PRIMS Full-text transcription (HTML)
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Blockes-Berges Verrichtung / Oder Ausfuͤhrlicher Geographiſcher Bericht / von den hohen trefflich alt - und beruͤhmten Blockes-Berge:
ingleichen von der Hexenfahrt / und Zauber-Sabbathe / ſo auff ſolchen Berge die Unholden aus gantz Teutſchland / Jaͤhrlich den 1. Maij in Sanct - Walpurgis Nachte anſtellen ſollen.
Aus vielen Autoribus abgefaſſet / und mit ſchoͤ - nen Raritaͤten angeſchmuͤcket ſampt zugehoͤ - rigen Figuren /
Nebenſt einen Appendice vom Blockes - Berge / wie auch des Alten Reinſteins / und der Baumans Hoͤle am Hartz.
Zu Leipzig /Bey Johann Scheiben /und Franckfurth am Maͤyn /bey Friedrich Arnſtenzufinden. Gedruckt Anno 1668.

APPENDIX SUMMARIA. Beſchreibung des Blockes-Ber - ges / wie auch des alten Reinſteins / und dann der Baumans Hoͤle am Hartz.

ALs man den 5. Julii An - no 1653. bey fruͤher Tage - Zeit von Ballenſtaͤt abgerei - ſet / ſind wir darauf / gleich gegen Mittage umb 10. Uhr / zu Planckenburg angelanget / von dannen wir uns alſo fort / und nach voreingenommer Mittags-Mahlzeit nacher Reinſtein hinauf (ſo nur ¼ Meil Wegs von Planckenburg) bege - ben / und daſelbſt befunden / daß der Reinſtein ein gar uhralt und verwuͤ - ſtetes Hauß oder Schloß iſt / auf ei - nem ziemlichen hohen Felſen gelegen / und vor deſſen von denen nunmehr gantz verſtorbenen Herren Graffen) (iijvonvon Reinſtein erbauet worden; Jſt ein ſeltzam Gebaͤude geweſen / in deme alles / und faſt alle Gemaͤcher / darun - ter vornehmlich die Kuͤche / die Keller / die Kirche / Saal / Pferdeſtalle / und dergleichen in den Stein außgehauen iſt / wie man denn / wann man hinein kommet / anders nichts / als lauter Stein / umb und neben ſich ſiehet / und zu muthmaßen / daß ſolches alles eine uͤberaus groſſe Muͤhe und Arbeit ge - koſtet hat. Es lieget ſehr hoch / und iſt an einer Klippe des Berges gleichſam angeflicket / und nunmehr alles ver - wuͤſtet / ſiehet auch anietzo viel mehr einer Raubhoͤle / als einem Graͤfl. Schloſſe / aͤhnlich. Wann ein Rohr in denen aus dem Stein gehauenen Ge - maͤchern geloͤſet wird / ſo ſchallet und knallet es dergeſtalt / als wenn eine Ca - non geloͤſet wuͤrde / maßen denn auch / wann daſelbſt nur in die Lufft aus ei - nem Rohr geſchoſſen wird / es von unterſchiedenen Orten her einen ſtar - cken Wiederſchall und gleichſam viel - erley Echo giebet. Unter andern iſt alda ein Loch zu finden / ſo von allerleyklei -kleinen Steinen (welche ſonſt in der Ebene / und nicht auf den Bergen ge - funden werden /) außgefuͤllet iſt; Von demſelben Orth nun wird vor wahr - hafftig berichtet / als wann ſolches Loch von den boͤſen Geiſtern angefuͤllet wuͤr - de. Dann / wann man die Steine von dannen hinweg nimmet / ſo kommen doch hingegen wieder andere dahin / ja auch gar offtmahls die jenigen / welche man hinweg genommen / daß alſo nie - mand die Urſach deſſen erfinden kan / ſondern das Loch allezeit mit den Steinen angefuͤllet gefunden wird. Es werden auch allerley Abendtheuer erzehlet / ſo ſich bey ſolchem Loche ſollen begeben haben / mit denen / welche muthwilliger oder freventlicher etwas dabey vorzunehmen ſich unterſtan - den. Als wir uns hernach von Rein - ſtein wieder hinunter begeben / und zu Planckenburg das Mittags-Mahl eingenommen / ſind wir darauf ſelbi - gen Tages durch Weringeroda noch biß Jlſenburg gereiſet. Da wir nun zu Jlſenburg (ſo dem Herren Graf - fen zu Stollberg oder Weringeroda) (iiijzuſtaͤn -zuſtaͤndig / und faſt unter dem Plan - ckenberge lieget) ſelbigen Abend ange - langet / haben wir præparatoria ge - macht / des darauf folgenden fruͤhe - ſten Morgens die Reiſe auf den ho - hen Blockes-Berg fort zu ſetzen. Den 6. Julii nun fruͤh vor Tage haben wir uns aufgemacht / und nebenſt dem Weg-Weiſer umb 2. Uhr fruͤh die Rei - ſe angefangen / da wir dann / reitende / 15. Perſonen und 12. Pferde ſtarck / uͤber unterſchiedene Baͤche / Bruͤcken / und durch dicke Buͤſche bey einem ziem - lichen hohen Felſen / Jlſenſtein ge - nannt / vorbey / alles Berg aufwerts fort paßieret / und als wir in die 2. gute Stunden den Berg hinaufwerts in Moraſt / in Steinen / in ungebaͤhn - tem Wege / darbey die Pferde man - chen ſauern / unſachten / und gefaͤhrli - chen Tritt thun muͤſſen / geritten / ha - ben wir / wegen des allzu boͤſen Weges / nicht weiter zu Pferde fort kommen koͤnnen / ſondern alle von Pferden ab - ſteigen / und zu Fuß vollends gehen und gleichſam hinauf klettern muͤſſen / da wir dann abermahls alſo zu Fußgehen -gehende in die 2. gute Stunden zu - bracht / ehe wir den hoͤchſten Gipfel des Berges erreichet. Die gantze Zeit uͤber / im hinauf reiten und hinauf ge - hen / haben wir ſtaͤtig dunckel und thau - ichtes / naͤßliches Wetter gehabt / ie hoͤ - her wir aber auf dem Berg kommen / ie dunckler / naͤßer / und kaͤlter Wetter und Lufft wir empfinden muͤſſen / biß endlich auf der Hoͤhe / als wir dieſelbe erreichet / wir eine ſolche kalte Lufft ge - funden / daß wir faſt nicht dafuͤr dau - ren koͤnnen / ja von dem Reif und Froſt wir alle gantz weiß / als waͤren wir be - ſchneyet / außſahen. Dann unverſe - hens wurden wir mit Nebel und Wol - cken dergeſtalt umbgeben / daß wir vor Dunckel uñ Finſternuͤß einander nicht ſehen oder erkennen kunten / ſondern einander zuruffen muͤſſen / ja die Wol - cken ſtrichen bey uns und unſern Haͤup - tern recht mit Brauſen vorbey / daß man wie verdutzet davon wurde / ge - ſchweige der Naͤße / ſo iedesmal von den Duͤnſten und vorbey ſtreichenden Wolcken auf uns fiele / daß wir alle / wie gebadet / außſahen / biß endlich /) (vnachnach 6. Uhren / und gegen 7. Uhr et - wan / ſich etwas von unterwerts auf zu klaͤren anfieng / da dann / ſo bald es ein wenig hell wurde / und die Sonne die meiſten Duͤnſte verzehret / und die Wolcken abgetrieben / kunten wir uns nach allen Orthen umbſehen / daß ei - nem das Geſichte daruͤber vergieng: Dann es anders nicht ſchiene / als wenn wir vom Himmel herab die gan - tze Welt uͤberſehen koͤnten / in dem al - les / was wir ſahen / und wohin wir ſahen / viel niedriger war / als der Orth / da wir uns befunden / und kunte das Geſichte die Weite umb uns her - umb faſt nicht begreiffen: Ohn iſt es nicht / daß auf ſolchem hohen Berge die groſſen Wunderwercke GOttes genugſam zu ſehen und zu verſpuͤhren / in dem man gleichſam in einem Au - genblick nicht allein ſo viel Laͤndeꝛ / Fuͤr - ſtenthuͤmer / und Provincien des Heil. Reichs und in Teutſchland de - ſchauen; Sondern auch die Wirckung der Lufft / die Durchſtreichung der Wolcken / nicht ohne Verwunderung und Entſetzung / allda ſehen und em -pfin -pfinden kan / zu geſchweigen / was fuͤr herrliche / kraͤfftige / koſtbare / und ſeltza - me Kraͤuter und Wurtzeln droben wachſen. Dann / in dem wir uns mit Beſchauung derer in dem Grunde her - umb liegenden Fuͤrſtenthuͤmer / Laͤn - der / und Oerter am beſten ergoͤtzeten / kam unverſehens brauſend eine Wol - cke / mit Nebel und Duͤnſten vermen - get / auf uns / und uͤberſchattete uns / daß wir / gleichſam in einem Augen - blick / in eine Finſternuͤß geriethen / und gar nichts ſahen / ja einander ſelbſten (ungeachtet / daß wir nahe beyſam - men ſtunden) nicht erkennen kunten / da wir dann allezeit auffs neue bene - tzet / als wann wir ſtarck beregnet wurden. So bald nun die Wolcken von uns zu weichen / und uns wieder - umb zu verlaſſen / begunten / ſahen wir durch dieſelben / ſo wohl unter uns / nach dem Erdboden / als inſonderheit uͤber uns / nach dem Himmel zu / gleich wie ein brennendes Feuer / ſo man durch den Rauch zu ſehen pfleget / aus Ur - ſach / weil / mittler Zeit / da wir mit den Wolcken umbgeben waren / es ſo wohlunten /unten / auf dem Erdreich / als vornehm - lich oben / gegen dem Himmel / gantz klar und helle von dem Sonnenſchein ware. So geſchwinde nun die Wol - cken vorbey waren / konten wir uns abermahl mit ſonderbahrer Luſt und Ergoͤtzung / ſo weit es das Geſichte er - leiden konte / allzu weit / hin und wie - der / umbſehen / bald aber kamen die - ſelben wiederumb / wie zuvor alſo / daß es lauter Veraͤnderung und Verwech - ſelung der Lufft gab / inſonderheit aber kamen die Wolcken bißweilen etwas zu kurtz an uns an / daß ſie uns nicht beruͤhrten / ſondern etwas unterwerts an den Berg anſtieſſen / und alſo an demſelben ſich zertheilen muſten / da wir dann abermahls untenwerts / nach dem Erdboden / alles finſter und dunckel / hinaufwerts aber / gegen dem Himmel zu / alles hell und klar ſehen konten / und alſo die Wunder-Wercke GOttes daſelbſt wohl ſichtbarlich ſeyn. Auf dem Berge oben waren gantz keine Baͤume / ſondern alles mit langem Graß / Kraͤutern / und Wur - tzeln bewachſen / alles ſumpficht / mo -raſtig /raſtig / und voll Mooß / aber recht oben entſpringet ein ſchoͤner / klarer / und ge - ſunder Brunnquel ſo gar einen guten Geſchmack im Trincken hat. Unter andern iſt eine Wurtzel daſelbſt / ſo die Krebswurtzel genennet wird / ſiehet ei - nem Krebs an Farbe und Forme ſehr gleich / ſoll zu vielerley Zufaͤllen der Menſchen dienlich und ſehr koͤſtlich ſeyn. Dieſer Ort und Gipfel des Ber - ges iſt ziemlich weit begrieffen / aber gar nicht gaͤh oder ſtehe herunter / ſon - dern nur langſam abhaͤngig / alſo / daß man gantz ohne Gefahr oben her - umb gehen kan. Wenn ein Rohr dar - auf abgeloͤſet wird / ſo giebet es gar ei - nen ſchlechten Knall / und gar keinen Wiederſchall. Daß oben auf dem Gip - fel des Berges keine Baͤume wachſen / wurde ſolches der großen Kaͤlte / die ſich daſelbſt continuirlich befindet / beyge - meſſen / da doch hingegen herunter - werts / etwan einen guten Mußqueten Schuß von der oberſten Hoͤhe herun - ter / wir alſo fort Baͤume in ſtarcker Anzahl von aller ley Art gefunden / unddaſſel -daſſelbe biß gantz hinunter auf die Ebe - ne continuiret.

Als wir nun alſo oben auf dem Berge bey nahe anderthalbe Stunde lang verharret / und uns umbgeſehen / und der ſtarcken Kaͤlte wegen faſt nicht laͤnger außharren konten / haben wir uns endlich allgemach wiederumb hin - unter zu Fuß begeben / ſo allbereit umb 8. Uhr vor Mittage geweſen / da wir dann mit ziemlicher Muͤh und Arbeit den gantzen unwegſamen und unge - bahnten / ja meiſtentheils ſehr moraſti - gen und ſteinichten Weg / biß die Helff - te des Berges herunter / da die Pferde unſer gewartet / abſolviret / daſelbſt uns auf die Pferde wiederumb geſetzet / und alſo vollends biß hinunter nach Jlſen - burg geritten.

Jn der herab Reiſe des Berges haben wir kaum 2. Stunden zubracht / und alſo gleich umb 10. Uhr gegen Mit - tag unten angelanget / da wir dann nicht allein ſchoͤnen / hellen Sonnen - ſchein / ſondern vornehmlich eine ſtar - cke Hitze unten vor uns gefunden / und alſo dieſelbe Lufft der Oberſten auf demBergeBerge gantz unvergleichlich geweſer. Nach gehaltener Mittags-Mahlzeit zu Jlſenburg haben wir uns hinwie - derumb von dannen zuruͤcke nacher Ballenſtaͤtt begeben / und daſelbſt A - bends ſpaͤte / weil die diſtantz 6. Meil Wegs voneinander / angelanget.

Den 7. Julii haben wir zu Ballen - ſtaͤt wiederumb etwas außgeruhet.

Den 8. Julii haben wir uns zu der Reiſe nach der Baumans Hoͤle ent - ſchloſſen; Derowegen dann wir uns ſelbigen Morgens mit dem fruͤheſten zu Ballenſtaͤt aufgemachet / und gegen Mittag zu Huͤttenroda angelanget. Als von dannen ein Wegweiſer zu der Baumans-Hoͤle mit genommen / und bey Arrivirung der Fuͤrſtl. Braun - ſchweigl. Bergvoigt daſelbſt / als wel - cher am beſten die Wiſſenſchafft der Gaͤnge in ſolcher Hoͤle hat / und dieſel - ben zu zeigen pfleget / nicht alſo fort bey der Hand geweſen / haben wir unter - deſſen die ſchoͤnen Eiſen-Huͤtten / dar - innen gearbeitet wurde / und iñſonder - heit die beruͤhmte Waſſeꝛ-Kunſt zu den Bergſtollen alda beſehen / darauf uns) () (nachnach Elbingeroda / ſo nur eine kleine ½ Stunde von dannen / begeben / und da - ſelbſt die Mittags-Mahlzeit einge - nommen. Nach beſchehener Mahlzeit ſind wir alſo fort wieder nach der Bau - mans-Hoͤle zugeritten / daſelbſt wiꝛ den Berg-Voigt allbereit aufwartend fuͤr uns gefunden / welcher uns darauf alſo fort zu dem Berge / da der Eingang in die Hoͤle / hinauf gefuͤhret. Alſo wir nun zu der Hoͤle gelanget / haben wir vor dem Eingange einen durch die Na - tur von Felſen Stein und Erden ge - woͤlbten Bogen / gleich einem Vorge - mach / gefunden / daſelbſt wir unſere Degen / Sporen / und andere Sachen / ſo uns in die Hoͤle reinzugehen verhin - derlich ſeyn koͤnnen / abgeleget / und ei - nen Huͤter zur Verwahrung gelaſſen / hingegen aber mit Feuerzeug und einer Nothdurfft brennenden Liechter uns verſehen.

Der Eingang der Hoͤle nun / war gantz niedrig und enge / alſo / daß wir auf Haͤnden und Fuͤſſen / einer nach dem andern / uns hinein dringen muͤ - ſten / darauf war es ein wenig weiter /her -hernach wieder ziemlich enge / und dañ hierauf ie tieffer / ie weiter / daß wir alſo nachgehends ie laͤnger / ie tieffer hin - unter / gleich einem Berge und Stein - felſen / hinunterwerts ſteigen und klet - tern muͤſſen. Es iſt gleichsfals ein groß Wunder-Werck Gottes darin - nen zu verſpuͤhren geweſen / daß alſo tief in die Erde hinunter ein ſolcher von Natur zugerichteter Fels / darinnen eine ſehr groſſe Weite und Umfang von allen Seiten zu ſehen war / und ie tieffer man hinunter kam / ie ſtaͤrckere und hefftigere Kaͤlte wir empfunden / da es hingegen oben / vor der Hoͤle / und in der Lufft / ein ſehr heiſſes Wetter und ſchoͤner heller Sonnenſchein war. Ziemlich weit unten in der Hoͤle iſt ein Fels / ſo das Pferd genennet wird / ſo eine ziemliche harte Schaͤrffe hat / oben / da man darauf ſitzende herumb klettern muß / und alſo / wegen Gefahr / ſich nicht ein ieder darauf zu ſteigen o - der zu klettern getrauet. Von dem - ſelben Pferde und Felſen weiter hinun - ter muß man ſich / durch ſehr enge Loͤ - cher und Paͤße / zwiſchen den Steinen) () (ijdurch -durchdringen / daſelbſt findet ſich wie - derumb eine tieffe Hoͤle / da man auf Leitern und Riemen ſich hinunter laſ - ſen muß / und dann von demſelben Ort wiederumb in eine Hoͤle / noch tieffer hinunter / daſelbſt dann / und vor - nehmlich in der tiefſten oder euſerſten Hoͤle gefunden wird Horn / Kinbacken / und Zaͤhne / ſo dem Vorgeben nach / von Einhorn etwas gleich befunden wird; Alleine ohne große Muͤhe und Arbeit / ja gar Leibes und Lebens-Gefahr / kan man zu ſolchen euſerſten Hoͤle nicht wohl gelangen / maſſen dann in der gantzen Hoͤle es ohne diß ſehr gefaͤhrlich herumb zu gehen und zu ſteigen iſt / da - hero dann ein ieder von uns eine bren - nende Kertze in der Hand haben / und alſo damit herumb ſteigen und klettern muſte. Der Berg-Voigt oder Weg - Weiſer aber hatte das Feuerzeug bey ſich / damit (im Fall ja endlich die Liech - ter alle außloͤſchen ſolten / wie vor die - ſem einmal oder zwey ſoll geſchehen ſeyn) man ſich wiederumb des Liechtes erholen konte. Dann ohne brennend Liecht unmuͤglich aus der Hoͤle / wegenderder unterſchiedenen vielen Gaͤnge hin und her / wiederum̃ heraus zu kommen. Jn deꝛ Hoͤle wurden inſonderheit Stei - ne gefunden / ſo auß Waſſer darzu ver - wandelt ſeyn / da denn vor unſern Au - gen das Waſſer / ſo hin und wieď durch das Erdreich und den Steinfelſen ſich von oben herunter dringet / und Trop - fen weiſe zur Erden faͤllet / gantz hart / uñ Anfangs wie Eyß / oder Eyßzapfen / hernach gantz zu Steine wurde / wie dann ſolche Eyßzapfen von Stein in der Hoͤhe hin und wieder in groſſer Maͤnge herab hingen. Wenn man ein Piſtol darinnen loß gebrennet / hat es einen trefflichen Knall gegeben / faſt als wenn ein Canon abgangen waͤre / und darauf ein groſſer Dampf ent - ſtanden / ſo eine ziemliche weile iedes - mahl gewehret. Es waren viel Gaͤn - ge hin und wieder darinnen / und dahe - ro das Ende der Hoͤle nicht zu finden / wie denn die Jrrwege und die Vielheit der Gaͤnge verurſachet / daß man ſich gar leicht drinne verirren kan / und da - her berichtet wurde / daß vor etzlichen Jahren ein feiner Mann / ſo ſich am ſel -) () (iijbenben Ort aufgehalten / und den reiſen - den dieſelbe (Hoͤle) iedesmahl gezei - get / ſich einmal gantz alleine mit bren - nenden Liechtern in die Hoͤle begeben / in Meinung die Gelegenheit darinnen weiter zu erforſchen: Als ihm nun in ſeiner Arbeit die Liechter eines nach dem andern darinnen erloſchen / und er ſein mitgehabt Feuerzeug gleichfals gar nicht finden koͤnnẽ / waͤre ihm gantz unmuͤglich geweſt den Außgang aus der Hoͤle wieder zu finden. Dahero er dann gantzer drey Tage darinnen verharren / undalſo in der Jrre ungeſ - ſen und ungetruncken herumb wan - dern muͤſſen / biß endlich ein En - gel / in Geſtalt eines brennenden Feu - ers oder Liechtes erſchienen / der ihn dann aus der Hoͤle hinaus gefuͤhret / der Mann aber darauf nur drey Tage noch gelebet / und hernach Todes ver - fahren.

Als wir nun alſo / acht Perſonen ſtarck in der Hoͤle bey nahe in die zwo Stunden verblieben / und uns darin - nen zur Genuͤge umbgeſehen / auch ztemliche Kaͤlte erleiden muͤſſen / ſindwirwir endlich / eineꝛ nach dem andern / mit unſern in den Haͤnden habenden bren - nenden Liechtern (davon uns nur zwey verloſchen / aber alſo fort iedesmahl wieder angezuͤndet worden; dañ / dem Bericht nach / das außloͤſchen der Liech - ter von den Erd-Geiſtern / welche / oh - ne Zweifel / allda ſich mit aufhaltẽ muͤſ - ſen / unterweilen beſchehen ſoll) aus der Hoͤle wiederumb hinaus gegangen / ge - klettert / und gekrochen / da wir dann vor der Hoͤle eine groſſe Hitze / wegen des hellen Sonnenſcheins uñ heiſſen Lufft / gefunden / und alſo / gleich / als wann wir uns in eine Badſtube aus kuͤhler Lufft begeben / erfahren muͤſſen.

Die Hoͤle ſoll ſonſt daher Baumans Hoͤle genennet werden / weil deꝛ jenige / ſo ſich zum erſten in die Hoͤle gewaget / und die Gelegenheit derſelben erfun - den / Baumann geheiſſen.

Hierauf haben wir uns wieder den Berg hinab begeben / und auf unſere Pferde gema - chet / und den Weg wieder nach Ballenſtaͤt zu - genom̃en / daſelbſt wir denſelbigen Abend wohl angelanget / und alſo auf dieſesmahl die Reiſe / Gott Lob / wohl verrichtet.

T. S. V. K.

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Des Blocks-Berges Erſter Theil. Die Vorbereitung Oder Bahnung zum Blocks-Berge.

Das I. Capittel. Von denen Orten an welchen es viel Geſpenſter giebet.

ES giebet zwar viel Oerter hin und wieder in der Welt / ſo theils zu allen / theils zu beſondern Zei - ten Geſpenſte auff und in ihren Bergen hegen / doch vermeyne ich / daß unter andern folgende / ſo ich mit dem Worte Ge - ſpoͤnſth / abgefaſſet habe / nicht die ſchlechte - ſten oder unwehrteſten ſeyn / als nemlich

  • §. 1. G riechen-Land
  • §. 2. E lvezien oder Schweitzer-Land
  • §. 3. S chleſien
  • §. 4. P rovintz Caſſuben
  • §. 5. O ber Pfaltz.
  • §. 6. N urſiner Gegend in Jtalien
  • §. 7. S icilien
  • §. 8. T huͤringen
  • §. 9. H artz.
AWas21. Theil. Cap. 1. Von Geſpenſten
§. 1. Griechen Land. Faſtnach - ten gehal - ten von den Wald Geſpen - ſten auff dem Berge Parnaſſo.

WAs Griechen-Land zu erſt betriſt / ſo kan hiervon geleſen werden / was der Author der Wunderbarlichen Hiſto - rien von Geſpenſten im erſten Theil am 26. Blath b. ſaget. Auff dem Berge Parnaſſo in Boëtia, welcher dem Apollini conſecriret und zugeeignet iſt / wird allewege ein Jahr uͤmbs an - der das Feſt Bachanalien oder tollen Faſt nachtẽ gehalten / und werden auch zum oͤfftern die Sa - tyri oder Waldgeſpenſte in groſſer Anzahl da - ſelbſt geſehen / und werden gemeiniglich gar fuͤrnehme Stimmen gehoͤret. Es iſt auchMacrob. Saturn. c. 18. offtmals ein Klang von Cimbeln gehoͤret wor - den.

Unſern von der Stadt Lucern im Schweitzer-Land / iſt ein rauher hoher§. 2. Rave in memor. c. 88. p. 71. Von dem Fracken - berge bey Lucern im Schwei - tzer Land. Pilatus - See. Meyfart Geograph. l. a. c. 2. p. [1]92. Berg / den die Jnwohner Frack-mont oder Frackberg nennen / auff dieſem Berge iſt ein groſſer ſchwartzer ſtehender See / allenthalben mit einem finſtern Wald uͤmbzogen / welchen die Leute Pilatus-See nennen / und bleibet dieſer See allzeit gleiche groß / hat keinen Einfluß oder Außfluß / nimbt nichts zu oder ab / und hat ein graͤuliches Anſehen. Und iſt die Sage / nachdem ſich der ungerechte Richter Pontius Pilatus ſelbſt uͤmbracht / hat man ſeinen Leib in die Tyber geworffen / daruͤber ſich ein groſſes Vnge - ſtuͤm erhoben / daß man ihn letztlich in dieſes Waſſer ſtuͤrtzen muͤſſen / und ſoll dieſes Waſ -ſer3§ 2. im Schweitzerland.ſer die Ahrt an ihm haben / wann etwasFran[z]. de interpret. Script. o. rac. 139. Quadus in Geograph. Camerat. Hor. ſub - ciſ. cent. 3. c. 15. p. 51. Kornman. in monte Veneris c. 82. p. 393. Idem de miraculis mortuor. p. 4. c. 72. Langius in Epiſt. me - dic. l. 2. Ep. 35. muhtwilliger Weiſe hinein geworffen / und alſo das Waſſer beweget und gleichſamb er - zoͤrnet wird; So entſtehe allenthalben in derſelben Gegend ein ſchreckliches Vnge - witter / das auch ohne groſſen Schaden nicht abgehe / und ſollen die Jnwohner daſelbſt niemand gerne auff dieſen Berg nicht ſteigen laſſen / damit dieſes Waſſers halben / die Gegend nicht etwan in Beſchwerung kom - me. Iohannes Vadianus Buͤrgermeiſter zu Sanct Gallen / uͤber das erſte Buch Pomponii Melæ, ſchreibet viel von dieſem See / und daß er ihn ſelbſt / beneben Iohanne Nylotecto, (alii Xylotecto) Niconio (alii Miconio) Oſvval - do, Conrado Grebelio und andern geſehen und beſucht habe. Wie denn auch deſſen Iohannes Stumpffius in ſeiner Schweitzer Chronica in 7. Buch am 5. Cap. gedencket. Was ſonſten Pilati derivation betrifft / ſo hat Iohannes de Voragine ſo viel davon. PilatusIn aureis legend. ap. Eraſm. Schmid. in calẽd Pap. Etymol. ad 29. Mart. dicitur à Pyla matre & Atus, qui fuit avus, Molendinarius. Sonſten ſchicket ſich zu das vorige nicht uneben auch folgendes

PILATVS ἀναγρ. 1. UTLAPIS 2. IT LAPSU. Vt lapis it lapſu celeri revolutus ad ima; Sic tu morte malâ recidiſti truſus ad orcum.
A i jWel -4.[4]1. Theil. Cap 1. Von Geſpenſten
Welches faſt mit General Wallenſteins Epi -
taphio und Grabſchrifft ſolte uͤbereinkommen:
Hier liegt das groſſe Haͤupt / ſo jetzt wird
Wallen - Steins Grab - ſchr ifft.
außgelacht /
Viel wiſſen das von mir / ſo ich mir nie ge -
dacht:
Das wuſt ich / daß ein Stein / nicht leicht ein
Stern kan werden;
Ein Stein wie hoch er ſteigt / faͤlt endlich zu der
Erden.
PONTIUS PILATUS
ἀναγρ: PLUTONIS PASTUI Eſca reſervaris Plutonis Paſtui opima, Inde jecur roſtro detondet vultur adunco.

Was zum dritten Schleſien betrifft / ſo§. 3. kan hier ebenmaͤſſig her gehoͤren vorgemelter Autor von Geſpenſten am 45. Blat. b. ManEin Ge - ſpenſt in eins Muͤn - ches Ge - ſtalt auff dem Boͤh - miſchen Gebirge. ſaget / daß auff dem Boͤhmiſchen Gebirge zum oͤfftern den Leuten ein Muͤnch erſcheine / welchen ſie Ruͤbezal nennen / der dann auch offtermals im warmen Bade geſehen wird. Vnd wann die Leute uͤber den Wald reiſen wollen / und aber den Weg nicht wol wiſſen / geſellet er ſich zu ihnen / als wolte er mit ihnen wandern / und ſpricht zu ihnen: Sie ſollen unbekuͤmmert ſeyn / der Weg ſey ihm gar wolbekandt / er wolle ſie gaꝛ einen richtigen Fuß-Steig durch den Wald fuͤh - ren. Wann er ſie nun im Wald auffn Jrr -weg5§. 3. Jn Schleſien.weg gefuͤhret / alſo daß ſie nicht wiſſen / wo ſie zu ſollen / ſo ſpringet er alſobald auff einen Baum / und hebet dermaſſen mit heller Stimm an zulachen / daß es in den gantzen weiten Wald erſchallet. Dieſer Muͤnch oder Ruͤbezahl iſt niemand anders als der Teuffel ſelbſt / welcher ſich in eines Muͤnches Geſtalt verkleidet / und ſolche Sachen fuͤrnimt / und treibet. Bißher der unbenahmte Autor, welcher zwar das Ge - ſpenſte den Boͤhmiſchen Gebirge zuſchreibet / da es doch vielmehr zu Schleſien gehoͤrig iſt / wie wir etwa in einem gantz andern Tractat vom ſelbigen Ruͤbezahl mit mehren vernehmen werden.

Was ferner Caſſuben anlanget / fin - det man folgendes davon. Anno 1596. iſt bey§. 4. der Lawen-Burg in Caſſuben eine erſchreckliche Klufft und Loch auff einem BergeRave in memor. p. 71. Hilde - brand. Theurg. p. 308. 309. Ein wun - derlicher Garten in einem Ber - ge in Caſſ[a -]ben. gefunden worden / welches nun zu ergruͤnden / hat der Raht zwene Moͤrder / ſo den Tod ver - ſchuldet hatten / hinein zulaſſen beſchloſſen / wel - che nach dem ſie hinein gelaſſen / Grund gefun - den / iſt ein ſchoͤner Garten alda geweſen / und mitten in dem Garten ein ſchoͤner Baum ge - ſtanden / ſo ſchoͤne weiſſe Blumen gehabt / haben aber der Blumen keine duͤrffen abbrechen / ſon - dern ſind durch ein Kind zu einem Schloß auff einem weiten Plan kommen / darauff ſeynd herrliche Seiten-Spiel und andere Geſaͤnge ge - hoͤret worden / auch iſt ein Koͤnig auff einem ſil -A iijbern61. Theil. Cap. 1. Von GeſpenſtenConfer - Kornman - num in monte Ve - neris cap. 84. pag. 397. 398. bern Stuel von ihnen geſehen worden / und hat in der lincken Hand einen guͤldenen Scepter gehabt / und in der rechten Hand einen Brieff / welchen das Kind vom Koͤnige empfangen und den zweyen uͤberantwortet. Dieſe Hiſto - ria iſt zu Freyberg bey Georg Hoffmannen ge - truckt.

§. 5.

Jn Betrachtung der Ober-Pfaltz / iſt ſonderlich dieſes zu mercken. Ein GeſpenſtRave d. l. p 71 a. Hildebr. d. l. p. 307. Conf. Kornm. in monte Ve - ner. c. 23. p. p. 306. Hoͤle bey Amberg. in Weibes Geſtalt / in einem holen ungeheu - ren Berge wirfft mit Steinen uͤmb ſich. Se - baſtian Francke ſchreibet in ſeiner Kaͤyſer-Chro - nica beym Carolo V. alſo: Jch finde auch ge - drucket / wie auff den Abend Petri und Pauli Anno 1535. zu Amberg (in der Ober - Pfaltz) fuͤnff und zwantzig Buͤrger und Buͤrgers Soͤhne ſich zuſammen verbunden in einen holen ungeheuren Berge drey Meilewe - ges von Amberg / in einem Gebuͤrge bey einem Dorff Predenwind / gelegen / 900. KlaffterKornman. 9000. tieff hinein / an einer Schnur (damit ſie un - verhindert den Weg wieder herauß treffen) mit Leitern / Liechtern / Fackeln / Hauen / Schauf - feln / auch Eſſen und Trincken (ſo ſie auff etli - che Tage mit ſich genommen / und jeder etwas getragen) gangen ſind / und viel ſeltzam Aben - theur / Pallaͤſte / Bildwerck / Plaͤtze / rauſchende flieſſende Waſſer / quellende Brunnen / doch alles finſter und liecht-loß gefunden. Jtem ſehrviel7§. 5. Jn der Ober-Pfaltz.viel groſſe ungeheure Rieſen-Beine / viel todte verweſene Coͤrper unſaͤglicher Groͤſſe / deren zum Warzeichen ſie etliche mit ſich her - auß gebracht / viel Jrr-Gaͤnge und Schluff-Loͤ - cher / daß ſie etwan alle 25. nach einander wie die Schlangen / durch die Loͤcher haben kriechen muͤſſen; Sie haben zweene Haupt-Leute un - ter ihnen auffgeworffen / denen einen Eyd geſchworen / ihnen zufolgen und bey ihnen Leib und Leben zu laſſen. Der eine Hauptmann iſt vorgangen und gekrochen / der andere hin - den nach / damit keiner unter ihnen abwiche. Einer unter den fuͤnff und zwantzigen / der hauſſen der Freudigſte war / iſt von ihnen fluͤchtig / halb todt nach der Schnur wieder auß dem Berge kommen. Noch einer un - ter ihnen / hat viel geweyheter Kraͤuter / Wachs und dergleichen Gauckel-Werck bey ſich getragen / iſt im Berge mit einem Stein geworffen worden / ſich gar hart verbluhtet und gar nahe druͤber uͤmb ein Auge kom - men. Sie haben niemanden geſehen / denn eine Geſtalt eines Weibes / ſo ſolchen Wurf gethan / haben es fuͤr ein Geſpenſt geach - tet. Zu letzt als ſie nicht weiter gemocht haben / ſind ſie wieder uͤmbgekehret unnd erblichen / greulich geſtaltet und erſchreck - lich anzuſehen / halb todt alle wieder auß dem Berge kommen / als ſie ungefaͤhr acht Stun - den im Berge waren geweſen. Haben auchA iiijGewoͤlbe81. Theil. Cap. 1. Von GeſpenſtenGewoͤlbe / Pallaͤſte / Plaͤtze mit ſelbſt gewachſe -Vide Hon - dorff. in Promtuar part. 1. fol. 263. nen Seulen / Pflaſtern und Bildern geſehen / als ſey es alles in den Berg gehauen / etwan ſo einen weiten Gang gehabt / daß ſie alle 25. ne - ben einander haben moͤgen gehen; Etwan ſo enge / daß einer nach dem andern hat kriechen muͤſſen. Welches von Berthold Buͤchnern / ſo mit geweſen / ſelbſt beſchrieben worden.

