PRIMS Full-text transcription (HTML)
Aufrichtiger Materialiſt und Specereij-Händler
Der aufrichtige Materialiſt und Specereÿ-Händler
Oder Haupt - und allgemeine Beſchreibung derer Specereyen und Materialien:
Worinnen Jn dreyen Claſſen, der Kraͤuter, Thiere und Materialien, alles und iedes, womit die Phyſica, Chymia, Pharmacia und andere hoch-nuͤtzliche Kuͤnſte pflegen umzugehen, begriffen und enthalten iſt, Benebenſt einem ausfuͤhrlichen Diſcurs, worinnen aller und ieder Namen erklaͤret und ausgeleget, ihr Vaterland, wo ſie wachſen und fallen, angedeutet, die Art und Weiſe, wie die wahrhafften von den falſchen zu unterſcheiden, gewieſen, und endlich ihre Eigenſchaften, Kraͤfte und Tugenden angezeiget, zugleich auch die Jrrthuͤmer und Fehler alt - und neuer Scribenten angemercket werden.
Ein dem gemeinen Beſten hoͤchſt-nuͤtzliches Werck, Auf Befehl und Verordnung des Herrn Fagon, Koͤnigl. Frantzoͤſiſchen Staats-Raths und oberſten Leib-Medici
in Frantzoͤſiſcher Sprache nebſt etlichen hundert Kupfern ausgefertiget
Wegen ſonderbarer Wuͤrdigkeit ins Teutſche uͤberſetzt.
LEJPZJG, imVerlag Johann Ludwig Gleditſchs und Moritz Georg Weidmanns,Anno 1717.

Zueignungs-Schrifft an den Herrn Fagon / Koͤnigl. Maj. in Franckreich Rath und oberſten Medicum.

Mein Herr /

OBgleich mehr denn gewiß, daß die Er - kenntnuͤß und die Erwehlung der Ma - terialien eines der wichtigſt - und nuͤtz - lichſten Stuͤcke in der Medicin ſey, den - noch kan man mit gutem Fuge ſagen, daß dieſelbe bisanhero die allerverachteſte geweſen. Nun ſolte man ſich nimmermehr einbilden, was das gemeine Weſen bey dem Vertrieb ſo vieler verfaͤlſchter Waaren lei - den muß, denn ſelbige auf keinerley Weiſe die erwuͤnſchte* 3Wir -Wirckung zu wege zu bringen vermoͤgen, es ſey nun zu Wiederſtattung des Menſchen Geſundheit, oder zu der - ſelben Erhaltung angeſehen. Allein man duͤrffte ſich noch viel mehr entſetzen, wenn man vernehmen wird, daß ein ſo gar entſetzliches Unheil nichts auſſerordentliches auf der Welt, und in den Laͤden der Materialiſten und Apothecker nichts ſo gemeine ſey, als dergleichen verfaͤlſchte Waaren, welche die praͤchtigen Titel, wodurch blos ihr Werth erhoͤ - het wird, nicht im geringſten verdienen. Dieſe Bosheit, dadurch menſchlicher Geſundheit ein ſo gar groſſes Unheil zugezogen wird, habe, mein Herr / ich mir vorgenom - men, in gegenwaͤrtigen Wercke zu entdecken. Dieweil aber niemand die Wercke der Finſternuͤß offenbaret, und ſich den Haß und Feindſchaft dererjenigen, welche ihnen der Leute Leichtglaͤubigkeit, hoͤchſt unbillicher Weiſe, zu nutze zu machen wiſſen, nicht auf den Halsladen ſolte; dan - nenhero bin auch ich eines Beſchuͤtzers, der in hohen Anſehen und Wuͤrden, hochbenoͤthiget. Einen ſolchen aber, Mein Herr, wuſte ich nirgends als in deſſen Perſon zu finden, allermaſſen jederman bekannt, wie daß Derſelbe eine voll - kommene Wiſſenſchaft von alle dem beſitze, was die Natur nur ſeltſames und nuͤtzliches in denen dreyen Familien der Gewaͤchſe, der Thiere und der Mineralien, beſchloſſen hat, und von mir in dieſem Buche nach der Laͤnge ſind beſchrie - ben worden. Es hat ſich auch Mein Herr bey den Ge - lehrten einen ſolchen Namen erworben, daß kein einiger Bedencken traͤgt, ſich deſſelben Entſcheidung zu unterwerf - fen. Dieſemnach, und da Er mein Buch mit einer ſo guͤti -gengen Genehmhaltung beehren wollen, darff ich mir ſchon verſprechen, daß wenig Widerſprechende ſich finden wer - den, wie kuͤhne ſonſten immer der Neid. Der Koͤnig, welcher in Erwehlung dererjenigen Perſonen, die Er zu der Ehre ſeiner Bedienung beſtimmet, niemahls als mit allzeit verwunderbaren Verſtande verfaͤhret, hatte nicht ſobalde Jhn zu ſeinem vornehmſten Medico erkohren, als ſchon gantz Franckreich das gluͤckwuͤnſchende Zuruffen wieder - hohlete, welches gelehrte und hochverdiente Leute, wegen dieſer Ehre, dadurch Derſelbe von andern unterſchieden wurde, erſchallen lieſſen. Jndem Jhm aber dieſes Werck uͤberreiche, gebe ich nur einen Theil desjenigen wieder, was er mir ehemahls gegeben hat: denn alles was ich von Gewaͤchſen und vielen andern Dingen vor - bringe, iſt alleine dasjenige, ſo ich in denen oͤffentlichen lectionibus, welche Derſelbige vor dieſem im Koͤnig - lichen Garten gehalten, zu erlernen das Gluͤcke gehabt. Erſuche ſchließlich pflichtſchuldigſt, Mein Herr wolle Jhm dieſes oͤffentliche Zeugnuͤß meiner Erkenntlichkeit ge - fallen laſſen, und mit ſeinem Schutz denjenigen beehren, der mit der tieffſten Ehrerbietung iſt

Mein Herr,

Deſſelben demuͤthigſt - und gehorſamſter Diener P. Pomet.

Vorrede

Vorrede des Autoris.

NAchdem die goͤttliche Vorſehung mich zu einer ſolchen Profeßion beruffen, bey welcher eine genaue Kennt - nuͤß derer zur Artzney dienlichen Materialien mir hoͤchſt von Noͤthen war, als habe mich mit aller ei - nem ehrliebenden Menſchen anſtaͤndigen Aufrichtig - keit und Eyffer / dieſelbe zu erlangen / bemuͤhet und beflieſſen. Ge - ſtehen muß ich, daß michs nicht wenig kraͤnckete, da ich ſtracks an - fangs ſo gar ſchlechte Treue bey dieſer Handlung verſpuͤrete, ob ſie gleich nicht nur die groͤſſeſte im gantzen Koͤnigreiche, ſondern auch die wichtigſte und noͤthigſte in dieſem Leben iſt. Der Mißbrauch, den ich alſofort dabey bemerckete, und der bey mir einen deſto groͤſ - ſern Abſcheu erregete, weil denen Leuten die noͤthige Huͤlffe entzogen wird, welche ſie doch von der Artzney erwarten ſolten, es ſey nun ent - weder zur Erhaltung, oder zur Wiedererſtattung der Geſundheit an - geſehen; dieſer Mißbrauch, ſage ich, veranlaſſete mich, dieſen Ent - ſchluß zu faſſen, ich wolte meine gantze Lebenszeit nur darauf ver - wenden, damit alle ſolche und dergleichen Schelmereyen offenbar und entdecket werden moͤchten, welche eine hoͤchſt-ſtraffbare Be - gierde (der Geitz) hat eingefuͤhret, da doch bey dieſer Profeßion Treue und Glauben weit hoͤher und koͤſtlicher ſolte gehalten werden, als ſonſt bey einer andern Handthierung. Diß iſt alſo die Urſache und der Antrieb zu Ausfertigung dieſes Wercks geweſen. Wofern mir demnach mein Vorhaben und Abſehen nach Wunſche gelungen,ſo kanVorrede. ſo kan ich mit gutem Fuge ſagen, es werde wenig dergleichen geben, von denen das gemeine Weſen mehr und groͤſſern Nutzen erhalten duͤrffte. Nichts iſt ja faͤhiger, der Medicin den haͤßlichſten Schand - flecken anzuhaͤngen, und denenjenigen, welche Profeßion davon ma - chen, tauſend Schimpf - und Scheltworte auf den Hals zu ziehen, als eben der Betrug, welcher taͤglich und ſtuͤndlich bey dem Verkauff der Spezereyen vorgehet. Und dieſes hat mehr auf ſich, als man wohl vermeinet. Jn Durchleſung dieſes Wercks wird man verſpuͤ - ren, wie fein es ſich ſchicke, in ſelbigen wider ſolche gottloſe, aller und iedweder Menſchen Geſundheit ſo nachtheilige, und der gantzen menſchlichen Geſellſchaft hoͤchſt ſchaͤdliche Gewohnheiten zu reden und ſie zu ſtraffen. Weil aber mein Vorſatz nicht war, einigerley Profeßion herunter zu machen, ſondern vielmehr die Fehler und Miß - braͤuche zu beſtraffen, ſo habe ich mir oftmahls ſelbſt Einhalt gethan, und Mittel und Wege gezeiget, wie man die guten Materialien von denen ſchlimmen und verfaͤlſchten, oder auch von denen, die dafuͤr pflegen eingeſchoben und gegeben zu werden, unterſcheiden; des - gleichen diejenigen, die doch nichts weniger ſind, als dafuͤr ſie ausgege - ben werden, erkennen ſoll. Wenn ich denn ein oder andere Redens - art im Eyffer vorgebracht, welche etwas zu harte klingen moͤchte (wo einer anders in ſolchen Sachen, welche ſchlechter dings des Men - ſchen Leben betreffen, kan zu harte reden) ſo mag man mir dergleichen geringe Bewegungen zu gute halten, denn ſie alleine dahin zielen, daß man ſolche Unordnung, wider welche ſich billich alle Welt legen ſolte, nur deſto fuͤglicher und beſſer mercken koͤnne.

Dannenhero dienet mein Werck nicht allein fuͤr diejenigen, die der Medicin obliegen, und eben ſoviel, ja wohl mehr Recht haben, als andere, daß zu denen von ihnen verordneten compoſitionibus und remediis keine, als gute und taugliche ſpecies genommen werden; ſondern es kan auch denen Studioſis Pharmaciæ, Materialiſten und Apotheckern guten Nutzen ſchaffen, damit ſie ins kuͤnftige bey dem Gebrauch und Verkauff der Materialien, durch Huͤlffe des Lichtes, das ihnen in dieſem Buche aufgeſtecket wird, das boͤſe von dem gu - ten, das falſche vom wahrhaften, zu unterſcheiden vermoͤgen. Welche Profeßion aber kan wohl eines ſolchen Wercks entrathen, das da von denenjenigen Dingen handelt, die zur Erhaltung der Geſund - heit des Menſchen ſollen angewendet werden? Und wie viel Leute**richtenVorrede. richten nicht ihre Artzneyen ſelbſten zu Hauſe zu? dieſe aber ſollen ja von rechts wegen wiſſen und kennen, ob auch dasjenige, was ſie kauffen, eben daſſelbige ſey, welches es ſeyn, und ihnen zu ihrem Vor - haben verhelffen ſoll. Jch will hier nicht einmahl ſo vieler Kuͤnſtler und Handwercker gedencken, als da ſind, Wundaͤrtzte, Goldſchmie - de, Mahler, Faͤrber, Schmiede, und alle insgeſamt, die ſich dieſer oder jener Materialien bedienen, welchen allen, gleich ſo viel als denen andern, dran gelegen, daß ſie nicht betrogen werden.

Jch habe derowegen mit gutem Fug und Recht ſagen koͤnnen, wenn mein Vorhaben ſolcher geſtalt zu Wercke gerichtet worden, als es wohl der Sachen Wichtigkeit erfodert, daß ich der gaͤntzlichen Meinung waͤre, es ſey dem gemeinen Beſten durch die Herausge - bung dieſes Buches kein ſchlechter Dienſt erwieſen worden. Allein, ob ich gleich zu Erlangung einer recht genauen und gruͤndlichen Er - kenntnuͤß der Materialien noch ſo groſſen Fleiß und Muͤhe angewen - det, auch keine Unkoſten geſparet, dennoch fehlet gar viel, daß ich darinne ſo weit, als ich gewuͤnſcht, gekommen waͤre. Denn ohn - erachtet ich bey nahe 20. Jahre zugebracht, mir ein Materialien - Buch zuſammen zu tragen, deſſen gleichen vielleicht in gantz Europa nicht wird anzutreffen ſeyn; was die Vollkommenheit und Curioſi - taͤten anbetrifft; dieſerwegen auch nach Oſt - und Weſt-Jndien cor - reſpondiret und geſchrieben, damit ich von denenjenigen Materia - lien, welche in unſerm Europa nicht allzu wohl bekannt ſind, richtige Nachricht erhalten moͤchte: ſo waͤre doch hierzu eines hohen Poten - taten nachdruͤckliche Huͤlffe hochnoͤthig, damit man alle die zu der - gleichen Nachforſchung gehoͤrige Unkoſten vorſchieſſen koͤnte. Es ſolte einem in Wahrheit Wunder nehmen, daß eine Privat-Perſon ſich in ſo uͤbermaͤßige Unkoſten geſtecket, welche nothwendig aufge - wendet werden muſten, theils auf die Ausforſchung und Erkundi - gung der Foßilien, der Kraͤuter und Thiere, theils auch, damit die - ſelben in Kupfer geſtochen wuͤrden (wie dann derer viele nach dem Leben gezeichnet ſind) und endlich, damit das Buch in Druck kaͤ - me. Noch muß ich gedencken, daß, ungeachtet ich groſſe Luſt hatte, dieſe meine Gedancken uͤber die Wahl und Erkieſung der Materialien ans Licht zu ſtellen, ſolches doch noch nicht geſchehen waͤre, wo nicht ein ſonderlicher Zufall verboten haͤtte daſſelbige laͤnger aufzuſchieben. Denn es wurden mir alle meine Schrifften und Originalia geſtohlen,undVorrede. und muſte vernehmen, wie man Willens ſey, dieſelben drucken zu laſ - ſen; zudem, ſo wolte man mir fuͤr Gerichte kein Recht verſchaffen, in Meinung, es ſey eine Sache von keiner ſonderbaren Wichtigkeit. Da - mit ich alſo verhinderte, daß kein anderer (gleich jener Kraͤhe in der Fabel, die ſich mit fremden Federn ſchmuͤckete) den Nutzen von mei - ner Arbeit ziehen moͤchte, und ein unvollkommen Werck an den Tag kaͤme, als fand ich mich genoͤthiget mit Publicirung dieſes Wercks zu eilen.

Jch lebe der Zuverſicht, es ſollen alle, die dieſes Buch durchleſen werden, gar bald beobachten, daß noch niemahls ein ſo vollkommener Tractat von Materialien ihnen zu Geſichte gekommen, und daß ich nicht allein zuſammen getragen, was hin und wieder bey vielen Scri - benten, die nicht ſo leichtlich einem ieden unter die Haͤnde gerathen, da - von gefunden wird, ſondern auch ſolche Sachen mit eingebracht, von denen bisanhero nichts iſt geſehen, oder deren zum wenigſten von den Scribenten gar ſelten iſt erwaͤhnet worden. Es befinden ſich darinne viele neue Erfindungen, welche der Großmuth meiner Freunde zu dan - cken, und die ſonſt nicht ſobald bekannt worden waͤren. Darum ha - be ich auch nicht vergeſſen, ihnen die ſchuldige Gebuͤhr abzuſtatten, und die Namen derer Gelehrten, welchen beliebet hat, ihre Gedancken mir zu communiciren und mitzutheilen, bey Gelegenheit mit angefuͤhret, allermaſſen an gar vielen Orten erſehen werden kan. Gleichwie ich nun mit groͤſſeſtem Vergnuͤgen der Huͤlffe gelehrter Leute, welche mir mit ihrem Fleiſſe an die Hand gegangen, mich bedienet, alſo erklaͤre hiermit, daß ich mir gleichfalls aller wohlgeſinneten Perſonen Nach - richt will zu Nutze machen, dafern dieſelben ein oder andere Oerter in meinem Buche gefunden, welche zu vermehren oder zu verbeſſern noͤ - thig, und ſoll mir kein ſchlechter Gefallen erwieſen werden, wenn man mich deſſen zu berichten wuͤrdiget.

Belangend die Ordnung, welche ich in dieſem Buche gehalten, darinne habe den Herren Phyſicis gefolget, welche von ſo langer Zeit her in den dreyen Claſſen der Vegetabilium, Animalium und Minera - lium, alles und iedes, womit die Phyſica, Chymia und Pharmacia ſamt andern in der menſchlichen Geſellſchaft nuͤtzlichen Kuͤnſten umzugehen pflegen.

Weil ich auch mehr auf die Nutzbarkeit, als auf die Anmuthigkeit in dieſem Wercke geſehen, mir auch vorgeſetzet, in der Erwehlung und** 2Er -Vorrede. Erkenntniß der Materialien eigentlich nur ſolche Leute zu unterrichten, als da ſind, Materialiſten, Spezereyhaͤndler, Apothecker und alle, die dergleichen Sachen gebrauchen, darum habe ich keine Schwuͤrigkeit gemacht, diejenigen Namen der Materialien, welche in den Laͤden be - kannt, denenſelbigen vorzuziehen, die vielleicht nur etlichen wenigen Gelehrten kundbar ſind. Und eben aus dieſer Urſache habe ich im gantzen Buche ihre Redens-Art gebrauchet, das iſt, ſchlecht weg, ohne ſonderbare zierliche Worte geredet, indem mein eintziger Zweck und Abſehen geweſen, daß ich von ihnen moͤchte verſtanden werden. Was die Gelehrten betrifft / dererſelben Hoͤfflichkeit, welche ſie durch das Studiren erlangen / laͤßt mich hoffen, ſie werden die Worte nicht zu genau examiniren und unterſuchen, ſondern ihnen vielmehr an denen ſchoͤnen Sachen, welche in dieſem Buche enthalten ſind, begnuͤgen laſſen.

Approbation Des Herrn FAGON, S. K. M. Raths und oberſten Leib-Medici.

DEm gemeinen Weſen iſt abſonderlich nicht wenig dran gelegen, daß unbekannter Sachen Natur und Urſprung gewiß entdecket wer - den, bevoraus, welche einen groſſen Theil der Materia Medica aus - machen, und daß ein iedweder derjenigen Betruͤgereyen kundig werde, welche gemeiniglich bey dem Materialien-Handel vorzugehen pflegen, daß man dieſelbigen nicht genugſam ruͤhmen kan, welche dergleichen mit ſonderbaren Fleiß zu unterſuchen auf ſich nehmen. Dieſes hat der Autor gegenwaͤrtigen Buches, ſeit vielen Jahren her, mit ſolcher Sorg - falt, Unkoſten, Verſtand und Aufrichtigkeit getrachtet zu bewerckſtelli - gen, daß er mit allem Recht verdienet, daß ſeiner Muͤhe Frucht mit voͤlligem Beyfall und jedermans Genehmhaltung aufgenommen wer - de. Unmoͤglich iſt es zwar, daß eine ſo gar weitlaͤufftige Materie durch - gehends klar und deutlich ſolte koͤnnen erlaͤutert werden, zumahlen da ſchier gantz unuͤberwindliche Schwerigkeiten fuͤr eine Privat-Perſon und deren Vermoͤgen ſich dabey befunden. Jedennoch muß man auch geſtehen, daß eine ziemlich groſſe Anzahl ſolcher Articul, davon bishero keine Gewißheit nicht zu haben, in dieſem Wercke uͤberaus wohl deci - diret und entſchieden iſt, und daß ſolches, wegen der Wege und Mittel, vermittelſt deren die verfaͤlſchten Waaren alſobalden zu erkennen ſind, fuͤr eines der beſt - und nuͤtzlichſten zu halten, dergleichen iemahlsvonApprobationes. von dieſer Materie zum Vorſchein ſind gekommen, der Autor aber allerdings als ein vollkommen rechtſchaffener Mann zu achten ſey, deſ - ſen gleichen an Aufrichtigkeit, ohn allen Eigennutz, gar kein Exempel nicht vorhanden. Welches uns dann verpflichtet, unſere Approba - tion und gaͤntzliche Beyſtimmung zu ertheilen. Geſchehen zu Ver - ſailles den 24. Novembr. im Jahr 1693.

FAGON.

Approbation Des Herrn DE CAEN, Medicinæ Doctoris und der Facultaͤt zu Paris.

DJe Begierde allerhand zu wiſſen iſt dem Menſchen angebohren, und die Wiſ - ſenſchaft und Erkenntnuͤß aller natuͤrlichen Dinge iſt hoͤchſt lobens wuͤrdig. Jn gegenwaͤrtigem Wercke finden wir, woran wir uns vergnuͤgen koͤnnen, wann wir daraus erkennen lernen, was nur die Erde zu des Menſchen Nutz und ſeines Lebens Erhaltung hervor bringt, es moͤgen nun ſolche Dinge ſeyn, die aus frem - den Landen zu uns kommen, oder die auch bey uns ſelbſten wachſen. Die Han - delsleute, deren Profeßion iſt allerhand Materialien und Spezereyen zu ver - kauffen, welche ſie anders woher und aus andern Haͤnden uͤberkommen, ſind ſchon zu frieden, daß ſie dieſelbigen an ihrem Werth und Preiſſe kennen, ohne daß ſie um deren Kraft und Wuͤrdigkeit ſich bekuͤmmern ſolten. Allein, mit groͤſtem Rechte mag man ſagen, das gemeine Beſte muͤſſe dem Herrn Pomet ſehr verbunden ſeyn, daß er ihm nicht an dem begnuͤgen laſſen, was ſeinen Collegen insgemein bewuſt, ſondern, daß er allen Fleiß und Muͤhe vorgekehrt, auch un - gemeine Koſten auf dieſe Collection und Verſammlung verwendet, damit er uns mittheilen moͤchte, weſſen er ſo wohl von ſich ſelbſt, als auch durch gute Freunde kundig worden, und uns bedeuten koͤnte, von was fuͤr unterſchiedenen Orten dieſe Materialien herkaͤmen, wie ingleichen deren Guͤte und Wahl; wel - ches gewißlich kein geringer Vortheil iſt, nicht allein fuͤr alle und iede, ſo gleicher Profeßion mit ihm ſind, ſondern fuͤr jederman, der nur die geringſte Liebe zu natuͤrlichen Dingen bey ſich haͤget. Dieſes Zeugnuͤß habe ich ſeinem Wercke ertheilen ſollen. Geſchehen zu Paris den 15. Novembr. 1693.

DE CAEN, D. M. P.

Approbation Des Herrn MORIN, Medicinæ Doctoris und der Facultaͤt zu Paris, wie auch Leib-Medici vormahls Jhrer Hoheit der Printzeßin von Guiſe.

JCh unterzeichneter Doctor Regens der Medicin bey der Univerſitaͤt zu Paris, urkunde, daß ich die meiſten Capitel eines Buchs durchgangen und geleſen, worinnen diejenigen Materialien beſchrieben werden, welche zu der Artzney ge - hoͤren, und welches Herr Pomet, Materialiſt und Spezereyhaͤndler zu Paris ver - fertiget, auch in demſelben mancherley Sachen angemercket, deren Erkenntnuͤß bis zu dieſen Zeiten uns gefehlet, ſo daß ich erachte, es konne deſſen Druck dem gemeinen Beſten gar ſehr nuͤtzlich ſeyn. Gegeben zu Paris den 27. Novembr. 1692.

MORIN.

** 3Appro -Approbationes.

Approbation Des Herrn THEVAR, Medicinæ Doctoris.

JCh unterzeichneter Doctor Regens Facultatis Medicæ zu Paris, bezeuge allen, denen dieſes vorkommen wird, daß oberwaͤhntes Buch, durch Herrn Pomet verfertiget, dem gemeinen Beſten ſehr groſſen Nutzen ſchaffen werde. Gegeben den 27. Novembr. 1692.

THEVAR.

Approbation Des Herrn CHARRAS, Medicinæ Doctoris.

JCh unterzeichneter Medicinæ Doctor, bekenne, daß ich mit ſonderbaren Ver - gnuͤgen ein Buch durchgangen, deſſen Titel Hiſtoire generale des Drogues, mit Figuren ausgezieret, ſo alle, ſoviel moͤglich, nach dem Leben gezeichnet, und von dem Herrn Pomet, Materialiſten und Spezereyhaͤndler in Paris verfertiget. Weil ich nun befunden, daß es weit vollkommener, als irgend einiges Buch, ſo von dergleichen bisanhero iſt ans Licht gekommen, und daß es nicht nur Leuten von ſeiner Profeßion, ſondern auch denenjenigen hoͤchſt dienlich koͤnne ſeyn, welche die Materiam medicam von Grunde aus verſtehen lernen wollen: ſo er - mahne ich ihn, ohne Aufſchub ſich um ein Privilegium und Freyheit, es in Druck zu geben, zu bewerben, der gaͤntzlichen Meinung, es werde dieſes Buch, als dem gemeinen Beſten gar ſehr nuͤtzlich, bald erkennet und geſuchet werden. Paris den 26. Novembr. 1692.

Unterzeichnet CHARRAS.

Approbation Des Herrn MORIN, Medicinæ Doctoris, und der Facultaͤt zu Montpellier.

WJr unterzeichneter Doctor Medicinæ der Facultaͤt zu Montpellier thun kund, daß Herr Pomet, Materialienhaͤndler, ein Buch mit groͤſtem Fleiſſe und Be - hutſamkeit geſchrieben, welches er Hiſtoire generale des Drogues tituliret, dabey er mit gantz ungemeiner Sorgfalt ſich nach ſolchen Waaren umgethan, welche aus fremden Landen zu kommen pflegen, und ſelbige mit uͤbergroſſen Koſten bringen laſſen, damit er ſolche examiniren und unterſuchen, auch nichts, ſoviel als nur an ihm gelegen, vorbringen moͤchte, welches ihme unbekannt, und in ſeinem Ma - terialien-Magazin nicht zu befinden, welches ich zu mehrenmahlen mit ſonder - lichen Vergnuͤgen beſehen. Da nun daſſelbige ohne Widerrede das allervollkom - menſte Cabinet im gantzen Koͤnigreiche iſt, wegen aufgewendeter langwieriger Muͤhe und Unkoſten: mag man wohl ſagen, daß dasjenige Buch, welches alle darinn beſchloſſene Materialien beſchreibet, deren unterſchiedene Namen anzei - get, zuſamt dem Orte, von dannen ſie kommen, die Art und Weiſe, wie die guten von den unrechten und verfaͤlſchten zu ſondern und zu unterſcheiden, desgleichen ihren Gebrauch und Nutzen, auch wie ſie mehrentheils ſind zu verfertigen, nicht anders als ſehr dienlich und gemeinem Beſten gantz vortraͤglich werde ſeyn. Zu deſſen Beglaubigung wir gegenwaͤrtiges Certificat auch unterſchrieben. Geſche - hen Paris den 20. Novembr. 1692.

Unterzeichnet, MORIN.

Appro -Approbationes.

Approbation Des Herrn BEAULIEU, Sr. Koͤnigl. Maj. oberſten Leib-Apotheckers.

JCh habe ein Buch durchleſen, intituliret Hiſtoire generale des Drogues, und von Herrn Pomet, Spezereyhaͤndlern verfertiget. Sein Eyffer fuͤr das ge - meine Beſte iſt nicht genug zu loben: dann, auſſer die gantz ſonderbare und genaue Unterſuchung, die er mit den Materialien angeſtellet, damit er ſie beſchreiben koͤnte, hat er auch inſonderheit mit groſſem Fleiß dergleichen Dinge angemer - cket, welche die Wahl und Erkieſung der Materialien betreffen. Da nun eine gute Wahl das allervornehmſte Stuͤcke eines Apotheckers iſt, ſo muß man be - kennen, daß nicht nur jederman demſelbigen zum hoͤheſten dafuͤr verbunden iſt, ſondern daß es ihm inſonderheit die Apothecker Danck muͤſſen wiſſen; darum ich auch dieſem ſeinem Buche meine Approbation und Genehmhaltung ertheilen wollen. Gegeben zu Verſailles den 16. Mertz 1693.

Unterzeichnet BEAULIEU, Sr. K. M. oberſter Leib-Apothecker.

Approbation Des Herrn BUISSIERE, Sr. Durchl. des Herrn Printzen Apothecker.

JCh habe mit voͤlliger Vergnuͤgung die Hiſtoire generales des Drogues durchleſen, welche der Herr Pomet verfertiget hat, in welcher alle und iede Species aufs ge - naueſte beſchrieben werden, die auch mit vielen Figuren ausgezieret iſt, welche ſaͤmt - lich nach den Originalien, die in ſeinem Magazin vorhanden, ſind gezeichnet worden, ſo daß man ſagen kan, es ſey ein Werck, welches nicht alleine trefflich zahlreich, ſondern auch uͤberaus ſehr muͤheſam und curieux, von wegen ſo ſauberer Specie - rum, dergleichen iemahls noch zum Vorſchein kommen, wie ich dann ſelbſt geſe - hen, daß er ſeit zwantzig Jahren hat daran gearbeitet, und von allen Orten und Enden her die Waaren kommen laſſen, gute und falſche, damit er entſcheiden koͤnne, was bis anhero die Scribenten falſch oder zweiffelhaft davon geſchrieben haben. Dannenhero kan dieſes Werck nicht anders als hoͤchſtnuͤtzlich ſeyn fuͤr ſolche Leute, die ſich laſſen angelegen ſeyn, in der Erkenntnuͤß der Materialien eine ſattſame Geſchicklichkeit zu erlangen, welches gewißlich das Hauptſtuͤck iſt der Apotheckerkunſt. Welches oͤffentliche Zeugnuͤß dieſem Wercke zu ertheilen mich verbunden erachtet. Gegeben zu Paris den 13. Auguſti 1693.

Unterzeichnet BUISSIERE, Jhrer Durchl. des Herrn Printzen Apothecker.

Approbation Der Herren Gardes en Charge und aͤlteſten Conſuls bey der Spezerey - und Materialien - Handlung.

WJr unterſchriebene Gardes en Charge und Anciens Conſuls de la Marchandiſe d’Epicerie & Droguerie in dieſer Stadt Paris, thun kund allen und ieden, de - nen dran gelegen, wie daß wir geſehen und geleſen ein Buch, deſſen Titel Hiſtoire generale des Drogues, ſo Herr Pomet, Spezerey und Materialienhaͤndler zu Pa -ris,Approbationes. ris, verfertiget, in welchem wir nichts gefunden, ſo dem gemeinen Beſten nicht ſolte nuͤtzlich ſeyn, und abſonderlich allen und ieden Kauff - und Handelsleuten, welche dieſe Handlung treiben: dann denen mag es zu einem Wegweiſer dienen, ſie in dieſem Handel, bey Ein - und Verkauff der hierinn enthaltenen Materialien, entweder zu unterrichten, oder auch ihrem Gedaͤchtnuͤß zu ſtatten zu kommen, zu Folge angewieſener Zeichen und Beſchreibung ihrer guten oder ſchlechten Be - ſchaffenheit, damit ſie dieſelbigen genau und recht unterſcheiden, oder, gleichwie noͤthig, zu allerhand Gebrauch und Nutzen, es ſey zur Artzney, Faͤrberey oder andern Kuͤnſten und Handwercken, gebuͤhrend auserleſen koͤnnen. Zu deſſen Beglaubigung wir gegenwaͤrtiges Certificat unterſchrieben. Geſchehen zu Pa - ris den 25. Novembr. 1692.

HARLAN, Garde en Charge.

N. DROUET, ancien Garde & Conſul.

C. LAROZE, Ancien Garde & Conſul.

A. FREMIN, Ancien Garde.

Approbation Des Herrn ROUVIERE, Koͤnigl. Maj. ordentlichen Apotheckers, wie auch J. M. oberſten Apothecker Majors bey dero Laͤgern, Spitalen und Armeen.

JCh habe mit ſonderlichem Fleiſſe das Buch durchleſen und examiniret, welches betitelt wird Hiſtoire generale des Drogues, und vom Herrn Pomet, Spezerey - und Materialienhaͤndler in Paris iſt aufgeſetzet worden, und in demſelbigen nichts gefunden, als was zum Nutzen und Behuf der Medicin kan dienlich und hoͤchſtnuͤtzlich ſeyn. Junge Anfaͤnger bey der Apotheckerkunſt, koͤnnen aus Durchleſung dieſes Werckes ihnen eine rechtſchaffene Erkenntnuͤß aller der rare - ſten Materialien, ſo aus fremden Landen kommen, zu wege bringen. Der Au - tor hat dabey durchgehends eine gantz genaue und recht ſonderbare Unterſuchung angeſtellet, daß ihm die Nachwelt fuͤr die uͤber ſich genommene Muͤhe und auf - gewandte Unkoſten muß verbunden ſeyn, die er hat machen muͤſſen, daß er eine ſo groſſe Anzahl rarer Gewaͤchſe aus weit entfernten Landen hat erlangen moͤ - gen, davon er dann die accurateſten Figuren und Beſchreibung mitgetheilet. Dieſe ſind meine Gedancken von dieſem Buche, habe mich auch verpflichtet ge - halten, ſolch ein oͤffentliches Zeugnuͤß abzulegen. Gegeben zu Paris den 27. Novembr. 1692.

Unterzeichnet H. ROUVIERE.

Der Spe -
TAB. I.
Fig. i. Wuͤrmſamen. p. i
Fig. 2. Choiian. p. 5
Fig. 3. Macedoniſche Peterſilie. p. 5
Fig. 4. Maſſtliſcher Heſel. p. 5
Fig. 5. Ammeij. p. 7
Fig. 6. Bauͤrnſenfſt. p. 7

Der Spezereyen und Materialien Hauptbeſchreibung / Darinnen Diejenigen Kraͤuter, Thiere und Mineralien, ſamt deroſelben Theilen, mit einem Worte, alle und iede Simplicia und Compoſita, welche die Spezereyhaͤndler und Materialiſten ordentlich fuͤhren und verkauffen duͤrffen, beſchrieben und vorgeſtellet werden, Erſter Theil.

Das Erſte Buch, Von Samen.

Vorrede.

DEr Samen / auf Lateiniſch Granum oder Semen genannt, kom̃t alsdann erſt hervor / wann die Bluͤte allbereit vergangen / und iſt aller und ieder Kraͤuter beſtes Theil, dadurch ſie gleichſam aufs neue und wiedergebohren werden. Dan - nenhero kan einer / der ſie genau und wohl will kennen ler - nen / nie genugſamen Fleiß anwenden / indem es gewißlich nichts leichtes iſt, ſo viel und mancherley Arten der Sa - men / welche ohne diß gar oft einander ziemlich aͤhnlich ſehen / von ein - ander zu unterſcheiden. Duͤrffte derohalben auch ſchier ſagen, daß die Erkenntnuͤß der Geſaͤme / bevoraus, wenn ſie einem nicht zum oͤftern durch die Haͤnde gehen / gar bald wiederum vergeſſen wuͤrde ſeyn: und wolte iedwedem / der dergleichen einkauffen muß / dieſen aufrichtigen Rath geben, daß er ſich zu rechtſchaffenen und aufrichtigen Leuten hal - te, welche ſtets damit zu thun haben / und nicht zu ſolchen / die ſie ſonſt insgemein zu verkauffen pflegen. Dann / weil dieſe ſelbſt keine genaue Kundſchaft noch rechte Wiſſenſchaft davon haben, verkaufen ſie offtmahls / was ſie ſelbſten nicht einmahl kennen / und geben quid pro quo, eines fuͤr das andere, alte und verlegene Samen fuͤr friſche / hitzige an ſtatt der kuͤhlenden / u. ſ. f. wann ſelbige nur in etwas einer dem an - dern gleich ſehen. Will derohalben ſelbige mit allem Fleiß und ſo viel moͤglich, aufs genaueſte beſchreiben.

ADas
Der Spezereyen und Materialien

Das erſte Capitel. Vom Wurmſamen.

Siehe Fig. 1.

SEmen contra vermes, der Wurmſamen / hat ſeinen Namen von ſeiner vor - nehmſten Kraft und Ei - genſchaft bekommen, dann er toͤdtet die Wuͤrme in des Menſchen Leibe, abſonderlich bey Kindern. (Er wird auch Santolina oder Xantolina, Semen ſanctum, Semen ſantoni - cum, Semencine, Barbotine und Poudre à Vers, Wurmpulver genennet.) Es iſt ein gantz kleines Koͤrnlein, wird von denCaravanen ſind ein Hauf - fen Leute, die ſich des Jah - res ein oder zweymahl verſammlen / und mit einer groſſen Men - ge Pferde, Ca - meele / und anderer bela - denen Thiere aus Perſien nach andern Orten im Morgenlan - de reiſen. Perſianern mit den Caravanen jaͤhr - lich nach Aleppo / Alexandretta und Smirna geſendet, und von dannen uͤber Holland, England und Marſeille auch zu uns gebracht.

Die Blaͤttlein des Krautes, das dieſen Samen traͤgt, ſind dermaſſen klein, daß ſie ſich gantz ſchwerlich vom Samen ab - ſondern laſſen: deshalben bedienen ſich die Einwohner des Koͤnigreichs Bou - tan, ſonderlich hierzu gemachter Koͤrbe, in denen ſie es hin und wieder ſchwingen, und ſolcher geſtalt die Blaͤttlein zuſam̃t dem Staube davon bringen. Es geben etliche vor, dieſer Semen contra ſey der Samen einer gewiſſen Gattung Wer - muth, welche von einigen Santonicum genennet wird, dieweil dieſelbe in Xain - tonge waͤchſet; welches ich aber nicht ver - ſichern kan, indem, ohngeachtet alles an - gewendeten Fleiſſes, ich nichts nicht wei - ter davon habe erfahren koͤnnen, als daß derjenige Samen, den wir zu ver - kauffen pflegen, in Perſien / und an der Moſcowitiſchen Graͤntze wachſe, ſo mir auch durch Briefe, von unterſchie - denen Orten her, fuͤr gewiß berichtet worden.

Dieſem will ich noch beyfuͤgen / was Tavernier im II. Theil ſeiner Reiſen, im 15. Cap. des III. Buchs, hievon vermel - det. Die Semencine oder das Wurm - pulver betreffend, ſolches kan man nicht wie andere Samen einſammlen; denn es iſt ein Kraut, welches in Wie - ſen waͤchſt, und wohl zeitig werden muß. Das uͤbelſte iſt, daß der meiſte Theil, wenn es nun zu zeitigen begin - net, durch den Wind ausgeſchlagen wird, und hernach unter dem Kraute umkommt und verdirbet. Das macht auch, daß es ſo gar theuer iſt. Man darff es nicht mit der bloſſen Hand an - ruͤhren, es wuͤrde ſonſten deſto eher ver - derben, und deshalben wird es nie, als in ein Schuͤſſelgen gefaſſet und gezei - get. Wann ſie nun das wenige, das annoch in denen Aehren uͤberblieben, ſammlen wollen, ſo bedienen ſie ſich dieſes Handgriffs: ſie haben zwey Koͤr - be mit Henckeln; wenn ſie nun in den Wieſen herum gehen, dann ſchwingen ſie den in der rechten nach der lincken, und den in der lincken nach der rechten zu, gleich als ob ſie das Kraut abmaͤhen wolten, welches ſie doch nur allezeit o - ben, das iſt, bey der Aehre faſſen, und die - ſer geſtalt faͤllt aller Samẽ in die Koͤrbe.

Die Semencine waͤchſt wohl auch in der Provintz Kerman / allein ſie iſt bey weiten nicht ſo gut, als die von Bou - tan / wiewohl auch allda kaum ſo viel geſammlet wird, als das Land von noͤ - then hat. Dieſer Samen dienet nicht allein die Wuͤrme bey jungen Kindern abzutreiben, ſondern es brauchen ihn auch die Perſianer und alle gegen Nor - den wohnende Voͤlcker, ſelbſt die Holl - und Englaͤnder, als wie den Anis, und mengen ihn unter die mit Zucker uͤber - zogenen Sachen.

Dem ſey aber wie ihm wolle, der Se - men contra ſoll fein vollkommen ſeyn, an Farbe gruͤnlicht, von gutem Geruch, und ſo reine, als immer moͤglich: denn es werden manchmahl allerhand Kleinig - keiten drunter gemenget, hierdurch aber ſeine Guͤte nicht um ein kleines verrin - gert, der Preiß im Gegentheil um ſo viel mehr geſteigert. Auch muß man Ach - tung geben, daß er nicht allzu gruͤne ſehe, oder daß man nicht an ſeine ſtatt etwa Semen Abrotani, den Stabwurtzſamen,Stabwuꝛtz / Lateiniſch A - brotanum, iſt ein gering und gantz ge - meines Kraut, denn es wenig Gaͤꝛten giebt, in denen es nicht ſolte an - getꝛoffen wer - den. Es wird in zwey erley Geſchlecht, das Maͤnn - lein, und welcher oͤfters dafuͤr ſubſtituiret und ge - geben wird, bekomme. Wiewohl die - ſes gar leicht zu mercken, indem Semen contra noch ziemlich dicke, laͤnglicht und gruͤnlicht iſt, hingegen iſt der Stabwurtz - ſamen leichte, und ſieht gelblicht, viel ehe wie klein zerrieben Stroh, als wie ein Samen. Uberdiß hat auch der Se - men contra einen viel bitterern und aro - matiſchern Geſchmack, als dieſer.

Der Semen contra iſt zu bekannt, undalſoHauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. Weiblein, eingetheilet. Jhrer etliche haben dem Stabwurtzſamen, eben als wie dem Wurmſamen, den Namen Barbotine beygeleget.alſo unnoͤthig, viel von deſſen Gebrauch zu erinnern. Wegen ſeiner Bitterkeitwird er mit Zucker uͤberzogen, und Bar - botine, oder uͤberzogener Wurmſamen genennet.

Das andere Capitel. Vom Chouan.

Siehe Fig. 2.

Chouan iſt ein kleiner und leichter / gelbgruͤner Samen, ſchmeckt ein we - nig ſaltzicht und ſaͤuerlich, und ſieht dem Wurmſamen ziemlich aͤhnlich, ohne daß er etwas dicker und leichter iſt.

Er waͤchſt in kleinen Buͤſchlein auf ei - nem niedrigen Kraute, ſchier als wie nur erwaͤhnter Wurmſamen.

Doch iſt mir nicht eigentlich bekannt, wo er wachſe, und ich habe nichts mehr davon erfahren koͤnnen, als daß etliche von dem Gefolge des Herrn de Guille -rague, der von dem Koͤnig in Franckreich als Geſandter nach Tuͤrckey geſchicker war, eine ziemliche Partie deſſelbigen mit nach Paris gebracht.

Jm uͤbrigen ſoll der Chouan fein gruͤnlicht ſehen, dicke, rein und von Spal - tzen wohl geſaubert ſeyn.

Er wird, meines Wiſſens, in Franck - reich, zu nichts gebrauchet, als zur Be - reitung der Karmeſinfarbe, wie auch von denen Federſchmuͤckern: wiewohl anietzo nicht ſo haͤuffig mehr, als wie vor dieſem.

Das dritte Capitel. Von der Macedoniſchen Peterſilge.

Siehe Fig. 3.

DJeſe kommt mit der Garten-Peter - ſilie einiger maſſen uͤberein, nur daß dieſer ihr Samen um ein gutes kleiner, laͤnger und ſpitziger iſt, auch in Umbellen oder Dolden und Cronen waͤchſt.

Das Kraut hat ſeinen Namen von dem Koͤnigreich Macedonien bekom - men, woſelbſt es von ſich ſelbſten waͤchſt: von dannen wird der Samen, welcher allein zur Artzeney gebrauchet wird, zu uns gebracht.

Es ſoll aber dieſer Samen friſch, rein, voͤllig, laͤnglicht und dunckelgruͤn ſeyn, auch einen guten recht aromatiſchen Ge - ſchmack haben, denn dieſes ſind die eigent - lichen Kennzeichen der Macedoniſchen Peterſilge / an deren ſtatt ihrer viele, ob ſchon gantz ungereimt, den Samen vonunſerer gemeinen Peterſilie gebrauchen. Andere aber nehmen das ſchwartze Korn von einer gewiſſen Art des groſſen Ep - pichs, den die Gaͤrtner, wiewohl unrecht, Macedoniſche Peterſilge nennen. Als die Roͤmer mit dem Hannibal Krieg fuͤh - reten, hat Andromachus der Leibmedi - cus Neronis, welcher die Roͤmiſchen Le - gionen als General commandirte, den Theriac erfunden, und dazu auch dieſen Samen, unter dem Titel Petroſelinum Macedonicum, als ein vortreffliches Mit - tel wider den Gift, genommen.

Man braucht ihn ſo bloß, zu Pulver geſtoſſen, morgens fruͤh nuͤchtern, eines halben Qvintleins ſchwer, in Wein, oder einem zur Kranckheit dienlichen liquore genommen.

Das vierdte Capitel. Vom Marſiliſchen Seſelſamen.

Siehe Fig. 4.

DJeſer Seſelſamen hat deswegen den Zunamen von Marſeille be - kommen, weil er daſelbſt herum gantz haͤuffig waͤchſt: wiewohl ſeiner auch ge - nug in Provence und Languedoc zu finden.

Dieſes Kraut koͤnte gar fuͤglich unter die Arten des Fenchels gerechnet werden; wie es denn auch etliche Scribenten - niculum tortuoſum, gewundenen Fen - chel zu nennen pflegen. Doch hat es nicht ſo viel und lange Blaͤtter, wie der gemeine Fenchel, ſein Stengel iſt auchnicht ſo hoch, noch ſo gerade, ſondern voll Knoten, die Aeſte ſitzen desgleichen nicht ſo ordentlich daran, und breiten ſich aller Enden aus. Es wird ſonſt nichts davon gebraucht, als nur der Samen, welcher, gleichwie die Dille, auf Dolden oder Cronen wachſt, und wenn er reiff iſt worden, bald wie der wilde Fenchel ſiehet. Er ſoll von mittelmaͤßiger Groͤſſe ſeyn, laͤnglicht, ſchwer, und reine, gruͤnlicht ſehen, ſcharff und aromatiſch ſchmecken, auch wohl riechen.

Es giebt vielerley Arten des Seſels,A 2dennDer Spezereyen und Materialiendenn er waͤchſt in Candien / Pelopon - nes / Morea / Egypten, und andern angraͤntzenden Orten mehr. Weil aber der Maßiliſche allein im Brauch, als will ich die uͤbrigen mit Stillſchweigen uͤbergehen, zumahl ſie ohnediß von an - dern Scribenten ſchon zur gnuͤge ſind be - ſchrieben worden.

Dieſem, dem Maßiliſchen Seſelſa - men, wird bey nahe eben dergleichen Kraft und Wirckung, als wie der Ma - cedoniſchen Peterſilie zugeſchrieben.

Einige Botanici nennen es auch Silermontanum. Die Karnleute, welche uns aus Franche Comte Berner und Velt - liner Kaͤſe, Buͤchſen zu eingemachten Sachen, und dergleichen zufuͤhren, brachten einsmahls einen Samen in kleinen Ballen mit, welchen ſie gleich - falls Seſelſamen nenneten: denſelben gaben ſie dem Viehe, das ihre Wahren fuͤhrete, an ſtatt des Futters, damit es fett wuͤrde, und zu Paris deſto theurer koͤnte verkauffet werden. Dieſer Sa - men war aber viel dicker als der Marſili - ſche, und roche weit ſtaͤrcker.

Das fuͤnffte Capitel. Vom Ammi oder Ammey.

Siehe Fig. 5.

AMmi oder Ethiopiſcher Kuͤmmel / iſt ein Kraut, deſſen Blaͤtter klein und gezackt ſind, und welches einen hohen Stengel hat, mit vielen Aeſten, an deren Enden ein Hauffen mit weiſſen Bluͤm - lein beſetzte Straͤuslein zu erſehen, nach welchen kleine, zarte rundlichte Koͤrner, den Sandkoͤrnlein nicht ungleich, folgen; daher auch das Gewaͤchſe ſeinen Namen bekommen hat.

Es wird nichts nicht von dieſem Kraut gebraucht, dann nur der Samen, derſel - be ſoll friſch, gruͤnlicht, fein vollkommen, und am Geſchmack ein wenig bitter ſeyn,auch einen aromatiſchen oder wuͤrtzhaf - ten Geruch haben.

Der Ammiſamen, welcher von Ale - xandretta / oder aus Candien gebracht wird, iſt demjenigen billig vorzuziehen, welcher an unterſchiedlichen Orten in Franckreich in den Gaͤrten erbauet wird; denn jener riecht wie Origanum und Thy - mus, Wohlgemuth und Thymian, iſt auch ſonſt in allen Stuͤcken weit beſſer.

Dieſer Samen ſoll eben ſolche Kraͤfte, als wie die vorhergehenden beyden ha - ben.

Das ſechſte Capitel. Vom Baurenſenff.

Siehe Fig. 6.

THlaſpi, der Baurenſenff / iſt ein Kraut, ohngefehr eines Fuſſes hoch, hat ſattgruͤne Blaͤtter, welche des hal - ben Fingers lang, und hinten breit ſind, vornen aber ſpitzig zu lauffen. Der Stengel ſtoͤſt einen Hauffen Aeſte von ſich, die mit weiſſen Blumen beſetzt ſind, nach denen breite Schoten, wie Linſen geſtaltet, kommen, in deren ieder zwey roͤthlichgelbe Koͤrnlein ſtecken, welche a - ber mit der Zeit dunckelroth, und endlich immer ſchwaͤrtzer werden: ſonſt ſind ſie laͤnglicht-rund und etwas ſpitzig.

Dieſen Samen ſoll man erwehlen, wenn er friſch, fein roͤthlicht, ſcharff und beiſſend iſt, und in warmen Laͤndern ge - wachſen, z. e. in Languedoc und Pro - vence. Auch ſoll er, eben ſo wenig als andere Samen, bey den Samenhaͤnd - lern geſuchet werden, denn ſie geben de -nen, die ihn nicht wohl kennen, insgemein Kreſſenſamen dafuͤr.

Es giebt noch eine andere Gattung des Baurenſenffs / deſſen Stengel / Blaͤtter und Schoten viel kleiner ſind, wie auch der Samen, welcher gantz gel - be, ob er ſchon an Geſchmack dem erſten ziemlich nahe komt: iedoch, weil er ihm an Kraͤften weit nachgehet, deswegen wird er von rechtswegen auch verworf - fen. Die andern Geſchlechte des Bau - renſenffs laſſe ich mit Willen aus, weil ſie gar nicht im Brauch ſind.

Man haͤlt dafuͤr, dieſer Samen ſey zu dem Huͤftweh gar dienlich, und ver - moͤge den Stein zu zermalmen, in - gleichen das geronnene Gebluͤte zu zer - theilen, wenn er fruͤh nuͤchtern, des hal - ben Quintleins ſchwer, eingenommen werde.

Das
TAB. II.
F. 7. Wilde Paſtinac. p. 10
F. 8. Feld. oder Wieſenkümmel. p. 10
F. 9. Steinbrech. p. 10
F. 10. Kramkämmel. p. ii
F. ii. Fenchel. p. ii
F. i2. Meerfenchel. p. i4
Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.

Das ſiebende Capitel. Von der wilden Paſtinacke / oder Vogelneſt.

DAucus Creticus, die wilde Paſtina - cke / ein Kraut, den Paſtinacken nicht ungleich, daher es auch etliche fuͤr eine Art derſelben halten, waͤchſt anderthal - ben Fuß hoch, und bekommt auf ſeinen Spitzen einen Hauffen Buͤſchelgen mit weiſſen Bluͤmlein, nach welchen lange, blaßgruͤne und rauhe Samen folgen, die ſchier wie Kuͤmmel ſehen, auſſer, daß ſie nicht ſo lang und dicke ſind, auch nicht ſo gar ſtarck riechen, haben dennoch ei - nen gar angenehmen Geruch, nebſt ei - nem aromatiſchen Geſchmack, ſonder - lich, wenn man ſie etwas lang im Mun - de behaͤlt.

Weil dieſe Samen rauch ſind, deswe - gen bleibet Staub und allerhand Un - rath dran behangen, deſſen auch immer mehr und mehr wird, ie aͤlter ſie wer - den, denn ſich fort und fort einige Stuͤ - cken davon abloͤſen: dannenhero muß man ſolche ausſuchen, welche friſch, voll -kommen, und ſo rein ſind, als immer -Siehe Fig. 7. mehr moͤglich.

Wir bekommen dergleichen Samen aus Teutſchland, und von denen an die Alpen ſtoſſenden Gebirgen: allein er hat weder dieſe Merckzeichen, noch die Guͤte, wie der Candiotiſche oder Cretiſche / deswegen ſoll man auch dieſen alleine ſuchen.

Dieſer Samen iſt ein gantz ſonderba - res Mittel wider die Steinbeſchwe - rung und Colicam flatulentam, die Darmwinde; maſſen er unter die li - thontriptica und carminantia, Stein - und Wind-treibende Artzneymittel gehoͤret. Jn Steinbeſchwerung wird er fruͤh morgens eines halben Quintleins ſchwer, gepuͤlvert, mit Ruͤbenwaſſer o - der weiſſem Wein genommen: wider die Winde aber und Blaͤhungen wird er mit Anis-Fenchel-Faͤrberꝛoͤthe - oder Nußwaſ - ſer gebraucht, dazu ihrer etliche noch e - ben ſo ſchwer Wermuthſaltz thun.

Das achte Capitel. Vom Feld - oder Wieſen-Kuͤmmel.

DEn Feld - oder Wieſen-Kuͤmmel nennen die Lateiner Carum, die Grie - chen Κάϱθν. Er ſiehet faſt aus, als wie die wilden Paſtinacken, die Blaͤtter ſind ziem - lich groß, ausgezackt und ausgeſchnitten, zwiſchen denen ein Hauffen viereckte, knotichte und des Fuſſes hohe Stengel hervor ſproſſen, auf deren Spitzen Dol - den zu ſehen, welche anfangs uͤber und uͤber mit weiſſen Bluͤmlein bedecket ſind, daraus hernachmahls Koͤrner werden, die der Garten-Peterſilge nicht ungleich ſehen, ohne daß ſie dunckler und platter ſind, auch einen ſchaͤrffern und beiſſen - dern Geſchmack haben.

Dieſer Kuͤmmel waͤchſt zwar auch bey uns in vielen Gaͤrten, allein, weil dergleichen aromatiſche Kraͤuter in war - men Laͤndern viel beſſer gerathen, des - halben laſſen wir den Feldkuͤmmel, denwir zu Paris verkauffen, aus Langue -Siehe Fig. 8. doc und Provence bringen.

Man ſoll dieſen Samen ausſuchen, welcher fein vollkommen, gruͤnlicht, ſcharff und beiſſend ſey, einen aromati - ſchen Geruch habe, und angenehm ſchmecke, wenn man ihn auf die Zunge nimmt. Und dieſerwegen haͤlt man da - fuͤr, daß er gut ſey, einen lieblichen A - them zu machen, die Verdaͤuung zu be - foͤrdern, den Magen zu ſtaͤrcken, und den Harn und Winde zu treiben.

Die Teutſchen halten ſo viel auf die - ſen Samen, daß ſie ihn in den Teig, dar - aus ſie ihr Brod backen, gantz und unzer - ſtoſſen, thun, auch wie wir den Anis, in die Bruͤhen ſchuͤtten. Jhrer viele brau - chen auch das Kraut, wie andere Kraͤu - ter, die man in die Suppen thut.

Das neunte Capitel. Vom Steinbrech.

SAxifragia iſt ein Kraut, dem Thymian dermaſſen aͤhnlich, daß man mit ge - nauer Noth, eines von dem andern un - terſcheiden kan. Es waͤchſt haͤuffig inProvence / Dauphine und Langue -Siehe Fig. 9. doc, zwiſchen den Steinen und Klippen, daher es auch, gleichwie andere mehr, den Namen Steinbrech hat erhalten.

A 3DerDer Spezereien und Materialien

Der Samen ſoll friſch ſeyn, ſo viel als nur moͤglich, und einen heiſſen beiſſenden Geſchmack haben, dabey aber wohl riechen.

Jhm wird die Kraft den Stein zu zermalmen beygeleget, wenn er naͤmlich fruͤh nuͤchtern mit dem aus ſeinem Krau - te diſtillirten, oder einem andern harn - treibenden Waſſer, eines halben Qvint - leins ſchwer, gepuͤlvert, eingegeben wird.

Es werden wohl noch mehr Arten des Steinbrechs von den Scribenten be -ſchrieben: weil aber allein obbeſchrie - benen Krautes Samen bey uns ge - brauchet wird, wir auch keinen andern in unſern Laͤden haben, deshalben will ich nichts von denenſelbigen vermelden, da - zumahl ihrer ohnediß in vielen Kraͤuter - buͤchern gedacht wird, ſonderlich beym Dodonæo und Dalechampio, welche die Saxifragias weitlaͤufftig genug beſchrei - ben. Ja es wollen etliche lieber allen Kraͤutern, welche zwiſchen Steinen und Klippen hervor wachſen, den Namen Steinbrech beylegen.

Das zehnde Capitel. Vom Kramkuͤmmel.

Siehe Fig. 10.

CUminum, Kramkuͤmmel, oder ſau - rer Anis, iſt der Same eines Krau - tes, welches dem Fenchel nicht unaͤhn - lich ſieht, und gantz haͤuffig in der Jn - ſel Maltha waͤchſet, allwo es, wie das Korn, geſaͤet wird.

Man ſuche ſolchen Kuͤmmel, welcher friſch und gruͤn, auch ziemlich ſtarck und widerlich rieche: nehme dabey wohl in Acht, daß er nicht wurmſtichicht ſey, denn dieſem Unfall iſt er gar ſehr unter - worffen. Doch kan man dieſes ſtracks daran vermercken, wenn er ſehr ſtau - bicht iſt, und an einander behangen bleibt, wenn man eine Handvoll in die Hoͤhe hebt, als ob er an Faͤden, welches die Zaͤſerlein der Koͤrner ſind, behienge.

Dieſer Samen wird zu weilen in der Windwaſſerſucht, Tympanites, ge - braucht, denn er denen carminativis,windtreibenden Artzneymitteln zuge - rechnet wird. Er wird ingleichen zum oͤftern den Pferden, Ochſen und andern Viehe gegeben. Es kan auch daraus, wie aus dem Anis, ein Oel gepreſſet wer - den, welches trefflich gut zum Schnup - pen iſt, allein man bekommt gar wenig.

Die Tauben ſind darauf ſehr begierig, deswegen wird er gar oft von denenje - nigen gebrauchet, die ihre Taubenhaͤuſer und Schlaͤge gerne voll Tauben haͤt - ten: ſie muͤſſen ihn aber mit einer gewiſ - ſen Art ſaltzigter Erde, welche die Tau - ben ſelbſt auf denen Aeckern entdecken, vermiſchen, oder aber andere Erde, die vorher mit Urin, Haͤringslacke, und der - gleichen angemachet iſt, vermengen. Dieſerwegen duͤrffen auch an unterſchie - denen Orten die Kramer keinen nicht verkauffen.

Das eilffte Capitel. Vom Fenchel.

Siehe Fig. 11.

DAs Kraut, das dieſen Samen traͤgt, iſt ſo bekannt, daß ich nicht noͤthig habe, viel davon zu ſchreiben: will alſo nur dieſes gedencken, daß der Fenchel, den wir zu verkauffen haben, aus Lan - guedoc gebracht, und ſonderlich um Nimes herum mit groſſem Fleiß gebauet werde, dieweil er in ſehr groſſer Menge durch gantz Franckreich, vornehmlich aber nach Paris, verfuͤhret wird.

Der Fenchelſamen muß friſch, fein voͤl - lig, lang und gꝛuͤnlicht ſeyn, angenehme u. als wie zuckeꝛſuͤſſe ſchmecken, daneben von allem Wuſt u. Unꝛath, welcher nicht ſelten darunter befindlich, wohl geſaubert ſeyn.

Dieſer Samen wird auch etwa zurArtzney gebrauchet, denn er ſo wohl zu Zertheilung der Winde und Blaͤhun - gen dienlich iſt, und auch an ſtatt des Ani - ſes kan gebrauchet werden. Am aller - meiſten aber brauchen ihn die Zucker - becker, von denen er mit Zucker uͤberzo - gen, und hernach unter gewiſſen Num - mern verkauffet wird, nachdem ſie naͤm - lich mehr oder weniger Zucker darzu ge - nommen haben. Sie nehmen auch die Dolden oder Umbellen vom gruͤnen Fen - chel, und uͤberziehen ſie gleicher geſtalt mit Zucker, welche alsdenn einen liebli - chen Athem machen, dazu auch weit kraͤftiger ſeyn ſollen, weil der Fenchel noch gantz gruͤne dazu genom̃en worden.

Aus
TAB. III.
F. i3. Auis. p. i4
F. i4. Coriander. p. i5
F. i5. Steckrübe. p. i5
F. i6. Blumen kohl. p. i7
F. i7. Wilder Kohl. p. i8
F. i8. Reis. p. i8
Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.

Aus dem friſchen Kraute wiſſen die Apothecker ein Waſſer zu diſtilliren, welches in Entzuͤndungen der Augen vortrefflich gut: wie nicht weniger ein weiſſes Oel, das einen ſtarcken und aro - matiſchen Geruch hat; wiewohl es ſo wenig giebt, daß es kaum die Muͤhe be - lohnet. Weil der Fenchel ſo gar trucken, deswegen wird man ſchwerlich ein gruͤ - nes Oel, wie aus dem Anis, preſſen koͤn - nen. Uber alles dieſes aber wird er auch zu den eingeſaltzenen Oliven eingelegt, damit ſie einen guten Geſchmack bekom - men.

Es giebt noch eine Gattung Fenchel, den man, weil er faſt uͤberalle auf dem Felde und Mauern von ſich ſelbſten waͤchſt, den wilden nennen moͤchte. Selbiger iſt bey nahe gantz rund, kleiner und platter, von Geſchmack ſchaͤrffer, und nicht ſo gruͤne, wie der erſte. Er wird auch gar nicht gebraucht, weil er zu ſcharff, der rechte Fenchel aber zu ge - meine iſt, ſonderlich, ſeit dem man die - ſen in Languedoc zu bauen angefan - gen. Doch vor dieſem, da wir keinen andern, als den Jtalieniſchen und Flo - rentiniſchen hatten, wurde der wilde noch zuweilen gebraucht.

Noch eine andere Art Fenchel, im La -Siehe Fig. 12. teiniſchen Creta marina oder Bati genen - net, auf Frantzoͤſiſch Bacille, Paſſepierre und Fenouil marin, Meerfenchel / wird mit Weineßig eingelegt, und Winters - zeit mit eingelegten kleinen Gurcken verkauffet.

Das zwoͤlffte Capitel. Vom Anis.

Siehe Fig. 13.

DEr Anis waͤchſt auf einem Kraute, das bey uns ſo bekannt iſt, als wie dasjenige, das den Fenchel bringt, indem ſchier kein eintziger Garten, darinnen es nicht zu befinden waͤre. Doch derjenige, den wir verkauffen, wird von unterſchied - lichen Orten, vornehmlich aber, und in - ſonderheit in Kriegslaͤufften, aus Tou - raine gebracht: hergegen zu Friedens - zeit kommt faſt keiner als aus Maltha und von Alicanten, dieweil es beqve - mer, ihn uͤber die See, als von Saint Genou bey Tours kommen zu laſſen. Zudem iſt jener viel ſuͤſſer und dicker, hat auch einen weit kraͤftigern Geruch und ſtaͤrckern Geſchmack, denn der Frantzoͤſi - ſche, ob er gleich nicht ſo gruͤne ſiehet.

Man ſoll den Anis erwehlen, der nur ein Jahr alt, fein dicke, rein und wohl - riechend iſt, und einen etwas beiſſenden aromatiſchen Geſchmack hat: auch muß man Achtung geben, daß er nicht bitter ſchmecke, denn es giebt ſolchen, den einer kaum koſten kan, ſo bitter iſt er, abſon - derlich, der von Chinon gebracht wird.

Unnoͤthig iſts, viel von ſeinem Ge - brauch und Nutzen zu vermelden, die - weil doch iederman bewuſt, daß er wider die Blaͤhungen gar dienlich, auch zu corrigir - und Veꝛbeſſerung der Wirckung derer Sennensblaͤtter gebrauchet werde. Die Zuckerbecker brauchen ihn am mei - ſten, denn, wenn er trucken und mit Zu - cker uͤberzogen worden, nennen ſie ihn uͤberzogenen Anis, Anis Reine, und petitVerdun, ſolcher geſtalt die andern Sorten Anis, welche ſchlecht weg Verdun geheiſſen weꝛden, und nur von Fenchel, nicht von A - nis, gemachet ſind, davon zu unterſcheidẽ.

Es wird ferner ein Waſſer und weiſ - ſes Oel aus dem Anis deſtilliret. Die - ſes letztere, das von der geringſten Waͤr - me aber wiederum zergehet und aufge - loͤſet wird, hat einen gar ſtarcken pene - tranten Geruch, und beſonders herrli - che Tugenden. Dieweil es aber ſo gar ſtarck riecht, deswegen ſoll es ſelten, oder doch gantz maͤßig gebrauchet werden.

Die Parfumirer machen ihre Teige darmit an, und miſchen es unter aller - hand Gewuͤrtze, ſo ſie hernach Pots-pour - ris nennen. Einige brauchen es auch, wiewohl ſehr ungereimt, ein ſo genann - tes Aniswaſſer zu machen. Sonſten hat dieſes Oel uͤberaus groſſe Tugenden, denn es nicht nur ein herrlich Mittel wi - der das Grimmen und Bauchwehe / ſonderlich der jungen Kinder / wenn man ihnen den Nabel damit ſtreicht, oder nur ein eintziges Troͤpflein unter die Speiſe miſchet; ſondern es hat auch, mit einem Worte, alle Tugenden des Aniſes, und kan eben alſo gebrauchet werden.

Weiter wird auch ein gruͤnes Oel aus dem Anis gepreßt, welches ſehr ſtarck riecht, und alle Eigenſchafften mit dem weiſſen gemein hat, nur daß es nicht ſo gar kraͤftig iſt, weil man es zwar in groͤßrer Menge, aber nicht ſo rein undpurifi -Der Spezereyen und Materialienpurificiret bekommt; wie Charras in ſeiner Koͤniglichen Apotheckerkunſt an - mercket: deme wir, als deſſen Erfinder, Danck ſchuldig ſind.

Das weiſſe bekommen wir aus Hol - land, theils, weil es weniger koſtet, theils aber, weil es viel weiſſer und klaͤrer, auch ſtaͤrcker von Geruch iſt, denn das in Franckreich bereitet wird. Ob hieran der Anis Schuld, oder ob ſie hierzu ein ſonder - liches Menſtruum gebrauchen, ſolches iſt uns unbekannt: wiewohl ich dennoch verſichern wolte, daß in Paris eben ſo wohl dergleichen Leute zu finden, die es gleich ſo gut, als die in Holland, machenduͤrfften; doch glaube ich gantz gerne, daß es auch wohl noch eins ſo hoch zu ſtehen kommen duͤrffte. Wie gedacht, es muß weiß, klar und helle ſeyn, ſtarck riechen, von der geringſten Kaͤlte zuſam - men lauffen, und bey der gelindeſten Waͤꝛme wiederum zerflieſſen, auch, wenn mans ins Waſſer thut, oben auf ſchwim - men. Sonſt wird es insgemein Eſſen - tia und Quinta Eſſentia Aniſi geheiſſen.

Das Waſſer, welches zuſammt dem Oele heruͤber gehet, dienet zu gleichen Zufaͤllen, alleine, man muß ſein ein gut Theil mehr nehmen.

Das dreyzehende Capitel. Vom Coriander.

Siehe Fig. 14.

DEr Coriander iſt eines gantz ge - meinen Krautes Samen, welches in groſſer Menge um Paris, abſonderlich zu Aubervilliers waͤchſet, von wannen aller Coriander, den wir verthun, ge - bracht wird.

Man muß den Coriander erwehlen, welcher fein friſch, gelblicht, vollkom - men, und ſo dick und reine, als nur ſeyn kan, iſt.

Diejenigen, die ihn von den Bauern, welche ihn zu Marckte bringen, kauf - fen, legen ihn vorhero auf den Boden, damit er recht trucken werde, denn er verdirbt gar leichte alle mit einander,wenn er nicht wohl getrocknet aufgeho - ben wird: ſo muß er auch an einem vor Ratzen und Maͤuſen wohlverwahrten Orte aufbehalten werden, denn dieſe ge - hen ihm ſehr nach.

Der Coriander wird wenig zur Artz - ney gebraucht, dahingegen brauchen ihn die Bierbrauer deſto oͤfter, abſonder - lich in Holl - und England zum Dop - pelbier, welches davon einen angeneh - men Geſchmack uͤberkommt.

Die Zuckerbecker beſpritzen ihn zuvor mit Weineßig, uͤberziehen ihn hernach mit Zucker, und nennen ihn ſodann uͤberzogenen Coriander.

Das vierzehende Capitel. Vom Steckruͤben-Samen.

Siehe Fig. 15.

DJeſen Samen traͤgt eine Gattung wilder Ruͤben / die gemeiniglich viel Aeſte und gelbe Blumen haben; biß - weilen ſind gelbe drunter. Die Blaͤtter ſind einander faſt alle gleich, groß oder klein, alſo auch die gantze Staude, nach - dem naͤmlich das Land, darinnen diß Ge - waͤchſe ſtehet, fett oder mager iſt. Sie tragen auch alle mit einander ihren Sa - men in Huͤlſen, welche einen oder an - derthalben Zoll lang, und nachdem der Samen darinne beſchaffen, dick oder duͤn - ne ſind: wie dann die Huͤlſen der Steck - ruͤben / deren Samen wir verkauffen, gut zweymahl ſo dicke ſind, als der meiſte Theil der andern; ſo iſt auch der Samen viel dicker.

Dieſer Samen iſt rund, purperfar - bicht, ſcharff und beiſſend, und kommt mit dem gemeinen Ruͤbenſamen in allenuͤberein, ausgenommen, daß er virtutem alexiteriam, eine ſonderliche Kraft wider den Gift hat; hingegen ſieht der Bu - niasſamen, welcher uͤberall und haͤuf - fig waͤchſt, gelb, iſt auch um die Helfte kleiner, als der andere, und wird wenig geachtet.

Der rechte Steckruͤbenſamen wird meiſtentheils zum Theriac verbraucht, welches allein Urſache genug waͤre, daß ſich die Materialiſten mit einer gute[n]Partey dieſes Samens verſehen ſolten. Man ſoll ihn aber bey aufrichtigen Leu - ten ſuchen, und Acht haben, daß ſie nicht an ſtatt des gerechten Steckruͤbenſamens nur ſchlechten Ruͤbeſamen geben, maſſen ſie ſchwerlich, als durch den Geſchmack, von einander zu erkennen und zu unter - ſcheiden, indem jener nicht ſo ſehr, wie die - ſer, nach Ruͤben ſchmeckt.

Es ha -Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch.

Es haben mich ihrer etliche verſichert, daß die Bryonia, Stickwurtz, die rechten wilden Ruͤben waͤren; allein der Herr Cournefort ſpricht es denen nicht gut,welche den Bryonien - oder Zaunruͤben - ſamen an ſtatt des Steckruͤbenſamens gebrauchen.

Das funffzehende Capitel. Vom Blumenkohl.

Siehe Fig. 16.

DJeſes iſt ein kleiner runder Samen, dem Ruͤbſamen nicht unaͤhnlich, auſ - ſer daß er etwas dicker. Er wird aus der Jnſul Cypern uͤber Marſeille uns zu - geſandt, denn allda, meines Wiſſens, der Blumenkohl eintzig und alleine Samen traͤgt. Man kan ihn zwar auch von Genua bekommen, allein er iſt weit geringer als jener, laͤßt ſich auch nicht ſo leichte aufbringen.

Dieſer Samen ſoll friſch und unver - faͤlſcht, und gewiß aus Cypern uͤberbꝛacht ſeyn. Damit man aber deſto ſicherer gehe, deßhalben muß man diejenigen, die ihn uͤberſenden, eine Verſicherung oder Schein von ſich ſtellen laſſen, daß er ge - recht, und nicht uͤber ein Jahr alt ſey, anderſt wird einer gar leichte betrogen, welches gewißlich nicht wenig auf ſich hat; denn die Gaͤrtner, welche ihn theu - er eingekaufft, duͤrffen einen wegen Ver - ſpielung der Zeit und uͤbelangewendeter Unkoſten zur Rede ſetzen. Das aller - verdruͤßlichſte dabey iſt, daß man ſo lan - ge gut davor ſeyn muß, biß er aufgegan - gen, da doch ſolches erſt den vierten oder fuͤnfften Monat nach dem Verkauff zu ge - ſchehen pflegt.

Was das Gewaͤchſe ſelbſten betrifft, ſo iſt daſſelbe viel zu bekannt, als daß ich mich lange dabey aufhalten ſolte.

Wilder Kohl, der Ruͤbſa - men traͤgt.

Der Blumenkohl giebt mir Anlaß von einer Gattung Kohl zu handeln, wel - che einige Scribenten wilden Kohlzu nennen pflegen, der aber in Holland,Siehe Fig. 17. Flandern, Normandie und Brie, theils um des Samens willen, meiſtens aber wegen des Oels, das man daraus preſſet, mit Fleiß gebauet wird. Dieſes Oel wird auf Frantzoͤſiſch Navette und Huile de la Navette, Ruͤboͤl, von den Nie - derlaͤndern aber Colſa und Colſaoͤl ge - heiſſen, und in Franckreich ſo wohl zum brennen, als auch von den Hutmachern haͤuffig verbraucht, und in groſſer Men - ge verthan, ſonderlich wenn zu Kriegs - zeiten, oder wegen des ſchlechten Fanges, der Fiſchthran ſeltſam iſt.

