Dem Wohlgebohrnen Herrn Herꝛn Alexander Erskein / Jhr Koͤnigl. Mayſt. zu Schweden wohlbeſtaltem Geheimen und Hoffraht / Kriegs - und Pomeriſchem Eſtatspræſidenten / itziger Zeit zu Einrichtung des Eſtats uñ Loͤb - licher Landesregierung derer Hertzogthuͤmer Bremen und Verden gevolmaͤchtigtem Com - miſſarius etc. Erbherrn auff Trebſees und Vohrland. Meinem groſſen und hohen Goͤnner / maͤch - tigem Beforderer und vielguͤti - gem Patrnen. [Gluͤk / Heyl und Wohlfahrt!]
Wann die alten Weiſen / unſere kluge Vorwelt einen kurtzen Begriff aller Laſter beſchreiben wollen / haben ſie es gethan mit dem ſchaͤndlichen Nahmen der Undankbarkeit / und weiß ich nicht mit was Farben ſie ſolchen abſcheulichen Fehler beſ - ſer hetten abmahlen koͤnnen als mit dieſer Benennung / beobachtet erſtlich GOtt und ſein ſeligmachendes Wort / welches uns außdruͤklich / die Wolthaten mit Dank zu erkennen / gebietet / dadurch entehret und hin - dan geſetzet wird; Nachmals wird einẽ gut - thaͤtigen Menſchen / und treumeinendem Gemuͤhte / die Wolthat einzuziehen / man - chem Freunde ſein redlich geſonnenes Hertz zu verſchlieſſen / und guͤnſtige Befoͤrderung zuverſagen / Urſach gegeben; Drittens ma - chet ſich ein Undankbarer / dem man zuvor alle Liebe erwieſen und gutes gethan / nicht allein ſeinem Wolthaͤter verhaͤſſig / ſondern allen Ehr und Tugendliebenden zu einem abſcheulichen Scheuſall. Vierdtenswer -): (iiijdeden die Gutthaten an ſich ſelbſt / welche ei - nem dankbaren und redlichen Menſchen hetten koͤnnen erwieſen werden / gleichſam wie in den Koht geſchmiſſen / und als ein koſtbarer Wein in einen unſaubern und mit Spinnenweben durchſponnenen Holtz - becher gegoſſen. Kurtz / der Undank iſt eine Quelle / aus welcher viel unzaͤhlige Laſter mit vollem Strudeln herflieſſen. Wann ich denn ſchon vor einer geraumen Zeit in der Fremde mit Freuden vernommen / daß meiner hertzgeliebten Eltern Behauſung / Durch Anweſenheit Jhr Excell. und dero hohes Anſehen beſeliget / und mein lie - ber Vater / deſſen Hand ich nun in zehen Jahren nicht gekuͤſſet / mit vielen Gunſtzei - chendero Leutſeligkeit angeſtrahlet worden / ſo eigne ich mir / vermoͤge unſers Rechtens / welches Vater und Sohn fuͤr eine Perſon haͤlt / alle ſolche erwieſene Gunſten zu / und befinde Jhr Excell. mich davor euſſer - ſtes verbunden. Uber dieſes der Him - mel meine Heimreiſe wieder alles Hoffen ſo gluͤklich geordnet / daß ſie dieſer Ohr - ten durchgefallen / und Jhr Excell. per ſoͤhnliche Gegẽwart angetroffen / habe ich esmirmir vor eine ſonderliche Gluͤkſeligkeit ge - ſchaͤtzet / und alſo / des obberuͤhrten Laſters mich nicht etwan theilhafftig zu machen / ſondern meine ſchuͤldige Dankbarkeit an dẽ Tag zu geben / billiger maſſen auff Mittel un̄ Wege geſonnen. Es giebet mir aber hierzu / Jhr Excell. gunſt geneigtes Gemuͤhte ge - gen