Bauch - Wuͤrme. Bindet man ſie den Pferdten in den Zaum under die Zungen / ſo benimmet ſie ihnen die Muͤde.

Caryophyllata alpina lutea, Berg - Benedicktenwurtzel.

Die wird auf den Glarner-Alpen geſamlet.

Cariophyllus ſylveſtris alter, flore laciniat[o]odoratiſſimo, Feldnaͤgelein.

Die wachſen auf duͤrꝛen Aeckeren / wie die

Caryophyllus flore tenuiſſimè diſſecte, Berg-Naͤgelein.

Jn den Berg-Matten.

B b 4Cha -392Das 13. Capitel

Chamæciſtus foliis minoribus & incanis, klein Sonnen-Bluͤmlein.

Auch daſelbſt.

Chondrilla verrucaria foliis intubaceis viridi - bus, ſive Cichorium verrucoſum, Wegwarte.

Stehet in Herꝛn D. Lavaters Garten.

Chryſanthemum Matricariæ folio, Goldblume.

Stehet in des Herꝛn Werdmuͤllers Garten.

Chryſanthemum alpinum, foliis Abrotani mul - tifidis, eine Gattung Goldblume.

Die auf den Glarner-Alpen zu finden.

Chryſanthemum alpinum incanum foliis Laci - niatis, groſſe Goldblume.

Auch daſelbſt.

Clinopodium Origano ſimile, Wirbeldoſte.

Dieſe wachſet an ſandigen ungebauten Orten.

Clinopodium montanum, Steinpoley.

Hat ihre Stelle in den Toggenburgiſchen Ge - buͤrgen.

Cnicus ſativus ſeu Carthamus officinarum, Safflor.

Die -393Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

Dieſer wachſet in einem Stengel auf / der ſich obenher in Nebenſchoſſe zertheilet / an denen die aderigen / glatten / ringsher mit kleinen Doͤrn - leinen beſetzte / zugeſpitzten Blaͤtter ohne Ord - nung hin und her ſtehen. Zu auſſerſt an denen Schoſſen zeigen ſich zwiſchen kleinen ſchuͤpigen Blaͤttleinen die Knoͤpfe / auß denen ſich ein zaſe - riger Bluſt oͤffnet / der ſatt-roth / Saffran-faͤr - big / in dem Knopfe ſelbſt zeitiget ſich ein ablan - ger weiſſer / in Wollen umſchloßner Samme. Er wird in die Gaͤrten geſayet.

Safflor dienet wider das Grimmen / reiniget Bruſt und Lungen / auß ſeinem Saamen wird die in den Apothecken bekannte Safflor Latwerge (Diacarthamum) bereitet / die den Waſſerſuͤch - tigen dienlich / wann ſie recht gemachet wird. Wann dieſer Saame zerſtoſſen / und in Fleiſch - Bruͤhen eingegeben wird / fuͤhret er die kalten Fluͤſſe und den zehen Schleim ab / nicht anderſt als wie das ſo genanntes Epithymum die Melan - choliſchen Fluſſe ableitet.

Cnicus ſylveſtris ſpinoſior, Frauendiſtel.

Befindet ſich an dem Huͤtleinberge / und hin und wider am Albisberge.

Conſolida regalis flore majore & multiplici, gefuͤllete Ritterſporen.

Sind in den Gaͤrten

Conyza aquatica laciniata, Waſſer - Duͤrwurtzel.

Die findet ſich an feuchten Orten / wie die

Co -394Das 13. Capitel

Conyza major ſeu vulgaris ſive Baccharis, gelbe Muͤntze.

Doronicum radice dulci ſeu longifo - lium, Gemswurtze.

Dieſe Wurtzel iſt knottig und wie geſchuͤpet / treibet lange weiſſe Zaſerlein in dem Boden von ſich / ihr Safft iſt am Geſchmack gleich dem auß der Suͤßholtzwurtzel außgetruckten Safft. Sie gibet einen Ellen langen / runden geſtreimeten Staͤngel von ſich / auf deſſen Gipffel ein groſſes Knoͤpflein ſitzet / das viel gelbe Bluͤmlein einſchlieſſet / und mit anderen langlichten / wie Gold glaͤntzenden Blaͤttleinen umgeben iſt. Die ablangen Blaͤtter ſtehen an einem langen Stiehle um die Wurtzel herum / die ſind ringsher geker - fet / der Staͤngel iſt dann mit laͤngeren Blaͤtte - ren bekleidet. Jhr Geſchmack iſt ſcharff und bit - ter. Man findet die ſchier auf allen Schweitzer - Alpen.

Die395Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

Die waͤrmet / troͤcknet und zertheilet / dienet wider das Gift. Man brauchet ſie fuͤrnemlich wi - der den Schwindel / die Bauchblaͤſte / das Hertz - klopffen / wider gifftige Kranckheiten und Biſſe.

Doronicum plantaginis folio, Gemswurtz / mit Breitenwaͤgerich Blaͤtteren.

Jſt auf den Alpen / wie

Doronicum Helveticum incanum, eine andere Gems-Wurtzel. Dracunculus hortenſis, Dragaun.

Jſt ein Geſtraͤuch / das weite / um etwas geeck - ichte Schoſſe außwirfft / hat ſchmale / ſchwartz - gruͤne / ablange / unzertheilte Blaͤtter / die dem Arabiſchen Hyſop gleichen. Die ſind eines ſcharf - fen Gewuͤrtz-Geſchmacks / der mit etwelcher lieb - licher Suͤſſigkeit gemiſchet. Traget zu oberſt an den Schoſſen Traͤublein wie die Stabwurtze / dar - an die Bluſtzaͤſerlein kaum zu ſehen. Die Wur - zel bleibet fort und fort. Man pflanzet den Dra - gaun in etlichen Gaͤrten.

Die gantze Pflantze iſt mit einer mercklichen Schaͤrffe durchfahren / ſie waͤrmet ſtarck / troͤck - net / zertheilet und oͤffnet. Dienet dem kalten Magen / vertreibet die Blaͤſte / foͤrderet den Harn und beſtandene Monathlume / eroͤffnet die Ver - ſtopffungen. Wann ſie gekaͤuet wird / ziehet ſie den Speichel / und linderet die Zahnſchmertzen / und reiniget das feuchte Hirne.

Echium396Das 13. Capitel

E.

Echium alpinum minimum, Kleine Ochſenzunge. Echium alpinum luteum ſeu Trachelium, Bergochſenzunge.

Beyde ſtehen auf den Alpen.

Equiſetum paluſtre, tenuiſſimis & longiſſimis - ſetis, Groß Roßſchwantz.

An waͤſſerigen Orthen.

Equiſetum fœtidum ſub aqua repens, Waſſer - Katzenſchwantz.

Wird unter den Waſſeren gefunden.

Erica vulgaris glabra, Heyden.

Jſt ein kleines Staͤudlein mit ſehr langen Wurtzlen kaum zu zerbrechen / hat viel hoͤltzichte / harte / aͤſtreiche / zwoͤlf in dreyzehen Finger lange und auch laͤngere Gerten / die ſchwartzroth ſind / hat viel immer gruͤne Blaͤttlein / die an kleinen Zweygleinen zu vieren Seithen Schuͤpenweiſe anligen / daß ſie dem / der von oben herab drein ſchauet / als viel an einander ſtehende Kreutze vorkommen. Sie gleichen denen Tamarisken - Blaͤtteren / der Bluſt iſt wie ein Aehre geſtaltet / aufgeblaſen / auf braunroth zickend / hanget an kleinen Stielen / beſtehet in vier Blaͤttleinen / in deren Mitten rothe Zaͤſerlein ſtehen. Es wird inden397Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. den Gebirgen und ſchattichten Waͤlderen geſehen. Er hat einen trocknen Kraͤuter-Geſchmack / daher ziehet er zuſammen und waͤrmet / wird wider der Schlangen Biſſe und allerley Fluͤſſe ſehr gelobet.

Eupatorium Cannabium ſeu Herba S. Kuni - gundis, Kuͤnigunds-Kraut.

Jſt einer anſehenlichen Hoͤhe / eines graden / runden und wollichten Staͤngels / der lieblich raͤuchet. Seine Blaͤtter ſtehen etwas weit von einander / ſind des Hanfs-Blaͤtteren aͤhnlich / ab - lang-ſpitzig / ringsher gekerfet / haͤrig / und eines bitteren Geſchmacks. Der Bluſt iſt wie in einen Wadel gewunden / beſtehet in lauteren Zaͤſerlein / die weißlicht braun / und werden endlich zu einem wollichten Saamen. Es wachſet an den Geſta - den der Waſſeren.

Es iſt eines bitterlichten Geſchmacks / der ver duͤnneret / oͤffnet / und ein wenig zuſam̃enziehet. Jſt ein gutes Wund - und Leber-Kraut / deſſen fuͤr - nemſter Gebrauch iſt / wo des Leibs Beſchaffen - heit kraͤncklich / auch wider die Haubtfluͤſſe / den Huſten / und die verſtandene Weiber-Zeit / die es ſonderbar treibet / wann man darinn badet Auſſerlich zu uͤberſchlaͤgen / iſt es der edleſten Wundkraͤuteren eines.

Eupatorium foliis Enula, Cornuti, froͤmdes Koͤnigundskraut.

Beſindet ſich in Hrn. D. Lavaters Garten.

Euphraſia alpina, luteo flore, Kleiner gelber Augentroft.

Es398Das 13 Capitel

Es ſchieſſet auß einem zaſerigen Wuͤrtzlein ein drey oder vier Zoͤhle hocher Staͤngel / der rund und ein wenig haͤrig iſt / daran wenig kleine ge - kerfte Blaͤttlein hangen / die demjenigen Augen - troſt gleichen / zwuͤſchen denen in einem ablangen Kelchlein gelbe Bluͤmlein herfuͤrſpielen / die an Geſtalt dem Bluſt des Augentroſts gleichen / ſte - hen an kleinen Stiehlen / und ſind wie ein Haͤub - lein. Es kommet auf den Glarner - und Toggen - burger-Alpen zum Vorſchein / und hat ſchier eben die Wuͤrckung wie der gemeine Augentroſt.

F.

Fragaria alpina fruteſcens, eine Gattung Erdbeerkrauts.

Wachſet auf den Schweitzer-Alpen.

G.

Galega vulgaris ſeu Ruta Capraria, Geiß - raute / Fleckenkraut.

Jch habe die ſchoͤn bluͤhend in groſſer Viele auf dem Schaffhauſiſchen Berge Rander gefunden.

Gentiana anguſtifolia autumnalis major, Groſſe Herbſt-Enzian.

Jſt auf ſumpfigen Bergen.

Gentiana pratenſis flore lanuginosô, Lungenblume.

Auf den Toggenburgerr-Alpen.

Gen -399Von den Kraͤuteren im Augſtmonat

Gentiana Aſclepiadis folio, eine Gattung Enzian.

Kom̃et gern unten an den Bergen herfuͤr / wie hingegen

Gentianella alpina minimæ, kleine Berg-Enzian.

Auf den hoͤchſten Alpen / alſo auch

Gentianella alpina æſtiva, Centaurei minoris foliis, Himmelsſtengel. Geranium ſanguineum flore maximo, Roht Schnabelkraut.

Das findet man in dem Gebirge um Schaff - hauſen herum.

Glycyrrhyza ſiliquo - ſa vel germanica ſeu Liquiritia, Suͤßholtz.
Dieſe400Das 12. Capitel

Dieſe Buchsgelbe / an Geſchmack gantz ſuͤſſe / gertichte Wurtzel fladeren und verwicklen ſich weit herum in einanderen. Der Saame iſt etwas haͤrig und bey weitem nicht ſo ſuͤß. Seine ſchwartz - gruͤne / ringsher gantze Blaͤtter ſchlagen ſich gleichſam an einen Fluͤgel zuſammen / wie an dem Eſchbaume. Sein braunrother Bluſt ſtehet an einem Kamben. Auß jeder dem Hartzklee gleichen - den Bluſt erwachſen glatte Huͤlſen / darinn der Saame enthalten. Das Suͤßholtz wachſet auf etlichen Eydgnoͤſſiſchen Gebirgen.

Dieſe Wurtzel iſt etwas harblicht und ſuͤß / da - her benimmet ſie die Heiſere des Rachens / ſtillet den Schmertzen des Magens / der Bruſt und der Leber / dienet den Nieren / fuͤrauß hilfft ſie den Huſtenden / beſaͤnfftiget das brennend barnen / fuͤhret ab / reiniget / linderet und maͤſſiget die ſcharffen Fluͤſſe.

Gnaphalium vulgare majus, Rheynblume / Ruhrkraut.

Das findet man auf den Aeckeren.

Gnaphalium majus, anguſto oblongo folio, ſeu maximum virgatum, Ruhrkraut.

Wachſet auf dem Huͤtleinberg.

Gnaphalium alpinum minus, Klein Nagelkraut. Gnaphalicüm minus repens, Kleines Ruhrkraut.

Wachſet an ſchattichten Orthen.

Gra -401Von den Kraͤuteren im Augſtmonat

Gramen arvenſe panicula criſpa, Feldgraſe.

Das liebet ſaͤndige Aecker.

Gramen montanum, paniculatum, odora - tum, Straußgraſe.

An feuchten Stellen des Huͤtleinbergs.

Gramen Parnaſſi albo ſimplice flore ſeu He - patica alba, Parnaſſusgraſe.

An dem Katzenſee.

