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Fuͤnff Vnderſchiedliche Secreta Politica Von Anſtellung / Er - haltung vnd Vermehrung guter Policey / vnd von billicher / rechtmaͤſſiger vnd nothwendi - ger Erhoͤhung / eines jeden Regenten Jaͤhrlichen Gefaͤllen vnd Einkommmen /
Allen Hohen vnd Nideren Obrigkeiten / beſonders deß Heyligen Roͤmiſchen Reichs Staͤnden / in dieſen letzten vnd hochbetrang - ten Zeiten zum beſten / Geſtellt
Lectio lecta placet, decies repetita placebit.
Cum gratia & privilegio Cæſareo.
Gedruckt zuStraßburg/ im Jahr1617.

Vorꝛede / Jn welcher Summari - ſcher Weiſz der Jnhalt aller Secreten dieſes Operis begriffen.

DEmnach / Jnſonders Goͤnſtiger Leſer / Jch mich auß vielen wichtigen vnnd bewegli - chen Vrſachen entſchloſſen / alle vnd jede Secre - ta Politica, ſo weiland Herꝛ Georg Obrecht / beeder Rechten Doctor, vnd Comes Palatinus, mein geliebter Vatter ſeliger / dem gemeinen Weſen zum beſten / mit vielfaltiger Muͤhe vnd Arbeit beſchrieben / auff meinen Coſten in ge - heim / vnd ſub ſecreto trucken zulaſſen. So habe ich fuͤr eine Notturfft geachtet / den wol affectionirten Vnpartey - iſchen Goͤnſtigen Leſer zuverſtaͤndigen / was meinen Patentem ſeligen bewegt / vnd Anlaß gegeben / daß er / ſepoſitis alijs ſuisnegotijs, die in die - ſem opuſculo begriffene Fuͤnff vnderſchiedliche Secreta Politica mit al - lem fleiß beſchrieben / auch wohin er in einem vnd dem anderen Stuck fuͤr - nemblich geſehen / damit nicht in Vnderlaſſung deſſen / etwan ſo wol von ſeiner Perſon / als ſolte er extra metas ſuæ profeſſionis geſchritten ſeyn / als auch deipſisſecretis vielleicht der geneigte goͤnſtige Leſer / in vngleiche Gedancken fallen / vnd von denſelbigen ſiniſtrè judiciren moͤchte.

Was nun Erſtlichen ſolche Vrſachen anlangen thut / ſo hat mein Pa - rens ſeliger in der allhieſigen Academia Anno Chriſti 1590. publicè eine): (2Diſpu -Vorꝛed. Diſputationem de principijs belli proponirt, vnd in theſi 490. cum ſeqq - auß fuͤndig gemacht vnd erwieſen / daß / wann ein Obrigkeit ſich / vnd ſei - ne Vnderthanen fuͤr vnrechtem Gewalt vnd offenſion defendîren, ſchuͤ - tzen vnd ſchirmen woͤlle / daß ſie auff allen Nothfall mit einem ſtarcken Gelt Nervo muͤſſe gefaßt vnd verſehen ſein: Vnd darneben in theſi 507. ſich erbotten / mit beſſerer Gelegenheit zu ſeiner Zeit außfuͤhrlich zutra - ctiren, wiedieſer Nervus belli, durch Chriſtliche rechtmaͤſſige vnd billi - che Mittel / von einer Obrigkeit koͤnne erlangt vnnd zuwegen gebracht werden.

Vnd dieweil der Tuͤrckiſche Tyrann mit der vorigen Kaͤyſ. Mayt. Ru - dolpho dem anderen Chriſtmiltigſter Gedaͤchtnuß viel Jahr lang anein - ander einen ſehr groſſen ſtarcken / vnnd vber die maſſen beſchwerlichen Krieg gantz Blutduͤrſtiger weiß gefuͤhrt / zu welchem zuforderſt Aller - hoͤchſt ermelte Kaͤyſ Mayt. vnd dann auch die Staͤnde deß Reichs jeder - zeu daß jemge / was zu gluͤcklicher Fortſetzung gedachten Kriegs vonnoͤh - ten geweſen / auß trewhertzigem eyfferigem Gemut / dem gemeinen We - ſen vnd Vatterland Teutſcher Nation zum beſten / dargeſchoſſen haben / vnnd aber gleichwol dieſer langwirige Krieg / ſo wol bey Jhrer Kaͤyſ. Mayt. als auch bey den Staͤnden deß Reichs / vnd deren Vnderthanen / wegen der vielfaͤltigen Schatzungen vnd Contributionen, allerhand diffi - culteten vnd Beſchwerdten cauſiret vnd vervrſachet hat: So haben zu vor Allerhoͤchſt beſagte Kaͤyſ. Mayt. von jhme meinem Parente ſeligen / Aller - gnaͤdigſt erforderen laſſen / wie er vermeint dz ohne ſondere wettlaͤuffigkeit ein Nervus belli koͤnne erlangt vnd zuwegen gebracht werden / ſeine Ge - dancken Jhro Kaͤyſ. Mayt. Allervnderthaͤnigſt zueroͤffnen. Darauff hat er alſo bald einen Diſcurſum de bello feliciter gerendo adverſus Turcam angeſtellt / vnd ſolchen Jhro Kaͤyſ. Mayt. ſampt deren Hochvernuͤnffti - gen / Auſchenlichen geheimen Herꝛen Raͤhten zur Cenſur Allervnderthaͤ - nigſt vberſchickt / welcher dann der Geſtallt Allergnaͤdigſt vnnd Gnaͤdig auff: vnd angenommen worden / daß bald darnach dieſelb Kaͤyſ. Mayt. durch den wol Edlen vnd Geſtrengen Herꝛen Iohann-Matthæum Wa - ckern von Wackenfels / ꝛc. ferꝛnere deduction anzuſtellen / Allergnaͤdigſt anbefehlen laſſen.

Vnnd demnach er in ſolcher Zeit von einem fuͤrnemmen Standt deß Reichs in hoc puncto ein Bedencken zuverfaͤrtigen / Gnaͤdig iſt er -ſuchtVorꝛed. ſucht worden / ſo hat er der Politicorum ſcripta, ſo viel jhme zur Hand / zubringen müglich geweſen / mit allem fleiß geleſen / was ſie fuͤr Mit - tel vñ Wege / Gelt vnd Gut zuerlangen fuͤrgeſchlagen / auffnotirt / alle vnd jede ſolche media mit allẽ Eyffer vnd Ernſt reifflich erwogen / vnd vber den probierſtein Goͤttlichen Worts der vernuͤnfftigen æquitet vnd Billichkeit / gezogen: Was die Prob nit gehalten / reprobirt vnd verworffen / die ande - re aber als koͤſtliche Perlen vnd Edelgeſtein / trewlichen auffbehalten / vnd durch die jhme von Gott dem Allmaͤchtigen verliehene Gaben / auch durch ſeine langwirige experients vnd Erfahrung dieſelbige Mittel / mit ſonder - lichen rationibus vnd Circumſtantijs, ex inſtructiſſimo æquitatis horre - deſumptis, dergeſtalt zu expliciren, vnnd ad noſtrum ſeculum zurichten vnderſtanden / damit an Anordnung derſelben niemanden mit einigem Fug vnd Schein der Billigkeit ſich beſchweren koͤnne. Damit aber ſolches alles deſto beſſer verſtandten vnd abgenommen werden moͤge: So hat er alle ſolche Mittel in ein opus methodicè zuſammen getragen / vnd in ge - wiſſe titulos ab: vnd eingetheilet / welches opus er Ein Politiſch Bedencken vnd Diſcurs / Von Verbeſſerung Land vnd Leut / Anrichtung guter Policey / vnd fuͤrnemb - lich von nutzlicher Erledigung groſſer Außgaben / vnnd billicher Vermehrung eines jeden Regenten vnd Oberherꝛen Jaͤhrlichen Gefaͤllen vnd Einkom - men / inſcribiret hat: der gaͤntzlichen Hoffnung vnd Zuverſicht / es wer - den ſo wol die Regenten diſe Mittel / viel lieber anordnen / als auch die Vn - derthanen das jenige / was ſie von ſolchen der Obrigkeit geben ſollen / mit willigerem Gemuͤt reichen vnd erlegen / dañ daß die beſchwerliche Schatz - ungen / vnnd vngewohnliche Steigerungen der Zoͤll / vnd andere derglei - chen / offtermahls zur Zeit deß Nothfalls vnverſehene impoſitiones, mit beiderſeits groſſer Vngelegenheit fuͤr vnnd an die Hand genommen wer - den muͤſſen.

Wann aber nach dem gemeinen Sprichwort / zwey Augen mehr ſehen / als ein einiges / weil auch allerhand Mittel vnd Weg / wie ein Obrigkeit mit Gottes Segen vnnd aller Billichkeit / ohne der Vnderthanen Be - ſchwerden / Gelt vnd Gut koͤnne erlangen / vnd zuwegen bringen / ſuͤrzu -): (3ſchlagen /Vorꝛed. ſchlagen / eines ſehr wichtigen vnd vberwichtigen Handels iſt / da auch oculatiſſimus quiſque bald jrꝛen / ſtraucheln vnd fehlen kan: So hat er gedachts Politiſch Bedencken / ehe er demſelbigen Colophonem impo - nirt, ſo wol etlichen vornemmen Theologis, als auch hocherfahrnen Po - liticis ſub fide ſilentijcommunicirt, vñ mit denſelbigen zum theil Schrifft - lich / Zum theil aber Muͤndtlich etliche Jahr lang hievon converſirt, vnd endlichen Anno 1609. daſſelbige feliciter zuendgebracht.

Damit aber beydes Obrigkeit vnd Vnderthanen die Nutzbarkeit die - ſes Politiſchen Bedencken vnnd Diſcurs, vmb ſo viel mehr ſpuͤren / auch maͤnniglichen / deme ſolcher Politicus Diſcurſus zuleſen fuͤrkompt / verſtehen moͤge / zu was Zweck vnd Ende er den Obrigkeiten / nach newen Einkom - men vnd Jntraden zutrachten beydes rahte / vnd auch ſolche zuerlangen etliche Mittel fürſchlage. So hat er in Anno Chriſti 1610. auß gedach - tem Politiſchem Diſcurs etliche Geltreiche media in eine Conſtitution vnd Ordnung / welche er à ſuo fine Ærarium Sanctum genennet / zuſammen gezogen / vnd in ſolcher ſonderlichen den Modum, wie die praxis der fuͤrge - ſchlagenen Mittel bey den Vnderthanen ohne Weiterung zuerhalten zu demonſtriren vnderſtanden.

Wann aber ſo wol die Ordinarij, als auch alle andere Extraordinarij reditus, ſie ſeyen auch ſo ſtarck vnd reichlich als ſie jmmer wollen / bey ei - nem Regenten nichts erſchieſſen moͤgen / wann nicht ſo wol Regendten vnd Vnderthanen in jhrem gantzen Leben vnd Wandel / Thun vnd laſſen alſo Haußhalten: damit die Vnderthanen durch Gottes Segen ſo viel erobern vnd gewinnen koͤnnen / daß ſie der Obrigkeit das jenige / was ſie ſo wol propter ordinarios, als extraordinarios reditus zuerſtatten ſchuldig / ohne jhr Beſchwerdt erlegen koͤnnen: Vnd er aber wargenommen / das heutigen Tags bey dem groͤſten Theil der Menſchen / neben einem ſichern / ruhloſen Leben / allerley Laſter dermaſſen eingeriſſen / daß zubeſorgen / wo nicht die Obrigkeiten durch anſtellung guter Policey / dieſem Vnheil zu remediren, jhnen werden zum aͤuſſerſten angelegen ſein laſſen / das beides Regenten in jhren Renten vnd Einkommen / vnd auch die Vnderthanen in jhrer Haab vnnd Nahrung anderſt nichts / als Gottes deß Allmaͤchti - gen Fluch vnd Straff werden zu gewarten haben / So hat er eine Policey Ordnung auff das Papier bringen / vnd in derſelben fuͤrnemblich andeu - ten wollen / daß auch in hocſeculo bey Fuͤrſtenthumben / Graff: vnd Herꝛ -ſchafftenVorꝛed. ſchafften nicht weniger / als vor zeiten in Republica Romanorum & Ju - dæorum, eine vollkommene vnnd perfecte Policey angeordnet / vnnd dar - durch das gemeine Weſen vor allem beſorgendem / ja gleichſam fuͤr Au - gen ſchwebendem Vndergang conſervirt, vnd erhalten werdẽ koͤnne. Sin - temal die Hiſtorien bezeugen / daß ſo lang die Roͤmer durch jhre verord - nete Cenſores mit den Vnderthanen haben Cenſum & Cenſuram exer - ciren, vnd verrichten laſſen / daß ſie in allem gluͤcklichem Zu: vnnd Wol - ſtand florirt, als bald aber ſie Cenſum & Cenſuram auſſer der acht / vnnd bey den Vnderthanen das Freſſen / Sauffen / Faulkeit / Hoffart / Vn - zucht / Muͤſſiggang / vnd dergleichen Laſter haben einreiſſen laſſen / daß ſie von Tag zu Tag an jhrem Einkommen / Gewalt / Authoritet, vnd Gluͤck - ſeligkeit ſo lang vnd viel abgenommen / biß ſie endlichen gantz vnd gar zu - ſcheuteren vnd zu grunde gangen.

Vnd ob wolvnſer ſeculum von dem ſeculo der Juden vñ Roͤmer weit vn - derſcheiden iſt / da gleichſam alle Tugend vñ gute Sitten bey den Menſchen ſteinhart zuſammen gefroren vnd erſtorben ſeind: Jedoch weil die Depu - taten mit den Vnderthanen allein das jenig verrichten ſollen / was Gott der Allmaͤchtig von der Obrigkeit vnd Vnderthanen erfordert / vnd haben will: Weil auch dieſe Policey Ordnung auff der Vnderthanen kundbah - ren Nutzen gerichtet iſt: So iſt nicht zuzweiffeln / wann von einem Regen - ten der Vnderthanen humor, vnnd ſeiner allbereit angeſtellten Po - licey Gelegenheit reifflich erwogen / vnd dieſe Policey Ordnung nach ſolchem allen mutatis mutandis gerichtet / vnnd der Jnhalt ſolcher Con - ſtitution, den Vnderthanen mit einer rechten Manier proponirt, vnd fuͤrgetragen wird / daß ſie ſich derſelbigen mit willigem Gemuͤt vnderwerf - fen / vnd durch Gottes deß Allmaͤchtigen Genad vnd Beyſtand (der / wie ſeine Gebott er will gehalten haben / alſo auch damit dieſelbe koͤnnen ge - halten werden / zu ſolcher inſtitution vnd anordnung / allen glücklichen Fortgang der Oberkeit verleihet) alles zu einem gluͤcklichen ſucceſſu ge - rahten werde. Dann es wird gewißlich ein jeder Vnderthan / welcher fuͤr einen ehrlichen Chriſtlichen Biderman will angeſehen vnnd gehalten ſeyn / ſich wol bedencken / ſeiner jhme von GOtt fürgeſetzten ordentlichen Obrigkeit in einem ſo Chriſtlichen vnnd hochnutzlichen Werck ſich zuwi - derſetzen / damit er nicht ſo wol bey der Obrigkeit / als auch anderen Ehr - liebenden Leuthen / in den verdacht komme / daß er aller vernuͤnfftigenæquitetVorꝛed. æquitet vnd Billichkeit entgegen vnd zu wider daß jenige / was GOtt der Allmaͤchtig im alten Teſtament gebotten / Num. cap. 3. verſ. 39. & 20. Exod. cap. 30. verſ 11. cum ſeqq. Chriſtus der Herꝛ im newen Teſtament demſel - ben ſich vnder worffen / Matth. 17. verſ. 24. cum ſeqq. vnd ſolche tradi - tiones widerholet / Matth. 22. verſ. 19. cum ſeqq. Luc. 20. verſ. 22. cum ſeqq. hinderen / vnd alſo mehr Freyheiten als der Sohn GOttes / ſo doch der rechte ſemper frey geweſen / haben wolle.

Vnd ob wol nicht veriſimile, daß dieſem zu wider die Vnderthanen we - gen der vielfaͤltigen Nutzbarkeiten / ſo ſie von dieſen Inſcriptionen zuent - pfangen haben / die geringe pretia inſcriptionum zuerlegen ſich difficulti - ren werden: Jedoch wann hierin einige difficultet ſich erzeigen ſolte / So were doch dieſer Conſtitution anordnung vnd publication nicht zuvnder - laſſen / ſonderen viel mehr der geſtallt fuͤrzunemmen / daß die Vndertha - nen der pretien inſcriptionum befreyet / aber nit deſto weniger mit denſel - ben durch die Deputaten Cenſus vnd Cenſura exercirt, vnd verrichtet werden / weil ein Regent / wann er dieſelbige in ſeinen Landen dergeſtalt practiciren laſſet deren noch in dreyerley Weg ſtattlich genieſſen kan.

Dann Erſtlichen weil durch die Admonitiones vnd Inſcriptiones der Deputaten es bey den Vnderthanen dahin gerichtet wird / daß ſie der Laſter muͤſſig ſtehen / vnd hingegen aller Tugenden ſich befleiſſigen / vnd alſo Vnderthanen vnd Obrigkeit das jenige thun vnnd verrichten / was Gott von denſelbigen in ſeinem Heyligen Wort fordert vnnd haben will: So iſt vnzweiffelich / daß ſie Gottes deß Allmaͤchtigen tauſentreichen Se - gen zugewarten haben. Zum anderen in dem die Deputaten ſich dahin bemuͤhen / daß die Vnderthanen zu Ehrlichen Handthierungen fleiſſig angehalten werden / vnnd deß Freſſens / Sauffens / Spielens / Muͤſſiggangs / vnd dergleichen hochſchaͤdlichen Stucken ſich enthalten: So erlangt ein Obrigkeit hierdurch / daß ſeine Vnderthanen an Haab vnd Nahrung nimmer ab: ſonderen ſtaͤts zunemm in / vnd conſequenter ſeine ordentliche reditus vermehret / vnd neben den notwendigen vnverſe - henen impoſten von den Vnderthanen koͤnnen zuwegen gebracht werden. Zum dritten in dem die Deputaten in der Vnderthanen Leben vnd Wandel / Thun vnd laſſen / mit allem fleiß inquiriren, ſo bringen dieſel - bige viel Mißhandelungen vnd ſtraffbare Sachen in Erfahrung / welche ſonſten verborgen blieben weren / deren Straffen ſich Jaͤhrlichen ein an - ſchenliches belauffen werden.

SolteVorꝛed.

Solte aber einige Obrigkeit ſein / die in jhren Landen vnd Gebiet / die angeſtelte Policey Ordnung beſchriebener maſſen anzuſtellen bedenckens haben ſolt: Jedoch weil heutigen Tags kein Obrigkeit gefunden wird / die nicht ein Policey in jhrem territorio allbereit angeordnet hette / So iſt dieſe von meinem Vattern ſeligen angeſtellte Policey alſo beſchaffen / daß auch ein ſolcher Magistratus ſie vmb ein namhaffte Summa Gelts nicht entberen ſolt.

Dann in dieſer wird jhme durch Sieben vnderſchiedliche Sanctio - nes alles daß jenige fuͤr Augen geſtellet / was zu ſeiner allbereit angeord - neter Policey Befuͤrderung vnd Vndergang dienet vnd gereichet: Er findet in ſolcher mit lebendigen Farben abgemahlet / worauff er ſeine Raͤth / Amptleuth / vnd Diener bey der Bevoͤgtigten vnd Vnbevoͤgtig - ten Jugendt / wie auch bey ſeinen vbrigen Alten vnd Newen / Lebenden vnd Abgeſtorbenen Vnderthanen / mit allem fleiß vnd ernſt forſchen ſoll / daß deren Nutz befuͤrderet / jhr Schaden vnd Nachtheil aber koͤnne abge - wendet vnd verhuͤtet werden: Er wird durch ſolche nothwendig erjnneret / welcher geſtallt er jhme Jaͤhrlichen auß den Steur: Ampt: Gericht: vnd Zunfftbuͤcheren einen Außzug machen laſſen ſolle / vnd was derſelbig jhme zu gluͤcklicher Regierung fuͤr einen reichen Nutz gebaͤre / auch wie derſel - bige zum füglichſten koͤnne angeſtellt werden. Ja dieweil er auß Leſung offterwehnter Policey Ordnung verſtehet / was fuͤr ein anſehenlichen Nutz die Obrigkeit zugewarten / wann ſie der in offtbemeldter Policey angeregter Stuck ein vollkommene Wiſſenſchafft hat / vnd was im ge - gentheil einer Obrigkeit fuͤr Gefahr darauff ſtehet / wann dieſe Stuck zu - erkundigen ſie auß der acht laſſet: So wuͤrde gewiß ein ſolcher Regent / vnd ſeine Diener daß jenige / was dem Gemeinen Weſen jmmer fürſtaͤn - dig ſeyn mag / mit allem fleiß fuͤrzunemmen gleichſam getrieben vnnd angereitzet / vnd wird alſo verhoffentlich erfolgen / daß eine Obrigkeit / die in jhren Landen keine Vogtey Richter angerichtet / oder denſelben allein rerum, non autem perſonarum Curam committirt, nach außweiß der an - deren Sanction / dieſelbige ent weders von newem ordnen / oder den allbe - reit geordneten befehlen / daß ſie nicht weniger auff die Perſon deß Pupil - len / als auff deſſen Haab vnd Nahrung ein wachendes Aug haben / vnd jederzeit bey Abhoͤrung der Rechnung mit allem fleiß warnemmen vnd): (): (erkun -Vorꝛed. erkundigen ſollen / wie der Pupill von ſeinem Vogt erzogen / vnd wozu er vnderwieſen werde.

Jn anderen Orthen / da bey Hochzeiten der Hochſchaͤdliche Pracht in Kleydungen / in Eſſen vnd Trincken / der Vberfluß allbereit eingeriſſen / oder einreiſſen will / werden die Obrigkeit auß der Fuͤnfften Sanction An - laß nemmen / durch ſonderliche Hochzeit Ordnungen dem Luxui, vnd conſequenter der Hochzeiter kuͤnfftigem Vndergang zuwehren. Andere Obrigkeiten werden vielleicht / nach außweiß deß Sechſten vnd Siebenden Stucks / in jhrem territorio es dahin richten / daß die Sechſte vnnd Sie - bende Sanction der Policey Ordnung angeſtellt werde. Vnd wird alſo dieſe Policey Ordnung / wo nicht in allen vnd jeden Sieben Sanctionen bey einem Magiſtrat, doch an vnderſchiedlichen Orthen ex parte practi - cirt, vnd vielleicht nach vnd nach / durch fleiſſige Nachforſchung vnd Be - trachtung der jederzeit ſich præſentierenden Vmbſtaͤnd vnnd Gelegen - heiten (mit guter Diſcretion) vollkommenlich ad praxin koͤnne gericht werden.

Vnd ob wol mein Parens ſeliger etlichen fuͤrnemmen Staͤndten deß Reichs / ſo wol den Politicum Diſcurſum, als auch die Policey Ordnung / Vnderthaͤnigſt vnd Vnderthaͤnig communicirt: Jedoch / weil der Po - liticus Diſcurſus allein nuda præcepta vnd ſolam theoriam einem Regen - ten gewieſen / hernacher aber er in erwehnter Conſtitution de Ærario San - cto (ſo biß dato niemanden communicirt worden) die media ad praxin accommodirt, vnd ſolche beſſer explicirt. Weil auch er die Policey Ord - nung nach der Hand zu vnderſchiedlichen mahlen revidirt, die commoda à parte Magiſtratus & Subditorum beſſer erklaͤrt: die Documenta Inſcriptio - num: den Außzug / ſo die Deputaten Jaͤhrlichen auß jhren Buͤche - ren machen / vnd der Obrigkeit zuſtellen ſollen / neben anderen Beylagen von newem verfertiget / vnnd derſelben addirt: Vnd durch dieſes alles ſo wol angeregten Politicum Drſcurſum, als die Policey Ordnung zu ge - nuͤgen explicirt: So geleb ich der Vnderthaͤnigſten vnd Vnderthaͤnigen Hoffnung vnnd Zuverſicht / es werde nun mehr ein Standt deß Reichs / deme dieſe meines Parentis ſeligen Secreta Politica zuleſen / von mir reſpe - ctivè Vnderthaͤnigſt vnnd Vnderthaͤnig præſentirt werden / alles beſſer verſtehen / ſeine etlich Jahr in hocpuncto angewendte groſſe Muͤhe / Fleiß /Arbeit /Vorꝛed. Arbeit / vnd nicht geringe Vncoſten in Genaden auff: vnd annemmen / deſſelbigen gegen einer jeden Obrigkeit / vnd dem gemeinen Weſen tragen - des trewhertziges eyfferiges Gemuͤt abnemmen / auch wuͤrcklich erkennen / vnnd dardurch anderen fuͤrtrefflichen Ingenijs anſam vnd gelegenheit ge - ben / nach aͤuſſerſtem Vermoͤgen dahin zutrachten / daß ſie / auch fuͤr jhre Perſon / den Gemeinen Nutz zubefuͤrderen / jhnen ebenmaͤſſig zum hoͤch - ſten angelegen ſeyn laſſen.

Was ſonſten das Fuͤnffte vnd letzte Secretum Politicum betreffen thut / ſo ſihet der Guͤnſtige Leſer auß dem Eingang deß Ærarij Liberorum, vnd auß dem jenigen / was num. 157. cum ſeqq. weitlaͤuffig auß geführet iſt / zu was fuͤr einem Chriſtlichen vnd Gottſeligen intent ſolches Ærarium von meinem Parente ſeligen ſeye angeſtellt / vnd verfertiget worden: Wel - ches auch beydes den Regenten vnd Vnderthanen in viel Weg hochnutz - lich vnd vnbeſchwerlich iſt.

Dann weilden Vnderthanen / die fuͤr jhre Kinder vnd Pupillen et - was angelegt / von dem Hauptgut Jaͤhrlichen ſechs per Centoloco inter - eſſe entpfangen / num. 24. vnd vergewiſſert ſeind / daß ſie vmb Hauptgut vnd Intereſſe nicht betrogen werden: (deſſen ſich doch zu dieſen vnſeren Zei - ten niemand / wegen der vielfaͤltigen fallimenten befreyen kan) Weil ſie durch dieſes Ærarium der vberflüſſigen vnd vnnothwendigen Vncoſten / ſo bey den Kindſchencken ſie fuͤr dieſen anwenden müſſen / liberirt werden num. 181. Weil ſie jhren Kinderen kuͤnfftiger Zeit keine Eheſteur mehr geben doͤrffen num. 57. Ja weil durch dieſe Conſtitution es dahin gerich - tet wird / daß / wann die anlegende Elteren durch Waſſer / Fewr / Krieg / oder andere ſchwere Zuſtaͤnd in Armut gerahten / ſie widerumb ein Nehr: vnd Wehrpfenning jeder zeit haben moͤgen / damit ſie jhren Nutz etlicher maſſen ſchaffen koͤnnen / So muß ja dieſe Conſtitution beides den Kinde - ren vnd anlegenden Elteren nutzlich ſeyn.

Vnnd ob wol zu Zeiten die Anleger allein die Zinß / zu Zeiten das Hauptgut ſam̃t dem Zinß verlieren: Jedoch / weil ſolches durch ſonderliche ſchickung Gottes deß Allmaͤchtigẽ geſchicht / n. 171. So kan ſolcher Verluſt mit Warheit fuͤr keine Beſchwerdt geachtet werden: wie ſolches in Ærario Liberorū tit. 13. weitlaͤuffig deducirt iſt. Alſo iſt auch dieſes Secretum einer Obrigkeit nutzlich / weil dieſelbige zu zeiten die Zinß / zu zeiten aber dasHaupt -Vorꝛed. Hauptgut ſampt dem Zinß inbehalten / vnd dieweil dieſes Secretum alſo beſchaffen / daß ein Obrigkeit gleichſam alle Tag ohne maͤnniglichen Scha - den daſſelbige widerumb abſtellen kan: So iſt vnmuͤglich / Wann ein Ma - giſtrat, ſo mit Schulden beladen / von den jenigen Elteren / die fuͤr ihre Kinder etwas in das Ærarium anlegen wollen / allein ſo lang Gelt einnem - men vnd empfahen laßt / biß er daß jenige Capital, ſo derſelb andern Jaͤhr - lichen auß ſeinen Cammer Gefaͤllen verzinſet / zur Hand gebracht / vnd zu abzalung der Schulden / ſeinen Schuldglaͤubigern lieffern / vnd hingegen auß ſeiner Rent Cammer den Deputirten Einnemmeren die Zinß / wel - che ſonſten ſeine Creditores empfangen / wegen deß jhme geliefferten Kin - der Gelts / einnemmen laſſet / daß er dieſes Secreti halben einigen Scha - den zubefahren habe / ſondern er hat von der Kinder angelegten Hauptgut vnd Zinß / Jaͤhrlichen einen ſtarcken Nutzen zugewarten.

Dieſes hab / inſonders Guͤnſtiger Leſer / ich præfationis loco zuerin - neren keinen Vmbgangnemmen koͤnnen. Vnd thue hiemit mich ſampt den Secretis Obrechtianis dem wol affectionirten Leſer / nach eines jeden Stands gebuͤr / zu angenemmen Dienſten Vnderthaͤnigſt / Vnderthaͤ - nig / auch Dienſtfreundlich recommendiren vnd befehlen. Datum auff Thomæ Apoſtoli, Anno Chriſti 1617. in Straßburg.

Joannes Thomas Obrechtus J C. & Comes Palatinus Cæſareus.

GEORGII OBRECHTI IC. AVLÆ CAESAREAE COMITIS, IN - CLYTÆ REIPUBLICÆ ARGENTI. nenſis Conſiliarij, & in Academia patria Codicis Profeſſoris. Diſcurſus Bellico-politicus INVICTISSIMO ET AVGVSTIS - SIMO PRINCIPI AC DOMINO, Dn. R U - dolpho Laudatiſſimæ Memoriæ, II. Ro - manorum Imperatori, Anno m. d c. iv. ab Authore humilima animi devo - tione oblatus, In Quo QVOMODO ADVERSVS TVRCICVM Tyrannum bellum commodè geri poßit, quàm felicißimè oſtenditur. AVSPICE DEO TRI - VNO OPTIMO MAXIMO.

1

NOn eſt mei propoſiti, Auguſtiſſime & In - victiſſime Imperator, omnia, quæ ad hanc quæſtionem explicandam ſpectant, in hoc Diſcurſu prolixè tractare: quia id facio in libris de bello & re militari: ſed breviter qui - busdam delibatis hoc præcipuè oſtendere conabor: quibus medijs nervus & neceſſaria Belli, commodè acquiripoſſint. Video enim nihil magis remorã, in rebusadverſus Turcicum Tyrannum feliciter gerendis, Majeſt: Tuæ injicere: quam quod resad hoc Bellum neceſſariæ, non ſemper opportuno tempore ſint in promptu. Qua in re ſi quid conſuluero, quod in poſterum utiliter in effectum deduci queat, eſt quod Deo gratias agam: ſin minus ſpero tamen Maj: Tuam meum qualemcunque conatum non improbaturam Non enim debeo ſimagna præſtare nequeo, parva negligere: & ſi in rebus majoribus, uſui eſſe non poſſum, ob id omnem inſerviendi affectum deponere: præſertim cum ſciam quod Majeſt: Tua non minoris promptam animi voluntatem, quàm rei effectæ magnitudinem æſtimare conſueverit: Deus Opt. Max: ſuâ mihi adſit gratiâ.

A 2DE2

QVÆ AD CONSTITVTIONEM Belli Turcici neceſſaria ſint. TITULUS PRIMUS.

1.

ET quidem ad conſtitutionem Belli Turcici, quinque mihi neceſſaria eſſe videntur. Jus: Summus Magi - ſtratus: Hostes: Justa Causa: & Legitima Belli Susceptio. His enim quinque concurrentibus, jam adverſus efferum & immanem Turcarum Ducem, & Chriſtiani nominis hoſtem perpetuum, bellum eſt rectè conſtitutum.

DE IVRE BELLI TVRCICI.

2.

Inprimis Jus Exigitur: quia ſi bellum nullo ju - re nititur, merito ut res injuſta rejici, & conſequenternè quidem adverſus Turcam ſuſcipi debet. Atcertum eſt, Bel - lum, tàm divino, quàm gentium Jure probari.

3.

Jure Divino: quia omne bonum à patre luminum deſcendit, c. 1. in Epiſt. lac. c. quam pio 1. q. 2. At Bellum eſt bo - num, quia in bonum tendit finem. Non enim ait D. Auguſt. Bellum quæritur, ut bellum exerceatur: ſed bellum geritur, ut pax acquiratur: & ut ad Pietatis & Iuſtitiæ ſocietatem conſulatur. Sic Cicero, Ita bellum, ait, ſuſcipiatur, ut nihil aliud quam pax quæſita videatur: & ut ſine injuria in pace vivamus.

4.

At Jure Gentium Probatur: quia naturali ra - tione dictante, gentes conſtituerunt: ut liceret vim vi repel - lere, & qui non poſſent aliter injuriam illatam vindicare: poſſenteo nomine bellum gerere. Illud enim Bellum, aitCicero,3Cicero, non modo juſtum, ſedetiam neceſſarium eſt: cum vi, vis illata defenditur.

DE SVMMO MAGISTRATV.

Non autem ſuffieit Jus adeſſe: ſed etiam ſummum Ma -5. giſtratum accedere oportet: quia hic eſt〈…〉〈…〉. Principem enim in bello efficiendi locum habet: quia hic ſolus bellum indicere, & indictum gerere poteſt. Hic enim omne Illud poteſt: quod ad perfectam Reip. adminiſtratio - nem exigitur: quia hæcilli commiſſa eſt. Non autem perfe - ctè adminiſtrat, quià ſubditis vim illatam non repellit, nec illam vindicat.

Ex quo cum Majeſt: Tua caput ſit totius Romani Impe -6. rij: & cum hujus adminiſtrationem, ſuæ fidei atque curæ concreditam habeat, inde abundè conſtat: poſſe, atque et - iam debere Majeſt: Tuam graſſanti Turcæſe opponere: & ſi neceſſarium ac utile videtur eidem quoque bellum inferre.

Niſi enim ſuperbiſſimi hoſtis vis maturè reprimatur: & niſi crudeliſſimi inimici barbaricus Dominatus, primo quoque tempore, à noſtris cervicibus depellatur: metuen - dum brevi hunc Tyrannum in Auſtria, Bavaria, imò & in tota Germania regnantem videamus.

DE TVRCIS CHRISTIANO - rum Hoſtibus.

Nec vero negari poteſt Turcas Chriſtianorum & Imperij7. certiſſimos hoſtes eſſe: quia nulla fœdera, cum Imperio fa - cta ſervant: & quia Chriſtianorum ſanguinem ſitiunt, nec horum cædibus ſaturari poſſunt: quia denique totum Im - perium, & unà cum Imperio, omnem religionem atque li - bertatem, funditùs extirpare conantur. Interire autem Im -8.A 3perium4perium ſine religione & libertate vix poteſt: religio & liber - tasſine Imperio nullo modo poſſunt. Sicut videmus, nulli - bi religionem & libertatem ſublatam: niſi ubi Chriſtianum extinctum eſt lmperium. Et propterea ſi M. T. bellum ad - verſus Turcas, Chriſtianinominis infenſiſſimos hoſtes, ge - rit: hoc uno & Imperium & religionem, & libertatem tue - tur: quod niſi fieret, hæc omnia ſimul interirent atque cor - ruerent.

DE IVSTA CAVSA BELLI Turcici.

9.Unde adhuc minus dubitari poteſt, Justam M. T. ad - verſus Turcicum Tyrannum belli gerendi Causam eſſe: quia hoc pro tuẽdo Imperio, pro defendenda religione atq; libertate, pro ſalvanda Patria, & pro conſervandis ſocijs atq;10. amicis ſuſcipitur. Et certè ſolũ honor & ſtatus Germanię: ſed etiam libertas, fides, & ipſa vita in diſcrimen vocantur. Niſi enim Turcica Tyrannis atque ſævitia inhibeatur, nemo ampliùs quæret, in quo ſtatu & in qua fide vivere: ſed an vi -11. vere debeat, atque poſſit. Sicut videmus crudeliſſimum hunc Tyrannum cathenatos cives ad ſervitia abducere, & quiabduci non poſſunt occidere: aut carceribus includere, & lentis necibus è medio tollere: uxores à maritis abſtrahe - re: infantes lacte materno ſpoliate, durè educare, interfice - re, ſi non placent: Si placent venundare: ut ad ſervitia nati videantur: & quod omnium acerbiſſimum eſt, religione falsâ imbuere, & Turcicis ſuperſtitionibus depravare. Et propterea non eſt expectandum, donec totam Hungariam, Auſtriam, Carinthiam, Styriam, & Carniolam occupet: prius illi occurrendum eſt, antequam nos quoque invadat, atq; ſuo more etiam in nos mille crudelitates ſuas exerceat.

DE5

DE LEGITIMA BELLI SVSCEPTIO - ne, & præcipuè de Oratione ad Deum, de pœnitentiâ & vitæ emendatione, & de matura deliberatione. TITULUS II.

ET quia M. T. aliquot jam annis ſatis experta eſt: Tur -1. carum Tyrannum ſub prætextu pacis, hoc tantùm, quæſiviſſe: ut præcipuas in Hungariâ, & Germaniâ urbes at - que propugnacula occuparet, ſuæq́ue Tyrannidi ſubjiceret: ideo nullo modo illi fidendum, ſed cogitandum erit: quo - modo adverſus tam aſtutum, fœdifragum, & ſceleratiſſi - mum hoſtem, bellum legiumè ſuſcipi poſſit. Etſi enim o -2. mne beilum meritò fugiendum ſit: cùm etiam juſtiſſimum bellum plurima atque infinita damna ſecum adferat: tamen ubi plus turpicudinis atque periculi in pace, quam in bello eſt metuendum: talis pax bello minimè præferenda videtur. ut pluribus lib. 1. de Bello & re milit. oſtendi.

Legitima autem belli ſuſceptio in ſeria Oratione ad Deum:3. in pœnitentiâ & vitæ emendatione: in maturâ deliberatione: in rebus ac hominibus neceſſariis comparandis, atque colli - gendis, & in his omnibus, ad conſtitutionem belli accommo - dandis conſiſtit.

DE ORATIONE AD DEVM, DEQVE pœnitentia & vitæ emendatione.

Oratio ad Deum pia & ardens, vel inprimis neceſſaria4. eſt: quia hæc eſt cla vis cœli, & nubes penetrat, nec vacua re - dit: & quia non in multitudine exercitus, ſedde cœlo Forti -tudo6tudo eſt, 1. Machab. 3. quia deniꝙ victoria in arbitrio Dei, non hominis poſita eſt, ſecundùm Lactant. Sic etiam Xenophon, homo Ethnicus, Belli juſti initia, ait, à Dei in vocatione ſunt facienda, de Pæd. Cyri. lib. 1. & nihil in bello, niſi priùs invocato Dei numine aggrediendum: cum id feliciter ſucce - dere velimus, idem lib 3. Et Livius, Bella, ait, absꝙ Dei in - vocatione ſuſcepta, ferè ſunt infelicia lib. 5.

5.

Quare Deus Opt. Max. tàm in bello vindicatorio, quàm defenſorio, diligenter & devotè eſt rogandus: ut to - tum bellum, ipſo Auſpice & Præſide ſuſcipi, & ſuſceptum ad Nominis ſui gloriam, acproximiſalutem, geri, atque fi - niri poſſit.

6.

Qua de cauſa meritò in toto Imperio ſupplicationes ſunt inſtituendæ: meritò quotidiè certa hora tintinnabula tem - plorum ſonare debent: quæ miſeros mortales, ad pœniten - tiam ac vitæemendationem, ad fratrum miſerias & pericu - la, in Aſia, Africa, Græcia, Thracia, Hungaria, & Germaniæ quoq; cervicibusjam imminentia, conſideranda, deploran - da, deprecanda: & ad proſperum ac ſœlicem Turcici belli ſucceſſum ardentibus votis à Deo petendum, & conſe - quendum moneant, moveant, atque impellant.

7.

Etcertè niſi ira & indignatio Dei juſta, ante omnia mi - tigetur atque avertatur: non eſt in bello Turcico felix ſuc - ceſſus ſperandus. Hancenim nimia ſecuritate, & negligen - tia, luxu immoderato, injuſtitia, cum avaritia & crudelitate juncta, & gravi impietate in nos concitavimus: quibus cri - minibus etiam olim Iſraelitas Dei iram commoviſſe, pro - pheta Amos teſtatur. Mitigatur autem atque placatur ira Dei culpæ agnitione, & vitæ emendatione. Si enim homo peccatum agnoſcit, Deus ignoſcit; quia, teſte D. Auguſti -no,7no, major ſemper eſt Dei miſericordia, quam omnium pec - catorum miſcria. Et propterea non in brachio carnali, non etiam in arcium, & urbium præſidijs & munitionibus, ſed in ſolo Deo ſpem noſtram collocemus: non luxuriæ & volu - ptatibus indulgeamus: ſed in convivijs, in veſtibus, in ædifi - ciorum extructionibus, inque omnibus voluptatibus mo - derationem adhibeamus: non item erga proximum immi - ſericordes & inhumani ſimus: ſed omnem illi miſericor - diam & humanitatem præſtemus: & cogitemus, idem no - bis accidere poſſe, quod alijsjam evenit: non deniquein impietate perſeveremus: ſed potius Deum timeamus, Sa - croſanctum illius verbum colamus, & juxta hoc omnem vitam noſtram inſtituamus. Hoc ſifaciemus, certum eſt, ut Rex Aſa exigua cum manu Zaram Æthiopum Regem, decies centena millia armatorum, & trecentos currus in exercitu ſuo habentem, fudit: ita & nos infinitas prope Tur - cici Tyranni copias, facile ſuperaturos. Quod ut fiat faxit Deus Trinus Optimus Maximus.

DE MATVRA DELIBERATIONE.

Deo Opt. Max. invocato, mox cum Magnatibus, vi -8. ris prudentibus, acrei militaris peritis, Matura Delibe - ratio eſt habenda: ut ita bellum non niſi poſt longam deliberationem, & rebusin utrumque eventum paratis ſu - ſcipiatur.

Inprimis videndum eſt, in Imperio, & huic coniunctis9. regnis atque provincijs, ulla ſint inteſtina, & domeſtica diſ - ſidia. Hæc enim teſtibus Hiſtoricis, ſemper prohibuerunt, quo minus adverſus omnes Turcarum Duces nulla juſta, hoceſt, ita firma & diuturna auxilia haberi potuerint, qui - bus tantus hoſtis reprimi & ſuperari valuiſſet.

BVitandæ8
10.

Vitandæ quoque ſunt omnes occaſiones, ex quibus in Imperio, & huic conjunctis Populis diſcordia oriri poteſt: ſalva cuique religio, ſarta & tecta privilegia ſunt relinquen - da: omnia etiam tentanda & ſuſcipienda ſunt media, ut orta - forſan diſcordia maturè iterum è medio tolli queat. Nam ubiadeſt Diſcordia nulla ſpes eſt, quod adverſus Turcam feliciter bellum geri poſſit: quia Diſcordia Imperij vires fran - git atque debilitat. Nullum enim roburtàm firmum eſt at - que ſolidum, quod diviſum non diſſipetur: ſicut Domus, in lapides diviſa corruit: & ignis in ſtipites ſegregatus, extingui - tur. Et non eſtambigendum, concordibus omnibus Imperij membris Turcam vinci poſſe: at his diſtractis nequa quam. Illic enim Imperij corpus omnes ſuas vires retinet: at hic non ſolum præcipuum ſuum robur amittit: ſed etiam membro - rum decus atque pulchritudinem perdit.

11.

Diſſidijs autem ſublatis, & concordiâ ubique conſtitutâ, mox inveſtigandum eſt, quas M. T. per ſe habeat vires: quæ auxilia aliundè à cognatis, à ſocijs & ab amicis ſperare & conſequi poſſit.

12.

Quod ſi totus Exercitus, vel major ejus pars ex ijs colligi poteſt: qui periculo ſunt proximi: id longè eſt utiliſſimum. Hi enim pro ſuâ, ſuorumque vitâ, & pro aris ac focisdimi - cant, quales ſunt Hungari, Tranſſylvani, Boëmi, & Germani.

13.

At hodiè Hungari & Tranſſylvani, magnâ ex parte ſeceſ - ſionem fecerunt, & magno ſuo cum dedecore Turcæ con - juncti ſunt: nec cogitant, tantiſper Turcicum Tyrannum, fœdera ſervare, libertati, religioni, nobilitati, & Chriſtiano Magiſtratui locum relinquere, quantiſper vicinos nondum occupavit: his autem ſubjugatis, æ qualem omnium ſervitu - tem, eamq; longè duriſſimam atq; acerbiſſimam eſſe. Ex quo omnia extrema tentanda videntur, ut hiad priſtinam fidemreduci9reduci queant. Non enim tàm imprudentes & præfracti fortè erunt, ut oblatis bonis conditionibus, malint in certiſſimam ſervitutem ſe præcipites dare: quam nobiſcum omnis liber - tatis, & Chriſtianitatis hoſtem Tutcam bello perſequi.

Externi & peregrini milites facilè ſunt aſciſcendi: quia14 ſolam Pecuniam, quâ conducuntur, ſpectant: & quia hâcprę - ſente, ſuo plerunq funguntur officio, at deficiente, ipſiquoq; deficiunt, & militiam detrectant: ut rectè Thucydidesdixerit, Eam Rempub. facilè vinci poſſe, cujus vires ſunt mercenariæ, non vernaculæ: quod etiam Polibius quodam in loco aſſe - ruit: Et hoc verum eſſe experientia penè confirmat.

At potius adjungendi ſunt ſocij: non tamen quicunque,15 ſed vicini, qui Turcam infensè oderunt, & quorum ſocietas non oneroſa, ſed auxiliaris exiſtat: ſicut Xenophon & Comi - næus conſuluerunt, cujus Generis mihi eſſe videntur Ponti - fex, Rex Hiſpaniarum, & Principes Italiæ. Hi vero ſocieta - tem merito non debent recuſare. Satius enim eſt, ut nobis in periculis conſtitutis ſubveniant, quam expectent, donec & ipſi in idem diſcrimen præcipites ruant. Tum tua res a - gitur paries cum proximus ardet. Necprudentum eſt, oculis ſuis proximos Ucalegones ardentes cernere, & reſtringen - tium clamores propè exaudire: nolle tamen ſuppetias ferre: ſed malle opperiri, donec & ad ipſos incendium perveniat.

Sunt quidem non pauci: quibusconſultiusvidetur, ut po -16 tius vicinas calamitates, cum licet absque periculo, vicini ſpectent: quamillis, ſine graviſſimâ causâ ſe implicent: tota clades tandem in ipſos incumbat & decidat. At non17 ſemper conſultum eſt, nolle cum alijs periclitari: ſed de - mum, ubi quis extra teli jactum & periculum, tutus in alio - rum diſcrimine, atq; etiam poſt victoriam eſſe poteſt: quod in Italis & Hiſpanis nobis vicinis longè aliterſe habet. Unde18B 2rectè10rectè Epaminundas, Meneclidi diſſuadenti Thebanis bel - lum, & ſuadenti pacem, Fallis ait, verbo cives tuos quod hos, à bello a vocas. Ocij enim nomine ſer vitutem imponis.

19.

Præterea nobis aſſociandi videntur, Moſcorum princeps, & Rex Perſarum Sophus. Nam etſi à nobis procul ſint re - moti: ſunt tamen vicini Turcis, & nobis, adverſus Turcam bellum gerentibus maximo emolumento eſſe poſſunt: ſicut quotidie audimus, Regem Perſarum magna vi Turcam op - pugnare, & aliquot jam provincias Turcicas in poteſtatem ſuam redegiſſe.

20.

Sunt quoque illi populi amicitia præveniendi & Turcæ cripiendi, qui amici in bello plurimùm prodeſſe, at inimici nocere poſſunt: & qui armis, viris, alijſque rebus neceſſarijs21. ſunt inſtructi: quales ſunt Walachi, Moldavi, Poloni. Sin autem hi callidè nobiſcum & ſimulatè agant: nobis offi - cere poſſint, quibuſcunq; rationibus, ſunt impediendi. Ha - rum rationum prima est: quid ijs permittatur in noſtra regione facere, aut experiri, quod ipſis occaſionem præbeat, ſe adverſus nos muniendi. Altera est, ut noſtri fine pra ſi - dijs atq; munitionibus benè ſirmentur: qua vis nobis in - opinantibus inferatur. Tertia vero est, ut ijs impedimenta injiciantur: novis amicitits & opibus creſcant: & ut ratio ineatur, quò ſumptibus exhauriantur, ſeque ipſos debili - tent: & quo omnes illis amicitæ & pra ſidia, quibus contra nos uti poſſunt, detrahantut.

22.

Hæc & alia ubi M. T. ex ſuo latere cognovit: è diverſo quoque diligenter perpendet, qua ſint fiducia, quibuſve v ribus Turcæ, & illorum ſoci, Tarcari. quæ & quanta auxi -23. lia nanciſei queant. Non temerè ijs credendum eſt, qui vi - res Turcarum extenuant: ſed omnia potius metuenda, &plena11plena difficultatis atque periculi nobis fingenda & perſua - denda ſunt. Tantum enim Turcarum robur eſt, ut ad no - ſtras vires collatum, eas plurimùm ſuperet. Habemus non ſolum potentiſſimum, ſed etiam vigilantiſſimum hoſtem: qui nihil ferè tentat, quod non culpa noſtra, pervincit: & qui nunquam dormit, niſi ut nos inconſultiores reddat, ſe quandoque dormire ſimulat. Habemus[quoque] jam Tur - cicum Tyrannum penè adhuc puerum, at animi ſagacis, & ad omnem crudelitatem promptiſſimi: & quià ſuis Baſſis & Berlebegis adverſus nos omni momento incitatur.

Auxilia Turcarum ad nos quacunque ratione, & quavis24 arte ſunt transferenda: vel hoſti ſubveniant, procuran - dum: quod etſi difficilius fieri poſſit, tamen ut fiat non eſt〈…〉〈…〉. Quod enim non per nos, id per alios nempè Mo - ſcovitas, Perſas, Gregorianos efficere poſſumus. Sed cum hæc & alia multa in 1. lib. de bello, & re militari prolixius perſequar: hoc loco eadem pluribus repetere ſuperfluum videtur præſertim cùm mihi ad ea properandum ſit, de qui - bus in hoc ſcripto præcipuè agere conſtitui.

DE NECESSARIARVM RERVM comparatione: & præcipuè de modis, quibus cum onere ſubditorum pecunia compara - ri poßit. TITULUS IV.

POſtquam, Augustissime Imperator, de ſupe -1. rioribus rebus matura Deliberatio eſt habita: mox & alia eſt inſtituenda, quomodo nimirum res ad bellum ne - ceſſariæ comparandæ ſint. Niſi enim tempeſtivè ſint2. quæſitæ: poſtea amplius acquiri nequeunt quia ſi ſemel ho -B 3ſtis12ſtis prævenit occupatos metu uni verſa turbantur: & quæ ex aliis locis petenda ſunt, intercluſis itineribus vni verſa dene - gantur ait Vegetius.

3

Hujus generis ſunt Pecunia, Commeatus pabuli & fru - menti, item Arma, & ea quæ ad arma pertinent: de quibus ſingulis in hoc & ſequentibus aliquot titulis agam: cum hoc ipſum hujus meiqualiscunq; conſilij thema ſit. Dealijs enim abundè in libris de Bello & re militari à me eſt actum: qui propediem ſi M. Tuæplacuerit lucem aſpicient.

4

Et quidem Pecuniam nervum belli eſſe, ſatis conſtat: etſi id Cotereus neget. Bella enim non magis armis: quam ſum - ptibus geruntur, ſecundùm Thucyd. & maximus in Repub. no - dus eſt, & adres præclarè gerendas impedimentum, inopia rei pecuniariæ tcſte Cicerone. Nam ubi publicum ærarium o - mnino deeſt, veleſt tenue ac invalidum: ibi rerum præclarè gerendarum fundamentum deficit: ut non malè Ariſtote - lesæratium Principis Stomacho compararit. Sicut enim à Stomacho cibi recepti in omnia corporis membra diffun - duntur, eáque ab interitu conſervant: ita Principis ærarium, ſufficientibus pecunijs inſtructum, in omnes Imperij partes extenditur, idq́ue à varijs cladibus & ruinis protegit atque tuetur.

5

Et certè fidum atque obſequentem, ſtrenuum conſtan - témque exercitum vix ille habebit, cui deeſt pecunia. Mi - lites enim in exercitu magis ſunt obſequentes, in rerum neceſſariarum copia: magis etiamſtrenuiſunt, dum ſolum premuntur, non rebus neceſſarijs planè deſtituuntur. Sic etiam Milites, qui ſtipendia accipiunt, melius in officio con - tineri poſſunt: nèalijs oneroſi ſint atque moleſti.

6

Et propterea diligenter videndum eſt: utduplex militareadſit13adſit ærarium: Ordinarium, & Extraordinarium. Ordina - rium deſtinatum eſſe debet, ordinarijs publicis ſumptibus: at Extraordinarium, ad extraordinarias clades, atq; calamita - tes ſublevandas, ſanctè reſervaridebet: de quo in ærario San - cto pluribus egimus.

Nihil autem prodeſſet duplex habere militare ærarium:7 niſi quoque conſtaret, quibus modis pecunia commodè ac - quiri, & acquiſita ærario inferri poſſet. Vacuum enim æra - rium, eſt inſtar campanæ ſine paſtillo.

Hi modi ſunt duplices. Nam autpecunia cum onere ſub -8 ditorum, aut ſine horum onere comparari poteſt.

Cum onere quatuorferè modis poteſt acquiri. Primus9 eſt Indictio Tributorum. Huic locū Juriſconſulti relin quunt, ſi adſit juſta cauſa. De hac verò varij varia tradunt. At varijs opinionibus omiſſis, ſine dubio juſtiſſima Indictionis cauſæ eſt bellum Turcicum: quod neceſſariò eſt gerendum. Præ - ſertim hoc tempore, quo Rebelles Turcisjuncti, non minus ac Tureæ, Imperij provincias viinvadunt, oppugnant, atque devaſtant. Juſtiſſimum enim eſt, quod eſt neceſſarium: Et pia illa tributa ſunt: ſine quibus totum Imperium, & nos ipſi ſumus interituri. Ex quo videmus, in omnibus ferè co - mitijs Imperialibus, adverſus Turcicum Tyrannum colle - ctas indici.

Forma autẽ ſeu modus Indictionis varius eſt, de quo in po -10 litico noſtro diſcurſu tit. 3. latè egimus. At nullusæquioreſſe videtur: quam ſi non capita ſeu Perſonæ, ſed bona ſubditorū æſtimantur: ſi inquam, tributa in omnes ordines pro ſingu - lorum facultatibus exæquanturiquia Indictiones non perſo - nis, ſed rebus in dici ſolent, ut quodam loco Imp. Decius ſta - tuit. Unde Bodinus Adverſus tenues modice, vel intra modũ,11 tributa exigenda dicit: ne induſtriæ & bonis artibus, bellumindici1412.indici videatur. Unde etiam Anno Chriſti 1542. in Comitijs Imperij Decimatio indicta & decreta fuit annuorum redi - tuum, & centeſimatio reliquorum bonorum, excepta ſu - pellectile quotidiana, quæimmunis erat. Et huc referri po - teſt illa contribuendi ratio de qua infrà tit. 6. n. 19. cum ſeqq. item à n. 37. uſꝙ ad num. 53. agitur.

13.

Alter Modus eſt, Superindictum. Ubi enim Indictio Tributorum non ſufficit: ſed ex improvisò nova neceſſitas ingruit: tum ſuperindictum imponitur: quod à veteribus Indictionis Augmentum appellatum fuit. Hodiè pro hoc modo à M. T. à Statibus Imperij Eylende Hůlff / ut noſtra lingua appellatur peti, & ab his præſtari ſolet.

14.

Tertius modus eſt, ſi annui reditus atque cenſus, ſique portoria & vectigalia augentur. In quo nihil certi conſu i atque præſcribi poteſt: ſed hocillis committendum eſt, qui talia nomine M. T. quotannis percipiunt. Hienim norunt, quibusrebus aliquid addi, & quibus nihil addi queat.

15.

Videntur tamen hic ſequentes cautiones obſervandæ. Prima cautio eſt. augeantur vectigalia earum rerum, ſine quibus vita hominis ſuſtentarinequit: ſed potius earum quæ ad corrumpendos civium mores, quæ ad delicias, quæ ad luxum, quæ ad libidinem ſpectant: ut ſunt aurea & argentea ſuppellex, odores, pigmenta, innumerabilia veſtium orna - menta, colores precioſißimi, gemmæ, margaritæ, cupediæ, & cætera ejus generis, teſte Bodino Ex quo idem. Rerum - nalium, ait, quæ ad luxum, quæ ad libidinem, quæ ad pom - pam comparantur, ſemper utilißima ſunt, & honeſtißima ve -36. ctigalia. Secunda cautio eſt, Ut augeantur portoria earum rerum, quæ evehuntur, & quibus ſubditi carere non poſ -ſunt:15ſunt: at minuantur rerum invectarum: præſertim ſi quoq; ijs ſubditi carere nequeunt. Tertia cautio eſt, Utaugeatur17 Vectigal fabrilium, lanificiorum, Sericeorum, ac omnium opificiorum, quæ aliundè advehuntur, ut ipſi ſubditi eadem facere condiſcant & conſueſcant. Quarta cautio eſt, ut ab in -18 formi acrudi materia, quæ à peregrinis advehitur, amovea - tur, aut, quantum fieri poteſt, minuatur portorium: quia ſubditorum utilitatibus prius, quàm alienis eſt proſpicien - dum. Subditi autem ex rudi materia in opificia con - formata, ſæpè majorem utilitatem capiunt, quàm qui ma - teriam vendiderunt: quia materiam plerunque ſuperat opus: Nec ferendum eſt, materiam rudem è civitatibus exportari, ſi Opifices eam tractare commodè poſſint: Sicut Heinricus Secundus Rex Francorum, Anno 1552. edicto cavit: quod decennio poſt in Anglia & deinde in Belgio quoque à Philippo Rege Hiſpaniarum promulgatum fuit. Quinta cautio eſt, Ut reditus, portoria & vectigalia ita au -19 geantur, ne ex ſanguine & viſceribus ſubditorum pecunia collecta dici poſſit: quia, ut graviſſimè Tiberius Secundus Imperator Græcus dixit, Aurum cum lachrymis & querelis Jubditorum collectum, adulterinum & venenoſum eſt.

Quartus modus eſt, Si M. T. certis in caſibus, certas con -20 ſtitutiones promulgat, & inter cætera in iis etiam Fiſco ali - quid darijubet. Exempli cauſa: Quotidiana experientia te - ſtatur, in pleriſque lociseos, qui matrimonia contrahunt, ſtatim in principio mutuis donationibus, & muneribus ſponſalitijs, ſplendidisveſtibus, apparatu nuptiali, qui ple - runque per biduum, triduum vel diutius durat, omnia ea conſumere & ab igurire: quibus inpoſterum Oeconomia inſtituenda, & rei familiari opera danda fuit. Ex quo Ccontra -16contrabentes matrimonia, præcipuè qui ſunt teneræ, im - peritæ, & improvidæ ætatis, tali luxu ſe perdant: conſul - tum eſt, ut certa edatur conſtitutio, & in ea declaretur: quæ munera, & erga quos locum habere, quem modum in ve - ſtitu & nuptialiapparatu obſervare debeant: ſicut talia ſta - tuta, aliquot Imperij Civitates, prudenter & utiliter ordi - nata habent. Præterea verò conſtitui poſſet: ut quilibet Sponſus, promulgatæ conſtitutionis Exemplum, à cujusvis loci Archigrammatæo, vel Actuario petere, & eidem ſi nu - ptiæ ſint ſymbolares Jrtenhochzeiten / talerum unum, vel dimidium, proratione Perſonarum: at ſi ſint remunerato - riæ, Gaabhochzeiten / talerosduos ſolvere teneatur. Inter tot enim expenſas, quas ſponſus facere ſolet, oneroſum eſſe nequit, ut quoque tantillum Fiſco Imperatoris pen - dat: quia hæc pecuniola eſt inſtar arræ, quæ eum obligat atque monet, ut ſecundum conſtitutionem vivat: quodil - li per totam vitam multum commodare poteſt.

21

Sic etiam poſſet M. T. (ut aliud Exemplum adducam) in omnibus ſuis Regnis atque Provinciis conſtituere: ut ſi cui filius vel filia naſcitur, quod pater teneatur eodem tempore, certam aliquam pecuniæ ſummam, pro arbi - trio, in ærariumloci, adutilitatem tamen Fiſci inferre: tam - diu ibi manſuram, donec Filius annum vigeſimumquar - tum, at Filia octodecim compleverit: & ut tum Patri ſi adhuc vivit & petit, aut illius Filio vel Filiæ, integra ſors, unà cum viginti quatuor, vel octodecim annorum quin - cuncibus uſuris, ab Ærarij Quæſtoribus reſtituenda ſit. Ac ſi fortè filius vel filia, intrà definitum tempus moriun - tur, ut illata pecunia ærario cedat: niſi fortè patri plures liberi nati ſint: ut tùm hi quoque priorum jure frui poſ - ſint.

Hac17

Hac Conſtitutione, efficietur, ut non ſolùm æratium22 cujuſvis Civitatis, vel Municipij, & conſequenter Fiſcus Cæſareus illata pecunia longo hoc tempore uti, frui, & in eventum eam planè retinere poſſit: ſed etiam ut hæc pecu - nia tàm in parentum, quàm liberorum utilitatem ibi depo - ſita maneat: quò liberi ſuo tempore ſemper habeant do - tem & unde ſe ſuſtentent: etſi interea Pater bonis ceſſerit.

Ut autem hoc medium facilius à ſubditis obtineri poſſit:23 ſeverè interdicendum, in infantibus initiandis, ulla con - vivia inſtituantur: neve ulli ſumptus in Edulijs, & Potivis & Cubis fiant. Si enim Parentes hos ſumptus intermittunt, & tantùm in ærarium loci inferunt: eo ipſo & ſua, & ſuo - rum liberorum commoda promovent: cum aliâs pecunia illa nihil, nec ipſis nec liberis profuiſſet: ſed inutiliter planè conſumpta fuiſſet. Et ex hiſce duobus Exemplis Quartus hic modus utcunque intelligi, & alio tempore pluribus alijs Exemplis melius declarati poteſt.

DE MODIS QVIBVS SINE ONERE ſubditorum pecunia comparari poßit: & præcipuè de bona Oeconomia, & de venditione veloppi - gneratione bonorum. TITULUS V.

QUoniam in præcedenti Titulo de ijs modis egi, qui - bus cum onere ſubditorum pecunia acquiri poteſt: jam de altero eſt agendum, quibus ſcilicet modis hoc idem ſine ſubditorum onere ficri poſſit.

C 2Hîc18
1

Hîc tria ſe nobis genetalia offerunt media. Primum eſt bo - na Oeconomia. Secundum eſt venditio quorundam bonorum. Et tertium eſt no vorum acceptorum & redituum conſtitutio: de quibusſingulisbreviter in poſterum, favente Domino, agam.

DE BONA OIKONOMIA.

2

Ad Bonam〈…〉〈…〉 quod attinet, eam hoc loco pro bo - na rerum adminiſtratione accipio. Hæc autem in M. Tuæ Regnis atq; Provincijs varia eſt: nec fieri poteſt, ut de qua -3 libet adminiſtratione in ſpecie à me hîc agatur. Hoc ſaltem〈…〉〈…〉, & in genere ſciendum: Si in adminiſtratione ſua quilibet M. T. Officialis, omnem fidem & diligentiam præſtat: ſi totus in id incumbit, ullos ſuperfluos, ſed ut tantùm utiles & neceſſarios ſumptus expendat, quod eo ipſo ſingulisannis accepta expenſas longè ſuperatura, & ita ſem - per magnæ ſummæ Pecuniarum in promptu futuræ ſint. 4Frugalitas enim & Parſimonia efficiunt, ut quis à ſeipſo ſem - per mutuum accipere poſſit ex Socratis ſententia: & ut quis cenſus & Vectigalia ſemper in parato habeat: quia ut vul - dici ſolet, Optimum vectigal parſimonia eſt: & quia nul - la expeditior ratio eſt augendi cenſus, quàm detrahere quotidianis ſumptibus, ut Eraſmus quodam in loco aſſerit: quia denique magnæ opes, non tàm multa capiendo, quàm haud multa perdendo quæruntur, utapud Dionem Mecœ - nas Auguſtum monet: Et hæc de primo generali medio.

DE VENDITIONE VEL OPPI - gneratione bonorum.

5

Alterum generale Medium eſt, venditio, vel oppignera - tio certorum bonorum. Licetenim adhoc medium non facilèperve -19perveniendum ſit: cum eo ſæpè Regna, ac Provinciæ, præ - cipuis ſuis membris priventur: tamen ſi neceſſitas ur - get, quæ inevitabile telum eſt, neclegem habet. illi parere cogimur.

Talis autem neceſſitas ſine dubio eſt Tyrannis Turcica:6 quæ jam, cum Rebellium Tyrannidæ juncta, tanta eſt, ut, n[i]ſi à noſtris cervicibus tempeſtivè depeliatur, nos funditus everſura ſit.

Er propterea ob hanc neceſſitatem alienatio bonorum7 vel purè, vel ſub certo modo fieri poteſt. Pure Facta, o -8 mnem recuperandi occaſionem adimit: quod rariùs fieri debet. Poſſeſſiones tamen agrorum incultorum, quas ne - mo conducere velit, & ex quibus nihil utilitatis Reſpubl. decerpit, non malè purè venduntur: ut & pecunia in Fi - ſcum cogatur: & ex agrorum cultura, cives, cum imperij commodo, direſcant Sic Bizantini olim, indigentes pecu - nijs, lucos publicosven diderunt: fructiferosad certum tem - pus: at infructiferos in perpetuum, ut Ariſtoteles in Oeco - nom refert.

Atſub certo modo ſit. I. Si quid alicui & ejushæredibus9 non ſimpliciter, ſed ſub pacto redimendi venditur Ita enim res vendita quandoque recipi atque recuperari poteſt. II. Si10 venditio fit, ut Emptor rem venditam ad annos, puta 20. ha - bere & poſſidere, at hoc tempore clapſo, utvenditor, refu - ſo precio, eam redimere queat. III. Si venditio, nullo defi11 nito tempore, pro certo fit precio: hoc pacto adjecto, ut tamdiu Emptor rem venditam habeat atque poſſideat: do - nec precium reſtituatur: modò tamen ſingulis annis de bo - nis emptis aliquid ſolvat: ut ita teſtetur rem venditam Im - perij eſſe. Omnibus enim hiſce modis non firma & perpe - tua fit alienatio: ſed bona vendita quandoque recuperariC 3poſſunt:2012poſſunt: ut ita verè alienata non intelligantur. Cum his congruit quòd Livius lib. 31. Cum & privati, ait, æquum poſtularent: nec tamen ſolvendo ære alieno Reſpubl. eſſet: quod medium inter æquum & utile erat decre verunt: ut quo - niam magna pars eorum agros vulgò Venales eſſe diceret, & ſibimet emptis opus eſſe: agri publici, qui intra quin - quageſimum lapidem eſſet, copia iis fieret: conſules agrum æstimaturos, & in jugera, aſſes, vectigales, teſtandi cau - ſa publicum agrum eſſe, impoſituros: ut ſi quis cum ſol - vere poſſet Populus, pecuniam habere, quam agrum m̀al - let, reſtitueret agrum Populo. Læti eam conditionem priva - ti acceperunt, &c.

13

Sic etiam in Imperio oppignerationes bonorum ut arcium, Oppidorum, & Urbium, receptæ ſunt: quæ ſic - ut & venditiones, ſi ulla in cauſa, certè ob præſentem ſummam neceſſitatem, in bonis Imperij admittendæ & ſuſcipiendæ eſſent: ad profligandum nimirum eum ho - ſtem, qui, ut Annibal Pœnus juravit, nunquam ſe fore Populo Romano amicum: ſiciſte inimicus, majorum ſuo - rum Tredecim Tyrannorum veſtigia ſequens, nunquam bellare deſinet: antequam domi forisq; Imperij Chriſtiani, & omnium eorum, qui conſortes neceſſitudinis Chriſtianæ ſunt, ſanguinem vitamque eripuerit: & ſuum fecerit, quod - cunque noſtrum fuit, ut Præceptor Dominus Joannes Stur - mius Vir clariſſimus & Eloquentiſſimus, in libello Epitomico loquitur: Er hæc de ſecundo generali medio.

DE21

DE NOVORVM ACCEPTORVMET redituum conſtitutione: & præcipuè de modis qui - bus mediantè juſtitiæ adminiſtratione acce - pta augeri poßunt. TITULUS VI.

IN hoc, & ſequenti Titulo, de Tertio generali medio cu -1 jus ſupra tit. 5. num. 1. mentionem feci, eſt agendum, nempè De no vorum acceptorum & redituum conſtitutione, Quæ ſine onere ſubditorum fieri ſolet. Hoc autem medium, vel fit cum Juſtitiæadminiſtratione, vel ſine hac aliis fit modis.

Mediante Iuſtitiæ administratione decem præcipuè fit2 modis. Nam primò ſi in omnibus M. T. Regnis atque Pro -3 vincijs, pœnales conſtitutiones ſtrictè ſervantur: id non ſolùm publicæ tranquillitati & honeſtati plurimùm, ſed etiam Fiſco non parùm conducet. Exempli cauſa, Ex con -4 ſtitutionibus Imperij tàm is qui mediatè Deum contume - lio & maledictis affecit, quàm qui hoc audivit, nec Magi - ſtratui denunciavit, marca, ut vocant, auri eſt puniendus. Hoc ſi absque Perſonarum reſpectu obſervatur: magnam ſummam pecuniæ Fiſco quotannis inferet: & ſimul Dei Opt. Max. gratiam & benedictionem afferet. Idem ſta - tuendum eſt, de reliquis pœnalibus conſtitutionibus, qui - busadulteria, ſtupra, ludi, monopolia & alia ſcelera coër - centur.

Et quia in opiparis Conviviis, in compotationibus, in5 ſplendidis veſtibus, & in magnificis Ædificijs, immenſa ho - diè à ſubditis fit pecuniæ profuſio: piè quoque & utili - ter huic peſtilenti malo pœnalialiqua conſtitutione occur - reretur. Hac enim frugalitas obtineri, & plurima damna &ſcelera,22ſcelera, ex nimia profuſione pecuniæ quæ oriuntur, vitari poſſent: vt ſunt Caritas in annona & mercimonijs, inopia, fœnora, rapinæ, furta, peculatus & ſacrilegia. Ex quo fit ut fruſtra à Subditis tributa exigantur: fruſtra quoq; poſtuletur, ut homines Luxuria exhauſti, aliquid in cõmune conferant.

6

Sic etiam quia hodie in omnibus ferè nuptijs atque conviviis tanta à multis petulantia & levitas exercetur: ut ſæ - quis non homines, ſed Diabolos adeſſe exiſtimet: huie quoque fœdo acprobroſo mori, ad avertendam Dei indi - gnationem, maturè eſt ſubveniendum, & ſubgravipecunia - ria pœna ſtatuendum: Ne quis, cujuſcunque ſit Status, con - ditionis atque ætatis, in nuptijs atque convivijs, quocun que illaloco publico, vel privato ſint, ullis Suſurris, clamoribus, impijs & ſcurrilibus ſermonibus, turpibus & inhoneſtis fa - ctis, in perfringendis feneſtris, ſornacibus, menſis & alijs re - bus, inque effundendis & perdendis ferculis atque cibis, vel aliis modis, ullum dedecu atque probrum committat: ne - ullas rixas, jurgia, & cõtentiones moveat: ſed ita ſe omnes gerant, ut appareat, nuptias & convivia honeſta eſſe recrea - tiones, & veræ amicitiæ congreſſus, atque pignora: non au - tem impietatis, ſcurrilitatis & rixarum conventicula. Ubi autem ſubditi in omnibus M. T. Regnis atq; Provincijs - nalibus conſtitutionibus obtemperabunt: non ſolum piè & Chriſtianè vivent, ſedetiam neceſſarijs facultatibus nun - quam deſtituentur quod utrunque longè eſt utiliſſimum. Plurimum enim Reipub. intereſt pios aclocupletes habere ſubditos.

7

Deinde cum Actiones Injuriarum paſſim & ubiquein - valeſcant: quibus ſubditi non ſolum erga ſeinvicem exacer - bantur: ſed etiam in officijs ſuis plurimum impediuntur, magniſque ſumptibus in litibus perſequendis obruuntur:ideò23ideò in omnibus M. T. Regnis, atque Provincijs conſtitui poſſet: ut quicunque Actione Injuriarum adverſus alterum experiri velit, ſtatim in principio cauſæ tres florenos in judi - cio deponat.

Quod ſi Actor Cauſæ victoriam obtinuit, ſique ſenten -8 tia in rem judicatam tranſivit, Reus hos illi reſtituere, & amplius puniri debet: quod alterius famam & exiſtimatio - nem temerè violarit, & civilem pacem turbarit. Quod ſive -9 Actor cauſa cecidit, ſique ſententia in rem judicatam tranſivit: ut hominem inquietum, & temerarium litigato - rem pro arbitrio caſtigandum eſſe. Et ſi fortè à ſententia la - ta Appellatio interponatur: pendente appellatione, etiam pœnam ſuſpendendam, at cauſa in ſecundo Judicio diſcuſ - ſâ vel Appellantem, vel Appellatum, ante dicto modo eſſe coërcendum.

Sic etiam tertiò, quoniam ubique aliæ quoque lites quo -10 tidie creſcunt, adeò ut omnia Judicia hodiè infinitis penè li - tibus cõpleantur: ideò ſimiliter conſtitui poſſet: ut quicunq; adverſus alterum in Judicio actionẽ inſtituere velit, ſtatim in veſtibulo cauſę, duos florenos deponat: & ut poſtea ante n. 8. & 9. explicato modo vel Actor, vel Reus, tàm in prima, quàm ſecunda inſtantia merita pœna afficiatur. Poſſet tamen in hoc, & præcedente medio, hoc diſcrimen ſervari: ut plus in civitatibus & municipijs, quàm in pagis, à temerarijs Acto - ribus & Reis pœnæ nomine exigatur: pro ut ratione cujuſvis lociutile & tollerabile eſſe videtur.

Sic Caroli I X. Regis Galliæ edicto olim imperatum fuit,11 ut is qui a teri litem intenderet, duos coronatos deponeret: eoſdem ab eo quem judicio ſuperaſſet recuperaturus: aut ſuæ temeritatis, ſi vinceretur, juſtam pœnam laturus. At Romani olim decimam pattem ejusrei, quæ in controver -Dſiam,24ſiam venit, in privaris, aut quintam in publicis judiciis im - perarunt, ut Feſtus Pompejus teſtatur. Imò etiam Spon - ſionesfecerunt, quas, judicio qui vicit, præter rei judicatæ utilitatem, tulit: niſi adverſarius ante judicium acquieviſ - ſet: ut ita omnibus modis lites à ſtirpè amputarent, ut quo - dam loco Bodinus loquitur.

12

Quartò, ſi Actor poſt inſtitutam in judicio actionem, ab ea poſtea, ante vel poſt litis conteſtationem, deſtitit: ultra antè præicriptam pœnam adhuc Magiſtratui alios tres florenos ſolvere debet: quod temerè actionem propoſuit, & quoque temerè Judici, & Reo moleſtiam creavit.

13

Quintò, ſi in ſecunda, veltertia inſtantia apparet, Appel - lantem temerè appellationem ſuſcepiſſe & proſecutum eſſe: tanquam temerarius Litigator graviter non immeritò eſt mulctandus. Hocenim modo non ſolum is meritam ſen - tit pœnam: ſed etiam hæcpœna Fiſci commoda auget.

14

Et ſanè quamvis Romani in libera Republica difficilimè vectigalia ac tributa ſibi imperari paſſi ſunt: hæc tamen Ju - diciaria vectigalia, etiam graviſſima, patienter tulerunt: quia viderunt ad cohibendam indomitam & effrenatam Litiga - torum licentiam introducta eſſe.