die freyen Kuͤnſte / abſonderlich zu der vergoͤtterten Poeſie / und aͤdelen Muſike / welches mich nicht allein der loͤbliche Nach - klang vornehmer Leute verſichert / ſondern auch die Schreiben meines lieben Vaters / die Jhr Excell. auffzuwarten mich ernſt - lich anmahnen / ſatſam vergewiſſern / Ja welches gewogene Mezenatengemuͤhte / ſag ich / ſich zugleich mit den fuͤrtrefflichen Thaten und Weltbekandten Weißheitsuͤ - bungen allbereits von dieſer Sterbligkeit / hinauff an das Firmament geſchwungen / gewuͤnſchten Anlaß / meinem Vater den kindlichen Gehorſam zu leiſten / abſonder - lich aber / und vornemlich / Jhr Excell. mein williges Gemuͤhte und fertige Dienſte an den Tag zu geben / in dem / daß ich dieſes mein gegenwertiges neugepflantztes Luſt - waͤldchen vor Jhre Excell. bringe / und): (vſol -ſolches in ſchuͤldiger Auff wartung fuͤr dero Fuͤſſe lege / und bitte nichts hertzlichers / als daß es von Jhr Excell. meinem maͤchtigen Befoͤrderern / als ein unfehlbares Zeichen meiner wilfertigen Sinnen / nach angebohr - ner Leutſeligkeit auff genommen / und vor al - len neidſuͤchtigen Theonsbruͤdern / welche / gleich wie der ſchwartze Schatten mit dem goldſtrahlendem Sonnenſcheine gebohren wird / ſich auch bey einem nach Ehr und Tu - gend ſtrebendem Gemuͤhte unauſbleiblich finden laſſen / tapfer geſchuͤtzet werde.
Jn welches Erfolgung ich iederzeit / ſo lange mir der guͤnſtige Himmmel das Leben friſten wird / mit dankbarem Hertzen muͤg - lichſt bezeugen werde / daß ich bin
Geben Hamburg den 14. Winter - monatstag des 1651. Jahrs. Jhr Excell. und dero Wohlgebohrnen Hoheit Auſwaͤrtigſter Diener Georg Neumark.
Michel Weiß / Prediger zu S. Katharin in Dantzig.
Aus Liebe zu ſeinem Herrn Neuͤmark und deſſen fuͤrtrefflicher Wiſſen - ſchafft / in der Singe - und Dichter - kunſt ſetzte dieſes zwar eiltgſt / a - ber hertzwolmeinentlich Der Ruͤſtige.
Feſtin, Calamo deproperabat ANDREAS TSCHERNINGIUS, Profeſſor oſtoch.
M. AD AM OLEARIUS.
Johann Peter Titz.
Gratulationi, Amicitiæ, & benibolo ad plura incitamente dab. hæc exilia C. Thamnitius, Thorunien - ſis, Gymnasl Patrii Pro - feſſor & Viſitator.
Diß weinige nur konte Seinem hochgeehr - ten Herrn Schwager reißfertig abſingen Sigiſmund Schellhammer / Hamb.
Ægidius Gutbirius, SS. Th. & Lingv. Orìent. Cult.
Dieſes wenige ſetzte eiligſt auf / und uͤber - fendete es von Thoren mit abgehen - der Poſt ſeinem andern Hertzen Joh. Sebaſtian Jacobi / beider Rechten Befliſſener.
Aus reinem deutſchen Hertzen geſchrieben von Georg Greflinger-Seladon von Regenſpurg / Cæſ. Not. in Hamburg.
Von treuer / deutſcher / aufrichtiger Hand ſeinem treuen deutſchen aufrichtigen Herrn Neu - mark ſatzte dieſes eiligſt in Hamburg Paul Tſcherning von Buntzlau aus Schleſien der H. Schrifft beflieſſener.
Jan VVagener, amateut de la langue, fran. ſoiſe.