§. 6. Rave in me morab. c. 88. p. 71. b. Sibyllen Berg. Conf. Kornman. in mont. Ven. c. 16. pag. 135.

Ein ſolcher wunderbahrer Berg iſt auch in Jtalien bey dem Nurſiner See / wie auß der 46. Epiſtel AEneæ Sylvii zu ſehen. Alda die Venus oder Sibylla in einer Hoͤle le - bendig iſt / und wird alle Woche in eine Schlan - ge verwandelt. Es wurde auch deshalben eine Wacht uͤmb die Hoͤle herumb gehalten / wegen der Leute ſo mit Beſchwerungen uͤmbgingen / dieſelben von der Hoͤle abzuhalten / wie Adrianus Romanus in Theatro urbium p. 195. bezeu - get.

Was zum ſiebenden Sicilien betrifft /§. 7. woſelbſten der vor viel hundert Jahren beſchrie - bener Vulcanus mit ſeinen Schmiede-Knech - ten Sterope, Pyragmone und Bronte umb den Berg AEthna ſich ſolten ſehen laſſen / kan der begierige Leſer in meinem Tractat Ruͤbezahl nach - ſchlagen.

§. 8.

Zum Achten folget nunmehr Thuͤringen / wo ſelbſten von zween Bergen Wolffgang Hei - derus nachfolgende Sachen bringet: Ge -gen9§. 8. Jn Thuͤringengen Norden hinderwerts nicht weit von Fran -Heiderus volum. 2. orat. p. 1214. ſeq. orat. 28. ckenhauſen wird auff einem hohen Berge noch eins und das andere Stuͤck von dem Kieff - huſiſchen Schloß geſehen / welches der Iulius Cæſar in unſerm Thuͤringen / wie Hartz-Burg am Hartz-Walde; Jlenburg in Oeſterlande;Kieffhuſt - ſche Schloß. Luͤneburg in Sachſen; Homburg und Bomel - burg in Heſſen; das Jliſche Schloß in Weſt - phalen ſol haben bauen laſſen. Aber dieſes iſt alles den alten Hiſtorien zuwider / und wird in keiner alten Chronica etwas davon berichtet. Vber den Rhein iſt Iulius Cæſar zwar zweymalsConfer. Kornman. in monte Veneris p. 376. 377. kommen / daß er unſern Vorfahren ein Schre - cken beybraͤchte / aber er hat wenig Tage ver - harret / und iſt auch weiter und tieffer in Teutſchland nicht hinein gedrungen. Es fin - den ſich andere / welche fuͤrgeben / daß Druſus des Auguſti Stiff-Sohn und der Liviæ Druſil - auß dem Tyberio Nerone rechter Sohn die - ſes Schloß in die Hoͤhe gefuͤhret habe / und es zum Gedaͤchtnuͤß ſeiner gehaltenen Siege con - fuſionem oder Vmbſtoſſung genennet / als die - weil in ſeinen Kriegen er das Thuͤringiſche Reich faſt uͤmbgekehret / und mit einer ſchaͤnd - lichen Verwuͤſtung gleichſam in den Staub ge - leget hatte / daher es die Teutſchen hernachmaln in ihrer Mundart genennet haben Kieffhuſen / welches andern Staͤdten in Teutſch-Land mehr wiederfahren. Alſo was den Roͤmern hieſſe Auguſta Vindelicorum, das iſt uns itzt Augſ -A vpurg.101. Theil Cap. 1. Von Geſpenſtenpurg; Welches Parthanum Parthen-Kirche: welches Vallatum, Kellnbach; welches Medul - lum, Mellingen; welches Atilia, Aldenburg / welches Abuſina, Abendsberg: welches Eppo - na, Eppenburg: welches Beranum, Bernaul / welches Vitodurum, Winterthuͤr ꝛc. EtlicheStad Kel - bra. thun auch noch dieſes hinzu / daß der Druſus ſein Vieh und Weide auff den benachbarten Huͤ - geln gehabt / woſelbſten die Stadt KelbraHeringen. von der Vieh-Zucht oder der Kaͤlber / auff die - ſe Ahrt benant und gebauet iſt. Ebenmaͤſſig / daß er auch ſeine Fiſchteiche in den Heringiſchen Aeckern gehabt: Wie dennoch das Staͤdlein und der Ort alſo benahmet wird. Welches aber vielmehr auß Schertz alſo mag geſaget / als ernſthafftig geglaubet werden. ꝛc. Jn die - ſem Kieff-Hauſiſchen Berge / auff welchem auch etwa noch / wie geſaget / etwas vom altenGedichte von Kaͤyſer Friederi - chen. De hoc Fri - derico vide Kornman, in miracul. mort. part. 4. c. 40. ex Chronic. Alb. Cranz lib. 8. c. 34. Aventin. lib. 7. Schloſſe zu ſehen iſt / ſoll / wie unſere Leute erzehlen / doch weiß ich nicht in was fuͤr Schluffloͤchern und Hoͤlen Kaͤyſer Fridericus ſitzen / ſchlaffen / mit dem Kopffe nicken / mit den Augen zwinckern / und mit der ei - nen Hand den Kopff halten / ſo lange biß er dermaleins ſein Reich wiederumb zu rechte zu bringen / auffwachen werde: Doch weiß keiner zuſagen / wann ſolches geſche - hen moͤchte. Dieſes Gedichte iſt gantz laͤcher - lich / und jenem (denn man kan es auchwol11§. 8. Jn Thuͤringen.wol ein Gedichte nennen) nicht unaͤhnlich / da der Olaus Magnus Gothus ein Ertz-Bi -lib. 1. Von den Nordi - ſchen Voͤl - ckern. c. 1. ſchoff zu Vpſal ſaget / daß in Finmarcken / wel - ches ein Theil von Norwegen iſt / an dem Meer in einem Felſen-Loche ſieben Maͤnner gefunden werden / in Roͤmiſcher Kleidung / welche alda von vielen hundert Jahren her ſchlaffen / in unzerriſſenen Kleidertz und unver -Sieben Schlaͤffer weſenen Leibern. Wie einen von ſolchen / et - wa vor dieſem ein verwegener Menſch hat wollen pluͤndern und außziehen / da ſollen ſei - ne Arme verdorret ſeyn: Dannenhero ſich biß auff dieſen heutigen Tag keiner mehr an ſie vergreiffen wil / damit ihnen nicht derglei - chen begegene. Eben auff dieſen Schlag ſollen auch bey den Epheſern unter des Decii Verfolgung ſieben Bruͤder in einer Hoͤle ſich verkrochen haben / und alda eingeſchlaffen ſeyn / auch nicht ehe erwachet / als nach ver - lauffenen zweyhundert Jahren. Jhre Nah - men ſollen ſeyn Malchus, Maximianus, Mar - tinianus, Dionyſius, Iohannes, Sera - pio und Conſtantinus. Geſchehen ſoll es aber ſeyn uͤmb das Jahr Chriſti 447. nach Vermeldung des Sigeberti: Aber es mag der Glaube bey ihm beruhen. Was des Kaͤyſers Friderici Schlaff be - trifft / ſo iſt ſolcher warhafftig recht erdichtet. Friederich der Erſte mit dem ZunahmenBarba -121. Theil. Cap. 1. Von GeſpenſtenBarbaroſſa iſt im Fluß Seira entweder erſof - fen / oder ſonſten an einer Leber-Schwachheit geſtorben. Friederich der Ander iſt theils durch Gifft / theils durch ſeinen unaͤchten Soh - ne Manfredo, wie es das Anſehen hatte / daß er wieder auffkommen wuͤrde / mit einem Kuͤſſen / ſo er ihm auffs Maul geworffen / erſtickt / und zwar in Apulia auff dem Florentiner Schloſſe: zu Panorm aber / liegt er begraben. Friede - rich der Dritte ein Oeſterreicher (denn je - nen zehlet man nicht unter die Kaͤyſer / welcher dem Ludovico Bavaro entgegen geſetzt wird) iſt an Beſchwerung der Fuͤſſe und Durchlaͤuffe / wegen unmaͤſſig gegeſſener Pfeben / in Oeſter - reich zu Lintz geſtorben; wo er auch bey ſeinen Vorfahren begraben. Vnd iſt alſo gar nichts dran / daß ein Friederich auß Kieffhauſſen wie - der aufferſtehen ſolle / es ſey denn umb ſelbe Zeit / wann der Teuffel als ein Luͤgener und Tod - ſchlaͤger auß der Kaͤyſerlichen Frey-Stadt Aach / auß dem Maurthurme / darinnen er ver - bannet / zu uns ledig und leer kommen wird: Wann der Teuffel von Aach kommen wird: Mit welchem Sprichwort wir ingemein ſolche Sachen belegen / welche niemahln geſche - hen koͤnnen; Als wie die Lateiner zuſagen pfle - gen: Si ovis lupum ceperit: Si locuſta bovem pepererit. &c. Biß hieher Heiderus vomKieff -13§. 8. Jn Thuͤringen.Kieffhaͤuſiſchen Berge. Darauff nunmehr zum andern auch erfolgen kan / was eben dieſer auffHeid. d. l. p. 1220. &c. Hoͤrſel - Berg. Conf. Kornman〈…〉〈…〉 in monte Vener. c. 74. p. 374. ſq. qui ad - dit, quod anno 1594. prope Iſe - nacum ma - gna intem - peſtas ex - orta ſit quæ in monte Horſellano evanuerit. das vorige ergehen laͤſt: Nemlich Hoͤrſel - Berge. Es mag denn nun warhafftig / oder aberglaͤubiſch erdichtet ſeyn. Nemlich / man lieſet in den Thuͤringiſchen Zeit-Buͤchern / daß vor weilen in Engeland eine Koͤnigin mit Na - men Reſvviga eine Wittibe / welche ihren Ehe - mann / (von welchem ſie auß einem ſehr niedri - gen Stande zu einer hohen Ehren-Stuffe durch die Heyraht iſt verſetzet worden) ſo in - bruͤnſtig nicht alleine im Leben / ſondern auch nach ſeinem Tode geliebet habe / und theils mit ſtetigem Gebete / theils mit Faſten und Almoſen - geben ſich befliſſen die verſtorbene Seele auß dem Feg-Feur im Himmel zu bringen. Wie ſie mit ſolchen Sachen uͤmbgehet / da wird ſie / ich weiß nicht / obs durch einen Traum / oder ſonſten durch ein Geſichte mag geſchehen ſeyn / erinnert / daß ihr verſtorbener Herr der Koͤnig im Thuͤringiſchen Hoͤrſelberge / als worinne das Fege-Feur were / verborgen ſtecke / und vor ſeine Suͤnde buͤſſe. Es ſol aber dieſer Hoͤr - ſel-Berg / wie unſere Hiſtorien vermelden / dannenhero ſeinen Nahmen bekommen haben / weil die Beywohner zum oͤfftern daſelbſten ein elendes Geheule / unſinniges Geſchrey / unter - ſchiedliche Stimmen / Eiſen - und geſchleppeter Ketten-Klang gehoͤret haben / da einer den an -dern141. Theil Cap. 1. Von GeſpenſtenVom Hoͤrſel - berge beſie - he D. Lu - theri Tiſch Reden de anno 1546. Kornm. in miracul. mortuor. part. 2. c. 47. dern deßwegen alſo angeredet: Hier der Seelen Berg / welche Woͤrter hernachmaln in ein Wort zuſammen ſind geſchmoltzen wor - den / und auff unſere Sprache alſo der Berg dannenhero ſol Hoͤrſelberg genandt worden ſeyn.

Dieſe Koͤnigin aber / von welcher wir vor - her redeten / damit ſie ihrem Ehegatten deſto - naͤher kaͤme / fuͤr ſeine Suͤnde gnug thaͤte / und ihm zur Seeligkeit verhelffe / ſol nach be - kommener Erinnerung ſich mit ihren Geſpie - len oder Zoffen in unſere Landſchafft begeben haben / und beym gedachten Berge das nechſte Dorff bauen laſſen: Auch wie in den benachbar - ten Oertern das Geſpenſte ſich hin und wiederSatans Stette. ſehen lieſſe / ſoll ſie im ſelbigen Dorffe eine Kirche aufgerichtet haben / und ſolche Satans-Stette benahmet-Welche noch biß auff dieſen heutigenSattel - ſtette. Tag Sattel-Stet heiſt. Wie nun dieſes an - daͤchtige Weib durch ihr haͤuffiges Bemuͤhen den Mann ſolle zum Himmel verholffen haben / ſeynd ihre Maͤgdlein / welche wir mit den Egyp - tiern Nonnen nennen / ſamt ihrem Geraͤhte / welches ſo ſonderlich viel war / nach Eiſenach gegangen: Als welche Stadt vorzeiten trefflich beruͤhmt geweſen / da ſie auch ſich auff den Peters-Berg nieder gelaſſen haben. Vnd dieſes iſt die erſte Geſchicht / und Geruͤchte / wo - durch der Hoͤrſelberg zu erſt iſt in Beruff ge -kommen15§. 8. Jn Thuͤringen.[kommen] / worzu wir noch ein anders ſetzen wollen: An deſſen Warhafftigkeit und Glau - ben keiner zweiffeln wird / welcher es ſelber wird angeſehen und gehoͤret haben / was wir bald vorbringen wollen: Es mag denn nun ſolches phantaſtiſches Werck oder Teuffels Verblendungen herkommen wo ſie wollen. Jn unſerm Thuͤringen / welches / wie Jtalien mit dem Meer / alhier mit lauter Wald unten und oben uͤmbzingelt wird; werden zum oͤff - tern / doch zwar ſonderlich uͤmb die heiligen Wey - naͤchten und Faſtnachten / nicht allein auffm Felde / welches gemeiniglich geſchehen pfleget; ſondern auch in den Staͤdten und Doͤrffern ſelbſten / eine ziemliche Menge Geſpaͤnſter / Betruͤgnuͤſſen und Teuffels Gauckeleyen ge - ſehen; unter welchen ſo wohl lebendiger als todter Leute Geſichter in groſſer Anzahl offte erkandt werden; welche bißweilen wie eine Schwatrone Reuter / bißweilen wie ein Trop Mußquetirer ſich erzeigen / indem ſie alſo hin und wieder ſtreiffen und marchiren. Vnd dieſes Ding iſt traun / wie wir oben ſchon bedeuret / nicht erlogen / ſondern auſſer allenDer getreu Eckhard. Zweiffel richtig. Es ſoll aber vor dieſes Teuffels Heer ein anſehnlicher alter und grauer Mann / welchen ſie den getreuen Eckhard nennen / herziehen / und mit einem Stecken / welchen er hin und her beweget / forne an marchiren / und das heran nahende Volck / welches ſich nach un -ſere161. Theil. Cap. 1. Von Geſpenſtenſere angebohrne Ahrt allezeit luͤſtern und begieri[g]erzeiget / vermahnen / daß ſie moͤchten etwas auß dem Wege weichen / oder abſeits tre - ten / oder gar nach Hauſe gehen / damit ſie ihm nicht durch ihre Kuͤnheit oder Vnbeſonnenheit ein unnoͤhtiges Ungluͤck uͤbern Hals zoͤgen. Nach ihn ſol allerhand Teuffels-Geſchmeiſſe in groſſen Troppen ſolgen / allerhand Geſtalt haben / gar greulich und ſcheußlich außſehen / in dem etli - chen die Koͤpffe abgehauen; etliche das Geſichte (mit den Pliniſchen Monſtris oder Ebentheu - ren) auff der Bruſt tragen / etliche die Haͤnde und Arme verlohren haben: Etliche auff einem Fuſſe herein hincken: etliche die Beine auff die Schultern geleget haben / und dennoch ge - ſchwinde fort lauffen. Es ſollen auch welche drunter ſeyn / die wie Ixion an groſſe Raͤder ge - bunden ſeynd / und ſolche ohne Vnterlaß her - umb weltzen. Man hoͤret darunter recht Jaͤ - ger-Geſchrey / und Hoͤrner blaſen / Gebelle der Hunde / und viele Geſtalten der Haſen / ſo auff - gejaget werden. Es gruntzen Schweine drun - ter und bruͤllen Loͤwen ꝛc. Dieſer Geſpoͤnſter Auffenthalt ſoll ſeyn der Hoͤrſelberg / deſſen Vorhoff / ſo er mit Beſen gekehret / und der Sand gleich gemachet wird / ſo ſol man den - noch den andern Tag unterſchiedener Thieren Fußſtapffen drinnen befinden. Solte einer dieſes fuͤr Fabulos und erdichtet halten / der wird ſich zuerinnern wiſſen / daß alle Erſchei -nung17§. 8. Jn Thuͤringen.nungen der Geſpenſter nicht vergebens ſeyn; ſondern daß der boͤſe Geiſt / welcher in der Warheit nicht beſtanden iſt / allerhand Ge - ſtalt koͤnne annehmen / und ſich auch bißwei - len in einen Engel des Liechts verkleiden.

Zu dem vorbeſagten wil ich noch zweyer - ley hinzu thun; Erſtlich daß dieſer Geſpen - ſter Kriegs-Heer nicht allein bey uns oben in Thuͤringen ſolche Poſſen machen / ſondern auch in der Graffſchafft Mansfeld beym Hartz-Walde / in Francken / Schwaben / ja auch andere Oerter herumb ſchweiffen ſollen. Zum andern gibt man auch fuͤr / daß der treue Eckhard nicht alleine vor dieſes Hoͤrſelbergi - ſche Kriegs-Heer auffziehe / ſondern auch daß er ein Thuͤrhuͤter oder Schlieſſer des Venus - Berges ſey / bey deſſen Thuͤren er ſitze / und dieſelbe abwehre / die hinein gehen wollen / da - mit ſie nicht daſelbſt ewig bleiben muͤſſen / wie der ungluckſelige Tannhaͤuſer / von wel -Hiſtoria von dem Edlen Tanhaͤu - ſern. chem unſere Vorfahren viel zu ſchwatzen ge - wuſt haben. Vnd zwar iſt auch ſolches nicht vergebens und nichtig / wann man nicht ſo wol die Woͤrter / als die Meynung oder Sache an ſich ſelbſten anſihet. Sintemahl dieſer Tannhaͤuſer / wie er auß dieſem Ve - nus-Berge / von welchem doch niemand weiß / wo er ſey / durch ein enges Ritzlein herauß ge - drungen / und zum Roͤmiſchen Pabſt Urba - num gekommen / und demuͤhtig vor ſeineBKriegs -181. Theil Cap. 1. Von GeſpenſtenKrieges-Buͤbereyen vor ihm auff die Knie gefallen / uͤmb Vrlaub anhaltende / er dennoch gar traurige abſchlaͤgige Antwort erhalten / indem der Roͤmiſche Pabſt geſaget / daß der - ſelbe Stecken / den er damahls in der Hand hatte / viel eher bluͤhen wuͤrde / als der Tann - Haͤuſer Vergebung ſeiner Suͤnden uͤber - kommen. Darauff ſol der Tann-Haͤuſer weggegangen ſeyn / und ſich auß Verzweyf - felung in den Venus-Berg verkrochen ha - ben / bey ſich vieleicht erwegende / was bey dem Virgilio ſtehet:

Flectere ſi nequeo ſuperos, Acheronta movebo! Wil Gott nicht helffen / ſo mag der Teuffel helffen!

Nicht lange hernach ſol dieſer Stecken gebluͤhet haben als Aarons Ruhte. Man hat auch hierauff allenthalben den Tann - Haͤuſer ſuchen laſſen / daß man ihme dieſe froͤ - liche Botſchafft braͤchte / aber man hat leyder den armen Kerl nicht finden koͤnnen / da er nicht alleine auß ſeiner eigenen Schuld / als des unbeſcheidenen Pabſts Vnbeſonnenheit in dieſes Veneris ihre Beſtallung / doch weiß ich nicht / was es fuͤr ein Teuffeliſcher Huren - Winckel ſeyn mag / begeben / und alda ein - quartiret iſt. Biß hieher der gelehrte Mann Heiderus.

Korn -19§. 8. Jn Thuͤringen.

Kornmann ſchreibet davon alſo. Es ha - ben unſere Voralten Teutſchen / was ſieIn mont[.]Veneris c. 14. p. 126. ſeq. ſchreiben haben wollen und außgehen laſſen / nur in Reim und Verß verfaſſet / ſind gut zu ſingen / beſſer zu mercken und auß zu lernen / begriffen mit kurtzen Worten / viel haben nicht weit uͤmbſchweiffende Rede / welche auß Befehl unſer alten Koͤnig und Kaͤy - ſer von den Helden Teutſches Landes be - ſchrieben ſind worden auff Poetiſche Ahrt / und das ſind unſerer Vor-Vaͤter der alten Teutſchen Chronicken / wie da bezeuget Aventinus im erſten Buch vom Vrſprun - ge der alten Teutſchen. Bey welchem wir auch finden von dem Edlen Tann-Haͤu - ſer / daß er ſey in Frau Venus-Berg ge - zogen / und darinnen geblieben / wie ſol - ches nachfolgendes Lied darthut.

1.
NVn wil ich aber heben an /
Von Tannhaͤuſer wollen wir ſingen / Und was er Wunders hat gethan /
Mit Frau Venuſſinnen.
2.
Der Tannhaͤuſer war ein Ritter gut /
Er wolt groß Wunder ſchauen /
Da zog er in Frau Venus-Berg /
Zu andern ſchoͤnen Frauen.
B ijHerr201. Theil. Cap. 1. Von Geſpenſten
3.
Herr Tannhaͤuſer ihr ſeyd mir lieb /
Daran ſolt ihr gedencken /
Jhr habet mir einen Eyd geſchworen /
Jhr wolt nicht von mir wancken.
4.
Frau Venus ich habe es nicht gethan /
Jch wil das widerſprechen /
Wann niemand ſpricht das mehr / denn ihr /
Gott helff mir zu den Rechten.
5.
Herr Tannhaͤuſer wie ſaget ihr mir /
Jhr ſollet bey uns bleiben /
Jch geb euch meiner Geſpielen ein /
Zu einem ehelichen Weibe.
6.
Nehme ich dann ein ander Weib /
Als ich hab in meinem Sinne /
So muß ich in der Hoͤllen Gluth /
Da ewiglich verbrennen.
7.
Du ſageſt mir viel von der Hoͤllengluht /
Du haſt es doch nicht befunden /
Gedenck an meinen rohten Mund /
Der lacht zu allen Stunden.
8.
Was hilfft mich euer rohter Mund /
Er iſt mir gar unmehre /
Nun gib mir Vrlaub Frau Venus zart /
Durch aller Frauen Ehre.
9. Herr21§. 8. Jn Thuͤringen.
9.
Herr Tannhaͤuſer wolt ihr Urlaub han /
Jch wil euch keinen geben /
Nun bleibet Edler Tannhaͤuſer zart /
Vnd friſchet euer Leben.
10.
Mein Leben iſt worden kranck /
Jch kan nicht laͤnger bleiben /
Gebt mir Vrlaub Fraue zart /
Von eurem ſtoltzen Leibe.
11.
Herr Tannhaͤuſer nicht ſprecht alſo /
Jhr ſeyd nicht wol bey Sinnen /
Nun laſt uns in ein Kammer gahn /
Vnd ſpielen der heimlichen Minnen.
12.
Euer Minne iſt mir worden leid /
Jch hab in meinem Sinne
O Venus Edle Jungfrau zart /
Jhr ſeyd ein Teuffelinne.
13.
Tannhaͤuſer wie ſprecht ihr alſo /
Beſtehet ihr mich zuſchelten?
Solt ihr noch laͤnger bey uns ſeyn /
Des Worts muͤſt ihr entgelten.
14.
Tannhaͤuſer wolt ihr Vrlaub han /
Nemt Vrlaub von den Greiſen /
Vnd wo ihr in dem Land uͤmbfahrt /
Mein Loͤb das ſolt ihr preiſen.
B iijDer221. Theil Cap. 1. Von Geſpenſten
15.
Der Tannhaͤuſer zog wieder auß den Berg /
Jn Jammer und in Reuen /
Jch wil gen Rom in die Stadt
All auff den Pabſt vertrauen /
16.
Nun fahr ich froͤlich auff die Bahn /
Gott muß es immer walten /
Zu einem Pabſt der heiſt Vrban /
Ob er mich wolt behalten.
17.
Herr Pabſt Geiſtlicher Vatter mein /
Jch klag euch meine Suͤnde /
Die ich mein Tag begangen hab /
Als ich euch wil verkuͤnden.
18.
Jch bin geweſt ein gantzes Jahr /
Bey Venus einer Frauen /
Nun wil ich Beicht und Buß empfahn /
Ob ich moͤcht Gott anſchauen.
19.
Der Pabſt hat einen Stecken weiß /
Der ward vom duͤrren Zweig /
Wann dieſer Stecken Blaͤtter traͤgt
So ſind dir deine Suͤnde verziehen.
20.
Solt ich leben nicht mehr denn ein Jahr /
Ein Jahr auff dieſer Erden /
So wolt ich Reu und Buß empfahn /
Vnd Gottes Gnad erwerben.
Da23§. 8. Jn Thuͤringen.
21.
Da zog er wieder auß der Stadt
Jn Jammer und in Leiden /
Maria Mutter reine Magd /
Muß ich mich von dir ſcheiden.
22.
So zieh ich wieder in den Berg /
Ewiglich und ohn Ende /
Zu Venus meiner Frauen zart /
Wo mich Gott wil ſenden.
23.
Seyd wilkommen Tannhaͤuſer gut /
Jch hab euch lang entboren /
Seyd wilkommen mein liebſter Herr
Vnd Held / mein Außerkohren.
24.
Darnach wol auff den dritten Tag /
Der Stecken hub an zu gruͤnen /
Da ſand man Botten in alle Land /
Wohin der Tannhaͤuſer were kommen.
25.
Da ward er wieder in den Berg
Darinnen ſolt er nun bleiben /
So lang biß an den Juͤngſten Tag /
Wo ihn Gott wil hinweiſen.
26.
Das ſol nimmer kein Prieſter thun /
Dem Menſchen Mißtroſt geben /
Wil er denn Buß und Reu empfahn /
Seine Suͤnde ſeynd ihm vergeben.
B iiijWas241. Theil. Cap 1. Von Geſpenſten
In Breviar. univ. Germ p. 129.

Was ferner den Eckhard betrift / gibt auch Beyfal David Vechner / mit folgenden Wor - ten / zu teutſch alſo lautend. Ein wunder ſol - tzam Ding es iſt / was Agricola (da er das Sprichwort erklaͤret / Du biſt der treue Eckhart / du warneſt jedermann) erzehletDas wuͤ - tende Heer. von dem Faſtnachts-Heer (ſo der gemeine Mann das wuͤtende Heer zu nennen pfle - get) welches vorzeiten alle Jahr auff den Faſt - nacht-Donnerſtag hat pflegen zu ziehen durch Eißleben und andere Oerter derſelben Graff - ſchafft / unter dem Commando eines alten Mannes / welcher ſich den treuen Eckhard genennet hat. Jm uͤbrigen was das Sprich -Prov. 667. p. m. 321. b. &c. wort des Iohannis Agricolæ betrifft / ſo wird ſolches bey dieſem Autore erklaͤret und außge - leget.

Du biſt der treue Eckhard /
Du warneſt jedermann.

Die Gedaͤchtnuͤß des treuen Eckharts iſt von alten Jahren her bey den Teutſchen blieben / von wegen ſeiner ehrbahren Froͤm - migkeit. Das Buch der Helden ſaget / und es ſtimmet ein mit den gewiſſen Hiſtorien / wieZu welcheꝛ Zeit der treue Eck - hart gele - bet. Diederich von Bern gelebet hat / zu den Zei - ten Zenonis und Auguſtuli, im Jahr nach Chriſti Geburth ungefaͤhrlich fuͤnffhundert; Dieſer Diederich / von dem die Teutſchen Lie - der ſingen / hat mit ſeinem liebſten Dienerdem25§. 8. Jn Thuͤringen.dem alten Hilkebrand erwuͤrget Odoacrum zu Ravenna im Lamperter Krieg / und regie - ret in Jtalien laͤnger denn dreiſſig Jahr. Er hat ſein Reich wider den Kaͤyſer zu bekraͤffti - gen / Freundſchafft gemacht mit dem Koͤnig zu Francken / deſſen Tochter er zum Ehweib genommen / und hat allen ſeinen Fuͤrſten auch Weiber vom Teutſchen Gebluͤt gefreyet. Darnach hat er Sicilien und Dalmacien ge - wonnen / und mit Macht inne gehabt / daher das Lied erwachſen iſt; Wie der Berner Koͤnig / Faſold / Ecken und Eberrock er - ſchlagen hat. Dann dieſe drey waren Herren in Sicilien. Vmb dieſe Zeit hat auch der Koͤnig Artus gelebet / wie ich an einem andern Ort wil ſagẽ. Jmgleichen auch Koͤnig Gybich / des Toch - ter Grymhild den Roſengarten zugerichtet hat / zu Wormbs am Rhein / etwan Burgun geheiſ - ſen / in welchem Roſen-Garten der Berner viel Helden erſchlug in einem Turnier. Bald nach dieſer Zeit iſt geweſen der treue Eckhart / ein Held von Briſach / Herr in Elſaß und Brißgau / vom Geſchlaͤchte der Harlinge. Dieweil aber in Lamparten oder Lombardey - en / die Francken gewaltig worden / griffen ſie umb ſich / und erſchlugen die jungen Harlin - ge / derer Vormund Eckhard war / das thaͤt aber Ermentfried. Der Eckhard wolt ſeinen Herrn / deren Vormund er war; Treu bewei - ſen / und ſchuff und bracht ſo viel zu wege / daßB ver261. Theil Cap. 1. Von Geſpenſtener mit anderer Helden Huͤlffe / den Erment - fried wieder erwuͤrgete / und uͤmb dieſer That willen / iſt er alſo hoch biß an unſere Zeit / laͤn - ger denn tauſend Jahr geruͤhmet worden / und eꝛ iſt auch ſolches Lobs uñ Ruhms faſt wol wuͤꝛ - dig / und ich wolte / daß viel Teutſcher weren / denen man ſolches Lob mit Ehren moͤchte nachſagen. Wo findet man jetzt jemand / der ſich als ein Vormund frembder Kinder alſo hart annehme: Ja der Vormund nimpt alſo viel / daß der Achtermund nichts uͤber - koͤmt. Alſo gar iſt Treu und Froͤmmigkeit bey den Teutſchen / die zu unſern Zeiten ſind / er - loſchen / daß wann unſere Vor-Eltern itzt von Todten uffſtuͤnden / wuͤrden ſie ſich ihrer Nachkommen ſchaͤmen / wie ich dann zuvor auch geſaget habe. Jm Sprichwort / Es wird geſchehen wann der Teuffel von Aach koͤmt / habe ich Meldung gethan / wie der Teuffel nach dem Abfall von der reinen Lehre des Evangelii / allerley Spiegelfechten und Betrug herfuͤrgebracht hat / als mit dem Venus - und Hoͤrſel-Berge. Nun haben die Teutſchen in demſelben Betrug ihres treu - en Eckharts nicht vergeſſen / von dem ſie ſa - gen / er ſitze vor dem Venusberge / und warne alle Leute / ſie ſollen nicht in den Berg gehen. Es iſt eine Fabel / wie der Tannhaͤuſer in dem Venusberge geweſen ſey / und habe darnach dem Pabſt Urbano zu Rom gebeichtet. PabſtVrba -27§ 8. Jn Thuͤringen.Urbanus hat einen Stecken in der Hand ge - habt / und geſaget / ſo wenig als der Stecken koͤnte gruͤnen / alſo wenig moͤge Tannhaͤuſer Vergebung ſeiner Suͤnden erlangen und ſee - lig werden / da iſt Tannhaͤuſer verzweiffelt / uñ wieder in den Berg gangen / und iſt noch dar - iñen. Bald hernach empfaͤhet Pabſt Urbanus eine Offenbahrung / wie er ſol dem Tannhaͤu - ſer ſeine Suͤnde vergeben / denn der Stecken beginne zubluͤhen / darumb ſchickete der Pabſt auß in alle Lande / und hieß den Tannhaͤuſer ſuchen / aber man konte ihn nirgend finden. Dieweil nun der Tannhaͤuſer alſo mit Leib und Seel verdorben iſt / ſagen die Teutſchen /Der treue Eckhart warnet je dermann der treue Eckhart ſitze vor dem Beꝛge / und war - ne die Leut / ſie ſollen nit hinein gehen / es moͤch - te jnen ſonſt ergehen wie dem Tannhaͤuſer. Jch habe neben andern gehoͤret von dem Wuͤrdi - gen Herrn Johann Kennerer Pfarrherrn zu Mannsfeld / ſeines Alters uͤber 80. Jahr /Johann Kennerer bekraͤfftigt die Ge - ſchicht võ wuͤtenden Heere. dz zu Eißleben und im gantzẽ Lande zu Mans - feld das wuͤtende Heer (alſo habẽ ſies genen - net) fuͤruͤber gezogen ſey / alle Jahr auff den Faſtnacht Donneꝛſtag / uñ die Leute ſind zu gelauffen / uñ haben darauf gewartet / nit an - ders / als ſolte ein groſſer und maͤchtiger Kaͤy - ſer oder Koͤnig fuͤruͤber ziehen. Vor dem Hauffẽ iſt ein alter Mann hergangen mit einem weiſſen Stabe / der hat ſich ſelbſt den treuen Eckhart geheiſſen / dieſer alte Mannhat281. Theil. Cap. 1. Von Geſpenſtenhat die Leute heiſſen auß dem Wege weichen / hat auch etliche Leute gar heiſſen heimgehen / ſie wuͤrden ſonſt Schaden nehmen. Nach die - ſem Mann haben etliche geritten / etliche ge - gangen / und ſind Leute geſehen worden / die neulich an den Orten geſtorben waren / auch der eins theils noch lebeten. Einer hat ge - ritten auff einem Pferd mit zweyen Fuͤſſen; der ander iſt auff einem Rade gebunden ge - legen / und das Rad iſt von ihm ſelbſt uͤmb - gelauffen: der dritte hat einen Schenckel uͤber die Achſel genommen / und hat gleiche ſehr ge - lauffen. Ein ander hat keinen Kopff ge - habt / und der Stuͤck ohne maſſen. Jn Fran - cken iſt es noch neulich geſchehen; zu Heydel - berg hat mans offt im Jahr geſehen / wie man mich berichtet hat. Wir brauchen die - ſes Worts / wenn jemand einen andern treu - lich fuͤr Schaden warnet / und wir wollen es nachruͤhmen / ſo ſagen wir / du thuſt wie der treue Eckhard / der warnet auch jedermannEp. 96. cen. 2. p. m. 512. Des treu - en Eckhar - tes Vr - ſprung. vor Schaden. Biß hieher Agricola; zu wel - chem auß Vberfluß noch kan hinzu gefuͤget werden Martinus Zeilerus vom Urſprun - ge des treuen Eckhards / den man von He - grar dem Koͤnige in Beyern hergefuͤhret / der zur Zeit des Trojaniſchen Kriegs ſolle gelebet / und ihn die Alten gemahlet haben / als ſaͤſſe er vor der Hoͤllen Thuͤr / und lehrete die Leute / wie ſie ſich verhalten ſollen: Daher er derTroiſche29§ 8. in ThuͤringenTroiſche Hecart hernach Troje Heccart /Vide Aven - tinum lib. 〈…〉〈…〉Annal. Bo - fol. 38. a. und ferner der treue Eckhart genant wor - den / ſo unter die Fabeln zu rechnen. Ferner ſolte auch wol ſich hieher ſchicken / wegen V - bereinſtimmung des Nahmens Eckhart mit der Hand-Eckercken / von welcherHand-E - ckerken. geleſen wird bey dem Bodino. Jm Her - tzogthumb Cleven / nahe bey der Burg El - ten / wurden im 1535. Jahre auff der Land -In Magor. Dæmo - nom. lib. [2]. c. 2. in fine. ſtraſſen beydes Reuter und Fußgaͤnger ſehr geſchlagen / und die Wagen uͤmbgeworffen / und da ſah[e]man anders nichts als eine Hand / welche man Eckercken nennet. End - lich fing man eine Hexin / welche ſich Sibylla Dinſkops nante / die daſelbſt herumb wohne - te: Vnd nachdem dieſelbe verbrennet worden / hat man dergleichen Gefahr auff der Straſ - ſen nicht mehr geſehen. Endlich / was des Eckhards wuͤtendes Heer betrifft; ſo iſt es nicht ſeltzam / daß die boͤſen Geiſter in ſol - chen Geberden zum oͤfftern auch anders wo ſich antreffen laſſen: Wie ſolches bezeuget der Autor der Hundestaͤgigen Erquickſtunden:part. 1. p. m. 376. Dieſe Geiſter erſcheinen bißweilen in groſſer Anzahl (als wann ſie in der Ordnung / als Soldatẽn auß den Bergen herfur kroͤchen) treiben in den Feldern wunderbahrliche und ſeltzame Haͤndel und Poſſen / mit dantzen / ſpringen und ungewoͤhnlichen Geberden / ge - ben von ſich einen Klang / als wann ſie Sol -daten301. Theil. Cap. 1. Von GeſpenſtenConfer. autorem der Ge - ſpenſter part. 1. p. m. 56. a. b. ex Fincelio l. 1. de miracu - lis an. 1555. §. 9. daten unter einen Obriſten weren / und ge - gen einander ſcharmutziren wolten / darauff denn auf einen harten Klang / als wann es ein Glocken-Klang / oder des Obriſten Loſung were / eilen ſie wieder in guter Ordnung nach ihren Berg zu / und verſchwinden.