Gypſophytum majus, Steinbrech.

Auf den Bergen.

H.

Helleborus albus flore ſubviridi, Weiſſe Nießwurtzel.

Die findet man auf den den Eydgnoͤſſiſchen Gebirgen / wie

Helleborus ſanicula folio minor, eine Gar - tung Nießwurtzel.

Die auf den Alpen gefunden wird / und wie

Horminum ſylveſtre latifolium verticillatum, Wilder Scharlach.

Auf den Felderen wachſet.

C cHyoſ402Das 13. Capitel
Hyoſcyamus vulga - ris vel niger, Gemein Bilſen - kraut.

Jſt eines ſtinckenden Geruchs / hat weiche / wol - lichte / in keiner Ordnung / an dicken / mit Wol - len dick beſetzten Staͤnglen ſtehende Blaͤtter / die den Blaͤtteren des Weißdorns aͤhnlich / auch wachſet der Bluſt daran dick in einanderen / von Geſtalt wie ein Koͤrblein. An Farbe iſt er gelb / mit braun-rothen Strichleinen / auch allerhand Far - ben durchzogen / von auſſen iſt er haͤrig / hat braun rothe Zaͤſerlein / in deren Mitten ein Stefftze ſich befindet. Deſſen ſchwartzer Saame ſitzet in einer ablangen Eichel-foͤrmigen Huͤlſe / es wachſet auß einer dicken runtzlichten Wurtzel auf. Das Bli - ſenkraut hat ſeine Stelle an ſandigen duͤrꝛen Or - then.

Es hat einen ſcharffen / ſchwefflichten / Schlaff - erweckenden Geruch / der der Empfindlichkeit hart zuſetzet und die Sinne betaͤubet / wie deſſen Ge -ſchmack403Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. ſchmack zwar kuͤhlend ſcheinet / aber gantz tumm und toll machet / iſt ein wenig oͤlicht / und milte - ret die Schaͤrffe. Es iſt hoͤchſt ſchaͤdlich im Leibe zu gebrauchen / jedoch wird das Blutſpeyen dar - mit vertrieben. Von auſſen wird es auf hitzige Geſchwaͤre / in dem Podagra und wider die Zahn - ſchmertzen uͤbergeſchlagen. Man bereitet auch ein Oel darauß.

Hyſſopus officina - rum cœrulea ſeu ſpicata. Yſop.

Es ſproſſet auß einer harten hoͤltzernen Wur - zel viel gevierte / rauche / mit Glaͤichen beſetzte Schoͤßlein oder Geerlein auf / an denen viel Aeſt - lein außſchlagen / die Blaͤttlein kommen an den Glaͤichen herfuͤr / und umgeben die wie ein Wir - tel / ſie ſind an Geſtalt wie die Lavander Blaͤtt - lein / doch zweymal groͤſſer. Der Bluſt haͤnget ſich an die Gelencke der Aeſtleinen wie ein langesC c 2Aehre.404Das 13. CapitelAehre. Das ober Muͤndlein des Bluͤmleins iſt in zwey getheilet / laſſet von oben herab zwey Fluͤ - gelein ſincken / an Farbe iſt es blau / weiß / und zuweilen roth / doch ſelten. Der Yſop wucheret in etlichen Gaͤrten bey groſſer Anzahle.

Er hat einen hitzigen / ſtarcken Gewuͤrtz-Ge - ruch / einen bitteren / ſcharffen / hitzigen Ge - ſchmack / daher vertreibet / zertheilet / oͤffnet und verduͤnnert er. Sein vornemſter Nutzen iſt in der Engbruͤſtigkeit und dem Huſten / er zertheilet die tartariſche zehſchleimige Materien / die ſich der Lungen anhaͤngen. Auſſer dem Leibe wird es ge - braucht / die blaue Maaſen der Augen zu vertrei - ben / die Mutter zu reinigen / das Singen und Sauſen der Ohren zu ſtillen / den Mund zu ſaͤu - beren. Sonſt ſtaͤrcket der Yſop den Magen beſ - ſer / als aber der Wermuth.

I.

Jacea montana laciniata ſquamata, groſſer Bruch-Sanickel.

Den findet man auf den Toggenburger-Al - pen / gleich wie auch

Jacohæam alpinam, foliis rotundis ſerratis ſeu Conyza montana, das Gold-Kraut. Juncus acumine reflexo trifidus, Bergbinze.

Dieſer wachſet auf dem Pyreneiſchen Gebirge / und Pilatus-Berge.

Juncus equiſeti capitulis, klein kolblichte Bintze.

Jſt an dem Katzen-See zu ſehen.

Lau -405Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

Laurus vulgaris, Lorbeer-Baum.

Dieſer wachſet ſonderlich in denen waͤrmeren Laͤnderen / zu einem Baume von rechter Groͤſe auf / hat dicke ungleiche Wurtzlen / hat ablange harte zugeſpitzte / Zohl-breite Blaͤtter / durch de - ren Mitte eine Ader gehet / die hangen mit einem kurtzen Stiele an den gruͤnen Aeſten / wird mit weiſſem Bluſt uͤberal behaͤnget / der dem Ebheu - Bluſte um etwas gleichet / in Mitten drinnen / ſtehen viel Zaͤſerlein / darauß er wachſen langlichte ſchwartze Beere. Dieſer iſt in Hiſpanien und Jtalien ein gemeiner Baum.

Seine Beere erwaͤrmen / troͤcknen auf / er - weichen und loͤſen auf / und oͤffnen. Sie foͤrderen die Monats-Reinigung und den Harn / ſie ſind dienlich wider die Glaͤichſucht / den Schlag und das Grimmen / wider das Bauchwehe der Kind - betterinnen nach der Geburt / und wider die Un - daͤulichkeit des Magens. Leget man die Blaͤt - ter von auſſen uͤber / ſo heilen ſie die Weſpenſtiche / erwaͤichen die Geſchwaͤre / foͤrderen die Monat - Reinigung (ſo man daran riechet und die in Baͤ - deren ſiedet und dariñ badet) ſie linderen die Schmertzen / in Gurgelwaſſer gebrauchet / be - nimmt es die Zahn-Noth.

Libanotis latifolia altera ſeu vulgatior, weiſſe Hirſchwurtzel.

Dieſe dicke / lange / weiſſe Wurtzel / wirfft ei - nen knorꝛichten / zwey biß drey Ellen-hochẽ Sten - gel auf / hat abſonderliche rundlichte / obenherC c 3gruͤn /406Das 13. Capitelgruͤne / undenher aber ſchier graue Blaͤtter; aber das gantz Blatt hanget an einem langen Stiele / und in gegeneinander uͤber ſtehende Blattſchoͤß - lein abgetheilet / deren jedes wider in andre gleiche Nebenblaͤtter underſcheiden / tragt zu oberſt ein breites Dolder oder breite Krohne von weiſſen Blumen / der Saamen ſtehet zweyfach aneinan - deren / iſt achteckig / mit etwelcher Schaͤrffe und Vitterkeit begabet. Sie wachſet auf den meiſten Schweitzeriſchen Gebirgen / auch auf dem Huͤt - leinberge.

Sie gleichet am Geruch der Florentiniſchen Veyelwurtze / an Geſchmack ſuͤſſet ſie anfaͤnglich / hernach aber machet ſie einen bitteren und trock - nen Mund / daher warmet und troͤcknet ſie / und treibet den Schweiß. Sie iſt ſehr nutzlich wider die Fieber und das Gifft / ſie widerſtehet der Faͤu - lung / troͤcknet die flieſſenden Geſchwaͤre ſchnell auf / ſtaͤrcket das Geſicht / und heilet die kalten Fluͤſſe.

Linaria407Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.
Linaria vulgaris lu - tea, flore majore. Leinkraut.

Ehe diß Kraut in Bluſt kommet / iſt es dem Cypreſſenen Wolffs-Milche ſo aͤhnlich an den Blaͤtteren / daß er darvor nicht zu entſcheiden waͤre / anderſt / daß das Leinkraut keine Milch in ſich hat. Der Bluſt ſtehet zu oberſt einande - ren nach an dem Stengel / von vornen mit einem aufgeſperten Schluͤndlein wie der Orant / hin - denher aber iſt er mit einem Hoͤrnlein geſchloſſen / wie die Ritterſpoͤrlein / iſt von Farbe gelb / mit Striemleinen von gleicher Farbe. Die Wur - zel iſt hoͤlzern / hart und weiß. Diß Kraut hat ſeine Stelle an ungebauten Orthen um die Zaͤuhne her.

Er waͤrmet und troͤcknet / wegen ſeines bitte - ren Geſchmacks / foͤrderet es den Harn / iſt ſon derbar dienlich wider die Gelbſucht / die Verſtopf - fung der Leber / die Waſſerſucht und das ſchwe -C c 4Harn -408Das 13. CapitelHarnen. Auſſer dem Leibe leget man das uͤber den unteren Leib wider das Harnwinden / und uͤber den Maſtdarm wider die Schmertzen der Gold-Ader.

Linaria Triphylla minor lutea, klein Leinkraut.

Diß ſihet an Blaͤtteren dem gemeinen Lein - kraut gar nicht gleich / ſie ſind an Schuh-langen / dicklichten / runden Schoſſen in gewiſſer ſchoͤner Ordnung außgetheilet / und umfangen den Staͤn - gel / zu oberſt aber in dem Gipfel zerlegen ſich et - was unordenlich / von hinden ſind ſie etwas breit - licht / und gehen in einen ſtumpfen Spitz hinauß / an Geſchmack ſind ſie bitter. Der Bluſt ſtehet ein - anderen nach in einem Reyhen am Stengel auch wie des gemeinen Leinkrauts / jedoch mit einem gelberen Muͤndlein / braun-rothen Hoͤrnlein / und einem wollichten Schluͤndlein / jedes Bluͤm - lein iſt mit gruͤnen Blaͤtteren underſetzt / die dann ſich druͤber hinaußſtrecken / darauß erwachſen runde Saamen-Koͤpflein / hat eine einige dick - lichte Wurtzel. Diß klein Leinkraut wird in Herꝛn D. Lavaters Garten gepflantzet.

Wann man diß Gewaͤchs kaͤuet / laſſet ſich eine ſtarcke Schaͤrffe mit etwelcher Bitterkeit mercklich ſpuͤren / darum es mit dem gemeinen Leinkraut faſt gleicher Art und Eigenſchafft iſt.

Linaria flore pallido, ristu purpureo, ſeu flore albicante inodoro, weiſſes Leinkraut.

Stehet in Hrn. Obm. von Muralt Garten zu den.

Lyrum409Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

Linum ſylveſtre anguſtifolium, flore dilutè pur - pur aſcente vel Carneo, wilder Flachs.

Wachſet an gaͤhen ſtotzichten Bergen.

Lotus hortenſis odorus ſeu ſativus, Zieger - Kraut / Siebengezeit.

Jſt ein Ellen-hoches Gewaͤchs mit einem gra - den / duͤnnen geſtreimeten hohlen Stengel / mit vielen Nebenſchoſſen / ſeine Blaͤtter gleichen dem gemeinen Stein-Klee / ſtehen je drey und drey bey - ſammen / ſind feißtlicht / ringsher gekerft / laͤn - ger als breit / eines ſcharfflichten Geſchmacks. Der Bluſt haͤuffet ſich an ein Buͤſchelein zuſam - men / an Farbe bleichblau / gleichet dem Bluſt des Matten-Klees / doch etwas kleiner; darauf er - folgen lange geſtachelte Koͤpflein / die Wurtzel iſt ungetheilet / weiß und grad. Man ſaͤyet es jaͤhr - lich in die Matten.

Es erwaͤrmet gar gemaͤchlich / troͤcknet / zer - theilet und fuͤhret auß. Jſt ein gutes Wider - gifft / milteret die Schmertzen / treibet den Hain / iſt ein heilſam Wundkraut. Man bedienet ſich deſſen in dem Seitenſtechen / wider die Harn - ſtrenge / die Mutter-Gichter / bey anfangender Waſſerſucht / ꝛc. Man ſchlaget es uͤber die Wun - den / die vor Entzuͤndung zu vergaumen / auch uͤber die Gold-Ader deren Schmertzen zu linde - ren. Seinen Safft laſſet man in die Augen trief - fen / die Flecken zu vertreiben.

Lotus pentaphyllus major, hirſutie candicans, eine Gattung Stein-Klee.

C c 5Der410Das 13 Capitel

Der in den Toggenburgiſchen-Alpen befind - lich.

Lychnis hirſuta flore coccineo multiplici, gefuͤllte Jeruſalems-Blume.

Man pflantzet die in den Gaͤrten.

Lunaria racemoſa minor vulgaris. Klein Mondkraut / Mondraute.

Auß einer zaſerigen Wurtzel ſchieſſet die Mond - rauten mit einem einigen Stengel oder Spañen - langen / breitlichten Stielein auf / an deme zu beyden Seithen / vier / fuͤnf oder auch mehrere zu - ſam̃en gewettete Blaͤtter hangen / die etwas dick / und Sichel-foͤrmig dem wachſenden Mond gleich ſind. Auß ihrem Stiele gehet auß der underſten Fuge der Blaͤtteren ein Spannen-langes ſaffti - ges / dickes Schoß herfuͤr / auß deſſen Seithen ein Stielein um das ander wachſet / deren jedes miteinem411Von den Kraͤuteren im Augſtmonateinem Saamen-Traͤublein behaͤnget iſt / gleich dem Trauben-Kraut. Es wird auf den Glar - ner - und Toggenburger-Alpen und anderwerts mehr geſamlet.

