Denen Hoch-Edlgebornen / Hoch - und Wol-Edlen / Ge - ſtrengen und Veſten / auch Hochgelahrten Herꝛn Curt Chriſtophen von Pfuel; auff Seeben. ꝛc. Herꝛn Melchiorn von Schlomach; auff Melß - und Geberßdorff. ꝛc. Herꝛn Ehrenfried Klemmen; auff Wiedebach ꝛc. Fuͤrſtl. Saͤchſ. Magdeburg. reſpectivè Hochbeſtalten / Ober - Caͤmmerern / Ober-Hauptman der Thuͤringiſchen und andren Erb - Landen / ſo wol Stallmeiſtern und Ampts-Hauptman zu Weißenfels / wie auch Cammer-Direction, wuͤrcklichen Rath / Ober-Steuer - Einnehmern und Land-Rent-Meiſtern; Meinen inſonders Hochgeehrten Herꝛen / geneigten Patronis unnd maͤchtigen Befoͤrderern.
Hoch-Edlgeborner / Hoch - und Wol-Edle / Geſtrenge und Veſte / auch Hochgelaͤhrter: Groß - und Wolgeneigte Hoch geehrte Herꝛen und Patronen. VNter den Philoſophis und abſonderlichen den Moraliſten wird quæſtio - niret / an Fortitudo Prudentiæ, an verò hæc Prudentia ſcilicet ipſi Forti - tudini, ſit anteferenda, und wird aus dieſem auch folgendes abgebrochen / an Leges Armis an vero Arma Legibus anteponenda ſint. Wie nun die meiſten da - hinaus fallen / daß / weiln ein Corpus, ob es gleich an Mannſchafft noch ſo ſtarck / ob gleich eine Stadt und Caſtel noch ſo feſt mit Mauren / Waͤllen und Graͤben verwahret / dennoch einigen Abbruch den Feinde nicht allein / nicht thun / beſon - dern wider deren Angriff / ſich nicht einſten manuteniren koͤnne / wenn es an klu - gen und verſtaͤndigen Leuten ihnen fehlet / und durch deren Verſtand nichts / wie es ſeyn ſolle / diſponirt und angeordnet iſt Jene die Leges, dieſen den Armis und alſo die Prudentia und Scientia Legum der Scientiæ Armorum vorzuziehen ſey / Vis Conſilii expers mole ruit ſuá, Horatii ſunt verba, & ex Ennio, Cicero alle - gat. Parvi ſunt foris arma niſi ſit Conſilium domi; und jener Regent hat jhme mehr Cives benèmoratos, quàm muros vallatos gewuͤnſchet; Alſo goͤnne ih - nen ich dieſen Anſchlag gerne / halte aber gleichwol meines wenigen Ermeſſens dafuͤr / daß auch die Scientia Armorum und wie ein und der andere Ort contra hoſtium impetum zu verwahren / oder auch demſelben fuͤglich beyzukommen ſey ſeines Ruhms wuͤrdig und keines ohne den andern wohl ſeyn oder deſſen entra -thenDEDICATIO. then koͤnne / als eben der Vrſache halber ipſo in Inſtitutionum Principio der Im - peraror Juſtinianus die Prædicata Legum ct Armorum gleichſam hinc inde communiciret und das Legum proprium, quod eſt armis, Armorum verò Legi - bus attribuiret hat /[quod] arma & Leges, fraternizare quaſi videantur & arma Legibus, Leges vero armis indigeant, L. 1. in pr. C. d. Nov. Cod. fac. Vnd nach - dem daß dieſer meiner Meinung auch meine hochgeehrte Herꝛen und hochge - neigte Patroni allerſeits beypflichten werden / dero ruͤhmliche Conatus und gute Proben / ſo dieſelbe utraque in arte erſtanden und abgeſtattet / mich perſuadiret; So habe meine ſchuldige Obſervanz und Devotion zu conteſtiren ich Gele - genheit geſucht / und gegenwertigen Tractarum Forilegium Fortificatorium Tripartitum intituliret ſo auff meine Koſten und Verlag dem Drucke uͤbergeben / Ewr. Hoch - und Wohl-Edl. Geſtr. und Groß-Achtb. Herꝛl. zuſchreiben wol - len / nicht daß denenſelben fuͤr dero meiner Wenigkeit erwieſenen großen Affe - ction, ich dadurch gnuͤglichen Danck erſtattet zu haben mir Einbildung mache / beſondern daß ich nur den begierigen Willen in etwas conteſtiren moͤge / unter - dienſt. bittende / dieſe Kuͤhnheit in beſten anzumercken / und dero Affection fer - ner hin hochgeneigt zu continuiren, ich werde dieſelbe zu verdienen / lebenslang ver bleiben
Halla / am 20. Martij. Anno 1662. Ewr. Hoch - und Wohl-Adel. Geſtr. und Groß-Achtb. Herꝛl. unter Dienſt ſchuldigſter Christoph. Mylius / S.
Guͤnſtiger Leſer NAchdem ich mich Zeithero bey einem vornehmen Freunde allhier in der Fortification etzlicher Maßen geuͤbet / und mir ſolche Præcepta von andern / dieſer Wiſſenſchafft erfahrnen / geruͤhmet worden: So habe ich mich erkuͤhnet / dieſelbige heraus gehen zu laſſen / Weil aber der Autor in Parte offenſiva gar kurtz / Als habe ich die nothwendigſten Stuͤcke / was darzu noͤtig / aus andern bewehrten Autoren zuſammen leſen / und die Prætepta wo ſie dunckel / ſo viel immer muͤglich / deutlicher expliciren wollen / welches ich dem guͤnſtigen Leſer / damit derſelbe nicht in Gedan - cken gerathen moͤchte / als wolte ich dieſes vor meine Arbeit außgeben / und dadurch eintzigen Ruhm ſuchen wiſſend machen wollen. Jm uͤbrigen befehl ich mich des guͤnſtigen Leſer beharꝛlichen Gewogenheit / und verbleibe /
Hall / den 20 Martij. Anno 1662. deſſelben Dienſtwilligſter Johann: Georg: Pascha.
DJe Fortificir-Kunſt / ſonſten Architectura militaris, Kriegs-Bau - Kunſt / iſt ein Stuͤck oder Theil der Geometria, welches lehret wie man nach derſelben / durch kuͤnſtlichen Bau und Gegen-Bau ſich wider deß Feindes Anfall verwahren / oder auch demſelben fuͤglich beykom - men und Abbruch thun koͤnne /
Oder:
Die Architectura Militaris iſt eine Kunſt / welche lehret / wie man einen ieg - lichen fuͤrgegebenen Ort ſol fortificiren und feſte machen / es ſey umb denſelben wider allerhand feindliche Gewalt und Angrieff zuverthaͤtigen / oder ausdem - ſelben andere feindlich anzugreiffen. Cellarius.
Architectura Militaris oder Krieges-Bau-Kunſt wird ſie genant / zum Unterſcheid anderer / als Haͤuſer-Bau-Kunſt / Schiff-Bau-Kunſt / und der - gleichen.
Die ſolche Kunſt verſtehen und uͤben / werden Ingeniarii, Ingenieurs genañt〈…〉〈…〉 ὶξοχήν weil ſonderlich zu dieſer Kunſt eines ſcharffſinnigen Nachdenckens von noͤthen / indem nicht alles in gewiſſe Regulen und Præcepta kan verfaſſet / ſondern viel des Kuͤnſtlers Verſtande / Ingenio und Nachſinnen muß heimgeſtellet wer -A iijden /2FORTIFICATIONden. Daß ſelbige ein Stuͤcke der Geometria, wird niemand in Abrede ſeyn. Denn gleich wie die Geodæſia, Geographia, &c. Feldmeſſer-Kunſt; Erdbeſchrei - bung / Schiff-Kunſt / und andere / die allgemeinen Principia Geometrica, ihrem particular ſcopo und Zweck appliciren, alſo auch dieſe / und ſind ſolche Kuͤnſte ein - ander ſehr nahe verwandt / entlehnen auch offtmahls eine (ſonderlich die Fortifi - catoria) dieſes oder jenes von den andeꝛn. Durch die Woͤrter Bau und Gegen - Bau / wird ſie von andern Krieges-Kuͤnſten / ſonderlich der Pyrotechnia, und Feu - erwercks-Kunſt / als durch welche man ſich auch entweder gegen dem Feinde verthaͤdiget / oder denſelben beſchaͤdiget / aber doch nicht durch bauen / ꝛc. ſepari - ret und abgeſondert / denn ſolche eigentlich nicht hieher gehoͤret / wiewohl bißwei - len / ſonderlich in parte offenſiva die generaliora derſelben mit eingemiſchet wer - den; Jns gemein wird ſie getheilet in partem defenſivam & offenſivam; Jener begreifft den Auffbau einer Stadt und Veſtung mit denen darzu gehoͤrigen Wer - cken / dieſer handelt von Belagerungen / Feld-Schantzen / Feld-Lagern uñ derglei - chen / Deñ ob zwar die Belagerten in einer Stadt allerhand Gegen-Schantzen / Gegen-Battereyẽ / Gegen-Minen / ꝛc. Wider den Feind bauen / und alſo auch mit offenſion Wercken umbgehen; Hergegẽ auch die Belaͤgerer vielerley defenſion - Wercke / als Redniten / Feldſchantzen / und dergleichen / wider der Stadt / als ihres Feindes Ausfaͤlle / oder gegen den ankommenden Entſatz / auffwerffen muͤſſen / heiſſet es doch allhier à potiori fit denominatio. Den weil der Belaͤgerten ei - gendlicher und principal Zweck / ſich gegen den Feind / der drauſſen iſt / zu defen - diren, der Belaͤgerer Scopus und Intent aber / die Stadt und Veſtung zu offen -diren,3oder Kriegs-Bau-Kunſt.diren, oder feindlich anzugreiffen; Als gehoͤren dieſe eigendlich mit ihren Wer - cken ad partem offenſivam, jene aber und derſelben Wercke ad partem defen - ſivam.
Es iſt ſich aber in dieſen Præliminaribus nicht laͤnger auffzuhalten / ſondern vielmehr zum Wercke ſelbſt zuſchreiten / und wird alſo dieſes Tractaͤtlein in drey - en Theilen nachfolgender Ordnung abgehandelt; Jm erſten Theile werden erſtlich etliche wenige / iedoch nothwendige Geometriſche handgriffe / ohne wel - che man ungehindert in dieſem Wercke nicht fortkommen kan. 2. Die fuͤgliche ab - theilung einer Scalæ oder Meßſtabes / und was man ſonſten zu uͤbung dieſer Kunſt fuͤr Inſtrumenta bedarff / 3. Die Grundlegung / wie ein Abrieß ins Feld mit dem Inſtrument und ohne Inſtrument / und hergegen wie ein Ort oder Plan vom Felde auffs Pappier zu transferiren und zubringen / beſchrieben und geleh - ret.
Jm andern Theil wird die Architectura militaris oder Fortificir-Kunſt an ihr ſelbſt abgehandelt. 1. Die Termini artis oder Kunſt-Woͤrter / wie auch etliche Termini oder Woͤrter ſo gantze Wercke / oder ſonſt andere Kriegesſachẽ benehmẽ. 2. Die General - und Fundamental-Canones und Regulen / mit welchen dieſe gan - tze Kunſt gleichſam umbſchrencket und beſchrieben / nebſt dem Unterſcheid der Oerter / die da ſollen befeſtiget werden / und unterſchiedlicher ungleicher Meynun - gen / welche Oerter beſſer und den andern vorzuziehen ſeyn / auch von Befeſtigung des Grundes / darauff eine Veſtung gebauet werden ſoll. Desgleichen wie ſtarck eine Veſtung mit Mannſchafft zubeſetzen. Und mit was zubehoͤrungen dieſelbevor -4FORTIFICATIONvornehmlich zuvorſehen ſey. 3. Unterſchiedliche vierzehen Maniren zu forti - ficirung der Regular-Royal-Wercke von unterſchiedlichen Autoren inventiret nebſt der rechten proportion des kleinen Royals. 4. Die Regular Feldſchan - tzen und Auſſen Wercke. 5. Die irregular-Wercke alles den einfachen grundriſſen und Jhrer Ichnographiæ nach. 6. Aller dieſer vorigen Wercke orthographia uñ profil. 7. Wie die Orthographia der Ignographiæ, das iſt / die Profile, den einfa - chen Grundriſſen zu appliciren und alſo ein vollkommen Werck zuverfertigen / und was ſonſten bey Auffbauung der Wercke und Waͤlle zu obſerviren, und in acht zu nehmen. 8. Wie Caſtelle oder Schloͤſſer an Veſtungen zu legen / und wie man ſich in Oertern ſo an Waſſer gelegen verhalten ſol / desgleichen wie hohe Oerter / oder dieſelbigen Oerter / ſo von hohen nicht weit gelegen / zu fortificiren ſeyn. 9. Was vor Belaͤgerung einer Veſtung vornehmlich in acht zu nehmen ſeyn / und wie auch von March / und Feld-Laͤgern / und wie dieſelben mit Trenche - menten unnd Schantzen / nachdem es die Gelegenheit erfodert zubefeſtigen. 10. Von den Battereyen oder Geſchuͤtzſtellungen / und ihrem Zugehoͤr / ſo wohl in als auſſerhalb der Stadt / und den zu der Batterey / ſo auſſerhalb der Stadt / ge - hoͤrigen profill, desgleichen von Cavallieren oder Katzen. 11. Von Approchen, das iſt / Lauffgraben / und wie eine Gallerie oder Schirm-Dach zubereitet werden ſoll desgleichen von Contr 'Approchen und Gegen-Graben. 12. Von Miniren oder Sprengwerck und gegen Minen. 13. Wie man ſich in einer Veſtung ehe ſie belaͤgert wird / verhalten muͤſſe / deßgleichen wie ſich die Belaͤgertẽ in einer Stadt zur Gegenwehr ſollen verfaſſet machen / und von abſchneiden / auch was ſonſt inder5oder Kriegs-Bau-Kunſt.der Belaͤgerung einer Stadt fuͤr Behelff an die Hand zunehmen. 14. Von Bruͤ - cken / Palliſaden / Sturmpfaͤhlen / Schlagbaͤumen / wie auch von Beſchaffen - heit und Zubereitung der Schantzkoͤrbe / und dergleichen / was in dieſem andern und principaliſten Theil kan erinnert und beygebracht werden / eroͤrtert und beſehen.
Jm dritten Theil wird demonſtriret und angewieſen / 1. Wie alle rechtlini - ſche Triangul auszurechnen / beydes nach der gemeinen Art durch multiplici - ren und dividiren, und denn auch via compendioſiori, nur durch addiren unnd ſubtrahiren, ohne einige Multiplication und Diviſion, nemlich nach des Schot - tiſchen Freyherrens Neperi gar kuͤnſtlichen Canone Logarithmorum. 2. Mit einem oder dem andern Exempel angezeigt / wie voriges nuͤtzlich in Ausrechnung der Lineen einer Veſtung zugebrauchen. 3. Etliche Tabellen von unterſchied - lichen Autoren, ausgerechnet ſampt derer nuͤtzlichen Gebrauch und wie aus den - ſelben eine Veſtung zuverzeichnen und aufzureiſſen / Alles ſo viel muͤglich auffs kuͤrtzeſte und deutlichſte hinangehenckt / und denn endlich 4. Und zum Beſchluß 212. Aphorismi Militares oder Krieges-Regeln welche von Herrn P. Nothna - geln aus bewehrten Autoren zuſammen geleſen.
Die lineen ſind zweyerley / gerade und krumme / dieBKrum -6FORTIFICATIONKrummen ſind mancherley / gehoͤren aber keine eigentlich hieher / als Circkel und Circkelſtuͤcke.
Eine gerade Linee iſt die kuͤrtzeſte diſtantz zwiſchen zweyen puncten; Bey den Lineen ſind zweyerley Accidentia und Zufaͤlle inſondeꝛheit zubetrachten / Pa - rallelismus und interſectio, Parallel oder gleichlauffende Lineen ſeyn / welche an allen Enden und Ecken gleich weit von einander ſtehen / und nirgend / wenn ſie auch in infinitum erſtreckt wuͤrden / zuſammen kommen.
Problem. 1. Einer gegebenen geraden Lineen eine Parallel-Linie zu ziehen. Es ſey gegeben die Liniee a b / dieſer eine andere parallel zu ziehen / beſchreibe ich aus den punct c und d Bogen oder Zirckelriſſe e und f, ſo weit die parallel - Lineen von einander ſtehen ſollen / als nemlich in der Laͤnge A B, und ziehe genaw uͤber ſolche Bogen eine gerade Linee g h. Wann die Linee lang / kan man wohl 3. oder mehr Bogen machen. Man hat zwar mehr und andere Modos dieſer abeꝛ iſt in praxi der leichteſte und kan auff dem Felde auch leicht zu Wercke geſtellet werden / wenn ich nemlich die Kette oder Strick in den Puncten c und d mit Pfaͤhlen feſt mache / und denn ſo weit die parallel-Lineen ſollen von einander ſte - hen / die Bogen e und f beſchreibe / und mit Staͤben abſtecke Fig. 1.
Problem. 2. [Einer] gegebenen Linee eine Parallel-Linee durch einen gewiſſen gegebenen Punct auſſerhalb der Lineen zuziehen: Es ſey gegeben die Linee i k uñ uͤber derſelben der Punct l, Als ſetze ich den einen Fuß des Circkels in den gege - benen Punct / und ziehe einen Bogen der die Linee gerade in m beruͤhre; Behalte deñſelbe apertur deß Circkels / und ſetze einen Fuß nach Beliebung auff die Lineein7oder Kriegs-Bau-Kunſt.in n, und mit dem andern ziehe ich den Bogen o, So ich nun durch den punct l, uͤber den Bogen o eine gerade Linee als p q, ziehe / iſt ſolche der vorigen parallel; Da aber der punct weit auſſerhalb der Lineen als in r were / muß ich die Linie i k biß in s nur blind verlaͤngern / und wie vorgemeldt procediren. Fig. 2.
Oder Fig. 3. beſchreibe ich aus dem gegebenen Punct p, den Circkel-Bogen vv u, nach Beliebung behalte denn des Circkels-apertur, und beſchreibe aus vv den Bogen p x, mache vv u mit p x gleicher Laͤnge / und ziehe durch p und u die Linee y z ꝛc. Wer mehr caſus zu wißen begehrt / der beſehe Metium, Urſinum Trewen / Svventerum und andere.
Weñ zwey Linien (man redet dieſes Orts nur von den geraden Linien / mit den Krummen hat man vor dieſesmahl nichts zuſchaffen) nicht parallel / ſondern mit den Enden zuſamme lauffen / machen ſie einen / wo aber eine die andere vor - bey laufft / zwey: Wo ſie aber einander durchſchneiden / vier Winckel. Solche Winckel ſind entweder recht / wenn nemlich die Lineen perpendiculariter, Win - ckelrecht / oder nach den Winckelhacken an einander fallen / oder nicht recht / ſon - dern obliq. und dieſer ſind zweyerley / ſpitziger ſo kleiner / Stumpffe / ſo groͤſſer als recht.
Problem: 1. Eine perpendicular-Linie zu machen ſo gerade mitten auff die gegebene Linee auffaͤllet / oder ſelbige rechtwinckelich durchſchneidet. Es ſey gegeben die Linee a b, auff dieſe ſetze ich den einen Fuß des Circkels in a, und thue Jhn nach Beliebung / doch etwas uͤber die Helffte auff / und reiſſe unten und uͤbeꝛB ijder8FORTIFICATION. der Linee zwey Circkulriſſe / ſolche ſchneide ich unverꝛuͤcktes Circkuls aus b, in c, und d durch / ziehe deñ die Linee c d, ſolche faͤllet in e auf die Linee a b perpendi - culariter, ſo ich ſie aber biß d verlaͤngere / ſchneidet ſie dieſelbe rechtwincklich durch / und machet nicht allein mit derſelben 4. rechte Winckel / ſondern theilet auch ſelbige zugleich in zwey Theil; So ich aber zu den Durchſchnitt d, unter deꝛ Linee keinen Raum habe / thue ich den Circkul etwas weiter auff / und mache uͤber den Durchſchnitt c einen Durchſchnitt oder thue den Circkul etwas naͤher zuſammen / doch daß er uͤber die Helffte der vorgegebenẽ Linee iſt / und mache un - ter den Durchſchnitt c einen andern in f und ziehe durch c f eine Linee / biß ſie die gegebene Linee in e beruͤhret. Fig: 4. Wie ich nu oben zwey Durchſchnitte machen kan / wenn unten kein raum iſt / alſo kan ich auch unten zwey Duꝛchſchnitte machẽ / wenn oben kein raum iſt.
Conſect. 1. Wenn ich iedes Theil der Linee a b Fig. 4. / nemlich a e / und b e, wider obgedachter maſſen in zwey Theil theile / ſo iſt dieſelbe in vier / und dẽ iedes wieder in zwey / iſt ſie in 8. Theil / und ſo fort an / abgetheilet / als g a, iſt ein Viertheil der Liniea a b.
Conſect. 2. Eben auff dieſe Weiſe kan ich auch eine krumme Linee oder Cir - ckul-Stuͤcke / wie auch einen Winckel in 24. 8. oder dergleichen Theile abtheilen. Es ſey gegeben das Circkul-Stuͤcke / g h, als ſetze ich einen Fuß deß Circkuls in g, thue den Circkul etwas uͤber die Helffte auff und beſchreibe uͤber demſelben ei - nen Bogen / ſolchen ſchneide ich aus dem andern Ende h, in i, durch / ruͤcke den Circkul etwas naͤher zuſammen / (denn ſonſt faͤllet der unterſte Schnitt zu weithin -9oder Kriegs-Bau-Kunſt.hinaus / doch wo man wil / und raum hat / kan man vorige apertur des Circkuls wohl behalten) und mache aus g und h den Durchſchnitt k unterwarts / und ziehe denn die Linee i k, ſolche theilet den Circkul-Bogen g h, in l, in zwey Theile / wenn ich nun ein Stuͤck deſſelben als h l, wiederumb beſagter maſſen in zwey Theil theile / ſo iſt m h, ein Viertel des Circkuls-Stuͤcks / und da die Linee i k, und n o, einander / als nemlich in p durchſchneiden / iſt ſolcher punct das Centrum deſſelben Circkul-Stuͤcks. Fig. 5. Und auff ſolche Maſſe kan man auch in ei - nem gantzen Circkul das Centrum ſuchen / dafern man ſolches nicht hat / wann man nur zwey Gemercke / ohngefehr in die mittẽ a b in Circkul macht / ſolch Stuͤ - cke / welches die zwey Gemercke begreifft / vor ein Circkul-Stuͤcke ſich nur einbil - det / und angewieſener maſſen procediret, wie Fig. 6. zeiget. Gleich wie ich nun in gerader Lineen-Zertheilung / oben oder unten / wenn an einem Orte kein Raum iſt / zwey Durchſchnitte machen kan / alſo kan ich auch in Zertheilung eines Cir - ckuls-Stuͤcks procediren.
Die Theilung eines Winckels betreffende / ſetzet man einen Fuß des Cir - ckuls in des Winckels Spitze oder punct q, und machet auff beyden Seiten Lineen / q vv, und q x Gemerck in r und ſ, nach Beliebung / iedoch daß ſie gleiche lang ſeyn / und aus dieſen Puncten den Durchſchnitt t, ſo ich nun die Linee t q ziehe / theilet ſelbige dem Winckel in zwey Theile / wenn ich nun den Winckel x q t oder vv q t, wiederumb in zwey Theil theile / ſo procedire ich wie vorhin / und iſt vv q u ein Viertheil des Winckels vv q x, und die Helffte des Winckels vv q t Fig. 7.
Auff dem Felde ſchlaͤget man nur bey r und s, nachdem man die Lineen q rB iijund10FORTIFICATIONund q s, gemeſſen / und gleich lang gemacht pfaͤhle ein / und haͤnget ein Ende der Ketten auff r, daß andere auff s, und nimmt zwey gleiche lange Stuͤck zu beyden Seiten / und haͤlt ſie mit den Haͤnden in Punct t, zuſammen und ſtecket den von q durch t mit Staͤben eine Linee ab / oder da die Lineen lang / richtet man aus r und s[perpendicular] - Lineen auff / ſo einander in y durchſchneiden / wie allbereit angewieſen / in dem man auff den Lineen q x und q vv, auff ieder noch ein Ge - mercke machet / in a und b, ſo lang als q s und q r iſt / und ſtecket deñ von q durch y eine Linee mit etlichen Staͤben ab / ſo lang als man wil / wie Fig. 8. weiſet / die - ſes iſt zuerinnern / daß nur ein Durchſchnitt uͤber den Punct s und r, zu den per - pendicular-Lineen gemacht werden darff / weiln allbereit die Puncta r, und s, worauff die perpendicular-Lineen fallen ſollen / verhanden ſeyn; Wenn man nun zwey puncta hat / kan man alſobald perpendicular oder parallel-Lineen zie - hen / und darff alſo des dritten Puncts nicht;
Problem. 2. Eine perpendicular-Linee / auff eine andere zumachen / ſo nicht mitten / ſondern in einem andern Punct auffaͤllet / oder dieſelbe durchſchneidet: Es ſey gegeben die Linee a b, und auff derſelben der punct c, auff dieſen ſoll eine Linee perpendiculariter auffallen / als ſetze ich den einen Fuß des Circkuls in c und mache zu beyden Seiten auff der Linea a b in d, und e gemercke / nach Be - liebung / iedoch gleiche weit. Aus dieſen Gemercken mache ich denn einen Durch - ſchnitt in f oder nun in g, weiln ich allbereit den einen Punct in c habe / und nicht mehr als einen Durchſchnitt unten oder oben machen darff / und ziehe die Linea f c oder g c, nachdem ich oben oder unten den Durchſchnitt gemachet habe Fig. 9.
Pro -11oder Kriegs-Bau-Kunſt.Problem. 3. Eine perpendicular-Linee zu machen die Gerade auffs Ende auffalle.
Jn vorgegebener Figur ſoll ich eine perpendicular-Linien ziehen / die auffs Ende b auffalle / ſetze derowegen den einen Fuß des Circkuls in b mit den andern uͤber der Lineen hineinwerts / wo ich hin wil / mache ich einen Punct i, behalte deſſelben apertur, laſſe den einen Fuß des Circkuls in i ſtehen / und ziehe ein Cir - ckul-Stuͤcke / ſo die Linee a b in k, durchſchneidet / vom k ſetze ich dich diſtantz i b, oder i k dreymahl auff den Circkul-Stuͤcke biß in l herum / und ziehe von l die Li - nee l, b, Fig. 10. Oder ich ziehe von k durch i, eine gerade Linee / in dem ich zuvor uͤber der Lineen hineinwarts ein Punct in i gemacht / und aus i ein Circkul - Stuͤcke / ſo die Linee a b, in k, durchſchneidet / gezogen habe / die beruͤhret daß Cir - ckul-Stuͤcke in l, und ziehe dann die Linee l b, Fig. 11, Oder ich ſetze den einen Fuß des Circkuls in b, mache mit dem andern uͤber der Lineen hineinwerts wo ich wil einen Punct i, wie zuvor behalte deſſelben apertur, und mache auff der Li - neen a b, in k ein Gemercke / ziehe von k durch i, eine Linea / nehme die diſtantz von k biß i, oder von b biß i, und ſetze ſie von i biß l, und ziehe von I die Linee l b Fig. 12. Auff den Felde laſſen ſich beyde folgende Modi am beſten practiciren, es ſey gegeben die Linee m n, als nehme ich von m eine diſtantz in o nach beliebung / und beſchreibe einen gleichſeittigen Triangul m o p, (welches ich gar leicht mit der Ketten oder zwey Stricken gleicher Laͤnge zu Wege bringen kan) und ver - laͤngere deſſen Seiten o p biß in q alſo / daß p q ſo lang ſey als o p und ziehe den von q auff m ein Linea Fig. 13. Oder auff dem andern Ende bey n, meſſe ich vonn in r,12FORTIFICATIONn, in r, 5 Schue / henge denn das eine Ende der Ketten auf einen Pfahl in n einge - ſchlagen und faſſe 4. Schue / das ander Ende henge ich auff einen Pfahl in den Punct 3 geſchlagen / und faſſe mit der andern Hand 5. Schue / halte beyde Haͤn - de zuſammen / ſo habe ich den Punct 5 / von dannen kan ich zu n die begehrte per - pendicular-Linee ziehen; Jſt aber die diſtantz und die Linee lang / nehme ich nach voriger proportion / 6 / 8 / 10 / oder 9 / 12 / 15 / oder 12 / 16 / 20 / oder 15 / 20 / 25 / ꝛc. Schue / denn 3 / 4 / 5 / iſt das Fundament / das kan ich doppelt / dreyfach / vierfach / fuͤnf-fach und ſo fort annehmen / wann ich es doppelt nehme ſo henge ich in n ein Ende der Ketten / und das ander Ende in den Punct 6 / faſſe aus n, 8. Schue / uñ auß den Punct 6. 10. Schue / und halte die Enden zuſammẽ / und alſo fort Fig: 14.
Conſect. 1. Ausdieſen Fundament kan man auch am allerbeſten auf dem Fel - de parallel-Lineen beſchreiben / denn ſo ich erſtlich auff die Enden der Lineen m n perpendicular-Lineen / wie gelehrt / aufſetze / und meſſe denn von m und n gleiche lange Stuͤcke biß in u und t, und ziehe die Linee u t, iſt ſolche der Lineen m n, paral - lel, und iſt alſo beſchrieben das parallelogram m, n, u, t, Fig: 15.
Problem: 4. Auß einem gegebenẽ Punct uͤber der Linee eine perpendicular auf dieſelbe zufaͤllen Solcher Punct iſt entweder faſt umbs Mittel der Linee oder na - he am Ende: Jſt er faſt umbs Mittel / als uͤber der Linee a b in c, ſetze ich den einen Fuß des Circkuls in c, mache auf der Linea a b in d, und c gemercke nach belie - bung und auß demſelben entweder unter der Lineen in f, oder iſt unten kein raum / unter den Punct c. in g / oder uͤber denſelben in h einen Durchſchnitt / dañ ich darff nur einen Durchſchnitt / weil ich ſchon den Punct c habe / und ziehe ſo dann die Li -nea13oder Kriegs-Bau-Kunſt.nea von einẽ Durchſchnitt durch dẽ gegebenẽ Punct / Fig: 16. Jſt aber der Punct gantz nahe beym Ende / als uͤber dem Ende b der Punct i, mache ich zwey Ge - mercke nach Beliebung / auß i nach einander auf der Linee in k und l, auß denſel - ben aber nach der diſtantz k i, und l i, einen Durchſchnitt in m, und ziehe die Linee i, m, Fig: 17. Dann wann ich in dieſen nach der 16. Fig. procediren wolte / wuͤrden ſich die Durchſchnitte gar zu ſehr ſchleiffen und alſo die interſection nicht geſehen werden koͤnnen / wo der Punct were. Jſt aber unten kein raum / ſo ziehe ich von dem Punct i, auf die Linee a b eine ſchrege Linee nach Beliebung ſo auff derſelben in n auffaͤllet / und theile dieſe in o in zwey gleiche Theile / und auß o mache ich nach der Laͤnge n o, oder i o, ein Gemercke / ſo die Linee a b in p durchſchneidet / ſo ich nu von i zu p, eine Linee ziehe / iſt dieſe operation verrichtet Fig: 18.
Problem: 5. Einen gegebenen Winckel einem andern an eine fuͤrgeſtellte Linee gleich zu machen.
Es ſey gegeben der Winckel a c b, Nu ſoll ich an die Linee d e in Punct f, einen anſetzen den vorigen gleich / als ſetze ich den einen Fuß des Circkuls in des Win - ckels Punct c, und ziehe zwiſchen deſſelben Schenckeln den Bogen h l nach Belie - bung / ziehe auch mit ſelbiger Eroͤffnung des Circkuls aus dem Punct f auf die Linee d e den Bogen g k, mache dem g i gleich h l, und ziehe die Linte i f, ſo wird der Winckel i f g, auch gleich ſeyn dem Winckel a c b, Fig: 19.
Problem: 6. Eine gegebene Linee in gewiſſe Theile zu theilen /
Oben iſt gemeldet / wie eine Linee in 2 / 4 / 8 / 16 / und zwar gleiche Theile abzu - theilen / Wenn aber andere fuͤrfallen ſo nicht gleich / ſondern ungleich / hat manCunter -14FORTIFICATIONunterſchiedliche Wege / ich wil einen nicht alleine in Theilung / ſondern auch in proportionirung der Lineen beqvem zugebrauchen anhero ſetzen.
Es ſey gegeben / die Linea a b, dieſe ſoll ich in drey Theile theilen / nehme dem - nach eine andere fuͤr mich / nemlich d e, lang nach Beliebung / und ſetze Vngefehr den Circkel von d in e f und g dreymahl fort / doch daß d e f g, welches dreymahl fortgeſetzet / etwas laͤnger ſey als die Linee a b, faße denn die gantze Laͤnge d g, uñ beſchreibe einen gleichſeitigen Triangel g h d, nehme die gegebene Linee a b, und ſetze ſie von h biß k und i, und ziehe i k zuſammen / ſo wird i k auch ſo lang ſeyn als a b, ſo ich nu von f uñ e Lineẽ zu h ziehe / durchſchneidẽ ſolche die Linee i k, (welche mit a b, gleicher Laͤnge) in l und m, und theilen alſo ſolche in drey Theile. Fig: 20.
Wil ich ſolche Lineen in mehr Theile theilen / ſo ſetze ich den Circkel ſo vielmahl fort / in wie viel Theil ich ſelbige theilen wil / und procedire wie gelehrt.
Problem: 7. Zu dreyen bekandtẽ Lineẽ die vierdte proportional-Linee zu findẽ / alſo daß wie die erſte zu der andern ſich verhalte / die dritte zu der vierdten / oder wie die erſte zu der dritten / die andere zu der vierdten. Als es ſeyn gegebẽ die drey Linien a b, a c und d e, zu dieſen ſol ich die qvartam proportionalem ſuchen; Die - ſes wird eben durch vorhergehende Triangel verrichtet; Jch nehme die Laͤngſte a b zur Baſi, und beſchreibe den gleichſeitigen Triangel a b d, die andere a c ſetze ich auch auf die Baſin von b in c, die dritte d e aber trage ich von d herunter biß in e und g, und ziehe die Linee g e, ſolche iſt d e gleich / ſo ich nun von c zu d eine Linee ziehe / durchſchneidet dieſelbige g e in f, und iſt alſo f e die vierde geſuchte pro - portional-Linee / denn / wie ſich verhaͤlt a b zu a c, alſo e g oder g d zu e f, wie Fig: 21. zuerſe -15oder Kriegs-Bau-Kunſt.zuerſehen. Oder ich trageauff die erſte a b nachdem ich zuvorhero einen Trian - gul gemacht habe / von a biß in h, die dritte d e und die andere a c ſetze ich von d in k und l, und ziehe l k, ſolche iſt a c gleich / ſo ich nun von h zu d eine Linee ziehe / duꝛchſchneidet ſelbige l k, in l uñ iſt alſo auch i k die vieꝛdte geſuchte Proportional - Linee / denn wie ſich verhaͤlt a b zu a h, alſo i k, oder k d, oder l d zu k i, Fig. 22.
Dieſe proportion wird in Arithmeticis Regula Detri oder de Tribus genand / und hat beyderſeits / ſo wohl in Geometria als Arithmeticis großen Nutzen.
Problem. 1. Zu einem gegebenen Circkul oder Circkulſtuͤck das Centrum zufin - den. Es ſey gegeben daß Circkul-Stuͤck a c, zu dieſem das Centrum zu finden / mache ungefehr umbs Mittel den Punct b, und theile denn ieglich Stuͤcke a b und b c durch die Lineen f h und d e in zwey theile / da ſolche ein ander als in g durchſchneiden iſt daß Centrum, aus dieſen kan ich nun den gantzen Circkul com - pliren Fig. 23. Alſo kan ich auch umb drey Puncta einen Circkul beſchreibẽ: Als es ſeyn gegeben die Puncta[a]b c, dieſe ziehe ich mit zweyen Lineen / alß a b uñ b c zuſammen / theile jegliche in zwey Theil / wie oben gelehret / da ſolche einander als in g durchſchneiden / iſt das Centrum, aus welchem ich umb ſelbige drey Pun - cta einen Circkul beſchreiben kan. Fig. 24.
Problem. 2. Wenn eines Circkuls Diameter bekant / deſſen Peripheriam und Vmbkreiß zufinden.
Die Proportion des Diameters zum Umbkreyß zu ſuchen / ſind zwar viele hoch bemuͤhet geweſen / iſt aber biß anhero noch nicht erhalten / wird auch wohl uner - fundẽ bleiben. 1. Reg. cap. 7. v. 23. ſtehet / daß Salomons großer Keßel oder MeerC ijſey16FORTIFICATIONſey 10. Ellen oben breit geweſen / uñ eine Schnur von 30. Ellen der Umbkreiß das iſt wie 1. zu 3. Dieſe proportion aber iſt nicht richtig; Archimedes hat folgende er - fundẽ: Wie 7. zu 22. alſo der Diameter zum Umbkreiß / und were alſo nach dieſer das Meer in Umbkreyß 31〈…〉〈…〉. Ellen geweſen / iſt zwar beſſer denn vorige / und ge - het in kleinen Circkuln an / in großen wil ſie noch nicht Stich halten.
Ludolph von Colln koͤmmt wohl am neheſten deſſen iſt folgende:
| Wie 100 | 000 | 000 | 000 | 000 | 000 | 000 | 000 | 000 | 000 | 000 |
| Zu / 314 | 159 | 265 | 358 | 979 | 323 | 846 | 264 | 338 | 327 | 951. |
Alſo verhaͤlt ſich der Diameter des Circkuls zu ſeiner Circumferentz. Welche pro - portio ein wenig groͤſſer / und ſo ich an ſtatt der letzten 1 ein 0 nehme / iſt ſie ein we - nig kleiner. Metius meinet / ſein Vater ſey auch ziemlich nahe kommẽ / uñ ſetzet wie 113. zu 355. alſo der Diameter zur Circumferentz, differirt weniger von obiger des Ludolph von Coͤlln als $$\frac{1}{1000000}$$ .
Theorem. 1. Die Winckel zwiſchen zwey parallel-Lineen / eins umbs ander ge - ſetzet (alternatim poſiti) ſind einander gleich als Fig. 25. dem Winckel a b c, iſt gleich der Winckel d c b, und dem Winckel f c b, iſt gleich der Winckel e b c.
Theorem. 2. Die Winckel ſo Creutzweiſe gegeneinander ſtehen / (per crucem oppoſiti) ſind einander gleich als Fig. 26. dem Winckel h i k, iſt gleich der Win - ckel l i m, und dem Winckel l i h, iſt gleich k i m.
Theo -17oder Kriegs-Bau-Kunſt.Thorem. 3. Ein ieglicher gantzer Circkul wird in 360. Theil oder Grad gethei - let / und derer ieglicher in 60. minuta prima &c.
Theorem. 4. Ein ieglicher Winckel wird ſo groß geſchaͤtzet / ſo viel Grad das Stuͤcke des Circkuls hatt / welches zwiſchen deſſen beyden Seiten oder Schen - ckeln begrieffen iſt / als Fig. 27. wie viel Grad der Bogen b c iſt / ſo viel Grad wird auch der Winckel b a c, geſchaͤtzet.
Theorem. 5. Wenn zwey Winckel von einem gleichen Circkulſtuͤcke unterzogẽ werden / und des einen Spitze iſt beym Centro, des andern an der Circumfe - rentz, iſt dieſer halb ſo groß wie jener / als Fig. 28. iſt das Circkul-Stuͤcke a b den beyden Winckeln a c b und a d b, unterzogen / jenes Spitze c aber iſt beym Centro, dieſes d bey der Circumferentz, iſt derowegen der Winckel a c b noch eins ſo groß als der Winckel a d b.
Theorem. 6. Welche Winckel von kleinern Bogen unterzogen werden / ſind kleiner / welche von groͤſſern / groͤſſer / welche von gleichen / gleiche.
Theorem. 7. Die Linee / ſo mitten durchs Centrum eines Circkels gehet / iſt die groͤſſeſte / ſo in demſelben Circkel mag beſchrieben werden / und wird der Diame - ter, deſſen helffte Semidiameter, und in der Trigonometria Radius oder Sinus totus genand.
Theorem. 8. Ein rechter Winckel haͤlt allewege 90. Grad / wo aber eine Li - nee auf die ander nicht Winckel-recht auf-faͤllet / machet ſie einẽ ſpitzigen und einẽ ſtumpffen Winckel / welche doch beyde zuſam̃en zwey rechte oder zweymal 90 / dz iſt 180 Grad halten / und iſt einer des andern zu zwey rechten Winckeln Comple -C iijment18FORTIFICATIONment, als Fig. 29. halten die Winckel a b c, und a b d, zuſammen 180. Grad.
Wenn mehr als zwey Lineen an den Enden zuſammen kommen / begreiffen ſie ein planum oder Figur, unter welchen der Triangul die erſte unvollkommẽ - ſte / der Circkul aber (tanqvam ex infinitis lateribus compoſitus) die letzte und vollkommenſte; Dieſe ſind eneweder Regular / welche alle winckel und Seitten gleich / oder irregular; und dieſe zwar etliche ordinatæ, in denen die gegen einan - der uͤberſtehende Winckel und Seitten einander gleich (zu dieſen gehoͤren auch die Oval-Figuren, aus zweyẽ Circkuln componirt) oder inordinatæ, in welchen nichts (Es geſchehe denn etwa fortuito oder caſu, daß ein oder der ander Win - ckel oder Linee der ander gleich fiehle) den andern gleich.
Problem. 1. Aus einer gegebenen Lineen einen gleichſeitigen Triangul zube - ſchreiben. Es ſey gegeben die Linee a b, auß dieſer einen gleichſeittigen Triangul zumachen / faſſe ich derſelben Laͤnge a b, und mache auß beyden Enden a und b oben einen Durchſchnitt in d und ziehe von d zu a und b Lineen / Fig. 30. Jn ei - nen Circkul wird ſolcher beſchrieben / ſo ich den halben Diametrum ſechsmahl in Circkel herumb ſetze / und denn immer einen Punct vorbey ſchlagend / eines umbs ander gerade Lineen ziehe. Fig. 31.
Problem. 2. Aus zweyen gegebenen ungleichen Lineen einen gleichſchencklich - ten (æqvicrurum) Triangul zu machen Jch faſſe mit dem Circkul die eine Li - nee / ſo die crura oder Schenckel geben ſoll / nemblich d f, ſetze ſie auff die ander / als die Baſin, d e, und beſchreibe von beyden Enden derſelben Durchſchnitt in f, und ziehe f d und e f Fig. 32.
Pro -19oder Kriegs-Bau-Kunſt.Problem. 3. Aus dreyen ungleichen Lineen einen Triangtil zumachen; dieſes wird eben gemacht / wie das vorige / nur daß ich zu den cruribus zwey ungleiche Lineen / iede abſonderlich nehme / wie beym Triangul h i k Fig. 33. zuerſehen.
Problem. 4. Einen rechtwinckelichten Triangul zu beſchreiben: Jch beſchrei - be umb die Baſin einen halben Circkul und mache daß ein Winckel gerade an die Cirumferentz deß Circkels / und die andern beyde an die Enden der Baſin fallen / ſo iſt ſelbiger allezeit recht / faͤlt er auch zugleich mitten in denſelben Circkul / ſo iſt er auch gleichſchencklicht als Fig. 34. ſind die bey den Triangul l q m, und l o m, rechtwinckelicht / und jener / weil der Punct q mitten in den halben Circkul faͤlt / gleichſchencklicht. So ich aber aus zweyen gewiſſen gegebenen Lineen umb den rechten Winckel ſtehent / einen machen ſoll / ſetze ich die eine auff die ander perpen - diculariter auff / wie vorhin gelehret worden / und ziehe die andern bey den Enden zuſammen. Fig. 35.
Conſect. Aus dieſem fundament kan ich einen ieglichen Winckel eines Trian - guls probiren / ob er rechtſpitzig oder ſtumpf / denn faͤllt er oben uͤbern halben Cir - ckel hinaus / ſo iſt er ſpitzig / faͤllt er gerade an die Circumferentz des halbẽ Circkuls umb ſeine Baſin beſchrieben / ſo iſt er recht / faͤlt er einwaͤrts / ſo iſt er ſtumpf / wie Fig. 36. an den Winckeln r q s zuſehen.
Problem. 5. Uff eine Linee einẽ rechtẽ Winckel nach eineꝛ gewiſſen gegebenẽ Laͤn - ge anzuſetzen. Es ſey gegeben die Linee t u, auf dieſelbe ſoll ich in den Punct vv einen rechten Winckel anſetzen / deſſen ieglich Crus ſo lang ſey / wie die Linee x y, Nehme demnach die Linee x y, und beſchreibe auß vv einen halben Circkul ſolchentheile20FORTIFICATIONtheile ich erſtlich durch die Linee i vv, in zwey und iedes durch die Linee b vv und c vv wiederumb in zwey Theil / ſo wird c vv b der begehrte Winckel ſeyn Fig. 37.
Alle dieſer Aꝛten Triãgul koͤnnen auff dem Felde mit einer Ketten / oder mit ei - nem oder mehr Stricken / nach Gelegenheit beſchrieben werden. Von den Tri - anguln ſind folgende Theoremata in obacht zunehmen.
Theorem. 1. Jn allen Trianguln machen alle drey Winckel zuſammen zwey rechte / das iſt 180 Grad.
Conſectio 1. So derowegẽ in einem rechtwincklichtẽ Triangul uͤber dem rech - ten Winckel als welcher allezeit 90 Grad haͤlt / noch einer bekant / kan der dritte auch nicht verborgen ſeyn / denn er mit dẽ andern auch 90. Grad machen muß.
Conſect. 2. Jn einem gleichſchencklichten Triangul / wenn ein Winckel bekant / der gegen der Baſi uͤberſtehet / koͤnnen die andern beyde auch nicht unbekand ſeyn / denn ſo ich denſelben von 180 Grad ſubtrahire, den Reſt halbiere habe ich einen derſelben Winckel.
Conſect. 3. Jn einem ieglichen ungleichſeitigen Triangul geben zwey bekandte Winckel den dritten unbekandten / denn ſo ich die beyde bekande addire / und von 180. Grad abziehe / gibt der Reſt den dritten.
Theorem. 2. Die Triangul ſo gleiche Seitten haben / habẽ auch gleiche Winckel.
Theorem. 3. Die Triangul ſo gleiche Winckel haben / haben die Seiten gegen einander proportional.
Theorem. 4. Wenn eine Linee in einem Ttiangul eine Seite deſſelben parallel laͤuft / theilet ſie die andern Seiten proportionaliter / als Fig. 38. iſt die Linee d eder21oder Kriegs-Bau-Kunſt.der Seiten a b parallel, derowegen theilet ſelbige die Seiten a c, und b c, proportionaliter / denn wie a c / zu c d / alſo c b zu c e / etc.
Problem. 6. Ein gleichwincklicht und gleichſeittig Vier-Eck zubeſchreiben / Es ſey gegeben die Linea a b / auff dieſe ſolich ein gleichſeitig Quadrat / deſſen jegliche Seite ſo lang ſey / wie a b / auffſetzen. Dieſes zu erlangen / ſetze ich auf das Ende a eine perpendicular-Linea / a c / faſſe mit dem Circkul die Laͤnge a b / und trage ſie von a in d / behalte deſſelben apertur und beſchreibe auß d und b / uͤber dem Ende b einen Durchſchnitt in e / ſo ich nun d e und e b zuſammen ziehe / iſt das Quadrat fertig. Auff dem Felde ſetze ich auff beyden Enden der Linea a b / wie ſchon gelehret / perpenticularen auff / mache ſelbige mit a b / gleicher Laͤnge / und ziehe ſie oben zuſammen. Fig. 39. Eben alſo wird auch ein Parallelogram be - ſchrieben / nur daß zu ſolchen 2. Lineen / derer die eine kuͤrtzer als die ander / erfo - dert werden. Jn dem ich auff das Ende a die kuͤrtzeſte Linea a c perpendicula - riter auffſetze / faſſe dann die Laͤnge der laͤngſten Lineen und beſchreibe auß c uͤber dem Ende b einen Durchſchnitt in c / faſſe widerum die Laͤnge der kuͤrtzeſten und beſchreibe auß b in e / und ziehe c e und b e zuſammen. Fig. 40. So ich aber in ei - nem Circkul ein Viereck ſol beſchreiben / theile ich denſelben durch die zwey Dia - metros f g / und h i / in vier Theil / ſolches aber zuverrichtẽ / ziehe ich erſt dẽ Diame - trum f g / und theile den Diametrum in zwey Theil / in dem ich nur oben in h oder unten in i einen Durchſchnitt mache / weiln ich allbereit das Centrum habe / ziehe dann die puncta g i / i f / f h und h g zuſammen / ſo iſt das Vier-Eck im Circkul be - ſchrieben / Wenn ich nun ein Viertheil als h f wieder in k in zwey Theil theile ſo iſtDh k ei -22FORTIFICATIONh k eine Seite eines Achtecks / und gehet ſolches in einen dergleichen Circkul acht - mal herumb / Fig. 41.
Problem. 7. Ein gleichſeittig Fuͤnff-Sieben - und Zehen-Eck in einen Circkul zu beſchreiben / Fig. 42. Ziehe ich durch des gegebenen Circkuls Centrum a den Dia - metrum c b, den halben Diametrum a b, theile ich in d in zwey Theile / und richte zugleich auß a und d perpendicularen auf / ſo den Vmbkreiß des Circkuls in e und l, beruͤhren / ſetze denn den einen Fuß deß Circkuls in d, und thue ihn auf biß in e, und ziehe den Bogen e f, deſſen Subtenſa e f, iſt eine Seite eines Fuͤnffecks / f a, eines Zehenecks / d l, aber eine Seite eines Siebenecks in ſelbigen oder dergleichen Circkul zu verzeichnen.
Problem. 8. Ein Regulier Neun-Eck zu beſchreiben.
Jch beſchreibe nur erſtlich einen gleichſeittigen Triangul in den Circkul / und theile denn ein jedes Bogenſtuͤck wieder in drey Theile / ſo wird ſolches ein Neuͤn - Eck geben / Fig. 43.
Oder ich theile den Semidiametrum A B in C halb / und ziehe durch ſolchen Mittelpunct des Sediametri C, eine Winckelmaͤſſige oder perpenticular-Sub - tenſa D E, die den Circkul auff beyden Seiten in D und E beruͤhre / darnach ma - che ich uͤber den Semidiametrum A B mit unverruͤcktem Reiß Circkul / darauß der Vmbkreiß beſchrieben worden / auß D und E zween Bogen A G B und A F B, und theile denn ferner den Semidiametrum A B in 3. gleiche Theile / und ziehe durch den beym Centro A nechſten Theil eine perpendicular-Linee F G, welche die beyde Bogen in F und G beruͤhret / wenn ich nun das Linial an das CentrumA, und23oder Kriegs-Bau-Kunſt.A, und dieſe Puncta F und G anlege / ſo begreiffen die nach dem Linial gezogen zwo Lineen A F H und A G I, im Vmbkreiße den neunden Theil des Circkuls / deſſen Subtenſa H I, iſt die Seite der Neun-Ecken / und ſo ich damit auff dem Cir - ckul herumb fahre / und die Bogen mit Lineen unterziehe / ſo ſchlieſſet ſich das Neun-Ecke / wie Fig. 44. zeiget.
Problem. 9. Ein Regulier Fuͤnffzehen-Eck in einem Circkul zu beſchreiben / Dieſes zu verrichtẽ / beſchreibe ich erſtlich in demſelben ein Drey-Eck / und denn ein Fuͤnff-Eck / alſo daß dieſe beyde in einem Winckel zuſammen lauffen / ſo gibt die Diſtantz der unterſten Puncten deß Trianguls und Fuͤnff-Ecks eine Seite deß Fuͤnffzehen Ecks / als Fig. 45, a b und c d.
Problem. 10. Noch etliche andere Polygonal-Figuren / ſo mit den andern kei - ne Verwandtſchafft / oder auß denſelben deduciret werden koͤnnen / Mechani - ce zu beſchreiben / zu einem Eilff-Eck / theilet man den halben Diametrum in 16. Theile / derſelben 9 ſind eine Seite deſſelben.
Eine Seite deß Dreyzehenecks gibt der halbe Diameter in zwey Theile gethei - let / Weiln aber gemeiniglich der halbe Semidiameter hierzu in etwas zu groß faͤl - let / und den Circkul nicht gantz genau eintheilet / ſo kan man ein wenig darunter biß auff 13. von 27. Theil deß Semidiametri nehmen / und da es nicht gantz ein - treffen wolte / etwas mit dem Reiß-Circkul nach oder zu geben / ſintemal dieſes ohne daß nur ein Modus Mechanicus iſt / ſelbiger in 30. Theile getheilet / derer 11. machen eine Seite deß Siebenzehen-Ecks.
So ich einen gleichſeittigen Triangul in einem Circkul beſchreibe / und eine Seitte deſſelben Trianguls in fuͤnff Theil theile / iſt ſolcher ein Theil eine Seite deß Achzehen-Ecks.
D ijZum24FORTIFICATIONZum Neunzehen-Eck nimbt man ⅓ deßhalben Diametri. Weil aber dieſe Cir - ckul-Theilung nur mechaniſch / und ziemlich muͤheſam / pflegt man ſich derſel - ben nicht gern zu gebrauchen / ſondern man kan Adiæ trewen Rath hierinne fol - gen und mit auff - und zuthuung des Circkels ſo lange ſuchẽ / biß man die begehrte Theilung findet / oder wie Metius wil / welches beſſer iſt / ich theile den Circkul durch zwey Diametros in vier gleiche Theil / und ein Viertheil deſſelben wieder in ſo viel Theil / als der Circkul ſol getheilet werden / dieſe viere geben denn eine Seite der begehrten Vielſeittigen Figur. Sonſten kan man ſich auch folgen - der Tabellen gebrauchen. Jn der erſten Columna ſeynd die Seitten der Regu - lar-Figuren / von Dreyeck biß zum Dreißig Eck aufgezeichnet / wenn der Radius oder der halbe Diameter 100. Ruthen / o Schue / 9 Theile oder Zolle haͤlt. So ich nun auß einen bekanten Maaßſtabe 100. Ruthen / o Schue / o Zoll / nehme / und einem Circkul beſchreibe / kan ich auß beygefuͤgter Tabelle leicht die Seite / nach jhrer Zahl finden / und / ſo offt noͤtig / in den Circkul herumb ſetzen.
So ich aber auß einer gegebenen Linea und unbekandten Radio oder halben Diametro eine vielſeittige Figur beſchreiben ſol / muß ich mich der proportio - nirung gebrauchen. E. gr. Es ſey gegeben die Linea a b, 60. Ruthen / oder 600. Fuß / auß dieſer ſol ich ein Siebeneck beſchreiben / deſſen jegliche Seite 600. Fuß halte / Spreche derowegen per Regulam de tribus die Seite eines Siebenecks in beſagter Tabell 86. R. 7. S. 8. Zoll gibt den halben Diametrum, 100. R. o. S. o. Zoll / Was gibt die Linea a b, von 60. Ruthen / o / Schue / o Zoll / vor einen halben Diametrum.
Multiplicire derowegen 60. Ruthen / o / Schue / und o. Zoll / mit 100. Ruthen / o / Schue / und o / Zoll / und was herauß kombt / dividire ich mit 86. Ruthen / 7 Schue 8. Zoll / ſo kommen 69. Ruthen / 1 Schue / und 4 Zoll zum halben Dia - metro herauß: So ich nun dieſe auß einem Maaßſtabe faſſe / und einen Cir - ckul beſchreibe / nehme darnach aus ſelbigen Maaßſtabe 60 / Ruthen / o / Schue / o Zoll / reichen ſelbige gerade ſiebenmal herumb / und theilen den Circkul in ſieben Theile / und alſo procedire ich auch mit denen andern Exempeln,
So ich aber Geometricè ohne Calculation den begehrten halben Diametrum ſuchen wolte / nehme ich auß einen Maaßſtabe den Radium oder halben Diame - trum c d, 100. Ruthen / o Schue / o Zoll / und beſchreibe mit demſelben den gleich - ſeittigen Triangul c ſ d, faſſe denn auß ſelbigem Maaßſtabe die Seitte deß Viel - Ecks / ſo ich beſchreiben wil auß obiger Tabelle / E. g. eines Siebenecks / welche iſt 86. Ruthen 7. Schue / 8. Zoll / trage ſelbige in dem Triangul von f biß in g und h herunter / und ziehe die Linee g h, auff dieſe trage ich die Linca ab, 60. Ruthen / o. Schue / o. Zoll / von h, biß in i, alſo daß h i mit a b gleicher Laͤnge ſey / und zieheD iijvon26FORTIFICATIONvon f, durch i, eine Linee / ſo die Baſin deß Trianguls in e beruͤhret / alſo wird e d der begehrte halbe Diameter oder Radius ſeyn / mit welchem / ſo ich einen Circkul beſchreibe / reichet die Linea a b oder h i, gerade ſiebenmal in denſelben herumb / und alſo mit allen andern / Fig. 46. Jſt aber die gegebene Seite laͤnger / als die in der Tabellen / E. gr. Es ſey gegeben vorige Linea a b, auß dieſer ſol ich ein Sechzeheneck beſchreiben / als nehme ich wiederum auß dem Maaßſtabe den Ra - dium oder halben Diametrum c d, 100. Ruthen o. Schue / o. Zoll / und beſchreibe mit demſelben den gleichſeittigen Triangul c f d, und nehme dann auß der Ta - belle die Seite eines Sechzehen-Ecks / nemlich 39. Ruthen / o Schue / 2. Zoll / und ſetze ſie von f biß k und l, und ziehe die Linea k l, ſolche verlaͤngere ich biß in m, und trage die Linea a b biß auff k m, alſo daß k m, gleich ſey ab, 60. Ruthen / o Schue o Zoll / verlaͤngere die Baſin von c biß in n ein Stuͤcke nauß / und ziehe von f durch m eine Linea / ſo die verlaͤngerte Baſin, d c in n, erreichet / und iſt alſo d n, der geſuchte halbe Diameter, mit welchem / ſo ich einen Circkul beſchreibe / gibt k m oder a b ein Latus oder Seite eines 16. Ecks in demſelben. Fig. 47. 3. So letzlich die Seite in der Tabellen laͤnger iſt / als der Radius, welches ſich nur begibt in Drey-Vier - und Fuͤnff-Eck alleine / als E. G. in Vier-Ecken / ſo nehme ich abermals auß dem Maaßſtabe den Radium oder halben Diame - trum c d, 100. Ruthen / o. S. o. Zoll / und beſchreibe mit demſelben den gleich - ſeittigen Triangul c f d, und verlaͤngere die Seiten f c, und f d, biß in o und p, alſo daß f o und f p eine Seite deß Vier-Ecks auß der Tabellen / nemblich 141. Ruthen / 4. Schue / 2. Zoll halte / ziehe die Linee o p zuſammen /und27oder Kriegs-Bau-Kunſt.und trage von p in q die gegebene Linea a b, und ziehe denn von q, zu f eine Linee / ſolche durchſchneidet die Baſin deß Trianguls in r, und iſt alſo d r, der geſuchte Radius oder halbe Diameter, mit welchem / wenn ich einen Circkul beſchreibe / ge - het p q viermal in denſelben herum / Fig. 48.
Die ander Columna haͤlt in ſich die perpendicula der Trianguln in den vielſei - tigen Figuren; Dieſer Nutzen iſt / wenn ich die Latera oder Seiten mit jhren per - pendiculis multiplicire, das product halbiere / und den Reſt mit der Zahl der Seitten wieder multiplicire allhier mit 7 / weiln es ein Sieben-Eck iſt / was her - aus komt / gib mir den Superficial-Jnhalt der gantzen vielſeittigen Figur. Da aber die Seitten der Figuren anders ſeynd / als in beygefuͤgter Tabelle / muß ich auch / wie vor / nach denſelbẽ proportionaliter die perpendicula ſuchẽ / Als / wenn eine Seite in 7. Eck / 60 Ruthen / o Schue / o Zoll were / ſpreche ich / die Seite der Tabellen in Sieben-Eck 86. Ruthen / 7. Schue / 8. Zoll / gibt das perpendiculum 90. Ruthen / 1. Schue / o Zoll / was gibt die Seite 60. Ruthen / o Schue / o Zoll vor ein perpendiculum; Wann ich nun 60. Ruthen / o Schue / o Zoll / mit 90. Ruthen / 1. Schue / o Zoll / multiplicire, und was heraus kombt / mit 86. Ruthen 7. Schue 8, Zoll dividire, ſo kommen herauß 62. Ruthen 2. Schue / 9. Zoll / dieſe miteinander multipliciret, geben 3737.40.00. derer Helffte / 1868.70.00. mit 7. multipliciret, kommen 13080.90.00. das iſt 13080 quadrat-Ruthen / 90 quadrat - Fuß. oo quadrat-Zoll fuͤr den Superficial-Jnhalt eines Sieben Ecks / deſſen jeg - liche Seite 60. Ruthen / o Fuß / o Zoll halte &c.
Problem. 11. Auff eine jede gegebene Linea eines jeden begehrten Viel-Ecks /Poly -28FORTIFICATIONPolygon oder Figur, wie auch Centri Winckel auffzuſetzen. Es ſey gegeben die Linea a b, auff dieſe ſol an den Punct c eine Linea fallen / die auff der eine Seiten den Polygon, auff der andern den Centri Winckel eines Fuͤnff-Ecks gebe; Als be - ſchreibe ich aus dem Punct c einen halben Circkel nach Beliebung / theile denſel - ben in 5 Theile / und ſchneide ſolcher 2 durch die Linea c d ab / ſo iſt b c d des Cen - tri, und a c d der Figur Winckel eines Fuͤnffecks. Fig. 49. und alſo auch in an - dern / es ſeyn 6 / 7 / 8 Eck / &c: ſo muͤſſen allezeit 2. Theil fuͤr den Winckel deß Cen - tri abgeſchnitten werden / und in ſo viel Theil muß der halbe Circknl getheilet wer - den / ſo viel Eck die begehrte Figur haben ſol / als in 9 Eck in 9. Theil / in 12. Eck in 12. Theil und ſo fort an / allezeit aber werden 2. Theil vor dem Centri Winckel abge - ſchnitten.
Problem. 12. Ein Oval, oder Figur / wie ein Ey geſtalt / auffzureiſſen / Dieſe und die beyden nachfolgenden Figuren / ſo man Irregulares ordinatas nennet / ſchicken ſich gar wol / alte gebauete Staͤdte / die meiſtentheils in die Laͤnge / oder auff den Principal-Gaſſen nach den Pforten zu außgebauet / an den Seitten aber eingezogen / und alſo nicht ohne groſſe Erweitterung oder Abſchneidung in Rcgular-Figuren koͤnnen gebracht werden / damit zu belegen: Jetzo wird nur angewieſen / wie ſolche Figuren zu vorzeichnen; Wie ſie aber ſollen gefortificirt werden / wird unten gemeldet. Eine Oval-Figur zu machen beſchreibet man E. G. auf die Linea a b einen gleichſeittigen Triangul a b c, und auff der andern Seiten auch einen a b d, und verlaͤngert deſſelben Crura oder Schenckel zu bey - den Seiten in e f g, und h, nimbt denn mit dẽ Circkul eine Laͤnge nach Beliebung /und29oder Kriegs-Bau-Kunſt.und reiſſet aus dem Punct a zwiſchen die Lineen e f ein Circkul-Stuͤck i k, behaͤlt deſſelben Circkuls apertur und reiſſet aus b auch ein ſolches / nemlich l m, ſetzet dann einen Fuß des Circkuls in d, und thut ihn auff biß k, und reiſſet den Bogen l k, behaͤlt deſſelben apertur, und reiſſet aus c den Bogen i m, ſo iſt die Oval-Fi - gur fertig. Fig 50.