Dieſe in Eyl aufgeſetzte Verſe / uͤber - ſendet von Stolp aus Pom - mern St: Saß.
Hter wirſtu guͤnſtiger Leſer / daß in meiner verhochteutſch - ten Kleopatren verſprochene Luſtwaͤldchen / in welches ich eine ziem liche Zahl meiner poetiſchen Gedankẽ / vnd Ubungen theils geiſt-theils weltlich einverleibet / zu empfangen haben. Sofern ich nun ſehen werde / daß dir ſolches belieben wird / und du, bey abgemuͤſſigter Zeit mit deinem guͤnſtigen Gemuͤhte / darinnen heruͤm zu ſpatzieren / es wuͤrdigen wirſt / wirſtu mich ein mehrers / und zwar Sa - chen die etwas wichtiger und mit ſteiſſiger Muͤhe ausgear - beitet / heraus zugeben / heimlich veranlaſſen. Dieſes ab habe ich dich / teutſcher Poeterey Liebenden / nohtwendig zu erinnern / daß / wo du etwan meine Proſodie oder Poe - tiſche Tafeln geſehen / und in gegenwertigem Luſt - waͤldchen etwa eine Anaſtrofe oder Redeverſe - tzung / welcher doch ſehr wenig / und muͤgligſt vermieden / ſinden wirſt / du mich nicht beſchuͤldigen wolleſt / als Einen der andern Geſetze vorſchreibet / und doch ſelbſt nicht be - obachtet / ſondern wiſſen / daß ich etliche Gedichte vor zwey /drey /drey / vier auch wol mehr Jahren aufgeſetzet / da ich mit viel andern / derer eine groſſe Zahl heutiges Tages / der Edelen / und Kunſtreinen Poeſie zum ſchimpflichen Nachtheil / heruͤm ſchwermen (wie man denn bißweilen auf Hochzeiten und Be - graͤbnuͤßen ſatſam ſiehet) in den Tag hinein geſchrieben / und wenig Kunſtregeln oder Grammatikaliſche Lehrſaͤtze in acht genommen / (wie ich Sie dann auch zum theile nicht gewuſt.) Weßwegen ich dich bitte / du wolleſt dich daran nicht ſtoſ - ſen oder Mich zur Entſchuͤldigung anziehen / ſondern / im - fall dir meine poetiſche Tafeln / in welchen die gantze Wiſſen - ſchafft kurtz begriffen / noch zur Zeit unbekandt / oder dieſel - be gering ſchaͤtzeſt / dich |an anderer ſinnreichen Leute Proſo - dien halten. Zum zweiten / wenn du ſindeſt ein einſylbich - tes Gebietswort (imperativ. ) als zum Exempel Trag dein[L]eiden / etc. ſo denke nicht daß ich die Apoſtrofe vergeſſen /[u]nd alſo bas Wort zerſtuͤmpelt / ſondern ſey berichtet daß al -[l]e Gebietswoͤrter (imperat:) von Natur ohne / angehaͤngtes / e muͤſſen geſetzt werden / und ſo das e dabey ſtehet / als: tra - ge geſchicht ſolches Krafft der Paragoge oder En - dungs zuſatzes / da es wegen deß Verſes / bißweilen zierlich angefuͤget wird Hiervon beſiehe HErr Schottels Sprachuͤbung. Drittens / wenn du ſieheft das Woͤrtchen Mang ſo miß mir nicht bey / wie es von etlichen geſchehen / als wenn ichs verſehen / und ein Niederteutſches Wort unter das Hochteutſch gemenget. Jch habe es mit Fleiß gethan. Es iſt dieſes woͤrtchen Mang das rechte Stamm - und Wurtzeiwort von wel - chem hergewachſen: vermengen einmengen ge - menget / gemangkorn / etc. Haͤlt man nun die ab - geſtammeten