So dienet auch zu wiſſen, daß obgleich der Frantzoͤſiſche wilde Kohl, und der in Flandern waͤchſt, einerley Geſchlech - te iſt, ſie nichts deſtominder unterſchiede - nen Samen tragen, ſowohl was die Di - cke, als auch die Guͤte anbetrifft: denn obſchon der Flandriſche viel dicker iſt, als der Frantzoͤſiſche, dennoch iſt das Oel davon weit ſchlechter, als das, wel - ches in Champagne, Brie und Nor - mandie daraus gemachet wird.

Zwar kennen es die meiſten, dieweil es ſo ſehr gebraucht wird: deſſen ohngeach - tet aber will ich annoch dieſes davon ver - melden, daß es, wenn es rein, und mit keinem andern Oele vermiſchet worden, fein goldfarbicht ſehe, und annehmlich rieche, alldieweil das aufrechte Ruͤboͤhl ſuͤſſe, das Leinoͤl aber bitter iſt.

Das ſechzehende Capitel. Vom Reiß.

Siehe Fig. 18.

DEr Reiß iſt der Samen eines gar gemeinen Gewaͤchſes, welches in Europa an unterſchiedenen Orten im Waſſer waͤchſt, und von dem man ſaget, daß, ob das Waſſer noch ſo hoch gewach - ſen, dennoch die Aehren allezeit daruͤber heraus rageten. Der Reiß, den wir zu Paris verkauffen, kommt aus Spa - nien und Piemont.

Dieſer Samen iſt dermaſſen nuͤtzlich und brauchbar, daß er mit allem Rechte armer Leute Manna mag genennetwerden, ſonderlich in denen Laͤndern, wo ſie ſonſt ſchier keine andere Speiſe haben.

Thangalot berichtet, daß im Koͤnig - reich Marſinga eine groſſe Anzahl Schiffe mit ſchwartzem Reiß beladen, und dieſer in Malabar verkaufft wuͤr - de. Derſelbe Reiß ſoll, nach Eduard Barboſaͤ Berichte, viel beſſer und ge - ſuͤnder ſeyn, als der weiſſe. Er meldet auch daſelbſt, daß es vielerley weiſſen Reiß gebe: die erſte Sotre wuͤrde Giro -BcalliDer Spezereien und Materialiencalli genennet, und ſey der beſte; die an - dere hieſſe Eambucal, die dritte Cana - car, und die vierte Pacharil. Dieſe alle aber waͤren am Preiſſe und an der Guͤte von einander unterſchieden.

Aus dem Reiß wird Wein gemacht, der ſo klar iſt als wie Waſſer, hat einen ſehr guten Geſchmack, und macht rau - ſchig. Er wird Arac genannt. Piga - fetta Reiſebeſchreibung.

Es ſoll aber der Reiß friſch und nicht alt, dicke, das heißt, fein vollkommen ſeyn, weiß, und nicht ſtaubicht oder mo - dricht: und daran kan man den Piemon - teſiſchen erkennen, deswegen er auch iederzeit hoͤher gehalten wird, als der Spaniſche, welcher insgemein roͤth - licht ſiehet, und ſaltzicht ſchmeckt.

Der gantze Reiß wird, vornehmlich zu Paris, in der Faſtenzeit gebrauchet, und erſtlich in Waſſer, hernachmahls in Milch gekocht: man braucht auch zur ſelbigen Zeit das Reißmehl an ſtatt des Roggenmehls, Brey oder Mus daraus zu machen.

Wenn der Reiß ſoll geſtoſſen oder zu Mehle gemachet werden, dann muß er erſtlich in ſiedendheiſſes Waſſer geſchuͤt - tet, und darauf ſo lange mit kaltem ge - waſchen werden, biß das Waſſer nicht mehr druͤbe davon wird: nach dieſem ſtoͤßt man ihn in einem Moͤrſel, laͤßt ihn, wenn er zarte genug, recht trucken wer - den, und hebt ihn zum Gebrauche auf. Doch ſoll er noch vorhero durch ein zar - tes Sieb geſtaͤubet werden, denn ob er gleich noch ſo klar zu ſeyn ſcheinet, nichts deſto weniger iſt er grob genug, nach - dem er trucken worden, und mag nicht wohl verkauffet werden.

Wir verkauffen auch noch mehr an - dere Koͤrner, z. e. Gerſten-Graupen, unter denen die zu Vitry le François ge - macht werden, die beſten ſind. Sie muͤſſen aber friſch ſeyn und trucken, dick und voͤllig, wie auch weiß, nicht ge - bleichet, oder ſchimmlicht und modricht. Sie werden gleichfalls zu Charenton bey Paris gemacht, doch, wie gedacht, die von Vitry kommen, ſind die beſten.

Wir verkauffen ingleichen Roggen, der zu Beauſſe und andern Orten waͤchſt, ſonderlich, ſeit dem der Caffee aufgekommen, und man in Acht ge - nommen hat, daß er geroͤſtet, eben als wie Caffee ſchmecke.

Wir moͤgen auch Habergruͤtze ver -Habergruͤtze. kauffen, den man wie die Graupen oder wie den Reiß gebrauchen kan. Wir laſſen ihn aus Touraine und Breta - gne kommen, allwo er auf ſonderlich da - zu gemachten Muͤhlen zugerichtet wird, da dem Haber die Spitzen abgeſtoſſen und die Huͤlſen abgezogen werden.

Noch weiter bekommen wir von laHirſe, in und ohne Huͤlſen, auch andere Huͤlſenfruͤch - te mehr. Foreſt d Orleans Hirſe, mit und ohne Huͤl - ſen; ingleichen mehr andre dergleichen Fruͤchte, z. E. gruͤne und gelbe Erbſen, welche aus Normandie und von Ga - lardon zu uns gebracht werden, wie auch Schminck-Bohnen aus Picar - die und von andern Orten. Dieſer Huͤlſenfruͤchte haͤtte ich gar nicht gedacht, wofern es denen Spezereyhaͤndlern nicht vergoͤnnet waͤre, dieſelben von obgemeld - ten Orten bringen zu laſſen; denn ſie ſon - ſten mit nichten unter die Materialien gehoͤren.

Auſſer dieſen verkauffen wir noch an - dere Sachen mehr, welche von Weitzen gemacht werden: naͤmlich, weiß und gel - be Nudeln und Kraftmehl.

Die Nudeln haben die Jtaliener erdacht, und ſie Tagliani, mille fanti, oder vermicelli genennet. Sie bereiten von dem ſchoͤnſten Weitzenmehl, welches ſie Semoule nennen, mit Waſſer einen Teig, und machen daraus, vermittelſt gewiſ - ſer Spritzen, die voller Loͤcher ſind, lau - ter Faͤden, ſo lang und ſo dicke, als ihnen beliebet: und deswegen werden ſie Ver - micelli, Wuͤrmlein geheiſſen. Sie ma - chen derer auch wie Band, zwey Finger breit, welche ſie Kagne heiſſen, und Ma - carron, wenn ſie als ein Federkiel lang und dicke ſind, endlich Semoule, nach dem Mehle, daraus ſie bereitet worden, wenn ſie wie Senffkoͤrnlein ſind: die letzte Gattung heißt Patrez, weil ſie wie Pa - ternoſterkoͤrner ſehen. Den Teig, darein ſie bisweilen Eyerdotter, Zucker und Kaͤſe thun, faͤrben ſie nach Gefallen mit Saffran und andern Sachen.

Seit etlichen Jahren her werden auch zu Paris von dem ſchoͤnſten Mehle Nudeln gemacht, derer ſich viel Leute, eben als wie in Jtalien, Provence und Languedoc zu den Potagien oder Bruͤ - hen und Suppen bedienen: weil es aber ſo wunderlich ſiehet, nicht anders, als wenn die Bruͤhe voll Wuͤrmer waͤre,des -

TAB. IV.
F. ig. Vockshorn. p. 2i.
F20 Sichel klee. p2i
F 2i. Schafmülle. p 23
F. 22. Mahalep p. 25
F 24 Mijrfenaſt voll Mijrtenbeeren p 25.
F. 25 Heydelbeer. p 30

Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. deshalben werden ſie nicht mehr ſo viel gebraucht.

Die weiſſen Nudeln ſollen friſch ge - macht ſeyn, und ſo weiß, als immer moͤglich, ſehen: die gelben aber ſollen eine ſchoͤne goldgelbe Farbe haben, recht trucken ſeyn, und allzeit friſch bereitet.

Kraftmehl oder Staͤrcke.

Das Kraftmehl oder die weiſſe Staͤrcke, Lateiniſch Amylum, iſt die Fe - cula oder das hinterſtellige Pulver, wel - ches in den Faͤſſern der Staͤrckemacher zuruͤcke und am Boden liegen bleibt. Dieſe Fecula iſt von geſchrotenem Wei - tzen bereitet, welcher ins Waſſer ge - ſchuͤttet wird, und nachdem die Kleyen davon geſondert worden, zu Brocken oder Klumpen gemacht wird, die her - nach beym Ofen oder an der Sonne ge - trocknet, und darauf in Stuͤcken ge - brochen werden, ſo wie wir ſie haben.

Vor dieſem bekamen wir die Staͤrcke aus Flandern, anietzo aber wird ſie zu Paris weit ſchoͤner, als an einem eintzi - gem Orte bereitet, und in gar unglaͤu - biger Menge, nicht allein durch gantz Franckreich, ſondern auch an auswaͤr - tige Oerter verfuͤhret.

Das Kraftmehl ſoll zart und weiß ſeyn, in groſſen Stuͤcken, und an der Sonne getrucknet, ſoll ſich auch leicht - lich zerreiben laſſen (denn dieſes iſt das beſte, und eher zu verkauffen) hingegen iſt das, ſo beym Ofen getrocknet worden, graulicht, und viel ſproͤder.

Es wird zum Kleiſter gebraucht, in - gleichen zur weiß - und blauen Staͤrcke, da dann ein wenig blaue Farbe dazu ge - than wird, wie auch ein klein bisgen Schoͤpſenfett und Engliſche Alaune, da - mit es deſto angenehmer ſehe.

Das ſiebenzehende Capitel. Vom Bockshornkraut.

Siehe Fig. 19.

FOenum græcum, das Bockshorn - kraut, wird von etlichen Senegré ge - nennet, iſt aber unrecht; desgleichen Buceros und Ægoceros, weil die Samen - ſchoten einiger maſſen den Ochſen - und Bocks-Hoͤrnern gleich ſehen. Es waͤchſt hin und wieder in Franckreich, hat run - de, hole, etwas dunckle, weißlichte Sten - gel, kleine Blaͤtter, welche rundlicht und ausgezackt ſind, ſtehen, faſt wie Klee, drey und drey beyſammen; die Blumen ſind gleichergeſtalt ziemlich klein und weiß, daraus wachſen hernachmals die Schoten, welche dicke genug, lang und ſpitzig ſind, und wie Ochſen - oder Bocks - Hoͤrner auſſehen. Jn dieſen liegt der Samen, welcher unter dem Namen des Krautes alleine verkauffet wird.

Wann dieſer Samen noch neu iſt, ſieht er goldgelb; wenn er aber aͤlter wird, alsdann wird er roͤthlicht, und endlich gar braun. Er iſt wie ein halb Ger - ſtenkorn dicke, ſchier dreyeckigt, in der Mitten ein wenig ausgekerbt, und hat einen ſtarcken haͤßlichen Geruch. Die Bauern zu Aubervilliers ſaen und ernden den Bockshornkrautſamen als wie den Coriander, und bringen ihnnach Paris / da er dann theils verthan, theils aber nach Holland und andere Orte verſandt wird.

Die Alten, wie auch noch ietzo die Teutſchen, wollen haben, man ſoll es kochen, und die Suppe davon trincken, oder es, wie andere Huͤlſenfruͤchte ge - nieſſen, denn der Leib werde dadurch er - oͤffnet und erweichet: ich glaube aber nicht, daß ihnen dieſes ein eintziger Fran - tzoſe nachthun, oder ihm dieſen haͤßli - chen Geſchmack und Geruch werde be - lieben laſſen. Es iſt ſo mehr denn zu viel, daß es etliche dem Viehe, ſonder - lich den Pferden, unter den Haber men - gen, davon ſie fett werden ſollen, da es doch eine ſchlechte Nahrung giebet, wie mich deſſen einige, die es verſucht, be - richtet haben.

Aeuſſerlich wird es ofte gebraucht, ſo - wohl zu decoctis, als auch zu Cataplaſ - matibus emollientibus und reſolventibus, zu erweichenden und zertheilenden Um - ſchlaͤgen, darunter es, zu Pulver geſtoſ - ſen, gemiſchet wird.

Das Fœnum græcum braucht keines Auſſuchens, wenn es nur friſch und fein voͤllig iſt, auch fein goldgelbe ſiehet.

Das achtzehende Capitel. Vom Sichelklee.

Siehe Fig. 20.

LUcerne, der Sichelklee, iſt ein Ge - ſchlecht des Klees, oder Fœni ſancti,wird auch von etlichen Medica genennet, weil die Griechen, als ſie gegen den Koͤ -B 2nigDer Spezereien und Materialiennig Darius zu Felde gezogen, daſſelbe mit nach Hauſe gebracht, und nach ſei - nem Vaterlande, Meden, genennet.

Dieſes Kraut iſt in Languedoc, Provence, und Dauphine, gantz ge - meine: am haͤuffigſten aber waͤchſt es langs der Rhone, wie auch in Nor - mandie, von wannen faſt alles, was wir in Paris verthun, gebracht wird. Man ſaͤet es allda gemeiniglich in ein gut und fett Land, welches von Zeit zu Zeit kan gewaͤſſert werden; und wann es dergeſtalt handthieret wird, ſo mag mans bey ſchoͤnem Wetter faſt alle Monat, wenigſtens des Jahres fuͤnff oder ſechs mahl abhauen. Woruͤber ſich niemand verwundern darf, weil dieſes Kraut, indem es eine gerade, ziemlich dicke und Ellen lange Wurtzel hat, dazu auch im Winter nicht vergehet, weit mehr Nahrung, denn mehrentheils andere Kraͤuter, aus der Erde ziehen kan.

Es beſtockt ſich, und mehrt ſich ſehr haͤuffig, bevoraus in warmen Laͤndern, daher es auch, wenn es einmahl geſaͤet worden, viel Jahre dauert, iedoch muß es zu weilen geduͤnget, und bey heiſſem Wetter befeuchtet werden.

Die Lucerne kriecht nicht auf der Erde herumb, gleich wie der Klee, ſon - dern hat einen runden, dick - und ſtarcken geraden Stengel, mit vielen Aeſten, be - voraus nach der Spitze zu; und dieſe Aeſte ſind mit vielen Blaͤttern, deren immer drey und drey beyſammen ſte - hen, beſetzt. Das gantze Gewaͤchſe aber iſt gemeiniglich anderthalben, biswei - len auch zwey Fuß hoch. Zwiſchen den Blaͤttern kommen violbraune oder pur - perfarbichte Blumen hervor, die ſchier wie die Steinklee - oder andere Kleeblu - men ſehen, und auf dieſe folgt der Sa -men, wann man ihm ſo viel Zeit laͤſſet, und nicht viel lieber das Heu, als den Samen, zu ſammlen begehret. Dieſer Samen iſt beynahe gantz rund, iedoch ein wenig laͤnglicht und ſpitzig, ſieht blaß - gelb, wenn er noch friſch iſt, wird aber roͤthlicht, wenn er aͤlter wird, und end - lich ſchier gantz braun. Er iſt ein we - nig kleiner als der Kreſſenſamen, und ſchmecket faſt alſo, ohne daß er nicht ſo gar ſcharff iſt.

Die Pferde, Rindvieh und Eſel lieben dieſes Kraut uͤberaus, inſonderheit, wenn es noch gruͤne iſt, ja, wo man ſie nicht davon triebe, wuͤrden ſie ſo lange freſſen, biß ſie zerplatzten. Auch darff man ihnen nicht zuviel auf einmahl vor - werffen; denn obſchon das gedoͤrrte Kraut gar gut maͤſtet, wuͤrde doch all - zuviel ihnen hoͤchſtſchaͤdlich ſeyn.

Wann man den Samen davon ſam̃ - len will, ſo dann laͤßt man das Kraut verbluͤhen, und hauet es nicht eher ab, als bis es gantz zeitig wird: und hierzu wird das erſte oder andere Kraut ge - brauchet, welches aber dadurch verdir - bet; denn wenn es einmahl gebluͤhet, und der Samen reiff worden, verdirbt das Heu nicht allein, ſondern es wird auch, weil der Samen die beſte Saft und Kraft daraus gezogen, uͤber die maſſen hart, und verliert die Blaͤtter, daß es auch das Vieh nicht freſſen mag, dienet deshalben zu nichts, dann zur Streu und Miſte. Weil demnach das Heu zu nichte wird, auch zu beſorgen ſtehet, daß der geringſte Wind den Sa - men verſtreuen moͤchte, deswegen laͤßt man dieſen Samen gar ſelten reiff wer - den, welches denn verurſachet, daß er ſo theuer iſt.

Das neunzehende Capitel. Von Schafmuͤllen.

AGnus caſtus, Schafmuͤllen / dem et - liche den Namen Vitex gegeben, iſt ein Gewaͤchs, welches in Geſtalt eines klei - nen Baͤumleins, langs an den Fluͤſſen waͤchſt, wiewohl es auch in den GaͤrtenSiehe Fig. 21. zu finden. Seine Bluͤte gleichet der Oli - ven-Bluͤte, ausgenommen, daß ſie etwas laͤnger iſt. Der Stamm und die uͤbri - gen Aeſte, welche holtzicht ſind, zerthei - len ſich in viel lange, duͤnne und ſchwan - cke Reiſer, worauf zu gehoͤriger Zeit,Blaͤtter, Blumen und Samen durch einander wachſen. Der Samen erſchei - net anfangs weiß, wird aber nach und nach roͤthlicht. Dieſe kleinen Koͤrner nennen etliche kleinen oder wilden Pfeffer / weil ſie faſt eben ſo rund ſind, und dem Pfeffer ziemlich aͤhnlich ſehen, der Geſchmack ingleichen etwas ſcharff und aromatiſch iſt.

Dieſes Gewaͤchs wird darum Vitex ge - nannt, weil ſeine Zweige eben ſo ſchwanckſind,

TAB. V.
F. 23. Granum avenionenſe. p 25
F. 26. Läüskraüt. p. 29
F. 28 Iamacaru. p. 37
F. 29. Cardasse. p. 37
F. 27. Biſamſamen kraüt. p. 29
F. 30. Scharlach körner. p. 40

Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buchſind, als wie der Haarweiden; und Agnus caſtus, dieweil das Frauenzimmer zu Athen, in denen der Ceres geweiheten Oertern, Theſmophoria genannt, zu Be - wahrung ihrer Keuſchheit, auf ſolchen Blaͤttern zu ſchlaffen pflegte. Allein der Name Agnus caſtus iſt dieſem Samen nur ſpottweiſe beygeleget, maſſen er un - ter die Artzney wider die VeneriſchenKranckheiten / welche denenjenigen, die ihre Keuſchheit verletzet, nicht ſelten zuzuſtoſſen pflegen, gethan wird.

Dem ſey aber wie ihm wolle, wann nur der Samen fein friſch, dick und voll - kommen, auch an warmen Orten ge - wachſen iſt, weil ſolcher viel kraͤftiger, denn welcher in kalten Laͤndern erbauet worden.

Das zwantzigſte Capitel. Vom Magalep.

MAgalep / oder wie andere wollen, Mahalep, iſt der Kern einer kleinen Frucht, und den Kirſchkernen nicht un -Siehe Fig. 22. aͤhnlich: waͤchſt auf einer Staude, wel - che einige Scribenten fuͤr eine Sorte der Phillyræa halten, und hat groſſe, ſpitzige, in etwas zuruͤckgebogene Blaͤtter, die ſchier wie Kirſchlaub anzuſehen. Zwi - ſchen dieſen kommt die Frucht hervor, die mit einer zarten gruͤnen Schale be - deckt, und ſehr klein iſt.

Wir bekommen dieſen Samen von unterſchiedenen Orten her, abſonderlich aus England: er muß aber, wenn ergerecht ſeyn ſoll, friſch, fein dicke, und von ſeinen kleinen Schalen wohl geſaubert ſeyn.

So muß man auch Acht geben, daß er nicht allzu uͤbel rieche, denn etlicher ſtinckt ſo ſehr wie Wantzen, daß er faſt gar nicht zu brauchen iſt.

Die Parfumirer brauchen ihn am meiſten: ſie ſtoſſen ihn, weichen ihn in ge - meines Waſſer oder in Roſenwaſſer ein, heꝛnach deſtilliren ſie ihn, und waſchen die Seiffe damit, aus der ſie ihre Seiffen - kugeln machen.

Das ein und zwantzigſte Capitel. Vom Grano Avenionenſi.

Siehe Fig. 23.

GRaine d’Avignon, das Korn von A - vignon, welches im Lande Grainette, desgleichen Grain jaune, das gelbe Korn genennet wird, iſt der Samen einer Stauden, welche die Scribenten Lycium heiſſen, weil ſie in Lycia und Cappado - cia haͤuffig waͤchſt. Sie heißt auch Piza - cantha, welches dem Griechiſchen nach, einen ſtachlichten Buchsbaum be - deutet.

Dieſes Baͤumlein oder Staude, waͤchſt in Menge um Avignon herum, auch faſt uͤberalle in der Grafſchaft Ve - naißin, an rauhen und ſteinichten Or - ten, wie nicht weniger hier und da in Dauphine, Provence und Langue - doc.

Es iſt ein ſtachlichtes Gewaͤchs, deſſen Aeſte zwey biß drey Fuß lang, haben ei - ne graulichte Rinde. Die Wurtzeln ſind gelb und holtzicht, die Blaͤtter klein, und dicke, welche wie die Myrtenblaͤtter anden Zweigen ſitzen, und ſo groß wie Buchsbaumblaͤtter ſind. Der Same iſt ſo dicke, als ein Weitzenkorn, drey oder viereckigt, bisweilen wie ein Hertz geſtalt, ſieht gelbgruͤn aus, und hat einen anzie - henden bittern Geſchmack.

Die Faͤrber faͤrben gelb damit. Die Hollaͤnder laſſen dieſen Samen in Waſ - ſer, darinne Roͤmiſche oder Engliſche Alaune zergangen, aufſieden, thun her - nach das Weiß, damit ſie das Bleyweiß verfaͤlſchen, drunter, machen daraus ei - nen Teig, und aus dieſem kleine gewun - dene Stengel, welche ſie uns unter dem Namen Stil de graine uͤberſenden, die,Stil de graine. wenn ſie recht gut ſeyn ſollen, fein gold - gelbe ſehen, zarte, aber nicht voll Sand und Steine ſeyn, ſich auch leichtlich zer - reiben laſſen muͤſſen.

Der Stil de graine dienet ſo wohl zum faͤrben, als auch zur Mignatur-Arbeit.

Das zwey und zwantzigſte Capitel. Von Myrten - und Heydelbeeren.

Siehe Fig. 24.

MRrtilles, Myrten - oder Welſchhey - delbeeren ſind die Beeren oder derSamen gewiſſer Stauden, welche im Frantzoͤſiſchen Myrtes, auch Meurtes, zuB 3Teutſch,Der Spezereyen und MaterialienTeutſch, Myrtenbaͤumlein genennet werden, und ſind derer ſo vielerley Ge - ſchlecht und Arten, als vielleicht Mei - nungen der Scribenten davon zu finden. Weil aber ſolchen Streit beyzulegen ich viel zu unvermoͤgend bin, als habe mir vorgenommen, nur zwey Gattungen derſelben, welche auch zu Paris bekannt ſind und gebauet werden, zu beſchreiben, und zwar die eine unter dem Titel des Maͤnnleins, die andere unter dem Na - men des Weibleins. Das Maͤnnlein, welches viel dicker und ſtaͤrcker wird, als das Weiblein, hat blaßgruͤne, ſpitzige, glatte, wohlriechende Blaͤtter, die wohl drey oder viermahl ſo groß ſind, als des Weibleins, welche dunckelgruͤne, und bald wie Buchsbaumblaͤtter ſehen, ohne daß ſie ein gut Theil kleiner ſind, und fein ordentlich beyſammen wachſen. Bey - derley Myrtenblumen ſehen wie Roͤs - gen, weiß und roͤthlicht, wachſen in glei - cher Weite zwiſchen denen Blaͤttern her - vor. Sie tragen auch kleine Fruͤchte, welche unter die Beeren zu rechnen, und anfangs gruͤn ſehen, hernach aber immer ſchwaͤrtzer werden, voll Saft und glatt ſind: inwendig ſtecken ein Hauffen kleine Kerne, die wie halbe Monde mit ein - warts gekehrten Spitzen geſtaltet, dichte und ſehr harte ſind, auch wie das gantze Gewaͤchſe, anziehend ſchmecken. Sie ſind mit einer rundlichen Huͤlſe umge - ben, obſchon die Frucht ſelbſt laͤnglicht iſt, indem ſie gleichſam ein Kroͤnlein oben auf hat, welches, ſo lange die Beeren noch auf dem Stamme ſtehen, gantz wohl zu ſehen iſt; wenn ſie aber an der Sonne gedoͤrret und runtzlicht worden, alsdann kan man es faſt gar nicht mehr erkennen.

Damit ich ſie aber deſto genauer be - ſchreiben moͤchte, mich aber bey demje - nigen, was ich irgend ſelbſt auf meinen Reiſen davon angemercket, nicht aufhal - ten duͤrffte, deswegen befragte ich mich mit unterſchiedlichen Perſonen welche ihrer Handlung halber zum oͤftern in Languedoc und Provence zu reiſen haben, welche mir dann ſaͤmtlich eben das, was ich bereits gemeldet, berichtet, und dabey verſichert haben, daß dieſe Beeren, welche wir bekommen, meiſten - theils auf der kleinen Art, oder dem Weiblein, wuͤchſen. Es ſollen aber die - ſelben an etlichen Orten in Provenceund Languedoc von ſich ſelbſten, unter dem Rosmarin und Kermesbeerſtauden, wachſen: von dannen werden ſie zu uns gebracht. Allein, ich haͤtte gerne noch beſſere Nachricht davon gehabt, fragte derowegen den Herrn Charras, Med. Doct. ebenmaͤßig darum, der mir dann zu verſtehen gab, wie er zwar viel rare und ſeltſame Kraͤuter geſehen, als er vor einigen Jahren in Spanien, und im December von Cadix nach Madrit ge - reiſet waͤre: doch da er durch Cremona, Corduba und Eßica uͤber den koͤnig - lichen Weg fortgezogen, welcher eintzig und allein nach Toledo fuͤhret, und uͤber das Gebirge Sierra morena gehet, das von der braunen Farbe alſo benennet wird, die man von ferne erblicket, und die dicken Straͤuche verurſachen, vornehmlich das Ladanum, welches uͤberall aus den Steinritzen herauswaͤchſt, und das gan - tze Jahr uͤber gruͤne bleibt; ſo habe er unterwegens gantze Striche Landes, et - liche Meilen lang, angetroffen, woſelbſt nichts andeꝛs als Myrten, mehrentheils Weiblein, von ziemlicher Hoͤhe und Di - cke, zu ſehen geweſen, durchgehends gruͤ - ne, und mit weiſſen Blumen gantz bede - cket, deren ſtarcken und uͤber die Maas angenehmen Geruch er bereits von fer - ne empfunden, ſich auch daran viel Mei - len weit ergoͤtzet, obgleich das Jahr ſchon faſt zu Ende gelaufen: daher er zu glau - ben veranlaſſet worden, daß die Beeren, weil die Landſchaft warm genug, ohn - fehlbar auf die Bluͤte folgen muͤſten, und duͤrffte einer, der ſich nur die Muͤhe neh - men und ſie ſammlen wolte, ihrer mehr zuſammen bringen, als gantz Franckreich verbrauchen koͤnte. Er vermeldete fer - ner, daß ob er gleich unter dieſen Myr - ten-Weiblein ziemlich ſtarcke Maͤnnlein angetroffen, dennoch habe er im Auguſt - monat, als er zwey Meilen von dem Staͤdtlein Rondodella, nicht gar zu weit von dem Galliziſchen Meere, hinge - zogen, etliche Myrten, maͤnnliches Ge - ſchlechts, geſehen, deren Stamm, als ein ziemlich dicker Mann ſtarck geweſen, und die Aeſte nach Proportion des Bau - mes, gleichfalls lang und ſtarck: die Hoͤ - he der Baͤume ſey drey bis vier Ellen, und die Aeſte dermaſſen ſtarck und veſte gewe - ſen, daß ſie einen Mann tragen koͤnnen wie er dann ſelbſt auf einen derſelben aus Neugierigkeit geſtiegen. Allein, er habewederHauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. weder Bluͤte noch Beeren drauf ange - troffen, und daraus geſchloſſen, ſie muͤ - ſten mit denen zu Sierra morena zugleich, das iſt im December, bluͤhen.

Die Beeren werden zu allen Kranck - heiten, wo man ſtopfens und anhaltens von noͤthen hat, ſo wohl innerlich, als aͤuſſerlich gebrauchet. Die Apothecker machen einen Saft oder Syrup davon, und ein Oel, welche aber beyde in Franck - reich gar ſelten gebrauchet werden. Jn Teutſchland faͤrben ſie blau mit den Beeren, als wie wir in Franckreich gelb mit dem Korn von Avignon, und gruͤn mit den Creutzbeeren.

Die Englaͤnder nehmen die Myrten - blaͤtter und Reiſig, und gerben das Leder damit, als wie mit dem Sumach oder Gerberbaum.

Die Myrtenbeeren, die wir bekom -men, ſind an der Sonnen gedoͤrret, und daher gantz eingeſchrumpfen, und die Haut auch alſo ſchwartz, da ſie doch, wenn ſie geſammlet werden, und recht reiff worden, nicht nur glatt ſind, ſon - dern auch voll Saft, den man gleicher - geſtalt auspreſſen und zu vielerley ge - brauchen kan: das uͤbrige wird getrock - net und aufgehebt. Weil aber dieſe Fruͤchte nicht ſeltſam, dahero braucht es dieſer Muͤhe nicht.

Ob mich nun ſchon der Herꝛ Charras verſichert, daß diejenigen Myrtillen, die wir zu verkauffen haben, die Beeren der Myrten waͤren, dennoch ſind es viel - mehr, nach des Herrn Tourneforts Erachten, die Beeren des Vitis Ideæ, die Heydelbeeren, welche bey allen Auto -Siehe Fig. 25. ribus beſchrieben und gantz gemeine ſind.

Das drey und zwantzigſte Capitel. Vom Laͤuskraut.

STaphis agria iſt der Samen eines Krau - tes, das in Povence und Languedoc insgemein waͤchſt.

Siehe Fig. 26.

Das Kraut hat groſſe, dicke, gar ſehr zerkerbte, gruͤne Blaͤtter, auf welche himmelblaue Blumen, und nach dieſem die Baͤlglein folgen, in denen der Sa - men liegt, und dermaſſen gedrungen beyſammen ſtickt, daß man kaum ſehen kan, was ihn zuſammenhaͤlt: wird er von einander geriſſen, dann iſt er als eine Erbis groß, dreyeckigt, auswendig ſchwaͤrtzlicht und rauch, innwendig weiß - gelblicht, und ſchmeckt bitter, beiſſend und unangenehm.

Man ſuche dieſen Samen, der fein vollkommen und friſch iſt, unter dem auch nicht viel Unrath befindlich.

Er wird fuͤr die Laͤuſe / vornehmlich bey Kindern, gebraucht, wie auch zum Blaſenziehen und Stillung der Zahn - ſchmertzen / wenn er vorher in Wein - eßig geweichet worden: weil es aber ei - ne gefaͤhrliche Sache, deswegen wolte ich nicht leichte iemand dazu rathen, zu - mahl da ſchon andere Mittel vorhan - den, dabey keine ſolche Gefahr zu beſor - gen, und dennoch einerley Wirckung zu hoffen ſteht.

Das vier und zwantzigſte Capitel. Vom Biſamſamen.

AMbrette, Graine de Muſc, der Biſam - ſamen, iſt ein klein, braun und rau - ches Koͤrnlein, wie eine Nadelkoppe groß, und wie eine kleine Niere geſtalt, riecht nach Moſch und Ambra, ſonderlich, wenn es noch friſch iſt, daher es dann auch ſeinen Namen hat bekommen.

Siehe Fig. 27.

Das Kraut ſchieſt gerade in die Hoͤhe, hat gruͤne Blaͤtter, die ſo weich als Sam - met ſind, und bald wie die Pappel - blaͤtter ſehen, darum es auch Alcea In - dica villoſa, die Jndianiſche Sammtpap - pel genennet wird. Es traͤgt gelbe Blu - men, wie Glocken, aus denen dreyeckig - te Huͤlſen entſtehen, die auswendigbraun, inwendig weiß ſehen, und des Fingers lang ſind; in dieſen liegt der Samen.

Der Samen aber ſoll friſch ſeyn, fein voͤllig, wohlriechend, trucken und reine. Derjenige, welcher aus der Jnſel Mar - tinigo gebracht wird, riecht viel ſtaͤrcker, als der aus den andern Jnſeln kommt. Dieſes Kraut waͤchſt auch in Egypten / woſelbſt es Moſch, und der Samen Abelmoſch genennt wird.

Die Parfumirer, ſonderlich in Jta - lien, brauchen dieſen Samen am mei - ſten; inngleichen die Paternoſter - und Roſenkraͤntzmacher.

ManDer Spezereyen und Materialien

Man darff dieſen Samen durchaus zu keinen Sachen thun, die man wohl - riechend zu machen gedencket, oder es muß einer wohl damit umzugehen wiſ - ſen. Widrigen Falls wird alles ver - derbet werden.

Der Biſamſamen hat, meines wiſ - ſens, keinen Nutzen in der Artzney, weil uns entweder ſeine Kraft und Tugend annoch verborgen, oder aber, weil mir nur ſeine Eigenſchaften zur Zeit noch unbekannt ſind.

Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel. Von der Conzenille.

Siehe Fig. 29.

DJe Conzenille, mit dem Zuna - men Miſteca, iſt der Samen eines Gewaͤchſes, welches drey Fuß hoch waͤchſt, und zwey Finger dicke, ſchoͤne gruͤ - ne und ſehr ſtachlichte Blaͤtter hat, nach welchen die Schoten, die gelbgruͤn ſind und wie Hertzen ſehen, folgen, darin - nen ein Hauffen Koͤrnlein, wie groſſe Nadelkoppen ſtecken, unter denen etliche ziemlich platt, andere dagegen dreyeckigt ſind, alle aber und insgeſamt rauch und wie Chagrinleder, auſſenher weiß, inn - wendig blutroth.

Dieſe Samkoͤrner werden aus Peru und andern Orten in Neuſpanien / naͤm - lich von der Saltz - und Mexicaniſchen See / zu uns gebracht, inngleichen von Cadix, einer in Andaluſien am Ge - ſtade des mittaͤgigen Oceans gelegenen Stadt, theils mit denen Spaniſchen Gallionen, theils mit der Flotte, wel - che mit Silber und Golde aus den Pe - ruaniſchen Goldgruben beladen, alle Jahre nach Spanien ſegelt, und zu - gleich Jpecacuanha / Quinquina, Sarſaparilla / und andere ſelbiger Orten gangbare Wahren mitbringet. Von Cadix wird ſie durch andere Schif - fe nach Holland, England und Mar - ſeille abgefuͤhret, und von dem letztern Orte auch zu uns gebracht.

Die Conzenille wird von den Spa - niern dermaſſen hochgehalten, daß ſie dieſelbige, aus Beyſorge, ſie moͤchte auch in Franckreich aufgehen, mit Feuer und Kalch zu fernern Wachsthum untaug - lich machen. Ja was noch mehr, dafern ſich iemand, der kein gebohrner Spani - er iſt, an denen Orten, wo die Conze - nillen-Pflantzen ſtehen, betreten laͤßt, wird er, wie mir geſaget worden, alſo - fort aufgeknuͤpft.

Die meiſten glauben und wollen be - haupten, es ſey die Cochenille ein Thier - lein: ich ſelbſt haͤtte es vermeinet, wenn ich nicht in zweyen Briefen von Herren Frantz Rouſſeau, der aus der Land -ſchaft Auxerre buͤrtig, und zu Leogan - na auf der Kuͤſte S. Domingo ſeßhaft iſt, eines beſſern waͤre verſichert worden. Jm erſten Briefe, den 15. Maji 1692. datiret, ſchreibt er alſo:

Mein Herr,

Die Cochenillenpflantze, die ihr zu kennen und Nachricht davon zu ha - ben verlanget, ſchießt ohngefehr zwey oder drey Fuß hoch in die Hoͤhe, als wie lauter Reiſer, mit zwey Finger dicken Blaͤttern beſetzt, welche gar lieb - lich gruͤn ſehen, und uͤber und uͤber mit Stacheln bewehret ſind. Der Sa - men ſteckt in kleinen Huͤlſen, die wie ein Hertz auſſehen, und wenn ſie reiff worden, gelblicht ſind: dieſe laͤſt man trocknen, und thut ſie in leinene oder lederne Saͤcke, auf die Weiſe, wie ſie nach Franckreich gebracht werden. Die ihr bekommen habt, waͤchſt auf Spani - ſchen Boden, meiſtentheils an der Saltzſee, denn das wenige, das bey uns zu Leoganna waͤchſt, verdient nicht, daß ich davon melde.

Diß lautet gantz anders, als was Furetiere davon erzehlet, welcher die Kermesbeeren mit der Conzenille ver - menget, und zu Ende ſeiner Beſchrei - bung ſaget, daß es ein graues Wuͤrm - lein ſey, aus Jndien kommend, mit dem ein ſo groſſer Handel getrieben werde, daß allein in die Stadt Tlaſcala, im Koͤnigreich Mexico gelegen, des Jah - res fuͤr mehr als zweymahl hundert tau - ſend Thaler werth gebracht werde. Nach ihm hat mir der Ehrw. P. Plumier, ein Minorit, folgendes zum theil muͤnd - lich erzehlet, zum theil aber mit eigner Hand geſchrieben gegeben.

Die Cochenille, Miſteca genannt, iſt ein kleines Thierlein, einer Wantze nicht unaͤhnlich: wird ſowohl in Neu - ſpanien / als auch in denen Americani - ſchen Jnſeln auf unterſchiedlichen Ge - waͤchſen gefunden, und zwar ſo haͤuffig,daßHauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. daß die Einwohner, nachdem es trocken worden, ſo zu reden, eine rechte Ernde halten.

Es geben aber nicht alle Pflantzen dieſen Thierlein eine taugliche Nahrung, davon ſie ſo ſchoͤn roth werden; dannen - hero erziehen ſie die Einwohner auf dem Gewaͤchs Opuntium, daraus ſie den ro - then Saft ſaugen, welcher nicht wenig zu ihrer hochrothen, denen Faͤrbern ſo angenehmen Farbe beytraͤgt. Weil auch die Ameiſen dieſen Thierlein gar hef - tig nachſtehen, deswegen umgeben die Spanier die Plaͤtze, wo ietztgedachte Ge - waͤchſe ſtehen, mit Waſſergraͤben, daß alſo die Ameiſen davon bleiben muͤſſen.

Das vornehmſte Gewaͤchſe, darauf die Concenille waͤchſt, wird von den Americanern Raquette und Cardaſ - ſe genennet, von den Botanicis aber Opuntium majus, ſpinoſum, fructu ſangui - neo, das heißt, ein groſſer ſtachlich - ter Jndianiſcher Feigenbaum, mit blutrothen Fruͤchten.

Diß Gewaͤchſe iſt etwas gantz wun - derbarliches, indem es nichts anders iſt, als ein Hauffen groſſer langrunder, ſtachlichter Blaͤtter, die uͤberaus ſchoͤn gruͤn ſind, mit langen ſpitzigen gelben Stacheln beſetzet. Oben auf dieſen Blaͤttern wachſen groſſe leibfarbene Blumen, und hernach hochrothe Fruͤch - te, welche zu oͤberſt gleichſam einen erd - fahlen Nabel haben. Die Pflantzen ſind von unterſchiedener Groͤſſe, wie dann etliche in Manns-Hoͤhe gefunden werden, welches aber blos der Guͤte des Bodens muß zugeſchrieben werden. Wann nun die Einwohner dieſes Unge - ziefer ſammlen wollen, ſo ſchlagen ſie dieſelben mit ausdruͤcklich hierzu ge - machten Ruthen in die mit Aſche und Waſſer erfuͤllten Gefaͤſſe herunter, und nehmen ſie wiederum heraus, wenn ſie erſoffen ſind, damit ſie trocken werden.

Wenn dieſe Wuͤrmlein noch leben - dig, ſind ſie roth, und als ob ſie mit Meh - le beſtreuet waͤren: und darum ſieht die Conzenille, die uns geſchickt wird, alſo weißlicht. Dieſes iſt auch noch als etwas ſonderliches anzumercken, daß dieſes Ungeziefer ſich ſo gar haͤuffig vermehret; denn hundert vermoͤgen gar wohl eine Million Junge auszuhecken.

Den 30. Julius 1693. brachte mir eben dieſer P. Carolus Plumier / ei -nen Zettel, darauf er nachfolgendes eigenhaͤndig aufgeſchrieben.

P. Carl Plumiers, Minoriten - Ordens, Beſchreibung der Conzenille.

Es iſt die Conzenille / welche man aus Neuſpanien oder von dem veſten Lande in America bringet, ein Inſectum und Ungeziefer, an Geſtalt und Groͤſſe einer Wantze nicht ungleich. Daſſelbe haͤnget ſich an die Baͤume, fuͤr allẽ an die Acacien, und diejenigen, welche in de - nen Frantzoͤſiſchen Jnſeln Kirſchbaͤume genennet werden. Dieſes Thierlein iſt trefflich fruchtbar, denn es traͤgt zwi - ſchen denen Beingen und am Bauche eine gantze Menge ſchier unbegreiffli - cher Eyergen, aus denen eine unzehliche Anzahl kleiner rother Wuͤrmlein her - fuͤr ſchlieffet, denen die Ameiſen gar ſehr nachſtehen. Wenn man die Muͤtter zerdruͤckt, laſſen ſie einen Saft von ſich, der ſich auf Scharlach ziehet, mit etwas gelb vermiſcht: daß alſo dieſe Thierlein, die auf dergleichen Baͤumen wachſen, keine rechte lebhafte Farbe geben. Da - mit ſie aber dieſen ſchoͤnen Saft empfa - hen moͤgen, deswegen erziehen ſie die Jndianer auf gewiſſen Gewaͤchſen, im Latein Opuntium, Frantzoͤſiſch Raquette genennet, auf. Gemeldte Gewaͤchſe tragen eine Frucht, wie eine Feige groß, welche voll unvergleichlich ſchoͤnes ro - thes Saftes iſt, dahero auch der Saft der Conzenillen, die auf dergleichen Gewaͤchſen erzogen worden, weit glaͤn - tzender und lebhafter iſt, als deren, die auf denen andern Gewaͤchſen befindlich ſind. Als ich dieſe Wuͤrmlein zum er - ſten mahle auf der Jnſel S. Domingo zu petit Goive antraff, wieſe ich dieſelben zweyen Jndianiſchen Sclaven, die aus dem Lande, darinne die Conzenille waͤchſt, gebuͤrtig waren, und dieſe ſag - ten beyde, daß es Conzenillen waͤren. Ein gleiches verſicherten mich etliche Flibuſtiers oder Corſaren, welche in demſelben Lande herum gereiſet waren, und ſagten dabey, daß die Jndianer dieſe Wuͤrmlein von den Raqvetten ſammleten, woraus ich abnahm, daß allein die Wartung dieſe ſchoͤne Farbe zu wege braͤchte, zu mahl da die Farbe derjenigen Conzenille, die ich auf den Kirſchbaͤumen angetroffen, bey weitem nicht ſo ſchoͤne war.

CNach -Der Spezereyen und Materialien

Nachdem ich hernach von der Reiſe nach Domingo zuruͤck kommen, durch - ſuchte ich diejenigen Scribenten, welche America beſchrieben haben, und fand folgendes in Johann Laets Be - ſchreibung Weſtindiens:

Das Conzenillenkorn waͤchſt in Neuſpanien an vielen Orten auf den Tunabaͤumen, deren Blaͤtter ſehr dicke ſind; muͤſſen aber an der Sonne, und vor dem Nordwinde wohl beſchirmet ſtehen. Es iſt ein kleines lebendiges Thierlein, oder beſſer zu reden, ein Un - geziefer, faſt wie eine Wantze geſtalt. Wenn es ſich zu erſt an die Baͤume haͤn - get, iſt es nicht groͤſſer, denn ein Floh, und ſein Samen wie Kaͤſemuͤlben; fuͤllet ei - nen gantzen Baum, ja wohl einen gan - tzen Garten an, und wird des Jahrs ein oder zweymahl geſammlet. Die Baͤu - me pflantzen ſie ordentlich in Reihen, wie die Weinſtoͤcke, nehmen ſie fleißig in acht, und jaͤten das Unkraut herum aus. Je juͤnger die Baͤume, ie mehr und beſ - ſere Conzenille tragen ſie; doch muͤſſen ſie mit groſſer Sorgfalt vor dem Unge - ziefer, und ſonderlich vor den Huͤnern, welche die Conzenillen gerne freſſen, verwahret werden. Die Pflantzen ſaͤubern ſie mit Fuchsſchwaͤntzen, damit der friſche Same nicht verderbe. Wann dann die Wuͤrmlein groß genug, wer - den ſie mit ſonderlichem Fleiſſe abgele - ſen, und mit kaltem Waſſer, welches druͤber her geſpritzet wird, ertoͤdtet, her - nach im Schatten getrocknet, und in ir - denen Geſchirren aufgehoben: zuwei - len toͤdtet man ſie mit Aſche, welche her - nachmahls wieder abgewaſchen wird.

Hier iſt zu mercken: Der Baum Tuna ſey nichts anders, denn obgedach - tes Opuntium, oder Raquette, deſſen es vielerley Geſchlechte giebt, jedoch muß diejenige Art zu Pflegung der Conze - nille erwehlet werden, deren Frucht den ſchoͤnen rothen Saft in ſich enthaͤlt.

Allein, dieſer des Herren Furetiere, P. Plumiers und Laets Meinung kan ich durchaus nicht beypflichten, ſon - dern muß vielmehr glauben, die Coche - nille ſey der Samen eines Gewaͤchſes; weil mir der Herr Rouſſeau zu Ende ſeines Briefes geſchrieben, daß er zu mehrer Beſtaͤrckung ſeines Vorgebens mit eheſten eine ſolche Pflantze uͤberſen - den wolle, hoffe auch, er werde es mitGoͤttlicher Huͤlffe gewiß thun, denn er uͤberdiß in ſeinem andern Schreiben vom 25. Maji erwehnten Jahres folgen - der maſſen ſchreibet.

Mein Herr,

Die Cochenille betreffend, davon ich ihm gedacht, davon muß ich ihm eine artige Begebenheit vermelden, die ſich mit einem Pater, Minoriten-Ordens, der, wie es ſcheinet, aus Provence buͤr - tig, zugetragen. Dieſer, welcher ſich auf die Kenntnuͤß der Kraͤuter gar wohl verſtehen wolte, mochte zwiſchen 45. und 50. Jahren ſeyn, und war ſchwartz von Geſichte. Man haͤtte ihn auch fuͤr einen verſtaͤndigen Mann gehalten, wenn er nur ſchweigen koͤnnen; ſo aber erſahe er zu ſeinem Ungluͤcke, etliche Acacien / welches ſehr ſtachlichte Baͤu - me ſind, denn er wolte auch in der Zei - chenkunſt erfahren ſeyn, und Cardaſ - ſen, ein Gewaͤchs, deſſen Blaͤtter zwey Finger dicke, und bey nahe, als wie die Raquete, die man in Franckreich zum Ballſpiel brauchet, ſehen. Dieſe tra - gen Fruͤchte, wie Feigen, welche einen etwas ſcharffen Geſchmack haben, und den Harn roth faͤrben. Auf dieſen Baͤumen fand er einige Thierlein, und gab fuͤr, das waͤren die Conzenille, wo - ruͤber die Einwohner zu S. Domingo / denen dieſes Gewaͤchſe, und was es iſt, nur gar zu wohl bekannt, zu heftigem Gelaͤchter bewogen wurden. Es wur - de auch dieſes guten Paters Credit und Anſehen hierdurch bey iederman, und inſonderheit bey dem Herrn de Cuſſi, wel - cher, gleichwie auch andere, ein ſonder - lich Vertrauen in dieſes Mannes Wor - te geſetzt, uͤber die Maſſe verringert. Bald darauf iſt er nach Franckreich ge - reiſet, und hat auch, ſo viel ich weiß, ſei - nen Jrrthum, den er von der Conze - nille zu S. Domingo gefaſſet, mit dahin uͤberbracht.

Es gedencket auch der Herr Rouſ - ſeau, daß auf den Acacien eine Gat - tung kleiner Wuͤrmlein, wie eine Wan - tze groß, zu finden ſey, welche Vermeil - lon genennet wuͤrden, waͤren aber zu nichts nicht nuͤtze, weil ſie ſich nicht treu - gen lieſſen: und dieſe werden wohl, mei - nes Erachtens, des P. Plumiers Con - zenille ſeyn.

So verdienen auch des Herrn Rouſ - ſeau Briefe darum mehr Glauben,weilHauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. weil man an unſerer Conzenille weder Fluͤgel noch Fuͤßgen, weder Kopf noch andere Theilgen ſolcher Thierlein erbli - cken kan, da ſie hingegen alle Kennzei - chen eines Korns oder Samens an ſich hat. Und wenn es auch hieran noch nicht genug, ſo beſehe man nur, was Ximenes und Wilhelm Piſo in der Beſchreibung der Braſilianiſchen Ge - waͤchſe davon meldet; denn nachdem dieſer letztere eine Gattung Jndiani -Siehe Fig. 28. ſcher Feigenbaͤume, die er Jamacaru nennet, weitlaͤufftig beſchrieben, ſo ſagt er endlich, dieſes ſey eben das Gewaͤchſe, das in Neuſpanien die Conzenille trage.

Auſſer dieſen wird auch in der Be - ſchreibung Virginiens einer ange - nehmen Frucht, Metaqueſunnauk, gedacht, in Groͤſſe und Geſtalt einer Birne, welche durch und durch roth iſt, und auf einem Gewaͤchſe waͤchſt, deſ - ſen Blaͤtter ziemlich dicke und voll ſpi - tziger Stacheln ſind. Etliche, die in Jndien geweſen, und dieſe rothe und koſtbare Farbe, die man Conzenille heißt, wachſen geſehen, beſchreiben die - ſes Gewaͤchſe eben alſo, als wie die Frucht Metaqueſunnauk beſchrie - ben wird.

Dem ſey nun wie ihm wolle, man ſoll iederzeit die feinſte Gattung der Conzenille erwehlen, das iſt, die da ſchwer, dicke, voͤllig, rein, trucken, weiß und gleiſſend ſey, die auch, wenn ein Korn davon im Munde zerdruͤckt wird, dem Speichel eine dunckelrothe Farbe gebe: dagegen ſoll man die verwerffen, welche garſtig, gering und leichte iſt. Endlich muß man auch ſich vorſehen, daß keine Steinlein drunter, wiewohl ehe geſchicht; bevoraus, wenn ſie theu - er iſt.

Die Conzenille wird, meines be - halts, gar nicht in der Medicin ge - braucht, es muͤſten dann einige, und zwar nicht wenige Medici ſamt andern Perſonen dieſe und die Kermeskoͤrner fuͤr einerley gehalten haben und noch halten, welches iedoch der Wahrheit ſchnurſtracks zuwider iſt, wie aus fol - gendem Cap. zu erſehen. Die Schoͤn - faͤrber aber brauchen ſie gar haͤuffig, denn ſie die baſis und vornehmſtes Stuͤ - cke zur Scharlachfarbe iſt. Etliche faͤrben den Zucker damit, und thun als -dann gantz zart geriebenen Weinſtein oder andere acida und ſaure Sachen dazu.

Vom Carmeſin.

Carmin oder Carmeſin iſt die theu - erſt - und koſtbarſte Wahre, die aus der Cochenilla Miſteca bereitet wird. Es iſt aber eine Fecula oder ein gantz zartes Pulver, das eine hochrothe Farbe hat, und wie Sammt ſiehet, und vermittelſt eines ſonderlichen Waſſers, darinne Chouan und Autour geweichet worden, zugerichtet wird. Wenn es denn ſol - cher geſtalt recht zubereitet und getreu - get iſt, wird es Carmin, oder Carmeſin genennet, der, wenn er aufrichtig, und wie er ſoll, beſchaffen iſt, ein unbegreif - lich Pulver, hoch an der Farbe, und beſt - moͤglich præpariret ſeyn muß. Weil ihn aber boͤſe Leute des hohen Preiſſes we - gen ofte zu verfaͤlſchen pflegen, derowe - gen ſoll man ihn allein bey ſolchen Han - delsleuten kauffen, welche zu gewiſſen - haftig ſind, denſelben zu verfaͤlſchen, oder die andere Sorte, ſo um ein gutes geringer und ſchlechter iſt, an ſtatt der erſten zu verkauffen.

Etliche thun Rocou dazu, allein davon wird der Carmin gantz Pome - rantzenfarbicht.

Der Carmin wird zur Mignatur - Arbeit gebrauchet, wie auch zu den ſchoͤ - nen Tuͤchern, daraus die koͤſtlichen Ta - pezereyen gemacht werden.

Von der feinen Lacca, und andern derſelben Sorten.

Die feine Lacca wird auch die Ve - nediſche genennet, weil ſie ehedeſſen nirgend anders her gebracht wurde: ſeit dem aber einige Perſonen zu Paris ſich unterfangen ſie nachzumachen, und es ihnen gelungen (wie ſie denn von den beſten Mahlern der Venediſchen vor - gezogen wird) ſo kommt ihrer ietzund wenig mehr dorther.

Die Lacca iſt eine haͤrtliche Maſſa,Etliche thun die Terra Me - rita dazu. wird aus dem Marck oder dem innerſten der Fiſchbeine, Oſſa ſepiæ genannt, ſo mit einer gewiſſen Tinctur gefaͤrbet worden, bereitet. Dieſe Tinctur wird aus der Cochenilla Miſteca, Braſilien - und Pernambuc-Holtz, mit gebrann - ter Engliſcher Alaune, Arſenic und der Lauge von Egyptiſchem Salpeter, oder weiſſer Suda, oder in deren Erman -C 2gelung,Der Spezereyen und Materialiengelung, von Alicantiſcher Suda, ge - macht, und darauf durch ein Seihe - tuch oder Beutel geſeihet: hernach ver - faͤhrt man auf gleiche Art, wie mit dem Jndigo, und macht aus dieſer Maſſa kleine Kuͤchlein oder trochiſcos, welche getrucknet und zum Gebrauch aufbehal - ten werden.

Es iſt dieſe Lacca, wenn ſie iſt, wie ſie ſeyn ſoll, in kleinen Kuͤchlein, an Farbe hochroth, zart und laͤßt ſich leicht zerreiben.

Von der Lacca Columbina.

Dieſe wird von geſchornem Schar - lach oder ſcharlachenen Scheerflocken bereitet, welche in eben ſolcher Lauge, wie obengemeldet, geſotten, durchge - ſeihet, und auf zart geſtoſſene weiſſe Kreide und Engliſche Alaune gegoſſen worden. Aus der Maſſa werden her - nach vier Finger dicke viereckigte Stuͤck - gen nach gefallen gemacht, getrucknet, und zum Gebrauch verwahret. Die Venediſche iſt weit ſchoͤner als die Hol - laͤndiſche und Pariſer / denn das Weiß, das die Venediger drunter thun, iſt un - gleich feiner und beſſer, als das Hol - laͤndiſche, und das wir zu Paris dazu gebrauchen. Wenn dieſe Lacca gut ſeyn ſoll, ſo muß ſie aufrichtig Vene - diſch, hoher Farbe und nicht ſteinicht ſeyn.

Die Mahler brauchen ſie gleich - falls.

Man hat noch eine andere Lacca / liquida, die fluͤßige genannt, deren im Cap. von Pernambuc-Holtz, Meldung geſchehen ſoll.

Vom feinen Rothlapp.

Die feine Conſtantinopolitani - ſche Torneſol wird von Hollaͤndiſchem Kammertuch oder Creſpon gemacht, welche mit Conzenille, dazu ein oder ander acidum gethan worden, gefaͤr - bet werden.

Man braucht ſie, allerhand liquores und Saͤfte, Branntwein und derglei - chen damit zu faͤrben, und liegt nichtsdran, ob Kammertuch oder Creſpon dazu genommen worden, wenn es nur recht fein iſt, eine hohe Farbe hat, und fein roth faͤrbet.

Die Tuͤrcken und orientaliſchen Voͤl - cker heiſſens Bizerera rubra.

Vom Portugalliſchen Torneſol auf Cotton.

Die Portugiſen ſenden uns Roth - lapp von Cotton / in der Form, Dicke und Runde eines Thalers, damit wer - den die dickgeſottenen Saͤfte von Fruͤch - ten oder die Gallerden gefaͤrbet, wie - wohl dieſer Rothlapp nicht ſo ſehr ge - brauchet wird, als wie der andere. Je - dennoch ſoll er auch ſchoͤn roth, trucken und wohl beſchaffen, das iſt, nicht ſchmutzig ſeyn. Alle dieſe bisher erzehl - te Sachen werden aus der Cochinilla Miſteca gemacht.

Die uͤbrigen Sorten der Conzenille heiſſen Campeſchane / Tetrechalle und Sylveſtre oder die Wilde.

Campeſchane iſt nichts anders, als derCochenille Campeſchane. Unrath, und Uberbleibſel von der Coche - nilla Miſteca, darunter ein hauffen duͤr - re und ausgetrocknete Koͤrner, kleine(*)Dieſes ſind wahrſcheinlich diejenigen Baͤlglein / in denen bisweilen einige Conzenil - lenkoͤrnlein / die ohngefehr drein gerathen / ge - funden werden; wie auch die Wuͤrmlein / wel - che Anlaß gegeben, daß ihrer viele die Conze - nille fuͤr Wuͤrmlein gehalten. Baͤlglein und rothe Wuͤrmlein, welche die Kinder Gottes-Kuͤhlein zu nennen pflegen, ſamt anderm Wuſt zu finden. Es wird auch die Cochenilla Miſteca, die ſchon einmahl zum Faͤrben iſt gebꝛau - chet worden, Campeſchane genennet.

Tetrechalle heiſt die Erde, die unterCocbenille Te - trechalle. der Campeſchane befindlich iſt.

Cochenille Sylveſtre, die wilde oder dieCochenille Syl - veſtre, die wil - de Cochenille. koͤrnichte, wird an denen Wurtzeln der groſſen Pimpinelle, von den Simpli - ciſten Pimpinella ſanguiſorba genennet, gefunden, wie in dem Buche, welches von den Blaͤttern handelt, wird zu erſe - hen ſeyn. Dieſe letztere wird zu nichts anders, dann zum Faͤrben gebraucht.

Das ſechs und zwantzigſte Capitel. Von den Scharlachkoͤrnern oder Kermesbeeren.

DJe Scharlachkoͤrner oder Ker - mesbeeren nennen die Lateiner Grana tinctorum, auch Coccus infectorius, und die Araber Kermen oder Kermes. Sie ſind das Korn oder vielmehr ein Auswurff und excrementum eines klei - nen Baͤumleins, deſſen Blaͤtter ſtach -Siehe Fig. 30. licht ſind, und den Stechpalmen faſtaͤhnlichHauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. aͤhnlich ſehen, nur daß ſie viel kleiner. Sie werden ſo wohl in Portugall, als auch in Spanien, Provence und Lan - guedoc in groſſer Menge gefunden.

Jch will mich nicht lange mit Be - ſchreibung dieſes Baͤumleins aufhal - ten, dieweil es bereits von gar viel Scri - benten ſattſam beſchrieben worden, ſon - dern nur dieſes melden, daß dasjenige, was wir Scharlachkoͤrner heiſſen, auf und unter den Blaͤttern wachſe und hange: auch, wann die Ernde gut, den armen Leuten in ſelbigen Landen, ab - ſonderlich in Provence und Langue - doc, trefflich zu ſtatten komme, indem ſie dieſe Koͤrner nur ſam̃len und den Apo - theckern bey Pfunden verkauffen duͤrf - fen. Dieſe nehmen das inwendige da - von, und machen den Alkermesſyrup daraus, verkauffen hernach, was im Siebe zuruͤcke bleibt, den Faͤrbern eben ſo theuer, als ihnen das gantze Weſen zu ſtehen kommen. Welche aber die Beeren verfuͤhren, oder anders wohin ſchicken wollen, dieſelben treugen ſie, ſo wohl zum Gebrauch der Artzney, als auch fuͤr die Faͤrber, welche ſie gantz haͤuffig verbrauchen, dazu dann die dickſten und friſcheſten, das iſt, die nur ein Jahr alt, und voll Pulver, uͤberdiß recht roth und reine ſind, muͤſſen ausge - ſuchet werden. Denn ſo bald ſie aͤlter werden, wachſen Wuͤrme drinnen, wel - che das Pulver verzehren, und Loͤcher drein beiſſen, dahero werden ſie loͤchricht und leichte, bleibt auch nichts uͤber, als die bloſſe Haut, und wird alſo ihre Guͤte gar ſehr verringert. Die in Langue - doc wachſen, werden fuͤr die beſten ge - halten, weil ſie insgemein groß und ſehr ſchoͤn roth ſind, hingegen werden, die in Portugall wachſen, weit geringer ge - achtet, indem ſie viel kleiner, duͤrre und ſchwartz ſind.

Dieſe Beeren werden fuͤr ein herr - lich cardiacum und ſonderliche Hertzſtaͤr - ckung gehalten, ſo den Schwangern Weibern, wenn ſie gefallen, vortreff - lich dienen ſoll, maſſen ihnen ein halbes Quintlein ſchwer dieſes Pulvers in ei - nem Ey gegeben wird. Die Conzenil - le aber ſoll durchaus nicht dafuͤr gege - ben werden, ob ſie gleich unterſchiedliche Perſonen, die beyde fuͤr einerley halten, zu verordnen pflegen.

Paſtel d’Ecarlatte.

Dieſes iſt das Pulver, das in denen annoch friſchen Beeren befindlich iſt, und fein roth ſehen ſoll, muß aber nicht mit Weineßig beſprenget ſeyn, als wie das, ſo aus Portugall kommt, damit es deſto ſchwerer wiege, und denn auch eine hoͤhere Farbe bekomme. Allein, ſolcher Betrug wird gar leicht gemer - cket, wenn es feuchte iſt, und einen ſtar - cken unangenehmen Geruch hat.

Dennoch aber wird es nicht zur Artz - ney gebrauchet, ob es ſchon das beſte von den Beeren iſt, weil ſeine Kraft unbe - kannt: hingegen brauchen es die Schoͤn - faͤrber deſto haͤuffiger.

Vom Alkermes Syrup.

Der Alkermes Syrup iſt das Marck oder inwendige der friſchen Scharlachbeeren; wird mit dem Braſilianiſchen Kaſtenzucker, oder mit den kleinen Zuckerbroden, vorher geſtoſ - ſen, vermiſchet, und bey gelindem Feuer untereinander geſchmoltzen, darauf in kleine weiſſe Faͤßlein gethan, und in ſol - cher Geſtalt von Nimes und Mont - pellier zu uns gebracht; denn daſelbſt wird er in groſſer Menge bereitet, und theils auf den Marckt nach Beaucaire geſchickt, theils aber an andere Orte verfuͤhret.

Wann dieſer Syrup oder Saft recht gut iſt, dann hat er eine hochrothe Far - be, iſt friſch, mittelmaͤßiger Conſiſtentz und dicke; nicht zu dicke, noch zu duͤnne; nicht gruͤmplicht oder candiſiret, auch nicht ſauer. Es ſoll auch nicht zuviel Zucker dazu genommen worden ſeyn, welches man an der bleichrothen Farbe, und wenn er nicht bitterlich, ſondern zuckerſuͤſſe ſchmeckt, abnehmen kan; denn welcher recht bereitet iſt, ſieht hoch - roth, und ſchmeckt ziemlich bitter.

Confectio Alkermes.

Der Alkermes Syrup wird ſelten zur Artzney gebraucht, wenn er aber mit dem Syrup, der aus ſuͤſſem Apfel - ſafte, Roſenwaſſer, roher Seide, weiſ - ſem Zucker, praͤparirten orientaliſchen Perlen, gelben Sandel, dem beſten Zimmt, praͤparirten Aſurſtein und Goldblaͤttlein gemacht iſt, incorporiret und vermiſchet worden, alsdann wird daraus ein Opiatum oder Electuarium li - quidum, unter dem Titel Confectio Al -C 3kermes. Der Spezereyen und Materialienkermes. Etliche thun Ambra und Bi - ſam dazu, welches aber nur mit Gut - befinden gelehrter Medicorum geſchehen ſoll, indem dergleichen wohlriechende Dinge denen meiſten Weibsperſonen zuwider ſind. Wer ſie bereiten will, der mag die Pharmacopoeas, oder diejeni - gen Buͤcher nachſchlagen, welche lehren, wie die Artzneyen zuzurichten, und auch von dieſer compoſition handeln. Wir verſchreiben ſie von Montpellier / woſelbſt die beſte gemacht wird, dieweil der Syrup allda viel beſſer und friſcher zu bekommen iſt, als an andern Orten, dahin er verfuͤhret wird. Auch huͤte man ſich, und kauffe ſie bey Leibe nicht bey ſolchen Leuten, welche dergleichen Spezereyen verkauffen, die ihm kein ehr - licher Menſch einbilden ſoll, ja die nicht werth ſind, daß ſie iemand in ſeinen Leib einnehme: und ſolcher unnuͤtzen Leute finden ſich gar viel, welche die Confectio Alkermes machen, und ſelbige ſpottwohl - feil verkauffen, da doch ſonſten zwey Un - tzen hoͤher kommen, als ſie ein gantzes Pfund geben. Damit ſie aber ihren Betrug deſto beſſer beſcheinigen moͤgen, derohalben thun ſie dieſelbe in ſaubere ſteinerne Buͤchſen, und kleben Zettel dran, mit der Aufſchrifft Confectio Al - kermes von Montpellier; wollen alſo iederman weiß machen, als ob ſie ſelbi - ge daher bekommen: welches doch ge - wiß recht viel auf ſich hat, denn diejeni - gen, die ſie verordnen, finden ſich in ih - rer Hoffnung betrogen, und die Pati - enten erhalten keine Staͤrckung. Die - ſes kan ich mit Wahrheit bezeugen, in - dem ich es unzehliche mahl ſelbſt geſe - hen. Solche Compoſitiones und ande - re, welche zu Paris aus etwa zwey oder dreyer Perſonen Haͤnden kommen, de - rer Namen dennoch aus Chriſtlicher Lie - be und mit Vorbedacht verſchweigen will, ſolte man alle viel ehe ins Feuer ſchmeiſſen, als daß ſie jemand gebrauche - te: und doch verkauffen ſie eine ſchier unglaͤubliche Menge dieſer Sachen an die Tabulettraͤger aus la Foreſt de Lyon in Normandie, welche ſich fuͤr Speze -reyhaͤndler ausgeben, und ſie auf dem Lande herum tragen, oder beſ - ſer zu reden, halb Franckreich damit vergiften, ſonderlich gegen Burgund / Nivernois / Flandern / Touraine und andere Orte zu; ja, welches noch mehr zu bewundern, ſie verkauffen ſelbſt in Paris in die Kloͤſter, an die Apothe - cker, Wundaͤrtzte und andere Leute un - ſaͤglich viel von dieſer Confectio Alker - mes und de Hyacintho, ingleichen The - riac und andere Galeniſche compoſitio - nes, die doch allzumahl verfaͤlſchet und unrecht bereitet ſind. Jch habe mich verpflichtet erachtet, dieſes zu eroͤffnen, damit ferner hin weder Apothecker noch Wundartzt, weder Kloſterleute noch andere Perſonen in Paris und auf dem Lande, dieſen Landſtreichern etwas ab - kauffe, denn was ſie verkauffen, taug gar nichts, und iſt nichts anders, denn der Ausſchuß, und was wir nicht mehr in unſern Laͤden haben moͤgen.

Charras ſchreibet in ſeiner Apo - theckerkunſt Bl. 314. der wahrhaften Confectio Alkermes trefflich groſſe Tu - genden zu, ſagend, daß dieſelbe ohne Widerrede eine der beſten Hertzſtaͤrckun - gen ſey, dergleichen die Medicina Galenica iemahls erfunden: denn ſie erſetze und erfriſche die Lebensgeiſter, ſtille das Heꝛtz - klopfen, ſteure den Ohnmachten, ſtaͤr - cke das Gehirn, ſamt den andern edlen Theilen des Leibes, widerſtehe der Faͤu - lung, erhalte die natuͤrliche Waͤrme, bringe die verlohrnen und ermatteten Kraͤfte wieder, verjage die Melancho - ley und Traurigkeit, und erhalte den Leib und das Gemuͤthe in gutem Wohl - ſtande. Man gebrauchet ſie Meſſer - ſpitzen weiſe, in Wein oder Bruͤhe, wie auch andern Hertz - und Hauptſtaͤrcken - den Saͤften: ſie wird ingleichen mit Opiatis und duͤnn - und dicken Lattwer - gen zuweilen vermiſchet. Die ordent - liche doſis iſt von einem Scrupel bis auf ein halbes Qvintlein. Man thut ſie ebenfalls in die Hertz - und Leber-ver - wahrenden Umſchlaͤge und Epithe - mata.

Das ſieben und zwantzigſte Capitel. Amomum racemoſum.

AMome en grappe, ou en raiſin, das trau - bichte Amomum, iſt eine gewiſſeFrucht, die wir aus Holland uͤber Marſeille bekommen. Sie waͤchſtan vie -

TAB. VI.
F. 3j. Traübichtes Amoniüm. p. 45
F. 32. Roſe von Jericho. p. 46
F. 34. Mittlere Cardamomen. p. 47
F. 35. Kleine Cardamomen. p. 48.
F. 33. Groſſe Cardamomen oder Paradiskörner. p. 45
F. 36. Schwartz kümmel. p. 47.

Hauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. an vielen Orten in Jndien, allein ſel - ten wie Trauben, ſondern meiſten - theils in Huͤlſen oder Schalen.

Siehe Fig. 31.
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Sie waͤchſt aber auf einem Baͤum - lein, deſſen Blaͤtter blaßgruͤn, laͤnglicht und ſchmal ſind: kommt an Geſtalt, Groͤſſe und Farbe den Muskatentrau - ben ſehr nahe, auſſer daß ſie mehr Koͤr - ner, und weniger Saft hat. Dieſes iſt auch noch etwas ſonderliches, daß alle Huͤlſen keinen Stiel haben, ſondern auf die Art, wie die Pfefferkoͤrner, gantz haͤuffig und dicke um einen langen Ner - ven ſitzen, als ob ſie daran geleimet waͤ - ren: ſie umgeben ihn aber von unten bis oben aus, und er muß ihnen zur Stuͤtze und Halt dienen. Dieſe Huͤlſen haben zu oberſt einen kleinen Knopf, und ſind gemeiniglich in Faͤchlein abge - theilet.

Wenn man dieſe Huͤlſen aufbricht, ſind ſie mit einen Hauffen purperrothen viereckigten Koͤrnern angefuͤllet, welche ſo dichte beyſammen liegen, als ob ſie zuſammen geleimet waͤren, und ſtellen eine runde Figur, die der Huͤlſe gleich iſt, dar. Sie ſind auch mit einem gantz zarten weiſſen Haͤutlein uͤberzogen, und durch eben dergleichen Haͤutlein von einander abgeſondert, daß man ſie gar leichte heraus, und von einander neh - men kan. Jhr Geſchmack iſt ſcharff und beiſſend, der Geruch durchtringend und gewuͤrtzhaft.

Man ſoll das Amomum ausleſen, welches ſo friſch, als nur moͤglich zu be - kommen iſt, deſſen Huͤlſen rund, lichte gelb, ſchwer und voll Koͤrner ſind: hin - gegen ſoll man die leichten, die aufge - ſprungenen, und die ſchwartze ver - ſchrumpfelte Koͤrner in ſich halten, ver - werffen. Die Koͤrner aber muͤſſen dickund vollkommen ſeyn, ſcharff und gantz aromatiſch, faſt wie Cardamomen, ſchmecken.

Es wird mehrentheils zum Theriac gebraucht, dazu alsdann feine reine, und voͤllige Koͤrner ſollen genommen werden.

Das Amomum nennen ihrer viele Cardamomum majus, groſſe Carda - momen, welche aber nichts anders, als Maniquette, Paradiskoͤrner ſind, da - von in folgendem Cap.

Den Namen Amomum fuͤhren gleich - falls mehr andere Fruͤchte, als da iſt die Corallkirſche, Amomum Plinii, welches eine Frucht, die bey nahe wie eine Juͤ - denkirſche ſiehet, waͤchſt bey uns auf ei - nem gantz bekannten Baͤumlein, ſinte - mahl wenig Apothecken ſind, in denen es nicht zum Putz aufgeſetzet waͤre.

Die Holl - und Englaͤnder nennen ferner noch eine andere Frucht Amomi, wir aber Pfeffer aus Jamaica, und dieſer iſt die Frucht des Jndianiſchen Holtzes, von dem an ſeinem Orte.

Schließlich dienet zu mercken, daß, wann bey denen Scribenten der Name Amomum oder Amomi geleſen wird, allezeit das Amomum racemoſum dar - unter verſtanden werde.

Obgleich die Roſe von Jericho kei -Siehe Fig. 32. nen Nutzen in der Artzney hat, dennoch habe ich ſie hierbey mit anfuͤhren wol - len: ſie iſt von dem Amomo gaͤntzlich unterſchieden. Jhre Kraft und Wir - ckung belangend, daß ſie naͤmlich in der Chriſtnacht im Waſſer ſich aufthun ſolle, desgleichen, wenn eine Frau nie - derkommen ſoll, davon will ich nichts melden, weil mir nichts nicht gewiſſes bewuſt iſt.