Problem. 13. Die andern Irregulares ordinatas, zubeſchreiben. &c. Vnter dieſen hat die erſte die Seitten eines umbs ander laͤnger und kuͤrtzer / und wird aus einem Regular, Sechs-Acht - oder Zehen-Eck genommen; Dieſe zu verzeich - nen / mache ich eine Regular-Figur, ſo halb ſo viel Seiten hat / als dieſelbe / daraus ſie genommen / als iſt ſie aus den Sechs-Eck / einen Triangul / aus dem Acht-Eck / ein quadrat, &c. Allhier wird das Sechs-Eck behalten / nehme derowegen aus vorgehender Tabelle aus einem Maaßſtabe die Seitte eines Sechs-Ecks / 100. Ruthen o. Schue / o Zoll / und beſchreibe den Triangul a b c, und uff deſſen jegli - che Seite mache ich ein Parallelogram, deſſen kuͤrtzeſte Seiten die Laͤnge des Per - pendiculi im Sechs-Eck 86. Ruthen / 6. Schue / o Zoll haben / nemlich a b f g, b c d e, a c i h, verlaͤngere dann die auswendigen Seitten der Parallelogrammen zu beyden Seiten hinaus / und verlaͤngere auch die Seiten des Trianguls / biß ſie mit den auswendigen verlaͤngerten Seitten der Parallelogrammen in den Pun - cten k l m n und o p zuſammen ſtoſſen / und ziehe dann k l, m n, und o p auch zu - ſammen Fig. 51. Die ander dieſer Art zeucht ſich in die Laͤnge / und hat nur die zwey gegen einander uͤber ſtehende Seitten laͤnger als die andern / Jch ziehe eine Linea a b von 100. Ruthen. o Schue / o Zoll / und ſetze an dieſelbe zu beyden Sei -Eten 2.30FORTIFICATIONten 2 Parallelogrammen nach obiger proportion, als a b, c d, und a b e f, verlaͤn - gere die außwendigen Seiten der Parallelogrammen wie auch die Linee a b zu beyden Seiten hinaus / aus den Puncten a, und b ziehe ich mit dem Radio 100. Ruthen / o. Schue / o Zoll einen halben Circkul / ſolcher beruͤhret die verlaͤngerte außwendige Seiten der Parallelogrammen in g, h, i, k, und die verlaͤngerte Li - nee a b, in l und m, von g und i, Jtem / von h und k ziehe ich zwey Latera oder Seitten eines Sechs-Ecks biß in l und m. Jſt die Figur aber auß dem Acht-Eck genommen / theile ich die Circkul-Stuͤcke g l i, und h m k in drey auß dem Zehen - Eck in vier Theil. Wil man die Figur lang haben / kan man die Seitten der Parallelogrammen c d und e f, 2 / 3 oder 4 mal ſo lang nehmen / doch denn muß man auch 2 / 3 / 4 oder mehr platte Bollwerck daran legen / davon hernacher / Fig. 52.
Theorem. 1. Eine iegliche Regulier-Figur haͤlt ſo viel gleichſchencklichte Tri - angul in ſich / als ſie Seitten hat / derer Puncta in Centro zuſammen lauffen.
Theorem. 2. Eine iegliche Irregulier-Figur / kan in ſo viel ungleichſeittige Triangul / als ſie Seitten hat / abgetheilet werden / weniger zwey. Als / eine fuͤnff - ſeittige gibt 3. eine ſechsſeittige 4. Triangul / wie Fig. 53. a b c d e zu ſehen / Denn ſo ich von dem Winckel a zu d und c, Lineen ziehe / werden drey Triangul daraus / als a b c, a c d, und à d e.
Theorem 3. Einer ieglichen vielſeittigen Figur Winckel machen in einer Summa ſo viel rechte Winckel / oder halten ſo vielmal 90 Grad / als die Figur doppelte Seitten hat / weniger viere. Als / ſo ich habe eine fuͤnffſeittige Figur / iſtderer31oder Kriegs-Bau-Kunſt.derer duplum zehen / davon viere / bleiben ſechſe / machen alſo alle Winckel dieſer Figur ſechs rechte / oder halten ſechsmahl 90. Grad / das iſt 540. in einer Summa.
Conſect. Hierinne beſtehet nun die rechte Proba, wenn ich einen Orth nach den Winckeln ineſſe / ob die Winckel auch recht genommen ſeyn; denn komt derer Summa zuſammen genommen / mit obgedachter Regul uͤber ein / hab ich recht obſerviret, wo nicht / iſt in einem oder andern Winckel ein Fehler begangen. Die außwendige eingebogene Winckel aber haben hier nichts mit zuthun / ſondern ich rechne die eingebogene Seitten nur fuͤr eine gerade Lineen / die eingebogenen Winckel aber ziehe ich von 180 Grad ab / den Reſt aber von der zuſammen gecol - ligirten Summa der Winckel / Vid. Pitiſc. Trigon.
Theor. 4. Einer ieden vielſeittigen Figur Jnhalt zu finden / iſt am beſten / daß man ſelbige zu Triangulen mache / eines ieglichen Trianguls Jnhalt abſon - derlich ſuche / und denn zuſammen in eine Summam colligire.
Eines ieglichen Trianguls Jnhalt wird gefunden / ſo ich ein Perpendiculum, (welches eine Linea iſt / von einem deſſelben Winckel auff die gegen uͤberſtehende Seitte perpendiculariter, oder recht wincklicht auffallend) mit der halben Baſi / oder die halbe Baſin mit dem gantzen Perpendiculo multiplicire, oder auch das gantze Perpendiculum mit der gantzen Baſi, und das Product halbiere / Solches gibt den Superficial-Jnhalt deſſelben Trianguls / Do his & aliis vid. Sebaſtia - num Curtium von Landmeß.
Theor. 5. So ich die gantze Circumferentz eines Circkuls mit der Zahl derE ijSeiten32FORTIFICATIONSeiten der Figur dividire, was heraus kombt / gibt mir den Winckel beym Cen - tro, dieſen von 180. abgezogen / bleibt der Figur - oder Polygon-Winckel / Als ſo ich 360. mit 5. dividire, kommen 72. iſt ſolcher der Winckel des Centri in Fuͤnff - Eck / dieſen von 180 abgezogen / bleiben 108. Gr. fuͤr den außwendigen Figur - oder Polygon-Winckel / und alſo auch in andern.
Von dieſem iſt zu mercken / daß ſelbige an unterſchiedlichen Oertern unter - ſchiedlich / nicht allein was die Schue / ſondern auch die Ruthen betrifft: Denn erſtlich die Schue anlangend / gebrauchen ſich etliche der Nuͤrnberger / Straß - burger und anderer Stadt-Schue: Etliche einer halben Brabandiſchẽ / ander ei - ner halben Schwediſchen Ellen: Etliche rechnen nach Geometriſchen Schritten fuͤnff Schuauff einen Schritt / und zwey Schritt auff eine Ruthe. Am ge - braͤuchlichſten aber iſt / ſonderlich in den Niederlanden / der Colniſche oder Rein - laͤndiſche Schu / welcher mit der alten Roͤmer Schu / wie Snellius wil / uͤberein kommen ſol. Zum andern die Ruthen: So nehmen etliche 16. etliche 12. Fuͤß oderSchu33oder Kriegs-Bau-Kunſt.Schu auff eine Ruthe. Die Recentiores aber behalten zwar die Reinlaͤndi - ſche zwoͤlfffuͤſſige Ruthe in ihrer rechten Laͤnge / theilen aber ſolche nicht in 12. ſon - dern umb beſſerer Bequemligkeit halber im rechnen in 10. Theile / welche ein jeder ſeiner Beliebung nach Schue oder Zehender einer Ruthen nennen mag / derer auch in hernachfolgender Calculation ſollen gebrauchet werden / daß zwar Ru - then / Ruthen ihrer rechten Laͤnge nach bleiben / ſolche aber werden in Zehentheil / und ieder Zehender wieder in zehen Zoll / und Theile getheilet / welche die 12. oder 16. ſchuige Ruthe behalten / theilen auch wieder einen Fuß in 12. oder 16. Theil. Allhie iſt zu mercken / wenn in dieſem Tractat eine Zahl gefunden wird / ſo mit Puncten unterſchieden / daß die erſte Ruthen / die ander Schu / und die dritte Zoll bedeute / als wenn ich ſetze 17. 8. 4. ſeynd 17. Ruthen / 8 Schue / 4 Zoll / oder 17 $$\frac{84}{106}$$ Wie die zwoͤlfffuͤſſige Ruthẽ in zehenfuͤſſige / und hergegen ſollen verendert werden / haben Freitagius und Svventerus in ſonderliche Tabellen verfaſſet. Die beygefuͤgte Linea A B iſt ein Viertheil deß Nuͤrnbergiſches / C D des Rein - laͤndiſchen Schuhes / nach der zwoͤlfffuͤſſigen Ruthen / wie er von Metio, Freita - gio, und Lochmanno verzeichnet / E F aber ein Viertheil eines Zehen Wercke einer Reinlaͤndiſchẽ Ruthẽ / und koͤnnen ohne Jrrung dafuͤr gebraucht werdẽ Fig. 54.
Problem. Einen kleinen Maßſtab oder Meß-Linee / darnach die Figuren auff dem Papier ins klein auffzureiſſen / zumachen. Dieſen belangend / kan ich denſel - ben groß oder klein machen / nach dem ich die Figuren haben wil / Als ich ziehe ei - ne Linea a b, faſſe den Circkul zuſammen / und ſetze ihn von b in c, 10. mal fort / nehme denn alle 10. Theile b c / und trage ſie noch etliche mal fort / nehme dennE iijall34FORTIFICATION5. mal / die kleinen gelten Fuͤß / die groſſen Ruthen / Fig. 55. Da ich aber die Thei - lung noch genauer haben wil / kan ich folgende Schalam oder Meßleiter verfer - tigen: Jch ziehe eine lange Linee c d nach Beliebung / und dieſer auf 1. oder 1½ Zoll breit eine ander f h, parallel, und connectire beyde mit der Linea c f, nach rechten winckeln / thue darnach den Circkul ſo enge zuſammen / als ich wil / nach dem ich die Scal groß oder klein haben wil / und ſetze ihn in ſolcher Diſtantz von c in e / und von f in g zehenmal fort / faſſe denn alle zehen Theile c e, und trage ſie auff der oberſten und unterſten Parallel-Linien etliche mal fort / als hier viermal / und ſchlieſſe alſo das Parallelogram, c d f h, ziehe auch die gegeneinander uͤberſtehen - de Puncta mit Quer-Linien zuſammen / die Quer-Linien c f und d h, theile ich in 10. Theile / und ziehe noch zwiſchen den Lineen c d und f h, neun andere mit dieſer Parallel; Mit den kleinen Theilungen aber procedire ich alſo: Jch fange bey g an / und ziehe biß e, eine Quer-Lineenauffwerts / von e ziehe ich wieder biß i eine Quer-Linien niederwerts / und von dannen wieder biß 2. auffwarts / von 2 zu 3 / wieder niederwarts / und ſo fort an / biß in den Punct c, zeichne die oberſten Puncta von e biß c mit 2 / 4 / 6 / 8 / 10 / und die unterſten von g biß f, mit 1 / 3 / 5 / 7 / 9 / 10 / die Parallel-Lineen aber zeichne ich ſo wol niederwarts von c, biß f, als auff - warts von g, biß e, mit 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Die andern Zwerg-Linien aber oben und unten mit 1. 1. 2. 2. 3. 3. &c. als gleiche gegen einander uͤberſtehende Zah - len / und iſt alſo die Schala fertig. Fig. 56.
Jhr Gebrauch nun iſt dieſer; Jch habe eine Linee i k, ſolcher rechte Laͤnge auff der Schal zu erfahren / faſſe ich dieſelbe mit dem Circkul / und trage ſie auff denparal35oder Kriegs-Bau-Kunſt.parallel-Lineen auff und nieder / biß ſie mit beyden Enden / mit einem in den groſ - ſen / und mit dem andern in den kleinen Theilungen eine Zwerg-Linea (doch auff einer Parallel) beruͤhre / als die gemeldte faͤlt in den groſſen Theilungen mit einem Ende auff die Quer-Linee 1. 1. und in den kleinen / uff der fuͤnfften Parallel-Linien erreicht ſie mit dem andern die Quer-Linea zwiſchen 6. und 7, Als ſage ich / ſolche Linea ſey lang 1. Ruthe / 6. Schue. 5. Zoll. Dieſes iſt zu mercken / wann der Circkul auf eine Linee / ſo von oben herunter laufft / zu ſtehen kombt / ſo zehle ich die Schue oben / und die Zoll von c herunter biß f, wenn aber der Circkul auf eine Linee / ſo von unten herauf laufft / zu ſtehen kombt / ſo zehle ich die Schuh unten / und die Zoll von g biß e herauff.
Conſect. Dieſe Schala iſt auch nuͤtzlich allerley Art Linien nach Beliebung zu theilen. Es ſey gegeben die Linea l m, die ſol ich in 3. Theil theilen / als faſſe ich die - ſelbe mit dem Circkul / ſetze denn einen Fuß in g / und den andern auf die dritte Quer-Linie in o / und ziehe die Linea g o, welche gleich iſt l m, und von den Quer - Lineen 1. 1. 2. 2. 3. 3. nicht allein in 3. Theile / ſondern auch von den Parallel-Lineen in 9. gleiche Theile getheilet wird. Jſt die Linea lang / und ſol in viel Theile gethei - let werden / kan ich ein Theil zwey oder drey gelten laſſen; Jſt ſie kurtz / kan ich die Parallel-Linien zur Theilung / an ſtatt der Quer-Lineen / gebrauchen. Wer es noch genauer ſucheu wil / kan eine ſolche Meßleiter oder Inſtrument zurichten / wie Svventerus beſchreibet / Tract. 1. lib. 1. propoſ. 15. auf welchen man ein 100. Theil eines Zolles finden kan / Solche Scrupuloſitaͤt aber wird dieſes Orts unnoͤtig ge - achtet.
Die Inſtrumenta ſind zweyerley / etliche gebrauchet man auff dem Felde / ettli - che auff dem Papier. Jm Felde gebrauchet man insgemein / Erſtlich / einen hal - ben oder gantzen Meſſings-Circkul (wer einen gantzen gebrauchen wolte / koͤnte des Metii Anleitung nach / das Linial nicht beym Centro, ſondern bey der Cir - cumferentz anmachen / und den gantzen Circkul nur in 180. Grad theilen / ſo wuͤrden die Theilungen noch eins ſo groß / als ſonſten; Man kan auch nur einen Quadranten / ja Sextanten und Octanten / das iſt vier / ſechs / und acht Theil ei - nes Circkuls gebrauchen / und da die Winckel groͤſſer fallen / mals man ſie auff dẽ Inſtrument haben kan / an ſtatt derſelben ihre Complementa nehmen / aber dieſes iſt nicht fuͤr einen Incipienten, ſondern fuͤr einen in dieſer Kunſt geuͤbeten / der ei - nen Winckel auß dem andern zu colligiren weiß / denn ſonſt gibt es leichtlich Jr - rung: Dieſer gantze oder halbe Meſſings Circkul (welcher am gemeinſten) wird mit oder ohne ein Compaß zugerichtet / wer einen ſolchen nicht hat kan fuͤr den - ſelben ein fein viereckicht oder rund und glatt gehobelt Brett / und ein Lineal mit zweyen Abſehen / von Meſſing oder Zinn / (welches faſt beſſer / weil es fein ſchwer und gewiſſe lieget) fein ſtarck gemachet / auff einen dreybeinichten hoͤltzern Stul geleget / gebrauchen. Vnd kombt man hiermit faſt beſſer / gewiſſer und ge - ſchwinder fort / denn mit den kuͤnſtlichen Inſtrumenten: denn erſtlich kan man als fort ex tempore auff dem Felde einen jeglichen Plan damit in den Grundlegen /37oder Kriegs-Bau-Kunſt.legen / und darff man nicht allererſt die Winckel in eine Schreibe-Taffel / (wel - ches ſonderlich bey kalten Wetter ſehr beſchwerlich und leicht Jrrungen verur - ſachen kan) verzeichnen / und denn zu Hauße auffs Papier mit einem Transpor - teur uͤbertragen; Zum andern / kan man ſtracks / wenn die Figur auffs Brett ge - riſſen (auff welches doch ein Papier zuvor fein glatt aufgeklebet oder gehefftet ſeyn muß) dieſelbe in Augenſchein nehmen / und bald ſehen / ob etwa hie oder da ein Fehler begangen / und denſelben leicht endern. Zum dritten / gibt es mit dem einſtecken des Stabes groſſe Beſchwerung / dann bald weicher / bald ſteinicher / oder auch wol gefrorner Grund; und da ſchon der Grund gut / wackeltdoch gleich - wol das Jnſtrument hin und wieder / wenn es ein wenig wehet / oder ſonſt ange - ruͤhret wird / das Lineal zurichten; und betreuget alſo das Geſichte / und gibt un - gewiß meſſen; Wenn ich aber einen dreybeinigen Stul habe / deſſen Fuͤſſe unten mit eyſſern Spitzen oder Stacheln beſchlagen / bin ich dieſer in commoditaͤt uͤberhoben. Noch betruͤglicher iſt es / ohne Zuruͤckſehen nach dem vorigen Stan - de / ſich auff den Compaß alleine / der auff dem Jnſtrument iſt / verlaſſen / denn es ſol niemals faſt zutreffen / ob man ſchon einen Winckel mit dem Compaß un - terſchiedliche mal nimbt / daß er die eine Zeit falle wie die andere / ſondern es varii - ret allewege / die Nadel mag auch ſo gaͤnge ſeyn / wie ſie immer wolle. Jſt derowe - gen / wie gedacht / dieſem keines weges umb geſchwinder operation halben / allei - ne / ſo man etwas recht und juſt / wie allhier in Fortificatoriis noth / meſſen wil / zu trauen; Fuͤrnemlich aber iſt in dieſem / wie auch allen andern Meſſungen ſehr gut uud gewiſſe die Menſura oder das Tiſchlein M. Prætorii, wie es von Svven -Ftero38FORTIFICATIONtero beſchrieben / und anzufertigen an die Hand gegeben wird / denn es alſo zu - gerichtet / ein ſonderlichen Fuͤrzug fuͤr allen andern Jnſtrumenten / wie die auch Namen haben moͤgen dieſes Ortes hat.
Ferner gehoͤren auch zu dem meſſen etliche kurtze und lange Staͤbe / an ſtatt der langen in den Graben und tieffen Gruͤnden zugebrauchen / kan man Piquen nehmen / der kurtzen in einer Mannes-Laͤnge / muß man ein Stuͤck zwey oder drey ſelbſt bey der Hand haben / ſo unten mit eiſſern Spitzen beſchlagen / und dennoch etliche andere gemeine Staͤbe / ſonderlich / ſo man eine Feſtung auff dem Felde von newem abſtecken wil. Zum andern / muß man auch eine Kette haben / von eiſ - ſern Gelencken / eines Schues lang / mit meſſingen Ringen zuſammen gehenget / etwa 5. Ruthen lang (denn iſt ſie laͤnger / wird ſie zu ſchwer und unbequem) Die Ringe zwiſchen den Ruthen muͤſſen groͤſſer ſeyn / als die zwiſchen den Schuen / da denn ſonderlich dieſes zu mercken / daß die Glieder / oder eiſſerne Staͤbe / umb - ſo viel / als die Ringe aufftragen / kuͤrtzer als ein Fuß oder Zehender ſeyn muͤſſen / daß allewege ein Glied und ein Ring einen Fuß machen. Der groſſen Ringe Dia - metrum kan man noch eins ſo lang nehmen / als der kleinen / und mitten unter - ſcheiden / doch muͤſſen die letzten Glieder an einer jeglichen gantzen und halben Ruthen allweg umb ſo viel kuͤrtzer ſeyn / als die angehengten Ringe biß zu Endi - gung deß halben Schues außtragen. An bey den letzten Enden machet man auch einen groſſen Ring / da man einen Stab einſtecken kan / Aber dieſes alles kan man ex ἀυτοψίᾳ oder den Augenſchein viel beſſer / als aus weitleufftiger Beſchreibung faſſen und einnehmen. Kan man keine ſolche Kette zur Hand haben / thut einStrick39oder Kriegs-Bau-Kunſt.Strick oder Schnur / unrecht gedrehet / in Oehl gekochet und wol uͤberwaͤchſet / hernach in gewiſſe Theil als Schu und Ruthen / mit Gemercken oder Laͤplein getheilet / im Fall der Noth auch das ſeinige. Da man gar accurat meſſen wil / muß man auch einen Faden / mit einem Bley-Gewichte bey der Hand haben / das Cen - trum deß Jnſtruments auff der Erden zu erforſchen / doch iſt ſolche Curioſitaͤt und Subtilitaͤt ſelten noͤtig / das Augen-Maß thut in dieſen und dergleichen Faͤl - len viel.
Zum dritten gehoͤren auch hieher die Docier oder Droßier Bretter (wie ſie Faulhaber nennet;) Dieſer ſind zweyerley / Einerley / ſo den Ingenieurn oder Werck-Meiſtern zuſtaͤndig / die gantzen Wercke damit zu probiren, die andern den Arbeitern und Setzern / den Dorff oder Erden darnach anzuſetzen. Jene werden folgender maſſen zugerichtet. Man machet aus einem feinen ſtarcken und glatten Brette einen recht wincklichten Triangul / deſſen jede Seitten / ſo den rechten Winckel umbſchlieſſen / ettwa 4. Schu lang ſey / wenn man nemlich das Jnſtrument innwendig im Wall und Graben gebrauchen wil / ſol es aber zu der außwendigen Docirung des Walles gebrauchet werden / muß die eine Seitte viere / die andere zwey / wann man auff zwey Fuͤß einen in guter Erden dociret, oder ſonſt nach dem die Docirung des Walles erfodert / lang ſeyn / dieſes Orts wird eins / ſo zur inwendigen Docirung und Graben gebraucht / beſchrieben / wenn man Fuß auff Fuß dociret, Solches Brett ſey a b c, deſſen Seiten a c, und c b jede 4. Fuͤß lang / dieſem laſſe ich auff der Seitten a b eine gerade und ziemliche ſtarcke Leiſte anfuͤgen 1½ oder zwey Zoll breit / ſo lang / wie ohngefehr der WallF ijhoch40FORTIFICATIONhoch ſol gebauet werden; theile denn erſtlich b c, in 4 Theile / und jedes wieder in zwey / jene ſind gantze / dieſe halbe Fuͤſſe / doch daß die Zwiſchen-Theilungen zum Vnterſcheid ein wenig kuͤrtzer ſeyn / denn die andern; Hernach theile ich die Seitte a b auch in 4 Theile / und jedes in zwey / und ſetze ſolche Theilung auff der Leiſten etliche mal nach der Hoͤhe des Walles fort biß in e / ſchneide denn die Leiſte bey e gerade ab / hinden bey b c, machet man ein Brett an 5 Fuͤß lang / und 1 oder 1½ Fuͤß breit / oben mit einem runden / unten mit einem dreyeckichten Loch - und Bley-Ge - wichte / wie Fig. 57. zeiget.
Jn den andern / ſo zur außwendigen Docirung gebrauchet werden / iſt gantz keine Veraͤnderung / nur daß die Seite a c, etwa die Helffte / oder ⅔ (oder ſonſt nach dem die außwendige Docirung des Walles angeleget) von c b ſeyn muß; Die Leiſte b e wird etwas laͤnger genommen / daß ſie die Bruſtwehre / welche mit dem Walle außwendig eine Docirung hat / mit erreiche. Zu der Bruſtwehre inwendig / muß auch ein anders / das nur 6. Fuͤß hoch / und auff ſolche 6. Fuͤß ei - nen Fuß docier gemacht werden. Dieſe / ſo die Werckleute oder Setzer gebrau - chen / werden nur auß einẽ gantzen Brette 5 oder 6 Fuͤß lang / nach der Docirung abgeſchnitten / beduͤrffen ſonſt keiner Abtheilung / an die ſchraͤge Seitte wird ein Brett in die quer ſo lang dieſelbe und etwa ½ Fuß breit angefuͤget. Oben an der geraden Seitten machet man ein lange Licht-Loch / und unten einen Handgriff / umbſelbe mit beyden Haͤnden feſt zu halten und anzuſchlagen / in die Mitten hen - get man eine Bley-Wage / unten iſt fuͤr dieſelbe ein dreyeckicht Loch. Fig 58.
Die andern Inſtrumenta, ſo zu Auffuͤhrung eines Walles noͤtig / als Schauf -feln /41oder Kriegs-Bau-Kunſt.feln / Spaten / Hacken / Schaubekarren / Stellung / Bruͤcken / und dergleichen / weil ſolche ſonderlich den Werck-Meiſtern zugehoͤren / und nach Gelegenheit ei - nes jeden Orts koͤnnen und muͤſſen angeordnet werden / auch ohne das bekandt / werden dieſes mal / weitleufftigkeit zuvormeyden / vorbey gangen Koͤnnen beym Freitagio, Cellario, und andern nachgeſchlagen werden. Zum Waſſerſchopffen hat man auch allerley kunſtreiche in ventiones hin und wieder beſchrieben; Die Hand-Leyren (wie man ſie nennet / und in den Niederlanden gebraͤuchlich) ſind wol am leichteſten und bequemeſten unter andern zugebrauchen. Beſſonus Koͤ - niglicher Frantzoͤſiſcher Sinnreicher Mathematicus (wie ihn Beroldus nennet) beſchreibet unterſchiedliche Machinas und Waſſer-Pumpen / und unter andern eine propoſ. 50. da man mit einem Rade / mit auffgeſpanneten Tuͤchern oder Leinewant behenget / ſo der Wind treibet / er komme her wo er wolle / das Waſſer haͤuffig ohne einiges Menſchen Arbeit / auß gar tieffen Oertern / außſchoͤpffen koͤnne. Jſt eine ſtattliche invention, und gar wol / nicht allein in Waſſerſchoͤpfung / ſondern auch zu allerley Muͤhlwerck / als Stampf-Schneide-Schmiede-Muͤh - len / und dergleichen / zugebrauchẽ; Doch wuͤrde es Kunſt geben / das Radt / wenn es von dem Winde in voller Bewegung were / nach Beliebung / wenn mans noͤ - tig / ſtille zu halten. Propoſ. 15. Hat ſelbiger Autor einen Schaubekarn / mit welchem ein Mann ſo viel Laſt / als ſonſt zwey oder drey mit einer andern Ruͤſtung wie auch dieſelbe beſchaffen / fuͤhren und fortbringen kan. Propoſ. 22. unnd 23. Hat er zwey Modos unnd Inventio - nes, durch zwey oder wenig Menſchen Pfaͤhle perpendiculariterF iijoder42FORTIFICATIONoder auff recht / und auch der Schraͤge nach / einzuſchlagen. Vnd propoſ. 39. be - ſchreibet er eine Machinam, damit 6. Menſchẽ ſo viel Erde aus einẽ Graben auf - winden koͤnnen / als ſonſt 30 / und was dergleichen ſinnreiche Erfindung mehr / ſo dieſes Orts zu beſchreiben zu weitleufftig ſeyn wolte / wer wil / kan ſie bey er - wehntem Autore nachſchlagen und ſeines Gefallens damit verſuchen.
Die Inſtrumenta, ſo man auf dem Papier gebrauchet / betreffent: Muß man fuͤr allen Dingen ein gur Lineal / und ein paar gute Meſſings-Circkul / mit Staͤhlern Fuͤſſen / oben mit doppelten Koͤpffen und Gelencken zur Hand haben / nur ſchlecht und recht / mittelmaͤßiger Groͤſſe / denn von den andern Kunſtreichen Proportional - und Schraube-Circkuln (von ſolchem Proportional-Circkul / wie ihn Goldman und andere beſchrieben haben / redet man nicht) man wenig haͤlt / haben keinen ſonderlichen Nutzen / ſind muͤheſam zugebrauchen / und doch ſelten juſt. Wer was groſſes auffreiſſen wil / kan einen ſolchen Lineal-Circkul / wie Fig. 59. aus dem Metio verzeichnet / oder dergleichen zurichten laſſen; die Spitze bey a iſt feſte / das Muͤtterchen q aber und Spitze b, loß / und kan / wann es noͤtig / mit der oberſten kleinen Schrauben feſt gemachet werden; Zu dieſem gehoͤret auch ein kleiner Transporteur oder Aufftrage-Circkul; Dieſes iſt ein halber Cir - ckul von Meſſing / Horn / oder Karten-Papier gemachet / deſſen Diameter etwa ¼ Schue / in 180 Grad abgetheilet / die Winckel damit anzulegen und zu probiren, Fig. 60. Die Lineen auff den Vmbkreiß als a b, c d, &c. muͤſſen / wann man ihn von Meſſing machet / gar ſubtil / daß man mit einer Nadel durchſtechen kan / durchgeſchnitten ſeyn / denn auff dieſe Art kan man die Winckel netter haben. An43oder Kriegs-Bau-Kunſt.An dieſem iſt zur Nothdurfft gar gnug / doch die Muͤhe der Perpendicular - und Parallel-Lineen mit dem Circkul zu ſuchen / zuerſparen / ſchicket ſich wol darbey ein kleiner Meſſings-Winckel-Hacken und ein Parallel-Lineal / duͤrffen aber bey - derſeits nicht gar groß ſeyn; Der Winckel-Hacke iſt fuͤr ſich bekant / das Parallel - Lineal iſt Fig. 61 zuſehen / muß an allen vier Ecken beweglich ſeyn.
Ein Proportional-Circkul / wer die Vnkoſten daran wenden wil / hat auch nicht geringen Vortheil in Proportionirung der Lineen / dieſelben geſchwinder zu - finden / iſt auch ſonſten zu vielen Dingen ſehr nuͤtzlich. Dieſes wil ein jeder faſt In - ventor ſeyn; Die Itali ſchreiben deſſen Invention ihrem Galilæo de Galilæis zu / ſolches kan wol muͤglich ſeyn: Denn derſelbe Mann iſt gar eines ſcharffſinnigen Ingenii, wie ſeine Scripta außweiſen / geweſen / und hat hohe und wichtige Din - ge erfunden. Lochmannus hat gar einen kuͤnſtlichen Proportional-Circkul / und Metius eine kuͤnſtliche Proportional-Regul oder Lineal zu vielen andern Sachen nuͤtzlich zugebrauchen / wie bey erwehnten Autoribus kan nachgeſuchet werden / abſonderlich aber iſt Goldmanni Proportional-Circkul / wie er ſelbigen beſchrie - ben / ſehr wol zu vielen Sachen zu gebrauchen / wohin ich den Liebhaber / weit - leufftigkeit zu vermeiden / gewieſen haben wil; Hier wird Fig. 62. nur einer gezei - get / welcher nur lineam Arythmeticam hat / welche zu Theilung der Lineẽ nuͤtzlich iſt. Des perfecten Proportional-Circkuls ſeinen Gebrauch kan man bey ge - dachtem Goldmann finden; So ſind auch ſonſten gar viel und mancherley Geo - metriſche Inſtrumenta bey den Autoribus hin und wieder zu finden / und hat ein jeder faſt ein beſonders / und meinet ſeine Invention ſey die beſte / und hat auchzwar44FORTIFICATIONzwar ein ieder an ſeinem Ort Lob und Ruhm damit verdienet. Gar zu viel Inſtru - menta ſind nicht von noͤten / denn wer die fundamenta der Geometriæ und Tri - gonometriæ verſtehet / kan leicht ein Jnſtrument finden / daß zu ſeinem Scopo und Propoſito dienlich; Und da er auch ſchon keines hette / Rath ſchaffen und ſehen / wie er zurechte kombt / und vielmal beſſer / als durch viel muͤheſame wunderliche Inſtrumenta. Wer Luſt zu ſolchen hat / kan beym Appiano, Gemma, Friſio, T. Brach. Metio, Longomontano, Alſtedio, Svventero, Zublero, Loͤrern / Satt - lern / Hulſio, Lochmanno, Stegmanno, Ryff: Curtio, & infinitis aliis, davon nachſchlagen.
Man bleibet in dieſem von dem Grundlegen und auffreiſſen intra limites, und wird nicht etwa angezeiget / wie ein gantz Feld / Acker / Holtz oder Buſch ſol abge - meſſen und getheilet; viel weniger / wie eine gantze Landſchafft / mit denen darein liegenden Staͤdten und Doͤrffern / ſol beſchrieben werden / denn dieſes zur Geo - graphia, jenes zur Geodæſia gehoͤrig / ũd mag man hieriñe unter andern ſonder - lich Curtium und Svventerum conſuliren; Sondern es wird nur angewieſen / wie etwa eine alte Stadt oder ander Plan / ſo ſol gefortificiret / oder eine Fe - ſtung darauff gebauet werden / abzumeſſen / und auffs Papier zu tragen; Undwie45oder Kriegs-Bau-Kunſt.wie hergegen eine abgeriſſene Feſtung von Papier ins Feld zu verlegen und ab - zuſtecken.
Dieſer Plan iſt entweder ein ſchlechter lediger Platz / darauff eine gantze newe Stadt und Feſtung zu bawen / oder eine alte Stadt / umb welche ein gantz new Werck zu legen / oder mit angelegten Wercken außzubeſſern. 1. Jſt der Plan le - dig / und man deſſen Situm ohngefehr haben wil / zu ſehen / wie ſich die abgeriſſene Feſtung / ſo darauf ſol geleget werden / am beſten darauff ſchicke / ſtecket man nur umher alle Ecken deſſelben mit Staͤben / daran ein Faͤhnlein oder Zeichen gebun - den / ab / und erwehlet mitten auf dem Platz zwey Staͤnde / in gewiſſer und bekan - ter Weitte von einander 100. 200. 300. weniger oder mehr Fuͤß / nach dem der Plan klein oder groß / ſetzet das Inſtrument oder Brett in den erſten Stand A. ſtecket in den andern B einen Stab / und ſiehet durch des Lineals Abſehen nach denſelben. Wenn man nun dieſen im Geſichte hat / zeucht man an dem Lineal eine gerade Linea / und traͤget auff dieſelbe die Diſtantz der beyden Staͤnde / aus ei - nem kleinen Maaßſtabe genommen / ſolche ſey a b; Jn A ſtecket man einen Stifft / oder machet ſonſt das Lineal feſte / und zielet von demſelben auff alle herumb ge - ſteckte Staͤbe 1. 2. 3. 4. 5. und zeucht blinde Lineen. Denn gehet man in den andern Stand B, laͤſſet in dem erſten Stande A einen Stab ſtecken / leget das Lineal auffGdie46FORTIFICATIONdie Linee a b auffs Jnſtrument und ziehlet den von andern Stand B / zu den Er - ſten A aus der gedachten Lineen an den Punct b, Auff dem Jnſtrument oder Brett ziehlet man zum andern mahl auff die herumb geſteckte Staͤbe / und zeucht blinde Lineen / und da dieſelbigen die vorigen durchſchneiden / ſind die Ecken oder Puncta des Platzes / welche man mit geraden Lineen kan zuſammen ziehen / und derſelben Laͤnge auß der Linea a b, als welche bekant / erfinden / ſolches alles gibt der Augenſchein auff dem Felde am beſten / Fig. 63.
Jſt der Platz groß / und man ein gantzes Feld oder Landſchafft wil in den Grund legen / kan man wol drey / vier oder mehr Staͤnde nehmen / doch allewege in Erwehlung eines[n]ewen Standes ſeinen reſpect und Abſehen auf den vor - hergehenden habe[n d]amit man eines ans ander hengen koͤnne. Man kan auch wol die Staͤnde au[ßer]halb der Figur / oder Platzes nehmen / ſo man durch oder zu denſelben nicht geh[e]n kan oder darff / So kan auch auff dieſe Art eine Stadt von zweyen Thuͤrmen / davon man ſolche uͤberſehen kan / mit den Gaſſen und nothwendigſten Gebaͤuden in den Grund geleget werden. Camilli Ravertæ von Meyland invention aus einen Stande zumeſſen / gehet zwar auf dem Papier und kleinen Plaͤtzen an / und iſt Geometricè und in demonſtratione richtig / weñ aber die Plaͤtze uneben oder etwas groß / wil es in der praxi ſich nicht thun laſ - ſen / denn die Interfectiones der Lineen ſich gar lang miteinander ſchleppen / daß man nicht eigentlich wiſſen kan / wo die Puncta Interfectionis ſeyn / thut man derowegen beſſer / man enthalte ſich ſolcher muͤheſamen und unrichtigen ſubtili - taͤten / und brauche dafuͤr die Kette und Staͤbe / ſo gehet man gewiſſer / und kan man auch ehe damit fertig werden.
2. Wil47oder Kriegs-Bau-Kunſt.2. Wil man ein gantz new Werck umb eine Stadt legen / tritt man etwas / ſo viel / als noͤtig zu ſeyn ſcheinet / davon a b / als in A, richtet die Haupt-Regul gera - de forthin aufwerts in B, hernach die bewegliche Regul herumbwerts gegen C, und laͤſſet Zeichen auff ſolche Puncta ſtecken / die einem gerade im Geſichte blei - ben / jedesmahl / ſo ferne man kan / doch daß ſolche Staͤbe B C &c. Kein merckliches weiter von der Stadt / als der Stab A, hernach thue man dergleichen bey den uͤbrigen Staͤnden / C D E, biß man zum erſten Stande A (da man angefangen hat) wiederumb herum komme / und mercket allezeit auff der Scheiben (Brett) oder andere Jnſtrument die Groͤſſe der Winckel bey A, B A C, bey C, A C D, &c. und mißet die Diſtantz / B A, A C, C D &c, ſo hat man die Polygonen, nach welcher Anleitung eine Befeſtigung umb die Stadt kan gefuͤhret werden. Fig. 64.
3. Da aber eine Stadt mit Wercken außzubeſſern / muß man præcisè der Mauren Bezirck haben / ſo kan man entweder gerade an die Mauren / ſich mit dem Jnſtrument anſtellen / und ſo weit man jedesmal an der Mauren hin ſiehet / einen Stab ſtecken / oder man kan ſich gar auff die Mauren hinauff machen / und Staͤbe auf die fuͤrnehmſten Ecken / von welcher einer zu denen andern man gerade auff der Mauren hinmeſſen kan / einſtecken / oder einen Gehuͤlffen halten laſſen / mit Abmeſſung hernach / wie vorgemeldet / procediren. Eben dieſes kan man practiciren, wenn man eine Feſtung abmeſſen wil / nemblich daß man die Staͤbe A, B, C, D &c. anff die Kehl-Puncta ſtecke / und alſo wie gemeldet / mit dem abmeſſen herumb gehe. Da man auff dieſe Art inwendig eine Stadt mit jhrenG ijGaſſen48FORTIFICATIONGaſſen wil in den Grund legen / mißet man die principal-Gaſſen und Winckel / die kleinen Zwerg-Gaſſen geben ſich ſelbſt / wenn man derer Anfang und Auß - lauff in den principal-Gaſſen nur fleiſſig obſerviret.
Wie ein Becirck einer Stadt oder Feſtung / ſo man nicht betretten darff / in der Ferne abzumeſſẽ / gehoͤret hieher nicht; Denn es verſtehet ſich / daß ein Archi - tectus oder Ingenieur, welcher eine Stadt zu befeſtigen befehliget / ja noch wohl an Hoffe ſey / welcher zu der Mauer gehen doͤrffe / Vid. Abdiam Trew. Da aber ſolches noͤtig were / kan es auß etlichen Staͤnden von ferne umb die Fe - ſtung genommen nach obiger Anleitung geſchehen / per lineas interſectionis, und mag man ſo viel Puncta / als auß zweyen Staͤnden koͤnnen erſehen werden / auf - zeichnẽ / und denn zum dritten / vierden / &c. Stande gehẽ / biß man herum komt / und alle nothwendige Puncta verzeichnet hat. Wie die Hoͤhen / Laͤngen / und Tief - fen zu meſſen / gehoͤret eigentlich hieher nicht / ſondern man kan / wenn ein Baum oder Thurm zu meſſen / einen Stab nehmen / der ſo lang were als der jenige / ſo den meſſen wil / denſelben in die Erde einſtecken / leget ſich dann hinter denſelbigen nieder mit den Fußſohlen an den Stab / und verſuchet / ob man gerade uͤber den Stab das Ende des Baums erſehen moͤge / erreichet man ſolches / ſo iſt es gut / wo nicht / ruͤcket man ab und zuwerts / biß man ſolches haben koͤnne / doch daß die Fuͤße allewege bey dem Stabe bleiben / hernach mißet man von dem Orte / da der Kopff gelegen / biß an dẽ Stam des Baums; So weit nun dieſes iſt / ſo hoch iſt auch derſelbe. Sed hæc obiter.
Wie die Hoͤhe eines Walles zu erkundigen / ob er nach gegebenen profil rechtange -49oder Kriegs-Bau-Kunſt.angeleget ſey / hat Metius Geom: Pract. lib. 2. Cap. 2. Axiom. 9. einen gebraͤuchli - chen Modum angezeiget / wie aus der 65. Figur kan geſehen werden; a b iſt die Hoͤhe des Walles / ſo ſol erkundiget werden / c d, iſt eine lange Stange uͤber den Graben geſtecket / in gewiſſe Schu abgetheilet / e f, ein kurtzer Stab auff dem Walle / g h, noch einer ſelbiger Laͤnge; So ich nun uͤber die Enden dieſer beyder Staͤbe welche oben gleich ſeyn muͤſſen / nach dem langen zu ziehle / und das Zeichẽ d, (welches etwa ein Schnupftuch oder ander Gemerck ſeyn kan / und von einem muß ab und nieder geſchoben werden / biß ich es gerade uͤber die beyden Enden der Staͤbe im Geſichte habe) erſehe / mercke ich / wie viel Schu an der langen Stangen ſolches abſchneidet / von dieſem ziehe ich den kurtzen Stab e f, ab / der Reſt gibt die begehrte Hoͤhe des Walles a b oder c i. Etliche ſtecken zwar nur einẽ Stab / und gebrauchen ein Jnſtrument / mit zwey Staͤben aber kan man es eben ſo wohl ohne Jnſtrument verrichten / nur daß ſie juſt gleiche lang ſeyn.
Vom Meſſen iſt insgemein dieſes zu obſerviren und in acht zu nehmẽ / daß / wo Hoͤhen / Tieffen oder Gruͤnde ſeyn / man allewege von den hoͤheſten Oertern (ſo man kan) anfange / und die Kette oder Schnur ſo ziehe oder halte / daß man nicht nach den Schragen oder Abgaͤngen der Hoͤhe oder Berge hinunter meſſe / ſon - dern in den Gruͤnden laͤngere Staͤbe auffſtecke / die Staͤnde deſto kuͤrtzer nehme / und die Kette in die Hoͤhe halte / daß ſie ſo viel muͤglich Horizontaliter und gera - de aus moͤge erſtrecket werden; Auch hergegen / da man etwas ins Feld / da Hoͤhen und Tieffen ſeyn / verlegen wil / daß man ſolches Horizonta - liter, ohne einigen reſpect der Tieffen oder Hoͤhen abſtecke und abtrage /G iijDenn50FORTIFICATIONDeñ man muß ſich einbilden / als wenn keine Gruͤnde oder Hoͤhen weren / ſondern nur ein planum Horizontale, Was aber die Gruͤnde abtragen / ſolche muß man nicht hineinwarts / wie ſonſt / weñ es ein ebener Plan iſt / gebraͤuchlich bauen / ſondern ſo viel außwarts zu bauen anfangen / biß die Gruͤnde den Hoͤhen gleich / und den erſt von Beſteck / als wenn man ſonſt auf der ebene bauete / den Wallanfangen hinein zu legen. Als zum Exempel / Wenn eine Geſicht-Linee were / ſo oben bey der Schulter hoch / und am Bollwercks-Punct niedrig oder in Grunde lege / und man alsbald im Grunde von den Bollwercks-Punct nach dem Abſtecken wolte hineinwarts anfangen zu bauen / muͤſte nothwendig die Schulter eine Ruthe oder mehr / ſo viel die Hoͤhe aufftragen kan / abgehen / wel - ches wol zu obſerviren.
Wienemlich eine auff dem Papier abgeriſſene Figur ins Feld zu transferiren, und abzuſtecken. Dieſes wird abermahl mit Abdiæ trewen Worten / weil ſon - derlich derſelbe hierinne fein kurtz / anhero geſetzt.
Wenn man es haben kan / muß man ſich mit dem Jnſtrument: oder auch einen Brett und Tiſchlein / darauff doch die Figur / ſo man abſtecken wil / muß geriſſen ſeyn / mitten auff den Platz ſtellen / darauff der Bau kommen ſol als Fig. 66. in A, und ruͤcket hernach die aus dem Centro gehende Regul mit den Abſehẽ herumb / von einer Ecken zu der andern / in der Diſtantz / welche der Angulus Centri erfo -dert /51oder Kriegs-Bau-Kunſt.dert und laͤſſet ihm einen Gehuͤlffen / in gebuͤhrender und zuvorgerechneter Di - ſtantz von Centro in das Geſicht ſtecken / Erſtlich die Bollwercks-Puncta B, b, b, hernach ferner hereinwerts D, c, d, die Keel-Puncta, ſo ſind die euſſerſten und in - nerſten Polygoren außgeſteckt / hernach meſſe man von C gegen D und d, die Laͤnge der Keel-Lineen / und ſtecke nach ſolchen Puncten Staͤbe in E und e, ferner meſſe man entweder nach der Laͤnge der Cortin aus e in f, oder abermals nach der Laͤnge der Keel-Lineen von d in f, ſo hat man die Cortin ef, von e und f meſſe man auffwerts nach geraden Winckeln die Laͤnge der Streichen oder Schultern / und ſtecke ſolcher nach Staͤbe in G g, H h, ſo ſind die gemeldete Schultern und zugleich auch die Geſicht-Lineen b h, b g, und G außgeſteckt: Ferner damit auch die Dicke des Walles recht außgeſtrecket werde / kan erſtlich von den Streich - Puncten e oder f gegen den Keel-Puncten c, D, d, &c. Vnd von dannen gerade hinneinwarts gegen i die Dicke oder Anlage des Walles abgeſteckt / und durch ſolche puncta parallela i o, dem Walle oder der Cortin. i k der Schulter k l, der Geſicht-Linea / (wofern die Bollwercke hohl werden ſollen) m o n p, aber allein den Walle parallel, wenn die Bollwercke außzufuͤllen) gezogen und außgeſtecket werden. Eben dieſe Meinung hats auch von auſſen her mit Abzeichnung des Vnter-Walles / Randes / Grabens und bedeckten Weges / daß man nemlich nach geraden Winckeln / recht von den Walle / Puncta in ſolcher Diſtantz nimbt / wie der Durchſchnitt oder profill zeiget / und durch ſolche parallelen den Walle gerings umher zeucht Hactenus Trewe.
Wie man aber ſolche parallelen machen ſol / iſt droben angezeiget worden;Hier52FORTIFICATIONHier iſt zu mercken: Erſtlich / daß von dem Beſteck an / der Wall in wendig abgeſte - cket und gebauet werden muß / die Faußebraͤy aber / Borm / Graben / verdeckter Weg alle außwerts ins Feldt hin. Zum andern / wenn man auß dem Centro die Haupt - und Keelpuncten abgeſteckt / daß man hernach fleißig die Latera oder Seiten der Figur uͤberſchlage / und nachmeſſe / ehe man weiter im Abſtecken fort - faͤhret; Denn man ſich leicht umb ein Haar breit in Anſchlagung eines Winckels verſehen kan / man nehme es auch ſo genau man immer wolle / welches hernach an den Lineen nicht allein etliche Schue / ſondern auch / wenn ſie lang hinnaus fal - len / etliche Ruthen verfehlen kan: Derowegen muß manwie geſagt / Erſtlich alle Polygon-Lineen wol uͤberſchlagẽ / und nachmeſſen / und aus ihrer bekanten Laͤn - ge eine gegen der andern vergleichen / welches wol in acht zu nehmen. Wenn man aber auff das Centrum nicht kommen kan / gehet es mit den Principal-Lineen zwar etwas anders / die Abſteckung aber / Dicke des Walles / Breitte des Gra - bens / und andern bleibet / wie vorgemeldet / und zwar in dieſem Falle beſchreibet Abdias Trewe 3. unterſchiedliche Modos und Wege / zwey fangen von dẽ Haupt - Punct an; Jn den erſten ſtecket er nach den außgerechneten Bollwercks und Streich-Winckel / &c. ab / die euſſerſte Polygon, den Streich-Punct / die Geſicht - Linea / und den Keel-Punct / und nach dieſem die Keel-Linee und Cortin &c. Jn den andern faͤnget er gleichfals von dem Haupt-Punct an / und ſtecket erſt ab den Keel-Punct / und die Haupt-Linea / denn den Schulter-Punct und Geſicht-Li - nee; Zum dritten den Streich-Punct / und die Keel / &c. Weil aber / wie oben ge - dacht / in Faſſung der Winckel gar leicht ein Fehler begangen werden / auch derBoll -53oder Kriegs-Bau-Kunſt.Bollwercks-Punct / wenn man nicht zum Centro kommen kan / nicht ſo leicht zu finden / als der Keel-Punct / ſonderlich in irregular-Wercken / iſt der dritte / wel - cher võ Keel-Punct anfaͤnget / faſt der beſte. Jſt demnach die dritte Manier / daß man ſich mit dergleichen oder andern Jnſtrument ſtelle / Fig. 67. auff den Keel-Punct a, laͤſſet ihn denn durch anzeige der Regul ſtecken die Polygon a b, die Keel-Linea a d die Cortin c d, und die Keel-Linea b c, alles ins Geſicht nach der Regul: Von a ferner die Haupt-Linea a e (aus dem Complement deshalben Polygon-Winckels) von dannen herumb die Keel-Linea a f, hernach fort die Cortin f g, und denn die Keel-Linea g h: Endlich die Schultern / g i, f k, d l, e m, &c. beduͤrffen mehr nicht / als daß man bey den Punctis c, d, f, g, gerade Winckel mache / ũd nach Laͤnge der Schultern auf die Puncta i, k, l, m, zumeſſe / hernach bey den Keel-Puncten b, h, &c. herumb in den uͤbrigen Lineen / ſo noch außzuſtecken / procedire, wie allbereit aus a procediret worden / ſo iſt der Sachen auch nach dieſer Manier gnug geſchehen: Hæc Trewe. Allhie / wie auch in vorigen / iſt rath - ſam / ja faſt notwendig / daß man auch die Puncta o p, auff die Cortinen / da die Streich-Lineen von den Geſichtern einfallen / das iſt die Secund. Flanq. oder Streich-Platz mit abſtecke / denn man ſich gar leicht / wie vor erinnert / in den Winckeln / oder auch in determinirung der Schultern / umb ein geringes verſehen kan / dadurch der Secund. Flanq. ein groſſes ab - gehet: Damit man aber hirinne keinen Fehler begehe / kan man mit Abſteckung dieſes Puncts fuͤrkommen. Denen Winckeln alleine iſt gantz nicht zu trauen / kan man eine Feſtung auffreiſſen und Abſtecken aus bloſſen Lineen (wie in folgendenH13. und54FORTIFICATION13. und 14. Modo gelehret wird) braucht man keinen Winckel / muß man ſich aber derſelben gebrauchen / ſol man ſie doch allewege mit den Lineen conferiren / Solches aber wird von vielen nicht in acht genommen / daß man nemlich in der Anlage eines Bollwercks ſolte uͤberſchlagen / wo die Streich-Lineen in die Cortin einfallen werden / und was man zum Streich-Platz und Keel-Lineen des neben - ſtehenden Bollwercks uͤbrig behalten koͤnne / ſondern man leget / ſo nur aus frey - er Fauſt nach dem Bollwercks-Winckel ein Wercklein ohne Reſpect der neben - ſtehenden Stuͤcken / ſie behalten ihre proportion oder nicht.
Eine Feld-Schantze ohne Rechnung und Jnſtrument abzuſtecken / iſt gar leicht / Denn es kan ja zuweilen geſchehen / daß man im Felde und bey Belage - rungen in der Eyl eine Schantze angeben und abſtecken ſol / da man kein Jnſtru - ment bey der Hand hat / Nun pfleget man ſolche Feld-Schantzen nicht gar groß und etwa mit vier / fuͤnff oder ſechs Bollwercken / jedoch dieſe letzte gar ſelten gantz / ſondern mehrentheils nur halb vor die Paͤße an das Waſſer zu bauen / dieſes ohne Jnſtrumente zuverrichtẽ / verfaͤhret man alſo: Man nimmet erſtlich einen Strick in etliche Ruthen getheilet / und einen andern Kuͤrtzen einer Ruthẽ lang / welchen man in 12. gleiche Theile abtheilet / derer jeglicher einen Reinlaͤn - diſchen Schu bedeutet / damit man auch die Schu in Vorraht habe. (allhier wollen wir die zwoͤlffuͤſſigen Ruthen gebrauchen) Wenn man nun eine vier - eckichte Schantze abſtechen wil / ſo macht man mit Huͤlffe des Stricks von Ru - then oder Schuhen einen rechten Winckel / welches geſchicht / wenn man die eine Linie 3 Ruthen oder Schuh / die andere 4 / und die dritte fuͤnffe lang nimbt / dennmuß55oder Kriegs-Bau-Kunſt.muß ſich nohtwendig nach des Pythagoræ invention ein rechter Triangul ſchlieſ - ſen / je laͤnger man aber ſolche Lineen nimt / je gewiſſer und richtiger find et ſich der rechte Winckel / darum man in Schuhẽ an ſtatt 3. 4. 5. Schuh / 12. 16. 20. nehmẽ kan / welches die Proportion, wie oben gedacht / nit endert / in Ruthen kan man bey 3. 4. 5. bleiben / darnach ſtecket man in den Punct des rechten Winckels / als in der 68. Figur in den Punct A einen Stab / und verlaͤngert beyde Lineen / ſo den rech - ten Winckel einſchlieſſen von A in B und C ſo lang als eine Seiten der Schantze ſeyn ſol / nach dem dieſelbe groß oder klein zu bauen begehret wird / als hier / zum Exempel 10 Ruthen lang / ſtecket darauff ferner in B und C, wieder zwey Staͤbe / endlich nimbt man den Strick von 10. Ruthen lang / machet deſſen Ende eines in B feſt / und mit den andern reiſſet man bey D auff dem Horizont ein Gemerck / darnach macht man eben dieſen Strick mit einem Ende in C feſt / und reißet mit dem andern bey D wiederum ein Gemerck / welches deñ nohtwendig das vorige beruͤhren oder durchſchneidẽ muß / allwo der vierdte Stab geſtecket wird / womit das Quadrat fertig / und wird darauff nach dẽ gezogenẽ Strick / oder Seiten der Figur gerings herum ein Graͤblein gemacht / damit man die Lineẽ allenthalbẽ ſe - hen und erkennen kan. Weñ dieſes geſchehẽ / ſo ziehet man mit dem Stricke / durch die gegen einander ſtehende Winckel die zwo Diagonal-Lineen A D und B C, und verlaͤngert dieſelbe uͤber die Winckel hinaus võ A in E, von B in F, von C in G, und von D in H, ſo lang als die Haupt-Lineẽ ſeyn ſollen / nemlich ½ von der Linia A B oď Seiten des Quadratas als hier 3. Ruthen 4 Schuh. Ferner mißet man mit dem Strick ⅕ von allen Seiten des Quadrats zu den Keel-Lineen ab / nemlich A I, und A K / item B L, und B M, &c. jede zwey Ruthen lang und richtetH ijaus56FORTIFICATIONaus ſolchen abgeſchnittenen Puncten / i k l m, &c. mit dem Stricke durch 3. 4. 5. Perpendicular-Lineen auf zu den Flancquen, M N L O i, p k e, &c. derer jede ⅐ von der Seite des Quadrats ſeyn ſol; Wenn man nun non M in N, von N in F von F in O / von O in L; So denn ferner von I in P, von P in E, von E in Q, von Q in K, und alſo fort in den andern Bollwercken gerings herumb ein Graͤblein machet / ſo wird die gantze Schantze nach der Directiv-Fortification abgeſtecket ſeyn / wo ferne aber die Diagonal Lineen / wegen Hinderniß durch das Centrum nicht gezogen werden koͤnten / ſo muß man die Kehl-Lineen und Flancquen zu erſt abſtecken / und die Flancquen als I P, und K Q, biß in R, einwarts gegen das Centrum verlaͤngern / und ſo dann von R eine Linee uͤber den Kehl-Winckel hin - aus biß in E, und alſo fort in den andern Bollwercken allen erſtrecken / So finden ſich die Haupt-Linien / gleich wie zuvor.
Eine fuͤnffeckigte Regular-Feldt-Schantze ohne Rechnung und Jnſtrument / auff dem Felde in Eyl anzulegen / kan man alſo verfahren: Man reißet eine Re - gular-Fuͤnff-Ecke / ſo groß / als man wil / aufs Papier oder auff eine Schreibe - Taffel / theilet deſſelben eine Seiten in ſo viel Ruthen / als man eine Seitten der Schantzen begehret / nach dem ſie groß oder klein ſeyn ſol / nimbt darauff wiederumb / wenn man nach der directiv-Forti - fication bauen wil / die Kehl-Lineen ⅕ die Flancquen ⅐ und die Haupt-Linien ½ von der Seitten des Fuͤnff-Eck / darnach mißet man nach dieſer Seiten des Fuͤnff - Eck / gleich als nach einem Maaßſtabe / den halben Diameter, und die Laͤnge der Linie / ſo die zwo Flanquen eines Bollwercks einwarts gegen das Centrum zu -ſammen57oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſammen hengen / Wenn dieſes geſchehen / ſo kan die Abſteckung auff dem Felde hernacher gar leichtlich verrichtet werden / nemlich / wenn man zum Centro des Platzes / da eine Feld-Schantze hingeleget werden ſol / kommen kan / ſo ſtecket man ein Strick aus dem Centro, als in der 69. Figur aus A nach der Laͤnge des halben Diametri, an den Ort / da ein Bollwerck zu liegen kommen ſol / als hier in B allwo ein Stab geſtecket wird / mißet darauff mit einem andern Strick von die - ſem Stab B an 10. Ruthen / als die beliebte Laͤnge einer Seiten des Fuͤnff-Eck / B C, und ziehet des halben Diametri Strick / A B, dieſer Seiten entgegen / biß ſie in C, zuſammen lauffen / woſelbſt in C widerumb ein Stab geſtecket und der Seiten lang ein Graͤblein gemacht wird / daß man die Linee erkennen kan / dar - nach ruͤcket man mit dẽ Strick B C fort / befeſtiget denſelben wiederum in C, und erſtrecket ihn / biß er mit des halben Diametri Strick A B, oder A C, in D, zuſam - men komme / und alſo verfaͤhret man mit der dritten / vierdten und fuͤnfften Sei - ten / oder Polygon von D in E, von E in F, biß man endlich wieder in A kombt / da der Anfang genommen worden / ſo iſt die fuͤnffeckichte Figur / ſo fortificiret werden ſol / verfertiget. Wofern man aber das Centrum nicht haben kan / muß man in etwas anders verfahren / nemlich / man nimmet an einen Orth / da ein Bollwerck angeleget werden ſol / den Kehl-Punct / und mißet darauß auff bey - den Seiten die Laͤnge der zwo Kehl-Linien / als zum Exempel in der vorigen 69. Figur / aus dem Punct B, die beyden Lineen B G und B H, henget dieſelbe am Ende wo dieſe Falcquen auffallen / durch eine andere Linee G H, mit Huͤlffe eines Strickes / zuſammen / welche ſo lang ſeyn muß / als ſie in dem Riß nach demH iijMaaß -58FORTIFICATIONMaaßſtabe befunden wird / nach welcher Laͤnge ſich die Keel-Lineen / auch lencken muͤſſen / biß ſich der Triangul B G H richtigſchließet / wenn dieſes geſchehen / ſo werden die zwo Linien B G und B H, ſo weit verlaͤngert als die Seite des Fuͤnff - Ecks ſeyn ſol / nemlich allhier gleich wie zuvor / 10. Ruthen lang / auff welcher bey - der Ende C, und F, ein Stab geſtecket wird; Eben alſo verfaͤhret man auch in den andern Keel-Puncten allen / wo ein Bollwerck gemacht werden ſol / biß man gantz herum kommet / So wird ſich das Fuͤnff-Eck richtig ſtellen; Hierauff wird nun ferner mit Anfuͤgung der Haupt-Linien Flanquen und Facen, wie in der Vier-Ecke verfahren / darumb es dißfals keines neuen Vnterrichts bedarff. Wil man nun auch ein Sechs-Eck anlegen / welches doch / wie obgedacht / ſelten gantz / ſondern mehrentheils halb mit zwey gantzen und zwey halben Bollwercken / an Bruͤcken gebauet wird / ſo wird mit den Aufriß eben wie zuvor bey den Fuͤnff - Eck verfahren / und hernacher mit Huͤlffe eines Strickes / welcher ſo lang ſeyn muß als der Semidiameter, nach dem Maaßſtabe befunden wird / gerings umb die Bruͤcke ein halber Circkul gemacht / welcher ſich durch den Semidiametrum nothwendig in 3 gleiche Theile theilen laͤſſet / worauff ſich die 3 innerliche Polygo - nen ſelbſten geben / wen nun mit demſelben / entweder wiederumb nach der di - rectiv-Fortification, oder einer andern Art / wie zuvor / verfahren wird / ſo wer - den außwarts gegen das Feld die zwey gantze / und einwarts gegen das Waſſer die zwey halbe Bollwercke leichtlich zu formiren und abzuſtecken ſeyn; Wie ſol - ches in der 70. Figur aus A B C D E zu erſehen. Ob man nun wol auf dergleichen Art alle Regular-Figuren fortificiren koͤnte / ſo ſcheinet doch ſolches bey den an -dern59oder Kriegs-Bau-Kunſt.dern nicht noͤhtigzu ſeyn / weil es nur auff den Nohtfall angeſehen / dergleichen ſich bey geringen Schantzen zutragen kan / darumb man auch hier bey bewenden laͤſſet.
Was endlichen die profil, ſo zu ſolchen und andern Feld-Schantzen gehoͤrig / anlanget / ſo ſind dieſelbe unterſchiedlich / nach dem das Werck ſeiner Eigen - ſchafft und Nutzen nach eines erfodert / denn bißweilen wird eine ſolche Schan - tze in geſchwinder Eyl / nur auff ein Interim, gute Wache darinne zu halten / und nicht zu ſonderbahrer Defenſion, und ſtarcker Gegenwehr angeleget / da es denn gantz unnoͤthig were / wenn man ſich groſſer Weitleufftigkeit gebrau - chen / und mit Auffuͤhrung eines groſſen Walles Zeit und Vnkoſten verlieren wolte / Wo aber ein beſtaͤndiges Werck erfodert wird / welches wider ſeinen Feind beſtehen ſol / da muß man freylich einen ſtaͤrckern Wall anlegen / dahero die Profil nicht einerley ſeyn koͤnnen / ſondern werden bald groͤſſer bald kleiner genommen / alſo daß zu weilen gantz kein Wall / ſondern nur eine bloſſe Bruſt-Wehre / etwa mit einer doppelten Banck / dergleichen ſonſten in den Reduten und Trencheen gebraͤuchlich / herumb gefuͤhret wird. Allhier iſt in acht zunehmen / wo truckene Graben ſind / da kan man in der Contraſcerpe des Grabens gegen das Feld eine einfache oder ge - doppelte Banck machen / nach dem der Graben tieff oder feicht iſt / damit man ſich aus demſelben gleich als aus einem bedeckten Weg / gegen den ankom - menden Feind wehren kan / und damit ſolches deſto fuͤglicher geſchehen moͤge /ſo60FORTIFICATIONſo kan man den Horizont am euſſerſten Rand des Grabens umb einen Schuh erhoͤhen / und den Horizont gleich wie am bedeckten Wege außwarts eine wenige Abdachung geben. 2. An etlichen ſtarcken Feld-Schantzen machet man auch eine Faußebraye / und einen bedeckten Weg / Was aber darzu võ noͤthen / und wie ſolche beſchaffen ſeyn ſollen / iſt leichtlich aus hernachfolgenden abzunehmen.
NAch dem im vorhergehenden Theil die meiſten obſtacula und Verhinde - rungẽ / ſo in dieſer Kunſt / ſelbe expedit und frey zu uͤben / etwa hin und wie - der fuͤrfallen moͤchten (als zum Exempel / wenn geſaget wird / der Graben ſol den Geſicht-Lineen Parallel gezogen werden / und man denn nicht weiß / was eine Parallel-Linea iſt / viel weniger / wie ſolche ſol gemacht werdẽ / da bleibet man beſtecken / und kan weder fuͤr ſich / noch hinder ſich / und alſo in andern mehr) â part61oder Kriegs-Bau-Kunſt.â part zuſammen geleſen und abgehandelt / damit man hinfuͤro deſto kuͤrtzern und richtigern Progreß in derſelben habe / und deſto ehe den fuͤrgenommenen Scopum und Zweck erreichen koͤnne / als ſchreittet man nunmehr zum Werck ſel - ber / und werden in dieſem erſten Capittel die Termini artis oder Kunſtwoͤrter / wie auch die Termini oder Woͤrter ſo gantze Wercke oder andere Krieges-Sa - chen benennen / billich abgehandelt. Denn wie eine jegliche andere Kunſt denen Dingen und Sachen / da ſie von handelt / ihre eigentliche und ſonderliche Namen zueignet / ohne welcher vorhergehender notitia und Wiſſenſchafft man in derſel - ben nicht fortkommen kan / alſo hat auch dieſe Kriegs-Baw-Kunſt ihre ſonder - liche Woͤrter und Namen / welche hie viel einanders / als ſonſt in gemeinen Reden / bedeuten: Solche Woͤrter aber ſind aus unterſchiedlichen Sprachen / als La - teiniſcher / Teutſcher / Jtalieniſcher / Spaniſcher / Frantzoͤſiſcher / und Hollaͤndi - ſcher Sprachen entlehnet / und zwar erſtlich die Terminos Ichnographicos oder Woͤrter / die zum einfachen Grundriſſe gehoͤren anlangend / ſind derſelben zwey - erley / etliche benennen die Lineen / etliche die Winckel / beyderley werden aus der 71. Fig. angezeiget. Die Lineen betreffent / ſind derſelben fuͤnfferley:
1. Etliche gehoͤren zu der bloſſen Figur: a b, Latus interius, die innwendige Seite oder Polygon der Figur / Gallicè Polygone interiur, iſt die Linee welche eine Fe - ſtung von einem Winckel zum andern innwendig beſchleuſt.
b c, Semidiameterminor, die Ort-Streiche oder der kleine halbe Diameter, iſt die Linee / welche aus dem Centro, biß zum Keel-Punct gezogen wird.