Woͤrter vor gut Hochteutſch / waruͤm ſoll deñ das Wurtzetwort ſein Buͤrgerrecht / wie einsmals ein ſtat - licher und in teutſcher Sprache kunſt erfahrner Mann ſaget / bey uns Hochteutſchen ſo gahr verlohren ha - ben? Solches Woͤrtchen weitleufftiger zu ſchuͤtzen / iſt mein Abſehn nicht doͤrfte aber anderwerts / von derglei - chen ſtreiligen Woͤrtern mehr / welgeſchehen. Zum vierd - ten ſey der Muſikliebende berichtet / daß faſt die meiſten Lie - der / auf eine Violdegam̃ / und zwar / in umerſchiedlichen ver - ſtimmungen / wie deñ ein Probſtuͤkchen / in meiner Fryne Bozene zufinden / geſetzet ſind / hette auch gerne geſehen / uͤm die vollkommene Ahnmuht zuvernehmen / daß alle Ta - bulaturen hetten koͤnnen beygedrukkt werden / in Man - gelung aber der Zeit / ſonderlich eines Form - oder Holtzſchnei - ders / hat es verbleiben muͤſſen. Kan aber wol geſchehen / daß ich dir / Violdegammen Liebhaber / mit ehiſtem / in einem abſonderlichem Buͤchelchen alle zugehoͤrige / und andere meh: Tabulaturen / entwe der in kupfer oder Holtzſchnitt vor Au - gen ſtelle. Sofern aber die bloßen Melodeyen ſollen von Liebhabern gehoͤret werden / muß ein gut Fundament / bey der Grundſtimme ſein / ein guter Singer den. Text fein deut - lich unterlegen / und die Violin / wo ſie dabey ſtehet / ohne Ko - loraturen darzu geſtrichen werden. Zum fuͤnften ſey freund - lich gebeten / wenn dir etliche drukfehler vor kommen / ſolche nach deinem reiffen Verſtande ſelbſt zu corrigiren / und mir die Schuld nicht beyzumeſſen / beobachtet mich eine noht - wendige Reiſe von der helffte der Correctur abgezogen / uñ mein guter Freund / dem ich Sie in deſſen bittlich anbefohlẽ / auch mit viel Geſchaͤfften belegt geweſen / daß alſo leichtlich etliche Fehler ſtehen blieben. Was aber vor andern noht - wendig muß corrigirt ſein / iſt dieſes: an der 47 Blatſeite im 6 Vers ſtehet geſchehen ſoll heiſſen ergangen. an 165. bl. im 28. v. Alzeſien fuͤr Alzeſten. am 186 bl. im 16 v. Sextin fuͤr Sertin. am 199 bl. im 10 v: Trojan fuͤr Trajan. am 209 bl. im 3v: kom̃ / ach komm fuͤr komm / ach komm auch. am 217 bl. im 3 Sinnſpruch: ſchweig nur albꝛeꝛ Menſch fuͤr ſchweig nur du albrer Menſch am 226 ſollen die zwen erſte Verſe im andern Sinnſpruch: Neulich etc. weiblich ſein. Dieſes iſt es / was ich kuͤrtzlich erinnern wollen. Bitte dieſes mein Luſtwaͤldchen ſo anzunehmẽ / wie ich dir es uͤberreiche / verſpreche dir ins Kuͤnfftige / alle meine poetiſch-verhoch - teutſchte Geſchichte in einem Buche mit Kupfern ausge - ziehret / heraus zugeben / Jmfall ſich ein guter Verleger ſindẽ moͤchte / und andere ergetz - und nuͤtzliche Sachen mehr. Gehab dich wohl.
Grundſtimme
Auf Begehren Der Hochedlen / Viel Ehr und Tugend - ſahmen Frauen Anna Barbara von Schlieben gebohrnen Kreytzien / auffgeſetzet.
G. N.
9waͤldchens erſte Abtheilung.Grundſtimme.