Endlich und zum Letzten oder zum neundten folget in unſerm Geſpenſten-Regi - ſter auch nach Thuͤringen / ſonſten ohne das der benachbahrte Hartz / in welchem un -Brocks - berg. ter andern Bergen dieſes Orts derberuffneſte iſt / der Brocks-Berg: Auff ſolchem aber ſollen ebenmaͤſſig der gemeinen Sage nach / ſich Teuffels Geſpenſter und Hexen jaͤhrlich einmahl in Sanct Walpurgis Nacht in groſ - ſer Menge antreffen laſſen; wie etlicherIn Brevia - rio Germ. p. 129. 130. maſſen mit wenigen ſchon hievon im Anfang Bericht thun kan der obgemeldte Vechner da er ſchreibet: Von der Grafſchafft Mannsfeld / iſt nicht ſo gar weit entfernet der Berg / welchen man in gantz Teutſch - Land fuͤr den hoͤchſten haͤlt / zwiſchen den bey - den Staͤdlein Oſterwick und Wernigerode gelegen / mit Nahmen Brockels-Berg / oder wie er ſonſten außgeredet wird Blockes -Brocks - Barch. Barch: So dannenhero ſehr iſt beruͤhmet worden / daß die Hexen daſelbſten hin / von al - len Orten und Enden / ſich verfuͤgen undſam -31§. 9. Jm Hartz.ſammlen ſollen / ihr Teuffelsfeſt und Hoͤlli - ſchen Sabbaht zubegehen. Biß hieher der verteutſchte Vechner.

Das II. Capittel. Von des Blockes-Berges Beſchreibung.

WAs dieſen Berg inſonderheit / der andern ungeacht / betrifft / ſo bin ich wegen des groſſen Geſchreyes / den derſelbe in unſer Nachbarſchafft bey allen hat / veranlaſſet woꝛden / was voͤlligeꝛs und deutli - chers von eben gedachten Berge zu Papier zu bringen / und dem begierigẽ Leſer einmal nach Verhoffen das Verlangen ſtillen: wann nun aber alles vollkom̃en ſol mit genom̃en weꝛden / was auf vielgedachtem Brockesberge zu ſehen oder darvon geſaget wird; ſo mag ſolches nicht in alzuwenige Theile oder Capitul gebracht werden. Doch vermeyne ich / daß gleichwol das gantze Werck in zehen Stuͤck koͤnne ab - gefaſſet werden; wie hierzu der Brocksberg ſelber Anlaß giebet / folgender maſſen: Nem - lich es muͤſſen hie wol beobachtet werden:

  • §. 1. B enennung
  • §. 2. R echtſchreibung
  • §. 3. O rt
  • §. 4. C onterfait
  • §. 5. K raͤuter und Baͤume
  • §. 6. S ilber und ander Bergwerck
§. 7. B321. Theil. Cap. 2. Von Geſpenſten
  • §. 7. B aͤche
  • §. 8. E igene Thiere
  • §. 9. R egen Deutung
  • §. 10. G aſterey der Hexen.
§. 1. Blocks - Bergs Be - nennung.

Jn Anſehung der Benennung / ſo wird ſolcher Berg genant der Prockelsberg von Balthaſar Schnurn in Calend. oeco - nom. p. m. 172. Kornm. in monte Vener. p. m. 378. Prockelberg / Rave in memorab. capite. 88. pagina. 70. Kornman. in mon - te Ven. p. m. 380. Brockenberg Faber in Lexico f. m. 380. b. Brockelsberg. Vechn. in Breviar. German. p. m. 130. Zeiler l. 1. part. 1. p. m. 141. Brockesberg. Faber in Lexic. f. m. 116. Bruckersberg. Nicolaus Piſcator in mappa Ducatus Brunſuicenſis. Brockerberg. Ioh. Rave c. 11. p. 347. de Germ. Brockersberg D. Mengering in Inform. Conſc. p. m. 165. Blocksberg / in Enoch Elmen Schaͤffereyen in Kupffer von Haͤlmſtaͤdt. Blockesberg / von den Nieder Sachſen nach Michelbachen / oder wie die Beywohner nach ihrer Mund. Ahrt auß - ſprechen Blockesbarch nach den Vechn. d. l. und Zeilern d. l. oder ſchlecht der Bro - cken nach Michelbachen in Orat. de hoc monte. Item Fabrum in Lexic. f. m. 380. Item 116. anderswo Blocken Michelbach.

La -33§ 9. Jm Hartz.

Lateiniſch wird er genennet Mons Bru - cterus beym Heidero in ſeinen Orat. p. m. 1209. 1212. Mons Proculus Thurin - græ. VVendelinus. Heldbachius Poëta a - pud Kornman. in monte Ven. p. m. 378. 379. etwan von procul, weil er von ferne einem in die Augen ſcheinet / oder geſehen kan werden; Oder von Kaͤyſer Proculo, welcher hundert Jungfrauen innerhalb fuͤnfftzehen Tagen ge - ſchwaͤngert hat. Mizald. Gleichwie der Teu -Mizald. in memorab. Cent. 1. §. 88. fel in der Walpurges Nacht mit etlichen hun - dert alten Hexen zu thun hat. Broccen - burgum, wie Thalius in Harcynia Saxono - Thuringica hin uñ wieder ſchreibet / als p. m. 20 60. 68. 13. 14. 15. 19. Mons Bructerorum, Iuſtus Oldekop in tractat. contra Carpzoviũ.

Griechiſch und darauß Lateiniſch wird er geſchrieben gefunden Mœlibocus, beym Fa - bro in Lexic. f. m. 380. b. vel Melibocus Μελίϐοκος beym Abrah. Ortelio in Synon: Geo - gr. ſeu Μηλίβοκος ὄρος, ut eſt apud Cluverium inferius. Melibockus. Iacob. Spigelius ad Ricardum. Barthol. l. 4. de bello Norico ad Divum Maximilianum.

Hierauff folget II. die Rechtſchreibung /§. 2. Recht - ſchreibung welche zu den vorigen allen ſaget / daß darun - ter kein Wort verhanden ſey / welches recht - maͤſſig were / und der alten eigentlichen Be -Cnen341. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksbergesnennung nachkaͤme / wiewol ſie dennoch dar - neben geſtehet / daß an allen die meiſten reli - quiæ noch uͤbrig ſeyn / auß welchen gar wol die Richtigkeit ab zu nehmen und vom Sagaci Philologo mag erklaubet werden. Vnd wird alſo der Berg weder Prockels-noch Blo - ckes-Berg recht geſchrieben und außgeredet / ob gleich Vrſachen angefuͤhret werden. Was die Benennung des Worts Blockes - Berg betrifft: als wie ich gehoͤret von einem meiner Mitſchuͤler vor dieſem zu Halle / nem -Dieſer Berg wird Blocks - berg genen - net. lich Michelbachen nunmehr ſeeligen (wel - cher etwan vor 11. Jahren eine Oration von dieſem Berge gehalten / und ſonſten auß der Gegend buͤrtig / und alſo gar auff dem Berge ſelber geweſen / und ihn mit eigenen Augen beſchauet) daß er deſſentwegen auch anders - wo Blocken heiſſe / weil er herkomme von Block / welches in Nieder-Saͤchſiſcher Sprache ſo viel iſt / als ein Klotz / truncus: Weil nemlich unten am Berge ſehr alte und von ungewoͤhnlicher Laͤnge und Breite Tan - nen / und andere Baͤume gefunden werden: weil ſie ſehr ſchwerlich auß dem Walde zu bringen werden. Dannenhero es denn auch geſchehe / daß ſie alda immer und ewig verblie - ben / biß ſie endlich ſelbſt verfaulten / oder ſon - ſten durch Vngewitter / Sturm und Don - ner-Keilen umbgeriſſen oder zerſchmettertwuͤr -35Rechtſchreibung.wuͤrden / welches offt geſchehen ſol. Sollen alſo uͤmb dieſer Vrſachen willen ſehr viel Kloͤtze und Bloͤcke alda angetroffen und be - funden werden / daher der Berg vieleicht moͤchte alſo benahmet ſeyn. Andere ſagen er werde dannenhero Blocks-Berg geheiſ - ſen / weil die Letzte von den Hexen / ſo jaͤhrlich hinnauff ziehen / ſich als ein Seroveniens zurHorat. oc - cupat extre mam ſca - bies: doch nicht ſo wol Kraͤ - tze als Kloͤ - tze. Aber ohne Grund. Straffe und Zuͤchtigung fuͤr einen Ha - cke-Block oder Hacke-Klotz muß gebrau - chen laſſen / darauff der Teuffel ſeine Wuͤrſte zu ſeinem Feſte und Schlampampe zuberei - tet. Doch ſey dieſes wie ihm wolle / vielleicht iſt das Letzte eine Fabel oder Maͤhrlein / und das erſte (ich geſchweige andere Vrſachen) wird / durch das Lateiniſche oder Griechiſche Wort Melibocus refutiret. Kan alſo der Berg gar nicht recht mehr Blockesberg heiſ - ſen / ſonſten muͤſte auffs wenigſte voriges La - teiniſche Wort Meliblocus geſchrieben wer - den / welches ich doch nicht wuͤſte / daß ichs ge - leſen hette / und hat alſo hierinnen unrecht o - der ſich verhauen / oder an den Bloͤcken ver - ſtoſſen / der gute Philipp Cluverius, wann erl. 3. Antiq. Germ. fol. m. 7〈…〉〈…〉 1. alſo redet: Vulgari vocabulo adcolis dicitur Blockers-Barch / qui antiquum illud nomen ſervat, quod Ptolom. fortè vitiosè, ut pleraq; alia in Germania, ſcripſit. Melibocꝰ qu. Mel - bocꝰ pro Meblocus, haud temere dixerim. Mẽtis errore implicatos fuiſſe eos credo, quiC ijex361. Theil. Cap. 1. §. 2. Blocksbergesex Meliboco Chattos ſibi finxerunt Melibo - cos, hodieque eos eſſe pronunciarunt circa oppidum Catzen-Ellebogen / quod eſt inter Lonam amnem & Taurum montem. Quò quam rectè Melibocus mons Ptolom. qua - drat, ſatis ex jam dictis liquet: &c. Bißhero Cluverius, welcher traun den rechten Kern nicht außgeklaubet hat / in dem er den Ptolo - mæum einer unrichtigen Schreibung uͤber - zeugen wil: Fuͤrwar es irren die ietzige An - und Bey-Wohner vielmehr als Ptolomæus domahln. Jch glaube ſicherlich / daß des Ptolomæi Wort Μελίβοκος mehr RichtigkeitBlocks - berg hat nicht ſei - nen Nah - men von den alten Voͤlckern den Bructe - ris. an und in ſich habe / als entweder das Teut - ſche Wort Blocks - oder Brocks-Berg. Und damit ich etwas auf das Wort Brocksberg kõme / ſo weiß man ja gar nicht / wo ſolches her - ruͤhre: So lang hat man es zwar hergenom - men von den Bructeris den alten Voͤlckern / ſo vorweilẽ am Berge gewohnet habẽ / aber ſo hat nunmehr ſolches gedachter Cluverius ver - worffen / indem er nach dem vorigen ſaget: Nec minus verò ii inſanieru nt, qui Bructeros, dictum Blocum montem quondam adco - luiſſe, nomenque ei dediſſe adſeverârunt, his maximè Claudiani verbis inducti: Venit accola ſylvæ Bructerus Hercyniæ. Hæc ad eam ſylvam ſpectare, quæ vulgo nunc inter Lonam & Segum amnes dicitur der Weſter - Wald / ſuperiori capite, & anteà in Bructerisgra -37Rechtſchreibung.graviſſimis argumentis oſtendi poteſt. Biß -Beſchrei - bung des Teutſch - landes l. 5. part. 1. p. m. 141. hieher Cluverius, deſſen Meynung / auff ihn / auch erzehlet Zeiler. Auß dieſem erhellet al - ſo / daß er nicht Blocksberg heiſſe von den accolis antiquis Bructeris, wie Johann Rawe vermeynet. Ja es fehlet auch weiter /Cap. 11. de German. p. m. 347. daß er gar miteinander koͤnne Brocks-Berg geſchrieben und genennet werden / der vieleicht in der Welt nicht mag gefunden werden. Ein anders iſt zwar Rockersberg / deſſen Taub -In Eclog. 5. Virgilii p. 56. col. 1. a mannus gedencket / mit dieſen ins Teutſche uͤberſetzten Worten: Von C. Geſnero wird ver - meldet / daß in Teutſch-Lande keine Heuſchreckẽ zu haben ſeyn; Es ſollen aber derſelbẽ gefunden werden auff dem Berge Concordiæ ( Ro -Rockers - berg. ckersberge) und werdẽ insgemein genennet Brachvoͤgel von dẽ Monat / dariñen ſie ſingẽ.

Es bleibet noch einmal darbey / daß ſo wol die Beywohner des Berges als andere Auß - laͤnder in Teutſchland des Berges Nahmen mehr unrecht heutiges Tages außreden / als es vor dieſem der Ptolomæus im Schreiben exprimiret hat. Solches beweiſe ich erſtlich mit einem andern Exempel / und zwar flugs auß der Naͤchte oder Nachbarſchafft des Ber - ges geborget / nemlich mit dem Walde oderHercynia ob es alſo recht ge - ſchreiben werde[.] Worte HERCYNIA; ſolches ſage ich wird von den Gelahrten unrecht geſchrieben Her - cynia mit einem y, ob ſie ſchon daheruͤmb woh - nen / und darneben gelahrt ſeyn / unter wel -C iijchen /381. Theil. Cap. 2. §. 2 Blocksbergschen ſich auch befindet Iohannes Thalius Me - dicus Northuſanus, welcher in ſeinem Catalo - go Plantarum &c. oder Sylva Hercynia durch und durch den gantzen Tractat oben uͤber alle Blaͤtter ſchreibet. Harcynia Saxonothurin - gica, oder wie es flugs forne am uͤbern Titul[l.]part. 1. Germ. p m. [41] (in der Franckfurtiſchen Edition Anno 1588) ſtehet Hercycinia. Dieſe Schrifft ſage ich iſt unrecht / und alleweile von Zeilern refuti - ret / wenn er folgender maſſen redet: Gegen der Graffſchafft Mansfeld / giebet es ziemlich Holtz / ſo man am Hartze nennet. Die alten Teutſchen werden ihn ſonders Zweyffel ther Hartzewald genandt haben. Daher theils der Scribenten das Wort Hercinia nicht / wie die andern mit einen y ſchreiben. Bey etlichen wird auch Harcinia von dem Teutſchen Wort Hartz genandt. Behaͤlt alſo beſagter Hertzwald noch an dieſem OrtBlocks - berg hat heutiges Tages nichtmehr ſeinen al - ten Namen den alten teutſchen Nahmen. ꝛc. Biß hie - her des Herrn Zeilers Zeilen. Worauß einer ſubſumiren moͤchte und ſagen / wie der Hartzwald annoch itzo bey ſeinẽ Anwohnern den rechten eigentlichen Namen behalten hat / alſo iſt denn auch kein Zweyffel an des Blocksberges Nahmen / daß der auch nicht alſo ſolte fuͤr alters geweſẽ ſeyn / als wie er heut uͤm den Berg heꝛum von den Leutẽ / nach Herrn Zeilern (da er an angezogenen Oꝛte ſaget: Dendie39Rechtſchreibung.die Leute den Blocksbarch nennen) benamſet wird: Darauff berichte ich / daß ſich ſolches nicht folgern laſſe / ſintemal es weit eine ande - re Beſchaffenheit hat mit dem Berge als dem Walde-Was den Wald betrifft / ſo iſt derſel -Des Har - tzes Gꝛoͤſſe. be greulich groß lang und breit geweſen / ja al - ſo / daß er nach den Ptolomæum gantz Teutſch - land hat uͤmringer gehabt / uñ an der Geogra - phiſchẽ Laͤnge inne gehabt hat den 33. gr. ad 52. gr. und 30. min; Jn der Breite den 47. gr. ad 50. gr. und 30. min. Oder wie Iulius Cæſar,l. 6. de Bell. Gall. Orat. pro German. p. m. 61. beym Lanſio davon redet: Deſſen Breite auff neun: und die Laͤnge uͤber ſechtzig Tagreiſen ſich erſtrecket / davon Teutſchland nach dem Tacito damaln horrida Sylvis iſt geheiſſen worden. Solcher Wald nun / weil er ſo ſehr groß geweſen / hat durchauß den gaͤntzlichen rechten Namen nicht moͤgen verlieren; ob er ſchon hin und wieder nunmehr iſt abgehauen / und man itzund die beſten Staͤdte daſelbſten hat / wo er damahln faſt am dickeſten geweſen / wie zu erſehen beym Neander in ſeiner Geo - graph: Denn hat ja ein Volck ihm einen an - dern Nahmen gegeben (wie denn noch ein Reſt genandt wird der Boͤhmer Wald / einVide Fa - brum in Lexico p. m. 380. ander uͤbergebliebenes Stuͤck der Thuͤringer Wald ꝛc. ) ſo hat es doch nicht geſchehen koͤn - nen / daß er gaͤntzlich auß aller Leute Maͤuler were gebracht worden; nemlich wegen gedach - ter Groͤſſe / da er nach den Quadum, omniumC iiijreliqua -401. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksbergsad tab. 3. Geograph. reliquarum ſylvarum in Germania ferè ma - ter; gleichſamb eine Mutter aller Waͤlde in Teutſchland iſt. Vnd eben ſolche Beſchaf -Die Fluͤſſe haben faſt ins gemein ihre alte Nahmen behalten. fenheit hat es auch mit den Fluͤſſen / die auch in gemein nur eintzig und alleine noch ihre alte Nahmen ziemlich richtig davon gebracht haben: in dem / wenn ja ſchon ein Volck von dieſem oder jenem Ort iſt vertrieben oder auß - gerottet worden von irgend einem Feinde / der hernach dem Fluß einen andern Nahmen ge - geben: ſo iſt doch der rechte Nahm noch an ei - nem andern Orte unverdorben oder unvergeſ - ſen uͤbergebliebẽ. Aldieweil alles Volck auß al - len Laͤndern / (durch welche bißweilen die Fluͤſſe flieſſẽ) nicht hat koͤnnen vertilget werden. Eine andere Beſchaffenheit hat es mit den StaͤdtẽStaͤtte ha - ben offt ih - re Namen verendert. gehabt / die dohmaln nichts beruͤhmet durchs gantze Land geweſẽ / uñ dañenhero gar leichtlich jre Namen habẽ verlieren koͤñen / wañ ſie ſind in Brand geſtecket oder ſonſten exterminiret / uñ hernach die Staͤdte wiederum neu ſind er - bauet / und anders benahmet wordẽ. Wie dan - nenhero die Geographia antiqua intricatiſſi - ma iſt / und man ſich in den alten Nahmen wenig zu ſchicken weiß. Eben ſo gehet es auch / und iſt vieleicht ergangẽ / mit unſerm Blocks - Berg / der hat ohn zweifel vorhin nicht alſo geheiſſen bey den altẽ Einwohnern / welche uͤm dieſe Revier gelebet / wie Ptolomæus ſeine Sachen geſchrieben / und ſeinen Nahmen Me -libocus41Rechtſchreibung.libocus, noch ziemlich richtiger von ihnen be - kommen; als wie er itzund iſt / und von den heutigen Leutẽ / (welche von den vorigen nicht herſtam̃en / uñ als das rechte Wort / per caba - lam oder traditionem oralem, nicht auff ſich gebracht und eꝛhalten haben) außgeredet wiꝛd: Zwar am Berge oder Orte ſelbſt / hat man endlich wol keinen Streit und Zweyffel be - kommen koͤnnen: weil es unmuͤglich / daß ir - gend ein Atlas ihn auffgeſacket und anders - wohin getragen haͤtte / oder ſelbſt fortgegangenLanſius in conſult. contr. Brit. p. 588. were / wie es in Herefortia eine Engliſche Landſchafft ſolche ambulatotios montes ge - habt / oder ſonſten von den Rieſen were ver - ſchleudert und transponiret worden. Nur die vorigen Leute (zu welchen die Roͤmer vie - leicht moͤgen geſaget haben / Veteres migrate coloni: oder welche von andern Partheyen und Feinden vor alters ſeyn vertrieben wor - den ꝛc. ) ſind verruͤcket / und andere dafuͤr (more coloniarum) hin geſchicket worden: Solche novitii nun / moͤgen damahln den rechten Namen eben deſſelben unſern Ber - ges nicht recht eingenommen oder gefaſſet ha - ben / und da ſie ihn haben ſollen Bocksberg oder Hell-Bocken nennen / haben ſie (gar verkehrt und faſt unkaͤntlich) geſprochen Brocks-Berg; doch daß dieſes der rechte Nahme nicht ſey / iſt (wie oben erwehnet) oh - ne Muͤhe oder Harenzwang / auß dem Ptolo -C vmæo421. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksbergsmæo zu beweiſen und abzunehmen; ſintemal derſelbe rechtmaͤſſiger ſchreibet: Melibocus: Wiewol doch allerdings das Ptolomaiſche nicht gantz recht iſt / oder ſo außbuͤndig gut / daß ihme nichts ſolte fehlen: Aber doch impor - tiret es ſo viel nicht / als unſer verkehrtes Wort Blocks-Berg: Nemlich es fehlet dem Ptolomæo in dem erſten Buchſtaben M. wel - ches er nicht recht eingenommen hat / oder viel - mehr von den Amanuenſibus in MSS. iſt de - praviret worden / da es hat ſollen ein H ſeyn. Blockes - berg hat mit ſeinem rechten Na - men voꝛ al ters geheiſ - ſen / Bocks berg / Bo - cken / Hell - Bocken. Nemlich es hat der Berg mit ſeinen rechten Namen vor alters geheiſſen Bocksberg / daher komt Blocks - oder Brocks-Berg: oder Bocken / daher kompt Blocken; oder Hell - Bocken / daher koͤmt Melibocus, erſtlich Mel - bocꝰ, wie wir ſolches võ Cluverio gehoͤrethabẽ / wiewol er auch noch weiter in der Mundart uñ Abwechſelung folgert Meblocus, ſo iſt doch aber ſolches Quackeley: Denn was ſol Me die erſte Sylbe ſeyn oder bedeuten? Traun Ptolomæus hat ſagen hoͤren Hellbock / ſo hat er erſtlich unrecht geſchrieben Melbocus, und weil er in ſeiner Griechiſchen Sprache nicht flugs hat ſehen (ſintemahl die Griechen ſo geartet geweſen / daß ſie flugs ein frembd Wort eingerichtet haben / daß man es hernach paucis prioribus immutatis nicht vor ein bar - bariſch oder außlaͤndiſch hat erkennen koͤnnen;ſon -43Rechtſchreibung.ſondern gemeynet / es moͤge wol auß der Griechiſchen Sprache herruͤhren / wie dieſes mit vielen Exempeln auß den Criticis zu be - legen were / ſo es der Teuffeliſche Bock wehrt were: der begierige Leſer kan auffs wenigſte nachſchlagen den Bochartum in Geograph: Sacra, da er wol wird contentamente finden) koͤnnen was Mel were / (denn an Boc oder Boch / ſeu ϐῶκος hat er nicht gezweiffelt / in -Wiewol ãdere leſeu μηλίβοκος mit einem η und ο. dem es bubulcum oder Meſſorem bedeutet) ſo hat er μέλι darauß gemachet: gleichſamb als wenn der Berg ein Ort were / der viel Ho - nig huͤtete oder einaͤrndte / wiewol es auch ſeyn kan / daß die alten Teutſchen Hellebock pro - nunciiret haben / darauß er flugs (nur uͤm den erſten Buchſtab irrend) Melibocꝰ geſchmiedet hat. Was ſol aber Hellbock ſeyn / magſtu ſagen: oder waruͤmb ſol der Berg ſoVrſach / waruͤmb dieſer Berg alſo benennet? genandt ſeyn worden? R Weil die Hexen theils auff Boͤcken ihre Walfahrt auch zur ſelben Zeit drauff gehabt: oder weil der Teuf - fel ſich in eines groſſen Helliſchen Bocks Geſtalt offte drauff præſentiret / (wie Ruͤbe - Zahl auch ſolcher Vogel ſol ſeyn in Schle - ſien auff dem Rieſen-Berge / wie wir in ei - nem andern Tractatu erweiſen:) und als ein Genius loci hat anſchauen laſſen / entweder wie ein rechter volkomlicher Bock oder ge -halbeter441. Theil. Cap. 2 § 2. Blocksbergeshalbeter Bock / oder Menſch Bock / das iſt Satyrus oder Faunus, wie es denn noch im - mer geſchicht / daß der Henger im Hexen Sabbath / ſich als ein groſſer zoͤtigter Bock ſol anſchauen und anderſt wohin kuͤſſen (os - culari) laſſen. Was zwar das erſte anlan - get / daß auch die Hexen vormahlen auff Boͤcke reitende / zum Berge gefahren ſeyn /Bructeri haben ihren Nahmen vom Bock. ſo erhellet ſolches auch auß dem Nahmen der Bructerorum, welches nicht etwan ſo viel iſt als Bruͤder oder Brüteri, wie AEgidius Tſchu - dus Glaronenſis in einer Epiſtel an B. Rhena - num faͤlſchlich vorgiebet: ſondern es ſeyndQuæ Rhæ - ticæ Alpi - deſcri - ptioni ad - iuncta eſt. Bructeri ſo viel als Bucteri eben vom Bocke / (welchen ſie nach ihrer Mundahrt Buck ge - nennet haben /) darauff ſie den Berg hinan gefahren / benahmet. Doch iſt zu mercken / wie nicht alle Teutſchen auff Boͤcken zumGatti. Hexen-Feſte gefahren; ſondern auch etliche auff Katzen / ſo damahln ſind Katten (wie ſie noch Cimbricè oder Niederſaͤchſiſch ſo heiſ - ſen /) pronunciiret worden / daher die CattiSchwe - den. ſind gekommen. Alſo koͤmpt der Nahme Schweden / vor dieſem Suiones, von Suin / ſo auff Niederſaͤchſiſch heiſſet ein Schwein /Dani. darauff ſie nach ihres Endes Hexenbergen geritten. Dani, qu. die Haͤne / darauff ſieSchwa - ben. nach ihren Teuffels Verſamlungen geſtutzet. Schwaben / welche auff Schwaͤnen nachunſerm45Rechtſchreibung.unſerm Blockberg hingeſchuͤckelt / wie Gonſa - lus der fliegende Wandersmann / nach dem Monden zu. Was die Thuͤringer fuͤrThuͤringer Thiere gehabt / weiß ich ſo eben nicht: vieleicht ſind ſie auff Thuͤren geritten / wie der Sim - ſon auff der Stadt Gaſæ ihren Thoren nachIudic. 16. v. 3. dem Berg Hebron: wiewol er vorher auch auff 300. Fuͤchſen daher getrabet hat. DieIud. 15. v. 4. 5. Marſingi ſeynd auff Maͤhren (equis) ſin -Marſingi. gend dahin gefahren: und ſolches iſt kein neu - es geweſen / denn beym Virgilio ſtehet l. 7. AE - neid. v. 698. p. m. 247.

Ibant æquali numero, Regemque canebant: Ceu quondam nivei liquida inter nubila cygni. Cum ſeſe è paſtu referunt, & longacanoros Dant per colla modos, ſonat amnis & Aſia longè Pulſa palus. &c.

Die Meißner auf Maͤuſe die Maͤrcker aufMeißner. Maͤrcker. Ziegen / welche meck / meck ſagen wie vor wenig Jahren die Koͤnigsbergiſchẽ Jungfern auff dem Bocke: ſta ſtat myn maͤncken / Vor Junffer Ancken. Die Saci auff Saͤcken: Nam

Saci.
AEdificant turrim Babylon: fit ſparſio linguæ, Quisque rapit ſacsum
  • jam tenet ergo
  • tum tenuitq;
ſu - um.
Die461. Theil. Cap. 2. § 2. Blocksberges
Hunni. Cauchi Foſi.

