PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Joh. Chriſtoph Pinters von der Au /
Neuer / vollkommener / verbeſſerter und ergaͤntzter Pferd-Schatz /
Jn einer ausfuͤhrlichen / leicht-verſtaͤnd - und begreifflichen / aus reiffer Durchforſchung der Natur und untruͤglicher Erfahrung geſchoͤpffter Wiſſenſchafft / Und auff dieſe feſt-gegründeter Kunſt-Vbung vorgeſtellet:
Vermittelſt welcher durch gewiſſe Grund-Regulen / und vernunfft - maͤſſige Gleichnuͤſſe alles dargewieſen wird / Was von dem gantzen Geſchlecht der Pferde / dero verſchiede - nen Arten / guten und boͤſen Eigenſchafften / Maͤngeln und Gebrechen: Nicht weniger Bey Fortpflantzung / Erziehung / Wartung / und kuͤnſtlicher Abrichtung der Pferde / denen hierzu dienenden regulirten Zaͤumungs-Mitteln und Mundſtuͤcken / ſo dann was einem jeden / ſo mit Pferden umzugehen hat / inſonderheit aber allen Bereutern allerdings zuwiſſen nuͤtzlich und noͤthig ſeyn mag. Deme beygefuͤgt Hn. DEL CAMPE, Koͤnigl. Fraͤntzoͤſ. Stallmeiſters wohl-abgefaßte Reit-Kunſt / oder Leichte und richtige Anweiſung / wie einer mit der Zeit einen gu - ten Reuter abgeben koͤnne / zuſamt einem kurtzen Bericht / von Lantzen - brechen / Kopff - und Ringel-rennen: Und dann Ein vollſtaͤndiger Haupt-Theil Wohl-bewaͤhrter Artzney-Mittel / und rarer Recepten / vor allerhand vorfallende Gebrechen und gefaͤhrliche An - ſtoͤſſe der Pferde / auch wie ſolchen gluͤcklich und geſchwind abzuhelffen. Alles mit ſonderbahrem Fleiß / nuͤtzlichen Regiſtern und vielen Kupffer-Abbildungen gezieret und ausgefertiget.
Franckfurt am Maͤyn/ verlegtsGeorg Heinrich Oehrling/ Buchhaͤndl. DrucktsJohann Philipp Andreaͤ. M DC LXXXVIII.
1Neuer vollkommener Pferde-Schatz.

Erſter Theil / Jm erſten Haupt-Theil dieſes Neuen vollkommenen Pferd-Schatzes /

Ausfuͤhrliche Beſchreibung / 1. Was bey Anrichtung und Fortſetzung einer wohlbeſtellten vortrefflichen Studterey in acht zu nehmen / und zu meiden iſt. 2. Was bey derſelben vor Nutzen / Ergoͤtzlichkeit und Ruhm zu erhalten: auch 3. Widriges Falls / fuͤr Beſchwerungen / Schimpff und Schaden zu beſorgen.

Des edlen Vaters Art / der Mutter guter Nahmen /
Legen den rechten Grund / auch in der Pferde Saamen /
Die reine warme Lufft / das Futter / Waſſer / Weyd /
Die Landes-Art und Stall / und ihr Beqvemlichkeit /
Bey rechter Wiſſenſchafft; Luſt / Nutzen / von den Roſſen
Wird zu der Nothdurfft Ruhm / durch Studterey genoſſen.

Vorrede.

WAnn der allmaͤchtige groſſe GOtt von dem Vieh / ſo auff den Bergen und auf den Feldern lebet / bezeuget / daß er ſich deren Eigenthums nicht begeben / ob er gleich deren Ge - brauch / dem menſchlichen unter - worffen / will er damit auſſer allen Zweiffel / 1. lehren / daß der Menſch in deſſen Gebrauch / nicht ohn alle Verantwortung ſey / wie er damit umgehe / ſondern / daß er ihme (als dem rechten Eigenthums-Herren) eben ſo viel Rede und Antwort zu geben ſchuldig ſey / als ein leiblicher Knecht ſeinem Herrn zu thun ver - pflichtet iſt / wann derſelbe eines und anders durch ſchaͤdlichen Mißbrauch zu Schaden gebracht oder gar muthwillig verderbet haͤtte.

2. Das groſſe Belieben / Luſt und Wohlgefallen / ſo GOtt ſelber ob der Fruchtbarkeit und groſſen Men - ge vieles Viehs trage / weil er bekennet / daß ſolches fuͤr ihm gehe / ſeine Weyde ſuche / und jederzeit fuͤr ſeinen Augen ſchwebe / wie ein fleiſſiger Haußwirth auff ſein Vieh gute Acht haben ſolle.

3. Wie auch GOTT / den groͤſten und meiſten Reichthum / den heiligen Ertz-Vaͤtern in einer Men - ge Vieh wiederfahren laſſen / und dieſelbe ihrent hal - ben geſegnet / daß ſie ſich ſehr vermehret / worinnen derſelben fuͤrnehmſtes Vermoͤgen in zeitlichen Guͤ -tern / vielmehr als an Landen / Herrſchafften und ſtatt - lichen Wohnungen / noch Edelgeſtein / Silber oder Gold beſtanden.

Dergleichen groſſe Verheiſſung geſchicht von GOTT / ſeiner glaͤubigen Kirchen im alten und neuen Teſtament / worinnen er nicht alle in ſolcher un - zehlicher Menge Viehs / ſondern in ſpecie neben den Camelen / (welches auch ein ſehr nuͤtzliches / und den Pferden in vielen Stuͤcken und Eigenſchafften gantz aͤhnlich und verwandtes Thier iſt /) der Pferde / und zwar der guten Laͤuffer gedencket / ſo ſich zu derſelben Erweiterung und Fortpflantzung haͤuffig finden und gebrauchen laſſen ſollen. So dann GOtt ſelbſt ob der Menge des Viehes ins gemein einige Ergoͤ - tzung von ſich verſpuͤhren laͤſſet / wie vielmehr Gefallen wird er ob dem Vieh tragen / welches nicht von einfa - chen / ſondern doppelt und mehr als zweyfachen Nu - tzen / als die Pferde ſeyn.

Wie ſolches auch aus dem Gegenſatz erſcheinet / daß die Minderung und Unfruchtbarkeit des Viehs / nicht von den Geringſten / ſondern ſehr empfindlichen harten Straffen GOites / von ihm ſelber gedrohet und ausgeſprochen oder gedeutet.

So iſt um ſo viel weniger zu verwundern / daß von allen Zeiten her die Liebhaber der Pferde / und unter ſolchen vornehmlich die hohen Potentaten (welchenErſter Theil. Aes2Neuer vollkommeneres Standes und Vermoͤgens halber vor allen an - dern anſtaͤndig und auszufuͤhren ertraͤglich iſt /) auff die Erziehung vieler guten Pferde / nicht wenig Sor - ge / Fleiß / Muͤhe und Koſten gewendet / unter welchen die Egyptier / Theſſalier / Macedonier / heutiges Tages aber die Spanier / Jtaliaͤner / vor andern zwar mehr auff den groſſen Ruhm / als Nutzen geſehen / deſſen ſie doch auch zu keiner Zeit gemiſſet / ſondern ihre ausge - legte Unkoſten reichlich und uberfluͤſſig erſetzet bekom - men.

Weil aber menſchliche Ding (wie gut dieſelbige auch ſeyn moͤgen /) durch den eingemengten Miß - brauch / je laͤnger jeſchwaͤcher und beſchwerlicher wer - den / je naͤher die Welt zu ihrem Ende eilet / dergroͤſte Nutzen / Luſt und Ruhm aber / in Erhaltung und Erneuerung der rechten Ordnung mehr als auff bloſſem Wahn und Einbildung beſtehet: So kan die Wiederholung und Auffweckung der alten guten Regeln / eben ſo wenig als die Eroͤffnung neuer Erfin - dungen ſchaͤdlich ſeyn / ſo weit ſolche nicht mit einan - der ſtreiten / ſondern einſtimmig und gleichfoͤrmig ſeyn / zumahl in dieſer Wiſſenſchafft leichter etwas uͤberſehen wird / als man darinnen alle Voͤllkommen - heit erreichet / fondern noch immer etwas neues zu er - fahren / und was altes / ſo bereit aus der Acht gelaſſen / oder verlegen geblieben / wieder hervor zu ſuchen / beyde aber nicht ohne Nutzen anzu - wenden ſeyn.

Unterſchiedene Geſchlecht der Pferde.

DJeweil ſich in der Natur der Pferde hauptſaͤchlich zweyerley Geſchlechte von Pferden befinden / waͤre wol einer End - ſcheidung noͤhtig / ſo mit genugſamen Beweiß erklaͤren moͤchte / welche unter ſolchen bey - den die vornehmſten / nuͤtzlichſten / und beruͤhmte - ſten ſeyn ſollen.

Die 1. Art wilder Pferde.

Wann der Geiſt Gottes der Pferde in der Wuͤ - ſten gedencket / ſcheinet es faſt / als ob er die rechte wilde Pferde / als der Natur recht ſchuldige Kinder damit gemeynet haben moͤchte / ob gleich deren we - nigſter Theil / oder keine zu dem Menſchlichen Ge - brauch kommen oder gebracht werden koͤnnen: Weil er denſelben eine der fuͤrtrefflichſten Eygenſchafften zuſchreibet / welche ſich nicht bald an der alleredelſten Art Pferden finden laͤſſet / daß ſie nemlich nimmer - mehr ſtraucheln ſollen.

Die 2. Art wilder Pferde.

Eine andere Art Pferde werden fuͤr wilde Pferde gehalten / welche auch auff freyem Feld unter einer groſſen Heerde zu der Welt kommen / und unter dem freyen Him̃el erwachſen / Sommer und Winter ſich ſelber weyden / biß ſie auf ſonderliche Art gefangen / baͤndig und zu dem Menſchlichen Gebrauch nach und nach tuͤchtig gemacht werden / welches doch offt groſſe Muͤhe und Kunſt brauchet / daruͤber auch man - ches zu Schaden kommet / oder ſich verlauffet / daß es niemals gefangen wird / zum wenigſten ſeinem rechten Herꝛn nicht mehr zu Geſicht oder in ſeinen Gewalt kommet.

Die 3. Art wilder Pferde.

Faſt auff gleiche Art werden auch wilde Studte - reyen angerichtet / worinnen die Pferde auch mit menſchlichen Haͤnden nicht beruͤhret / oder zahm ge - machet werden / biß ſie ihr voͤlliges Alter erreichet / darinnen man ſie zu dem Gebrauch nehmen / brin - gen wil / damit hat es allein dieſen Unterſchied / daß ſie alſo mit einem Graben / oder Geheg verwahret ſeyn /ſo ſie nicht in das offene Feld kommen laͤſſet / und daß man derſelben / wann man will / maͤchtig werden kan / wann ſie in einen engen Winckel zuſammen getrieben werden / welches wie ein Sack einen Zu - fall hat / daß ſie nicht wieder zuruͤck in die Weite kom - men moͤgen / darauß man dann bald dieſes / bald ein anders behaͤlt / und allgemach zahm machet.

Wann dieſe Pferd uͤber Winter vor Hunger das junge Strauchholtz eſſen / werden ſie davon ſehr tauerhafft / daß ſie in keinerley Arbeit erligen / oder von Hunger leichtlich abkommen.

Die 4. Art wilder Pferde.

Ariſtoteles gedencket von wilden Pferden / welche in Syrien in groſſer Menge und Heerde zu finden / welchen er dieſen ſonderlichen Gebrauch zuſchreibet / daß ſie den jungen Hengſten / das Geſchroͤdt auß dem Leibe beiſſen / oder doch ſo lang umbjagen / biß ſie ihn ermuͤden und zu ſchanden machen / ſo bald ſie ſehen / daß deren einer auf eine Studten geſprungen.

Die 5. Art wilder Pferde.

Volaterranus im fuͤnfften Buch / und andere alte Scribenten / zehlen unter die wilde Pferd / die man bey uns fuͤr ein anders Geſchlecht haͤlt. Unter andern ſeyn wilde Pferd in Jndien / ſo ein Horn an der Stirn tragen / die man fuͤr das Einhorn halten will.

Die 6. und 7. Art wilder Pferde.

Jn Aethyopia ſeyen wilde Pferd / ſo zween groſſe lange Zaͤhn / geſpaltene Huͤffe / und die Moͤhn uͤber den gantzen Ruͤcken reichet / ſonſt aber den Hirſchen faſt aͤhnlich. Andere daſelbſt ſollen Federn wie die Greiffen haben.

Die 8. und 9. Art wilder Pferde.

Boemus gedencket Pferde im Koͤnigreich Pohlen / mit Hirſch Gewicht / wodurch wol die Renn-Thier / oder gar die Elend gemeynet ſeyn koͤnten.

Die 10. Art wilder Pferde.

Es ſollen die Bachmaten der Tartarn wilde Pferde ſeyn / welche doch der Zeit ſehr zahm und ge - mein ſeyn.

Die3Pferde-Schatz.
Die 11. Art wilder Pferde.

Die Perſianer jagen in der Landſchafft Servana die wilden Pferde / wie alles anders Wild: Solche haben lange ſpitzige Moͤhn / fuͤrgebogene Stirn als die Haſen / die Groppa gar ſpitzig / breit und harte Huͤffe / daß ſie auch in den rauheſten Felſen und Steinwegen keines Beſchlagens beduͤrffen / ſo feſt und ſtarck ſeyn auch ihre andern Schenckel / daß ſie zween Tag und Nacht an einander ohne Ermuͤdung ſtreng fortlauffen koͤnnen. Seyn meiſtentheils ei - nerley Farb faſt wie die Maͤuſe / mit ſchwartzen Strichen uͤber den Ruͤcken / und ſchwartzen Ringen umb die Fuͤſſe.

Die 12. Art wilder Pferde.

Die Scytiſchen an dem Fluß Cyres ſeyn ſchnee - weiß in groſſer Menge / welche ſonderliche Art ſon - deres Zweifels / auß der Vermiſchung unterſchied - licher Art Thier entſtehet / als bey den Eſeln und Pferden geſchehen iſt / alſo noch weiter geſchehen kan.

Die 13. Art wilder Pferde.

Jn Hiſpanien / ſonderlich in Gallicia / ſeyn vor der Zeit wilde Pferde (welche treffliche Zelter) ge - weſen / ſo ſich nunmehr verlohren.

Die 14. Art wilder Pferde.

Jn Teutſchlande ſeynd hin und wieder viel wild Geſtuͤdt geweſt / welches aber darumb nicht wilde Pferd zu nennen / weil unter ſolchen noch ein groſſer Unterſchied iſt / als in der Schleſien in dem Bern - ſtaͤdtiſchen Fuͤrſtenthum noch ein ſolches wildes Geſtuͤde uͤbrig iſt / woraus uͤberauß ſchoͤne und gute Pferde kommen. Hergegen haben die gantze wil - de Pferde gemeiniglich ſchwache Ruͤcken und ſeyn nicht ſonderlich von Gewaͤchs oder Geſtalt.

Die 15. Art wilder Pferde.

Die Hungariſchen Pferde werden wol den rech - ten wilden noch am nechſten kommen / weil ſie unein - gefangen in offentlicher Freyheit / wie das Wild / fal - len / erwachſen / und allezeit verbleiben / biß ſie mit Ge - fahr und Muͤhe gefangen / und zu dem Gebrauch ge - bracht werden / welches doch mit allen nicht geſchicht oder geſchehen kan / wann man ſie gleich gern zahm machen wolte.

Die 16. Art wilder Pferde.

Plinius meldet mit mehr Scribenten / daß zu ihrer Zeit Studten geweſen / welche von dem Wind voll worden ſeyn / welche gar ſchnell lauffende Pferde generiret / die aber das dritte Jahr nicht uͤberleben koͤnnen. Solcher uͤbernatuͤrlichen generation ge - dencket Columella / lib. 6. cap. 27. der auch Urſachen zum Beweiß geben will. Wann dieſes kein Poeti - ſche / ſondern warhaffte Meynung im Gebrauch und muͤglich waͤre / koͤnte es viel Unkoſten erſparen / wel - ches Juſtinus im 44. Buch / Sipontinus und andere mit uns fuͤr Fabeln halten.

2. Art / als zahme Pferd.

Jn der allgemeinen zahmen Art Pfer - de / welche durch das Goͤttliche Wort zu dem menſchlichen Gebrauch erſchaffen ſeyn / ſind vor - nemlich in zweyerley Haupt-Art einzutheilen:

  • 1. Gemeine Pferd-Art.
  • 1. Jſt die allgemeine / wie es der taͤgliche Welt-Lauff mit ſich bringet.
  • 2. Studterey Pferd.
  • 2. So in den Studtereyen mit ſonderlichem Fleiß erzogen werden.
Von denen / ſo aus den Studte - reyen kommen.

DEr Studtereyen erſter Anfang / Erfindung und Uhrſprung koͤnte nicht ungereimt dem Ana zu - geſchrieben / oder doch in dieſelbige Zeit geſetzet wer - den / da der Menſchen ſinnreiches Nachdencken (wie in der Vermiſchung der Pferde und Eſel) ein und an - derer Vorthel bey den Thieren geſuchet und erfun - den / wie auch faſt um dieſelbe Zeit / die Egypter ſon - derlich viel auff die Pferd-Zucht gehalten / und der - ſelben in der groſſen Theurung / in Erhaltung ihres Lebens-Genoſſen / als der Joſeph ſolche an ſich ge - handelt / die man lange hernach bey des Koͤniges Sa - lomonis Zeiten demſelben / wie auch den Heydniſchen und Syriſchen Koͤnigen zu 150. Silberlingen in der Menge verkauffet / welches ſelbiger Zeit gegen dieſer zu rechnen / ungleich mehr zu ſchaͤtzen war / als wann itzo ein Pferd etlich hundert Reichsthaler gelten moͤchte. Es ſey nun gleich / daß dieſe Pferde / allein aus des Koͤnigs und der groͤſten Herren Geſtuͤdten erkauffet worden / welches glaublicher / als daß aller gemeiner Art / Egyptiſcher Bauer-Pferde / ſo ſehr nachgetrachtet worden / ſo iſt doch beyderſeits der uͤberaus groſſe Nutzen zu erkennen / welchen man ſchon zu ſelbiger Zeit / in Erziehung guter Pferde ge - funden / wodurch dann das Einkommen des Landes und der Land-Guͤter ſehr verbeſſert worden.

Weil und wie aber ſolcher frembder Pferd groſſer Werth ein merckliches gekoſtet / werden ſich ſonders Zweifels die folgende Koͤnige einer eigenen Zucht ſol - cher guten Art Pferd befliſſen haben / denn ſolcher Ab - holung weiter nicht von andern Koͤnigen / aber wohl dieſes gedacht wird / daß dieſelbe und ſonderlich Hiß - kias mit Erbauung groſſer Stallung / groſſen Eyfer und Fleiß angewendet / wie ihm auch der Koͤnig Achab ſehr angelegen ſeyn lieſſe / in der groſſen Duͤrre ſeine uͤbrige Pferde zu erhalten / dann wie hoch der Koͤnig - liche Hoff wegen des Abgangs ihrer Pferde / in der Belagerung Samariæ ſich beklagt / iſt aus ſolchen Hiſtorien zur Gnuͤge bekandt.

So bezeugen auch die bewerthen Scribenten / und unter andern Herodotus / daß Darius den CilicibusA 2zum4Neuer vollkommenerzum jaͤhrlichen Tribut auffgeleget / daß ſie ihm alle Tage ein ſchneeweiſſes Pferd lieffern muͤſſen.

Alexander Magnus hat bey ſeiner und bey ſeines Vaters Haupt - und Geburts-Stadt Pella eine Stuͤdterey von 30000. Stuͤcken angeleget / womit ſelbige gantze Stadt zu thun gehabt / auch ihr meiſtes Geſchaͤffte ſeyn laſſen / Pferde in Krieg abzurichten. Er hat aus Theſſalien und andern Orientaliſchen Laͤndern auff einmahl 20000. Studten in Macedo - nia geſchickt / ſolches Geſtuͤdte damit fortzuſetzen.

Der Babyloniſche Koͤnig hatte in einem Geſtuͤd - te 16000. Studten und 800. Beſcheller.

Strabo ſchreibet von dem Mohren-Koͤnige / ſo an dem Meer in Africa gegen Spanien uͤber gelegen / daß derſelbe jaͤhrlich 100000. Vohlen aus ſeinem Ge - ſtuͤdte aufffangen lieſſe.

Paulus Venetus ſchreibet dem Tartariſchen Cham zu / daß ihm vor dieſer Zeit ſeine Unterthanen im Anfang des Jahrs / und zwar jaͤhrlich 100000. weiſſe Pferde geſchencket / welche zwar aus keinem Geſtuͤdte / ſondern aus ſeinem gantzen Reich zuſam - men gebracht worden / welches aber ohne fleiſſige Pferd-Zucht um ſo viel minder geſchehen koͤnte.

Wuͤrde man unſern Zeiten naͤher kommen und erforſchen koͤnnen / was das Tuͤrckiſche Reich von ih - ren Pferden fuͤr Einkommen habe / ſolte daſſelbe we - gen der Menge ihrer Pferde gar unglaublich fallen.

Noch vor 60. oder minder Jahren / waren wol Pferde in Teutſchland an etlichen Fuͤrſtlichen Hoͤfen aus ein und andern vortrefflichen Geſtuͤdte fuͤr 1000. und mehr Reichsthaler zuſehen und verkauffet wor - den. Heutiges Tages wollen ſolche gar wenigen be - lieben / aber warum ſoll nicht den groſſen Werth erſe - tzen koͤnnen / was ein Fuͤrſt / (wie vielmehr ein groſſer Koͤnig) fuͤr frembde Pferde auszulegen / welche der - ſelbe nur an ſeinem Hoff / zu Reit - und Gutſch-Pfer - den unvermeidentlich noͤthig hat / um wie viel groͤſſer werden die Unkoſten erwachſen / welche man fuͤr frembde Pferde haben muß / wann man fuͤr eine ziemliche Reuterey in oͤffentlichem Krieg die Noth - durfft verſchaffen ſolle / denn auſſer dem die Pferde in ſolcher Zeit ſehr theuer angeſchlagen werden / daß man ſie wol ungern erfolgen laͤſſet / keinen gewiſſen Paß er - langen / oder wegen Feindes-Gefahr / ſicher durch - kommen koͤnnen / wann man ihrer am meiſten noͤthig haͤtte: So muß man ſie in ſolcher Menge anneh - men / wie man ſie haben kan. Unter ſolchen werden ſich aber die meiſte mangelhafft / alt / krumm und un - tuͤchtig befinden / die man ſonſt nicht mehr anzubrin - gen / auch wol gar nicht zu gebrauchen weiß / dahero deſto lieber verlaͤſſet / womit aber ein red licher Soldat ubel verſehen / und wie er leichtlich dabey um ſein Leben und Geſundheit oder Freyheit kommet: So iſt dem Krieges-Herrn mit ſeinem Dienſt (ſo er auff ſolchen Pferden nicht anders leiſten kan / als es dero Vermoͤ - gen zulaͤſſet /) wenig oder nichts gedienet / ſonderlich / wann durch den Abgang und Erliegung vieler Pfer -de / auch die Menge ſeiner Reuter abnimmet / diſmun - diret wird / oder gar zu Grund gehet / zu welcher Erſe - tzung nicht alle Tage Gelegenheit oder Mittel vor - handen ſeyn / damit alſo gar wenig erſparet / ſondern vielmehr vergeblich angewendet iſt / und ungleich beſ - ſer waͤre / die Reuter ſo viel muͤglich / mit guten Pfer - den zu verſorgen / und deſto beſſere und beſtaͤndigere Dienſte zu erwarten / ob gleich die Pferd erſtes Kauffs auch ein mehrers koſten moͤchten / dann daß der Un - terhalt eines Pferdes ungleich hoͤher / als deſſen Kauf - Schilling kommet / iſt auſſer allem Zweifel / und den Erfahrnen zu lernen unnoͤthig: So iſt ja etwas gutes ſolches koſtbaren Unterhalts beſſer / als was ſchlechtes werth / wie es der Erfahrung gemaͤß iſt / daß alte / ſchlechte / ausgearbeitete / lahme Pferde fleiſſiger in acht genommen und gewartet / auch beſſer gefuͤttert ſeyn wollen / als die guten immer erfordern moͤgen / wil man anderſt mit ihnen fortkommen. Weil aber daſſelbe aller Orten und allezeit / nicht vor der Hand zu bekommen / was ſie erfordern / bey ihnen aber kein Vermoͤgen einige Noth auszudauren: So iſt ja abermahls der Verluſt des gantzen Pferdes ein groͤſ - ſerer Schaden und Unkoſten / als wann man etwas mehres um ein gutes Pferd gibet / oder auff deſſelben Erziehung anwendet.

Nun iſt aber die rechte Erziehung der Pferd nicht koſtbahrer / (wie viel auch das Pferd ſonſten von we - gen ſeiner Guͤte oder Geſtalt werth ſeyn und gelten moͤchte /) als man auff die Erziehung eines Ochſen nothwendig verwenden muß: Hergegen in dem Verkauffen wird eine groſſe Ungleichheit zwiſchen ei - nem gemeinen Ochſen und einem guten Pferde ſeyn / denn wie der Ochs / (wie gut er auch ſeyn mag) mit drey oder vier Jahren / uͤber zwantzig oder hoͤchſt dreiſ - ſig Guͤlden oder Thaler an keinem Ort / und zu keiner Zeit gelten wird oder kan / ſo iſt aus einem wolgewach - ſenen / wohlgeſtalten Glied-gantzem Pferd von ſol - chem Alter / ob es gleich nicht abgerichtet iſt / leichtlich von ſechtzig biß hundert Reichsthaler zu bekommen / ob man gleich der gar edlen Art nicht nachſetzen wol - te / die drey oder vier mahl mehr werth ſeyn wuͤrden / welchen Werth doch etliche Ochſen nicht erreichen koͤnnen. Welcher Geſtalt aber die Erziehung der Pferde alſo anzuſtellen / daß ſie ein mehrers nicht zu erziehen koſten / hergegen aber auff ſolchen Werth ge - bracht werden. Jſt zum Theil aus dieſem Theil von der Studterey an ſich ſelbſt; noch mehr und ausfuͤhr - licher aber / aus dem nechſt folgenden andern / ſo ei - gentlich von der rechten Erziehung redet / hoffentlich klaͤrlich zu erſehen / dabey allein dieſes in acht zuneh - men iſt / daß dieſer Theil eigentlich von der Generation der vornehmſten und ſolcher edlen Haupt-Roſſe han - deln will / welche zwar ein merckliches zu erkauffen / und zu erhalten koſten / hergegen aber auch / nach ſol - cher Beſchaffenheit und gleicher Proportion deſto mehr werth ſeyn / und gelten oder verdienen koͤnnen / daß zwar ein jeder nach Belieben und Vermoͤgen / mindern und moderiren kan / damit doch dieſer Be - ſchreibung nichts benommen / welche zwar allen die - nen ſoll und kan / doch aber ihr Abſehen auff der hohen Perſonen und Potentaten Jntereſſe / mit koſtbaren /ihrem5Pferde-Schatz.ihrem Stand gemaͤſſen Pferden / forderſt gerichtet / und von Stuͤck zu Stuͤck angezeiget / was zu Anrich - tung einer ſolchen vortrefflichen Studterey und Er - ziehung edler Pferde eigentlich erfordert werde.

Werden alſo von dieſer Handlung 1. alle gemeinePferde / ſo in Staͤdten / und auff dem Land zu gemei - ner Arbeit gebrauchet werden / 2. alle Art gantz und zum Theil wilder Pferde ausgeſchloſſen / welche ihre Fortpflantzung nach dem gemeinen natuͤrlichen Lauff haben.

Die Beſtellung einer Studterey.

D GOtt von Anfang / wie itzung / nicht ei - nem jeden Reich / Land oder Ort / gleiche Gaben und Eigenſchafften / ſondern einem dieſe / dem andern eine andere mitgetheilet / und der - geſtalt daruͤber haͤlt / daß keine menſchliche Erſinnung / Muͤhe oder Unkoſten daſſelbe aͤndern oder von einem in das andere tranſponiren kan / bezeuget neben vielen / auch die Pferd-Zucht / welche GOtt ſeinem eigenen Volck im gelobten Lande nicht gegeben / darumb er auch neben andern Urſachen nicht wolte / daß die Juͤ - diſchen Koͤnige ſich und ihr Reich mit der Menge Pferd uͤberladen ſolten: Nicht nur allein wegen beygeſetzter Urſach / daß er daͤs Volck (durch den vor - telhafften Gebrauch der Pferde verleytet) nicht wieder in Egypten fuͤhre / und ſich nicht auff die Menge und Staͤrcke der edlen Pferd und Reuter mehr / als auff GOttes Huͤlffe verlaſſen moͤchte / ſondern auch weil die Gelegenheit und ſituation des Juͤdiſchen Landes / darzu nicht tuͤchtig war / eine groſſe Menge Pferde zu ziehen / ohn daß dadurch dem Opffer-Vieh ein Ab - bruch an der Fuͤtterung geſchehen muͤſte / welches den Gottesdienſt verhindern wuͤrde. Als aber das Juͤ - diſche Reich mit andern anſtoſſenden Laͤndern erwei - tert worden: Jſt es von Salomonis Zeiten an / auch bey GOtt nicht uͤbel gethan geweſt / daß ſich etli - che nachfolgende Koͤnige der Zucht und Gebrauch der Soldaten-Pferde / in Krieg und Friedens-Zeiten befliſſen / dabey aber dem Gottesdienſtan den Opfern dadurch nichts gebrechen laſſen. Nachdem ſie nun je laͤnger je weiter umb ſich gegriffen / haben ſie auch mit andern und ſolchen Voͤlckern / kriegen muͤſſen / welche ſich der Pferde wider ſie gebrauchet / denen ſie nothwendig dergleichen (ob gleich nicht in ſolcher Menge) entgegen ſetzen muͤſſen / auſſer deſſen haͤtten ſie dieſelbe nicht erreichen / viel minder verfolgen koͤn - nen / woraus klaͤrlich zu ſehen / daß es GOTT miter - wehntem Gebot / nur um des Mißbrauchs Verhuͤ - tung / zu thun geweſt / und daß ſolches allein auff ein gewiſſe Zeit und Ort gerichtet / mit denſelben aber wieder veraͤndert und abgethan wuͤrde / ehe noch die Chriſtliche Freyheit alle ſolche Ceremonialiſche Geſetz gaͤntzlich aufgehoben.

Wird demnach in dem Chriſtenthumb der recht - maͤſſige Gebrauch einer nuͤtzlichen Pferd-Zucht / dem Gewiſſen und guten Nahmen gantz keinen Anſtoß geben / ſo fern es anderſt der Stand und Vermoͤgen zulaſſen / und dieſelbe nach dem Goͤttlichen Wort recht gemeynet und angewendet werden / wie weit ſich aber ſolcher rechter Gebrauch der Pferd erſtrecket: Jſt in demſelben ſondern Theil nothduͤrfftig / wiewohl kuͤrtzlich / und allhie allein anzuzeigen / was die Anrich - tung einer beruͤhmten Studterey und wol geordneteErziehung edler Pferde befoͤrdern / erleichtern / auch im Gegentheil verhindern und beſchweren kan.

Ob es nun weltkuͤndig / daß ein Potentat / (wel - cher mit anſtoſſenden / vielmehr aber mit weit entlege - nen Feinden zu kriegen hat /) ein mercklichen Vortel von ſeinen eigenen Pferden / ſo ſein Reich oder Laͤn - der ſelbſt erziehen / haben wird. Jn dem ſolches Geld ſeinen Unterthanen zu gute kommet / und ihr Vermoͤ - gen deſto minder geſchwaͤchet wird / wobey ſich der groſſe Alexander ſehr wohl befunden / und deßwegen neben ſeinen Unterthanen ſelbſt eine groſſe Menge auffgebracht / weil in ſeinen weiten Heerzuͤgen / eine ſolche Anzahl Pferde conſumiret worden / ſo nicht all - zeit haͤtte anderſt erſetzet werden moͤgen. Wie auch bey den Tuͤrcken und Tartarn heutiges Tages zu ſehen / welche die weitlaͤufftige Kriege einig durch den groſſen Uberfluß ihrer guten Pferd beſtel - len / worinnen die Pferd faſt mehr als die Soldaten arbeiten und verrichten muͤſſen: So wuͤrde doch ein Potentat ſeinem Reich oder Land einen groſſen Schaden zufuͤgen / wann daſſelbe nicht ein gut dauer - haffte Art Pferde zu erziehen / tuͤchtig waͤre / mit wel - chen ſein Kriegs-Heer in allerley occaſionen (ſo ſich im Krieg zutragen) nicht verſehen ſeyn koͤnte / welches ein erfahrner Fuͤrſt vor andern in acht genommen / der zwar in ſeinem Lande eine groſſe Anzahl Pferde ge - wuſt: welche er auch eine Zeitlang in dem letzten deutſchen Kriege / zu Mundirung ſeiner unberittenen Reuter angewendet und austheilen laſſen: Weil aber dieſelbe in ihrer Jugend bey den ſchweren be - harrlichen Kriegs-Dienſten nicht ſo viel erſtarcken / daß ſie ſolche ausdauren koͤnnen: Alſo aus ſeiner Beampten Rechnung befunden / was ihn jaͤhrlich auff ſolche Weiſe / die Erſetzung der abgangenen Pfer - de gekoſtet / weil dieſelbe mehr nach dem Augenſchein und groſſem Gewaͤchſe / als nach denen Eigenſchaff - ten eingekauffet worden / ſo bey den Soldaten-Pfer - den ſonderlich geſuchet und erfodert werden / welche zum groͤſſern Theil / in der Dauerhafftigkeit / Geſund - heit und Geſchwindigkeit beſtehen: Dann wo gleich die Pferde mit dem dritten Jahr ihre voͤllige Groͤſſe erreichen / ſo iſt ihnen doch damit die Staͤrcke nicht zu - gleich mit gewachſen / oder ihre Glieder gnug erſtaͤr - cket / ſondern vielmehr durch dieſe fruͤhzeitige Arbeit der Geſundheit an den Schenckeln / Augen / und allen innerlichen Gliedern gaͤntzlich entbloͤſſet / daher ſich nicht allein keine Reuter auff denſelben einiger rech - ten Dienſte unterfangen doͤrfen / ſondern ſie ſind auch unter denſelben alſo ermuͤdet und erlegen / daß unter 10. nicht eines einen Sommer oder Feldzug ausge - halten / dadurch er denn bewogen worden / ſolches Geld fuͤr Hungariſche Pferd anzulegen / welche Mun - dirung ihm biß zu Ausgang des Krieges gewaͤhret hat.

A 3Nun6Neuer vollkommener

Nun iſt aber die vornehmſte Haupt-Urſache die - ſes Mangels / auſſer allem Zweiffel / bey dieſen Pfer - den 1. die Weyde / welche ſie in den Moraſten und ſumpfigten Oertern ſuchen: 2. Die Fuͤtterung / wo - mit ſie ſolchen Mangel der Weyde erſetzen wollen / welches um ſo viel aͤrger faͤllet / weil 3. widrige ſchaͤd - liche Dinge auff einander folgen / welche beyderley widrigen geſchwinden Veraͤnderungen die ge - ſchwaͤchte Natur nicht ertragen kan / wie an vielen Pferden die Kaͤuffer erfahren koͤnnen / wann ſie die - ſelbe ein halb Jahr lang im Stall bey dem rechten Ordinari-Futter halten / welches ſie / als die dritte En - derung / nicht mit geſchwaͤchten verdorbenen Magen verdauen koͤnnen.

Dann ob wol in Frießland und Oldenburg die Weyde auch mehr feucht und Phlegmatiſch / als gut und geſund iſt: So werden doch die Pferde auff derſelben ſo lang gelaſſen / biß ſie derſelben gaͤntzlich gewohnen / und darbey erſtarcken / daß ſie ihre Natur uberwindet / mit ihrem Gebluͤt vereiniget und darein verwandelt / alſo nach dem 6. 7. Jahr das rechte Fut - ter gewohnen und annehmen koͤnnen / da hergegen die andern / den Habern und Boonen gantz unmaͤßig in die hungerige Pferde ſchoppen / daß ſie bald mu - thig / und zum beſchellen begierig werden / dadurch ih - nen das Gebluͤt entzuͤndet / Lungen und Leber verder - bet / anbruͤchig und faul wird / dadurch zu einigem ho - hen Gebrauch nicht tuͤchtig ſeyn / ſondern in demſel - ben gar zu Grunde gehen muͤſſen / ſo bald ſie davon abkommen.

Weyde.

Jſt demnach der beſte Haupt-Grund und Eigen - ſchafft der Pferde Zucht / die gute geſunde Weyde / ſonder welche mit keinem Nutzen / Ergoͤtzung oder Ruhm eine Studterey angeleget / oder was gutes da - von erwartet werden kan. Die beſte aber / welche mehr auf Kraͤutern / als gemeinem Graß beſtehet Ja je mehr die Kraͤuter das andere Graß in der Men - ge uͤbertreffen / je mehr Geſundheit und Staͤrcke wird ſich bey den Pferden finden.

Das beſte Graß.

Es befindet ſich aber ſolches Kraͤuter-Graß 1. und vornemlich auf den Bergen: ob es gleich etwas duͤn - ner und geſpaͤriger ſtehet / und die Pferde daſelbſt mehr Arbeit anwenden muͤſſen / biß ſie ſich ſatt eſſen / ſo iſt doch ſolches wenige auch um ſo viel kraͤfftiger und beſ - ſer / und den Pferden nuͤtzlicher / daß ſie dabey einige Bemuͤhung anwenden / und gleichſam im Schweiß erobern muͤſſen / dabey ſie auch der Arbeit und Stei - gens allgemach gewohnen / und deſto ſicherer Schen - ckel werden: Jndem ſie die Natur lehret / wie ſie dieſelbe auff der Erden wohl verſichern / und vor ſtraucheln und fallen verwahren ſollen: So genieſ - ſen ſie auch manches edles Kraut / das ihnen zu der Ge - ſundheit eben ſo nuͤtzlich iſt / als ob man daſſelbe fuͤr ſie aus der Apothecken um hohes Geld gekauffet haͤtte / uͤber das ſolche Weyde ſubtiler / ſuͤſſer und lieblicher am Geſchmack und vollkommen iſt. 2. Auff der E - bene wird die nechſte Art von ziemlich-gutem Kraͤu - ter-Graß / ſonderlich wo es truckenen Boden hat / ge - funden.

Jn dem tieffen Boden ſeyn zwar offtmahls unter - ſchiedliche Kraͤuter unter dem Graß vermiſchet / wel - che aber bey weiten ſolche Kraͤffte nicht als die vorigen haben / wo ſolche Feuchtigkeit nicht von friſchen Brunnen-Qvellen herkoͤmmet / denn daſſelbe wird bald grob / ſtarck und ungeſchmack / daß es die Pferde mit Nutzen nicht genieſſen koͤnnen.

Mittel-Weyde.

Die mittelmaͤſſige Weyde / ſo den Pferden nuͤtzlich zu gebrauchen / iſt das rechte gemeine Graß / welches auch von unterſchiedlicher Art / alſo auch eines beſſer und geſuͤnder als das andere iſt: Nachdem daſ - ſelbe auff einem truckenen oder naſſem Boden ſtehet / rein und lauter iſt / darunter der groſſe niederlaͤndiſche Klee mit eingerechnet wird.

Boͤſe Weyde.

Hergegen wird das rechte Klee-Graß bey den Pferden nichts anders / als den Gang ſchaffen: Nemlich die Lungen-Faͤulung verurſachen / welches allein den Milch-Kuͤhen dienen kan / alſo bey den Pferden ſo viel / ja mehr / als alle nachfolgende boͤſe Weyde / lang oder kurtz zu gebrauchen ſchaͤdlich iſt.

Alſo wird ein jede Weyde fuͤr ſchaͤdlich und unge - ſund gehalten / welche zwiſchen den ſtehenden Waſ - ſern / auff ſtinckendem / faulen / modrigen Grund ſte - het / welches grob und ſich mehr dem Rohr / als dem Graß vergleichet. Je mehr und laͤnger die Pferd ſol - cher Weyde genieſſen / je mehr phlegmatiſche Feuch - tigkeit wird ſich durch dieſelbe in den Pferden ſamm - len / je wo nicht die gantze / doch die meiſte Subſtantz des Gebluͤts entſtehen und vermehret werden / wel - ches kein andere / als dergleichen Wuͤrckungen / in den innerlichen Gliedern / alſo den aͤuſſern nichts beſſers zulaſſen oder ſenden kan.

Weil dann ſolche Pferd in ihrem gantzen Weſen auff ſolcher feuchten Materi beſtehen / ihre taͤgliche Nahrung / ſo ihr Zunehmen vermehret / und im wach - ſen fortſetzet / ſo folget auch unwiderſprechlich / daß der Saamen eben ſo wenig einer andern Natur ſeyn kan / der ſich in der Frucht wieder alſo bezeuget / auch in der Milch befindet / und hernach bey den jungen Pferden in der Weyde geſtaͤrcket wird / alſo keiner Vernunfft nach / ein gutes / geſundes / dauerhafftes Pferd dahero zu vermuthen ſtehet / wuͤrden alſo die Unkoſten / Muͤhe und Sorge / beſſer auff Erziehung gemeines Viehes oder Pferde / als auff koſtbare Edle anzuwenden ſeyn.

Waſſer.

2. Das Waſſer iſt zwar nechſt der Weyde das noͤ - thigſte Suͤck / davon die Pferd ihr Leben erhalten muͤſſen / es hat aber deſſelben Beſchaffenheit an ſich ſelber bey einer Studerey / ſo viel nicht auff ſich / oder Unterſcheid / als bey der Wartung / deren Pferde / ſo von weit entlegenen Orten herkommen / zu ſehen iſt. Dann bey einer Studterey | gewohnen ſie deſſen von Jugend auff / und nachdem ſolches iſt / muß ſich auch des Pferdes Natur richten und annehmen: Ja ſo gar die boͤſen ſchlechten Waſſer koͤnnen den jungendabey7Pferd-Schatz.dabey erwachſenen Pferden nimmermehr ſo ſchaͤdlich ſeyn / als ein mittelmaͤſſiges Waſſer / einem alten Pferde ſeyn kan / welches in einer geſchwinden Aen - derung / auch einen groſſen Unterſcheid oder Extremi - taͤt / in des Waſſers Kaͤlte oder Waͤrme / Haͤrte oder Weiche genieſſen muß / gleichwohl wird das beſte Waſſer auch bey den jungen Pferden auch den be - ſten Nutzen ſchaffen / und die groͤſte Geſundheit ver - urſachen.

Die traͤchtigen Studten zwar koͤnnen von den eißkalten friſchen Waſſern leichtlich Schaden neh - men / und verwerffen / welches aber zum mehrern Theil von denen zuverſtehen / welche dergleichen Waſſer nicht / ſondern anderer waͤrmer und faͤuler gewohnet ſeyn / die aber bey friſchen kalten Waſſern / in Gebuͤr - gen erzogen / und derſelben von Jugend auff gewoh - net / wird es auch um ſo viel weniger ſchaden koͤnnen.

Die beſten Waſſer.

1. Jns gemein wuͤrden die flieſſende Waſſer (ſo aus geſunden friſchen Qvellen / ihren Urſprung aber etwas weit davon nehmen) die allerbeſten ſeyn / nechſt dieſen

2. Die flieſſenden Waſſer durchgehend / ſie ſeyn gleich aus groſſen oder kleinen Fluͤſſen genommen.

3. Die Spring-Brunnen durch die Roͤhren ge - leitet / durch Pompen gezogen / oder die durch viel Roͤhren lauffen muͤſſen / wodurch die Haͤrtigkeit der - ſelben etwas temperiret wird.

Mittelmaͤſſige Waſſer.

4. Mittelmaͤſſig ſind alle ſpringende Brunnen.

5. See - und Weyer - auch Moraſt-Waſſer unge - ſund und ſchaͤdlich / weil ſich in denſelben allezeit viel Ungezieffer / Schlangen und ander gifftiges Ge - ſchmeiß auffhaͤlt.

Der Weyde Grund.

Der Boden: Je mehr ſie die Weyde auff Ber - gen und Klippen ſuchen / je beſſere Huͤffe denſelben wachſen / und je ſichererer Fuͤſſe ſie werden / dieſes kan zwar auff gleicher Erden / doch nicht in ſolcher Voll - kommenheit ſeyn / wann dieſelbe trucken oder ſteinigt iſt.

Jn tieffen Moraſten / und weichen auch fetten Buͤſchen wachſen die Huͤffe / und ſonderlich der Kern zu viel / und ſeyn allzeit weichlich / die Schenckel wer - den niemahls trucken / dahero allezeit voller Fluͤſſe und Schaͤden / dabey gewohnen ſie auch des Niederlegens und Badens von Jugend auff / daß ſie ſich auch im Alter ins Waſſer oder in den Sand legen wollen / von dieſer Weyde nehmen auch die Augen gemeinig - lich in der Jugend Schaden / daß derſelben wenig - ſter Theil beſtaͤndig bleibet.

Fuͤr traͤchtige Studten zwar iſt es ſicherer und be - qvemer / auff der Ebene als auff Stuͤckeln hoher Bergen zu weiden / dann wann ſie vielmahls aus al - len Kraͤfften ſteigen / ſich auch im Abgehen mit allen Vermoͤgen halten muͤſſen / ſo kan ein Studten leicht - lich ein Verruckung bekommen / ſo ihr und der Frucht ſchaͤdlich / daß ſie auch daruͤber offtmals verwerffen / vielmehr wann ſie gar ſtraucheln oder fallen / welches zwar der Goͤttlichen Vorſorg (ſonderlich an den Orten / wo kein andere Gelegenheit vorhanden iſt) heimgeſtellet ſeyn muß / wo einer aber Gebuͤrg und Ebene beyſammen haben kan / wird es ihm ſehr nuͤtz - lich ſeyn / wann er unter den traͤchtigen und andern Pferden / auch zwiſchen den Hochtraͤchtigen / und de - nen / ſo vor halber Zeit gehen / eine Zeitlang Unter - ſcheid gebrauchet.

Vberfluͤſſige Weyde.

Nechſt der Geſundheit / ſo in der Weide bey einer Studterey erfodert wird / iſt auch auff den Reich - thum derſelben in allweg zu ſehen / dann weil Stud - ten und junge Pferde / ſonderlich die Hochtragenden / Tag und Nacht eſſen wollen / (wie dann die Stud - ten unter aller Art Pferde die gefraͤſſigſten ſeyn /) da - hero erfordern ſie auch bey kraͤftiger Weyde / eine mit - telmaͤſſig-graßreiche Weide / welche ſo dann um ſo viel laͤnger und dicker ſeyn muͤſte / wann ſie auff gemei - nem Graß beftuͤnde / welche die Krafft nicht bey ſich hat / ſo die kraͤfftigen Kraͤuter geben / daſſelbe iſt nun durch die Anzahl Pferde / nach der Erforderung aus - zutheilen / daß nicht mehr Stuͤck gehalten werden / als die Weyde reichlich ernehren kan / und zwar wegen einfallendem Miß-Jahr / duͤrrer Zeit / oder wo das Graß von beſtaͤndigem Regen verfaulet / lieber mit einem Uberfluß als Abgang / doch ſoll auch der Uber - fluß ſeine Maaß haben / damit die Pferde nicht gewoh - nen die Weide vergeblich niederzutreten und zu ver - wuͤſten / welches ſie dann gewohnen / und mit allem Futter ſo verſchwenderiſch umgehen wollen / damit auch die Pferde dieſelbe kurtz ob der Erden / und nicht auff halben Stamm abbeiſſen / wodurch die gantze Weyde verderbet wuͤrde / wann das alte Graß auff dem Boden ſtehen bleibet / verwildet / und filtzig wird / daß kein friſches Graß dadurch heraus wachſen kan / oder doch ſo vermenget / daß man des guten ſo wenig als des boͤſen genieſſen kan / man brenne dann das alte Graß auf dem Boden ab / welches nicht jederzeit und aller Orten mit Sicherheit geſchehen kan Auff den Fall einer nun mehr ſolcher guter Weyde haͤtte / als er mit der Studterey beſchlagen kan / muͤſte man Rind - Vieh zu Huͤlffe nehmen / oder die Weide einziehen / untermachen / nach der Proportion der Anzahl ein - theilen / wo nicht frembdes Vieh zu Hulffe nehmen / die uͤbrige Weyde abmehen / oder weg brennen.

Es iſt zwar der Mangel an der Sommer-Wey - de einer Studterey ein groſſer Schaden / aber nicht ſo gefaͤhrlich als im Winter / weil die Sommer - Weide kraͤfftiger als die Winter-Fuͤtterung iſt.

Es iſt auch den Studten nuͤtzlich / wann ſie auff der Weyde nicht eng eingeſpannet ſeyn / ſondern einen ziemlichen Gang haben / welches ihnen das Gemuͤht ſambt dem Leibe erfriſchet und ermuntert.

Der groͤſte Vortel / ſo bey der Weyde zu ſuchen / iſt die Laͤnge des Sommers / denn je weiter ſich derſelbe erſtrecket / je mehr koͤnnen ſich die Pferde auff der Weyde erholen / unter welchen die vornehmſte in den Laͤndern iſt / die das Jahr durch Weyde zugebrau - chen zulaſſen / welches an etlichen Orten weit in den Herbſt reichet / an andern zeitlicher anfaͤnget und ehe auffhoͤret / welches doch beydes ſo ein groſſe Huͤlffe iſt / als man die Studterey lang auf der Weide erhaͤlten kan / nicht allein wegen Erſpahrung der Muͤhe und Koſten / ſondern vornehmlich der Guͤte der Pferde /wel -8Neuer vollkommenerwelche auf der Weide viel geſuͤnder friſcher bleibẽ / muͤthiger dauerhaffter werden / uͤber daß ſie ihr Ge - waͤchs / Staͤrcke / und Fleiſch nur im Sommer ſetzen muͤſſen / dann in demſelben haben ſie 24. Stunden anzuwenden ihren Hunger zu ſtillen / iſt ihnen bey magerer Weyde viel muͤglicher / ſich in ſo geraumer Zeit zu ſaͤttigen / auch unſchaͤdlicher / daß ſie immer im Gang bleiben / als wann ſie ſich ſehr auslauffen / ſprin - gen und abmatten / oder wo ſie gar bald ſatt werden / die Schatten ſuchen / und ſich niederlegen / davon ſie faul und melancoliſch werden / welches den tragen - den Studten beydes ſehr ſchaͤdlich / dann wie ſie ſich im Lauffen und Springen leichtlich verrencken oder beſchaͤdigen / ſo kan ihnen bey vielem Liegen die Frucht anwachſen.

Die Lufft.

Die Lufft und Landes Art / wo die Studterey an - geleget wird / wuͤrcket bey den Pferden den groſſen Unterſcheid nicht zum ringſten Theil / welcher unter den Pferden zu befinden iſt.

Wetter.

Daß nun an den Orten / wo die groͤſte Hitze iſt / auch (nach etlicher Meynung) die beſte Art der Pferde erwachſe / laͤſſet man eines jeden Belieben billich heimgeſtellet: Gleichwol giebet die Erfahrung viel Exempel ſtattlicher Pferde / ſo an ſolchen Orten fal - len / welche temperirter Lufft genieſſen.

Weil aber nicht ein jeder an ſolchen Orten leben kan: So muß man auch die andern Arten nicht aller - dings untuͤchtig halten / ſondern zu der Nothdurfft er - ziehen / wie und ſo gut mans haben kan.

Gleichwie nun hierinn in den Landen ein groſſer Unterſcheid / ſo iſt derſelbe auch in jedem Land abſon - derlich zu finden / und derjenige Ort / zu Anrichtung einer Studterey / vor andern zu erwehlen / ſo 1. den gu - ten Laͤndern am nechſten kommet / 2. wo der meiſte Sonnenſchein hinfallen / und am laͤngſten bleiben kan / oder die ſtaͤrckſte Wuͤrckung hat / welches jeder - zeit / 1 im Oſt / 2. Suͤden / 3. im Weſten zu ſuchen. 2. Wo die Winde von einigen Huͤgeln oder Buͤſchen abgehalten werden / ihren groͤſten Gewalt zu gebrau - chen / jedoch in dem natuͤrlichen Lauff / ihre gewoͤhnli - che Wirckungen haben koͤnnen / wornach ſich der Pferde Natur artet / wie derſelben grobe / oder zarte Leiber / Glieder / Haut / Haar / Gemuͤth und Sinnen unterſchidlich weiſen 3. Wo bey groſſer Hitze / doch ein kuͤhlender Lufft / oder Schatten zu genieſſen / 4. oder in allzugroſſen Winden / einiger Schutz / in Buͤſchen oder Thaͤlern zu ſuchen / dadurch ſich die Pferde erfri - ſchen und enthalten koͤnnen / wie an den Bergen leichtlich geſchehen / welche die Sonn ſelten von allen Seiten beſcheinen kan / dahero ſich die Pferd nach derſelben Fortgang auch accommodiren moͤgen. 5. Wo das beſte Temperament und Abwechſelung der Hitze und Kaͤlte / oder derſelben Vermiſchung zu fin - den. 6. Wo Weyde und Waſſer am gelegneſten und nach den vorigen Beſchreibungen beſchaffen ſeyn / und die uͤbrigen Nothdurfften am beſten und leichteſten zu erhalten / unter welchen die vornehmſte Nothdurfft iſt

Ein wohl verwahrter und gebauter Stall.

Die Stallung iſt in hartem Froſt und ſtarcken Winden ein groſſe Huͤlffe / daß die Fuͤtterey beſſer er - klecken und weiter reichen kan / wann ſie vor denſelben wol verwahret iſt / indem das Pferd die Waͤrme auch in der Arbeit ſuchet / ſo es in dem Eſſen anwendet / denn wie man jederzeit viel auff gute Stallung ge - ſehen / iſt auch aus heiliger Schrifft und vielen alten Scribenten abzunehmen.

1. Wo es nun die Gelegenheit immer leidet / iſt es ſehr nuͤtzlich / wann die Studten ein beſondern Stall haben koͤnnen / wodurch groſſe Unordnung / Gefahr und Schaden bey den Pferden / ſonderlich bey den tragenden Studten / verhuͤtet wird / welches ſchwer - lich geſchehen kan / wann ſie alle durch einander lauf - fen / dadurch die Jungen wild werden / ſich nicht zahm machen laſſen / lernen beiſſen und ſchlagen / laſſen den Studten keine Ruhe / ſonderlich wo ſie das andere Jahr erreichen (in welcher Zeit ſie anfangen zu ſtei - gen) weil dann ein Stall / welcher das gantze Geſtudt verſorgen ſoll / nothwendig weit und groß ſeyn muß: So kan er deſto weniger vor der Kaͤlte dicht verwah - ret ſeyn: Jſt alſo beſſer / daß derſelbe gewiſſe Abthei - lungen habe / damit er die Waͤrme beſſer halte / und die Studten allein deſto ruhiger ſeyn und eſſen koͤn - nen / ſo ſie aber dringen uͤber einen Hauffen zuſam - men lauffen / werden die traͤchtige Studten gedruk - ket und geſchlagen / davon ſie und die Frucht Scha - den leydet / daß man ſtetig daran zu curiren findet / und doch nicht leichtlich / oder jederzeit fangen oder halten kan / wird auch viel gute Fuͤtterung unnuͤtzlich vertretten.

Je mehr (nach Xenophontis Regel) des Herren Aug das Roß fett machet: So iſt auch die Stal - lung bey des Herrn Wohnung / je naͤher / je beſſer / denn dadurch wird vielen Maͤngeln abgeholffen / wel - che ſonſt nicht verbeſſert werden.

2. Der Stall ſoll an einem luſtigen Ort / fuͤr die tragenden Studten / ſonderlich mehr / als fuͤr andere Pferde ſeyn / und wo es ſeyn kan / auff einer kleinen Hoͤhe / wo aber keine natuͤrliche Hoͤhe verhanden / ſoll man den Boden je hoͤher / je beſſer mit Kißgrund oder zum wenigſten mit Sand erhoͤhen / und mit ei - nem Graben umb und umb umgeben / daß alle Feuchtigkeit leichtlich und jederzeit davon abflieſſet.

Jn der Runde nach der Proportion der Anzahl Studten gerichtet / damit die Weitlaͤufftigkeit nicht vergebliche Unkoſten im Bauen mache / nicht zu kalt und unbeqvem in Vermehrung der Arbeit ſey / wann man eines und anders weit hin und wieder zu brin - gen haben ſolle

Auch nicht zu eng / damit nicht allein bey der Ver - mehrung kein neuer Stall von noͤthen ſey / oder die traͤchtigen Studten gar zu drang ſtehen muͤſſen / uͤber das gar enge Staͤll bey groſſer Anzahl / gar zu viel Duͤnſt faſſen / welches den Studten nicht minder / als die Kaͤlt ſchaͤdlich waͤre / und ihnen die Augen verderben / oder doch beſchwerlich beiſſen wuͤrde.

Nahend bey der Weyde / damit die tragendenStud -9Pferd-Schatz.Studten nicht zu weit gehen muͤſſen / wenn ſie gar ſchwer ſeyn / auch in geſchwinden groſſen Ungewitter / Platz-Regen / oder Sturmwinden leichtlich unter das Dach gebracht / und verwahret werden moͤgen.

Des Stalls Gebaͤu.

Weil aber das Gebaͤu an ſich ſelber / bey der War - tung der Pferde / umſtaͤndig genug beſchrieben wird / iſt die Wiederholung unnoͤthig / und allein dieſer Un - terſcheid zwiſchen einem wolgebauten Reitſtall / und einer Stallung fuͤr das Geſtuͤdt in acht zu nehmen

Daß die Thuͤren weit gnug fuͤr die tragenden Studten eroͤffnet ſeyn / damit ſie ſich in dem begieri - gen oder eilfertigen aus - und einlaſſen / nicht draͤngen und beſchaͤdigen / drucken oder ſchlagen koͤnnen / wie ſie denn um gleicher Urſachen willen / nicht zugleich / ſondern eine nach der andern / loß oder ausgelaſſen werden ſollen: Solche Thuͤr ſoll auch ſehr gehebig verwahret ſeyn / damit ſich zu Winters-Zeit / die ſub - tile Oſt - und Nord-Oſt-Winde nicht darneben ein - ziehen / welche hefftig durchdringen / und den tragen - den Studten zu ſelbiger Zeit / nicht ſonders nuͤtzlich ſeyn.

Die Krippen koͤnnen ſo wol von ſtarcken Brettern / als ausgehauten Baͤumen gemachet ſeyn / der Stud - ten oben an den Hals reichen / und ſo weit offen ſeyn / damit alles Heu / ſo ſie aus der Rauffen ziehet und ab - faͤllet / nicht auff den Boden unter die Fuͤſſe / ſondern in die Krippen / alſo wieder zu gute kommen moͤge.

Oberhalb der Krippen ſollen die Rauffen anfan - gen / und biß an den obern Boden reichen / damit al - les abgeworffene Heu erſtlich darein fallen moͤge / deß untern Bodens Beſchaffenheit iſt bey der Wartung zu finden.

Die Haupt-Mauer / an welcher die Krippen feſt gemachet iſt / und an derſelben Seiten durchgehet / ſoll uͤber den Boden oder Traͤym / worauff das Futter lieget / noch eines Manns hoch aufgefuͤhret ſeyn / auff welche dann erſt der Dach-Stul geſetzet werden muß / damit man 1. um ſo yiel mehr Platz habe / ein groͤſſere Menge Futter und Stroh zu legen. 2. Auch genug - ſamen Raum auff dem Boden / daß man an der Mauer / auff allen Seiten / wie die Kripp und Rauf - fen im Stall geſtellet ſeyn / unverhindert des Heu - ſtocks koͤnne herum gehen.

Uber jedem Stand / ſoll fuͤr jeder Studten inſon - derheit / ein Rauffen uͤber der Krippen / als auch ein Loch im Boden oberhalb einer jeden Rauffen / dreyer Werckſchuch lang / und eines breit eingeſchnitten / mit einem beſondern hierzu dicht gemachten Bret oder Deckel / welches man vor dem abwerffen des Futters eroͤffnet / und nach der Fuͤtterung wieder ordentlich darauf leget / alſo duꝛch ſolches Loch jeder Studten ihr Heu in die Kripp werffen koͤnne / denn mit dem hin und wieder tragen / wird ein guter Theil verlohren und verderbet / und die Arbeit ohne Noth vermehret / durch das Abwerffen kan auch ein Menſch von 16. Jahren / einem gantzen Geſtuͤdt / in einer halben Stund / das Futter reichen.

Die Abſonderung der Rauffen aber verhindert dieſe Unordnung / daß eine Studten die andere nicht uͤbereſſen kan / ſondern / daͤß eine jede ihr Gebuͤhr nachihrem Appetit und Gewohnheit ruhig eſſen moͤge.

Vegetiuslib. 2. cap. 58. Nam ſunt animalia ad eden - dum avidiſſima, qvæ cum celeriter propria devorave - runt, partem conſortis invadunt; alia verò naturali faſtidio tardius comedunt, & niſi ſeparatim accepe - rint, vicinis rapientibus macreſcunt.

Die uͤber den Boden reichende Mauer / ſoll auch oberhalb des Stalls laͤnglichte Lufft-Loͤcher / in der Laͤnge / in der Ordnung haben / damit ſie nicht allein dem umgehenden Gang genugſames Liecht / ſondern auch dem Futter nothwendige friſche Lufft geben / die muͤſſen aber nicht weit und alſo eroͤffnet ſtehen / daß der Regen nicht gar hinein ſchlagen kan.

Der Gang wird von der innern Seiten / mit ſo viel Riegeln verwahret und gemachet / daß ſie genug ſeyn / den Heuſtock auffzuhalten / und daſſelbe nicht in den Gang falle / ſolche Riegel werden gleich auffgerichtet biß an den Dachſtul reichen / und ſo weit von einander geſetzet / daß man zwiſchen denſelben das Heu heraus nehmen moͤge / oberhalb der groſſen Thuͤr werden groſſe Fenſter gelaſſen / wodurch man das Heu auff den Boden bringen / und zwiſchen die Riegel eintre - ten kan.

Der Dachſtul wird nach der Menge des Futters erhoͤhet / dann wann derſelbe auff der obgeſetzten uͤber den Boden erhoͤchten Maur lieget / ſo kan das Dach flacher und nicht ſo gaͤchſtickel abſchoſſen ſeyn / von welchem die Ziegel leichlich abfallen / und der Zeug oder Kalch auch dieſelbe nicht ſo feſt halten kan / ſon - dern leichtlich ausbricht. Alles uͤbrige kommet in allen Stuͤcken mit der jungen Vohlen / auch deren Pferde / (ſo ſchon gebrauchet werden) erbauten Stal - lung gaͤntzlich uͤberein / und ſind derſelben Zugehoͤ - rungen an jedem Ort nach der Nothdurfft beſchrie - ben.

Winter-Futterung.

Weil nun die Stallung bey der Studterey vor - nemlich auff die Winter-Fuͤtterung angeſehen / ſo iſt dieſelbe billich nechſt der Weyde / davon ſie dahin auffgeſtellet werden / forderſt zu beobachten / und vor allem auff die Guͤte des Futters zu ſehen. Nun wird ſich aber zu dem meiſten Theil / (wiewol nicht jeder - zeit oder an allen Orten) bey der beſten Weyde gemei - niglich auch die beſte Winter-Fuͤtterung finden / denn ſelten wird an einem Ort ein groſſer Unterſcheid / un - ter dem Graß zu finden ſeyn / welche auff den Wieſen oder gemeinen Weyden wachſen / ob gleich die Wie - ſen allzeit reicher / fetter und ſtaͤrcker ſeyn werden: So wird doch der Boden eines Orts / nicht ſo weit diffe - riren / daß ein gutes und boͤſes Graß an einem Ort / und nahend bey einander ſeyn ſoll. Gleichwohl aber kan ſichs zutragen / daß man die Wieſen zu der Win - ter-Fuͤtterung / an einem von der Weyde weit entle - genen Ort haͤtte / wo nicht gar zum Theil erkauffen muͤſte / welches ſchon eine andere Art und Eigenſchaft haben koͤnte.

Heu.

Jn ſolchem Fall wird man das Heu nicht beſſer / als nach denen Eigenſchafften betrachten und erweh - len koͤnnen / als wo man die vorgeſetzte unterſchiedene Art vom Graß examiniren und gebrauchen wird / undErſter Theil. Bwo10Neuer vollkommenerwo deß guten nicht zu haben oder zu bekommen waͤ - re / werden die Unkoſten oder der Schaden deſto groͤſ - ſer werden.

Man wolte denn das Heu / wie es iſt / den Studten allein / und zwar nur gar den hochtraͤchtigen ſparen / den gelden und nicht hochtraͤchtigen Studten / wie auch allen jungen Pferden beyder Geſchlecht durch - gehend lauter Stroh geben / welches denſelben wegen des Othems und andern Urſachen / innerlich viel beſ - ſer bekommen wuͤrde / als es der meiſten Meinung / aus dem aͤuſerlichen Anſehen begreiffen koͤnte. Denn ob gleich ſolche Pferde ſehr langſam zu ihren Kraͤff - ten und guten Geſtalt kommen / ſo werden doch die - ſelben zu ſeiner Zeit deſto beſſer und vollkommener bleiben / auch umb ſo viel laͤnger beſtaͤndig.

Weil auch die beſte Winterfuͤtterung doch nicht ſo kraͤfftig / als die Weyde ſeyn kan / ſo waͤre ungleich beſſer / daß an der Weyde / als an der Winter-Fuͤtte - rung ein Mangel erſchiene / welcher nicht allzeit zu er - ſetzen iſt. Denn wo die Pferde in dem Winter Hun - ger leyden / wird ihnen manchesmahl der Sommer zu kurtz / ſich nur in etwas zu erholen / viel minder fort zukommen zu erſtarcken und zu wachſen. Dieſer Mangel des Winter-Futters iſt / gleichwie die Wey - de / nicht beſſer als durch die rechte Anzahl abzuhelffen / wie viel man zur Nothdurfft verſorgen kan. Denn weil des Winters Ausgang ſehr ungewiß / wird ein Uberfluß weniger Schaden bringen / als der Abgang nutzen kan / welcher durch die Menge verurſachet wird. Damit aber ſowohl die alten als jungen Pferde / Hengſte oder Studten / ſonderlich die traͤch - tigen uͤber Winter recht verſorget ſeyn / ſollen ſie we - der zu viel noch zu wenig Futter haben / welches ihnen beyden gleich ſchaͤdlich iſt.

Des Studtmeiſters Pflicht.

Der Studtmeiſter ſoll ſeinem Herrn getreu / ein ſonderlicher Liebhaber der Pferde / und von gnugſa - mer Wiſſenſchafft ſeyn / was bey einer Studterey im - mer fuͤrfallen kan / daſſelbe vorzukommen / abzuwen - den und zu verbeſſern / was dem Herrn und Geſtuͤdte zu ſchaden: Hergegen alles zu erhalten begierig ſeyn / was derſelben Nutz immer befoͤrdern kan / ſich keine Arbeit / Wachen / Gefahr und Ungemach abhalten laſſen / ſeiner Verrichtung jederzeit nachzukommen / auch ſich umb dergleichen getreues Geſind bewerben / welches eben ſolchen guten Vorſatz hat / und ſich mit der Zeit auch darzu geſchickt machen wil / ein groͤſſers zu verſehen / welche ſtreng und jederzeit uͤber ihren Ge - ſchaͤfften ſeyn und halten / ſonderlich uͤber der

Rechten Stall-Ordnung.

Weil es ein gefaͤhrliches Ding iſt / auſſer groſſer Noth / mit Liechtern bey der Nacht in die Staͤll zuge - hen / nicht allein wegen des Windes der leichtlich ein Funcken in das umbliegende anhaͤngende Futter fuͤh - ret / ſondern auch wegen des ausloͤſchens und Rauchs / von dem erloͤſchten Talch oder Jnſchlet-Kertzen / wel - ches allen Pferden ſonderlich zuwider / den Studten aber am meiſten / ſo faͤnget ſich die Stall-Arbeit / nach gehoͤriger Ordnung / mit dem Tag an / und zwar miteinem Umbgang und Nachſehen / ob alle Studten ihr Nacht-Futter nach ihrer Gewohnheit auffgezehret / welche nun vor ihr noch zu eſſen / wird in der gemeinen Fuͤtterung fuͤr ſelbiges mahl umbgangen / und nach - geforſchet / was deſſen Urſach ſeyn moͤge / und ſoll nach derſelben Ergruͤndung / deßhalben Rath geſchaffet werden / wie es der Nothfall erfodert. Den andern allen aber wird ihr Futter in die Rauffen geleget / wie die vorbeſchriebene Gelegenheit des Stalls darzu ge - machet iſt. Nachdem ſie das wenige Heu / ſo ſie zum erſten Futter haben ſollen / auffhaben / ſoll man ſie auſ - ſer dem Stall traͤncken / und ſo lang umbgehen laſſen / biß ſie von ſich ſelber wieder hinein begehren / wo ſie aber die Zeit / einer halben Stund oder wenig laͤnger nicht einwollen / ſoll man ſie eintreiben / daß ſie keine ſchaͤdliche Kaͤlte durchgehe / welche zwar die meiſte ſelbſt zu fliehen wiſſen / denn werden ſie wieder angele - get / und giebet ihnen geſchnitten Futter / von Heu und Stroh / jedes die Haͤlfft wol gemenget vor / das mit warmen Waſſer angefeuchter iſt. Welche nun ih - ren Studten etwas von Getreyd untermengen laſſen / die brechen ihnen dagegen ſo viel oder auch wol mehr / an dem Geſoͤdt ab.

Futters Verdauungs-Zeit.

Von 8. oder 9. Uhr an / laͤſſet man ſie biß gegen dem Mittag ruhen / und werden umb ſolche Zeit wieder zur Traͤnck ausgelaſſen / daß ſie wol eine Stunde ſich et - was ergehen ſollen.

Fůtterung.

Jmmittelſt werden ihnen die Rauffen mit Heu gefuͤllet / und wieder eingetrieben / umb 4. Uhr wieder eingebracht / wieder ordinari Futter vom Geſoͤdt vor - geſchuͤttet. Umb 7. Uhr wird die Rauffen wieder mit Heu erſetzet / was des Tages abgangen / davon ſie die gantze Nacht uͤber eſſen muͤſſen.

Wo das Heu beſſer als das Rockenſtroh zu be - kommen iſt / wird ihnen lauter Heu / bey etlichen ge - ſchnitten / bey andern / wie es iſt gefuͤttert.

Stall-Reinigung.

Jn dem die Pferde Abends bey der Traͤnck und auſſer dem Stall ſeyn / ſoll der gantze Stall und ſon - derlich aller Studten ſtaͤnde / von aller Unreinigkeit geſaͤubert ſeyn / welches bey den Studten viel ehe und leichter als bey den Hengſten mit halber Arbeit zuthun iſt / weil ſie ihre Staͤnde inwendig nicht verunreini - gen / wann ſie anderſt recht darin ſtehen muͤſſen / daß ſie allzeit ſauber und trucken ſtehen.

Traͤnck-Zeit.

Das Trincken aber iſt beſſer des Tags zmahl maͤſ - ſig / als 1. oder 2. mahl zuviel auff einmahl zugelaſſen / weil ſonſt der Durſt (ſonderlich von dem Heu) allzu - viel einreiſſet / daß ſie denſelben mit wenig nicht loͤſchen koͤnnen / ſo ſeynd groſſe Truͤncke den tragenden Stud - ten gar ſchaͤdlich / weil ſie auch ſonſten vor Durſt nicht eſſen koͤnnen / und ihnen das Futter nicht ſo wohl zu -legen11Pferde-Schatz.legen wil / es wuͤrde auch den jungen an der Nahrung ſchaͤdlich ſeyn / wann ſie zu wenig trincken / oder auff einmahl uͤbertraͤncket wuͤrden. So iſt ihnen die offtmahlige Bewegung nicht weniger nuͤtzlich / als das uͤbermaͤſſige ſtehen und liegen ſchaͤdlich.

Saltz.

Wochentlich ſollen ſie zweymahl Saltz bekom - men / worzu zwar das gemeine Saltz ſehr gut / der Saltzſtein aber ungleich beſſer / welcher auſſer dem Stall an einem gewiſſen Ort liegen ſoll / daß ſie vor und nach der Traͤnck / nach ihrem Luſt daran lecken / das gantze Maul / ſonderlich aber die Staffel und die Zungen reinigen.

Auffſicht / was die Fuͤtterung wůrcke.

Die groͤſte Kunſt in der Fuͤtterung iſt das Auffſe - hen / welche Studten wol eſſe / und dadurch am Leib zunehme / und andere dagegen / ob ſie gleich wol eſſen / jedoch nicht zu / ſondern abnehmen / oder zum wenig - ſten in einem Zuſtand bleiben / nach ſolchem muß man ſich mit Vermehrung und Verſtaͤrckung des Futters halten / auch denen die zu fett werden wollen / zu ver - mindern / nachdem es derſelben Geſundheit und Zu - ſtand erfodert.

Von der erſten Stund an / in welcher die Stud - ten in die Winterfuͤtterung aufgeſtellet werden / ſollen ſie in recht mittelmaͤſſiger Fuͤtterung und Liebe / auff das fleiſſigſte erhalten werden: daß ſie keiner Zeit weder zu fett noch zu mager ſeyn / welches ihnen bey - des gleich ſchaͤdlich waͤre. Varro: Prægnantem ne - qve implere cibo, neqve eſurire oportet.

Wacht und Liecht.

Alle Nacht / ſoll man mit einem wohl verwahrten Latern-Liecht / durch den gantzen Stall 1 oder 2 mahl umbſehen / wie die Studten eſſen / und ob nichts un - rechtes dabey fuͤrgefallen / daſſelbe zeitlich zu aͤndern.

Abſonderung der Krancken.

Wann ein Studten krancket / ſoll ſie ſo wohl we - gen der andern / (daß ſie nicht angeſtecket werden /) als ihrer ſelbſt beſſern Verſehung / von den andern abge - ſondert / und derſelben zeitlich geholffen werden.

Wiſchen.

Des Tags uͤber / ſoll man ſie zu unterſchiedlichen mahlen / mit einem Wiſchtuch umb den gantzen Kopf und alle vier Fuͤſſe / gar wol abſtreichen / daß ſie gantz rein / an dieſen zweyen Orten / wegen der Geſundheit ſeyn koͤnnen / damit ſie auch der Leut beſſer gewohnen / und nicht wild werden / denn wo ſie ſcheuch ſeyn / daß ſie ſich nicht jederzeit und an allen Orten von unter - ſchiedlichen Perſonen / angreiffen laͤſſen / iſt ihnen in Entſtehung eines und des andern Schadens / gar nicht / oder doch ſehr ſchwerlich und langſam zu helf - fen / ſonderlich in ſolchen Zufaͤllen / welche vermittelſt der Handgriff verbeſſert werden muͤſſen / denn ſie moͤ - gen den Winter uͤber / nicht ſo heimlich und zahm ge - machet werden / daß ſie deſſen den Sommer uͤber nicht vergeſſen ſolten / ſonderlich unter einer groſſen Anzahl / und wann ſie wenig in die Staͤll gebrachtwerden / auch wenig Leute mit ihnen umgehen / darum alle Winter genung zu thun / ſie in etwas zu recht zu bringen.

Welche zarte theure Studten aber / noch eine meh - rere Wartung / nach ihrer hergebrachten Landes-Art oder Gewohnheit erfodern ſolten / und es des Herrn Mittel zulaſſen / denſelben zu goͤnnen / die werden am beſten verſorget ſeyn / wann ſie nach der hernach fol - genden gemeinen Stall-Ordnung der Pferde tracti - ret werden / welcher man ſich in den vortrefflichſten Geſchaͤfften gebrauchet.

Abortirung-Verhuͤtung.

Die tragenden Studten ſollen auch vor alle dem fleiſſig bewahret werden / was ihnen inſonderheit ſchaͤdlich iſt / wovon ſie verwerffen moͤchten.

Plinius vermeinet / wann ein Weib eine tragende Studten mit bloſſen Haͤnden beruͤhre / in dem ſie ihre Zeit hat / muſſe ſie verwerffen. Ja wann eine Jung - frau in der Zeit / da ſie ihr erſtes Menſtruum empfin - det / eine tragende Studten nur anſehe / waͤre es ein genugſame Urſach / daß ſie davon verwerffen moͤchte.

Wann eine tragende Studten in ein Wolffpfad oder Spur mit gantzem Fuß eintrete.

Wann ſie von der Bitterwurtzel oder Gentiana oder von dem Sevenbaum eſſe.

Wann die Liechter von dem Jnſchlet oder Talch / bey ihnen erloͤſchen / und ihnen ſolcher Geruch zuviel in die Naſen kommet.

Wann im Herbſt / die kalten Luͤffte anfangen / und die traͤchtige Studten bey der Nacht weyden / ſo deſſen nicht von Jugend auff gewohnet ſeyn / alſo auch im Vor-Jahr / wann die rauhen Luͤffte wehen.

Wann ſie zu fruͤh aus dem Stall gelaſſen werden / wann der Reiffen noch auff der Erden lieget / und ehe die Sonn dieſelbe / (und die Spinneweben / ſo ſich morgens uͤber das Graß ziehen) verzehret / oder ſonſt vergehen / werden ſie entweder verwerffen / oder doch Lungen-ſuͤchtig / Kehl-ſuͤchtig / Leber-ſuͤchtig werden. Und wiewol der Dinge / und ſchaͤdlicher Kraͤuter mehr ſeyn / die dergleichen boſe Wirckungen haben / wiſſen ſie ſich doch vor ſolchen ſelber von Natur zu huͤten und auszuſcheiden / vor dieſen aber muͤſſen ſie ſorgfaͤltig verwahret werden / daß man ſie ſo lang in dem Stall behaͤlt / biß die rechte Zeit kommet.

Traͤchtiger Studten Arbeit.

Die Scyten ſeyn in den Gedancken geſtanden / daß eine Studte keine lebendige Frucht mehr durch einige Urſach verwerffen koͤnne / darumb haben ſie die - ſelbe zu aller Arbeit gebrauchet / nachdem ſie vergewiſ - ſert waren / daß die Frucht im Mutterleibe das Leben habe.

Denen zuwider brauchen ihrer viel die Studten zu der Arbeit / ſo lang biß ſie vermeinen / daß die Frucht uͤber halbe Zeit kommen ſey / und fangen denn an / derſelben mit aller Arbeit zu verſchonen. Jn der Meinung / daß die Arbeit der todten Frucht minder / als der lebendigen ſchaden koͤnne / weil die Studten zu der Zeit innerlich am meiſten beſchweret ſey: Jn dem auch die lebendige Frucht der Nahrung erwartetB 2und12Neuer vollkommenerund von noͤthen hat / ſo durch Aufflegung der Arbeit verhindert werden koͤnne.

Wie nun forderſt unter den Studten ein groſſer Unterſcheid zu machen / welche der Arbeit etwas oder gar nie gewohnet haben / welche bey armen Bauers - Leuten aus hoͤchſter Nothdurfft mit der Arbeit nicht verſchonet bleiben koͤnnen: an welcher Frucht auch wenig gelegen / ob ſie gleich nicht wol fortkommen / oder gar Schaden nehmen moͤchten / weil ſie von ge - ringem Werth ſeyn / viel anderſt aber muß mit edlen Studten verfahren / welche zur Arbeit ohne das nicht gebrauchet / ſondern allein zur Pferd-Zucht gehalten werden: Denn jemehr man derſelben mit der Arbeit verſchonet / je mehr iſt man bey denſelben des Ver - werffens und anderer Zufaͤll verſichert.

Damit ſie aber gleichwol bey reicher / fetter und - berfluͤſſiger Weyde und muͤſſigem ſtehen / nicht allzu fett werden: So iſt denſelben wechſelweiß zu Zei - ten / auff gar gleichem Boden / gar geringe Arbeit / an ſtatt einer Bewegung zu ſuchen / nicht unnuͤtzlich. Denn anderſt wuͤrden ſie entweder zu viel umblauffen und daruͤber Schaden nehmen / wo ſie frey gehen / oder aber zu faul werden / und zuviel zunehmen / wo ſie allzeit muͤſſig ſtehen / oder veſt gemachet werden / denn davon wuͤrde die Frucht bedraͤnget / das Gewaͤchs verhindert / und in der Entledigung Gefahr zu beſor - gen ſeyn / oder doch nichts gutes aus der Frucht wer - den koͤnnen.