Das acht und zwantzigſte Capitel. Von den groſſen Cardamomen.

DJeſe nennen wir Maniguette und Paradiskoͤrner; ſind dreyeckigt, auſſen roth, inwendig weißlicht, haben einen ſcharffen Geſchmack, und beiſſen wie Pfeffer, daher ſie auch von den Pfennigkramern fuͤr Pfeffer verkaufft werden.

Siehe Fig. 33.
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Die Pflantze, darauf ſie wachſen, hat gruͤne Blaͤtter, nach denen die Fruͤchte, oder vielmehr die Huͤlſen folgen, in Ge -ſtalt und Groͤſſe einer Feige, an Farbe ſchoͤn roth; darinne ſtecken die Para - diskoͤrner, welche vielleicht wegen der ſchoͤnen Frucht und um des angeneh - men Geruchs willen alſo genennet wor - den ſind. Wir pflegen ſie auch Mani -Mich haben etliche verſi - chern wollen / die Maniquet - te wuͤchſe auch in Au - vergne: wie - quette oder Melaquette, von der Stadt Melega, in Africa gelegen, zu benen - nen, denn von dannen wurden ſie ehe - mahls nach Franckreich gebracht; an -ietzoDer Spezereyen und Materialienwohl ich nun allen Fleiß angewendet / dennoch habe ich nichts ge - wiſſes erfah - ren koͤnnen, daher ichs auch nicht fuͤr gewiß ſagen kan.ietzo aber laſſen wir ſie von unterſchie - denen Orten uͤber S. Malo oder an - derwaͤrts herbringen.

Dieſe Koͤrner werden wenig zur Artz - ney, wohl aber von denen, die ſie unter den Pfeffer miſchen, gebrauchet.

Flacourt meldet, daß die Maniquette auf der Jnſel S. Maria und zu Ga - lambula in ſolcher Menge wachſe, daß man alle Jahr ein Schiff damit bela - ſten moͤge.

Das neun und zwantzigſte Capitel. Von den mittlern Cardamomen.

DJeſe ſtecken in dreyeckigten Haͤus - lein, welche ſo lang, als eines kleinen Kindes Finger, ſind, und auf einerSiehe Fig. 34. Pflantze wachſen, welche, wie ich von etlichen bin berichtet worden, auf der Erde hinkriecht, und deren Blaͤtter, wie der Klee, drey und drey beyſammen ſte - hen, ſpitzig und gar ſehr ausgezacket ſind: ſie wachſen aber in Jndien, an unterſchiedenen Orten. Gar ſelten werden ſie nach Franckreich gebracht, dieweil die kleine Art von uns und an - dern Fremden weit mehr geſuchet wird, weil ſelbige mehr Kraft hat, weder die mittlere Gattung. Jedoch, wenn ſie ja bisweilen gefunden wird, ſodann mag man die ausſuchen, welche der klei - nen, von der ich gleich handeln werde, an Kraft und Tugend am meiſten bey - kommt.

Von den kleinen Cardamoͤmlein.

Dieſe ſind bey uns ſehr gemeine, und werden aus Holland gebracht, ſtecken in einem kleinen Baͤlglein, welches drey - eckigt, voller Striche, und auswendig graulicht iſt, hangend an einem kurtzen Stielgen von gleicher Farbe. Wann ſie offen ſind, erblicket man einen Hauf - fen Koͤrnlein, die wie das Amomum ra -cemoſum, davon nur erſt gedacht, ſehen und ſchmecken.

Das Gewaͤchſe, das ſie traͤgt, iſt mir noch unbekannt, wiewohl ich mich gar ſehr darum bemuͤhet habe: doch allen Umſtaͤnden nach, mag es demjenigen,Siehe Fig. 35. welches die mittlere Gattung bringet, nicht ſo gar unaͤhnlich ſehen, ſo kan auch vielleicht die unterſchiedene Landesart allein den Unterſchied dazwiſchen ma - chen. Nur dieſes will ich noch geden - cken, daß ſie die Holl - und Englaͤnder aus dem Koͤnigreiche Viſiapaur brin - gen, wiewohl ſie auch daſelbſt ziemlich rar ſind, und nur auf groſſer Herren Taffeln kommen, alldieweil es des Lan - des beſtes Gewuͤrtz iſt.

Die Cardamoͤmlein ſoll man aus - ſuchen, welche friſch und voͤllig ſind, un - ter denen keine kleine ausgetreugte und zerfreſſene Huͤlſen befindlich.

Dieſe Gattung der Cardamomen wird allein in der Artzney gebraucht, denn ſie ſind beſſer, als die beyden vor - hergehenden.

Oftmahls nennen wir (Frantzoſen) die Cardamomen, Cardamomum ma - jus, medium & minus, die groſſen, mitt - lern und kleinen Cardamomen.

Das dreyßigſte Capitel. Vom ſchwartzen Coriander, oder Schwartzkuͤmmel.

NIgella Romana, ſchwartzer Corian - der oder Schwartzkuͤmmel, iſtSiehe Fig. 36. der Samen eines Krautes, das ohnge - fehr zwey Fuß hoch iſt, und kleine, gruͤ - ne, zarte, zerſchnittene Blaͤtter hat, auf welche blaulichte Blumen, und nach die - ſen die Baͤlglein folgen, in denen der graulichte Samen liegt, der einen ſcharffen Geſchmack, und einen ſtarcken aromatiſchen Geruch hat.

Man ſoll den Samen erwehlen, wel - cher friſch, fein voͤllig und an Farbe graulicht iſt, auch lieblich riecht und ſchmecket, und aus Jtalien kommt,denn dieſer iſt beſſer und wird hoͤher geachtet, als der bey uns im Korne waͤchſt.

Dieſer Samen dient wider die Wuͤr - me, ſtillet die Blaͤhungen; und ſagen einige, er ſey wieder allen Gift gut: er wird ingleichen den Saͤugerinnen, zu Befoͤrderung der Milch / dienlich erach - tet.

Sonſt giebt es noch vielerley Arten Geſaͤme, davon ich aber nichts vermel - den mag, theils, weil mir nichts gewiſ - ſes davon bewuſt, theils aber, weil gar ſelten etwas zu uns gebracht wird. ZumHauptbeſchreibung erſten Theils erſtes Buch. Mens, Meſſe, Mungo. Zum Exempel, Mens, Meſſe oder Mun - go, davon bey unterſchiedenen Autori - bus gar viel gemeldet wird. Das Kraut geben die Jndianer den Pferden zu freſ - ſen; mit dem Samen aber vertreiben ſie das Fieber, wie beym Garcias ab Hor - to in ſeiner Jndianiſchen Hiſtorie zu erſehen.

Biſnaga oder Viſnaga.
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Biſnaga, oder Viſnaga, davon bekom - men wir nur die Kronen, wiewohl auch ſehr ſelten, und werden von den Tuͤr - cken und vornehmen Leuten in Franck - reich fuͤr Zahnſtocher gebraucht.

Badian, Chi - neſiſcher oder Siberiſcher Anis. Siehe Fig. 111.
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Der Badian, Chineſiſcher oder Siberiſcher Anis / wird von den Mor - genlaͤndern / welche hierinne den Si - neſern nachahmen, zum Thee und Sorbet gebraucht. Dieſer Samen, der den Coloqvinten-Kernen nicht un - gleich ſiehet, ohne daß er um ein gut Theil braͤuner, viel glaͤntzender und von angenehmern Geruch iſt, liegt in einer harten Schale. Mit dieſem Samen und der Wurtzel Niſi wiſſen die Hol - laͤnder, beſſer als die Frantzoſen, den Thee und Sorbet lieblich zu machen. Man nimmt fuͤr einmahl zwey Quint - lein von der Wurtzel Niſi, vier Untzen ſiedend Waſſer, eine halbe Untz Thee, und ein Quintlein Badian.

Andere Samen, welche gnugſam be - kannt, und uͤberall wachſen, laſſe ich mit Fleiß aus; als da iſt Semen Fumariæ, Erdrauchſamen, Cichorei, Wegwar - ten, Acetoſæ, Sauerampfer, Lactucæ, Sallat, Violariæ, Veilgenkraut, Portula - , Burtzelkraut, Hyoſcyami, Bilſen - kraut, Sophiæ, Sophien, oder Habicht - kraut, Thalictri, Wieſenrauten, Malvæ, Pappeln, Milii Solis, Meerhirſchen, Ebu - li, Attichkraut, Apii, Eppich, Rapi, Ruͤ - ben, Baſilici, Baſilien, Bruſci, Maͤus - dorn, Pſyllii, Floͤhkrautſamen, den die Hutmacher brauchen, und viel andre mehr, welche bey den Samenhaͤndlern in Paris zu finden. Weil auch ohne - diß faſt alle Medici, Apothecker und Wundaͤrtzte wiſſen, daß ſie von vielen Autoribus beſchrieben ſind, deswegen habe ich fuͤr unnoͤthig gehalten, viel da - von anzufuͤhren.

Uber ietzt angefuͤhrte Samen ver -Vier kuͤhlen - de Samen. kauffen wir auch die vier kuͤhlenden Samen / Citrullen, Melonen, Gur - cken, und Kuͤrbskerne, ſo wie ſie aus Jtalien, Touraine / und anderwaͤrtsherkommen, mit und ohne Schalen, oder geſchaͤlet und abgezogen. Dieſe ſollen ſtets friſch und jaͤhrig, ſchwer und trucken, nicht ſchimmlicht oder dum - pficht ſeyn; abſonderlich muß man Ach - tung geben, daß einer nicht Gurcken - fuͤr Melonen - oder Melonen - fuͤr Gur - ckenkerne bekomme, wie nicht ſelten zu geſchehen pfleget, wenn eine von bey - den ſchwerlich zu haben: ſolches aber kan man gantz leichtlich erkennen, wenn einer nur weiß, daß die Melonenkerne viel kuͤrtzer, und ſchmaͤler ſind, als die Gurckenkerne.

Weil dieſe vier Samen vortrefflich kuͤhlen, deshalben werden ſie zur Kuͤhl - milch gebraucht. Auch wird ein Oel daraus gemacht, deſſen ſich das Frau - enzimmer bedienet, das Antlitz glatt zu erhalten. Dieſes Oel muß recht zu - gerichtet ſeyn, friſch gemacht, fein weiß, und weder Geruch noch Geſchmack ha - ben. Was in der Preſſe zuruͤcke blei - bet, wird Kleyen genennet, und dienet die Haͤnde damit zu waſchen, doch iſt es beſſer, wenn das Oel noch nicht heraus gepreſſet iſt, denn es nimmt den Schmutz beſſer weg.

Vor dieſem wurden ſchwartze Ci -Schwartze Citrullen. trullen aus Jtalien gebracht, und weit hoͤher geachtet, als die wir anietzo ha - ben.

Weil auch den Spezereyhaͤndlern vergoͤnnt iſt, nicht nur dieſes Oel, ſon - dern noch andere mehr, die ohne Feuer bereitet werden, ebenmaͤßig zu machen, und zu verkauffen, darum habe dienlich erachtet, die Art und Weiſe, wie es ge - macht wird, anher zu ſetzen, zugleich zu erinnern, wie daſſelbe muͤſſe beſchaffen ſeyn, wenn es recht gut ſeyn ſoll.

Nehmet derowegen der kuͤhlenden Samen, die fein rein und trucken ſind, ein oder mehr Pfund, nach belieben, ſtoſſet ſie in einem meßingenen oder glat - ten marmorſteinernen Moͤrſel, nur groͤblich, und treibet ſie durch ein grob haͤrin Sieb: wenn alles hindurch, ſo thut es in ein doppelt Tuch, das zu kei - nem andern Oele, wenigſtens zu keinem Brennoͤle iſt gebrauchet worden.

Nachdem ſolcher geſtalt alles fertig, dann bringt es unter die Preſſe, verfah - ret gemach, und preſſet allezeit fein gleich, keinmahl ſtaͤrcker denn das ande - re: wenn nichts mehr heraus gehet, ſoDnehmtDer Spezereyen und Materialiennehmt das Oel hinweg, gießt es in eine Phiole, welche blos mit einem durchloͤ - cherten Papire darff verwahret wer - den, damit das Oel nicht dumpficht werde, und hebt es alſo auf zum Ge - brauch. Die Kleyen, wie gedacht, ſind gut zum Haͤnde waſchen.

Es moͤchte ſich aber mancher wun - dern, warum ich geſaget, es ſey zu die - ſer Arbeit nur ein grob Sieb von noͤ - then; denn etliche ſtoſſen den Samen ſo lange, bis ein Mus draus wird. Al - lein, ich verſichere, wenn ſie es nur ein - mahl werden verſuchet haben, daß ihnen dieſe Art weit beſſer, als die ihrige, ge - fallen wird: zudem iſt es auch viel eher geſchehen, und man bekommt ein viel klarer und reineres Oel. Noch iſt zu mercken, daß man niemahls mehr Oelmache, als von noͤthen; es wird gar ſelten darnach gefraget: ie reiner es aber iſt, ie beſſer iſt es.

Eben auf dieſe Art kan man auch aus Been, Pinien oder Zirbelnuͤſſen, Nuͤſ - ſen, weiſſen Mohn, ſuͤſſen und bittern Mandeln, Piſtazien, Winterkreſſe oder Barbarea, Creutzblumen oder Palma Chriſti, und allen andern Samen, Bee - ren und Fruͤchten, welche viel Oel geben, Oel machen, wie ein ieder, der es verſu - chen wird, erfahren ſoll.

Die Autores legen auch den Namen eines Samens demjenigen Kraute zu, welches weder Blaͤtter noch Wurtzeln hat, und Cuſcuta, Flachsſeide heiſſet, deſ - ſen Beſchreibung ſiehe im Cap. vom Epi - thymo.

Ende des Erſten Buchs von Kraͤutern und Samen.

Des Erſten Theils Der Hauptbeſchreibung der Spezereyen und Materialien Zweytes Buch. Von Wurtzeln.

Vorrede.

DUrch das Wort Wurtzel verſtehe ich denjenigen Theil eines Gewaͤchſes, der in der Erde ſtickt / und aus derſelbigen den Nahrungsſaft ziehet, um ſolchen denen andern Theilen / die er hervortreibt / als da iſt, der Stengel, die Blaͤtter / der Sa - men, und ſo fort / mitzutheilen. Es ſind aber der Wurtzeln / die wir ordentlich verkauffen / nicht allein eine ziemliche Menge / ſondern ſie ſind auch an Geſtalt und Wirckung gar ſehr von einander unterſchieden. Unſere Wurtzelmaͤnner bringen uns ſehr viele Wurtzeln / die ſie, ſo wie ſie es verſtehen, bald gut / bald ſchlecht genug gereiniget und getrucknet, z. E. Rad. Enulæ campanæ, Bismalvæ, Caryo - phyllatæ, Iridis noſtratis, und dergleichen. Andere laſſen wir aus fremden Landen bringen / aus denen zum Theil der Kern oder das Hertz, das iſt, der faſichte harte und unnuͤtze Theil gezogen worden, dergleichen ſind / Turbith, Thapſia, Dictamnus albus &c. welches auch in Franckreich mit etlichen geſchicht / namentlich, Eſula, Pentaphyllum oder Quinquefolium. Andere werden zerſchnitten und in Scheiben uͤberſendet, z. E. Jalappa, Mechoacanna; andere in kleinen Stuͤcken, Galanga minor, oder in groͤſſern, Rhabarbarum und Rhaponticum, oder auch gantz, wie Angelica: wieder andere mit ihren Blaͤttern als Viperina. Von etlichen aber bekommen wir nur die langenFaͤden

TAB. VII.
F. 37. Jnecacüanha würtzel. p. 53
F. 38. Contrayervawürtz. p. 57.
F. 39. Firginianiſche Schlang Ratterwürtz. p. 59.
F. 40. Dodonœi Rhabarber. p. 61.

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. Faͤden oder Zaſern / z. E. von der Sarſaparilla, und endlich iſt voneinigen blos die oberſte Haut abgenommen, als von der Squina, Iris Florentina, in - maſſen aus folgenden wird zu erſehen ſeyn.

Die Kenntnuͤß der Wurtzeln hat nicht geringere Schwierigkeiten / als wie die Erkennung der Samen, ſo wohl, weil ihrer ſo gar viel und unterſchiedene Sorten und Gattungen ſind, als auch, weil ihrer etliche meiſt einerley Kennzeichen mit einander gemein haben. Derowegen ſoll einer / der ſie ſuchen muß, fein behutſam gehen, und einer ieden eigent - liches Zeichen wohl inne haben, will er ſie recht von einander unterſchei - den; und dieſes lernet man aus der Ubung und Gebrauch / iſt aber gar bald wiederum vergeſſen, dafern man nicht ſtets damit zu thun gehabt. Wer nun nothwendig Wurtzeln einkauffen muß, der ſehe ja nie auf den wohlfeilen Preiß, ſondern verfuͤge ſich zu ſolchen Kauffleuten, auf deren Treu er ſich verlaſſen darff, vor allen, wenn der Preiß etwas hoch iſt.

Diejenigen, die ein weites Gewiſſen haben / machen ihnen keinen groſſen Kummer, wenn ſie eine Wurtzel an ſtatt der andern einſchie - ben; verkauffen dieſemnach eine Untze dieſer untergeſchobenen Wurtzeln hoͤher und theurer, als ſonſt ein gantzes Pfund: wie ich denn mit meinen Augen ſelbſt geſehen, daß ſichere Perſonen das Pfund Tormentillwurtz, fuͤr Contrayerva, um 50 Francken / und dergleichen noch mehr / verkauffet haben.

Es iſt aber kein groſſer Vortheil dabey, wenn man ſich mit dieſer Gattung Wahre uͤberleget / bevoraus mit ſolchen, welche nicht balde vertrieben werden; dann, wann ſie zu lange liegen, gehet ihnen zu viel ab, theils werden wurmicht, wie die Angelica, Acorus verus; andere ver - derben gar, wie das Suͤßholtz / Rhabarber und andere mehr.

Allein dieſes Capitel wuͤrde viel zu weitlaͤufftig werden, und ich nicht auskommen / wenn ich alle Wurtzeln in ſelbigem zu beſchreiben ge - daͤchte: will dannenhero mich nur bey denenjenigen aufhalten, welche aus dieſem oder jenem Orte der Welt zu uns gebracht werden / ohne mich um diejenigen zu bekuͤmmern, welche bey uns in Gaͤrten und Feldern, oder auch in ſo entfernten Laͤndern wachſen, daß deren Kuntſchaft noch nicht zu uns gelanget iſt.

Das erſte Capitel. Von der Jndianiſchen Wurtzel wider die Ruhr.

Siehe Fig. 37.
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JPecacuanha, ſonſt auch Be - guquella, ingleichen Speca - cuanha, Cagoſanga, Beculo, Beloculo, Mine d’Or genañt, iſt eine kleine Wurtzel, wel - che die Hollaͤnder und Portugiſen vonRio de Gen - ceyro, iſt ein Fluß in Weſt - indien. einem Orte in Braſilien, Rio de Gen - eeyro benamſet, zu uns bringen. Sel - bige wird nirgends als um die Gold - gruben gefunden, daher ſie auch den Namen bekommen. Sie wird von de - nen zur Arbeit in den Goldgruben ver - dammten Sclaven geſammlet: weil nun der beſte Kerl mehr nicht denn 12. Pfund im Jahre ſammlen kan, deshal - ben iſt ſie ſo gar theuer, wuͤrde auch noch viel theurer ſeyn, wenn man ſie nicht gegen andere Wahren eintauſchte. DieHollaͤnder uͤberſchicken uns drey Sor - ten Ipecacuanha: eine braune / welche die erſte und beſte iſt, und folglich auch die theuerſte. Die zweyte ſieht grau, und hat keine ſo heftige Wirckung, wie die braune. Die dritte iſt weiß / von der ich hiernaͤchſt handeln werde.

Die Pflantzen der braunen und grauen Ipecacuanha ſind von mittel - maͤßiger Hoͤhe, zum Theil kriechend, theils aber eines halben Fuſſes hoch er - haben. Jhre Blaͤtter kommen der Pa - rietaria, Tag und Nachtkraut / ziem - lich gleich; darzwiſchen wachſen kleine fuͤnffblaͤtterichte Bluͤmgen, auf kleinen Knoͤpflein, aus welchen Beeren wer - den, die wenn ſie reiff worden, braun - roth ſind, und wie eine wilde KirſcheD 2groß.Der Spezereyen und Materialiengroß. Dieſe Beeren haben ein weiſſes ſaftiges Fleiſch, darinne zwey harte gelblichte Kerne, wie Linſen geſtalt, be - findlich ſind.

Dieſe Wurtzel ſoll man erwehlen, wenn ſie friſch, huͤbſch von Farbe, nicht leichte bruͤchig, und inwendig fein hartz - icht iſt, auch in der Mitten einen Ner - ven hat: dabey muß man ſich wohl in Acht nehmen, daß keine Stengel oder Faſen drunter gemenget, welche diejeni - gen, die ſie uns uͤberſenden, gar gerne dran zu laſſen pflegen: desgleichen ſoll ſie ſcharff, bitter und widerlich ſchme - cken. Einige meiner guten Freunde ha - ben mich verſichert, die braune Jpeca - cuanha ſey die beſte, und wachſe vor - nehmlich auf den Goldminen: die an - dern zwey Sorten finde man unten an den Bergen, in Wieſen und andern feuchten Orten.

Es dienet dieſe Wurtzel wider die ro - the Ruhr: und wollen einige, daß ſie eine Giftartzney ſey. Doch dieſem ohngeachtet, will ich niemanden rathen, daß er dieſelbe ohne die groͤſte Vorſich - tigkeit und Rath erfahrner Leute ge - brauche, dieweil ſie gar zu heftig iſt, man mag ſie gleich in ſubſtantia, die Wur - tzel fuͤr ſich ſelbſt, oder in infuſo, wenn man Wein oder etwas anders drauf gegoſſen, brauchen.

Die ordentliche doſis und ſoviel, als auf einmahl gegeben wird, iſt ein halbes Quintlein, bis auf ein gantzes, und wird fruͤh nuͤchtern gepuͤlvert, in einem oder andern liquor, der ſich dazu ſchicket, ein - genommen, drauf kan man, ein Paar Stunden hernach, eine fette Suppe oder Milch genieſſen.

Ehe ſie anhaͤlt, erregt ſie Erbrechen, welches wider die Natur der andern ad - ſtringentium.

Von der weiſſen Jpecacuanha.

Die weiſſe Ipecacuanha iſt darinne von denen andern unterſchieden, daß ihre Wurtzeln weiß, und der Wurtzel des weiſſen Been oder weiſſen Diptams in allen gleichen, die Blaͤtter aber wie die Blaͤtter des rundblaͤttrichten Sau - erampfers ſehn: wiewohl andere ſagen, ſie ſehen wie Poley. Jhre rechte Ge - ſtalt habe ich unmoͤglich erfahren koͤn - nen.

Die Spanier und Portugieſen zie - hen die weiſſe, die ſie Ipecacuanha blancanennen, denen beyden andern vor, ſon - derlich fuͤr Schwangere und Kinder zu brauchen, dieweil ſie nicht ſo gar ſtarck iſt. Sie verordnen dieſelbige in ſubſtan - tia zu einem halben Quintlein, zu einer infuſion aber nehmen ſie bis auf zwey Quintlein, und verfahren auf obgemeld - te Weiſe.

Jm Jahr 1698. wurde im Jenner zu Paris im Mediciniſchen Collegio ei - ne theſis von der BraſilianiſchenBraſiliani - ſche Jpeca - cuanha. Wurtzel Jpecacuanha ventiliret, und in ſelbiger angemercket, daß ſie die Ame - ricaner ſonderlich hoch hielten, weil ſie, ihrem Vorgeben nach, ein herrliches Gegengift ſey, auch andere langwieri - ge und verdruͤßliche Kranckheiten zu he - ben vermoͤgend, vor allen aber die ro - the Ruhr; nur muͤſſe man ſich huͤten, und ſie diejenigen nicht gebrauchen laſ - ſen, die mit dem fluxu hepatico behaftet.

Huetius, ein Hollaͤndiſcher Medicus, hat dieſe Wurtzel, nach etlicher Mei - nung, zu erſt, vor ohngefehr vier bis fuͤnff Jahren, in Ruff gebracht: allein ich kan das Gegentheil behaupten, denn ich ſie vor mehr als 20. Jahren geſehen. Zu deſto groͤſſerer Beſcheinigung dienet, daß ſich eine ziemliche Quantitaͤt derſel - ben in des Herrn Clanquenelle Apothe - cken befunden, welche hernachmahls in ſeines Eidams, des Herrn Poulain, auch eines Apotheckers, Haͤnde gerathen, der ſie auf Verordnung nur gedachten Herrn Huetius in Schwung gebracht.

Jch habe gleichfalls fuͤr dienlich er - achtet, dasjenige hierbey anzufuͤgen, was mir der Herr Tournefort von der Jpecacuanha communiciret.

Man bringt uns dreyerley Sorten Jpecacuanhana aus America / die gelblichte / die ſchwaͤrtzlichte, und die weiſſe. Die gelblichte kommt aus Peru / wir aber empfangen ſie von Cadix. Die Spanier nennen ſie Bexugillo, welches wir in Frantzoͤſiſchen Becouguille ausſprechen. Die dickſten Wurtzeln ſind ohngefehr drey Linien dicke; krumm, voll Runtzeln und Rin - ge, gelblicht, und mitten durchhin geht ein langer, blaßgelber Nerve, mit ei - ner Haut, nur eine Linie dick, uͤberzo - gen, bricht leichtlich, wenn er trucken, iſt bitter und hartzicht, und in ihm ſteckt die groͤſte Kraft. Die Wurtzeln, wel - che insgemein verkaufft werden, ſindandertHauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. anderthalb bis zwey Linien dicke, und trefflich gut. Sie ſtillen die lang an - haltende rothe Ruhr / dyſenteriam inveteratam, wenn auch ſchon der Maſt - darm von der ſcharffen Materie exul - ceriret und angangen waͤre. Gemei - niglich machen ſie Brechen. Jedoch habe ich auch etlichen damit geholffen, welche weil ſie nicht ſo leicht zum vo - miren zu bewegen, uͤberaus viel gar - ſtige Materie durch den Stuhlgang von ſich gegeben, empfunden aber zu - vorher groſſen Grauen und Eckel, gleich als ob ſie ſich brechen ſolten. Jch habe auch dabey in Acht genommen, daß diejenigen, bey denen dergleichen nicht zu ſpuͤren, nie aufgekommen ſind. Welches mich zu glauben veranlaſſet, es muͤſſe nicht nur der Magen, von ſol - chen Sachen, die nicht drein gehoͤren, à peregrinis, und die die Saͤure deſſelben verderben, ſich entledigen, ſondern auch ſelbſt das Gebluͤte befreye ſich, vermittelſt der Glanduln oder Druͤs - lein, welche dieſen Theil, und alles, was primæ viæ heißt, inwendig bekleiden, von vielen ſeroſitatibus und Feuchtig - keiten, welche alsdenn die Salia hetero - genea, der Kranckheit Urſache, mit ſich abfuͤhren. Und auf ſolche Weiſe, in - dem die humores in den Gedaͤrmen dererjenigen, welche ſchwerlich vomi - ren, pæcipitiren und niedergeſchlagen werden, werden die Patienten dieſer beſchwerlichen Kranckheit los. Man kan auch verſichert ſeyn, daß wir kein einig remedium haben, welches der - maſſen geſchwinde und ſo gar ſicher helffe. Die doſis iſt ein halbes oder ein gantzes Quintlein, in Wein, Sup - pe oder einem andern liquor genom - men. Jſt eine doſis nicht genug, muß man die andere, ja auch die dritte, da - fern es die Noth erfordert, geben. Doch iſt es gut, daß, wenn das Bre - chen uͤberhin, nachfolgendes Traͤnck - lein oder ein anders zu trincken geord - net werde, damit der Magen und Ein - geweide wiederum geſtaͤrcket und in vorigen Stand geſetzet werde:

R. aq. ſcabioſ. card. benedict. aa. 〈…〉〈…〉iij. Scabioſen - und Coꝛdebenedic. Waſ - ſer iedes 3. Untzen.
Confection. de Hia - cintho〈…〉〈…〉 j.
Corn. Cerv. præp. Corall. rubr. præp. Sal. abſinth. aa. Jj. praͤparirt Hirſchh. u. rothe Corallen, Wermuthſaltz, von iedem 1. Scrupel.
Syrup. flor. tunic. oder abſinth. 〈…〉〈…〉j. Nelckenſaft, oder Wermuthſaft, 1 U.

Bey gewiſſen Zufaͤllen habe ich den Syrup papav. alb. wie auch das lauda - num gut befunden.

Die ſchwaͤrtzlichte Jpecacuan - ha wird mit der Flotte / welche von Rio de Janeiro kommt, gebracht. Wir erhalten ſie von Liſſabon oder Porto in Portugall, und ich halte ſie fuͤr diejenige, davon Piſo redet. Sie iſt ſchwaͤrtzlich, und geſchmeidiger als die gelblichte, viel bitterer und ſtaͤrcker. Es iſt wohl wahr, daß man ſie in ge - ringer doſi geben kan, allein ſie hilfft auch nicht ſowohl, gleichwie die erſte.

Die weiſſe iſt weder ſo bitter, noch ſo runtzlicht, als wie die andern. Die allerdickſten Wurtzeln ſind zwey oder drey Linien dicke, und die duͤnneſten eine. Sie purgiren noch ziemlich, und ohne ſie habe ich noch keinmahl die rothe Ruhr curiret. Sie koͤmmt glei - chergeſtalt aus Braſilien. Piſo ge - ſtehet, daß ſie gelinder als die vorher - gehenden, auch ein herrlich Gegengift ſey.

Das andere Capitel. Von der Contrayerva.

Siehe Fig. 38.
1

ES iſt die Contrayerva die Wurtzel eines Krautes, deſſen Blaͤtter auf der Erde hinliegen, gruͤne, voller Adern und Nerven ſind, und wie ein Hertz auſſehen: in deren Mitten ein Stengel, gantz ohne Blaͤtter, empor ſteigt. Sie wird aus Spanien gebracht.

Man ſoll aber ſolche Wurtzeln aus - ſuchen, die fein friſch, voͤllig, voll lan - ger Zaſern, knoticht und ſchwer ſind,von auſſen Kaſtanienbraun, inwendig weißgrau ſehen, und einen lieblichen aromatiſchen Geruch haben.

Sie iſt ein maͤchtig alexiterium, das allerley Gift aufs kraͤftigſte widerſte - het; deswegen iſt ſie auch von den Spa - niern Contrayerva / welches in ihrer Sprache, ſoviel als Widergift bedeu - tet, geheiſſen worden.

Jn Peru waͤchſt noch eine Wurtzel,D 3dieDer Spezereyen und Materialiendie dieſer erſten ziemlich gleich, welche nach dem Ritter Franciſcus Drack / der ſie zu erſt nach England gebracht, Drack oder Drackena genennet worden.

So eine herrliche Artzney wider Gifft dieſe Wurtzel iſt, ſo ein toͤdtlich Gift ſind im Gegentheil ihre Blaͤtter.

Viele brauchen anietzo die Contra - yerva mit doppelt ſoviel gleichfalls ge - puͤlverter Quinquina das Fieber zu vertreiben, oder doch zum wenigſten deſ - ſen Anfall eine weile zu verhindern; andere vermiſchen ſie auf eben ſolche Art mit der Jpecacuanha und gebrauchen ſie in der rothen Ruhr / und Durch - lauff.

Wir verkauffen ferner die Wurtzel von einem Kraute, das in Franckreich,Weiſſe Con - trayerva. in den Gaͤrten haͤuffig waͤchſt, auch faſt iederman, unter dem Namen Aſclepias, bekannt iſt; wird ſonſten von den Sim -Jn der Phar - macopœa des Herrn Char - ras am 141. Blat ſteht ei - ne Compoſi - tion von gar vielen ingre - dientien, wel - cher deswe - gen der Na - me lapis Con - trayervæ gege - ben worden / dieweil die Contrayerva das Hauptſtuͤck drunter iſt. pliciſten Hirundinaria genannt. Dieſe Wurtzel iſt uͤberaus zarte, weißlicht, und der Haſelwurtz nicht unaͤhnlich: etliche nennen ſie die weiſſe Contrayerva / weil ſie, ihrem Vorgeben nach, gleiche Kraͤfte haben ſoll. Man muß ſie aber alſo auſſuchen, daß ſie fein friſch und voͤllig ſey, auch einen etwas beitzenden und aromatiſchen Geſchmack habe.

Das dritte Capitel. Von der Virginianiſchen Natterwurtz.

Siehe Fig. 39.
1

VIperina, von andern Serpentaria und Serpentina Virginiana, ingleichen Di - ctamnus, Pulegium und Contrayerva Virgi - niana, die Virginianiſche Natter - oder Schlangenwurtz, Virginianiſcher Diptam / Poley, und Contrayerva aus Virginien / iſt ein Kraut, welches in Virginien, einer Landſchaft in Weſt - indien gelegen, waͤchſt, von daher es die Englaͤnder hohlen, und gar oft wi - der allerhand Gift gebrauchen, ſeit dem ſie deſſen herrliche Wirckung in denen Landen, allwo es waͤchſt, zur Gnuͤge erfahren, abſonderlich, daß es ſo treff - lich wider das Gift einer Schlangen helffe, welche fuͤnff Schuh lang iſt, von Farbe braun mit gelb vermiſchet, und lange ſpitzige Zaͤhne, unter dem Schwantze aber gar ſonderbare Schel - len hat, und uͤberaus ſchnell fort krie - chet, auch den Reiſenden gar ſehr gefaͤhr - lich iſt, die deshalben viel oͤfter von ihr wuͤrden angefallen und verletzet wer - den, wo ſie nicht der Thon dieſer Schel - len, den man von ferne vernim̃t, auf der Hut zu ſtehen, und den Einwohnern hierinne nachzuahmen, anmahnete, welche ihnen rathen, einen langen Stock bey ſich zu fuͤhren, deſſen eines Ende aufgeſpalten, in den Spalt aber ein Stuͤcke Natterwurtz geſtecket iſt, und hervor raget, damit ſie es der Schlan - gen, wenn ſie an ſie kom̃t, in den Rachen ſtoſſen, und ſie toͤdten, oder doch verja - gen koͤnnen. Weil nun des Landes Einwohner dieſe Schlange fuͤr ein Ge - ſchlecht der Nattern halten, dieſe Wur -tzel aber ihre Biſſe heilet, derowegen iſt ihr der Name Viperina beygeleget, und der Zuname Virginiana von ihrem Va - terlande gegeben worden. Die Spa - nier haben dieſe Schlange Caſcavel ge - nennet, von wegen der Schellen, die ſie unter dem Schwantze hat.

Von dieſem kleinen Gewaͤchſe kan gantz fuͤglich geſaget werden, daß daſſel - bige, wegen ſeines aromatiſchen Ge - ruchs und Geſchmacks, alle die andern, welche unter die gewuͤrtzhaften Kraͤu - ter pflegen gezehlet zu werden, uͤber - treffe.

Es wird aber dieſes Kraut nicht al - lein aus obgemeldten erkannt, ſondern auch an der groſſen Menge gantz zarter Faſen, aus denen es beſtehet, welche alle mit einander an einem Ner - ven hangen, und einen ziemlich groſſen Bart vorſtellen. Uber dieſe gantz be - ſondere Kraft wider die Schlangen - und Natter-Biſſe, iſt es auch ſonſten wider allen Gift vortrefflich gut, ja ſelbſt in denen allgemeinen Landſeuchen, morbis epidemiis, deſſen man genugſam verſi - chert ſeyn kan, nachdem S. M. vornehm - ſter Medicus, der Herr Arquin, ſie als eines der vornehmſten Stuͤcke und in - gredientien zu ſeiner Theriaca reforma - ta, die in des Herrn Charras Pharma - copoea Regia Galenico-Chymica beſchrie - ben ſtehet, genommen hat, welches doch weder des Theriacs Erfinder, noch ein einiger von denen neuern Autoribus ie - mahls beobachtet.

Die Wahl betreffend, ſo ſoll ſie friſchſeyn,Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ſeyn, groß und voͤllig, einen ſtarcken Geruch, faſt wie Spickenarden oder La - vendel das Maͤnnlein, haben, man mag ſie nun vor die Naſe halten, oder ein wenig davon in den Mund nehmen. Diejenige, deren Blaͤtter fein gruͤn und wohl geſaubert ſind, ſoll billich hoch ge - halten werden, denn weil es ein in allenStuͤcken gar kleines Gewaͤchſe iſt, ge - ſchichts ofte, daß die Helffte daran ver - dorben, welches durch den Unrath, der ſich dabey befindet, verurſachet wird: es ſey nun, daß diejenigen, die es ſamm - len, ſelbiges nicht fleißig durchleſen, oder aber, daß dieſes Zeug, weil das Kraut ſo theuer iſt, mit Fleiß dazu gethan wird.

Das vierte Capitel. Von der Rhabarber.

DJe Rhabarber aus Lepanto iſtSiehe Fig. 40. die Wurtzel von einem Kraut, von dem ich weder den Ort, wo es waͤchſt, noch auch die rechte Geſtalt genau erfah - ren koͤnnen.

Was die Blumen betrifft, von denen habe ich einen ziemlichen Theil von ei - nem guten Freunde verehret bekom - men.

Dalechampius haͤlt einen langen Diſ - curs von der Rhabarber, und dem Or - te, wo ſie herkommt, Tom. II. hiſtor. plan - tar. pag. 558. allein, er und andere Au - tores haben alſo unterſchiedlich davon ge - handelt, daß ich fuͤr beſſer erachtet, nur dasjenige allhier anzufuͤhren, was ich erſt kuͤrtzlich davon vernommen; ande - re moͤgen davon geſchrieben haben, was ſie wollen. Diß aber iſts, was man mir den 25. Julius im Jahr 1692. aus Marſeille berichtet.

Die Rhabarber kommt aus Per - ſien, und ſagen etliche, daß ſie daſelbſt wachſe: andre hingegen wollen, daß ſie von den Moſcowitiſchen Graͤn - tzen komme, doch iſt die gemeinſte Sa - ge, ſie wachſe in Perſien. Und ſol - ches kommt auch mit dem Bericht des Herꝛn Taverniers ziemlicher maſ - ſen uͤberein, wenn er in ſeiner Reiſebe - ſchreibung anzeiget, die beſte Rhabar - ber wachſe in dem Koͤnigreich Bou - tan.

Die Wurtzel, erſt neulich aus der Er - de gezogen, iſt dick und zaſericht, ſieht von auſſen ſchwaͤrtzlicht, inwendig roͤthlicht, als ob ſie marmoriret waͤre. Sie trei - bet lange wollichte Blaͤtter, drauf kom - men kleine fleiſchfarbichte Bluͤmlein, als wie Sternlein, und nach dieſen folgt der Samen.

Man ſuche die Rhabarber aus, wel - che friſch, und ſoviel immer moͤglich, in kleinen Stuͤcken iſt, die fein dicht und ſchwer ſind, einen anziehenden etwasbittern Geſchmack haben, angenehm und ein wenig aromatiſch riechen, von auſſen ſchoͤn gelb, inwendig wie eine Muſcatnuß ſehen, und dem Waſſer, da - rein ſie gelegt worden, eine Farbe, faſt wie Saffran geben. Wann ſie zerbro - chen wird, ſoll ſie fein friſch und roͤth - licht ſehen; allein die Verkauffer laſſen ſolches nicht gerne zu, denn ſie eben ſo leichte, als die Kaͤuffer koͤnnen betro - gen werden. Dannenhero muß ihm ein ieder an ietztgemeldten Zeichen be - gnuͤgen laſſen, oder ſie an einem Orte, wo ſie ohnediß ſchon ſchadhaft iſt, auf - brechen, iedoch ohne weitern Schaden zu verurſachen, welches gar leichtlich mit einem ſpitzigen Meſſer oder einer Packnadel geſchehen kan. Auch muß man ſich vorſehen, daß die Rhabarber nicht mit dieſem oder jenem Pulver, de - ren Namen allhier anzuzeigen nicht eben noͤthig, angefaͤrbet und wieder zu - gerichtet ſey, welches gar fuͤglich an dem gelben Pulver zu erkennen, das einem an den Haͤnden hangen bleibt, wenn man ſie reibt.

Der Rhabarber werden gantz ſon - derbare Eigenſchaften zugeſchrieben, vornehmlich aber ſoll ſie den Magen ſtaͤrcken, die Galle gelinde abfuͤhren, inſonderheit, wenn ihr ein und anderer ſtimulus zugeſetzet wird. Desgleichen wird ſie im Durchlauff und rothen Ruhr ſehr dienlich erachtet, wenn ſie gekauet, oder nur groͤblich zerſtoſſen in einem dienlichen liquor genommen wird. Man braucht ſie gleichfalls die Wuͤr - mer bey Kindern zu toͤdten. Mit ei - nem Worte, es iſt ein dermaſſen ſanft und gelindes remedium, welches allerhand Leuten, jungen und alten, Schwangern und Kindern, kan gebrauchet werden. Wegen dieſer ſeiner ſo herrlichen Be - ſchaffenheit wird es gar fleißig von den Medicis verſchrieben, denn ſie wiſſen, daßnichtDer Spezereyen und Materialiennicht die geringſte Gefahr dabey zu be - ſorgen, dagegen ſie zur Gnuͤge verſichert ſind, daß es ein uͤberaus herrliches Mit - tel, deshalben es auch zu einem Pfei - ler in der Artzney gemachet worden. Jch will noch dieſes, gleich als im vorbeyge - hen, erinnern, daß obſchon derjenige Ort an der Rhabarber / dadurch der Faden gezogen iſt, noch ſo ſehr verachtet wird, dennoch, wenn man ein Quintlein da - von in Roſen - oder Wegbreit-Waſſer einnimmt, ſolches ein bewaͤhrtes Mittel wieder den Durchfall ſey.

Extractum Rhabarbari.

Die Apothecker heiſſen diß ein Ex - tractum, wenn mit heiſſem Waſſer aus der Rhabarber eine gelbe Tinctur gezo - gen, und dieſe uͤber einem gelinden Feu - er, bis ſie wie Honig dicke worden, abge - rauchet wird. Wann es nun gerecht ſeyn ſoll, dann muß es von guter Rha - barber bereitet und wohl gekochet ſeyn, welches alſofort zu erkennen, wenn man mit dem Finger druͤber hinfaͤhrt: denn, wo es wohl zugerichtet iſt, ſo bleibet nichts an dem Finger kleben, und wenn mans im Waſſer zergehen laͤßt, muß es eine ſchoͤne Farbe geben, darff auch nicht brandicht riechen.

Dieſem Rhabarber Extract, deſ - ſen gar viel Scribenten gedencken, wer - den gar groſſe Kraͤfte zugeſchrieben, vor allen aber ſoll es gelinde purgiren, und den Magen ſtaͤrcken.

Die das Extractum Rhabarbari in Men - ge machen, koͤnnen aus dem Uberreſt einSal fixum Rha - barbari. Sal fixum ziehen, dem ebenmaͤßig groſſe Kraͤfte und ſonderbare Eigenſchaften zugeſchrieben werden.

Die Americaniſche Rhabarber.

Seit etlichen Jahren her hat man in unſern Gaͤrten die Rhabarberpflan - tzen haͤuffig geſehen, welche der Herr Toiſy, Vice-Re in den Jnſeln, aus Weſt - indien nach Franckreich bringen laſ - ſen. Ja es giebt Oerter, da dieſe Rha - barber ſo dicke und der wahrhaften Per - ſianiſchen dermaſſen aͤhnlich waͤchſt, daß man ſie mit genauer Noth von einander unterſcheiden kan. Jch ſelbſt habe zu Lyon bey der Bruͤcke uͤber die Rhone, an dem Fluſſe hin, mehr denn eine ſolche Rhabarber-Wurtzel aus der Erde ge - zogen, und kan verſichern, daß dieſel - ben, wenn ſie geſchabet und ausgetrock - net worden, faſt gar nicht von der rech -ten Rhabarber unterſchieden waren.

Es geben ihrer viele dieſe RhabarberSiehe Fig. 41. fuͤr das Rhaponticum aus, von wegen ihrer groſſen Gleichheit: unter andern Proſper Alpinus, der ſie aus Jndien nach Padua gebracht; wiewohl ein ziemli - cher Unterſchied darzwiſchen. Denn da die Rhabarber gemeiniglich in runden Stuͤcken iſt, und inwendig lauter Queer - ſtriche hat, ſo kommt dagegen die Rha - pontic in langen Stuͤcken, und ihre Li - nien lauffen wie lange Strahlen die Laͤn - ge hin. Weil nun dieſer Unterſchied gar wenigen bewuſt, derowegen miſchen die - jenigen, die uns die Rhabarber uͤberſen - den, gar oftmahls die Rhapontic drun - ter. Und eben deshalben iſt die orien - taliſche Rhabarber ſo gar rar. Wer aber der Rhapontic noͤthig hat, kan ſolche allezeit unter der Rhabarber fin - den, ſintemahl wir keinmahl Rhabarber empfangen, darunter keine Rhapontic ſolte gemenget ſeyn.

Ohne obgedachte Zeichen kan man die Rhapontic am ſicherſten von der Rha - barber durch den Geſchmack unterſchei - den, maſſen die Rhabarber keinen ſol - chen Schleim im Munde macht, wie die Rhapontic.

Rhaponticum montanum, Muͤnchs-Rhabarber.

Die Seltſamkeit der orientaliſchenSiehe Fig. 42. Rhapontic hat etlichen loſen Leuten Anlaß gegeben, die Wurtzel des Hippo - lapathi foliis rotundis Lobelii, welches ihrer viel in den Gaͤrten ziehen, dafuͤr zu ſub - ſtituiren, und denen, die ſie nicht kennen, an ihre ſtatt zu geben: ingleichen noch eine andere Gattung des Hippolapathi, deſſen Blaͤtter zwar groß, iedennoch aber nicht ſo rund ſind, und auf gewiſſen Ge - birgen gefunden wird. Doch iſt ein groſ - ſer Unterſchied zwiſchen ihnen, indem die orientaliſche Rhapontic, auswen - dig gelb, inwendig roͤthlicht ſieht; das Hippolapathum dagegen obenher ſchwaͤrtzlicht und duͤpflicht, faſt wie das Chagrin Leder, inwendig gelb iſt, ohne Marmorflecken. Dannenhero, wenn ſie Leute antreffen, die des Dinges kun - dig ſeind, und denen ſie dieſe Wurtzel nicht fuͤr die orientaliſche Rhapontic aufhaͤngen koͤnnen, ſo geben ſie ihr den Namen Rhaponticum montanum, Berg-Rhapontic, oder Rhamonacho - rum, Muͤnchs-Rhabarber.

DasHauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.

Das fuͤnffte Capitel. Von der Jalappe.

Siehe Fig. 43.
1

DJe Jalappa iſt die Wurtzel eines Gewaͤchſes, das vier oder fuͤnff Fuß hoch waͤchſt, und deſſen Blaͤtter den Blaͤttern der groſſen Hedera oder Ephen ſehr nahe kommen, ohne daß ſie nicht ſo dicke ſind. Die Jalappe / welche wir verkauffen, ſoll, wie mir der Herꝛ Rouſ - ſeau geſchrieben, und der P. Plumi - er ſelbſt geſaget, desjenigen Krautes Wurtzel ſeyn, welches vor nicht gar zu langer Zeit aus Neuſpanien gebracht, und von dem Herren Tournefort alſo iſt genennet worden: Solanum Mexicanum, magno flore, ſemine rugoſo, Jalap exiſtima - tum, Mexicaniſcher Nachtſchatten / mit groſſen Blumen und runtzlich - ten Samen / ſo fuͤr die Jalappe ge - halten wird.

Der P. Plumier will, es ſey dieſer Nachtſchatten einer von denenjenigen, die wir auf Frantzoͤſiſch Belle de nuit nen - nen, denn er dieſer Gattung, die auf La - teiniſch Mirabilis Peruviana, zu Teutſch Schweitzerhoſen / heißt, gantz und gar gleich ſiehet. Dieſes Gewaͤchs iſt in den Gaͤrten ſehr gemeine, und wird deshal - ben Belle de nuit geheiſſen, weil es nur die Nacht uͤber bluͤhet.

Vielleicht duͤrfften einige nicht glau - ben wollen, daß die Jalappe die zer - brochenen Stuͤcke von der Wurtzel die - ſes Gewaͤchſes waͤren: allein, weil der P. Plumier ſelbſt an denenſelbigen Or - ten geweſen, mir aber ein guter Freund ein Stuͤcke einer ſolchen Wurtzel gege - ben, und ich beobachtet, daß ſie blos dar - inne von der Jalappe unterſchieden, weil ſie weiſſer und leichter, und mehr Figuren hatte; welcher Unterſchied aber ohne Zweiffel von der unterſchied - lichen Landesgegend herruͤhrete; als will ich dieſen Punct uneroͤrtert laſſen, zumahl, da ich nichts mehr davon erfah - ren koͤnnen, und nur dieſes annoch ſa - gen, man ſolle dieſelbe Jalappe erweh - len, welche in groſſen Stuͤcken iſt, und ſich nicht leichtlich mit bloſſen Haͤnden zerbrechen, aber wohl im Moͤrſel ſtoſſen laͤßt; die auch aͤuſſerlich ſchwartzgrau, innerlich glaͤntzend ſchwartz ſiehet, voll Hartz iſt, und ziemlich ſcharff und wider - lich ſchmecket. Endlich gebe man auch Achtung, daß nicht, wie oftmahls ge -ſchicht, rad. Eryoniæ, die Stickwurtz, und andre drunter gemenget.

Die Jalappe, die in Franckreich verkaufft wird, koͤmmt aus Weſtin - dien; doch meiſtens aus der Jnſel Ma - dera, woſelbſt ſie wilde und ungebauet waͤchſt.

Man erachtet, die Jalappe ſey gut, die uͤberfluͤßigen Feuchtigkeiten abzu - fuͤhren; allein, es muß einem ihre Kraft genau und wohl bekannt ſeyn, denn ſie uͤberaus ſtarck operiret, vornehmlich, wenn ſie in ſubſtantia, an und fuͤr ſich ſelbſt, gegeben, und die doſis, welche alle - zeit nach der Leibesbeſchaffenheit, Alter und Vermoͤgen der Perſonen ſoll einge - richtet werden, nicht vermindert wird: und um dieſer Urſache willen ſoll man ſie iederzeit mit der groͤſten Behutſam - keit gebrauchen.

Die ordentliche doſis iſt von einem halben Scrupel bis auf ein halbes Qvintlein, in weiſſem Wein oder andern tauglichen Saͤften zu nehmen.

Man kauffe bey leibe kein Jalap - penpulver, als bey ſolchen Kauffleu - ten, auf die man ſich verlaſſen kan, und deꝛer Aufrichtigkeit maͤnniglich bekannt iſt; denn es giebt ihrer, welche keine Ja - lappe pulveriſiren, ſie ſey denn mit Stickwurtz vermiſchet, oder vermodert und wurmſtichicht. Es ſoll auch durch ein ſeidin Tuch oder Flor geſtaͤubet wer - den, denn je zaͤrter es iſt, ie mehr Kraft hat es, und verurſachet deſto weniger Ungelegenheit.

Ein Paſtetenbecker zu Paris berei - tet mit dieſem Pulver Purgier-Biſco -Purgir-Bi - ſcoten. ten, welche zu allem gut ſeyn ſollen, und er verthut derſelben, in Wahrheit, ſehr viel: ob ſolches wegen der guten Wir - ckung, die man daran verſpuͤret, ge - ſchicht, oder weil ſie ſo wohlfeil ſind, laſſe ich an ſeinen Ort geſtellet ſeyn, weil die - ſes den Herꝛen Medicis und Apotheckern ehe als mir zu entſcheiden zukommt.

Von der Reſina oder dem Magi - ſterio Jalappæ.

Aus der Jalappenwurtz wird mit Weingeiſt und gemeinem Waſſer ein fluͤßiges, weiſſes und klebrichtes Hartz gezogen, dem Terpentin nicht ungleich:EwennDer Spezereyen und Materialienwenn es aber trucken worden, ſieht es dem gemeinen Hartz faſt aͤhnlich. Es muß wie Scammonienhartz riechen, ab - ſonderlich, wenn es recht zugerichtet iſt, denn, wenn es nicht wohl bereitet wor - den, alsdann iſt das Extractum Jalappæ drunter gemiſcht, oder man hat es uͤber dem Feuer getrucknet. Es muß auch braun ſehen, wie Arcanſon, insgemein Colophonium genennet. Sonſt ſoll die recht ſchoͤne Reſina Jalappæ auſſer nur gemeldten Geruch und Farbe, trucken, durchſichtig und zarte ſeyn, ſich leicht zerreiben laſſen, und, wenn ſie zwiſchen den Fingern zerdruckt woꝛden, wie Aſche oder als ein graues Pulver ſehen.

Dieſes Hartz wird hoͤher geachtet, alsdie Jalappe ſelbſt, weil es eine ſtaͤrckere Wirckung hat; und dann auch, weil es beſſer einzunehmen. Die ordentliche doſis ſind fuͤnff bis ſechs Gran in einem Eydotter.

Ob nun ſchon dieſes Hartz gar treff - liche Eigenſchaften hat, dennoch ſoll es nie ohne Rath rechtſchaffener Medico - rum gebrauchet werden.

Wenn der Spiritus Vini von dem Ja - lappenhartz abgezogen, und die Feuch - tigkeit abgerauchet worden iſt, ſo be - kommt man einen braunen Extract, wie Honig dicke, der faſt gleiche Wir - ckung hat, wie die Reſina, ohne daß er nicht ſo ſtarck iſt.

Das ſechſte Capitel. Von der Mechoacanna.

DJe Mechoacanna wird auch weiſſe Rhabarber, Americani - ſche Scammonea oder Bryonia ge - nennet, und iſt eine leichte, inn - und aus - wendig weiſſe Wurtzel, die wir in Schei - ben zerſchnitten, aus der Provintz Me - choacan in Neuſpanien, davon ſie auch den Namen bekommen, erhalten.

Die Jnſel S. Domingo ſoll, nach des Herrn Frantz Rouſſeau Berichte, ſo viel Mechoacanna bringen, daß man in weniger Zeit ein gantzes Schiff damit belaſten koͤnte.

Siehe Fig. 44.
1

Wenn dieſe Wurtzel noch in der Erde ſteckt, ſtoͤſt ſie Stengel hervor, an denen duͤnne, weißlichte, gruͤne, wie Hertzen formirte Blaͤtter wachſen, auf welche die Beeren folgen, die anfangs gruͤne ſind, bald aber immer roͤther und roͤther werden, ie mehr ſie nemlich reiffen. Das Kraut der Mechoacanna kriecht immer fort, und iſt von der Stickwurtz, wenn es noch auf dem Stocke, oder auf der Wurtzel ſtehet, allein am Geſchmack und Geſtalt der Blaͤtter unterſchieden. So iſt auch zwiſchen denen zerſchnitte - nen und getreugten Wurtzeln der Me - choacanna und Bryonia dieſer ein - tzige Unterſchied, daß jene faſt gar nicht riecht oder ſchmeckt, da dieſe hingegen gantz unertraͤglich bitter iſt.

Man ſoll die Mechoacanna erweh - len, wenn es feine huͤbſche Scheiben, innen und auſſen weiß ſind, dagegen die garſtige, ſchlechte, gering und duͤrre hin - weg werffen, auch Acht haben, daß kei -ne Stickwurtz drunter ſey, wiewohl oͤf - ters geſchicht, wenn die Machoacanna etwa theuer iſt, als wie im Jahr 1676. wiewohl man es gar leichtlich mercken kan, weil die Linien und Striche oder Circkul in der Mechoacanna viel dich - ter beyſammen ſtehen, der Geſchmack auch gantz ſuͤſſe iſt; dahingegen iſt die Bryonia ſteinicht, und ſchmeckt, wie gedacht, uͤberaus bitter.

Die Mechoacanna / gepuͤlvert, und davon zweymahl ſoviel als von der Ja - lappa eingenommen, iſt das herrlichſte Remedium die ſchleimichten und waͤſſe - richten Feuchtigkeiten abzufuͤhren, des - gleichen bis dato nicht vor den Tag ge - kommen. Weil aber ihre Wirckung nicht ſo ſchnelle, auch nicht ſo heftig iſt, als wie der Jalappe, dieſerwegen wird ſie faſt gar nicht mehr gebraucht, weil ſich die Patienten einbilden, ſie haͤtten nicht recht purgiret, wenn das remedium das ſeinige nicht bald und heftig thut. Ob es nun wohl ein viel gelinder Mit - tel, weder die Jalappa iſt, dennoch moͤch - te man es dieſer immer vorziehen, alldie - weil weniger Gefahr dabey, auch aller - hand Leuten, jungen und alten, kan ge - geben werden. Man nimmts, wie das vorhergehende, fruͤh nuͤchtern, in Wein, oder etwas anders ein.

Lac oder Fecula Mechoacannæ.

Wenn wir die Mechoacanna friſch haben koͤnten, ſo moͤchten wir wohl fecu - lam, oder wie es andere nennen, lac Me - choacannæ, ein weiſſes gantz zartes Pul -ver

TAB. VIII.
Jalappen Wurtzel. Fig. 43. p. 66
Mechoacana Wurtzel. Fig. 44. p. 67.
Turbit. Fig. 45. p. 69.

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ver oder Mehl, daraus bereiten. Nach - dem aber wegen Mangel der friſchen Wurtzel unmoͤglich faͤllt es zuzurichten, als wird auch unnoͤthig ſeyn, daß man ſich viel darum bekuͤmmere.

Von der Stickwurtz.

Die Stickwurtz, Bryonia, welcher auch der Namen Coulevrée und Vitis alba beygeleget worden, iſt ein gantz bekann - tes Gewaͤchſe, und alſo nicht noͤthig, viel davon zu melden, zumahl da deſſelben bereits alle Scribenten gedacht haben, auch ſchier alle Gaͤrten und Hecken deſ - ſen voll ſind. Die friſche Wurtzel die - ſes Krautes iſt dermaſſen ſtarck und hef - tig, daß derjenige, der ſie genoſſen, als - bald, als wie raſend wird, ja wohl gar in Gefahr des Lebens geraͤth: und des - halben nennen ſie die Bauern die tolle Steckruͤbe. Wenn ſie aber getrocknet worden, hat ſie noch einigen Nutzen in der Artzney, und wird zu etlichen com - poſitionen gebrauchet.

Der Herꝛ Mathurin Sebille, ein beruͤhm - ter Herboriſt, deſſen gleichen wir in viel hundert Jahren zu Paris nicht gehabt, hat mich verſichert, daß die Bryonia dieWilde Steck - ruͤbe. rechte wilde Steckruͤbe ſey, und man muͤſſe nur allein das Korn, das in den trocknen Beeren ſtickt, zur Bereitung des Theriacs gebrauchen. Auch geben etliche fuͤr, die Bryonia ſey ein treffli -ches Mittel wider die Schlangenbiſſe, darum habe ſie auch den Namen Colu - brina bekommen, gleich wie ſie deshal - ben Vitis alba & nigra genennet worden ſey, weil ihre Blaͤtter dem Weinlaube gleichen.

Fecula Bryoniæ.

Aus der Bryonia kan man eine Fe - cula, das iſt ein zartes Pulver und Mehl machẽ, welches, nachdem es trucken wor - den, wie Kraftmehl anzuſehen iſt: dieweil man aber befunden, daß es ein Mittel von ſchlechten Kraͤften, derohalben wird es anietzo gar ſelten zugerichtet.

Von der ſchwartzen Stickwurtz.

Es giebt noch eine Gattung der Stickwurtz, Vitis nigra, oder, wie ande - re wollen, Unſrer lieben Frauen Sie - gel genennet: zu Paris heiſſen wir ſie Racine Vierge. Weil wir aber dieſe bey - den Wurtzeln nicht zu verkauffen pfle - gen, die Scribenten auch genug davon vermelden, deshalben habe ich auch nicht weitlaͤufftig davon handeln wollen.

Dieſes aber wolte ich noch gedencken, wenn man die friſche Zaunruͤbe auf die Contuſiones, wann einer geſtoſſen oder geſchlagen worden, leget, ſo wird ſie ver - hindern, daß das Gebluͤte nicht gerinne, und der Ort braun und blau werde; und daher hat ſie den Namen radix ad contu - ſiones bekommen.

Das ſiebende Capitel. Vom Turbit.

DEr Turbit, Lateiniſch Turpethum, iſt die Wurtzel von einem Kraute, welches die Baͤume hinan laͤufft, undSiehe Fig. 45. faſt wie der Eibiſch, Blaͤtter und Blu - men traͤgt; wie ſolches die Scribenten vermelden. Unter andern ſagt Garzias ab Horto im II. Theil ſeines Buches pag. 232. alſo: Turbit ein Kraut, deſſen Wurtzel mittelmaͤßig dicke und lang iſt, auch wie der Epheu auf der Erde hin und her kreucht, hat Blaͤtter und Blu - men, als wie der Eibiſch; der beſte Theil daran iſt, was er den Strunck heißt. Er ſagt auch, das gantze Gewaͤchs habe nicht den allergeringſten Geſchmack, und werde an den Seekuͤſten in Cam - baya, Suratte und andern Gegen - den in Jndien gefunden. Ferner er - zehlet er, daß es auch zu Goa wachſe, doch werde es von daſiges Ortes Medi -cis nicht geachtet. Allein ich will mich bey dem, was Garzias davon gedacht, nicht aufhalten, habe vielmehr fuͤr gut befunden, allhier anzufuͤhren, was Pau - lus Hermannus, Medicinæ Doctor und Demonſtrator in horto Medico-Lugdu - nenſi, in ſeinem Buch pag. 78. davon ge - dencket, und daſelbſt vermeldet, daß er das wahre Turbit an vielen Orten in Jndien / ſonderlich aber in der Jnſel Ceylon geſehen. Selbiges ſey ein krie - chendes Gewaͤchs, das ſich entweder in einander verwirre, oder um die naheſte - henden Baͤume ſchlinge. Die in der Erde ſteckende Wurtzel triebe fuͤnff bis ſechs Schuh lange Rancken hervor, da denn die Blaͤtter an mittelmaͤßig dicken Stielen, mitten aus denenſelben her - aus wuͤchſen. Dieſe Blaͤtter ſeyen den Eibiſchblaͤttern gantz gleich, auſſer daßE 2ſieDer Spezereyen und Materialien ſie weiſſer, rauher und ſtachlichter, oder vielmehr mit kleinen Spitzen be - ſetzt waͤren, darnach folgeten die fleiſch - farbenen Blumen, den Glocken der Winde nicht ungleich. Und darum hat er es auch alſo genennet, Convol - vulus Indicus alatus maximus, folio Ibiſco non nihil ſimili, Turbith Officinarum, das iſt, die groͤſte Jndianiſche Winde, deren Stengel gleichſam gefluͤ - gelt / und die Blaͤtter den Eibiſch - blaͤttern nicht ſo gar ungleich ſe - hen, in den Apothecken Turbit ge - nennet. Wann die Blumen abge - fallen, hinterbleiben die Samenknoͤ - pfe, in denen vier ſchwartze halbrunde Koͤrner, wie Pfefferkoͤrner, ſtecken.

Den Turbit ſoll man auſſuchen, der fein wohl geſaubert, d. i. entzwey geſpal - ten iſt, und das Hertz daraus genom - men; der auch nicht bruͤchicht iſt, aus - wendig grau, inwendig graulicht ſieht; der fein ſchwer, nicht wurmſtichicht, und ſo wohl in der Mitten, als an den Enden reſinos und hartzicht iſt. Hin - gegen ſoll man den weiſſen und leichten verwerffen, oder, wenn er ſich leichtlich zerbrechen laͤßt, oder wurmſtichicht iſt; desgleichen, wenn er nur an den Enden hartzicht iſt, welches daher kommt, ent - weder daß die Jndianer dieſe Wurtzel, ſo bald ſie dieſelbe aus der Erde gezogen, zuſammen gekruͤmmet, damit ſich der Saft nach beyden Enden ziehe, welcher alsdann, nachdem er eingetreuget, wie Hartz ausſiehet: oder ſie muͤſſen irgend in ein Gummi oder flieſſend Hartz geſte - cket worden ſeyn. Etliche ziehen die kleinern Stuͤcken des Turbits den groͤſ - ſern vor, welches ich auch eben nicht ta - deln will.

Viele nehmen und brauchen die Thapſia an ſtatt des Turbits, welches man aber ſtracks mercken kan, und aus folgenden wird zu erſehen ſeyn.

Der Turbit wird die uͤberleyen Feuchtigkeiten abzufuͤhren dienlich er - achtet: doch meiſtens brauchen ihn die Apothecker, maſſen er zu vielen Galeni - ſchen compoſitionibus genommen wird.

Man haͤlt dafuͤr, der Name Turbit komme vom Lateiniſchen Wort turbare her, weil er eben als wie die Jalappe die humores turbire und dergeſtalt aus - fuͤhre.

Reſina oder Extractum Tur - pethi.

Aus dem Turbit kan auf gleiche Wei - ſe, wie aus der Jalappe, ein Hartz und Extract gemachet werden: weil man aber ſehr wenig bekommt, deshalben will ich niemand rathen ſich damit zu bemuͤhen.

Von der weiſſen Thapſia.

Die weiſſe Thapſia oder der graue Turbit iſt die Wurtzel eines Gewaͤch - ſes, das von allen Scribenten beſchrie - ben wird. Es hat Blaͤtter, wie der Fenchel, drauf kommen die Kronen oder Dolden, wie auf der Tille. Die Blu - men ſind gelb, und der Samen breit, dem Samen der Ferula guten Theils aͤhnlich.

Wegen der gar zu heftigen Wiꝛckung wird dieſes Kraut wenig gebraucht, ſin - temahl der Saft oder die Milch, ſo dar - aus laufft, dermaſſen ſcharff iſt, daß ei - nen die bloſſe Dunſt davon des Geſichtes berauben kan. Die Wurtzel wird gleicher geſtalt gar wenig in der Artzney gebrauchet, ohne von etlichen Apotheckern, die ſie (wiewohl ziemlich ungereimt) an ſtatt des rechten Turbits nehmen, es geſchehe nun aus Unver - ſtande, und weil ſie es nicht kennen, oder weil ſie beſſeres Kauffs iſt; da doch kein geringer Unterſcheid zwiſchen beyden, indem der Turbit von auſſen roͤthlicht grau, inwendig aber weißgrau ſiehet, ſchwer iſt und nicht leichtlich bricht, da hingegen die Thapſia, welche leichte und runtzlicht iſt, ſilberfarben ſiehet, auch ei - nen dermaſſen ſcharffen und brennen - den Geſchmack hat, daß ſie einem den Mund aufzeucht, ſonderlich, wenn ſie noch friſch iſt.

Es giebt ſonſt noch eine Gattung der Thapſia, die ſchwartze genennt, wel -Schwartze Thapſia. che in der Artzney gar nicht gebrauchet wird: und deshalben will ich auch nichts davon vermelden, ſondern nur dieſes gedencken, daß man dieſe beyden Wur - tzeln, wegen ihrer groſſen Schaͤrffe, gar fuͤglich unter die heftigſten remedia, welche hoͤchſtgefaͤhrlich zu gebrauchen, rechnen koͤnne. Derowegen ſollen die Apothecker und andere ſich wohl in Acht nehmen, und dieſe Wurtzel nicht an ſtatt des wahren Turbits geben.

DasHauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.

Das achte Capitel. Vom Coſto Arabico.

Siehe Fig. 46.
1

DEr Arabiſche Coſtus iſt die Wur - tzel einer dem Hollunder nicht un - aͤhnlichen Staude, waͤchſt haͤuffig in dem gluͤckſeligen Arabien, daher ihm auch ſein Zuname entſtanden.

Man muß die ſchoͤnſten Wurtzeln ausſuchen, welche ſchwer ſind, auswen - dig aſchfarben, inwendig roͤthlicht grau ſehen, die ſich nicht gerne zerbrechen laſ - ſen, ſtarck riechen, und einen aromati - ſchen, mit einiger Bitterkeit vermiſch - ten Geſchmack haben.

Die Wurtzel des Coſtus wird mei - ſtentheils zum Theriac verbraucht, und bedarſf keiner fernern Zubereitung, wenn ſie nur friſch, dicke, vollkommen, und von dem Schilffe, welcher oftmahls an den Wurtzeln haͤnget, wie auch von der Erde und anderm dran befindlichen Unrathe wohl geſaubert iſt.

Coſtus dulcis.

Der ſuͤſſe Coſtus iſt eine kleine Wur - tzel, kommt der Terra merita, was an - langet die Geſtalt, Farbe und Groͤſſe, ziemlich nahe. Allein, dieſe Wurtzel iſt ietziger Zeit ſo gar rar, daß ſie faſt nicht mehr zu haben. Weil uns nun dieſes Gewaͤchs eben ſo unbekannt, als wie der Coſtus amarus, darum mochte ich auch nichts mehr davon melden.

Coſtus amarus.

Der bittere Coſtus wird von etli - chen Coſtus Indicus, der Jndianiſche ge - nannt, und iſt eine groſſe, harte dicht - und glaͤntzende Wurtzel, die viel eher einem Stuͤcke Holtz, als einer Wurtzel gleichet.

So ſeltſam iſt er nicht, als wie der vorige, denn er annoch in etlichen alten Kramlaͤden anzutreffen. Wie aber die Seltſamkeit einer Wahre dieſem oder jenem Anlaß giebet, genau nach ſelbiger zu forſchen, andere aber daher Gelegen - heit bekommen, etwas anderes dafuͤr auszugeben, eben alſo iſts auch hier er - gangen: denn es haben etliche Gebirger die Wurtzel Agriocynera, die ſie aus Jta - lien, ſonderlich von Monte S. Angelo, gebracht, fuͤr den bittern Coſtus ange - geben, obgleich ein groſſer Unterſchiedzwiſchen beyden, indem die Agriocynera faſt gar keinen Geſchmack hat, da hin - gegen der Coſtus, wie ſein Name weiſet, bitter iſt. Andere, die ſich nicht gerne wollen betruͤgen laſſen, oder auch ihres Beutels zu ſchonen pflegen, nehmen an ſtatt des bittern Coſtus, den Corticem Winteri, welchen ſie auch Coſtum album, den weiſſen Coſtus nennen, oder den Zittwer, oder die Wurtzel von demjeni - gen Kraute, welches die Botanici Men - tham hortenſem corymbiferam auf Fran - tzoͤſiſch Coq de jardin, auf Teutſch Gar - tenmuͤntze heiſſen, oder auch wohl die Alantwurtzel, u. ſ. w. Solchem Miß - brauch und Unterſchleiff vorzukommen, kan man ſich nur ſchlechter dinges des bittern Coſtus bedienen, denn dieſer der beſte iſt, und den Namen Coſtus alleine verdienet. Wiewohl man auch ſicher - lich glauben mag, daß alle dieſe unter - ſchiedenen Gattungen des Coſtus, wel - che in vorigen Zeiten zu ſehen geweſen, blos von den unterſchiedlichen Oertern, da ſie gewachſen, entſtanden ſind, wie ſolches Charras im Tractat vom The - riac articul. de Coſto pag. 125. ſehr wohl angemercket, woſelbſt er ſaget, diß ſey ſeine Meinung, wie daß aller Coſtus insgeſammt die Wurtzel einer eintzigen Pflantze ſey, die doch an unterſchiedli - chen Orten in der Welt wachſe: koͤnte dannenhero wohl ſeyn, daß der Coſtus, der an verſchiedenen Orten eines Lan - des wachſe, von der unterſchiedlichen Erde, daraus er ſeine Nahrung ziehet, auch eine gantz andere Geſtalt, Farbe und Geſchmack bekomme. Wir ſehen dieſes an Korn, Wein und allerhand Gewaͤchſen, welche ebener maſſen nicht nur ihre Geſtalt, ſondern auch den Ge - ſchmack und Kraft veraͤndern, ie nach - dem ſie in feucht - oder trucknen, fett - oder ſandichten Boden, oder in einem mehr oder weniger ſteinichten Lande geſtan - den. Derowegen ſoll man den Arabi - ſchen Coſtus durchgehends eintzig und allein zu allen Compoſitionen gebrau - chen.

E 3DasDer Spezereyen und Materialien

Das neunte Capitel. Vom Jngber.

DEr Jngber iſt desjenigen Gewaͤch - ſes Wurtzel, welches von denen Bo - tanicis alſo genennet wird; Arundo hu - milis, clavata, radice acri, niedriges Kol - benrohr, deſſen Wurtzel einen ſcharf - fen Geſchmack hat.

Dieſe Wurtzel verkriecht ſich nicht tieff in die Erde, ſondern ſpreitet ſich oben auf derſelben die laͤnge hin aus, ſieht an den Enden bald wie eine Hand oder Pfote, und wird auch deswegen von den Einwohnern der S. Chriſtof - fels - und anderer Antillen-Jnſeln patte du Gingembre, Jngberpfote oder Zehe genennet.

Siehe Fig. 47. und 48.
1

Wann der Jngber annoch in der Er - de liegt, dann ſtoͤſt er einen Hauffen Rohrſtengel von ſich, mit groſſen, lan - gen gruͤnen Blaͤttern, nach denen die roͤthlichte mit etwas gruͤn vermiſchte Bluͤte folget: und zwar waͤchſt aus dem Stengel eine gruͤne Spitze heraus, die nicht unfuͤglich mit einer Kolbe zu ver - gleichen, weswegen ihm auch von den Lateinern der Name Zingiber flore clava - to gegeben worden.

Vor dieſem wurde der Jngber aus Oſtindien zu uns gebracht, ſeit dem er aber auch in den Antillen-Jnſeln er - bauet worden, kommt nichts mehr, oder doch ſehr wenig, daſelbſt her.