Die Hunni auf Hunden: die Cauchi oder Chauci auff Kaͤutzen oder Eulen. Die Foſi auff Foͤſſe oder Fuͤchſe / ſolchen aber / weil ſie ſonſten ſind uͤbel zureiten geweſen / haben ſie erſtlich die Schwaͤntze weggeſchnitten: oder der boͤſe Feind / der ſich in ſolche Fuͤchſe ver -Fuchs - ſchwantz abſchnei - den. ſtellet / hat ſolches ſelber gethan; daher koͤmpt noch heutiges Tages das Fuchsſchwantz - abſchneiden. Aber gnug von dieſer Reute - rey; Wir kommen alſo wieder auf das vorige: und ſagen / daß theils von ſolchen Bockfah -Die Stad Bockeln. ren / (welches auch die Einwohner der Stadt Bockeln / ſo zwiſchen Hameln / Goßlar und Northauſen nach des Quadi 3. Geographi - ſchen Tabell oder Heideri antiq. Germaniam gelegen / vieleicht in Gewonheit gehabt) theils ſonderlich von des Teuffels Geſtalt / ſo er auff dem Hexenberge (darauff ſich alle Hexen auß gantz Teutſchland billich verſamlen muͤſ - ſen: weil ſolcher Berg faſt der Umbilicus oder Mittel des Teutſchlandes iſt / wie auß des Qua - di tabel zuerſehen) annimmet / derſelbe BergHellbocken komt her von Hell und vom Bock. rechtmaͤſſig Hellbock ſey genennet und ge - ſchrieben worden. Wo ſol aber ſolcher Hellbocks-Berg noch voͤlliger her deriviret werden / magſt du weiter fragen? R. Ob es ſchon ziemlicher maſſen klar gemachet worden / ſo wollen wir dennoch (damit es noch viel - mehr klaͤrer / ja in ſuperlativo am allerklaͤreſtẽſonder -47Rechtſchreibung.ſonderlich den dummen Schoͤbſen gemachet werde) nicht unterlaſſen fernern Bericht zu - thun / und von beyden Theilen des Compoſi - ti, als Hell und Bock außfuͤhrlicher zu reden. Was das erſte Stuͤck anlanget / ſo heiſſet ſol - ches Hell: Nit etwan koͤmt es aber her võ hell / clarus, oder Hoͤll infernus, ſondern Helle / kompt vielmehr zugleich mit her von Hellus,Hellus ein Abgott. welcher eines Abgottes Nahme geweſen / und ſonſten ſo viel iſt als Pluto: wel - chem (1) die Aberglaͤubiſchen am erſten Tage des Mertzens mit dem Ried-Feur und Mer - tzens-Funcken Ehre angethan haben: Wel - che Superſtition iſt in dem Lateiniſchen Ab - ſchied des Reichs-Tages zu Maͤyntz im Jahr nach Chriſti Geburt ſieben hundert zwey und viertzig / vom Koͤnig Karlemann dem er - ſten dieſes Namens verbotten worden. Der Abſchied iſt zu finden bey Benedicto Leviten zu Maͤyntz / lib. 5. Capitular. Caroli & Ludo - vici Impp. tit. 3. und im Decreto Burchardi VVormat. Epiſcopi. Er wird auch den To - mis conciliorum inſerirt. Beſihe weiter von dieſer ſuperſtition Johann Remming in - nitentiar. c. 31. wie dieſes alles befindlich beym Goldaſto in Confiſc. der Hexen Guͤter. §. 21.Helvetii kommen her von Hello. p. 64. 66. Von welchẽ Hello (2.) auch die Hel - vetii ihren Namen ſollen haben q. d. Helle - Vettern / das iſt / (wie es einer erklaͤret) dieden481. Theil. Cap. 2 § 2. Blocksbergesden Gallis ſind verſchwaͤgert geweſen / welche Ditem oder Hellum angebetet haben. VonVrſprung des Worts Hoͤlle. dieſem Hello komt nicht allein Melibocus oder Hellbock / ſondern auch das grauſame Wort Hoͤlle her / wiewol ſonſten noch ein - mahl ſo viel Etymologiæ des Worts Hoͤlle vor - handen ſeyn / als es in ſich Buchſtaben hat /1. Helvvig. in Origin. Voc. Germ p. 155. wie zuerſehen auß folgenden / da die Hoͤlle her deriviret wird. 1. Von Heelen / verber - gen und bedecken. 2. Von Heulen / welches ſeine Verwandnuͤß hat mit dem Hebreiſchen2. Wort לל jalal, welches bedeutet Heulen / ſchreyen und wehklagen / wegen des ſchreckli - chẽ heulens und zaͤhenklappen / ſo die Verdam - ten werden fuͤhren und außſtehen muͤſſen. 3. 3. Vom Hebreiſchen ל〈…〉〈…〉 ח chul oder ל〈…〉〈…〉 ח chil das iſt Schmertzen und Pein leyden / wie der4. Reiche Mann klaget Luc 16. 4. Vom Grie - chiſchen ἀλαός, cœcus (ab α privativo & λάειν id eſt, videre) weil es in der Hoͤlle gantz ſtock fin - ſter iſt / da man nichts ſehen kan / dannenhero ſie auch genennet wird / die euſſerſte Finſternuͤß5. Matth. 22. 5. Vom Griechiſchen ἄλαλος Mutus, quod ibi ſint verè ſilentia, tetræ no - ctis ſilentia, ſine ulla divini nominis comme - moratione. Weil man da nicht wird von Gott und ſeinen herrlichen Thaten reden / noch6. ihn loben und dancken. 6. Vom ἀλέασϑαι,7. fliehen. 7. Von dem Teutſchen WorteHelle49Rechtſchreibung.helle / klar uñ liechte / aber in einẽ gantz widerſin - nigen Verſtande per antiphraſin. Daher ſaget Scheræus; die Hoͤlle iſt zwar deutſch / aber ſie hatJn der Sprach - Schule. p. 37. ihre widerſinnige Bedeutung vom Wort Hel - le / das iſt / klar und liechte / darumb daß in der Hoͤlle kein Liecht iſt / ſondern die aͤuſſerſte und dickeſte Finſterniß. Matth. 22. 8. Andere mey - nen die Hoͤlle heiſſe als ein Hoͤle / ein groſſer ho -8. ler Ort der Verdammeten / der nicht kan gefuͤl - let werden. Spruͤchw. Salom. 30. 16. Die Hoͤl - le / der Frauen verſchloſſene Mutter / die Er - de wird nicht Waſſers ſat / und das Feur ſpricht nit es iſt genung. Hieher gehoͤret auch: die Hoͤl - le hat ihren Rachen weit auffgeſperret ꝛc. It. Vir - gil. l. 6. Æneid. verſ. 126.

Facilis deſcenſus Averni, Noctes atq; dies patet atri janua Ditis; Sed revocare gradum, ſuperaſque evadere ad auras. Hoc opus, hic labor eſt.

das iſt: Man kan gar leichte und mit geringer Muͤhe in die Hoͤlle kommen / denn derſelben ſchwartze Thuͤr ſtehet Tag und Nacht offen; Aber ſo man wieder herauſſer wil / das koſtet Muͤhe und Arbeit. Aber gnung von Etymo - logirung des Wortes Hoͤlle.

Hierauff folget nun weiter das ander StuͤckBlocks - Berg hat den Nah - men vom Bocke. des Nahmens Helle-Bocks / nemlich die par - ticula Bock. Da fraget es ſich nun / warum der Berg vom Bocke benahmet werde? Reſp. DOb501. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksbergsa. Nicht wegen der aͤuſſer lichẽ Form oder Figur. Ob dieſes auch wol ſchon gnungſam erklaͤret / doch bin ich geſonnen es weiter zu vollenziehen. Nemlich ich ſage / daß es nicht deſſentwegen ge - ſchehe / als wenn der Berg etwan eine Bocks - form und aͤuſſerliche Geſtalt haͤtte: wie etwan ſonſten wol andere Berge vorhanden ſind / ſo dieſe oder jene Geſtalt præſentiren. Als lieſet man von Bergen welche ein Anſehen haben / entweder

Berge ſo von ihrer aͤuſſerli - chen Ge - ſtalt benah - met ſind.
  • (1) Spitziger Thuͤrme.
  • (2) Einer bemaurten Stadt.
  • (3) Eines Betenden.
  • (4) Einer Ziegen.
  • (5) Einer Badewanne.
  • (6) Eines Moͤnches.
  • (7) Eines gekroͤneten Koͤniges.
  • (8) Eines Helmtraͤgers.
(1) Nach den Maginum in Geogr. ex Camb.

Was ſolche Berge betrifft / die ziemlicher maſſen ſpitzige Thuͤrme oder Pyramides imi - tiren; So gehoͤren dahin dergleichen. Man findet in Mervinia, einer Landſchafft Cambriæ in Engelland; als wo ſehr hohe / ſpitzige / und hart zuſammen ſtehende Berge ſeyn ſollen; welche in ſolcher Gleichheit neben einander hin - auff gefuͤhret ſcheinen / daß wann oben auff den Spitzen zweyer Berge ein paar Hirten mit einander ſollen ſchwatzen / und endlich in ein Gezaͤnck und Schelten gerathen / welches ſie mit dem Fauſtrecht ſchlichten wollen / und ſich in ein duell einlaſſen / ſie allbeide von fruͤh anbiß51Rechtſchreibung.biß gegen den Abend wuͤrden zuthun haben / eheConfer Lanſium in Conſult. Or. contra Britanniã. p. 589. ſie von den Spitzen zu den tieffen Gruͤnden o - der Thalen herunter lieffen / und alda einander zu faſſen bekaͤmen.

Was ſolche Berge belanget / die etwan aͤuſ - ſerlich und in der Ferne / wie ein gemaurtes Schloß ſollen außſehen; So kan davon nach -(2) In Epit. Gent. Sept. l. 12. p. m. 365. geleſen werden / was Olaus Magnus hat: Wann er ſaget: Nec mons ille amœnitate pleniſſimus latus & ſublimis à longè navigantibus aliter, quam civitas aliqua turrita, mœnibusq; cin - cta, apparet. &c. Das iſt: Derſelbe ſehr luſtige / breite und hohe Berg koͤmpt den vorbeyſchif - fenden von ferne nicht anders fuͤr als eine Stadt / welche mit Mauren und Thuͤrmen wol befaͤſtiget iſt. Er redet aber vom Berge / wel - cher alda heiſſet Ama-Berg.

Was ſolche Berge anlanget / die etwan einen Betenden ſollen aͤhnlich ſeyn / davon kan an -(3) gehoͤret werden / was Chriſtophorus Richter ſe -Von ei - nem wun - derbahren groſſen Bilde. tzet in ſeinem 1661ſten Jahrs-Calender Hiſt. 2. Bey der Stadt Chunking in Sina / iſt ein Berg gewißlich aller Verwunderung wehrt: Denn er iſt von den Sinenſern / ſo Heydniſche Goͤtzendiener ſind / zu einem Goͤtzen-Bilde for - miret und außgehauen; derſelbe Goͤtze ſitzet mit untergeſchlagenen Fuͤſſen / uñ hat die Haͤnde auf einander in Schoß liegen. Seine Groͤſſe mag man daher abnehmen / daß man ſeine Augen / Ohren / Naſeloͤcher und Mund uͤber zwo undD ijmehr521. Theil. Cap. 2. § 2. Blocksbergesmehr Meilen ſiehet. Darumb ſoll es gar kein Wunder ſeyn / daß vorzeiten Dinoſtratus der ſehr beruͤhmte Baumeiſter / nach Vitruvii Be - richt / dem Alexandro Magno verſprochen / auß dem Berg Atho ein Bild zu machen / daß in einer Hand eine groſſe Stadt / in der andern ein Fluß hielte oder einen See / den Jnwohnern allen Mangel an Waſſer zuerſetzen: ſintemahl dieſes gedachten Goͤtzenbildes Haupt allein zu beyden Stuͤcken gnug were. Ibidem.

(4) Vide Plin. l. 4. c. 11. v. [5]0. und So - linum auß ihm. Conf. Carolum Stepha - num in dict. Geog. p. 42.

Was ferner ſolche Berge concerniret / wel - che wie eine Ziege ſollen geſtalt ſeyn; ſo gehet dahin jener Felß oder Meerklippe / ſo mitten im Meer / zwiſchen Tenedum und Chium, die bey - den Jnſulen in Archipelago hervor raget / und gleichwie eine Ziege ſoll außſehen: Dan - nenhero er auch Vrſach gegeben / daß ſolches Meer iſt Ægæum genandt worden / weil den Griechen Ἄιξ ἀιγὸς eine Ziege heiſt.

(5)

Was ſolche Berge weiter betrifft / welche wie ein Badekeſſel von ferne ſollen ſchei -d. l. lib. 2. p. m. 84. nen; ſo findet man dergleichen Aehnlichkeit beym Olao Magno, da er ſaget / daß an den V - fern Oſt-Gottlandes am Sunde Brovicken unterſchiedliche Steine ſollen gefunden wer - den / welche ſo ſchoͤn von Natur gebildet / als wenn ſie von Menſchen Haͤnden ſo formiret weren. &c. Ja er ſaget noch weiter / daß etli - che Felſen auff den Bergen / ſo weit von dem Meere gelegen / ſollen angetroffen werden / wel -che53Rechtſchreibung.che auß natuͤrlicher Geſchickligkeit / ſolche auß - gehoͤlte Ruͤnde beſitzen / daß ſie auch wie ein groſſer Badekeſſel geſtalt weren / dannenhero auch einer Ketilberg heiſt.

Es ſol auch weiter bey der Jnſul Farre ein(6) Muͤnch ein Berg. Confer Kornman. in mont. Ven. cap. 6. p. 377. groſſer Berg mitten auß dem Meer hervorju - cken / welcher von den Seefahrenden ein Muͤnch genant wird: weil er nach ſeiner na - tuͤrlichen Forme ſonderlich oben ſoll propor - tioniret ſeyn / wie ein Capuciner; in dem er gleichſamb in eine Kappe ſoll verhuͤllet ſeyn / und ſonſt die Arht eines Muͤnches an ſich ha -Olaus M. d. l. p. 42. ben / in dem er alle / ſo von den Meerswellen ge - aͤngſtet worden / und ihre Zuflucht zu ihn ge - nommen / troͤſtet und beſchuͤtzet.

Daß ferner auch Berge vorhanden ſeyn /[wel -](7) Ola. M. d. l. lib. 2. c. 44. che oben wie ein gekroͤnter Koͤnig ſcheinen; Zeiget Olaus am angezogenen Orte. l. 2. p. 44.

Zu letzte giebet eben der Olaus an den Tag /(8) d. l. lib. 2. p. 77. daß gegen Norden Berge oder Felſen ſollen geſchauet werden / welche von Natur außſehen / wie ſie einen Helm aufgeſetzet haͤtten / und weil ſolches von Natur ihnen gleichſamb angebohren were / geben ſie den Beywohnern / als Schweden / zuverſtehen / daß ſie ſich wie ge - haͤlmte Leut oder Kriegsmaͤnner verhalten ſollen.

Bißher haben wir gehoͤret / daß es an ſolchen Bergen nicht ermangele / welche allerhand aͤuſ - ſerliche Geſtalten præſentiren: Aber dieſes kanD iijman541. Theil Cap. 2. §. 2. Blocksbergesman von dem Blocksberge nicht ſagen: Sinte - mahl ſolcher von weiten oder in der Naͤhe keine Form[præſentiret] / welche einen Bocke nach - kaͤhme; Dannenhero er etwan moͤchte nachb. Son - dern vom Teuffel; welcher ſich in Bocks geſtalt / auf den ſelben ſehen laͤſſet In Dæmo - nomania l. 2. c. 4. eines irrenden Meynung Bockes-Berg heiſſen / ſondern er hat vielmehr ſeinen Nahmen vom hoͤlliſchen Bocke / das iſt / vom Teuffel / welcher ſich in eines Bocks Ge - ſtalt auff ſelbigen Berge zum oͤfftern erzeigen ſoll / ſonderlich wann die Hexen ihre Gaſterey drauff halten. Wie beym Bodino auß vielen Bekantniſſen der Zauberer und Hexen erhel - let / allwo er unter andern gedencket der dreyer Maͤnner / die ſamt einer Frauen wegen veruͤb - ter Zauberey zu Poictirs einer vornehmen Stad in Franckreich verbrand ſind; welche be - kennet / daß ſie dreymal zu ihrem Hexenfeſt und Convent waren gezogen / da unzaͤhlich vielBodin. monom. l. 2. c. 6. p. 329. Der Teuſ - fel wird ein Bock ge - nennet. Zaͤuberer zuſammen kaͤmen / welchen fuͤr - ſtuͤnde ein groſſer ſchwartzer Bock / der die anweſenden mit vernemlicher Menſchenſtim - me anredete. Vmb denſelben muͤſten ſie al - le tantzen / und ein jeglicher eine brennende Fa - ckel in der Hand haltend ihme den Hindern kuͤſſen. Ob aber wol der Sathan im Gebrauch hat allerley Leib / wie es ihm gefaͤllig anzuneh - men / ſo erzeiget er ſich doch und laͤſſet ſich ſehen mehren theils und gemeiniglich / wann er keine Menſchen Geſtalt annimt / in der Geſtalt ei - nes Bockes. Daher man erfaͤhret / daß dieTeuf -55Rechtſchreibung.Teuffel in Heil. Schrifft Boͤcke heiſſen. Jn - maſſen der Chaldeiſche Außleger uͤber den Eſa -Eſai. c. 13. c. 14. c. 34. iam das Wort Sair, welches einen Bock bedeutet / durch das Wort Teuffel verdol - metſchet. Wann der Prophet ſaget: Dra - chen werden da (in Babel) wohnen / und Boͤ - cke werden da tantzen / ſo haben es die Dol - metſcher verdeutſchet und erklaͤret / tantzende Waldmaͤnnlein / Feldteuffel / Geißmaͤnnlein die einander begegenen / und einander laden: Und wenn der Prophet ferner ſagt / der Zihim wird ſich da lagern / und ihre Haͤuſer vol Ohim ſeyn; So halten etliche Zihim fuͤr allerley Zie - gen - oder Geiß-Geſchlecht; und Hohim fuͤr allerley hoch-einfliegende Voͤgel. Gleichwol nichts deſtoweniger deuten ſie alle mir die Geiß - maͤnnlein die gedachten Boͤcke an. Deßwegen denn auch Gott der HErr nach dem er dem Juͤ -Levit. 17. 6. diſchen Volcke ihm gewiſſe und in ſeinem Ge - ſetze benahmete Thiere zu opffern befohlen hat - te / verbietet er ihnen / daß ſie ihre Opffer hinfort nicht mehr opffern ſollen den Boͤcken / das iſt den Feldteuffeln / welche in Bocksgeſtalt pflegeten zu erſcheinen. Vnd ſchreibet R.R. Moſes Maimon l. 3. More Ne - bochim. Moſes Maimon. uͤber den angezogenen Ort des 3. Buchs Moſis / daß bey den Chaldeern uñ Sabeern / als derer Buͤcher / ſo ſie von ihren Geheimnuͤſſen und Opffern geſchrieben haben / er ſehr wol geleſen hat / der Gebrauch geweſen ſey an ein oͤde Oerter zu walfahrten / daſelbſt denD iijTeuffeln561. Theil. Cap. 2. § 2. BlocksbergsTeuffeln zuopffern / eine Grube zu machen / dar - nach Blut hinein zu werffen / und nach allem uͤmb die Grube heruͤmb zu gehen / und den boͤ - ſen Geiſtern ihr Feſt zu halten. Eben dieſer R.lib. 1. de O - rig Muham c. 46. apud Hotting. in Hiſtor. Orient. l. 1. c. 8. p. 300. 301. Moſes Maimon ſchreibet auch an einem an - dern Ort / daß Leute gefunden werden / welche die Teuffel ehren und anbeten / auch dafuͤr hal - ten / daß ſie eine Bocks Geſtalt an ſich haben / deßwegen ſie dieſelben Seirim oder Boͤcke zu nennen pflegen. Beſiehe hievon weiter Herrn D. Mengeringen in Informat conſcient. am Sontage Invocavit pag. 162. ſeq.

Teuffel verſtellet ſich in ei - nen Bock. (1) Hiſt. anim. l. 1. c. 23. Der Bock ein ſtin - ckend und geil Thier.

Warumb aber der Teuffel ſich gerne in Bocks Geſtalt erzeiget / kan vieleicht auß die - ſer Urſachen geſchehen / weil der Bock ein ſtin - ckend und geil Thier iſt / davon Franzius al - ſo ſchreibet: Hirci imprimis vehementer ſunt libidinoſi &c. das iſt / die Boͤcke ſind uͤber alle maſſen hefftig geil; (welches dar auß abzuneh - men iſt / weil ſie faſt ſtets von der ſeite ſehen und ſchielen) ſo gar daß wann ſie andere Boͤcke auff die Ziegen ſpringen ſehen / in Zorn auff dieſelben zulauffen / und ſie herab ſtoſſen. Ja es iſt eine ſolche geile Brunſt in ihnen / daß ſie offt mit leichtfertigen Metzen zu vermiſchen ſich unterſtehen. Plutarchus, Cælius und andere erzehlen / daß der Crates von einem Bock ſey uͤmbgebracht worden / weil er ſich in eine Ziege verliebet / und mit derſelben in des Bocks Gegenwart Schande getrieben hat. Eine57Rechtſchreibung.Eine ſolche unerſaͤtliche Hurenluſt und unver - ſchaͤmbte Geilheit findet ſich nun auch bey dem boßhafftigen verhurten Teuffel / da er allerleyBodin. l. 2. Dæmo - nom. c. 7. Conf. Co - quæum in Aug. l. 15. de c. D. c. 23. Vid. Zonard. de tripl. univ. q. 59. p. 342 col. 2. Bodin. De - monõ. l. 2. c. 6. p. 330. Zoroa - ſtres oder Zobora - ſtres / da - her etliche das Wort Zauberer ziehen. Schandpoſſen und Unzucht mit ſeinen ver - ſchwornen Hexen treibet / und auff ſolche Hu - riſche und Ehbrecheriſche weiſe bedienet / wie ſolches mit vielen Exempeln und eigenem Ge - daͤchtniß der juſtificirten Zauberer Bodi - nus bekraͤfftiget. Vnd darumb kan es wol ſeyn / daß der unflaͤtige Teuffel und buleriſche Beelzebub keine Geſtalt als des ſtinckenden und rantzenden Bockes lieber hat oder an - nimpt. Dahin auch ſonder zweiffel / der aͤlte - ſte Zauberey Erfinder Zoroaſtres geſehen / wenn er in ſeinen Buͤchern / in welchen er von dieſer Vnkunſt geſchrieben / durch die Boͤcke verſteht die boͤſen Geiſter / vonwegẽ des Bockes Eigenſchafft / der gantz ſtinckend und geil iſt. Welches auch der Printz von der Mirand dun - ckel und verſchlagẽ in der zwoͤlfftẽ Poſition uͤber den Zoroaſtrem mit dieſen Worten hat zu ver - ſtehen gegeben. Quid ſit intelligendum per ca - pros apud Zoroaſtrem, intelliget qui legerit in libro Bair, quæ ſit affinitas capris cum ſpiriti - bus. Das iſt: Was aber bey dem Zoroaſtre durch die Boͤcke verſtanden werde / das verſte - het ſich / wenn man das Buch Bair lieſet / was nemlich fuͤr eine Verw andſchafft zwiſchen den Boͤcken und Geiſtern ſey Nun aber iſt dißD vder581. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksbergesder boͤſen Geiſter Eigenſchafft / daß ſie Gewalt haben uͤber die geile und viehiſche Geluſt / in -Nichts iſt ſchaͤdli - cher dem Menſchen als die Geilheit. maſſen ſolches die Hebreer wargenommen / da ſie im Buche Pirke Avoth melden / daß der Sa - than werde von der Schlangen getragen / wel - ches Philo Iudæꝰ hat fuͤr die Wolluſt außgeleget. Von welcher / wann derweiſe Architas geredet / gleichwie Cato der Cenſor bezeuget / hat er ſtets zu ſagen pflegen / ſie ſey eine Ertz-Feindin des menſchlichen Geſchlechts; Nullam peſtem ca - pitaliorem hominibus à natura datam volu - ptate, das iſt: Es ſey von der Natur dem Men - ſchen kein ſchaͤdlicher Ding gegeben als die Wolluſt / wie ſolches Cicero anzeiget und er - zehlet. Daher die Griechen die Geiſter in Geſtalt der huriſchen und Ehebrecheriſchen Satyren oder Geißmaͤnnlein / ſo halb Boͤcke und halb Menſchen ſeyn ſollen / angedeutet(2) haben. Doch koͤnte uͤber dem / auch wol ei - ner auff dieſe Gedancken gerahten / daß der ſchabernackiſche Geiſt den Maͤnnern zu ſpotte / deren Weiber er beſchlaͤfft / ſich in Bock ver - wandele / als wolte er den Hahnreyern gleich - ſam Hoͤrner auffſetzen / in dem ihre Weiber auff ihn / als auf einem gehoͤrnten Bock / ſich ſe - tzen. Denn daß die Schneider nicht allein / ſondern auch ſolche Hahnrey mit dem Bock auffgezogen werden / ſiehet man auß folgendem Epitaphio jocoſerio.

Zwey59Rechtſchreibung.
Zwey Hoͤrner liegen hier in dieſer Grufft
begraben /
Nicht dencke / daß ein Bock hier werde die
Ruhſtat haben;
Hier ruht ein guter Mann / der Hoͤrner hat
bekommen /
Nachdem ihm die Natur das ſtoſſen hat
benommen.

Nachdem ich nun einmahl auff den geilenScherer - zius in ſei - nem Tra - ctat von Geſpen - ſten. c. 9. herumbrantzenden Bock kommen bin / kan ich nicht uͤmbgang nehmen hieher zu ſetzen / was Schererzius von dem naͤchtigen Bocke / welcher die Leute pfleget von einem Ort zum andern durch die Lufft zu fuͤhren / mit folgenden Worten ſchreibet. Es wird von unſerm lieb -Teuffel ein unreiner Geiſt. ſten Herrn und Heylande Jeſu Chriſto der lei - dige Satan in der Heil. Schrifft ein unreiner Geiſt / Luc. 11. genent; welchen Titul er denn eigentlich mit rechte beſitzet / nach ſeinen unreinen Wirckungen und Geſchaͤfften / denn er iſt der einige Vnzuchtsſtiffter und Urheber / ja er hoffiret und wartet in dieſem Falle oder in ſolcher Vnreinigkeit mit allem Fleiſſe ſeinen Dienern / Vaſallen / verhuriſchen Schlaven und Ehebrechern auff; daß er ihnen nur nach Beliebung zugefallen leben / und ſie auff dieſe Ahrt biß zu ihrer Verdamnuͤß moͤge in ſeinen Feſſeln verſtrickt behalten. Es iſt aber recht zubetauren / daß faſt in allen Landſchaf - ten / wo die Chriſtliche Religion getrieben wird /die601. Theil. Cap. 2. §. 2. Blocksbergesdie unzuͤchtigen Weiber / durch Huͤlffe der al - ten Hexen und des Teuffels Koͤchinnen / ihre Buhlen durch ſolche naͤchtige Geſpenſter ho - len und zuruͤcke bringen laſſen: und zwar ſon - derlich durch Bedingung und Gebrauch eines eigentlichen Teuffelsdinges das ſich in Geſtalt eines Bockes præſentiret / und durch die Lufft flieget. Worauß gar leicht zu erkennen iſt / weſſen Geiſtes Kinder ſie ſeynd. Luc. 9. Ja daß ſie keine liebliche Schaͤfflein ſeyn / welche man am Juͤngſten Tage zur rechten Hand des Her - ren Chriſti geſtellet befinden wird: ſondern garſtige und unflaͤtige Boͤcke / welche von Got - tes Angeſichte in das ewige Feur mit den Teuf - feln und ſeinen Engeln ohne Barmhertzigkeit werden geworffen werden Matth. 25. Denn der Bock iſt ein Sinnebild oder Zeichen aller geilen und verhurten Leute / welche das Reich Gottes nicht beſitzen werden. 1. Cor. 6. Exem - pel ſolcher verblendeten Verwegenheit ſeynd traun an manchem Orte nicht ſeltzam: Derent - halben ich mich alhier in Erzehlung derſelben wil uͤber haben wiſſen. Jch kenne gar viel /Verliebte Perſohnen laſſen ihre Buhlen des Nachts auff einen Bocke ho - len. welche in ihrem Alter bekant haben / daß ſie in ihrer Jugend auff ſolche Boͤcke ſich des Nachts zu ihren Buhlen oder Huren auff etliche Meil - weges haben holen und wieder bringen laſſen: deren etliche es ſehr bereuet haben / daß ſie der Vnreinigkeit und dieſer Welt Eytelkeit ſo viel eingeraͤumbt haͤtten. Ja was mehr iſt / ſo hatman61Rechtſchreibung.man auch Exempel / daß etliche wider Willenauch offte wider der - ſelben Wil - len. und gezwungen / durch dergleichen Boͤcke mit Gewalt weggeriſſẽ und deñoch wiedeꝛ gebracht wurden / wenn ſie ihren Metzen treuloß gewor - den ſind. Vor wenig Jahren / nemlich et - wa zwantzig / war ein Handwercksmann / der ſich heimlich mit einer Alten verkuppelt hatte: aber hernach hat er ſich mit einer Junffer be - hangen / und auch Hochzeit mit ihr gemacht; ungeachtet der vorigen Vettel / ob ſie ſich ſchon mit Draͤuworten vernehmen lieſſe. Wie nun die erſte Nacht des Beylagers heran kam / bat er etliche Gaͤſte / unter welchen auch ein Pfarr - herr war / uͤmb Gottes willen / daß ſie doch bey ihm verbleiben moͤchten / denn es ſtuͤnde ihm vom boͤſen Geiſte eine Gefahr fuͤr; ſintemal er eingedenck ward der Bedraͤuung der alten Hu - ren. Was geſchicht? Mitten in der Nacht koͤmpt ein ſolcher Bock gleichesweges zum Braͤutigam hinan margiret und begehret / daß er ſich auffſetzen ſolle. Jener aber faͤngt drauf haͤfftig an zu beten / und kan kaum von den Gegenwertigen in ihren Armen gehalten wer - den / nachdem endlich der Bock mit vielen Ge - brummen ſich verlohren. Die andere folgen - de Nacht wird eben dieſer Braͤutigamb gantz unverſehens recht auß dem Bette geriſſen / und die Braut allein drin gelaſſen. Vnd wie er zur Gnuͤge von dem Geſpenſte mag tribuliret ge - worden ſeyn / iſt er des morgens nicht weit vonder621. Theil. Cap. 2. § 2. Blocksbergsder Feurmaur oben auff dem Dache in der Rinne gefunden worden / da ihn die Freunde / nachdem ſie ſolches Dach auffgeriſſen / halb todt wieder bekommen haben / und er darauff durch etliche Monat zu Bette hat liegen muͤſſen / biß daß er endlich geneſen / doch ſich mit ſeinem jungen Weibe taͤglich gezancket / und nachmaln auß Vngedult in den Vngariſchen Krieg ge - lauffen iſt: da er denn auch / ſo viel ich Nach - richt habe / mag geſtorben ſeyn. O graͤuliche Hindanſetzung und Verachtung des erſten und andern Gebots! O groſſe Verwegenheit der Menſchen! O verteuffelte Blindheit der ſuͤndigen Menſchen! O aͤuſſerſte Sicherheit der unflaͤtigen Buhler; O ſchaͤndliche Ver - fuͤhrung der Jugent! O ewige Straffe der Hu - rer und Ehbrecher! welche ſich auch nicht ſchaͤuen noch in Bedencken nehmen / den Teuffel zu ihren fleiſchlichen Begierden zu ge - brauchen. Fuͤrwar ſie werden rechte Teuf - felsboͤcke werden zur ewigen Verdamnuͤß / wo ſie nicht ernſtliche Buſſe thun. Ja ſie wer - den billig mit den Teuffeln buͤſſen muͤſſen / als welcher Geſellſchafft ſie alhier zu ſuͤndigen ge - noſſen haben. Es iſt kaum eine angenblickli - che und[kleine] Luſt / welche ſie hier nach ihrer Einbildung genieſſen: aber eine ewige Ouaal wird ſeyn / die ſie dermahleins dafuͤr anneh - men werden. Man ſolte alſo billig alle Verfuͤh - rerinnen hinweg thun / welche die Jugend alſoverlei -63Rechtſchreibung.verleitet / dadurch der Teuffel geehret / ſein Reich verweitert / und GOttes Ehre hergegen ver - ſchmaͤlert wird. Gedencket doch einmal / ihr Chriſten-Hertzen / wie es eine unreine unflaͤti - ge / und unſerm Wandel eine ungezierte graͤu - liche Wolluſt ſey / welche dergleichen Leute ſo damit behafftet ſeyn / den Boͤcken / Sauen / Hunden und andern Beſtien aͤhnlich machet / welche den Bund / ſo ſie in der H. Tauffe mit Gott angefangen / treñet: Welche die Engel ver - ſchichtert: den Teuffel herlocket / und die Ver - fuͤhrte endlich in das ewige Verderben ſtuͤrtzet. Verunheiliget doch euer Tempel oder Hertzen / welche Chriſtus mit ſeinem H. Blute ſo teuer ge - kauffet und eingeweihet hat / umb Gotteswillen nicht auff ſolche weiſe: Seyd doch keine Knech - te des Teuffels und ſolcher Helliſchen Boͤcke / die ihr Chriſti Diener ſeyn ſollet. Gedencket wie das Todsſtuͤndlein ſo ſchleunig heran ruͤcket: Gedencket was es fuͤr ein Ende gewiñet mitſol - chen unſaubern Hengſten: betrachtet auch ihre zeitlichen Straffen / damit ſie Gott manchmal heim ſuchet / und werdet doch auß anderer Leute Schaden klug. Es ſind viel / welche wie ſie vermeynet haben / der Angenehmligkeit eine weile genoſſen / und ihre Luͤſte und Fleiſches Be - gierden geſtillet; aber wie bitter iſt ihnen der Todt leyder! angekommen. Sie ſind zu ſpaͤ - te klug geworden; ja zu ſpaͤte haben ſie ſolche verdamliche Freude verwerffen lernen. Laſ - ſet euch alſo / O ihr Juͤnglinge! die ihr noch dieBluͤte641. Theil. Cap. 2. § 2. BlocksbergsBluͤt eurer Jahr habet / und gleichſamb in den Roſengarten eures Alters wallet: Vnd ihr Maͤgdlein / die ihr groſſes Lob einleget und Zie - rath bekommet / wenn ihr euch ſchaͤmen lernet / laſſet euch alle / ſage ich / doch durch des Teuffels Verfuͤhrung nicht bethoͤren / und ſo liederlich einnehmen: Schmeiſſet die alten Vetteln und Teuffels Koplerinnen von euch hinweg / und laſſet ihr ſchmeichliches Werben und Vorbrin - gen bey euch keine Stat finden / denn was der Teuffel ſelbſt nicht ins Werck ſetzen kan / das verrichtet er durch eine alte gottloſe Hexe / nach dem gemeinen Sprichwort. Vnd weiter ihr Haußvaͤtter / gebet doch Achtung auff euer Ge - ſinde / Einwohner und Hausgenoſſen / und be - muͤhet euch / ſo viel muͤglich iſt / des boͤſen Fein - des Vnweſen zu tilgen: Denn alſo wird Gott der Keuſcheit bey euch wohnen. Bißhieher Schererzius.

Bißhieher gnugſam von dem Bockenzig -Bockreiter Beſem - Bock - und Gabel Rei - ter. ten Teuffel; Auf welchem / weil nun die Hexẽ ihr Hin - und Herfahrt hatten / ſo nennet man ſie auch davon Bockreiter / wie es Goldaſtus in Bedencken von Confiſcation der Hexen Guͤ - ter p. m. 67. ſchreibet; oder Beſem-Bock und Gabel-Reiter / wie ſie vom Hildebrando in Theurg. p. 26. genennet ſind.