Jcd Se -62FORTIFICATIONc d, Semidiameter major die verlaͤngerte Ort-Streiche / oder der groſſe halbe Diameter, Diſtantia Cẽtri ab extremitate propugnaculi, iſt die Linee / welche auß dem Centro biß zum Bollwercks-Punct gezogen wird / das iſt der halbe Diame - ter und die Capital zuſammen genommen.
c o, Perpendiculum minus, die kleine perpendicular.
c p, Perpendiculum majus, die groſſe perpendicular.
2. Etliche werden Werck-Lineen genant / als welche zu Auffreißung und Abſte - ckung eines Wercks noͤthig.
b d, Linea capitalis die Haupt-Linea / in Irregular-Wercken die Fug-Linea / Jſt die Linea / welche von dem Angule Polygone oder Kehl-Punck biß an den Angu - le Flanq. gezogen wird / welche das Bollwerck in allen Regular-Figuren in zwey gleiche Theil theilet.
b e, Collum, Linea colli ſeu gutturalis; Gallicè, La Gorge; Italicè, Recinto die Keel-Linee / Jſt die Linea welche von der Cortin verlaͤngert wird / und den An - gule Polygone ſchleuſt.
e f, Ala ddie Schulter / Fluͤgel oder Streiche / l’es paule, le Flanq. Jſt die Linee welche aus der Cortin-Perpendicular gehet / ũd die Face erreichet / dicitur etiam die Streich-Wehre oder Seiten-Defenſion.
3. Etliche Bau-Lineen / als welche effectivè auffgebauet werden.
d f, Facies; Gallicè, la face, Die Geſicht-Linee / iſt die Linee welche den Winckel des Bollwercks macht und dem Feinde im Geſicht lieget.
e g, Chorda, vallum intermedium Courtine, die Wall-Linee / der lange Wall /Mittel63oder Kriegs-Bau-Kunſt.Mittel-Wall / Cortyn / Gardin / iſt der Theil welcher zwiſchen zweyen Boll - wercks Flancquen lieget.
4. Etliche defenſ - und Wehr-Lineen / als
u h, Linea defenſionis ſeu defendens minor, die kuͤrtzeſte Streich-Linea / die De - fens-Linea / die bewegliche Streich-Linea / Jſt die Linea / welche aus dem Streich - Platze mit der Face in einem Strich gezogen wird.
e h, Linea defendens major, die alte / laͤngeſte / oder beſtaͤndige Streich-Linea / Jſt die Linee / welche aus dem Punct oder Winckel der Cortin und Flanq. nach dem Punct des Bollwercks gezogen wird.
h d, Latus exterius, die euſſerſte Seitte oder Polygon der Figur / die Original, Diſtantia Propugnaculorum, Gallicè, Polygone exterieur, die diſtantz der Bollwercks-Puncten / iſt die Linea / welche von einem Bollwercks-Punct zum andern gezogen wird.
g q, Ala chordæ, der Streich-Platz / Gallicè, Secund. Flanq. Jſt das Stuͤck der Cortin, welches zwiſchen den Punct der Streich-Linea und der Flanq. iſt / aliàs die Courtin-Streiche.
e q, Das Cortinen-Stuͤck / darinn die kuͤrtzeſte Streich-Linea faͤllet oder der Streich-Lineen Cortinen Stuͤck / oder das Stuͤck der Cortin zwiſchen der Schul - ter und Streich-Platz.
5. Sind noch etliche Lineen / ſo zur calculation und Außrechnung gehoͤren.
s r, Alæ continuatio, die erlaͤngerte Streiche / Gallicè Flanq́. pro longe / Jſt die Linee welche von der Flanq. in Verlaͤngerung biß an die Polygone exterieur gezogen wird.
J ijh r, Di -64FORTIFICATIONh r, Diſtantiaanguli propugnaculi ab ala continuata, die Diſtantz des Boll - wercks-Puncts von der erlaͤngerten Streiche / Jſt die Linee / welche / wenn ſie zweymahl genommen wird / und man addiret die Courtin zu / die Polygon ex - terieur machet.
r g, Diſtantia laterum, die Diſtantz der Polygonen oder der Seitẽ / iſt die Linea / welche die Weite der Polygon, wie ſie nemlich von einander ſtehen / anzeiget.
h t, Semidifferentia laterum, die halbe Differentz der Polygonen, iſt die Linea wenn ſie zweymahl genommen den Vnterſcheid der Polygonen weiſt.
Zum andern / was die Winckel angehet / gehoͤren etliche zu der Figur und ſind allewege unwandelbar / Als a c b Angulus Centri, der Mittel-Puncts-Winckel Angle de Centre, Jſt der Winckel welchen zwey nechſte halbe Diametri machen / wenn ſie zuſammen kommen.
a g k, Angulus Circum ferentiæ vel Polygoni, der Vmbkreiß-Figur-Poligon - oder Kehl-Winckel oder Kehl-Punct / Angle Polygone, iſt der Winckel ſo von zweyen Seiten der Figur geſchloſſen wird.
h a b, Angulus lineæ capitalis & lateris, ſeu colli Polygoni, der Winckel der Ca - pital und Keel-Linie / iſt der Winckel / ſo von der Capital und Kehl-Linee oder Seite beſchloſſen wird.
Nota. Dieſer und der halbe Polygon-Winckel machen allezeit 180. Grad / und iſt einer des andern zu zwey rechten Winckeln Complement.
s g e, Angulus alæ & cortinæ, der Winckel zwiſchen der Streich und Cortin, ſo allezeit recht / oder 90 Grad halten muß.
Ettliche Winckel variiren nach Vnterſcheid der Arten und Maniren zu forti - ficiren, und ſind:
n h s,65oder Kriegs-Bau-Kunſt.n h s, Augulus propugnaculi, Angulus defenſus ſeu potius defendendus der Bollwercks-Punct oď Winckel Angle Flanq;, iſt der Winckel welchẽ zwey Facen, weñ ſie zuſammẽ kommen / machẽn / ach dieſem muͤſſen ſich alle andere und folgẽde richtẽ / und weñ dieſer verẽdert wird / auch folgẽde verendert werdẽ / als nemlich: g s h, Angulus faciei & alæ, der Winckel der Geſicht-Linie ũd Streiche iſt ďWin - ckel / welchẽ die Flanq. und Face formiret. Not. dieſer wird gefunden weñ man den halben Bollwercks-Winckel von dem halben Polygon-Winckel abzeucht / dẽ Reſt 90. Grad addiret.
h u g, Angulus defenſionis ſeu defendens minor vel interior / der kleine oď inn - wendige Streich-Winckel / iſt der Winckel / welchẽ die Cortin - und Streich-Linie ſchlieſſen / in den Punct da die Streich-Linee auf die Cortin faͤlt / dieſer entſtehet / weñ ich den halben Bollwercks-Winckel vom halben Polygon-Winckel abziehe. h o d. Angulus defendens major vel exterior, l’Angle du Tenaille, der groſſe oď außwendige Streich-Winckel / l’Angle flanquant exterieur, iſt der Winckel / welcher von zweyen Streich-Lineen / in dẽ ſie ſich durchſch neiden / gemacht wird / s h r, der Winckel der Face und der euſſerſten Polygon iſt gleich dẽ kleinẽ Streich - Winckel. h a i, der Winckel der Capital / und die Diſtantz der Polygonen, iſt gleich den halben Winckel Centri, a c o, h s r, der Winckel der Geſicht-Linie und verlaͤngertẽ Streiche iſt gleich dem Winckel der Streiche und der Streich-Linee.
Die andern Winckel / ſo etwa ſonſt in der calculation moͤchten fuͤrlauffen / ſollẽ an ihrẽ Ort mitgenommen werden. Nota. Weñ nach gewoͤhnlicher Mathema - tiſcher Manier drey Buchſtaben zu einem Winckel gebrauchet werden / bedeu - tet allewege der mittelſte den rechten Punct oder Winckel.
J iijZum66FORTIFICATIONZum dritten folgẽ die Termini Orthographici, die Namen des Durchſchnitts / der Dicke des Walles / oder des Profils, ſolche ſeynd Fig 72. zu ſehen.
a i. Baſis ſeu Planta valli, die Anlage oder Fuß des Walles.
k h, l n, Altitudo valli perpendicullris, die Hoͤhe des Walles.
i n, Acclivitas valli exterior, Die euſſerliche Boͤſchung (quaſi Beſchuͤtzung) Do - cirung oder Droßirung des Walles / derer Baſis oder Grund i l, iſt.
a h, Acclivitas valli interior, die innerliche Boͤſchung oder Docirung des Walles / der inwendige Anlauff des Walles / derer Baſis oder Grund A K iſt.
h n, Latitudo valli ſuperior, die ober Breitte des Walles / de Kruyn. Belg.
b c e d m, Thorax, Lorica, Parapet, die Bruſt-Wehre.
b n. Bes ſeu Baſis Thoracis, Anlage oder Fuß der Bruſt-Wehre.
m g, Altitudo loricæ exterior, die euſſerliche Hoͤhe der Bruſt-Wehre.
d f Altitudo loricæ interior, die inwendige Hoͤhe der Bruſt-Wehre.
d e, Acclivitas loricæ interior, die innerliche Boͤſchung /
m n Acclivitas exterior, die euſſerliche Boͤſchung der Bruſt-Wehre.
d m, Latitudo ſuperior loricæ, die Ober-Breitte / de Kruyn der Bruſt-Wehre.
b c e, Scabeilum, Gallicè, Banquet, die Banck / b c, derſelben Docirung.
b h, Ambulacrum valli, Gallicè, Terre Plein, der Wall-Gang / Hinter-Wall.
i o, Ambulacrum valli inferius, Gallicè, Fauſsebraye, der Vnter-Wall.
o p r s t, Scabellum & lorica Horizontalis, Gallicè, Banquet & Parapet dela Fauſ - ſebraye, die Banck und Bruſt-Wehre des Vnter-Walles.
t u, Margo Valli, Liſiere, die Zehe am Walle / Barm / Rand.
v vv x y, Foſſa der Graben.
z vv67oder Kriegs-Bau-Kunſt.z vv Profunditas foſſæ, die Tieffe des Grabens.
u vv Acclivitas foſſæ exterior, Scarpe, die niederhangende Abdachung des Gra - bens nach dem Felde zu.
x y Acclivitas foſſæ interior, Callicè Contreſcarpe die gegen der Feſtung han - gende Abdachung.
y A, Via cooperta, gallicè, Corridor, Chemin, Couvert, Esplanade, der bedeck - te Weg / aliàs die Contra Scarpe, ſed impropriè.
A B C D, Scabellum & lorica viæ coopertæ, des bedeckten Weges Banck und Bruſt-Wehre.
A D, Baſis loricæ viæ coopertæ, Anlage der Bruſt-Wehre des bedeckten Weges.
E C, Altitudo loricæ viæ coopertæ, Hoͤhe des bedeckten Weges.
D F G H, Foſſa viæ coopertæ der Graben des bedeckten Weges.
Noch ſind zũ vierdten etliche Termini oder Woͤrter ſo gantze Wercke oder ſonſt andere Krieges-Sachen benennen.
Von dem Fundament der Fortification, und Haupt-Canonibus oder Regu - lẽ / darauff alles / was in derſelben vorlaͤufft / beruͤhret und gegruͤndet ſeyn muß - Nebſt dem Vnterſcheid der Oerter / die da ſollen befeſtiget werden / und unter - ſchiedlicher ungleicher Meinungen / welche Oerter beſſer und den andern vorzu - ziehen ſeyn / auch von Befeſtigung des Grundes / darauff eine Feſtung gebauet werden ſol / deßgleichen / wie ſtarck eine Feſtung mit Mannſchafft zu beſe - tzen / und mit was Zubehoͤrungen dieſelbe vornemlich zu verſehen ſey:
Das eigentliche Fundament und Grund der Fortification iſt / mit einem Worte zu reden / die Defenſion, und vollkoͤmliche Beſchirmung eines Orts oder Feſtung / daß nemlich nicht der geringſte Punct an derſelben / nicht allein Defenſion - oder Wehr-loß ſey oder verbleibe / ſondern auch die Defenſion, ſo viel muͤglich / ſtaͤrcker / oder zum wenigſten gleich der Offenſion ſey: Dieſes haben zwar die alten auff mancherley Wege und Weiſe geſuchet und verſuchet / aber doch hat man ſolches nicht ehe erlangen koͤnnen / biß die ietzt neue und nunmehr allenthalben gebraͤuchliche Manier zu fortificiren erfunden worden. Bey der Defenſion aber ſind fuͤrnemlich viererley in acht zu nehmen:
I. Vom erſten iſt zu mercken / daß ein jeglicher Ort / je naͤher er dem Feinde ins Geſichte lieget / je ehe er von demſelben angegriffen wird / weil nun die Boll - wercke / und ſonderlich derſelben Geſicht-Lineen / dem Feinde am nechſten / iſt es nicht allein rationabel, ſondern es gibt es auch die taͤgliche praxis ũd Erfahrung / daß dieſelbe alleweg des Feindes Angriff / fuͤr einigen andern Ort / muͤſſen ge - wertig ſeyn.
II. Dieſer Defenſion, oder den Locum defendentem, fuͤrs ander betreffent / haben zwar die alten ſelbige nur bloß auß den Streichen oder Schultern genom - men / weil aber ſolche zu ſchwach befunden / und inter locum defendendum & defendentem keine rechte proportion, zeucht und zwinget man jetzo den Boll - wercks-Punct / ſo viel er immer leiden kan / zuſammen / und hilfft den Wercken ſonſt wie man kan / daß man ein gut Stuͤcke der Cortin, und in etlichen mehr als die Helffte gewinne / welches Secund. Flanq. oder Alæ Cortinæ, des Cortinen Stuͤck oder der Streich-Platz genandt wird / damit die Defenſion die Offenſi - on, wie erwehnet / uͤbertreffe / oder doch ja zum wenigſten derſelben gleich werde / deñ es ſonſt gar uͤbel abzugehen pfleget / weñ ein kleiner Pygmæus oder Zwerg / ſich mit einem groſſen Rieſſen ſchlagen wil / und ein Platz oder Linie / da 30. oď 40. Offendenten anfallen koͤnnen / nur von 8. oder 10. defenſoribus (wie bißhero mehrentheils geſchehen) kan defendiret werden.
LIII. Wo78FORTIFICATIONIII. Womit die Defenſion ſolle geſchehen / ſo ſind in dieſem Stuͤcke auch nicht alle Autoresſonderlich die alten mit den neuen / einig / Jene geben den groben Stuͤcken und Geſchutz den Vorzug / dieſe aber wollen / ſie koͤnne und muͤſſe allein mit Mußqueten geſchehen. Es wird aber allhier nicht die Defenſion, dadurch dem Feinde von weitten in Anzuge begegnet / oder deſſelben Wercke und Baw verhindert und ruiniret wird / verſtanden / welches ſich ohne das verſtehet / daß es nicht anders / als aus und mit groben Stuͤcken geſchehen muſſe / ſondern eigentlich / wenn der Feind die eine oder die andere Geſicht-Linee eines Boll - wercks anfaͤllet und Sturm laͤufft / womit man als denn ſelbe defendiren und beſtreichen ſol / obs mit Stuͤcken oder Mußqueten geſchehen muͤſſe / und werden in dieſem Falle billich mit denen Retentioribus die Mußqueten den Stuͤcken fuͤr - gezogen:
Denn 1. Weñ die Stuͤcke abgeſchoſſen / nehmen ſie Zeit wieder zu laden / und geben als dann dem andringenden Feinde Inducias oder Anſtandt; Mit Mußqueten aber kan man continuirlich eines umbs ander abwechſelend / auff denſelben loß ſchieſſen.
2. Wenn das Geſchuͤtz beſchaͤdiget / und etwa ein Rad oder ſonſt was zubro - chen / iſt es untuͤchtig / wird ein Mußquetirer erſchoſſen / tritt ein ander an die Stelle.
3. Wenn ein Bollwerck ruiniret wird / ſtehen die Stuͤcke bloß / und koͤnnen nicht mehr wohl gebrauchet werden; Ein Mußquetirer aber kan ſich auch zur Noth in einem ruinirten Wercke behelffen / wenn er nur ein wenig Vortheil und Be - deck hat.
4. Weñ79oder Kriegs-Bau-Kunſt.4. Wenn der Feind anfaͤnget ſich zu naͤhern / kan man ihme mit dem Geſchuͤtz nicht wohl mehr beykommen / auch kan man daſſelbe nicht fuͤglich gebrauchen auf den Secund-Flanquen oder Streich-Plaͤtzen / und was ſonſten fuͤr incom - moditaͤten mehr ſeyn / derer die Stuͤcke unterworffen; Hergegen aber die Muß - queten derſelben entlediget und befreyet / und koͤnnen an allen Oertern und Occa - ſionen zu ſtatte kommen.
Hiraus fleuſſet deñ endlich die ſolution der vierdten Frage / daß man nemlich die Diſtantz oder Weitte / Loci defendendi & defendentis, des Orts ſo ſol ver - theitiget werden / und ſo den andern verthaͤdigen ſol / nicht nach den Canonen oder Stuͤcken / ſondern der Mußqueten Schuͤſſe / muͤſſe determiniren und an - ordnen. Wie weit aber eigentlich eine Mußquete reiche / ſtimmen auch nicht alle uͤberein: Die meiſten meinen / daß 60. Ruthen oder 600. Fuͤß die rechte Laͤnge des Mußqueten Schoſſes / und alſo der Defenſion ſey / denn ob ſchon derſelbe etwas weitter moͤchte reichen / ſencke ſich doch nach dieſer oberwehnten Weitte die Ku - gel / und habe keine ſonderliche Staͤrcke noch Krafft mehr. Goldtman haͤlt dafuͤr / man koͤnne die Defenſion und den Mußqueten-Schuß gar wohl auff 70. oder 75. Ruthen nehmen / denn als deñ die Kugel noch ſtarck genug anſchlage / und wohl einen Kerl unter dem Hauffen treffen koͤnne / ob es ſchon nicht eben ein Ziel - Schuß ſey: Der Mittel-Weg iſt der beſte / denn nimbt man die Defenſion, ſon - derlich in denen Figuren / ſo wenig Ecken haben / juſt auff 60. oder 61. Ruthen / begehet man auff der andern Seiten einen ſchaͤdlichen Fehler / in dem man nicht wohl die proportion inter partem defendendam & defendentem,L ijdavon80FORTIFICATIONdavon droben gedacht / kan halten / und kaum mit groſſer Muͤhe das Theil / ſo das andere verthaͤdigen ſol / dem ſo verthaͤdiget werden muß / gleich / geſchweige denn ein merckliches groͤſſer haben / nimt man ſie aber uͤber 68. und 70. Ruthen / faͤllet ſie auch zu ſchwach / denn daß die Mußquete ein gut Theil noch uber 60. Ruthen tragen koͤnne / iſt gewiß / aber aus der Erfahrung kan man mit genauer Noth 70. erreichen / es were deñ Sache / daß man die ſtaͤrckeſten Mußqueten an die weit gelegene Oerter ſtellete / und denen abſonderlich Befehl gebe / ettwas ſtaͤrcker zu laden / oder auch an denen Oertern Doppelhacken gebrauchen koͤnte / welches / ob es fuͤglich geſchehen moͤge / ſtellet man andern verſtaͤndigen und Krieges-Erfahrnen zu judiciren anheimb / und bleibet man unterdeſſen / wie ge - ſaget / bey dem ſicherſten und Mittel-Wege und determiniret die laͤngeſte Defen - ſion oder den Mußqueten-Schuß von 65. biß 68. Ruthen / denn alſo erreichet man utrumq; Scopum, die Defenſion faͤllet nicht zu uͤbrig lang / und der verthe - tigende Theil iſt gleich / oder in den meiſten ein merckliches groͤſſer / als der verthe - diget werden ſol. Aus dieſem folget nun 1. Daß man beyderley / ſo wohl der Stuͤcke als der Mußqueten in einer Feſtung benoͤtiget / Jene / von ferne dem Feind damit zu begruͤſſen / oder ſeine Wercke damit zu ruiniren, und zu verhin - dern / Dieſe gegen den herannahendẽ Feind zugebrauchen / und den Sturm da - mit abzutreiben. 2. Daß man ſich in Auffbawung einer Feſtung und Anlage der Wercke / wenn ſolche ihre rechte Defenſion haben ſollen / nicht nach den Ca - nonen, ſondern nach dem Mußqueten-Schuſſe reguliren und richten muͤſſe. Es wird aber umb mehrer Richtigkeit halber das Defenſion. Werck / und wasſonſt81oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſonſt bey Fortificirung eines Ortes in acht zu nehmen / in folgenden General - Canonibus oder Regulen verfaſſet / auff welchen gleichſam die gantze Fortificir - Kunſt beruhet / und hiermit umſchrieben iſt / nach welchen man auch alles / was in derſelben fuͤrleufft / examiniren und probiren kan und muß / und was mit demſelben uͤberein komt und zuſtimmet / ob es ſchon ſonſten in einem und andern variiret, fuͤr recht und gut / was denen aber zu wider / fuͤr wehrloß und untuͤchtig ſchaͤtzen.
Was aber den Vnterſcheid der Oerter inſonderheit anlanget / die da ſollen befeſtiget werden / welche beſſer und den andern vorzuziehen ſeyn / befinden ſich unterſchiedliche Meinungen / die aber doch alle ihre fundamenta und wichtige rationes haben / drumb dieſelben pro und contra, umb mehrer Vbung willen allhier beyzufuͤgen / fuͤr gut und rathſam geachtet.
M ijEtliche88FORTIFICATIONEtliche halten gewiß dafuͤr / es ſey am beſten gethan / weñ man die Feſtungen auff Berge / Felſen / und andere hohe Oerter baue / aus dieſen Vrſachen: weil
Dagegen aber werden hinwieder um gewiſſe und gruͤndliche Beſchwerungen eingewendet:
Die Feſtungen / ſo in Thaͤlern und Gruͤnden gelegen / wollen von niemand ge - lobet / ſondern vielmehr verworffen werden / weil ſie der Feind mit beſten Vor - theil / und der Feſtung groͤſten Schaden von den Hoͤhen beſchieſſen kan / welches hingegen von denen in der Feſtung gegen dem Feind in wenigſten nicht geſchehen koͤnte.
Die es aber mit denen Feſtungen halten / ſo auff ebenen Landen gelegen ſind / haben folgende Motiven und Vrſachen:
Es wird aber wieder im Gegentheil gezeiget:
Die Feſtungen ſo in Marraſt und Sumpff gelegen / haben dieſen Vortheil:
1. Daß91oder Kriegs-Bau-Kunſt.Doch befinden ſich an ſolcher Feſtung folgende Maͤngel:
Die Feſtungen / ſo im Meer gelegen / werden wegen folgenden Vrſachen fuͤr gut geachtet:
Dagegen aber haben ſie dieſe Vngelegenheit / daß ſie
Die Feſt[un]gen / ſo am Meer / See / oder groſſen Schiffreichen Waſſern ge - bauet wer[d]en / haben dieſen Vortheil.
Hingegen aber iſt wieder zubedencken.
Vnd dieſes ſind alſo hiervon kuͤrtzlich beyder Theile Meinungen / und kan ein jeder auß angeregten Motiven und Gruͤnden das judicium bey ſich ſelbſt neh - men / welche Feſtung der andern vorzuziehen / Deñ ob zwar bey jeglicher gewiſſe rationes pro und contra zu befinden / ſo ſindt doch dieſelben einander nicht gleich / ſondern wenn ſie gegen einander gehalten merden / eine die ander uͤberwieget / dahero die meiſten nicht unbillich dafuͤr halten / daß unter allen dieſen Feſtungen die jenigen die beſten und bequemeſten ſeyn / welche an einẽ Schiffreichen Waſſer liegen / und allezeit einen offenen Paß haben / dadurch ſie Succurs, Proviant, Mu - nition, und dergleichen noͤtige Sachen bald bekommen koͤnnen / item: da man nicht leichtlich approchiren und miniren kan.
All hie iſt inſonderheit zu mercken / daß die Feſtungen oder Haupt-Wercke ins gemein abgetheilet werden in groß / mittel und klein Royal. Von dem groſſen ſind ſonderlich obgeſchriebene Canones zu verſtehen / vornemlich was Canone 17. von der laͤngſten Defenſion gemeldet / daß ſelbige nemlich nicht viel uͤber 60. Ruthen ſeyn ſol; Jm kleinen Royal wird die Diſtantz der enſſerſtẽ Bollwercks -N ijPuncten96FORTIFICATIONPuncten oder die außwendige Polygon (latus exterius) auff 60. Ruthen oder 600. Fuͤß ins gemein genommẽ: Goldman neñet ſolche opera Dodrantalia, und proportioniret ſelbige nach allen Lineẽ des groſſen Royals / nehmende derſelben¾ Als ſo in groſſen Royal die Geſich-Linee 24. Ruthen / ſind ¾ derſelben 18. Ruthen / ſolche geben die Geſicht-Linee in kleinen Royal / und alſo in allen andern Stuͤckẽ. Das Mittel Royal iſt / was zwiſchen dieſen beyden / wenn nemlich die laͤngſte Defens - oder Streich-Linee kuͤrtzer als 60 die euſſerſte Polygon aber / oder die Diſtantz der Bollwercks-Puncten laͤnger als 60. Ruthen / oder der Mußque - ten-Schuͤß; und dahin gehoͤren die mittelmaͤſſige Plaͤtze / ſo befeſtiget werden ſollen. Was unter dem kleinen Royal / gehoͤret zu Feld-Schantzen und derglei - chẽ / Dieſes hat Goldtman wieder zweyerley Sorten / Dimidiata, in welchen alle Lineen des groſſen Royals halb genommen werden / und Quadrantalia, in wel - chen ſie ein Viertheil des groſſen Royals halten / jene Wercke gebrauchet man zu groſſen / dieſe zu kleinen Feld-Schantzen / Doch iſt man an dieſe Proportion ſo genau nicht gebunden / ſondern kan auch wol zwiſchen beyderley einfallende mit - nehmen. Andere theilen die Wercke unter klein Royal in kleine / derer Seitten von 40 Fuß oder 4. Ruthen / biß auff 7. Ruthen / oder 70. Fuͤß: Mittelmaͤſſige / derer Seiten von 70. biß 125 Fuͤß: Groſſe / derer Seiten von 125. Fuͤß biß ins kleine Rayal / daß iſt etwa 400. oder 450. Fuͤß / ſich erſtrecken; Was druͤber iſt faͤllt ins kleine Royal: die allerkleineſten Wercke aber / als derer Seitten von 4 biß 7 Ru - then genommen werden / ſeyn die Reductus odrr Reduiten. Von den kleinenRoyal97oder Kriegs-Bau-Kunſt.Royal unnd andern kleinen Wercken iſt ſonderlich folgendes zu obſer - viren:
Hier iſt in der 73. Figur vorgeſtellet / wie ein Orth den andern defendiren koͤnne / und wie die Streich-Lineen durch einander gehen / und alle Puncta be - ſchieſſen. Die in a a &c. auf die Secund. Flanq. oder Streich-Platz und Schultern vertheidigen die gegẽ uͤberſtehende Geſicht-Linee; Die auff der Geſicht-Linee undSchul -99oder Kriegs-Bau-Kunſt.Schulter in b b &c. vertheidigen die Cortin; Die auf der halben Cortin aus c c. &c. beſtreichen die Schulter / Hierbey iſt aber ſonderlich dieſes anzumercken / daß die erſte Streich-Linea nicht aus a, num. 1. Form auff dem Fuß des Walles / ſondern aus a, nu. 2. hinter der Bruſt-Wehre muß angerechnet unnd genommen werden / Hergegen aber ſo viel von a num. 1. biß a num. 2. die Dicke der Bruſt - Wehre und Docirung des Walles abtraͤget / ſo viel kan die Schrege und Docirung der Geſicht-Linee / und faſt ein mehrers wieder einbringen und aufftragen / deñ die Defenſion gehet nicht / wie gedacht / aus a, num. 1. unten neben dẽ Fuß oder Anlage des Walles Horizontaliter weg / an der Geſicht-Linee d e, ſondern komt von a, n. 2. und gehet das Ober-Eck der Bruſt-Wehre f an der Geſicht-Linee vorbey biß zur unterſten Spitzen des Bollwercks e, dieſe aber gegen einander auffgehende Abtragung der Dicke der Bruſt-Wehre und Schrege des Walles iſt fuͤr keine Second. Flanq. zurechnen / wie zwar ettliche wollen / ſondern die Secund. Flanq. muß ohne Reſpect einiger Hoͤhe oder Schrege / als bald im erſten und einfachen Grundriſſe gedetermini - ret werden. Es ſeynd auch in vorgeſtellter Figur der Streich - und Defenſion - Lineen nur von einer Seiten als einer Schulter / einer Geſicht-Lineen / und der halben Corrin confuſion zuvermeiden / vorgeſtellct; Von der andern Seiten gehet es eben ſo / und alſo gedoppelt und Creutzweiſe durcheinander.
Vnd weiln an dem Grund eines jeden Gebewdes ſehr viel / ja das meiſte gele - gen / alſo iſts auch hoch von Noͤthen / daß man ſich des Grundes / ehe man den Feſtungs-Bau angehet / vor allen Dingen gnugſam verſichere / deñ wo derſelbenicht100FORTIFICATIONnicht richtig und feſt genug iſt / hat man ſich am Bau keines Beſtandes zuge - troͤſten / und wenn derſelbe gleich eine Zeit lang beſtehet / ſinckt er doch ſo lang wegen des beweglichen Grundes / biß er endlich gar zum Fall kommet. Dahero iſts hoch noͤtig / daß mit Fleiß Vnterrichtung geſchehe / wie ſich bey der Grund - Befeſtigung zu verhalten / daß man ſicherlich darauf bauen koͤnne. Es iſt aber ein jeder Boden / darauff man bauen wil / entweder von Felſen und feſten Stei - nen oder von Kieß und truckenem Sande / oder Marraſt und Sumpff oder von Waſſer. So viel nun einen Fekſichten und harten ſteinern Grund anlanget / darff derſelbe nur geebent / jedoch einwarts gegen die Feſtung in etwas hangen - de / oder ein Abſatz oder zween daran gemacht werden / damit die Erde deſto fe - ſter und ſteiffer darwider ſtehen koͤnne / und nicht außwarts den Hang gewinne; Alſo wo der Grund von Kieß und truckenen harten Sande iſt / bedarff es auch keines ſonderbahren Fundaments, wenn man nur verſichert iſt / daß unter ſol - chem Sand nicht etwa noch ein Marraſt verborgen liege / welches deñ aus des Bodens bebenden Bewegung leichtlich zu vermercken / oder durch eingraben biß auff den Grund / und ſo dañ mit einer Pique ohne ſonderbahren Muͤhe zu erkun - digen ſtehet. Wie man ſich aber in kolchem Fall / damit der Grund recht befe - ſtiget werde / verhalten ſol / werden folgende Anmeackungen zu vernehmen ge - geben:
Die Morraſtigen Oerter ſind nicht einerley. Entweder ſie ſindt von tieffen Moraſt / oder ohne ſonderbahre Tieffe / und unter dem Moraſt von einem feſten Boden / oder ſie ſind oben trucken und unten von Moraſt. Bey dem erſten unddritten101oder Kriegs-Bau-Kunſt.dritten iſt die Befeſtigung des Grundes vornemlich in gute Obacht zu nehmen. Daſſelbe nun geſchicht gemeiniglich durch viel zuſammen geſchloſſene / und mit einander feſt verbundenen eichenen Schwellen alſo / daß eine die ander nicht gehen laſſen kan / einem Gitter gleich / und dieſes nennet man einen Roſt. Wenn man nun ſolchen Roſt auff dem Moraſt ſetzet / und mit Pfaͤhlen wol befeſtiget / die hohlen Spacia aber mit Feld-Steinen und allerley Mauer - und Dachſtein - Stuͤcken / benebenſt groben Sand / und truckener Erden außfuͤllet / ſo laͤſſet ſichs auff ein ſolch Fundament ſicherlich bauen. Oder man kan in der Circumferentz als man bauen wil / viel eichene / ellerne / oder ſtein-buͤchene Pfaͤhle / ſo nahe / als ſichs thun laͤſſet / neben einander einſchlagen / dieſelbe mit einem Richt-Scheid und Bley-Wage oben auffs beſte abgleichen / und darauf ſtarcke Schwellen durch Ein zapff - oder Auffbohrung befeſtigen / darnach in die Zwerche gleicher Geſtalt in einerley Hoͤhe Pfaͤhle ſchlagen / und nach voriger Art darauff andere Schwellen geſtrecket anhefften / und damit ſie nicht weichen oder nachgeben / auff die vorige und euſſere mit Verſpunden / Schwalbſchwangen auffbohren / beſon - ders wenn ſie hinterwarts an dem truckenen Lande auch angepfaͤhlet werden / die hohlen Spacia aber / werden wiederum wie zuvor außgefuͤllet. Dabey dieſes in acht zu nehmen: 1. Daß die Pfaͤhle etwas einwarts gegen die Feſtung hangẽde / eingeſchlagen werden muͤſſen / damit ſie dem Ban deſto beſſer widerſtehen / und ſo leichtlich nit außwarts weichẽ koͤnnẽ. 2. Weñ man ellerne Pfaͤhle gebrauchẽ wil / ſollẽ dieſelbe nit zu alt ſeyn / von 4. Jahrẽ helt man ſie hierzu am tauglichſtẽ. 3. Die Pfaͤhle ſo weit man ſie uͤber oder unter dem Moraſt in die Erde ſchlagẽ wil / ſollẽQaußen102FORTIFICATIONauſſen herumb gebrennet / und weil ſie noch warm / mit Hartz oder Oele beſtri - chen werden / damit keine faule Haffte / die gantz im naſſen zuſtehen kommen / beduͤrffen dergleichen nicht.
Wo aber der Moraſt flach und nicht tieff iſt / unter ſich aber einen harten Bo - den hat / welches mit einer Pique leichtlich zu erforſchen / da kan derſelbe nur mit groſſen Feld-Steinen außgefuͤllet / und darzwiſchen allerley zerbrochene Dach - und Mawer-Steine mit Erden vermiſchet / zur ein Eb - und Vergleichung ge - braucht werden. Do fern aber nicht ſo viel Feld-Steine verhanden / muͤſſen in dieſem Fall die Faſinen, oder Reiß-Bund das beſte thun / und hin und wieder mit Pfaͤhlen auff den Boden feſt angehefftet / aber allezeit Erde mit unter ge - menget werden. Wenn aber endlichen der Boden / da man hin bauen wil / gantz von Waſſer iſt / ſo hat es zwar mehr Muͤhe / und verurſachet offt groſſe Vnko - ſten / zumahl wo das Waſſer ſehr tieff iſt. Wo man mit gnugſamen groſſen Feld-Steinen verſehen iſt / ſo ſencket man derſelben eine gute Anzahl ins Waſſer / in der Faͤrm und Weite als man zu bauen gedencket / mit Huͤlffe groſſer Kaͤhne und Fahren / nachdem man nun vermeinet / man habe ein Geſicht eingeſencket / ſo muß man ungeleſchten Kalck oder Lett / allerley klein Steinwerck / von zer - brochenen Dach - und Mauer-Steinen / item, Grieß / groben Sand / und der - gleichen / zwiſchen ſolche groſſe Steine / die hohlen ſpatia und Luͤcken damit auß - zufuͤllen / ſchuͤtten / und dieſes thut man ſo lang / biß man uͤber das Waſſer her - aus kuͤmmet / und mit der Erde darauff verfahren kan.
Wo man aber dergleichen groſſe Feld-Steine in der Menge nicht haben kan /ſo103oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſo werden alle Schiffe / oder hierzugemachte ſtarcke und eiſern Baͤnden und Klam - mern wolverwahrte Kaſten oder doppel-geflochtene Koͤrbe / ſo groß als die groͤ - ſten Schantz - Koͤrbe mit allerhand kleinen Steinen und ungeleſchten Kalck auß - gefuͤllet / und mit einer darauff gemachten Decke / damit die Steine nicht heraus fallen / mit Huͤlffe langer Straͤngen oder Boßhacken / nebeneinander biß auff den Grund eingeſencket / die Fugen aber zwiſchen den Schiffen / Kaſten / oder Koͤrben / allezeit mit Lett oder ungeleſchten Kalck / groben Sand und allerley ſchweren Schutt außgefuͤllet und eingeebnet / welches deñ mit langen Stangen / und daran gemachten breitten Hacken / leichtlich zu erkundigen / und dieſes wird alſo continuiret, biß man damit in die Hoͤhe kommet. Andere gebrauchen ſich der doppelten / halben und einfachen Saulſiſſen / welches Groͤſſe von ſtarcken mit Aeſten und Reißig durchflochtenen und verkehrter Weiſe gelegten Eichenen und Ellernen Baͤumen / mit gepichten Stricken feſt zuſammen getriebene Bund ſind / darzwiſchen man aber Stein / Lett / und andere ſchwere Sachen / ſo viel man kan / zugleich mit einleget / und daſſelbe alles / zum wenigſten mit 3. ſtarcken eyſernen Reiffen oder Baͤnden zuſammen faſſet und auffs beſte verbindet / damit ſie die groſſe Laſt zuſammen halten / verſtehe ſolches von den doppelten Saulſiſſen / wel - che in Diametro von 8. biß 12. Schuh / und in der Laͤnge von 20. Schuh ſind / die halben und einfachen ſind geringer / und koͤnnen aus dieſen leichtlich æſtimiret werden / dieſelbe werden mehrentheils nur in den Moraſtigen Oertern gebrau - chet. Dieweil aber ſolche Saulſiſſen nicht alleine koſtbar / ſondern auch wegen der groſſen Laſt ſchwer / und uͤbel zu tractiren, auch ſo ordentlich als man ſolte imO ijWaſſer104FORTIFICATIONWaſſer nicht wohl zu legen ſeyn / in Betrachtung wenn ſie ein mahl liegen / die - ſelben ſo leichtlich nicht wieder fort zu bringen; So ſcheinet dieſes ein naͤherer Weg zu ſeyn / wenn man viel lange Faſinen oder Wuͤrſte machet / und dieſelbe in der Mitte mit Steinen / Lett und anderer ſchweren Materi außfuͤllet / und mit vielen Baͤndern dicht zuſammen bindet / damit nichts heraus fallen kan / dieſe Wuͤrſte kan man ſo lang und dicke machen / als man wil / nur daß ſie von etlichen wenigen Leuten behandelt werden koͤnnen / und damit man ſie deſto gewiſſer bin - den / und die Steine fein eigentlich in die Mitten bringen moͤge / kan man ſie an - fangs mit Stricken zuſammen roͤtteln / und hernacher mit gedreheten Weiden binden / und die Stricke wieder loß laſſen. Dieſe Faſinen nun werden neben etli - chen eingeſetzten ſtarcken Stangen mit Seulen oder gedreheten langen Wieden / die man endlich fahren laſſen / die Stricke aber wieder zu ſich ziehen kan / biß auff den Grund ordentlich nach und neben einander ins Waſſer gelaſſen / und wenn ein Bund eingeſencket / ſo ruͤcket man mit den Stangen fort / biß ein gantz Ge - ſchicht vollendet iſt / Denn faͤnget man auff gleiche Art und Weiſe ein neues dem vorigen entgegen geſchrencktes Geſchicht an / alſo daß die Bund Creutzweiſe zu liegen kommen / und einander nit gehen laſſen / zwiſchen dieſen gelegten Geſchich - ten / kan man etwas von kleinen Steinen / groben Sand / ungeleſchten Kalck / oder Lett mit zwiſchen einſchuͤtten / damit ſich die Faſinen deſto beſſer ſetzen / und alles fein verglichen und eingeebnet werde. Weñ man biß oben an das Waſſer koͤmmet / koͤnnen dieſe Faſinen mit groſſen ſchweren Steinen beſchweret / oder mit einen ſchweren Rammel auff einander gedraͤnget und dichte gemacht werdẽ /oder105oder Kriegs-Bau-Kunſt.oder man kan ihnẽ Zeit laſſen / biß ſie ſich ſelbſten gnugſam ſetzen. Wil und kan man nun umb und zwiſchen die Faſinen hin und wieder ſtarcke Pfaͤhle mir ein - ſchlagen / und dieſelben endlichen mit den Faſinen oben eingleichen / ſo iſt d’ Grund umb ſo viel deſto gewiſſer und beſſer / wiewol ſie ohne das / weil ſie Creutzweiſe ge - leget werden / einander gnugſam binden. Ob man nun wol noch vielmehr Arten hat / ein Fundament im Moraſt oder Waſſer zu machen / zu mahl weñ man aus dem Grunde Mauren ſol / da deñ das Waſſer nothwendig durch Plumpen und andere Ziehe - und Hebe-Werck daraus zuvor gebracht od’ doch gnugſame Pfaͤhle in doppelter oder dreyfacher Reihe hinterein ander eingeſchlagen / und ſtarcke Schwellen drauff geſpuͤndet / und mit andern Zwerch-Schwellen und Baͤndern befaͤſtiget werdẽ muͤſſen / darauf mã auch eine Mauer ſetzen kan / ſo laͤßet man es doch allhier bey dieſẽ bewendẽ / das uͤbrige aber d’ praxi anheim geſtellet / bey wel - cher offt die Noth ũd des Orts Gelegenheit weit einanders / als was man zu Pa - pier bringen kan / erfodert.
Was die Mañſchafft mit welcher eine Feſtung beſetzet werden ſol / anlanget / ſo haͤlt man ins gemein dafuͤr / daß / je ſtaͤrcker die Beſatzung / je beſſer die Fe - ſtung wider jhren Feind beſtehen koͤnne / allein man muß gleichwol eine propor - tion halten / und ſich allezeit auch zugleich nach des Feindes Staͤrcke richten. Deñ wenn man den zehenden Theil von des Feindes Macht in der Feſtung hat / als daß ein Mañ in der Feſtung auff zehen Manne auſſerhalb der Feſtung / vorhan - den / ſo hat man ſie gnugſamb unnd uͤberfluͤſſig beſetzet. Jedoch iſt dieſes auch nicht gnug / ſondern man muß auch ſehen / was an Proviant undO iijMuni -106FORTIFICATIONMunition in einer Feſtung verhanden ſey. Deñ wenn daſſelbe nicht nothduͤrfftig und zur Gnuͤge da iſt / wuͤrde die Menge der Beſatzung wenig nuͤtzen / ſondern beſſer ſeyn man haͤtte des Volckes weniger / damit man ſich mit dem Vorrath deſto laͤnger halten koͤnte. Wie denn nicht minder auch auff die Auſſen-Wercke zu ſehen / denn wo dergleichen Wercke viel da ſeyn / wird nothwendig eine ſtaͤrckere Beſatzung erfodert Damit man aber gleichwol wiſſe / wie viel Volcks eigent - lich zur Beſatzung eines Walles gehoͤre / ſo iſt die gemeineſte Meinung dieſe / daß je auff 2. Schuh gerings umb eine Feſtung ein Mañ zu rechnen ſey. Weñ man nun in einer groß Royal Vier-Ecke / da die Facen 24. Ruthen / die Flanquen 8. Ruthen / und die Cortinen 36. Ruthen ſind / acht Flanquen, acht Facen, und vier Cortinen zuſammen thut / machen dieſelbe in gantzen Vmbkreiße 400. Ruthen / Weil dañ auff jede 2. Schuh ein Mañ / und auff eine Ruthe von 12. Schuh 6. Mañ gerechnet werden / ſo kommen auff eine ſolche groſſe Royal-Feſtung von 4. Bollwercken 2400. Mann ohne die Officirer zur Beſatzung. Jedoch iſt dieſes hierbey in acht zu nehmen / daß es nicht allezeit an der Menge des Volcks gelegen. Denn die Erfahrung gibts / daß offt wenige Mañſchafft / die mit guten verſuch - ten Officirern, Ingenieurn, und einen verſtaͤndigen Commendanten verſehen geweſen / wider jhren Feind Ritterlich geſtanden / und einen Ort loͤblich defen - diret, hingegen aber andere offt in groſſer Menge ſich ſchlecht gehalten haben. Darum denn mehr an der Staͤrcke und Tapferkeit / als an der Menge der Sol - daten gelegen / und man ſich an die Zahl ſo genan nicht zu binden hat. Man pfle - get auch in eine Feſtung nach Gelegenheit ettwas von Reiterey zu legen / da -mit107oder Kriegs-Bau-Kunſt.mit man ſich derſelben zum Außfallen gebrauchen koͤnne. Vor allen Dingen aber ſol in einer Feſtung Geld verhanden ſeyn / damit die Soldaten jhre Zahlung / und dadurch Muth zu fechten bekommen. Alſo weil in geſchloſſenen Feſtungen leichtlich Kranckheiter entſtehen / ſo ſol es auch nicht an Artzney und Aertzen man - geln. Wie denn nicht minder rin guter Vorrath an Getreidig / Mehl / Saltz / Holtz / Butter / Bier / Wein und dergleichen Nothwendigkeiten vorhanden ſeyn ſoll. Jn den Zeughaͤuſern ſol ebenermaſſen an allerhand Geſchuͤtz / Buͤchſen und andern Gewehre / item, An Pulver / Bley / Kugeln / Schweffel / Pech / Hartz &c. ſo wohl auch in den Zimmer-Haͤuſern / an verfertigten Sturm-Pfaͤhlen / Pali - ſaden / Frieſiſchen Reutern / Baw-Holtz / Brettern und allerhand Schantz - Zeu - ge kein Mangel ſeyn. Weil auch das Waſſer in den Feſtungen nicht zu entbehren / ſo muß man Fleiß anwenden / daß daſſelbe bey des Feindes Ankunfft erhalten werden moͤge / zumahl wenn etwa zugleich eine Muͤhle davon getrieben wird. Dafern aber daſſelbe alſo beſchaffen / daß es von dem Feind abgeſchnitten wer - den koͤnte / ſo muß man die Brunnen in gute Obacht nehmen / und dieſelbe wo ſie eingangen repariren, an ſtatt der Waſſer-Muͤhlen aber / viel Hand - und Roß - Muͤhlen zur Hand ſchaffen / damit an den mahlen / deſſen man in einer Feſtung nicht entbehren kan / kein Mangel vorfalle.
Von Proportion der Winckel und Lineen in groſſen Royal / wie auch unterſchiedlicher 14. Modis und Manieren, ſolche zu fortificiren aus unter - ſchiedlichen / Autoribus zuſammẽ geſuchet / mit angehengten Vnterricht wie ſich auch in den kleinen Royal recht zu verhalten / und eine gute proportion zu treffen &c.
Nach dem die Generaliora und allgemeinen Sachen in vorhergehenden zur Gnuͤge conſiderirt und in Obacht genommen / als ſchreidet man numehr ad Specialiora, und erſtlich nach unterſchiedlicher Autoren Meinungen die propor - tion der Winckel und Lineen / ſo man zu einen einfachen Grundriſſe in groſſen Royal noͤtig / ordentlich nach einander zu beſehen / zum andern die Proportio - nes, davon in genere gehandelt worden / jede mit einem Special-Exempel zu er - klaͤren / und wie nach einem jeden einfachen Grundriſſe zu verfertigen. Zum dritten die rechte Proportion des kleinen Royals und anderer kleinen Regular - Wercke / unter denſelben anzuzeigen.
Die Proportion und Verenderung der Winckel betreffent / beſtehet ſolche ei - nig und allein in nnterſchiedlicher Anlage des Bollwercks-Winckels / deñ nach dieſem ſich alle andere / ſo koͤnnen verendert werden / richten muͤſſen / Es ſeynd aber ſonderlich fuͤnfferley Maniren zu befinden in Anlage des Bollwercks - Winckels in den Figuren ſo weniger als 12-Ecken haben gebraͤuchlich / zu welchen in dem eilfften modo noch eine / als die ſechſte / mit hinan gehencket.
1. Ettliche als Morßheuſſer und Metius nehmen ⅔ des Polygon-Winckels zum Bollwercks - Winckel / Als E. g r. in Fuͤuff-Eck iſt der Polygon-Winckel 108. Grad /109oder Kriegs-Bau-Kunſt.Grad / dieſen mit 3. dividiret. kommen 36 / ſolche zwey mahl genommen / geben 72. Gr. fuͤr den Bollwercks-Winckel.
II. Andere thun zu ⅓ des Polygon-Winckels allezeit $$\frac{1}{12}$$ des gantzen Vmbkreißes des Circkuls / welches 30. Grad ſeyn (denn 30 mahl 12. gibt 360.) Alſo war in vorhergehenden Exempel das dritte Theil des Polygon-Winckels in Fuͤnff - Eck 36. Grad / hierzu 30. geben 66. Gr. fuͤr den Bollwercks-Winckel.
III. Etliche als Freitagius in ſeiner andern Manier / Goldmannus und ande - re / thun zu dẽ halben Polygon-Winckel allewege 15. Grad / oď welches auff eines außkomt / (wiewol Cellarius zwey unterſchiedliche Manteren daraus machẽ wil) ſubtrahiren den kleineſten Polygon-Winckel / welcher juxta Canon. 22. cap. præ - ced. 90. Grad iſt / vom Polygon-Winckel des gegebenen Viel-Ecks ab / und die Helffte des Reſts addiren ſie zu dem kleineſten Bollwercks-Winckel / der per Ca - non 17. præced. cap. 60. Grad iſt; Als in Fuͤnff-Eck iſt der Figur - oder Polygon - Winckel 108. Grad / deſſen Helffte 54. hierzu 15. addiret, geben den Bollwercks - Winckel 69. Gr. oder ſo ich 90. von 108. ſubtrahire, bleiben 18. die Helffte iſt 9 / ſolche zu 60. addiret, kommen 69. wie vor; Vnd dieſes iſt unter allen die beſte und gebraͤuchlichſte Manier in groſſen Royal-Wercken.
IV. Jn ſeiner erſten Manier thut Freitagius zum halben Polygon-Winckel 20. Grad. Als in Fuͤnff-Eck iſt der halbe Polygon-Winckel 54. hierzu 20. kommẽ 74. zum Bollwercks-Winckel.
V. Endlich thun auch etliche zum halben Polygon-Winckel / als welcher in Fuͤnff-Eck 54. Gr. iſt 25. Grad: Kommen zum Bollwercks-Winckel 79. Grad. PDieſe110FORTIFICATIONDieſe beyde letzte Maniren / weil ſie ziemlich groſſe Bollwercks-Winckel / und alſo kleine / oder gar keine Streich-Plaͤtze oder Second, Flanq. geben / ſind nicht denn nur in den kleinen Royal und andern kleinen Wercken zu gebrauchen.
VI. Jn gedachten eilfften Modo, da ein Weg gezeiget wird / wie die laͤngſte Defenſion juſt 60. Ruthen bleiben / und dennoch juxta Canon. 14. das Theil ſo das ander vertheidigen ſolle / groͤſſer / als das ſo ſol vertheidigen werden / oder doch zum wenigſten demſelben gleich fallen koͤnnen / iſt allewege von einer Figur zu der andern der Bollwercks-Winckel / von kleineſten / als welcher juxta Canon. 19. Jn Vier-Eck / 60. Grad iſt / mit 5. vermehret / und iſt alſo in Fuͤnff-Eck 65 / in in Sechs-Eck / 70. Gr. &c.
Alle dieſe ſechs Maniren ſeynd in folgender Tabelle / als in einem Spiegel / zu beſſerer Nachricht fuͤr Augen geſtellet.
Vom Zwoͤlff-Eck an / haben alle andere folgende Figuren zum Bollwercks - Winckel 90. Grad. Allhier iſt zu mercken / 1. Daß man ſo gar genau an dieſe Proportion nicht gebunden ſey / deñ ſo in Fuͤnff-Eck alle Winckel von 65. oder 66. biß zu 79. Grad angehen / koͤnnen die Anguli intermedii zwiſchen dieſen beyden auch nicht verworffen werden. 2. Daß man ſonderlich in Sieben - und Eilff-Eck ſo genau die Minuta, viel weniger die Secunda, wie ettliche Scrupuloſitaͤten ſuchẽ wollen / in acht zunehmen habe / Denn wenn in primo modo in ſieben-Eck 85. Grad 43: min. ſtehen / kan man gar die Minuta außlaſſen / oder einen Grad fuͤr ſelbige ſetzen / und alſo den Bollwercks-Winckel 85. oder 86. Grad voll nehmen / zu dieſen 6. modis kan zum ſiebenden des Antoine de Vill. Manier hinzugeſetzet werden / welcher / das Vier - und Fuͤnff-Eck vorbey gehend / alſobald in Sechs - Eck und allen andern folgenden 90. Grad / zum Bollwercks-Winckel ſetzet. Die Lineen betreffendt / werden in denſelben auch mancherley Proportiones und Va - rationes bey den Autoren hin und wieder gefunden.
Abdiæ Trewen Proportion in kleinen Royal / der oben gedacht / iſt auch recht gut: Man kan auch wohl nach Freitags erſter Manier die Bollwercks-Winckel nehmen / die Schultern aber nach ſeiner andern Manier proportioniren: doch hat man ſich hier keiner Weitleufftigkeit anzunehmen / weil ſolche kleine Wercke nur in Vier-Fuͤnff - und Sechs-Ecke adhibiret werden.
Nach dem in vorhergehenden unterſchiedliche 14. Proportiones und Maniren fuͤrgeſtellet / als wird nur das / was bißhero angezeiget / und wie nach obgedach - ten 14. Proportionibus die einfachen Grund-Riſſe zu machen / mit Exempeln er - klaͤret / und ſelbige auffzureiſſen gelehret. Es iſt aber hierzu in den meiſten / und da ſichs ſchicken wollen / ein Fuͤnff-Eck erwehlet / und von jeglicher Art nur 1. ein Boll - werck auffgeriſſen / und denn / wie aus einem ſolchen Stuͤcke eine gantze Figur zu compliren unnd zu vollenziehen / angezeiget / nach welchem Methodo man ſich nicht allein in Fuͤnff-Eck / ſondern in allen Figuren uͤben kan / undQ ijdieſel -120FORTIFICATIONdieſelbe nacheinander aufreiſſen / damit man gleichſam wie in einem Spiegel fuͤr Augen ſehe / welche die beſte Proportion geben / und mit obgeſchriebenen Regulen am naͤheſten zutreffen.
1. Vnd zwar erſtlich / wie nach des Morßheußers Proportion ein Bollwerck zu verzeichnen iſt Fig. 74. zu ſehen.
Jch ziehe eine Gerade Linee a b nach Belieburg / nehme deñ auß dem Maaß - ſtabe o p, 24. Ruthen / als die Laͤnge der Geſicht-Lineen / und beſchreibe auß c ei - nen halben Circkul / d a, theile ſolchen (weil es ein Fuͤnff-Eck ſeyn ſoll) in fuͤnff gleiche Theile / und ſchneide außwerts durch die Linee c e zwey Theil ab / ſo iſt e c d der Figur oder Polygonen Winckel / deſſen ⅔ ſol der Bollwercks. Winckel halten / theile derowegen den Polygon-Winckel e c d, durch die Linee c f, in zwey Theil. Jedes Stuͤck f d und f e, theile ich in den Puncten / k i, g h, in drey Theil / und ſchneide auff beyden Seiten durch die Lineen c g und c i eins ab / ſolche geben denn die Geſicht-Lineen / und wird g c i, der begehrte Bollwercks-Winckel ſeyn / auß dem Punct i mache ich an die Linee a b, niederwarts eine Perpendicular-Li - nee / und trage auff dieſelbe von i biß n, 9 Ruthen (welches die Schulter iſt im Fuͤnff-Eck nach dieſer erſten Manier) aus n ziehe ich der Linee a b eine Parallel - Linee / und trage von n biß l, 36. Ruthen / ſo iſt n l die Cortin, n q aber gibt die Kehl-Linee / bey l ſetze ich noch eine Schulter voriger Laͤnge auff / nemlich l r, ver - laͤngere auch die Geſicht-Linee c i biß in m, und ziehe von c eine andere Linee in l, ſo iſt c m die kuͤrtzeſte und c l die laͤngſte Defens-Linea / m l, die Second. Flanq. oder Streich-Platz. Nu ſolte zwar das Stuͤck m l, und l r, zuſammen als parsdefen -121oder Kriegs-Bau-Kunſt.defendens ſo lang ſeyn als die Geſicht-Linee c i, als pars defendenda, welches aber doch in dieſem Modo, und in dieſer Figur / wie auch in den meiſten folgenden noch nicht kan erhalten werden / es ſey denn daß man die Cortin etliche Ruthen verlaͤngere.
2. Nach der andern Manier / ſo Freitagii erſte / mache ich es mit Anleitung des Polygon-Winckels eben wie im vorigen / Jn dem ich eine lange Linee à b ziehe und aus einen Maaßſtabe 24. Ruthen nehme / aus c einen halben Circkul be - ſchreibe / den halben Circkul weil es ein Fuͤnff-Eck ſeyn ſol / in fuͤnff Theil theile / und denn außwerts zwey Theil durch die Linee c e, abſchneide / und iſt derſelbe auch Fig. 75. der Winckel e c d, nun beſtehet die Verenderung in den Bollwercks - Winckel und Schultern. Den Bollwercks-Winckel (welcher 20. Grad groͤſſer ſeyn ſol / als der halbe Polygon-Winckel) zu finden / ſetze ich den halben Diame - trum, a c oder c d, von e biß en t, ſo iſt der Bogen e t, 60 Grad / dieſen theile ich in dẽ Punctẽ h und u in drey Theil / alſo daß e h zwantzig Grad ſeyn / ſolche faſſe ich mit dem Circkul / und ſetze ſie (nach dem ich zuvorhero den Polvgon-Winckel durch die Linee c f in zwey Theil getheilet habe) von f biß in k, ſo ich zu dem halben Poly - gon-Winckel d f, das Stuͤcke f k, 20. Grad addiret, und alſo k d die Groͤße oder Menſur des Bollwercks-Winckels / ſolchen Winckel k d theile ich in s in zwey Theil / und ſetze aus f, zu beyden Seiten eins in g und i, und ziehe die Geſicht-Li - neen c i, und c g, ſo habe ich den rechten Bollwercks-Winckel g c i, nach Begeh - ren / mit den andern procedire ich wie zuvor / die Schulter i n, komt in dieſem Modo 7. Ruthen.
Q iij3. Nach122FORTIFICATION3. Nach der dritten oder des Freitagii anderer Manir / finde ich den Boll - wercks-Winckel folgends Fig. 76. Nach dem ich zuvorhero eine lange Linee a b gezogen / 24. Ruthen auß einem Maaßſtabe genommen / den einen Fuß des Cir - ckuls in c geſetzet / und einen halben Circkul mit dem andern Fuß a d beſchrieben / den Polygon-Winckel geſuchet / in dem ich den halben Circkul in 5 Theil getheilet / weil es ein Fuͤnff-Eck ſeyn ſol / zwey Theil abegeſchnitten / ſo iſt e c d, der Polygon - Winckel / dẽ Polygon-Winckel in f in zwey Theil getheilet / ſo faſſe ich dẽ halbẽ Di - ametrũ, a c, oder c g, und ſetze ihn von f in h, ſo iſt der Bogen f h, 60. Grad; Solchẽ theile ich in k in zwey Theil / ſo ſind f k und k h, jeder 30. Grad / den Bogen k h theile ich wieder in s in zwey Theil / ſo ſind k s und s h jeder 15. Grad / s f aber 45. f d, iſt die Differentz zwiſchen dem halben kleineſten Figur-Winckel / und dem halben Figur-Winckel / des gegebenen Viel-Ecks / welches allhie 9 Grad / ſolche theile ich in t wieder in zwey Theil und addire das Stuͤcklein s t, 4 ½ Grad / zu f k als dem kleineſten halben Bollwercks-Winckel / (welcher allewege 30 Grad) ſo iſt f i 34 ½ Grad der gefundene halbe Bollwercks-Winckel / ſolchen ſetze ich auch herumb / auff die andere Seite von f in g, und ziehe von c zu i und g, die Ge - ſicht-Lineen / ſo wird g c i, der gantze Bollwercks-Winckel / nemlich 69 Grad / nach dieſer dritten Manier ſeyn / procedire mit Anſetzung der Schulter und Cor - tin wie in vorigen / die Schulter iſt 9 Ruthen / und die Cortin 36. Ruthen.
4. Nach der vierdten des Goldmanni Manier / iſt die Erfindung des Boll -wercks123oder Kriegs-Bau-Kunſt.wercks-Winckels dem vorigen gleich / die Cortin aber l n, nimbt er auff 48. und die Schulter in 8. Ruthen Fig. 77.
5. Die fuͤnffte Manier des Antoine de Ville betreffent / weil dieſelbe in Fuͤnff - Eck nicht angehet / iſt Fig. 78. Ein Sechs-Eck zum Exempel fuͤrgeſtellet. Jch zie - he eine ziemliche lange Linea a b, und beſchreibe aus derſelben Punct c einen hal - ben Circkul nach Beliebung / ſolchẽ theile ich (weil es im Sechs-Eck iſt) in ſechs gleiche Theil / und ſchneide zwey ab / ſo iſt e c d, der Figur-Winckel / oder / welches geſchwinder angehet / ich ſetze den halben Diametrum in den halben Circkul 3 mal herumb / weil es ein Sechs-Eck ſeyn ſol / (dañ der halbe Diameter gehet in einem gantzen Circkul ſehsmahl herum) und ſchneide ein Theil / welches wenn ich den halben Circkul in ſechs Theil getheilet / zwey Theil bedeutet / abe / ſo habe ich den Figur-Winckel / theile denn den Polygon-Winckel in zwey Theil / und laſſe die Li - nee oben hinaus lauffen / biß in p ſo habe ich zugleich die Capital-Linee / ſetze von c biß b 900. Fuͤß auff / und theile ſolche in den Puncten g h i k l, in ſechs gleiche Theil / ſolcher eins c g, und l b nehme ich auff beyden Enden zu den Keel-Lineen / trage auff die andere Seite von c in m eine Kehl-Linee herumb / und aus g und m, richte ich zwey Schultern auff / ſo gleicher Laͤnge mit den Kehl-Ltneen ſeyn ſollen / haltende ⅙ der Lineen c b / ſolcher beyde Enden o n, ziehe ich mit einer Linee zuſammen / und theile ſie in q in 2. Theil / Wann aber die Haupt-Lineaſchon124FORTIFICATIONſchon gezogen / theilet ſie ſelbige in q, und darff alſo die Linea o n nicht erſt in zwey Theil getheilet werden / nehme mit dem Circkul n q oder q o und beſchreibe aus q einen halben Circkul o p n, welcher in p durch die Haupt-Linea in zwey Theil ge - theilet wird / von p ziehe ich endlich die Geſicht-Lineen p n, und p o, die Cortin g l helt $$\frac{4}{6}$$ der Seiten c b, das iſt 600. Fuͤß / ſetze bey l die ander Schulter auff / und ziehe dann die laͤngſte und kuͤrtzeſte Streich-Linie / wie vorgelehret. Jn dieſer Manier fallen gar kleine Streich-Plaͤtze / ſonderlich in den Figuren ſo wenig Ecken haben / und iſt die Defenſion auch etwas lang / andere Maͤngel zu geſchwei - gen. Zu Feld-Schantzen und kleinern Wercken koͤnte vielleicht dieſe Manier fuͤg - licher / als zum groſſen Royal gebrauchet werden / als ſo ich etwa ein halb Sechs - Eck an ein Waſſer legen wolte / doch in kleinerer Proportion, etwa die Seite c b auff 30. oder 40. Ruthen nehmende / weiln man in ſolchen kleinen Wercken der Streich-Plaͤtze ſo groß nicht von noͤthen / hergegen aber ſtaͤrckere Bollwercke ihrer Proportion nach / anlegen muß.
6. Jm ſechſten des Dulichii Modo ziehe ich Fig. 79. die Linea c b, welche 70. Ruthen lang ſeyn ſoll / dieſe theile ich in 7 gleiche Theile in den Puncten u d vv x y z, weiln nun die Linee 70. Ruthen lang / und in ſieben Theil getheilet werden ſol / ſo nehm ich 10. Ruthen und ſetze ſolche 7 mahl fort / ſo iſt die Theilung geſchehen / derſelben nehme ich zwey / und beſchreibe aus c den halben Circkul d a, in dem ich zu forderſt die Linea c b, biß in a verlaͤngere / in dieſem ſuche ich den Polygon - Winckel e c d, wie auch den Bollwercks-Winckel g c i, wie bey der dritten Manier angewieſen worden / und ziehe die beyden Geſicht-Lineen c g und c i, aus i laſſe ichauff125oder Kriegs-Bau-Kunſt.auff c b eine Perpendicular-Linee fallen / ſo ſelbige in n beruͤhret / faſſe denn c n / mit dem Circkul / und ſetze ſie von b in l, ſo iſt n l die Laͤnge der Cortin, n l theile ich in 4. Theil / in q t unnd m verlaͤngere die Linee n i biß in r, und nehme ¼ m n, ſetze es von i in r, zur Schulter / aus r ziehe ich der Linee c b eine Parallel-Linee / und trage auff dieſelbe von r in p die Laͤnge n l zur Cortin, r q iſt die Kehl-Linee / ſetze die ander Schulter p o auff / und verlaͤngere die Geſicht-Linee c i biß in A ſo iſt A C die bewegliche Defens-Linee und A p, die Secund. Flanq. ziehe von c biß p eine Linee / ſo iſt c p die laͤngſte Defens-Linee / welche nicht viel uͤber 50. Ruthen kombt / Marolois hat faſt ſelbige Proportion.