Das gantz Gewaͤchs iſt ein fuͤrtreffliches Mit - tel die Wunden zuſammen zu heilen / die Bruͤche und Karnoͤfel zu curiren / ſonderlich der kleinen Kinderen / wann das darvon abgeſottnes Tranck gebraucht wird. Es dienet auch wider die rothe Ruhr.

M.

Malus aurantia, Pommenrantzen - Baume.

Dieſer iſt viel groͤſſer als der Zitronen-Baum / hat eine gruͤne Rinden / ſpreitet ſich in viel Aeſte auß / daran ſpitzige Blaͤtter hangen / die ſtaͤts gruͤn ſind. Der Bluſt ſo wol als die Frucht rie - chen lieblich / der Bluſt iſt weiß / und iñwen - dig mit vielen Gold-faͤrblichten Zaͤſeren beſetzet / die zu auſſerſt auf braun-roth zicken. Die Frucht iſt Scheiben-rund / ein wenig geruntzelt / und mit einer loͤcherigen gelben und bitteren Schelfen be - zogen / die aber innwendig weiß und mit einem ſaͤurlichten Fleiſche erfuͤllet iſt. Dieſer Baum ſtehet auch in Herꝛn D. Lavaters Garten zu ſehen.

Dieſe Pommerantzen-Aepfel haben einen ſau - en Wein-Geſchmack / doch ſind ſie an Krafft chwaͤcher als die Zitronen / ihre Schelfen aber hitziger / man gebraucht ſich deren in dem Bauch - wehe und in dem Grimmen / das von den Blaͤ -ſten412Das 13. Capitelſten entſprungen / und die Harnwinde zu vertrei - ben. Man hat auch erfahren / daß ſie wider die Fieber dienen / da ein Schweiß erfolget.

Mentha rotundifolia paluſtris, ſeu aquatica minor, wild Katzen-Kraut / Bach - muͤntze.

Hat ſeine Stelle an den Waſſeren.

Meum foliis anethi ſeu Tenuifolium, Beer-Wurtzel.

Dieſe wachſet auf den Toggenburgiſchen und anderen Eidgnoͤſſiſchen Bergen.

Meum alpinum um - bella purpuraſcente ſeu Mutellina. Mutteren / Beer - Wurtzel.

Dieſe Wurtzel iſt faſt lang und dick / obenher nahe an dem Boden wie mit Haaren bewachſen / gleichet an Geſchmack und Geruch einem Ge -wuͤrtze.413Von den Kraͤuteren im Augſtmonatwuͤrtze. Auß derſelben keimen lange / glatte / klein geſpaltene Blaͤtter herfuͤr / zwiſchen denen ſchieſ - ſet ein kurtzer Stengel auf / welcher zuweilen ſeine Nebenſchoſſe hat / auf welchen ein artiges Dol - der ſitzet / mit kleinen braun-rothen / auf eignen Stielen ruhenden Bluͤmleinen. Man findet ſie faſt auf allen Eidgnoͤſſiſchen Gebirgen.

Dieſe Wurtzel ſchmecket und riechet wie ein Ge - wuͤrtz / daher waͤrmet ſie und kommet an Krafft und Tugend mit der vorgehenden uͤberein. Wird ſie den Kuͤhen in dem Futter zu theile / ſo geben ſie viel und gute Milch.

Muſcus ſaxatilis Ericoides, Stein-Mieß.

Dieſer wachſet auf den Bergen / wie der

Muſcus arboreus cum orbiculis, Baum - Mieß.

Auf den Baͤumen.

Muſcus erectus ramoſus pallidus, eine Gattung Mieſes.

Der ſeine Stelle nimmet auf den Felſen und Steinen.

Muſcus coralloides ſeu cornutus montanus, Bergkorallen-Mieß.

Den findet man auf den Bergen wie den

Muſcus pyxioides terreſtris ſeu terreſtris pyxi - datos, Alabaſtriculos imitatus, Erd-Mieß.

An dem Katzen-See.

Ophio414Das 13 Capitel

O.

Ophiogloſſum vul - gatum. Natter-Zuͤnglein.

Diß Gewaͤchs hat eine mit vielen und zimlich dicken Zaſeren beſetzte und gleichſam gekraͤuſelte Wurtzel / die ein wenig bitterlet; auß derſelben ſproſſet ein Spannen-langes Stielein herfuͤr / darauf ein einiges wolbeleibtes / mit Nerfen durch - zognes / bald ſchmales / bald breites rundlichtes Blatt ſitzet / auß deſſen Fuge / wo es am Stiele hafftet / ein zwey-Zinckiges / doch ungeſpaltnes Schoͤßlein auffahret / daß ſich allgemach zuſpitzet und zu beyden Seiten gekerfet / einer Gold - ſchmieds-Feilen gleichet. Man ſamlet es in et - lichen feuchten Matten an dem Huͤtleinberge.

Es troͤcknet mit ſtarcker Hitze / dienet den Ge - brochnen / ſeine Blaͤtter kuͤhlen und heilen die Wunden auf eine verwunderliche Weiſe. Wañ das gantze Gewaͤchs in rothem Wein abgeſotten wird / ſo iſt es den trieffenden Augen dienſtlich.

Orobus415Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

Orobus ſylvaticus pallido flore, ſeu Galega mon - tana Dalechampij, Berg-Wicke.

Hat einen hohen Schoß-reichen / geſtreimeten Stengel / auß welchem in gewiſſer Weite / je fuͤnff oder ſechs Blaͤtter an einem Stielein / gleichſam gefiedert aneinanderen gefuͤget herfuͤr wachſen; denn ſie ſind zugeſpitzet / gruͤn und glatt / deren bleich-gelber / in einem Aehren / dem Pfrimen - Bluſt / gleichender Bluſt / hanget an einem ab - ſonderlichen Beſchoſſe in guter Anzahle. Die Wurtzel iſt vielfaltig / und verhafftet ſich mit viel langen Zaſeren. Sie kommen auf den Toggen - burgiſchen Gebirgen herfuͤr.

Man haltet ſie fuͤr ein herꝛlich / kraͤfftiges Mit - tel wider das Gifft / die Spulwuͤrme / die fallende Sucht und die Peſt.

Orchis globoſo flore, Knaben-Kraut.

Stehet in den Matten wie

Orchis radice intortâ.

Auf dem Zuͤrich-Berge und wie die

Orobanche ramoſa, Sommerwurtzel.

Jn dem Hanf aufwachſet.

Per -416Das 13 Capitel

P.

Perfoliata vulga - tiſſima ſeu arvenſis. Durchwachs.

Hat eine weiſſe / dicke / gehaͤrige / lieblich-ſchma - kende Wurtzel / darauß ein glatter / mehr als El - len-hocher / runder / geſtreimeter Stengel mit vie - len Nebenſchoſſen aufkeimet. Der Stengel oder das Schoß durchwachſet / durch die rundlich ablange / graue und glatte Blaͤtter / ſo daß von dem Stengel als von dem Mitteltupfe her / rings aller Orthen in die Blaͤtter herum Zwerchaderen gehen. Die Blaͤtter haben einen Kraͤuter-aber gar hitzigen Geſchmack; es ſcheinen die auſſerſten Zweiglein / als ob ſie im Wachßthum allgemach erſchwachen / werffen etliche Stielein und daran 3. oder 4. ſpitzige kleine Blaͤctlein / zwiſchen denen die kleinen gelblichten Bluͤmlein (deren jedes ein eignes Stielein hat) herfuͤrſchimmeren / und ſich in ein Doͤlderlein zuſammen ſetzen. Man ſayetden -417Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. denſelben bey uns in die Gaͤrten / an etlichen Or - then wachſet er von ſich ſelbs auf / wie er in Teutſchland und Jtalien under der Saat fort - kommet.

Er bitterlet um etwas und ziehet zuſammen / iſt maͤſſig warm / aber ein wenig troͤckner / dienet wider die gemeinen - und die Eingeweids-Bruͤche / heilet die Schroflen und Kroͤpfe / und wehret al - ler Entzuͤndung.

Perfoliata alpina anguſtifolia media ſeu Lon - gifolia, Berg-Durchwachs.

Der iſt auf den Toggenburgiſchen Alpen be - findlich.

Perfoliata alpina gramineo folio, ſeu Bupleu - ron alpinum anguſtifolium, eine Gat - tung Durchwachſes.

Auf den Alpen.

Perſicaria mitis, Floͤh-Kraut.

Wachſet an ſtillſtehenden Waſſeren / wie

Pimpinella ſaxifragia major, umbella purpu[r]raſcente & umbella candida, groß Bibernell.

Auf dem Huͤtleinberge.

Polium montanum luteum, Bergpoley.

Hat ſeine Stelle auf den Teutſchen Gebirgen.

D dPoly -418Das 13. Capitel

Polygonatum latifolium alpinum ramoſum, ſeu Braſilianum, eine Gattung Weiß - wurtzel.

Wachſet an dem Gotthart.

Portulaca anguſtifolia ſive ſylveſtris, Burtzelkraut.

Hat eine einfache ſchlechte dicklichte Wurtzel / mit feißten / in viel Sprancken getheilten Zwey - gen. So ſind die Blaͤtter wie der Nagel an dem kleinſten Finger / feißt / dick und ſchwartz-gruͤn / traget kleinen mooſichten Bluſt / das gantz Ge - waͤchs fladert auf der Erden daher / und richtet ſich nicht in die Hoͤhe. Man pflantzet es bey uns in den Gaͤrten / anderſtwo wachſet es von ſich ſelbs auf.

Es iſt kuͤhlecht / milt / zuſam̃enziehenden / ſaur - lichten Geſchmacks / linderet die Schmertzen des Haupts / bringet den Schlaf / heilet die Mund - Geſchwaͤre / befeſtnet die wacklenden Zaͤhne und ſtillet den Durſt.

Potamogeton foliis denticulatis, Klein Saam-Kraut.

Das findet man an den Fluͤſſen.

Pſyl -419Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.
Pſyllium majus erectum. Pſyllen-Kraut / Floͤh-Saamen.

Es ſproſſet mit vielen rauchen / auf mancherley Weiſe geſchraͤnckten Schoſſen auf / daran unge - ſtaltete Graß-Blaͤtter ſtehen. Zu oberſt an dem Stengel und zu auſſerſt an den Schoſſen wirfft es viel Stielein / auf deren jedem ein halbhohles Koͤpflein ſitzet / kleiner als des Wegerichs / mit gleichem Bluſt. Der Saame iſt ſchlipferig / glaͤtzend / wird er gekeuet / ſo gibet er viel Schleim / ſeine Wurtzel iſt gering und zaſerich. Es ſproſſet auf den ſandigen Schachten (Gruben) um Mom - pellier und an den Geſtaden des Meers herfuͤr.

Der Saame des Pſyllen-Kraut dienet den Glaͤichſuͤchtigen trefflich in der Artzney / er verbeſ - ſeret die Gallen und fuͤhret ſie auß. Mit ſeinem Schleime wird die entzuͤndte Manns-Ruhte ge - ſtillet / ſo man den darein ſpruͤtzet / ſo kuͤhlet erD d 2auch420Das 13. Capitelauch die hitzigen Fieber und iſt denen nutzlich / welche mit der rothen Ruhr behafftet. Jedoch ſoll man mit ſeinem Gebrauch behutſam umge - hen / weil er ſchaͤdlich und gifftig / obwol der Schleim minder ſchadet.

Pulſatilla lutea paſtinacæ ſylveſtris foliô, Kuchenſchaͤlle.

Auf den Toggenburgiſchen-Alpen.

Pulſatilla alpina apij folio, Bitzwurtzel.

Dieſe hat ihr Wachsthum auf dem Pilatus - Berge / wie

R.

Ranunculus nemoroſus Thalictri folio, Wald-Hahnenfuß.

Auf den Glarner-Gebirgen.

Ranunculus nemoroſus Mos Matellina dicius, Bilſen-Kraut.

Auf den Gebirgen zu erſehen.

Ranunculus montanus aconitis folio albus flore majore, weiſſer Alp-Hanen-Fuß.

Den findet ma auch auf den Alpen.

Raphaniſtrum, Heiden-Rettich.

Jn Herꝛn Uzingers ſel. Garten.

Rheſe -421Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.

Rheſeda vulgaris, ſeu Plinij & Neotericorum, Welſche Raucke.

Wachſet nahe an den Mauren unter der Saat.

Rhamnus ſalicis folio anguſto, ſeu Monſpelienſis, Stechdorn.

Wird in den Gaͤrten gepflantzet.

Rubia quadrifolia, rotundifolia lævis, Berg-Waldmeiſter.

Stehet auf dem Gotthart.

S.

Sabina folijs Ta - mariſci feu vul - gatior. Sewenbaum.

Der Sewenbaum ſtrecket ein im̃er-gruͤnendes Haupt empohr / jedoch ſpreitet er es mehrer in die Breyte / als daß er es in die Hoͤhe aufſtrecke / erD d 3ſtincket422Das 12. Capitelſtincket von einem unlieblichen Geruch / traget ſtechende Blaͤtter wie die Tamariſcen / die einen ſcharffen Geſchmack haben. Die Frucht gleichet den Wachholder-Beeren / die werden ſchwartz - blau / wann ſie reiffen. Er bluͤhet nie / ſonder entwirfft nur etwelche Vorſpiele der Beeren. Man pflantzet den in etlichen Gaͤrten.