Es iſt aber ſolche Arbeit alſo beſcheidentlich anzu - fangen / daß ſie nicht an ſolchen Orten geſchehe / daß die tragenden Studten von groſſer Laſt ſich uͤberhe - ben oder uͤberſtrecken muͤſſen / wie an den hohen Ber - gen oder in tieffen Wegen und Schlaͤgen geſchehen kan.

Auch nicht in groſſer Hitze / und in allzuſtrengem Lauff / ſondern allein von gar leichter Laſt / auf ebenem gutem Weg und bey temperirtem Wetter.

Solche Bewegung aber iſt unnoͤthig / bey den Studten / welche auff der Ebenen weyden / ohne das ruhig gehen / und dieſelbe ziemlich weit ſamblen / noch weniger aber bey denen / welche ihre Saͤtigung auff den Bergen ohne das mit groſſer Arbeit und Muͤhe ſuchen muͤſſen.

Die niederlaͤndiſchen Stud ten werden zwar jeder - zeit zu der Arbeit gebraucht / ob ſie aber daſſelbe ander - werts / (wie auch bey ihnen /) jederzeit ohne Schaden und Abbruch der Frucht verrichten koͤnnen / ſtuͤnde erſt weitlaͤufftig aus vielen Exempeln zu unterſuchen.

Jn dem die tragende Studten uͤber die Haͤlffte ih - rer Zeit / inwendig ihre Frucht / und von auſſen / ein jun - ges Fuͤllen ernehren muß / kan ſie auf der Weyde (wie gut dieſelbe auch ſeyn mag /) nicht ſo viel zunehmen / als ihr ſolche beyde Fuͤllen wieder abnehmen / dahero dergleichen gar keiner Arbeit beduͤrffen. Es waͤre denn / daß die Fettigkeit der Weyde / nicht uach der Milch / ſondern einig nach der Fettigkeit anſchlagen wolte / welches beyden Fuͤllen ſchaͤdlich waͤre / dahero das eine deſto ehe von der Milch abgenommen wer - den muͤſte / auff daß ſie nicht beyde zugleich verderbenmoͤgẽ / welches aͤm beſten zu der Herbſt-Zeit vor dem ausſtellen beſchehen kan / zu welcher Zeit das Fuͤllen inwendig anfaͤnget zu wachſen.

Wo aber eine Studten / (ſonderlich die traͤchtigen) im Sommer auff voller reicher Weyde / nicht zu / ſon - dern mehr abnehmen ſolte / waͤre das ein gewiſſes An - zeigen eines gewiſſen Mangels / welchem zeitlich nach - zuſehen und vorzukommen iſt.

Nachdem ſie geworffen / ſoll man ſie 8. Tage zum wenigſten / im Stall behalten / ob ſie gleich reiche Weydegenug zu genieſſen haͤtten / damit ſie und das Fuͤllen wieder etwas erſtarcken moͤgen.

Feyer-Jahr.

Es wollen etliche der Studten auch deſto mehr verſchonen / und deſto laͤnger bey Kraͤfften behalten / wann ſie dieſelbe nicht jaͤhrlich / ſondern wechſel-weiß ein Jahr umb das andere belegen laſſen / wodurch ſie dem Fuͤllen eine ſonderliche Gutthat beweiſen / daß ſolches denſelben und den folgenden Sommer / nach - dem es gefallen / die volle Milch vorbehalten und da - mit recht erſtaͤrcken laſſen wollen: Ja etliche nehmen noch den dritten Sommer darzu / wann die Studten ſchon wieder traͤchtig iſt.

Solche Meinung aber findet ſich bey dem wenig - ſten Theil / weil 1. ſich hierdurch die Anzahl Pferde langſam vermehren / wann eine jede Studten in drey - en Jahren nur 2. Fuͤllen braͤchte / wann es gleich nach des erſten Meinung jederzeit geriethe. 2. Weil auch hierdurch viel Studten geld wuͤrden / daß ſie zu der beſtimmten Zeit des Hengſtes nicht begehren moͤch - ten. 3. Weil das ſtarcke ſaugende Fuͤllen / der Stud - ten im andern oder dritten Sommer eben ſo wol zu ernehren beſchwerlich fiele / und nicht weniger als ob ſie traͤchtig waͤre abmatten / oder ſie von des Fuͤllen Jm - portunitaͤt verurſachet wuͤrde / demſelben das Trin - cken zu verweigern und von ſich zuſchlagen / weil alle Thiere ihre jungen gern zeitlich dahin anleiten / daß ſie ihre Nahrung ſelber ſuchen lernen ſollen.

Hergegen aber aller Erfahrung gemaͤß / daß eine Studten / welche alle und viel Jahr nach einander traͤchtig wird / die Kraͤfften vor der Zeit verlieret / ihnen das Hertz abtragen / und ſchwache Fuͤllen bringen: So erwehlen die meiſten das Mittel / daß ſie die ſchwaͤchern Studten im dritten / die ſtaͤrckern im vierdten Jahr feyren laſſen.

Es waͤre denn daß ſie von ſich ſelbſt ein Jahr aus - geſetzet / deß Hengſtes zu rechter Zeit nicht begehret oder nicht gefangen haͤtte: So ſoll man viel mehr Fleiß anwenden / ſolche das folgende Jahr zu belegen und wieder fruchtbar zu machen / weil ſie ſich in einem Frey-Jahr genung erholen koͤnnen / wie ſolche Fuͤl - len / die in ſolcher Zeit darauff getragen / mit ihrem groſſen Unterſcheid gegen andern erweiſen / ſo ſie an Staͤrcke / Gewaͤchs und Leibe ungleich beſſer werden.

Denn wo eine Studten von guter Art und groſ - ſem Vermoͤgen iſt / auch allein zu der Stuͤdterey ge - halten wird / hat man umb ſo viel mehr Urſache von ihr umb eine gute Art zu trachten / weil ſie noch bey voͤlli - gen Kraͤfften und Geſundheit auch fruchtbar iſt / de -ren13Pferde-Schatz.ren beſtaͤndige Beharrung man nicht auff viel Jahr verſichert ſeyn / ſondern leichtlich ein Zufall verhindern oder gar auffheben kan / daß ſie geld wird / oder andere Maͤngel bekommet / die ſie zu der Pferd-Zucht un - tuchtig machen koͤnnen / und ſie zu andern Geſchaͤff - ten nehmen muß. Aber hierinnen ſeyn die Stud - ten / welche dergeſtalt offt traͤchtig werden / vielmehr und beſſer verſchonet / daß ſie nicht 2. junge / als ein le - bendiges euſſerlich / und im Leibe ein anders uͤber Winter wie uͤber Sommer ernaͤhren doͤrffen: Denn wo ſie beyderſeits fortwachſen / wie ſie ſollen / wird es der Mutter ſchwer fallen / und durch dieſes wird die kuͤnfftige Tracht deſto unvermoͤglicher gemachet und geſchwaͤchet. Denn je laͤnger das lebendige an der Mutter ſauget / je ſtaͤrcker daſſelbe wird / und anziehen kan / wo ſolches uͤber die natuͤrliche Zeit waͤhret / iſt alſo die Abſpannung deſto nothwendiger / damit das inwendige auch vollkommene Nahrung habe / und zu ſeiner Zeit vor ſich finde / die es allein in der Milch zu ſuchen hat.

Unterſchiedliche Eigenſchaff - ten / die ins gemein bey Anrichtung einer vortrefflichen Stuͤdterey in acht zu nehmen / Sowol an den Beſchellern als Studten.
Landes Art.

ES erſcheinet aus der alten und gegenwaͤrtigen Er - fahrung / daß zu dem Hoffleben und hohen Rit - ter-Spielen / die Spaniſche / Jtaliaͤmſche und nechſt dieſen / (wo ſie abgerichtet ſeyn /) auch die Barbariſche Pferde / wegen ihres herꝛlichen Anſehens / Schoͤn - heit / guten Willen und Gehorſam / Hitz und Hertz - hafftigkeit / wie auch groſſem Vermoͤgen und natuͤrli - chen Geſchickligkeit;

Jm Krieg und Soldaten-Leben aber / die Perſia - niſche / Tuͤrckiſche / Polniſche und Hungariſche Pfer - de / wegen ihrer ſonderlichen Taurhafftigkeit / Maͤſſig - keit / und Geſchwindigkeit / wann ſie recht gezaͤumet ſind.

Jm Buͤrgerlichen Leben / die deutſche Pferde we - gen ihrer Gedult und arbeitſamen Natur / wann ſie nicht verderbet ſind / die beſte Dienſt leiſten koͤnnen / wie ſie ins gemein conditioniret ſeyn / wiewol derſel - ben viel auch zu ein und dem andern Gebrauch tuͤch - tig ſeyn und werden koͤnnen / nachdem deſſelben Un - terweiſung wohl angefangen gemittelt und geendet wird.

Wie nun ein jeder die Wahl / ſeinem Belieben / Vermoͤgen oder Condition nach / nimmet / bey wel - cher Art er den groͤſſen Nutzen / Luſt oder Ruhm / oder alle zugleich zu finden vermeinet: So wird er ohne Zweiffel auch dieſelbige Art / in der Pferd-Zucht / den andern vorziehen / und nach derſelbigen am meiſten trachten / ſo er 1. entweder am liebſten gebrauchet / 2. am beſten erkennet / 3. am beſten und meiſten zu uͤben Gelegenheit / Mittel und Wiſſenſchafft hat / 4. amleichteſten bekommet / und am ehiſten und beſten wie - der anbringen kan. 5. Welche ſich mit ſeiner Condi - tion oder Profeſſion am nechſten vergleichen und an - ſtaͤndig ſeyn.

Es kan aber ein Pferd / in aller dieſer dreyen Staͤn - den Gebrauch wol auff ein und andere Weiſe ge - ſchickt und beruͤhmet / aber darumb zu der generation deſto unbeqvemer und ungewiſſer ſeyn / wiewol ſich daſſelbe mehr bey den Studten / als Hengſten erzeiget: Dahero in der Erwehlung eine ſonderliche Vorſich - tigkeit zu gebrauchen nicht unnoͤthig iſt. Und ob es ſich gleich auch im Gegentheil begeben kan / daß ein Pferd in dem Gebrauch gering; Hergegen zu der Stuͤdterey tauglicher ſeyn kan / welches abermahls den Studten mehr als den Hengſten gemein iſt; Da - hero es bey denſelben in dieſem Fall weniger Gefahr hat: So iſt doch ein ſolcher Hengſt ohne groſſes Bedencken in keine Stuͤdterey zu nehmen: Weil die vornehmſten Eigenſchafften / eines tauglichen Be - ſchellers / eben die vorerwehnten hohen Bezeigungen ſeyn / ſo ein Pferd / in den dreyerley Haupt-Geſchaͤff - ten / des Hoff - Kriegs - und Stadt-Lebens bezeigen ſolle. Denn dahin zielet eigentlich die Pferde-Zucht mit allem ihrem Luſt und Ruhm daß ſie ſolche Pferde erziehen wil und ſolle / ſo ſich in denſelben Handlungen ruͤhmlich erzeigen und gebrauchen laſſen ſollen. So man aber viel ehe und oͤffter ein ſolches Pferd antrifft / welches im Hoff-Soldaten oder Stadt-Leben / gute Dienſt leiſten kan / als welches Eigenſchafften wuͤr - dig zu achten / ſolches in eine Stuͤdterey zu gebrau - chen / weil ſolche Eigenſchafften / ſo in dem Hoff-Sol - daten - und Stadt-Leben fuͤrtrefflich gut erkennet / doch nicht genung ſeyn / das Lob eines Beſchellers zu erfuͤllen / ſondern deren noch mehr und ſonderliche er - fordert werden. So hat man hauptſaͤchlich darin - nen auf zweyerley Haupt-Eigenſchafften zu ſehen.

Hengſtes Eigenſchafften.

1. Des Hengſts Zuſtand und Natur / welche leicht - lich von allerley innerlichen Zufaͤllen / Schwachhei - ten / Kranckheiten und Maͤngel / (welche die genera - tion verhindern oder ungewiß machen koͤnnen) ein - genommen werden.

Was den Hengſt untůchtig machet.

Als alle Lungen / Leber / Nieren / Zuſtaͤnd / der Stein und noch andere Gebrechen / ſo ohn gewiſſe Probe nicht zu erkennen / auſſer aller anderer verborgener Maͤngel / und ohne die euſſerliche abzunehmen ſeyn.

2. Die kuͤnſtliche Verbergung und Betrug / wo - durch ſolche Fehler verdecket werden koͤnnen.

3. Alle heimliche Stuͤck / wodurch den Pferden die Fruchtbarkeit mit Vorſatz benommen wird / und nicht wenig Liebhaber / offt umb viel Geld gebracht werden / daß ſie lang vergeblich hoffen / aber nichts er - warten koͤnnen.

B 3Art14Neuer vollkommener
Art der Studterey.

Nachdem man aber / aus gewiſſer Prob / deſſen ſo wohl bey dem Hengſt / als bey der Studten verſichert / iſt nicht minder auff die Landes-Art des Orts / wo die Studterey angeleget wird / als auf diejenige zu ſehen / aus welcher Hengſt und Studten kommen.

Hierinnen erweiſet die oftmahlige Erfahrung / daß in kalten Laͤndern die hitzigen Hengſte beſſer als die kalt-ſinnigen / oder die von kalten Orten herkom - men / zu gebrauchen. Weil des Beſchellers Hitze oh - ne das / von des Orts ſituation / Lufft / Waſſer / Futter und Gebrauch der Medicamenten je laͤnger je kaͤlter wird.

Noch mehr aber und kraͤfftiger wird ſolche Hitze von der Natur einer kalt-ſinnigen Studten in der Frucht / wo nicht mercklich erkuͤhlet / doch ſo viel tem - periret / daß man ſolches in der allererſten generation / mehr als allzuviel augenſcheinlich ſpuͤret / wie ſich ſol - che Hitze / in den folgenden generationen von Zeit zu Zeit / und offt ehe als man ſolches gern ſiehet / verlieret und erloͤſchet.

Gleiches Abnehmen und Minderung befindet ſich auch 1. in der Groͤſſe des Gewaͤchs. 2. und guten Proportion der Gliedmaſſen.

Groͤſſe.

Wiewol aber die mittelmaͤſſigen Pferde / 1. in der Groͤſſe oder Gewaͤchs / 2. in der Gute ihrer Eigen - ſchafften / allen groſſen weit vorzuziehen: So kan doch die Groͤſſe des Pferdes in der Generation viel weniger / als in den Ubungen und hohem Gebrauch ſchaͤdlich ſeyn. Wann 1. die Studteery in einem kaͤltern Ort angeleget / als daher der Beſcheller ge - bracht wird. 2. Wo die Studten kleinerer Art / als die Beſcheller waͤren: Weil ſich die Groͤſſe / bey ſolchen Umbſtaͤnden / ohne das verlieret / und viel ehe kleinere als groͤſſere Frucht zu erwarten iſt.

Solte aber ein gar kleines Pferd / wegen ſeiner ed - len zarten Geſtalt / oder andern trefflichen Eigenſchaff - ten / an kalten Orten / zum Beſchellen gebrauchet wer - den: So wuͤrde die Frucht in dem Gewaͤchs die Groͤſſe der Studten viel erſetzen muͤſſen oder koͤnnen / ſo viel die Proportion des Beſchellers immer zulaͤſſet / deſſen ſteigen man mit gemachten Vortheln einer Hoͤhe erleichtern kan.

Waͤren aber an ſolchen kalten Orten / auch die Studten kaltſinniger Art / wuͤrde man die Frucht zu einem andern ſonderlichen Jntent und Geſchaͤfft ge - brauchen muͤſſen.

Wann die mittelmaͤſſig groſſe Pferd zu dem hohen Gebrauch die beſten / wird daſſelbe bey der Studterey an Hengſt und Studten am noͤthigſten in acht zu nehmen / und ſolche proportion dadurch zu erhalten ſeyn.

Nachartung des Be - ſchellers.

Es iſt aber unwiderſprechlich / daß die Frucht / in der Geſtalt / Groͤſſe / und andern Eigenſchafften / am voll - kommeſten und beſten erfolget: Je mehr ſich in ſol - chen Stuͤcken der Beſcheller mit den Studten ver -gleichet / wie nun auff ſolche die groͤſte Hoffnung zu machen / ſo wird ſich im Gelegenheit die Frucht umb ſo viel mehr disproportioniret einfinden: Je mehr disproportion / in allen Eigenſchafften und ſonderlich in dem Gewaͤchs / zwiſchen dem Beſch eller und Stud - ten geweſen.

Gleichheit des Beſchellers und Studten.

Wann auch die Studten groͤſſer / als der Be - ſcheller / hat die Frucht deſto mehr Raum / ruhig und unbedraͤnget in dem Leib zu liegen / und biß zu rechter Vollkommenheit fortzuwachſen.

Temperament in der Vermi - ſchung.

Hergegen wird bey weitem keine ſo gute Frucht zu hoffen ſeyn / wann kalt-ſinnige Hengſte / mit hitzigen Studten / ſo aus warmen Landern kommen / beleget werden / wiewohl ſolcher kalt-ſinnigen Art Pferde / da - mit in etwas geholffen werden moͤchte / deren Urſa - chen zum Theil / vorerwehnet / und dabey nicht aller - dings zu verwerffen / daß die Frucht von groſſen Hengſten in der zarten Studten engen Leib / nicht genug Platz / daß ſie ihr natuͤrliches Gewaͤchs voll - bringen und haben koͤnte: Sondern wie es in demſelben bedraͤnget wird: So kan es auch hernach zu ſeiner rechten Proportion nicht mehr kommen.

Es wird auch keine Studten von gar hitziger Art / wegen ihrer truckenen Natur / weder ſo viel eſſen noch trincken / alſo auch nicht ſo viel Milch haben / daß eine groſſe Frucht davon gnugſame Nahrung haben koͤn - te / welches die kalt-ſinnigen reichlicher zu ſich nehmen und wieder von ſich geben.

Nun befinden ſich aber in den warmen Laͤndern mehr zarte und geſchmeidige Hengſt und Studten / als grobe und ſtarcke.

Ob zwar in ungleichen Orten / von ungleichen Hengſten und Studten / einige gute Pferde / (ſo man Baſtarden nennet) erzogen werden / welche ſich man - chesmahl beſſer erzeigen / als ihr rechter Stamm ge - weſen: So iſt doch der Vernunfft gemaͤß / daß es viel oͤffter mißlinget als geraͤth.

Daß auch nach natuͤrlichem Lauff / aus gleicher Complexion / oder deren Temperament / in einem Ort / ſo mit derſelben Eigenſchafften einſtimmen / ein beſtaͤndige gute Art Pferde zu erziehen / deren guten Eigenſchafften man ſich beſtaͤndig zu verſichern hat / das giebet uns der Augenſchein an denen Pferden genung zu erkennen / welche in Perſia / Egypten / Ar - menien / Spania / Jtalia / Engeland ꝛc. fallen.

Einſtimmende Landes - Art.

Und da dieſelbe ja anderwerts zu den Studtereyen gebrauchet werden ſolten / werden ſie in den Laͤndern den groͤſten Nutzen ſchaffen / welche mit ihrer Natur am meiſten verwandt und am nechſten gelegen / dar - innen ſie noch die groͤſte Waͤrme genieſſen koͤnnen / ſo auſſer ihrem Lande (wiewol in geringerer) Wuͤr - ckung zu finden.

An15Pferd-Schatz.

An den weit entlegneſten / rauheſten und kaͤlteſten Orten aber / wird auch die degeneration deſto mehr zu ſpuͤren / und endlich eine gaͤntzliche Mißrathung zu nennen ſeyn.

Jnſonderheit iſt in acht zu nehmen Der Beſcheller.

Ob gleich das gemeine Sprichwort bey den Pfer - den / wie bey den Menſchen und andern Creaturen / nicht jederzeit und bey allen eintrifft / daß ſelten von ei - nem Raben ein Adler gezeuget werde / ſondern daß bey denſelben allen / zum meiſten Theil / die groſſen von ih - res gleichen herkommen: So befindet ſich doch zum meiſten Theil / daß die gute Art / in der Fortpflan - tzung / die Nachartung in etwas / wo nicht in allen Stuͤcken / wuͤrcke. Kan alſo ein Pferd von der beſten Art einem Geſtuͤdte den beſten Anfang machen. Wo es nun muͤglich waͤre / zu Auffrichtung eines Geſtuͤd - tes / die beſten Pferde aus der allerbeſten Art Pferde auszuſuchen und zu bekommen / und ſolche Art ſo lang es muͤglich beyzubehalten / oder im Abgang mit der - gleichen zu erſetzen: ſo wuͤrden die Koſten und dar - auf gewendete Muͤhe auch am beſten bezahlet wer - den / und doch dabey Gluͤck von noͤthen ſeyn / daß ſich nicht die Ausartung viel ehe finden moͤchte / als man derſelben vermuthet oder begehret.

Dann wie uns die Erfahrung vielmehr ungera - thener Kinder von frommen Eltern / als wolgezogene Nachkommen von gottloſen Vorfahren zeiget: So iſt die Mißrathung viel oͤffter als die rechte Nachſchla - gung der guten Art anzuſehen und in den vornehm - ſten Geſtuͤdten zu erkennen: Daher der erſte Grund nimmmermehr von zu guter Art geleget werden kan / daß es deſſen nicht mehr als zu viel beduͤrffte.

So denn / nach aller alten und neuen Philoſophen einhelligem Schluß / der Urſprung und Fortpflan - tzung oder generation / bey den Thieren fuͤrnemblich / von dem maͤnnlichen Geſchlecht entſtehet: So iſt auſſer allem Zweifel an der Guͤte und Vortrefflichkeit des Beſchellers in Auffrichtung und Erhaltung ei - nes Geſtuͤdtes das meiſte / und ungleich mehr / als an den Studten gelegen: denn viel ſchoͤner Pferde / von dergleichen Beſchellern / auch von gemeinen Studten fallen: Hergegen ſehr wenig / von einem ſchlechten Beſcheller und den allerſchoͤneſten Studten herkom - men / iſt die Erfahrung ein genugſamer Zeuge / deren Jrrthum zu widerlegen / daß ſie die aͤltiſten / mangel - haffte / abgerittene / krumme / lahme / blinde / krancke / unſaubere / nichtswuͤrdige Pferde / in ihre Stuͤdterey bringen / und allererſt zum Beſchellen gebrauchen wollen.

Wer nun ſorgfaͤltig iſt / ſolche beyderley wider ein - ander ſtreitende Meynungen bey ſich zu eroͤrtern / kan allein auff den Unterſcheid deren Pferde Achtung ge - ben / welche von ſolchen Orten herkommen / da man einerſeits die beſten / und anderſeits dergleichen heillo - ſe Beſcheller hat.

Dieſes laͤſſet ſich auch aus der Veꝛgleichung ſchlieſ - ſen / wann in Hiſpanien und Jtalien / die edleſten Studten von den allerſtaͤrckeſten gemeinen Eſeln be - leget werden / ſo behaͤlt der davon kommende Maul - eſel den wenigſten Theil ſeiner Mutter vortrefflichen / ſondern zum groͤſten Theil von ſeines Vaters / als der Eſel / Eigenſchafft.

Ja es lehret die Erfahrung / daß alle Studten / ſo koͤſtlich ſie auch ſeyn moͤgen / wann ſie einmahl von ei - nem Eſel beſtiegen worden / nimmermehr kein gutes wolgeſtaltes Pferd mehr zur Welt bringen / ob ſie geich von einem ſchoͤnen Hengſt beſtiegen werden. Deſſen nachkommende Frucht doch gaͤntzlich aus der Pferd-Artſchlaͤget / und zum groͤſten Theil Eſels-Na - tur und Eigenſchafften / (ſowohl in der euſſerlichen Geſtalt des Leibs und deſſen meiſten und vornehm - ſten Glieder / Ohren / Halß / Kopff / mit enger Bruſt und ſpitzigem Creutz / Fuͤſſen und Huͤeffen / ſondern ſo gar und noch vielmehr an den Sinnen und ungelehr - nigem / ungeſchickten / halßſtarrigen / faulen Gemuͤth und Gebaͤrden /) behaͤlt und annimmt.

So denn Varro nicht vergeblich ſaget: De ſtirpe magni intereſt, qva ſint, qvod genera ſunt multa, &c. So iſt nothwendig ein Beſcheller an denen Orten zu ſuchen / oder daher zu erwarten und zu trachten / 1. wo die beſte Art Pferd zu finden. 2. die ſich mit derſelben Landes-Art am beſten vergleichet / dahin der Beſchel - ler gebracht / und wo er gebrauchet werden ſolle.

Wo auch nach Oppiani Meinung / ſo vielerley Art Pferd als unterſchiedene Voͤlcker ſeyn; So wird des Anrichters einer Stuͤdterey erſte Entſchlieſſung ſeyn / welche frembde Art Pferde ſich in ſeine Lufft / Weyde / Futter / Waſſer und andere Landes Gelegen - heit / wegen ihrer Natur / am beſten ſchicken werden / damit nicht ein Extremitaͤt der geſchwinden gar weit unterſchiedenen Enderung ein andere verurſache. Dann ſo fern ſolche Eigenſchafften deren Oerter / da - von ſie herkommen und dahin ſie gebracht werden / im hoͤchſten Grad unterſchieden waͤren / wird das da - durch geſuchte Temperament / nicht ohne Gefahr des Mißlingens langſamb / ſchwer / oder gar nicht erfol - gen / wobey zwar gutes Gluͤck / rechter Verſtand / Muͤ - he und Unkoſten viel erlangen koͤnnen.

Denn ſo die Erfahrung lehret / daß die ſituation / Lufft / Waſſer / Weyde und Futter eines Landes / wo nicht mehr / als das Gebluͤt / in der generation wuͤr - cket: So wuͤrde in ſolchen Landen / (die in ſolchen Stuͤcken Maͤngel haben /) die Ausartung einer gu - ten Art Pferde viel ehe zu vermuthen ſtehen / als wo geringe Pferde / in dergleichen Laͤnder / zur generation gebracht wuͤrden / welche in dieſen Eigenſchafften vollkommen ſeyn.

Werden nun in dergleichen Landen / ſo von Natur nicht gute Pferde ziehen / entweder die Beſcheller / oder die Studten / mit derſelben geringen Landes-Art be - leget / ſo iſt die degeneration umb ſo viel gewiſſer zu vermuthen / und koͤnte an ſolchen Orten noch einige Huͤlffe ſeyn / wann Beſcheller und Studten einer gu - ten Art dahin gebracht wuͤrden.

Die16Neuer vollkommener
Die unterſchiedene Grad der guten Pferde.

Weil aber an einem andern Ort erwehnet iſt / wel - che Laͤnder dafuͤr gehalten werden / daß ſie die beſte Pferde ziehen / wuͤrde ſolches allhier zu wiederholen mehr verdrießlich als nothwendig ſeyn / welches oh - ne das den Liebhabern bekandt iſt / daß die waͤrmeſten Laͤnder / der reineſte Lufft und Waſſer die koͤſtlichſten Pferde bißhero beſeſſen.

Jn den Teutſchen Geſtuͤdten wird die Erfahrung lehren / daß zwar etliche wenige / durch groſſes Gluͤck / Verſtand / Fleiß und Unkoſten / (wiewol nur in denen Provintzen / ſo Jtalien und Spanien am nechſten ge - legen / und ſonderlich in Oeſterreich und Saltzburg /) mit Pferden ſelbiger Nationen ſo viel erhalten / daß ſie ihres gleichen in Geſtalt und Guͤte erzogen / deren aber ſehr wenig geweſen / und die Ausartung in dem 2. und 3. Glied gleichwohl ſchon mercklich in vielen Stuͤcken zu ſpuͤren / welches andere an weit entlege - nen Orten mißlich erhalten ſolten / daß die merckliche Ausartung nicht zugleich in der 2. ja der 1 generation offenbahr zu ſehen waͤre.

Hergegen zeiget ſie auch / daß daſelbſt und ander - werts / die Pferde / ſo aus Perſia / Armenia / Egypten und andern Tuͤrckiſchen Provintzen / ja aus Hun - garn und Pohlen / mit deutſchen Studten beleget ſich vielmehr verbeſſern als vermindern: Ja in jedem Glied ſchoͤner / vollkommener und beſſer werden / nicht allein an dem Leibe / ſondern auch in dem temperirten Gemuͤth und Sinnen / deſſen Urſach koͤnte neben an - dern dieſe nicht die geringſte ſeyn / weil dieſe letzte an dem Leibe / ſonderlich an Bruſt und Creutz / wo nicht an beyden / wo nicht jederzeit / doch gemeiniglich etwas ſpitzig und nach aller Erfoderung unvollkommen ſeyn: Die deutſchen Studten ein raͤumern Leib / als ſelber Nationen Studten haben / darinnen die Frucht mehr zu wachſen hat / alſo leichter vollkomme - nes Leibes werden kan / wolte man der Studten ge - ſiehen / daß ſie in der generation einige Mitwuͤrckung habe / ſo koͤnnte es dieſe ja ſo wohlund ehe / als ein aͤn - dere ſeyn / daß die Frucht ihres ſtarcken vollkommenen Leibes in etwas theilhafftig wuͤrde. Und daß dieſes der Vernunfft und Erfahrung nicht zuwider lauffe / erweiſet ſich gar klaͤrlich an denen an der Frucht ereig - neten Sinnen und Gemuͤth / welche den groͤſten Theil ihres Vaters feuriger Hitze / Fluͤchtigkeit / Zorn und Mißtrauen verlieren / und dagegen der Mutter Kalt - ſinnigkeit / Gedult und Vertrauen annehmen und be - halten. Welches zwar in den folgenden generatio - nen auch nach und nach mehr / als gut iſt / vermehret und allzukalt und demuͤthig wird / welches aber doch nicht ſo bald als bey den andern zu ſpuͤhren iſt. 2. Daß die jungen laͤngere Zeit bey der Mutter zubringen / und von des Vaters Bezeugungen gar nichts ſehen oder wiſſen.

Und weil im Gegentheil die Hiſpaniſche und Jta - liaͤniſche Pferde ein groſſen / ja faſt gemaͤſteten Leib haben / und den zu dergleichen groſſen fetten Studten bringen / iſt es kein Wunder / daß die Frucht noch fet - ter von Leib wird / weil das vaͤter - und muͤtterlicheGebluͤt hierzu incliniret iſt. Weil aber ſolche Leiber von der Geſundheit und Geſchickligkeit wegen / in der Abrichtung beſchwerlich / und in wichtigen Geſchaͤff - ten ſehr gefaͤhrlich zu gebrauchen ſeyn: So iſt al - lein ein ſolcher ſchwerer Leib / bey zarten Fuͤſſen / mehr als zu viel wuͤrdig / eine Ausartung zu nennen.

Schlieſſet ſich demnach / daß in den temperirten Mittel-Laͤndern / wo weder die uͤbrige Hitze noch Kaͤl - te dominiret / eine koͤſtliche Art Pferde zu erziehen ſey / wann die Beſcheller von hitziger fluͤchtiger Art / und geſchmeidigen Leibern / aus ſolchen Laͤndern gebracht werden / welche ihrer Art gleich zarte und ſchmale Studten haben / mit deutſchen Studten von voll - kommenen Leibern beleget werden.

Auſſer dieſer unmaßgebigen Obſervation / ſte het nicht wenig an deſſen Belieben / der Art ſo einem je - den anſtehet und gefaͤllet / dabey er ſich am beſten be - findet / und Gluͤck dabey verſpuͤhret / welche Art von Pferden er auch zu erziehen verlanget / und am beſten zu gebrauchen weiß / in welchem Fall er an keine ſon - derliche Nation gebunden / ſondern ſich allein der Guͤte und Schoͤne befleiſſen / welche ihme werden kan / dabey er allein zu beobachten / daß die Maͤngel der Beſcheller (ſie ſind gleich an dem Gemuͤth / Sinnen oder Leib /) eine gantze Stuͤdterey verderben / darumb kein Beſcheller zu gut oder vollkommen ſeyn kan.

Von der Beſchaffenheit des Leibs und aller Glie - der / des Gemuͤths und der Sinnen / ſo von einem Beſcheller erfordert werden / und zu ſeiner Verrich - tung eigentlich gehoͤren / waͤre zwar eine weitlaͤuffti - ge Beſchreibung noͤthig / wann dieſelbe nicht einem beſondern Theil dieſes Werckes / von den Eigen - ſchafften der Pferde / und wieder in einem andern Thei / lvon den Kennzeichen eines guten Pferdes / wie auch boͤſen Eigenſchafften und Maͤngel inſonderheit geſchrieben wuͤrde.

Beſchellers gute Geſtalt.

So fern dann ein Beſcheller in der guten Geſtalt des euſſerlichen Anſehens / des Leibes und aller Glied - maſſen / wie auch an den innerlichen Theilen / Gemuͤth und Sinnen / an der Geſundheit / Vermoͤgen / Ver - ſtand und Willen / allermaſſen beſchaffen ſeyn ſolle / wie daſelbſt ein vollkommen / ſchoͤnes aufrechtes / Glied-gantzes / lebhafftes Haupt-Roß / abgezeichnet und entworffen iſt: So wuͤrde deſſen Wiederho - lung eine vergebliche Erweiterung ſeyn / ohne daß an einem Beſcheller inſonderheit unvermeydentlich er - fodert wird

1. Daß derſelbe nicht gar zu groß ſey / aus welchem mehr ein ſonderliche Curioſitaͤt als Guͤte zu vermu - then.

2. Daß ſein Geſchroͤt wohl auffgeſchuͤrtzet und ſambt dem Glied gantz ſchwartz ſey / denn die weiſſe / auch abgetheilte Farbe / wird ihn zur generation gantz untuͤchtig machen / was Farb er ſonſten auch ſeyn mag / welche zwar an allen Pferden fuͤr eine gute Ei - genſchafft zu halten: Nachdem dieſelbe in der Be - ſchreibung mehr gut als boͤß iſt.

Es iſt aber derſelben Mangel an allen andern Pferden / ehe und leichter als an einem Beſcheller zuver -17Pferde-Schatz.vertragen: Denn an einem Beſcheller kan ſie nie - mals zu gut ſeyn / daß es deſſen nicht mehr als wol be - darff. Darunter aber werden die Einfaͤrbigen / (die gemengte oder Schecken aber niemahls ſo) gut ge - haͤlten.

Dann weil ſich bey den beſten Farben vielfaͤltige Enderungen zutragen / die nicht anderſt / als zum ſchlechtern Stand / ausſchlagen koͤnnen. Jndem das beſte nicht beſſer / wol aber boͤſer werden kan / ſo iſt ſich derſelben / bey geringen Farben / viel ehe zu beſor - gen / wird alſo an einem Beſcheller (auſſer weiß und gelb) die dunckele / und in derſelben die hoͤchſte und rei - neſte / die beſte bleiben / als Caſtanien und Weixel - braun / Schweiß und bluthrothe Fuͤchſe / ſchneeweiſſe / goldgelbe Rappen und Spiegel-Schimmel / denn ob gleich rare Farben einen ſonderlichen Ruhm und Nutzen haben / ſo kan auch durch Abgang eines eini - gen ein gantzer Zug geſchaͤndet werden / weil man mit dieſen / ſo wol Abſchieſſung der Farb als wegen der Abzeichen genug zu thun hat / dieſelbe recht zuſammen zu bringen und in Ordnung zu erhalten: Wo man nun bey einer oder der andern Farben bleiben wil. Jſt nothwendig / ſich von gleicher Farbe Studten zu be - fleiſſen / dabey man dennoch nicht allezeit verſichert ſeyn kan / daß nicht ein oder anders junges Fuͤllen an der Farb liechter und ſchlechter / gar ſelten aber beſſer oder dunckler wird.

Daß er von allen Erbſchaͤden und Kranckheiten gantz frey ſey / iſt an einem Beſcheller das allernoth - wendigſte Stuͤcke / denn dadurch kan eine gantze Stuͤdterey geſchaͤndet werden. Ja es ſoll ſich an ei - nem Beſcheller gar nichts befinden / welches zu ſcheu - en oder zu meyden iſt / weil die Nachartung viel ehe im boͤſen zu beſorgen / als im guten zu hoffen iſt.

Nicht minder von allen laſterhafften Maͤngeln / welche an keinem Beſcheller zu uͤberſehen und zu ley - den / welche anders in die Nachkommen erben wuͤr - den / und wie er in allen guten Eigenſchaffttn alle an - dere Pferde uͤbertreffen / hergegen gar keine oder offen - bahre Maͤngel an ſich haben ſolle; Wird auch ſol - ches Alter von ihme erfordert / welches ihn nicht un - tuͤchtig machet / eine Zeitlang gebrauchet zu werden / die auff ihn verwandte Unkoſten wieder zu erſetzen / und ſeiner eine gute Zeit zu genieſſen / wiewol ihn das Alter allein nicht untuͤchtig machet / ſo lang er ſonſten gut und kraͤfftig iſt / gering / freywillig / bald ſteiget / an den Begierden kein Abgang erſcheinet / und die Stud - ten von ihm voll werden.

Saamen.

Wann der Saamen / nicht allein von vielem ſtei - gen / ſondern an ſich ſelbſt gar duͤnnfluͤſſig / welches ihn zur generation gantz untuͤchtig machet: Jſt es auch der Studten ſchaͤdlich / weil ſie nicht von ihm aufffangen kan / waͤre beſſer einen ſolchen gleich abge - ſchaffet / als vergeblich das Geſtuͤdt damit geplaget / dahero viel darauff zu ſehen / daß der Saamen etwas dicklich ſey.

Daß er auch weder zu fruͤe noch zu ſpat abgehe / denn wo er allzu begierig und den Saamen gehen laͤſſet / ehe er recht auffkommet / iſt ſo wenig eine Frucht zu hoffen / als wann er die Studten zu lang auffhaͤlt. Wo aber dieſer Mangel nicht in der Natur ſteck[e]t / ſondern allein von dem offtmahligen ſteigen in kur - tzer Zeit auff einander entſtehet: Jſt demſelben zu Zeiten damit abgeholffen / daß man ihn etliche Tage wieder ruhen und zu Kraͤfften kommen laſſe / wo er nun dadurch gebeſſert wird / iſt er umb ſolches willen nicht zu verlaſſen.

Jn allweg ſoll man verſichert ſeyn / daß er von Stein und Sand nicht beſchweret ſey / denn welche damit behafftet / koͤnnen vor Schmertzen nicht ſo lang in der Hoͤhe auffbleiben / als ſie ſolten / ſondern muͤſſen ſo bald wieder herunter eylen / als ſie der Schmertzen uͤberfaͤllet / es iſt auch von ſolchen Pferden keine Frucht zu hoffen / ob ſie gleich gern und offt ſteigen / ſolcher Zu - ſtand aber iſt nicht allein bey ſolcher Kranckheit in meinem Pferd-Artzney-Buch geſetzten Zeichen zu er - kennen / ſondern auch in dieſem Fall / wann er einmahl zugelaſſen wird / und ſich / wie erſt gedacht / mit ge - ſchwinden unzeitigen Abfallen bezeigen wird / wor - auf mit fernerm ſteigen ſeiner und der Studten gaͤntz - lich zu verſchonen iſt.

Beſchellers Pfleg - und Wartung.

So viel zu einer vornehmen Stuͤdterey / an einem koͤſtlichen Beſcheller gelegen / ſo viel und nicht minder lieget an deſſelben beſtaͤndigen Wohlſtands Erhal - tung / denn die vielmalige Enderung der Beſcheller / bringet einem wohlbeſtellten Geſtuͤdte ſelten eine Beſ - ſerung: Dieweil es Zeit / Muͤhe und Koſten erfor - dert / einen ſolchen vollkommenen gerechten Beſchel - ler anzutreffen / womit man verſorget ſeyn kan / die nicht allenthalben zu finden oder gern verlaſſen wer - den. Es haͤnget aber ſolcher langwierige Wolſtand an nichts mehrers / als an der ordentlichen fleiſſigen Wartung / welche bey einem Beſcheller ungleich noͤ - thiger als bey andern Pferden iſt.

Weil aber die rechte Pferds-Wartung in einem beſondern Theil beſchrieben / welche von der gar wenig unterſchieden / ſo bey den Beſchellern noͤthig iſt: So wird man am beſten in des Beſchellers Wartung verfahren / wann man 1. derſelben vorgeſchriebenen gemeinen Wartung / wo nicht in allen / doch in den meiſten Stuͤcken nachlebet.

2. Jn etlichen ſonderlichen Faͤllen und Stuͤcken / auch nachfolgender Erinnerung nachkommet.

Und zwar muͤſſen die Beſcheller durch das gantze Jahr fort und fort gefuͤttert werden / ohne daß man auch hierinnen Maaß gebrauche / daß er nicht gar zu fett ſey / denn dadurch wuͤrde er zum ſteigen faul / fluͤſſig und der Saamen untuͤchtig werden / daß die Studte nicht fienge / oder keine gute Frucht braͤchte.

Zwey Monat vor der Beſchell-Zeit gibt man ihm geſchrotten Korn / doch mit ſolcher Maß / als ſein Zu - ſtand erfodert / und er davon / wie erſt vermeldet / nicht uͤbermaͤßig fett werde.

Man menget ihm auch von ſolcher Zeit an / Ziſer - Erbſen unter den Habern / beſprenget das Futter mit Saltz-Waſſer / reibet ihm die Zungen mit Saltz und Eſſig / damit er umb ſo viel lieber eſſe / als es nahend gegen die Beſchell-Zeit zugehet / ſo bald mans habenErſter Theil. Ckan /18Neuer vollkommenerkan / mag man ihm taͤglich eine Hand voll gruͤnes ge - ben / aber nicht ſo viel / daß es ihn zuviel erkuͤhlen moͤge.

Solche Zeit uͤber / ſoll man ihn nicht kalt trincken / ſondern das Trinck-Waſſer wol uͤberſchlagen laſſen / auch wol mit warmen Waſſer und weiſſem Meel mengen / und wol umbruͤhren / daß das Waſſer wie eine Milch weiß wird.

Taͤglich / (oder wegen boͤſen Wetters) wenigſt uͤber den andern Tag / ſoll man ihn morgens 1. Stund ins Feld reiten / ſonderlich bey klarem Wetter und zwiſchen friſchen Waͤſſern / aber nur Fuß fuͤr Fuß. Doch ſoll man daſſelbe im boͤſen Wetter ſo viel muͤg - lich unterlaſſen. Jm Winter in der Mittagsſtund / oder wann es am waͤrmeſten iſt / ſonderlich wann warme Tage ſeyn.

Mit anderer ſtarcken Ubung und reiten aber ſoll man ſeiner allerdings und allezeit verſchonen / und im uͤbrigen halten / wie die beſten Hauptroß gewartet deſſen werden.

Nach dem Beſchellen.

Soll er weit von dem Geſtuͤdt abgeſondert wer - den / damit er ſich nicht ſehne und abmatte / ſondern deſto ehe vergeſſe.

Das Geſchroͤdt ſoll man ihm 8. Tag hernach und nacheinander taͤglich mit Baumoͤlſalben / die Geyle wieder zu erkuͤhlen / auch darzwiſchen umb den Mittag das Geſchroͤdte mit friſchem Waſſer beſpritzen.

Dann kan man ihm etliche Tag auch gruͤnes Graß geben / daß er ſich etwas erkuͤhlen moͤge / doch ſo maͤſ - ſig / daß er nicht gar erkalte.

Theils halten es ſchaͤdlich ſeyn / einem Beſcheller Ader zu laſſen / weil er deſſelben / (ſonderlich umb die Zeit des Beſchellens) am wenigſten bedarff / dardurch ihme ohne das viel Bluts abgangen / uͤber daß er da - durch ſehr geſchwaͤchet wird / ſonderlich wann daſſel - be kurtz vor oder nach dem Beſchellen geſchicht / und ihm eben ſo viel Bluts als einem andern Pferd gelaſſen wuͤrde / wann auch der Beſcheller nicht von hitziger Landes-Art und Natur / ſondern mehr von kalter Complexion iſt.

Waͤre er aber aus heiſſen Landen und an ſich ſel - ber blutreich / hitzig / und des Laſſens vor der Zeit ſchon gewohnet / wuͤrde ihm ein halbes Jahr vor / und ſo lang nach dem Beſchellen / als im Herbſt / die Haͤlffte ſo viel Bluts / (als einem andern Roß gelaſſen wird /) doch nur aus einer Seiten / zulaſſen nicht ſchaden koͤn - nen / und daſſelbe aus der Halß-Adern / das ihm das boͤſe Gebluͤth ausziehen / vor Kranckheiten bewahren und erfriſchen kan / doch muͤſte daſſelbe nicht mehr als einmahl im Jahr / in den beſten Zeichen geſchehen.

Wo er aber ein gantzes Jahr feyren ſolte oder muͤ - ſte / wuͤrde man neben der Halß-Adern / auch eine Sporadern / oder die in der Naſen / wo nicht beyde / aber deſto weniger zu laſſen ſeyn / damit ihm das uͤber - fluͤſſige Gebluͤt / nicht an der Geſundheit oder am Ge - ſicht ſchaden koͤnne.

Jm Sommer ſoll er vielmahls in das Waſſer ge - bracht werden / aber nicht weiter als uͤber die Knie / da - mit ihm nicht das Grimmen erwecket werde / wann es ihm gar an den Bauch reichete / ſondern daß er al - lein die Schenckel erfriſchen moͤge.

Ob er das Jahr uͤber / zwiſchen dem Beſchellen / al - lein / oder bey andern Pferden ſtehet / kan zwar wenig Schaden oder Nutzen bringen / ohne daß er allein ru - higer ſtehen kan / da er hergegen unter andern Pferden boͤß und untreu wird.

Beſcheller Anzahl.

Ob die Scribenten aus Unerfahrenheit in den Tag hinein geſchrieben / daß Alexander M. in ſeinem Pelliſchen Geſtuͤdte bey 30000. Studten nur 300. Beſcheller / und der Babyloniſche Koͤnig bey 16000. Studten 800. Beſcheller gehabt: oder die Veraͤnde - rung der ſeither verfloſſenen Zeit / die Natur der Pfer - de ſo viel geſchwaͤchet / oder der Natur mit ſo kraͤffti - gen Mitteln zu helffen waͤre / wenn man dergleichen Wiſſenſchafft haͤtte / oder ob es allein an den Unkoſten ermangele / welche man ſelbiger Zeit ſo haͤuffig und uͤberfluͤſſig (als jetzo geſpaͤrig /) daran verwandt / ſte - het den Verſtaͤndigen zu eroͤrtern.

Beſchellers Alter.

Wegen der rechten Zeit / wann ein Hengſt zu einem Beſcheller zu nehmen und anfaͤnglich zu gebrauchen ſey / ſeyn bey jedem ſonderliche Meinungen. Dann ob wol die jungen Vohlen / welchen wol gewartet wird / ſonderlich welche hartes Futter bekommen / oder gar eine ſuͤſſe fette Weyde haben / ſchon mit an dert - halb Jahren zu ſteigen begehren / iſt doch von denſel - ben keine Frucht zu hoffen / und ob es gleich wider die Erfahrung geſchehe / ſo wuͤrde doch ein ſolches Fuͤl - len von ſolch einem Vohlen herkommen / gantz nichts werth ſeyn / dann imperfectum non poteſt generare perfectum, weil der Saamen iſt unvollkommen / und zum generiren untuͤchtig.

Ob auch gleich Exempel waͤren / daß man mit ein und anderm Pferd von zwantzig biß in das viertzigſte Jahr beſchellet / ſo kan man doch damit keine gewiſſe Nachfolgungs-Regeln ſetzen / weil der Saamen kalt und ſchwach wird / und deſto weniger gutes daher kommen kan.

So denn der Saamen nicht aus einem / ſondern aus allen Gliedern des gantzen Leibes herkoͤmmet / muß auch der gantze Leib / ſo etwas gutes generiren ſoll / in beſter Vollkommenheit und Staͤrcke ſeyn / welches weder von einem ungewachſenen und unvoll - kommenen / noch von einem abgelebten gleichſam ab - geſtorbenen Leib / zu vermuthen noch zu gewarten iſt: Denn was ſonderliche extraordinari Faͤll zu Zeiten mitbringen / ſie geſchehen gleich nach einer Muͤglich - keit oder Wunder-Werck / daraus iſt keine Nachfolg zu erzwingen.

Ariſtoteles de Natura Animalium lib. 6. c. 22. Co - ire itaque incipit equus, vel trigeſimo Menſe, ſed quod digne procreare poſſit, nunc tempus eſt, cum dentibus mittendis ceſſavit. Fit itaque ut equus fere maxime ſit ad procreandum capax, cum annum quartum & ſex Menſes compleverit.

Item: Die alten Pferde ſeyn fruchtbahrer als die jungen.

Wie19Pferd-Schatz.
Wie lang der Beſcheller zu gebrauchen.

Welches aber dahin nicht verſtanden werden kan / daß ein Pferd gar nichts mehr an der Groͤſſe zuneh - men koͤnne / ſondern allein / daß es nicht mehr in die Hoͤhe und Laͤnge / ſondern allein die Breite und gute Geſtalt wachſe / das ſich bey etlichen Pferden erſt mit dem ſiebenden Jahr endet.

Andere geben den vierdte halb Jahren noch an - derthalb Jahre zu / und wollen ihre Pferde nicht vor dem ſechſten Jahr zum Beſchellen kommen laſſen / und iſt gewiß / (wann es der Nothfall alſo erfodert / und wo man kein anders haben kan /) je ehe man ein Hengſt vor dem ſechſten Jahr zu dem Beſchellen ge - brauchet / je zeitlicher wird man deſſen auch hernach wieder mangeln muͤſſen.

Ariſtoteles de Natura Animalium lib. 6. c. 22. Der Hengſt hoͤret nicht auff zu bedecken / ſo lang er lebet.

Und wollen etliche die Continuation des Beſchel - lens nur in das 10. andere in das 15. die dritten in das 20. Jahr ſetzen / davon aber weder einer noch der an - dere / ein ſo gewiſſe Regel / als von dem Anfang geben kan. Denn wie der wenigſte Theil ſolches Ziel we - gen unterſchiedener Zufaͤlle erreichet / ſo koͤnnen ande - re daſſelbe wol zuruͤck legen / nachdem deſſelben Na - tur und Eigenſchafft / gut oder boͤß iſt / und wol verſor - get wird / wo bey die Landes-Art ſehr viel aͤndert und wuͤrcket / davon er herkommet / oder darin er gebrau - chet wird / wie auch einem das ſteigen mehr / dem an - dern mindere Kraͤfften abnimmet / oder laͤſſet / daß er lang und viel / ein anderer kurtz und wenig gebrauchet werden kan. Er iſt aber ſo lang mit Vernunfft und Nutzen nicht zu aͤndern / oder gegen einem andern zu verwechſeln / als er die Kennzeichen an ſich erſcheinen laͤſſet / daß ihm am Vermoͤgen und Willen nicht mangele / ſeinem Geſchaͤffte vorzuſtehen. Es iſt aber kein beſſeres Mittel / einen Beſcheller lang bey Kraͤf - ten zu behalten / als daß ihme nicht zu viel / ſondern ei - ne ſolche Anzahl Studten untergeben werden / der ſein Vermoͤgen gewachſen / und deſto ſicherer verſehen kan / alſo darinnen die rechte Maß gebrauche / daß er nicht auff einmahl zu viel geſchwaͤchet werde.

Sobald man aber ſiehet / daß die Kraͤffte dergeſtalt abnehmen / daß er jederzeit zum ſteigen muß entweder durch ſonderliche Mittel geſtaͤrcket / oder nur gezwun - gen werden / ſchwermuͤthig / unluſtig iſt / lange Zeit gebrauchet / biß er dahin zu bringen,

Die Studten nicht jederzeit von ihm voll werden / ſo iſt es Zeit uͤber Zeit denſelben abzuſchaffen / wie jung er auch ſeyn moͤchte / weil von ihm umb ſo viel weni - ger Beſſerung zu hoffen / als er noch von wenig Alter iſt und gebrauchet worden / oder die angewendte Mit - tel nicht verfangen wollen.

Die aber die Beſcheller allein wegen des Alters fuͤr untuͤchtig halten / weil gemeiniglich verdroſſene / ſchwermuͤthige / melancoliſche Pferde davon herkom - men / welche lange eingebogene Koͤpfe und tieffe Au - gen-Loͤcher haben ſollen / koͤnnen ſich leichtlich verſtoſ - ſen / weil ſolche Maͤngel nicht jederzeit von des Be - ſchellers Alter / ſondern auch wol und vielmehr vonandern Urſachen herkommen moͤchten / nnd daſſelbe auch bey den Menſchen alſo geſchehen muͤſte / wann es eine unfehlbahre Regel ſeyn ſolte.

Ariſtoteles lib. 6. cap. 22. Seniores equi profectò fæcundiores ſunt, tam fæminæ quam mares.

Wann man aber je eine gewiſſe Zeit der Beſchel - lung benennen ſolte / ſo wuͤrde es unſchaͤdlich ſeyn / mit dem ſechſten Jahr anzufangen / und biß in das vier - zehende alſo acht Jahr zu continuiren / wobey aber der Unterſcheid der Landes-Art in acht genommen wer - den muͤſte / daß die Pferde aus den warmen Laͤndern / dieſes Geſchaͤfft / ungleich langer / als die aus kalten Laͤndern kommen / aushalten koͤnnen / wiederum wird auch das Ort / wo das Beſchellen geſchiehet / hierinnen nicht wenig verurſachen / verlaͤngern oder verkuͤrtzen / nachdem daſſelbe warm oder kalt iſt / darinnen das waͤrmeſte jederzeit die Oberhand behalt. Vornem - lich aber wird es an dem liegen / wo jederzeit ein tuͤch - tiger Beſcheller und Gliedgantzes Pferd zu bekom - men / welches der Zeit / bey Abgang der guten Geſtuͤd - te / je laͤnger / je ſchwerer wird / dergleichen auszufra - gen / weil keiner gern das beſte miſſet / und das ſchlechte fuͤr ſich behaͤlt / welches zwar bey Continuation eines Geſtuͤdts am beſten beſchehen kan / wann man ein - mahl unter eine gute Art kommen / woraus man die eigenen Pferde am ſicherſten erwehlen mag.

Es iſt zwar der Erfahrung nicht zuwider / daß die Studten von alten Beſchellern mißlicher als von jungen fangen oder voll werden. Wann es denn ein oder zweymahl bald auf einander fehl ſchluͤge / waͤ - re Gefahr dabey / daß die Studten gar gaͤld / oder un - fruchtbar werden duͤrffte / welches aber ein Stuck iſt / ſo unter die Kennzeichen eines untuͤchtigen Beſchel - lers gehoͤren / alſo noͤthig iſt / durch die Veraͤnderung zu verbeſſern.

Hergegen iſt auch der Erfahrung gemaͤß / daß eine Studten von einem Beſcheller ehe und leichter voll wird / mit dem ſie oͤffters beleget worden / als von ei - nem frembden: Denn je oͤffter ſie mit ihme zukom - met / je mehr ſie ſich in ihn und er in ſie verliebet / auch deſto leichter Frucht bringet.

Die Erfahrung bezeuget auch / daß einer Studten die Geſtalt des erſten Hengſtes / ſo ſie beſtiegen / jeder - zeit von allen andern / ſo ſie hernach beſteigen / in der Einbildung bleibet. Nach deſſen Art und Modell gemeiniglich oder die meiſten jungen ſchlagen / ob ſie gleich von andeꝛn nachfolgenden Beſchelleꝛn herkom - men / wo nicht in allen / doch in den meiſten / oder etli - chen Stuͤcken / darum ſollen alle Studten / ſo in dem Geſtuͤdte verbleiben ſollen / anfangs mit dem beſten und ſchoͤnſten Beſcheller / ſo man haben kan / beleget werden / haͤtte einer denn ein Bedencken / ſolche erſte Geburt zu erziehen / koͤnte er doch ſolche lieber verge - ben / als eine Studten mit einem ſchlechten Hengſt fuͤr allezeit verderben.

Die Studten.

So viel in dem Feld-Bau / nicht allein an dem gu - ten Samen / ſondern auch an einem von Natur guten / auch wolzugerichten Acker gelegen / das iſt auch beyC 2der20Neuer vollkommenerder generation der Pferde mit den Studten in acht zu nehmen / wie auch von boͤſen Muͤttern eben ſo wol als von einem boͤſen Vater / gleichmaͤßige boͤſe Kin - der kommen koͤnnen / nicht allein aus einer angeerbten Natur / ſondern auch von der Milch und boͤſen Er - ziehung. Alſo ſeyn die Pferd-Muͤtter von der Nach - artung ihrer jungen nicht gaͤntzlich auszuſchlieſſen / ob gleich dem Beſcheller deren mehr zugeſchrieben wird / und zwar jederzeit ehe im boͤſen als im guten / denn was kan ein junger Vohl nicht aus ſeiner Mutter fuͤr Kranckheiten mit der Milch ſaugen / wieviel boßhaff - te Laſter von beiſſen und ſchlagen / auf Menſchen und Pferde / kan erim Stall und auff der Weyde lernen / weil ja die Mutter mit Erziehung des Vohlen / die meiſte und laͤngſte Zeit / der Vater niemahls umbge - het und geſchaͤfftig iſt.

Es kommet zwar von einer gemeinen Studten einem koͤſtlichen Beſcheller offters ein gutes Pferd / wiewohl ſich nicht jederzeit darauff zu verlaſſen / daß nicht ein anders von der Studten Art mit eingemen - get wird / welches die andern guten Stuͤck verdun - ckeln / auch wol von ſolcher Wichtigkeit ſeyn koͤnnten / daß ſie gantze Pferd ſchaͤnden moͤchten / waͤre alſo un - gleich beſſer / wann auch die Studten von gleich edler Art waͤre.

Hergegen traͤgt ſich ſelten zu / daß die Frucht von geringen Beſchellern der Studten gaͤntzlich nach ar - ten ſolte / ob ſie gleich von der edelſten Art geweſen / denn ob es gleich in etlichen Stuͤcken beſchehe / wird es doch in den meiſten und vornehmſten fehlen / alſo nichts vollkommenes werden koͤnnen.

Wie nun die Studten ſowohl als die Hengſte un - ter die gemeine Pferd-Art gezehlet werden / und wie ein edles wolgeſtaltes Pferd nach aller Erfoderung beſchaffen ſeyn ſolle / bey den Eigenſchafften und der - ſelben Kennzeichen von Glied zu Glied ausfuͤhrlich beſchrieben werden: So iſt auch alle Beſchaffenheit einer Studten daſelbſt zu ſuchen und zu finden was an denſelben zu loben / und im Gegentheil zu ſchelten und zu ſcheuen iſt.

Ohne daß bey der Generation der Pferde auff un - terſchiedliche gute und boͤſe Eigenſchafften zu ſehen / welche eine Studten zu und in derſelben tuͤchtig oder verwerfflich machen kan. Und |zwar unter andern / 1. wann ſie zu groß ſind / es waͤre denn / daß man ſon - ders Verlangen truͤge / die allergroͤſte Art Pferde zu erlangen / und dieſelbe zu ſonderlichem Anſehen zu zei - gen: Dagegen ſie an andern guten Eigenſchafften als in der Behaͤndigkeit / Daurhafftigkeit / Freudig - keit und andern mehr / deſto geringer ſeyn wuͤrden.

Hergegen kan eine Studten in der Pferd-Zucht zu gebrauchen / nicht zu breit vom Leibe ſeyn / dann je mehr Raum die Frucht in dem Bauch hat / je beſſer kan es in Mutterleib zunehmen / und vollkommen werden. Denn wo eine Studte einen auffgeſchuͤrtz - ten / engen / ſchmalen Hundsbauch hat / kan die Frucht nicht allein darinnen nicht zunehmen oder wachſen / ſondern ſie wird auch gleichſam gekruͤppelt und ge - bunden / und niemals von guter Geſtalt und Ge - brauch werden koͤnnen / und daſſelbe um ſo viel mehr / als die Studten ſonſten hoch und lang / auch der Be -ſcheller von groſſer Art iſt / welche Art Studten denn allerdings zu meiden ſeyn.

2. Wie auch die ſonſten von Natur gar klein ſind / bey welchen man etlicher maſſen gleiches zu beſorgen hat. Dabey allein dieſer Unterſcheid erſcheinet / daß ſie auch mit dergleichen kleinen oder mittelmaͤſſigen Pferden beleget werden muͤſten / ſo fern man eine ſol - che Art zu haben begehret. Auſſer deſſen / ſeyn zu die - ſem und allem andern Gebrauch / die Studten von mittelmaͤſſiger Hoͤhe und Laͤnge / die beſten / weil ſie ge - ſchickt ſeyn / mit allerley Art Pferden in der Groͤſſe beleget zu werden.

Nechſt dieſem wird auch von einer Zucht-Studte ein ſtarcker Ruͤcken erfodert / deſſen ſie jederzeit hoch - nothig / ſo offt ſie der Frucht entlediget werden ſolle / wobey auch lange Lenden oder Seiten / bey den Studten ehe als bey den Hengſten paſſiren moͤgen. Damit die Frucht nicht zu ſehr uͤber einander gepreſ - ſet liegen doͤrffe. Es gehoͤret einer ſolchen Studten ein groſſes weites Glied / daß ſie in dem werffen nicht Schaden nehmen muͤſſe.

Vor allem aber eln groſſes Geſaͤug oder Euter / welches ein Anzeigen giebet / daß die Fuͤllen gnugſame Nahrung finden. Welches denn die meiſten / ge - wiſſeſten und rechten Keñzeichen ſeyn / daß eine Stud - te ſtarcke vollkommene Fuͤllen tragen und auffbrin - gen koͤnne.

Je gleicher die Studten dem Beſcheller an der Farbe und Zeichen ſeyn wird / (denn ſie koͤnnen auch wol bey gaͤntzlicher Gleichheit zuruͤck in ihrer Vor - Eltern Art / auch biß in das dritte und vierdte Glied ſchlagen /) welches umb ſo viel leichter und eher bey un - gleicher Farbe des Beſchellers und der Studten be - ſchehen kan: Je mehr iſt ſich der Nachartung zu vermuthen.

So ungemein die Abrichtung und anderer daher entſtehender Gebrauch bey den Studten iſt / umb ſo viel ſchwerer ſeyn auch derſelben Gemuͤther / Sinnen und andere guten Eigenſchafften zu erkennen / welche von ſolchen unſichtbahren innerlichen Stuͤcken her - kommen: Denn welche Studten etliche Zeit / zu ſolchen Geſchaͤfften und Kriegs-Handlungen ge - brauchet wird / in welcher Zeit ſie / vor dem zukommen / mit ringeln und andern Mitteln abgehalten und ver - wahret werden muß / wo ſie nicht gar geſchnitten / alſo zu der Zucht gaͤntzlich untuͤchtig gemachet werden: So werden ſie fuͤr ſich ſelber gutes Theils zu der Studterey mit der Zeit untuͤchtig / ſo ſchicken ſich ſol - che Geſchaͤffte und die Pferde-Zucht / zugleich noch weniger / denn in derſelben verlieret ſie die Kraͤfften beyderſeits / wann ſie nur einmahl getragen / wird ſie in der Abrichtung ihr Vermoͤgen nicht leiſten koͤn - nen / alſo werden in der Abrichtung und den Kriegs - Geſchaͤfften / nicht weniger dieſelbe Kraͤfften geſchwaͤ - chet / deren ſie zu der generation nicht ermangeln ſolle / davon ſie endlich zu beyden ungeſchickt wuͤrde: ob auch eine ſolche Studten / die eine Zeitlang dergeſtalt auf - gewartet / hernach in eine Stuͤdterey gebracht wird / iſt es doch ſehr mißlich / daß ſie leichtlich voll werden ſolte / und ob auch daſſelbe gleich geſchicht / ſtehet doch das Fuͤllen bey ihr in der Gefahr / daß ſie ſolches nicht auffbringen koͤndte / weil die Milchgaͤng allzuſehr ein - getrucknet ſeyn.

Auſſer21Pferde-Schatz.

Auſſer deſſen aber / einer Studten hohes Gemuͤth und Sinnen zu erforſchen / kan nicht beſſer / als aus Erkuͤndigung der Landes - oder ſonderlichen Art des Geſtuͤdtes oder ihrer Eltern genommen werden / und was man auch an ihr ſelber befunden / und in ein - und anderer zulaͤßigen Prob erfahren kan.

Welcher Studten Nahrung mehr nach dem Fleiſch oder Fettigkeit / als nach der Milch ſchlaͤgt / wird die Fuͤllen nicht aufbringen / aber doch nicht zur Nothdurfft unterhaͤlten koͤnnen; Jſt alſo fuͤr un - tuͤchtig zu halten. Weil nun dieſer Mangel mit den Jahren zunimbt / iſt ſie viel ſicherer zeitlich zu der Ar - beit zu gebrauchen oder abzuſchaffen / als von ihr zu erwarten / daß ſie etliche Fuͤllen verſchmachten laſſe / die doch nichts rechtſchaffenes werden koͤnnten / ob ſie gleich das Leben davon braͤchten. Seyn derohalben dieſe fuͤr die beſte zu halten / deren Nahrung mehr nach der Milch / als nach dem Fleiſch oder Fettigkeit gehet / welches man an dem Gewaͤchs und Fortkommen des Fuͤllens bald erkennet / ob daſſelbe genugſame Nah - rung / oder deren Mangel von der Mutter haben koͤnne.

Nachartung der Studten.

Welche Studten mehr ihnen ſelber als dem Be - ſcheller nachtragen / koͤnnen keine Verſicherung geben / daß ſie nicht einen falſchen Hengſt zugelaſſen / welches ein groſſer Fehler in einem Geſtuͤdte iſt: Dahero in Pharſalia eine Studten Juſta genennet worden / daß ſie ihre Jungen jederzeit nach deß Beſchellers Bildniß und Art gebracht / wie derſelben Ariſtoteles de Natu - ra Animalium cap. 6. und Cælius cap. 19. lib. 23. Zeug - nuͤß geben.

Dabey kan man ſich deſto ſicherer eines guten Be - ſchellers befleiſſen / und deſſen Nachartung in der gan - tzen Studterey getroͤſten. Seyn alſo dieſelben aus allen andern auszuleſen und zu erwehlen / je mehr ſie in allen / oder in den meiſten Suͤcken / eines ſolchen gu - ten Beſchellers / Frucht und Gleich heit bringen / auch ſolche junge deſto ſorgfaͤltiger zu erhalten / damit er de - ſto ehe zu ſeiner eigenen Zucht kommen / auch deſto laͤnger beybehalten moͤge / denn hierdurch ſind an un - terſchiedenen Orten von Tuͤrckiſchen / Spaniſchen und Jtaliaͤniſchen Pferden / nicht allein gleiche Art er - zogen worden / ſondern was die Daurhafftigkeit und das Temperament der uͤbrigen Hitze betrifft / noch viel beſſere / aus dem Gewaͤchs und Geſtalt nach eben ſo ſchoͤne / ſtarcke Pferde zu erziehen / und von denen / ſo von ſolchen Oertern herkommen / nicht allzeit zu un - terſcheiden muͤglich / als Kaͤyſer Maximilianus II. und die Graffen von Salm und Hardeg in Oeſterreich in ziemlicher Anzahl gehabt.

Ariſtoteles: Equi vel ſuas matres & filias ſuperve - niunt, atque nunc perfectum eſſe armentum videtur, cum parentes ſuam ineunt ſobolem.

Jſt alſo jaͤhrlich eine Muſterung zu halten / und ſo viel man ſolcher dreyjaͤhrigen Studten / jaͤhrlich aus einem Geſtuͤdt zu nehmen / hat man die alten / uͤbel ge - zeichnete / boͤßfaͤrbige / allzugroſſe oder kleine / auch an dem Leib und Gliedern mangelhaffte Studten / damit zu erſetzen und zu verwechſeln / und alſo die ſchoͤnſten und beſten an deren Stelle zu nehmen / wodurch ſichdas Geſtuͤdte je laͤnger je mehr verbeſſern wuͤrde.

Die Geſundheit / welche ſich innerlich und aͤuſſer - lich an allen Theilen und Gliedern an einer Studten befindet / welche zu der Pferd-Zucht gebrauchet wer - den ſolle / iſt eine der vornehmſten Eigenſchafft an den - ſelben verſichert zu ſeyn. Denn nachdem ſolche un - anbruͤchig beſchaffen / nimmt ſie auch in jeder Bele - gung die Frucht ehe und leichter auff / kan auch dieſel - be beſſer und leichter zur Welt und weiter aufbringen / ihre Nahrung beſſer genieſſen / und den jungen in - und auſſer dem Leib wieder mittheilen. Da hergegen ein einiger Mangel ſolches alles verhindern / auff die Frucht erben und gaͤntzlich vernichten kan.

Wann die Studten fruchtbar.

Ariſtoteles und alle Scribenten / ſo von der Pferd - Zucht geſchrieben / ſtimmen mit der taͤglichen Erfah - rung ein / daß die zweyjaͤhrige Studten den Hengſt zulaſſen / damit aber wenig ereilet wuͤrde / weil aus ſol - cher unzeitigen Belegung / viel ſchlechtere / kleinere und ſchwaͤchere Pferde zu erwarten ſeyn / als ob die Stud - ten das rechte Alter erreichet haͤtte: Dahero ſolches was nur Noth faͤlle / oder wider wiſſen und Willen / aus uͤberſehen geſchicht / mit keinem Nutzen vorſetzlich zugelaſſen werden ſolle.

Ariſtoteles de Natura Animalium lib. 6. c. 22. wil auch / daß die Studten den Hengſt / ſo lang ſie leben / zulaſſen / daß ſie auch biß in das viertzigſte Jahr frucht - bahr bleiben ſollen. Ja ſo lang ſie leben / als die Heng - ſte ingleichem thun ſollen.

Palladius und Columella wollen ſie nicht uͤber 10. Jahr fuͤr tuͤchtig zu der Pferd-Zucht erkennen / wel - chen andere noch etliche Jahr zuſetzen.

Wie lang die Studten zu belegen.

So aber ein Studten vor des dritten Jahres voͤl - ligen Schlieſſung mit keiner Vernunfft / und des Herrn der Studten Frucht oder Nutzen beleget wer - den ſoll oder kan / und die Studten bereit vier Jahr zuruͤck geleget / wann ſie das erſte Fuͤllen bringet / wuͤr - den von einer Studten uͤber drey oder vier Fuͤllen nicht zu erwarten ſeyn / wo ſie in ſechs Jahren einige Ausſetzung oder noͤthige Veꝛſchonung genieſſen / oder von ſich ſelber feyren ſolte / welches von vielerley Urſa - chen wegen leichtlich geſchehen kan / wuͤrde alſo eine edle Studten / von weit entlegenen Orten her geholet / umb theures Geld erkauffet / oder mit Muͤhe erzogen / den wenigſten Theil erſetzen koͤnnen / was auf ſie ge - gewendet worden / ſonderlich wo noch anders Un - gluͤck und verwerfen darzu ſchluͤge / das alles den Luſt zur Roß-Zucht ſehr vertheuren muͤſte.

Jſt alſo ſicherer auff der Studten Eigenſchafften / und den gegenwertigen Zuſtand / als auff die Zahl der Jahr zu ſehen / und zu ermeſſen was kuͤnfftig von derſelben zu vermuthen iſt. Denn wie ein Pferd von der Landes-Art / ein anders von den Eltern / und wieder andere nach ihrer eigenen Natur / mehr gut oder boͤß ſeyn oder werden koͤnnen;

So iſt auch bey den Studten in der Studterey mehr auf ihre Beſchaffenheit und Vermoͤgen / als auf ihr Alter zu ſehen / ob dieſelbe nun innerlich und euſ -C 3ſer -22Neuer vollkommenerſerlich / geſund / gerad / rein und wol bey Leib / viel Milch haben / ſchoͤne Fuͤllen traͤget / wol fortbringet / bald wieder voll wird. Solcher Geſtalt iſt ſie / we - gen des Alters allein / nicht verwerfflich / ſondern ſo nuͤtzlich als eine junge in der Studterey zu gebrau - chen. Denn die Erfahrung zeiget manches edles Roß / ſo von alten Studten kommen / welches beſſer gerathen und beſchaffen iſt / als von jungen Studten immer kommen moͤgen.

Wann und ſo bald ſie aber den Leib verlieret / die Milch abnimmt / ſchlechte Fuͤllen bringet / und nicht wol auffziehet / daß ſie mager bleiben und nicht fort wollen / offt und uͤber Jahres Zeit gaͤld gehet / oder nicht voll wird / ſo iſt ſie mit gar wenig Jahren alt ge - nung / daß ſie abgeſchaffet werde / welches die eigentli - che rechte Zeit iſt / wie lang man eine Studten zur Pferd-Zucht mit Nutzen gebrauchen kan / denn ein gewiſſe Zeit wird keiner ſetzen koͤnnen / welche bey al - len Studten jederzeit / und aller Orten gleich eintref - fen koͤnte / weil in einem Land die Pferde viel zu hoͤ - herm Alter als in dem andern kommen / auch ungleich laͤnger bey Kraͤfften bleiben und gebrauchet werden / oder fruchtbar ſeyn.

Wie aber gleichwohl gewiß iſt / daß von gar alten Studten / weniger als von jungen / der Natur nach und ordinari gute ſtarcke Fuͤllen zu hoffen / oder zu ſe - hen ſeyn / (davon allein die extraordinari Faͤll ausge - ſetzet bleiben /) welches gar ein ſonderliches ſeyn wuͤr - de / wann eine Studten etlich und 30. Jahr Fuͤllen tragen ſolte / welche doch fuͤr gut und kraͤfftig gehalten werden koͤndten / ſolches wuͤrde auch die Pferd-Zucht vornehmer Pferde gar zu gemein machen / daß ſich deren ein jeder unter fangen wuͤrde / dem es ſonſt nicht anſtaͤndig iſt.

Solche beyderley Extremitaͤten auszuſchlieſſen / und ein rechtes Mittel zu beſtimmen / wird eine Stud - ten / (dabey kein ander Zuſtand einige Verhinderung in Weg wirfft /) mit gutem Verſtand und ſicheriſt / zum erſtenmahl beleget / wann ſie drey Jahr voͤllig alt iſt / dadurch wird ſie deſto fruchtbahrer / die Schloß - bein deſto leicht eroͤffnen / welches nicht ſo wol ge - ſchicht / wann ſie voͤllig ausgewachſen iſt / dadurch wird ihr die Entledigung erleichtert / daß ſie deſto groͤſſere und ſtaͤrckere Frucht bringen kan / ohne daß dabey ſo groſſe Gefahr / wie bey den erſtrackten / zu be - ſorgen ſtehet.

Guten Gewaͤchs.

Plinius und Ariſtoteles wollen / daß die Studten ihr voͤlliges Gewaͤchs / (doch nur in die Hoͤhe und Laͤnge /) mit 5. Jahr ſchlieſſen / ob ſie gleich in der Dicke und Breite / biß in das zwantzigſte Jahr zunehmen koͤndten.

Studten Fruchtbarkeit.

Weil ihnen auch nach dem dritten Jahr die Geyle mit voͤlliger Wirckung kommet / und wo ſie in ſolcher Zeit nicht zugelaſſen werden / ſind ſie von der Begierde ſtetigs geplaget / daß ſie auch dafuͤr nicht zunehmen koͤnnen / ſonderl ich wo ſie aus Sehnſucht den Hengſt ſuchen / ſtets hin und wieder lauffen / und nicht eſſen wollen: So werden ſie| auch in dieſer Zeit deſto milchreicher / weil ihnen das Geſaͤug zart und ſafftig /bey den Verwachſenen aber / groͤber und eingedrucket iſt / alſo zu keiner Zeit mehr zum vollwerden / als zu dieſer geſchickt.

So bald ſie aber beſchellet und voll worden / wey - den ſie ſtill und ruhig / koͤnnen alſo beſſer zunehmen / daß aber etliche die zweyjaͤhrige Studten belegen / und dardurch zartere Pferde bekommen / und die Studten deſto geſchlechter behalten wollen / iſt ſo weit gefehlet / als keine gebraͤchliche Creatur ein vollkom - mene Frucht bringen kan.

Kennzeichen ob die Studten nach dem Hengſt genug begie - rig ſey.

Die Fertigkeit der Studten / ob ſie zu dem Beſchel - len geſchickt und fertig ſind / wann ſie nicht wol eſſen / mit auffgereckten Koͤpffen und erhobenen Schweif - fen / (womit ſie offt wadeln /) immer auff der Weyde umlauffen / laſſen den Urin / wider ihre andere Ge - wohnheit oft gehen / ſchreyen offtmals mit groͤberer Stimme / als zur andern Zeit / das Glied geſchwillt ihnen / iſt waͤrmer / und laſſens wider ihre Gewohnheit gern angreiffen / welches ſie zur andern Zeit nicht gern leiden. Wann ſie Hengſte / mercken / ſehen oder hoͤ - ren / lauffet ihnen Feuchtigkeit aus dem Glied.

Der Studten Begierde zu verur - ſachen oder zu vermehren.

Es traͤget ſich leichtlich zu / daß ein und die andere Studten / aus vielerley Urſachen / nicht eben in der rechten Beſchell-Zeit / nach dem Hengſt begierig ſeyn will / welches eine groſſe Unordnung machet / und ſie dadurch fuͤr ſelbiges Jahr auch wol laͤnger verſaumet werden moͤchte / welches durch nachfolgende Mittel befoͤrdert wird.

Beſchellung.

Zu Verſchonung des guten Beſchellers wird ein gemeiner Hengſt ſo weit zu ihr gebracht / biß er auff - ſteigen / aber nicht zukommen kan / ſondern allein mit ihr geyle.

Das Glied ſoll man mit zerriſſenen Zwiebeln oder Neſſeln reiben / des Hengſtes Glied mit einem ſau - bern Schwamm abgeſtrichen / der Studten fuͤr die Naſen gehalten / oder gar damit ausgewiſchet / Hen - nen-Miſt mit Terpentin gemenget / an das Glied ge - ſchmieret / den Hengſt eine Zeitlang neben ihr geſtellt / daß ſie ihn ſtets vor dem Geſicht haben / und in ihn verlieben muß. Die Studten zur Geyle zu bewegen / moͤg en zwar wohl mehr Mittel zu gebrauchen / und daſſelbe ein oder mehr mahl zu verſuchen ſeyn / wo es aber nicht gleich angehet / oder die Studte daſſelbe all - zeit erfordern / ſonſt ſich von ihr ſelbſt nicht ſchicken wolte / iſt es beſſer zu unterlaſſen / und eines guten Be - ſchellers damit zu verſchonen / weil doch Gefahr dabey ſtehet / ob ſie voll werden moͤchte. Morgens vor Aufgang der Sonnen / ehe Hengſt und Studten et - was eſſen oder trincken / beyde unweit von einander im Geſicht behalten / wann ſie erwarmen und das Gebluͤth in die Adern oder Glieder lauffet / ſoll man ſie zuſammen nahen laſſen. So bald ſie ſich nun bey -der -23Pferde-Schatz.derſeits fertig erzeigen / ſoll man ſie nicht weiter zuruͤck halten / inmaſſen ſich dann in ſolchem Fall gerechte Beſcheller bald erzeigen.

Die Art und Ordnung / ſo bey dem Beſchellen in acht zu neh - men iſt.

Bey gemeinen Pferden wird von gemeinen Leu - ten keine gewiſſe Belegungs-Zeit gehalten / die hohen aber / wann Tag und Nacht gleich iſt / welches in kal - ten Laͤndern wegen des noch mangelnden Graſes zu fruͤhe waͤre.

Etliche wollen die rechte Beſchell-Zeit in den Herbſt verlegen / weil ſie den Herbſt-Fuͤllen eine ſon - derliche Guͤte zuſchreiben / die mehr in der Einbildung und Unbekandten / als erweißlichen Eigenſchafften beſtehen muͤſſen. Denn wie die beſte Winterfuͤtte - rung der geringen Sommer-Weyde an der kraͤffti - gen Nahrung bey weitem nicht gleich gehet / ſo kan auch der Unterſcheid der Guͤte und Menge der Milch nicht geringer ſeyn / denn wie die Fuͤllen ins gemein uͤber Winter nicht die Haͤlffte ſo viel als in einem hal - ben Sommeran Kraͤfften und Gewaͤchs zunehmen / giebet aller derſelben Augenſchein gnugſam zu erken - nen / wie viel minder werden die Herbſt-Fullen im Winter fortkommen / weil die ſchon erſtarcketen im Winter zuruͤck und ſtecken bleiben muͤſſen.