7. M. Abdiæ Trewen Vergleichung in Vier-Eck / weil er ſelbe nur Exempel - Weiſe fuͤrſtellet / iſt nicht noͤtig allhier zu widerholen / weil ſolche Vergleichun - gen auff unterſchiedliche Wege koͤnnen angeſtellet werden / Nur ſuchet er dieſes / daß er die offt erwehnte Proportion inter partem defendendam & defenden - tem erhalte / welches er doch kaum in Vier-Eck / in dem er præcisè die laͤngſte De - fens Linee auff 60. Ruthen haben wil / erhalten kan / iſt demnach nur ſeine ober - wehnte univerſal-Proportion zu beſehen. Jch ziehe die Linee c b / 60. Ruthen lang (weil ſich ſolche Zahl gerne in allerley Theile abtheilen laͤſſet) verlaͤngere die Linea c b biß in a / beſchreibe bey c einen halben Circkul und ſetze den Polygon - Winckel c c d an / wie offt erinnert / den Circkul-Bogen a d / aber / darff ich nach keiner gewiſſen Maaß / ſondern nur nach Beliebung ziehen; Dieſen Polygon - Winckel theile ich durch die Linee f r in zwey gleiche Theil / in dem ich die Linee von f biß r, zugleich mit hinaus ziehe / damit ich alſo die Capital-Linee habe. Die gan -Rtze Li -126FORTIFICATIONtze Linee aber c b theile ich in fuͤnff Theile in den Puncten g h i k, und wird alſo jeder 12. Ruthen halten / welches / damit ich nicht ſo offt in der Theilung ſuchen darff / am fuͤglichſten geſchehen kan / wenn ich aus dem bekanten Maaßſtabe 12. Ruthen nehme und fuͤnffmahl fort trage / weiln die Linee 60 Ruthen lang und ein Fuͤnff-Theil 12. Ruthen gibt / Nu wil er daß man in groſſen Royal etwa ei - ne Ruthe weniger als ⅕ zur Kehl-Lineen nehmen ſol / als laſſe ich c m und b n die Kehl-Lineen auff beyden Enden 11. Ruthen ſeyn / dieſe machen zuſammen 22. Ru - then / von 60. abgezogen / bleiben fuͤr der Cortin 38. Ruthen / dieſer ſol ich nu ⅖ oder $$\frac{3}{7}$$ zum Streich-Platz nehmen / So ich derowegen 38 mit 5 dividire, kommen 7 ⅗ ſolcher zwey geben den Streich-Platz n q, 15⅕ Ruthen / das iſt 15. Ruthen 2. Schuh / oder 38. durch 7 dividiret, kommen 5 $$\frac{3}{7}$$ dieſer 3 geben zum Streich-Platz 16 $$\frac{2}{7}$$ Ruthen (allhier ſind juſt 16. Ruthen genommen) aus m und n, richte ich die Schulter m t, und n s auff nach Goldmanni Manier 8 Ruthen / und ziehe von q uͤber t eine Linee / ſolche beruͤhret die Linee f c in r / und iſt alſo r der Haupt - oder Bollwercks-Pu[n] ct / c r t, der halbe Bollwercks-Winckel / ziehe von r zu n, ſo iſt r n, die laͤngſte Defens-Linee / aus welcher ich einen Maaßſtab von 60. Ruthen / oder 600 Fuͤß machen / und der andern Lineen Laͤnge darauff ſuchen muß / denn das Latus c b, iſt nur ein Præſuppoſitum, ſo lange biß die Figur verfertiget. Fig. 80. Wil ich nun das Bollwerck vollend verfertigen / ſetze ich die Kehle herumb auff die ander Linee in x und richte eine Schulter x vv der vorigen Laͤnge nach auff / und ziehe die Geſicht-Linee vv r.
Zum 8 und 9. der Metiorum Proportion betreffent / weil ſelbige gar klein /ja faſt127oder Kriegs-Bau-Kunſt.ja faſt keine Streich-Plaͤtze gibt / und alſo inter partem defendentem & defen - dendam keine rechte Proportion haͤlt / als wil ſich ſelbige zu groſſen Royal - Wercken nicht wohl ſchicken / in kleinen Royal und Feld-Schantzen kan ſie gut ſeyn. Vnd zwar erſtlich das Vier-Eck anlangend / ziehe ich Fig. 81. ab eine Seite eines Regulier-Vier-Ecks / und ſey ſolche etwa / wie er wil / 500. Fuͤß / dieſe theile ich durch die Puncta c d e f in Fuͤnff gleiche Theil / und nehme derſelben eins / nemlich 100. Fuͤß zu beyden Seiten zu den Kehl-Lineen a c und f b, bey a ſetze ich den Polygon-Winckel des Vier-Ecks g a b an / entweder in dem ich bey a einen halben Circkul ziehe / und ſelbigen in vier Theil theile / oder / welches geſchwinder angehet / wenn ich den Winckel-Hacken / weil es ein Vier-Eck iſt / anſchlage und ein Perpendicular-Linee herunter fallen laſſe / ſetze auff a g noch eine Keel Linee a h, der vorige a c gleich / die Keel-Linee a c theile ich in 4 Theil / ſetze die Schulter c i und h k auff / und faſſe drey Viertheil der Kehl-Linee / und trage ſelbige auff die Schultern / und weil der Bollwercks-Winckel in Vier-Eck 60 Grad halten muß / ziehe ich die beyden Enden der Schultern durch die Linea i k zuſammen / und be - ſchreibe auff derſelben den gleichſeittigen Triangul k l i, ziehe die Geſicht-Linea l i und l k und verlaͤngere dieſelben / biß m und g, ſo habe ich die beweglichen De - fens-Lineen / und ſetze bey f noch eine Schulter f r, der vorigen gleich. Nach des alten Metii Proportion haͤlt die Schulter ⅘ der Kehl-Linee / dieſes iſt Fig. 82. fuͤrgeſtellet / und die Kehl-Linee a c in fuͤnff Theil getheilet / und derer 4. zur Schulter c i genommen / das andere kombt mit den vorigen uͤberein. R ijSein128FORTIFICATIONSein Fuͤnff-Eck auffzureiſſen gibt etwas mehr Difficultaͤten / Jch ziehe Fig. 83. die Cortin a b 36. Ruthen lang / theile dieſe in 3. Theil / und verlaͤngere ſelbige auff beyden Enden biß c und d umb ½ / richte auß a und b die beyden Schultern auff / nemlich a e, und b f, derer jede ⅓ der Cortin haͤlt / bey c, ſetze ich den Polygon-Win - ckel eines Fuͤnff-Ecks g c h an / wie zuvor gelehret / und theile ſolchen durch die Li - nee i l in zwey gleiche Theil / den Bogen h i theile ich in 3 Theil / alſo daß h k ein dritter Theil ſey / und ziehe die Linee c k auff die andere Seiten / bey c trage ich auch eine Kehl-Linee c m herumb / und eine Schulter m n, voriger gleich. Auß e, ziehe ich der Linee c k eine Parallel-Linee / dieſe beruͤhrt die Linee l i, in p, iſt alſo e p, eine Geſicht-Linee / von p zu n, ziehe ich die andere / &c:
Mit dem Sechs-Eck mache ich es eben ſo / als ich theile Fig 84. die Cortin a b, welche 36. Ruthen haͤlt / in k und h in 3 Theil / verlaͤngere ſelbige auff beyden En - den biß c und d umb ⅓ / und laſſe a c, b d ⅓ die Keelen ſeyn / richte aus b und a die Schultern auff a e, und hf, jede ein dritten Theil haltendt / ſetze bey c den Figur - oder Polygon-Winckel eines Sechs-Ecks g c a, an / und theile ſolchen durch die Linee i l in zwey Theil / faſſe denn mit dem Circkul〈…〉〈…〉 der Cortin b h und ſetze ſolche von e biß ſie in p die Linie i l, erreiche / das ander iſt aus vorigen bekant. Endlich des alten Metii Proportion in Fuͤnff-Eck (welche er auch in allen andern folgenden gebrauchet) angehend / laſſe ich Fig. 85. die Linee c b eine Seite eines Fuͤnff-Ecks ſeyn / theile ſolche in den Puncten q d e f g in ſechs gleiche Theil / dieſer nehme ich zwey / nemlich c d, und theile ſolche in den Puncten 1. 2. 3. in drey Theil / ſo iſt c, 1 / ein / und c, 2 / zwey Neun-Theil der gantzen Seiten / und alſo ſeiner Mei -nung129oder Kriegs-Bau-Kunſt.nung nach die Kehl-Linee / ſolche ſetze ich auch auff dem andern Ende aus b in k, richte aus r und k die Schultern r l, und k m auff / welche ⅙ der Linee c b halten ſollen / den Bollwercks - und Polygon-Winckel finde ich eben / wie oben bey dem vo - rigen Fuͤnff-Eck Fig. 83. angewieſen worden.
10. Nach der zehenden Manier nehme ich Fig. 86. eine Linee / a b, nach Belie - bung / ſetze bey a, den Figur-Winckel h a b, (welcher allhie recht und eines Vier - Ecks ſeyn ſol) an / geſchwinder zu operiren, lege ich den Winckel-Hacken an / ſo habe ich den Polygon-Winckel / theile deñ die Linee a b in m und i in 3 Theil / den Figur-Wiuckel aber h ab / theile ich durch die Linea f g, Jn dem ich die Linee biß in g, damit ich alſo bald die Capital-Linee habe / laſſe hinaus lauffen / in zwey Theil / und trage auff ſelbige von a in g einen dritten Theil der Linea a b alſo / daß a m und a g gleicher Laͤnge ſeyn / theile denn a g in fuͤnff Theil / dieſer nehme ich 3 nemlich a 3. ſetze ſie von a in c von b in k, und von k in l zu den Kehl-Lineen / ſetze die Schultern c d und l q, und nehme derſelben zwey / als a r, zu der Schulter c d und l q ſetze bey b die Kehle b k, ziehe deñ von g durch d die Geſicht-Linee / und ver - laͤngere ſolche biß in k; Weil aber allhie in Vier-Eck kein Streich-Platz faͤlt / als ziehe ich aus i (einem dritten Theil der Linea a b) eine andere Defens-Linee / i g, ſolche gibt denn die corrigirte Schulter c e, und die Geſicht-Linee c g, und den Streich-Platz i k, bey k ſetze ich auch ein Schulter auff k y. Jn den andern fol - genden Figuren aber leſt mans bleiben / wie es in der erſte faͤlt / die Linea a b aber iſt ungedeterminirter Laͤnge; Einer jeglichen Lineen rechte Laͤnge aber zu erfah - ren / mache ich aus der laͤngſteu Defens-Linee g k einen Maaßſtab oder SchalamR iijvon130FORTIFICATIONvon 60. Ruthen oder 60. Fuͤß / und meſſe aus derſelben die andern Lineen / wie auch ſchon droben erinnert. Fig. 87. Jſt ein Bollwerck nach Freitagii Directiv - Fortification auff dem Fuͤnff-Eck angeſetzet / welche von voriger wenig differiret, Jch ziehe auch nach Beliebung eine Linee a b, ſetze bey a den Figur-Winckel h a b, wie offt gelehret / an / theile denn die Linea a b in m und in i in drey Theile / den Fi - gur-Winckel aber h ab, theile ich durch die Linea f g, in dem ich die Linea biß in g, damit ich alſobald die Capital-Linee habe / hinaus lauffen laſſe / in zwey Theil / und trage auff dieſelbige von a in g einen dritten Theil der Linee a b, theile deñ die Li - nee a b in fuͤnff Theile / und ſetze ⅕ derſelben zu den Kehlen / von a in c, von b in k und von a in l, theile die Linee a b abermal in ſieben Theil / und richte die Schultern c d, l q, und k r, auff / und nehme zu derſelben ⅐ der Linee a b, und ziehe ſo dañ die Geſicht-Lineen g d, und g q, und faͤlt ein wenig laͤnger als nach der vorigen Pro - portion: Dieſe Proportiones aber ſind nicht univerſal, und wollen nicht in allen Figuren richtig zutreffen.
11. Nach dem eilfften Modo, da auch allezeit die laͤngſte Defens-Linee 60 Ruthen præcisè ſeyn ſol / ziehe ich Fig. 88 / die Linee a b nach Beliebung / ſetze auff derſelben aus einem gewiſſen Maaßſtabe von b biß c in Fuͤnff-Eck 16. Ruthen fuͤr den Streich-Platz / und in den Punct c ſetze ich die Linee c d nach dem kleinen Streich - Winckel (welcher nach obiger Anleitung in Fuͤnff-Eck in dieſem Modo iſt 21½ Grad) mit einem Tranſporteur an / faſſe denn 60. Ruthen aus dẽ Maaßſtabe / ſetze den einen Fuß in b, den andern ſetze ich hinaus / biß er die Linee c d in d errei - che / und da iſt der Bollwercks-Punct / durch dieſen Punct d ziehe ich der Lineenab eine131oder Kriegs-Bau-Kunſt.a b eine Parallel-Linee / d k vv, beſchreibe einen Circkul k vv nach Beliebung und ſetze bey d den Polygon-Winckel f d k, an / ſolchen theile ich durch die Linee g d in zwey Theil / dieſe durchſchneidet die Linee a b in h, und iſt alſo h t der Keel-Punct; auff der Linee c d ſetze ich ferner von d in e die Geſicht-Linee 23 Ruthen / und laſſe aus e eine Perpendieular herunter fallen / ſo die Linee a b in i beruͤhret / als iſt e i die Schulter / h i die Kehle / i b, die Cortin, c b der Streich-Platz / ziehe dann eine Linee von d zu b, ſo iſt b d, die laͤngſte Streich-Linee gerade 60. Ruthen.
12. Nach der zwoͤlfften eines Itali Art / ziehe ich Fig. 89. die Linee a b nach Belie - bung und ſetze bey c den Polygon - und Bollwercks-Winckel nach der dritten Manier / wie offt gelehret / an / den Polygon-Winckel e c d, theile ich durch die Li - nee c f in zwey gleiche Theile / die Geſicht-Linee c i, iſt 24: Ruthẽ / aus dem Punct i mache ich eine Perpendicular-Linee / die Linea a b in y beruͤhrendt / und verlaͤn - gere ſelbige biß in x nach Beliebung / ſetze den einen Fuß des Circkuls in i, und den andern in c, und beſchreibe einen Circkul-Bogen l c die Linee x h in l errei - chend / und ſelbige Apertur des Circkuls ſetze ich von l in z, alſo wird der Bogen l z 60. Grad halten / dieſen Theile ich in 6 gleiche Theil / ſolcher ſeyn l m fuͤnffe oder 50 Grad / von i durch m ziehe ich eine Linee / ſo die Linee c f in n durchſchnei - det / ſo wird n der Kehl-Punct ſeyn / aus dieſem ziehe ich der Linea a b eine Paral - lel-Linee / ſolche durchſchneidet die Linee x h in o, ſo gibt denn n o die Kehl-Linee / i o, die Schulter / von o, ſetze ich biß p, 42. Ruthen / oder ſo viel ich wil zur Cortin fort / verlaͤngere die Linee c i biß q, ſo iſt p q der Streich -Platz132FORTIFICATIONPlatz / und ſetze bey p die Schulter auff p vv voriger gleich / das ander iſt aus vo - rigen bekandt.
13, Nach der dreyzchenden und Himſelii erſter Manier ziehe ich Fig. 90. die Linea a b lang nach Beliebung und ſetze auff derſelben Punct c, (welcher auff derſelben auch nach Beliebung genommen wird / eine Schulter c d, die in Fuͤnff-Eck 8. Ru - then iſt) perpendiculariter auff / ſtelle auch das Cortinen-Stuͤcke von c in e 22½ Ruthe / oder 225. Fuͤß / ziehe denn aus e uͤber d die Linee e f, und trage von d in f die Geſicht-Linee d f 24 Ruthen / ziehe durch f eine Linee h r, der Linee a b Parallel, und ſetze bey f, den Polygon-Winckel eines Fuͤnff-Ecks g f h, an / wie offt gelehret worden / und theile ſolchen durch die Linee f i in zwey Theil / von c aber biß b ſetze ich die Cortin hinaus 42. Ruthen / und bey b eine Schulter b l voriger gleich auff / ſo gibt k c, die Kehl-Linee / c b die Cortin, e b den Streich-Platz. &c.
14. Nach der vierzehenden und Himſelii andern Manier ziehe ich Fig. 91. die Linea a b nach Beliebung / und ſetze bey a den Polygon-Winckel c a d, an / theile auch ſolchen durch die Linee e f / in dem ich die Linee oben laſſe hinaus lauffen biß in f, damit ich die Haupt-Linee habe in zwey Theil / verzeichne denn von a zu bey - den Seiten die Kehl-Lineen a g, und a h, jede 11. Ruthen / und richte aus g und h die Schultern g i und h k auff jede 8. Ruthen / die beyden oberſten Enden aber ziehe ich mit einer Linee k i zuſammen / und theile dieſe in l, in zwey Theil / weil aber die Haupt-Linee allbereit hinaus gezogen iſt / ſo theilet ſie ſelbige ſchon in l in zwey Theil / aus l beſchreibe ich einen halben Circkul k m i / deſſen halben Diametrum l m / theile ich in zehen Theile / faſſe derſelben 4½ und ſetze ſie uͤber m hinaus / biß inn, und133oder Kriegs-Bau-Kunſt.und ziehe von n uͤber i die Geſicht-Linee n i, verlaͤngere ſolche / ſo beruͤhret ſie die Linea a b in o, ſo iſt n o, die bewegliche Defens-Linee / o b die Secund. Flanq. ziehe auch von n biß k die andere Geſicht-Linee / von g biß b ſetze ich zu der Cortin 42. Ruthen / Oder ich faſſe nur mit einem Circkul 24. Ruthen zur Geſicht-Linee / ſetze deſſen einen Fuß in k oder i, und ſehe denn / wo der andere die Linee e f, beruͤhret / welches mit dem vorigen in Punct n, zutreffen / oder doch umb ein gar geringes und nichts merckliches importirende verſchelen wird / und ziehe ſo dann die Ge - ſicht-Linee n k und n i, &c.
Dieſes ſeyn alſo 14. unterſchiedliche Modi ein Regular-Orth zu fortificiren, welche alle nacheinander auffzureiſſen gelehret / und mit Exempeln ettwas weit - leufftiger erklaͤret werden; Weil in dieſen faſt der gantze Cardo der Fortificier - Kunſt verſieret / davon man die beſten / ſeinẽ judicio gemeß / mag außleſen / und wer in dieſem einfachen Grund-Riſſe wolgeuͤbet / kan mit den andern Wercken und fuͤrfallenden Sachen auch leicht zu recht kommen. Wie aber aus einem oder andern bißhero beſchriebenen Stuͤcke ein vollkommener Grund-Riſſ auffzureiſſen / iſt in der 92. Figur angewieſen; Jch nehme der vorherge - henden Stuͤcke eins / welches ich wil (oder auch ein anders / nach welcher viel - ſeittigen Figur mir beliebet / und ein ſolch Stuͤck gemachet / denn dieſe obige ſeyn mehrentheils aus der Fuͤnff-Eck genommen) als zum Exempel daß / ſo in der 81. Figur vorgeſtellet / zu behalten / verlaͤngere ich deſſen Linea n a, ein zim - lich Stuͤck herunter / auff die Linea a p aber mache ich eine Perpendicular-Linee / ſo mitten auffaͤllet / dieſe durchſchneidet die vorige n a in r, und wird alſo r dasSCen -134FORTIFICATIONCentrum, und r a, ein halber Diameter oder Radius ſey / So ich nun nach dieſem den gantzen Circkul complire, und die Seite a p, fuͤnff mahl herumb ſetze / auch die andern Ecken nach dem Eck a, fortificire, ſo iſt die gantze Figur dem einfachen Grundriſſe nach fertig / und dieſer Proceß wird in allen andern Figuren meh - rentheils gehalten. Die andern vielſeittigen Figuren uͤber das Eilff-Eck / wel - che alle mit einander rechte Bollwercks-Winckel haben / betreffend / ſtellet zwar Goldman einen Modum vor / ſolchen Mechanicè auffzureiſſen; Weil aber der - ſelbe faſt operos und muͤheſamb / auch ſehr (wie er ſelber bekennet) ungewiß / als gehet man ſolchen Kuͤrtze halber vorbey; Da aber Figuren / ſo mehr als eilff Sei - ten haben / zu fortificiren ſolten fuͤrfallen / iſt am allerbeſten / daß man ſolches nach dem obgeſchriebenen dreyzehenden oder vierzehenden Modo zu Werck ſtel - le / und den Bollwercks-Winckel allewege recht oder von 90. Graden nehme.
Das kleine Royal belangend / ſeyn zum Exempel die zwey nach folgenden Sche - mata oder Figuren vorgeſtellet Fig. 93. Jſt ein Stuͤck eines Fuͤnff-Ecks nach dem kleinen Royal auß der Directiv-Fortification oder vorhergehenden zehenden Modo genommen / ſolches iſt a b c, a c iſt eine Seite oder Polygon, b d, das Per - pendiculum, nach deſſen Laͤnge ſchneide ich von dem Radio a b, ab das Stuͤcke c f, alſo daß b d und b f gleicher Laͤnge bleiben / und verlaͤngere deñ die Seite a cumb135oder Kriegs-Bau-Kunſt.umb ſo viel / als c f iſt / nemlich biß in e, a e iſt deñ alſo das verlaͤngerte Latus oder Seite / Nach dieſer fortificire ich die Figur / wie in oberwehnten zehenden Modo gelehret / nehmende ⅓ von a e zur Haupt Linee ⅕ zur Kehl-Linee ⅐ der gantzen Sei - ten / oder ⅖ der Haupt-Linee zur Schulter / alſo wird das Bollwerck ſeiner Pro - portion nach etwas groͤſſer / als es ſonſt fallen wuͤrde; Wenn nun alles fertig / mache ich aus der Diſtantz der Bollwercks-Puncten i k einen Maaßſtab von 60 Ruthen / und meſſe nach demſelben die andern Lineen.
Fig. 94. iſt ein groß Royal eines Fuͤnff-Ecks nach Freitagii erſter Manier auffgeriſſen / die Schulter aber nach der andern Manier 9 Ruthen genommen / und denn aus der euſſerſten Diſtantz der Bollwercks-Puncten (welche in klei - nen Royal 60 Ruthen ſeyn muß) einen Maaßſtab gemachet / und nach dem die andern Lineen abgemeſſen / und dieſe Proportion iſt richtiger und beſſer / als wañ man nur ſimpliciter mit Freitagio, Goldmanno, Cellario, und andern / oh - ne einige Verenderung der Winckel / das kleine Royal aus dem groſſen nur den Lineẽ nach proportioniret, und etwa ¾ derſelben zũ kleinen Royal / oder in kleinẽ Wercken ½ oder ¼ nimbt / und auff dieſe Weiſe kan ich aus allen andern Figuren / ſonderlich denen / ſo groſſe Bollwercks-Winckel und kleine Streich-Plaͤtze haben / kleine und Mittel-Royal machen / ſo ich nemlich ſolche erſt nach groſſen Royal auffreiſſe / und denn aus der euſſerſten Diſtantz der Bollwercks-Puncten einen Maaßſtab nach Beliebung mache / als in kleinen Royal 60 Ruthen / was zwi - ſchen 60. und 80 Ruthen faͤlt iſt Mittel-Royal / und aus dieſem denn die Lineen meſſe; oder ſo ich klein oder mittel Royal in groß verwandeln wil / mache ich ausS ijder136FORTIFICATIONder laͤngſten Defens-Linee einen Maaßſtab / von 60 / 65 / oder 70 Ruthen / nach dem ich es groß habẽ wil / doch iſt 60 Ruthen am gebraͤuchlichſten / eben alſo ma - che ich es auch / ſo ich eine Figur ungedeterminirter Laͤnge habe / Sol es klein Royal ſeyn / mache ich einen Maaßſtab aus der euſſerſten Diſtantz der Boll - wercks-Punct / ſol es groß Royal ſeyn / aus der laͤngſten Defens-Linee von 60. Ruthen / ſols Mittel-Royal ſeyn / nehme ich die euſſerſte Diſtantz der Boll - wercks-Puncten / uͤber 60 / die laͤngſte Defens-Linee aber unter 60 Ruthen / weñ die euſſerſte Diſtantz der Bollwercks-Puncten geringer als 60 Ruthen / ſind die Wercke Vnter-Royal.
Zum Beſchluß ſind noch etliche Proportiones aus dem Faulhaber / ſo er in Vier - und Fuͤnff-Eck haͤlt / und ſich gar wohl zum kleinen und Mittel-Royal ſchicken / anhero geſetzet.
Sein Fuͤnff-Eck betreffent / ſetzet er im erſten Modo die Seite 48. Ruthen / die Kehle / Schulter und Secund. Flanq. jede ⅙
2. Jm andern auch das Latus 48. Ruthen / die Haupt-Linea ⅓ / die Kehle ¼ / auch ohne Streich-Plaͤtze.
3. Jm dritten den Bollwercks-Winckel 75 Grad / die Face gegen der Cortin wie 2 zu 3 / die Schulter ¼ der Face.
4. Jm vierdten / die Seite 50 Ruthen / die Kehle und Schulter ⅕ / &c.
Wer wil / kan zur Vbung ſolche nach einander auffreiſſen / auch nach obge - ſchriebener Anleitung in groß Royal verwandeln / und ſehen / wie ſie ſich ſchicken wollen. Sonſten ſeine uͤbrige groſſe Royal-Wercke hat er theils nach des Maro - lois, theils Morßheuſers und Freitagii Proportion angeordnet.
Dieſes ſey alſo gnug von den einfachen Grundriſſen / ſo wohl in groſſen / klei - nen / und mittel Royal / was unter klein Royal / gehoͤret zu Feld-Schantzen / dar - von in folgenden Cap; Nur dieſes iſt zum Vberfluß zu erinnern / daß man ja wohl zuſehe / und die Kehlen nicht zu enge nehme / je ehe ſonſt der gemeinen Pro - portion der andern Theile was abgehen laſſe / und dieſe fein geraumig meſſe / deñ weil ſich doch ohne das die Wercke im bauen mehr faſt einziehen wie ſie ſollen / (Wie allen verſtaͤndigen Baumeiſtern bekant) als kan man ſich / wenn man die Kehlen in der Anlage zu enge nimbt / gar leicht dermaſſen verbauen / und das Werck einziehen / daß man kaum Raum ein Wach-Hauß darauff zu ſetzen be - haͤlt.
Vnter den Regular-Feld-Schantzen kommen am erſten unter die Hand die Reductus oder Reduiten, welches ſeyn kleine drey - oder viereckichte Wercke / bey den Lauff-Graben hin und wieder in Belaͤgerungen / umb die Wachten dar - inne zu ſtellen / auch daß ſich die Arbeiter in den Lauff-Graben / bey feindlichen Außfaͤllen darin reteriren koͤnnen / ohne Streich-Wehren / oder Seiten-Defen - ſion / auch bißweilen mit halben Bollwercken auffgeworffen; Meiſtentheils wer - den gleichſeittige Quadrata oder Vier-Eck genommen / bißweilen ablange Vier - Ecke oder Parallelogrammen, oder auch gleichſeittige Triangul / man nimbt auch wohl halbe Quadrata, oder rechtwincklichte Triangul zu halben Reduiten.
Jn den Vier-Ecken iſt die Laͤnge der Seiten von 48. biß 120. oder wie andere wollen / von 40. biß 70. Fuͤß; Freitag ſaget / man mache keine uͤber 6 Ruthen oder 60 Fuͤß: Fig. 95. iſt eine viereckichte Reduite, derer jeder Seite 6 Ruthen hat / Jn den ablangen Reduiten werden die kuͤrtzeſten Seite 2 Ruthen / doch nicht darunter genommen / die langen 4. Ruthen / der gantze Begriff derſelben von 12 biß 20 Ruthen Fig 96. Jn den halben Reduiten iſt das Perpendiculum c d,halb139oder Kriegs-Bau-Kunſt.halb ſo lang / als die Diagonal g b. Fig. 97. Jn der 98. Figur iſt ein gleichſeittiger Triangul. Zum andern die Stellæ oder Stern-Schantzen alſo genandt / weil die Ecken ſpitzig außlauffen / wie man die Stern zu mahlen pfleget / werden auß den Vier-Fuͤnff - und Sechs-Eck gemachet / und haben etwas beſſere Defenſion als die Reduiten / koſten aber mehr zu bauen / und haben innwendig kleinern Raum: Jhre Seitten ſind dem Reduiten zwiſchen 48. und 120 gleich / Jhre Stru - ctur oder Auffbauung iſt unterſchiedlich.
(1.) Goldman machet in allen / ſo wohl Fuͤnff - und Sechs-Ecken / als in Vier - Eck den kleinen Streich-Winckel 15. Grad / als Fig. 99. iſt jede Seite 4 Ruthen lang und der kleine Streich-Winckel a b c 15. Grad / oder / man machet ein gleich - ſeitig Quadrat, theilet dann eine Seite in 8 Theile / und laͤſſet aus der Mitten E, eine Perpendicular-Linee biß F fallen / und ſetzet ein Acht-Theil darauff / und zie - het dann aus den Winckeln A und B auff die Perpendicular - Linee die Geſicht - Lineen / laͤſſet dennn auff den andern Seiten in der Mitten G, I, H, auch Perpen - dicular-Lineen fallen / und traͤget ein Acht-Theil der Seiten auff die Perpendi - cular-Lineen / und ziehet aus den Winckeln A C biß G, D C biß H und D B biß I. die Geſicht-Lineen / wie vorhin. Fig. 100. und in dieſer Figur iſt iede Seite fuͤnff Ruthen lang.
(2.) Andere nehmen ſolchen aus den Regular-Wercken / und kombt alſo der dritten / als der gemeineſten Manier in Vier-Eck 15 / in Fuͤnff-Eck 19½ / in Sechs - Eck 22 und ½ Grad.
(3.) Freitag theilet im Vier-Eck die Seiten A B in 8 / in Fuͤnff-Eck / in 6 Theil / undlaͤſſet140FORTIFICATIONlaͤſſet E F eines derſelben ſeyn.
(4.) Himſelius beſchreibet erſtlich ein Vier-Fuͤnff - und Sechs-Eck / und ſetzet auf jegliche Seite derſelbẽ einẽ gleichſeitigẽ Triangul / werdẽ alſo alle Bollwercks - Winckel 60 Grad / ũd haͤlt dieſes vor die leichteſte ũd tichteſte Proportion, deñ die Bollwercks-Winckel werden alſo ſtarck genug / wenn man ſie aber in Fuͤnff - und Sechs-Eck ſtuͤmpffer / und alſo ſtaͤrcker machen wolte / faͤlt hergegen die Defen - ſion gar obliq. und alſo ſchwaͤcher Fig. 101. 102. 103. Andere machen den Win - ckel noch ſpitziger / ſolches aber iſt unnoͤtig / weil ſie alſo zu ſchwach fallen / und der innwendige Raum wird zu enge.
3. Die Feld-Schantzen mit halben Bollwercken: Dieſe werden aus dem Trian - gul und Quadrat gemachet / der Triangul wird meiſtentheils / als der gar ſchwa - che Bollwercks-Winckel giebet / verworffen / doch ſiehet man gleichwol in den Belaͤgerungen hin und wieder ſolche Triangul liegen / kan derowegen ſelbiger auch mit genommen werden. Man beſchreibet erſtlich Fig 104. einen gleichſeitti - gen Triangul a b c, und theilet eine jegliche Seite deſſelben in drey Theil / und ver - laͤngert auch jede umb ⅓ biß in d e f, und zeucht die Defens-Lineen aus d in a, aus e in b, und aus f in c, auff die Ecken des Trianguls / nimbt zu den Kehlen a i b g, und c h, auch ⅓ der Seiten / und laͤſſet denn die Schultern herunter fallen. Son - ſten ſind noch unterſchiedliche Inventiones den Triangul zu fortificiren / nicht zwar ſo ſehr des Trianguls halber / als ſolche in den Irregular-Wercken / da ſpi - tzige Winckel als der Triangul hat / fuͤrfallen zu appliciren, erdacht worden.
(1.) Denn erſtlich iſt die ſechseckichte Stern-Schantze Fig. 103. anders / als ein Triangul in Tenaille, oder mit Zangen-Wercke befeſtiget.
(2.) Zum141oder Kriegs-Bau-Kunſt.(2.) Zum andern kan man ihn auch mit Bollwercken auff den Seiten fortifici - ren als Fig. 105. theile ich des Trianguls jegliche Seite / nach dem ich ſelbigen zu - vorhero gezogen in vier Theile / und richte mitten auff jeder Seiten eine Haupt - Linee auff / die auch ¼ derſelben halte / und aus einẽ Viertheil der Seiten ziehe ich die Geſicht-Linee / die Kehl-Lineen halten auch ein Viertheil.
(3.) Zum dritten mit comportirten Bollwercken Fig. 106. iſt beſchrieben ein gleichſeittiger Triangul a b c, und aus deſſelben Winckeln auff die gegen uͤberſte - hende Seiten Perpendicula c d, a k b i, gefallet / deſſen eine Seite des Trianguls ex. gr. a b, verlaͤngere ich zu beyden Seiten / und trage die Laͤnge des Perpendi - culi d c aus d in e ũd f, aus e ũd f aber ziehe ich durch dẽ Winckel c gerade Lineẽ e h, ũd f g, nach Beliebung / theile deñ das Perpendiculum d c in fuͤnff Theil / und ſetze ⅕ deſſelben von c in m und n, aus m und n, ziehe ich gerade Lineen biß k und i, und trage auff dieſelben von m und n, biß in o und p, die Weite vom Centro, biß an die Seite des Trianguls / nemlich l k oder l d, letzlich ziehe ich aus o und p an die Seite des Trianguls Perpendicular-Lineen p r, und o q, ſo ſind die beyden com - portirte Bollwercke q o m c, und r p c, umb den Winckel c fertig / mit den andern Ecken a und b mache ich es auch alſo &c.
Abdias Trewe ziehet einen Triangul a g f, theilet eine jegliche Seite des Trianguls in fuͤnff Theil / und richtet auff den Ecken des Trianguls zu beyden Seiten Perpendicular-Lineen auff / ſo ⅕ der Seite halten / ziehet von den Punct c eine Linee biß in d, und laͤſſet von b zu k, die Schulter fallen / ſo iſt a b die Kehle / welche 1 der Seiten helt / a d die Haupt-Linee /Tauch142FORTIFICATIONauch ⅕ / b k die Schulter / k d, die Geſicht-Linee / c k, die bewegliche Defens-Linee / i c, der Streich-Platz auch ⅕ haltend / und ſo iſt die Ecke a auff einer Seite for - tificiret, mit den andern procediret er auch ſo / Fig. 107.
(4) Mit Horn-Wercken; Man beſchreibet Fig. 108. einen gleichſeittigen Trian - gul a b c, und theilet deſſen jegliche Seite in zwey Theil / d e f, zeucht auch die Per - pendicula aus beſagten Puncten in die gegen uͤberſtehende Winckel a b c, aus e und f zeucht man dem Perpendiculo a d, Parallel-Lineen / und e f mit einer gera - den Lineen zuſammen / und dieſer durch den Punct a eine Parallel-Linee g h, und beſchleuſt alſo das Parallelogram, e f g h: Die Linee g h theilet man in 3. Theile / verlaͤngert e g, und f h, biß in i und k, und nimbt ein Dritt-Theil / ſetzet es heraus biß i und k, und laͤſſet alſo g i und h k ein Dritten-Theil die Haupt-Lineen ſeyn / nach welchen man die gleichſeittigen Triangul g m i, und h n k beſchreibet / ſo ſind i m und k n die Geſicht-Lineen / von m und n, laſſe ich auff g h die Schultern n p, und m o perpenpiculariter herunter fallen / theile dann die Linee k f, und i e in zwey Theile / ſo iſt k l und i z die Helffte von k f und i e, von dannen laͤßet man die Schulter l s, und z t perpendiculariter auff die Seite a p und a c auffallen / ſo iſt dieſer Winckel a fortificiret, nach welchen ich die Winckel c und b auch fortifi - cire.
(5.) Zum fuͤnfften verſuchen auch etliche den Triangul mit gantzen Bollwer - cken zu fortificiren, wird aber von den meiſten als untuͤchtig verworffen / Wer es wil damit verſuchen / kan es alſo machen. Fig. 100. ziehe ich einen gleichſeittigen Triangul a b c, theile deſſen jegliche Seite in zwey Theil mit g h i, und ziehe auchdie143oder Kriegs-Bau-Kunſt.die perpendicula in die gegenuͤberſtehende Winckel a h, b g, c i, eines der Perpen - diculorum, als c i, theile ich in fuͤnff gleiche Theile / verlaͤngere denn die Perpen - dicula durch die Winckel ein Stuͤcke hinaus / und nehme denn die Diſtantz von Centro biß an die eine Seitte nemlich o g, zu den Haupt-Lineen a d, b e, und c f, ⅕ aber des Perpendiculi zu den Kehl-Lineẽ a k, b n &c: Die Laͤnge der Capital b e, ſetze ich herumb / von a in l, und ziehe aus l, die Linea l e, aus n richte ich die Schulter perpendiculariter auf / ſo gibt n s d, ein halb Bollwerck / alſo auch bey c trage ich die Capital c f, von c herumb in q, und ziehe q e, und ſetze auff der an - dern Seiten bey b die Schulter t u, und alſo iſt t u e, das ander halbe Bollwerck. Weil aber dieſe drey Bollwercks-Winckel gar ſpitzig fallen / und man dieſelben gerne ein wenig groͤſſer haben wolte / muß man die Streich-Plaͤtze bleiben laſſen / und ſtracks bey den Schultern heraus ziehen / und alſo ſind die andern drey Bollwercke bey der 110. Fig. ohne Streich-Plaͤtze oder Secund. Flanq. angeſetzet / weiln[man] ſtracks aus den Schultern die Geſicht-Lineen ziehet / Jn uͤbrigen pro - cediret man wie vor.
Die viereckichten Feldſchantzen mit halben Bollwercken werden folgendes ge - macht; Jch beſchreibe Fig. 111 ein gleichſeittig Vier-Eck a b c d, und theile denn ei - ne jegliche Seite deſſelben in 3 gleiche Theil / als die Seite a b in den Puncten o und p, auß o beſchreibe ich einen Circkul-Bogen e f, und ſetze die Laͤnge des Radii o e von e in f, ſo haͤlt der Bogen e f 60 Grad / theile den Circkul-Bogen e f in g in zwey Theil / ſo haͤlt deſſen Helffte e g, 30. Grad / verlaͤngere die Seite c b biß in h, und ziehe von o durch g eine Linee / biß ſie in h die andere erlaͤngerte Seite c b er -T ijreiche /144FORTIFICATIONreiche / ſo gibt h den Bollwercks-Punct / die Keel-Linee b p iſt auch ⅓ der Linea a b, laſſe die Schulter p i, fallen / welche die Helffte der Haupt-Linee b h, iſt / und nach dieſer des Goldmanni Art / ſind die vier Bollwercke bey a b c, und d angeſetzet / die andern vier bey e f g und h Fig 112, ſind nach Freitags ander Manier (deñ die erſte tauget nicht) verzeichnet; Dieſer nimbt ⅓ der Seiten zur Haupt-Linee ex gr. e k, und ziehet von einem Drittheil nach k, man darff hier keinen Circkul-Bogen machen / noch denſelben theilen / weil man hier ſchon die Laͤnge der Haupt-Lineen hat / im vorigen Modo muß aber durch den Circkul-Bogen / und deſſen Theilung die Laͤnge der Haupt-Lineen geſuchet werden / Jn den andern Stuͤcken kombt er mit vorigen Modo uͤberein.
Abdias Trewe kombt auch mit Freitagio uͤberein. Seine beyde andere Mo - dos, als die nicht ſo gut als dieſer / gehet man dieſes Orts Weitleufftigkeit zu ver - meiden / vorbey. Die Bollwercke kan man nach Beliebung und nach Gelegenheit des Orts / nicht allein herum wenden / auff welche Seite man wil / ſondern auch an Waſſern / zwey als Hoͤrner forn heraus ſetzen / die andern zwey aber auff die Seiten wenden / daß am Waſſer hinten eine gerade Linee bleibe: Zu dieſen ſchickt ſich beſſer / daß man an ſtatt des Quadrats eine Parallelogram nehme / deſſen kuͤr - tzeſte Seiten zu den laͤngſten / etwa wie 3. zu 4. geproportioniret ſeyn / ſo kommen die forderſten Bollwercke nicht ſo nahe an einander. Nur dieſes iſt zu merckendaß weñ ich ein Parallelogram alſo fortificire, die lange Seitte in 4 Theil und die kuͤr - tzeſte in 3 Theil theile / und alſo ¼ der langen Seite oder ⅓ der kurtzen Seite zu der Haupt-Linee &c. Damit die Bollwercke an der langen und kurtzen Seitten ein -ander145oder Kriegs-Bau-Kunſt.ander gleich ſeyn / und ziehe die Geſicht-Lineen aus der langen Seiten auß dem Mittel-Punct auff der kurtzen aus ſelbigen Punct / wie in voriger Figur geſche - hen. Man kan auch hinten eine Tenaille anſetzen / derer Haup-tund beyde Keel - Lineen den Haupt-Lineen der andern Bollwercke gleich / nemlich ⅓ der gantzen Seite haltend / Fig. 113. und 113. Dieſes aber zu verrichten laſſe ich in der mitten k eine Perpendicular-Linee fallen / mache ſelbige den Haupt-Lineen gleich / und ziehe bey den Neben-Puncten m und n zwey Lineen an die Haupt-Linea biß in o. Die Laͤnge der Seiten ſolcher viereckichten Feld-Schantzen iſt nach Goldmanni Meinung von 120. biß 180. Fuͤß. Freitag ſetzet die Seiten der kleineſten von 60 Fuͤß / doch nicht drunter: Etliche machen auch andere Figuren / als 5 / 6 / und 7 Eck / mit halben Bollwercken / derer Kehl - und Haupt-Lineen jede ⅓ der Seiten halten: Die Face wird auch aus ⅓ gezogen. wie Fig. 115. zu ſehẽ / fallen aber ſchwach von Bollwercks-Winckeln und Schultern; Es werden aber die Haupt-Lineen an die Ecken der Fuͤnff-Eck perpendiculariter auffgerichtet / denn ſonſten geben es noch ſchwaͤcher Bollwercks-Winckel / und muͤſſen alſo perpendicular gezogen werden / damit auff eine Seite nicht zwey halbe Bollwercke / ſondern nur eins komme / denn ſonſt hette eine Seite zu viel / und die andere zu wenig Defenſion.
Die andern 45 und 6 Eckichte Feld-Schantzen mit gantzen Bollwercken / koͤn - nen ſonderlich aus den kleinen Royal auffgeriſſen / und hernachmals nach ihrer Seitten Laͤnge / ſo groß oder lang man ſie haben wil / geproportioniret werden; Zum Vberfluß iſt ein und das ander Exempel anhero geſetzet.
(. Das Vier-Eck Fig, 116. iſt aus dem Freitagio, in demſelben iſt eine Seite 10. Ruthẽ. Dieſes nun zuverrichtẽ / ziehe ich eine Linee / von 10. Ruthen / theile dieſelbeT iijin 5146FORTIFICATIONin 5 Theile / ſetze den Polygon-Winckel eines Vier-Ecks an / und complire die gantze Figur / ziehe aus allen Winckeln die Haupt-Lineen heraus / nehme zu der Kehl-Linee ⅕ derſelben Seiten zu der Haupt-Linee ⅖ theile dann die Cortin in 4 Theil / ziehe die Schultern / und nehme zu demſelben ¼ der Cortin und ziehe die Geſicht-Lineen / welche halb ſo lang als die gantze Seite ſind / und komt mit obge - meldter des Faulhabers ſechſten Manier uͤberein.
2. Fig. 117. Freitags funffeckichte Feld-Schantze / dieſe machet er alſo: Er theilet erſtlich eine Seite des Polygons, als a b in fuͤnff Theil / nach dem er zuvorhero den Polygon-Winckel eines Fuͤnff-Ecks angeſetzet / und die Figur durch den Cir - ckul compliret hat und nimbt ⅕ Theil zu den Kehl-Lineen a d und b c, richtet auff allen Enden die Schultern auff und nimbt auch〈…〉〈…〉 zu den Schultern c e und d f, hernach theilet er auch die Cortin i g, in Fuͤnff-Theil / und nimbt derſelben viere als i h, zu der Geſicht-Lineen / ſolche ſetzet man an den Enden der Schulter auff / biß ſie oben zuſammen reichen. Zu ſolchen Feld-Schantzen koͤnnen auch obange - zogene Fuͤnff-Eck des Faulhabers / wie auch des Metii, und andere ſo geringe Streich-Plaͤtze und ſtarcke Bollwercke haben / doch in kleiner Proportion nach Beliebung und des Orts Gelegenheit verwandelt / gebrauchet werden.
3. Letzlich das Sechs-Eck wird ſelten gantz zu den Feld-Schantzen gebrauchet / ſondern deſſen Helffte wird etwa an Waſſer-Stroͤme und bey der Bruͤcken gele - get / wie Fig. 118. zuerſehen / Dieſes zu verrichten mache ich eine gerade Linee / und beſchreibe an dieſelbe Linee einen halben Circkul / und ſetze den Diametrum drey - mahl herumb / theile eine Seite in 5. Theile / und nehme zu den Kehl-Lineen ⅕ / ſetzedie147oder Kriegs-Bau-Kunſt.die Schultern auff / und nehme auch zu denſelben ⅕ / ziehe die Haupt-Linee durch alle Kehl-Punct / und nehme zu den Haupt-Lineen ⅖ der gantzen Seiten / und zie - he die Geſicht-Lineen zuſammen; Man machet auch ſolche Feld-Schantzen ofter - mals nur mit einem oder 2. Bollwercken / wenn ſie ſonderlich in die Trenche - menten geleget werden / da man innwendig keines Anfals ſich beſorget / ſondern nur außwendig den Feind abzuhalten bendtiget / oder da man ſonſt die meiſte Gefahr vermuthet; Man ſetzet auch an den Feld-Schantzen / ſo an das Waſſer geleget werden / nur hinten eine Tenaille oder Zange / ſonderlich wenn ſie an oder zwiſchen Waſſer geleget werden / alſo an / Man theilet die hinterſte Seite a b, wann ich zuvorhero ein Vier-Eck / forn mit 2 Bollwercken gemacht habe / in der mitten in c in zwey Theil / und eins derſelben b c, wieder in fuͤnff-Theil / leſſet eine Perpendicular-Linee aus c herunter fallen / und nimbt ⅖ c f zu der Haupt - Linee c d, wie auch ⅖ zu beyden Seiten zu der Kehl-Linee c e und e f, und ziehet die Geſicht-Lineen f a und e d zuſammen / wie Fig. 119. mit mehrern zu erſehen / Fig. 120. laße ich den Winckel / welcher ans Waſſer geleget wird / ungefortificiret, die andern Ecken aber fortificire ich / wie bey den vorhergehenden Figuren geſchehen / Fig. 121. fortificire ich die beyden Bollwercke / ſo ans Waſſer zu liegen kommen / nicht gantz / ſondern halb / laſſe an beyden Seiten in der mitten hinaus warts Perpendicular-Lineen fallen / theile die halbe Seite in 4 Theil und ſetze ¼ von der halben Seitten auff die Perpendicular-Lineen / ziehe dann von den Bollwercks - Puncten Lineen biß an die Perpendiculare, ſo werden die beyden Seiten / welche ans Waſſer zu liegen kommen / wie eine Tenaille, ſonſten procedire ich / wie vor - hin gemeldet worden.
Hie ſolte zwar ſtracks nach dem Regular das Irregular zur Hand genommen werden / Weiln man aber in den Irregular-Figuren / ſo ungeſchickte Winckel und Seiten haben offtermals / da man mit den Principal-Wercken nicht zu rechte kommen kan / ſein Refugium zu den Außen-Wercken nehmen muß / auch ſonſten in denſelben die Fortificirung einer geraden Linee / oder wie eine platte Form ſol angeleget werden / muß bekant ſeyn / als wird ſolches beyderley dieſes Orts nicht unbillig erſtlich abgehandelt.
Die Auſſen-Wercke betreffent / ſind dieſelbe fuͤrnemlich erfunden / umb ſchwa - che Irregular-Oerther / oder ſonſt alte Feſtungen damit außzubeſſern / kommen auch ſonſt in den Feld-Laͤgern und Belagerungen wohl zu ſtatten. Jn den Re - gular Royal-Wercken / weil ſolche ohne das ſtarck gnug / hat man ihrer ſo groß nicht von noͤthen / es were deñ daß man gar ſtarck von Beſatzung / und den Feind von ferne auffhalten wolte. Dieſe ſind aber fuͤrnemlich folgende: Ravelinen / halbe Monden / Horn-Wercke / Kron-Wercke / Tenaillen, Zangen oder Scheren / Tranſverſen oder Zwerg-Walle.
1. Ravelinen / opera revulſa, parmulæ ſind Auſſen-Wercke / wie kleine Jnſulen / in Form eines Trianguls / oder auch wohl eines gantzen Bollwercks / ohne daß ſie nicht ſo hoch und dicke ſeyn / fuͤr die Cortinen mitten in den Graben geleget /damit149oder Kriegs-Bau-Kunſt.damit das Waſſer / wo es verhanden / gantz als um Jnſulen herumb flieſſen kan; Jhre Ichnographia und Form iſt unterſchiedlich: Freitag hat erſtlich dreyerley Arthen / welche Fig. 122. beygefuͤget:
(1.) Das erſte A wird alſo gemacht: Jch faſſe mit dem Circkul der Cortinen Laͤnge a b, und mache oben gegen der Cortin mit dieſer Laͤnge einen Durchſchnitt in c, ziehe deñ von c auff die Enden der Schultern d e zu gerade Lineen / biß ſie den Rand des Grabens in f und g anruͤhren /
(2.) Das Ravelin B anzulegen / theilet man die Kehl-Lineen zu beyden Seiten als p q und r s in t und u in zwey Theil / und zeucht von t durch vv, und von u durch x, als die euſſerſten Enden der Schultern gerade Lineen / biß ſie einander uͤber den Graben in y erreichen &c.
(3.) Das Ravelin c zu machen / ſetzet man mitten auff die Cortin in i eine Per - pendicular-Linee auff / und nimbt denn ¾ oder wie Cellarius wil / ⅔ der Geſicht - Linee / das iſt 18 oder 16 Ruthen von der euſſerſten Kante des Grabens / von h biß in k zur Haupt-Linee / von k zeucht man auff die Enden der Schultern zu ge - rade Lineen / ſo die Kante des Grabens in n und o beruͤhren.
Fig. 123. ſind noch andere drey Sorten fuͤrgeſtellet.
1. Abdias Trewe theilet auch die Kehlen auff den Seiten in zwey Theile / als in den Puncten a und b, und faſſet ſolche Laͤnge mit dem Circkul / und beſchreibet ei - nen gleichſeittigen Triangul a b c, was von deſſelben Spitze uͤber den Graben hinaus reichet / gibt das Ravelin D.
2. Das Ravelin E iſt aus Goldmanno, dieſer verlaͤngert die Schultern derVBoll -150FORTIFICATIONBollwercke uͤber dẽ Grabẽ / biß an deſſelbẽ Rand in d ũd e ũd zeucht die Linee e d, und nach dieſer beſchreibet er dẽ gleichſeittigen Triangul d e f, ſolcher gibt den das Ravelin / dieſes aber wird ſehr groß / ſonderlich auff ſeinen langen Cortinen von 48. Ruthen und hat aus den Geſichtern ſchwaͤcher Defenſion, alsdie andern.
(3.) Himſelius haͤlt bey dem Ravelin F den Mittel-Weg / und zeucht die Ober - ſten Enden der Schulter g h zuſammen / und beſchreibt den gleichſeittigen Trian - gul g h i.
Faulhaber hat folgende Obſervationes von Ravelinen. Die Ravelinen wer - den theils mit Eſpaulen oder Schultern / theils ohne dieſelben gemachet; Jhr Winckel ſol nit unter 60 ũd uͤber 90. Grad ſeyn / die Face ſol aus dẽ Eck / da die Face und Eſpaul der Bollwercke zuſam̃en ſtoßen / gezogẽ werden: Jn den langen Corri - nen ſtreichet wohl die Face aus der halben Eſpaule., oder wohl gar aus dem Streich-Winckel / die Laͤnge der Facen iſt von 12. biß 18. Ruthen / die Eſpaulen (ſo ſie ſolche haben 5. 6. in 8 Ruthen; Die Haupt-Linee / welche ohne Menſur, ſoll allewege mitten fuͤr der Cortin liegen. Jm uͤbrigen kombt er mit Freitagio und Cellario uͤberein / und bald hernacher ſetzt er folgende Worte:
Fuͤr etlichen Jahren haben die Ingenieur in Niederlande Ravelinen erdacht / welche ſie an den bedeckten Weg auff die Contreſcarpe der euſſerſten Wercke le - gen / ſo wohl fuͤr die Bollwercke / als Horn-Wercke / derer Facen auff 20. oder 12. Ruthen machend; Dieſer Anlage des Walles iſt 30 Schuh breit / und 3 oder 4 Schuh hoch / droßirende auff beyden Seitten ¾ oben 24 oder 25½ Schuh breit / der Bruſtwehre Anlage iſt 13. oben 8 Schu: hierzu Erde zubekommen / ſchneidetman151oder Kriegs-Bau-Kunſt.man hinter den Ravelinen biß zum verdeckten Wege 3 Schuh ein / und ſo man mehr noͤtig / machet man außwendig fuͤr den Ravelinen einẽ Graben 40 Schuh breit / 8 Schuh tieff / 6 Schuh droßirend / den bedeckten Weg 12. Schuh / mit der Banck und Anlauff der Bruſtwehre / des verdeckten Weges Bruſtwehre ſol ha - ben in der Laͤnge 120. Schuh. Solche Ravelinen werden gemachet / weil man in den Contreſcarpen zu ſehr entdecket und weñ ſolche gewonnen werden / kan man aus dieſer groſſen Widerſtandt thun / ſo weit Faulhaber. Die Ravelinen ſo in den Irregular-Wercken fuͤr lange Cortinen geleget werden / kan man auch nach obgeſchriebener Proportion ſonderlich verfertigen / ohne daß ihr euſſerſter Win - ckel meiſtentheils recht faͤlt / und die Defenſion nicht aus den Enden der Schul - tern / ſondern wol mitten aus denſelben / ja gar wohl aus den Streich-Winckeln / nach dem die Cortinen lang / wie ſchon oben Faulhaber erinnert / muͤſſen gezogẽ werdẽ: die mit Schultern werden wie platte Bollwercke uͤber den Grabẽ geleget.
Es ſey Fig. 125. Eine lange Cortin A B auff 60 Ruthẽ fuͤr dieſe ſol ein Ravelin mit Schultern (ſonderlich weil an dieſem Orte eine Pforte und ſelbige zu ſehr bloß lieget) geleget werden / als ziehe ich die beyden Enden der Schultern zuſam - men mit der Lineen C D, theile die Linee C D in zwey theil / und richte in der mit - ten auff dieſe eine Perpendicular E F auf / theile hernach die Linee C D in 3. Theil / und ſetze ½ der Linee C D, allhie 20 Ruthen / zur Haupt-Linee E F, dieſe theile ich in fuͤnff Theil derer 3 nemlich 12 Ruthen geben zu beyden Seiten / die Kehl-Lineen E G und E H, ſetze auff G und H Schultern / und nehme zwey Theil der Haupt - Linee / nemlich 8 Ruthẽ zu dẽ Schultern g i und H k ũd ziehe F I ũd F K zuſammẽ /V ijweil152FORTIFICATIONweil aber der Graben zwiſchen dieſen Ravelin und der Haupt-Feſtung ziemlich ſchmal faͤlt / als kan man ſolches hinaus ruͤcken / damit der Graben ſeine gebuͤhr - liche Breite bekomme / doch daß daſſelbe innerhalb ſeiner rechten Defenſion blei - be. Wie die Ravelinen fuͤr die Horn-Wercke anzulegen / ſol bald hernacher / wie ſie auffzubauen / und ob ſie mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich / bey ihrer Orthographia erin - nert werden.
II. Zum andern folgen in den Auſſen-Wercken die Lunulæ oder Opera lunata halbe Monen; Allhier iſt nicht viel von den Nahmen zu diſputiren / Ob die Rave - velinen auch halbe Monen / oder die halbe Monen auch Ravelinen koͤnnen ge - nennet werden / wie den ſolche Nahmen promiscuè von beyderley Wercken bey den Autoribus im Gebrauche; Sondern man laͤſſet / confuſion zu vermeiden / mit den accuratioribus die Wercke fuͤr dẽ Cortinen Ravelinen / weil an dieſem nichts der Geſtalt des Mones gleich zu ſehen / die aber fuͤr den Spitzen der Bollwercke / wegen ihrer innwendigen Zurundung / halbe Monen ſeyn. Sind demnach die halben Monen Auſſen-Wercke / wie kleine Bollwercke / welche auſſerhalb des Grabens fuͤr die Bollwercke / ſo zu ſchwach und gering befunden geleget wer - den / dieſelbe deſto beſſer dardurch zu verwahren und defendiren, und werden von den Haupt-Wercken abgeſondert / Von dieſen iſt abſonderlich zu obſervi - ren, (1.) daß dieſelbe keines Weges alleine ohne andere Auſſen-Wercke fuͤr den Cortinen liegend / muͤſſen angeleget werden / denn fuͤr und an ſich ſelber ſind ſie wehrloß / koͤnnen auch wegen Entlegenheit aus der Haupt-Feſtung nicht defen - diret werden (2.) daß ſie nicht alleine mit den Ravelinen hinten / ſondern auchan153oder Kriegs-Bau-Kunſt.an den Schultern muͤſſen offen gelaſſen werden / damit wann der Feind ſich etwa derer bemaͤchtiget / er keine Bedeckung oder Vortheil in denſelben gegẽ der Stadt haben koͤnne / und dieſes iſt in genere auch von allen andern Auſſen-Wercken zu - verſtehen / daß ſie nemlich niedriger als die Haupt-Wercke / und gegen denſelben offen muͤſſen gebauet werden / damit dieſe jene commandiren moͤgen. Die Stru - ctur oder Ichnographia der halben Monen iſt unterſchiedlich. Freitag hat drey - erley Sorten (1.) der erſte Fig. 122. mit G verzeichnet / ziehe ich durch den Kehl - und Bollwercks-Punct durch die Rundung des Grabens eine Linee / welche die Haupt-Linee des halben Mondens ſeyn ſoll / ſetze auff dieſelbe ¾ der Geſicht-Linee des groſſen Wercks von der euſſerſten Rundung des Grabens / das iſt 18. Ruthẽ / theile die beyden Kehlen der nebenſtehendẽ Bollwerckẽ in 2 Theil / ũd ziehe die Ge - ſichter mitten aus ſolchẽ Kehl-Lineẽ der nebenſtehende Bollwercke / verlaͤngere die Facen der Faußebray biß uͤber dẽ Grabẽ hinaus / ſolche ſchneidẽ die Schultern ab. (2.) Des andern H Haupt-Linee iſt auch wie vorige / und wird ebenfals durch den Kehl - und Bollwercks-Punct wie auch Rundung des Grabens gezogen / die Geſichter ſind gezogen aus den Kehl-Puncten der nebenſtehenden Raveli - nen: Die Schultern werden abgeſchnitten durch eine lange Linea / ſo aus den Ecken der Cortin und Schulter der benebenſtehenden Bollwercke uͤber die euſ - ſerſte Spitze der Faußebray hinaus / biß an die Geſicht-Linee des halben Mons gezogen wird. (3.) Des dritten 1 Geſicht-Linee ſtreichet aus dem Mittel der Schultern an den benebenſtehen den Bollwercken; ſeine Schultern werden ab -V iijgeſchnit -154FORTIFICATIONgeſchnitten durch eine Perpendicular-Linee von den Geſichtern der Faußebray an die Geſichter des halben Mones gezogen / die Haupt-Linee iſt wie in den vo - rigen (4) der vierdte k, Fig. 123. iſt des Metii, dieſer ſchneidet unten von den Ge - ſicht-Lineen der zur Seiten ſtehenden Ravelinen etwa 40 oder 50 Fuͤß ab / und zeucht deñ dem euſſerſten Rande des Grabens / ehe er abgerundet wird / oder den Geſichtern der Bollwercke Parallel Lineen / biß ſie einander erreichen / Jhre Geſicht-Lineen nimbt er auff 200. oder 220. Fuͤß / von dannen werden die Schul - tern an den Graben angehencket / daß ſie an die gegen uͤberſtehenden Geſicht-Li - neen des Principal-Bollwercks wenn man ſie vollend außzoͤge / ſtoſſen. (5.) Mit dieſem kombt faſt Goldman uͤberein / der zeucht auch dem Graben Parallel-Line - en auff 45. Fuͤß / die Geſicht-Lineen macht er 200. Fuͤß / von derer Ecken zeucht er an den Graͤben die Schultern etwas ſchrege ohngefehr auf 48½ oder 49. Fuͤß. Dieſer iſt in voriger Figur lit. L. (6.) Endlich der ſechſte M iſt nach Cellarii Anweiſung verzeichnet / dieſer zeucht durch die verlaͤngerte. Haupt-Linee an der Rundung des Grabens eine Quer-Linee / ſo ſolche Orthogonaliter, oder ad an - gulos rectos durchſchneidet / und traͤget auff dieſe zu beyden Seiten 8 Ruthen / daß ihre gantze Laͤnge ſey 16 / beſchreibet denn uͤber denſelben einen gleichſeittigen Triangul und ziehet die Lineen zuſammen / alſo daß die Geſicht-Lineen auch 16. Ruthen kommen / von derer Enden werden die Schultern den Geſicht-Lineen des Haupt-Bollwercks mit Metio gleich gezogen / alſo daß ſie an die gegenuͤberſte - hende Geſicht-Lineen / wenn man ſie vollend außzoͤge / ſtoſſen.
III. Die dritte Art der Auſſen-Wercke nennet man Horn-Wercke / und ſolchewer -155oder Kriegs-Bau-Kunſt.werden nicht unbillich von Faulhabern unter allen ledigen / Wercken die nutzbahreſten genennet / und ſind groſſe ablange Wercke / auſſerhalb des Grabens / wo die ſchwaͤchſten Oerter der Feſtung ſind mit zwo langen Sei - ten ins Feld getragen / wie Jnſulen fuͤr die Principal, ſo wohl Bollwercke als Cor - tinen (doch meiſtentheils vor dieſe) forn mit zwey halben Bollwercken oder Spitzẽ als Hoͤrnern hinaus geleget / zu dem Ende / daß ſich der Feind nit ſo leicht zur Feſtung nahen kan / und haben zu allen Seiten wie die Ravelinen und halben Mond ihre Waͤll / Bruſtwehr und Graben. Von dieſem iſt in Specie zu mer - cken.
(1.) Daß man ihre Seitten nicht zu kurtz / auch nicht zu lang mache; denn fallen ſie zu kurtz / kan man in Nothfall ſolche Wercke / wie gebraͤuchlich nicht abſchnei - den / fallen ſie zu lang / koͤnnen ſie als ohne das der ſchwaͤchſte Ort nit gnugſame Defenſion aus der Haupt-Feſtung haben: Jhre gebraͤuchliche Laͤnge iſt / daß ſie ſich nemlich nach den Mußqueten richten / und von den Enden der Streiche oder Schultern etwa 60 oder 70. Ruthen hinnaus lauffe.
(2.) Daß man ſo muͤglich und nicht ſonderliche Vrſachen oder Verhinderung fuͤrlauffen ihre beyde Seitten parallel ziehẽ / denn wiewol etliche dieſelben forne breit / etliche ſpitzig machẽ / iſt doch am beſten / daß ſie forn und hinten gleich ſeyn / deñ ſeynd ſie hinten breit und fornen ſchmal / wird ihe Defenſion dadurch gerin - gert / ſind ſie forn breit / werden ihre foͤrderſte Bollwercks-Winckel gar ſpitzig / hat der Feind in denſelben Bedeckung / anderer Incommoditaͤten zugeſchweigen / und doch muß man ſich bißweilen nach des Orts Gelegenheit richten / und kaneine156FORTIFICATIONeine kleine Verenderung oder Einziehung / wenn es die Gelegenheit nicht anders leiden wil / ſo groß nicht ſchaden.