15

Sextò, ſi in omnibus judicijs in id diligenter incumbi - tur, Actor & Reus, nevè quoque illorum Advocati & Procuratores, à præſcriptis ſibi ordinationibus impunè re - cedant: id non ſolum Fiſco prodeſſe, ſed etiam juſtitiam promovere multum poterit.

16

Septimò, ſi M. T. Officiales, in omnibus locis diligentem operam dant, ut illa bona, quæ de Jure indignis aufferuntur in Fiſcum transferantur, eo ipſo quotannis Fiſcus plurimacom -25commoda percipiet. Multi enim caſus ſunt, quibus de jure bona indig nis ablata, non ad alios, ſed ad Fiſcum pertinent: Veluti I. Si quid meretrici à milite, in cujus fuit contuber -17 nio relinquitur. II. Si quis in Codicillo, vel in Epiſtola de -18 claravit, eum, cui in teſtamento aliquid reliquit, eſſe indi - gnum. III. Si quis teſtatori tacitè fidem accommodavit, de19 hereditate, vel Legato, vel fideicommiſſo ei reſtituendo, qui neque teſtamenti, neque mortis tempore capere potuit. IV. Si quis improbum pactum, vivente adhuc defuncto, de20 ejus hereditate fecit. V. Si quis alterum teſtari prohibuit,21 vel coëgit. VI. Si quis defunctum graviſſimi delicti Reum fe -22 cit: vel ei ſtatus controverſiam movit VII. Si capitales ini -23 micitia cum teſtatore exercuit. VIII. Si necem defuncti24 non vindicavit. IX. Si quis hereditatem defuncti adijt, & ta -25 bulas aperuit, antequam de ſervo, vel alio, à quo Teſtator necatus dicebatur, quæſtionem habuit, & in nocentem a -26 nimadverti curavit. X. Si quis Teſtatorem occidit. XI. vel27 ſi in culpa fuit ut teſtator interiret. XII. Si quis defuncti28 uxorem, vel liberos interfecit. XIII. Si quis Teſtatoris uxo -29 rem, tàm mortuo, quàm vivo teſtatore corrupit. XIV. Si30 quis defuncti teſtamentum falſum, velinofficioſum eſſe di - xit, necobtinuit. XV. Si quis contra tabulas bonorū poſſeſ -31 ſionem petijt. XVI. Si quis defunctihereditatem compila -32 vit. XVII. Si quis damnatam adulterij uxorem duxit. 33XVIII. Si tutor pupillam ſibi matrimonio ſociavit. In34 omnibus enim & ſingulis hiſce caſibus hi, tanquam indigni, illis bonis privantur, quæ ipſis relicta fuerunt: & hæc non ad alios, ſed ad Fiſcum devolvuntur, to. tit. D. & C. de his quibus ut indign. & plenius oſtendi in tractatu de Regalibus.

Octavò, hujus quoque generis ſunt bona damnatorum35 & proſcriptorum hoc eſt, eorum bona, de quibus ultimumD 2ſuppli -26ſupplicium eſt ſumptum, vel qui deportati ſunt. Horum e -36 nim bona jure veteri ad Fiſcum pertinuerunt. At quia ſatis durum viſum eſt, hæc ſimpliciter Fiſco cedere, iccircò non -37 nulli lmperatores hane duritiem temperarunt. Nam Im - peratores Theodoſius & Valentinianus conſtituerunt: ut ſi damnati, vel proſcripti liberos habent, dimidia tantum bono - rum pars ad Fiſcum ſpectaret, reliquum liberis reſervare -38 tur. Divus verò Hadrianus voluit ut eo caſu, quo adſunt libe -39 ri, omnia bona liberis, excluſo Fiſco deberentur. At tandem Imperator Juſtinianus conſtituit, Ne Reorum bona, Niſi ſint Rei perduellionis, eo caſu confiſcentur, quo ſuperſunt li -40 beri, vel Parentes uſque ad tertium gradum. Hanc Juſtiniani ſententiam, Irnerius antiquus gloſſographus, homo priva - tus, etiam ad tranſverſales extendit: quem poſtea Doctores communiter ſecuti ſunt. Quàm benè id factum ſit, in tra - ctatu de Regalibus explicavi.

41

Ex quo ſi M. T. Officiales, damnatorum & proſcriptorum bona, tùm in Fiſcum referunt, ſi in aſcendente, & deſcen - dente linea planè nulli hæredes: at in linea tranſverſali nulli uſq; ad tertium gradum, ſuperſunt heredes: id nemo cul - pabit: quiajuri & æquitati congruit: ſed potius omnes lauda - bunt: quia plus indulgetur, quàm jure expreſſum eſt: & ta - men hoc ipſo officiales plurimum Fiſco commodabunt.

42

Nonò, hujus etiam generisſunt bona contrahentium inceſtas nuptias. Hæc enim etiam jure Regaliad Fiſcum ſpectant. Hoctamen ſi tùm demum fit, ſi nec in aſcenden - te, nec in deſcendente, nec quoque in Collaterali linea uſ - que ad tertium gradum adſunt heredes, non eſt quod quiſ - quam duritiem hujus Legisaccuſet: ſed potius cogitet, tan - tum ſcelus pœnam hanc juſtè mereri.

Decimò,27

Decimò, ſimiliter ad Fiſcum ſpectant, bona committen -43 tium crimen læſæ Majeſtatis: quod crimen cum primum, maximū & ſceleſtiſſimum à noſtris appelletur: meritò quo - que graviter eſt coërcendum. Hoc enim crimine offendi - tur Princeps, qui Dei vicestenet: & cujus poteſtas eſt à Deo: adeò ut Princeps dicatur Mundi Deus: & ut proditor Prin - cipis, vocetur Proditor Dei, ſicut noſtri tradunt.

Unde ſi qui tàm perfidi & ſceleſti reperiuntur, qui adver -44 ſus M. T. Perduellionis crimen committunt, meritò inter - alias pœnas etiam omnia illorum bona in Fiſcum ſunt trans - ferenda: et ſi deſcendentes, velaſcendentes, vel collaterales, ad tertium uſque gradum adſint heredes, ut hæc ab Impp. Arcadio & Honorio pluribus conſtituta, & à me in tractatu de Regalibus expoſita habentur.

Etſi verò omnes jam explicati decem modi, non ſine one -45 ribus eſſe videantur: quia tamen perſonæ, ſua culpa hæc o - nera ſentiunt: ideò illa de jure ſentire non videntur: & con - ſequenter nec à me pro modis oneroſis fuerunt habendi.

DE MODIS QVIBVS SINE IVSTI - tiæ adminiſtratione accepta atque reditus abſ - que onere ſubditorum auge - ri poſſunt. TITULUS VII.

SAtis præcedente titulo de ijs modis egi, quibus median -1 te juſtitiæ adminiſtratione M. T. ſine onere ſubditorum Fiſcus locupletari poteſt. Hoc titulo reliquos modos perſe - quar: quorum adhucſunt non pauci.

Et quidem primò bona vacantia ad Imperatoris Fiſcum2.D 3jure28jure pertinent. Bona autem vacantia dicuntur, quando quis inteſtatus deceſſit, & nullum, ex qualibet linea ſanguinis,3 vel juris titulo, heredem reliquit. LINEA SANGUINIS jure civili dicitur, linea aſcendens, deſcendens, & tranſver - ſa: quia hiſce tribus lineis omnis heres ſanguinis, generis, ac4 cognationis continetur. At TITULUS JURIS eodem ju - re nuncupatur: ubi deficit linea ſanguinis: & ubi alio, quàm ſanguinis jure, ſucceſſio compedit: ut fit in ſucceſſione con - jugis, vel ſocii, vel liberti: quia deficiente linea ſanguinis: ſuccedit conjunx conjugi, vel ſocius ſocio, vel libertus pa -5 trono. Quod ſi jam linea ſanguinis, & titulus Juris deficit: tum bona vacant, & Fiſco vindicantur. Et propterea ſi hæc bona diligenter inquiruntur & inveſtigantur, id in magnis Provincijs, fiſco ſine dubio plurimum prodeſſe poterit.

6

Deinde verò, quia jam explicatum medium ſelatiſſi - extendit, & ita rarius evenire poteſt: quia homines ra - rius inteſtati decedunt, & nullum ex qualibet linea ſangui - nis, vel juris titulo heredem relinquunt: iccircò aliquo mo - do reſtringi, & conſtitui poſſet: ſi in aſcendente & deſcen - te linea, planè nulli heredes, at in linea collaterali, ultra ſe - ptimum gradum heredes extarent: quod de inteſtata here - ditate viceſima pars, ad Fiſcum pertinere debeat.

Nam quia hac ratione nihil contra ultimam alicujus7 voluntatem agitur, nihilque neceſſarijs heredibus adimi - tur: & quia Laterales heredes, ultra ſeptimum gradum, de tali hereditate ferè nihil ſibi pollicentur: ſicut quoque jure civili, cognati tantùm ad ſextum, vel ſeptimum uſque gradum, ſuccedere potuerunt, teſtibus Papiniano & Ul - piano Juriſconſultis: quia denique exigua tantùm here - ditatis pars detrahitur, & ad promovendam publicam utili - tatem Fiſco infertur: ideò talis reſtrictio, meaſententia, in -juſta29juſta viderivix poteft. Quis enim injuſtum dicat exre dona - ta minimam partem accipere: maximam heredi aut legata - rio relinquere: ut patria univerſa conſervetur?

Tertiò, ſi homo dives qui aſcendente vel deſcendente linea,8 vel linea tranſverſali, intra ſeptimum gradum heredes habet, in teſtamento, vel codicillo vel alia aliqua ultima voluntate, derebus ſuis vult diſponere: iſ à Notarijs & Actuarijs admo - neri poſſet, ut etiam Fiſco Cæſareo adavertendam & repri - mendam Turcicam Tyrannidem, jam jam noſtris cervicibus imminentem, legatum aliquod relinquere vellet. Nam quia9 hoc vivis nullum gravamen, at mortuis laudem, horumque heredibus commodum aliquot attere poteſt: & quia non ad privatum, ſed publieum emolumentum hoc petitur: iccircò à teſtatoribus facilius obtineri poterit. Et ſanè ex hiſtorijs10 & jure civilipaſſim conſtat: dum Imperatores Imperio præeſ - ſent, uſq; ad Imperatorẽ Trajanum, in omnibusferè ultimis voluntatibus, non tantùm legata, ſed integras hereditates Imperatoribus relictas fuiſſe: adeo ut quidam affirmẽt, Imp. Auguſtum proximis viginti annis tantùm ex teſtamentis a - micorum, & quiorbi mortui eſſent, non etiam ex teſtamen - tis aliorum quatuor decies millies L. L. S. percepiſſe, hoc eſt, 35000000. coronat.

Quartò, ſi in teſtamento, vel quacunque alia ultima vo -11 luntate, Fiſci Cæſarei nulla habita eſt ratio, ſed ſi prorſus extranei heredes inſtituti, vel his legara, aut ſideicommiſ - ſa, vel mortis cauſa donationes relicta ſunt, non videtur iniquum, ut tùm hereditatum, vel legatorum, vel fidei - commiſſorum, vel mortis cauſa donationum viceſima pars Fiſco cedat. Nam quia hac ratione necagnatis, necco -12 gnatis quicquam detrahitur: & quia extraneis heredi - bus ab inteſtato nihil jure debetur, & tantùm viceſimapars30pars hereditatis vel Legatorum, &c. in Fiſcum, publicæ uti - litatis cauſa, transfertur: meritò heredes novendecim par - tibus contenti eſſe, nec tàm exiguum commodum Fiſco in13 videre debent. Nec dici poteſt mortuo vel vivo fieri inju - riam, illi quiteſtamentum fecit: huic qui ex teſtamento ali - quid caperedebet: quia injuria non eſt, mortui erratũ corri - gere, ut id non paucis, ſed univerſis proſit: in juria quoq; non eſt, omnium commoda privati unius commodis antepone - re: uni alicui viceſimam adimere, ut omnium omnia bona tuearis: non item injuria eſt, qui geminam ſui memoriam relinquit: quarum alteram heres debet, alteram Reſpubli - ca. Longè autem præclarior eſt Reipublicæ & Patriæ me - moria: quàm unius privati hominis recordatio, ut D. Joan - nis Sturmij verbis utar.

14

Quintò, ſi quis alicui extraneo ſimpliciter inter vivos ali - quid donat: non iniquum eſt, ut quoque viceſima pars Fiſco cedat. Hocenim caſu ante num. 12. & 13. adductæ rationes lo - cum habent. Unde etiam ſimplex donatio inter vivos, ab Imperatoribus Theodoſio & Valentiniano inter res lucra - tivas eſt relata in l. un. C. de Impon. lucrat lib. 10. Ex hac autem lege apparet, L. Juliam de viceſima, mutatis tantùm nomi - nibus, ab his Imperatoribus penè revocatam eſſe.

15

Sextò, ſi quis Canonicus, aut Summiſſarius, aut Vica - rius, aut Sacrarius, diem ſuum obit: Sacerdotium unum annumvacare, & Succeſſor in annum ſequentem deſignari poteſt: & hic ut cæteros Canonicos juvet, ei triginta floreni ſunt prænumerandi: reliqui verò reditus, Fiſco Imperato - riscedere debent. Secundo anno ut de biennalibus contra - ctum eſt, cum Succeſſor eſt factus, ita collegio ſolvat. Poſt unius autem anni reditusacceptos, Capitulo & Collegio Canonico jus ſuum integrum eſt reddendum. HocmediumD. Joan. 31D. Joan. Sturmius 3. ſerm. de bello Turcadminiſtrando pro - poſuit: ita tamen uttrium annorum reditus Fiſco aſcripſe - rit. At quia hoc non pauca ſecum affert in commoda & dif -16 ficilius obtineri poteſt: ideo unius tantùm anni reditus Fi - ſco attribui. Si enim hocnon ſolum in Germania, ſedetiam in Italia, Hiſpania, & alijs in locis M. Tua, ad annos aliquot, veluti ad decennium, poſſet conſequi: id mortuis nihil ob - eſſet: vivis excitaret expectationem, & ſtudium benè meren - di de Republica: & quoq; ad Tureicum gerendum bellum, ſatis magnos ſuppeditaret ſumptus.

Sic etiam ſeptimò, ſi Pontifex favorabiliter conſentiret,17 ut omnes ubique Eccleſiæ, & Monaſteria, ſaltem trigeſimam partem redituum adverſus Chriſtiani nominis communem & antiquum, & nondum ſaturatum Affricæ, Aſiæ, & Euro - ſanguine, hoſtem oppugnandum, ad annosaliquot M. T. ſolverent: certè hoc nihil Dominis obeſſet, & tamen ſa - luti Publicæ maximas utilitates afferret: ſicut hiſtoriæ te - ſtantur hoc ab aliquot Pontificibus piè factum, & plus ad - huc Imperatoribus & Regibus aliquot conceſſum eſſe. Ex18 quo non abs re eſſe duco, hoc loco inſerere, quod Anno Chriſti M. D. LVIII. Simo Wolderus Pomeranus con - ſuluit: unde ſeilicet ad Turcicum bellum pecunia & milites comparari poſſent. Etſi enim in præcedentibus & ſequen - tibus modis tantùm de pecunia conſequenda, non etiam de colligendis militibusagatur, tamen quia Wolderus utrumque conjunxit: ideò ſeparationem inſti - tuere nolui: ne ab ipſius ſcopo rece - dere viderer.

EDer32

Der erſt Vberſchlag / wo vnd wie viel Leut auffzubringen.

19

MAn acht / ſagt er / der Minorbruͤder in der Chriſtenheit Viertzigtauſent / vnd der ander drey Bettel Orden auch ſoviel / iſt auch Viertzigtauſent.

Dieweil aller Orden 72. ſeind / acht man die vbrigen 65. Or - den auch auff Achtzigtauſent. So ſeyn der Canoniſeyen / halb Canoniſeyen / Frawen vnd Jungfrawen Stifft vnd Cloͤ - ſter Viertzigtauſent. Es wird auch darfůr geacht / daß gegen jeglichem Stifft vnd Cloſter / ehe mehr dann weniger / doch ze - hen Pfarꝛ Kirchen ſeyn / machen Zwentzighunderttauſent.

20

Jtem / Man acht in einem jeden Stifft vnd Cloſter / durch - einander 15. Mann / deren jeglicher ein Wochen ein Pfenning / (welcher 208. ein Thaler / oder 52. ein Orth eines Thalers thun) gibt / thut ein Wochen 24038¼. Thaler / vnd 44. Pfenning: daß wer ein Jahr / Zwoͤlffmalhunderttauſent / Neun vnd viertzigtau - ſent / Neunhundert / Neun vnd neuntzig Thaler / drey Viertel / Sechs vnd viertzig Pfenning.

21

Wann ein jeglich Stifft vnd Cloſter von Jaͤhrlichem Gefaͤll zuvor herauß gibt 10. Thaler / macht Zwentzighunderttauſeut Thaler. 20000000.

22

Jtem / Man rechnet auff jede Pfarꝛ 500. Perſonen / zu zehen Jahren vnd darůber / machen 1000000000. Perſonen / gibt jeder die Wochen ein Pfenning / macht die Wochen 480760¼. Thaler / vnnd zwen Pfenning / trifft ein Jahr Zweyhundert / Fuͤnfftzigtauſentmal tauſent Thaler. 250000000.

23

So gibt ein jede Pfarꝛ zuvor am Jaͤhrlichen Gefaͤll baar her - auß 10. Thaler / thun die 20000000. Pfarꝛen / Zwentzigtauſent - maltauſent Thaler. 20000000.

24

Jtem / Ein jede Pfarꝛ hat auff das wenigſt ein Kirchendie -ner33ner / der gibt ein Wochen ein Pfenning / macht ein Jahr auff alle Pfarꝛen / Fuͤnffhunderttauſent Thaler. 500000.

Summa alles Gelts daß die Stifft / Orden / Cloͤſter / vnd Parochien in einem Jahr machen / thut Zweyhundert / Drey vnd ſiebentzigtauſentmal - tauſent / Siebenhundert vnd fuͤnfftzigtauſent Tha - ter. 273750000.

Jtem / So acht man von der Geiſtlichkeit allenthalben jhre25 Stewer / vnnd Zehenden deß Einkommens / auch der Juden Stewer / biß in Zweyhundert / Drey vnnd fuͤnfftzigtauſent - mal tauſent / Siebenhundert vnd Fuͤnfftzigtauſent Thaler. 253750000.

Letztlich acht man von allen Weltlichen Hohen vnd Nidern26 Standts Stewer / alles dem beſagten Anſchlag nach / in obge - dachten auctoris Verzeichnuß noch lengs eingeleibt / Zweyhun - dert / Drey vnd ſiebentzigtauſentmal tauſent / Siebenhundert / Fünff vnd ſiebentzigtauſent Thaler 273775000.

Summa Summarum alles Gelts auff ein27 Jahr gerechnet / vom gemeinem Wuchen Pfenning / Jaͤhrlichen Gefaͤllen der Stifft / Pfarꝛen vnd Cloͤ - ſter / ſampt der Juden Stewer / vnnd allen andern Einkommen / iſt Achthundert / Ein vnd zwentzig - tauſentmal tauſent / Zweyhundert vnd Fuͤnfftzig - tauſent Thaler. 821250000.

Das iſt Achttauſent / Zweyhundert / vnd drithalb Thonnen28 Golds: Macht Hundert vnd zwentzig Milion / vnnd drithalb Thonnen Golds / allweg Einhundert tauſent Thaler auff ein Thoñ Gold / vnd zehen Thoñ Golds auff ein Milion gerechnet.

Hæc verbis Joannis Newdůrfferi Norici, referre volui. qui29 hæc ex libello Simonis Wolderi compendioſè deſcripſit. Etſi verò hæc omnia & ſingula, jam breviter delineatoE 2modo,34modo, forſan obtineri vix poſſint: inde tamen cognoſcitur, ſi dimidium tantum: imò ſi tertia tantum pars pecuniæ & hominum (ſub quibustamen Wolderus tantum homines politicos, non etiam monachos, ut quidam arbitratur, com - prehendit) pio & Chriſtiano affectu M. T. concederetur: id non ſolum ſine ullo detrimento fieri poſſe: ſed etiam plus emolumẽti allaturum eſſe, quàm ſi hactenus uſitatis modis,30 pecuniæ & militum fiat conquiſitio atque collectio. Quod ſilam Reges quoque, Principes item, Comites, Barones, Ci - vitates Imperij, & Nobiles, permittunt: ut ex ſingulis ſuis urbibus decem, ex ſingulis municipijs quatuor, & ex ſingulis pagis unus vel duo milites deligantur: & ſi etiam ſinguli, ijs qui ita delecti ſunt, velintegra ſtipendia, vel illorum partem aliquam, durante bello, ſolvunt. MeChriſte hoc modo non tantum maxima veteranorum militum, & Tyronum copia comparari, ſed etiam Reipecuniariæ optimè ſuccurriatque proſpici poterit.

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Sed adjiciam quoque conſitium Clariſſimi Viri D. Joan. Sturmij: qui alium modum res ad bellum neceſſatias con - quirendi diſtinctè tradit: & quidem utar hac in remagna ex parte ijs verbis, quibusipſe in libello Epitomico & 3. ſermo - ne de bello Turcico adminiſtrando eſt uſus: ne novum ſen - ſum affingere videar.

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Etquidem, ut nulla, ait, pars Imperij, nulla etiam extra Imperium prætereatur: dividitur militare auxilium atque pecunia in duas partes: unam Imperij domeſticam: alteram externam, Regum & Principum, & populorum, atque ci - vitatum: qui Imperium aliqua neceſſitudine & amicitia at - tingunt. Nam exteros Monarchas primum commune omnis Europæ periculum commovere debet, ut aliquid liberaliterconferant. 35conferant. Deinde propinquitates, quæ ſunt inter ipſos Prin - cipes: Tertiò commoda, quæ expectare poſſunt: ſi militari au - xilio habeant opus.

Imperij verò opem in has partes diſtribuere licet: in Ec -33 cleſiaüſticos, & Profanos Principes, & Liberos Populos: Dein - in Comites & Barones: Tertiò in reliquam Nobilitatem: Quartò in Urbes & Oppida: Quintò in Vicos & Pagos: Sextò in Villas ſingulares & ſingularia Prædia: extrà pagos coædificata, neceſſarijs hominum pecorumque domicilijs. His ſex partibus omnis res æraria conſtat: Et hiſce diligenter obſervatis, nihil latere poteſt: quod Quæſtores Imperij, & pecuniæ conquiſitores queat fallere.

Sed addenda etiam altera diſtinctio eſt: ut contr butio34 pecuniaria nihil habeat Injuſtitiæ: & omnium videatur pro virili parte habita eſſe ratio. In principibus enim ſummum locum Cæſar, & Rex Romanorum tenent: proximum Se - ptemviri, Imperatoris, Regiſque Electores. Exaltera parte primas partes dignitatis Pontifex gerit: qui quoniam ſibi jus confirmationis aſſumit: neceſſe eſt, ut quæ liberalitas Cæſarum, Regumque in hoc bello adminiſtrando eſſe de - bet: eadem etiam ſit Pontiſicis, & eorum omnium Regum, Ducum, Principum, quibusjus ſuum, confirmat Pontifex.

Reliqui Imperij Principes non dignitatibus ſeperantur,35 quibus interſe differant: ſed facultate pecuniarum. Nam ſunt inter hos, qui primum gradum tenent, Electoribus For - tuna & opibus pares: qui ſæpè temporibus ſolent vices ſuas variare, ſunt etiam qui medium occupant, bonis & fortunis ſuis. Et ſunt qui in tertio conſiſtunt, propter imminutos re - ditus: id quod fieri ſoletvarijs caſibus: aut errato parentum, vel ſuo: aut hereditatis diviſione: dignitate tamen, & anti -E 3quitate36quitate generis, primismedijsque vel pares, vel ſuperiores. Omnes hi in officio faciendo cogitent, ab Imperio ſe habere, quicquid habent: & quod majus eſt, Cæſar ipſe Rexque Romanorum, ab Imperio, Imperium accipiunt.

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Auxilia verò Pecuniaria duorum ſunt generum, Vnum, quod donorum eſt: Alterum, quod tributorum. Et dona quidem principum ſunt: non ſolum eorum qui Imperij le - gibus, & Imperatoribus parent: ſed etiam exterorum. Tri - buta verò ſunt inferiorum ordinum: quæ cujuſmodi ſint per omnes partes mox conſtabit.

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De Principibus igitur primo loco neque grave onus fu - turum Imperatori, fratribuſque & patruis: Pontifici etiam, & cæteris Regibus: tantùm donare, quantùm ſatis ſit ſol - vendis ſtipendijs, primis militiæpræfectis: Legato Impera - toris, Cæſarisvè Collegæ. Deinde Vicario, perpetuo exerci - tus Ductori: tùm etiam Legionarijs tribunis peditum, & e - quitum, horumque Magiſtris cohortalibus. Poſtremò etiam quod donativa & congiaria Imperatoris, Regisvè ſublevet, quiſque ſeſe cenſeat, quod queat, quod æquum & liberale judicet: id gratum atqueacceptum eſto.

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Principum reliquorum dona bipartita ſunt: Vnum ſolen - ne & certum, quod Centurionicum dicitur: quibus Centu - rionibus ſatisfiat: quod mille ducentorum aureorum eſt, in ſingulos Centuriones. Alterum honorarium est: annuum id etiam atqueſolenne: ſed omninò voluntarium: ut non tàm numeratum, quàm ultro donatum nominetur.

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Centurionicum ſtipendium dare, Electori grave eſſe non poteſt: quod mille ducentorum ſit aureorum: ſingulis dua - rum legionum cohortibus: cujus ſumma eſt, quotannis vi - gintiquatuor millium aureorum. Aut ſigrave iſtud ſit, di -midiatum37midiatum pendat: aut quantùm poterit. Sed nemo eſt propè omnium, qui integrum non poßit, ſin minus ædificet, quàm ſolitum eſt fieri: ſi inutilem familiam minuat: ſi frugaliter vi - vat: ſi ſalubriter nullo luxu ſuos veſtiat, aut ipſe veſtiatur. Idem facere ſingulis Principibus primi ordinis facultatum non erit grave.

Neque grave medij ordinis binis, unum centurionicum,40 aut dimidiatum, aut quantū poterunt conferre. Infimi ordi - nis qui ſunt, æſtimatis cenſibus & reditibus annuis, grave non erit ternis, quaternisvè aut Pluribus, ut videbitur, idē facere.

Sic quoque Comites atque Barones in 3 ordines dividun -41 tur: in Summos, Imos, & Intermedios. Summi, ſinguli de - curionicum ſtipendium. Pedeſtre unum, centum aureo - rum: equeſtre alterum, centum aureorum, in ſingulas dua - rum Legionum cohortes pendunto: utrumque neceſſarium & tributarium eſto: munus verò Auguſtale voluntarium & liberum eſto: quantùm volet, & honeſtum eſt dato. Quod ſi iſtud conferre grave ſit: eadem moderatio hic con - tineatur, quæ in centurionico adhibetur. Medij ordinis Barones terni tantundẽ faciunto. Tertij ordinis ſeni tantun - dẽ danto: in utriſq; moderatio, ut in ſuperioribus, adhibetor.

Populum nullum habet Imperium, præter Helvetiorum:42 cum hoc comiter & humaniter, peridoneos viros eſt agen - dum Lubenter enim & humaniter facit, quod ultrò facit: ul - trò & ſua ſponte facere videtur: ſirogatus facit. Sequuntur Nobiles: qui ijſdem diſtingu untur ordinibus: quibus Princi - pes & Comites diſtincti ſunt. Ex Summis quaterni, ex Medijs ſeni, ex Imis octoni tantundem, conferunto indecuriones, quantùm Comites & Barones.

Neque38
43

Neque Cœnobia immunia in conferendis tributis eſ - ſe debent. Genere enim pleraque nobilitati cedunt: fa - cultatibus ſuperant: ut ſunt Abbates & Abbatiſſæ, quijus ſuffragij in Imperio non habent: ut Monachorum ordines, in quibus etiam Chartuſiani continentur, & Joannitæ: & qui ſunt conſimiles. Omnes hi decimas decimarum danto: redi - tus etiam pecuniarij partem vigeſimam attribuunto. Co - gitent hæc principio potius data, quàm empta, gratuitò ſibi obveniſſe: & hiſce absque ſudore frui. Salus illorum, Imperij victoria eſt.

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Quartus locus Civitatibus datur: pro proportione facul - tatum etiam tripartita. Urbes majores, ut Colonia, ut Au - guſta ex ſuo ærario publico, colubros ditrochos præliares quaternos: equos quaternos generoſos militares, qui colu - bros vehant: totidem Aurigas, qui equeſtri levis armaturæ militiæ uſui ſint, ad exercitum mittunto. Currum præterea unum tetratrochum, duorum & trium equorum, pro facul - tatibus magnarum urbium: in curru quatuor machinas uncatas: quatuor humerales: quatuor manuales: catones bis, tervè quatervè mille: Anticatones pedeſtres quadrin - gentos, octingentosvè, pro facultatibus Urbis: pedeſtres totidem: pulveris tormentarij, quantùm bonum æquum judicabunt: globorum tantundem, pro pulveris portione addunto. Hoc tributum ſingulare ſit: toto luſtro non Im - perator: nunquàm Imperator deinceps, niſi caſus aliquis exitioſusextiterit: aut major vis Turcicarum copiarum ſe oſtentarit. Quicquid oſtentârit: id vel palàm videbitur: vel per exploratores diligenteroportet cognoſcere.

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Civibus harum Vrbium, qui locupletiſſimiſunt, ijs aurei Imperiales bini in ſingula capita imperantor: qui mediocri -ter39ter Iocupletes, ſinguliaurei: quiinfimi ordinis ſunt, ſemiſ - ſis. Atque hoc tributum ſit annuum. Quod verò inſequi -46 tur, luſtricum eſto, aut quinquennale & nunquàm repe tendum: niſi Caſus aliquis exitioſus videatur incumbere. Deus malit meliora: exitium ab exercitu averruncet.

Ditißimi igitur qui ſunt, aut futuri ſunt: horum ducen -47 ticurrum unum, equos duos ſclopetarios, 30. aureorum, benè valentes, celeres, ad levem armaturam idoneos: tor - menta uncata bina: manuaria bina: dolabras binas: biden - tes binos: vectes ferreos binos, caſtris muniendis foſſis du - cendis: ulnasducentas papilionibus conficiendis, ad exer - citum ſuo ſumptu mittunto: aut pecuniam, ſi opusnon ſit, ſuppeditanto.

Mediocres magnarum urbium cives, pro portione facul48 tatum civestrecenti, quadringentivè, ut erunt locupletes, tantundem, & ſuo ſumptu mittunto. Qui Infimiordinis ſunt, ſexcenti, pluresvè pro re familiari tantundem addunto. Hoc tributum luſtricum, ſemel datum eſſe, Deo duce, ſatis eſto. De Urbium autem potentia, amplitudine, & facultatibus, Circenſe Conſilium ſtatuito: idem de medijs & minimis Urbibus judicato.

Minorum ſeu mediarum igitur Vrbium cives 300. locu -49 pletes, idem faciunto: quadringenti quinquaginta medio - crestantundem conferunto: Infimi ſexcenti, tantundem accumulanto.

Minimarum Vrbium Curatores, quadringentos locuple -50 tes, ſexcentos intermedios, octingentos tenues cives eligun - to: ijdem tantundem conferunto. Si numero civium quid deſit, id ipſum quod defiet, ex alijs Urbibus luſtrandis aſſu -Fmunto:40munto: omnia exæquo & bono agunto: ratione bona, mo - do bono Judicanto.

51

Ab Vrbibus ad oppida eſt deſcendendum, quæ vocantur, quæ urbes nominari non merentur: Sed non æqualiter ſunt locupletia, aut tenuia. Ergo quod urbanis imperatum eſt, idem ab oppidanis curatores poſtulanto: Quingentislocu - pletibus, mille mediocribus, mille quingentis tenuibus ſo - dalitia tributaria dividunto: quod defiet primis, id ex vicinis oppidis aggreganto.

52

Sequuntur tributa rusticana. Et quidem ruſtici locu - pletes quotannis aureum Imperialem pendunto: medio - cres dimidium: tenues quadrantem. Seni pagi vehiculum ditrochum: equum militarem unum: aurigam militarem, hoceſt, militiæ idoneum unum: machinas humerales binas: manuales binas: binos bidentes: bina bipalia: binos vectes: centũ quin quaginta ulnas panni Cannabini mittunto: foſ - ſis fodiendis, aggeribus conſtruendis, papilionibus cōficien - dis. Equum fiſci pagorum ſex, vehiculum inſtructum Domi - ni ſex pagorum ſuppeditanto: pannum ordines tres ruſtico - rum adjungunto. Pagi duodecim currum tetratrochum u - num: equos militares binos: equitem ruſticum militarem unum: machinas humerales quaternas: dolabras quater - nas: machinas manuarias quaternas: ligones quaternos: quaternos bidentes: quaterna bipalia: quaternos vectes: ducentas quadraginta ulnas ad caſtra deportari curan - to: ijdem idem, eodemque modo, ut in ſenis pagis, fa - ciunto.

53

Reliqua ſunt ſingularia prædia. Hæc vocantur villæ, à pagis remotæ, quæ à villico, aut Domino, aut Partiario coluntur. In his ſingulis jugeribus, ſenos denarios tribu -tum41tum imponito: ſivè ſepto contineantur: ſivè in agro foris colantur. In domicilium & ſtabula, ſi centum Jugerum ſolum ſit, bini aurei Imperiales imperantor: ſi anguſtius, pro ratione fructuum Cenſor tributum imminuito. Idem facito, ſi aut pagum attingat: aut in pago ſit coædificatum: & Dominum, non eivem pagi, ſed nobilem aliquem & ur - banum habeat.

Poſt hanc ordinum deſignationem, non malè de omnium54 & ſingulorum ædibus agitur. Comites igitur, Barones, Nobiles pro arcibus & caſtellis quaternos aureos quotan - nis pendunto: ſi ædes in urbibus, aut oppidis habent, bi - nos ſolvunto. Abbates, Abbatiſſæ, Cœnobitæ, cætera - que Monaſteria, pro tutela cujuſcunqueædisſacræ, quinos aureos Imperiales in ſingulas cellas Monaſticas, ſingulos aſſes pendunto: pro ſepto totius cœnobij, aureos decem danto.

In Vrbibus in ſingulas ædes, cives, Domini ædium,55 ſingulos aureos ſolvunto: ſi quis habitatam domum eme - rità Domino: ſi totum non ſolverit, tributum pro re ſoluta partiuntor.

In Oppidis in ſingulas domos ſeni aſſes Domino Impe -56 rantor. Si locatio facta eſt, idem in locatione oppidana fiat: quod in urbana lex fieri juſſerit. Conductorem luere non placet.

In Pagis in ſingulas ædes quaternos aſſes exigito: in lo -57 catione idem facito, quod in oppidis tributum exerceri lex admiſerit.

In ſingularibus prædiis, centum ducentorumvè amplius58 jugerum, in ſingulas ædes, aureos ternos, in ſtabula majo -F 2rum42rum pecorum ſingulos aureos, Minorum dimidium impe - ranto. In ſingula capita majorum pecorum quadrantem, minorum pecudum ſexuncem: tributum ij in ea vicinia, qui à Circenſi Præfecto erunt conſtituti, exigunto: Et hactenus D. Joan. Sturmius.

59

Licet autem tàm Wolderus, quàm D. Sturmius, in utro - que conſilio ea tractent, quæ ſubditos non parum onerant: ut melius utrunque ad primum modum tituli 4. n. 9. & 11. referripotuerit: tamen quia in hoc ſexto medio, de rediti - bus Eccleſiaſticis ago: qui ſine Dominorum incommodo conferri poſſunt: ideò volui utrunque conſilium hocloco recenſere partim quia in utroque etiam de Eccleſiaſticis re - ditibus agitur: & partim quia agitur de donis & liberalibus collationibus Principum, Comitum, Baronum, Nobilium, Civitatum & Oppidorum: quæ omnia ſine onere ſubdito - rum fieri poſſunt. Et propterea D. Sturmij ordo inſtitu - tus diſtraheretur: etiam earecitavi, quæ cum onere ſubdi - torum fieri ſolent.

60

Nec verò hæc, quæ jam dicta ſunt, iniqua & gravia videri poſſunt: quia Eccleſiaſtici omnia ferè bona ſua ab Imperio & Imperatoribus nacti ſunt: ut meritò gratiam quocunque modo referre debeant: Et quia pium, laudabile & juſtum eſt, ad avertendam & reprimendam Turcicam Tyrannidem & inſatiabilem erudelitatem bona Eceleſiaſtica conferre: ſicut quoque hanc ob cauſam, ſæpè collata fuiſſe hiſtoriæ paſſim teſtantur: quia denique omnibustàm Eccleſiaſticis, quàm Politicis, Iongè utilius eſt, ut contra communem ini - micum, & adverſusimmaniſſimum hoſtem, ſua in publicum proferant: quàm ſi hoc omiſſo, ſoli poſteà atrociſſimi hujus Tyranni vires experiri & ſuſtinere cogantur.

61

Et ſanè bonorum virorum eſt, patriæ periclitantiadeſſe, &ſe,43ſe, fratres, atque ſorores ſuas, Chriſti ſanguine redemptas, à miſerrima ſervitute liberare. Prudentum quoque virorum eſt intelligere, quàm propè jam proximus paries ardeat: quamque propè omnium Chriſtianorum cervicibus trucu - lentiſſimus hoſtis & ſæviſſimus Tyrannus immineat, & quàm turpe & inhoneſtum ſit, tàm neceſſario, & periculoſo tem - pore, Imperium & Imperatorem deſerere: à quibus vitam & animam, bona & facultates, honorem quoque & dignita - tem habent: à quibus, inquam, habent, ut rem ſuam fami - liarem lætius cuſtodire, utilius ea uti, & ſuavius vivere poſſint.

Ex quo metuendum eſt, ſi patiuntur, utfons, unde bona62 iſta manârunt, exiccetur: ne quoque riviexareſcant: ſi Tur - ca, deſerto Imperatore & Imperio, ipſos quoque invadat, af - fligat, exterminet: qui ſinereſpectu omnium illorum, qui Chriſtum pro Salvatore agnoſcunt, & ab illius nomine Chri - ſtiani appellari gloriantur, infeſtiſſimus hoſtis eſt: ſive illi - dere, ſeu ficta amicitia juncti ſint, ſivè non ſint. Tamdiu enim fœderatus & amicus manet: quamdiu hoc ſibi proficere ar - bitratur: & quamdiu cum vicinis bellum gerit: quibus in poteſtatem ſuam redactis: ad alios, ſibi fœdere & amicitia junctos, progreditur, & illos eodem modo, ut priores ſuæ Tyrannidi ſubjicit: ut pluribus exemplis ſceleſtus & perfi - dus hic illius mos demonſtrari poſſet, ſi id non eſſet noto - rium, & contrapræſens meum inſtitutum.

Octavò, quia omnia penè feuda, Imperij conſervandi63 cauſa, immediatè, vel mediatè ſunt introducta: & quia omnes ferè Imperij Status, quicquid bonorum & faculta - tum, quicquid honorum & munerum poſſident, ab Impe - rio & Imperatoribus habent: ideò omniæquitati eſt conſen - taneum, ut quodcunque feudum, de mortuo poſtremo he -F 3rede44rede vacet: ejus reditus tribus annis ad Imperij Fiſcum redi -64 gantur. Hoc enim modo nonfit mortuo injuria, qui ſine he - rede deceſſit: nec vivo infertur damnum, cui nondum feu - dum datum eſt: Patrono verò honorificum eſt, in tam pia & neceſſaria cauſa, Imperio & Cæſari gratificari: præſertim cum hæc gratia non jacturam, ſed honeſtum fœnus pariat: quia in publicum & in patriam confertur: quæ plerunque libera - liter reſtituere ſolet, quod accepit. Ab hac enim omnis vita & ſalus noſtra pendet.

65

Quod ſi tamen Patronus ſtatim Clientem eligere, & ei poſſeſſionem feudi dare veilet, id ei permitti poſſet: modò triennij fructum redimeret, & de eo Imperij Fiſco ſa - tisfaceret: ſicut etiam hujus medij D. Sturmius ſerm. 3. de bello Turcico adminiſtr. mentionem facit. Et ſanè hoc medium ſi in omnibus Feudis, quorum collatio etiam ad alios, quàm ad Imperatorem ſpectat, M. T. obtinere poſſet, ut meritò deberet, incredibiles ex eo ad rem militarem, ad - verſus Turcicum Tyrannum, adminiſtrandam, pervenirent commoditates.

66

Et MeChriſte qui cogitant, quid olim Heinrico III. An - glorum Regi, avitum Regnum, civili bello & diſſenſionibus vaſtatum, adepto, benigniſſimè indultum ſit, illi jam expli - catum medium improbare nullo modo poterunt. Huic enim Principes ultrò conceſſerunt: ut quoties quiſquis eo - rum, qui poſſeſſiones haberent, quarum Rex eſſet Domi - nus, ante moreretur, quàm liberi, quos feciſſet heredes, vi - geſimum ſecundum annum agerent: tum non ſolum heres, ſed etiam patrimonium in poteſtate ac tutela Regis eſſet: adeò ut Rex tamdiu patrimonij fructus perciperet, donec heres ad vigeſimum ſecundum annum perveniſſet.

Sic45

Sic etiam Malcolino Scotorum Regi permiſſum fuit:67 ut fructus novorum heredum, minorum annis, Regis eſſent: ita tamen ut his im puberibus Rex alimenta præberet: cæte - ros verò fructus tamdiu ſuos faceret, donec illi in ſuam tu - telam veniſſent.

Ex quo videmus in Regno Galliarum, quod tamen68 à Tyrannide Turcica ſatis tutum eſt, ratione Feudorum Regio Fiſco plurima commoda accedere. Nam in Nor - mandia vaſallo mortuo Feudum Comitatus precio quin - gentarum librarum, Feudum Baroniæ centum, Feudum Loricationis (vocant D’haubert) mille quingentarum, & medium Feudum Loricationis, ſeptuaginta quinque ſoli - dorum Turonenſium, relevantur. Sic videmus in eodem69 Regno, ſi vaſallus ſine liberis decedit, illius heredem, qui ei ſuccedit, teneri Regi, ut Domino Feudi, pro re - demptione dare unius anni reditus. Sin autem Feudum venditur, quintam precij partem ab Emptore Regi ſol - vendam eſſe, & deinceps aliam quintam partem, teſte Gre - gor. Tholoſan. de Republ. libro tertio, capite tertio, numero decimo - quarto. Videmus denique in prædicto Regno Omnes Poſ -70 ſeſſiones nobiles, ſivè ſint Feudales, ſivè allodiales, appel - lari Feuda Franca: quia non niſi per homines Francos, hoc eſt, nobiles poſſideri poſſunt. Er proinde ſi ignobilis, qui nec genere nobilis eſt, nec eſt nobilitatus, talia Feuda, aut bona nobilia tenet, eorum nomine teneri Regi pro pa - tientia certam pecuniæ ſummam præſtare: ut ita permiſ - ſu Regis Feuda, ſeu bona illa, poſſidere queat, Gregor. Tholoſan dicto capite tertio, numero decimoſeptimo. Quod ſi71 jam hæc in Regno Galliæ locupletandi Fiſci cauſa in - troducta ſunt: in quo tamen nullum à Turca periculum eſt timendum: & in quo mille alijs proventibus Fiſcusoptimè46optimè eſt inſtructus: certè multo æquius talia, vel alia ſimi - lia, in Imperio eſſent conſtituenda: utſaltem Fiſco Cæſareo aliquo modo rurſus conſulatur: cum illius jura, quæ olim ad ſolos Imperatores pertinuerunt, hodiè ferè omnibus Im - perij Statibus communicata ſint.

72

Nonò, reperiuntur in M. T. Regnis atque Provincijs, pe - infinitæ Artificum & opificum tribus, atque collegia: quæ ut propria ſtatuta, itaplerunq; annuos ſuos & proprios habent reditus. Quod ſijam quælibet tribus, vel collegium, ad annos aliquot, dimidiam redituum partem Fiſco Cæſa - reoſolveret, id magnam laudem Datoribus & Imperio in maximis difficultatibus & periculis jam conſtituto non contemnenda emolumenta afferre poſſet.

73

Decimò, codem modo poſſet in M. T Regnis atque Pro - vinciis, quælibet civitas, & quodvis municipium, ex univer - ſitatis reditibus, dimidiam partem ad certum tempus Fiſco Imperatorio continuis Turcicis bellis jam ſatis ex hauſto, largiri. Hoc enim non minorem laudem ac præcedens me - dium, datoribus, nec ullum onus ſubditis pareret: quia ni - hil ab ullo ſubdito exigitur: ſed totum ex univerſitatis æra - rio, nonad privatam, ſed ad publicam Imperij utilitatem promovendam, ſumitur: ne ſinguli & univerſi pereant: & quod Reliquum Europæ eſt, retinere & tueri poſſimus.

74

Undecimò, Edovardus IV. Anglorum Rex, olim cum amicisegit, ut ſpontè in ſumptus belli pecuniam corroga - rent: quod tributi genus, Benevolentiam vocavit: quod ipſe ex ea re benevolentiam ſingulorum menſurus eſſet. Eodem mcdo non ſolum cum Imperij Statibus, ſed etiam cum omnibus alijs, quibus Imperij Salus atque in - columitas cordi ac curæ eſt, M, T. agere poſſet: ut in pe - cunia, alijſque rebus conferendis, re ipſa benevolentiamſuam,47ſuam, in tàm laudabili, honeſta, pia & neceſſaria cauſa, te - ſtatam facerent: præſertim cum hoc pijs Datoribus nihil ob - eſſe, at conducere plurimum, & glorioſum exiſtere poſſit. Et certè hac ratione non tàm Edovardus IV. quàm poſtea Heinricus VII. in bello Gallico uſus, magnam uterque pecuniæ vim collegit.

Duodecimo, huc refero illud medium: quo Romani, to -75 tius orbis terrarum Victores, aliquando uſi fuerunt. Cum enim primo bello Punico Ærarium eſſet exhauſtum, nec impenſis Reſpublica ſufficeret: libræ pondus æris imminu - tum, conſtitutumque fuit, ut aſſes ſextentario pondere feri - rentur. Et hoc modo quinque partes factæ ſunt lucri, & ſi - mul æs alienum eſt diſſolutum. Poſtea Hannibale urgen - te, Quinto Maximo Dictatore, aſſes unciales facti ſunt: ſi - mulque fuit conſtitutum, ut Denarius ſedecim aſſibus per - mutaretur, quinarius octonis, & ſeſtertius quaternis. Et hac ratione Reſpublica dimidium lucrata eſt. Quomodo autem hoc medium hodiè in Romano Imperio ad uſum accom - modari poſſit, Viris Politicis diſquirendum committo.

Decimotertiò, poſſet M. T. in præcipuis civitatibus publi -76 cum edictum proponere: ut quicunque è populo, pecu - nia, commeatu, armis, milite, &c. exercitum juviſſent, fore, ut debellato Turca, velpace cum eo facta, ex eorum numero, in ſingulis civitatibustriginta, qui omnium opti - meriti crederentur, Patricii fierent, & tales ipſi, ipſo - rum que poſteri perpetuò manerent: fore quoque ut M. T. certam aliquam pecuniæ ſummam quotannis reliquis, qui hanc dignitatem non eſſent aſſecuti, dividendam tribueret. Hac enim ratione multi ſpe oblatæ dignitatis, multi charita - te patriæ, quidam etiam ſtudio de M. T. benè merendi, plu - rima bona ultrò ſuppeditabunt: Sicut conſtat hoc modoGolim48olim Venetos contrà Ligures bellum gerentes, feliciſſimè uſos eſſe: quia plurimæ familiæ repertæ ſunt, quæ ſua benefi - cia in Rempublicam contulerunt: ita ut ditiſſimus quiſque fuit, ita de illa optimè meritus, & videri, & eſſe vellet, ut Bembus quodam loco teſtatur.

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Decimoquartò, cum paſſim in M. T. ſubjectis urbibus, multò maxima ſit copia eorum è plebe civium, qui aliquo Reipublicæ munere funguntur: & ea de cauſa aut menſtrui ſtipendij, aut quotidiani quæſtus nomine lucrum faciunt: poſſet quoque M. T. decernere, ut qui è plebe civis perpe - tuum munus à Republica obtinet, ſi decuplum ſtipis, vel utilitatis annuæ, ad comparandas res ad bellum neceſſarias, ſolverit, id munus ipſo mortuo, aut filius, aut nepos, aut fra - ter, aut quem ipſe ſibi illius muneris heredem inſtituit, con - ſequatur: qui autem munere aliquo ad tempus funguntur, ijs octuplam ſtipem conferentibus, ea munera vivis eripi non poſſint. Hoc enim modo Veneti, in bello adverſus Imp. Maximilian. I. uſi, etiam ab his non contem nendos fru - ctus, bona horum gratia, nacti dicuntur, ut idem Bembus affirmat.

78

Decimoquintò, non videtur inconſultum: ut M. T. ab a - micis fœderatis, à vicinis, & à ſuis ac Imperij ſubditis, ſub triẽ - tibus uſuris, non exiguas pecuniæ ſummas mutuò accipiat: quia hoc modo non ſolum in omnem eventum adverſus Turcam benè erit inſtructa: ſed etiam creditores maximè faventes & adopem ferendam paratos reddet: cum ex M. T. proſpera fortuna, præcipua ipſorum commoda pendeant.

79

Non quoque videtur abſonum, ut M. T. ditiores Pro - vinciarum ſuarum Incolas jubeat, quantùm quiſque poſſit, auri vel argenti contribuere: ita tamen ut pro ijs, quæ ita dant, alia ipſis onera, æqua proportione, tamdiu remittat,donec48[49]donec omnia data reſtituantur: quod olim Thamo, Ægy - ptiorum Rex, magno ſuo commodo feciſſe fertur. Sic enim brevi ſine cujuſquam injuria, magna pecuniæ ſumma colli - gi poterit. Quid ſi, (ut olim Epheſij fecerunt) in univerſo Imperio lexponeretur: Ne viri & mulieres ad decennium aurum geſtarent: quantum verò in præſentiarum haberent, Imperio mutuarent: an non hoc tàm utile, quàm neceſſa - rium eſſet: niſi hi malint, à Turca potiùs hæc occupari, quàna ab Imperio cuſtodiri?

Decimoſextò, ſi in omnibus M. T. Regnis atque Pro - vincijs diligenterinveſtigetur, quæ ſylvæ, qui ſaltus, quæ fru - teta, valles, aliaq; loca inculta, ad culturam redigi, & quo - modo in ijs agri, prata, vineæ, hortus, piſcinæ, villæ, pagi & municipia conſtitui, & certis perſonis, ſub certis condi - tionibus, excolenda, & inhabitanda committi valerent: ex eo non ſolùm magna hominum copia, ſucceſſu temporis acquiri, ſed etiam Fiſci reditus plurimum augeri poſſent: quia agris, pratis, vineis, & piſcinis certa ſolaria, vectigalia, cenſus & decimæ imponi, & ab hominibus in pagis & mu - nicipijs varia perſonalia ſervitia, variaque, pecuniaria com - moda præſtari ſolent Hoc ut facilius in effectum deduca - tur inprimis opus eſt, ut ſitus & natura loci benè explore - tur. Non enim (ut ille ait) omnis fert omnia tellus, & quæ -81 libet terra ſuum habet genium. Ille verò ſitus loci ad conſti - tuendas villas, pagos & municipia commodus eſſe videtur: qui apportandi & deportandifacultatem præbet: ita ut vici - nis, & aliis, in commerciis vel advehendis, vel avehendis, uſui eſſe poſſit. Sic quoque illa natura loci bona eſſe vide -82 tur: ſi ſolum non eſt arenoſum, nec ſaxoſum: ſed ſi tale eſt, quodomnis generis fruges producere queat. Ex tali enimG 2ſolo,50ſolo, duæ illæ res, quibus vita hominum præcipuè ſuſtenta - tur, Victus ſeilicet & Amictus comparari ſolent.

83

Et propterea totis viribus in id eſt incumbendum, in M. T. Regnis atque Provincijs, ullus locus deſertus, vel re - bus minus utilibus deſtinatus ſit: ſed ut omnes Provinciæ ſint fertiliſſimæ, & omnibusrebus, quasillarum tellus ferre84 poteſt, abundantes. Sicut de Rege Maſſiniſſa legitur, quod totam Numidiam, ex inculta & deſerta, omnium fructuum85 abundantiſſimam reddiderit. Sic etiam Mahometi II. uſi - tatum fuit: quoſdam ex mancipijs ſuis ad excolendosag ros mittere: & ſingulis, quantum agri quindecim diebus boves ararent, & frumentum, quo primo anno ſementem face - rent, dare. Primis duodecim annis dimidiam partem fru - ctuum ſibi ſumebat, in ſequentibus ſeptimam. Hoc verò ipſo, mirum in modum annuos ſuos proventus adauxit, ut86 Boterus affirmat. Hujus quoque rei egregium extat exem - plum in comitatu Saarwerdano: in quo ſuperiori modo, an - te paucosannos, conſilio nobiliſſimi viri, Joannis Philippi Streiff à Lawenſtein, aliquot in locis, terra, ſylvis & vepri - bus obſita, ita exculta eſt: ut Comites Naſſovij inde multis aureorum millibus annuos ſuos reditus amplificârint.

87

Ex quo Decimoſeptimò, M. T. in omnibus ſuis Regnis atque Provincijs, ſeriò mandare poteſt, ut omnibus in locis Agricultura in precio habeatur at que promoveatur. Agri - culturam autem cum Varrone latè accipio: quæ ſcilicet ſub ſe omnia ea contineat, quæad colendos agros ſpectant: ut etiam eſt cultura hortorum, nemorum, vinearum, arbo - rum: cura boum, ovium, equorum, apum; & aliarum re -88 rum, quæ exterra producuntur. De hac eleganter Cicero, Agricultura, ait, rem habet cum terra, quæ nunquam impe - rium recuſat: nec unquam ſine uſura reddit, quod accepit: li -cet51cet aliàs minore, at plerunque majore cum fœnore. Et Oſorius, Omnes naturæ opes, quibus communis homi - num vita ſuſtentatur, telluris diligentißimo cultu contineri, & multiplicato fœnore reddi, dicit. Qua de cauſa rectè Sto - bæus, ex cujuſdam Anonymi ſententia, Agriculturam alia - rum rerum parentem atque nutricem appellat: quâ benè ha - bente, etiam cætera valeant: at neglecta, terra marique ja - ceant omnia.

Quod ſi jam M. T. in omnibus ſuis Regnis atque Provin.89 cijs ſeriò edicit, ut omnes Coloni & Agricolæ tàm proprios quàm conductos, & fidei ſuæ concreditos agros diligenter colant, ex eo non ſolùm tellus ubiq; omnis generis fructibus abundabit: ſed etiam Cæſarei Fiſci reditus plurimùm cre - ſcent, ſemperq; Coloni & Agricolæ in promptu habebunt, unde vectigalia, collectas, tributa & alia onera facilè per - ſolvere & ſuſtinere poſſint. Et certè conſtat tanti apud Ro -90 manos agriculturæ ſtudium fuiſſe habitum: ut etiam agrum malè colere, aut minus arare, quàm vertere, cenſoriâ notâ dignum haberetur, & ut agri inculti occupantibus adjudi - carentur, quod hodiè dum negligitur, præcipua ars locuple - tandæ Reipublicæ, Agricultura, paulatim corruit. Et pro - pterea diligens opera danda eſt: ut terra ea largiatur & effun - dat, quæintrà viſcera ſua abſeond ta tenet. Terra enim di - citur:〈…〉〈…〉 ſed melius nominatur〈…〉〈…〉, ſecundùm Platonem: quia eſt genetrix: & quia plurimos illis fructus ſuppeditat, qui eam, ut genetricem, colunt.

Decimooctavò, ad amplificandos Cæſarei Fiſci reditus91 multùm quoque conducet, in præcipuis Civitatibus ac mu - nicipijs, omnis generis negociationes & artificia, NundinasG 3item,52item, & mercatus inſtituta habere. Nam Mercatores, non ſolum res utilesatque neceſſarias, proprio ſumptu & pericu - lo convehunt: ſed etiam alia, quibus M. T. Regna atque Provinciæ abundant, in alias regiones deferunt: quod u - trum que cum publicâ utilitate conjunctum eſt: adeò ut be - dici poſſit, tantam eſſe mercaturæ vim ut ademptâ mer - candi facultate (quod aliquando in magno Neapolitano fa - ctum legitur) provinciales continuò ad inopiam redigantur.

91

Varij autem Artifices atque Opifices, non tantùm civi - tatibus & municipijs ornamento eſſe, ſed etiam ſibi, civibus, vicinis, & ſimul Fiſco multùm commodare ſolent. Ex quo ſi in civitatibus & municipijs nundinæ ac mercatus ſunt in - ſtituti: tùm omnis generis commercia promoventur, & ex ijs portoria, vectigalia, aliaque commoda Fiſco pen - duntur.

DE COMMEATV PABVLIET FRV. menti, item de armis, & de ijs rebus, quæ ad arma pertinent comparandis.

1

Quoniam jam de modis comparandæ pecuniæ conſtat: hoc titulo ulteriùs progrediar, & de commeatu, alijſq́ue rebus neceſſarijs agam.

2

Et quidem commeatus Pabuli & frumenti, non minori curâ & diligentiâ eſt providendus, quàm pecunia: ſæpius e - nim penuria, quam pugna conſumit exercitum: & ferro ſæviorfames eſt: quia intrinſecus pugnat, & nullâ vi repelli poteſt. Qui neceſſarium commeatum non præparat, vin - citur ſine ferro.

3

Et ſanè reliquis caſibus ſubveniri quandoque poteſt: pa - bulatio & annona, in neceſſitate nulla remedia habent, niſiantè53antè condantur. Unde Xenophon brevi ejus ducis Impe - rium periturum eſſe dicit, cujus culpâ exercitus caret rebus neceſſarijs, & commeatu.

Atqui rem ita inſtituit, ut ſibi victus ſufficiat, & hoſtes in -4 opia frangat: jam quaſi victor exiſtit. Itaque antequam exercitus adverſus Tuream educatur: frumentum, cæteræ - que annonariæ ſpecies, à Subditis, & à Statibus Romani Im - perij exigi, vel pecunia comparari, & in opportunis ad rem, gerendam, & in munitiſſimis locis aggregari debent: & qui - dem in ampliori copia, quàm ſufficere videtur. Frequen - ter enim neceſſitas geminatur: & ſæpius bellum longiùs protrahitur, ac initio exiſtimatur. In urbibus quoque & arcibus, hoſti oppoſitis, & ijs quarum, obſidio timetur, commeatum pro numero pugnantium, & civium retinen - dorum, ad tempus diuturnum depoſitum ac cæteras belli munitiones ibidem paratas eſſe oportet, ut etiam Thucyd. quodam in loco monuit. Sic Romani tàm ad uſum militum in caſtris, quàm in præſidiis, in pleriſque locis optimè inſtru - cta penuaria habuerunt, teſte Capitol. in Gordìan.

Præterea quicquid in pecore, vel quacunque fruge, vino.5 que, Turca âd ſuum victum occupare poſſet, maturè ad tu - ta loca eſt transferendum, & fideliter ſervandum. Dum enim nobis benè proſpicimus, dumque noſtra diligenter cuſtodimus: hoſti anſam præripimus, quò minùs nos ob rerum penuriam expugnare & opprimere poſſit: qua tamen in re hodie non rarò peccatur: quod meritò ſummo ſtudio eſt corrigendum.

DE ARMIS.

Arma quoque neceſſariò requiruntur. His enim ca -1 tere exercitus nullo modo poteſt. Hæc, ſi Feſto credimus, di -cuntur54dicuntur, quaſi ab armis ſeu humeris dependentia: at Varro ab arcendis hoſtibus arma appellata dicit: quem juriſcon - ſulti ſequuntur. Melius autem dicitur, alia arma tuendi no - ſtrigratia haberi, & alia ad offendendum comparata eſſe. Priori ſpecie Feſti Etymologia probari poteſt: quia tùm ar - ma corporiaptantur: ut ſunt galeæ, caſſides, thoraces ſeu loricæ: quarum altera pars pectus & totum Epigaſtrion, altera verò dorſum, ac partes corporis poſteriores, munit. At poſteriori ſpecie recipi poteſt Varronis Etymologia: ut ſunt gladius, machera, romphæa, enſis falcatus, haſta, bi - pennis, jacula; ſagittæ, baliſta, aries, ſcorpius ſeu onager, malleoli, falces, murales, murices, teſtudo, muſculi, vineæ, plutei, & alia bellica inſtrumenta.

2

Hodiè in militari uſu ſunt galeæ, caſſides thoraces ſeu lo - ricæ, quarum duo ſunt genera: unum fibalis conſertum, veluti maculis rhetis άλυοισώ〈…〉〈…〉 α Græcivocant παρα〈…〉〈…〉 αλυοι〈…〉〈…〉, quod cathenarum more componantur: alterum à Græcis〈…〉〈…〉 αδιᾷον nominatur, quod ſolidis laminis ferri benè compa - ctum ſit, ſquamarum modo: aut cum de ſolido ferro, tota thoracis forma ducitur.

3

Sic quoque hodiè in uſu ſunt haſtæ, bipennes, macheræ romphææ, bombardæ, ſeu machinæ fulminales, varij gene - ris. Habemus etiam armatos pedites, & velites peltatos: & quidem meliore armatura ac olim. Habemus quoque equi - tes cataphractos, aut haſtatos, aut leviter armatos: at hi o - mnes hodiè melius ſunt inſtructi, quam olim. Nihil enim ferrentarius Romanus contrà noſtratem efficeret, qui ei fulminali cum machinula occurrit. Noſtra quoque militia meliora & commodiora muralia inſtrumenta & præliares machinas habet, quàm militia veterum, quæ more Romano Draconas, Crocodylos, Baſiliſcos, colubros & lacertosvo - camus.

Interim55

Interim tamen vix dici poteſt, noſtram militiam melio4 rem eſſe, quàm veterum: cum non in armis & inſtrumentis bellicis, ſed in benè exercitatis belli Ducibus atq; militibus laus rei militaris & ſalus belli conſiſtat. Hienim certiſſima & præcipua parandæ victoriæ inſtrumenta ſunt: quitamen hoc noſtro ſæculo rari reperiuntur: ut ſuo loco in libris de bello & re militari plenius expoſui, & ſimul, quomodo hæc emen - denda ſint, declaravi.

DE IIS QVÆ AD ARMA pertinent.

Non autem commeatus pabuli & frumenti, nec arma1 ſufficiunt: ſed etiam ea neceſſaria ſunt, quæ ad arma perti - nent. Hæc ſunt, ſine quibus vel arma non habere, vel ijs uti non poſſumus. Primigeneris ſunt artifices, qui arma confi -2 cere ſolent. Itaque ſtatim in principio belli Turcici diligen - ter videndum, ut omne artificiorum ad bellum neceſſario - rum genus, in promptu ſit: qui primo quoquetempore o - mnia neceſſaria arma præparent. Nec enim talia ſemper fa - cta emi poſſunt, ac licet poſſent: minus tamen apta ſunt, quàm ſi Artificibus ſingulariter conficienda injunguntur. At poſterioris generis ſunt pulvis bombardicus glandes fer -3 rei & plumbei, currus, quadrigæ, jumenta. Non enim ſine his, machinis fulminalibus utipoſſumus Et propterea dan - da quoq; eſt opera, ut in principio ſtatim belli adſit pulvis bombardicus, quantùm ſatis eſt: adſint quoque glandes fer - rei & plumbei, elychma, currus, quadrige, jumenta, quæ inſtrumenta bellica & alias resvehant, & alia hujus generis quàm plurima.

Jam verò quibus hæc omnia modis commodè acquiri4Hpoſſint,563poſſint, paucis eſt enotandum. Et quidem primus Modus eſt. ut ex pecunia, quæ ſupra adductis modis collecta eſt, hæc omnia tempeſtivè emantur: quod ſi tamen ſequentes mo -4 di obtineri poſſunt, hoc primo non erit opus. Secundus Modus eſt, ut commeatus à M. T. ſubditis per præfectos de - putatos exigatur: ſic tamen, ut hæc exactio pro modo fa - cultatum cujuſvis inſtituatur. Ita à ruſtico dimidius vel in - teger ſextarius, vel duo, vel tres, vel quatuor, vel quinque ſextarij, vel unum quartale frumenti, vel plura quartalia: Item parsaliqua, butyri, caſeorum, carnium bubularum, ovillarum, ſuccidiarum, anſerum, fumo induratorum ſal - ſamentorum, halecum, &c. exigi poſſunt. Eadem ratio in civibus, qui in urbibus & municipijs degunt, eſt ſen - vanda.

5

Et hoc modo ſine dubio brevi temporis ſpatio, maxima frumenti, & aliarum rerum copia comparari poterit. Ne - mo enim tàm pauper eſt, qui non poſſit, vel ſi bonus eſt & patriæ amans, qui nolit, minori, vel majore aliqua parte an - nonæ ſuæcarere, pro ut in revel anguſta, vel ampla ſit con - ſtitutus.

6

Ut tamen ſufficiens annonæ copia haberi poſſit, utile e - rit, ut, durante bello, M. T. non ſolum extra Regna & Pro - vincias ſubjectas omnem annonæ exportationem ſeverè interdicat: ſed etiam vicinis, qui commeatum important at - que advehunt, certas prærogativas largiatur. Ita enim ege - ſtatiannonariæ ſatis occurretur. Quod ſi poſtea annona ju - ſto precio militibus erogatur: eo ipſo pecunia, quæ pro ſti - pendijs ſolvenda eſt, magna ex parte compenſari & ad mili - tare ærarium redire poterit.

7

Tertius Modus eſt, ut Status Romani Imperij M. T. &toti57toti Imperio in rebus neceſſarijs conferendis piè ſuccurrant. Sic Electores, ſic Principes, ſic Comites, ſic Civitates, Sic Nobiles, ſinguli pro modo ſuarum facultatum, hac in re plurimùm prodeſſe, & toti Imperio optimè adeſſe poſſunt. Non enim commeatum tantùm, ſed etiam arma, & ea quæ ad arma pertinent, ſine magno ſuo damno, at magno ſuo commodo, magnaque ſua gloria ſuppeditare poſſent.

Quid enim Statibus Imperij ſingulis nocere poteſt, parum8 tantum de ſuo largiri, cum ipſorum Majores omnia ſua ve - ctigalia, decimas, & ferè majorem ſuorum bonorum par - tem ab Imperio & Imperatoribus acceperint? Quid ſingulis magis prodeſſe poteſt, quàm ſi exiguo aliquo munere id ob - tineant, ut non ſolùm ipſi in pace vivere, & à ſuis limi - tibus immanitatem hoſtis arcere: ſed etiam reliqua ſua bo - na omnia ſalva & integra ſervare queant? Quid denique laudabilius & glorioſius exiſtere poteſt: quà min tàm pia & & neceſſaria cauſa Majeſt. Tuæ ſingulos, pro modo ſuarum facultatum res neceſſarias, bona tantùm caduca & fragilia impartiri, pro qua optimus & ſapientiſſimus quiſque, vitam devovere, honeſtum & glorioſum exiſtimat.

Hæc quæ in præſenti & præcedentibus titulis, de rebus ad9 bellum Turcicum neceſſarijs, pio & grato animo confe - rendis dicta ſunt, non tantum Imperij ſtatus, ſed omnes ubique Chriſtianos Reges, Principes, Comites, & alios movere deberent: ut omnes & ſinguli in tàm pia & neceſ - ſaria cauſa M. T. liberali manu ſuccurrerent & opem fer - rent: niſi prætermiſſæ & neglectæ Chriſtianæ dilectionis Rei fieri, & ſe quandoque ipſos in extremam perniciem conjicere atque præcipitare velint. Hic enim ſæviſſimus Chriſtianorum hoſtis, ita bellare ſolet: ut omnes ubiqueH 2Chri -58Chriſtianos funditùs extirpet, & nemini, qui Chriſtum Sal - vatorem agnoſcit, parcat.

DE PRÆCEDENTIBVS AD conſtitutionem belli accommo - dandis. TITULUS VIII.

1

REs neceſſarias rectè ſequuntur homines neceſſarij. Re - bus enim ad bellum neceſſari s comparatis, electio Ducis belli, illius Legati, Tribunorum & Præfectorum, & collectio militum fieri debet: qui omnes non minus ac res, ad bellum neceſſarij ſunt. Collectio autē ſub ſe vocationem militum, vocatorum probationem, & probatorū receptio - nem, velrejectionem continet. At recepti milites, ad conſti - tutionem belli accommodantur cinguli datione, ſeu armo - rum inſtructione, in cettos numeros & ordines, atque of - ficia diſtributione, & juramenti præſtatione, quo milites authorati dicuntur: quaſi obærati, hoc eſt, ære ſtipen - diario devincti & non amplius ſui arbit ij. Sed quia de his omnibus & ſingulis in primo libro de bello & re militari prolixè ago, non opus eſſe puto hoc loco eadem perſequi: præſertim cum in præſenti conſilio mihi longè alius ſcopus fuerit propoſitus.

2

Hæc ſunt Auguſtiſſime & Invictiſſime Imperator, quæ de ſuperiori quæſtione in principio propoſita, & præcipuè de modis, comparandires ad bellum neceſſarias, hoc tem - pore conſulere potui: in quo ſi quid Reipublicæ Chriſtia - utile ac ſalutare reperitur, eſt quod gaudeam, non mea privatim, ſed publicè omnium cauſa: ſin minus,Deum59Deum Optimum Maximum ardentiſſimis vo - tis oro atque rogo, ut mea audacia, meoque exemplo alij excitentur, inflammentur, accendantur, qui longè me - liora atque utiliora in medium proferant atque adducant, hoc præſertim exulcerato atq; conclamato tempore, quo id ſumma & extrema neceſſitas flagitat.

Deus Optimus Maximus pater Domini no -3 ſtri Opt. Max. M. T. ſanam, ſalvam, fortunatam, feli - cem & proſperam in longa ſæcula conſervet, tueatur, atque amplificet: & benigniſſimè largiatur, quo adverſus imma - niſſimum & infeſtiſſimum totius Chriſtiani nominis ho - ſtem Turcam, ſemper invicta, glorioſa & tryumphatrix exiſtat: Argentorati, Calend. Maij. Anno Chriſti, M. DC. IV.

DEO LAVS ET GLORIA

H 3[1]

A. D. T. O. M. Politiſch Bedencken vnd Diſcurs: Von Verbeſſerung Land vnnd Leut / Anrichtung guter Policey / Vnd fuͤrnemblich von nutzlicher Erledi - gung groſſer Außgaben / vnd billicher Vermehrung eines jeden Regenten vnd Oberherꝛen Jaͤhrlichen Gefaͤllen vnd Einkommen: Allen Hohen vnd Nideren Oberkei - ten / beſonders deß Heyligen Roͤmiſchen Reichs Staͤnden / in dieſen letzten vnd hochbetrang - ten Zeiten / zum beſten geſtellt / Auctore GEORGIO OBRECHTO, JURIS - CONSULTO ARGENTINENSI, & Comite Palatino, &c. ARISTOTELES. Partes artis quærendarum opum, ex quibus utilitas aliqua percipi poteſt, ſunt: uſu peritum eſſe, quæ rerum copiæ ſint, ex quibus utilitates ma - ximæ capiantur: & ubi ſunt: & quomodo capi poſſint. lib. 1. de Rep. c. 1.

[2]3

Regiſter vnd Verzeich - nus / aller Titul vnd Rubricken / dieſes Politiſchen Bedenckens / vnd Diſcurs. Rubrica. Zwen Hauptpuncten nachfolgenden Beden - ckens vnd Diſcurs.

  • I. Von dem erſten Hauptpuncten / vnd ſonderlich von Erhoͤhung der Gefaͤll.
  • II. Von etlichen ſonderen Ordnungen.
  • III. Von der Schatzung
  • IV. Von Bezahlung aller obligenden Schulden.
  • V. Von den andern Hauptpuncten / vnd ſonder - lich von guter Beſtellung vnd Anordnung guter Haußhaltung.
  • VI. Von Abſchaffung etlicher vberfluͤſſiger Stuͤck vnd Poſten.
  • VII. Von nutzlicher Beſtellung der Aempter / auch guter Auffſehung vnd Jnſpection.
  • VIII. Von Verkauffung etlicher Guͤter.
  • IX. Von Auffrichtung vnnd Anſtellung etlicher Gefaͤll vnd Einkommen / ſo per adminiſtratio -J 2nem4nem juſtitiæ, vnd fuͤrnemlich per media judicialia, geſchicht.
  • X. Von den medijs extrajudicialibus, durch welche ebenmeſſig mediantè juſtitiæ adminiſtratione, die Gefaͤll vnd Einkom̃en gemehrt werden.
  • XI. Von Mehrung der Gefaͤll vnd Einkom̃en / ſo durch allerhand media absque juſtitiæ admini - ſtratione, geſchicht / vnnd ſonderlich von den mediis naturalibus.
  • XII. Von den mediis civilibus, welche von den Guͤ - tern / die keinen Herꝛen haben / herreichen.
  • XIII. Von den mediis civilibus, die von der Regenten vnd Oberherꝛen bahrem Gelt herkommen.
  • XIV. Von den civilibus mediis, die von den bonis ali - cujus univerſitatis jhren Vrſprung haben.
  • XV. Von den civilibus mediis, welche von den Guͤ - tern vnnd Handthierungen herflieſſen / ſo privat Perſonen zugehoͤrig vnnd zuſtaͤndig ſeynd.
  • XVI. Welcher maſſen obgemeldtes alles ſoll / vnd mag / in das Werck gerichtet werden.
AVSPICE5

AVSPICE DEO TRIVNO OPT. MAX. Politiſch Bedencken vnd Diſcurs: Von Verbeſſerung Land vnd Leut / Anrichtung gu - ter Policey / Vnd fuͤrnemblich von nuͤtzlicher Erledigung groſ - ſer Außgaben / vnd billicher Vermehrung eines jeden Re - genten vnd Oberherꝛen Jaͤhrlichen Gefaͤllen vnd Einkommen. PRÆFATIO, An alle Hohen vnnd Nideren Stands Oberkeiten.

NAch dem die Taͤgliche Erfahrung mit ſich bringt / daß viel Hohen vnd Ni - deren Stands Oberkeiten / mit merckli - chen groſſen Außgaben beladen / vnd ent - wederdurch jhre Vorfahren / oder durch Kriegsleuff / oder durch andere vngluͤckli - che Zuſtaͤnd / zum hoͤchſten beſchwert ſind: Vnd in dem ſie nach gebuͤrlichen Mittlen / von denſelben zeitlich ſich zu erledigen / nicht trachten / daß ſie / durch die von Tag zu Tag mehr wachſende Schulden / in noch groͤſſere vnd vntraͤg -J 3lichere6lichere Auffnamen vnd Außgaben gerahten: Nach dem auch offenbar vnd am Tag iſt / wie viel vnd mercklich daran gelegen / das in dieſen ſchweren vnd letzten Zeiten / vnder ſo vielen gefaͤhr - lichen vnd ſorglichen Practicken / die Regenten vnd Ober - keiten / in jhren Rent vnnd Schatzkammeren / mit einem guten Vorꝛaht / auff alle Faͤhl / wol gefaſt ſeyen: Sintemal wie in ei - nem Natuͤrlichen Leib / die nervi prima animalis ſenſus, & motus inſtrumenta, auch cauſa actionum ſeind: alſo in corpore civili, oder in einer Republica, als in einem Fuͤr - ſtenthumb / Graffſchafft / Herꝛſchafft / vnd in fuͤrnem̃en Staͤtten / ſeind Gelt vnd Gut gleichſam die nervi, vnd in - ſtrumenta, ohn welche kein Respublica, angericht / gebeſſert / vnd ſo wol zu Friedens Zeit / als in Kriegs Emperungen / vnnd anderen hochbetrangten Zuſtaͤnden / erhalten werden kan: So hat es mich bewegt / vnd vervrſacht / gegenwertig Po - litiſch Bedencken vnd Diſcurs anzuſtellen / vnd zuverfertigen / damit alle Regenten vnd Oberherꝛen / etwas anlaß hetten / in dergleichen Sachen ſich mit mehrerem fleiß vmbzuſehen / vnd alles beſſer zuerwegen / auch jhnen ſelbs / vnd allen den jhrigen zu gutem / nachgeſetzte / oder noch andere billiche Gelt Mittel ins Werck zu richten.