Wenn die Americaner den Jngber aus der Erde gezogen haben, ſo legen ſie ihn an die Luft und Sonne, damit er trucken werde, und wenden ihn von Zeit zu Zeiten um. Wenn ſie aber geſchwin - der damit fertig ſeyn wollen, alsdann treugen ſie ihn im Ofen; und ſolchen be - kommen wir auch unterweilen, wie - wohl er uͤber die maſſen duͤrre und tru - cken iſt.

Man ſoll den Jngber auſſuchen, der fein friſch, trucken, voͤllig und ſchwer - lich zu brechen iſt, der von auſſen roͤth - licht grau ſiehet, und inwendig hartzicht iſt, auch einen hitzigen und beiſſenden Geſchmack hat; hingegen ſoll man den Engliſchen wegſchmeiſſen, weil er weich, faſicht, in - und auswendig weiß, und mehrmahls wurmſtichicht iſt; eine herrliche Beſchaffenheit, die ihm gewiß - lich beyzulegen, denn wenn ihn nicht die Wuͤrme zerfreſſen, ſo iſt er dennochdergeſtalt voll Faſen, daß man ihn un - moͤglich zu Pulver ſtoſſen kan.

Jn der Artzney wird der Jngber gar ſelten gebrauchet, hergegen deſto haͤuf - figer von den Landkramern und Tabu - lettraͤgern unter den Pfeffer gemiſchet. Wir aber ſtoſſen ihn zu Pulver, und heiſſen diß hernach Epice blanche, ſo zu vie - lerley Sachen, ſonderlich zu Verferti - gung der vier Spezereyen, pour la compo - ſition des quatres epices, gebrauchet wird.

Vom eingemachten Jngber.

Die Americaner machen den erſt aus der Erde gezogenen Jngber mit Zucker ein, nachdem ſie ihn zuvor einge - weichet, damit er nicht allein ſeine mei - ſte Schaͤrffe verlieren moͤge, ſondern auch die oberſte Haut fahren laſſe. Wenn er nun recht und wohl zugerichtet iſt, alsdann verſenden ſie ihn an viele Orte. Sie machen auch eine Marmelade da - raus, ingleichen allerhand truckne Tei - ge, eben wie wir aus unſern Fruͤchten und Wurtzeln.

Dieſes eingemachte wird darum ge - brauchet, weil es ſich uͤber die See fuͤh - ren laͤßt, auch alten Leuten Waͤrme mittheilet. Die Jndianer, Holl - und Englaͤnder / desgleichen alle Nordi - ſche Voͤlcker insgeſamt gebrauchen es, theils ſich zu erwaͤrmen, theils aber die Daͤuung zu befoͤrdern, nicht weniger ſich vor Scorbut und Mundfaͤule / welche nichts ſeltſames auf der See, zu præſerviren und zu verwahren.

Von der Wurtzel Zerumbeth, und dem Zittwer.

Zerumbeth und Zittwer, Zedoaria, ſind zwey an Farbe und Geſtalt gantz unterſchiedene Wurtzeln, welche nichts deſtoweniger von einem Kraute oder Gewaͤchſe, deſſen Blaͤtter den Blaͤttern des Jngbers nicht ſo gar ungleich ſind, und deswegen auch wilder Jngber ge - nennet wird, ihren Urſprung haben. Beyde werden aus Oſtindien und der Jnſel Laurentius gebracht, woſelbſt ſie in groſſer Menge wachſen.

Zerumbeth heißt der Wurtzel run - des Theil, und wir bekommen es, wie die Jalappe, in Scheiben zerſchnitten: ſoll aus - und inwendig grau ſehen,ſchwer

TAB. IX.
Arabiſche Loſtuswurtz. Fig. 46. p. 73.
Jngber. Fig. 47. p. 75.
Proſperi Alpini Rapontie. welche wie Journefort verſichern wil, die wahrhafte Rhabarber ſeijn ſol. Fig. 41. p. 64.
Münchs Rhabarber oder Rhaponticum montanum. Fig. 42. p. 64.

TAB. X.
Veilgenwürtz. F. 49. p. 77.
F. 52. Lürcüma. p. 79.
Kleiner Galgant. F. 50. p. 79.
Groſſer Galgant. F. 51. p. 80.

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ſchwer ſeyn, und ſich nicht leichtlich zer - brechen laſſen, noch von Wuͤrmern zer - freſſen ſeyn: auch ſoll es einen heiſſen und aromatiſchen Geſchmack haben.

Der Zittwer aber iſt der lange Theil der Wurtzel, und gleichſam der Fuß oder das unterſte am Zerumbeth. Soll des kleinen Fingers lang und dicke ſeyn, weißroͤthlicht von auſſen, inwendig weiß - licht, fein voͤllig und ſchwer, uͤbel zu zer - brechen, auch nicht wurmfreßicht, wel - chem Ubel er gar ſehr unterworffen: des - gleichen ſoll er einen heiſſen und aroma -tiſchen Geſchmack haben, bald wie Ros - marin.

Jn der Artzney wird Zerumbeth nicht ſo ſehr gebraucht als wie der Zitt - wer / denn dieſer fuͤr ein gutes cordial und hertzſtaͤrckendes Mittel gehalten wird, und zugleich wider allen Gift vor - trefflich dienlich.

Es uͤberlege ſich ja keiner mit dieſen beyden Wurtzeln, denn es wird ſelten darnach gefragt, ſo koͤnnen ſie auch nicht gnugſam vor den Wuͤrmen bewahret werden.

Das zehende Capitel. Von der Veielwurtz.

Siehe Fig. 49.
1

IRis Florentina, die ſo genannte Veiel - wurtz / iſt die Wurtzel eines Gewaͤch - ſes, deſſen Blaͤtter lang und ſchmal, von Farbe ſchoͤn gruͤn ſind, wonach weiſſe Blumen folgen. Der Hertzogin von Guiſe ehmahliger Leib-Medicus Mo - rin, ein wackerer und in Erkaͤntniß der Kraͤuter hocherfahrner Mann hat mich deſſen verſichert.

Sonſt iſt die Iris Florentina in Franck -Der Herr Au - tor geſtehet in dem Frantzoͤ - ſiſchen An - hang aufrich - tig, daß er allhier gefeh - let / und die Iris Florentina denen andern gar nicht glei - che / ſondern alſo ausſehe, wie er ſie o - ben beſchrie - ben. reich unter dem Namen Flambe, Glayeul, und Iris noſtras gantz bekannt, waͤchſt uͤberalle auf den Mauern, an den Fluͤſ - ſen, und auch in den Gaͤrten, und es giebt ihrer gar vielerley Arten, wie von einigen Autoribus berichtet wird. Der Name Iris ſoll ihr, wie man ſagt, daher gekommen ſeyn, weil ſie ſo unterſchie - dene Farben hat, die einiger maſſen den Farben des Regenbogens, der auf Latei - niſch Iris genennet wird, aͤhnlich ſehen.

Die Veilgenwurtz ſoll man erweh - len, welche fein dicke, voͤllig und dichte, auſſenher weiß, inwendig trucken, und ſchwerlich zu zerbrechen ſey, darneben ſuͤßlicht, und wie Veilgen rieche: dage - gen muß man die geringe und unſau - bere, die keinen Geruch hat, aus - werffen, wie nicht weniger die, welche weich und wurmfreßicht iſt, denn dieſem Unfall iſt ſie vor andern unterworffen.

Hiebey dienet zu mercken, daß die friſche Iris auſſer dem, daß ihr ſoviel ab - gehet, auch einen uͤber alle maſſen haͤß - lichen Geſchmack habe, ſo daß man ſie nicht lange im Munde behalten kan, weil ſie einem den Hals gantz rauhe macht, welches hingegen an der trucknennicht zu ſpuͤren, als welche einen liebli - chen und nach Veilgen riechenden A - them macht; um welches willen ſie auch ſo viel junge Leute kaͤuen und ſtets bey ſich tragen. Uberdiß gebrauchen ſie auch die Parſumirer / ſowohl zum Pu - der, als zu andern Dingen, dazu ſie noͤ - thig iſt. Die Faͤrber und andre legen ſie zu den Stoffen und Tuͤchern, die ſie gefaͤrbet, und benehmen ihnen damit den Geruch nach der Farbe. Die Con - fiturirer geben nicht allein einer gewiſ - ſen Conſerve, welche Mißbrauchs hal - ber allhier zu nennen unnoͤthig, damit einen beſſern Geruch, ſondern ſie uͤber - ziehen ſie auch ſelbſt, wenn ſie vorher durch ein ſeiden Tuch geſtaͤubet worden, mit Zucker, und machen daraus ihre pe - tites dragées, Zuckerkoͤrner, die wir Nom - pareilles nennen.

Jm uͤbrigen wird die Veielwurtz, ohnerachtet ihrer ſo herrlichen Beſchaf - fenheit, gar wenig zur Artzney gebrau - chet, ſondeꝛn nur zu etlichen Galeniſchen compoſitionibus genommen.

Die Apothecker brauchẽ auch von der - jenigen Iris, die in unſeꝛn Gaͤrten waͤchſt, den Saft zu ein und andern Dingen, z. E. zum emplaſtr. diachyl. und dergleichen. Es wird ingleichen aus dieſem Safte, wie aus der Stickwurtz, eine fecula oderFecula Irldis. Mehl gezogen, welches bey nahe von gleichen Kraͤften iſt. Aus der blauen Schwertelblumen ziehen wir eine gruͤne Farbe, Verd d’Iris genannt, de -Verd d’Iris. ren ſich die Mignaturarbeiter bedienen. Dieſes Gruͤn wird auf gar vielerley Art zugerichtet, und koͤnnen die es zu ma - chen verlangen, ſich in dem Buͤchleinde laDer Spezereyen und Materialiende la mignature, Raths erhohlen, denn in demſelben ſtehet beſchrieben, wie ſo wohlder Carmin, als auch andere feine Far - ben zuzurichten.

Das eilfte Capitel. Von der groͤſſern Galanga.

Siehe Fig. 50.
1

DEr groͤſſere Galgand / welchen ei - nige, wie wohl hoͤchſt unrecht, Aco - rum verum nennen, iſt die Wurtzel eines Gewaͤchſes oder Schilffes, deſſen Blaͤt - ter faſt wie die Schwertlilien-Blaͤtter ſehen; waͤchſet haͤuffig auf der Jnſel Java und in China.

Man ſoll aber dieſe Wurtzel erweh - len, wenn ſie dicke und ſchwer iſt, von auſſen roͤthlicht, inwendig weißlicht ſie - het, und einen heiſſen und beiſſenden Geſchmack hat, der hinten nach etwas bitter iſt. Dargegen ſoll man die ver - werffen, die ſchier gar nicht ſchmecket, welches doch nicht zu vermuthen, ſie muͤſte denn gar zu alt und zu verlegen ſeyn. Dieſe Wurtzel hat meines Wiſ - ſens keinen andern Nutzen, als daß ſie die Eßigbrauer an ſtatt des kleinern Galgands zum Eßigmachen gebrau - chen.

Die kleinere Galanga

Jſt eine in - und auswendig roͤthlich - te Wurtzel, eines ſcharffen und aroma -tiſchen Geſchmacks, die wir aus Oſtin - dien und China in Stuͤcklein zerſchnit - ten bekommen. Wenn ſie annoch in der Erde ſteckt, treibt ſie einen HauffenSiehe Fig. 51 Stengel hervor, wie einen Strauch, daran die Blaͤtter, die wie Myrtenblaͤt - ter ſehen, ſitzen.

Den kleinern Galgand ſoll man ausſuchen, der fein voͤllig iſt, hoch an Farbe, und einen beiſſenden aromati - ſchen Geſchmack hat, wenn er gekaͤuet wird: auch muß man ſich in Acht neh - men, daß nichts nicht von dem groſſen drunter gemenget ſey, welches man ſtracks erkennen kan, dieweil der kleinere Galgand niemahls dicker iſt, als ein klei - ner Finger, und eine viel ſchoͤnere Farbe, nebſt einen weit heiſſern Geſchmack hat, weder der groͤſſere.

Der kleinere Galgand wird viel - mehr in der Artzney gebrauchet, weder der groͤſſere, denn er mehr Kraft und Tugenden hat. Es brauchen ihn glei - cher geſtalt die Eßigbrauer.

Das zwoͤlffte Capitel. Von der Terra merita.

TErra merita wird von etlichen Curcuma genennet, ingleichen Jn - dianiſcher / Babyloniſcher oder auch Malabariſcher Saffran, und wil - der Galgand / und iſt eine auswendig und inwendig gelbe Wurtzel, die ziem - lich groſſe gruͤne Blaͤtter hat. Eben dieſe Wurtzel traͤgt auch Blumen inSiehe Fig. 52. Form einer Aehre. Dieſe kleine Wur - tzel ſieht dem Jngber faſt gleich, und wird von vielen Orten in Oſtindien / wie auch aus der Jnſel Laurentius / in haͤuffiger Menge durch die Compa - gnie gebracht.

Die Terra merita ſoll man erweh - len, welche dick, friſch, hartzicht, ſchwer zu zerbrechen, und wichtig iſt, nicht wurmſtichicht oder ſtaubicht, ſoviel ſichs nur thun laͤſt.

Zu Paris giebt es viel Leute, wel - che rothe Terra merita verlangen: allein es iſt ein groſſer Jrrthum, ſinte - mahl nicht zweyerley Gattungen ſind. Diß iſt wohl wahr, daß die Terra me - rita, wenn ſie lange gelegen, braun wird, wie auch das Pulver davon, wenn ſie geſtoſſen worden, viel roͤther ſiehet, als wie das Pulver von der friſchen: ja man findet gantze Stuͤcken, welche ſehr braun ſehen, wenn ſie zerbrochen wer - den; ſolches aber kommt daher, daß ſie mehr oder weniger hartzicht ſind.

Dieſe Wurtzel wird von den Faͤrbern, Beutlern und Parfumirern gebraucht, und die Rothgieſſer geben damit dem Metall eine Goldfarbe; desgleichen faͤr - ben die Knopfmacher die Hoͤltzer, die ſie mit Gold und Silber-Faͤden belegen wollen, damit, auf daß das Holtz nicht durchſcheine. Die Jndianer brauchen ſie als wie den Saffran, und faͤrben ih - ren Reiß und andere Speiſen gelb da - mit.

Vom runden wilden Galgand.

Cyperus rotundus, Egyptiſcher oderSiehe Fig. 53. Flandriſcher / runder wilder Gal -gand

TAB. XI.
Langer wilder Galgant Fig. 53. p. 80.
Runder wilder Galgant. Fig. 54. p. 81.
Wilder Jngber Fig. 48. p. 75.
Fünfffingerkraut. Fig. 56. p. 82.
Wolffsmilch. Fig. 55. p. 81.

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. gand / iſt eine Wurtzel aus lauter Kno - ten beſtehend, die ſo groß ſind als Pater - noſterknoͤpfe, ſehen auswendig braun, inwendig grau, und haben einen anzie - henden Geſchmack, und ſchier keinen Geruch, wenn ſie erſt aus der Erde ge - zogen worden.

Dieſe Wurtzel waͤchſt im Waſſer, oder langs an den Baͤchen, und treibt dreyeckigte, veſte, glatte Stengel mit - ten zwiſchen den langen ſchmalen Blaͤt - tern hervor; die Blumen ſind klein, und kommen buͤſchleinweis oben auf dem Stengel heraus.

Vor dieſen wurde dieſe Wurtzel aus Flandern und England gebracht, da - rum ſie auch alſo genennet worden: weil ſie aber gar ſelten zu Paris gebrauchet wird, deswegen begnuͤgen wir uns mit der, die wir aus der Nachbarſchaft, vor - nehmlich von Eſtampes, bekommen.

Man zerquetſchet dieſe Wurtzel, und kocht ſie in Weine, trinckt hernach den - ſelben, wenn er durchgeſeihet worden, ſo warm, als mans erleiden kan: ſoll ein ſonderlich Mittel wider die Colica ſeyn.

Vom langen wilden Galgand.
Siehe Fig. 54.
1

Cyperus longus, der lange wildeGalgand, iſt eine kleine knorrichte Wurtzel, voll Zaſern, laͤſt ſich ungern zerbrechen, ſieht auſſen braun, inwen - dig graulicht, und riecht ſehr annehm - lich, wenn ſie fein friſch und wohl ge - trucknet iſt.

Dieſe Wurtzel waͤchſt in Baͤchen und waͤßrichten Orten, wie auch in Graͤben; ſtoͤſt gruͤne Blaͤtter von ſich, welche de - nen Knoblauchsblaͤttern ziemlich nahe kommen: Stengel und Blaͤtter ſind des runden Galgands Blaͤttern und Sten - geln ſehr gleich, ſehen auch gar lieblich.

Man ſoll dieſe Wurtzeln erwehlen, welche dicke, trucken und weder ſchimm - licht noch modericht riechen, vielweniger wurmicht ſind.

Sie hat wohl einigen Nutzen in der Artzney, iedoch gebrauchen ſie die Par - fumirer und Handſchuhmacher viel oͤfter.

Noch dienet zu mercken, daß, wann man den Cyperus von den Bauern, die ihn nach Paris zu Kauffe bringen, erkauffet, es nicht genug ſey, die erſte Hand voll, die zu oberſt im Sacke liegt, zu beſchauen, denn dieſe iſt noch wohl tru - cken; ſondern man muͤſſe fleißig zuſehen, ob auch alle das uͤbrige alſo beſchaffen.

Das dreyzehende Capitel. Von der Wolffsmilch.

Siehe Fig. 55.
1

DJe Wolffsmilch, Eſula, iſt die Rin - de von einer kleinen roͤthlichten Wurtzel, welche gantz gruͤne, ſchmale Blaͤtter, die voll Milch ſind, hat.

Man ſoll dieſe Rinden ausſuchen, die fein friſch, ſchoͤn, und innen wie auſſen roͤthlicht ſind, auch, wenn ſie in den Mund genommen werden, einen ziem - lich unangenehmen Geſchmack, mit ei - ner heftigen Schaͤrffe begleitet, haben. Dieſe kleine Wurtzel oder Rinde wird gar ſelten zur Artzney gebraucht.

Ehe ſie aber gebrauchet wird, wird Weineßig drauf gegoſſen, und ihr auf dieſe Art die Schaͤrffe benommen, wie ſolches der Herr Charras in ſeiner Pharmacopœa, ubi de benedicto laxativo, angemercket.

Es kan auch nach ietztgedachten Au - toris Anweiſung pag. 138. ein Extract aus dieſer Wurtzel gemachet werden. Wenn es nun recht und wohl gemacht iſt, ſo iſt es ein ſehr ſtarckes Mittel dasWaſſer bey Waſſerſuͤchtigen abzu - fuͤhren.

Sonſt ſind noch mehr Gattungen der Eſula, allein wir fuͤhren keine andere, als deren Wurtzel wir nur erſt beſchrie - ben.

Vom Fuͤnfffingerkraute.

Obgemeldte Wurtzel hat mich veran - laſſet, bey dieſer Gelegenheit von einer andern Wurtzel, welche ihr an Geſtalt und Farbe ziemlich gleichet, zu handeln. Die Griechen nennen dieſelbe Penta - phyllon, die Lateiner Quinquefolium, die Frantzoſen Quintefeuille, und die Teutſchẽ Fuͤnfffingerkrautwurtz / dieweil alle -Siehe Fig. 56. zeit fuͤnff und fuͤnff Blaͤtter auf dieſer kleinen Wurtzel beyſammen wachſen. Sie iſt gantz gemein, und uͤberall in Gaͤrten und an den Wegen anzutreffen.

Sie wird ſehr wenig zur Artzney ge - braucht, ſo daß ich ihrer nicht einmahl gedacht haͤtte, wenn ſie nicht unter die ingredientien zum Theriac genommenFwuͤrde.Der Spezereyen und Materialienwuͤrde. Wenn ſie nun ſoll gebrauchet werden, muß man ſie zuvor rein ab - ſchaben, und den Kern heraus neh -men, darnach um einen Stock win - den, damit ſie krumm werde, und alſo trocknen.

Das vierzehende Capitel. Von der Thymelæa.

D iſt eine geringe Wurtzel, unter - ſchiedener Laͤnge und Dicke, aus - wendig roͤthlicht, inwendig weiß, hol - tzicht und faſicht, ſchmeckt ſuͤſſe, im An - fang, wenn ſie aber ein wenig im Mun - de gehalten wird, empfindet man den ſaporem cauſticum, daß ſie wie Feuer brennet, bevoraus, wenn ſie noch friſch iſt.

Siehe Fig. 57.
1

Aus dieſer Wurtzel wachſen gruͤne, dicke, klebrichte Blaͤtter, faſt wie die Lein - blaͤtter, und Fruͤchte, wie die Pfeffer - koͤrner, welche zu anfangs gruͤne, wenn ſie aber reiff worden, ſchoͤn roth ſind, und werden im Lateiniſchen Coccus cni - dius, auch granum cnidium genennet. Das Kraut wird gar wenig, hingegen die Wurtzel deſto oͤfter gebrauchet, ab - ſonderlich zu Lion und Paris / allwo ſie ein Stuͤcklein davon in die mit Fleiß durchbohrte Ohren ſtecken, um alſo die ſcharffen Fluͤſſe des Hauptes, welche auf die Augen fallen, abzuziehen. Hier - zu aber dienet diejenige, welche aus Lan - guedoc gebracht wird, viel beſſer, als die ſo aus Burgund kommt.

Von der Pareira brava.
Siehe Fig. 58.
1

Seit etlichen Jahren her hat man ei - ne Wurtzel zu Paris geſehen, welche der Thymelaͤa in allen aͤhnlich ſiehet, auſ - ſer daß ſie viel haͤrter und ſchwaͤrtzer iſt.

Der erſte, der ſie nach Paris gebracht, war des Koͤnigs Geſandter nach Por - tugall / Monſieur Amelot, und nach ihm der Herr Tournefort / welcher mirauch das Stuͤcke, welches ich beſitze, ver - ehret hat. Mich haben ſonſt etliche ver - ſichert, daß dieſe Wurtzel Rancken trie - be, an denen die Blaͤtter wie Weinlaub ſehen; dieſelben kroͤchen die Mauren und Baͤume hinan.

Und um deswillen haben ſie auch die Portugieſen, als welche ſie zu erſt aus Mexico gebracht, Pareira brava genen - net, welches ſoviel heißt als ein wilder und unaͤchter Weinſtock.

Seit dem ſie der Herr Amelot nach Paris gebracht, hat ſie der Herr The - ward Medicus Facultatis, nebſt andern, als ein ſpecificum und gantz ſonderliches Mittel wider den Stein gebraucht. Es wird fruͤh nuͤchtern, als ein Pulver, in weiſſem Weine genommen.

Jhre Wahl betreffend, davon hat mich der Herr Thevard verſichert, daß die Mexicaniſche weit beſſer ſey, als die Portugalliſche; und in einem Briefe, den ich am 16. October 1692. aus Liſſa - bon empfangen, wird folgendes ange - mercket: Die Pareira brava, die aus Jndien und Braſilien kommt, iſt eine Wurtzel, viel gemeiner als die Jpecacu - anha, und wird faſt in allen Gaͤrten, hieſiges Landes, wiewohl in nicht gar zu groſſer Menge angetroff en. Sie ver - kauffen das Pfund um 10 Teſtons, welche ohngefehr fuͤnff Frantzoͤſiſche Pfund be - tragen. Und dieſes iſt alles, was ich von dieſer Wurtzel, die nur ohnlaͤngſt in Franckreich bekannt geworden, habe er - fahren koͤnnen.

Das funffzehende Capitel. Von der weiſſen Nieswurtz.

HElleborus albus, auch Veratrum album, die weiſſe Nieswurtz, waͤchſt auf dem Gebirge in Dauphine und Bur - gund / hat eine weiſſe Wurtzel, die vol - ler langen Zaſern, von gleicher Farbe, iſt; und breite Blaͤtter, die anfangs gruͤn ſind, endlich aber gelb werden, inSiehe Fig. 59. deren Mitten ein holer Stengel mit geſternten Blumen empor waͤchſet.

Die Wurtzeln werden allein zu uns gebracht, und ſollen dicke und ſchoͤn ſeyn,voll Zaſern, auſſen her gelb, inwendig weiß; und ſcharff, unangenehme ſchme - cken. Etliche halten mehr davon, wenn die Zaſern herabgeriſſen, welches ich auch eben nicht widerſprechen will, be - voraus, wenn ſie ſollen zu Pulver geſtoſ - ſen werden.

Dieſe Wurtzel macht einen nieſen, wird aber meiſtentheils fuͤr die Pferde, und raͤudige Schafe gebraucht.

Von
TAB. XII.
Thymelea. Fig. 57. p. 83.
Pareira Braua. Fig. 58. p. 83.
Gift heil. Fig. 63. p. 89.
Tiſetthüttein.
Gemſen Wurtz. Fig. 61. p. 85.
TAB. XIII.
Schwartze Nieſwurtz. Fig. 60. p. 85.
Weiſſe Meſwurtz. Fig. 59. p. 83.
Thora. Fig. 62. p. 90.
Meiſterwurtz. Fig. 65. p. 87.
Angelica. Fig. 64. p. 85.
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
Von der ſchwartzen Nieswurtz.

Elleborus niger, oder Veratrum nigrum,Siehe Fig. 60. die ſchwartze Nieswurtz, eine braune Wurtzel, iſt mit kleinen Zaͤſerlein beſe - tzet, ſieht ſchwartz von auſſen, inwendig gelb: daraus wachſen gruͤne Stengel mit gleichfarbichten zackichten Blaͤtteꝛn und fleiſchfarbenen Blumen, wie Ro - ſen geſtalt.

Von dieſem Helleboro ſoll man die ſchoͤnſten Wurtzeln ausſuchen, daran die Zaͤſerlein noch hangen, und fein ſau - ber und trucken ſind.

Sie wird nicht eben viel zur Artzeney gebrauchet, ohne wenn man das Ex - tract daraus zurichten will: dagegen brauchen es die Schmiede deſto oͤfter fuͤr die Pferde.

Das ſechzehende Capitel. Von der Gemswurtz.

DOronicum, insgemein Romanum, die Roͤmiſche Gemswurtz genennet, iſt eine kleine Wurtzel, die aͤuſſerlich gelb, inwendig weiß ſiehet, und einen ſuͤßlich - ten anziehenden Geſchmack, mit etwas Schleim vermiſchet, hat. Dieſe Wur - tzel wird von ihren Zaͤſerlein geſaubert, und von den Gebirgen in Languedoc, Provence, in der Schweitz und Teutſchland zu uns gebracht.

Siehe Fig. 61.
1

Jn der Erde ſiehet dieſe Wurtzel wie ein Scorpionſchwantz; daraus wach - ſen breite Blaͤtter, ſchier wie die wildeGurcken - oder Wegbreitblaͤtter; dar - um wird es auch Aconitum pardalianches Plantaginis folio geheiſſen.

Man ſoll die Gemſenwurtzeln aus - ſuchen, die fein dicke, nicht gypſicht oder wurmſtichicht ſind, die fein weiß ſehen, wenn ſie zerbrochen werden, auch alſo ſchmecken, wie oben erwaͤhnet.

Dem Menſchen ſoll ſie ein herrliches Mittel wider den Gift, den er durch den Mund zu ſich genommen, den vierfuͤſ - ſigen Thieren hingegen ein toͤdtlich Gift ſeyn.

Das ſiebenzehende Capitel. Von der Angelica.

DJe Angelica, ſonſt Archangelica, und Heiligen Geiſtwurtz genen - net, iſt ein Gewaͤchs, das haͤuffig in Boͤhmen waͤchſt, daher es auch den Zu - namen bekommen; desgleichen in Spanien / England, Jtalien / undSiehe Fig. 64. auch in Franckreich. Die Wurtzel, welche als eine Nuß groß, und mit einem Hauffen des halben Fuſſes langen, ſchwartzen kleinen Wuͤrtzelgen beſetzt iſt, ſieht der ſchwartzen Nieswurtz nicht ſo gar unaͤhnlich. Aus dieſer wachſen viel dicke, hole, rothgruͤne Stengel, auf wel - che alſofort dunckelgruͤne zerkerbte Blaͤtter folgen, nach dieſen kommen die Dolden oder Kronen, mit weiſſen Bluͤm - lein beſetzet, und der kleine rund und breite Samen, welcher in England mit Zucker uͤberzogen wird, desgleichen auch die Ribben, welche eben als wie die friſche Wurtzel, mit Zucker eingelegt,eingemachte Angelica. und hernach eingemachte Angelica genennet werden.

Man ſoll die ſchoͤnſt und dickſten Wurtzeln von der Angelica nehmen, die fein lang ſind, und inwendig weiß, auswendig aber gantz dunckel ſehen; dieauch nicht wurmſtichicht ſind, welchem Unheil ſie gar ſehre unterworffen zu ſeyn pfleget, wenn ſie nur ein wenig ſchlecht in Acht genommen wird. Sie muß auch einen aromatiſchen, mit etwas Bit - terkeit vermiſchten Geſchmack und Ge - ruch haben. Die Boͤhmiſche ſoll al - len den andern vorgezogen werden, wenn ſie nur zu haben iſt, ſonſt muß man ſich wohl mit der, die aus Holl - und England gebracht wird, begnuͤgen laſſen.

Auch mag man ſich in Acht nehmen, daß einer nicht an ihre ſtatt die Wurtzeln des Mei bekomme, denn die Burgun - dier ſelbige nach Paris zu bringen, und denen Unwiſſenden fuͤr die Angelica zu verkauffen gewohnt ſind. Allein, es kan dieſes gar leichtlich mercken, wer nur ein wenig in Acht nimmt, daß die rechte An - gelica der ſchwartzen Nieswurtz ziem - lich aͤhnlich iſt, das Meum aber eine Wur - tzel wie Peterſilge hat, die auſſenher graulicht, inwendig aber weiß iſt, faſt ohne Geruch; dahingegen die Angeli - ca ſchwaͤrtzlicht ſieht, und gar lieblich riecht.

F 2DieDer Spezereyen und Materialien

Die herrlichen Tugenden dieſes Krau - tes, ſonderlich der Wurtzel, haben ihr den ſo ſchoͤnen Namen zu wege gebracht. Sie wird fuͤr ein gewiſſes Mittel wiederden Gift und die Peſt gehalten, und fruͤh nuͤchtern, wie und auf was Weiſe es ei - nem nur beliebet, eingenommen, auch ſonſt gar viel zur Artzeney gebraucht.

Das achtzehende Capitel. Von der Meiſterwurtz.

Siehe Fig. 65.
1

IMperatoria, die Meiſterwurtz, iſt die Wurtzel eines Krautes, deſſen Blaͤt - ter gruͤn, rauh und zachigt ſind; nach denenſelben kommen die Umbellen mit weiſſen Blumen: aus dieſen entſtehet ein kleiner Samen, der mit dem Maßi - liſchen Seſelſamen gar groſſe Verwant - nuͤß hat.

Von der Meiſterwurtz ſoll man die ſchoͤnſt - und friſcheſten Wurtzeln ausle - ſen, die ſich nicht ſo leicht zerbrechen laſ - ſen; die auswendig braun, inwendig gruͤnlicht ſehen, ſtarck riechen, und einenaromatiſchen Geſchmack haben. Hier - naͤchſt ſoll man die, welche auf dem Ge - birge in Auvergne / Monts d’or, und an - dern Gebirgen waͤchſt, derjenigen vor - ziehen, die in unſern Gaͤrten anzutreffen.

Dieſer Wurtzel werden eben derglei - chen Eigenſchaften, wie der Angelica beygeleget: daher geben etliche vor, ſie habe den Namen Imperatoria deswe - gen bekommen, weil ihre Tugend und Kraͤfte ſo vortrefflich, und weil ſie ein Kaͤyſer, der auf Lateiniſch Imperator heißt, erfunden.

Das neunzehende Capitel. Vom Entzian.

GEntiana, der Entzian / iſt ein Ge - waͤchs, das nach dem Koͤnig Gentius, der ſeine treffliche Wirckung zu erſt ent - decket, genennet worden iſt. Es waͤchſt in groſſer Menge um Chabli in Bur - gund, und an andern feuchten Orten, ſowohl in nurgemeldetem Burgund, als anderwaͤrts in Franckreich, wie nicht weniger auf den Pyrenaͤiſchen und Al - pen Gebirgen.

Siehe Fig. 66.
1

Die Wurtzel, welche wir gantz allein, und ſonſten nichts von dieſem Gewaͤchſe verkauffen, iſt bisweilen ſo dicke, als ein Arm, in kleine, des kleinen Fingers oder Daumens dicke Wuͤrtzelgen zertheilet, welche gelb ſind, und uͤberaus bitter ſchmecken. Die Blaͤtter ſehen den We - gerichblaͤttern einiger maſſen gleich, und wachſen allezeit zwey und zwey an ie - dem Knoten des Stengels beyſammen, ſeind glatt, bleichgruͤn, und von einem Ende bis zum andern lauffen erhabene Nerven oder Adern durchhin. Die Stengel ſind gerade, ſtarck, zwey bis drey Fuß hoch, und tragen im Junius gelbe Blumen, welche rund um dieſen Stengel und uͤber einander, ſtaffelwei - ſe, zwiſchen den Blaͤttern hervor wach - ſen. Jede Blume beſtehet aus einem eintzigen Stuͤck, welches iedoch in fuͤnff ſehr ſchmale ſpitzige Theile zertheilet iſt. Der piſtillus oder das Stielgen in der Mitten (alſo genennet, weil es mehren - theils als ein kleiner Staͤmpfel oder Piſtill ausſiehet) bringt eine Capſul oder Huͤlſe, welche in zwey Theil zer - ſpringt, in denen ein Hauffen ziemlich dicke und doch gar platte Koͤrner ſticken, die im Julius zu ihrer voͤlligen Reiffe gelangen.

Man ſoll nur die mittelmaͤßig dicken Wurtzeln erwehlen, die fein friſch und wohlgetrocknet ſind, denn im treugen geht ihnen gar viel ab; auch muͤſſen ſie von den kleinen Wurtzeln und der Erde beſtmoͤglichſt gereiniget ſeyn. Jnglei - chen gebet Acht, daß ſie nicht beym Ofen getreuget, welches ihr ſtracks erkennen koͤnnet; denn die beym Ofen getreuget worden, ſehen inwendig ſchwaͤrtzlicht, die aber an der Luft getrocknet ſind, goldgelb.

Man haͤlt dafuͤr, dieſe Wurtzel wider - ſtehe dem Gift, ja ſelbſt der Peſtilentz / wegen ihrer alexiteriſchen Kraft. Sie wird ſtarck zum Theriac und andern dergleichen compoſitionen gebraucht: iſt auch ein gutes Schweißmittel, das in febribus intermittentibus mit gutem Nu - tzen mag gebrauchet werden, und wird deshalben die Europaͤiſche Quinqui - na genennet.

Das
TAB. XIV.
F. 66. Entzian. p. 87
F. 67. Weiſſer Diptam. p. 87.
F. 86. Weiſſe Eberwůrtz. p. 92.
F. 69. Scwartze Eberwůrtz. p. 92.
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.

Das zwantzigſte Capitel. Von der Thora und Anthora, Giftheyl.

DJe Anthora Giftheyl, Eiſenhuͤt - lein / iſt nach Tourneforts Mei - nung, ein Gewaͤchs, etwas ſeltſamer als der Entzian, und eine Gattung der Wolffswurtz / Aconiti, ſo denenjeni - gen, die Wolffswurtz gefreſſen zu einem Gegengifte dienet, darum es auch C. Bauhinus Aconitum ſalutiferum, die geſun - de und heilſame Wolffswurtz, und Ant -Siehe Fig. 63. hora nennet. Seine Wurtzel iſt aus zwey kurtzen Ruͤben zuſammen geſetzet, welche trefflich bitter ſchmecken, inwen - dig fleiſchicht und weiß ſind, auswendig braun ſehen, und mit einem Hauffen Zaͤſerlein umgeben ſind. Der Sten - gel ſteigt etwa zwey Fuß hoch in die Hoͤ - he, und iſt bis oben an mit vielen Blaͤt - tern beſetzt, die an Geſtalt und Groͤſſe den Blaͤttern der Peterſilie faſt gleich kommen. Zu oberſt auf dem Stengel wachſen die Blumen in Geſtalt einer Aehre, ſehen gelb, und faſt wie ein Kopf mit einem Helm bedeckt. Der Samen, welcher ſchwartz und runtzlicht iſt, waͤchſt in Haͤuslein oder Hoͤrnlein zu fuͤnff und ſechſen beyſaminen.

Die Wurtzel dieſes Gewaͤchſes iſt ein trefflich Gegengift, und es gebrauchens die Bauern in den Alpen und Pyrenaͤi - ſchen Gebirgen wider der tollen Hun - de Biß / wie auch die Colica, mit gutemNutzen. Jngleichen erachtet man es fuͤr das allerkraͤftigſte Mittel fuͤr dieje - nigen, die das Kraut Thora genoſſen.

Dieſe Thora waͤchſt auf den hoͤheſtenThora. Bergen. Vorgemeldter Autor nennet ſie Aconitum pardalianches, die ſtrangu - lirende und toͤdliche Wolffswurtz, wie auch Thora major, die groͤſſere Thora. Jhre Wurtzel iſt knortzicht, wie des Tuͤr -Siehe Fig. 6[2]. ckiſchen Hanefuſſes: die Blaͤtter, die ziemlich rund, veſte, und umher ausge - zacket ſind, ſtehen auf gar zarten Stie - len. Die Stengel, welche nicht hoͤher als 7. oder 8. Zoll, ſind nach oben zu in viel Zweiglein zertheilet, und mit etli - chen gelben Blumen beſetzt, die aus vier Blaͤttlein beſtehen, zwiſchen denen ein kleiner Knopf hervorraget, ſchier wie beym Hanefuß, darinne, wenn die Blu - me vergangen, etliche platte, und des Ranunculi Samen nicht unaͤhnliche Koͤr - ner wachſen.

Mit dem Safte dieſes Krautes wer - den die Pfeile vergiftet, und damit Woͤlf - fe, Fuͤchſe, und dergleichen Beſtien ge - ſchoſſen. Beyde Wurtzeln ſind in un - ſern Laͤden wenig uͤblich, theils, weil ſie nicht ſehr bekannt, theils auch, weil gar ſelten darnach gefraget wird, und eben deswegen ſchafft man ihrer nicht ziwiel an.

Das ein und zwantzigſte Capitel. Vom weiſſen Diptam.

DIctamnus albus, weiſſer Diptam oder Fraxinella; deſſen Wurtzeln ſind weiß, viel kleiner als ein kleiner Finger, ein wenig bitterlich, und eines ziemlichSiehe Fig. 67. ſtarcken Geruchs. Die Stengel, die zwey Fuß hoch, ſind roͤthlicht, voll Blaͤtter, welche, als wie das Eſchenlaub ſehen: zu oberſt auf den Spitzen wachſen ein Hauffen groſſe Blumen, in Form einer Aehren, welche gris de lin farbicht mit Purpur vermiſcht ſind, beſtehen aus fuͤnff gar ſpitzigen Blaͤttlein, nebſt et - lichen langen zuruͤck gebogenen Zaſern, in deren Mitten ein piſtillus befindlich, welcher ein Knoͤpflein in fuͤnff Fach abge - theilet, bringet, darinne ſchwartze, glaͤn - tzende, langrunde, an dem einen Ende zugeſpitzte Koͤrner liegen.

Man ſoll die dickſten Wurtzeln aus - leſen, die inwendig, wie auswendig, weiß ſehen, wenig Faſen haben, und ſo ſauber, als immer moͤglich, ſind.

Es findet ſich dieſes Gewaͤchs in den Waͤldern in Provence und Langue - doc. Die Wurtzel iſt alexiteria, und gut wider den Biß giftiger Thiere, wider die Wuͤrme und Schneiden im Leibe, treibt auch den Harn, und wird desgleichen in morbis convulſivis gebrau - chet. Zwelffer, Charras und andere unter den heutigen Scribenten, neh - men das Pulver von dieſer Wurtzel an ſtatt des Mehls vom Orobo, zu den tro - chiſcis ſquilliticis.

F 3DasDer Spezereyen und Materialien

Das zwey und zwantzigſte Capitel. Von der Eberwurtz.

Siehe Fig. 68.
1

DJe weiſſe Eberwurtz / Carlina oder Carolina, von etlichen auch Cha - mæleon albus und Chardonerette genen - net, iſt ein Gewaͤchs, deſſen Wurtzel ei - nes Daumens dicke, auswendig aufge - borſten und braun, inwendig aber weiß iſt, und des halben Fuſſes lang, von ſtar - cken Geruch und annehmlichen Ge - ſchmack. Die Blaͤtter, welche rund herum an der Erde liegen, ſind blaß - gruͤn, ausgeſchweifft, und ſehr zerſchnit - ten, an beyden Seiten mit Stacheln verſehen. Mitten zwiſchen dieſen Blaͤt - tern ſteht die Blume, hart an der Wur - tzel, ohne Stiel, und iſt vier bis fuͤnff Zoll breit, wie ein klein Becken geſtalt, mit einigen ſpitzigen ſchmalen Blaͤttern gleichſam verbremet. Die Samen, welche nach den Blumen kommen, ſind ziemlich lang, und haben oben einen pap - pum oder Bart.

Man ſoll die friſche Wurtzel wehlen, welche fein voͤllig und trucken iſt, ſuͤſſe ſchmeckt und einen aromatiſchen Ge - ruch hat; auch muß man wohl Achtung geben, daß man keine andere dafuͤr be - komme, die ſonſt gar gerne dafuͤr pflegen eingeſchoben zu werden, bevoraus wenn jene theuer iſt.

Sie iſt eines von den allerbeſten Mit - teln, die wir haben, wider die Peſt, und wird insgemein dafuͤr gehalten, daß ſie Carln dem Groſſen zu erſt von einem Engel ſey gezeiget worden, die Solda - ten, die in ſeinem Lager mit der Peſt be - fallen waren, damit geſund zu machen,welches ihr denn hernach den Namen zu wege gebracht.

Dioſcorides und Bauhinus nennen die weiſſe Eberwurtz, Carlina acaulos, flore magno, ohne Stiel, mit einer groſſen Blume.

Carlina nigra oder Chamæleon niger,Siehe Fig. 69. die ſchwartze Eberwurtz ſieht der erſt beſchriebenen in allen gleich, auſſer daß ſie einen hoͤhern Stengel, und dunckel - gruͤne Blaͤtter hat. Matthiolus geden - cket zwar noch einer andern Art, derer Blumen purperfarben, allein diß iſt ein gar rar Gewaͤchs, und hat ſchlechten Nutzen.

Die Kraft der gemeinen Carlina iſt, dem Gift zu widerſtehen, Schweiß zu erregen, den Harn zu treiben, die Ver - ſtopfungen zu eroͤffnen; deshalben ſie auch in der Peſt, Waſſerſucht, paſſione hypochondriaca und dergleichen Kranck - heiten mehr gebrauchet wird. Dieſes Gewaͤchſe findet ſich auf den Alpen und Pyrenaͤiſchen Gebiꝛgen, desgleichen in Auvergne auf dem Mont d or, allwo beyderley Carlina ſo haͤuffig waͤchſt, daß die Bauern die Wurtzeln und Koͤpfe, wenn ſie noch jung und zarte ſind, neh - men und zur Speiſe gebrauchen. Die - ſe Koͤpfe ſollen ſich, wie etliche vorgeben, auf und zu thun, nachdem das Wetter gut oder boͤſe.

Die Wurtzel der ſchwartzen Carlina iſt allein in dem Stuͤck von der weiſſen unterſchieden, daß ſie gemeiniglich oben als wie halb offen, auch nicht ſo ſchwer, wie dieſe iſt.

Das drey und zwantzigſte Capitel. Vom groſſen Baldrian.

VAleriana major, der groſſe Baldri - an / von Johann Bauhin Valeri - ana major radice odorata, mit der ſtarck -Siehe Fig. 70. riechenden Wurtzel, genennet, iſt ein Kraut, deſſen Wurtzeln Daumens dicke, auſſenher braun und knorricht ſind, als ob ſie aus lauter Ringen beſtuͤnden; an den Seiten ſind ſie mit Zaſern beſetzt, und haben einen ſtarcken aromatiſchen gantz unangenehmen Geruch. Er ſchießt drey Fuß hoch gerade in die Hoͤhe, iſt hol und hat bey iedem Knoten zwey Blaͤtter ge -gen einander uͤber ſtehend. Die erſten Blaͤtter ſind gantz, die andern aber an beyden Seiten gar ſehr zerkerbet, oft - mahls bis an den Strunck. Die Blu - men ſind weiß, riechen wie Jaſinin, und wachſen in Buͤſchlein, oben auf den Stengeln, ſehen wie kleine Roͤhrlein, die zu oberſt in fuͤnff Theile zerſpalten, und laſſen lange platte Samen hinter ſich, welche oben einen rauchen weiſſen Bart haben.

Der kleinen Valeriana WurtzelnSiehe Fig. 71.ſind

TAB. XV.
Groſſer Baldrian. F. 70. p. 91.
Kleiner Baldrian. F. 71. p. 92.
Cormentille Wůrtz. F. 73. p. 93.
Ratter Wůrtz. F. 74. p. 94.
Bertram. F. 79. p. 97.

Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ſind klein und riechen gut: ihre Blaͤtter, welche eintzeln wachſen, ſind faſt laͤng - licht rund, iedoch am Ende zugeſpitzt. Die Stengel, ſo nicht hoͤher, denn einen Fuß und etliche Zoll, haben bey iedem Knoten zwey Blaͤtter, welche bis an die Ribbe hinein gantz ſubtil zerkerbet ſind. Die Blumen ſind purpurroͤthlicht, der groͤſſern Valeriana Blumen gleich, ie - doch gar zart und klein; der Samen des - gleichen.

Belangend die Wahl dieſer beyden Wurtzeln, da ſollen ſie fein friſch und wohl getrucknet ſeyn, auch ſo wenig Zaͤ - ſerlein haben, als nur moͤglich. Dieſe Wurtzeln, beſonders die vom groſſen Baldrian, werden wider Gift und Peſt gebraucht, desgleichen in lang anhalten - dem Huſten, Engbruͤſtigkeit / und der Waſſerſucht. Einige Autores nennen dieſe Wurtzel Phu Ponticum.

Das vier und zwantzigſte Capitel. Von der Baͤrwurtz.

DJe Baͤrwurtz, Meum, dem die Al - ten den Zunamen Athamanticum, von dem Griechiſchen Gebirge Athaman - the gegeben, iſt eine Wurtzel in der Di - cke des kleinen Fingers, auswendig ſchwaͤrtzlicht, inwendig weißlicht, ſcharff und ein wenig bitter, dabey eines ziem -Siehe Fig. 72. lich aromatiſchen Geruchs. Die Blaͤt - ter gleichen den Fenchelblaͤttern, ſind aber um ein gutes kleiner, vielmehr zer - kerbet, und weit zaͤrter. Die Stengel, ſo eines Fuſſes hoch, ſind mit Dolden oder Kronen beſetzet, deren weiſſe Bluͤmlein aus fuͤnff kleinen Blaͤttlein beſtehen, nach welchen zwey braune Samenkoͤrnlein kommen, die viel dicker,als der Fenchelſamen ſind, auch viel - mehr Holkehlen haben. Dieſes hat et - liche veranlaſſet zu glauben, es ſey das Meum eine Gattung des Fenchels oder Dille, daher ſie es auch Fœniculum con - tortum, zuſammen gedreheten Fen - chel geheiſſen.

Die Wurtzel des Mei dient wider den Gift / und iſt deswegen wohlgethan, daß ſie zum Theriac genommen wird. Sie iſt auch ein Schweiß - und Harn - treibend Mittel.

Alle Baͤrwurtz, die wir verkauffen, wird von den Bergen in Auvergne und Burgund, auch von den Alpen und Pyrenaͤiſchen Gebirgen gebracht.

Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel. Von der Tormentille und Ratterwurtz.

Siehe Fig. 73.
1

DJe Tormentille, welche zur Artz - ney gebraucht, und von Caſpar Bauhin Tormentilla ſylveſtris, die wil - de genennet wird, iſt eine knollichte und Daumens dicke Wurtzel, ſieht braun oder roͤthlicht von auſſen, hat einen an - ziehenden Geſchmack, und iſt mit einigen Zaͤſerlein umgeben. Die Blaͤtter ſe - hen dem Fuͤnfffingerkraute gleich, ſind glatt und glaͤntzend, ſtehen zu ſechs und ſieben auf einem Stiele. Die Stengel ſind niedrig, kurtz, aͤſtig, tragen etliche gelbe Bluͤmlein, mit vier Blaͤttlein, nach denen ein Knopf zu finden, darin - ne etliche kleine Samen beyſammen ſtecken.

Die Tormentille waͤchſt an graſich - ten und feuchten Orten auf den Alpen und Pyrenaͤiſchen Gebirgen. Die Wurtzeln werden zu den alexiteriſchen compoſitionen genommen, treiben den Schweiß, und widerſtehen dem Gifte;werden auch im Durchlauff verord - net.

Man erwehle die Tormentillwur - tzel, die fein friſch, trucken, und in war - men Landen gewachſen iſt, denn ſie beſ - ſer als die, welche in unſern Gaͤrten waͤchſt.

Die Biſtorta, Natterwurtz, iſt einSiehe Fig. 74. Kraut, deſſen Wurtzel Daumens dicke, gekruͤmmet und in einander verwickelt iſt, ſieht auswendig braun, inwendig fleiſchfarben, wird mit haarichten Faſen umgeben, und hat einen anziehenden Geſchmack. Die Blaͤtter, die ſchier wie der Grindwurtz Blaͤtter ſehen, ſind oben her lichtgruͤn, unten aber meergruͤn. Der Stengel, der ebenfalls mit etlichen Blaͤttern beſetzt iſt, die aber kleiner ſind als die erſten, ſtehet im May in der Bluͤ - te. Die Bluͤmlein, welche in einer Aeh - re gantz gedrungen beyſammen ſitzen, ſind fleiſchfarben, aber ſehr klein, laſſeniedwe -Der Spezereyen und Materialieniedwede einen Samen hinter ſich, mit drey ziemlich ſcharffen Ecken. Caſpar Bauhin nennet dieſe Sorte biſtorta major, radice magis intorta, die Natter - wurtz mit gar ſehr gekruͤmmter Wurtzel.

Die Schlangen - oder Natter - wurtz waͤchſt auf den Alpen und Py - renaͤiſchen Gebirgen, wie auch in Au - vergne, und anderswo. Sie wird inſolchen Zufaͤllen gebrauchet, wo adſtrin - gentia, anhaltende Dinge noͤthig ſind, z. E. im Durchlauff und Bruͤchen; ſo iſt ſie auch ein ſtaͤrckend Mittel, und die - net wider den Gift.

Man ſoll aber die erwehlen, die da fein friſch und voͤllig iſt, auſſenher braun, inwendig roͤthlich ſiehet, und in warmen Laͤndern gewachſen.

Das ſechs und zwantzigſte Capitel. Von der Oſterluzey.

WJr verkauffen insgemein drey Sorten Oſterluzey, naͤmlich, die lange / die runde / und die kleine. Auch giebt es noch eine andere Gattung, Ari - ſtolochia clematites und ſarmentoſa ge - nennet: weil wir aber mit dieſer nichts zu thun haben, ſo will ich auch nichts weiter von ihr gedencken.

Siehe Fig. 75.
1

Die runde Oſterluzey hat eine run - de, knollichte und fleiſchichte Wurtzel, unterſchiedener Groͤſſe und Dicke; denn etliche haben bis drey Zoll im Durch - ſchnitt: ſind irregular, d. i. meh - rentheils unten breit, und voller Bu - ckel, faſt wie die Erdnuͤſſe. Dieſe Wur - tzel, die uͤber die maſſen bitter iſt, ſieht in - wendig gelblicht, auswendig braun, und hat keinen unangenehmen Geruch; iſt ſonſt mit einigen ſubtilen Zaͤſerlein ver - ſehen. Aus dem oberſten Theile ſchieſ - ſen viel Stengel hervor, welche ſich einen Fuß hoch in die Hoͤhe erheben: die Blaͤt - ter ſitzen Wechſelsweiſe daran, ſind ziem - lich rund, und haben keine Stiele, ſon - dern umgeben den Stengel mit dem un - tern Theile, welcher ausgeſchnitten iſt, und wie zwey runde Ohren ſiehet. Die Blumen kommen zwiſchen dem Stengel und Blaͤttern hervor, ſind als wie kleine gelbe Roͤhrlein mit anderthalb Zoll lan - gen Strichen bezeichnet, die von der Mit - ten an creutzweis durcheinander lauffen, ſie ſind als wie eine Ochſenzunge ausge - breitet, und ſehen ſchwartzroth, mehr - mahls gar Rusfarben; haben aber kei - nen Geruch. Der Samen iſt ſchwartz, uͤberaus ſubtil und breit, ſchier drey - eckigt, und liegt in kleinen Haͤuslein ver - ſchloſſen, welche zu anfangs gruͤn ſind, hernach aber, wenn ſie zeitig, braun wer - den, und der Laͤnge nach in ſechs Zellen abgetheilet werden.

Siehe Fig. 76.
1

Der langen Oſterluzey Wurtzelſieht einem Rettich gleich, iſt aber viel dicker und laͤnger, fleiſchicht, bruͤchicht, braun von auſſen, gelblicht innen, ſehr bitter, und mit etlichen Zaͤſerlein umge - ben. Sie hat laͤngere Stengel, als die runde, welche an der Erde liegen, und die Blaͤtter ſitzen eben alſo dran, eins ums andre, wie an der vorigen, ſind aber nicht ſo rund, und haben einen kleinen Stiel. Die Blumen ſehen bey nahe, wie die Blumen der runden Oſterluzey, hingegen ſind die Fruͤchte, wie eine kleine Birne, welche ebenfalls in ihren Zellen gantz platte ſchwartze Samen beſchlieſ - ſen.

Die Oſterluzey, welche Johann Bauhin Ariſtolochiam polyrrhizon, die Oſterluzey mit vielen Wuꝛtzeln nen - net, und Caſpar Bauhin, Ariſtolochi - am, dictam Piſtolochia, die Oſterluzey, welche auch Piſtolochia genennt wird, iſt unter dieſen Wurtzeln die aller - kleinſte, und beſtehet aus einer unzehl - baren Menge ſubtiler gelber Zaͤſerlein, welche alle an einem faſichten Kopfe hangen, ſehr bitter ſchmecken, und gar angenehme riechen. Die Stengel ſind ſchwanck und zart, liegen an der Erde, ſind auch ebenmaͤßig wechſelsweiſe mit kleinen bleichgruͤnen Blaͤttern beſetzt, die wie ein umgekehrtes Hertz ausſehen. Zwiſchen den Blaͤttern und StengelnSiehe Fig. 77. wachſen die Bluͤmlein hervor, welche zwar der runden ihren Blumen gleich ſehen, dennoch aber viel kleiner ſind, von Farbe gelblicht, mit untergemiſch - ter Rusfarbe: es ſind auch die Fruͤchte viel kleiner. Und dieſe Oſterluzey ver - kauffen wir unter dem Titel Ariſtolochia tenuis, die geringe Oſterluzey, ob esGeringe oder kleine Oſter - luzey. ſchon nicht recht iſt, und das Lateiniſche Wort tenuis nicht gering, ſondern zart und ſubtil heißt.

Der
TAB. XVI.
Ruͤnde Oſterluͤceij. F. 75. p. 95.
Aristolochia Clematites. F 78. p. 97.
Lange Oſterlůceij. F. 76. p. 95.
Kleine Oſterlůceij. F. 77. p. 96.
Weiſſer Wiederſtoß. F. 81. p. 99.
Rother Wiederſtoß. F. 82. p. 100.
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
Siehe Fig. 78.
1

Der Ariſtolochia Clematites Wurtzeln lauffen auf allen Seiten aus, ſind bitter und haben einen nicht unangenehmen Geruch. Die Stengel ſind zwey bis drey Fuß hoch, gerade, veſte, ſtaͤrcker denn der vorhergehenden, daran die Blaͤtter gleichermaſſen wechſelsweiſe ſitzen, welche wie ein umgekehrtes Her - tze geſtalt und blaßgruͤn ſind, und ziem - lich lange Stiele haben. Die Blumen, welche haͤuffig zwiſchen den Blaͤttern heraus wachſen, ſind bleichgelb, eben wie die andern formiret, nur daß ſie klei - ner. Dagegen ſind ihre Fruͤchte um ein gutes dicker, laͤnglicht rund, und in ſechs Haͤuslein abgetheilet, voll breite und ſchier dreyeckigte Samen. Dieſe Gattung wird bey Caſpar Bauhin Ariſtolochia Clematites recta genennet.

Alle dieſe Arten der Oſterluzey trifft man in Provence und Languedoc, in den Wieſen und Weinbergen an, aus - genommen die kleine, welche die Buͤ - ſche, die Olivenfelder und duͤrre ſteinich - te Huͤgel in ſelbiger Landſchaft liebet, auch viel ſtaͤrcker und aromatiſcher iſt. Deswegen haben Rondelet und Charras allerdings recht, daß ſie anſtatt der gemeinen die kleine Oſterluzey zum Theriac gebrauchen.

Alle Sorten der Oſterluzey vertrei - ben die Verſtopfungen, und purgiren: werden immerfort in decoctis, injectio - nibus, lotionibus und potionibus deter - ſivis & vulnerariis, in abfuͤhrenden Cly - ſtiren und Wundtraͤncken gebrauchet.

Weil die gemeine Oſterluzey in mei - ner Handlung nicht befindlich: haͤtte ich ſie nicht beſchrieben, wenn es nicht des - wegen geſchehen waͤre, damit man den Unterſchied zwiſchen ihr und der klei - nern erkennen moͤchte.

Es ſollen aber die Wurtzeln, wenn man die auslieſet, trucken und fein voll - kommen ſeyn, vornehmlich die runde und die lange, denn zuweilen findet man gantz ausgedoͤrrte, eingeſchrumpfte und ausgetreugte drunter, daran nichts als die bloſſe Haut iſt: hingegen iſt die gute Oſterluzey gar ſchwer, inwendig gelb, auswendig grau, darneben ſehr dichte. Die kleinere ſoll feine ſchoͤne Wurtzeln haben, der ſchwartzen Nieswurtz ihren nicht ungleich, recht voͤllig und ſo friſch und trucken, als immer moͤglich. Dieſe kleinere Oſterluzey wird ſchier zu nichts als zum Theriac gebraucht.

Das ſieben und zwantzigſte Capitel. Vom Bertram.

PYrethrum, der Bertram, iſt eine Wur - tzel von mittelmaͤßiger Laͤnge, des klei - nen Fingers dicke, auswendig grau, in - wendig weißlicht, mit etlichen Zaͤſerlein beſetzt, ſcharffes und brennenden Ge -Siehe Fig. 79. ſchmacks. Sie hat kleine gruͤne Blaͤtter, und leibfarbene Blumen, die ſchier wie die Tauſendſchoͤngen ſehen.

Man ſoll ſolch Pyrethrum auſſuchen, welches fein friſch, vollkommen, tru - cken, uͤbel zu zerbrechen, und von Farbe und Geſchmack, wie obgedacht, iſt.

Wir bekommen den Bertram uͤber Marſeille, aus dem Koͤnigreiche Tunis, woſelbſt er insgemeine waͤchſt. Er wird zu Stillung des Zahnwehes gar ſehr gebraucht, da er dann im Munde gehal - ten wird: hat auch ſonſten andern Nu - tzen mehr in der Artzney. Man braucht ihn auch zum Eßigmachen. Es wollen etliche, der Koͤnig in Egypten Pyrrhus habe ihm den Namen zu erſt gegeben, weil er ſeine Kraft zu allererſt entdecket, denn ſie, wie andere Wurtzeln mehr,die den Speichel erregen, auswerffen macht.

Es giebt noch eine andere Gattung Bertram, auf Frantzoͤſiſch Pied d Ale -Pied d Ale - xandre. xandre genannt, welches eine kleine, des halben Fuſſes lange Wurtzel iſt, von auſ - ſen braun und graulicht, inwendig weiß - licht, und mit einigen Zaͤſerlein verſehen, darauf ſtehet ein Buſch, wie auf der Baͤrwurtz. Der Geſchmack iſt ſcharff und beiſſend, bey nahe wie des Ber - trams, um welches willen er auch wil - der Bertram genennet wird. DieſesSiehe Fig. 80. Gewaͤchs hat gar ſehr kleine gelbgruͤne Blaͤtter, und bleichrothe Kronen. Wir bekommen es aus Holland und von andern Orten her.

Man muß ſolche Wurtzeln auſſuchen, die fein dicke, wie die vorhergehende ſind; hingegen die, welche wie Faͤden ſind, weg - werffen. Dieſe Wurtzel wird, gleich der vorigen, zum Eßigmachen ge - braucht.

GDasDer Spezereyen und Materialien̄

Das acht und zwantzigſte Capitel. Von der weiſſen und rothen Been - oder Wiederſtoß - Wurtzel.

DJe weiſſe Been-Wurtz / ſieht der Bertramwurtzel gleich, iſt auswen - dig graulicht, inwendig ein wenig weiſ - ſer, und hat ſchier keinen Geſchmack: wenn man ſie aber ein klein wenig im Munde behaͤlt, ſo hinterlaͤßt ſie eine gar ungemeine Bitterkeit.

Dieſe Wurtzel wird nebſt der folgen - den von einerley Orten zu uns gebracht; ihre Blaͤtter ſehen auch bald eben als wieSiehe Fig. 81. derſelben Blaͤtter aus, ohne daß annoch unten an einem iedweden vier kleinere Blaͤttlein gegeneinander uͤber ſtehen, von gleicher Farbe und Geſtalt. Dar - zwiſchen ſteiget ein hoher Stengel in die Hoͤhe, an welchem auch noch einige Blaͤttgen ſitzen, und ſchuppichte Knoͤ - pfe, welche, wenn ſie ſich aufgethan, kleine gelbe Blumen hervor bringen.

Man erwehle die Beenwurtz / wel - che dicke, nicht wurmicht, nicht bruͤchig, und ſo friſch, als immer moͤglich iſt, auch, wie obgemeldet, ſchmecket. Sie wird eben dazu gebraucht, dazu man die rothe brauchet, ja oftmahls eine fuͤr die andere genommen.

Die rothe Beenwurtz wird, als wie die Jalappe, in Stuͤcke zerſchnitten, vom Berge Libanon und andern Or -ten in Syrien uns uͤberbracht. Sie hat die Geſtalt einer groſſen Ruͤben,Siehe Fig. 82. wenn ſie noch in der Erde ſteckt, iſt mit Zaͤſerlein beſetzet, ſieht auswendig braun, inwendig roͤthlicht, daraus wach - ſen lange gruͤne Blaͤtter, die wie des Li - monii, des vermeinten rothen Beens Blaͤtter auſſehen, deshalben es auch et - liche fuͤr das andere Geſchlechte deſſel - ben halten. Jn Mitte der Blaͤtter er - heben ſich die Stengel mit rothen Blu - men, zwey und zwey beyſammen, be - ſetzt, dieſelben ſehen bald wie kleine Gra - natenbluͤten, oder wie die Bluͤte des Pfeffers aus Jamaica.

Man mag die auſſuchen, welche fein trucken, hoch an der Farbe und friſch ſind, denn ſie leichtlich verderben: ſie muͤſſen auch einen anziehenden aroma - tiſchen Geſchmack haben. Sie werden nicht eben ſonderlich zur Artzney ge - braucht, mehrmahls aber nehmen dieje - nigen, die ihrer noͤthig haben, an ihre ſtatt, dieweil ſie ſo gar rar iſt, die Wur - tzel der Angelica, Zittwer, Borragen und Ochſenzungen, welches aber nur aus dringender Noth geſchehen ſoll. Dieſe Wurtzel wird fuͤr ein hertzverwahrend Mittel wider den Gift gehalten.

Das neun und zwantzigſte Capitel. Von der rothen Ochſenzungenwurtzel. Anchuſa.

Siehe Fig. 83.
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ORcanette, die rothe Ochſenzungen - wurtz, iſt mittelmaͤßig lang und dicke, auswendig dunckelroth, inwendig weiß, traͤgt gruͤne rauhe Blaͤtter, gleich den Ochſenzungenblaͤttern, daher ſie auch wilde Ochſenzunge genennet wird. Mitten aus den Blaͤttern ſchießt ein gerader Stengel hervor, mit kleinen Blaͤttern und Knoͤpflein, darauf blau - lichte (bleu mourant) Bluͤmlein, wie Sternlein ſtehen, beſetzt.

Man erwehle die Anchuſa, welche friſch, zaͤhe, und doch treuge iſt, aus - wendig dunckelroth, inwendig weiß ſie - het, und einen kleinen blauen Kopf hat; die auch eine huͤbſche rothe Farbe giebt, wenn man ſie entweder angefeuchtet,oder alſo trucken auf dem Nagel und der Hand gerieben hat.

Dieweil aber ſolche Farbe nur auſ - ſenher an der Wurtzel haftet, darum nehmen diejenigen, welche Wachs, Fett und Oel damit faͤrben wollen, die dicken nicht ſo gerne, als die duͤnnen, mit de - nen, wenn ſie wohl gereiniget ſind, ſie uͤberaus ſchoͤn roth zu faͤrben wiſſen, nur daß keine Feuchtigkeit an denenje - nigen Dingen, die ſie faͤrben wollen, be - findlich ſey. Sie waͤchſt in Provence / deswegen hohlen wir ſie von Marſeille und Nismes in Languedoc. Sie wird ſehr oft in der Artzney gebraucht, und hat ſchier keine andere Eigenſchaf - ten als die obige.

Die
TAB. XVII.
Spaniſche Sarſaparille.
Sarſaparille von Marignan. F. 87. p. 103
Färberröthe. F. 85. p. 101.
Clina Wůrtzel. F. 88. p. 103.
TAB. XVIII.
Gemeine Ochſen Zůngen Wůrtz F. 83. p. 99.
[figure]
Orientaliſche Ochſen Zůngen Wůrtzel F. 84. p. 101.
Wilder Bertram. F. 80. p. 98
Saſel Wůrtz. F. 89. p. 103.
Steingůnderman. F. 90. p. 104
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
Ochſenzunge aus Levante. Siehe Fig. 84.
1

Die Orientaliſche oder Conſtanti - nopolitaniſche Anchuſa iſt einer gar wunderſamen Natur, ſowohl was ihre Groͤſſe und Dicke; denn ſie offt ſo ſtarck als ein Arm; als auch ihre Geſtalt; maſ - ſen ſie dem Anſehen nach nichts anders iſt, als ein Buͤndlein lang und breiter Blaͤtter, die wie dick zuſammengerollter Tabac anzuſchauen; und endlich die Vielheit der Farben belanget, unter de - nen die vornehmſte die dunckelrothe iſt,auf welche zu etlichen mahlen gar ſchoͤn violbraun folget: zu oͤberſt aber ſieht ſie weiß und blaulicht, wie verſchimmlet aus, welches gleichſam ihre Blume. Mitten in der Wurtzel befindet ſich der Kern, welches eine kleine ſubtile Rinde iſt, ſo lang, als wie die Zimmtroͤhren, ſieht auswendig gar ſchoͤn roth, inwen - dig weiß: Dieſe Anchuſa wird ſelten ge - braucht, ob ſie gleich beſſer iſt als die unſrige.

Das dreyßigſte Capitel. Von der Faͤrberroͤthe.

Siehe Fig. 85.
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GArance, die Faͤrberroͤthe, iſt eines bekannten Krautes Wurtzel, davon die Hollaͤnder ſo groſſen Gewinn ziehen, weil ſie dieſelbige in groſſer Menge an unterſchiedene Orte, ſonderlich nach Franckreich verſenden.

Wir bekommen dreyerley Art Roͤthe, die wir um beſſeren Unterſchieds willen,Garance en branches. Garance enbranches, Garance en grappe ou robbée, und Garance non robbée zu nennen pflegen. Garance en branches heißt dieje - nige Roͤthe, davon uns die Wurtzel ohne die geringſte Bereitung, ſo wie ſie aus der Erden kommt, iedoch getrocknet, zu -Garance en grappe ou rob - bée. geſendet wird. Garance en grappe ou robbée iſt diejenige, welche, nachdem dieaͤuſſerſte Haut oder Schale davon abge - zogen, auf ſonderlichen Muͤhlengroͤblich zerſtoſſen worden iſt, ſo wie wir ſie fuͤh - ren. Garance non robbée, heißt, wenn dieGaranec nen robbée. gantze Wurtzel, ohne daß das geringſte davon genommen worden, zu Pulver gemahlen iſt. Daß derowegen die mit - telſte Sorte die beſte iſt, welche, wenn ſie recht beſchaffen, erſt kuͤrtzlich aus den Ballen oder Tonnen ſoll genommen ſeyn, und blaßroth ſehen; ie aͤlter ſie aber wird, ie ſchoͤner und roͤther muß ſie werden. Die Seelaͤndiſche wird fuͤr die beſte gehalten. Die Faͤrber brau - chen die Roͤthe.

Das ein und dreyßigſte Capitel. Von der Sarſaparille.

Siehe Fig. 86.
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DJeſes ſind die langen Faͤden von der Wurtzel eines Gewaͤchſes, welches die Mauern und Baͤume hinan kreucht; deſſen Blaͤtter lang, ſchmal und ſpitzig, voller Nerven oder Adern, und gruͤn ſind. Unter den Blaͤttern wachſen klei - ne Zaͤſerlein, wie die Gaͤblein am Wein - ſtock, damit hencket es ſich an die Baͤu - me. Zu oberſt an den Aeſten wachſen kleine weiſſe Bluͤmlein, wie Sternlein, daraus entſtehen kleine rothe ſaͤuerliche Fruͤchte.

Die Sarſaparille waͤchſt haͤuffig in Spanien und Peru, wie auch in Oſtin - dien, und liebet feuchte moraſtige Oer - ter.

Etliche geben vor, die Sarſaparil - le ſey eben dasjenige Gewaͤchſe, welches in Franckreich haͤuffig im Wilden waͤchſt, und Smilax aſpera major, die groͤſ - ſere Stechwinde, genennet wird. Dem ſey nun wie ihm ſey, genug, daßwir drey Sorten der Sarſaparille verkauffen, die Jndianiſche, die Spa - niſche / und die dicke aus Marignan. Unter dieſen iſt die Spaniſche die ſchoͤn - ſte und beſte, welche, wenn ſie, wie ſie ſoll, beſchaffen iſt, als wie lange Faͤden ſeyn muß, in der Dicke einer Schreib - feder, von auſſen grau, inwendig weiß, mit zwey roͤthlichten Adern verſehen; ſie muß ſich auch leichte ſpalten laſſen, und alsdann nicht ſtaubicht oder wur - micht ſeyn: desgleichen muß ſie das Waſſer, darinne ſie gekocht wird, roth anfaͤrben. Die Feuchte, gantz duͤnne, und die voll Haare iſt, ſoll man wegwerf - fen, wie nicht weniger eine weiſſe Art Hollaͤndiſcher Sarſaparille, welche in kleine Buͤndlein gebunden, und an beyden Enden abgeſchnitten iſt. Es wollen auch etliche vorgeben, ob ſey die roͤthlichte Sarſaparille / welche ge - meiniglich in langen Gebunden vonG 2Mar -Der Spezereyen und MaterialienMarſeille gebracht wird, nicht ſo gar gut. Allein, ich fuͤr meine Perſon, will verſichern, daß ich nicht den geringſten Unterſchied zwiſchen ihr und der Spa -Siehe Fig. 87. niſchen finden koͤnnen. Die dicke und falſche Sarſaparille von Marignan, welche einige, wiewohl unrecht, die Moſcowitiſche nennen, ſoll man ſchlechterdings verwerffen, denn ſie viel eher zum Feuer anmachen, als zur Artz -ney dienlich iſt; ſie ſieht auch viel eher einem Bund Reißig, denn der Sarſa - parille aͤhnlich.

Die Sarſaparille wird zu vielerley Traͤncken und zu ſolchen Kranckheiten, die man gerne verſchwiegen haͤlt, ge - brauchet, wie auch diejenigen, die ſich in der Kuͤche zu ſehr uͤberladen, wiede - rum geſchlanck zu machen.

Das zwey und dreyßigſte Capitel. Von der China.

Siehe Fig. 88.
1

DJe China / welche wir Squine, auch gemeiniglich Eſquine nennen, iſt ei - ne knorrichte, hoͤckrichte Wurtzel, ſieht inwendig und auswendig roͤthlicht; wenn ſie in der Erde ſteckt, treibt ſie Stengel hervor, welche die Baͤume hin - ankriechen, und aus denen groſſe, gruͤne, wie Hertzen formierte Blaͤtter entſprieſ - ſen; der gantze Stengel iſt voll Stacheln, wie die Dornen.

Die China, die wir verkauffen, kommt von mancherley Orten aus Jn - dien und China, ſowohl uͤber Holl - und England, als auch uͤber Marſe - ille; manchmahl rohe, d. i. wie ſie aus der Erden kommt, meiſtens aber von der erſten Schale zum Theil geſaubert, damit ihr die aͤuſſerſten Spitzen koͤnnen genommen, und ſie um ſoviel theurer verkauffet werden.

Man ſoll die China erwehlen, wel - che wichtig und hartzicht iſt, die ſich nichtwohl ſchneiden laͤßt, und die von der er - ſten Schale geſaubert, an Farbe aber roͤthlicht iſt. Dabey muß man Acht ha - ben, daß ſie nicht von Wuͤrmen zerfreſ - ſen, oder die Loͤchlein mit Bolus und an - derer leimichten Erde verſchmieret ſeyn, welches nur gar zu ofte geſchicht.

Es wird die China ſehr zu Schweiß - traͤncken gebrauchet, und zu eben ſol - chen Sachen, als wie die Sarſaparille, dannenhero wird man gar ſelten eine oh - ne die andere finden.

Jn den Antillen Jnſeln waͤchſt eine dicke Wurtzel, welche ihrer etliche fuͤr die wahrhafte China ausgeben; weil die - ſes aber ſich nicht behaupten laͤßt, des - wegen mag der Leſer des P. Tertre Buch nachſchlagen, der gar fein und weitlaͤuff - tig davon geſchrieben. Dieweil ieden - noch ſolche Nachricht gar nichts zu mei - nem Vorhaben hilfft, darum habe ich ſie auch allhier nicht anfuͤhren moͤgen.