(3.) Jhre forder Breite iſt gemeiniglich den Cortinen, dafuͤr ſie geleget werden / etwa von 36. biß 48. Ruthen gleich: Faulhaber hat folgende obſervationes von demſelben: Die Laͤnge der Hornwercke wird 28. oder 30. Ruthen (Goldmann hat 48) uͤber den Graben angeleget. Wenn man ſie aber in gleicher Proportion des erſten Profils abſchneiden wolte / muß man ſie wohl auff 1000. oder mehr Schuh vom Walle lang machen:
Die Breitte wird gemachet nach des Orts Gelegenheit / welche fuͤr den Cor - tinen liegen / ſind bißweilen der halbe Theil Polygonis interioris, bißweilen der dritte Theil exterioris, am meiſten aber / ſo mans haben kan / ſind ſie der Cortinen gleich / ob ſchon dieſelbe auff 48. Ruthen breit were / denn je breitter die Horn - wercke ſeyn / je beſſer ſind ſie; die fuͤr den Bollwercken wollen ſich nicht ſo breit lei - den / und fallen an denen die Seiten nicht parallel, &c. Hactenus Faulhaber. Jhre Structur und delineation iſt unterſchiedlich. Obgedachter Faulhaber hat alleine wohl 8 oder mehr Sorten; Freitag 3 / von denen ſind etliche der beſten in folgenden beſchrieben / und verzeichnet (1.) das erſte Fig. 124. mit A verzeichnet / iſt Goldmanni, dieſer zeucht zwey Lineen von den Schultern an / a c, und b d, 48. Ruthen lang uͤber den Grabens alſo daß ſie von den euſſerſten Rande des Grabens an 48. Ruthen hinaus fallen / ziehet oben die Linee c d zuſammen / ſo iſt ſelbige der Cortin gleich bey ihm auch 48 Ruthen / dieſe c d theilet er in g in zwey Theil / und richtet aus g eine Perpendicular-Linee auff g h, mit g c oder g d, glei -cher157oder Kriegs-Bau-Kunſt.cher Laͤnge und zeucht denn h d und h c zuſammen / und beſchreibet nach dieſer Laͤnge h d und h c, zwey gleichſeittige Triangul c h i, und h d k ziehet k c und d i, ſo geben k c und d i, die Geſicht-Lineen / welchen gleich ſeyn die Haupt-Lineen c l und d m, ziehet die Linee l m zuſammen und laͤßet die Schultern von k und i per - pendiculariter herunter fallen / auf die Linee l m biß in n und o, ſo iſt n o, die Cor - tin. 2. Das andere Horn-Werck B ziehe ich eben a c und b d zwey Lineen von den Schultern an der Cortin gleich hinaus / alſo daß ſie vom euſſerſten Rande des Grabens an ſo lang ſeyn als die Cortin, ziehe oben die Linee c d zuſammen / ſo iſt ſelbigeder Cortin e f gleich / theile die foͤrderſte Breite c d in drey gleiche Thei - le / und ſetze ⅓ zu den Haupt-Lineen c g und d h herunter / ziehe die Linee g h auch zuſammen und beſchreibe hineinwarts zwey gleichſeittige Triangul / g c i, und d h k, laſſe aus i und k die Schultern auff die Linee g h perpendiculariter nieder / ſo iſt das Horn-Werck fertig. 3. Das dritte C Fig. 126. iſt Himſelii, dieſer theilet auch die forderſte Linee a b in drey Theil / nach deme zuvorhero die Linee b und Z a uͤber den Graben ſo lang als die Cortin hinaus und die Linee a b zuſammen gezogen / nimbt derer eins zu den Haupt-Lineen c b und a d, und zeucht d c zuſammen / ſetzet auch ⅓ der Linee a b von c in e, und von d in f, von c biß a und f biß b, werden Lineen gezogen / und auff demſelben die Geſicht-Lineen a g und b h, abgeſchnitten / in dem ich auff f und e die Schultern perpendiculariter herunter laſſe / unnd dieſes iſt ein gut und gar wohl geproportionirtes Horn-Werck. 4. Das vierdte D in ſelbiger Figur / iſt aus Freitagio, dieſer ſetzet an die Enden der Seiten a b mit einem Tranſporteur, nach deme zuvorhero die Linee f a undXr b uͤber158FORTIFICATIONr b uͤber den Graben ſo lang als die Cortin hinaus und die Linee z b zuſammen gezogen / die Winckel c ab und d b a an / jeden von 25. Grad / und theilet ſolche wieder durch die Lineen a g und b h in zwey Theil / da nun dieſe letzte Lineen die er - ſten als in i und k durchſchneiden / iſt das Ende der Geſicht-Lineen / von dannen werden die Schultern perpendiculariter herunter gelaſſen biß in l m und zeucht denn l m zuſammen ſo gibt l m die Cortin. 5. Letzlich das fuͤnffte E iſt aus dem Faulhaber: Er ziehet auch von den Schultern zwey Lineen p a und r b, welche von den euſerſten Rande des Grabens ſo lang ſeyn als die Cortin, (wiewol ſie hier wegen Mangel des Raums nicht ſo lang genommen) und ziehet die foͤrderſte Li - nee a b zuſammen / die foͤrderſte Seite a b theilet er in ſieben Theil / deren zwey nimbt er zu der Haupt-Lineen a c, b d, ziehet c d auch zuſammen / wie auch zwey zu den Keel-Lineen c d e f, drey bleiben fuͤr die Cortin e f, theilet die Cortin in 3. Theil in m und n, zeucht aus den einen Streich-Platz m biß a, und aus den andern n biß b Lineen / richtet von e an die Linee a m und von f an die Linee n b perpendi - larem auf / ſo ſeynd e r und f t die Schultern und ſchneiden zugleich die Geſicht - Lineen r a und t b abe. Es haͤtten dieſes Orts wol mehr Sorten der Hornwer - cke beygebracht werden koͤnnen / iſt aber an dieſem / welche alle gut / und fuͤr die be - ſten zu halten / all gnug; Wie ein lang Hornwerck abzuſchneiden iſt bey dẽ Horn - wercke k, Fig 126 zuſehen. Vber das werden auch nicht allein fuͤr die Cortinen der Hornwercke Ravelinen / ſondern auch derer Spitzen halbe Monen geleget / ja man findet Exempel / daß ſolche gantz in Kronwercke eingeſchloſſen.
Das Ravelin an dem Horn-Werck B, Fig 124. iſt folgender maſſen gemachet;Jch159oder Kriegs-Bau-Kunſt.Jch verlaͤngere die beyden Schultern von k und i uͤber den Graben biß in m und n, theile die Linee m n in o in zwey Theil / richte auß o die Perpendicular-Linee o p mit o m oder o n, gleicher Laͤnge auff / ziehe alſo n p, und m p, zuſam̃en / ſo iſt der recht wincklichte Triangul n p m beſchrieben. An dem Horn-Wercke C. Fig. 126. iſt ein anders. Jch theile zu foͤrderſt die Geſicht-Lineen des Horn-Wercks in 3 Theil / ziehe aus den Kehl-Puncten c d durch das letzte ⅓ der Geſicht-Lineen / welches der Cortin des Horn-Werckes am naͤheſten iſt / gerade Lineen / biß ſie ein - ander obẽ durchſchneidẽ / ũd alſo iſt diß Ravelin auch fertig / der halbe Mon x an dieſem Horn-Wercke iſt nach Cellarii Manier / oben Fig. 123 bey den halben Mon m, beſchrieben / angeleget / doch kan man hierzu wohl die anderen gebrau - chen / wiewol ſich faſt dieſer am beſten ſchicken wil / umb ein ſolch Horn-Werck mit einem Ravelin iſt Fig 127. ein Kronwerck folgender maſſen verzeichnet: Nach dem der Graben a b c d e umb das Hornwerck und ſein Ravelin herumb geriſ - ſen / ziehe ich etwa auff 60. Fuß Parallel-Lineen f g, i, l m, theile deñ die Linee g i und i l in h und k in zwey Theil / ſo geben i h und i k die Helffte der Linee g i oder i l die Kehl-Lineen / nehme die Helffte der Lineen g i oder i l, zu den Schultern h r, und k s, derer Enden ziehe ich mit einer geraden Linee zuſammen / und beſchreibe den gleichſeitigen Triangul r s t, ſo iſt das foͤrderſte Bollwerck fertig (Faulhaber nimbt ⅓ der Linee g i zu den Kehl-Lineen) die Linee g f und l m werden dreymal ſo lang genommen als g h und k l, oder auch den Geſicht Lineen des mittlern Boll - wercks wie hier gleich gemachet / von f unnd m werden die Geſichter der Seiten Bollwercke herunter gezogen / den Seitten des Horn-Wercks parallelX ijihre160FORTIFICATIONjhre Laͤnge f n, und m o iſt gleich der Geſicht-Lineen des fordern Bollwercks t r, &c: Die Schultern an denſelben n p, und o q werden offen gelaſſen / und nur mit einen Graben verſehen.
Die vierdte Art der Auſſen-Wercke ſind die Kronen-Wercke / welche nicht an - ders ſeyn als zwey aneinander geſtoſſene Horn-Wercke / mit zwo langen Seiten / die aber nicht parallel, wie in den Horn-Wercken / ſondern gemeiniglich hinten gegen die Feſtung eng / und vorwarts weit ſind / haben mitten ein gantz oder mehr / und auff den Seiten zwey halbe Bollwercke / werden ſo wohl fuͤr die Boll - wercke / als fuͤr die Cortinen der Haupt-Feſtung geleget / ſonderlich wo Hoͤhen und bergichte Oerter und Commandamenten ſeyn / damit der Feind ſelbige nit præoccupiren, oder von dannen der Feſtung Schaden zufuͤgen moͤge / haben auch ihren Wall und Bruſt-Wehr / wie ein ander Auſſen-Werck; Sind gar ſtarcke und nuͤtzliche Wercke / den ſie in allen ungelegenen Oertern / die man ſonſt in keine Defenſion bringen kan / koͤnnen appliciret und angeleget werden; Jhre Structur iſt folgende:
Fig 125. iſt erſtlich eines A, lieget fuͤr einer Cortin: in dieſem richtet man von dem Mittel der Cortin eine Perpendicular-Linee auff / etwa 90 / 100 / oder 110 Ru - then lang / allhier ſind 100 genommen / nemblich a b, aus b beſchreibet man einen Circkul-Bogen nach Beliebẽ / und ſetzet deſſen halben Diametrum zu beyden Sei - ten herumb / von c in d und e, und zeucht von b durch d und e, Lineen b f, und b g, ſo lang / daß wenn man von f und g Perpendicular-Lineen herunter laͤßt / ſie ge - rade auff die Enden der Schultern g h zulauffen. Doch iſt man an ſolche Pro -portion161oder Kriegs-Bau-Kunſt.portion ſo genau nicht gebunden / ſondern man kan von derſelben etwas nach Gelegenheit des Orts geben und nehmen. Wird alſo der Winckel f b g 120. Grad halten / aus b laͤßet man Perpendicular-Lineen herunter b h und b i, aus f und g auch andere Perpendicular-Lineen / biß an die Kante des Grabens f k und g l, ſo gibt k f b h ein / und i b g l das andere Horn-Werck / derer beyde halbe Bollwer - cke in der Mitten zuſammen geſtoſſen ſind / und werdẽ nur nach einer obgeſchrie - benen Manier der Horn-Wercke gefortificiret. Wenn ein Kron-Werck fuͤr ein Bollwerck zu liegen kombt / nimbt Freitag ihre mittelſte Laͤnge von der Spitzen des Bollwercks-Puncts auff 60. Ruthen / fuͤr den Cortinen aber vom Mittel derſelben 96 Ruthen: Jhren Winckel machet er gleich dem Polygon-Winckel des groſſen Werckes dafuͤr ſie zu liegen kommen / die euſſerſten Polygonen von 40 biß 60 Ruthen nach Gelegenheit des Orts ſo damit ſol beleget werden / nach dem derſelbe breit oder ſchmal / und nach dieſem werden die andern Lineen aus dem groſſen Royal geproportioniret; Hierzu ſchicken ſich gar wohl des Goldmanni Tabellẽ zu den Dodrantalibus und Dimidiatis ausgerechnet / wie auch Freitags klein Royal und was drunter / und koͤnnen ſonderlich am beſten hierzu gebrau - chet werden / die Theile die von Fuͤnff-Sechs-Sieben - und Acht Eck &c. Das an - dere Kronen-Werck B in ſelbiger Figur iſt aus Goldmanno, dieſer verlaͤngert die Haͤupt-Linee von der Spitze des Grabens a biß b 300. Fuß / nimbt denn die Linee a b, oder eine Linee etwas kuͤrtzer als a b, wie hier / und iſt daran nichts gelegen / und beſchreibet zu beyden Seiten gleichſeittige Triangul a b c, und a b d und ver - laͤngert dieſe Seiten b c und b d biß in e und f, alſo daß b e und e f auff 640. FuͤßX iijſich162FORTIFICATIONſich erſtreckẽ theilet deñ ſolche in dẽ Punctẽ g h i, in vier Theil / aus g und i werden perpendicular-Lineen herunter gelaſſen / auch ¼ der Seiten b e haltend / nemlich g k und i l, derer Helffte k m, und l n gibt die Schultern / k l die Cortin, und zeucht denn die Geſicht-Lineen e m und b n, wie auch die Linee e r biß an den Graben / mit dem andern Theile procedire ich auch alſo.
Man kan aber auch wohl die Seitten b e und b f etwas kuͤrtzer / nach dem es des Orts Gelegenheit / und die Defenſion leiden wil / anlegen: Wann etwa die ei - ne oder die andere Seite zu lang von der Haupt-Feſtung wolte hinaus lauffen / oder ſonſt an einem ungelegenen Orte / einer andern alten Feſtung / welche nicht zu aͤndern / und von dannen ſie nicht gnugſam Defenſion haben koͤnte / anſtieſſe / kan man noch wohl ein halb Bollwerck zur Seiten anſetzen / wie in voriger Figur 125. an der Seiten f o zu erſehen: Wenn auch letzlich die Berge oder Hoͤhen / dar - auff ſolche Wercke gelegen / weit in dem Begriff / kan man mitten wohl zwey / drey oder mehr gantze Bollwercke legen / und dann an den Enden zwey halbe / und ſolche deñ beſter maſſen man kan / an die Haupt-Feſtung anhengen; nur daß fuͤr allen Dingen auff die Defenſion geſehen werde / und keine Seite dem Feinde bloß nach Beliebung drein zu gehen / gelaſſen werde. Wie man fuͤr die Cortinen der Horn-Wercke Ravelinen / und fuͤr derſelben Ecken halbe Monen kan legen / eben ſolches kan auch an den Kronen-Wercken gepracticiret werden / wie bey den beyden A und B, Fig. 125 zu ſehen / umb ſelbige damit zu verſtercken / doch wird ſolches faſt unnoͤtig geachtet / weil ſolche Wercke doch ohne das von forn zu ſtarck gnug / und man kein Exempel weiß / daß der Feind dieſe und die Horn -Wercke163oder Kriegs-Bau-Kunſt.Wercke / wegen der nahen und ſtarcken Defenſion von forn zu approchiret oder ſonſt angegriffen hette / ſondern wenn er ſich an dieſelbige machet / greiffet er ſie auff den langen Seitten an / derowegen am meiſten noͤtig / auf ſolche fleiſſig Ach - tung zu haben / daß ſie in guter und gebuͤhrlicher Defenſion gehalten werden.
Zum fuͤnfften wenn man in der Eyl zu keinen Horn-Wercken gerathen kan / behilfft man ſich mit Tenaillen, das iſt / Scheren oder Zangen-Wercken / Dieſe ſind denen Hornwercken nicht ungleich / ohne daß die Lineen innwendig eingebo - gen ſind / unnd dahero keine Cortin noch Bollwercke haben / ſehen gleich einer auffgemachten Zangen oder Scheren / und werden gebauet an ſtatt der Horn - Wercke / weñ dieſelben offt in geſchwinder Eyl nicht koͤnnen auffgefuͤhret werdẽ / oder man ſonſten die Vnkoſten in etwas erſparen wil. Sie werden gleich den Horn-Wercken fuͤr die Cortinen oder ander Plaͤtze geleget / ihre foͤrdere Breite iſt den Cortinen gleich / ihre Seiten aber werden nit ſo lang wie der Horn-Wer - cke hinnaus geleget / ſondern nur etwa auff 40 oder 50. Ruthẽ von den Enden der Schultern erſtrecket / denn weil ſie ſchwaͤcher von profil als die Horn-Wercke / und mehrentheils zur Noth und in der Eyl werden auffgebauet / als haben ſie auch ſtaͤrcker Defenſion von noͤthen: Dieſe ſeyn einfach oder doppelt. Eine einfa - che iſt Fig. 125. dẽ Kron-Wercke B fuͤrgeleget (nit eben als weñ ſolche eigentlich fuͤr die Kronen-Wercke gehoͤretẽ / wiewol ſie hier auch koͤnnẽ gebrauchet werdẽ / ſon - dern das Kronen-Werck ſol jetzo ein Stuͤcke einer Royal-Feſtung gelten) und mit C verzeichnet / die foͤrderſte Seite a b wird in 4 Theil getheilet / nach dẽ zuvorhe - ro Lineẽ võ dẽ Endẽ der Schultern 40 oder 50 Ruthẽ hinaus erſtrecket / ũd die Li - nee a b zuſam̃en gezogẽ / laſſe auf dẽ Mittel ď Linee eine perpendic. Linee herunterwelche164FORTIFICATIONwelche ein Viertel der jetztgetheileten Linee haͤlt / ziehe von a biß d und von b biß d die Geſicht-Linee / ſo man Zeit hat (weil dieſes mehrentheils Wercke ſeyn / ſo man in Eyl gegen dem annahenden Feind auswirfft) kan man ein Ravelin dafuͤr legen; deſſen Haupt-Linea auff der Kante des Grabens auffgeſtellet / g h, iſt die Helffte der Linea a d, nemlich a k die Geſichter werden auch aus der Lineen a d und b d Helffte k i gezogen. Eine doppelte Zange iſt Fig. 124. lit. C. a b c iſt gemachet wie eine einfache Tenaille, ſolche aber auffzureiſſen / ziehe ich oben die Linee a b, nach dem ſich zuvorhero auch die Lineen von den Schultern 40 oder 50 Ruthen hinaus erſtrecken / zuſammen / theile ſolche in 4 Theil / laſſe ein Viertel der Seite d c aus der Mitten herunter fallen / verlaͤngere ſolche Linee d c hinauswarts um ein halb Virtel biß in e, ziehe a c und b c mit blinden Lineen zuſammen / und theile ſolche blinde Lineen in f und g in zwey Theile / und ziehe von a biß f, und von f biß e, von e biß g, von g biß b die Lineen zuſammen / ſo iſt dieſe Figur fertig.
VI. Letzlich ſo gehoͤren hieher die Transverſen oder Zwerg-Waͤlle welche auff enge Paͤſſe und Landſtraſſen / ſo zu beyden Seiten Moraſt und Waſſer / oder auch dicke Holtzung haben / da ſie am engſten ſeyn / des Feindes an marchiren da - durch zu verhindern / pflegen geleget zu werden / Etliche bauen ſolche auf die Waͤl - le und Gaſſen der Stadt in Belaͤgerungen / ſonderlich fuͤr die Pforten oder Tho - re / und dergleichen Oerter / da man des Feindes Einfall vermuthend / daß da er ſchon ein Theil des Walles erſtiegen oder eine Pforte und Stuͤck einer Gaſſen einbekommen / man ſich doch in ſelbige reteriren, und ſo viel muͤglich / Wider - ſtandt thun koͤnne / angeſehen / daß man unterſchiedliche Exempel hat / daß derFeind165oder Kriegs-Bau-Kunſt.Feind / da er ſchon ein Stuͤcke eines Walles oder eine Pforte eingehabt / fuͤr ſol - chen Tranſverſen und Zwerg-Waͤllen ſtuͤtzen / und offtermals den Weg / da er einkommen / wider ſeinen Willen mit groſſem Verluſt ſuchen muͤſſen / nun gehoͤ - ret unerſchrockene Standhafftigkeit und wohlbedachte gute Ordnung der Be - ſatzung darzu / daß man nemlich nicht alſobald in der erſten Furie und Anlauff des Feindes Hertz und Hand ſincken laſſe / und ohne Ordnung und Bedachtſam - keit hin und wieder lauffe / nicht wiſſent / ob mans forn oder hinden angreiffen ſol / in welchem Fall deñ einer oder der ander guter ũd geuͤbter Officirer / ſo ehe bey ſolchẽ Occaſionen geweſen viel außrichten kan. Der ander Nutzen der Traverſen auff den Gaſſen der Stadt hin und wieder auffgeworffen iſt / ſich wider die ein - geworffene Fewer-Kugeln drein zu reteriren, denn wenn ein ſolcher Fewer-Ball in eine Traverſe faͤlt / kan man alſo bald ſolche verlaſſen / und ſich in eine andere reteriren, und vermag alſo derſelbe nit ſo groſſen Schaden zu thun / als ſonſten / und zu dieſem Ende muß man auff den langen Gaſſen unterſchiedliche / eine hin - der die ander auffwerffen. Dieſe und dergleichen Wercke meinet vielleicht Rhum - melius, welche die Buͤrgerſchafft einer Stadt in 48 Stunden / und jeder mit 15 Creutzer / iſt noch kein Reichs Ort / Vnkoſten koͤnne auffbauen / und ſich dermaßẽ beveſtigen / daß er den fuͤr einen Meiſter halten wolle / ſo ſolche Stadt einbekom - men ſolle / es were dann Sache / daß er ſolche gantz und gar untergraben wolte / doch / wie er recht dabey erinnert / iſt die Tapfferkeit / Standhafftigkeit und Einig - keit einer gemeinen Buͤrgerſchafft und Soldaten / die beſte Feſtung einer Stadt / hergegen Vneinigkeit und Vnordnung (der Platz mag auch ſo wohl verwahretYſeyn /166FORTIFICATIONſeyn als er immer wolle) ein richtiger und gerader Weg zu der Ruin und Vnter - gang; deſſen beyderley Exempel man zu unſerer Zeit unter andern erlebet hat / jenes an Strahlſundt / dieſes an Magdeburg / in welcher / wann die Beſatzung / Buͤrger und andere Manſchafft gegen dem Feind auff bloſſem Felde geſtanden / haͤlt man gaͤntzlich dafuͤr / ſie weren ſelbigen baſtandt geweſen / und muſten doch / da ſie eine ſo gute und ſtarcke Feſtung / in welcher man einen Mann ſo gut als 10 drauſſen zu halten pfleget / fuͤr ſich hatten / ſo liederlich und erbaͤrmlich nieder ge - medſchet werden. Aber was ſol man ſagen / Wo der HErꝛ nicht die Stadt behuͤ - tet / ſo wachet der Waͤchter umbſonſt. Nun zu den Traverſen wieder zu kom - men / werden ſelbige auff unterſchiedliche Weiſſe und Wege gebauet / wie es die Gelegenheit in der Eyl an die Hand giebet / nur daß ſie gute Defenſion haben.
Wir wollen viererley Arten zum Exempel fuͤrſtellen; Die erſte Fig. 128. wird folgendes gemacht: Jch theile die gantze Breitten der Straſſen / Platzes oder Weges / da die Tranſverſe ſol hingeleget werden / welche allhie 48. Ruthen ge - nommen / in 6 Theil / laſſe zu beyden Seiten eines, nemlich I G und C B, aus dem andern Punct von beyden Enden / als F und D ſetze ich zwey Haupt-Lineen F H und D I auff / ſo auch〈…〉〈…〉 der Seiten halten / und beſchreibe die beyden rechtwin - cklichten Triangul / G H E und E I C, ſo iſt die erſte Travers fertig / jedoch pfleget man an beyden Enden der Cortin die Seiten A Q und B R auf ein halb Sechs - Theil der Zwerg-Linie oder 4 Ruthen lang einwarts auch zu fortiriciren.
Jn der ander wird ebenfals die Linie in 6. Theil getheilet / in der Mitten eine Perpendicular-Linee ⅙ haltend / geſetzet / und in der Mitten ein ſolcher Triangul /derer167oder Kriegs-Bau-Kunſt.derer bey der erſten zwey waren gezogen / und zu beyden Seiten $$\frac{2}{6}$$ gelaſſen.
Die dritte iſt mit einem platten Bollwercke allhier / ich theile gleichfals die foͤr - derſte Seite in 6 Theile / richte in der Mitten eine Perpendicular-Linee auff und nehme zwey Theil zu der Haupt-Linie / und zwey zu den Kehl-Lineen / auff eine je - de Seite eines / und eines zu iedweder Schulter.
Die vierdte iſt gleichſam von drey kleinen Ravelinen gemacht / die beyde auff den Enden ſind gemachet wie die Triangul bey der erſten Art / und wird die Linee auch in 6 Theil abgetheilet / und werden zwey Perpendicular-Lineen / jede ⅙ hal - tend auffgerichtet / mitten ſtehen aber die Triangul $$\frac{2}{6}$$ von einander / dieſer oberſte Spitzen werden zuſammen gezogẽ / und der dritte Triangul oder das dritte Ra - velin den vorigen gleich drauff geſetzet / ſolches aber zu verrichten / theile ich dieſel - bige Linee in 4 Theil / ſetze in der Mitten eine Perpendicular-Linee auff ¼ haltend / und laſſe ein Theil auff jeder Seiten / und ziehe die Lineen zuſammen / und umgebe denn ein jedes abſonderlich mit einem Graben. Das Profil anlangende / ſo hierzu gehoͤrig / kan daſſelbe ſo eigentlich nicht beſchrieben werden / weil ſolche Wercke offt in Eyl nur ohngefehr gemacht werden / welches zu eines jedwedern Verſtand anheim gegeben wird. Dieſes ſey alſo gnug von den Auſſen-Wercken.
Nun ſind noch letzlich in dieſem Capittel uͤbrig die platten Formen / oder Boll - werck / ſo an eine gerade lange Linee geleget werden / nicht alſo genandt / daß ſie oben jhrer Geſtalt nach forn platt oder breit / wie man ſie vormahls gemachet / denn ihr forderſter Winckel nicht uͤber 90 Grad halten muß / ſondern weil ſie an einen platten und geraden Orth / nemlich an eine Linee / und nicht an einen Win -Y ijckel168FORTIFICATION(1.) Abdias Trewe theilet die Lineederen ein platt Bollwerck ſol geleget werden / in vier Theile / und nimbt derer zwey zur Haupt-Linee / eines zu beyden Seiten zu den Kehl-Lineen / 2 zur Cortin, 1. zu den Schultern; ſolches gibt zwar groſſe ſtar - cke Wercke / und ſtarcke Defenſion, die Wercke aber kommen zu nahe aneinander / und wird der Bau-Koſten ohne Noth vermehret. (2) Andere bleiben bey der Directiv-Fortification, und nehmen ⅓ der Seiten zur Haupt-Linee / ⅕ zur Keel - Lineen ⅐ der gantzen Seitten / oder $$\frac{2}{7}$$ der Haupt-Linee zu den Schultern / dieſe fal - len aber zu klein / und geben nur gleichſam Ravelinen mit Schultern / koͤnnen zwar an Oerther / ſo von Natur feſte / und da der Feind nicht ſo leicht kan ankom - men / als an Moraſt und Waſſer geleget werden / zu Royal-Wercken ſeynd ſie zu ſchwach. Freitag nimbt fuͤr bekandt / die Schultern 12 Ruthen / den Bollwercks - Winckel 90 Grad / die Cortin 36. Ruthen / die Face 24. und findet aus dieſem die Haupt-Linee 28 / $$\frac{97}{100}$$ / die Kehlen 16 $$\frac{97}{100}$$ / das Latus oder die gantze Seitte 69 $$\frac{94}{100}$$ / die laͤngſte Defenſ-Linee iſt 60 $$\frac{27}{100}$$ Ruthen / man kan aber wohl ohne ſonderli - chen errorem oder Jrrung die Fracturen wegwerffen / und 29 zur Haupt-Lineen / 17 zur Kehlen / 70 Ruthen zu der gantzen Seiten nehmen. (4.) Goldtman komt mit dieſem uͤberein / nimbt aber die Schultern nach Beliebung / und nach den benebenſtehenden Bollwercks Schultern / von 6. 8. 10. Ruthen / die Cortinen wenn er es haben kan / von 48. Ruthen; Oder man kan Fig, 129. die Kehlen l m, und l n, 17 Ruthen nehmen / und aus m und n, die Schultern n o, m q, auffrichten ſo lang man wil / die oberſten Enden mit einer geraden Lineen zuſammen ziehen / und auff die Linee o q, den rechtwincklichten Triangul o p q auffſetzen. Solcheplatte169oder Kriegs-Bau-Kunſt.platte Bollwercke pfleget man auch etwas zuverſchmaͤlern / damit ſie deſto ſtaͤr - cker Defenſion oder groͤſſere Streich-Plaͤtze bekommen / oder auch etwas en - gere Gorgen; dieſes geſchicht nun auff zweyerley Weiſe; Nach der erſten wird den Gorgen oder Kehlen etwas genommen / und den Schultern zugeleget / der Bollwercks-Winckel aber bleibet unveraͤndert; Nach der andern gehet beyden etwas ab / die Schultern aber bleiben.
Fig. 130. iſt erſtlich das platte Bollwerck a b c d e, und deſſen Keel-Punct f. Die - ſes nun zu verſchmaͤlern / daß der Bollwercks-Winckel bleibe / die Schultern et - was laͤnger werden / und die Kehlen enger / verlaͤngere ich die Schulter a b, und e d, biß in g und h, alſo daß a g und e h gleich ſeyn den Kehlen a f und e f, ziehe den̄ von g und h Lineen zu f, da dieſe die Geſicht - Lineen durchſchneiden / laſſe ich an - dere Schultern nieder den vorigen Parallel: Will ich aber die Schultern behal - ten / und dem Winckel etwas nehmen / mache ich i k und l m, wann ich zuvorhero die Linee d e und f g ſo lang gemacht habe / als r k, und von d und f zu r Lineen ge - zogen / mit d e gleich / und ziehe andere Geſicht-Lineen i c und c m, und ſolche Ver - aͤnderungen fallen offtermals in der Irregular - Fortification fuͤr / Fig. 131.
Letzlich gehoͤren auch hieher die halben platten Bollwercke an eine lange Lineen geleget / ſolche aber werden ſelten gebrauchet / dienen zu keinem Royal-Werck / es were den̄ / daß ſolche von Natur etwa an einer Seiten feſte / und keine vollkomme - ne ſtarcke Wercke erfoderten. Jhre Structur iſt folgende. Fig. 132. wird die Linee A B in 4 Theil getheilet; Zwey bleiben forn / und eines hinten / eines zur Keel - Lineen / dieſe wird in 5 Theil getheilet / ſetze die Haupt-Linee und Schulter auff / und nehme derer 4 zu der Haupt-Linee / und 2 zu der Schulter / und zieheY iijalſo170FORTIFICATIONalſo dann die Geſicht-Linee. Goldman nimbt zu ihrer Kehl-Linee von 15. biß 20. Ruthen / die Haupt-Linee machet er noch eins ſo lang wie die Schulter / welche an dieſem den andern nebenſtehenden Bollwercken / gleich ſeyn ſollen; Wo zwey auff eine Linee kommen / ſtehen etliche derſelben Ruͤcken oder Haupt - Linee gegen einander / Goldman aber wil daß ihre Schultern oder Geſichter gegeneinander kommen ſollen. Fig. 132. iſt beydes in den drey halben Bollwercken E, F, G, vor - geſtellet.
Nach dem bißhero zur Gnuͤge von den Regular-wie auch Auſſen Wercken / und was dazu gehoͤret / gehandelt / als iſt nu zu dem Irregular zu ſchreiten / und wird ſolches billich etwas kuͤrtzer gehandelt / denn wer recht verſtehet / und einge - nommen / ein Regular-Werck anzuordnen / wird auch deſto ehe und leichtlich mit dem Jrregular koͤnnen zu rechte kommen. Es ſeynd aber oben die Jrregular - Figuren getheilet in ordinatas und inordinatas. Die Ordinatæ gehoͤren mehr zum Regular als Irregular, weil ſie aus demſelben componiret, und auch nach demſelben fortificiret werden muͤſſen. Denn erſtlich die Oval-Figur / welche forn Fig. 50. auffzureiſſen gelehret / betreffent / iſt dieſelbe aus zweyen Regular-Figu - ren componiret, der Winckel h b g, iſt eines Drey-Ecks / der Winckel g d f, eines Sechs-Ecks / dieſe aber kan ich / wen̄ die Figur groß faͤllet / hernach in ſo viel Theileals171oder Kriegs-Bau-Kunſt.als ich wil theilen / als ſo ich den Bogen h g in 3 Theil theile / iſt er ein Stuͤck eines Neun-Ecks / theile ich aber den Bogen g f in zwey Theil / iſt er ein Stuͤck eines Zwoͤlff-Ecks Nach welchem denn die Figur kan und muß gefortificiret werden / nur daß man zuſehe / daß die Seiten in der kleinen Figur nicht gar viel kůrtzerfal - len / als die an der groͤſſern / ſondern nur ſo viel als derſelben Keel-Lineen koͤnnen aufftragen. Ex gr. So ich eine Figur auß einem Neun-Eck und Zwoͤlff-Eck com - poniret, iſt die Keel-Linee nach obiger vierzehenden Manier im Neun-Eck 13. im Zwoͤlff-Eck 14. Ruthen: Dieſe dupliret, kommen 26 nnd 26. Hierzu die Cortinen 42 Ruthen / komt eine Seite in Neun-Eck 68 / und in Zwoͤlff-Eck 70 Ruthen / die Differentz iſt 2 Ruthen: Die andere beyden Sorten koͤnnen aus den Figuren / daraus ſie genommen (als obigen beyden Fig. 51. und 52 ſind aus dem Sechs-Eck) an den Ecken gefortificiret, und mitten ein platt Bollwerck geleget werden.
Das Irregular propriè oder eigentlich alſo genandt Irregulare inordinatum, iſt wieder zweyerley: Das erſte hat geſchickte / das ander ungeſchickte Seitten und Winckel; geſchickte Seitten ſeyn / welche nicht unter 500. und uͤber 750. oder zum hoͤchſten 800 Fuͤß doch fallen die zwiſchen dieſen beyden von 600 oder 700. am geſchickteſten. Geſchickte Winckel aber ſeyn / ſo nicht unter 90 Grad / oder auch nicht eingebogen / und zwar erſtlich von den geſchickten. Wenn eine Figur ge - ſchickte Winckel und Seiten hat / ſeynd alhierzweyerley Manieren / (dann wie oben geſagt / wer die Regular-Wercke recht verſtehet / der kan mit dem Irregular leicht zu rechte kommen) anhero geſetzet:
1. Die erſte iſt des Goldmanni fortificatio adæquata. Dieſer machet alle Boll -wercke172FORTIFICATIONwerck in einer Figur / ſo zu fortificiren tuͤchtig / gleich / und zwar nach dem kleine - ſten Winckel; denn er haͤlt es unnoͤtig / daß man an die anderen Winckel ſtaͤrckere Bollwercke ſolle legen / weil doch der Feind das ſchwaͤcheſte allewege angreiffen wuͤrde / und die andern liegen laſſen / kan man derowegen die unnoͤtige Bau-Ko - ſten wohl ſparen. Er nimbt aber bekant in 4 Eck die Kehle 11 Ruthen / in 5 Eck 12½ und alſo immer eine halbe Ruthen mehr / die Schultern aber im Vier-Eck 6 / im Fuͤnff-Eck 8 / biß ſie im Neun-Eck auff 12 Ruthen kommen: Das Cortinen Stuͤcke ſetzet er 22½ Ruthen oder 225. Schuh. Es ſind aber ſonderlich dieſe drey nachfolgende obſervationes von ihnen annotiret:
(1.) Wenn der Winckel uͤber 100 / und doch noch 108. Grad iſt / gehoͤret er zwar noch ins Vier-Eck / die Schulter aber ſoll nicht 6 / ſondern als denn 7 Ruthen lang genommen werden.
(2.) Wenn aus der Zuſammen-Stoſſung der Geſichter / der Bollwercks - Winckel ſtumpff fallen wuͤrde / muß derſelbe in einen rechten verwandelt wer - den.
(3.) Wenn man beſſerer Defenſion halber auff einen Polygon-Winckel unter 120. Grad an ſtatt eines rechten / einen ſpitzen haben wolte / ſol man auff denſelben erſt ſein gehoͤriges Bollwerck aufetzen: darnach auch nach den kleineſten Winckel die Kehlen und Schultern / und von den Enden dieſer letzten Schultern / den vo - rigen Geſicht-Lineen andere Parallel-Lineen ziehen. Jn folgender Tabell ſind die Polygon-Winckel von Vier biß Zwoͤlff-Eck / die Kehlen und Schultern / wie auch das Cortinen-Stuͤck nach dieſer des Goldmanni Proportion zu finden; nachwelcher173oder Kriegs-Bau-Kunſt.welcher alle vielſeittige Figuren koͤnnen gefortificiret werden / denn wohl keine Figur wird fuͤrfallen / die nicht einen Polygon-Winckel kleiner haben ſolte / als er in 12 Eck fiele.
Dieſes iſt gar ein richtiger und leichter Modus, es mag auch da - gegen Freitagius einwenden was er wil; Die Kehlen fallen etwa ei - ne halbe Ruthe groͤſſer / als im obigen vierzehenden Regular - modo, welches ſonderlich darum̄ geſchehen / weil alle Winckel in den Irregular-Figuren nach dieſem Modo nach dem kleineſten Winckel muͤſſen gefortificiret werden / und ſelten eine Irregular-Figur fuͤrfaͤllet / darinnen nicht ein Winckel aus dem vier - oder fuͤnff - Eck were / nach welchem ſich alle Winckel in der gantzen Figur richten muͤſſen / auch doch ohne daß / und an ſich ſelber das Irregular ſchwaͤcher als das Regular, als ſind die Kehlen umb eine halbe Ruthe verſtaͤrcket. Da aber einer mit die - ſem obgedachten Modo nicht wolte zu frieden ſein / weiln er zwar leicht / aber al - le Bollwercke gleich machet / ſondern wolte zwar dieſem Modo, was die Leichtig - keit betrifft / folgen / aber dennoch auff ieglichen Winckel ein Bollwerck ſeiner Pro -Zpor -174FORTIFICATIONportion nach haben / hat Himſelius folgende Tabell beygefuͤget; Jn welcher mã die Polygon-Winckel ſeiner Figur kan ſuchen / findet man ſie nicht exact, die nechſt geringere nehmen / und nach dieſen ieglichen Winckel aus bekandten / und in die Tabelle verzeichneten Kehlen / Schultern / und Cortinen-Stuͤck auffſetzen. Da aber ein Polygon-Winckel uͤber 150. Grad / und alſo uͤber das zwoͤlff-Eck / in welchen die Kehlen 15. Ruthen fallen / kan Er denſelben nach Erweiterung deß Winckels ein wenig geben / doch daß ſie in den allerweiteſten Winckeln nicht uͤber 6½. Ruthe fallen; Oder man kan auch wohl in allen ſo uͤber 150. Grad / die Keh - len des zwoͤlff-Ecks von 15. Ruthen behalten / und fallen an Irregular-Wercken groß genug. Den Bollwercks-Winckel machet man in Zwoͤlff-Eck und allen fol - genden recht / und hat man in denen nicht noͤthig / das Cortinen-Stuͤck zu de - terminiren. Die Tabella iſt folgende: Der Winckel Groͤſſe kan mit Anlegung eines Transporteurs leichtlich erkundiget werden.
So aber etwa noch Mangel fuͤrfielen / kan man ihnen in ein oder andere Wege folgender Geſtalt helffen:
I. Sind die Seiten zu kurtz und unter 50. Ruthen / oder noch kuͤrtzer biß 34. Ruthen /177oder Kriegs-Bau-Kunſt.Ruthen / wil zwar Freytag in einem Fall / man ſol ſie aus dem kleinen Royal fortificiren, und ob zwar keine Streich-Plaͤtze fallen / kan doch ein Bollwerck das ander defendiren, onderlich wenn die Nebenſeiten etwas laͤnger / denn alſo kan man das Bollwerck herumb ſchieben. Antoine de Ville hat folgende obſer - vationes von kurtzen Lineen.
(1.) Jſt eine Linee kurtz / etwa 80. oder 100. Schritt / das iſt 40. oder 50. Ru - then / ſetzet man die Kehl-Lineen doppelt auswerts / die Streichen und eine Face haben die Laͤnge einer Kehl-Linea / die Defenſion und Facen zeucht man / wie ſichs am beſten ſchicken wil; Es muß aber denn die andere benebenſtehende Linee deſto laͤnger / und der Winckel ſtumpff ſeyn.
(2.) Jſt die Seite noch kuͤrtzer / ungefehr 60. Schritte / das iſt 30. Ruthen / oder noch weniger / machet man zwey Kehl-Lineen daraus / und ſetzet ein Bollwerck drauff ſolches aber gehet nicht an / es ſey denn daß die Polygon-Winckel auf den Seiten zimlich ſtumpff.
(3.) Jſt ſie noch kuͤrtzer / etwa 25. oder 30. Schritt / das iſt 12½. oder 15. Ruthē / machet man eine Kehl-Linee draus / die andere nimmt man von der ander Seitẽ.
(4.) Wenn aber zwey kurtze Lineen an einander ſtoſſen / muß man durch hin - einfahren / eine Linee draus machen. Goldman wil / wenn eine Linee unter Royal / ſol man dieſelben gantz unbefeſtiget laſſen / und nur fuͤr die Winckel Auſ - ſen-Wercke legen.
II. Sind die Seiten zu lang und uͤber Royal.
(1.) Jſt ſie nicht gar viellaͤnger / und unter 100. Ruthen / fortifioiret Freita -Z iijgius178FORTIFICATIONgius und Cellarius die Ecken aus dem groſſen Royal / und legen mitten ein Ra - velin / entweder ohne / oder ſo die Linee lang / mit Streichen / aus dem kleinen Ro - yal / oder nach der Helffte der Seiten geproportioniret. Goldman leget in dieſem Falle / mitten ein platt Bollwerck / und auff die Ecken Auſſenwercke / iſt er aber uͤber 120. ein Bollwerck uͤber den Graben / deſſen Kehlen 12. die Schultern 8. Ru - then / der Bollwercks-Winckel 60. Gr.
Antoinede de Ville ſchiebet an ſolcher Seiten / ſo mitten zum platten Boll - wercke zu kurtz / und zu zwey Seiten Bollwercken zu lang / als zwiſchen 90. und 100. Ruthen / die beyde auff dem Ecken liegende Bollwercke herumb / und nimmt auf denſelben die Kehl-Lineen beyder Bollwercke auff den Ecken liegend doppelt / nimmt auch eine Kehl-Linee zu den Schultern zu beyden Seiten / die eine Face iſt auch eine Kehl-Linee / der Bollwercks-Winckel recht / ſolche Bollwercke fallen zwar was ungeſchickt / haben aber dennoch zimliche defenſion.
Aboias Treue aber ſetzet auff eine Seite von 100. Ruthen mitten ein platt Bollwerck.
(2.) Jſt eine Seite laͤnger als 100. biß 120. Ruthen / machet Goldman mit - ten ein halb Bollwerck deſſen Kehlen von 15. biß 20. Ruthen die Schultern / dē Schultern der nebenſtehende Bollwercke gleich / die Haupt-Linea aber noch eins ſo lang als die Schultern / Es iſt aber faſt beſſer / daß man an eine Linee von 100. biß 150. mitten ein platt Bollwerck lege / ob ſehon etwas mehr Vnkoſten moͤch - ten drauff gehen.
(3.) Auff eine Linee uͤber 150. biß 180. Ruthen leget Goldman zwey halbeBoll -179oder Kriegs-Bau-Kunſt.Bollwercke / derer Ruͤcken gegen den Ecken-Bollwercken gekehret / weil aber von den halben Bollwercken nicht viel zu halten / thut man / wie Himſelius wil / beſ - ſer / man lege zwey platte Bollwercke aus dem kleinen oder Mittel-Royal dar - zwiſchen / oder auch eins noch ſo groß Royal / und ruͤcke die Seiten-Bollwercke / da es ſich leiden wil / herumb.
(4.) Jſt die Seite uͤber 180. Ruthen / theilet man dieſelbe in drey Theil / und ſchneidet denn zu beyden Enden und beyden Theilungen die Kehl-Lineen der Bollwercke / ſo auff den Ecken und mitten ſollen zu liegen kommen / a b, bleiben den̄ drey Cortinen, ſo zwiſchen 30. und 50. Ruthen / kan man zwey platte Boll - wercke zwiſchen legen und ſo fort an / alſo daß man allewege 60. oder 70. Ru - then auff ein platt Bollwerck rechne.
III. Von ungeſchickten ſpitzigen Winckeln / das iſt denen / ſo unter 90. biß 60. Grad ſind (die unter 60. Grad werden gantz verworffen / und muͤſſen durch ausfahren oder abſchneiden geendert werden / und ſol man ehe ſonſt eine groſſe Vngelegenheit thun / als einen ſolchen Winckel zubefeſtigen ſich unterſtehen / wie Abdias Trewe recht erinnert) Goldman hat folgende Regulen:
(1.) Wenn ein Winckel zwiſchen 80. und 90. Grad / ſol man ein Hornwerck / iſt er aber von 60. biß 80. Gr. ein Kronen-Werck dafuͤr legen / Droben ſind unter - ſchiedliche Manieren fuͤrgeſtellet / wie ein gleichſeitiger Triangul zu fortificiren, ſolche koͤnnen dieſes Orts repetiret, und den ſpitzigen Winckeln appliciret wer - den.
(2) Jſt es daß man ein Bollwerck kan dafuͤr legen / kan man ſolches einſchnei - den / und forn in Form einer Tenaille formiren Fig. 135:
(3.) Oder180FORTIFICATION(3.) Oder man leget zu beyden Seiten des ſpitzigen Winckels 2. halbe Boll - werck.
(4.) Oder endlich da die Figur eine kleine Verenderung leiden wil / verwan - delt man den ſpitzen Polygon-Winckel in einen Bollwercks-Winckel / und ſchnei - det zu beyden Seiten die Schultern ein Fig. 136. Summa / es koͤnnen allhier un - terſchiedliche Verenderungen vorgenommen werden. Wenn derowegen eine ſolche Figur mit einem ſpitzigen Winckel fuͤrfaͤllet / fortificiret man erſt die gan - tze Figur / nach ihrer Gelegenheit / zuletzt nimmt man den ſpitzen Winckel fuͤr / un̄ ſiehet / wie man ihme beſter maſſen helffe / und in defenſion bringe / oder da es muͤglich / welches der naͤheſte und beſte Weg / gar hinweg ſchneide / oder durch - ausfahren erweitere.
Letzlich die ungeſchickte eingebogene Winckel betreffend / muß man / ſo muͤg - lich / zuſehen / ob ſie in eine gerade Linee zu bringen; Da man ſie mit einer gera - den Lineen nicht kan zuſammen bringen / machet man zwey / drey / oder mehr Abſaͤtze: Da ſolches auch nicht mag propter ſitum loci geſchehen / der eingeboge - ne Winckel aber weit und uͤber 135. Grad / darzu die Nebenſeiten geſchickt / fortifi - ciret man ihm hinein / und kehret denn das Bollwerck umb. Oder welches faſt beſſer; Man zeucht von den Enden des eingebogenen Winckels a b eine gerade Linee und machet mitten in c ein platt Bollwerck (Abdiæ Trewen ſeine ſchicken ſich hier am beſten) d e f g h drauff und ruͤcket denn ſolches in den Winckel hin - unter / Fig. 137. Jſt er kleiner den 135. biß 90. Gr. muß er forn mit einem Rave - lin verſehen werden / da die Lineen lang / leget man zu den Seiten zwey platteBoll -181oder Kriegs-Bau-Kunſt.Bollwercke / wie ſonſt an eine lange Linee / und mitten ein Ravelin: Da man mit - ten ein Bollwerck legen wil / kan man die Schultern ein wenig laͤnger machen als ſonſt gebraͤuchlich: Wenn der Winckel ſehr tieff / und die nebenſtehenden Seiten kurtz / hat er keine Fortification von noͤthen / ſondern iſt an ſich ſelber ſtarck gnug: Etliche ſo mitten in den eingebogenen Winckel ein Bollwerck legen / ſchneiden deſſen Spitze forne ab / damit ſie die defenſion aus den Seiten nicht verhindere / Als Fig. 138. iſt in den ſpitzen Winckel a i b geleget / daß Bollwerck d e f g h, weil aber deſſen Schultern wenig koͤnnen zu Nutze kommen / auch die Spitze der De - fenſion aus der Seiten verhinderlich / als ſchneidet man ſolches forn ab; nemli - chen aus d und h werden zu f Lineen gezogen / und dieſen durch die Enden der Schultern e g parallel-Lineen l e k und m g k, ſetzet denn die Laͤngeder Haupt - Lineen e f herunter von i in o, und ziehet durch o der Linee a b eine parallel-Linee n o p, ziehet auch die Linee n e und p g zuſammen / ſo wird l e n p g m das abge - ſchnittene Bollwerck ſeyn / an ſtatt des vorigen d e f g h. Andere ſetzen nur weil dieſer Winckel von Natur und ratione ſitus doch ſtarck / und dannenhero nicht gantz mit etlichen zu verwerffen / zwey halbe Bollwercke auff die nebenſtehende Lineen / ſonderlich ſo dieſelbe lang und uͤber 100. Ruthen: Es iſt ſich aber in die - ſem nicht laͤnger auffzuhalten / weil es doch unmuͤglich / alle caſus und Faͤlle / ſo bey den ungeſchickten Lineen und Winckeln fuͤrfallen moͤgen / in gewiſſe Regulen und Præcepta zuverfaſſen / daß uͤbrige muß die Praxis und der Augenſchein ge - ben. Nur iſt dieſes in gonere zu mercken / wenn eine Figur gegeben wird / ſo et - wa eine oder die andere ungeſchickte Winckel und Seiten haͤtte / daß man erſtlichA aan182FORTIFICATIONan derſelbē fortificire das geſchickte; ſo weit man zu rechte kom̄en kan / hernacher denn auch zuſehe / wie man das ungeſchickte aͤndere / oder beſter maſſen / ſo viel muͤglich / in defenſion bringe.
Zum Beſchluß ſind nachfolgende General-Canones und Regulen von den Irregular-Figuren zu obſerviren und in acht zu nehmen.
Von den Irregular-Feldſchantzen / als ungleichſeitigen Trianguln / Trape - ziis, und dergleichen figuren, weil ſie doch ohne das ſelten fuͤrfallen / iſt nichts weiters zuerinnern / denn daß man ſie aus dem großen Royal / wie ſonſt die Re - gulier-Feldſchantzen / proportionire, und denn wie Irregulir fortificire.
Wenn man nach voriger Anweiſung ein Werck / es ſey Regular oder Irregu - lar, dem einfachen Grundriſſe nach verzeichnet / muß man ihm die gebuͤhrliche Dickel und Hoͤhe des Walles / Tieffe und Breite des Grabens / und was ſonſtA a ijhier -184FORTIFICATIONhierzu gehoͤret / geben / welches die Artifices Orthographiam, und die Auffreiſ - ſung dieſer Stuͤcke Profil, Standzeichen oder Durchſchnitte nennen / davon nun ferner in dieſem Capitel gehandelt wird; Weil aber die Wercke unterſchiedlicher Groͤße / als fallen ihre profil auch unterſchiedlich. Vnd zwar erſtlich die profi - le der Regular-Wercke betreffend / ſtellet Cellarius zwey Original-Profil vor / nach welchen er alle andere proportioniret. Nachdem erſten proportioniret er alle Werck / derer Seiten laͤnger ſein als 46. Ruthen 9. Schu / oder 47. Ruthē / und iſt folgendes: Die Anlage des Walles 84. die Oberbreite 57. Fuß; Jnner - liche Boͤſchung Fuß auff Fuß / auswendig halb: Hoͤhe 18. Wallgang 30. Anla - ge der Bruſt wehre mit der Banck 27. Fauſſebraye / 26. Bruſtwehre〈…〉〈…〉 Berm 6. Graben tieff 18. breit oben 112. unten 76. verdeckte Weg 26. Anlage deſſen mit der Banck 82. Schu.
Nachdem andere proportioniret er alle Wercke / derer Seiten kleiner als 46. Ruthen 9. Schu: Jn dieſem iſt die Anlage des Walles 65 Oberbreite 51. Hoͤhe 14. hinten und forn halb oder 7. Fuß dociret, Anlage der Bruſtwehre 15. Fuß / die Barm wird abgeſchnitten durch einen Circkul-Bogen / nachdem Per - pendiculo von der euſſerſten Eck der Bruſtwehre herunter fallend / gezogen: Der Graben iſt tieff 14. Breit oben 85. unten 57. Fuß / der verdeckte Weg 20. An - lage deſſen Bruſtwehre 65. Fuß.
Wenn man nach dieſen proportioniren wil / ſpricht mameine Seite von 46. Ruthen 9. Schu / gibt zur Anlage des Walles / ꝛc. 84. Fuß / was die Seite einer gegebenen Fig. Ex. gr. 60. Ruthen 5. Schu / kommen 116. Fuß / und alſo auch mitden185oder Kriegs-Bau-Kunſt.den andern: Jſt aber zu ſtarck / und verbauet die Kehlen gantz und gar zu. Die Hoͤhe der Bruſtwehren / ſo wohl auf dem Walle / als der Fauſſebraye / wie auch auff dem bedeckten Wege / iſt inwendig 6. Fuß / und einen Fuß dociret, daß ſich die Soldaten in Loͤſung der Mußqveten deſto beſſer anlegen moͤgen / und / auch die Erde feſter ſtehe: Die Banck darvor iſt 3. Fuß breit und 1〈…〉〈…〉. Fuß hoch ¼. Fuß dociret: Die auswendige Hoͤhe iſt 4. Fuß an denen ſo auff dem Walle und der Fauſſebraye. Die auff dem verdeckten Wege hat keine auswendige Hoͤ - he / ſondern verlaͤuret ſich nach gerade ins Feld hinein / und dieſe Proportion der Hoͤhe der Bruſtwehre / wie auch Hoͤhe und Breite der Banck wird nicht gepro - portionir〈…〉〈…〉, ſondern bleibet in allen Wercken / ſo wohl kleinen als groſſen unver - aͤndert. Es muͤſſen aber allhier die Fuͤſſe der zwolfffuͤſſigen Ruthen verſtan - den werden. Freitag nimmt die Anlage des Walles in Vier-Eck 4½. Ruthe / und alſo immer eine halbe Ruthe mehr biß zum 9. Eck / da ſie auff 7. Ruthen faͤllet / und ſolche behaͤlt er in allen folgenden; Die Hoͤhe des Walles nimmt er von 1. biß 1½. Ruthe / das iſt von 12. biß 18. nach der zwoͤlfffuͤſſigen / von 10. biß 15. aber nach der Zehnfuͤſſigen Ruthen: Die Oberbreite des Walles muß ſich nach deſ - ſelben docirung oder Boͤſchung richten / doch ſol ſie nicht unter 3. Ruthen ſeyn; Solche wird inwendig nach der Stadt zu Fuß auff Fuß genommen / umb daß man deſto beſſer im Fall der Noth auff die Walle ſteigen / und Geſtuͤck hinauff bringen moͤge: Auswendig aber faͤllt ſie unterſchiedlich / iſt die Erde gut / dociret man auff einen Fuß ⅓. oder einen halben / welches am gebraͤuchlichſten / in mit - telmaͤſſiger Erde ⅔. oder ¾. in ſandiger aber und boͤſer Erde Fuß auff Fuß; EsA a iijſey186FORTIFICATIONſey aber die Erde ſo gut als ſie wolle / ſo ſchickt ſichs doch nicht perpendiculariter zu bauen / wie ſich hiebevor etliche unterſtanden.
Die Dicke oder Anlage der Bruſtwehre nimmt er eine Ruthe in Vier-Eck / 1〈…〉〈…〉. Ruthe in 7. Eck / 2. Ruthen in 9. Eck und allen folgenden: Was hinter der Bruſtwehre uͤbrig bleibet / iſt der Wallgang: Die Fauſſebray ſetzet er in Vier - Eck 1〈…〉〈…〉. in Sieben-Eck und allen folgenden 2. Ruthen; Deſſen Bruſtwehre aber iſt der Bruſtwehre des Ober-Walles gleich / die Barm ½. Ruthen: Den Graben nimmt er in 4. Eck 6. Ruthen / und immer eine Ruthe mehr / biß er in 9: Eck 11. Ruthen kompt / welche in allen folgenden behalten wird: Die Tieffe deſſelben kan eine Ruthe oder ein paar Schu ohngefehr mehr ſeyn; Der bebeckte Weg iſt gleich der Fauſſebraye / die Anlage deſſelben Bruſtwehre iſt von 5〈…〉〈…〉. biß etwa 6½. Ruthe: Doch kan manhie am beſten dem Augemaſſe oder Geſicht-Linee / ſo von der Bruſt wehr des Ober-Walles herunter gehet / biß auff die euſſerſte Eck der Bruſtwehre auff dem verdeckten Wege / biß ſie ſich im Felde endlich verlieren / folgen. Als Fig. 144. iſt die Hoͤhe des Walls A b. 18. die Hoͤhe der Bruſtwehre b B, 6. thun fuͤr A B, 24. Die Hoͤhe der Bruſtwehre des verdeckten Weges q D, 6. Die Differentz dieſer beyden Hoͤhen f B, Fuß / die Anlage der Bruſtwehre 27. Fuß / darvon ab 4. Fuß zur Banck / und inwendigen docirung der Bruſtweh - re / bleiben 23. fuͤr f h, die auswendige docirung des Walles iſt 9. die Fauſſebray 27. derer Bruſtwehre Anlage auch 27. Berm / 6. Oberbreite des Grabens 126. verdeckte Weg 27. deſſen Banck und Abdeckung der Bruſtwehre 4. Schu: Dieſe in eine Summam colligiret, geben die Linee f D 249. Derowegen wie f B 18. Fußzu187oder Kriegs-Bau-Kunſt.zu f D 249. Fuß / alſo q D, 6. Fuß zu q F kommen 83. Fuß / hierzu die Banck und abdecken 4. Fuß / kommen zur Anlage der Bruſt wehre des verdeckten Weges 87. Fuß. Vnd alſo procediret man auch in allen andern: vor die Bruſtwehre des verdeckten Weges / wie auch mitten in dem Graben / wenn ſie trucken ſind / ſon - derlich ſo man im bauen mit der Erde zu kurtz kommt / wird noch ein ander klei - ner Graben gemachet / etwa 20. oder 24. Schu breit / 6. oder 8. Schu tieff / die docirung des groſſen Grabens iſt Fuß auff Fuß / an den kleinen halb.
Nota: Es gebrauchen mehrentheils in den profilen die Autores der Fuͤß nach der zwoͤlfffuͤßigen Ruthen abgetheilet / und laufft offtermahls bey einem und dem andern nicht geringe confuſion hierinne fuͤr: Solche zuvermeiden ſeynd obige Proportiones nach Ruthen determiniret, dieſe kan man in 12. oder 10. Thei - le nach Beliebung theilen.
Goldman haͤlt in den Profilen folgende gute Ordnung und Proportion, welche / weil ſie faſt die richtigſte und beſte / iſt ſie ordentlich nachfolgends geſetzet.
I. Jn den Redouten wird nur eine Horizontal-Bruſtwehre gemachet / de - rer Anlage iſt 15 hat zwey Baͤncke / iede Banck iſt 1½. Fuß hoch ⅙. der Hoͤhe / das iſt ¼. Fuß inwendig dociret, 3. Fuß breit. Die Bruſtwehre hoch ohne die Banck 4½. Fuß ⅙. der Hoͤhe oder ¾. Fuß inwendig dociret; auswendig hoch 6. Fuß biß an den Horizont dociret halb / bleibet zur Oberbreite 4¾. Schuh / die Berm dafuͤr 3. Fuß / der Graben breit 8. Fuß 6. tieff / 3. zu beyden Seiten dociret.
II. Jn den Stern-Schantzen wird auch nur eine Horizontal-Bruſtwehre gemachet / derer Anlage 18. Fuß / hat 3. Baͤncke / iede Banck iſt 1½. Fuſz hoch ⅙. derHoͤhe /188FORTIFICATIONHoͤhe / das iſt ¼. Fuß inwendig dociret, 3. Fuß breit: Die Bruſtwehre hoch ohne die Banck 4½. Fuß / ⅙. der Hoͤhe oder ¾. Fuß inwendig dociret, auswendig hoch 7〈…〉〈…〉. Fuß bis an den Horizont, dociret halb / bleibet zur Oberbreite 3¾. Schu / die Berm darfuͤr 3. Fuß / der Graben breit 9. Fuß / 6. tieff / 3. zu beyden Seiten do - ciret.
III. Jn den Feld-Schantzen mit halben Bollwercken iſt die Anlage des Walles 24. Fuß / die Hoͤhe ⅛. derſelben / ſind 3. Fuß / auswendig halb / inwendig Fuß auf Fuſz dociret, welches in allen folgenden Profilen auch geſchiehet: Zum Hinter-Wall oder Wallgang werden gelaſſen 10½. Fuß / das uͤbrige iſt die Anla - ge der Bruſtwehre / 9. Fuß / welche nach voriger Proportion, doch nur mit einer Banck drauff geſetzet wird / hinten und forn mit der Banck 6. Fuß hoch / zur O - berbreite bleiben nur 2. Fuß / Berm 3. Fuß / Graben oben breit 16. fuſz / tieff 6. Fuſz / dociret 3. Fuſz.
IV. Jn den kleinen Regular-Feldſchantzen mit gantzen Bollwercken / ſo er Qvadrantalia opera, weil ſie ¼ des groſſen Royals halten / nennet / iſt die Anlage des Walles 27 Fuß / die Hoͤhe ⅙. derſelben thut 4½. Fuͤß: die Anlage der Bruſt - Wehre doppelt / als des Walles Hoͤhe nemlich 9 Fuß: ſelbige wird mit ihrer banck proportioniret als vorige / inwendig hoch mit der banck 6. answendig 4½. Nota: Alle Bruſt-Wehren werdē inwendig ſo viel hoͤher gemachet / als die banck aufftraͤget / nemblich 1〈…〉〈…〉. Fuß / oben breit 2¾. Fuſz / die Berm 3 Fuſz / der Graben breit oben 27. tieff 7½. Fuſz / dociret Fuſz auff Fuſz / der verdeckte Weg uͤber dem Horiz. 6. Fuſz / 1½. fuſz eingeſchnittẽ / der Bruſtwehre uff dem verdeckten Wege An -lage189oder Kriegs-Bau-Kunſt.lage 36 Fuß / die Banck und inwendige Hoͤhe derſelben wird angeordnet / wie in vorigen. Fig. 139.
V. Jn den mittelmaͤsſigen Feldſchantzen / Operibus Dimidiatis: Die Anlage des Walles 36 Fuß / die Hoͤhe ⅙ iſt 6 Fuß / dieſes doppelt die Anlage der Bruſt - Wehre 12. die Berm 4 Fuß / Oberbreite des Grabens 38 / Tieffe 9 Fuß / Fuß auff Fuß dociret / verdeckte Weg uͤber den Horizont 7 Fuß / eingeſch nitten 1½ Fuß / An - der Bruſt-Wehre deſſelben 39 Fuß Fig. 140.
Nota: Jn dieſen Figuren, Weil ſie ſonſt zu klein fallen wolten / kan man zwey Ruthen aus dem Maasſtabe fuͤr eine Ruthen rechnen / in den folgenden aber nur eine.
VI. Jn den groſzen Feldſchantzen / oder kleinen Royal: Die Anlage des Wal - les 45 / deſſen Hoͤhe ⅕ thut 9. Fuſz die Anlage der Bruſt-Wehre ⅓. der Anlage des Walles 15. Fuſz / inwendig hoch mit der Banck 6 / auswendig 4½ Fuſz: Dieſe 3. folgende haben auch eine Fauſſebraye oder Vnter-Wall / nemlich ⅕. der Anlage thut 9 Fuſz / Anlage derſelben Bruſt-Wehre 15 Fuſz / die Berm darvor 3. Fuß / Oberbreite des Grabens 60 / Tieffe 12. Fuſz / verdeckter Weg 9 Fuſz / deſſen Bruſt-Wehre mit der Banck Anlage 81 Fuſz: Fig. 141.
VII. Jn den groſſen Royal-Wercken / und zwar denen / ſo unter dē Sieben-Eck / nemlich in vier-fuͤnff - und ſechs-Eck / ſo zu Schloͤſſern und Royal-Caſtelen ge - brauchet werden: Die Anlage des Walles 54. die Hoͤhe $$\frac{2}{9}$$ . deſſelben / nemlich 12. Fuſz / die Anlage der Bruſt-Wehre ½. der Anlage des Walles / kommen 18. Fuſz Fauſſebray auch 18. Fuſz / und ihre Bruſt-Wehre / wie auch der verdeckte WegB b18. Fuſz190FORTIFICATION18. Fuſz / Berm 4. Oberbreite des Grabens 84. die Tieffe des Grabens 12. Fuſz / Anlage der Bruſtwehre auff dem bedeckten Wege mit der Banck 87. Fuſz Fig. 142.
VIII. Letzlich in den Haupt-Feſtungen von Sechs-Eck an / und allen folgen - den: Die Anlage des Walles 81. Fuſz / $$\frac{2}{9}$$ . derſelben ſind 18. Fuſz / die Hoͤhe / ½. daſz iſt 27. zur Anlage der Bruſtwehre / un̄ ſo viel auch zur Fauſſebꝛay deſſelbē Bruſt - Wehre und zum vereckten Wege / Berm 6. Oberbreit des Grabens 126. / Anla - ge der Bruſt-Wehre des verdeckten Weges 87. Tieffe des Grabens 12. Fuſz. Ftg. 143. und 144.
Abdius Trewe hatt ſonderlich in den Royal-Wercken folgende proportion: Die Hoͤhe des Walles von 12. zu 18. Fuſz / Anlage des von 60. bis 80. Anlage der Bruſt-Wehre von 17. bis 22. Schu / thue die inwendige docirung / welche 1. Schu auswendige Docirung des Walles ⅓. oder ½. der hoͤhen / inwendig fuſz auff fuſz / inwendige Hoͤhe der Bruſt-Wehre von 5. bis 6. Schu / auswendige zum hoͤheſtē 4. Schu / Wallgang von 22. bis 30. Fauſebraye von 15. bis 24. Oberbreite des Grabens von 70. bis 135 Schu / zum hoͤheſten / verdeckte Weg von 20. biß 24. Fuſz.