Dann welcher geſtalt Gelt vnd Gut nit weniger Reipublicæ von noͤhten ſeind / als im Menſchlichen Leib ſeind die nervi ſen tientes, welche von dem Hirn entſpringen ſollen: ebner maſſen Gelt vnd Gut gebuͤhrlicher weiß zuerlangen / gehoͤrt einer jeden Oberkeit zu / die gleichſam in Republica, als in corpore ci - vili, anſtatt deß Hirns iſt / vnd hat ſolch corpus vollkoͤm̃lich zu regieren / vnd dahin alles zu dirigiren / das an nothwendiger Vu - derhaltung nimmer kein Mangel erſcheinen moge.

Vnd7

Vnd zwar will ein Regent vnd Oberherꝛ / ſich / vnnd die ſeinige / wie auch ſeine Rempublicam, in gebuͤrendem Staat vñ beſtaͤndigem Weſen erhalten: Will er ſeine Vnderthanen / auff alle Faͤhl / wider menniglichs Frevel / Trutz vnd Gewaltſchuͤtzen vnd Handhaben: Will er nicht gewertig ſeyn / daß ſeine Veram - pte vnd Diener / auß mangel nohtwendiger Dienſt beſoldungen / allerhand ſchaͤdliche Griff / ſo wol wider jhnen den Herꝛen ſelbs / als wider deſſelben Vnderthanen fuͤrnemmen / ſo muß er in ſei - ner Rent oder Schatzkammer wol verſehen ſeyn / als dann kan er vorgemeltem allem / mit Goͤttlicher Verleihung leicht remedi - ren vnd Raht ſchaffen.

Ob nun aber wol viel Magiſtri, wie ſie Bodinus nent / ſich ſederzeit befinden / die vielerley Mittel / Gelt vnd Gut zueroberen fuͤrſchlagen / jedoch dienen dieſelbige gewohnlich dahin / wie man die Vnterthanen beſchweren / vnd faſt gar außziehen vñ entbloͤſen ſoll: erzeigt ſich aber ſchier niemand / der berührte Mittel dahin richte / daß ſie billich vnd ertraͤglich / auch zu allerhand Verbeſ - ſerung dienſtlich ſeyen.

Deren halben hab ich mir fuͤrgenommen / auch fuͤr mein Per - ſon hierin etwas zuverſuchen / vnd allerhand Mittel in ein cor - pus zuſammen zutragen / durch welche ſo wol eines jeden Regenten Haußhaltung / vnnd deſſelben Land vnd Leut / als auch Rent vnd Schatzkammer loͤblich verbeſſert / vnnd billicher weiß bereicht werden moͤgen.

Vnd obwolich vielleicht in dem 5. 6. vnd 7. Titul von etlichen darfuͤr mag angeſehen werden / als ob ich Hohen Staͤnden das jenigerahte / welches jhrer angebornen Hoheit / vnnd Ober - keitlichen Reputation zu wider / vnd viel mehr privat Perſonen / als Fuͤrſten / Graffen vnd Herꝛen / zu rahten ſeye: jedoch wer alles recht zu Gemuͤth fuͤhrt / vnd nottuͤrfftiglich erwigt / derwird8wird bald verſtehen / daß ich in ctlich ſpeciſicirten Stuͤcken Allein den Vberfluß vnd Mißbrauch zu meyden / gantz wolmei - nendin Vnderthaͤnigkeit verwarne / damit durch Moderation vnd Fürſichtigkeit groͤſſerem hoch nachtheiligem Schaden fuͤr - kommen werde / de quo infrà in. 6. n. 25.

Was aber ich in hoc ſcriptigenere, vor anderen præſtirt hab / vnd wie viel alle beſchwerliche vnd vnbeſchwerliche Mittel / in allen Robus publicis vnd Policeyen im Werck / vnd warhaff - tig nutzen moͤgen / daß gib ich einer jeden Oberkeit / deren diß mein Politiſch Bedencken zu leſen wird / mit embſigem ver - ſtaͤndigem Gemuͤth zuerwegen: Vnnd bin der vnzweiffelichen Zuverſicht / wann alles erklerter maſſen in Achtung genommen / ſamptlich wol obſervirt / vnd aller Mißbrauch / euſſerſten Ver - moͤgens / verhuͤtet wird / das ſolches allen Hohen vnnd Nideren Stands Regenten / zu Gottes Huld vnd Gnad / vnd auch zu Zeitlicher Wolfarth vnd auffnemmen / gantz dienſt vnd befuͤr - derlich ſeyn werde / welches ich mit dieſem Bedencken fuͤrnem̃ - lich thu ſuchen / vnd von Gott dem Allmaͤchtigen / von dem alle Zeitliche vnd Ewige Gaaben herkom̃en / allen Regenten von grund meines Hertzens wuͤntſchen: Welche ich auch hiemit in den ſchutzreichen Schirm deß Allerhoͤchſten Him̃liſchen Regenten / vnd mich denſelben zu Gnaden vnd Gunſten / vn - derthaͤnigſt / vnderthaͤnig vnd dienſtlich thu befehlen: Datum Jacobi Anno Chriſti M. DC. VI. in Straßburg.

Georgius Obrechtus JC. Argentinenſis, et Comes Palatinus.

Zwen9

Zwen Hauptpuncten nachfolgenden Bedenckens vnd Diſcurs.

ES beruhet aber diß Politiſch Bedencken in gemein auff zweyen Hauptpuncten: Erſtlich wie mit der Vnderthanen beſchwerden / Vnnd zum andern / wie ohn derſelben ſon - derliche beſchwerden / ein Regent vnnd Oberherꝛ / ſich der groſſen Außgaben erledigen / auch ſeine Gefaͤll vnd Einkommen verbeſſeren moͤge. Jetzt ge - melte beyde Hauptpuneten / will ich auff dißmahl / mit beyſtand GOTtes deß Allmaͤchtigen / in gegenwertigem Poli - tiſchen Bedencken kuͤrtzlich erklaͤren / vnd damit zugleich an Tag geben / Wie ſo wol groſſer Herꝛen Oeconomica admi - niſtratio, als denſelben Land vnd Leut / vnd auch gute Po - licey / in viel nutzliche Weg moͤgen befoͤrdert / verbeſſert vnd angericht werden.

KVon10

Von dem erſten Haupt - puncten / vnd ſonderlich von Er - hoͤhung der Gefaͤll. TITULUS PRIMUS.

1

VND zwar den Erſten Hauptpuncten be - treffendt / erzeigen ſich vier Weg / durch welche / mit beſchwerden der Vnderthanen / ein Regent ſich der groſſen Außgaben erledigen / auch ſeine Ge - faͤll vnd Einkommen verbeſſeren koͤnne.

2

Erſtlich / Wann er in ſeinem Land vnnd Gebiet / Zinß / Guͤlten / Zoͤll / Vngelt / Maut / Baͤtt / Stewr / vnd andere ſeine Einkommen / ſteigert vnd erhoͤhet:

3

Zum anderen / Wann er ſondere Ordnungen macht / in Krafft deren die Vnderthanen deß Herꝛen Cammer etwas er - legen ſollen:

4

Zum dritten / Wann er ſeine Vnderthanen mit Schatz - ungen belegt:

5

So dann zum vierdten / Wann er ſich mit ſeinen Land - Staͤnden vnd Vnderthanen vergleicht / daß ſie die auff dem Land ſtehende / vnd ſonſt andere lauffende Schulden / auff ſich nem - men / vnd dieſelbigen / in gewiſſen vnnd beſtimbten Jahren / ab -[r]ichten vnd bezahlen ſollen: Von welchen vieren Wegen / in die - ſem erſten / vnnd drey folgenden titulis, jetzt baldtſoll in ſpecie weiters gehandelt werden.

Von11

Von Erhoͤhung der Gefaͤll.

WAS nun den erſten Weg belangt / ſoll ein Re -6 gent vnd Oberherꝛ alle ſeine Gefaͤll vnd Einkom - men / mit fleiß durchgehen / vnd wol betrachten / welche noch vmb etwas mit Billichkeit erhoͤcht / oder nicht erhoͤcht wer - den moͤgen: Davon in ſpecie zu reden mir nicht wol moͤg - lich iſt.

Dann wie vor Zeiten in Republica Romana, die Regen -7 ten vnd Oberherꝛen / vielerley zinßbare vnd guͤltbare Guͤter / auch vielerley Zoͤll vnd andere Einkommen gehabt / wie hin vnd wider auß den Hiſtorien / vnnd ſonderlich auß den dreyen letzten Buͤchern Codicis Imp. Juſtiniani, zuvernemmen iſt: Alſo ha -8 ben zu vnſeren Zeiten die Oberkeiten hin vnnd wider in jhren territorijs, viel vnderſchiedliche Guͤter / welche ſie vmb gewiſſe Jaͤhrliche Zinß / vnd Guͤlten / hingeben vnd verleyhen: Haben auch vielerley Zoͤll / vnd andere Einkommen / welche zu Erhal - tung deß gemeinen Weſens ſind angericht / ſicut D. Warem. ab Ehrenberg in libel. de regni ſubſid. & oner. ſubdit. c. 4. n. 22. cum ſeqq. varios noſtri ſeculi reditus enumer at Derenhalben weiß ein jeder9 Regent zum beſten / welche Gefaͤll Steigerung erleiden oder nit erleiden moͤgen / Alſo daß ich kein Vrſach hab / in diſem Pun - cto mich lang auffzuhalten. Bello ſanè contra Bajazetem ge - ſto, Veneti ex tertia parte vectigalia urbis auxiſſe dicuntur.

Ob nun aber wol vnmuͤglich iſt / daß ein Oberkeit von ſei -10 nen Vnderthanen kein Zinß / Guͤlten / vnd Zoͤll entpfahe: Sicut à viris prudentibus improbatum fuit, quod Imperator Nero initio Imperij ſui, omne genus vectigalium tol - lere voluit: ſicut quoque Syllæ Senatusconſultum fuitK 2repre -12reprelienſum, quo vectigalia remiſit: quia ſine his nulla Reſpublica ſarta tecta manere poteſt: ſed his ſublaris certiſ - ſima Reipublicæ imminet ruina, teste Cicerone lib. 2 ad. At -11 tic. epiſ. 16. Jedoch damit die Vnderthanen mit dieſem Erſten Weg nicht wider Billigkeit beſchwert / damit auch fuͤrnemblich die Zoll ſteigerungen nutzlich fuͤrgenommen werden: ſo ſind nachſolgende ſieben cautiones wol zu obſerviren vnnd vor Au - gen zu haben.

12

Die erſte Cautio iſt / das Zinß / Gülten vnd Zoͤll / alſo ge - ſteigert werden / damit die Vnderthanen es ertragen / vnnd was geſteigert wol geben moͤgen: damit es auch nicht das anſehen ge - winne / als ob man auß der Armen Vnderthanen Blut vnnd13 Schweiß / Gelt vnd Gut ſamlen wolle. Nam ut graviſſimè Tiberius II. Imperator Græcus dixit, Aurum cum lachrymis & querelis ſubditorum collectum, adulterinum & veneno - ſum est: & ſecundum Ariſtotel. Pecunias comparare non qui - dem inutile, injuſtè autem idfacere, multò peßimum eſt: necunquam tales divitiæ ſunt conſtantes. Nam Πλ〈…〉〈…〉 τος ἀδι -〈…〉〈…〉, ut Menander loquitur. Qua de cauſa lau -14 datur Alexander Magnus, quiadmonitus, longè plus vecti - galiũ à Civitatibus anfferri poſſe, reſpondit, Se odiſſe Olito -15 rem, qui radicitus olera excindit. Et Tiberio quoque - ſarilaudi datur, quod Æmilio Recto, nimium ab Ægyptiis exigenti, iratus reſcripſit, Se tonderi velle ſuas oves, & non deglubi. Nec enim pennæ adco incidendæ ſunt, ut ne - queant renaſci, ſicut Ciceroad Atticum ſcripſit. Ex quo ab o - mnibus improbatum fuit, quod noſtro ſæculo Dux Alba - nus decimam rerum Venalium Belgisimperavit. Hoc enim vectigali vix ullum gravius eſſe poteſt: cum una & eademres,13res, breviintervallo, decies ac pluries vendipoſſit: quem - admod um Hiſpanus quidem ſcribit, unius & ejuſdem diei intervallo, res promercales, quæ in Belgio venierant, ferè quingentis feſtertium, hoc eſt ſeptingentis ducatorum mil - libus æſtimatas eſſe, ut Bodinus aſſerit de Repub. lib. 6. c. 2.

Die andere Cautio iſt / das ſolche Steigerungen vielmehr16 auff die publica, als privarorum bona gelegt werden. Cum enim bonorum publicorum adminiſtratio, ad quemlibet Magiſtratum, tanquam ad Reipublicæ Moderatorem ac Diſpenſatorem, ſpectet: multo tutius publicis bonis one - ra imponere poteſt, quam rebus privatorum: quia in his quæ publici juris, vel quæ Reipublicæ ſunt, ſuo quodam - modo jure Magiſtratus uti videtur, non ſecus ac privati ſuis bonis: maximè quando publicis bonis, pro communi Reipublicæ cauſa utitur, ait P. Gregor. Tholoſan. lib. 3. de Rep. c. 4. Ex quo Cicero, in oratione contra Rullum. Agrum publicum fundum pulcherrimum Populi Romani, & fundamentum ve - ctigalium appellat. Et ideo non videtur iniquum, ſi Magi -17 ſtratus publica bona, etiam cum talionere ſubdito uten - da fruenda concedat, ut ſi absque liberis moriatur, ejus heredes, pro anno quo ex hac vita decedit, duplicem cen - ſum & reditum ſolvant, ſicut in Gallia quibuſdam in locis receptum dicit Joannes Le Grand: quod etiam in Ger - mania paſſim, tàm in publicis, quàm privatis bonis eſt in uſu

Die dritte Cautio iſt / daß die Vnderthanen in victuali -18 bus mit Steigerung nicht vnleidlich beſchwerd / vnd nicht etwa dardurch zur vngedult / vnd vngehorſam angereint / auch ſo wol einheimiſche / als frembde abgeſchreckt werden / ſolche victualia zuzufuͤhren. Ex quo jure civili hilce rebus nullum vectigal19K 3fuit14fuit impoſitum, ut Imper. Conſtantinus in l. univerſi 5. C. de vectigal. conſtituit, & ibi no. communiter DD. Ex quo etiam à Ve - netis, in ſuperiori bello contrà Bajazetemgeſto, portoria vi - ni, panis & carnis, non aucta dicuntur.

20

Jn andern Stuͤcken / die nicht zu Vnderhaltung Menſch - lichen Lebens / ſonder offt zum Pracht vnd Vberfluß dienen / laſ - ſen ſich wol Steigerungen fuͤrnemmen. Sicut videmus jure civili, aromatibus, pellibus, aut capillis Indicis, fucis, feris, Eunuchis, ſericisveſtibus, & id genus alijs inanibus merci - bus, vectigal impoſitum fuiſſe, teſte IC. Marciano in l. ult. §.21 ſpecies pertinentes D. de publican. & vectigal. Et propterea rectè Bodinus, d. lib. 6. c. 2. Quod ſi quis, ait, eſt, qui de me ſcire ve - lit, quodnam genus vectigaliũ, immortali Deo gratißimum, civitatibus pulcherrimum, Principibus honeſtißimum, & plebi utilißimum videatur, illud eſt, quod iis rebus imponitur, quæ ad corrumpendos civium mores, quæ ad delicias, quæ ad luxum, quæ ad libidinem, quæ ad pompam ſpectant: aurea, inquam, & argentea ſupellex odores, pigmenta, innumerabi - lia vestium ornamenta, colores precioſißimi, gemmæ, marga - ritæ, cupediæ, cæteraque ejuſdem generis.

22

Cum quo conſentit Nicolaus Bieſius, Qui, In id, ait, in cumbendum, ut ex tributis & vectigalibus, artificioſè poſitis, vitiorum occaſiones inhibeantur: ut ex ſuperfluo cibo & potu, ſericis veſtibus, & aliis ejusmodi rebus non neceſſariis, Res - publica locupletetur. Unde Waremundus ab Ehrenberg, Optimo jure, ait, Principes vectigal ſtatuere poſſent in ebrios, ac ebrioſis vinum, velcere viſiam vendentes, in lib. de regniſub - fid. & onerib. ſubdit. c. 4. n. 43. in fin. Unde quoque illa vecti -galia15galia improbarinequeunt, quæ chartisluſorijs & teſſeris, in quodam Regno impoſita feruntur.

Die vierdte Cautio iſt / das ſolche Steigerungen / noch23 gelegenheit / viel mehr die frembde / vnnd außlaͤndiſche / als die einheimiſche / vnnd Vnderthanen beruͤhren: damit ſie nicht in den Wahn gerahten / als ob jhrer Oberkeit viel mehr der frem̃ - den / als der Vnderthanen Nutz zubefoͤrderen angelegen ſeye / auß welchem offtermals allerhand Mißtrawen vnd Vneinigkeit zu - entſpringen pflegen. Unde Turcarum Dux, à peregrinis, por - tu ſolventibus, rerum ex portandarum decimas, at à ſubdi - tis vigeſimas capit. Unde quoque de mercibus Alexandri - nis, peregrini decem, ſubditi verò quinque pendunt. Et in Anglia quadruplo amplius exteri, quàm ſubditi ſolve - re dicuntur.

Die fuͤnffte Cautio iſt / daß man die Steigerungen auff24 die Stuͤck vnd Wahren richte / welche auß eines Herꝛen Ge - pieth verfuͤhrt werden / deren auch die Vnderthanen nicht wol entberen koͤnnen: Vnd dagegen daß man die Stuͤck vnd Wah - ren nicht vberſteigere / ſonder viel mehr derſelben Zoͤll mindere / welche ins Land / vnnd in die Staͤtt gefuͤhrt vnnd gebracht werden / beſonders wann auch derſelben die Vnderthanen nicht wol manglen koͤnnen / Sicut Bodinus de Republ. lib. 6. cap. 2. Conſulit. Idem tamen arbitratur non malè augeri vectigal Fabrilium, Lanificiorum, Sericiorum, ac omnium Opificio - rum, quæ aliundè advehuntur: ut ipſi Cives eadem facere condiſcant, atque conſueſcant d. c. 2.

Die ſechſte Cautio iſt / das von allen rohen vnnd vnver -25 werckten Wahren / (ab informi ac rudi materia) welche fremb - de zuführen / ein geringer Zoll genommen werde. Dann auff die - ſe weiß wird viel mehr der Vnderthanen / als derfrembden Nutzhefoͤrdert.16befoͤrdert. Nam cives ex rudi materia, in opificia conforma - ta, ſæpè majorem utilitatem capiunt, quàm qui materiam26 vendiderunt, Bodino teſte d. c. 2. Sic lana, rudis & infor - mis eſt materla. At quàm uberrimum quæſtum Lanifices, pectendo, carminando, texendo, tingendo, nendo, aliis - que ſexcentis modis faciunt? Unde Bodinus, d. c. 2. dicit, Ex empta lana Italum quendam pannosconfeciſſe, & tantùm inde lucri percepiſſe, utconfecti panni quindecim partibus Ianam ſuperarint. Sericum quoque naturæ informis pro - les eſt. At quot modis artificum manibus elaboratur, quan - tumque utilitatis elaboratum affert? Ita etiam Ferrum materia informis eſt. At nonnè ex ferro prodeunt arma, galeæ, frameæ, aliaque inſtrumenta, agriculturæ, archite - cturæ, omniſque generis opificijs, & quotidianis uſibus tàm commoda & neceſſaria, ut non plus igni & aëre, quod ajunt, utamur, ur Boterus ſtatuit.

27

Die ſiebende Cautio iſt / wann die Regenten vnnd Oberherꝛen an jhren Zollſtaͤtten billiche Zoͤll einnemmen / daß ſie dagegen auch die Straſſen / Leimpfaͤd / Weg vnd Steg nothwendig beſſeren / handhaben / auch von Plackereyen / Raub / vnd anderen Gefahren / rein vnnd ſicher halten ſollen. Hodie enim Magiſtratus, qui vias publicas in territorijs ſuis ha - bent, eastartas, tectas conſervare, & in ijs ſecuritatem præ - ſtare, coque nomine deprædaris damna reſarcire tenentur: præſertim ſi vectigal, aut ſimile aliquid accipiunt, ut in tra - ctat. de Regalib. pluribus explicavi. Unde heroicè dixit, ma - gnus heros, Philippus Haßiæ princeps, Man ſoll einen Fuͤrſten erkeñen bey reiner Straſſen / guter Muͤntz / vnd Haltung beſcheher Zuſag / ait D. Warem. ab Ehren - berg in d. lib. de regm ſubſia. c. 5. n. 37.

Von17

Von etlichenſonderen Ordnungen. TITULUS II.

DEr andere Weg / ſo in vorgemeltem titulo n. 13. angedeut worden / iſt / Wann ein Regent vnd Oberherꝛ in ſeinem Land vnd Gebiet / in gewiſſen Faͤhllen Conſtitutiones macht / den Vnderthanen vnd der Oberkeit zum beſten / vnd in denſelben dem Fiſco etwas zugeben verordnet. Dann hiedurch deſſelben Nutz auch nicht wenig kan befoͤrdert werden.

Als zum Exempel: Man ſihet an vielen Orthen / daß2 die jenige / welche ſich in die Ehe begeben / gleich zu Anfang mit Schencken / mit vberfluͤſſigen Kleydungen / mit praͤchtigen / weitlaͤuffigen / vnd etlich Tag werenden Hochzeitten / einſolche namhaffte Summ Geldts hindurch bringen vnd verſchwenden / daß ſie hernach die gantze Zeit jhres Eheſtandts gewohnlich das pœnitere vnd miſerere ſingen muͤſſen. Nuptiæ enim hodie plerunque per biduum, aut triduum, omnia ea conſumunt: quibus in poſterum Oeconomia inſtituenda, & reifamiliari opera danda fuit, ut in prologo Sagato D. Loannes Sturmius, vir cla - rißimus & eloquentiß loquitur.

Wann nun ein Oberkeit hierin ſeine Vnderthanen nicht3 will ſich vertieffen vnnd verderben laſſen / ſo iſt rahtſam / daß einLOrdnung18Ordnung gemacht / vnnd in ſolcher verſehen werde / welcher ge - ſtalt man ſich diß Orths in allen Stuͤcken zuverhalten habe / wie dergleichen Ordnungen zu Nuͤrnberg / Augſpurg / Re - genſpurg / vnd anderen Orthen mehr / nicht allein loͤblich an - gericht ſind / ſondern auch mit der angehenden Eheleut vielem Nutz ſteiff gehalten werden.

4

Daneben aber were auch zu ſetzen vnd zu ſtatuiren / daß ein jeder Hochzeiter / ſolche Ordnung in der Cantzley ab - zuholẽ / ſich darin zuerſehen / vñ von einer Jrtenhoch - zeit alsbald N. Batzen / aber von einer Gab Hoch - zeit N. Gulden zuliefern ſchuldig ſeyn ſoll. Dann vn - der ſo vielen außgaben / die ein Hochzeiter auff die Hochzeit wendet / kan / vnd ſoll jhnen billich nicht beſchweren / daß er auch ſeines Herꝛen Cammer ein ſo geringe Summ erlege: Sin - temal diß Gelt gleichſam die arra iſt / damit er ſich verpflicht / der gemachten Ordnung nach zukommen. Beweißt er nun dieſes im Werck ſo hat er mit wenig Gelt ein guten Theil ſeiner Nah - rung erſpart vnd behalten / vnnd hat deſſelben die Tagſeines Le - bens / in ſeiner Haußhaltung / zugenieſſen. Solte er aber wider die Ordnung handlen / vnd alſo ſeinen Eheſtand mit Verbrechung der Gebott anfangen / ſo hat er billich nicht allein diß Gelt zur Straff / ſonder ein noch mehrers verwirckt / vñ mag in kuͤnfftigent ſich ſelbs anklagen / daß er ſeiner Oberkeit wolmeinende nutz - liche Ordnung vberſchritten / vnd jhme damit beſtaͤndigen ſcha - den zugefuͤgt habe.

5

Wie aber Reiche / Wolhebige Ehlent / vber die beſtimbte ſum̃ Gelts / wol ein viel mehrers / ohn jhren Schaden / geben koͤnnen / welches jederzeit zu jhrem freyen willen zuſtellen iſt: Alſo wann Arme vnd geringe Perſonen / als Capite cenſiti, zuſammen Heurahten / ſo iſt mit jhnen zu diſpen ſieren / vnd nichts zuforde -ren:19ren. Dann / wie Gregorius Tholoſanus ſagt / Nemo dare poteſt, quod non habet: quia paupertas & impoſſibilitas apud hos refident, quæ dare prohibent, de quo infra tit. ſeq. n. 22

Deßgleichen koͤndte ein Regent / in ſeinem gantzen Gebiet /6 auch die Ordnung machen / Wann einem Vnderthanen ein Sohn oder Tochter / auff dieſe Welt geboren wuͤrde / daß alsdann dem Vatter in ſeines Herꝛen Cammer / ein ſum̃ Gelts / nach ſeinem willen anzu - legen freyſtehen / vnnd das ſolch Gelt ſo lang in der Cammer / ohn einige Zinßreichung / angelegt bleiben ſoll / biß der Sohn 24. vnd die Tochter 18. Jahr alt wird. Wann nun ein Sohn / oder Tochter / jetzt beſtimbt vnd benant Alter erreicht / alsdann ſoll dem Vatter / ſo er noch im Le - ben / oder deſſelben Sohn / oder Tochter / das angelegt Hauptgut wider erſtattet / vnnd darzu weiters gegeben werden / was ſolch Hauptgut alle Jahr 5. oder 4. fl. per cento, biß zu deſſelben Ab - loͤſung / hette ertragen moͤgen.

Jm fall aber der Sohn / oder die Tochter / in den 24. oder 18. 7Jahren mit Todt wuͤrden abgehen / alsdann ſoll das angeiegt Gelt eines Herꝛen Cammer eigenthumblich heimfallen vnnd verbleiben: Es were dann ſach / daß ein ſolcher Vatter noch mehr Eehliche Kinder im Leben hette / oder in kuͤnfftigem in Ehelichen Stand bekaͤme / die an der Abgeſtorbenen ſtadt tretten koͤndten / ſo ſoll man denſelben / wann ſie obgemelt Alter erlangt / ſolch Geit nit weniger lieffern / als ob es in jhrem Nammen in die Cam - mer were angelegt worden.

Dieſe Ordnung wuͤrde vielen Kauffleuten / vnd anderen / ſehr8 angenehm ſeyn / vnnd dahin dienen / daß ein Oberkeit wiſſen moͤchte / wann jemand in ſeinem Gebiet zur Welt geboren were /L 2vnd20vnd das eines Herꝛen Cammer ſolch Gelt ein gute Zeit hette zugenieſſen / vnnd in eventum gar zubehalten: daß auch ſolch Gelt / gleichſam der Elteren vnnd Kinder Spaarhaffen were / Wann die Kinder obgenante Jahr erlangten / daß ſie bey deß Herꝛen Cammer jhr Eheſtewr vnd Vnderhaltung gewiß fin - den vnd entpfangen moͤchten: Ob ſchon vnder deſſen der Vatter Banccarotta geſpielt / vnd ins Verderben gerahten were. Al - lein muͤſſen die Oberkeiten die vnfehlbare gute Anordnung thun / das alles Gelt / welches durch diß Mittel jhnen zukompt / in ein ſonder corpus gethan / vnd den Vnderthanen / vmb ein billichen Zinß auff Vnderpfand / außgeliehen werde / damit wann ſich die Faͤhl begeben / ſie wiſſen moͤgen / woher ſie einem jeden ſein gebuͤr wider zuſtellen koͤnnen. Dann ſonſt wuͤrde dieſes Mit - tel weder den Oberkeiten / noch den Vnderthanen viel nutzen moͤgen.

9

Damit aber die Vnderthanen zu dieſem Mittel deſto mehr Anlaß hetten / ſo ſollen alle Kindſchencken (die ohne das viel vn - gelegenheiten mit ſich bringen / vnnd groſſe vnnuͤtzliche / auch vnnothwendige Vnkoſten vervrſachen) bey hoher Straff ver - botten werden. Dann wann ein Vatter allein ſolch Geltdz er auff die Kindtſchenck anwenden muß / in ſeines Herꝛen Cammer anlegt / ſo hat erdamit ſeinen / vnd ſeines Kinds Nutz geſchafft / daſonſt weder jhme / noch ſeinem Kind ſolch Gelt hette zu gutem kommen moͤgen.

10

Mit erzehltem Mittel ſtimmet etlicher maſſen vberein / Quod olim edicto Servij Regis Parentes naſcentium no - mine, Lucinæ certam pecuniæ ſummam dederunt: & ij qui ab adoleſcentia in juventutem pervenerunt, dederunt[ji]ventæ: at morientium poſteri, dederunt Libitinæ. Et hoc iccircò factum fuit, ut conſtaret, quo anno quiſquenatus,21natus, aut mortuus eſſet, & quorannos vixiſſet: quo item robore juvenum & virorum, Reſpublica inſtructa eſſet. Ex quo etiam Marcus Philoſophus Cæſar, juſſit apud Præ - fectos ærarij, unum quemque civium natos liberos pro - fiteri, intrà trigeſimum diem nomine impoſito: eamque ob cauſam Tabularios per provincias conſtituit. Et Fran - ciſcus I. Galliarum Rex, Anno 1539. ſingulis Curionibus mandavit, regeſto baptizatos & ſepultos conſcribere.

Wolten nun Fuͤrſten / Graffen vnd Herꝛen / das jetzt -11 gemeldt Mittel auch in jhren Staͤtten / Flecken vnnd Doͤrffe - ren ins Werckrichten / ſo were zuordnen: Erſtlich / Wann ein Kind auff die Welt geboren wuͤrde / daß die Eltern / alsbald es ſeinen Tauffnammen empfangen / daſſelb an beſtimbtem Orth anzumelden / vnnd einſchreiben zulaſſen / auch pro in - ſeriptione N. Batzen zu zahlen ſchuldig ſeyn ſollen: Zum anderen / Wann ein Juͤngling das zwantzigſt Jahr erꝛeicht / daß er ſich von newem wider einſchreiben zulaſſen / vnnd pro inſeriptione N. Batzen zuerſtatten pflichtig ſeyn ſolle: So dann zum dritten / Wann jemand mit Todt abgangen / Er ſeye Jung oder Alt / ein Mann oder Weibsperſon / das deſſel - ben Erben verbunden ſeyen / ſolches an gebuͤhrendem Orth an - zubringen / damit die Abgeſtorbene Perſon wider außgethan / vnd darfuͤr N. Batzen gelieffert / doch zuvor ein Vhrkund auff - gelegt wuͤrde / das alle außſtaͤndige Schulden der Oberkeit abgericht ſeyen. Dieſe Ordnung wuͤrde dahin dienen / daß die Vnderthanen zur Zeit der Noth ein gewiß Zeugnuß jhrer Ehe - lichen Geburt / vnd Burgerrechts deſto baß erlangen / vnnd die Erben beweiſen koͤnnen / daß ſie fuͤr den Verſtorbenen der Oberkeit die gebühr erſtattet haben / daß auch ein jede Ober - keit / auß dieſen Verzeichnuſſen vnfehlbar verſtehen moͤge / wieL 3es in22es in ſeinem Gebiet der Vnderthanen halben beſchaffen / wer le - bendig / oder todt / oder wie ſtarck er jederzeit an der Mannſchafft gefaßtſeye.

12

Ferners dieweil offtermal durch Raub vnd Diebſtall / hin vnd wider den Vnderthanen mercklicher groſſer Schad zugefuͤgt wird / ſo were zuordnen / daß in einem Fuͤrſtenthumb / Graff: oder Herꝛſchafft / etliche Doͤrffer ſolten zu - ſammen halten / dergeſtallt / wann in denſelben ob - gemelter maſſen einem Vnderthanen ein ſchad / ohn ſein verſchulden / begegnet / daß alsdann ein jeder in dieſen Doͤrfferen / nach ſeinem vermoͤgen / etwas ein - zuſchieſſen ſchuldig ſeyn ſolle. Auß dieſem kan dem be - ſchedigten der erlitten Schad wider ergentzt / vnd die Vndertha - nen ſamptlich bey jhrer Nahrung erhalten werden. Non minor autem eſt Virtus quàm quærere, parta tueri. Vnd was alſo von Doͤrfferen geſagt iſt / das kan viel beſſer in Staͤtten vnd Fle - cken / nach dem dieſelben Volckreich vnd Naarhafft ſind / ange - ordnet / vnd in gemein auff alle Schaͤden / welche den Vndertha - nen in jhren Zeitlichen Guͤtern / ohn jhr Schuld vnnd Verwahr - loſung / moͤgen zuſtehn / gericht werden.

13

Sic olim Cymensibus mos erat, utad ea, quæ furto fuiſſent ablata, omnes vicini conferrent. Et propterea ſicut illi pauciſſima perdidiſſe ab Heraclide dicuntur: quia omnes ſimili diligentia cuſtodierunt: Idem forte ſingulis contribuentibus, & aliorum damna, ſua damna eſſe cenſen - tibus, hodie quoque accidet, ſcilicet multa furta, mul - taque alia damna contingant. Singuli enim in id incum - bent, ut & ſua, & aliorum damna præcavere poſſint. Omnes verò lubentius contribuent: quia certa ſpe feuuntur,, ſi &ipſi23ipſi quandoque rerum ſuarum jacturam patiuntur, quod ſi - mili beneficio illam reſarcire queant.

Demnach auch in Staͤtten vnd Flecken mercklich14 daran gelegen / daß die Haͤuſſer / Schewren / vnd Staͤll / in we - ſentlichem gutem Baw erhalten / vnd nicht zum ab vnnd vnter - gang / durch vnachtſame liederliche Vnderthanen / gerahten / ſo were zu orduen / welcher in Jahrsfriſt ſeine Haͤuſſer / Schewren vnd Staͤll / die im Baw zuhalten vnnd zureſtaurieren von noͤhten / nicht erbawen vnnd re - ſtaurieren wuͤrde / daß ein ſolcher der Oberkeit ein benandte ſum̃ zuerſtatten ſchuldig ſeyn / auch wann er ſolche Haͤuſſer / Schewren vnd Staͤll / gar hat in abgang kommen vnd verfallen laſſen / derſelben areas oder grund vnnd boden damit verwirckt haben ſoll. Ex quo videmus in l. 4. & ult. C. de jur. Reipubl. probari, ut15 ruina lapſorum ædificiorum area, Fiſco addicatur. Et rectè. Cur enim non tempeſtivè reſtituit, aut refecit? ut Cujac. in d. l. ult. loquitur. Ex quo etiam legimus, Imp. Veſpaſianum, quibuseunque permiſiſſe, ut ceſſantibus poſſeſſoribus, va - cuas ateas occupare, & ædiſicare poſſent, ut ex Suetonio & Vi - ctore conſtat. In hoc enim publica vertitur utilitas.

Vber diß alles iſt zu vnſerer Zeit / in allen Staͤtten vnnd16 Flecken / die Ordnung / daß ein jeder / ſo zu einem Vur - ger auffgenommen wird / gleich zu anfang fuͤr das Burgrecht ein benandte ſum̃ Geldts erlegen muß. Wann nun ein ſolcher hernach auß freyem willen das Burg - recht wider auffſagt / vnnd vnder eine andere Oberkeit zeucht / der ſoll nicht vnbillich im auffſagen ſo vielGelt24Gelt wider erſtatten / als er zu Anfang erlegt hat / wie im Hertzogthumb Würtenberg in uͤbung iſt. Dann dieſes erfordert die Danckbarkeit / zum theil fuͤr gehabtem Schutz vnd Schirm / zum theil auch daß er ſunſt ein freyen Abzug hat / vnd ſich damit von ſeiner alten Oberkeit erledigen / vnd einer an - deren vnderwuͤrffig machen kan. Auß jetzt angezogenen Ord - nungen / kan diſer andere Weg genugſam verſtanden / vnd durch dergleichen mehr Ordnungen / von einer jeden Oberkeit wei - ters erklaͤrt werden. Quid autem in hoc ſecundo medio pre - cipuè obſervandumſit, dixi infrà tit. 16. n. 4.

Von der Scha - tzung.TITULUS III.

1

DEr dritte Weg / davon hieoben tit. 1. n. 4. Meldung geſchehen / iſt die Schatzung. Dieſe aber wird ent - weders vom Reich / oder von deſſelben Staͤnden / oder anderen Oberkeiten / fuͤrgenommen.

2

Jn dem erſten Fall / wird in Comitijs Imperij allen Staͤnden / einem jeden nach ſeinem gebuͤhrenden Anſchlag / ein benante Summ zugeben aufferlegt / vnd daneben zugelaſſen / jhre Vnderthanen deßhalb zubelegen / gewohnlich mit dieſen Worten / Vnd iſt den Churfuͤrſten vnd Staͤnden deß Heyligen Reichs dieſe macht ſonderlich gegeben / dieReichs25Reichs anlagen von jhren Vnderthanen einzubrin - gen / vnnd dieſelben derohalben mit Stewer zube - legen.

Jn anderen Faͤllen aber / ſeind viel vnder den Rechtsleh -3 rern der Meynung / Es ſtehe nicht in eines Herꝛen Willkuͤhr / ſeine Vnderthanen mit Schatzungen zubelegen / ſondern es wer - de hierzu publica neceßitas & utilitas erfordert / ut tradunt Fer - rar. Feudor. lib. 6. c. 5. & Franc. Lucan in tract. de privil. Fiſc. p. 3. §. 1. Hujus generis ſunt incurſiones hoſtium, pontium & viarum refectiones, & neceſſaria Patriæ defenſio: qui - buscommuniter Interpretes & Pragmatici, caſum militiæ, redemptionis Domini, ab hoſtibus capti, transfretationis ultrà mare, & filiæ elocandæ, adjiciunt not. Petr. Frider. de mandat. & monitor. judical. lib. 2. c. 44. n. 4. & 5. Unde Lucas de Penna in l. un. C. deſuperindict. l b. 10 negat, eo caſu, quo Magiſtratus prodigaliter vivit, & omnes reditus dilapidat, rectè collectas indici.

Aber alle dieſe Faͤhl hindangeſetzt / halt ich gentzlich darfuͤr /4 wann ein Fuͤrſtenthumb / Graffſchafft / Herꝛſchafft / oder Reichs Statt / mit groſſen Schulden / vnd vielfaͤltigen Außgaben / beladen vnnd verhafft ſind / alſo daß ein Herꝛ fuͤr ſich derſelben ſich nicht entladen oder erledigen kan / daß ſolches ein Ehehaffte Vrſach ſeye / die Vnderthanen / doch mit der Landſtaͤnd vnd jhrem Conſens / zu collectiren: dieweil als dann nicht eines Herꝛen eigne Noth / oder Nutz / ſonder Reipublicæ neceßitas verhanden iſt.

Niſi enim tum ſubditi opem ferant, tota provincia, vel5 tota Respublica, paulatim ære alieno conſumi, & tandem in aliorum manus, ſi non tota, majori tamen ex parte, ve -Mnire26nire poteſt: quo plerun que Dominis nihil gravius, at ſub - ditis nihil pernicioſiùs evenire ſolet. Et propterea provin - ciam, vel civitatem non alienari, aut non alterius dominio ſubjici, tàm ſubditorum, quàm Reipublicæ intereſſe rectè dixerunt Innoc. Anton. de Butr. & Panorm. referente Reuſnero conſil. lib. 2. couſ. 12. n. 81. In extraordinarijs autem tributis, prius ſubditi de neceſſitate monendi, & tùm, illorum con - ſenſu, imponenda ſunt, ex Lucæ de Penna, Maſverij & commu - ni aliorum ſententia. Qua decauſa laudantur Rege, Hispaniæ, quod ſumma humanitate & moderatione tributa impo - nant, approbantibus Plebis tribunis, & ſubditis in comitijs, Parlador. libr. 1. rerum quotidian. c. 3. quem refert. D. Warem. ab Ehrenberg. in lib. de regni ſub ſid. c. 7 n. 23 Et hoc cum eo conve - nit, quod Alex. ab Alex. genial. dier. lib. 3. c. 13. ſcribit, Olim tributa & vectigalia, tantùm Calendis Martij, accito Popu - lo, ejusque aſſenſu, inſtituta fuiſſe.

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Daher werden heutigen Tags im Roͤmiſchen Reich / in jetztgemeltem Fall / die Schatzungen / neben den Reichs - ſtewren / auch vielmahls von hohen vnnd nideren Staͤnden fuͤrgenommen / vnd von den Vnderthanen gutwillig geſtattet. Iuſtißimum enim eſt, quod neceſſarium: & pia illa tributa ſunt, ſine quibus Respublica funditus eſt interitura, ut olim Livius de bello affirma vit. Ex quo Ludovicus Fachſius dicit, collectas quæ ſolvendi æris alieni cauſa promiſſæ ſunt, non eſſe in alios uſus con vertendas, aliàs repeti poſſe, ut ipſe reſpondit conſ. 11. num. 3. & 4. quod reperitur inter conſilia Modeſtini Piſtor. vol. 2. cir. fin. Extrà tamen hune caſum etiam privatis Dominorum neceſſitatibus ſuccurrere, pacemque promo - vere, juſtum & laudabile eſt, ut Iurisconſulti ad l. 1. C. de alend. lib. & Politici paßim notant Pax autem ſine armis, atarma ſineſtipen -27ſtipendijs, ſtipendia verò ſine tributis, haberi nequeunt: ut non malè dici poſſit, Tributa, eſſe pacis ornamenta, bellique ſubſidia, Tacitus lib. 20. & hoc plurib. confirmat Imp. Iuſtinianus no v. 149. c. 2.

Der modus aber ein Schatzung / oder ein Anlag fuͤrzu -7 nemmen / iſt manigfaͤltig / vnd ſehr vngleich. Dann viel Ober - keiten legen ein gewiſſe Summ Gelt auff die Camin / auff die Fenſter / auff die Haͤrdt / auff die Thuͤren / ꝛc. da gibt der Arm offt ſo viel als der Reich / vnnd wird kein rechte proportio ge - halten.

So hat ein fuͤrnemmer Politicus nachfolgenden modum8 fuͤrgeſchlagen / nemblich das von einem jeden Acker Feld / oder juchert Reben / oder Tag Matten / der Eygenthumbs Herꝛſechs Creutzer / der colonus ein Plappert: (quod tributi genus a - pud veteres interdum jugatio, interdum jugocephalon, in - terdum jugum, interdum jugale, & aliquando villaticum fuit appellatum, Petr. Gregor. de Republ. lib. 3. c. 4. cire. fin) II. daß der Eygenthumbs Herꝛ von ſeiner Behauſung / die er ſelbſt bewohnt / drey Batzen / vnnd wann er ſie verliehen / zwen Batzen / vnd der conductor einen Batzen: III. daß ein jeder Vnderthan / von jedem Hundert Gulden angelegten Gelts / zwen Batzen: IV. daß ein jeder Paterfamilias, fuͤr ein jede Perſon / in ſua domo & familia, ein Batzen: V. Daß ein jeder Kauffmann / oder Kremer / von jedem Hundert Gulden Hauptgut / in ſeinem Gewerb / drey Batzen: Vnnd zum V〈…〉〈…〉. daß ein jede Statt / Flecken / Dorff oder Weihler / auß jhrem ærario, oder auß der Gemein Seckel / alle Jahr den dritten Pfenning geben vnd erſtatten ſoll. Verum etiam hic modus non exiguas difficultates ſecum affert.

Vnd koͤndte ich gar leicht auß den alten vnd newen Hiſtorien /9M 2ſehr28ſehr viel modos erzehlen / welche die Oberkeiten in Schatz - ungen vnd Aufflagen gebraucht / vnd damit nicht allein die Vn - derthanen gantz vbermeſſig beſchweret / ſonder auch jhnen ſelbs dardurch GOttes Huld vnnd Segen entzogen haben / wie D. Warem - ab Ehrenberg. d. lib. de regni ſub ſid. c. 4. Bodinus de Republ lib. 6 c. 2 vnd Petrus Gregorius de Republ. lib. 3. c. 4. vnd 6. viel dergleichen modos namhafft machen. Quorundam enim malitia, novis conquirendæ pecuniæ modis ita ſemper in vigila vit, ut potius ad opprimendum, quàm relevandum Populum nati viderentur, ait Petr. Gregor. de Republ. d. lib. 3. c. 6. in princ.

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Aber alle andere modos, die hin vnd wider in uſu ſein moͤ - gen / auff ein ſeidt geſetzt / halt ich gentzlich darfür / es ſeye kein richtiger vnd billicher modus, Als ſi non capita ſeu perſonæ, ſed bona ſubditorum æſtimantur, ut Latinus Boterus loquitur: Si, inquam, ſecundum cujusꝙ cenſum, hoc eſt, æſtimationem rerum atque bonorum, tolerabili modo tributa imponuntur, teſte Gregorio Tholoſano: Das iſt / Wann ein jede Perſon / nach jhrem Vermoͤgen geſchetzt / vnnd nach Billichkeit belegt wird: Welches ab inſtituto Servij Tullij, Regis Romanorum ſeinen Vrſprung hat / ſec. Livium lib. 3.

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Vnd wird auff dieſe weiß niemandt / er ſeye Reich oder Arm / vntraͤglich / oder vnleidlich beſchwert. Ita enim juſtitia Geo - metrica, non Arithmetica ſervatur: ut qui majoribus præ - diti ſunt facultatibus, locupletioreſque exiſtunt, plus ſol -12 vant, quàm ij qui minus habent. Quamobrem improba - tus fuit modus Tar quinij Superbi, qui neglecto Servij in - ſtituto, decem denarios pro capite cujuſque, ſine reſpectu, exegit. Tributa enim non perſonis, ſed rebus indicendaſunt:29ſunt: ita tamen cui ultrà poſſeßionum modum indicantur, ut Impp. Dioclet. & Maximin. in l. 3. C. de ann. & trib. lib. 10. affirmant.

Unde Bodinus Adverſus tenues modicè, vel intrà mo -13 dum tributa exigenda dicit: bonis artibus & induſtriæ bel - lum indici videatur. Unde quoque apud Caſſiodorum le - gitur, quendam graviter conqueſtum, quod cum unam caſam haberet, immenſa tamen exactione tributi onera - tus eſſet.

Das iſt gleichwol nicht ohn / das vorzeiten auch die Vnder -14 thanen / nach den Perſonen vnd Haͤupteren / vnnd nicht nach dem Vermoͤgen vnnd Guͤteren / mit Schatzungen ſeind belegt worden. Hoc tributi genus Capitatio fuit appellata: quia à ſingulis perſonis per capita fuit ſolutum, l. ult. §. pen. D. de muner. & honor. & l. ult C. de annon. & tribut. lib. 10. Da - her befindet ſich in conſtitutionibus Imperij, das in Anno Chriſti 1495. auff dem Reichstag zu Wormbs / allen Juden / Mann vnd Frawen / Jungen vnnd Alten ſeye auffer - legt worden in vier Jahren nach einander / von einer jeden Per - ſon ein Reiniſchen Gulden zuerlegen Zu Rom aber haben die Capite Cenſiti vnd Proletarij, ſo eines geringen Vermoͤgens geweſen / diß capitale ſeu capitis tributum, hoc eſt, das Hauptgelt / fuͤrnemblich reichen muͤſſen / not. Petr. Greg. de Re - publ. d. lib. 3. c. 5.

Zu vnſeren Zeiten / koͤnnen den jetztgemeldten / die Tagloͤh -15 ner / vnd andere geringe Vnderthanen / verglichen werden / wel - che jhrer Oberkeit loco tributi ein genants zugebenpflegen. Wie dann auch in etlichen Staͤtten im Heyligen Reich / die geringſte vnd vnvermuͤglichſte Buͤrger / fuͤr Bett / Stewer / Stallgelt / Schatzung / (oder wie es ein Nammen hat) ein be -M 3nants30benants zureichen ſchuldig. Als zu N geben die geringſte Bur - ger Jaͤhrlichs fuͤr Steur fuͤnffthalben Batzen / vnnd fuͤr Scha - tzung gleich ſo viel / deſſen ſie ſich gar nicht zubeſchweren / ſonder gegen jhrer Oberkeit wol zubedancken haben. Si quis autem contrà tenues hoſce ſubditos, duobus illis Themiſtoclis po - tentißimis Diis SVASIONE, vel VI, ad majora tri - buta præſtanda, uti vellet, is citrà dubium ab ijs audiret, apud ſe duos alios, & quidem potentiores DEOS, PAV - PERTATEM & IMPOSSIBILITATEM reſidere, quæ talia tributa ſolvere, & nummos erogare pro - hiberent, ut Andrij Themiſtocli reſponderunt, qui poten - tiſſi mosillos duos DEOS ſe ad ipſos afferre dixit, teſte Plu - tarch. in Themist.

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Derohalben ein jeder Regent vnd Oberherꝛ in neceſſa - ria exactione tributorum, aller Chriſtlichen Billichkeit vnd moderation ſich befleiſſen / niemand wider ſein Vermoͤgen be - legen / auch in einem Jahr die Anlagen nicht iteriren ſoll: ei objiciatur, Si potes uno anno bis tributum accipere: duas etiam æſtates, duos autumnos nobis efficere potes, ut olim Hybreas, Antonio objecit: als dann iſt vnzweiffelich / er werde hiemit Gottes deß Allmaͤchtigen tauſent Reichen Segen erlangen / vnd auch von ſeinen Vnderthanen / allen gehorſam / Ehrerbietung / vnd Lieb im Werck erfahren: in welchem einer jeden Oberkeit hoͤchſter Reichthumb verfaßt vnd begriffen iſt / de quo c. ſeq. n. 9. & 10.

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Es ſollen auch die Vnderthanen billiche Aufflagen vnnd Schatzungen zugeben ſich im wenigſten nicht verwegeren: die - weil ſolche mehrertheils von jhret / vnnd deß gemeinen Nutz we - gen fuͤrgenommen werden. Nam quæ à ſubditis contribuun -tur,31tur, partim in ipſos, & partim propter ipſos, rurſus inſu - muntur & impenduntur, ut teſtatur Imp. Iuſtinian. d. nov. 149. capite ſecundo.

Von Bezahlung aller obliegenden Schulden.TITULUS IV.

DEr vierdte Weg aber / deſſen ich hieoben tit. 1.1 n. 5. gedacht / trifft mit dem zuvor erklaͤrten drit - ten Weg etwas zu: allein iſt er vollkommener / wann nemblich ein Regent vnd Oberherꝛ es dahin mit Freindlichkeit / ohn einigen Zwang / brin - gen kan / daß auff einmahl / von den Land Staͤnden vnnd Vnderthanen / ein ſatte Abred vnnd Verglei - chung gemacht werde / was / vnd wie viel / ſie in gewiſ - ſen beſtimbten Jahren erlegen / vñ damit alle Schul - den vernuͤgen vnd bezahlen wollen.

Dieſe Vergleichung iſt nach obligender gemeiner Noth /2 vnd nach eines jeden Regenten Landſchafft / vnd Vndertha - nen / zu richten / da einer mehr Land vnd Vnderthanen hat / als der andere: da auch offt eines Herꝛen Land beſſer gelegen vnnd Fruchtbarer iſt / auch die Vnderthanen Nahrhaffter ſeind / vnnd Jaͤhrlichs mehr geben koͤnnen / als eines anderen Herren Land vnd Vnderthanen. Unde rectè cum D. Waremundoab32ab Ehrenberg dici poteſt, Modum ex facultate ſubditorum, & Reipublicæ uſu, & neceßitate, eſſe ſumendum, in libell, de regni ſub ſid. c. 7. n. 32.

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Vnd weren dergleichen Abred vnd Vergleichungen viel zu - erzehlen / da die Vnderthanen zu vnderſchiedlichen mahlen / an vnderſchiedlichen Orthen / im Roͤmiſchen Reich / viel Thonnen Golds in beſtimbten gewiſſen Jahren abzurichten / mit Vnder - thaͤniger Gutwilligkeit auff ſich genommen / auch wuͤrcklich er - legt haben.

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Dieſes aber geſchicht auff zwen Weg: Der erſte iſt / daß die Landſtaͤnd vnd Vnderthanen fuͤr ſich das Gelt zu - ſammen ſchieſſen / vnnd durch gewiſſe Perſonen / in Nammen der Landſchafft / die angebene Schulden bezahlen. Der ander Weg iſt / daß die Landſtaͤnd vnd Vnderthanen jhre Oberher - ren / die bewilligte Summ Gelts / zu benanten zielen / ſelbs ein - nemmen / vnd die Schulden darauß vernuͤgen laſſen. Prior au - tẽ via atq; modus, & Dominis, & ſubditis, plus, quàm poſte - rior, prodeſſe ſolet, ut teſtis eſt quotidiana experientia. U - terque verò modus cum eo convenit, quod Eduardus IV. Anglorum Rex olim cum amicisegit, ut ſpontè in ſumptus belli pecuniam corrogarent: quod tributi genus Benevo - lentiam vocavit. Sicut enim Rex ex hoc tributo ſingu - lorum benevolentiam metiri voluit: ita antedicto utroque modo, Do minus ſuorum ſubditorum benevolum, gra - tum, & promptiſſimum animum re ipſa experitur: in quo revera Magistratus theſaurus & cuſtodia conſiſtunt, ut Plutarchus in Arato teſtatur.

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Wann aber durch ſolcher getrewen Landſtaͤnd / vnnd Vnder - thanen zu thun / es dahin gebracht iſt / daß ein Herꝛ aller obligen - den Schulden ſich erlediget / ſo ſoll er hernach billich nachfol -genden33genden dreyen Stuͤcken ſich befleiſſen: I. Daß er die be - ſchwerliche Mittel wider abſchaffe / durch welche die Vndertha - nen den groſſen Schuldenlaſt abgelegt / vnnd daß er es zu voriger Haußhaltung widerkommen laſſe. Ceſſante enim cauſa neceſ - ſitatis, etiam extraordinaria tributorum exactio ceſſare de - bet, Petr. Gregor. de Republ. lib. 3. c. 9. Et D. Waremund. ab Ehrenberg Ea, ait, quæ neceßitatis & utilitatis cauſa in - ducuntur, non diutius durant, quàm utilitas & neceßitas du - rant, d. lib. de ſub ſid. regn. c. 8. nnm. 11. Dann ſonſt wuͤrden die Vnderthanen / wider recht vnd billichkeit / zu viel / vnd zu lang be - ſchwerdt.

II. Daß er ſeine Regierung vnd Haußhaltung alſo fuͤhre vnd6 beſtelle / daß er nicht etwan in newe vnd groͤſſere Schulden ge - rahten moͤge / de quo plura tit. 6. & 7.

So dann zum III. Daß er ſeiner getrewen Landſtaͤnd vnnd7 Vnderthanen erzeigte Gutthat / auff alle zutragende Faͤhl erken - ne. Beneficiorum enim memoria, vel præcipue in viris ma - gnis non debet ſeneſcere. Gratus verò etſi à ſervo ſuo be - neficium accepit, non tamen à quo, ſed quid acceperit, æſti - mat, ut auctor est Seneca.

Nihil autem ſubditis gratius accidere poteſt, quàm ſi Do -8 minus, juxta Ciceronis dictum, non illorum tantùm ani - mis, ſed etiam oculis ſervit: & ſi ita ſe in officio ſuo gerit: ut ſubditi non ipſum, ſed pro ipſo metuant: ut, inquam, veren - dus potius ſit, quàm metuendus: quia illum gravitas, at hunc inhumanitas ſequitur, ex Pittaci & Muſonij ſententia.

Et ſanè talis, cum Imperatore Conſtantio Chloro, rectè9 dicere poteſt: Bonum Principem & Magiſtratum, qui ma - gis à ſuis diligitur, quàm timetur, habere quicquid ſubditi poßident. Ex quo Alexander Magnus, cum rogaretur, ubiNnam34nam theſauros haberet, reſpondit, Illos apud Amicos ſibi cautè ſervari. Rectè. Benevolentia enim, ait Franciſc. Patri - tius, & ſui, & alieni æris Domina eſt.

Von dem anderen hieo - ben in princ. vnnd tit. 1. geſetztem Hauptpuncten: Vnd ſonderlich von guter Beſtellung vnd Anordnung der Haußhaltung.TITULUS V.

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DIeweil ich in vorigen vier titulis von denen Mitlen gehandelt / durch welche ein Regent vnd Ober - herꝛ / mit beſchwerden ſeiner Vnderthanen / ſich der groſſen Außgaben erledigen / vnd ſeine Jaͤhrli - che Gefaͤll vnd Einkommen verbeſſeren moͤge: So iſt jetzund von dem anderen Hauptpuncten / vnd vnder demſelben be - griffenen Mitteln zu reden / durch welche / ohn der Vndertha - nen beſchwerden / der vorberuͤhrte Zweck koͤnne erreicht / vnd al - lerhand Verbeſſerung erlangt werden.

2

Darzu finden ſich aber drey gemeine Mittel: Das erſte iſt /3 gute Beſtellung vnnd Anordnung eines jeden Re -4 genten Haußhaltung. Das andere iſt / Verkauffung5 etlicher Guͤtter: Vnd das dritte iſt / Auffrichtung vnd Anſtellung etlicher newer vnd mehrerer Gefaͤll vndEinkom -35Einkommen: Von welchen dreyen Mittlen / vnnd was zu denſelben weiters gehoͤrig ſeyn mag / will ich in dieſem fuͤnfften / vnd folgenden zehen titulis, auch / mit Verleihung Goͤttlicher Gnaden / kurtzlich handlen.

Vnd zwar eines jeden Regenten vnd Oberherren6 Haußhaltung / iſt etlicher maſſen einer Monarchiæ zuver - gleichen: dieweil ſolche von einem jeden Herꝛen allein regirt wirdt: Vnnd dieweil alle andere / die zu Verwaltung dieſer Haußhaltung gebraucht werden / dem Herꝛen / als Mo - narchæ folgen / vnd ſich nach jhme alleinrichten muͤſſen / wie die Schiffleut nach der Cynoſura.

Wann dann ein ſolcher Regent zu ſeiner Haußhaltung7 gute Achtung gibt / vnd alles das jenig meidet / was zu Schme - lerung vnnd Vndergang derſelben gereichen mag / ſo iſt es vn - zweiffelich / daß er jederzeit ein ſtarcken Vorraht bey handen haben werde. Daher von der gantzen Haußhaltung eines jeden Regenten zu reden / iſt auff dißmahl nicht meines vorha - bens / welches zu einer anderen Zeit geſchehen kan: ſonder will al - lein etliche Stuͤck melden / die zu guter Anordnung vnnd Ver - beſſerung derſelben / vnnd conſequenter zu Erledigung der groſſen Außgaben / ſehr erſprießlich vnd dienſtlich ſeyn moͤgen.

Dieſe Anordnung vnd Verbeſſerung aber beſteht auff dreyen8 Puncten: Erſtlich / Auff Gottes vnnd deß Naͤchſten Lieb: Zum anderen / Auff Abſchaffung etlicher vber - fluͤſſigen Stuͤck vnd Poſten: Vnd zum dritten / Auff Beſtellung der nothwendigen Aempter / auch guter Auffſehung vnd inspection: welche drey Puncten folgends in ſpecie weitlaͤuffiger zu tractiren ſind.

N 2Von36

Von GOttes vnnd des Naͤchſten Lieb.

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DEmnach den erſten Puncten betreffendt / iſt es hohen vnd nideren Stands Oberkeiten ſehr ruͤhmlich / vnd zu zeitlicher vnd ewiger Wolfarth hoch fuͤrſtendig / wann ſie zuvorderſt Gott foͤrchten / vnd lieben / vnnd jhre gantze Regierung dahin richten / das vor allen dingen Gottes Lob / vnd Ehr befoͤrdert / vnd deß Naͤchſten Nutz in Achtung ge - nommen werde.

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Hoc enim eſt quod Chriſtus indiſtinctè omnibus manda - vit: Diliges. DEVM tuum ex toto corde, & proximum tuum, ſicut te ipſum. Illeautem Deum diligit, qui non a - liud, quàm unde nomen ejus glorificetur, exercet, teſte D. Auguſtino: & ille diligit Proximum, qui nulli malum facit, & qui omnes ſimili affectione, ut ſe ipſum tractat, ut Caſſianus loquitur. Ex quo, à Prospero, dilectionis ordo inverti dicitur, ſi quis mundum, vel ſe ipſum magis, quàm Deum & Proximum ſuum diligit.

11

Vnd wo ferꝛ ein Oberherꝛ in ſeiner Regierung allzeit dieſe Erjnnerung vor Augen hat / der erlangt hiemit GOttes Huld vnd Segen / vnd hatniergend mangel an einigem Gut / ſondern was er anfangt vnd fuͤrnimbt / dabey iſt Glück vnnd Segen / wie vns die Heylige Schrifft deſſen vnfehlbare Zeugnuß gibt. Timor enim & dilectio DEI, & Proximi, non ſolum ini - tium ſapientiæ, ſed etiam omnis benedictionis fundamentum eſt. Nec cuiquam prodeſt quod habet, ſi DEVM, qui omnia dat, non habet, teſte D. Hieronymo.

Von37

Von Abſchaffung etli - cher vberflüſſiger Stück vnd Poſten.TITULUS VI.

WAnn nun ein Regent vnd Oberherꝛ zuvor ge -1 meldt Fundament gelegt hat / ſoll er daneben jh - me ſeine Haußhaltung wol laſſen befohlen ſeyn / vnnd dieſelbige mit Chriſtlicher Fuͤrſichtigkeit ver - walten. Dann hiemit kan er ſelbs in viel Weg ſeinen Nutz ſchaf - fen / vnnd manchem vnwiderbringlichem Schaden vorkommen. Laßt er aber in ſeiner Haußhaltung Incontinentiam, Lu - xuriam & Negligentiam herꝛſchen / ſoiſts vnzweiffelich / daß er damit GOTT beleidigen / vnd daher wenig Segen vnd Vorraht / ſonder ein beſtendigen Mangel in ſeiner Rent: vnd Schatzkammer ſpuͤren vnd haben werde.

Derenwegen iſt zum Erſten Hoch vnd Wolgebornen2 Regenten ſehr nutzlich / daß ſie jhre Hoffhaltungen einziehen / ſo viel jhr Stand vnd reputation, auch die Verwaltung vnd adminiſtration, jhrer Land vnd Leut / zugibt vnnd leiden mag: Daß ſie auch mit vnnoth - wendigen Amptsdieneren ſich nicht beſchweren: nit zwo / oder drey Perſonen zu den Aempteren beſtel - len / welche mit einer Perſon koͤñen verſehen werden. N 3Dann38Dann ſie hiedurch nicht allein ein ſtilleren ruͤhwigern Stad fuͤh - ren / vnd mehr Einigkeit bey den Hoffperſonen / vnd Amptsdie - neren / als bey den weitlaͤufftigen Hoffhaltungen / vnnd vielen Amptsdieneren haben / ſondern auch groſſe merckliche Sum - men an den Außgaben Jaͤhrlichs erſparen moͤgen. Ubienim multi, & ſuperflui ſunt Miniſtri & Officiarij, etiam multi & ſuperflui ſumptus ut fiant neceſſe eſt.

3

Vnd koͤndteich leicht etliche namhaffte Exempel anziehen / das groſſe vberfluͤſſige Hoffhaltungen / vnnd ohnnothwendige Amptsdiener / viel Herren inſchweren Schulden Laſt geſteckt / vnd hiegegen / das eingezogene Hoffhaltungen / vnd zur notturfft beſtellte Amptsdiener / denſelben viel Nutz gebracht / vnd ſie be - reicht haben. Sed non opus eſt multis exemplis, ubi res ipſa loquitur.

4

Unde Imp. Alex. Severus, cum urbem, & provincias, & aulam ſuam purgaret hominibus non neceſſariis, dixit: Malum pupillum eſſe Imperatorem, qui ex viſceribus pro - vincialium, homines non neceſſarios, nec Reipublicæ utiles aleret. Et idem tot tantum homines ſingulis officijs præ - poſuiſſe dicitur, quot neceſſitas poſtulavit. Quid enim, ait Gregor. Tholoſan. neceſſarij ſunt tot Aulici Officiarij, tot inutiles Titularij? Quorſum tantus numerus Adminiſtro - rum, quibus adhærent, ut tineæ, Subminiſtri, & Submi - niſtrorum alij Subminiſtri, & iſtis famuli, & famulorum fa - muli? de Repub. lib. 22. c. 5.

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Unde quoque Imperator Antoninus Pius ſalaria mul - tis ſubtraxit, quos ocioſos & inutiles eſſe videbat, di - ceus, Nihil eſſe ſtolidius, imò nihil crudelius, quàm ſi Rem - publicam ij arroderent, qui nihil in eam ſuo labore conferrent.

Zum39

Zum andern iſt es auch allen Regenten ſehrnutzlich /6 daß jhre nothwendige Diener / auch getrewe Diener ſeyen / die ſie vor allen dem jenigen / mit vnderthaͤniger Beſcheidenheit / war - nen / dardurch ſie jhrer Haußhaltung vndergang vervrſa - chen koͤnnen. Vnd ſollen ſich alle Regenten von den Placen - tineren vnd Augendieneren zum fleiſſigſten hüten. Aliàs enim talium Miniſtrorum & Conſiliariorũ adulationem, & infidelitatem, ſerò deplorabunt: & re ipſa, magno ſuo cum damno, experientur, nihilijs pernicioſiùs eſſe, qui non ex conſcientia, ſed ad Domini ſui placitum omnia vota refe - runt, Paleot. de ſacr. conſist. conſult. p. 5. quæst. 4. Et certè qui - cunque Magiſtratus, Miniſtros Placentinos, præfert Ve - ronenſibus, ut Vulgò dici ſolet, is arriſores quidem, at ſimul etiam arroſores fecum habet, ut Seneca quodam loco de adulato - ribus aſfirmat. Unde Alphonſus Arragonum Rex interroga - tus, quibus Consilia riis maximè delectaretur, reſpon - dit Libris: quia ab his ſine metu & gratia fideliteraudiret, quæ noſſe cuperet, ſibique noſſe expediret. Unde quoque Ludovicus Rex Galliæ, qui Sanctus fuit appellatus, filio ſuo ſucceſſori paternè conſuluit, ut non ſolũ Fideles eligeret Consiliarios, ſed etiam liberè ſe ab ijs admoneri pateretur.

Zum dritten / wann hoͤhere Staͤnd in Eſſen vnd Trin -7 cken / in Pancketen / vnnd Spielen / Allein den Vberfluß meiden / ſo gereicht daſſelb jhnen zu ſonderem Lob / zu jhrer ſelbs eigenen Geſundheit / vnd den Vnderthanen zu gutem Exempel / es dient jhnen auch fuͤrnemblich dazu / daß ſie ein guten Vor - raht in jhren Rent Cammern behalten / vnnd nicht alle Gefaͤll Jaͤhrlich anwenden / vnnd hernach beſchwerliche Mittel wider Gelt zueroberen fuͤrnemmen muͤſſen.

Nam40
8

Nam Dominus qui frugalitervivit, & ita laudabilem modum in uſu adhibet, non tantùm ſubditis bono eſt exem -9 plo: ſed etiam ſuæ valetudini, & Fiſco optimè conſulit: quia ut Paterculus de Auguſto Cæſare loquitur, Facere rectè cives ſuos, Princeps optimus faciendo docet: & cum ſit Imperio Maximus, exemplo tamen major eſt: cum plerunque acci - dat, ut ij qui ſubſunt, ejus mores exprimant & imitentur,10 ſub cujus Imperio degunt: & quia Longè efficacißimum ex - hortationis genus est, ait Eraſmus, Principem hoc facere,11 quod ab aliis fieri velit: item quia hac ratione, Dominus & Subditi, plus voluptatis, & minus cruciatuum perci - pient, quàm ſi Genio nimium indulgentes ſua profunde -12 rent, ut Seneca teſtatur: quia denique ſervata frugalitate, ſin - gulis penè diebus Fiscus augebitur. Nam magnæ opes, non tàm multa capiendo, quàm haud multa perdendo quæ - runtur, ut apud Dionem Mecænas Auguſtum monet, de quo infrà pluran. 16. & 17. item tit. 7. n. 10. cum ſeqq.

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Sic quoq; moderati ludi recreant: at immodici Fiscum expilant, & interdum injuriæ occaſionem præbent. His enim ſæpèineſt cupiditas aufferendi per injuriam, ut ad lu - dendum copiæ ſuppetant, ſicut Cicero de nimiis largitionibus af -14 firmat. Unde idem, Ludendi quendam modum retinendum dicit: ut nimis omnia profundamus, elatique voluptate, in aliquam turpitudinem dilabamur.

15

Neben obgemeldten Stuͤcken aber / iſt Zum vierdten aller Vberfluß auch in Jagen / Voglen / Fewrwercken / in vielen vnd ſtattlichen Pferden / vnnd in der gleichen Sachen zufliehen. His enim multi ſe in magna damna conjiciunt: quia proprij Canes, & Aves, (ut Poetæ de Actæone fingunt) ipſorum præ -cipuas41cipuas opes quaſi dilaniant: & quia uno quaſi momento, multa florenorum millia inutiliterigne conſumunt: quibus Reipublicæ, ſibi ipſi, ſuisque ſubditis, plurimùm commo - dare, & ad omnes neceſſitatiscaſus in ſtructi eſſe potuiſſent: quia denique multi, & precioſi equi, ſine magnis exactioni - bus, ſumptibus, & oneribus ali non poſſunt D. Warem. ab Ehrenberg in libel. de ſub ſid. reg. c. 9. n. 4.

Welcher Regent aber in den à num. 2. biß hieher erzehl -16 ten Stuͤcken allein den Vberfluß meydet / vnd ſich einer moderation befleißt / der erlangt damit nicht allein ein ſonde - ren Ruhm / vnd ehrliche Ergetzlichkeit / ſonder behalt ſo wol ſei - nen Standt / als auch Land vnd Leut in weſentlichen Eh - ren / vnd kan dieſelbige auff alle ſeine Erben vnd Nachkommene / mit gutem Lob / vnd mercklichem Nutz / gantz vnverſehrt / trans - feriren: vnd darff weder ſich noch die ſeinige / mit ſehr ſchweren / vnd faſt vntraͤglichen Schulden beladen. Sicut enim Avaritia17 & Luxuria, tanquam crudeliſſimæ peſtes, omnem cujusvis Magiſtratus & Reipublicæ ſtatum ſubvertunt & depopu - lantur. ita è contrà, Continentia & Moderatio, eundem ſalvum & incolumem conſervant, ac indies magis magisque amplificant, pluresque alias commoditates afferunt, de quo inſrà num. 25.

Zum fuͤnfften iſt nicht weniger auch in Schencken ein18 moderation zuhalten. Dann ob es wol fuͤrnemlich groſſen Herꝛen vor anderen wol anſteht / wann ſie liberales vnd bene - fici ſind: ob auch wol hohen Staͤnden nichts mehr gezimbt / als Beneficentia & Liberalitas, dieweil ſie daher inſonderheit Magnifici genant werden: jedoch ſind hierin auch etliche cau - tiones wol zu obſerviren / damit nicht Beneficentia & Libe -Oralitas,42ralitas, etwa mehr Spott vnd Schaden / als Lob vnd Nutz hin - derſich verlaſſen.

19

Dieſer cautionum aber ſind fuͤrnemblich drey. Dann Erſtlich ſoll ein Herꝛ gegen denen Gutthaͤtig vnd Frey - gebig ſeyn / die es vmb jhnen / oder vmb die ſeinige / oder vmb ſein Land vnd Leut / wol verdient haben: quia tum Beneficia accipe - re, non dare videtur, ut ſentit Publ. Mimus: & quia ſi borum benè merita non recompenſat, ſemper eorum debitor manet, ut olim Imperator Severus affirma vit: quia denique Benefi - cia malè locata, malè facta ſunt, ut Ennius ſtatuit. Hoc enim modo non tantùm ſcelera confirmantur: ſed etiam virtuti, & ijs qui benè meriti ſunt, injuria infertur, qua offenſi, mi - nus ſe poſtea promptos & alacres, in officijs ſuis, erga Domi - nos oſtendunt. Unde Phocylides,〈…〉〈…〉, ait,〈…〉〈…〉 -〈…〉〈…〉, hoc eſt, Noli in malum virum beneficium conferre: eſt ac ſi in mari ſemines.

20

Zum anderen / wann dergleichen wol verdiente Perſonen verhanden ſeind / ſoll ein Herꝛ ſeine Gutthaͤtigkeit nicht lang auffziehen / ſonder foͤrderlich gegen ſolchen Perſonen ins Werckſetzen. Non enim beneficia diu differenda, ſed eo ſta - tim tempote conferenda ſunt, quo Dominus alios erga ſe benè meritos eſſe cognovit: quia ut dilatio gratiam benefi - cio adimit: ita tempeſtiva collatio eaudem duplo compen - fat, juxtà illud, Qui citò dat, bis dare intelligitur. Ex quo Au - ſonius, Gratia, ait, quæ tarda eſt, ingrata eſt: Gratia nam - que cum fieri properat, Gratia grata magis.

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Zum dritten aber ſoll ein Herꝛ nach ſeinem Vermoͤgen Gutthaͤtig vnd Freygebig ſeyn / vnnd hierin nicht alle maß vberſchreitten / damit er jhme nicht vntraͤglichen Schaden zu -fuͤge.43füge. Nimiæ enim & immodicæ largitiones, atq; donationes, Liberalitatis atque Beneficentiæ fontem exhauriunt, & hoc plerunq; efficiunt, ut quis ſuis facultatibus exutus, ad alie - na bona animum inclinet. Et propterea in Beneficentia & Liberalitate exercenda, ſemper fontes ſervandi, & ex illis tantùm rivuli ad alios derivandi ſunt. Unde Bodinus ſuadet,22 ut Largitores ſuarum donationum breve compendium habeant: ex quo cognoſcere poſſint, quibus, quantumque jam donatum ſit, quibus etiam adhuc quid dari oporteat. Ita onim ante ſcriptascautiones facilius obſervabunt.

Deßgleichen iſt es auch Zum ſechſten mit den vnnuͤtzen auß -23 gaben im Bawen beſchaffen. Dann ob wol ein Regent zu Auffrichtung notwendigen Feſtungen kein Vnkoſten ſparen ſoll: quia hodie propagnacula & arces benè munitas habere, propter mutatam veterisrei mil taris rationem, neceſſarium eſt, not. Nobiliſs. Hyppol. de Collib. in princip. c. 28 Jedoch24 daneben auch viel vnnuͤtze / vberfluͤſſige Gebaͤw zufuͤhren / kan vnd ſoll er wol vnderlaſſen. Semper enim ab inutilibus ex - penſis abſtinendum est. Inutiles autem ſunt, quæ Reipublicæ bono non ſunt: & quæ neque ad ejus munitionem, neque ad Domini exiſtimationem ſpectant, ut Latini Boteri verbis utar. Unde Gregorius Tholoſanus, Omittantur, ait ædificationes & opera, quæ potius habent aliquam vanitatis ostentationem, quàm utilitatem, aut commoditatem Reipublicæ afferant lib. 3. de Republ. c. 8. in fin.

Etſi autem Principes & Comites, in ante explicatis25 caſibus, non poſſint vivere ut privati, & ſimul eſſe Princi - pes & Comites: quia hæc incompatibilia eſſe viden - tur: tamen prudentia (quæ, ſecundum Ariſtotelem, Impe - rantis propria & unica virtus eſt) ita omnes actiones ſuasO 2tempe -44temperate debent, ut ſicut cæteris dignitate præfulgent: ſic etiam prudentiores exiſtant: & moderatione, parſimonia, & frugalitate laudabili, omnibus bono ſint exemplo: & è - contrà ut omnia ea ſtudiosè vitent, quibus & ſuum, & Rei - publicæ Statum evertere queunt.