Wie auch einem Vohlen kein groͤſſere Hinderung ſeines Gewaͤchs zukommet / als wann er im erſten Jahr verſaͤumet wird / welches durch wenig und ſchwach Milch / in ſolcher Zeit hauptſaͤchlich geſchicht: So giebet auch der augenſcheinliche Unterſcheid der Fruͤhlings und Herbſt-Fuͤllen in dem Gewaͤchs und Staͤrcke / aus der Erfahrung ſolchen Nutzen und Schaden uͤberfluͤſſig zu erkennen / wie ſie dann alle zeit kleiner und ſchwaͤcher bleiben muͤſſen.

Alſo verrathen auch die Herbſt-Fuͤllen ihrer Mut - ter Gebrechen / daß ſie einer ſchwachen matten Natur geweſt / in dem ſie nicht zu rechter Zeit nach dem na - tuͤrlichen Lauff / ſondern wider denſelben geroſſet: Weil auch ſolche Studten keine Hitze leyden wollen oder koͤnnen / und ſich immer bey den ſuͤmpfigen / waſ - ſerigen Oertern auffhalten / gewohnen auch die jun - gen ſolcher Waſſerkuͤhlung / neben der Mutter / wol - len auch ſolcher jederzeit / und in allem Gebrauch / un - gehindert genieſſen / legen ſich auch in ſolcher Mey - nung in alle Waſſer / wobey und wodurch ſie geritten oder gebracht werden / und weil ihnen dieſer Mangel ſchwerlich abzunehmen / wird dadurch eines ſolchen Pferdes andere gute Eigenſchafft / (wie koͤſtlich ſie auch ſeyn moͤchte) geſchaͤndet / daß man ſie lieber mey - den und ſcheuen als verlangen ſolle.

Auſſer deſſen / iſt zwar in jedem Lande die Beſchel - Zeit nicht auff gewiſſe Tag zu beſtimmen / ſondern nachdem das volle Graß fruͤh oder ſpat herauskom - met / welches nicht nach einem oder dem andeꝛn Jahr / ſondern nach dem gemeinen meiſten Lauff zu richten iſt. Damit die Mutter umb und in der Zeit ihrer Entledigung das volle gruͤne zu|genieſſen / und ſich deſto beſſer mit dem jungen zu erhalten habe.

Damit auch das Fuͤllen die allerbeſte Nahrung vor ſich finde / die es in der Milch ſuchet / welche durch das gruͤne vermehret und verbeſſert wird / muß noth - wendig das Beſchellen ein gantzes Jahr zuvor eben umb dieſelbige Zeit geſchehen / ſo lang nemlich eine Studten traͤchtig iſt / welches aber in den Wochen oder Tagen zu aͤndern / zu richten und aufzuſchieben iſt / als an demſelben Ort / da der Sommer und Graß fruͤe oder ſpat ankommet.

Varro: Admiſſuræ, &c.

Weil auch die Studten im Fruͤh-Jahr am gey le - ſten / wozu ſie die friſche Weyde reitzet / und die Be - gierde verdoppelt und befoͤrdert / davon ſie zu dem Be - ſchellen deſto fertiger werden / und deſto leichter fan - gen / wodurch des Beſchellers deſto mehr in dem ver - geblichen offtmahligen Steigen zu verſchonen iſt / ſonderlich / wo er viel Studten verſehen ſolte. So fangen auch die Fuͤllen mit etlichen Wochen ſchon an eine Luſt zu bekommen / die Weyde zu verſuchen / und der Mutter abzulernen / welches in friſchem / zarten geylen und ſuͤſſem Graß / neben und zwiſchen der fri - ſchen Milch / ihnen viel ſuͤſſer ſchmecket / als das abge - ſtorbene Herbſt-Graß oder bittere Winter-Futter / dabey ſie ſo dann keine Milch genieſſen ſollen. Da - mit es offtmals ſchwer genung hergehet / wann ſie deſſen gleich auff einmahl gewohnen ſollen / und lie - ber Hunger und Durſt leyden / als das ſaure duͤrre Heu eſſen / daruͤber ſie denn gaͤhlig in groſſes Abneh - men kommen / weil ihnen auch die Schaͤrffe des ſpitzi - gen ſtachlichten groben Heues in das zarte Maul ſticht / daß ſie deſſen nicht maͤchtig werden kuͤnnen / welches alles viel leichter und unvermercket bey dem erſten linden Graß von ihm ſelber geſchicht.

Es kan auch ein Fuͤllen / im Sommer / bey dem Graß ſo kraͤfftig werden / daß es genugſame Staͤrcke erlanget / auff den Herbſt abgeſpannet zu werden / wird ihm auch das Eſſen deſto leichter und bekandter / weil es daſſelbe aus eigenem Luſt / von ſich ſelbſt gelernet hat. Bleibet alſo (auſſer aller Extraordinari-Faͤll) die rechte und beſte Beſchell-Zeit / der Fruͤhling oder die erſte Graß-Zeit / ſowol wegen der Studten / als des jungen / ſo neben ihr auff der Weyde gehet / auch das ſie im Leib traͤgt / welchem ſie deſto beſſere und mehr Nahrung / durch Huͤlff und Krafft der friſchen Wey - de zuſchicken kan.

Die I. Art / wie man be - ſchellen kan.

Wo man in groſſen Stuͤdtereyen wegen der Men - ge / und daß die Studten zum groͤſten Theil wild ſeyn / anders nicht zum Beſchellen kommen / oder der Studten maͤchtig werden kan ſie zu ſpannen / muß man den Beſcheller auch wider Willen unter das Ge - ſtuͤdte lauffen laſſen / welches Gott und dem Lauff der Natur befohlen ſeyn muß / wie ſie daſſelbe gerathen und gluͤcklich laſſen werden / welches denn ein ſonder - licher Gerathwol iſt / weil ein koͤſtlicher Hengſt gleich - ſam auff die Spitzen geſetzet / und als ob man ihn das letzte mahl gebrauchen wolte / gewaget werden mnß. Dann dadurch kan er leichtlich verderbet / von den Studten zuſchanden geſchlagen / oder doch ſo ſcheuch gemachet werden / daß er ihm nicht mehr einmahltrauet24Neuer vollkommenertrauet zu den Studten zu nahen / viel weniger dieſelbe zu beſteigen / ſonderlich zu denen / ſo mit Fuͤllen lauffen / die ihn aus Fuͤrſorge ihrer jungen von ſich ſchlagen und beiſſen / wo ſie nicht gantz begierig nach dem Hengſt ſeyn: Weil ſie aber nicht alle zugleich begie - rig zu einer Zeit ſeyn koͤnnen noch ſollen / denn auff ſol - che Weiſe wuͤrde der Hengſt nicht alle zugleich verſe - hen koͤnnen / ſo ſind ihm die andern deſto mehr zuwi - der / ja auch die nicht allerdings zu Willen / welche die Begierde etlicher maſſen erſcheinen laſſen.

Auff ſolche Weiſe verliebet ſich der Hengſt in eine einige Studten / der lauffet er immer nach / und nim - met ſich keiner andern an / dadurch er viel Zeit und Kraͤffte verlieret / und die meiſten andern Studten un - beſchellet bleiben muͤſſen / wann er ſich uͤber dieſer mehr muͤde geloffen / und die Studten auff einen Hauf - fen zuſammen treibet / und keine von der Heerde gehen laͤſſet / dabey er ſelbſt nicht weydet / noch den Studten ſolches zulaſſen wil / ob er gleich die Zeit nur mit um - lauffen zubringet / und zum ſteigen nicht kommen kan noch kommen wil.

Steiget er denn unverhindert / ſo geſchicht es oͤff - ter als es nothwenig und ihm gut iſt / wodurch alles Beſchellen krafftloß wird / weil er ſich von allem Ver - moͤgen bringet / und deſto ehe krumm und blind wird. Denn wo er ſein Vermoͤgen einmahl uͤbermaͤſſig und uͤber Vermoͤgen uͤbertreibet / ſo iſt und bleibet er fuͤr alle mahl und jederzeit geſchwaͤchet.

So iſt es faſt unmoͤglich / die gewiſſe Zeit zu wiſ - ſen / und eigentlich abzuſehen / wie offt und welche Studten der Beſcheller beſtiegen / welches auff ſolche Weiſe mit einer oͤffter als gut iſt / bey der andern und den meiſten gar nicht geſchicht.

Dadurch nun bleiben die meiſten auch wol die be - ſten Studten unbeſchellet / die denn erſt ſpat im Som - mer wie der Hengſt begierig werden / zu welcher Zeit es dem Hengſt ſchaͤdlich faͤllet / ſo bald wieder auch viel zu ſteigen.

Und ob gleich zur ſelben Zeit noch etliche Studten ſingen / ſo kommen doch ſpaͤte Fuͤllen / die nicht beſſer als die Herbſt-Fuͤllen gerathen / davon vorhero genug gedacht iſt.

Dadurch wird wegen des ungleichen Alters und Staͤrcke der jungen Pferde / eine gaͤntzliche Verwir - rung in das Geſtuͤdte und deſſen Verſorgung und Wartung gebracht.

Ohne daß zu ſolcher Zeit die meiſten Studten mehr bruͤnſtig bleiben / als traͤchtig werden. Wer nun die - ſe Beſchwerungen nicht achtet / und doch dieſe Be - ſchellungs-Art beliebet / hat hierinnen ſeinen freyen Willen ſo lang zu gebrauchen / als er ſich dabey wol befindet.

Und bleibet ſolche Manier allein bey den wilden Geſtuͤdten / (da Hengſt und Studten niemahls abge - ſondert werden /) zu gebrauchen noͤthig und nuͤtzlich / wo man aber zahme Hengſt und Studten von edler Art hat / ungleich ſicher und beſſer / nach der

2. Art / von der Hand zu be - ſchellen.

Dabey bemuͤhen ſich doch viel Liebhaber / wildeStudten zahm zu machen / nur unter ſolche gute Art zu kommen.

Bey dieſer Art kan man Zeit und Stund / nach Belieben und Gutbefinden / auch die Veraͤnderungen des Monſcheins und anderer Conſtellationen / in acht nehmen / woran in der conception ungleich mehr als an der Geburt gelegen ſeyn muß / wie man an allen Erdgewaͤchſen taͤglich ſiehet / welche nicht nach der Zeit / in welcher ſie Frucht bringen / ſandern in der ſie gepflantzet werden / gerathen und fortkommen.

Dabey kan man auch den Unterſcheid des Tages und der Nacht in acht nehmen und zu kuͤnfftiger Nachricht auffmercken.

Man kan ein richtige Beſchreibung halten / wel - cher / und wann dieſer oder jener Beſcheller / dieſe oder jene Studten beſtiegen / und wie daſſelbe zum 1. 2. oder drittenmahl geſchehen.

Alſo kan man gewiß wiſſen / von welchem Vater oder Mutter dieſes und jenes Fuͤllen komme / und wann man ſich zu vermuthen / daß die Studten Vo - len / und Aufſehens oder Huͤlffe noͤthig haben moͤchte.

Dergeſtalt iſt allein das rechte Temperament zu practiciren / daß man hitzige Beſcheller mit kaltſinni - gen Studten: auch zarte Studten mit ſtarcken Heng - ſten / und im Gegeneheil ſtarcke Studten mit zarten Hengſten belege.

Auf dieſe Weiſe kan man allein des Beſchellers Vermoͤgen nach der Studten Anzahl gleich einthei - len / und ſo beſcheiden anwenden / daß demſelben we - der zu viel gemuthet werde / noch allzu viel verſchone / daß man ſeines Vermoͤgens nicht ſo viel genieſſen moͤ - ge / daß er die Unkoſten erſetze / und zu der Zeit zu ge - brauchen habe / weil er noch bey mittelmaͤſſigen Jah - ren Geſundheit / auch ſolche Studten verhanden / welche ſich zu ſeinen Eigenſchafften ſchicken.

Alſo kan man ihn auch vor allem Schaden / Gefahr und Schlagen der Studten verwahen / ſeine noͤ - thige Pflege zu rechter Zeit wiederfahren laſſen.

Hierdurch werden auch die jungen von dem unzei - tigen belegen abgehalten / und ihm allein die zugelaſ - ſen / welche man nach der Ordnung gern fruͤe oder ſpat beſchellet haben wil.

Keinem Beſcheller ſoll man eine Studten fuͤrfuͤh - ren / die nicht vorhero darzu wol geſchickt und des Hengſts begierig iſt / damit man des Widerſtehens und Schlagens / auch der fruchtbaren Annehmung deſto verſicherter ſeyn koͤnne / welches die Studten / auch wol bey gnugſamer Begierde / zu Zeiten ange - wehnet ſeyn / dahero auch bey denſelben unſchaͤdlich / wann ſie geſpannet werden / ſonderlich wo der Hengſt ſehr koͤſtlich / und wohl in acht zu nehmen noͤthig iſt / es waͤre dann daß man aus voriger Erfahrung gewiſſe Verſicherung haͤtte / daß ſich nichts widriges zu beſor - gen / waͤre es beſſer / ſie frey und ungeſpannet zu laſſen / doch ohne Eyſen / an ein ſolches Ort ſtellen / daß der Beſcheller in gehoͤriger Hoͤhe einen gewiſſen Stand haben / reichen und bleiben kan / welches die Gleichheit oder disproportion ihrer beyder Hoͤhe an die Haͤnde giebet / ob der Hengſt oder die Studten hoͤher oder niedriger ſtehen muͤſſen / wo ſie nicht auff gleicher Er - den recht eintreffen koͤnnen.

Die25Pferde-Schatz.

Die Studten auf erfoderten Nothfall / mit beyden hintern Fuͤſſen an einen vordern geſpannet / welche Spannung aber / bey zarten Studten / ſehr gelinder Wuͤrckung ſeyn ſolle / damit ſie ſich nicht in ſtarckem Anziehen verletze / es iſt auch fleiſſig acht zu haben / daß ſie ſich nicht verwickele oder falle.

Wann man nun der Studten Begierde verge - wiſſert / wird der Beſcheller an einem langẽ Seyl oder Lini wol verſichert / allgemach gegen ihr gefuͤhret oder vielmehr gelaſſen / daß er die Studten beſteigen kan / deme man mit beyſeits Bind - oder Haltung des Schweiffes / auch wol mit Einleitung des Glieds / zu helffen / auff den Nothfall bey der Hand ſeyn ſoll / da - mit es nicht vergebliche Arbeit gebe.

Wann dieſes bey gar klarem Wetter / und vor oder im Auffgang der Sonnen geſchicht / wird es zum Anfang allzeit beſſer / als bey truͤbem oder Regen - Wetter / und bey hoher Tages-Zeit geſchehen / wann der Hengſt dick gefuͤttert iſt.

Wann der Hengſt wieder abkommet / ſollen zween mit kaltem Waſſer fertig ſtehen / die Studten von hinten wolzu begieſſen / damit ſie den Saamen nicht wider lauffen laſſe / iſt ſie geſpannet / eylends ledig zu laſſen / man ſoll ſie gemach umbfuͤhren / mit einer Spießruthen gemaͤchlich auf das Creutz treffen / daß ſie ſich zuſammenziehe / und den Saamen deſto mehr und leichter an - und bey ſich halten koͤnne.

Der Beſcheller ſoll gleicher Geſtalt umbgefuͤhret / doch der Studten nicht aus dem Geſicht gebracht werden / denn je mehr ſie ihn zu ſolcher Zeit anſehen kan: jemehr ſie ſich in denſelben verliebt / und wird ihr ſeine Geſtalt imprimiret / von ſolcher Einbildung formiret ſich die Frucht deſto mehr nach ſeiner Bild - nuͤß.

Nach einer Viertel-oder halben Stunde / und nach dem man ſieht / daß der Hengſt wieder hitzig iſt / kan man dem Beſcheller die Studten wieder fuͤrfuͤhren und auff den Fall er will oder kan / wieder ſpringen laſ - ſen / wann die Studten auch hierzu geſchickt / und wo es von noͤthen / geſpannet iſt / welches die gewiſſeſte Frucht giebet / und viel beſſer iſt / als wenn viel Zeit zwiſchen dem ſteigen hingehet. Wo aber ſolches nicht gleich geſchehen kan oder ſoll / kan er wieder in den Stall gebracht / wolgeſtriegelt / gewaſchen und ge - putzet werden.

Das Geſchroͤtt ſoll man mit warmen Wein baͤen / und iſt der rothe Wein hierzu der beſte / darinnen ſoll man gepulverte Hirſch-Zaͤhne ſieden / mit einer leinen ſaubern Decke verhuͤllet / wann er wohl erkuͤhlet / mit laulicht warmen Waſſer traͤncken / welches mit ſchoͤ - nem Mehl gemenget und etwas dicklich angemachet iſt / ruhen laſſen / und daß er deſto ſtiller bleibe / den Stall gantz finſter machen / ſein ordinari Futter ge - ben und gantz allein ſtehen laſſen.

Umb Mittag / ſoll man ihn wieder abſtreichen / traͤncken / fuͤttern und wieder ruhen laſſen. Umb 4. Uhr wieder traͤncken / wo er denn den Tag luſtig iſſet und ſonſt friſch oder geſund iſt / kan man umb 7. Uhr wieder einen Sprung verſuchen / doch mit keiner an - dern / als mit dieſer Studten / ſo er vor Mittag beſtie - gen. Wo er nun Luſt hat / wird ers bald erzeigen und vollbringen / worauf man ihm auff vorige Weiſewarten ſoll / wo aber nicht / ſoll er ein als den andern Weg / bald in Stall gebracht / und auff obbeſchriebe - ne Weiſe verſehen werden / es ſey nun die Studten von ihme ein 2. oder 3. mahl beſtiegen worden / ſoll es doch mit derſelben dabey verbleiben / wird denn der dritte Sprung am Abend erſparet / und iſt Hoffnung / daß die 2. erſten gefruchtet / kan es ihm deſto minder ſchaden / und auff den kuͤnfftigen Morgen nur deſto luſtiger und kraͤfftiger machen / denn wo an dem Be - ſcheller und der Studten kein Mangel iſt / der die ge - neration hindert / und ſie beyde recht begierig und ge - ſchickt ſeyn / wird derdritte Sprung jederzeit mehr ein Uberfluß / als ſonderliche Nothdurfft zu achten / und an beyden gar genug ſeyn / alſo denſelben dritten Sprung zu dem erſtẽ auf die nechſt folgende Studten des andern Tags fruͤh anzuwenden / mit welcher man ſo dann gleicher Weiſe / wie den erſten Tag verfaͤhret.

Auff den Fall nun des Beſchellers Vermoͤgen ſo groß und vollkommen / als ſeine Begierde / daſſelbe die gantze Beſchell-Zeit / ohne ſeine Schwaͤchung zu continuiren / kan man in ſolcher Ordnung alſo fort - fahren / biß er alle ihm beſtimmte Studten / wie ihm ſolche fuͤrgefuͤhret werden beſtiegen.

Wo man ſich aber eines andern zu beſorgen / und ſeiner verſchonen ſolle; und nach ſeinem Vermoͤgen / ſo viel ihm ertraͤglich und unſchaͤdlich oder unbe - ſchwerlich / mit verfahret: So muͤſſen ſolche Spruͤng in ſo viel Tag eingetheilet werden: Ja man ſoll lieber einen Tag gar ausſetzen / und wieder zu Muth und Kraͤfften kommen laſſen. Am beſten wird ſeiner verſchonet ſeyn / daß man ihn nach ſeiner Beſchaffenheit 1. 2. oder hoͤchſt 3. Tage vom Geſtuͤdte abſondere und gar fleiſſig warte / ſo offt er 3. Studten voͤllig beſchellet hat. Und wann er ſich in ſolcher Zeit wieder erholet / wieder bey 3. Studten alſo continui - ren laſſe: Dann wieder ſolche Ruhe gegoͤnnet / daß er die uͤbrigen deſto gewiſſer beſchellen kan. Dann es iſt viel ſicherer / daß ein Beſcheller wenig Spruͤng nach - einander thue / als taͤglich 1. 2. und 3. auff einander. Dann dadurch nimbt der Saame nicht allein zu ſehr ab: ſondern wird auch gar zu duͤnn und fluͤſſig / daß die Studten nicht voll werden koͤnnen / ob ſie gleich genug begierig ſeyn: es iſt bey einem Beſchel - ler nicht auff die groſſe Anzahl Spruͤng / ſondern viel - mehr auff die generation der Frucht zu ſehen / daß viel Studten von ihme und bald voll werden: Dann mit dem vergeblichen Steigen iſt dem Herrn nicht gedie - net / ſeyn auch dem Beſcheller und der Studten gar ſchaͤdlich.

Mit Untergebung der Anzahl Studten / iſt allweg auff des Beſchellers Vermoͤgen und Begierde zu ſe - hen / und ſolche ins gemein nach denſelben zu ordnen / auſſer deſſen aber / ſollen einem Spaniſchen Beſchel - ler / nicht uͤber 6. oder meiſt 7. Studten; Einem Tuͤr - ckiſchen aber mehr nicht als 10. oder meiſt 12. Stud - ten / des Jahrs zubeſchellen zugelaſſen werden / denn wo ſie ein mehrers beſtellen ſollẽ / werdẽ ſie auf 1mal zu viel geſchwaͤchet / deſto ehe verlaſſen werdẽ muͤſſen.

Welche aber alle ihre Studten nur einmahl beſtei - gen laſſen / die muͤſſen ihres Beſchellers und der Stud - ten vollkommenen Beſchaffenheit / aus der Erfah - rung / verſichert / oder des Feilſchlagens gewaͤrtig ſeyn /Erſter Theil. Dwel -26Neuer vollkommenerwelches nicht ein geringen Schaden und Verdruß veruhrſachet / wann es ſo viel und offt geſchehen / als es ſich leichtlich zutragen moͤchte.

Wann der Beſcheller das ſteigen angefangen / ſoll man ihm keine Studten verwechſeln / ſondern welche er das erſte mahl beſtiegen / damit ſoll er es auch fortſe - tzen und vollenden / biß ſie fuͤr traͤchtig geurtheilet wird / oder rathſam findet / ſolche weiter nicht beſteigen zu laſſen.

Daſſelbe ſoll man auch mit keiner Studten aͤn - dern / daß man ſie zu einer Zeit mit zwey oder mehrer - ley Beſchellern belegen wolte / ſondern ſie ſollen bey - derſeits beyſammen bleiben / weil das widrige der Studten ſehr ſchaͤdlich / auch ohne allen Nutzen oder Gewißheit waͤre / was fuͤr Pferde von einem jeden Beſcheller zu hoffen.

Jn Myſia hat man in waͤhrender Beſchellung ge - pfiffen / in Meynung / daß ſie deſto leichter und eher voll werden / und deſto ſchoͤnere Fuͤllen tragen ſolten.

Es laſſen wol etliche nach vollbrachtem Beſchellen den Beſcheller ledig unter die Studten lauffen / da - mit er die jenigen Studten noch beſteigen moͤchte / welche bey der Beſchellung nicht voll worden / oder ſonſt nicht ordentlich beſchellet werden koͤnnen.

Hierdurch aber wuͤrde eben die Gefahr und Scha - den ja noch viel mehr zu gewarten ſeyn / welcher man durch die ſichere Beſchellungs-Art von der Hand vorzukommen vermeinet / welche vornehmſte die Ver - ſicherung des Beſchellers vor der Studten ſchlagen iſt. Denn das muͤſte er ſo dann von allen (ſonder - lich von denen / die voll worden zum meiſten) gewaͤr - tig ſeyn / wo es nicht eine Anzeigung waͤre / daß ſie / wo nicht alle / doch die meiſte noch nicht gefangen haͤtten / waͤre alſo viel beſſer / gar nicht von der Hand / ſondern gleich von Anfang auff die erſte und ſolche Weiſe be - ſchellet: So haͤtte der Beſcheller zum wenigſten von den begierigen Studten keine Gefahr auszuſtehen / weil der meiſte Theil Studten nach ihm begierig / ihn lieber als zu ſolcher Zeit zulaſſen wuͤrden. Er haͤtte auch mehr Kraͤfften / die ſelbe zu ſtillen / die ihm / nach voͤllig abgelegter Beſchell-Zeit / deſto mehr erman - geln / alſo deſto minder Begierde haben wuͤrde.

Und ob gleich andere mit ſolcher Gefahr / und be - ſchwerlichen Verrichtung / der guten Haupt-Beſchel - ler verſchonen / und an deſſen Stelle einen gemeinen Hengſt ſolche Gefahr ausſtehen laſſen wollen / welche ſie nicht mit den Jtaliaͤnern / Stalloni, ſondern auff Spaniſch Garagnoni nennen / welches in rechtem Teutſchen Verſtand keinen andern Unterſcheid ley - det / als daß der erſte einen guten / der ander einen boͤ - ſen Beſcheller bedeuten ſolle.

Wie es aber ungleich beſſer waͤre / eine edle Stud - ten ein Jahr lang feyren zulaſſen / als dieſelbe / ja eine gantze Stuͤdterey / mit einem heylloſen Beſcheller zu ſchaͤnden und zu verderben:

So hat ſolches unterlauffen auch ſeine ſonderliche Maͤngel / denn wo ihnen die traͤchtigen Studten nicht halten wollen / (welches ſie auch nicht thun ſollen /) ſo nehmen ſie ſich zum wenigſten umb eine oder zwo aus denſelben ſonderlich an / welche von dem guten Be - ſcheller bereit voll worden / und verfolgen dieſelbe ſo lang und viel / biß ſie ihnen / nach langwieriger Gegen -wehr / endlich die Geyle von neuem erwecken / daß ſie auch zuletzt willig zulaſſen.

Geſchicht es denn nicht / ſo fangen dieſe Beſcheller endlich an / auch gegen die Studten zuſchlagen / und zwar viel hefftiger als die Studten immer gegen ſie ſchlagen / wodurch leichtlich etliche und die beſten ſo bald als die geringſten zu Schaden kommen koͤnnen.

Faͤnget denn gleich ein oder andere Studten / ſo nicht voll worden / von ihm auff / ſo kommet doch kein andere Frucht hernach / als die dem Herrn nichts nu - tzen / und das Geſtuͤdte in gaͤntzliche Verachtung brin - gen kan.

Uber daß es ſo ſpat im Jahr / daß ſolche Studten in langer Zeit nicht wieder in die rechte Ordnung ge - bracht wird / ſie mit den andern zu rechter Beſchell - Zeit mit dem guten Beſcheller zu belegen. Dann zu ſelbiger Zeit ſeyn ſie das folgende Jahr noch traͤch - tig / und begehren ſo dann erſt wieder des Hengſts / in der groͤſten Hitze / welche dem Beſcheller ſo ſchaͤdlich / als es auſſer der Zeit iſt / auch in der gantzen Stuͤdte - rey / wegen der Weyde und Fuͤtterung / ein gaͤntzliche Zerruͤttung bringet.

Jn Hiſpanien / und in denſelben Oertern / wo die beſte Spaniſche Pferde fallen / kauffet die Obrigkeit jedes Orts 2. 3. 4. mehr oder minder von den allerbe - ſten Hengſten / ſo im Lande immer zu bekommen / die nicht allein von ſchoͤner Geſtalt / ſondern auch ſonder - liche Proben ihrer Großmuͤthigkeit in vielen treuen Dienſten oder Krieg gethan / und davon ſonderlich hoch und weit beruͤhmet worden / und wuͤrdig geach - tet werden / Cavallos buenas obras, genennet zu wer - den. Die werden ſehr theur bezahlt / und das Jahr uͤber ſehr wol gewartet / welche Unkoſten auff die An - zahl der Studten gerechnet / ſolche Beſcheller laſſen ſie / vom halben Februarii biß Pfingſten / Wech - ſelweiß / unter die gantze Studten-Heerde lauffen / und darff ſeine Studten keiner / ohne Straffe / ohne dieſe Beſcheller belegen laſſen.

Dergleichen hat Koͤnig Heinrich der erſte in Franckreich / in der Provintz Auvergne angefangen / weil daſelbſt die beſte Gelegenheit zur Pferd-Zucht / in ſelbigem Koͤnigreich / zu finden / und jeder Obrig - keit / an ihrem Ort / die Spaniſch und Neapolitani - ſche Pferd zugeſchicket / welche ſie verſorgen / verant - worten / und den Unterthanen zu ihren Studten laſ - ſen muͤſſen.

Dieſes hat neulicher Zeit der Ertz-Biſchoff zu Saltzburg / mit ſeinen Jtaliaͤniſchen Hengſten / nuͤtz - lich angerichtet / welcher der Bauren ſchoͤnſte Stud - ten / neben ſeinen eigenen / damit belegen laſſen / welche dagegen verbunden waren / die jaͤhrige Vohlen in ei - nem gewiſſen Werth nach Hoff zu lieffern / dafuͤr ſie ſo viel baares Geld bekommen / daß ſie bey etlichenan - dern nicht haben koͤnnen / und iſt doch dabey ein groſ - ſer Vorthel geweſen / in dem ſie ſo hoch (auch ſo gar in Jtalien) verkauffet werden / dergleichen der Zeit in Teutſchland nicht zu hoͤren iſt.

Ob ſich nun daſſelbe nicht auch an andern Orten Teutſcher Laͤnder / wo nicht mit gleichem / doch wenig ringerm Nutz / Luſt und Ruhm nachthun laſſe / weilan27Pferde-Schatz.an vielen Orten ſehr gute Gelegenheit zu guter Pferd - Zucht jederzeit geweſen / und ohne Zweiffel noch waͤ - re / ſtehet zu eines jeden Liebhabers Nachdencken und Entſchlieſſung.

Nachdem nun alles Beſchellen zu Ende gebracht iſt / wird der Beſcheller vom Geſtuͤdte abgeſondert / das gantze Jahr uͤber / nach der vorgeſchriebenen Stall-Ordnung / auff das fleiſſigſte gewartet. Ob er aber in einem beſondern / oder gemeinen Reitſtall verſorget wird / iſt wie vor gemeldet / zu eines jeden Ge - legenheit geſtellet.

Zu mehrer Verſicherung und Nachricht aber / ob die Studten voll worden / kan jede derſelben 10. Tage nach dem letzten Sprung / dem Hengſt wieder fuͤrge - ſtellet werden / wo ſie nun ſich nicht weigert / den Hengſt zuzulaſſen / vielmehr wann ſie ſolche Zeichen mercken laſſet / daß ſie deſſen noch begierig ſey / kan ſol - che Beſchellung noch vorgenommen werden / wo ſie ſich aber weigert / iſt es das gewiſſeſte Kennzeichen / daß ſie bereit gefangen habe / dabey man es denn beru - hen laſſen / und des Ausgangs erwarten ſolle.

Beſchellers Begierde zu mehren.

Es traͤget ſich wol bey einem gerechten Beſcheller / wie vielmehr bey einem ſchlechten / oder gar alten oder abgematteten zu / daß er anfangs zum ſteigen keinen ſonderlichen Luſt erweiſet. Wiewol nun die aller - beſten keines Huͤlffmittels / zu keiner Zeit / auch ſo gar kein er Ameitzung beduͤrffen / ſondern ihr Werck / frey - willig / wiewol ſittſam / hurtig und nicht uͤbereilend / doch bald verrichten.

Ob aber einer einiger Huͤlffe noͤthig haͤtte / biß er recht in die Gewohnheit koͤmmet / iſt er deßwegen nicht gleich zu verlaſſen / wo noch einige Hoffnung vorhanden / daß er ſich nach und nach verbeſſern werde.

Von geylen umbgefallenen Pferden ſollen die Ho - den gedoͤrret / gepulvert unter das Futter / und daſſelbe mit Heydekorn oder Buchweitzen vermiſchet wer - den / auch Knabenwurtzel / gepulverte Hirſch-zaͤhn mit gefuͤttert / doch mit Baſilien-Kraut-Waſſer genetzet werden.

Der Studten das Glied mit einem Schwam aus - gewiſchet / ihm fuͤr die Naſen gehalten oder damit ausgewiſchet / auch wol an das Futter gegeben.

Wo aber dieſe und andere Mittel nicht helffen wolten / oder der Beſcheller jederzeit erfordern ſolte / wuͤrde er ſicherer zu veraͤndern / als weiter zu gebrau - chen ſeyn / weil dergleichen Huͤlffe nur ein und an - dermahlpaſſiren koͤnnen.

Es ſeyn zwar auch etliche in der Meinung / man ſol - te die jungen 3. oder 4 jaͤhrigen Studten / zum erſten oder auch wohl zum andernmahl / zu Verſchonung des Haupt-Beſchellers / nicht mit demſelben guten / ſondern nur mit einem geringen gemeinen Beſcheller belegen / oder doch zum hoͤchſten mit einem mittelmaͤſ - ſigen / und die davon kommende Fuͤllen lieber verkauf - fen / als zu Fortpflantzung des Geſtuͤdtes erziehen / weil die erſte Geburt unkraͤfftig waͤre / weil aber keinevernuͤnfftige Urſach noch die Erfahrung erweiſet / daß es mit der erſten Geburt der Pferde / wie mit der Hun - den beſchaſſen ſeyn ſoll / und zuvor erwieſen / was bey einer Studten die erſte Beſchellung fuͤr eine Impre - ſion wuͤrcke: So iſt unwiderſprechlich / daßdie Studten hierdurch mehr verderbet / als der Hengſt verſchonet wuͤrde / und daß ſolche Beſchellung dem gantzen Geſtuͤdte ſchimpfflich und ſchadlich ware.

Wann die Beſchellung drey Tage vor dem vollen Mond beſchicht / ſoll unfehlbar ein Hengſt-Fuͤllen / drey Tag nach dem vollen Mond / eine Studten fol - gen.

Jn der Stund des Mondwechſels / wann er neue wird / ſollen die Pferd gar klein / in der Stund / wann er voll wird / ſehr groß werden / welche beyde ihren ſon - dern Nutzen haben / wann man daſſelbe recht anzule - gen weiß / wohin es gemeinet und gehoͤrig iſt.

Wann der Hengſt von der rechten Seiten abſtei - get / ſoll ein Hengſt / von der lincken / ein Studten fol - gen.

Wann man den lincken Hoden mit einer Leinen bindet / umſchlaͤget / ſo weit es unſchaͤdlich beſchehen kan / ſollen Hengſt kommen / dergleichen mit dem rech - ten gethan auch Studten folgen.

Wann die Belegung beſchicht / in dem der Wind Aqvilo wehet / kommen auch Hengſt / wann dieſelbe bey Auſtro geſchicht / Studten.

Welche Studten ſchwerlich vohlet / ſoll man die Naßloͤcher verhalten / damit ſie deſto ſtaͤrcker drucken kan und muß.

Den gantzen Arm mit Oel geſchmieret / in den Leib gegriffen / und die Frucht todt oder lebendig / gantz oder Stuͤckweiß heraus gezogen.

Dem Fuͤllen eine ſtarcke Schnur an das Kiefer ge - leget / und neben anderer Huͤlff mit Gewalt heraus gezogen.

Kommet das Fuͤllen unrecht / und mit den Fuͤſſen vor / muß mans wieder einſtoſſen / hinein greiffen / recht richten / und wo es nicht anderſt ſeyn kan / wie oben gedacht / heraus ziehen.

Jſt es denn lebendig nicht heraus zubringen / ſoll mann davon ſchneiden was man kan / den Uberreſt deſto leichter heraus zubringen / welches alles extreme Mittel ſeyn / eine edle Studten bey dem Leben zu er - halten: So lang man aber deren nicht noͤthig hat / lindere zu gebrauchen.

Wann das Fuͤllen gewiß abgeſtanden / nimmet man friſches Kuͤnholtz / das voller Hartz iſt / klein zer - ſchnitten in 4. Maß ſuͤſſen Wein geſotten / daͤs dritte Theil getheilet / und jedes Drittel einen Tag nach dem andern / in drey Tagen eingegeben.

Roß milch / Buͤffelsmilch / Eſelsmilch ein Viertel Pfund / gute Laugen / ein Viertel Pfund / Oel / ein Drittel Pfund / weiſſen Zwibelſafft / ein Viertel Pfund durch den Halß gegoſſen.

8. Untz Erdrauchwaſſer / 4. Untz klein Tymian / oder Wolffswurtzel / 5. Untz Squilitie / in Eſſig eingoſſen.

Ein ſchwartzen Nadternbalg / und Ochſentalg / in einem Becken auff gluͤende Kolen geleget / und ein Rauch gemachet.

D 2Der28Neuer vollkommener

Der Ander Theil / im Erſten Haupt-Theil dieſes Neuen vollkommenen Pferd-Schatzes: Ordnung /

Nach welcher in einer wol-beſtellten Studterey / die jungen Fuͤllen von ihrer erſten Jugend an / biß ſie auffgeſtellet werden koͤnnen / gehalten werden / ſo fern ſie bey beſtaͤndiger Geſundheit erwachſen / und hernach da - bey langwierige gute Dienſte leiſten / und ein hohes Alter erreichen ſollen.

Die beſte Pferde ſind in GOttes Stuͤdterey /
Die gute Arbeit thun / da gleich ring Futter bey:
Wer die Erziehungs-Art GOTT nachzuthuu begehrt /
Der wendet wenig auf / hat doch die beſte Pferd.
Die Schoͤnheit / das Gewaͤchs / Geſundheit und Vermoͤgen /
Bringt mehr die Maͤſſigkeit / als voller Fraß zuwegen.

Vorrede.

ES iſt aus heiliger Schrifft / auch den alleraͤlteſten glaubwuͤrdigen Ge - ſchichten / der groſſe Nutzen / Luſt / Nothdurfft und Ruhm aus unzeh - lichen Stellen / ohne das genung be - kandt / ſo dem menſchlichen Ge - ſchlecht / durch den Gebrauch der Pferde / ins ge - mein / ſonderlichen aber / von den edlen und guten / dem hohen Regenten-Stand / zu Krieg - und Frie - dens-Zeiten / von GOTT ſelber gegoͤnnet und noch taͤglich gelaſſen werde.

Sofern und viel aber alle ſolche Nothwendigkeit / Nutz / Luſt und Ruhm / nicht allein an der recht ange - ordneten Stuͤdterey / oder haͤuffigen Generation / ſon - dern faſt eben ſo viel / an der rechten Erziehung haͤnget / wie ſich daſſelbe auch bey den Menſchen findet / welche mehr Hertzenleyd bringen / wann ſie durch boͤſe Erzie - hung uͤbel gerathen / als ſie Freude verurſachen / wann ſie wohl gebohren worden:

So wird die regulirte Ordnung / (wie die Pferde von Jugend auf wohl erzogen / damit ſie zu dem ih - nen anſtaͤndigen hohen Gebrauch und Ubung / deſto beſſer geſchickt ſeyn und werden moͤgen /) gleicheWichtigkeit auff ſich haben / auff daß nicht die zufal - lende und verurſachete / oder uͤberſehenē Maͤngel / und daher entſtehende Schaͤden / Schimpff und Ver - druß / die Hoffnung / Luſt und Nutzen uͤbertreffen / ſondern ihnen zu rechter Zeit / durch ordentliche Mit - tel vorgekommen / ſolche verhuͤtet / gar abgeſchaffet und verbeſſert werden koͤnnen

Denn in waͤhrender Erziehung und Erwachſung junger Pferde / koͤnnen nicht allein aller recht folgen - der Gebrauch / ſondern auch die Abrichtung erleich - tert / befoͤrdert und verbeſſert werden / welches durch gar viel Exempel zu erweiſen waͤre / wie die gantze Ab - richtung und Erhaltung derſelben guten Bezeigun - gen / an der guten Geſtalt haͤnge / welche das Pferd in allen ſeinen Bezeigungen erſcheinen laſſen ſolle: Wie aber derſelbe auſſer der guten Zaͤumung nicht zu er - langen / ſo iſt derſelben in der Erziehung entweder die Bereitſchafft oder Verhinderung zu machen / als nemblich: daß des Pferdes Halſes Kopff / auffrecht oder nieder gedrucket wird und gewehnet alſo er - wachſen / welches allein in der euſſerlichen Beſchaf - fenheit / alles gut oder ſchwer machen kan.

Dergleichen wird an dem Gemuͤth und Sinnendes29Pferde-Schatz.des Pferdes / ſowol in der Abrichtung / als allem Ge - brauch / alle das verbleiben und erſcheinen / Nutzen oder Schaden bringen / was das Pferd in waͤhren - der Erziehung / gutes oder boͤſes an ſich genommen / gelernet und gewohnet / wie daſſelbe an allen untreu - en Pferden jederzeit zu erkennen ſtehet / welche alleBoßheiten zum groͤſten Theil zu der Abrichtung und Gebrauch bringen / aber mehr behalten / als ſich ab - gewoͤhnen laſſen / womit man zum wenigſten in der Correction viel Zeit verlieren und anwenden muß / die man auſſer dem beſſer anlegen koͤnnte.

Unkoſten.

D die Erziehung der Pferde / ein meh - rers als anderer Thier koſte / laͤſſet ſich nach dem Unterſcheid behaupten / als man daſſelbe anzuſtellen weiß. Denn es iſt zwar mit Vernunfft nicht zu widerſpre - chen / daß ein beruͤhmtes Geſtuͤdte anzurichten / theure frembde Beſcheller und Studten zuſammen zu brin - gen / mit guter Weyde und Winter-Futter / Artzeney / Gebaͤuen / nothwendigem Zeug / Geſind und andern Nothdurfften wol zu verſorgen / nicht gemeine / ſon - dern ſolche Unkoſten und Mittel erfodert werden / welche allein in gar hoher Leut Vermoͤgen ſtehen / die - ſelbe 1. herzuſchaffen / und 2. ſowol in widrigen Un - gluͤcks-Faͤllen / als erwuͤnſchten Fortgang zu conti - nuiren / oder 3. deß rechten Nutzens zu erwarten / wel - cher ſich ſehr langſam / (und zwar wann alles wol ge - raͤth /) erſt in etlichen Jahren erzeiget / in welchen doch der Verlag und Unterhaltung / von Jahr zu Jahr zu - nim̃et. | Wenn man nun alle dieſe Umbſtaͤnd von auſ - ſen beobachtet / ja vielmehr wann man daſſelbe wuͤrck - lich empfindet / und auff dem Hals hat / iſt es freylich ein recht koſtbare Luſt und Erziehung zu nennen.

Wann man aber auff der andern Seiten / allen Nutzen / Luſt und Ruhm dagegen erweget / welcher durch ſolche Erziehung erhalten wird / ſo bey dem Ge - brauch der Pferde / in einem beſondern Theil / (wegen deſſen groſſen und faſt unausdencklichen / viel minder beſchreiblichen / weit ausſehenden Uberfluß) entworf - fen werden muͤſſen; Wird die gruͤndliche Erfah - rung genug erweiſen / daß einige Erziehung einiges an - dern Thiers / alle daran verwendte Unkoſten nicht beſſer / reichlicher und uͤberfluͤſſiger erſetzen koͤnne / als was an die Erziehung guter Pferde geleget wird.

Dann geſetzet / daß eine Stuͤdterey von dreyſſig Studten mit drey oder vier Beſchellern / allein in Er - kauffung derſelben / viertauſend Reichsthaler baar Geld erfordere; daß auch das darzu nach aller Erfor - derung zugerichte Gebaͤu umb tauſend Reichsthaler / mehr als ein gemeines koſte; daß auch der Stuͤdt - meiſter / Schmidt und etliche Knechte jaͤhrlich tauſend zu beſtaͤndiger Unterhaltung haben muͤſſen / welches ein Capital von fuͤnfftauſend Reichsthalern / und al - lezeit in ſeinem Werth in der Hand verbleibet / das ſonſten dreyhundert Reichsthaler Zinß tragen moͤch - te / (dann das uͤbrige / was ſie an Weyde und Win - ter-Futter genieſſen / muͤſſen geringes Vieh ſowol als ſolche edle Pferde haben /) und ob man gleich auch daſ - ſelbe mit eingerechnet haben wolte: ſo kan doch auff die fuͤrgeſchriebene Art und Ordnung / der jaͤhrliche Unterhalt einer Studten nicht uͤber funffzehen / aller aber uͤber fuͤnffhundert Reichsthaler nicht / und einesjungen nicht die Haͤlffte ſo viel / wenn derſelben gleich zweymahl ſo viel werden / zuſammen nicht uͤber tau - ſend Reichsthaler machen / oder auff das allerhoͤchſte geſchaͤtzet werden: denn ein Jahr lebet es von der Mutter-Milch / zwey Jahr genieſſet es die Som - mer-Weyde wie ein gemeines Pferd: So iſt zum dritten Winterfuͤtterung ein mehrers nicht werth / welches denn fuͤr die Studten und junge auff das hoͤchſte auch in 4. Jahren ſo viel koſten kan / daß alſo alle Unkoſten dreyhundert Reichthaler und daruͤber nicht machen koͤnnen / welche zuſammen geſchlagen / und jedes Jahrs Unkoſten / auf die Anzahl der Stuͤck ausgetheilet / eine groſſe Ungleichheit gegen ihrem ho - hen Werth machen. Dann wie Grund und Bo - den / Gebaͤu und was die Pferde zu erkauffen gekoſtet / ein beſtaͤndiges Capital ſeyn / davon man mehr nicht als die Entrathung des gebuͤhrlichen Zinß / und was ſie ſonſten an Weyde und Heu / (wozu ohne das Scheuren zu Verwahrung gehoͤren /) jaͤhrlich ertra - gen koͤnnen / rechnen kan: So koͤnnen nach dem 4. Jahr / die Vohlen eines Jahrs die gantze Subſtantz des Capitals und aller Nutzung wol doppelt oder mehrfaͤltig erſetzen / wann deren jedes nicht mehr als zweyhundert Reichsthaler gelten ſolte / welches doch von ſo koͤſtlichen Pferden / und alſo erzogen / nicht um etliche hundert zu bekommen ſeyn wuͤrde.

Sofern nun ein gar geringes Pferd / von gemeiner Art ſo wol gerathen kan / daß man es funfftzig und ſechtzig Reichsthaler werth ſchaͤtzet / wann es nur drey Jahr alt wird / welcher unbeſcheidener wuͤrde dann fuͤr eine ſolche gute Art Pferde nicht mehr geben wol - len oder muͤſſen.

Kan nun ein gemeines Buͤrgers-oder Bauren - Pferd in ſo kurtzer Zeit / zu ſolchem Werth wachſen / daß der Eigenthuͤmer an eines Pferdes Erziehung mehr / als an vier Ochſen erhalten kan / welche in dem vierdten Jahr / ein mehrers nicht werth ſeyn koͤnnen / weil auch gemeine Pferde / immittelſt ſie erzogen wer - den / ihr Futter mit gemaͤchlicher Arbeit verdienen / und ihnen von ſelbiger Zeit an nicht mehr zugerechnet werden kan / und alſo die Unkoſten bey weitem den Werth nicht erreichen / wo man dieſelbe gleich nicht gegen der Arbeit abgehen laſſen wolte: ſo iſt ja ſeinem Herren in drey Jahren an einem Pferde mehr Ge - winns zugewachſen / als |das Capital des Pferdes Werth ſelber austraͤget. Und hat ein Buͤrger oder Bauer mit Billigkeit nicht mit einzurechnen / was das Pferd an hartem Futter genoſſen / weil er ihm daſ - ſelbe / nicht aus Erfoderung / ſondern zu ſeinem eige - nen Luſt / oder zu beſſerer Befoͤrderung der Arbeit ge - reichet / welches dem Pferde zu der Geſundheit / und deſſen beſtaͤndigen Guͤte oder Gebrauch mehr ſchaͤd - lich / als des Leibes Geſtalt nuͤtzlich geweſen.

D 3Dann30Neuer vollkommener

Dann weil die Pferde / in den vornehmen Geſtuͤd - ten / nicht ſo wol gehalten werden / oder was beſſers als Graß / Heu nnd Stroh genieſſen / wann ſie anderſt / nach denen hierinnen fuͤrgeſchlagenen Regeln wol er - zogen werden / und in die Laͤnge hinauß / viel weiter als ein folches Buͤrger - oder Bauren-Pferd bey guter Geſundheit verbleiben / und in hohen Ubungen / gute Dienſte leiſten ſollen: So folget auch unwiderſprech - lich / daß ſolches ſchlechte Futter die Unkoſten ſolcher Erziehung mehr verringere / als vermehre / und noch lang nicht ſo viel als ein ſolches gemeines Pferd / ja als eingemeiner Ochs zu erziehen koſte.

Wie auch die Buͤrger und Land-Leute den Erzie - hungs-Koſten ihrer Pferde und Ochſen / fuͤrnemlich was derſelben Wartung erfodert / ſo gemeiniglich bey 2. oder 3. Stuͤcken mit einer eigenen Perſohn beſtellet werden kan / anzuſehen haben / wodurch freylich der Unkoſten auff jedes Stuͤck hoch zu ſetzen kommet / das eben faſt das hoͤchſte und beſchwerlichſte im Hauß - Stand iſt: So hat doch derſelbe dagegen auch auff ſein Arbeit zu ſehen; welche der Knecht nebenſt der Wartung verrichten muß / deren er billicher / als des Pferdes Wartung zuzuſchreiben / was er auff denſel - ben wendet: denn wo er auſſer Arbeit Knechte auf die Pferde haͤlt / wird daſſelbe mehr zu ſeiner Beqvem - lichkeit und Ergoͤtzung als auff den Gewinn angeſe - hen ſeyn muͤſſen / ſo er durch ſolche Unkoſten freywil - lig ſchwaͤchet / und dahero abermahls es dahin nicht rechnen kan: wo er aber arbeitet / kan er mit 2. Pfer - den mehr als mit vier Ochſen Nutzen ſchaffen und verrichten / und ihren Unterhalt damit verdienen. Ob aber bey einem Geſtuͤdte gleich unterſchiedene Leute gehalten werden muͤſſen / welche zu keinem andern Jntent dienen ſollen oder koͤnnen / als daß ſie Stud - ten und junge Pferd warten muͤſſen: So koͤnnen doch nach der rechten Stall-Ordnung 3. Knechte ei - ne ziemliche Anzahl verſorgen / dahero auch die dar - auff gehende Unkoſten nach der Anzahl der Stuͤcke eingerechnet / auff eines gar wenig kommet. Alſo in dieſem Fall / in der allerbeſten Wartung / Studten junge Pferde viel weniger als ein gemeines Pferd oder Ochs immer zu erhalten oder auffzubringen ko - ſten.

Ergoͤtzlichkeit und Ruhm aber / und alle andere Commoditaͤten / ſo durch eine ſtattliche Studterey zu erhalten / werden allhie nicht erwehnet / weil ſie mehr zu dem rechten Gebrauch der edlen Pferd / als hieher gehoͤren / und daſelbſt auch etwas entworffen ſeyn; ſondern es wird allein derjenigen Art Nutzens ge - dacht / welcher im verkauffen beſtehet / um hieraus zu erkennen / daß auch durch denſelben alles uͤberfluͤſſig er - ſetzet / was von einem rechten Liebhaber auff die Pfer - de gewaget und gewendet wird / wann es nicht wider die natuͤrliche Ordnung angegriffen wird.

Daſſelbe nur mit einem und andern Exempel aus den alten Geſchichten zu erweiſen: Gedencket Pli - nius / daß zu ſeiner Zeit ein ſolches Sprichwort von allen gar koͤſtlichen hohen Sachen geweſt / welche man faſt fur unæſtimirlich geachtet und nicht taxiren wollen oder koͤnnen: Es ſey ein oder mehr als ein Pferd werth / wie auch Plutarchus ein Pferd mit ei - nem koſtbaren Kleinod vergleichet.

Koͤnigs Narſiæ Pferd ſoll ſo hoch als eine gute Stadt in Jtalien geſchaͤtzet worden ſeyn / welches man zwar |dem groſſen Schmuck mit zuſchreiben moͤchte.

Ob gleich unter den Gelehrten noch kein Entſchei - dung gemachet / wie viel Talenta dem Philonaci Phar - ſalio fuͤr ſein in dem Geſtuͤdt erzogenes Pferd / (ſo er dem Philippo / wie etliche wollen / fuͤr 13 / andere fuͤr 16. Talenta verkauffet) eigentlich woꝛden / und wie hoch ein Talent zu ſchaͤtzen ſey: So wird ſich doch der allerringſte Werth nicht minder / als auff 16000. Reichs thaler einziehen laſſen.

Cornelius Dolabella hat fuͤr das ungluͤckliche Roß / Eqvum Sejanum 100000. Seſtertias oder 2500. Sonnen-Cronen bezahlt.

Jn Spanien werden noch auff dieſe Stunde Pferd fuͤr 2000. Ducaten verkauffet.

Jn Podolien habe ich ſelbſt ein Pferd fuͤr 10000. Pohlniſche Guͤlden auff dem groſſen Pferd-Marckt zu Jarislau æſtimiren hoͤren.

Aus Hertzog Friedrichs von Wuͤrtenberg Geſtuͤdt / ſeyn kurtz vor dem letzten deutſchen Krieg junge Pferd fuͤr 1000. Reichsthaler mehr / als geringer verkauffet worden.

Ob man nun dieſes alles gleich in Zweifel ziehen / oder fuͤr extraordinari Faͤlle halten wird; So iſt doch gleichwol nicht zu widerſprechen / daß bey gegenwaͤrti - ger Zeit die Gaͤnger in Engelland gar gern durchge - hend zu 2. und 300. Reichsthalern gelten / wann man ſie nur dafuͤr bekommen koͤnnte / unangeſehen / dieſel - be nur mehr zu einerley ringen / als hochſchaͤtzigem Gebrauch dienen / und anders nichts / als was ſie von Natur haben / bezeigen koͤnnen / welches ja viel mehr und gewiſſer bey ſolchen Pferden zu erhalten / die dieſe an Schoͤnheit / und andern guten Eigenſchaff - ten / auch ſonderlichen hohen unterſchiedlichen Bezei - gungen weit uͤbertreffen koͤnnen.

Geſetzet nun / daß deren keines uͤber 200. Reichs - thaler gelten koͤnnte / wann es zum Gebrauch gewach - ſen / oder tuͤchtig iſt: So wird doch an einem ſolchen Pferd drey oder vier mahl mehr / als an dem allerbe - ſten Land-oder Stadt-Roß / und zehen mahl ſo viel / als einem gemeinen zu erhalten / und durch die Anzahl deren welche von Jahr zu Jahr erwachſen / alle auff - gewendete Unkoſten / wol in 2. oder 3. Jahren wieder zu erſtatten muͤglich ſeyn.

Es moͤchten aber auch dieſelbige einwenden / daß bey einer Studterey vielerley Faͤll zu erfahren / welche ſolche Ausrechnung ſehr disputiren und verringern / welcher Einwurff auch damit abgelehnet iſt / daß alle ſolches Ungluͤck 1. entweder aus Unwiſſenheit der rechten Verfahrung entſtehe / welche durch die rechte Wiſſenſchafft zu verhuͤten / 2. oder aber aus der Ver - haͤngnuͤß / und gemeinem Welt Lauff / der allen Men - ſchen gemein iſt / welcher nit den Pferden / ſondern dem menſchlichen Verhalten zuzuſchreiben iſt / der in Un - terlaſſung dieſer Sachen leyden wuͤrde / wann er gleich ſein Capital an ein anders / ja das allerſicherſte Werck anlegen wuͤrde / weil der Suͤnden Straffe ſowol als die Zuͤchtigung der Frommen / uͤber alle menſchliche Handlungen herrſchet und gehet. Wer nun das ſeiner Portion nach ihm zugetheilte Creutz in dieſemStuͤck31Pferde-Schatz.in Abgang ſeines Vermoͤgens zu entgelten / und zu empfinden hat / dem wird es kein Dieb ſtehlen oder Waſſer verſchlingen: worzu / wie zu allen andern Nahrungs-Mitteln / Gluͤck neben der rechten Admi - niſtration erfodert wird.

Weil es dann gar unnoͤthig / ja vielmehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich waͤre / die Pferd mit koſtbahrer Speiſe zu unterhalten / wie etliche entweder aus groſſer uͤbermaͤſ - ſiger Liebe / andere aus Ubermuth und Ehrgeitz mit ih - ren Pferden verfahren: als Cuſpinianus von Theo - phylacto des Conſtantinopolitaniſchen Patriarchen Kaͤyſers Lacepeni Sohn ſchreibet / daß er mehr als 2000. Pferde beſtaͤndig im Stall mit lauter Zirbes - nuͤſſen / Mandeln / Weinbeeren / Feigen und Datteln / welche mit koͤſtlichem Wein angemachet wurden ge - ſpeiſet / und dieſelbe noch zum Uberfluß mit dem beſten Saffran / Balſam / Zimmet und andern koͤſtlichen Materien wuͤrtzen laſſen. Und wie Glaucus Poti - neus alle ſeine Studten mit Menſchen-Fleiſch gefut - tert haben ſolle: So waͤre es auch eine vergebliche Hoffarth / die Pferd mit koͤſtlicherm Futter / als ihnen die Natur verordnet / zu ſpeiſen / wodurch die Unkoſten ohne Noth vermehret / und der Gewinn vermindert wuͤrde.

Wo man dann fragte / wie man alle ſolche Pfer - de um fuͤrgeſchlagenen Werth loß werden moͤchte / und wer dieſelben ſo theuer bezahlen ſolte? So wird nicht ungereimet geantwortet / daß 1. eben dieſelben / welche / da ſie gute Pferd erziehen koͤnnten / ſo viel und wol ein mehrers um frembde Pferde geben / und alſo ſich damit um daſſelbe betriegen laſſen muͤſſen / als ſie auff eine gute Studterey anwenden moͤchten / welches ihrem Gebiet eben ſowol als den Engellaͤndern / Jta - liaͤnern / Tuͤrcken u. Pohlen bekommen wuͤrde / wann ſie daſſelbe nicht dahin ſchicken doͤrfften / daher es nim - mehr wieder zu verhoffen / oder herzubringen iſt.

2. Diejenigen / ſo gar keine Gelegenheit haben / eine Studterey anzurichten / ob ſie gleich gern wolten / gleichwol aber zu Fuͤhrung und Erhaltung ihres Standes deren nicht entrathen koͤnnen.

3. Eben die Auslaͤnder ſelber / welche ihre Pferd an - derwerts verſchicken / denn wie begierig die Jtaliaͤner / Pohlen und andere Nationen nach frembden Pfer - den ſeyn / wann ſie ſolche nur fuͤr groſſes Geld bekom - men koͤnnen / iſt den Erfahrnen unverborgen.

Die Stallung / als die erſte Nothwendigkeit bey der regulirten Wartung der jungen Pferde /

JSt in der Beſchreibung einer wohlbeſtellten Studterey zum Theil / und ſo viel dahin gehoͤrig / zum andern Theil bey der Stallungs-Beſchreibung auffgeſtellter Pferde / mit ſo viel Umſtaͤnden entwor - fen / als dabey erfordert werden moͤchte. Dieweil aber an beyden Orten die Eroͤrterung der Streitig - keit verſchoben worden: ob es jungen Pferden beſſer und nuͤtzlicher ſeyn moͤge / daß ſie vor allen ungeſtuͤ - men Winden / und rauher Witterung zu jederzeit wohl verwahret und bedecket / oder lieber zeitlich ge - wehnet wuͤrden / daß ſie daſſelbe vertragen moͤgen /welches allein vermittelſt eines verwahrten Stalls ge - ſchehen muͤſte: So wird 1. mit dieſem Unterſchied darauff geantwortet / daß es bey einem wolvermach - ten dichten Stall ungleich leichter falle / das Ungewit - ter auff allen Nothfall durch Fenſter / Loͤcher und Thuͤren einzulaſſen / als bey einem uͤbel verſorgten / loͤcherigen Gebaͤu daraus abzuhalten / wann man es gern abgewieſen ſehe: dann dieſes Einlaſſen der fri - ſchen Lufft kan durch Eroͤffnung eines einigen Fen - ſters jederzeit leicht geſchehen / wenn man will oder ſol / das Einbrechen aber muß mit groſſer Muͤhe zuruͤck gehalten werden / wenn und wie man kan.

2. Weil nicht eine Pferdes-Natur ſo ſtarck und vertraͤglich als die andere iſt: So iſt es ungleich beſ - ſer / daß die Schwachen von den ſchaͤdlichen Luͤfften verwahret ſeyn / ob gleich die andern daſſelbe vertra - gen koͤnnten / man wolte denn ſolche beyderley Arten unterſcheiden / welches eine ſonderliche Erfahrung er - fordern wuͤrde / dieſelbe eigentlich nicht ehe zu erken - nen / biß man daſſelbe aus entſtandenen Schaden ab - genommen und entgolten. Jn welchem Fall die Verbeſſerung gar zu ſpaͤt kaͤme / und doch keine gnug - ſame Nachricht daraus zu ſchoͤpffen waͤre / welchem unter denſelben ſolches kuͤnfftig ſchaͤdlich oder un - ſchaͤdlich ſey; wie auch wol ſolche Jahres-Zeiten / oder wol in jedem Jahr ſolche ſonderliche Stunden fallen koͤnnten / da die Winde nicht allein den ſchwa - chen zarten / und gar jungen / ſondern auch denen (aͤuſ - ſerlichem Anſehen nach) gar ſtarcken / tauerhafften / und zierlich erwachſenen / und alſo durchgehends mehr ſchaden als nutzen koͤnnten; in welcher Zeit man ſo bald mit erſt neu zuer bauenden Staͤllen / auch mit beſſerer Verwahrung den Schaden nicht verhuͤten koͤnnte / ſonderlich wann derſelbe ſeine Wuͤrckung ſchon ausgelaſſen haͤtte: wuͤrde alſo ſicherer ſeyn / den Stall anfangs auff das beſte / als es muͤglich und noͤ - thig / als nach erlittenem Verluſt mit doppeltem Schaden zu verwahren / dagegen man bey allerley Art Pferden / und in allerley Lufft und Ungewitter verſichert ſeyn koͤnne / und die Erfriſchung / einen als den andern Weg / zu rechter Zeit / nach der Erforde - rung gebrauchen moͤge.

Und geſetzet / man wolle theils Pferde alſo nothley - dig gewehnen / und die daran gewehnte alſo in der Ge - wohnheit erhalten: So waͤre es abermahls leichter ſolche gar aus dem Stall zu laſſen / als die zarten und unleydenlichen / um deren willen / neben ihnen zu ver - derben.

Gewoͤlbte Staͤll.

Wie aber das Bedencken wegen gebauter und ge - woͤlbter Staͤll bey derſelben Commoditaͤt / in dem Theil der Wartung geſetzet iſt: alſo kan ein Stall / von Holtz / oder Brettern / nirgend beſſer als bey den jungen Vohlen angeleget ſeyn / damit der andere Theil etlicher maſſen recht behalte / welcher ſeine junge Pferd lieber zu Ertragung und Gewohnheit der ſcharffen Luͤffte angewoͤhnen / als davon abhalten wolte / daß ſie in dem Gebrauch nicht ſo bald Anſtoͤß leyden / und erkrancken moͤgen / wann ihnen deſſen et - was anwehet / und zwar 1. wegen des Temperaments / welches des Windes groͤſte Schaͤrffe bricht / und ſub -tiler32Neuer vollkommenertiler alſo ertraͤglicher machet / indem er ſich durch das Holtz durchziehet / daß den Pferden des Windes Wuͤrckung etlicher maſſen / und je laͤnger je mehr be - kandt werde / und doch nicht mit voͤlligen Kraͤfften zu ihnen eindringen / und ſie beleidigen kan.

2. Wegen der geringen Koſten / wodurch ſolch ein Stall zu erbauen / und mit ſtaͤtiger Ausbeſſerung mit ſchlechter Muͤhe zu unterhalten iſt / wo auch ſolcher von oben her / wie der Studten Stall / allein auff dem obern Boden / ſonſten aber / wie der auffgeſtellten Pferd vorbeſchriebene Stallung / in allem andern ge - macht iſt / wird er ſonder Zweiffel bey den jungen Pferden gar beqvem ſeyn. Denn weil ſie allein mit rauchem Futter gleich wie die Studten abgefuͤttert werden ſollen / iſt es billich / daß gleiche Beqvemlichkeit darzu bereitet ſey.

Alſo wird die Reinigkeit des Stalls / viel bey der Pferde beſtaͤndigen guten Erhaltung thun / und die - ſelbe nicht beſſer erhalten werden koͤnnen / als wann der Stall nach Art der rechten Reit-Pferd auff dem untern Boden / wie auch mit Fenſtern und Thuͤren geordnet iſt / daß es unnoͤthig / ſolchen mit Staͤnden zu unterſcheiden.

Der Stall-Boden.

Und wo es bey einerley Stallung nuͤtzlich / den Boden mit pfuͤndigen runden oder flachen Kieſel - Steinen zu pflaſtern / in der Mitte am hoͤchſten erhe - bet / und gegen beyden Seiten / oder den Canalen nie - driger / die Feuchtigkeit deſto beſſer abzuleiten / ſo kan es bey der jungen Pferde Stallung am allerbeſten ſeyn / damit ihnen die Huͤfe wohl erharten / und fein trucken ſtehen koͤnnen / denn es hat mit den Huͤfen ſol - cher jungen Pferde gegen denen / ſo gebrauchet wer - den / einen gar groſſen Unterſcheid / welche auf den harten Eyſen mit voͤlliger ſchwerer Leibes-Laſt ſtehen muͤſſen / daß ihnen der Standt auff den Steinen leichtlich gar zu hart wird / die gebackene Steine waͤ - ren zwar etwas linder.

Wo man aber den Boden vom hartem Holtz / we - gen ein und anderer Urſach oder Gelegenheit des Orts / machet / deren Beſchreibung in beyden vermeld - ten Theilen bereit einverleibet / kan daſſelbe nicht we - niger den Huͤfen unſchaͤdlich ſeyn / nachdem ſolche recht zugerichtet werden / daß die Feuchtigkeit darzwi - ſchen verſincket / oder daruͤber ablauffen kan / damit der Boden nicht ſchluͤpfferig werde / darauff die Vohlen ſo leichtlich fallen / als ſie gern bey noch ungewiſſen Schenckeln gumppen / ſpringen und lauf - fen wollen.

Die geſchlagene Erden wird wegen der Huͤfe bey den jungen Pferden die ſchlechteſte ſeyn / weil ſie leicht - lich erweichet wird / davon ihnen der Kern zuviel waͤchſet / und zu der Vollhuͤffigkeit einen Anfang machet / denn junger Vohlen Huͤfe kan wenig Naͤſſe vertragen / daß ſie denſelben nicht ſchaͤdlich waͤre / je truckner ſie ſtehen / je beſſere Huͤfe hat man zu hoffen.

Hoͤhe der Staͤnde.

Wann beyde Seiten des Stalls alſo gerichtet / daß die Pferd in der Krippen etwas Berg an ſtehen muͤſſen / iſt es ſehr nuͤtzlich / doch daß es denn nicht zu viel geſchehe / daß ſie ſich nicht verrencken muͤſſen; ein Drittel von einem Werckſchuch wuͤrde fuͤr die aͤltern /und ein ſechſter Theil fuͤr die juͤngſten genug ſeyn / denn davon lernen ſie ſich mit vordern und hindern Fuͤſſen etwas weit auseinander ſtellen / und dieſes ſtre - cken kan dem Gewaͤchs nicht anders als fuͤrderlich ſeyn / wo dem aber zu viel geſchicht / wuͤrden ſich ſolche Pferde nicht gern uniren laſſen.

Hoͤhe der Krippen.

Wegen Hoͤhe der Krippen iſt auch in der Pferd - Wartung ein und andere Meynung angezeiget / wel - che zwar bey den jungen weniger auff ſich hat / ſo lang ſie nicht hartes Futter aus der Krippen / ſondern allein Heu oder Stroh aus der Rauffen eſſen / welche auſſer allem Zweiffel nicht hoͤher ſoll geſtellet ſeyn / als ſie die Pferd erreichen koͤnnen / weil aber die Vohlen unglei - cher Hoͤhe / werden ſie nothwendig alſo ſeyn muͤſſen / daß die kleineſten ſowol als die groͤſten das Futter er - langen moͤgen / denn jedem eine ſonderliche zu ma - chen / oder ſie wie erwachſene Pferd abſonderlich zu ſtellen / wird ſich nicht allenthalben ſchicken / dahero ſolches nicht ſo genau zu ſuchen / ſondern vielmehr zu ſehen / daß dieſes ohne das remedirt werde / wenn man die juͤngern von den aͤltern ſcheidet.

Stall-Weite.

Der Vohlen Stall kan zwar leichter zu eng als zu weit ſeyn / weil in den engen die juͤngern ſehr daͤmpffen und ſchwitzen / wann ſie gedrang auf einander ſtehen muͤſſen / und nicht Raum haben ſich zu bewegen / da - von ſie faul und verdroſſen werden: Weil aber gar zu weite Staͤlle viel Wind faſſen / und ziemlich kalt ſeyn / iſt darinn auch Maß zu halten / es waͤre denn / daß man durch das verwechſeln / und um das Auff - ſtellen der zwey-anderthalb - und jaͤhrigen Vohlen / ei - ner jeden Anzahl ſo viel Raum mache / als dieſelbe noͤ - thig haben moͤge / wozu nicht allein die Anzahl / ſon - dern auch die Groͤſſe viel hilfft / weil 2. kleine kaum ei - nes groſſen Platz einnehmen und erfuͤllen.

Eroͤffnung der Fenſter.

Wann der Stall nach denen Stuͤcken zugerich - tet / wie er in dieſem und beyden Theilen der Studte - rey und Wartung der erwachſenen Pferde / nach al - len Umbſtaͤnden beſchrieben / ſoll mit Zuſchlieſſung und Eroͤffnung der Fenſter und Thuͤren auch alſo verfahꝛen werden / daß die Pfeꝛde weder zu waꝛm noch zu kalt / ſondern in dem Mittel Temperament erhal - ten werden / nicht zu eng ſtehen / und ſich draͤngen und drucken / nicht kraͤmpfig ſtehen / nicht daͤmpffen und ſchwitzen / welches ihrer Geſundheit ſchaͤdlich / auch nicht zu kalt / ſonderlich in der grimmigſten Kaͤlte / da - von ſie raͤudig werden / nicht naß ſtehen / daß ihnen der Urin die Huͤf verbrenne.

Stall-Reinigung.

Der Stall ſoll auch ſo offt rein gemachet / als die Pferde ausgelaſſen werden / daß man der ledigen Staͤl deſto beſſer unverhindert / durch und ausraͤu - men moͤge / weil der Rauch vom Miſt in die Augen beiſſet / davon ſie ſich reiben / und ihnen Schaden thun / denn je reiner ein junges Pferd erzogen wird / je geſuͤnder wird es im Alter ſeyn.

Abſonderung.

Den Winter uͤber ſollen die Vohlen von den Studten abgeſondert werden / weil die zweyjaͤhrigeVoh -33Pferde-Schatz.Vohlen ſteigen / und noch juͤngere Studten zulaſſen / welches ihnen beyderſeits ſchaͤdlich / wie an ſeinem Ort vermeldet iſt / dabey werden ſie auch wild / boͤß und un - treu / daß ſie ſich nicht einmahl angreiffen oder zahm machen laſſen wollen.

Solche Abſonderung kan nicht beſſer / als durch unterſchiedliche Abtheilung und Schiedwaͤnde be - ſchehen / welches weder die Gebaͤu / noch derſelben Un - koſten vermehret oder erweitert / ſondern unter einem Dach geſchehẽ kan / uͤber das auch / daß ſolche Neben - waͤnde einen ſonſt weiten Raum einziehen / und nicht ſo viel Luffts / als die gar weiten faſſen / noch die zwi - ſchen den Kluͤfften einziehende / ſcharffe / durchdrin - gende Lufft allenthalben penetriren kan / ſondern ſich in denſelben eingeſchloſſen / abſtoſſen / und ihre Krafft verliehren muß.

Abtheilung.

Durch ſolche Abtheilung ſeyn auch die unterſchied - liche junge Pferd an Alter und Gewaͤchs am beſten zu unterſcheiden / welche ſonſt einander viel Uberlaſt thun: Jndem die Groͤſſern den Kleinen im ſcher - tzen zu ſtarck ſeyn / auch ſolche von dem Futter abſtoſ - ſen / daruͤber ſie Mangel leiden und verderben muͤſſen / dann weil ſie ihnen an dieſem Ort nicht ausweichen koͤnnen / ſondern aushalten muͤſſen / hat man ſtets an denſelben zu ſchmieren / weil man aber nicht allezeit wol darzu gelangen kan / wachſen die Schaͤden / ſo ſie vom ſchlagen und beiſſen haben / mit ihnen fort / und geben ein ſchlechtes Alter.

Ehe das Fuͤllen von der Studten kommet / ſoll es in einen beſondern warmen Stall (mit der Mutter) etliche Tag abgeſondert werden / es ſey gleich / daß die Pferd ſchon in die Weyde geſchlagen / oder noch in der Winter-Fuͤtterung ſeyn / daß ſie beyderſeits vor groſſer Hitze oder hartem Froſt / vielmehr aber rauhen / naſſen / froſtigen / durch dringenden Winden / wol ver - wahret bleiben / zu Kraͤfften kommen / und mit guter Ruhe ihre Wartung haben koͤnnen / ſo ihnen gebuͤh - ret und noͤthig iſt / alsdann koͤnnen ſie wieder zu den andern gelaſſen werden.

Ein junges zartes Fuͤllen ſoll man nicht bald mit bloſſen Haͤnden beruͤhren / ſonderlich nicht uͤber den Ruͤcken ſtreichen / damit ihm kein ſchaͤdliches dru - cken beſchwerlich falle.

Auff die jungen Fuͤllen ſoll man fleiſſig Acht haben / ob ſie auch zunehmen und wachſen oder verſchmacht bleiben / ein Gebrechen an dem Othem / oder einen Erb-Schaden und andere Fehler an ſich haben / den - ſelben ſonderlich / wie auch den andern / ſoll man das Netze / (darinnen es auff die Welt kommen /) gepuͤl - vert eingeben / ſo viel als ein Lippſchilling oder Gro - ſchen heben kan / noch vor dem 6. Monat / weil ihnen damahls ein Haͤutel in dem Magen waͤchſet / woraus dieſe Othems - und andere Kranckheiten kommen / dieſes Netze dienet dagegen / man mag auch gedoͤrrete Fuchs-Lungen brauchen / wo man das nicht haben kan.

Gewaͤchs der Jungen.

Theils wollen das Gewaͤchs der jungen Vohlen durch langwuͤhriges ſaugen vermehren und verlaͤn -gern / daß ſie dieſelbe auch biß an das dritte Jahr an der Milch laſſen / dadurch die Pferd recht erſtarcken ſolten / davon iſt die Meynung vor angezeiget / in wie viel Wege daſſelbe ſonderlich der Studten ſchaͤdlich ſeyn kan / wann ſie daſſelbe gleich zulaſſen ſolte / ſo bey dem wenigſten Theil geſchehen wird / ſo ihre jungen nicht uͤber den 8. Monat trincken laſſen / ſondern von ſich ſchlagen / daruͤber das Fuͤllen leichtlich zu Scha - den kommen kan.

Wie auch theils junge Vohlen ſich nach ſolcher Zeit ſelber abſpannen / weil die Milch durch die lange Zeit / und angehende Winter-Fuͤtterung / je laͤnger je bitterer wird / ſonderlich / wo ſie mehr Stroh als Heu eſſen / welches aber den Fuͤllen nicht wohl zuſchlagen kan / ſondern von Natur zuwider wird.

Bey den Herbſt-Fuͤllen koͤnnte daſſelbe am beſten geſchehen / welche ohne das uͤber Winter an der Milch bleiben muͤſſen / und wo man will / den Sommer uͤber / auff der Weyde deſto beſſere Milch genieſſen koͤnnen / worauff ihnen aber die andere Winter-Saͤugung deſto minder ſchmecken wuͤrde / wann ſie uͤber Jahr und Tag / ja in das andere Jahr bleiben ſollen / muͤſte man ſie beyderſeits inſonderheit darzu gewoͤhnen / oder alſo eine ſonderliche Liebe zwiſchen ihnen daſſelbe verurſachen.

Entwehnungs-Zeit.

Auſſer deſſen iſt der Art und Gebrauch nach / der Herbſt die rechte und beſte Zeit der Entwehnung aller Fruͤhlings-Fuͤllen / wann ſie von der Weyde in die Winter-Futterung genommen werden muͤſſen / und werden 6. Monat ins gemein eine uͤberfluͤſſige Zeit ſeyn / welche etliche alte Scribenten zu Verſchonung der Studten noch etwas abkuͤrtzen wollen / weil die ſtarcken aͤlten Fuͤllen deſto kraͤfftiger anziehen koͤnnen / und beſchweren damit die Studten (wo ſie traͤchtig worden) auch das Fuͤllen in der Mutter Leibe / an den Orten / wo die Weyde nicht im Sommer und Win - ter zu gebrauchen iſt / und zwar an denen am allermei - ſten / wo die Sommer kuͤrtzer als die Winter ſeyn.

Was aber ein ſtarckes Fuͤllen fuͤr eine Milch be - darff / ſo die duͤrre Winter-Fuͤtterung (wie gut ſie auch ſeyn mag /) nicht geben kan / iſt mit einen ſolchen Fuͤllen und zweyen guten Milch-Kuͤhen zu probiren / welchem ſie beyde ſchwerlich die Nothdurfft / viel we - niger einigen Uberfluß reichen koͤnnen / ſo dann dieſel - be die halbe Jahrs-Zeit gaͤntzlich verderbet werden / ſchlieſſet ſich viel weniger / daſſelbe eine Studten aus - halten wuͤrde / ſonderlich / wann ſie dabey wieder traͤchtig waͤre.

Weil dann ein geſundes Fuͤllen in ſechs Monaten genug erſtarcket / daß es die Weyde (weil ſie noch et - was gruͤn / und allzeit ſuͤſſer / annehmlicher und ſaͤffti - ger / als das duͤrre Futter iſt /) wohl annehmen / deß ge - woͤhnen / und dabey bleiben kan: Jſt es wegen der Frucht im Leibe / auch die rechte hohe Zeit / daſſelbe vor - zunehmen / damit es der gruͤnen Weyde / wenigeſt noch etliche Tage genieſſen / und dabey das Eſſen deſto leichter lernen koͤnne / ſo ihm bey dem ſcharffen duͤrren Futter viel ſchwerer fallen wuͤrde / drumb ihnen auch Anfangs das allergelindeſte und ſubtileſte NachheuErſter Theil. Ezu34Neuer vollkommenerzugeben / damit ihnen die zarten Maͤuler nicht verle - tzet werden.

Dann ſoll man es drey Tag vor dem vollen Mond von der Mutter abſondern / und mit ſolcher zarten Fuͤtterung verſuchen / auch wol etwas Kuͤhe-Milch zu trincken geben / welche man immer mehr und mehr mit Waſſer vermenget / biß es endlich lauter Waſſer wird / ſo es vor Durſt trincken muß: theils laſſens noch ein und andermahl an der Studten trincken / welches auſſer dem Nothfall zur voͤlligen Abſpañung nur hinderlich iſt / dann wann es ſo lang von der Studten gehalten wird / daß die Mutter-Milch ver - loffen / wuͤrde es der Studten nur ſchaͤdlich ſeyn / die - ſelbe durch ſtarckes Saugen wieder herbey zuziehen / es geſchehe nun oder nicht / ſoll es doch nach dem andern oder dritten ſaugen / nicht mehr bey der Mutt er gelaſ - ſen / ſondern in dem halbjaͤhrling-Stall abgeſondert bleiben.

Praͤſervativ.

Dem Fuͤllen ſoll man ein Stuͤckel Hirſchhorn (im dreyſſigſten gefangen) an den Halß haͤngen / welches daſſelbe fuͤr allen Zufaͤllen befreyen ſoll / die ihm in die - ſem Alter zuſtehen koͤnnen.

Nicht allein zu dieſer Zeit / ſondern auch etliche Wochen vor der Abſpannung / gewoͤhnen etliche die Vohlen am Anmath / Heu und Stroh / das man mit Habermeel anmachet oder beſtreuet / welches etliche klein geſchnitten / mit warmen Waſſer begieſſen / an - dere trucken verſuchen / damit daſſelbe deſſen gewoh - nen moͤge / und bey Entrathung der Milch / auff ein - mahl nicht gar ſchmaͤchtig oder krafftloß werde.

Unterſchied der Weyde.