Man kan auch eine gute Proportion treffen / derer man ohne Jrrung gebrau - chen kan / ſo man die Helffte der Kehlen zur Anlage des Walles nimmt / ⅓. aber der Anlage des Walles zur Anlage der Bruſt-Wehre / zu des Grabens breite / die Laͤnge der Schultern / oder ¼. der Cortin, nach Himſelii Meynung. Oder endlich / wie Geiger recht erinnert / damit die einlauffende Spitze den Streichennicht191oder Kriegs - Bau - Kunſt.nicht im Wege / aus dem Mittel-Punct der euſſerſten Polygonen den Geſichtern parallel.
Jn den Irregular-Wercken behaͤlt Goldman eben vorige Proportion der Pro - fil: Jn den Auſſenwercken aber adhibiret er das Profil des kleinen Royals / oder der groſſen Feld-Schantzen / Fig. 141. vorgeſtellet / derer verdeckten Weg aber / meinet er / koͤnne man am beſten aus dem groſſen Royal nehmen / wiewohl er in ſeinen delineationibus das kleine Royal allen Stuͤcken nach behaͤlt.
Wenn eine Veſtung ſchon zuvor mit einem verdeckten Wege umbgeben / und man eine Belaͤgerung vermuthet / machet man auſſer demſelben noch andere Auſſenwercke / ſonderlich Horn-Wercke und Kron-Wercke / weil dieſe fein lang ins Feld hinaus lauffen / des Feindes Approchen zuverhindern: Dieſe aber wer - den nur meiſtentheils mit einer Horizontal-Bruſt-Wehre auffgebauet: Freita - gii Profil in den Auſſen-Wercken kommt mit dem Profil der mittelmaͤſſigē Feld - Schantzen Fig. 140. uͤberein. Es muͤſſen ſich aber in genere und ins gemein die Bruſtwehren nach des Geſchuͤtzes Gewalt / ſo dagegen pfleget gebrauchet zu werden / richten; Von welchen Goldman / und aus dieſem Cellarius folgende Obſervationes haben:
Eine gantze Canon, ſo eine Kugel von 48. ℔ ſcheuſt / auff eine Diſtantz von 400. Fuſz / durchbohret eine Bruſt-Wehre oder Wall von guter Erden auff 20. Fuſz. Eine halbe Canon ſo eine Kugel von 24. ℔ ſcheuſt / auff eine Diſtantz von 300. Fuß / durchbohret eine Bruſtwehre / oder Wall von guter Erden / auff 12. Schu. Ein Feld-Stuͤcke / ſo eine Kugel von 12. ℔ ſcheuſt / auff eine DiſtantzB b ijvon192FORTIFICATIONvon 200. Fuß / durchbohret eine Bruſtwehre oder Wall von guter Erde / auff 7. Schu. Sed hæc omnia de terra optima & diligenter compacta intelligenda, alias enim majorem effectum ſentiemus, neqve tum crasſities prædicta ulterius ſufficere poteſt: ut recte monet Goldmannus. Wie aber droben erinnert / es ſey keine Veſtung ſo ſtarck ſie habe ihre Maͤngel / als fallen auch / ſonderlich bey Anlage des Walles / Bruſtwehre und Grabens drey incommoditaͤten fuͤr:
(1.) Machet man den Graben zu ſchmal / gehet die Defenſion oben weg / und kan man den bedeckten Weg nicht beſtreichen; machet man ihn zu breit / faͤllet die Defenſion der Auſſen-Werck zu lang.
(2.) So man dieſem zu helffen / den Wall etwas niedriger machet / verleuret derſelbe ſeine gebuͤhrliche Hoͤhe / und kan des Feindes Wercke nicht gnugſam ent - decken.
(3.) So man aber ſolches mit der Schrege der Bruſt-Wehre zu Wege brin - gen vermeinet / wird dieſe zu ſchwach / un̄ iſt dem Canonen-Schuß nicht baſtant / gleichwohl were es gut / und faſt nothwendig / daß man die halbe Contraſcherp, oder auffs wenigſte den bedeckten Weg / vom Ober-Wall erreichen und beſtrei - chen koͤnte: Wiewohl Goldman / wie auch ſonſt ins gemein uͤblich / dieſes nicht obſerviret, ſondern die Bruſtwehre forn ſo hoch genommen / daß die Streichen gerade uͤber den bedeckten Weg hingehen. Dieſen Maͤngeln nun zu remediren, kan man die Bruſt-Wehre etwas dicker anlegen / forn etwas niedriger und ſchreger auff 3. oder 3½. zum hoͤheſten 4. Fuß / denn was die Schrege ſchwaͤchet / kan die Dicke wieder geben / und den Graben etwas breiter / alſo daß man vondem193oder Kriegs-Bau-Kunſt.dem Ober-Wall die halbe Contraſcherpe / und von dem Vnter Wall oder Fauſ - ſebraͤye den halben Graben beſtreichen und entdecken koͤnne.
Zum Beſchluß dieſes Capitels wird angezeiget / wie ein ſolch Profil aufzureiſē ſen: Jch ziehe E. gr. Fig. 143. oder 144. eine lange Linee / Die Horizontal-Linee genande I F. faſſe mit dem Circkul 81 Fuß zur Anlage des Walles I K von I meſ - ſe ich in L 18. Fuß / die inwendige Boͤſchung des Walles von K auch biß in M, 9. Fuß / die halbe Hoͤhe des Walles / weil auswendig nur halb dociret, richte aus L und M Perpendicular-Lineen auf / iede von 18. Fuß / nemlich L N und M O, ziehe dem I N O K zuſammen / ſo iſt der Wall fertig: Von O lege ich die Bruſt - wehre O a, an 27. Fuß / von a meſſe ich zu b 4. Fuß / aus b richte ich eine Perpen - dicular-Linee auf / 6. Fuß lang b B, und weil die Bruſtwehre auswendig hoch iſt 4½. Fuß / nehme ich deren Helffte 2¼. Fuß und meſſe von O bis C, da richte ich die andere perpendicular c d auff 4½. Fuß / und ziehe von B zu d und O, von b nehme ich auffwerts die Hoͤhe der Banck 1½. Fuß / nemlich b e, ſetze auff a auch ei - ne Perpendicular-Linee / un̄ trage auch 1½. Fuß biſz r, und ziehe die Linee e r zu - ſammen / meſſe von e in f ¾. Fuſz / und ziehe die inwendige docirung der Bruſt - wehre B f, von f meſſe ich drey Fuß zur Banck biß in g, und ziehe von g, biß a, kommt ¼. Fuß zur docirung der Banck / nemlich g r. Ferner lege ich auff der Ho - rizontal Linee / von k biſz h die Fauſſebraye 27. Fuß und denn derſelben Bruſt - wehre eben wie auff dem Wall 27. Fuß / und forn die Berm 6. Fuſz / von dem Ende der Berm i, meſſe ich die Oberbreite des Grabens biß in I 126. Fuß / von i und I meſſe ich einwerts 12. Fuß biſz in m und n. und laſſe aus m und n, perpen -B b iijdicu -194FORTIFICATIONdicularen nieder m o, n p, iede 12. Fuß / ziehe den̄ von i zu o p l den Graben. Von der Kandte des Grabens l meſſe ich 27. Schu zum bedeckten Wegen biß in t, von dannen 4. Schu biß in q, aus q richte ich eine Perpendicular-Linee auff / 6. Fuß lang q D, ſetze auch auff t eine Perpendicular-Linee auf / von q und t nehme ich aufwerts die Hoͤhe der Banck 1½. Fuß nemlich q e und t i, meſſe von e biſz f ¾. Fuſz und ziehe die inwendige docirung der Bruſtwehre des verdeckten Weges D f von f meſſe ich drey Fuſz zur Banck / biſz in g, und ziehe von g biß t, ſo kompt ¼ Fuſz zur docirung der Banck / nemlich g t, meſſe ferner von q in F die Anlage der Bruſtwehre des bedeckten Weges q F 83. oder von t in F 87 Fuſz / und ziehe die Linee D F. Weil die Vorſtellung der Bruſtwehre mit ihrer Banck gar klein faͤllet / und die Buchſtaben enge in einander / als iſt Fig. 145. die Banck mit der Bruſtwehre in groͤſſer er Form / beſſerer Nachricht halben / vorgeſtellet.
Wie die Orthographia der Ichnographiæ, das iſt / die Profile den ein - fachen Grundriſſen zu appliciren, und was ſonſt bey Auffbauung der Werck in acht zu nehmen.
Wenn ich nu dieſe Orthographiam, Profil oder Standzeichen einem ein - fachen Grundriſſe wil appliciren, und alſo ein gantz Werck mit allen zugehoͤrigen Stuͤcken fuͤr Augen ſtellen / mache ich erſtlich den einfachen Grund-Riſz mit al -len195oder Kriegs-Bau-Kunſt.len ſeinen Lineen / wie droben im dritten Capittel angewieſen / fertig / aus einem hierzu mir beliebenden Maaß-Stabe / nachdem ich die Figur groß oder klein ha - ben wil / als Fig. 146. iſt ein Sechs-Eck verzeichnet / und iſt der einfache Grund - Riſz mit der Lineen a a &c. angewieſen: Zu ſolchen Grund-Riß mache ich / nach Anleitung des vorigen Capittels ſein gehoͤrig Profil, aus demſelben Maaß - Stabe / doch alſo / daſz ich eine Ruthe ietzo einen Fuß gelten laſſe. Als / man neh - me hier das Profil Fig. 144. vorgeſtellet / zur Hand / und applicire es dem Grund - Riſz. Wenn ich nun die Stuͤcke des Profils umb den Grund-Riß gebuͤhrlich wil herumb tragen / ſetze ich auf der Horizontal-Lineen von dem Fuſſe des Wal - les k, biſz in t 100. Fuß aus dem Maaß-Stabe / ſaſſe den̄ 10. Fuß / und beſchreibe aus t den Circkul-Bogen t u, durch k uͤber u ziehe ich eine lange Linee hinterwerts und forn / als das gantze Profil lang iſt; Die Diſtantien zwiſchen dieſer und der Horizontal-Linee I F faſſe ich eine nach der andern / und trage ſie umb den einfa - chen Grund-Riß a a herumb / nemlich was von k gegen I als die Anlage des Walles / Bruſt-Wehre / &c. einwerts / und zwar wenn man die Bollwercke holl bauen wil / allen Lineen des Grund-Riſſes parallel, wil man die Bollwercke abeꝛ fuͤllen / wird die inwendige Docirung des Walles und der Wallgang nur den Cortinen, wie in dieſer Figur / parallel gezogen; Was auſſer k faͤllet / von k ge - gen F wird auswendig herumb getragen; Die Fauſſebraye / Bruſtwehre derſel - ben und die Berm allen Lineen des Grund-Riſſes / der verdeckte Weg aber / und beſſen Bruſtwehre / nur den Geſichtern parallel, als in der 146. Figur iſt a a a &c. Der erſte Grund-Riſz / von dannen einwerts / a b, die auswendige Doci -rung196FORTIFICATIONrung des Walles / b c die Anlage der Bruſtwehre mit der Banck / c d der Wall - gang / d e, die inwendige Docirung / auswerts a f, die Fauſſebraye / f g, derſelben Bruſtwehre und Banck / g h die Berm / h i der Graben / i k der verdeckte Weg / k l deſſelben Banck und Bruſtwehre. Ferner vom Walle hineinwerts wird rund umb eine Gaſſe gelaſſen / von 24. biß 30. oder wie Abdias Trewe wil / von 30. biß 40. Schuh / auff daß auff derſelben wenns noͤthig iſt / die Soldaten in Ordnung moͤgen geſtellei werden / und ſtracks bey der Hand ſeyn. Von dieſer zeucht man von den Kehl-Puncten mitten auffs Centrum zu andere Gaſſen / 20. oder 30. Fuß breit / iſt die Veſtung groß / zeucht man noch eine Reige aus dem Mittel der Cortinen. Mitten wird ein Platz zum Marckte Aliarm Platz / ins gemein Lerm - Platz genannt / gelaſſen / welcher ſo viel Seiten hat als die Figur / iede von 9. biß 15. Ruthen / auch wohl kuͤrtzer oder laͤnger / nachdem die Veſtung groß / und die Figur viel Seitten hat / oder es auch ſonſt die Gelegenheit erfodert: Der Gaſ - ſen am Walle werden noch 2. oder 3 andere / nachdem die Veſtung groß / parallel gezogen. Die Haͤuſer ſind zweyerley; oͤffentliche / als Kirchen / Rathhaus / Zeuch-Ruͤſt-Proviant-Wacht-Haͤnſer / Zimmer-Hoff / und dergleichen / wel - che alle alſo anzuordnen / daß ein iegliches an ſeinen gebuͤhrlichen Ort zu liegen komme; Das Rathhaus und anderer Obrigkeit und hoher Officirer Haͤufer / Zoll-Haͤuſer / Gerichts-Haͤuſer gehoͤren an den Marckt / Die Kirchen koͤnnen am beſten in den Mittelgaſſen als 2. 3. oder 4. nach Gelegenheit der Gemeine ange - ordnet werden; An dieſen Ort gehoͤren auch die Collegia in Univerſitaͤten / Gymnaſia und Schulen. Die Zeughaͤuſer leget man in der naͤheſten Gaſſen andem197oder Kriegs-Bau-Kunſt.dem Walle / damit man die Munition und Geſchuͤtz aus demſelben geſchwind zu Hand haben moͤge. Die Zimmer-Hoͤfe koͤnnen etwa zwiſchen oder innwendig bey den Pforten der Seiten angeordnet / und mit nothtuͤrfftiger Zugehoͤr ver - ſehen werden. Die Proviant-Haͤuſer kan man an unterſchiedlichen Oertern / wo man wil / diſponiren, und nicht allein Proviant an einem Orthe verwahren / damit wenn etwa ein Fewer außkehme / und an einem Orthe denſelben verder - bete / man noch an andern denſelben retten koͤnne: Vnd ſollen ſonderlich die Zeug - und Proviant-Haͤuſer mit Gewoͤlben verwahret ſeyn; denn an dieſen / und ſon - derlich den Proviant-Haͤuſern einer Feſtung am meiſten gelegen / daß ſie wohl verſehen und verwahret ſeyn; was keine Gewalt oder Liſt bezwingen kan / das thut endlich die Hungers-Noth / wie ſolches die bekante Exempel vielfaͤltig auß - weiſen: Daher jener Obriſter recht zu ſagen pflegen: Iſti animali primò in for - mandus eſt venter. Die Wacht-Haͤuſer ſind theils an dem Marckt / da die Haupt - Wache iſt / theils an den Thoren / theils auſſerhalb denſelben fuͤr die Bruͤcken / oder / welches beſſer / an die Bruͤcken zur Seiten / und zwar nur von Holtz-Werck / daß ſie / wann es noͤtig / bald koͤnnen abgebrant werden / anzulegen / wen̄ Buͤrger und Soldaten zugleich auff die Wachten geſetzet / wil zwar Goldman / daß ſie auf dem Marckt abgeſondert werden; bey den Pforten aber und auff dem Walle iſt es nicht rathſam / den Soldaten alleine die Wachten anzuvertrawen; denn wen̄ ſie alleine / koͤnnen ſie viel gefaͤhrliche Conſilia unter ſich uͤberlegen / und etwa von dem Feinde mit Gelde oder Promiſſen eingenommen / oder auß Haß gegen der Buͤrgerſchafft / Vrſache nehmen / Verraͤtherey anzurichten / wie man ein Exem -C cpel an198FORTIFICATIONpel an der Stadt Magdeburg hat; denn da die Buͤrgerſchafft ſicher war / meine - ten / es hette nun bey Tage keine Noth / giengen theils ihren Geſchaͤfften nach / theils ſchlaffen und vertraueten den geworbenen ohne das wegen ſchlechter Vn - terhaltung unwilligen Soldaten alleine die Wacht / da war es geſchehen / denn wie der Feind den Wall erſtiegen / warffen die Soldaten das Gewehr von ſich / ſprachen: Wie uns die Buͤrgerſchafft gehalten / ſo wollen wir auch fechten; be - gehrten Quartier / welches ſie auch erlangeten. Die Sentinellen oder Schild - Wach-Haͤußlein / muͤſſen auff die Spitzen der Bollwercke auff den Enden der Schultern / da ſie an die Geſicht-Lineen anſtoſſen / und mitten auff die Cortin ge - bauet werden. Die Privat-Haͤußer betreffent / ſind erſtlich die Haͤußer und Ba - racken der Soldaten / gehoͤren zu nechſt an den Wall / denen auch etliche Officirer - Wonungen muͤſſen beygefuͤget werden / umb Auffruhr und Verraͤtherey zu ver - huͤten; auch Reit-Schmiede / Feldſcherer / und andere zur Soldateſca gehoͤrige Handwercker. An den Marckt gehoͤren die vornehmen Officirer, Raths-Herꝛn / Patricii und Kauffleute / wie auch die Medici, Chirurgi, und Apothecken / damit ſie von jeden moͤgen gefunden und leicht erfraget werden. Auff die Mittel - Gaſſen / als an den geruch ſameſten Orth / die Prediger / Profeſſores, und andere Kirchen - und Schul-Diener; Handwercks-Leute / ſonderlich die eine geruhſame ūd ſtille Hanthierung treibē / (den̄ die andern kan man hinten an den Wall ordnē) und dergleichen: Doch iſt hie keine gewiſſe Ordnung allewege zuhalten: Denn durch Erbſchafft / verkauffen oder tauſchen / die Wohn-Haͤußer bald an dieſe bald an jene Sandtes-Perſonen gerathen koͤnnen: Wenn mans haben kan / iſt esſehr199oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſehr nuͤtzlich / daß die Wohn-Haͤuſſer zu beyden Seiten mit einer Brand-Mauer unterſchieden: Zu der Breitte der Haͤuſer werden ins gemein 2. oder 3. Ruthen / und zur Laͤnge 3. 4. biß in 6. Ruthen nach Gelegenheit des Orthes und Groͤſſe der Feſtung genommen; So iſt auch ſonderlich noͤtig / daß man mit Muͤhlen und Brunnen in Fall der Noth verwahret ſey / und da man ſolche Muͤhlen hat / denen der Feind das Waſſer benehmen / oder dieſelben ſonſt ruiniren kan / muß man bey Zeiten auff Roſſ-Muͤhlen / Hand-Muͤhlen / ſo viel noͤtig / bedacht ſeyn / und an bequeme Oerter hinordnen: Eben dergleichen iſt auch von den Brunnen zu ver - ſtehen; denn wenn Roͤhr-Brunnen ſeyn / die der Feind kan abſchneiden / muß man hin und wieder Quellen ſuchẽ / oder auch Ciſternen od’ Kaſten machen / das Regen - Waſſer drein zu ſamlen: Die Thore und Pforten werden jetziger Zeit nicht in die Caſematten oder Schultern wie vor Alters geordnet / ſondern mitten in die Cortin / da ſie auch am ſicherſten liegen / wie auch die Bruͤcken: Es werden aber der Pforten ſo viel angeordnet / als des Orths Gelegenheit erfodert / doch je we - niger je beſſer; Jns gemein machet man in 4 und 5 Eckzwey / in 6 und 7 Eckdrey / in Acht - und Neun-Eck 4 / &c: Da man denn auch ſonderlich bey derer Anlage auff den Situm uud Beſchaffenheit des Orts ein Auge haben muß / und in Ab - ſteckung der Feſtung zuſehen / daß die vornehmſten Paͤſſe / und Landſtraßen dem nechſten Strich nach mitten auff die Cortinen zulauffen. Der Thore Breitte iſt 10 oder 12. Schuh / die Hoͤhe 14 oder 15. Schuh / die Laͤnge nach der Dicke des Walles; oben werden dieſelbe an etlichẽ Orthẽ gewelbet / an etlichẽ Orthẽ nur mit ſtarcken Balcken und Dielen uͤberleget; man fuͤhret ſie auch durch den WallC c ijetwas200FORTIFICATIONetwas in die Kruͤmmen / etwan 2 oder 3 mahl ſich wendent / damit die Kugeln nit gerade durchſtreichen konnen / oben machet man ein paar Lufft-Locher wie Schorſteine / unten weit / und oben etwas enger / oben mit Trallien und Gitter - Werck / damit niemand hienein fallen koͤnne / verwahret: Die Thore werden inn - wendig und außwendig mit Schlaͤgen oder Thuͤren verwahret / doch duͤrffen die innwendige nicht ſo ſtarck ſeyn / als die außwendige; Man gebrauchet aber zu denſelben ſtarcke eichene / oder andere Dielen / 2 / 3 oder 4 fach auff einander ge - ſchlagen / mit ſtarcken eiſern Riegeln und Naͤgeln mit groſſen Koͤpffen verwah - ret. Jn dem einen Fluͤgel machet man ein Poſt-Pfortlein / einen Schuh hoch von der Erden erhoben / vier Fuß etwan hoch / und drithalb breit / ſolches muß eben ſo ſtarck verwahret ſeyn als die groſſe: Einen halben Fuß uͤber dieſem machet man noch ein Loch in die Quer der beyden Fluͤgel / 4 oder 5 Fuß lang / und einen halben breit / um Muſquetirer dahin zu ſtellen / des Fein des heimliche Anſchlaͤge auff die Pforten und die Petardirer zu entdecken / welches vom Walle ſo fuͤglich nicht geſchehen kan / ſolches muß mit einem ſtarcken eiſern Thuͤrlein verſehen ſeyn: Sonſt ſind noch andere Pforten / Sortien genant / durch welche man in die Faußebray kommen kan / und Geſchuͤtz hinein fuͤhren / ihre Breitte iſt 6 oder 7 / die Hoͤhe 7 oder 8 Fuß / muͤſſen auch wohl mit ſtarcken Thuͤren / und oben mit ſtarcken Balcken verwahret ſeyn / weil ſie eine ſchwere Laſt tragen: Jhr Orth iſt auch das Mittel der Cortin / an denen Oertern / da ſonſt keine andere gemeine Stadt-Pforten ſeyn.
Die Auffbauung und Auffuͤhrung der Wercke und Waͤlle betreffent / nachdem201oder Kriegs-Bau-Kunſt.dem dieſelbe gebuͤhrlich abgeſteckt / und mit einen kleinen Graben / welches die al - ten mit einem Pfluge ehemals gethan haben / von Pfahl zu Pfahl gezeichnet und auffgeworffen / faͤnger man an den Graben auffzuwerffen einwerts hinein / da der Orth eben; wo aber Tieffen verhanden / muß man die erſt außfuͤllen / ehe man vom Beſteck anfaͤnget hinein zu arbeiten / oder doch ſo viel vom Beſteck weiter hinaus anfangen / ſo viel die Tieffen aufftragen koͤnnen / denn ſonſt ziehen ſich die Wercke allzuſehr ein / welches auch ſchon droben erinnert. Wenn der Wall ein Fuß hoch auffgefuͤhret / muß man denſelben wohl uͤber und uͤber ſtampffen / daß er ſich etwa den vierdten Theil ſetze / und denſelben auß - und inwendig / oder doch ja zum wenigſten außwendig mit guten Raſen oder Torff / Verbundes Weiſe geleget / auſtuͤttern / hat man keinen Raſen / muß man ſich mit Plackwerck oder geſchlichtetẽ Erde behelffen; Weñ man 5. Reigen hoch Raſen geſetzet ſonderlich ſo die Erde nicht guth oder ſandicht / leget man junge Weiden-Straͤuche / Pap - peln / oder andere / welche leicht außwachſen / oder / man ſeet Haber oder Gerſten / Hew-Saat / Queck-Graß-Wurtzeln und Sahmen / Gramen caninum genandt / (das Gramen Medicum, weil es erſtlich aus Meden in Hiſpanien kommen / zu deutſch Schnecken - oder Raupen-Saat / wenn mans haben kan / wird ſonderlich hierzu gelobet) darzwiſchen. Die Raſen oder Torff ſind aus guter Erde geſtochẽ / ablange Vierungen 14 oder 15 Zoll lang / 4 oder 5 dicke / und einen halben Schuh breit / hinten in die Schrege ſich etwas verlierend / damit ſie deſto beſſer ſich bindẽ / die Erde da man ſie ſticht / muß nicht ſandicht oder Moraſtig ſeyn / ſondern wohl und dicke mit gutem Graße / nicht mit groben unreinem Kraut durchwachſen /C c iijdenn202FORTIFICATIONdenn das Vnkraut / als Diſteln / Neſſeln / Wermuth / Beyfuß und dergleichen / finden ſich ohne das wohl / und muͤſſen ein paar mahl des Jahres im alten Mond abgeſchnitten / und der Wall fein ſauber gehalten werden. Die Bruſtwehre muß auß - und innwendig / oder doch zum wenigſten außwendig auch mit guten Torff außgefuͤttert / und oben bedecket werden / ſo wohl auff dem Wall als Vnter - Walle; die auff den verdeckten Wege aber darff nur mit Erdẽ oben beſchuͤttet und fein dichte eingeſtampffet werden: Jnwendig am Anlauffe des Walles ſetzet man Obſt und andere zum Brenn - und Zimmer-Werck nutzbahre Baͤume / die Weyden ſeynd auch gut / deñ man ſolche zu Reparirung der Schantz-Koͤrbe und anderer Dinge gebrauchen kan; doch muͤſſen ſie nicht zu dichte ſtehen / damit ſie die Auffuͤhrung der Stuͤck / und den Auf - und Ablauff des Volckes nicht verhindern: Etliche ſetzen auch auff den Wallgang ſolche Baͤume / etliche auch auff die Ber - me / und auff den verdeckten Weg / luſtige ſpatzier Gaͤnge drunter zu haben / ſol - che aber muͤſſen ſo angeordnet werden / daß ſie dem Feinde nicht zu Nutze kom - men / oder demſelben ein Verdeckgeben / und denen auff dem Walle hinderlich ſeyn koͤnnen / und da es die Noth erfodert / in der Eylabgehauen werden; doch iſts beſſer / man laſſe außwendig das Geſicht frey / denn der Feind es ſelten zuvor anzuſagen pfleget / wenn er kommen wil / mit denen Hinter-Ruͤck mag man es an - ordnen / wie man wil.
Hie faͤlt eine drey fache Frage ein zu eroͤrtern.
Wenn man in den truckenen Graben mitten ein Canal von 20 oder 24. Fuß breit / 3 oder 4 Schuh tieff / und denſelben voll Waſſer haͤlt / iſt es gut.
An den Spitzen rundet man den Graben etwas ab / damit er allenthalben gleich breit werde / und die Ecken nicht zu weit ins Feld hinaus lauffen. Allhier ſolte endlich die Stereometriſche und Coͤrperliche Außrechnung des Walles und des Grabens zur Hand genommen werden / weil aber ſelbige ſehr operôs, muͤh -ſam205oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſam und verdroſſen / auch an ſich ſelber mehr Arbeit als Nutzen hat / wird ſelbige geliebter Kuͤrtze halber vorbey gangen: Derſelben Nutz aber iſt ſonderlich zwey - erley / der erſte / daß man den Graben ſo breit und tieff anlege / damit die Erde genaw / zu Auffuͤhrung des Walles noͤtig / drauff gehe / und nichts uͤbrig bleibe / und man doch auch nicht zu kurtz komme: Doch man lege es ſo uͤber als man wil / kan man es doch ſo juſt an der Schnur nicht haben / und da es ja an Regulier - Oerthern noch angehen moͤchte / wil es doch bey den Irregularen gantz keinen Stich halten / derowegen man bey denen nur nach Guth-Duͤncken den Graben und Wall / daß ſie beyderſeits eine gute Proportion behalten / anordnen kan / deñ komt man ja mit der Erde zu kurtz / kan man den Graben inwendig tieffer auß - ſtechen / oder mitten etwas außrunden / oder auch einen kleinen Graben machen / hat man etwas uͤbrig / kan man es zu Battereyen oder Katzen gebrauchen / oder auff dem verdeckten Weg hin und her zertheilen.
Der ander Nutzen / ſo dieſe Stereometriſche Rechnung hat / iſt / den Vber - ſchlag der Arbeit und Bau-Koſten darnach zu machen: Denn fuͤr 3 Schacht zu bauen / gibt man in Holland ins gemein einen Reichs-Thaler / Wenn man nun weiß / wie viel Cubic-Fuß der gantze Wall umb die Feſtungumher / kan man ſol - che leicht in Schacht verwandeln; Deñ ein Schacht iſt ein Stuͤcke Erde eine Ru - the oder 12. Fuß lang / und 12. Fuß breit / und einen dick / das iſt / 144. Cubic-Fuͤße: Wenn ich nu ſpreche: 3. Schacht koſten 1. Reichs-Thaler / wie viel ſo und ſo viel / als der gantze Jnhalt der Feſtung Schacht haͤlt? &c: Oder / wie etliche nach der Zahl der Arbeiter rechnen / auff 2 Mann in einem Tage 5 Schacht. Weil aberD dbeydes206FORTIFICATIONbeydes die Zahlung / wie auch der Fleiß der Arbeiter / nicht an allen Orthen gleich / und uͤber dieſes noch das / was auff Holtzwerck / Kalck / Steine / Fuhrlohn / und dergleichen gehet / muß mit gerechnet werden / kan man auch in dieſem Stuͤck nichts gewiſſes determiniren; Wer Luſt zu ſolcher Rechnung hat / kan beym Freitagio, Cellario, Trewen / Pitiſco, ſonderlich aber Goldmanno, welcher fuͤr andern hierinne ſeinen Fleiß angewendet / und in Tabellen ſolche Calculation verfaſſet / davon nachſchlagen.
Damit man aber doch gleichwol etlicher maſſen ſeinen Vberſchlag ſo wohl die Erde / als Arbeit betreffent / machen koͤnne / gibt M. Georg. Schultze in ſeiner For - tification und Meß-Kunſt folgende Anleitung / und zwar erſtlich ungefehr die Breite und Tieffe des Grabens alſo an zu legen / daß man Erde gnug habe / muß man das Profil oder Durchſchnitt des Walles in Quadrat-Ruthen / und Schuh roſolviren, und denn ſolche durch die bekante Tieffe des Grabens dividiren, das Product gibt deſſelben gleiche Breite: Zu dieſer / ſo ich die Tieffe des Grabens addire, bekomme ich deſſelben Oberbreite / ſo ich aber von derſelben ſolche ſubtra - hire, deſſen Vnterbreite. Als im obigen Profil Fig: 144. fuͤrgeſtellet / iſt
(1.) Die Anlage des Walles 81 Fuß / die Oberbreite 54. die Differentz 27. derer Helffte 13. 5. ſolche zur Oberbreite 54. addiret, gibt die verglichene Breite 67. 5. die - ſe mit der Hoͤhe 18. Fuß multipliciret, geben den Jnhalt des Trapetii INOK 1215 □ Fuß.
(2.) Die Anlage der Bruſtwehre iſt Fig. 145. 27. Fuß / davon ab a b, fuͤr die Banck und Docirung derſelben 4 Schuh / bleiben fuͤr 60 / 23 Fuß / co iſt 2 Fuß / deñ weil die foͤrder Hoͤhe c d, 4 Fuß / iſt c o derer Helffte / bleibet alſo b c endlich 21. Fuß /dieſe207oder Kriegs-Bau-Kunſt.dieſe mit der Hoͤhe c d oder b ſ multipliciret, geben die Superficial Flaͤche des Pa - rallelograms b ſ d c, 84. Schuh.
(3.) Jn dem Trapezio a g e b, iſt a b 4 Schuh / g e3¾ Schuh / die Differentz ¼ Schu / ſolche halb ⅛ von 4 Schuhen ſubtrahiret, bleiben; 3⅞ dieſe mit der Hoͤhe b e 1½ Schuh multipliciret, geben den Jnhalt des Trapetii a g e b, 5 $$\frac{13}{16}$$ Theil / man hat ſolches 6 Fuß complet ſeyn laſſen.
(4.) Jm Triangul ſ d B iſt die Seite ſ d 21. Fuß / ſ B 2 Fuß / ſolche halb 1. Fuß / und alſo deſſen Jnhalt 21. □ Fuß.
(5.) Jm Triangul c d o iſt d e 4 Fuß / c o, 2 Fuß / deſſen Helffte 1. Fuß / mit der Hoͤhe multipliciret, gibt deſſen Jnhalt 4 Fuß / Nu dieſe in eine ſummam colligi - ret, als den Jnhalt des Trapezii b ſ d o, 84, a g e b, b, deß Triangul ſ B d 21. und des Trianguls d c o 4 Fuß geben den gantzen Jnhalt der Bruſtwehre 115. □ Fuß. Weil dieſer die Bruſtwehre auff der Faußebraye gleich / als rechnet man fuͤr die - ſelbe auch ſo viel.
(6.) Die Bruſtwehre des verdeckten Weges helt zur Anlage t F, 87. Fuß / da - von ab / t q, 4 Fuß / bleibet q F 83. Fuß / die Hoͤhe q D iſt 6 / derer Helffte 3 Fuß / mit 83 multipliciret, geben den Jnhalt des Trianguls q D F 249 Fuß / darzu die Banck t q, 6 Fuß / kommen 255 Nun dieſe Summen zuſammen colligiret, Als:
Solche mit 12. als der Tieffe des Grabens dividiret, kommen bey nahe 141. Fuß. Hierzu die Tieffe 12. Fuß addiret, oder auch ſubtrahiret, keme fuͤr die Oberbreite 153 / fuͤr die Vnterbreite aber 129. Fuͤß: Da man mitten einen kleinen Graben machen wil / muß derſelbe à part abgezogen werden / wil man ihn nit ſo breit ha - ben / kan man ihn einen oder einen halben Fuß tieffer nehmen / dieſes trifft zwar nicht juſt und genau zu / kan aber ohngefehr zur Nachricht ſeyn; iſt etwa Erde uͤbrig / kan dieſelbe / wie oben erwehnet / diſtribuiret und gebrauchet werden.
Zum andern den Coͤrperlichen Jnhalt des Walles bey nahe zu erfahren / mißet man eine Geſicht-Linee / eine Schulter und die halbe Cortin inwendig und außwendig / doch jene abſonderlich / und vergleichet denn ſelbige mit einander / in dem man die kuͤrtzeſte Linee von der laͤngſten abzeucht / und der Differentz Helffte zur kuͤrtzeſten addiret; ſolche verglichene Linee mit den Superficial-Jnhalt des Durchſchnitts gemultipliciret, gibt bey nahe den Coͤrperlichen Jnhalt deſſelben Stuͤcks / ſolches muß man hernach dupliren, und denn mit der Zahl der Ecken der Figur multipliciren, ſo bekoͤmt man den Coͤrperlichen Jnhalt der gantzen Figur doch muß ſolche Figur Regular ſeyn / und die Bollwercke inwendig hohl; Jns gemein pfleget man mit den Teich-Graͤbern / und denen ſo die Erde auß dem Graben ſtechen / nach Schachten zu verdingen / den andern aber ſo mit Schaube - Karren ſolche auffuͤhren / Taglohn zu geben / und damit kein Vnterſchleiff ge - ſchehe / und der eine wenig der ander viel fahre / hernach aber gleichen Lohn der faule Arbeiter mit dem fleiſſigen empfahe / als wird einem jeglichen / ſo offt er ei - nen Karren auffaͤhret / von einer dazu beſtalten Perſon ein Bleyernes oder Le -dernes209oder Kriegs-Bau-Kunſt.dernes Zeichen mit einem gewiſſen Gemerck gegeben / auff den Abend wird denn einem jeglichen / nach dem er viel Zeichen hat / gelohnet.
Damit auch ſolche Arbeit gluͤcklich moͤge von ſtatten gehen / und derliebe Gott mit bauen moͤge / ſol man ſelbe nicht alleine dem gemeinen Kirchen Gebe - the mit einſchiieſſen / ſondern es were auch nicht unrathſam / daß man von einer dazu beſtellten Perſon dem Volcke / wenn ſie am Morgen fruͤh zur Arbeit keh - men / ein Morgen-Gebeth und Vater unſer vor beten / und darauff friſch und froͤlich zur Arbeit gehen lieſſe / auch unter der Arbeit den Auff ſehern Befehl the - te / allen Muthwillen / als zancken / ſtoſſen / ſchlagen / ſonderlich aber das Gottes - laͤſterliche fluchen und ſchandiren ernſtlich zu ſtraffen; daß nemlich einer / der in ſolchen begriffen wuͤrde / ſo oder ſo viel Karren Erde umſonſt muͤſte auffahren; Wie denn dieſes und was ſonſt zu obſerviren, ein verſtaͤndiger und Gottfuͤrch - tiger Baumeiſter / ſeiner Diſcretion nach / wird anzuordnen wiſſen; Sonderlich aber muͤſſen folgende zwey Himmel-ſchreyende Suͤnden mit allem Fleiß bey ſolchen Wercken præcaviret und verhuͤtet werden / daß nemlich den Arbeitern ihr ſawr verdienter Lohn nicht abgekuͤrtzet / oder gar vorenthalten / und kein un - ſchuldig Blut / etwa durch Verwahrloſung der Bruͤcken oder Stellungen (worauff deñ vornemlich die Zimmer-Leute Achtung geben muͤſſen) vergoſſen werde. Jns gemein muß folgende Regul in Anlegung der Wercke auch nicht vergeſſen werden / daß man / ſo viel muͤglich / Horizontal baue / oder doch den Grund alſo vergleiche / daß er ſich allgemehlich nach der Schrege nieder ſencke / damit die Wercke wohl koͤnnen beſtrichen werden / nit aber ſich in der Eil mittenD d iijabſe -210FORTIFICATIONabſetzen und entzwey brechen. Zum Beſchluß dieſes Capittels / iſt ein Profil Sciographicè vorgeſtellet / wie Fig. 147. zu erſehen.
Wie Caſtele und Schloͤſſer an Feſtungen zu erbauen / und wie man ſich mit denen Oertern / ſo am Waſſer gelegen / verhalten ſol / deßgleichen wie hohe Oerter / oder dieſelbige Oerter ſo von Hoͤhen nicht weit gelegen / zu fortificiren ſeyn.
Die Caſtele und Schloͤſſer werden meiſtentheils an die Grentz-Staͤdte ũd ſol - che Oerter geleget / die leicht von einer Parthey zur andernfallen / umb ſelbige in Zwang und Gehorſam zu erhalten; von derer Anlage folgende obſervationes in acht zu nehmen.
(1.) Daß man ſie an die hoͤheſte Oerter / ſo die andern commandiren, und wañ Waſſer durch die Stadt / oder bey derſelben wegfleuſt / ober das Waſſer lege.
(2.) Daß ſie nach dem Felde zu offen / und einen freyen Paßhaben / auß und ein zukommen / ohne Eroͤffnung der Stadt /
(3.) Daß ſie alle Plaͤtze und Oerter / auch ſo viel muͤglich / die Gaſſen der Stadt / welche man darnach anlegen muß / beſtreichen und commandiren, von keinem aber commandiret werden koͤnnen.
(4.) Daß zwiſchen denſelben und der Stadt Haͤuſer ein ziemlicher geraumer Platz / etwa auff 600. Fuß / von den Ecken der Bollwercks-Spitzen gelaſſen wer -de /211oder Kriegs-Bau-Kunſt.de / um Volck darauf zu ſtellen / auch Verraͤtherey und Feuerſchaden zu verhuͤtẽ. Jhre Form wird auß dem Royal / vier-Fuͤnff - oder Sechs-Eck genommen; Doch ſchicken ſich faſt die Fuͤnff-Eck am beſten / von denen kan man zwey Ecken hinein / und 3 heraus ins Feld legen: Als das zu Antwerpen / welches eines vor der fuͤr - nehmſten Caſtelen faſt in der gantzen Welt gehalten wird. Das Guͤlicher iſt vier - eckicht / und dannenhero nicht ſo bequem als voriges. Jhr Profil muß mit dem Profil der Stadt gleiche Staͤrcke haben / oder auch noch wol ein wenig ſtaͤrcker / mit allen nothwendigen Stuͤckẽ und einer Faußebray / ſo wol inwendig als auß - wendig der Stadt Von ihrer Structur kan man keine ſonderliche præcepta gebẽ: Man bringet die Stadt und das Caſtel nur beyde aus einem Maaßſtabe / auß dem groͤſten Royal zu Papier / und ſchneidet deñ das Caſtel aus / und leget es an den Ort / da ſichs am beſten ſchicken wil / mit hin und wieder ſchiebẽ / biß es ſchei - net gut zu liegen / als deñ ſteckt mans mit Puncten aus auf das andere Papier / da die Stadt aufgeriſſen / ab. Es muͤſſen aber die Waͤlle der Stadt (welches meh - rentheils verlaͤngete Facen ſeyn) recht mittẽ auf die Cortinẽ des Caſteels zu bey - den Seiten auflauffen / wie bey der 148. Figur zu ſehẽ. Wañ ein Waſſer durch die Stadt laͤuft / iſt es ambeſten / daß es mitten durch die Cortinẽ lauffe: Jſt es aber breiter als die Cortin / muß es mit Auſzenwercken / worzu deñ ſonderlich die Horn - wercke gut / zu beyden Seitẽ ſo wol in Ein-Fluße als Aus-Fluße / verwahret wer - den. Lauft das Waſſer bey der Stadt hin / darff man an der Seiten / da das Waſſer vorbey laͤuft / nicht ſo ſtarcke Wercke legen / ſondern man kan nur die Lineen am Waſſer fortificiren mit Scheren oder Zangen - Wercken / oder mit hinter eine andere auff einen Mußqueten-Schuß weit von einandergeſetz -212FORTIFICATIONgeſetzten Schultern und Abſaͤtzen / oder mit Ravelinen und kleinen platten Boll - wercken / ſonderlich in der mitten / oder mit halben Bollwercken / oder ſonſt aufs beſte es die Gelegenheit des Orts leyden wil. Auf ſolche Weiſe kan auch ein Thal / ſo zwiſchen zweyen Hoͤhen einlieget / gefortificiret werden / wenn man nemlich die Hoͤhen zu beyden Seiten mit Bollwercken beleget / und denn nur das Thal dar - zwiſchen nach advenant mit gedachten Wercken verſiehet. Die Waͤlle duͤrffen auch nicht ſo gar hoch ſeyn / ſonderlich ſo man nur mit Schiffen an die Feſtung kommen kan / damit dieſelbe kein Verdeck unter demſelben haben moͤgen; doch muß der Gruud und das Fundament ſolcher Waͤlle mit Mauerwerck / Strebe - Pfeilern / oder auch ſtarcken Pfaͤhlen und Balcken wohl verwahret ſeyn / damit das Waſſer ſolchen nicht auß ſpuͤhlen / oder das Eyß / welches ſonderlich in den Waſſerſtroͤmen groſſe Gewalt hat / ſelbigen beſchaͤdigen moͤge.
Solche Waſſer ſind entweder ſchmal / daß man mit einer Mußqueten druͤ - ber reichen kan / und gilt ſolcher Geſtalt der Fluß nicht mehr als ein breiter Gra - ben / als denn leget man auff der andern Seiten einen halben Moen oder Horn - Wercke; oder welches beſſer / man ſiehet zu / daß man den Fluß in und durch die Stadt leite / oder da dieſes nicht ſeyn kan / iſt am beſten / daß man die Feſtung ſo wohl nach dem Waſſer / als Lande zu / vollkomlich fortificire, und zwiſchen dem Waſſer und Stadt-Graben einen Tamm oder Raum laſſe 24. oder 30. Schuh / und ſolchen oben und unter der Stadt ziemlich breit durchſteche und mit Außen - Wercken / Schluͤſen und Fall-Bruͤcken nach Nothdurfft verwahre / daß die auff dem Strome ab - und zufahrenden Schiffe und Kaͤhne dadurch an die Stadtkoͤn -213oder Kriegs-Bau-Kunſt.koͤnnen gebracht werden / und hat ſolche Veſtung an derſelben Seiten als denn gleichſam einen doppelten Graben und Slaͤrcke.
Wann aber der Fluß alſo beſchaffen / daß er ſich offtmals ſehr ergeuſt / wie ſie gemeiniglich zu thun pflegen / muß man zwiſchen demſelben und dem Stadt - graben / Eſels-Rucken Baͤren und Stauungen ſetzen. Bey welchen[ſonderlich] in Acht zu nehmen. (1) Das ſie ſtarckgenug und dem Waſſer baſtant / (2.) oben ſchrege zu / mit einem Tuͤrmichen verſehen / damit niemand hinuͤber gehen oder gutſchen kan. (3.) An gelegene Oerther / da ſie dem Feinde kein Verdeck geben koͤnnen / erbauet werden. Wenn aber der Fluß etwa 1200 Fuß breit / daß man ihn zwar nit mit Mußqueten / aber doch gleichwol mit dem Geſchuͤtz beſchieſſen kan / ſo leget man uͤbers Waſſer einander Werck / entweder mit 2. gantzen / und 2. hal - ben Bollwercken / oder mit 3 gantzen und 2. halben Bollwercken / und ſolches kan auß dem 4 / 5 / 6 / 7 / auch wohl 8 Eck genommen werden. Solche uͤber dem Waſſer gelegene Wercke bekommen keinen Wall nach der Stadt zu / ſondern werden nur mit Brettern verſchlagen / damit die verbeyſchiffende nicht hinein ſehen oder ſteigen koͤnnen. Wenn das Waſſer breit / und breiter als 1200. Fuß / als denn wird uͤber dem Waſſer eine vollkommene Schantze gemachet / welche ddch gegen der Stadt nicht ſo ſtarck als gegen dem Lande befeſtiget wird / ſondern nur an dem Waſſer ohne Bollwerck mit einem ſchlechten Walle zugeſchloſſen / in Form der Feld-Schantzen. Es wird auch von vielen fuͤr rathſam gehalten / daß man an ſol - chen Wercken uͤbers Waſſer ein Ravelin zwiſchen dem Waſſer und Schantze le - ge / und daſſelbe mit einem Graben umfuͤhre / damit wenn das Werck vom FeindeE eero -214FORTIFICATIONerobert wuͤrde / ſich die Soldaten in das Ravelin reteriren koͤnnen / und darein ſo lange auffhalten / biß ſie von der Stadt Entſatz bekommen / oder uͤbergehohlet werden moͤgen / Wenn eine Stadt an der offenen groſſen See gelegen / und einen Hafen hat / iſt es auch rathſam / ſelbigen entweder mit in die Stadt zuſchließen / oder doch denſelben an den Land-Seiten mit gebuͤhrlichen ſtarcken Waͤllen und Wercken / zu Waſſer aber mit einem gnugſamen breiten Damm / worauff man eine Bruſtwehre ſetzen kan / auch Battereyen und Geſchuͤtz-Stellungen machen / zu verwahren: Der Damm kan von Steinen / Leim / und Kalck durcheinander gemenget / (welche Materia endlich zu einen Felſen werden kan) Zangen weiſe / daß ein Theil das andere etwas beſtreichen oder beſchießen moͤge / geſchlagen / und nur beym Munde ſo viel Raum als gebuͤhret / zu Ein - und Außlauffung der Schiffe gelaſſen werden: Den Hafen an ſich ſelber mag man auch ſo groß ma - chen / als die Negotia und Vielheit der ankommenden Schiffe erfodert. Auff dieſe Weiſe ſind die in Haffen liegende Schiffe ſicher / und koͤnnen auch des Fein - des Schiffe von weiten aus demſelben durch die Macht des Geſchuͤtzes abgehal - ten werden. Es ſey zum Exempel in der 149. Figur an einem Ort / der da fortifi - ciret werden ſol / ein Waſſer ſo breit daß man mit der Mußqueten nicht hinuͤber langen kan / ſo lege ich umb den Orth / weil er Regular lieget / gegen das Land eine halbe Regular-Zwoͤlff-Ecke in groß Royal / die Seite aber nach dem Waſſer zu theile ich von beyden Bollwercken an in a b und b c, item de und e f jeden Theil 40 Ruthen lang / und laſſe allezeit eine Flanque von 8 Ruthen gegen das Waſ - ſer gehen / was in der Mitte uͤbrig bleibet als c f, theile ich wieder in zwey gleicheTheil /215oder Kriegs-Bau-Kunſt.Theil in g und richte aus g eine Perpendicular-Linee g h zu einer Haupt-Linee auff / welche ſo lang / als man ins Waſſer ruͤcken kan / allhier iſt ſie 20. Ruthen lang / auff welcher euſſerſten Punct zwo Facen zuſammen lauffen / damit man das Waſſer daraus deſto beſſer beſtreichen moͤge / uͤber das Waſſer iſt zu Ver - wahrung des Paſſes eine halbe acht-eckichte Schantz angeleget derer Groͤſſe ſich nach der Beſatzung / ſo hinein geleget werden ſol / richtet. Es koͤnnen aber auff beyden Seiten des Fluſſes den ankommenden Feind deſto beſſer abzuhalten / ſo wohl an die Schantze als an die Feſtung / Horn-Wercke angeleget werden / auff was Maße aber dieſelben zu machen / iſt droben Erwehnung gethan.
Von Fortificirung der Oerter ſo auff Hoͤhen / od’ von denſelben nit weit gelegen / weitleufftige Meldung zu thun / iſt unnotig / denn ob wohl vor dieſer Zeit in gu - tem Gebrauch geweſen / daß man Feſtungen auff Berge und Stein-Felßen ge - bauet hat / in dem man die Bollwercke oder Paſteyen in die Felſen gehauen / und oben darauff eine Bruſtwehre von Erden geſetzet / ſo iſt doch ſolches hentiges Ta - ges nicht mehr im Gebrauch / wer aber davon beſſer Nachricht haben wil / beſehe Daniel Specle in ſeiner Architectur, allwo er gnugſame Nachricht befinden wird; Weñ aber eine Stadt oder ſonſten ein Platz nicht weit von Hoͤhen abge - legen were / und gleichwol fortiſiciret werden ſolte / ſo fortificiret man den Orth / wie ſonſten / er liege regular oder irregular nach denen nechſt vorgeſchriebenen Regeln / auff die Bollwercke aber / welche gegen die Berge liegen / bauet man Cavallier oder Katzen / damit der Feind auff den Hoͤhen darauß erlanget wer - den kan. Die Berge aber / welche nahe an der Stadt liegen / muͤſſen mit einerE e ijTren -216FORTIFICATIONTrenchee eingeſchloſſen werden / wofern aber eine Hoͤhe von der Stadt etwas weiter abgelegen / und man ſich dennoch daraus einiges Schadens zu befahren hette / ſo kan man eine Schantze darauff legen / und dieſelbe mit Beſatzung der - maßen verſehen / daß ſie dem ankommenden Feinde gnugſam gewachſen ſey.
Was vor Belaͤgerung einer Feſtung vornemlich in acht zu nehmen ſey / und von den March, und Feld-Laͤgern deßgleichen wie dieſelben mit Tren - chementen und Schantzen / nach dem es die Gelegenheit erfodert / zu befeſtigen.
Nachdem bißhero / das / was ad Praxin Defenſivam gehoͤret / etwas weit - leufftiger uͤber Verhoffen tractiret, als wird in folgenden Stuͤcken / ſo meiſten - theils ad Praxin Offenſivam gehoͤren / die Kuͤrtze billig beobacht / weil doch ohne das ſelbige mehr und beſſer aus der Praxi und Vbung / als aus der Theoria und weitleifftiger Beſchreibung zu erlernen / und zwar nur die generaliora durch zu lauffen: Wañ nun eine Feſtung belaͤgert werdẽ ſol / (weiln eine Feſtñg zu belaͤgern ein Werck von groſſer Importantz iſt / ſintemal ſich ein Kriegs-Heer nirgent mehr ruiniren kan / als in Belaͤgerung einer ſtarcken wolgebaueten / und mit gutem Volck wolbeſatzter Feſtung) ſo muß ſolches Vorhaben lange Zeit zuvor in gute Berathſchlagung gezogen werden / das iſt / man muß vor allen Dingen die Feſtung von was Staͤrcke am Bau und Tapfferkeit an Mannſchafft ſie ſey /zuvor217oder Kriegs-Bau-Kunſt.zuvor wohl betrachten / denn daraus wird das Judicium zu nehmen ſeyn / wie ſtarck man auffziehen muͤſſe / und was fuͤr Vnko ſten erfodert werden. Jedoch muß man auch dahin ſehen / ob der jenige / dem die Feſtung zuſtaͤndig / allbereit ei - ne Armee auff den Beinen habe / und mit derſelben zu Felde liege / oder nicht / Item, ob er von andern benachtbarten bald Succurs uͤberkommen koͤnne / deñ weñ derſelbe entweder mit einer Armee zu Felde allbereit verſehen / oder eines ge - ſchwinden Succurſes von ſeinen benachbarten ſich zu getroͤſten hat / iſt leichtlich zu ermeſſen / daß man auff ſolchen Fall auch ſtaͤrcker auffziehen muͤſſe / damit wenn die Feſtung entſetzet werden ſolte / man ſich gegen den Entſatz mit gnug - ſamer Macht wehren / und denſelben abtreiben koͤnte. Was aber die Belaͤgerung an ihr ſelbſt anlanget / ſo muß man Anfangs / wenn man rathſchlaget und der Schluß gemacht iſt / ſolch Intent in hoͤchſter Geheim halten / und niemand das geringſte darvon vermercken laſſen / ſondern ſich vielmehr allenthalben zu einem andern Vorhaben anſtellen / und den Feind dadurch ſicher machen / inmittels auff allerley Mittel und Wege um des Orts eigentliche Beſchaffenheit heimliche Erkundigung einziehen / auch wol etliche verſtaͤndige Officirer und Ingenieurs unvermerckter Weiſe / entweder unter einem andern Prætext oder in veraͤnderten Kleidern dahin abfertigẽ / die alle Gelegẽheit des Orts mit Fleiß betrachtẽ / die De - fectẽ ũd Vortheil der Feſtung in gute Obacht nehmẽ / und die gantzeumbliegende Gegẽd mit ſonderbarẽ Fleiß / zu foderſt aber an Fluͤßẽ ũd andern Waſſern an Mo - raſtẽ / Waͤldern / Bergẽ / Thaͤlern / Wießẽ / ũd dergleichẽ umſtaͤndigẽ Gelegenhei - tẽ / ſo viel muͤglich aufs Papier bringẽ / daraus deñ hernach leichtlich abzunehmẽ /E e iijwie218FORTIFICATIONwie und welcher Geſtalt das Lager um die Feſtung am fuͤglichſten zu ſchlagen / und wohin ſich die Quartier am beſten ſchicken: Wie denn nicht minder auch der Feſtung Fortification eigentlich zu erkundigen iſt / wie viel nemlich dieſelbe Boll - wercke habe / ob ſie alle vollkommen / und welches die ſchwaͤchſten ſeyn / wie weit ſie von einander liegen / wie hoch und dicke der Wall / wie breit und tieff der Gra - ben / ob derſelbe trucken oder mit Waſſer angefuͤllet ſey / deßgleichen ob auch die Feſtung mit gnugſamen Proviant, Munition und andern Nothwendigkeiten verſehen / wie ſtarck die Quarniſon darinnen ſey / ob ſie auch jhre Zahlung be - komme / oder ob nicht etwa zwiſchen jhnen und den Jnnwohnern dahero Schwie - rigkeit obhanden / aus welchen allen denn gute Nachrichtung und mancherley Vortheil genommen werden koͤnnen. Weñ nun dieſes alles in acht genommen / und eine beſtaͤndige Reſolution zur Belaͤgerung gefaſſet worden / ſo geſchicht darauff der Auffbruch zum marchiren, derſelbe aber wird nach des Generals Guth-Duͤncken angeordnet / bißweilen wird ſolcher angedeutet / den Tag zuvor durch oͤffentlichen Trommelſchlag und außblaſen / bißweilen geſchihet er gantz heimlich und in der Stille. Jns gemein wird die gantze Armee in 3 Hauffen ge - theilet; Die Avantguardi mit den Wegweiſern und Straſſen-Bereitern gehet vorn an / worunter auch der General ſelbſten ſich pfleget finden zu laſſen / dieſem folget die Batallien oder das Corpus, und die Retroguard oder Nachtrab / hin - ter derſelben pfleget man eine Compagnie Arquebuſirer zu laſſen; das Fuhrwerck faͤhret zur Seiten an derſelben / da man am ſicherſten / und vom Feinde keine Ge - fahr vermuthend / erſtlich das Geſchuͤtze / und zwar die kleinen forn an / denn diegroßen /219oder Kriegs-Bau-Kunſt.groſſen / denn die Zimmer-Leute und Ammunition, denn die Proviant / Kran - cken und Bagage-Wagen. Bißweilen aber werden forn etliche Feld-Stuͤcken bey der Avantguardi voraus geſchicket / auch hinten etliche mit ihrer zugehoͤrigen Munition. Jn der enge muß mans machen wie man kan / da pfleget man das Geſchuͤtze und das Fuhrwerck in die Mitte zu nehmen / die hinterſtẽ und foͤder - ſten Hauffen zu verſtaͤrcken / und die Reutterey zu beyden Seiten oder an einer nach dem es noͤtig / gehen zu laſſen. Wo Holtzung und Buͤſch verhanden / machet man / ſo viel muͤglich / Raum. Wenn man uͤber Waſſer gehen ſoll / pfleget man Kaͤhne / Schiff und andere Sachen zur Schiff-Bruͤcken noͤtig / nachzufuͤhren: die Stuͤcke werden ans Vfer geſtellet / wie auch die Arquebuſirer, ſo lang biß die Bruͤcke fertig / deñ gehet man in guter Ordnung hinuͤber. Doch iſt hie / wie vorge - meldet / nicht weitleufftig davon zu ſchreiben / ein verſtaͤndiger General und Krie - ges-Obriſter wird ſolches alles mit gutem Rath ũd des Ortes Gelegenheit nach / ſelbſt anzuordnen wiſſen. Der Feld-Laͤger ſind dreyerley: 1. Temporanea. 2. Strataria. 3 Caſtra Suſtentoria.
Die erſte Art der Laͤger wird darum alſo genennet / dieweil ſie eilfertig gema - chet werden / und alle Augenblick zum Auffbruch wieder bereit ſeyn muͤſſen / dieſe Laͤger werden im marchiren nur zu einer Nachtwache auffgeſchlagen / und wenn man in des Feindes Land oder ſonſten vom Feinde marchiret, ſo muß der Orth / da ſolche Laͤger hingeſchlagen werden ſollen / zuvor durch ein Theil der Reuterey wol erkundiget werden / damit man ſich des Feindes deſto mehr verſichern kan / und wenn man an einen Ort koͤmt / da das Lager hingeſchlagen werden ſol / wel -cher220FORTIFICATIONcher zuvor durch den General Quartier-Meiſter erwehlet wird / ſo theilet man die Quartier in die umliegende Doͤrffer aus / ſo ſie verhanden / die Reitterey ſchicket man an die Wegen des Feindes verdaͤchtige Oerter / das Volck aber das zur Infanteria gehoͤret / umgiebet die Oerter da ſie logiren, ſo weit es noͤtig / mit einer Trenchee nur etwa 6 Schu hoch / und 3 Schu dicke / damit ſie nicht gar bloß liegen / Wo es aber moraſtig iſt / brauchet man nur Frieſiſche Reitter die ſie mit ſich fuͤhren / weñ die Trenchee fertig iſt / welches geſchwinde zugehet / machen ſich die Soldaten Huͤtten / damit ſie bedeckt und trucken liegen koͤnnen.
An denen Orthen / wo es wegen des Feindes Anfall am gefaͤhrlichſten ſchei - net / ſtellet man etliche Feld-Stuͤcke nebenſt den Zubehoͤrungen. Wenn man ſich alſo verwahret hat / werden die Wachten auffgefuͤhret. Fruͤhe / wenn man auff - bricht / wird die Trenchee wiederum eingeriſſen / damit der Feind / wo fern er et - wa nachfolgen wolte / keinen Vortheil findet / wo aber derſelge nicht zu vermu - then / und man auſſer deſſen Lande marchiret, bedarffs dieſer Weitleufftigkeit nicht.
Was die andere Art der Laͤger anlanget / ſo man Caſtra Strataria nennet / werden dieſelben ſonder Zweiffel alſo genant / weil man mit denſelben eine Zeit lang ſtill lieget / dergleichen man ſich bey Belaͤgerung der Feſtung gebrauchet / und ſind bey derer Aufferbawung wiederum unterſchiedliche Stuͤcke in acht zu nehmen / damit dieſelben geſchickt und fuͤglich angelegt / ſo wohl die Quartier in gewiſſer und bequemer Ordnung gemacht und außgetheilet werden moͤgen / darum deñ fleißige Achtung zu geben / damit das Lager:
1. Nicht221oder Kriegs-Bau-Kunſt.1. Nicht nahe an Hoͤhen oder Geſtraͤuche und Waͤldern gemacht werde / aus welchen ein ankommender Feind in das Lager ſehen und ſchieſſen / ihm aber aus dem Lager keinen Widerſtand gethan werden koͤnte. 2. Daß es um Vermei - dung Geſtancks und daraus entſtehenden Kranckheiten / nicht an einen mora - ſtigen Ort zu liegen komme. Hingegen iſt zum 3. dieſes an einem Lager zu lo - ben / und denſelben zutraͤglich / wenn es an einem Fluß lieget / darauff man aller - ley Nothdurfft zu Schiffe ins Lager / und allerley Vnflat leichtlich hinaus brin - gen kan / zumalen / wenn es zugleich an dem Fluß alſo zu liegen koͤmbt / daß es dadurch deſtomehr befeſtiget wird. Deßgleichen 4. Wenn an Graß und Hew vor die Pferde und das Viehe / item an Holtz kein Mangel zu finden. Vor allen Dingen aber iſt 5. dieſes das vornemſte an einen Lager / daß man die Paͤſſe wol beſetze / damit dieſelben vom Feind nicht abgeſchnitten werden / wodurch das Lager nothwendig zu Grunde gehen muͤſte / wenn es aller Zufuhr benommen wuͤrde.
Wo kein Waſſer verhanden / muß man ſich mit deſſelben Zufuhr behelffen. Die Buͤſche und das Geſtraͤuche / ſo nit mit ins Laͤger geſchloſſen und nach und nach zũ Gebr auch abgehauẽ werdẽ kan / muß man ſo weit es hinderlich / abbreñen od’ auf andere Weiſe wegraͤumẽ / damit d’ Feind darinnẽ keine Bedeckung habe. Was die Quartier des Laͤgers anlanget / ſo ſind dieſelbẽ ſo wol an der Zahl als ihrer Groͤße in einen jeden Laͤger unterſchiedẽ / nachdem nemlichẽ des Volcks viel od’ wenig verhandeu / und des Orts Gelegenheit es mit bringet / darum man hievon nichts gewiſſes kan anzeigen. Dieweil aber zu eineni Quartier unterſchiedliche Regi -F fmenter222FORTIFICATIONmenter gehoͤren / und eines wie das andere logiret wird / ſo wollen wir ein Regi - ment zu Fuß von 6 Compagnien vor uns nehmen / dergleichen in der 150. Figur zu befinden / und daſſelbe mit allen Zugehoͤrigen logiren. Es iſt aber zu wiſſen / wenn man alles ordentlich anſtellen wil / wie bey importirlichen Belaͤgerungen billich geſchehen ſol / daß vor allen Dingen die Gegent da das Laͤger hingeſchla - gen werden ſol / zuvor in Grund geleget werden muͤſſen / welches denn geſchicht / wenn man mit der Armee noch 2. oder 3 Meilen von dem Orthe / den man belaͤ - gern wil / ſtehet / daß der General Quartier-Meiſter / wie ſchon gedacht / mit un - gefehr 100. Reitern / nebenſt etlichen Ingenieurn von dem Lager abreittet / vor die Stadt ruͤcket / und die zuvorher recogno ſcirte Gelegenheiten nit allein mit Fleiß beſiehet / ſondern auch mit ſeinen bey ſich habenden Leuten in Grund brin - get / und darauff anordnet / wo und wie die Quartier angetheilet werden ſollen.
So viel nun das gegebene Exempel eines Regiments zu Fuß võ 6 Compagnien anlanget / ſo theilet der Regiments Quartier-Meiſter den zum Regiment depu - tirten Platz alſo aus / daß die Compagnien oder Faͤhnlein in der Laͤnge alle gleich zu liegen kommen / Jſt aber eine Compagnia groͤſſer als die ander / ſo wird der groͤſſere / gleich wie auch bey ungleichen Regimentern geſchicht / nichts an der Laͤnge / ſondern an der Breite eine oder etliche Ruthen mehr zugetheilet / damit ſie gnugſamen Raum haben / und doch in der Laͤnge einander alle gleich kommen.