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Ex quo veriſſimum eſt, omnes eos, qui in omnibus & ſingulis ijs, de quibus à tit. 5. uſque huc egi, moderationem adhibere, & hac ſibi inſidiantes hoſtes ſuperare poſſunt, non ſolum rectè Fortes dici: ſed etiam hoc ipſo continentiæ27 fructus conſequi. 〈…〉〈…〉ut Democritus loquitur,〈…〉〈…〉〈…〉〈…〉: hoc eſt, non tantùm ho - ſtium, ſed multò magis voluptatum victor, fortis dicitur. Continentia verò Corpori ſanitatem, & animo ſapientiam parit: bona & Fortunas hominum auger: hos autem libe - ros, & cupiditatum Dominos, ac ſimul Divites atque Vi - ctores facit, ex Socratis & aliorum Philoſophorum ſententia.

28

Et hiſce medijs olim non ſolum Epiſcopus Argentinen - ſis Eraſmus, multa vetera nomina delevit, horrea ſrumen - to, & cellas vinarias vino repletas, & pecuniam numeratam ſucceſlori reliquit: Sed etiam Rudolphus, olim Epiſcopus Wirtzburgenſis, exhauſto Epiſcopatus ærario, bonis propè omnibus, à majoribus ſuis oppignoratis, aut venditis, fru - galitate & parſimonia æs alienum perſolvit, fundos recu - peravit, eoſdem amplificavit, & talem Epiſcopatum Impe - rio reſtituit, qualem adhuc hodie videmus opibus ac facultatibus conſiſtere, ait D. loan. Sturmius in prologo Sagato.

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Von nutzlicher Beſtel - lung der Aempter / auch gu - ter Auffſehung vnnd inspection. TITULUS VII.

ES iſt aber Regenten vnd Oberherꝛen weiters1 vonnohten / daß ſie alle jhre Aempter / mit tuͤchti - gen Perſonen erſetzen / vnnd nicht die Perſonen mit den Aempteren / ſonder die Aempter mit den Perſo - nen verſehen: daß auch in jhrem gantzen Gebiet / alle jhre Die - ner vnd Verampten / in allen jhren Verwaltungen vnd Ver - rechneten Aempteren / trewlich / ehrlich / vnd nuͤtzlich Hauſſen / aller vnnothwendigen vnd vberfluͤſſigen Außgaben ſich enthal - ten / vnnd aͤuſſerſten fleiß ſich bemuͤhen / das vrkuͤndliche Rech - nungen mit bahrer Bezahlung alsbald geſchehen / vnd nicht von einander abgeſoͤndert werden.

Vnnd ob wol hohe / fuͤrnemme Staͤnd / als Fuͤrſten /2 Graffen vnd Herꝛen / viel Augen / Ohren / vnd Haͤnd / wie man ſagt / haben müſſen / dieweil ſie von wegen jhrer Land vnnd Leut gebuͤhrender nothwendiger adminiſtration, vieler Ampt - leut vnd Diener bedoͤrfftig ſeind: ut ita multis oculis, quæ illis ſunt animadvertenda proſpiciant, & multis auribus, quę audienda ſunt cognoſcant, ait D. Hyppol. de Collib. in Princip. cap. 9. & quoque multis manibus, quæ facienda ſunt expe - diant: jedoch / vnnothwendige vnd vberfluͤſſige Außgaben zu -O 3meiden /46meiden / ſollen ſie in adminiſtratione Oeconomica, frembden Augen / Ohren / vnd Haͤnden nicht alles allein vertrawen / ſon - der auff all jhr Thun vnnd Verwaltung / fleiſſige Achtung ge - ben / jhre vhrkuͤndliche Rechnungen / wo müglich / ſelbs anhoͤren / oder nachmahlen zuhanden nemmen vnnd durchſehen: damit ſie eygendtlich ſpuͤren moͤgen / ob alles nuͤtzlich / oder etwas vnnuͤtz - lich ſeye adminiſtrirt worden / vnnd ob es bey voriger Verwal - tung zulaſſen / oder etwas davon zuenderen vñ zuverbeſſeren ſeye. Si enim ſingulis annis rationes redduntur, & tedditæ à Do - minis examinantur, facilè mala ad miniſtratio deprehendi & recens jactura redintegrari poteſt, ut Impp. Valentin. & Valent. in l. 4. C. de ſuſceptor. lib. 10. conſtituunt.

3

Illa autem Oeconomia ſine dubio nunquam feliciter adminiſtratur in qua hævoces audiuntur: Videte ut rectè omnia curentur: Facite ut vobis melius videbitur: quia qui alienis oculis, & manibus omnia credit, nihil de vero rerum ſuarum ſtatu certi & explorati habet: ſed plerunque damno afficitur, antequam damnum ſubeſſe novit: & quia Miniſtri ſæpè magis proprias, quam Domini res curant: quia denique in tanta malitiæ occaſione, vix fieri poteſt, ut Mi - niſtri, quibus ſimpliciter omnia committuntur, non ſedu - cantur.

4

Unde Petrus Gregorius Tholoſanus, Maximum erit Principibus, ait, & tam ſibi, quàm ſubditis utile munus, in - telligere vires ſui patrimonij, ſeu Reipublicæ ſuæ æmolumen - ta, ab Harpijs Quæstorum ſibifacilè imponatur: qui multa, quæ ſufficere poſſunt, ſupprimunt, onera nova comminiſcun - tur, plura intercipiunt, & ex Populi lachrymis, quas Princeps non videt, impinguantur, de Repub. lib. 3. c. 2. Et Joannes Aventinus ſcribit, Carolum Magnum, non ſolum prædiaſtipen -47ſtipendiaria, agros, prata, vineas, villas, & hujuſmodi redi - tus & vectigalia, item jumenta, pecudes, mancipia, ſed etiam propriam ſupellectilem Præfectorum, Præfidum, Pontificum, fœminarum ſacrarum, & virorum, deſeri - ptam habuiſſe, juxta multitudinem jugerum & agrorum: numerum quoque militum, auri, argenti, vehiculorum, annonæ, veſtimentorum, armorum, item ferramentorum, indictum & definitum apud eundem fuiſſe. Ex quo à ſuis non facilè circumveniri, aut fraudari potuit.

Nach angehoͤrten vnd abgeleſenen Rechnungen aber / ſoll ein6 Regent vnd Oberherꝛ alle Jahr jhme ſelbs einen gemeinen Vberſchlag machen / was in allem eingenommen / vnnd wider außgeben worden / vnd ob die Einnahmen / die Außgaben / oder die Außgaben / die Einnahmen vbertreffen: ſoll auch jhme ſelbs keinswegs vnbedacht einbilden / oder durch andere ſich ſchaͤdlich bereden laſſen / als ob jhme ſolches nicht zuſtehe / dieweil zuvor ein viel anders erwieſen iſt / num. 2. cum ſeqq. Derenhalben ſolche perſuaſiones non hominis, ſed bovis ſunt voces, ſicut olim Alphonſus Arragonum Rex de eo judicavit, qui Literas Principem non decere, contendit.

Seind dann mehr expenſæ, als accepta verhanden / ſoll er7 mit fleiß nach der Vrſach trachten. Befindet ſich / daß er / oder die ſeinige / mit vnnuͤtzen vnnd vberfluͤſſigen Außgaben daran ſchuld tragen / ſo ſoll er daſſelb fuͤrthin enderen / vnd wol zuſehen / daß es nicht beharꝛlich geſchehe. Dann ſonſt kan nichts anders / als der gantzen Haußhaltung vndergang hierauß erfolgen. Ubi enim ſiogulis annis expenſæ accepta ſuperant, fieri ne quit, quin tandem totius Oeconomiæ tuina ſequatur. Et pro - pterea bono Patrifamiliâs vel præcipuè curandum eſt. majores ſint proventibus expenſæ.

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8

Jm fall aber mehr eingenommen / als außgeben worden / ſo kan er dieſen vberſchutz zu Ablegung der Schulden anwenden / oder ſolchen Vorraht in ſeiner Schatz Cammer / zu kuͤnfftigen Nothfaͤllen / wol verwahren vnd auffheben.

9

Vnd iſt gewiß vnd vnfehlbar / wann ein Regent vnnd Ober - herꝛ / den tit. 5. vnnd tit. 6. erklaͤrten Mitteln / fuͤr ſich wuͤrde mit ernſt nachſetzen / auch auff ſeine Diener vnd Verampten / wie jetzund angedeut / ein warnemmend wachend Aug wenden / daß er / die in den vier erſten titulis gemeldte beſchwerliche Mittel / nicht bald wuͤrde fuͤrnemmen doͤrffen / ſonder vnzweiffelich im Werck erfahren / daß er alle Jahr ein merckliche Summ an ſei - nen Gefaͤllen erſparen / vnd damit zu wegen bringen koͤndte / daß er zur Zeit der Noth / von jhme ſelbs hette Gelt auffzunemmen / daß er auch hiedurch / ohn eintzige der Vnderthanen beſchwer - den / gleichſam alle Jahr ſeine Zoͤll / Zinß / vnd Renten ſelbs in der That vermehrte vnd verbeſſerte.

10

Nam parſimonia efficit, ut quis à ſe ipſo mutuum accipere poßit, ex Socratis ſententia, & ut vectigalia & cenſus ſem - per in promptu habeat: quia, ut vulgò dici ſolet, optimum vectigal parſimonia eſt: & quia nulla expeditior ratio eſt au - gendi cenſus, quàm detrahere quotidianis ſumptibus, ut Eraſ - mus quodam in loco aſſerit. Unde Magiſtratus non malè calculis menſularum, ſuper quibus rationes computantur, comparari poſſunt. Sicut enim calculi pro computatoris placito, jam nummum, jam aſſem, mox talentum valent: ita Magiſtratus in adminiſtratione œconomiæ efficere poſ - ſunt, ut jam magna bonorum ſumma abundent, mox verò ut omnia illorum bona ad minimam ſummam, & penè in nihilum redigantur.

11

Et MeChriſte, cum Principis, Comitis & Domini nomenpenè49penè inane, & contemptuiatque injuriæ ſemper expoſitum ſit, niſi ſuis ærarijs magnam pecuniæ vim, ante pericula con - geſtam, contineri & ſervari omnis generis homines exiſti - ment, teſte Alphonſo Atteſtino Duce Ferrarienſe: cum quoque, Alcamene affirmante, Deceat eos qui multa poßident, pro ra - tione, non pro libitu vivere: quia ſemper animus divi - tijs ſuperior eſſe, & omnia ad conſervationem & propaga - tionem Reipublicæ dirigere debet: ex eo omnes Magiſtratus plus quàm ſatis intelligunt, in omnibus, tit. 5. 6. & 7. expli - catis medijs, ſibi diligenter proſpiciendum, & frugalitati at - que parſimoniæ vel præcipuè ſtudendum eſſe: cum pro - prio damno, etiam Reſpublica peſſum eat.

Et hoc eſt quod Petrus Gregorius Tholoſanus, In omnibus,12 ait, frugalitas & parſimonia & rationis regula obſer vetur: & ſemper antè oculos ejus qui præest verſetur, non convenire ſumptus ſuprà vires redituum ordinariorum facere: & ut privatum quemque, ſic & Principem, aliumque Magiſtra - tum, ſuo pede ſe metiri oportere lib. 3. de Republ. c. 8. Quicun - que enim Magiſtratus Oeconomiam ſuam non ex affectu, ſed pro ratione gubernat: is eam ſalvam & incolumem, & cum ea ſimul Rempublicam ſartam tectam, conſervare po - teſt: quia, ut veteres Rempublicam diuturnum atque im - mortale animal eſſe dixerunt: quod nunquam occidit, niſi ipſi vim afferat, mortemque ſibi conſciſcat, ut Franciſc. Patric. li. 5. de Repub. tit. 2. teſtatur: lta de cujuſcunque Magiſtratus Oe - conomia idem dici poteſt: quia non facilè interit, niſi eam Oeconomus, hoc eſt, ipſe Magiſtratus, diſſipet atque peſſundet.

PVon50

Von Verkauffung et - licher Guͤtter. TITULUS VIII.

1

VOn guter Beſtellung vnd Anordnung der Hauß - haltung iſt in vorigen dreyen titulis genugſam / nach meinem jetzigen propoſito, ge handelt worden: Jn dieſem achten titulo aber iſt das andere gemeine Mittel / da von tit. 5. n. 4. Meldung geſchehen / an die Hand zunemmen / vnd auch kurtzlich zuerklaͤren

2

Vnd ſollen zwar hoͤhere / vnnd andere Staͤnd / nicht baldt jhre Guͤter verkauffen / ſonder als dann erſt ad diſtractionem ſchreitten / wann es die aͤuſſerſte Notturfft erfordert / vnd es nicht anders ſeyn mag. Dann ein jeder Regent viel mehr da - hin trachten ſoll / daß er etwas erkauffe / als verkauffe: Po - tius debet eſſe, ut quidam de bono patrefamilias affirmat, Emax, quàm vendax: debet quoque meminiſſe, Reipub - licæ bona non facile allenari poſſe.

3

Wañ aber ein Regent mit guter Haußhaltung es dahin nicht bringen kan / daß mit erſpartem Vorꝛaht / alle Landt - ſchulden / vnd andere beſchwerden moͤgen bezahlt vnd abgelegt / ſonder das / auß dringender Noht / noch etliche ligende Guͤter muͤſſen angriffen vnd diſtrahirt werden: cum neceßitas ſit ine - vitabile telum, nec habeat legem: & ſi quam habet, non ni - ſi amarißimam habet: ſo ſind ſolche Guͤter zuverkauffen / die dem Verkaͤuffer zu keiner Verkleinerung gereichen / ſonder dieverkaufft51verkaufft mehr nutzen moͤgen / als wann ſie vnverkaufft behalten wuͤrden.

Zu etwas Verkleinerung mag es dienen / wann ein4 Herꝛ gantze Herꝛſchafften / vnnd ſtattliche Aempter verkauffen ſolte: dieweil er hiedurch ſein Land ſelbs deformirt, vnd offter - mahls ſeiner beſten Glieder beraubt. Daher in Fuͤrſtlichen vnd Graͤfflichen Haͤuſſeren / ſolche alienationes mehrer - theils per pacta familiæ hoch verbotten werden.

Aber doch koͤndte widerumb ohn Verkleinerung diſtra -5 ctio bonorum, durch folgende vier Weg / wol geſchehen.

Der erſte Weg iſt / Wann vnder ben achbarten Staͤn -6 den / einer dem anderen / ein gantz Ampt / oder etliche Stuͤck dar - auß vber gibt / vnd ſo viel dagegen / oder auch darzu ein namhaff - te Summ Gelt entpfahet / von wegen das ſolche Guͤter im werth vngleich / vnd etwan einem beſſer / als dem anderen gelegen ſind. Dann hiedurch das Land nicht deformirt, ſondern offtermahls nicht allein ratione ſitus, ſondern auch reſpectu der Einkom - men vnd Mannſchafft gebeſſert wuͤrd. Qualis autem hic ſit contractus, permuratio ne, an verò emptio venditio, alio loco eſt diſcutiendum.

Der ander Weg iſt / Wann der Verkaͤuffer jhme /7 vnd allen ſeinen Erben / ſimpliciter den Vorkauff reſervirt vnd vorbehaltet. Dann auff dieſe weiß es wol geſchehen kan / daß er / oder ſeine Erben / zu den verkaufften Stuͤcken wider kommen moͤ - gen. Et hoc pactum non ſolum jure approbatum, ſed etiam communi uſu receptum eſt. Et certè ex l ſi vir uxori. 12. D. de præſer. verb. (quæ eſt Proculi) apparet, hoc, tempore Veſpa - ſſani in uſu fuiſſe: quia Proculus illo tempore vixit. Poſſeſ -8 ſiones tamen agrorum incultorum, teſte Bodino, quas ne - mo conducere velit, & ex quibus nihil utilitatis ReſpublicaP 2decerpit,52decerpit, non malè purè & ſimpliciter venduntur: ut & pe - cunia in Fiſcum & ærarium cogatur, & ex agrorum cultura9 ſubditi, cum Reipublicæ commodo, diteſcant. Sic Bizan - tini olim, indigentes pecunijs, publicos lucos vendiderunt: fructiferos ad certum tempus, at infructiferos in perpetuum, ut Ariſtot. in Oeconom. refert.

10

Der dritte Weg iſt / Wann ein Kauff auff ein beſtimb - te Zeit geſetzt wirdt / das nemblich der Kaͤuffer die verkauffte Güter / ſoll zwentzig Jahr in handen haben / nutzen / vnd nieſſen / vnd das nach Verflieſſung der benandten Jahr / der Verkaͤuf - fer / oder ſeine Erben / ſolche wider an ſich loͤſen moͤgen. Rectè enim ea lege bona immobilia vendipoſſunt, ut ſi Venditor, vel ipſius heredes, poſt lapſum 20. annorum precium offe - rant, illa reſtituantur, teſte Imp. Alex. in l. 2. C. de pact. inter emptor. & vendit.

11

Der vierdte Weg iſt / Wann ein Regent vnd Ober - herꝛ / ohn Beſtimmung gewiſſer Zeit / etliche Landtguͤter vmb ein gewiſſe ſum̃ Gelts einẽ verkaufft / mit dem geding / daß er die - ſelbige ſo lang innhaben vnd nutzen ſoll / biß er dem Verkaͤuffer ſein Gelt wider erſtattet habe: Wie dann auch von dieſem pacto Imp. Alexand. in d. l. 2. Meldung thut.

12

Vnnd mag hiezu noch weiters wol geſetzt werden / daß der Kaͤuffer / dem Verkaͤuffer / von den verkaufften Guͤteren / alle Jahr etwas gerings liefferen / vnd damit bezeugen ſoll / das ſolche Guͤter nicht allerdings ſein eygen / ſonder auff geſchehene Widerloͤſung dem Verkaͤuffer wider eynzuraumen ſeyen. Et hoc eſt quod Livius lib. 31 Cum & privati, air, æquum po - ſtularent: nec tamen ſolvendo ære alieno Respublica eſſet: quod medium inter æquum & utile erat, decreverunt: utquo -53quoniam magna pars eorum agros vulgò venales eſſe diceret, & ſibimet emptis opus eſſe: agri publici, qui intrà quin qua - geſimum lapidem eſſet, copia ijs fieret: Conſules agrum æsti - maturos, & in jugera aſſes vectigales, testandi cauſa publi - cum agrum eſſe, impoſituros: ut ſi quis, cum ſolvere poſſet Populus, pecuniam habere, quàm agrum mallet: reſtitueret agrum Populo. Læti eam conditionem privati accepe - runt, &c, Omnibus autem hiſce quatuor vijs, non firma & perpetua fit alienatio: ſed bona vendita quandoque recu - perari poſſunt: ut ita verè alienata non intelligantur.

Es haben auch offt viel Regenten vnd Oberherꝛen /14 in jhren Herꝛſchafften ein groſſe maͤnge ligender Guͤter / die jhnen eygenthumblich zuſtehn / vnd deren ſie Jaͤhrlichs vmb ein ſehr ge - ringes zugenieſſen haben: als da ſind Herꝛen Guͤter / All - mend Guͤter / Erb Guͤter / vnnd dergleichen / wie ſie jm - mer genant werden.

Alſoͤ haben auch offt viel Herꝛen in jhren Landen / hin vnnd15 wider / in Staͤtten / Flecken / vnd Doͤrfferen / viel ſchlech - te Gerechtigkeiten / die jhnen gewohnlich zubeſchwerden vnnd Vnkoſten / aber wenig zu Nutz gereichen.

Wann nun ein Herꝛ / auß erheiſchender Noth / etwas von ſei -19 ner Herꝛſchafft / oder von ſeinen im Land hin vnnd wider ligen - den Guͤteren / vnnd habenden Gerechtigkeiten / purè, oder auff oberklaͤrte weiß / kaͤufflichen hingibt / ſo kan er damit / ohn allen zweiffel / ein ſtattliche ſummam Geldts erobern / dieſelbige zu Abzahlung der Schulden anwenden / vnnd damit die Jaͤhrliche groſſe Außgaben vmb ein mercklichs ringeren / auch ſeinen Nutz zum beſten ſchaffen. Hîc autem excipio illa bona at que jura, quæ tuendæ, at que conſervandæ Reipublicæ cauſa ſunt de -P 3ſtinata:54ſtinata: Item paſcua civitatum, ac ruſticorum, quibus te - nues ſuſtentantur. Hæc enim omnia nulla ratione vendi de - bent: quia vendita, & Rempublicam, & ſubditos perdunt.

Von Auffrichtung vnd Anſtellung etlicher Gefaͤll vnnd Ein - kommen / ſo per adminiſtrationem juſtitiæ, vnd ſon - derlich per media Judicialia geſchicht. TITULUS IX.

1

JN dieſem neundten titulo iſt das dritte hieoben tit. 5. num. 5. geſetzte gemeine Mittel / Von Auffrich - tung vnd Anſtellung etlicher newer Gefaͤll vnd Einkommen / zu tractiren / dieweil die beyde andere gemeine Mittel à d. tit. 5. biß hieher genugſam ſind dedu -2 cirt worden. Dann woferꝛ ein gute Haußhaltung / bey ei - nem Regenten allein nichts erſchieſſen will: vnnd er nothwen - dig etliche Guͤter hat angreiffen vnd verkauffen muͤſſen / ſo kan er durch diß dritte gemeine Mittel es dahin vnzweifflich bringen / daß er bald wider ein ſtattlichen Vorꝛath zu handen bekommen / vnd damit den erlittenen Schaden reichlich ergetzen moͤge Ja es kan offt ein Herꝛ / durch diß dritte gemeine Mittel / neben der guten Haußhaltung / es dahin richten / daß er diſtractio - nem bonorum nicht fuͤrnemmen darff / beſonders wann er ſich befleißt / daß alle in dieſem / vñ nachfolgenden ſiben titulis, erklet - te Mittel / wol obſervirt, vnd foͤrderlich ins werck gericht werden.

Dieſes55

Dieſes dritte gemeine Mittel aber / wird in viel andere Mit -3 tel wider abgetheilt / welche vnder dieſem Mittel begriffen ſeind: vnd welche entweders per àdminiſtrationem juſtitiæ, oder ſine juſtitiæ adminiſtratione auff andere Weg / einem Herꝛen viel / vnd vmb ein mercklichs / alle Jahr nutzen vnd fruchten moͤgen.

Jedoch iſt allhie zu mercken / wann per adminiſtrationem juſtitiæ allerhand ſtraffbare media fuͤrgenommen werden / ob ſie4 wol nicht ohn Gelt beſchwerden abgehn / daß ich dieſelbige dar - vmb vnder die vnbeſchwerliche Mittel rechne / dieweil ſolche be - ſchwerden / nicht von den Oberherꝛen / ſondern von den Vn - derthanen herruͤhren / die ſich ſelbs / ex propria culpa & dolo, frey willig in dieſe beſchwerden ſtuͤrtzen: deren ſie wol koͤnten vber - haben ſeyn. Deren halben heißt es nicht vnbillich / Quod quis ſua culpa, ſuovè dolo, damnum ſentit, non ſentire videtur.

Vnd zwar in dem Fuͤrſten / Graffen / vnd Herꝛen /5 in jhren Landen vnd Staͤtten / das jenige verrichten / was jhnen von tragender Oberkeit zuverrichten obligt / ſo koͤnnen ſie da - mit nicht allein jhrem Ampt / vor Gott vnd der Welt ein genuͤ - gen thun / ſonder zugleich jhre Gefaͤll vnd Einkommen mercklich verbeſſeren.

Jch will aber in gegenwertigem Bedencken nicht erklaͤren /6 welcher geſtallt ein Regent vnd Oberꝛherꝛ / ſeinen beſchwer - ten klagenden Vnderthanen ſelbs Audientz verſtatten / jhr An - ligen vernemmen / vnnd ſelbs in allem Juſtitiam adminiſtriren ſoll / wie hievon Agapetus den Keyſer Juſtinianum in einẽ Send - brieff loͤblich informirt hat: idem ei, quod Philippo Mace - donum Regi, & Imperarori Adriano objiciatur: ergo re - gas: ergo imperes: ergo præſis: Sondern will allein / nach meinem vorhaben / etliche Mittel erzehlen / durch welche / ſo wol Recht vnd Gerechtigkeit befoͤrdert / als die Jaͤhrliche Gefaͤllvnd56vnd Einkommen / gemehrt werden: durch welche auch ein jeder Regent / gute Anlaß bekommen mag / der gleichen andere mehr Mittel / zu Befoͤrderung vnd Handthabung der Juſtitien, ins Werck zurichten.

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Dieſe Mittel aber vnd media, ſind entweders judicialia, oder extrajudicialia: dieweil ſie jhren Vrſprung zum theil auß den judicialibus, vnnd zum theil extrajudicialibus actibus nem - men: vnd doch alle dahin gericht ſind / das ſo wol in judicijs, als extrà, allerhand ſchaͤdliche Sachen moͤgen verhuͤtet / oder auff den fall gebuͤrlich geſtrafft werden. Pœnarum enim fines duo ſunt, unusut delinquentes puniantur, alter ut cæteriexem - plo deterreantur l. ſi pœna. 20. & l. capitalium 28. §. pen. D. de pœn. Plato tamen, Nemo, in quit, punit eos qui deliquerunt, ob hanc cauſam, quia deliquerunt: quia quod factum eſt, infectum reddere non poteſt: ſed futuri exempli cauſa: denuo vel hic ipſe peccet, vel alius quiſpiam, qui in eum hoc modo animadverti vidit, in Protagor. & lib. 21. de Legib.

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Judicialia media ſind die acht nachfolgende. Dann erſtlich ſoll ein jeder Regent / ſo vber viel Land vnnd Leut zu herꝛſchen hat / wol zuſehen / daß alle von jhme geordnete Richter vnnd Vrtheilſprecher / jhrem Ampt trew vnd redlich vorſtehn / nach jh - rem beſten verſtand menniglich gleich recht gedeyen / vnnd ſich darwider nichts bewegen laſſen / von den Partheyen / oder an - deren in jhrem Nammen / keinerley Geſchenck oder Gab nem - men / keiner Parthey Raht / oder Warnung thun / die Heimlich - keit deß Gerichts niemand eroͤffnen / auch die Sachen oder Vr - theil boͤſer Meynung nicht auffziehen. Judices enim purum adminiſtrare jus, purasque & integras DEO, ſuo Domino, & Legi, manus ſervare debent, ſec. Imp. Iuſtinian. nov. 17. cap. 25. Debent, inquam, in conſilio habere legem, fidem, re -ligionem,57ligionem, æquitatem: Libidinem autem & invidiam, me - tum, & cupiditates omnes, procul amovere, ut Cicero pro Cluentio tradit. Solte aber hiewider etwas von einem / oder mehr Richtern / ex culpa & negligentia, gehandelt werden / der / oder die / ſind darumb billich mit einer nam̃hafften Geltpeen zu ſtraf - fen. Nam aliàs propter abuſum Miniſtrorum junitiæ, ipſa juſtitia malè audiet: cum tamen etiam optimis rebus abuti ſit humanum. Et propterea omnes hiabuſus diligenter ſunt coercendi: cum ipſa Juſtitia, etiam ſocietatis publicæ ſa - lus periclitetur.

Zum anderen / wann die geordnete Richter in judicijs9 darauff gute Achtung geben / das Advocati vnd Procurato - res, alles das jenig thun vnd verrichten / auch vnderlaſſen vnd meyden / was jhnen in den Gerichtsordnungen / vnd von gemei - nen Rechten / gewohnlich bey ernandten Geſtbuſſen / zuthun / zu - verrichten / auch zu laſſen vnd zumeiden / aufferlegt vnd befohlen iſt / ſo wuͤrde daſſelb der Oberkeit mercklich nutzen / vnnd noch Zubefoͤrderung der Gerechtigkeit ſehr erſprießlich ſeyn.

Dann die Advocaten betreffend / Soll erſtlich billich10 ſich niemands advocierens annemmen / der es nicht verſteht / oder erlehrnet hat: ſoll auch ein jeder Advocat ſeiner Partheyen recht vnd befugtſame jhme mit fleiß laſſen befohlen ſeyn. Wird aber bewieſen / daß jemand durch deß Adv ocaten Vnverſtand / oder Fahrlaͤſſigkeit / ſey vernachtheilt worden / der ſoll der Oberkeit N. Gulden beſſeren. Et certè ſi in qualibet civita - te, non promiſcuè omnibus, ſed tantùm certis & idoneis perſonis Advocationis officio fungi liceret, per l. nemini 11. C. de Advocat. diverſ. judicior. & l. 3. §. nec de cætero. C. de Advoc. diverſ. judic. tot & tanta damna hodiè clientes non ſentirent.

Zum II. Wann ein Advocat ſeiner Parthey die Clag /11Qjrꝛig /58jrꝛig / dunckel / vnverſtaͤndlich / ohn vrſachen / ohn rechtmeſſig concluſion vnd petition anſtellt / vnd alſo gerichtlich produ -12 ciren laßt / der beſſert N. gulden. Zum III. Wann ein Ad - vocatin termino præfixo nicht gefaßt vnd alſo die Vrſach iſt / das vergebliche auffzuͤg vnnd dilationes, zu Verlaͤngerung der Sachen / geſucht werden / der beſſert jedesmahl N. gulden. Zum13 IV. Wann ſich befind / daß ein Advoca die Sach fuͤrſetzlich auffhalt / vnd ſeinen Clienten in vnnoͤtigen Koſten ſtuͤrtzet / der beſſert N. gulden. Nemo enimexinduſtria jurgia Protrahere14 debet. l. quiſquis. 6. §. nemo. C. de poſtul. Zum V. Wann ein Advocat in den producten chrruͤhriger / ſchmaͤhlicher / vnnd zu der Sachen gantz vndienſtlicher Worte ſich gebraucht / vñ damit zu groͤſſerer weitlaͤuffigkeit Vrſach gibt / der beſſert jedesmahl N.15 gulden. Unde eleganter Impp. Valentin. & Valens, Ante omnia, ajunt, univerſi Advocati ita præbeant patrocinia jur - gantibus, ut non ultrà quam litium poſcit utilitas, in licentiam con viciandi, & maledicendi temeritatem, prorumpant Agant quod cauſa deſiderat: temperent ab injuria. Nam ſi quis adeo procax fuerit, ut non ratione, ſed probris putet eſſe certandum: opinionis ſuæ immunitionem patietur. Nec enim conniventia commodanda est, ut quis quam negotio derolicto, in adverſarij ſui contumeliam, aut palàm pergat, aut ſubdolè, d l. quisquis §. 116 Zum VI. Wann ein Advocat de quotalitis paciſcirt, oder ſonſt mit ſeinem cliente vnrechtmeſſige conventiones macht / oder denſelben mit vbermeſſigen ſubarration vnd taxation be - ſchwert / contr à l. ſi quis Advocatorum. 5. & l. ſeq. §. præterea. C. d. tit. der beſſert N. gulden. Rectè tamen accipere poteſt, quod officij gratia, libero arbitrio ei Litigator offert, d. l. quisquis17 §. nemo ex bis. Zum VII. ſollen die Advocaten, welchendie59die beſchloſſene Sachen zu referiren vbergeben worden / was ſie fuͤr Exceß vnd Vbertrettungen in actis beſinden / vnder jhrem referirenahnden / vnnd den Richteren anzeigen / damit gegen den Vbertretteren gebuͤhrende Straffen moͤgen fuͤrgenommen werden. Solte aber ein Referent die begangene Exceß vnnd Verwuͤrckungen verſchweigen / der beſſert ſo viel / als er mit ſei - nem verſchweigen der Oberkeit ſchaden zugefügt hat.

Alſo zum dritten die Procuratores belangendt / Wann18 Erſtlich ein Procurator jemand zu dienen verwegert / Er gebe jhme dann Jaͤhrlichs ein gewiß dienſt: oder wartgelt / der beſſert N. gulden. Zum II. Wann ein Procurator dem anderen ſein19 Parthey abpracticirt / der beſſert N. gulden. Zum III. Wann20 ein Procurator wider die Parthey / die jhme jhre Sachen ent - deckt / hernach ſich brauchen laſt / der beſſert N. gulden Zum IV. 21Wann ein Procurator das jenige / ſo er von dem Grund vnnd Heimlichkeit ſeiner Parthey erlernt vnnd vernommen / dem ge - gentheil / oder deſſelben Verwandten / offenbart / der beſſert N. gulden. Zum V. Wañ ein Procurator ein vnvollkom̃enen Ge -22 walt gerichtlich producirt wird derſelb mit Vrtheil verworffen / vnd dem Procuratori in beſtimbter Zeit ein genugſamen gewalt einzubringen aufferlegt / er aber daſſelb zuthun vnderlaſt / der beſ - ſert N. gulden. Zum VI. So bald einiger Gewalt gerichtlich23 fuͤrbracht wird / ſoll der Gegen Procurator denſelben beſichti - gen / vnd wo er mangelhafft oder vngenugſam iſt / alsbaldt dage - gen excipiren, vnd vmb vollkommene legitimation anhalten. Wird aber diß vnderlaſſen / vnd endlich in der Sachen beſchloſ - ſen / ſo beſſert jeder Procurator N. gulden. Zum VII. Wann24 ein Procurator ſub ſpe rati ſich in die Sachen einlaßt / vnd ſich erbeut / ad proximam genugſamen Gewalt einzubringen / vnd aber in angenommener Zeit dieſem erbieten nicht ſtatt thut /Q 2der6025der beſſert N. gulden. Zum VIII. Wann ein Procurator ſich von dem anderen / ohn vollkommene information der Sa - chen / ſubſtituiren laßt / ſo beſſertſo wol der ſubſtituens, als der26 ſubſtitutus, ein jeder N. gulden. Zum IX. Wann ein Pro - curator ein vnformliche / mangelhaffte Clag / wie hieoben num. 11. gemelt / gerichtlich fuͤrbringt / vnd nicht dem Advocaten wi -27 der zu Hauß ſchickt / der beſſert N. gulden Zum X. Wann ein Procurator dem anderen in ſein Red fallt / oder in fuͤrtraͤgen vnd receſſen ſich Schimpffwort / oder ſonſt vnnuͤtzen Reden gebraucht / oder jemand Schrifftlich / oder Muͤndlich ſtumpffie - ret / oder ſeine Handlungen / die er judicialiter fuͤrbringt / nicht mit eigener Hand vnderſchreibt / der beſſert jedesmahl N. gulden. 28Zum XI. Wann ein Procurator Schrifftliche producta vbergibt / die incorrect vnd vnleßlich / oder auch injurios vnd29 ſchmehafft ſind / der beſſert jedesmahl N. gulden. Zum XII. Wann ein Procurator die Schrifften / ſo gerichtlich producirt zubeſichtigen begert / der ſoll alsbald ein Schrifftliche recogni - tion vbergeben / vnd ſich erbieten / in N. Tagen wider bona fide zu reſtituiren. Wer aber dieſes nicht thut vnd halt / der beſſert N.30 gulden. Zum XIII. Wann ein Procurator ohn rechtmeſ - ſige Vrſachen / Auffzug / oder Verlaͤngerung ſuchen / vnd ad petitiones prorogationum, vnd zu vnnotturfftiger ſummiſ - ſion, vrſach geben wuͤrde / der beſſert jedesmahl N. gulden. 31Zum XIV. Wann ein Procurator in ſchwebendem Rechten Gerichtlich fuͤr vnd anbringt / daß die Partheyen in der Guͤte ſte - hen / vnd aber deſſelben kein glaubhafften Schein vnd Vrkundt32 fuͤrlegt / der beſſert N gulden. Zum XV. Wann ſich befin - det / daß ein Procurator, ohn Beſichtigung ſeines Prothocols, vngereumbte vnd voriger Handlung widerwertige Receß hal -33 tet / der beſſert N. gulden. Zum XVI. Wann ein Procuratorſich61ſich der Richterlichen vnd geordneten Tax nicht will benuͤgen laſſen / ſonder paciſcirt de quota litis, oder macht ſonſt vnzimli - che / vngebuͤrliche / vnd beſchwerliche Conventiones, der beſſert N. gulden / vnd ſollen darzu die pacta vnd Conventiones nie - mand binden. Et propterea omnibus hiſce, alijsque ſimili - bus malis, maturè certa pœnarum remedia ſunt adhiben - da: ut ſi fortè planè ſanari nequeunt: tamen, quò ad fieri poſſit, cum Reipublicæ commodo aliquo, inhibeantur & emendentur.

Zum vierdten ſollen auch Claͤger vnd Beclagte / den34 Gerichtsordnungen vnd Mandaten ſich durchauß gemeß ver - halten. Wo ferꝛ aber Claͤger / oder Antworter / ohn ſon - dere rechtmeſſige Vrſachen / darwider etwas thun / oder fuͤr jhre Perſonen / in oberzehlten Puncten / ſich auch vergreiffen wuͤrde / der beſſert nicht weniger jedesmahl / als hieoben vnderſchiedlich iſt vermeldet worden.

Zum fuͤnfften / dieweil die injuriarum actiones faſt an35 allen Orthen in Staͤtten / Flecken / vnd Doͤrfferen / meh - rertheils auß gefaſtem Neid vnd Haß / ſehr einreiſſen / vnd die Vnderthanen dardurch nicht allein gegen einander hefftig ent - ruͤſt vnd verbittert / ſonder auch in jhren Aempteren / vnd Hand - thierungen / mercklich verhindert / vnd mit rechtfertigen in groſ - ſen Vnkoſten / vnd viel vngemach geſtuͤrtzt werden: cum, juxta Chilonis, unius ex ſeptem ſapientibus, dictum, Æris alieni ac litis individuus Comes miſeria ſit: multique propter lites ad inopiam & egeſtatem deducanter, nov. 86. in princ. ſo were zu - ordnen / das welcher wider den anderen ein Schmachclag wolte einführen / daß derſelbige gleich zu anfang mit der Clag / in Staͤtten vnd Flecken N. gulden / aber in Doͤrfferen N. gulden bahr erlegen ſoll.

Q 3Ge -62
36

Gewint der Claͤger die Sach / vnd iſt die Vrtheil zutraͤff - ten kommen / ſoſoll der Beclagt jhme die N gulden wider er - ſtatten / vnd darzu als ein freveler in juriant, vnd zerſtoͤhrer Bur - gerlichen friedlichen Lebens weiters / nach gelegenheit der Sa - chen vnd Perſonen / geſtrafft werden.

37

Verleurt aber der Claͤger die Sach / vnd iſt die Vrthel in rem judicatam erwachſen: ſo iſt er als ein Verleumbder / vnd temerarius litigator, nicht weniger als der Beclagte / auff vorbenante weiß / zu zuͤchtigen.

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Vnd im fall von ergangenem Vrthel appellirt wird / ſoll in werender appellation die Vollzichung der ſtraff einſtehen: aber nach dem die Vrthel zu endlichem Außtrag kommen / ſelbiger ge - maͤß exequirt, vnd oberzehlter maſſen / entweders der Appellant,39 oder der Appellat mit ſtraff angeſehen werden. Daher kan zu Breßlaw kein injuriant, allein mit Ablegung der Saͤchſi - ſchen Buß ſich ſchützen / ſonder er wird / neben gebürlichem Ab - trag / nach gelegenheit der Perſonen / vnd deß verbrechens / vom Rath / anderen zum Abſchew / ernſtlichen geſtrafft / ut aff[ir]mat Robiliß. D. Arnoldus de Reiger in ibeſaur. jur. in verb. injuriis n. 39. § zu Breßlaw.

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Alſo auch zum ſechſten / Dieweil keiner den anderen leichtlich / vnd ohn gegruͤndte rechtmeſſige Vrſachen / mit Ge - richtlichen Proceſſen bevnruͤhigen / oder zu koſten bringen / ſon - derche vnd zuvor er in das Recht tritt / ſeiner Zuſpruch / ſo er zuha - ben vermeint / ſich mit zeitlicher Vorbetrachtung vnd præpara - tion verfaſt machen ſoll: Deßgleichen vnnd hinwiderumb / der Antworter ſich nottuͤrfftig entſchlieſſen moͤge / ob er ſich in Recht einlaſſen / oder weichen / vnd deß Claͤgers begeren ein ge - nuͤgen thun wolle: Dieweil auch an allen Orthen die Gericht / auſſerthalb der Schmachclagen / auch mit anderen vielen Clogenvnd63vnd Rechtfertigungen trefflich vberhilfft vnd dardurch Richter vnd Vnderthanen in viel Weg / offtermals mutwilliger weiß be - ſchwerdt werden: So were nit weniger zuordnen / das welcher ein elag wider den anderen / in quacun q; alia, quàm injuriarũ cau - ſa, vor Gericht fuͤrbringen wolte / das ſolcher gleich zu anfang in Staͤtten vnd Flecken N. gulden / aber in Doͤrfferen N. gulden erlegen / vnd wann er die ſach mit Vrthel verleurt / vnnd dieſelb zu krefften kompt / noch darzu in Staͤtten vnd munici - pijs N. gulden / aber in Doͤrfferen N. gulden erſtatten ſolle.

Wuͤrde aber der Beclagt der endvrthel verluſtigt / vñ iſt die -41 ſelb in rem judicatam erwachſen / ſo ſoll er Claͤgern die N. gulden wider herauß geben / vnnd fuͤr ſein Straff in Staͤtten vnd municipijs noch N. gulden / aber in Doͤrfferen N. gul - den dem Gericht nachtragen.

Vnd im fall von einem / oder dem anderen theil appel -42 lirt worden: ſo bleibt die Erſtattung / in werender appellation, einſtehen: aber wann in cauſa appellationi, ein Vrthel ergan - gen / als dann ſoll entweders der Appellant, oder Appellat, ob - erclaͤrter maſſen / dem Gericht die geſetzte Geltpeen entrichten.

Sie Caron IX. Galliarum Regis edicto, olim imperatum43 fuit, ut is, qui alteri litem intenderet, duos Coronatos de - poneret: coſdem ab eo, quem judicio ſuperaſſet, recupera - turus, aut ſuæ temeritatis, ſi vincerctur juſtam pœnam la - turus. Et hoc judiciario vectigali vix ullum afflictis Ærarij opibus, & regno Galliæ, innumerabili litium multitudine oppreſſo, ſplendidius excogitari potuiſſe Bodinus aſſerit lib. 6. de Repub. c. 2.

At Romani olim decimam partem ejus rei, quæ in44 controverſiam venit, in privatis, ſed in publicis judicijs, quintam imperarunt, ut Feſt. Pomp. teſtatur. Imò Romanietiam64etiam ſponſiones ſecerunt, quas, judicio qui vicit, prætet rei judicatæ utilitatem, tulit: niſi adverſarius ante judicium acquieviſſer. Voluerunt enim quibuscunque modis lites à ſtirpe amputare: cum varijs Litigatorum incommodis atque damnis, etiam Reſpublica jacturam aliquam patere -45 tur. Ex quo ille abuſus diligenter eſt vitandus, quo expen - ſæ in litem factæ, etiam juſtam cauſam defendenti non ad - judicantur: quia hoc modo occaſio temerè litigandi, & pauperes opprimendi datur: ſed improbi Litigatores unà ſumptus Litisſunt reſtituere cogendi, Gregor. Tholoſ. de Rep. lib. 2. c. 6.

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Zum ſiebenden / im fall das Claͤger nach Einbringung ſeines libelli, oder der Clag / ſo er gerichtlich vbergeben / fol - gents dieſelbige / vor / oder nach der Kriegsbefeſtigung / fallen / oder erſitzen laſſen werde / der ſoll zu den vorigen N. gulden / noch N. gulden dem Gericht zu ſtraff geben / daß er die Sach fuͤr ſich nicht reiffer bedacht / noch durch mehr verſtaͤndigere beſſer hat bedencken laſſen: ſondern freveler mutwilliger weiß / die Richter vnd Beclagten bevnruͤhiget vnd moleſtirt, auch den Beclagten in den verdacht geſetzt / als ob erzu jhme wolbe - fuͤgte Zuſpruch vnd Forderung hette. Eſt autem ſpecies ali - qua injuriarum, ſine cauſa aliquem in judicio de debito compellare teſte Vlpiano in l injuriarum 13 §. ſi quis per in - juriam & in l. item apud Labeonem 15. §. ſi quis non debitorem D. de injur.

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Zum achten / wann in der anderen / oder dritten Jnſtantz ſich befindet / daß der Appellant frevelicher vnbefügter weiß / al - lein den gegentheil der Sachen muͤd zumachen / oder abzumat - ten / oder in Hoffnung denſelben zu einem annemlichen Vertrag zubringen / (vngeacht deß appellation Eydts) appellirt, ſoſoll65ſoll billich ein ſolcher ferners / vber alles / was zuvor num. 38. vnd 39. gemeltworden / nach Wichtigkeit / auch Langwirigkeit der Sachen / vnd Perſonen / mit gebuͤrender Geltſtraff angeſehen werden. Dann hiedurch kan man nicht allein viel frevele mut - willige appellationes, vnnd der Partheyen vielfaͤltige Muͤh / Schaͤden vnd Vnkoſten verhuͤten / ſonder auch der Oberkei - ten gerichtliche Gefaͤll vmb ein namhaffts / gantz loͤblich vnd ruͤhmlich verbeſſeren.

Damit aber dieſes nicht dahin gedeutet werden moͤge / als48 wolt man hiemit die in rechten erlaubte appellationes verhinde - ren / ſo kan ein Herꝛ ſich er cleren / daß dieſes allein von den jeni - gen zuverſtehen ſeye / welche in allen inſtantien in die Gerichts - koſten ſind verdampt worden. De horum enim temeraria ap - pellatione minus dubitari poteſt.

Et certè quamvis in libera Republica Romani, difficilimè49 vectigalia ac tributa ſibi imperari paſſi ſunt: hæc tamen judi - cialia vectigalia, etiam graviſſima, patienter tulerunt: quia ad cohibendam indomitam, & efftenatam Litigatorum li - centiam introducta fuerunt. Qua de cauſa hæc etiam probantur à Bodino d. lib. 6. de Republ. c. 2. & D. Warem. ab Ehrenberg in d. libel. de ſub ſid. c. 6. n. 63.

Vnd iſt bey den jetzterzehlten / vnnd anderen dergleichen50 Iudicialibus medijs, in gemein dahin zuſehen / das durch dieſelbi - ge alles das jenige geſtrafft werde / was in judicijs wider Recht / vnd wider die Gerichtsordnungen fuͤrgenommen wird. Judicia enim debent eſſe officinæ juſtitiæ, & non calumniarum, ſcommatum, & iniquitatum ſedes. Quapropter diligen - tißimè omnes præcavendi ſunt abuſus, quibus ſæpè malè au - diunt tribunalia, tanquam prædonum & latronum Concilia -Rbula:66bula: ut plerunque melius ſit incidere in viarum graſſatores, quàm in forenſes Harpyias, quæ paulatim ſugunt Litigantium facultates usque ad ſanguinem, & ad extremam desperatio - nem ſæpißimè producunt, ut illis ſatius & dulcius ſit mori, quàm vivere, ait Petr. Gregor. Tholoſ. lib. 2. de Repub. c. 6.

Von den MEDIIS extrajudicialibus, durch welche eben - meſſig mediante juſtitiæ administratione, die Gefaͤll vnnd Einkommen gemeh - ret werden.TITULUS X. DE PRIMO EXTRAIVDI - ciali medio.

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AVff die media judicialia, folgen nun mehr or - dentlich die media extrajudicialia, welche meh - rertheils auß den actibus extrajudicialibus her - reichen / deren ich alsbald in dieſem zehenden titulo in genere fuͤnff erzehlen will / vnder welchen viel nutzbare Faͤhl widerumb begriffen ſind. Dann erſtlich iſt in Rechten verſe - hen / daß die jenige bona, quæ de jureindignis aufferuntur, zuverdienter Straff dieſer Perſonen / moͤgen à Magiſtratu den - ſelben entzogen / vñ in Fiſcum genommen werden / tot. tit. D & C.2 de his quibus ut indign. Qua de cauſa hæc bona vocantur erepti - tia: quia etſi jam alijs delata & acquiſita ſint: ijs tamẽ rurſus, ut indignis, certis ex cauſis, à Fiſco eripiuntur atq; aufferun -tur67tur l. Papinianus. 8. §. meminiſſe. D. de in offic. teſt. l. quidam 30. §. ul LL. ſeqq. D. de donat. & l. 1. D. de jur. fiſ. Vnd dieweil dieſes erſten mittels variæ cauſæ, ſo wol in Digeſtis als Codice vmbſtaͤndlich ſich befinden / ſo will ich alle dieſelben in ſpecie, doch in Lateini - ſcher Sprach / an dieſem Orth erzehlen / damit ſie in promptu ſeyen / vnd in beſchriebener Sprach moͤgen verſtanden werden.

autem cauſæ generaliter ſunt triplices. Aut quis enim3 indignæ perſonæ aliquid relinquit: aut quis à defuncto indi - gnu; declaratur: aut denique ſine declaratione defuncti, alijs modisſe ipſum quisindignum efficit.

Primigeneris cauſa eſt, Si quid meretrici à milite, in cujus4 fuit contubernio, relinquitur. Hoc enim non meretrix, ſed Fiſcus capit: quia illa pro indigna habetur l. mulierem 14. in fi. D. de his quib. Quod Peregrinus de ea meretrice accipit, cum qua ſtuprum, vel adulterium commiſſum fuit d. l. mulierem, & l. Claudius 13. D. d. tit.

Secundi generis cauſa eſt, ſi quis in Codicillo, vel in epiſto -5 la declaravit, eum, cui in teſtamento aliquid reliquit, eſſe in - dignum. Tum enim Fiſcus quod alteri relictum eſt capit l. hereditas 4. C. de his quib ut indig. Nec refert, an cauſa indigni -6 tatis exprimatur, an non exprimatur: quia ſufficit declaratio Testatoris, qua alterum indignum eſſe aſſeruit, d. l. hereditas ubi not. DD. Nec quoque refert, an Testator in ſpecie indi7 gnum vocarit: ſed ſatis eſt, ut alijs verbis declararit, here - dem, vel legatarium, de ſe malè eſſe meritum, not. Paul. de Ca - ſtro & communiter DD. in d. l. hereditas 4. C. de his quib. ut indign.

Tertij generis cauſæ, quibus ſe ipſum quis indignum efficit, ſunt rurſus variæ. Aut enim contra defuncti perſo - nam, aut contra ejus uxorem, vel alias perſonas neceſſarias, aut contra defuncti teſtamentum, aut contra ejus heredita -R 2tem,68tem, aut deniq; contra certas leges quis delinquit: de qui - bus ſingulis mox plenius agam.

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Et quidem contrà defuncti perſonam ſequentibus modis quis delinquit, & eo ipſo ſe indignum facit. Nam primò is qui aliquem interfecit, indignus eſt ut interfecto, ex teſta - mento, vel ab inteſtato, vel heredi ejus, in bonis interfecti, ſuccedat: ſed Fiſcus hæc bona ei auffert, l. Lucius 10. D. de ju - re fiſ. & ibi not. gl. & Barthol. n. 2. & Baldus in d. l. cum hereditas 4. n. 7. l. Sororem 10. C. de his quib. ut indig. & l. cum ratio 7. §. pen. 10D. de bon. damn. Et hoc adeo verum eſt, ut pares in gradu in ſua quidem portione ſuccedant: at non in portione interfe - ctoris: quia in hac interfector pares excludit, & poſt ab in - terfectore hanc Fiſcus capit, not. Bald. in d. l. bereditas num. 9. Barthol. in d. l. cum ratio. §. pen. & Anguſol. conſ. 76. lib. 6 Nec filij interfectoris in hac portione ſuccedunt, d. l. cum ratio §. pen. in tantùm, ut etiam proviſio Auth. bona damnatorum. C. de bon. damnat. hîc ceſſet: quia hæc Auth non loquitur de indignis not. Bald. in d. l. hereditas num. 9. quem ſequitur Laudens. in tract. de Fiſc. q. 5.

11

Deinde indignus eſſicitur, qui in culpa fuit ut Teſtator interiret l. indignum. 3. D. de his quib. ut indign. Veluti ſi non adhibuit Medicum: vel adhibuit quidem, ſed imperitum: vel ſi ad victum neceſſaria non præſtitit gl. in d. l. indignum 3. Nihil enim intereſt, occidat quis, an cauſam mortis præ - beat l. nihil 15. D. ad L. Cornel. de Sicariis.

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Tertiò ſi heres necem defuncti non vindicavit, in dignus eſt qui ejus hereditatem capiat: ſed hereditas ab eo cum fructibusà Fiſco auffertur l. her edem 17. D. de his quib. ut indign. l. 1. l. minoribus 6. l. ſi ideò 7. l. cum fratrem. 9. l. ſororem 10. C. d. tit. Imò legata quoque indigno heredi relicta, etiam pro partealiorum69aliorum coheredum, Fiſcus auffert l. ſi ſequens 15. §. 1. D. Ad SC. Syllan. quia indignus omni commodo deſtituitur l. 1. & ibi not. DD. C. de his quib. ut indign. Pro indignis tamen hoc ca -14 ſu non habentur pupilli, minores 25. annis, & filij heredes. l. minoribus 6. C. d. tit. & not. Peregrin. in tract. de jur. ſiſ. lib. 2. tit. 2. quia pupillos & minores, ætas, at filios, quò minus Patrem deferant, naturalis reverentia atque pietas excuſant.

Quartò, ſi quis adit hereditatem, tabulasque aperit, an -15 tequam de ſervo, à quo Teſtator necatus dicitur, quæſtio - nem habet, & in nocentem animadverti curat, indignus eſt qui defuncti hereditatem capiat, l. ſi ea quæſtio 3. l. minoribus 6. & l. cum fratrem. 9. C. de his quib. utindign.

Quintò etiam indignus eſt, qui defuncto ſtatus contro -16 verſiam movit, l. ſi inimicitiæ 9. §. ult. & l. cum tabulis 16. D. de his quib. ut indign. Et propterea ſi quid huic ante motam controverſiam fuit relictum, id ei à Fiſco auffertur d. l. cum tabulis. Idem ſtatutum eſt de liberto, qui defunctum Patro - num illicitæ mercis negociatorem detulit l. 1. D. de his quib. ut indign. Etſi enim hic ut Delator præmium meretur: tamen ut ingratus, Patroni legato privatur, d. l 1.

Sextò ſi quis alterum teſtari prohibuit, vel coëgit, in17 dignus eſt qui ex ejus teſtamento aliquid capiat, ſed totum Fiſco acquiritur l. ſiſcriptis 19 D. de his quibus ut indign. l. 1. & tot. tit. D. ſi quis aliq. teſt. prohib. & l. Marcellus 3. in fin. D. Ad SC. Trebell.

Prohibetur autem quis teſtari quatuor modis: I. Si quis18 Teſtatorem cogit ut ſe heredem inſtituat: II. Si quis Te - ſtatorem compellit, ut heredem aliquem inſtituat: III. Si quis teſtari prohibuit eum, qui prius teſtamentum non fecit: Et IV. Si quis impedit, quò minus Teſtator factumR 3teſta -70teſtamentum immutet, vel aliud condat no. Peregrin. d. lib. 5. tit. 6. Et hæc de modis quib. contrà defuncti perſonam delinquitur.

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Contra defuncti uxorem, vel liberos delinquit, & eo ipſo ſe indignum efficit, Si quis uxorem Teſtatoris, vel ejus liberos occidit, vel ſi quis uxorem Teſtatoris, tam mor - tuo, quàm vivo Teſtatore corrupit, not. gl. Barthol. & alij in d. l. Sororem. Et propterea horum quoque ſucceſſio ad Fiſcum pertinet.

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Sic etiam indignus efficitur, qui contrà defuncti teſtamen - tum[delinquit]. Nam ſi quis defuncti teſtamentum inofficio - ſum eſſe dixit, nec obtinuit, indignus eſt, qui ex illo teſta - mento quicquam conſequatur: ſed omne emolumentum ad Fiſcum ſpectat, d. l. Papinianus 8. §. meminiſſe 14. D. de inof -21 fic. teſtam. Et hic non tantum amittit, quod illi per inſtitutio - nem & legata fuit relictum: ſed etiam quod per Falcidiam & Trebellianicam amittere potuit, l. poſt legatum 5. §. qui mortis. D. de his quib. ut indig. & d. l. Marcellus 3. §, ult. D. Ad SC. Tre -22 bell. Imò hic etiam amittit legitimam, jure naturæ debitam: quia hæc eſt quota bonorum, & portio hereditatis, l. cum quæ - ritur 6. C. de inofficioſ. teſtam. Qui autem generaliter à legitimæ ſucceſſione excluditur, etiam pro legitima nihil detrahit. l. Gallus 29. §. & quid ſi tantum. D. de lib. & post hered.

23

Idem omninò de eo ſtatuitur, qui teſtamentum falſum dixit, necobtinuit. Hicenim non minus, ac præcedens, ab omnibus commodis, in teſtamento relictis, repellitur, d. l. poſt legatum 5. §. ille qui. l. alia 8. C. de his quib. ut indign. & l. ejus qui 29 §. ult. D. de jur. fiſ.

24

Ita quoque qui teſtimonium in cauſa inofficioſi, vel falſi teſtamenti dixit, ſi teſtamentum ſalvum manet, indignus redditur qui ex eo quid lucretur, d. l. post legatum. 5 §. his ve - 10.71 10. ubi Barthol. n. 1. vult hoc verum eſſe, ſive quis coactus, ſive vo - lens teſtimonium dixit.

Sic præterea is, qui contrà tabulas bonorum poſſeſſio - nem petijt, non teſtam entarijs tantùm commodis privatur,25 l 2. D. his quib. ut indign. ſed etiam ijs, quæ ante extrà teſta - mentum habuit, l. ſed ſub conditione 18. §. 1. D. de bonor. poſſ. con - trà tab. quia contrà tabulas qui agit, non tantùm de viribus te ſtamenti, ſed de jure patris & filij diſputat, l. filio 16 §. 1. D. de in offi. teſt. Et propterea rectè ab omni commodo removetur, quod à patre habet, Alexand in d. l. alia 8. C. de his quib. ut indign. & laſon. in l. Etſi contrà. 35. n. 1. D. de vulga. & pup. ſubſt.

Ad hæc indignus efficitur, qui contrà defuncti, vel viven -26 tis hereditatem delinquit. Nam ſi quis defuncti hereditatem compilavit, eatenus pro indigno habetur quatenus compi - lavit, l. reſcriptum 6. D. de his quib. ut ind. quia in eo Falcidiæ commodum amittit, idque Fiſco defertur. Exempli cauſa: is qui quadringenta habuit, univerſa quadringenta alicui le - gavit. Ex hisautem heres centum ſubtraxit. Ex quo heres trecentorum quidem quartam retinebit, nempè ſeptuagin - ta quinque, & ducenta viginti quinque dabit legatarijs. Ex centum autem quæ ſurripuit, ſeptuaginta quinque dabit le - gatarijs, at reliqua, hoc eſt, viginti quinque, ad Fiſcum ve - nient d. l. reſcriptum.

Sic etiam ſi quis improbum pactum de viventis heredita27 te fecit, l. donari 29. §. ult. cum l. ſeq. D. de donation. & l. 2. in fin. D. de his quib. ut indign. cum hoc ſit contra bonos mores & jus - gentium, meritò portio paciſcenti relicta, ei tanquam indi - gno à Fiſco auffertur, d. l. 2. in fin.

Idem eſt ſi inter duos de dividenda alicujus viventis, &28 non conſentientis hereditate, conventio ſit: quia cum vo -tum72tum captandæ mortis inducat, meritò indignum eum facit, qui ex hac conventione lucrum querit, l. ult. C. de pact. Et propterea cauti debent eſſe filij, vivente, & non con - ſentiente patre, inter ſe paternam hereditatem dividant: quia hoc modo Fiſco anſam præbent, ut poſtea hanc here - ditatem ijs aufferat, ut Paul. de Caſtr. & laſon. in dict. l. ultim. affirmant.

29

Tandem contrà certas leges delinquitur, & eo ipſo quis indignus redditur, Si quis Teſtatori tacitè fidem accommo - davit, de hereditate, vel legato, vel fideicommiſſo ei reſti - tuendo, qui legibus ex teſtamento capere prohibetur, l. in30 fraudem 10. cum l. ſeq. D. de his quib. ut indign. Sic etiam contrà Leges delinquitur ſi quis uxorem, Legibus interdictam du - cit. Unde hic indignus eſt qui ex ultima conjugis volunta - te aliquid capiat ſed quod ei relictum eſt, ad Fiſcum perti - net l. 2. §. 1. D. de his quib. ut indign.

31

Hujus generis primò ſunt, ſi tutor pupillam, vel curator minorem 25. annis, ſine patris deſtinatione, ante redditas rationes, uxorem duxit, vel ſuis in uxorem dedit, l. tutor. 36. l. ſi quis tutor. 60 l. Senatusconſulto 59. l. non est matrimonium 66. l. non ſolum 67. D. de rit. nupt. l. ſi patris 6. l. ſi tutor. 7. C. de interd. matrim. & l. 2. §. 1. D. de his quib. ut indign. Ex quo nec Tutoris, nec Curatoris heres, ante redditas rationes, cum dictis per - ſonis matrimonia contrahere poteſt d. l. non ſolum 67. & l. li - bertum 64. D. de ritu nupt.

32

Deinde hujus generis eſt, ſi quis ex ea provincia, in qua of - ficium Magistratus geſſit, matrimonio aliquam ſibi ſociavit d. l. 2. §. 1. D. de his quib. ut ind. l. ſi quis officium 38. l. qui in Provincia 57. l. Præfectus 63. & l. eos qui 65. D. de rit. nupt.

33

Hodie autem jam dicti caſus jure Pontificio non ſunt in -terdicti,73terdicti, not. Abb. in c. ult. num. 2 ext. de ſecund. nupt. Felin. in c. 1. num. 17. de Sponſal. & laſon. in l. ſi filius à patre 28. §. ſi quis eo tem - pore num. 1. D. de lìb. & post. Ex quo ijs in locis, in quibus jus Pontificium obtinet, non poterit ejuſmodi maritis de indi - gnitate quicquam opponi: niſi fortè, ut plerunque fieri ſo - let, novis provincialibus & municipalibus conſtitutioni - bus jus civile approbatum ſit.

Tertiò hujus generis eſt, ſi quis damnatam adulterij uxo -34 rem duxit, l. Claudius 13 D. de his quib. ut indign. Ei enim ut in - digno hujus mulieris ſucceſſio auffertur, d. l. Claudius. Ex quibus omnibus luce meridiana clarius apparet, non unum, duos, vel tres, ſed plurimos eſſe caſus, in quibus jure noſtro, varijs perſonis bona relicta aufferuntur, & Fiſco, ſeu Æra - riis Magiſtratuum, maxima cum utilitate, vindicantur. Ita - que hi caſus meritò ab omnibus Magiſtratibus notandi, & ad uſum accommodandiſunt, d. infrà num 45. Et hæc de primo extrajudiciali medio: in quo licet etiam judiciales aliquot actus com - prehendantur ſup. n. 20. cum ſeqq. tamen cum actus judiciales, longè ab actibus extrajudicialibus ſuperentur, ab his medium hoc denomi - nare volui.

DE SECVNDO EXTRA - judiciali medio.

ZVm anderen iſt auch in Rechten verſehen / das bona35 Damnatorum & Proſcriptorum deß Oberherꝛen Cammer vnd Fiſco heimfallen ſollen. Damnatos autem voco, de quibus ultimum ſupplicium eſt ſumptum: at Proſcriptos appello Deportatos, qui civiliter ſunt mortui,Scum74cum Alvaroto, Andrea de Iſernia, Præpoſito, & communiter aliis: quibus hodie Banniti comparantur.

36

Wann nun / vermoͤg der juͤngſten Weltlichen Recht / in ab - ſteigender vñ auffſteigender linea keine Erben / biß auff den drit - ten grad verhanden ſind / ſo gehoͤren Damnatorum & Proſcri - ptorum bona dem Fiſco zu / vnd haben die Erben in der zwerch linea zu denſelben allerdings keinen zugang jux. nov. 134. c. ult.

37

Wann auch die Damnati & Proſcripti hinder ſich jhre Weiber verlaſſen / ſo gebuͤren denſelben jhr dos vnnd donatio propter nuptias. Wo ferꝛ ſie aber kein Heurathgut in die Ehe gebracht / ſo iſt jhnen quarta pars bonorum, zuzuſtellen / das vberig bleibt dem Fiſco d. nov. 134. c. ult.

38

Ob nun wol jetztgemelte Meinung in den letzten Weltlichen Rechten expreßè in d. c. ult. verordnet iſt: jedoch wollen irne - rius, vnd andere Doctores communiter, daß auch die col - laterales heredes de jure den Fiſcum außſchlieſſen koͤnnen: ja es ſagen viel vnder den Rechtslehrern / quod bona Dam - natorum generaliter ocferantur venientibus ab inteſtato, uſque in infinitum, Farinac. de delict & pœn. lib. 1. tit 3. q. 25. n. 6. Wollen auch die Doctores communiter, das faſt an allen Orthen / die confiſcatio bonorum auffgehebt ſeye / vnd allein in etlichen beſonderen Faͤhlen noch platz habe Farmac. d. q. 15. n. 9. Jch aber bin der Meynung / das Irnerij, vnd ſeines anhangs Meynung / auß vngegruͤndter jrriger opinion herflieſſe wie ich in tract. de Regalib. mit mehrerem deducirt, vnd das / in capi - tali ſententia damnatis. an vielen Orthen / hin vnnd wider / die confiſcatio bonorum noch ſtatt habe / vnd nur zu viel genaw vnd ſtrictè gehalten werde / ut reſtis eſt Experientia.

39

Vnd zwar wann ein Regent vnd Oberherꝛ / als dann erſt Damnatorum & Proſcriptorum bona einziehen vnndnemmen75nemmen laßt / wann in auffſteigender linea, allerdings keine Erben / vnnd in der zwerch linea, vber den dritten grad Erben ſich befinden / vnd wann den Weiberen jhr dos, vnnd donatio propter nuptias, oder quarta bonorum pars, gelieffert iſt / wie hieoben num. 37. iſt erclaͤrt worden: Wann auch ein Regent dieſe eingezogene Guͤter zu milten Sachen / oder zum gemeinen Nutz / verwendet: ſo haben ſich die ulteriores collaterales here - des, aber dieſer billichen Verordnung / nicht zubeclagen / ſondern moͤgen ſich ab denen beſchweren / die mit jhrem ſtraffbarem Leben dieſe Peen vervrſacht vnd verwirckt haben.

Et quamvis verum ſit, Bona non delinquere, ſed bono.40 rum poſſeſſores, ut Imp. Iuſtin. nov. 17. c. 12. aſſerit: tamen ſicut alijs in caſibus ſæpe delicta etiam pecuniariè puniuntur: ita hoc caſu obſervatis præſcriptis circumſtantijs, non iniquũ eſt ut Damnatis atque Proſcriptis, propter ſcelera commiſ - ſa, etiam bona aufferantur juxta nov. 134. c. ult. in fin. Unde rectè Nicol. Vigelius lib. 3. Digeſtor. c. 13. circa fin. dixit, Publi - cationem bonorum novo jure regulariter eſſe ſublatam, per d. no v. 17. c. 12. Hujus autem regulæ eſſe duas exceptiones: I. Niſi damnatus neque liberos, neque parentes, neque uxo - rem habeat: II. Niſi ob Majeſtatis crimen damnatus ſit. enim exceptiones probantur d. no v. 134. c. ult. in fin.

DE TERTIO EXTRAIVDI - ciali medio.

DEßgleichen iſt zum dritten / in Rechten geordnet / daß41 auch deren Perſonen Guͤter / welche ein Laſter beleidigter Maleſtaͤt begangen / dem Fiſco zugehoͤrig ſeyn ſollen / der geſtalt / ob ſchon in abſteigender linea Erben verhandẽ weren /S 2daß76daß ſie doch nichts erblichs empfahen koͤnnen noch ſollen / l. quis - quis 5. C. Ad L. Iul. Majest.

42

Wann nun hoͤhere Staͤnd (wider die / auß der Rechts - lehrer gemeinem ſchluß / heutigs Tags auch das crimen - ſæ Ma eſtatis kan begangen werden / ut ex Angelo, Paulo de Ca - ſtro, Ioanne Andreæ, Geminiano, Præpoſito, Cumano, Alexandro, Gigante, & lulio Claro aſſerit Tiber. Decianus in tract. crim. lib. 7. c. 4. n. 8.) dieſes Rechtens ſich wollen gebrauchen / ſo mag es jh - nen auch zum Nutz gereichen: quia illorum, qui crimen læſæ Majeſtatis commiſerunt, omnia bona ad Fiſcum ſpectant, d. l. quisquis 5. C Ad L. Iul. Majest. Jſt gleichwol nicht ohn / wann in auffſteigender vnd abſteigender linea vnſchuldige Er - ben verhanden ſind / das hohe Staͤnd mit denſelben mitleiden - lich zu handlen wol Vrſach haben.

DE QVARTO EXTRA - judicials medio.

43

ZVm vierdten iſt es ebenmeſſig den Rechten gemaͤß / das auch deren Perſonen Guͤter in Fiſcum genommen werden / die inceſtas nuptias contrahirt haben. Hac enim bona non minus, quàm bona Damnatorum, Proſcriptorum, & ejus qui crimen læſæ Majeſtatis commiſit, jure Regali ad Fiſcum ſpectant, lib. 2. F. tit. Quæ ſint Regal.

44

Wañ nun auch dieſe Guͤter als dann erſt ein Regent in ſeinen Fiſcum nemmen laßt / wie hieoben num. 40. iſt vermeldet / ſo haben weder die Blutſchaͤnder / noch derſelben Weiber vnnd Verwandten / ab der ſtrenge dieſes Rechtlichen Mittels / ſonder ab der begangenen Blutſchand / ſich zubelagen.

Dieweil77

Dieweil dann in den jetzt erklaͤrten vier Mittlen / nach auß -45 weiß der Recht / der delinquentium bona in Fiſcum gezogen werden / wie ich in tract. de Regalib. weitlaͤuffiger deducirt: Vnd dieweil heutigen Tags ein jeder Stand deß Reichs / fuͤr - nemblich aber Fuͤrſtliche / Graͤffliche / vnd andere Wol - geborne Perſonen / jura Fiſci haben: Dieweil auch dieſe Faͤhl / in vnſerer letzten / boͤſen / vnnd laſterhafften Zeit / ſich vber die maſſen viel zutragen: ſo iſt es Sonnenclar am Tag / wann hierauff gute Achtung gegeben wirdt / das ſolche Faͤhl einem Regenten vnd Oberherꝛen / beſonders in weitlaͤuffigen Herꝛſchafften vnnd territorijs, mercklichen groſſen Nutz brin - gen / vnd das durch die obſervantz dieſer Mittel / viel abgeſchreckt werden moͤgen / dergleichen Laſter zubegehen. Sæpè enim plæ - rique magis privatione bonorum, quàm alijs pœnis, à de - lictis abſterrentur, d. ſuprà tit. 9. num. 7. in fin. & hoc tit. num. ſeq. in fin.

DE QVINTO EXTRA - judiciali medio.

ZVm fuͤnfften ſoll ein jeder Regent allen moͤglichen fleiß46 anwenden / daß wider alle Frevelthaten gebuͤrende ſtraffen geordnet / ſelbige ſtrictè gehalten / vnnd nicht vberſchritten werden: dieweil ſolche gleichſam die columnæ vnd fulcra ſind / auff welchen die Respublicæ beſtehen. Ubi enim injuriæ præ - valent, inquit Sophocles, & quiſque quod libet impunè facit, eam Rempublicam exiſtima mox præcipitem ruituram. Daher will ich bey dieſem fuͤnfften Mittel die fuͤrnembſten Fre - velſachen / vnd derſelben Geltbuſſen in ſpecie erzehlen / vnnd damit einem jeden Regenten gute Anlaß zugeben / wider ge -S 3meldte78melte vnd andere dergleichen frevel gebuͤhrende Straffen fuͤr - zunemmen / vnd damit zuverſchaffen / das ſo wol Chriſtliche diſei - plin vnd friedlicher Stand erhalten / als der gemeine Nutz moͤ - gen befoͤrdert werden. enim pecuniariæ pœnæ, non priva - tis, ſed Reipublicæ exſolvuntur, tanquam cõtractis maleficiis, cum Republica contractum ſit, D. Hypp. de Collib. de increm. urb. c. 20. Aliorum verò pœnæ, emen dant alios, veritos, in ſimiles incidant, ut Philo. lud. in lib de Legat. ſtatuit.

47

Vnnd zwar demnach einem jeden Chriſten gebuͤrt / ſeinen ſchuldigen gehorſam vnd lieb / GOtt vnd dem Naͤchſten zuer - zeigen / die Goͤttliche Ehr / vnd vnſerer Seelen Heil zubeden - cken / auch vor allen dingen ſein Goͤttlichs Wort zubeſuchen vnd fleiſſig anzuhoͤren / ſo ſoll ein jeder Regent mit ernſtlichem vnd getrewſtem fleiß darob vnnd daran ſeyn / daß zu den Zeiten / wann man das Wort Gottes verkuͤndiget / bevorab an den Soñ: vnd Fewrtaͤgen / durch jederman / die es Leibs halben vermoͤgen / daſſelb fleiſſig beſucht / auch die Jugend darzu angehalten wer - den / vnd niemand außwendig den Kirchen auff Maͤrckten / Gaſ - ſen / oder anderen dergleichen Orthen / bey / oder vor den Tho - ren vnder der predigten / muͤſſig gehen / ſpacieren / oder auch in Wirtshaͤuſſeren / zechen / ſpielplaͤtzen / gewerben vnd geſchefften / ſich finden laſſen / oder auch andere von der Kirchen abhalten / al - les vnd ein jedes bey ſtraff N. gulden. Unde Ariſtoteles, lib. 7. Polit c. 8. inter ea ſine quibus Respublica conſtare non po - teſt, etiam Rerum divinarum curam reponit.

48

Vnnd wajemand / ſo ad ſacram cœnam gangen / hernach ſolchen Tag auff die offen Zehr: vnd Trinckſtub ſich verfuͤgt vnd beweint / oder ſonſt andere Leichtfertigkeit vnnd uͤppigkeit geuͤbt vnd getrieben / der iſt auffs wenigſt mit einer ſtarcken Geltbuß / wo ers vermag / oder ſonſt mit Gefaͤngnuß zuſtraffen. Aliasenim79enim dies feſtus, non ad Dei Opt. Max. laudem cedet, ſed erit gulæ irritamentum, & Luxuriæ occaſio, ut cuidam, quid eſſet dies feſtus roganti, Antiſthenes Ethnicus reſpondit.

Deßgleichen ſoll auch auff bemelte Sonn: vnd Fewrtaͤg49 nichts offentlichs feil gehabt / kaufft / oder verkaufft / kein Laden oder Gaden auffgethan / auch von den Handwerckeren jhre Handwerck nicht getrieben werden / bey Vermeidung N. gulden / fac. c. 1. deferijs, ubi not. DD. Jedoch ſeind eſſende Speiß vnnd Getraͤnck / deren zur Notturff nicht zuentberen iſt / außzunem - men / die moͤgen auſſerthalb der Stunden / auff die man pflegt in den Kirchen das Wort Gottes zuverkuͤndigen / wol verkaufft vnd erkaufft werden: ſind auch außzunemmen die jenige Hand - wercks Geſchaͤfft / die kein Verzug leiden / vnnd nothwendig in eil zuverrichten ſind: doch das hiemit kein Gefahr oder Betrug geübt werde.

Alſo iſt heutigen Tags das Gottsſchwoͤren vnd fluchen / dar -50 durch der Allmaͤchtige zu ewiger vnd zeitlicher Straff vervr - ſacht wird / ſehr gemein / vnd daher in deß H. Reichs Abſchieden verſehen / daß der jenige ſo auß Trunckenheit / oder bewegenden Zorn ſchwoͤrt / wie auch der ſolches gehoͤrt / vnnd der Oberkeit nit angebracht / vmb ein marck Gold / wann es in ſeinem vermoͤ - gen / ſoll geſtrafft werden. Wann nun ein Regent vnd Ober - herꝛ in ſeinem Gebiet ſtrictè diß obſervirt, ſo wird dardurch GOttes Ehr befoͤrdert / deſſelben tauſetreicher Segen erobert / vnd wird Jaͤhrlich auch etwas ertragen / ſo hernach / wie auch die vorige Straffen / zu milten Sachen koͤnnen verwendet werden.