Das drey und dreyßigſte Capitel. Von der Haſelwurtz.

DJe Haſelwurtz, auf Lateiniſch Aſarum, Frantzoͤſiſch Cabaret und Nard ſauvage, iſt eine Wurtzel, die in Levante an vielen Orten, in Canada, auch ſelbſt in Franckreich ſehr gemei - ne iſt, ſonderlich gegen Lyon zu, von daher wir alles bekommen, was wir da - von verthun.

Siehe Fig. 89.
1

Dieſe Wurtzel treibt lange Stengel hervor, an deren aͤuſſerſten Enden gruͤ - ne, dicke und wie ein Hertz geſtalte Blaͤt - ter, nebſt roͤthlichten Blumen, die wie Roſenknoſpen ſehen, wachſen.

Man ſoll, dafern es moͤglich, die Ori - entaliſche Haſelwurtz erwehlen, wel - che feine huͤbſche Wurtzeln hat, die we - der faſicht noch zerſtoſſen, ſondern innen und auſſen graulicht ſind, durchdringen -den Geruchs, und eines ſcharffen mit etwas Bitterkeit vermiſchten Ge - ſchmacks. Auch muß man Achtung ge - ben, daß es nicht die Wurtzeln der Aſa - rina (von den Kraͤuterweibern Stein - gundermann genennet) ſind, die wir oftmahls aus Burgund bekommen: dieſes aber kan man gar bald gewahr werden, dieweil das Aſarum kleine grau - lichte Wurtzeln hat, in der Dicke einer Schreibefeder, der Aſarina WurtzelnSiehe Fig. 90. hingegen ſind gar klein und ſchwaͤrtzlicht, duͤrre, trucken, und ſo voll Haare, daß man nicht weiß, was es ſeyn ſoll, und Muͤhe genug giebt, die rechten Wur - tzeln von dieſen Faſen zu unterſcheiden.

Die Haſelwurtz wird wenig in der Artzney gebraucht, ſondern meiſtentheilsdenHauptbeſchreibung ’erſten Theils zweytes Buch. den Pferden wider die Raude, von einer bis zu zwey Untzen mit ungefeuchteten Kleyen gegeben, iſt auch ein trefflich Mit - tel wider dieſen Mangel, dahero anietzo eine gute Menge verthan wird.

Noch iſt zu mercken, daß die Wurtzeln des Aſari bey nahe oben auf der Erde liegen, und nicht gar tieff hinein gehen: wie auch, daß unter ihnen einige zu finden, an denen, ohngefehr ei -nes Schuhes tieff in der Erde, eine Gat - tung runder Knollen hangen, die von auſſen gelb ſehen, inwendig aber weiß ſind; wenn man dieſelben trucket, geht eine Milch heraus, die wie Feuer brennt. Jch habe dieſes deswegen hierbey erin - nern wollen, wil mir nicht wiſſend, daß ſolches iemahls bekannt geweſen, oder daß iemand davon geſchrieben haͤtte.

Das vier und deyßigſte Capitel. Vom ſuͤſſen Holtze.

Siehe Fig. 91.
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DAs Suͤßholtz / Frantzoͤſiſch Regliſſe, Lateiniſch Glycyrrhiza, Liquiritia, radix dulcis, iſt ein Gewaͤchs, deſſen Blaͤt - ter klebricht, gruͤn, glaͤntzend und halb - rund ſind, die Blumen an Farbe den purpurfarbenen Hyacinthen gleich; nach dieſen kommen die Schoten, wel - che zuſammen eine runde Kugel vorſtel - len, und den Samen beſchloſſen halten.

Das Suͤßholtz, das wir zu Paris haben, koͤmmt in gantzen Ballen von unterſchiedenen Orten in Spanien / vornehmlich aber aus der Gegend um Bayonna und Saragoſſa, der Hauptſtadt in Arragonien, woſelbſt es in uͤberaus groſſer Menge waͤchſt.

Man ſoll das Suͤßholtz erwehlen, welches dichte und Fingers dicke iſt, aus - wendig roͤthlicht, inwendig gelb ſiehet, ſich leicht zerſchneiden laͤßt, und einen ſuͤſſen angenehmen Geſchmack hat, gleich - wie das Sarragoßiſche / welches auch das beſte, und derohalben billich dem von Bayonne vorgezogen werden ſoll, denn daſſelbe ſieht auſſenher ſchwartzgrau, iſt gar duͤnne und voll Erde, laͤßt ſich auch nicht wol erhalten. Man muß groſſe Muͤ - he anwenden, es ſo zu verwahren, daß es nicht verderbe, denn ſobald dieſe Wahre nur einmahl angegangen, iſt es nicht an - ders, als ob es den Brand bekommen, und wenn ein Stuͤck einmahl an beyden Enden zu verderben anhebt, ſo wird dasuͤbrige in kurtzen auch verdorben ſeyn: und dieſes geſchieht vornehmlich, wenn es im Regen oder in der Kaͤlte gefuͤhret worden, desgleichen, wenn es im Keller gelegen hat.

Was das truckne Suͤßholtz betrifftTrucken Suͤßholtz. Diejenigen, welche mit dem Süß - holtz han - deln, will ich hiermit war - nen, daß ſie ſich nicht mit etwas ver - wirren / wel - ches ſie nicht recht verſte - hen oder ken - nen. Denn es iſt keine kuͤtzli - chere Wahre, als dieſe, da - zu ſo viel Ver - ſtand gehoͤ - rig, ſo wohl dieſelbe zu erhalten, als auch Gewinn damit zu ma - chen. Allein der Umſtaͤnde ſind ſo viel, daß ſie etliche Bogen Pap - pir erforder - ten, wenn man ſie alle eꝛoͤffnen ſolte. daſſelbige ſoll gelb und recht trucken ſeyn: dabey man ſich in Acht zu nehmen hat, daß es nicht der Ausſchuß derer Ballen ſey, denn ſolcher insgemein ſchwartz, ver - ſtockt und nichts nuͤtze iſt.

Der Gebrauch des Suͤßholtzes iſt alſo bekannt, daß ich mich nicht dabey aufhalten mag.

Wenn man zwey bis drey Untzen des trocknen und gepuͤlverten Suͤßholtzes, mit gleichem Gewichte Schwefelblu - men vermiſcht, einem Pferde, nachdem es groß, des Tages zweymahl, unter Kleyen gemenget, eingiebt, das iſt ein herrlich Mittel fuͤr die Pferde, daß ſie nicht daͤmpficht werden, wenn man es nur bey Zeiten gewahr wird: es ver - huͤtet auch, daß man dieſe Kranckheit in etlichen Tagen nicht verſpuͤret, welches diejenigen, die da Pferde einkauffen, wohl in Acht nehmen moͤgen. Bey waͤh - rendem Gebrauch dieſer Artzney muß man das Pfeꝛd ruhen laſſen, u. ihm ſo we - nig Heu vorwerffen, als immer ſeyn kan.

Zu Lyon wird uͤberaus viel Suͤßholtz verthan, dieweil ſich gar viel Leute deſſel - bigen bedienen.

Das fuͤnff und dreyßigſte Capitel. Vom Suͤßholtzſafte.

AUs dem ſuͤſſen Holtze wird mit heiſ - ſem Waſſer eine gelbe Tinctur gezo - gen, welche aber ſchwartz wird, wenn ſie uͤber dem Feuer abgerauchet, und bis ſie die gehoͤrige Dicke bekommen, einge - kochet iſt: dieſes nennen wir Suͤß - holtzſaft, und laſſen ihn aus Holland,Spanien und von Marſeille kom - men, in Kuchen von unterſchiedener Groͤſſe, denn ſie oͤfters vier Untzen, auch wohl ein halb Pfund wiegen. Wenn er ſo gut iſt, als er ſeyn ſoll, denn iſt er auſſen her ſchwartz, inwendig aber glieſ - ſend ſchwartz, laͤßt ſich leichte zerſchlagen,G 3undDer Spezereyen und Materialienund ſchmeckt angenehme: dagegen taug der gar nichts, welcher weich iſt und roͤth - licht ſieht, auch wenn er zerſchmiſſen worden, voll Sand iſt, und dazu bran - dicht ſchmeckt.

Dieſer Saft wird ſehr gebraucht, die - jenigen, die mit Catarrhen beladen, ingleichen die Lungenſuͤchtigen zu cu - riren; er wird gekaͤuet, als wie der Ta - bac, oder in einem dienlichen liquor ein - genommen.

Wir verkauffen ferner noch mehrSuͤßholtzſaft von Blois. andere Sorten Suͤßholtzſaft / z. E. gelb und weiſſen von Blois / von Rheims und Paris / welches platte Kuͤchlein ſind, oder runde Stengel, in der Groͤſſe eines 15. ſols. Der weiſſeWeiſſer Suͤß - holtzſaft. Pariſer Suͤßholtzſaft wird von ge - trocknetem Suͤßholtze, Zucker, Kraft - mehl und geſtoſſener Veilgenwurtz ge - macht. Weil aber aller dieſer ſo ge - nannter Suͤßholtzſaft eigentlich nichts als Zucker und Gummi iſt, deswegen will ich auch nichts weiter davon geden - cken, auſſer, daß man ſich eintzig und al - leine zu dem ſchwartzen Suͤßholtz - ſafte halten ſolle, als welcher der aller - beſte iſt, ſonderlich, wenn er ſo, wie ich ihn beſchrieben habe, beſchaffen iſt.

Uber obbeſchriebene Wurtzeln ver - kauffen wir ſonſt noch viele andre mehr,die wir in unſern Gaͤrten ziehen, als da iſt, der Aland / die Poͤonienwurtz / Maͤnnlein und Weiblein, groß und klein Aron oder Schlangenwurtz / Peſtilentzwurtz / Schweinbrod - wurtz, Quaͤckengraswurtz, Engel - ſuͤß, und einen Hauffen andere, die wir auf allen Fall, und blos deswegen hal - ten, daß wir mit denen Kraͤuter - und Wurtzel maͤnnern nichts moͤgen zu thun haben, und denn, damit wir ſie allzeit haben koͤnnen. Es giebt auch noch mehr Wurtzeln, die wir aber, weil ſie zu rar ſind, nicht verkauffen, z. E. Wurtzel Membroni Chini, Chini Cattai, in welche die Sineſer ſo verliebt ſind, und ſie hoͤher achten, als die Rhabarber; Sandera aus Pegu, eine roͤthlichte Wurtzel, die die Jndianer unter die Chocolate thun. Gingging aus der Tartarey oder China, davon die Sineſer ſo groß We - ſen machen. Niſi, eine weiſſe Wur - tzel, die faſt wie die weiſſe Beenwurtzel ausſieht, und von den Hollaͤndern dem Golde gleich verkauffet wird. Die Wur - tzel Palay aus Canada, Saliunca aus Neapolis. Mit einem Worte, wir duͤrfften ihrer noch vielmehr verkauffen, wenn wir nur ſolche haben koͤnten, die nicht ſo ſchlechten Profit geben.

Das ſechs und dreyßigſte Capitel. Vom Calmus.

Siehe Fig. 92.
1

ACorus verus, der Calmus / den wir, obſchon unrecht, Calamus aromaticus nennen, iſt ein Schilff, oder eine kno - tichte Wurtzel, ſieht auſſenher roͤthlicht, inwendig weiß, iſt mit langen Zaſern be - ſetzt, leichtes Weſens, und wird deshal - ben ſtracks wurmſtichigt. Aus dieſer Wurtzel entſprieſſen lange und ſchmale gruͤne Blaͤtter, ſamt den Fruͤchten, die ohngefehr drey Zoll lang, als wie der lange Pfeffer geſtaltet, und auch ſo dicke ſind.

Man ſoll den Calmus erleſen, der recht friſch iſt, und voͤllig, von den Zaͤ - ſerlein wohl gereiniget, ſchwerlich zu zerbrechen, eines ſcharffen Geſchmacks, mit einer lieblichen Bitterkeit vermi - ſchet, eines angenehmen und ſtarcken aromatiſchen Geruchs, daher er auchunter dem Namen Calamus aromaticus,Calamus are maticus. wiewohl es gantz unrecht, viel bekanter iſt, als unter dem Titel Acorus.

Die Wurtzel, welche gemeiniglich des kleinen Fingers dicke, und ohngefehr ei - nen halben Schuh lang iſt, wird von vielen Orten des Koͤnigreichs Polen, und der Tartarey, wie auch aus der Jnſel Java, woſelbſt es DiringoDiringo. heißt, zu uns gebracht.

Bisweilen wird der Calmus in der Artzney gebraucht, und gehoͤret unter die ingredientien des Theriacs, dazu er keiner andern Bereitung von noͤthen hat, als daß er auserleſen, und von der Erde und andern mehrmahls dran han - gendem Unrathe wohl geſaubert ſey: doch brauchen ihn die Parfunirer noch weit oͤfter.

Das
TAB XIX.
Rechter Lalmus. Fig. 93. p. 109.
Lalmus. Fig. 92. p. 107.
Bucker Rohr. Fig. 94. p. 109.
Süßholtz. Fig. 91. p. 105.
Aloe Holtz. Fig. 96. p. 125.
TAB. XX.
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.

Das ſieben und dreyßigſte Capitel. Vom rechten Calmus.

Siehe Fig. 93.
1

CAlamus verus, oder beſſer zu ſagen, amarus, der rechte und bittere Cal - mus, iſt ein Rohr, wie ein Federkiel dicke, zwey oder drey Schuh hoch, durch Knoten abgetheilet, aus denen gruͤne Blaͤtter und kleine Dolden, mit gelben Blumen, hervorwachſen.

Dieſes kleine Rohr waͤchſt an vielen Orten in Levante / von dannen es un - terweilen gantz, meiſtentheils aber in Buͤndlein, die eines halben Fuſſes lang ſind, nach Marſeille gebracht wird.

Man ſoll dasjenige eꝛwehlen, welches fein dicke, dazu von ſeinen kleinen Wur - tzeln und Aeſten wohlgeſaubert, inBuͤndlein gebunden ſey: ſich auch vor - ſehen, daß nicht viel Wurtzeln und klei - ne Reißlein drunter gemiſchet. Von auſſen ſoll es roͤthlicht grau, inwendig weiß ſehen, und ein weiſſes Marck ha - ben, denn, wenn das Rohr zu alt, wird dieſes gelb und zu Staube, als ob es die Wuͤrme zerfreſſen: es muß auch kra - chen, wenn man es zerbricht, und uner - traͤglich bitter ſchmecken, wenn es in den Mund genommen wird.

Es wird vornehmlich zum Theriac gebrauchet, und hat keiner præparation noͤthig, als daß es alſo ausgeſuchet wer - de, wie oben angezeiget.

Das acht und dreyßigſte Capitel. Vom Zuckerrohr.

DJe Zuckerrohr / Canna melles, wach - ſen an gar vielen Orten in Jndien, Braſilien und in den Antilleninſeln.

Siehe Fig. 94.
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Wenn dieſe Rohre in der Erde liegen, ſtoſſen ſie bey iedweden Knoten ein an - deres, fuͤnff bis ſechs Schuh hohes Rohr hervor, welches mit gruͤnen, langen, ſchmalen und ſcharffen Blaͤttern beſetzet iſt. Wann das Rohr zur Helffte in die Hoͤhe gewachſen, ſchießt ein Stengel hervor, der oben ſpitzig iſt, daran ſitzen zu oberſt die ſilberweiſſen Blumen in Geſtalt eines Federbuſches.

Wann nun die Americaner ihre Felder wohl zugerichtet, alsdann ma -chen ſie, eben als wie wir auf unſern Feldern, eines halben Schuhes tieffe Furchen, darein legen ſie ein Rohr, das ohngefehr drey Schuh lang iſt, und an deſſen beyde Enden wiederum zwey an - dere, creutzweis uͤber einander, und fah - ren alſo fort, bis ſie die Felder gantz be - ſtellet. Nach Verlauff ſechs oder ſieben Monaten, binnen welcher Zeit ihre Schoſſe zu treiben pflegen, ſchneidet man ſie ab, und macht den Zucker dar - aus, wie in folgenden ſoll gemeldet wer - den.

Dieſe Schoͤßlinge dienen denen Wil - den Bogen daraus zu machen.

Das neun und dreyßigſte Capitel. Wie der Zucker aus den Rohren gezogen wird.

Siehe Fig. 95.
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NAchdem die Americaner ihre Zu - ckerrohre uͤber dem erſten Knoten abgeſchnitten, ſtreiffeln ſie die Blaͤt - ter davon ab, und machen Buͤndel draus, welche ſie nach der Muͤhle brin - gen, die aus drey Waltzen, von einerley Staͤrcke, mit gleich dicken eiſernen Plat - ten beleget, beſtehet. Die mittelſte iſt um ein gut Theil hoͤher, zu dem Ende, damit die beyden Baͤume, welche zu oberſt dadurch gehen, und daran die Ochſen geſpannet ſind, ohne Hinderung des Wercks, koͤnnen herum gedrehet werden. Um dieſe groſſe Waltze gehet ein Kamm, deſſen Zaͤhne in die Loͤcher, welche eben deswegen in die andern bey -den Waltzen gemacht ſind, greiffen, und dieſelben ſolcher geſtalt herum drehen. Alſo zerdrucken und zerqvetſchen ſie die Rohre, daß ſie gantz trucken und ohne Saft ſind, wenn ſie auf der andern Sei - te heraus kommen. (Wann ohngefehr ein Americaner oder ein Frantzoſe, der die Rohr auf die Muͤhle bringt, einen Finger darzwiſchen bekommt, muß ihm alſo fort der Arm abgeſchlagen werden, oder er wuͤrde, ehe er ſichs verſaͤhe, zer - malmet ſeyn. Dannenhero, ſo bald je - mand bey dem Finger erwiſchet wird, hauet ihm ein anderer den Arm mit dem Hauer ab, und wird hernach, wenn er geheilet worden, zum Botſchafft lauf -fenDer Spezereyen und Materialienfen gebrauchet.) Der Saft faͤllt in ein Gefaͤß, das unter der Muͤhlen ſtehet, laufft darauf in einer kleinen Rinne bis in den erſten Keſſel, der etwa zwey Ey - mer haͤlt, und wird in ſelbigem bey ge - lindem Feuer gewaͤrmet, bis er faſt ſie - den will, auf daß er den dickſten Schaum von ſich ſtoſſe. Mit dieſem Schaume fuͤttern die Americaner ihr Vieh. Wann nun der Saft recht wohl ge - ſchaͤumet, und in den andern Keſſel ge - ſchuͤttet worden, laͤßt man ihn ſieden, und ſchuͤttet fort fuͤr fort Kalchwaſſer dazu, darinne Eyer zerſchlagen ſind. Nachdem er ſolcher geſtalt wohl gereini - get worden, laͤßt man den Zucker durch gewiſſe Tuͤcher, welche wie ein ſpitziger Seihebeutel oder Manica Hippocratis, formiret iſt, lauffen; und hierauf wird er in den dritten Keſſel, der insgemein von Metall iſt, gethan, geſchaͤumet, und ſo lange geſotten, bis er fleugt. Nach dieſem ſchuͤtten ſie ihn in den vierten Keſſel, verſuchen mit dem Schaumloͤffel oder einem hoͤltzernen Spatel, ob er ſich koͤrnen will; und dieſes geſchicht, indem ſie mit dem Schaumloͤffel, durch den Zu - cker, von der rechten Hand nach der Lin - cken hin fahren. Wann dann der Zu -cker ſeine gebuͤhrende Dicke bekommen, und annoch warm iſt, ſodann wird er in die Formen gegoſſen, welche unten zu - geſtopffet ſind. Nach Verflieſſung 24. Stunden, binnen welcher Zeit der Zu - cker gemeiniglich geſtehet, tragen die Schwartzen dieſe Formen in ihre Huͤt - ten oder Haͤuſer, oͤffnen die Loͤcher, und durchſtechen den Zucker, ſtellen hierauf die Formen, uͤber gewiſſe kleine Gefaͤſſe, die wir auf Frantzoͤſiſch Jarrons nennen, damit ſie den abrinnenden Syrup auf - fangen moͤgen. Nachdem nun der Sy - rup abgelauffen, dann nehmen ſie den Zucker aus den Formen heraus, und hauen ihn mit einem Meſſer entzwey. Solchen entzwey gehauenen Zucker nennen wir grauen Moſcovad, oderGrauer Mo - ſcovad. unzerſchlagenen Zucker aus den Jnſeln, und muß, wenn er iſt, wie er ſeyn ſoll, weißlicht grau, trucken und nicht fett oder ſchmiericht ſeyn, auch ſo wenig, als moͤglich, brandicht riechen. Dieſer Muſcovad iſt die baſis und Materie, dar - aus unterſchiedene Gattungen Zucker, die wir verkauffen, bereitet werden. Doch wird er gar wenig gebraucht, ob es gleich eine gute Wahre iſt, Saͤfte und rothe Confituren damit zu machen.

Das viertzigſte Capitel. Vom Kaſtenzucker.

DJe Caſſonade, oder Sucre des Iſles at - teré, zerſchlagner Zucker, iſt grauer Muſcowad, welcher geſchmoltzen, und nachdem er wohl gelaͤutert worden, durch ein Tuch geſeihet, und bis er feder - leichte worden, geſotten, darauf in die Formen geſchuͤttet und auf obgedachte Weiſe verfertiget wird. Wenn der Sy - rup abgetroffen, wird des Daumens di - cke Thon, in Waſſer erweichet, darauf geſtrichen, damit das Waſſer, welches im Thon iſt, den Zucker durchgehe, und alle uͤbrige Fettigkeit und Schmutz mit ſich hinweg nehme. Wann nichts mehr heraus laufft, und der Thon treuge wor - den, nimmt man den Zucker aus den Formen und ſchlaͤgt ihn in drey Stuͤcken, d. i. man legt das Boden - oder untere Stuͤcke, auf einen Ort, den mittlern Theil auf dieſe Seite, und die Spitze auf die andere: oder beſſer zu ſagen, die Americaner machen aus einem Zucker - hute dreyerley Caſſonade, daher man insgemein in einer Parthey Caſſonadedreyerley antrift, welche in die Caſſo - nade vom untern Theil / von der Mitten und von der Spitze der Bro - de abgetheilet wird. Nachdem die Zuckerbrode alſo zerſchlagen, ſo legen ſie die Americaner auf groſſe Tuͤcher, laſſen ſie an der Luft trocknen, und thun ſie hernach in groſſe Kaͤſten, wie ſie zu uns kommen. Der beſte Kaſtenzucker kommt aus Braſilien, und ſoll rechtBraſiliani - ſche Caſſona - de. ſchoͤn weiß ſeyn, trucken und koͤrnicht, auch wie Violen riechen und ſchmecken. Auf dieſen folget der, welcher la Cayenne genannt wird, ſonderlich, wann er von dem unterſten Theil der Brode gemacht worden, und weiß und trucken iſt.

Die Caſſonade, bevoraus die Bra - ſilianiſche, wird ſtarck von den Zucker - beckern gebraucht, weil ſie ſich nicht leichtlich candiſiret, auch die Confituren viel ſchoͤner und dauerhafter davon wer - den. Etliche ſind der Meinung / ob ha - be der alſo zerſtoſſene Zucker den Namen Caſſonade oder Caſtonade, von den Kaſten,wieHauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. wie die Teutſchen ſagen, in welchen er kommt, erhalten; ſolches aber darff nicht von allen verſtanden werden, maſ -ſen er ſo ſchier in groſſen Faͤſſern, als in Kaſten kommt.

Das ein und viertzigſte Capitel. Vom Zucker von ſieben Pfunden.

DEr Sucre à ſept livres wird recht uͤbel alſo genennet, indem er insgemein 12. Pfund wiegt: wird von grauen Mu - ſcovad gemacht, welcher gelaͤutert und zu Bꝛoden formiret woꝛden, auf die Wei - ſe, wie obgedacht. Nachdem er hernach einige Tage in der Treugeſtube aufbe - halten worden, damit er harte genug werde, wird er in grau oder blau Pap - pier gewickelt, alſo wie wir ihn zu ſehen bekommen. Dieſen Zucker zu ſieben Pfunden unterſcheiden wir ſo wohl, als alle die andern Sorten, den Koͤniglichen hiervon ausgenommen, in den weiſſen, den ſo genannten reſſe, und den fleckich - ten. Der weiſſe iſt der feinſte, auf die - ſen folgt der, welcher reßé genennt wird, und der dritte oder der fleckichte iſt der gemeinſte, wird alſo genennet, weil er insgemein braune Flecken an der Spi - tze hat.

Je weiſſer, ie truckner, veſt - und koͤr - nichter, wohl getreuget, und klingend der Zucker iſt, ie hoͤher wird er gehalten.

Der Zucker von 7. Pfund wird mei - ſtens in den Buͤrgerhaͤuſern verthan, dieweil er wohlfeiler, auch wie man vor - giebt, beſſer zu gebrauchen iſt.

Wenn er wieder umgeſchmoltzen und gelaͤutert worden, werden kleinere Bro - de zu 2. 3. 4. und 6. Pfund weiß, reßé und fleckicht, daraus bereitet und auch auf ſolche Art unterſchieden. Je klei -Kleine Zu - ckerbrode. ner dieſe Brode, ie weiſſer und auch theu - rer ſind ſie. Doch muͤſſen ſie recht wohl getrucknet ſeyn, ein feines weiſſes, dicht - und glaͤntzendes Korn haben, und als wie Glas klingen, wenn man mit dem Finger dran ſchlaͤgt. Mit dieſem Zucker werden die weiſſen Syrupe und Confi - turen bereitet, z. E. Abricoſen ꝛc. oder er wird zu Verehrungen gebraucht.

Das zwey und viertzigſte Capitel. Vom Koͤniglichen Zucker.

SUcre royal hat daher den Namen be - kommen, weil er ſo weiß iſt: wird aus den kleinen weiſſen Zuckerhuͤten oder der Braſilianiſchen Caſſonade, welche ge - ſchmoltzen, und eben wie die vorigen, zu Broden gemacht worden iſt, bereitet.

Er muß uͤber alle maſſen weiß ſeyn, und durchgehends gleich, d. i. oben ſo ſchoͤn, wie unten, ein feines, veſtes, dicht, und glaͤntzendes Korn haben, und ſich dennoch leicht zerſchlagen laſſen, denn dieſes das eigentliche Kennzeichen des Zuckers, welcher recht wohl getreuget, und wie ſichs gebuͤhret, beſchaffen iſt. Ubrigens verkauffen wir auch eine Sor -Demy-royal Zucker. te Zucker, Demy-royal genennet, welches kleine uͤberaus weiſſe Brode ſind, die in violblau Pappier gewickelt, aus Hol - land kommen.

Vor dieſen ſchickten uns die Hollaͤn - der Zuckerbrode von 18 bis zu 20 Pfund welche an ſtatt des Pappiers in Pal - menblaͤtter gewickelt waren, und desPalm-Zucker. wegen Palmzucker genennet wurden: war ein weiſſer, fetter, ſehr guter Zu -cker, der wie Violen ſchmeckte. Wir hatten ingleichen Maderiſchen Zu -Maderiſcher Zucker. cker. Seit dem wir aber den Zucker aus den Jnſeln bekommen, ſieht man jene Arten faſt gar nicht mehr.

Jch will mich nicht aufhalten, noch von der Alten ihrem Zucker, den ſie Ta - baxir und Saccar Mambu nannten, oder auch von dem Zucker, Alhaſur oder Alkaſir genennet, handeln; ſo - wohl, weil wir dieſe Sorten nicht mehr bekommen, als auch, weil ſie von den al - ten Scribenten ſattſam beſchrieben ſind. Dieſes will ich nur annoch ver - melden, daß wir viel andere Sorten Zu - cker mehr haben, welche bloß darinne unterſchieden ſind, daß ſie mehr oder we - niger gelaͤutert worden, desgleichen, daß ſie von unterſchiedenen Orten, woſelbſt ſie gelaͤutert werden, herkommen: denn da ſind anietzo die beſten Zucker, welche zu Diepe und Orleans bereitet wer - den, da im Gegentheil ehedeſſen der Rou - aniſche fuͤr den beſten und der am mei - ſten gelaͤutert, gehalten wurde.

HDasDer Spezereyen und Materialien

Das drey und viertzigſte Capitel. Vom braunen Zucker.

SUcre de la Chypre iſt eine Gattung Muſ - covad, eben wie die Caſſonade formi - ret, und aus dem Syrup des Zuckers von 7. Pfund bereitet. Er ſoll roͤthlicht grau ſehen, recht trucken ſeyn, und nicht ſehr brandicht ſchmecken; denn man fin - det ſolchen, welcher dermaſſen feuchte iſt, und ſo gar brandicht ſchmeckt, daß er faſt unmoͤglich zu gebrauchen.

Dieſer Zucker war vor dieſem ſehr im Gebrauch, und wurde, an ſtatt des Cry - ſtalli mineralis in die Clyſtire gethan: an - ietzo aber brauchen ihn die Apothecker zu ihren Syrupen, weil er beſſers Kauffs iſt, ſie auch vermeinen, er ſey die Ma - terie, daraus der Zucker gemachet wer - de; wie ſolches unterſchiedene Autores aufgezeichnet. Allein es iſt wider alle Vernunft, denn es blos ein ſolcher Zu - cker iſt, der nicht kan weiß und zu Bro - den gemachet werden. Dieſes ſolten ſich alle Apothecker geſaget ſeyn laſſen, und dieſen Zucker nicht ferner gebrau - chen, denn er taug durchaus nicht, daß ihn ein Menſch in ſeinen Leib einnehme, weil er ſo uͤbel ſchmeckt, und alle Sachen, die ſie damit bereiten, ſtets haͤßlich und garſtig ſind, ob ſie gleich noch ſo groſſe Muͤhe daran ſpendiren. Wolten ſie aber ja ihrer Beutel ſchonen, moͤchten ſie doch nur den grauen Muſcovad an jenes Stelle nehmen, ſodann koͤnten ſie ſchweren, ihre Sachen waͤren mit der - jenigen Materie zugerichtet, aus welcher der Zucker gemachet wird. Welche die -ſen Muſcovad recht wohl zu laͤutern wiſſen, dieſelben werden damit eben ſo ſchoͤne rothe Syrupe bereiten koͤnnen, als wenn ſie den gemeinen Zucker, oder den Zucker von 7. Pfund dazu genom - men haͤtten. Die Pfefferkuͤchler und Oblatenbecker verthun dieſes Zuckers ſehr viel.

Aller Syrup vom braunen Farin /Syrup. auf Frantzoͤſiſch Doucette, Mallaſſes und Syrup de Sucre ſoll noch vielmehr verworf - fen werden, denn es nur der ſchmierichte Syrup vom braunen Farin iſt, welcher niemahls geſtehen wird, auch zu gar nichts nicht, ſonderlich zur Artzney, ſol - te angewendet werden. Allein dieſes beobachten ihrer viele gar ſchlecht, ſon - dern machen immer zu ihre Syrupe und Lattwergen damit an, dahero auch kein Wunder, daß es ſo viel ſolcher Leute gie - bet, die dergleichen compoſitiones verfer - tigen, und dennoch dieſe ihre Wahre ſpottwohlfeil geben. Uberdiß wird ſehr viel dieſes Syrups oder Malaſſes nach Holland verſendet, allwo ſie den Ta - bac mit anſchmieren, oder ihn den ar - men Leuten, die ihn an ſtatt des Zuckers gebrauchen, verkauffen. So haben mich auch etliche berichten wollen, daß man aus der Doucette oder dem Syrup ein Aqvavit und Branntwein machen koͤnne, welches ich aber nicht verſucht: doch mit dem Moſcovad laͤßt ſichs thun, und dieſer Branntwein berauſcht ſo ſehr, als immermehr der Wein.

Das vier und viertzigſte Capitel. Vom weiſſen Zuckerkant.

DEr Zuckerkant wird aus der weiſ - ſen Braſilianiſchen Caſſonade und weiſſen Zucker gemacht, welche unter einander geſchmoltzen, und ſo lange ge - kochet werden, bis er als groſſe Perlen ſtehet: alsdann wird er in kuͤpferne Pfannen geſchuͤttet, in denen kleine Stoͤcklein liegen, damit ſich der Zucker dran lege, und cantiſire, welches inner - halb vierzehen Tagen in der Treugeſtu - ben geſchicht. Jndeſſen muß das Feu - er, welches wohl zu mercken, allezeit gleich erhalten werden. Hernach wird er aus der Treugeſtube gethan, damiter voͤllig austrieffe und trockne, darauf in Buͤchſen gelegt, und zum Gebrauch aufbehalten.

Man ſoll dieſen Zucker erwehlen, wenn er fein weiß, trucken, klar und durchſichtig iſt. Der ſchoͤnſte, den wir haben, kommt aus Holland, und iſt das Pfund allezeit um vier bis fuͤnff Sols theurer, weder der, welcher von Tours, Orleans / Paris, oder anders - wo herkommt.

Dieſer Zucker wird zu Anfeuchtung der Bruſt, und zu Vertreibung des Huſtens dienlich erachtet.

DasHauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.

Das fuͤnff und viertzigſte Capitel. Vom braunen Zuckerkant.

DJeſer wird auf gleiche Art, wie der weiſſe bereitet, nur daß der braune Muſcovad dazu genommen wird, und daß er ſo lange kochen muß, bis er ſich blaͤttert oder ſtaͤubet: drauf wird er in irdene Geſchirre gethan, denn in dieſenlegt er ſich beſſer an, als in den kupfer - nen.

Dieſer Zucker iſt ebenfalls zu obge - nannten Kranckheiten dienlich. Der recht trucken, recht braun und gewiß Hollaͤndiſch Gut iſt, iſt der beſte.

Das ſechs und viertzigſte Capitel. Vom Alphœnix, gewundnen oder Penid-Zucker.

DJeſen nennen die Frantzoſen auchWeiſſer Ger - ſtenzucker. Sucre d orge blanc, weiſſen Gerſten - Zucker. Es wird naͤmlich der Zucker ſo lange gekocht, biß er bricht, alsdann auf einen mit etwas ſuͤſſen Mandeloͤhl beſtrichenen Marmelſtein ausgegoſſen, wie ein Teig gewircket, und vermittelſt eines gewiſſen Jnſtruments nach belie - ben geformet: auf daß man ſich aber die Haͤnde nicht verbrenne, werden ſie mit Kraftmehle gerieben. Dieſer Pe - nidzucker wird zu Vertreibung des Huſtens trefflich dienlich erachtet. An - dere, damit ſie ihn wohlfeiler geben koͤn - nen, miſchen, wenn er noch wie ein lau - terer Syrup iſt, ſo viel Kraftmehl drun - ter, als ſie nur vermoͤgen, bis er ein Teig wird, aus dem ſie hernachmahls die ge - wundenen Stengel machen, uñ auftrock - nen. Allein, man kan ihn ſtracks fuͤr den andern erkennen, weil er in den Mund genommen, wie ein Teig oder wie Leim iſt.

Es giebt noch eine Gattung bruͤchich -Gerſtenzu - cker. tes Zuckers, welcher aber gantz unrecht Sucre d’orge genennet wird, denn es iſt nichts anders, als die bloſſe Caſſonade,die in bloſem Waſſer zerlaſſen und wie - der gekocht werden muß, ſo lange biß ſie bricht, hernach wird ſie auf einen mit etwas ſuͤſſen Mandeloͤhle beſtrichenen Marmor geſchuͤttet, und daraus ſolche kleine Stuͤcklein, dergleichen wir haben, formiret.

Es iſt ſehr ſchwer dieſen Zucker zu be - reiten, ſo wohl was das Kochen betrifft, als auch, was die Stangen zu machen belanget, denn man muß genau wiſſen, wie lange der Zucker kochen muß, auch muß man ihn hernach hurtig zu Stan - gen machen koͤnnen, desgleichen Ach - tung geben, daß er nicht ſchmutzig werde.

Dieſer Zucker muß wie Ambra ſehen, trucken und friſch gemacht ſeyn, und ſich nicht an die Zaͤhne hencken. Etliche Confiturirer pflegen ihn mit Saffran anzufaͤrben, damit er dergeſtalt eine ſchoͤnere Farbe bekomme.

Man ſagt, dieſer Zucker ſey gar dien - lich, den Huſten zu curiren, und ihm ſey deswegen der Name Gerſtenzucker ge - geben worden, nicht, als ob Gerſte dazu komme, ſondern vielmehr, weil er ſo ſchoͤn, wie Gerſte ſiehet.

Das ſieben und viertzigſte Capitel. Vom Roſenzucker.

DJeſer Zucker wird von weiſſem wohlgelaͤuterten Zucker gemacht, welcher ſo lange mit Roſenwaſſer ge - kocht wird, bis er eine Morſellenconſi - ſtentz bekommen: hernach werden Morſellen und Taͤfflein in beliebiger Groͤſſe daraus bereitet, oder auch wohl nur kleine Koͤrner, indem er ſo lange ge - ſchwungen wird, biß er erkaltet und trucken worden.

Der Roſenzucker iſt anders nichts als Zucker, dem der Geruch und Eigen - ſchaft des Roſenwaſſers mitgetheiletworden, dannenhero er mit gar gutem Fug denenjenigen kan verordnet wer - den, welche die Molcken trincken.

Man ſoll aber ſolche Roſenzucker - taͤfflein nehmen, welche trucken, und wohl zubereitet ſind, die nicht gar zu geſchwinde brechen, auch wie Roſen riechen und ſchmecken. Die Roſen - zuckerkoͤrner ſollen gleicher geſtalt weiß und trucken ſeyn, darneben erſt beſagten Geruch und Geſchmack ha - ben.

H 2DasDer Spezereyen und Materialien

Das acht und viertzigſte Capitel. Bruſtkuͤchlein aus Portugall.

DJe beſten Bruſtkuͤchlein kommen aus Portugall, und ſind nichts anders, denn der beſte Puderzucker und Ambergris, mit Tragantſchleime zu ei - nem Teig, und hernach zu ſo kleinen Taͤflein, wie wir ſie haben, gemacht.

Man ſoll dieſelben ausſuchen, die ge - wiß aus Portugall ſind, oder unter diezum wenigſten kein Kraftmehl gemi - ſchet iſt, welches man alſofort daran vermercken kan, wenn ſie gantz meh - licht, und gar wenig nach Zucker ſchme - cken. Sie dienen einen wohlriechen - den Athem zu machen und zur delicateſſe und Wolluſt.

Das neun und viertzigſte Capitel. Von uͤberzogenen Sachen.

ES wuͤrde ein gantzes Buch dazu er - fodert werden, wenn man alle Arten des Zuckerwercks, und auf wie vielerley Weiſe der Zucker verkleidet wird, be - ſchreiben wolte. Weil aber mein Vor - haben iſt, in dieſem Capitel allein von denen mit Zucker uͤberzogenen Sachen zu handeln, als will ich ſagen, daß dieNompareille. kleineſte Sorte, auf Frantzoͤſiſch Nompa - reilles genennet, aus Zucker, oder geſtoſ - ſener und mit Zucker uͤberzogener Veiel - wurtzel gemacht werde, welche man hernach auf allerhand Gebackens, wie auch auf das Kraftbrod von Rheims zu ſtreuen pflegt.

Anis reine.
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Die zweyte Sorte heißt Anis reine, und iſt anders nichts, als uͤberzogener Anis, welcher gut iſt die Blaͤhungen zu ſtillen.

petit Verdun.
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Die dritte iſt le petit Verdun, welcher nicht gar viel von jenem unterſchieden, ohne daß er ein wenig mehr mit Zucker uͤberzogen iſt, und etwas nach Zibet riecht.

Die andern Gattungen, die auch den Namen des uͤberzogenen Aniſes fuͤhꝛen, belangend, dieſelben ſind nichts anders als Fenchel mit Zucker uͤberzogen, und werden durch gewiſſe Nummern unterſchieden, zum Exempel:

No. I. davon ſollen auf 1. Loth gehen 120. St.

Die vier letztern werden les gros Ver -gros Verdun. duns genennet.

So werden auch mit Zucker uͤberzo - gen, Berbisbeeren, Himbeeren, Me - lonenkerne, zerſchnittner Zimmt, wel - cher hernach Canella de Milan genennet wird, Pomerantzenſchalen, die wir alsdann Orangeat heiſſen; der beſte kommt von Lyon; Piſtazien / Pinien und Mandeln: diejenigen, von denen die Schalen abgezogen, werden geſchaͤl - te Mandeln geheiſſen, welche aber die Schalen behalten, nennet man glatte Mandeln / die aber noch eins ſo groß und inwendig roth ſind, heiſſen Spa - niſche Mandeln: Haſelnuͤſſe, und ſo weiter.

Wer nun ſolch Zuckerwerck verlan - get, der ſuche ſolches, welches friſch und wohl bereitet iſt; denn es giebt einige, die den Royal-Zucker der Confitu - rirer / oder teutſch zu ſagen, Kraftmehl dazu nehmen, damit ſie wohlfeiler ge - ben koͤnnen: und darum darff ſich nie - mand verwundern, daß es ſoviel ſchlech - tes Zuckerwerck und von ſo unterſchie - denem Preiſe giebet. Es ſoll auch fein hart und trucken ſeyn; denn es moͤgen die Confituren noch ſo gut ſeyn, wenn die Mandeln oder die Fruͤchte, die dazu gebrauchet worden, nichts nuͤtze gewe - ſen, ſodann taug alles zuſammen nichts. Und endlich ſollen ſie an einem trucknen Orte aufbehalten werden, ſonſt, wenn ſie im feuchten ſtehen, bekommen ſie ei - nen garſtigen Geſchmack, und moͤgen nicht verkauffet werden.

Den Spezereyhaͤndlern, als welche zugleich Confiturirer ſind, iſt auch ver - goͤnnet, auſſer die vorgemeldten Sorten Zuckerwerck, allerhand Confituren, truckne und feuchte, zu verkauffen, auchſelbſtHauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. ſelbſt zu verfertigen, oder ſie von andern Orten, woſelbſt ſie gemacht werden, kom - men zu laſſen, z. E. Citronenſchalen von Madera, Pomerantzenſchalen von Tours, Nuͤſſe von Rouan / Quittenbaſt von Orleans, und andern Orten mehr, auch ſelbige im Groß und eintzeln, als wie die Zuckerbecker, zu verkauffen. Es iſt ihnen ferner erlaubet, mit allerley Blu - men-Zucker und Conſerven, dicken und duͤnnen, zu handeln, wie nicht weniger mit allerley Syrupis ſimplicibus und Saͤf - ten, als da iſt Aepfelſaft, Kirſchſaft, Quittenſaft, Berbisbeeꝛenſaft, Johañs - beerenſaft, Granatenſaft, unreiffer Weinbeerenſaft, Citronen - und Limo - nenſaft, Pomerantzenſaft, und von an - dern Fruͤchten mehr. Von Blumen, der Syrup von leibfarbenen und rothenRoſen, welchen die Apothecker unter dem Titel Syrupus Roſarum ſolutivus und de Roſis ſiccis, verſtecken: (Was dieſe letz - tern betrifft, da wolte ich den Spezerey - haͤndlern rathen, daß ſie dieſelben aus Provence kommen lieſſen, wie inglei - chen die Conſerven, rothe und weiſſe, dicke und duͤnne, denn ſie allda am beſten bereitet werden:) den Syrup von Pfer - ſichbluͤten, von Violen, von Katzen - kraut, von Hufflattich, Seeblumen, und insgeſammt alle andere: iedoch, mit dem Beding, daß ſie nur ſimplices ſind, d. i. daß ſie allein von Blumen oder Fruͤchten und Zucker bereitet worden, ſonſten gehoͤren ſie, ſobald etwas mehr dazu kommt, nicht ferner fuͤr die Speze - reyhaͤndler und Zuckerbecker, ſondern es iſt der Apothecker ihr Thun.

Das funffzigſte Capitel. Spiritus Sacchari.

UBer alle oberzehlte Sachen, welche mit und aus dem Zucker bereitet wer - den, ziehet man auch, mit Huͤlffe der Chymie, und vermittelſt des Salis Am - moniaci einen ſauern Spiritum heruͤber, welcher, nachdem er rectificiret worden, ein treflich aperiens und eroͤffnendes Mit - tel iſt, zu allerley Kranckheiten dien -lich, z. E. zum Podagra / der Waſſer - ſucht und Durchlauff. Er wird aber in einem zur Kranckheit dienlichen li - quor, ſoviel als zu einer angenehmen Saͤure genug iſt, auf einmahl eingege - ben, wie dieſes Lemery und andere Chy - miſche Scribenten gantz wohl lehren.

Das ein und funffzigſte Capitel. Vom Zuckeroͤhl.

DJeweil dasjenige Zuckeroͤl / wel - ches nach der rectification zuruͤcke bleibt, ſchwartz und ſtinckend iſt, deswe - gen hat man darauf geſonnen, wie ein anderes zuzurichten; welches aber ei - gentlich zu reden, kein Oel iſt, ſondern im Keller gefloſſener Zucker, der mit hartgeſottenen Eyern bereitet wird, eben als wie das Myrrhenoͤl, davon im Cap. von der Myrrhe.

Dieſes Oel iſt trefflich dienlich das Geſichte ſchoͤn zu machen, und curiret den boͤſen Magen, wenn man es ein - nimmt.

Weil der Zucker zu erſt aus Jn - dien kommen, darum haben ihn die Alten Saccharum oder Sal Indum genen - net.

Wir handeln auch mit Roͤhren und Staͤben, ſie moͤgen nun von dieſen oder jenen Handwerckeꝛn gebrauchet werden, odeꝛ aber ſonſt unter dem Namen gemei - ner Roͤhre, Bambuſen, ꝛc. von den Drechslern und andern Kuͤnſtlern zuge - richtet, und mit goldnen, ſilbernen, helf - fenbeinernen, agtſteinernen oder cryſtal - linen Knoͤpfen gezieret werden, daß man dieſelben in der Hand tragen koͤnne.

Ende des Buchs von Wurtzeln und Rohren.

H 3DesDer Spezereyen und Materialien

Des Erſten Theils Der Hauptbeſchreibung derer Spezereyen und Materialien Drittes Buch. Von Hoͤltzern.

Vorrede.

DAsjenige / was wir Holtz zu nennen pflegen, iſt nach des Englaͤnders Grew Meinung / nichts anders, als eine un - nennliche Anzahl kleiner Roͤhrlein und Canaͤle, oder holer Aederlein, unter denen etliche in die Hoͤhe erhaben, und in einen vollkommenen Circkel geordnet und geſtellet ſind, die uͤbrigen / die er inſertiones nennet, weil ſie zwiſchen die erſten geſtecket / gehen à circumferentia ad centrum, von dem auswen - digen Begriff nach dem Mittelpuncte zu. Sie lauffen creutzweis durch - einander / als wie auf dem Globo die lineæ longitudinis & latitudinis, oder wie die Faͤden des Webers / welche in die Laͤnge und Breite ausgeſpannet und mit einander vermenget ſind. Mit der Zeit erhalten ſie ihr Wachsthum von dem Safte der Erde / werden hart, und machen ſolcher geſtalt das corpus der Baͤume, ſind auch haͤrter und ſchwerer, ie mehr oder weniger ſie geſchloſſen und mit Hartz angefuͤllet ſeyn.

Die Scribenten ſind gar nicht mit einander eins, wo doch eigentlich das Frantzoͤſiſche Wort Bois her entſproſſen. Nicod derivirt es von dem Griechiſchen〈…〉〈…〉 όσκον, welches lignum, Holtz heiſſe: Menage leitet es von boſceum her, welches von boſcum oder boſcus herſtammen / und einen Wald bedeuten ſoll. Andere wollen gar, daß es vom teutſchen Worte Buſch herkomme. Weil aber alle dieſe definitiones und Beſchreibungen das ſub - jectum, oder die Sache / davon ich zu handeln geſonnen bin / durchaus nichts angehen, deshalben will ich ſagen / daß wir keine andern Hoͤltzer verkauffen / als ſolche / die zur Artzney, oder Faͤrberey gebrauchet wer - den, oder auch zur Schreiner - und Tiſchler-Arbeit dienen / von denen andern aber nichts gedencken.

Das erſte Capitel. Vom Aloe-Holtz.

UNter allen denen Hoͤltzern, die wir verkauffen, iſt kein einiges alſo rar und theuer, wie das wahrhafte Aloe - holtz: und dieſes darum, weil es gar wenig bekannt iſt, auch ein ieder eine beſondere Gattung Holtz da - fuͤr ausgiebet. Dannenhero, wenn es hat ſollen beſchrieben werden, haben die - jenigen, welche ſich druͤber gemacht, und es beſchreiben wollen, ſo unterſchieden davon gehandelt, daß man unmoͤglichrecht eigentlich wiſſen koͤnnen, was es ſey, keiner aber hat ſo gar wieder die Ver - nunft geſchrieben, als Furetiere; denn er ſaget, die Aloe ſey ein groſſer Baum, acht bis zehen Fuß hoch, und wachſe in Jndien: ſein Stamm ſey ſo dicke als ein Schenckel, am Gipffel ſtuͤnden ein Hauf - fen zackichte Blaͤtter, welche am Ende breit waͤren, und nach der Spitze zu im - mer ſchmaͤler wuͤrden, in der Laͤnge hiel - ten ſie vier Fuß. Die Bluͤte ſey roth mit gelb vermenget, und gefuͤllet, wiedieHauptbeſchreibung ’erſten Theils drittes Buch. die Nelcken, ſaͤſſe an kleinen Zweiglein, welche nebſt den Blaͤttern, darunter ſie ſich verſteckten, aus dem Baume heraus wuͤchſen. Nach der Bluͤte komme die Frucht, welche rund, wie eine dicke Erb - ſe, weiß und roth ſey. Aus den Blaͤt - tern, wenn ſie mit einem Meſſer aufge - ritzet worden, werde der Saft gezogen, und in Calebaſſen oder Kuͤrbſen geſamm - let, da er dann an der Sonne getrocknet, wie Hartz werde. Es gebe vielerley Gat - tung Aloeholtz / darunter das Jndi - aniſche Agallochum, welches aus Ca - licut kommt, das beſte. Das allerbeſte aber ſey ſchwartz und ſcheckicht, voͤllig, ſchwer, dichte, dick und ſtarck, ziehe ſich nicht aufs weiſſe, laſſe ſich auch ſchwer - lich anzuͤnden.

Jch weiß nicht, wo Furetiere ietzt an - gefuͤhrtes mag hergenommen haben, denn er vermenget das Gewaͤchſe, von dem die Aloe kommt, mit dem wahr - haften Aloeholtz. Andere ſagen, es kaͤme daher, daß wir kein wahrhaftes Aloeholtz haͤtten, weil es nirgends als in dem irdiſchen Paradiſe wuͤchſe, da - raus man keines habhaft werden koͤnne, ohne bey groſſen Waſſerfluten. Ande - re aber geben vor es wuͤchſe nur in der Wuͤſten, und auf hohen, unerſteiglichen, auch wegen der Loͤwen, Baͤren, Tyger und Panterthiere hoͤchſtgefaͤhrlichen Gebirgen. Und dergleichen Maͤhrlein giebts noch mehr, welche der Laͤnge nach zu erzehlen allzu lange fallen duͤrfte. Jndeſſen will ich vermelden, daß mir von den Leuten der Abgeſandten aus Siam / welche dem ietztregierenden Koͤ - nige Ludwig dem XIV. dergleichen Holtz, theils gearbeitet, theils ungearbeitet, zum Geſchencke mitgebracht, unter an - dern, eine Gieskanne zuſamt dem Be - cken, welche in Siam / nach daſiger Lan - desart gemacht waren, folgendes davon kund gethan worden: naͤmlich, es wach - ſe der Baum des wahrhaften Aloehol - tzes in Cochinchina, im Koͤnigreich Lao und China, ſo geſtaltet wie unſereSiehe Fig. 96. Oelbaͤume, die Blaͤtter ſehen ſchier auch ſo aus; nach denenſelben komme die Frucht, die unſern Kirſchen gleiche. Von Suratte wird des Aloeholtzes die Menge gebracht, da denn dasjenige, das am hartzigſten iſt, am hoͤheſten gehalten, und nach den Stuͤcken, ob ſie groß oder klein ſind, unterſchieden wird.

Auch dienet zu mercken, daß der Stamm dieſes Baumes dreyerley Far - be habe, welches doch nur die unterſchie - denen Theile deſſelben ſind, wie ſie in der Maſſa oder Subſtantz des Baumes auf einander folgen. Das erſte Holtz, ſo ſich unmittelbar unter der Rinde befin - det, iſt ſchwartz, ſehr dichte, ſchwer, und dem Ebenholtze ziemlich gleich; hat we - gen ſeiner Farbe von den Portugieſen den Namen Pao d Aquila, Adlerholtz,Adlerholtz. bekommen. Das andere iſt leichte, voll Adern, ſieht als ob es verbrannt waͤre, und Tannetfarben aus. Dieſes nennen wir Calambouc oder das wahrhafteCalambouc - holtz. Aloeholtz. Das dritte, der Kern oder das Hertz, iſt das koͤſtliche Holtz Tam - bac oder Calambac: Weil es aber ſoCalambac - holtz. gar rar und theuer iſt, mir auch noch nie zu Geſichte kommen, deshalben will ich nichts davon gedencken, ſondern nur ſa - gen, daß, wenn man ja des wahrhaf - tigen Aloeholtzes benoͤthiget waͤre, moͤge man ſich an das Calambouc - holtz halten, ob es gleich nicht das beſte, dieweil das rechte oder das Calam - bacholtz unmoͤglich anders, als durch Huͤlffe groſſer Herren zu bekommen.

Man ſoll das Calambouc holtz er - wehlen, welches tannetfarben und fein glaͤntzend iſt, auswendig ſo ſchoͤn, wie ein Jaſpis, inwendig gelblicht weiß ſieht, und bitter ſchmecket, abſonderlich, wenn man es ein wenig im Munde gehalten, daher es auch, und weil ſeine Bitterkeit der Aloe ihrer gleichet, den Zunamen er - halten. Es muß ingleichen leichte ſeyn, und hartzicht, dem faulen Holtze aͤhnlich ſehen, und einen lieblichen ſuͤßlichten Geruch von ſich geben, wenn es ver - brennet wird. So mag man auch dem andern daſſelbige vorziehen, in welchem gantze Klumpen Hartz befindlich; doch muß man Achtung geben, daß ſolches nicht durch Kunſt darein gebracht.

Dieſes Aloeholtz wird, meines Wiſ -Aloeholtz. ſens, zu nichts, als zur Artzney ge - braucht, indem es ſehr aromatiſch iſt.

Was das Adlerholtz betrifft, daſſel - be iſt in Franckreich wenig braͤuchlich. Die Jndianer machen allerhand Klei - nigkeiten daraus, desgleichen ihre Waf - fen. Jn Franckreich iſt es auch der - maſſen rar, daß es gar ſchwerlich zu fin - den, welches dann denenjenigen, die da - von geſchrieben, und gemeldet haben,ob ſeyDer Spezereyen und Materialienob ſey es gantz gemein, ſchlechterdings zu wider iſt.

Wir haben ſonſt auch, auſſer dem Ca - lambouc oder dem wahrhaften Aloe - holtze, noch einen Hauffen andere Sor - ten, welche eben dieſen Namen fuͤhren. Allein, weil es unmoͤglich ſeyn wuͤrde, ſie alle von einander zu unterſcheiden, deswegen will ich nichts weiter davon vermelden, als daß man ſie alle zu - ſammen verwerffen muͤſſe, dieweil es lauter falſche und dafuͤr eingeſchobene Hoͤltzer ſind, uͤberdiß auch ihre Geſtalt und Form gantz unrecht iſt; denn dieſe fuͤr das rechte Aloeholtz ausgegebenen Hoͤltzer ſind groſſe Stuͤcken, ſchwer, ſe - hen bald roͤthlicht, bald gruͤnlicht, u. ſ. f. hingegen koͤmmt das Calambouc holtz in platten leichten Stuͤcken, daran es dann gar leichtlich zu erkennen.

Es geben etliche vor, der Baum desTuya oder Baum des Lebens. Lebens oder Tuya, welcher in dem Koͤ - niglichen Garten zu Fontainebleau ſtehet, ſey der Baum des Aloeholtzes, welches ich aber unwahr zu ſeyn befun - den: denn ich einen ſolchen Baum drey gantze Jahr lang gehabt, weil er aber verderben wolte, zog ich ihn aus der Er - de: da er nun eine Zeit lang an der Luft gelegen, vergieng der ſtarcke Geruch und Geſchmack, den er hatte, als er noch gruͤn ware, wurde uͤberaus leichte, un - geſchmack, und inwendig, wie auswen - dig, lichte.

Das andere Capitel. Vom Rhodiſer Dorn oder Roſenholtz, und Aſpalatho.

DJeſes Holtz iſt den Alten eben ſo un - bekannt geweſen, als wie das Aloe - holtz. Wir aber kennen es anietzo blos aus den relationen und Bericht anderer, darauf iedennoch gar nichts nicht zu bauen. Jch ſelbſt habe die Wahrheit zu erkundigen nicht vermocht, was Fleiß ich auch angewendet, welches dann ver - urſachet, daß ich nichts anders berichten werde, als was mir davon kund wor - den, und darauf anzeigen, was an ſtatt des Aſpalathi verkaufft werde.

(Jn dem Anhange aber hat unſer Autor folgendes geſetzt:)

Nachdem dieſes Cap. bereits ge - druckt war, habe ich nachfolgendes da - von gefunden:

Es ſind Stuͤcken Holtz von einem Sineſiſchen Baume, der dem klei - nen Calambouc ſehr nahe kommt, welche dichte, mit ſchwartzbraunen oder weißlichten Adern gezieret, har - tzicht, viel luckerer und dicker, als die vom Aloeholtze, doch nicht ſo dichte ſind, einen bitterlichen, fett - und har - tzichten Geſchmack haben, auch eben nicht ſo gar ſtarck riechen.

Der Strauch des Aſpalathi iſt ſtach - licht, waͤchſt auf den Bergen, und wird fuͤr giftig gehalten.

Bey den Alten werden unterſchie - dene Gattungen Aſpalathum beſchrie - ben, welche aber nicht mehr zu haben, ja man weiß faſt gar nichts mehr da - von. Sie gebrauchten dieſes Holtz zu Salben, kochten es in Oele, damit ſich das Hartz heraus zoͤge, und gebrauch - ten hernachmahls daſſelbe Oel.

Das Holtz wird gleicher geſtalt als wie das Aloeholtz geſammlet, doch nur, der Sineſer Vorgeben nach, die har - tzichten Stuͤcke, und welche ſtarck riechen.

Wir verkauffen dreyerley Holtz un - ter dem Titel Aſpalathum. Das erſte iſt ſchwaͤrtzlicht, welches ich das wahr - hafte Adlerholtz zu ſeyn erachte.

Das andere iſt ſo ein wenig bitter, ſchwer, oͤlicht, voll Adern von allerley Farben; welche unter einander gemi - ſchet, machen, daß es roͤthlicht ſcheinet. Es wird mit einer grauen, dicken und gantz holprichten Rinde bedecket. Was die Geſtalt des Baumes, der Blaͤtter, der Fruͤchte und Bluͤte belanget, des - gleichen, in welchem Lande es wachſe, davon habe ich nichts gewiſſes erfahren koͤnnen, werde derowegen nur vermel - den, daß dieſes Aſpalathum, es ſey nun falſch oder wahrhaft, dasjenige ſey, welches am meiſten von denenjenigen die ſich gar gut darauf verſtehen wollen, dafuͤr angenommen werde, und auch gemeiniglich von uns verkauffet wird.

Das Aſpalathum, ſo ſchwaͤrtzlicht, als roͤthlicht, wird meiſtentheils zu den tro - chiſcis Hedychroi verbraucht.

Die dritte Gattung des Aſpalathi iſt bey uns ſo bekannt und gemeine, als rar und unbekannt die beyden erſtern ſind. Und dieſes dritte nennen wir RhodiſerRhodiſer - holtz. oder Roſenholtz, weil es wie Roſenriecht,Hauptbeſchreibung erſten Theils drittes Buch. riecht, nicht aber, weil es eine Staude, die, wie etliche meinen, Roſen traͤgt.

Roſen - oder Cypriſch - Holtz.
1

Das Roſenholtz hat eine dunckelgel - be Farbe, und erſtermeldeten Geruch, wird von unterſchiedenen Orten aus Orient zu uns gebracht, vornehmlich aus der Jnſel Rhodis und Cypern / daher es auch Rhodiſer - und Cypriſch - holtz genennet wird, wie wohl der P. Tertre ſaget, es ſey ein und anderer Un - terſchied zwiſchen dem Rhodiſer und Cy - priſchen Holtze. Er redet aber folgen - der maſſen.

Was wir zu Guadeloupe Roſen - holtz heiſſen, iſt eigentlich dasjenige Holtz, welches die Einwohner der Jn - ſel Martinigo Cypriſchholtz nennen. Es iſt mehr als zu gewiß, daß es zwey Arten Roſenholtz giebet, die wir unter dieſem Namen vermengen, ohne daß wir des Cypriſchen gebrauchen, und zwar um ſoviel deſto eher, weil beyde Baͤume, was die Hoͤhe und Dicke, die Rinde, Blaͤtter, Blumen und den Ge - ruch betrift, einander ſo gleich ſind, daß der meiſte Theil der Einwohner gar keinen Unterſchied dazwiſchen macht. Doch habe ich in Acht genommen, daß etliche curieuſe Leute zu Guadeloupe das Holtz, welches die zu Martinigo Marmel - holtz. Roſenholtz heiſſen, Marmelholtz zu nennen pflegen, dieweil das Hertz von dieſem Holtze weiß, ſchwartz und gelb untereinander, wie ein Jaſpis ſiehet: und dieſes iſt der eintzige Unter - ſchied, den ich bemercken koͤnnen. Der Siehe Fig. 97. Baum waͤchſt ſehr hoch und ſchnurge - rade, hat lange Blaͤtter, wie der Caſta - nienbaum, nur daß ſie viel zaͤher, rau - her und weiſſer ſind; traͤgt groſſe Buͤ - ſchel weißlichter Blumen, und hernach kleine ſchwartze Koͤrner; die allerdick - ſten ſind ohngefehr eines Fuſſes ins ge - vierdte dicke. Die Rinde des Baumes iſt weißlicht, bald wie die Rinde der jun - gen Eichen, und ſieht dem Nußholtze, wenn es verarbeitet wird, ſo gar aͤhn - lich, daß man Muͤhe hat, ſie von einan - der zu unterſcheiden. Wenn es gear - beitet wird, giebt es einen angenehmen Geruch, gegen dem der Roſen Geruch gar nichts zu achten. Und ob er gleich mit der Zeit vergehet, kommt er doch wieder, wenn das Holtz ſtarck gerieben wird: es dienet auch zum bauen.

Man ſoll das Roſenholtz erwehlen, welches friſch und dunckelgelbe, wie Roſen riechend, und ſo dicke und gerade, als immer moͤglich, iſt.

Aus dieſem Holtze werden Paterno - ſter gemacht; desgleichen wird es, wegen ſeines angenehmen Geruchs, einiger maſſen zur Artzney gebraucht, welches etliche deſtillatores und Waſſerbrenner veranlaſſet, ein Roſenoͤl daraus zu verfertigen, daher auch ihrer etliche das Roſenoͤl ſo wohlfeil geben.

Die Barbierer ſieden die Spaͤne im Waſſer, das ſie zum Bartputzen ge - brauchen. Etliche nehmen es zu den Raucherkertzlein, an ſtatt des weiſſen Sandels, wenn es vorher zu Pulver geſtoſſen worden. Die Hollaͤnder diſtil - liren ein weiſſes ſtarckriechendes Oel daraus, welches ſie uns uͤberſenden, wir aber unter dem Titel oleum rhodium anRoſenoͤhl. andere verkauffen, z. E. an die Parfu - mirer, und dergleichen Leute, die es als ein gutes Parfum gebrauchen.

Wenn dieſes Oel noch friſch iſt, iſt es wie Baumoͤl: wenn es aber alt worden, wird es dicke und roth, als wie das Oleum de Cade.

Aus dem Roſenholtze wird vermit - telſt einer Retorte, ein rother Spiritus, nebſt einem ſchwartzen ſtinckenden Oele, ſo gut fuͤr die Schwinden, heruͤber ge - trieben.

Das dritte Capitel. Vom Sandelholtze.

ES giebt dreyerley Gattungen dieſes Holtzes, von unterſchiedener Farbe, Geſtalt und Geruch, und kommen doch alle drey, wie man mich verſichert, von einem Baume, ſind aber darinne von einander unterſchieden, daß ſie in unter - ſchiedenen Laͤndern wachſen.

Siehe Fig. 98.
1

Der Baum iſt ſo hoch als unſeꝛe Nuß - baͤume, hat Blaͤtter wie der Maſtix -baum, drauf folgen die Fruͤchte, die ſo groß wie unſere Kirſchen, und anfangs gruͤne ſind, hernach aber werden ſie im - mer ſchwaͤrtzer, ie mehr ſie zeitigen: wenn ſie reiff worden, fallen ſie leichtlich ab, und ſind ungeſchmack.

Der gelbe Sandel wird aus ChinaGelber Sa-n del. und Siam, als wie groſſe Scheiter ge - bracht, die von der Rinde gantz und garJent -Der Spezereyen und Materialienentbloͤſet ſind: wie denn unſre Frantzo - ſen, als ſie im Jahr 1686. aus Siam zuruͤcke kamen, deſſen eine ziemliche Partie mitbrachten. Man ſoll aber den erwehlen, der fein ſchwer iſt, gut riecht, und eine Farbe, wie der Buchs - baum hat, deswegen er auch den Zuna - men citrinum, welches gelb als wie Zi - tronen heißt, bekommen: auch mag man Acht haben, daß man nicht Zitro - nenholtz dafuͤr bekomme, denn dieſes gar ofte dafuͤr eingeſchoben wird.

Dieſer Sandel wird ſtarck in der Artz - ney gebraucht, ingleichen von den Par - fumirern.

Weiſſer San - del.
1

Jhm kommt der weiſſe Sandel ziemlich nahe, und wird allein durch den Geruch und Geſchmack davon unter - ſchieden. Er wird auch als wie Schei - ter, von denen die Rinde abgenommen, aus der Jnſel Tymor gebracht.

Man nehme den, der wichtig, weiß, und ſo gut riechend iſt, als immer moͤg - lich. Er wird gemeiniglich nebſt dem gelben in der Artzney gebraucht.

Rother San - del.
1

Den rothen Sandel bringen ſie wie lange dicke Scheiter aus der Jnſel Ta -naſſarin und von der Kuͤſte Coro - mandel.

Erwehlet den, welcher auswendig ſchwartz, und inwendig braun oder hochroth ſiehet, ſich auch ſchwerlich ſpal - ten laͤßt, weil er nicht faſelicht iſt; der auch keinen Geſchmack hat, und faſt gar nicht riecht: gebet dabey Achtung, daß es kein Corallenholtz ſey, welches oft - mahls dafuͤr gegeben wird, ob es gleich gantz etwas anders iſt, wie aus nachfol - genden wird zu erſehen ſeyn.

Der rothe Sandel wird nicht allein ſamt denen andern beyden insgemein gebrauchet, ſondern es giebt auch Leute, die ihn zu Pulver ſtoſſen, und unter die Salben, die ſie bereiten, miſchen.

Ohne dieſe giebt es auch noch eine Art Sandel, en taffetas, auf Taffent genen -Sandal en taffetas. net, der von Conſtantinopel gebracht wird: und dieſes iſt Taffent, dem die Farbe mit Sandelpulver gegeben wor - den, nachdem man beyde nebſt ein und andern Sauern im Waſſer ſieden laſſen.

Er dient ſonſt zu nichts als zu boͤſen Augen, an ſtatt des gruͤnen Taffents, und ſoll gut gefaͤrbet ſeyn, das iſt, ſo roth, als immer moͤglich.

Das vierte Capitel. Vom Citronenholtze.

DAs Citronenholtz heiſſen die Ame - ricaner Lichtholtz, weil ſie es zu Spaͤnen ſchneiden, und ihnen damit leuchten. Es iſt der Stamm eines dicken und groſſen Baumes, der insgemein in den Jnſeln unter dem Wind waͤchſt.

Der Baum iſt lieblich anzuſehen, maſſen er viel groſſe lange Aeſte hat, wel - che mit Blaͤttern beſetzt ſind, die den Lorbeerblaͤttern gleichen, ohne daß ſie groͤſſer und glaͤntzender: die Bluͤte ſieht wie die Pomerantzenbluͤt, und riecht wie Jaſinin, darauf folgen kleine ſchwartze Fruͤchte, ſo groß wie der Pfeffer. Dieſes Holtz hat der P. Tertre fuͤr gelben Sandel gehalten, und ſolches etlichen Spezereyhaͤndlern zu Rouan, allem Anſehen nach, Anlaß gegeben, daſſelbi - ge von der Compagnie zu erhandeln, und vermeſſentlicher Weiſe fuͤr rechten gelben Sandel, nicht nur an diejenigen, die ihn nicht gar wohl kennen, zu ver - kauffen, ſondern auch an ſolche Leute, die ihn ohnbeſehen, und entweder blos auf ihr Wort erkauffet, oder weil ſieihnen ein Stuͤck vom Jndianiſchen gel - ben Sandel vorgewieſen, und dennoch hernachmahls Citronenholtz oder fal -Falſcher Sandel. ſchen Sandel dafuͤr gegeben. Sol - cher geſtalt verkauffen ſie eine Wahre, die ihnen gar wenig koſtet, rechtſchaffen theuer, und betruͤgen alſo diejenigen, die ſie ihnen abgekaufft, oder denen ſie die - ſelbige zugeſendet; und dieſe betruͤgen hinwiederum andere, ſie moͤgen ſie nun zur Artzney, oder an die Parfumirer, welche ſich des gelben Sandels zu ihrem Rauchwerck bedienen, verkauffen. Doch iſt dieſer Betrug gar leicht zu vermer - cken, indem der Sandel einen ſuͤßlich - ten lieblichen Geruch und Geſchmack hat, auch etwas ſchwer und hartzicht iſt, da im Gegentheil das Citronenholtz ſehr ſchwer, dichte und oͤlicht iſt, auch ziemlich ſtarck nach Citronen riecht, da - her es dann den Namen bekommen. Uberdiß wiegen die Sandelhoͤltzer nicht uͤber 100. Pfund, da hingegen ein Stuͤck Citronenholtz wohl 1000 Pfund wieget. Ob gleich aber das Citronholtz zur Artz -neyHauptbeſchreibung erſten Theils drittes Buch. ney nicht taug, dennoch iſt es zur Schrei - ner - und Tiſchler-Arbeit gar dienlich, denn wenn es poliret iſt und hat eine Zeitlang an der Luft gelegen, alsdann ſieht es nicht anders, als ob es polirte Coccusnuß waͤre.

Es wird ingleichen wegen ſeiner Blu -Jaſminholtz. men, Jaſminholtz genennet. So findet ſich auch in den Jnſeln noch ein anderLichtholtz. Lichtholtz, welches eben ſolche Blaͤt - ter, Blumen und Fruͤchte traͤgt, als wie das Zitronenholtz, auſſer daß die Blu - men viel dicker, breiter und runder ſind: weil aber dieſes Holtz nicht zu uns ge - bracht wird, deswegen will ich auch nichts weiter davon melden. Der P. Tertre berichtet, es ſey dieſer Baum gar rar, wachſe nur am Seeſtrande, und er halte ihn fuͤr eine Gattung Aloeholtz; welches ich gantz gerne glauben will, weil wir ſo vielerley Aloeholtz haben. Er mercket ferner an, daß dieſer Baum ein ſehr ſtarck riechend Gummi gebe, wel - ches mehr und beſſer rieche, ie aͤlter der Baum ſey, und werde von den Wilden zum Brennen gebrauchet: ſie pflegten auch die zweyte Rinde zu nehmen, und den Saft heraus zu ziehen, den ſie als ein unfehlbar und bewaͤhrtes Mittel in Entzuͤndungen der Augen gebrauche - ten.

Das fuͤnffte Capitel. Vom Corallenholtze.

OHne das Lichtholtz wird noch ein ge - wiſſes rothes Holtz aus den Jnſeln unter dem Wind gebracht, dem man den Namen Corallenholtz gegeben, weil es wie Corallen ſiehet. Mit die - ſem Holtze wird der rothe Sandel oft - mahls verfaͤlſchet, wiewohl es leicht zu mercken iſt, indem das Corallenholtz hellroth ſiehet, ziemlich leichte und fla - dricht iſt: der Sandel hingegen iſt ſatt - roth und ſehr ſchwer, auch ohne Flaſer.

Die Americaner brauchen das Co - rallenholtz zu allerhand Arbeit, und weil vorjetzo die Rohr ſo theuer, dan - nenhero wird der Sandel nicht mehr mit dieſem Holtze verfaͤlſchet. Es wach - ſen auch noch zwey Sorten Holtz in den Jnſeln, welche gleichergeſtalt Co - rallenholtz genennet werden, weil ihreFruͤchte ſo roth, wie die Corallen ſehen, auſſer daß ſie recht auf den Keimen ei - nen ſchwartzen Flecken haben: und dieſe Fruͤchte verkauffen wir unter dem Titel rothe oder Americaniſche Erbſen. Rothe oder Americani - ſche Erbſen.Sie ſind uͤberaus bitter, und man ſoll damit, wenn ſie dem Berichte nach, ei - nige Zeit in Citronſafte geweichet, Gold und Silber ſo gut, als mit Borrax loͤten koͤnnen.

Der P. Tertre meldet, daß es uͤber die maſſen viel roth Holtz in den Jnſeln gaͤbe; man treffe allda von zwey zu zwey Meilen allerley Farben darunter an, ietzt mehr, dann weniger. Dieſe waͤren alleſamt voͤllig, wichtig und dichte, dien - ten gut zu Schreiner-Arbeit, und der mehrere Theil verderbe nimmermehr.

Das ſechſte Capitel. Vom Griesholtze.