Solche Laͤnge nun dergleichen in gedachter 150. Figur die Linee a b oder c d anzeiget / iſt von 300. Schuhen. Die Breite aber eines Faͤhnleins iſt / wie gedacht / nicht einerley / wir wollen ſie allhier als a d und b c auff eine Compagnia von100.223oder Kriegs-Bau-Kunſt.100. Man 24. Schuh groß nehmen / ſo gibt die Laͤnge und Breite das Parallelo - gram, e b c d, von der Laͤnge werden dem Hauptman zu ſeinem Logament 40. Schu a f oder d e eingereumet. Darnach laͤſt man zwiſchen des Hauptmans Quartier und der Soldaten Huͤtten einen ledigen Raum 20. Schu lang / denn fangen der Soldaten Huͤtten in g h i k an / und erſtrecken ſich biß in[l]m n und o auff 200. Schuh lang / die Breite ſolcher Hůtten iſt des Hauptmans Quartier gleich von 24. Shuh und wird in drey gleiche Theile getheilet / die zwey euſſerſten als m n nnd n o jedes 8 Schuh / werden zu den Huͤtten genommen / das mittlere aber zu einer Straſſen oder Gaſſen gelaſſen auch von 8 Schuh breit / und darff keiner ſeine Huͤtte veringern oder erweitern / damit ſie alle gleich kommen. Jn der Laͤnge gibt man auff einen Mann 4 biß 5 Schuh / wo aber ihrer zween bey - ſammen ſeyn / oder einer ein Weib hat / werden ihn von 6 biß 7 Schu gegeben. Zwiſchen der Huͤtten nach der Laͤnge wird auch ein weniger Raum gelaſſen / da - mit / wenn ein Fewer entſtuͤnde / man den Huͤtten auff allen Seiten deſto beſſer beykommen koͤnte. Die Thuͤren ſolcher Huͤtten gehen alle auff die mittlere Stra - ßen / alſo daß ſie in zweyen Reyen einander entgegen ſtehen / Dieweil aber kein Soldat in ſeiner Huͤtten Fewer halten / oder kochen darff / ſo gibt man den Mar - cketaͤndern und Sudlern auch einen gewiſſen Platz ein / da man kochen kan / nem - lich man laͤſſet zwiſchen der Soldaten Huͤtten l m n o und p q einen ledigen Raum 20 Schu lang / damit nicht etwa Feuer in die Huͤtten kommen moͤchte / darnach gibt man den Sudlern oder Marcketendern zu ihrem Logament 10. Schuh in der Laͤnge p s oder q r, und hieruͤber noch 10. Schuh s b oder r c, zu jh -F f ijrem224FORTIFICATIONrem Fewer und Kuͤchen / damit daſſelbe deſto weiter von der Soldaten Huͤtten abzuſtehen komme / und dieſelbe nicht ergreiffen koͤnne. Dann wann Fewer ins Lager komt / kan daſſelbe dadurch leichtlich gantz ruiniret werden / zumahlen wo es am Waſſer mangelt. Die zwey erſten Huͤtten haben jhre Thuͤren gegen des Hauptmans Quartier / und hat die eine der Leutenant / die andere der Faͤhnrich innen. Alſo haben die zwey letzten Huͤtten ihre Thuͤren gegen die Sudler / und werden den zween Serganten eingeraͤumet. Dieſe Ordnung wird bey allen Com - pagnien alſo gehalten Der Colonel oder Obriſte lieget allezeit in der Mitte / gleich wie aus A zu ſehen / deſſen Quartier ſo weit von den nechſten Compagnien B und C abſtehet / als die andern D E und F G von einander gelegen ſeyn / nem - lich 8 Schu / alſo auch die Laͤnge iſt der Haupt-Leute Ouartieren gleich 40. Schu / die Breite aber iſt 68. Schuh / darnach wird wiederumb / gleich wie vor der Haupt-Leute Quartier ein Raum von 20. Schuh lang ledig gelaſſen / und darauf dem Oberſten Leutenant ein gleicher Raum wie den Oberſten zu ſeinen Loga - ment gegeben / dergleichen aus H zu ſehen. Endlichen wird von des Obriſten Leutenants Quartier an biß zur Helffte dieſer gantzen Laͤnge der 200. Schuh denen andern Stabs-Perſonẽ / als dem Regiment-Schultzen / Feld-Prediger / Secretatio, Quartier - und Proviant-Meiſter / auch andern mehr / ein Platz zu jhren Huͤtten eingeraͤumet / wie der Buchſtabe i außweiſet / jedoch daß zwiſchen den Oberſten Leutenant und ſonſten allenthalben zwiſchen den Huͤtten gnugſa - mer Raum gelaſſen werde. Die uͤbrige Helffte dieſer Laͤnge als noch 100. Schuh werden zu den Bagagi-Wagen gebrauchet / gleich wie aus k zu ſehen / damit die - ſelben daſelbſt Raum zu ſtehen haben.
Was225oder Kriegs-Bau-Kunſt.Was die Regimenter zu Roß anlanget / ſo werden ſie in gleicher Laͤnge / wie die Fuß-Voͤlcker geleget / in der Breite aber iſt ein Vnterſcheid / ein Cornet von 100. Pferden / gibt man in der Breite 70. Schu / alſo bekomt der Rittmeiſter / wel - cher eben lieget wie bey den Fuß-Voͤlckern der Hauptman / in der Laͤnge nicht mehr als der Hauptman 40. Schuh / aber in der Breite 70. Schuh / im uͤbrigen bleibet die Ordnung in Gaſſen und ſonſten wie bey den Fuß-Voͤlckern. Die Pferde ſtellet man mit den Krippen gegen der Reitter-Huͤtten / damit ſie zu den - ſelben deſto geſchwinder kommen koͤnnen / und iſt zwiſchen dieſen und der Fuß - Voͤlcker Huͤtten / geringer Vnterſcheid / nur daß dieſe in der Breite 8 / jene aber 10 Schu haben / weil die Reiter mehr Zeug und[Ruͤſtung] bey ſich haben / dazu auch Raum gehoͤret. Die beyden erſten Huͤtten gegen den Rittmeiſter / werden wie - derum den Leutenant und Cornet eingegeben / die beyden letzten aber gegen den Sudlern uͤber / dem Quartier-Meiſter und Corporal. Die Pferde-Staͤlle wer - den mit Quer-Baͤumen unterſchieden / damit die Pferde deſto beſſer nebenein - ander ſtehen koͤnnen. Die Krippen ſo von zuſammen genagelten Bretern oder außgeſpanneten Tuͤchern ſeyn / werden vorn heraus gegen die Huͤtten und der Gaſſen gemacht / damit die Reitter zum fuͤttern deſto bequemer kommen koͤnnẽ / und wenn man ein beſtaͤndig Laͤger formiret daß man lang zu liegen vermeinet / machet man den Pferden auch Huͤtten / und zufoͤderſt daß ſie von oben bedeckt ſeyn / damit ſie das Wetter nicht zu ſehr treffen kan / hinten unnd forn aber bleiben ſie allezeit offen / daß die Reitter ſtets ein Auge auff die Pferde haben koͤnnen / Wann man nicht Stroh hat / kanF f iijman226FORTIFICATIONman ſolche Huͤtten mit Leinwand bedecken. Dergleichen Logirung eines Regi - ments zu Roß iſt aus der 151. Figur zu ſehen. Es werden aber die Regimenter nicht ohne Ordnung zuſammen geleget / ſondern muͤſſen zum wenigſten auff 50. Schu von einander abgeſondert ſeyn / damit man zwiſchen hin geraͤumig gehen und fahren kan.
Hiernechſt iſt auch in acht zu nehmen / daß nicht allein vor die Regimenter / ſondern auch vor die Gcnerals - Perſonen vornemlich bequeme Logamenter außzuſetzen / Dem Feld-Oberſten gibt man in der Mitten der Regimenter einen viereckichten Platz 300 Schuh lang und 600 Schuh breit / ſo er fuͤr ſich und ſei - ne Leute gebrauchet. Der General von der Attilerie bekomt einen Platz 300. Schuh lang / und 480 Schuh breit / damit er allen benoͤtigten Zeug und die dazu gehoͤrige Officirer nebenſt den Werck-Leuten um ſich haben koͤnne. Vor das Pulver und andere Fewer-Wercke / werden Reduiten gemacht / und oben mit haͤrenen Decken bedecket / damit das Feuer nicht Schaden thun moͤge.
Alſogibt man vor andere Generales und hohe Officirer, als da ſeynd / der Ge - neral uͤber die Cavallerie, Infanterie, derſelben General-Leutenante / Majore, Comißarien, und dergleichen / ſo nicht zu den Regimentern gehoͤren / einen Raum 300 Schu lang ein / die Breite kan ſich endern nach dem derſelben viel oder we - nig ſind. Es wird auch fuͤr die Kauffleute / Gaſtgeber / Handwercks-Leute / Flei - ſcher / Becker / &c. dem Marckt ein Raum von 300 Schu lang / und 400. breit ge - laſſen.
Endlichen behaͤlt man auch einen Platz vor die Ambaſſadorn, und anderefremb -227oder Kriegs-Bau-Kunſt.frembde ankommende Leute / damit man dieſelben nach Gelegenheit logiren koͤn - ne. Vm die Quartier gerings herum wird ein Platz von 200. oder 250 Schuh in gleicher Breite gelaſſen / welchen man den Alarm-Platz nennet / da nemlich alle Soldaten / wenn etwa ein Laͤrmen wird / aus jhren Quartiren zuſammen kom - men / und uͤber dieſes nimbt man auch noch 6 oder 7. Schuh dazu / darauff eine Trenchee und Circumvallation gemacht wird.
Die Außtheilung geſchicht wie bey dem Feldmeſſen / erſtlich auffm Papier / hernacher wird das gantze Lager vom Papier ins Feld getragen / welches denn mehr Muͤhe als Kunſt erfodert.
Ehe man aber die Außtheilung macht / muͤſſen vollkommene Rollen und rich - tige Specificationes d’ gantzen Armee, nebenſt allen Zubehoͤrungen dem General Quartier-Meiſter außgeantwortet werden / Sonſten werden die Quartier ent - weder zu weitleufftig oder zu enge genommen / welches beydes unrecht / und keines geſchehen ſolte.
Die dritte Art der Laͤger belangent / ſo man Caſtra ſuſtentoria oder fliegen - de Laͤger nennet / ſo werden dieſelben allezeit gegen deß Feindes Lager geſchlagẽ / und ſo gut verwahret als man kan. Sie ſind aber auch nicht einerley. Denn zu weilen commandiret man nur etliche Regimenter zu Roß gegen dem Feind aus / denſelben auffzuhalten oder jhm vorzubiegen / daß er nicht weitern Progreß ins Land haben kan. Darumb ſich denn dieſes Laͤger gantz nach dem Feinde richten muß / gehet derſelbe fort / ſo muß das Laͤger auch fort geſchlagen werden.
Es bedarff aber daſſelbe / zu mahl wo nur Reitterey verhanden / keiner ſon -der -228FORTIFICATIONderbahren Weitleufftigkeit / ſondern behilfft ſich mehrentheils in den kleinen Staͤdren / offenen Marck-Flecken und Doͤrffern / ſo gut es kan. Darnach komt es zuweilen / daß zwo feindliche Armeen an einer Land-Grentze / oder an einen vornehmen Paß gegen einander ziehen / ſich daſelbſt ſetzen und eine die andere zu ruiniren gedencket / in dem eine der andern / ſo viel muͤglich / das Proviant und Fourage abſchneidet / und einander außhungern.
Jn ſolchen Fall muß das Laͤger beyderſeits von Tag zu Tag mehr und beſ - ſer beſeſtiget werden / und wird dahero dem vorigen der Staͤrcke und Fortifica - tion nach nicht ſehr ungleich ſeyn / darum es auch unnoͤtig weitleufftiger hievon zu handeln.
An den Trencheen iſt nicht wenig gelegen / weil ein Laͤger dadurch verwah - ret und nicht wenig geſtaͤrcket werden kan. Denn das wolte demſelben nicht zu - traͤglich ſeyn / wenn es im Felde unbedeckt liegen und bald von den Belaͤgerten bald von andern außwaͤrtigen unverſehens uͤberfallen werden ſolte. Darum wenn eine Feſtung belaͤgert wird / iſt ſchon von lauger Zeit hero auch bey den Roͤmern im Gebrauch geweſen / wie Frontinus lib. 4. Stratagem. meldet / daß man daſſelbe umzaͤunet / welches denn heutiges Tages wo es nur muͤglich ſeyn kan / am fuͤglichſten mit[Auffwerffung] einer Bruſtwehre geſchiehet. Jn dieſel - be Bruſtwehre nun pfleget man unterſchiedliche Defenſions-Wehren zu legen und auffzuhauen / welche dieſen Nutzen haben / daß wo der Feind den Belaͤgerten〈…〉〈…〉 uccurriren wolte / derſelbe deſto beſſer daraus abgehalten werden koͤnte / nicht anders / als wie an den Feſtungen aus den Bollwercken zugeſchehen pfleget. Man229oder Kriegs-Bau-Kunſt.Man macht aber allezeit auff die zwiſchen zweyen Wercken inliegende Linee auch eine Bruſtwehre / welche man aber nicht Cortine, ſondern Lineam Continuati - onis nennet / damit die Feſtung gantz eingeſchloſſen werde / und derſelben von außen nichts zukommen koͤnne / wiewol ſolche Linie offt nicht gantz herum gehet / ſondern nur ſo weit / als es die Noth erfodert. Dieſe Vmzeunung und allge - meine Verſchantzung nennet man eine Circumvallation oder die euſſerliche Tren - chee, Wie nun die Armee ſich außwerts gegen einem ankommenden Feind ver - ſchantzet / daß derſelben unverſehens niemand beykommen kan / alſo muß es auch gegen die Feſtung geſchehen / damit wenn die Belaͤgerten außfallen / ſie ſo leicht - lich nicht an die Belaͤgerer kommen koͤnnen. Man bedarff aber ſolches nicht al - lenthalben / ſondern iſt genug / wenn es um die Quartier geſchicht / denn weil die Voͤlcker nicht auff einen Hauffen beyſammen liegen / ſondern nach Gelegenheit des Orts und Beſchaffenheit der Feſtunge in gewiſſe Quartier vertheilet wer - den / ſo muͤſſen dieſelben nothwendig wieder mit einer abſonderlichen Trenchee umbgeben werden / damit ſie auch gegen die Feſtung / wann ein Außfall geſchie - het / eine Bruſtwehre haben / und dieſelbe nennet man eine innerliche Trenchee oder Lineam communicationis. Was aber die Defenſions-Wehren / ſo in die Trenchee geleget zu werden pflegen / anlanget / ſo ſind dieſelben unterſchiedlich und mancherley. Denn nach dem es des Orts Gelegenheit mit bringet / unnd man ſich an einem unnd andern Orth zu foͤrderſt eines feindli - chen Anfalles zu befahren / machet man auff die Trenchee eine drey - oder viereckichte Feld-Schantze / ſo wohl mit gantzen / als halbenG gBoll -230FORTIFICATIONBollwercken / item eine Redoute, ein Hornwerck / Cron-Werck / Tenaille oder nur eine außgeſetzte Flanque, derer zu weilen zwo gleich wie zwo Facen zuſammen lauffen / deßgleichen ein gantzes oder halbes plattes Boll - werck / oder was des Feindes Anfall ſonſten mehr an die Hand giebet / dazu man keine gewiſſe Regul vorſchreiben kan / ſondern ein jeder ſich nach des Feindes An - ſtellungen richten muß. Solche Defenſions-Wehren nun / ſo in die Trencheen geleget werden / duͤrffen nicht uͤber 60 oder 70 Ruthen von einander liegen. Darum wenn man eine gerade Linie hat / auff welcher man ettlich mal 60 Ru - then meſſen kan / muß man der oberzehlten Wercklein ſo viel anlegen / ſo viel mahl 60 Ruthen gemeſſen werden koͤnnen. Jedoch allezeit ſolcher Geſtalt / daß ſie ge - gen einander gute Defenſion haben / und dem Lager vortheilig ſeyn / wie ſolches etlicher maſſen aus der 152. Figur zu erſehen / da dergleichen unterſchiedliche Wer - cke vor Augen geſtellet werden.
Was der Trencheen Profil betrifft / ſo iſt in acht zu nehmen / daß die Staͤr - cke ſolcher Wercke nach Gelegenheit der Zeit / des Orts und der Erden / ſo man zum Baw findet / ſo wohl auch zu foͤrderſt nach des Feindes Macht und Staͤrcke hinwiederum unterſchiedlich ſeyn kan. Dahero laͤſſet ſich allhier kein gewiſſes Profil dazu angeben / ſondern ein jeder wird ſich bey der Praxi nach ſolchen Vm - ſtaͤnden zu richten wiſſen. Dafern man ſich aber fuͤr des Feindes maͤchtigen Suc - curs zu befuͤrchten / ſo kan man hin und wieder die Trencheen verſtaͤrcken / und denſelben ſo wohl an der Dicke und Hoͤhe aus dem Profil der Feld-Schantzen / als an den Wercken ſelbſten etwas zugeben. Allhier iſt zu mercken / daß offtmalsdie231oder Kriegs-Bau-Kunſt.die Erde alſo ſandicht iſt / daß ſie ſich zum Baw ſehr uͤbel ſchicket / beſonders wo man den Raſen nicht wohl haben kan / darum man den auff ſolchen Fall an ſtatt der Bruſtwehre entweder Schantz-Koͤrbe / oder welches man ſonſten fuͤr beſſer achtet / geflochtene Zaͤune mit ſtarcken Pfaͤhlen verwahret / zugebrauchen pfleget / welche ſo hoch ſeyn muͤſſen / als ſonſten die Bruſtwehren / in die Mitten ſchuͤttet man Erde / ſie ſey ſandicht oder nicht / ſo haͤlt es der Zaun zuſammen. Mit Schantz-Koͤrben gehet es etwas langſamer daher / weil ſie zu flechten viel Zeit er - fodern. Jſt aber die Erde fein dicht und fett / ſo iſts auch nicht noͤtig / daß man Raſen dazu gebrauchet / weil ſie ohne das haͤlt / und ſo leichtlich nicht einfaͤlt. Jſt ein Ort beym Laͤger moraſtig / alſo daß der Moraſt ſich auf einen ſtarcken Muß - queten-Schuß und druͤber vom Lager hinaus erſtrecket / ſo iſts nicht noͤtig / daß man dieſelbe Seite verſchantzet. Dafern aber der Moraſt nicht ſo breit iſt / kan man ſich abermal der Art gebrauchen / welche bey ſandichter Erde gebrauchet wird / oder man kan eine Bruſtwehre von Faſinen machen / welche fein dicht auff einander geſchlagen / und mit Pfaͤhlen befeſtiget werden muͤſſen.
Nu ſind folgende Regeln ins gemein in Acht zu nehmen:
Von Battereyen und Geſchuͤtz-Stellungen / ſo wohl in - als auſſerhalb der Stadt / und den zu der Batterey / ſo auſſerhalb der Stadt / gehoͤrigen Profil, deß gleichen von Cavallieren oder Katzen.
Die Battereyen und Geſchuͤtz-Stellungen / zu Latein Suggeſtus genant / werden auff unterſchiedliche Art und Form auffgebauet / nach dem viel oder we - nig Stuͤcke / groß oder kleine darauff zu pflantzen / auch zu unterſchiedlichen En - de angeordnet.
Denn erſtlich ſind Battereyen im freyen Felde / das Geſtuͤck darauf bey Batta - glien zu ſtellen / werden nur etwa 4 Schuh uͤber dem Horizont auffgeworffen.
Zum andern ſind die Battereyen in den Feld-Lagern / und werden geſchloſſe - ne Battereyen genant. Solcher ſind wieder zweyerley / die ſo gegen die Stadt / und die ſo gegen das Feld den Succurs damit abzuhalten / angeordnet werden. Die gegen der Stadt muͤſſen allewege ſtaͤrcker und fleiſſiger erbauet werden als gegen dem Felde. Denn jene den Wall der Stadt zur Gegen-Batterey haben / dieſe aber nur wider die erſte Furi, und Anfall des Succurſes baſtant ſeyn duͤrffẽ / deñ derſelbe wol nit leichte Gegen-Battereyen auffwerffen wird; ſo machet manG g iijauch234FORTIFICATIONauch Battereyen auff dem Horizont, ja man ſchneidet auch wohl den Horizont ein / und ſencket die Stuͤcke / ſonderlich ſo man gar nahe an den Graben kommet; Die Battereyen gegen einer Stadt zu / als die ſtaͤrckeſten und nothwendigſten (Denn ſolche nicht allein zur Offenſion und Ruinirung der Waͤlle und Geſchuͤtze / ſondern auch zur Defenſion derer / ſo bey Auffwerffung und Befeſtigung des La - gers arbeiten muͤſſen / zugebrauchen noͤtig) muͤſſen am erſten an die gebuͤhrliche und zuvor recognoſcirte Oerter auffgeworffen werden / Anfangs auff einen Mußqueten-Schuß / oder etwa 300 oder 400 Schritt weit von der Stadt / her - nach ruͤcket man naͤher hinzu / da deñ dieſes in acht zu nehmen / je naͤher die Batte - reyen an eine Stadt kommen / je hoͤher man ſie auffwirfft / ſonſt iſt ins gemein ihre Hoͤhe 4. 5. oder 6. Fuͤß. Zu der Breite wird genommen zu jeden Stuͤcke / ſo darauff geſtellet werden / eine Ruthe oder 15. Schuh / und noch zu beyden Seiten 13. Schu / daß die Battereyen inwendig 13 Schu breiter ſeyn / als die Zahl des Geſchuͤtzes ſo darauff iſt: Forn wird eine Bruſtwehre gemachet von 12. biß 18. Schu dicke / hinten und forn 6 Fuͤß hoch / die Bruſtwehren zur Seiten duͤrffen nur etwa / 6. oder 8 Schuh dicke ſeyn. Jn die foͤrderſte Bruſtwehre machet man Schieß-Zangen oder Scharten / ſolche werden entweder mit einem ſtarcken Thuͤrlein / oder nur mit Blendung von Reiß oder Tuch verwahret / und wenn die Geſchuͤtze geloͤſet werden / eroͤffnet. Die Breite richtet ſich nach der Laͤnge der Stuͤ - cke / und muß etwa 1½ oder 2 Ruthen laͤnger ſeyn / als die Stuͤcke mit dem Schafft / den Boden beleget man unten mit Balcken / und guten ſtarcken Dielen / hinten einen Fuß hoͤher / daß die Stuͤcke nicht gar zu viel zu ruͤcke lauffen / und deſto leich -ter235oder Kriegs-Bau-Kunſt.ter an ihren Orth koͤnnen gebracht werden; hat man nicht Bretter gnug / beleget man das hinterſte Theil mit geflochtenen Matten / die man zu Wagen-Koͤrben gebrauchet: Hinter der Batterey wird ein Platz / ſo breit die Batterey iſt / und etwa 36. oder 40 Schu lang gelaſſen / das Pulver drein zu ſtellen / Tonnen-Weiſe geſetzt / erſt mit Brettern / darnach mit haͤrnen Decken / oder auch wol Torff umb Fewer-Schaden zu verhuͤten / beleget / oder es wird auch eine Grube dazu ge - macht / und ſolches geſencket: Dieſer Platz mit der gantzen Battereyen wird end - lich / nach dem vor und zur Seiten derſelben eine Berm / etwa von 3 oder 4 Fuß gelaſſen mit einem Graben 10 Fuß breit / und ½ Ruthe tieff / umgeben; hinten wird ein Eingang und Bruͤcke gemacht / 1. Ruthe breit / oder etwas breiter / und auch eine ſchrege Auffart auff dieſelben. Solcher Battereyen werden gemeiniglich 3. gegen denſelben Ort ſo man beſchießen wil / auffgeworffẽ / Aus zweyen leſt man zugleich die Creutz-Schuͤſſe auff die Face ſo man ruiniren wil / abgehen / aus der dritten helt man der Belaͤgerten Geſchuͤtz in Zaum. Dieſes iſt alſo die allgemeine Beſchreibung der Battereyen / und iſt eine ſolche zu 3 Stuͤcken Geſchuͤtz in der 143 Figur vorgeſtellet / allwo der Graben mit A verzeichnet 10 Fuß gerings um - her breit genommen wird / die Berm B 4 Schu / die euſſerliche Boͤſchung C, 2. Schuh / die innerliche Boͤſchung D, 5. Schuh / die foͤrdere Dicke oder Anlage der Bruſtwehre E 18. Schuh / die Dicke oder Anlage der Bruſtwehre auff den Sei - ten F, 8 Schuh / die Schieß-Loͤcher G, forne gegen die Feſtung 4 Schuh / und hin - ten 2 Schuh weit / die Breite des Platzes H, darauff die Stuͤcke zu ſtehen kommẽ / 15 Schuh / der uͤbrige Raum hint er den Stuͤcken K 2 Ruthen / die Laͤnge derBatte -236FORTIFICATIONBatterey / iſt 48 Schuh / als zu den drey Stuͤcken / 35 Schuh / und auff jeder Sei - ten am Ende 6½ Schu / die Laͤnge und Breite der Pulver-Gruben L 10 Schu / der ledige Platz hinter der Batterey iſt N 36. Schuh / die Weite der Einfahrt O, 12 Schuh / das Profil zu dieſer Batterey iſt in der 154. Figur zu befinden / in wel - chen zweyerley Hoͤhen des Walles ſeyn / als die innerliche f vv 5 Schu / damit der Platz darauff die Stuͤcken ſtehen f g gegen die Bruſtwehre einen wenigen Hang bekommen / und die euſſerliche r ſ oder x vv, 4 Schuh. Die euſſerliche und inner - liche Hoͤhe der Bruſt-Wehre h u und i t, ſind einander gleich / nemlich jede 6 Schu. Die innerliche Boͤſchung der Bruſtwehre g n iſt wie ſonſten 1. Schuh / und die eußerliche ſ t 3 Schuh. Die beyde Boͤſchungen des Grabens o p und l q oder a z und d y ſind auch gleich / nemlich jede 3 Schuh. Die Tieffe des Grabens p n und q m oder z b und y c iſt 6 Schuh. Die uͤbrigen Stuͤcke des Profils ſind aus dem Vorigen bekant. Die andern nach dem Felde zu / duͤrffen / wie ſchon erwehnet / nicht ſo ſtarck ſeyn; Die Bruſtwehre vorn iſt von 6 oder 7 Schu dicke genug und darff nur ſo hoch ſeyn / daß der Mund vom Geſchuͤtz darauff liegen moͤge / denn in dieſe werden keine Scharten gemacht / ſondern man ſcheuſt nur uͤber Banck damit man alle Oerter im Felde / da der Feind einbrechen wil / daraus erreichen koͤnne. Es iſt auch genug / daß ſie nur forn und auff den Seiten einen Graben ha - ben / hinten herum ſtecket man nur Staͤbe / und bindet einen Strick oder Lunte daran / daß nicht jederman unvorſichtiger Weiſe hinauff lauffe / und zu Schaden komme / oder die Buͤchſen-Meiſter verhindere. Jhre Stelle iſt innerhalb dereuſ - ſerlichen Trenchee nach dem Felde zu: Jhre Hoͤhe die Helffte der Bruſtwehre /das237oder Kriegs-Bau-Kunſt.das iſt 3 oder 4 Schuh / die Breite und Laͤnge wird nach den Geſchuͤtzen / ſo dar - auff geordnet werden / nach voriger Anweiſung angeleget / doch weil man auff dieſe nur die kleineſte Feld-Stuͤcke pflantzet / werden ſie nicht ſo groß als die an - dern: An ſtatt der Bruſtwehre von Erde / ſo daran Mangel ſeyn ſolte / kan man Schantz-Korbe auch wol Woll-Saͤcke (denn man dafuͤr haͤlt / daß eine Mußque - ten-Kugel / wenn ſie einen Fuß tieff in die Erde ſchlaͤget / auch nicht weiter in einen Woll-Sack gehen kan / und dannenhero eine Bruſtwehre von Woll-Saͤcken / mit einer von Erde / ſo ſie gleich dick / auff gleiche Staͤrcke) gebrauchen: doch muß man ſich wohl vorſehen / daß ſie nicht von den eigenen Stuͤcken in den Brand ge - ſtecket werden / und dannenhero allewege Waſſer bey der Hand haben. Die Schantz-Koͤrbe / ſo man ſie wol auff denen nach der Stadt / als nach dem Felde zu / gebrauchen wil / darff man alsdenn keine Schartenmachen / welches ettliche beſſer halten / ſondern nur uͤber Banck ſchieſſen.
Jns gemein iſt von allen Battereyen und Stuͤck-Stellungen zumercken / daß gute dichte und wohlgeſtampfte Erde / mit Reiß offt und vielfach durchgele - get / darzu genommen werde / daß ſie eine groſſe Laſt tragen muͤſſen / und von dem gewaltigen Knall der Stuͤck leicht erſchuͤttern und zerfallen koͤnnen. Die Stel - lung der Stuͤcke auff dem Walle oder Contre-Battereyen betreffent / wird erſt gefraget / wo ſie zu erbauen? Allhier kan man zwar keinen gewiſſen Ort determi - niren, weil man nicht eigentlich wiſſen kan / wo der Feind ſeine Battereyen auff - werffen wird / dem ſie muͤſſen entgegen geſtellet werden; doch weil es die Praxis giebet / daß er allewege die eine oder die andere Geſicht-Linee am Bollwerck an -H hgreif -238FORTIFICATIONgreiffet / gehoͤren ſie auch auff die Bollwercke / als von welchen man auch zum weiteſten ins Feld reichen kan. Bey ihrer auffbauung iſt nichts ſonderliches zu obſerviren, als daß man die Erde etwa halb ſo hoch wie die Bruſtwehre auff - werffe / und den Grund mit Balcken und Dielen uͤberlege / ſo man uͤber Banck ſchieſſen wil / das Mund-Loch muß zu beyden Seiten mit Schantz-Koͤrben ver - wahret ſeyn / hat man keine Erde / machet man Geruͤſte auf ſtarcke Pfeiler von Bretern / wenn man in den Wall Scharten machet / darf man die Stellung nicht ſo hoch erhoͤhen; Doch helt man das uͤber Banck ſchieſſen beſſer / weil man als denn die Stuͤcke / wo man hin wil / wenden kan. Was oben gedacht worden von den Scharten in die Battereyen zu machen / hat es mit dieſen / ſonderlich denen / ſo die Breche ſchieſſen / eine andere Beſchaffenheit / weil ſie allewege jhre Schuͤſſe auf den Ort / ſo ſie ruiniren wollen / als ein gewiſſes Centrum richten; Die andern ſo der Stadt Geſchuͤß in Zwang halten / ſind auch beſſer ohne Scharten. Eben auff dieſe Weiſe machet man auch die Stellungen in der Faußebray / darum die - ſelbe allezeit in gnugſamer Breite ſein ſol / daß man mit den Stuͤcken darauff forkommen kan / und dieſelbigen ihren behoͤrigen Raum haben moͤgen / wo ſie aber zu enge gebauet were / daß die Stuͤcke nicht Raum hetten / muß man ſich dar - innen mit Doppel-Hacken behelffen / in welchen Fall man nur ſtarcke Pfaͤhle hin und wieder ſchlaͤget / oben mit einen runden Eiſen / die aber ſo hoch ſeyn muͤſſen als die Bruſtwehre / damit wenn die Doppelhacken in ſolche Eiſen geleget wer - den / ſie uͤber die Bruſtwehre geleget werden koͤnnen / Wenn der Feind an die Fe - ſtung ſo nahe komt / daß man das Geſchuͤtz auff dem Walle nicht mehr fuͤglichgebrau -239oder Kriegs-Bau-Kunſt.gebranchen kan / ſo bringet man derſelben etliche in den verdeckten Weg / wo ei - ner verhanden / und machet allda nach voriger Art Contra-Battereyen / aus welchen man dem Horizont parallel ſchieſſen / und dem Feind noch groͤſſern Scha - den als vom Wall thun kan. Endlich ſo iſt noch eine Art von Battereyen in einer Feſtung / ſo man verſenckte Battereyen nennet / welche alſo gemacht werden: Man graͤbet etliche Schu tieff in die Erde eine Grube / machet hernach dieſelbe ſo lang als man wil / nach dem man viel oder wenig Stuͤcke dariñ gebrauchen wil / in der Weite / daß ein Stuͤck zu ſeinem Ruͤcklauf Raum genug habe / der Grund wird wie zuvor mit Balcken und Brettern feſte gemachet / Nach dieſem bricht man Schieß-Loͤcher durch die Erde gegen dem Feind / und damit die Erde von dem vielen ſchießen nicht einfalle / kan man ſie mit Weiden verzaͤunen / oder mit Brettern außfuͤttern / auff ſolche Art kan man recht Horizontal ſchieſſen.
Die Cavallier oder Katzen gehoͤren auch zur Defenſion einer Feſtung / wer - den aber nirgend gebauet / als wo Hoͤhen und Berge ſind. Denn wann ein Feind eine Feſtung belaͤgert / ſo nimt er gewiß die Hoͤhen alſo in acht / daß er auff denſelben ſeinen Vortheil ſuchet / weil er weiß / daß ſolche Hoͤhen der Feſtung ſchaͤdlich ſeyn. Darum die Kriegsverſtaͤndigen darauff bedacht geweſen / weil in ſolchem Fall die Contra-Battereyen viel zu niedrig ſeyn / daß man andere erhabene Stuͤcke der Feſtung darwider gebrauchen moͤchte. Ha - ben demnach fuͤr rathſamb befunden / daß man nicht allein ſolche hohe Oer - ter / wo ſie nicht zu weit entlegen / oder gar zu hoch ſind / mit Trencheen,H h ijHorn -240FORTIFICATIONHorn - und Cron-Wercken umgeben / oď wo ſie hoͤher als der Wall der Feſtung / mit Schantzen verſehen / wie ſchon oben gedacht / ſondern auch die Bollwercke / ſo gegen die Hoͤhen liegen auff gewiſſe Maaß erhoͤhen / und Katzen darauff bauen ſol / derer Hoͤhe zwar nicht eigentlich benennet werden kan / weil ſich dieſelben al - lezeit nach der Berge Hoͤhen richten muͤſſen / und nicht niedriger als die Berge hoch auffgefuͤhret werden duͤrffen / damit man daraus flach uͤber die Berge ſchießen koͤnne. Jhre Structur iſt nicht ſchwer / in Betrachtung daß alle Lineen den Bollwercks-Lineen parallel fallẽ Es muß aber zwiſchen der Bruſtwehre des Bollwercks und der euſſerlichen Boͤſchung der Katzen Raum verbleiben / daß man ohne hindernis des Walles Bruſtwehre einen Weg als den andern gebrau - chen kan / und werden alſo auffgefuͤhret / als wenn ein Wall auff dem andern lege. Das Cavallier an jhm ſelbſten hat ſeine Bruſtwehre wie das Bollwerck / darum von neuen viel Meldung davon zu thun / fuͤr unnoͤtig erachtet wird. Worbey aber inſonderheit zu mercken / daß die Bollwercke / dar auff ſie ſollen gebauet wer - den / muͤſſen angefuͤllet ſeyn / Es muß auch hinten gegen den Kehl-Punct des Bollwercks eine Auffart gemacht werden / daß die Stuͤcke / ſo darauff gebraucht werden ſollen / hinauff gefuͤhret werden koͤnnen / gleich wie ſolches auß der 155 Fig. bey den Buchſtaben A und B zu erſetzen.
Gleich wie nun von Katzen gedacht worden / daß ſie zur Defenſion einer Fe - ſtung gehoͤren / alſo iſts auch mit den platten Formen bewand / denn wenn Hoͤ - hen um eine Feſtung ſeyn / ſo geſchiehets zu weilen / daß man auch den Wall an der Cortin erhoͤhet / wo man ſiehet / daß ď Feind darauf fuͤglicher beſchoſſen werdenkan /241oder Kriegs-Bau - Kunſt.kan / und ſolche Erhoͤhung / weil ſie alſo blatt nach der Laͤnge ď Cortin lieget / neñet man dahero platte Form / jedoch muß zwiſchen der Bruſtwehre und dieſer Erhoͤ - hung wiederum ſo viel Raum gelaſſen werden / daß man dieſelbe gleich / wie von den Bollwercken gedacht worden / ohne Hinderniß gebrauchen koͤnne. Die Hoͤhe richtet ſich wiederum nach der Berge Hoͤhe / und ſeynd wie eine Cortin auf der andern / werden lang / nach dem man vie Stuͤck darauff ſtellen wil / und wer - den Stuͤckſtellungen / ſo wol auff dieſe als auff die Katzen von Brettern gemacht. Jſt der Wallgang hinter der Bruſtwehre nicht breit genug / ſetzet man hinten ein Geruͤſt von Balcken und ſtarcken Dielen dran / und ſchuͤttet die platte Form drauff.
Von Approchen / und wie eine Gallerie oder Schirm-Dach zubereitet wird / deßgleichen von Contr’ Approchen.
Man findet hin und wieder / ſo wohl in alten als neuen Hiſtorien / wie un - terſchiedliche feſte Staͤdte und Plaͤtze / theils durch Liſt und allerhand heimliche Stratagemata, durch Verraͤtherey / durch Hungers-Noth und dergleichen / end - lich in der Feinde Haͤnde gerathen; theils aber durch oͤffentliche Gewalt und Sturm erobert. Denn man hat Exempel / daß offtermals bey nachtſchlaffender Zeit der Feind Sturmleitern angebracht / und die Waͤlle und Mauern erſtiegen; oder auch nach Weiſe des Trojaniſchen Pfer des / in Hew - und Ruͤſt-Wagen / inH h iijKaͤh -242FORTIFICATIONKaͤhnen und Schiffen / oder in Bauren-Kleider vermummet / Soldaten in die Feſtung gepartiret / und was dergleichen Krieg es-Wercke mehr ſeyn. Die Oer - ter / ſo durch oͤffentliche Gewalt eingenommen werden / wenn ſie nicht gar feſte / werden offtmals in der Furi und im erſten Schreck mit Leitern erſtiegen und ein - genommen / oder auch der Feind ſtellet eine Belaͤgerung an / wirfft Battereyen auff / ſcheuſt Breche / und machet eine Eroͤffnung an den Wall / und laͤſt darauf Sturm lauffen; Jn dem Sturmlauffen nimt ein jeder Soldat ein Bund Reißig / werffen das in den Graben / und lauffen alſo uͤber / ſonderlich ſo dieſelbe tru - cken; Oder auch endlich / es machet ſich der Feind mit ſeinem Lauff-Graben biß an den Graben der Stadt / bringet denn eine Gallerie oder Schirm-Dach uͤber / untergraͤbet ein Stuͤck eines Bollwercks / bringt Pulver unter / ſprenget ſolches in die Lufft / und in dem dieſes geſchiehet / und das Bollwerck zerſprenget / ſtellet er ſein Volck in Ordnung / etwa in etliche als in 3 Hauffen / und leſt einem nach den andern Sturm lauffen: Dieſe Art weil ſie die muͤhſamſte und Kunſtreichſte / auch eigentlich fuͤr ſtarcken Haupt-Feſtungen muß angewand werden / als iſt von dieſer allhie etwas zu handeln / und erſtlich von den Approchen oder Lauff - Graben.
Approchen, Appropin quationes oder Lauff-Graben / ſind in der Erde auf - geworffene Wege / in und durch welche man an eine Feſtung gleichſam verdecket / und ohne ſonderliche Hinderniß und Gefahr annahet / und denn die fernere Wercke auffuͤhren kan.
Dieſe lauffen je von einer Seiten zu der andern gegen der Feſtung zu / undmuͤſ -243oder Kriegs-Bau-Kunſt.muͤſſen mit den Seiten der Wercke / gegen welche ſie geleitet werden / alſo ferner fort gefuͤhret keinen Winckel / ſondern vielmehr eine gleichſtehende Linee machen / damit ſie gegen der Feſtung nichtoffen ſtehen / und der Laͤnge nach koͤnnen beſtri - chen werden. Ehe man approchiret, ſol man den Abriß einer Feſtung benebenſt derſelben euſſerlichen Geſtalt zu uͤberkommen / ſich hoͤchſt bemuͤhen / und dannen - hero die Vortheil uͤberlegen / und einen Schluß machen / wo nemlich die Appro - chen angefangen / und nach welcher Gegend ſie hinaus geſtrecket werden muͤſſeu. Man muß ſich auch der Natur des Landes wohl erkundigen / ob nicht etwan der Boden deſſelben nur auff eine Zeit trucken ſey und hernacher / wenn ſich das Wetter endert und Regen einfallen / das Waſſer mit Hauffen zulauffe / wie an etlichen Oertern geſchicht / in welchen Fall die Approchen, ſo bey guten truckenen Wetter gemacht worden / in Hoffnung / naß ſie beſtehen wuͤrden / hernacher zu Grund gehen / und nichts nuͤtze werden / wenn ſich das Waſſer dahin verſamlet. Jns gemein aber ſol man ſolche zwiſchen 60 und 90 Ruthen / oder wie Goldman wil / ohngefehr auff 1000 Fuß von den euſſerſten Wercken anfangen / wo nicht etwa die Gelegenheit einen naͤhern Ort und Anfang rathen und zulaſſen wuͤrde. Nach alſo gemachten Schluſſe und geſchoͤpftẽ Rath muͤſſen 2 biß in 300. Knechte mit ihrem Gewehr / und zum grabẽ und arbeiten nothwendigẽ Werckzeuge ver - ſchẽ / außgeſondert / und an dieſe Arbeit je 2 oď 3 Fuß einer von dem andern geſtel - let werdẽ / und mit etlichẽ 100 Reittern und Fuß-Volck ſecundiret und bewahret werdẽ / damit ſie nit ſo leichtlich võ denẽ in der Feſtung uͤberfallẽ und gefangẽ oderdoch244FORTIFICATIONdoch zum wenigſten an der Arbeit verhindert werden / damit aber auch ſo wohl die Secundanten und Waͤchter / als die Arbeiter ſelbſten / wenn ſie zu ſtarck uͤber - fallen werden / eine Verſchantz - und Bedeckung / dahin ſie ſich ſalviren und daraus wehren koͤnnen / haben moͤchten / ſo mag man eine oder zwey Redouten oder Feld-Schantzen mit halben oder auch wohl mit gantzen Bollwercken anlegen / nach dem man ſich wohl verwahren wil / woraus man ſich wider den außfallen - den Feind ſo lang wehret / biß aus dem Lager Succurs erfolget / und nach dem die Beſatzung in der Feſtung ſtarck iſt / und man ſich groſſer Außfaͤlle zu beſorgen / muͤſſen auch ſolche Wercke beſchaffen ſeyn / damit gnugſames Volck zum Wider - ſtand ſich darinnen aufhalten koͤnne / und die Arbeiter nicht uͤber Halß und Kopff wieder zuruͤck getrieben werden. Dieſe muͤſſen erſtlich nach dem abgeſteckten Ab - riſſe einen Graben 3 Fuß breit und tieff auff / und die Erde vor ſich gegen die Fe - ſtung / werſſen / durch welches Mittel ſie den Belaͤgerten jaͤhling auß den Augen kommen und mit der auffgeworffenen Erde / und dem Rande oder Tieffe des Grabens zugleich / welche ſie numehr gleich einer auff 6 Fuͤß erhoͤheten Bruſt - wehre fuͤr ſich haben / den Leib bedecken koͤnnen. Wiewol auch hierbey zugleich vielerley Blendungen und Stratagemata gebrauchet werden. Nach dieſem ge - hen ſie mit dem Graben noch auff 3 oder 5 Fuß in voriger Tieffe hinter ſich / und pflegen alſo zwar fuͤr das Fuß - Volck die Approchen auf 3 Fuß tieff und 6 oder 8 Fuß breit mit einer faſt auff 6 oder auch wohl mit dem Rande des Grabens auff 9 Fuß erhoͤheten Bruſtwehre verſehen / und erweitert zu werden / Es were denn eine ſonderbahre Vrſache verhanden / Warum man ſie breitter machenſolte245oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſolte / da ſie wohl zuweilen auf eine gantze Ruthe breit gemachet werden / zumahl wenn man nahe an die Feſtung kombt / da eine oder mehr Baͤncke in den Appro - chen erfodert werden. Solt man aber zu der Feſtung naͤher gelangen / ſo muͤſſen alsdenn auch die gedachten Lauffwege und Naͤherungen / wie gemeldet / nach Erfoderung des Walles / und der Geſicht-Linee (oder Augen-Maße nach) etwas tieffer außgefuͤhret werden. Es werden aber ſolche Approchen gemeiniglich bey naͤchtlicher Zeit angefangen und hernacher bey Tage vollend außgemacht; Ehe man aber eine neue Linee anfaͤhet wird allezeit zuvor eine Reducte oder derglei - chen Werck ſo man Corps de Guarde nennet / angeleget / daß man darinneu / wie obgedacht / gute Wacht halten und den Arbeitern Defenſion leiſten kan / ſolches continuiret man nun alſo biß an die Feſtung / wenn man nun mit den Approchen ſo nahe an die Feſtung langet / daß man nicht naͤher kom - men kan / ſo wird außer demſelben uͤber der Bruſtwehre gleich gegen die Mitte der Face des Bollwercks / ſo man angreiffen wil / in gerade Linee zur Feſtung von neuen angefangen zu graben / welches man ſappiren nennet / Es muͤſſen aber ſol - che Sappen alſo gemacht werden / daß ſie ſo viel immer muͤglich außer des Feindes Streich-Schuͤſſe ſeyn / welches denn folgender Geſtalt verrichtet wird: Es begiebet ſich einer / zu mahl / bey naͤchtlicher Weile / uͤber die Approchen hin - aus / felt auff ſeine Knie / faͤnget an in gerader Linee von der Approche gegen die Feſtung zu graben / und vergrabet ſich anfanges / ſo bald er kan mit einer kurtzen Schauffel in die Erde daß er bedeckt ſey / und macht einen Graben von 3 Schuh breit und 3 Schu tief / die Erde wirfft er auff die Seite gegen die Feſtung / und da er in des Feindes Geſchoß an meiſten zu ſeyn vermeinet / darbey aber zuforderſtJ ialler -246FORTIFICATIONallerley Blendunge auch von oben zu Bedeckungen gebraucht werden muͤſſen / damit die Belaͤgerten das Vorhaben nicht verhindern koͤnnen; Wenn man ſich nun ſo tieff vergraben / daß man bedeckt iſt / gehet man in dieſer Breite gegen die Feſtung fort / und ſo bald etliche Schu vollendet / folgen andere nach / welche die Soppe weiter und tieffer machen / daß ſie der Approchen gleich wird / die ſich al[ſ]o biß an den Graben erſtreckt. Darbey dieſes zu mercken / wie ſchon gemeldet / daß / weil die Approchen gegen die Feſtung offtſehr tieff kommen / an dieſelben eine oder zwey Baͤncke gemachet werden muͤſſen / damit man deſto beſſer bedeckt ſey / und die Soldaten darauff ihr Geſchoß deſto fuͤglicher gegen den Feind loͤſen koͤn - nen / koͤnte man ſich aber hierdurch nicht gnugſam bedecken / ſo muß man bey der Nacht Zaͤune und Horten auffrichten / und ſich damit des Feindes Geſicht entziehẽ Es haben auch allhier die kleinen Koͤrblein ihren ſonderbahren Nutzen / als welche ſehr fuͤglich ſo wol in ď Soppe als in den Approchen gebrauchet wer - den / hinter welchen die Soldaten wol bedeckt liegen / und zwiſchen denſelben mit jhren Mußqueten auff den Feind / wo ſich derſelbe blicket / oder die geringſte Bloͤße giebet / mit Fleiß ziehlen koͤnnen.
Dieweil aber bey dem approchiren und ſappiren der Blendungen gedacht worden / ſo iſſ zu wiſſen / daß ob zwar derſelben viel und mancherley Arten / je - dennoch dieſe die[allerbequemeſten] zu ſeyn ſcheinen / welche auff vier Pflug - oder Plock-Raͤder mit Vierrungen gemacht und die Axen mit zuſammen gedreheten Weiden feſt aneinander gefeſſelt werden / damit ſie wohin man wil / fortgeſcho - ben werden koͤnnen / wenn man nun zwiſchen die Rungen allerley Straͤuch -wercke247oder Kriegs-Bau-Kunſt.wercke / abgehauene Aeſte von Baͤumen / Pkoͤcker / Miſtwaſen / und dergleichen eingelegt / und ſie von der bedeckten Seiten vor den Arbeitern herſchiebet / ſo ge - ben ſie eine gute Bedeckung / iſt die Gewalt aus dem grobẽ Geſchuͤtz zu groß / ſo kan man dieſe Wagen doppelt neben einander fortſchieben / und das untere Spa - tium zwiſchen den Raͤdern mit Horden behaͤngen / die Mußquetirer dadurch zu blenden / daß ſie mit Mußqueten von unten nicht ſo leichtlich Schaden thun koͤn - nen.
Jn der 156: Fig iſt zum Exempel ein Stuͤck von einer Feſtung vorgeſtellet / und ein Sturm aus das Bollwerck A gerichtet / darum iſt allhier auff 80 Ruthen weit von den Bollwerck zu approchiren der Anfang / und alſobald eine Redoute in a gemacht wordẽ / darnach gehe ich mit der Linee b c von der Rechten zur Lin - cken auff 30 Ruthen lang fort / alſo und dergeſtalt / daß vom Wall nach der Linee Laͤnge nicht geſchoſſen werden kan / mache hierauff ferner eine Redoute in d, und lencke mich mit der Linee c e auff gleiche Art von der Linckẽ zur Rechten wiederum auff 30. Ruthen lang / nebſt welcher zugleich auch in f eine oder zwey Battereyen auffgefuͤhret werden / darnach ziehe ich mit einem Graben von e in g ſeitwarts und mache daſelbſt eine Redoute in g, fahre darauff ferner von der Rechten zur Lincken mit der Linie e h, welche hier auff 30. Ruthen lang genommen iſt / und mache abermal etzliche Reduoten als in k l und m, dabeneben auch in n und o zwo Battereyen / und fahre mit der Linie zugleich von der Lincken wiederum zur Rechten fort als von h in p allernechſt den Graben / allwo ich mich nach der Laͤn - ge des Grabens auff beyden Seiten lencke von p in q und r, dieſe letzten bey -J i ijden248FORTIFICATIONden Lineen der Lauffgraben zum naͤheſten Bollwercke werden ſo lang gezogen / daß ſie beyde Schultern deſſelben entdecken / und fahe darauff von der Approche p r die Sappe ſ t an nebſt welcher auch die Battereyen u x vor den Graben auff - gefuͤhret werden / das uͤbrige iſt aus vorhergehenden abzunehmen. Die Reduo - ten und Haupt Wachten koͤnnen nach Erfoderung des Ortes unterſchiedlich in die Laͤnge / oder in Geſtalt eines fuͤnff oder mehr Ecks gefuͤhret werden. Man muß aber ſolche ſo legen / daß ſie die Laͤuffe in die Laͤnge beſtreichen und rein hal - ten koͤnnen. Wenn man Lauffgraben durch pfuͤtzige und moraſtige Oerter fuͤh - ren muß / machet man erſtlich einen Damm von Reißwerck und Erden / und ſe - tzet auff denſelben zwey Reyen Schantz-Koͤrbe / ſieben Fuß dicke und 10 hoch / ſol - che werden auch in die quer geſetzet / und durch Gaͤnge gelaſſen; Wenn die Erde naß / und man alſobald im Graben Waſſer findet / ſo machet man zu den Lauff - graben ein Redout an die ander / und an den Seiten eines umbs ander Durch - gaͤnge / welches beſſer / als ſo ſie ins Mittel geleget werden / Fig. 157. und 158.
Die Gallerien ſind auch hoch noͤtig / und heutiges Tages nichts anders als was vor Alters die Vineæ geweſen oder koͤnnen doch mit denſelben wohl vergli - chen werden / derer Vegetius lib. 4. cap. 15. gedencket. Es werden aber dieſelben gemacht / Wenn man nun mit den Approchen und der Sappe fertig / und biß an den Graben kommen iſt / alſo daß man nunmehr bedacht iſt / wie man uͤber den Graben gelangen / und der Feſtung mit miniren und Stuͤrmen beykommen wolle. Darumb man Anfangs zuvor mit allerhand zugehoͤrigen Stuͤckenwohl249oder Kriegs-Bau-Kunſt.wohl verwahret / und ſonderlich muͤſſen die joch und Gebinde / ſo zu Erbauung der Gallerie erfodert werden / von den Zimmer-Leuten zuvor zugerichtet und alle Stuͤcke whl bezeichnet werden / damit man hernacher bey naͤchtlicher Weile / wenn es die Noth erfodert / ohne Weitleufftigkeit damit verfahren koͤnne. Zu einem ſeden Joch gehoͤren 5 Stuͤcke / als 2 Staͤnde 1. Oberbalcken / und 2 Zwerg - Hoͤltzer oder Baͤnde. Die Staͤnde ſind ungefehr 8 oder 9 Schuh lang / von wel - chen 1½ Schuh in die Erden kommen / und ½ Schuh zu des Obernbalcken Lager / ſo bleibet die Hoͤhe der Gallerie etwan 6 oder 7 Schu / die Oberbalcken welche 6 oder 7 Zoll ſeyn muͤſſen / werden am Ende auff beyden Seiten zur Helffte auß - gehawen / etwan auff einen halben Schu lang / damit die Staͤnde eingezapfet werden koͤnnen / doch muß es ohne Zwang geſchehen / auf daß ſie hernacher im aufbauen / zumahl wenn es bey der Nacht geſchehen nnd ſtill zugehen ſol / ohn ſchlagen leichtlich wieder zuſammen zu bringen ſeyn / Die Laͤnge ſolcher Ober - balcken kan ohngefehr auff 10 Schuh genommen werden / nach dem man die Gallerie weit oder eng haben wil / darnach muß man eine gute Anzahl ſtarcker fichtene Bretter in Vorrath haben / einer Laͤnge von 5 biß 6 Schuh / jedoch daß ſie einen halben Schu langer ſeyn / als die Joch von einander ſtehen / damit ſie an beyden Endenauff die Joch koͤnnen angebohret werden / in welchen Fall man denn allenthalben einerley Boͤhrer und Hoͤltzerne Nagel gebraucht / auff daß hernacher im Aufbawẽ ſich die Naͤgel allenthalben ohne Verwirrung ſchickẽ / wel - che wiederum / wo man bey ď Nacht in der Still arbeitẽ wil / nit eingeſchlagẽ / ſon - dern mit einer Zangẽ oď Brems-Klammer / dergleichẽ ſich die Faßbinder gebrau -J i iijchen250FORTIFICATIONchen / eingedruckt werden muͤſſen / mit dieſen Brettern wird die Gallerie auff den Seiten beſchlagen / und oben beleget / welche aber oben nicht ſonderlich befeſtiget / ſondern nur mit etlichen hoͤltzern Naͤgeln in etwas angehalten werden / damit ſie nicht abglitzſchen. Es geſchicht aber dieſes alles ordentlich und zwar folgender Geſtalt: Wenn man durch die Sappe an den Graben kommen und numehr Willens iſt eine Gallerie zu machen / ſo muͤſſen nicht allein oberzehlte und zur Gallerie gehoͤrigen Stuͤcke / ſondern auch zu Außfuͤllung des Grabens gnug - ſame Faſinen und Erde nahe an den Graben hinter den Redouten und Batte - ryen unvermerckter Weiſe bey Nacht an - und zuſammen gebracht werden. Oder / da ja die Belaͤgerten ſolches innen wuͤrden / ſolche Stuͤcke lieber an einen andern aber doch nit gar weit entlegenẽ Orte bringẽ / ſie dadurch zu verfuͤhren / als wenn man ſein Abſehen mit der Gallerie anderswo hin hette / denn wenn der Feind mein Vorhaben vermercket / faͤngt er bald an das Bollwerck zu untergraben / ũd mich im miniren zu hindern.
Hat nun die Feſtung eine Faußebraye und das Bollwerck darauff die Galle - rie gerichtet werden ſol von andern Orthen gute Streichen / ſo muß man ſich mit Huͤlff der groͤſten Stuͤcke aus den Batterien auffs hoͤchſt bemuͤhen / daß man durch continuirliches ſchießen ſolche Bruſtwehren ſo wol der Fauſſebraye, daraus den Arbeitern der groͤſte Schad geſchicht / als auch der Streichen / aus welchen das Bollwerck beſchloſſen wird / ſo viel muͤglich ruiniren und ihnen das ſchieſſen verbieten / damit man in der Arbeit fortfahren kan / da denn zugleich auch die Granaten und Fewer-Kugeln das beſte thun muͤſſen / ſo man ohn Vn -terlaß251oder Kriegs-Bau-Kunſt.terlaß in die Faſſebraye werffen muß / damit ſich niemand darinnen behelffen / und auffhalten kan / weil ſie ohne das enge ſeyn und nicht viel Raum haben. Da - fern man aber bey naͤchtlicher Weile / wenn es zumahl gantz finſter und windig oder ſtets Regenwetter were / daß man des Bauens und Getuͤmmels nicht in - nen werden koͤnte / die Gallerie in einer Nacht hinuͤber zu bauen getrauet / ſo be - duͤrffte man voriger Gewalt nicht / jedoch muͤſte der Graben eine Nacht zuvor mit Faſinen biß auff ein Schuh hoch unter dem Waſſer außgefuͤllet werden / da - mit man in der andern Nacht darauff das Fundament deſto geſchwinder vol - lend machen / und die Gallerie verfertigen koͤnte. Die Faſinen zum Fundament muͤſſen mit Fleiß geleget werden / und wuͤrde meines ermeſſens am leichſten zu - gehen / wenn man von Weiden oder dergleichen Geſtraͤuche nur lange Wuͤrſte machet / ſo lang als das Fundament breit ſeyn ſol / nemlich zum wenigſten / noch ein mal ſo breit als die Gallerie ſelbſt ſeyn ſol / die Wuͤrſte koͤnten innwendig mit Steinen in etwas gefuͤllet werden / damit ſie deſto leichter zu Grund ſincken / zu - mahl wenn das Reißig etwas trucken were. Die Faſinen nun kan man mit Huͤlffe zweyer Kaͤhne neben zwo Stangen / durch einen langen Hacken / derglei - chen ſich die Schiffer gebrauchen / hinunter ins Waſſer laſſen / und ordentlich le - gen / wenn 3 Reyen Faſinen uͤber einander gebrauchet werden / koͤnte die mittlere geſchrencket / auch do man wolte / etwas von groben Sand zu beſſerer Außfuͤl - lung der holen Luͤcken zwiſchen mit eingeſchuͤttet werden. Allein wie gedacht / wenn man in geheim und unvermerckter Weiſebauen wolte / muͤſte dieſes Fun - dament eine Nacht zuvor / je doch nicht gantz uͤber das Waſſer heraus / ſondernbiß252FORTIFICATIONbiß auff einen Schu hoch unter dem Waſſer gemacht werden / damit in der Fe - ſtung bey Tag ſolches nicht gewahr wuͤrden / dabey aber leichtlich zu gedencken / daß dergleichen Gebaͤw nicht von ſtatten gehen kan / als wenn es gantz finſter / und wegen Windes und Regen-Wetters nichts zu vernehmen iſt. Wofern man aber bey Tage eine Gallerie bauen wil / wie es offt geſchicht / kan man zwar auch die Macht / den Graben mit Faſinen entweder auff obgedachte oder andere Art zuvor außfuͤllen / und darnach die zur Hand geſchaffte Erde auff die Bund mit Schippen und Schauffelen werffen / und hinter her ohne Saͤumung dicht zu - ſammen ſtampen / auff welcher hernacher die Joch nach einanderauffgerichtet werdẽ welches bey Nacht zwar ebener maſſen alſo geſchehen muß. Damit man aber bey Tage fortkommen kan / wird / wie gedacht / nicht allein denen Streichen / aus welche die Face, darauff die Gallerie gerichtet / beſchoſſen werden kan / aus den Battereyen auffs hefftigſte zugeſetzet / ſondern auch gegen dieſelbe neben den Arbeitern ſtarcke ſchoßfreye Blendung geſetzet / vor ſich aber werffen ſie die Erde hoch auff / damit ſie darhinten deſto ſicherer ſtehen und arbeiten koͤnnen. Wenn nun ein Joch auffgerichtet / und mit Brettern beſchlagen iſt / ſo bewirfft man die Seite / welche beſchoſſen werden kan / ſo dick mit Erden / daß ſie vor einen groben Stuͤcke Schußfrey werde / oder man ſetzet ſtarcke gefuͤllete Schantz-Koͤrbe her - umb / oben auff die Decke wird auch etwas von Erden etwa 2 Schuh hoch ge - worffen / damit die Granaten und andere Fewer-Wercke nicht darauff hafften koͤnnen / Man leſt auch auff der Seite die nicht beſchoſſen werden kan / hin und wieder Loͤcher / damit es nicht zu finſter in der Gallerie werde. Dieſen bedecktenGang253oder Kriegs-Bau-Kunſt.Gang continuiret man den geraden Weg auff die Geſicht-Linee des Bollwerckes biß an den Fuß des Walles / auff daß man hernacher ohn fernere Muͤhe zu dem miniren kommen koͤnne. Dergleichen Gallerie iſt in der 159. Figur ab - und vorge - bildet. Wenn man nun mit ſolcher Gallerie an die Scarpe komt / ſo ſtehet die Gal - lerie gegen die Boͤſchung des Walles gantz offen. Damit aber nicht ein jeder von oben hinunter ſehen und vernehmen moͤge was man thue / ſo wird dieſelbe Luͤcke in Form eines Daches von der Gallerie an biß an die euſſerliche Boͤſchung des Walles oben bedecket / damit die Granaten ſo der Feind darauff wirfft / deſto leipter ab und in den Graben fallen koͤnnen / welcher Anſatz in Niederland in Sa - crament-Haͤußlein und auff Frantzoͤſiſch Mantelette genennet wird. Vnter die - ſer Bedeckung kan man hernacher gehen / wie und wohin man wil.
Das gegen-bauen und Contr’ approchiren belangend / hat M. Georg. Schultze alles was hieher gehoͤret / fein kurtz begriffen / nemlich: Ob wohl ein jeder Bau-Herꝛ / welcher eine Feſtung durch groſſe Beſchwerung ſeiner Vnterthanen auffuͤhret / zuvorhero alle Gefahr / welche ihm von auſſen zu vermuthen / billich wiſſen / und ſich gegen dieſelbe auff ſolchen Nothfall gefaſt halten ſol; So kan man doch aus dem erſten Stande und gemachten Fuß eines Feindes alſobald abnehmen / wo man nur ein wenig in der Bau-Kunſt erfahren / durch welche Wege er ſich naͤhern / und zu approchiren einlaſſen werde / ſo dann were es gut / wenn man das von auſſen bevorſtehende Vngluͤck verſtanden / und durch guten Rath wahr genommen / daß man die alſo bloße und nackichte Oerter mit denen hieher gehoͤrigen Gegen-Approchen, als Ravelinen / halben Moenen / Traver -K kſen,254FORTIFICATIONſen, Tenaillen, Horn - und Cronwercken vorher verſehen hette / welche den Haupt-Wercken einer Feſtung bey guten Zeiten von auſſen billich muͤſſen ange - hencket werden: Were es aber ja verwahrloßet / ſo muß man alsdenn bey weh - render Gefahr (1.) durch vielfaͤltiges ſchieſſen von allen Staͤnden. (2.) durch vielfaͤltiges Außfallen aus der Feſtung / darzu man einer baſtanden Reitterey von noͤthen / und den (3.) durch entgegen geſetzte Gegen-Lauffe und Redouten, aus welchen man in des Feindes Approchen ſehẽ und ſolche beſchieſſen kan / ſolche Gewalt abtreibẽ und verhindern: Welche Werck aberalle mit einander gegen die Feſtung offen ſtehen / und gegen dem Feinde wohlv erdecket erbauet werden muͤſ - ſen / welches alles einem jeden Commendanten und Odriſten die gegenwertige Noth und Gefahr am beſten lehren wird / und hier weitleufftiger zubeſchreiben unnoͤtig erachtet wird.
Von Spreug-Werck und Miniren / und Gegen-Miniren.