So iſt auch offenbar was fuͤr Schand / Laſter / vñ andere ſchaͤd -51 liche Sachen auß vbermeſſiger Fuͤllerey vñ Trunckenheit taͤglich entſtehn / das nit allein dardurch Menſchliches weſen in Viehi - ſche Naturen verkehrt / Leib vnd Seel beſchwert / zeitliche Narungverſchwen -80verſchwendet / ſonder auch Gott der Allmaͤchtige zum hoͤch - ſten beleidiget / vnd zu Zorn vnd Straff bewegt wird. Ebrioſus enim, ait D. Anguſtin. confundit naturam, amittit gratiam, perdit gloriam, incurrit damnationem æternam. Et Ebrie - tas, teſte Hugo. de S. Victor. judicium rationis obfuſcat: conten - tiones procurat: robur & naturalem virtutem enervat: in - firmitatem generat: mortem naturalem adducit: rebus tem - poralibus ſpoliat: & quod deterius eſt, divinam maledictio - nem inducit: De qua re plura tradidi in tract. de Defenſ. Neceſſar. c. 6. n. 7. cnm ſeqq.

53

Daher iſt von einem jeden Regenten in ſeinem Gebiet ernſt - lich zubefehlen / das menniglich ſich alles gemeſſens zutrinckens vnnd vbereintziger Fuͤllerey / wie / oder durch was ſchein daſſelb vermeßlicher weiß koͤndte fuͤrgenommen werden / gentzlich ent - halten vnd muͤſſigen ſoll. Dann welcher / oder welche / darwider gefaͤhrlicher weiß handelt / der / oder die als offt es beſchicht / ſoll54 vmb N. guiden vnnachlaͤßlich geſtrafft werden. Vnd iſt wol zu - erbarmen / ob gleich in Gottes Wort vnd deß Heiligen Reichs Abſchieden / die Fuͤllerey vnd Trunckenheit ſtarck verbotten iſt / das doch wenig Perſonen dieſem Verbott nach geleben / ſondern daß viel dem ſchlemmen vnd temmen obligen / vnnd vber die alte weiß Trunckenheit zubefoͤrderen / ein gantz newe Manir / ſo ſie Geſundheit trincken / vermeintlich nennen / mit einer ſol - chen vbermaß eynfuͤhren vnnd treiben (da ſonſt auff einſen Ge - ſundheit beſcheidenlich vnd auß wol affectionirtem Gemuͤt zu - trincken nicht zutadlen were) daß ſie nit allein ſich betriegen / auff dieſe vbermaͤſſige weiß andere geſund zumachen / ſondern daß ſie hiemit jhr eigene Geſundheit gewohnlich verſchertzen / vnnd noch darzu in hieoben num. 52. erzehlte ſchaͤdliche Sachenſich81ſich ſtuͤrtzen / de quo plura in d. tract. de Defenſ. Neceſſ. c. 6. num. 75. uſque ad fin.

Demnach dann auch in deß Reichs verbeſſerter Policey Ord -55 nung weiters nothwendige Fuͤrſehung beſchehen / was geſtalt ein jeder / was Wuͤrden oder Herkommen er ſeye / ſeinem Stand / Ehren / vnd Vermoͤgen nach / mit der Kleydung ſich verhalten ſoll / auch in gedachter Ordnung einer jeden Oberkeit bey nam̃hafften Peenen aufferlegt / deren Landtsart Gelegenheit nach / jhren Vnderthanen hierin ein gute / ehrbare / beſtendige Ordnung zumachen / vnd darob / wie ſich gebuͤrt / zuhalten: die - weil auch der taͤglich Augenſchein zuerkennen gibt / wie in koͤſtli - chen Kleydungen / (welche Petrarcha Superbiæ vexilla, & Luxuriæ nidos intitulirt) an allen Orthen ein ſolcher vberfluß eingeriſſen / dardurch aller vnderſcheid der Perſonen / vnnd alle Ehrbarkeit auffgehebt / die Baarſchafft verſchwendet / groſſe Schulden gemacht / vnnd die Vnderthanen ins Verderben ge - richt werden: So iſt hoch von noͤhten / daß ein jeder Regent56 vnd Oberherꝛ / bey einer namhafften Geltpeen verordne / daß in ſeinem Gebiet ein jede Perſon ſich jhrem Standt gemeß / ehrbarlich / vnd wie nach eines jeden Landsart von alters herkom - men vnnd gebreuchlich / ſich bekleyde / damit der Edel / vor dem Vnedlen / der Geiſtlich vor dem Leyen / der Burger vor dem Bauren / der Herꝛ vor dem Knecht: alſo auch Frawen vnnd Jungfrawen vor den Maͤgden vnderſcheiden vnd erkant moͤgen werden. Unde Petrarcha, An verò, ait, tam vigiles Magi - ſtri an tam dociles diſcipuli, plus odij mereantur, in dubio eſt: quorum ingeniis effectum vides, inter Mimos, Ducesque, inter ſcorta & matronas propè jam nihil interſit aspectu. Nec dum ſistit, ſed indies ſerpens creſcit & variatur inſania. TDeren -82Derenhalben ſollen billich alle Vnderthanen / auch in dieſem Stuͤck den publicierenden Ordnungen hoͤchſtes fleiß nachgele - ben / vnd wol betrachten / daß die Kleydung / |ein memorial vnd erjnnerung der Suͤnden ſeye / vnd was mit derſelben bedeckt wer - de. Ex quo idem Petrarcha, Pudebit, ait, cultus exterioris, quoties quid eo tegatur cogitahis. Inſana enim ambitio eſt, fi - mum tegere purpura.

57

Alſo hat auch faſt an allen Orten ein vbermeſſiger vnd ſehr ſchaͤdlicher Vberfluß / in praͤchtigen Pancketen / mit vielerhand frembden trachten / an eſſenſpeiß / getraͤnck / gewuͤrtz zuckerwerck / vnd dergleichen wider alt herkom̃en vnd gebrauch / auch bey dem gemeinen Mann ſtarck vberhand genom̃en / ab welchem nit allein die Menſchliche Natur ſich entſetzt vnd ein abſchew tragt / quia faſtidio vicina eſt ſatietas, & nihil tam lautum, quod non nau - ſea reddat inſipidum ac ſordidum, ut Petrarcha loquitur: ſonder die Vnderthanen werden dardurch zu uͤppiger Leichtfertigkeit an - gereitzt vnd ſo wol vmb jhre zeitliche Wolfart vñ Geſundheit ge - bracht / als offermals gar zum ewigen Verderben gericht / de quo ſup. n. 52. Ex quo optimè idem Petrarcha, Ad omnes, & præ - cipuè ad gulæ illecebras comprimendas, nihil conſultius eſſe di - xit, quàm exitum contemplari. Hic enim plerunq; ſœdus, tri - ſtis, & in æternum exitialis eſſe ſolet. Et propterea quoq; om - nis Magiſtratus, tàm veſtium, quàm conviviorum luxuriam (quæ Seneca ægræ civitatis indicia vocat) diligenter coërcere debet, hiſce morbis tota Reſpublica conſumatur.

58

Deßgleichen iſt es auch jetziger Zeit mit den ſtattlichen Gebaͤwen beſchaffen: da will der Bawr / wie der Edelmann / vnd der Edelmann wie Hoch vnd Wolgeborne Herꝛen bawen: vnd betracht keiner zuvor / ob er nicht deſto weniger Weib vnd Kind werde ernehren / vnd ſeinen vorigen Stand erhalten koͤn -nen /83nen / ſonder nemmen gewohnlich Gelt auff / ein Baw anzufahen / vnd muͤſſen denſelben zu continuiren / vnd ſeinen vorigen Stand zufuͤhren / von Tag zu Tag mehr Gelt entlehnen / vnd ſich end - lich dardurch ins Verderben ſtecken. Unde Plato ſui temporis luxum in ædificationibus & conviviis reprehendens dixit, Perinde homines ædificare, ac ſi victuri perpetuò eſſent, itemque convivari, velut ſemper morituri.

Will nun ein Chriſtliche Oberkeit / ſeinen Vnderthanen59 vor zeitlichem vnd ewigem Verderben ſeyn / ſo ſoll ſie alle vber - maͤſſige Bancketen / vberfluͤſſiges / vnnothwendiges / vnd praͤch - tiges bawen / bey geſetzten Geltſtraffen verbieten / vnd in Gaſtun - gen / nit vber vier oder fuͤnff Trachten / vnd auch im bawen nach eines jeden Standt / Ehren / vnd Vermoͤgen / ein gewiſſe maß zu laſſen: damit Eroͤſung vnd Thewrung der Proviant / Speiß vñ Getraͤnck / Verſchwendung der Nahrung vñ Baarſchafft / kuͤnf - tige Schuldenlaͤſt / vnd viel andere oberzehlte ſchaͤdliche Stuͤck moͤgen verhuͤtet / vnd dardurch auch conſequenter der gemeine Nutz befoͤrdert werden / de quo infra n. 77. Nam ut hirudo ſan -60 guinem, ſic earum rerum, de quibus jam egi, profuſio, pe - cunias exugit: quæ tamen non ſolum in Republica, ſed etiam in privatis ſingulorum negocijs pro nervis habentur, teſte Demoſthene. Ex quo Imp. Conſtantinus dixit, In pecu - nia antiquos omne patrimoniorum robur poſuiſſe, in l. lex quæ tutores 22. C. de adminiſt. tut.

Dieſes aber / was jetzund erzehlt / mit mehrem beſtand zu -61 erlangen / vnd ins Werck zurichten / ſo ſoll ein jede Oberkeit auff nach folgende drey ſtuͤck ein beſonder / fleiſſig / vnd behuͤtſam auffſehen haben: I. das keinem Vnderthanen / der ein vnnuͤtzer Haußhalter / vnd zu pancketieren geneigt iſt / auch in Eſſen vnd Trincken / in Kleydungen / in Gebaͤwen / in Haußraht / vndT 2anderen84anderen Stuͤcken kein maß halt / zugelaſſen werde / ohn ſein er Oberkeit conſens, etwas zuverkauffen / oder von einem ande - ren Gelt zuentlehnen / bey ſtraff N gulden / die ſo wol der Kaͤuf - fer / als der Verkaͤuffer / auch ſo wol der Außleiher / als der Ent - lehner / vnnachlaͤßlich erſtatten / vnd darzu noch der Außleiher /62 ſein außgeliehen Gelt verwirckt haben ſoll. Sic Athemenſes & Lucani, ut aliorum oriminum, ſic etiam Luxuriæ, & ocij cauſas egerunt: adeo ut ſi quis homini Luxurioſo mutuaſſe63 aliquid convictus fuit, mutuum amiſerit, teſte Stobæo. II Das kein Wirth / oder Gaſthalter / einen Vnderthanen / vber zwo / oder drey Jrtten borge / auch keinem verdaͤchtigen Haußhalter / vmb baar Gelt zuviel aufftrage / vnd jhme damit zum Verder -64 ben vrſach gebe / bey ſtraff N. gulden. II. Wann man vernimbt daß ein Vnderthan ſein / vnd der ſeinigen Haab vnnd Gut vn - nuͤtzlich vnd uͤppiglich vergeudet / vnd in außgaben alle maß vber - ſchreit / daß derſelbige zu red geſtelt / vnnd zu guter Haußhaltung vermahnt werde. Will die Vermahnung nicht helffen / ſo iſt er zu einem Prodigo zuereleren / vnd jhme ein Curator bonorum, oder ein Verweſer zuzuordnen / damit er ſich / vnd die ſeinige / nit gar an den Bettelſtab richte. Befindet ſich hernach das jemand weiters mit jhme contrahirt, der ſoll vmb N. gulden geſtrafft werden.

65

Et ſanè quemadmodum olim Nabathæi publicè multa - runtillos, qui opes ſuas minuerunt, quos M. Cato Cenſo - rius non viros, ſed mulieres viduas eſſe dixit: at honore affe - ceruntillos, quiauxe runt, quosidem Cato inſignes viros & divinos appellavit, ut Srabo & Plutarchus reforunt: Ita etiam hodie omnes Magiſtratus, Diſſipatores bonorum quacun - que ratione coërcere, at bonos Patresfamilias ècontra omnibus modis invare debent.

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Damit aber dieſes geſchehen moͤge / halt ichs fuͤr ſehr rathſamvnd85vnd gut / daß ein jede Oberkeit zu vnderſchiedlichen mahlen im Jahr mit hoͤchſtem fleiß nachforſchen laſſe / wie ſich die Vnder - thanen in jhren Handthierungen vnd Haußhaltungen erzeigen / wie ſie ſich ernehren / ob ſie gute oder liederliche Haußvaͤtter ſeyen. Dann nach eingenommenem Bericht / kan vielem Vn - heil zeitlich vorgebawt werden. Sic apud Ægyptios Diodo - rus Siculus legem fuiſſe teſtatur, qua ſinguli cives nomina ſua Magiſtratui dare cogebantur, & ſimul indicare, quo vitæ genere uterentur. Qui vel mentiri, vel ocio indulgere deprehenſusfuir, gravem multam ſubiit.

Jch halts auch fuͤr ein ſehr loͤblich vnd nutzlich Werck / daß67 ein jede fuͤrnemme Oberkeit / in jhrem Gebiet ein ſondere Behaußung / fuͤr vngerahtene Kinder vnnd Vnderthanen / auffrichten vnd anſtellen laſſe / in welchem dieſelben moͤgen zu al - lerhand nutzlichen Handthierungen angezogen / von jrem verthuͤ - nigem vnd ſtraͤfflichem Leben abgehalten / vnd / vermittels Goͤtt - licher Gnaden zur Beſſerung gebracht werden: wie dergleichen Behauſungen zu Londen in Engellandt / vnd zu Ambs - terdam in Holland / mit herꝛlichen Ordnungen / ſind angericht worden. Ex quo D. Hyppolit. de Collib. de increm. vrb. c. 13 Ant - verpiæ Cenſores conſtitutos dicit, qui in ocioſos animadver - tant, eoſque ad opificium aliquod cogant, vel vrbe pellant: ut ſic cives & Advenæ, à turpiocio, ad honeſtas artes, & Rei - publicæ utiles vocentur, d. c. 23.

Alſo auch dieweil heutigen Tags / faſt bey allen Hochzeiten68 vnd Gaſtungen / von vielen ein ſolche Leichtfertigkeit / Frevel / vnd mutwill / mit fluchen vnd ſchwoͤren / mit ſchreyen / jauchtzen / vnd zancken / mit Oeffen vnd Fenſter einſchlagen / vnd anderen Schandthaten / geuͤbt wird / das offtermahls darfür zuhalten / es ſeyen nicht Menſchen / ſonder incarnati Diaboli verhanden / ſoT 3were /86were / zu Verhuͤtung GOttes anbrennenden Zorns / bey hoher Geltſtraff / diß Vnmenſchliche vnd Viehiſche weſen / durch ein ernſtlich Mandat / abzuſchaffen / vñ mit beſchreibung aller Vmb -69 ſtaͤnd / die Geltſtraffen ſtarck zu ſchaͤrpffen. Nuptiæ enim & mo - derata convivia, honeſtæ debent eſſe recreationes, & veræ a - micitiæ & familiaritatis congreſſus atque pignora, non au - tem impietatis, ſcurrilitatis & rixarum Conventicula.

70

Ebenmeſſig weil alle in Goͤttlichen vnd Keyſerlichen Rechten / auch in deß Reichs Policey Ordnung verbottene pa - cta vnd contract, mehrertheils für Wucherlich / vnd dem gemei - nen Mann / vnd menniglich fuͤr verderblich geachtet werden / ſo weren alle ſolche pacta vnd contract in ſpecie zubenennen / wie ſie zum theil in deß Heyligen Reichs Polieey Ordnung / in den Churfuͤrſtlichen Pfaͤltziſchen / vnd Fuͤrſtlichen Wirtenbergiſchen Landsordnungen / ſind ſpetificirt worden / vnd darauff mit ernſt zuverbieten / wer dergleichen uͤben oder gebrauchen wuͤrde / was Stands derwere / wo es ſich befinden ſolt / daß es nicht boͤſer wu - cheriſcher weiß beſchchen were / dardurch den vierdten theil der Hauptſumma verwirckt haben / wa aber der Wucherer vnnd Außleiher / gefohrlich vnd vortheilig gehandelt / als dann nicht allein den vierdten theil / ſonder die gantz außgelegt Hauptſum - mam verfallen / vnd noch ferners / nach geſtalt der Vberfahrung /71 geſtrafft werden ſoll. Tales enim fœneratores rectè Alphon - ſus Rex Harpyias vocavit: quia ut Virgilianæ Harpyiæ raptu vixerunt: ita illi injuſtis ſuis pactis & contractibus plebem expilant, nummiſque exhauriunt. Qua de cauſa idem Rex Alphonſus, Fœnus nihil eſſe aliud quam animæ funus, ſibi videri dixit. Et certè ijs, qui gravibus ſub uſuris pecunias ac - cipiunt, idem uſuvenit, quod ægris hominibus, qui cum æſtu febrique jactantur, ſi aquam gelidam biberint, primòrelevati87relevari videntur: deinde multò gravius vehementiusque afflictantur, Bodin. de Repub. lib. 2. c. 2.

Demnach auch der Fuͤrkauff aller victualien, ſo zu deß72 Menſchen auffenthalt vnnd notturfft dienen / ſo wol als andere Wucherliche contract, der Bruͤderlichen Lieb zu wider / vnd dem gemeinen Nutz gantz ſchaͤdlich ſind / ſo ſoll billich ein jeder Re - gent in ſeinem Gebiet nicht weniger mit ernſt ſetzen vnd ordnen / das alle vnd jede Vnderthanen / was Standt die ſeyen niemand auß geſcheiden / jhre Fruͤchten / es ſeye Korn / Speltz / Gerſten / Haberen / Erbiß / Linſen / auch Vieh / Rinder / Schwein / Kaͤl - ber / Gaͤnß / Huͤner / Fiſch / Voͤgel / Eyer / Schmaltz / Ruben / Kraut / Zwibeln / Obs / vnd alle andere dergleichen victualien vñ nieſſende ding / welche ſie verkauffen / an die ort / da offene Maͤrckt gehalten werden / zu freyem feilkauff führen / tragen vnd treiben / vnd mit dieſen eſſenden dingen kein Fuͤrkauff geſtatten / bey Ver - lierung deß Kaͤuffers erkaufften eſſenden Wahren / wie die Nam - men haben / vnd deß Verkaͤuffers ſtraff / ſo viel Geldts / als erſein Wahr verkaufft hat / jedesmahls vnnachlaͤßlich zubezahlen. Quapropter in l. un. C. de monopol inter cætera, etiam illius ſpe -73 ciei monopolium exercere, graviſub pœna; prohibetur, quę ad victum pertinet. Wie aber dieſes in etlichen Faͤhlen zu re - ſtringiren, vnd auff gewiſſe maß der fürkauff zugeſtatten ſeye / darvon iſt in Churfuͤrſtl. Pfaͤltziſchen Landsordnung / tit. 13 num. 12. & 13. vnd in den Fuͤrſtl. Wirtenberg. Landsord. tit. Vom ſchaͤdlichen fuͤrkauff / weiterer bericht zufinden.

Deß gleichen befinden ſich taͤglich ſolche Perſonen / die zinß74 auff jhren verkaufften Gütern / wie auch die vorige einſaͤtz / ver - ſchweigen / die zu trewen handen hinder ſie deponirt oder erlegt / oder auch Pfandtsweiß hinderſtellt Gut / verleugnen / die ent - lehnt / oder beſtanden Gut / fuͤr jhr eygen anderen verkauffen / diemit88mit entlehnen vnd auffborgen die Leut boͤßlich betriegen / die jhre Zuſpruch vnd Forderungen / auß boßhafftem Gemuͤt frembden Perſonen vbergeben vnd zuſtellen / vnd die viel andere Sachen dem Naͤchſten zu hoͤchſtem Nachtheil fuͤrnemmen / die ſollen bil - lich alle mit geſetzten Geltbuſſen vnnachlaͤßlich geſtrafft werden / wie ſolche ſtraffen in der Statt Franckfurt municipal Rechten p. 10. tit. 1. zum theil in ſpecie benant ſind.

75

Vnd dieweil die Erfahrung zuerkennen gibt / das viel Vn - derthanen ſich / vnd die jhrige / damit verderben / daß ſie fuͤr an - dere in groſſen ſummen Gelts Buͤrg werden / vnd ſich ſelber zu Schuldnern vnd Zahlern machen / da ſie doch kein Heller ent - pfangen / oder in jhrem Nutz verwend haben / vnd muͤſſen hernach hoͤren / Buͤrgen / ſoll man wuͤrgen / ſo koͤndte ein Regent vnd Oberherꝛ in ſeinem Gebiet ſtatuiren, daß kein Vnder - than ſich vber ein / oder zwey hundert gulden / ohn der Oberkeit conſens, zum Buͤrgen obligiren vnd verſchreiben moͤge / bey ſtraff N. gulden / die ſo wol der Hauptſchuldner / als der Buͤrg erſtatten ſoll. Dann hiedurch koͤnnen nicht allein viel vnnuͤtze vnd vnnoͤhtige auffnahmen verhuͤtet / ſonder kan auch auff dieſe weiß vieler Vnderthanen groſſem ſchad / vnd offt entlichem vn - dergang / fuͤrkommen werden / wie dann ſolche Ordnung zu Freyburg im Breißgaw / vnnd an anderen Orthen / gantz nutzlich angerichtiſt. Nam pro alijs fidem dicere, & obligare, nihil aliud eſt, quàm dilapidare, & ſubſtantia ſua abuti, ſi Alexandro in l. ſi conſtante 24. num 14. laſoni n. 138. & lo. Fran - ciſco à Ripa n. 38. D. ſolut matrim. & Gayl. lib. 2. obſ. 83. num. 15. credimus. Unde Batholom. Bertazol. in tract. clauſ. inſtrum. concl. 39. n. 19. dicit, ſe ſæpius jocosè dici audiviſſe. Nullam eſſe artem, quam addiſcere, vel exercere magis damnoſum ſit, quàm artem fidejuſſoriam.

Ferners89

Ferners dieweil die Vnderthanen mit leichtfertigem taͤg -76 lichem Spielen / nicht weniger / als mit obgemeldten Stuͤcken jhnen vnd den jhrigen Schaden zufuͤgen / ja dieweil auß dem vberfluͤſſigen Spielen / Gottslaͤſterung / Verderben / vnd vn - nuͤtzlich Verſchwendung der Zeit / Leibs / Lebens / Ehr / vnd Guts erfolgt / ſo iſt ebenmeſſig hoch zuverbie en / das keiner / ei - nig Bock / Kauff / oder Mum̃ſpiel / oder andere dreinſchlagen - ge / wachſende / oder ſchaͤdliche Spiel / wie die Nammen haben moͤgen / mit Wuͤrffeln / Kartten / weder vmb wenig / noch viel / thun ſoll / alles bey ſtraff deſſen ſo viel der ein gewunnen / vnd der ander verlohren hat / vnd ſoll noch zur Erkandtnuß ſtehen / ob ei - ner / oder der ander / noch weiters etwas verwuͤrckt habe: damit ſolche ſchaͤdliche Spiel moͤgen verhuͤtet vnd abgeſchafft werden / d. ſup. tit. 6. n. 12. & 13.

Entlich ſoll auch ein jeder Regent ſonderlich dahin trach -77 ten / das ſeine Vnderthanen ſich freundlich vnd friedlich mit ein - ander betragen / vnd das keiner den andern mit Worten / oder Wercken beleidige: vnd deßhalb alles ſchenden vnd ſchmaͤhen / hadderen vnd balgen / auch außforderen / zucken / ſchlagen / dret - ten / ſtein werſſen / verwunden laͤhmen / ſtechen / vnd dergleichen frevel Sachen / bey ſtarcken Geltpeenen verbieten / vnd darob mit ernſt halten. Dann hiedurch werden die boßhafften abgeſchreckt / oder gebuͤrlich geſtrafft vnd die frommen beſchuͤtzt vnd gehand - habt / d. ſuprà tit. 9. n. 7. circa fin. & tit. 10. n. 46. in fin.

Vnd wo ferꝛ einer in allen oberzehlten Faͤhlen / die verwuͤrck -78 ten Geltſtraffen anders nicht erlegen kan / als mit nachtheil ſei - ner Weib vnd Kinder / der ſoll mit Waſſer vnd Brodt ſolchen frevel / nach Erkandtnuß der Oberkeit / im Thurn zubuͤſſen angehalten werden: innocentes puniantur.

Wann dann ein Regent vnd Oberherꝛ ſo wol fuͤr ſich79 als durch die ſeinige / ob den allbereit gemachten Policey Ord -Vnungen90nungen vnd Mandaten / mit eiffer vnd ernſt haltet / vnd anderen von Tag zu Tag weiters einreiſſenden Laſteren vnd Frevelen / mit newen Ordnungen vnd Mandaten / als bald begegnet / auch alle Frevelſachen / ſampt den Geltbuſſen / in ein ſonder Buch zu - ſammen tragen / vnd den jenigen die hieruͤber zu ſprechen vnd zu ruͤgen haben / zuſtellen / vnd darab halten laſt / wie an etlichen Or - ten im Teutſchland loͤblich zu geſchehen pflegt / der kan hiedurch ſo wol ſeinen eygenen / als der Vnderthanen Nutz / mercklich ſchaffen.

80

Dann welche wider publicirte Ordnungen handlen die ſollen billich die verwuͤrckte Pcen eines Herꝛen Cam̃er erſtatten / die vbrige aber / die ſolchen Ordnungen nachkommen / werden dar - durch von jhrem verderblichen vndergang errettet / vnd behalten Gottes gnad vñ zeitlichen Segen / welches in vil weg nuͤtzlich iſt.

81

Plurimum enim Reipublicæ intereſt, pios ac locupletes habere ſubditos. Pauperes verò non ſolum in commune ni - hil conferre, ſed etiam ad ſeditiones & res novas moliendas plerunque occaſiones quærere ſolent, ut omnium tempo - rum hiſtoriæ teſtantur. Nec enim Galbæ Cæſaris ſententia vera eſſe videtur, dicentis, Nullos hominum minus metuen - dos eſſe, quam qui de ſolo victu cogitarent: ſed verius Lycurgus ſentit, qui pauperem & ſine laribus, longè magis in Re - publica timendum eſſe judicavit, quam divitem & inſo - lentem.

82

Sicut autem olim pœnarum multarumque compen - dia, ad ſolum Imperatorem pertinuerunt: Ita hodie ad quemvis Imperij Statum, vel alium Magiſtratum qui ju - risdictionem & imperium habet, ſpectant: quia hodie hæc compendia jurisdictionis & imperij fructus eſſe cenſentur, ut ex ſententia Baldi & aliorum affirmat Weſenbecc. in C. de modomultar91multar. num. 6. & idem ex ordinatione Imperij politica mul - tis in locis comprobatur, not. Sixtin. de Regalib. tit. 10. nu - mero 66.

Ex quo omnia huius, & præcedentis tituli media, non83 ſolum cuivis Magiſtratui, propter juſtitiæ adminiſtratio - nem, ſingularem laudem, ſed etiam propter pœnarum multarumque compendia, quæ jure ad ipſum ſpectant, in - finitas propè utilitates afferre ſolent. In multis tamen ho - die omnis plerunque modus exceditur, contra tit C. de modo multar. Non enim multa cum delicto commenſuraturſed ex avaro multantis arbitrio, ſæpe pro levi delicto graviſſima multa infligitur: & ita non nocentes, ſed plerunque uxor, & liberi innocentes puniuntur: quod mer to diligenter eſt vi - tandum: pro pecunia, Dei maledictio Ærario inferatur.

Zu vollziehung aber vnd notwendiger execution, aller ſtraff -84 baren Ordnungen vnd Mandaten / vnd alſo den frommen vnd gehorſamen zu Handhabung vnd Troſt / vnd den boͤſen vnd vnge - horſamen zu Straff vnd Warnung / ſo iſt hoch vonnoͤhten / dz ein jeder Regent in ſeinẽ Staͤtten vnd Flecken ein ſonder Ruͤg - gericht beſtelle / in welchem alle ſachen vnd handlungen / ſo wider publicirte Ordnungen vnd mandata begangen / gerechtfertig vñ nach geſtalt der Vbertrettung vnd Verwürckung / nach außweiß der benandten Geltbuſſen / gebuͤrlich geſtrafft werden Wie der - gleichen wolangeordnete Ruͤggericht / in dem Fuͤrſten thumb Wirtenberg / in allen Staͤtten vnd Flecken ſich befinden: welche alle dahin gericht ſind / das GOTTES Ehr befoͤr - dert / gute Policey angericht / Bruͤderliche Lieb gepflantzt / Chriſtlicher vnnd Ehrlicher Wandel erhalten / vnd alle Suͤnd - liche vnnd aͤrgerliche Sachen vnd Vntrew abgeſchafft wer - den moͤgen / Wie in der Wirtenbergiſchen Landts OrdnungV 2àfol. 92àfol. 232. biß ad fol. 256. zuſehen iſt / & concord. Churfuͤrſtl. Pfaltz Landsord. c. 12. Welcher maſſen aber hoc noſtro ſæcu - lo ein gute Policey Ordnung vollkom̃lich anzurichten / vnd zu erhalten ſeye / das beger ich auff dißmahl nicht weitleuffiger zuercleren / als der ich in dieſem Bedencken allein etliche Gelt - mittel particulariter zu tractiren mir fuͤrgenommen / ſoll aber / mit GOTTtes beyſtand / an einem anderen Orth außfuͤhrlich geſchehen.

Von Mehrung der Ge - faͤll vnnd Einkommen / ſo durch aller - hand media, ab, que justitiæ administratione ge - ſchicht: vnd ſonderlich von den me - dijs naturalibus. TITULUS XI.

1

NAch dem in dem neundten titulo num. 3. gemeldet worden / wie das dritte gemeine Mittel / von Auff - richtung vnd Anſtellung getlichernewer Gefaͤll vnd Ein - kommen / entweders per adminiſtrationem juſtitiæ, oder ſine juſtitiæ adminiſtratione, auff andere weiß / einem Regenten vnd Oberherꝛen viel Nutz bringen mag: vnd aber prioris ge - neris modo ich allbereit erclaͤrt / ſo ſind / nach gemachter Ord - nung / nun mehr auch andere Mittel an die Hand zunemmen / vnd zu deduciren durch welche ſine juſtitiæ adminiſtratio - ne ohn der Vnderthanen beſchwerden / die Jaͤhrliche Ge -faͤll93faͤll vnnd intrada, noch in viel mehr Weg / koͤnnen gemehret werden.

Vnd zwar dieſe media, ſind entweders naturalia, oder2 civilia. Naturalia media nenne ich / welche duce natura, cum facto hominis juncta, einem Regenten vnd Oberherꝛen viel vnd groſſen Nutz geberen moͤgen: deren in dieſem eilfften3 titulo fuͤnff erzehlt vnd dedu cirt werden.

Dann erſtlich ſoll ein jeder Herꝛ in ſein em gantzen Land4 mit wachenden fleiß nachfragen vnnd erkuͤndigen / was er fuͤr Waͤld / Boͤſch / Berg / Thaͤler / Hecken / vnd andere loca in - culta habe / die da koͤndten außgereut / auffgebrochen / vnd zu fruchtbaren Aeckeren / vnd Felderen / Wieſen / Gaͤrten / Wein - bergen / vnd Fiſchweiren gemacht / auch etwan in denſelben Doͤrf - fer / Flecken / Meyerhoͤff / Melckereyen / Schaͤffereyen vnd Jm - menfluͤgt / auff vnd angericht werden. Dann man offtermals5 viel vnnuͤtze vnd vberfluͤſſige Waͤld / Wildnuſſen / Boͤſch vnd vnd Hecken / in Fuͤrſtenthumben / Graff vnd Herꝛ - ſchafften behaltet die den Herꝛen Jaͤhrlichs nichts ertragen / vnd aber den Vnderth men mit dem Gewild / auch den durch - reiſenden mit Rauben / vnd Moͤrden / offterm als zu aͤuſſerſtem Verderben vnd Vndergang gereichen.

Dagegen aber / wann ein Herꝛ jetztgemelte / vnd andere /6 Oede / vnd vuerbawene Guͤter / vnder die Vnderthanen / oder vnder andere / die es begeren / mit gewiſſen conditionibus auß - theilt / vnd ſie dieſelbige außreuten / auffbrechen / erbawen / vnd pflantzen laßt / ſo kan dardurch nicht allein die Mannſchafft treff - lich gemehrt / ſondern das auch daher viel Bodenzinß / Zoͤll / Vn - gelt / Bett / Zehenden / Guͤlten / vnd andere Einkommen / wie auch von der Mannſchafft herruͤhrende Frevel / Frondienſt / vnd dergleichen mehr Nutzburkeiten / erlangt werden.

V 3Unde94
7

Unde Odoacer Saltuarius, Præfectus Flandriæ, olim agros ſteriles & deſertos, initio gratis, at poſt conſtituta cer - ta penſione colonis, excolendos tradidit, Et Appianus ſcribit, decimam frumenti, & quintam cæterarum frugum partem, olim Reipublicæ pendi ſolitam, pro vectigali illo - rum agrorum, qui ad culturam ſunt redacti: qui verò ma - jora, vel minora pecora alerent, certum ſtipendium ſolviſſe.

8

Zuvorderſt aber ſind Situs & natura cujuſ vis loci wol zu be - dencken / wie nemblich ſolche Waͤld / vnd andere Oede vnd vn - erbawene Güter / gelegen / vnnd beſchaffen ſeyen / damit man den Zweck / wiezuvor num. 6. gemelt / vnfehlbar erlangen koͤn - ne Dann / wie man ſagt / Non omnis fert omnia tellus: & quælibet terra, ſuum habet Genium.

9

Ille autem ſitus loci, ad villas, municipia, & civitates conſtituendas, opportunus eſſe videtur, qui aeris ſalubri - tate, ſoli ubertate, & apportandi ac deportandi facultate pollet. Aeris ſalubritas cognoſcitur, ſi locus excelſus, & non nebuloſus, necpruinoſus ſit: & ſi regiones Cœlineque æſtuoſas, neque frigidas, ſed vel Orientalem, vel Septentrio - nalem plagam ſpectet, D. Hypp. de Collib. de inerem. urb. cap. 2. At Lociubertas ex eo deprehenditur, ſi ſolum nec ſaxoſum, nec arenoſum exiſtit: ſed ſi illius naturæ eſt, quod omnis ge - neris fruges cum fœnore producere queat. Ex tali enim ſo - lo duæ illæres, quibus vita hominum præcipuè ſuſtentatur, VICTTVS ſcilicet, & AMICTVS, acquiri ſolent. Apportandi verò & deportandi facultas iccirco adeſſe de - bet, ut vicinis, & alijs, in commercijs rebusq; neceſſarijs vel10 advehendis, vel avehendis, uſui eſſe poſſit. Derenhalben ſoll ein jeder Regent vnd Oberherꝛ mit aͤuſſerſtem fleiß ſich be - arbeiten / daß in ſeinem gantzen Gebiet / kein ort oͤd vñ vnerbawenverbleide /95verbleibe / oder nicht zum beſten vnd nutzlichſten erbawen vnd ge - pflantzet werde: ſonder das ſein Land alles daß jenige tragen vnd geben moͤge / was nach art deſſelben zutragen / vnnd zugeben jm - mer moͤglich iſt.

Vnd dieſes in effectu vnd im werck zuerlangen / ſoll ein jeder11 Regent vnd Oberherꝛ ſondere Inquiſitores beſtellen / die in ſeinẽ Gebiet alle oͤde vnd vnerbawene oͤrter / mit ſonderem fieiß er - forſchen / vnd nachmalen mit guter achtung bedencken vnd nach - ſinnen / ob / vnd wie / dieſelben verbeſſert / vnd zum nutz koͤnnen ge - richt werden. Sic legim us olim hujus rei cauſa Inquiſitores per12 totum Ægyptium fuiſſe conſtitutos: qui ſterilia & inculta lo - ca indigarent, & dominio Imperatorum incorporarent: quæ poſtea Colonis excolenda data fuerunt, ut ſup. n. 7. explicavi.

Vnd zwar wann wir allein ein wenig in die hiſtorias hineyn13 ſehen / finden ſich alsbald herꝛliche Exempel / welcher geſtalt viel hohe Perſonen mit vorgemeltem Mittel jhnen ſelbs mercklichen Nutz geſchafft haben. Sic enim Rex Maſſiniſſa totam Nu - midram, ex inculta & deſetta, omnium fructuum abun - dantiſſimam reddidit. Et Caſimirus II. Polonorum Rex,14 cum Poloniam atque Ruſſiam, tàm ſuperioribus bellis & Barbarorum excurſionibus, quàm peſtilenti lue exina - nitam, minus cultam & populoſam cerneret: Germanis partim accitis atque vocatis, & partim ultrò venientibus, æquis conditionibus agros excolendos attribuit: hocque mono & ſua, & regni commoda, multùm promovit. Sic15 etiam Mahometi II. uſitatum fuit, quoſdam ex manci - pijs ſuis ad excolendos agros mittere: & ſingulis, quantùm agri quindecim diebus boves ararent & frumentũ, quo pri - mo anno ſementem facerent dare. Primis duodecimannis, dimidiam partem fructuum ex illis agris ſibi ſumebat, inſe -quentibus96quentibus verò ſeptimam Hoc verò ipſo mirum in modum annuos iuos proventus adauxit, ait Boter us de polit. illuſtr. lib. 167. c. 14. Et noſtro ſeculo Italia quibuſdam in locis eſt excul - tiſſima, quæ ante deſerta fuerat, id quod Lacus Pontici ab - undè teſtantur.

17

Huius quoque rei egregium extat exemplum in Comitatu Saarwertano: in quo ſuperiori medio, antè pau - cosanno, conſilio nobiliſſimi viri, Ioannis Philippi Streif - fij à Lawenstein, aliquot in locis, terra, tylvis & vepribus obſita. ita exculta eſt, ut Comites Naſſo vij inde multis au - reorum millibus annuos ſuos reditus amplifi, arint.

18

Hoc autem in Germania infinitis penè in locis, facilè in actum deduci poſſet: niſi plerique Magiſtratus, magis præ - ſentia, quàm futura emolumenta curarent: cum tamen præſentibus potiri, & ſimul futuris operam impendere, & hoc ipſo ſibi, & ſuis plurimùm commodate poſſent.

19

Daher ſoll auch zum anderen ein Regent vnd Oberherꝛ in ſeinem gantzen Land wol vmbſehen / das an allen Orthen Agricultura befoͤrdert / vnd von den Vnderthanen / ſo wol jhnen ſelbs / als jhren Herꝛen zu gutem / ernſtlich vnd trew -20 lich excolirt werde. Agriculturam autem, cum Varrone late accipio: quæ ſcilicet ſub ſe omnia ca contineat, quæ ad colendos agros ſpectant: ut etiam eſt cultura hottorum, ne - morum, vinearum, arborum: cura boum, ovium, equo - ram, apum, & aliarum rerum, quæ ex terra producuntur.

21

De hac eleganter Cicero, Agricultura, ait, rem habet cum terra, quæ nunquam imperium recuſat: nec unquam ſine uſura reddit, quod accepit: licet aliàs minore, at ple -runque97runque majore cum fœnore. Qua de cauſa Xenophon, Agrum〈…〉〈…〉 omnium juſtißimum appellat:22 quia quantumeunque ſeminis accepit, idem probè juſtèq; reddit: & quidem multo cum fœnore.

Et Oſorius omnes naturæ opes, quibus communis omnium23 vita ſuſtentatur, telluris diligentißimo cultu contineri, & multiplicato fœnore reddi dicit. Quamobrem rectè Stobæus24 ex cujuſdam Anonymi ſententia, Agriculturam aliarum rerum Parentem atque nutricem appellat: qua benè habente, etiam cætera valeant, at neglecta, terra marique jaceant omnia.

Wann dann ein Regent vnd Oberherꝛ in ſeinem gantzen25 Gebiet die Anordnung thut / das Coloni, Agricolæ, & Vini - rotes, ſuperficiem terræ, ſo wol jhrer eigenen / als von jhrem Herꝛen vndergebenen vnnd vertrawten Guͤter / mit fleiß er - bawen / es ſeyen Aecker / Baumgaͤrten / oder Reben / ſo wuͤrde daſſelbige Herꝛen vnd Vnderthanen zugleich / allen obgemelt - ten Nutz mehr dann reichlich geberen. Dann neben fruchtbarer26 Erbawung deß Lands / werden hiedurch deß Herꝛen Gefaͤll vnd Einkommen / mercklich gemehrt / werden auch ſolche fleiſſige vnd muntere Vnderthanen / jederzeit in der Handhaben / daß ſie jhren Herꝛen Bett / Vngelt Zoͤll / vnd andere Gebuͤhr vnd Auffla - gen / ohn ſondere beſchwerd / gutwillig erlegen vnd abrichten koͤn - nen: da hiegegen von liederlichen vnd vnachtſamen Vndertha - nen / nimmer etwas ohn elagen vnd grißgrammen kan empfan - gen werden. Unde Cato Senior dicere ſolebat. Duobus proventibus ſe rem familiarem regere & augere, Agricultura ſcilicet & Parſimonia: & illam fructus præbere, at hanc mo - dum uſui adhibere.

XDeren -98
27

Derenhalben es nicht vnrahtſam iſt / daß die Oberkeiten in jhren Landen ernſtliche mandata publiciren, vnnd mennig - lich zu fleiſſiger Erbawung vnd Pflantzung der Guͤter vermah - nen / den Gehorſamen jhr Gnad vnd Gunſt anbieten / den Wi - derſpengſtigen vnd Vngehorſamen aber ernſte ſtraff commini -28 ren vnd trawen laſſen. Sic Gelo Syracuſanus frequenter ſuos ad Agriculturæ diligens ſtudium adhortatus eſt: partim ut agriad communem hominum uſum meliores redderentur: & partim ocio torpeſcerent, teſte Plutarcho.

29

Et certè conſtat, tanti apud Romanos Agriculturæ ſtu - dium fuiſſe habitum: ut præter urbanas tribus quatuor, re - liquas omnes ruſticas conſtituerint: & ut agrum malè cole - re, aut minus arare, quàm vertere, cenſoria nota dignum haberetur: ut etiam agri inculti, occupantibus, & colenti - bus adjudicarentur, donata immunitate decemannorum,30 ut Herodianus quodam loco refert. Unde etiam Impp. Gratian. Valentin & Theodoſ. conſtituerunt, ut prædia deſerta oc - cupantibus cedant: niſi priores Domini, reſtitutis expen - fis, intrà biennium illa repetant, in l. qui agros 8. C. de omni agro deſert. lib. 11 Si cui verò à Peræquatore hæc data ſint, veteri Domino tantùm intra ſex menſes illa cum refuſione expen - ſarum repetere licet, ex const. Honor. & Theodoſ. in l. ul. C. de cenſib. lib. 11.

31

Hæc autem dum hodie negliguntur, Eunucha terra red - ditur, ut Appollonius Tyaneus loquitur, & præcipua ars locupletandæ Reipublicæ Agricultura, paulatim corruit: qua tamen, auctore Cicerone, Nihil melius, nihil uberius, nihil dulcius, nihilque homine lihero dignius reperitur.

32

Jn der Fuͤrſtlichen Wirtenbergiſchen Landtsordnung aber iſthievon99hievon nachgeſetzter maſſen / gantz nutzlich geordnet / nemblich damit vnſere / auch Witwen / Waͤiſen / Pfroͤnden / vnd andere Pflaͤger eyen vnd Vnderthanen / eygene vnd Landgebige Guͤ - ter / von den Bawleuten / wol vnd nutzlich jederzeit gebawt / vnd der Gemein Nutz dardurch gefuͤrdert werde / ſo befehlen vnd wollen wir / das vnſere Amptleut vnd Gericht / in jeder Statt vnd Amptsflecken / drey / oder vier Perſonen / nach Gelegen - heit jeder Statt vnd Fleckens / deß Ackers vnd Weingartbaws bericht / die zwen vom Gericht / die andere vom Raht / oder Ge - meind / zu rechten Veldſtützleren ſetzen vnd verordnen / auch mit Pflichten vnd Ayden beladen ſollen / zu allen Orthen vnd arbei - ten deß Weingartbaws / durch das gantz Bawfeldt / am Acker vnd Weingart / zugehn / auff ſolche Baw vnd Landgebige Guͤ - ter zuſehen / ob die zu jeder artrecht gebawen / vnd wa ein art vn - derlaſſen / oder in Vnbaw gebracht / denſelbigen ſonder aufgeſetz - ter ſtraff / zu einem abtrag deß Vnbaws vnd Schadens / nach ge - legenheit vnd geſtallt der Sachen / zu geben erkennen / vnd deß nie - mand verſchonen.

Vnd dieweil auch mancher beſunden wird / der ſein Faullen -33 tzens oder Fahrleſigkeit halber / ſeine eigene Guͤter in Vnbaw gerahten laſt / welches nicht allein ſolchen Leuten / jhren Weib vnd Kinderen / ſonder auch dem Gemeinen Nutz nachtheilig / ſo wollen wir / daß auch gleicher geſtallt mit eines jeden ſelbs eigenen Guͤteren / ſo einer jhme ſelber bawet / dem Vnbaw nach / wie zu - vor / mit der ſtraff erkent vnd gehandelt ſolle werden / Biß daher die Landsordnung.

Dieweil aber der Acker vnd Rebbaw / ohn getrewe vnd fleiſſi - ge Arbeiter vnd Tagloͤhner / nicht wol verricht werden kan / ſolche aber in Belohnung taͤglich zunem̃en / vnd in Eſſen vnd Trincken / nicht mehr zuerſettigen ſeind / auch jhres gefallens zu oder von der Arbeit gehn wollen / ſo iſt auch dieſem Vnheil mit fleiß zube -X 2gegnen /100gegnen / vnd alle Jahr was eines jeden Lohn / eines jeden Werck ſeyn / auch wie ſie in Eſſen vnd Trincken / in Fuͤtherung ſollen gehalten / oder was darfuͤr gegeben / oder genommen werden ſoll / gute Fuͤrſehung zuthun / auff daß menniglich dabey bleibe / vnnd keiner mehr geb / oder nem / alles bey ſtraff N. gulden / ſo ein jeder / der nemmer ſo wol / als der geber / ſo offt er wider gemachte Ord - nung handelt / jedesmahl vnnachlaͤßlich zubezahlen ſchuldig ſein ſoll: damit alſo das vor deducirte dritte natuͤrliche Mittel / deſto das moͤge ins Werck gericht / vnd mit mehrerem Nutz vollzogen werden / wie auch hievon in gedachter Fuͤrſtlichen Wirtenbergi - ſchen Landsordnung weiters zu finden iſt.

34

Vnd dieweil ich jetzund von den wol erbawenen Guͤteren ge - redt / ſo kan ich zum dritten allhie nicht vngemelt laſſen / daß auch etliche Potentaten / ſolche erbawene Guͤter / zu jhrem ſon - deren Nutz / anderen zugeſtelt vnd vbergeben haben. Nam Rex Pharao incolis Ægypti, agros, ante ab ipſis cultos, ca lege reliquit, ut annuatim quintam partem frugum in ejus Æra -35 rium inferrent. Et Amurathes l. agros & prædia culta. cum colonis & cenſitis, ea lege uter da fruenda Timariotis, dedit: ut ingruente bello, cum equorum certo numero ar - mati adeſſent: ac ut fructuarij ſeu Timariotæ occaſu, fructus in Ærarium cogerentur. quo ad Principis beneficio alius ſuc -36 cederet. Sic etiam Imp. Carolus V. debellatis Pervanæ re - gionibus, agros Ducibus ac militibus Hiſpanis, ea lege at - tribuit: ut tantùm uti frui poſient, ac ut mortuis fructuarijs, beneficio Principis, quaſi veteres militiæ ex caſu tribueren - tur, ita tamen ut fructus, ante novam conceſſionem, Fiſco vindicarentur, ut Bodinus lib. 6. de Repub. affirmat.

37

Vber diß alles aber zum vierdten / wann Regenten vnd Oberherꝛen / in jhren Landen mit beſonderem fleiß er -forſchen /101forſchen / nicht allein was in ſuperficie terræ wie allbereit er - clert / fuͤr treffliche commoda ſich befinden / ſonder auch was in terræ viſceribus fuͤr ſtattliche Nutzbarkeiten verborgen ligen / vnd wie man ſolche moͤge ans Liecht bringen: ſo werden ſie hie - mit nit weniger / als mit den vorigen Mitteln / jhren Nutz merck - lich befoͤrderen koͤnnen. Dann in viſceribus terræ ſind aller -38 hand metalla, vnd viel nutzliche ſtuͤck / gleichſam verdolben / als Gold / Silber / Kupffer / Zinn / Bley / Eyſen / Queckſilber Aloe / Schwebel / Saltz / allerhand Edele Geſtein / vnnd dergleichen. Et ſanè Albinus part. 4. der Meißniſchen Berck Chronick affir - mat, Duces Saxoniæ ex venis Schnebergenſibus, intra 79. annos, ex decimis & ſignatione argenti 41118. tonnas auri collegiſſe, refert D. Waremundus ab Ehrenberg in libell. de regni ſubſid. & oneribus ſubditor. c. 4. n. 25.

Wann nun ein Regent auff alle moͤgliche weg fleiſſig auß -39 ſpehen vnd erfahren laßt ob / vnd wo / nutzliche metalli fodinæ moͤgen angetroffen / auffgebrochen vnnd erbawen werden / wie dann ſelten ein Berg iſt / der nit gewiſſe metalla in ſich begreifft / ſo wuͤrde jhm ſolches vber die maſſen viel nutzen vnd fuͤrtragen: beſonders da man alsdann erſt zum bawen ſchreit / wann am Tag vnd offenbar iſt / das gewiſſe vnd nutzliche metalla verhanden ſeyen. Vſu enim compertum eſt, metallorum & mineralium foßionem, uberem, & magni queſtus eſſe, ait D. Hyppol. de Col - lib. in libel. de increm. vrb c. 10.

In ſumma cuique ſemper Magiſtratui diligensopera dan40 da eſt: ut omnes ſui territorij partes benè expiſcetur, & ex - ploret: & exploratas deducat, ut etiam tetra largiatur & effundat ea, quæ tàm in ſuperficie comprehendit, quàm quæ intrà viſcera ſua abſcondita tenet. Terra enim dicitut〈…〉〈…〉: ſed melius nominatur〈…〉〈…〉, ſecund. Platonem: quia eſtX 3Genetrix:102Genetrix: & quia plurimos illis fructus ſuppeditat, qui eam ut Genetricem colunt & amplectuntur.

Von den MEDIIS civilibus, vnd fuͤrnemblich welche von den Guͤteren / die keinen Herꝛen haben / herreichen. TITULUS XII.

1

VOn den naturalibus mediis, durch welche eines Regenten Gefaͤll vnd Einkommen moͤgen ver - beſſert werden / iſt in vorigem titulo genug bericht zufinden. Folgen jetzund die media civilia welche ſine operatione naturæ, ſolo hominis facto, einem Regen - ten mercklich Nutzen moͤgen / wie auß nachgeſetzter deduction Sonnenclar erſcheinen ſoll.

2

Dieſe civilia media aber / reichen von den Guͤteren her / welche entweders keinen Herꝛen / oder aber die einen Herꝛen haben. Guͤter die keinen Herꝛen haben / ſind erſtlich / bona vacantia. Hæc vocantur, quando quis inteſtatus de - ceſſit, & nullum ex qualibet linea ſanguinis, vel juris titulo, heredem reliquit. Strabo hæc bona〈…〉〈…〉 nominat: quia Dominum, ſeu heredem non habent: qua de cauſa etiam〈…〉〈…〉 appellantur.

3

Dicitur autem linea ſanguinis, linea aſcendens, deſcen - dens, & tranſverſa: quia hiſce tribus lineis omnis heresſanguinis,103ſanguinis, gèneris, & cognationis continetur. At titulus ju - ris vocatur, ubi deficit linea ſanguinis, & ubi alio quàm ſan - guinis jure ſucceſſio competitiut fit in ſucceſſione conjugis, ſocij, & liberti: quia deficiente linea ſanguinis, ſuccedit conjunx conjugi, vel ſocius ſocio, vel patronus liberto.

Nec refert an ſtatim poſt mortem defuncti, nullus appa -4 reat, qui heres ſit, vel qui ſuccedere poſſit: an verò ſit qui - dem hores, ſed qui heres eſſe nolit, ut ex Alexandro & Boßio not. Sixtin. de Regal. c. 13. quia ſemper verùm eſt, defunctū ſine herede decedete, & bonadefuncti eſſe vacantia, &〈…〉〈…〉 -〈…〉〈…〉: & conſequenter hæc bona ex jure veteri, quā ex cōſtitutione Imp. Frider. I. ad Principis Fiſcum pertinent.

Vnd dieweil heutigs Tags faſt ein jede Oberkeit in jhrem ter -5 ritorio ſich dieſer Guͤter ratione jurisdictionis & im perij vnderziehen thut / not Sixtin. de Regalib. d. c. 11. n. ult. ſo iſt vn - zweiffelich / wann in Fuͤrſtenthumben / Graff: vnd Herꝛ - ſchafften / auch in Reichs Staͤtten / hierauff gute Achtung gegeben wird / das ſolche bona zu zeiten nit geringen nutz geberen moͤgen. Quomodo autem in occup andis bonis vacantibus procedendum ſit: tradit Sixtin. d. c. c. 11. n. 15.

Zum anderen werden vnder die Herꝛenloſen Guͤter /6 in etlichen Orthen / auch nicht vnbillich die bona perdita, & pro derelictis habita, wie auch die bona alienigenarum & peregrinorum, in alterius jurisdictione mortuorum, gerech - net / wann nemlich nicht kan erkundiget werden / wer ſolcher Guͤ - ter rechter Herꝛ / oder der abgeſtorbenen Perſonen / wahrer Erb ſein moͤge. Hoc enim caſu, deficiente, vel non apparente ve - ro Domino, vel herede, non immeritò dicta bona ad ordi - narium loci Magiſtratum ſpectant, de quo plura tradit Gregör. Tholoſan. lib. 9. de Repub. c. 1.

Zum104
7

Zum dritten kan vnder die bona〈…〉〈…〉, auch Theſau - rus wol gezelt werden: quia teſte Paulo JC. hiceſt vetus quæ - dam depoſitio pecuniæ, cujus non extat memoria, ut jam Dominum non habeat: vel quæ longa vetuſtate competen - tem Dominum amiſit, ut Caßiodorus loquitur.

8

Et hic Theſaurus interdum ex dimidia parte, interdum verò totus ad Fiſcum pertinet. Ex dimidia parte ad Fiſcum ſpectat, ſi non data opera, in locis Fiſcalibus, vel publicis, vel religioſis, vel in monumentis, vel poſſeſſione Cæſaris re - pertusfuit, l. 3. §. ſi in locis. cum §. ſeq. D. de jur. Fiſc & tradit Imp. Fridericus I. lib. 2. F. tit. 56 Quæ ſint Regal. in fin. Tum enim Fortunæ beneficium non malè ex æquo loci Domino & in - ventori diſtribuitur, d. l. 3. §. ſi in locis cum § ſeq.

9

In totum verò Theſaurus Fiſco applicatur tribus in caſi - bus primò ſi quis in ſuo, vel alieno loco magicis artibus Theſaurus invenit: nihil ſibi acquirit, ſed totus Theſaurus eſt Fiſci, l. un. C. de Theſaur. lib. 11. quia iniquum eſt ut exeo quis lucrum capiat, ex quo pœnam meretur, fa. l. 1. C. de malef. & mathemat. & quia cum Theſaurus ſit beneficium Dei d. l. un. illo omnino indignus eſt, qui cum Diabolo commercium10 habet. Deinde ſi quisin locis ante num. 7. expreſſis, The - ſaurum data opera invenit, totus Fiſco acquiritur. Sicut enim in alieno loco, qui non eſt Fiſcalis, nec publicus, nec religioſus, nec in monumentis, vel poſſeſſione Cæſaris, The - ſaurus, data opera inventus, non inventori, ſed rei Domino cedit, d. l. un. Ita non immeritò, in jam nominatis locis, The - ſaurus data opera repertus, Fiſco acquiri debet d. l. un. & d.11 tit. 56. Quæ ſint Regal. Tertiò, ſi quis partem Theſauri, Fiſco competentem, ſupprimit, etiam alteram partem amittit: quia inventor, tanquam malitioſus rerum alienarum oc -cultator,105cultator, indignus eſt, qui ex Theſauro partem aliquam ac - cipiat, d. l. 3. §. ult. D. de jur. Fiſc. & conc. Imp. Leo no v. 51. Et hæc ſententia, jure ci vili & feudali probatur.

Es befindet ſich aber das ſolche Recht / an vielen Orthen nit12 wenig ſeyen geendert worden: wie ich hievon allein deß Reichs Statt Wormbs Verordnung will anziehen. Dann vermoͤg derſelben / So jemandt verborgen oder vergraben Gelt / oder Schaͤtz in ſeinem Hauß / oder Grund findet / der ſoll das foͤrder - lich / vnd ohn alles verziehen / der Burgermeiſter einem / oder be - den / zu wiſſen thun. Vnd ſo ſolches geſchicht / ſoll alsdann der halbe theil deß gefundenen Gelts / oder Schatzes / dem Herꝛen deß Grunds / vnd der anderhalb theil der Statt Ærario, oder Rent Cammer / folgen vnnd werden. So aber der Herꝛ deß13 Grundts / oder Finder / ſolches verſchwiege / vnnd nicht wie obſteht fuͤrbrechte: ſo ſoll daſſelb gefunden Gelt / oder Schatz / an gemeiner Statt nutz gentzlich / vnd der ſolches verſchwiegen / vnd verhaͤlt hette / in ſtraff Leibs vnd Guts verfallen ſein. Wann14 aber vnverſehen ein Schatz oder Gelt in eines anderen Grund funden / vnd ſolches zu ſuchen / nicht ſondere Anſtellung oder fleiß beſchehen were: ſo ſoll der dritte theil dem Herꝛen deß Grundts / vnd der ander drittheil dem Finder / vnd der vbrig dritte drittheil / an der Statt baw / oder gemeinen Nutz fallen vnd werden: Doch das ſolches wie obſteht / den Burgermeiſteren zuvor angeſagt / vnd verkuͤndet ſey worden. So aber Verhaͤlung geſchehe / oder15 verſchwiegen wuͤrde / ſollen die Verhaͤler geſtrafft werden / wie ob geſchrieben iſt. So aber angeſtellt / vnd mit vorgeſetztem fleiß16 geſucht / vnd etwas funden / were der halbe theil dem Herꝛen deß Grunds / vnd der ander halb theil der Statt gemeinen Nutz / oder Ærario, auß dieſer Conſtitution vnd Ordnung / gleich zuver - theilen gefallen. So aber jemand vnderſtuͤnde / durch die ſchwar -17 tze / vnd andere verbottene Kuͤnſt Schaͤtz zuſuchen / in ſeinem ei -Ygenen /106genen / oder anderer Gruͤnde / vnnd ſuͤnde: was alſo erfunden wuͤrde / ſoll alles gentzlich der Statt Ærario, oder Rent Cam - mer gefallen / vnd noch dem Herꝛen deß Grunds / noch dem Fin - der gar nichts mit getheilt werdẽ d. ſup. n. 8. Hactenus die Wurms - Ordnung lib. 6. p. 2. tit. 21.

18

Wann nun ein Regent in ſeinem territorio entweders hieoben n. 6. uſque ad num. 11. deducirt Recht / von den ge - fundenen Schaͤtzen / obſervirt, oder ein anders ſtatuirt, wie jetzund vermeldet / vnd darauff gute Achtung geben laßt / ſo kan jhme daſſelb in eventum auch ſehr fuͤrtraͤglich vnd nuͤtzlich ſein.

Von den Mittelen / wel - che von der Regenten vnd Ober - herꝛen bahrem Gelt her - kommen.TITULUS XIII.

1

DEmnach von den medijs der Herꝛenloſen Guͤ - ter der vorige titulus kuͤrtzlich gehandelt / ſo will ich in dieſem / vnd nachfolgenden zweyen titulis, nun - mehr die media an die Hand nemmen / welche von den Guͤteren herreichen / die einen Herꝛen haben. Et hæc bo - na vel ſunt in dominio Magiſtratus: vel in dominio alicujus Vniverſitatis: vel denique in dominio privatorum.

2

Vnd zwar deren Mittel / die von den bonisalicujus Magi - ſtratus herkommen / ſind hieoben tit. 1. n. 6. 7. 8. 9. 16. & 17. item107item tit. 8. etliche erzehlt worden. Allhie aber will ich allein von denen Mitteln / welche von einer Oberkeit bahrem Gelt her - ruͤhren / deren ſich fuͤrnemblich fuͤnff befinden.

Dann erſtlich iſt es in viel weg nutzlich / daß in Fuͤrſten -3 thumben / Graff: vnd Herꝛſchafften / an Orthen da es die Gelegenheit zvgibt / von den Oberherꝛen ordentliche Muͤntzen angericht / vnd in denſelben den Vnderthanen Gelt vmb fuͤnff per cento, auff einhendige Silbere vnnd Guldene Vnderpfand / außgeluhen werde. Dañ hiemit kan nicht allein ei - nes Herꝛen ocioſa pecunia etwas ertragen / vnd kan er von den verſtandenen Vnderpfanden nicht ſchlechten Nutz / dieſelbige her - nach zuvermuͤntzen / entpfahen: ſonder es kan auch hiedurch ein Herꝛ vielen hochbeſchwerlichen Auffnahmen vnd Contracten be - gegnen / zu welchen ſonſt die Vnderthanen gantz ſchaͤdlich getrie - ben wuͤrden / vnd kan darzu ſeiner Vnderthanen Gluͤck vnd Heil mercklich befoͤrderen / daß ſie nemblich auffbegebende Faͤhl / et - was an ſich zukauffen / oder in andere weg jhren Nutz zuſchaffen / alsbald Gelt in promptu haben moͤgen.

Es koͤnnen auch in ſolchen Muͤntzen ſtreittige Getlſummen4 hinderlegt / vnd zugleich Wechſel angeſtellt vnd gehalten wer - den. Die Depoſita dienen dahin / das ſolche an einem ſicheren Orth verwahrt ſeyen: vnnd daß ſie von den Muͤntzverordneten / biß man ſie wider erhebt / ohn einige Zinßreichung / ein gute Zeit moͤgen genoſſen werden.

Die Wechſel aber ſind dahin angeſehen das frembde vnd ver -5 bottene Geltſorten / in Nammen der Oberkeit moͤgen auffge - wechſelt / vnd hernach zu anderen Landſorten verwendet werden / das auch die Vnderthanen jederzeit / zu fuͤrfallender notturfft / allerhand Geltſorten in billichem werth foͤrderlich bekommen moͤgen.

Y 2Vnd108
6

Vnd damit die Muͤntzen vnd Wechſel ſo wol einem Herꝛen / als deſſen Vnderthanen / oder auch frembden / wie zuvor num. 4. angedeut / zu ſonderem genuͤß vnd vorſtand gereichen / ſo iſt gleich zu anfang mit fleiß nachzuforſchen vnnd wol zuberathſchlagen / wie ſolche Muͤntzen an anderen Orthen allbereit mit hoͤchſtem Nutz angericht / auch wie / vnd in welchen Staͤtten dieſelbige an - zuordnen ſeyen. Alsdann wird gewiß diß Mittel einem Her - ren / vnd ſeinem gantzen Land in viel Weg erſprießlich vnd fuͤr - traͤglichſeyn: beſonders wann Muͤntzen vnd Wechſel an einem Orth zuſammen gethan / vnd nicht abgeſoͤndert werden. Dann auff dieſe weiß / kan man viel vnd mancherley Vncoſten erſpa - ren / vnd auch allerhand vortelhafftige Judenmaͤſſige griff ver - huͤten. Vnd koͤndten alſo an einem Orth durch die geordnete Dreyer / zwey vnderſchiedliche corpora, deren eins der Muͤntz / das ander aber dem Wechſel zugeeygnet ſeye / wol verſehen / vnd alſo auch zwo vnderſchiedliche rechnungen Jaͤhrlichs gehalten werden. Unde etiam Ariſtoteles in Oeconomicis refert, Bizantios olim, cum egerent pecunia, commutationem nummorum inſtituiſſe: eamq; uni menſæ Campſoriæ com - miſiſſe: pœna graviadverſus eum adjecta, qui ſibi hanc po - teſtatem uſurpaſſet.

7

Das aber heutiges Tags etliche Mammonsbruͤder / damit jh - nen einen ſonderen profit ſuchen / vnd machen wollen / daß ſie mit den Muͤntzſorten allerhandt eigennuͤtzige Vorthel gebrauchen / auch dieſelbige im Schrott vnd Korn minderen vnd ſchwechen / das iſt allen Rechten / auch diß Heyligen Reichs vnderſchiedli - chen hochverpeenten Muͤntzen edicten ſtracks zuwider / vnnd bringt / ohn allen zweiffel / ſolcher profit Gottes Fluch / vnd zeit - liche Straff mit ſich: Sicut Iſernia, & communiter alij Feudistæ, hos de rapina teneri aſſerunt, in c. un. Quæ ſint Re -gal. 109gal. lib. 2. Feud. Deren halben ſollen billich alle Chriſtliche Ober - keiten dieſes ſchaͤdlichen profits ſich muͤſſigen, vnd dahin trach - ten / daß den publicirten Muͤntz edicten ſteiff nachgelebt / vnd die Vbertretter vnnachlaͤßlich geſtrafft werden. Ex quo rectè & præclarè Innocentius III. in cap. quanto, de jurejurand. Regis Arragonum, juramentum improbat, quo irrequiſito Popu - lo promiſit, Patris ſui adulterinam monetam ad certum tempus conſervare: hujuſque promiſſionis Conſiliarios, Deceptores appellat.

Hiebey aber kan ich wolmeinend nicht vngemelt laſſen / die -8 weil heutigen Tags im Roͤmiſchen Reich / faſt in allen ſilbe - ren vnd guldenen Muͤntzſorten / hin vnnd wider / ein merckliche vngleichheit ſich befindet / vnd darauß vnzehliche Beſchwerden ſich erregen / das billich dahin mitſonderem Eyffer zutrachten / wie im gantzen Reich an allen Orthen / ein gleicher valor koͤnne angericht vnd erhalten werden.

Da weiß ich mich gleichwol vieler Mittel / die auff Reichs /9 Deputation, vnnd Probation Taͤgen / von den Reichs - Staͤnden / vnd beſtellten Wardinen / ſind fuͤrgeſchlagen worden / zuerjnneren. Jch kan aber nichtſehen / wie man dieſelbi - ge mit aller Staͤnd gemeinem Nutz / an allen Orthen im Reich / ins Werck richten koͤnne / fuͤrnemblich an denen Orthen / welche mit frembden Potentaten vnd Herꝛſchafften grentzen.

Vielleicht aber moͤchte diß ein Mittel ſeyn / wann zuvorderſt10 ein jeder Stand im Reich ſein habend jus cudendi mone - tas ſelbs gebraucht / vnnd keinen anderen damit ſeinen Vorthel ſuchen laſt / vnd wann man ein fein Marck Silber vnnd Gold / auff Coͤllniſch Gewicht geſetzt / vmb etwas hoͤhers / als Keyſers Ferdinandi Muͤntz Ordnung vermag / ſchetzen / vnd hernachY 3nach110vermag ſchaͤtzen / vnnd hernach nach Außweiſſung gemeldter Muͤntzordnung / außtheilen / wann auch alle frembde vnnd auß - laͤndiſche / gute Silbere vnnd Guldene Sorten / in jhrem rech - ten werth æſtimiren, vnd im gantzen Reich / neben den Reichs - muͤntzen / nem̃en / auch aller groben guten ſorten verſchmeltzung verbieten wuͤrde. Dann dieweil die fein marck Silber vnd Gold / viel hoͤher als das Muͤntz edict vermag / muß erkaufft / vnd noch darzu mit groſſem Vnkoſten vermuͤntzt werden: dieweil auch die jenige Staͤnd / welche frembde Potentaten vnd Herꝛſchaff - ten zu Nachbaren haben / der guten frembden Sorten / in jhrem rechten werth / ſich ohn jhren hoͤchſten Schaden / nicht entſchla - gen koͤnnen: Ja dieweil ſolche Staͤnd / wann ſie die Muͤntzſor - ten nach dem Muͤntz edict außgeben ſollen / von wegen deß vn - gleichen valors, in den Reichsſteuren viel hoͤher als andere Staͤnd beſchwert werden: So hat es nicht ein geringen Schein / als ob vorgemeldter weg / zu Abwendung vieler beſchwerden / vnd zu Erlangung einer beſſeren vnnd ertraͤglicheren gleichheit der Muͤntzſorten / ſehr dienſtlich vnd befoͤrderlich ſein moͤge: Sedhæc alterius ſuntloci.

11

Zum anderen wie ein Regent vnd Oberherꝛ / zuvor tit. 14. num. 23. cum ſeqq. deducirter maſſen / auß frembden Kauffmanſchafften viel Nutz erlangen kan: alſo wann er ſelbs mit ſeinem eigenen Gelt / auff gewiſſe maß / Kauffmannſchafft zutreiben fuͤrnimpt / ſo kan jhme daſſelb noch mehr eintragen. Mercatura enim communiter magnas divitias aflerre, & plerunque plus prodeſſe, quàm obeſſe ſolet præſertim ſi, vi - tatis monopolijs, providè exercetur.

12

Es iſt gleichwol inter Politicos ſehr ſtreitig / Ob auch hohen Stands vnd Adels Perſonen / ſich der Kauffmannſchafft / ohn Verkleynerung / vnderziehen koͤnnen.

13

Vnd ſind viel die darfuͤr halten / es ſeye mercatura ars ſor -dida,111dida, vnd koͤnne allein ab hominibus plebeis, vnd nit von Ade - lichen / viel weniger von hohen Stands Perſonen exercirt wer - den. Unde legimus, Cæſares nobilioribus viris, & virtute ac dignitate conſpicuis interdixiſſe, ſe commercijs negocia - tionum immiſcerent, l. nobiliores 3. C. de commerc. & mercat.

Unde quoque Imp. Theophilus ad uxorem, Cum me14 DEVS, inquit, Imperatorem deſignarit: mercatorem face - re contendis. Scito autem mercaturam privatis hominibus eſ - ſe conceſſam, ut ea tolerandæ vitæ modos habeant. Quod ſi nos præter Imperij opes, etiam mercaturæ emolumenta intercepe - rimus, unde nam ſubditi victum comparabunt? Zonar. tom. 3.

Aber Boterus de polit. illuſ. lib. 8. c. 14. beſtetiget das widerſpiel /15 beweiſet auch mit vielen exemplis, das viel hohe Potentaten / die groͤſte Kauffmanſchafften vor zeiten getrieben / vnd noch heutigs Tags / mit jhrer Vnderthanen / vnnd jhrer ſelbs nicht geringem Nutz / treiben koͤnnen. Hoc etiam notant Hyppol. de Collib. in Prin - cip. Palatin. c. 34. Bodin. de Repub. lib. 6. cap. 2. & Petr. Gregor. de Repub. lib. 3 c. 6. & lib. 4. c. 7. & d. ſuprà tit. 14 n. 18. cum ſeqq.

Jch zwar halte mercaturam pro arte Reipublicæ neceſſa -16 ria, & utili, d ſup. tit. 14 n. 18. cum ſeqq. vnd ſo notwendig / das ſol - che à corpore Reipublicæ nicht koͤnne abgeſuͤndert werden. Mercatores enim ſunt in Reipublicæ corpore, veluti mini - ſtri, bajuli, pedes, qui transferunt reliquis neceſſaria, Petr. Gregor. d. lib. 4. c. 7.

Alſo halt ich auch darfuͤr / wann Adeliche vnnd hohen17 Stands Perſonen zu dem end Kauffmanſchafft treiben / damit ſie jhre Vnderthanen deſto weniger beſchweren / vnd die obligen - de publica debita, ohn weniger betrangnuß abrichten moͤgen / das ſolches jhnen mehrruͤhmlich / als veraͤchtlich ſeye. Unde Ro -18 dericus Dubraiusrefert, Rodolphum Boemiæ Regẽ, AlbertiCæſaris112Cæſaris filium, negociationem in argentifodinis Chutuenſi - bus exercuiſſe, in eum finem, ut hoc modo ſummam Æra - rij inopiam ſublevaret, & debita, per utrunq; Wenceslaum19 Reges contracta, diſſolveret. Unde quoque Michael Bru - tus ſcribit, Laurentium Medicem, Petri filium, Florentinæ Reipublicæ Principem, animo juvandi nervos Reipublicæ, & æs alienum diſſolvendi, neceſſariò mercaturam exer - cuiſſe.

20

Vber diß alles aber halt ich noch weiters darfuͤr / wann Adeli - che / vnd Hohen Stands Perſonen / in exercenda mercatura, ſo wol jetztgemeldte / als hieoben d. tit. 14. num. 27. erzehlte con - ditiones obſerviren, daß ſie ohn eintzigen verwiß / durch die jh - rige / wol mercaturam exerciren koͤnnen.

21

Daher zum dritten kan es einem Regenten auch vber die maſſen viel nutzen / wann er / nach gelegenheit ſeiner Land vnd Staͤtt / artem nauticam befoͤrderet / vnd durch angeſtellte Schiffarten / auß frembden außlaͤndiſchen Orthen / allerhand Guͤter vnd Wahren erkauffen vnd zu fuͤhren / vnnd hernach wi - der verkauffen laßt. Vix enim credibile eſt, quantum mari - timis illis ſubvectionibus, provinciæ ac civitates diteſcant, ut hodie Veneti, Holandi & alij abundè teſtantur, D. Hyp - pol. de Collib. de Princip c. 29. Unde Cicero Na vigiorum cur - ſibus omnes undique ad vitam copias ſuppeditari, ait, & Ul - pianus, Ad ſummam Reipublicæ navium exercitionem perti - nere ſcripſit, in l. 1 §. licet autem D. de exercitor.

22

Alſo zum vierdten / wie es einem Regenten vnd Ober - herren nutzlich iſt / alſo iſts auch vnverweißlich / wann er fleiſ - ſigen / fuͤrſichtigen Kauffleuten / auß ſeiner Rent Cammer ein ſtattliche Summ Gelts fuͤrſtreckt / zu dem end / daß ſie alle noth - wendige Wahren / in billichem preiß / ins Land fuͤhren / vnnd vondem113dem dargeſchoſſenen Geldt / gebuͤrend intereſſe Jaͤhrlichs ab - richten. Non enim improbari poteſt, ſi ad juvandam neceſ -23 ſarijs rebus patriam, Principes, alijque Magiſtratus, in - duſtrijs Mercatoribus pecuniam contribuant: ut ita cum publica utilitate, ſuũ quoque commodum augeant: quem - admodum inter Venetos, Luſitanos, & Genuenſes factita - tum ſcribit Gregor. Tholoſ. de Republ. lib. 3. c. 6.

Deß gleichen zum fuͤnfften / Wann Frucht / Wein /24 oder andere Stuͤck in wolfeilem preiß vnnd kauff ſind / ſoll nicht vnbillich ein Regent vnd Oberherꝛ die zeitliche Fuͤrſehung thun / daß er nicht allein ſeine frumentarios vnd vinarios redi - tus zuſammen halte / ſonder auch / daß er alsdann von den wol - feilen Wahren jhme ein guten Vorꝛaht erkauffe / vnd ſolchen hernach / zur zeit einreiſſender Thewrung / in billichem werth den Vnderthanen wider verkauffe. Dann auff dieſe weiß kan er ſo wol ſeinen eigenen / alsder Vnderthanen nutz trefflich mehren / auch wann Thewrung einbrechen will / derſelben zeitlich begeg - nen. Et hac honeſtiſſima negociationis ſpecie, cum lauda -25 bili providentia conjuncta, olim Joſephus Regis Ægypti Fiſcum ditavit, & eiomnem terram ſubjecit. Omnes tamen Magiſtratus diligentiſſimè caveant, dum hoc medio uti, & boni Patresfamilias videri volunt, poſtea in ſubditorum perniciem eo abutantur: ut hodie plerunque fieri ſolet.