Was von der Weyde und Winter-Fuͤtterung groſſem Unterſchied / in der Guͤte und Maͤngeln / in beyden Theilen der Studterey und Wartung aller erwachſenen Pferde gemeldet / iſt billicher hieher zuzie - hen / als zuwiederholen / weil es bey dieſen jungen / wie bey den alten Pferden und Studten / einerley Be - ſchaffenheit hat / ohne daß die allerbeſte Fuͤtterung fuͤr die juͤngſten Fuͤllen zu ſpahren / und zu gebrauchen iſt / damit ſie deſſelben maͤchtig werden / und genug ha - ben koͤnnen / weil das meiſte Gewaͤchs der Pferde in dem erſten Jahr geſchehen muß / darumb iſt auch an der erſten Winter-Fuͤtterung am meiſten bey den - ſelben gelegen.

Die beſte und ſubtileſte Fuͤtterung ſo vorhanden / wird jederzeit auff das kleineſte geſchnitten / mit war - men / ja wo muͤglich / ſiedheiſſem Waſſer angemachet und abgebrennet / doch daß es mehr feucht als zu naß bleibe / nur daß ſie das Meel / ſo man darauff ſtreuet / nicht verblaſen koͤnnen.

Dieſes Futter ſoll man / weil ſie noch jung / in dem erſten Monat nach der Abſpannung ſeyn / continui - ren / und zwar wo es ſeyn kan / jedem inſonderheit fuͤr - geben / damit keines geitzig werde / dem andern das ſei - nige aufffreſſe / das andere aber Urſach habe / ſich wider ſolchen Gewalt zu wehren / dadurch ſie boßhafftig werden / beiſſen und ſchlagen lernen. Darum fuͤr - nemlich ſollen alle Vohlen / ſo viel eines gleichen Alters und Staͤrcke ſeyn / als es immer muͤglich / und in demAlter oder Gewaͤchß nicht uͤber halbe Jahres-Zeit von einander unterſchieden ſeyn / denn anderſt ſeyn ſie einander ſo wol im Eſſen als im Schertzen / ungleich und uͤberlegen.

Wo nicht Meel vorhanden oder gern gereichet wird / ſeyn im Nothfall Rocken-Kleyen zu gebrau - chen / davon ſie einen weiten Bauch bekommen / wel - chen der gebrochene Haber zu viel einzeucht / denn je mehr ſie kraͤfftiges Kern-Futter eſſen / je mehr fallen ihn die Fluͤſſe in die Schlaͤffe / und ſincken von dort ab / auff die Augen / und muͤſſen ſich hart an denſelben beiſſen: Jſt ihnen alſo mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich.

Traͤncken.

Unter waͤhrendem Futtereſſen kan man jedes an einen beſondern linden Strick anlegen / und daſſelbe laͤngſt zwiſchen 8. und 9. Uhr zum erſtenmahl traͤn - cken / darauſt laͤſſet man ſie etwas ruhen / um Mittag / wenn es am waͤrmeſten / auſſer dem Stall umlauffen / doch jedes Art an einem beſondern Ort / daß ſie ſich nicht vermengen / und wieder recht zu ſortiren ſeyn.

Zwiſchen 3. und 4. Uhr haben ſie wieder ihr Futter angelegter zu genieſſen / naͤch welchem ſie wieder frey / (und wo es warm und ſchoͤn Wetter iſt) aus dem Stall gelaſſen werden / damit ſie ſich bewegen und umlauffen koͤnnen.

Waſſer.

Wit dem Traͤncken und aller Art Waſſern hat es keinen andern Unterſchied zwiſchen dieſen erwach - ſenen Pferden / als bey derſelben Wartung gedacht iſt / ohn daß es beſſer iſt / junge Vohlen zeitlich lieber an harte / als weiche Waſſer zu gewoͤhnen / damit ſie im Alter deren ohne Schaden genieſſen und gewohnen koͤnnen: Sie koͤnnen aber im boͤſem Wetter / zu Zeiten bey gutem / auch im Stall getraͤncket werden. Dann wann ſie in der groͤſten Kaͤlte des Tages ein - mahl ausgelaſſen werden / und deſto laͤnger herauſſen bleiben / nemlich ſo lang als ſie ſich nicht ſelber wieder in den Stall ſehnen / iſt es uͤberfluͤſſig; bey angehen - der Waͤrme aber / kan es wol zweymahl geſchehen / nachdem der Tag auch beginnet laͤnger zu werden / da - mit ſie gleichwohl etwas Lufft und Kaͤlte gewohnen und vertragen lernen.

Man kan auch jedem nach ſeinem Alter und Staͤrcke / alle Wochen oder in 14. Tagen / etwas we - niges Saltz / (wiewol der juͤngſten weniger) auch nicht ſo offt als den aͤltern geben.

Praͤſervativ.

Man menget auch wol allerley Kraͤuter unter das Saltz / als gepuͤlverten Ehrenpreiß / Lungen-Kraut / Gundelreben / Epheu / Eyſen-Kraut / wilden Salvey / auch deß zahmen Salvey / Wacholterwupfel und Beer / Eychenlaub / Agrimonia / Holunder-Laub / heydniſches Wund-Kraut / Wulkraut / Nachtſchat - ten / Stuͤckwurtzel mit Buchen-Aſchen gemenget / welches ihnen anderſt nicht ſchaden kan / als daß es nicht jederzeit gut iſt / die Pferde ſo fruͤhe an der Artz - ney Huͤlffe zu gewoͤhnen / dadurch der Natur Wuͤr - ckung deſto ehe auff hoͤret.

Zeit -35Pferde-Schatz.
Zeitliche Verbeſſerung der Maͤngel.

Man ſoll aber auff alle Fuͤllen jederzeit ein fleiſſiges Auffſehen haben / was ſich bey denſelben vor Maͤngel erzeigen wollen / und ſo bald ſich deren einer nuꝛ blickẽ laͤſſet / ſtracks Rath ſchaffen oder ſuchen / damit der Einwurtzelung derſelben (und anderer groͤſſerer Maͤngel / ſo daraus entſtehen koͤnnten) vorzubiegen und zu verhindern / denn ob ſie gleich ein und der ander von ſich ſelber verliehret / (welches ungleich beſſer / als wann er mit andern Mitteln erhebet werden ſoll /) ſo iſt doch daſſelbe nicht allezeit / oder bey allen Pferden zuhoffen / daruͤber dann groſſe Verſaͤumniß entſtehen kan / als viel man hierinn nachlaͤſſig oder gar zu ver - zagt iſt / etwas anzugreiffen.

Man ſoll auch ſo wol auff der Weyde als im Stall fleiſſig Acht haben / daß jedes Fuͤllen bey ſeiner Mut - ter bleibe / und ſich an keine andere haͤnge / auff ſolchen Fall muß man die Mutter und das Fuͤllen gleich ab - ſondern / biß ſie auch recht wieder zuſam̃en gebracht / nicht wieder ausgelaſſen werden / damit es nicht bey der gelden Studten aus Mangel der Nahrung ver - derben muͤſſe.

Alle Arbeit ſoll in GOttes Nahmen angefangen / fortgeſetzet und vollendet / und dabey kein Schwoͤren / Fluchen oder Laͤſtern gehoͤret werden / weil die Nach - fluͤche vielmahls eintreffen.

Winter-Fuͤtterungs-Art.

Nachdem ſie ihr Futter richtig eſſen koͤnnen / und ihnen ſolches wol zuſchlaͤget / iſt es unnoͤthig / ſolches weiter mit Meel / Kleyen / Schrott oder anderm har - ten Futter zuverſtaͤrcken / ſondern bey dem ordinari Heu und Stroh-Futter / rem oder gemenget zulaſſen.

Jſt auch beſſer / daß ſie daſſelbe noch vor Beſchluß des erſten Jahrs oder zum laͤngſten mit Anfang der andern Winter-Fuͤtterung nicht mehr geſchnitten / ſondern gantz / oder doch gar lang geſchnitten / eſſen lernen.

Zu ſolcher Zeit / wann ſie anderthalb Jahr erfuͤllet / werden ſie in einen groͤſſern ſonderlichen Stall ge - bracht / und doch auff die alte Weiſe gehalten / biß ſie mit angehender Weyde 2. Jahr erfuͤllen

Nach welcher ſie im dritten Winter mit drittehalb Jahren nicht mehr unter das Geſtuͤdte gelaſſen wer - den / ſondern allein an ſolchen Orten abgeſondert blei - ben / wo keine Studten hinkommen koͤnnen / ſo viel de - ren gantze Hengſt bleiben ſollen. Hergegen aber kan man die jungen Studten unter den alten jederzeit auf der Weyde behalten / ſonderlich wann ſie in ſolches Alter kommen / daß ſie nicht allein neben ihnen wey - den / ſondern auch des Winter-Futters genieſſen moͤ - gen / wiewol es niemahls ſchaͤdlich ſeyn kan / daß man die jungen Studten / gleichwie die Hengſte in ihre Staͤlle abſondert / und denſelben gleich in ihrer Fuͤtte - rung haͤlt / biß ſie in das dritte Jahr gehen / in welcher Zeit ſie ſich beſſer zu den alten als den jungen ſchicken.

Es ſind aber alle ſolche junge Pferde in gleichem Alter mit aͤuſſerſter Muͤhe dahin zu gewoͤhnen / daß ſie fromm und heimlich werden. Darum ſoll man des Tages offtmahls zu ihnen in den Stall gehen / ſie be -ſtreichen / die Forder - und Hinter-Fuͤſſe aufheben / auff dieſelbe klopffen / als ob man ſie beſchlagen wolte.

Den Leib / Kopff / Fuͤſſe mit einem linden Tuch ab - wiſchen / Moͤhn / Schopff und Schweiff kaͤmmen / allgemach gar ſanfft mit dem Striegel uͤberfahren / ob man ſolchen gleich noch nicht gebrauchen will / ſonder - lich bey denen / ſo gar zarter Haar ſind / am meiſten.

Denn ob gleich die Pferd / welche uͤber Winter auffgeſtellet werden / bey weitem nicht ſo wild werden oder bleiben / als welche das gantze Jahr der Weyde genieſſen / ſo beduͤrffen ſie doch ſolcher gemaͤchlichen Anweiſung gar wol / und werden nur deſto freundli - cher / baͤndiger und beqvemer zur Abrichtung gema - chet / und dabey verſichert.

Jn der Winter-Fuͤtterung hat es mit denen von anderthalb / zwey / drittehalb biß gegen dem dritten Jahr gehenden Vohlen / keines ſonderlichen Unter - ſchieds mehr noͤthig / auſſer daß man denſelben billich / je laͤnger je mehr / zugeben hat / nachdem ſie mit dem Gewaͤchs an dem Appetit zum Eſſen zunehmen.

Vrtheil von der Jungen Gerathen.

Es wird auch der erfahrneſte nicht jederzeit ein un - fehlbares Urtheil faͤllen koͤnnen / was aus einem und dem andern Vohlen werden will oder kan / denn es iſt nicht allein das wol-oder uͤbel-gerathen an dem Ge - ſchlecht des Beſchellers und Studten an der Landes - Art und Erziehung / ſondern auch an der Abrichtung gelegen / wuͤrde ſich alſo einer leichtlich uͤbereilen koͤn - nen / welcher ein und anders Fuͤllen wegen dieſer oder jener Vermuthung fruͤhzeitig abſchaffen wolte / ehe ſie die drittehalb Jahr erreichet / nach welcher Zeit man in etlichen / wiewol nicht in allen Stuͤcken / ein gewiſſere Rechnung oder vielmehr einen unbetrieglichern Au - genſchein nehmen und halten kan / wie gute oder boͤſe Anzeigungen einander uͤbertreffen / unangeſehen auch ſolche Regeln nicht jederzeit unfehlbar ſeyn / deñ nicht allein unterſchiedliche Pferde / ſondern ſo gar gantzer Landes-Art und Studtereyen Eigenſchafft ſehr un - terſchieden / daß deren etliche gute Anzeigungen und ſchlechte nachfolgende Wuͤrckungen / alſo andere das gaͤntzliche Widerſpiel ſehen laſſen.

Wie auch viel derſelben ihre Guͤte fruͤhe / die andern erſt gar ſpat erſcheinen laſſen und vollbringen / wie an den Hungariſchen und Tuͤrckiſchen Pferden taͤglich zu ſehen / welche in ihrem hoͤchſten Alter die groͤſte Staͤrcke und Muth erlangen / in der Jugend aber ſo kraͤncklich und weichlich ſeyn / daß ſie das geringſte Anzeig eines guten geſunden dauerhafften Pferdes an ſich finden laſſen / ſondern gar leichtlich zu Grund gerichtet werden / daß ſie auch von 5. biß in das 6. Jahr mit keiner Sicherheit zu gebrauchen ſeyn.

Wer aber hergegen bey einem auch nicht gemeinen Teutſchen Pferd / erſt nach dem 9. Jahr einige gute Dienſte hoffen wolte (wann es nach dem ordentlichen Gebrauch / und nicht abſonderlich erzogen / und mit dem dritten Jahr bereit gebrauchet worden /) der wuͤr - de die Ernde auff den Winter geſparet und umbſonſt gewartet haben.

E 2Wo36Neuer vollkommener

Wo ein Vohl an ſeinem Leib nicht ſolche verwerf - liche Monſtroſiſche Zeichen an ſich haͤtte / daß es des Unkoſtens nicht wuͤrdig geachtet wuͤrde / ſo ſeine Er - ziehung erfodern moͤchte / iſt es nicht rathſam daſſelbe bald zu verlaſſen / weil man nicht weiß / wie viel man von einem Beſcheller oder Studten junge haben / und welches unter denſelben am beſten gerathen werde.

Welche aber dieſelbe mit ſich auff die Welt brin - gen / oder ſich andere auch erbliche Maͤngel an ihme zeitlich mercken laſſen / auch von boͤſen Beſchellern herkommen / ſeyn je ehe je lieber zu veraͤndern / ehe ſie das Geſtuͤdte anſtecken oder daſſelbe verunehren moͤ - gen.

Es kan aber aus dem Gemuͤth und Sinnen zu ſol - cher Zeit weniger als aus des Leibes Beſchaffenheit gutes und boͤſes abgemercket werden / denn welche bey guter Weyde niemahls zunehmen / (welches bey der Winter-Fuͤtterung noch viel ſchlechter und langſa - mer hergehet /) geben nicht geringe Vermuthung ſchlechter Beſſerung von ſich / dahero deſto fleiſſiger nach der rechten Urſach zu forſchen / und wo es muͤg - lich / je ehe je lieber Rath zu ſchaffen / oder nicht unzei - tig damit zu aͤndern iſt.

Je mehr ſich das Vohl in Suchung der Weyde bewegen muͤſſen / je ringfaͤrtiger / geſchlechter / beweg - licher / laͤnger und raner wird der Halß ſeyn / und von Starren abgeſpannet werden: Nur daß es nicht continuiren muͤſſe / wann es hoch gewachſen / davon wuͤrde ſich das unterſte Gelenck am Halß ledig ma - chen / und zu niedrig mit dem Kopff gehen.

Die Huͤff / welche auff harten Boden erwachſen / koͤnnen in Nothfaͤllen unbeſchlagen gebrauchet wer - den / welches im Krieg und auff Reiſen einen groſſen Vortel giebet.

So wird auch ein Vohl / welches ſeine Nahrung auff der Weyde weit zuſammen ſuchen / und auff Bergen mit groſſer Arbeit gewinnen muß / in allem kraͤfftigem Gebrauch deſto arbeitſamer / unverdroſſe - ner / williger / gedultiger und beqvemer / und gewiſſere Schenckel / weil es alle ſeine Schritt und Tritt auff der Erden wol verſichern / und ſich vor allem ſtraucheln und fallen ſelbſt vorſehen muß / worzu es von der Gele - genheit unzehliger gefaͤhrlicher Oerter / auff allerley Weiſe angewieſen wird / wie ihm die Verhuͤtung ſei - nes Schadens von Natur eingepflantzet iſt. Jn - dem es ſich auch an ſtickeln Oertern / wann es gegen dem Thal ſtehet / gehet oder wendet / allein durch An - ſichhaltung und Unirung des Ruͤckens erhaͤlt / wird ihm auch derſelbe durch ſolchen offtmahligen Ge - brauch deſſelben deſto ſtaͤrcker / welches ein vortreffli - cher Vortheil in hohen Geſchaͤfften iſt.

Die Zeit auffzuſtellen.

Uber der beſten Zeit / wann die Pferde auffzuſtellen und von der Weyde abzunehmen / ſeyn ſo vielerley Meynungen / als eine jede Landes-Art der Pferde un - terſchiedliche Eigenſchafften / auch derſelben Herren Notthurfften und Belieben ſeyn moͤgen. Dann in den warmen Laͤndern / wo junge und alte Pferd der Weyde Winter und Sommer genieſſen / hat man weniger Urſach dieſelbe zeitlich / ſondern nur wann man ſie zu Dienſten gebrauchen wil / auszufangen /auch wann man derſelben maͤchtig werden kan / weil es ohne groſſe Gefahr und Muͤhe der Pferde ſelber / und derſelben / ſo ſie ausfangen ſollen / nicht zugehet: Wenn ſie auch dieſelbe lieber wol erſtarcken laſſen / als zu fruͤhe / und wider ihre Natur und Gewohnheit ge - brauchen / oder in ihrer Jugend zu Boden richten wollen / dabey erſpahren ſie auch viel Unkoſten / ſo bey den aufgeſtellten Pferden nothwendig / und jederzeit continuiret werden muͤſſen / wie auch bey denſelben Voͤlckern / ſo die meiſte Pferd-Zucht im Felde ohn al - le Unkoſten haben / eine ſolche Menge Pferde erzogen werden / welche ſie nicht alle zu eigenem Gebrauch an - wenden koͤnnen / denn wo ſie nicht haͤuffig zum Krieg ausgefangen / oder in andere Laͤnder verkaufft werden / wird derſelben guter Theil ſo lang auff der Weyde ge - laſſen / biß ſie vor Alters nicht mehr geachtet oder er - handelt werden / daruͤber denn nicht wenige unge - brauchet wieder abgehen und ſterben muͤſſen.

An andern Orten / wo die Pferd-Zucht mit der Winter-Fuͤtterung verſorget / und mit ziemlichen Unkoſten / Sorgen und Beſchwehrung erhalten wer - den muß / eylet man mit den Pferden allzugeſchwind zu dem Gebrauch / ſich ſolcher Beſchwehrung deſto ehe zuentladen / und des Gebrauchs oder Werths im verkauffen deſto geſchwinder zu genieſſen / welches aber mehr in dem Hauß-Stand geſchicht und dahin zu verſtehen iſt. Dann in Boͤheim / Baͤyern / auch im Niederland und an etlichen andern Orten in Teutſchland / wuͤrden die Roß noch viel beſſere Dien - ſte thun / und beruͤhmet werden / wann man ſie nicht durchgehend mit 3. theils wol mit zweyen Jahren zu der Arbeit gewoͤhnte.

Dieweil aber ihre zarte Jugend dieſelbe bey gera - den Gliedern und geſundem Leib nicht lang ertragen kan / ſo wollen ſie dieſen Mangel 1. mit hartem Futter erſetzen / womit ſie alles Vermoͤgen und Staͤrcke des Gemuͤths und des Leibes auff einmahl heraus zwin - gen / ſo eines Pferdes gantzen Lebens-Zeit zugetheilet iſt: Solches gebrauchen ſie zu ihrer Nothdurfft / ſo lang ſie mercken / daß ſich die Kraͤfften mit dem ſtar - cken und uͤbermaͤſſigen Futter unterhalten / und die dabey nach und nach haͤuffig herfuͤr brechende Maͤn - gel zuruͤck halten laſſen wollen: Jn Empfindung aber ſolches Abgangs / eylen ſie 2. zu dem Verkauff / und zwar alle die daſſelbe hernach bekommen derglei - chen mit einem gar geringen Gewinn: Nur daß die Gebrechen und Alter das Pferd nicht in ſeiner Hand uͤberfalle / denn ſo bald es ſeine ſieben Jahr zu - ruͤck gelegt / mindert ſich deſſen Werth gleichſam zuſe - hens alle Tag / denn das achte Jahr will faſt keinen richtigen Kauff mehr zulaſſen / ſondern von ſelbiger Zeit an / iſt es bey allen Kauff leuten / nicht fuͤr Kauff - manns-Gut geachtet / ſondern wird um geringes hin - gegeben / und gantz und gar dem Verderben uͤberge - laſſen.

Wiewol derer Schaden der nechſte / groͤſte und empfindlichſte iſt / welche ihre Pferde ſampt dem koſt - baren Futter zugleich conſumiren / und damit mehr Schaden und Verdruß / als Nutzen und Ergoͤtzlich - keit erlangen / welches ſie niemand / als ſich ſelber zuzu - meſſen haben:

So geſchicht doch dem gemeinen Nutzen damitnicht37Pferde-Schatz.nicht minder ein groſſer Abbruch / wann ein ſo groſſe Menge Pferde in ſolchen geringen Geſchaͤfften ſo geſchwind zu ſchanden gemachet werden / welche zum guten Theil in hohen Handlungen / gute Dienſte / und zwar viel ein laͤngere Zeit leiſten koͤnnten / zu welchen man die Pferde von andern weit enelegenen Orten um ſo groſſes Geld / und mit groſſer Gefahr und Muͤ - he herbringen muß / welche daſelbſt die allerverachte - ſten und fuͤr untuͤchtig ausgeworffenen / doch bey uns die koͤſtlichſten ſeyn muͤſſen / denn nicht umſonſt fuͤh - ren die Tuͤrcken / Pohlen / Hungarn und andere das Sprichwort / Es ſoll keiner derſelben / ſo ihren Natio - nen treu und hold iſt / einem deutſchen ein Pferd ver - kauffen / das nicht krumm oder zum wenigſten zwey oder dreymahl verdorben / und mit Salben wieder verklebet ſey / denn wo ſie der rechten Guͤte eines un - verdorbenen Pferdes inne wuͤrden / ſolten ſie ſo leicht niemand finden / der ihnen ihre lahme / abgerittene Pferd ſo theuer bezahlen moͤchte / welches Spotts und Schadens man wol von ihnen uͤberhoben / und derſelben heylloſer Pferd zum mehrentheil entrathen / und an deren Stell eigene Pferd gebrauchen koͤnnte / wann man der rechten Ordnung / in Erziehung / Wartung und Gebrauch der Pferd / nur in etwas nachdencken und folgen wolte. Es iſt aber mit die - ſem Mißbrauch bereit ſo hoch geſtiegen / daß die Beſ - ſerung viel mehr zu wuͤnſchen als zu hoffen iſt / der ge - meine Schaden aber um ſo viel groͤſſer und mehr zu beklagen / als die Geſtuͤdte nun faſt alle abgangen / und von derſelben Wiederanrichtung weder zu hoͤren / viel weniger zu ſehen / ſondern es iſt alle Pferd-Zucht nur in der gemeinen Leute Haͤnde gerathen / von welchen jeder fuͤr ſich thut was ihm beliebet / auch ſein Ver - ſtand und Vermoͤgen zulaͤſſet / an welchem es den meiſten mangelt / und ſo lang auff keine andere Ge - dancken kommen / als ſie auff ihrem Vorſatz und irri - gen Meynungen verharren / daß der Pferde Gewaͤchs und Guͤte / einig durch hartes Futter in der Jugend zu erhalten ſey / welches ihm denn allen Vortel abnim - met / und keinen Gewinn zulaͤſſet / uͤber das ein jedes Pferd / das von dem vierdten Jahr hartes oder gebro - chenes Futter genieſſet / das erlanget zwar ſein voͤllige Geſtalt deſto ehe / und erzeiget ſich in muthwilligem aber unnuͤtzem laſterhafften Springen / und andern Defenſions-Mitteln ſehr koͤſtlich und vermoͤglich: Es bezeugen aber unzehliche ſolche Pferde / daß ſie nach dem fuͤnfften und ſechſten Jahr in aller Arbeit ſo bald erligen / wann ſie nicht alle 4. oder 5. Stund mit uberfluͤſſigem harten Futter geſtopffet werden / wel - ches denn uͤber 1. oder 2. Jahr nicht waͤhret / ſo wil weder Futter noch Wartung mehr etwas helffen / ſondern iſt ſich in groſſer Noth nicht das geringſte auff ſie zu verlaſſen / biß ſie gar mit Schanden im ach - ten oder 9. Jahr ein Ende nehmen muͤſſen / uͤber das ſie bey dem hitzigen Habern / gleich in der Jugend an dem Geſicht abnehmen / oder gar erblinden / auſſer anderer Zufaͤlle / welche zu erzehlen zu weitlaͤuffig fielen.

Welche aber die Pferd gern zu einem langwuͤhri - gen Gebrauch bringen / und fuͤr ihre Muͤhe und Ko - ſten etwas mehrers genieſſen wollen / und dieſelbe nach Beſchlieſſung dreyer Jahr / auffſtellen: wel - cher Zeit andere noch ein halbes / und die letzten eingantzes zugeben / laſſen ihnen den erſten Som̃er noch gruͤnes in den Krippen / denn wo die Pferd in dem vierdten und fuͤnfften Jahr nicht vollkom̃ene Wey - de und gute Geſellſchafft haben / koͤnnen ſie im Stall beſſer / als auff der Weyde in acht genom̃en werden / weil ſie ſich in ſolchem Alter ſehr abmatten / und von der Studten uͤbel zu verwahren ſeyn / welchen ſie uͤber Zaͤun und Graͤben gefaͤhrliche Spruͤng nach wagen / druͤber ſie leichtlich zu Schaden kommen / und wo es ihnen geraͤth / ſich bey den Studten zu allem Gebrauch (auſſer dem Beſchellen) gantz untuͤchtig machen koͤn - nen / daß alle Muͤhe und Unkoſten vergeblich ange - wendet iſt: So verbiegen ſie bey vollem Gewaͤchſe / auch den Hals im unterſten Gelenck am Leib / wann ſie ſich tieff nach der Weyde buͤcken muͤſſen / welches der guten Geſtalt und rechten Zaͤumung ſehr hinder - lich und abbruͤchig iſt.

Wuͤrde alſo die beſte Zeit zwiſchen dem dritten / vierdten und fuͤnfften Jahr zubeſtimmen ſeyn / ein Pferd das erſtemahl zu hartem Futter zu nehmen / welches man ihme aber nicht auff einmahl gantz / ſon - dern Anfangs gebrochen / und wol zwey Theil geſchnitten Stroh zu einem Theil Haber zu der Gerſten und Rocken drey Viertel Stroh und und ein Viertel hartes Futter 1. oder 3 Monat lang / nach denſelben das harte Futter vermehren / und das Sroh allgemach vermindern / biß es zu dem ordinari - Futter gebracht / dabey es nach eines jeden Herren Willen und Gewohnheit / auch nach ſeiner Noth - durfft bleiben kan.

Beſchlag.

Weil den Pferden / in dem ſie baarfuß gehen / die Huͤfe um ſo viel beſſer wachſen und erſtarcken / iſt mit dem Beſchlagen nicht zu eylen / denn ungleich leichter und ſicherer wird ein Pferd in der Abrichtung traver - ſiren lernen / wann es ohne Eyſen ſchrencken lernet / worinnen es ſich ſo lang auff die Fuͤſſe tritt / als es ſol - ches nicht voͤllig gefaſſet hat; welches aber mit bloſ - ſſen Fuͤſſen keinen Schaden bringen kaͤn / aber mit den Stollen ſo offt beſchicht / daß man mehr Zeit im heylen / als mit der Abrichtung hinbringen muß. Sie bekoͤmmen auch von dem fruͤhzeitigen Beſchlag den Huff-Zwang / Stein-Gallen ꝛc.

Wann es aber die Zeit / die Ubung oder einiger Nothfall erfodert / kan man erſtlich die beyden vor - dern Fuͤſſe auff einmahl beſchlagen / damit es ſich deſto williger darein findet / und jedesmahl unwiderſetzlich zulaͤſſet / auff einander Zeit / die Hindern / wann es vornen zu recht gebracht iſt. Nimmermehr aber ſoll man ein junges Pferd das erſte mahl in einen Noth - ſtall bringen laſſen / denn auff ſolchen Fall wuͤrde es jederzeit geſchehen muͤſſen / und in dem Krieg oder groſſen Reiſen nicht zu gebrauchen ſeyn.

Man ſoll aber fein ſittſam und ſicher damit umge - hen / daß man das Pferd nicht ſcheuch / ſondern guͤtig und geduldig mache.

Welche jungen Pferden das erſte oder ander mahl ſchwere Eyſen nehmen laſſen / daß ſie die Fuͤſſe deſto hoͤher heben lernen ſollen / werden ſie vielmehr an dem heben / verhindern / denn junge ungeuͤbte Pferd haben von ſich ſelber noch ſo viel Ungeſchicklichkeit in dem gantzen Leibe / und ſo ungaͤngige geſpannte Fuͤſſe / daßE 3ſie38Neuer vollkommenerſie fuͤr fallen und ſtraucheln ſehr uͤbel verſichert ſeyn / kommen auch nun ſchwere Eyſen darzu / wird es ih - nen deſto ſchwerer / welches ſchwere Eyſen gar un - maͤſſig verdoppeln. Wie aber das Beſchlaͤg be - ſchaffen ſeyn ſolle / iſt in der Pferd-Wartung zu fin - den.

Dem Huf-Zwang vorzu - kommen.

Bald nachdem ein Vohl zur Welt kommet / ſofern man daſſelbe an ihm mercket / oder wann es hernach in acht genommen wird / daß den Pferden die Ferſen zu - ſammen wachſen wollen / woraus hernach der Huff - Zwang herkommet / ſoll man denſelben mit einem Schneid-Meſſer von einander helffen / und zeigen / wie ſie wachſen ſollen / welches mit einem oder zwey Schnitt geſchehen iſt / denn wann man es alſo in der Jugend luͤfftet / ſo breitet ſich der Huff etwas aus / das Leben weichet / und wird auch ſo leichtlich nicht voll - huͤffig werden.

Bockbeinigkeit vorkommen.

Wann es auch mit den Knien eng gehet / als ob es bockbeinig werden wolte / muß man ihm den in - nern Stollen hoͤher machen / davon ſich die Knie ausbiegen muͤſſen / weil ſie noch im wachſen ſeyn.

Brand-Zeichen.

Die Brand-Zeichen ſeyn bey den meiſten und vor - nehmſten Geſtuͤdten ein alter loͤblicher Gebrauch / nit allein des Pferdes Anſehen und Wolſtand zuvermeh - ren / ſondern auch des Geſtuͤdtes Wuͤrdigkeit und Ruhm weit und breit bekandt zu machen / das Pferd damit zu erheben / und maͤnniglich von ſeinem hohen Herkommen zu recommendiren. Letztlich iſt es ei - ne geheime / nuͤtzliche Cur der Pferd / zufallende Fluͤſſe abzuleiten / auszutrucknen / abzuſch neiden / und andere Gaͤnge zu oͤffnen / durch welche ſie ſich ohne Schaden verziehen koͤnnen.

Es geſchehe nun zu welchem End es wolle / ſo iſt das Vor-Jahr die beſte Zeit / wann ſie noch ein hal - bes Jahr auff der Weyde bleiben koͤnnen / damit der Thau den Brand gnug erkuͤhlen / und zugleich von Grund außheylen moͤge.

Es ſtehet in jedes Belieben / wann daſſelbe geſche - hen kan / nur daß das Zeichen bey gar jungen Pferden gnugſamen Platz einnehmen moͤge / und ſich nicht mit dem Pferd verwachſe / und alſo unerkaͤndtlich wer - de / auch alſo beſcheiden angegriffen und appliciret werde / daß die Pferd dadurch nicht ſcheuch gemachet werden.

Ein gluͤender Goldzain wird am wenigſten ſcha - den koͤnnen / hergegen deſto reiner und ſubtiler alſo deſto ſchoͤner mercken. Auſſer deſſen iſt ein wolfor - mirtes Eyſen / in rechter Hitze / gantz gleich angeſetzet / zu gebrauchen:

An keinem Ort wo es uͤbelſtaͤndig / als 1. auff der rechten Seiten ins gemein. 2. An dem vordern Bug / ſondern auff dem lincken Backen / Halß und Tiech / wo das meiſte Fleiſch iſt / weder zu hoch noch zu nie - drieg. 3. Viel weniger an ſolchen Orten / wo die Sennen zuſammen kommen / damit nicht die Hautuͤber dieſelben / oder das Gebein zuſammen ſchrumpf - fen / und der Brand verletzen koͤnne.

Man ſoll bey allem brennen / es geſchehe gleich in welcher Meynung es wolle / deß Mondes Lauff und des Himmels Geſtalt / wie bey dem Aderlaſſen in acht nehmen / damit deren Glieder keines beruͤhret werde / welche demſelben Zeichen unterworffen / das zur ſelbi - gen Zeit in dem Regiment iſt.

So bald das Eyſen den Brand gemachet und ver - laſſen / ſchlagen etliche warmen / andere friſchen Kuͤh - Koth daruͤber / welches die Schmertzen lindert / und den Brand kuͤhlet.

Etliche wollen den Brand mit ungeleſchtem Kalck / auch wol andern ſcharffen Sachen noch groͤſ - ſer und ſcheinbarer machen / wodurch man aber den Schaden leichter mehr entzuͤnden / als leſchen moͤchte. Andere nehmen friſches Baumoͤhl / welches der Schaden gern annimt / und nicht weiter um ſich freſ - ſen laͤſſet / auch gar reines und friſches Fleiſch behaͤlt / und ein andere friſche Haut deſto ehe heraus locket / die keine Haar traͤget / daß ſich auch die verbrennte Haut ſelbſt abſchelet / und gern abfaͤllet / welche man nim - mer mit den Haͤnden abreiſſen / ſondern erwarten muß / biß ſie ſich ſelber loß machet. Welche inſonder - heit zu der Geſundheit und Abfuͤhrung der Fluͤſſe ge - meynet / werden 1. zu beyden Seiten des Kopffs / bey den Schlaͤffen / unweit und oberhalb der Augen. 2. Unter den Augen bey der Mauß nach der Laͤng oder zwerg gebrennet: Die erſten mit 1. 2. oder 3. Stri - chen / daß ſie die Fluͤſſe von den Augen abfuͤhren / und was ſie davon nicht abhalten koͤnnen / wird den an - dern gleich gemacht / und gemeynten Strichen zuge - ſchicket / daß ſie nicht bey den Augen ſitzen bleiben / ſondern weiter abwerts gezogen werden. 3. Hinter den Kifern beyder Seiten an dem Halß etliche Duͤpflein eines Ducaten groß / drey zwerg Finger weit von einander / biß hinter die Ohren / wider die Halß-Fluͤſſe / daß ſie nicht gar in den Kopff ſteigen koͤnnen. 4. Ein langer Strich / ſo ſich hinter den Ohren anfaͤnget / und biß gegen dem Schulderblat reichet / auff einer oder beyden Seiten / wodurch ſich die Feuchtigkeiten etwas ausziehen / von welchen die Speckhaͤlß entſpringen.

An den hintern Fuͤſſen unter dem Schweiff / wo ſie am dickeſten ſeyn / daß die Adern abgebrennet wer - den / wodurch die Fluͤſſe ſich in die Schenckel ſetzen / welche das Brennen an dem fetten Fleiſch wol erley - den / und ohne Schaden vertragen koͤnnen / alſo vor - nen wol oben / wo die Fuͤſſe aus dem Leib kommen / runde Ringe um und um / oder Striche / 1. 2. oder 3. zwerg Finger weit von einander / den Fluͤſſen zu weh - ren / wovon Gallen und Spat entſtehen.

An den untern Fuͤſſen inn und auswendig / einen Strich nach der Laͤnge / eines Fingers lang unter dem Elenbogen / wo der Spat ausbricht. Ein treffli - ches Præſervativ fuͤr alle gemeine und ſonderliche Fluͤſſe des gantzen Leibes fuͤr die Patienten ſo deſſen bereit beduͤrffen / auch fuͤr die Geſunden / ſo durch ſol - ches Mittel damit kuͤnfftig nicht befallen werden.

Doch ſoll man ſolchen Brand an keinem Ort ge - ben / 1. wo das Geaͤder oder Gebein mit Fleiſch nicht wol verwahret / 2. wo ohne das ein Brand iſt / oder ei -niger39Pferde-Schatz.niger alter Schaden geweſt / wodurch ſich die Fluͤſſe deſto mehr daſelbſt verſammlen wuͤrden. Dieſes iſt der Araber und Tuͤrcken gemeines Mittel / die Pferd in der Jugend vor dergleichen Zufaͤllen zuverwahren / und zwar zu der Zeit / wann ſie ohne das gemercketwerden ſollen / wie ſie dann auff ſolche Weiſe keines andern Brands bedoͤrffen / darum man ſie auch wol in ſolche Form bringen kan / wie man das Zeichen gern haben wil / ſo darff das Pferd nicht zwey - mahl mit brennen beſchweret werden.

Dritter Theil Jm erſten Haupt-Theil dieſes neu-vollkommenen Pferd-Schatzes: Wartungs-Regeln und Ordnung /

Welche in einem wolbeſtellten Reit-Stall / bey groſſer Herren Leib-Schul - und reiſigen Pferden / inſonderheit auch Jn gemein / bey andern koſtbahren Pferden in acht zu nehmen und ſolche zu er - halten: Sofern ſie bey guter Geſundheit / voͤlligen Kraͤfften und Vermoͤgen / eine geraume Zeit bleiben / leben / und nuͤtzliche Dienſte lei - ſten ſollen.

Wer gute Pferde haͤlt / und will ihr recht genieſſen /
Wird ihre Wartung wohl fuͤrs erſt beſtellen muͤſſen;
Durch deren Ordnung / Maß / in Arbeit / Tranck und Speiß /
Und ſtaͤte Reinigung / von Unrath / Staub und Schweiß:
Weil vielmehr gute Pferd von boͤſer Wartung ſterben /
Als durch viel Ungluͤcks-Faͤll / und den Gebrauch verderben.

Vorrede.

ES bezeuget die unbetruͤgliche / und uhralte Erfahrung / daß dem meiſten Theil groſſen und niedrigen Stan - des-Perſonen das Erhalten ſchwe - rer / als das Erlangen falle. So beruhet auch aller Nutzen / Ergoͤtz - lichkeit und Ruhm / ſo bey den Pferden zuſuchen / zu hoffen / und zugenieſſen iſt / auff der beſtaͤndigen Er - haltung ihres Wohlſtands / ſo lang und viel es ſich wegen der zeitlich - und leiblichen Veraͤnderung thun laͤſſet.

Dann ſoll alle Muͤhe und Koſten nicht vergeblich an die Pferd-Zucht / derſelben Erziehung / Unterhal - tung und Abrichtung angewendet ſeyn / dieſelbe auch durch der Pferde Dienſt wieder erſetzet werden / und deſto laͤnger dauren / in beſtaͤndiger Geſundheit / vollkommener Staͤrcke / guter Diſpoſition des Leibes / Gemuͤths und Sinnen verbleiben / und alle tragende Sorge / Liebe und Wolthat ſeinem Herren genug vergelten; So muß vor allen andern die ordentli - che gute Wartung recht beſtellet ſeyn / welche bey dem Vermoͤgen / Geſundheit / Luſt und gutem Willen / wonicht40Neuer vollkommenernicht alles / doch das meiſte verrichten kan: Denn kein ſo ſchwere Arbeit / oder andere Zufaͤlle koͤñen dem Pferd ſo ſchaͤdlich ſeyn / als die boͤſe Wartung / von welcher ſich eben / wo nicht alle / ſondern doch die mei - ſten Kranckheiten erheben und entſtehen.

Darum nicht unbillich die Nationen (welche die fuͤrtrefflichſten Pferde haben / und derſelben herrli - che Eigenſchafften recht zu gebrauchen / und zu genieſ - ſen wiſſen /) ihre groͤſte Sorge / Muͤhe und Arbeit auf die gute / fleiſſige Wartung der Pferde verwenden / und jederzeit in und nach dem allerſtrengſten Ge - brauch am allerfleiſſigſten derſelben warten und pfle - gen / wodurch ſie nicht allein derſelben beſtaͤndige Ge - ſundheit und vollkommenes Vermoͤgen / Luſt und Willen erlangen und erhalten / ſondern auch neben denſelben gar dero Leben verlaͤngern und verwahren koͤnnen.

Alſo wird hergegen der leydige Augenſchein mehr als zu viel Exempel an den Teutſchen Pferden taͤglich zeigen / wie ſolche an ſich ſelbſt ſehr gute und herrliche Pferde / bey ihrer unordentlichen bereit eingeriſſenen Verſorgung und Wartung / zum groͤſten Theil / bey viel geringerer / ja wol gar weniger / oder keiner Arbeit / vom vierdten biß in das fuͤnffte Jahr muͤſſig ſtehen / woruͤber ſie auch / wo nicht eben ſo lang / doch die Helf - te / in der Abrichtung zu bringen / dabey dann alles Vermoͤgen / Geſundheit / Luſt / ſo gar das Leben zu - geſetzet / und mehrertheils mit der Abrichtung beſchloſ - ſen wird / wie ſie dann mit acht oder neun Jahren kei - nes Menſchen-Kauff mehr ſeyn wollen / und wo ſie gleich zu einem hoͤhern Alter kommen / ſo iſt doch daſ - ſelbe ohn alle Staͤrcke und Geſund heit allzeit voller Gallen / Strupfen / Rapfen / Leiſt / Uberbeyn und der - gleichen / auch an den Sinnen thum / verdroſſen und alſo anzuſehen / daß man ſie oͤffter mit der Artzney pla - gen und martern muß / als man ſie zur Nothdurfft oder Luſt gebrauchen kan / weil ſie ihre erlangte Wiſ - ſenſchafft mehr mit gebogenen / lahmen / gebrechli - chen / als geraden Gliedern und Leibe / aus lauter uͤber - maͤſſigen Zwang verrichten / und in die Laͤnge nicht bezeigen koͤnnen; deren keines aber ſeiner Natur / ſondern meiſtentheils / der unordentlichen Erziehung und boͤſen hinlaͤſſigen Wartung zuzuſchreiben iſt / welcher groſſe Mangel darum deſto ſchaͤdlicher / daß er die frembde Pferd eben ſo wol / als die im Lande fal - len / betreffen / und nur deſto verderblicher fallen muß / als ſolche edle Pferde eines beſſern Tractaments ge - wohnet / und dieſes (wenigſt nicht ſo lang / als die Teutſchen Pferde) vertragen koͤnnen / ſondern mit und neben den andern / auch wol ehe zu Grund gehen muͤſſen / wie ſie auff einerley Weiſe gehalten werden.

Weil dann hierdurch / an einem und dem andern hohen Ort / nicht geringer Schaden beſchicht / welcher gar leichtlich abzuwenden und zu verhuͤten waͤre / wann und wo ein gewiſſe Stall-Ordnung in acht ge - nommen wuͤrde: dann ob es nicht ohn / daß an allen Orten nicht muͤglich iſt / dieſe Regeln in allen Stuͤ - cken / und zu aller Zeit in acht zu nehmen / viel weniger denſelben gaͤntzlich nachzukommen / und daß viel Pferde auſſer dieſer Wartung bleiben / und gebrau - chet werden muͤſſen: So wird doch ein jeder Lieb - haber (ſo ſich des Gebrauchs der Pferde bedienet /) inder That befinden / daß ſein Nutzen / Luſt und Ruhm / auch eben ſo gering oder groß ſeyn werde / nachdem er dieſe Wartungs-Ordnung viel oder wenig uͤber - ſchreitet und gebrauchet / woruͤber die Erwehlung ei - nes jeden Urtheil billich heimzuſtellen iſt.

Sofern dann nun ſchon vor 3000. Jahren in den allerheiſſeſtẽ Laͤndern die edlen Pferde eine ſorgfaͤltige Wartung erfodert / wie aus des Salomonis / und anderer Koͤnige Geſchichten / klaͤrlich erſcheinet: So wird ſie in dieſen letzten Zeiten / (in welcher die Crea - turen an Kraͤfften mehr ab-als zunehmen) und in den kalten Laͤndern um ſo viel noͤthiger ſeyn / als die Kaͤl - te den edlen Pferden mehr als die Hitze ſchaͤdlich / und ſolche vor derſelben zu verwahren / jederzeit noͤthig iſt.

Dann auſſer dem / daß die boͤſe Winter-Lufft / ſo ſich in die Pferde ziehet / und dieſelbe durch dringet / den Huſten und allerley andere Kranckheiten und Zuſtan - de verurſachet / welche keine Art Pferde uͤberwinden oder vertragen kan / welche nicht in dem offenen Felde / ſondern in den Staͤllen erzogen werden: So kan auch die Helffte ſo viel Futters nicht erklecken / als bey der Waͤrme geſchehen kan.

So nothwendig nun die Verwahrung der Pferde vor Froſt und durchdringenden Winden durch die Stallungen beſtellt ſeyn wollen; So noͤthig iſt es auch / ſolchen eingeſperrten Pferden ihr Gebuͤhr zu zu leiſten / und ſie mit gehoͤriger Wartung zu verſor - gen / wo man nicht fuͤr den Nutzen Schaden / fuͤr die Ergoͤtzung Verdruß / und vor den Ruhm gleich groſ - ſen Schimpff erhalten will / welche ſich auff beyderley Wege alſo einfinden werden / wie die Wartung an - geordnet / und fortgetrieben wird.

Solche Nothwendigkeit rechter Pferd-Wartung laͤſſet ſich auch aus der Vergleichung ſchlieſſen / welche ſich wie in andern / alſo auch in dieſem Stuͤck / zwiſchen der Menſchen und der Pferde Leibern befindet.

Dañ wie der heilige Paulus die noͤthige Wartung des menſchlichen Leibes ins gemein errinnert / und alle darzu vermahnet / welches den Geitzigen und Schein - heiligen eine Warnung ſeyn ſoll / die da ihrem Leibe ſeine gebuͤhrliche Wartung / entweder aus Zweifel oder Kleinmuͤthigkeit der Nahrung / oder daß ſie ſon - derliche Verdienſt bey GOTT / oder Ehre bey den Menſchen ſuchen / und Nothdurfft entziehen / und demſelben wehe thun: So begreiffet er auch zu - gleich damit den rechten Proceß / Ordnung Maß / damit kein boͤſer Mißbr auch oder Exceß / ſondern die rechte eigentliche dahin gemeinte Wuͤrckung / daher zu hoffen und zu erwarten ſey. Alſo / auf ſeine Art / iſts auch allhier beſchaffen / wann ein ausgehungertes abgemattetes / im Koth erfaultes Pferd auſſer aller Dienſtleiſtung unnuͤtzlich erhalten werden muß / oder wo es im Gegentheil allzufett und muthwillig wird / eben ſo wenig gute Dienſte oder Geſundheit davon zunehmen / und darzu mit Gefahr und Schaden ge - brauchet werden muß; worinnen es ſich nicht an - derſt / als die uͤbermuͤthig geilen Menſchen mehr in boͤſem / als in gutem uͤbet / welches beydes durch das rechte Mittel einer ziemlichen Wartung wol zu ver - huͤten iſt.

Woraus dann erhellet / daß aller Gebrauch und Ubung an der Pferde Geſundheit / dieſe aber allein ander41Pferde-Schatz.der rechten Wartung haͤnget / bey dieſer Zeit / und ge - genwaͤrtigen Art Leute / ſo die Wartung verſehen ſol - len / ein groſſer Vnterſchied / und zwar mehr Mangel / als Nothdurfft je laͤnger je mehr erſcheinen will / wo -durch manches edles Pferd muthwillig zu Schanden gebracht wird / dabey doch nichts weniger Vnkoſten auffgehet / welche man offtmahls zur Vnzeit mehr zu ihrem Schaden als Nutzen anwendet.

Des Stallmeiſters Profeſſion erfordert nachfolgende Eigenſchafften.

WAnn ein Herr allen Nutzen / Ergoͤtzung und Ruhm / (ſo er bey ſeinen Pferden zu erhal - ten verhoffet) aus ſonderlicher Nothwen - digkeit ſeines hohen Standes / Ambts - Verrrichtungen / Abweſenheit oder andern Vrſa - chen / wie auch aus eigenem Belieben / einem andern vertrauen ſoll oder muß / und nicht fuͤr ſolchen Nutzen / gleich groſſen Schaden / fuͤr den Luſt immerwehren - den Verdruß / fuͤr den Ruhm groſſen Spott / und fuͤr ſeine angewendete Muͤhe und Vnkoſten / nichts oder vielmehr groſſen Verluſt / erfahren will / ſo wird ihm an einem tauglichen Stallmeiſter ſo viel / als an den vorgehenden und nachfolgenden Stuͤcken mercklich gelegen ſeyn / daß derſelbe

  • 1. Treu erfunden werde / und niemals anders ge - ſinnet ſey / als ſeines Herrn / wie ſein eigenes Auffneh - men zu befoͤrdern / und all deſſelben Schaden / (wie die Vrſachen / worauß kuͤnfftig einiger Schaden ent - ſtehen moͤchte) zu rechter Zeit vorzukommen / und zu verhindern.
  • 2. Gehorſam / ob auch ſeine Meinung des Herrn entgegen waͤre / und ihn beduͤnckte beſſer ſeyn / daß er ſolche Conſeqvenzen ſeinem Herrn mit gebuͤhrlicher Beſcheidenheit fuͤꝛtrage / oder aber wann ſolches nicht angenommen werden wolte / lieber Folge leiſten / als ſeinem Herrn vorſetzlich widerſtreben ſolle / dieweil er jederzeit des Herrn Jntention nicht weiß / noch des Herrn Gelegenheit iſt / daſſelbe ihm oder andern zu eroͤffnen.
  • 3. Eine gewiſſen haffte Vorſtellung ſeiner Pflicht / die ihn veꝛbindet in ſeiner function / nicht allein ſeinem Herrn / ſondern GOTT ſelber zudienen / auch uͤber ſeiner Verhaltung / beyderley Straffe oder Beloh - nung zu empfangen.
  • 4. Die Liebe gegen den Pferden / nechſt ſeinem Herrn / und allen denen / ſo ſeinem Befelch unterwor - fen / oder mit ihm zu thun haben.
  • 5. Die Begierde und Eyfer zu ſeiner Profeſſion / worinnen er ſolchen Fleiß und Luſt empfinden und je - derzeit im Werck bezeigen ſolle / daß er alle ſeine Amts - Geſchaͤffte allein GOTT / und ſeiner Chriſtlichen Pflicht nach / allen andern vorſetze / alſo alle andere Le - bens-Art und Zeit-Vertreibung / (wiewol aus keiner eingebildeten Hoffart oder Verachtung) dagegen aus den Gedancken laſſe / und geringer achte / weil ihm die - ſelbe allein alle dabey befindliche Beſchwerungen ver - ſuͤſſen und erſetzen muͤſſen / alſo / daß er keines andern Gewinns oder Luſt begehret: ſeine Tapferkeit und Blllichkeit / in maſſiger wolverdienter Straffe / ſo aufErnſt und Veꝛmildterung beſtehen / ſollen ihm bey den Untergebenen einen Reſpect und ziemliche Furcht / die Beſcheidenheit aber / und der gute Willen eine Liebe erobern / welche Wuͤrckung ſich auch bey den Pferden verſpuͤhren laſſen ſolle / wann und ſo bald ſie ſeiner anſichtig werden.
  • 6. Die obligende Sorg wird ihn weder andern Geſchaͤfften abwarten / abweſend ſeyn / oder nicht ehe fchlaffen laſſen / er habe denn zuvor bey Tag und Nacht / nach allem / und wo nicht zu den meiſten / doch bald nach dieſem / bald nach einem andern / wie auch wo nicht zu allen / doch zu einem und dem andern Pferd ſelbſt geſehen; daß er alſo der taͤglichen Stall - Arbeit / wo nicht jederzeit / doch meiſtens / wo nicht zum Ende / doch zum groͤſten Theil ſelber beywohne / dabey er lieber der Erſte / als der Letzte / auch ehe der Letz - te / als der Erſte davon ſeyn muß / wo er um alles Thun und Laſſen gute Rechenſchafft zu geben / bereit ſeyn will.
  • 7. Die gruͤndliche und uͤbliche Erfahrung der Pfer - de Natur und Eigenſchafften / Unterſchied ihres Her - kommens / und aller anderer Beſchaffenheit / Maͤngel und derſelben erhebliche Urſachen verſtehen / wie die - ſelbe zuverhuͤten / vorzukommen / und da ſie vorhan - den / wieder zurecht gebracht werden koͤnnen / es ſey gleich vermittels der Artzney in allerley Kranckheiten / oder andern Gebrechen / ſo im Gebrauch und Abrich - tung hinderlich oder ſchaͤdlich ſeyn / und das um ſo viel mehr / wann er dabey eines Bereiters Stell vertreten will / es ſey daſſelbe alſo oder nicht.
  • 8. Soll er ſich doch zum wenigſten ſo viel darauff verſtehen / daß die Pferde recht geſattelt / gezaͤumet / zu - geruͤſtet / beſchlagen / und im Stall alſo gehalten wer - den / daß dem Bereiter die Arbeit nicht gemehret / be - ſchweret oder verhindert / ſondern erleichtert und be - foͤrdert werde.
  • 9. Dergleichen Verſtand ſoll er auch von unter - ſchiedlichen Handwercken / ob der Schmidt / der Sattler / der Riemer / der Sporer / und alle / welche zu den Pferden dienen koͤnnen / ihre Arbeit recht oder uͤbel gemachet / in allweg haben / und davon nicht allein recht urtheilen / ſondern auch angeben koͤnnen / auch wiſſen was denſelben dafuͤr zugeben ſey / und in der Bezahlung ſeines Herrn Ehre / Nutzen und Cre - dit mehr / als ſeinen eigenen in acht nehmen.
  • 10. Daß er ſteiff uͤber der einmahl eingefuͤhrten / re - gulirten guten Stall-Ordnung halte / und dieſelbe / (auſſer groſſer Noth) nicht in einem Stuͤck uͤberſchrei - ten laſſe.
Erſter Theil. FFut -42Neuer vollkommener
Futter-Marſchalcks-Pflicht.

Alle dieſe Stuͤcke und Eigenſchafften ſoll der Un - ter Stallmeiſter / Futter-Marſchalck / oder die denſel - ben ſonſt nach / aber dem Geſinde vorgeſetzet ſeyn / dem Ober-Stallmeiſter nach und nach ablernen / je laͤnger je mehr practiciren / damit ſie ſich zu dergleichen Ver - richtung mit der Zeit qvalificirt machen koͤnnen.

Schmidts Pflicht.

Ein erfahrner im beſchlagen / und in der Pferd - Artzney wol und lang geuͤbter Schmidt / iſt nicht min - der als alles andere ſehr noͤthig / der ſich nicht auff die zweiffelhafte und dunckele / ja verfuͤhriſche Weitlaͤuff - tigkeit der unzehlichen gedruckten oder geſchriebenen Artzney-Buͤcher / ſondern auff ſeine eigene Wiſſen - ſchafft verlaſſen darff / der / bey jedweder Cur / die dar - zu gehoͤrige Hand-Griff weiß / und gebrauchen kan / und doch die Gedult hat / von einem erfahrnen Stall - meiſter oder anderm Liebhaber / einige Meynung an - zuhoͤren / zu probiren und zu lernen.

Stall-Knechte Pflicht.

Dieſes alles wird durch den Gehorſam / Treu / Fleiß / Luſt und Liebe der Stall-Knechte gegen dem Herrn und Fuͤrgeſetzte / wie auch zu den Pferden und ihrer Schuldigkeit vollkommener / im widrigen aber ſo viel gehindert und ſchwerer werden / denn wo ihre Arbeit nicht mit gutem Willen / Luſt und Neigung / ſondern mit lauterm Zwang und Trieb / Schlagen oder Schelten geſchicht / und die Pferde der Knechte unbeſonnenes Hin - und Wiederſtoſſen und Schla - gen oͤffter / als ihre Wolthaten empfinden / muß nothwendig manches edles Pferd an Gemuͤth / Sin -nen und Leibe / im Stall gaͤntzlich verderbet werden / welches am allermeiſten durch ihr boßhafftiges Ver - ſchweigen geſchicht / wann ſie ein und andern Scha - den (den ſie wol ſelber durch ihre ungedultige Verfah - rung verurſachet /) ſo lang verhalten / biß demſelben in langer Zeit oder gar nicht zu helffen iſt / ſo in dem Anfang mit einem geringen / und bald zu aͤndern waͤ - re / welches neben der Eigenſinnigkeit / daß ſie mit den Pferden ihres Muthwillens verfahren / und ihren Luſt auff allerley Weiſe buͤſſen wollen / danebenſt dem un - ordentlichen Beſtialiſchen Sauff - und leichtferti - Leben / Fluchen andern ſchaͤdlichen Bezeigungen / ſo das Geſind je laͤnger je mehr gewohnet und treibet / ſambt alle dem Schaden und Verluſt / ſo einem Herrn bey den Pferden jaͤhrlich verurſachet wird / wol mehr als gnug ſeyn kan / die ſonſt ergoͤtzlich / ruͤhmlich / und nuͤtzliche Erhaltung der Pferde einem gaͤntzlich zu verleiten.

Und ob gleich die Spanier und andere mehr / ſol - chem Unheyl damit wehren wollen / daß ſie fuͤr ſolche wilde Stall-Knechte nur ſtarcke Jungen gebrauchen / welche leichter in der Furcht und Gehorſam zuerhal - ten / ſo iſt doch auch bey denſelben auff andere Weiſe nicht weniger Schadens und Beſchwehrungen / we - gen ihrer Hinlaͤſſigkeit / Faulheit / liederlichen buͤbi - ſchen Boßheiten zu vermuthen.

Dahero in der Barbarie die beſten Pferde den Weibs-Perſonen anvertrauet werden / zu deren Wartung ſie meiſtentheils die gefangene Selavin er - wehlen / worzu die Pferde eine ſonderliche Liebe tra - gen / und ſich deſto lieber ziehen laſſen ſollen / welchen ſich aber nicht jederzeit an allen Orten / und in allerley Geſchaͤfften nachthun laͤſſet.

Stall-Ordnung.

WIe nach der Perſianer-Meynung / deß Herrn Aug die Pferd fett / und deſſen Fußſtapfen den beſten Fortgang in aller Arbeit machet / ſo daß wo er ſich nicht mit Schaden / Schimpff und Ver - druß auff des Geſindes Fleiß und Treu zu viel verlaſ - ſen wil / er durch ſein Anweſen / den meiſtentheil Un - gluͤcks leichtlich verhuͤten wird / ſo in ſeinem Abweſen ſtuͤndlich erfolgẽ kan / und mit vielem Unkoſten in lan - ger Zeit nicht wieder zu verbeſſern ſtehet: Wie auch ſeine Wolfarth um ſo viel mehr wachſen und erhalten werden wird / als viel er ſich ſelber auff die Pferde ver - ſtehet / und Luſt hat damit bemuͤhet zu ſeyn: Alſo kan auch der Herr ſelbſt bey erlangter genugſamer Wiſ - ſenſchafft / deren er in allen Stuͤcken maͤchtig iſt um ſo viel getroͤſter / als mit ſeinem eigenen Gut verfahren / und dergleichen Geſchaͤffte vornehmen / deren ſich ein anderer oder Bedienter / aus beſorgender Verant - wortung / nicht unterwinden / alſo viel verſaͤumen oder gar verwahrloſen wuͤrde / ohne daß der Herr hierinnen keines andern Ungluͤcks / Ungeſchicklichkeit / Neyd / Jgnorantz oder anderer Gebrechen / zuentgel - ten hat / welche alle von andern zu beſorgen ſtehen / und in vielerley Weg beſchwerlich / verdrießlich und ſchaͤdlich fallen koͤnnen:

  • 1. Wann die Knechte ihre argliſtige Stuͤcke ge - brauchen / daß ſie das deputirte Futter abtragen / undden Pferden entziehen / iſt es dem Herrn auff zweyer - ley Wege ſchaͤdlich / daß er nicht allein des Futters ver - luſtig wird / ſondern das Pferd dabey in Abgang / und von Kraͤfften kommet / welches der Herr aus Unwiſ - ſenheit nicht aͤndert / biß ein groͤſſerer doppelter Scha - den daraus entſtehet.
  • 2. Weil auch den Pferden das Futter nicht ge - deyet / wann es denſelben von einem kargen Herrn oder vortheilhafftẽ Stallmeiſter / Futter-Marſchalck / Caſtner oder anderen (ſo damit umgehet) mit einem neydigem Gemuͤth / Fluch und boͤſen Wunſch / alſo von ungetreuen und ungeſegneten / unreinen Haͤnden gereichet wird / daß mancher mit doppeltem Futter ſo viel nicht (als der Getreue und Fromme mit der Helf - te bey den Pferden Nutzen ſchaffet) reichen kan / oder ſolches gedeyen ſpuͤhret / ſo iſt an der Fuͤtterung nicht wenig gelegen / daß ſolches den Pferden von Hertzen gegoͤnnet / geſegnet und treulich gegeben werde.
  • 3. Es wiſſen auch etliche boͤſe Knechte das ab - getragene Futter / nicht allein durch Huͤlffe betro - gener Geſellſchafft / meiſterlich zu vertuſchen / ſon - dern auch ſolchen Abgang durch ein noch viel ſchaͤd - lichers Mittel zu erſetzen / daß ihnen ſolcher Man - gel an der Fettigkeit nicht anzuſehen iſt / wann ſie das Futter / welches ſie ihnen reichen / mit verbote -nen43Pferde-Schatz.nen Mitteln vermengen / die aus den Pferden ſchwe - ren / durch vielerley Kranckheiten kaum uͤberwindẽ / o - der das Leben druͤber laſſen muͤſſen / deren ſieſich auch in der Arbeit gebrauchen / ſo bey theils / aus einer Ambi - tion geſchicht / daß ſie ihrer Herrſchafft deſto angeneh - mer ſeyn / und fuͤr die beſten Knechte gehalten werden / die man auch ohne Gefahr / (daß die Pferde bey einem andern verderben) nicht wol aͤndern darff / wodurch ſie ſich nicht allein an dem Herrn / ſondern offt an den folgenden Knechten raͤchen wollen. Jſt demnach bey dem Gebrauch und Erhaltung der Pferde nicht der geringſte / ſondern faſt der groͤſte Wohlſtand der - ſelben bey demjenigen zuſuchen / welcher denſelben vorſtehen und warten ſolle: und wird deſſen Fleiß und Treu neben andern auch aus der guten und rich - tigen Stall-Ordnung leichtlich zuſpuͤren ſeyn.
Solche aber wird ſeine beſte Richtigkeit und Nutzen haben / wann in einem wohlbeſtellten Reit - Stall

Die Arbeit des Sommers um 4. Uhr / im Winter ein oder zwey Stunden ſpaͤter angetreten wird / und zwar in nachfolgender Ordnung.

Stall-Arbeit.

1. Daß man zu erſt die Streu auffhebet.

Streu abnehmen.

Etliche laſſen dieſelbe gar aus dem Stand weg - bringen / und denſelben gantz rein machen / und zwar dieſelbe / die nicht gern wollen / daß die Pferde bey Tag viel oder wenig ligen / alſo deſto munterer bleiben ſol - len.

Andere laſſen die Streu unter die Krippen ſchie - ben / damit dieſelbe nicht ſehr zerſtreuet werde / und de - ſto leichter wieder unter zu machen / ſonderlich wo daſ - ſelbe unter Tags ein oder zweymahl geſchehen / und die Pferde nach der Arbeit oder Futter etwas darauff ruhen ſollen / damit ſie ſich nicht auff die bloſſe Erde legen und unrein machen doͤrfen: Es muß aber auff ſolche Weiſe die Streu deſto ſaͤuberer ausgezettelt werden / denn auſſer demſelben wuͤrde dem Pferde nicht allein viel Unreinigkeit und Miſt / ſondern von der mit dem Urin genetzten Streu an den Leib kom - men / welches ihme an der Geſundheit ſehr ſchaͤdlich waͤre / auſſer daß ihme davon ſo viel Geſtanck in die Naſen kommet / welches ihm mehr ſchaden als nutzen kan / ſonderlich wo ſie aus Vorwitz davon naſchen ſolten.

Streu aͤndern.

Ob gleich an etlichen Orten das reine Rockenſtroh nicht ſo leicht zu haben / daß man daſſelbe taͤglich wegnehmen und veraͤndern / und neues an die Stelle nehmen moͤge / welches die Reinigkeit der Pferde ſehr erhalten wuͤrde / wo ſolcher Uberſluß vorhanden iſt; So iſt doch daſſelbe nicht lang und oftmahls unter zu ſtreuen / ſondern zum wenigſten das beſte und ſo noch trucken iſt allein wieder zugebrauchen / das faule und naſſe aber jederzeit abzuſondern und wegzuthun.

Je zaͤrter die Pferde von Haut und Haar / je gelin - der Stroh ſoll man darzu gebrauchen / denn auf dem groben werden ſolche Roß nicht ligen oder glat blei - ben koͤnnen / dahero ſolches fuͤr die gemeine Pferde auszuſuchen / und das gelindeſte fuͤr die zarten Pferde zuerwehlen / es mag auch von welcher Art Getreydes herkommen / darunter das Gerſten - Haber-Stroh das gelindeſte / das Erbes-Stroh das rauheſte / die andern mittelmaͤſſig ſeyn.

Welche nun ihren Pferden unter Tages eine Ru - he goͤnnen / laſſen ihnen die friſche Streu gegen 10. Uhr / and ere um Mittag / etliche um 2. Uhr unter ma - chen / und wieder auffheben / welches aber deſto mehr Arbeit verurſachet.

Jm Winter aber wird die Streu am morgen friſch gemachet / daß die Pferde den gantzen Tag deſto waͤrmer ſtehen.

Stall-Reinigung.

Nachdem der gantze Stand / nach Auffhebung der Streu / mit einem Beſem wol gefeget / wird das Pferd in demſelben umgekehret / und in die Hoͤhe gehefftet / vom Kopff an / biß unten ausgeſtriegelt / und des Staubs befreyet / welcher die zarten Pferde nicht al - lein ſehr beiſſet / ſondern auch in ander weg ſchaͤdlich iſt / alſo iſt ihnen das ſtriegeln nicht allein zur Reinig - keit / ſondern auch in ander Weg zu der Geſundheit noͤthig und nuͤtzlich / wie hernach bey dem Wiſchen ge - dacht iſt.

Wo man Gelegenheit darzu haben kan / iſt es ſehr gut / daß die Pferde auſſer dem Stand geſtriegelt wer - den / davon ſie nicht allein luſtiger / ſondern auch verſi - chert werden / daß der alte Staub nicht wieder an ſie kommet / welches in der alten Streu (wann dieſelbe nicht vorhero beyſeits geſchaffet iſt /) am meiſten ge - ſchicht / wann ſie uͤber derſelben geſtriegelt und gewi - ſchet werden / wann ſie auch in dem Stall oder Stand ligen bleibet / und ſich die Pferde mit oder ohne Decke darauff niederlegen: ſo iſt auch der Staub an der Sonnen leichter als im Stall abzubringen.

Striegeln.

Wie vielerley unterſchiedliche Pferde / von kurtzen oder langen Haaren vorhanden / ſo vielerley Art Strie - geln ſoll man darzu gebrauchen / dennn bey zarten kurtz-haarigen Pferden werden Striegel mit langen ſcharffen Zaͤhnen / das Pferd uͤber den gantzen Leib verwunden / und damit ſo viel Beſchwerung machen / daß es das Striegeln nicht gern mehr vertragen / ſon - dern dabey ſchlagen und beiſſen lernen wird / und koͤn - nen die allerzarteſten gar keinen Striegel leyden / daß man den Staub mit Buͤrſten anderthalb Spannen lang / einer zwerch Hand breit / nicht feſt zuſammen ge - bundenen Borſten abziehen muß / und ſo offt ſolche voller Staub / uͤber einen Striegel ziehen / und des Staubs befreyen / dieſe Art nimmet allen Staub von zarten Pferden beſſer / als alle andere rein ab.

Die Tuͤrcken haben zu ihren zarten Roſſen ein Art Striegel von Buͤmſenſtein / welche den Staub auch wol abnehmen. Solcher Art Striegeln eineF 2oder44Neuer vollkommeneroder die andere ſoll man bey zarten Pferden jederzeit haben / wo man aber ſolche nicht haͤtte / die andern de - ſto ſtuͤmpffer machen laſſen / auch deſto gelinder fuͤhren und gebrauchen / daß ſie keinen Schaden thun koͤn - nen: doch iſt hierin auch ein Unterſchied in der Zeit in acht zu nehmen / weil nicht allein gar zarte / ſondern auch mittelmaͤſſige und groͤbere Pferde / im Sommer allzeit kurtzhaͤriger / als im Winter ſeyn / daß ſie bey laͤngern Winter-Haaren / auch einen ſtaͤrckern Ge - brauch des Striegelns erfordern / wo man die gaͤntzli - che Reinigkeit erhalten wil.

Grobe langhaͤrige Pferde aber koͤnnen nicht allein ſcharffe Striegel mit langen ſpitzigen Zaͤhnen / ſon - dern auch viel ein ſtaͤrckers Anhalten vertragen / und iſt mit der andern gelindern Art Striegel / welche kurtze glatte Zaͤhn haben / nichts auszurichten.

Die Form der Striegel mit vier reyen Zaͤhn / und in der Mitte einem glatten Streichblat / iſt ſo bekand / daß davon nichts zu erwehnen iſt.

Ob gleich das taͤgliche Ordinari-Striegeln / ſo fruͤhe Morgens vor der Fuͤtterung beſchicht / nicht hin - dern ſoll / daß man daſſelbe nach einer jeden Arbeit in allerley Gebrauch / auch nur nach dem ſpatziren / ſon - derlich aber auff jeden Schweiß oder Verunreini - gung nicht wiederholen / und noch denſelbigen Tag verrichten ſolle; So iſt doch eines jeden Belieben und Urtheil / als ein Mittel-Ding / anheim geſtellet / ob die Pferde auſſer ſolcher Arbeit des Tags oͤffter bey dem feyren geſtriegelt werden ſollen / weil es weder ſonder - lich nutzen noch ſchaden kan.

Wiſchen.

Was der Striegel nicht erreichet / wird mit Tuͤ - chern abgewiſchet / und hernach geholet / darzu kan man bey groben langhaͤrigen Pferden / wollene oder gar haͤrene Tuͤcher gebrauchen / bey zarten Pferden al - lein im Winter / und weil ſie noch die Winter-Haar auffhaben / ſonſt bey denſelben dergleichen gar nicht / ſondern leinene Tuͤcher: Erſtlich uͤber den gantzen Leib / und gegen denſelben / hernach erſt nach den Haa - ren / inſonderheit uͤber den Kopff und letztlich die Fuͤſ - ſe / womit aber an denen Orten / wo die Sennen und Adern zuſammen gehen / nicht ſo ſtarck anzuhalten / dann davon wuͤrden ſie geſchwellen / welches aber auff den Beinen / und in den Faͤſſeln ſehr noͤthig iſt / dann die wollen gantz rein gehalten ſeyn / weil ſich daſelbſt alle Unreinigkeit am erſten anſetzet / und daraus aller - ley Zuſtaͤnd / von Raͤpffen / Maucken / Staupffen und dergleichen herkommen / wo denſelben nicht bald ge - ſteuret wird.

Dieſes Wiſchen kan des Tages etliche mal nicht zur Zierde / ſondern auch zu der Geſundheit nicht ſchaͤd lich ſeyn / deñ alſo beſchicht ihnen vielerley gutes durch das Striegeln / welches nach der alten Aertzte Regeln / wie die fricationes, das Gebluͤt in die aͤuſſerliche Glie - der treibet / die Spiritus vitales erwecket / und in ihrem richtigem Gang behaͤlt / deſſen die alte Pferde ſonder - lich / und mehr als die jungen bedoͤrffen / ohne daß die jungen Pferde hierdurch recht ſittſam und leydentlich gemachet werden.

Dieſe Tuͤcher ſoll man taͤglich nach der Arbeit / erſtlich in warmen / dann in kaltem Waſſer ſauberwaſchen / an der Sonnen / warmen Orten / oder in der Lufft truͤcknen / damit man in fernerem Gebrauch den Staub nicht wieder auff die Pferde bringe / und mit Gewalt hinein reibe.

Kaͤmmen.

Moͤhn / Schopff und Schweiff / ſeyn trucken wol zu kaͤmmen / auff beyde Seiten unter und uͤber ſich / hernach erſt glatt abwerts gerichtet / und daſſelbe langſam und ſauber / daß man nicht die ſchoͤnſten Haar muthwillig ausreiſſe oder abkuͤrtze. Denn wie von dem uͤberfluͤſſigen netzen die Haar nur deſto ſtaͤr - cker werden / ſo leget ſich auch der Staub nur deſto mehr und tieffer in die Haar / und bleibet deſto laͤnger darinnen daß er gar nicht mehr heraus zu bringen.

Jm Sommer werden ſie mit leinenen / im Win - ter mit wollenen Decken beleget / wol zugemachet / um - gekehret / an die Krippen verwahret: dieſe leinenen Decken ſollen wie das Wiſchtuch / wenigſt woͤchent - lich ein oder zweymal ſauber ausgewaſchen / und aus gleichen Urſachen / von allem Staub gereiniget wer - den.

Arbeit-Zeit.

Dieſe Arbeit kan ein fleiſſiger fertiger Knecht in zwo Stunden / mit oder auf das meiſte / drey Pferden / nach der Erforderung beſtellen / und wo daſſelbe ohne Hin - laͤſſigkeit und nicht oben hin taͤglich beſchicht / iſt ihm ein mehrers mit Vernunfft und Nutz nicht auffzule - gen.

Nach Beſchlieſſung ſolcher Arbeit wird den Pfer - den das erſte Heu in die Krippen gegeben.

Heu.

Das Heu aber ſoll ſchoͤn gruͤn von den Wieſen bey gutem Wetter eingebraͤcht / auch an ſich ſelber gut und geſundes Futter ſeyn / unter welchen das den Preiß be - haͤlt / ſo von vielen guten Kraͤutern zuſammen gema - chet.

Alles andere iſt mittelmaͤſſig und gut / wann ſie ſol - ches maͤſſig bekommen / und gantz rein ausgeſtaͤubet und wol ausgebuͤndelt iſt: denn alles Heu / ſo auff der Wieſen offt beregnet worden / und bey naſſem Wetter eingebracht wird / und an unreinen daͤmpfigen Orten liget / darinnen viel Ratzen und Maͤuß-Neſter lange Zeit verborgen ligen / daſſelbe mit ihrem Harn durch - netzet und vergifftet / an ſich ſelber von boͤſen Orten her - kommet / in moraſtigen ſtinckenden naſſen Orten ge - wachſen / und nicht wol gereiniget wird / auch an kei - nem lufftigen trucknen Ort verwahret liget; ſolches / ſag ich / iſt den Pferden ins gemein ungeſund / und je - mehr ſie deſſen genieſſen / je mehr und mehr Schaͤden und Kranckheiten muͤſſen mit der Zeit daraus erfol - gen / ſonderlich bey den Roſſen / welche von guten Or - ten herkommen / da ſie von Jugend auff geſuͤnderer Fuͤtterung gewohnet ſeyn / dafuͤr ihnen viel beſſer rei - nes Stroh zu geben waͤre.

Unterſchiedlicher Art Heu.

Und ob gleich das gar grobe / ſauer Heu den zarten Pferden nicht jederzeit wol bekommet / ſo iſt es ihnendoch45Pferde-Schatz.doch ungleich geſuͤnder / als wo ſie lauter fettes Klee - Graß oder Heu eſſen ſollen / welches ihnen zu geil / und bald eine Lungen-Faͤule verurſachet / davon bey der ge - meinen Fuͤtterung ein mehrers.

Es mag aber das Heu nimmer ſo gut an ſich ſelber / noch ſo rein gehalten und ausgeſaͤubert ſeyn / daß nicht deſſelben Uberfluß den Pferden mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich faͤllet / dann je mehr ſie deſſen eſſen / je ſchwe - rern Othem werden ſie davon bekommen / daraus denn alles Ubel entſtehet / was bey des Othems Kranckheiten davon gemeldet iſt: wenigſtens ſeynd groſſe Heu-Baͤuche ungeſtallt / dem Reuter und ih - nen ſelber beſchwerlich und hinderlich / zum Krieg und hohen Ubungen gar gefaͤhrlich zu gebrauchen / daß man alſo mit dem Heu-Futter billich vorſichtig und maͤſſig umzugehen / groſſe Urſach hat.

Doch iſt es beſſer lauter oder viel Heu / als lauter Habern ohne alles Heugefuͤttert / welcher ſie allzuſehr erhitzt und ausbrennet.

Dahero es auch kommet / daß in vielen Koͤnigrei - chen / und in vornehmer Potentaten beruͤhmten Staͤllen / nicht allein wegen der Gelegenheit des Lan - des / oder aus einigem Mangel / ſondern vorſetzlich den Pferden gar kein Heu in den Krippen oder Rauf - fen ſondern lauter Stroh gefuͤtter voꝛgeleget wiꝛd.

Stroh.

Zu welcher Art das Gerſten-Stroh das beſte iſt / weil es einen leichtern Othem machet / und die Eng - bruͤſtigkeit als ein Artzney mildert und erleichtert. Wie dann ein fuͤrtreffliches Kriegs-Roß oder Reit-Pferd eines guten Othems / in wichtigen Actionen / vor al - len andern Eigenſchafften am hoͤchſten noͤthig hat.

Das Weitzen-Stroh / wann ſolches durch eine Flachs-Breche recht weich gearbeitet / und dann an ſtatt des Heues gefuͤttert / wird nicht allein gern ge - freſſen werden und geſund ſeyn; ſondern auch den Pferden einen glatten ſchoͤnen rahnen Leib erhalten.

Wem nun ſolcher Gebrauch das Stroh an ſtatt Heu zu geben gefaͤllet / muß in allweg darauff acht ha - ben / daß es an ſich ſelbſt nicht maußfraͤſſig / gar zu alt und ſtinckend / ſondern friſch und rein / alſo auch wohl geſaͤubert ſey / anderer Geſtalt koͤnnte es gleich Scha - den bringen / und zwar bey den alten Pferden mehr / als bey den jungen.

Traͤncken.

Nach dem Heu werden ſie getraͤncket.

Unterſchied der Waſſer.

Jn dem Waſſer aber / iſt nicht minder ein merckli - cher Unterſchied / denn wie ihnen das Waſſer / dabey ſie erzogen werden / und deſſelben von Jugend auff ge - wohnet ſeyn / nicht leichtlich ſchadet / wie daſſelbe auch beſchaffen iſt: So kan ihnen ein anders / deſſen ſie erſt gewohnen ſollen / bald mercklichen Schaden brin - gen / ſonderlich koͤnnen die Pferde / ſo von weichen faulen Waſſern herkommen / die gar harten eyßkal - ten Waſſer / ausſpringenden Brunnen / nicht ohn Anſtoß annehmen / abſonderlich aber / die gar jungen / und gar alte Pferde / auch die traͤchtige Studten / welche an der Lungen Schaden leyden / und die letzteleichtlich gar verwerffen koͤnnen. Denn wie alles eyßkalte Waſſer dem Huſten erwecket / ſo iſt derſelbe nicht wieder leichtlich zu vertreiben / ſo lang man ſol - ches kalte Waſſer brauchen muß. Weil man aber einen Ort wegen des Waſſers nicht aͤndern / und deſ - ſelben ſo wenig / als das Pferd des Trinckens entbehrẽ kan: So iſt kein beſſer Mittel / als ſolche kalte Waſ - ſer Anfangs in hoͤltzern Geſchirren lang ſtehen laſſen / oder wol gar mit warmen Waſſer zu temperiren / welches man mit Verbeſſerung des Zuſtandes allge - mach unterlaſſen / und auſſ das ordinari angewehnen kan.

Alſo wird es den faulen Waſſern ſehr nuͤtzlich ſeyn / wann ſie eine Zeit ſtehen / daß ſich das ſchlimmeſte und unreineſte auff den Boden ſetzet / welches man nicht gar ausſchuͤtten / oder die Pferde auf den Grund aus - trincken laſſen ſolle.

Wer auch die Muͤhe daran zu wenden hat / daß die Pferde in der groͤſten Hitze im Sommer / alſo auch in der ſtrengſten Kaͤlte im Winter / mehr warm als kalt getraͤncket werden: wird es ſolche Arbeit reichlich er - ſetzen / und umb ſo viel an den Artzney-Mitteln herein bringen / die man anderwerts den Pferden nothwen - dig geben muß / wann ſie im Sommer von den kalten Waſſer erſchrecket und undauig worden.

Sonderlich aber iſt im Winter das Eyß mit dem Waſſer einſauffen gefaͤhꝛlich / welches wo nicht ſchaͤd - liche Lungen-Zuſtaͤnde / wenigſt langwuͤhrigen Hu - ſten verurſachet.