Nach dem man das Pulver / und deſſen Gewalt erfahren wird ſolches nicht allein zu Buͤchſen und Geſchuͤtz gebrauchet / ſondern damit ja dieſe mordliche / ſonder allen Zweiffel von jenem ἰπκὰ〈…〉〈…〉 κάκῳ Mord - und Schaden froh-Geiſte her - ruͤhrende invention deſto mehr ihre End-Vrſache / nemlich des menſchlichen Ge - ſchlechts Verderbẽ und Vntergang erreichen moͤge / graͤbet man gleich den Cuni - culis und Kaninichen (von denen auch ſolche heimliche Gaͤnge / oder wie etlichewol -255oder Kriegs-Bau-Kunſt.wollen / à cuneis, weil ſie ſpitzig zu wie ein Keil gehen / den Namen haben / und Cuniculi genant ſeyn) Loͤcher in die Erde / ſtecket Pulver darein / und lehret die Menſchen ohne Fluͤgel in die Lufft auffliehen. Etwa fuͤr 100. Jahren ſeyn die Pe - tarden erdacht / ſind von Kupffer / Zinn und Meſſing gegoſſene Inſtrumenta, wie die Braunſchweigiſche Bauer-Huͤte / ſolche hat man mit geſtaͤrckten Pulver ge - fuͤllet / an die Thor und Pforten der Stadt heimlich gehenget und angeſtecket / welche dieſelbe in einen Schlag uͤber einen Hauffen geworffen / haben Anfangs / wie ſie neu geweſen / und man ſich nicht dafuͤr zu huͤten gewuſt / groſſen Schaden gethan / jetzo aber die Leutekluͤger werden / und ihre Thor beſſer mit Wachten ver - ſehen / ſind ſie faſt in Abnehmen kommen: Hergegen aber iſt jetziger Zeit das mi - niren und untergraben am meiſten im Gebrauch / davon kuͤrtzlich in nachfolgen - den. Wenn man nu mit den Approchen biß faſt an den Graben kommen / gehet man mitten auff die Face des Bollwercks / ſo man miniren wil / oder auch 4 oder 5 Ruthen von der Spitze auff dieſelbe mit einer Perpendicular-Linee / und zwar erſtlich biß an den Rand des Grabens / und ſolche Linee wird / wie ſchon gedacht / die Sappa, und die ſie auffwerffen / Sappirer genant. Sonderlich iſt dieſes zu erlernen / wie ſchaͤdlich es einer Feſtung ſey / und wie vortheilhafftig es herge - gẽn dem Feinde / wenn er bey einer Stadt etwa hie und da zuſammen gefuͤhrte Huͤgel oder Erde findet / welche er ſonſt mit groſſer Arbeit und Gefahr von wei - tem holen und herbey fuͤhren muͤſte. Wenn er biß an den Graben kommen / bricht er durch / und faͤnget an die Gallerie oder Schirm-Dach zu bauen und uͤber zu bringen. Es muß aber zuvor / da der Graben naß / das Waſſer entwederK k ijabge -256FORTIFICATIONabgeſtochen oder der Grund mit Erde oder Reißig wie ſchon gedacht angefuͤllet werden: Weil aber ſolch Reißwerck im werffen uneben zu liegen komt / als wer - den ein paar Wag-Haͤlſe darzu erkaufft / dieſolches etwas zu rechte legen. Wenn der Feind alſo uͤber den Graben an das Bollwerck durch die Gallerey einen ſichern Gang gemachet / faͤnget er an zu miniren, und das Bollwerck / ſo er ſpren - gen wil / zu untergraben / mit vielen krumen Gaͤngen und Abſetzen / bald auff die - ſe bald auff jene Seiten / damit die Belaͤgerten nicht eigentlich wiſſen koͤnnen / wo er die Mine ablegen wil. Solche Gaͤnge muͤſſen mit Balcken und Brettern un - terſtuͤtzet und unterbauet werden / daß ſie nicht einfallen / etwa 4½ Fuß hoch / und 3½ Fuß breit / daß man nur die Pulver-Tonnen auff den Knien krichend hinein bringen kan / und damit alles ſtille zugehe / wird die Erde in ledern Hand-Ey - mern / immer von einem Man zum andern / welche alſo in der Ordnung muͤſſen geſtellet ſeyn / biß zu euſſerſt der Gallerey hinaus gelanget. Ehe man aber dieſem Wercke ſich unterfaͤnget / ſol man zu erſt von dem Orthe gute Kundſchafft ha - ben und wiſſen / ob er nemlich von Maur - oder Stein-Werck / oder von Erde mit Reiß-Holtz eingeleget / und unterwoͤlbet / auch gegen welchen Winckel des Him - mels er gelegen ſey / denn ein Minirer in der Arbeit ſolches wiſſen / und nach An - leitung des Compaſſes das ſeinige verrichten muß. Die Pulver-Kammer muß ſich nach der Groͤße der Wercke richten / und nach dem Pulver / welches vor die Staͤrcke eines Werckes dieſelbe zu erheben begnuͤget: Vnterdeſſen wird derer Hoͤhe 6 oder 7 / die Breite uͤber 4 oder 5 / und die Laͤnge uͤber 5 oder 6 Schu ſelten erweittert: Wenn man nun alſo zu der Minen geraͤumet / die Wege / welche zwarvon257oder Kriegs-Bau-Kunſt.von der Seiten billich und um beſſerer Wirckung willen / mit verſchobenen Win - ckel-Lineen ein hin gefuͤhret werden ſollen / bereitet / und mit Stollen von 1½ daß man dicke unterſetzet / auch die Kammer nach ihrer Hoͤhe / Weite und Tieffe / mit Fichten - oď Tannen-Brettern außgeſetzet hat / bringet man die Pulver-Tonnen hinein / etwa derer eine dem Augenmaße nach auff eine Ruthe Erde rechnent / und ſchlaͤget die Kammer zu / welches man mit ſtarcken Dielen und guter Erden verrichten muß / damit der Wind nicht hinein kommen und dem Wercke einen Schaden zufuͤgen koͤnne.
Vnterdeſſen muͤſſen die Tonnen gegen einander alſo verſetzet ſeyn / damit ſie auff einmahl angehen / und ein Lauff-Fewer aus der Thuͤr durch die Stolle hin - durch geleitet / durch welches man nach Belieben das gantze Werck anzuͤnden und ſpringen koͤnne laſſen. Dieſes iſt in der 160. Figur fuͤrgeſtellet / D iſt die Gallerey oder Schirm-Dach / E die Mine / F die Pulver-Kammer. Vnd ob zwar alle Minen nach Art des Pulvers uͤber ſich dringen / ſo koͤnnen doch verſtaͤndige In - genieurs ſolche nach ihrem Belieben ein - oder außwarts richtẽ / nach dem ſie nem - lich den ſchwaͤchſten Ort der Erden / nach welchem das Pulver mehrentheils ſeinen Außgang ſuchet / und zu dringen begehret / in acht nehmen: Vnterdeſſen aber feyren gleichwol die Belaͤgerten auch nicht / ſondern beginnen durch gegen - miniren dem Feinde zu begegnen / da ſie denn deſſen Einfall und Anſchlag zu erſt erfahren muͤſſen. Dieſes geſchihet / wie vor Zeiten / alſo auch noch auf mancherley Art / wie man hin und wieder lieſet. Am beſtẽ aber kan mã hierzu durch eine Trũ - mel gelangẽ / welche man an dẽ vermuthetẽ Ort / mit Erbſen beleget ſetzẽ / und außK k iijderſel -258FORTIFICATIONderſelben Bewegung der Minirer Arbeit und graben vernehmen. Doch kan man ſonderlich / wenn die Bollwercke hohl / alſo die ſtillen Waͤnde mit zarten Faͤ - ſerlein und Cymbalen beſtecken / und aus derſelben Bewegung und Klang der außwertigen Einbruch auch vernehmen / da aber andere nur die Hand mit auff - gelegten Ohr an die gedachten Waͤnde halten / und ebenmaͤßiges Beginnen der Feinde zu erfahren vermeinen.
Wie die Perſianer Barcam belaͤgert / hat ein Kupffer-Schmit mit Anhengung eines Kupffern Schildes hin und wieder an die Mauren die Minen geſuche[t]und gefunden. Andere ſtellen ein Becken mit Waſſer auff / und urtheilen aus der Bewegung des Waſſers von dem Ort der Minen welches aber auch betrieglich. Andere gebrauchen einen groſſen Erd-Bohrer / bohren ein tieff Loch in die Erde / und legen das Ohr drauf und was dergleichen Hand-Griffe und Inventiones mehr ſeyn / welche einen verſtaͤndigen Commendanten in einer Belaͤgerung die Zeit und Noth lehret. Wenn man der Minen gewiſſe / begegnet man derſelben durch entgegengraben / und damit man ſolcher nicht verfehle / weil ſie bißweilen hoch / bißweilen niedrig (doch je niedriger ſie angeleget werden / wenn es ſeyn kan / je ſtaͤrckere Macht ſie haben) liegen / muß ſolches entgegengraben mehr als an einen Ort angeſtellet werden: Wenn man ſie gefunden / nimt man das Pulver weg / ſolches iſt aber mißlich / und pfleget der Feind nicht allewege zu ſchlaffen / ſondern hat hergegen dieſen Hand-Griff / daß er um alle Pulver-Tonnen ein Seil oder Strick / und ſolche alle mit einander an ein lang Seil bindet / und einem zu halten giebet; Wenn nu eine Tonne gereget wird / kan es der ſo das Seil in derHand259oder Kriegs-Bau-Kunſt.Hand hat / leicht mercken / er muß aber nicht ſchlaffen / oder das Seil von ſich legen / denn wenn der Feind ſolte mercken / daß man zu Wercke were / das Pulver weg zu bringen / wuͤrde er die Mine alsbald ſpringen laſſen. Man machet auch bißweilen ſolche Gegen-Minen, wenn man nicht allein die Auſſen - Wercke und bedeckten Weg / ſondern auch die Bollwercke ſelbſten / dafern man wi - der den Feind dieſelbe laͤnger zuhalten ſich nicht getrauet / und ſie verlaſſen muß / zuvorhero untergŕaͤbet / dieſelbe / wenn ſie vom Feinde eingenommen werden / damit zuſprengen / und den Feind in die Lufft zu ſchicken / Jedoch aber muß man hinter demſelben Werck / ſo man verlaͤſſet / den Wall ſo viel muͤglich abſchneiden / damit man ſich dahin ſalviren, und wider den Feind daraus auffs newe wehren kan welches beſſer zum offtermal gerathen / und am meiſten geruͤhmet wird / da - von nu im folgenden.
Wie man ſich in einer Feſtung / ehe ſie belaͤgert wird / verhalten muͤße / deß - gleichen / wie ſich die Belaͤgerten in einer Stadt zur Gegenwehre ſollen ver - faſſet machen / und von abſchneiden / auch was ſonſt in der Belaͤ - gerung einer Stadt fuͤr Behuͤlff an die Hand zu nehmen.
Nu wollen wir anzeigen / wie ſich die Belaͤgerten in einer Feſtung ehe ſie be - laͤgert wird / verhalten ſollen. Dañ zu foderſt / wenn ein Fuͤrſt / Herr oder Reſpu - blica vernimt / das ein benachtbarter Koͤnig / Fuͤrſt oder Herꝛ werben leſt / ſol man / wo nur die geringſte Suſpicion verhanden / daß es dem angrentzendẽ Landeoder260FORTIFICATIONoder Feſtung gelten moͤchte / auch unvermerckter Weiſe unter einen andern Præ - text werben laſſen / die feſten Plaͤtze / ſonderlich aber und vor allen Dingen die jenigen / welche dem vermeinten Feinde am naͤheſten angelegen / mit Fleiß beſichti - gen / und zuſehen / ob etwa was mangel oder ſchadhafftes daran zu befinden / daſſelbe nach aller Muͤglichkeit ergaͤntzẽ / auch ſolche Oerter / wo es võ noͤthẽ thut / mit Auſſen-Wercken verſtercken / wenn die Feſtung keine Fauſſebraye hat / und ſich noch fuͤglich und ohne ſonderbahre Vnkoſten eine anlegen leſſet / kan man ſie mit dergleichen Defenſions-Wehr verſehen / oder wo es nicht ſeyn kan / um die - ſelbe einen bedeckten Weg herumb fuͤhren. Wenn man nun der Belaͤgerung mehr vergewiſſert iſt / muͤſſen um die Feſtung die Zaͤune / Garten und andere Strauchwerck / oder was ſonſten mehr vor Bedeckung verhanden / hinter wel - chen ſich der Feind legen koͤnte / zum wenigſten biß auff einen Mußqueten-Schuß weggeraͤumet werden / deßgleichen auch die Vorſtaͤdte / wenn ſolche verhanden / muͤſſen entweder abgebrochen oder mit ein Retrenchement umgeben werden / ſind ſie aber nicht ſehr groß / und darinnẽ etwa viel vornehme Gebewde zu befin - den / die man nicht gern demoliren wolte / kan man ſie mit einem rechten Royal - Wall an die Feſtung mit anſchließen / Vor allen dingen aber muͤſſen die Oerter an den Grentzen alſo verwahret werden / und wo vornehme Paͤſſe ſeyn / ſollen dieſelbe mit Schantzen verſehen werden / damit wenn der Feind ins Land gehen wolte / er daſſelbe nicht offen ſtehen finde. Es muß auch in der Feſtung / die da be - laͤgert werden ſol / an Geld / Muni[t]ion, Proviant, Holtz / Saltz / Medicamenten und dergleichen Sachen / derer man nicht entbehren kan / kein Mangel zu be -finden261oder Kriegs-Bau-Kunſt.finden ſeyn / und wo ſich dergleichen ereignet / muß man denſelben in Zeiten vor - kommen / Wenn man ſich in der Feſtung nun alſo verſehen / und dieſelben gnug - ſam beſetzet hat / ſol man die uͤbrigen Voͤlcker zuſammen bringen / und wo man vorgewiſſert / daß der Feind ins Land fallen wil / und man ſich gegen jhm ſtarck genug befindet / ſo iſt es beſſer / daß man jhm zuvorkomme und ihm in ſein Land falle.
Gleich wie nun die Belaͤgerer jhr euſſerſtes Vermoͤgen dran ſetzen eine Stadt zu beaͤngſtigẽ / und allerhand Kriegs-Ruͤſtung und Machinationes erdenckẽ / die - ſelbe entweder mit Gewalt / oder Liſt zu uͤbermeiſtern; Alſo hergegen muͤſſen die Belaͤgerten in einer Stadt ob des Feindes trotzen / Hertz und Muth nicht alſo bald ſincken laſſen / ſondern auch hinwieder / nicht allein wie des Feindes Gewalt abzuhalten / ſondern ſo viel muͤglich denſelben und ſeine Wercke zu beſchaͤdigen / allen Fleiß ankehren / als mit ſtetigen Außfaͤllen (worzu ſonderlich die Reitterey ſich muß gebrauchen laſſen / deñ das Fuß-Volck ſol biß aufs letzte auff den Noth - fall / zu Abtreibung des Sturms verſparet werden) Wodurch nicht allein dem Feinde Schaden zugefuͤget / ſondern ſeine Arbeit auch maͤchtig verhindert / unauffhoͤrlichen Schießen auff ſeine Wercke / gegen-Approchiren und gegen - bauen mit allerhand Außen-Wercken / Fewerballen / Granaten (jetzo iſt zu der ohne das genug grewlichen Invention des Geſchuͤtzes und des Fewerwercks noch dieſes des Plutonis letztes Kunſt-Stuͤcklein kommen / daß man die Fewer-Ku - geln mit Antimonio, Arſenico, Mercurio, und andern gifftigen Dingen zu - richtet / damit alſo das / was das Fewer und Gewalt nicht zerquetſchen kan / derL lgiffti -262FORTIFICATIONgifftige hoͤlliſche Dampff erſticke) Fußeiſen / und Angeln / und endlich wens zum Sturmkoͤmt / mit Rollen und Hoͤltzern mit ſpitzigen Zacken beſchlagen / Tonnen von Kalck und Steine gefuͤllet / welche man dem anlauffenden Feinde entgegen rollet / heiß Pech / Pech-Kraͤntze und dergleichen / den Feind zu empfahen / und was einen jeglichen die Noth / omnium Artium Magiſtra lehret / welches unmuͤg - lich alles zu beſchreiben / Vnter andern Behuͤlffen aber / und wenn es ad extremæ oder auffs euſſerſte kommen / iſt das Abſchneiden und inwendige Verſchantzen eins der beſten und fuͤglichſten Mittel / dem Feind die Weile lang zu machen / und endlich denſelben zum guten Accord zu bringen. Denn wenn er erſtlich ſeinen Kopff genug an den Auſſen-Wercken zerſtoſſen / und nu auch des Haupt-Wercks Meiſter zu ſeyn vermeinet / findet aber als denn noch / nicht allein eine / ſondern wohl 2 / 3 / und mehr Verſchantzungen wieder hinter einander / wil er ſchier ver - droſſen und muͤde werden / oder man kan ſich noch zum wenigſten mit dieſen Ver - ſchantzen eine Zeit lang auffhalten / biß etwa der Entſatz ankomt / wenn man deſſen Vertroͤſtung.
Solche Abſchneidung iſt entweder particular oder univerſal. Durch die particular-Abſchneidung / wird nur ein Bollwerck / oder das Stuͤck ſo ruiniret iſt / hinterſchantzet / ſolches kan auff allerley Art und Weiſe geſchehen / nur daß man allewege auff die Defenſion ſiehet / Die Erde hierzu muß man nehmen wo man kan / und bey Zeit / wenn man mercket / daß der Feind die Mine ſprengen wil / herbeybringen / Miſt / Woll-Saͤcke / Hew-Saͤcke und dergleichen iſt im Fall der Noth auch gut. Dieſe Abſchneidung iſt in der 161. Fig. fuͤrgeſtellet / und kan aufman -263oder Kriegs-Bau-Kunſt.mancherley Weiſe / nach dem der Orth gefaͤllet / veraͤndert werden. Es gehoͤret aber eine unerſchrockene und nicht lange / doch wohlbedachte Reſolution, und unnachlaͤßige Arbeit darzu / in welchem Falle deñ ſonderlich viel an einem guten getrewen Commendanten und andern Kriegs - Officirern, denn ſolche ſind gleichſam die Seele der Beſatzung / ohne welche der ander Poͤbel wie der Leib oh - ne Seele todt / verſtaͤndigen Ingenieurn (die fuͤr allen Dingen / ſo wol zu Frie - dens / und zu Krieges Zeiten / in einer Feſtung / mit gutem Willen zu unterhalten) gelegen / und ſonderlich denen ſo fuͤrnemlich wol eher bey ſolchen Occaſionen geweſen / und nicht bald bey des Feindes erſten Zorn das Hertz fallen laſſen; Worzu denn die / ſo dem Feinde ehemals gedienet / und ſich von denſelben nichts guts / oder keiner Perdon zu getroͤſten haben / die beſten / welche es auffs euſſerſte ankommen laſſen.
Die univerſal-Abſchneidung iſt / wenn man nicht allein ein Bollwerck / ſon - dern 2 / 3 / oder mehr verlaͤßet / und ein ander Werck dahinter machet / Oder auch man verlaͤßet ein gantz Stuͤcke der Stadt / das vierde Theil / die Helffte oder mehr / und zeucht ſich in die Enge zuſammen / und ſchnidet das ander Theil ab / und uͤberlaͤſt ſolches dem Feinde. Man pfleget auch gerne ſolche abgeſchnittene und verlaſſene Oerter mit Pulver und Spreng-Werck zu unterſetzen / und ſol - che / wenn ſie der Feind occupiret und eingenommen / demſelben zu mehrern Schreck und Schaden / anzuſtecken / und zu zerſprengen / wie ſchon oben gemel - det worden.
Von Bruͤcken / Palliſaden / Sturmpfaͤhlen und dergleichen / wie auch von Beſchaffenheit und Zubereitung der Schantz-Koͤrbe.
Anlangend die Bruͤcken / ſiehet man ſie theils von groſſen Mawerwerck und Gewoͤlben / theils aber nur von Holtzwerck erbauet / welche fuͤr die beſten zu ach - ten / weil ſie im Fall der Noth koͤnnen abgeworffen und verbrand werden / die ſtarcken gewoͤlbten aber dienen nur dem Feinde zur Gallerie und Vberfarth; So iſt auch nicht ratſam ſelbige mit Steinen zu pflaſtern / denn wenn das Holtz - werck unten weg brennet / fallen die Steine in den Graben / und erfuͤllen denſel - ben: Die von Holtz aber muͤſſen nicht in einem Stuͤcke / ſondern an beyden Enden / oder zum wenigſten an einem mit Zug-Bruͤcken / Fall-Pforten / Stackeren / und dergleichen verwahret ſeyn. Wie ſolche zu erbauen / wil ſich dieſes Orts nicht weitleufftig beſchreiben laſſen / und iſt numehr allen verſtaͤndigen Bawmeiſtern und Zimmer-Leuten bekand: Noch muß man auch vor der Royal-Feſtung Bruͤcken in die Auſſen-Wercke haben / ſolche werden auch nur ſchlecht und gerin - ger erbauet / doch gleichwol daß ſie eine Laſt / und wenn es noͤtig / Feld-Stuͤcke uͤbertragen koͤnnen / ſolche ſol man ſo niedrig legen / als man immer kan / daß ſie dem Feinde nicht im Geſichte und von demſelben moͤgen ruiniret werden.
Hieher gehoͤren auch die Schiff-Stuͤrm / Bieſe-Bruͤcken und dergleichen / vom Freitagio, und andern zur Gnuͤge beſchrieben: Forn bey den Bruͤcken / auch beyden265oder Kriegs-Bau-Kunſt.den Eingaͤngen der Vorſtaͤdte / ordnet man Schlag-Baͤume / welche man in der Eyl / einen Tropp Reitter oder ſtreiffende Rotte abzuhalten / vorſchlagen kan / daß ſie dafuͤr ſtuͤtzen muͤſſen. Jetziger Zeit werden hirzu ſehr gebraucht die Jgel / oder Friſiſche Reuter / (weil ſie erſtmals fuͤr Groͤningen in Oſtfrießland erfunden) welches lange ſtarcke Baͤume ſind ſechs Kantig geſchnitten / und mit Hoͤltzern 5 oder 6 Fuß lang an beyden enden zugeſpitzet / durchgeſchoſſen. Man brauchet aber ſelbige / nicht allein zu Schlag-Baͤumen fuͤr Staͤdte / ſondern wer - den auch in Feld-Laͤgern etliche Stuͤcke auf Wagen mit gefuͤhret / und wenn man in der Eyl einen Paß verlegen wil / gebrauchet. Jn den Staͤdten hat man an den Ecken Ketten / auch zu ſolchen Ende / wenn etwa eine Stadt von der Reitterey uͤberrumpelt wuͤrde / daß man ſelbige alsdann eylend vorſchlagen / und ſich hin - ter dieſelbe reteriren koͤnne / darum ſie auch ſonderlich um den Marckt-Platz her - umb / als an welchen man ſich am beſten verſamlen / und ſtellen kan / verordnet. Zu ſolchem Ende weren die Friſiſchen Reitter auch beſſer / denn man uͤber die Ketten / wenn ſie niedrig / mit einem guten Pferde uͤberweg ſetzen / ſind ſie aber et - was hoch / unten durch kommen kan. Jn den alten Staͤdten hat man in den Pforten an den Mauren Fall-Pforten / von ſpitzen Hoͤltzern / unten mit Eyſen beſchlagen / welche man in der Eyl hat vorſchieſſen koͤnnen / jetziger Zeit / da man ohne Mauerwerck bauet / ſind ſie faſt in Abnehmen kommen / da man ſie hat / iſt es beſſer / / daß man ſolche Baͤume Stuͤckweiſ fallen laſſe / als daß ſie aneinander verfaſſet / weil man Exempel hat / daß der Feind etwa einen Wagen Hew unter die Fall-Pforten gefuͤhret / auff welchen ſie beſtehen blieben / und unter des dieL l iijSol -266FORTIFICATIONSoldaten zu beyden Seiten hinein gedrungen. Auff dem Rande des Grabens oder dem verdeckten Wege pfleget man drey oder mehr Reyen Palliſaden zu ſe - tzen / alſo daß der forderſte am niedrigſten / die ander etwa einen halben Fuß hoͤ - her / und denn die dritte wieder etwas hoͤher. Es ſind aber ſolche Palliſaden Pfaͤhle 5 / 6 / oder 7 Fuß lang / unten zugeſpitzet / und in die Erde geſchlagen: Forn werden drey ſtarcke ſpitze Naͤgel oder Zacken / acht oder 12 Zoll lang eingeſchla - gen / und zum Felde eingekehret.
Jn den Feld-Schantzen und andern niedrigen Waͤllen werden oben an der Bruſtwehre ſpitzige Hoͤltzer 3 oder 4 Zoll in Diametro dicke / und 6 oder 7 Fuß lang / davon die Helffte in die Erde koͤmt / die ander Helffte heraus ſtehet / einge - leget / und Sturm-Pfaͤhle / weil ſie den Sturm des Feindes auffhalten / eigent - lich genennet / ſonſt werden die Balcken / ſo man bey Stuͤrmung und Anlauff des Feindes von den Waͤllen her unter zu waltzen pfleget / auch Sturm-Pfaͤhle ge - nand / moͤchten vielleicht rechter Sturm-Balcken heiſſen. Man gebrauchet auch an offenen Oertern / da man nit wil jederman einlauffẽ laſſen / allerhand Stacke - ten und Gitter-Werck / von Balcken und Bretern / welche unnoͤtig weitleufftig zubeſchreiben / koͤnnen bey Freitagio, Cellario und endern nachgeſchlagen werden.
Dieweil der Schantz-Koͤrbe bißhero bey Zubereitung der Battereyen und Approchen zum oͤfftern gedacht worden / ſo ſcheinet noͤtig zu ſeyn / daß dieſelben nach ihrer Art und Beſchaffenheit auch abſonderlich an dieſem Ort erklaͤret wer - den / zumahl weil ſie bey Belaͤgerung einer Feſtung ein ſehr nutzbares Stuͤckeſeyn267oder Kriegs-Bau-Kunſt.ſeyn / als welches man allenthalben an ſtatt einer Bruſtwehre od’ Blendung ge - brauchẽ kan / es ſind aber dieſelben nit eynerley. Deñ etliche nennet man doppelte Schantz-Koͤrbe / und werdẽ nur gebraucht / wo man ſich vor dem grobẽ Geſchuͤtz verſichern wil / halten im Diametro oder Dicke 7 Schu und in der Hoͤhe 16 Schu / ũd weil ſie eine groſſe Laſt faſſen muͤſſẽ / ſo werdẽ ſie gedoppelt gezaͤunet. Darnach ſind mittlere Sorten d’ Schantz-Koͤrbe / ſo man ſchlechter Dings Schantz-Koͤrbe nennet / die zwar nit gar ſo groß als die vorigen ſeynd / aber mehr und oͤffters als die gedoppeltẽ gebraucht werdẽ / halten im Diametro 6 Schuh und in der Hoͤhe 8 Schuh / weroen zwar einfach geflochten / aber deſto dichter zuſammen getriebẽ. Nach dieſem ſind die halbẽ Schantz-Koͤrbe / welche etwas kleiner ſeyn als die ein - fachen / und werden ſo gar dicht nicht geflochten / halten in Dia metro 5 / und in der Hoͤhe 6 Schu / damit ein Mañ dahinter bedeckt ſtehen kan. Endlich hat man auch gar kleine Schantz-Koͤrblein / welche auch ſehr nuͤtzlich ſeyn / und werdẽ obẽ etwas weiter als unten gemacht / oben koͤnnen ſie im Diametro 1 Schu / und unten 8 od’ 9 Zoll / in der Hoͤhe aber 9 oder 10 Zoll halten / dieſe Koͤrblein werden ſo wohl von den Belaͤgerten hin und wieder auff den Bruſtwehren in den Streich-Plaͤtzen / alſo auch von Belaͤgerern in den Approchen und Sappen ſehr fuͤglich ge - braucht / denn wenn ſie genaw neben einander geſetzet werden / ſo geben ſie un - ten zwiſchen den Boͤden ein Schieß-Loch / dadurch man mit Mußqueten auff den Feind lauren und Fewer geben kan / ſie werden aber mit einem geflochtenen Boden gemacht / damit wenn man ſie fort tragen wil / die Erde nicht heraus fal - len kan. Was nun die Zubereitung d’ groſſen Schantz-Koͤrbe anlanget / ſo macht man einen Strick d’ ſo lang iſt als der halbe Diameter, an einen Ende feſt ũd reißetmit268FORTIFICATIONmit dem andern auff dem Horizont einen Circkel-Riß / ſticht ſolchen auſſerhalb des Riſſes 4 Zoll breit / und 2 Zoll tieff mit einer Spaden aus / und ſchlaͤget in den Circkul-runden Graben Pfaͤhle 1 Schuhs tieff in die Erde / darum ſie ein Schu laͤnger als die Schantz-Koͤrbe ſeyn muͤſſen. Es werden aber dieſe Pfaͤhle 1 Schu von einander geſetzt / und kan die Anzahl derſelben aus dem Diametro leichtlich ermeſſen werden / weil in der Circumferentz oder im Vmſchweiffe allezeit drey mahl mehr Schu gezehlet werden als der Diameter hat / und dahero auch allezeit ſo viel Pfaͤhle gebraucht werden muͤſſen / die Pfaͤhle werden am dickeſten Ende zugeſpitzet / damit ſie hernacher im ſetzen um 1 Schu tieffer zum wenigſten in die Erde geſchlagen werden koͤnnen / Jm Anfuͤllen legt man nechſt dem Gezaͤune in - wendig einer Spannen dick ringſt herum Miſt / damit die Erde nicht leichtlich heraus fallen kan / Es muß aber alles dicht auff einander gerammelt werden / und were beſſer / wenn ſie mit lautern langen Miſt / oder doch halb mit Miſt / und halb mit Erden angefuͤllet wuͤrden. Kan man aber in den Feſtungen bey ſchnel - ler und unverſehener Belaͤgerung zu ſolchen geflochtenen Koͤrben nicht gelangen / ſo gebrauchet man ſich der Wein - und Bier-Faͤſſer / oder im Mangel derſelben / der mit Wollen / Werck / Lumpen / Miſt / Erden &c. außgefuͤlleten Saͤcke / Jedoch muͤſſen ſo wohl dieſe als die Wein - und Bier-Faͤſſer gegen der Fronte nach dem Feinde zu mit Paliſaden verpfaͤhlet / und wohl befeſtiget werden.
Von der Solution aller recht-Liniſchen Triangul.
WAs und wie mancherley Triangul ſeyn / iſt oben beym Erſten Theil gedacht. Nun iſt zu beſehen / wie aus etlichen derſelben gegebenen Stuͤcken / der - ſelben andere unbekante Theil und Stuͤcke zu finden / und weil auch oben erwehnet / daß eine jegliche Figur kan in Triangul ſolviret und zertheilet wer - den; als folget daraus / weñ ich einen Triangul recht außrechnen kan / kan ich auch mit allen andern Figuren leicht zu rechte kommen. Allhie darff es nicht viel Ruͤh - mens und Einfuͤhrung des Nutzens der Trigonometriæ, denn dieſe edle Kunſt / als das rechte Fundament d’ gantzẽ Matheſi, commendiret ũd ruͤhmet ſich an ſich ſelbſt genug / ũd wer in derſelbẽ recht geuͤbet / dem kan nichts ſo ſchwer in totá Ma - theſi fuͤrkommen / daß er nicht ſolviren und auffloͤſen koͤnne. Es werden aber dieſes Orts mit Zuruͤckſetzung der Spæriſchen oder krum-Linichten Triangul / weil ſie hieher nicht dienlich / nur allein die rechtliniſchen abgehandelt.
Es werden aber ſonderlich dreyerley Modi ſolvendi ſolcher / wie auchaller andern Triangul befunden. Der erſte geſchiehet durch die gemeine Tabulas ſi - nuum, beym Pitiſco, Metio, Lansbergio, Sterino und andern zu finden / durch multipliciren und dividiren; und iſt zwar etwas muͤhſamer als die folgenden /M mdoch270FORTIFICATIONdoch weil man hier die Proportion klaͤrlicher ſehen / und fuͤr Augen haben / und alſo nicht ſo leicht als in den andern irren kan / iſt einem Incipienten zu rathen / daß er bey dieſem erſten und alten gebraͤuchlichen Modo ſo lange verbleibe / biß er in demſelben perfect, und zur Gnuͤge geuͤbet ſey / und denn auch die andern nach ſeinem Belieben adhibire, ſonderiich wenn weitleufftige Calculationes fuͤrfallen / weil ſie etwas compendioſer und geſchwinder von der Hand gehen als der erſte.
Der ander Modus wird genennet Proſthaphæreticus, weil er daſſelbe / was der erſte durch multipliciren und dividiren verrichtet / nur durch addiren und ſub - trahiren, als welche zwey Species, wie den Arithmeticis bekant / ſehr viel leichter und geſchwinder zu practiciren, als die vorigen / und zwar auch aus eben den vorgedachten Tabulis Sinuum. Dieſes Compendii invention ſchreibet Longo - montanus dem Tychoni Brahe und Vitichio zu.
Der dritte iſt genant Logarithmicus, wird auch nur durch addiren und ſub - trahiren verrichtet / doch durch andere Tabellen / Tabulas Logarithmicas genant / von Iohanne Nepero Barone Merchiſtonii Scoto ingenioſißimo An. 1614. an den Tag gegeben. Dieſe Tabellen ſind hernachmals von dem Churfuͤrſti. Bran - denburgiſchen Mathematico Urſino, Frobenio, und andern amplificiret und er - klaͤret. Ehe man aber zum Werck ſchreitet / muß kuͤrtzlich / was ein Sinus, Tan - gens, und Secans ſey / angedeutet werden. Wenn ich einem Circkul-Bogen eine gerade Linee innwendig unterziehe / wird dieſelbe Subtenſa deſſelben Bogens genant. Dieſe ſubtenſa in zwey Theil getheilet / gibt den Sinum rectum des hal - ben Bogens (die Sinus verſos, weil ſie allhier nicht noͤtig / gehet man vor dißmalvor -271oder Kriegs-Bau-Kunſt.vorbey) Es gehet aber ſolche Subtenſa entweder mitten durch des Circkuls Cen - trum, und wird ſonſt Diameter genant / derer Helffte oder Semidiameter als der laͤngſte Sinus, ſo in einem Circkel gegeben werden kan / iſt Sinus totus oder Radius, ſolchen præſupponiren die Artifices, eine Unitatem od’ 1. mit etlichẽ nullen, 5 / 6 / 7 / od’ mehr / allhier kan man des Pitisci Tabulen gebrauchen / und den Sinum totum 10000000. ſetzen: Oder ſchneidet nur ein Stuͤck vom Circkul-Bogen ab / und gibt / wie gedacht / derer Helffte die Sinus rectos, der Helffte dieſes Bogens.
Tangentes ſind die Perpendicular-Lineen / ſo außwendig des Circkuls auff die Radios oder Sinus totos perpendiculariter auffallen.
Secantes aber ſind / ſo vom Centro durch die Circumferentz des Circkuls an dieſe Tangentes anſchießen / Als / in der 162. Figur iſt die Linee a b dem Bogen a c b unterzogen / oder deſſen Subtenſa, derer Helffte a d iſt der Sinus rectus des Bogens a c, c f der Diameter, c e aber als deſſen Helffte / der Radius oder Sinus totus, c g iſt d’ Tangens, und e g der Secans des Bogens a c, od’ des Winckels g e c.
Zu mehrer Nachricht ſind folgende Univerſal-Regulen zu obſerviren:
1. Ein jeglicher Triangul hat 6 Stuͤcke / als 3 Winckel und 3 Seiten / derer ſo 3 bekant / kan man aus denſelben die andern drey auch finden / außgenommen aus den drey bloßen Winckeln alleine / wird nichts als die Proportion der Lineen gefunden / weil ſie ſonſt keine gewiſſe Menſur determiniren.
2. Weñ ich in einem rechtwincklichten Triangul die eine Seite / ſo bey dem rechtẽ Winckel ſtehet / laſſe einẽ Radium od’ Sinum totũ ſeyn / ſo iſt die andere des gegen -M m ijuͤber -272FORTIFICATIONuͤberſtehenden Winckels Tangens, und die dritte und laͤngſte Seite deſſelben / da der Radius und dieſe zuſammen ſtoſſen / Secans, als Fig. 163. ſo ich die Seite a b fuͤr einen Radium nehme / iſt a c der Tangens, c b aber der Secans des Winckels a b c.
(3.) Wenn ich aber die laͤngſte Seite zum Radio nehme / ſind die andern bey - den Seiten die Sinus der gegenuͤberſtehenden Winckel / als Fig. 164. Wenn ich c b laſſe den Radium ſeyn / iſt die Seite a b der Sinus rectus des Winckels a c b, und a c iſt der Sinus rectus des Winckels a b c.
(4.) Jn allen / ſo wohl recht wincklichten als unrechtwincklichten Triangulen ſind die Seiten mit jhren gegen uͤberſtehenden Winckeln proportional, & con - tra, als Fig. 165 im Triangula b c, wie ſich die Seite a c, verhaͤlt zu dem Winckel a b c, alſo die Seite c b zu dem Winckel c a b, und alſo auch die Seite a b, zu dem Winckel a c b, & contra, wie ſich der Winckel a b c zu der Seiten a c, alſo die Win - ckel c a b und a c b, zu den Seiten c b und a b.
(5.) Jn den rechtwincklichten Trianguln / iſt das Quadratum Baſeos oder der laͤngſten Seiten gleich den Quadratis der andern beyden Seiten zugleich genom - men / als Fig. 166. Weñ die Baſis b c. 5 Ruthen were / iſt 5 mal 5 als ihr Quadra - tum, nemlich 25. Die Seite aber a b, haͤlt 4 / ihr Quadratum als 4 mal 4 ſind 16. Die Seite a c aber 3 kommen fuͤr ihr Quadratum 9. deñ 3 mal 3 ſind 9. So ſpreche ich nu daß das Quadratũ der Seite c b, 25 / ſo groß ſey / als die beydẽ Quadrata der Seiten a b, 16. und der Seiten a c, 9. welche auch zuſammen 25 machen / wie aus der 166. Figur mit mehren zu erſehen. Vnd eben diß iſt das inventum centum boum, mactatione dignum, wo fuͤr Pythagoras 100. Ochſen geopffert / denn es in vielen Sachen groſſen Nutzen hat.
(6.)273oder Kriegs-Bau-Kunſt.(6.) Wenn in der Calculation ein Winckel uͤber 90 Grad fuͤrfaͤllet / ziehe ich denſelben von 180. ab / und mit des Reſts oder Complement Sinu verrichte ich alsdenn die gebraͤuchliche Operation.
(7.) Hie ſind zu wiederholen die part. 1. cap. 1. von den Lineen und Triangulen geſetzte Theoremata, als ſonderlich von den Lineen. Theor 1. und 2 daß nemlich die Winckel eins ums ander und die ſo Creutzweiſe gegen einander ſtehen / einander gleich ſeyn. Item, von den Winckeln / Theor. 1. & 3. daß in einem rechtwincklichten Triangul die beyden ſpitzigen zuſammen 90 Grad machen / und einer des andern zum rechten Winckel Complement ſey. Jn den andern Triangulen aber machen alle 3 Winckel zuſammen 180 Grad / oder 2 rechte Winckel / wie ſolches oben mit Figuren erwieſen. Weil auch die Extractio Radicis quadratæ, oder auffziehung der Quadrat-Wurtzel ihren ſonderlichen Nutzen in etlichen Exempel der Trigo - nometriæ hat / als ſeynd auch derſelbẽ gehoͤrige Handgriff anhero geſetzet: Vnd iſt erſtlich zu wiſſen / daß eine Quadrat Zahl ſey ein jegliches Product ſo aus einer Zahl in ſich ſelbſt gemultipliciret, entſtehet: Die Zahl aber / daraus das Quadra - tum gemachet wird / iſt des Quadrati Radix, als ſo ich 5 mit 5 multiplicire, kom - men zum Quadrato 25 derer Radix iſt 5. Die Praxis aus einer gegebenen Zahl Ra - dicem quadratam zu extrahiren, wird folgender Geſtalt verrichtet:
1. Jch fange von der rechten Hand an / und ſetze an die ungleiche Stellen / als erſte / dritte / fuͤnffte / &c. unten oder oben Puncta, und ſo viel Puncta, ſo viel Ra - dices, kommen heraus.
2. Betrachte ich die Zahl ſo uͤber dem Punct nach der lincken Hand ſtehet / obM m iijdie -274FORTIFICATIONdieſelbe durch eine Radicem ſimplicem, oder eine Zahl von 1 biß 9 in ſich ſelbſt ge - multipliciret, gerade auffgehe / gehet ſie gerade auff / gut / wo nicht / muß ich eine Radicem um eines geringer nehmen / und das uͤbrige von der Oberſten abziehen / und unten ſchreiben (etliche nach der gemeinen Praxi Schreibens oben / aber die - ſes iſt beſſer / und einem Tyroni leichter zu faſſen) die Radicem aber ſchreibe ich hinter die Linee zur rechtẽ Hand / und die beydẽ nechſte folgende Zahlẽ zum andern Punct gehoͤrig / zu dem Reſt unter die Linee. Dieſes iſt alſo die erſte Operation.
3. Duplire ich die erſte Radicem, und ſetze ſie von dem andern Punct an nach der lincken Hand / doch daß der Punct frey bleibe / ſehe denn zu / wie offt ich dieſe gedoppelte Radicem in der obgeſchriebenen Zahl haben kan / ſolches ſetze ich zur rechten Seiten hinter die Linee / und auch auf / oder unter den Punct / und multi - plicire mit der neu-gefundenen Zahl den Diviſorem ſampt der auff dem Punct geſetzte Radice, was komt / ziehe ich von der obern ab / und ſchreibe es unter die Li - nee / und die beyde folgende Zahlen darzu. Vnd dieſes iſt die andere Operation, welche ſo offt wiederholet wird / ſo viel Puncta verhanden; nur daß alle Radices, es ſeyn ein / zwey / od’ 3 / &c. muͤſſen dupliret und zum neuen Diviſore gebrauchet werden. Wenn zu letzt was uͤbrig bleibet / wird daſſelbe fuͤr einen Numeratorem oder Zehler oben / und das Duplum von der gantzen Wurtzel mit 1 vermehret / zum Denominatore oder Nenner / wie ſonſt in Bruͤchen gebraͤuchlich / unten ge - ſchrieben. Wenn man aber in 10 / 100. oder 1000 Theilen ſolche Fractur haben wil / ſetzet man zu der gegebenen Zahl 2 / 4 / 6 / &c. Nullen, und operiret deñ / wie oben gedacht / fort: das uͤbrige / als noch nicht $$\frac{1}{1000}$$ machend / wirfft man weg. Dieſeswas275oder Kriegs-Bau-Kunſt.was bißher gelehret / wird mit folgenden Exempel erklaͤret. Es ſey von einem Krieges-Obriſten, der eine Stadt durch Sturm-Bruͤcken an den Wall zu brin - gen zu uͤberrumpeln gedencket / durch gewiſſe Kundſchafft erkundiget / Fig. 167. die Perpendicular-Hoͤhe des Walles a b, an demſelbigen Orthe 24 Fuß / die Docir - ung des Walles b c, ſey halb / nemlich 12 Fuß / der grobe dafuͤr c d, 60. iſt alſo b d, 72. Fuß. So ich nu von d biß a eine Sturm-Bruͤcke wolte anbringen / iſt die Fra - ge / wie lang ſolche ſeyn muͤſte? a b d, geben einen rechtwincklichten Triangul / und droben Theorem. 5. iſt gedacht / daß die Quadrata der beyden Seiten gleich ſeyn dem Quadrato der Baſis, als multiplicire ich a b, 24 mit 24 / kommen 576. Item, b d, 72. in ſich oder mit 72 / kommen 5184. Dieſe beyde Quadrata addiret geben fuͤr das Quadratum der Seiten a d, 5760 / deſſen Radix Quadrata gibt die be - gerte Laͤnge der Sturm-Bruͤcken oder Seiten a d, Solche nu zu extrahiren, punctire ich (1.) die erſte und dritte Zahl / von der rech ten Hand anzurechnen / als o und 7 / unnd weil nur 2 Puncta / bekomme ich auch nur 2 Radices. (2.) betrachte ich die Zahl uͤber dem letzten Punct / ſolche iſt 57. dieſer Radicẽ ſuche ich bey mir im Sin -
ne ſprechende: 7. mahl 7. iſt 49. 8. mal 8. iſt 64. welches ſchon zu viel /muß276FORTIFICATIONmuß derowegen 7 behalten / ſolche ſchreibe ich hinter die Linee / derer Quadratum aber 49. unter 57 / und ziehe eins vom andern ab / bleiben 8 / ſolche ſetze ich unter die Linee / und die Zahlen zum andern Punct gehoͤrig / nemlich 60. darzu kommen 860. (3.) Duplire ich die gefundene Radicem 7 / machen 14 / ſolche ſetze ich unter 860. daß der Punet unter d’ o frey bleibe / und ſpreche 1 in 8 habe ich 5 mal / ſolche ſetze ich hinter die Linee zu der erſten Radici, und auch unter den Punct / kommen 145. Dieſe mit 5 gemultipliciret, geben 725. ſolche von den Oberſten als 860. abgezo - gen / bleiben 135. unter dieſe ſchreibe ich die gedoppelte Radicem 75. mit 1. vermeh - ret / nemlich 151. Jſt alſo die geſuchte Radix quadrata, oder die Laͤnge der Sturm - Bruͤcken 75. $$\frac{135}{161}$$ oder bey nahe 76. Fuß. Vnd alſo mit den andern auch.
Wollen nu zur Solution der rechtliniſchen Triangul an ihm ſelbſt ſchreiten / und ſolche in folgenden 6 Caſibus abfaſſen. Denn ob wohl Urſinus 10 und Frobe - nius gantzer 20 vorgeſtellet / iſt doch ſolche Weitleufftigkeit dieſes Orts nicht noͤ - tig / und kan gar wol alles / was von denen weitleufftiger vorgeſtellet / zu dieſen 6. Caſibus referiret werdẽ. Die drey erſten ſollen handeln von den rechtwincklichtẽ / die drey andern von den unrechtwincklichten Triangulen.
Wenn in einem rechtwincklichten Triangul bekand ſeyn uͤber den rechten Win - ckel (denn dieſer wird ſtets als bekant præſupponiret) die Baſis oder laͤngſte Sei - te mit einem der ſpitzigen Winckel / den andern ſpitzigen Winckel und andere bey - de Seiten zu finden. Als Fig. 168. im Triangul a b c, bey b rechtwincklicht ſey be -kand277oder Kriegs-Bau-Kunſt.kant die Baſis a. c, 300. Fuß / und der Winckel bey a 25. Gr. Auß dieſem nu die drey uͤbrige Stuͤcke des Trianguls zu finden / und zwar erſtlich den andern ſpitzigen Winckel bey c, als ziehe ich den Winckel a, 25 Grad von 90 ab / bleiben zum Win - ckel c, 65.
Zum andern die dem Winckel a gegenuͤberſtehende Seite b c.
1. Vulgariter.
Wie der Radius oder Sinus totus 10000000. zu des Winckels a, 25. Gr. Sin. Rect. 4226183. Alſo die Seite a c, 300. Fuß zu der Seite b c, welche komt 126 $$\frac{78549}{100000}$$
2. Logarithmicè.
Wie der Logarithmus des rechten Winckels b --- 10000000.
zu dem Logarithmo des Winckels a, 25. Gr. --- 9625948
Alſo der Logarithmus der Seiten a c, 300 -- -- $$\frac{3477121}{13103069}$$ Add.
Hiervon den erſten abgezogen bleibet der Logarithmus, -- 3103069.
Dieſem reſpondiren unter den Numeris Vulg. 1268 auch faſt wie vor / fuͤr die Laͤnge der Seiten c b. Dieſes koͤnte nu auch durch den Modum Proſthaphæreticũ geſuchet und gefunden werden / Weil aber ſolcher Modus einem Incipienten im Anfang ſchwer fuͤrfaͤllet / ja auch einem ſonſt wohlgeuͤbten leicht Jrrungen ſchaf - fen kan / iſt nicht leicht ſonderlich den Incipienten darzu zu rathen oder anzuwei - ſen / ſondern es iſt der ſicherſte und beſte Weg bey der gemeinen Proportion zu verbleiben / und wenn man darinnen wolgeuͤbet / den Calculum Logarithmicum auch zu adhibiren.
N nZum278FORTIFICATIONZum dritten / die Seite a b, zu finden / nehme ich nur fuͤr den Winckel a 25. Gr. ſein Complementum, nemlich den Winckel c, 65. Gr. und operire in allen beyden Modis wie zuvor.
Wann in einem rechtwincklichten Triangui bekant ſeyn / ein ſpitz[i]ger Winckel und eine Seite / ſo den Winckel beſchleuſt / die andern Stuͤcke zu finden.
1. Der ander ſpitzige Winckel wird gefunden wie zuvor / ſo ich nemlich den be - kanten Winckel von 90. Gr. abziehe / als Fig. 169. im Triangul d e f, ſey gegeben der Winckel d, 30 Gr. dieſen von 90 bleiben fuͤr den Winckel e, 60. Gr. die Seiten aber d f, ſey 200. Fuß. Hieraus
2. Zu finden die Seite f e, vulgariter. Wie der Radius 10000000 ſich verhaͤlt zu den Tangent des Winckels d, 30. Gr. nemlich 5773503.
Alſo die Seite d f 200 Fuß zu der Seiten e f 115 $$\frac{47006}{100000}$$ .
3. Die Baſin e d, zu finden. Wie ſich verhaͤlt der Radius 10000000. zu des Win - ckels d 30 Gr. Secantem 11547005. alſo die Seite d f 200 Fuß zu der Baſi ed, 230 $$\frac{9401}{10000}$$ .
Wenn ich einen rechtwincklichten Triangul uͤber dem rechten Winckel 2 Sei - ten bekant / die dritte Seite und die andern bey den Winckel zu finden. Jn ſolchen Triangul ſind entweder bekant die 2 kuͤrtzeſte Seiten / ſo bey den rechten Winckel ſtehen / oder eine Kuͤrtze und eine Laͤnge.
1. Die279oder Kriegs-Bau-Kunſt.1. Die dritte Seite finde ich alſo: Jch multiplicire jede bekante Seite abſon - derlich in ſich ſelber oder quadratè, ſind es zwey kurtze Seiten ſo bekant / addire ich beyde Quadrata zuſammen / derer Radix quadrata gibt die laͤngſte Seite. Jſt es aber eine lange und eine kurtze Seite / ſubtrahire ich das Quadratum der kuͤrtzeſten / von dem Quadrato der laͤngſten Seiten / des Reſtes Radix quadrata iſt die andere unbekante kurtze Seite. Als Fig. 170. im Triangul g h i ſey die Seite g i, 120. h i, 90 Fuß / Jſt die Frage wie lang die laͤngeſte Seite g h? 120 mit 120 ge - ben 14400. 90 mit 90 geben 8100 / beyde quadrata addiret, thun 22500. Derer Radix quadrata außgezogen / wie zuvor gelehrt / iſt 150 fuͤr die Seite g h.
So aber die laͤngſte Seite g h 150, und eine der kurtzen h i, 90 Fuß bekant were / ziehe ich das Quadratum der kuͤrtzeſten 8100 von dem Quadrato der langſten 22500. reſtiren 14400. Dieſer Radix quadrata 120, gibt die andere Seite g i.
2. Einen der ſpitzigen Winckel kan ich folgender Geſtalt ſuchen (deñ wenn einer derſelben bekant / kan ich den andern / als deſſelben zu 90 Complement auch leicht finden) vulgariter, und zwar ſo die Seite g i und i h bekant / wie g i, 129 Fuß zu h i, 90 / alſo der Radius, 10000000 zu dem Tangente des Winckels g, welcher komt 7500000 dieſem reſpondiren 36. Gr. 52. min. proximè. Solche von 90. abgezo - gen / geben den andern Winckel h. 53 Gr 8. min. Oder ſo die Seite g h, und h i be - kant weren / iſt; wie g h, 150. zu h i, 90. Alſo der Radins 10000000 zu dem Sinu recto des Winckels g. 6000000. dieſem reſpondiren 36. Gr. 52. min. 10. ſec. Wie zuvor / oder ſo / g i, und g h, wie g i, 120 zu g h 150 / alſo der Radius 10000000 zum Sec. 12500000 des Bogen iſt 36. Gr. 52. min.
Wenn in einem Triangul / ſo keinen rechten Winckel hat / zwey Winckel und eine Seite bekant / den dritten Winckel und die andern beyden Seiten zufin - den. I. Den dritten Winckel zu finden / addire ich die beyden bekanten Winckel / und ſubtrahire derer Summa von 180. Gr. der Reſt gibt den[dritten] Winckel per Conſect. 2. Theor. 1. Cap. 1. Part. I. von den Trianguln:
Wenn denn nu alle Winckel bekant / kan ich auch die andern beyden Seiten per Theorem. 4. huius Cap. leichtlich finden; Als Fig. 171. im Triangul k l m ſey bekant der Winckel k 38. Grad. Der Winckel m, 64. Gr. und die Seite k m, 360. Fuß. Nu in dieſem erſtlich zu finden den dritten Winckel l, addire ich die beyden Winckel als k, 38. Gr. und m 64. Gr. thut 162. Gr. Dieſe von 180 abgezogen / bleiben 78. Gr. fuͤr den dritten Winckel l. II. Die Seiten k l und k m zu finden und zwar Vulga - riter. Wie der Sinus des Winckels l. 78 Gr. 9781476. zu der gegenuͤberſtehenden Seite k m, 300. Fuß / alſo der Sinus des Winckels m, 64. Gr. 8987940. zu ſeiner gegenuͤberſtehenden Seiten k l, 275 $$\frac{66}{100}$$ / und alſo 2. der Sinus des Winckels k, 38. Gr. 6156615. zu ſeiner gegenuͤberſtehenden Seite l m. 188 $$\frac{82}{100}$$ .
Wann zwey Seiten und ein Winckel bekant / die andern beyden Winckel und die dritte Seite zu finden. Wenn der Winckel der einen bekanten Seiten gegenuͤber ſtehet / kan ich nur nach voriger Proportion umgekehret / erſtlich den andern Win - ckel / ſo der andern bekanten Seiten entgegen geſetzet / und denn auch den drittenWin -281oder Kriegs-Bau-Kunſt.Winckel und ſeine gegenuͤberſtehende Seite ſuchen. Als ſo in vorhergehender 188 Fig. bekant weren die Seiten k m, 300 Fuß / und k l, 275 $$\frac{66}{100}$$ nebenſt dem Win - ckel I, dieſer Seiten k m gegenuͤberſtehent 78. Gr. Jſt: wie k m 30000. zu dem Sinu des Winckels l 78. Gr. 9781476 / alſo die Seite k l, 275. 66. zu dem Sinu des Win - ckels m 8987872 / dieſem reſpondiren 64. Gr. fuͤr dem Winckel m. Wenn ich nu alſo beyde Winckel bey l und m habe / kan ich auch leicht nach vorhergehendem Caſu den dritten Winckel k und dieſem gegenuͤberſtehende Seite l m finden. Weñ aber der bekante Winckel zwiſchen beyden Seiten begriffen wird / gibt es etwas mehr Difficultaͤt; und iſt die Proportion dieſe: Wie die Summa der beyden Sei - ten zu derſelben Differentz, alſo der Tangens der halben Summa der andern beyden Winckeln zu dem Termino quarto, welches ein Tangens iſt / und dieſem reſpondirende Grad / wenn ſie zu der halben Summa der Winckel addiret wer - den / geben den groͤßeſten / von derſelben aber ſubtrahiret den kleineſten Winckel der andern beyden. Als voriges Exempel zubehalten und bekant anzunehmen die Seite k l, 275. 7. und l m 188. 8. nebeſt von dieſen beyden begriffenen Winckel l, 78. Gr. Dieſen ſo ich von 180 abziehe / bleiben 102 fuͤr die Summa der andern Winckel / derer Helffte iſt 51. Gr. Weil aber dieſe Winckel nicht gleich / muß ich ihre Differentz folgender Geſtalt ſuchen. Die Seite k l, 275. 7 / und l m 188. 8. thun zu - ſammen 464. 5. 1. Term. die Differentz 86. 9. 2. Term. der Tangens der halben Summa. der Winckel 51. Gr. iſt 12348972. 3. Term. Vulgariter. Wie nun 464. 5. zu 86. 6. alſo 12348972. zu dem Tangent 2310281, dieſem reſpondiren 13. Gr. proximè, ſolche zu 51. addiret, geben den groͤßeſten Winckel m, 64. Gr. ſolche aber von 51. ſub -N n iijtrahi -282FORTIFICATIONtrahiret, den kleineſten Winckel k 38. Gr. Wenn nu alle drey Winckel und zwey Seiten bekant / kan ich nach vorhergehenden Caſu die dritte Seite k m, auch leicht finden.
Wenn in einem Triangul ſo keinen rechten Winckel hat / alle drey Seiten be - kant / die Winckel zu finden. Jn dieſem Caſu weil kein Winckel bekant / und alſo die Proportion zwiſchen den Seiten und gegenuͤber ſtehenden Winckeln nicht kan perdirectum erkundiget werden / als muß ich erſtlich den gegebenen Triangul durch ein herunterfallendes Perpendiculum, entweder innwendig oder auß - wendig in zwey rechtwincklichte Triangul ſolviren, und denn per caſum 3. die Winckel ſuchen. Als Fig. 172. es ſey gegeben der unrechtwincklichte Triangul n o p, und an demſelben die Seiten n p. 350. p o, 232. n o, 148. Fuß. als laße ich in - wendig aus o in q eine Perpendicular-Linee heunter fallen / ſolche machet aus dem einem unrechtwincklichten Triangul n o p zwey rechtwincklichte n q o und o p q bey q rechtwincklicht. Damit ich auch nu in den rechtwincklichten derſelben Winckel zuerkundigen / gebuͤhrliche Data erhalten moͤge / muß ich die Stuͤcke der Baſis n q und p q ſuchen oder vielmehr das Stuͤcke r p, wie viel nemlich p q laͤnget ſey als n q, die Proportion iſt vulgariter folgende.
Wie die Baſis oder laͤngſte Seite n p 350 zu den andern beyden Seiten
derer Summa 380 / alſo der bey der Seiten Vnterſcheid 84 / zu dem Stuͤck der Baſis r p, 91 $$\frac{2}{10}$$ dieſe von 350 als n p abgezogen / bleiben 258. 8. fuͤr dasStuͤck283oder Kriegs-Bau-Kunſt.Stuͤck n r, deſſen Helffte iſt n q 129. 4. zu dieſem r p. 91. 2. hinzu gethan / kompt das ander Stuͤck der Baſis q p 220. 6. Weil nu in den Trianguln n q o und o q p bey q rechtwincklich bekant ſeyn / n q und n o, item im andern p q und p o, iſt per Caſ: 3. wie
zu
alſo d’ Rad. zu dem Secant. d’ Winck.
wenn dieſe beyde Winckel gefunden / kan ich nicht allein den dritten Winckel n o p, ſondern auch n o q und p o q, und aus dieſer einem das perpendiculum o q finden So ich aber das perpendiculum von den ſpitzigen Winckel p, auswendig / in ſ, wolte herunter laſſen / iſt der proceß dieſer.
Wie die Baſis, on, 148. zu den andern bey den Seiten
und Summa 582. alſo derſelben differentz 118 zu der verlaͤngerten Baſis n t, 464, o 2. von die - ſen n o 148. o o abgezogen / bleibet o t, 316. o 2. deſſen Helffte o ſ 158 o 1 dieſe zu n o, 148 wird n ſ 306, o i. Habe alſo abermahl zweyrechtwincklichte Triangul n ſ p und o ſ p, in welchen bey den zweyen Seiten als im Triangul n ſ p, die Seiten n ſ, und n p: Jm Triangul ſ o p aber die Seiten ſ o, und o p bekant / aus welchen ich leicht finden kan erſtlich den Winckel n p ſ, und denn auch den andern o p ſ, wel - chen ſo ich von n p ſ abziehe / bleibet der geſuchte Winckel in den gegebenen Trian - gul / o p n. 2. So ich weiter den Winckel ſ p o von 90 abziehe / bleibet der Winckel ſ o p, dieſen von 180 abgezogen / gibt den andern Winckel im Triangul p o n, aus welchen beyden denn auch der dritte kan geſuchet werden / Alſo koͤnnen auch alle vorhergehende Operationes Logarithmicê, wie bey dem erſten Caſu angewie - ſen / geſuchet werden. Andere ziehen von der Summa der Quadratorumder284FORTIFICATIONder Baſis und der einen Seiten das Quadrat der andern Seiten ab / den Reſt di - vidiren ſie durch die doppelte Baſin, was heraus komt iſt das Stuͤck der Baſis, ſo zwiſchen dem Perpendiculo und der erſt genommenen Seite enthalten wird / als im vorigen Triangul n o p,
Dieſes mit der Baſis 350 duplo 700 dividiret, komt das Stuͤcke p q. 220. 6. oder ſo ich erſtlich das Stuͤcke n q haben wolte:
Dieſe mit dem duplo Baſis 700 dividiret, geben die Stuͤcke n q. 129. 4.
Alſo auch endlich im andern Exempel / da das Perpendiculum außwarts gehet / faͤllet es etwas anders / als nemlich das Stuͤck o ſ zu finden / ziehe ich vondem285oder Kriegs-Bau-Kunſt.dem Quadrato der laͤngeſten Seiten a b die beyden u Qadrata der kuͤrtzeſten Sei - ten und der Baſis, den Reſt dividire ich durch die doppelte Baſin.
Dieſe mit der doppelten Baſi 296 dividiret, geben 158. 01, fuͤr das Stuͤck ſ o,
Dieſe ſey alſo gnugſam von der Trigonometria Triangulorum planorum & recti lineorum.
Wie eine Regular-Figur Geometricè nach obgeſchriebener Anleitung außzurechnen.
Nu ſol auch mit einem Exempel erklaͤret werden / wie eine Regular-Figur nach der Trigonometria außzurechnen / und auff was Weiſe man gewiſſe Ta - bellen uͤber alle Regular-Figuren auff mancherley Weiſe verfertigen koͤnne. Es werden aber mehrentheils 5 data oder bekante Stuͤck in einer Regulier-Figur von den Autoren, um die andern alle mit einander zu finden (wiewol man auch mit wenigern / ſo man die Algebram und Reg. Falſi mitnehmen wil / und in der -O oſelben286FORTIFICATIONſelben geuͤbt / zukommen kan) erfodert; und ſind ins gemein (1.) Die Figur / obs ein 4 / 5 / od’ 6 Eck / &c. (2.) der Bollwercks-Winckel (3.) die Geſicht-Linee (4.) die Schulter oder Kehl. (5.) die Cortin oder die innwendige Seite / wiewol man dieſe Data unterſchiedlich abwechſeln und verendern kan / Allhie iſt Fig. 174. ein Stuͤcke eines Fuͤnff-Ecks nach obigen zwoͤlfften Modo deſcribiret, fuͤrgeſtellet. Jn dieſem ſind folgende Data: 1. Die Figur iſt ein Fuͤnff-Eck / derowegen / ſo ich ei - nen gantzen Circkul 360 mit 5 dividire, kommen 72. Gr. fuͤr dem Winckel beym Centro a b c, ſolche von 180 abgezogen / bleibet der Winckel bey der Circumfe - rentz e a c, 108 Gr deſſen Helffte 54 Gr. gibt die beyden Winckel b a c und a c b.
2. der Bollwercks-Winckel ſol ſeyn 15 Gr. mehr als der halbe Polygon-Win - ckel / ſo ich derowegen zu 54. Gr. 15. addire, kommen 69. Gr. fuͤr den Bollwercks - Winckel / deßen Helffte iſt der Winckel a m h 34 Gr. 30. min. Vnd weil die Winckel b a c und b m d gleich / ziehe ich von dem Winckel b m d als den halben Polygon - Winckel 54 Gr. ab / den halben Bollwercks-Winckel a m h 34. Gr. 30 min. bleiben fuͤr dem Winckel h m d, 19. Gr. 30 min. dem gleich iſt der kleine Streich-Winckel m ſ a, deſſen Complement zu 90 / iſt k h ſ 70 Gr. 30 min. Vnd dieſes Comple - ment zu 180 / der Winckel ſo die Schulter und Geſicht-Linee machet k h m, 109 Gr. 30 min. 3. Der Winckel h a k den die Schulter k h ſubtendiret, ſol ſeyn 40 Gr. deſſen Complement iſt der Winckel a h k 50 Grad. 4. Die Geſicht-Linee m h 24 Ruthen / und 5. die Cortin k l, 42 Ruthen / Dieſes ſeyn alſo die fuͤnff data: Aus denſelben die andern Stuͤck zufinden.
(1.) Nehm ich fuͤr mich den rechtwincklichten Triangul h g m, in dieſem ſind be -kant287FORITFICATIONkant / die Seite m h 24 Ruthen / und der Winckel m, 19. Gr. 30. min. Deſſen Com - plement 70. Gr. 30 min. gibt den Winckel h, derowegen 1. fuͤr die Seite m g per Caſ. 1. Wie der Radius 10000000. zu dem Sinu des Winckels h, 70. Gr. 30. min. 9426415. alſo m h 24 Ruthen zu m g 22 / 62. Welcher iſt gleich o d, ſo ich derowe - gen dieſe duplire, 54. 24 und g o oder k I, die Cortin 42 Ruthen darzu addire, kom - men fuͤr die euſſerliche Polygon m d, 87. 24. 2. fuͤr die prolongirte Schulter h g, wie der Radius 10000000. zu dem Sinu des Winckels m, 19 Gr. 30 min. 3338068. alſo m h 24 Ruthen zu h g 8. 01.
(2.) Jm Triangul a h m iſt bekant der Winckel m, 34. Gr. 30. min. und die Seite m h 24. Ruthen / Weil dieſes aber ein unrechwincklichter Triangul iſt / ſind dieſe zwey Data nicht genug / ſondern es muß noch ein Winckel bekant ſeyn / als ziehe ich entweder dem Winckel a h k 50 Gr. von dem Winckel m h k 109 Gr. 30. min. bleiben 59 Gr. 30 min. fuͤr dem Winckel m h a, oder ich ziehe den halben Polygon - Winckel b a c, 54 Gr. von 180 bleiben 126 / Von dieſen abermal den Winckel k a h 40 Gr. bleiben fuͤr den Winckel m a h, 86 Gr. Weil denn nu in dieſem Triangul bekant ſeyn alle 3 Winckel und die Seite m h, kan ich leicht die Capital m a per Caſ. 4. folgender maßen finden: Wie der Sinus des Winckels a 86. Gr. 9975640. zu der Se ten m h 24 Ruthen; Alſo der Sinus des Winckels h 59 Gr. 30 min. 9616292. zu der Seite oder Capital m a 20. 73.
(3.) Jn dem Triangul m a n ſind bekant die jetzt gefundene Seite m a, 20 / 73. und der Winckel m als der halbe Polygon-Winckel 54 Gr. deſſen Complement iſt der Winckel a 36 Gr. derowegen abermal per Caſum I. 1. Wie der RadiusO o ij10000000.288FORTIFICATION10000000. zu dem Sinu des Winckels a 36 Gr. 5877852 / alſo die Seite m a, 20 / 73 / zu m