DAs Lignum Nephriticum wird aus Neuſpanien gebracht, ſonderlich aus dem Koͤnigreich Mexico, woſelbſt es Coult und Tlapalcypatly genen - net wird: wir aber heiſſen es lignum Ne - phriticum, Griesholtz, weil es ein be - waͤhrtes Mittel iſt fuͤr diejenigen, die mit dem Stein beladen: es dienet auchSiehe Fig. 99. den Urin zu treiben. Der Baum iſt ſo groß, als unſere Birnbaͤume, hat Blaͤt - ter wie die Kichern, iedoch noch kleiner.

Von dieſem Holtze muß die Rinde zu - ſammt dem Spind, welche weiß und nichts nuͤtze, abgenommen ſeyn: es mußferner bitter ſchmecken und gelbroth ſe - hen; desgleichen, wenn es nur etliche Augenblicke in kalten Waſſer gelegen, dieſem eine himmelblaue Farbe geben, welches ein ohnfehlbares Kennzeichen und Merckmahl iſt, daß dieſes Holtz auf - richtig. An ſeine Statt verkauffen ſie das rothe Eben - oder Granadillen - holtz, ſo aber gar bald kan erkennet wer - den, weil es viel roͤther ſiehet, und das Waſſer, darein es geleget worden, nur ein wenig gelb anfaͤrbet, welches auch ein ander Holtz thut, das in Jndien und Braſilien waͤchſt, deſſen NamenJ 2ich aberDer Spezereyen und Materialienich aber noch nicht erfahren koͤnnen. Derowegen ſoll alle das Holtz, das fuͤr das Griesholtz ausgegeben wird, und doch das Waſſer nicht faͤrbet, verworf - fen werden.

Die mit dem Stein beladen ſind, ge - brauchen das Waſſer, darinne dieſes Holtz eingeweichet worden, zu ihremordentlichen Tranck, miſchen es auch zuweilen unter den Wein, um ſich da - durch des Steines und Sandes zu ent - ledigen. Wer aber die Kraft dieſes Holtzes erhoͤhen und verſtaͤrcken will, kan Ruͤbenwaſſer dazu brauchen, und etwas Wermuthſaltz drein thun, in ie - des Glas ein halbes Quintlein.

Das ſiebende Capitel. Vom Maſtixholtze.

Siehe Fig. 100.
1

LEntiſcus iſt ein Baum, deſſen Blaͤtter den Myrtenblaͤttern gleichen; nach dieſen wachſen die Blumen, welche ei - nen Hauffen Beeren, traubenweiſe bringen, die erſtlich gruͤn ſind, und nach und nach, ie mehr ſie zeitigen, ſchwartz werden. Nebſt dieſen ſind auch kleine Huͤlſen dran, voll Saft, daraus werden kleine fliegende Thierlein erzielet, als wie in den Scharlachbeeren.

Dieſe Baͤume ſind in Jndien und Egypten gantz gemeine, abſonderlich auf der Jnſel Chio, woſelbſt ſie ſo gar ſorgfaͤltig gewartet, und bewahret wer - den, daß ſie demjenigen die Hand abhau - en, wer einen ſolchen Baum umſchlaͤgt, es geſchehe ſolches mit Fleiß oder nicht, und ob er gleich der Eigenthumsherr ſelbſten waͤre: der Baum muͤſte denn alt ſeyn, und nichts mehr tragen.

Aus dieſem Baume rinnet der Ma - ſtix, davon ich hernach handeln werde.

Jn Jtalien werden dieſe Baͤumegleichfalls haͤuffig gebauet. Aus den Beeren oder Fruͤchten ziehen die Jtalie - ner ein Oel, auf die Art, als wie wir aus den Lorberbeeren, und brauchen es ſowohl, als wie das Holtz und die Blaͤt - ter, im Durchfall: aber in England / Teutſchland, Provence und Lan - guedoc werden Zahnſtocher aus dem Holtze gemacht.

Man muß dieſes Holtz auſſuchen, wel - ches friſch iſt, denn es wird gar leichte wurmſtichigt: es muß auch ſchwer ſeyn, und ſich nicht gerne zerbrechen laſſen. Von auſſen muß es grau ſehen, inwen - dig weiß ſeyn, einen angenehmen Ge - ſchmack haben, und wenn es moͤglich, muͤſſen die Blaͤtter noch dran ſeyn. Da - bey muß man auch Achtung geben, daß es nicht das Holtz vom Spindelbaume ſey, als welches ſie nicht ſelten zu ſubſti - tuiren pflegen: doch dieſes mercket einer gar leichtlich, dieweil der Lentiſcus viel ſchwerer iſt, als der Spindelbaum.

Das achte Capitel. Von Maſtixkoͤrnern und Tropfen.

DEr Maſtix in lacrymis, wie Thraͤ - nen oder Zaͤhren, wird deshalben alſo genennet, dieweil ſie auch Maſtix aus Hartz, mit zerſtoſſenen Ziegeln ver - miſchet, machen. Es iſt ein hartzichtes Gummi, welches bey groſſer Hitze aus den dickſten Aeſten rinnet, ohne daß ſie drein geſchnitten; wiewohl ſie es auch zu weilen zu thun pflegen. Dieſe Tropfen werden, wenn ſie vom Baume fallen, in einem mit Steinen ausgeſetz - ten Graben, unten am Fuſſe des Bau - mes, aufgefangen.

Man erwehle den Maſtix in feinen groſſen Tropfen, welcher goldgelb iſt, und wie weiß Wachs wird, wenn man ihn ein wenig gekaͤuet. Der beſte kommt aus Chio / dann er iſt weit dicker,weder der, ſo aus Levante uͤber Mar - ſeille zu uns gebracht wird. Weil wir aber in Franckreich faſt keinen andern, als den letztern bekommen, deswegen ſoll man ihn en ſorte, unſortirt, neh - men, das iſt, er muß nicht allbereit aus - geſuchet, und feine groſſe Stuͤcke oder Zaͤhren ſeyn, auch muß er, wie obge - meldet, ſehen, darneben ſo viel nur moͤg - lich, ohne allen Unrath ſeyn.

Der Maſtix wird ſehr zur Artzney gebraucht, inſonderheit das Zahnweh zu ſtillen, er kan auch ſonſt noch auf vie - lerley Weiſe genuͤtzet werden, z. E. Ver - niß zu machen.

Die Art und Weiſe, wie die Leute aus Levante den Maſtix uͤberſenden, iſt eigentlich dieſe: den allerſchlechteſtenlegen

TAB XXI.
Tamariskenholtz. Fig. 101. p. 137.
Maſtivholtz Fig. 100. p. 135.
Roſenholtz. Fig. 97. p. 129.
Sandelholtz. Fig. 98. p. 129.
Griesholtz. Fig. 99. p. 133.

TAB. XXII.
Saſſafras. F. 102. p. 137.
Franßoſenholtz. F. 103. p. 139.
Meon. F. 72. p. 94
Ledern von Libanon. F. 104. p. 141
Kleine Leder. F. 105. p. 141.

Hauptbeſchreibung erſten Theils drittes Buch. legen ſie zu unterſt an den Boden, her - nach den beſſeren, und endlich den beſtenoben auf, wollen auch durchaus keinen ohne den andern verkauffen.

Das neundte Capitel. Von Tamarisken.

[Siehe][Fi]g. 101.
1

D iſt ein Baum von mittelmaͤßi - ger Groͤſſe, der haͤuffig in Langue - doc waͤchſt; hat ſehr kleine Blaͤtter, und traͤgt ſchwaͤrtzliche Fruͤchte, in Trauben Geſtalt, dieſelben werden an ſtatt des Gallus zum Faͤrben gebꝛaucht.

Suchet das Tamariskenholtz aus, an dem die Rinde noch iſt, das auswen - dig, wie inwendig weiß ſieht, und bey nahe weder Geſchmack noch Geruch hat.

[Tamari]isken -[holtz /]Rinde,[Fäßlei]n /[Schal]en und[Becher]lein.
1

Dieſes Holtz wird zuſammt der Rin - de gebraucht, die Miltzbeſchwerung zu vertreiben; weil es aber etwas zu beſchwerlich, deshalben werden kleine Faͤßlein, Schalen und Becherlein, die hernach den Zunamen von Tama -risken bekommen, daraus gemacht. Wer nun mit der Miltzbeſchwerung be - haftet iſt, fuͤllet dergleichen Faͤßlein mit gutem Wein, laͤßt ihn eine Zeitlang dar - inne ſtehen, und braucht ihn alsdann zum taͤglichen Tranck, trinckt auch den Wein aus ſolchen Bechern und Scha - len.

Aus dem Holtze wird ein weiſſes cryſtallines Saltz gemacht, ſal Tama - riſci, Tamariskenſaltz genennet / wel -Tamarisken - ſaltz. ches, wenn es recht beſchaffen, weiß ſeyn muß und kleine Cryſtallen, die nicht ſo leichtlich in Staub zerfallen. Dieſem Saltze wird ebenmaͤßig die Kraft, die Miltz zu heilen, beygelegt.

Das zehende Capitel. Vom Saſſafras.

[Canel]aholtz.
1

DEr Saſſafras, Canela / oder Pa - vanaholtz iſt ein Baum, der gar lieblich anzuſehen, und auf Florida haͤuffig waͤchſt, maſſen daſelbſt gantze Waͤlder anzutreffen.

[Siehe]Fig. 102.
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Des Baumes Stamm iſt ſchnur ge - rade, hat zu oͤberſt einen Hauffen Aeſte mit gruͤnen Blaͤttern beladen, die ſchier wie Feigenblaͤtter ſehen; dieſe werden von den Einwohnern zerqvetſcht und die Wunden damit geheilet.

Man erwehle den Saſſafras, dar - an die dicke, roͤthlichte und rauhe Rinde noch ſitzt, denn dieſe iſt der allerbeſte Theil des Baumes, ſo wohl wegen des ſcharffen Geſchmacks, als auch wegen des ſcharffen aromatiſchen Geruchs, der den Geruch des Baumes weit uͤber - trifft, ſonderlich, wenn er noch auf der Wurtzel ſtehet. Daher vermeinten auch die Spanier, als ſie das erſte mahl an der Jnſel Florida gelandet, es waͤ - ren Zimmtbaͤume, weil ſie den ſtarcken lieblichen Geruch auf zwey Meil weges empfunden; als ſie aber ausgeſtiegen und unter den Baͤumen ſtunden, ſahen ſie ſich zwar in ihrer Hoffnung betro - gen / iedoch, nachdem ſie dieſelben genau examiniret und unterſuchet, urtheilten ſie gar wohl, daß ſie nicht aller Kraft entbloͤſet waͤren, brachten ſie deswegenmit nach Spanien, woſelbſt das Pfund um 40. Francken verkaufft wurde, nach - dem es gebraucht, und zur Neapolita - niſchen Kranckheit ſo trefflich dienlich befunden ward. Dieſes veranlaſſete die Spanier wieder nach Florida zu kehren, von dannen ſie eine ſolche Men - ge Saſſafras mit zu ruͤcke brachten, daß er bald darauf ſehr wenig galt: wie nun der Preiß gefallen, ſo verminderte ſich auch der Gebrauch; welches in Franckreich nichts ſeltſames.

Jhrer viele ziehen die Schale des Baumes dem Holtze und ſtarcken Aeſten vor, welches auch nicht ohne Urſache ge - ſchicht, ſintemahl ſie viel ſtaͤrcker riechet, denn das Holtz. Sie iſt ordentlich leich - te, aus - und inwendig roͤthlicht, laͤßt ſich leichtlich zerbrechen, und ſchmeckt und riecht gar aromatiſch. Daß alſo die Rinde beſſer iſt als die Wurtzel, und dieſe beſſer denn das Holtz.

Das Holtz wird zum Gebrauch ge - ſpalten oder geraſpelt, da es dann der - maſſen ſtarck riecht, daß ſowohl den Ar - beitern, als auch denen, die es gebrau - chen, die Koͤpfe darnach wehe thun, wel - ches dann ſeinen Credit um ein gutes verringert hat.

Wer nun dieſes geſpaltenen oder ge - raſpelten Holtzes von noͤthen hat, magJ 3zuſe -Der Spezereyen und Materialienzuſehen, daß es friſch ſey, denn wenn es lange geſpalten, geraſpelt oder geſtoſſen gelegen hat, verliehrt es ſeinen Geruch, und hat keine Kraft. Wie dieſes Holtz noch theuer war, kochten ihrer viele Fen -chel in Waſſer, und lieſſen hernach Stuͤ - cke von der weiſſen Fichte darinne ſieden, nachdem es aber ſo gar wohlfeil worden, bemuͤht ſich niemand mehr damit.

Das eilffte Capitel. Vom Frantzoſenholtze.

GAyac, Gayacan, lignum ſanctum ſive Indicum, heilig oder Jndia niſches Holtz, iſt ein Baum, der haͤuffig in Jn - dien waͤchſt, wie auch in America / von dannen alles dasjenige, was wir zu ſe - hen bekommen, in Geſtalt dicker und langer Scheiter darunter einige 4. bis 500. Pfund wiegen, gebracht wird.

Siehe Fig. 103.
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Der Baum iſt ſo hoch, als unſere Nußbaͤume, mit gruͤnen, langen oder runden Blaͤttern belaſtet, nach dem Un - terſchied des Geſchlechtes, denn er in Maͤnnlein und Weiblein abgetheilet wird. Nach den Blaͤttern kommen gan - tze Buͤſchlein Blumen, die wie Stern - lein ſehen, davon iedwede einen kleinen braunen Knopf hat, in Groͤſſe einer Ha - ſelnuß, darinne eine kleine pomerantzen - farbichte Frucht ſteckt.

Das Holtz wird in Franckreich zu Schreiner - und Dreherarbeit ſehr ge - braucht, inſonderheit aber werden Ku - geln zum Spielen, Moͤrſel, Staͤmpfel, Waltzen fuͤr die Paſtetenbecker, und der - gleichen daraus verfertiget. Die Chi - rurgi und andere, welche die Venus - kranckheiten zu curiren auf ſich nehmen, brauchen die Spaͤne zu Schweißtraͤn - cken. Man hat bey dieſem Holtze keiner andern Wahl noͤthig, als nur daß es oh - ne Spind ſey, welcher ſich gar oft dabey befindet. Dannenhero ſollten diejeni - gen, die es ſo, wie ſichs zu ſeyn gebuͤhret, verlangen, daſſelbe in Stuͤcken kauffen, und, nachdem das Weiſſe, welches der Spind iſt, davon gethan worden, das Holtz, welches ſchwartz, ſchwer, hart und hartzicht iſt, ſpalten oder raſpeln laſſen, alsdann kan es, wie obgemeldet, gebraucht und angewendet werden. Man muß es nicht alſo machen, wie ih - rer viel zu thun pflegen, die, an ſtatt, daß ſie das Frantzoſenholtz ſelbſt ſolten klein machen, ſelbiges von denenjenigen erkauffen, welche Spaͤne davon machen, die ſodann voll Spind und ander un - nuͤtze Zeug ſind, und deme ohnerachtet, dennoch, an ſtatt des rechten Holtzes, ge -brauchet werden: ſondern man ſoll es fuͤr ſich ſelbſt raſpeln laſſen, und Acht ge - ben, daß der Spind daraus geleſen wer - de, auch der Ebenholtzarbeiter oder der Dreher den Platz, darauf die Spaͤne fallen, vorher wohl ſaubere, oder ein Tuch drauf breite.

Aus dem Frantzoſenholtze diſtilliretPhlegma, Spi - ritus, Oleum u. Sal Guajaci. man ein phlegma, ſpiritum und ſchwar - tzes, dickes, heftig ſtinckendes Oel: was in der Retorte zuruͤcke bleibt, iſt kohl - ſchwartz, und wird, nachdem es ausge - lauget, ein Saltz daraus bereitet: ſo kanReſina und Extractum Gnajaci. man auch ein Hartz oder Magiſterium davon, wie von der Jalappe, bereiten.

Die Rinde wird gleichfalls zu obge -Rinde vom Frantzoſen - holtze. dachten Kranckheiten gar ſehr gebrau - chet, und deshalben muß diejenige dazu ausgeſuchet werden, welche gleich, ſchwer, uͤbel zu zerbrechen, obenher grau, inwendig weißlicht iſt, bitter und unanehmlich ſchmecket.

Es werden groſſe Stuͤcken Gummi aus Jndien gebracht, welche dem Ar - canſon dermaſſen gleich ſehen, daß man eines faſt unmoͤglich von dem andern unterſcheiden kan: iedoch, wenn jenes nur ein wenig mit den Fingern gerie - ben, oder auf gluͤhende Kohlen geleget wird, giebt es einen gar lieblichen Ge - ruch von ſich, der den gantzen Ort, da es verbrennet worden, erfuͤllet, welches das Arcanſon nicht thut, dann es riecht nach Terpentin. Es iſt eines der kraͤf - tigſten Schweißmittel, die man bis an - hero gefunden hat.

Seit etlichen Jahren her ſind die Wundaͤrtzte auf die Gedancken gera - then, es habe der Buchsbaum, dem ſie den Namen Frantzoͤſiſcher GuayacFrantzoͤſi - ſcher Guayac. gegeben, eben die Eigenſchaften, wie das rechte Guayacum, deshalben auch nicht die Helffte mehr ſo viel von dieſem, als ehe deſſen, verbrauchet wird. Allein, wenn ſie klug waͤren, und das geraſpel - te Guayacum, darunter kein Spind nicht, gebraucheten, wuͤrden ſie den Unterſcheid wohl ſpuͤren. Den Jrrthumaber

TAB. XXIII.
Groſſer Wachholder F. 106. p. 142.
Kleiner Wachholder. F. 107. p. 143.
Braſilien holtz. F. 108. p. 145.
Jndianiſch holtz. F. 109. p. 145.

Hauptbeſchreibung erſten Theils drittes Buch. aber verurſachet, daß ſie insgemein ſol - che Spaͤne brauchen, welche voll Unrath ſind, und ihnen von den Drechslern das Pfund fuͤr 1. Sols oder 18. Deniers ver - kaufft werden, da ſie doch mit Recht zu ſagen, das Auskehricht ihrer Werck - ſtaͤdte ſind, darunter ſich allerley Holtz befindet. Wiewohl es dennoch ſeyn kan, daß das Buchsbaumholtz mit dem Guayac gleiche Kraͤfte habe.

Das Buchsbaumholtz iſt inBuchsbaum. Franckreich gantz gemeine, und wird zu allerhand Arbeit gebraucht. Das beſte kommt aus Spanien und vielen Orten in Franckreich, ſonderlich aus Burgundien und Champagne.

Aus dieſem Holtze wird ein ſpiritusSpiritus und Oehl vom Buchsbaum. und ſchwartzes Oel diſtilliret, welches man, wie das Oel vom Frantzoſenholtze, rectificiren kan.

Das zwoͤlffte Capitel. Vom Cedern vom Libanon.

Siehe Fig. 104.
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DJeſer Baum waͤchſt wie eine Pyra - mide unglaublich hoch in die Hoͤhe: die Aeſte ſind mit kleinen gruͤnen und ſchmalen Blaͤttern beſetzt, die Fruͤchte ſehen faſt wie die Tannzapfen.

Aus dem Stamm und dicken Aeſten des Baumes rinnet bey groſſer Hitze, von ihm ſelbſt, das weiſſe, klar und durch -Cedern Gum - mi oder Ma - ſtix Manna. ſichtige Hartz, welches wir Cedern Gummi oder Manna Maſtichina zu nen - nen pflegen, deſſen die allergroͤſten Baͤu - me nicht mehr als ſechs Untzen des Ta - ges geben. Es entſtehen auch an eben dieſes Baumes Stamme, von der groſ - ſen Sonnenhitze, kleine Blaͤslein, ausdenen, wenn man ſie aufſticht, ein weiſ - ſer klarer Saft, wie Waſſer, laͤufft, einesLiquor vel te - rebinthina Ce - dri. ſtarcken durchtringenden Geruchs. Wenn der Baum nichts mehr von ihm ſelber giebt, alsdann ritzen ſie ihn auf, da dann eine ſchmierichte Fettigkeit her - aus laufft, welche indem ſie den Baum herab rinnet, geſtehet, und CedernhartzCedernhartz. genennet wird. Allein es iſt in Franck - reich eben ſo rar, als was dieſer Baum ſonſt noch mehr hervor bringt.

Dieſes Hartz, ſo gar ſchoͤn gelb, laͤßt ſich leichtlich zerreiben, iſt hell und durch - ſichtig, und hat einen gar angenehmen Geruch.

Das dreyzehende Capitel. Vom kleinern Cedern, Oxycedrus.

Siehe Fig. 105.
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DJeſer Baum iſt von unterſchiedli - cher Hoͤhe, und meiſtentheils krum̃, hat lange, ſpitzige, ſtets gruͤnende Blaͤt - ter, ſonderlich zur Winterszeit, nach denen die Fruͤchte, die wie des Maͤus - dorns Fruͤchte groß ſind, folgen: dieſe ſe - hen anfangs gruͤn, werden aber immer roͤther, ie zeitiger ſie werden.

Aus dem aufgeritzten Stamme dringt ein ſehr klares durchſichtigesWahrhafte Sandaraca. Hartz, welches die wahrhafte San - daraca iſt: weil wir es aber gar ſelten zu ſehen bekommen, deswegen gebrau - chen wir das Wachholder Gummi da - fuͤr, von dem hiernechſt.

Durch Huͤlffe des Feuers und einer Retorte wird aus dem Holtze ein ſchwar -tzes Oel gezogen, welches, wenn es re - dificiret worden, oleum Cadæ oder Wach - holderoͤl mag genennet werden. Al - lein, weil dieſe Baͤume bey uns nicht gar zu gemeine, kan man ſich an ſeine ſtatt des groͤſſern und kleinern Wachholders bedienen.

Das aufrichtige oleum Cadæ oder Ce - dria iſt gut fuͤr die Schwinden und Schuppen / ingleichen fuͤr die Raude der Pferde, Ochſen, Schafe und ande - rer Thiere. Es duͤrften aber dieſe Oele zu hoch kommen, derowegen braucht man dafuͤr das klare Pechoͤl, welches um dieſer Urſache willen ebenfalls oleum Cadæ genennet wird, inmaſſen aus dem Cap. vom Pech zu erſehen.

Das vierzehende Capitel. Vom groſſen Wochholder.

DJeſer Baum, den die Lateiner Iuni - perus nennen, iſt unterſchiedener Groͤſſe, nachdem er naͤmlich in dieſemoder jenem Lande gewachſen.

Er waͤchſet insgemein krumm, undSiehe Fig. 106. hat zu oberſt viel Aeſte, mit kleinen,ſchma -Der Spezereyen und Materialienſchmalen, ſtechenden, ſtets gruͤnen Blaͤt - tern beſetzt, nach denen die Beere[n]kom - men, die wie ein kleiner Kern groß, und im erſten Jahre gruͤn ſind, im andern braun, und im dritten, wenn ſie nun recht zeitig, ſchwartz werden.

Aus dem aufgeritzten Stamme und ſtarcken Aeſten laufft bey groſſer Hitze die Sandaraca / welche uns aus Africa uͤberbracht wird, woſelbſt dieſe Baͤume uͤberaus hoch und haͤuffig wachſen. Die -Sandaraca A - rabum, Vir - niß oder Wachholder - Gummi. ſe Sandaraca iſt die Arabiſche San - daraca / und Vernix, der truckne Ver - niß.

Die Schweden, Hamburger undEnglaͤnder treiben einen groſſen Han - del damit.

Wenn ſie zu einem unbegreifflichen Pulver gemacht worden, wird es ge - braucht, das Papier, ehe es noch plani - ret wird, damit zu reiben und zu uͤber - verniſſen, auf daß es weiß werde, und nicht durchſchlage, damit auch die Buch - ſtaben deſto beſſer darauf erſcheinen. Man braucht es ingleichen zur Mahle - rey, Verniß daraus zu machen, und zu andern Dingen mehr. So giebt es auch einigen Nutzen der Medicin, und ſoll deshalben dasjenige, welches in ſchoͤ - nen Tropfen und weiß iſt, dazu ausgele - ſen werden.

Das funffzehende Capitel. Vom kleinern Wachholder.

Siehe Fig. 107.
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DJeſer iſt bey uns ſo gemeine, daß niemand ſeyn wird, der ihn nicht kennen ſolte. Aus dieſes Strauches fri - ſchen und reiffen Beeren wird erſtlichWeiſſes Wachholder - Oel u. Waſ - ſer. ein weiſſes ſtarckriechendes Oel, ſamt einem Waſſer, welches gar gute Tugen - den hat, gezogen: nach der Diſtillation kan man das Marck trocknen, und einWachholder - ſaltz. weiſſes Saltz daraus machen, dieſes aber in das diſtillirte Waſſer thun; wel - ches ich iedoch nicht rathen wolte, ſon - dern, die dieſes Saltz bereiten wollen, ſol - len ſich viel lieber der getrockneten, als der ausgeſottenen Beerẽ dazu bedienen; die Unkoſten werden ſo groß nicht ſeyn.

Aus dem Holtze wird vermittelſt ei -Spiritus und Oleum Juni - peri. ner Retorte ein phlegma, ſpiritus und ſchwartzes ſtinckendes Oel gezogen: wenn dieſes rectificiret worden, kan man es oleum de Cade oder Wachholder - oͤl nennen. Was in der Retorte zu - ruͤcke bleibt und kohlſchwartz iſt, daraus vermag man ein weiſſes Saltz zu berei - ten. An ſtatt des Holtzes werden gleich - falls die neuen und friſchen Beeren ge - braucht, und aus ihnen ein ſchwartzes ſtinckendes Oel gemacht.

Das Wachholderholtz und Beeren werden insgemein verbrennet, und die boͤſe Luft dadurch gereiniget.

Die Teutſchen thun dieſe Koͤrner in ihre Tuncken, und brauchen ſie als Theriac, dahero wird auch der Extract davon, oder das Mus, armer Leute und Teutſcher Theriac genennet.

Dieſer Extract wird von friſchen zer -Wachholder - ſaft oder Ex - tract. ſtoſſenen Beeren gemacht, welche man in Waſſer kochen laͤßt und hernach durchſeihet; das durchgeſeihete aber darauf bey kleinem Feuer, bis es ho - nigdicke worden, einkochet: und nun iſt es ein herrlich Mittel wider den Gift. Man kan auch den nach der Di - ſtillation im Kolben zuruͤckgebliebenen Saft filtriren, und auf gleiche Weiſe da - mit verfahren, ſo bekommt man eben - maͤßig einen Extract, der mit allen ihm zugeſchriebenen Tugenden begabet iſt.

Unſere Wachholderſtraͤuche geben zwar auch etwas Sandaraca, allein in ſo geringer Menge, daß es nicht der Muͤhe werth davon zu reden. Es wollen et - liche, ob ſey die Rinde des Wachholder - baums die wahrhafte Rind Bugiæ.

Das ſechzehende Capitel. Vom Braſilienholtze.

UNter dem Titel Braſilienholtz ver - kauffen wir vielerley Arten rothUnterſchiede - ne Gattun - gen des Bra - ſilienholtzes. Holtz, zum faͤrben. Das erſte, welches am hoͤheſten gehalten, auch am meiſten verbraucht wird, iſt das Braſilienholtz, mit dem Zunamen Fernambouc, weil das allermeiſte aus der Stadt Fernam -bouc in Braſilien zu uns gebracht wird. Das andere iſt das Braſilien - holtz von Japon / dem die Holl - und Englaͤnder den Namen SapanholtzSapanholtz. gegeben; deſſen ſind zweyerley Gattun - gen, das dicke Sapanholtz oder das Braſilienholtz von Japon, und dasſchlechte -Hauptbeſchreibung erſten Theils drittes Buch. ſchlechtere Braſilienholtz von Ja - pon / oder Sapanholtz von Bimaes, weil es viel ſchlechter iſt. Das dritte iſt das Braſilienholtz von Lamon. Das vierte das von S. Martha. Das fuͤnffte, und geringſte iſt dasjenige, wel - ches aus den Antillen Jnſeln kommt. Daß alſo der Unterſchied unter dem Bra - ſilienholtze blos von den unterſchiedenen Orten und Laͤndern, in welchen es ge - wachſen, herruͤhret.

Siehe Fig. 108.
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Der Baum dieſes Holtzes iſt dicke und groß, hat lange Aeſte, welche mit einer wunderſamen Menge kleiner halbrun - der und hellglaͤntzender gruͤner Blaͤtter beladen ſind, nach denen die Bluͤtlein, den Mayenbluͤmlein gleich, kommen, ſehen lieblich roth, und riechen uͤberaus angenehme; daraus entſtehen breite Fruͤchte mit zwey breiten Kernen, die wie die Citrullenkerne geſtaltet ſind.

Wenn die Wilden das Holtz, das ſie uns zuſenden, zurichten wollen, hauen ſie es glatt an der Erde ab, aͤſten es aus, und nehmen den dicken Spind davon, daß es hernach nur ſo dicke wird als ein Bein, da es doch vorhero als ein Mann dicke war.

Man ſoll das Braſilienholtz erweh - len, welches gewiß von Fernambouc und ſchwer iſt, als wie dicke Scheiter, die kein Marck oder Kern haben, und ge - ſund, d. i. ohne Faͤulnuͤß und Spind ſind, welche auch, wenn ſie zerſtuͤcket worden, blaß ſehen, hernach aber roth werden, und zuckerſuͤſſe ſchmecken, wenn man ſie kauet: uͤberdiß mag man Acht haben, daß der andern Sorten keine drunter gemenget ſey, welches aber, weil die an -dern alle, bis auf das von Japon, ohne Marck ſind, ſtracks zu erkennen iſt. Das von Lamon kommt als wie dicke Scheiter, und kan dahero von dem Fer - nambouc holtz auch gar leichte unter - ſchieden werden. Es haben mich ihrer etliche verſichert, das Braſilienholtz von Lamon komme aus der Bay al -Braſilien - holtz aus der Baya de to - dos los San - tos. ler Heiligen, daſelbſt wachſe es in haͤuf - figer Menge, werde auch deswegen von vielen Braſilienholtz aus der Bay und aller Heiligen Holtz genennet. Was das geraſpelte Braſilienholtz be - langet, von dem kan ich keinen beſſern Bericht geben, als, man kauffe es bey rechtſchaffenen Leuten, die nicht faͤhig ſind einen zu betruͤgen.

Das Braſilienholtz wird von den Schwartzfaͤrbern gebrauchet, man kan auch, wenn ein wenig Alaun dazu ge - than wird, die Eyer damit roth faͤrben.

Aus dem Fernambouc wird vermit telſt eines acidi eine hochrothe Farbe ge - zogen, und aus derſelben ſoll, wie mir iſt geſagt worden, Carmin koͤnnen berei - tet werden, wie von der Conzenille, wel - ches ich aber nicht verſucht.

Es wird ferner ein fluͤßiges LackLacca liquida. daraus gemacht, deſſen ſich die Mahler zur Mignatur bedienen: ingleichen eine rothe Kreide, welche wir Roſette nennen. Dieſe wird von Rouaniſchem Weiß ge - macht, deme, wenn es etliche mahl in die Braſilienfarbe getuncket wird, eine Amaranthenfarbe gegeben worden.

Die Roſette iſt eigentlich zu reden, ei -Roſette. ne Art Stil de grain, denn ſie auf eben dieſelbe Art zugerichtet wird.

Das ſiebenzehende Capitel. Vom Jndianiſchen Holtze.

DJeſes Holtz, welches wir insgemein Campeſchenholtz, oder Holtz aus Jamaica nennen, iſt das Hertz von dem Stamme eines groſſen Bau - mes, welcher haͤuffig in vorgenannten beyden Jnſeln, desgleichen auf der Jn - ſel S. Cruz in America waͤchſet, denn es allda gantze Waͤlder voll giebet.

Siehe Fig. 109.
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Die Baͤume ſind groͤſſer oder kleiner, ie nachdem ſie einen Boden angetroffen. Wenn ſie noch auf der Wurtzel ſtehen, haben ſie einen geraden und ſtarcken Stamm, der mit einer ſehr zarten, gleich - und glatten, ſilberfarbenen odergelben Rinde bedecket iſt; an deſſen obern Theil ein Aſt befindlich, der mit langen gruͤnen Blaͤttern, die bald wie Chagrinleder ſehen, und den Lorber - blaͤttern gantz aͤhnlich ſind, beladen iſt. Dieſe Blaͤtter, in den Mund genom - men, ſchmecken ſo ſtarck nach Wuͤrtz - naͤglein, daß man ſie ehe fuͤr des Wuͤrtz - naͤgleinbaumes, als fuͤr eines andern, Blaͤtter halten ſolte. Deshalben und wegen dieſes trefflichen Geſchmackes iſt er der Jndianiſche und Wurtz-Lor -Jndianiſcher oder Wuͤrtz - Lorbeer. beer genennet worden. Nach den Blaͤttern folgt eine kleine Frucht, wieKeineDer Spezereyen und Materialieneine Erbſe groß, die iſt mit einem kleinen Stielgen, gleichwie die Cubeben, an den Aſt geheftet, am andern Ende hat ſie ein kleines Kroͤnlein. Dieſe Frucht ſiehet tannetbraun, hat einen ſcharffen und beiſſenden, doch dabey angenehmen Ge - ſchmack, wie Nelcken, deshalben ſie auch Naͤgleinkorn genennet wird. Wenn dieſe Frucht aufgeſchlagen wird, findet man drey Koͤrner drinnen, die ſchier wie der Biſamſamen ſehen.

Hierbey iſt zu mercken, daß der Jn - dianiſche Lorbeerbaum oder der Baum des Jndianiſchen Holtzes, ein ſolches Holtz ſey, davon man drey herrlich gute Wahren nehmen koͤnne, unter denen die erſte das Holtz, welches, wenn es ſo beſchaffen, wie es wohl ſeyn ſoll, das wahrhafte Campeſchenholtz aus Spanien ſeyn muß, denn daſſelbe iſt das beſte, und darff nicht verfaulet, oder durchs Waſſer verderbet ſeyn: es muß ferner an beyden Enden abgehau - en ſeyn, nicht abgeſaͤget, als wie das Holtz von Jamaica / welches dadurch von dieſem unterſchieden wird, und uͤber England uns zukommt. Das Jn - dianiſche Holtz brauchen die Faͤrber, Hutmacher und andere, violbraun und ſchwartz damit zu faͤrben.

Die andere Wahre von dieſem Bau - me ſind die Blaͤtter / welche gar fuͤglich zu alle denen Sachen, dazu das folium Indum kommt, koͤnnen genommen wer - den, ſintemahl ſie gar herrliche Tugen - den haben, und weit mehr Kraft, als ietztgedachtes Jndianiſches Blatt: dan - nenhero nehmen es die Americaner zu den Baͤhungen wider die Gicht und andere Kranckheiten, die ex cauſa frigida entſtanden.

Die dritte iſt die Frucht, deren man ſich eben, als wie die Englaͤnder bedie - nen koͤnte, denn ſie ein herrliches Ge -wuͤrtz, und alſo zu vielerley Gebrauch dienlich. Weil aber dieſe Frucht erſt vor weniger Zeit iſt bekannt worden, dieſerwegen fuͤhren wir ſie auch nicht; iedoch, da ohngefehr vor einem Jahre unſere Caper den Englaͤndern eine ziemliche Menge derſelbigen abnah - men, ſeit dem giebt es wenig Spezerey - haͤndler, welchen ſie nicht ſolte unter dem Namen Grain de Girofle, Naͤglein - korn / bekannt ſeyn. Man beginnet es unter die vier Spezereyen zu neh - men; denn es hat in der Wahrheit die - ſe Frucht, wenn ſie zerſtoſſen, in dieſe oder jene Bruͤhe gethan wird, einen ſol - chen Geſchmack, gleich als ob Naͤglein, Mußkaten und Zimmet drein gethan worden waͤren. Doch, ohnerachtet die - ſer ſo herrlichen Beſchaffenheit, gebrau - chen es gar wenig Leute, entweder, weil ihnen die Fꝛucht nicht gnugſam bekannt, oder aber der Geſchmack nicht anſtaͤndig iſt. Hingegen brauchen es die Englaͤn - der haͤuffig und in Menge, eben als wie die Wilden, die es unter dem Na - men Melaguetta unter die ChocolateMelaguetta. thun.

Die Englaͤnder nennen dieſe FruchtPfeffer aus Jamaica, A - momi, Fꝛucht des Jndiani - ſchen Holtzes, Naͤgleinkorn. Pfeffer aus Jamaica, die Hollaͤn - der Amomi / wir aber, die Frucht des Jndianiſchen Holtzes, und insge - mein, wiewohl es unrecht iſt, Naͤglein - korn.

Betreffend die Bluͤte, welche dem Bericht nach, ſehr ſchoͤn ſeyn ſoll, von der habe ich darum nichts melden wol - len, weil mir von ihrer Geſtalt und Far - be nichts bewuſt iſt. Diß eintzige will ich noch gedencken, wie daß man mich verſichert habe, es waͤren unter allen Baͤumen in Oſt - und Weſtindien, das Lichtholtz oder der falſche Sandel, und das Jndianiſche Holtz, die zwey ſchoͤnſten und wohlriechendeſten.

Das achtzehende Capitel. Vom Fuſtel oder Gelbholtze.

DJeſes Holtz, welches wir insgemein Fuſtel heiſſen, iſt der Stamm undSiehe Fig. 110. die Wurtzel eines Strauches, von den Botanicis Coccygria Theophraſti, auch Cotinus Plinii genennet. Seine Blaͤtter ſind gruͤn, und bey nahe gar rund; nach denenſelben kommt die Bluͤte, die an - fangs als wie ein dunckelgruͤn Traͤub - lein ſiehet, ſich aber endlich als ein Fecherausbreitet: unter der Wolle ſeiner Kaͤtzlein finden ſich ſchwartze Koͤrner, wie ein Hertz geſtaltet. Die Wurtzeln und der Stamm dieſes Strauches, wel - che uns die Jtaliener und die aus Pro - vence, nachdem ſie dieſelben vorher ge - ſchaͤlet, fuͤr Fuſtelholtz verkauffen, ſollen gelb und trucken ſeyn, und aus Pro - vence kommen, denn dieſe beſſer als dieJta -Hauptbeſchreibung erſten Theils drittes Buch. Jtalieniſchen. Obgleich dieſes Holtz auch in Franckreich waͤchſt, dennoch be - kommen wir es manchmahl aus Holl - und England in beſſern Preiß, als wenn wir es aus Provence bringen laſſen.

Die Schwartzfaͤrber faͤrben abge - ſchoſſen gelb oder Feuille morte und Coffe - farb damit: auch brauchen es die Eben - holtzarbeiter zu weilen.

Gelbholtz oder Engliſch Holtz.
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Wir laſſen auch noch eine Art Gelb - holtz wie groſſe Scheiter aus Holl - und England bringen, welches meines be - halts, keinen andern Namen, als Gelb - holtz fuͤhret, deſſen ſich erſterwehnte Leute ebenfalls bedienen: mehr habe ich ſonſt nichts davon erfahren koͤnnen.

Aus Lothringen kommt ein gewiſ - ſes Holtz, welches graulicht und ein we - nig roͤthlicht ſiehet, hart und daneben ſo etwas ſchwer iſt, mit einer duͤnnen brau - nen Rinde verſehen: daſſelbe nennenS. Luzien - holtz. wir S. Luzienholtz, und wird wegen ſeines angenehmen Geruchs von den Ebenholtzarbeitern gebrauchet. Es muß fein dichte und ohne Knorren ſeyn.

Dieſes Holtz iſt von einer gar beſon - dern und unvergleichlichen Natur, maſ - ſen es gantz keinen Spind nicht hat, und immer ſtaͤrcker riecht, ie aͤlter es wird. Der Herr Tournefort hat mich ver - ſichert, das S. Luzienholtz ſey der Stamm desjenigen Strauches, darauf der Mahalep wachſe, von dem ich im Buch von den Samen gehandelt habe.

Es wird auch ein gewiſſes gruͤnlich -Calambourg - holtz. tes Holtz, unter dem Namen Calam - bourg, aus Jndien gebracht, als wie dicke Scheiter, von ſehr gutem Geruch, deſſen ſich verſchiedene Handwercker be - dienen, theils wegen ſeines guten Ge - ruchs, und denn, weil es zu allerley Ar - beit bequem iſt, z. E. zu eingelegter Ar - beit, zu Roſenkraͤntzen und andern Din - gen. Die Barbierer brauchen es an ſtatt des Roſenholtzes, und laſſen es in dem Waſſer, das ſie zum Bartputzen gebrauchen, ſieden.

Desgleichen ſenden uns die Hollaͤn -Violbraun Holtz. der zweyerley Gattung violbraun Holtz / wie ſtarcke Scheiter, welche zu nichts als zu Tiſchlerarbeit dienen. Die - ſes Holtz aber ſoll fein voll Adern und Streiffe ſeyn, ſowohl auſſen als innen, ohne Spind und Faͤulnuͤß, ſo gut alsnur moͤglich. Das dichte violbraune Holtz heißt Polixanderholtz.

Polixander - holtz.
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Auſſer dieſem ſenden ſie noch ein an - deres, einer roͤthlichten Farbe, die ſich auf violet ziehet, welches ſie Letterhout, Litternholtz / wir aber Bois de Chine,Litternholtz, Sineſiſch Holtz nennen. FuretiereSineſiſch Holtz. ſagt, es waͤre nirgends als auf dem ve - ſten Lande zu Guyanne anzutreffen; wel - ches ich aber nicht weiß, weil ich nicht allda geweſen: es dienet ebenfalls zur Tiſchlerarbeit.

Wir verkauffen ingleichen uͤber obge - dachte Sorten Holtz auch dreyerley Ar - ten Ebenholtz; das ſchwartze / wel -Dreyerley Ebenholtz. ches die Hollaͤnder aus der Jnſel Mau - ritius bringen, und die Alten fuͤr Ad - lerholtz ausgegeben. Das rothe oder Granadillenholtz / und das gruͤne. Was den Baum anbelanget, der das ſchwartze Ebenholtz bringt, von dem geben einige vor, ob ſolte er ſo hoch und dicke ſeyn, als unſre alten Eichen, ihnen auch den Kern und Spind nach gleich ſe - hen, ausgenommen, daß er ſehr ſchwartz, und derohalben ſo gleiſſend ſey, auch deswegen alſo hoch geſchaͤtzet werde. Ferner ſagen ſie, ſeine Blaͤtter gleicheten den Lorberblaͤttern, und es ſaͤſſe allezeit zwiſchen zweyen eine Frucht, wie eine Eichel an einem kurtzen Stiele.

Das ſchwartze Ebenholtz ſoll pechſchwartz ſeyn, ohne einige Adern und Spind, auch ſo dichte, als immer ſeyn kan.

Das rothe ſoll gleichfalls dichte ſeyn, voll Adern und hoher Farbe. Das gruͤ - ne muß auch alſo beſchaffen ſeyn; alle zuſammen aber fein wohl von dem Spind gereiniget.

Das Ebenholtz dienet zu aller ley ausgelegter Arbeit. Weil nun in ver - ſtrichenen Zeiten dieſes Holtzes ſo gar viel verbraucht wurde, deshalben wur - den diejenigen, welche Ebenholtz verar - beiteten, Ebeniſten (ſoll etwa ſoviel ge - ſagt ſeyn, als Ebenholtzarbeiter) geheiſ - ſen, und machen eine ziemlich ſtarcke Zunft. Es verſichern einige, der Spind vom Ebenholtze in Waſſer geweicht, ha - be die Kraft die ſchleimichten Feuchtig - keiten abzufuͤhren, auch heimliche Kranckheiten zu heilen.

Es kommt ſonſt noch ein graulicht und wie Anis riechendes Holtz aus Jn - dien / wie dicke Scheiter, und wird des -K 2wegenDer Spezereyen und Materialienwegen von den Ebeniſten und TiſchlernAnis - oder A - nilholtz. Anis - oder Anilholtz genennet. Auch verkauffen wir ohne dieſes Holtz, den Samen davon, unter dem Titel Chi - neſiſcher Anis / Siberiſcher Anis / Anis aus denen Philippiniſchen Jn -Zingi oder Jndianiſcher Anis. ſeln / Badian / Zingi, Jndianiſcher Anis, deſſen Gebrauch im 1. Buch die - ſes erſten Theils, im Cap. vom Schwartz - kuͤmmel beſchrieben, die Figur aber un - ter dem Fuſtelholtze zu beſehen iſt.

Noch findet ſich ein Hauffen andereSiehe Fig. 111. Hoͤltzer mehr z. E. Sambaranne / ei -ne Gattung weiſſer Sandel, das Aca - jouholtz / Eiſenholtz, Schlangen - holtz, Holtz aus den Molucciſchen Jnſeln, von den Einwohnern Panava genannt, und noch viele andere, von welchen ich nichts melden mag, weil wir ſie nicht fuͤhren, indem ſie uns gar ſelten zu Handen kommen.

Was das Molucciſche Holtz be - trifft, davon haben mich etliche bere - den wollen, es ſey der weiſſe Zimmt, welches ich aber nicht glauben kan.

Ende des Buchs von Hoͤltzern.

Des Erſten Theils Der Hauptbeſchreibung derer Spezereyen und Materialien Viertes Buch. Von Rinden.

Vorrede.

DUrch die Rinden verſtehe ich die erſte / andere und dritte Decke oder Uberzug des Stammes von einem Baume, welche wir ſo / wie ſie von Natur ſind und von den Vegetabilien und Gewaͤch - ſen abgezogen worden, bekommen / z. E. die Quinquina, Alraunwurtzel - rinde, und dergleichen; oder die von der oberſten Haut geſaubert wor - den, wie der Caneel / Mutterzimmt / und ſo weiter. Demnach will ich dieſes Buch mit dem Baume, der den Caneel traͤgt, anheben / theils dar - um, weil er ſo vortreffliche Eigenſchaften hat, theils aber / weil wir ſo viel von dieſer andern Rinde vertreiben.

Das erſte Capitel. Vom Caneel oder Zimmt.

DEr Caneel, von den Alten Cinnamomum, Zimmt ge - nennt, iſt die mittelſte Rin - de von den Aeſten eines Baumes, der ſo hoch als wie die Weiden waͤchſt, und deſſen Blaͤt - ter den Jndianiſchen Blaͤttern der - maſſen aͤhnlich ſehen, daß niemand zu anfangs einigen Unterſchied dazwiſchen machen kan: welches dann ihrer etliche veranlaſſet zu ſagen, unſer folium Indum ſey desjenigen Baumes Laub, der denCaneel traͤgt. Weil nun dieſe Blaͤtter einander ſo gar aͤhnlich ſehen, daß das Geſichte ſie nicht vermag zu unterſchei - den, ſo wird ſolches der Geſchmack deſto behender verrichten, denn die Caneel - blaͤtter haben einen dermaſſen lieblichen Geruch und Geſchmack, daß ſie den ſchlechten Caneel einiger maſſen uͤber - treffen. Nach den Blaͤttern kommen die weiſſen Blumen in Form eines klei - nen Kelchs, daraus entſtehen an demje - nigen Orte, woſelbſt ſie an den Aſt ge -hencketHauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch. hencket ſind, die Beeren, in Geſtalt eines Olivenkerns, alſo, wie die Figur aus -Siehe Fig. 112. weiſet, die ich nach dem Original, wel - ches in des Herrn Tourneforts Haͤn - den iſt, habe ſtechen laſſen, der auch zu gleicher Zeit ſo guͤtig geweſen, und mir vier oder fuͤnff Blaͤtter, die eben die ob - gedachte Geſtalt und Geſchmack hatten, verehret hat.

Was den Ort anbetrifft, von dannen der Caneel kommt, auch wie man den Baum entrinde, davon habe ich dasjeni - je, was Tavernier davon aufgezeichnet, allhier anzufuͤhren fuͤr gut erachtet.

Der Caneel kommt aus der Jnſel Ceylon. Der Baum, der ihn traͤgt, kommt unſern Weiden gar ſehr nahe, und hat drey Rinden, davon nimmt man allein die erſte und andere, von welchen dieſe viel beſſer iſt als jene. Die dritte wird gar nicht angeruͤhret, denn, wenn dieſelbe mit dem Meſſer zer - ſchnitten wuͤrde, verduͤrbe der Baum. Dannenhero lernt man es, als wie ein ander Handwerck, von Jugend auf. Der Caneel koſtet die Hollaͤnder weit mehr, als man gedencket: denn weil der Koͤnig von Zeilon, oder, wie er ge - woͤhnlich genennet wird, der Koͤnig von Candy, welches der Name der Hauptſtadt iſt, der Hollaͤnder abgeſag - ter Feind geworden, um weilen ſie ihm einſten ihr Wort nicht gehalten, darum ſchickt er alle Jahre ſeine Voͤl - cker aus, und laͤßt verſuchen, ob ſie die Hollaͤnder bey Einſammlung des Ca - neels uͤberfallen moͤgen; welches ſie dann noͤthiget, funffzehn bis ſechszehn hundert gewaffnete Mann zu halten, um eine gleiche Anzahl Volck, das den Caneel entrindet, zu beſchirmen. Uber - diß muͤſſen ſie dieſe Arbeiter das gantze Jahr hindurch unterhalten, ohnge - rechnet die Beſatzungen, die ſie an vie - len Orten der Jnſel unterhalten muͤſ - ſen. Dieſe ſo groſſen Unkoſten erhoͤ - hen den Preiß des Zimmets um ein merckliches, welches ſich doch zur Zeit der Portugieſen gantz anders verhiel - te; denn dieſe hatten nicht noͤthig, alle dieſe Unkoſten aufzuwenden, ſondern kunten alles zu Nutze machen. Nun waͤchſet an dem Caneelbaum eine Frucht, wie eine Olive, wird aber nicht gegeſſen: deren ſammleten ſie eine Menge, thaten ſie, zuſamt den aͤuſſer - ſten Spitzlein der Aeſte, in einen Keſ - ſel mit Waſſer, und lieſſen ſie mit ein - ander ſieden, bis daß alles Waſſer verrauchet. Wann es erkaltet, ſo war das oberſte als ein weiſſer Wachsku - chen, und am Boden lag der Campher. (Allhier verſtoͤßt der Herꝛ Tavernier, daß er es Campher nennet, denn der Campher kommt aus dem Stamme eines Baumes, wie ich in Cap. von Gummi erweiſen werde; es iſt nur eine dem Campher gleichende Mateꝛie. Das Wachs belangend, um daſſelbige habe ich nach Liſſabon geſchrieben, allein man weiß nichts davon.) Von den Wachskuchen machten ſie die Wachs - kertzen, deren ſie ſich an hohen Feſten unter waͤhrendem Gottesdienſte in der Kirchen bedieneten, welche dann, ſo bald als nur die Kertzen angeſtecket wurden, voll Zimmtgeruch wurde. Sie haben derſelben mehrmahls nach Liſſabon fuͤr die Koͤnigliche Capelle ge - ſendet. Auch bekamen ſie, die Portugi - ſen, Zimmet aus den Laͤndern der Ka - jas um Cochin: ſeit dem aber die Hollaͤnder dieſelben erobert, und ſich der Jnſel Ceylon bemaͤchtiget, dabey vermercket, daß ihnen der Zimmt, der um Cochin wuchſe, Schaden braͤchte, weil er nicht ſo gut als der Ceyloniſche, und derowegen wohlfeil hin gegeben wurde, darum verderbten ſie alle Or - te, wo er ſonſt gewachſen: daß ſolcher geſtalt keiner mehr zu finden, als nur der Ceyloniſche, welcher anietzo gantz und gar in ihrer Gewalt iſt. Als die Portugiſen dieſe Kuͤſten inne hatten, kaufften die Englaͤnder den Caneel von ihnen.

Wann nun die Einwohner den Zimmt geſammlet, ziehen ſie die oberſte Schale, welche braun und hoͤckericht iſt, herunter, und laſſen ihn hernachmahls trocknen, da er dann zuſammenlaufft, und die Geſtalt, die er hat, annimmt, wird roͤthlicht, bekommt einen angeneh - men Geruch, und beiſſenden, aromati - ſchen, lieblichen Geſchmack. Es haben mich etliche vergewiſſern wollen, daß der Caneel dieſe herrlichen Eigenſchaf - ten nicht ehe, denn nach Verlauff eines Jahres erhielte, welches ich aber nicht verſichern kan, weil ich ſelber nicht ge - wiß bin. Sage immittelſt, man ſolle den Caneel ausleſen, welcher als wie feineK 3duͤnneDer Spezereyen und Materialienduͤnne Rinden iſt, einen beiſſenden, lieb - lichen und aromatiſchen Geſchmack hat, und von Farbe ſo hoch, als immer moͤg - lich, iſt: dagegen ſoll man den dicken, der wie Holtz ſchmeckt, auswerffen.

Diejenigen, welche gantze Parteyen Zimmt einkauffen, moͤgen Achtung ge - ben, daß kein ſolcher Zimmt darunter gemenget ſey, aus dem die Eſſentz oder das Oel gezogen iſt, welches doch ſehr ſchwerlich zu mercken, man muͤſte denn Stuͤck vor Stuͤck koſten. Dannenhero kan ich auch keine beſſere Anweiſung ge - ben, als, daß man den Zimmt bey ſol - chen Leuten kauffe, die einen nicht be - truͤgen moͤgen.

Der Caneel / iſt ſowohl wegen ſeiner herrlichen Eigenſchaften, als auch ſei - nes angenehmen Geruchs halber, ſo ſtarck im Brauch, daß wir wenig feine Spezereyen haben, welche dermaſſen haͤuffig vertrieben wuͤrden. Die Hol - laͤnder ſenden uns auch eine andere Gattung Caneel zu, das ſind breite di - cke Rinden, die ſie, den Arabern hier - inne nachahmend, Darcheni, wir aberCanella matto. Siehe Fig. 113. Canelle matte nennen. Dieſer Caneel iſt die Rinde von dem Stamme und di - cken Aeſten des Zimmtbaums; allein, weil es eine Wahre, die nicht viel taug, eines Theils, weil ſie nicht mag vertrie - ben werden, und denn, weil ſie weder Geruch noch Geſchmack hat, es muͤſte denn ein und ander Stuͤcke das zarteHaͤutlein annoch haben, in welchem ein alſo beiſſender aromatiſcher Geſchmack ſtickt, daß man es ſchier unmoͤglich im Munde leiden kan: weil auch uͤberdiß gar wenig dergleichen darunter gefun - den wird, ſo lohnt es nicht die Muͤhe, daß man davon rede: zudem verkaufft niemand dieſen Caneel, denn nur die Ta - buletkraͤmer.

Von dem Eſcaviſſon, welchen etlicheEſcaviſſon. fuͤr den geringſten unter dem feinen Zimmt, andere fuͤr Canela matto, an - dere aber fuͤr Mutterzimmt halten, will ich nichts melden, weil doch nachgehends von einem iedweden der Ordnung nach ſoll gehandelt werden. Den feinen Ca - neel uͤberziehen die Zuckerbecker, wenn ſie ihn vorher in warmen Waſſer gequel - let, und in gantz kleine Stuͤcklein zer - ſchnitten, mit Perlenzucker, welches wir hernachmahls Canelle de Milan nennen,Canelle de Milan. und unter dieſem Namen verkauffen. Wir bereiten auch kleine Zeltlein davon, indem aus Zimmtpulver und Tragant - ſchleime ein Teig gemachet wird, und aus dieſem allerhand Figuren, nach be - lieben. Auf der Jnſel Ceylon machen die Hollaͤnder den Zimmt, der erſt kuͤrtzlich von dem Baume abgezogen worden, mit Zucker ein, welches eine gute Confection iſt, die ſich wohl uͤber See fuͤhren laͤßt, allein in dieſen Landen gar ſelten geſehen wird.

Das andere Capitel. Vom Zimmtoͤle.

AUs dem Caneele wird vermittelſt ei - nes oder des andern Zuſatzes und menſtrui, ein dickes, klares und rothes Oel uͤber den Helm getrieben, welches einen dermaſſen ſtarcken und ſcharffen Geſchmack hat, daß man es kaum auf die Zunge nehmen kan: dennoch aber verurſachet der Geſchmack und liebliche Geruch, daß ſich viel Leute deſſelbigen bedienen.

Dieweil der Caneel eine Rinde iſt, welche eben nicht gar zu reich von Oele, deswegen finden wir uns genoͤthiget, es aus Holland kommen zu laſſen, zumahl da allein die Hollaͤnder daſſelbe ſo, wie es beſchaffen ſeyn ſoll, und um einen billichen Preiß, verſchaffen koͤnnen. Solten wir aber unſere Zuflucht zu demjenigen nehmen muͤſſen, welches un -ſre Waſſerbrenner und Apothecker in Franckreich bereiten koͤnnen, wuͤrde es uns wohl zweymahl hoͤher zu ſtehen kommen, denn das Hollaͤndiſche: wel - ches iedennoch bloß von ihrer Nachlaͤßig - keit herruͤhret, und weil ſie ſich nicht beſ - ſer auf ihre Profeßion legen. Ein Jrr - thum aber waͤre es, wenn einer, wie ſie ausgeſtreuet, glauben wolte, daß uns die Hollaͤnder keinen guten Caneel zu - ſendeten, ſondern den beſten fuͤr ſich be - hielten: es iſt irrig, und vielmehr wahr - ſcheinlich, daß die Apothecker und deſtil - latores, die in Holland das Zimmtoͤl bereiten, keinen andern Caneel dazu gebrauchen, als wie er aus Zeilon kom̃t, und wie ſie ihn uns uͤberſenden. Die - ſen nun legen ſie gantz, und ohne daß ſie das geringſte dran aͤnderten, in groſſemitHauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch. mit kaltem Waſſer erfuͤllte Gefaͤſſe, und laſſen ihn darinne 24. Stunden lang liegen, nehmen ihn darauf wiederum heraus, und legen andern drein, alſo fortfahrende, bis ſich das Waſſer wohl und ſchoͤn roth gefaͤrbet; alsdann gieſ - ſen ſie daſſelbige in groſſe kuͤpferne Blaſen, und ſchuͤtten eine groſſe Menge ſpiritus vini dazu, welcher auf eine gar beſondere Art bereitet worden iſt, gleich - wie aus folgenden wird zu erſehen ſeyn: und dieſer Weingeiſt hat die Kraft, das Waſſer von dem Oel zu ſondern, und es in die Hoͤhe zu treiben. Es giebt auch keinen Zimmet, da ein Pfund nicht ſol - te eine Untze Oel geben, welches dann demjenigen, welches allhier gemacht wird, gerade entgegen iſt, wie beym Lemery kan erſehen werden. Denn dieſer geſtehet frey, daß vier Pfund gu - tes Zimmts mit genauer Noth ſechs Quintlein Oels gegeben. Allein die Wiſſenſchaft dieſes Oel heraus zu zie - hen, iſt bey den Hollaͤndern ein Ge - heimnuͤß, daß ſie auch nicht einmahl die Namen derjenigen Sachen, die ſie zur Bereitung des Weinſpiritus gebrau - chen, wollen wiſſen laſſen. Nichtsde - ſtoweniger will ich eroͤffnen, was ich von einer Perſon, welche lange Zeit in Hol - land dabey gearbeitet, erfahren habe: dieſe ſagte, daß diejenigen, welche Zimmt - Naͤglein und andere Gewuͤrtzoͤle berei - teten, alle Jahre nach der Picardie rei - ſeten, und daſelbſt eine Anzahl Stuͤck Weine einkauften: wann ſie nun die - ſelben erkauffet, oͤffneten ſie den Spund, ſchuͤtteten eine Bouteille voll von einem liquore compoſito darein, und lieſſen die Bouteillen oben auf dem Weine ſtecken, welche gantz gewiß innerhalb 24. Stun - den mit dem reinſten und ſubtilſten vom Wein angefuͤllet waͤren, die naͤhmen ſie mit ſich hinweg, nach Holland, um ſie zu ihrem Behuf zu gebrauchen. Diß aber iſt hierbey als etwas recht wunder - liches zu bemercken, daß der Wein, da - rein ſie den liquor geſchuͤttet, und eine gleiche Quantitaͤt Spiritus herausgezo - gen, alſo garſtig und ſtinckend wird, daß man ihn wegſchuͤtten und die Vaſſe ver - brennen muß, alldieweil kein anderer Wein wiederum kan drauf gezogen wer - den. Jch haͤtte dieſe Hiſtorie, die ich ſelbſt fuͤr ein Maͤhrlein gehalten, hie - ſelbſt nicht vorgebracht, wann nicht diePerſon, die mir dieſelbe erzehlet, ein / auf - richtiger Menſch waͤre, dem man trau - en duͤrffte: er ſagte mir uͤberdiß, daß es etwas rares waͤre, wenn uns die Hol - laͤnder das Zimmtoͤl, ſo natuͤrlich, wie ſie es ausgezogen, zuſendeten, ſondern ſie vermiſcheten es mit einem ſehr wohl gereinigten und uͤber das Weinſteinſaltz gezogenen Weingeiſt. Dieſes hat et - liche Materialiſten zu Paris veranlaſ - ſet, es nach zu machen, iſt ihnen aber ſo wohl gelungen, daß ſie, da ſie eine Un - tze Oels zu haben vermeinten, nicht ein - mahl eine halbe hatten, welches nicht wenig betraͤgt, indem es eine der koſt - barſten Wahren iſt, die wir haben. Doch iſt noch etwas gutes, daß man die Schel - merey auf zweyerley Weiſe erkennen kan. Denn erſtlich, ſo kleine Blaͤslein in den Flaͤſchlein ſind, zeigen ſelbige an, daß Feuchtigkeit darinne: hernach - mahls darff man nur eine Meſſerſpitze drein tuncken, und ans Licht halten, ſo wird es alſofort, dafern nur ein wenig Weingeiſt drunter iſt, Feuer fangen, welches das reine Oel nicht thut, ſondern nur verrauchet. Und dieſes reine Oel kan man mit Fug und Recht die EſſentzEſſentz oder Quinteſſentz des Zimmts. und Quinteſſentz des Zimmets nen - nen, welche zu allen, dazu ſie erfordert wird, dienlich iſt. Auch iſt dieſes, ſo wohl als der Caneel ſelbſten, eine der trefflichſten Hertzſtaͤrckungen, und diß die Urſach, warum die Teutſchen, Holl - und Englaͤnder ſo viel davon verthun.

Ohne das Zimmtoͤl laſſen wir auch Zimmtwaſſer von Marſeille kom - men, welches auf unterſchiedliche Arten zubereitet wird: denn etliche nehmen nur ſchlecht Waſſer dazu, andere aber weiſſen oder blancken Wein, oder auch Roſen - oder Meliſſenwaſſer. Andere brauchen an ſtatt des Weins Brannt - wein, und Wein - oder Zimmt-Spiritus, und ziehen im Marienbade einen weiſ - ſen truͤben liquor, wie Buttermilch her - uͤber, der aber, wenn er einige Zeit ge - ſtanden, ſich klaͤret, und ſo lauter als Brunnenwaſſer wird. Was dieſes friſch abgezogene Waſſer ſo tꝛuͤbe macht, iſt das wenige rectificirte und verduͤnnte Oel, deſſen Theilgen ſich im Waſſer durch eine fermentation und Jaͤhrung dergeſtalt ausgebreitet, daß ſie zwar nicht moͤgen vermercket werden, doch aber mit der Zeit ſich wiederum vereini -genDer Spezereyen und Materialiengen und zu Boden fallen: denn dieſes iſt des Zimmetoͤles Eigenſchaft, daß es ſich in dieſem liquor als wie kleine Kuͤgel - gen zu Boden ſetzt.

Das Zimmtwaſſer wird denen zur Geburt arbeitenden Weibern ſehr ofte eingegeben, dieweil es ein trefflich ſtaͤr - ckendes Mittel iſt, das den Magen ſtaͤr - cket, und die Ausfuͤhrungen befoͤrdert: man nimmt es ingleichen wider die boͤſe Luft, und zu Wiederbringung der na - tuͤrlichen Waͤrme ein.

Es bereiten etliche aus Zucker und Zimmtwaſſer eine Art kleiner Kuͤchlein,Elæoſaccha - rum. ſo die Alten Elæoſaccharum genennet; al - lein dieſe Kuͤglein ſind nicht ſo gut, als die vom Zimmtoͤl und geſtoſſenen Zu - ckerkant gemacht - und wie kleine Pillen formirten, welche hernach zum Ge - brauch aufgehebet werden, denn dieſes Oleoſaccharum mag gar fuͤglich in allen hertzſtaͤrckenden liquoribus und Saͤften aufgeloͤſet werden.

Zimmtſyrup.
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Wir laſſen auch Zimmtſyrup von Montpellier kommen, welcher nichts anders iſt, als eine Zimmt-tinctur, die mit Zucker ſo lange, bis ſie als ein Sy - rup dicke worden, gekochet, und mit ein wenig Zimmtoͤle angemachet iſt. Die - ſer Syrup hat ſchier eben die Tugenden, als wie das Zimmtwaſſer, wenn er in weiſſem Wein oder einem andern be - qvemen Safte eingenommen wird.

Uberdis verkauffen wir auch noch ei - ne Zimmt-Tinctur, deren Kraft undStaͤrcke durch die zugeſetzten Gewuͤrtze, als da ſind, Naͤglein, Muſcatblumen, langer Pfeffer, kleiner Alant, Jngber, Coriander, Moſch und Ambra, verſtaͤr - cket werden. Alles dieſes zuſammen wird groͤblich zerſtoſſen, und in einer wohlverwahrten Flaſche, mit gutem Weingeiſt erfuͤllet, in den Hundstagen an die Sonne geſtellt, und alsdann un - ter dem Titel rothe Hipprocras-Eſ -roth und weiſſe Hip - pocras-Eſ - ſentz. ſentz verkaufft. Wenn dieſe Eſſentz un - ter Wein, darinnen Zucker zerlaſſen, und darauf durchgeſeihet, und clarifici - ret worden, geſchuͤttet wird, vermag ſie denſelben in einen recht guten Hippo - cras zu verwandeln.

Wer eine weiſſe Hippocras-Eſſentz zurichten will, darff nur die rothe Eſſentz im Sande oder im Marienbade diſtilli - ren. Allein man muß ſie mit gnugſa - mer Vorſichtigkeit gebrauchen, denn ſie ſich gar zu ſehr vermehret; wann alſo mehr, dann ſichs gebuͤhret, genommen wird, macht ſie den Wein dermaſſen un - angenehm, daß er nicht kan getruncken werden.

Hierbey iſt zu mercken, daß wenn die - ſe Eſſentz recht zugerichtet worden, ſie beſſer ſey, wenn ſie alt, als wenn ſie noch friſch iſt; doch muß ſie wohl verwahret werden, ſonſt verfleucht zu viel. So kan man auch aus dem Zimmt einenZimmt-Ex - tract und Saltz. Extract und Saltz bereiten, allein, weil ſie nicht gar zu gebraͤuchlich ſind, dan - nenhero haben wir auch nichts nicht da - mit zu thun.

Das dritte Capitel. Vom Mutterzimmt.

CAſſia lignea iſt ebenfalls die andere Rinde von dem Stamme und Aeſten gewiſſer Baͤume, die denen, welche den Caneel tragen, ziemlich aͤhnlich ſind.

Dieſe Baͤume wachſen unter den an - dern Zimmttragenden Baͤumen. Und mit dieſem Zimmt iſt es eben, wie mit dem andern Zimmt beſchaffen, denn ie feiner die Rinde, ie ſchoͤner die Farbe, ie lieblicher, beiſſend - und aromatiſcher er ſchmeckt, ie hoͤher wird er gehalten. Er mag aber gleich noch ſo gut ſeyn, den - noch iſt er gar weit von dem Caneel un - terſchieden, indem er ein ſchleimichtes Weſen im Munde hinterlaͤßt, welches an dem Caneel nicht zu verſpuͤren.

Die Caßia wird ſelten in der Artzneygebraucht, ſo wuͤrde auch der Vertrieb gar ſchlecht ſeyn, wenn ſie nicht von ih - rer vielen an ſtatt des Caneels verkaufft wuͤrde: welches aber eine purlautere Betruͤgerey, ſo wohl, weil ein Pfund Caneel ſo viel koſtet, als vier Pfund Caßia, als auch, weil dieſe nicht wie je - ner beſchaffen iſt. Die Caßia wird zum Theriac genommen, und darff nur, wie ſie anietzo beſchrieben, ſeyn; da man im Gegentheil diejenige verwerffen ſoll, welche wie breite, dicke Rinden iſt, nicht beſſer als Holtz ſchmeckt, und folglich zu nichts nicht taug.

Von den Blaͤttern, Bluͤte und Fruͤch - ten des Mutterzimmts habe ich gar nichts erfahren koͤnnen.

Das
TAB XXIV.
Näglein Zimmt. Fig. 115. p. 161.
Weiſſer Zimmt. Fig. 114. p. 161.
Zimmt. Fig. 112. p. 153.
Wilder Zimmt. Fig. 113. p. 155.
Alraun. das Weiblent. Fig. 118. p. 168.
Alraun das Männlein. Fig. 117. p. 168.
Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch.

Das vierte Capitel. Vom weiſſen Zimmt.

DEr weiſſe Zimmt / den etliche Co - ſtus albus, Coſtus corticoſus und cor - ticus, auch Cortex Wintheranus nennen, weil ihn Wilhelmus Winther zu erſtSiehe Fig. 114. nach England gebracht, iſt die Rinde von dem Stamm und Aeſten eines Baumes, der ſo groß, als bey uns die Birnbaͤume ſind. Die Aeſte ſind duͤn - ne, hoch und gerade, uͤber und uͤber mit Blaͤttern beſetzet, welche den Kellerhals - Blaͤtteꝛn nicht ungleich ſehẽ, ohne daß ſie viel zaͤrter und zaͤher, von Farbe meer - gruͤn ſind, und trefflich angenehme rie - chen: nach dieſen waͤchſt die runde uͤber - aus ſchoͤne rothe Frucht. Dieſer Baum waͤchſt zu S. Domingo auf Guada - lupa haͤuffig, bevoraus an trucknen und ſteinichten Orten: auch finden ſich ſei - ner die Menge auf der Jnſul S. Lau - rentius oder Madagaſcar, woſelbſt ſie Fippi genennt werden.

Wir pflegen auch den weiſſen Coſtus weiſſen Zimmt zu nennen, wegen der groſſen Gleichfoͤrmigkeit, die er mit der Canela Matto hat, dann, wann die Farbe und der Geſchmack nicht thaͤte, wuͤrden gar wenig Perſonen ſie von ein - ander ſcheiden koͤnnen. So rar und ſeltſam dieſe Rinde vor dieſem war, ſo ge - meine iſt ſie anietzo, welches einige lieder - liche Leute, die ich nicht nennen mag, ver - anlaſſet, dieſelbe zu ſtoſſen, und an ſtatt der Muſcaten, denen ſie am Geſchmacke ziemlich nahe kommt, unter die vier Spezereyen zu mengen. Eben dieſe Rinde iſt es, welche die Apothecker, wie - wohl gantz ungereimt, fuͤr den Arabi - ſchen Coſtus, der oben beſchrieben, aus - geben und gebrauchen, ihm auch des -Coſtus Indi - cus. halben den Namen Coſtus Indicus bey - geleget haben, welches aber wider die geſunde Vernunft, indem der Jndia - niſche Coſtus, wie bereits oben ange - mercket, eine uns bey nahe gantz unbe -kannte Wurtzel, dieſer aber eine Rinde iſt, der man gar leicht habhaft werden kan. Ob nun ſchon dieſer weiſſe Zimmt einen heiſſen, beiſſenden und gar aroma - tiſchen Geſchmack hat, und deswegen mit trefflichen Kraͤften begabet iſt, den - noch wird er von erfahrnen und recht - ſchaffenen Leuten nicht viel gebrauchet, und daher auch wenig zur Artzney ge - nommen. Nichts deſto minder, und weil ihrer etliche ſeiner moͤchten benoͤ - thiget ſeyn, will ich ſagen, daß man den erwehlen muͤſſe, welcher als wie feine zarte Rinden iſt, die auſſen und innen weiß, das iſt, von der oͤberſten Schale, welche dicke, grau und hoͤckricht iſt, und ſcharff und beiſſend ſchmecket, gereiniget ſind, und wie Mußkaten ſchmecken.

Dieſe Rinde wird wider den Schar - bock uͤberaus dienlich zu ſeyn erachtet. Auch haben etliche dieſem Coſtus den Namen Jndianiſche Rinde beygele -Jndianiſche. Rinde. get. Bey groſſer Hitze rinnet aus dem Stamme dieſes Baumes ein ſchwaͤrtz - lichtes, feiſtes, ſtarckriechendes Gummi, welches etliche Materialiſten GummiGummi A - louchi. Alouchi nennen, und es bald an ſtatt des Epheugummi, bald fuͤr das Bdelli - um verkauffen, ſo aber unſchwer zu mer - cken, indem das Gummi hederæ trucken, klar und durchſichtig ſeyn ſoll, das Bdel - lium aber faſt wie das Arabiſche Gum - mi ſiehet, ohne daß ſichs nicht im Waſ - ſer aufloͤſen laͤßt: hingegen iſt das Gum - mi Alouchi klebricht, vielfarbicht und haͤßlich.

Die Einwohner der Jnſul S. Lau - rentius, vornehmlich die zu Galembu - la, brauchen dieſes Gummi Alouchi, welches ſie Litemanghits zu nennen pflegen, zu ihrem Rauchwerck, weil ſein Geruch nicht eben allzu unannehmlich iſt.

Das fuͤnffte Capitel. Vom Relcken-Zimmt.