Die Arth dieſes Baums erwaͤrmet und troͤck - net hefftig / iſt eines ſubtilen Geiſtes / ſie oͤffnet / verduͤnneret und zertheilet / dienet die Monats - Reinigung ſtarck zu treiben / treibet die Frucht ab / und den Harn fort / erweiteret die Engbruͤ - ſtigkeit. Von auffen werden deſſen Blaͤtter uͤberſchlagen wider die Mutter-Schmertzen und allerley Geſchwaͤre; die Schlangen abzuhalten / die Raude zu heilen / ſonderlich den Grind der Kinderen zu troͤcknen / und mit Milkram oder Neidel zu ſtillen / und die Mooſen oder Flecken des Geſichts zu vertreiben.

Sagitta aquatica minor latifolia, klein Pfeil-Kraut.

Das findet man in den Suͤmpfen.

Salix pumila rotundifolia repens inſernè ſubci - nerea, Klein Berg-Weide.

Hat ihre Stelle auf den Toggenburgiſchen - Alpen.

Sambucus humilis ſeu Ebulus, Attich.

Wird anderhalb Ellen-hoch / und zum theilenicht423Von den Kraͤuteren im Augſtmonat. nicht hoher / hat einen Krautſtengel / der wie der Holder foller Marcks. Die Blaͤtter ſtehen in einer Ordnung / wie in drey oder vier Wetten / gegen einanderen hinuͤber / als an einem Grathe / ſo daß das aͤuſſerſt Blatt den anderen nicht gleich / ſonder allein vorauß zeiget / deren jedes iſt laͤnger und ſpitziger als die Holder-Blaͤtter / und eines ſtarcken Geruchs / jedoch ſind die Bluſt-Krohnen gleich / jedes Bluͤmlein hat in fuͤnf getheilte Blaͤtt - lein / die wol riechen und Keſten-braune Spitz - lein haben / die auf weiſſen Zaͤſerlein ruhen; wañ die abfallen / folgen die Beerlein / welche durch die Zeitigung ſchwartz werden. Der Attich wach - ſet an ſchattichten feuchten Orthen.

Sein Bluſt waͤrmet und troͤcknet / zertheilet / erweichet und loͤſet auf; auch treibet er den Schweiß wie der Holder-Bluſt. Gleiche Krafft haben auch deſſen Blaͤtter / ſonderlich die Schmertzen des Podagrams zu ſtillen / Waſſer - Geſchwaͤre zu zertheilen / daher ſind ſie gut wider die Waſſer-Bruͤche / und dienet wider die Ent - zuͤndungen / und die Uberꝛoͤthe oder den Rothlauff treffenlich.

Sambucus racemoſa rubra, Berg-Hollunder. Sanicula montana rotundifolia major, Groß Berg-Sanickel. Sanicula montana rotundifolia minor, Kleiner Berg-Sanickel. Sanicula alpìna alba foliis compactis, eine Gattung Berg-Sanickel.

D d 4Die424Das 13. Capitel

Dieſe Gattungen der Kraͤuteren werden auf den Alpen gefunden.

Saponaria major lævis, Seiffen-Kraut.

Wachſet ungepflantzet um Schaffhauſen her - um.

Seabioſa arvenſis minor, folio non diſſecto, ſeu ovina globularis, Schaf-Scabioſen.

Die findet man auf den Felderen.

Scabioſa flore globoſo nivea, weiſſe Scabioſe.

Die ſiehet man in des Herꝛn Roͤmers Gar - ten / wie

Scabioſa ſtellata, folio laciniato major, ſeu Hiſpanica major, Spaniſche Scabioſe.

Jn Herꝛn D. Lavaters Garten.

Scabioſa minor capitulo globoſo, ſive Moſchata, Biſam-Scabioſe.

Die wird in Herꝛn Goßweilers Garten ge - funden.

Scordium alterum, ſeu Salvia ſylveſtris, wilde Salbey.

Dieſe wachſet in den Waͤlderen.

〈…〉〈…〉curidaca lutea major, groſſe Peltſche.

Hat ihre Stelle auf den Bergen.

Sedum425Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.
Sedum majus vul - gare. Groſſe Hauß - Wurtzel.

Dieſe ſpreitet ihre an der Erden klebende Blaͤtter rund-herum auß / da eines auf dem an - deren liget / die ſind foll von einem dicken / zehen / kalten Safft / ſie gruͤnen Sommer und Winter / ſpitzen ſich allgemaͤchlich zu / und entſpringen auß einer Zaſerigen Wurtzel. Jhr gantzer Stengel iſt mit gleichen doch ſpitzigeren Blaͤtteren / wie mit Schuͤpen uͤberdecket / und wird eines Schuhes hoch / theilet ſich in dem Gipfel in etliche Aeſtlein / traget aufſteigende / in gewiſſer Ordnung neben - einanderen ſich oͤffnende braune Blumen. Man hat ſie faſt in allen Gaͤrten.

Dero Blaͤtter kuͤhlen / ziehen zuſammen und verdickeren / man brauchet ſie fuͤrnemlich inner dem Leibe in Gallen-Fieberen / dann ſie ſtillen den Durſt / und daͤmmen die Hitzen. Auſſer demD d 5Leibe426Das 13. CapitelLeibe ſchlagt man ſie uͤber wider das Wolcken in dem Halſe / oder wer Halß-Schmertzen hat / auch die ſo vom Zaͤpflein herꝛuͤhren.

Sedum ſaxatile, floribus atro rubentibus, Stein-Haußwurtze.

Dieſe laſſet ſich auf dem Gotthart und dem Furcken ſehen.

Sedum majus montanum dentatis foliis, Groß Berg-Hauswurtze.

Dieſe findet man auf den Alpen.

Sedum Tridactylites alpinum minus, Haͤndelkraut.

Diß ſtehet auf dem Gotthart und auf der Rige.

Sedum alpinum flore pallido ſeu luteum varie - gato flore, Gelbe Berg-Haußwurtzel.

Jſt auf den Glarner-Bergen.

Sedum alpinum gramineo foliô, Lacteo flore, eine Gattung Haußwurtzel.

Die auf den hoͤchſten Alpen zu finden.

Sedum minus folio circinato, Kleine gemeine Haußwurtzel.

Die wachſet auß den Mauren und an ſandi - gen Orthen.

Sempervivum minus vermiculatum inſipidum, eine andere Gattung Haußwurtzel.

Die auf den Taͤcheren und auß den Mauren herfuͤrſproſſet.

Sideritis427Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.
Sideritis vulgaris hirſuta erecta. Glied-Kraut / Wund-Kraut.

Dieſes ſchieſſet auß einer hoͤltzernen Wurtzel / in gevierte haͤrige / ſchuh-hoche und auch hoͤhere / auß weiß-gruͤn auf gelb zickende Stengel auf / auß deren Glaͤichen gegeneinanderen uͤberſtehende ge - runtzelte / haͤrige / vier Zoͤlle lange / und einen Zoll breite / ringsher tief eingekerfete Blaͤtter wachſen / die von Geſchmack mit etwelcher Hitze außtroͤck - nend und zuſammenziehend ſind. Der weiß-gelb gehaͤubelt Bluſt umfaſſet jedes Glaͤichlein wie ein Wirtel / hat ein Muͤndlein / das mit Blut - rothen Tuͤpfleinen oder Troͤpfleinen beſpraͤnget iſt. Er ſitzet in einem haͤrigen Kelchlein / das in fuͤnf zugeſpitzte Theilein zerfallet / jedes Bluͤmlein hat ſeine vier Saͤmlein. Diß wird bey Schaffhau - ſen in duͤrꝛen Aeckeren und ſandigen Orthen ge - funden.

Es428Das 13. Capitel

Es hat eine Krafft zu zertheilen und zuſammen zu ziehen. Jſt als ein gutes Wund-Kraut inner und auſſer dem Leibe zu brauchen.

Siſarum Germanicum ſeu ſativum, Garten - Rapuntzel / Zucker-Wurtzel.

Auß dieſer truͤſſichten / zarten / geruntzelten / Fingers-dicken / ſuͤſſen / und lieblich wie ein Ge - wuͤrtz-ſchmeckenden Wurtzel keimet ein anderhalb Ellen-hocher / abſonderlicher / einiger / geknorꝛe - ter Stengel auf. Die Blaͤtter ſind Feder-weiſe außgeſpreitet / zugeſpitzt / zart und ringsher mit ſpitzigen Zaͤhnlein gekerft / traget ein ſchoͤn weiß - glaͤntzendes Doͤlderlein / von lieblich riechenden Blumen / deren jede in fuͤnff Blaͤttleinen und ſo vielen Spitzleinen beſtehet. Man pflantzet ſie in etlichen Gaͤrten.

Die Wurtzel iſt mittelmaͤſſig warm und feucht / iſt gut und leicht zu kochen / und keines ungeſun - den Saffts / ſie reitzet zum Beyſchlaffe / foͤrderet den Harn und Stuhlgang.

Solani folia Circæa dicta major, eine Gat - tung Nachtſchatte.

Die in Waͤlderen wachſet.

Solani folia circæa alpina, eine andre Gattung Nachtſchatte.

Der auf den Alpen herfuͤrkomt.

Spina alba ſylveſtris, ſeu Acanthium, Weiſſer Wegdiſtel.

Hat ſeine Stelle in den Matten.

Stœbe429Von den Kraͤuteren im Augſtmonat

Stœbe dicta major foliis cichoraceis mollibus, langinoſis ſeu Jacea Luſitanica, groß Staͤbenkraut.

Jn Herꝛn D. Lavaters Garten.

Suber folio rotundo, Pantofelholtz.

Auf dem Pyreneiſchen Gebirge.

T.

Tanacetum montanum inodorum, flore minore, Weiſſer Berg-Rheinfarn.

Stehet auf den Alpen.

Taxus, Eybenbaum.

Wachſet auf den Bergen.

Thlapſi fruticoſum incanum, Baurenſenf.

Den findet man in Hrn. D. Lavaters Garten.

Trifolium montanum, ſpicâ longiſſima rubente, ſeu, Lagopus alter folio pinnato, Brau - ner Bergklce.

Wird auf dem Rander gefunden.

Trifolium montanum lupulinum, Bergklee.

Stehet auf den Alpen.

Trigofolium fragiferum ſeu Friſicum, Froͤmder Klee.

Wird in Hrn. D. Lavaters Garten gepflantzet.

V.

Veronica alpina Bellidis folio, Berg - Ehrenpreiß.

Jſt auf den Glarner-Alpen,

Vic430Das 13. Capitel

Vicia ſylveſtris, ſpicatô flore, Wilde Wicke. Stehen in den Waͤlderen. Virga aurea anguſtifolia ſerrata, Heidniſchen Wundkrauts eine andere Gattung.

Dieſes wirft zwey Ellen hoche und hoͤchere ge - ſtreimete glatte Staͤngel auf / an denen ein Blat um das andere ſich anhaͤnget / einer zwerchhand lang / und eines Zohls breit / gleichen ſchier den Weiden-Blaͤtteren / glatt und ringsher gekerfet / eines Gewuͤrtz-Geſchmacks. Der Bluſt ſchlaget ſich zu aͤuſſerſt an dem Schoͤßlein / wie in ein Doͤl - derlein oder Kroͤhnlein zuſammen / iſt gelb / beſte - het in dreyen oder vieren langlichten Blaͤttleinen / in deren Mitten ein kleines Gewebe / das endlich in einem Bauſſelkopf verflieget. Dieſes hat ſeine Stelle auf etlichen Bergichten Orthen. Jſt das aller fuͤrtreflichſte Wundkraut.

Aurea virga anguſtifolia minus ſerrata, Heidniſches Wundkraut.

Dieſes wachſet zu Berg und Thale.

Viſcum431Von den Kraͤuteren im Augſtmonat.
Viſcum baccis al - bis. Miſpel.

Dieſer ſchieſſet in viel / mit gelber Rinden be - deckte Sproſſen auf / daran ſich Knorꝛen zwiſchen einſetzen / und viel Schoſſe außſchlagen / die knor - richt / wie deren Blaͤtter ablang / zu aͤuſſerſt ſchier rund / dick / eines ſuͤßlichten ſcharffen Geſchmacks / an Geſtalt wie die Blaͤtter des Buͤrzelkrauts ſind. Der Bluſt haͤnget ſich zu aͤuſſerſt an den Aehren in den Knorꝛen oder Glaͤichen an / iſt klein gelb / in vier getheilt / die zu weiſſen / durchſchei - nenden / mit einem zechen Saft angefuͤllten Bee - ren werden / und dick auf einanderen ſtehen / ei - nes Wein-Geruchs und lieblichen Geſchmacks ſind. Er wachſet auf den Baͤumen der Eichen / Haſelſtauden / Apfelbaͤumen / ꝛc.

Er hat die Krafft zu zertheilen / zu erweichen / an - zuziehen / zu verdaͤuen und außzufuͤhren die Ge -ſchwul -432Das 12. Capitelſchwulſten / zu vertreiben den Ohrenmitel / zu heilen die zeitigen Geſchwaͤre / außzutroͤcknen die Kroͤpfe. So iſt er auch gar treflich gut wider die fallende Sucht / wider den Schlag und Gut - ſchlag. Man brauche darvon in Getraͤnckeren inner den Leibe / oder man haͤnge darvon an den Halß.