Longè autem utiliſſimum erit, ſi Magiſtratus in ſuis ter -26 ritoriis Præfectos annonæ conſtituant, Qui ſuo tempore advehendum frumentum juſto precio curent, & juſto rurſus precio ſubditis, ſi opus eſt, vendant: qui dent operam, ut fru - menta idoneis locis poſita conſerventur: ex urbibus expor - tentur, niſi in magna abundantia: qui precia rebus imponant, ad voluntatem venditorum carè nimis diſtrahantur: quiZdenique114denique in Dardanarios animad vertant, qui annonam in ſua horrea a vertunt, menſuras & pondera falſant, legibus con - ſtituta precia excedunt, undique coempta frumenta ſuppri - munt, ad annonæ incendium, ait Quintilianus, hoc eſt, ut annonæ augeatur precium, ingra veſcatque caritas, ut nobi - liſſimi D. Hyppoliti de Collibus verbis utar, in dict. lib. de in - crem. urb. cap. 21.

Von den Mittelen / die von den bonis alicujus Vniver - ſitatis jhren Vrſprung haben.TITULUS XIV.

1

AVff die in vorigem titulo deducirte Mittel / folgen nicht vnbillich andere Mittel / welche von den bonis alicujus Univerſitatis herflieſſen / deren fuͤrnemb - lich ſich zwey auff dißmal erzeigen.

2

Dann Erſtlich / Wann ein jede Statt / oder ein jeder Flecken / ſeu municipium, ex univerſitatis reditibus, alle Jahr ein benandte Sum̃ / auff ein gewiſſe Zeit / jhrem Herꝛen / zu Erledigung der groſſen Außgaben / erlegen / ſo kan daſſelb / ohn der Vnderthanen beſchwerden / dem gemeinen Nutz zu gu - tem / gar wol geſchehen: quia id ex publico univerſitatis Æra - rio ſumitur, nec quicquam ab ullo exigitur: & rurſus in pu - blicam utilitatem convertitur.

3

Jedoch ſoll diß Mittel platz haben / ſo iſt vonnoͤhten / daß die Æraria alſo beſchaffen ſeyen / daß man auß denſelben etwas / ohnſchaden /115ſchaden / darſchieſſen koͤnne. Dann offtermals an vielen Orten / die Jaͤhrliche expenſæ Ærarij deſſelben accepta vbertreffen / oder zum wenigſten ſich mit einander vergleichen.

Derenhalben ſoll ein Oberherꝛ mit fleiß zuſehen / das in ſei -4 nen Staͤtten vnd Flecken / die Æraria mit keinen vnnuͤtzen vnd vnnothwendigen Außgaben beſchwert werden. Dann heu - tigs Tags die Gerichtsperſonen / vnd andere Verampte / auß den Ærarijs offtermahls nam̃haffte Summen Geldts verpraſſen / vnd etwan darauß bezahlen / welches die Vnderthanen auß dem jhren abrichren ſollen.

Als zum Exempel: Jſt ein Vndergang / ein Augen -5 ſchein / oderſonſt etwas Vniverſitatis nomine extrajudiciali - ter fuͤrzunemmen / ſo kan / bey vnſerer verſoffenen Zeit / daſſelb / an vielen Orten / ohn ein Zech nicht geſchehen / ſondern es muß mit einer Zech angefangen / vnd wider mit einer Zech beſchloſſen werden: welches billich nicht ugeſtatten / ſonder aller vnnoͤhti - ger Vnkoſten einzuziehen iſt.

Deß gleichen ſollen in Staͤtten vnd Flecken / die6 Gaſſen vñ Straſſen von denen reficirt werden / welche jre Haͤu - ſer bey ſolchen Straſſen ligen haben. Vnd im fall etliche daſſelb zuthun nit wol vermoͤgen / ſo ſind die Nachbaren ſolches ins werck zurichten ſchuldig. In civitatibus enim & municipijs, refectio viarum publicarum deſtructarũ, jure fieri debet à Dominis domorum, juxtà viam ſitarum, & non ab univerſitate jux. not. in l. un. § conſtruat, D. de via publ. & Barthol. in l per Bithiniam. ult. n. 3. C. de immun. nem. conced. Et ſi fortè hi Domini non ſint ſolven - do, tum alijs vicinis refectio incumbit, gl ſingularis in d. l. un. & per illam hoc not. Roman. ſing 817. incip. Nota quod via publica. Nun7 aber werden heutigs tags diſe vnkoſten mehr ertheils auß den pu - b licis Ærarijs genommen / deren man doch zuverſchonen wol be - fuͤgt were.

Z 2Zum116
8

Zum ander en haben viel Oberkeiten / fuͤrr emblich / Fuͤrſten / Graffen vnd Herꝛen / in jhren Staͤtten viel Handwercks Zuͤnfft / die jhre ſondere Collegia vnnd Ordnun - gen / wie auch Jaͤhrliche Einkommen haben. Wann nun ein jede Zunfft jhrem Land vnd Oberherꝛen auff ein gewiſſe Jahracht / jhr Gefaͤll zum halben theil alle Jahr darſtreckt / ſo9 wird es zimlich ertragen / vnnd bleiben doch die Zuͤnfft in jhrem eſſe, wird auch hie durch kein Perſon beſchwert Allein will die Notturfft erforderen / daß die Zunfftmeiſter die Gefaͤll fleiſſig zuſammen halten / vnd nicht (wie es etwan an etlichen Orten zu geſchehen pflegt) dieſelbige mit jhren Mitzuͤnfftigen durch die Gurgel jagen.

Von den MEDIIS welche von denen Guͤteren vnn Hand - thierungen herflieſſen / ſo privat Perſonen zugehoͤrig vnd zuſtaͤndig ſind.TITULUS XV.

1

DIeweil dann von den medijs, welche von den bonis Magiſtratus, & alicujus Univerſitatis herruͤhren / auch bericht geſchehen: ſo ſind in dieſem fuͤnffzehen - den titulo, weiters die media zuerclaͤren / welche von denen Guͤteren vnd Handthierungen herflieſſen / ſo privat Per - ſonen zugehoͤrig vnd zuſtaͤndig ſind.

2

Vnd nach dem ein jeder Magiſtrat, reſpectu ſeiner Vnder - thanen der Oberherꝛ vnd Superior iſt: ſo ſind daher die Vn -derthanen117derthanen jhme fuͤr jhre Perſonen vnd Guͤter gleichſam vnder - worffen. Magiſtratus tamen meminiſſe debet, ſe præſidere corpori tanquam caput: & ita ratione potiùs, quam vi & af - fectione, aut avaritia, bonis & perſonis ſubditorum ſibi utendum eſſe, Gregor. Tholoſan. de Repub. lib. 3. c. 1.

Derwegen ſoll ein Oberherꝛ zuvorderſt ſehen / ob ſeine or -3 dinarij reditus, ad obeunda & ſuſtinenda publica negocia, & onera genug ſeyen / oder ob er getrungen werde / jhme noch andere extraordinarios redit us zu machen. Sind ſie genug: ſo ſoll er auß denſelben die gemeine Außgaben vnnd Beſchwer - den ablegen / vnd ſeine Haußhaltung beſtellen / wie hioben tit - 5. iſt deducirt worden. Befindet er aber mangel / ſo kan er / auß erheiſchender notturfft / dahin trachten / wie er noch weitere Ge - faͤll vnd Einkommen / ſo wol durchbeſchwerliche / als vnbeſchwer - liche Mittel / vnnd ſo wol auch auß den bonis Vniverſitatis, als von der Vnderthanen / vnd ſeinen eigenen Guͤteren / tanquam Dispenſator & Moderator Reipublicæ, jhme zuweg richten / vnd dieſelbige ad communem & publicum uſum verwen - den koͤnne. Dieſer Mittel aber / ſo viel der Vnderthanen Guͤter vnd Handthierungen betrifft / erzeigen ſich an dieſem Orth fuͤr - nemblich dreyzehen.

Dann erſtlich dieweil ich hieoben von den bonis vacan4 tibusc. 12. n. 1. uſque ad num. 6. gehandelt / vnnd aber ſolch Mittel ſich weit hienauß erſtreckt / vnd daher ſo offt ſich nicht zu - tragen mag: quia homines rarius inteſtati decedunt, & nul - lum ex qualibet linea ſanguinis, vel juris titulo, heredem relinquunt: ſo koͤndte daſſelb Mittel etwas reſtring〈…〉〈…〉 rt, vnd von einem Regenten vnd Oberherꝛen / in ſeinem Gebiet vnnd territorio geordnet werden: Wann in auffſteigender / oder abſteigender linea, allerdings keine Erben /Z 3aber118aber in der zwerch linea, ultrà ſeptimum gradum Erben verhanden weren / das alsdann von dieſer vnverte - ſtirten Erbſchafft / der zehende Theil deß Herꝛen Cammer oder Ærario heimfallen ſolte.

6

Dann dieweil hiedurch nichts contrà ultimam alicujus vo - luntatem gehandelt / vnd den neceſſarijs heredibus nichts ent - zogen wird / vnd dieweil die Laterales heredes, ultrà ſeptimum gradum, jhnen / zu jhren ſo weit verwandten Erbſchafften / keine Rechnung machen / ſicut quoq; olimjure civili cognati tan - tum ad ſextum, & ſeptimum uſq; gradum, ſuccedere potue - runt, teſtibus Vlpiano & Papiniano in l. 1. §. cognationem & in l. octa vi. 9 D. unde cogn. adeò ut Modeſtinus dicat, Rerum naturam ferè non pati, ut ultrà ſeptimum gradum cognatorum vita conſiſtat, l. 4. D. de gradibus & afſinib. conc. Paul. lib. 4. ſen - tent. Eod. tit. Dieweil auch allein ein geringer theil der Erb - ſchafft / welcher den Lateralibus heredibus zuſteht / zu Befoͤr - derung deß gemeinen Nutz transferirt wird: ſo kan dieſe reſtri - ctio, meines ermeſſens / nicht fuͤr vnbillich gehalten / vnnd wol ins Werck gericht werden: darauß dann allen Regenten vnd Oberherꝛen mercklicher Nutz zuwachſen mag.

7

Illud autem longè gravius fuiſſe videtur, quod in hiſtoria Scotica legitur, cum Malcolinus Scotorum Rex, inconſul - tislargitionibus fiſcalem pecuniam exinaniviſſet, Comitijs generalibus placuiſſe, ut juſta Caducaria, ſeu relevamenta, ab omnis generis heredibus exolverentur.

8

Zum anderen / wann ein Reicher wolvermuͤgener Vnder - than / der gleichwol in aſcendente, vel deſcendente linea, oder in linea tranſverſali intrà ſeptimum gradum. Erben hat / ein Teſtament / Codicill / oderein anderen letſten Willen auffrich - ten wolte: So werde der ſelbige von den Notariis, Statt: vnndGericht -119Gerichtſchreibern zuerjuneren / Daß er auch ſeines Land - fuͤrſten / oder Herꝛen Cammer / oder Ærario, etwas / nach ſeinem freyen Willen / legiren, oder verſchaffen wolte. Dann dieweil dieſes den Teſtierenden Perſonen / vnnd9 deroſelben Erben / bey jhren Landsfuͤrſten vnd Herꝛen zuſon - derem lob / vnd etwan auch zu nutz vnd Befoͤrderung dienen mag: Dieweil auch ſolch mittel ſie in jrẽ Leben nichts gravirt: ſo iſt es verhoffendlich deſto eh zuerlangen. Wie dañ auß den hiſtorijs, vñ10 ex jure civili in vielen Orthen zubefinden / das bey Regierung der erſten Keyſer / vnd ein gute zeit hernach / biß ad Imperium Trajani, (da mann doch andere vielfaͤltige vnd groſſe Jaͤhrliche Gefaͤll vnd Einkommen gehabt) wenig letzte Willen ſeyen auff - gericht worden / in welchen man nicht dem Imperatori, als der hoͤchſten Oberkeit / etwas nam̃haffts legirt / ja offt gantze Erb - ſchafften verlaſſen hat: Da aber heutigs tags im heiligen Reich / ein jeder Standt in ſeinem territorio loco Imperatoris ge - halten wird.

Et certè ex hiſtorijs liquet, Imperatorem Auguſtum, pro -11 ximis viginti annis, tantùm ex teſtamentis amicorum, & qui orbi mortui eſfent, non etiam ex teſtamentis aliorum, quater decies millies LLS. percepiſſe, hoc eſt, 35000000. Coronat Gallic.

Zum dritten / wann in Teſtamentis, aut alia ali qua ulti -12 ma voluntate, prorſus extranei, & non inopes, heredes inſti - tuirt, oder wann ſolchen extraneis legata, oder fideicommiſſa, oder mortis cauſa donationes weren verſchafft / oder vberlaſſen worden: ſo iſt es nicht vnbillich / ſonder Zuerhaltung deß gemeinen weſens ſehr fuͤrtraͤglich / iſt auch vor zeiten in Republica Roma - na ſehr in uͤbung geweſen (ut conſtat ex l. ul. C. de edict. D. Hadria. tollen. Paulo 4. ſentent. lib. 6. Plinio in Paneg. ad Trajan. & Dio. li. 55das120das alsdann harum hereditatum, legatorum, fideicommiſ - ſorum, & mortis cauſa donationum, viceſima pars, eines13 Herꝛen Cammer oder Ærario ſolte heimfallen. Dann dieweil weder agnatis, noch cognatis, vnnd alſo keinem Ver - wandten / etwas hiemit genommen wird: dieweil auch die extra - nei, ab inteſtato, zu dieſen Verlaſſen ſchafften jhnen keine Rech - nung de jure machen koͤnnen / ſo ſollen ſie ſich billich mit den neunzehen Theilen contentiren laſſen / vnd ſich nicht beſchwe - ren / das viceſima pars, publicæ utilitatis cauſa, anderswohin verwendet werde.

14

Nec dici poteſt, mortuo, & vivo fieri injuriam: illi, qui teſtamentum fecit, & huic, qui ex teſtamento aliquid capere debuit: quia injuria non eſt, mortui erratum corrigere, pu - blica commoda, privati unius commodis anteponere, & uni alicui extraneo viceſimam adimere, ut id Reipublicæ, & univerſis prodeſſe queat. Semper enim publica utilitas, pri - vatæ anteferenda est, not. plurib. D. Sturmius ſerm. 3. de bello Turcic. adminiſtr. Nam Respublica incolumis, & privatas res facilè ſalvas res præſtat: publica perdendo, tua nequic - quam ſerves ait, Livius lib 26. Et Julius Cæſar Publicæ ſalu - tis cauſa, rei familiaris commoda negligenda dixit, lib. 7. de bello Gall.

15

Zum vierdten / Wann jemand einem extraneo etwas inter vivos ſimpliciter ſchenckt / halt ich es ebenmeſſig nicht fuͤr vnbillich / das viceſima pars eines Herꝛen Fiſco, oder Ærario gebuͤren ſolle. Dann in dieſem fall vorgemelte rationes num. 13. & 14. auch ſtatt haben. Vnde etiam ſimplex donatio in - ter vivos ab Impp. Theodoſ. & Valentin. interres lucrativas eſt relata in l. un. C. de imponend. lucrat. lib. 10. ex qua lege ap -paret,121paret, Legem Juliam de viceſima, mutatis tantùm nomini - bus, penè revocatam eſſe. Vnd zwar wann die Roͤmiſche16 Keyſerliche Majeſtat / vnſer Allergenedigſter Herꝛ / in jhren Koͤnigreichen vnnd Erblanden / auch deß Heiligen Roͤmiſchen Reichs Staͤndt / in jhren Territorijs allein ejtztgemeldte vier Mittel / gebuͤrender weiß anordnen / vnnd was dardurch erlangt wird / zu Abtreibung Tuͤrckiſcher Tyranney / (deren man ſo wol zu Friedens / als Vnfriedens Zeit taͤglich ge - wertig ſein muß) oder anderer gemeinen Reichs gefahren / auß eifferigem Gemuͤt zuſchieſſen / vnd darſtrecken wolten / ſo wuͤrde man verhoffentlich in wenig Jaren / mit Verleihung Goͤttlicher Gnaden / ein ſolchen Vorꝛaht zuſam̃en bringen / daß man viel - leicht der beſchwerlichen Reichsſteuren koͤndte vberhaben ſeyn / beſonders wann die Roͤm: Keyſerliche Majeſtat / ſich noch etli - cher anderer Mittel / deren ich in einem Diſcurſu bellico Tur - cico Meldung thu / gebrauchen wuͤrde. Allein ſeind vorerzehl - te Mittel wol anzuordnen / vnnd hernach weiters zum fleiſſig - ſten zubeſtellen / wie alle Gefaͤll richtig einzunemmen / an wel - che Orth die Einnahmen zuliefferen / wie dieſelbige zuverwah - ren / vnd wie man endlich / auff alle fuͤrfallende Noth / in Auß - gaben ſich zuverhalten habe. Dann woferꝛ hierin einiger Man - gel erſcheint / ſo iſt wenig Nutz / bey vorgedachten Mitteln zu - erwarten.

Zum fuͤnfften an denen Orthen / da hohe / oder allein par -17 ticular Schulen auffgericht werden / haben / neben vnzehlichen anderen Nutzbarkeiten / derſelben ſo wol die Oberkeiten / als die Vnderthanen ſtattlich zugenieſſen / Dann die Studenten vnd Scholaren, viel tauſet Gulden Jaͤhrlich an die Orth bringen / da ſie dem ſtudieren obliegen / vnd liefferen ſolch Gelt den Koſt - herꝛen / Handwerckeren / vnd Kauffleuthen / von welchen her -A anach122noch die oberkeiten in jhren Zoͤllen vnd Vngelten zum groͤſ - ſeren theil daſſelb wider zu entpfahen haben. Et certè Vt magne - tis montes, ait D. Hyppol. de Collib. etſi pleris que incogniti ſint, chalybis aciem, magnete fricatam ad ſuas vertunt partes: ſic Academiæ & Scholæ, ob Docentium eruditionem, ex qua - cunque orbis parte, quam plurimos ad ſe ex præcipuis, quam - vis terrarum ſpacio longè latèque dißitos, pertrahunt, in libell. de increm. urb. cap. 11.

18

Zum ſechſten ſoll ein Regent vnd Oberherꝛ die fleiſſige Fuͤrſehung thun / daß in ſeinen Staͤtten vnnd Fleckẽ / da es die gelegenheit zugibt / allerhand Kauff - manſchafften angeſtelt werden. Dann die Kauffleut nit allein nutzliche vnd notwendige Wahren / mit jhrem Vnkoſten vnd gefahr / in das Land bringen / ſonder ſie fuͤhren auch auß dem Land die jenige Wahren / die im Land vberfluͤſſig ſich befinden.

19

Hoc autem & privatim, & publicè longè utiliſſimum exiſtit: quia ſinguli ferè ſubditi inde non levia cōmoda per - cipere ſolent: & quia inde Domini vectigalia, etiam varijs modis augentur: quia denique nihil Legibus & æquitati magis conſentaneum eſt, quàm utilli, qui in alienis territo - rijs, aut ex aliorum ſubditis, queſtum faciunt, etiam illis, quorum permiſſu negociantur, aliquid pendant, ut Boterus20 aſtruit. Et hoc eſt quod P. Gregorius Tholoſanus dicit, Mercatores, Negociatores, Institores & Propolas, eſſe utiles & neceſſarios Reipublicæ quia ea quæ nobis, & noſtræ Rei - publicæ ſuperflua ſunt, exportant: & quia aliunde quæ nobis neceſſaria ſunt, quæve apud nos non in veniuntur, important: quia deniꝙ́ illorum quæſtuaria opera, industria & labore con -ſtans,123ſtans, cum Reipublicæ utilitate conjuncta eſt, idque inter dum cum propriæ vitæ & facultatum diſcrimine, de Repub. lib. 4. c. 7

Ex quo cum nobiliſſimo D. Hyppolito de Collibus rectè21 dici poteſt: Tantam eſſe mercaturæ vim, ut adempta mercan - difacultate (quod aliquando in regno Neapolitano factum Pontanus teſtatur) Provinciales continuò ad inopiam redigantur, in tra - ctat. de Princip. c. 30. Ex quo etiam Polydorus aſſerit, Heinri -22 ci VII. Anglorum Registempore, Angliam maxima auri & argenti copia abundaſſe: quod tum mercatura in illo re - gno floruerit, & à Rege ſtudiosè promota ſit. Rex enim mer - caturam pro arte cunctis mortalibus & commoda, & neceſ - ſaria habuit, teſte eodem Polydoro. Nam etſi Mercatores vulgò pro damno blaſphemare, & pro precijs rerum mentiri dicantur: hæc tamen ſunt hominum, non artis vicia.

Damit aber Mercatura dem gemeinen Weſen / vnnd men -23 niglich / deſto mehr nutzen moͤge / ſo ſoll ein Regent vnd Ober - herꝛ auff nachfolgende vier Stuͤck gute Achtung geben: I. Daß die Kauffleut kein verbottene Kauffmanſchafft treiben / auch kein verbottene Wahren / in das Land / oder darauß an verbottene ort / fuͤhren. Hucfac. l. 2. & 4. C. de commerc. & merca. & l. officium 12. §. 1. D. de re milit. II. Daß ſie mit jhren Kauffmanſchafften kein Theurung ins Land bringē / ſonder viel mehr mit zufuͤhrung aller nottuͤrfftigen ſtuͤck / dieſelbige abſchaffen helffen: daß ſie auch die Vnderthanen nit hindern jhre Wahren nutzlich zuvertreiben. Ex quo videmus hodie quibusdã in locis conſtitutum, quæ ad victum ſunt neceſſaria à Mercatoribus emptionibus antici - pare, néve ea exportare, at benè importare liceat: præſertim imminente Caritate. Videmus quoq; conſtitutum, poſt certum tempus aliunde certæ merces importentur: quò merces,A a 2quæ124quæ antè præſto ſunt, melius vendi poßint. Petr. Gregor. de Repub. lib. 4. c. 7 Zum III. Daß ſie kein ſchaͤdliche Vorkaͤuff / kein wucherliche Contract / kein vbermaͤſſige uſuras prætextu permutationum & cambiorum, fuͤrnemmen vnd uͤben / ſon - dern daß ſie alles dahin richten / daß die Kauffmanshaͤndel / dem gemeinen Nutz / vnd Naͤchſten zu gutem / vnd zu keinem Scha - den gereichen moͤgen. Honeſtum enim lacrum eſt, quod ju - ſtè acquiritur, quo nulli præjudicatur, & per quod nemo læditur, ut Caßiod ſtatuit. So dann zum IV. ſoll ein Regent die Fuͤrſehung thun / daß die Kauffleut vor allem vnrechtem Ge - walt beſchuͤtzt / bey jhren Freyheiten gehandthabt / vnnd in jhren Handthierungen befoͤrdert werden. Dann hiedurch werden nicht allein die Kauffmanſchafften ſtarck gemehrt / ſonder auch ſo wol deß gemeinen Nutz / als der Vnderthanen auffnemmen mercklich verbeſſert / wie hieoben num. 18. cum ſeqq. iſt erklaͤrt worden.

24

Zum ſiebenden / kan auch nicht weniger Nutz / bey An - ſtellung vñ Befoͤrderung der Handwerck / hin vnd wider in Staͤt - ten vnd Flecken / erobert werden. Dann ſolche nicht allein an de - nen Orthen / da ſie in uͤbung ſeind / den Handwercks Perſonen ſelbs / allen den jhrigen / vnd anderen / zu mercklichem genieß / nutz vnd frommen / den Staͤtten aber vnd Flecken / zu ſchoͤner Zierd / vnd ſonderer Vermehrung vnnd zunemmen gereichen ſondern auch die benachbarte / die dieſe Handthierungen nicht haben / muͤſſen an ſolche Orth ſich begeben / vnd von den Handwercke - ren die nothwendige Wahren / nicht mit geringem Geldt vnnd Vnkoſten / erkauffen. Unde Selimus I. Dux Turcarum, cum Conſtantinopolin, & incolis & opibus amplificare vellet, aliquot mille omnium artium mechanicarum peri - tiſſimos artifices, ex duabus illis famoſiſſimis urbibus, Bel - grado & Cairo Conſtantinopolin accerſivit. Et idem vo -luerunt125luerunt Poloni, qui Heinricum Ducem Andegavenſem Regem creantes petierunt: ut centum opificum familias in Poloniam ſecum adduceret.

Vnd iſt zwar die Warheit / daß / nach dem gemeinen Sprich -25 wort / nicht allein ein jedes Handwerck ein guldenen bo - den habe / den man aber biß an die Ellenbogen ſu - chen muß: ſondern auch / wie Boterus redt / Quod plures ar - te, quàm aliis proventibus victitent, qualescunque illi tan - dem ſint. Nam ex duobus tantùm illis opificiis, lanæ & ſe -26 ricis, Mediolani, Venetiis, Florentiæ, & Genuæ (ut alias civitates omittam) plurima hominum millia victum quæ - runt D. Hyppol. de Collib. d. tract. de Princip. c. 29.

Et ſanè cum duæ ſint Rerumpublicarum antiquiſſimæ pe -27 ſtes, egeſtas & ignavia, ut lib. 6. de Repub. Bodinus ait: utrique, inſtitutis opificijs, optimè ſuccurritur. His enim neceſſaria vitæ emolumenta comparantur, tenues ſublevantur, ocioſi exercentur, inertia è civitatibus expellitur, ſimulque urbes egregiè exornantur atque locupletantur. Qua de cauſa Imperator Alexander Severus omnium ferè opificiorum corpora Romæ conſtituit, ijſque immunitates conceſſit.

Jedoch ſoll ein jeder Regent vnd Oberherꝛ nicht geſtat -28 ten / daß die Handwercker / in jhren Handwercken / ſich mit ein - ander vereinigen / daß einer ſeine gemachte Arbeit oder Werck / nicht neher oder weniger verkauffen / verdingen oder machen ſoll / dann der andere / ſonder dieſes bey hoher Geltſtraff mit ernſt ver - bieten. Dann hiedurch kan in dieſen Handthierungen ſchaͤdlicher Auffſchlag vnnd Steigerung verhuͤtet werden. Sic videmus in l. un C. de monopol graviterprohiberi, Negociatores inter ſe conjurent & paciſcantur, minoris merces, quàm ipſi ſtatuerint, diſtrahant: néve Artifices & Argolabi, inter ſoA a 3conve -126convenlant, ut quod opus unus incipit, alius non abſolvat. Unde D. Hyppol. de Collibus, Magiſtratus, ait, cura erit, ut opera & opificia ſine ulla fraude, dolo, vel fuco perfician - tur ſolida, juxta opificij cujusque leges, & prætextu opifi - ciorum, factiones aut conjurationes obtegantur, in libell. de in - crem. urb. c. 15. in fin.

29

Zum achten / Dieweil die Kauffleut / vnd die Handwer - cker in viel Weg nutzlich ſind / ut paulò antè demonſtratum: ſicut quoque Calliſtratus in l. ult. D. de nundin. ſummæ pru - dentiæ & auctoritatis apud Græcos Platoni aſtipulatur, qui Negociatores & Opifices Reipublicæ neceſſarios eſſe dixit: Damitdann ſo wol die Kauffmanſchafften / als die Handwerck / jhren Cultoribus, vnd anderen / zu mehrerem gewin / nutz vnd frucht erſchieſſen koͤnnen / ſo iſt gut vnd rahtſam / daß man in Staͤtten vnd Flecken / gewiſſe Jahrmeſſen / vnd Wuchenmaͤrck30 anſtelle vnd verordne. Dann hiedurch werden zum theil die Com - mercia vnd Handthierungen ſtattlich befoͤrdert / zum theil auch neben den victualibus, andere nothwendige Wahren zugefuͤhrt / deren man hernach ſich nutzlich zugebrauchen hat.

31

Hic tamen à Domino loci ſub certa pœna conſtitui poſ - ſet: ulla rudis materia exportetur d. ſup. tit. 1. n. 25. & ut nihil, quod fieri mediocri civium diligentia poteſt, importa - re liceat, ut in Agro V Virtenbergico, & in alijs aliquot pro - vincijs conſtitutum reperitur. Nam hoc modo & plura opi - ficiorum genera, adductis etiam, ſi opus eſſet, externis opifi - cibus, in provincijs eſſent: & homines egeni, unde vitam alerent facilè haberent: & nulli ociari liceret, ac ſi vellet ocio indulgere, idem puniri poſſet, ut Sebaſtian. Foxius de regni & Regis inſtit. lib. 2. tradit.

32

Vnd iſt ohn allen zweiffel / wann alles das jenige / was ichà num. 127à num. 23. usque ad num. 35. erzehlt / mit fleiß angeſtellt vnnd ins werck gericht wird / das ſolches alles den Regenten vñ Ober - herꝛen / neben obgemelten nutzbarkeiten / weiters dahin diene / daß ſie Volckreichere vnd beſſer beſtellte Staͤtt vnnd Flecken haben / daß auch derſelben Zoͤll / Vngelt / vnnd andere Gefaͤll hiedurch hefftig gemehrt vnd gebeſſert werden moͤgen.

Multitudine enim commerciorum, ait Boterus, tàm res pri -33 vatæ, quàm publicæ mirum in modum augentur: & hinc immenſa auri & opum vis, maximaque frequentia hominum, aut opificum, aut contrahentium, aut materiam operis Jug - gerentium, atque inde elaborata diſtrahentium, deſcendunt. Imò tantæ divitiæ inſunt artibus & cõmercijs, ut nec argenti nec aurifodinæ in nova Hiſpania, aut Peru, ijs comparari queant: & ut vectigalia mercium, in Ducatu Mediolanen - ſi, majorem pecuniæ vim non importent, quàm venæ me - tallicæ Potoſi & Salixci, ut idem Boterus aſtruit.

Zum neundten ſoll ein Regent vnd Oberherꝛ die34 fleiſſige Fuͤrſehung thun / daß ſo viel jmmer muͤglich / die Baar - ſchafft im Land vnd in den Staͤtten behalten werde. Pecuniæ enim in ditione aliqua retentæ, per cenſus, tributa, & vecti - galia, ad Fiſcum, vel Ærarium redire ſolent: quod lu - crum unà cum nummis aliàs amittitur, Botero teſte.

Damit aber dieſes geſchehen moͤge / hat ein Regent auff nach -35 folgende drey Puͤnctlein ein beſonder fleiſſig auffſehen zu haben: I. Wann etwas publicè, oder privatim zu bawen zu pflantzen / vñ ins werck zurichten iſt / daß man darzu die Vnderthan en / vnd nit die frembden gebrauche. Dann hiemit werden nit allein die Vn - derthanen ernehrt vnd befoͤrdert / ſonder in dem ſie jhren verdien - ten Lohn einnemmen / wird auch das Geldt im Land behalten. II. Wann128II. Wann allerhand Stuͤck zu kauffen ſind / daß ſolche Kaͤuff viel mehr mit den Vnderthanen / als Außlaͤndiſchen getroffen werden. Dann hiemit abermahls ſo wol der Vnderthanen / als der gemeine Nutz befoͤrdert wird. Zum III. Daß alle Kauff - manſchafften vnd Handthierungen / mehr in das Land vnd in die Staͤtt / als darauß gericht werden / quia hoc rurſus tàm ad pri -36 vatam, quàm publicam utilitatem ſpectat. Unde legimus Eduardum III. Anglorum Regem Anno 1336. edixiſſe, in poſterum aurum & argentum cælatum, ſive ſignatum, de regno in continentem exportare liceret: & Anno 1439. in eodem regno ſtatutum eſſe, exteris mercatoribus liceret, merces importatas aliis, quàm Anglis, vendere.

37

Zum zehenden / befinden ſich offt Vnderthanen / die gern auff Leibgeding jhr Gelt hinleihen. Wann nun ein Herꝛ ſolch Gelt annimbt / vnd von jedem hundert Gulden Jahrlich zehen / oder zwoͤlff / weniger oder mehr Gulden / nach eines jeden Alter vnd Leibs Beſchaffenheit / ad dies vitæ Creditoris zuge - ben bewilliget / ſo iſt daſſelb ſeiner Cammer gewohnlich mehr nutzlich / als beſchwerlich / wie die taͤgliche Erfahrung mit ſich bringt. Hoc enim luxuriolo & effœto noſtro læculo, ho - mines longè brevius, ac olim, vivere ſolent. Moriente au - tem Creditore, ſor Fiſco, vel Ærario cedit.

38

Zum eilfften / werden zu vnſeren Zeiten von etlichen Staͤtten namhaffte Summen Geldts vmb fuͤnff per cento auffgenommen / vnnd wider vmb acht per cento außgeluhen. Aber es iſt gewohnlich hiebey nicht viel Segen: laſt ſich auch mit Recht nicht durchauß behaupten.

39

Legimus tamen Collegium Georgianum apud Genuen - ſes, trientibus, aut ſummum ſemiſſibus uiuris pecuniasac - cipere, & eaſdem Principibus & Mercatoribus graviſſimisuſuris129uſuris fœnerari. Unde hac ratione tantam vim pecunia - rum coactam dicunt, ut inſula Corſica, & publica prædia, redimi potuerint, ut Bodin. d. lib. 6. cap. 2. refert. Quod ſi ta -40 men pecunia ſimpliciter mercatoribus mutuò datur, non iniquum videtur, ut creditor majores uſuras ſibi ſtipuletur: quia pe riculum ſubeſt, quandoque & uſuras, & capita - lem ſummam amittat.

Zum zwoͤlfften / Wann ein Regent vnd Oberherꝛ41 mit vielen außlaͤndiſchen vnnd ſchweren Zinſen beladen iſt / alſo daß er alle Jahr / außerhalb ſeinem Land / mit mercklichem Vn - koſten / die Zinß weit geſeſſenen Creditoren abrichten / vnd mit groſſem verluſt gewiſſe Gelt Sorten erlegen muß: ſo iſt raht - ſam / daßer ſo viel von ſeinen Vnderthanen (es ſeyen pupilli, viduæ, oder andere Perſonen / die Geldt außzuleihen haben) auffnemme / vnd viel mehr denſelben / als frembden ſolch Haupt - gut verzinſe. Dann auff dieſe weiß kan Vnkoſten vnd Verluſt vermitten werden. Ex quo legimus bello Punico ſecundo,42 Romæ pupillorum & viduarum Cenſus in publicum eſſe delatos: ut in fide publica eſſent eorum bona, ſicque tu - tiora, & in ſumma Ærarij inopia Reipublicæ uſuaria.

Jedoch wann ein Regent Geldt auffnemmen muß / iſt es43 auch nicht vnrahtſam / daß er von den benachbarten Staͤnden / vnd Staͤtten / ſolch Geldt entlehne. Dann auff dieſe weiß kan er jhme nicht allein ein guten Vorꝛaht ſchaffen / ſondern es wer - den auch hiemit die benachbarte Creditores, von allerhand Pra - cticken vnd Feindſtuͤcken abgehalten / vnd bewegt / daß ſie eines ſolchen Herꝛen nutz mehr befoͤrderen / als verhinderen / vnd den - ſelben nicht beſchweren / viel weniger ins Verderben ſtuͤrtzen helffen. Auß welchem dann vnder ſolchen benachbarte Staͤn - den Fried / Einigkeit / vnd gut vertrawen herfleußt / vnd erhaltenB bwird.130wird. Mutua enim vicinorum Benevolentia, perpetuam in - ter ipſos fidem & Concordiam alit atque conſervat.

44

Zum dreyzehenden / Wann ein Regent vnd Oberherꝛ in hoͤchſter Gefahr vnd Noth ſteckt / daß er jhme darauß ſo baldt nicht kan helffen / ſo iſt es als dann nicht vnbillich / daß er ſeinen Vnderthanen zumute / alles Gold vnd Silber jhme mit dem ge - ding zuzuſtellen / daß er ſie dagegen von anderen Beſchwerden ſo lang erledigen wolle / biß er jhnen alles wider erſtattet habe: huc faciunt quæ notavi ſuprà num. 14. circà fin. Sic olim CHA - BRIAS THAMO Ægyptiorum Rex, urgente ne - ceſſitate, omnibus ſubditis mandavit, ut quantùm quiſque poſſet auri, vel argenti contribueret. Viciſſim tamen pro - miſit, quod pro ijs quæ ita ſubditi dant, alia ipſis onera, æqua proportione, tam diu remittere velit, donec data reſtituan - tur. Et hoc modo brevi, ſine cujusvis injuria, magnam pe - cuniæ ſummam collegiſſe dicitur.

Welcher maſſen obge - meltes alles / ſoll vnd magin das Werck gerichtet werden. TITULUS XVI

1

JN allen vorgeſetzten titulis hab ich / meines ermeſ - ſens / genugſam erklaͤret / wie ſo wol ohn / als mit Beſchwerden der Vnderthanen / ein Regent vnd Oberherꝛ ſein Landt vnd Leuth / auch ſeine Gefaͤll vnd Einkommen verbeſſeren moͤge. Jn dieſem letzten tituloaber131aber will ich / loco appendicis, kuͤrtzlich vermelden / welcher maſſen ein ſolcher Regent in allen vorerzehlten Mittelen pro - cediren / vnd mitwas Ordnung er dieſelbige an die Hand nem - men / vnd in effectum bringen ſoll.

Vnd zwar wann ein Regent von ſeinen Vorfahren mit ſo2 groſſen Schulden beladen / vnd daher jhme vnmuͤglich iſt / auß ſolchem Laſt / allein durch die vnbeſchwerliche Mittel / zukom - men / ſo kan er zum anfang / alle ſeine Gefaͤll mit fleiß durchge - hen / vnd dieſelbige alſo erhoͤhen / daß es den Vnderthanen ertraͤg - lich ſeye / vnd daß die titulo 1. n. 12. cum ſeqq. ſieben geſetzte Cautiones nicht vberſchritten / ſonder in Achtung genommen werden.

Nach leidtlicher Erhoͤhung der Gefaͤll / kan ein Herꝛ weiters3 erkundigen / was er noch wol fuͤr Ordnungen machen koͤnne / in krafft deren die Vnderthanen ſeiner Rent Cammer etwas erle - gen ſollen / wie ich dann tit. 2. etliche erzehlt hab. Jn dieſen4 Ordnungen aber iſt dahin fuͤrnemblich zu trachten / daß die Be - ſchwerden / welche ſie mit ſich bringen / mit allerhand Nutzbar - keiten temperirt werden / damit die Vnderthanen auch etwas Er - getzlichkeit wider zu entpfahen haben / wie auß den d. tit. 2. einge - fuͤhrten Exempeln mehrertheils zuvernemmen iſt.

Wann nun ein Regent in der That erfahrt / daß jhme / von5 wegen obligenden tringenden Schulden / ſo lang zuwarten vn - muͤglich ſeye / biß jetzt gemeldte beyde Weg / oder auch die jenige Mittel / welche ich titulo 9. biß auff dieſen 16. titul nach einan - der erzehlt / jme einen ſtattlichẽ Vorrath / zu Abzahlung der ſchul - den / an die Hand geben moͤgen / ſo kan er als dann auch zu der Schatzung ſchreitten / (welche heutigs Tags / gantz verkehrter weiß / jederzeit das erſt vnd angenemſt Mittel zu ſeyn pflegt) dochB b 2dieſelbige132dieſelbige der geſtallt fuͤrnemmen / wie ich tit. 3. nu. 16. cum ſeqq. deducirt hab: oder er ſoll die Schatzung vnderlaſſen / vnd mag mit ſeinen Land Staͤnden vnd Vnderthanen da - hin handeln / vnnd ſich dagegen verhalten / wie tit. 4. iſt an - gezeigt worden.

6

Vnd damit alle erklaͤrte Mittel / den hieoben in der Vorred angedeuten Scopum erreichen koͤnnen / ſo thut ein Regent vnd Oberherꝛ Chriſtlich / loͤblich / vnd wol / daß er zu ſeiner Haußhaltung gute Achtung gebe / vnd alſo dieſelbige admini - ſtrire / wie ich tit. 5. 6. vnd 7. allein particulariter deducirt hab. Dann wo ferꝛ dieſes mit fleiß geſchicht / ſo wird mancher Regent wol cum Scipione Cenſore ſagen koͤnnen / Dij po - tius conſervate, quàm augete Oeconomiam meam, quàm ſatis auctam haheo, modò ſarta tecta maneat: es wird auch ein ſolcher Regent ſeiner Vnderthanen mit Schatzungen wol verſchonen koͤnnen / vnnd wird die tit. 1. 2. 3. & 4 erklaͤrte be - ſchwerliche Mittel / viel leidlicher vnnd ertraͤglicher / als ſonſt / fuͤrnemmen vnd anſtellen doͤrffen: Er wird auch alle die jenige Nutzbarkeiten wuͤrcklich entpfahen / von denen d. tit. 5. an vn - derſchiedlichen Orthen iſt Meldung geſchehen.

7

Jm fall es aber an guter Haußhaltung ermangeln / vnd viel mehr Negligentia, Incontinentia, & Luxuria regieren ſol - ten: ſo koͤnnen alle in dieſem Bedencken angezogene Mittel nichts erſchieſſen / ſondern es bleibt ein Herꝛ in ſeinen Schulden ſtecken / vnd muß gewonlich noch weitere ſchulden machen: die - weil ein vbel beſtellte / vnd vnordenlich adminiſtrirte Haußhal - tung / ſich einem groſſen Faß vergleicht das keinen Boden hat. Et hoc eſt quod Callicratides Pythagoricus dixit: Multaparare,133parare, at parta non cuſtodire, perinde eſſe, ac in vas, quòd fundo caret, aquam haurire.

Vnd wo ferꝛ ein Regent die obligende tringende Schulden8 foͤrderlich entrichten / vnnd auff einmahl viel Creditores be - zahlen / oder in kurtzer Zeit ein groſſe Summ Geldts haben muß / wo ferꝛ er auch durch die in vorigen titulis gemeldte be - ſchwerliche / vnnd vnbeſchwerliche Mittel / dieſem trangſal ſo bald nicht abhelffen kan / ſo iſt er gleichſam genoͤtiget / ſich ſelbs anzugreiffen / vnd ſo wol bewegliche / als vnbewegliche Guͤtter zuverkauffen: doch auff ſolche weiß / wie hieoben tit. 8. mit fer - nerer Außfuͤhrung iſt angezeigt worden. Unde Sabellicus te - ſtatur, inſtante & urgente ſumma neceſſitate, Imp. M An - toninum Philoſophum, omnia aurea, argentea, ctiſtallina, myrrhina vaſa, cum omni principali ſupellectile, ornatu - que Conjugis, publicè diſtraxiſſe, ſaltem tributa impe - rando, ſubditis gravis eſſet: & tamen neceſſitati ſatisfa - ceret.

Ob aber wol ein Regent mit ſo groſſen vnd tringenden10 Schulden nicht beladen iſt / ſo kan er doch obgeſetzt Bedencken jhme auch zu ſonderem Nutz richten / vnd mit oberzehlten Mitte - len ſeine Gefaͤll vnd Einkommen trefflich erweiteren vnnderhoͤ - hen: Ja er kan mit den beſchwerlichen Mittelen viel beſſer / als16 ein hoch beſchwerdter Regent / ein moderation halten / vnd kan daneben die vnbeſchwerliche Mittel / nach vnd nach / ins Werck ſetzen / vnd mit denſelben / neben der guter Haußhaltung / es dahin ohn allen zweiffel bringen / daß er zu aller fuͤrfallender Notturfft / ein ſtattlichen Vorraht an Silber vnd Goldt / an Clenodien / an Wein vnd Fruͤchten / vnd an allen dingen haben moͤge / die eines Herꝛen Schatzkammer zubereichen pflegen.

B b 3Nec134
12

Nec eſt quod hîc quis dicat, Hac divitiarum compara - tione varias peccandi anſas præberi: quia Vbi pecunia acce - dit, plerunque mens decedit. & ferè nihil ſani reperitur, ubi pecunia abundat, ut Terentius & Ariſtophanes ſentiunt Nam hoc quidem in hominibus malis fieri ſolet: quia hi & malis artibus pecunias comparant, & plerunque in peſſimos uſus convertunt, de quibus non ago. At viris bonis divitiæ ſunt inſtrumenta virtutum. Hienim non tam acervandi, vel ab - utendi libidine, quam impartiendi juvandiq; deſiderio, pe - cuniam affectant & conquirunt: quæſitamq; regunt, & non ab ea reguntur: & ita opes, & mentem ſimul habent, arque tetinent,〈…〉〈…〉 cum Menandro rectè〈…〉〈…〉 appellari poſſunt.

13

Imò fieri non poteſt, ut Respublica, quæ ſub perpetuo - li motu gubernatur, in eodem ſtatu permaneat, & in æternùm quieta tace fruatur: non minus quàm ipſum corpus Phyſi - cum eſſe non poteſt, quin aliquando morbis, ijsque interdum lætalibis, concutiatur. Quare quo temporeremedia adhiben - da ſun, paratæ debent eſſe ſapienti Principi, alijque Magi - ſtratu, pecuniæ, ad excipienda, vel rejicienda tela mutatio - num, ait Gregor. Tholoſ. de Repub. lib. 3. c. 9.

14

Vnd wann ein Regent das oberklaͤrt Bedencken jhme zum beſten gluͤcklich ins Werck zurichten vorhabens iſt / ſohalt ich fuͤr rathſam / daß er ſeine Land Staͤnd auff gewiſſe Zeit vnd Mahl - ſtatt zuſammen beſcheide / jhnen den obligenden Schuldenlaſt / oder andere Betrangnuß / oder kuͤnfftige Nutzbarkeiten / vmb - ſtaͤndlich vermelde / vnd mit jhrem Conſens vnd belieben / die er - klaͤrte beſchwerliche vnd vnbeſchwerliche Mittel zum theil / oder15 ſamptlich fuͤrnemme d. ſup. tit. 3. num. 5. in fin. Dann auffdieſe135dieſe weiß behalt ein Herꝛ in omnem eventum willige Landt - Staͤnd / vnd verhuͤtet hiedurch viel nachreden vnd hinderungen / kan auch nachmahlen alles / was auff ſolchen Landtag beſchloſſen wird / mit beſtand vnd ſtarckem nachtruck foͤrderlich vollziehen.

Alſo hab ich nach meinem vorhaben kuͤrtzlich deducirt / nicht16 allein welcher maſſen ein Regent ſein Land vnd Leut verbeſſeren / gute Policey anrichten / vnd ſeine Gefaͤll vnd Einkommen ver - mehren ſonder auch wie er mit allen oberzehlten Mitteln verfah - ren / vnd dieſelbige vollſtrecken moͤge.

Dieweil aber ohn Gottes / deß Allerhoͤchſten Regenten / Gnad17 vnd Segen / aller Menſchen Thun vnd fuͤrnemmen / nichtig / vnfruchtbar / vnnd gewohnlich mehr zum Mißbrauch / als zum rechten Brauch geneigt iſt: So wolle der Herr aller Her - ren Vaͤtterlich geben vnd verleihen / daß durch diß mein wol - meinend Bedencken ein jeder Chriſtlicher Magiſtrat es dahin richte / daß durch erlangt Geldt vnd Gut / zuvorderſt GOttes Ehr / der Gemeine vnd deß Naͤchſten Nutz / ſo dann auch ſeine eigene Wolfahrt vnd auffnemmen / moͤ - gen befoͤrdert werden / Amen.

DEO SOLI LAVS ET GLORIA.

[136][137]

Conſtitutio VOn nothwendiger vnd nuͤtzlicher Anſtellung eines Ærarij Sancti. Durch welches fuͤrnemblich die Befoͤr - derung vnd Erhaltung gemeiner Wolfahrt geſucht vnd erlangt wird: Beſchrieben vnd angeſtellt Von GEORGIO OBRECHTO, JURIS - CONSULTO ARGENTINENSI, & Comite Palatino, &c.

[138]139

WIR N. N. fuͤgen hiemit jeder -1 maͤnniglich zuvernemmen: Demnach al - len Verſtaͤndigen bekandt / vnd vnverbor - gen / beweiſts auch die taͤgliche Erfahrung / daß in diſen letzten hochgefaͤhrlichen Laͤuf - fen / faſt kein Regiment / vnnd Policey / durch jhre gemeine Æraria, die man mit taͤglichen vnnd faſt ſtuͤndlichen Außgaben / erſchoͤpfft / zu allen Zeiten gluͤcklich kan adminiſtrirt / vnd im beſtaͤndigen Weſen er - halten werden: Sondern wann nicht neben dieſen Ærarien2 ein Oberkeit mit hoͤchſter Sorgfaͤltigkeit durch allerhand billi - che / vnd rechtmeſſige Media, ein beſonder / vnd extraordina -- rium Ærarium mit gewiſſen Renten vnnd Einkommen auff[-]richten laſt / daß ein ſolch Regiment / vnd Policey / zur Zeit vn - verſehenen Kriegs / Entpoͤrungen / vnd anderen Gefahren / al - lerdings entbloͤßt / vnd zum Raub den Feinden offen ſtehe / vnnd in ſolcher Gefahr wider gegenwertigen Gewalt nicht wol kan beſchuͤtzt noch gehandhabt werden

Vnd ob man wol alsdann mit aͤuſſerſtem fleiß vnd ernſt vn -3 derſtehet zu helffen / vnd von maͤnniglich im hoͤchſten preiß Gelt auffzunemmen / vnnd dardurch allerhand nothwendige Stuͤck zur Defenſion zu præparieren / Jedoch iſt in ſo ſchneller eyl / vnd4 in obligender Gefahr / nicht allein daſſelb ſchwerlich zu erlangen: ſondern ob ſchon Gelt zuwegen gebracht / vnnd die Gefahr da - mit abgewendet wird / ſo laſt ſie doch eine andere Gefahr hinder -C c 2ſich /140ſich / daß ein ſolche Policey durch die vbermaͤſſige / vnd von Tag zu Tag wachſende Zinß / vnd intereſſe, hernach allgemach / auch zur Zeit deß Friedens / ſich nicht wider ſo bald erhohlen kan / ſon - der etwan noch gar zu grund gehen / vnd gleichſam wie ein Liecht erloͤſchen muß.

5

Wie dann den Græcis Rebuspublicis, vnd ſonderlich den Lacedæmoniern widerfahren / die ſo viel / vnd ſo lang von den Perſarum vnd Ægyptiorum Regibus Gelt auffgenommen / biß ſie daruͤber zuſcheiteren gangen ſeind.

6

Welcher maſſen aber / dieſem ſo ſchweren vnd verderblichen Schaden / vnd Vndergang mit einem Extraordinario Ærario zu ſteuren / vnd zu begegnen were / ſo befindet ſich / wie ein ſolch Ærarium die hoͤchſte Notturfft erfordert / alſo ſeyen auch herꝛli - che / vnd rechtmaͤſſige Media vorhanden / durch welche daſſelb fuͤrderlich koͤnne angeordnet / vnd mit genugſammen gewiſſen Renten / vnd Einkommen verſehen werden.

Ein ſondere Conſtitutio vnd Ordnung / DE IVDICIARIO VECTIGALI. TITULUS PRIMUS.

7

WIR N. N. fuͤgen hiemit / vnd thun jeder - maͤnniglichen zuvernemmen: Demnach in dieſen letzten / vnruͤhigen / Rachgierigen / vnd zanck - ſuͤchtigen Zeiten / die Schmach Clagen mehrertheilsauß141auß gefaßtem Haß vnd Neid in den Gerichten hin vnd wider ſehr einreiſſen / dardurch die Vnderthanen gegeneinander hefftig ent - ruͤſtet vnd erbittert werden / welche billich / als Glieder eines ein - zigen Politiſchen Leibs zuſammen halten ſollen.

Demnach auch keiner den anderen leichtlichen / vnd ohne ge -8 gruͤndte rechtmaͤſſige Vrſachen / mit Gerichtlichen Proceſſen / bevnruͤhigen / mit vnnoͤhtigen Rechtfertigungen die Gericht vberhaͤuffen / vnd damit die Richter vnd den Gegentheil in viel Weg / vnd offtmals mutwilliger weiſe beſchweren ſolle.

So ſetzen / ordnen / vnd woͤllen Wir / wo ferꝛn vnſere Vnder -9 thanen Rechtlich klagen / vnd einen Gerichtlichen Krieg gegen - einander fuͤhren wolten / welcher auch auff einem gantz zweiffeli - chen Außgang beſtehet: Daß ſie zuvorderſt zur guͤtlichen Tra - ctation vnd Vnderhandlung ſollen gewieſen werden / Vnd iſt in derſelben durch verordnete Gerichtsperſonen aller muͤglicher fleiß fürzuwenden / daß man jhre Spaͤnn vnd Vnrichtigkeiten / nach Billichkeit vergleichen vnd entſcheyden moͤge.

Woferꝛ aber vnder beeden ſtreitbaren Theilen / dieguͤte nach al -10 lem angewenten fleiß / kein ſtatt noch platz haben mag: alsdañ ſoll der Claͤger in dem erſten Gerichtlichen Termin nach gelegenheit der Vmbſtaͤnde / vnd erkandtnuß der Richter / in Staͤtten vnd Flecken in einer Schmach Clag N. Guiden / vnd in einer ande - ren Clag N. Gulden / in Doͤrfferen aber (die jhre ſondere Ge - richt haben) etwas weniger / Gerichtlichen zuerlegen ſchul - dig ſeyn.

Vnd iſt dieſes gleichwol in allen Schmach Clagen / ſie wer -11 den civiliter oder criminaliter fuͤrgebracht / mit fleiß zu obſer - viren / aber in andern Clagen / die nit vber 50 fl. anlauffen / ſollen vnſere geordnete Richter / entweders nichts / oder nicht vber einen halben Gulden begeren / ſie hetten dann ſondere Vrſachen einem ſolchen geringen Claͤgern etwas weiters auffzulegen.

C c 3Wann142
12

Wann dann hernach der Claͤger die Sach mit Vrthel verlie - ren dieſelbe zukraͤfften kommen / vnd ſich befinden wird / daß er vnbefuͤgter mutwilliger weiſe geelagt habe / ſo ſoll er vber vorge - meldte Summ noch weiters ex arbitrio geſtrafft werden.

13

Wird aber der Beklagt der Endvrthel verluſtiget / vnd iſt die - ſelbe in rem Judicatam erwachſen / ſo ſolle er Claͤgern ſein erlegt Gelt wider erſtatten / vnd darzu nach befindung der Vmbſtaͤnd / dem Gericht ſein Vnrecht buͤſſen / daß er naͤmblichen dem Claͤ - gern ohne Vrſach ſich widerſetzt / vnd jhme / wie auch den Rich - teren viel Beſchwerdten zugefuͤget habe.

14

Vnd im fall von einem oder dem anderen Theil iſt appellirt worden / ſo bleibet die Erſtattung in wehrender Appellation einſtehen.

15

Wann aber in der Appellation Sach ein Vrthel ergangen / vnd es bey demſelben bleiben muß / ſo ſoll alsdann entweders der Appellant oder der Appellat / oberklerter maſſen die geſetzte Geldter entrichten / fuͤrnemblichen / wann er in allen Jnſtan - tien in die Gerichts Coſten iſt condemnirt worden.

16

Alſo ob wol Claͤger nicht mag daran ſchuldig ſeyn / daß in guͤtlicher Tractation nichts iſt außgerichtet worden / Jedoch / iſt er ſeiner Sachen befuͤgt / ſo hat er nichts zuverlieren / ſondern die Außgab in fine Litis wider zu entpfahen. Jſt er aber vnbe - fuͤgt / ſo widerfahret jhme allererſt / was er verdienet hat / dieweil er ohn erhebliche Vrſachen einen Gerichtlichen Krieg erweck et / vnd gefuͤhret / vnd damit viel Vnkoſten / Vnruhe vnd Verſaum - nuß nothwendiger Geſchefft vervrſachet hat.

17

Vnd im fall auch Claͤger nach Gerichtlicher Einbringung ſeines Libells oder der Clag / folgendes dieſelbe fallen oder erſi - tzen laſſen wuͤrde / der ſolle zu den vorigen N. Gulden / noch wei - ters N. Gulden zur Straffe geben / daß er freveler weiſe Richter vnd Beklagten moleſtirt / vnd Beklagten in den Verdacht ge -ſetzt143ſetzt hat / als ob er zu jhme rechtmeſſige Zuſpruch vnd Forderun - gen hette / Welches in Weltlichen Rechten pro ſpecie injuria - rum nicht vnbillich gehalten wird.

Von ſechs Ordnungen / Jn welchen die bona Fiſci, dem Ærario Sancto zugeeignet werden.

I. ORDINATIO, Von Oeden vnd vnerbawten Guͤteren.TITULUS II.

VOn den bonis Fiſcalibus wird mehrertheils in fol -18 genden ſechs Ordnungen gehandelt / vnd ob wol auch in vnſeren Landen / dieſe Ordnungen / ſo auß den Weltlichen geſchriebenen Rechten herflieſſen / in vie - len Orthen noch in Vbung ſeind / vnd auch in vielen in Abgang kommen / jedoch dieweil ſie auff rechtmaͤſſigen Fun - damenten beruhen: So wollen wir hiemit dieſelbige nach ge -19 ſchriebener maſſen / in allen vnſeren Landſchafften in uſum re - vocirt / vnd alle daher reichende Gefaͤll / vnd Einkommen / dem Ærario Sancto hiemit incorporirt / vnd vbergeben haben.

Vnd iſt zwar heutigen Tags dahin auß Vnfleiß / vnnd Vn -20 achtſamkeit kommen / daß man die Oede vnd vnerbawene Guͤ - ter / die bona inculta, faſt an allen Orthen fahren laſt / vnnd ſich derſelben / ſo viel als nichts annimbt / dieweil ſie ohn Muͤhevnd144vnnd Vnkoſten / nicht koͤnnen ſo baldt zum Nutz gebracht werden.

21

Man betracht aber nicht / daß alle angewendte Mühe vnnd Vnkoſtenin wenig Jahren hernach / wider mehr dann hundert - faͤltig moͤgen erſtatt / vnd ein beſtaͤndiger / jmmerwehrender Nutz auff vnd angericht werden

22

Setzen vnd ordnen demnach zum erſten / daß alle vnſere de - putirte Eynnemmer hiezu ſondere Inquiſitores beſtellen / die in vnſeren Landen an allen Orthen / die oͤde vnd vnerbawene Oert - ter vnd Guͤter / mit ſonderem fleiß erforſchen / vnd nachmahlen mit guter Achtung bedencken / vnd nachſinnen / ob / vnd wie die - ſelbige verbeſſert / vnd zum Nutz koͤnnen gericht werden: dann23 wie man ſagt: Non omnis fert omnia tellus: Et quælibet Terra ſuum habet Genium.

24

Es ſollen auch die beſtellte Inquiſitores auff eyngenomme - nen genugſamen Bericht / jederzeit alles fuͤrderlich / den depu - tirten Einnemmeren fideliter referiren, vnnd derſelben Be -25 ſcheidts erwarten. Sie aber die Einnemmer / wann ſie auff mehrere gehabte Erkuͤndigung befunden / daß in vnſeren Lan - den / wir viel oͤde / vnnd vnerbawene Waͤldt / Boͤſch / Hecken / Berg / Thaͤler / vnd andere loca inculta haben / die ratione ſi - tus & naturæ cujusvis loci, commodè & utiliter koͤnnen außgereut / auffgebrochen / vnd zu fruchtbaren Ackeren / Felde - ren / Wieſen / Matten / Gaͤrtten / Weinbergen / vnd Fiſchweye - ren / auch in denſelben etwan Flecken / Doͤrffer / Meyerhoͤff /26 Melckereyen / Schaͤffereyen / ꝛc. auff vnd angericht werden. So ſollen ſie macht vnd gewalt haben / nicht allein durch die Inqui - ſitores, vnnd andere nottürfftige Perſohnen / dieſes alles ins Werck zuſetzen / vnſeren Vnderthanen / vnd auch frembden ſol - che Oede / vnd vnerbawene Guͤter mit gewiſſen conditionibus in guten Baw zubringen / zuuͤbergeben / damit in vnſeren Landenkein145kein Orth oͤd / vnnd vnerbawen verbleibe: oder nicht zum beſten oder nutzlichſten erbawen / vnd gepflantzet werde: Sonderen al - les auch dahin zurichten / damit alle vnſere Landtſchafften alles das jenige tragen / vnd geben moͤgen / was nach art derſelben zu - tragen vnnd zugeben jmmer muͤglich iſt. Jedoch wann die de -27 putirte Einnemmer gantze Waͤldt / Berg vnd Thaͤler veraͤnde - ren / vnd in denſelben Flecken vnd Doͤrffer / auffrichten wollen / ſo ſollen ſie daſſelb vnſeren geheimen Raͤhten offenbahren / vnd ohn deroſelben Bewilligung nichts fuͤrnemmen / noch ſchlieſſen.

Vnd dieweil durch diß Mittel die Mannſchafft in vnſeren28 Landen trefflich kan gemehret / vnſere Zoll / Vngelt / Bett / vnd von der Mannſchafft herruͤhrende Freffel / Frondienſt / vnd an - dere Einkommen erhoͤcht / vnd von newem erlangt werden: So behalten wir vns dieſe jetzt gemeldte / vnd andere der hohen Ober - keit anhangende Stuͤck bevor: ſollen auch die Einnemmer der - ſelben ſich im wenigſten nicht anmaſſen.

Was ſie aber auff dieſe Guͤter / fuͤr Jaͤhrliche Gelt / vnd29 Frucht Zinß / wie auch fuͤr Wein / vnnd Frucht Zehenden ſchla - gen / das alles ſoll dem Ærario Sancto zuſtehen / vnd von dem - ſelben allein eingezogen vnd genutzet werden.

II. ORDINATIO DE BO - nis Vacantibus. TITULUS III.

ZVm anderen / Werden auch die bona vacantia30 heutigen Tags in ſchlechte Achtung genommen / da ſie doch auff begebene Faͤll / ein ſtattliches eintragen moͤgen.

Daher ſetzen vnd ordnen wir / ſo offt ſich begibt / daß jemandt31D dohn146ohn ein letzten Willen mit Todt abgehet / vnnd keinen Erben ex qualibet linea ſanguinis, vel juris Titulo nach ſich verlaſt / daß alsdann deß Abgeſtorbenen gantze Verlaſſenſchafft dem Ærario Sancto zuſtehen / vnd von den deputirten Einnemme - ren in Verwahrung vnd Verwaltung genommen werden ſoll. 32Vnd jrret nichts / daß nach deß Abgeſtorbenen Todt / ſich kein Erb erzeige / oder daß einer vorhanden ſeye / der aber nicht erben wolle / dieweil noch jederzeit wahr bleibt / daß der Abgeſtorbene keine Erben habe / vnd daß deſſelben nachgelaſſene bona, va - cantia ſeyen.

III. ORDINATIO DE BONIS perditis, & pro derelicto habitis, item de bonis peregrinorum, & Theſauris. TITULUS IV.

33

ZVm dritten / wann in vnſeren Landen / ſich bona perdida, & pro derelictis habita befinden / wann auch frembde Außlaͤndiſche Perſonen / darinn mit Todt ſeind abgangen / vnnd bewegliche Guͤtter / ſo ſie bey ſich gehabt / nach ſich verlaſſen: Wann man auch aller dieſer Guͤter rechten Herꝛen / oder Erben nicht weiß / noch kendt / ſo ſeind ſie fuͤr Erb: vnnd Herꝛenloſe Guͤt - ter zuhalten / ſollen auch hinfuͤro dem Ærario Sancto zuge - hoͤrig ſeyn.

34

Daher ſetzen vnd ordnen wir: Wann ſich dergleichen Guͤt - ter offenbahren / daß vnſere Vnderthanen bey jhren Eyden daſ - ſelb alsbaldt den deputierten Einnemmeren eroͤffnen / vnnd an - zeigen ſollen.

35

Dagegen ſollen ſie die Einnemmer pflichtig ſeyn / nicht al -lein147lein mit aͤuſſerſtem fleiß nach zuforſchen / vnd zuerkundigen laſ - ſen / wer doch ſolcher Guͤter rechter Herꝛ / oder der Abgeſtorbe - nen Perſonen wahrer Erb ſeyn moͤge. Sie ſollen auch nicht36 vnderlaſſen / an vnderſcheidenen Orthen / vnd in vnderſcheide - nen Staͤtten Libellos zu affigieren / vnd in denſelben die Be - ſchaffenheit der Sachen erzehlen / vnd zur reſtitution der Guͤ - ter auff vorgangene genugſamme Beſcheinung ſich erbieten. Wann dann hernach in Jahrsfriſt ſich niemand erzeigt / ſo ſollen die deputirte Einnemmer ſolche Guͤter dem Ærario Sancto zu - ſchreiben / vnd neben anderen Renten vnd Einkommen alle Jahr verrechnen.

Zu dieſen jetzt erklaͤrten Guͤteren / werden von vns dem A Era -37 rio Sancto, auch die Theſauri vnd Schaͤtz / deren rechter Herꝛ ebenmaͤſſig vnbekandt iſt / (wie ſie dann〈…〉〈…〉 genandt werden) zugerechnet / vnd dem AErario Sancto zum theil zu - geeignet. Daher ſetzen vnd ordnen wir / wann jemand verbor -38 gen oder vergraben Gelt / oder ein Schatz in locis fiſcalibus, vel publicis, vel religioſis, non datâ operâ findet / das ſolche Guͤ - ter als Fortunæ beneficium, von dem Herꝛen deß Orths / das iſt / von dem AErario Sancto, vnd von dem Finder / zugleichen Theilen ſollen getheilt werden.

Alſo ſetzen vnnd ordnen wir auch / daß in folgenden dreyen39 Faͤllen / wie vorzeiten dem Fiſco, alſo heutigen Tags dem AErario Sancto die Theſauri, vnd Schaͤtz heimfallen ſollen.

Der erſte fall iſt / wann jemand in ſeinem eigenen oder fremb -40 dem Hauß / oder Grund / mit verbottenen Künſten ein Schatz findet / ſo iſt derſelbdem AErario Sancto gantz zugehoͤrig / dieweil es aller Billichkeit entgegen were / daß der Finder deſſen genieſ - ſen ſoll / darumb er viel mehr zuſtraffen iſt.

Der ander fall iſt / wann in zuvor ſpecificirten Orten / mit be -41D d 2ſonderer148ſonderer Anſtellung ein Schatz ſich erzeigt / der iſt dem Ærario Sancto allerdings zuſtaͤndig: Dann vermoͤg der Const. Imp.42 Frider. de Regal. Wann jemand in einem frembden Orth / der nicht Fiſcalis, nec publicus, nec religioſus, nec in monu - mentis, vel poſſeſſione Cæſaris exiſtit, fuͤrſetzlicher weiß ein Schatz findet / der fallet Domino loci, vnd nicht dem inven - tori heim: d. const. de Regalib. Alſo wann in jetztgemeldten Orthen auß ſonderem fuͤrſatz ein Schatz ſich befunden hat der iſt dem Ærario Sancto zuzuſchreiben.

43

Der dritte fall iſt / Wann jemandt dem Ærario Sancto ſei - nen gebuͤhrenden Theil betruͤglicher weiß entzeucht / der ſoll auch hiemit ſeines Theils / dz jme ſonſt gebuͤhret hette / verluſtiget ſeyn.

IV. ORDINATIO DE BO - nis Ereptitiis. TITULUS V.

44

ZVm vierdten / iſt in Rechten verſehen / daß die bona Ereptitia, quæindignis aufferuntur zu wol verdien - ter Straff dieſer Perſohnen / in ſehr vielen Faͤllen in Fiſcum ſollen transferirt werden.

45

Wir aber ſetzen vñ ordnen / daß hinfuͤroſolche Bona nicht von dem Fiſco, ſondern von dem Ærario Sancto ſollen eingenom - men vnd entpfangen werden / welches dieſem Ærario ein ſtarck Jaͤhrliches Einkommen machen wird.

46

Vnd iſt nicht vonnohten alle Faͤll in ſpecie in dieſer Con - ſtitution zuerzehlen / vnd zuerklaͤren: Dieweil ſie in obgemeld - ten Rechten in ſpecie zufinden / vnd nottuͤrfftig erklaͤrt ſeind / dabey wir es auff dißmahl laſſen verbleiben.

V. ORDI -149

V. ORDINATIO DE BONIS Damnatorum & Proſcriptorum. TITULUS VI.

ALſo auch zum fuͤnfften / iſt in Rechten verordnet / daß47 die bona Damnatorum & Proſcriptorum vnſe - rem Fiſco heimfallen ſollen: an deſſen ſtatt aber wir Ærarium Sanctum ſubſtituiren.

Es werden aber von vns Damnati genant / welche vom Le -48 ben zum Todt ſeind Gericht worden: Aber Proſcriptos nennen wir Deportatos, qui civiliter ſunt Mortui, cum Alvar. An - drea de Iſern. Præpoſ. & communiter alijs, quibus hodiè Banniti à Doctoribus æquiparantur.

Vnd zwar vermoͤg der juͤngſten Weltlichen Recht / wann49 in abſteigender vnd auffſteigender Linien keine Erben / biß auff den dritten grad / vorhanden ſeind: Wann auch die nachgelaſſe - ne Weiber / jhr Dotem & Donationem propter Nuptias entpfangen / ſo gehoͤren ſolche bona vnſerem Fiſco zu / vnd ha - ben die Erben in der zwerch Linien zu denſelben allerdings keinen zugang / wie hievon Imp. Iust. nov: 134. c. ult. mit klaren Wor - ten ſtatuirt hat.

Dieſe Meynung als menti & verbis Conſtitutionis Juſti -50 nianeæ gemaͤß / iſt von vielen Rechtsgelehrten angenommen / vnd auch wider von vielen auß vnfehlbarem Jrꝛthumb verworf - fen worden / deren Anfang Irnerius ein alter Gloſſator ge - macht hat.

Wir aber ſetzen vnnd ordnen hierin / wann in auffſteigender51 vnnd abſteigender Linien / allerdings keine Erben / vnnd in der zwerch Linien allein vber den dritten grad / ſich Erben finden: Wann auch den Weiberen jhr Dos & Donatio propter Nu -D d 3ptias,150ptias, vel quarta bonorum pars gelieffert ſeind / daß alsdann ſolche eingezogene Guͤter dem AErario Sancto heimfallen / vnd alſo zu Befoͤrderung vnd Erhaltung gemeiner Wolfarth ange - wendet werden ſollen.

52

Vnd haben die ulteriores collaterales heredes ab ſolcher billichen Satzung vnd Ordnung ſich nicht zubeſchweren / die in juͤngſten weltlichen Rechten allerdings ſeind außgeſchloſſen ge - weſen: ſonderen moͤgen ſich an denen beklagen / die mit jhrem ſtraffbahrem Leben dieſe Pœn verwirckt / vnd vervrſacht haben.

VI. ORDINATIO DE BONIS inceſtas Nuptias contrahentium. TITULUS VII.

53

SO dann zum ſechſten / hat es ein ebenmeſſige gelegen - heit mit den bonis inceſtas Nuptias contrahentiũ, die gleichfals vnſerem Fiſco zugehoͤrigſeind / aber in Krafft dieſer Conſtitution dem AErario Sancto hin -54 fuͤro zuſtaͤndig ſeyn ſollen. Von dieſen Guͤteren ſe - tzen vnd ordnen wir allermaſſen / wie hievor num. 47. von den bonis Damnatorum & Proſcriptorum ſtatuirt haben: Dar - ab ſich weder die Blutſchender / noch derſelben Weiber / vnd Verwandten / ſondern ab der begangenen Blutſchand / ſich zu -55 beklagen. Vnd iſt vnzweiffenlich / wann auff jetzt angeregte Faͤll / die deputirte Einnemmer gute Achtung fuͤr ſich geben / vnd auch durch andere weiters werden geben laſſen / daß nicht allein ſie in dieſer letzten / boͤſen / vnd Laſterhafften Zeit alle Jahr ein mercklichen Nutz an Gelt vnd Gelts werth / einnemmen vnd ein - ziehen: Sonderen auch das durch obſervantz der deducierten Ordnungen ſehr viel werden ins kuͤnfftig abgeſchreckt / derglei -chen151chen Laſter zubegehen. Darumb wir auch fuͤr rathſambſt be -56 funden / obgemeldte bona dem Fiſco ab / vnd dem AErario Sancto zuzuſchreiben / damit hinführo in allen vnſeren Landt - ſchafften / dieſe bona gleichlich adminiſtrirt / vnd in beſſere Ach - tung / als ſeither geſchehen / genommen werden. Et hæc de bo - nis Fiſcalibus.

Von vier Ordnungen / durch welche rationebonorum ſubdi - torum das Ærarium Sanctum mit vielen ſtar - cken Jaͤhrlichen Gefaͤllen / vnd Einkom - men verſehen wird.

VII. ORDINATIO DE BONIS Jubditorum in ultima aliqua voluntate Ærario Sancto relictis. TITULUS VIII.

AVff die Erklaͤrung der Fiſcaliſchen Guͤter / folgen57 vier Ordnungen / in welchen wir ratione Subdito - rum als Superior, vnnd ratione Reipublicæ als Moderator & Diſpenſator von der Vnderthanen anderen Güteren allerhandt ſtatuiren / durch welches ſie nit gra - viert / aber die gemeine Wolfarth befoͤrdert / vnd erhalten wird. Setzen vnd ordnen demnach zum ſiebenden / wann ein Reicher58 wolhaͤbiger Vnderthan / er habe Kinder oder nit / ein Teſtament / Codicill / oder einanderen letzten Willen aufrichten wolte / dz der - ſelb von den Notarijs, Statt: Gericht vnd anderen Schreiberen mit wenig Worten deß AErarij Sancti ſoll erjnnert / vnnd jhmefrey152frey geſtellt werden / etwas darein zuvermachen / oder daſſelb zu vnderlaſſen / dann dieſes anders nichts als ein ſchlechte Erjn - nerung iſt.

59

Wir zweiffeln aber nicht / Es werden vnder ſolchen Rei - chen / Wolhaͤbigen Teſtierenden Manns vnnd Weibsperſonen ein gute Anzahl jhr getrew / wolmeinend / gutthaͤtig Gemuͤth im Werck vnderthaͤnig erzeigen: Dieweil ſie daſſelb in jhrem Leben nichts gravirt: vnd dieweil es zu keines Menſchen privat Vortheil / ſonderen zu Befoͤrderung / vnd Erhaltung Gemei - ner Wohlfarth gereicht / darzu die huͤlffliche Handt zubieten / gleichſam Arme vnd Reiche Vnderthanen pflüchtig ſind.

60

Vnd haben vnder den alten Roͤmeren bey Regierung der er - ſten Keyſer / biß ad Imperium Trajani, die Reiche wolvermoͤ - gene Perſonen / nicht bald ein letzten Willen auffgericht / in dem ſie nicht jhrer hoͤchſten Oberkeit wehren / ohn einige Erjnnerung eingedenck geweſen / vnnd deroſelben nicht namhaffte Legaten / vnd wol gantze Erbſchafften verlaſſen hetten / die doch damahls jhre ſtarcke vnd vberfluͤſſige Einkommen gehabt / vnd keiner an - deren extraordinari Huͤlff beduͤrfftig geweſen: wieviel mehr ſollen dann heutigen Tags die Vnderthanen in dieſen letzten ſchweren Zeiten / dem Ærario Sancto etwas vermachen / die - weil daſſelb die aͤuſſerſte Notturfft erfordert / vnd wir damit an - ders nichts / als die Befoͤrderung / vnnd Erhaltung Gemeiner Wolfarth ſuchen.

61

Rationes hujus mandati, & reſpectivè admonitionis ſunt: I. Dieweil gegenwertige ſchwere Laͤuff erforderen / daß ein jede Oberkeit / in jhrer Rentkammer / mit einem guten Vorraht ver - ſehen ſeye / darzu die Vnderthanen / durch diß Mittel / nicht we - nig helffen koͤnnen. Daher ſeind vorzeiten von Reichen Perſo - nen / wenig letzte Willen auffgericht worden / in welchen ſie nicht der hoͤchſten Oberkeit etwas verlaſſen / die es doch damahls nichtbedoͤrfft153bedoͤrfft hat II. So iſt dieſes allein ein admonitio, vnd ſteht zu eines jeden freyen Willen / daſſelb zuthun / oder zuvnderlaſ - ſen. III. So werden die Teſtierende Perſonen / in jhrem Leben hierdurch nichts gravirt. IV. Wann der Vermahnung ſtatt geſchicht / ſo gereicht daſſelb den Teſtierenden / nach jhrem ab - ſterben zum Ruhm vnd etwan auch jhren Erben / zu allerhandt Gunſt vnd Befoͤrderung V. So kan hiemit nachmahlen der Vnderthanen Nutz / vnd die gemeine Wolfarth in viel weg pro - movirt werden.