Hierauß erſcheinet alſo (als ein helles Feur außm ruſtigten Ofen) gantz klar / daß man vorBlocks -65Rechtſchreibung.Blocksberg beſſer mit den Alten kan ſprechen und ſchreiben Bocksberg: vor Melibocus Hel - bocus: vor Blocken Bocken mit einen weichen B. zum Vnter ſchied der puſtularum Blat - tern / welche auch ſonſt auff teutſch heiſſen Po - cken; wiewol dennoch auch Lic. Schmuck etli -Licent. Schmuck in Theſaur. alo ſecreta - rum Natur. . mic. &c. p. 96. Sambucus kompt her vom Bock. che mahl ſchreibet Bocken: da er lehret wie von Bocken keine Narben oder Gruben werden? Ja es kan auch wol der Sambucus ſeinen Na - men vom Bocke bekommen haben auff teutſch Hollunder / welches iſt ein Holtz unter andere gerechnet / damit man die Vnholden den 1. Maj. (wann ſie auff ſo genandten Blocksberg fahren) abhalten wil / und iſt Sambucus ſo viel geredet: als wenn man ſagte / Sey am Bocke / oder ſey gut / wenn die Hexen am Bocke kuͤſ - ſen: welche Etymologia vielleicht ſo gut iſt / als daß Sambucus von Sambuca, welches ein Mu -Vide Blochwi - tzen in Ana - tom. Sam - buci p. m. 2. ſicaliſch Inſtrument iſt / einem Hackbret oder Harffen aͤhnlich / von wegen der außgehoͤlten Roͤhren und Pfeiffen / ſoll genandt worden ſeyn / nach dem Pena und Lobel. in adverſar. ſtirpium p. 454.

Bißhieher inſonderheit von dem Ptolemai - ſchen Wort Melibocus, daß es vielmehr ſolle Helibocus oder Hellibocus heiſſen / in dem er es nicht recht auffgeſchnappet mag haben / und alſo corrumpiret: Doch iſt noch weiters zu ge - dencken / daß es auch wol daher kan kommen ſeyn / daß die alten Teutſchen ſelber das WortEHelibock661. Theil. Cap. 2. §. 2. BlocksbergesMelibock fuͤr Heli - bock. Helibock ſo außgeſprochen haben / und dafuͤr geſaget Melibock ad evitandam δυσφημίαν: damit ſie nemblich das Boͤſe und Vnan - nehmliche in ein leidlichers verſetzen moͤchten[:]wie denn ſolches kein neues iſt / auch bey den Teutſchen nicht allein gebraͤuchliches / ſondern ein altes und hin und wieder in den Sprachen befindliches / daß die Leute in gemein gerne ἒυφημίαν affectiret oder ſich gehuͤtet haben / damit kein verkehrtes oder unheilſames Wort uͤber ihre Zunge erginge. Alſo da man vor die - ſem weidlich ins Gelach hinein gefluchet / uñ ge - ſaget: daß dich der Hagel / da wil mans heutiges Tages ſo viel muͤglich lindern / indem ſie ſpre - chen / daß dich der Hamel / vor Duͤfel Knuͤ - fel / vor ſcheiſſen ſchmeiſſen: vor GOT - TES Sacrament muß ein bißchen geflu - chet ſeyn / wenn ſie ſagen: Potz-Schlapper -Iohannes Cuno in Anleitung aller Staͤnde Spiegel zu Zergen / lit. R. 1. b. tit. wie die Welt das Fluchen pfleget zu entſchuldi - gen. ment: Was die particul Potz betrifft / ſo ſa - get Mag. Iohannes Cuno Pfarrherr vor die - ſem zu Saltzwedel Anno ein tauſend fuͤnffhun - dert drey und achtzig / alſo; Wenn man drumb beſprochen wird / man ſolches entſchuldiget und ſagen darff / es ſey nicht gefluchet / denn mann habe GOTT nicht genennt / ſondern Potz geſaget: Eine ſchoͤne Entſchuͤldigung / die einen ſolchen Laͤſterer vielmehr beſchul - diget und anklaget / in dem er unſerm HER - RENGOTT / der da ſpricht / ich bin ein GOTT der ſich nicht veraͤndert / Malach -am67Rechtſchreibung.am dritten / ſeinen Nahmen verkehret / und gleich ſeiner ſpottet / denn welcher Menſch kan leyden / daß man ihm ſeinen Nahmen aͤndert: Als wenn einer Hanß hieſſe / und ein ander wolte ihn Ganß oder Wanß nen - nen / wuͤrde es nicht ein Verſpottung ſeyn? Daher ſich offt ſchreckliche Todtſchlaͤge ver - urſachen. Da ſonſten die Nieder-Sachſen (die Ober-Sachſen wiſſen von der Kurtzwei - le wenig / was das Wort betrifft) herein geplumpet / und Kutte gegalſtert haben; da muß es weichlicher heiſſen Knutte: Ja es wol gar eine Nonne im Magnificat ſich ge - ſcheut zu ſingen: Sicut loquutus eſt. &c. Lu - 1. v. 55. Jn deme ſie dafuͤr ſoll gequackelt haben Sipuͤlſchen oder Siknut loquutus eſt. &c. Was ihme der Leiptziger Beywort wol - le / wenn ſie ſich verſprechen / entweder Fett - Fleeſch: Oder Vorder-Tuch / oder Vatter Vnſer / das werden die Junfern am beſten wiſſen / ſintemal ſie es fuͤr ſich / fuͤr ſich ſage ich / behalten / und es nicht haben in das Com - plementir-Buͤchlein gerahten laſſen / da ſonſt alle andere oder doch die meiſten Sprichwoͤrter an zu treffen ſind. Wie nun ſolche depravatio - nes der inauſpicatorum verborum oder uͤbel lautender Woͤrter ſonderlich bey den Teut - ſchen gemein ſeyn; alſo kan es nun auch wol vor Alters paſſiret ſeyn / daß ſie (da man noch von aͤltern Jahrẽ her geſaget hat Hellbock) Me - libock drauß gemacht / wo es wiedrũ nur uͤm einBuch -681. Theil. Cap. 2. § 2. BlocksbergsBuchſtaben zu thun geweſen; welches das Boͤ - ſe in ein etwas Beſſers hat verwandeln ſollen. Aber ich halte doch dafuͤr / daß es nicht ſonder - lich beſſer werde; ſondern vielmehr peſſimum verbleibe / oder daß es nicht λῶςον werde / ſon - dern loſe verbleibe / ob ſchon das materiale eine Decke bekommen / oder ein bißlein verſchmie - ret und uͤbertuͤnchet worden / oder noch werde: So verbleibet doch das formale, in dem man einerley Ding durch das verkeappete Wort / nach wie vor verſtehet. Sonſt w[e] es ãders we - re / ſo ſolte doch wol folgen / daß[Horatius] gelo - gen / oder ein wenig auffgeſchnitten hat / in - dem er geſungen: Daß Patres ſemper vitioſio - rem genereut progeniẽ, die Eltern immer boͤ - ſere Kinder zeugen / und daß Ætas futura pe - jor ſit ætate avorum, die Welt bey den Nach - komẽ viel aͤrger ſeyn werde / als ſie bey den Vor - fahren geweſen: Wenn nemlich in vermeynter Linderung der Woͤrter auch die uͤbel und unge - artete Sache zugleich ſolte gantz aboliret wer - den. Es wird wol bleiben was jener Schle - ſier geſaget in parallelis morum, wiewol den - noch Agricola hie moͤchte in ſeinen teutſchen proverbiis nachgeſchlagen werden / welcher gaͤntzlich dafuͤr haͤlt / daß die Alten aͤrger geflu - chet haben / als wir heutiges Tages. Aber doch iſt zu wiſſen / daß wenn ſolche Fluͤche heute bey den Gelahrten ſchon nicht uͤblich ſeyn (als wel - chen ein anders iſt gelehret worden:) dennoch das Vnweſen bey den Soldaten / oder ſonſtenan69Rechtſchreibung.andern gemeinen Laͤyen nicht verloſchen ſey: welche die alte Welt noch richtig und unver - geſſen præſentiren, und die Schnautze ſo bald voller Teuffel haben / als voller Brod und Bier. Von Soldaten kan man trauen nachleſen in der Queer und in der Laͤnge / Herrn Menge - rings Soldaten-Teuffel.

Hie hat der Leſer zu mercken / daß wir in kuͤnf - tigen mit den gemeinen Mann dennoch ſchrei - ben wollen / theils Blocks-theils Brocksberg.

Aber gnung von der Rechtſchreibung. Jtzt§. 3. Vom Ort da der Blocks - berg gele - gen. folget unſers vorgedachten Berges (er mag nun Blocks-Brocks - oder Bocksberg heiſſen) III. Ort. Was antrifft den oder die

  • (1) B reite.
  • (2) L aͤnge.
  • (3) O brigkeit.
  • (4) K raiß.
  • (5) N achbarſchafft
  • (6) B ahnung.
  • (7) E rhoͤhung.
  • (8) R evier.
  • (9) G raͤntze.

Die Geographiſche Breite des Blocks - berges / da man fraget / wie weit er entfernet(1.) ſey von der Linie (oder Æquinoctiali, dem mit - telſten Striche in der Zona torrida gegen Nor - den hinwerts? ſo befindet ſich nach den Heidmannum in typo Germ. veter. die Lat. 50. gr. 51. min. nach Ioh. und Cornel. Blauen / in Thuringia 51. grad. 45. min.; nach Nicol. E iijFiſchern701. Theil. Cap. 2 §. 3. Von dem OrtFiſchern oder Piſcator. in Ducatu Brunſuicenſ. 51. grad. 56. min.

(2)

Die Geographiſche Laͤnge / das iſt / wie weit der Blocksberg von der Meridian oder Mitta - ges Linie entfernet ſey / ſo verhaͤlt ſich ſolche nach Piſcat. in Ducat. Brunſuic. auff 32. gr. 15. min.

(3)

Was die Obrigk it betrifft / denen der Berg und Ort zukommen / ſo iſt zu ſagen / daß es daheruͤmb Braunſchweigiſch ſey: wie wir hernach auß Zeilern davon was ſonderliches vernehmen werden. Doch gehoͤret es itzo im - mediatè zum Stollbergiſchen Gebiethe.

Der Kraiß erſtrecket ſich in der Laͤnge weit(4) und breit / wie hievon den beſten Bericht thun die Geographiſchen Landkarten.

Die Nachbarſchafft wird in den folgenden(5) Worten des Philippi Cluverii zu verſtehen gegeben: Ptolomæo in Germania eſt τὸ Μελίϐο - κον ὄρος ὕφ᾽ ὅἐςιν σημανὰ ὕλη: i. e. Melibocꝰ mons ſub quo eſt Semana ſylva. Situm hujus jugi i - ta deſcribit, uti juxta lineam Æquinoctialem ex occidente in Orientem, inter fontem Ami - ſiæ & Albis medium procurrat. Ex quo viriCluv. lib. 3. Germ. An - tiq. fol. 711. docti haud malè obſervarunt, eſſe idem mon - tis jugum, quod vulgo[ń]odie dicitur der Hartz. Nam huc etiam alia Ptolomæi verba faciunt, quæ poſtea ſcribit hoc modo: Cathulcones ad utrãq; Albis ripã, ſub quibus Cheruſci atq; Campſani; conſtituitur Melibocus inter Che - ruſcos atq; Chattos, quorum terminũ com̃u - nem fuiſſe montis jugum, quod hodiè diciturE iiijHartz /71an welchem der Blocksberg gelegen.Hartz / pluribus argumentis in Chattis docui. Hodie vertex hujus jugi altiſſimus inter op - pida Oſterwick & Wernigerode / vulgari voca - bulo adcolis dicitur, Blocksbarch. ꝛc. Das iſt; Nach dem Ptolomæo lieget in Teutſchland der Berg Melibocꝰ, uñ unter demſelben der Hartz - wald. (Semana) dieſes Gebirges ſitũ und Gele - genheit beſchreibet er alſo / daß es nach der Mit - ternachts Linie von Abendwerts gegen dem Morgẽ zwiſchen dem Embſenfluß und Elbe ſich erſtrecke. Darauß die Gelehrten nit uneben ab - genom̃en / es ſey diß Gebirge das jenige / welches heute ingemein ď Hartz geneñet wird. Deñ hie - her gehoͤren auch die andern Wort des Ptolo - mæi, da er in folgenden alſo ſchreibet: Die Ca - thulci liegen zu beyden Seiten ď Elbe / nach ih - nen die Cheruſci (Haͤrtzer) uñ Campſanier; der Berg Melibocꝰ lieget zwiſchẽ den Haͤrtzern uñ Chattẽ (Heſſen) / daß derer gemeine Graͤntze di - ſes Gebirge / welches itz ď Hartz geneñet wird / ge - weſen ſey / hab ich weitlaͤufftig gelehret / als ich von den Chattẽ (Heſſen) handelte. Heute zu Ta - ge iſt der hoͤchſte Gipffel dieſes Berges zwiſchẽ Oſterwick uñ Wernigerode / und wird nach des Landes Sprache geneñet Blockrsbarch. Was von dieſẽ letztern Wortẽ des Cluv. zu haltẽ; wei - ſet Michelb. Sel. (einer meiner geweſenen Mit - ſchuͤler vor dieſem etwan an. 1651. zu Halle unter meinen Hochgeehrten Hr. Prof. Franckenſtein domals Rect. uñ Hochverdienteſtẽ Præc. ) in deꝛ Orat. ſo er võ Blocksberg hielte: wo ũter anderndieſer721. Theil. Cap. 2. §. 3 Von dem OrtBlocks - berg lieget zwiſchen Warnige - rode und Goßlar. dieſer ſenſus: der Hoͤchſte Gipffel oder Spitze des Berges iſt bey Wernigerode / oder bey das beruͤhmte / und faſt wegen der Hoͤhe des Ber - ges darauff es gelegen / unuͤberwinndliche Schloß Hartzburg / unter welchen angetroffen wird / der Flecken Neuſtadt / wo Saltz geſotten wird: Nemlich zwiſchen Wernigerode und Goßlar / nicht aber Oſterwick / wie Cluverius meynet.

D. Ioh. Merckerus ſuchet die Nachbar -D. Iohan. Mercker. A podem. in Hasſia. Zwingen - burg. Saurs Staͤdte - buch. in Z. p. 24. ſchafft noch weiter / da er ſchreibet / daß bey dem alten zerfallenem Schloß Zwingenburg (ſo unlaͤngſt iſt zur Stadt gemacht worden / und den Nahmen hat von zwingen / weil man alda ein gantzes Kriegs-Heer mit ſchlechter geringer Muͤhe aufhalten kan / auch ſonſten beruͤhmt iſt von wegen des herrlichen Sandſteins / ſo in Geſtalt der Menſchenknochen und ſonderlich des Schienbeins uͤmb die Gegend waͤchſet / mit welchem die Wundaͤrtzte allerhand Beinbruͤ - che innerhalb 5. oder 7. Tage gluͤcklich heilen ſol - len) ſich ſol anfahen ein ſehr hoher und ſteiger Berg Melibocus genant / und nicht weit da -Geſn. de Concil. T. 1. p. 407. von iſt gelegen die ſehr alte Stadt Tribur / von welcher das Concilium ſo alda im Jahr Chri - ſti 895. oder 899 / wie Sigebertus meynet / gehal - ten worden / den Namen bekommen / und Concilium Triburienſe genennet wird.

(6)

Von der Bahnung redet Zeiler unter an - dern alſo: Fuͤnff Meil von Halberſtadt liegetder73an welchem der Blocksberg gelegen.der Brocksberg / den die Leute heruͤmb denZeil. l. 5. p. 1 p. m. 141. Germaniæ. Blocksbarch nennen: Wir haben ihn im rei - ſen von Fernen geſehen. Er wird vor den hoͤch - ſten Berg in Teutſchland gehalten / darauff die Zauberer ihren Sabbath halten ſollen / unten heruͤmb iſt er mit Fruͤchten bewachſen oben a - ber gar ſumpffig. Hochgedachter Hertzog Heinrich Iulius von Braunſchweig / hat einenFuhrweg auff den Blocks - berg. Fuhrweg hinnauff machen laſſen / ſeine Ge - mahlin hinnauff zu fuͤhren / der iſt aber itzt ver - fallen / daß alſo etwas gefaͤhrlich hinnauff zu - ſteigen ſeyn ſolle: Man muß vier Stunde ha - ben / ehe man auff die rechte Hoͤhe komt / welche Hoͤhe zwiſchen den zweyen Staͤdten Oſterwick und Wernigerode iſt.

Die Erhoͤhung wird ſo beſchrieben von Hei -(7) Heid. part. 2. Orat. 28. p. 1212. Hier heiſ - fet es wol mons. qs. eminens. dero. Jn dem Hartzwalde iſt der ſehr hohe Bructersberg / welchen wir dem Sachſenlande nicht miß goͤnnen / und dieweil er den Namen und das Gedaͤchtniß eines ſehr alten Volckes erhaͤlt / wird er billig von den Gelehrten und Thuͤringern / welche ſeine oberſte Gipffel im - mer ſehen / hoch und wehrt gehalten. Vnd vor -p. 1209. her: Jn der Nachbarſchaft nicht weit von den Saͤchſiſchen Saltzkothen ſehen wir den Pe - tersberg / welcher in der Hoͤhe dem Berge AtlasPeters - berg. nicht weichet / als auff welchen Wind und Vn - gewitter nicht weniger ſtuͤrmen als auff die - ſen. Oben auff demſelben kan man Ober - Sachſen / die breiten Felder in der Marck / Meiſ -E vſen741. Theil. Cap. 2. §. 3. Von dem Ortſen und Laußnitz / wie auch dieſes unſer Thũ -Michel - bach in ei - ner Orat. vom Blocksbeꝛ - ge. ringen gantz uͤberſehen. Nicht niedriger iſt der Brockꝛsberg / ob er gleich wegẽ deꝛ ãdern Hartz - gebirge etwas niedriger ſcheinet. Michelbach am angezogenen Ort beſchreibet uñ exprimiret die Hoͤhe alſo: Man kan den Blocksberg / ſo es helle Wetter iſt / auf 10. Meilweges herum ſehẽ. Etliche geben auch fuͤr / daß ſie auff dieſem Berge Magdeburg und dabey den Elbſtrom erkant haben. Wer da wil auff dieſen Berg ſteigen / der muß Anfangs durch viel Hecken und doͤrnichte Oerter gehen / und je naͤher er dem Berg kompt / je rauher und ungebaͤhn - ter iſt der Weg / und kan vor den dicken Baͤu - men und vielen herunter in die Augen hengen - den Zweigen kaum den Himmel erblicken. Oben in der Hoͤhe des Berges ſtehen die Baͤume in einen runden Circul / als wenn ſie mit Fleiß alſo weren gepflantzet worden / und waͤchſet keiner auſſer der Ordnung weiter hin - nein / nur etliche wenig Kraͤuter findet man daſelbſt. Bißweilen war auff dem Berge alles mit einen ſo dicken Nebel uͤmbzogen / daß wir an unſere Reiſe nicht anders als wenn es were finſtere Nacht geweſen / verhindert wur - den. Vnd uͤber das / wenn der Wind den Nebel treibet / ſo kan man mit einander nit weit ſehen / daß man nicht einmal erkennen kan die / welche kaum 3. oder 4. Schrit von einem ſtehen / es ſey denn / daß ſie ſich melden / und durch ihre Stimme / wo ſie ſind / zu verſtehen geben.

Was75an welchem der Blocksberg gelegen.

Was die eigentliche Revier betrifft / dar - innen er lieget / ſo iſt es der Hartzwald / wel -(8) cher iſt der groͤſte Wald in Teutſchlande / den Griechiſchẽ und Lateiniſchen Hiſtorien Schrei -Faber in Lexico in voce Herei - nia. bern wol bekandt. Die Griechen nennen ihn ἑρκύνιον δ ρυμόν. Den groͤſſeſtẽ und meiſten Theil deſſelben / welches ſehr holtzigt und bergicht / auch uns ſehr nahe iſt / und an Sachſen ſtoͤſſet / nennen wir den Hartz oder Hartz-Wald. Jn demſelben lieget der ſehr hohe und weit be - ruͤhmte Berg Melibocus, der BrockenDes Har - tzes An - fang. oder Brockenberg. Derſelbe Wald ſoll ſich anfahen bey Franckreich / alda er genennet wird Bacenis oder Silva nigra, der Schwartz - wald / und erſtrecket ſich weit an vieler Voͤl - cker Grentzen / daher er auch unterſchiedene[Na - men] bekompt / als daer genennet wird der Boͤhmer-Wald / der Thuͤringer-Wald. Man meynet / daß dieſer Wald ſey Hercinia ge -Hercinia ab ἕ῞ερκος nennet von dem Griechiſchen Worte ἕρκος, wel - ches einen Umbgang oder Zaun bedeutet / weil er faſt gantz Teutſch-Land nicht anders als ein Wall uͤmbgiebet. Jn der Teutſchen Sprache a - ber ſoll er den Namen haben vom Hartze / oder dem zehen Safft und Gummi ſo haͤuffig auß den Baͤumen im Walde fleuſt. Was aber von deſſen Etymolog. Hercyniæ zu halten / iſt ſchon oben im 2. §. dieſes Capittels mit wenigem gedacht / uñ erwieſen auß Zeil. daß nemlich das Woꝛt beſſeꝛ Harcinia geſchriebẽ weꝛde / in dẽ esvon761. Theil. Cap. 2 §. 3. Von dem Ortvon Hartz herkomme: oder den vielleicht Har - zicinia, ſo fern das Z. von den Lateinern fuͤr ei - gentlich koͤnte geduldet werden.

Ja was noch mehr iſt / ſo ſoll auch das WortCarion. l. 3. Chron. p. 6. 7. Cheruſcus von Hartze herruͤhren / wie Carion wil / da er ſchreibet: Das Jahr zuvor oder uͤmb dieſelbe Zeit / ſind in Teutſchland drey Regi - menter Soldaten erleget worden / von dem Ar - minio, welchen ſie der Cheruſcorum Oberſten oder Herzog nennen: Vnd haben dieſe Voͤl - cker auſſer allen Zweiffel nach Goßlar hin zwi - ſchen der Saale und Hartzwald gewohnet. Cheruſci qſ. die Haͤr - tziſche. Vnd das Wort Cheruſci koͤmt gar na - he dem Wort die Haͤrtziſche / wie die Voͤl - cker itziger Zeit genennet werden. Nach den Cheruſcis und Longobardis ſind gefolget die Bructeri in dem Braunſchweigiſchen Lande / daher der Bructersberg noch biß heute den Na - men behalten hat. Alſo ſpricht auch der Poët Claudianus:

Claud. de IV. Conſ. Honor. Pa - neg v. 452.
Venit accola ſylvæ
Bructerus Herciniæ.

(Woruͤber Bartius in Animadv. p. 684. dieſes commentiret: Bructerus] Ferociſſimam gen - tem vocat Plinius lib. 2. Epiſt. 7. Vide docto - rum commentaria ad Germaniam Taciti)Carion. l. 4. p. m. 17. Item: Vnter Goßlar liegen die Bructeri, da itzo der Brockersberg iſt / welcher nach ſeinem alten Namen Melibocus heiſſet. Unter dem - ſelben der Hartzwald gegen Braunſchweig undHalber -77an welchem der Blocksberg gelegen.Halberſtadt / und der Aſchenberg / deſſen Na - men erhalten hat Aſchersleben. Hierauß er - hellet nun / daß der Blocksberg nicht allein im Hartzwalde lieget / ſondern daß auch Herci - nia von Hartze herkomme / und dannenhero freylich beſſer geſchrieben werde Harcinia, wie Carion oder Philippus Melanchton in ſei - ner Chronick gethan / als etwan ſonſten Her - cynia oder gar Orcynium nemus, wie in Heid - manni veteris Germaniæ typo zuſehen.

Von der Graͤntze ſchreibet Michelbach alſo:(9) Orat. de hoc monte. Etliche nennen dieſen Berg mit einem neuen und unbekandten Namen (Brockenbergium) Brockenberg / wie ihn alſo nennet Thalius in ſylva Hercynia. Ptolomæus verſtehet durch den Namen Melibocus, den gantzen Wald / welcher vor alters (Hercinia) der Hartz iſt ge - nennet worden / und Teutſchland umbgiebet / deñ er beſchreibet den Berg / daß er in der Laͤnge habe 33. grad. und 50. min. 30. ſec. in der Breite aber 47. grad. und 50. min. 30. ſec. c. 6. de Mont. & ſyl. v. in German. Alſo hat es auch / wie ich dafuͤr halte / Bilibal - dus Pirckmeyerus in explicat. locor. per Germ. Da er alſo ſchreibet; der Melibocus (Blocks - berg faͤhet ſich bey Weſtphalen an / und ſtrecket ſich gegen Morgen. Jtzt ſtehet der Hartzwald und die Gebirge den Meißnern zu / ſampt den Silber-Bergwercken / und iſt ein Anhang zu den Gebuͤrgen in der Baar / nechſt welchen die Thonau entſpringet. Die da aber fuͤrgeben /daß781. Theil. Cap. 2 § 5. Von den Kraͤuterndaß dieſer Berg in Weſtphalen liege / die ir - ren ſehr weit / ſintemahl er niemals dahin kom - men wird / auch niemahln je da geweſen iſt / und halte ich dafuͤr / wenn dieſer Berg in Weſtpha - len gelegen were / ſo were er von den Waͤſt - phaͤlern / welche nach dem Lipſio ihre eigeneRichard. Barthol. l. 4 de Bello Norico ad. D. Maxim. Erde eſſen ſollen / ſchon laͤngſt verzehrt worden. Aber wir wollen den Rich. Bartholinum anhoͤ - ren / welcher alſo ſchreibet:

Visꝰ & umbriferis rapidos diffundere ab antris
Melibocus turmas equitum, longumq; fre -
quentes
Abnobii montes &c.

Darbey Iacobꝰ Spigelius alſo anmercket; Meli - bocus eſt mons VVeſtphaliæ, ut etiã Abnobii, qui ex Alpibꝰ cõtinuò facto jugo in VVeſtpha - liã protẽdũtur. Das iſt / der Melibocꝰ (Blocks - berg) lieget in Weſt phalen / wie auch das Abno - biſche Gebirge / welches auß den hohen Alpge - birgẽ in Welchſland entſtehet / uñ in Weſtpha - len ſich erſtrecket. Bißhieher vom Orte / dar - in unſer Blocksberg gelegen / und darauß ich ihn traun nicht weltzen wil / weñ ich auch Atlan - tiſche Kraͤffte beſeſſe oder Rieſen-Ahrt were.

Jetzt folget IV. das Conterfait / welches ein we -IV. Con - terfait. nig gleichſam auß der Ferne zu ſehen in Enoch Glaſers Elmen Schafferey / zu Wolffenbuͤttel 1651. gedrucket / alwo in Kupfer von Helmſtaͤd der Blocksberg von weiten mit præſentiret wird.

Darauff79welche auf dem Blocksberg wachſen.

Darauff folgen V. die Kraͤuter und andere Pflantzen-Gewaͤchſe / ſo auffm Blocksberge§. 5. Kraͤuter. hervor kommen. Darvon kan nachgeſchlagen und geleſen werden Iohannis Thalii Medici Northuſani lateiniſcher Tractat Sylva Hercy - nia genent / darinnen er alle Kraͤuter / ſo auff den Bergen uñ benachbarten Orten des Hartz - waldes wachſẽ / mit allen Fleiß zuſam̃en getra - gen hat / und iſt daſſelbe Buch zu Franckfurt am Mayn / im Jahr 1588. in 4to. gedrucket hinten an des Camerarii Hortum medicum. Unter andern ſind folgende nicht die Geꝛingſten / (wel - che der Blockesberg nicht alleine heget / ſondern auch auff dieſe Ahrt darleget) als:

  • P latyphyilus Intybussſeu πλατύφυλλος Intybus Harcynia, copioſa eſtad Bloccenbergum. &c. vid. p. 62. 63.
  • L ychnanthemus iuncus tenuis maior eſt etiam Broccenbergo familiaris. p. m. 60.
  • O xococcon Cordi, copiosè eſt in Broccenbergo p. 82.
  • C ichorium ſeu Hieracii minoris ſpecies〈…〉〈…〉 p. 57.
  • G randior ſeu maior vitis idea nigra. p. m. 129.
  • E rica baccifera Matthioli, cuius fructus vulgò Axen - beer / ſeu πιϑηκόκοκκος p. m. 41.
  • S eptifolium vel heptaphyllon, Item pentaphyllon p. m. 88. 89.
  • B iſtorta maior (cuius radix eſt inſtarc ancri, unde vulgo die Krebswurtzel) vide p. m. 19.
  • A liſma κυμβαλιάνϑεμον vid. p. m. 13.
  • R anunculus maximus λευκάν ϑεμος ſeu Aconiti - formis p. m. 101.
  • G ramen iunceum lanigerum. p. m. 55.
Betula801. Theil. Cap. 2 § 5. Von den Kraͤutern
  • B etula pumila. p. m. 20.
  • L ycopodion Dodonæi ſeu Selaginis ſpecies altera. p. m. 116.
  • U liginibus familiaris intybus, p. m. 67. 68.
  • C andidus muſcus uligineus. p. m. 78.
  • K raͤnbeer / Nariſcis Rote Preiſſelber / vitis i - dæa rubra. p. 129.
  • S axorum ſeu arboreus muſcus. p. m. 77. 78.
  • B eerlax. p. m. 76.
  • A lnus nigra pumila. p. m. 15.
  • R orella, ſeu ros ſolis. p. m. 116.
  • G uͤlden Wundkraut. p. m. 129.

Dieſes ſind die Kraͤuter / welche nicht ſo wol in dem Hartzwalde als fuͤrnemlich auff den Brocken / auch nicht ſo wol auff als uͤmb den - ſelben ſollen gefunden werden / wie des Thalii Thaliæ melden.

Was VI. Silber und ander Bergwerck be -§. 6. Silber. In orat. ad - verſ. Turc. ad Ferdin. Vng. & Bo. Regem. Vol. 1. p. 167. langet / ſo im Blocksberge behalten wird / ſo re - det Georgius Agricola davon alſo; Teutſch - land iſt vor andern Laͤndern an Metallen und Bergwercken ſehr reich. Denn wer weiß nicht von den beruͤhmten Fundgruben in Meiſ - ſen und Boͤhmen / darauß dichte und klar Sil - ber gegraben wird? wer hat nicht gehoͤret von den Adern am Blocksberge? wem ſind nicht bekandt die vielen Metallen ſo in Schleſien ge - graben werden.

§. 7. Baͤche.

Vom VII. Baͤchen redet Michelbach alſo:Es81des Blocksberges.Es fleuſt bey dem Blocksberge vorbey die Ilia (daher ein Dorff alda im Wald gelegen Jlſen - burg heiſſet) und laͤufft durch den Wald / thei - let ſich hernach und treibet an vielen Orten Muͤhlen. &c. Oben auff dem Berge iſt ein klarer Brunn / wobey ein groſſer Stein / an wel - chem vor etlichen Jahren ein groſſer Loͤffel oder Kelle hieng; daß ein jedweder damit auß dem Brunn trincken konte. Deſſen Brunnens Waſſer aber mitten in den Hundstagen ſo kalt iſt / daß es niemand ins Maul nehmen kan. Mercke / daß auch eben oben auffm Berge in - gemein die jungen Burſche und Leute / ſo Luſts halben hinauff ſpatzieren / in Gewohnheit ha - ben / ihre Namen in die Steinfelſen / ſo alda ge - genwertig ſeyn / ein zu graben; und alſo ihr Ge - daͤchtnuͤſſe droben den Poſteris zu verlaſſen. Ja man ſol auch ſolches parietariæ herbæ eine ziemliche Anzahl finden / oder ein groſſes Ono - maſticon antreffen. Wer Luſt hat kan hin - auff ziehen / und viel gute Stunde druͤber ver - derben in Abfaſſung eines Catalogi ſolcher O - ribaſrorum; er muß aber ſeinen Nahmen nicht druͤber vergeſſen.

Es hat auch zum VIII. dieſer Blocksberg§. 8. Eigen und beſondere Thiere. Michel - bach in ſei - ner Orat. vom Bloksberg ſeine eigene und beſondere Thiere / als: Wilde Schweine / Rehe / Hirſche / Baͤre / Woͤlffe / Fuͤchſe / Haſen: Jm gleichẽ Voͤgel / als da ſind / Auerhan / Haſelhuͤner / Rebhuͤner / Holtztauben / Schnepffen / Krammetvoͤgel / Ziemer / Wein -Fdruſſel /821. Th. C. 2. §. 9. Regendeut. §. 10. Gaſt. der Hex.druſſel / Goldamer / Heger und viel andere. Die Aurhanen darff niemand bey groſſer Straffe ſchieſſen / als nur der Grafe deſſelben Orts.

§. 9. Regendeu - tung.

Wie dieſer Blocksberg / IX. auch gleichſam ein Compas oder Calender ſey / worauß man das Gewitter abnehmen koͤnne: liß in folgenden Verſen zu letzte.

§. 10. Gaſterey der Hexen.

Daß auch der boͤſe Feind / X. vielleicht wegen der raren Sachen dieſes Blocks-Berges / ſei - nen Sabbath von den Hexen hie wolle gehal -Rawe in Memor. c. 88. p. m. 70. 71. item Kornman - nus in mõ - tc Ve〈…〉〈…〉 ris p. m. 380. &c. ten haben; bezeuget Rawe / wenn er alſo ſchrei - bet. Dieſes / iſt ein hoher Berg in Thuͤ - ringen / wird uͤmb ſich bey die ſechszehen Meilweges geſehen / iſt gar beruͤhmt in Teutſch - Land von den Hexen und Vnholden / daß ſie allda ihren Convent und Hoff halten ſollen / wie auß ihren Auſſagen offenbahr / und iſt die - ſer Berg in ſolgenden Verſen zierlich be - ſchrieben.