Das 14. Capitel Von denen Gewaͤchſen des Herbſtmonats.

A.

Arbotanum mas anguſtifolium ma - jus ſeu vulgare. Die Stab - wurzel.

Es ſchlagen auß einer hoͤltzigen Wurtzel hoche / harte und vielaͤſtige Stauden auß / daran ſich viel duͤnn zerſchnittene / graulichte Blaͤttr / Schoß - weiſe anhaͤngen / die ein wenig breiter ſind als die Blaͤtter der Fenchelſtauden. An den Schoſſenerzeiget433Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat. erzeiget ſich viel gelber Bluſt / der den Traͤublein des Wermuths gleichet. Dieſe wird in den mei - ſten Gaͤrten gepflantzet.

Sie hat einen ſehr bitteren Balſam-Geſchmak / mit einem ſtarcken / doch lieblichen Geruch ver - mengt; daher erwaͤrmet / troͤcknet / vertheilet / er - oͤffnet / ziehet wie der Wermuth zuſammen und fuͤhret ab / widerſtehet der Faͤulung und dem Gift / toͤdet die Wuͤrme / treibet den Harn fuͤrauß / hin - derhaltet die Mutterzufaͤhle / heilet die Gelbſucht. Man ruͤhmet ſie ſehr / daß ſie die Schmertzen des Haubts lindere / wann man etliche Schoͤßlein darvon auf das Haubt lege. Man ziehet darvon auch ein Oel ab durch die Scheid-Kunſt.

Albotanum fœmina, foliis teretibus ſeu Cha - mæcypariſſus, Garten-Cypreſſenkraut.

Auß dieſer hoͤltzernen Wurzel ſproſſen hohe / dike / zarte / mit einer grauen Wollen belegte Ruͤth - lein auf / daran ungefehr Zohl-lange / kleine ge - kerfte Blaͤttlein hangen / welche einen kraͤfftigen Artzney-Geruch von ſich geben / der doch eine ſtar - ke Lieblichkeit in ſich haltet / an Geſchmack aber iſt es zum Theile ſcharf / zum Theile bitter. An jedem Schoͤßlein ſitzet ſein gelbes Bluͤſtlein / wie an der Rheinfarn. Es wachſet in etlichen Gaͤrten.

Der Saamen iſt eines bitteren Geſchmacks / an Kraft warm und trocken / toͤdet die Bauchwuͤrme. Hat gleiche Wuͤrckung wie die Stabwurtzel.

Acanthus ſativus vel mollis Virgilij vernus, ſe[v]Brancha Urſina Italorum, Baͤrenklau.

Befindet ſich in D. Lavaters Garten.

E eAdiant434Das 13 Capitel

Adianthum foliis corianridi ſeu cæpillus Vene - ris verus, Frauenhaare.

Die Wurzel iſt ſchwartz und zaſerig / darauß viel zarte ſchwartze / bey 12. in 13. Fingerhoche Staͤngelein aufkeimen / die ſich in zaſerige Schoͤß - lein zertheilen / daran viel zarte glatte Blaͤttlein an kleinen Stilen herabhangen / die anfaͤnglich den Korianderblaͤtteren gleichen / wañ ſie auß der Erden heraußbrechen / ſind ſchwer / dreyeckig[en]hernach haben ſie zu aͤuſſerſt wenig / aber tieffe Ein - ſchnitte. Jſt in Jtalien und Franckreich gemein〈…〉〈…〉 und wachſet auß felſichten feuchten Orthen. Sie halten das Mittel zwiſchen Kaͤlte und Waͤrme[n]ſie troͤcknen / verduͤnneren / oͤffnen und fuͤhren ab〈…〉〈…〉 heilet die Anligen der Lungen und Nieren / er - oͤffnet die Verſtoffungen der Leber und der Miltzens / fuͤrderet den Harn und die Mona[s]Reinigung.

Alcea arboreſcens ſyriaca ſeu Ketmia Syrorum froͤmde Sigmarsblume.

Jſt in Herꝛn D. Lavaters Garten / gleich wie auch

Alcea veſicaria ſeu Veneta, Venediſches Wetter-Roͤslein. Amar anthus panicula incurva, ſeu ſpecioſa criſtata, Hanen-Kamme / Strauß - Federen.

Stehet in den Gaͤrten / wie auch.

Amaranthus ſimplici panicula, Tauſſentſchoͤn.

Ama -435Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat.

Amaranthus tricolor ſeu folio variegato, Papagey-Federen.

Ziehren Hrn. D. Lavaters Garten / wie auch

Androſæmon maximum fruteſcens, Groß St. Johanns-Kraut. Apium macedonicum, Stein-Epich Stein-Peterlein. Aſter atticus elatior, flore cæruleo minore Son - getti, Blau Stern-Kraut. Attractilis lutea, Wilde Kardobenedickte.

B.

Balſamina fœmina, ſeu perſici-folia, Balſam-Apfel.

C.

Carlina Richeri, Froͤmde Eber-Wurtzel.

Dieſe alle ſind in Herꝛn D. Lavaters Garten zu ſehen.

Caryophillus hortenſis ſimplex, flore majore, Einfache Garten-Naͤgelein.

Dieſe haben runde / 12. biß 13. Finger-lange Stengelein mit Glaͤichen / bey deren jedem zwey ablange / ſchmale / harte und zugeſpitzte Blaͤt - ter gegen einanderen hinuͤberſtehen / die Blume ſchleuffet auß einem ablangen Kelchlein herauß / und zwar nicht mehr als nur eine auf jedem Stengel. Jede Blume beſtehet auch nur in fuͤnf Blaͤtteren / die gemaͤchlich beleget ſind / an Farbe ungleich / bald duͤnn / braun-roth / bald Fleiſch - farb / bald Minienroth / bald geſpregelt / auß ih -E e 2rer436Das 13 Capitelrer Mitten gehen Zaͤſeren herauß. Die Wurtzel iſt lang und wirfft duͤnne Zaſeren hin und her. Man ſaͤyet ſie in die Gaͤrten an etlichen Orthen.

Es machen einige auß dieſen Blumen einen Naͤgelken-Zucker / der in hitzigen Fieberen trefflich dienet / dieſe Blumen vertreiben den Schwindel / Schlag und Gutſchlag und die Gichter (Kinder - Wehe) wann ſie in denen Betonien abgeſottnem Tranck eingenommen werden / helffen ſie wider die Peſtilentziſche Seuchen.

Cerinthe ſeu Cynogloſſum montanum majus, Welſch Ochſen-Zunge. Colchicum leno flore ſeu autumnale, Gefuͤllte Liechtblume. Coluthea viſicaria Hiſpanica, Spaniſche Linſe

Dieſe findet man in den Gaͤrten gepflantzet.

Con volvulus purpureus, folio ſubrotundo, ſeu Jndicus flore violaceo, Blaue Jndia - niſche Winde.

Dieſe wachſet in Herꝛn D. Lavaters Garten.

Cotyledon media folio ſubrotundo, Nabel - Kraut.

Stehet an feuchten Orten an dem Katzen-See.

Cyclamen erbiculato folio, Schwein-Brod.

Man pflantzet es in den Gaͤrten.

Cynogloſſum fructu umbilicato, Froͤmde Hunds-Zunge.

Hat auch ihre Stelle in den Gaͤrten gefunden.

G

Gentiana paluſtris anguſtifolia, Lungen - Blume.

Wachſet in den Matten.

Gen -437Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat.

Gentiana anguſtifolia autumnalis minor, Klein Herbſten-Entzian.

Die findet man an ſuͤmpfigen Orthen.

Geranium Affricanum, Alchimillæ hirſuto folio, Hermanni, eine Gattung in den Gaͤr - ten gepflantzten Storchenſchnabel. Geramium folio althœ ſeu Malacoides, Papelſchnabel-Kraut.

Laſſet ſich in Herꝛn D. Lavaters Garten ſehen.

Gramen paniculatum, folio variegato, Spaniſches Graß.

Wachſet in den Gaͤrten.

Gramen Cyperoides minus panicula ſparſa, klein Ried-Graß.

H.

Hedera arborea, Baum-Ebheu.

Dieſe wird leicht zu einem Baum / wañ ſie in gutem Grund ſtehet / alſo daß ſie ſich mit ihren langen Schoſſen meiſtens uͤber die naͤchſten Baͤume außſpreitet; hat eine Aſch-farbe gerun - zelte Rinden / ſeine aderige / ſtarꝛechte / obenher glaͤntzende / ſchwartz-gruͤne / dreyeckige / ſonſt auch geroͤndete Blaͤtter wachſen unordenlich an lan - gen Stielen / und ſpitzen ſich fornen zu. Zu auſ - ſerſt an den Schoſſen zeiget ſich der Bluſt / der auß ſechs geſtirnten Blaͤttleinen / und ſo viel gel - ben Spitzleinen beſtehet / iſt ſonſt bleich-gelb. Es ſchlagen ſich der Bluͤmlein viel wie in ein Doͤl - derlein rund zuſammen / darauß werden dann Beere / die durch die Zeitigung ſchwartz werden /E e 3wie438Das 13 Capitelwie die Wachholder-Beere; jedes Beerlein hanget an ſeinem eignen Stiehle. Man findet das Ebhaͤu hin und her an den Baͤumen.

Es hat einen ſtarcken irꝛdiſchen Geruch / einen bitteren / gummichten Geſchmack / der den Spei - chel-Fluß hefftig foͤrderet / und wegen ſeiner irꝛdi - fchen Ahrt den Rachen zuſammen ziehet / daher waͤrmet / troͤcknet und ziehet er allgemach zuſam - men. Jſt ein gutes Wund-Kraut / und wird meiſtens auſſer dem Leibe gebraucht / die Fonta - nellen vor Entzindung zu vergaumen / den treuf - fenden Grind zu troͤcknen und heilen / und die Ohren-Schmertzen zu ſtillen.

Helenium indicum maximum ſeu Flos Solis major, Groſſe Jndianiſche Sonnen - Blume.

Stehet in den Gaͤrten.

Hieracium magnum Dalechampij, Groß Habichs-Kraut.

Stehet in Herꝛn D. Lavaters Garten.

Hormium ſativum, Roͤmiſcher Scharlach.

Auch daſelbſt.

[h]ypericum fruteſcens americanum, Froͤmdes St. Johann Kraut.

Auch daſelbſt.

I.

Jacea moſchata, Biſam-Blume.

Pflantzet man in Gaͤrten.

Jacea olea folio minore flore, kleine Perpetuelle.

Jacea439Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat.

Jacea olea folio, flore multiplici, Gefuͤllte Winter-Blume.

Auch dieſe beyde ſind Garten-Zierde.

L.

Lavendula folio diſſecto ſeu multifido, eine Gattung Lavander.

Dieſer ſchieſſet mit viereckigen rauchen Aeſtlein zu weilen Ellen hoch auf / der Stengel und ſeine Schoͤßlein werden dañ mit vielfaltig geſpaltnen / zart eingekerften aͤſchfarben und wolligen Blaͤt - teren umfaſſet / die eines ſcharffen Geſchmacks und lieblichen Geruchs ſind. Zu oberſt an den Ruͤthleinen ſchlagt der Bluſt wie ein viereckig Aehren auß / wie an dem gemeinen Lavander / der blau von Farbe und lieblich von Geruch. Die Wurtzel iſt hart und hoͤltzig. Dieſe hat in Hrn. D. Lavaters Garten gebluhet.

Dieſe troͤcknet / erwaͤrmet / eroͤffnet / verduͤn - neret und loͤſet auf / iſt dienlich wider alle kalte Anligen des Hirnes / befreyet die Leber von aller Verſtopfung / hilfft den Miltzſuͤchtigen / ſtaͤrcket den Magen und foͤrderet die Monat-Bluſt. Das darvon gediſtillirt (abgezognes) Waſſer bringet die verlohrne Rede wider / erquicket in den Unmachten.

Leucojum Alyſſoides Clypeatum majus, Schildbaurenſenf.

Befindet auch in Hrn. D. Lavaters Garten / wie auch

Linaria folioſo capitulo luteo major ſeu Aurea Tragi, froͤmdes Lein-Kraut.

440Das 13. Capitel
Lupulus mas. Hopfe.

Dieſe haben an ſich ſelbs ſchwartze Stengel / mit denen ſie ſich an denen rauchen und eckigen Gebuͤſchen heraufſchwingen / wie ſie ſelbs auch rauch und eckig ſeyn / auß deren Glaͤichen kom - men je zwey gegen einanderen hinuͤber ſtehende / an Spannen-langen Stielen hafftende / bald in drey Geeren geſpaltene / bald in einen Spitz-lauf - fende / ringsher gekerfte Blaͤtter herfuͤr. Der Bluſt iſt wie des Hanfs / bleich auß kleinen Blaͤtt - leinen und ſo vielen Zaſeren zuſammen gefuͤget / an etlichen vergehet er ohne Frucht / an anderen giebet er eine auß vielen Blaͤttleinen wie Schuͤpen auf ein anderen gewettete Glocke ab / darin ein rother bitterer Saamen aufbehalten. Er wachſet hoch auf an den Zaͤunen hin und wider / und brin - get die Frucht in dem Herbſte.

Die441Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat

Die Hopfen haben einen anfeuchtenden / ſcharf - lichten und bitteren Geſchmack / der den Spei - chel ziehet / darum werden ſie mit guter Wuͤrckung wider die Verſtopfung des underen Leibs / und in dem Seitenſtechen gebraucht / ſie treiben auch den Harn und die Monat-Bluſt.