So iſt auch im Traͤncken fleiſſige Auffſicht von noͤ - then / daß nichts unreines von Koth / Stroh / Federn / Holtz oder anders in dem Waſſer ſey / daß ſolches auch nicht gar zu faul / alt oder ſtinckend.

Daß man ſie auf einmahl nicht allzugroſſe Truͤnck thun laſſe / ſondern offtmals auffziehe / damit ſie ſich nicht uͤberſauffen / oder den Magen uͤberſchwemmen / erkalten und verderben: denn alles was unmaͤſſiges Trincken bey den Menſchen verurſachet / das ge - ſchicht eben auch ſo leicht bey den Pferden: und ob daſſelbe gleich nicht jederzeit unmaͤſſig waͤre / ſo iſt doch gleichwol viel an der rechten Zeit gelegen.

Traͤnck-Zeit.

Ob aber die Pferde des Tags zwey / dreymahl oder oͤffters zutraͤncken ſeyn / kan ſehr wenig auf ſich haben / ſondern ſie werden ſich bey der Gewohnheit wol befin - den / denn der Natur nach werden ſie nicht nach der Zahl / ſondern nach ihrem Durſt / alſo auff dreymahl nicht mehr / oder minder trincken / als ob ſie oͤffter ge - traͤncket werden / denn je oͤffter ſie getraͤncket werden / je minder kan ſie ſehr duͤrſten / werden alſo nicht wi - der die Natur uͤber ihren Appetit oder Nothdurfft / ſondern nach Proportion ihres Durſtes / einmahl viel oder wenig trincken. Auſſer allem Zweiffel ſeyn die flieſſenden Waſſer den Pferden am annehm - lichſten / auch am geſundeſten / weil ſie weder zu hart und kalt / wie die Springbrunnen-Waſſer / noch zu weich und faul / wie die moraſtigen ſtillſtehende Waſ - ſer / ſondern eines rechten Mittels und Tempera - ments / uͤber das allzeit ſauber und klar ſeyn.

Nach dem Traͤncken giebet man ihnen wieder gar ein kleine Hand voll Heu / das ihnen nicht allein ge -F 3ſund /46Neuer vollkommenerſund / ſondern auch das Maul zu Annehmung des Futters deſto geſchickter machet.

Futter.

Darauff folget nun das erſte Futter / und deſſen viel oder wenig / nachdem man kraͤfftiges Getreide fuͤt - tert. Weil aber in unſern Landen der Haber das ge - braͤuchlichſte iſt / ſo man am leichteſten und beſten Kauffs bekommet / den man auſſer der Pferd-Fuͤtte - rung nicht viel genieſſen kan / auch minder als anders Getreyde / groſſe Muͤhe und Unkoſten im Erbauen verurſachet / den Pferden auch ins gemein wol zuſchlaͤ - get / leichtlich zu kauen und zu verdauen iſt / ſoll man al - lein deſſelben Unterſchied in acht nehmen / daß man von dem ſchweren und kraͤfftigen kaum die Haͤlffte / gegen den leichten und ſchlechten / nehme.

Unterſchiedene Art Futter zugeben.

Und ob gleich keinem ein gewiſſe Maaß fuͤrzuſchrei - ben / wie ſtarck er ſeine Pferde will gefuͤttert oder fett haben / uͤber das auch groſſer Unterſcheid bey den Pfer - den zu finden / daß manches bey halben Futter ſtaͤrcker und fetter bleibet / als ein anders bey gantzem oder doppeltem / daß auch derſelben viel ſo gar gefraͤſſig / daß ſie nicht wol zu erfuͤllen ſeyn: Uber das auch zwiſchen Pferden welche ſtets feyren / oder doch gar wenig arbeiten / ſolches nur zum Luſt in ſpatzieren / oder in der Abrichtung verrichten / und die auff Reiſen und in andern Geſchaͤfften Muͤhe ausſtehen / alſo auch ein mehrers Futter haben muͤſſen / wieder ein groſſer Un - terſchied zu machen: So wird hier allein der erſten Art feyrender Pferde / der andern anderwerts zu ge - dencken / und denſelben uͤberfluͤſſig genug ſeyn / von mittelmaͤſſigem ſtarcken Haber / zu dem erſten Futter von drey biß fuͤnff Gauffen voll zu geben: Nach dem die Pferd groß oder klein / alt oder jung ſeyn.

Habern.

Solcher Haber ſoll gleicher Geſtalt nicht allein an ſich ſelber / auff einem guten Grund gewachſen ſeyn / denn wo man den Habern von ſaurem Land nimmet / welcher durchaus geſaltzen iſt / wie deſſen im Stifft Bremen und um Hamburg / mehr als des guten zu bekommen iſt / werden die Pferde davon auff der Stell den lautern Stahl bekommen / matt und durchfaͤllig werden / und denſelben nicht verdauen koͤnnen / auch ſo lang davon nicht zu befreyen ſeyn / als ſie ſolchen eſ - ſen muͤſſen / woraus dann endlich nichts als das gaͤntzliche Verderben des Pferdes erfolgen kan: maſ - ſen dann auch ſolchen boͤſern Habern die Pferde deſ - ſelben Landes nicht vertragen koͤnnen / ſondern davon gleicher Geſtalt angeſtecket werden.

Alſo ſoll auch der Habern nicht auff dem Acker vom Regen verfaulet / oder an daͤmpfigen feuchten Orten verwahret ſeyn / daß er den Pferden naß oder ſtinckend gereichet werde / woraus nichts anders als allerley Kranckheit entſtehen kan: Er mag aber an ſich ſelber ſo gut und friſch ſeyn als er wolle / ſo muß er doch rein ausgeſtaubt und wol geſchwungen werden / daß die geringſte Unreinigkeit darinnen nicht bleibe / in Ermangelung deſſen wird es in einem Stall anPferden / welche den Kropff / Wurm und andere Kranckheiten haben / nicht mangeln.

Wie nun in Reichung dieſes Futters auff die Groͤſſe und Alter der Pferde zu ſehen iſt / daß einem je - den ſein Gebuͤhr / und weder zu viel / noch zu wenig werde / weil auſſer allem Zweifel / ein groſſes Pferd mehr als ein kleines / ja manchesmahl wol mehr als doppelt erfordern kan: Jſt auff folgendes wol Ach - tung zu geben.

Futter-Maß.

Nachdem aber die Jungen viel gefraͤſſiger als die Alten / ſonderlich / weil ſie noch im Gewaͤchſe ſeyn / und einen hitzigen Magen haben / ſo mehr als ein Alter verdauen kan / muß man in der Fuͤtterung auf ſolchen Unterſchied gedencken / daß die Jungen nicht zu ge - ſchwind uͤberſchoppelt / und allzu fett werden / dahero denſelben lieber am Futter etwas abbrechen / und bey gutem Luſt behalten: Hergegen muß man nicht geringe Muͤhe und Kuͤnſte brauchen / die alten Pferde bey dem Eſſen zu behalten / weil derſelben kalter ſchwa - cher Magen ſo viel nicht mehr verdauen kan / auch an - dere Verhinderungen haben / | ſo ihnen den Luſt zu eſ - ſen nach und nach mindern So liget auch in Darrei - chung des Futters manchesmahl an der Hand / ſo daſ - ſelbe reichet / nicht wenig: denn mancher Knecht hat von Natur eine ſolche Neigung zu den Pferden / und dabey ein ſo geſegnete Hand / daß ſein Hand voll / mehr als eines andern zwo / erklecket: Alſo iſt manches Pferd zu Zeiten unluſtig / oder nicht alleꝛdings geſund / davon ihm der Luſt zum eſſen geleget wird / welchen Urſachen man fleiſſig nachſuchen / und ſie je ehe je beſ - ſer remediren ſolle.

Muß man alſo in allweg auff ein jedes Pferd fuͤr ſich ſein fleiſſiges Auffmercken haben / wie daſſelbe ſein Futter bald oder langſam gar auff iſſet / oder allzeit was davon ligen laͤſſet / ſolchen Falß muß man ihm das Futter lieber entziehen / biß es wieder hungerig wird / als damit noͤthigen / welches ihme den Grauen nur groͤſſer machen wuͤrde.

Der vornehmſte Haupt-Unterſchied iſt bey den Pferden nach eines jeden Landes Art: denn wie die Teutſchen Pferde von den unwiſſenden Knechten uͤber ihr Vermoͤgen / mit Gewalt zu vielem eſſen gleichſam gezwungen und genoͤthiget werden / biß ſie ſolcher uͤbermaß endlich gewohnen / und forthin der - gleichen nunmehr alſo gewohnet erfordern / oder kei - nen guten Dienſt thun wollen: So werden ande - re / als die Perſianiſche / Tuͤrckiſche / Barbariſche / Pohlniſche / Hungariſche / und mehr andere Pferde mit groſſer Muͤhe und Fleiß zu der Maͤſſigkeit gehal - ten. Weil dann dieſelbe gar wenig / ja wol bey der Helffte Futter / ungleich mehr und groͤſſere Arbeit ver - richten / daß ſie auch nicht mehr Futter annehmen wollen / als ſie gewohnet ſeyn / ja wann man ihnen nur ein halbe Hand voll uͤber ihr Ordinari fuͤrgiebet / nehmen ſie ſo bald ein Grauen darob / daß ſie gar nichts eſſen / und daſſelbe nicht auff eine / ſondern wol etliche Mahlzeiten nacheinander: Deſſen ungehin - dert aber / gehen ſie nichts deſto weniger ihren Weg / wie zu der Zeit / da ſie ihr volles Futter eſſen: weil ſie auch bey einem Futter doppelte Tagreiſen gegen denTeut -47Pferde-Schatz.Teutſchen Pferden ins gemein verrichten: So iſt ja offenbahr / daß die Teutſchen Pferde mehr uͤberfuͤt - tert / als zur Nothdurfft geſpeiſet / und damit mehr ver - derbet / und zu der Arbeit untuͤchtig / als kraͤfftiger ge - machet werden / wann man ſie alſo mit kraͤfftigem Futter ausſtopffet und uͤberfuͤllet / daß ſie vor keichen und blaſen nicht wol aus dem Stall gehen / geſchwei - gen geſchwind fortkommen koͤnnen.

Hierinnen ſtecket auch die rechte eigentliche Urſach / warum die auslaͤndiſche Pferde in Teutſchland / in dem erſten und hoͤchſtens andern oder dritten Jahr anfangen matt und krafftloß zu werden / zukrancken / und nichts guts auszurichteu / welche in ihrem Lande bey ihrer Wartung in die 20. 30. und mehr Jahr die beſten Dienſte leiſten koͤnnten / weil ſie nemlich von unſern Knechten gezwungen werden / ihre gute Ge - wohnheit und maͤſſige Natur allgemach zu verlaſſen / und eine andere unmaͤſſige Natur anzunehmen / wi - der ihr Vermoͤgen und Luſt zu eſſen und zu trincken / auch deſto minder zuarbeiten / und muͤſſig zu ſtehen / welches das rechte Widerſpiel iſt / demjenigen / was ſie in ihrer Erziehung in guter Ordnung und Maͤſſig - keit angenommen / und ſo offt aus geuͤbet haͤtten.

Dann wie ſelbige Voͤlcker ſich auf die Pferd-Zucht Erziehung / Wartung und Gebrauch ins gemein beſ - ſer / als wir verſtehen / und darinnen der Natur und Vernunfft gar viel naͤher kommen / ſo erſetzen ſie den Uberfluß des Futters bey den Pferden mit deſto fleiſſi - ger Wartung / und ſorgfaͤltigen Auffmercken auff je - de Begebenheit / Beſchaffenheit / Veraͤnderung und Zuſtand / dem ſie bald abzuhelffen / den meiſten aber wol vorzukommen wiſſen; wir aber hergegen / und unſere Knechte wollen bey unſern Pferden allen Ab - gang der noͤthigen Wartung / mit dem Uberfluß Fut - ters erſetzen / und die rechte Verpflegung faſt gaͤntzlich unterlaſſen.

Die Erfahrung wird einem jeden Liebhaber dieſer Pferde in die Hand fallen / wann er zu denſelben Teutſche Knechte gebrauchen wird / wie bald ſie die - ſelben fertig machen koͤnnen / denn bey denſelben iſt nun eine gemeine Regel / daß ſie die Striegel oͤffter auff die Erde klopffen / als auff dem Leibe gebrauchen / den Staub abzubringen / das Futter / ſo ſie auff etliche mahl oder einen gantzen Tag haben ſollen / auff ein - mahl fuͤrſchuͤtten / und darauff einen guten ſtarcken Trunck thun laſſen / wie ſie ſelber gewohnet ſeyn / da - mit ſie deſto ehe zum Sauffen oder anderer Buͤberey kommen / und den Tag damit zubringen / dabey ihnen die Pferde ſelber auffwarten moͤgen. Dahero es nicht unbillich (wiewol in einem andern Verſtand / als es ſeyn ſolle /) eine Wartung genennet wird / wann die Pferde Nacht und Tag auf ihre gehoͤrige Verſor - gung warten muͤſſen da doch viel billicher die Knechte ihrer Schuldigkeit abwarten ſolten / wann die Pferde ihrer Dienſte beduͤrffen. Aber dieſer Leute Beſſerung iſt mehr zuwuͤnſchen als zuhoffen / und iſt nicht hoch genug zubeklagen ſich zuverwundern / wie doch ihre Herren ſolche Unart gut ſeyn laſſen koͤnnen / da ihnen doch der taͤgliche Schaden einen andern Weg zeiget.

Wie offt zufuͤttern.

Welche gewohnet ſeyn ihren Pferden des Tagesfuͤnff Futter zugeben / theilen ſolche Zeit auch nach deß Tages Laͤnge ein / daß einerley Zeit zwiſchen jedem Futter / und nicht eine laͤnger / die andere kuͤrtzer ſey / ſo auch bey denen noͤthig iſt / welche vier / und auch nur drey Futter zulaſſen / welches alles ſein erhebliche Urſa - chen hat / nur daß ſolche einmal eingefuͤhrte Ordnung nicht leichtlich oder offt geaͤndert werde / welche Ver - wechslung eine andere Unordnung bey den Pferden verurſachen kan. Dann es will der Columella / daß die Pferde groſſe Kopff-Wehe bekommen / wann ſie zu ungewiſſer Zeit unordentlich eſſen muͤſſen: denn Unordnungen ſind zu keiner Zeit keinem Menſchen oder Thier gut / koͤnnen auch keinen guten Ausgang haben / denn was unzeitig geſchicht / wird auch zur Un - zeit wuͤrcken.

Etliche wollen des Pferdes Kraͤffte und Gewaͤchs durch lauter Habern vermehren / welches bey den wachſenden Pferden mehr Schaden als Nutzen bringet: dann von ſeiner Hitze wird ihnen das Ge - daͤrm und gantzer Bauch zuſam̃en gezogen und auff - geſchuͤrtzet / daßſie wie die Windſpiel ſehen / welches nit allein uͤbelſtaͤndig / ſondern auch auff mehrerley Wei - ſe ſchaͤdlich / weil ſolche Pferde auf dem Ruͤcken leicht - lich gedrucket werden / in dem der Sattel allzeit zuruͤck weichet / ſonderlich wenn man Bergan reitet: es ſcha - det auch dem Geſicht / und den innerlichen Gliedern an der Geſundheit / dahero der gantze Habern viel beſ - ſer bey den arbeitſamen Roſſen / als bey den feyrenden / und den Alten ungleich geſuͤnder / als den jungen iſt / die man damit zuſtaͤrcken noͤthig hat / uͤber das auch gantzer Haber nicht voͤllig zu verdaͤuen / wo deſſen viel auff einander gegeben wird.

Andere mengen den Haber mit Stroh / welches den muͤſſigen Pferden jederzeit gut und geſund / wo daſ - ſelbe anders von friſchem reinem Weitzen-oder Ro - cken-Stroh / und nicht von altem mauß-fraͤſſigem / faulen ſtinckenden Dachſtroh / auch nicht Fingerlang / ſondern je kuͤrtzer je beſſer geſchnitten iſt / denn das lang-geſchnittene Stroh koͤnnen die Pferde nicht aus dem Halſe bringen / wann es aber ſtecken bleibet / ver - urſachet es den ſelben die Huſten. Ob man aber die Haͤlffte oder ein Drittheil / auch wol zwey Drittheil des Habers darunter menge / iſt alles gut / wann es nach des verſtaͤndigen Austheilers Urtehil erwogen iſt / welcher Geſtalt man die Pferde fett und ſtarck ha - ben will. Ein mehrers aber wuͤrde dem Pferde ei - nen ungeſtalten Bauch bringen / der wie den Kuͤhen zuruͤck und beyderſeits ausgehet / welches den Sattel allzeit vorwerts ſchiebet / und die Pferde vornen auff dem Riß drucket / uͤber das ſchmermuͤthig und unge - ſchickt machet.

Welche Pferde nun den lautern Haber lieber als das gemengte Stroh eſſen / und das Stroh mit Brauſen ausblaſen / welches ſie doch eſſen ſollen / muß man das Futter etwas feucht machen / biß ſie deſſen entwohnen: denn das naſſe Futter iſt guten feyren - den Pferden nicht ſo gut / als das trockene.

Das Futter ſollen ſie auch mit guter Ruhe eſſen: denn wann man unter ihrem eſſen viel mit ihnen zu ſchaffen hat / oder im Stall umlauffet / ſehen ſie ſich darnach um / und laſſen das meiſte Futter aus dem Maul auff die Erden fallen.

Wann48Neuer vollkommener

Wann ſie faſt aufhaben / ſoll man den Uberreſt mit einem Buͤſchel Stroh ſauber zuſammen kehren / daß ſie fein rein auffeſſen lernen / und nichts vergeblich um - komme.

Gerſten.

Nechſt dem Habern iſt die Gerſten am meiſten ge - braͤuchlich / und zwar das nuͤtzlichſte Futter / doch muß dieſelbe allzeit mehr Stroh eingemenget haben / als der Habern erfordert / ſonderlich / wo die Pferde ſolche ſollen gantz genieſſen / darob ſie ſich aber ſehr hart zer - beiſſen und ſtumpffe Zaͤhn machen / auch ſehr muͤde werden / dahero es neben dem Stroh ſehr gut / wann ſie eine Nacht zuvor eingeweichet / und in friſches Waſſer geleget wird; wolte man aber die Muͤhe und Unkoſten daran wagen / ſolche brechen zu laſſen / waͤre es um ſo viel beſſer und ſicherer / wegen des uͤberfuͤt - terns / ſo bey kraͤfftigem Futter gar leichtlich uͤberſehen iſt / ſonderlich bey den Pferden / welche daſſelbe nicht wieder durch Arbeit von ſich bringen. Die Gerſten aber iſt auch darum fuͤr gut gehalten / weil ſie keinen Schweiß treibet.

Rocken.

Nach der Gerſten gehet der Rocken / welchen etli - che fuͤr ein ſchaͤdliches Futter halten / weil er traͤge / ſchwermuͤthige Pferde machen ſolle / deſſen doch keine erhebliche Urſache zu geben iſt. Wann aber der gu - te Rocken wol mit Waſſer geweichet / und mit viel Stroh / als 3. oder 4fach uͤberſetzet / auch deſſelben kaum die Haͤlffte ſo viel als des Habers gegeben wird / kan die Erfahrung erweiſen / welche Kraͤfften und be - ſtaͤndiges hartes Fleiſch davon kommet. Doch iſt in allweg dabey eine ſonderliche beſcheidene Maßhal - tung noͤthig / daß man ſolchen nicht geſchwind auff einander Hauffenweiß hingebe / ſondern langſam und wenig / daß dem Pferd Zeit gelaſſen werde / ſolchen zu verdauen.

Weitzen / Duͤnckel / Bonen.

Weitzen / Duͤnckel / Bonen ſeyn den Pferden all - zeit ſchaͤdlich / davon ſie eine unmaͤſſige Hitze in dem Leibe bekommen / die ihnen in langer Zeit nicht zu le - ſchen muͤglich iſt / dafuͤr man ſich billich huͤten ſoll.

Erbſen moͤgen den gar abgekommenen / magern / alten Pferden / wann ſie wol geweichet / oder vielmehr das Meel / etwas dienſtlich ſeyn / eine kurtze Zeit biß zu der Beſſerung zugebrauchen.

Spelt.

Jn Jtalien eſſen die Pferde Spelta / deſſen ſie alſo gewohnen / dahero deſto minder ſchaden kan.

Jn Hiſpanien / ſonderlich in Valentia Johannes - Brodt / womit es gleiche Beſchaffenheit hat.

Brodt.

Jn Engelland grob gebacken Brodt / welches ein kraͤfftiges Futter / aber wegen der Wuͤrm ohne Saltz mißlich zu geben.

Jn den aͤuſſerſten Mittnacht-Laͤndern muͤſſen die Pferde gedoͤrrte Fiſche mit den Leuten eſſen / welches auch ihre Natur annimmet / weil ſie von keiner beſſern Speiſe wiſſen.

Wie nun die Pferde mit vielem / vielmehr mit gar kraͤfftigem Futter / leichtlich von dem Appetit kom̃en /oder gar uͤberfuͤttert und uͤberſchuͤttet werden koͤnnen / (welches als ein vornehmſtes Stuͤck der rechten Ge - ſundheit / ſonderlich bey muͤſſigen Pferden / in allweg ſorgfaͤltig genommen / und nicht hindan geſetzt oder verſaͤumt ſeyn will:) wo man das Futter unter alle Pferde jederzeit gleich theilen / und nicht auff eines je - den Zuſtand inſonderheit ſehen wuͤrde / wie ein jedes derſelben an dem Alter / Kraͤfften / Luſt / Verdauung und Arbeit beſchaffen iſt / nach welcher Beſchaffenheit das Futter einem jeden entzogen oder gemehret wer - den ſolle: Denn je minder Ubung und Luſt zum Eſſen / je minder Futter ſoll man ihme geben / welches aber am allermeiſten bey denen Pferden in acht zuneh - men iſt / welche allzufett werden wollen / bey welchen weder Geſundheit / noch gute Dienſte zu finden / und iſt allezeit beſſer / daß ein Pferd zu mager / als zu fettbleibe / wann man ja das rechte Mittel nicht mit demſelben ſolte treffen koͤnnen:

Alſo ſoll man auch die gar gefraͤſſige oder magere Pferde nicht mit Gewalt mit haͤuffigem Futter aus - ſtopffen / welche damit uͤberfuͤttert werden muͤſten / ſondern ſolchen Mangel aus dem rechten Grund er - forſchen / und daſelbſt Remedirung ſchaffen / immit - telſt es bey einem ziemlichen Ordinari-Futter bleiben laſſen.

Und obgleich die feyrende Pferde aus der Schul / oder im Spatzieren zu Zeiten / ja offt geuͤbet werden / ſo iſt doch ſolches unter die Arbeitenden nicht zuzeh - len / dann aller Zorn und Hitze / ſo ſie in ſolchen Faͤllen ankommet / iſt nicht ſo maͤchtig / daß ſie die Verdau - ung des Futters / oder den Hunger erreichen / oder ma - chen koͤnnte / ſondern es iſt nicht weiter / als fuͤr eine Anſtreckung der Glieder / und Erluſtigung des Ge - muͤths anzunehmen / welche bey dem Appetit ſo viel als nichts helffen kan / dahero deßwegen die ordentli - che Diaͤt in der Stall-Ordnung zu keiner Zeit / und auff keiner Reiſe zu aͤndern iſt.

Ubung.

So die Pferde nicht woͤchentlich 1. 2. oder 3. mahl auff die Reit-Schul kommen / oder ſonſt in unter - ſchiedlichen Geſchaͤfften gebrauchet werden / ſo wer - den ſie nothwendig / (wie der Bucephalus) deſto oͤffter ins Feld geritten werden muͤſſen / welcher ſolche Ubung taͤglich 2. oder 3. mahl gehabt / deſto minder Fettigkeit als mehrere Leibes-Ubung Gemuͤths-Erfriſchung werden ſie alsdann haben / nach welchen die Pferde auff ſolche Weiſe verſehen werden ſollen: wie man auch nach abgelegter Schul / und verrichteter Reiſe verfahren ſoll / wann ſie ſolche Arbeit verrichtet / ſon - derlich wo ſie ſich etwas erhitzet haben / ſolche Verfah - rung ſoll hiernechſt in rechter gleichmaͤſſiger Ordnung folgen. Auſſer ſolcher Ubung aber werden die Pferde ordinari zu ihrer gewoͤhnlichen Zeit / entweder alle 3. 4. oder 5. mahl mit Eſſen und Trincken auff einerley Weiſe verſorget / und (auſſer den ſtriegeln) mit dem wiſchen / Heu / Futter / Waſſer und Streugeben / ver - ſehen / ohne daß man ihnen zu der letzten Nacht-Zeit eine vollkommene Streu machet / auch mehr Heu und Futter giebet / als man bey Tag gewohnet iſt. Wird alſo der Ordinari Proceß / welcher Tag fuͤr Tag mit den Pferden zu halten / hoffentlich genug erlaͤutert ſeyn.

Stall -49Pferde-Schatz.

Stall-Ordnung / welche mit den Schul - oder reiſigen Pferden / nach verrichteter Arbeit / in acht zunehmen.

ES laſſen wol etliche Reuter geſchehen / daß ih - nen die Pferde ungeſtriegelt / aber nicht unge - butzet auff die Schul gebracht werden / und daſ - ſelbe zu Verſchonung der Knechte / welche dieſe Ar - beit ſo fruͤhe mit allen Roſſen nicht beſtellen koͤnnten / als die Pferde dahin gebracht werden muͤſſen / wo - durch dann die Knechte ſolche Arbeit / und das Pferd dieſes zum Vortel haben / daß der Staub nach dem Schweiß leichter abzubringen iſt: ohne Eſſen oder Trincken aber werden ſie dahin gefuͤhret / weil der Reuter vermeynet durch den Hunger von dem Pferd zu erhalten / was es mit vollem Bauch nicht wol thun koͤnnte / wann es gleich wolte / auch wol nicht wil / wann es gleich koͤnnte. Es beſchehe nun auf welche Weiß es die Gewohnheit eines Orts mitbringet / ſo iſt doch dem Pferd nicht gut / bald auff groſſe Arbeit oder Hitze gefuͤttert zu werden.

Wird demnach ein edles Pferd / (das von der Schul / aus dem Feld / oder von der Reiſe kommet /) fuͤr das erſte recht wohl erkuͤhlet werden muͤſſen / ehe es in den Stall gebracht wird / welches durch gemaͤch - liches umfuͤhren / dabey es wol zugedecket ſeyn ſoll / am beſten beſchehen kan: Jn welcher Zeit daſſelbe von aller Hitze / Zorn oder anderer groſſen Bemuͤhung / wol verblaſen und befreyet ſeyn ſolle / daß es deren kei - nes mehr gedencket oder empfindet.

Wann es denn alſo in den Stall koͤmmet / wird es im Stand umgekehret / hoch auffgehefftet / ein oder zwo Stund auffgezaͤumet / ſtehend gelaſſen / hernach abgezaͤumet / abgeſattelt / mit dem Striegel nicht ge - gen / ſondern nach den Haaren abgezogen / die Schen - ckel (und ſonderlich die Faͤſſel mit friſchen Stroh rein abgeſtrichen /) biß auf die rechte Futter - und Traͤnck - Zeit auf der Streu zugedecket ſtehen laſſen.

Nach dem Futter (welches man wie den andern ordinari giebet) wann es gantz duͤrr trucken iſt / wird es ordentlich geſtriegelt / mit flachen Haͤnden / oder ei - nem gar wenig feuchten Schwamm / wol gegen die Haar gerieben / und gleichſam gekrauſet / welches die Welſchen Spalmare nennen / dann wieder abgewi - ſchet / damit ſind (ſonderlich im Fruͤh-Jahr) die alten Haar am beſten abzubringen / umb das Pferd rein zu machen.

Welchem nun ein edles Pferd lieb iſt / der wird ſol - cher Ordnung nach Muͤglichkeit nachkom̃en: Dann ob wol im Krieg und weiten eilenden Reiſen hierin - nen viel nachgeſehen werden muß / ſo iſt doch wieder - um nicht zu widerſprechen / daß man des Pferdes Ge - ſundheit und Staͤrcke daſelbſt beſſer und mehr als zu Hauß / ja am hoͤchſten noͤthig / welche aber durch Un - terlaſſung dieſer Ordnung am eheſten Schaden ley - det / dahero auch in denſelben Geſchaͤfften eben die meiſten und beſten Pferde am ehiſten und oͤffterſten zu Grund gehen / weil ſie ihrer nothwendigen War - tung mangeln muͤſſen.

Ob nun wol ſolche Nothfaͤlle die rechte Ordnung nicht zulaſſen / ſo wird ſie doch nicht allzeit zuhalten unmuͤglich ſeyn / ſondern wenigſt zu Zeiten wol ſo viel Gelegenheit uͤberbleiben / daß man den Pferden etwas gutes wiederfahren laſſe / kan daſſelbe auch gleich nicht mit Butzen / Eſſen und Trincken in der rechten Zeit / ſo kan es doch in dem rechten Maß / ſonderlich aber in der Enthaltung geſchehen / daß keinem erhitzten Pfer - de zu keiner Zeit Eſſen oder Trincken zugelaſſen oder gegeben werde / welches ihnen gleich ſchaͤdlich iſt / wie - wol nicht einem wie und ſo viel als dem andern / oder in gleicher Zeit / daß man daſſelbe auf der Stelle ſpuͤ - ren koͤnnte / gleichwol den Edelſten am ehiſten und meiſten / daß ſich zum wenigſten iñerlich eine Kranck - heit anſetzet / ſo man mit der Zeit wol zu ſpuͤren / und da - mit gnug zuthun hat / biß man ſolches wieder remedi - ret / das offtmahls ſchon verſaͤumet und zu ſpat iſt.

Wer nun ſein Pferd in und gleich nach groſſer Arbeit vor allem Eſſen und Trincken verwahret / der auch ein erhitztes oder ſchwitzendes Pferd nicht unbe - decket in der Kaͤlte ſtill ſtehen laͤſſet / oder in das Waſ - ſer bringet / wird ſein Pferd vor vielem Unfall befreyen / daß er ſich deſſen lang gebrauchen kan / ob er ihm gleich keine andere Gutthat erweiſet / ja in einer langen Zeit etliche Tage nicht zu eſſen geben koͤnnte: denn daß ein Pferd ohne Gefahr und Schaden ſeiner Ge - ſundheit und Lebens laͤnger ohne Speiſe als ohne Tranck bleiben kan / iſt durch die Erfahrung offt er - wieſen / und zwar auch damit / daß einem Pferd in Mangel der Speiß andere Krafft-Mittel beyge - bracht werden koͤnnen / welche ſich aber (ſonderlich in hitziger Zeit) in Leſchung des Durſts nicht practiciren laſſen wollen.

Trincken.

Dann ob gleich Ariſtoteles der Meynung iſt / daß die Pferde vier Tag ohne Schaden ungetruncken blei - ben koͤnnten / ſo will doch die Erfahrung nicht damit einſtimmen / ſonderlich unſer Teutſche Pferde / welche vor Ungedult verfallen wollen / wann ſie nur 2. oder 3. Stund von einer Herberg zur andern ungetraͤncket bleiben ſollen / welches aber mehr ihrer boͤſen Erzie - hung / als ihrer Natur zuzumeſſen iſt / die ſolche ſchaͤd - liche Gewohnheit in eine andere Natur veraͤndert / in dem dieſelbe in Teutſchland von Jugend auf / ſo oft uͤbermaͤſſig ohne Unterſchied der Zeit getraͤncket wor - den / ja wo ſie Waſſer wiſſen oder ſehen / von dem Trincken faſt mit keiner Gewalt abzuhalten ſeyn. Daß aber ſolches viel anders ſeyn koͤnnte und ſolte / erweiſen der Tuͤrcken und anderer ihrer Nachbarn Pferde / nicht allein jederzeit an ihrem Ort / ſondern auch bey uns / wann ſie erſt in unſere Oerter kommen / ehe ſie anderſt gewoͤhnet werden. Denn ob gleich dieſelbe in den hitzigen Laͤndern erzogen / alſo von gantz hitziger Na -Erſter Theil. Gtur /50Neuer vollkommenertur / Gebluͤth / Sinn / Eigenſchafft und Bezeigung ſeyn / von Jugend auf hitziger durrer Weyde genoſ - ſen und gewohnet / werden ſie doch von den ihrigen ſo wol zu Ertragung des Durſtes / als des Hungers ge - wohnet / und in ſolcher eigenen Enthaltung alſo ver - gewiſſet / daß ſie in der groͤſten Hitze am wenigſten nach dem Trincken dringen / welches aller Vernunfft nach ungleich leichter bey den Teutſchen Pferden zu erhalten waͤre / welche in kalten / feuchten / waͤſſerigen Laͤndern erzogen / von kaltſinnigen Eltern entſproſſen / von Jugend auff kalte feuchte Weyde genoſſen / kalt - ſinnig vom Gemuͤth / Sinnen und Gebluͤth / auch in der Action von gleicher Bezeigung ſeyn / alſo wol acht oder mehr Urſachen haben den Durſt zu erleiden / als die andern im Gegentheil Urſach haͤtten / darinnen unleidentlicher zu ſeyn.

Etliche zwar laſſen ihren Pferden das Trincken in waͤhrendem Gebrauch und Hitze allein mit der Eon - dition zu / wann es die Gelegenheit giebet / daß maͤn ſie nach dem Trincken wieder forttreibet / und nicht dar - uͤber erkuͤhlen laͤſſet. Das moͤchte zwar nicht ſo ſchaͤd - lich als das erſte ſeyn / wer aber der Muͤglichkeit nach / (dann den aͤuſſerſten Nothfaͤllen iſt kein Geſetz fuͤrge - ſchrieben / wie auch dieſelbe nicht gehalten werden:) ſein Pferd ſo lang von allem Eſſen und Trincken ab - haͤlt / biß es ordentlich ausgekuͤhlet iſt / wird auch jeder - zeit zu Pferde ſeyn koͤnnen / wann andere die ihrige be - klagen oder verlaſſen muͤſſen. Alles uͤbrige iſt im Krieg und auf den Reiſen zu beſtellen wie und ſo gut man kan: gleichwol wird die groͤſte Sorge / Muͤhe und Fleiß den groͤſten Nutzen ſchaffen / und den mei - ſten Schaden verhuͤten.

Jns Waſſer reiten.

Etliche laſſen ihre Pferde gern offt ins Waſſer rei - ten / vermeinen / daß es nicht allein zur Reinigkeit / ſon - dern auch zur Geſundbeit dienſtlich ſey; auſſer dem aber / daß nach der groſſen Arbeit und angeklebtem Koth / die Pferde mit ſo leichter Muͤhe nicht auf ein - mahl abzuwaſchen / als es in den flieſſenden auch ſte - henden Waſſern geſchehen kan / und den lahmen ſteif - fen Fuͤſſen / die rinnenden Waſſer / die Muͤdigkeit und Beſchwerung etwas ausziehet: Nichts deſto weni - ger iſt der uͤbermaͤſſige Gebrauch des offtmahligen / ja taͤglichen Waſſerreitens / in viel Wege mehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich: Denn wann die Pferde naſſe Fuͤſſe aus dem Waſſer bringen / und nicht wieder gantz rein und trucken abgerieben werden / (wozu die Knechte ſchwer - lich zu bringen ſeyn /) ſo ſchlaͤget ſolche kalte Feuchtig - keit einwerts / und reitzet die innerliche deſto mehr / daß die Fluͤſſe deſto haͤuffiger ausbrechen / und die Fuͤſſe je - derzeit Anſtoß haben muͤſſen.

So iſt alles was offt genetzet wird / ohne das weich und leichtlich ſchadhafft / die Huͤfe koͤnnen nicht als - bald allerley Waſſer annehmen / davon denn den frembden Pferden dieſelbige gantz muͤrbe werden / daß ſie kein Eyſen tragen koͤnnen. Gar fetten Pferden ſchadet es im Sommer am wenigſten / den magern aber jederzeit / und zwar iſt es beyden im Winter am ſchaͤdlichſten / weil die Kaͤlte zuviel durchdringet.

Alſo iſt den Pferden das Waſſer / ſo an den Bauch reichet / umb ſo viel ſchaͤdlicher / als daſſelbe kalt iſt /weil diejenigen bald das Grimmen davon bekom - men / ſo darzu geneiget ſeyn. Je mehr nun geſun - de Schenckel in die Waſſer gebracht werden / je ehe werden ſie ſchwach und mangelhaft erſcheinen. Jſt al - ſo den Pferden nichts beſſers / als daß ſie mit truckenen Fuͤſſen in den Stall gebracht / auch nur trucken mit lindem Stroh abgerieben werden / welches ihnen in allwege auch jederzeit geſchehen ſolle / wann ſie mit naſſen Schenckeln in den Stall gebracht werden muͤſſen / es ſey gleich daß man ſie in das Waſſer gerit - ten oder ſonſt von naſſem Wetter oder Wegen nach Hauß bringen muß.

Wo aber der Koth bey einem Brunnen oder an - dern Waſſer (auſſer daß ſie ins Waſſer geritten wer - den /) abgewaſchen werden kan / waͤre es den Fuͤſſen deſto beſſer / welches denn viel Arbeit verurſachet / dar - an die faulen Kerl nicht wol zubringen ſeyn: wo aber der Koth niemahls uber Nacht auff den Fuͤſſen / viel minder laͤnger ſtehen bleiben ſolle / und daſſelbe ja nicht anderſt abzubringen Gelegenheit vorhanden waͤre / ohne daß ſie in das Waſſer gebracht wuͤrden / (ſo ſich allein auf die reiſende Pferde verſtehen laͤſſet /) muͤſſen ſie in alleweg mit Stroh wieder rein abgerie - ben werden / daß keine Naͤſſe oder Feuchtigkeit von ſich ſelber eintrucknen kan.

Jſt alſo das oftmahlige Netzen die meiſte Urſach der fluͤſſigen Fuͤſſe / und hergegen die groͤſte Geſund - heit / wann ſie ſo viel muͤglich / rein und trucken gehal - ten werden: den geſunden Fuͤſſen ziehen friſche und flieſſende Waſſer / eben ſo viel gute Krafft aus / als ſie ſteiffen Fuͤſſen boͤſes auszuziehen finden.

Die Pferd ſollen aufgezaͤu - met ſtehen.

Daß ein Pferd nicht allein nach dem es geritten worden / 1. oder 2. Stunde auffgezaͤumet / im Stand umbgekehret aufgehefftet ſtehe / iſt nicht allein denſel - ben / ſondern auch denen nuͤtzlich / welche gar nicht aus dem Stall kommen / denn ſolche taͤgliche Gewohn - heit kan vielerley gutes wuͤrcken / als bey der Abrich - tung zufinden.

Stall-Reinigung.

Der Stall ſoll taͤglich wo nicht zweymahl oder mehr / doch einmahl deſto reiner durch und durch gefe - get werden / daß der Geſtanck und ſchaͤdlicher Dampf nicht uͤberhand nehme / auch ſoll man eben zu ſelbiger Zeit / Thuͤr und Fenſter eroͤffnen / daß der durchſtrei - chende Lufft alle boͤſe Duͤnſte ausfuͤhre / und friſche ge - ſunde Lufft einlaſſe / und daſſelbe in guten Wetter und bey geſunden Winden mehr / als bey ſchlechtem und rauhen Ungewitter / und ſtarcken durchdringenden feuchten oder gar zu duͤrren Sturmwinden deſto min - der: nach deren Veraͤnderung ſollen ſie auch lang oder kurtz offen behalten werden.

Auffſicht / Wacht.

Nachdem alle dieſe taͤgliche Arbeit geendet / und nachgeſehen worden / ob alle Pferde recht angeleget und ſonſt verwahret ſeyn / daß ſie ſich nicht loß ma -chen51Pferde-Schatz.chen und untereinander beſchaͤdigen koͤnnen / ob ſie al - le ihr gebuͤhrliches Futter bekommen / daſſelbe mit Luſt eſſen / keines traurig oder kranck / ob ein Liecht an einem wol verwahrten Ort / (da es keinen Schaden bringen kan /) bey der Hand / deſſen man ſich in Nothfaͤllen / in der Eylverſichern koͤnne / welches demjenigen billich zu vertrauen / ſo die Nachtwacht verſehen muß / (wo - rinnen von 2. Stunden zu 2. Stunden laͤnger oder kuͤrtzer / einer den andern abloͤſen ſolle /) wañ die Pfer - de etwa unruhig waͤren / in die Krippen ſtiegen / loß wuͤrden / oder ſonſten was unrechtes fuͤrfiele / derſelbe gleich bey der Stelle und in der Bereitſchafft ſtehe / ſolches je ehe je beſſer abzuſtellen / und da er demſelben nicht gewachſen / umb Huͤlffe ruͤffe / denn es kan ein einiges lautes Wort / im Anfang mehr bey den Pfer - den ausrichten / und von boͤſem Beginnen abſchroͤ - cken / als hernach ihrer viel nicht mehr erſetzen koͤnnen / wann das Ungluͤck geſchehen iſt / das offt in einem Au - genblick vorgehen kan: So ſoll auch zu gleicher Weiſe bey dem Tag / der Stall niemahls gar allein gelaſſen werden / ſondern zum wenigſten einer oder zween zur Stelle bleiben: jemehr auch das Geſinde zu Hauß iſt / und nicht in alle Winckel lauffet / und ſonderlich bey der Nacht / je beſſer wird der Stall ver - ſorget ſeyn.

Zeug ſoll rein gehalten werden.

Der Zeug / ſo bey den Pferden taͤglich gebrauchet wird / ſoll auch eben ſo offt gereinigt und geſaubert er - halten / und wo etwas mangelhafft wird / zeitlich aus - gebeſſert werden / womit ein merckliches erſparet iſt / und einen Wolſtand giebet.

Etliche wollen in den Staͤllen kein lautes Reden / Schreyen oder Singen gedulden / damit die Pferde der Stimme nicht zu ſehr gewohnen / wann ſie in der Abrichtung / wie in andern Faͤllen / zu der Huͤlffe oder Straffe gebrauchet werden ſollen / ſie dieſelbe nicht in acht oder annehmen / ſondern wol verachten / weil ih - nen des Schreyens und Getuͤmmels allzu viel bekannt worden.

Welches hergegen andere gern haben / damit ſich die Pferde / vor dem Geſchrey und Rumor der Leute / in gewiſſen Faͤllen / nicht entſetzen oder befrembden und ſcheu machen laſſen.

Bey der Meynungen ſeyn nicht ohne wichtige Be - dencken in acht zunehmen / welcher aber das Mittel er - wehlet / wird in beyden Faͤllen verſichert ſeyn.

Ende der Stall-Arbeit.

Damit werden alle Bediente in GOttes Nahmen und Wegen zu rechter Zeit zur Ruhe gehen / und ihre taͤgliche Sorg und Arbeit wol beſchloſſen haben.

Haarſtutzen.

Jederzeit im Abnehmen des Monds / ſollen die Knechte nach den Haaren ſehen / ſo im Schweiff wie die Schweinborſten auswachſen / welche die Pferde nicht eſſen laſſen / ſehr beſchweren und verdrießlich ma - chen: Die ſoll man / ſo offt ſie verhanden / ſambt der Wurtzel außziehen.

Gleicher Geſtalt und zu ſelbiger Zeit / die Stachel - Haar / ſo den Pferden umb die Augen wachſen / wieauch den Schleim in den Naßloͤchern und Augen - winckeln fleiſſig heraus wiſchen.

So ſoll man auch die Stuel-Geſchwulſt / Froͤſche / Wolffs-Zaͤhn / Hunger-Zitzen auch die Doͤrrwartzen und andern Unrath / ſo ſich im Maul und auf der Zun - gen erzeigen / zu gleicher Zeit abſchneiden / und die Ohren von Haaren und anderer Unreinigkeit aus - putzen.

Schiffer-Zaͤhn.

Der alten Pferde ſpitzige Schiffer-Zaͤhn abſtoſſen laſſen.

Schopff.

Jm wachſen des Monds / ſoll man Moͤhn / Schopff und Schweiff mit einer Scheer feni gleich abſchneiden / daß die Spitzen nicht fuͤreinander wach - ſen / ſondern ſchoͤn gleich ſtehen.

Moͤhn.

Etliche laſſen dieſelbe flechten / daß ſie fein krauß werden ſollen / welches bey gar dicken Moͤhnen / welche kurtz widerborſtig / und ſtarcken Haaren mehr eine Verdeckung ſolches Mangels / als bey ſchoͤnen Haa - ren eine Zierde iſt.

Schweiff.

Gleichwie auch die Auffbindung deß Schweiffes / (wann ſie nicht im boͤſen Wetter zu ſeiner Reinhal - tung und des Reuters Kleider Verſchonung gemei - net iſt / das Pferd mehr unehret als zieret / und im Sommer ſeiner defenſion wider die Fliegen berau - bet.

Schwemmen.

Das Schwemmen / in tieffen Waſſern / kan einen Sommer / uͤber etliche mahl / aber gar zu offt nicht gut ſeyn / weil ſolcher Ubrrfluß das Pferd ſehr ſchwaͤchen wuͤrde / daß es aber zu Zeiten durchauß deſto beſſer ge - reiniget / und bey der Wiſſenſchafft / wie es im Noth - fall ſchwimmen ſolle / er halten werde / kan nie anderſt als fuͤr gut gehalten werden.

Wo aber ein Pferd den Sommer uͤber alle Mo - nat 1. oder 2. mahl mit laulichter Laugen und Seiffen uͤber den gantzen Leib gewaſchen wuͤrde / ſolte es ihm niemahls ſchaͤdlich ſeyn.

Spannung der Fuͤſſe.

Die ihre Pferde im Stall mit 1. 2. 3. oder allen 4. Fuͤſſen ſpannen / daß ſie deſto ruhiger ſtehen ſollen / ver - urſachen damit viel Verletzung der Fuͤſſe / und daß die Pferde gewohnen alſo zu gehen / als ob ſie geſpannet waͤren.

Leder / Faͤden / Leimen und was den Pferden zuge - nieſſen ſchaͤdlich / Tauben / Huͤner / Gaͤnſe / Schweine / ſollen weit von den Staͤllen abgeſondert bleiben / und die Pferde dafuͤr bewahret werden.

Huffwartung.

Es wollen ihrer viel den Huff mit Huff-Salben verbeſſern und gut erhalten / worauff ſie viel Muͤhe und Unkoſten wenden / die ſie mit vielerley theurem Fett und Materien zuſammen ſetzen / auch taͤglich gebrauchen / welches bey gantz verdorbenen und ausgedoͤrreten Huͤfen anfangs eine gute Wuͤr - ckung haben kan / wie aber in allen Dingen allerG 2Uber -52Neuer vollkommenerUberfluß ſchaͤdlich / ſo werden die Huͤffe durch unmaͤſ - ſigen immerwaͤhrenden Gebrauch der Huff-Salben mehr verderbet als gebeſſert: denn ſie durchgehen den Huff und erweichen denſelben dergeſtalt / daß derſelbe keinen harten Boden im Gebrauch vertragen kan / daß ſie alſo dardurch endlich hinckend oder krumm gehen muͤſſen.

So iſt auch ſolche uͤbermaͤſſige Erweichung / zwar ein Anfang zu einem guten Huffwachs / wo derſelbe ermangelt; Aber hernach auch die rechte erſte Haupt - Urſach / daß er zuviel waͤchſet / zu geyl und ein voller Huff wird. So iſt auch das Geſchmier uber den gantzen Huff her / ohne Nutzen / weil ſich das rechte Gewaͤchs allein aus der Kron oder Preiß erheben und fortſchieſſen muß. Dahero auch in ſolchem Mangel deß zu wenig wachſenden Huffs / mehr als denſelben Ort zuſchmieren unnoͤthig und gantz vergebens: Hergegen aber wegen erſt-entwehnter Durchwei - chung umb ſo viel mehr ſchaͤdlich / ohne daß fuͤr die gu - ten Fette ſchade iſt / die anderwerts beſſer angeleget werden koͤnten.

Jſt demnach aller Gebrauch der Horn-Salben allein auff den Fall noͤthig und nuͤtzlich / wann das Pferd gar vom Huff kommen / und derſelbe zu lang - ſam oder gar nicht wachſen will / oder da derſelbe zu duͤrr und eingezogen waͤre / daß er einer mercklichen Erweichung nicht entbehren kan / und zwar auch nicht laͤnger / als biß die Salben in einem oder dem andern Mangel ihre Wuͤrckung gethan / zu welcher Zeit man ſo bald damit zuruͤck halten / und den Huff bey mittel - maͤſſiger Staͤrcke erhalten ſolle.

Welche dieſes erkennen oder die Unkoſten gern er - ſparen / ſuchen daſſelbe durch taͤgliches Einſchlagen / mit friſchen Kuͤhe-Miſt / welches in etlichen Faͤllen noch ſchaͤdlicher / nemlich umb ſo viel die weichen des Huffs von oben weniger / als von unten ſchaden kan.

Denn von dieſem ſtetigen einſchlagen waͤchſet nicht allein der untere Huff / ſondern vorderſt der Kern all - zuviel / und ſo ſehr / daß er zwiſchen beyden Stellen und in dem Eiſen keinen Platz hat / ſondern beyder - ſeits anſtoſſet. Und weil ihm das Eiſen nicht aus - weichenkan / ſo wachſen beyderſeits zween Winckel oder Wunden / in dem weichen Kern / welche weder ohne immerwaͤhrenden Schmertzen noch verurſach - ten Hincken nicht wol ſeyn koͤnnen. So viel ſich nun der erweichete groſſe Kern nicht weiter ausbrei - ten kan / weil er von dem Eiſen beyderſeits mit Gewalt inngehalten wird / ſo muß er nothwendig ſich erheben / und dadurch erreichet er den Boden / oder zum we - nigſten die ſpitzigen Stein / welche ihn mit ihrer Schaͤrffe im Gehen und harten Niedertreten noth - wendig verletzen muͤſſen; Davon das Pferd aber - mahl wie auff ſpitzigen Nadeln gehen / oder gar hin - cken muß. Je mehr und laͤnger nun ſolchem uͤber - maͤſſigen Wachſen des Kerns zugeſehen wird / je mehr nahet er ſich zu dem rechten vollen Huff / welches wol fuͤr dz 1. Mittel ſolches Mangels anzunehmen iſt.

So bald nun ein verſtaͤndiger Schmidt ſolchem Mangel durch ein hol gerichtes Eiſen zuhelffen ver - meinet / iſt der Vollhuff complet / und hat der Kern Raum gefunden / die Hoͤle des Eiſens gar zuerfuͤllen / indem die Schwere des Pferdes / und die ſcharffenSchneiden an des Pferdes Eyſen / die auſſere Wand an dem Huff abſtechen / daß ſie keine Staͤrcke behalten / das Pferd zu ertragen / ſondern wird von auſſen herumb umb ſo viel duͤnner und ſchwuͤcher / als in der Mitte dicker und ſtaͤrcker / alſo endlich gleichſam eine runde Kugel giebt ſo kan das Pferd gar leicht zu allem Gebrauch untuͤchtig gemacht werden.

Alſo ſeyn viel der Meinung / daß ſie auf den Reiſen dem Pferde eine treffliche Linderung machen / wann ſie ihm alle Nacht wol einſchlagen laſſen / ſonderlich / wo ſie auff harter Erden / Froſt oder Eiß gehen muͤſ - ſen / wodurch ſie dem Verpoͤllen vorkommen / ſolches damit auffloͤſen und verbeſſern wollen / welches aber eben ſo weit gefehlet iſt: denn ob es wol etwas lin - dert / ſo thut es doch der Sachen zu viel / und erweichet den Huff ſo ſehr / daß ſie alle ſpitzige ſcharffe Steine oder Sand in den Huff treten / davon ſie nothwendig hinckend und krumm werden / und endlich gar ſtehen bleiben muͤſſen / wo der Sachen nicht bald Rath ge - ſchaffet wird.

Jſt alſo das Einſchlagen allein in ſolchen Extremi - taͤten nuͤtzlich / wann der Huff auff der Reiſe im Froſt oder harter Erden allzuſehr erhitzet und erhartet iſt / nur 1. oder 2. Nacht lang / biß er etwas Linderung be - kommen und nachgelaſſen / zu Hauß aber / wann ſich die Ferſen allzuviel zuſammen ziehen / oder ein Zwang - Huff werden will / oder ſchon waͤre / als eine Neben - Huͤlffe / denen andern hierzu gehoͤrigen Mitteln zuzu - ordnen / oder auff den Fall der Kern gar ſchwinden wolte / oder allbereit geſchwunden waͤre.

Einſchlagen.

Letzlich aber iſt das Einſchlagen gantz unvermey - dentlich gut und nothwendig / ſo offt man das Pferd will beſchlagen laſſen / zwo Nacht oder Tage / vor / und 1. nach dem Beſchlagen: Denn wo die Huͤfe / ſo duͤrr und hart ſeyn / daß der Schmidt mit ſcharffen Eiſen nicht nach der Erfoderung darein ſchneiden kan / ſo wird das Pferd uͤbel beſchlagen werden / der alte Huff ſtehen bleiben / und endlich auch ein voller Huff dar - aus werden muͤſſen. Dann ob gleich die Schmiede wider die harte Huͤffe eine ſonderliche Kunſt zuge - brauchen wiſſen / daß ſie den Huff mit heiſſen Eiſen uͤberfahren / iſt es doch faſt ſchaͤdlicher / als ob ſie ihn gar nicht ausgeſchnitten: Denn alſo wird der Huff erhitzet / und ſo muͤrb gemacht / daß er gar zerfaͤllet / und keinen Nagel halten will: welches alles durch das Einſchlagen / in einer oder meiſt zweyen Naͤchten kan verhuͤtet werden.

Und eben aus ſolcher geſchwinder ſtarcker Wuͤr - ckung iſt alles vorgehende augenſcheinlich zuerweiſen: Dann ſo in ſo kurtzer Zeit / ein gantz erharter Huff durch das Einſchlagen ſo tieff und weit erweichet wird / daß man ohne Muͤhe / biß auff das Leben ſchnei - den kan; Wie ſoll dann nicht das taͤgliche Einſchla - gen den Huff biß in das Leben durchweichen muͤſſen / welches immer nachtritt / und endlich gar in das euſ - ſerſte hernach ſteiget / daß man nicht eines Pergament oder Meſſer-Ruͤcken tieff hinein ſchneiden kan / daß man das Leben nicht auslaſſen oder oͤffnen muͤſte / wie bey allen vollhuͤffigen Pferden zuſehen / welchen gar nicht einzuſchlagen iſt.

Weil53Pferde-Schatz.

Weil dann im Gegentheil nicht minder ſchaͤd - lich / wann der Huff gar zu duͤrr iſt / davon er noth - wendig auffberſten muͤſte / welche Loͤcher manchesmal zu rechten Horn-Kluͤfften reiſſen die biß in den Preiß oder Korn reichen / und das beſte Pferd eben ſo un - tuͤchtig machen / als ob es gar keinen Fuß haͤtte / weil ſolche gantz durchgehende Horn-Kluͤffte ſehr mißlich mit rechtem Beſtand zuſammen zuziehen und feſt zu ſchlieſſen ſeyn / daß ſie in allem Gebrauch / ſonderlich in dem kraͤfftigen Niederſetzen der Schenckel / und im Winter alſo bleiben / oder nicht von neuem aufſprin - gen ſolten: So iſt kein anders und beſſers Mittel / den Huff bey rechter Staͤrcke zu erhalten / als daß er weder zu hart noch zu weich / ſondern jederzeit einmahl wie das andere recht zaͤh ſey und bleibe daß er die Naͤ - gel und Eiſen wol halten und lang tragen kan / nicht zu viel oder zu wenig wachſe / nicht zerſpringe / auch nicht gar zu weich werde / welches allein mit ungeſal - tzenem Schweinen-Speck zu erlangen iſt / wann daſ - ſelbe woͤchentlich uͤber den gantzen Huff angeſchmie - ret wird / und ſich derſelbe wol in den Huff zieht oder eintrucknen laͤſt.

Beſchlagens-Zeit.

Welche ihre Pferde alle Monat beſchlagen laſſen / wollen ſie damit in der Ordnung behalten / daß ſie nicht heute dieſes / morgen ein anders Eyſen verlieh - ren / das man ſonder alles Ausſchneiden / ſo dann in der Eyl / bald an dieſem bald an einem andern Ort von unterſchiedlichen Schmieden wieder muͤſſe auf - ſchlagen laſſen / aus welcher Unordnung und oft unbe - qvemen Zeit viel Boͤſes entſtehen kan / daß die Pferde ungleiche Fuͤſſe / ſo wol in der Groͤſſe / als an der Ge - ſtalt und Form bekommen / welcher Fehler in langer Zeit nicht wieder zu recht zu bringen iſt / daruͤber auch die Pferde offt verſchnitten / vernagelt / auch wol ſcheuch uͤnd wild gemacht werden / daß ſie ſich ſehr un - gern beſchlagen laſſen / ohne daß die unverſtaͤndigen Schmiede die Wand unter der Ferſen nunmehr durchgehend / biß an dieſelbe rein hinweg ſchneiden / daß ein Pferd auf der bloſſen Ferſen gehen / und gleich - ſam wie ein Bock vorgreiffen / die Erde mit dem Stol - len ehe als mit der Spitz des Hufs oder mit den Zeen faſſen muß / welches wider alle gute Bezeigung und Sicherheit in allem Gebrauch und Ubung laͤufft / weil es dem Pferd alle Verſicherung der gewiſſen Tritt auf der Erden / den Luſt und Vorthel zum erhe - ben und fortkommen benimmt: uͤber dieſes auch von der ſcharffen Erden und ſpitzigen Steinen / an der Ferſen / jederzeit verletzet wird / welches doch von der Wand an dem Huff ſoll verhuͤtet und beſchuͤtzet wer - den / und an dem gantzen Huff kein ſo noͤthiges Stuͤck als dieſes zu erhalten noͤthig iſt.

Wie denn ein Ordinari-Schmidt / der diß recht verſtehet / allem vorzukommen weiß / ſonderlich wo er nicht allein die Zeit des Vollmonds und Abnehmens / ſondern die himmliſchen Zeichen fleiſſig in acht nim - met / daß er alle diejenigen Pferde in dem wachſen des Monds beſchlaͤgt / welche kleine Huͤfe und Kern ha - ben / welche ſich einziehen und zwanghuͤffig werden wollen: Hergegen im Abnehmen des Monds / wel - che Steingallen haben / oder darzu incliniret / die voll -huͤffigen und plathuͤffigen / welchen der Kern und der Huff zu ſehr waͤchſet: Oder aber wo es ſeyn kan in der Waag oder Krebs-Zeichen / wiewol daſſelbe mehr eine Curioſitaͤt als hohe Nothwendigkeit ſeyn kan / auf welche allzuſtreng zuhalten nicht noͤthig iſt.

Noth-Staͤll.

Sonderlich iſt nichts verdrießlichers und ſchaͤdli - chers / als wo man / wegen der Pferde oder faulen un - wiſſenden Schmiede / in Noth-Staͤllen beſchlagen muß: dann hierdurch werden die beſte Pferde zum Krieg und weiten Reiſen gantz untuͤchtig gemachet / weil man nicht uͤberall einen Noth-Stall und ſo viel Zeug bey der Hand haben und mitfuͤhren / oder auſſer ſolcher Sachen ein Pferd / ſo einmahl daran gewoͤhnet worden / nicht wol beſchlagen kan / daruͤber mancher umb Freyheit / Leben / Vermoͤgen und Ehre gar lie - derlich kommen kan / uͤber das die Pferde damit je laͤnger je wilder und endlich gar verderbet werden.

Jſt demnach kein Pferd von Anfang darzu zuzwin - gen / ſondern alles zu verſuchen / biß man es mit Vor - theil und guͤtigem Verfahren dahin bringet / daß es ſich aus freyer Hand und an einem freyen Ort / jeder - zeit ohne viel Rumoren oder gewaltſame Handanle - gung gern beſchlagen laſſe / welches auch nicht wenig Pferde / viel lieber / als im Nothſtall zulaſſen / wann es nur mit Beſcheidenheit mit ihnen verſuchet wird.

Ja viel derſelben wollen gar nicht angebunden ſeyn / ſondern gantz ledig ſtehen / wie man im freyen Felde beſchlagen muß / dabey man ſie auch billich erhalten ſolle / was Muͤhe und Zeit daruͤber auch angewendet werden muß. Wo es denn anderſt nicht ſeyn will / als ſolche an einem Ort feſt zu machen / ſo ſoll es doch ſo gemaͤchlich / fuͤrſichtig und vortheilhafft vorgenom - men werden / und mit ſolchem unſchaͤdlichen und un - gefaͤhrlichen Zeug / daß ſich keines Schadens dabey zu beſorgen / dabey die Knechte im Auff halten ihr Ver - moͤgen nicht ſchonen muͤſſen / daß ſie das Pferd un - verzagt und doch mit guter Vorſichtigkeit angreif - fen / an denen Orten recht faſſen / wo es ſeine Staͤr - cke im Widerſtand nicht gebrauchen kan; davon etli - che Vortheil bereit bekandt / die andern an ſeinem ge - hoͤrigen Ort / ſo viel ſich auſſer deß augenſcheinlichen Handgriffs beſchreiben laͤſſet / zufinden.

Außſchneiden.

Es iſt ein allgemeiner Mißbrauch / bey den meiſten Schmieden eingeriſſen / daß ſie umb den Kern nicht in die Tieffe / ſondern nur in die Weite herumb ſchnei - den wollen / ja den Huff biß an den aͤuſſerſten Ranfft und Umkreiß ausholen / alſo daß ſie auch die aͤuſſerſte Wand nicht eines Fingers oder noch weniger Staͤr - cke laſſen / worauff des Pferdes Fuß plat oder gleich auffligen ſoll oder kan / wollen alſo keine hohe Huͤffe / wie ſie ſeyn ſollen / ſondern mit Gewalt lauter breite Gaͤnß-Fuͤſſe zuͤgeln und haben / welche nicht allein ungeſtalt und ein ſchoͤnes Pferd verſtellen / ſondern ſehr ſchaͤdlich / ja die ungewachſene mit Fleiß gemachte Voll - und Plat-Huͤffe ſeyn oder werden muͤſſen. Da doch die auſſere Wand und Staͤrcke / ſo umb die Hoͤ - le oder Kern von einer Ferſen zu der andern ringſt her - umb gehet / nimmer zu bereit oder ſtarck ſeyn kan / da -G 3mit54Neuer vollkommenermit das Pferd darauff nicht allein deſto ſaͤnffter gehe / ſondern auch der Huff genugſame Staͤrcke habe / deß Pferdes gantze Laſt zuertragen / und das offtmahlige ſtarcke Niederſetzen auszuhalten / ohne daß ein Stuͤck nach dem andern herabgeſtoſſen abgebꝛochen wer - den muͤſſe / biß endlich der innere Stumpff allein uͤber - bleibe; ſo iſt die Hoͤle umb den Kern weit genug / wañ ſie nur eines Daumes breit offen ſtehet / weil weitere Oeffnung zu keinem Ding nutzen kan. Uber das auch / daß die Tieffe allein das Leben zuruͤck treiben und halten / welches auſſer dem je laͤnger je mehr heraus tre - ten muß. Jſt alſo voll - und platt-huffigen Huffen niemahls / den geſunden nur vor und nach dem Be - ſchlagen / oder doch auſſer demſelben gar ſelten / den ſchwindenden und zwanghuͤffigen / wo nicht taͤglich / doch offt einzuſchlagen nuͤtzlich.

Eyſen.

Gleichwie enge Eyſen den Huff zuſammen ziehen / daß ein Zwang-Huf daraus werden und zuwachſen will: Jtem den Kern von beyden Seiten bedraͤn - gen / angreiffen und verletzen: So geben die gar wei - ten Eyſen dem Kern mehr Raum zu wachſen als gut iſt / laſſen auch die ſpitzige Steine zu ſehr zwiſchen bey - de Stollen an die Ferſen kommen / dadurch ſie verle - tzet werden.

Ob nun wol dieſes die gar niedrige Stollen zu - laſſen / ſo muͤſſen aber auch ſolche nicht zu hoch ſeyn / damit das Pferd die Eꝛde mit voͤlliger und nicht hal - ber Staͤrcke faſſen koͤnne / und nicht ein Fuß durch den andern verletze: ſo machen hohe ſpitzige Stollen ne - ben der Gefahr des Tretens / allzeit unſichere Schen - ckel / auf welche ſich die Pferde in glatten Wegen mehr / als auf ihre eigene Staͤrcke verlaſſen / und all ihr Halten den Stollen auftragen wollen / weßwegen die Tuͤrcken gar keine Stollen brauchen wollen / ihren Pferden deſto ſicherere Fuͤſſe zumachen.

Das Eyſen ſoll durchaus von geſchlachten / glat - ten / zaͤhen / guten Eyſen / daß es keine Kruͤmme / auff - ſtehende Spitzen oder Gruben habe / welche den Huf angreiffen / oder den Sand zwiſchen Huf und Eyſen einlaſſen / welches beydes die Pferde ſehr brennet und druͤcket / auch nicht zuſchwer ſeyn / damit es die Naͤgel halten koͤnnen / auch nicht zu ſchwach / daß es nicht im ſtarcken Gebrauch entzwey breche.

Naͤgel.

So ſollen die Naͤgel nicht zu plump und dick ſeyn / daß ſie den Huf voller groſſer Loͤcher machen / noch zu ſchwach / daß ſie das Eyſen fallen laſſen: Wozu das beſte und zaͤheſte Eyſen noͤthig thut / daß nicht ein Na - gel hie der ander dort / ſondern in einer Circkel-runden Gleiche ſtehen / alſo in rechter Staͤꝛcke angezogen ſeyn / daß ſie das Eyſen nicht ſchlodern laſſen / noch allzu feſt auflige / daß es das Pferd nicht erleyden kan.

Beſchlagens-Zeit.

Ob wol Monatliches Beſchlagen die Huͤf voller Nagel-Loͤcher machet / und langwieriges Auffligen der Eyſen drucket und Steingalln verurſachet / kan doch weder eins noch das andere gut / ſondern das rechte Mittel von 6. 7. und 8. Wochen die rechte Zeitſeyn / gute Huͤfe ordentlich zu beſchlagen / und allezeit 1. oder 2. Tage hernach drauf muſſig ſtehen laſſen.

Und daſſelbe auſſer dem Nothfall / 1. 2. oder 3. Tag vor oder nach dem neuen oder Vollmond / nachdem der Hufe viel oder wenig wachſen erfodert / wo kein Mangel vorhanden iſt / nach welchem man ſich / wie in allen Nothfaͤllen / in allweg halten / und alſo ſolchen Falls dieſe Ordnung brechen muß.

Je mehr ſich nun der ausgewuͤrckte Huf / in der Form und Breite dem Eyſen vergleichet / alſo daß der Huf nicht vor das Eyſen / und das Eyſen vor den Huf gehet; Je beſſer wird das Pferd auf demſelben gehen und verſichert ſeyn / daß die euſſere Wand von dem Eyſen nicht geſchwaͤchet oder abgeſtochen wird / daß es nirgends hol noch unrecht auffliget / ſonderlich / wann der Huf fein gleich geſchnitten / und das Eyſen alſo gleich gerichtet iſt / daß kein Sand noch kleine Stein darzwiſchen eindringen oder zueigen kommen / welche das Pferd brennen und drucken koͤnnen: und iſt hierinnen allein zugelaſſen / daß das Eyſen nechſt am Stollen etwas breiter ſey / als daſelbſt der Huf ſeyn kan / vornen aber gleicher Weite / Breite und Laͤnge.

Es ſoll aber das Eyſen auf beyden Seiten die groͤ - ſte Breite haben / und ſich vornen an den Spitzen et - was verlieren / wie daſſelbe die gute Geſtalt des Hu - fes erfodert / der beſſer laͤnglicht als rund ſeyn ſolle.

Man kan auch zu Zeiten wol die Eyſen abbrechen / ob es gleich des Beſchlagens wol entrathen koͤnnte / wann man ſich eines oder des andern Mangels von Eyſen oder Naͤgeldrucken / Steingallen und derglei - chen beſorgete / denn auf ſolchen Fall / und wo derglei - chen vorhanden waͤre / muͤſte man die Eyſen ſo lang mit 3. oder 4. Naͤgeln anhefften / biß die Beſſerung er - folgete / wo aber deren keines zufinden / wiederum die alten Loͤcher treffen / und das alte Eyſen aufſchla - gen / dann ſo lang ein Pferd der neuen Eyſen immer entbaͤhren kan / ſoll man es bey den alten laſſen / auf welchen ſie gewohnet viel ſaͤnffter zugehen / denn die neuen Eyſen jederzeit etwas Aenderung an den Fuͤſ - ſen machen.

An etlichen Orten wird geſtattet und fuͤr gut ge - halten / daß die Pferde im Stall mit Spießruthen und Peitſchen forchtſam und fluͤchtig gemachet werden / daß ſie offt in die Hoͤhe / auch in die Krippen ſpringen muͤſſen / vielmahls aber mit dem vordern Bug an die Krippen ſtoſſen / davon ſie ſchwinden und buglahm werden / welches nicht allein den Pferden an der Ge - ſundheit / ſondern in der Abrichtung ſehr ſchaͤdlich / weil ſie dadurch alles Vertrauen verliehren / ſchuͤchter und ſcheuch werden / ſich leichtlich aufflehnen und an - dere Laſter lernen koͤnnen. Daher es beſſer / daß ſie im Stall ruhig / fromm und ſtill / hergegen in der U - bung deſto freudiger und tummelhafter ſeyn.

Erkuͤhlung.

Nach der Ubung wird ein jedes Pferd wol ver ſor - get ſeyn / wann es 1. etwas ſittſam auf der Schul ſpa - tziret / 2. eine gantze oder halbe Stund an der Hand umbgefuͤhret / 3. der Schweiß mit einem hoͤltzern Meſ - ſer rein abgezogen / 4. mit erholten Othem in den Stall gebracht / 5. friſches Stroh unter den Sattelein -55Pferde-Schatz.eingeſchoben / 6. eine gute Decke aufgeleget / 7. um den Kopff / und Ohren / Augen / Naſen / in den Naß-Loͤ - chern / Lefftzen / Kinn / zwiſchen den 4. Schenckeln / 1. mit einem Wiſchtuch / 2. mit einem feuchten / aber nicht gar naſſen Schwamm gereiniget und abgewi - ſchet / wo ſich Schweiß und Staub erzeigen und an - ſetzen; dann der gantze Leib wol gewiſchet und getruck - net wird. Nach ſolchem ſoll man es allererſt mit mittelmaͤſſigem friſchen / doch nicht kalten Waſſer waſchen / wiewol der Bauch und das Geſchroͤdt nicht genetzet werden ſollen / (wie etliche bey den Teutſchen Pferden nachthun /) andere aber bey den hitzigen Pfeꝛ - den allein ſehr gut befinden. Es ſoll auch das Pferd nicht ſo bald trincken / ob es gleich aͤuſſerlich gantz er - kuͤhlet iſt. Denn umb ſo viel hitziger wird das Ge - bluͤt innerlich wallend ſeyn / wann es mit Waſſer viel begoſſen wuͤrde / und das Pferd das Geſchroͤdt damit eylends in den Leib ziehet / davon es wol den Tod neh - men koͤnte.

Verſchonungs-Zeit.

Jm Julio und Auguſto / ſonderlich wo die Hitze ſehr groß iſt / ſollen die Pferde mit ſtrenger Arbeit / ſo viel muͤglich / verſchonet bleiben: Dagegen ſoll man ſie auch weder zu dieſer noch zur andern Zeit / gar ohne Ubung muͤſſig ſtehen laſſen / welches ihnẽ gleich ſchaͤd - lich iſt / nicht allein / daß ſie dabey gantz verdroſſen und faul werden / ſondern an Fettigkeit zu viel zunehmen / welches der Geſundheit auf beyderley Weiſe groſſen Nachtheil bringet / und zwar den beſten Pferden am meiſten / und iſt allen und ſonderlich ſolchen Pferden nichts nuͤtzlichers / als daß ſie bey mittelmaͤſſigem Lei - be auch bey mittelmaͤſſiger Ubung erhalten werden.

So offt auch ein ſolches (ſonderlich aber junges edles oder zartes) Pferd auſſer der Schul geritten wird / ſoll es nimmerwehr ohne Sattel geſchehen / weil das bloſſe Aufſitzen / (ſonderlich ſchwerer Knechte /) der Pferde Rucken ſehr kruͤmmet und beſchwerlich faͤllet.

Es ſoll ihnen auch auſſer dem Traͤnck-Gebiß / kein anders als ihr ordinari Zaum angeleget werden / weil alle Enderungen der Gebiß eine ſchaͤdliche Enderung des Mauls verurſachen.

Bette im Stall.

An etlichen Orten laͤſſet man die Bette fuͤr das Geſind in den Stall machen / damit die Knechte deſto beqvemer bey der Hand und in Ber eitſchafft bleiben koͤnnen / wenn bey Nachts-Zeit etwas fuͤrfaͤllet / das ſie abſtellen ſollen / welches aber andere fuͤr ſchaͤdlich befinden. Denn von dem duͤnnen Federſtaub / koͤn - nen die Pferde ein anſteckenden Huſten bekommen / woraus leichtlich gar der Dampff werden kan: Zu geſchweigen / daß auch das Geſind ſich bey Tag ſowol als bey Nacht darein legt und ſchlaͤfft / alſo je laͤnger je faͤuler wird / und ſich uͤber das im Winter in den kal - ten Naͤchten ungern daraus erhebet / wann es bey den Pferden zuſehen ſolle / ſondern ſich auff ſein bloſſes Schreyen verlaͤſſet / welches die Pferde deſto ehe ge - wohnen und verachten / nachdem ſie wahrnehmen / daß es allein bey dem Drohen verbleibet / und keine wuͤrckliche Correction hernach folget.

Reinigkeit.

Es wollen die Pferde durchauß / vielmehr aber die edlen und zarten gar rein und trucken gehalten ſeyn / welches aber auſſer der allerfleiſſigſten Wartung we - nigſt nicht lang oder beſtaͤndig zu erlangen oder zu er - halten iſt / wo der Ort / da ſie ſeyn muͤſſen / nicht von ſol - cher Reinigkeit iſt / als es der Nothfall zur Gnuͤge er - fodern ſolte.

Stallung.

Jſt alſo die Stallung nicht das geringſte Stuͤck der rechten Wartung bey den Pferden / und wol in acht zu nehmen / daß dieſelbe lieber auf einen erhabenen Platz als auf die Ebene / viel weniger in einen tieffen oder ſumpfigten Ort gebauet ſey / weil ſich in derſel - ben ohne das die Unreinigkeit und Naͤſſe mehr ſamb - let und hauffet / als ſie nach der Erfoderung ab - und wegzubringen iſt / welches bey faulem Geſind noch ſchwerer gemachet wuͤrde / wann ſie allen Koth auf gleichem Boden beyſeits fuͤhren / vielmehr wann ſie ſolchen Bergan ſchieben ſolten: indem ſich auch ſol - che Feuchtigkeit deſto mehr dahin verſamblen / und von dem Regen trefflich vermehren wuͤrde / daß man derſelben nicht genugſam wehren koͤnnte. Da her - gegen eine geringe Hoͤhe / mehr als die Haͤlffte Arbeit erſpahret / indem ſie alle naſſe Materi von der Natur ſelber ausfuͤhren wuͤrde. Denn ob man ſich wol auf der Ebene / der Graͤben / Canaͤl oder Sinckgruben be - dienen muͤſſe und koͤnne / ſo haben doch dieſelbe ih - re groſſe Beſchwerlichkeit / daß ſie ſich offt und leicht - lich ſtopffen / ſtecken und uͤbergehen / damit man offt groſſe Muͤhe haben / ja allezeit daruͤber arbeiten muß / und immittelſt vom auslauffen und Geſtanck viel Ungemach und Schadens gewaͤrtig ſeyn / mit deſſen Verbeſſerung man noch nicht / oder doch kaum zu En - de kommen / daß die neuen Zufaͤll nicht wieder neue Beſchwerlichkeiten ſolten verurſachen.

Palladius: Ein jeder Pferd-auch anderer Vieh - ſtall / ſoll gegen Mittag geſtellet ſeyn / aber gegen Nor - den Fenſter-Luͤfftungen haben / welche zu Winter kei - nen Schaden bringen / im Sommer aber ſehr erkuͤh - len / wann ſie geoͤffnet werden.

Gegen drey Winden ſoll er zum wenigſten freyſte - hen / und gegen den Weſten allein hinter einem an - dern Gebaͤu / (doch nicht gar an demſelben angebauet / ſondern allein ſo nahend dabey) ſtehen / daß ſolche Weſt-Seiten von dem andern Gebaͤu vor der froſti - gen ſchlagenden Regenwinde Anſtoſſen / verdecket und beſchirmet werde: ſtuͤnde er aber gantz frey / ſo waͤre gut daß auf ſelbiger Seiten unweit ein Huͤgel davon abſtuͤnde / der ſolche Macht deß ungeſtuͤmen Anſtoſſens der Sturmwinde / wo nicht abhalten / doch wenigſt etwas ſchwaͤchen und aufhalten koͤnnte.

Wo aber die Gelegenheit deren keines verſtatten wuͤrde / koͤnnte man zum wenigſten in Mangel eines dicken Buſches / eine groſſe Menge ſolcher Baͤume dahin pflantzen / welche gern in die Hoͤhe wachſen / und ſonſt dick beyſammen ſtehen koͤnnen / daran ſich die Winde und Gewitter etwas mildern und beſaͤnff - tigen.

Der vordere Gibel oder Fuͤrſt / ſambt dem Haupt - Thor / ſollen gegen dem Aufgang / die dagegen ſte -hen -56Neuer vollkommenerhende gegen Weſten / beyde Seiten gegen Mittag und Mitternacht ſtehen / alſo auch die Fenſter / die Oeff - nung oder Thor gegen Weſten / ſoll auſſer nothwen - diger Faͤlle und gar gutem reinen Wetter / nie geoͤffnet werden / darumb es auch daſelbſt keiner Fenſter / das Thor aber allein wegen der Beqvemlichkeit des Durchreitens / Fahrens oder Gehens bedarf. Wo man aber andere mehr Thuͤren haben will / ſollen ſie gegen Mittag ſtehen / und zum oͤfftern aus - und ein - gehen gebrauchet werden / und hoch auch weit genung offen ſeyn / weil die Pferde im Aus - und Eingehen ſehr eylen / und leichtlich ſich ſelbſt und den Reuter beſchaͤ - digen koͤnnen.

Die Fenſter und Thuͤren ſollen von allen dreyen Seiten / bey jedwederm Ungewitter / kaltem Regen / und Schneyen / ſonderlich aber ſtuͤrmiſchen Winden wohl verwahret und zugemachet bleiben. Hergegen bey ſchoͤnem Wetter des Tages zwey oder dreymahl eroͤffnet / die daͤmpfige Duͤnſte ansgetrieben und fri - ſche Lufft eingelaſſen werden / ſonderlich in gar gelin - den Winden beyderſeits der durchſtreichenden Lufft Raum gelaſſen werden / welches den Pferden ſehr an - genehm und geſund iſt / wann es nicht zur Unzeit / ſon - dern meiſt im Sommer geſchicht.

Krippen.

Es ſoll ein jedes Pferd ſein beſonders Fenſter oder Liecht haben / und wie die Fenſter nach der Reyhe an der Sud - und Nord-Seiten ſtehen / welche doch lie - ber deſto leichter / als gar weit ſeyn moͤgen / ſoll auch gleich unter denſelben die Krippen an denſelben Waͤnden feſt gemachet ſtehen / welche auff dem einen Ende etwas mehr als hoͤchſt einen halben Theil / ein Drittheil oder ein Vierttheil Fuß hoͤher / an dem an - dern Ort niedriger geleget / damit allerley Pferde in der Hoͤhe / als an dem hoͤchſten Ort die groͤſten / auff der Mitte mittelmaͤſſige / und am untern Ort kleine Pferde beqvemlich daraus eſſen koͤnnen / daß auch das Waſſer / ſo man wegen der Reinigung zu Zeiten drein gieſſet / nicht darinnen ſtehen bleibet / ſondern alle Un - reinigkeit mit weg floͤſſend ſelber unten auslauffe / worzu man ihr ein beſondern Ausgang laſſen kan.

Oben ſoll die Krippen 2. guter Werckſchuhe weit offen ſeyn / damit die Pferde mit gleichem Kopff dar - aus eſſen koͤnnen / und ſich nicht wegen der Enge ver - wenden doͤrffen / davon ſie allerley boͤſe Gewohnhei - ten annehmen.