Beſchrei - bung des Blocksber - ges.
Jn Thuͤringen iſt ſehr wol bekant
Ein Berg / der Prockelberg genant /
Welcher Berg der jetzo beruͤhrt /
Vber ſechszehen Meil geſehen wird /
Alſo daß den ferne jederman /
Jn Sachſen und Heſſen anſchauen kan /
Dieweil er hoch und uͤbertrifft
Mit ſeiner Hoͤh / wie ich bericht /
All Berg in Hartz und Thuͤringen /
Daruͤber er gantz hoch thut ſpringen /
Vber83Blocksberges Beſchreibung.
Vber das iſt er auch beſchreit /
Dieweil Nachts zu Walpurges Zeit /
Jn groſſer Zahl wie ich bericht /
Die Zauberin mit ihrem Gezuͤcht /
Jngemein einen Reichstag alda halten
Die junge ſo wol als die Alten /
Welche all der Teuffel dahin fuͤhrt /
Jn geſchwinder Eil / wie jetzt beruͤhrt /
Auff welchem ſie mit tantzen / ſpringen /
Mit ſauffen auch die Zeit zubringen
Mit boͤſen Geiſtern Vnzucht treiben /
Wie ſolches offt die Gelehrten ſchreiben /
Wenn aber komt der Hanen Gſchrey /
So fahren ſie wieder heim ohne Schen /
Uber hohe Berg und tieffe Thal /
Biß daß ſie kommen allzumal /
Ein jede Hex an ihren Orth /
Wie man ſolches wol hat mehr gehort.
Treiben alſo ohn allen Scheu /
Jhr Hexenwerck und Zauberey
Wider Gott und ſein H. Wort /
Auch offtermals anſtifften Mord /
Doch koͤnnen ſie / wie ich bericht /
Den frommen Leuten ſchaden nicht /
Vmb welche her der Engelſchaar
Ein Wagenburg thut ſchlagen gar.
Jhr rechter Lohn und gewiſſes Pfand /
Jſt Feur / Schwerd und ewig Schand /
F ijJa841. Theil. Cap. 2. §. Blockenberges
Ja wenn ſie nicht thun Buß auff Erden /
Koͤnnen ſie auch nicht ſelig werden.
Daß ſey nun gnug von Zauberinn.
Auff daß wir aber unſern Sinn
Anwenden an den Prockelsberg /
[Zu] beſchreiben gaͤntzlich merck /
So iſt auch uͤberall alda /
Derſelbig Berg eine Practica
Der Landleut / welche offt ohne irren
Gut Wetter / daher practiciren:
Denn wenn ein ſtarcker Nebel trifft /
Recht ſolchen Berg / wie ich bericht /
So faͤlt gewiß denſelben Tag /
Ein Regen / iſt wahr als ich ſag.
Wenn aber ſolcher Berg gantz frey
Ohne Nebel iſt / ohne allen Scheu /
So folget ein ſchoͤner heller Tag /
Alsdann darin ein jeder mag /
Mit Freuden an fein Arbeit gahn /
Auch wandern / reiten / und alsdann
Noch weiter / daß fuͤr ſolche Zeit /
Gott werde gedanckt in Ewigkeit!
Henric. Kornm. ex Kirchaina Chatto - rum in monte Ve neris c. 77. p. 378.

Dieſes bekraͤfftiget auch Henricus Korn - mann in folgenden Worten: Dieſes iſt ein ho - her Berg in Thuͤringen / genant der Prockels - berg / wird allezeit uͤmb ſich auff die ſechszehen Meilweges geſehen: dieſer iſt gar beruͤhmt durch gantz Teutſchland / von den Hexen und Vnholden / daß ſie alda jaͤhrlich in der NachtVVal -85Beſchreibung.VValpurgæ, oder den erſten Maji ihren Con - vent und Hof halten ſollen / alda von fernen Orten zuſammen kommen / mit ihren Teuffeln alda buhlen / die Nacht zubringen mit ſpielen / zechen und tantzen / wie auß ihren Außſagen kundbar / und iſt auch gantz glaͤublich / wie ich auch mit andern uͤbereinſtimme / daß gleich - wie die Nymphæ und Veneres zu Adams - Menſchen Luſt haben und ſolcher begehren / alſo ein Venus-Berg auffrichten / alſo auch die Teu - fel die Menſchenmit ihren Wolluͤſten verfuͤh - ren / und einen benanten Ort der Zuſammen - kunfft erwehlen. Es hat ihn VVendelinus Helbachius Poëta alſo beſchrieben.

Mons ſitus Herciniæ eſt mediis in ſaltibus
ingens,
Qui partu Budæ divite gignit aquas.
Longinquis ſi quidem procul ille videtur ab
oris,
Hunc Proculum meritò nomine req; vo -
cant.
Namq; Thuringus eum cum Saxone cernit &
Heſſus,
Atq; Eisfeldiacæ ſubdita turba plagæ.
Hic veluti reliquos excellit corpore montes.
Quotquot in Herciniæ ſaltibus eſſe vides.
Nobilitate ſua ſic hos quoque vincit & arte,
Et capitis vera proprietate ſui.
F iijNumen862. Theil. Von den mancherleyen
Numen ineſt etenim cœleſtis & Hexis in ipſo
Qui preſſit claros imbriferoſq; dies.
Eſtq; Cheruſcorum ſic practica certa, magiſq;
huic,
Quam qui ſunt celebres creditur arte poli.
Nam ſi mane caput nebula tegit atq; tenebris,
Aut pluvias aut fert nubila ſive nives.
At ſi depoſitis videt ardua lumina folis
Nubibus, eſt certo clara futura dies.

Ander Theil des Blockes-Berges.

B hieher kuͤrtzlich in genere und Verßweiſe / võ der Hexen Gaſterey auf dem Blocksberge. Damit wir aber et - was weitlaͤufftiger und in ſpecie davon ſchwa - tzen / ſo wird von noͤthen ſeyn; daß wir in unge - bundener Rede alle mit wenigem beruͤhrte Sa - chen / auß unterſchiedlichen Autoribus, in einer beſondern und nachdencklichen diſpoſition oder Einordnung nacheinander vorziehen / und das gantze Werck alſo deutlicher gemacht werde. Jch vermeyne aber / wenn alle circum - ſtantien oder Vmbſtaͤnde ſollen eroͤrtert wer - den; daß es außfuͤhrlich und vollſtaͤndig ge - ſchehen koͤnne. Derowegen wollen wir alſo / in Gottes Namen / in und bey ſolcher gedachten Hexen-Gaſterey / erwegen die

I. P er -87[Namen der] Hexen.
  • I P erſonen / Quis?
  • II R eiſefahrt. Quid?
  • III O rter. Vbi?
  • IV K utſche. Quibus auxiliis?
  • V B edeutung Cur?
  • VI A rth und Weiſe. Quomodo?
  • VII R echte Zeit. Quando?
  • VIII G roͤſſe der Zeit. Quamdiu?

Das I. Capit. Von denen Perſonen / welche[b]ey der Hexen Gaſte - rey ſich befinden laſſen.

WAs die Perſonen anlanget / ſo auff dem Blocksberge zu Gaſte fah - ren / ſo muß vor allen Dingen deroſel - ben Benennung / und zwar voͤllig zuvorderſtDeꝛ Hexen manch er - ley Namen. angebracht werden / weil ſie nemlich bald ſo / bald wiederumb ſo benahmet ſeyn: damit ein jeder wiſſe / und ungezweyffelt erkenne / wer zu ſolcher Gaſterey gehoͤre. Es ſeynd nun aber ſol - che Namen theils Hebreiſch / theils Griechiſch / theils Lateiniſch und Deutſch / die meiſten ſollen alſo auß gedachtẽ Sprachẽ herfuͤr gezogẽ werdẽ

Auf Hebreiſch werdẽ ſie genant〈…〉〈…〉 Lilith. Hebreiſche Namen Lilith. Eſ. 34. v. 14. da es der Hr. Luth. durch das Wort Kobold verteutſchet. Andere aber verſtehen es von Hexen. Mederus ſchreibet alſo / durch das Wort〈…〉〈…〉 wird niemand anders verſtandenMederus in der 2ten Hexen pre - digt / p. m. 226. beym Eſ. 34. als eine Hexe / die ein Ertzfeind in der Kindbetterin uñ ihrer neugebohrnen Kindlein iſt / und ſonderlich des Nachts. Wenn Gott der HErr im 2. B. Moſ. 22. v. 18. unter andern dißF iiijGeſetze882. Theil Cap. 1. Von denen mancherleyenGeſetze giebet: Die Zauberin ſolt du nicht le - ben laſſen / ſo ſtehet in ſeiner Sprache das Wort〈…〉〈…〉 Mechaſchephah, welches herkommet àMechaſche - phah, Mechaſche - phim. Bodin. in Confut. opin. Wieri. Grichiſche Namen. φαρμακέες φαρμακροὶ φαρμακευ - ταὶ. φαρμακί - δες. ὅι περὶ τῆς Φαρμακεί - ας, Ariſt. l. 6. c. 18. de Hiſt. anim. Virg. in Ecl. Pharma - ceutria Hippoc. l. de morbo facro. μάγι: γηταὶ ἀγύρται. Radice〈…〉〈…〉 Caſchaph, ſo da heiſſet die Au gẽ verblende〈…〉〈…〉 daher Mechaſchphim Ex. 7. Hab. 3. Mich. 5. l. 4. Reg. 9. & 2. Paral. 33. Eſ. 47. Ier. 27. Dan. 2. id eſt, præſtigiatores o - der Zaͤuberer / und weil ſie die Leute gemeinig - lich zutoͤdten pflegen und ſelzame Pulver / Ge - bein und gifftige Thiere brauchen / daruͤmb ha - ben ſie die Griechen φαρμακέας, φαρμακρούς, φαρ - μακευτὰς: Die Weiber φαρμακίδας, φαρμακευ - τρίας genant; welche wir Hexen und Hexenmei - ſter nennen / nemlich die da Puͤlverlein / Sal - ben und Schmaͤr brauchen / nandten die Alten und Ariſtoreles ſelbſt auff ihre gewoͤhnliche Sprache / ὁι περὶ τῆς φαρμακείας, das iſt / die mit Gifft-Gekoͤche oder Zauber-Gemaͤch uͤmbge - hen / und die Hexin oder Zauberin oder Wecke - rin Pharmakides oder φαρμακεύτριας, in maſ - ſen zuſehen / im 6. Buch am 18. Cap. und im 9. Buch am 17. Cap. der Hiſtorien von den Thieren. VVierus der Hexen Patron, gibt es Vergiffter. Aber alle Griechen heiſſen die Zaͤuberer / φαρμακοὺς; als Dioſcorides, Ariſto - teles, Virgilius, Hippocrates, der die Verhexe - ten oder Bezauberten genent hat πεφαρμένους. Denn das gantze Buch de morbo ſacro, dar - in das Wort ſtehet / iſt wider die Zauberer / wel - che er μάγους, γοητὰς, Φαρμακ〈…〉〈…〉 ς, ἀγύρτας, das iſt:Schwartz -89Nahmen der Hexen.Schwartzkuͤnſtler / Betrieger / Gauckeleꝛ / Land - ſtreicher und Zauberer nennet und ſaget / daß ſie fuͤrgeben ſie koͤnnen den Monden herunter bringen / die Sonne verfinſtern / Vngewitter machen / und die Goͤtter ihnen dienſthafftig machen.

Nun weiß maͤnniglich zuvor / daß die Zaͤu - berer ohn einig Gifft vermoͤgen die Leute uͤmb - zubringen / alleine mit einem Apffel / oder wenn ſie einem die Hand angreiffen / oder mit einer Gerten und Ruhten / wie Cardanus ſchreibet / anruͤhren &c. Elias der Levit hat das WortLateiniſche Namen. Mecaſchepha gegeben Lamiam, welches Wort Horatius in arte Poëtica gebrauchet hat:

Neu oranſæ Lamiæ vivum puerum extra -
hat alvo.

Heſichius nennet ſie λαμιώδεις γυ[μ]αικὰς. La -Lamiæ. Lamiæ E - tymolo - gia. miæ ὰλέλαμμαι, oder von λαμὸς, ingluvies, (wie Porphyrius ſchreibet uͤber den angezogenen Ort Horatii) das iſt; die Freſſigkeit: daher der Teut - ſchen Schlemmen und Schlamp / des gleichen die Schlange von dem verſchlingẽ koͤmt. Dem - nach denn die boͤſen Weiber oder Vnholden das Menſchenblut gieriglich ſaugen und ſau -Perottus in Cornucop. fen / darumb nennet ſie Apulejus Lamias. An - dere wie Perottus machen das Wort Lamia her vom alten Lameo, welches ſo viel ſol heiſſen alsMederus in der 2. He - ren Pre - digt p. m. 22 ſcindo lanio, ich zerſchneide / zerreiſſe / zerfleiſche: Mederus meynet es habe die Benennung ih - ren Vrſprung von der Lamia Koͤnigin in A -F vfrica902. Theil. Cap. 1. Von den mancherleyenfrica; weil die Hexen derſelben gleich handeln / und den ſchwangern Weibern / kleinen Kin - dern / ja allen guten Creaturen GOTTES feind ſeyn / alle ihre Luſt an freſſen und ſauffen und Vnzucht haben / und an ihren Hertzen verblendet ſind / daß ſie ihre groſſe Suͤnd und die kuͤnfftige Straffe nicht erkennen koͤnnen / wie von der Lamia in der erſten Predigt iſt ge - meldet worden.

Die Chal - deer die er - ſten Zaube - rer. Cic. l. de Di vin.

Weil die Chaldeer die erſten Erfinder und Schwartzkuͤnſtler geweſen / darumb wird bey den Griechen und Lateinern einmuͤthiglich durch den Namen der Chaldeer ein Zauberer Wahrſager und Schwartzkuͤnſtler verſtanden. Daniel. 2. Eſ. 47. 1. Reg. 18.

Sagæ. Mederus d. l. p. m. 23. a.

Dieweil auch diß teuffeliſches Hudelmans Geſinde / auß Eingeben des Teuffels Achtung auf die Wetter giebet / und ſich unterſtehet / mit denſelben an den Fruͤchtẽ des Landes Schaden zu thun; ſo werden ſie auch Sagæ à ſagiendo von Vorwiſſen ſolcher Gewitter / oder wie andere melden von dem Warſagen / deſſen ſie ſich auch unterſtehen / genennet.

Sonſten aber nennen ſie die beſchriebeneVeneficæ Maleficæ Rechte Veneficas Vergiffterin / wie auch Ma - leficas Vbelthaͤterin / von wegen der erſchreckli - chen Thaten / deren ſie ſich unterſtehen / und mit Huͤlffe des boͤſen Geiſtes verbringen.

Buſtuariæ

Weil auch ſie oͤffters zu Nachte bey den Graͤbern ſich finden laſſen / die todten Coͤr -per91Namen der Hexen.per berauben / auch etliche Stuͤcke von den -Cruſius de morte. c. 23 p. 437. ſelben abſchneidẽ / und ihre Gauckeley und Zau - berey beym Graͤbern treiben / werden ſie genen - net Buſtuariæ.

Von dem Teutſchen Manne wird diß VolckTeutſche Namen. mit mancherley Namen beſchrien. Man heiſt ſie Hexen / Vnholden / zauberiſche Dꝛachẽ - und Teuffelsbuhler / Gabelreuter / Milch - Diebin / Druten und boͤſe Leute oder Weiber Hexen ohn zweifel võ der Heerfuͤhre -Hexen. rin der Amazonũ der Kriegeriſchẽ Weiber / wel che Heza geheiſſẽ / uñ ein maͤchtige Zauberin ge -Wo das Wort He - xe herkom - me? Bodinus in Dæmon. l. 1. c. 6. weſen iſt / volleꝛ Trotz und Blutduͤꝛſtigkeit / deren Toͤchter unſere Hexen ſind wie Aventin. meldet. Bodinꝰ ſaget daß zu dẽ Zauberern uñ[Schwartz - kuͤnſtlern] auch gehoͤrẽ die / welche auf Hebreiſch genennet werden Maleheſin (ja wol Maul-He - xen) welches herkoͤmmet vom Wort Lahas, ſo murmeln / und lauſtern oder auffloͤſen bedeut. Die LXXII. Bibliſche Dolmetſcher habens fuͤr ἐπαοιδοὺς; das iſt / fuͤr incantatores Beſchwe - rer / Verſegener und Verbanner außgelegt: Die Hiſpanier nennens auff ihre Sprache He - chiezeros (ſo vom teutſchen Wort Hechſe entſtanden / und beyde ſcheinen / daß ſie võ erſtgedachten Hebreiſchen Leheſin her - kom̃en ſeyn. Wiewol der Hiſtor. Avent. es von den Hexen herziehet) Anton. võ Tur - ca Meda im 3. Buch von ſeinem Garten / be - ſchreibet die nun beruͤhrten Hechiezerosalſo922. Theil. Cap. 1. Von den mancherleyenalſo: Qui tacimante invocant Dæmonios, meſcolando la Magia natural con in del - monio: das iſt: Es ſeynd die / ſo heimlich die boͤſen Geiſter anruffen / und vermengen die natuͤrliche Magy mit des Teuffels Magy - Ein ander zwar ſagete / es kaͤme das Wort Hexe vom Griechiſchen ῞εξις, habitus, ein Hurtigkeit oder Fertigkeit / etwas ohne Verdruß und bald zu thun / weil nemlich die Hexin ſo geſchwinde in ihren Sachen ſind. Ob dieſe Muthmaſ - ſung aber einen guten Grund habe / darauff ſie koͤnne Fuſſen und ſich ſetzen / wird nicht un - billig gezweiffelt / in Betrachtung / daß ἕξις o - der die Hurtigkeit und Fertigkeit ohne Ver - druß etwas zu thun / erfordere nit nur eine gu - te Zuneigung / Faͤhigkeit und Natur / welcheHexen ſind gemeinig - lich thum - me Leut. doch bey den Hexen offte ermangelt / als welche viel mals ſo thum ſind / daß ob es ſchon ſcheinet / als thaͤten ſie manch wunderſeltzam Ding / ſo aͤhnlichet ſich doch ihr Verſtand mehr einem thummen und verſtandloſen Thiere / als einem ſcharffſinnigen und nachdenckreichen Men - ſchen; ſondern auch eine gute Vnterweiſung und ſtaͤtige Ubung. Aber ſo haben die Hexen /Sperling. diſput de Magia § VI. welche mit dem Satan ihre Verbuͤndniſſe und Gemeinſchafft haben / und deme ſie ſich gantz und gar ergeben haben; offte bekant / daß ſie alſo bald in eine unglaͤubliche vieler unerforſch - licher Dinge Wiſſenſchafft kommen ſind. So weiß man auch vor gewiß / daß ihrer viel durchdie93Namen der Hexen.die Huͤlffe des Teuffels in einer Stunde zu ei - ner ſolchen Wiſſenſchafft gelanget ſind / dazu ein ander in etlichen Jahren ſchwerlich kom - men were. Aber wenn der Teuffel / auß deſſenHildebr. in Theurg. p. 26. Rath und Huͤlffe ſie alles thun / ſeine Hand abziehet / ſo wiſſen ſie uͤberall nichts. Hilde - brand ſchreibet von dem Worte Hexe alſo: Was das Wort Hexe heiſt / weiß ich nicht / man findet in Bibliſcher Schrifft keine Zauberer alſo ge - nant / ich ſetze es nach gemeineꝛ Rede und verſte - he dadurch die Perſohnen / von welchen man ſaget / daß ſie des Nachts fahren / und mit dem Teuffel wolleben und Bulſchafft pflegen. Wer weitern Nachricht begehret / was das Wort Hexe heiſſe und bedeute / und woher es komme / der kan nachſchlagen Aventin. in An - nal. Bojor. in Catal. nomin. propr. Prætor. im Bericht von der Zauberey cap. 7. num. 4. §. was das Wort Hexe ꝛc. p. 34. Albrechts Be - richt von der Zauberey c. 2. p. 13. Laur. de Har - bach. im Bericht von der Hexerey quæſt. 1. wie Goldaſt in ſeinem Tractat von Confiſcation deren Hexen-Guͤter pag. 78. dieſe Autores an - fuͤhret.

Vnholden werden die Zauberer genant /Vnholden. nicht alleine von wegen ihrer heßlichen Geſtalt die ſie bekommen / ſo bald ſie mit dem Teuffel fleiſchlich zu thun haben; ſondern auch weil ſie alle Chriſtliche ja menſchliche Affecten gegen Gott / ihren eigenen Ehgenoſſen / Kindern /Blut -942. Theil. Cap. 1. Von den mancherleyenConfer. Hildebr. in Theurg. p. m. 26. Gol - daſt. §. 28. p. m. 67. võ Confiſcat. der Zaub. Blut - und andern Freunden und allen Crea - turen Gottes verlohren haben / und gegen den - ſelben voller Haß uñ Rachgier ſtecken: oder viel - mehr werden dieſe Weiber / der frommen und Gottſeeligen Weiſſagerin oder Prophetin Hul - da / dem Weibe Sallum, welche zu Jeruſalem ge - wohnet / und Gott gedienet hat / wie im 2. Buch der Koͤnige / cap. 22. von ihr geſchrieben ſtehet / entgegẽ geſetzet / daß wie ſie alleine dem wahren Gott zu Dienſte ergeben; alſo ſind jene Vnhol - den / das iſt / nicht ſolche Hulden / ſondern haben ſich dem Teuffel zu Dienſte ergeben.

Daß man ſie aber Zauberiſch heiſt / geſchicht /Zauberiſch Nieder - Saͤchſiſch Toͤfererſ - cken. weil ſie mit den Zauberiſchen Wercken uͤmbge - hen / und Menſchen und Vieh verletzen. Sche - ræus in der Sprachſchule / p. m. 28. Es ſcheinet / daß ein Zauberer komme vom Hebreiſchen〈…〉〈…〉 Zabar; das iſt / collegit, zuſammen ſchlenckern / heuffen / dieweil die Zauberer ihren Teuffelsdreck hin und her ſamlen / und bringen auch eine wunderliche Verſamblung an einen Ort ꝛc. (ein ſeltzames Collegium!) Bodinus a - ber in Demonom. l. 1. c. 6. ſaget / daß es herkom - me vom Hebreiſchen Chober, ſich geſellen oder geſpielſam halten: Item in margine. Daß der Hexen Geſpielſchafft und Taͤntze in der Heil. Schrifft angedeutet ſeyn.

Drachen - und Teuf - ſelsbuhler.

Alſo tragen ſie auch den Namen Drachen - und Teuffelsbuhler / uͤmb der Vrſachen wil - len / weil der boͤſe Feind / der HelliſcheDrach95Namen der Hexen.Drach / ſie zu unmenſchlicher Vnzucht bewe - get und gebrauchet.

Gabel-Reuter werden ſie auch genant vomGabelreu - ter. Inſtrument, das ſie gebrauchen / und mit ihrer Salbe ſchmieren / wenn ſie an frembde Or - ter / oder zu ihren Gefraͤſſen fahren wollen.

So tragen ſie den Namen Milchdiebe auch von ihrem Wercke / weil ſie durch Huͤlffe desMilchdieb. Teuffels / andern Leuten ihre Kuͤhe außmel - cken / Rahm und Butter ſtehlen uñ das ſo wun - derbarlich / daß ſie auch offt nur daheime einen Plock / den ſie in die Wand geſchlagen melcken / und dennoch derſelbe Milch giebet.

Druten nennet mann ſie in Francken und an -Druten. Beſtehe meine neue Welt-Be - ſchreibung im 1. Cap. von Alp - maͤnner - chen. dern Orten / entweder von dem Druͤcken / weil man vermeynet / daß ſie zunacht die Leute im ſchlaffe druͤcken / und blaue Maͤhler anhengen / da doch ſolch druͤcken auch eine natuͤrliche kranckheit iſt. Oder von den Druidis, welche der Gallier und Britannier Prieſter geweſen ſind / und ihren Gottesdienſt / dabey ſie auch Men - ſchen geſchlachtet und geopfert / in Waͤldern uñDruidæ vel Tryidæ. unter den Eichbaͤumen veꝛrichtet haben / uñ ver - meinet man / ſie haben auch ihren Namen von dem Griechiſchen Worte Δρῦς, Quercus, arbor, robur, &c. Davon neben den alten ScribentenGuil. Cam - denus in deſcrip. Bri - tanniæ p. l. inſonderheit auch Guil. Camden. &c. zu ſehẽ iſt Weil denn das Hexen Geſind auch Menſchen - Fleiſch friſſet / und ſeine Zuſammenkunfften inWaͤlden962. Theil. Cap. 1. Von den mancherleyenWaͤlden / unter den Eych - und andern Baͤu - men zu halten pfleget: ſo mag es wol ſeyn / daß ſie von den Heidniſchen Druidis ſolchen Na - men erlanget haben.

Boͤſe Leute und Weiber iſt ihr rechter Name /Boͤſe Leut. weil ſie ſich dem Boͤſen dem Teuffel zu eigen er - geben haben / auch ein boßhafftig Hertz und Gemuͤht tragen / und eitel boͤſe Thaten und Werck ſtifften und thun.

Dieſe ſind die fuͤrnembſten Appellationes, Titul und Namen: des mehrerwehnten Vol - ckes. Sind es aber nicht feine Maͤnnerlein und Weibelein? ſolte nicht Gott alſo bald mit Donner und Blitz unter ſie ſchmeiſſen?

Iod. Hoc - kerius Theatr. Diabolor. p. m. 114. b. 115. a.

Iodocus Hockerius erreget dieſe Frage / was eine Hexe oder Vnhold ſey? und beant - wortet dieſelbe folgender Geſtalt. Anfaͤnglich haben die Hexen oder Unholden bey den Latei - nern viel und mancherley Namen. Denn fuͤr das erſte heiſſen ſie ihnen Lamiæ, à verbo Lameo, welches ſo viel heiſſet als ſcindo, lanio, ich zerſchneide / zerreiſſe / wie Perottus an - gemercket hat. (die Poeten fabuliren / es hetten die Hexen dieſen Nahmen / daß man ſie lamias nennet / von der Lamia der Mutter Scyllæ, welche nachdem ſie in ein Vngeheur und E - bentheur verwandelt / die kleinen Kinder ſoll ge - toͤdtet haben. ) daß ſie den Leuten / und ſonder - lich den Kindern viel Schadens zufuͤgen / und ihnen ihre Leiber zerreiſſen ſollen. Darnachwerden97Namen der Hexen.werden ſie auch Striges genennet / und das vonVide Ovid. l. 6 Faſt. Fabuloſum eſt, quod tradunt eas ubera infã - tium labris im̃ulgere. Perot. cor - nu cop. col. 855. dem ſchaͤdlichen Nachtvogel Stryx, davon man gemeiniglich haͤlt / daß er ſich des Nachts an die jungen Kinderlein mache / ſo von den Am - men uͤbel verwahret ſind / und ihnen das Blut außſauge. Wiewol ich es mit dem Perotto fuͤr eine gute Fabel und Gedichte halte. Sie nennen ſie auch Sagas, à ſatagendo ut autor eſt Perottus Col. 611. Daruͤmb daß ſie alle zeit un - ruhig ſind / auff ihre Schantze gut Achtung ge - ben / und fleiſſig luͤgen / daß ſie viel Leute und Viehes verletzen moͤgen / und ſo ihnen von je - mand was Leids geſchehen / daß ſie ſich an dem treulich raͤchen.

Und auß dieſem iſt leichtlich abzunehmen / was man Hexen oder Vnholden heiſſe: Nem - lich dieſe / welche man gemeiniglich dafuͤr haͤlt / daß ſie von wegen eines gottloſen Pacts / ſo zwiſchen ihnen und dem Teuffel aufgeꝛichtet iſt / entweder auß eigenen Raht und Willen / oder auß Anſtifftung und Trieb des Teuffels / auch ſeiner Huͤlffe und Beyſtand viel und mancherley boͤſe Stuͤcke verbringen / und dasDer Hexen vermeinete grauſame Thaten und Ver - richtun - gen entweder durch heimliche Gedancken oder durch Verfluchunge / ſo mit Worten geſchicht / oder ſonſt durch andere naͤrriſche / laͤcherliche Mit - tel / die ſich doch zu ſolchem Werck gar nichts reimen / als da man vermeynet / daß ſie Macht haben Donner und Blitz in der Lufft anzu rich - ten / ſchaͤdliche Hagel zu machen / das Korn aufGdem982. Theil. Cap. 1. Hexen-Beſchreibung.dem Felde zu verdrucken oder zu verwuͤſten / ſchaͤdliche und unerhoͤrte Kranckheiten uͤber Menſchen und Vieh zu bringen / und wenn ſie wollen wieder abnehmen / in wenig Stun - den einen weiten Weg zu fahren / mit den boͤſen Geiſtern zu tantzen / ſchlemmen und praſſen / Bulſchafft mit zu ihnen treiben / Menſchen in unvernuͤnfftige Thiere zu ver - aͤndern / und ſonſten viel andere Ebentheur zu Wege zu bringen / davon inſonderheit bey den Poeten und Heydniſchen Philoſophen hin und wieder viel geleſen wird / wie denn viel davon geſchrieben iſt. Aber es were noch zu dulden / wenn nur die Heyden ſolches glaubeten. Aber daß auch der Teuffel viel Chriſten dermaſſen be[t]hoͤret hat / und annoch bethoͤret / daß ſie ſchier mehr denn die Heyden davon halten / darzu bey dieſem hellen Liecht des Evangelii / das iſt gantz und gar zuviel gethan.

Von mehren Namen nebenſt ihren Erklaͤ - aungen beſihe Hildebrand. in Theurg. p. m. 25. 26. Item Goldaſtum in Confiſcat. deren Hexen-Guͤter §. 28. p. m. 76. &c. Item Anton. Prætorium Lippiano-VVeſtphalum im Be - richt von Zauberey &c. p. 33. &c.

Bey der Benennung ſolcher garſtigen Per, ſonẽ ſo zur Blocksbergiſchen Gaſterey fah - ren / iſt nunmehr auch noch vor oberwehnete Reißfahrts Sachen zuerinnern und dar zuthun ihre

§. 1. Be -99Was eine Hexe ſey.
  • §. 1. B eſchreibung.
  • §. 2. L eichtheit.
  • §. 3. O ffenbahrung.
  • §. 4. G eſchlechte.
  • §. 5. S traffe.
  • §. 6. B etruͤge oder Thaten.
  • §. 7. E rmangelung der Thraͤnen.
  • §. 8. R aͤuberiſche Vngetrauheit.
  • §. 9. G eſichte.

Die definition des VVieri lib. 7. c. 1. de præſtigiis, & lib. de Lamiis, cap. 5. iſt dieſe. La -§. 1. Beſchrei - bung. mia eſt, quæ ob fœdus præſtigioſum aut ima - ginatum cum Dæmone initum propria ex ſuo delectu, vel maligno Dæmonis inſtinctu impulſuve, illiuſq; ope qualiacunq; mala vel cogitatione vel imprecatione, vel re ludicra, atq; ad inſtitutum opus inepta deſignare pu - tatur Das iſt / mit kurtzen Worten ſo viel ge - ſaget: Dieſe iſt eine Zauberinne / welche man darfuͤr haͤlt / ſie habe mit den boͤſen Geiſtern ei - nen Verſtand und Verbuͤndniß / und ver - ſchafft mit derer Huͤlffe ſolche Dinge die ſie doch nicht thut; vide apud Waldſchmieden in Pythoniſſa Endorea, item Mederum in der 8. Hexen-Predigten / fuͤrnemblich p. m. 28. b.