M.

Marrubium paluſtre, Waſſer-Audorn.

Wachſet an den Geſtaden der Baͤchen.

Matricaria adoratior, ſeu Artemiſia tenui - folia adorata, Spanniſch wolriechend Mutter-Kraut.

Jn Hrn. D. Lavaters Garten / wie auch die

Meliſſa Moluccana odorata, Moldauiſche Meliſſe. Meliſſa peregrina folio oblongo ſeu Turcica, Tuͤrckiſche Meliſſe. Mentha Cattaria vulgaris & major, Stein - und Katzenmuͤntze.

Dieſe beyde werden in etlichen Gaͤrten gepflan - zet.

E e 5Nico442Das 13. Capitel
Nicotiana major latifolia, Taback-Kraut.

Hat einen hohen / Fingers-dicken / runden haͤri - gen Staͤngel / daran groſſe Blaͤtter (gleich den Blaͤtteren des Heidniſchen Laͤndenkrauts / jedoch etwas groͤſſer) mit breiten Uberſchuͤſſen anwach - ſen / und ſich allgemach zu ſpitzen. Die ſind eines ſauren und hitzigen Geſchmacks / an Farbe ſind ſie von gruͤn auf bleichgelb zickend. Der Gipfel des Staͤngels zertheilet ſich in etliche Schoſſe / bey deren Eroͤffnungen laͤnglichte Blaͤtter ſtehen / bey deren jedem ein Bluͤſtlein ſitzet / welches bleichroth oder fleiſchfarb / von dem Stile her eng / ſich nach und nach in ein Gloͤcklein aufſchlieſſet / deſſen Rand ſich in fuͤnf Winckel ſpitzet. Zu unterſt in dem Bluſt wirft ſich ein Schlaͤuchlein auf / das in fuͤnf Geerlein ſich theilet / nach den fuͤnf Faͤdem - lein / die darauf ruhen / in deſſen Kegelfoͤrmigen Gefaͤßleinen wird der klein Saamen enthalten. Die443Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat. Die Wurtzel des Tabacks iſt weiß und zaſerig. Er wachſet in Hrn. Hbtm. Eßlingers Garten.

Er iſt warm und trocken / loͤſet auf / reiniget / und ziehet um etwas zuſammen / hilfft treflich wider das Haubt-Wehe / den Nagel (Hemſcranium) den ſtarꝛenden Halß und die Zahnſchmertzen / oͤff - net die Verſtopffungen des Miltzens und der Le - ber / dienet wider das Nieren-Wehe / die Erſte - kung der Mutter / gifftige Karbunckel / die Eng - bruͤſtigkeit / das Podagran u. a. m.

Nicotiana minor, Klein Taback-Kraut.

Wachſet in den Gaͤrten.

O.

Ocymum Caryophyllatum mæjus, Groſſe Naͤ - gelein-Baſilien.

Dieſe wird in Hrn. D. Lavaters Garten gefun - den / gleich wie

Ocymum vulgatius ſeu medium, Mittel - baſilie, und Ocymum minimum, Klein Naͤgelein-baſilie.

P.

Papaver corniculatum phæniceum hirſutum, Rother gehoͤrnter Magſaame.

Dieſer kommet in den Gaͤrten / wie das

Phalangium parva flore ramoſum, Klein Erdſpinnenkraut. Pimpinella ſanguiſorba major, Groß Welſchblutkraut.

Dieſes ſihet man in Hrn. D. Lavaters Garten.

Rapu -444Das 13. Capitel

R.

Rapunculus hortenſis latiore folio ſeu Pyrami - dalis, ſive Campanula major, Groſſe Milkgloͤglein.

Auch in den Gaͤrten.

Rhus folio ulmi ſeu Coriariorum, Gerberbaum.

Dieſes Baͤumlein wachſet hoͤcher als Manns - Hoͤche / hat eine haͤrichte Rinde / darauß ein Blat um das andere herfuͤr ſchleuffet / und ſich an einen Fluͤgel anhaͤngen / wie am Sperwerbaume / bey fuͤnf oder mehreren Zuſammenwettungen an ei - nem zarten haͤrigen Ripe. Die Blatter ſelbs ſind ablang / zugeſpitzt und haͤrig. An dem Gipfel der Aeſten ſtehet der Bluſt trauſchelicht dick beyſa - men / darauß rothe / an einem Trauben hangende Beere werden / die kugelrund / mit einem Haͤutleinuͤber -454[445]Von den Kraͤuteren im Herbſtmonatuͤberzogen ſind / das eines ſauren Geſchmacks

Dieſes iſt auch in Hrn. D. Lavaters Garten ge - wuͤrdiget zu ſtehen.

Seine Blaͤtter haben die Kraft zuſammen zu - ziehen: Das darvon abgeſottenes Waſſer mache die Haubt-Haare ſchwartz / man brauchet ſie wi - der die Rothe-Ruhr. Gleiche Wuͤrckung hat auch deſſen Frucht / daher man die gar billich uͤber die Speiſen deren mit dem Grimmen und mit der Roht-Ruhr behaffteten ſprenget. Sie ſtillet auch den ſtarcken Weiber-Fluß. Wird ſie mit Honig vermiſchet / ſo heilet ſie alle ruͤnnende Geſchwaͤre.

Ricinus vulgaris, Wunderbaum.

Den ziehet man in den Gaͤrten auf.

Rubia latifolia ſpicata, Breitblaͤtterige Faͤrberꝛothe / und

S.

Sambucus folio laciniato, Holder / mit auß - geſchnittenen Blaͤtteren. Solanum veſicarium indicum, Jndianiſcher Nachtſchatte.

Dieſe drey ſind auch in Hrn. D. Lavaters Gar - ten.

Solanum mexiocanum flore magno ſeu Mirabi - lis Peruviana, Schweitzerhoͤslein.

Dieſe werden in den Gaͤrten gepflantzet / wie auch

Solanum pomiferum fructu rotundo ſtriat[o], molli, ſeu, poma amoris, Liebapfel / Goldapfel.

Sola〈…〉〈…〉446Das 13. Capitel

Solanum ſomni ferum verticillatum, eine Gattung Nachtſchatte.

Befindet ſich in Hrn. D. Lavaters Garten.

Sparganium ramoſum, Knoſpel / Schwertelried.

Wachſet an feuchten ſumpfigen Orthen.

T.

Tanacetum Africanum minus ſimplici flore, Groſſe einfache Sam̃etblume und Tanacetum Africanum, ſeu flos Africanus mi - nor, Kleine Sammetblume.

Dieſe drey ſaͤyet und ſetzt man auch in die Gaͤr - ten.

Vitex foliis angu - ſtioribus Cañabi mo - do diſpoſitis, ſeu Agnus caſtus. Keuſchlamb / Kauſchbau - me.

Jſt ein kleines Baͤumlein / das in viel Aeſte ſich außſpreitet / die mit einer aͤſchfarben Rindenbede -447Von den Kraͤuteren im Herbſtmonat. bedecket ſind. Die Blaͤtter entſpringen gegen einander hinuͤber an Zohl-langen Stielen / in fuͤnff Finger gleichſam getheilet / wie die Feig - bohnen-Blaͤtter oder Fuͤnffingerkraut / die ſind auch an dem Rande durchauß gleich gantz. Er bringet ſeinen roth-braunen Bluſt gleich wie an einem Aehren wie der Lavander / darauß dann viel Kernlein Dieſes Bluͤmlein ſtehet in Herꝛn D. Lavaters Garten.

Seine Kernlein ermaͤrmen / troͤcknen / zer - theilen anbey auch maͤchtiglich / befoͤrderen Mo - nat-Reinigung / daͤmmet die Veneriſchen Be - gierden / und verminderet den Saamen.

Vitis Vinifera, Die Weinraͤbe.

Endlich iſt die Weinraͤbe jederman bekant / ſie iſt zwar in der Zeitigung das letſte Gewaͤchs des Jahrs / aber ſie behaltet wegen Luſtbarkeit undNutz -448Das 13. Cap. von den Kaͤuteren im Herbſtm. Nutzbarkeit ihrer lieblichen Frucht in allem den Vorzug vor anderen Gewaͤchſen auß. Es ſind der Weinraͤben ſo viel Gattung / daß ſie ſchier nicht zu zehlen / wie ſie Vergilius in dem II. Buch vom Ackerbau trefflich beſongen. Dem begierigen Leſer weiſen wir von der wuͤrckenden Urſach / von dem Stoffe und der Ahrt und der Eigenſchafft der Wein Raͤben / des Weins und des Moſtes / demnach von des Weins Arth und Weſen / (dardurch derſelb ſeine weſenliche Be - wandnuß hat) nachzuſchlagen / in des Welt-be - ruͤhmten / Hochgelehrten und ſel. Herꝛn D. Sa - lomon Hottingers / meines bey Lebzeiten geweſe - nen allerliebſten Mitarbeiters / beyden Diſputa - tionen / wie auch in dem fuͤrtrefflichen Wercklein von der Wein-Raͤbe / und deren Theilen des auch Welt-beruͤhmten Hr. Jacob Horſtens / Wolver - dienten Hrn. Profeſſoris auf der Juliſchen Hohen-Schule zu Helmſtatt. Wormit ich auch in dieſem Buͤchlein will ma - chen ein ENDE.

Regi -[449]

Regiſter aller Kraͤuteren / Baͤumen und Wurtzlen / ſo in dieſem Buͤch - lein zu finden.

A.

  • Abbis. 377
  • Ackernaͤpt. 389
  • Ackerſtrauß-Gras. 243
  • Adermening. 340
  • Agleyen. 148
  • Agrimonien. 340
  • Alantwurtz. 351
  • Allermansharniſch313
  • Alpgauchblumen. 263
  • -- Roſen. 357
  • Aencklikraut. 204
  • Andorn .256. 441
  • Angelicken .316.ſq.
  • Anhorn kleine. 145
  • Apfel. 377
  • Apoſtemenkraut. 205370
  • Aron. 215
  • Arrifivi. 304
  • Aſphodill. 221
  • Attich. 422
  • Augentroſt .237. ſq

B.

  • Bachpungen .108. 147
  • Baldrian. 211
  • Balſam. 356
  • Balſamapfel. 387435
  • Barilleli. 131
  • Baͤrenklau. 377
  • Baͤrlapp .366.ſq.
  • Baͤrwurtz. 412
  • Baſilien .174. 443
  • Baumbonen .148.ſq.
  • Baumtropfen. 215
  • Baurenſenf .270. 4[7]9
  • Beinholtz. 249
  • Benedictenwurtz .154225. 351
  • Beyfuß. 3〈…〉〈…〉 9
  • Berghufflattich305
  • Bergroſen. 3[5]7
  • -- Gunſel. 333
  • Bergyſop. 227
  • -- Muͤntzen. 388
  • Betoniken. 323
F fBeth -[450]Regiſter.
  • Bethſtroh. 241
  • Biberklee. 210
  • Bibernell .273. 417
  • Bilſamkraut .402. 420
  • Binetſch. 247
  • Bingelkraut .178. 260
  • Bintz .246.350. 404
  • Birbaum. 196
  • Biſamblum .246. 438
  • -- Naͤgeli. 248
  • Bitzwurtz .91.277. 420
  • Blau Baldrian. 305
  • Blutkraut .271. 443
  • Bocksbarth .323. 304
  • Boone .341. 377
  • Baͤrenklau. 433
  • Braͤndli .117. 368
  • Braunſchabenkraut. 326
  • Braunwurtzen. 298
  • Brumbeere. 286
  • Brauneßlen135
  • Brunellen .222. 326
  • Buchbaum .147. 160
  • Buchs .110.327.388.
  • Burgundiſch Heu. 171
  • Burꝛetſch .222. 387
  • Burzelkraut. 418

C.

  • Cardinals-Blum344
  • Cardobenedicten. 229435
  • Carmillen .228. 331
  • Carthuͤſer-Blum224
  • St. Catharina Blum .301. 380
  • Cederbaum. 328
  • St. Chriſtophel-kraut. 145
  • Ciſtenroͤslein. 333
  • St. Conrads-Kraut. 316
  • Coriander. 334
  • Creutzkraut. 114
  • Cypergraß. 243
  • Cypreß .310. 433

D.

  • Daͤnckelein .101. 144
  • Daubenkroͤpfli. 162
  • Dauſentſchoͤn. 315
  • Diptam .234.338. 3[7]9
  • Diſtel .224. 428
  • Dollwurtzel. 377
  • Donnerwurzel .333. 334
  • Dotterblum. 108
  • Dragaun. 395
  • Drackenmaͤulein217
  • Dreyfaltigkeitblum. 144
  • Ducatli. 252
Durch -[451]Regiſter.
  • Durchwachs416 .ſq.
  • Duͤrꝛwurzel .333. 393

E.

  • Eberwurzel .328. 390435
  • Ebhaͤu. 437
  • Ehrenpreiß .306. 383429
  • Eiberbaum. 429
  • Eibiſch. 385
  • Eichbaum. 278
  • Einbeer. 206
  • Eingrun oder Streit76
  • Eiſenkraut. 305
  • Eiſenhuͤtli. 312
  • Emmeri. 109
  • Engelbaum. 164
  • Engelſuͤß. 372
  • Entengraß. 243
  • Entian .242.346.398ſq. 436
  • Eppich. 435
  • Erbſelen. 151
  • Erdbeerikraut .116. 398
  • Erbis. 274
  • Erdpfriem. 331
  • Erdſpinnenkraut. 271443
  • Erdrauch .162. 241
  • Erlenbaum .314. 385
  • Euſtath. 157

F.