A vAN10Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Grundſtimme.
Grundſtimme.
Grundſtimme.
B. E.
25waͤldchens erſte Abtheilung. B26Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Grundſtimme.
B iijJch30Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Nach dem Spruche: Gott iſt getreu der euch nicht leſt verſuchen. u. ſ. f.
G. N.
33Waͤldchens erſte Abtheilung.Grundſtimme.
B vWar -34Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -G. N.
36Poetiſch-und Muſikaliſches-Luſt37waͤldchens erſte Abtheilung.Grundſtimme.
Dieß38Poetiſch-und Muſikaliſches Luſt -G. N.
Geigenſtimme
44Poetiſch-und Muſikaliſches Luſt -45waͤldchens erſte Abtheilung.Grundſtimme.
Ach46Poetiſch-und Muſikaliſches Luſt -Grundſtimme.
C1. Mein50Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -B. E. Erſte Geigenſtimme.
An -57waͤldchens erſte Abtheilung.Andere Geigenſtimme.
GeneralBaß.
T vAch58Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -59waͤldchens erſte Abtheilung. 60Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Grundſtimme.
G. N.
73waͤldchens erſte AbtheilungD74Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Grundſtimme.
G. N.
87waͤldchens erſte Abtheilung.Grundſtimme.
Him -88Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Nach dem Sprichwoꝛt:
OHne iſt es nicht daß ein lobbegieriges und ehrlieben - des Gemuͤhte / in Auffwartung eines lieben Freundes /die96Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -die Feder an zu ſetzen / billicher maſſen einen furchtſamen Abſchen traͤget / angemerket die ſchoͤne und numehro wol aufpolirte Verſ - und Reymekunſt / der uhralten Spra - che der aͤdlen Teutſchen (ich ſage nicht von andern Spra - chen) von ſo manches Poetaſterchens ungewaſchenen Haͤn - den betaſtet / daß mir duͤnket / ob fuͤhret der im Zorn ent - brante Foͤbus ſelber eine Klagrede deßwegen. Es ſind ſehr viele (doch einer vor dem Andern) ſo etwan / ich weiß nicht wo / eine wunderliche Dirne erbeten / kommen von Ruhmſucht mit ihr dahergezogen / und wollen die menſch - lichen Gemuͤhter uberreden / (ja ſie meinen es bißweilen ſel - ber) es ſey die aͤdle Rymfe Thalia vom Parnaß / ſo den auch von vielen geglaubet wird / (O weit gefaͤhlet! wenn man a - ber mit reiffem Verſtande / welches keinem / als der eine Zeit - lang unſerem Apollo aufgewartet / beykommet / ſolches Ge - ſpenſte recht betrachtet / ſo wird man nicht alleine befinden / daß das Kleid bißweilen von allerhand Flikken zuſammen geſetzt / ſondern auch der Leib gar unfoͤrmig. Sie meinen es ſey genug wenn der Verſch ſeine Zahl habe / die Redens Ahrt mag geſchraͤnket ſeyn wie ſie wolle / die Woͤrter moͤgen Hals oder Bein verliehren / Sie martern die unſchuͤldigen Verſche wie auff einer Rekkebank / Sie bilden ihnen ein / die - ſe ſchoͤne Sprache ſey in keine Grammatik / gleich andern / zu bringen. Aber wo gerahte ich hin? Verzeihe mir guͤn - ſtig; teutſchgeſinnetes und kunſtliebendes Hertz / der du den Helikon noch