Krippen-Hoͤhe.

Sie ſoll ſo hoch geſtellt ſeyn / daß die Pferde / wann ſie eſſen wollen / den Hals ſo hoch ſtrecken muͤſſen / als es das Gewaͤchs des Halſes immer zulaͤſt / welchen ſie deſto mehr in die Hoͤhe richten und ſtrecken / wann ſie anders eſſen und den Hunger ſtillen wollen / wo - durch ſie leichter in die beſte Geſtalt gebracht werden / als durch einiges anders Zwang-Mittel ſolches be - ſchehen kan / weil dieſes ein unvermeydentliches und ſtetswaͤhrendes natuͤrliches und vortheilhafftes Mit - tel iſt / ſo den Pferden nimmermehr zuwider werden kan. Uber diß auch ſind die hohen Krippen / ſo den Pferden nicht an die Bruſt reichen / in ſo weit koͤmm - lich / daß ſie ſich nichtdaran ſtoſſen oder Schaden neh -men und verbuͤgen koͤnnen / aus welcher Urſach ſie nicht tieff / ſondern nicht gar eines Wercksſchuchs voͤllig gruͤnden muͤſſen / worinnen doch ein groſſes Futter als zu viel Platz hat / ja noch wol viel ſeichter ſeyn doͤrffte / wann man nicht wegen des Abnehmens derſelben etwas zugeben muͤſte.

Jnwendig muͤſſen die Krippen gantz glatt und rein gehobelt oder ausgehauen ſeyn / damit die Pferde nicht die Zungen an den Schifern und Noͤſten verletzen / und das Futter darein ſtecken bleibe / welches denn alt / faul und ſtinckend wird / und das friſche Futter ver - derbt und anſtecket.

Rauffen.

Daß etliche die Rauffen gleich auff die Krippen ſtellen / iſt auf zweyerley Weiſe ſehr ſchaͤdlich / dann von dem groben Heu werden ſie in die Augen geſto - chen / und weil ſie mit gleichem Kopff und Halß / vor der Rauffen / nicht in die Krippen kommen koͤnnen / ſondern entweder mit der Stirn anſtoſſen / oder den Kopff verdrehen muͤſſen / muß folglich beyderſeits mehr Boͤſes als Gutes daraus entſtehen. Soll al - ſo die Rauffen ſo hoch uͤber der Krippen feſt gemachet ſeyn / als die Pferde mit den Maͤulern immer reichen koͤnnen.

Deſto weiter ſoll ſie oben offen ſtehen / damit das Heu / ſo die Pferde heraus ziehen / aber nicht mit dem Maul faſſen koͤnnen / nicht auf die Erden / ſondern in die Krippen falle: Deßwegen ſoll auch / wie vor ge - dacht / die Krippen deſto weiter offen ſtehen / damit das Heu nicht darneben falle. Es waͤren aber endlich die Rauffen wohl gar zuentbehren / und das Heu in die Krippen zugeben.

Ein jedes Pferd ſoll einen abgeſonderten Stand mit Bretern unterſchieden haben: Denn obgleich die Riegel nicht feſt gemachet / ſondern alſo gehaͤnget ſeyn / daß ſie nachgeben / ſo kan doch ſolches Auswei - chen ſo hoch nicht kommen / daß ein Pferd darunter auffrecht aufſtehen koͤnnte: denn auf ſolche Weiſe wuͤrden ſie zuhoch gerichtet ſeyn / und gar nichts nu - tzen: ſeyn ſie aber niedriger (wie ſie auſſer allem Zweif - fel ſeyn muͤſſen /) ſo kan ein Pferd im Aufſtehen leicht - lich darunter kommen / den Rucken brechen / oder ſich doch ſehr beſchaͤdigen.

Dieſe unterſchiedene Waͤnde ſollen auch ſo hoch ſeyn / daß die Pferde mit den Koͤpffen nicht zuſammen kommen / einander beiſſen oder ſchertzen koͤnnen / aus welchen beyden allerley Boͤſes / ſonderlich bey den Au - gen zu gewarten iſt.

Weite der Staͤnde.

Fuͤr die groͤſten Pferde wird ein Stand 5. Werck - Schuch weit und ſieben lang groß genug ſeyn / daß ſie ohne Gefahr / Beſchwerung und Schaden aufſtehen koͤnnen / worinnen ſie ſich ſonſten leichtlich verrencken und Schaden thun moͤgen / das kan aber bey kleinern Pferden umb ſo viel enger und kuͤrtzer ſeyn.

Etliche laſſen die Krippen mit Kupfer beſchlagen / wollen damit den Pferden das Nagen verleiten / und das Auffſetzen oder Koppen verwehren / wodurch ſie doch den letzten Mangel vielmehr verurſachen / dann wann das Kupfer naß wird / bekommen die Pferdealſo -57Pferde-Schatz.alſobald Luſt daran zuſchlecken / aus welchem deñ das rechte Koppen ſeinen rechten Urſprung nimmet / wel - ches ein verdrießliches Laſter iſt / ſo einen gantzen Stall voll junger Pferde anſtecken kan: Beſſer iſt es / wann es fein zeitlich geſchicht mit gar glatten Eiſen / welches aber gar fleiſſig gemachet werden ſolle / wiewol es nicht allezeit helffen will.

Hoͤhe des Bodens.

Es wollen etliche ihren Pferden ein groſſes An - ſehen machen / und halten es fuͤr koͤſtlich gut / ſonderlich junge Pferde vornen gar hoch und hinten niedrig zu ſtellen / welches ihnen aber gar ſchaͤdlich / weil ſie auſ - ſer der guten Geſtalt zu ſtehen gewohnen / ſich entwe - der gar verrencken und an der Krippen verbiegen und ſtoſſen / oder doch die Sehnen uͤber die Gebuͤhr an - ſpannen und dehnen: wird demnach in einer Extremi - taͤt ein halber / und zu maͤſſigem Gebrauch ein vier - theil Fuß uͤberfluͤſſig ſeyn / ein Pferd vornen hoͤher / als hinten zu ſtellen / und zwar diejenigen / welche vornen niedriger / als hinten gewachſen / mehꝛ als die von rech - tem Gewaͤchſe ſeyn / welche aber ohne das entweder noch in den Jahren leben / daß ſie ihr Gewaͤchs vor - nen verrichten / oder von Natur ſchon ausgewachſen / doch vornen hoͤher / als hinten ſeyn / nimmermehr; nicht allein wegen der Ungeſtalt / ſo auf ſolche Weiſe nochmehr erſcheinen wuͤrde / ſondern daß einem ſol - chen Pferde dergleichen Stand noch beſchwerlicher fiele: daß aber der Stand etwas abhaͤngig ſey / erfodert auch die Saͤuberung / damit das Waſſer deſto ehe und leichter aus dem Stand zu bringen iſt.

Wie auch die Krippen in alleweg nicht hoͤher ſoll geſtellet ſeyn / als das Pferd von gleicher Erden / in die - ſelbe mit gleichem Kopff / mit Biegung des Halſes / auf den Grund der Krippen mit dem Maul reichen moͤge: Denn anderer Geſtalt wuͤrde das Pferd ſchwer in der Bruſt werden muͤſſen / welches eben ſo ein groſ - ſer Mangel iſt / als ob ſie Bockbeinig waͤren / welches geſchicht / wann die Pferde bey gar niedrigen Krippen ſtehen muͤſſen / davon etliche die falſche Meinung ſu - chen / wann ein Pferd mit dem vordern Theil / in Ge - nieſſung des Futters / ſo viel Beſchwerung leyden und arbeiten muͤſſe / ſo ſchlage ihm das Futter deſto beſſer auf dem hintern Theil zu / und werde hinden deſto ſtaͤrcker und dicker / welches eben ſo bald fehlen / als ein - treffen koͤnnte: Und geſetzet / daß dem ſelben allzeit al - ſo waͤre / ſo waͤre doch dieſe Kunſt allein bey denen Pferden zugebrauchen / welche den offenbaren Man - gel bereit an ſich haͤtten / daß ſie hinten duͤnner als vor - nen waͤren: Hergegen wuͤrde es bey wolgeſtallten gleichgewachſenen Pferden eine disproportion und Ungeſtalt verurſachet / wie die Hollaͤndiſche Pferde gleichſam dreyeckigt ſeyn / indem ſie gemeiniglich ſehr breite Creutz und gar ſchmale Bruͤſte haben. Waͤre dann ſolcher Mangel eines breiten Creutzes und ſchmalen Bruſt ſchon an dem Pferd zu finden; ſo waͤre die Kunſt deſto ſchaͤdlicher zugebrauchen: wuͤr - de alſo bey ſolchen Pferden beſſer eine gemeine Art der Krippen in der Hoͤhe noͤthig ſeyn.

Der Stand ſoll hinter dem Pferde keine Schwelle haben / denn uͤber dieſelbe iſt der Koth hart aus zubrin - gen / alſo der Stand niemahls rein zumachen / uͤberdas ſich die Pferde gern mit den hintern Fuͤſſen drauf ſetzen und uͤbel ſtehen lernen / ſo kan auch der Urin nicht ablauffen / weil die Staͤnde von den Hengſten tieffer hinein als von den Studten genetzet werden.

Columella: Damit der Huff nicht von naſſem Boden feucht werde / ſoll das Pferd trocken geſtellet und der Boden von Eichen-Brettern / auch offt gefe - get werden.

Vegetius lib. 2. cap. 58. Dann die Art des Eichen - Holtzes macht der Pferde Huf den Steinen gleich.

Volateranus ex Xenophonte lib. 25. iſt einer andern Meinung / und wil / (weil ein weicher Boden im Stall dem Pferd-Huf / ſonderlich dem guten ſehr ſchaͤdlich:) daß man den Boden von Steinen in der Groͤſſe der Huͤf gedrang fuͤgen und legen ſolle / wodurch ſie alles Schadens verſichert waͤren / wann gleich etwas an denſelben haͤngen bliebe.

Darumb / welche ihre Boͤden mit Steinen pfla - ſtern / wollen den Pferden damit dauerhaffte Fuͤſſe zuͤ - geln / die ſich nicht befrembden oder veraͤndern / wann ſie zu Hoff lang aufwarten / und auf dem Pflaſter ſte - hen muͤſſen.

Stein-Pflaſter.

Dieſes halten etliche fuͤr allzuſtreng / weil die Fuͤſſe auf dieſe Weiſe niemahls ruhen koͤnnen / dahero aus nothwendiger Verſchonung die Pferde viel zuligen ſuchen / welches ihnen aber ohne Streu an der Haut auf den Steinen Schaden thut / uͤber das auch / daß die Steingallen daher entſtehen koͤnnen: Dahero Ziegelſteine auf die Schneide geſtellet / etwas gelinder und dauerhaffter geachtet werden / welches auch der Sauberkeit halber nicht zuſchelten iſt.

Ziegel-Pflaſter.

Solche Ziegel aber legen ſie nach der Qvaͤre / daß ſie deſto laͤnger waͤhren moͤgen / dagegen ſie boͤß zu reini - gen.

Welche aber nach der Laͤnge ligen / ſeyn gut zurei - nigen / aber bald zerbrochen und etwas ſchluͤpferig fuͤr die Pferde / darauf zuſtehen.

Auf der Flaͤche ſeyn ſie noch glaͤtter zubetreten / und leichtlich gebrochen / daß man taͤglich zuflicken hat.

Etliche ſchlagen einen Boden von Leim und Er - den / welcher ſehr dauerhafft / er will aber fuͤr allẽ ande - rẽ gar rein gehalten ſeyn / dann wo er von dem beiſſen - den Waſſer erweichet / wird die Unreinigkeit vermeh - ret / daß ein Pferd in tieffem Koth ſtehet / und boͤſe Huͤ - fe krieget / die nichts erleyden koͤnnen / auch wol gar vollhuͤffig werden.

Bruͤcken.

Andere machen den Pferden Bruͤcken / von kleinen Baͤumen / welche den Urin zwiſchen ſich ablauffen laſ - ſen / aber wann ſie ſolches thun / ſollen ſie nicht gar zu dicht beyſammen ſtehen / das iſt ſonſt ein Mittel die Eyſen loß zureiſſen / und ungleichen Stand zu haben.

Erſter Theil. HBret -58Neuer vollkommener
Bretterner Boden.

Darumb erwehlen etliche Bretter / welche wol dick und ſtarck ſeyn muͤſſen / wann ſie die Pferde nicht durchtretten ſollen / welche Loͤcher ihnen ſo dann ſehr gefaͤhrlich ſeyn / auch in die Laͤnge nicht waͤhren koͤnnen / wo ſie nicht von Eichen-Holtz ſeyn / welches die Naͤſſe am beſten vertragen kan / dabey iſt aber die Gefahr / daß die Pferde leichtlich darauf glittſchen und ausweichen / weil daſſelbe ſehr ſchluͤpferig und glatt iſt.

Und daſſelbe umb ſo viel mehr / wann ſolche Baͤum oder Bretter /) von welcherley Holtz ſie auch ſeyn moͤ - gen /) nach der Laͤnge geleget werden / und noch un - gleich gefaͤhrlicher iſt es / wann ſie vornen hoͤher als hinten gerichtet ſeyn / welches mehr eine Maußfallen / als ein ſicher Stand ſeyn wuͤrde.

Es gebrauche ſich demnach einer des Holtzes auff welche Weiſe / und von welchem Holtz es ihme gefaͤl - let / ſo muͤſſen ſie doch nach der Breite geleget ſeyn / da - mit das Pferd einige Sicherheit vor dem rutſchen be - halte.

Canal.

Jſt der Stall weit oder breit / ſo wird hinter dem Stand ungefaͤhr 2. oder 3. Schuch weit / auff jeder Seiten / wo aber der Stall ſchmal nnd enge / gleich im Mittel des Stalls / zwiſchen beyden Staͤnden ein Ca - nal 3. Schuch tieff / und 1. weit / durch die Laͤnge des gantzen Stalls gemachet / der mit einem ſtarcken Bret wol bedecket / doch alſo geleget iſt / daß alles Waſſer aus dem Stall von beyden Seiten / unverhindert dar - ein flieſſen kan / es ſey gleich durch kleine Rinnen / unter das Bret geleitet / oder aber daß Loͤcher in dem Bret eingebohret ſeyn / wordurch das Waſſer in den Canal kommen kan: beyde Seiten dieſes Canals / werden mit Ziegel-Steinen dicht beſetzet / daß ſie lang gantz bleiben. Es ſey gleich / daß dieſer Canal etliche Schwind-Gruben haͤtte / ſo nach der Laͤnge des Stalls eingetheilet ſeyn / oder daß er gar durch aus dem Stall geleitet wuͤrde: So ſoll er doch alle Mo - nat / (wann die Pferde nicht im Stall ſeyn) eroͤffnet / und mit Waſſer gantz rein gemachet werden / allen Geſtanck und Dampff von Urin und Koth auſſer dem Stall zubringen und fortzuſchaffen / welcher den Pferden das Geſicht verderbet.

Fenſter-Liecht.

Daß ſich etliche finſter er Staͤll gebrauchen / be - ſchicht entweder aus Mangel beſſerer Gelegenheit / oder aber aus ſonderlichem Vorſatz / und ſolchen Kuͤnſten / die nicht lobwuͤrdig nachzuthun ſeyn: Deñ was von den Menſchen gehalten wird / welche das Liecht ſcheuen / und ſich lieber bey Nacht / als bey dem Tag ſehen laſſen doͤrffen / das iſt auch von dergleichen Pferden zu urtheilen / von welchem an ſeinem gehori - gen Ort mehr zufinden iſt.

Hoch ſoll der obere Boden ſeyn / damit ſich der Dampff und Geſtanck mehr zertheilen kan / auch nicht auf den Pferden lige / ſondern beſſer in die Hoͤhe ziehe / auch von der durchſtreichenden Lufft deſto mehr er - griffen und ausgetrieben werde.

Der obere Boden.

Der Boden ob dem Stall / iſt zwar herrlicher an -zuſehen / wann er von einem gantzen Gewoͤlb ge - ſchloſſen / auch waͤhrhaffter und vor dem Feuer wohl verſichert / weil weder Heu noch Stroh abhaͤngen / ſo ſich von dem Licht entzuͤnden kan / wie ſich dann ein zierliches Gewoͤlb auf eine ſtarcke Maur am beſten ſchicket: Weil aber die immerwaͤrenden Duͤnſte / Feuchtigkeit / und boͤſer Geruch oben keinen Ausgang haben koͤnnen / ſondern ſich daſelbſt verſammlen und ſtehen bleiben / und ſo gar uͤber haͤuffet / wieder zuruͤck herab fallen muͤſſen / wie dann an den Gewoͤlbern zu ſehen / daß ſie mehrers Theils ſchwitzen / und die Feuch - tigkeit daran haͤngen bleibet / ſonderlich wo das Mau - er-Werck von ſolchen Steinen gebauet / welche ſol - cher feuchten Art ſeyn / oder aus den Waſſern genom - men worden / die jederzeit von ſich ſelber duͤnſten und ausſchlagen / und gar ſelten trucken bleiben.

So waͤren demnach unterſchiedliche runde Loͤcher ſehr nutzlich / entweder jederzeit gedachten Boden of - fen zu behalten / oder offt zu eroͤffnen / oder ungleich beſſer / einen dichten Bretter-Boden auf gute ſtarcke Pfeiler geleget / wodurch ſolche ungeſunde Duͤnſte et - was ausziehen koͤnnen: wiewol das auch ſehr be - dencklich iſt / wann die Fuͤtterey / entweder wegen der Bequemlichkeit / oder anderer Nothdurfft gleich uͤber den Pferden ligen ſoll / daß ſich alle Duͤnſte in das Heu ziehen / daſſelbe anfeuchten / faul und ſchiemlich machen / deſſen man bey den Gewoͤlben befreyet iſt.

Waͤre demnach bey dem hoͤltzernen Boden ſehr gut / wann derſelbe mit einem dichtern Boden ver - wahret wuͤrde / wo das Futter liget / noch viel beſſer aber / wann es nicht gleich oberhalb der Pferde laͤge / ſondern etwas beyſeits / und wohin die Pferde nicht reichen.

Denn bey theuren Haupt-Pferden / (welche in ſo groſſer Menge nicht wie die jungen Vohlen / oder an - dere gemeine Pferde / in einem Stall gehalten wer - den /) koͤnnte das umb ſo viel leichter beſchehen / als man auch des rauhen Futters zu denſelben minder bedarff / weil ihnen ſolcher Uberfluß nicht nuͤtzlich iſt.

Endlich koͤnnte man allein das Stroh an ſolchen Ort legen / welches nicht geſchnitten / ſondern allein zur Streu und andern Sachen gebrauchet wird / doch ſeyn die gebackenen Stein zu allem Mauerwerck die beſten.

Es wuͤrde auch ein Stall nur deſto geſuͤnder ſeyn / wann er umb und umb / von der Erden auf / von gu - tem Holtz erbauet wuͤrde / weil ſich alle boͤſe Duͤnſte / durch daſſelbe ziehen / und dagegen reine Lufft durch ſolches eindringen kan / welcher durch ſolche enge Gaͤnge nur deſto reiner wird. Andere fuͤhren die Mauer nur an den Boden / darauf derſelbe deſto ſi - cherer ruhet. Bey dieſen Reitſtaͤllen iſt es nicht eben ſo nothwendig / als bey andern gemeinen oder ſolchen Staͤllen / ſo zur Stuͤdterey und jungen Vohlen ge - brauchet werden / daß der Boden alſo zugerichtet ſey / dadurch man ihnen das Heu in die Rauffen oder Krippen werffen kan / es koͤnnte denn gar leichtlich ge - ſchehen / und ſey im ſelben Stall uͤblich oder gut be - funden: denn ſo viel Heu / als ein ſolches edles Pferd eſſen ſoll / kan leichtlich durch ein Ort in den Stall abgeworffen / und an ſeinen Ort getragen werden.

Was59Pferde-Schatz.

Was nun ein geſundes / reines / lufftiges Logament bey der menſchlichen Bequemlichkeit und Geſund - heit / hergegen aber ein daͤmpfiges / finſters / unſaubers nutzen oder ſchaden kan / das wird ſich auch bey ſolchen Unterſcheid in dem Stall bey den Pferden finden / de - ro Wol-oder Ubelſtand / nicht zu dem wenigſten Theil von demſelben herkommet und darbey beruhet.

Eigenſchafft der Staͤlle.

Deſſen Haupt-Eigenſchafft vor andern dieſe: daß er im Winter warm / und im Sommer kalt / allzeit mehr trucken / als feucht / luͤfftig und hell ſey / und rein - lich gehalten werde / ſonderlich daß die Knechte nicht zulaſſen / daß die Spinnen ihre ſichere Wohnungen darinnen auffſchlagen / durch welche das Futter leicht - lich vergifftet wird.

Maͤuſen / Ratzen / Wieſeln und dergleichem Unzie - fer / ſoll euſerſt nachgeſtrebet / und keine Neſter geſtat - tet / ſondern auf allerley Weiſe zerſtoͤret werden / da - mit die Pferde nach Moͤglichkeit vor derſelben Unge - mach verhuͤtet ſeyn moͤgen.

Alſo auch vor dem Einlauff und Geſchrey der Schweine / ſollen die Pferde / auch aller Zeug / ſo zu den Pferden gebrauchet werden mag / wohl verwah - ret ſeyn: denn die Erfahrung bezeuget / daß ein Sat - tel / ſo von einem Schwein berochen wird / leichtlich und gefaͤhrlich drucket / und die Pferde von ihrem Ge - ſtanck nicht gedeyen / wie ſie auch von dem Miſt und Federn des Gefluͤgels / von Huͤnern / Gaͤnſen / End - ten / die Colica / Dampf und andere vielerley Zuſtaͤnd leichtlich erlangen.

Etliche halten gern Geißboͤck in den Staͤllen / weil deren Geruch viel ungeſundes verzehren ſoll / und nicht ohne / daß dieſes Thier nicht wenig an ſich hat / ſo den Pferden in der Artzney nuͤtzlich iſt.

Gruͤn Futter.

Bey etlichen Staͤllen wird das gruͤne im Vorjahr fuͤr gut gehalten / fuͤr eine Erfriſchung / Purgation oder gemeines Praͤſervativ gegeben / davon an ſeinem Ort geredet wird.

Es kan aber ſolche regulirte Pferd-Wartung / nimmer ſo gut in acht genommen werden / daß ſich nicht dabey mehrerley Diſpoſitionen per accidens er - eignen / und allerley ſchaͤdliche humores von langer Zeit ſamblen und haͤuffen ſolten / wie es auch faſt un - muͤglich / daß ein Pferd an ſich ſelber / von ſo guter Na - tur ſeyn oder beſtaͤndig verbleiben koͤnnte / daß ſich nicht einige Urſach ereignen moͤchte / woraus mit der Zeit / uͤber kurtz oder lang etwas aͤrgers entſtehen und ausbrechen moͤchte.

Praͤſervativ.

So wollen etliche ſolchem Unheil / durch einige Præſervativa, lieber vorkommen / als der Gefahr er - warten / und dann erſt in wuͤrcklichem Nothfall / was demſelben Zuſtand dienſtlich iſt / gebrauchen / weil es nicht wider die Erfahrung ſtreitet / daß auff ſolchen Fall / viel Zeit Gelegenheit verſaͤumet wird / welche nicht wieder erhalten werden kan / wie hergegen wol durch fruͤhzeitig Artzney-Mittel manche Kranck - heit aufgewecket und verurſachet wird / welche ſichdurch Zeit und Arbeit wol auf andere Weiſe haͤtte heben und abwenden laſſen / oder ſich ſelber verzehret haͤtte: welche beyderley Meinungen ihre gewiſſe ra - tiones, auch mit ihrem Unterſchied und ihren unter - ſchiedlichen Gebrauch / Nutzen oder Schaden haben / nachdem ſie bey einem oder dem andern Pferde / zu rechter oder Unzeit / verſuchet und angewendet wer - den.

Weil aber ſolche Verfahrung / zu der Artzeney / mehr / als hieher gehoͤrig / iſt ſie auch dahin verſchoben / und allhie genug erwehnet / wie die Pferde von ihren Vorſtehern fleiſſig in acht ſollen genommen werden / daß man ſie in ſolchen Faͤllen nicht verſaͤume / und auf den Nothfall die erfoderte Mittel zeitlich vorzuneh - men keine Gelegenheit aus der Acht laſſe / oder zu ei - niger Verwarloſung Anlaß gebe: welches dann ein vornehmes Stuͤck der rechten Wartung ſeyn kan / deren das Pferd in ſeinem Zuſtand deſto mehr beduͤr - fen wird.

Der Sattel.

Die tieffſten Saͤttel ſeynd auff den Reitſchulen bereit ſo weit eingeriſſen / und ſo hoch recommendiret / daß es eine vergebliche Arbeit ſeyn wuͤrde / was man darwider einwenden wolte / iſt alſo beſſer derſelben Ge - brauch jedem zu uͤberlaſſen und zugoͤnnen / der ſich da - bey wol befindet.

Tieffe Saͤttel.

Es iſt zwar nicht zuwiderſprechen / daß in denſelben der Leib beſſer als in andern feſt geſetzet wird / und daß ſie dem Reuter eine merckliche Huͤlffe geben / daß er in hohen und geſchwinden Bewegungen leichter ſitzen bleibet / auch einem jungen Reuter ein Hertz machet / daß er nicht ſo bald in Schimpff und Schaden kom - men koͤnne / wann ihn das Pferd Sattelloß machen / auf den Knopff oder Bogen ſetzen / wo nicht gar dar - aus heben / oder zum wenigſten hin und wieder rucken ſolte / wofuͤr ihm die Enge darinnen dienet / in dem ſie ſeinen obern Schenckel / biß an das Knie / gantz ein - geſchloſſen halten kan / daß die Knie ſich deſto leichter einſchlieſſen und ſich deſto ſteiffer einhalten moͤgen.

Welchem eben ſo wenig als nachfolgendem zu wi - derſprechen iſt / daß hergegen ein Reuter / der tieffen Sattel zu viel gewohnet / auſſer einem eng-geſchloſ - ſenen Sattel / kein luͤfftiges Pferd reuten kan / und al - ſo das Reuten in andern Saͤtteln von neuem lernen muß.

  • 2. Wird er in einem ſolchen tieffen Sattel zu der rechten guten Geſtalt nicht kom̃en / weil ſeine Schen - ckel falſch darinnen gebogen und gebunden werden / welches der guten Geſtalt zuwider lauffet / die dem ſte - hen aͤhnlich ſehen ſoll: Hergegen werden die Schen - ckel / in den tieffen Saͤtteln / von dem untern Bauſch ſo weit vorwerts gerichtet / daß es mehr einem lehnen als ſtehen gleich ſehen muß.
  • 3. Wird ein jeder Reuter bekennen muͤſſen / daß er in tieffen Saͤtteln / wie in einem Seſſel / gantz ſitzet / welches aber auch wider die rechte Reuter-Regel ſtrei - tet / welche erfordert / daß er weder ſitzen noch ſtehen / oder halb ſitzen und halb ſtehen ſolle / wie bey der guten Poſtur des Reuters erwieſen iſt.
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  • 4. Hat er zu Exeqvirung aller noͤthigen Huͤlffen und Straffen / (wenigſt mit den Schenckeln) einige freye Entledigung / denn ſo viel der obere Schenckel / von und in dem Sattel / biß an das Knie feſt gehalten wird / laͤſſet er auch den untern Fuß entweder nicht ge - nug oder gar zu viel folgen.
  • 5. Jſt die Gefahr im Fallen in tieffen Saͤtteln viel groͤſſer als in gemeinen.
  • 6. Kan der Reuter weder mit Wolſtand / noch Sicherheit / ohne Vorthel / in voͤlliger Kleidung / viel weniger in einiger Ruͤſtung auf-ja gar nicht einmahl recht fertig abſitzen: anderer noch mehrer Beſchwer - den zugeſchweigen.
Mittel-Saͤttel.

Dahero ein mittelmaͤſſiger Sattel / in der Enge und Tieffe / ſicherer zuerwehlen iſt / welcher zu aller Zeit / an allen Orten / in allerley Geſchaͤfften / ſonder - lich in gefaͤhrlichen Kriegs-Handlungen / (worinnen ein Pferd nach allerhand Urſachen leichtlich einen Fall thun oder ihm gar der Tod verurſachet werden kan /) von allen Reutern und auf allerley Pferden / in allen Bezeigungen / ſicherlich zu gebrauchen / darinnen der Reuter zu der guten Geſtalt leichtlich kommet / ſich oben und unten aufrecht / weder ſitzend noch ſtehend / in rechter freyer Entledigung ſeines Leibs und Glie - der bezeiget / im fallen der Pferd ſich leichtlich entledi - get / leichtlich in und aus dem Sattel kommet / und deſſen alſo gewohnet.

Derſelbe aber wird wolgemachet ſeyn / wann er 1. nicht zu breit iſt / denn die Breite des Sattels verhin - dert die gute Geſtalt / die Sicherheit / die Entledigung / und die Beqvemlichkeit des Reuters / wann ſie den Unter-Leib aus einander treibet.

Darbey kan der Reuter nicht zu dem halbſitzen und halbſtehen gelangen / ſondern muß voͤllig und mehr ſitzen / als die gute Geſtalt zulaͤſſet / die Sicher - heit wird ihm dadurch ſo viel benommen / als der un - tere Leib auffgeſchloſſen bleiben muß. Die Entledi - gung koͤnnen eingeſchraͤnckte Glieder nicht haben: So ſitzet er auch gantz ungemaͤchlich / weil die Schen - ckel gezwungen ausgedrucket werden. Wird alſo der Sattler kein groͤſſere Kunſt erweiſen / als wann er einen ſchmalen Sattel machet; nehmlich

  • 1. Welcher im Sitz nicht zuhochſpitzig und zu viel geſchmeidig ausgefuͤllet iſt / dann darauf wuͤrde der Reuter wie auf einem Marckt-Eſel ſchmertzlich reiten muͤſſen.
  • 2. Nicht zu lang / daß er nicht von des Pferdes Gang-Bezeigungen / vor - und ruͤckwerts geſtoſſen werde.
  • 3. Nicht zu kurtz / daß er nicht vorn und hinten an - ſtoſſe / und gedraͤng / ohne freye Entledigung / gefan - gen ſey / der Knopff vorwerts ſehend und nicht zu hoch / daß der Reuter im Springen nicht davon beſchaͤdi - get werde. Alſo der Sattel-Bogen ruckwerts leh - nend / daß der Reuter im Schlagen der Pferde nicht in den Ruͤcken geſtoſſen werde.

Sonderlich aber ſtecket hieriñen ein noͤthige Wiſ - ſenſchafft des Sattlers / daß der Sattel nicht vor - werts trage / wanner hinten hoͤher als vornen / auchnicht zuviel zuruͤck trage / wann der Sattel vorn viel hoͤher als hinten iſt.

Davon wird der Reuter und das Pferd am mei - ſten beſchweret: denn ſo er vorwerts abſchieſſet / kan der Reuter ſeine gute Geſtalt nicht behalten / beſchwe - ret des Reuters Schenckel / ſonderlich die Knie / mit welchen er ſich zuruͤck zwingen muß / das Pferd wird auff dem vordern Theil zuviel beſchweret und leicht - lich gedrucket: Traͤgt er zu viel zuruͤck / ſo hindert er auch die gute Geſtalt / welche lehnend anzuſehen / hat wenig Mittel / ſich vorwerts zuhalten / kan die Huͤlffe und Straffen nicht in rechter Maß geben / beſchweret des Pferdes hindern Theil / daß ers leicht gedrucket werden kan.

Wird alſo das Wort Mittelmaͤſſig / jedem ver - ſtaͤndigen genug Erklaͤrung geben / daß die vordern Saͤttelbaͤuſch / ſo breit und lang ſeyn muͤſſen / daß ſie nicht gar auf den Schenckel ſtoſſen / ſondern ihnen Freyheit laſſen / ſie in Exequirung der Huͤlffen und Straffen etwas zu erheben.

Der hintern Untern-Baͤuſche Breite und Laͤnge alſo moderirt / daß ſie nicht gar in die Kniebiegen rei - chen und den Schenckel aufwerts tragen oder unter - ſtuͤtzen / ſondern ſo viel Platz geben / daß er den gantzen oder halben Schenckel / noch etwas in Reichung der Huͤlffen und Straffen / ab-oder ruͤckwerts bewegen koͤnne / wodurch die Weite auch mittelmaͤſſig erſchei - nen muß / woriñen das untere End des dicken Schen - ckels ober den Knien aus dem Sattel gehet.

Die Decke oder Sattel-Taſchen / ſoll ſo bereit ſeyn / daß ſie die Waden vor der Rincken-Beſchaͤdigung bewahren koͤnnen / doch nicht ſo viel / daß ſie derſelben Huͤlffen unempfindlich machen / und das Pferd zu weit bedecken.

Der Baum ſoll wol paſſen und auffligen / auſſer daß der Riß genugſame Luͤfftung habe / und nicht be - ruhret werde. Welches auch hinten wiewol min - der in etwas wegen des Druckens geſchehen ſoll.

Steigbuͤgel-Maß.

Die Steigbuͤgel ſollen mehr vor / als hinter oder ne - ben dem Fuß eingeguͤrtet ſeyn / daß ſie die Schienbein des Reuters nicht beſchweren / doch nicht ſo weit vor - werts ſtehen / daß die Spornat en und andere Huͤlffen und Straffen den rechten Ort zuruͤck nicht in rechter Maß erreichen koͤnnten. Dergleichen auch nicht zu viel / zuruͤck / daß dieſelben genug vorwerts langen moͤ - gen.

Sie ſollen aber eben ſo lang eingeguͤrtet werden / daß ſich der Reuter in den Buͤgeln ſtehend auffrich - ten / und die Hand zwiſchen ſeinen Leib und den Sat - tel-Sitz einſchieben koͤnne / denn das meſſen mit den Armen wird bey den wenigſten Reutern eintreffen / weil theils lange / theils kurtze Fuͤſſe haben / womit die Laͤnge der Arme nicht jederzeit correſpondiren.

Es kan ein dick-geſtopfftes Sattel-Kuͤſſen ja ſo bald als ein duͤnnes drucken / auch wol faſt eher / weil ſich in dem dicken die Haar deſto mehr uͤber einander ſammlen und ſchoppen / da ſie ſich hergegen deſto or - dentlicher niederlegen / auch in derſelben Ordnung deſto beſſer zu erhalten ſeyn / wann ſie duͤnnligen. Li - get alſo 1. ſolches mehr an dem Fleiß wie ſie anfangsfein61Pferde-Schatz.fein gemach und loß eingeleget werden / als an der Menge der Haar. 2. An den Haaren ſelber / daß nicht die kuͤhlenden Rehhaar mit brennenden Kuͤh - Haaren / oder die gar von umgefallenen Vieh her - kommen / vermenget ſeyn.

Die Steigbuͤgel an ihnen ſelbſt.

Enge Steigbuͤgel behalten den untern Fuß in ſei - ner gleichen Geſtalt ohne hin und wieder ruſchen / welches dem Reuter ein groſſer Vortheil und Wohl - ſtand iſt.

Dagegen ſeyn ſie gefaͤhrlich in den Faͤllen / weil ſich der Fuß nicht darauß ledig machen kan.

Weite Buͤgel ſeyn deßwegen ſicherer zu gebrau - chen: darinkan aber des Reuters Schenckel keinen gewiſſen Stand behalten / wann er nicht in dem fe - ſten Aufftreten genug verſichert / welches von allen (und ſonderlich jungen) Reutern nicht zu erfordern iſt.

Werden alſo die mittelmaͤſſigen Buͤgel die be - qvemſten / und daneben die wolſt aͤndigſten ſeyn / ſo des Schenckels Zierde nicht verdecken moͤgen.

Die untern Stangen ſollen gantz gleich nebenein - ander ſeyn / worauf man mit den Fußſohlen treten ſoll. Denn auſſer dem muͤſte der vordere Fuß ent - weder ein - oder außwerts ruſchen.

Zaum.

Der Vorder - und Hinter-Zeug ſoll in ſolcher Laͤn - ge eingeſpannet werden / wie der Reuter den Sattel will beſtetiget wiſſen. Auſſer ſolchem ſoll es den Sat - tel an ſeinem rechten Ort behalten / weder zuviel vor - oder ruͤckwerts ziehen laſſen / doch nicht ſo ſtreng an - geſpannet ſeyn / daß es das Pferd angreiffen oder ver - letzen muͤſſe.

Welches jederzeit geſchehen muß / wann man ſol - ches Leder darzu nimmet / welches von ſelbſt-abgeſtan - denem Vieh / ſonderlich von denen kommet / ſo an dem ſo genandten Schelm gefallen ſeyn / welches Leder jederzeit wie Scheid-Waſſer angreiffet / durchfriſſet und unheilſame Wunden machet.

Es ſoll auch der Zaum mit dem Beſchlaͤg alſo ver - ſorget werden / daß derſelben Scharffe Enden und Spitzen / das Pferd an keinem Ort beruͤhren oder verletzen koͤnnen.

Der Zaum ſoll dergleichen beſchaffen ſeyn / die ſchmalen ſeyn bey ſchoͤnen Koͤpfen die wolſtaͤndig - ſten / die breiten ſollen die ungeſchickte Koͤpffe etwas verdecken.

Der Keelriem ſoll ehe uͤbrige als abgehende Laͤn - ge haben / damit ſich das Pferd in Herbeynehmung des Kopffs nicht wuͤrgen doͤrffe.

Das Naßband ſtarck und mit guten gaͤngigen ſtarcken Rincken / weil daſſelbe jederzeit gantz ſtarck eingeguͤrtet werden ſolle. An dem Ende deſſelben ſollen die durch gehende Ende / (worein die Stangen geſpannet werden /) nicht lang ſondern kurtz ſeyn / da - mit die Stangen deſto mehr ſteiff bleiben oder zuruͤck gehalten / und das Durchfallen verwehret werden kan.

Das Satteln.

Jungen Pferden ſoll man anfangs keine rechte fe - ſte oder ſchwere Saͤttel aufflegen / weil ſie noch zarte Ruͤcken haben / welche davon zuviel beſchweret wer - den / ſondern nur Kuͤſſen / Feld-oder Acker-Saͤttel / welche fein lind auffligen.

Die ſoll man nicht von hinten / ſondern von der Seiten her zu ihnen bringen / damit ſie niemand ſchlagen / ſich dafuͤr entſetzen und an die Krippen lauf - fen.

Die ſoll man etliche mahl umgeguͤrtet gar ſanfft aufflegen und wieder abnehmen / darauff klopfen / vor ihnen niederlegen / Brodt / Graß / Saltz darauff ge - ben und davon eſſen laſſen / biß ſie deſſen voͤllig gewoh - net.

Nach demſelben den Gurt gantz loß etliche malein guͤrten wieder abnehmen / biß man ſolchen nach nach feſter guͤrtẽ darf / welches aber dem Pferd faſt un - vermercklich und gar langſam biß zu der rechten Guͤr - tung beſchehen ſoll / und ſoll ſich nicht verdrieſſen laſ - ſen etliche Wochen damit / und zwar alle Tag mehr als einmahl umbzugehen: Denn wo man damit eylet / kan das Pferd leicht fuͤr allemahl verdorben werden / daß es ſich niemals ſatteln laſſen wil / und dar - uͤber gantz verzagt wird. So machet es ihnen groſſe Beſchwerung / wann ſie ſich blehen / oder gleich auff das Eſſen / vielmehr auf das Trincken feſt geguͤrtet werden: dahero denn je mehr ſie ſich dafuͤr furchten / deſto beſcheidener damit zu verfahren iſt.

Es hat aber nicht die Meynung / wann man ein junges Pferd dergeſtalt zu gedultiger Aufnehmung des Sattels gebracht / daß man ſo dann deſto groͤber mit dem Satteln umgehen doͤrffe / und die Saͤttel von oben her mit voͤlliger Schwere auf die Pferde werffen / mit Gewalt auf einmahl zuſammen zwin - gen / und die ungedultigen oder blehenden Pferde mit den Fuͤſſen in den Bauch ſtoſſen ſolle / wodurch ſo bald und noch viel ehe ein altes als ein junges Pferd Sattel-ſcheuch gemachet werden kan: ſondern man ſoll mit denſelben jederzeit fein beſcheiden / fuͤrſichtig und gelinde umbgehen / damit ſie bey der gedultigen und freywilligen Aufnehmung des Sattels nicht we - niger beſtaͤndig erhalten werden.

Pferden welche vornen leichter als hinten / ſollen die Saͤtttel jederzeit wol auf dem Riß geleget / und die vordern Schenckel damit etwas beſchweret werden.

Pferden / welche hinten leichter als vornen / wiꝛd der Sattel wol zuruͤck zulegen / und das Hindertheil durch des Reuters Leibs-Gewicht mehr als das vordere nie - der zuhalten noͤthig ſeyn / welches denſelben ſehr nuͤtz - lich iſt / ſonderlich aber den erſten / wann ſie Berg an / den andern aber / wann ſie Bergab geritten werden muͤſſen / da ſie am meiſten uͤber ſich proͤllen / und auſ - ſer dieſem Vortheil nicht wol fortkommen koͤnnen / ſonderlich / wo der Sattel widerig aufgeleget wuͤrde / ſo koͤnnte bey den erſten das Hindertheil dem vor - dern nicht folgen / weil es ohne das an der Erden kle - bet / und noch des Reuters Laſt allein zutragen haͤtte. Bey den andern aber wuͤrde das vordere Theil ſeine eigene uͤbrige Laſt neben des Reuters nicht genug er - heben koͤnnen.

H 3Al -62Neuer vollkommener

Allen Pferden / welche vornen hoͤher als hinten ge - wach ſen / ruſchet der Sattel hinter ſich.

Wo es dabey einen eingezogenen Hunds-Bauch haͤtte / waͤre daſſelbe deſto mehr zuempfinden / weil ſol - cher Mangel den andern fuͤr ſich ſelber verurſachet / nach ſich ziehet. Wann ſie auch gegen Berg gerit - ten werden / kommet die dritte Urſache darzu / welches aber auff alle drey Wege durch das Vorder-Zeug und des Reuters eigene Huͤlffe verbeſſert / und der Sattel zuruͤck gehalten / alſo an ſeinem behoͤrigen Ort befeſtiget werden muß.

Auff den Pferden / ſo 1. hinten hoͤher als vorn ge - wachſen / 2. einen breiten Kuh-Bauch haben / der ſehr zuruͤck haͤnget / wann ſie Bergab geritten werden / ſchieben ſich die Saͤttel / welches das Hinter-Zeug oder Schweiffriemen alles verhuͤten und den Sattel zuruͤck halten kan.

Auſſer dieſen Maͤngeln / auch bey gutem gleichen Gewaͤchs des vordern und hindeꝛn Theils / und einem wolgeſtallten Bauch / ſo in der Mitte am dickeſten iſt / ſoll der Sattel nicht ſo weit hervor gehen / daß er auff den vordern Fuͤſſen liget / auch nicht auff dem dicken Creutz / denn ſolcher Geſtalt wuͤrde er kein rechtes Auf - ligen haben koͤnnen / ſondern ſich auf der Breite dre - hen und hin und wieder rutſchen oder wenden muͤſ - ſen: er ſoll in ſo weit zuligen kommen / daß der Reuter mitten auf dem Pferde ſitze.

Es koͤnen auſſer dem gar magere ſchmale / auch gar fette breite Pferde / dem Sattel genugſam unſtetes Auffligen verurſachen / daß man zu ſorgen hat / wie ſie ohne gedruͤckt zu werden zureiten; ſonderlich ſeyn die hohen Ruͤcken boͤß zuſatteln / weil der Sattel weder vor noch hinter der Hoͤhe Platz zuligen findet / oben darauf aber bald vor-bald hinterwerts faͤllet und das Pferd beſchaͤdiget.

Die tieffen Ruͤcken halten die Saͤttel zwar an ei - nem Ort / ligen aber gemeiniglich vorn und hinten ſo ſehr auff / daß ſie angreiffen / zudem daß die Tieffe meh - rerstheils zu viel zuruͤck kommet / und der Reuter zu den Huͤlffen und Straffen unbeqvem ſitzet.

Vielmahls werden alte Pferde / ſonderlich die man in wichtigen Geſchaͤfften im Krieg / zu Hoff und auff der Schul zureiten pfleget / 1. durch das feſte Guͤrten / (welches dieſe Ubungen wegen der Sicherheit erfor - dern /) 2. durch ungeſchicktes Aufwerffen und plum - pes Niederlegen der Saͤttel / 3. durch ſchwermuͤthiges Auf - und ſtarckes Niederſitzen des Reuters / 4. durch unſtaͤtes Hin - und Wiederrutſchen / 5. durch ſpitzigen Zeug oder Spangen / 6. angegriffen / 7. geſchwellet / 8. verwundet / daß ſie viel ſchwerer wieder unter den Sattel zu bringen / als die Pferde / ſo niemals Saͤttel auffgetragen: Mit welchen man ſo dann gleiche Muͤ - he vornehmen / und durch lange Zeit ſie aus der boͤ - ſen in die rechte Ordnung bringen muß.

Auffzaͤumen.

Und wiewol das Aufzaͤumen auf zweyerley Weiſe noͤthig / weil die Pferde ſowol aufgezaͤumet als geſat - telt werden muͤſſen / und die rechte Zaͤumung von vie - lerley Wiſſenſchafften herzuholen iſt: So iſt doch all - hie des Aufzaͤumens allein ſo weit zugedencken ge - nug / als weit dieſelbe den Knechten im Stall vertrau - et und anbefohlen bleibet. Welche in allweg gar ſanfft ſittſam / aber ſicher damit verfahren ſollen: Denn ſo fern einem Pferd einmahl die Einnehmung des Mundſtuͤcks und Aufnehmung des Zaums wi - derwertig gemachet wird / brauchet es groſſe Muͤhe und Kunſt ſolche wieder zu recht zubringen.

Theis Pferde wollen ihnen den Zaum nicht auff dem Kopff umb die Ohren anthun laſſen / andere das Gebiß nicht einnehmen / etliche deren keines / welches deſto gefaͤhrlicher in hohem Gebꝛauch abſonderlich im Krieg iſt. Welches beydes von langer Hand in ge - raumer Zeit / mit lauter ſittſamer Handanlegung / Betrug und Hinterliſt geſchehen kan: Mit Gewalt aber wenig gutes auszurichten ſtehet / ohne was durch ſonderliche Vortheil geſchicht / welche aber offt ver - aͤndert werden muͤſſen / weil ſie den oftgebrauchten wol vorzukommen wiſſen.

Wann die Pferde einen groſſen langwierigen geſchwinden Lauff verrichten: Oder ſonſt in vielen Lauffen geuͤbet werden ſollen.

Vor dem Lauff.

JM Anfang des May ſoll man Beyfuß-Wurtzel vor Aufgang der Sonnen graben / mit ſambt dem Kraut waſchen / in eine lebendige Brunnqvell uͤber Nacht geleget / den andern Tag umb dieſelbe Zeit vor Auffgang der Sonnen / in einem Hafen Waſſer ſie - den laſſen / damit ſoll man das Pferd um die Bruſt / Lenden / Geſchroͤt und 4. Schenckel warm waſchen / Kraut und Wurtzel werden auf das Creutz geleget / und damit bey der Sonnen gewaſchen / wann es uͤber Nacht darauf gelegen iſt.

Man klaubet den beſten Habern aus dem ſchlech - ten oder gemeinen / reibet ihn zwiſchen den Fingernoder Haͤnden / daß er glatt werde / macht ihn mit dem beſten Wein naß / doͤrret ihn wieder und reibet ihn abermals / und giebet ihm unter oder nach dem Futter 14. Tag lang.

Vor dem lauffen 1. Tag oder 2. giebt man ihm un - tet ſolchem Futter geſchnittene Gembs-Wurtzel.

Eberwurtzel wie auch Beyfuß-Wurtzel unter den Schweiff oder Schopff gebunden / auch inwendig in das Mundſtuͤck gemachet.

2. Loth Lorbeer / 3. Loth Alandwurtzel / 1. Loth Nieß - wurtzel / 2. Loth Entzian / gepulvert / mit Wein genetzet / 4. Tag unter den Futter / Wolgemuth / Agrimonia, Hanffſtauden / Beyfuß / Roſenkuchen geſotten damit gebaͤet.

2. Loth63Pferde-Schatz.

2. Loth Hanff-Koͤrner / 2. Loth Anieß / 6. Loth / bitterwurtzel / 4. Loth Eber-Wurtzel / 1. Loth Angelica / 1. Loth Aland-Wurtzel / 1. Loth Canel / Peterling / Biernbaumenmiſtel und Entian / jedes 2. Loth gepul - vert / auf einem Brodt. Hierzu dienen auch Eichen - miſtel / Meiſterwurtzel / Galgand / Eichenlaub / Mey - enblumen / Knoblauch / Tormentill-Wuꝛtzel / Zitwer / oder ein wenig Mangold / fœnum græcum, Roſinen / Kunigund-Kraut / Muͤntzen / welſcher Kuͤmel / Anieß / Roſen-Waſſer / Brandwein / Malvaſier / Gerſten - Mehl / Calmus und alles was einen leichten Othem machet / davon bey der Artzeney ein mehrers zu finden.

Es iſt ihnen aber dabey gut / daß ſie mit Kraͤutern gebaͤet / auch in allen Gelencken / mit Fuchs-Fett / Re - genwuͤrmoͤl geſchmieret / dadurch dieſelbe gaͤngig und lind gemachet oder auseinander gelaſſen werden.

Nach dem lauffen / oder anderer groſſen Bemühung.

Zwiſchen dem Lauffen / tummeln und andern groſ - ſen beweglichen Verrichtungen iſt zwar nicht groſſer Unterſcheid zu machen / wie die Pferde darauff gehal - ten werden ſollen / ohne daß der Lauff unter allen die ſtrengeſte Bewegung iſt / worzu die Pferde alle ihr Vermoͤgen zugleich gebrauchen / und abſonderlich die Sehnen mit euſſerſten Gewalt anſtrecken muͤſſen: Dahero ſie umb ſo viel mehr nach ſolcher als andern Ubungen verſorget werden / wo ſie anderſt eine Zeit lang darinnen gute Dienſte leiſten ſollen.

Sonſten halten die Tuͤrcken und Hungarn dafuͤr / daß ihren Pferden nichts beſſers zu der Geſundheit diene / als daß ſie zum wenigſten alle drey Wochen ei - nen ſtarcken Lauff verrichten / ſich dadurch in allen Ge - lencken zu ſtaͤrcken / ſonderlich durch den ausgetriebe - nen Schweiß / alle verſammlete boͤſe Feuchtigkeit aus - zufuͤhren / um die Pferd deſto ſicherer und laͤnger bey beſtaͤndiger Geſundheit zu erhalten / wann man ſie auf ſolche Weiſe tractiret.

So bald der Sattel ledig / wird das Pferd mit ei - ner Decke uͤber den gantzen Leib bezogen / gemach eine Stund oder laͤnger bey der Hand umgefuͤhret / der Gurt etwas ledig gemachet / wenig Heu oder Stroh zwiſchen den Sattel geſtecket / in Stall gefuͤhret / um - gewendet / in dem Stand hoch aufgehefft / und wieder 1. oder 2. Stund alſo ſtehen laſſen / darauf zu der Krip - pen geſtellt / wo es trucken abgeſattelt / und rein geſtrie - gelt und gewiſchet / wieder warm zugedecket / dann erſt etwas Heu gegeben / dabey es des ordinari-Futters erwarten muß.

Die meiſten aber gebrauchen uͤber dieſe allgemeine Wartungs-Art ein hoͤltzern Meſſer / welches kleine Rinſel eingeſchnitten hat / daß ſich die Haar (/ wie ſub - til ſie auch ſeyn /) dareinlegen koͤnnen / damit uͤberzie - hen ſie das Pferd / und nehmen ihm allen Schweiß rein ab / daß keiner davon wieder in den Leib ſchlagen kan / welches beſchicht / wann die Pferde ohne Abneh - mung des Schweiß von ſich ſelber trucken werden muͤſſen / welches ihnen ſehr ſchaͤdlich und dieſer Art hitzigen Pferden unertraͤglich iſt / daß ſie nicht daruͤber innerlich oder aͤuſſerlich Schaden nehmen ſolten.

Nach Abnehmung des Schweiſſes werden ſie mit wenig friſchem Waſſer / erſtlich an das Geſchroͤdt /hernach an den Bauch allgemach beſpritzet / umb ſie deſto ehe zu erkuhlen / und von dem Schweiß zureini - gen.

Darauf nimmet man alle Wochen oder uͤber 14. Tag / eine Baͤhung mit Kraͤutern vor / ſalbet auch oft - mals die Gelenck / mit eben den vorbeſchriebenen Kraͤutern und Fett / daß ſich die Gelencke nicht ſpan - nen / oder die Sehnen anziehen koͤnnen / ſondern alle - zeit geſchmeidig bleiben.

Dieſes nun / wie es in eines jeden Belieben und freyer Wahl ſtehet / ſein mehrmahl faules Geſind zu dieſer Verrichtung ernſtlich anzuhalten: ſo iſt gewiß / daß durch ſolche wenige Muͤhe die Pferde lange Zeit geſund / gerad und friſch koͤnnen erhalten werden.

Von den Naß-Baͤndern.

Wiewol aus dieſer gantzẽ Beſchreibung / vornem - lich aber der ſonderlichen Zaumungs-Art / und denen angezeigten Mitteln oder Proceß (wie die Pferde / nach dieſer Unterweiſungs-Art mit einer guten Ma - nier zuzaͤumen / und ſie alſo zur wuͤrcklichen Anlegung des Zaums gehorſam und willig gemacht werden ſol - len / genug erſcheinet / daß der Gebrauch des Sprung - Riemens und Cavazons / dabey niemals fuͤr noͤthig und nuͤtzlich / oder zulaͤſſig erkennet wird: So iſt doch daſſelbe anderer Geſtalt nicht / ſondern alſo zuverſte - hen / daß zwar 1 der Sprungriemen zu keiner Zeit / der Cavazon aber in gewiſſer Maß ſo weit gebrauchet wird / daß derſelbe zum Hin und Wiederfuͤhren / jeder - zeit beqvemer denn die Stangen ſeyn kan / als derſelbe leichter als die Stangen an - und abzubringen iſt / da - durch viel Zeit und Arbeit erſparet / auch viel Wider - willen bey den Pferden verhuͤtet wird.

2. Daß den Pferden eine gute Geſtalt zugeben / und ſolche bey derſelben zuerhalten / wann und ſo lang man mit derſelben Formirung und Beſtaͤtigung fort - faͤhret / man ſich freylich eines gewiſſen Zwang-Mit - tels bedienẽ muß: darbey aber des Pferds Maul in viel Wege ſo viel muͤglich zuverſchonen / wann man deſ - ſelben Wuͤrckungen in den Schrancken laͤſſet / daß die Schaͤrffe die Naſen nicht verwundet / und das Pferd dadurch zum avanciren unwillig gemachet wird.

Hergegen wird durchgehend widerſprochen / daß der Cavazon und deſſen gemeiner Gebrauch / das ei - nige Mittel ſey / oder darinnen beſtaͤndig erhalten werden koͤnnte / wann derſelbe von des Reuters Haͤn - den vermittelſt beyder Zuͤgel zu oberwehntem Ende gebrauchet wird / weil derſelbe alle Pferde in Unord - nung bringet / welche 1. gar zarte Naſen / 2. ſehr em - pfindlich / 3. widerſpenſtig / 4. ſtoͤckend ſeyn / 5. zuviel oder 6. zu wenig Anlehnen auf das Mundſtuͤck neh - men wollen oder genommen haben / und daſſelbe umb ſo viel mehr / als der Cavazon an ſich ſelbſt ſcharff iſt / und ſtreng gebrauchet wird.

Es werden aber alle Pferde / auf wolkoͤmmliche zwo Wege / nemlich im Fuͤhren / oder in lediger Spañung / ſo ohne Reuter beſchicht / mit und in dem Cavazon / zu der guten Pferdes - und Zaͤumungs-Geſtalt anzuwei - ſen ſeyn / welche 1. wenig Empfindlichkeit haben / 2. von grober Haut / 3. langhaͤrig / 4. ſich auf das Mund - ſtuͤck legen wollen / 5. gar hitzig forteylen / und der gute Geſtalt ſehr widerſtreben.

Und64Neuer vollkommener

Und ſind zwar der Jnventionen von Cavazon / mehrer Arten als derſelben noͤthig / weil die meiſten ohne Raiſon / vielmehr ſchaͤdlich als nuͤtzlich ſeyn. Sie koͤnnen aber eigentlich in drey Haupt-Arten einge - theilet werden / und die erſte ſcharffe Art wieder in dreyerley Art.

  • 1. Art / ſind die ſcharffen / und dahero ſtrenger Wuͤrckung. Die allerſchaͤrffeſten aber / welche von 3. Stuͤcken / mit 2. Gelencken / weil dieſe auf beyden Sei - ten wuͤrcken / kan derſelben ſtetige Bewegung auch leichtlich verletzen.
  • 2. Art / haben 2. Stuͤck / und das Gelenck in der Mitte / ſind in der Wuͤrckung zwar etwas gelinder / ſie klemmen aber die Naſen auf beyden Seiten / wo ſie vornen enger als hinten / verhindern alſo den Othem / daß er nicht außgehen kan / dadurch das Pferd un - kraͤfftig / verzagt / verwirrt / aͤngſtig gemachet wird / daß ihm mehr Urſach zuruͤck zukriechen zuſtoͤcken / oder ſich gar auffzulehnen / als zum avanciren gegeben wird.
  • 3. Die dritte / ſo von einem Stuck Eiſen / umb die Naſen gebogen / ſo man Muſeral nennet / und wieder gelinder wuͤrcken / und unter dieſen dreyen die beſten / weil ſie am gleichſten tragen / und einen unirten Effect haben / nach dem ſie gebrauchet werden.

Derſelben Wuͤrckung aber iſt wiederumb auff dreyerley Art zuverſtrecken / denn wann 1. die Kaͤlber - Zaͤhn ſehr ſpitzig / ſind ſie deſto einbeiſſender / 2. wann ſie rund / ſind ſie gelinder / 3. am gelindeſten / wann ſie flach und glatt gefeylet / daß ſie nicht tieff einbeiſſen koͤnnen.

Solche Schaͤrffe wird noch auf andere Weiſe ge - mehret / 1. wann der Cavazon groß und weit / und mit Bley erfuͤllet / alſo ſehr ſchwer iſt / 2. wann er etwas voͤl - lig oder mittelmaͤſſig ſchwer / iſt er etwas leichter und gelinder / 3. wann er ſchmal / nieder und flach / iſt er am gelindeſten.

Noch wird die Wuͤrckung auf dreyerley Art erho - ben / wann 1. zwo Federn inwendig feſt gemachet ſeyn / daruͤber der Riem gezogen / welcher die Federn in An - ziehung der Ziegel niederdrucket / und dem Pferd ſchmertzlich fallen muß / es wird aber 2. dieſe ſcharffeWuͤrckung gelindert / wann das Muſeral oder Hoͤle mit Wachs erfuͤllet iſt. 3. Nachdem die Zuͤgel viel und ſtreng angezogen werden und bleiben / erfolget auch die verhoffte Wuͤrckung.

Alle dreyerley Muſter / mit ihren unterſchiedlichen Verſtaͤrckungen / ſeyn beſſer zu Fuß als zu Pferde an - zuwenden.

Wie nicht weniger die folgende dreyerley Art / mit - telmaͤſſiger Naß-Baͤnder / fuͤr Pferde / welche ſich 1. hart in die gute Poſtur begeben koͤnnen oder wollen / 2. die leiſen Mittel verachten / 3. nicht gar zart oder em - pfindlich ſeyn.

Die erſten und ſtrengeſten ſeyn von gar geſchmeidi - gen Eiſen-Ketteln / doch etwas eckicht und angreif - fend. Die zweyten von duͤnnen eyſernen Gliedern aber gar glatten und gelinden. Die dritten von gar dicken / glatt und runden Eiſen-Kettengliedern.

Die Art der allerleiſeſten und gelindeſten / wiewohl mehr in der Spannung als neben den Stangen-Zuͤ - geln / nach dieſer Unterweiſungs-Art noͤthig und nuͤtz - lich zugebrauchen / iſt die Camarra / welche auch auff dreyerley Art gemachet und gebrauchet wird.

Als 1. die ſchaͤrffſte von groſſen Stricken fuͤr die Pferde / welche 1. am ſchwereſten in die gute Geſtalt zu bringen / oder in derſelben zu erhalten ſeyn / 2. die un - empfindliche / 3. die grobe Naſen haben.

2. Von Leder / fuͤr dergleichen mittelmaͤſſige Pfer - de / in obigen Eigenſchafften / weil ſie mittelmaͤſſiger Wuͤrckung ſeyn.

3. Von linden Baͤndern / bey gar zarten / zuviel em - pfindlichen Pferden / welche nicht allzuſchwer in die gute Geſtalt zubringen und darinnen zu behalten ſeyn.

Solche muͤſſen alſo zugerichtet ſeyn und angeleget werden / daß ſich die Zuͤgel ſchraͤncken / und alſo rings umb den Kopff wuͤrcken / damit die Pferde das Nach - laſſen oder Lufftgeben eben ſo wol und viel als das ſtaͤrckere Anziehen empfinden / und man alſo ihr Wol - oder Ubelhalten daraus erkennen moͤge.

Je empfindlicher nun das Pferd ſich darinn erzei - get / je gelinder ſoll die Camarra wircken.

65Pferde-Schatz.

Vierdter Theil Jm erſten Haupt-Theil dieſes neu-vollkommenen Pferd-Schatzes: Der Pferde Eigenſchafften und Gewohnheiten /

Natur / Complexion / inner - und euſſerlicher guter und boͤſen Beſchaffenheit / Wol - und Ubelſtand / Tugend und Laſter-Beſchreibung; Woher ſie kommen / entſtehen / wie ſie zuverbeſſern oder zuverhuͤten ſeyn.

Wer ſich von Jugend auff / auffs aͤuſſerſte befliſſen /
Der Pferde Art / Natur und Eigenſchafft zuwiſſen /
Und deren Unterſcheid; der hat das rechte Liecht /
Zu allem / was durch Pferd / in dieſer Welt geſchicht.
Denn wie ſich deren Sinn / Gemuͤth und Wille neigen /
Koͤnnen ſie auch den Weg zu aller Ubung zeigen.

Vorrede.

WEil die Goͤttliche Weißheit / die eigentliche Beſchreibung der hohen Eigenſchafften / großmuͤthi - ger / edler Pferde / (ſo zu Vermeh - rung der Herrligkeit / zu Verrich - rung groſſer Helden-Thaten / und Ergoͤtzung der hoͤchſten Potentaten groſſer Gemuͤ - ther noͤthig /) keinem menſchlichen Verſtand vertrau - en oder zulaſſen / ſondern ſelber auff ſich nehmen / und den Menſchen eroͤffnen wollen: Jn welcher er denſelben / unter ſeinen allergroͤften Goͤttlichem / all - maͤchtigen hohen Wunderwercken und Geheimnuͤſ - ſen der natuͤrlichen Dinge / nicht die ringſte / ſondern ei - ne von den vornembſten Stellen / goͤnnet und einraͤu - met.

Durch welche Erklaͤrung er auch / nicht allein den erfahrnen Hiob / ſondern auch mit demſelbigen / viel -mehr alle Menſchen / und vornemlich die Glaͤubige unterweiſet / was und wie ſie von dem goͤttlichen We - ſen und Willen vorſichtig reden und urtheilen ſollen und koͤnnen: Deren gruͤndliche Urſachener / gutes Theils / von den herrlichen Eigenſchafften und groß - muͤthigen Bezeigungen in Vergleichung hergenom - men / welche ſich in derſelben edlen Art Pferde / rechtem hohem Gebrauch und Ubung befindet / und bey den hoͤchſten Potentaten / hohen Geſchaͤfften / in Ritterli - chen Ubungen und oͤffentlichen Kriegen unvermey - dentlich erfodert werden und erſcheinen muͤſſen / und dabey aller andern Pferde / in anderm ringern Ge - brauch / gaͤntzlich uͤbergehet / als ob die edle Pferde / al - lein zu ſolchen hohen / und keinen andern Handlungen ausgeruͤſtet und erſchaffen waͤren.

So iſt ſich umb ſo viel weniger zu verwundern / daß ſich die groͤſten Heiligen und hoch-beruͤhmteſte Leut /Erſter Theil. Jſo66Neuer vollkommenerſo gutwillig von GOtt / und ihrer eigenen Demuth / Begierd und Verlangen zu den unvernuͤnfftigen Thieren in die Schul ſchicken / und nicht verdrieſſen laſſen / ihre Unterweiſung / durch Anſehung / Betrach - tung und Erkaͤntnuͤß derſelben guten und boͤſen Ei - genſchafften und Bezeigungen anzunehmen / wie daſ - ſelbe ſonderlich an Moſe / David / Cyro und andern mehr zu erkennen iſt / welche den erſten Grund zu ih - ren kuͤnfftigen hohen Ambts-Geſchaͤfften / bey den Thieren geleget / an deren Eigenſchafften und Bezei - gungen ſie die rechte Theoria und Ubung / augen - ſcheinlich und handgreifflich abgeſehen / ihnen einge - bildet und nachthun gelernet.

So nun ſo hoch-erleuchtete Maͤnner / von den un - vernuͤnfftigen und allereinfaͤltigſten Thieren / derglei - chen hochwichtige Am̃ts-Handlungen erlernen koͤn - nen / ſo iſt ſich abermahls und viel weniger / mit Ver - nunfft zuverwundern / daß ungleich geringere Leut / von Stand / Vernunfft / Vermoͤgen / Geiſt und Ge -muͤth / offtermahls von den Pferden und ihren Bezei - gungen / ein groͤſſers und hoͤhers ja mehr als die Pfer - de von ihnen lernen moͤgen und muͤſſen / wie ſie 1. ihre eigene Affecten / ſo wenig als die Pferde zaͤumen koͤn - nen / welches ſie in allewege vorhero thun und wiſſen ſolten. 2. Wie man der Abrichtung / einer ge - nugſamen unfehlbaren Erkaͤntniß aller guten und boͤſen / innerlichen und aͤuſſerlichen Eigenſchafften: 3. Wie auch einer zutreffende Vermuthung aller ver - gangenen und kuͤnfftigen Zufaͤlle. Worauß 4. der langſame oder geſchwinde erwuͤnſchte oder mißliche Ausgang abzunehmen und vorzuſagen / noͤthig habe. Denn allein die Argliſtigkeit der Pferde / der menſchli - chen in viel Wege wenig nachgiebet / ja vielmahls zu - vor kommet / welche aber keinerſeits mit Gewalt und ſchaͤdlichen Zwangs-Mitteln / ſondern mit vorthel - haffter Beſcheidenheit vorzukommen und ab - zuſchaffen rathſam oder muͤ - glich iſt.

WIewol in unterſchiedlichen Buͤchern / (wel - che von den Pferden und ihrer Abrichtung / Ubung und Gebrauch geſchrieben /) an der - ſelben unterſchiedlichen Orten / bey fuͤrfallender Gele - genheit ein und anderer Eigenſchafft gedacht wird / ſo die Pferde an ſich haben und erſcheinen laſſen: Wie auch / in waͤhrender Abrichtung / Ubung und Ge - brauch der Pferde / in den Diſcurſen ſowol / als in den vielfaͤltigen Lectionen / dergleichen viel vorkommet / das den Liebhabern von dieſer und jener Eigenſchafft der Pferde eroͤffnet wird: So leydet es doch der we - nigſten Liebhaber Zuſtand oder Gelegenheit / aller ſol - cher Buͤcher maͤchtig zu werden / daß ſie ſolchen zer - ſtreuten / und meiſtentheils dunckel gegebenen Ver - ſtand / aus ſo vielen faſt unzehlichen Buͤchern ſelber colligiren / und ſich auf jeden Nothfall deſſen gebrau - chen koͤnnten.

Vielweniger aber / wil der wenigſten Liebhaber Condition zulaſſen / ſolche hohe Reitſchulen zubeſu - chen / und eine lange Zeit zu freqventiren / da man der - gleichen wichtige Unterweiſung vornimmet / allwo ſich gleichwol / etwakaum in etlichen Jahren / alle ſol - che Faͤll begeben / welche Anlaß geben moͤchten / alles dasjenige hervor zuſuchen / und mit gnugſamen Ver - ſtand zuentdecken / was einem rechten Liebhaber in die - ſ. m Fall zu wiſſen noͤthig iſt. Jn anſehen ſolches auch auf den vornehmſten Reit-Academien anderſt nicht zugeſchehen pfleget / als wann ſich eben ein ſolcher Ca - ſus zutraͤget / deſſen Außgang man nothwendig dieſer und jener Eigenſchafft zuſchreiben muß / uͤber welcher Erfahrung ſich viel Zeit verlauffen / und dennoch wol ein und andere[ſ] ehr nothwendige Erinnerung hinter - bleiben kan.

So viel aber in der guten Unterweiſungs-Art / al - ler menſchlichen Sinnen / ſonderlich der fuͤrtrefflichen und hohen / jedem Unterweiſer forderſt / eine gewiſſe / ei - gentliche / gemeine Erkaͤntniß noͤthig iſt / wie dieſelbe durchgehend beſchaffen / ſo ſeiner Unterweiſ[u] ng ver - trauet werden ſollen: So noͤthig und unvermey - dentlich wird dergleichen gemeine und ſonderliche Er - kaͤntniß haben muͤſſen / welcher ſich der Abrichtungedler Pferde unterwinden / und davon Profeſſion ma - chen / ja nur fuͤr ſein Belieben / mit Nutzen / Luſt und Ruhm ein und anders uͤben will.

Wie nun ſolche gewiſſe Erkaͤntniß neben der Er - fahrung der rechte Grund iſt / worauf die Abrichtung Ubung und Gebrauch der Pferde / nach der Beſchaf - fenheit ihrer natuͤrlichen angebohrnen / angewehnten / oder eingewurtzelten Eigenſchafften am ſicherſten ge - ſetzet und gerichtet werden muß: So erfordert die gleiche Nothdurfft / daß ſolche Erkaͤntnuͤß und Wiſ - ſenſchafft / aller Eigenſchafften / allem andern vorgehe oder vorgeſetzet werde / was in allen Abrichtungen / U - bungen und Gebrauch der Pferde vorzunehmen iſt / auſſer welcher eigentlichen / gewiſſen Erkaͤntnuͤß / alle Abrichtung / Ubung und Gebrauch / ein lauterer Ge - rathwol zu nennen waͤre / wann ſie gleich dem Anſe - hen nach / noch ſo gut ſcheinen ſolten.

ES wird zwar bey dieſer letzten Zeit / da ſich die Kraͤfften und guten Eigenſchafften in allen Crea - turen / alſo auch in den Pferden / von Zeit zu Zeit / ja faſt von Jahr zu Jahr / mindern und verlieren / (wie die edlen Pferde / auch wegen anderer vielerley Urſachen / je laͤnger je mehr ſeltzamer werden /) ein groſſes Wun - der ſeyn / wann ein ſolches koͤſtliches Pferd gefunden werden koͤnnte / welches nur den wenigſten Theil / die - ſer beſchriebenen innerlichen und aͤuſſerlichen Eigen - ſchafften an ſich ſpuͤren lieſſe / viel weniger hat man ſich eines ſolchen zuvermuthen / das nur mit den meiſten begabet waͤre / dabey der wol zu vergeſſen waͤre / welche ſolche alle an ſich haben ſolten. Gleichwol aber muß man ſich einer Seits mit denen Pferden behelffen / wie ſie zu bekommen / ſonſt wuͤrde man ſich deren Abrich - tung / Ubung und Gebrauchs / ehe gar begeben muſſen / als man ein ſolches vollkommenes / nur erfragen / wil geſchweigen genieſſen koͤnnte / weil es / ohne Zweiffel / ein ſolcher Hoher haben muͤſte / von dem es weder zu begehren noch zuerhalten waͤre / ob er daſſelbe gleich verlaſſen wolte / wuͤrde es doch wegen des unſchaͤtzli - chen Werths weniger Gelegenheit leyden / daſſelbe an ſich zubringen.

Gleich -67Pferde-Schatz.

Gleichwol kan die gruͤndliche Erkaͤntnuͤß aller nothwendigen Eigenſchafften keinem Liebhaber ſchaͤdlich ſeyn / ſondern dadurch nach ſeiner Wiſſen - ſchafft jederzeit / nach den beſten trachten / und ſich mit der mittelmaͤſſigen Beſchaffenheit contentiꝛen / wo die Vollkommenheit nicht zu erlangen iſt.

Und wuͤrde derſelben Gebrauch und Genieſſung nicht weniger erleichtern / wann ſie nach ſolchen Pfer - den trachten wuͤrden:

  • 1. Wo der Mangel zwar am Gewaͤchs / aber mit einem guten Gemuͤth erſetzet / weil ſich bey denſelben / durch rechte Wiſſenſchafft und regulirten Verfah - rung viel verbeſſern laͤſſet.
  • 2. Wo bey einem unordentlichen mangelhafften Gemuͤth ein gut Gewaͤchs vorhanden / wo dann viel Pferde ihren boͤſen Willen / bey rechter Unterweiſung aͤndern koͤnnen.
  • 3. Wo bey einem guten Gemuͤth Mangel an der Geſundheit / und noch in der Artzeney Mittel zuſu - chen waͤren.
  • 4. Dergleichen koͤnnte auch geſchehen / wo bey dem guten Gewaͤchs Kranckheiten vorhanden oder zube - ſorgen ſtuͤnden.
  • 5. Wo die voͤllige Geſundheit bey gutem Gewaͤchs und boͤſem Gemuͤthe ſtecket / koͤnnte auch ein und an - dere Verſuch die Muͤhe bezahlen.
  • 6. Etwas mißlicher aber fiel es / bey boͤſem Ge - waͤchs und gleichmaͤſſig boͤſem Willen / in gleichwohl guter Geſundheit.
  • 7. Wo ein gutes Gemuͤth und boͤſes Gewaͤchs bey der Geſundheit waͤre.
  • 8. Dieſes alles findet wieder ſeinen Unterſcheid / nachdem ſolche Maͤngel leicht / ſchwer / oder gar nicht zu remediren.
  • 9. Wo es aber an allen fehlet / wird auch der hoͤch - ſte Grad aller Wiſſenſchafften / in der Verbeſſerung erfordert / oder der beſte Rath ſeyn / ſich deſſen neben Schimpff und Schaden gaͤntzlich enthalten.
  • 10. Welche in allen mittelmaͤſſig / und in keiner - ley Extremitaͤt / weder in deß guten noch boͤſen Eigen - ſchafften zubefinden.
  • 11. Wo die Anzahl der guten die boͤſen uͤbertrifft.
  • 12. Wo der guten zwar weniger / oder deſto beſſer und von den Vornembſten.
  • 13. Wo die boͤſen leichtlich zuremediren.
  • 14. Wo der boͤſen zwar weniger aber ſchwerlich zuverbeſſern.
Die Complexionen werden 1. auß der Farb erkennet.

Als:

Gelb / Roth / Schwartz / Weiß /

Choleriſch / Sangviniſch / Melancholiſch / Phlegmatiſch /

von dem Feuer. von der Lufft. von der Erden. von dem Waſſer.

ES iſt auch des Pferdes Farbe von deſſelben Com - plexion am ſicherſten zuurtheilen: Denn gleich wie bey den Menſchen / ſo erzeiget ſich auch dieſelbe bey den Pferden / in der Farbe der Haar / auch wol an der Haut. Weil ſich aber weder bey den Menſchen / noch bey den Pferden / ein Element gantz / ſondern je -derzeit mit andern etwas vermenget befindet / ſo wird auch deſſelben Wuͤrckung am meiſten in der Farbe geſpuͤhret / welche vor den andern dominiret: wird al - ſo ein jedes Pferd gleich wie der Menſch / dem Ele - ment oder Complexion zugerechnet / deſſen Wuͤꝛckung und Eigenſchafften am meiſten an ihm zuſpuͤren: Wiewol aber ein jedes / als der Menſch / die Thier / auch die Pferde aus den vier Elementen / zuſammen geſetzet / mit welchen ſie auch vereiniget und verbunden ſeyn / inn - und auf welchen ſie auch beſtehen / ſo erzei - gen ſich doch bey jedwedern / eines und das in mehr fuͤrbrechender Krafft und Herrſchung / als das ande - re / daß aus derſelben uͤberhandnehmendem und fuͤr - ſcheinendem Element auch bey dem Pferd eine Na - tur werde / ſo ſich in der Farb und in dem Gebluͤth in gleicher Geſtalt bezeiget.

Wie nun ſolche in die vier Haupt-Farben ab - zutheilen / ſo in Braunen / Rappen / Fuͤchſen und Weiſſen / Sangvin - Melanchol - Choler - und Phleg - matiſch / geurtheilet werden / welche auch der Grund aller andern Farben ſeyn / worauß ſie / wie eine Schat - tirung abfallen / nachdem das Element kraͤfftig in ihnen wuͤrcket: alſo welches Element / die ſchwaͤ - cheſten und wenigſten Kennzeichen an dem Pferde giebet / indem ſtecket auch die geringſte Eigenſchafft oder Wuͤrckungen von demſelben.

1. Entſtehet alſo die braune Farbe aus der Sangvi - niſchen Complexion / weil ihr Urſprung 1. von der ſtaͤrckeſten Eigenſchafft und Wuͤrckung des Luffts / und 2. auch zum Theil oder etlicher maſſen / von dem Feuer und deſſelben mittelmaͤſſigen Wuͤrckung kom - met und entſtehet.

Das bezeugen die braune Pferde / mit ihrer ſonder - lichen Freudigkeit / dabey ſie auch ſonderlich behertzt und waͤhrhafft ſeyn / auch ohne Schaden mehr Blut / als anderer Farben Pferde vergieſſen und entbehren koͤnnen / es geſchehe gleich im blutigen Wunden oder im Aderlaſſen / wird man ſie doch jederzeit mehr als andere Blutreich finden / dabey ſeyn ſie auch hurtig / geſchwind / lauffen wol / gern und bald / wann es ihnen zugemuthet oder verhenget wird / ſeyn auch gelehrig und arbeitſam. Es wird aber ein jedes braunes Pferd dieſen Eigenſchafften kraͤfftiger / beſtaͤndiger und voll - rommener beygethan ſeyn / als die braune Farbe an ihm mehr dunckel / als liechtſcheinen wird.

Die braune Farbe an den Pferden wird erſtlich in zweyerley Art unterſchieden / als dunckelbraun und liechtbraun. Die dunckeln wieder 1. in ſchwartzbraun / welche zwar am Leibe faſt wie die ſchwartzen / aber an dem Kopff und Augen / auch den Schenckeln / vornen und hinten / ſonderlich in den Lancken etwas liecht und deſto ſchoͤner fallen. 2. Die recht dunckelbraun genennet werden / und entweder ſolche oberwehnte liechte Haar / an den gemeldten Enden auch am Kopff tragen / oder aber Spiegel uͤber den Leib haben / welche als eine Schattirung aus der dunckeln Kernfarbe herauß ſcheinen. 3. Weichſelbraun / ſo wie die reif - fen Weichſeln / mit oberwehnten Zeichen / 4. Kaͤſten - braun / von den reiffen Caſtanien / auch mit oder ohne oberzehlte eingemengte liechte Farbe.

J 22. Die68Neuer vollkommener

2. Die Liechtbraunen haben eben ſowol ſolche Ca - dentz / unter welchen die beſten / welche am nechſten bey der dunckeln / oder bey der roͤthlichſten Farbe / die ſchoͤnſten / welche wie Tuͤrckiſche Pferde / alſo glaͤntzen / als ob ein Goldgrund unter denſelben herfuͤrſchlene.

Hergegen die ſchlimmſten / welche bey der bleichen Farbe am nechſten kommen / ſonderlich die dabey ſehr heßlich / welche an den Fuͤſſen / am Bauch / und in den Lancken / weißlichte lange Haar haben / wie an vielen Pferden zuſehen iſt.