  • Fahrenkraut .240. 343
  • Faͤlddaͤnckeli. 101
  • Faͤldwinde. 232
  • Faͤnchel. 344
  • Faͤnchgras. 350
  • Faͤrberꝛoth. 445
  • Faulbaum. 315
  • Feigbonen. 361
  • Feldgras. 401
  • Feurblume. 268
  • Feygbaum. 342
  • Feigwartzkraut. 74
  • Filtzkraut. 337
  • Fingerhutkraut. 235
  • Flachs .252.ſq.
  • Flachs in Matten. 242
  • Fleckenkimith. 398
  • Fleckenſchnabel,242
  • Fleiſchkraut. 357
  • Flockenblum. 353
  • Floͤhkraut. 417
  • Floͤhſaamen,419
  • Fluͤhe Kirſchen. 110
  • Fluͤhe Gras. 243
  • Fluͤhe Bluͤmli. 139
  • Frauenmaͤnteli. 146
  • Frauenhaar .276. 304
  • Frauendiſtel. 393
  • Frauenſchuͤlein. 165
  • Fuͤnffingerkraut91. 371279
F f 2Gelbe[452]Regiſter.

G.

  • Gaͤlbe Naͤgeli126
  • Gamanderli110. 227379
  • Gaͤmswurtzen394 .ſq.
  • Gaͤnsblumen72. 387
  • Gaͤnſerich193
  • Gartenſcharlach353
  • Gauchheil147. 386
  • Geißbarth322
  • -- Blumen150
  • Geißblat371
  • Geißrauthen380
  • Gerwerbaum444
  • Gilgen124
  • Glidkraut376. 427
  • Glyſeli281
  • Gloͤckli .135.224.
  • Glokenblumen131. 268
  • Goldblume323. 392
  • Goldgilgen252
  • Goldingunſel113. 156
  • Goldknoͤpfli326 .ſq.
  • Goldkraut404
  • Goldwurzel251. 358
  • Gottsgnad118. 163
  • Graswaldbintzen350
  • Graswaldcyper119. 167
  • Gratiolen350
  • Groskolbengraß243
  • Graß437
  • Granatapfelbluſt387
  • Graßſtrauß401
  • Grundweiden375
  • Gunſel. 156

H.

  • Habermarck210
  • Habickskraut166. 352477
  • Haͤndelkraut228
  • Hanenfuß136 .ſq. 281
  • Hanenkopf135 .368. 434
  • Haͤnnidarm117. 214385
  • Haͤnſchenbluͤmlein98
  • Haſelſtauden79
  • Haſelwurtzen7〈…〉〈…〉
  • Haſenhampfer141. 298
  • Haſenkoͤhl390
  • Haußwurtzel296425
  • Hauhechel215
  • Heerenzeichli97. 212
  • Heidelbeeri383
  • Heiden396
  • Heidniſchwundkraut383. 430
  • Heinrich der gut170
  • Herbſtroſen362
  • Hieruſalemsbluͤmli210
  • Himmelsroͤsli360
  • Hirſchwurtzel170. 405
  • Hirſchenzungen358
Holder[453]Regiſter.
  • Holder207 .291. 423445
  • Hopfen440
  • Hufflattich380
  • Hundskuͤrbis326
  • Hundsgraß244
  • Hundszunge157436
  • Hyacinth124 .167. 245

J.

  • Jacobs-Kraut246
  • Jaſmyn354 .ſq.
  • Jehova-Bluͤmlein292403
  • St. Johañes-Traͤubli120121
  • St. Johanneskraut245 .3〈…〉〈…〉 0.435. 438

K.

  • Kaͤffen274
  • Kalbsmaul317
  • Kalbsnaſen2[1]7
  • Kardinalsblum344
  • Kartendiſtel339
  • Katzenkraut412
  • Katzſchwantz396
  • Kellerhals86. 227
  • Kerngerten249
  • Keuſchlamb446
  • Kienholtz133
  • Kirſchen110
  • Klapperꝛoſen214. 268
  • Klaͤtten355
  • Klaͤbkraut148
  • Klee141 .360.380. 409
  • Knabenkraut368. 379415
  • Knoblauch485
  • -- Kraut104. 147
  • Koͤnigskron171
  • Koͤnigundkraut397
  • Koſtenbalſam384
  • Koſtetz296. 369
  • Koͤrblikraut155. 226
  • Kornblum .157. 232
  • Korn. 345
  • Krebsblume. 312
  • Kreutzwurtze .92. 285
  • Kreutzenzian. 347
  • Kreutzbluͤmli .135. 184
  • Kruſelbeeren. 122
  • Kuͤhweitzen. 259
  • Kuendel .208. 296
  • Kuchenſchell .277. 420
  • Kukusblum. 154
  • Kukummeren. 335
  • Kuͤrbis. 336
  • Kwitten. 334

L.

  • Laͤberkraut .94.128.
F f 3Laͤn -[454]Regiſter.
  • Laͤndenwurtzel .325.
  • Lattich .304.355.377.
  • Lavander .356.439.
  • Lerchenbluͤmlein .85.
  • Lerchenbaum .ibid.
  • Leinkraut .171.359.407.439.
  • Leuskraut .271.343.
  • Liebſtocke .248.
  • Liebapfel .445.
  • Liechtblum .112.436.
  • Lieſchgraſe .242.
  • Lilienfurck .371.
  • Linden .301.
  • Linſe .436.
  • Loͤffelkraut .77.
  • Ludweich .254.360.
  • Luͤlch .350.
  • Lungenblum .398.436.
  • Lungenkraut .136.262.

M.

  • Maasbeeren .307.
  • Magſaamen .26844[0].
  • Mandelbaum. 105
  • Marienroͤslin. 174
  • Margrethenroͤslin. 174
  • Maßlieben .150.221. 323
  • Mattenkraut. 326
  • Maurenſenff. 339
  • Maußbonen. 361
  • Maußhaͤber. 243
  • Mausoͤhrlin .188. 353
  • Meerꝛettich. 197
  • Meyerkraut. 326
  • Meyenrislin. 129
  • Meiſterloͤslin. 174
  • Meiſterwurtz. 168
  • Meliſſen .363. 441
  • Mertzenblum. 87
  • Mieß .263. 413
  • Milten. 322
  • Miltzkraut .329. 359
  • Miſpel. 431
  • Modelger. 347
  • Mondkraut. 400
  • Morgensroͤslin. 360
  • Moren. 206
  • Morenkuͤmmi. 158
  • Muͤntz .394. 441
  • Muͤrobalanen. 135
  • Muttern. 412
  • Mutterkraut .258. 441
  • Myrꝛthenbaum .367.

N.

  • Nabelkraut. 436
  • Nachtſchatten358. 445
  • Nachtviolen. 175
  • Naͤgelin .126.154. 224435
Nagel -[455]Regiſter.
  • Nagelkraut .164. 400
  • Narciſſen. 131
  • Naſpelbaum. 179
  • Naterkraut. 265
  • Naterwurtz. 325
  • Naterzuͤnglin. 325
  • Neſſel .125.169.246. 309
  • Nießwurtz .84. 244
  • Nußbaum. 182
  • Nuͤßlikraut. 211

O.

  • Ochſenzungen .152. 236360
  • Oleanderbaum. 368
  • Orand .217. 282
  • Oſterluzey. 149

P.

  • Papageyfaͤdern. 435
  • Papelen .175. 363385
  • Parnaſſusgraß. 401
  • Paſteney .271. 371
  • Peltſchen .376. 424
  • Perpetuellen. 435
  • Peterlin. 318
  • St. Peterskraut. 270
  • Peſtilentzwurtz. 88
  • Pfaffenroͤhrlin. 124
  • Pfeilkraut. 422
  • Pfennigkraut. 265
  • Pfefferkraut. 317
  • Pflaͤumlin. 169
  • Pfoͤrſich. 187
  • Pfriemenkraut. 349
  • Poënienroſen. 190
  • Polley .371. 417
  • Pom̃erantzenbaum. 411
  • Pſyllenkraut. 419
  • Purgierkraut. 350

Q.

  • Quendel. 376
  • Quittenbaum. 177

R.

  • Racketenkraut. 159
  • Rapuͤntzlin. 298
  • Raucke. 421
  • Rauthe .287. 380
  • Rauſch. 383
  • Reinfahren .378. 429
  • Rettich .282.372. 420
  • Rhebarbaren .166. 199245
  • Rheinblum. 400
  • Ringelblum. 224
  • Ritterſporen .333. 368
  • Rocke. 295
  • Roßhuben. 95
  • Roßgraß. 165
F f 4Roß -[456]Regiſter.
  • Roßbintz. 246
  • Roßmuͤntz. 364
  • Roßpapelen. 361
  • Roßſchwantz. 396
  • Roſen .200. 282284
  • Kornroͤslin. 253
  • Zinoberꝛoͤslin. 254
  • Martaroͤslin. 254
  • Rosmarin .229. 371
  • Rotherhennitarm. [1]15
  • Ruͤbſaamen .138. 198
  • Ruhrkraut. 400

S.

  • Saatroſen. 362
  • Safflohr. 392
  • Saffran. 80
  • Salbey .167.293.375.
  • Sammetblum. 446
  • Saamkraut .373. 418
  • Sametblum. 438
  • Sanickel .104.292. 404
  • Saurampfer .103. 213
  • Scavioſen. 424
  • Schabab. 264
  • Schaffgarben. 261
  • Schafflinſen. 230
  • Schafftheu. 115
  • Scharlachkraut. 167
  • Schartenkraut250. 386
  • Scheinblum. 348
  • Scheißkraut .389. 221
  • Schellkraut111
  • Schlangenkraut292
  • Schlaffbeerin377
  • Schleichhannenfuß. 137
  • Schlehendorn. 90
  • Schluͤſſelbluͤmlin .97. 143
  • Schierling .156. 228
  • Schimpferſchlaͤgelin .340.
  • Schmaͤrwurtz. 326
  • Schmerbel. 170
  • Schnabelkraut. 399
  • Schneeballen. 204
  • Schorletz. 377
  • Schoßkraut .255. 361
  • Schwalbenwurzel. 220
  • Schwertel .242.312. 446
  • Schytzerhoͤßlin .445.
  • Schwelchen / Schling - baum212
  • Schweinbrod. 436
  • Setblumen. 266
  • Seiffenkraut. 424
  • Senf .236.297339. 429
  • Seſel. 242
Sie -[457]Regiſter.
  • Sibengezeit409
  • Sigmarswurtz. 385434
  • Silberblaͤttlin. 212
  • Sommerwurtzen .415.
  • Sonnenbluͤmlm .392.227.437.
  • Sonnenwirbel .352.
  • Spars. 320
  • Speerdiſtel. 390
  • Speerkraut. 137
  • Sperberbaum. 299
  • Spitzenwaͤgerich. 134
  • Sprengkraut. 387
  • Staͤbenkraut. 429
  • Stabwurtz. 432
  • Staͤchapfel. 377
  • Staͤchpfriem. 215
  • Staͤchdorn .199. 421
  • Staͤndelwurtz .158. 184
  • Steinbraͤch .239.401.
  • Steinhirs. 171
  • Steinklee .253.259.
  • Steinpoley. 392
  • Sterckkraut. 317
  • Sternblume .322. 370
  • Sternkraut .322. 386435
  • Storckenſchnabel .163348. 437
  • Suͤßholtz. 399

T.

  • Taback .442.ſq.
  • Tannenbaum101
  • Taſchelkraut .107. 153
  • Taubenkropf. 82
  • Tauſendguldenkraut. 328
  • Tauſendſchoͤn. 434
  • Thierlinbaum78
  • Thymian. 208
  • Tormentill. 209
  • Trachenblut. 247
  • Traubenkraut. 326
  • Trollblum. 281
  • Truͤblein. 295
  • Teuffelsmilch. 303
  • Teuffelsabbiß. 377
  • Tulipan. 211
  • Tuͤrckiſchpunt. 358

V.

  • Vergiß nit mein. 159
  • Violen .98. 307
  • Vogelnaͤſter. 371

W.

  • Waͤglugen. 332
  • Waͤgrich .134. 275
  • Waͤgſtroh. 345
  • Waͤgtritt. 275
F f 9Wahl -[458]Regiſter.
  • Wahlwurtzen .104. 299
  • Waldanemonen. 75
  • Waldmeiſter .201. 205
  • Waldraͤben. 333
  • Waſſergarbe. 261
  • Waſſerwaͤgrich. 274
  • Waſſerꝛaucke. 339
  • Waſſerviolen. 365
  • Wetterꝛoͤslin. 434
  • Weide .201. 422
  • Weinraͤbe. 446
  • Weitzen .305. 350
  • Weidrich .255. 361
  • Wermuth .310.ſq.
  • Widerſtoß. 174
  • Widerthon. 276
  • Widertod. 304
  • Wildgarbe. 239
  • Wicken .143.306. 356415
  • Winde .232. 298
  • Winterbluͤmlin. 353439
  • Wintergruͤn. 196
  • Winterkorn. 305
  • Winterwolffswurtz. 68
  • Wirbeltoſt. 392
  • Wyßwurtz .191. 418
  • Wolffsmilch .141. 311
  • Wolffsklauen. 367
  • Wolffswurtz. 384
  • Wullkraut. 381
  • Wundklee. 171
  • Wundkraut. 379
  • Wundbaum. 445

Z.