Was dieſer Perſonen Leichtigkeit betrifft / ſo ſchreibet Iacob. Martini davon zu Teutſch alſo§. 2. Leichtig - keit. Iacob. Mar - tini Diſſert. de Magic. a - ction. § 31. 32. lantend: Es ſind zwar mancherley Ahrten der Probẽ / drauß mã unzweiffelhaftig kan ſchlieſ - ſen / und auch muhtmaſſẽ / was Zauberer ſind welche Bodin. l. 4. dem. c. 1. 2. 3. &c. weitlaͤufftig erzehlet. Wir wollen vor dißmal nur die einG ijArth1002. Theil. Cap. 1. §. 2. Was von derArth betrachten / da man durch die kalte Waſſer - probe die Hexen erkennen wil / wie ſolche an vie -Ob man durch die Waſſer - probe ge - wiß ſein kan / welche Hexen ſein len Orten gebraͤuchlich iſt. Da fraget es ſich nun / was davon zuhalten / wenn man die / ſo wegen der Zauberey in Verdacht ſind auffs Waſſer ſetzet? und ob dieſes ſo gewiß und unfehlbar ſey / daß ein verdaͤchtigeꝛ Menſch der Zauberey dadurch koͤnne uͤber - fuͤhret werden. Mit dieſer Probe aber ver - haͤlt es ſich alſo; Es werden die Hexen nacketWie die Waſſer - probe ver - richtet wer de. und bloß mit den Haͤnden und Fuͤſſen creutz - weiſe gebunden / nemlich mit der rechten Hand an den lincken; und mit der lincken Hand an den rechten Fuß / ſo hart / daß ſie ſich / oder ihren Leib / im geringſten nicht regen noch bewegen koͤnnen / und werden alſo gebunden ins Waſſer geworffen. Wenn ſie nun oben empor ſchwim - men / iſt es ein Zeichen / daß ſie ſchuldig ſeynd: Wenn ſie aber unterſincken / iſt es ein Anzei -VVier. lib. 6. de præſt, Dæm. c. 7. Timpl. A - pſychol. c. 2. quæſt. 12. gung ihrer Vnſchuld. Zwar VVierus gedencket auch dieſer Waſſerprobe / und ſchlieſſet endlich / daß davon nichts zuhalten ſey. Deſſen Mey - nung iſt auch Timplerus. Dem ſey nun wie ihm wolle / ſo ſcheinet es doch / daß ſolche Waſ - ſerprobe nicht allerdings verwerfflich ſey / ſondern daß man eine ſtarcke Muhtmaſſung wider die Zauberer machen koͤnne. Plutarchus erzehlet / daß in der Jnſul / Pontus genant / Leu - te ſollen gefunden werden / die da Ertz-Zaube -rer101Waſſerprobe zu halten ſey.rer ſind / und weil dieſelbe im Waſſer nicht un - terſincken moͤgen / ob ſie noch ſo ſehr mit Klei - dern beſchweret werden / koͤñe man gewiß ſchlieſ - ſen / daß ſie Zauberer ſind. Vnd weil ſo wol der Academicorum als Peripateticorum ein - hellige und beſtaͤndige Meynung iſt / daß die leichten Sachen in die Hoͤhe auffwerts; die ſchweren aber in die Tieffe unterwerts fahren; dieſe Weiber aber / ob ſie gleich ſchwere Leiber haben / dennoch auff dem Waſſer ſchwimmen / ſo kan man unfehlbar abnehmen / ſie muͤſſen mit dem Teuffel ein Buͤndniß gemacht haben. Denn obwol die Leiber der Hexen einerley Na - tur / Weſen und Eigenſchafft haben mit den Leibern der andern Menſchen; ſo handhabet ſie doch der Teuffel von der Zeit an / da er den Bund mit ihnen auffgerichtet / auff ſo man - cherley Arth Weiſe / daß er ſie bißweilen wider der Natur Zuneigung und Eigenſchafft ge - waltſamer weiſe beweget / wie ſolches auß dem erhellet / daß er ſie vielmals auffs geſchwindeſte in der Lufft uͤmfuͤhret. Aber wir wollen dieſe Frage weiter zueroͤrtern den Rechtsgelahrten uͤberlaſſen. Bißhieher Iacobus Martini. Con -In cauſ. de habitu corp. Ger - man. p. 76. ringius der weit beruͤhmte Profeſſor zu Helm - ſtadt vermeynet / daß dieſe Waſſerprobe die Zauberer zuerkennen / eine genaue Verwand - ſchafft habe mit dem Gebrauch der uhralten Teutſchen / welche ihre neugebohrne Kinder in den Rein geworffen haben / nicht etwan uͤmbG iijder1022. Theil. Cap. 1. §. 2. Was von derDie alten Teutſchen haben ihrer jungen Kin der ehꝛliche Geburt durchs Waſſer probiret. Virg. 9. Æ - neid. v. 603. Lipſ. ad Taciti Ger - man. p. 558. Taubm. in notis ad Virg. p. 892 col. 〈…〉〈…〉. a. l u - rend Acer. Phil. cent. 3. hiſt. 59. Cluv. l. 1. Germ. an - tiq. c. 21. f. 184. Der Rein woher er den Na - men habe. Gorop. l. 2. Hiſp. p. 22. Georg Loyf de peregri - nat. p. 62. al legantem Iuliã & ſua ſtromata. der Vrſachen willen / daß ſie durch die Kaͤlte des Waſſers hart wuͤrden / wie davon der Heideniſche Poet Virgilius von den Rutilis in Welſchland ſchreibet: ſondern daß ſie ihrer Kinder Gebuhrt / ob ſie ehrlich oder unehrlich ſey / vergewiſſert wuͤrden. Deñ es meldẽ die Hi - ſtorienſchr eiber davon / daß die alten Teutſchen im Gebrauch gehabt / daß wenn ein Kind ge - bohrẽ ſo hat man es nach dem Rein getragẽ uñ es nacket auf einen Schild in denſelbẽ gelegt. Jſt nun das Kind oben geblieben / und in der Hoͤhe her geſchwum̃en / iſts vor ein ehrlich uñ aͤchtig Kind gehaltẽ worden. Jſts aber unter - geſuncken / und zu Gꝛunde gangen / iſts fuͤꝛ ein Huren-Kind und unehrlich / die Eltern auch vor leichtfertige Leut gehalten worden. Daher ſol auch dieſes Waſſer nicht allein den Namen bekommen haben / daß er der Rein genennet worden / weil er die reine und ehrliche Gebuhrt der Kinder bekraͤfftiget / ſondern wird auch ge - nennet ἐλεγχίχαμος, als der võ der Treu / welche Ehleute ein ander zuhaltẽ ſchuldig ſind / zeuget. Antonius Prætorius in ſeinem gruͤndlichen Bericht von der Zauberey cap. 9. am 112. Blat / redet von der Waſſerprobe alſo: Nun komme ich zu der Probe oder Erforſchung der beſagten Perſonen / welche bey etlichen wird vor - genommen. Wenn ſie auff anderer Hexen Be - kaͤntniß jemand haben gefaͤnglich angenom - men und trauen ſeinen Leugnen nicht / daß ſieG iijihn103Waſſerprobe zu halten ſey.ihn darauff loß lieſſen / duͤrffen auch auff derDie Waſ - ſerprobe der Hexen. Hexen Bekaͤntniß nicht bauen / daß ſie ihn dar. auff verdãmen / und ſtehen alſo in Zweyffel / welches unter dieſen zweyen (der eines noth - wendig und rechtswegen ſeyn muß) ſie erweh - len / und am ſicherſten folgen moͤgen: pflegen ſie die verdachte und angegriffene Perſon mit Haͤnden und Fuͤſſen creutzweiß von der lincken zur rechten Seiten zuſammen gebunden / auff ein tieffes Waſſer zuwerffen / dadurch ihr Schuld oder Vnſchuld zueꝛfahrẽ. Welche aufs Waſſer geworffẽ zu bodẽ ſincket / die iſt from uñ wird loßgelaſſen. Vnd dieſe moͤchten fuͤr ſolcheCarol. V. Conſt. Gri - min. c. 29. 21. & 61. Schmach an den geſchwinden Thuͤrn-Jaͤgern nach Kaͤyſerlichẽ Rechten ſich wol erholẽ uñ raͤ - chẽ / welche aber oben auff dem Waſſer ſchwebet ſchwimmet / die iſt gewiß der Zauberey ſchul - dig / uñ zum Feur zu behaltẽ. Vndſolches (mey - nen ſie) ſey unfehlbar / denn weil ſie im Na - men GOttes mit Waſſer getaufft ſind / und nun von dem abfaͤllig worden / will oder mag ſie das Waſſer nicht leyden / und in ſich neh - men. Ey das iſt eine wichtige Vrſache / aber dabey iſt zu veꝛwundern / daß ſich gleichwol das Waſſer biß daher von ihnen ſchoͤpffen / ver - waſchen / verkochen / trincken und verzehren laſ - ſen. O ihr aberglaͤubige thoͤrichte und unſinnig Richter / die ihr ſolch Narrenwerck gebrauchet!Wird ver - worffen. wer hat euch alſo bezaubert / daß jr dẽ Ungewiſſẽ trauet / und was gewiſſer verachtet / und fah - ren laſſet? Wie ſeyd ihr doch ſo keck / daßG iiijihr1042. Theil. Cap. 1. §. 2. Was von derihr eures Nechſten Guth / Ehr / Leib und Leben / Kinder und Ehgatten hie verſchwiegen / ſo lie - derlich in Gefahr ſetzet. Warumb verſucht ihr Gott mit ſolchen Muhtwillen und Frevel? Was habet ihr Grund dieſer Pruͤfe? Wer hat euch ſolche Erforſchung gelehret? Gottts Wort hat nichts davon / das Geiſtliche Recht hat ſie verbotten / das Weltliche hat ſie nie be - fohlen. Was in Gottes Wort und Rechten nicht befolen / iſt gnug verbotten / der Teuffel hat ſie erfunden / werdet ihr dem folgen? Jhr zie -Einrede von Moſis Waſſer - Probe Nu - mer. 5. v. 12. het zum Exempel an / daß zu Moſes Zeiten ver - dachte Weiber an der Waſſerprobe ſchuldig oder unſchuldig erkant worden / und daruͤmb verſucht ihr es auch an euren Weibern: Wol - an das Exempel iſt wahr / gewiß und ohne Ta - del: damit ihr aber nun recht folget / ſo ſehet und lernet zuvor wol / wie und was darinnen iſt. Antwort. Erſtlich waren die Weiber nicht der Zauberey / ſondern des Ehbruchs verdaͤchtig. 2. Wor - den ſie von ihren eigenen Maͤnnern angezeiget. Nicht zum Tuͤmpel ſondern zum Tem - pel. 3. Nicht gefangen / 4. Nicht hinnauß auff die Baͤche / ſondern zum Tempel gefuͤhret / und muſte der Mann uͤber ſie offern 5. War das Waſſer nicht gemein / ſondern heilig / nach do - mals braͤuchlichen Geſetzen. 6. War nur ein wenig Waſſer in ein Erden-Gefaͤß gethan / und mit Boden-Staub vermiſcht. 7. War das Waſſer verflucht und bitter. 8. War das Weib nicht an Haͤnden und Fuͤſſen gebunden /ſon -105Waſſerprobe zu halten ſey ..ſondern am Haͤupt gebloͤſſet; 9. War das Weib bey dem Namẽ des Herrn beſchworẽ. 10. Ward ſie nicht aufs Waſſer geworffẽ / ſondern das Waſſer in ſie gegoſſẽ / ſie muſt es trincken / 11. Solte ſie davon nicht ſchwim̃en / ſondern am Bauch ſchwellen und an Huͤfften ſchwin - den / wo ſie ſchuldig were. 12. Verrichtet dieſes alles nicht der Hencker / ſondern der Prieſter. 13. Hatte Gott diß außdruͤcklich befohlẽ. Diß muß alles miteinander / an und von gleichen Perſo - nen / auff gleicher Weiſe / zu gleichem Ende / mit gleicher Wirckung / in rechter Nachfolge behal - ten und geſpuͤret werdẽ Nun aber ihr Richter und Herren thut / und haltet keins / nicht eines von den dreyzehen Puncten dieſes Exempels. Derohalben thut / und hilfft es euch und eurer verfluchten Waſſer proben ſo viel / als vier kom - men und bringen nichts. Jedoch wolt ihr nit Vnrecht haben / ſprecht weiter es ſey eine alte Gewohnheit / daß man alſo beſagte Leute auff das Waſſer werffe zuverſuchen: Das iſt aber ei - ne geringe Antwort / die euch nicht beſchoͤnet. Boͤſe Ge - wonheit. kein Recht. Den 1. iſts nicht eine allgemeine Gewohnheit / geſchicht nicht allenthalben. 2. iſt ſie noch nicht fuͤr billig / warhafftig und recht erkant / Ge - wonheit gilt nicht wider Billigkeit. 3. JſtHundert Jahr Vu - recht keine Stunde Recht. hundert Jahr Vnrecht / noch keine Stunde recht: Vnd was anfaͤnglich an ihm ſelbſt nicht taugt / wird durch lange Zeit nichtG vgut1062. Th. Cap. 1. §. 2. Was von dergut gemacht / ſonſt moͤchten Todſchlaͤger Ehbre - cher und eure Hexen damit ſich auch entſchul - digen / daß ſolche Vnthaten von Anfang der Welt / und von vielen / und groſſen Leu - ten ſind begangen worden. Aber unbillige Ge - wonheit wird umbſonſt angezogen / und ſoll kein Recht darauß gemacht werden: Wie der weiſe Mann klaget / daß mit den GoͤtzenSapient. 14. 6. Goͤtzen durch eytel Ehr er - dacht. geſchehen ſey. Vors erſte haben etliche durch eytel Ehre ſie erdacht / bald iſt Gewonheit darauß worden / endlich iſt die Gottloſe Weiſe fuͤr ein Recht gehalten worden / daß man auß der Tyrannen Gebot hat muͤſſen Bilder ehren. Gleichergeſtalt / wolt ihrs auch mit dieſer Er - forſchung haben / aber an Geſetzen und GebotExempel ſind keine Reguln. Exod. 23. 2. Lev. 8. 3. 4. gebricht es euch. Jhr beruffet euch auff Exempel. Aber Exempel ſind keine Regu - len / und Gott widerleget euch / da er ſpricht: Du ſolt der Menge nicht folgen zum Boͤſen. Vnd abermal: Jhr ſolt euch nach ihrer Weiſe nit halten / ſondeꝛn nach meinen Rechten ſolt ihꝛSyr. 7. 17. thun. Vnd Sirach ſpricht: Verlaß dich nit darauf daß der Haufe groß iſt / mit dẽ du UbelLothar. Im per. in iur. Longobar. l. 2. tit. 54. Teuffuſch iſt die Waſ ſerprobe. thuſt. Vnd ſo Exempel bey euch geltẽ / warumb folget ihr nicht den recht Verſtaͤndigẽ / die ſolch betruͤglich Werck verworffen / uñ den ihrẽ ver - bottẽ haben. Heydniſch / tyranniſch /[verfuͤh - riſch] und Teuffliſch iſt die Waſſerprobe / wie andere mehr vorzeiten im Brauch gewe -ſen /107Waſſerprobe zu halten ſey.ſen / aber nun abgeſchaffet. Vbel uͤbel thun / und wollen muthwillig irren / und vom Teuffel betrogen ſeyn / die ſie wieder auffbrin - gen und erneuren. Sie ſuchen viel ſeltzamer Vrſachen und Gruͤnde dieſer Probe / aber ſie widerſtreben der Vernunfft. Jch ſage nicht / daß der Wind im Leib verſchloſſen die Men - ſchen oben auff dem Waſſer halten koͤnne wie ein Faß das nicht biß oben an gefuͤllet / oder daß etliche Leiber leicht ſeyn / und gar liederlich uͤber dem Waſſer gehalten werden. Wie man noch bißweilen an Todten und Lebendigẽ / Jun - gen uñ Alten ſihet / daß ſie das Waſſer ſchwer - lich hinnunter laͤſt / etliche aber ſo ſchwer ſeyn von Natur / daß ſie wie Bley zuboden fal - len / und nimmermehr koͤnnen ſchwim - men lernen. Steine ſind ſchwer / und fallen natuͤrlich zu Grunde / doch ſchwim - men etliche oben. Holtz fleuſſet natuͤr - lich oben / doch gehet etliches zu Grunde. Alſo meynen etliche ſey es auch mit den Menſchen / etliche ſchwimmen / etliche ſin - cken auß natuͤrlicher Eygenſchafft.

Jch verſtehe ſolches nicht / laß es in ſei - ner Wuͤrde / gebe aber nichts darauff. Das weiß ich / und iſt gewiß / GOTT der die eiſern Axt durch den Propheten Eliſam2. Reg. 6. Matth. 14. verſ 28. 29. ſchwimmend gemacht / und der Petro er - laubet / daß er auff dem Waſſer ginge / der ma - chet / es ſey gleich ohne Mittel oder durch Mittel -Dienſt1082. Theil. Cap. 1. §. 2. Was von derDienſt und Zuthun des Teuffels / daß etliche Menſchen in ſolcher Erforſchung obenſchwe - ben / der Teuffel traͤget und haͤlt ſie oben / daß ſie nicht unter gehen; und ſolches verhaͤngt Gott der Menſchen Suͤnde und Vnglauben zuſtraf -2, Theſ. 2. 11. 12. fen. Es iſt eins von den kraͤfftigen Jrthuͤmen / die Gott denen zuſchicket / die Luſt haben an den Luͤgen / und die Warheit nicht annehmen wol - len. Welche Richter zu der Vngerechtigkeit Luſt haben / werden daduꝛch gereitzet / daß ſie viel unſchuldiges Blut vergieſſen / und alſo in Got - tes Hand zur Rach verfallen / und ſich ſelbſt in die unterſte Hoͤlle hinnab ſtuͤrtzen. Vnd ſoll ſich niemand verwundern / daß Gott auch un - ſchuldige Leute durch den Teuffel ſolte oben hal - ten / und in der Obrigkeit Schwerd kommen laſ - ſẽ. Deñ ob ſie wol nicht an der Zauberey ſchul - dig ſeyn / ſo haben ſie doch mit andern Suͤn -2. Mac. 7. 18. dẽ ſolch Leydẽ wol verdienet / wie der ſechſte un - ter den ſieben Bruͤdernſagte / da er zur MarterJob. 2. 6. gefuͤhret ward. Vnd hat GOTT uͤber den frommen Job / und uͤber ſeinẽ eigenen Sohn /Mat. 4. 1. 5. 8. Ioh. 19. 11. Act. 12. 1. Pſ. 44, und alle fromme Martyrer dem Teuffel ei - ne zeitlang Gewalt gegeben / und ohne den Job alle andere in der weltlichen Richtern und Tyrannen Haͤnde geben / waruͤmb ſollen wir nicht glaͤuben / daß ſolches nicht offt geſchehe? Gott fuͤhret ſeine Heiligen wunderlich. Sihe der Teuffel wird etliche von euch ins Gefaͤng - niß werffen / auff daß ihr verſuchet werdet / und werdet Truͤbſal haben zehen Tage: ſpricht derH. Geiſt119[109]Waſſer Probe zu halten ſey.H. Geiſt zu der Gemeine zu Smirnen. WieApoc, 2. 10. Vnſchul - dige ſchwimmẽ / Recht - ſchuldige ſincken. aber bißweilen unſchuldige Leute oben ſchwe - ben auff dem Waſſer / alſo ſincken auch etliche rechtſchuldige Zauberer zuboden / die werden denn fuͤr unſchuldig loßgelaſſen; Etliche aber / wenn ſie ihrer Boßheiten uͤberzeuget / werden ins Waſſer geworffen / und erſaͤuffet. Dabey denn zu ſehen / daß die Gemeinſchafft mit demGemein - ſchafft mit dem Sa - than keine Vrſach des Oben - ſchwim - mens. Satan / oder die Bewohnung vom Satan kein Vrſach ſey des Obenſchwimmens / wie etliche fuͤrgeben. Denn auch der Sathan nicht alle Hexen beſeſſen hat / und auch er ſelbſt gar tieff unter das Waſſer kommen kan / ſamt denen in welchẽ er leibhafftig iſt / wie zu ſehẽ an den 200. Saͤuen der Gergeſener / in welche der Teuffel auff Chriſti Vrlaub fuhr / und ſie ins MeerMat. 8. 3. 2. Marc. 5. 13. v. 9. 22. ſtuͤrtzte / und erſaͤuffte / und ſie doch natuͤrlich ſchwimmen konten. Item, an dem armen be - ſeſſenen Juͤngling / welchen er offte ins Waſſer ſtuͤrtzet / zu dem Ende / daß er ihn uͤmbraͤchte / welches ja mit Vntertauchen geſchehen muß. Weil denn nun ſolche Waſſerprobe auß Jrr - thumb und Aberglauben erfunden / mit Zu - thun des Teuffels geſchicht / tyranniſch und be - truͤglich iſt / GOttes Verſuchung und Straffe auff ſich traͤget / und in allen Geiſtlichen und Weltlichen Rechten als Gottloß und gefaͤhr - lich verdammet / verbannet und verbotten. So haben je / die ſie noch gebrauchen / zu ihrem Schutz nichts vorzuwenden / ſondern muͤſſenihre1102. Theil. Cap. 1 §. 2 Hexen-Probe.ihre Vngerechtigkeit auch wider ihren Willen erkennen / ob ſie gleich nicht bekennen. Vnd wo ſie alſo nach Ermahnung und War - nung weiter fortfahren / werden ſie ihnen ſelbſt eine ſchwere Laſt auffladen / und endlich den boͤſen Lohn der Vngerechtigkeit empfan - gen. Etliche boͤſe leichtfertige Schaͤlcke undAndere Manier Hexen zu erkundigen Buben / in Staͤdten / Herrſchafften und Doͤrffern / lernen auſſer der thoͤrichten Waſſer - probe auch andere Wege die Leute zu erkundigẽ / ob ſie Hexen ſeyn oder nicht. Nemblich gehen Morgens fruͤhe neben ihnen hin / an der lin - cken Seiten / reden ihnen nicht zu / antworten auch nichts auff ihre Rede / legen den Dau - men in zugeknuͤpffte Fauſt / und ſtoſſen ſie damit an die Huͤffte. Wer ihnen alsdann nach - ſchreyet / und ſie ſchilt / der muß ein Zauberer ſeyn. Oder ſchmieren ihre Schue auff Son - tags Morgen / und ſtellen ſich in die Kirchthuͤ - ren. Wer denn nicht bald und gerne neben ihnen hin naußgehet / der muß auch ſchuldig ſeyn. Oder legen ihnen verkehrte Beſen in den Weg / den ſie muͤſſen gehen / welche da nicht recht uͤberſchreiten / die duͤrffen ſie vor He - xen außſchreyen und ſchelten / wenn und wo ſie wollen. Das iſt eine groſſe Boßheit / ſo frevent - lich arme Leute angreiffen / und uͤmb ihre Ehre bringẽ. Viel Vnruhe wird damit angerichtet / und erhebet ſich offt daher boͤſe Geſchrey / und offẽtliche Verleumbdung: Wird auch alſo derObrig -111Von Hexen werck zu offenbahren.Obrigkeit in ihr Ampt gegriffen / denn ihr gehoͤ - ret das Erforſchen zu / und kan beſſer geſchehen / wo es noͤtig iſt. Daruͤmb fromme Obrigkeit / die ihr Ampt / Gewalt und Anſehen verthaͤtigẽ und Friede / Ehre und Einigkeit in ihrem Volcke er halten wil / auch dieſem Muthwillen / wo ſie ihn erfaͤhret / mit ernſtlicher Straffe begegnen / und ſteuren ſol.

Hierauff folget weiter die Frage / wie man§. 3. Offenbah - rung. das Hexen-Werck koͤnne offenbahren / damit es einem heimlich nicht ſchade? und wird von vielen / bald von dieſem / bald von je - nem geſaget / daß es geſchehen koͤnne / entweder mit dem

  • B eyfuſſe.
(1.)
  • L iebeſaltze.
  • O rantkraͤntze.
  • C reutze.
  • K raute Moly.
  • S chmeer des Wolffes.
  • B rote.
  • E uplea Kraͤute.
  • R oßdarme.
  • G eſegnete Diſtel.
  • B ilde auß Wachs.
(2.)
  • L eberkraut.
  • O ſtien oder Hoſtien.
  • C hriſti Namens Anhenckung.
  • K ynokephali Hare.
  • S chuhſchmieren.
Beſchwe -1122. Theil. Cap. 1. Wie die Zauberey zu offenbahren
  • B eſchwerungen.
  • E del-Geſteine.
  • R hamnus oder Stechdorn.
  • G ebrauch des Farren-Krauts.
(3.)
  • P erforata oder Hyperico.
  • L uſtrali aqua oder Wey-Waſſer.
  • O pffer-Gebrauch der Miſtel.
  • C reutze von Hollunder.
  • K nobelauche.
  • S tecken von Haſeln.
  • B retzeln.
  • E vangelio.
  • R auchwerck.
  • G ebethe.

Von dieſem allem kan der begierige Leſer in folgenden zuſammen getragenen Sachen ſich erkundigen.

Es fraget ſich bißweilen / Wodurch man die Hexen kundbar machen / oder auffs wenigſte ihren Bezauberungen abhelffen moͤge? So werden zwar was das Letzte betrifft / viel Sachen vorgeſchlagen / welche man theils vor dieſem / theils noch itzo als ein amuletumNat[.]al Com. in Mythol. l. [6]. c. 6. oder Abwendungs-Mittel gebrauchet. Natalis Comes berichtet / daß der Stein Jaſpis nebenſt andern Steinen und Gewaͤchſen das Seinigethue /113und derſelben abzuhelffen ſey.thue / und ſonderlich das Kraut Moly: davon Homerus lib. 10. Odiſſeæ, vel K. Andere ſagen Menſchenkoth Ludovic. von Hoͤrnigk. IremHornigck de iure po - ſtarum c. 21. p. m. 357. Bod. in - mon, lib. 3. c. 5. Schelmẽdaͤrme Roßdaͤrm und Milch - Hafen / womit man die Hexen ſolle zwingen koͤnnen / wie Bodin. meldet / woſelbſt er auch un - ter andern gedencket / wie man es machẽ koͤnne / damit der Teuffel die Hexen ſchlage. Aber ich halte / daß dieſem eben ſo viel zu glauben ſey / als jenem / wenn man ſaget: daß der Teuffel wenn es regnet und die Sonne ſcheinet / ſeine Mutter alſo ſchlage / daß ſie Oel pinckele. Bo - dinus am angezogenen Ort berichtet auß dem Spangero, wie das Schuſchmieren hindere / daß die Hexen nicht auß der Kirchen gehen koͤn - nen. Item auß dem Plin. l. 28. cap. 19. Das Wolffsſchmeer Zauberer vertreibe. Alſo ſchreibet auch ferner Plinius, daß der weiſſe Sa -Plin. 3 7. c. 9 phier wenn der Sonnen und des Mondens Namen darein gegraben / und alsdann mit Haaren von dem Thiere Cynocephalus, oder Hunds kopff genant / an den Hals gehaͤngt wird / wider die Zauberey guth und dienlich ſey. Solche Krafft ſchreibt er auch zu dem Antirrhi - no oder Orantkraut / ſaget auch / es ſchaffePlin. l. 25. c. 10. Anſehen und Reputation. Deßgleichen muß ihn auch fuͤr Verzauberung dienen / das KrautBeyfuß. Artemiſia, das iſt Beyfuß oder S. Johannes Guͤrtel / wie denn noch heutiges Tages etliche das Kraut auff gewiſſe Tage und StundenHgra,1142. Th. C. 1. §. 3. Wie die Zauberey zu offenbarengraben wie ſonſt die verbenam / oder Heilig - Kraut / ſuchen Stein und Kolen darunter fuͤr Fieber / und henckens uͤmb ſich / machen Kraͤntze darauß / weꝛffens folgẽds mit ihꝛẽ Vnfal in S. Johanns Feur ſamt ſondern Spruͤchẽ uñ Rei - mẽ; etliche henckens an mit Salbey / daß ſie auf der Reiſe nicht muͤde werdẽ / weil es ſeinẽ Namẽ nach ſoll machen / daß man wol bey fuſſe bleibe / ſo es beſſer were / daß ſolche aberglaͤubige Leute wol bey Sinnen blieben: denn oberzehlte Punc - te alle ſeynd offenbahre Mißtreu und Betrug - werck. Biß hieher Bodinus. Sonſten iſt auch bekant / daß man dem Kraut oder vielmehr derBodinus in Confut. opinion. Wieri. Coldaſt. in confiſcat. der Hexen Guͤter. p. 65. Wurtzel Cardobenedicten viel zumeſſe. Dio - ſcorides meldet daß der weiſſe Stechdorn oder Rhamnus, ἀποκρούει τὰς τῶν φαρμακέων κα - κουργίας, vertreibe alle Geſpenſte und Zauberey. Goldaſt. gedencket dergleichen vermeynet Mittel mit folgenden Wortẽ: wie muß der Teuf - fel lachen / wenn er ſihet des H. Vrbani Bild / an ſeinẽ unwetterlichẽ Tage / in Waſſer / Koth / und Dreck werffẽ / zu hoͤchſten deſpect der Goͤttlichẽ Majeſtaͤt / und ſeiner Heiligen? wie groß Gefal - len muß er haben / wenn er ihm die Chriſten ſihet ſo haͤuffig folgen im Aberglauben / ſonderlich am neuen Jahrstag / am H. Dreykoͤnigstage / in der Faſtnacht / am Gruͤnen Donnerstage mit den Pretzeln oder Krengeln oder Ringen / (wie ſie an unterſchiedlichen Orten genant) werden / auß dem warmen Backofen fuͤr Fieber Kranckheiten / Zaubereyund andere Plagen imHauſe115und derſelben abzuhelffen ſey.Hauſe auffgehenckt: am Oſtermontag mit dem Waldmeiſter Leberkraut / wider Geſpenſt Zauberey mit gewiſſen Segẽ oder Ceremonien eingeholt. ꝛc. Prætoriꝰ im Bericht võ Hexerey. p. m. 60. ſchreibt davon alſo: Zum 2. wird hier entdecket / die groſſe Thorheit und Heydni - ſche Blindheit in den gemeinen Mitteln / mit welchen die Vnverſtaͤndigen der Zau - berey ſich entwehrẽ wollẽ. Sie habẽ zweyer -Aberglau - biſchen Mitteln die Zaube - rei zu ver - treiben. Confer Goldaſtum in Confiſc. der Zaube - rer Guͤter - p. m. 63. §. 20. ley Mittel / eins / damit ſie die verrichte und vol - brachte Zauberey ſtillen und vertreiben / das 2. damit ſie verhuͤten / daß ſie nicht bezaubert wer - den. Zu ſtillen und abzuwenden die Zauberey / die ſie vermeynẽ ihꝛẽ Hauß uñ Staͤllẽ / Menſchẽ und Vieh zugerichtet zu ſeyn / hauen etliche ein Haſelſtecken ins Teuffels Namẽ uffn Sontag Morgẽs vor ď Sonnẽ Aufgang: kehrẽ dẽ Staub und Dreck auß den vier Ecken des Hauſes oder Stals / thun den in einen Sack / binden ihn zu / ſchleiffen ihn vor die Thuͤr-Schwellen / ſchlagen denn mit den Stecken wacker drauff in deſſel - ben Nahmen darinnen er gehauen iſt worden. Alle Streiche die auff dem Sack geſchehen / ſoll auch dieſelbe Hexe empfangen / uñ dadurch ge - zwungẽ werdẽ / die angethane Zauberey wieder abzunehmẽ. Andere ſo einẽ Menſchẽ beleidiget / machẽ ein Bild auß Wachs / daruͤber Muͤnch Pfaffen 3. Meſſen auf drey Freytag gehalten: iſt denn dem Menſchen weh im Auge / ſo ſtechen ſie das Bild mit Pfriemen in die Augen: Jſt esH ijam1162. Th. C. 1. § 3. Wie. die Zauberey zu offenbarenam Schenckel oder Arm oder Bauch / ſo ſtechen ſie es daſelbſt. Denn muß die Hexe wieder - uͤmb abthun / womit ſie ihn bezaubert hat. Jſt das Vieh kranck / ſo ſind ſonderliche Weiber o - der Maͤnner / die es mit vielen Creutzen / creutz - weiß ziehen / mit Weywaſſer beſprengen / und murmeln heimliche Wort dazu / ſo muß die Zauberey ohne Schaden vergehen. Jſt den Kuͤhen die Milch bezaubert / ſo melcken ſie durch alte Beſen / und ſengen die am Feur: O - der ſchlagẽ den Milchkoͤbel mit weiſſen Ste - cken / oder ſieden die Milch / und ſtechen mit Meſſern drein / das thut den Hexen ſo weh / daß ſie die Milch wiederkommen laſſen. Weiß nicht / ob ſie ſolches von dem Zauberer Bileam / als ſeine Affen gelernet haben / der ſeine EſelinNum. 22. 27. 29. mit dem Stabe ſchlug / und Luſt hatte ſie mit einem Schwert zuerſtechen. Alſo machen esAberglaͤu - biſche Mit - tel der Zau - berey vor - zukommen. die Bezauberten.

Wer aber noch nicht bezaubert iſt / und ver - huͤten will / daß er auch nicht bezaubert werde / der ſteckt Creutzpfennige in geweiht Wachs (Creutz-Ducaten weren beſſer im Sacke) und traͤget ſie bey ihm / und henget geweyte Kraͤu - ter in die Staͤlle: hengen Saltz und Brod oder ein Briefflein / darauf etliche frembde Na - men und Wort der Heil. Schrifft verzeichnet / an den Hals / ihme und den Seinigen ſtaͤtigs zu tragen. Denn kan weder Hex noch Teuffel zu ihn kommen und Schaden thun. Wunder iſtsdaß112[117]und derſelben abzuhelffen ſey.daß ſie auch nicht Harffenſchlaͤger halten /1. Sam. 1[0]23. Beſonder Mittel im Stifft Muͤnſter Hexerey zu vertrei - ben. weil David mit der Harffen den boͤſen Geiſt von Saul getrieben. Jm Stifft Muͤnſter in Weſtphalen / haben die Bauren eine Gewon - heit / daß auff S. Peters Stuelfeyr Tag den 22. Febr. ein Freund dem andern fruͤhe vor der Sonnen Auffgang fuͤr ſein Hauß ſchlaͤgt mit einer Axt an die Thuͤr zu jedem Wort / daß er re - det / und rufft laut in ſeiner Sprache alſo. Her - uth / heruth Stulle-Voͤgel &c. Auff Hoch - teutſch alſo! Herauß / herauß du Schwellen - vogel / S. Peters Stulfeir iſt kommen / ver - baut dir Hauß und Hof und Stall / Haur - ſchoppen / Scheuren und anders all / biß auff dieſen Tag uͤbers Jahr / daß hie kein Schade wiederfahr.

Durch den Schwellen-Vogel verſtehen ſie Kroͤten / Otter / Schlangen und andere boͤſe Gewuͤrme / daß ſich unter den Schwellen ger - ne auffhaͤlt / auch alles / was dahin Gifftiges moͤchte vergraben ſeyn oder werden. Wenn diß geſchicht / ſind ſie das Jahr fuͤr Schaden frey / und wer es thut wird begabet. Diß ſind die koͤſtliche Ding / damit ſie der Zauberey ſich ſo kraͤfftiglich erwehren koͤnnen / wie ſie mey - nen. Ach der elenden Leute mit ihrer vergeb - lichen Ruͤſtung? wie kan es doch der abweſen - den Hexen wehe thun / wenn ſie Saͤcke und Kuͤ - bel ſchlagen / Wachs und Milch ſtechen / und Beſen ſengen oder brennen? was iſt doch fuͤrH iijnatuͤr -1182. Th. Cap. 1 §. 3. Wie die Zauberey zu offenbarennatuͤrliche Wirckung darin? was findet man doch in der Schrifft / das im allergeringſten hiemit zuvergleichen? wer iſt doch unter Ju - den oder Judensgenoſſen jemals ſo verrucht und Gottloß betreten / der ſolchen Greuel / uñ da - zu am Sabbathtag / und das ſchrecklicher iſt / mit Fleiß ins Teuffels Namen gethan? ſolches iſt - ber alle Greuel der Heyden / die von Gott nichts gehoͤrt / und wehe den Chriſten / oder vielmehr Wider Chriſten / die alſo alle in Aberglauben uͤbertreffen / ſo ſchaͤndlich Gott verlaſſen / ſo fre - ventlich ins Teuffels Namen handeln / und mit ſtinckendem Teuffelsdreck den Teuffel verjagen wollen / das ſind freylich die Thoren / die in ihrenPſalm. 14. Hertzen ſprechen: Es iſt kein Gott; die nichts taugen / die eytel Greuel worden ſind in ihren boͤſen Weſen / die kein Guts thun / die nach Gott nicht fragen / die den HErren nicht anruffen. Die Heyden halten mehr von ihren Goͤtzen / denn die Chriſten von Gott. O weh den greuli - chen / die da Luͤgen ſo lieb haben / und gerne thun / ſie werden von Gott als ſtinckende Hunde ſamt den Zauberern zu dem Teuffel in Abgrund der Hoͤllen hinnauß geſtoſſen / und ewiglich Tag und Nacht in der Qual verſchloſſen werden / wo ſie ſich nicht bekehren.