VIII. ORDINATIO DE BONIS Subditorum, qui in ultima aliqua voluntate, ex - traneis perſonis aliquid reliquerunt. TITULUS IX.

ZVm achten / ſetzen vnd ordnen wir / wann in einem Te -62 ſtament frembde vnd extraneæ Perſonæ, die dem Te - ſtierer nicht verwandt ſeind / vnd nicht in Armut leben / zu Erben eingeſetzt / oder jhnen Titulo Legati, vel Fideicom - miſſi, vel mortis cauſa donationis etwas iſt verſchafft / oder vberlaſſen worden / daß alsdann von diſem allem viceſima pars, dem Ærario Sancto jederzeit ſoll zugeſtellt werden. Vnd wird63 durch dieſe Ordnung vnd Satzung keinen Verwandten etwas entzogen / wie vielleicht von dem Teſtatore vel Donatore mag beſchehen ſeyn: wird auch ein ſehr geringer Theil Zuerhaltung gemeiner Wolfarth / auff welcher auch der Vnderthanen Wol - farth beſtehet / dieſem Ærario zugeeignet / ja es wird auch die ex - tranea perſona nicht beſchweret / die noch neunzehentheil Titulo Lucrativo zubehalten hat / da jhr doch ab inteſtato, nicht ein Heller von recht iſt zuſtaͤndig geweſen.

E eVnd154
64

Vnd laſt ſich mit Rechtlicher Warheit nicht ſagen / es werde durch dieſe Ordnung / ſo wol der Abgeſtorbene Teſtator, als der nachgelaſſene Erb / oder Legatarius, &c. injurirt: Die - weil dieſes pro injuria nimmer zuhalten iſt / wañ deß Abgeſtorbe - nen Jrꝛthumb von ſeiner Obrigkeit verbeſſert / der gemeine Nutz auß erheblichen billichen Vrſachen vorgeſetzt / vnd einer fremb - den Perſon nur einzwentzigſter theil. darumb entzogen wird / da - mit daſſelb Reipublicæ & univerſis nutzen moͤge.

IX. ORDINATIO DE BONIS SVB - ditorum, qui ſine herede lineæ aſcendentis, & deſcen - dentis decedunt, & in Linea collaterali tantum ultra ſeptimum gradum heredes poſt ſe relinquunt. TITULUS X.

65

ZVm neundten / nach dem wir gleichwol hieoben / de bonis vacantibus Verordnung gethan / jedoch die - weil ſolche Ordnung ſich weit hinauß erſtreckt / vnd vermoͤg derſelben die bona Defuncti nicht ſo offt vaciren koͤnnen: Sintemal der mehrertheil Narhafften Perſo - nen / nit bald inteſtati auß dieſer Welt abſcheiden / auch nicht bald ex qualibet Linea Sanguinis, vel juris titulo keinen Erben nach ſich verlaſſen / ſo halten wir es fuͤr rechtmaͤſſig / nothwen - dig / vnd nutzlich / daß ſolche Ordnung etwas eingezogen werde.

66

Setzen vnd ordnen demnach im fall in auff: vnd abſteigender Linien allerdings keine Erben / vnd auch in derzwerch Linien kei - ne naͤhere / als allein vber den ſiebenden grad / Erben vorhanden / vnd keine letzte Willen auffgericht weren / daß alsdann der zehen - de theil dieſer vnverteſtierten Erbſchafft dem Ærario Sanctoheim -155heimfallen ſoll. Dieſe Ordnung iſt auf nachgeſetzte fundamenta67 gegruͤndet. I. hat dieſe Conſtitution erſt in futurum ſtatt vñ platz: Will nun ein Vnderthan / ein anders in einem letzten Willen verordnen / daß ſtehet jhme frey: Thut er es aber nicht / vnd hat es doch wol thun koͤnnen / ſo hat er in dieſe Ordnung tacitè con - ſentirt, vnnd ſolle dieſelb nach ſeinem Todt billich gehalten wer - den. Daher wir in voriger Ordnung dem Ærario Sancto den zwentzigſten theil zugeſchrieben / dieweil ultima voluntas vnnd Diſſenſus vorhanden ſeind: Aber in dieſer Ordnung eignen wir demſelben dẽ zehenden theil zu / dieweil kein letzter Will / auch kein Diſſenſus, ſonderen vielmehr tacitus Conſenſus ſich erzeigen. II. Werden dieſe ſo weit Verwandte Erben in cauſa inteſtati68 gleichſam nicht fuͤr Erben geachtet / wie dann cognatorum vita, ſagen die alten Rechtslehrer ultra ſeptimum gradum vix con - ſiſtit. III. Haben auch dieſe Erben noch neun theil titulo lucra -69 tivo zubehalten / vnd daher mit keinen fugen ſich zubeſchweren / daß der zehende geringe theil in Ærarium Sanctum transferirt, vnd auß ſolchem nachmalen widerumb den Vnderthanen ſelbs zu gutem / vnd von jhretwegen / zu handhab deß Politiſchen Weſen / gluͤcklicher Regierung / vnd gemeiner Wolfahrt verwendet wer - de. Wie dann der privat / vnd gemeine Nutz alſo aneinander hen - cken / daß ſie nicht leicht von einander abgeſoͤndert / aber auch ohn der Vnderthanen zuthun / nicht wol von einer Oberkeit befoͤrdert - vnd erhalten werden koͤnnen.

Nun haben wir zwar hieoͤben n. 51. derſuccedirenden Ehe -70 leut ab inteſtato nicht expreßè gedacht / jedoch dieweil die ſuc - ceſſio Conjugum hin vnd wider in vnſeren Landen gleichwol in vngleicher obſervantz vnd uͤbung iſt / ſo wollen wir das von dieſer ſucceſſion fuͤrnemblich ratione Ærarij Sancti nachfolgende Ordnungen vnd ſanctiones mit fleiß ſollen in Achtung genom - men vnd gehalten werden.

E e 2Erſtlich /156
71

Erſtlich / im fall in vnſeren Landen an einem Ort / vermoͤg der geſchriebenen Recht / alsdann erſt ein Ehegemaͤcht zu deß ande - ren Ehegemaͤchts Verlaſſenſchafft ab inteſtato zugelaſſen wird / wann das verſtorbene Ehegemaͤcht weder Kinder in abſtei - gender / noch Eltern in auffſteigender Linien / deßgleichen auch keine Verwandten in der zwerch Linien verlaſſen hette / ſolaſſen72 wir es dabey verbleiben. Allein ſetzen vñ ordnen wir noch weiters / daß von dieſer Verlaſſenſchafft Decima hereditatis pars dem Ærario Sancto ſoll zugeſtellt werden: Dieweil das verſtorbene Ehegemaͤcht / in einem letzten Willen / wie es wol gekoͤndt / ein anders nicht verordnet / vnd dieweil dieſe reſtrictio ſeine wolge - gruͤnde Vrſachen hat. d. ſup. num. 67.

73

Zum anderen / wann auch in vnſeren Landen / die Eheleut ein - ander alsdann ab inteſtato ſuccediren, wann ſchon in aſcen - dente, deſcendente, vel collaterali linea. Erben verhanden ſind: So ſetzen vnd ordnen wir / dieweil in dieſem fall alle naͤchſt - verwandte außgeſchloſſen werden / dz derzehende theil diſer Erb - ſchafft dem Ærario Sancto zugeeignet werde: ut ſi nulla proxi - miorum heredum, ſaltem publicæ utilitatis aliqua ratio habeatur.

74

Zum dritten / ſo traͤgt ſich offtermahl zu / wann in auff: oder abſteigender Linien ſich keine Erben erzeigen / vnnd ein Ehege - maͤcht vor dem anderen / ohn einen letzten Willen mit Todt ab - gehet / daß alsdann mit dem vberlebenden Ehegemaͤcht / auch75 Erben in linea collaterali concurriren. Daher jetzen vnnd ordnen wir / daß in ſolchem concurſu, dem letzt lebenden Ehe - gemaͤcht (da ſonſt keine Heuraths Abredung vorhanden) ſein lebenlang der Beyſitz / bey dẽ halben theil aller von deß verſtorbe - nen herruhrenden ligenden Guͤtern / vngejrt verbleiben: der an - der halbetheil aber / an deß verſtorbenen Ehegemaͤchts ligenden Guͤteren ſoll deſſelben letzten Erben alsbaldt gefolgt werden. Deßglei -157Deßgleichen ſoll das letzt lebend alle fahrnus / ſie ſeye zugebracht /76 oder ererbt / ſampt der gantzen Errungenſchafft / in ligenden vnd beweglichen Guͤtteren / ohn Vnderſcheidt / eygenthumblich be - halten.

Wann nun in jetzt gemeldtem fall beede Ehegemacht allein77 in der zwerch Lini vberden ſiebenden grad Erben haben / ſo iſt es auß zuvor num. 67. 72. deducirten Vrſachen der Billich - keit gemaͤß / daß nach deß einen Ehegemaͤchts toͤdtlichen Abgang von der Erben vnverteſtiertem halben theil der zehende Pfenning dem Ærario Sancto gefolgt werde. Ebener maſſen / wann das78 vberlebende Ehegemaͤcht Todts verſcheiden iſt / ſo iſt es nicht we - niger / auß oberzehlten Vrſachen billich / daß auch der zehende Pfenning / von allem vnverteſtiertem Gut / welches ſolch Ehe - gemaͤcht ſo wol eygenthumlich / als in Nieſſungsweiß ingehabt / dem Ærario Sancto eingehaͤndiget werde. Woferꝛ aber al -79 lein daß eine verſtorbene Ehegemaͤcht vber den ſiebenden grad in Linea collaterali, nach ſich Erben verlaſſen / alsdann ſoll auch von dieſes Ehegemaͤchts Erbſchafft allein der zehende theil dem Ærario Sancto incorporirt werden.

Es iſt aber bey vor deducirten achten vnd neundten Ordnun -80 gen wolzu obſervieren / wann vnſere Vnderthanen bey der ſie - benden Ordnung / ein nam̃haffte Summ Geldts durch einen letzten Willen dem Ærario Sancto verſchaft / vnd vberlaſſen: vnd ſich aber hernach befindet dz jnen von wegen der vorigen achten / vnd dieſerneundten Ordnung / auch der zwentzigſte / oder der ze - hende theil darzu gefallenen Erbſchafft muͤſte detrahirt werden: daß alsdann jhnen nichts weiters zu detrahieren ſeye / als was ge - melter zwentzigſte oder zehende theil der Erbſchafft / daß bey der ſiebenden Ordnung per ultimam voluntatem vberlaſſen Gut / mag vbertreffen. Solte aber ſolch Gut viel mehr ſich anlauf -E e 3fen /158fen / als der zwentzigſte oder zehende theil / ſo ſoll es bey demſelben verbleiben / vnd den Erben nichts abgezogen werden.

X. ORDINATIO Von einer noth - wendigen / vnd hochnutzlichen Fewr - Ordnung.TITULUS XI.

81

ZVm Zehenden (ein nothwendige / vnnd hochnuͤtzli - che Fewer Ordnung betreffendt) Dieweil offter - mahls hin vnnd wider in vnſeren Landen viel Brun - ſten / vnd Fewr eynreiſſen / vnd fuͤrgehen / durch welche die verbrendte Vnderthanen gewohnlich ins Verderben gericht / die Staͤtt / Flecken / vnd Doͤrffer jhrer Zierd beraubt / vnd de - formiert / vnd die Oberkeitliche Jaͤhrliche Gefaͤll nicht vmb ein geringes geſchwecht werden.

82

So ſetzen vnnd ordnen wir / daß in allen vnſeren Landen / hin vnd wider in vnderſchiedlichen Orthen in zwentzig Doͤrf - fer ſollen zuſammen halten / dergeſtallt / Wann in denſelben einem Einwohner vom Fewer (doch ohn ſeine eygene / auch ſeiner Haußfrawen / vnd Kinder / etc. ſchuld) ein Schadt be - gegnet / daß alsdann ein jeder / der in gemeldten Doͤrfferen ei - gene Haͤuſſer / Schaͤuren / vnnd Staͤll hat / einen oder zwen Reichsthaler / nach Ermeſſigung der deputierten Einnemmer (die aber fuͤr ſich mehr auffzulegen nicht macht haben) einzu - ſchieſſen / ſchuldig ſeyn ſoll.

83

Auß dieſem Geldt / kan dem Verbrandten ſein Schad wi - der erſetzt / die Doͤrffer in jhrem ſcheinbahren eſſe erhalten: Vnd im fall etwas vberig / in das Ærarium Sanctum genommenwerden.159werden. Solte aber an Auffrichtung der verbrandten Haͤuſ -84 ſer / Schaͤuren / vnnd Staͤll / noch etwas manglen / ſo iſt ſol - ches auß gemeldtem Ærario Sancto zunemmen / nach der ge - meinen Rechts Regul. Qui ſentit commodum, etiam onus ſentire debet.

Vnd was wir alſo von zwentzig Doͤrfferen ſtatuirt / vnd ver -85 ordnet / daß ſoll ebener geſtallt obſerviert werden / wann vier Staͤtt / oder acht Flecken / mehr oder weniger zuſammen hal - ten / nach dem ſolche Staͤtt oder Flecken Volckreich / vnnd die Vnderchanen Nahrhafft ſeind oder nicht.

Damit aber das Ærarium Sanctum hiebey keinen Scha -86 den / ſonderen allezeit Nutz vnnd Gewin haben moͤge / ſo iſt mit fleiß zuſehen / das deſto mehr Doͤrffer / Flecken vnd Staͤtt ſich zuſammen thun / vnd den fuͤrgeloffenen Brandtſchaden / ſampt - lich erſtatten helffen. Vnnd werden die Vnderthanen hiezu87 ohn zweiffel mit gutem willen contribuiren: dieweil die Chriſt - liche / vnnd Bruͤderliche Lieb daſſelb erfordert / vnd dieweil ſie in gleichem traurigem Zuſtandt / eben ſolche Huͤlff vnnd Gut - that zuerwarten / vnnd zugenieſſen haben. Daher wird gewiß88 erfolgen / daß vielkuͤnfftige Fewer / vnd Brunſten nicht werden außbrechen / dieweil ein jeder Vnderthan nicht fuͤr ſich al - lein / ſonderen auch fuͤr ſeine Nachbaren / vnd an - dere Sorgen wird / vnnd damit viel Vngluͤck abwenden helffen.

DE160

DE FINE HVIVS CONSTITVTIO - nis, vnd wahin oberklaͤrte reditus koͤn - nen / vnd ſollen verwendet werden.

TITULUS XII.

89

VND haben zum Eilfften / all deß Ærarij Sancti hieoben erzehlte Einkommen / den optimum fi - nem fuͤr ſich / daß ſie allein zu Befoͤrderung vnnd Erhaltung gemeiner Wolfarth gereichen ſollen.

90

Dieſen generalem finem nun beſſer zuerklaͤren / vnd gleich - ſam certis Cancellis einzuſchlieſſen: So ſetzen vnd ordnen wir / daß alle obgemeldte Gefaͤll vnd Einkommen / nicht mit den anderen Renten vnd Gefaͤllen / vnſerer allbereit angeordneten Aerarien ſollen vermiſcht / ſonderen in dem Ærario Sancto verwahrlich behalten / vnd allein in nach ſpecificierten drey Faͤl - len (doch allezeit auff zuvor gehabte fleiſſige Berahtſchlagung) angegriffen / vnd verwendet werden.

91

Nemblich Wan I. in Mangel vnſerer anderen Renten / vnd Gefaͤllen / vnverſehens / nottrůnglich / vnd vnvermeidlich / zu - haltung vnſers Stadts vnd Regierung / wir Geldt haben / vnd auffnemmen müſſen / So iſt es alsdann viel nutzlicher auß die - ſem Ærario ſolch Geldt zuerheben / als von anderen zu entle -92 nen / d. ſup. num. 4. Hernach aber ſollen vnſere deputierte Einnemmer mit fleiß zu ſollicitieren ſchuldig ſeyn / das ſolch er - hebt Gelt / doch ohn intereſſe dieſem Ærario ſo baldt es jmmer93 muͤglich / wider erſtattet werde. Zum II. Wann wir vnſere Policey / Land / vnd Vnderhanen / wider vngerechten Gewalt ſchuͤtzen / bey habenden Rechten erhalten / vnd handthaben / vnd daher alles beſtellen / vnnd verordnen muͤſſen / was zu einer ge -nugſamen181[161]nugſamen Defenſion jmmer von noͤhten ſeyn mag. Jn wel - chem fall / wie auch in neceſſaria offenſione man gewohnlich / ſo wol ordinarios, als extraordinarios reditus, anzugreiffen getrungen iſt. So dann zum III. Wann wir vnſerer Poli -94 cey gewiſſen vnd kundbahren Nutz / als mit Abloͤſung der ſchwe - ren Zinßbahren Schulden / mit Erkauffung allerhand Landguͤ - ter / ꝛc befuͤrderen / vnd vermehren koͤnnen.

Jedoch woferꝛ dieſes auß anderen vnſeren Einkommen ge -95 ſchehen kan / ſo iſt deß Ærarij Sancti zuverſchonen / vnd jeder - zeit dahin zuſehen / daß dieſes Ærarium nicht zuviel erſchoͤpfft / ſonder der groͤſſere theil zum Vorꝛath darin erhaltẽ werde. Daher96 wir offtgemeit Ærarium, Sanctum heiſſen / dieweil deſſelben Ge - faͤll nit pro libitu, ſonder allein ad certos, & hac ſanctione de - ſtinatos pios uſus ſollen verwendet werden Damit aber die ob deducirte ſo hochnutzliche vñ hochnothwendige Conſtitution, fe - lici cum ſucceſſu moͤge ins Werck gericht / vnd vollſtreckt wer - den. So haben wir nicht allein das oberklaͤrte newe Ærarium anſtellen / ſonderen auch gewiſſe / redliche / vnd verſtaͤndige Ein - nemmer darzu deputieren / vnnd ſie mit Eydespflicht verbinden laſſen / die von dieſem Ærario entpfangene Gelter / in daſſelbi - ge alsbald zulegen / wol zuverwahren / vnd zu adminiſtriren / vnd davon alle Jahr rechtmaͤſſige / vnd gebuͤrende Rechnungen an - zuſtellen / vnd dieſelbige fuͤr vnſeren darzu verordneten Landſtaͤn - den zuhalten: auch fuͤrnemblich auß dem Ærario Sancto nichts / als auffgehabte Berahtſchlagung / vnnd entpfangenen Befelch außgeben: damit aller Betrug moͤge vermitten / vnd wir dieſen finem erlangen / dahin wir zu Befoͤrderung vnſerer Vndertha - nen / vnd gemeiner Wolfarth fuͤrnemblich geſehen haben.

Vnd demnach wir zu allen vnſeren Vnderthanen / das genaͤ -97 dige gewiſſe Vertrawen haben / ſie werden dieſer vnſerer Ord - nung vnd Conſtitution mit Ernſt vnd willigſtem Gemuͤt vnder -F fthaͤnig /182[162]thaͤnig / vnnd gehorſamlich nachzukommen ſich zum hoͤchſten befleiſſen / vnd ſo wol jhren / vnd der jhrigen eigenen Nutz / als die gemeine Wolfarth in Achtung nemmen: wie daſſelb ein jeder vor Gott / vnd der Welt zuthun ſchuldig iſt.

98

So wollen wir ſie alle genaͤdig erjnnert / vnnd vermahnet haben / offtgedachte Conſtitution vnderthånig nachzukom - men / vnnd deroſelben gemaͤß ſich durchauß zuverhalten. Daß wird privatim vnd publicè vnglaͤublichen Nutz bringen / vnd vns zu genaͤdigem gefallen gereichen.

DEO SOLI LAVS ET GLORIA.

Ein[163]

Ein ſondere Policey Ordnung / vnd Conſtitution, Durch welche ein jeder Magiſtratus, vermittels beſonderen an - geſtelten Deputaten / jederzeit in ſeiner Regie - rung / eine gewiſſe Nachrichtung haben mag / I. Wie es gleichſam mit ſeiner gantzen Policey / als eines Politiſchen Leibs / vnd allen deſſelben Gliederen / den Vndertha - nen beſchaffen / II. Wie gemelter Policey / derſelben Gliederen / vnd Adminiſtration, auff: vnd zunemmen zubefuͤrderen / ab: vnd vndergang zuverhuͤten / So dann zum III. Wie auch die gemeine Wolfarth / ſo auß vorgedachten dreyen Stuͤcken herkompt / zuvermeh - ren / vnd zuerhalten ſeyen / Allen Oberkeiten / in dieſen letzten / verkehrten / vnd gefaͤhrlichen Zeiten / hochnotwendig / vnd in viel Weg nutzlich / ſampt einer kurtzen Information, vnd Erklaͤrung / auch einem Appendice, AVCTORE, GEORGIO OBRECHTO, JURIS - CONSULTO ARGENTINENSI, & Comite Palatino, &c. ANNO CHRISTI, M. DC. XVII.

[164]185[165]

Kurtzer Begriff vnnd Jnhalt nachfolgender Poli - cey Ordnung.

ES ſeind zweyerley Stuͤck / welche1 von allen wolerfahrnen Politicis thewr vnd werth gehalten werden / ſie vermah - nen auch alle Obrigkeiten / dieſelben in jh - rer Regierung / in ſonderer Achtung zu - haben.

Das erſte Stuck beruhet auff dem cen -2 ſu & cenſura, ſo die fulcra & columnæ Politiarum, genandt werden / das iſt die Grundfeſte / auff wel - che alle Policeyen fundiert vnd gegruͤnd ſeind.

Das ander Stück aber / beſtehet auff eines jeden Magiſtrats3 gewiſſer Nachrichtung / vnd ſatter Wiſſenſchafft / wieſeine gan - tze Policey / vnnd derſelben Glieder beſchaffen ſeyen / dieweil er ohn dieſe Nachrichtung vnnd Wiſſenſchafft / ſeine Regierung nimmer gluͤcklich vnd nutzlich fuͤhren / auch die gemeine Wol - farth / nimmer vollkommen befuͤrderen kan.

Nun haben wir gleichwol auch in vnſeren Policeyen / cenſum4F f 3& cen -186[166]& cenſuram allbereit angericht / aber nicht auff die weiß vnnd Manier / wie es wol ſeyn koͤndte vnd ſolte.

5

Nicht deſto weniger iſt es heutigen Tags alſo bewandt / wann man cenſum & cenſuram, wie ſie jetzund allbereit angeordnet ſeind / wolte abthun / vnnd andere an jhr ſtatt von newem ſetzen / ſolches von wegen groſſer Enderungen / ſchwerlich wuͤrde zuer - langen ſeyn.

6

Derenhalben halt ichs fuͤr beſſer vnd rahtſamer / daß man in vnſeren Policeyen cenſum & cenſuram vngeandert laſſe / vnd wie ſie jetzund angerichtet ſeind / behalte ſonderlich den cenſum, der ſich ohn weitleuffigkeit nicht will erhoͤhen / oder auff eine newe weiß anſtellen laſſen.

7

Mit der cenſura aber / iſt es wol in conſideration zuziehen / daß dieſelbige auff zwen Weg kan fuͤrgenommen vnd exerciert werden. Der erſte Wegiſt wann nach Anordnung gewiſſer Deputaten, per generalem Curam & Inſpectionem, vñ durch allerhand Inquiſitiones, admonitiones, & Increpationes, es dahin in einer jeden Policey gericht wird / daß die Kinder wol aufferzogen / Witwen vnd Waͤyſen recht verſorgt / alle Vnder - thanen Jung vnd Alt in gemein / zu einem ehrlichen vnd Chriſt - lichen Leben vnd Wandel angewieſen / darbey erhalten / vnd von einem vnehrlichen / årgerlichen / ſtraffbahrem Leben moͤchten ab - gehalten werden.

8

Der ander Weg aber iſt / wann ſolche Sachen fuͤrgangen / die Scham̃ vnd Erbarkeit widerſtreben / vnnd die nicht Peinli - chen / ſonderen allein mit Geldtbuſſen vnd Gefaͤngnuß zuſtraf - fen ſeind / daß ſolches durch die allbereit geordnete Ruh-Richter geſchehen moͤge. Von dem erſten Weg handeie ich in nachfol - gender Policey Ordnung / ſo niergend angericht iſt / vnd gehtmein187[167]mein Jntent dahin / daß in einer jeden Policey gewiſſe Per - ſonen ſeyen / die vnder anderen mehr Sachen / fuͤrnemblich generalem curam vnd Inſpectionem auff alle Vnderthanen haben / vnd wann ſie ein vnehrlichen vnd vnchriſtlichen Wandel fuͤhren / oder auß etlichen Vmbſtånden allein befoͤrchten / daß ſie dahin gerahten moͤgen / daß ſie dieſelben zu red ſetzen / jnen freund - lich oder auch ernſtlich zuſprechen / vnd mit Goͤttlicher Verlei - hung es dahin dirigiren ſollen / daß nicht durch den anderen Weg die Rug-Richter gegen jhnen mit Gefaͤngnuß / oder Geldbuſſen verfahren / vnd procediren muͤſſen.

Dieſer erſte Weg iſt heutigen Tags vnbekandt / dieweil nie -9 mand geordnet iſt / der Buß: vnd Straffwuͤrdigen Sachen vor - bawen vnd begegnen ſoll / damit ſie nicht ins Werck geſetzt / ſon - dern durch ein Chriſtlichen ehrlichen Wandel verhütet werden / ſonderen es bleibet durchauß bey dem anderen Weg / dardurch gleichwol die Buß: vnd Straffwuͤrdige Sachen geſtrafft / aber die Vnderthanen ſelten gebeſſert / auch vor der Straff nicht zu einem ehrlichen Chriſtlichen Wandel angewieſen werden.

Wie nun dieſer erſte Weg / neben dem anderem / mit An -10 ordnung gewiſſer Deputaten moͤchte in vnſeren Policeyen ohn einige weiterung auch gluͤcklich angeordnet werden / davon wird von mir in der Policey Ordnung gehandelt / vnnd gleichſam Augenſcheinlich außfindig gemacht / wie daſſelb nit allein nutz - lich / ſondern auch mehr dann notwendig ſeye: Vnd ſo viel von dem erſten hieoben zu Anfang gemeldtem Stuck.

Was demnach das ander Stuͤck die ob angeregte Nachrich -11 tung vnd wiſſenſchafft (die ein jeder Magiſtratus haben ſoll) be - langt / ſo beruhet ſie auff vielen andern particular Stucken / die ich alle in gemeldter Policey Ordnung / vnd in der kurtzen Jnfor -formation188[168]mation vnd erklaͤrung deducirt / vnd damit kraͤfftig bewieſen hab / daß ſie ebenmaͤſſig / nicht allein in viel weg nutzlich / ſondern auch hochnothwendig ſeyen.

12

Zu Erlangung aber dieſer Nachrichtung vnd Wiſſenſchafft / iſt in vnſeren Policeyen niemand inſonderheit verordnet / ſonde - ren was ein Obrigkeit hievon in Erfahrung bringt das geſchicht faſt vngefaͤhr vnd Stucksweiß / vnnd kan zu dem End nicht die - nen / dahin ich fuͤrnemblich geſehen / vnnd die gantze Policey Ordnung / mit Goͤttlicher Verleyhung / gericht hab / wie daſ - ſelb auß der Policey Ordnung ſelbs titulo 8. vnnd den dreyen zu End geſetzten Beylagen mit Literis A, B, & C, notirt, zuvernem - men iſt.

Policey189[169]

Policey Ordnung / vnd Conſtitution.

PRÆFATIO.

FVegen hiemit allen vnſeren Vndertha -1 nen / vnnd Hinderſaſſen zuvernemmen. Nach dem ein jede Oberkeit / tragenden Amptshal - ben pflichtig iſt / alles das jenige in fleiſſige Ach - tung zunemmen / vnd zubefuͤrderen / was zu Anrich - tung / Vermehrung / vnnd Erhaltung guter Policey / jmmer dienen mag / Dieweil es mit derſelben / als mit einem Feldacker2 beſchaffen iſt / wann er nicht wol erbawen / recht beſampt / vnnd vom Vnkraut / ſauber vnd rein gehalten wird / ſo bringt er keine / oder gar wenig gute Fruͤcht / vnd muß zu letzt Oede / vnd in brach gelegt werden.

Vnd aber folgende Policey Ordnung vnnd Con -3 ſtitution, mit jhren ſieben Sanctionibus, von vns fuͤrnemb - lich dahin gerichtet iſt / daß Wir alle Jahr / vnd faſt zu jederzeit / gewiſſe / vnfehlbare Nachrichtung haben moͤgen / wie es mit al - len vnſeren Vnderthanen Jungen vnd Alten / Reichen vnd Ar - men / an allen Orthen vnſerer Obrigkeit vnd Landen / vnnd alſo wie es gleichſam mit vnſerer gantzen Policey / vnd allen derſel - ben Gliederen / bewandt / vnd wie ſie in dieſer letzten / gantz ver - kehrten Zeit / vor jhrem Vndergang zuverwahren / vnd im be - ſtendigem Weſen zuerhalten ſeyen / Vnd wie es auch inſonder -4 heit / nach eingenommener Erkuͤndigung vnnd Bericht / dahinG gvon190[170]von Vns koͤnne vnnd moͤge gebracht werden / daß vnſere Vn - derthanen jhre Kinder / die Seminaria aller Policeyen / recht / wol / vnd nutzlich aufferziehen / vnd ſie fuͤr ſich / ein Chriſtlichen / Ehrlichen Wandel fuͤhren / auch ſich alſo verhalten / daß ſie jh - ren Kinderen / Vns / jhrer von GOTT vorgeſetzten Obrigkeit / dem neben Menſchen / vnd Gemeinen Nutz / Fuͤrſtaͤndig vnnd Ruͤhmlich ſeyn moͤgen / deſſen ſie hernach ſelbs zeitlich vnd ewig / in viel weg zugenieſſen haben.

DE PRIMA SANCTIONE.

TITULUS PRIMUS.

5

DIeſen Zweck / durch Goͤttlichen Beyſtand / gluͤck - lich zuerreichen / So ſetzen / ordnen / vnd wol - len wir zum Erſten / Wann von vnſeren Vn -6 derthanen vñ Hinderſaſſen / junge Vnmuͤndige Kin - der (ſo in Menſchlicher Geſellſchafft die ſchwaͤchſten / vnd doch auch die Fuͤrnembſten ſeind / auff welcheſondere Achtung zuge -7 ben iſt) in dieſe Welt Ehrlich geboren werden / daß alsdann / in einem jeden Orth vnſers Gebiets / deß newgebornen Kindts Vatter / bey Pœn eines halben Gulden / jnnerhalb einem Mo - nat / bey vnſeren Deputaten erſcheinen / vnd begeren ſoll / ſein Soͤhnlein / oder Toͤchterlein / wann ſie nun mehr getaufft ſind / in den Album, oder in das Regiſter Ehrlicher Kinder / vmb -8 ſtaͤndtlich einzuſchreiben / Wer nemblich deß Kinds Elteren / wann das Kindt geboren / getaufft / vnnd alſo in den Gnaden Bundt Gottes auffgenommen / wie es genandt worden / vnd wer deſſelben Pfetteren / vnnd Goͤttlen ſeyen. Jn welchem jhme dem Vatteren / billich zu willfahren / vnd darzu ein Schein die - ſer Jnſcription mitzutheilen iſt / ſo dem eingeſchriebenen Kind /ins191[171]ins kuͤnfftig / zu einem Geburts brieff dienen mag / Juxt. Inform. vnd Erklaͤr. num. 8.

Jn vorgedachten Album aber / iſt niemand zuſetzen / er ſeye9 dann Ehrlich geboren / oder Ehrlich gemacht / dieweil ſolch Re - giſter / allein fuͤr die Ehrliche Kinder iſt auffgericht worden.

Daher wann Vnehrlich gezielte Kinder auff die Welt kom -10 men / ſo offtermals heimlich vnd verſchlagener weiß geſchicht / ſo ſollen ſie gleichwol auch / von den Vnzuͤchtigen Genitoribus, vnſern Deputaten in Monatsfriſt / bey vorgeſetzter Straff an - gezeigt / von denſelben auff notiert / aber nicht in den Album Ehrlicher / ſondern Vnehrlicher Kinder / referirt werden.

Vnd damit dieſe Kinder / ſo wol als andere eingeſchrieben /11 vnd jhre Geburten nicht von jhren Genitoribus, verhalten wer - den / ſo ſoll ein jeder Vnderthan dem hievon etwas zuwiſſen / daſ ſelbe vnſern Deputaten bey ſeinem Eyd / zuoffenbaren ſchul - dig ſeyn.

Welcher maſſen aber ins kuͤnfftig / alle Ehrliche / vnd Vnehr -12 liche Kinder / ſo noch in Gewalt vnd Schutz jhrer Elteren / vnd Vnbevoͤgtiget ſeind / die Toͤchterlein allein biß auff das ſechze - hende / vnnd die Knaben / biß auff das zwentzigſte Jahr / nicht in andere Alba zuſchreiben / ſonderen in den erſten Albis zu - laſſen ſind: alſo ſeind alle vnbevoͤgtigte ehrliche / vnd Vnehrli - che Kinder / ſie ſeyen Ein / Zwey / Drey / Vier / oder mehr Jahr alt / biß auff das 16. vnd reſpectivè 20. Jahr / gleich nach publicirter dieſer Policey Ordnung / in der Ehrlichen / vnd Vn - ehrlichen Kinder Alba, mit allen notwendigen Vmbſtaͤnden zu - bringen / d. ſupra n. 8.

Vnd demnach in dieſer erſten Sanction n. 10. Von Ein -13 ſchreibung der Vnbevoͤgtigten / Vnehrlich gezielten Kinderen / vnd in nachfolgenden dreyen Sanctionibus, num. 30. cum ſeqq. num. 50. 51. & 62. ebenmaͤſſig von der BevoͤgtigtenG g 2Vnehr -192[172]Vnehrlichen Kinderen / Jungfrawen / Witwen / Juͤnglingen /14 vnnd allerhandt alters Mannsperſonen Jnſcription / von Vns gehandelt wird / vnd es aber nicht allein hochbedencklich / vnd vnbillich ſich anſehen laſt / das ſolche Perſonen / ſo ohn jhr Ver - ſchulden / in die aͤuſſerſte Schmach / vnd Vnwuͤrde gerahten /15 darinn allezeit ſollen ſtecken bleiben / ſonderen auch ſehr verklei - nerlich / vnd aͤrgerlich / iſt daß dergleichen Perſonen / in civili ſo - cietate, neben anderen Ehrlichen Leuten / viel befunden werden /16 Daher dann das Jus Legitimandi, & Natalibus reſtituendi,17 ſeinen Vrſprung genommen. So iſt vnſer Befelch / Will vnd Meinung / wann nach geſchehener Jnſcription / vber kurtz / oder lang / die Vnehrlich geborne / ſich legitimieren laſſen / vnnd ſie ſelbs / oder andere von jhretwegen / daſſelb vnſeren Deputaten beſcheinen / vnd novam inſcriptionem begeren wuͤrden / daß18 ſie alsdann / auff geſchehene Bewilligung in den Vnerhrlichen Albis durchzuſtreichen / vnd in die Ehrliche Alba, je nach eines jeden Alters / vmbſtaͤndlich zubringen / vnd deſſen Documenta mitzutheilen ſeyen.

19

Vnd dieweil die Kinder / deren in dieſer erſten Sanction gedacht wird / mehrertheils Vnmuͤndig / vnd in der Elteren ge -20 walt vnd protection ſeind / So ſollen vnſere Deputaten die El - teren / gleich zu Anfang jhres Ampts / gegen jhren Kindern / mit hoͤchſtem fleiß vnd ernſt / erjnneren / damit dieſelbige fuͤrthin / in gute Achtung genommen / wol verſorgt / fleiſſig inſtituirt / Chriſt - lich aufferzogen / vnd das alſo die primordia vitæ recht gelegt / vnd verſehen werden / welches privatim, & publicènuͤtzlich / vnd nothwendig iſt.

21

Solten aber die Elteren / der Freundlichen Vermahnung zuwider / die Kinder verwahrloſen / ſo ſeind ſie von vnſeren De - putaten zubeſchicken / vnd jhnen mit ernſt zuzuſprechen / auch imfall193[173]fall kein Beſſerung erfolgt / ſo iſt daſſelb an anderen Orthen zu - offenbahren.

Dieweil demnach auch alle inſcriptiones vnſerer Vndertha -22 nen den Deputaten zuſtehen / vor denen ſie mehrertheils / in der Perſon erſcheinen muͤſſen / So wollen wir Zuverhuͤtung aller - hand Enderung / gleichwol die gewohnliche Ruͤgungen / vnnd ſtraffen / wie auch die darzu beſtellte Richter vnd Offieiern / durch dieſe Policey Ordnung / nicht auffheben / ſonderen allein neben denſelben / weiters ſondere Deputaten anordnen / vnd ſolchen Generalem Curam, inſpectionem, inquiſitionem, admo - nitionem, & increpationem, vbergeben vnd befehlen / das iſt / daß ſie auff alle vnſere Vnderthanen Gemeine fuͤrſorg / vnd auff - ſehens zuhaben / in jhr Leben vnd Wandel generaliter zu inqui - riren / ſie jederzeit in denen Sachen / die Scham vnd Erbarkeit widerſtreben / die anderen zu Ergernuß dienen / vnd auß welchen viel hochſchaͤdliche Laſter herwachſen / zubeſchicken / vnd zu Red zu ſetzen / jhnen zuzuſprechen / vnd ſie zur Beſſerung / Freundlich vnd ernſtlich zuvermahnen / auch dieſelbige auffzulegen / Macht vnd Gewalt haben ſollen.

Durch welche Anordnung dann / gewiß vnder vnſeren Vn -23 derthanen / viel / auff ein guten Ehrlichen Weg beleitet / darauff beſtaͤndig erhalten / auch viel Mißhandlungen / allerhand Mut - will / Frevel / Schand / vnd Laſter / moͤgen abgewendet / vnd ver - hütet werden / welche heutigen Tags / in der Neige der Welt / an allen Orthen / hauffenweiß einreiſſen / vnnd noch weiters vber - hand nemmen werden / wann derſelben / durch dergleichen Ord - nung / nicht zeitlich begegnet wird / Darauff dann / wann es ver - bleiben ſolt / anders nichts / als GOTtes Zorn vnnd Straff / endlich erfolgen / vnnd der Vnſchuldige / mit dem Schuldigen leiden muß:

Wo ferꝛn aber die begangene Mißhandlungen / vnd Vbel -24G g 3thaten /194[174]thaten / alſo beſchaffen / daß ſie mit Gefångnuß / Geldtbuſſen / oder noch ſchaͤrpffer zuſtraffen ſeind: So ſollen vnſere Depu - taten, der verwirckten Buß vnd Straff halben / daſſelb an ge - buͤrenden Orten referiren / vnd ſich der verloffenen Sachen her - nach / nicht weiters annemmen / ſonder andere verrichten laſſen.

25

Demnach wir dann auß ſonderen / Vns darzu bewegen - den Vrſachen / vnſeren Deputaten die Cenſuram, mit den Geltbuſſen / vnd anderen Straffen / nicht vbergeben / d. num. præced. ſonderen allein ſo viel Gewalteingeraumt / als wir hie - oben num. 22. exprimirt haben / daß gleichwol auch ein ſpe - cies aliqua Cenſuræ iſt / So iſt vnſer Befelch / Will vnd Mei - nung / das offtgemelte Deputaten, mit allen vnſeren Vnder - thanen ſo fuͤr ſie erſcheinen / Freundlich / ſittig / vnd ohn Ehrrü - riges bachen vnd ſchelten / verfahren ſollen / durch welches ſie den Zweck dieſer Policey Ordnung vielmehr vnd gwiſſer / als durch ſcharpffe Ehrruͤrige Wort / vnd Reden / erreichen vnd erlangen werden / d. ſup. num. 22. cum ſeqq.

26

Wo ferꝛn aber bey einem oder anderem Vnderthanen vnſe - rer Deputaten guͤtliche Tractation / ſo per admonitionem, & increpationem geſchehen / nichts verfahen wolte / vnnd ſie ſich dargegen Halſtarrig vnd Widerſpenſtig erzeigen / vnd alſo daß jenige / was fürnemblich zu jhrem / vnnd der jhrigen Nutz / Frommen vnd Wolfarth / iſt Wolbedaͤchtlich angeordnet / ver - achten / vnd in Wind ſchlagen würden / daß wir doch jhnen nicht zutrawen / So ſollen die Deputaten daſſelb alsbaldt an - deren kund vnnd zuwiſſen machen / welchen in dergleichen Sa - chen / die Buſſen vnd Straffenzugehoͤren / damit nicht allein die Buß: vnd Straffwuͤrdige gezuͤchtiget / vnd geſtrafft / vnd an - dere vnſere Vnderthanen abgeſchreckt wuͤrden / ſich dergleichen nicht auch geluſten zulaſſen / ſonderen auch daß die Deputa - ten, bey jhren anbefohlenen Aempteren / vnturbirt / vnd beſtaͤn -dig195[175]dig verbleiben moͤgen / welche gleichwol nicht wircklich / oder thaͤ - tig zuſtraffen / ſonderen den ſtraffbahren Sachen / vnnd vielen darauß entſpringenden Schaͤden / Vngluͤck / vnd Vnheil / zube - gegnen / mehrertheils gerichtet ſeind.

DE SECVNDA SANCTIONE.

TITULUS II.

FVrs andere Wann die Kinder nach beeder Elteren27 oder allein nach deß Vatteren / oder der Mutter Toͤdlichem Abgang / bevoͤgtiget / vnd die Toͤchter - lein noch vnder 16. die Knaben aber vnder 20. Jah - ren ſeind / wann auch die Jungfrawen / ſo das 16. Jahr erreicht / vnd alle Witwen / ſie ſeyen Jung oder Alt / eben - maͤßig jhre Pflaͤger haben / Soſetzen / ordnen vnd wollen wir /28 das gemeldte Voͤgt vnd Pflaͤger / erſtlich nach publication dieſer Policey Ordnung / vnd zum anderen / nach dem ſie den gebuͤren - den Vogt / oder Pflaͤg Eyd geleiſtet / in einem Monat darauff / vnd hernach jederzeit / nach abgelauffenen dreyen Jahren / bey ſtraff eines halben Guldens / vor vnſern Deputaten erſcheinen / vnnd begeren ſollen / jhre Pupillen vnnd Vogts Kinder / in den Weyſen Album, die Pflaͤg Jungfrawen aber / vnd Witwen / in der Jungfrawen vnd Witwen Album zuverzeichnen.

Hierauff ſeind vnſere Deputaten ſchuldig / dieſe Perſonen29 vmbſtaͤndlich / in gemeldte Alba zuſchreiben / vnnd jhnen deſſen vnderſcheidene Documenta zuzuſtellen

Wie aber zuvor nu. 9. 10. & 11. zweyerley Alba, oder Re -30 giſter / für die Vnbevoͤgtigte Ehrliche vnd Vnehrliche Kinder / ſeind angeſtellt / Alſo ſeind auch / von wegen der Bevoͤgtigten31 Kinder / ein Ehrlich / vnnd Vnehrlich Waͤyſen Album, oderWeyſen196[176]Weyſen Regiſter / vnd von wegen der Bevoͤgtigten Jungfraw - en vnnd Witwen / gleicher geſtalt / ein Ehrlich vnd Vnehrlich Jungfrawen vnd Witwen Album, oder Regiſter anzurichten /32 Vnd in dieſelbige jetztgemeldte Perſonen / gleich wie zu anfang nach publicierter dieſer Policey Ordnung / alſo hernach / je zu dreyen Jahren / wie hieoben num. 28. & 29. erklaͤrt / mit fleiß zu deſigniren.

33

Demnach aber allen Kinderen / ſie haben jhre Elteren noch im leben / oder ſeyen bevoͤgtiget / vnd zugleich den Pflaͤg Jung - frawen vnd Witwen / wie auch dem Gemeinen Nutz / mercklich34 daran gelegen iſt / daß ſie alle ſampt vnd ſonders / Fuͤrnemblich aber die jungen Knaben (auß denen ins kuͤnfftig / die Obrigkei - ten / vnd derſelben Raͤth / die Kirch: vnd Schuldiener / vnd an - dere Ehrliche Verampten zuerwehlen ſeind / welche auch in den Oeconomijs, vnd Haußhaltungen / gleichſam die Monar - chæ vnd Regenten ſeyn ſollen) recht verſehen / wol aufferzogen / nutzlich inſtituirt / vnd fleiſſig vnderwieſen / auch jhre Guͤter ge -35 trewlich adminiſtrirt werden / d ſup. num. 21. So iſt vnſer Befelch / Will vñ Meynung / daß vnſere Deputaten, die El - teren / Voͤgt vnd Pflaͤger / bey denen ſie allerhand Vnfleiß / vnd Vntrew beſorgen / vnnd zum theil auch ſpuͤren / ſo offt ſie es fuͤr36 noͤhtig achten / fuͤr ſich beſchicken / Auch die Vormuͤnder vnd Pflaͤger / fuͤrnemblich bey den drey Jaͤhrigen Inſcriptioni - bus, mit fleiß examiniren / vnd befragen / vnd ſonſt jederzeit ge - neraliter weiters / bey den Nechſtverwandten / vnnd anderen inquirirn ſollen / was es mit vorbenandten Perſonen / vnd Ver - waltung jhrer Guͤter / für ein Beſchaffenheit habe.

37

Wann ſie dañ Vnrichtigkeiten / vnd allerhand Gebrechen be - finden / ſo ſollen ſie die fleiſſige Fuͤrſehung thun / dz die eingeriſſe - ne Faͤhl vnd Maͤngel / ſovil jmmer muͤglich / abgeſchafft vnd ver - beſſert / die junge Knaben zum ſtudieren / oder zu anderen Ehr -lichen197[177]lichen Sachen / vnnd nutzlichen Handthierungen angezogen / vnd vom uͤppigen Hochſchådlichen Muͤſſiggang / mit hoͤchſtem fleiß vnd Ernſt / abgehalten werden: Dieweil Muͤſſiggang / al -38 ler Laſter ein anfang / vnd deß Teuffels Schlaffkuͤſſen iſt / die - weil auch Muͤſſiggang auff niemandts Nutz gericht iſt ſonder die edle Zeit / einen vnaußſprechlichen Schatz / gantz aͤrgerlich verzehrt / vnd ſchandlich hindurch bringt / Vnd dieweil endlich39 Muͤſſiggang / einen Menſchen gleichſamb lebendig ins Grab legt / als der lebendig todt iſt. Dann in jhm keine actiones, eines recht lebendigen Menſchens ſich ſehen laſſen / Da er doch dar -40 umb geſchaffen / daß er der Natur nach / jhme ſelbs / den ſeinigen / vnd ſeinem neben Menſchen / in der That nutzlich ſeyn / vnd für ſich Ehrlich / vnd Gott wolgefaͤllig leben / auch die ſeinige / mit Eiffer vnd Ernſt / darzu anhalten ſoll.

Vnd ob wol auch wir von Vogteyen vnd Curatelen / allbereit41 allerhand in vnſeren Landen vnd Obrigkeiten angeordnet haben / jedoch iſt dieſe Policey Ordnung / demſelben nicht entgegen / ſon - der hilfft viel mehr / alles ins Werck zurichten / vnd fuͤrnemblich zuverſchaffen / daß die Perſonen in gute Achtung genommen werden / deren in allen wolgeordneten Policeyen / jederzeit prima vnd præcipua cura zuhaben iſt.

Derenhalben iſt vnſer Befelch / das vnſere Deputaten,42 vorgemeldter Perſonen generalem curam, vnd inſpectionem, nicht vnderlaſſen ſollen / dieweil man derſelben halben nimmer zuviel / aber bald zu wenig ſorgen kan / als die anders nicht / dann43 cum magno Eccleſiæ, & Reipublicæ damno, koͤnnen verab - ſaumbt werden.

Vnd jrꝛet nichts / daß ſie allbereit bevoͤgtiget ſeyen / dieweil ſie44 durch weitere Zuordnung der Deputaten, nichts verlieren / ſonder doppelte Fuͤrſorg erlangen / vnnd dieweil viel vnder den45 Tutorn vnd Curatorn, nicht allzeit jhr Ampt / getrewlich / vndH hnach198[178]46nach Schuldigkeit verrichten / ſonder wann ſie nicht auch / neben der Obrigkeit / jhre generales inſpectores haben / ſo werden offtermahls jhre Vogts Kinder / Pfleg Perſonen / vnd derſelben Nahrung / von jhnen in ſchlechte Achtung genommen / vnd de - generirn die Tutores, in Tollitores, die Curatores aber / in Spoliatores, wie ein fuͤrnem̃er alter Juriſt / von jnẽbeſtettigt hat.

DE TERTIA SANCTIONE.

TITULUS III.

47

AVff vorige beede Sanctiones, folgt in guter Ord - nung die dritte / von Jnſcription der Juͤngling: Da - her ſetzen / ordnen / vnd wollen wir zum dritten / wann nach publication dieſer Policey Ordnung / ſich Jüng - ling befinden werden / die das 20. Jahr vollkuͤmlich erlebt / oder die dem 20 Jahr naͤher ſeind / als dem 23. Jahr / daß ſie alsdann vor vnſeren Deputaten, ſich ſelbs / neben dem Vattern vnd naͤchſten Verwandten ſtellen / vnd in den Album Ehrlichen bluͤenden Alters / mit nothwendigen Vmbſtaͤnden48 ſich einzuſchreiben / begeren ſollen / Wie dergleichen inſcriptio - nes, vorzeiten ebener maſſen / in Republica Judæorum & Ro - manorum, ſeind angeſtellt / vnnd mit vielem Nutz obſerviert worden.

49

Vnd iſt bey dieſer dritten Sanction, im einſchreiben kein vn - derſcheid / vnder den Ehrlich gebornen / vnd Ehrlich gemachten / oder legitimirten Juͤnglingen zuhalten / ſonderen dieſe alle ſind indiſtinctè in gemelten Album zu referieren / vnd einem jeden der Jnſcription / Vrkund zubehaͤndigen.

50

Wann aber Vnehrlich geborne Juͤngling / obbeſtimbt bluͤ - end Alter erlangt / vnd noch nicht legitimiert worden / ſo ſeindzwar199[179]zwar auch dieſe einzuſchreiben / aber nicht in vorgemeldten ehrli -51 chen Album, ſonderen in den Album vnehrlichen bluͤenden Al - ters / auffzuzeichnen wie dann auch / gleich nach publication die - ſer Policey Ordnung / zu anfang geſchehen ſoll / die Vrſachen ſeind hievnden num. 67. vnd in der Inform. vnd Erklaͤr. num. 24. erzehlt.

Hiezwiſchen aber / daß die hieobennum. 5. 6. 7. vnd 8. einge -52 ſchriebene Knaben / gemelter maſſen erwachſen / ſo ſollen ſie ſich verhalten / vnd iſt mit jhnen zuverfahren / wie hieoben num. 47. vnd 48. iſt ſancirt worden.

Es ſollen aber vnſere Deputaten, in Krafft habenden53 Gewalts / noch weiters mit fleiß erkundigen / welcher maſſen / vnd wozu / die Juͤngling ſeyen auff vnd angezogen worden / wie ſie ins kuͤnfftig ſich ſelbs / vnd wann ſie ſich in die Ehe begeben / auch jhre Weiber vnd Kinder / mit Ehren außbringen / vnd ernchren wollen.

Vnd wo ferꝛn in einem oder andern Stuck / Faͤhl vnd Maͤn -54 gel ſich ſehen laſſen / So ſollen vnſere Deputaten, in alle mügliche Weg / denſelben mit ſonderem Eyffer ſich widerſetzen / den Elteren / Curatoren, vnd den Juͤnglingen ſelbs zu ſpre - chen / vnd Verbeſſerung aufflegen / damit nicht dieſer privat55 Schad / etwan dem Geweinen Nutz / hin vnd wider in vnſeren Landen zu groſſen vnſtatten vnd nachtheil gereiche Dann56 wann die Juͤngling in ein Traͤg / Vnehrdar / vnnd Gottloß Leben gerahten / ſo gelangt daſſelb ad dedecora Familiarum, vnd auch ad varia detrimenta Rerumpublicarum, welches wol zubehertzigen / vnd demſelben mit fleiß zu ſteuren iſt.

Vnd koͤnnen die Juͤngling / nicht vbel halb gewachſenen57 Båumen verglichen werden / von welchen die vnderſcheidenen Mannsperſonen herwachſen. Wann nun im pflantzen dieſer Baͤum / etwas vberſehen vnd verwarloßt wird / ſo werden ſieH h 2Vnartig /200[180]Vnartig / vnd Vngeſchlacht / vnd ſind ins kuͤnfftig / wenig gute Fruͤcht / von ſtaͤrcker gewachſenen Baͤumen / den Mannsper -58 ſonen zuhoffen / vnd zuerwarten. Derenthalben / wann vnſere Deputaten, in Erfahrung bringen / das etliche Juͤngling ſich Buß: oder Straffwuͤrdig vexhalten / ſo ſollen ſie / was die Juͤngling alſo begangen / an gebuͤrenden Orthen / nicht ohn an - gezeigt laſſen.

DE QVARTA SANCTIONE.

TITULUS IV.

59

DIeweil wir dann allbereit / in voriger dritten San - ction, von der 20. Jaͤhrigen Juͤngling Jnſcription / die gleichſam virilis ætatis principium ſeind / ge -60 handelt / ſo erforderts die Ordnung / das bey dieſer vierdten Sanction, von allen anderen Mannlichen Geſchlechts Perſonen Jnſcription weiters tractirt werde / damit wir auch vmb aller dieſer Perſonen Beſchaffenheit / ein eigentliche Wiſſenſchafft haben moͤgen / ſo vns in vnſerer gantzen Regier - ung / wie auch allen anderen Obrigkeiten / hochnutzlich / vnd auch hochnotwendig iſt.

61

Daher ſetzen / ordnen / vnd wollen wir / wann in vnſeren Lan - den ein Mannsperſon / ſie ſeye Ehrlich geboren / oder Ehrlich gemacht / das 23. 26. 29. 32. 35. 38. 41. 44. 47. 50. 53. 56. 59. 62. 65. 68. vnd mehr Jahr erreicht / daß ein ſolche Perſon / zu anfang / nach publicierter Policey Ordnung / inf. num. 113. hernach aber jedes mahl / wann drey Jahr verfloſſen in einem Monat / bey ſtraff eines halben Guldensbey vnſeren Deputaten ſich angeben / vnd nach jhrem Alter / ſich in den gebürenden Album(deren201[181](deren von Vns acht angeſtellt ſeind / inf. num. 63.) einzu - ſchreiben begeren ſoll. Darauff iſt ſolcher Mannsperſon zu will - fahren / die inſcriptio vmbſtaͤndlich zuverrichten / vnd ein Do - cumentum inſcriptionis zuzuſtellen.

Vnd im fall vnder dieſen Mannsperſonen / ſich etliche befin -62 den wuͤrden / die von Vnehrlicher Geburtherkommen / vnd ſich nicht haben legitimiren laſſen / die ſeind in einem jeden Albo, zu end / vnder einem ſonderen Titulo, in jhren grad zuſchrei - ben / dieweil verhoffentlich derſelben wenig ſein werden. Dann billich ein jede Mannsperſon / ſich zum hoͤchſten befleiſſen ſoll / von angebornen Schandflecken / ſich zeitlich zuerledigen / damit nicht auch ſeine Kinder / deſſen ins kuͤnfftig zuentgelten haben.

Es ſeind aber von Vns / acht vnderſchiedene Alba virorum,63 oder Mann Regiſter angeordnet / in welche je zwen grad / von den obgemeldten / vnderſcheidenen Alters Mannsperſonen / in ein jeden Album, oder Regiſter zubringen ſeind.

Daher wann ein Mannsperſon / das triennium plenè com -64 plirt hat / ſo iſt dieſelbige in ſolchen grads Album, ein andere Mannsperſon aber / die einem grad naͤher / als dem anderen zu - gethan iſt / in deß naͤchſten grads Album zuſchreiben.

Jn den letzten Album aber / ſeind nicht allein die 65. vnd 6865 Jaͤhrige / ſonderen auch alle andere Mannsperſonen / ſie ſey - en ſo Alt ſie jmmer wollen / doch ſub diſtinctis titulis, zuver - zeichnen.

Alſo ſeind in vor deducierter Mannsperſohnen Jnſcri -66 ption / von Vns ebenmeßig / ratione nativitatis, zwey vn - derſchiedene Alba, aber ratione ætatis, acht diverſa Alba auffgericht / zum theil / daß nicht Ehrlich / vnd Vnehrlich Ge -67 borne Perſonen / durcheinander in die Alba gebracht / Vnd zum68 theil / daß in aller Mannsperſonen Jnſcription / gewiſſe gradusH h 3obſervirt /202[182]obſervirt / vnd alle Perſonen beſſer diſtinguirt / auch alle mit jh - nen gepflogene Handlungen / deſto deutlicher verzeichnet wer - den moͤgen.

69

Es ſollen aber auch offtgedachte Deputaten vermoͤg jh - res Gewalts vnd Befelchs / wider mit hoͤchſtem fleiß erforſchen / was eines jeden Leben vnd Wandel ſeye / ob er dem Verderbli - chem Muͤſſiggang oblige / d. ſup. num. 38. oder ſonſt ſchaͤdli - che / vnnd ſeinem neben Menſchen hochbeſchwerliche Haͤndel treibe / wie er ſein Haußhaltung beſtellt / wie er ſich / ſein Weib vnd Kind ernehre / ob er ein ſpariger / oder ein gaͤutiger Hauß - halter ſeye / vnd fuͤrnemblich wie erſeine Kinder aufferziehe / vnd zu was Geſchaͤfften vnd Handthierungen er ſie anhalte / daß ſie nicht in Schand vnd Spott gerahten / deſſen ſonſt ein ſolcher Vatter GOtt im Himmel / ſelbſt ſchwere Rechenſchafft geben muß.

70

Sie ſollen hernach weiters / nach eingenommenem Bericht / vnd im fall ſich allerhand vnrichtige / vnd vngebuͤrliche Sachen erzeigen / einem jeden mit fleiß zuſprechen / jhnen mit ernſt zu der Verbeſſerung vermahnen / auch jhme dieſelbige mit Trauworten befehlen. Were es aber ſach / daß die nun mehr begangene Miß - handlungen / ein Buß / oder Straff verdient hetten / ſo ſollen vn - ſere Deputaten, daſſelb an gebuͤrenden Orthen anbringen / vnd nicht verſchweigen.

71

Vnd nach dem wir hieoben / weder in der zweiten oder dritten / weder auch in dieſer vierdten Sanction der Knecht expreßè ge - dacht / ſonder allein generaliter, von den Knaben / Juͤnglingen vnd Mannsperſonen geredt haben / So iſt vnſer Will vnd Mei - nung / das vnder jetzt gemeldten dreyen Worten / auch die Knecht ſollen verſtanden / vnd in die vnderſcheidene Alba referirt / auch mit jhnen / als mit anderen verfahren werden.

DE203[183]

DE QVINTA SANCTIONE.

TITULUS V.

JN den vorigen dreyen Sanctionibus, haben Wir72 allerhand / von den Jungfrawen vnd Witwen / wie auch von vnderſchiedenen Alters Mannsperſonen tractirt. Dieweil man aber auß dieſen Perſonen die matrimonia anſtellt vnd auffricht / welche von73 den Politicis recht vnd wol principia Urbium, ſeminaria Rerumpublicarum, & fundamenta Rei familiaris genandt werden / So iſt zum hoͤchſten vonnoͤhten / daß Wir vnder allen /74 in den vorgehenden dreyen Sanctionibus, gemeldten Perſonen / auch jedes Jahr die zahl / vnnd Beſchaffenheit der Hochzeiter / vnnd Hochzeitterin vmbſtaͤndlich vernemmen / Sintemal die75 Ehrliche Geſellſchafft / vnder allen anderen Geſellſchafften / die in familijs befunden werden / gleichſam das Haupt vnd die Re - gentin iſt.

Setzen / ordnen / vnd wollen demnach zum fünfften / daß ein76 jeder Hochzeiter / vor den Kirchgang / bey vnſeren Deputa - ten erſcheinen / vnd begeren ſoll / ſich / vnd ſeine Hochzeitterin / in den Hochzeiter Album einzuſchreiben.

Darauffſollen vnſere Deputaten, der beden newen Eh -77 leuth vor: vnd nachnahmen / jhre Elteren / ob ſie beede ledig / oder im Witwenſtand ſeyen / ob ſie Kinder / vnd wie viel / zuſammen bringen / Vnd auch ob ſierechtmeſſig / vnd Ehrlich zuſammen78 heurahten / mit fleiß in dem Hochzeiter Albo auff notiren / vnd deſſen Schein vnd Vrkund mitcheilen.

Solte ſich aber offenbahren / das beede kuͤnfftige Eheleut / vor79 dem Kirchgang verbottener weiß miteinander zugehalten / ſo ſol - len ſie deßhalben / von vnſeren Deputaten zu Red geſetzt /vnd204[184]vnd nach befundenen Sachen / ſoll auch daſſelb der Straff hal - ben / an gebuͤhrenden Orthen vermeldet werden.

80

Nach dem auch vnder den Hochzeitern / vnd angeſtelten Hoch - zeitten / ein groſſer Vnderſcheid iſt / da der eine ein ſchlechte / ein - gezogene / der ander aber ein weitlaͤuffige / koͤſtliche Hochzeit zu -81 halten geſint iſt / So wollen wir vnſeren Deputaten hiemit aufferlegt haben / ſie hierüber zubefragen / vnſere Hochzeit Ord - nungen jhnen zucommuniciren / vnd ſie mit fleiß zuvermahnen / denſelben gemaͤß ſich zuerweiſſen / damit ſie nicht etwan in al - lerhand Schaͤden vnd Straff gerahten moͤgen.

82|

Vnd iſt Sonnenklar am Tag / wann die newe Eheleut / gleich zu anfang mit Schencken / mit vberfluͤſſigen Kleyderen / mit praͤchtigen / weitlaͤuffigen / vnd etlich Tag werenden Hochzei - ten / jhren beſten Vorꝛath an Gelt / vnd anderem Gut (auß wel -83 chem ſie jhre Oeconomi anſtellen ſollen) verſchwenden / vnnd uͤppiglich hindurch bringen / Daß ſie hernach die gantze Zeit jh - res Eheſtands / offtermals ſo viel nicht mehr koͤnnen gewinnen / als ſie vnnuͤtzlich in wenig Tagen / verthan vnd vergeudet haben / vnd muͤſſen gewohnlich im Weheſtand leben / vnnd eine ſchwere84 Haußhaltung fuͤhren / Welches principaliter ſolchen vnbe - dachtſamen / vnd vnbeſonnenen Eheleuten / in conſequentiam aber dem gantzen Politiſchen Weſen nachtheilig / vnd alſo dem - ſelben billich / auff alle muͤgliche Weg / mit fleiß zuſteuren vnnd vorzukommen iſt

85

Wir wollen aber vnſeren Deputaten dieſen außgetruck - ten Gewalt / hiemit Wiſſentlich vbergeben haben / daß ſie die newe Eheleut / ſo Ehrlich zuſammen kommen / vnnd die gebuͤr pro inſcriptione erſtattet / nach vollbrachter Hochzeit / zu etwas ergoͤtzlichkeit / vnd gleichſam an ſtatt einer Hochzeit gab / ein gan - tzes Jahr aller Wachten / vnnd Perſoͤnlichen Frondienſten / be - freyen moͤgen / dieweil wir vns erjnneren / daß dergleichen / auchGott205[185]Gott der Allmaͤchtige / in veteri Teſtamento, den angehen - den Eheleuten / Vaͤtterlich zugelaſſen vnd verehrt hat.

DE SEXTA SANCTIONE.

TITULUS VI.

DEmnach dann auch wir / wie auch alle hohe / vnd an -86 dere Obrigkeiten / billich wiſſen ſollen / welche / vnd wie viel Perſonen / alle Jahr in vnſeren Landen / zum theil hin vnd wider / auß einem Orth in das ander / zum theil aber von newem darein / oder darauß zie - hen / vnnd wie dieſelbigen beſchaffen ſeyen / ſo kan ſolches alles durch dieſe ſechſte Sanction vnzweiffelich bekommen / vnd da - mit noch weitere Nachrichtung erlangtwerden / ob wir alle Jahr in vnſeren Landen ab: oder zunemmen.

Setzen / ordnen / vnd wollen demnach zum ſechſten / Wann87 frembde / Außlaͤndiſche Perſonen / ſich in einen gewiſſen Orth / in vnſeren Landen begeben / die jhre Ehrliche Geburt / vnnd Ab - ſcheid allbereit bewieſen / vnd auch nun mehr fuͤr ſich / vnd die jh - rige / zu Burgeren vnd Vnderthanen ſeind angenommen / vnd die Huldigung præſtirt haben / Daß ſie alsdann ſich bey vnſeren Deputaten auch anmelden / vnnd begeren ſollen / ſich / jhre Knaben vnd Juͤngling / in obgedachte vnderſcheidene Alba ein - zuſchreiben / vnd deſſen Schein mitzutheilen.

Darauff ſeind die Jnſcription vnd Schein zubewilligen / vnd89 ferners fuͤrzunemmen / was hieoben / tit. 1. 2. vnd 3 bey der Jn - ſcription / der Kinder / vnd Jüngling iſt obſervirt worden.

Wann auch vnſere Vnderthanen auß einem Orth in das an -90 dere in vnſeren Landen ziehen (welche Domiciliorum mutatio -J ines,206[186]nes, jhnen gewohnlich mehr ſchaden / als nutzen) ſo ſollen ſie nit allein / von deß erſten Orts Deputaten begeren / jhren / vnd der jhrigen Ehrlichen Abſchied / in den Albis, in welchen ſie zu letzt verzeichnet ſtehen / auffzuſchreiben / vnd jhnen deſſen ein Documentum zuzuſtellen / ſonderen es ſollen auch an dem Orth / da ſie ſich Haͤußlichen wider niderlaſſen / deſſelben Orts Deputaten, wie hieoben n. 88 vnd 89. vermeldt / mit jhnen verfahren.

91

Deßgleichen im fall vnſere Vnderthanen ſich / vnnd die jhrige / von vnſerer Jurisdiction vnnd Bottmaͤſſigkeit / aller - dings erledigen / vnnd einer anderen Herꝛſchafft ſich Vnder -92 wuͤrffig machen wollen: So ſollen ſie / nach erlangtem Abſcheid / pfluͤchtig ſeyn / daſſelb vnſeren Deputaten auch anzuzey - gen / damit dieſer jhr Abſchied / in den letzten Albis auff notirt / vnd auch jhnen deſſen weitere Vrkund ertheilt werde. Darauß wir dann alle Jahr deſto beſſer wiſſen moͤgen / welche / vnnd wie viel Perſonen / auß vnſerem Gebieth / vnder frembde Jurisdi - ction / ſich begeben haben.

DE SEPTIMA SANCTIONE.

TITULUS VII.

93

A den vorgehenden ſechs Sanctionibus, koͤnnen wir die Beſchaffenheit vnſerer noch lebenden Vn -94 derthanen genugſam erfahren. Dieweil wir aber auch nothwendig wiſſen ſollen / wie viel Perſonen / in allen obgemeldten Albis, alle Jahr mit todt ab - gangen ſeyen / ſo kan daſſelb / durch nachfolgende Sanction ge - wiß zuwegen gebracht / vnd erlangt werden.

Setzen207[187]

Setzen / ordnen / vnd wollen demnach zum ſiebenden / wann95 jemand in vnſeren Landen auß dieſem zeitlichen Leben abgeſchei - den iſt / daß auch jnnerthalb einem Monat / bey Pœn eines hal - ben Guldens / die vberlebende Elteren / Witwer / Witwe / Er - ben / vnd Nachkommene / bey vnſeren Deputaten ſich ein - ſtellen vnd begeren ſollen / nicht allein den Abgeſtorbenen / in dem Albo, in welchem er letztlich auffgezeichnet ſteht / zunotiren / daß er nicht mehr im leben ſeye / ſonderen auch denſelben in den Album der Todten / mit nothwendigen Vmbſtaͤnden / von newem einzuſchreiben / nemlich / wie er geheiſſen / was ſein Stand vnd Handthierung geweſen / auff welchen Tag / Monat / vnnd Jahr / er ſein Leben ſeliglich geendet / vnd was fuͤr Erben er nach ſich verlaſſen hab.

Auff diß begeren / ſollen vnſere Deputaten nicht ehe /96 den Abgeſtorbenen einzeichnen / es were dann beſcheint / daß er an Schoß / Stewr / Zoll / Vngelt / vnd dergleichen / Vns nichts weiters zugelten ſeye

Vnd im fall noch etliche Herꝛen Schulden zubezahlen ſeind /97 ſo ſollen vnſere Deputaten bey einer beſtimpten Pœn / in Monatsfriſt / die Bezahlung / den obgenandten vberlebenden Perſonen / die ſich der Verlaſſenſchafft vndernemmen / auffle - gen / damit weder die Bezahlung / noch die Jnſcription / zulang auffgezogen werde.

Wann aber nunmehr alles richtig / vnd die Jnſcription er -98 folgt iſt / ſo ſeind vorgedachten Perſonen / auch Documenta inſcriptionum zuliefferen / daß ſie derſelben / zukuͤnfftiger Notturfft / ſich zugebrauchen haben / juxt. inform. vnd Erklaͤr. num. 60. vnd 61.

J i 2Von208[188]

Von dreyen Stücken / ſo die Deputaten, mit hoͤchſtem fleiß / weiters fuͤrnemmen vnd verrichten ſollen.

TITULUS VIII.

99

WIR haben gleichwol hieoben / in allen fieben Sanctionibus, viel vnderſchiedliche Sachen / vn - ſeren Deputaten aufferlegt / Es ſeind aber fuͤr - nemblich noch drey Stück / die ſie weiters in gute Conſideration nemmen / vnnd vollnziehen ſollen / dieweil dieſelbige / ſo wol den Vnderthanen als Vns ſelbs / vnd der Gemeinen Wolfarth in viel Weg nutzlich / nothwendig / vnd befoͤrderlich ſeind.

100

Vnd zwar zum Erſten / werden hievnden in nachgeſetzter Jnformation vnnd Erklaͤrung certa inſcriptionum precia, bey allen ſieben Sanctionibus determinirt, (die wir zum gu - ten theil / zu Anrichtung vnd Erhaltung dieſer Policey Ord - nung / anwenden muͤſſen) jedoch wann Armut / oder ſchlechte geringe Nahrung ſich erzeigen / So iſt vnſer Befelch / Will / vnd Meynung / daß vnſere Deputaten pro inſcriptioni - bus die precia alſo moderieren ſollen / daß ſich darab niemand mit fugen / zubeſchweren habe.

101

Sie ſollen aber nicht deſto weniger / mit allen Vnderthanen Reichen vnd Armen / die inſcriptiones fuͤrnemmen / damit diediverſa209[189]diverſa Alba, jederzeit ergentzt / vnnd alle Perſonen / mit jhren nothwendigen Vmbſtaͤnden / eingeſchrieben ſeyen / vnnd daſ - ſelb ſo wol zu vnſerer Vnderthanen privat Nutz / als zu vn - ſerer ſelbs Nachrichtung / vnd Befürderung Gemeiner Wol - farth.

Zum anderen / iſt auch vnſer Befelch / Will vnd Meynung /102 daß vnſere Deputaten alle Jahr / die Alba, oder Re - giſter der Newgebornen Kinder / mit den Albis der Todten / vnnd Abgeſtorbenen conferieren / alle Abgeſtorbene zahlen / vnd ſolche in gemein / vnnd auch vnder denſelben die fuͤrnemb - ſte / vnd beruͤhmbſte Perſonen / inſonderheit deſignieren vnd notieren ſollen.

Sie ſollen auch von dieſem allem / Vns alle Jahr / einen ge -103 meinen vnd ſpecial Außzug / vnd Verzeichnuß zuſtellen / darauß Wir erfahren vnd verſtehen moͤgen / wie viel Kinder alle Jahr in die Welt geboren / oder darauß abgeſcheiden / wie viel auch von anderen Perſonen geſtorben / vnnd noch vberig im Le - ben ſeyen / mit denen vnſere Deputaten, die jenige Sa - chen ferners zuverrichten vnd zuvollnziehen haben / von welchen hieoben in allen ſieben Sanctionibus, beſondere Verordnun - gen beſchehen ſeind.

Zum dritten / iſt ebenmeſſig vnſer Befelch / Will vnd Mein -104 ung / daß vnſere Deputaten noch ferners / in allen Ort - ten vnſerer Obrigkeit auß der vbrigen ſechs Sanctionum Albis, gleicher geſtalt / einen gemeinen vnnd ſpecial Außzug vnd Verzeichnuß anſtellen / vnnd fuͤrnemblich darinnen nach - ſolgende Fuͤnff Stuͤck kuͤrtzlich deſignieren / vnd erklaͤren ſollen / Nemblich:

Zum erſten / Wie viel Kinder / vnd von welchen Elteren /105 alle Jahr / Ehrlich / oder Vnehrlich geboren / wie ſie von jhrenJ i 3Elteren210[190]Elteren aufferzogen / vnnd wie viel auch von den Vnehrlich er - zeugten / legitimirt worden.

106

Zum anderen / Wie viel alle Jahr Bevoͤgtigte Kinder / Jungfrawen vnd Witwen / Ehrlich vnnd Vnehrlich geborne / im Leben ſeyen / wie ſie ſich gegen jhren Tutoren vnnd Cura - toren verhalten haben / wie auch ſie von jhnen ſeyen gehalten worden.

107

Zum dritten / Wie viel alle Jahr Juͤngling / vnd andere vn - derſcheidenen Alters Mannsperſonen / Ehrlicher / vnd Vnehr - licher Geburt / eyngeſchrieben worden / wie ſie in jhrem Leben vnd Wandel beſchaffen / vnd was fuͤr Maͤngel vnnd Faͤhl vor - handen ſeyen.

108

Zum vierdten / Wie viel alle Jahr Hochzeiten gehalten / wie viel Hochzeiter / vnd Hochzeiterin eingeſchrieben / vnnd wie ſie befunden worden.

109

So dann zum fuͤnfften / Wie viel Perſonen alle Jahr / in vn - ſerer Obrigkeit / hin vnd wider / auß einem Orth / in das ande - re / oder darein / oder darauß ziehen / wie dieſelben qualificirt / vnd ſonderlich / wie viel vnder ſolchen Fürnemme / Gelehrte / Hoch - erfahrene / Reiche / vnd Wolhaͤbige Perſonen ſeyen.

110

Durch gemeldte Außzuͤg / vnnd Verzeichnuſſen aber (wel - che allein vns der Oberkeit / vnd ſonſt keinem Menſchen zucom - municieren / vnnd von den Deputaten, alle verzeichnete Sachen / bey jhren Eyden / biß ins Grab zuverſchweigen ſind) koͤnnen wir alle Jahr / in geringer Zeit / vnſerer gantzen Poli - cey / vnnd aller derſelben Gliederen Beſchaffenheit / in gewiſſe Erfahrung bringen / ſo vns / in aller vnſerer Regierung / Hoch - nuͤtzlich / vnd auch Hochnottürfftig iſt / vnd aber allein durch Anſtellung ſonderer Deputaten, die alle obdeducier - te Stuͤck ſamptlich / vnd nicht abſonderlich / oder Stucksweißverwalten /211[191]verwalten / kan erlangt werden. Dann die general / vnd ſampt - liche Verwaltung / gibt ein vollkommene Wiſſenſchafft aller Perſonen / aber die ſpecial Verwaltung / allein etlicher / dardurch aber der finis offtgedachter Policey Ordnung / nimmer voll - komlich kan erlangt werden.

CONCLVSIO.

DEmnach dann die oberklaͤrte Policey Ordnung / dedu -111 cierter maſſen gewiß beſchaffen iſt / So wollen wir / allen112 vnſeren Vnderthanen vnnd Hinderſaſſen / mit ernſt hie - mit aufferlegt / vnd befohlen haben / dieſer Ordnung mit fleiß vnd eyfferigem Gemuͤt / gehorſambſt nachzukommen / wie ge - trewen vnd gehorſamen Vnderthanen gebuͤrt / vnd vor GOtt vnd der Weltruͤhmlich iſt.