  • Zahmkirſchen. 109
  • Zahmkraut. 277
  • Zahnkraut. 2[1]3
  • Zaͤpflinkraut. 153
  • Zigerkraut. 409
  • Zimmetroͤslein. 308
  • Zippergraß. 350
  • Z[iſt]enroͤslein. 333
  • Zittergraß165
  • Zuckerwurtzel. 428
  • Zwaͤtſchgenbaum. 144
  • Zweyblatten .171. 368
  • Zwibelhyſop .375.
Regi -[459]

Regiſterunderſchiedlicher in - und aͤuſſerlicher Kranckheiten.

A.

  • Aderꝛeiſſen265
  • Athem ſchwer145 /249
  • -- ſtinckend201
  • Augenwehe87 /112 /119 /17[6]212 /232 /238 /260
  • Außwurff82

B.

  • Bauchfluͤſſe188ſq. 199/250266 /274 /387
  • Bauchſchmertzen91 /121 /144158 /161 /180 /292
  • Biß der Thieren84 /150
  • Blaſenſchmertzen289
  • Blateren126
  • Blaterſtein78 /80 /210
  • Blutfluͤſſe91 /108 /114 /123203
  • Blutharnen108
  • Blutreinigung83 /93 /102
  • Blutſpeyen108 /123 /141265 /262 /265 /383 /387
  • Blutſtellen86 /254 /300
  • Blutſtuͤrtzung210
  • Boͤſe Bruͤſte215
  • Brand178 /241
  • Braͤune178 /222
  • Bruͤch204 /223
  • -- innerlich114 /145
  • Bruſtkranckheiten89 /92 /94169 /226
  • Bruſtreinigung78 /82 /106209

D.

  • Daͤrmbruͤche93
  • Durchlauff79 /108 /152 /161.174 /313
  • Durſt100 /103 /109 /ſq. 117121/213 /283

E.

  • Engbruͤſtigkeit124 /145 /178186 /206 /259 /274 /280378
  • Entzuͤndungen94 /100 /122161 /229 /250
  • Erbgrind206
  • Erbraͤchen72 /142
  • Ethicken70 /74 /100 /176

F.

  • Fallende Seuche102 /122125 /191 /215 /302 /388415 /432
  • Faͤulung89 /121 /171 /406
  • Feuchtigkeiten10〈…〉〈…〉
  • Feygwartz75 /306
  • Fieber171 /228 /283 /329406
[460]Regiſter.
  • Fiſtlen203 /244
  • Flecken der Augen165 /167
  • -- an der Haut126
  • Fluͤß97 /91 /110 /130 /274
  • Franzoſen206 /274
  • Frucht abtreiben253

G.

  • Gallen102 /112 /122 /153163 /224
  • Gallenfieber1[2]1
  • Gebaͤhrmutter102 /169 /191
  • Gelbſucht112 /117 /126 /147163 /199 /222 /236 /289407 /433
  • Gemaͤchte114
  • Geſchwaͤr74 /83 /89 /94 /105141 /171 /173 /204 /253
  • Geſchwulſten98 /133 /173176 /250
  • Gicht100 /101 /122 /149215
  • Gifft82 /84 /150 /168 /230235
  • Gleichſucht98 /210 /378 /429
  • Gliederſchmertzen98
  • Goldaderfluß75 .ſq.
  • Grieß102 /136 /139 /191 /216 /264 /273
  • Grimmen106 .ſq. 125/149158 /169 /178 /ſq. 215/228 /235 /260 /274 /288292 /306 /378 /383
  • Grind422
  • Gutſchlaͤg98 /290 /302 /422436

H.

  • Halßgeſchwaͤr100
  • -- Schmertzen93 /154 /206
  • Harnbrennen176
  • Harnſtraͤnge134
  • Harntreiben72 /82 /117 /133177 /216 /226 /244 /249
  • Haubtfluͤß158 /165 /171210 /290 /356
  • Haubtſchmertzen80 /91 /364
  • Haubtwehe100 /443
  • Hautſchaͤden101 /186
  • Heerbrand84 /126 /200
  • Heiſer74 /[1]00
  • Hertzklopffen186 /221 /395
  • Hertzſterckung82 /100 /127153 /230 /284 /364
  • Hertztrucken91
  • Hirn97 /100 /101 /130 /156191
  • Hirnwuth215
  • Hitzen100 /101 /103 /213266
  • Hundsbiß208 /225
  • Huſten94 /106 /129 /186206 /237 /253 /274 /289378

K.

  • Kaͤhlſucht. 100
  • Kaltebrand. 230
  • Kaltwehe .87. 92
  • Kinderblatteren .106. 149
  • Krampf .331. 336
  • Kraͤtze. 101
  • Krebs. 237
Kropf -[461]Regiſter.
  • Kropfgewaͤchſe. 75
  • Kroͤſe. 163

L.

  • Lachßnerey. 76/98 /210
  • Laͤhme. 228
  • Leber. 83/93 /103 /117 /12[0]257
  • Leiſten.140 /189
  • Lendenwehe. 226
  • Lungen. 106/137 /145 /169206
  • Lungenfaͤule. 300
  • Lungenſchwaͤr.[8]s6 /102

M.

  • Magenſood. 280
  • Magenſtaͤrckung. 79/94 /100117 /121 /177 /180 /199225 /249
  • Magentrucken. 91/ſq. 109
  • Melancholey. 364
  • Milch. 119
  • Miltze. 93/112 /156 /186249 /330
  • Miltzeguß. 241
  • Monatblum. 82/89 /127 /133147 /179 /218 /228 /235244 /260 /290 /313 /397
  • Mundfaͤule. 83/117 /154 /178250 /286
  • Mundgeſchwaͤr.114 /178
  • Mutteraußfahl. 91
  • Mutterblaͤhung.89 /347
  • Mutterkranckheit.235 /364
  • Mutterkraut.125 /185

N.

  • Nachgeburth. 127/179 /235240 /257 /260
  • Naſenbluthen.108 /203
  • Nierenkranckheit. 80/102134 /147 /210

O.

  • Obrenwehe. 87

P.

  • Peſt. 287/292 /343 /415
  • Pfnuͤſel. 124
  • Podagran.423 /443

R.

  • Raud. 83/126 /129 /163 /206254 /286 /352
  • Reinigung. 72
  • Rothlauff.200 /423
  • Rotheruhr. 76/80 /108 /125152 /178 /189 /199 /223280 /285 /300 /387
  • Rothſucht. 147
  • Ruckenwehe. 〈…〉〈…〉26

S.

  • Saamenfluß. 102/129 /158
  • Sand. 91/102 /106
  • Scarbock. 78/133 /139 /147211 /250 /264 /ſq. 373
  • Scharffe fluß. 194
  • Schlag. 346/432 /436
Schlan -[462]Regiſter.
  • Schlangenbiß.236 /292
  • Schleim. 89/92 /113
  • Schmertzenſtillen .97. 260
  • Schuͤpen. 126
  • Schweißtreiben. 89/112 /168206 /126 /230 /244
  • Schwindel. 226/290 /302356 /395 /436
  • Schwindſucht. 94/100 /134204 /253 /262
  • Scrophlen. 75
  • Seitenſtechen. 91/253 /288335
  • Speichelziehen. 89/92 /103124 /149 /160 /186 /219260
  • Spulwuͤrm. 188/241 /244
  • Stechen. 89
  • Stein. 124/172 /188 /235246 /273 /378
  • Stuhlgang. 100/188 /192

T.

  • Taubſucht. 215
  • Thierbiſſe. 98
  • Todtengeburth. 72

V.

  • Uberꝛoͤthe. 94/200 /236. 292
  • Verſtopfung. 72/142 /311

W.

  • Waſſerſucht. 87/221 /233292 /327 /347 /378 /407
  • Weiſſefluß.192 /240
  • Weißgeaͤder. 97
  • Weißkranckheit. 91
  • Widergifft. 89/112 /171 /206221 /226 /249 /272 /287
  • Wunden der Schinbeinen. 105
  • Wunden heilen. 73/83 /86 /93 /102 /108 /119 /129 /140 /246
  • Wundkraut. 74/76 /124 /173 /189 /193 /204 /215246 /265 /272 /317 /324
  • Wundtranck. 101/146 /193
  • Wuͤrme. 169

Z.

  • Zahnfaͤulung. 75
  • Zahnfleiſch. 114/201 /250
  • Zahnſchmertzen. 112/216255 /282
  • Zauberey. 76
  • Zittermaͤhler. 126/186 /254
  • Zungenentzuͤndung. 178
  • Zungen ſaͤuberen91.224 /147

NB. Der geneigter Leſer beliebe ſich die mit eingeruckten Faͤhler ſelbs zu verbeſſeren.

ENDE.

[463]

Herꝛn Marggrafen Bereti Landi Hochverdientem Herꝛn Abgeſandten Jhro Koͤnigl. Mayeſt. PHILIPPI V. Koͤnigs in Spanien / an eine Lobliche Eydgnoßſchafft / von Lucern auß abgegebenes Urtheil / Uber dieſen Eydgnoͤſſiſchen Luſt-Garten.

JCh hab des Herꝛn Luſt-Garten geſehen / mich darinn zwuͤſchen deſſen Gewaͤchſen erſpazie - ret / und auß deren Geruch die voͤllige Lieblichkeit geſchoͤpffet. Jch bekeñe von Hertzen / Hochgeehr - ter Herꝛ und Freund! daß ich mich daruͤber hoͤch - lich verwunderet / wie Jhr ſo klahr und heiter dieſe lebhaffte beſeelte Coͤrper / und den unter ſo vielen und ſo groſſen erſtaunlichen Geſtalten denen Ge - waͤchſen bey erſter Erſchaffung eingepflanzten und und mit ſonderbarer Ahrt bezeichnet / in ſeinen hin und her außgetheilten Kraͤfften entdecken koͤnnen? Damit ich meine Gedancken mit wenigen Wor - ten erklaͤhre: Jhr habet die Schoͤnheit / die Ab - aͤnderung / die Klugheit / Vorſicht und Guttha - ten der allgemeinen Zeugmutter ſo genau darinn entſcheiden / daß die kein anderer dem Menſchen hette beſſer weder zum Gebrauch ſeines Leibs / nochzur[464]zur Ergetzung ſeines Gemuͤths / noch zur Be - trachtung der Wunderwercken des Schoͤpffers in deſſen Geſchoͤpffen / noch zur Erhaltung und Widerbringung der Geſundheit / außlegen koͤñen.

Jhr habt nachgeeiferet dem Theophraſto, Dioſcoridi, Jonſtonio und euerem Gesnero, deren Mitgenoßſchaffter Jhr worden ſeyt. Sagt nur friſch von Euerem Luſt-Garten / was Salomon dort von ſich Eccl. II. 5. Jch habe mir Gaͤrten und ſchoͤne Luſt-Gaͤrten gemachet / und hab darinn Baͤume von allerley Fruͤchten gepflantzet.

Habt derowegen ſchoͤnſten Danck / mein Herꝛ! fuͤr ſo werthes und koſtliches Geſchenck! wuͤrde ich ſelbiges außſchlagen / ſo wurde ich mich nicht wenig vergreiffen / an ſo werthen und hochſchaͤtz - baren Sachen / welche der Hr. in ſeinem vor deme in den Truck verfertigten Wercken aufgetiſchet / und die ihme belieben woͤllen mir zuuͤberſenden / daher ich denſelben in meiner kleinen Buͤ - cherey einen ſonderbaren Ehrenplatz verordnet habe / ꝛc. Hæc ille.

About this transcription

TextEydgnössischer Lust-Garte
Author Johann von Muralt
Extent496 images; 67234 tokens; 13298 types; 513654 characters
Responsibility Alexander Geyken, ed.; Susanne Haaf, ed.; Bryan Jurish, ed.; Matthias Boenig, ed.; Christian Thomas, ed.; Frank Wiegand, ed.

CLARIN-DNote: Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe

EditionVollständige digitalisierte Ausgabe.

About the source text

Bibliographic informationEydgnössischer Lust-Garte Das ist: Grundliche Beschreibung/ aller in den Eydgnössischen Landen und Gebirgen frey außwachsender/ und in dero Gärten gepflanzter Kräuteren und Gewächsen. Darinn deren Nutzbahren/ Gestalt/ an Kraut/ Blust/ Stauden und Saamen/ Krafft und Würckung/ samt dem Orth jedese Wachßthums/ Vor dem verständlich in Latin erzehlet ward/ Nun aber in der Muttersprache/ dem lieben Neben-Menschen zu Dienste/ mit schönen erkennlichen Holtzschnitten Johann von Muralt. . [15] Bl., 448 S., [8] Bl. LindinnerZürich1715.

Identification

SUB Göttingen SUB Göttingen, 8 BOT V, 5040

Physical description

Fraktur

LanguageGerman
ClassificationFachtext; Geographie; Wissenschaft; Biologie; core; ready; china

Editorial statement

Editorial principles

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

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  • dta@bbaw.de
  • Deutsches Textarchiv
  • Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities (BBAW)
  • Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW)
  • Jägerstr. 22/23, 10117 BerlinGermany
ImprintBerlin 2019-12-09T17:33:26Z
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Holding LibrarySUB Göttingen
ShelfmarkSUB Göttingen, 8 BOT V, 5040
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