zuerſteigen gedaͤnkeſt / und der du dir nicht ein - bildeſt / du habeſt die Kunſt ſchon verſchtukket / da du doch kaum anfaͤngeſt ſolche zu ſchmekken / verzeihe mir guͤnſtig / ſag ich / daß meine Zunge / die niemals Heucheley gelernet / ſo frey herauß bricht. Jn Beobachtung beruͤhrtes nun / habe ich mich nicht auch unbillig in etwas geſcheuet / mit die - ſer Furcht / es moͤchte dieſe geringe Arbeit bald im erſten Anſchauen vornehmer Augen / und außgeuͤbter Sinnen verworffen werden / mit dieſen Worten: Seht abermal ei - ne unnuͤtze Skartek! doch hat mit hindanſetzung aller Furcht die gutmeinende Zuneigung meines dienſt verliebten Her -tzen97waͤldchens erſte Abtheilung. tzens gegen ihre Ehrwuͤrden / und andere Patronen / ſonder - lich gegen den aͤdlen und fuͤrtreflichen Dafnis / uͤm meine Willfertigkeit an den Tag zugeben / dieſes Mittel zuergreif - fen mich dahin gebracht / nemlich dieſes ſchlechte Huͤrten - Lied welches ich ſelber unwuͤrdig erkenne / ſo manche ſchoͤne Hand zu kuͤſſen / ihren Ehrwuͤrdẽ ein zu liefern / mit freundli - cher Bitte ſolches mit dem Gemuͤhte aufzunehmen / mit wel - chem ich ſolches in hoͤchſter Verpflichtung / neben hertzlichem Wunſche aller erſprießlichen Wolfahrt / und eines gnaͤdigẽ Himmels / ſo ihn in dem neuen Ehrenftande / mit allerhand Segen anſtrahlen wolle / uͤberreiche. Jn Erfolgung deſſen ſollen ihr Ehrwuͤrden ſelber bekennen / daß ich bin
Dero Aufwaͤrtigſter G. N.
WEilichnun endlich einmal / nach viel tauſend gegen Him̄el geſchiktẽ Seufftzen / das geliebte und numehro / Gott Lob / befriedigte Vaterland zubeſuchen gedaͤnke / da - mit ich der lieben Meinigen und des Meinigen Zuſtand er - fahren moͤge / von Jhr Geſtr. Herl. aber ich nun ins fuͤnffte Jahr / ſolche Gewogenheit und redliche Zuneigung / gegen mich / ſeinen willigſten Freund und Diener zur Gnuͤ - ge vermerket / und deſſen auffrichtiges und unverfaͤlſchtes Hertze / welches Gunſtſtraalen mich offtmals angeleuch - tet / ſatſam erlernet / als befinde in dieſer Beobachtung / ge - gen Jhr Geſtr. Herl. ich mich ſolcher Geſtalt verpflichtet / daß ich mir es / einen groben Fehler begangen zu haben / rechnen wuͤrde / ſolches mit ſchuͤldiger Dankſagung nicht zu - erkennen. Wenn mir den Mittel und Wege / dieſes gleich - wichtig und nach Wuͤrden zuerwiedern mangeln / ſo habe ich dieſes Muſikaliſche Huͤrtenliedchen / womit ich bloß ei - nen Schatten meines erkentlichen Hertzens entworffen / auf ſetzen / und ſolches / wo GOtt meine Sinnen nicht anderswo hinlenket / vor meiner Heim-reiſe hinterlaſſen wollen. Bitte derowegen Jhr Geſtr. Herl, als mein liebwertheſter Pa -tron111waͤldchens erſte Abtheilung. tron wolle dieſes wenige und Papyrne Hochzeitgeſchenk - chen / mit guͤnſtigen Augen aufgenommen zu werden / und ſeine Hand zu kuſſen / wuͤrdigen / und es vor ein Denkmahl haͤlten / eines Hertzens / ſo niemals etwas eyfrigers wuͤnſchet als genennt zu werden
Jhr Geſtr. Herl. bereitwilligſter Diener G. N.