DEr Naͤgleinzimmt, Capelet, Bois de Crabe, den wir gantz unrecht Naͤg -Siehe Fig. 115. leinholtz nennen, iſt die andere Schale von dem Stamme und Aeſten eines Baumes, deſſen Blaͤtter den Lorbeer -blaͤttern aͤhnlich genug ſehen. Nach dieſen kommen ein Hauffen runde, ca - ſtanienbraune, ſehr leichte Fruͤchte, in Groͤſſe der Gallaͤpfel, in denen, wenn ſie zerſchlagen werden, eine gewiſſe ArtLKerneDer Spezereyen und MaterialienKerne anzutreffen ſind. Dieſe Frucht hat einen Naͤglein-Geruch und Ge - ſchmack, welches den Alten Anlaß gege -Naͤgleinnuß, Nuß von Madagaſcar. ben, dieſelbẽ Naͤgleinnuͤſſe oder Nuͤſſe von Madagaſcar zu nennen, weil die - ſer Baͤume die Menge auf der Jnſul Laurentius / allwo ſie Ravendſora, und die Frucht Rao-Ravendſora ge - heiſſen wird, zu finden iſt. Sie wird auch in Braſilien gefunden, und von den Portugieſen nach Liſſabon, von dannen wir ſie insgemein bekommen,Cravo de Marenhan. gebracht, und Cravo de Marenhan genennet.

Das Naͤgleinholtz, oder vielmehr die Naͤgleinrinde / weil ſie wie Naͤglein ſchmeckt und riecht, iſt ietziger Zeit ſo ſehr im Brauch, daß wenig Tabuletkraͤmer ſind, die ſie nicht, klein zerſtoſſen, fuͤr ge - ſtoſſene Naͤglein verkauffen ſolten, und dahero rechtſchaffenen Handelsleuten groſſen Schaden thun, weil die geſtoſſe - nen Naͤglein wohl vier bis fuͤnffmahl ſo theuer ſind, als dieſe Rinde. Sie ver - kauffen dieſelbe auch gantz an die Buͤr - ger und Paſtetenbecker, und bereden ſie, es ſey die Rinde des Naͤgleinholtzes, wel - ches doch die Unwahrheit, ſintemahl die Naͤglein nirgend anders woher, als aus der Jnſul Ternate kommen, dieſe Rin - de aber kommt aus Braſilien, und der Jnſul S. Laurentius oder Mada - gaſcar.

Weil nun dieſe Rinde ſo vielfaͤltig ge - brauchet wird, deswegen will ich ſagen, man ſolle diejenige erwehlen, welche von der erſten Schale, die insgemein grau und hoͤckricht iſt, geſaubert worden, tan - netfarben ſiehet, ſehr zarte iſt, und einenbeiſſenden, ſcharffen aromatiſchen Ge - ſchmack hat: mit einem Worte, die dem Geſchmack der Naͤglein, ſo viel nur im - mer moͤglich, beykomme. Auch mag man Achtung geben, daß ſie nicht mo - dricht rieche, oder die Buͤndel mit dicken Rinden, welche weder Geſchmack noch Geruch haben, verfaͤlſchet ſeyen, welches ſich gar ofte zutraͤgt.

Dieſe Rinde wird gar nicht zur Artz - ney gebraucht, es muͤſte denn von ſol - chen Leuten geſchehen, die eine Tinctur mit Brantwein oder Weinſpiritus dar - aus ziehen, und dieſelbe ungeſcheut un - ter dem Titel Naͤgleintinctur oder Eſſentz verkauffen. Die Zuckerbecker nehmen ſie an ſtatt der Naͤglein, und machen davon ihre alſo genañten uͤber - zogenen Naͤglein.

Weil dieſe Wahre in kleinen Koͤrben, die aus Rohr gemacht, und mit Blaͤt - tern, welche gar angenehme anzuſehen, umwickelt ſind, zu uns kommen, als ha - be fuͤr gut angeſehen, zu vermelden, daß dieſe Blaͤtter dasjenige ſeyn, welche der P. Plumier Arum hederaceum foliis bi - ſectis, rigidis, ſcutatis, d. i. Arum mit ſtar - cken, gefaltenen und geſpaltenen Blaͤt - tern nennet. Wer mehr davon zu wiſ - ſen begehret, mag ſeine Zuflucht zu ſei - nem Buche nehmen, dann er es da - ſelbſt weitlaͤufftig beſchrieben. Mir aber beduͤnckte nicht thunlich zu ſeyn, ſeinen ziemlich langen Diſcurs hier anzufuͤh - ren, da ohnediß dieſe Blaͤtter nicht den geringſten Nutzen haben, wir uns auch deshalben nicht im geringſten drum be - kuͤmmern.

Das ſechſte Capitel. Von der Quinquina.

DJe Quinquina / China China / Peruvianiſche oder Fieber-Kin - de, iſt die aͤuſſerſte Rinde des Stammes und der Aeſte von verſchiedenen Baͤu - men, welche haͤuffig in Peru wachſen, von dannen die Quinquina nach Cadix und zu uns gebracht wird.

Weil ich niemahls in Peru geweſen, und dieſemnach von denen Baͤumen, welche die Quinquina tragen, nichts ge - wiſſes melden kan, darum nahm ich mei - ne Zuflucht zu dem Herrn Bernard, einem koͤniglichen Medico, welcher einrechtſchaffener Mann, auch was die Kenntnuͤß der Simplicium betrifft, ſehr curieus iſt, der dann ſo gefaͤllig war, und mir eine Beſchreibung der Quinquina mittheilete, die ihm der Herr Kinſſot, ein Medicus zu Rheims, gegeben, wel - cher ſie von einem ſeiner guten Freun - de, Namens Gratian, ſo vier und zwantzig Jahr in Portugall geweſen, und zu vielen mahlen nach Jndien und Peru gereiſet, bekommen. Dieſe lau - tet alſo:

Die
TAB. XXV.
Quͤinquina Fiebr rinde. Fig. 116. p. 165.
Virginianiſche Schlang Natterwuͤrtz. Fig. 34. p. 54.
Thee Fig. 124. p. 175.
Gelb Holtz. Fig. 110. P. 147.
Mechoacara Wuͤrtzel. Fig. 44. p. 67.
Hauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch.
Die wahrhafte Beſchreibung der Quinquina.

Die Quinquina iſt die Rinde eines Baumes, der in der Peruvianiſchen Landſchaft Quito, auf den Bergen bey der Stadt Loxa waͤchſt. DieſerSiehe Fig. 116. Baum iſt bey nahe ſo groß, als ein Kirſchbaum, hat runde, zackichte Blaͤt - ter, traͤgt eine lange rundlichte Blume, daraus entſtehet eine Art Schoten, in denen ein Kern, wie eine Mandel, platt und weiß, mit einer gantz geringen Schale bedecket, zu finden. Die Quin - quina, die zu unterſt an den Gebirgen waͤchſt, iſt die dickſte, weil ſie die aller - meiſte Nahrung aus der Erde zeucht; ihre Rinde iſt platt, von auſſen weißlicht - grau, inwendig licht-tannetbraun. Die oben auf den Bergen waͤchſt, derſelben Rinde iſt viel zaͤrter, doch iſt ſie rauher, auswendig viel braͤuner, inwendig einer gantz hohen Farbe. Die Baͤume aber, die mitten auf dieſen Gebirgen wachſen, haben eine noch viel braͤunere aufge - ſprungene Rinde: doch alle mit einan - der ſind bitter, wiewohl die unten an den Bergen wachſen, nicht ſo ſehr, als wie die andern.

Hieraus nun folget, daß diejenige Quinquina, die an niedrigen Orten waͤchſt, die ſchlechteſte ſey, weil ſie mit allzu viel irdiſchen und waͤßrichten Theilgen uͤberladen, hergegen ſey die - jenige, die zu oberſt waͤchſt, viel beſſer; die allerbeſte aber, die mitten auf den Bergen waͤchſt, indem ſie weder zu viel, noch zu wenig Nahrung hat.

Es giebt noch eine Gattung Quin - quina, welche von dem Berge Potoſi kommt, und viel braͤuner, aromatiſcher und bitterer iſt, weder die vorhergehen - den: ſie iſt aber auch viel rarer.

Die Quinquina ſoll, ohne die andern Beſchaffenheiten, die man an ihr be - mercket, ſchwer ſeyn, eines dichten We - ſens, trucken und derb: ſo muß man auch Acht haben, daß ſie nicht verfaulet, oder vom Waſſer durchzogen ſey, oder ſtaubicht, wenn man ſie zerbricht, oder voll Unrath und kleiner Stuͤcklein, der - gleichen ſich gemeiniglich an den Boden der Cerons, darinne ſie kommt, befindet. Desgleichen ſoll derjenigen der Vorzug gelaſſen werden, welche aus kleinen zar - ten Rinden beſtehet, die auſſenherſchwaͤrtzlicht ſind, und hoͤckricht, wie das Chagrinleder, mit etwas Moos oder kleinen Blaͤttlein des Farnkrautes be - ſtreuet, inwendig roͤthlicht, eines gar bittern unangenehmen Geſchmacks. Dagegen ſoll man die verwerffen, wel - che faſicht iſt, wenn ſie zerbrochen wird, und leibfarben ſiehet, eben ſo wohl als diejenige, welche zimmtfarben iſt, ob ſie gleich von denen, die eine ſchlechte Wiſſenſchaft davon haben, weit hoͤher geachtet, und denen andern vorgezogen wird, weil ſie viel beſſeres Kauffs iſt, denn die ſchwartze. Auch mag man zu - ſehen, daß keine Spaͤne vom Baume, die oftmahls an der Rinde behangen bleiben, darunter gemiſchet ſind.

Dieſe Rinde wurde erſt im Jahr 1650. durch den Cardinal Lugo, ei - nen Jeſuiten, der ſie ſelbſt aus Peru gebracht, in Franckreich eingefuͤhret, und war in ſo groſſem Anſehen, daß man ſie gegen gleich ſo ſchwer Gold aufwoge: allein die Menge, welche die Spanier und wir aus Peru kommen laſſen, hat ihren Preiß um ein gutes vermindert.

Die Quinquina wird zu Vertrei - bung der Fieber gebraucht, ſie mag nun in ſubſtantia oder in infuſo gebrauchet werden. Weil es aber ein Mittel, das noch nicht von iederman an - und aufge - nommen worden, auch nicht, als zu rech - ter Zeit, mit Nutzen kan gebrauchet werden, deswegen rathe ich niemand, es ohne Beyſtand erfahrner Leute zu gebrauchen.

Die hohe Eigenſchaft, welche die Spa - nier der Quinquina in Veꝛtreibung des Fiebers zugeſchrieben, hat verurſachet, daß ſie ihr ſowohl, als dem Holtze, den Namen Palo de Calenturas, d. i. Fie - berholtz, gegeben.

Was die Quinquina, die geſtoſſen gekaufft wird, betrifft, davon kan ich keinen beſſern Bericht geben, als daß man ſie bey rechtſchaffenen Leuten kauf - fe, und nicht auf den Preiß ſehe; doch muß ſie durch ein zartes Sieb geſtaͤu - bet ſeyn.

Aus der Quinquina wird mit diſtil - lirtem Nußoͤl uͤbern Feuer ein ExtractExtractum und gemacht, der ein trefflich febrifugum, Mittel wider das Fieber iſt, von 12. bis zu 30. Gran, als Pillen, oder in Wein zerlaſſen, eingenommen.

Auch kan man ein Sal fixum darausSal Quinqui - . L 2ziehen,Der Spezereyen und Materialienziehen, wenn man ſie verbrennet, wel - ches ein herrlich aperitivum, und eroͤff - nend Mittel, uͤberdiß zu viertaͤgigen Fiebern uͤberaus dienlich iſt: es wird von 10. bis zu 20. Gran in einem dienli - chen liquor eingenommen.

Von der Quinquina dem Weiblein.

Der Herr Bourdelot hat mir eine Quantitaͤt Quinquina verehret, wel -che wie Caneel geſtalt, aber viel blaſſer von Farbe und anfangs ohne Geſchmack iſt, giebt aber im Augenblick eine ziem - lich unangenehme Bitterkeit von ſich. Es hat ſie der Hr. Legros im Jahr 1670. aus Peru gebracht. Die Jndianer gieſſen kalt Waſſer auf zwey Gran, und brauchens alſo. Und mir bedunckt, es ſey dasjenige, was die Jndianer Falſa - kaskarina zu nennen pflegen.

Das ſiebende Capitel. Von der Allraunwurtzel-Rinde.

DJeſe iſt die Rinde von der Wurtzel eines Gewaͤchſes, welches in zwey - erley Geſchlecht, das Maͤnnlein und Weiblein, abgetheilet wird. Jch will mich aber nicht lange mit Erzehlung al - ler der vergeblichen Reden, welche die Alten von dieſem Gewaͤchſe gefuͤhret, aufhalten, ſondern nur vermelden, daß beyderſeits Allraun ſehr ſelten um Pa - ris gefunden werde, welches denn ver - urſachet, daß die Apothecker dieſe und die Blaͤtter vom Venusnabel aus der com - poſition der Pappelſalbe weglaſſen muͤſ - ſen; welches aber ein groſſer Fehler, weil dieſe Salbe ſolcher geſtalt, und ſo bald die zwey vornehmſten Stuͤcke dar - aus gelaſſen werden, unmoͤglich diejeni - gen Kraͤfte, die ihr die Scribenten bey - legen, haben kan. Denn, an ſtatt daß ſie kuͤhlen ſolte, welches ihre vornehm - ſte Tugend, verurſacht ſie vielmehr Hi - tze, theils, weil obgedachte beyde Ge - waͤchſe dabey fehlen, theils aber, weil die Herren Apothecker mehrmahls drey und vierjaͤhriges unguentum populeum an ſtatt des friſchen zu verkauffen pfle - gen, welches doch wider aller Scriben - ten Meinung laͤufft; denn dieſe ſagen, der Pappelſalbe Kraft daure nicht uͤber ein Jahr; wie ſolches aus der Apothe - ckerkunſt des Herrn Bauderon, uͤber die der Herr Verni commentiret hat, zu erſehen iſt. Er redet aber am 136. Blat folgender maſſen: Sie muß alle Jahr verneuret werden, ſonſt verliehrt ſie mit der Zeit die kuͤhlende Kraft, und die Hitze des Fettes uͤberſteiget die Kaͤl - te, folglich iſt ſie nichts nutze. Sollen derowegen die Apothecker in Paris und umliegenden Staͤdten gewarnet ſeyn, daß ſie forthin ſich nicht mehr unterſte - hen, dieſe Salbe zu bereiten, weil ihnenunmoͤglich iſt, dieſelbe der Gebuͤhr nach, zu verfertigen: ſondern ſie ſollen dieſel - be von Montpellier kommen laſſen, woſelbſt ſie unverfaͤlſcht, und auf die Art, wie die Autores haben wollen, kan zugerichtet werden. Oder, ſo ſie dieſes nicht thun wolten, weil ihnen ohne dem nicht gebuͤhret Wahren kommen zu laſ - ſen, ſolten ſie dieſe Freyheit denen Spe - zereyhaͤndlern uͤberlaſſen, die es gantz gerne thun werden. Dieſes waͤre auch ein Mittel, daß die Apothecker ihr Ge - wiſſen nicht beſchweren duͤrfften, dem gemeinen Beſten aber wuͤrde viel getꝛeu - licher gedienet werden. Aber wieder auf die Allraunwurtzel zu kommen,Siehe Fig. 117. und 118. dieſe treibt, wenn ſie in der Erde ſteckt, gruͤne, breite, auf der Erde hinliegende Blaͤtter, und bringt Fruͤchte, welche an Groͤſſe und Geſtalt den Coloquinten, welche noch nicht gereiniget, ſondern noch ſo, wie ſie am Stocke ſtehen, ſind, ziemlich nahe kommen. Von dem Un - terſchiede, welcher zwiſchen dem Maͤnn - lein und Weiblein iſt, viel zu gedencken, erachte ich nicht fuͤr dienlich, maſſen ſol - ches allbereit von vielen Scribenten verrichtet worden, wir auch von dem gantzen Gewaͤchſe nichts als die Rinde verkauffen, welche von ihrem Holtze fein wohl gereiniget, und ſo friſch, als nur moͤglich ſeyn ſoll: inwendig muß ſie eine graue Farbe haben, und auswendig roͤthlich grau ſehen, auch ihre duͤnne Schale, die ein wenig holpricht iſt, faſt wie das Chagrinleder ſiehet, oder als ob ſie mit Sande beſtreuet waͤre, annoch haben.

Die Allraunwurtzel hat einigen Nutzen in der Artzney, denn ſie zu etli - chen Galeniſchen compoſitionibus genom - men wird. Bisweilen ſchickt man unszugleichHauptbeſchreibung erſten Theils viertes Buch. zugleich mit der Rinde, die Wurtzel, wie die Jalappe in Stuͤcken zerſchnitten: al - lein ſie iſt nicht ſo ſehr im Brauch, alswie die Rinde, weil das Hertz annoch darinnen, welches nicht mehr Kraft hat, als ein Stuͤckgen Holtz.

Das achte Capitel. Vom Autour.

D iſt eine Rinde, welche an Farbe und Geſtalt dem dicken Caneel gar nahe kommt, ausgenommen, daß ſie auſſenher ein wenig bleichgelb, inwen - dig wie eine zerbrochene Mußkatnuß ſie - het, und dabey einen Hauffen glintzern - de Fuͤncklein hat. Sie iſt ſehr leicht und ſchwammicht, faſt ohne Geſchmack und Geruch. Sie wird aus der Levante und Tuͤrckey nach Marſeille / und von dar zu uns gebracht.

Dieſe Rinde wird ſowohl als der Chouan zu nichts anders, denn zur Be -reitung des Carmins gebrauchet, und darff nicht anders, als wie erwaͤhnet, beſchaffen ſeyn.

Mich hat iemand verſichern wollen, der Autour wuͤchſe um Paris / ja er hat mir gar eine Rinde gegeben, welche ſchier eben ſo ſieht; ſie ſchmeckt aber bit - ter, ſieht eiſenfarbicht, und hat keine Flittern.

Jch habe durchaus nicht erfahren koͤnnen, was fuͤr ein Gewaͤchs oder Baum den Autour trage, kan derowe - gen auch nichts nicht davon berichten.

Das neundte Capitel. Vom Pantoffelholtz.

LE Liege, Lateiniſch Suber, iſt die aͤuſſer - ſte Rinde der Baͤume, welche in Spa - nien, Jtalien, auch in Franckreich, und ſonderlich in Gaſconien und auf den Pyrenaͤiſchen Gebirgen, haͤuffigSiehe Fig. 119. wachſen. Die Blaͤtter dieſer Baͤume ſind von maͤßiger Groͤſſe, obenher gruͤn, und unten weißlicht, rund herum aus - gezackt, worauf die Fruͤchte, wie die Ei - cheln geſtaltet, folgen.

Wann die Einwohner dieſe Wahre ſammlen wollen, ſo zerſpalten ſie die Baͤume von unten bis oben aus, und ziehen die Rinde, welche das Pantof - felholtz iſt, herab, legen dieſe hernach uͤber einander auf einen Hauffen, bis zu einer gewiſſen Hoͤhe, in ausdruͤcklich hierzu gemachte und mit Waſſer erfuͤll - te Graͤben, beſchweren ſie mit Steinen, und laſſen ſie eine geraume Zeit alſo ſte - hen: wenn ſichs nun gnugſam geſetzet, nehmen ſie das aus einem andern Gra - ben darzu, und legen es oben auf dieſes, bringen alſo vier Graͤben in einen, laſ - ſen hierauf das Waſſer ab, trocknen das Holtz und verſenden es hin und her.

Man erwehle das Pantoffelholtz in ſchoͤnen Taffeln, die fein dichte, ohne Knorren und Spalten ſind, von mittel - maͤßiger Dicke, auſſen und innen gelb - graulicht, die auch fein dichte ſind, wenn ſie zerbrochen werden. Dieſes Pan - toffelholtz nennen wir insgemeinweiſſes oder Frantzoͤſiſches Pantof -Weiſſes Pan - toffelholtz. felholtz, weil dieſe Gattung in Gui - enne, vornehmlich um Bayonne / zu - bereitet, und ſchier alles, was wir ſehen, daher gebracht wird.

Es werden auch noch andere Sorten Pantoffelholtz von eben dieſen Orten gebracht, welche wir Spaniſches Pan -Schwartzes oder Spani - ſches Pantof - felholtz. toffelholtz zu nennen pflegen, und, wenn es beſchaffen iſt, wie es ſoll, gleich - falls leichte iſt, auſſenher ſchwartz, und als ob es verbrannt waͤre, inwendig gelblicht ſiehet, laͤßt ſich leichtlich zerbre - chen, iſt nicht loͤchricht, und muß ſo dich - te ſeyn, als immer moͤglich, denn dieſes wird viel hoͤher gehalten, als das duͤnne.

Mich hat ein guter Freund verſichert, es kaͤme allein daher, daß dieſes Pan - toffelholtz ſo ſchwartz waͤre, weil es in Seewaſſer geweichet worden.

Sein Gebrauch iſt zu bekannt; des - halben mag ich mich auch nicht dabey aufhalten: will alſo nur gedencken, daß etwas weniges zur Artzney gebrauchet werde, ſowohl zu Stillung des Blutes, da es dann gepuͤlvert oder gebrannt in einem anhaltenden Waſſer genommen wird, als auch zu Vertreibung der Milch, wenn man es den ſtillenden Frauen an den Hals haͤnget. Es iſt auch das gebrannte Pantoffelholtz, mit ein wenig friſcher Butter und Bleyſaltze vermiſchet, gut wieder die goldne Ader.

L 3DieDer Spezereyen und Materialien

Die Spanier verbrennen das Pan - toffelholtz, und bereiten ein uͤberaus leichtes Schwartz davon, welches wirSpaniſch Schwartz. Spaniſch Schwartz nennen, und wenn es recht gut, ſchwartz, leichte und ohne Sand und Gries ſeyn muß. Dieſes Schwartz gebrauchen unterſchiedliche Handwercker.

Es giebt auch noch einen gantzen Hauffen Rinden, mit denen wir aber nichts zu thun haben, als da iſt, die Rin -Macer, Coru und Hivou - rahé. de von dem Baum Macer, Coru / Hi - vourahe, und andere dergleichen; aus der Urſache, weil wir gar wenig davon haben, ob es gleich herrliche Artzney -mittel ſind, wie aus des Garzias ab Horto und Chriſtoph Acoſta ihren hiſtori - ſchen Beſchreibungen der Jndianiſchen Spezereyen zu erſehen, dahin der Leſer mag verwieſen ſeyn.

Hiebey wird erinnert, weil einige Perſonen den Macer wider den Durch - lauff verlangen, denn dazu wird er vor - nehmlich verlanget, daß ihrer etliche an deſſen Stelle die Macis verkauffen, in Meinung, es ſey einerley, da es doch gantz unterſchiedene Dinge ſind, indem Macer die Rinde eines Baumes, Ma - cis aber die Decke der Mußkatnuß iſt.

Ende des Buchs von Rinden.

Des Erſten Theils Der Hauptbeſchreibung derer Spezereyen und Materialien Fuͤnfftes Buch. Von Blaͤttern.

Vorrede.

DUrch die Blaͤtter verſtehe ich das allererſte gruͤne / welches die Ge - waͤchſe, die wir unter den Geſchlechten der Baͤume, Stauden / fruticum & ſuffruticum, und Kraͤuter begreiffen, hervorſtoſſen / ſobald nur der Fruͤhling kommt. Will alſo in dieſem Capitel nichts als die Blaͤtter beſchlieſſen, welche aus den Aeſten der Baͤume und Stengeln der Kraͤuter entſprieſſen, denn ſonſt kein anderer Theil derſelben dieſen Na - men feuilles, das heißt Blaͤtter / welchen ſie von dem Griechiſchen Worte φύλλον, und dem Lateiniſchen folium, herleiten / fuͤhren ſoll. Einige wol - len wohl, dieſer Name koͤnne auch etlichen Blumen beygeleget werden, geſtalt man insgemein Roſenblaͤtter / Tulipanenblaͤtter, und ſo fort an / zu ſagen pflegt: weil ich aber dieſer Ordnung zu folgen nicht geſonnen bin / derowegen will ich in dieſem Capitel allein von gruͤnen Blaͤttern / wel - che aus den Aeſten und Stengeln entſtehen / nicht aber von farbichten oder bunten Blaͤttern, die den weſentlichen Theil der Blumen ausmachen, handeln. Auch werde ich in dieſem Cap. von ſolchen Blaͤttern reden, welche verarbeitet werden, als da iſt der Tabac, desgleichen von denenjenigen / daraus eine fecula und zartes Pulver und Saltz gezogen wird / als wie aus dem Waid, Kali und andern / inmaſſen aus folgenden wird zu erſehen ſeyn.

Das erſte Capitel. Vom Cretiſchen Diptam.

Siehe Fig. 120.
1

DEr Cretiſche oder Candia - niſche Diptam iſt ein Ge - waͤchs, zwey oder drey Fuß hoch, deſſen Blaͤtter ſo groß, und faſt eben als wiedie Poleyblaͤtter ſehen, ſind oben und un - ten wollicht, und ſchmecken lieblich aro - matiſch: nach ihnen folgen die langen violblauen Bluͤmlein, auf Art der Aeh - ren. Dieſes kleine Gewaͤchs, welchesſehr

TAB. XXVII.
Jndianiſches blatt. Fig. 123 p 173.
Amberkraut Fig. 122. p. 173.
Berg Pol〈…〉〈…〉 Fig. 121. p. 173.
Lretiſcher Diptam. Fig. 120. p. 171
Pantoftel holtz. Fig. 119. p. 169.

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. ſehr lieblich anzuſchauen, waͤchſt haͤuf - fig in der Jnſel Candien, davon es auch den Zunamen hat erhalten.

Man ſoll den Diptam erwehlen, wel - cher friſch iſt, daran die Blaͤtter weiß, breit, weich und wollicht ſind, und der einen lieblichen aromatiſchen Geſchmack hat. Auch ſoll man den Diptam, der die meiſten blaulichten Bluͤmlein hat, dem andern vorziehen; hingegen den wegwerffen, der kleine Blaͤttlein hat, dienicht wollicht ſind, und darunter mehr kleine Hoͤltzlein und Spaͤnlein, als Blaͤt - ter befindlich.

Der Cretiſche Diptam wird eini - ger maſſen zur Artzney gebraucht, weil er hitzig und aromatiſch iſt: er wird auch zum Theriac genommen, dazu er dann keiner andern Zurichtung von noͤthen hat, als daß er, wie gemeldet, ausgeſucht, und von den Reißlein und andern Unra - the geſaubert werde.

Das andere Capitel. Vom Berg-Poley.

Siehe Fig. 121.
1

POlium montanum iſt ein Gewaͤchs, des halben Fuſſes hoch, hat kleine, dicke, ausgekerbte Blaͤtter, die oben und unten mit einer goldgelben Wolle bele - get ſind: die Bluͤmlein, welche ſich wie Sternlein ausbreiten, ſind goldfarben, ſehr lieblich anzuſehen.

Dieſes Kraut waͤchſt haͤuffig in Pro - vence und Languedoc, auf den Ber - gen und erhabenen Qrten. Man bringt es uns in Buͤndlein zuſamt demjeni - gen, welches auf der Ebene und an dem Wege, ſonderlich an ſandigten und trock - nen Orten waͤchſt, und von jenem we - nig unterſchieden iſt, ohne daß es um eingut Theil kleiner, auch nicht ſo gar wol - licht iſt, viel bitterer ſchmeckt, und gantz weiß ſiehet.

Man ſoll dasjenige erwehlen, wel - ches erſt neulich geſammlet worden, da - ran die Bluͤmlein noch ſind, und wel - ches bitter und gantz unangenehme ſchmeckt; nicht allein zu unterſchiedli - chen compoſitionen, ſondern auch zum Theriac, da es dann keiner andern Be - reitung benoͤthiget, als daß es, wie ge - dacht, beſchaffen, ingleichen ſo wenig weiſſes drunter ſey, als immer moͤglich; denn dieſes hat weniger Kraft, als je - nes.

Das dritte Capitel. Vom Amberkraute.

Siehe Fig. 122.
1

DAs Marum iſt ein niedriges Ge - waͤchs, gantz lieblich anzuſchauen, hat gruͤnlichte, ſehr kleine Blaͤttlein, in Geſtalt eines Spieseiſens, einen bittern unangenehmen Geſchmack, darum es auch Marum, quaſi amarum, genennet worden. Nach den Blaͤttern kommen die Aehren, faſt wie am Lavendel, da - raus entſprieſſen die purpurroͤthlichten ſehr ſtarck riechenden Bluͤmlein.

Es waͤchſtſehr haͤuffig auf den Hieres - inſeln nahe bey Toulon, von dannenes, die ſein benoͤthiget ſind, moͤgen kom - men laſſen.

Man ſoll daſſelbe erwehlen, welches friſch iſt, einen ſtarcken Geruch hat, und an dem die Bluͤmlein noch ſitzen; das auch ſo gruͤne iſt, als nur moͤglich.

Es wird in der Medicin faſt gar nicht gebraucht, es muͤſte dann zu den tro - chiſcis hedichroi ſeyn. Allein, weil die - ſes Kraut bey uns gar rar, dannenhero nehmen die Apothecker an ſeine Stelle, den kleinen Majoran, mit dem Zuna - men Gentille, der edle.

Das vierte Capitel. Vom Jndianiſchen Blatt.

Siehe Fig. 123.
1

FOlium Indum, Malabatrum, Thama - lapatra / das Jndianiſche Blatt, oder das Blatt von Malabatra, das ſind die Blaͤtter eines groſſen Baumes, der insgemein in Jndien, vornehmlich gegen Cambaya zu, waͤchſt.

Das Jndianiſche Blatt iſt den Al -ten eben ſo unbekannt geweſen, als vie - le andere Spezereyen mehr, denn ihrer etliche geſchrieben, daß es in Jndien auf unterſchiedenen Pfuͤlen treibend angetroffen werde. Die beſte Meinung davon iſt dieſe, daß es naͤmlich die Blaͤt - ter eines Baumes ſeyen, der ſo groß alseinDer Spezereyen und Materialienein Caſtanienbaum. Nach den Blaͤt - tern kommen kleine Beeren, bey nahe wie auf dem Zimmtbaume, doch ſind ſie viel kleiner. An einigen Blaͤttern fin - det ſich eine Art kleiner Blaͤslein, in der Groͤſſe eines Nadelknopfs, welche ihrer etliche fuͤr die Frucht angeben.

Jch weiß gar nicht, was die Alten bewogen, dieſes Blatt zum Theriac zu nehmen, da es faſt weder Geſchmack noch Geruch hat. Doch will ich eben nicht ſagen, daß ſie deshalben zu ſchelten, denn es mag wohl ſeyn, daß dieſes Blat, wennes erſt kuͤrtzlich geſammlet worden, Ge - ſchmack und Geruch genug habe. Al - lein, was mich betrifft, muß ich geſtehen, daß ich zwar viel davon geſehen und ver - kauffet, nie aber befunden, daß es eine oder andere merckliche Kraft gehabt, welches iedennoch daher mag gekommen ſeyn, daß es zu alt geweſen. Dieweil ich nun nicht wehren kan, daß es ge - brauchet werde, ſo will ich ſagen, man ſolle diejenigen Blaͤtter auſſuchen, wel - che ſchoͤn, breit, gruͤn, und ſo wenig, als nur moͤglich, zerbrochen ſind.

Das fuͤnffte Capitel. Vom Thee.

DEr Thee, den die Sineſer und Ja - paner Cha oder Tcha nennen, ſind die Blaͤtter von einer kleinen Staude, die um Peking und Nanking in ziem - licher Menge waͤchſt. So waͤchſt auch der Thee an vielen Orten in Japan; und dieſer wird nicht nur fuͤr beſſer ge - halten als jener, ſondern auch wegen ſeiner Guͤte und Vortrefflichkeit die Blume vom Cha oder Thee genennet. Es iſt aber der Thee ein gruͤnes, duͤnnes Blaͤttlein / das an dem einem Ende ſpitzig zulaͤufft, am andern aber in et - was rund iſt, und umher ausgekerbet: mitten durch das Blat laufft ein mittel - maͤßiger Nerve, aus dem ein HauffenSiehe Fig. 124. kleine Aederlein entſtehen. Nach die - ſen Blaͤttern kommen die Knoͤpfe, de - ren ieder ſo dicke als die Spitze des Fin - gers iſt, einer gantz ſonderlichen Geſtalt; darinne ſind zwey oder drey Fruͤchte, die wie die Arecafruͤchte ſehen, zu befinden, welche auswendig und inwendig maͤuſe - fahl, und einen weiſſen Kern, der gar leichtlich vermodert, in ſich enthalten.

Der Japaniſche Thee iſt von dem Sineſiſchen nur darinne unterſchie - den, daß er viel kleinere Blaͤtter hat, auch weit angenehmer ſchmeckt und riechet: weil er nun zugleich insgemein lieblich gruͤne ſiehet, ſo erhoͤhet dieſer be - ſondere Geruch, Geſchmack und Farbe ſeinen Werth dermaſſen daß ein Pfund aufrichtiger Japaniſcher Thee, der ſo kleine Blaͤtter, und erſterwaͤhnte Farbe nebſt einem angenehmen Heugeruche hat, und dabey auch wie Veilgen riecht, unter 150. bis 200. Francken nicht kan verſchaffet werden. Daß alſo gar ein groſſer Unterſcheid zwiſchen dieſem unddem Chineſiſchen Thee, von welchem der allerbeſte iederzeit zwey dritte Theile weniger gilt.

Der Thee, den uns die Hollaͤnder / Englaͤnder und andere zufuͤhren, das ſind kleine zuſammen gerollte Blaͤttlein, wie wir ſie verkauffen; die Art aber und Weiſe, den Thee zuzurichten, iſt dieſe: wenn die Chineſer und Japaner den Thee geſammlet haben, laſſen ſie ihn beym Feuer trocknen, ſo lauffen die Blaͤttlein, indem daß ſie trocknen, alſo zuſammen, wie wir ſie zu ſehen bekom - men. Andere aber wollen, man wicke - le ſie in eine Matratze von feinem Cot - ton, und ſchuͤttele ſie hin und her, bis ſie ſich erhitzen, ſo dann bekaͤmen ſie dieſe Figur.

Doch dem ſey wie ihm ſey, ich ſage, daß die unterſchiedenen Sorten Thee / ſamt ihrem unterſchiedenen Preiſſe, darum wir ſie verkauffen, nicht daher entſtehen, weil wir den guten und ſchlechten Thee unter einander vermi - ſchen, wie etwa ein neuer Scribent in ſeinem Buͤchlein vom Thee, Chocolate und Coffe gar uͤbel angemercket; ſon - dern der Geruch, die Guͤte und Schoͤn - heit deſſelbigen machen und verurſachen den unterſchiedlichen Preiß, wie nicht weniger, wenn er in Menge, oder wenn er nicht wohl zu haben, oder auch, nach - dem er vertrieben und verthan wird. Wir wiſſen ja aus der Erfahrung, daß die Wahren nie wohlfeiler oder theurer ſind, als wenn ſie haͤuffig vorhanden, oder wenn ſie mehr oder weniger ver - trieben werden, nicht aber, weil ſie ge - miſchet worden. Denn unmoͤglich wird ein Kauffmann gemengten Thee ver -kauffenHauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. kauffen koͤnnen, bevoraus an ſolche Leu - te, die ſich gut darauf verſtehen. Uber - diß verbindet der hohe Preiß, darum der gute Thee verkauffet wird, die Kauff - leute, ihn zu geben, wie ſie ihn bekom - men. Allein Mißbrauch aber vorzu - kommen, wenn ja irgend etliche ſo un - redlich handeln wolten, will ich vermel - den, daß man den Thee, der recht gruͤn, ſtarckriechend, und, ſo viel als moͤglich, gantz iſt, erwehlen, iedennoch, wie be - reits erinnert worden, den Japaniſchen dem Sineſiſchen vorziehen ſoll.

Bey den Morgenlaͤndern iſt der Thee ſo ſehr im Brauch, daß es gar we - nig Leute giebet, die ſich deſſelbigen nicht bedienen ſolten. So war er auch vor etlichen Jahren in Franckreich dermaſ - ſen braͤuchlich, daß wenig vornehme Leute oder wackere Buͤrger waren, die ihn nicht gebrauchet haͤtten. Seit dem aber der Coffe und die Chocolate bekañt worden, wird er ſchier gar nicht mehr gebraucht. Was ſeine Tugenden be - trifft, von denen will ich nichts geden - cken, ſondern den Leſer an die Buͤcher, welche die Herren du Four und Blegny da - von geſchrieben, verweiſen.

Dieſes Capitel habe nicht beſchlieſſen wollen, ohne von der Blume des Thees zu handeln: denn es hat mir eben dieſelbe Perſon, welche mir die Blaͤtter gegeben, zu einer Zeit auch ei - ne Art Thee verehret, welche von dem gemeinen Thee gantz und gar unterſchie - den. Dieſe iſt ſchwartzbraun, und hat viel ehe die Form einer Blume, als ei - nes Blattes: und dieſer Thee, es ſey nun ein Blatt, oder eine Blume, wird von den Hollaͤndern alſo hoch geſchaͤtzt, daß ſie ihn gegen gleiches Gewichte Gold verkauffen, entweder, weil ſie deſſen gar wenig haben, oder aber, wegen ſeines angenehmen Geſchmacks und Geruchs, den er, ſonderlich, wenn er noch friſch iſt, hat, und in dieſem Stuͤcke auch den wahrhaften Japaniſchen uͤbertrift.

Was anlanget, daß etliche vorgeben, wir haͤtten in Europa den Thee viel wohlfeiler als in Japan und China, ſolches ruͤhret daher, daß ihn die Hol - laͤnder gegen Salbey eintauſchen, in welche die Sineſer und Japaner ſoſehr verliebet ſind: welches auch aller - dings mit allem Recht geſchicht, maſſen wir kein eintziges Kraut haben, das mit ſo herrlichen Tugenden begabet waͤre, als die kleine krauſſe Salbey, ſie wuͤr - de auch viel hoͤher geſchaͤtzet werden, wo - fern ſie nur in Jndien wuͤchſe. Weil ſie aber bey uns zu gemeine iſt, deshal - ben achten wir ihrer ſo wenig, als etwa jenes Lateiniſche Sprichwort: cur mo - rietur homo, quando creſcit Salvia in hor - to? Je warum ſolte denn der Menſche ſterben, wann die Salbey im Garten waͤchſt? Darff ſich alſo niemand be - fremden laſſen, wenn die Japaner und Sineſer den Thee gegen die Salbey ver - tauſchen.

Auch habe ich nicht unterlaſſen koͤn - nen, denjenigen Jrrthum, darein der Autor oberwehnten Buͤchleins gera - then, zu widerlegen: denn er ſaget am 14. Blat gemeldten Buͤchleins, er habe einem Kauffmanne, der nach Jndien zu Segel gehen ſolte, gebeten, daß er ihm doch den ſchwartzen Theeſamen, aufs beſte verwahret, mitbringen moͤchte, ob es vielleicht moͤglich waͤre, denſelben gleichfalls in Franckreich aufzubrin - gen. Allein er iſt gar uͤbel berichtet, denn die Fruͤchte des Thees ſind, als ſchon geſagt, der Arecafrucht gleichende Fruͤch - te, in Groͤſſe eines Paternoſterknopfs, oder noch beſſer zu reden, wie eine zer - ſpaltene Eichel, welche ſelb dritte mit ei - ner duͤnnen caſtanienbraunen Schale bedecket iſt. Jch haͤtte das Gegentheil nicht gehalten, wenn ich nicht ſelbſt die Frucht, die mir aus Holland geſendet worden, in Haͤnden haͤtte, und in dieſer Meinung, theils durch Gegenhaltung derjenigen Frucht, welche der Herr Tournefort beſitzet, beſtaͤtiget, theils aber von eben dieſem Manne, als einer Perſon, auf die man ſich verlaſſen kan, deſſen verſichert worden waͤre.

Obgemeldter Autor mercket auch an, daß aus dem Thee ein Syrup wider das Fieber koͤnne bereitet werden, legt ihm auch treffliche Eigenſchaften bey: die ihn nun verlangen, moͤgen ihre Zuflucht zu dem Tractat, den er davon verfer - tiget hat, nehmen.

MDasDer Spezereyen und Materialien

Das ſechſte Capitel. Von den Sennesblaͤttern.

LE Sené, Sennet oder die Sennes - blaͤtter, denen etliche den Namen des orientaliſchen Blattes gegeben, ſind die Blaͤtter eines Gewaͤchſes, oder vielmehr einer Stauden, welche ohnge - fehr eines Fuſſes hoch iſt, und in Levan - te, auch ſelbſt in Europa an vielen Or - ten waͤchſt.

Das Gewaͤchs oder die Staude, ſo den Sennet traͤgt, treibt, wenn es an - noch in der Erde ſteckt, Blaͤtter hervor, die mehr oder weniger gruͤn ſind, und unterſchiedliche Geſtalt haben, nachdem ſie naͤmlich einen Geburtsort gehabt, inmaſſen aus folgenden zu erſehen. Nach den Blaͤttern kommen kleine pur - purfarbichte Bluͤmlein, wie Sternlein, und auf dieſe, die duͤnnen, platten Scho -Siehe Fig. 125. ten; in beygefuͤgter Figur; darinne be - finden ſich fuͤnff oder ſechs kleine Sa - menkoͤrnlein, die ebenmaͤßig platt, und an dem einen Ende breit, am andern aber zugeſpitzt ſind. Die Schoten wer -Sennes - ſchoͤtlein. den folliculi Sennæ, Sennesſchoͤtlein geheiſſen.

Dieweil die Sennesblaͤtter in ſo groſ - ſer Menge verthan werden, und dan - nenhero bey uns gantz gemeine ſind, des - halben will ich erinnern, daß wir ſie in drey Sorten abtheilen, naͤmlich, in dieSiehe Fig. 126. von Palte oder Alexandria / von Tri - polis und von Mocca; wie auch, daß unter dieſen dreyen Gattungen noch vie - lerley Arten ſich befinden, welches doch blos von den unterſchiedenen Orten, all - wo ſie gebrauchet worden, herruͤhret: wie man dann gar oͤfters ſiehet, daß ein Gewaͤchſe ſich an Blaͤttern, Blumen und Fruͤchten veraͤndert, nachdem der Boden, darinne es erbauet worden, be - ſchaffen iſt. Dieſemnach ſind die ſchoͤnſt - und beſten Sennesblaͤtter, welche von Alexandria kommen, und deswegen Alexandriniſche genennet werden, in -Siehe Fig. 127. gleichen, Sennesblaͤtter aus Levan - te oder de la Palte, weil alle Sennesblaͤt - ter, die aus Levante und des Groß-Tuͤr - cken Landen kommen, Zoll, welches auf Frantzoͤſiſch Palte heißt, bezahlen muͤſſen.

Man ſoll die Sennesblaͤtter de la Palte auſſuchen, welche fein ſchmal und nicht gar zu uͤbrig groß, wie ein Spies - eiſen geſtalt, gelb von Farbe, ſehr ſtarckriechend, ſanft anzufuͤhlen, und nicht zerknickt ſind, unter denen auch ſo we - nig als moͤglich, Stiele und verdorrte Blaͤtter ſamt anderem Unrath zu befin - den. Dieſe Beſchreibung der Sennes - blaͤtter wird ohne Zweiffel denen gar laͤcherlich vorkommen, welche ſie nicht eben allzu wohl kennen, ſondern vorge - ben, die guten Sennesblaͤtter muͤſten groß, breit und gruͤne ſeyn. Allein das iſt mein Troſt, daß ich verſichert bin, es werden diejenigen, die die Sennesblaͤt - ter genauer kennen, meinem Vorbrin - gen nicht widerſprechen. Solte aber auch die groſſe Menge der Sennesblaͤt - ter, die durch meine Hand gehen, nicht zulaͤnglich ſeyn, mir eine recht gewiſſe Kenntnuͤß dererſelben zu verſchaffen, ſo beſitze ich eine gantze Pflantze, welche mir von Aleppo zukommen, und dasje - nige, was ich vorgebracht, beſtaͤtigen kan.

Der Gebrauch der Sennesblaͤtter iſt ſo gemeine, daß ohnnoͤthig, mich lan - ge dabey aufzuhalten, indem doch ieder - man bekannt, daß ſie ein ſehr gut Pur - girmittel ſind.

Die andere Sorte, die wir Sennes - blaͤtter von Tripoli oder Seyde heiſ - ſen, ſind die gruͤnen Sennesblaͤtter, die wir auch zuweilen verkauffen, und un - ter denen ſich, wiewohl gar ſelten, ſolche befinden, welche denen de la Palte an Kraͤften ziemlich nahe kommen. Sie ſind ziemlich rauh, und haben ſchier kei - nen Geruch, zum Vergelt aber ſind ſie von unverſtaͤndigen Leuten ihrer gruͤ - nen Farbe halber gar wohl aufgenom - men worden. Wiewohl anietzo iſt die - ſe Gattung bey uns ziemlich rar, ſinte - mahl in Franckreich verboten worden, ſie einzufuͤhren: und um deswillen ſind die Blaͤslein und Stiele um ein gutes theu - rer, als vor 15. Jahren, weil ſich unter dieſen Sennesblaͤttern eine groſſe Men - ge derſelben befunden.

Die dritte Art ſind die von Mocca / welche die Landkramer Senne de la pique, ſpitzige Sennesblaͤtter nennen, indem es lange und ſehr ſchmale Blaͤttlein ſind, die noch einmahl ſo lang, als die rechten Sennesblaͤtter aus Levante. Allein die uͤble Beſchaffenheit dieſer Blaͤtterver -Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. verurſachet, daß ich nichts davon nicht ſagen kan, denn daß ſie gaͤntzlich ſollen verworffen werden, dieweil ſie gar zu nichts taugen, welches denn auch ver - wehren ſolte, daß ſie weder eingefuͤhret, noch von den Kauffleuten verkauffet werden duͤrfften.

Die Sennesſchoͤtlein belangend, dererſelbigen gute Beſchaffenheit ſolte wohl billich die Aertzte verpflichten, ſie oͤfters als geſchicht, zu gebrauchen; denn ſie uͤberaus ſanfte purgiren, auch den Medicamenten bey nahe weder Geruch noch Geſchmack geben, welches bey den Blaͤttern gerade das Wiederſpiel, in - dem ſie einen ſo widerlichen Geſchmack machen, daß viel Leute, wegen des Ge - ſchmacks und Geruchs der Sennesblaͤt - ter, die Artzney zu nehmen verweigern.

Man muß aber diejenigen Sennes - ſchoͤtlein ausſuchen, welche fein dicke, groß und gruͤn ſind, in denen auch der Samen recht voͤllig und dicke iſt, den Roſinenkernen bey nahe gantz aͤhnlich, auſſer daß er viel platter. Hingegen ſollen die ſchwartzen, und die zuriſſenen, in denen die Kerne ausgedorret, ver - trocknet und ſchimmlicht, weggeworf - fen werden, denn ſie ſind durchaus nicht tuͤchtig, daß ſie ein Menſche zu ſich neh - me, weil ſie nicht allein zu alt, ſondern auch zum oͤftern in Seewaſſer geweichet worden ſind.

Auſſer dieſe Sorten der Sennesblaͤt - ter und dererſelben Blaͤslein verkauf - fen wir auch noch den Staub und Un - rath davon, wiewohl es nicht recht iſt, denn es iſt den mehrern Theil nichts als Erde und die Blaͤtter eines Krau - tes, welches die Tabuletkramer Ourdon nennen, und entweder ſich von ungefehr darunter befindet, oder mit Fleiß unter die Sennesblaͤtter in die Kuͤſten und Ballen gethan worden iſt. Dieſes aber ſolte aufs ſchaͤrffſte verbo - ten werden, nicht nur wegen der uͤbeln Beſchaffenheit dieſer Blaͤtter, ſondern auch, weil vielen liederlichen Geſinde da - durch Anlaß gegeben wird, allerley Lumperey drunter zu mengen, und der - geſtalt aus einer Wahre, die nicht werth iſt, daß man ſie von der Erde aufhebe, Geld zu machen. Andere verkauffen an ſtatt des Staubes von Sennesblaͤt - tern, getrocknete, zerhackt - und zerſtuͤck - te Wegrichblaͤtter, denen ſie den Na -men Ourdon geben, und, ihrer Be - truͤgerey ein deſto beſſeres Anſehen zu machen, petit Sené, ſchlechte Sennet - blaͤtter nennen, welches iedennoch gantz leichtlich zu mercken iſt, denn die zerſtuͤckten rechten Sennesblaͤtter, ſind kleine zarte Stuͤcklein, Ourdon dagegen ſind dickere Stuͤckgen, und die Nerven des Wegrichs noch daran zu ſpuͤren. Hier werden mir etliche einwerffen wol - len, der reine und ſaubere Staub der Sennesblaͤtter habe eben eine ſo gute Kraft, als die gantzen Blaͤtter: denen antworte ich aber, dieweil die Sennes - blaͤtter, aus ſo gar ſubtilen Theilgen be - ſtehen, derowegen haben ſie weniger Kraft, ie mehr ſie zuſtoſſen ſind. Und darum ſolte auch der Sennesblaͤtter - ſtaub ausdruͤcklich bey der Handlung verboten ſeyn, wie ingleichen die Stiele, welche etliche gebrauchen; eines theils, weil ſie gar gutes Kauffs, theils aber, weil ſie viel heftiger purgiren, weder die Sennesblaͤtter.

Aus den Sennesblaͤttern wird uͤbern Feuer mit Waſſer ein Extract gemacht,Extractum fo - liorum Sennæ. ſo gar ein gutes purgans iſt. Auch kan man ein Saltz daraus ziehen, welchem etliche ſehr groſſe Eigenſchaften zulegen, bevoraus, wenn es zu der infuſion der Sennesblaͤtter gethan wird, denn durch ſolches Mittel wuͤrde, ihrem Vorgeben nach, eine viel groͤſſere Kraft heraus ge - zogen; und daran irren ſie auch nicht.

Es haben zwar etliche Scribenten ge - ſchrieben, daß in Jtalien, vornehmlich in Toſcanen uñ der Genueſiſchen Re - vier, wie auch in Provence, die Sen - nesblaͤtter in Menge wuͤchſen: weil ich aber glaube, daß dieſe Art Sennet, viel - mehr desjenigẽ Gewaͤchſes Blaͤtter ſind, welches die Kraͤuterverſtaͤndigen Colu - tea, Bagnaudier, Schaflinſen heiſſen, derowegen will ich nichts davon geden - cken, indem bereits genug Autores da - von gehandelt haben.

Jn Franckreich findet ſich ein Kraut, Gratia Dei oder Gratiola, Got -Gratiola. tes Gnad / genennet, welches eben ſo ſtarck purgiret, als wie die Sennesblaͤt - ter: weil es aber bey uns waͤchſt, dar - um macht man kein groß Werck davon. Auch giebt es noch ein ander Kraut, welches die Simpliciſten Alypum montis Ceti nennen, weil es auf dem BergeM 2CeteDer Spezereyen und MaterialienCete bey Montpellier ſehr haͤuffig waͤchſt. Dieſes purgiret noch ſtaͤrckerals die Sennesblaͤtter, und wird von et - lichen weiſſer Turbit genennet.

Weiſſer Tur - bit.
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Das ſiebende Capitel. Von den Plantis Capillaribus, allerhand Sorten Frauenhaar.

DJeſes ſind kleine Kraͤutlein, die uns von unterſchiedenen Orten gantz uͤberbracht werden, unter denen die vor - nehmſten, und die am meiſten geachte - ten, diejenigen ſind, die aus Canada gebracht, und deshalben von den Bota - nicis Adiantum album Canadenſe, weiſſeSiehe Fig. 128. Steinraute aus Canada betitelt werden. Das Kraut waͤchſt ohngefehr eines Fuſſes hoch, der Stengel iſt ſehr duͤnne, hart und ſchwaͤrtzlicht, daraus entſprieſſen kleine Zweiglein, mit gruͤ - nen zackichten Blaͤttlein beladen. Es waͤchſt auch in Braſilien, und wird Adiantum Braſilianum geheiſſen. Jn dem koͤniglichen Garten zu Paris wird die - ſes Gewaͤchs mit groſſer Sorgfalt, nebſt einem Hauffen anderer fremden Ge - waͤchſe erzogen, welche aus vielen Orten der Welt durch die Herren Fagon und Tournefort, die beruͤhmteſten Botanicos unſerer Zeit, darein gebracht ſind wordẽ.

Syrupus de Ca - pillaribus Ca - nadæ.
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Ohne dieſe Kraͤuter, die uns Cana - da zuſendet, laſſen wir auch den Sy - rup davon kommen, welcher wenn er recht beſchaffen, eine Ambrafarbe und guten Geſchmack haben ſoll, anbey muß er wohl und gnugſam gekocht ſeyn, nicht ſauer oder modricht riechen, ſoviel als moͤglich klar und helle, und gewiß aus Canada gebracht ſeyn.

Dieſem Syrup werden gewaltige Eigenſchaften beygeleget: abſonderlich ſoll er die Fluͤſſe und andere Bruſtbe - ſchwerungen vertreiben, auch den klei - nen Kindern, mit etwas Mandeloͤl ge - geben, gar dienlich ſeyn.

Gleichfalls laſſen wir, auſſer dieſe Kraͤuter und Syrup, einen dergleichenSyrupus Capil - larium Mon - ſpelienſium. Syrup von Montpellier kommen, der von einem Kraute, bey den Botanicis Adiantum album Monſpelienſe genannt,Steinraute von Mont - pellier. Siehe Fig. 129. bereitet wird. Dieſer iſt von jenem gar wenig unterſchieden, ſonderlich, wenn er recht zugerichtet iſt, das heißt, wenn er nicht von ſolchem Kraute, das ſchon einmahl dazu gebrauchet, und wiede - rum getrocknet worden, gemachet iſt / welches bey ein und andern Apotheckerzu Montpellier nicht ſelten geſchicht, aber gar leichte kan gemercket werden, weil er uͤberaus weiß iſt, und ſchier nicht anders als zerlaſſener Zucker ſchmeckt, da hingegen der, welcher recht und ge - treulich zugerichtet iſt, wie Amber ſie - het, und ſehr angenehme ſchmecket.

Dieſer Syrup ſoll eben, als wie der Canadiſche, erwehlet werden: wie ihm dann auch gleiche Kraͤfte zugerechnet werden. Man laſſe ihm ingleichen ge - ſagt ſeyn, und kauffe beyde Sorten die - ſes Syrups bey redlichen Kauffleuten und Spezereyhaͤndlern, die ihn ſelbſt kommen laſſen, denn der, den die meiſten Apothecker verkauffen, iſt nichts anders, als ein zuſammen geſetzter Syrup von den Capillaribus dieſes Landes, dem Adi - anto nigro, oder Frauenhaar, Politry -Siehe Fig. 130. 131. 132. 133. cho, Ceterach, und Scolopendria, der Hirſchzunge. Etliche thun noch die fri - ſchen Wurtzeln vom Engelſuͤß, Salvia Vitæ Mauerraute und Suͤßholtz dazu,Siehe Fig. 134. 135. da dann dieſe Kraͤuter zuſammen den Syrup roͤthlicht machen, wiewohl eꝛ bey weitem nicht ſo ſehr, als wie der aus Ca - nada und von Montpellier vertrieben wird. Damit aber die Apothecker dieſen Syrup deſto beſſer nachmachen moͤgẽ, ſo ziehẽ ſie ein Waſſer aus dieſen Kraͤutern, und beꝛeiten damit einen Syrup, welcher weiß iſt, und viel verkauffet wird, ob er ſchon nicht mehr Kraft, denn zerlaſſener Zucker hat.

Wir laſſen auch eine duͤnne Conſerve von den Capillaribus von Montpellier kommen, wiewohl nur ſelten, dieweil wenig darnach gefraget wird. Was die Zubereitung dieſer Syrupe betrifft, davon habe ich nichts gedacht: wer ſie aber von den Capillaribus von Canada oder Montpellier zurichten will, mag ſich in den Pharmacopœis, die davon han - deln, umſehen.

Man laſſe ſich auch warnen, und ge - be Achtung, ob die Capillares, welche et - liche verkauffen, gewiß von Montpellier oder aus Canada kommen; denn ihrer etliche die getrockneten Capillares, diehie -

TAB. XXVI.
Mauerraute. F. 135. p. 184.
Miltz Kraut F. 133. p. 184.
Engelſüs. F. 134. p. 184.
Stanraute aus Lanada F. 128. p. 183.
Polijtrichum F. 131. p. 184.
Frauenhaar F. 130. p. 184.
Steinraute von Mont-pellier F. 129. p. 183.
Hitſch Zunge F. 132. p. 184.
Sennes blätter von Mocca. F. 126. p. 179.
Sennes blätter von Alepandria. F. 125. p. 179.
Sennesblätter aus Levante F. 127. p. 179.

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. hieherum wachſen, dafuͤr verkauffen, welches aber aus dem groſſen Unterſchie -de, der darzwiſchen iſt, ohnſchwer er - kannt kan werden.

Das achte Capitel. Von der Soldanella.

Siehe Fig. 136.
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DJe Soldanella oder der Meer - kohl iſt ein klein Kraut, deſſen Wur - tzeln gar duͤnne, und die Blaͤtter den Blaͤttern der Oſterluzey ziemlich aͤhn - lich ſind, auſſer daß ſie viel kleiner und dicker: nach dieſen wachſen die purpur - farbigten Blumen, welche ſchier wie die Glocken der Winde ſehen. Das Kraut wird gantz und in Buͤndlein gebunden, von den Seekuͤſten, an welchen es uͤber - fluͤßig anzutreffen iſt, zu uns gebracht. Es wird gar ſelten in der Artzney ge - braucht, ob es gleich gar dienlich iſt, bey Waſſerſuͤchtigen das Waſſer abzufuͤh - ren: daher es auch der Herr Boude - ron gantz fuͤglich unter ſein Pulver wi - der die Waſſerſucht genommen, wozu es keiner andern Wahl bedarff, als daß es, ſo viel nur immer moͤglich, friſch und unzerſtoſſen ſey.

Wir verkauffen auch noch ein Kraut,Wintergruͤn. ohne die Soldanella, Pyrola, Winter - gruͤn benamſet. Daſſelbige wird dar - um Pyrola genennet, weil ſeine Blaͤtter dem Birnbaumlaube einiger maſſen gleichen: und Wintergruͤn, weil es im Winter, der Strengigkeit dieſer harten Jahreszeit ohnerachtet, dennoch ſeine Gruͤne behaͤlt. An gewiſſen Orten iſt es gantz gemein, z. E. in Teutſchland und andern kalten Laͤndern. Weil nun dieſes Kraͤutlein bey uns dermaſſen rar iſt, darum haben unſere Kraͤutermaͤn -ner, die deſſen auch gerne Meiſter ſeyn wollen, es gantz gemeine gemacht, indem ſie Birnbaumkerne geſaͤet, und die Blaͤt - ter, ſo bald ſie nur aus der Erde hervor gekrochen, an ſtatt der Pyrola verkaufft. Es iſt auch ſolches, wegen der uͤberaus groſſen Gleichheit, welche die Pyrola mit dem Birnbaumlaube hat, ſehr ſchwer - lich zu bemercken. Damit man aber dieſen Betrug vermeide, darff man ſie nur bey aufrichtigen Leuten hohlen: doch iſt das verdruͤßlichſte, daß ſie nicht anders als trocken zu haben.

Man giebt vor, das decoctum von dieſem Kraute ſey ein ſehr ſtarck adſtrin - gens, ein anhaltend Mittel, diene auch zu Heilung der Geſchwuͤre, und anderer Kranckheiten gleicher Art.

Wenn das Wintergruͤn annoch inSiehe Fig. 137. der Erde iſt, ſo ſtoͤſt es einen Hauffen klei - ner Stengel von ſich, da an iedweden derſelben, vorne an der Spitze, ein klein rundlicht Blat ſitzet, braungruͤner Far - be. Mitten zwiſchen dieſen Stielen ſteigt ein Stengel empor, daran zu oͤberſt viel kleine, weiſſe, wohlriechende Bluͤmgen entſprieſſen. Das gantze Gewaͤchs aber iſt kaum eines oder an - derthalben Fuſſes hoch, und liebet die mitternaͤchtigen Laͤnder uͤber alle maſ - ſen, welches auch die Urſache, daß es in warmen Laͤndern ſo gar ſeltſam iſt, da es doch in kalten Landen gantz gemeine.

Das neundte Capitel. Vom Anil.

Siehe Fig. 138.
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DEr Anil iſt ein kleines Kraut, ohn - gefehr zwey Fuß hoch, mit runden Blaͤttern, welche obenher gruͤn und braͤunlicht ſehen, unten aber ſilberweiß ſind, und ziemlich dicke: nach dieſen wachſen die Blumen, welche der Erb - ſenbluͤte gleichen, und roͤthlicht ſind, dar - aus entſtehen die langen, als wie Si - cheln, zuruͤckgebogenen Schoten, die den kleinen Olivenfarbenen Samen, dem Ruͤbſamen gar aͤhnlich, beſchlieſſen.

Die Americaner ſaubern das Land vorher wohl, wenn ſie den Anil ſaͤen wollen; hernachmahls machen ſie Loͤ -cher drein, einen Fuß weit von einan - der, werffen in iedes 10. bis 12. Anilkoͤr - ner, und bedecken ſie nur ſchlecht hin mit ein wenig Erde, da dann nach Verlauff ſechs Wochen, oder zum laͤngſten zweyer Monate, das Kraut abgeſchnitten, und der Jndich oder Jndigo daraus gezo - gen werden kan, wie im folgenden Cap. zu erſehen. Wird es aber drey Monat im Lande gelaſſen, ſo bringt es ſeine Blu - men und Samen. Allein bey dieſem Kraute hat man eine Art Raupen zu befuͤrchten, welche etliche mahl auf der Jnſel S. Chriſtoffel beobachtet wor -M 3den,Der Spezereyen und Materialienden, daß ſie in einer Nacht gewachſen, und alle Hoffnung der Einwohner zu nichte gemacht. Dieſem Unheil abzu - helffen, ſchneiden ſie alles Kraut mit ein - ander geſchwinde ab, und werffen es ſammt den Raupen in die Faͤſſer: denn, was ſie wieder von ſich geben, iſt auchnoch gut. Andere aber kommen dieſem Ubel alſo vor, daß ſie zwiſchen demjeni - gen, was ſie bereits angefreſſen, und dem, welches ſie noch nicht beruͤhret, eine groſſe Scheidung machen. Dieſer Schade iſt auf der Jnſel Martinigo noch nie verſpuͤret worden.

Das zehende Capitel. Wie der Jndich und Jndigo bereitet werden.

DEr Jndich iſt eine Fecula oder gantz zartes Pulver, welches mit Waſſer und Baumoͤl allein aus den Blaͤttern gezogen wird. Und dieſes macht den Un - terſchied zwiſchen dem Jndich und Jn - digo / denn ſie dieſen aus den Blaͤttern und kleinen Zweiglein bereiten, gleich - wie aus folgendem wird zu erſehen ſeyn.

Der vollkommenſte Jndich iſt, der den Zunamen Serquiſſe, von einem Dorffe gleiches Namens / welches 24. Meilen von Suratte / nahe bey Ama - dabat liegt, erhalten hat. Er wird auch um Biana Jndoua und zu Coſſa, nahe bey Ayra; desgleichen im Koͤnigreich Golconda gemacht. Die Hollaͤnder bringen ihn gleichfalls von Brampour aus Bengalen, welcher aber der ſchlechteſte unter allen iſt.

Siehe Fig. 139.
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Wenn nun die Einwohner ietztge - dachter Orten das Pulver aus dem Anil ziehen, und den Jndich bereiten wollen, ſo ſchneiden ſie dieſes kleine Kraut mit einer Sichel ab, ſobald nur die Blaͤtter, wenn man ſie angreifft, zu brechen beginnen, und nachdem ſie die Stiele heraus geleſen, legen ſie die Blaͤt - ter in eine gnugſame Menge Waſſer, welches in einem Faſſe, das ſie das Ein - weich-Faß heiſſen, ſtehet, und laſſen ſie 25. bis 30. Stunden lang darinne wei - chen. Nach derer Verflieſſung drehen ſie den Han auf, und laſſen das Waſſer, welches nunmehro eine gruͤnlichte Far - be, die ſich aufs blaue ziehet, bekommen, in ein ander Faß, welches ſie das Schla - gefaß nennen, ablauffen. Jn dieſem laſſen ſie das Waſſer anderthalb Stunden lang durch vier ſtarcke Jndia - ner fort fuͤr fort mit hoͤltzernen Loͤffeln ſchlagen, welche achtzehen bis zwantzig Fuß lange Stiele haben, und auf vier Stuͤcken Eiſen, die ſie chandeliers, Leuch - ter, heiſſen, ruhen. Damit ſie aber nicht gar zu viel Leute zu dieſer Arbeit noͤthig haben, ſo bedienen ſie ſich einergroſſen ſechseckigten Waltze, an deren beyden Enden zwey eiſerne Zacken her - vor gehen, welche in zwey Pfannen, von gleicher Materie, liegen. An zweyen Seiten, unten an der Waltze, ſind ſechs zugeſpitzte Eymer, die zu un - terſt offen, angehencket, und ein Jndia - ner beweget dieſe Waltze immerfort, ſo daß, wenn die Eymer auf dieſer Seite in die Hoͤhe kommen, die andern wieder hinab gehen. Dieſes treibt er ſo lange, bis das Waſſer uͤber und uͤber mit Schaum bedecket iſt, da ſie dann etwas weniges Baumoͤl mit einer Feder hin - ein thun, kaum ein Pfund, in ein Faß, das 70. Pfund Jndich, ſo wie wir ihn haben, giebet. Sobald das Oel drein gethan worden, theilt ſich der Schaum mitten von einander, uñ laſſen ſich kleine Klumpen, wie in der geronnenen Milch ſehen: alsdann hoͤren ſie auf zu ſchla - gen, damit ſichs ſetzen moͤge. Wenn es ſich nun gnugſam geſetzet, wird die Roͤh - re des Schlagefaſſes geoͤffnet, daß das klare Waſſer ablauffe, und ſie das Pul - ver, das wie Schlamm am Boden liegt, heraus nehmen koͤnnen. Wenn es heraus genommen, wird es in zugeſpitz - te Saͤcke von Tuch gethan, auf daß das wenige Waſſer, welches noch etwa darinne verblieben, vollends abgezogen werde. Drauf thun ſie es in Kaͤſten, welche irgend einen halben Zoll hoch ſind, damit es recht trucken werde, und ſo dann iſt es der ſo genannte Jndich, dem allem Anſehen nach, dieſer Name deswegen gegeben worden iſt, weil er aus Jndien kommt. Ehedeſſen berei - teten die Jndianer den Jndich in ſon - derlich dazu verfertigten und wie ein Becken formirten Teichen, welche ſie vorhero mit Kalch, der dem Marmor an Haͤrte gleichte, zugerichtet hatten, und brauchten nicht halb ſo viel Vor - ſichtigkeit dabey, wie heutiges Tages; entweder weil ſie es nicht ſo gar genaunahmen,

TAB. XXX.

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. nahmen, oder, weil ſie es ſo gut mach - ten, als ſie konten.

Man ſey nicht ſo wunderlich, und glaube, was Matthiolus im Buch uͤbeꝛ den Dioſcoridem angemercket, als ob es naͤmlich zweyerley Jndich gebe; der eine wuͤchſe von ihm ſelbſt, wie ein Schaum, an dem Jndianiſchen Rohre, wenn es Knoten gewinnet: der andere werde von Farbe gemacht, und ſey der Schaum, der auf den Keſſeln ſchwim - me, von den Faͤrbern aber geſammlet und getrocknet werde; und viel derglei - chen Maͤhrlein mehr, die er davon er - zehlet. Hingegen erwehle man den Jndich / der in platten Stuͤcken iſt, von rechtmaͤßiger Dicke, die nicht zu weich, auch nicht zu harte ſind, hoch an der Far - be, d. i. gantz dunckelviolet, leicht, und auf dem Waſſer ſchwimmend, daherSchwim̃en - der Jndich. auch der Name Inde flottante, ſchwim - mender Jndich, entſtanden. Wenn er zerbrochen wird, muͤſſen keine weiſſe Flecken, wohl aber ſilberhelle Flinterlein darinne ſeyn. Letzlich muß er auch kupfricht ſeyn, das iſt, ſeine blaue Far - be muß ſich in roth verwandeln, wenn man ihn mit dem Nagel kratzt; auch ſollen ſo wenig kleine Stuͤcklein drunter ſeyn, als immer moͤglich.

Wir haben keine eintzige Wahre, die mehr verfaͤlſchet wird, als wie der Jn - dich, wenn er ſo theuer iſt als ietzo; allein ich wuͤrde etliche Boͤgen damit anfuͤllen, wenn ich alles erzehlen wolte, ſo aber unnoͤthig: es kan ein ieder aus dem, was ich anietzo vorgebracht habe, den guten von dem verfaͤlſchten gar leichtlich un - terſcheiden.

Jndich von Agra oder wie Caſtani - en geſtaltet.
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Ohne den platten Jndich haben wir auch eine Gattung deſſelben in Form der Caſtanien, welchen wirJndich von Agra zu nennen pflegen, und ſchier eben ſo gut iſt, als wie der Jn - dich von Serquiſſe: weil aber ſeine Ge - ſtalt nicht iederman anſtaͤndig, deshal - ben bedient ſich ſeiner faſt niemand, als die Faͤrber. Auch bekommen wir ſonſt noch einen Hauffen andere Sorten, wel - che aber blos nach denenjenigen Ortẽ, an denen ſie gewachſen, von einander un - terſchieden werden; desgleichen, nach - dem diejenigen, die ihn bereitet, mehr oder weniger Behutſamkeit darauf ge - wendet: und dann, nachdem das Kraut, daraus er gemachet worden, alt oder jung geweſen. Denn der Jndich, der aus denen zu erſt geſammleten Blaͤttern bereitet worden, iſt weit beſſer, als der aus denen zum andern mahl abgeleſe - nen Blaͤttern gemacht worden iſt, und der andere viel beſſer, denn der dritte. Je juͤnger nun das Kraut, das dazu ge - braucht wird, ie ſchoͤner iſt auch der Jn - dich, als deſſen Blau weit lebhaft - und glaͤntzender iſt.

Der Jndich wird zum Faͤrben und von den Waͤſcherinnen zum leinenen Geraͤthe gebraucht. Die Mahler rei - ben ihn mit weiß ab, wenn ſie blau da - mit mahlen wollen; denn wenn ſie ihn alleine naͤhmen, wuͤrde er gantz ſchwartz werden, wenn ſie aber gelb drunter thun, giebt er eine gruͤne Farbe.

Zwar bedienen ſich ſeiner auch etliche Zuckerbecker und Apothecker, und faͤr - ben den Zucker damit, darunter ſie ge - ſtoſſene Veilgenwurtzel gethan haben, und verkauffen ihn hernach fuͤr Violen - zucker und Syrup: allein dieſes iſt un - recht, und kan dem Dinge leichtlich ge - rathen werden, wenn man nur den Preiß nicht anſehen, und aufrichtigen Kauffleuten abkauffen wolte.

Das eilffte Capitel. Vom Jndigo.

DEr Jndigo iſt eben ſowohl eine Fe - cula und zartes Pulver, welches als wie der Jndich aus dem Anil gezogen wird, und allein darinne von dieſem un - terſchieden iſt, daß er aus dem gantzen Kraute, das iſt, aus den Blaͤttern und Stielen, gemacht iſt. Wann wir aber vielerley Gattungen Jndich haben, ſo haben wir derer nicht weniger unter dem Jndigo. Allein, weil ich nur von denenjenigen zu reden willens bin, diein der Handlung gangbar, dannenhero will ich ſagen, daß dieſer der vollkom - menſte ſey, der den Namen Guatima -Jndigo Gua - timalo. lo fuͤhret, und aus Oſtindien kommt, auch, wenn er recht beſchaffen, leichte ſeyn muß, nicht gar zu harte, kupfricht, und auf dem Waſſer ſchwimmend: kurtz, er muß dem Jndich an Guͤte ſo nahe kommen, als immer moͤglich iſt.

Die zweyte Gattung Jndigo heißtJndigo von S. Domingo. von S. Domingo, und iſt von demGuati -Der Spezereyen und MaterialienGuatimalo nichts unterſchieden, als daß die Farbe nicht ſo friſch und kupf - richt ſieht.

Jndigo von Jamaica.
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Die dritte von Jamaica / kommt aus England zu uns.

Jndigo aus denen Jnſeln.
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Die vierte iſt der Jndigo aus den Jnſeln.

Alle dieſe Arten Jndigo ſind beſſer oder geringer, nachdem ſie rein oder un - rein ſind. Denn die ihn bereiten, ſind wohl ſo boshaft, daß ſie Sand und Er - de drunter mengen; welche Schelme - rey aber gar bald zu entdecken iſt, die - weil der Jndigo wie Wachs brennen muß, da dann der Jndigo verbrennet /die Erde und Sand aber zuruͤcke bleiben. Tavernier gedenckt in ſeiner Reiſe nach Jndien am 102. Blatt, daß der Staub vom Jndigo alſo ſubtil und durchdrin - gend ſey, daß diejenigen, die ihn reitern oder ſieben, vermummt ſeyn, und von Zeit zu Zeit Molcken trincken muͤſſen. Solches zu behaupten, und die durch - dringende Kraft des Jndigo zu erwei - ſen, vermeldet er, daß er etliche mahl des Morgens ein Ey bey dieſe Jndigorei - terer hingeleget, und daſſelbe inwendig blau befunden habe, wenn er es des Abends aufgemacht.

Das zwoͤlffte Capitel. Vom Waid.

Siehe Fig. 140.
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JN Franckreich, ſonderlich um Tou - lon, erbauen wir ein Kraut, das die Lateiner Iſatis, wir aber Guesde und Paſtel, die Teutſchen Ward nennen. Aus dieſem Kraute wird eine Waare gezo - gen, die mit dem Jndigo einige Ver - wandtnuͤß hat: nicht zwar, wie ſie zu uns gebracht wird, denn da iſt ſie wie Erde; ſondern, weil die Blaͤtter des Waids, gleichwie des Anils koͤnten zubereitet werden.