Jn dieſer Farb iſt alſo ein dreyfacher Unterſcheid ei - gentlich zumachen / davon die erſten alle unter die dunckeln gerechnet werden und Sanguiniſch ſeyn / es ſey gleich daß ſie an dem Kopff / umb die Augen / Bauch / Lancken / Schenckel / Geſchroͤt / liechtbraune oder fahle Schattierung / oder keine dergleichen Ab - wechſelung der Farbe haben / (wiewol die letzten / ſo man zweyhaͤrig nennet / nicht ſo gut und ſchoͤn als die erſten ſeyn:) wie auch die Spiegel allein an den fetten und kurtzhaͤrigen Pferden zum Theil dunckler / zum Theil liechter / als die andere braune Farbe / an den Pferden erſcheinen / an den magern und langhaͤrigen aber niemals geſehen werden. Und ob gleich dieſe beyderley Zeichen / der Schattierung oder Spiegel / nicht an allen dieſen Orten oder uͤber den gantzen Leib / ſondern nur an einem oder dem andern oder etlichen erſcheinet / ſo iſt doch die Haupt-Farbe dieſer 1. Art ein als den andern Weg zuzugeben.

2. Mittelmaͤſſige Braunen ſeynd / welche weder dunckel noch liecht / und unter denſelben iſt wieder ein groſſer Unterſcheid / und zwar die erſten und vornehm - ſten / ſchoͤnſten und beſten / welche die obbeſchriebene Tuͤrckiſche glaͤntzende Haar haben. Nechſt denſel - ben / die ſich viel nach der Roͤthe ziehet / und den unreif - fen Weichſeln oder Caſtanien vergleichen / und wor - an die rothe Farbe / die dunckele Farb abſticht / verdun - ckelt oder bedecket / die ſeyn ſchon mehr den Choleri - ſchen / hitzigen / als den ſangviniſchen Pferden ver - wandt / bey denen auch das Feuer um ſo viel mehr / als die Roͤthe ſtarck und herrſchend iſt / welches auch ihre Wuͤrckung bezeugt / als welche aus der Cholera aller - dings herflieſſet.

Die dritten ſeyn die obbeſchriebene Liechtbraune / bey welchen ſich das Phlegma herfuͤr thut / und die an - dern Eigenſchafften mindert / welches bey allen dreyen Farben umb ſo viel mehr beſchicht / als dieſelbe viel 1. weiſſe und groſſe Abzeichen haben / 2. viel weiſſe Haar / ſo man Zobel-oder Silber-Haar nennet / mit einge - ſprenget / welche beyde temperirende Wuͤrckungen / bey allen dunckeln Farben mitbringen / und fuͤr ſehr koͤſtlich zuachten / weil die Hitze dadurch abgekuͤhler wird / ſonderlich die letzte. Bey den Liechtfaͤrbigen aber / umb ſo viel ſchlechter / weil ſie die erſten guten Ei - genſchafften allzuſehr mindern / und die Hitze gar un - terdrucken. Unter dieſen / (in dreyerley braune Farb abgetheilte Pferden /) iſt ein ſo mannigfaltiger Unter - ſchied / daß man unter 1000. gar ein ringe Anzahl gantz gleich finden wird / welcher Unterſcheid / nach der Erforderung zubeſchreiben ein ſehr groſſe Weitlaͤuff - tigkeit erfodern wuͤrde.

2. Die andere Haupt-Farb iſt ſchwartz / in der Natur und Complexion / Melancholiſch / 1. wegen deruͤberhand nehmenden / irrdiſchen Wuͤrckung / 2. von der uͤberfluͤſſigen ſchwartzen Gall und verbrennten Gebluͤt / daher ſolche Pferde ſchwermuͤthig / ungelehr - nig / zornig / ſtutzig und untreu / welches ſie leichtlich lernen / aber das gute eben ſo bald vergeſſen. Die Jtaliaͤner meinen / daß dieſe Pferde meiſtentheils Ex - tremiſten in dem guten (wiewol ſelten /) oder in dem boͤſen / (offtermals) ſeyn / welchen ſie auch ein kurtzes Geſicht abmercken wollen.

Jn dieſer Hauptſarb / finden ſich eigentlich dreyer - ley / darunter die kohlſchwartzen Rappen die erſten beſten / wañ ſie umb die Augen / Maul / Lancken etwas liechte Farbe haben / deſto boͤſer / wann in der ſtarcken ſchwartzen Farbe / auch dunckele Augen / und vielmehr / wann ſie auch einen blauen Ring umb den Augapfel haben / welche gemeiniglich ſehr ſcheuch und erſchrok - ken ſeyn. Die Teutſchen halten bey den Rappen viel von weiſſen Zeichen / als dem rechten Temperament / der boͤſen Humoren / welches die Spanier ſcheuen / und die ſchwaͤrtzeſten fuͤr die beſten halten / vielmehr aber die Ungarn / ſo aberglaͤubiſch meinen / daß einem Reuter auf einem ſchwartzen Pferd nichts widriges begegnen koͤnnte / welches ſich von den Pommern we - niger zuverwundern / welche vor der Zeit ein kohl - ſchwartzes Pferd fuͤr ihren GOtt gehalten und geeh - ret haben.

2. Die andere Art Rappen oder Schattier-Far - be / iſt Aſchen-farb oder Maußfarb / in welchen die Melancholia noch mehr herrſchet / daher um ſo viel mehr ſcheu / verzagt und matt ſind / als die verbrannte Erden mehr als die friſche oder feuchte abgeſtorben iſt.

3. Ob gleich die liechtſchwartzen / ſo nicht gar A - ſchenfarb / zu Zeiten etwas beſſer / als die erſtgedachten rechte Maußfarbe ſeyn moͤgen / ſo ſeynd ſie doch deſto heßlicher / und die meiſten ohne gute Eigenſchafften.

3. Die dritte Hauptfarb ſind die Fuchſen / von Cho - leriſcher Natur / dahero ſie allzeit feurig / hitzig und be - gierig / ſonderlich in die Hoͤhe oder auffſteigenden Be - zeigungen ſeyn / weil die feurige Natur / (welche lieber auffſteiget als abfaͤllet) jederzeit auch bey allen und ſonderlich dieſen Pferden / von der Lufft etwas tem - perirt wird: Je mehr nun das Pferd der gelben oder Feuer-Farb aͤhnlich / je ſtaͤrcker iſt die feurige Cholera indemſelben Hauptſaͤchlich / und zum Theil mit re - gierend / aber die Lufft in zimlicher Wuͤrckung zube - finden / davon ſie auch ihr Temperament empfangen / daß ſie neben der herrſchenden Begierde / auch mode - rirte Hurtigkeit / Freudigkeit / auch diſpoſition zum ſpringen und luͤfftigen Schulen an ſich erſcheinen / an bey auch gemeiniglich Zorn und Ungedult vermer - cken laſſen.

So viel nun von der beſten und hoͤchſten biß zu der geringſten und niedrigſten Gold-Farbe einige abge - meſſene Ordnung zuſpuͤren / ſo mancherley Unter - ſcheid befindet ſich auch in den gelben Pferden / ſo von der Gold-Farbe / biß zu der bleicheſten Fuchs-Farbe fallen. Und dieſes iſt die erſte Haupt-Farbe / welche von den guten Eigenſchafften eben ſo weit / als von der Schoͤnheit der Farbe abweichet.

Die andere Fuchs-Farb iſt Blutroth / mit ihrerſchat -69Pferde-Schatz.ſchattirenden Cadentz / welche ſich endlich gegen der braunen Farbe ziehet. Dahero ſie derſelben Eigen - ſchafften mit theilhafftig iſt / wie dieſelbe damit ver - menget wird / wiewol die Blutrothen / noch meiſten theils Choleriſch / und nur etwas weniges dabey ſan - gviniſch geartet ſeyn.

3. Art von Fuͤchſen / (welche fuͤr die beſte gehalten weꝛden / nach der Spanier Meinung ſo tauerhafft / daß ſie ehe todt als muͤde zureiten ſeyn /) ſind die Schweiß-Fuͤchſe / unter welchẽ die dunckelſte Farb ſo gleichſam auf Purpur-Farb ſticht die ſchoͤnſte.

Virgilius will die weiſſe Farb vor die ſchlimmeſte halten und gaͤntzlich verwerffen / welches mit mehrern Gruͤnden zuerweiſen waͤre / iſt dieſelbige / die vierd - te Haupt-Farb / ſo ihren Urſprung von dem Waſſer hat / davon das Phlegma umb ſo viel ſtaͤrcker in ihr herrſchet / als ſie nach derſelben rechten Vollkommen - heit in die erſte Claſſe / der rechten Schnee-oder Schloßweiſſen gehoͤren: Dieſe Farbe iſt bey den Heyden den Goͤttern zugeeignet / und davon ſolche Pferde bey ihnen in dem hoͤchſten Werth gehalten worden.

Wiewol dieſe Pferde von etlichen dieſer Zeit / mehr unter die ſchoͤnſten als beſten Pferde gezehlet werden / ſo bezeuget doch die Erfahrung / daß unter denſelben / ein guter Theil koͤſtlicher Pferde zubefinden ſey / ſon - derlich wann ſie von der erſten Art ſolcher Farbe recht weiß ſeyn / dabey aber auch ſchoͤne klare braune oder ſchwaͤrtzlichte Augen / ein ſchwartzes Geſchroͤtt und Huͤfe / an der Haut hin und wieder / (aber nicht an den Haaren oder unter dem Sattel) ſchwartze Flecken ha - ben. Welche gemeiniglich reſch und freudig und tauerhafft ſeyn / doch viel ſittſamer und gedultiger als andere Farben / weil ihre liechte Farb und zarte Haut und Haar / keine Unreinigkeit verbergen oder vertragen kan / und derſelben bey Tag und Nacht mehr und leichter als bey andern an ihnen nachzu - ſpuͤhren iſt / auch darum ſolchen mehr nachgetrachtet wird / dieweil man ſich derſelben bey ſchlechten Perſo - nen nicht vermuthen iſt / ſie im Krieg und gefaͤhrlichen Reiſen deſto mißlicher und ſorgfaͤltiger zugebrau - chen / maſſen ſie denn auch der Colica mehr als andere Pferde unterworffen / zwar nicht allein dieſe allein / ſondern auch in gleicher Wuͤrckung /

Die 2. Art / welche von den Liechten etwas abwei - chen / und den Dunckeln nahen.

3. Welche auff gelbicht oder Milch-Farb ſtechen / an denen wenig gutes iſt.

4. Welche ſchwartze Flecken in den Haaren / um die Augen / Maul Geſchroͤtt haben / welche viel ſchlech - ter und heßlicher ſeyn.

Weil alle andere Farben in etwas in dieſer vier Haupt-Farben Schattirung eingeſchloſſen / oder zum wenigſten vermenget ſeyn / welche auch alle nachdem ſienahend oder weit mit der Haupt-Farbe einſtim̃en / auch in den Eigenſchafften und Wuͤrckungen der natuͤrlichen Complexionen / viel oder wenig zuſpuͤren und unterſchieden: als bleiben derſelben ſonderliche weitlaͤufftige Beſchreibungeu billich zuruͤck geſtllet.

Nechſt ſolchen und den Haupt-Farben aber / fol - gen die vereinigte / gemengte Farben / bey welchen die General-Maxime jederzeit guͤltig iſt / daß eine jedeHaupt-oder Schatten-Farbe ihre natuͤrliche Wuͤr - ckungen nicht verlaͤſſet / ſondern allerdings behaͤlt / oh - ne daß die Vermiſchung oder Verbruͤderung / zweyer ungleicher Farben / gleichwie Vater und Mutter / oder zweyer gleichmaͤchtigen Bunds - Verwandten mit einander wuͤrcken / und was ſonſt einer / ſo fuͤr ſich al - lein regieret ſchaffet / in dieſen zweyfaͤrbigen Roſſen von zweyen zugleich vollbracht wird: So weit ihre Eigenſchafften einſtimmig / werden ſie einander helf - fen / ſo viel ſie aber widriger Nat ur und Eigenſchaff - ten / wird eine die andere temperiren / hindern und maͤſ - ſigen.

Solche zweyfaͤrbige Pferde aber ſeyn auch in zweyerley Haupt-Farben unterſchieden und einge - theilet. Deren 1. ſind die Schecken / an welch en eine jede Farbe ihren beſondern Ort deß Leibes einnim - met / und von der andern unterſchieden wird.

Weil aber auch bey denſelben die vorerwehnte vier Haupt-Farben / vornemlich / hernach auch derſelben Schattirungen / wie an den Einfaͤrbigen zufinden / ohne daß die weiſſe Farbe / bey jeder ſolcher duncklern Haupt-Farbe mit regieret: So wird ſich auch an je - der Farbe eben dieſelbe Eigenſchafft erkennen laſſen / welche ſich bey und in ſolcher dunckeln Farbe befindet / und zuvor erwehnet iſt. Ohne daß ein jede Wirckung und Eigenſchafft / welche die dunckele Farbe verurſa - chet / durch die weiſſe Farbe jederzeit moderiret wird / nachdem dieſelbe mehr oder weniger an dem Pferde / als der dunckeln Farbe; iſt auch deren Wuͤrckung im Temperament groͤſſer oder ringer: findet ſich alſo die waͤſſerige Phlegma bey allen weiß-gezeichneten Pferden / und bey den Schecken umb ſo viel mehr und ſtaͤrcker / als dieſelbe von der weiſſen Farbe mehr eingenommen ſeyn.

Je dunckler aber die Farbe an den Schecken ſeyn wird / je beſſere Eigenſchafften / Wuͤrckungen und temperirte Natur an denſelben erſcheinen und dieſelbe zieren kan.

Je mehr Platz die dunckele Farb / an den Schecken vor der weiſſen einnimmet / je beſſer und ſchoͤner iſt ſol - ches an ihnen zuſchaͤtzen.

Sonderlich aber iſt das allernothwendigſte / daß der Kopff von der dunckeln Farbe ſey / denn wie der - ſelbe jederzeit duͤrr und wolgeſtalt eine geſunde Natur anzeiget / ſo iſt ein weiſſer Kopff / (und ob gleich nur der meiſte Theil weiß waͤre /) deſto mehr / wegen der uͤber - fluͤſſigen Feuchtigkeit und Fluͤſſe / auch der groſſen un - geſtalten Form zufliehen / wo aber die Farbe an den Schecken gleich eingetheilet / und einer ſo viel als der andern iſt / ſoll doch der Kopff und meiſte Halß dun - ckelfaͤrbig / wo nicht voͤllig / doch zum groͤſten Theil ſeyn. An ſolcher Eintheilung und Verwechſelung der Farbe / ligt nicht allein wegen der Schoͤnheit / ſon - dern auch der Guͤte wegen nicht wenig / ſonderlich wann beyde Augen / in der dunckeln Farbe und dieſel - be groß und braͤunlich / ein ſchwartzes Geſchroͤt / gantz weiſſe oder doch ſcheckigte Fuͤſſe / wo nicht alle 4. zum wenigſten 2. oder 3. bey dunckeln Huͤfen ſeyn / deren ſich die Spanniſche Cavalliers mit ſondern Koſten / Muͤhe / auch durch die Kunſt zuerlangen befleiſſen / weil denſelben der zierliche Zeug / ſonderlich der Mori - ſche / vor andern Pferden am beſten ſtehet.

J 3Noch70Neuer vollkommener

Noch eine andere Art Schecken / welche noch beſ - ſer und ſchoͤner gehalten werden / ſeyn die dreyfaͤrbi - gen / an welchen die dunckle Farb wieder mit weiß ein - geſprenget / bey welchen das Temperament der weiſ - ſen Farbe deſto mehr gute Wuͤrckung haben ſoll / wo ſie auch mit den andern guten Stuͤckenverſehen ſeyn.

2. Die andere Art zweyfaͤrbiger Pferde tragen die dunckele Farb mit der weiſſen untereinander gemi - ſchet / und werden daher Schimmel genennet.

Unter welchen 1. die Apfel-oder Spiegel-Schim - mel / ſo unter allen Schimmeln fuͤr die ſchoͤnſten und beſten gehalten werden. Und weil dieſelbe auch ſehr unterſchieden / ſo ſeyn 1. die fur die allerbeſten und zier - lichſten zu achten / welcher gantzer Leib gantz mit Spie - geln bedecket und uͤberzogen / welches ſich mit zuneh - mendem Alter allgemach verliehret. 2. Woran ſich die Farb am meiſten auff blau zeiget.

2. Grau-Schimmel / welche allein in dem unter - ſchieden / daß 1. bey einem die dunckele / 2. bey den an - dern die weiſſe Farb vorſchlaͤget / und derſelben Wuͤr - ckungen mehrers nach ſich ziehet / 3. die Fuͤſſe / Moͤhn / Schopff und Schweiff bey einem dunckler / bey dem andern liechter fallen.

3. Die nun mit kohlſchwartzen Haaren gemenget / werden Schwartz-Schimmel genennet / welche Far - be dañ nicht minder / durch ſchwartze Koͤpfe / Schweif / Maͤhn / Strich uͤber den Ruͤcken und Schenckeln / mit ihren Wuͤrckungen verſtaͤrcket / in anderer Geſtalt der liechten Farbe aber vermindert wird.

4. Rothſchimmel / werden die von den rothen Haa - ren genennet / welche unter die weiſſen gemenget ſeyn. Alle dieſe Art ſeynd eines guten temperirten Gemuͤths / Sinnen / Willens / Veꝛmoͤgens und Geſundheit / ſo viel die Wuͤꝛckung der natuͤrlichen Eigenſchafften mit ſich bringet / und durch andere Zufaͤll nicht ver - mindert wird.

Und daſſelbe umb ſo viel mehr und ſtaͤcker / als man bey denſelben des Temperaments und Vermiſchung der Naturen mehr als bey den einfaͤrbigen Pferden / aus der Verwechſelung oder Vermengung der Far - ben / verſichert ſeyn kan. Dann weil weder in dem Menſchẽ / noch in den Thieren den Pferden / keines von den 4 Elementen gantz und lauter allein herrſchet / ſondern dieſelbe wunderbarlich vermenget ſeyn / wel - ches Temperament zu Erhaltung des Lebens noͤthig iſt / damit nicht die voͤllige Wuͤrckung eines Elements dem ſubjecto zu ſtreng / ſchwer und unertraͤglich falle: Und wie alle 4. Elementa zwar in einem Menſchen oder Thier wohnen / gleichwohl aber nicht alle vier zu - gleich wuͤrcken ader herrſchen koͤnnen / ſo ziehet ſich je - derzeit eines denen dreyen vor / doch daß es in ſeiner kraͤfftigen Wuͤrckung von einem oder dem andern von den dreyen gemaͤſſiget und gehindert wird / wel - ches vor andern Kennzeichen am eheſten und leichte - ſten aus der Farbe zuerkennen / weil die uͤbrigen Kenn - zeichen langſamer / ſubtiler und wandelbarer ſeyn.

5. Fliegen-oder Muͤcken-Schimmel / welche uͤber den gantzen Leib / oder nur vornen / theils allein am Kopff / mit groſſen oder kleinen Flecken beſtreuet. Sind auch zweyerley Art. Denn die 1. werden vonder ſchartzen Farbe alſo artig bemahlet und beſpren - get / die haͤlt man fuͤr beſſer / 2. die von rothen Haaren ſcheinen ſchoͤner / ſeyn beyde zierliche / dauerhaffte / gu - te Pferde / und eines guten Temperaments / wiewol ſich dieſe Farbe bey den meiſten Pferden / mehr mit dem Alter / als in der Jugend herfuͤr giebet.

Wer endlich aus den Falchen / (unter welchen zwi - ſchen der Dunckelen und Liechte auch ein groſſer Un - terſcheid zufinden /) und man aus den Hirſch - und Reh-faͤrbigen eine beſondere Tracht erzwingen will / wird ſich ohne Zweifſel und nach aller Vernunfft / an dieſelbe am meiſten zuhalten ſeyn / ſo mit ſchwartzen Enden / Strichen und Ringen uͤber den Ruͤcken und umb die Fuͤſſe / verſehen ſeyn.

Wie nun die Philoſophi und Natur-Kuͤndiger wollen / daß aus allen Creaturen / ſo das Leben haben / ein jedes einiger Complexion faͤhig oder theilhafftig ſey / als der Menſch / der Elephant / und das Pferd: So iſt auch ſolches Temperament aus derſelben Verſtand leichtlich abzumercken / und bey denſelben ſonderlich in acht zu nehmen / daß die Waͤrme und Feuchtigkeit in denſelben / (wiewol die Hitze noch mehr) fuͤrſchlage und uͤberwinde: Doch allein unfehlbar bey denen / welche von der edelſten Art herkommen / und mehrers theils in den warmen Laͤndern fallen / oder erzogen werden. Je hitziger nun ihr Vaterland und Ge - ſchlecht iſt / je zarter / ſchoͤner / vermoͤglicher / geſunder / verſtaͤndiger / geſchwinder / begieriger / freudiger / ge - laͤhrniger / hoffaͤrtiger und empfindlicher / ein ſolches dahero kommendes Pferde ſeyn wird / worzu auch deſ - ſen hohes Alter kommet: Neben dem Unterſchied / Erkaͤntniß und gewiſſer Erfahrung oder auffmerck - ſamer Achthabung / was / wo und von wem ihm gu - tes oder uͤbels wiederfaͤhret: Es bezeugẽſich an denſel - ben unterſchiedliche Humores, in welchen Affecten und Complexionen ſie den Menſchen / auch in der Er - goͤtzung uͤber der Muſic / lieblichen Geruch / ſanfften Anruͤhren / Baden und andern wolluͤſtigen Diugen faſt aͤhnlich ſeyn.

Die andere und geringere Art Pferde befinden ſich mehrers Theils einer feuchten Natur / darumb dieſel - ben ehe leichter als die vorigen baͤndig zumachen.

Wann aber der Zorn ſeinen Urſprung von der Gall haben ſolle / ſo wuͤrde Plinius und Ariſtoteles bey den Pferden eines und das andere widerſprechen muͤſſen / weil ſich ſolcher Affect bey allerley Pferden / wiewol bey einem leichter als bey dem andern) erwek - ken laͤſſet / kan alſo die Farbe eines Pferdes zwar ein ziemliches / aber nicht durchgehends und unfehlbar nothwendiges Kennzeichen eines guten oder boͤſen Pferdes und deſſelben Eigenſchafften ſeyn / denn ob es wol (was die Geſundheit / die Staͤrcke / den Willen und Humor, Zorn oder Sanfftmuth / neben der Tauerhafftigkeit in der Arbeit / und noch mehr andern Stuͤcken betrifft /) ſich mehrers Theils in etwas er - zeiget oder erkennen laͤſſet: ſo iſt doch auch nicht auſſer der Erfahrung / daß in guten Geſtuͤdten von edler Art / bey ſorgfaͤltiger rechter Erziehung / Wartung und annehmlicher Unterweiſung / auch in ſchlechter Farb ein gutes Pferd: hergegen von einer boͤſen ArtPfer -71Pferde-Schatz.Pferde / bey ſchlechter unordentlicher Erziehung / Wartung und Abrichtung / ein weichliches / boͤſes / la - ſterhafftes Pferd in der beſten Farbe anzutreffen. Da - hero mehr auff des Pferdes Zuſtand / als auff die Farbe zu achten. Gleichwol wird der ſicherer fah - ren / welcher die beſten Farben erwehlet / dabey es doch noch Gluͤck bedarff / daß es wol gerathe / als der gar kein Abſcheuhen vor den heßlichen und boͤſen Farben tragen wird / dabey ſich vielmehr Maͤngel zu vermu - then ſind.

Es iſt aber die hoͤchſte Farb in jeder derſelben Haupt-Farben / als weiß / ſchwartz / roth / gelb / nach derſelben Vollkommenheit fuͤr die beſte zuachten / und darauß die groͤſte Tauerhafftigkeit und Ertragung der Arbeit abzunehmen / die aus derſelben entſtehende und abfallende Schattier-Farben / um ſo viel gerin - ger / als weit ſie von den hoͤchſten Haupt-Farben zu unterſcheiden ſeyn / auch deſto geringer zuhalten.

Gleicher Geſtalt werden die zweyfaͤrbigen nach der meiſten uͤbertreffenden Farbe / und nicht nach der wenigern geurtheilet / welches ſowol von den Sche - cken als den gemengten Farben zuverſtehen.

2. Die kurtzen Haar behalten nicht allein wegen der Zierde / ſondern auch wegen derſelben anhaͤngenden edlern Art den Preiß vor den langen Haaren / welche die beſte Geſtalt des Pferdes / Leib und Glieder ver ſtel - len koͤnnen: Jndem ſie die Schenckel groͤber und ungeſchickter zeigen / als ſie an ſich ſelber ſind / alſo auch Kopff / Halß und den Leib: verdecken alſo die gute und boͤſe Proportion eines Pferdes / uͤber daß ſich auch viel Unreinigkeit darinnen auffhaͤlt / ſo nicht leichtlich abzubringen und der Geſundheit ſchaͤdlich iſt / ohne daß langes Haar ein gar gemeine ſchlechte Art von Pferden anzeiget / auff welche nicht viel zu halten / wel - chem Mangel zwar durch ordentliche Mittel in et - was durch fleiſſige Wartung und Futter abzuhelffen / ſofern die Natur des Pferdes nicht die groͤſte / ſondern die geringſte Urſach iſt.

3. Der Glantz iſt gleicher Geſtalt ein Kennzeichen edler Art und die hoͤchſte Zierde / in der guten Geſtalt und Anzeigung der Reinigkeit / wie auch wolſtaͤndi - gen Geſundheit des Leibs / welche alle bey unglaͤntzi - gen finſtern Haaren nicht vollkommen ſeyn koͤnnen.

4. Harte Haar zeigen von des Pferdes tauerhaff - ten Natur / und daß es mit Arbeit nicht leicht uͤberla - den werde. Hergegen ſeyn

5. Weiche Haar ein Kennzeichen ſubtiler und ge - laͤhrniger Sinnen.

6. Welches ſich auch an der Haut in beyderley Beſchaffenheit befindet. Denn iſt die Haut weiß / ſo ſind die Pferde edler zarter Natur / leichtlich zuzwin - gen / aber deſto weich licher.

Wo die Haut ſchwartz / iſt das Pferd arbeitſam / und tauerhafft / aber deſto ſchwerer zu ſeiner Abrich - tung zu bringen / welches auch bey widriger Farb / als eine weiſſe Haut unter ſchwartzen Haaren / und eine ſchwartze Haut unter weiſſen Haaren keinen andern Verſtand und Wuͤrckung hat.

Alſo iſt auch eine jede weiſſe Haut / unter welcher Farb es ſeyn mag / zart und weich / welche eben wie die Farb ein willigen Sinn / und etwas Weichlichkeit;

Ein ſchwartze Haut grober Dicke / ſo ein harte Na - tur / aber widrigen Sinn anzeiget.

Bey widerwaͤrtigen Haaren an der Farbe ſo dick / duͤnn / hart und weich / kan auch ein Temperament ab - genommen werden / daß dadurch ein und die andere Eigenſchafft gemaͤſſiget / und gleichſam halb und halb gemiltert wird.

Die rothe Haut bedeutet ein zorniges Gemuͤth / koͤnnte auch wol von andern Urſachen herkommen / daß ein Pferd ſo blutreich waͤre / welches durch die Haut ſcheinen kan.

Weiſſe Haar in der Moͤhn an den jungen Pfer - den / zeigen eine Weichlichkeit an / wiewol ſich dieſelbe offt mit der Zeit verliehren / an alten Pferden gibt es die Natur / wiewol dabey zu erkennen / daß ein Roß von harter Natur nicht ſo bald als eines von weichli - cher Art grau wird.

Weiſſe Moͤhn / Schopff und Schweiff ſtehen an den wenigſten Pferden ſchoͤn / wo es aber gleich bey et - lichen die Geſtalt nicht vermindert / ſo iſt es doch ein Kennzeichen weicher Pferde.

Hergegen ſeynd ſchwartze Haar / am Schopff / Schweiff und Moͤhn jederzeit in allerley Farben wolſtaͤndig / und zeigen ein ſtarcke tauerhaffte Natur an.

Widerborſtige auffſtehende Haar / einen gleich - maͤſſigen Sinn.

Wie kraͤfftig die Farb bey den Pferden wuͤrcke / und derſelben innerlicher Complexion gewiſſe Kennzeichen von ſich gebe / iſt auch bey anderer Thier Betrachtung und Beſchaffenheit / und ſonderlich an den Hunden zu erkennen: Denn jemehr die Hunde der Woͤlffe oder Fuͤchſe Farbe an den Haaren tragen: Je mehr werden ſie ſich derſelben andern Eigenſchafften vergleichen / ſo gar / daß die meiſte aͤuſſerliche Geſtalt derſelben Aehn - lichkeit erweiſet. Selten wird man einen Wolffs - grauen Hund ſehen / welcher nicht in dem Gewaͤchs und Groͤſſe des Leibes mit den Woͤlffen uͤberein koͤm - met.

Alſo wird man an allen kleinen Hunden / deren Haar der Fuͤchſen Haar aͤhnlich ſeyn / in gleich niedri - gem / langen Leibe / dicken Schweiff / und ſpitzigen Maͤulern ſehen / daß man ſie auch von fernem nicht wol aus dem Lauff oder Trab erkennen wird / wo man nicht der Thier ſonderliche Erfahrung hat / und Unterſchied zumachen weiß.

So dann die Farb ſo maͤchtig / daß ſie auch des gantzen Leibs Geſtalt an ſich ziehet / wer wird mit Ver - nunfft widerſprechen koͤnnen / daß auch die Sinnen und Gemuͤther in etwas davon participiren muͤſſen / und dannenhero ein Urtheil von ihrer Beſchaffenheit aus der Pferde Farb zugeben ſey.

Sprach.

Es ſchreibet der allmaͤchtige GOTT ſelber dem Pferde gleichſam eine eigene Sprache zu / und zwar dem rechten Gebrauch nach auff zweyerley Weiſe.

1. Sagt GOtt: Kanſtu dem Roß ſeinen Halß zieren mit ſeinem Geſchrey? womit GOtt die Lieb - ligkeit ſeiner Stimm oder Sprach beſchreiben will / welche abermahl eine doppelte herrliche Eigenſchafft iſt: Einmahl / daß dadurch des Pferdes gute Geſtalt und Anſehen verbeſſert wird / worinnen es ſich wie ein lachender froͤlicher Menſch bezeuget. Wie nun das Lachen dem Menſchen (wann es nicht unmaſſig) un -gleich72Neuer vollkommenergleich beſſer anſtehet / als ſauerſehen oder weynen / ſo zieret auch das Pferd die Bewegung des Halſes / die gute Geſtalt ſo viel / als die ſchoͤne Haut / ſo uͤber den - ſelben gezogen iſt. Dann es erfreuen ſich nicht allein andere Pferde / ſondern auch die Menſchen uͤber der Liebligkeit ſolcher hellen klingenden und weit erſchal - lenden Stimme / auff allerley Weiſe / wann ſie ſich da - durch entdecken / wo ſie zufinden / welchen man auch in der finſtern nach weit abgelegenen Orten / und auff Jrrwegen ſicherlich nachfolgen / alſo auf allerley Weiſe ſich derſelben ſehr nuͤtzlich zugebrauchen hat.

Wie hoch dieſe Pferd-Sprache vor Alters bey vielerley Voͤlckern geachtet worden / iſt nicht ohne Verwunderung zugedencken / indem ſie denſelben die Erwehlung und Publication ihrer Monarchen nnd Koͤnige vertrauet.

Denn als die Monarchia von den Medern auff die Perſianer kommen / und durch die Magos wieder auff die Meder gebracht worden / haben die ſieben groſ - ſe Herrn den zum Koͤnig zu nehmen beſchloſſen / wel - ches Pferd zum erſten ſchreyen wuͤrde. Welches dann Arbarus deß Darii Stallmeiſter durch eine kuͤnſtliche Liſt / (aus der Natur und Erfahrung abge - nommen) auff ſeinen Herrn gewendet: daß alſo der groſſe Reſpect dieſer trefflichen Leute in acht zu neh - men / ſo ſie auff die Pferde und deren Stimme ge - worffen.

Eben auf ſolche Weiſe iſt Primislaus zu der Cron Boͤheim durch eines Pferdes Stimm oder Sprach erwehlet worden / ob er gleich nur ein Bauer geweſen.

2. Saget GOtt noch ausdruͤcklicher von ſolcher Pferde-Sprach / indem er bezeuget / das Pferd ſpreche Hui! das iſt / fort / ꝛc.

Worinnen GOtt das Pferd dem menſchlichen Verſtand am allernechſten ſetzet / indem es ſeinem Reuter ſeinen Willen muͤndlich zu erkennen giebet / daß es bereit und ihm Zeit zu ſeyn beduͤncke / ſich nicht weiter ſtill oder inn zuhalten / ſondern nach dem es aus der Trometen Klang verſtanden / daß ſolches allgemei - ne Feld-Geſchrey (als ein Kenn-Zeichen und allge - meine Ordre zum avanciren oder Auffbruch) deß Feld-Herrn Willen offenbahret / begehre es an ihm nichts ermangeln zulaſſen / noch die Jntention oder Action zuhindern / derowegen es ſo gar ſeinen Reuter und andere Pferde aufmuntert / zum Fortgehen erin - nert und ermahnet / wie ſolches von allen Untergebe - nen erfodert wird.

Solche Begierde / Diſpoſition und Eigenſchafft der Pferde zu dem Krieg haben auch die Heyden zeit - lich wahr genom̃en / ſehr viel omina aus der Pferde Schreyen / wie andern Bezeigungen abgenommen / wiewol ſie in dieſem Fall ſowol als in andern allzu aberglaͤubiſch waren / und ihnen die Eintreffung ſol - cher Zeichen zum groͤſten Theil zu deſſelben Straffe gerathen.

Als Carhago hat Anfangs erbauet werden ſollen / und der erſte Grundſtein darzu geleget wurde / hat man in dem alten unterſten Grund in der erſten Er - oͤffnung einen Roßkopff gefunden / woraus die Wei - ſen alſobald geurtheilet / daß dieſe Stadt in Kriegen groſſen Ruhm erlangen wuͤrde / wie dann dieſelbe von Anfang biß zum Ende ein rechter Schau-Platzund Schuel deß Krieges worden und geweſen / wel - ches des Pferdes Kopff mehr als ein anders Glied anzeigen koͤnnen / welchem die Sprach zuſtehet / ob ſol - ches gleich von einem ſtummen Maul geſchehen.

Hieher gehoͤret / was Micrelius in ſeiner Pomme - riſchen Chronic von allen aberglaubiſchen Handlun - gen ſetzet / ſo in ſelbigen Landen vor der Zeit mit den Pferden geſchehen / welches um der Kuͤrtze willen hier nicht zuwiderholen iſt.

Sprach verſtehen.

Daß die Pferde ihrer Nation Sprach verſtehen auch (wo ſie aus einem Reich oder Land in ein ander gebracht werden) wol mehr als eine Sprach verſtehen lernen koͤnnen und muͤſſen / ſiehet man taͤglich an den vortrefflichen Schul-Pferden / welche in Hiſpanien / Jtalien / Franckreich / Engelland auff ihre Sprache unterwieſen / in Teutſchland und andern Reichen oder Laͤndern aber auff andere Sprachen hergenom - men und geuͤbet werden / welcher vortrefflichen Ei - genſchafft ſo gar die allergemeineſte Fuhr-Pferd nicht gaͤntzlich ermangeln / ſondern gutes Theils theilhaff - tig ſeyn / und wuͤrcklich gebrauchen / indem ſie ihrer Warter und Leiter bloſſem Wort / in demſelben Au - genblick folgen / als ſie daſſelbe vernehmen: dann ſie bezeugen in allen ihren Verrichtungen / wie ſie ſo gut / ja wol offtmahls beſſer als die Menſchen wiſſen / was recht oder lincks ſeye / welches mancher Soldat in der Drillkunſt lange Zeit ſo gut nicht faſſen / verſtehen und behalten kan / und wie dieſe auch eigentlich wiſſen / was ſtillſtehen / oder fortgehen heiſſe und bedeute / weil ſie demſelben auff der Stell nachkom̃en: So iſt noch mit groͤſſerer Verwunderung anzuſehen / was die Gauckler mit ihren unanſehnlichen gemeinen Pfer - den / mit bloſſem Zeigen / und faſt unvermercklichem Wincken ausrichten koͤnnen / daß ſie einen Menſchen hervor ſuchen / der ihnen genennet wird / daß ſie in ei - nes Nahmen dieſes thun / und in des andern verwei - gern / daß ſie auf die Zahl mercken / und anders mehr welches von vielen Menſchen nicht leicht zuerhalten iſt.

Gedaͤchtniß.

Die gute Gedaͤchtniß wird an vielen Menſchen ſehr gelobet / ob ſie gleich bey weiten ſo gut nicht iſt / als ſie an vielen Pferden geſpuͤhret wird. Denn die Pfer - de haben nicht allein die allgemeine Gedaͤchtniß / ſo auch andere Thier mit ihnen gemein genieſſen / ſon - dern auch die abſonderliche und ſubtile / welche man Reminiſcentiam nennet / dadurch ſie verſtehen was man mit ihnen redet. Denn auſſer dem wuͤrde ein Pferd nichts von dem wiſſen / was es in der vorigen Zeit gelernet / und wuͤrde nicht allein ein Reuter / ſon - dern auch ein Fuhrmann ſein Pferd alle Tag von neuem unterweiſen muͤſſen / was recht oder lincks / ge - ſchwind oder langſam waͤre.

Weil aber (wie von jedem abgerichten Pferd auch erfodert wird / ſich die Pferde erinnern und wiſſen was von ihnen vor dieſem erfordert worden / und gegen - waͤrtig wieder erfodert wird:

Daſſelbe auch nicht allein Schul-Pferde / ſondern ſo gar die gemeine Fuhr-Roß von ſich ſelber anfangenund73Pferd-Schatz.und fortſetzen / was ſie zuvor gewohnet waren / denn wie die Fuhr-Pferde nach ihrer Ermahnung ohne ſonderliche Muͤhe / gleich auch wol ungeheiſſen fortge - hen / ſtillſtehen / lauffen und wenden / dabey ſie jederzeit beſtaͤndig verharren / als die ihr Handwerck voͤllig ausgelernet haben: So ſoll billich ein jedes wol abge - richtes Pferd / ſo offt und wo man ſeine Schulen von ihm erfodert abzulegen wiſſen / ob es gleich daſſelbe in vielen Tagen / Wochen oder Zeit nicht repetirt und geuͤbet haͤtte / welches aber bey keinem derſelben zufin - den / ohne wo die vollkommene Gedaͤchtniß bey erfol - gender Gelegenhet ſich aͤuſſert und hervor thut.

Wann die Tartarn in die aͤuſerſte Nordlaͤnder fallen und dieſelbe berauben wollen / zu welcher Zeit zwiſchen Tag und Nacht faſt kein Unterſcheid zuſpuͤ - ren iſt / daß man den Weg ſehen und abmercken koͤn - te / welcher ohne das auch von Menſchen mißlich zu zufinden / und zu behalten iſt: ſo nehmen ſie in ſolchem Herrzug kein andere Pferde / als ſolche Studten / wel - che Saugfuͤllen zu Hauß verlaſſen haben.

Jndem ſie nun mit dem Raub wieder zuruͤck eylen wollen / verhaͤngen ſie allein ihren Studtẽ den Zaum / und laſſen ſie gantz ungeleitet lauffen / welche den Weg ſicherlich wieder treffen / und wie ſie die uͤberfluͤſſige Milch ſchmertzet / auch deſto mehr nach dem Fuͤllen eylen / ſich deren zuentle digen.

Arelianus ſchreibet / daß Darius durch eine ſolche ſaͤugende Studten / und dieſe Jnvention / auß der Schlacht entkommen ſey.

Auffmerck ſamkeit.

Auffmercken / iſt an den willigen Pferden eine vor - treffliche Eigenſchafft / welche aus der guten Gedaͤcht - nuͤß entſtehet / ſo in der Abrichtung groſſen Nutzen ſchaffet / denn ein auffmerckſames Roß / wartet mit groſſer Sorgfaͤltigkeit auf deß Reuters Bezeugun - gen / und haͤlt oder machet ſich jederzeit bereit / dasje - nige ſchleunig zu verrichten / was ihm durch des Reu - ters Stimme / Hand / Schenckel / oder Geſicht und Verwendung zu Roß und Fuß abgefordert werden mag. Zum Exempel / es wil einer ſein Pferd ledig um ſich her lauffen / oder tummeln laſſen / ſo giebet das Pferd auf ſeinen Unterweiſer und deſſen Verhal - ten / ſo fleſſige Achtung / daß es ſich eben ſo bald zu der Wendung gefaſt machet und darein begiebet / als ſich der Reuter kaum mit ſeinem Leibe zu ſolchen Vorha - ben geſchicket hat / welches alſo in allen uͤbrigen Bezei - gungen gleichen Nutzen ſchaffet.

Gelaͤhrnigkeit.

Die Gelaͤhrnigkeit iſt der Beſchluß und Frucht aus dieſen oberwehnten / innerlichen / guten und noͤ - thigen Eigenſchafften des Gemuͤths und Sinnen / welche bey einem Pferd geſchwinder und leichter / bey einem andern aber ſchwerer / wiewol beſtaͤndiger an - zutreffen / wodurch des Reuters Wiſſenſchafft und Gedult mehr oder minder Ubung hat.

Gehorſam.

Der Gehorſam / ſo aus beyden nachfolgenden aller -nothwendigſten Eigenſchafften herkommet / und zwar erſtlich aus der

Liebe /

Aus welcher auch Vertrauen / Zuverſicht und Zu - flucht folget / welches die Reuter alles mit dem Wort Verſicherung begreiffen wollen.

Die Pferde haben dieſe Eigenſchafft mit ſo kraͤff - tiger Wuͤrckung an ſich / als einige Creatur haben kan / und zwar die Jungen gegen den Alten / und dann die Alten gegen die Jungen / daß auch die gelten Studten ſehr befliſſen und bemuͤher ſeyn / andern Muͤttern ihre Fuͤllen abwendig zumachen / und an ſich zuziehen / welches ſie vielmehr denen von ihnen verlaſſenen oder hinterbliebenen Fuͤllen bezeugen / mit welcher Erziehung und Verſorgung ſie ſo ſehr ge - ſchaͤfftig ſeyn / als ob ſie ihre Muͤtter waͤren / wie viel mehr gegen ihre eigene Jungen. Wiederum ein jegliches gegen ſeinem Geſchlecht / denn wie ſehr zwey zuſammen gewehnte Pferde einander lieben / iſt aus ihren Bezeigungen abzunehmen / daß ſie einander le - cken / oder wol gar wo ſie angebunden ſeyn / auffloͤſen / jederzeit zugleich fort und beyſammen bleiben wollen / ſich in jederer Abſonder - Scheidung nachſchreyen / nicht eſſen wollen / wann ſie wieder zuſammen kom - men / gleichſam mit lachender Stim̃e einander gruͤſ - ſen und ſich erfreuen / und dieſes ſowol zwiſchen den Hengſten und Wallachen unter ſich / als zwiſchen dem maͤnnlichen und weiblichen Geſchlecht / ſo ſich abſon - derlich / wie die Menſchen in einander / auff das hoͤch - ſte verlieben.

Gegen dem Menſchen / zu welchem ſie jederzeit ein groſſes Vertrauen haben / und von demſelben gern verſorget werden.

Sonderlich aber gegen ihren Herrn / und nechſt denſelben zu ihren Wartern / worunter doch die Ver - ſtaͤndigen einen Unterſchied machen / als vor mit E - xempeln erwieſen iſt.

Arelianus gedencket eines Athenienſiſchen Juͤng - lings Socles / welchen ſein Pferd ſo ſehr geliebet / daß es in ſeinem Abweſen nicht ruhen wollen oder koͤn - nen / weil er aber hierdurch in boͤſen Verdacht gezogen worden / deſſen er ſich durch Verkauffung ſolches Pferdes befreyen wollen / hat ſich das Pferd ſelbſt zu Tode gehungert.

So gedencket auch Strabo / daß unter des Perti - nacis Moͤrdern / welche Severus hinrichten laſſen / einen ſein Pferd alſo geliebet / daß es nicht von ihm gewolt / ihm mit groſſen Geſchrey biß an den Richt - platz nachgefolget / und als es geſehen / wie er mit den andern abgethan werden ſolte / hat es erſtlich ihn / darnach ſich ſelbſt umgebracht.

Gegen-Liebe.

Es lieben aber die Pferde abſonderlich / die ſie wie - der lieben / wer dieſelbe auch ſeyn moͤgen / welches ſie aus vielerley oͤffentlichen Liebes-Bezeigungen / nicht allein leichtlich abmercken / ſondern auch aus einer in - nerlichen Sympathia noch viel eine ſubtilere Erkaͤnt - nuͤß der natuͤrlichen Gegen-Liebe / welche auch den Hunden und andern Thieren mehr angebohren iſt / zu haben bekand iſt.

Daß auch viel Pferde umb der bloſſen Liebe willenErſter Theil. Keinem74Neuer vollkommenereinem ehe Gehorſam leiſten / der weder Huͤlffe noch Straffe zu applicirẽ weiß / als einem andern / ſo daſſel - be auff das beſte verſteht / und nach rechter Ordnung erfodert / iſt gewiß / und aus der Erfahrung offt probi - ret worden.

Und iſt das eine ſonderliche gute Eigenſchafft der Pferde / welche die Liebs-Bezeigungen gern anneh - men / ja nur ſonder Widerwillen leyden / denn deren ſeyn auch nicht wenig / ſo die Liebs-Bezeigungen mei - ſtentheil fliehen / haſſen / und dadurch mehr erzoͤrnet als verſoͤhnet oder verſichert werden: Welche aber ſolches gern annehmen / und von ihren Herrn wieder geliebet werden / koͤnnen hierdurch wol zweyfache Ge - genliebe bey ihren Pferden wie eines theils erwecken / alſo auch andern theils hinwiederumb ſpuͤhren.

Reſpect und gebuͤhrliche Furcht.

Die Furcht und Reſpect / ſo die Pferde gegen die Menſchen / ſonderlich aber gegen ihre Herrn / Vorſte - her oder Warter tragen / iſt nicht mit geringer Ver - wunderung zubetrachten / wann ſie in einer unrechten Bezeigung / ſonderlich wo ſie mit andern Pferden in Schlagen und Beiſſen / oder andern zaͤnckiſchen Wi - derwillen angetroffen / mit einem einigen lauten Wort angeruffen und betrohet werden / davon ſich ein gan - tzer Stall voller hertzhaffter Pferde ſo bald corrigiret und ſo fromm anſtellet / als ob ſie es nie geweſen waͤ - ren.

Was auch die Furcht wuͤrcklicher Straffe fuͤr Ab - ſcheu und Beſſerung in der Abrichtung / auch in allem andern Gebrauch und Ubung fruchte / iſt gleiches falls mit ſo groſſen Nutzen als Luſt zuerfahren: wo nun dieſem hertzhafften heroiſchen ſtarcken Thiere ſolche hochnoͤthige Eigenſchafft / nicht von der Goͤttlichen Weißheit in die Natur gepflantzet waͤre / wuͤrde der Gebrauch der Pferde dem Menſchen viel gefaͤhrlicher und beſchwerlicher fallen / als es zuertragen oder zu wagen waͤre / weil nur etliche verhaͤngte Ungluͤcks - Faͤlle ſolche Exempel ſtatuiret / die des Pferdes Abrich - tung / Ubung und Gebrauch / bedencklich genug ma - chen koͤnnten.

Verſoͤhnung.

Gleichwie die jaͤchzornigen Menſchen ehe als die ſanfftmuͤthigen verſoͤhnet / wo dieſelbe erzoͤrnet wer - den: ſo iſt die Verſoͤhnung an den Pferden eine treffliche Eigenſchafft / durch welche einem Pferd vie - ler Straffen Wuͤrckungen beyzubringen und wieder abzukuͤhlen muͤglich: wie dann nach der alten Reu - ter Lehre / kein unverſoͤhntes Pferd aus der Schul ge - laſſen werden ſolle. Denn auſſer dem wird daſſel - be den erſten Zorn wieder mit ſich auf die nechſte Schule bringen / und in unverſoͤhnlichem Haß jeder - zeit verbleiben.

Verſtand.

Verſtand und Liſt iſt bey den Pferden in vielerley Bezeigungen zuſpuͤren.

Solches erhellet daher / indem ſie ſolchen auch recht zugebrauchen und zu unterſcheiden wiſſen / wann undwo / auch gegen wem ſie ſolchen erſcheinen laſſen wol - len / aus dieſem folget der Unterſchied / ſo die Pferde un - ter den Menſchen und Thieren machen.

Daß der Bucephalus und des Hertzogs von Pom - mern Pferd ſich anderſt unter ihren Herrn / als ihren Wartern bezeigen / und ſich allein von denſelben und ſonſt niemand auffſitzen gelaſſen / kan mit Vernunfft keiner andern Eigenſchafft / als dem rechten Unter - ſchied zugeſchrieben werden.

Hieraus lieſſe ſich nicht allzuungereimet ſchlieſſen / daß die Pferde auch einige Erkaͤntnuͤß des guten und boͤſen / (ſo ihrer Natur eingepflantzet) etlicher maſſen theilhafftig waͤren / welche in vielen vornehmen Stuͤk - ken / nicht allein mit der menſchlichen und natuͤrlichen Vernunfft / ſondern ſo gar mit dem Goͤttlichen Ge - ſetze in etwas einſtimmet / und zwar 1. in dem gewiſſen Urtheil und Abmerckung / wer ihnen gutes oder boͤſes thut / der dann gegen ſie ſich eines gleichen zu verſehen: 2. in dem Abſcheuhen und Widerwillen / ſo ſie ob ſol - chen Dingen und Proceduren tragen / welche den Goͤttlichen und natuͤrlichen Geſetzen zuwider lauf - fen.

Von einem Seytiſchen Koͤnig lieſet man / daß er von einer vortrefflichen Studten gern mehrer ihrer Art Pferden verſichert ſeyn / weil ſie ſo gar treffliche ſchoͤne Jungen gezogen / alſo dieſelbe mit ihrem rech - ten Sohn belegen wolte / welches aber der Hengſt ver - weigert / und ſich ſeiner Mutter nicht angenommen / ungeachtet er ſolches alſobald mit einer andern fuͤrge - fuͤhrten Studten vollbracht: als ihm aber das Ge - ſicht verbunden / alſo zu ſeiner Mutter gebracht und betrogen wurde / daß er dieſelbe beſtiegen: darauff da man ihm das Geſicht eroͤffnet / und er des Betrugs vor ſich wahrnehmen koͤnnen / er ſich alſo daruͤber er - zuͤrnet / daß er wider einen Felſen geloffen / und den Kopff daran zerſtoſſen / daß er den Todt genommen.

Varro lib. 2. cap. 7. erzehlet ein gantz gleichmaͤſſi - ge Geſchicht / und beſtaͤtiget dabey / daß ein anderer Hengſt in gleichem Fall dergleichen gethan / vor ſei - nem verzweiffelten Todt aber / den Studten-Knecht umgebracht habe.

Jn der Reatinorum Landſchaͤfft ſoll auch eine Studten eben daſſelbe erzeiget haben / welche / nach - dem ſie gewahr worden / daß ſie durch Betrug mit ih - rem Sohn beleget worden / nicht allein ihren eigenen Herrn umgebracht / ſondern auch denſelben hernach - mals aus ſeinem Grab geſcharret / mit den Fuͤſſen zerſchmettert / mit den Zaͤhnen zerꝛiſſen / biß kein Stuͤck bey den andern geblieben.

Daß aber dieſes nicht bey allen Pferden / ſondern gar ſelten geſchicht / bezeuget abermahls / wie auch die guten Eigenſchafften / und unter denſelben der Ver - ſtand und Erkaͤntnuͤß / gleichwie unter den Menſchen / nach einer gewiſſen Maß ausgetheilet ſey.

Es darff auch kein Verſtaͤndiger in Zweiffel ziehen / daß ſolche ſonderliche uͤbernatuͤrliche Exempel / den Unglaͤubigen zum Spiegel ihrer unordentlichen Luͤſte nicht ſolten vorgeſtellet werden.

Worauß auch die weiſen Heyden ein Liecht der natuͤrlichen Wuͤrckungen des Geſetzes geſehen / und demſelben nachgeſtrebet / damit ſie nicht aͤrger als das Vieh ſeyn moͤchten.

Sinn -75Pferde-Schatz.
Sinnreich.

Es iſt auch der Erfahrung gemaͤß / daß die Pferde / ſo in warmen Laͤndern fallen / ſinnreicher ſeyn / als die in den kalten Laͤndern wohnen / welche man dem aͤuſ - ſerlichen Anſehen nach fuͤr thuͤmmere urtheilen moͤch - te / daſſelbe auch in der Abrichtung wol befinden duͤrf - te / wiewol auch ſie nicht allein den allgemeinen Ver - ſtand haben / ſo man conſervationem ſui neñet / durch welches Gebrauch ſie ſich aus natuͤrlicher Eingebung vor allem ſchaͤdlichen zuhuͤten / und das nuͤtzliche anzu - nehmen wiſſen / ſondern auch dasjenige faſſen und lei - ſten / worzu ſie die Natur tuͤchtig gemachet hat.

Eigenſchafften / welche allen Pferden oder dem gantzen Pferd-Ge - ſchlecht gemein und eigen ſeyn.
Die Staͤrcke.

1. Die Staͤrcke wird von dem Heiligen Geiſt durch den Koͤnig David allen Pferden ins gemein zugeei - gnet / wiewol ſie bey denſelben gar unterſchiedlich / ſo wol nach der Landes-Art in der Groͤſſe / Geſundheit / geſchicklichem Gebrauch / bey einem mehr als dem an - dern geſpuͤhret wird.

Wie denn GOtt ſelber ſolche mit einem andern Wort ausſpricht / und mit einem groſſen Nachdruck den hoͤchſten Grad der Staͤrcke / durch die Krafft be - greiffet / welche er nur den Soldaten-Pferden zu - ſchreibet / mit welcher er ſie zu den groſſen Wercken da - mit ausgeruͤſtet habe. Woraus zu erweiſen / daß dergleichen Pferde noch mehr Staͤrcke noͤthig haben / und anwenden muͤſſen / als welche ſchwere Laͤſt ziehen ſollen / da hingegen denen gemeinen auch nur eine ge - meine Staͤrcke genug und noͤthig ſey.

Der Unterſchied aber / welcher ſich in der Staͤrcke an den Pferden verſpuͤhren laͤſſet / iſt nicht allein unter den Pferden allerley Art / ſondern auch unter denſel - ben wiederum gar unterſchiedlich zuerkennen / weil wieder ein groſſer Unterſchied der Staͤrcke unter denen zumachen / welche ſie haben und nicht gebꝛauchen wol - len oder koͤnnen / und denen die ſie nicht voͤllig haben / aber doch in gleichen Wuͤrckungen anlegen und ge - brauchen muͤſſen.

Jn jedem Pferd aber / wird die Staͤrcke am voll - kommneſten erſcheinen / welches 1. die hierzu gehoͤrige Leibs-diſpoſition / 2. die voͤllige Geſundheit beſitzet / 3. und wenig ſchwere Kranckheiten oder Zuſtaͤnd auß - geſtanden / oder 4. bereit verderbet wordẽ / oder im un - vermoͤglichen Alterſtehet / 5. die beſte Verpflegung ge - nieſſet. 9. Jn dem rechten Gebrauch wol unterwie - ſen wird / und 7. in ſtaͤtiger Ubung verbleibet.

Alſo wird auch die Staͤrcke in des Pferdes Leib und Gliedern nicht weniger unterſchiedlich befunden.

1. Eigenſchaffts Unterſchied / ſo ſich in jedes Pferdes Leib und deſſen Glie - dern befindet.

Es wird die Erfahrung erweiſen / daß wenig Pfer - de von Natur ſo gewiß / willig und fertig auff eine Hand wie auf die andre gehen / welches zwar 1. nicht alle Pferd / wiewol die meiſten / und ſonderlich die Schul-Pferde / an ſich erkennen laſſen.

Wann denn nun der wenigſte Theil deſſen befrey - et iſt: So moͤchte es fuͤr ein natuͤrliche eingepflantzte Eigenſchafften angeſehen werden / wie einem Men - ſchen eine Hand gebraͤuchiger als die andere iſt. Und zwar iſt dem Menſchen die rechte Seiten mehr als die lincke fertig / welches bey den Pferden mehr auff der lincken / als rechten Hand zuſpuͤren. Wann ſie 1. auf die eine Hand auſſer Zwang nicht gehen / auff die an - dere aber / von ſich ſelber eylen.

Wann man nun ſagen wolte / daß dieſe Wider - ſtrebung dem Nichtwollen / mehr als dem Nichtkoͤn - nen zugeſchrieben werden moͤchte: So wird 2. das andere Kennzeichen ſolches allein gnugſam widerle - gen / daß ein Pferd in der Abrichtung lange Zeit nicht dahin zubringen / die Fuͤſſe einer Seiten wie auff der andern zuregieren / weil es die auff der fertigen Sei - ten ſtehen / geſchwinder erhebet / fuͤhret und ſetzet / wei - ter damit reichet und mehr bieget / als auff der unfaͤrti - gen Seiten / welche Schenckel auch viel niedriger ge - fuͤhret werden / welches mit keiner vernuͤnffitgen Ra - tion dem Nichtwollen / ſondern dem Nichtkoͤnnen zu - geſchrieben werden kan und muß.

Demnach aber kan es wegen ſolcher unmoͤglichen Bezeigung nicht fuͤr ein angeſchaffene Eigenſchafft geurtheilet werden / 1. weil es nicht an allen Pferden und deren Nationen zuſpuͤhren: 2. wann es ein an - gebohrne Eigenſchafft waͤre / ſo muͤſte ſie ſich nicht al - lein bey allen Pferden / ſondern auch bey jedem derſel - ben auff einer Seiten befinden / welches auch wider die Erfahrung lauffet / denn derſelben nicht wenig lie - ber auff die rechte als lincke Seiten gehen.

Dann obgleich der fertige Gebrauch der rechten menſchlichen Seiten oder Hand fuͤr eine gemeine / der Lincken aber / fuͤr ein extraordinari Eigenſchaſſt gehal - teo wird: So iſt doch dadurch nicht erwieſen / daß ſie denſelben angeſchaffen oder angebohren ſey. Denn wer wil daran zweifeln / wann in Aufferziehung der Kinder / ein ſolcher Fleiß angewendet wuͤrde / daß ſie ihre Geſchaͤffte wechſelweiß / oder die Lincke oͤffter und kraͤfftiger als die Rechte zugebrauchen / ernſtlich ge - halten / und angewieſen wuͤrden / daß ſie nicht ein an - ders gewohnen und annehmen / entweder mit beyden Seiten gleich / oder mit der Lincken noch faͤrtiger / als mit der Rechten ſeyn ſolten.

Kan man ſolches derowegen mit einem gewiſſen Unterſchied fuͤr eine angeſchaffene Eigenſchafft gel - ten laſſen / welche zwar einige Neigung in ſich habe / aber durch Zulaſſung / Uberſehen / oder falſche Anwei - ſung zu einer eingewurtzelten Gewohnheit (und da - mit geſtaͤrcket) werde:

Wie aber und durch welcherley Mittel daſſelbe geſchehe / wird an ſeinem gehoͤrigen Ort zuſuchen ſeyn / weil hier ein mehrers zuerwehnen nicht noͤthig / als was von ſolcher Eigenſchafft zu halten / und wie dieſelbe durch rechte Wiſſenſchafft wol zu aͤndern ſey.

Ein Pferd iſt ein edles / hoffaͤrti - ges ſchnelles Thier. Ambition.

HOffaͤrtige Gebaͤrden und mit den ſelben ein ſtoltzi - rendes Prangen / hat GOtt und die Natnr dreyenK 2Crea -76Neuer vollkommenerCreaturen angeſchaffen / womit GOtt gleichſam den Menſchen und den uͤbrigen Creaturen ein Muſter oder Geheimniß zeigen wollen / wie ſolche allein den - ſelben wol / allen andern aber deſto uͤbeler und GOtt mißfaͤllig anſtehen: dann wann ihm der Menſch in ſolchem beſſer gefallen / waͤre er auſſer allem Zweiffel die vierdte und vornehmſte Creatur geweſen / der ſich aber deren wider ſeine natuͤrliche angeſchaffene Eigen - ſchafften zu viel anmaſſet / darzu zwinget / und viel - mals mit groſſem Ubelſtand gebrauchet: Und zwar meiſtentheils viel unmaͤſſiger und oͤffter als dieſe drey darzu geordnete ſelbſten: welche die Ambition nicht jederzeit / ſondern nur zu Zeiten und in gewiſſen Faͤllen maͤſſig wenig / in andern aber / als in Kranckheiten / und allen Ungluͤcks-Faͤllen / die nicht allein ſie ſelb - ſten / ſondeꝛn auch andere betreffen / aus empfindlichem Schmeꝛtzen / Unmuth / Mitleiden gar nicht erſcheinen laſſen / ſondern gaͤntzlich zu verbergen / und zuunterlaſ - ſen wiſſen.

Waſſer.

1. Hat der Leviathan von GOtt ſelbſt den Titul ein Koͤnigs aller Stoltzen erlanget / der ſeine hochmuͤ - thige Regierung in den ſtoltzen Willen deß hochſtei - genden Meers blicken laͤſſet / und hierinnnen iſt er ein Bildniß des hoffaͤrtigen Satans / alſo mehr ein La - ſter - als ein Tugend - Spiegel / weil deſſen Hoffart ſchaͤdlich iſt.

Lufft.

Der Pfau pranget mit der Schoͤnheit ſeiner Fe - dern / als ein Jnnwohner der Lufft / biß ihm die Ein - bildung von der Anſehung ſeiner Fuͤſſe benommen wird. Deſſen Ambition iſt weder boͤß noch gut zu halten / weil ſie niemand ſchadet oder nutzet.

Erden.

Dem Pferd aber / als dem dritten auff der Erden / ſeyn die praͤchtigen Bezeigungen die wolſtaͤndigſten / denn dieſe Eigenſchafft iſt eben die hoͤchſte und vor - nembſte / wovon ein Pferd edel genennet werden kan / und in ſolcher Bezeigung groſſen Luſt / Ruhm und Nutzen bringet.

Jn dieſer ſtecket die widerwaͤrtige Wuͤrckung / ſo die Ambition bey den Menſchen / und Pferden brin - get und verurſachet / denn jemehr ein Menſch hoffaͤr - tige Geberden an ſich nimmet / jemehr wird er bey GOtt und der erbaren Welt verhaſſet / alle gute Unterweiſung und Lehre wird bey ihm verhindert / von aller guter Geſellſchafft und Ergoͤtzlichkeit abgezogen / wie der leidige Augenſchein erweiſet / daß bey den Menſchen die Hoffart je laͤnger je gemeiner / ja den Geringſten ſo wol als den Groſſen durchgehend gantz bekandt wird / daß ſie dieſelbe wol zu practiciren wiſſen.

Aus welchem faſt erſcheinen wil / als ob der hoffaͤr - tige Satan allen Stoltz aus den Pferden ſammle / raube und wegnehme / und den Menſchen beybringe: Hergegen die Demuth und alle derſelben aͤuſſerliche und innerliche Bezeigungen aus den Menſchen zie - he / und in die Pferd verſtecke; da es doch vielmehr zu wuͤnſchen waͤre / daß die Menſchen ihre uͤberfluͤſſige hoffaͤrtige Geberden mit den Pferden gegen ihre De - muth verwechſelten / dann bey erſcheinendem Mangeldieſer Eigenſchafft bey den Pferden / kan man nun - mehr faſt nicht ein einiges wol abgerichtetes Pferd zu ſehen bekommen / welches ſich unter einem vorneh - men Herrn oder Reuter in groſſen Verſammlungen hoher Perſohnen / ſo viel ambitios und wolſtaͤndig er - weiſen wolte / als wol die pcrfection des rechten Schul-Schritts und Trabs erfordere. Weil nun ohne ſolche Haupt-Eigenſchafft ein Pferd zu dem rechten Wolſtand nicht gebracht / vielweniger dabey erhalten werden kan: So waͤre es zuwuͤnſchen / daß ſolche Eigenſchafft bey den Menſchen wieder aus - und in die Pferde gebannet werden moͤchte.

Ein andere Art der Hoffart oder Stoltzes moͤch - te den Pferden aus Unverſtand zugemeſſen werden / daß ſie / wie ein ſtoltzer Menſch / die Unterwerſung deß - jenigen / ſo ſie unterweiſen will / verachten / welches aber gar einer andern Eigenſchafft / (als der uͤbermaͤſſigen Empfindlichkeit) zuzuſchreiben / und daſelbſt zufin - den iſt.

Die demuͤthige Bezeigungen eines Pferdes ſeyn (auſſer ſolchen Geſchaͤfften / dahin ſie gemeynet und gehoͤrig) mehr zufliehen als zuloben / welche an den Schul-Pferden / und in allen ſolchen Actionen nicht erfodert werden / es waͤre denn / daß ſie mit einer vor - nehmen Leiche in der hohen Trauer gehen ſolten / ſonſt aber koͤnnen eines Pferdes Bezeigungen / Gang und Geberden nimmermehr zu hoffaͤrtig ſeyn / welches faſt die vornehmſte Eigenſchafft eines edlen Pferdes iſt / worinn die hoͤchſten Potentaten das groͤſte Anſehen / in den hoͤchſten Bezeigungen zu Pferd ſuchen / finden und genieſſen koͤnnen / welche auch vor all n andern Schulen und Bezeigungen / (ſo ein Pferd begreiffen kan und ſoll am aller ſchwehreſten zu erlangen: Denn wie derſelben die meiſte Teutſche / Engliſche / und Frantzoͤſiſche Pferde ins gemein dergeſtalt erman - geln / daß unter 1000. nicht eines ſolche an ſich verſpuͤh - ren lieſſe / und darinnen zu beſtaͤtigen muͤglich waͤre: ſo iſt deren Pferde / ſo zwar ſehr hitzig und aus den warmen Laͤndern kommen / unruhige Bezeigung / all - zu unordentlich und unſtaͤt / alſo der Abrichtung in andere weg gar hinderlich / und mehr ein uͤberfluͤſſige Empfindlichkeit / Ungedult / Zorn und Begierde / als Ambition zunennen / weil ſie ſich immer von einer Seiten zu der andern werffen / und auff keiner Linie bleiben / und fortdringen / alſo mit voͤlliger Staͤrcke in - gehalten werden muͤſſen; dabey ihnen doch das vor - nehmſte Stuͤck mangelt / daß ſie die Schenckel weder in die Hoͤhe heben noch biegen wollen / ſondern mit ge - ſtreckten Fuͤſſen nur drappeln / zappeln / und in der Er - den ſtecken / welches mehr ein Ubelſtand als zierlicher Paſſegio / an den Tuͤrckiſchen und dergleichen Pfer - den mehr abzunehmen / als zuloben iſt.

Seyn alſo dieſer Haupt-Bezeigungẽn die Spa - niſchen Pferd groͤſten / die Jtaliaͤniſchen aber / guten Theils faͤhig / und zwar aus ihrer bloſſen angeſchaffe - nen erblichen Natur / vielmehr und in groͤſſerer Voll - kommenheit / als einiges Pferd von andern Nationen durch die allergroͤſte Kunſt denſelben gleich gemachet werden kan.

Aus welchem dann klaͤrlich erſcheinet / welchen groſſen Vorthel die Spaniſchen und JtaliaͤniſcheReu -77Pferde-Schatz.Reuter vor allen andern 1. auch darinnen genieſſen und in Haͤnden haben / indem ihre Pferde dasjenige als ein eigenthuͤmliche Eigenſchafft der Natur beſi - tzen / worzu andere aus Verhinderung der Natur / manglender Kraͤffte des Gemuͤths und Leibs nicht zu - bringen / weil ſie deren nicht faͤhig und theilhafftig ſind. 2. Weil auch dieſe Bezeigung ſo gar bey den Pferden (welche dieſe Eigenſchafft von Natur an ſich haben) durch das ſubtileſte Appogio des Zaums un - terhalten werden muß / welches wiederum allein bey der guten Geſtalt / darinnen das Pferd mit Kopff und Halß gehet /) zu ſuchen und anzutreffen iſt / deren keine andere Pferd durchgehends / ſo viel als die Spa - niſche und Jtaliaͤniſche / mit ſich auff die Welt brin - gen: Weil ſie von der Natur in ſolche gute Geſtalt (und ſo zu reden) in den Zaum gewachſen ſeyn / daß ſie demſelben nicht widerſtreben koͤnnen / wo ſie gleich wolten / ſondern ſo lang durch das daraus entſtehende gerechte Appogio leiß abzuhalten ſeyn / als ſie mit boͤſer Zaͤumung unverdorben bleiben: So iſt auch ihren Reutern um ſo viel leichter ſolche ihre von der Natur wol gezaumte Pferde in dieſer hohen Bezeigung inn - zuhalten / daß ſie auf einer Stell / und dabey hochtra - ben koͤnnen und muͤſſen.

Hergegen aber befindet ſich der Mangel der guten Geſtalt (in Ertragung Kopffs und Halſes) bey den andern Pferden durchgehends / worauß denn das un - maͤſſige Appogio bey den Teutſchen / das gar zu weni - ge bey den hitzigen Barbariſchen Pferden erfolget / daß ſie nicht genug inngehalten werden / und ſie in ſolcher rechten unirten Bezeigung beſtaͤndig verblei - ben / wo ſie zugleich die uͤbrige Eigenſchafften darzu kommen lieſſen / oder erlernen koͤnnten. Dann wie der Schul-Schritt und Trab allein in die - ſem unterſchieden iſt / daß der gemeine wol fortkom - men / mit wol geſtreckten Schenckeln weit vorgreiffen und avanziren ſolle: So beſtehet deß hohen Schul - Schritts und Trabs Perfection und Verkuͤrtzung / in dem langſamen hoch hebenden / wolbiegenden zuruͤckbleibend oder ſetzenden Schenckeln; bedarffs alſo nicht mehr ein ſolches wolgerichtes hoch-oder kurtztrabendes Pferd zu verderben / und ein gemeines Pferd dar auß zumachen (welches ſie Paß gehen ge - nennet haben wollen) als daß man ihm entweder den Zaum zuviel verhaͤnge / wann es wolgezaumet und leicht einzuhalten iſt / oder aber / da es ſich von dem Zaum nicht inhalten laͤſt / und geſchwinder forteylet / als die Vollkommenheit dieſer Schul zulaͤſſet / den Zaum uͤberwinde und andringe; So kan es auſſer des rechten Zaums Gehorſam nimmermehr in dem Schul-Schritt oder Trab / ſondern allein in dem ge - ſchwinden zapplenden Paß geritten werden: und iſt der Sachen damit gar nichts geholffen / wie hoch ein Pferd die vordern Schenckel auffheben moͤchte / wañ es dabey geſchwinder fortgehet / als es ſeyn ſolle. So wird es doch kein andere Bezeigung / als die ſo geneñ - ten gemeinen Bauern-Paßgeher machen koͤnnnen.

Was die Scribenten von des Bucephali Ambi - tion erwehnen / daß er allein in ſeinem hoͤchſten Schmuck und ſchoͤnen Pferde-Zeug die praͤchtigſte Geberden und Bezeigung gebrauchet und gepranget / auch keinen andern als den rechten Herrn auff ſichkommen laſſen / wann er ſolche Kleidung getragen / auſſer dem aber allein deſſen Schmidt auffſitzen / oder auff ihm reiten laſſen: deßgleichen auch Aſturcus ge - gen ſeinem Kayſer Julio Cæſare gethan: ſolches be - zeuget der Pommeriſche Secretarius Friedeboren / in ſeiner Stetiniſchen Chronica von einem ſeines Fuͤr - ſten Leib-Roß / mit dieſem Zuſatz / daß es unter ſeinem Warter gantz ſchlaͤfferig fortgegangen / und in dem Stall keinem andern Pferd die oberſte Stell laſſen wollen / ſondern ſich loß machend / dieſelbe jederzeit mit Gewalt occupiret und behauptet habe.

Gedult.

Die Gedult richtet bey den Pferden eben daſſelbe aus / was ſie bey den Menſchen wuͤrcket / wo bey einem Pferde ein immerwaͤhrende durchgehende Gedult angeerbet oder angewehnet iſt / kan ein jede wol appli - cirte Straffe ihre gewiſſe Frucht und Nutzen brin - gen. Nun iſt aber bey den Pferden / wie bey den Menſchen des Leidens vielerley / welches alles die Ge - dult erfordert / deñ in Kranckheiten koͤnnten alle Men - ſchen wol ein ſchoͤnen Lehr-Spiegel an den nothley - den Pferden ſehen / was ſie vor Schmertzen von ſtren - gen Artzney-Mitteln / und derſelben gewaltſamen Ap - plication mit hoͤchſter Gedult ertragen: Bey der Wartung / vielmehr aber / bey der Abrichtung wird ih - nen faſt unzehliches Ungemach / vom Schlagen / Stoſſen / Spornaten: Jtem / von allerley ſcharffen Zeug ſchmertzlichen Wuͤrckungen aufgeleget / welches alles die gemeine Gedult uͤberwinden muß. Jn der Abrichtung ſonderlich und in Applicirung der Artz - ney-Mittel / und im Beſchlagen nnd Wartung / wird man / ohne dieſe wolverſicherte Eigenſchafft / wenig gu - tes ausrichten koͤnnen.

Freund - und Leutſelig.

Freundlich und liebliches Geſicht iſt bey den Pfer - den eine Anzeigung ihrer Liebe / wie geneiget ſie ſeyn / des Reuters oder Herrn Willen zuvollbringen / wie ſie dann auch im Gegentheil ſo ſauere finſtere Geſich - ter machen / und die mit ihnen umbgehen / ſo uͤbel anſe - hen koͤnnen / daß man ihr widrige Bezeigungen und Vorhaben gleicher Geſtalt bald abnehmen kan / wo - bey die Wiſſenſchafft deren viel præſtiren kan / welche ſich auff den Unterſchied der Phyſiognomie / und de - ren Kennzeichen oder Wuͤrckungen verſtehen.

Begierde / Hitz.

Begierd und hitzige Bezeigungen ſeyn zwar an etlichen Pferden mehr beſchwerlich als annehmlich zu vertragen / ſonderlich 1 etlichen Perſonen / welche ihrer Zuſtaͤnd halber daſſelbe Ungemach nicht wol ausſte - hen koͤnnen / ſonderlich wann es fort und fort waͤhret / 2. welche daſſelbe nicht zuverbeſſern wiſſen.

Gefaͤhrlich iſts auch mit ſolchen Pferden in un - terſchiedlichen Geſchaͤfften umzugehen / weil ſie leicht - lich uͤberſehen werden / daß ſie im durchgehen / oder an - dern fluͤchtigen Handlungen groſſes Ungluͤck anſtel - len koͤnnen: beyde dieſe koͤnnen keinen beſſern Rath finden / als ſich ſolcher Pferde nach Muͤglichkeit zu enthalten. Denn wie es nicht ein gemeines / ſondern vielmehr geheimes Meiſter-oder Kunſtſtuͤck iſt / ſichK 3ſolcher8[78]Neuer vollkommenerſolcher Pferde durch die gehoͤrige Zaͤumung zuverſi - chern / daß ſie ohne Gefahr und Schaden jederzeit ge - brauchet werden koͤnnen / welcher gruͤndlichen Wiſ - ſenſchafft ſich gar wenig zuberuͤhmen haben: So iſt es eben ſo ſchwer den Pferden ſolche Eigenſchafft (auſſer obbemeldter vollkommenen Zaum-Kunſt) zu benehmen / man wolte ſie denn alſo tractiren / daß ih - nen die Hitze mit allen ihren lebendigen Geiſtern oder Gebrauch ihrer Glieder auff einmahl benommen wuͤrde / welches des Pferdes Garauß ſeyn wuͤrde.

Die aber derſelben Kunſt gewiß / und ſolcher Pfer - de gewohnet / ſeyn damit beſſer als mit einigen andern verſehen / weil aus dieſer guten Eigenſchafft allerley gutes zuhoffen iſt. Denn auſſer dem / daß ſolche Pfer - de gemeiniglich gute Laͤuffer / werden ſie ehe todt als ermuͤdet ſeyn / und hat man nicht einiges Anmah - nens / ſondern nur Auffhaltens noͤthig / welches aber - mahls allein durch die gute Zaͤmung zuthun muͤglich iſt.

Ohne die rechte Zaͤumung aber / ſeyn ſie am beſten allein zugebrauchen / daß ſie von andern Pferden nicht angereitzet oder aufgebracht werden / worzu ihnen bald gewuncken iſt / weil ſie jederzeit lieber vor / als nachge - hen wollen / darum ſie im Gebrauch der Waffen / mehꝛ gerathwolsweiß / als mit Gewißheit geritten werden / denn ſie bringen ihre Reuter offt in groͤſſere Gefahr als der Feind / wann ſie ihnen nicht Zeit und Raum oder Mittel laſſen / ſich ihrer Waffen zugebrauchen: liefern auch wol zu Zeiten ihre Reuter den Feinden in die Haͤnde / oder ſeyn im umwenden wider ſie ge - ſchwind zuruͤck weichend / daß ſie wider Willen durch - gehen / und ihre Herrn in groſſen Schimpff ſetzen.

Wiewol ſich dieſer Eigenſchafft etliche zu Nutz zu machen wiſſen / daß ſie durch derſelben groſſe Begier - de und Staͤrcke durch die Feinde brechen / eilends Ge - fangene wegraffen / ſich vor Gefaͤngniß huͤten / oder aus derſelben mit Gewalt loß reiſſen koͤnnen / welches alles mit ſonderlicher Vorſichtigkeit und Behendig - keit verrichtet werden muß.

Froͤmmigkeit und Treue.

Froͤmmigkeit und Treu iſt bey etlichen Pferden ſo tieff eingewurtzelt / daß ſie auch wider ihrer Herꝛn Fein - de Rach geuͤbet / unter andern hat eines Scytiſchen Koͤnigs Pferd / ſo von einem andern in einem Duell uͤberwunden worden / und nach dem Sieg außgezo - gen werden wollen / den Uberwinder umgebracht.

Als der Antiochus umkommen / und deſſen Obſie - ger ſich auff ſein Pferd geſetzet / hat es ſich mit ihm uͤber einen Felſen abgeſtuͤrtzet.

Als Licinius ſeine Tochter Perinam um des Chriſt - lichen Glaubens willen / mit vier Pferden zerreiſſen laſſen wollen / hat ihn ſolcher Pferde eines umge - bracht / welches zwar aus ſonderlicher goͤttlicher Schickung und Verhaͤngniß / wie mit dem Loͤwen wider den ungehorſamen Propheten / und mit den Baͤren wider die ſpoͤttiſchen boͤſen Buben / zu ſonder - lichen Abſcheus-Exempeln / extraordinari geſchehen kan: Denn daß ihnen eine ſolche Liebe und Erkaͤnt - nuͤß der Gerechtigkeit und billichen Vergeltung der Straffe eingepflantzet / wird ſchwerlich zuerweiſen ſeyn: Aber wol eine ſolche Capacitaͤt / wodurch ſiedahin abgerichtet werden moͤchten / wie mir dañ ſelbſt etliche ſolche Pferde bekandt geweſen / welche ihren Herrn treulich fechten helffen / auff ihres Herrn Fein - de ſowol als auff deſſelben Pferde ſo begierig / als ihr Herr angefallen / mit Maul und Fuͤſſen angegriffen / gebiſſen / gehauen / angefaſſet / unter die Fuͤſſe getreten und uͤberwinden helffen / und alſo offenſivè mit hin Krieg gefuͤhret / alſo auch defenſivè nicht allein von ſich ſelber / ſondern auch ihren Herrn / durch von ſich ſchlagen / hauen / beiſſen und ſpringen die Feinde abge - halten / abgetrieben / daß deren keiner einem oder dem andern beykommen koͤnnen.

Jſt derowegen nicht allein dieſe ſonderliche / ſon - dern ſo gar die gemeine Treue / ſo ſie ihren Herrn / (wann ſie voller Weiß davon herunter fallen / im Aufwarten und ſtillſtehen erweiſen) hoch zuſchaͤtzen.

Als der Bucephalus in der Thebaner Schlacht unter ſeinem Herrn toͤdtlich verwundet worden / und derſelbe von ihm ſich auff ein anders Pferd ſetzen wol - len / hat er Bucephalus ſolches nicht zugelaſſen / ſon - dern ihn weggetragen / und aus der Gefahr gebracht.