G. N.
Daß / auff dero Hochzeitlichem Ehrentage meine gegeñ - wertige Thalia mit dieſem ſchlechten Paſtoral oder Huͤr - tengedichtchen / welches ſie zwar gerne auff eine ſonderliche Ahrt / mit | lebendigen Perſonen auff einem Schauplatze vorgeſtellet / wegen Zeitkuͤrtze aber / vor dieſesmal nicht ge - ſchehen koͤnnen / vor dero hochadeliche Tafel / ſag ich / zu tre - ten ſich unterſtehet / koͤnte man ſolches ihr leichtlich vor eine verwegene Kuͤhnheit und kuͤhne Verwegenheit zu rechnen. Jn Betrachtung vielleicht andere tieffſinnige Geiſter / ſo ſchon allbereits ſich dieſer Sterbligkeit entriſſen / und der E - wigkeit / vermittelſt ihren ſchoͤnen Schrifften / ſich loͤblich ein - verleibet / ſein moͤchten / durch welche meine teutſchgeſinnete und redliche Thalia / als die ihnen an praͤchtiger Bekleidung oder an zierlicher Redensahrt nicht gleich / koͤnte ſchamroht gemachet werden. Doch hat ſie / in angemerkter Gunſt / ſoG iiijvon140Poetiſch - und Muſikaliſches-Luſt -von ihrer Herl. mit hoher Freundſchafft auff ſie bißher ge - ſtrahlet / alle Furcht aus den Augen geſetzt / und dieſes zu verlaͤſſige Vertrauen geſchoͤpffet / es werde von Jhr. Herl. und von andern hochadelichen Hertzen / Jhr auch eine Stelle der Gewogenheit / bey und neben andern guͤnſtig ertheilet / und gegenwertiges Paſtoralchen / welches in fliehender Eyl auffgeſetzt / und in ſeiner Erfindung wegen der kurtzen Zeit nicht vollkommen hat außgearbeitet werden koͤnnen / mit ei nem ſolchen Gemuͤhte / durch welches ſie ſolches uͤberreichet / auff und angenommen werden. Vor dieſe gewuͤnſchte Gunſt / wird ſie nach dienſt verliebtem / und wilfertigem Hand - kuſſe / den ſie in tieffer Demuht wil abgeleget haben / nichts anders begehren / als in beharlicher Freundſchafft einge - ſchloſſen zu ſeyn / und dero ſaͤmtlichen hochadelichen Gaͤ - ſten Gewogenheit zu genieſſen. Jch aber / nechſt hertzli - chem Wundſche aller gedeylichen Wolfahrt / und des gnaͤ - digen Himmels uͤberfluͤſſigen Segens / zu dem neu ange fangenem Ehrenſtande / bekeñe mit meiner Thalia daß mein hoͤchſtes Vergnuͤgen hierinnen beſtehe / ſo wol ins kuͤnfftige / als anietzo genennet zu werden
Dero hochadel. Herrl. williger G. N.
Dein treueſter S. Saß.
Geigenſtimme. G. N.
Sing -147waͤldchens andere Abtheilung.Singſtimme.
H ijGrund -148Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Grundſtimme.
Singſtimme. G. N.
Gen -158Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -General-Baß.
Violin - und Singſtimme. G. N.
164Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Violin und Singſtimme.
Gene -165waͤldchens andere AbtheilungGrundſtimme.
G. N.
Als die Roͤmiſche Jungfrau Klelia mit an - dern Jungfern mehr / dem Etrurer Koͤnige Porſena / zu einem Geiſſel des Friedens / welchen die Roͤmer mit ihm getroffen / geſetzt war / hat ſie einsmals aus tapferem Heldenmuh - te ihr vorgenommen durch die Tyber zuſetzen / uñ ſich von den Feinden loßzumachen / welches ihr auch gluͤklich gelungen. Ehe ſie aber mit dem Pferde durchgeſetzt / hat ſie ihre Mitſchweſtern unge - fehr auf dieſe Weiſe ange - redet:
Violin:
Sing -171[181]waͤldchens andere Abtheilung.Singſtimme.
J vijGe -172[182]Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -Generalbaß.