Der Waid iſt eine uͤberaus ſchwere Waare, und als wie Erde: deſſen bedie - nen ſich die Faͤrber. Den Waid nun zu bereiten, werden zu Ende des Hor - nungs, oder zu Anfang des Mertzen die jungen Blaͤtter abgeſchnitten, und zu Hauffen getragen, auf daß ſie uͤber ein - ander heiß werden, und ſich in ſich ſelbſt verzehren, deshalben ſie auch mit Waſ - ſer beſprenget und woͤchentlich zwey - mahl umgewendet werden. Wenn dieſe nun wie Erde und trocken worden, ſo legen ſie dieſelben auf eine Ecke, damit ſie die Blaͤtter von eben dieſem Kraute, die es wiederum aufs neue hervorgetrie - ben hat, gleichfalls dahin bringen koͤn - nen, die ſie alsdann, und wann ſie die - ſelben, gleichwie die erſten zugerichtet haben, unter die erſten mengen; und ſolcher geſtalt ſchneiden ſie zum dritten und vierten mahle die friſchen Blaͤtter ab, ſo daß ſie vom Ende des Hornungs, bis zum Ende des Septembers den Waid viermahl abſchneiden, welches denn die Urſache iſt, warum der Waid ſo gar uͤbel beſchaffen und voll Erde iſt. Wann ſie uns aber den Waid, den ſiezum erſten mahle abgeſchnitten, uͤber - ſendeten, wuͤrde er weit beſſer ſeyn, als derjenige iſt, darunter ſie den, der im September abgeſchnitten worden, ge - miſchet haben, theils, weil die Blaͤtter viel haͤrter, theils aber, weil ſie voll Sand und Kiß ſind, welches der Regen und die Winde, die um dieſelbe Zeit lang anzuhalten pflegen, verurſachen.

Die Faͤrber, die dieſe Waare brau - chen, laſſen den Schaum davon trock - nen, welcher alsdann dem Jndigo, der Farbe nach, ziemlich gleich kommt, und von uns unter dem Namen Floré d’Inde, Jndichblume verkaufft wird, auch den Scribenten, die ſich auf die Waaren nicht verſtanden, als da iſt Dalechamp, und andere, Anlaß gegeben, daß ſie den - ſelben Schaum fuͤr rechten Jndich ge - halten. Jſt alſo aus dieſer Beſchrei - bung zu erſehen, daß es gar wohl moͤg - lich waͤre, eine dem Jndigo gantz gleiche Farbe aus den erſten und jungen Blaͤt - tern des Waids zu ziehen.

Ohne den Waid laſſen wir auch aus Picardie ein Kraut bringen, welches gantz iſt, und von uns und den Faͤrbern Gaude oder Herbe à jaunir, von den La - teinern Lutea oder Luteola, zu Teutſch aber Wau genennet wird.

Siehe Fig. 141.
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Ferner laſſen wir fuͤr die Faͤrber ein Kraut aus Picardie kommen, welches gruͤne Blaͤtter hat, und von uns Sereque,Sereque oder Oriſel. Siehe Fig. 142. nach dem Arabiſchen Worte Sereth, ge - nennet wird. Es wird ingleichen herbe à jaunir, ein Kraut, damit man gelb faͤr - bet, oder kleiner Ginſt, auch gelbe Scharte / und von den Einwohnernder

TAB. XXVIII.
Krelskraut. F. 144. p. 193.
Färber baum. F. 143. p. 193.
Scharle F. 142. p. 192.
Wcut. F. 141. p. 192.
Soldanella. F. 136. p. 185.
Waid F. 140. p. 191.
Wintergrün F. 137. p. 186.

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. der Canarien Jnſeln, von dannen das erſte gekommen, Oriſel geheiſſen.

Uber obgemeldte Kraͤuter ziehen wir auch aus Portugall, bevorab von ei - nem Orte und Seehafen, Porto ge - nannt, eine gewiſſe Waare, welche nichts anders iſt, als zerſtoſſene Blaͤtter und junge Zweige eines Baumes, denSumach von Port a Port. Siehe Fig. 143. wir eben als wie die Araber Sumac nennen, die Lateiner heiſſen ihn Rhus, deswegen wir ihn auch zuweilen, wie - wohl in etwas verſtuͤmmelt, Roux zu nennen pflegen. (Bey den Teutſchen heiſt er Gerberbaum oder Faͤrber - baum.) Dieſe Waare wird von den Faͤrbern, Cordubanmachern, und Ger - bern ſehr gebrauchet, und dienet zum gruͤn faͤrben.

Der beſte Sumach iſt gruͤnlicht und friſch. Dieſer Waare hat man den Na - men Port a Port gegeben, weil ſiemeiſtentheils aus ſelbigem Hafen in Portugall zu uns gebracht wird.

Uberdiß, daß die Faͤrber die zerſtoſſe - nen Blaͤtter gebrauchen, kan man ſich auch der Frucht, die wie ein angenehmes rothes Traͤublein ſiehet, bedienen, den Durchlauff zu ſtillen, wenn ſie mit Granatſchalen und Waſſer ein klein wenig gekochet worden; es iſt ein ſiche - res und oft probirtes Mittel. Die Koͤrner aus den Trauben genommen, und getrocknet, nennen wir Sumach - ſamen oder Koͤrner, und haben eben die Eigenſchaft, als wie die in der Trau - be, wiewohl ſie keine ſo kraͤftige Wir - ckung haben, weil ſie zu trucken ſind. Derohalben ſoll man zu Vertreibung dieſer Kranckheit friſchen Samen neh - men, denn wenn er aͤlter iſt als ein Jahr, verliert ſich ſein ſaͤuerlicher Geſchmack zuſamt der anhaltenden Kraft.

Das dreyzehende Capitel. Von der Hollaͤndiſchen Orſeille oder Torneſol, en pâte & en pierre, hart und weich.

DJe Hollaͤndiſche Orſeille iſt, ſo viel ich davon erfahren koͤnnen, ein Teig, der aus der Frucht eines Gewaͤch - ſes, bey den Botanicis Heliotropium tri - coccon, von uns Torneſol, auf teutſchSiehe Fig. 144. Krebskraut, genennet, der Perelle, einer gewiſſen Erde; davon weiter un - ten; Kalch und Urin bereitet wird. Wenn ſie nun dieſe vier Stuͤcke mit ein - ander vermiſchet, thun ſie dieſelbigen in kleine Faͤßlein, darein ohngefehr 30. Pfund gehen: wiewohl von dieſem Tor - neſol faſt nichts zu uns gelanget, indem auch von Lyon und aus Auvergne Tor - neſol kommt, der ſchier eben ſo gut iſt. Die dieſen Teig bereiten, verkauffen ihn nicht allezeit weich, ſondern in Form kleiner viereckter Stuͤcken, welche ſie, nachdem ſie trucken worden, Torneſol en pierre oder en pâte, ſteinharte Torneſol,oder Torneſolbrode heiſſen. Weil auch in den friſchgemachten Teig, was man nur will, kan gemenget werden, da - her unterlaſſen die Hollaͤnder und ande - re nicht eine gute Menge Sand darun - ter zu mengen, damit nicht nur das Ge - wichte vermehret werde, ſondern auch, daß ſie es beſſern Kauffs geben koͤnnen, welches dann Urſach iſt, warum der trockne Torneſol wohlfeiler iſt, als der weiche.

Dem ſey aber wie ihm wolle, der har - te Torneſol ſoll recht wohl trocken ſeyn, und blau, auf violet ſich ziehend, ſehen: er ſoll auch das Papier, darauf er ge - rieben worden, blau faͤrben, denn die - ſer iſt beſſer, als welcher es roth faͤrbet. Der harte Torneſol wird ebenfalls von den Faͤrbern, Kartenmahlern, und an - dern an ſtatt des Jndichs gebraucht.

Das vierzehende Capitel. Vom Rothlapp.

DEr Torneſol auf Lappen hat ſei - nen Namen daher erhalten, weil es nur alte Lumpen, denen man mit den Beeren des Krebskrautes und dieſem oder jenem ſauern eine rothe Farbe ge - geben, dergeſtalt wie wir ihn zu ſehen bekommen. Dieſer Rothlapp wirdſehr gebrauchet, und dem Weine eine rothe Farbe damit gegeben; ſoll dero - wegen hierzu aufrichtig Hollaͤndiſch Gut erwehlet werden, der ſehr hoch an Farbe, recht trucken, nicht ſchmutzig oder vermodert iſt. Man ſoll ein klein Stuͤcklein ins Waſſer ſtecken, zu ſehen,Nob erDer Spezereyen und Materialienob er es vielleicht violbraun faͤrbe, denn welcher dieſes thut, taug nichts.

Wir laſſen ihn auch in Menge aus Languedoc von der Seite Galargue kommen: wie denn faſt alles, was wir verkauffen, allda bereitet wird, weil nicht allein der Torneſol haͤuffig um Nimes und Montpellier waͤchſet, ſon - dern er auch bey nahe eben ſo gut, als wie der Hollaͤndiſche iſt: er darff nur wohl bereitet ſeyn, und die waͤßrichten liquores roth anfaͤrben. Doch ſoll der Hollaͤndiſche / als welcher viel beſſer iſt, denn der zu Galargue und andern Or - ten in Languedoc bereitet wird, dieſem allzeit vorgezogen werden.

Hierbey iſt zu erinnern, daß zwar die Frucht des Krebskrautes blau faͤrbe; allein, ſo bald nur etwas ſauers dazu kommt, wird es ſtracks roth. Will dem -nach iemand wiſſen, ob etwas ſauers in einer Sache iſt, der darff nur dieſe Tin - ctur dazu thun, oder das ſaure auf et - was, das mit dem Safte dieſer Frucht beſtrichen worden, reiben.

Von der Lioniſchen Orſeille.

Dieſes iſt ein zuſammengeſetzter Teig von Perelle, lebendigem Kalch und Urin. Etliche thun noch uͤberdiß eine Tinctur von Braſilienholtze dazu, ihr alſo ein beſſeres Anſehen und roͤthere Farbe zu geben.

Dieſe Orſeille wird gegen Lion zu und in Auvergne in Menge bereitet, und ſoll eine hochrothe Farbe haben, die, wenn ſie aufs Papir geſtrichen wird, fein friſch ſehe.

Die Faͤrber geben ihren Sachen eine ſolche Farbe damit: doch duͤrffen ſie al - lein die Schwartzfaͤrber fuͤhren.

Das funffzehende Capitel. Vom Tabac.

DEr Tabac iſt deshalben alſo be - namſet worden, weil er auf der Jn - ſel Tabago haͤuffig und in Menge waͤchſt. Er wird von etlichen Nicotiana geheiſſen, weil Nicod, der Frantzoͤſiſche Geſandte nach Portugall, ihn zu erſt der Koͤnigin in Franckreich uͤberbracht hat, daher ihm auch der Name, der Koͤ - nigin Kraut gegeben worden. Fer -Siehe Fig. 1[4]6. ner wird er Bugloſſa antarctica genennet, weil er haͤuffig in den Jnſeln waͤchſt: desgleichen, das heilige Kraut, von wegen ſeiner herrlichen Eigenſchaften; und endlich Petun, welches ſein erſter und rechter Name iſt, den ihm die Jn - dianer gegeben.

Wann uns annoch, wie vor 15. Jah - ren frey ſtuͤnde, Tabac zu verkauffen, ſo haͤtte ich weitlaͤufftiger davon han - deln wollen: allein, weil wir keinen an - dern verkauffen duͤrffen, als den wir bey der hierzu verordneten Cammer neh - men muͤſſen, ſo will ich auch nur ſeiner unterſchiedenen Namen gedencken.

Wir kauffen demnach bey den Pach - tern des Tabacs zweyerley Sorten Ta - bac: geſponnenen und pulveriſirten. Der geſponnene wird vermittelſt un - terſchiedlicher Namen von einander un - terſchieden: denn da iſt der Braſilia - niſche, welcher ſchwartz und Fingers dicke iſt: der andere à l’andouille genannt,wird von trucknen und roͤthlichten Blaͤt - tern gemacht, in der Dicke eines ſtar - cken Rohrs, oder einer mittelmaͤßigen Wurſt, daher ihm auch der Zuname ent - ſtanden: es giebt auch noch einen an - dern dieſes Namens, der aus Holland kommt. Der dritte heißt petit briquet, oder Tabac von Dieppe, welcher gleich - falls geſponnen, und ohngefehr ſo dicke iſt, als eines Kindes kleiner Finger: man hat auch Hollaͤndiſchen petit briquet, und noch ein Hauffen andere, z. E. Vir - giniſchen, von Verine / S. Domingo / und ſo fort.

Was den pulveriſirtẽ oder Schnupf - Tobac betrifft, ſo parfumirt, als ohn Parfum, deſſen giebt es ſo viel Arten, die ich unmoͤglich alle beſchreiben koͤnte. Dannenheꝛo will ich nichts davon geden - cken, ſondern mich vergnuͤgen dasjenige allhier anzufuͤhren, was der P. Tertre davon aufgezeichnet hat: naͤmlich, die Einwohner der Jnſeln erbauen insge - mein vier Geſchlecht des Petun; das gruͤne, das Zungen-Petun, das Ama - zonen-Petun, und das von Verine, oder das moſchirte. Alle dieſe Arten nennen die Jndianer ohne Unterſchied Voly. Das gruͤne Petun iſt das ſchoͤn - ſte, und hat das beſte Anſehen, denn ſei - ne Blaͤtter ſind eines guten Fuſſes breit, und zwey Fuß lang, allein es geht ihmim

TAB. XXXII.

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. im treugen zuviel ab, und giebt nie - mahls recht viel. Petun à langue, das Zungen-Petun / wird alſo genannt, weil ſeine zwey Fuß lange und der Hand breite Blaͤtter die Geſtalt einer Zungen zu haben ſcheinen: Dieſes giebt reichlich, und geht ihm beym aufhaͤngen nichts im geringſten ab. Diß ſind die beyden Sorten, von denen am meiſten verthan wird. Das Vetun Perine iſt viel klei - ner, als die zwey vorhergehenden; ſeine Blaͤtter ſind etwas haͤrter, runtzlicht und am Ende weit ſpitziger, als die an - dern. Es giebt am wenigſten, und ver - liehrt am meiſten auf der Haͤnge, iedoch wird es am hoͤheſten geachtet, und iſt am theuerſten, weil nicht allein das Blatt nach Moſch riecht, ſondern auch der Rauch, wenn es geſchmaucht wird, ſehr angenehme iſt, da ſonſten der Rauch von denen andern faſt iederman unertraͤg - lich faͤllt. Uberdiß hat man in Acht ge - nommen, daß eine eintzige Pflantze von dieſem Petun vier andern Pflantzen ih - re Eigenſchaft mittheile, alſo daß ſie gleichfalls fuͤr Petun Verine paßiren koͤnnen, welches auch in den Jnſeln ge - meiniglich practiſiret wird, anders duͤrf - te man ſeinen Conto nicht dabey fin - den. Das Amazonen-Petun iſt das geringſte unter allen: ſein Blatt iſt vor - ne rund, nicht zugeſpitzt, als wie der an - dern ihre, und die kleinen Ribben, wel - che auf beyden Seiten des Blattes zu ſehen ſind, lauffen nicht krumm nach der Spitze zu, ſondern gehen ſchnurgerade zwerch durchhin. Dieſes Petun giebt uͤberaus viel, allein es iſt auch uͤber alle maſſen ſchaͤdlich, wenn es noch friſch iſt, ſchmeckt unangenehme, und macht, daß ſich diejenigen, die es gebrauchen, von Stund an erbrechen muͤſſen: ie aͤlter es aber wird, ie beſſer wird es, und nach Verlauff zweyer Jahren uͤberaus gut.

Obgleich die Art und Weiſe, wie das Petun zugerichtet und erbauet wird, den Einwohnern in den Jnſeln bekannt genug, dennoch will ich zur Vergnuͤ - gung vieler curieuſer Leute in Europa, denen ſie noch unbekannt, dieſelbe ſo kurtz, als mirs wird moͤglich ſeyn, be - ſchreiben.

Zu erſt wird der Samen geſaͤet, und mit fuͤnff oder ſechsmahl ſo viel Aſche vermenget, damit er deſto weitlaͤuffti - ger koͤnne ausgeſtreuet werden. Sobald er nun beginnet aufzugehen, wird er alle Morgen mit Laube verdecket, und alſo vor der Sonnenhitze beſchirmet, die ihn ſonſten verderben wuͤrde, ehe er die zum verpflantzen noͤthige Groͤſſe erlan - get haͤtte. Jmmittelſt wird der Garten, darinnen er ſoll auferzogen, oder geſam̃ - let werden, zugerichtet, indem man ihn umpfluͤget, das Gebuͤſche umhauet und es auf dem Lande verbrennet, welches gewißlich keine kleine Arbeit. Wenn aber das Land bereits zugerichtet iſt, wird es von dem Unkraute aufs beſte ge - reiniget und geſaubert.

Wann nun der Garten dergeſtalt zu - gerichtet iſt, alsdann hebt man die Pflantzen aus, wenn es geregnet, auf daß ſie deſto eher wieder Wurtzeln ſchla - gen, und pflantzt ſie alle nach der Linie. Es wird aber beym pflantzen dieſe Ord - nung gehalten, daß allezeit zwiſchen zwey Pflantzen drey Fuß breit Raum bleibe, und auch ſo viel zwiſchen zwey Zeilen: ſo daß ein Garte von hundert Schritten ins Gevierte, zehen tauſend Pflantzen beherbergen kan. Eine Per - ſon muß zum wenigſten 3000. Pflan - tzen warten und in Acht nehmen koͤn - nen, und damit ihr Brod erbauen, wel - ches ihm 1000. bis 1500. Stuͤck Petun bringen moͤgen. Wenn das Petun ge - pflantzet iſt, ſo muß man ſtets und mit allem Fleiß trachten zu verhindern, daß kein Unkraut darunter aufkomme. Wann dann die Pflantze ietzt bluͤhen will, haͤlt man ſie gantz kurtz, indem ſie ohngefehr eines Knies hoch uͤber der Er - de abgeſchnitten wird. Drauf werden alle die unterſten Blaͤtter, die auf der Erde liegen, weggenommen, und nicht mehr denn zehen oder zwoͤlffe am Sten - gel gelaſſen, zugleich die jungen Schoͤß - linge, die es zwiſchen allen Blaͤttern wie - derum hervor treibt, aller acht Tage aufs fleißigſte ausgebrochen; Solcher geſtalt nehmen dieſe 10. oder 12. Blaͤtter wunder wohl zu, und werden ſo dicke, als Leder. Will man nun ſehen, ob ſie zeitig, ſo biegt man ein Blatt, bricht es, dann iſt es Zeit daſſelbige abzuſchneiden. Nachdem es abgeſchnitten, laͤßt man es an der Erde welck werden, und knuͤpft es mit einem Bande, von Mahot ge - macht, zuſammen, und hencket es auf kleine Stangen, doch ſo, daß keine Pflantze die andere beruͤhre. Alſo laͤſtN 2manDer Spezereyen und Materialienman ſie 14. Tage oder drey Wochen an der Luft trocknen. Wann dieſes ge - ſchehen, werden alle Blaͤtter von den Stengeln abgeriſſen, und darauf, nach - dem die Ribben, die mitten durch die Blaͤtter hinlauffen, davon gethan wor - den, mit etwas Seewaſſer beſpritzt, ge -Siehe Fig. 145. ſponnen und auf die Rollen geſchlagen.

Liquor, ſchwartzes Oel u. Saltz vom Tabac.
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Aus dem Tabac wird vermittelſt des phlegmatis Vitrioli ein Saft gezogen, wel - ches ein ſtarckes Brechmittel iſt, auch dienlich die Schwindẽ und Raude zu hei - len, wenn man ſich gelinde damit reibt. Wenn er in eine Retorte gethan wird, treibt man ein ſchwartzes ſtinckendes Oel heruͤber, welches faſt eben ſolche Kraͤfte hat. Desgleichen wird ein Saltz daraus gemacht, welches ein ſtarckes Schweißmittel, in einem dienlichen Saf - te oder Waſſer, von vier bis auf zehen Gran, genommen.

Es giebt auch ſonſt noch einen Hauf - fen andere Blaͤtter, die wir ebenfalls verkauffen duͤrfften, wenn wir ſie nurBetel. haͤtten, z. E. Betel oder Tambul, wel - ches die Blaͤtter eines kriechenden Ge - waͤchſes ſind, davon die Jndianer eine Gattung Confect, mit Areca und ge -Coca. brañten Auſterſchalen zurichten. Coca / ſind Blaͤtter von einem kleinen Baͤum - lein, den Myrten nicht unaͤhnlich: der - ſelben bedienen ſich die Abendlaͤnder, als wie die Morgenlaͤnder des Betels, oder die Europaͤer des Tabacs. Die Ein - wohner in Peru brauchen die Cocablaͤt - ter auf zweyerley Weiſe: einige machen mit gebrannten Auſterſchalen eine Art Confect daraus, ſich damit des Hungers und Durſts auf einen Tag zu erwehren: andere vermengen ſie mit Tabacsblaͤt - tern, und machen die Leute damit ſo dumm, daß ſie tauſenderley naͤrriſche Haͤndel vornehmen.

Die Alcanna oder Cyprus, welches die Blaͤtter eines Baͤumleins ſind, das in Egypten und in der Levante in Menge waͤchſt, und den Jndianern Haar und Naͤgel gelb zu faͤrben dienet, wenn es vorher in Waſſer geweichet worden, oder in Weineßig, Citronen - ſaft, Alaunwaſſer, und andere ſaure Dinge, wenn ſie ſich roth mahlen wol - len. Die Egypter ziehen ein Oel aus den Beeren der Alcanna oder des Cy - prus, welches Cyprusoͤl genennet wird, und trefflich ſtarck riecht, auch gardienlich iſt die Nerven gelinde und ſchmeidig zu machen. Es haben mich ihrer viel verſichert, die Alcanna oder der Cyprus aus Egypten, ſey eben das, was die Botanici Liguſtrum Ægyptiacum zu nennen pflegen: und dergleichen noch mehr. Wobey annoch zu mercken, daß ob es zwar viele andere Arten Kraͤu - ter mehr giebt, wir dennoch keine ver - kauffen, weil wir beſondere Kraͤuterleu - te haben, die damit umgehen und han - deln. Allein in andern Staͤdten in Franckreich ſind die Droguiſten gehal - ten, ſie zu verkauffen, dieweil es bey ih - nen keine ſolche Kraͤuterhaͤndler giebet, welches dann den Apotheckern keine ge - ringe Muͤhe giebet, wenn ſie bisweilen nach einer Handvoll friſchen Kraute drey oder vier Meilen gehen muͤſſen, wie - wohl ſie dieſes dafuͤr zur Belohnung ha - ben, daß ſie die Kraͤuter viel beſſer ken - nen, als die Apothecker zu Paris, wel - che ſich auf die Kraͤutler verlaſſen, die ih - nen doch nicht ſelten eines fuͤr das ande - re geben.

Uber alle dieſe Blaͤtter und was dar - aus kan gezogen werden, davon ich all - bereit gehandelt, verkauffen wir auch noch ein kleines dunckelrothes Koͤrnlein, in Groͤſſe eines Nadelknopfs, welches an der Wurtzel der groſſen Bibernell zu finden iſt, und von den Faͤrbern un - ter dem Titel Cochenille de graine oder Sylveſtre, wilde oder koͤrnichte Conze - nille gebrauchet wird. Was das Kraut betrifft, daſſelbe iſt ſo gemeine, daß ich fuͤr unnoͤthig erachtet habe es zu beſchrei - ben. Es ſoll aber dieſe Conzenille friſch ſeyn, recht trucken, dick, ſo hoch an der Farbe, und ſo reine, als nur moͤglich.

Die Kraͤuter, die in Franckreich wachſen, und zu der Zahl der Materia - lien gehoͤren, ſind, Scordien, Berg - muͤntze, Gamanderlein / Schlaf - kraͤutlein, weiſſer Andorn / Stab - wurtz und Gartencypreß / groß und kleine Wermuth / Miltzkraut / Beto - nien / Bergbenedicten / Chamillen / Sinngruͤn / Flachsſeide / Hunds - zunge / Waſſerdoſten / Bruchkraut, Schafgarbe, groß und klein Tau - ſendguͤldenkraut, Steinklee / Bey - fuß oder S. Johannisguͤrtel, Muͤn - tze, Meliſſe / Baſilien, Wohlgemuth / Poley / Saturey / Jſop / Scabioſe / Quendel, und noch viel andere Kraͤu -ter

TAB. XXXI.
Rechte ſchwa[r]tze Lorallen Fig. 149 p 203
Gemeine weiſſe Lorallen Fig. 148. p. 202.
Rechte weiſſe Lorallen Fig. 147 p 202
Rothe Lorallen Fig. 146. p. 202
Lorallen moos Fig. 152 p 205
Coralloides Fig. 151 p. 206.
Falſche ſchwartze Lorallen oder Anti pathes. Fig. 150 p 206.
Meerſchwamm Fig. 153. p. 207.
Paneratium Fig. 155. p. 209.
Rothe Meerzwiebel Fig. 154. p. 207.
Meiſſe Meer zwiebel. Fig. 155. p. 208

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. ter mehr, von denen ich nichts melden mag, weil alle Autores, die nur von Kraͤutern geſchrieben, weitlaͤufftig ge - nug davon geſchrieben haben, dahin ich auch den Leſer will verweiſen.

Ob wir nun gleich zu Paris dieſe Kraͤuter nicht verkauffen, weil wir die Kraͤuterkramer haben, dennoch ver - kauffen wir die Saltze davon, ſie moͤgen nun figirt und eſſentialia, oder fluͤchtig ſeyn, unter andern das Saltz von Car - debenedicten / Wermuth, Beyfuß / klein Tauſendguͤldenkraut, Meliſſe, Salbey, Rosmarin / Wegwarten, Sauerampfer, Bohnen und vielen andern Kraͤutern. Kurtz: uns iſt ver - goͤnnet, alle Salia, die aus Kraͤutern koͤn - nen gemacht werden, weil ſie zur Chy - mie gehoͤren, zu verkauffen.

Was aber dererſelben Wahl betrifft, da kan ich keinen beſſern Rath geben, alsdaß man ſie bey rechtſchaffenen Leuten nehme, die niemand eines an ſtatt des andern geben, und daß man nicht auf den Preiß ſehe; denn unmoͤglich koͤnnen dergleichen Salia alſo wohlfeil gegeben werden, wie etliche doch thun, und ein gantzes Pfund wohlfeiler geben, als an - dere ehrliche Leute eine Untze zu geben vermoͤgen. Dieſes aber geſchiehet ver - mittelſt des Salpeters, den ſie drunter thun, oder des Salis polychreſti, das ſie zu Pulver ſtoſſen, und in ein Hauffen Glaͤſer thun, daran ſie allerley Zettel kleben, ob es gleich nur einerley iſt: daß man ſich alſo vor denen, die mit Salpe - ter vermiſchet ſind, wohl zu huͤten hat. Jedoch kan es einer leichte entdecken, er darff nur ein wenig auf gluͤhende Koh - len legen, ſo ziſchet es, wenn es mit Sal - peter vermenget iſt; auſſer dieſem iſt es ohne Zuſatz.

Das ſechzehende Capitel. Von den Corallen.

ES ſind die Corallen / wie der Herr Tournefort will, ein Gewaͤchs, das im Abgrund der See waͤchſt, und keine Blaͤtter hat, daran man auch weder Bluͤte noch Samen bemercken kan; in - deſſen ſind ſie dennoch, als wie mit einer Wurtzel an die Klippen veſte angehef - tet. Sie werden mit einer Rinde be - decket, welche uͤber und uͤber voller klei - ner Loͤchlein iſt, die als Sternlein ge - ſtalt, biß mitten hineingehen. Auch ſind ſie in Aeſte zertheilet, und man fin - det Strahlen dran, welche ihre Fibern und Zaͤſerlein anzudeuten ſcheinen. Endlich vermehren ſie ſich ohnſtreitig durch ihren Samen. Dieſes kommet trefflich mit der Meinung dererjenigen uͤberein, welche die Corallen unter die Gewaͤchſe zehlen. Heut zu Tage iſt man darinnen einig, daß ſie bereits in der See harte ſind: denn es kan die Weich - heit der Schale, welche ſonſten ſchluͤ - pfricht und harte iſt, diejenigen verfuͤhret haben, welche geſchrieben, es ſey das gan - tze Gewaͤchſe weich. Dieſe Schale iſt eine Tartariſche Kruſte, und an den ro - then Corallen roth, an den weiſſen weiß. Die Spitzen der Aeſte ſind weich und rund, wie kleine Kuͤglein, in Groͤſſe der Johannisbeeren, ordentlich in ſechs Fach abgetheilet, und mit einem milch - weiſſen Safte, dergleichen die Geſchlech -te der Wolfsmilch von ſich geben, er - fuͤllet. Dieſer Saft iſt fettich, ſcharff und anziehend, auch verſpuͤret man da - ran einen Geſchmack wie Pfeffer mit Caſtanien vermenget, iedoch nur, wenn ſie annoch weich und friſch ſind; denn wenn ſie vertrocknet, ſind ſie alleine an - ziehend. Dieſe kleine Kuͤglein werden insgemein die Corallenblute genennet, wiewohl ſie billicher die Samenbehaͤlt - nuͤſſe dieſes Gewaͤchſes heiſſen moͤchten, maſſen die neuern Scribenten angemer - cket, daß dieſer Saft, den ſie vergieſſen, die Corallenpflantzen, auf denenjenigen Coͤrpern, darauf er gefallen, erzeuge. Jch ſelbſt beſitze ein ziemlich groſſes Stuͤck, welches auf einem Scherben ei - nes zerbrochenen irdenen Geſchirres, dergleichen zu Fayenie gemacht wer - den, gewachſen iſt; will demnach des - jenigen Corallenzinckens, den man zu Piſa zeiget, und auf einem Hirnſchedel ſiehet, nicht gedencken.

Eigentlich ſind nur drey Gattungen der Corallen, die zur Artzney gebrau -Siehe Fig. 146. 147. 148. chet werden, die rothen, die wahrhaf - ten weiſſen, und die roſenrothen oder leibfarbenen, welche man aber zu den ro - then rechnen muß. Die rechten weiſ - ſen Corallen, welche von den rothen blos durch die Farbe unterſchieden wer - den, ſind ſehr rar und theuer. An ſtattN 3derDer Spezereyen und Materialiender weiſſen wird insgemein diejenige Gattung gebrauchet, welche Johann Bauhin Corallum album Officinarum oculatum, weiſſe geaͤugelte Corallen, in den Apothecken gebraͤuchlich, genennet hat, weil ſie mit unterſchiedlichen Loͤch - lein, als wie die Sorten der Madrepora,Siehe Fig. 149. uͤberſtreuet ſind. Der ſchwartze Co - rall, Antipathes genannt, iſt zu nichts nuͤtze, ſcheinet uͤberdiß eine gantz andere Natur, denn die anderen, zu haben.

Die Corallen werden in dem Mittel - meer an der Kuͤſte von Provence, bey Toulon / an Capo Creux zwiſchen Colioure und Roſes, an den Catalo - niſchen Kuͤſten, in der Enge zwiſchen Sicilien und Jtalien, gegen Baſtion de France zu, und an andern Orten mehr, z. E. an den Kuͤſten von Sar - dinien, bey der Jnſel Corſica, und ſo weiter, gefiſchet.

Tavernier meldet, die Corallen wuͤrden vom Anfang des Aprils, bis zu Ausgang des Heumonats, gefiſchet. Dazu werden gemeiniglich 200. Bar - qven gebrauchet, doch ein Jahr mehr, das andere weniger. Dieſe werden langs der Rivier von Genua gebauet, und ſind uͤberaus leicht, fuͤhren groſſe Segel, auf daß ſie deſto ſchneller lauf - fen koͤnnen, und werden ſonſt keine auf der Mittelſee gefunden, die ſo groſſe Se - gel fuͤhreten; es vermag ſie auch keine Galeere einzuhohlen. Jn ieder Bar - qve befinden ſich ſieben Mann, nebſt ei - nem Jungen, der ihnen zur Hand gehet. Dieſe Fiſcherey geſchiehet 25. bis 40. Meilen vom Lande ab, woſelbſt ſie Klip - pen anzutreffen vermeinen, begeben ſich aber aus Furcht vor den Corſaren nicht gar zu weit in die See, und entge - hen ihnen, wann ſie derſelben gewahr werden, durch die Macht ihrer Segel.

Weil die Corallen auf denen tieff in der See liegenden Klippen wachſen, dannenhero bedienen ſie ſich folgendes Handgriffs, damit ſie dieſelben uͤber - kommen moͤgen. Die Fiſcher binden zwey Balcken creutzweis uͤbereinander, und hencken ein groß Stuͤcke Bley dran, auf daß ſie in den Grund ſincken: vor - her aber umwickeln ſie die Hoͤltzer mit verworrenen Hanffe, welchen ſie Dau - mensdicke, nur liederlich hin zuſammen gedrehet haben, und machen die Hoͤltzer an das Vorder - und Hintertheil derBarque mit zweyen Seilen veſte, laſſen ſie drauf fallen, indem ſie langs der Klip - pe hinlauffen. Wann ſich dann der Hanff in die Corallen verwickelt, ſind oftmahls fuͤnff oder ſechs Barquen noͤ - thig, die Balcken heraus zu ziehen. Sol - te nun, indem ſie eine ſo groſſe Gewalt gebrauchen, eines von den Seilen reiſ - ſen, ſo ſind alle Ruderer in Lebensge - fahr: daß es demnach ein gefaͤhrliches Handwerck. Jndem ſie aber die Co - rallen mit ſolcher Gewalt abreiſſen, faͤllt eben ſo viel in die See, als ſie heraus zie - hen, und weil am Grunde derſel - ben alles voll Moraſt und ſumpficht iſt, verzehren ſich die Corallen von Tag zu Tage, als wie etwa die Fruͤchte auf der Erden von den Wuͤrmern verzehret und benaget werden. Derohalben, ie eher ſie die Corallen aus dem Schlam - me ziehen, ie weniger ſind ſie verdorben. Doch werden ſchier keine, als die rothen Corallen gebrauchet, ſo wohl zur Artz - ney, als zu andern Sachen, dazu ſie er - fodert werden. Unter allen Voͤlckern ſchaͤtzen die Japaner und andere Na - tionen ſie am hoͤheſten; allein ſie achten keine, denn die rothen, und dieſe muͤſſen dichte, glaͤntzend, uͤberaus roth und ſchoͤ - ne Aeſte ſeyn: hingegen werden die klei - nen Stuͤcken, die mit einer tartariſchen Materie und anderm Unrathe uͤberzo - gen ſind, verworffen. Jedoch, wenn ſie ſollen zu Pulver geſtoſſen werden, liegt eben nichts dran, ob es ſchon nur kleine Stuͤcklein ſind, wenn ſie nur, wie obgedacht, beſchaffen.

Man ziehet, vermittelſt eines oder des andern acidi, eine Tinctur aus den Corallen, die hernach, bis ſie honigdi - cke worden, eingekocht, und alsdann, wiewohl unrecht Corallen-Syrup oder Corallen-Tinctur genennet, ihr auch groſſe Kraft und Tugend zugeleget wird. Welches iedennoch wieder alle Vernunft, alldieweil die gerechte Co - rallen-Tinctur ohne Zuthun einiges ſauern muß bereitet, und die Tinctur mit geſchmoltzner Butter oder zerlaſſe - nem weiſſen Wachſe ausgezogen wer - den. Dieſe wird hernach wiederum mit Weingeiſt aus dem Schmaltze gezogen, und abgerauchet, bis ſie zu gebuͤhrender Dicke und Conſiſtentz gebracht worden. Und dieſe Tiuctur iſt eine gantz unver - gleichliche Hertzſtaͤrckung und Blutrei -nigungHauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. nigung. Weil aber gar groſſe Muͤhe dazu gehoͤret, man auch ſehr wenig be - kommt, dannenhero rathe ich niemand ſich damit zu verwirren.

Aus den rothen Corallen wird mitMagiſterium und Saltz von Corallen. Eßig ein Magiſterium und Saltz gezogen, welche wegen ihrer Eigenſchaften in ziemlichen Gebrauch ſind. Und endlich werden noch vielerley andere Sachen aus den Corallen gemacht, die ich aber nichts nuͤtze zu ſeyn erachte, als da iſt die Coralleneſſentz und Spiritus, ſammt andern mehr, deren gar viel Scriben - ten gedencken; die auch hoͤher oder ge - ringer gehalten werden, nachdem naͤm - lich die Marckſchreyer, aus deren Haͤn - den ſie kommen, in Anſehen ſind, eben als wie die unterſchiedenen præparatio - nes der Perlen. Ambeſten werden ſie gebrauchet und bereitet, wenn ſie aufeinem Reibeſteine oder Seeſchildkroͤte zu einem unbegreiflichen Pulver gerie - ben, und zu kleinen trochiſcis und Kuͤch - lein formiret werden, die wir hernach praͤparirte Corallen nennen, undPraͤparirte Corallen. uns ihrer, als eines ſehr guten Alcali be - dienen koͤnnen, moͤgen auch wohl zu al - len Sachen, dazu ſie noͤthig, gebrauchet werden.

Belangend die weiſſen Corallen / dieſe werden ſo wenig in der Medicin ge - brauchet, daß es nicht die Muͤhe lohnet, viel davon zu reden. Allein, weil ſie doch einiger maſſen gebraͤuchlich, dahero ſoll man die erwehlen, welche ſchoͤn, weiß, dick, dichte, nicht ſehr loͤchricht, auch ſo wenig ſchmutzicht, als immer moͤglich, ſind. Etliche praͤpariren die Corallen, und gebrauchen ſie, als wie die rothen.

Das ſiebenzehende Capitel. Von den ſchwartzen Corallen.

DJe ſchwartzen Corallen betref - fend, von denen ſind die rechten der - maſſen ſeltſam, daß faſt ſchwerlich eini - ge moͤgen gefunden werden: denn die - jenigen, die wir zu Geſichte bekommen, ſind nichts anders, als ein in der See - verſteintes Gewaͤchſe, welches von etli - chen Antipathes genennet wird, und gantz und gar von den wahrhaften Corallen unterſchieden iſt: ſintemahl es leichte und dichte iſt, glaͤntzend und ſehr ſchoͤn ſchwartz, wie Agat, ſiehet auch viel eher dem Horne, als den Corallen gleich, welches an den rechten ſchwartzen Corallen nicht zu befinden, denn dieſe ſind ſchwer, ſchwartzroth und ſehr rau - he. Jch habe unmoͤglich mehr als ein kleines Stuͤcke der rechten antreffen koͤnnen, ob ich ſchon allen Fleiß ange -wendet, und daſſelbe iſt ſo dicke, als der kleine Finger. Von den Antipathes a - ber, oder den gemeinen ſchwaꝛtzen Coral - len habe ich ein Stuͤck, ſo bey nahe zwey Fuß lang iſt, welches bey Baſtion deSiehe Fig. 150. France gefiſchet, und von dem Herrn von Sene, welcher einen Antheil an der Corallenfiſcherey hat, in Franck - reich gebracht worden.

Was das Corallenaͤhnliche Ge -Siehe Fig. 151. waͤchs Coralloides belanget, ſolches iſt nichts anders, als ein unvollkommener Corall, und alſo auch zu nichts nicht nuͤ - tze, auſſer, daß er an ſtatt des weiſſen Co - ralls verkauffet werde, welches man aber gar leicht erkennen kan, angeſehen es leichte, dicke, und nicht zur Helfte ge - formet iſt.

Das achtzehende Capitel. Vom Corallenmoos.

Siehe Fig. 152.
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DJe Corallina, Corallenmoos, iſt ein Gewaͤchs, das in der See an den Klippen und Muſcheln waͤchſt, und haͤn - get: insgemein wird es zu den Geſchlech - ten des Meermooſes gerechnet. Zwar giebt es unterſchiedliche Gattungen deſ - ſelben, allein, das von Baſtion de Fran - ce und andern Orten an dem Mittel - meer zu uns gebracht wird, iſt eintzig und allein im Gebrauch. Von Caſpar Bauhin wird es Muſcus Coralloidesſquamulis loricatus, ein Corallen aͤhnli - cher Moos / wie ein ſchuppichter Pantzer, Pin. p. 364. Tab. icon. p. 813. ge - nennet.

Dieſes Moos oder die Corallina wird etlicher maſſen in der Artzney gebrau - chet, denn man giebt vor, es habe die Kraft die Wuͤrme zu toͤdten.

Die Wahl dieſes Mooſes betreffend, ſo ſoll es gruͤnlicht ſeyn, und ohne kleine Stuͤcklein, ſoviel als immer moͤglich.

DasDer Spezereyen und Materialien

Das neunzehende Capitel. Von Meerſchwaͤmmen.

Siehe Fig. 153.
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DJeſe ſind eine Art der Schwaͤmme, welche in der See an den Klippen hangen.

Jch will mich aber allhier nicht auf - halten, noch erzehlen, was ein Hauffen Scribenten von den Meerſchwaͤmmen gemeldet, daß es naͤmlich Maͤnnlein und Weiblein drunter gaͤbe, ingleichen, daß ſie weder ein Gewaͤchs noch Thier waͤ - ren, ſondern ein Zoophytum, ein Thier - gewaͤchs oder Thierpflantze, und dergl. ſondern werde vielmehr ſagen, daß wir zwey Sorten der Meerſchwaͤmme zu verkauffen haben; feine, denen die Al - ten den Namen des Maͤnnleins aufge - hencket, und ſchlechte, welche ſie die Weiblein geheiſſen. Die Schwaͤmme, die wir verkauffen, werden meiſtentheils aus dem Mittelmeer gebracht, doch iſt auch in Aſien eine gewiſſe Jnſel, welche eine groſſe Menge Schwaͤmme lieffert. Dieſelbe Jnſel heißt Jcaria oder Ni - caria, allda ſich die Juͤnglinge nicht eher verheyrathen, bis ſie die Schwaͤmme aus dem Abgrund und Mittel der See heraufzuhohlen gelernet. Wann dero - halben iemand Willens iſt ſeine Tochter zu verheyrathen, ziehen ſich ein Hauffen Juͤnglinge nackend aus, und ſtuͤrtzen ſich ins Meer, da dann derjenige, der am laͤngſten unter Waſſer bleibt, und die meiſt - und ſchoͤnſten Schwaͤmme zuruͤ - cke bringt, die Braut nach Hauſe fuͤhret: doch muͤſſen ſie dem Großtuͤrcken von den Schwaͤmmen Tribut erlegen.

Die feinſten Schwaͤmme werden am hoͤheſten gehalten; ſollen aber fein gelb - licht ſehen, recht zart und leichte ſeyn,auch muͤſſen die Loͤchlein klein ſeyn und dichte beyſammen ſtehen: ingleichen muͤſſen ſie, ſoviel moͤglich, dichte und nicht voll Steinlein ſeyn. Was die ſchlech - ten betrifft; ie naͤher dieſelben den fei - nen kommen, ie mehr werden ſie geach - tet.

Der Gebrauch der Schwaͤmme iſt ſo bekannt, daß unnoͤthig, viel davon zu be - richten. Man bedient ſich der feinen Schwaͤmme, wenn ſie in lange Stuͤck - lein zerſchnitten und in heiſſes Wachs gelegt, hernach aber wieder ausgepreſ - ſet worden, und legt ſie in die Wunden, dieſelben dadurch zu erweitern. Die al - ſo zugerichteten Schwaͤmme verkauffen wir an die Wundaͤrtzte und andere, un - ter dem Titel praͤparirte Schwaͤm -Praͤparirte Schwaͤmme. me. Man calcinirt und verbrennt auch die Schwaͤmme, und gebraucht das Pul - ver die Zaͤhne damit zu butzen.

Jn den ſchlechten Schwaͤmmen wer -Steine die in den Schwaͤn - men gefun - den werden. den gewiſſe Steinlein gefunden, ſamt andern Zeuge, welche geſtoſſen, wider den Stein gut ſeyn ſollen. Dieſen Steinen haben etliche den Namen Cy - ſteolithos gegeben. Auch verſichern ein und andere Scribenten, daß diejenigen Steinlein, die in den Schwaͤmmen, wie Mandeln geſtalt, gefunden werden, zu Ertoͤdtung der Wuͤrme bey kleinen Kindern dienlich ſind, wenn ſie gantz zarte gerieben und in dienlichen Waſ - ſern eingegeben werden. Sie muͤſſen aber gerecht ſeyn. Allein davor kan niemand gut ſeyn, als diejenigen, die ſie aus den Schwaͤmmen gezogen haben.

Das zwantzigſte Capitel. Von den Meerzwiebeln, de Squillis.

DJeſe Zwiebeln werden uns aus Spanien uͤberbracht, woſelbſt ſie haͤuffig wachſen, ſonderlich an den Ufern der Fluͤſſe. Auch waͤchſt ihrer die Men - ge in Normandie, bevoraus um El - beuf, 18. Meilen diſſeits Rohan.

Sie ſind zwar von unterſchiedenerSiehe Fig. 154. Groͤſſe und Farbe, doch die wir insge - mein zu ſehen bekommen, ſind roth, und von den Alten das Weiblein genennet worden: den weiſſen gaben ſie den Na -men des Maͤnnleins, allein wir bekom - men ihrer gar wenig zu Geſichte.

Wann ſie in der Erde ſtecken, ſtoſſenSiehe Fig. 155. ſie breite, gruͤne, lange Blaͤtter hervor, und weiſſe Blumen, wie Sterne.

Man ſoll die friſchen Zwiebeln aus - leſen, welche ſchwer, veſte, und fein voͤl - lig ſind, auch Acht haben, daß ſie nicht am Kopfe verfaulet; denn dieſem Zu - fall ſind ſie gar ſehr unterworffen. Sie werden in den Apothecken gebraucht,und

TAB. XXXIIII.
Suͤda Fig. 156. p. 209.
Provinsroſen Fig. 158. p. 219.
Lameelheu Fig. 157. p. 217.
Saftran Fig. 159. p. 223.
Saftlor Fig. 160. p. 225.

Hauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch. und Meerzwiebel-Honig und Eßig gemacht, ingleichen diejenigen trochiſci und Kuͤchlein, die das vornehmſte Stuͤck zum Theriac ſind: ſie werden auch zu etlichen Salben und Pflaſtern, der - gleichen iſt de Althea, diachylum magnum, und andern mehr genommen. Viel haben mich verſichert, daß diejenigen Meerzwiebeln, die man in Norman - die findet, ich auch ſelbſt geſehen habe, eben dieſelbigen waͤren, welche die Bota -Pancratium. Siehe Fig. 156. nici Pancratium nenneten, ſo ich aber nicht fuͤr gewiß ſagen will.

Die Meerzwiebeln, abſonderlich das Hertz, werden fuͤr giftig gehalten; de - rowegen, wenn man ſie brauchen will,werden ſie entzwey geſpalten, die trock - nen Blaͤtter ſamt dem Hertzen wegge - ſchmiſſen, und das mittelſte an der Luft getreuget, daraus hernachmahls, wenn es trucken worden, Honig und Eßig ge - macht wird. Eben alſo verfaͤhrt man damit, wenn ſie zum Theriac ſollen ge - brauchet werden, iedoch werden ſie nicht an die Luft geleget, ſondern mit Teig umſchlagen, und im Ofen gebacken, ſon - derlich, wenn man ſie zu den trochiſcis haben will: wie ſolches aus unterſchie - denen Pharmacopœis zu erſehen. Die Meerzwiebeln ſind ſehr bitter, und ihr Saft iſt gantz ſchleimicht.

Das ein und zwantzigſte Capitel. Von der Suda.

DJe Suda, ein graues Saltz, wird uns von Alicanten und Cartage - na in Spanien, als ein Stein, unter - ſchiedener Groͤſſe, uͤberſendet.

Sie wird aus einem Kraute bereitet, welches hin und her an der See waͤchſt,Siehe Fig. 156. und das die Kraͤuterverſtaͤndige Kali, die Werckleute aber, die es verbrennen, Marie nennen. Dieſes Kraut ſtoͤſt einen Stengel, ohngefehr anderthalb Schuh hoch, hervor, der mit kleinen ſchmalen Blaͤttlein beſetzet iſt. Es wird geſaͤet, und wenn es ſeine vollkommene Groͤſſe erlanget, abgeſchnitten, hernach, wie bey uns das Heu, getrocknet.

Wann es nun trocken worden, als - dann machen die Spanier groſſe Gru - ben in die Erde, wie in den Steingru - ben, werffen dahinein ein Bund duͤrre Kraut, das ſie angezuͤndet, und auf die - ſes mehr andere: wenn dieſe ſich recht und wohl entzuͤndet, fuͤllen ſie die Gru - be gantz und gar mit ſolchen Buͤndeln an, verſtopffen ſie, wenn ſie voll worden, und laſſens dergeſtalt eine zeitlang bey - ſammen, damit es nicht allein gantz zu Aſche werde, ſondern auch zuſammen backe, und als ein Stein werde, auf die Weiſe, wie wir es zu ſehen bekommen. Nach dieſem eroͤffnen ſie das Loch, und finden das Kraut verbrannt, und als wie einen harten Stein, den ſie zerſchla - gen, und gleichwie die Steine aus den Steingruben herauf hohlen muͤſſen.

Suba von A - licant und
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Zu Paris verkauffen wir viererley Suda, welche die Alten Salicornia /Salicore und Salicota, ingleichenderoſelben unterſchied - liche Namen. Alun Catin, Alumen Catinum genennet, darunter die erſte und am meiſten ge - achtete die Suda von Alicanten iſt, und muß, wenn ſie, wie ſichs gehoͤret, beſchaffen ſeyn ſoll, trucken und klingend ſeyn, auſſen und innen gruͤnlicht blau ſehen, und kleine Loͤchlein, oder Augen haben, auch wenn man drauf ſpeyet, und alsdann fuͤr die Naſe haͤlt, nicht im geringſten nach Seewaſſer oder ſum - pficht riechen. Man ſoll auch Acht ha - ben, daß die Steine nicht etwa mit einer gruͤnlichten Kruſte umgeben, oder vol - ler Steine ſeyen, denn der erſte Mangel verurſachet, daß die Leinwand fleckicht wird, und wohl gar verdirbet: der an - dere vermehrt das Gewichte, und macht die Leinwand gleichfalls fleckicht, nach - dem naͤmlich die Steine, die darinne be - findlich, und inſonderheit, wenn es Zie - gelſteine ſind. Nicht weniger mag man zuſehen, daß die Ballen uneroͤffnet: denn es giebt Leute, welche die guten Stuͤcken herausnehmen und ſchlechte dafuͤr hin - ein legen. Und endlich ſoll man diejeni - ge der andern vorziehen, welche in klei - nen Stuͤcken iſt, ſo groß wie die Kieſel - ſteine, daher auch der Name Cailloti entſtanden, denn dieſe iſt gemeiniglich gut, und weniger Gefahr dabey, als wie bey der, die in groſſen Stuͤcken, oder gantz zermorſelt iſt.

Die Alicantiſche Suda wird haͤuf - fig von den Glasmachern zum Glasma - chen verbraucht, denn ſie die baſis und das Grundſtuͤcke, ſowohl zum Glaſe,OalsDer Spezereyen und Materialienals zu dem feinen Schmeltze iſt, wie aus folgenden zu erſehen.

Es brauchen ſie ferner die Seiffen - fieder ſehr, alswelche das Saltz, das ſie hernach unter die weiſſe und marbrirte Seiffe thun, daraus ziehen. Noch eine weit groͤſſere Menge der Spaniſchen Suda wird zu Paris und in den um - liegenden Dorffſchaften verthan und an die Waͤſcherinnen verkauffet, welche das leinene Geraͤthe damit weiß zu wa - chen pflegen.

Man ziehet mit Waſſer ein weiſſesSal alkali. Saltz aus der Suda, welches Sal kali oder Alkali genennet wird: denn Al, ein Arabiſches Wort, bedeutet Saltz, und Kali, die Suda. Wobey zu mer - cken, daß ſonſt kein einiges Saltz den Na - men Sal alkali fuͤhren ſoll: denn obſchon die ſalia fixa aller und ieder Kraͤuter gleichfalls ſalia alkalia genennet werden, geſchiehet es doch mit dieſem Unterſchie - de, daß man den Namen des Krautes dazu ſetzet, z. E. Sal alkali abſinth. centaur. min. und dergleichen mehr. Und darum ſollen Kauffleute bey denen das Sal alkali geſuchet wird, durchaus kein anderes, denn das Saltz von der Suda geben. Es wendem zwar etliche vor / das rechte Sal alkali ſey das Glasſaltz, oder die Glas - galle, allein dieſe betruͤgen ſich, wie in folgenden Capitel zu erſehen ſeyn wird. Sie werden ſich demnach in Acht neh - men, und es nicht mehr hinfort fuͤr das Sal alkali verkauffen.

Suda von Cartagena.
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Die andere Gattung iſt die Suda von Cartagena, welche an Guͤte von der Alicantiſchen unterſchieden, maſſen ſie nicht ſo blau, und mehr Kruſte drum her iſt, die Loͤchlein aber ſind viel kleiner, und die Ballen weit groͤſſer.

Suda von Bourde.
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Die dritte Suda, mit dem Zuna - men von Bourde, ſoll gaͤntzlich ver - worffen werden, weil ſie zu nichts nicht tauget, als die Kaͤuffer damit zu betruͤ - gen: es iſt eine Suda, die recht uͤbel be - ſchaffen, und gemeiniglich feuchte iſt, ſchwartz und gruͤnlicht, uͤberaus ſtin - ckend.

Suda von Cherbourg oder Vareq.
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Die vierte iſt die Suda von Cher - bourg mit dem Zunamen Vareq. Sie wird aus einem Kraute, das langs der Kuͤſten von Normandie waͤchſt, berei -tet, und iſt gleichfalls gar uͤbel beſchaf - fen, denn ſie gar zu feuchte und voll Steine iſt, wie Koth ſiehet und riecht. Dieſe beyde Sorten, zuſammt derjeni - gen, welche von den Seiffenſiedern kommt, und ihres Saltzes entbloͤſet iſt, dienen allein zu Verletzung der Gewiſ - ſen dererjenigen, die ſie geſtoſſen oder Stuͤckweiſe verkauffen, denn ſie ſolcher - geſtalt die armen Waͤſcherinnen, die ſie gebrauchen, betruͤgen. Weil aber die - ſe Arten Suda faſt gar kein Saltz bey ſich haben, deswegen miſchen ſie Kalch drunter, welches denen, die es ſtoſſen und vermengen, groſſe Ungelegenheit verur - ſachet, indem es ihnen die Haut von den Fingern frißt. Sie mengen ingleichen tauſenderley andere Dinge drunter, theils, um das Gewichte alſo zu vermeh - ren, und dann, damit ſie beſſeres Kauffs geben koͤnnen, als rechtſchaffene Kauff - leute, die dergleichen Leichtfertigkeit zu begehen ſich nicht entſchlieſſen wollen. Jch vermeine, diß ſolle genug geſaget ſeyn, die Spezereyhaͤndler von Verfaͤl - ſchung der Suda und anderer Waaren abzuhalten, denn ſie ſodann ein frey Gewiſſen haben, und vielmehr gewin - nen werden, als wenn ſie ſich auf ſolchen Miſchmaſch legen, werden auch verur - ſachen, daß ſie ein ieder um einerley Preiß verkauffen muͤſſe, und niemand betruͤge, bevoraus die Waͤſcherinnen, welche arme Leute ofters kaum das Geld haben die Suda zu bezahlen, und noch dazu die meiſte Zeit ihre eigne Sa - chen verſetzen muͤſſen. Wenn ſie nun dieſe Wahre, die ihnen ſo viel Muͤhe ge - koſtet, bis ſie dieſelbige bekommen, ge - brauchen, finden ſie ſich genoͤthiget, ſie wegzuſchmeiſſen, und mit groͤſſern Un - koſten friſche Lauge, gleich als haͤtten ſie gar keine bereitet gehabt, anzuſtellen, welches ihnen denn groſſen Schaden und Kuͤmmernuͤß bringet.

Anderſeits aber muͤſſen diejenigen, die dieſe Waaren von noͤthen haben, ſich auch das Geld nicht dauren laſſen, denn der geringe Preiß, darum man ſie zum oͤftern verlanget, iſt Schuld und Urſach an dem Betruge, der dabey vorgehet, welches doch von keiner ſchlechten Wich - tigkeit iſt, indem das gemeine Weſen drunter leidet.

DasHauptbeſchreibung erſten Theils fuͤnfftes Buch.

Das zwey und zwantzigſte Capitel. Vom Glasſaltze.

LE Sel de verre, von den Gewercken Sa - lin und Ecûme de verre, Glasſchaum, Glasgalle genannt, iſt eine Feiſtigkeit, die auf dem Glaſe ſtehet, wenn es im Fluſſe iſt. Dieſer Schaum kommt ſonſt von nichts als von der Suda oder von der Aſche, welche die Glasmacher zum Glasmachen gebrauchen; denn die Kie - ſelſteine, die ſie dazu nehmen, geben kei - nen Schaum.

Es ſoll aber die Glasgalle in groſ - ſen Stuͤcken ſeyn, aus - und inwendig weiß, ſchwer, und dem Marmor, ſoviel nur moͤglich, gleich ſehen: hingegen, welche garſtig, ſchwartz und feuchte iſt, ſoll verworffen werden.

Die Glasgalle iſt ſonderlich bey denenjenigen im Brauch, welche den weiſſen Schmeltz bereiten, mit dem her - nach die (blau und weiſſen) Geſchirre von Fayence verglaſuret werden, denn es hilfft den Sand zu Glaſe machen: und iſt merckwuͤrdig, daß die Glasgalle den Glasmachern nicht diene, daherge - gen die Toͤpfer, welche die obgedachten Geſchirre verfertigen, derſelben nicht entrathen koͤnnen.

Wenn der dicke Glasſchaum abge - nommen, findet ſich noch ein anderer unter dieſen, daraus allerley Zeug ver - fertiget wird: wir nennen ihn Suif de verre, Glasſchmutz.

Glasſchmutz.
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Das drey und zwantzigſte Capitel. Vom Cryſtallin.

DUrch dieſes Wort werden die klaren Glaͤſer und Schmeltze verſtanden, welche aus der Suda von Alicant und Sande, mit einander zu Glaſe ge -Unterſchiede - ne Arten Schmeltz - glas. ſchmoltzen, bereitet worden. Dieſem Cryſtall giebt man eine Meerwaſſer - oder Meer-Elſter-Farbe, wenn es mit Cypriſchen Vitriol oder rothen Kupfer gefaͤrbet wird: gruͤn wird es mit gelben Kupfer oder Nadler-Feilſtaub: Pur - pur, mit Magneſie oder Braunſtein: roth, wie der Rachen eines Loͤwen, mit rothen Kupfer und Eiſenroſt: hellroth, mit rothem Kupfer: fein roth, wie ein Rubin, mit Gold und eben ſolchem Kupfer: gelb, mit Eiſenroſt und Meer - waſſer, dazu etliche noch Queckſilber und Bley zuſetzen: agat Farben, mit Silberund Schwefel: gelb wie Ambra, oder Glascorallen, mit Minie: gruͤn als ein Schmaragd, mit gelben Kupfer: ame - thiſtenfarbicht, mit Braunſtein.

Wann dieſe unterſchiedene Glaͤſer beym Lampenfeuer geſchmoltzen und ge - blaſen worden, ſo wird daraus, was wir geblaſen und glaͤntzend Glas nennen, deſſen ſich hernach die Goldſchmiede und die Glasmahler bedienen, um es mit de - nen aus Zinn bereiteten Schmeltzen zu vermiſchen.

Was ihre Erkenntnuͤß anbetrifft, da kan niemand, als die damit umgehen, beſſer wiſſen, ob ſie gut und ſchoͤn, ab - ſonderlich der rubinrothe, als deſſen Far - be im Feuer verſchieſſet.

Das vier und zwantzigſte Capitel. Vom Laſur.

AZur en pierre, oder Schmalte iſt ein aus Suda von Alicant, gebrannten Weinſtein, Sand und Saffran berei - tetes Glas. Dieſem giebt man eine mehr oder weniger dunckle Farbe, nach - dem man naͤmlich viel Saffran (wird Zaffera heiſſen ſollen) dazu thut; wel - ches auch Urſach iſt, warum wir mehr und weniger gefaͤrbten Aſur und Schmeltz haben. Die Teutſchen ſtoſ - ſen dieſes Glas oder Stein zu Pulver, und machen daraus, was wir Azur enpoudre, gepuͤlverten Aſur nennen. Gepuͤlverter Aſur.Aus dieſem zu Pulver geſtoſſenem Laſur wird eine Art Schmeltz gemacht, wel - cher ſchoͤner oder ſchlechter iſt, nachdem er fein oder hoch an Farbe. Die Hol - laͤnder uͤberſenden uns blauen Schmeltz, der zwar uͤberaus blaß ſie - het, nichts deſtoweniger aber weit hoͤher geſchaͤtzet wird, auch viel theurer iſt, als die andern Gattungen des Schmeltzes, weil er ein gar ſchoͤnes Blau, das dem Ultramarin ſehr nahe kommt, giebet,O 2wennDer Spezereyen und Materialienwenn es mit Oel gebrauchet wird, daher ihm der Name Hollaͤndiſch oder ge - mein Ultramarin gegeben worden.

Dieſes Laſur muß ſandicht und koͤr - nicht, auch ſo dunckelblau ſeyn, als im - mer moͤglich. Was aber das Hollaͤn - diſche Ultramarin betrifft, ie feiner und blaſſer es iſt, ie hoͤher wird es gehal - ten, denn ie mehr man es reibet, ie mehr verliehrt es die Farbe, welche iedennochwiederkommt, wenn es gebrauchet wird.

Das Laſur und die Schmalte brau - chen die Mahler ſehr, wiewohl keine Farben ſo ſchwerlich zu gebrauchen ſind, als wie dieſe, dieweil ſie keinen Coͤrper haben. Man braucht auch die Schmal - te, und faͤrbt das Kraftmehl oder die weiſſe Staͤrcke damit, und macht blaue Staͤrcke davon.

Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel. Von der Taͤfflein Schmalte.

EMail en tablette, wird auch gemeiner Jndigo genennet, und iſt unſortirt und unter einander, hoch von Farbe. Es wird naͤmlich von Jndigo aus den Jnſeln und Kraftmehle mit Gummi - waſſer ein platter Teig gemacht, und hernach in kleine Taͤfflein von gehoͤriger Groͤſſe und Dicke zerſchnitten. Dieſer Jndigo dienet zu Zeichnung der Schoͤpſe. Allein, diß iſt das verdrieß -lichſte, daß ihn ihrer etliche denen, die ſich nicht darauf verſtehen, fuͤr rechten Jndich verkauffen, welches iedennoch gar leichte kan gemercket werden, weil dieſer Jndich zu viereckten dicken Stuͤck - lein gemachet iſt, gruͤnlicht blau ſiehet, und wann er ins Waſſer geleget wird, faͤllt die Schmalte zu Boden, und ſieht als wie Sand, welches an dem recht gu - ten niemahls zu ſpuͤren.

Das ſechs und zwantzigſte Capitel. Von der Rochetta.

DJe Rochetta oder Levantiſche Aſche, kommt von dem zu Aſche verbrennten Kraute, auf Frantzoͤſiſch Roquette, zu Teutſch Raucken genannt, und wird deshalben Levantiſche Aſche geheiſſen, weil ſie zu S. Johann von Acre, 10. Meilen von Jeruſalem und Tripoli in Syrien bereitet wird. Doch iſt die erſte die beſte.

Meines wiſſens hat die Rochetta keinen andern Nutzen, als daß die Seif - fenſieder und Glasmacher Seiffe und Glas daraus machen.

Betreffend die Wahl, da iſt wohl nie - mand, der ſie beſſer erkennen kan, als dieſe Handwercksleute, nachdem ſie die - ſelbe vorher gepruͤfet. Die von S. Johann von Acre kommt in grauen, die von Tripoli aber in blauen Saͤ - cken.

Ohne dieſes gemeldte Kraut ver - brennt man auch, inſonderheit in Lo - thringen, noch ein ander Kraut, Fougere, Fahrenkraut genannt, und braucht die Aſche an ſtatt der Suda, Bouteil -len daraus zu machen, die man hernach - mahls de fougere, Flaſchen von Fahren - kraut heißt.

Wir verkauffen uͤber diß annoch Aſche in Tonnen, die aus dem Lande Morvan von Montargis kommt, und deswegen ſchwartze Aſche oder Aſche von Morvan genennet wird. Sie ſoll ſchwartz ſeyn, uñ ſehr ſcharff auf die Zunge fallen, das iſt, ſie ſoll ſoviel, als immer moͤglich, ſaltzicht ſeyn. Habet Acht, daß ſie nicht mit Waſſer angefeuch - tet. Die Waͤſcherinnen brauchen ſie an ſtatt der Suda.

Auſſerhalb dieſer Tonnenaſche, giebt es auch noch Dantziger Aſche: allein das wenige, das wir davon bekommen, verdient nicht, daß man viel Worte da - von mache.

Ferner verkauffen wir le Groiſin, d. i. zerbrochen und zerſtuͤckt Glas, das wir von unterſchiedenen Orten kommen laſ - ſen, damit es wieder umgeſchmeltzet und andere Glaͤſer daraus gemachet werden moͤgen.

Ende des Buchs von Blaͤttern.

DesHauptbeſchreibung erſten Theils ſechſtes Buch.

Des Erſten Theils Der Hauptbeſchreibung der Spezereyen und Materialien Sechſtes Buch. Von Blumen.

Vorrede.

DJe Blumen ſind die ausgearbeiteten Knoͤpfe / unterſchiedener Groͤſſe und Farbe / welche die Vegetabilien von ſich ſtoſſen / und daraus ihre Fruͤchte und ihre Samen entſtehen und wachſen. Eine Blume aber hat drey Theil, den Kelch oder die Decke / das Laub - werck zuſamt dem Boden / und das Hertz oder die Mitten. Das Wort Fleur kommt her von dem Griechiſchen Worte φλὼξ und dem Lateini - ſchen Flos oder flamma, welches eine Flamme bedeutet, dieweil man will / die Blumen ſtelleten eine Gattung Feuerflammen vor.

Jch aber werde in dieſem Capitel ohne die Blumen dieſer oder jener Kraͤuter / die wir verkauffen, auch die Blumen / oder dererſelben Theile, ingleichen die Gewaͤchſe, welche in dieſem Wercke keine Stelle haben kun - ten, indem ſie kein gewiſſes genus und Geſchlechte hatten, als da iſt Spi - ckenard / Thymſeide, und andere mehr, zugleich begreiffen.

Das erſte Capitel. Vom Cameelheu.

SQuinanthe, Stecananthe, Fleur d Eſquinant, ou de Jonc odorant, Pature de Chameau, Cameelheu / Cameel - ſtroh, iſt die Bluͤte eines kleinen Kraͤutleins, oder beſſer zu ſagen, einer gewiſſen Art Binſen, welche in dem gluͤcklichen Arabien, unten am Berge Libanon waͤchſt, und von dan - nen uͤber Marſeille zu uns gebrachtSiehe Fig. 157. wird. Wenn es noch auf dem Stocke ſtehet, iſt es ohngefehr des Fuſſes hoch, hat eine knotichte, ſchlechte Wurtzel, mit kleinen, harten, langen und weiſſen Fa - ſen beſetzt; aus ieder Wurtzel ſteigen viel kleine Roͤhrlein, die ebenmaͤßig har - te ſind, in der Dicke, Figur und Farbe ei - nes Gerſtenhalms: drauf ſolgen kleine Bluͤmlein, die uͤber und uͤber rauch ſind, als wie Sammet, und am Boden leib - farben ſehen, ſo daß dieſe Bluͤmlein, wenn ſie in der Bluͤte ſtehen, wunderan - genehme anzuſchauen. So angeneh - me nun die Blume dem Geſichte, ſo lieb -lich iſt ſie dem Geſchmacke, inmaſſen ſie einen heiſſen, beiſſend - und aromatiſchen Geſchmack hat.

Die Blumen und Binſen werden uns von Marſeille iedes abſonderlich, uͤberſchickt; die Binſen in Buͤndlein, die Blumen aber, wie ſie geſammlet wor - den, bald rein, bald ziemlich voll Wuſt. Deswegen pflegen ſie die Apothecker, welche gerne ſchoͤne Sachen bereiten, in einem Tuche zu reinigen, welches aber eine verdruͤßliche Arbeit iſt. Auch muß man die friſcheſten, und die am ſchoͤnſten und fein roth ſehen, erwehlen.

Das Cameelheu hat keinen ſonder - lichen Nutzen in der Artzney, auſſer daß es meiſtentheils zum Theriac verbrau - chet wird. Weil aber die Bluͤte insge - mein rar iſt, und theuer, deshalben mag man ſtatt ihrer ſich der Binſen bedienen: wenn ſie aber nicht gar zu theuer ſind, und man kan ſie haben, ſoll man die Binſen nicht dazu nehmen, ſondern die Bluͤte, denn dieſe vielmehr Kraft hat.

O 3DasDer Spezereyen und Materialien

Das andere Capitel. Von Provins-Roſen.

Siehe Fig. 158.
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DJe alſo genannten Provins-ro - ſen ſind ſattrothe Blaͤtter, als ob ſie von Sammet waͤren, und werden von Provins, einem Staͤdtlein, achtzehen Meilen von Paris entlegen, gebracht. Dieſe Roſen wachſen dermaſſen haͤuffig um dieſes Staͤdtgen, daß ohnſtreitig der Boden daſelbſtherum zu Erbau - und Erziehung dieſer Art Roſen uͤberaus geſchickt und tuͤchtig ſeyn muß: denn die Provinsroſen uͤbertreffen an Guͤte und Anmuth alle die andern, ſie moͤgen auch herkommen, wo ſie wollen. Diß aber traͤgt ein gutes zu ihrer Vollkommen - heit bey, daß die Einwohner deſſelben Ortes ſie ſo gar geſchicklich aufzutrock - nen wiſſen, daher ſie auch Geruch und Farbe viel laͤnger als die andern be - halten. Man bringt uns aber zweyer - ley Sorten Roſen von Provins, die wir vermittelſt unterſchiedener Namen von einander zu unterſcheiden pflegen, denn die ſchoͤnſten nennen wir Roſes de la bonne ou grande ſorte, von der guten oder feinen Sorte, und die andern de la moyenne ſorte, von der mittlern oder ge - ringern Art Roſen. Wann dieſe Ro - ſen recht vollkommen ſind, muͤſſen ſie ſchwartzroth, und als wie mit Sammt bezogen ſehen, wohlriechend, recht tru - cken, ohne Steine und kleine Blaͤtter, ſo viel nur moͤglich, auch gewiß von Pro - vins ſeyn: ſie duͤrffen ingleichen nicht mit einem oder dem andern Sauern an - gefaͤrbet ſeyn, welches leichte daran zu mercken, wenn ſie gar zu hellroth ſehen, auch die Farbe bald verſchwindet.

Wer mit den Provins-Roſen ſtar - cken Handel treibet, muß Sorge tragen, daß ſie an trucknen und wohlverwahr - ten Orten aufbehalten werdẽ, damit kei - ne Luft dazu komme; ſie muͤſſen auch ſtarck zuſam̃en gepꝛeſſet ſeyn, ſodann koͤn - nẽ ſie in ſolchem Zuſtande ein oder andeꝛt - halb Jahr lang dauren: nach Verflieſ - ſung dieſer Zeit verlieren ſie die Farbe und den Geruch, was man fuͤr Vorſicht gebrauche, und wachſen Wuͤrme drin - ne. Etliche legen alt Eiſen dazu, und trachten dadurch zu verhindern, daß die Wuͤrme drein gerathen.

Die Provinsroſen werden vonmaͤnniglich hochgehalten, weil ſie ſehr adſtringiren, und zu Staͤrckung der Ner - ven und anderer geſchwaͤchter Leibes - theile, ſie ſeyen geqvetſchet oder verren - cket, ſehr dienlich ſind, wenn man ſie in Tropfweine oder mit Weinhefen auf - ſieden laſſen. Zur Artzney werden ſie ſehr gebraucht, und zu vielen Compoſi - tionen genommen. Seit dem aber die Provinsroſen etliche Jahre her ſo theu - er geweſen, weil ihrer nicht viel geſamm - let worden, haben ſich die meiſten Apo - thecker, welche die Provinsroſen zu ver - kauffen und zu brauchen pflegen, an un - ſern rothen Roſen, die um Paris und an andern Orten wachſen, begnuͤgen laſſen, wiewohl ſolches unrecht iſt: und eben deswegen werden ietziger Zeit bey weitem nicht ſo viel Provinsroſen ver - than, als wie vor dieſem. Die aber et - was daran gewinnen wollen, haben deſ - ſen gar ſchlechte Urſache, indem die an - dern Roſen den rechten Provinsroſen weder an Guͤte noch an Kraft beykom - men, moͤgen uͤberdiß auch nicht ſo lange aufbehalten werden, ohnerachtet dieſe Leute alle Muͤhe darauf wenden. Die rechten Provinsroſen werden in Jn - dien dermaſſen hochgeſchaͤtzet, daß ſie wohl ehe um gleiches Gewichte Gold verkauffet worden ſind: ſie muͤſſen ſie haben, ſie gelten auch was ſie wol - len.

Auſſerhalb der groſſen Menge derConſerve von rothen Roſen. Provinsroſen, die wir verkauffen, laſ - ſen wir auch daſelbſt her truckne und fluͤſ - ſige Conſerven und Roſenzucker, wie auch zuweilen den Syrup und Roſen - ſaft kommen, weil dieſe Sachen allda am beſten zugerichtet werden, und darff nur niemand gedencken, daß dieſer Zu - cker und Saft daſelbſt nicht weit beſſer gemacht wuͤrden, als diejenigẽ, welche an andern Orten und von andern Roſen bereitet werden. Was die Wahl die - ſer Conſerven und Syrup betrifft, da duͤrffen ſie nur zu Provins zugerichtet ſeyn; man muß auch zuſehen, daß ſie nicht mit Vitriolſpiritus oder andern ſauern angeroͤthet werden, welches nur gar zu oft geſchicht, bevoraus, wenn ſie zu alt