Es ſeyn nicht wenig / welche dieſe und andere hohe Eigenſchafften / ſonderlich die vorerwehnte Ambition den Pferden gern abſprechen / und fuͤr ein unmuͤgli - ches Ding halten wollen / deren Unwiſſenheit aber kan wider die Erfahrung nicht behaupten / daß die Pferde ſolche Eigenſchafft in der That nicht an ſich ſehen / er - kennen und greiffen laſſen ſolten: weil nun dieſelbe in einer Art oder Nation Pferde / nicht wie in der andern zu ſpuͤhren / auch unter denſelben wieder unterſchied - lich zubefinden / wie eines mehr als das andere von der - ſelben eingenommen / ob ſie gleich von einerley Ge - ſchlecht / Art und Eltern herkommen: ſo iſt darauß gruͤndlich zuſchlieſſen / daß ſie ihnen in Gemuͤthern und Sinnen / und nicht in dem Leib / Fleiſch / Bein in - nerlich oder aͤuſſerlich ſtecken koͤnnen / auſſer dem wuͤr - de und muͤſte ſie ſich in allen Pferden gleich befinden / welche daſſelbe gemein haben.

Denn es ermuntern ſich auch die Pferde / und er - freuen ſich / wann ſie ſchoͤn geſchmuͤcket werden / daß ſie auch hochmuͤthiger gehen und prangen.

Wie nun dieſes die oben-erzehlte Exempel / (deren vielmehr beyzubringen / wann dieſe nicht genug wa - ren) genugſam erweiſen: So waͤre es kein boͤſer Wunſch / daß erwehntes Pommeriſche Fuͤrſtliche Leib-Roß nicht durch den Tod uͤbereylet / und dadurch verhindert worden / ſondern Zeit und Mittel gehabt haben moͤchte / den Teutſchen Pferden dieſe gute Ei - genſchafft im Teſtament zur Erbſchafft zuhinterlaſ - ſen / denn dieſelbe iſt der Zeit bey dieſen Pferden ſo gaͤntzlich verloſchen / daß man deſſen nicht ein einige Anzeigung findet / daß ein ſolches Pferd dergeſtalt keinen Erben hinterlaſſen. Ja man ſolte ſolche ehe und mehr bey geringen Stands - Perſonen finden / daß der Uberfluß ihrer in Geberden eingebildten Re - putation und Hoheit mehr als zuviel waͤre / wann ſie ſolchen den demuͤthigen Pferden nur zum Theil uͤber - laſſen wolten / welches doch mehr zuwuͤnſchen als zu hoffen iſt.

Es iſt auch dieſe Eigenſchafft nicht allein aus dem Goͤttlichen Wort ſelbſten / ſondern eine noch viel groͤſ - ſere / beſſere / und des Verwunderns wuͤrdigere zuer -weiſen /79Pferde-Schatz.weiſen / wann Gott ſelbſt von ihm dem Pferde lehret / daß aller Preiß ſeiner Naſe etwas ſchroͤcklich ſey: wel - ches auff kein andere Eigenſchafft / als auff die Ambi - tion zuziehen iſt. Uber dieſes ſchreibet er ſolches den edlen / ſonderlich aber den Soldaten-Pferden zu.

Großmuͤthigkeit.

Die großmuͤthige Hertzhafftigkeit iſt eine ſolche Eigenſchafft / welche alle Gefahr / Harniſch / Schwerdt / Koͤcher / Spieß / Lantzen / Forcht / Schrek - ken / den Tod ſelbſt verachtet / ja verſpottet / und denſel - ben entgegen eilet / durch welcher hohen Eigenſchafft rechten Gebrauch / die groͤſten Helden ihre groͤſte und hoͤchſte Wunderthaten verrichten: in welchen heroiſchen hoͤchſten Bezeigungen und hochthaͤtigen Handlungen / ſo auff dem Erdboden geſchchen koͤn - nen / dieſe Pferde die andere Perſon agiren muͤſſen / wodurch ſie auch die nechſte nach den Helden ſeyn / ſo an dem daraus herkommenden ewigen Ruhm mit participiren.

Welche gute Eigenſchafft auch auſſer dem Krieg in den Thurnieren und hohen Ritterſpielen / auff der Jagt wider die wilden Thier) im Hoff-Leben / alſo auch auff den Reiſen / an denen Orten / ſo an ſich ſelbſt / auch wegen der Raͤuber gefaͤhrlich ſeyn / in dem gemei - nen Leben ſehr noͤthig / uud an einem andern Pferd hoch zuachten: ſonder welche ein Pferd zu keiner hohen Bezeigung zubringen / abzurichten / zuuͤben / oder ſicherlich zu gebrauchen iſt.

Die Freudigkeit.

Die Freudigkeit wird nicht weniger von GOTT ſelber fuͤr eine ſonderliche hohe Eigenſchafft daſelbſt geruͤhmet / welche die vorige gleichſam verdoppelt: denn es iſt ruͤhmlich / daß ein behertzter Mann oder Pferd die Gefahr verachtet / und ſeinem Feinde nicht weichet / ſondern denſelben beſtreitet / wie viel mehr iſt lobens werth / daſſelbe mit Freuden zuvollziehen.

So wird auch auſſer ſolchen ernſtlichen Handlun - gen / die Luſt und Freudigkeit / fuͤr halbe Arbeit / und das vornehmſte Stuͤck der Erleichterung gehalten / die ſich ſonderlich in der Abrichtung und Ubung der Pferde befindet.

Guter geneigter Willen.

Aus der Freudigkeit und Luſt entſtehet eben der gu - te Wille / welchen die Pferde ihren Herrn in Ver - richtung ihrer Schuldigkeit bezeigen / und nach Got - tes Ausſpruch den Geharniſchten entgegen ausziehen / als ob ſie ſolches von ihnen ſelber / aus eigenem Wil - len / Belieben oder Begierde / ohne ihres Reuters Trieb und Regierung thaͤten / weil GOtt nicht ſa - get / daß das Pferd ſich paſſivè von dem Reuter dahin bringen laſſe / wann es zuſamt ſeinem Reuter außzie - het / ſondern daß ein ſolches williges Pferd activè ſel - ber dem Feind entgegen komme / als ob es keiner Lei - tung oder Triebs hierzu beduͤrffte.

Dieſes iſt eben die allerhoͤchſte Eigenſchafft / ja die allererſte / ſo GOtt von den Menſchen einig erforderte und erwartete / ob er ihm aus freyen Willen unge - zwungen dienen wolte. Dahero auch ein ſolches Pferd uͤber alle andere hoch zuachten iſt / welches ſei -nes Herrn Willen freywillig / und ohne Zwang gern vollbringet. Denn die Abrichtung wird ihm keine Arbeit / ſondern lauter Luſt und Ergoͤtzlichkeit ſeyn / in der Ubung und Gebrauch aber keine Beſchwerung vorkommen.

Wiſſen.

Plinius gehet noch viel weiter / wann er der Pferd - Natur zuſchreibet / daß ſie nicht allein wiſſen / wann groſſe Schlachten geſchehen ſollen / ſondern auch wer den Sieg erhalten werde: 1. Alldieweil des ſiegen - den Theils Pferde ſehr froͤlich / des verlierenden aber eben ſo traurig ſeyn. 2. Daher daß die Pferde ihre Herren vorhero beweineten / welche im Krieg oder auf andere Weiſe umkom̃en ſollen / alſo kuͤnfftiger Dinge Wiſſenſchafft faͤhig ſeyn.

Plutarchus und Gellius bezeugen von Aſturco Julii Caͤſaris Leib-Pferd / daß / als ſolches der Kaͤyſer drey Tag vor ſeinem Tod im Stall beſuchet / er daſ - ſelbe weinend gefunden. Jtzt gemeldte Autores mel - den auch ferner / daß auch andere Pferde vor und nach ihrer Herrn Tod alſo gethan / dieſelbe beklaget / bereu - et / betauret / im Gegentheil andere ihren Herrn zu dem Triumph und Freude gratuliret haben.

Urtheilen / wahrnehmen.

So geben auch die Pferde unfehlbare Wahrzei - chen als Warnung - und Erinnerungen von ſich / daß Feinde vorhanden / welcher Gegenwart ſie auf eine halbe oder wol gantze Meil weges vermercken / wel - ches unzehlich offt alſo wahr befunden worden.

Aus welchem denn erſcheinen wil / als ob die Pferde eines ſolchen Verſtandes faͤhig waͤren / welcher mit einem Judicio gezieret / welches eigentlich eine Wuͤrckung des rechten Verſtandes und des Ur - theils Verſicherung oder Kennzeichen iſt / daß man aus einiger vorgehenden Handlung abnehmen kan / was darauf erfolgen werde / muͤſſe oder koͤnne.

Daß aber die Pferde ſolches wahrhafftig an ſich haben / und auch wuͤrcklich gebrauchen / bezeugen nicht allein ſehr viel denckwuͤrdige Geſchichte / ſo ſich mit ih - nen zugetragen / ſondern die vor Augen ſtehende Er - fahrung / wann ſie 1. auff des Herrn Werck und Wort / ja bloſſes Anſehen / fleiſſiges Auffmercken ha - ben / 2. ſich davor fuͤrchten / 3. ſcheuen / 4. beſſern / 5. huͤ - ten / 6. wie auch in widrigen Faͤllen deſſen Straffen vorzubiegen / und 7. gaͤntzlich abzuſtellen / 8. der ſubje - ction und Zwang zubefreyen / allerley Mittel Vor - theil ſuchen / 9. zufinden / und 10. meiſterlich in das Werck zuſtellen wiſſen. Hergegen laͤſſet ſichein gehor - ſames die danckbahre Bezeigung / ſo ſich bey ihm durch allerley Carreza und Belohnung auff ſein Wolverhalten findet / ſehen / dadurch zu fernerm Gehorſam reitzen / ſo daß man ſich ſeiner rechtſchaffe - nen Dienſte verſichern / und beſtaͤndig darauf zuver - laſſen habe.

Die Tauerhafftigkeit.

Die Tauerhafftigkeit / welche 1. aus der vollkom - menen Staͤrcke / 2. Geſundheit / 3. guten Natur / edlen Art und Geſchlecht / 5. aus ſolchen Landen herkom - met / wo dieſelbe Eigenſchafft gemein iſt. 7. durch guteErzie -80Neuer vollkommenerErziehung / 7. Wartung / 8. rechtmaͤſſigen Gebrauch / 9. Gewohnheit entſtehet / und langwuͤhrige ſchwere Arbeit / ſonder Exmuͤdung / Beſchwehrung / Schaden oder Abnehmen der Kraͤfften aushalten kan.

Jn dieſer vortrefflichen Eigenſchafft excelliren die Pferde aus den warmen und Barbariſchen Laͤndern / mit noch etlich andern umligenden / vor allen andern / wiewol eine Nation mehr als die andere / auch mit unter denſelben ſich befindet dem groſſen Unterſcheid. Denn ſo gut und herrlich in dieſem Stuͤck die Perſia - niſche / Tuͤrckiſche / Hungariſche / Podoliſche / und an - dere dergleichen Pferde / bey ziemlichen Alter ſeyn moͤ - gen / und unglaubige Dienſte und Ritt ſonder Fuͤt - teꝛung / oder doch bey gar wenigem außſtehen koͤnnen / daß es ihnen den ringſten Schaden bringet ſofern ſie nur dabey recht nach ihrer Art gewartet werden: ſo weichlich / bloͤd / kraͤncklich und mangelhafftig ſeyn ih - re junge Pferde / und waͤhret daſſelbe ſo lang / biß ſie das ſiebende Jahr erreichet / denn vor derſelben Zeit werden ſie es in der Tauerhafftigkeit andern Pferden / welche nicht fuͤr tauerhafftig gehalten werden / gar we - nig zuvor thun.

Hergegen kan ein Engliſches / Teutſches / Frantzoͤ - ſiſches / Daͤhniſches Pferd in der Jugend mehr / als im Alter vertragen / darinnen man ihm im geringſten nicht wol etwas zumuthen oder vertrauen darff / ſo bald ſie das 9. oder hoͤchſt 10. Jahr zuruͤck geleget / weil ſich bey denſelben mit ſolchem Alter gleich allerley Kranckheiten einſtellen / daß man an einem ſolchen Pferd mehr Zeit mit artzeneyen / als im Gebrauch zu - zubringen hat. Ob nun gleich dieſe treffliche Ei - genſchafft ſich nicht bey allen / ſondern nur theils Pferden befindet / ſo wird ſie doch von allen Pferden erfodert / hat derowegen wegen der Dependentz der vorgehenden / nicht wol ausgeſchloſſen werden koͤn - nen. Sie wird aber ohne die folgende ſelten zube - finden ſeyn.

Mittelmaͤſſiger Leib.

Ein mittelmaͤſſiger Leib / der weder zu mager noch zu fett iſt / und auch alſo bleibet. Jſt eine hauptſaͤch - liche Eigenſchafft / worauß drey andere vornehme Haupt-Eigenſchafften abzunehmen und zuerkennen ſeyn. Dann in dieſer beſtehet

  • 1. Die beſte Geſtalt und Schoͤnheit / ſo ein jedes Pferd / welcher Art oder Nation es auch ſeyn mag / in einem mittelmaͤſſigen Leibe in dem Anſehen hat und behaͤlt.
  • 2. Die beſte Complexion und Capacitaͤt der voll - kommenen innerlichen und aͤuſſerlichen beſtaͤndigen Geſundheit / ſo bey einen ſolchen mittelmaͤſſigen Leibe am beſten verwahret iſt und werden kan.
  • 3. Die Beqvemlichkeit und geſchickliche Diſpoſi - tion / wodurch daſſelbe zu allen Verrichtungen fertig / hurtig / freudig und vermoͤglich ſeyn kan.
  • Welche alle drey zum groͤſten Theil durch die Maͤſ - ſigkeit zuerhalten / und nicht minder dadurch zuerlan - gen ſeyn.
Ein mittelmaͤſſiger Leib am Gewaͤchs.

Das Gewaͤchs eines Pferdes wird in der mittel - maͤſſigen Fettigkeit am wolſtaͤndigſten und beſten zuallen Bezeigungen ſeyn / aus welchem die allerbeſte Geſtalt erſcheinen kan / welche nachgeſetzte Beſchaf - fenheit haben wird.

I. Gantz untuͤchtige und der Abrichtung unwuͤrdige Pferde / welche auch in dem Kauffen allerdings zuſcheuen / und weder mit Nntzen oder Ruhm / zur Luſt und Nothdurfft zubehalten tauglich / und wo man ſie ſchon haͤtte / beſſer von ſich zu laſſen / als mit Unkoſten zuerhalten / ſind folgender Arten.
  • 1. Welche von Natur allzuſchwach und unvermoͤ - glich / ſonder alle Staͤrcke des Leibes / Ruͤcken Len - den und Schenckel ſeyn.
  • 2. Oder alſo ausgearbeitet / daß ſie ſolche bereit gaͤutzlich verlohren / und wenig Hoffnung voͤlliger Wiederbringung iſt.
  • 3. Welche in der Abrichtung gaͤntzlich / entweder an den Sinnen und innerlichen Zuſtand oder am Leibe verderbet worden / daß ſie gantz widerſpenſtig und de - ſperat / oder an Ruͤcken / Lenden und Schenckeln ver - nichtet iſt.
  • 4. Sonderlich wo das Maul und deſſelben Theil eingeſchlaͤffert / getoͤdtet oder verwundet / daß es alle Empfindlichkeit dergeſtalt verlohren / daß ſie nicht mehr zu erwecken / oder das die immerwaͤhrende Ver - letzungen / unheilſam und keinen Gebrauch des Zaums zulaſſen.
  • 5. Wañ es von Natur ohne aͤuſſerliche Empfind - lichkeit in dem Maul oder am Leibe iſt.
  • 6. Wo ſich das Maul und Halß wieder die gute Geſtalt und Zaͤumung gaͤntzlich diſproportioniren.
  • 7. Wo ſich die Fuͤſſe mit dem Leibe / oder ſie ſelbſt gegen einander nicht recht proportioniren.
  • 8. Wo gar kein Muth / großmuͤthiges Hertz oder Luſt / ſondern Forcht und Zagheit zuſpuͤren iſt.
  • 9. Wann es von Natur traͤg und verdroſſen iſt.
  • 10. Wo es vor Alter an dem Leibe abnimmet.
  • 11. Allerley Untreu an Beiſſen / Schlagen ſpuͤhren laͤſt.
  • 12. Der Staͤttigkeit und Aufflehnens allerdings gewohnet.
  • 13. Steiff.
  • 14. Krumm.
  • 15. Lahm.
  • 16. Bey denen alle anſteckende Kranckheiten.
  • 17. Alle unheilſame Kranckheiten.
  • 18. Kurtzer ſchwerer Othem ſich hervor zeigen.

Allein die man fuͤr mittelmaͤſſige Pferde erkennet / kan man bey der Abrichtung zulaſſen / dabey einer um ſo viel mehr Ehr und Ruhm erhalten / als er darinnen ſeine Kunſt in vielerley guten Proben erweiſen wird: denn je weniger Capacitaͤt ſich an dem Pferde befind / und doch deſſen ungehindert viel damit ausgericht wird / je ſchwerer auch wegen der Hinderungen zu der Verbeſſerung zugelangen: Je hoͤher wird deſſelben Unterweiſungs-Art zuachten ſeyn / welche ſolche (zum Theil) mangelhaffte Pferde zu dem rechten Ge - brauch tuͤchtig machet.

Es81Pferde-Schatz.

Es werden aber fuͤr ſolche mittelmaͤſſige Pferde / alle die jenige gehalten / welche 1. vermiſchter Natur und Complexionen (ſo zum Theil gut / und mit boͤ - ſen vermenget ſeyn.) 2. Wo ſich weder die guten noch die boͤſen Eigenſchafften in dem hoͤchſten Grad befinden. 3. Wo ſich die guten in dem hoͤchſten / und die boͤſen in geringerm Grad befinden. 4. Wo der guten an der Anzahl mehr als der boͤſen / 5. der boͤſen zwar mehr als der guten / aber die guten offenbahr / und 6. die boͤſen verborgen. 7. Nachdem die boͤſen leicht oder ſchwer zu remediren ſeyn.

Dann es befinden ſich an den Pferden Maͤngel / welche 1. von jederman / 2. von dem groͤſten Hauffen / 3. von dem wenigſten Theil (die aber der Sachen den groͤſten Verſtand haben) fuͤr groß angenommen werden.

Hergegen ſind andere die durchgehend / von vielen / und ſonderlich den Erfahrnen fuͤr gering geſchaͤtzet.

Weil 1. derſelben Remedia durchgehend bekandt oder dem aͤuſſerlichen Schein nach / nicht viel auff ſich haben / ob ſie gleich unbekandt waͤren und ungebeſ - ſert bleiben muͤſten / es werden auch nicht weniger auß Unwiſſenheit fuͤr gering gehalten / wann man vermeinet / daß man ſie verbeſſern koͤnne / oder daß man ſie alſo gedulden muͤſſe / wenn man auch nicht verſtehet / wie viel und worinnen ſie Schaden brin - gen.

Denn hierzu kommt 1. die boͤſe Gewohnheit (weil ſie noch etwas neu / und weder von Natur nach lan - ger Zeit oder uͤberſehen) eingewurtzelt. 2. uͤbermaͤſ - ſige aͤuſſerliche und innerliche Empfindlichkeiten / 3. Forcht / 4. Hinlaͤſſigkeit / 5. Kaltſinnigkeit / 6. mit - telmaͤſſige Staͤrcke oder Vermoͤgen / 7. groſſe Hitzig - keit / 8. Ungedult / 9. Eigenſinnigkeit / 10. Zorn / 11. Mißtrauen / 12. Argwohn / 13. Frechheit / 14. Kitzel / 15. Heigel / 16. Verletzungen / 17. heylſame Kranck - heiten / ſo an ihnen ſelber dem Gebrauch und Ubung ſo weit hinderlich / als ſie langſam oder uͤbel verbeſſert werden / worauß wol ein aͤrgers entſtehen kan / ſeyn durch rechte Wiſſenſchafft Verfahrung (ob gleich nicht von jedem) doch von vielen zu remediren muͤg - lich / wiewol von einem leichter als dem andern / alſo ſo weit mittelmaͤſſig / als durch Fleiß und Muͤhe raht zuſchaffen iſt / und wird in dieſen Eigenſchafften den Erfahrnen unſchwer fallen / ſolche Art Pferde unter die folgende Zahl zubringen.

3. Welche mehr fuͤr gut als boͤß geurtheylet / ob gleich bey denſelben nachgeſetzte Maͤngel zu vermu - then waͤren / als:

1. Gemeine Kranckheiten / deren Chur bekand und leicht zu erhalten. 3. Grobheit / 3. Plumbheit / 4. zart / 5. etwas traͤg / 6. uͤber Vermoͤgen angetrieben / oder 7. gar zu viel verſchonet / 8. muͤd / 9. Mattigkeit / 10. mager / 11. keiner Arbeit / oder 12. ſubjection gewoh - net. 13. Verletzung an einem Ort / welcher nicht ſchon offt geheilet worden.

Fuͤr die beſten aber werden billich gehalten und er - wehlet / welche 1. ſolcher angezeigten Maͤngel durch - auß zum groͤſten Theil befreyet ſeyn. 2. Welche keine Anzeigen von ſich geben / daß ſie kuͤnfftig darein fal - len moͤchten. 3. Vielmehr die nicht darein fallen koͤn - nen.

Unterſchiedene Art und Ge - ſchlecht der Pferde.
Varro.

So vielerley Arten der Pferde zu finden / worinnen ſie auch durch vielerley Eigenſchafften unterſchieden / darauß zu erkennen ſeyn / ſo viel iſt auch daran ge - legen / eigentlich zu wiſſen / auß welchem Geſchlecht eines und das andere entſproſſen.

Oppianus meinet / es ſeyen ſo vielerley Art Pfer - de / als unterſchiedene Voͤlcker.

Zwo Haupt-Arten.

Sie werden aber eigentlich in zweyerley merckliche Haupt-Unterſchiede abzutheilen ſeyn / die ſich bey je - den in einer augenſcheinlichen und handgreiflichen Extremitaͤt erzeigen werden. Und iſt nicht auſſer groſſem Nachdencken und Verwunderung anzuſe - hen / daß wie zwiſchen den Menſchen und Pferden eine ſolche Gleichheit zu befinden: Hergegen unter denſelben wiederum auch die groͤſte Ungleichheit zwi - ſchen keiner andern Creatur / in acht zunehmen / ſo daß ein jeder Theil einen gleichſtimmigen Anhang der Pferde haben und gebrauchen kan. Denn wie die beyderley Art Menſchen und derſelben unterſchiedene Kleydung und Lebens-Art beſchaffen: So haben auch theils Pferde eine ſolche ſonderliche / aͤuſſerliche Geſtalt und innerliche Beſchaffenheit deß Gemuͤths und Sinnen an ihrem Leibe / Vermoͤgen / Willen / Geſundheit / Alter und Gebrauch / als ob ſie gleichſam mit den andern Pferden / wie ihre Herrn / in gleichem Widerwillen lebenten.

Erſte Art Hirſch-Halß.

Und zwar 1. ſo ſehen alle Perſianiſche / Tuͤrckiſche / Arabiſche / Tartariſche / Hungariſche / (auch guten theils) Polniſche Pferde / mit den Augen uͤber ſich / und den aͤuſſerlichen Himmel zu viel an.

Denn dieſe Pferde haben alle umgekehrte Hirſch - Haͤlß / welche den Kopff unterſtuͤtzen / daß er nicht von ſich ſelber herab kommen kan: nun wiewol ſolche Haͤlſe nicht gleiche Staͤrcke haben / denn die dicken widerſtehen lang und kraͤfftig / wann ſie aber mit gu - ten ordentlichen Mitteln gebogen / und in die rechte Geſtalt gebracht werden wollen / ſeynd ſie hernach in der guten Geſtalt deſto beſtaͤndiger und leichter zu erhalten.

2. Die Pferde ſtecken mit dem hindern Theil feſt an der Erden / als ob ſie an dieſelbe angehefftet waͤren / dann ſo viel ſich der Halß in die Hoͤhe ruͤckwaͤrts ſencket / ſo viel ziehet der hindere Theil / und deſſen durch den gantzen Leib gehende Sennen / denſelben an ſich / und ſetzet ſich das hindere Theil mit voͤlligem Gewicht nieder: daß alſo ſolche Pferde nicht einmahl mit beeden hindern Fuͤſſen ſchlagen koͤnnen / viel we - niger vermoͤgen uͤber einen Schlagbaum oder der - gleichen Hoͤhe mit Sicherheit zu ſpringen / daß ſie nicht beede hintere Schenckel zuruͤck laſſen muͤſten / als ob ſie auf der Hoͤhe gehalten oder gefangen wuͤr - den / und davon auſſer allem Zweifel auff den Kopff ſtuͤrtzen koͤnnen.

Erſter Theil. LHerge -82Neuer vollkommener

Hergegen ſeyn ſolche Pferde in dem vordern Theil ſo leicht / daß ſie die Eyſen nur mit halber Tieffe (gegen dem hindern Theil zurechnen / in die Erden drucken / in allen Bewegungen vornen auffbrellen / daß ſie auch von ihren Reutern / ſo den Handel und ihre Natur recht wol verſtehen / 1. im Berganreiten / 2. im Lauffen / mit dem voͤlligen Leibes-Gewicht / ſo ſie vornen fuͤr und neben dem Halß hinauß legen / niederbeſchweret werden / damit das hindere / ſchwere langſame / dem vordern / leichten geſchwinden Theil deſto leichter und muͤglicher nachkommen und folgen moͤge / welches ſie auſſer dieſer Huͤlffe nicht thun koͤnnten / durch Vor - werts-neigen das hindere Theil eben ſo viel erleich - tert / als das vordere beſchweret / alſo das Gewicht und Entledigung gleich eingetheilet wird.

3. Die Pferde ſeyn mit den Koͤpffen ſehr unbeſtaͤn - dig / gehen faſt wie eine Uhr immer hin und wieder von einer Seiten zu der andern.

Wegen dieſer Bezeigung koͤnnen dieſe Pferde in ſolcher erſten natuͤrlichen Geſtalt und Bezeigung / von keinem beſſer / als von ihrer Nation geritten werden / denn wie ſie denſelben zu ihrem Sitzen und Gebrauch der Waffen / wie auch ſonſt allen andern Ubungen / ſehr beqvem duͤncken / ſolche auch durch ſonderliche Vorthel nach ihrer Manier / zu zwingen wiſſen / daß ſie ihren Willen ohne Verdruß und Widerſpenſtig - keit vollbringen: So ſeyn ſie andern und frembden Voͤlckern (ſolcher Geſtalt) zugebrauchen / ſehr ver - drießlich / indem ſie anderſt nicht / als gar gemach trapplend und zapplend / oder aber in der groͤſten Ge - ſchwindigkeit fortkommen / ihren Curs in einer extraͤ - men Geſchwindigkeit fortzuſetzen / davon ſie ſich nicht leichtlich ab - und zuruͤck halten laſſen.

Maͤſſigkeit.

Dieſe Pferde werden von ihren Herrn im Eſſen und Trincken zu rechter Maͤſſigkeit angehalten und dergeſtalt erzogen / daß ſie mit gar wenig contentſeyn / ja ſo gar keinen Uberfluß annehmen oder gebrauchen wollen / ob ſie gleich deſſen habhafft werden koͤnnten; woruͤber ſich dißfalls in dem Eſſen hoͤchlich zu ver - wundern / daß ſie vor allem dem / was ihnen uͤber ihre Gewohnheit und Anzahl gereichet wird / einen Eckel bekommen / und auch nicht einmahl ſo viel davon zu ſich nehmen wollen / als ſonſten ihr ordinariſeyn mag / und den Uberreſt ligen laſſen / ſondern ſie werden durch jeden vorgegebenen Uberfluß zu einem ſolchen Grauen beweget / daß ſie gar nichts davon anruͤhren moͤgen.

Vornehmlich aber und noch vielmehr muß man ſich uͤber ihr Trincken verwundern / deſſen ſie ſich auch in der Hitze von ſich ſelber enthalten / wann gleich in derſelben bey Fluͤſſen auff den Reiſen / ihnen frey ge - ſtellet wuͤrde / daß ſie nach Durſt / und ſo viel ſie wol - ten / trincken koͤnnten: worzu ſie doch von Rechts we - gen ihre hitzige Natur / Landes-Art / und ſtrenger Ge - brauch mehr / als alle andere Pferde reitzen ſolte. Wie - wol dieſe Maͤſſigkeit bey dieſen Pferden auch nicht viel laͤnger waͤhret / dann als lang ſie in ihren Laͤndern / und ihrer natuͤrlichen Herrn Gewalt ſeyn. Dann wann ſie aus und von denſelben unter die Verſorgung derTeutſchen Knechte kommen / muͤſſen ſie wol mit der Zeit ihrer guten Art und Ordnung entwohnen / und das Futter (welches ihnen ſelten und deſto haͤuffiger vorgeſchuͤttet wird) añehmen / und wie es ihnen kom - met / wo ſie nicht Hunger leyden oder ſterben wollen. Dergleichen geſchicht auch mit dem Trincken / wel - ches den faulern Kerln zumuͤhſelig in den Stall zu tragen iſt / dahero die Pferde lieber trincken laſſen / wo in welchen Pfuͤtzen ſie daſſelbe finden / ſonderlich ehe ſie in das Qvartier rucken. Denn weil es faſt an al - len Orten / wo Wirths-Haͤuſer ſeyn / auch Waſſer dabey giebet / ſo laſſen ſie die Pferde genug ſauffen / ehe ſie in den Stall kom̃en / damit ſie ſich mit dem Traͤncken weiter nicht bemuͤhen doͤrffen / welches eben der rechte Weg iſt / wodurch dieſe Pferde auff einmal ihre Geſundheit / und damit alle gute Eigenſchafften verliehren. Das iſt auch die einige Urſach / warum ſolche Pferde in frembden Landen und Haͤnden gleich nach ihrer Ankunfft matt und verdroſſen / unkraͤfftig und veraͤndert / auch gar zu Grund verderbet werden. Denn durch das uͤberfluͤſſige Eſſen und Trincken / deſſen ſie nicht gewohnet waren / wird ihnen der Ma - gen uͤberfuͤllet / die Lungen angezuͤndet / die Schenckel unrein / von beyderley Gallen geſchwaͤchet / gekruͤm̃et und zu Grund gerichtet.

Werden alſo dieſe Pferde meiſtes theils durch un - maͤſſiges / ſtetiges oder doch offtmahliges / uͤberfluͤſſi - ges Eſſen und unzeitiges Trincken verwehnet und verderbet.

Denn ob es ihnen gleich aus angenommener lang - wuͤhriger Gewohnheit / (worinnen ſie von der Ju - gend an erſtarcket) weniger als den hitzigen Pferden / nach der augenſcheinlichen Meinung ſchadet / weil ſie von einer Zeit zu der andern / in einerley Zuſtand blei - ben / wann ſie gleich zur Unzeit uͤber die Gebuͤhr mit Eſſen und Trincken angefuͤllet werden: So zeiget doch die endliche Erfahrung / daß es ihnen wenig ge - nutzet / ſondern wie die hitzigen Pferde dadurch auff einmahl verderbet werden koͤnnen / ſo geſchicht es auch mit dieſen von Jugend auff / welches ſie niemals zu ſolchen Kraͤfften kommen laͤſſet / daß man von ih - nen mit Warheit ſagen koͤnnte / wie ſie ſolche verloh - ren haͤtten. Dann bey der itzigen Pferd-Wartung werden derer gar wenig etliche Jahr in voͤlliger Ge - ſundheit und Staͤrcke / ſondern der groͤſte Theil bey lauter ungeſunder Zeit halber Staͤrcke ſehr ſchlech - te / langſame / unvollkommene / ungewiſſe / gefaͤhrliche und beſchwerliche Dienſte leiſten koͤnnen / weil ihnen ſolche boͤſe Wartung in langer Zeit eben ſo unertraͤg - lich / als den andern eine kurtze Zeit faͤllet Daß dan - nenhero ein Pferd in ſeinem Vaterland / und bey ſei - nem natuͤrlichen Herrn / vom 7. oder 8. Jahre an / biß uͤber 30. bey vollkommener Geſundheit und Vermoͤ - gen beſſere Dienſt leiſten koͤnne / ob es gleich alle Tage mehr Arbeit und Wegs abgeleget / als es anderer Or - ten in einer gantzen Wochen verrichten kan und darf / und dabey kaum ein oder zwey Jahr aushaͤlt.

Es entſtehet aber aus der Beybehaltung der or - dentlichen Maͤſſigkeit / bey dieſen Pferden vorderſt be - ſtaͤndige Geſundheit. Denn wo wird man in ſolchen Laͤndern leichtlich ein Pferd finden / das blind wuͤrde / wo ihm der Schaden nicht von aͤuſſerlichen Zufaͤl -len /83Pferde-Schatz.len / als Schlagen / Stoſſen und anderer Pferde Beiſ - ſen / oder andern dergleichen Zufaͤlligkeiten entſtuͤnde: aller andern Maͤngel / ſo bey ihnen nicht / wie bey uns bekandt / (welches eine groſſe Weitlaͤufftigkeit beduͤr - fe) zugeſchweigen / alſo werden ſie daſelbſt erſt in dem hoͤchſten Alter krumm oder Lungenfaul befunden.

Wie nun von den Maͤngeln / ſo ſich an ihrem Ge - waͤchs und Bezeigungen befinden / an andern Orten geredet wird; ſo folgen in der Ordnung allein die nachfolgende Eigenſchafften gegen einander zuhal - ten / ſo ſich an beyderley Art Pferden erkennen laſſen.

Dann gleichwie durch die Maͤſſigkeit die Geſund - heit erhalten wird: So beruhet auch die Staͤrcke und Tauerhafftigkeit allein und vornemlich auff der Geſundheit: wie auch die innerliche Geſundheit eine Urſach der aͤuſſerlichen Glieder ſeyn muß / iſt aus taͤg - licher Erfahrung abzunehmen / wann ein huſtendes / Lungenfaules Pferd wegen des Othems gaͤntzlich verhindert iſt / ſeine Staͤrcke / ſo es mit den aͤuſſerlichen Gliedern zubezeigen hat / nach Nothdurfft zugebrau - chen. Denn wie ein kurtzer Othem nicht zulaͤſſet / daß ein Pferd geſchwinde und langwuͤhrige Arbeit verrichten kan / ohne daß es daruͤber wol erligen oder gar erſticken koͤnnte / wo man es uͤber Vermoͤgen an - treiben / uͤbereylen und anſtrengen wolte: So iſt bey dieſem Zuſtand auch jederzeit eine ſonderliche Schwermuth und Verdruß uͤber allen Bezeigungen zuſpuͤhren / welche das Pferd abhalten / auch ſein noch habendes Vermoͤgen anzuwenden.

Alſo wird auch eine jede ſchadhaffte Leber mehr boͤ - ſes als gutes Blut ziegeln / wann dann nun den aͤuſ - ſerlichen Gliedern daſſelbe haͤuffig zukommet / wird derſelben Staͤrcke dadurch mehr geſchwaͤchet als ver - beſſert / alſo auch daſelbſt von auſſen wie innerlich zu allem Gebrauch untuͤchtig gemachet. Soll alſo von eines Pferdes Staͤrcke und Vermoͤgen / nicht von Anfang aus der Groͤſſe und ſcheinlichem Anſehen ſei - nes Leibes / und aͤuſſerlichen Gliedmaſſen / ſondern viel - mehr aus Befindung des Othems und andern Keñ - zeichen ſeiner innerlichen geſunden Beſchaffenheit / ge - urtheilet werden.

Dieſe Pferde ſeyn vor allen andern ſehr hitzig im avanziren / und das um ſo viel mehr / als ſie in ihrer boͤ - ſen Geſtalt / mit keinen Zaͤumungs-Mitteln innge - halten werden koͤnnen: Sondern ſie ſeyn allein mit Verwendung ihres Kopffs maͤchtig gnug / allen den - ſelben zuwiderſtehen / und ſie zu uberwinden. Dann Mundſtuͤck und Stangen koͤnnen zu ihrer Wuͤr - ckung nicht gelangen / der Cavazon kan den Kopff nicht dergeſtalt anfaſſen / daß er denſelben herab und herbey braͤchte / der vielmehr zuruͤck und auffwerts ge - zogen wird. Gebrauchet man ſich denn des Sprung - Riemens / ſo muß zwar der Kopff etwas dem groſſen Schmertzen in den Bewegungen nachgeben: Jn - dem er aber ſolche Straffen fliehen und denſelben aus - weichen will; machet ſich der Halß in dem unterſten Gelenck am Leibe ledig / und kommet ſam̃t dem Kopff zu viel herab / welcher Exceß ſchaͤdlicher und úbelſtaͤn - diger / als der vorige Defect iſt. Auff welche beyde Weiſe ein Reuter ſeines Pferdes nicht verſichert / oder auſſer Gefahr / Schimpff und Schaden ſeyn kan.

Die 2. Art Schwein-Haͤlß.

Dieſen Pferden werden im obgeſetzten Faͤllen und Eigenſchafften / als gantz widerſinnigen und ſtreiten - den / diejenige entgegen ſetzet / welche durch gantz Teutſchland / Franckreich / Schweden / Dennemarck / Moſco und deren angraͤntzenden Koͤnigreichen erzo - gen werden. Und zwar vornemlich:

1. Jn der Geſtalt und Gewaͤchſe / weil ihnen der Halß oben dicker als unten / wird ihnen ſolcher von der Schwere und Starrung des uͤberfluͤſſigen Flei - ſches unter ſich gedrucket und gehalten.

Dieſen Pferden iſt unmuͤglich / Halß und Kopff wegen ihrer Schwere in die Hoͤhe zubringen / vielwe - niger hoch zubehalten / daß ſie nicht (von jeder Arbeit ermuͤdet) wieder unter ſich incliniren ſolten. Denn ob man ſich gleich mit dieſen Pferden am meiſten bemuͤ - het / daß ſie in die gute Geſtalt gebracht und auffge - richtet werden moͤgen: So iſt doch daſſelbe um ſo viel ſchwerer zuerhalten / als viel ſchwerer ein Stein in die Hoͤhe als abwerts zu bringen iſt. Und ob man ſolches gleich erhalten koͤnnte: So hat doch daſſelbe keinen Beſtand / weil die Schwere jederzeit (ſonder - lich nach groſſer Arbeit / Muͤdigkeit / Verdruß und Zorn) mehr unter ſich / als uͤber ſich dringet / ziehet / und einen beſtaͤndigen Grund oder Ruhe haben wil / oder ſuchet.

Weil auch bey dieſen Pferden zweyerley Haupt - Maͤngel zuſammen ſtoſſen / daß ſie nicht allein zu nie - der / ſondern auch mit den Koͤpffen viel zuweit vor - werts gehen: So kan leichter eine ſolche Unwiſſen - heit als gnugſame Wiſſenſchafft vorhanden ſeyn / welche nicht allein beyde Maͤngel zugleich nicht corri - giren koͤnnte / ſondern ſo gar den einen und erſten noch mehr ſtaͤrcken / und das Pferd erſt recht in ſolche Unge - ſtalt zwingen / indem man dem andern helffen wollen. Denn wie wenig Pferde durch die gemeine Mittel Gebrauch des Cavazons oder Sprung-Riemens zugleich herbey / und in die Hoͤhe gebracht und gerich - tet / auch in ſolcher guten Geſtalt von dieſer Art Pfer - den beſtaͤtiget werden / giebt die geringe Anzahl derſel - ben in dem Augenſchein zuerkennen. Denn die am allerbeſten durch ſolche Mittel gerathen / bekommen mitten auff dem Halß die Hoͤhe oder Runde / aus aus welchem nothwendig erfolgen muß / daß die vor - dere Haͤlffte des Halſes ſambt dem gantzen Kopff wieder unterwerts faͤllet / welche Laſt keine andere Un - terſtuͤtzung und Unterhaltung hat / als des Reuters Hand / was aber derſelben Staͤrcke / mit ſolcher Schwere des gantzen Kopffs und halben Halſes / fuͤr eine Gleichheit haben kan / gibt die Vernunfft und al - te Erfahrung zu erkennen: die andern aber ſind un - gleich ſchaͤdlicher / uͤbelſtaͤndiger und beſchwerlicher / wañ entweder ein kurtzer Halß gar keinen Bogen ma - chet oder machen kan / ſondern wie ein Driangel for - miret iſt / oder aber / indem er herbey gezogen / auch zu - gleich eben ſo viel herab gebracht wird / daß der Halß mit dem Leib eine gleiche Horizont-Lini machet / wel - ches des Sprungriemens eigentliche Wuͤrckung / wie die halbe Halßkruͤm̃ung des Cavazons iſt. Um wie heßlicher nun ſolches an den Pferden ſtehet / um ſo vielL 2beſchwer -84Neuer vollkommenerbeſchwerlicher / gefaͤhrlicher und ſchaͤdlicher iſt es auch in der Zaͤumung und allem Gebrauch der Pferde zu entgelten / und zuertragen.

So dann dieſe Art Pferd uͤber das mit den vordeꝛn Fuſſen an der Erden kleben / und von derſelben nicht leichtlich loß gemachet werden koͤnnen / ſo ſeyn ſie auch um ſo viel ſchwerer in der Fauſt / welche nicht allein / wo nicht den gantzen / doch bey den beſten und wolge - ſtalteſten Pferden / zum wenigſten den halben Halß / durch die Zuͤgel tragen und unterhalten muß / ſondern auch das gantze vorder Theil auch von der Erden le - dig zu machen / auffzuheben / umzutragen / und nieder - zuſetzen hat / auſſer daß die durch das gantze Pferd ge - hende Sennen / mit und durch Niederdruͤckung des Halſes / auch einen guten Theil des hindern Theils / an und nach ſich ziehen / ſo vorwerts ſchiebend / nach Thalſchieſſend iſt / und dieſes um ſo viel deſto mehr als die Pferde vornen niedriger / als hinden gewachſen ſeyn: Koͤnnen derowegen das vorder Theil nicht wol erheben oder fortbringen / wann ſie uͤber hohe Schrancken ſetzen ſollen. Dagegen folget ihnen das hindere Theil leichtlich nach / welches ſie hoch gnug er - heben / und ringfaͤrtig uͤber Schrancken und Graben bringen / welches ihnen ſehr leicht wird / wann und weil ſie gern mit den hindern Fuͤſſen ſchlagen / und mit der Groppa ſpielen lernen.

Dieſe Pferde haben einen beſtaͤndigen Kopff / wel - cher mit der rechten Zaͤumung leichtlich zu beſtaͤtigen: Bleiben alſo leichter mit dem gantzen Lelbe auff einer geraden Lini / und in allen Bezeigungen (ſo gleich vor - werts gehen) deſto beqvemer / ſonderlich ſeyn ſie von Natur zu einem ſchleinigen Schritt bald zu bringen / weil das hindere Theil das vordere ziemlich antreibet / fortſchiebet und genug verfolget.

Es ſeyn dieſe Pferde von Natur ſehr kaltſinnig / traͤg / verdroſſen / leichtlich durch wenig Arbeit ermuͤ - det / ſonderlich wann ſie des Tags nicht etliche mahl volles gutes / hartes Futter haben koͤnnen.

Bey dieſer beyderley Art Pferden iſt eine Verglei - chung des alten Spruchs zuſpuͤren / daß der Menſch in ſeinem erſten Alter auff vier / im Mittel auff zweyen / und im Alter auff dreyen Fuͤſſen fortkommen muͤſſe. Welches mit gar weniger Aenderung bey dieſer bey - derley Art Pferden auff ſolche Weiſe zubefinden / daß allein das erſte und andere Alter verwechſelt wird. Denn wie die Kinder erſtlich auff vier Fuͤſſen in ihrer Schwachheit ſtehen und gehen: So ſtehen und ge - hen die Pferde in ihrer beſten Staͤrcke und Mittel - Alter auff gleicher Erden auff vier Fuͤſſen / wann ſie recht gezaͤumet und wol geſtellet ſeyn.

Wie aber ein erwachſener Menſch im Mittel-Al - ter auff zweyen Fuͤſſen gehet und ſtehet: So ſtehet das Pferd in ſeiner Jugend und Ungeſtalt auch un - abgerichtem Leibe auff zweyen Fuͤſſen mehr und ſtaͤr - cker / als nicht auff allen vieren gleich.

Auff dreyen Fuͤſſen aber gehen ſie beyderſeits im Al - ter und allen gebrechlichen Kranckheiten / weil die Menſchen in ſolchem einen Stock fuͤr einen Fuß zu Huͤlffe nehmen muͤſſen: Die Pferde aber bey krum - men lahmen Schenckeln auff dreyen oder Steltz-Fuͤſ - ſen hinckend fortkommen / daß ſie wol einer Kruͤcken beduͤrfften.

Dritte Art Schwanen-Halß.

Zwiſchen dieſen beyderley Art in obbemeldten Ei - genſchafften gantz widrigen Pferden / giebt es die drit - te Art / welche in Hiſpanien / Jtalien / Engelland und in Barbaria fallen / ſo an dem Gewaͤchs und Propor - tion weder in defectu, noch exceſſu mit den vorigen participiren / ſondern alſo von Natur Geſtalt auch in die gute Geſtalt gewachſen / daß ſie durch keine Kunſt darein gebracht / ſondern allein in derſelben er - halten werden doͤrffen: denn der Halß iſt 1. weder oben noch unten zu dick / hat derwegẽ weder von oben noch von unten her eine merckliche Verhinderung / daß er ſich nicht von ſich ſelber in die rechte Form brin - gen koͤnnte. 2. Jſt der Halß hoch gewachſen / welches nicht allein des Pferdes Anſehen vermehret / ſondern auch dem Kopff nicht nachgiebet / daß er ſich abwerts auff das Mundſtuͤck legen / oder auff ſolchem ruhen kan. 3. Haben dieſe Pferde ein rechtes Tempera - ment / daß ſie weder zu hitzig / noch zu kaltſinnig / ſon - dern genug begierig / aber dabey ſo modeſt / daß ſie in ihren Schrancken zu halten ſeyn koͤnnen.

Gleiches Mittel treffen ſie auch in dem Appetit im Eſſen und Trincken: deſſen ſie nicht zu viel erfordern / oder wenig annehmen / ſondern bey mittelmaͤſſigem Futter / auch bey gleichem Leibe bleiben.

Worauß ſie dann die Geſundheit deſto beſtaͤndi - ger und laͤnger behalten / und in den meiſten Stuͤcken von Natur wol conditioniret ſeyn: Nur daß ſie in - nerlich und aͤuſſerlich die meiſte Beſchwehrung im Al - ter / von den Gallen an Fuͤſſen leyden.

Bey dieſen Eigenſchafften bleiben ſie deſto leichter und laͤnger bey voͤlliger Staͤrcke der Sinnen / des Gemuͤths / und des Leibes / mit allen ihren innerlichen und aͤuſſerlichen Gliedern.

Denn ob gleich ihre Pferd-Wartung der erſteren noch lang nicht zuvergleichen / ſo verurſachet doch der - ſelben hoher Werth / daß man auf ihre Waꝛtung auch etwas acht haben muß.

Ein ſonderlicher Unterſchied befindet ſich wiederum unter dieſen dreyerley Hauffen der Pferde.
Unterſchiedene Landes-Art.

Wann nun 1. die groͤſte Anzahl vor den andern wenigern den Vorzug behalten ſolte. 2. Diejenige Art / welche zu den meiſten Handlungen nuͤtzlich zuge - brauchen: ſo wuͤrden alle Pferde / ſo in den Morgen - Laͤndern fallen / die erſten in der Ordnung ſeyn muͤſ - ſen / ob ihnen gleich damit der hoͤchſte Preiß der Guͤte nicht zugeeignet wird.

Solche Orientaliſche Pferde aber ſeyn wiederumb eben ſo unterſchiedlich / als ſelbiges Reich und Laͤnder ſehr weit ausgebreitet ſeyn / welche doch ins gemein gute Pferde ziehen: Eines zwar hat den Ruhm von der groͤſten Menge / das Andere von der Guͤte / das Dritte von der Schoͤnheit zugenieſſen.

Wann nun die Perſianiſche mit unter die Tuͤrcki - ſche Art gerechnet werden ſolte / koͤnnten dieſelbe bil -lich85Pferde-Schatz.lich voran geſetzet ſeyn / und zwar / weil ſich dieſelbe wieder in zweyerley Art / als die recht Perſianiſche und Mediſche unterſcheiden / davon die letzte die edelſten und beſten: Die ſo in Campo Miſeo fallen nicht al - lein an ſich ſelbſt ſehr groß / und ſonderlich hoch / auch dabey breit von Bruſt und Creutz / worauff die Perſianer ſo ſchwere Waffen / als die Teutſchen fuͤh - ren: Seynd dabey auch ſtarck / arbeitſam / hurtig / freudig / und zu allen Kriegs-Geſchaͤfften geſchickt / darum ihnen die Tuͤrcken mehr als allen andern / und ihren eigenen Pferden ſehr nachtrachten / daruͤber ſie gern das Leben in die Schantze ſchlagen / dieſelbe mit der Fauſt zuerobern / noch viel lieber aber / fuͤr Geld zu bekommen / wie theuer ſolche auch geſchaͤtzet werden moͤgen.

Die andere recht Perſianiſche Pferde ſeyn von Ge - waͤchs geringer / ſonſt aber ſehr guter tauerhaffter Art / ob ſie gleich in aller Guͤte den Mediſchen nicht zuver - gleichen ſeyn.

Unter allen Pferden / welche unter des Tuͤrcken Botmaͤſſigkeit fallen / ſeyn die Egyptiſchen die Edel - ſten / weil ſie einen ziemlichen ſtarcken Leib / an Bruſt und Creutz / auch eine davon entſtehende vollkomme - ne Schoͤnheit / auch die beſten Eigenſchafften unter allen Tuͤrckiſchen Pferden haben: Jn welche ſich ſonder Zweifel der Koͤnig Salomo / und nach ſeinem Exempel / und in dieſes / wie in allen andern Sachen / unvergleichlichen Verſtand und gegebene Lehre / al - le andere damahlige Orientaliſche Koͤnige verliebet / weil ſie ſelbiger Zeit / auſſer allem Zweifel die ſchoͤne - ſten und beſten Pferde geweſen / ſo zubekommen wa - ren.

Dieſen folgen unter den Tuͤrckiſchen / die in Arca - dien / Argivis / Epidauro / Aetolia / Acarnania / Teſſa - lia / und durch groß Griechenland hin und wieder fal - len / welche den Ruhm vor andern Orientaliſchen Pferden ſchon vor 2000. Jahren gehabt.

Nechſt dieſen / die in Arabia und Armenia zufin - den / deren erſter Urſprung von den Perſianiſchen her - kommet / wiewol ſie etwas ſchwaͤcher von Leib und Gliedern / aber deſto zarter und edlers Gemuͤths / beſ - ſers Lauffs / Mauls und gewiſſer Schenckel / dabey fromm / ſanfftmuͤthig und gedultig / daß ſie ſich nicht bald als die andern erzoͤrnen laſſen.

Mit dieſen theils unter / und theils auſſer dem Tuͤr - ckiſchen Gebieth in ſolcher Landes-Art / ſind die in Al - bania von ziemlicher Groͤſſe und Tauerhafftigkeit ſehr bekand / und wol gehalten.

Die Moriſciſche / worinnen auch theils Barbari - ſcher Pferde beſtehen / ſeyn dieſen allen gar wenig nach - zuſetzen / auſſer daß die erſten etwas klein und zart / die andern aber von ziemlicher Groͤſſe / aber gleich reſch / langes ſichern und geſchwinden Lauffes.

Die andere Art der Pferde / welche de due Selle ge - nennet werden / fallen in dem Romaniſchen / welche die Vornehmſten / und den Neapolitanern nicht viel nachgeben / auſſer daß die Neapolitaniſchen wegen der guten Weyde im Gebuͤrge / in der Geſundheit einigen groſſen Vortels genieſſen.

Denn werden die Bologneſiſchen / und dieſen die nachgeſetzet / ſo in der Lombardia fallen / welche auch ſehr koͤſtlich und ſchoͤn ſeyn.

Jn den Mantuaniſchen und Florentiniſchen Ge - ſtuͤdten / wie auch unter dem Adel findet man allerley Art Pferde / als Corſeti / Genneten / Barbaren / Tuͤr - cken / auch etwas Teutſche Pferde / aus den Gebuͤrgen / wie denn aus Saltzburg nicht wenig / wegen des rin - gen Werths dahin gebracht werden.

Woraus daſelbſt noch viel gute Pferde erwachſen / die in der Abrichtung ſehr gelaͤhrnig ſeyn.

Ehe man von dieſen beyderley Art Pferden / (ſo in den Oſt - und Sudiſchen Reichen und Laͤndern fal - len) fortſchreitet / und die andern Theils betrachtet / muͤſſen in allweg die mitgenommen werden / welche zum theil in die Auffgangs-zum theil aber / in die Mit - tags-Laͤnder zurechnen ſeyn / welches denn 1. alle an - graͤntzende / in beyden ſolchen Welt-Theilen betrifft. 2. Welche zwiſchen ihren Graͤntzen ligen / und 3. wel - che an dieſelbe ſtoſſen.

Von welchen inſonderheit die Sclavoniſche / Cra - batiſche / Zekiſche und Karſt-Roß die beſte ſeyn.

Das Hungariſche und theils Graͤcia fuͤr die mit - telmaͤſſige oder ſchlechte zurechnen: Haͤtte zwar einer ziemlichen Ausfuͤhrung noͤthig / welche vielleicht allzu - weitlaͤufftig fallen moͤchte.

Jm Mittag.

So weit aber Teutſchland noch zu den Mittags - Laͤndern gehoͤrig / ſeyn in demſelben (nach Camerarii Meinung) ſehr gute Kriegs-Roß zufinden / welche vor Alters in den Schweitzeriſchen / Algoͤwiſchen und umligenden Gebuͤrgen / mehr als jetzo geſuchet wor - den. Unter ſolchen werden der Zeit / die Saltzburgi - ſchen in der Guͤte und Schoͤne allen andern vorge - zogen / weil daſelbſt vor kurtzer Zeit 2. ſonderliche Haupt-Geſtuͤdt von lauter Jtaliaͤniſchen Pferden angeleget worden / welche aber keine ſolche Menge ge - ben / daß man ſich damit zur Nothdurfft verſehen koͤnnte / wie dann alle ſo daſelbſten nicht gebrauchet oder behalten werden / meiſtentheils wieder nach Jta - lien kommen / wo mancher Unwiſſender ein ſolches Pferd theuer genug fuͤr ein Jtaliaͤniſches Pferd be - zahlet / der nicht vermeinet / daß man daſelbſt andere / als Jtaliaͤniſche Pferde haben koͤnnte.

Was vor dieſem im Hertzogthum Wuͤrtenberg / und in der untern Pfaltz fuͤr koͤſtliche Studtereyen waren / wie auch in Oeſterreich unterſchiedene groſſe Herꝛn von frembden Pferden koͤſtliche Baſtarden ha - ben erziehen koͤnnen / iſt in dem Theil / das von der Ge - neration handelt / gemeldet.

Jn Boͤheimb haben ſich die groſſe Herrn ſo ſehr auff frembde koͤſtliche außlaͤndiſche Pferde zu ihren Studtereyen befliſſen / daß an deren Geſtalt wenig zu tadeln / an der Guͤte aber koͤnnen ſie leichtlich uͤbertrof - fen werden / weil ihnen an dem Geſicht vor dem ſech - ſten Jahr nicht zutrauen.

Jm Niedergang / als im Nieder-Teutſchland be - halten die Bergiſche Pferde wol den Preiß / daß ſie al - len andern / auch ſo in Hoch Teutſchland fallen / ſo wol an dem guten Gewaͤchs und Geſtalt / als an der Tau - erhafftigkeit / Muth und Beqvemlichkeit / in allerley Gebrauch / gleich und zum Theil vorgehen.

Ob die Oldenburgiſchen / (welche nur in dieſem Seculo / in Teutſch - und andern umligenden LaͤndernL 3ſo ſehr86Neuer vollkommenerſo ſehr beruͤhmet und beliebet worden /) mehr den Weſtphaliſchen als Frieſiſchen nacharten / weil ſie nach der erſten Natur etwas haͤrter / nach der Frieſen aber groͤſſers Gewaͤchſes und ſtaͤrcker als von bey - derley vermiſchet anzuſehen ſeyn / muß nach jedes Be - finden geurtheilet werden: von beyderley Art aber an ſich ſelber / ſeynd anſehnliche / ſtarcke / arbeitſame Pferde / welche bey ihrem ſchweren Leib / einen ſo weit - und hohen Sprung / un derſelben zimlich viel / mit ſo gutem Willen und Verſicherung immer ablegen / als ihnen einiges anders Teutſches Roß nicht ſo gar leichtlich nachthun kan.

Jn Weſten.

Es werden aber dieſe Nieder-Teutſche Pferde / al - lein wegen der Verwandſchafft des gantzen Teutſchẽ Landes auff dieſen Platz geſtellet / dann in der Guͤte / Schoͤnheit / Tauerhafftigkeit und hohem Werth ſeyn die Engliſchen die vornehmſten / welche in dem gantzen Weſt-Theil zu finden ſeyn / dahero die obigen Teutſchen Pferde ſolchen billich den Ruhm und Vor - zug laſſen werden.

Die Daͤniſche werden nun je laͤnger je mehr / durch frembde Pferde verbeſſert / ob ſie gleich ſo viel oder mehr

Mitternacht.

Mitternaͤchtig als weſtiſch liegen / welches dero Groͤſſe temperiret / und ſie der guten Eigenſchafften theilhafftig machet.

Jn den mitternaͤchtigen Landen fallen die wenig - ſten und kleinſte Pferde / welche zwar tauerhaffte from - me Pferde / aber gar kaltſinniges Gemuͤthes ſeyn.

Noch ſubtilere Kennzeichen / daß man alle dieſer Reiche / Laͤnder und Voͤlcker unterſchiedliche Art von Pferden / auch auſſer ihrem Ort / unfehlbahr erkennen / und jedes fuͤr das Rechtſchuldige urtheilen kan / ſeynd dieſem nach aus der auffmerckenden Experientz gar wol muͤglich anzugeben und zubehaupten.

Dieſe beſchlieſſen mit den gemeinen Tuͤrckiſchen Pferden / worunter zwar manches ſchoͤnes und gutes Pferd anzutreffen / ſonderlich was den ſchnellen und langwiehrigen Lauff betrifft: weil aber der groͤſte Hauffen ungeſtalt / von magern ſpitzigem Leibe / ſchwanckend / unbeqvem / halßſtarrig / unbendig / auch kraͤncklich in frembder Lufft erſcheinen / koͤnnen ſie beſ - ſer zur Vermehrung deß vorigen Ruhms / fuͤr die ſchlechte als gleich gute gehalten werden.

Wie aber alle dieſe Art Pferd gemeiniglich von ho - her Farbe ſeyn / ſo ſeyn ſie auch dabey Blutreich / und haben zum theil die koͤſtliche Natur / daß ſie allen boͤſen Uberfluß vor dem Ungewitter / in der Hitze ſelber aus - auslaſſen.

Jn den Mittags-Laͤndern ſeynd zwar keine ſo groſſe Menge / aber koͤſtliche Pferde anzutreffen / wel - che theils Verſtaͤndige den Orientaliſchen durchge - hend fuͤrziehen / wie ſie dann der Zeit am theureſten bezahlt werden muͤſſen. Welchen aber die Orienta - liſchen mehr belieben / werden doch geſtehen muͤſſen / daß dieſen in gewiſſen Eigenſchafften die Oberſte / wegen anderer aber / die nechſte Stell gebuͤhret.

Unter dieſen aber halten etliche die recht Africani -ſche / (worunter noch ein guter theil Barbariſche Mo - riſciſche zuzehlen ſeyn) fuͤr die edelſten / wegen ihrer ſchoͤnen Geſtalt / Hurtigkeit / und tauerhafften guten Eigenſchafften / welchen aber andere / die in den Euro - peiſchen Mittaͤgs-Laͤndern gefallene noch fuͤr hoͤher ſchaͤtzen / weil bey denſelben / bey dem guten Gewaͤchs und Geſtalt / auch ein temperirtes Gemuͤth und Sin - nen / in allerley Gebrauch zufinden.

Unter ſolchen nun wollen vor allen andern die Spaniſchen die edelſten ſeyn / welche abermahls zwar in unterſchiedene / fuͤrnemlich aber / in zweyerley Haupt-Arten unterſchieden werden. Die erſte nen - net man Geneten; welches Baſtarden / die von Bar - bariſchen Pferden herkommen / und davon anfaͤng - lich entſtanden ſeyn / deren Halß und Kopff auffrecht und hoch gewachſen / von Bruſt und Creutz wol ge - ſetzet / aber etwas niedrig / ſonſt edler Art / zarter / raͤ - ſcher / im Lauffen zu allem Gebrauch beqvem und ge - laͤhrnig / in der Abrichtung ſehr geſchickt.

2. Die andere Spaniſche Pferde heiſſet man Vi - lanos / ſehr groß und ſtarck / im Krieg und groſſer Ar - beit tauglich / davon in Andaluſia die beſten. Jn Mar - tos und Jean Xeres die Schoͤnſten / davon das Land allenthalben mit guten Pferden beſetzet / wiewol vor dieſem viel beſſer / als anitzo: Das vornehmſte Koͤ - nigliche Geſtuͤdt iſt zu Cordoba / worauß die meiſten Pferde an den Koͤniglichen Hoff genommen werden.

3. Jn Jtalien wollen die Pferde auch den Vorzug behaupten / welche in des Koͤnigs von Hiſpanien Koͤ - nigreich Neapolis fallen / und deren die Vornehmſten in den Koͤniglichen Geſtuͤdten erzogen werden: Dieſe werden abermahl in zweyerley Haupt-Geſchlecht ge - theilet.

1. Werden Corſeri genennet / welche ſehr groß und ſiarck werden / und dieſe kommen auch aus zweyerley ſonderlichen Orten: Die einen fallen in Calabria / ſo den Brand auff der lincken Seiten bekommen / die andern in Apulia / ſo den Brand auff der rechten Sei - ten tragen: Dieſe werden in der Guͤte den vorigen nicht gleich / ſondern geringer gehalten.

2. Geneten / weil ihr Herkommen von den Spa - niſchen Pferden iſt / welche ſolchen Nahmen tragen / und ihnen ſehr aͤhnlich ſehen / wiewol ſie viel ſtaͤrcker und tauerhaffter als die Spaniſchen ſeyn. Sind aber von ſehr ſtuͤrmiſchen Koͤpfen / darum man ſie in - der Abrichtung gar gelind tractiren muß. Sie kom - men auch ſehr ſpat zu ihrem Gebrauch / dagegen ſie aber deſto aͤlter werden / alſo / daß ſie mit 7. Jahren noch Vohlen genennet werden.

Hieher gehoͤren welche man de due Selle nennet / aus welchen gleicher Geſtalt zwey unterſchiedliche Hauffen gemachet werden; davon einige in Abruzo fallen / und werden dahero auch Geneten del Regno genennet / indem ſie ſich den Spaniſchen noch in et - was vergleichen / ſo wol was die Geſtalt und Ge - waͤchs / als die Eigenſchafften mit ſich bringen koͤn - nen.

Von verſchnittenen Pferden.

ES gibt unter den Liebhabern der Pferde / wegen des Verſchneidens / viel unterſchiedene Meinung:denn87Pferde-Schatz.denn ſo viel die Haupt-Action der Pferde in ihrem hoͤchſten Gebrauch und Ubung / im Hoff - und Sol - daten-Leben betrifft / worzu die Pferde mehr Groß - muͤthigkeit beduͤrffen / als ſich offtmals an denſelben befindet / faͤllet man billich Alberti Meinung bey / daß aus dem Schneiden fuꝛchtſame Pferde kommen / wel - che ſich zu den hohen Handlungen / ſonderlich zu den Krlegs-Geſchaͤfften / gar nicht ſchicken. Weil nun bey den gantzen Pferden das Vermoͤgen und Gebluͤt voͤllig und kraͤfftig bleibet / ſchlieſſet ſich nach aller Vernunfft / daß in wuͤrcklichen Kriegs-Handlungen die Hengſte ungleich ſicherer zugebrauchen / ſo viel nemblich derſelben Begierde / Hertzhafftigkeit und freudige Neigungen / zu ſolchen hohen Actionen / dem Reuter die Arbeit erleichtern / auch wol ſelber ſtreiten helffen / wann ſie mit allem ihren Vermoͤgen andrin - gen / und alles was ihnen fuͤrkoͤmmet / das ſchwaͤcher als ſie / uͤber einen Hauffen werffen / und des Feindes Macht unterdrucken / abtreiben und ſchwaͤchen / und ob ſie hieruͤber beſchaͤdiget / nur deſto eiffriger und rachgieriger werden.

Jn welchen Faͤllen ſich dagegen die Verſchnitte - nen gantz forchtſam / verzagt erſchrocken erweiſen / ſich vor dem Feuer und todten Leichnam entſetzen / da - durch ſie den Reuter leichtlich in Spott und Noth bringen.

Wo aber Mangel am Futter / ſonderlich an dem harten erſcheinet / dabey aber groſſe / langwierige / ge - ſchwinde und viel Tagereiſen nacheinander geſchehen muͤſſen / behalten die verſchnittene Pferde nicht gerin - gen Ruhm / wann ſie bey Graß und Heu / taͤglich beſ - ſer wie die Hengſte leibig werden.

Je minder nun ein verſchnittenes Pferd der Furcht ergeben und nicht ſcheuch iſt / je beſſer wird er fuͤr taug - lich auch im Krieg zuhalten ſeyn / zumal / da es groͤ - ſtes Theils dabey auch fromm und gehorſam ſeyn will.

Die Sinnen.
Das Geſicht.

Unter denen Sinnen iſt das Geſicht den Pferden ſowol als andern Thieren / und dem Menſchen ſelbſt / ein unvermeidentlicher Haupt-Sinn / deſſen ſie zu ih - rer Lebens-Nothdurfft / im Eſſen und Trincken / wie auch zu nothwendiger Vorſichtigkeit / im Gehen / we - gen Straucheln und Fallens / fuͤr ſich ſelbſt / dann zu ihrem von GOtt aufferlegtem Dienſt-Beruff / ſo ſie ihm ſelber in des Menſchen Dienſten leiſten muͤſſen / ohne welches deren keines eine Zeitlang wol geſchehen kan / nicht entbehren koͤnnen:

Es koͤnnen auch ferner die Pferde durch ihr Geſicht gleichwie ein Knecht an ſeinem Herrn / ein Kind an ſeinen Eltern / auch ein Menſch an des andern Regie - rung der Augen eigentlich mercken und erkennen / was man ohne andere Mittel der Wort oder Ge - brauch des Leibs und Glieder von ihm gern gethan haͤtte / und haben will / daß alſo gleichſam der Men - ſchen und Thier / und ſonderlich der Pferde Augen ei - ne ſtumme Sprache in ſich haben / die deſſelben inner - liche Gedancken und Meinungen zuverſtehen geben / und offenbahren koͤnnen / daß ſie ſich von dem bloſ -ſen Anſehen / Wenden / Folgen / Weichen / Gehen / und in allerley Lectionen uͤben laſſen. Ja man ſihet ſie ſich eigentlich im Werck uͤben / und wie in dem 123. Pſalm ſtehet: Wie die Knechte auff die Haͤnde ih - rer Herren ſehen / was ihnen aus denſelben erfolgen wil / welches ſie / ſonderlich Eſſen und Trincken / (als ihre einige Wolthaten Reichthum /) gleichſam mit lachendem Munde erwarten / ehe ſie daſſelbe noch vor ſich bekommen / wann ſie ihren Warter nur kommen ſehen / vielmehr / wann ſie ſehen die Futter-Truhen er - oͤffnen / das Futter ſchwingen / und ihnen zubringen oder fuͤrſchuͤtten.

So erſiehet man auch derſelben gutes Gemuͤth und Willen / die Freudigkeit / Freundlichkeit / Liebe / Gedult / Mitleyden gegen dem Menſchen ins gemein / noch mehr aber gegen ſeinem Herrn / Warter oder Unterweiſer / alſo auch gegen andern Pferden: Fuͤr - nemlich aber gegen Vater und Mutter / ihren Jun - gen / die Hengſte gegen die Studten / und dieſe gegen den Hengſten / wie gegen denen / ſo um ſie ſeyn / und neben ihnen gebrauchet werden / nicht anderſt als bey den Menſchen auf gewiſſe Art aus den Augen ſchei - nen / daß man daher abnehmen / urtheilen und befin - den kan / wie daſſelbe innerlich beſchaffen ſeyn muͤſſe.

Man kan auch alle Tage mercken / ehe und wann man es aus dem Stall ziehet / wie gut und willig es ſich in der Ubung / Unterweiſung und Gebrauch er - zeigen werde / nachdem es nemlich ein liebliches Ge - ſicht an ſich ſpuͤhren laſſen wird.

Dagegen kan man auch aus ſeinen zornigen / laͤu - niſchen Augen / Stallung und Anſehen / deſſen wi - derſpenſtiges Vornehmen / Verdruß / Rach / Verzwei - felung und andere antrohende Bezeigungen leichtlich mercken / was es ſelbigen Tags fuͤr Dienſte leiſten wolle.

Darbeneben laͤſt ſich auch ſeine innerliche Traurig - keit aus den Augen (als aus des Gemuͤths Fenſtern) ſpuͤhren. Hingegen ſo eꝛkennet es wieder aus des Menſchen (ſonderlich ſeiner Obern) ernſtlichem / feind - ſeligem Geſicht / deſſen Widerwillen / wider ſich / und ſeine uͤbele Verhaltung / laͤſſet ſich auch dadurch zu Furcht und Schrecken / auch zu Beſſerung bewegen / und von dem Boͤſen abwenden.

Jns gemein aber / geben die Pferde durch das Ge - ſicht allzeit Achtung auff den Reuter und ſein Vor - nehmen / wiſſen ſich auch dadurch vor Straffe und Ungluͤck vorzuſehen / laſſen ſich auch durch ſolche Be - zeigungen zu ihrer Schuldigkeit ermahnen / wann ſie den Ort / und die Spießruthen kennen lernen / auch die Carezzen von einem und dem andern nehmen.

Das Gehoͤr.

Daß die Pferde von Natur ein beſſers Gehoͤr / als alle Menſchen haben / kan man aus der Erfahrung ab - nehmen / und ſonderlich auff den Reiſen / da ſie den an - dern Pferde-Gang von weitem vermercken koͤnnen.

So werden ſie auch auff der Weyde von ihrer Hirten anderer Pferde / und ſonderlich ihrer Eltern Geſchrey ehe als durch kein anders Mittel / gelocket und beybehalten.

Jn dem allergemeineſtẽ Gebrauch wird den Fuhr - und Acker-Leuten ihre Arbeit / im Umwenden / Fort -eylen /88Neuer vollkommenereylen / Gemachgehen / und im Stillhalten / im Auß - weichen / Rechts oder Linckstreten / durch das Gehoͤr / und den darauff erfolgenden Gehorſam / wol um die Haͤlffte erleichtert.

Denn weil ſolche Pferde ſelten bey unmaͤſſigem Gebrauch des Zaums / gelindes Mauls ſeyn koͤnnen / wann ſie gleich gern wolten / oder von Natur waͤren / ſo wuͤrde die gebuͤhrende Leitung / (auch durch die ſtaͤrckeſte Handwendung und Gebrauch der Zuͤgel /) weder die muͤthigen / hitzigen / noch die ermuͤdeten / ſchwachen Pferde / regieren / halten oder wenden koͤn - nen / wann die Huͤlffe der Stimme den Pferden nicht ohne / oder mit der Hand des Reuters Willen zuer - kennen gebe / was ſie thun oder laſſen / und wohin ſie gehen ſollen.

Und wie vielmehr wird das Gehoͤr der Pferde bey der Abrichtung wuͤrcken koͤnnen / wann das mit ge - buͤhrender Beſcheidenheit gebrauchet / und die Huͤlffe und Straff Stimm zu rechter Zeit / in rechter Ord - nung und Maß an dem rechten Ort nach der Erfor - derung angewendet wird.

Denn wie ihnen die Carezza und Huͤlff-Stimme in allerley guten Bezeigungen eine merckliche Bey - Huͤlff / Vorſchub und Verſicherung iſt / dadurch ſie ihr Wolverhalten erkennen / und hinfuͤhro deſto lie - ber fortſetzen: ſo iſt ihnen nichts erſchroͤcklichers / als die ſtarcke Stimme unter allen Straffen / welche den groͤſten Nutzen ſchaffet / und wenig ſchaden kan / weil dieſelbe nicht deſperat machet / maſſen ſolche wieder zu mindern / zumildern / und auff jedes Wolverhalten bald wieder zuaͤndern / und zu der Verſoͤhnung die be - qvemſte iſt. Wie ſie nun aus der Straff-Stimme eine Aviſo nachfolgender mehrern und empfindlichen Straffen / alſo eine doppelte Straffe / ſo ſie ſelber zuͤch - tiget und ſchrecket / daneben aber eine harte Drohung abnehmen koͤnnen / die vom Boͤſen abmahnet / Furcht erwecket und ſie darbey behaͤlt: So erleichtert die Huͤlff-Stimme / (welche alle Bezeigungen begleitet / und gleich als ein Dollmetſcher erklaͤret / verſtaͤndlich machet / der Gedaͤchtniß imprimiret / und ein genugſa - mes wiſſen gruͤndet und eingepflantzet /) alle des Pfer - des und des Reuters Handlungen / allerdings wie das vor eingefuͤhrte Gleichnuͤß-Exempel hell genug erwieſen / dabey man unzehlicher Huͤlffen und Straf - fen entbehren kan.

Gleichwie auch bey der Unterweiſung eines tau - ben Menſchen / vieles / bey einem hoͤrenden aber wenig oder keines Weiſens mit dem Leibe und Gliedern noͤ - thig iſt: So viel Muͤhe und Arbeit iſt auch bey der Abrichtung der Pferde erſparet / wornach ſie viel oder wenig auff die Stimme Achtung geben.

Jſt alſo einem Reuter eine groſſe Beſchwehrung / wann ein Pferd Mangel am Gehoͤr haͤtte / oder daſ - ſelbe aus Nachlaͤſſigkeit / Unachtſamkeit und Wider - willen / oder aus Rach / Zorn und Verzweifflung nicht gebrauchen koͤnne. Wie er nun dieſen letzten Haupt - Mangel (darinnen ſich das Pferd ungeſtraffet zuſeyn / erzeigen will / denn ſofern es dieſe Straffe nicht in acht nimmet / welches die beſte und fuͤrnehmſte / wird es der uͤbrigen viel minder achten und ſolche reſpectiren /) nach obgedachten Urſachen eines theils mit ſanfftmuͤ - thiger guter Unterweiſung / andern Theils aber durchgebuͤhrliche Artzney-Mittel aus dem Weg raumen / und alles deßfalß in guten Stand wieder bringen ſol - le / iſt an jedem gehoͤrigen Ort zuſuchen.

Euſſerliche und innerliche Em - pfindlich keit.

Ob gleich kein Pferd wol abgerichtet / oder ein Ab - gerichtetes in ſeiner erlangeten Wiſſenſchafft beſtaͤn - dig erhalten oder geuͤbet werden kan / welches der aͤuſ - ſerlichen Empfindlichkeit nicht in rechter Maſſe theil - hafftig iſt / welche rechte Maſſe in dem Mittel beſtehet / dann wo ſie zu wenig / ſo laſſen ſie ſich gleichwol nicht dadurch corrigiren und zurecht bringen: So iſt doch die innerliche Empfindlichkeit des Gemuͤths ungleich hinderlicher und ſchaͤdlicher in aller Abrichtung und Ubung zubefinden / wann ſich die Pferde dadurch al - ler Zumuthung widerſetzen / ſich vor denſelben entſetzen / dieſelbige fliehen / verhindern / und hintertrei - ben alſo den Reuter zu ſeinem Vorhaben nicht kom - men laſſen / alleꝛmaſſen ſolche auch bey der Zaumung / ſowol auch beyder Pferde Kennzeichen ausfuͤhrlich mit ihrem Unterſchied beſchrieben wordẽ / daher es all - hier nicht zuwiederholẽ ſeyn wird / ohne daß gleichwol dieſelbe deß Reuters vornehmſtes Mittel iſt / dadurch er dem Pferde ſeinen Willen / des Pferdes unrech - tes Verhalten / wie es ſich auch bezeigen und regieren laſſen ſolle / durch die Stimme / als der innerlichen Ge - muͤths Empfindlichkeit / durch den Leib aber und deſ - ſelben Gliedmaſſen / als der aͤuſſerlichen Leibs-Em - pfindlichkeit / zuerkennen geben kan: wodurch er gleichfalls mit dem Pferde auff beyderley Weiſe re - de / und das Pferd / daß und wie es ſolches verſtanden / durch ſein Wol-oder Ubel-verhalten ihm wieder an - worte: darum denn ſolche des Reuters Huͤlffe und Straffen / ſo er mit dem Leibe / Haͤnden / Fingern / mit dem Zaum und Spießruthen / auch mit den gantzen Schenckeln / mit dem Obern und Untern / auch den Waden und Ferſen / und der Bewegungen gebrau - chen will / deſto gewiſſer in Zeit und Art / nach und nach in der Ordnung und Maß applicirt ſeyn muͤſſen / da - mit das Pferd ſolche ohne veraͤnderlichen Jrrthum / wie eine bekandte deutliche Sprach / mit unzweiffel - hafften Worten jederzeit wol verſtehen moͤge / oder doch mit der Zeit verſtehen lerne / wie daſſelbe bey der Jnſtruetion des Reuters / und Abrichtung des Pfer - des unterſchiedlich angezogen iſt.

Wie aber die innerliche Empfindlichkeit / als ein ſonderliche Hinderung der guten Abrichtung / den Maͤngeln beygefuͤget / iſt hier allein die aͤuſſerliche (die ſonſt Fuͤhlen genennet wird /) zuerwehnen / und von derſelben Gebrauch (wegen ſeiner Weitlaͤufftig - keit) allein zumelden / und zwar / daß die mittelmaͤſſige die beſte und nuͤtzlichſte ſey.

Der Geſchmack.

So nothwendig und annehmlich den Pferden das ordinari-Eſſen und Trincken iſt / wann ſie geſund ſeyn / (wiewol auch vielerley Kranckheiten und Maͤn - geln den Appetit benehmen:) ſo viel wird den Pfer - in der Abrichtung derſelben Reichung zu Bezeigung der Liebe und danckbarlichen Erkaͤntniß ihres Wol -ver -89Pferde-Schatz.verhaltens annehmlich ſeyn / und um derſelben Wil - len weitern Gehorſam bezeigen: ſonderlich wann ihnen daſſelbe nach der Proportion ihres Gehorſams zukommet / in der rechten Zeit und Art / worinnen ſie ſich deſſen noch erinnern koͤnnen.

Hergegen kan ein Pferd mit deſſen Entziehung hart geqvaͤlet und geſtraffet werden / wann in gleicher Zeit und Ort ſambt dem Grad des Verbrechens Gleichheit zum oͤfftern in acht genommen wird / wo - durch ſie ehe gedemuͤthiget und geſchwaͤchet / als ver - zweifelt / rachgierig / zornig / oder verwirret werden koͤnnen.

Wie vielmehr werden ſie eine Liebs-oder Verſiche - rungs-Bezeigung annehmen / wann ihnen auff jedes Wolverhalten gleich etwas beſſers und wolſchmek - kendes / als ſein gemeines Futter auff der Stell gege - ben / wodurch es zu der Hoffnung / daß es nie unbeloh - net arbeitet / gebracht wird / welches nicht gering en Nuzzen ſchaffet.

Wie aber dieſe Eigenſchafft durch allerley Zufaͤlle bey den Pferden auch erligen / und den natuͤrlichen Luſt benehmen / wie man auch ſolches verbeſſern kan / iſt bey der Artzney erwehnet.

Daß aber der Unterſchied in dem Geſchmack eine natuͤrliche Gabe ſey / die groſſen Nutzen ſchaffe / iſt aus dem Unterſchied abzunehmen / welchen ſie in der Weyde / im Futter und im Waſſer zumachen wiſſen / worinnen ſie ſich ſelbſt vor vielen ſchaͤdlichen verwah - ren / und daſſelbe nicht angreiffen.

Hergegen iſt es nicht gar zum beſten / wann ſie all - zu heigel ſeyn / und man auff den Reiſen / oder im Krieg nicht alles haben kan / ſo ſie gern eſſen.

Der Geruch.

Von dem ſubtilen Geruch der Pferde zeuget Gott ſelber / und zwar daher / daß ſie den Streit von fernen riechen / woraus denn die hohe Nothwendigkeit deſ - ſelben um ſo viel mehr erſcheinet / als die Goͤttliche Weißheit deſſen nicht vergeblich