Faſt nach der Polniſchen Erfin - dung:
Jovviſzu gorny &c. Zránione Serce ogladay moie &c.
Laß173[183]waͤldchens andere Abtheilung.Als Titus / Manlius / Torquatus / ne - ben andern Rahtsmeiſtern ein Ernſtliches Gebot außgehen laſſen und zwar bey Leib uñ Lebensſtraffe / daß kein Kriegesmann wider ſeinen Feind etwas ohne Befehl der Haupt - leute / fuͤrnehmen ſolte / iſt der jenige Manlius des Torquatens Sohn von dem Vater außgeſand / da er Geminium Metium einen Latiner ſeinen Feind antrifft / den er / weil er ihn mit Worten reitzete / in einem Streit ertoͤdtet. Weßwegen ihn der Vater damit es ins kuͤnfftige den Kriegsleuten kein boͤſen Beyſpiel geben / enthaͤupten laſſen. Da er ihn ohngefehr alſo mag angeredet haben:
Lobſchallendes Nahmensgedaͤchtnuͤs Des aͤdlen / Ehrnveſten / hochachtbarn und Wolweiſen Herrn Guͤnther-Heinrich Plathners / Fuͤrſtl. Weimariſchen Hoff - und geheimen Rahts. Meines hochgeehrten Herrn Ohmens.
No -183[193]Waͤldchens andere Abtheilung.ROMANI Chariſtia ſua ita concelebrabant, ut undecimo Calendarum Martii die, in pu - blico loco congregati Conſanguinei omnes & Cognati mutuis ſe donariis ornarent, boc maxi - mè fine & conſilio, ut Conjunctionis ſuœ recordati, ſimul de augenda Familia ſua etiam atꝙ́ etiam cogit arent. Quã quidem Conſuetudinem ut laude dignam videntur quodammodo retinuiſſe veteres Chriſtiani, dum & ipſi non quidem certo, eodem - que anni tempore ſua celebrahant Chariſtia, quando Cognatus Cognato, Amicus Amico gra - tulaturus de Natali die, vel celebrato, Convivio, vel munere miſſo, maximè chartaceo, feliciſſima quœꝙ apprecabatur. Quod idem, cum & noſtro tempore Conſueverit, qui ego ſecus facere poſſum, quàm ut carisſimi Nobiliſſimœ Amplitudinis tuœ Nominis diem eâ, quá par est, obſervantiá cele - brem? Feci id quidem abſens, quoties Tibi efful. ſit venerandiſſimi Nominis Lux, Lux utinam pro - ſperrima! Quam ut Tibi DEUSOPT. MAXiaf - fulgere ſœpius faciat, devoté pieꝙ́ rogo, idꝙ́prœ - ſenti munere quamvis exiguo teſtor. Tu autem, Vir Patriœ Magne, Venet ande Avuncule, accipeKhoc184[194]Poetiſch - und Muſikaliſches Luſt -hoc it a, ut viri Magni ſolent, aſpicientes donantis animum magis, quàm donum ipſum. Vale Vir Gravißime, & fave.
Dab amex Muſéo mco Thorún enſi 12. Iulii Anno 1650.Tuo Ex Sorore Nepoti Georgio Neumarco.
G. N.
Womit Gott den Herrn Jacob Mey - ermann meinen lieben Diſchwirth den 21. Brachmonatstag des 1650ſten Jahres hart / doch vaͤterlich heim̃geſuchet / | in dem er nicht allein eine ziemliche Zeit an der Gliederkrankheit gelegen / ſondern auch ſein einiger Sohn Daniel von 10. Jahren und 6. Mohnat einen uͤberauß ſchweren und faſt toͤdlichen Fall vom Hinterhauſe drey Stokkwerk hoch hinunter auf das har - te Pflaſter gethan.
Ende des andern Theils.
Nach Sarbievs ſeinem 16. Epigr.
ENDE.
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