Wir wollen auch hiemit einem jeden drey Monat angeſetzt /113 vnd ferners zum hoͤchſten mandiert haben / ſich hiezwiſchen bey vnſeren Deputaten, an allen Orthen vnſers Gebiets / ge - horſambſt eynzuſtellen.

Die Deputaten aber / ſollen alsdann die junge Kinder /114 Jungfrawen vnnd Witwen / Bevoͤgtigte / vnd Vnbevoͤgtigte / die erwachſene Soͤhn / vnd Toͤchter / allerhand Alters Manns - perſohnen / die Hochzeitter / die Newen Vnderthanen / oder die ſo auß einem Orth / in das andere / in vnſeren Landen zie - hen / oder einer anderen Obrigkeit ſich Vnderwürffig ma - chen / ſo dann alle Abgeſtorbene / in vnderſcheidene Alba, vnd Regiſter einſchreiben vnd alles vorerklaͤrter maſſen fuͤrnemmen vnd verrichten.

Dieſes alles / wird zu mancherley Befuͤrderung Gemei -115 ner Wolfarth / zu vnſerer Policey auffnemmen vnd Wolſtand /dem212[192]dem neben Menſchen zu aufferbawlichem Exempel / Wie auch vnſeren Vnderthanen vnnd Hinderſaſſen / zu GOttes Huldt / Reichlichem Gedeyen / vnd vielfaͤltigem Nutz vnd Lob / ſodann Vns zu ſonderem / genaͤdigem gefallen gereichen.

116

Darzu wolle Gott der Allmaͤchtige / von dem al - le gute / vnd nutzliche Ordnungen herkommen / ſeine Vaͤtterli - che Gnad / vnd tauſentreichen Segen verleihen / Amen.

DEO SOLI LAVS ET GLORIA.

Kurtze213[193]

Kurtze INFORMATION, vnd Erklaͤrung / Jn welchen die PRE - cia inſcriptionum beſtimbt / vnd die Nutzbarkeiten welche auß den inſcriptionibus, inſcri - ptionum Documentis & Albis, wie auch auß Anordnung der Deputaten, ſo wol privatim, als publicè zuerlangen ſeind / kuͤrtzlich dedu - cirt werden /

Zu beſſerem Verſtand / vnnd Nachrichtung / voriger Policey Ordnung / vnd Conſti - tution angeſtellt.

NACH dem in vorgeſetzter Policey Ord -1 nung / der vnderſcheidenen inſcriptionum von Vns / zum offtermahl iſt Meldung geſchehen / aber fuͤr dieſelbige / keine gewiſſe precia ſeind benant / auch allerhandt Nutzbarkeiten / der inſcriptionum, vnnd gantzen Policey Ordnung / nicht in ſpecie ſeind erklaͤrt worden: So2 haben Wir fuͤr rathſam vnd nothwendig erachtet / alles daſſel - bige / in dieſer Jnformation vnd Erklaͤrung / ſummariè zuver - richten / damit alle vnſere Vnderthanen vnnd Hinderſaſſen / deſto baß die gantze Policey Ordnung / vnd vnſer wolmeinend Jntent / verſtehen / vnd darnach ſich in aller VnderthaͤnigkeitK kgehor -214[194]gehorſambſtzuverhalten wißten / ſintemal alles dahin von Vns dirigirt iſt / fuͤrnemblich der Vnderthanen Nutz / vnd die Gemei - ne Wolfarth / zubefuͤrderen / zuvermehren / vnd zuerhalten.

3

Vnd dieweil auff die Deputaten, auff die Schreiber / vnd ſonſt in andere Weg / zu Anrichtung vnd Erhaltung dieſer Po - licey Ordnung / allerhand Vnkoſten anzuwenden ſeyn werden / ſo iſt es billich vnd notwendig / daß in allen ſieben Sanctionibus, pro inſcriptionibus & inſcriptionum Documentis, jederzeit etwas gereicht werde / welches doch / reſpectu der Vielfaͤltigen Nutzbarkeiten / ſo privatim & publicè darauß entſpringen / gleichſam fuͤr nichts zuſchetzen iſt / beſonders / dieweil das Geben / ohn deß Gebers Beſchwerden geſchehen ſoll / Juxt. Policey Ord - nung / tit. 8. num. 100.

Von der Erſten SANCTION, vnd derſelben inſcriptionum precijs, vnd commodis.

TITULUS PRIMUS

4

JN den nachgeſetzten ſieben erſten Sanctionibus, & Titulis, werden die Inſcriptionum precia, vnd die privata commoda ſpecificirt, aber in dem achten vnnd letzten titulo, die publica erklaͤrt. Es wird auch vnder den ſieben erſten Titulen / ein jeder (auß - genommen dieſes erſten tituli, in welchem von dreyen vnder - ſchiedenen inſcriptionibus, gehandelt wird) in zwey Theil par - tiert / vnnd allezeit in dem erſten Theil von den precijs, aber in dem anderen / von den commodis inſcriptionum, reſpectu ſubditorum, gehandelt / Wie hernach Augenſcheinlich zu - ſehen iſt.

Vnd215[195]

Vnd ſollen zwar die Elteren / gleich nach publicirter Poli -5 cey Ordnung / fuͤr ein jedes Ehrlich geborne Kind / ſo vnder 16. oder reſpectivè 20. Jahren iſt / ein Orth eines Gnldens (Die - weil derſelben vielleicht etlich ſeyn moͤgen) aber hernach alle Jahr ein halben Gulden den Deputaten erlegen / Da - mit ein jedes ſolche Kind / in dem Ehrlichen Kinder Albo, vmb - ſtaͤndlich verzeichnet / vnd jhme ein Documentum inſcriptio - nis communicirt werde. Pol. Ord. num. 8.

Dagegen zum erſten / Wann ſolche Ehrliche Kinder / ein -6 mahl in dem Ehrlichen Albo geſchrieben ſtehen / ſo ſeind die El - teren / fuͤr dieſelben hernach in 19. Jahren den Deputaten nichts weiters zugeben ſchuldig. Zum anderen / koͤnnen die El -7 teren / auß gemeldtem Ehrlichen Albo, vnd inhabenden Docu - mento, jhrer Kinder Ehrliche Geburt / vnd die Kinder noch wei - ters beweiſen / daß jhre Elteren / an dieſem oder jenem Orth / Burger oder Eynwohner geweſen / vnnd daß ſie für ſich / ent - weders Ehrlich geboren / oder Ehrlich gemacht ſeyen.

Alſo zum dritten / Erlangen die Ehrliche Kinder / vmb ein8 geringes Gelt ein Geburtsbrieff (wie dann die forma Docu - menti dahin kürtzlich gericht iſt. ) vmb welchen ſie ins kuͤnff - tig ein viel mehrers zahlen muͤſten. Wir wollen zum vierdten9 nicht melden / daß die Elteren auch der Deputaten, bey - ſtand gebrauchen koͤnnen / wann jre Kinder exorbitieren / vnd ſich Vngehorſam erzeigen wuͤrden.

So iſt noch weiters bey der erſten Sanction, pro inſcri -10 ptionibus, & inſcriptionum Documentis, fuͤr ein jedes Vnehrlich gezeugtes Kindt / ſo vnder 16 vnnd reſpectivè 20. Jahren iſt / Von den Vnzuͤchtigen Elteren / ſampt / oder ſonders / (nach dem ſie es vermoͤgen) zu anfang / nach publicirter Policey Ordnung / ein halber Gulden / aber hernachK k 2alle216[196]alle Jahr / fuͤr ein jedes ſolches Kind / von gemelten Elteren / ein Gulden zuerſtatten / die Vrſachen ſeind num. ſeq. vnnd hievn - den num. 34. cum ſeqq. erklaͤrt.

11

Vnd iſt nicht vonnohten / daß die Vnzuͤchtige Genitoren, dagegen auch allerhandt Nutz entpfahen / dieweil ſie dieſe Er - ſtattung / mit begangener Vnzucht vervrſacht / vnd wol ver - dient haben.

12

Es ſind aber jhre Vnſchuldige Baſtart Kinder / nicht darumb auch aller Nutzbarkeit entſetzt: ſonderen ſie koͤnnen die Docu - menta inſcriptionum, zu Beweiſung der Zeit jhrer Ge - burt / jhres Tauffs / vnd wer jhre Pfettern / vnd Goͤttlen geweſen / gebrauchen. So ſeind auch vnſere Deputaten, vonwegen geſchehener Jnſcription / fuͤr ſie nicht weniger / als fuͤr andere / generalem curam & inſpectionem zuhaben verbunden / deſ - ſen ſie alle Jahr / gewiß vmb viel Gulden nicht gern manglen wuͤrden / als die gewohnlich faſt von jederman verlaſſen / da ſie doch eben ſo wol Menſchen ſeind / vnd ſo viel theil am Himmel - reich / als andere haben / die billich ſich vber ſie erbarmen / vnnd Gott bitten ſollen / daß er ſie vnd die jhrige / vorſolchem Schand - flecken Vaͤtterlich behuͤten woͤlle.

13

Deßgleichen ſeind bey der erſten Sanction, noch ferners pro inſcriptionibus, & inſcriptionum documentis, aller legiti - mierter Perſonen / für ein jede / vnſeren Deputaten zwen Gulden zuliefferen.

14

Dagegen werden von Vns jhre legitimationes, |perinſcri -15 ptionum|documenta, gleichſam mehr bekraͤfftiget / Zum an -16 deren / Sie die Legitimati, in ſpecie fuͤr Ehrlich geachtet. Zum dritten / Zu Vnderthanen vnd in den vnderſcheidenen Zünfften17 oder tribubus, zu Zunfftbruͤderen auffgenommen / Zum vierd - ten / Jn den Vnehrlichen Albis durchſtrichen / vnd in die Ehr -18 liche Alba, von newem getragen / vñ verzeichnet / vnd Zum fuͤnff -ten217[197]ten / Koͤnnen ſie ins künfftig / aller Ehrlich gebornen Perſonen prærogativ, vnd Freyheit / auch aller Vnſer Freyheiten vnnd Ordnungen genieſſen / So haben Zum ſechſten / Sie ſich nicht19 zubefoͤrchten / daß jemand jhre erſte Geburt / jhnen vnnd jhren Kinderen / verkleinerlich fuͤrwerffen / vnd ſie an gemeldten Gut - thaten / hinderen werde / dieweil Wir ſie / bey erlangten / vnd von Vns bekraͤfftigten Rechten / wol handhaben wollen.

Von der Anderen SANCTION, vnd derſelben inſcriptionum precijs, & commodis.

TITULUS II.

VOn der Erſten Sanction, ſchreiten wir zu der an -20 deren / bey welcher ebenmaͤſſig pro inſcriptionibus, & inſcriptionum Documentis, der Bevoͤgtigten Ehrlich gebornen Kindern / Jungfrawen vnd Wit - wen / ſo mehrertheils noch vnder 16. vnd reſpectivè 20. Jahren ſeind fuͤr ein jedeſolche Perſon / ſo Nahrhafft / vnd jr eygen Gut verſteurt / zu anfang / nach publicirter Policey Ord - nung ein Orth eines Guldens / vnd hernach je im dritten Jahr / ein halben Gulden / Aber fuͤr einjede dergleichen Vnehrlich er -21 zeugte Perſon / zu anfang ein Gulden / vnd hernach je zu dreyen Jahren ein halben Gulden / von den nochlebenden Vnzuͤchtigen Elteren / ſampt / oder ſonders / oder wo ſie nichtmehr im Leben / von dieſen Perſonen ſelbs / die es vermoͤgen / vnſern Deputaten zuerlegen ſeind.

Dagegen aber haben ſie für die geringe precia, viel groͤſſere22 Nutzbarkeiten einzunemmen / vnd zugewarten. Dann erſtlich /23 werden ſie / auch jhre Voͤgt / vnd Pflaͤger / in den vnderſcheide -Kk 3nen218[198]nen Albis vmbſtaͤndlicheingeſchrieben / ſo den Vogts Kindern vnd Pflegperſonen / auch den Voͤgten / vnd Pflegeren ſelbs / ins kuͤnfftig nutzen / vnnd allerhand Nachrichtung geben / auch den Pflegperſohnen zum Zeugnuß Ehrlichen Lebens dienen24 mag. Zum anderen / ſeind vnſere Deputaten, ſchuldig / fuͤr gemeldte Perſonen / alle in gemein getrewe vnnd fleiſſige25 Fuͤrſorg / vnd Jnſpection zuhaben. Dardurch ſie dann auch zum dritten / zuwegen bringen / daß jhre Voͤgt vnnd Pflaͤger / deſto fleiſſiger vnnd getrewer / jhren Geſchwornen Aempteren nachkommen / dieweil ſie vor den Deputaten, ſich jeder -26 zeit befoͤrchten muͤſſen. So erlangen auch zum vierdten / nicht allein die Voͤgt vnd Pflaͤger / wann jhre Vogts Kinder / vnnd Pflaͤgperſonen / ſich Vngebuͤrlich vnd Widerſpenſtig erzei - gen / daß ſie mit Beyſtandt der Deputaten, demſel - ben zeitlich remedieren / vnnd weitterem Vnheil vorbawen moͤgen / Sonderen es koͤnnen auch die Vogts Kinder / vnnd Pflegperſonen / im fall der Noth / bey den Deputaten, wider jhre Voͤgt vnd Pflaͤger / Huͤlff vnd Beyſtandt ſuchen /27 vnd finden. So dann zum fuͤnfften / ob wol jetzt genante Per - ſonen alle drey Jahr / pro inſcriptione etwas geben muͤſſen / Jedoch dieweil ſie vielleicht aller jhrer Elteren / oder derſelben zum theil / wie auch jhrer Ehemaͤnner beraubt ſeind / vnd alſo frembder Huͤlff hoͤchlich beduͤrffen / ſo haben ſie dargegen / vor deducirte commoda num. 23. 24. & 25. zuentpfahen / ha - ben auch ſich gewiß zuverſehen / das zum wenigſten in der drey Jaͤhrigen Zuſammenkunfft / jhr Nutz vnnd Notturfft deſto ge - wiſſer moͤge bedacht / vnd befuͤrdert werden / daran jhnen merck - lich viel gelegen iſt.

Von219[199]

Von der Dritten SANCTION, vnd derſelhen Inſcriptionum precijs, vnd commodis.

TITULUS III.

WAnn bey dieſer Dritten Sanction, die Jüngling28 das 20. Jahr erreicht / vnnd noch ſub patria pote - ſtate, vnd in der Elteren Muß vnd Brodt ſeind / wie man zu reden pflegt / ſo ſeind die Elteren / pro in - ſcriptionibus, & inſcriptionum Documentis, fuͤr ein jeden Ehrlich gebornen Juͤngling / zu anfang / nach pub - licierter Policey Ordnung / ein Ort eines Guldens / vnnd her - nach von allen nachfolgenden Ehrlichen Juͤnglingen bey einer jeden Jnſcription ein halben Gulden zuerſtatten / aber fuͤr ein je - den Vnehrlich erzeugten Juͤngling / zu anfangein Gulden / vnd hernach ein halben Gulden den Deputaten, zuentrichten ſchuldig / d. infr. num. 34. cumſeqq & d. ſup. Policey Ord - nung / tit. 1. num. 15 Aber wann die Juͤngling ſui Juris ſind / vnd jhr eigen Gut verſteuren / ſo ſeind ſie fuͤr ſich obgemelte ſum - men zuzahlen verbunden.

Dargegen koͤnnen die Juͤngling / auß den auffgerichten29 Albis & Inſcriptionum Documentis. Zum erſten / Jhre Ge - burt vnd erlebte Zeit / wann ſie nemblich jhr bluͤhend Alter er - reicht haben. Zum anderen aber koͤnnen die legitimirte Juͤng -30 ling / noch weiters / jhr Ehrlich gemacht Herkommen bewaͤh - ren / vnd auß findig machen / Zum dritten / Zugeſchweigen31 was ſie der Deputaten halben / vielfaͤltig zugenieſſen haben / d. inf. n. 37. cum ſeqq.

Von220[200]

Von der Vierdten SANCTION, vnd derſelben Inſcriptionum precijs vnd commodis.

TITULUS IV.

32

NAch den Juͤnglingen / folgen nunmehr andere Mañs - perſonen / Ehrlicher vnnd Vnehrlicher Geburt / in welchen Rerumpublicarum vires, & firmamenta beſtehen / Nun ſollen fuͤr die Ehrlich geborne Mann zu anfang ein Orth eines Gulden / vnd hernach je im dritten Jahr / ein hal - ber Gulden / fuͤr die Vnehrlich gezeugte Mannsperſonen aber ſo noch nicht ſeind legitimirt / zu an fang ein Gulden / vnnd her - nach je im dritten Jahr / ein halber Gulden / den Deputaten entricht vnd bezahlt werden / d. ſup. num. 21.

33

Allhie aber iſt zumercken / daß nicht allein an dieſem Ort / von den in Vnzucht gebornen / vnd noch nicht legitimierten Manns - perſonen / ſonderen auch hieoben num. 10. 20. & 28. von den Vnehrlich erzielten Kinderen / Jungfrawen / Witwen / vnnd Juͤnglingen / von einer jeden Perſonen / pro inſcriptione viel mehr / als von Ehrlich erzeugten Perſonen / von wegen folgen -34 genden Vrſachen erfordert werde. Zum erſten / Zur Straff der Vnzuͤchtigen Genitoren, vnd das vnder jhnen / vnd anderen35 Ehrlichen Elteren / ein Vnderſcheid ſeye: Zum andern / Von dergleichen Vnzucht vnd Hurerey / andere abzuſchrecken / So36 dann zum dritten / Solche in Vnzucht geborne Perſonen dahin zubewegen / vnd gleichſam zunoͤhtigen / daß ſie von angebor - nem Schandtflecken ſich deſto ehe erledigen / von wegen in der Policey Ordnung / titulo 1. numero 15. eyngefuͤhrter Vrſach.

37

Dagegen aber pro precijs inſcriptionum, haben dieManns -221[201]Mannsperſonen nachgeſetzte commoda zuentpfahen. Dann Erſtlich / Seind vnſere Deputaten pflüchtig / fuͤr alle vnd jede eingeſchriebene mannsperſonen / Generalem curam, & inſpectionem, vnd jhre Perſonen / wie auch jhr Leben vnnd Wandel in guter Conſideration zuhaben / Zum anderen / Wer -38 den die Mannsperſonen / durch der Deputaten Gene - ialem Curam, & Inquiſitionem, gleichſam getrieben vnnd vervrſacht / auff die Zeit / auff ſich ſelbs / vnnd auff alle die jhrige gute Achtung zugeben / vnd ſich in allem jhrem Thun / Wandel vnd Beruff / Chriſtlich / Ehrlich / vnd gefliſſen zuverhalten / da - mit je nach Verſcheinung dreyen Jahren / ſie mit ruͤhigem vner - ſchrockenem Gemüth / vor vnſeren Deputaten ſich ſtellen / auff befragen / von allem Red vnd Antwort geben / vnd alſo von denſelben / mit Lob vnd Ehr wider abſcheyden moͤgen. Dardurch39 dann zum dritten / Alle ſolche gehorſame Mannsperſonen (die im Politiſchen Weſen / als Sternen am Himmel leuchten) nit allein Gottes Gnad vnd Segen erwerben / ſonderen auch von Vns / jhrer ordentlichen Obrigkeit / allerhand promotion vnnd Befürderungen erlangen koͤnnen. Dann ſie alle zu Vns / das40 vnderthaͤnig vnd gewiß Vertrawen haben ſollen / daß wir zu ei - nes jeden Befuͤrderung / inſonders begirig / vnd geneigt ſeyen / aber zuſtraffen / den geringſten Anmut nicht haben. Wie wir41 auch fuͤrnemblich darumb in publicierter Policey Ordnung / nu. 23. die Deputaten angeordnet / daß durch ſie / allerhand Buß: vnd Straffwuͤrdige handlungen / moͤchten verhuͤtet / vnd nicht ins Werck geſetzt / vnd alſo ein Ehrlich / Chriſtlich Leben eynge - fuͤhrt / vnnd erhalten / auch damit Goͤttliche Straffen / (die viel ſchwerer als Weltliche Straffen ſeind / vnd offt auch die Vn - ſchuldigen begreiffen) abgewendet werden / dahin billich ein jede Obrigkeit / in jhrer Regierung zuſehen pflichtig iſt. Zum vierd -42 ten / Dieweil alle inſcriptiones, mit jhren notwendigen Vmb -L lſtaͤnden222[202]ſtaͤnden geſchehen ſollen / juxt. Policey Ordnung / num. 8. 18. 29. 47. 61 77 78. 88. 89. 90. 91. 92. vnd 95. wie dann auch bey dieſer Vierdten Sanction, allerhandt Vmbſtaͤnd zuerforſchen ſeind / nemblich / wie altein jede Mannsperſon / wie jhr Vor: vnd Nachnam̃ſeye / ob er verheurat / vnd Kinder habe oder nicht / vnd andere Vmbſtaͤnd mehr / dict. Policey Ord. num. 69. So koͤnnen nichtallein die eingeſchriebene Mannsperſonen / ſondern auch derſelben Erben vnnd Nachkommene / dergleichen inſcri - ptionum, in vielen Faͤllen / ſich ins künfftig Hochnutz - lich gebrauchen.

Von der fünfften SANCTION, vnd derſelben inſcriptionum precijs, & commodis.

TITULUS V.

43

FErners ſollen bey der Fuͤnfften Sanction, von den Hochzeiteren / die zum theil Eingezogene / zum theil aber Vberfluͤſſige / vnd Koſtreiche Hochzeiten hal - ten wollen / die erſte / vnſeren Deputaten pro inſcriptionibus, & inſcriptionum Documentis, ein Gul - den / die andere aber / zwen Gulden erlegen.

44

Dagegen haben die Hochzeiter / vnd Hochzeiterin / auch aller - hand Nutzbarkeiten ſich zugetroͤſten. Dann erſtlich koͤnnen bede Eheleut / im fall der Noth / die Zeit jhres erſten / anderen / vnnd mehreren Eheſtands / jhrer Elteren / vnd jhrerſelbs / Vor: vnd Nachnammen / jhren Stand / vndzugebrachte Kinder / in dem Hochzeiter Albo, mit fleiß auffgeſchrieben / vnnd auffnotirtzu45 jederzeit befinden. Zum anderen koͤnnen ſie gleich zu anfang jhres Eheſtands / mit einem oder zwen Gulden erlangen / deſ -ſen223[203]ſen ſie ein gantzes Jahr hernach ſich zuerfrewen haben / dict. Po - licey Ordn. num. 85.

Zum dritten / Wann ſie der Policey Ordnung / vnd vnſeren46 Hochzeit Ordnungen / mit fleiß nachkommen / darzu vnſere Deputaten, ſie mit ernſt vermahnen ſollen / So behal - ten ſie jhr Gelt / vnnd Gut in handen / mit dem ſie ins kuͤnff - tig / ein Ehrliche Haußhaltung anſtellen / vnnd ſich mit Weib vnd Kind / wol ernehren koͤnnen. Zum vierdten aber wollen die47 Hochzeiter / vber alles wolmeinend vermahnen / jhr Geldt nicht ſparen / ſonder daſſelbe mit gaͤudiger voller Hand außgeben / ſo iſts billich / daß ſie auch vnſeren Deputaten, zwen Gulden erſtatten / vnd damit jhren Vberfluß buͤſſen. So entpfahen ſie48 aber auch dagegen vorgemelte Nutzbarkeiten / n. 44. 45. & 46. vnd werden vnder ſo viel groſſen Außgaben / die ſie fuͤrſetzlich anwenden / dieſer geringen Außgab gleichſam nicht gewar.

Von der ſechſten SANCTION, vnd derſelben Inſcriptionum precijs vnd commodis.

TITULUS VI.

VOlgt nunmehr die ſechſte Sanction, bey welcher49 fuͤr ein jede frembde Mansperſon / ſo in vnſere Ober - keit zeucht / ein Gulden / vnnd fuͤr ein frembden Kna - ben vnd Juͤngling / ein halber Gulden / fuͤr ein jeden50 vnſeren Vnderthanen ſo in vnſerem Gebiet / von einem Orth in das andere ſich begibt / an jedem Ort / fuͤr ſein Perſon / ein halber Gulden / aber nichts fuͤr ſeine Knaben vnd Juͤngling (die doch51 nicht deſto weniger fleiſſig auffzuzeichnen ſeind) oder fuͤr einen vnſeren Vnderthanen / der ſich frembder / vnd andererL l 2Herꝛſchafft224[204]Herꝛſchafft vnderwirfft / ein Gulden / vnd fuͤr ein jeden deſſelben Knaben vnnd Juͤngling / ein halber Gulden pro Inſcriptioni - bus, & inſcriptionum Documentis, vnſeren Deputaten ſollen gereicht / vnd entricht werden.

52

Dagegen koͤnnen auß den vmbſtaͤndlichen Inſcriptionibus, & Inſcriptionum Documentis. Zum erſten / die Newe Vn -53 derthanen jhre / vnd der jhrigen Ehrliche Ankunfft / Zum ande - ren aber vnſere Vnderthanen die Zeit / wann ſie in vnſerem Ge - biet / auß einem Orth in das andere ſich begeben / oder von vnſe -54 rer Jurisdiction ſich eximirt haben / Vnd zum dritten / zugleich jhren Ehrlichen Abſcheid / kraͤfftig beweiſen / wie dann die Do -55 cumenta inſcriptionum, dahin gericht ſind / So dann zum vierdten / kan dieſes alles auch jhren Kindern / Erben / vnd Nach - kommenen / ins kuͤnfftig / in viel Weg Dienſtlich / vnd Fuͤrſten - dig ſeyn.

Von der ſiebenden SANCTION, derſelben Inſcriptionum precijs, & commodis, wie auch von den Nutzbarkeiten / ſo die Vnderthanen von wegen der. Deputaten zuentpfa - hen haben.

TITULUS VII.

56

ENdlich bey der ſiebenden Sanction, ſollen die vber - lebende Elteren / Witwer / Witwen / Erben / vnd Nachkommene / pro Inſcriptionibus, & Inſcri - ptionum Documentis, fuͤr ein jede Abgeſtorbene Perſon / (die in jhrem Leben eygen Gut verſteurt oder beſeſſen) deren Verlaſſenſchafft ſie ſich vnderziehen / auß derſelben einen Gulden vnſeren Deputaten erlegen.

Jedoch225[205]

Jedoch / wann Kinder mit Todt abgehen / die kein eygen Gut57 gehabt / die ſeind zwar zur Ergaͤntzung der Todten matricul / auch mit fleiß eynzuſchreiben / aber von den Elteren iſt nichts fuͤr ſie / pro inſcriptione zu begeren. Wann aber die Kinder jhr eygen Gut poſſedirt / es haben nun die Elteren daſſelb genoſſen / oder nicht / ſo ſeind auß jedes Kinds Verlaſſenſchafft / ebenmaͤſſig ein gulden den Deputaten zuentrichten.

Dagegen iſt obgemeldten Perſonen / die Erſtattung eines58 Gulden ohn beſchwerdt dieweil ſie dieſelben nit von jhrem Gut / ſonder von der abgeſtorbenen Perſonen Verlaſſenſchafft / die mit Schulden nieht erſchoͤpfft iſt / bezahlen. Sonſt ſeind ſie etwas zugeben nicht ſchuldig.

Vnd wann offtermals der abgeſtorbene / nur zween Monat59 laͤnger gelebt hette / ſo were noch ein gute Sum̃ Gelts außgeben worden / die jetzund in der Verlaſſenſchafft / noch vorhanden iſt.

So koͤnnen auch der abgeſtorbenen Perſonen Erben vñ Nach -60 koͤmmene / auß dem Albo der Todten / vnd inhabendem Docu - mento inſcriptionis, ins kuͤnfftig beybringen / zum theil alles was in der Pol. Ord. n. 95. in fi. geſchrieben ſteht / vnd zum theil61 auch / dz von wegen der abgeſtorbenen Perſon / kein Herꝛen ſchuld weiters zuforderen ſeye: Dieweil ſie ſonſt nicht wuͤrde in dem Todten Albo ſeyn eingeſchrieben worden / d. Pol. Ord. n. 96.

Vber alles aber / was wir bißherdeducirt / ſo ſind auch die De -62 putaten, mehrertheils den Vnderthanen zum beſten / von vns angeſtellt worden / Nemblich zum erſten / Daß ſie alle inſcriptio -63 nes mit allen / in den ſieben Sanctionibus, der Policey Ord - nung / benanten Perſonen / fuͤrnemmen / Zum anderen / Daß ſie64 die Documenta inſcriptionum, nach Beſchaffenheit einer je - den Perſohn / verfertigen / vnnd accommodiren / Sodann zum dritten / Daß ſie mit der Generali Cura, & inſpectione, mit65 den Generalibus in quiſitionibus, admonitionibus, & inere -L l 3pationi -226[206]pationibus, von allen Vnderthanen viel hochſchaͤdliche Sa - chen abwenden / ſie zu Ehrlichen Geſchaͤfften leiten vnd fuͤhren / vnd alſo vielen Mißhandlungen / Vbelthaten vnd Laſteren / be -66 gegnen ſollen / juxt. Pol. Ord. num. 22. & 23. Durch welche drey Stuͤck dann zum dritten alle die jenige commoda erlangt werden / von denen wir hieoben à tit. 1. biß auff dieſen ſiebenden titul, in ſpecie gehandelt haben / vnd noch weiters / in nachgeſetz - tem letzten titulo, handlen werden.

67

Daherſollen billich alle vnſere Vnderthanen vnd Hinderſaſ - ſen / ſampt / vnd ſonders / mit danckbahrem Gemuͤt / alle oberzehlte Nutzbarkeiten erkennen.

68

Vnd ob es wol bey etlichen das anſehen gewinnen mag / als ob gemeldte newe Anordnung der Deputaten, vnnoͤhtig / vnd vergeblichſeye / dieweil in allen Regimenten / allbereit der - gleichen Perſonen / zu vnſeren Zeiten ſich befinden / die obgedach - te Stuͤck verrichten / vnd dieweil der Deputaten offi - cium, fuͤrnemblich allein auff der generali cura, inſpectione & inquiſitione, auch auff den verbalibus admonitionibus, increpationibus, & minis beſteht / welche Stuͤck aber / in hoc corruptiſſimo|& refractario ſèculo, keinen effectum haben / jedoch wer allein nachfolgende Vrſachen bedencket / der wird bekennen / daß die Sachen hiemit weit / weit anders beſchaf - fen ſeyen.

69

Dann erſtlich / iſt das contrarium die Warheit / das nemb - lich inkeinem Regiment / dergleichen Anordnung der Depu - taten, heutigen Tags zufinden ſeye.

70

Vnd ob wol in etlichen Policeyen / auch die angeordnete Seniores Eccleſiè, vnd Kirchen Pflaͤger / ꝛc. Macht vnd Ge - walt haben / wann ſie bey den Vnderthanen ein Gottloſes / vnd aͤrgerlichs Leben vermercken / dieſelbige zubeſchicken / vnd jhnen zuzuſprechen / jedoch geſchicht daſſelb fuͤrnemblich in denen Sa -chen /227[207]chen / die Religionem, & Pietatem, vnnd dieſer beeder Stuͤck externum Cultum concernieren, da aber die Deputaten noch viel andere Sachen mehr / zuverrichten haben / wie die Pol. Ordn. vnd die kurtze Jnform. vnd Erklaͤr. außweiſſen.

Es koͤnnen aber die Seniores, die Kirchen Pflaͤger / vnd Di -71 putaten, in einer Policey / wol bey einander beſtehen / vnnd beede theil jhre admonitiones, & increpationes in zuvorge - meldten Sachen fürnemmen / doch dergeſtallt / wann ein theil dem anderen vorkompt / daß alsdann das andere theil auff daſſel - bige mal weiters inhalten ſoll. Darauß dann vnzweiffelich er -72 folgt / daß auff dieſe weiß / nicht allein dem Gottloſen vnd aͤrger - lichen Leben deſto gewiſſer / vnd beſſer kan geſteurt / ſondern auch Gottes Zorn / vnd alles Vnglück / ſo darauß entſteht / verhuͤtet werden.

Zum andern wollen wir alle Jahr / ein gewiſſe Wiſſenſchafft /73 vnſerer gantzen Policey / vnd aller derſelbigen Gliedern / von dem Juͤngſten biß auff den Elteſten / vnd inſonderheit die beſchaffen - heit aller Mañlichen Geſchlechts Perſonen haben: Wollen wir daß dieſe Glieder jhrem Politiſchen Leib / der Policey / vnd jhnen ſelbs nutzlich vnd rühmlich ſeyen: Wollen wir auch alle die com - moda erobern / von denen in der gantzen Policey Ordnung / hin vnd wider / wie auch in der Jnform. vnd Erklaͤr. in genere, & in ſpecie. gehandelt wird / ſo muß daſſelb allein durch dergleichen Policey Ordnung / auch Anrichtung ſonderer Deputaten geſchehen / anders wird ſich jetztgemeltes alles gewiß nimmer mit nutz vnd beſtand erlangen laſſen.

Zum dritten / ſo ſeind die generalis cura, inſpectio, & in qui -74 ſitio, allen denen Perſonen nothwendig / vnd hochnutzlich / de - ren in der 1. 2. 3. 4. vnd 5. Sanction, num. 19. cum ſeqq. nu - mero 3 5. cum ſeqq. num. 53. cum ſeqq. & num. 69. 70. 80, cum ſeqq. iſt gedacht worden.

Zum228[208]
75

Zum Vierdten / dieweil alle Vnderthanen wiſſen / daß die De - putaten Macht vnd Gewalt haben / ſie jhres Thuns vnd ge - fuͤhrten Wandels halben zubeſchicken / vnd zu Red zuſtellen / ver - moͤg der Pol. Ordn. num. 22. ſo leben ſie daher fuͤr ſich deſto ge - warſamer / behutſamer / vnd vnſtraͤfflicher / damit ſie vor der De - putaten zuſprechen vnd verwarnen / geſichert ſeyen.

76

Zum Fuͤnfften / ſo haben die verbales admonitiones der De - putaten die von jhnen freundlich fuͤrgenommen werden / bey allen Ehrliebenden Vnderthanen / dieſen gewiſſen effectum, daß ſie denſelben ſtatt vnd platz geben / vnd jhr Leben darnach anſtel - len. Alſo ob wol auch Ehrliche Vnderthanen offtermals ſtrau - cheln / jedoch wann ſie deßhalben freundlich zu Red geſetzt / vnnd Verwarnet werden / ſo huͤten ſie ſich vor dem fall / der ſonſt viel - leicht erfolgen moͤchte.

77

Zum ſechſten / wann ein Vnderthan der einmal freundlich iſt vermahnet worden / hernach wider ſich in denen Sachen vber - ſicht / deren in der Policey Ordnung d. num. 22. iſt Meldung geſchehen / als dann ſind die generales increpationes, & minè, das iſt / ernſtlichere Vermahnungen fuͤrzunemmen / die auch ge - wiß bey einem Vnderthanen / der nicht aller Scham vnd Erbar -78 keit abgeſagt / ohn ſondern Effect nicht abgehen werden. Dann ſolte kein Beſſerung erfolgen / ſo muß er befoͤrchten / daß ſein Halſtarrigkeit / den ordentlichen Rügrichteren / von den Depu -79 taten offenbar werde. Auß welchem dann erſcheint / ob wol die Deputaten fuͤr ſich mit Gelt Buſſen / vnd Gefaͤngnuß niemand ſtraffen koͤnnen / jedoch koͤnnen ſie verſchaffen / daß durch andere ſolche Straffen fuͤrgenommen werden / welches eben ſo viel iſt / als wann ſie ſelbs / andere zuſtraffen macht hetten.

Was229[209]

Was die Obrigkeiten / vnd der Gemeine Nutz / von den inſcriptionibus, Inſcriptionum Documentis, & Al - bis vnd von Anordnung der Deputaten, fuͤr commoda erobern moͤgen.

TITULUS VIII.

DIeweil wir dann in allen vorgehenden ſieben Titu -80 len / genugſamen Bericht gethan haben / was fuͤr mancherley / vnnd namhaffte Nutzbarkeiten / vnſere Vnderthanen vnd Hinderſaſſen / fuͤr ſich / vnd die jhrige privatim, von offtgedachten inſcriptionibus, inſcriptio - num Documentis, & Albis, auch von der Deputaten Anordnung / gewiß alle Jahr bekommen moͤgen / So will von - noͤhten ſeyn / daß wir Coronidisloco, noch weiters / doch allein ſummariè, erklaͤren / was auch Vns / vnd allen Obrigkeiten / die einer jeden Policey Regierende Glieder ſeind / wie auch dem Ge - meinen Nutz daher / fuͤr commoda zuſtehn moͤgen.

Vnd koͤnnen zwar Wir / vnd alle Obrigkeiten / auß den inſcri -81 ptionibus, inſcriptionum Documentis, & Albis, wie auch auß Anordnung der Deputaten, alle Jahr / alle die jenige Stück / in gewiſſe Wiſſenſchafft vnnd Erfahrung bringen / die wir in der Policey Ordnung à num. 102. biß ad num. 109. er - zehlt haben.

Hernach aber / koͤnnen durch gedachte Wiſſenſchafft vnd Er -82 fahrung / Wir / vnd ein jede Obrigkeit / weiters nachfolgende vier Stuͤck erlangen. Dann erſtlich koͤnnen wir / in adminiſtratio -83 ne Reipublicè, ſo gleichſam ein civile corpus iſt / vns in allem / Fuͤrſichtiger vnd Gewarſamer / ſo wol zu Vnfriedens / als Frie - dens Zeit / verhalten / dieweil wir / auß eingenommenem Bericht / erkuͤndiget vnd erfahren / wie in gemein faſt das gantze corpusM mvnſer230[210]vnſer Policey / vnd auch deſſelben membra, beſchaffen ſeyen / vnd was wir alſo fuͤr vns verbeſſeren koͤnnen vnd ſollen.

84

Zum anderen / koͤnnen wir auch die Gemeine Wolfart / mit mehrerem Verſtand vnd Nachtruck erhalten / vnd amplificieren / d. infr. n. 88. Dieweil wir auß obberuͤhrter Wiſſenſchafft vnnd Erfahrung / ſo wol die corrumpentes, als conſervantes cau - ſas, zum guten theil erlernet haben / was nemblich ſo wol zu der - ſelben Befuͤrderung / als Vndergang dienen mag.

85

Zum dritten / koͤnnen wir ebenmeſſig / der Vnderthanen Nutz vnd Notturfft / (welche in dem Corpore Politico, die ſubdita membra ſeind) beſſer / vnd vmbſtaͤndlicher vermercken / vnd al - ſo gluͤcklicher vermehren / verbeſſeren / vnnd erhalten / als wann vns die erkundigte Vmbſtaͤnd / verborgen weren. Vnd zwar wie ein Medicus ſeine patienten nicht euriren kan / deren Gebrechen vnd Kranckheiten er nicht zuvor erkundiget / vnd in wiſſenſchafft gebracht / alſo iſt es auch mit einer Obrigkeit / in adminiſtranda & curanda Republica beſchaffen / deren obgemeidte Sachen verborgen ſeind. Dann ſie derſelben alsdann / ſo bald ſchaden zu - fuͤgen / als jhr Heyl vnd Wolfart befoͤrderen kan.

86

Deß gleichen zum vierdten / Wann die Deputaten, (wie ſie pflichten halb zuthun ſchuldig ſeind / vnd von vns darzu auch wol ſollen angehalten werden) jhrem officio mit fleiß / vnnd getrewlich nachſetzen / ſo koͤnnen ſie fuͤr ſich / auch wir durch ſie / den Gemeinen Nutz in viel Weg befuͤrderen / vnd in beſtaͤndigem Weſen conſerviren / daß ſonſt / ohn Anordnung der Deputa - ten, nimmer geſchehen kan.

87

Vnnd haben wir zwar in der gantzen Policey Ordnung / nicht fuͤrnemblich auff die precia inſcriptionum die doch ge - ring / vnd auff alle Billichkeit gegruͤndet ſeind / ſonder viel mehr auff dieſe commoda geſehen / welche auß den inſcriptionibusinſcri -231[211]inſcriptionum Documentis, & Albis, herflieſſen / vnd welche den Armen ſo wol / als den Reichen widerfahren moͤgen.

Jſt derowegen vnſer gantz Jntent / dahin gericht / daß mit88 Goͤttlicher Verleihung / durch oberklaͤrte Policey Ordnung / vnd Conſtitution / ſo wol vnſerer Policey / derſelben Regierung / vnd der Vnderthanen Nutz / vnd alſo auch die Gemeine Wol - fart / (welche auß gemelten dreyen Stuͤcken herkompt /) in vil weg verbeſſert / vermehrt / vnd in gluͤcklichem Standt vnnd Weſen / moͤgen erhalten werden / wie ſolches auß vielgemeldter Policey Ordnung / vnd auß voriger Jnformation vnd Erklaͤrung / Son - nenklar zuvernemmen iſt.

Dieweil es nun / mit offtangeregter Policey Ordnung / die89 zuvor erklaͤrte Gelegenheit / vnd Beſchaffenheit / in der Warheit hat / So haben wir die vnzweiffeliche gnaͤdige Zuverſicht / Es werden alle vnſere Vnderthanen vnnd Hinderſaſſen / ſich zum aͤuſſerſten befleiſſen vnd bemuͤhen / daß ſie derſelbigen / in allen ſieben Sanctionibus, Gehorſamlich / Getrewlich / Danckbar - lich vnd Vnderthaͤnig nachkommen / deſſen ſie ſelbs / vnd die jh - rige faſt mehrertheils zugenieſſen haben.

Darzu woͤlle Gott der Allmaͤchtige / der Allerhoͤchſte Regent90 vnd Schutzherꝛ aller Policeyen / einem jeden ſeine Vaͤtterliche Gnad verleihen / vnd mittheilen / Amen.

DEO SOLI LAV S ET GLORIA.

M m 2APPEN -232[212]

APPENDIX, Von vnderſchiedenen INSCRIPTIO - num Documentis.

1

JN der Sonderen Policey Ordnung vnnd Conſtitution, wie auch in der kurtzen Infor - mation vnd Erklaͤrung / wird faſt in allē titulis, der inſcriptionum, vnd derſelben Documenten,2 gedacht. Wie aber ſolche Documenta, vngefaͤhrlich anzuſtellen ſeyen / davon iſt in ſpecie noch kein Bericht geſchehen / Es ſoll aber / durch Gottes Gnad / kuͤrtzlich hernach deducirt werden.

Was in einem jeden Documento, fuͤrnemblich zu - ſetzen / vnd zu obſerviren ſeye.

3

ERſtlich iſt in einem jeden Documento, gleich zu anfang / der Obrigkeit Titul zu exprimiren / vnd darauff der De - putaten Meldung zu thun / wie infr. num. 9. 13. 16. 18. & 22. zuſehen iſt / vnnd koͤnnen alle folgende Documenta, gleichergeſtalt angeſtelt werden.

4

Zum anderen iſt zuſetzen / was den Deputaten iſt fuͤrge - tragen / vnd von jhnen begert worden / in fr. n. 9. & 10.

5

Zum dritten / folgt der Deputaten Approbation / Atteſtation / vnd Willfahrung / ſo nach gelegenheit eines jeden falls / zurichten ſeind / infr. num. 11. & 12.

6

Zum vierdten iſt ein jedes Documentum, von den Depu - taten zuvnderſchreiben / vnd mit jhrem auffgetruckten Ampts Secret / zubekraͤfftigen / mit Benennung deß Jahrs / Tags /Monats /233[213]Monats / vnd Orts / da alles geſchehen vnd fuͤrgangen iſt / inſr. d. num. 11. & in fin.

Damit aber die Deputaten mit concipirung der Docu -7 menten, nicht zuviel beſchwerdt / vnd dadurch an anderen Ampts Geſchaͤfften / verhindert werden / ſo iſt es rathſam / daß man ſol - che Documenta, auff gewiſſe maß trucken laſſe / daß dieſelbige hernach / auff alle Faͤll koͤnnen accommodirt werden.

Von den Documentis Inſcriptionum, in allen Sanctionibus.

VNd dieweil in allen ſieben Sanctionibus der Policey Ord -8 nung / ſondere Documenta Inſcriptionum, anzuſtellen ſeind / ſo ſoll daſſelb hernach / in einer jeden Sanction, fuͤr - genommen / vnd damit allein den Deputaten etwas Anloß gegeben werden / wie dergleichen Documenta, vngefaͤhrlich zu concipiren / vnd nach einem jeden fall / zurichten vnd zu accommo - diren ſeyen. Es ſteht aber die Verbeſſerung / nach der Faͤll vmb - ſtaͤnd / den Deputaten jederzeit frey.

DOCVMENTA Primè Sanctionis.

I. Documentum Inſeriptionis, eines Newgebornen Ehrlichen Kinds.

D Durchleuchtigſten / Hochgebornen / Fuͤr -9 ſten vnnd Herꝛen / Herꝛen N. N. ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit dieſem Docu - mento, daß auff dato vor Vns erſchienen ſeye / N. vnnd habeM m 3mit234[214]Aufflegung eines Extracts / auß dem Kirchen Buch / vermelt / daß jhme den 4. Febr. gegenwertigen Jahrs / ein Soͤhnlein / auff dieſe Welt Ehrlich geboren / nun mehr auch / nach Chriſtlicher Ordnung / getaufft / vnd Johann Thomas genant ſeye / hab zu10 Pfetteren vnd Goͤttlen gehabt / N. N. Vnd darauff begert / daß wir ſolch ſein newgeboren Soͤhnlein / in vnſere Generalem Curam auffnemmen / in der Ehrlich gebornen Kinder Album11 einſchreiben / vnd deſſen ein Schein / mittheilen wollen. Dieweil nun die Sachen / vermoͤg gedachten glaubwuͤrdigen Extracts / oberzehlter maſſen ſich verhalten / vnd Vns auch wol zuwiſſen iſt / daß N. gedacht ſein Soͤhnlein mit ſeiner Ehelichen Hauß -12 frawen N. im Eheſtand Ehrlich erzeugt / So haben wir gemelt Soͤhnlein N. in vnſere Generalem Curam auffgenommen / diß Inſcriptionis Documentum, jhme N. vnd ſeinem newge - bornen Kind zum beſten / vnd fuͤrnemblich an ſtatt gewiſſer Zeug - nuß Ehrlicher Geburt / zugeſtellt / vnnd zu Vrkund gemelt Do - cumentum, mit vnſer Subſcription vnnd Ampt Signet be - kraͤfftiget / So geſchehen in Anno Chriſti Salvatoris 1612. den 9. Januarij / in vnſerer Ampt Stuben / da wir gewohnlich zuſammen kommen / ꝛc.

Hoͤchſtgemelter jhrer Churf. Gn. Verordnete Deputaten, N. N. im Ampt N.

II. Documentum Inſcriptionis, eines Vnehrli - chen gezeugten Kinds.
13

D Durchleuchtigen / Hochgebornen Fuͤrſten vnd Herꝛen / Herꝛen N. N. ꝛc. Wir die Verord - nete Deputaten bezeugen mit dieſem Documento, daß auffdato235[215]dato vor vns erſchienen ſeye / N. vnd bekant / daß er mit N. in Vn - zucht (So jhme Hertzlichleid) ein Kind erzielt / ſo den 3. Febr. diß Jahrs geboren / ꝛc. Reliqua vide ſup. n. 9. uſq; ad n. 10. Vnd darauff begert / ſolch Kind einzuſchreiben / daſſelb in vnſere ge -14 meine Curam, & inſpectionem zunemmen / vnd deſſen Schein zuertheilen. Dieweil dann deß gemelten Vnehrlich erzeugten15 Kinds Vnſchuld offenbar / ſo haben wir daſſelb in vnſere Gene - ralem Curam, von wegen geſchehener Jnſcription auffgenom - men / vnd beeden Vnzuͤchtigen Elteren / die alimenta auffer - legt / auch zu Vrkund / dieſen Schein mit vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret / verwahrt / mitgetheilt / So geſchehen / ꝛc.

III. Documentum Inſcriptionis, einer legiti mirten Perſonen.

D Hoch: vnd Wolgebornen Herꝛen / Herꝛen16 N. N. Graffen zu N. ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit dieſem Documento, daß auff da - to vor vns erſchienen ſeye / N. vnd habe / mit auffweiſung eines Inſtrumenti legitimationis, begert / daß wir ſeinen nunmehr legitimirten Sohn / N. in vnſerer Generali Cura, behalten / in den Ehrlichen Kinder / oder Juͤngling / oder Mannsper - ſonen Album, verzeichnen / in vorigen Vnehrlichen Albis durchſtreichen / die erlangte Rechtbekraͤfftigen / vnd jhnen dabey handthaben wollen. Dieweil dann durch gemelt publicum17 Inſtrumentum die legitimation Vns zugenuͤgen iſt bewie - ſen worden / vnnd dieweil Wir auch ſeither / anders nicht ver - ſtanden / als daß er ein Ehrlichen Wandel gefuͤhrt / So wol - len wir hiemit / auß habendem Gewalt vnnd Befelch / nicht allein gedachte legitimation / vnnd alle darauß entſpringendeprèro -236[216]prèrogativ, Freyheiten vnd Gerechtigkeiten / bekraͤfftigen / ſon - dern auch jhme berahten vnd beholffen ſeyn / daß Er / vnd die ſei - nige / dabey moͤgen gehandthabt werden. Zu Vrkundt haben Wir diß Documentum ſubſcribirt, vnd verſiegelt / So ge - ſchehen / ꝛc.

DOCVMENTA Secundè Sanctionis.

I. Documentum Inſcriptionis, eines Ehrlichen gebornen Vogts Kinds.
18

D Wolgebornen Graffen vnd Herꝛen / Her - ren N. Graffen zu N. ꝛc. Wir die Verord - nete Deputaten hezeugen mit dieſem Documento, das vor Vns / auff dato erſchienen ſeye / N. als geordneter Tutor N. weiland N. hinderlaſſenen Sohns / vnd vermelt / daß derſel -19 bige nach ſeines Vatteren Todt / ꝛc. Den 2. Martij verſchienen /20 von N. ſeiner Mutter auff die Welt Ehrlich geboren / ꝛc. Re -21 liqua, ex primè Sanctionis, primo Documento ſumenda, & ad hunc caſum accommodanda ſunt, n. 9. cum ſeqq.

II. Documentum Inſcriptionis, Ehrlicher Pfleg - Frawen / vnd Jungfrawen.
22

DEr Geſtrengen / Edlen / Ehrenveſten / Fuͤrſich - tigen / vnd Weiſen Herꝛen / N. vnd Raths / deß Heyligen Reichs Statt N. ꝛc. Wir die Ver - ordnete Deputaten bezeugen mit dieſem Documento,daß237[217]tor, weyland N. nachgelaſſenen Tochter / oder Witwen / vnd vermeldt: daß ſie nunmehr das 18. Jahr jhres Alters erreicht / vnd im dritten Jahr ſub curatela geweſen / auch ein Ehrlichen ein - gezogenen Wandel gefuͤhrt / anders ſeye jhme nicht zuwiſſen / vnnd begert / ſie in den Ehrlichen Jungfrawen / oder Witwen Album einzuſchreiben / vnd fuͤr ſie / wie ſeither / alſo auch hin - füro / Gemeine Fuͤrſorg zuhaben. Dieweil wir dann niemals23 anders verſtanden / als daß die Sachen ſich erzehlter maſſen ver - halten / Vnd dieweil vor zwen Tagen das triennium verfloſſen / vnd nova inſcriptio fuͤrzunemmen iſt: So haben wir die Be - ſchaffenheit jhrer Perſon / vnd geordneten Pflaͤger erkuͤndiget / ſie in vnſere Generalem Curam auffgenommen / in gebuͤren - den Album verzeichnet / vnd dieſe Vrkund / fuͤrnemblich zum Zeugnuß Ehrlichen Wandels / mitgetheilt / auch diſſelbige mit vnſerer Subſcription, vnnd Ampts Secret confirmirt / So geſchehen / ꝛc.

Tertiè Sanctionis

Documentum Inſcriptionis, eines Ehrli - chen Juͤnglings.

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit24 dieſem Documento, daß auff dato vor vns N. neben N. ſeinem Sohn erſchienen ſeye / vnd deſſen Ehrlichen Geburtsbrieff auff - gelegt / vnd begert habe / daß wir denſelben / in vnſere Generalem Curam auffnemmen / in deß bluͤenden Alters Ehrlichen Al - bum einſchreiben / vnd deſſen ein Documentum ertheilen wol - len. Dieweil dann mit producirtem Geburtsbrieff / Vns ge -25 nugſam iſt erwieſen / daß gedachter N. den 2. Januar. Anno ꝛc. iſt Ehrlich geboren / vnnd daß er nunmehr das 20. Jahr ſeines Alters complirt / So haben wir denſelben in vnſere Genera -N nlem238[218]lem Curam, & inſpectionem auffgenommen / in dem Albo bluͤenden Alters auffgezeichnet / vnnd zu kuͤnfftiger ſeiner Not - turfft / auch jhme zum beſten / dieſen Schein / mit vnſerer Sub - ſcription, vnnd Ampt Secret verwahrt / mitgetheilt / So ge - ſchehen / ꝛc.

Quartè Sanctionis

Documentum Inſcriptionis, einer Ehrli - chen Mannsperſonen.
26

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit dieſem Documento, daß auff dato vor vns erſchienen ſeye N. zu N. wonhafft / ſeines Handwercks ein Goldſchmid / vnnd ver - melt / daß er nun mehr 32. Jahr alt / vnd ſechs Jahr im Eheſtand ſeye / habe aber noch keine Kinder / Ernehr ſich ſonſt mit ſeinem Handwerck / vnnd hat darauff das Documentum ſeiner erſten Jnſcription auffgelegt / vnnd begert die Generalem Curam, mit jhme / vnd den ſeinigen zu continuiren / vnd ſich de novo in der Ehrlichen Mann gebuͤrenden Album zu referiren / auch27 deſſen Schein zuertheilen. Dieweil wir dann / nach allerhand eingenommener erkundigung / befunden / das N. von der erſten Jnſcription / biß dato ein Ehrlichen Haußwandel gefuͤhrt / jhme vnd der Oberkeit nutzlich geleht / dieweil er auch durch das pri - mum inſcriptionis Documentum außfindig gemacht / das28 nun mehr von der erſten Jnſcription / drey Jahr verfloſſen / So haben wir jhnen in gebürendem Albo auffgezeichnet / in vnſere Generalem Curam auffgenommen / vnd jhme diß Documen - tum, mit vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret bekraͤffti - get / zugeſtelt / So geſchehen / ꝛc.

DOCV -239[219]

DOCVMENTA Quintè Sanctionis.

I. Documentum Inſcriptionis, Ehrlicher Hochzeitteren.

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen29 mit dieſem Documento, daß auff dato vor vns erſchienen ſeye / N. der Rechten Doctor, noch im ledigen Stand / mit beyſtand N. ſeines Vatteren / vnd vermelt / daß er ſich mit Jungfrawen N. Herꝛen N. auch noch ledigen Tochter / Ehelichen verheurat / vnnd daſſelb mit Conſens / beederſeits Elteren / darauff begert / ſich vnd ſeine Hochzeiterin / in vnſere Generalem Curam zu - nemmen / in den Ehrlichen Hochzeiter Album einzuzeichnen / vnd deſſen Vrkund mitzutheilen. Dieweil vns dann wol zu -30 wiſſen iſt / daß beede obgenante kuͤnfftige Eheleut / ſich Ehrlich / vnd vnſeren Ordnungen gemaͤß / zuſammen verheurath / So31 haben wir ſie / in vnſere Generalem Curam auffgenommen / ſie in den Ehrlichen Hochzeiter Album verzeichnet / vnnd auß ha - bendem gewalt / ſie ein gantzes Jahr / nach vollbrachter Hochzeit / aller Wachten / vnd anderen Perſoͤnlichen Frondienſten befreyt / vnd zu Vrkund dieſes Documentum ertheilt / auch daſſelb mit vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret bekraͤfftiget / So ge - ſchehen / ꝛc.

II. Documentum Inſcriptionis, Vnehrlicher Hochzeitteren.

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen32 mit dieſem Documento, daß auff dato vor vns erſchienen ſeye /N 2N. wei -240[220]N. weyland Meiſter Vlrichs N. deß Brodtbecken / vnd Annè N. nachgelaſſener Sohn / vnd vermeldt / daß er ſich mit N. wey - land Meiſter Hanſen N. deß Schneiders hinderlaſſenen Wit - wen / Ehelichen verheurath / vnd begert ſich / vnd ſeine Hochzeite - rin / in den Hochzeiter Album einzuſchreiben / ſie in vnſere Ge - neralem Curam auffzunem̃en / vnd deſſen Schein zuertheilen. 33Nach dem wir dann in gehabter Erkundigung / glaubwuͤrdig er - fahren / daß obgenandte beede kuͤnfftige Eheleut / ſich allbereit / verbottener weiß / Fleiſchlich miteinander vermiſcht / ſo haben wir nach ernſtlichem zuſprechen / vnd vermahnen / ſie gleichwol in vnſere Generalem Curam auffgenommen / ſie eingeſchrie - ben / vnd dieſen Schein mit vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret verwahrt / mitgetheilt aber ſie von den Perſoͤnlichen Frondienſten nicht befreyt / So geſchehen den / ꝛc.

DOCVMENTA Sextè Sanctionis.

I. Documentum Inſcriptionis, eines Fremb - den Vnderthanen.
34

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit dieſem Documento, daß auff dato vor vns erſchienen ſeye / N. ſeines Handwercks ein Kantengieſſer / vnd vermeldt / daß er zu vor Burger zu N. geweſen / vnd ſich aber nunmehr mit Weib vnd Kindin dieſe Statt begeben / vnd allbereit das Burgrecht er - langt / vnnd die Huldigung pr[a]ſtirt habe / darauff begert / Wir wollen jhnen / vnd die ſeinigen / in vnſere Generalē Curam auff - nemmen / jhnen fuͤr ſein Perſon / in der newen Vnderthanen Al - bum, vñ das ehrliche Manns Regiſter / nach ſeinem alter im 46. Jahr /241[221]Jahr / einſchreiben / ſeine beede Soͤhn aber / Heinrich im 21. vnd Georg im 12. jahr / in andere ehrliche Alba verzeichnen / vñ deſſen ſchein mittheilen. Dieweil dann gemelter N. auch vns ſeinen ehr -35 lichen Geburtsbrieff / vnd Abſchiedt / vnd ein Schein von dem N. Schreibern auffgelegt / daß er die Huldigung vor N. allbereit prèſtirt / So haben wir gemelten N. mit Weib vnnd Kindt / in36 vnſere Generalem Curam auffgenommen / ſie obgenante drey / Vatter vnnd zween Soͤhn / in die vnderſcheidene Ehrliche Alba verzeichnet / vnnd zu mehrerer Bekraͤfftigung Ehrlicher An - kunfft / dieſes Documentum, mit vnſerer Subſcription vnd Ampts Secret verwahrt / mitgetheilt / So geſchehen / ꝛc.

II. Documentum Inſcriptionis, eines Vnderthanen / der in eodem Terrtorio, auß einem Orth / in das ander zeucht.

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit37 dieſem Documento, daß auff dato vor vns erſchienen ſeye / N. jhr G. geweſener Vnderthan zu N. vnd vermelt / daß er nunmehr von N. mit Weib vñ Kind abgezogen / vñ ſeiner gethanen Pflicht allda erlaſſen ſeye / vermoͤg auffgewieſenen Abſchieds / er habe ſich aber widerin jhr Gn. Obrigkeit / mit Weib vnd Kind zu N. heußlichen nidergelaſſen / wie er auch allbereit an ſolchem Orth ſeye zum Vnderthanen auffgenommen worden / in krafft fürge - legten Vrkund / habe darauff hegert / Wir wollen jhnen N. mit Weib vnd Kind / in vnſere Generalem Curam auffnemmen / jhnen für ſein Perſon / im 38. Jahr ſeines alters / vnd Joannem ſeinen eintzigen Sohn / im 15. Jahr / in die vnderſcheidene Ehr - liche Alba verzeichnen / vnd deſſen Schein mittheilen. Die -38 weil wir dann auß fürgelegten Vrkunden kraͤfftig verſtanden /N iijdaß242[222]daß ſein N. fuͤrgeben / die Warheit ſeye / So haben wir offtge - melten N. mit Weib vnd Kind in vnſere Generalem Curam auffgenommen / jhnen fuͤr ſich / vnd ſeinen Sohn Joannem / in vnderſcheidenen Albis auffgeſchrieben / vnd deßhalben diß Do - cumentum, mit vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret / verwahrt / mitgetheilt / So geſchehen / ꝛc.

III. Documentum Inſcriptionis, eines Vnderthanen / der ſich anderer Herꝛſchafft vnderwirfft.
39

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit dieſem Documento, das auff dato vor vns erſchienen ſeye / N. geweſener Vnderthan zu N. vnd vermelt / daß er nun mehr ſeiner geleiſten Pflicht entſchlagen / vnd jhm erlaubt ſeye / einer anderen Obrigkeit / ſich / vnd die ſeinige vnderwuͤrffig zumachen / darauff begert / daß wir jhnen / vnnd ſeine drey Soͤhn / Jacob / Daniel vnd Virich / in vnſeren vnderſcheidenen Albis, in wel - chen ſie zuletzt auff geſchrieben ſtehn / durchſtreichen / den erlang - ten Abſcheid darzu in margine notiren, vnd auch weiters deſ -40 ſelben ein Vrkund ertheilen wollen. Dieweil dann durch auff - gelegten Ehrlichen Abſcheid / vns die Erlaſſung gethaner Pflicht / genugſam iſt erwieſen / vnd auch damit beſcheint wor - den / daß er gebuͤrenden abzug erſtattet / ſo haben wir jhm in ſei - nem begeren billig willfarth / vnnd zu mehrerer Bekraͤfftigung Ehrlichen Abſchieds / dieſes Documentum, vnder vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret ertheilt / So geſchehen / ꝛc.

DOCV -243[223]

DOCVMENTA Septimæ Sanctionis.

I. Documentum eines abgeſtorbenen Sohns.

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit41 dieſem Documento, daß vor Vns erſchienen ſeye / N. ſeiner Handthierung ein Tuchhaͤndler / vnd vermeldt / daß jhm den 12. diß Monats / nachmittag / zwiſchen zweyen vnnd drey Vhren / ſein geliebter Sohn / Diebolt genant / in GOtt ſeliglichen ver - ſchieden ſeye / welchen er mit N. ſeiner noch lebenden Hauß - frawen / im Ehelichen Stand erzielt habe / vnd begert / wir woͤl - len denſelben / nicht allein in dem Kinder Albo notiren, daß er nicht mehr im Leben / vnd den 12. dieſes Monats Todts verbli - chen ſeye / ſondern auch in den Album der abgeſtorbenen Ehrli - chen Kinder verzeichnen. Dieweil dann die Sachen vor erzehl -42 ter maſſen ſich verhalten / So haben wir N. in ſeinem begeren will fart / vnd demſelben gemaͤß alles verrichtet / auch jhme deſſen zu Vrkund / gegenwertig Documentum, mit vnſerer Subſcri - ption vnd Ampts Secret verwahrt / zugeſtellt / So geſchehen / ꝛc.

II. Documentum einer Abgeſtorbe - nen Witwen.

ꝛc. Wir die Verordnete Deputaten, bezeugen mit43 dieſem Documento das vor vns erſchienen ſeye / N. als ver - ordneter Pflaͤger Frawen N. weiland N. nachgelaſſener Wit - wen / vnnd vermeldt / daß ſie den 6. Martij verſchienen / auß dieſem Jammerthal abgeſcheiden ſeye / hab zu Erben hinder - laſſen N. N. er Curator hab auch / in zeit getragener Pflegſchafft /alle244[224]alle Jahr vnſerer Gnaͤdigen Oberkeit die ſchuldige gebuͤr abge - richt / hat darauff begert / gemeldte ſein Pflegfraw ſelige / in dem Ehrlichen Witwen Albo zu notiren / wann ſie mit Todt abgan - gen / auch in der abgeſtorbenen Witwen Albo, daſſelb mit weite - ren Vmbſtaͤnden zuverzeichnen. Dieweil dann die Sachen ob - erzehlter maſſen beſchaffen ſeind / So haben wir nicht allein / ob - benante Fraw ſelige / in beede Alba vmbſtaͤndlich auffgeſchrie - ben / ſondern auch dieſe Vrkund / mit vnſerer Subſcription, vnd Ampts Secret verwahrt / mit getheilt / ſo geſchehen / ꝛc.

44

Auß allen jetzund deducirten inſcriptionum Documentis, koͤnnen die Deputaten leicht vermercken / wie ſolche in allen zutragenden Faͤllen / vngefaͤhrlich zu concipiren / vnd auch zu zeiten / in etlichen Vmbſtaͤnden / zu enderen / oder zumehren ſeyen / GOtt der Allmaͤchtige / wolle zu allem ſeine Gnad verleihen / A M E N.

DEO SOLI LAVS, ET GLORIA.

Fuͤnff[225]

Fuͤnff vnderſchiedliche Beylagen Mit Literis A. B. C. D. vnd E. ſignirt, Zumehrerem verſtand / Erklaͤrung / vnd Befoͤrderung der hie - oben geſetzten ſonderen Policey Ordnung vnd Conſtitution, ferꝛners angeſtellt / vnnd mit allem fleiß beſchrieben / Von GEORGIO OBRECHTO, JURIS - CONSULTO ARGENTINENSI, & Comite Palatino, &c.

[226]247[227]

Beylag A. Was fuͤr Maͤngel vnd Gebrechen / Jn allen hohen vnd ni - deren Policeyen / heutigen Tags ſich befinden / vnd wie dieſelbige zuver - beſſeren ſeyen.

OB wol in vnſeren Policeyen / ſich jederzeit / viel mehr Maͤngel vnd Gebrechen erzeigen / als ich hernach erzehlt hab / Jedoch iſt es zuvorderſt dahin zurichten / daß durch angeſtelte ſondere Policey Ord - nung / die fuͤrnembſte vnnd ſchaͤdlichſte / auff einmal ſamptlich moͤchten verbeſſert werden.

Vnd zwar zum Erſten / Jſt kein Oberkeit / die heutigen Tags / in adminiſtratione Reipublicæ ſuæ wiſſen kan / von welchen Elteren / vnd wie viel Kinder / alle Jahr Ehrlich / oder Vnehr - lich geboren / wie / vnd wo zu ſie aufferzogen werden. Niemand iſt der auff die Elteren / oder neben denſelben auff die Kinder ach - tung gibt / oder der ſie beſchickt vnd jhres Ampts gegen den Kin - deren erjnnert. Die Elteren thun was jhnen geliebt / leben aͤr - gerlich / vnd laſſen jhre Kinder auch jhres gefallens leben / dar - durch werden die Kinder / die Seminaria Rerumpublicarum verderbt / das auß denſelben anders nichts / als Diſtel / Dornen / vnd ander Vnkraut herwachſen kan / wie wir daſſelb taͤglich vorO o 2Augen248[228]Augen ſehen / vnd vns doch dagegen / als ob wir blind weren / verhalten.

Zum Anderen / Ob man wol die Ehe: vnd Vatterloſe Wit - wen / Jungfrawen vnnd Waͤyſen / auß GOttes ernſtem Be - felch / jederzeit in guter Achtung haben ſoll / jedoch thut es auch hieran heutigen Tags ſtarck ermangelen. Die Oberkeit weiß nichts gewiß von jhnen / Alſo weiß ſie auch nicht / wann die Tutores & Curatores, ſich nicht nach gebuͤr vnd Schuldig - keit beweiſen / es bleibet mehrertheils alles verborgen / dieweil niemand iſt / der vber ſie alle Generalem Curam & Inſpectio - nem hat / vnd welcher der Oberkeit bericht geben kan.

Alſo werden nicht allein die vnbevoͤgtigte Kinder / ſonderen auch die Witwen / Jungfrawen vnd Waͤyſen / die ſub Cura & Tutela ſeindt / ſchaͤdlich verwahrloſt / da iſt kein Menſch / der den eynreiſſenden Mißhandlungen vnd Gebrechen / zeitlich be - gegnet / oder der Oberkeit etwas darvon anbrechte / ſonderen es muß von Tag zu Tag aͤrger / vnd ſo wol publicum, als priva - tum Damnum ſtuͤndlich gemehret werden.

Wann wir dann zum Dritten / die erwachſene Jugend anſe - hen / fuͤrnemblich die zwentzig Jaͤhrige Juͤngling / die gleichſam der Mannſchafft anfang ſeind / Hilff GOtt was befinden ſich fuͤr vnzehliche Maͤngel: Sie ſeind zu gutem theil von jhren Elteren / Tutoren vnnd Curatoren, verabſaumbt / vnd zu kei - nen nutzlichen Sachen / vnd Handthierungen angezogen wor - den / ſie haben aͤrgerliche Exempel vor Augen gehabt / denen ſie nachgefolgt / es iſt niemand geweſen / der hierin den Elteren / Tu - toren vnd Curatoren, zugeſprochen / oder ſie die Juͤngling / ehe ſie ſolch Alter erreicht / in Achtung genommen / vnd zur beſ - ſerung vermahnet hette. Wann ſie dann nunmehr jhnen / vnnd andern ſollen nutz ſeyn / ſo koͤnnen ſie mehrertheils nichts anders / als ſpielen / zechen / ſchweren / vnd muͤſſig gehen.

Zum249[229]

Zum vierdten / auff die Mannsperſonen zukommen / welche in allen Policeyen die Grundfeſten ſeind / ſo iſt abermahls nie - mandt vorhanden / ſo auff jhre Perſonen / auff jhr Leben vnnd Wandel / einige General Jnſpection / Fürſorg vnnd Ach - tung hat. Niemand ſpricht jhnen in jhrem Vnrechten We - ſen zu / niemand verwarnet ſie vor groͤſſerem Vnheil / ſie leben nach jhrem eigenen Willen gantz aͤrgerlich / darauff dann ge - woͤhnlich Vntrew / Betrug / Gewalt / Vngehorſam / vnd der - gleichen hochſchaͤdliche Sachen erfolgen / die zu einer gantzen Policey Verderbung vnd Vndergang / endlich nohtwendig ge - reichen muͤſſen.

Nun werden zum fuͤnfften / auß zuvor gemelten Perſonen / den Witwen / Jungfrawen / Juͤnglingen vnd Mannen / die Eheliche Contract auffgericht. Wann dann ſolche Perſo - nen zuſammen heurahten / die nach jhrem eygenen Willen Straͤfflich gelebt / was iſt doch jmmer fuͤr Gluͤck / in ſolchen Ehen zu hoffen?

So weiß auch heutigen Tags ein Oberkeit nichts eigendlichs / wie es mit den Hochzeiteren / vnd Hochzeiterin beſchaffen / es iſt niemand / der dieſes erkuͤndigte / vnd offenbarte. Man laſſet ſie ſtattliche Hochzeiten ohn Vnderſcheid halten / Es muß in wenig Tagen / die beſte Nahrung verthan / vnd verdantzt wer - den / darauff dann bey dem mehreren Theil / das pœnitere & miſerere bald folgen / Vnd aber auch ein Oberkeit / vnnd ein gantze Policey deßhalben ins kuͤnfftig / in viel Weg ſchaden haben muß.

Zum ſechſten / wird ferꝛners heutigen Tags gar wenig in Achtung genommen / welche vnd wieviel Perſonen / in einem jeden Gebiet vnnd Territorio, zum theil hin vnd wider / auß ei - nem Orth in das andere / zum theil aber von newem darein / oderO o 3darauß250[230]darauß ziehen / Alſo daß ein Oberkeit nicht wiſſen kan / ob ſie an Vnderthanen alle Jahr zu: oder abgenommen habe.

Zum ſiebenden / Jſt auch dieſes nicht ein geringer Mangel / Ob wol ein Oberkeit alle Jahr die Zahl der Abgeſtorbenen viel - leicht wiſſen mag / daß ſie doch nicht zu rechter Zeit auch weiß / was es mit den Abgeſtorbenen Perſonen / fuͤr ein Beſchaffenheit habe / Juxt. Pol. Ord. Sanct. 7. n. 95.

Endlich iſt es ebener maſſen ein ſehr groſſer Mangel / daß in vnſeren Policeyen dergleichen Perſonen / nicht angeordnet ſind / deren Ampt vnder anderem dahin fuͤrnemblich gerichtet were / daß durch derſelben Generalem Curam, Inſpectionem, In - quiſitionem, Admonitionem, & Increpationem, die Vn - derthanen auff einen Ehrlichen Weg beleitet / darauff erhalten / auch viel Mißhandlungen / allerhand Mutwill / Frevel / Schand vnd Laſter moͤchten abgewendet vnd verhuͤtet werden / ſonderen man laſt alle Warnungen anſtehen / vnd alle Laſter hauffenweiß einreiſſen. Vnd iſt vnmuͤglich / daß ein Oberkeit / die mit taͤgli - cher Regierung genug zuſchaffen hat / allein fuͤr ſich / ohn Anord - nung gewiſſer Deputaten, obdeducirten ſchweren / vnd hochſchaͤdlichen Maͤngeln vnd Gebrechen / remediren koͤnte.

Derenhalben hab ich ein ſondere Policey Ordnung vnd Con - ſtitution / wie auch ein kurtze Jnformation / vnd Erklaͤrung / mit vieler Muͤhe vnd Arbeit angeſtelt / vnnd in denſelben allen dieſen Maͤnglen zubegegnen / mich zum aͤuſſerſten befliſſen / auch ge - nugſam erwieſen / daß ſolche Policey Ordnung vnd Conſtitu - tion / in vnſeren letzten gantz aͤrgerlichen vnd gefaͤhrlichen Zei - ten / in allen hohen vnnd nideren Regimenten / hoch noth - wendig vnd nutzlich / auch leichtlich vnd wol / mit Gottes gewiſſem Beyſtand / ins Werck zurichten ſeye / Amen.

Beylag251[231]

Beylag B. Welcher maſſen die an - geſtelte ſondere Policey Ordnung vnd Conſtitution, in allen hohen vnd nidern Poli - ceyen / ſchleinig vnd gluͤcklich / koͤnne angeordnet vnd publicirt werden.

AN jetzt gemeltem Stuͤck iſt ſehr viel / ja faſt alles gelegen. Dann wann es hieran erwindt / ſo iſt ein jede Ordnung / ſie ſeye ſo gut / ſie jmmer wolle / vergebens / dieweil alsdann erſt ein Ordnung fuͤr gut zuſchaͤtzen iſt / wann ſie angericht / vnd uſu confirmirt wird.

Von Anordnung der Deputaten.

ES iſt aber zuvorderſt mit hoͤchſtem fleiß zuſehen / das gleich zu anfang / Sondere vnd gewiſſe Deputaten (die ein jede Oberkeit jhres gefallens nemmen mag) ange - ordnet werden.

Vnd haben die Sachen / ſo den Deputaten befohlen ſind / dieſe Gelegenheit / daß ſie nicht allein von Gelehrten / ſonderen auch von anderen / gar wol koͤnnen verricht werden.

Wann die Deputaten Gottsfoͤrchtig / Verſtaͤndig / vnd in taͤglichzutragenden Sachen / geübt vnd erfahren / vnd nicht Bocher ſeind / ſonderen die freundlich vnd ſanfftmuͤtig mit den Vnderthanen zuverfahren wiſſen / die ſeind zu Deputaten tüchtig genug / ob ſie ſchon nicht viel / oder auch gar nichts ſtudirt haben. Kan man aber Deputaten haben / die ſtudiert /vnd252[232]vnd ſich gemelter maſſen zuhalten wiſſen / die ſind billich anderen vorzuziehen.

Wann aber etliche Perſonen zu excipiren ſeind / die von den Deputaten nicht koͤnnen beſchickt / oder zu Red geſetzt werden / ſo ſeind ſie jhnen in ſpecie zuvermelden. Als da ſeind die Oberkeiten / die geheime vnd andere Raͤht / ꝛc.

Die angeſtellte ſondere Policey Ordnung iſt auff ein jede Policey zu accom - modicren.

NAch angeordneten Deputaten, iſt die gantze Policey Ordnung / auff ein jede Policey / vnnd derſelben Glieder / die Vnderthanen additis, vel detractis quibuſdam cir - cumſtantijs,