Dieſen ſind gleich / und werden zugleich mit ihnen fahren die mit Creutzen und Zeichen / mit Saltz und Brod / mit Kraͤutern und Wor - ten ſich wider die Zauberey ſchuͤtzen wollen: ſie begehen damit Zauberey / und ſind Zauberer /weiß119und derſelben abzuhelffen ſey.weiß nur nicht / wie ich ſie nennen ſol. Jene wollen mit Zeichen und Worten Schaden herzufuͤhren: ſo wollen dieſe durch Zeichen und Worte Schaden auffhalten und vertreiben. Jene ſind vom Teuffel geſand; dieſe gehen ihm entgegen. Sie haben Gott auch ſchaͤndlich ver - laſſen / und verleugnet / als wenn er nicht ſchuͤ - tzen uñ helffen koͤnte. Gott ſolt unſer Zuverſicht und Staͤrcke ſeyn / eine Huͤlffe in allen Noͤthen / die uns treffen: So haben ſie ihre Zuverſicht zu lebloſen Creaturen / die ſollen ihre Staͤrcke und Huͤlffe ſeyn. Sie ſuchen ihnen ſelbſt andere Goͤtter / und ſind Goͤtzendiener / ſie ſuchen da nichts zufinden iſt / ſie ehren / das nichts wircket / ſie ruͤhmen ſich der Schande / ſie freuen ſich der Eitelkeit / ewig wird ſeyn ihr Hertzenleid / denn Gott wird ihnen das nicht ſchencken.

Hie ſprechen ſie / gemach: die Sache iſt nicht halb ſo boͤſe / es ſeynd ja eitel gute Mit - tel / die wir brauchen: Jch antworte aber: Ja noch haͤrter: die Sache iſt ſo boͤſe / daß ichsGute Mit - tel werden boͤß durch Miß - brauch. Deut. 4. 9. und 6. 6. nicht zum halben Theil außſprechen kan. Die Mittel ſind an ihm ſelbſt gut / aber ſolcher Mißbrauch machet ſie zum Greuel. GOtt hat Creutz und Zeichen nicht befohlen zur Artzney / Saltz und Brod hat er gegeben / zu eſſen / ſein Wort zu hoͤren / und ins Hertz zu faſſen / nicht am Halß zu hengen. Vnd was ſol ſolches dem Vieh / das keinen Verſtand hat? hat ihnenH iiijGott1202. Th. C. 1. § 3. Wie die Zauberey zuoffenbarenGott ſein Wort auch gegeben? und wenn gleichSyrach. 26. 17. dieſe Mittel noch beſſer weren / ſo iſt doch darum nicht alle Handelung gut / dazu ſie genommen / oder dabey getrieben wird. Jſt nicht der Menſch eine edle Creatur Gottes? Jſt nicht der Mann nach Gottes Bilde geſchaffen? Vnd ein Weib / das ſchweigen kan / eine Gabe Gottes? Wenn ſie nun Hurerey zu ſammen treiben / und ver -Pſ. 104. 15. Syr. 31. 32 ſchweigen / iſt das auch ein edel Ding und Ga - be Gottes? Item, Der Wein iſt guth / und von1. Cor. 6. [9]. 10. Gott / und dienet zur Geſundheit: Jſt darumb Tꝛunckenheit / ſo auß Mißbrauch koͤmt / auch gut und von Gott und zum Leben nuͤtzlich? Paulus2. Cor 2. 14. lehret viel anders wenn er ſpricht: Weder Hu - rer noch Ehbrecher noch Trunckenbold wirdJe heiliger Ding je ſchaͤndli - cher Mißbrauch das Reich Gottes ererben. Alſo iſt auch das Wort Gottes gut / und ein Mittel zum Leben: Aber Ketzern und Vnglaubigen iſts zum Tod / und allen denen / die es mißbrauchen / auch alſo. Denn je beſſer / heiliger und heilſamer jedes Ding an ihm ſelbſt iſt / je aͤꝛger / ſchaͤndlicher und verdamlicher auch deſſen Mißbrauch iſt / und je groͤſſer Mißbrauch / je groͤſſer Straffe. Dar - umb wer weiſe iſt / der wird ſolcher Abgoͤttiſchen Haͤndel muͤſſig gehen / ſie helffen nichts und ſchaden viel.

Daß ſie gantz und gar nicht helffen koͤnnen in ſolchem Brauch / wil ich greifflich darthun / und unwiderſpraͤchlich beweiſen. Erſtlich in gemein / darnach inſonderheit. Wenn derSa -121und derſelben abzuhelffen ſey.Satan mit Creutzen / Kraͤutern / Saltz / Brod /Satan mit Saltz Brot Kreutern Worten nit zu ver - treiben. und Worten in ſeinem Werck auffgehalten / verhindert / zu ruͤcke getrieben und verjaget wuͤrde / ſo were er viel ſchwaͤcher / furchtſamer / ſcheuer und verzagter denn ein Menſch / ja we - re unmaͤchtiger als ein geringer Hund oder Saue. Denn weder wir Menſchen / noch auch das Vieh / fuͤr Saltz / Brod / Kraͤutern und guten Worten fliehen / ſondern werden naͤher und naͤher herzugelockt und beygebracht. Sol - ches ſtehet zu verſuchen und wahrzu finden anApoc. 12. 9. Iob. 1. 6. Teuffel darff alles wagen / und auffs euſſerſte verſuchen. allen hungerigen Perſonen und Thieren / jun - gen und alten. Nun iſt der Teuffel nicht ge - ring / ſondern ein groſſer Drache: iſt nicht ſcheu / ſondern keck / und trotzig / unverſchaͤmt / darff unter den Kindern Gottes fuͤr Gottes Ange - ſicht erſcheinen / darff alles wagen / und auff das euſſerſte verſuchen / darumb er auch ein Ver - ſucher genant / der den Sohn Gottes / der Held und Krafft heiſt und iſt / und allen Gewalt im Himmel und auff Erden hat / verſuchen darff; Er iſt nicht ſchwach; ſondern ein ſtarcker gewap neter / daruͤmb er den Starcken verglichen / und ein Fuͤrſt / ja ein Gott und gewaltiger Herr der Welt genennet wird: So iſt er auch nicht bloͤde und verzagt / ſondern dringet zu wie ein hungeriger und bruͤllender Loͤwe und das nicht2. Cor. 4. 4. Epheſ. 12. 1. Pet. 5. 8. 1. Reg. 22. 22. nur bey den Verſtaͤndigen / ſondern auch bey Propheten / denen er ſich in ihr Maul ſetzen darff! und ihnen Luͤgen und Falſch auff dieH vZunge1222. Th. C. 1 §. 3. Wie die Zauberey zuoffenbahrenZunge legen / unangeſehen / daß ſie immerhin den HErrn Gott Jſrael nennen.

Auß welchen allen heller und klaͤrer / denn die Sonne im Mittag leuchtet / erſcheinet / daß der Satan vermeldte Dinge nichts fuͤrchte / ſcheue / meide / und fliehe. Stuͤckweiß wirs noch beſſer fuͤr Augen ſtellen.

Zweierley Creutze.

Erſtlich ſetze ich zweyerley Creutze: eines von Menſchen / das ander von Gott ſelbſt gemacht: Ein Creutz / das Menſchen machẽ / wird mit Fin - gern geſtrichen / mit Farben gemahlet / mit Jn - ſtrumenten gedruckt / geſchnitzelt / geſchmiedet / oder gehauen / und iſt ein todtes unempfindli - ches und krafftloß Ding / und gemeiniglich zuDas Creutz von Gott. Aberglauben / Abgoͤtterey / und alſo wider Gott gerichtet. Das Creutz von Gott ſelbſt gemacht iſt der Menſch / welcher / wenn er auffrichtig ſtehet / und die Arme außſtrecket / ein rechtes Creutz iſt anzuſehen: nach welcher Geſtalt andere CreutzIoh. 16. 17. 18. und 20. 27. Das Creutz un - ehrlich. erſtlich ſind gemacht / zu dẽ Ende / daß Menſchen mit außgereckten Armen / auffgerichtetẽ Haupt und niedergezogenen Fuͤſſen daran gehefftet und getoͤdtet wuͤrden. Wie auch Chriſtus auff ſolche Weiſe iſt hingerichtet / uñ ehe Chriſtus ge - creutziget ward / ward das Creutz ſo unehrlich und abſcheulich gehalten / als bey uns heutigesCreutz un - heilig. Tages ein Galge. Vnd derhalbẽ muſte Simon von Cyrenen gezwungẽ werdẽ das Creutz Chri - ſti mit anzugreiffẽ. Hernach aber / weil Chriſtus an einem Creutze gehangen / iſt auß Aberglau - ben von unheiligen Menſchen heilig gehalten /alles123und derſelben abzuhelffen ſey.alles was Creutzes Geſtalt hat. Vnd weil PaulꝰEph. 2. 18. ſaget / Chriſtus habe uns durch das Creutz mit Gott verſoͤhnet / meynẽ ſie / alle Creutz habẽ ſon - ďliche Krafft; ſehen nicht daß Paul nit redet võ dẽ hoͤltzern Creutz / das Chriſtũ trug / ſondern võ dẽ Opfer ſeins Leibs / welcher am holtz ſchmertzlich getoͤtet ward / wie deñ folget: Er habe die Feind - ſchaft getoͤdtet durch ſich ſelbſt. Wie er nun die Feindſchaft getoͤdtet; alſo hat er uns auch veꝛſoͤ - net / uñ iſt davon das Creutz an ihm ſelbſt weder heilig noch kraͤfftig wordẽ. Ja uͤm des Creutzes willẽ iſt Chriſtus ein Fluch geneñet wordẽ / wieGal. 3. 13. Der Menſch Gottes Creutz. mags deñ zu Segẽ dienẽ: aber wider zur Sachẽ. Das Creutz das Gott gemacht / nemlich der Menſch / hat eine unſterbliche Sele auß dem A - them Gottes empfangen / iſt lebendig / vernuͤnf - tig / kraͤfftig in Gliedern / gedencket / redet / ſihet / hoͤret / zeiget / wincket / gehet uñ ſtehet: iſt heilig zu Gottes Ehren / und zum ewigen Lebẽ zubereitet / wie alle wiſſen ſolten. Wenn nun der Teufel ein Creutz fuͤrchten und fliehen muͤſte / ſo floͤhe er freylich das herrlichſte / heilige / lebendige / kraͤfftige Creutz: das iſt aber der Menſch. Nun fleucht er ja den Menſchen nicht / wie die Er - fahrung zeiget / ja / das mehr iſt / er verſtellet ſich in Menſchen Geſtalt / uñ macht ſich alſo ſelbſt in ein Creutz / derowegẽ er gewißlich fuͤr dẽ andern nichtswertigẽ uñ erdichtetẽ Cꝛeutzen / ſich nit einDer Teuf - fel macht ſichſelbſt zũ Creutz. Deut. 32. 5. haar ſcheut / noch einẽ daumẽbreit zuruͤck weicht.

Wolte hie nimand gegẽwerffẽ / ďMenſch ſeynicht1242. Th. C. 1. §. 3. Wie die Zauberey zu offenbarenDeut. 32. 5. nicht mehr heilig / und ſeinem Schoͤpffer offt ein Schandflecken / wie Gott ſelber klaget / und derohalben fliehe der Teuffel ietzt den Menſchen weniger / denn hoͤltzerne und ſteinerne Creutze. Darauff haͤtte ich viel zuantworten / laß es aber beym kuͤrtzeſten bleiben / und weiſe auf zwey Hei -Gen. 3. 1. Mat. 4. 3. lig Perſonen / nemlich Evam fuͤr den Fall / und Chriſtum den Herrn ſelbſt: fuͤr welcher Heilig - keit er ſich doch nicht geſcheuet / ſondern ihnen auch noch viel Leydes angethan.

Belangend die Kraͤuter / Saltz und Brod / fuͤrcht er ſich noch weniger dafuͤr. Denn er ja (nach Gottes Verhaͤngniß) offt die Menſchen leib hafftig beſitzet / und fuͤr ſeine Wohnung brauchet / die doch ſtaͤts Kraͤuter / Saltz und Brod eſſen / und den Bauch biß an den Halß damit fuͤllen. Denn die Beſeſſenen eſſen ge - meiniglich mehr als andere Leut: welche kein Saltz und Brod eſſen / als die Todten / laͤſſet erMat. 4. 3, Iob. 13. 27. Teuffel iſt gerne bey Saltz und Brod. wol zu frieden. Zudem ſo begehret er von Chriſto ſelbſt / er ſol doch die Steine in der Wuͤ - ſtẽ zu Brod machen uñ verwandeln / und da der HErr Juda den Biſſen Brod zum Verraͤters - Zeichen gegeben / und er ihn geſſen hatte / fuhr alsbald ďSathan auch in ihn. Wie ſolte er deñ kein Brod vertragen / oder dabey nicht bleiben koͤnnen? man moͤchte billiger ſagen / er were gerne bey Brod und Saltz.

Heilige Worte an - gehengt

Endlich die Heiligen Worte betreffend / die man anhaͤnget / haben die an ihnen keine Hei -ligkeit /125und derſelben abzuhelffen ſei.ligkeit / oder ſind / alſo gebraucht / nicht mehr hei -werden unheilig. lich / denn ſie werden ſolcher maſſen ohne GOt - tes Befehl / ja wider Gottes Verbot / und wi - der Gott gefuͤhret von falſchen Freunden / Ab - truͤnnigen und rechten Feinden. Vnd der Teuffel weiß und zeucht ſelbſt Gottes Wort an / auß dem 91. Pſalm / vor dem Herrn Chriſto. Er nennet Gott / er nennet die H. Engel / er be - keñet / ſie muͤſſen auß Gottes Befehl den Herrn bewahren. Er nennet auch Jeſum den Sohn Gottes / er leufft der Perſon entgegen / er redet ſie ſelbſt an / ja er iſt in der Predigt zugegen / und nimt das Wort auß vieler Menſchen Her - tzen hinweg. Druͤmb fuͤrchtet und fleucht erDer Teu - fel fleucht den Na - men Jeſus nicht. Marc. 5. 6. 7 Luc. 8. 12. Mat. 28. 17. weder Gottes und Chriſti Namen noch Wort / alſo gebrauchet. Vnd wenn er das ſcheuete / wie ſolt er deñ einigen Chriſtẽ-Namen anlauf - fen duͤrffen? denn ſie alle im Namen Gottes des Vatters / und des Sohns und des Heiligen Geiſtes getaufft ſind / nach Chriſti Ordnung und Befehl. Hilfft derowegen nichts wider den Teuffel / wenn man auch zehen Biblen freſ - ſe / und zwantzig uͤmb ſich buͤnde: wil geſchweigẽ / daß ein kleines Zettelein mit wenig Worten an den Halß gebunden helffen ſolte. Was hie - bey geſchicht / iſt eitel Spiegelfechten und Be - trug des Teuffels / der ſich ſo ſcheu ſtellet gegen den Aberglaͤubigen und Vnverſtaͤndigen / damit er durch ſolchen Mißbrauch des Na - mens Gottes / dieſen in ſeinem Strick behalten /und1262. Th. C. 1 §. 3. Wie die Zauberey zu offenbarenAct. 19. 16. und jenen auch hinnein locken und fangen moͤ - ge. Siehe aber in der Apoſtel Geſchichten / wie er die bezahlet / die ihn auch alſo im Namen Je - ſu vertreiben wolten.

Hie ſagt mir einer / ſpricht doch Paulus, dasRom. 1. 16. Evangelium ſey eine Krafft Gottes / das ſelig mache / die daran glauben. Das iſt entweder falſch / oder muß helffen / wenn man es gebrau -Pſ. 33. 9. Sap. 16. 12. chet. Jch antworte / Gottes Wort iſt kraͤfftig in und zu allen Dingen. Das iſt aber nicht zu ver - ſtehen von Buchſtaben und Syllaben / ſondern von dẽ allmaͤchtigẽ Willẽ und Verſehung Got -Rom. 10. 17. 1. Cor. 1. 30. tes. Sein Willen / ſprechen und thun iſt beyſã - mẽ / uñ hilfft gewiß. Da aber Paulus das Evan - gelium kraͤfftig nennet / meynet er / es wircke den Glaubẽ / mit welchen wir Chriſtum anneh - men / der das rechte Mittel iſt zur Seeligkeit. Vnd ſolche Wirckung hat das Wort nicht / daLuc. 11. 28. es aͤuſſerlich angebunden / ſondern da es ver - ſtanden / zu Hertzen genommen / und bewahret wird. Vnd wircket auch das Wort noch nichts an ihm ſelbſt / ſondern GOTT wircket denCol. 2. 12. Glauben durch das Wort / in welchen / wenn / und wie viel er wil / nach ſeinem Wolgefallen. Vnd ſolches ſihet man daran / daß nicht alle / die das Wort hoͤren und leſen / glaͤubig und ſelig werden / ſondern nur etliche. Hilffts nun nicht an ihm ſelbſt denen / und in dem / welchen und darzu es doch eigentlich gegeben iſt / nemlich den Menſchen zum Glauben: ſo hilffts vielwenigerdenen127und derſelben abzuhelffen ſey.denen / und in dem / welchen und wozu es nicht gegeben / nemlich Menſchen und Viehe zu Leibes Geſundheit / und was mehr / darzu ande - re Mittel verordnet ſind. Vnd hat das WortHebr. 4. 2 Luc. 8. 12. keine Krafft in ihm / wenns gleich in die Ohren / und auß dem Munde und biß aufs Hertze gehet (denn der Sathan nimpts auch vom Hertzen) was ſolts denn helffen / auff Zettel geſchrieben und angehenckt?

Hie wird nun von den Aberglaͤubigen / die allerley Behelff / ihre Sache zuflickẽ ſuchẽ / noch eins fuͤrgeworffẽ / daß nemlich der junge Tobias mit einẽ Rauch den boͤſen Geiſt in Saraͤ Kam -Tobias verjaget mit Rauch den Teuf - fel. Tob. 8. 2. mern vertriebẽ habe. Derowegẽ ſprechẽ ſie / koͤn - nen die boͤſen Geiſter mit aͤuſſerlichẽ Mitteln in ihrẽ Werck auch verhindert werden. Antwort. 1. iſt diß ein beſonder Exempel / desgleichẽ nirgend mehr in der Schrifft glaubwuͤrdigen Buͤchern wird gefundẽ / uñ muß mã darauß keine gemei - ne Regutẽ machen. 2. wird da nit geredet von Zauberteuffeln / uñ es werdẽ nit alle Arth Teuf -Mat. 17. 11. Luc. 11. 26. fel auf eine Weiſe vertriebẽ. Ein Teufel iſt aͤrger deñ der ander. 3. Jſt ſolches auß ſonderlichẽ Be - fehl des Engelsgeſchehen / und derohalben ohne gleichen Befehl ſo wenig nachzufolgen / als daß Abraham ſeinen Sohn ſchlachten und ver - breñen wolt. 4. wirdhiemit nicht allerley Rauch - werck Geiſter zuvertreiben gut gemacht / ſon - dern allein das Hertz und die Leber ſolches Fi - ſches / den Tobias gefangen. Der wird aber nit mit Namẽ genennet / ſo kan niemand wiſſẽ / was es fuͤr ein Fiſch geweſen / iſt alſo auch nichtnach1282. Th. C. 1 §. 3. Wie die Zauberey zu offenbahrennach zuthun. 5. Hat nicht der Rauch / ſon - dern der Engel ſelbſt den Teuffel weggeſchafft / wenn derhalben auch tauſend Menſchẽ Rauch - werck hetten / wuͤrden ſie doch nicht einen Geiſt damit vertreiben / oder in ſeinem Werck auff - halten koͤnnen. Derhalben laſſe ein jeglicher dieſe aberglaubiſche / Gottloſe und unnuͤtze Din - ge wider die Zauberey gaͤntzlich fahren / und bleibe bey denen / die ich droben gewieſen / die werden nuͤtzer ſeyn / und beſſer außhelffen Biß - hieher Prætorius. Was ſonſten von Creutz ma - chen zu halten / beſiehe ferner / p. m. 107. 108. 114. M. Iohan. Hertzoges / Diaconi in Dreß - den / andern Theil der Catechißmus-Predigten vom 2. und 3. Gebot.

Hildebrandus in Theurg. p. m. 232. Wer ſich des Bezauberns befuͤrchtet / oder beſorget / oder bey ſolchen boͤſen Leuten wohnet / davon er ſorget / ſolche boͤſe Gedancken zu bekommen / der ſol nehmen des edlen Hypericon, des edlen Taurants / das nach der rechten Influens des Himmels gegraben iſt / und henge das in die 4. Winckel des Hauſes / Stuben / Kammern und Keller / und lege es in die Bette / du muſt es auch am Halſe tragen / ſo wil ich dir geloben / daß dir keine Zauberey wiederfahren mag: du magſt es auch zu acht Tagen Pulversweiſe im Leib brauchen / auch dem Vieh unter dem Saltz mittheilen / ſo biſtu fuͤr aller Zauberey ſicher. Ph. Theoph. Parac.

Von129und derſelben abzuhelffen ſey.

Von Knoblauch / Miſtel / Farꝛenkraut: beſiehe Hildebranden in den vorhergehenden Blaͤttern.

Dieſes ſind ſo unterſchiedliche Fratzen und Gauckeleyen / welche wider den Teuffel und ſein Gefinde dienen ſollen / doch iſt es lauter Af - fenſpiel / welches der Teuffel ſelbſt lachet und ſpottet / wie Hockerius redet im Teuffel ſelbſten. c. 25. p. m. 64. da er hingegen weitleufftig wei - ſet / wie das liebe Gebeth die beſte und ſicher - ſte Ruͤſtung ſey / worauff man ſich verlaſſen ſolle. &c. vide d. l.

Hierauff folget weiter ſolcher Perſonen§. 4. Geſchlechte / nach welchem befunden wird / daß unter oder in ſolcher Blocksbergiſchen Gaſterey mannigmahl ſind begriffen worden / nicht nur alte betagte / ſondern auch kleine unverſtaͤndige Kinder / nicht nur Weiber / ſondern auch Maͤnner / nicht nur geringes ſondern auch hohes Stands Perſonen / Kaͤy - ſer / Fuͤrſten / Freyherrn / Edelleute und der - gleichen; nicht nur weltliche / ſondern auch Geiſtliche / Paͤbſte / Biſchoffe und Prieſter; nicht nur ungelehrte / ſondern auch gelehrte und beruͤhmte Doctores auß allen Facul - taͤten.

D. Weyer hat das Stuͤck des GoͤttlichenBod〈…〉〈…〉 us in Confutat. Opinionis Ioh. Wier[i] Geſetzes / Præſtigiatricem ne ſinas vivere; Die Zauberinnen ſoltu nicht leben laſſen; faͤlſchlich uͤmbgezogen und gebogen / und wie ſeltzam ersJauch1302. Th. C. 1 § 4. Von denen Perſonen / welcheauch geſucht / nicht deſtoweniger hat er nichtMehr Zau - berin gibts denn Zau - berer. wahrgenommen / warumb das Geſetz nicht ge - ſaget habe Præſtigiatorem den Zauberer ſondern Pręſtigiatricem die Zauberinnen. Welches gleichwol nicht daſelſt daruͤmb alſo geſetzt worden / als wolte es die Zauberer / Artzte und Apothecker / welche offte beſſern Beſcheid / denn die Weiber / uͤmb das Gifft wiſſen / wenn ſie Gifft eingeben / ungeſtrafft haben. Sondern das Geſetze GOTTES hat damit wollen zuverſtehen geben / daß Manns - Perſonen mehrentheils weniger mit dieſer Sucht behafftet ſind / und daß an ſtat eines Mannes wol funfftzig Weiber damit beſchlep - pet zufinden. Gleich wie das Hebreiſche Sprichwort lautet: ja mehr Weiber / je mehr Hexen. Naſim marbe keſchaphim marbe. In Pirke A - both. Daher ſaget Plinius, Fœminarum ſcientiam in veneficio prævalere: Das iſt / die Weiber ſeyn auff Zauberey ſehr geſchwinde und fertig. All - da das Woͤrtlein veneficium nicht von demPlin. l. 25. c. 11. Gifftbereiten außzulegen iſt: Denn er erklaͤret ſich ſelbſt / als er die Ertzzauberin Circe zum E - xempel ſetzet / wie ſie die Menſchẽ in Vieh hat koͤnnen verwandeln / welches warlich alle GifftWas die Vrſach / daß die Weiber e - hem Zaube - rey gera - then / den[n] der gantzen Welt zuthun nicht vermoͤchten. Auch ſchreibet Quintilianus / es ſey ſtets ver - muthlicher / daß ein Mann ein Todſchlaͤger / denn ein Weib eine Todſchlaͤgerin ſey. La - trocinium, ſprichter / facilius in viro; Venefi - ciumin fœmina credam. Man leſe aber derje -nigen131der Zauberey ſich befleiſſigen.nigen Buͤcher / die von Zauberern geſchriebendie Maͤn - ner. haben / da werden ſich allezeit funfftzig Weiber die Zauberinnen oder Beſeſſene ſind / an ſtat eines Mannes / der damit behafftet were / fin - den. Welches zwar meines beduͤnckens / nit auß Bloͤdigkeit weibliches Geſchlechts geſchicht; ſintemal bey ihnen mehrentheils eine unerhaltſame Widerſpenſtigkeit und Halsſtar - rigkeit geſpuͤret wird / uñ daß ſie in Außſtehung der Folter offt ſtandhafftiger / denn die Maͤnner ſeyn. Jnmaſſẽ ſolchs in der zuſam̃engeſchwor - nen Verbuͤndniß wider den Tyrannen Nero -Tacit. l. 14. Annal. nem iſt bewehret worden. Desgleichen nach dem Tode Hyppiæ des Tyrannen zu Athen / alda die Weiber ihnen ſelber die Zungẽ abbiſſen uñ abſchnitten / damit ſie nur ihren Peinigern alle Hoffnung benehmẽ / die Warheit von ihnẽ auß zupreſſẽ: des gleichẽ auch vieler Weiber außge - ſtandene Marter. Sondern es gewint vielmehr das Anſehen / als geſchehe es auß Krafft und Macht einer viehiſchen Begierligkeit / wel - che das Weib dahin antreibt / damit es ſeinẽ Be - gierdẽ gnug thu / ſich raͤche / welcher Urſachẽ halbẽ vieleicht Plato das Weib zwiſchẽ dem Mẽ -Plato ma - chet auß Weibern halb Men - ſchen und halb Vieh. ſchẽ uñ das Vieh ſetzet. Deñ man ſihet auch / dz der Weiber viſcerialiſch Theil iñerlich Gliedeꝛ uñ Jngeweide in den Weibern groͤſſer ſeyn deñ bey den Maͤnnern / welche derhalben ſo hefftige Begierden haben. Hingegen aber ſeyn derenJ ijManns -1322. Th. C. 1 §. 4. Von denen Perſonen / welcheMannsbilder Haupter viel groͤſſer / und dar -Waruͤmb die Maͤn - ner witzi - ger ſind denn die Weider. uͤmb haben ſie auch mehr Gehirn / Verſtandes und Weißheit / denn die Weibesbilder / welches denn die Poeten haben angedeutet / da ſie ge - dichtet haben; Pallas die Goͤttin der Klugheit ſey auß des Iovis Gehirn gebohren und habe keine Mutter nicht; anzuzeigen / daß die Weiß - heit nicht von Weibern herkomme / ſintemahl ſie vielmehr zur Natur des Viehes nahen / (auch erweiſet es das Sprichwort und die Er - fahrung / daß wenn ein Regiment von Wei - bern beſtellet wuͤrde / daſſelbe nur wuͤrde wehren / biß die Sonne unter ginge: und daß man ſaget Weiber haben lange Kleider und kurtze Sinne) zu dem hat ſich auch der Satan zuerſt an das Weib gemacht / durch welches darnach der Mann betrogen worden. Ferner halt ichs da - fuͤr / Gott habe es ſonderlich ſolcher Geſtalt an - geſehen / auff daß er den Satan hiedurch zu - ſchanden machte / und ſeine Macht mit dieſen ſchwaͤchte / daß er ihm gemeiniglich und inſon - derheit uͤber dieſe Creaturen / ſo weniger geach - tet und nach guͤltiger ſeyn / denn andere / Macht hat gegeben / als uͤber die Schlangen / Muͤcken / Fliegen und andere Thiere / welche das Geſetze Gottes unrein nennet; und darnach mehr uͤber die unvernuͤnfftigen Thiere / denn uͤber das Menſchliche Geſchlecht; und ſolgends mehr - ber die Weiber / denn die Maͤnner / und endlich mehr uͤber dieſe Leute / ſo dahin leben wie dasVieh /133der Zauberey ſich befleiſſigen.Vieh / denn uͤber andere. Zu dem kan der Sathan durch Huͤlffe der Weiber die Maͤnner und Kinder auch herbey an den Strick brin - gen. Derowegen ſo bleibt nochmals die Erkaͤnt - niß GOttes / von ſchleuniger Hinrichtung der Hexen gaͤntzlich bey Kraͤfften; und des Weyers Schmaͤhung oder Calumnie wider den Be - fehl Gottes und jede fromme Obrigkeit (ſo ih - rem Ampt treulich nachſetzet) außgeſtoſſen ver - nichtet: Denn Weier laͤſt an einem Ort zu / daßl. 2. c. 4. & 8. & 34. l. 5. c. 9 de præ - ſtigiis ſæpè alibi. die Unholden mit dem Teuffel eine Verglei - chung / Verbuͤndniß und Gemeinſchafft ha - ben / auch durch ſeine Huͤlffe und Forderung viel Vnrahts und Vngluͤcks ſtifften. Vnd gleichwol widerſpricht ers im Buche de Lamiis an etlichen Enden / daß kein Pact zwiſchen ih - nen beſtehe; ſondern fladdert heruͤmb / und ſa - get einmal / man koͤnne es beweiſen / das ander - mal / man ſol dem Vorgeben und Bekantniſ -Ob die He - xen auß Melancho - lei betro - gen. ſen der Vnholden keinen Glauben zuſtellen; Vnd es betriegen ſich und andere Leute dieje - nigen / welche meynen / daß die / ſo vor Hexen be - ſchrien ſind / ſolten diß koͤnnen / deſſen ſie ſich be - ruͤhmen / ſondern es plage ſie allein eine Me - lancholiſche Sucht / die ſie ſo unrichtig macht. Siehe da / waren die / ſo der Sachen unverſtaͤn - dig und unerfahren / ſamt denen ſo Zauberer ſind / oder mit ihnen leichen / ſich pflegen zu he - ben und zubehelffen / damit ſie ihres gleichen ungeſtrafft durchbringen / und des SathansJ iijReich1342. Th. C. 1. §. 4. Von denen Perſonen / welcheReich vermehren. Alle die / ſo vor der Zeit ſag - ten / es ginge durch Melancholey zu / die glaͤn - beten nicht / daß Geiſter oder Engel / oder auch ein GOtt were. Aber D. Weier bekennet / es ſeyIacob. 2. ein Gott (gleich wie die Teuffel es auch beken - nen / und unter ſeiner Macht erzittern / inmaſ - ſen die Heil. Schrifft zeuget) bekennet auch durch alle ſeine Schrifften / es ſeyn beydes gu - te und boͤſe Geiſter / welche mit den Menſchen bißweilen einen Pact und Verbuͤndnuͤß auffrichten / und Gemeinſchafft haben. War - umb darff er denn das Gabel-Beſen - oder Bock-fahren der Hexen und Zauberer / deßglei - chen auchihre Verherungẽ uñ Verzauberungẽ und ſonſtẽ ungeheure fremde Haͤndel der Me - lancholey zuſchreibẽ? ja noch dazu unglaubiger weiß die Weiber uͤberauß melancholiſch zu ma - chẽ? ſo doch diß die Alten fuͤr ein Wunder war -Kein Weib ſtirbet von Me - lancholey / und kein Mann vor Freuden Plinius im 7. Buch. Valerius Max. und Solinus. genommẽ / und in Verzeugniſſen hinterlaſſen / daß nie kein Weib von Melancholey und Vn - muth / und nie kein Mann vor Freudẽ geſtorbẽ ſey / ſondern ein Widerſpiel / viel Weiber vor unmaͤſſiger Freude offt ſterben. Und demnach Weier ein Medicus iſt / ſo ſoll ihm ja bewuſt ſeyn / daß die Feuchtigkeiten und humores der Weiber gar der verbranten Melancholey wiď - ſtreben / darauß doch die Vnſinnigkeit entſte - het / ſie begebe ſich nũentweder à bile flava adu - ſta, autà ſucco Melancholico, inmaſſen die Ar - tzeney Gelehrten hierin uͤberein ſtimmen. Sinte -mal135der Zauberey ſich befleiſſigen.mal eines wie das ander auß einer uͤbermaͤſſi - gen Hitze und Troͤckne entſtehet / wie Galenus im Buch de atra bile ſchreibet. Nun ſeyn aber / wie ebengedachter Autor ſamt allen Grie - chen / Lateinern und Arabern helt und meldet die Weiber kalter und trockener Natur. Daher warnet auch Galenus, daß ein Mann der hitziger uñ truckener conſtitution iſt / und in einem tro - ckenen Lande wohnet / im Som̃er gerne in Me - lancholey gerathe: ſo doch Olaus Magnus, Ca - ſpar Peucerus, Saxo Grammaticus un VVierus ſelbſt ſamt allẽ Teutſchẽ Inquiſtorẽ ď Zauberer uñ Vnholdẽ zuſtim̃en / daß unter der Arctiſchẽ Rogion, alda das Meer geſrieret / deßgleichẽ in Teutſchland in den hohen Alpen / bey den Savo - jern / und in Piemont alles voll Vnholden ſtiebe und ſteube. Von den Voͤlekern aber ge - gen Mitternacht / iſt kuntbar / daß ſie der Me - lancholey ſo wenig / als die Voͤlcker in Africa den Phlegma ſind ergeben. Deñ man ſihet / daß die Mitternaͤchtigen Voͤlcker / weiß / mit gruͤ - nen Augen / falben uñ duͤnnen Haarẽ / roͤtelicht unterm Angeſicht / luſtig uñ geſpruͤch ſeyn; wel - che Stuͤck ſaͤmtlich der Melancholiſchen com - plexion gar wideꝛ ſtꝛeben. Weiter beweiſen Hip - pocrates uñ Galenus in eben demſelbigẽ Buch /In lib. 1. ἐπιδημιῶν l. de popu - laribus morbis. daß gemeiniglich die Weiber geſunder ſeyn / denn die Maͤnner / wegen der Monatlichen Blu - men / die ſie vor unzehlichen Kranckheiten verwahren. Die Weiber ſchreibet Hippo - crates, haben nimmer das Podagra und dieJ iiijLungen -1362. Th. C. 1. §. 4. Von denen Perſonen / welcheIn lib. de venæ ſecti - one. Lungenſucht oder exulcerationem pulmo - num. Galenus ſaget / ſie haben die fallende Sucht nicht oder die Epilepſey, noch den Schlag / die Apoplexey / noch die Taubſucht / oder Phreneſin, noch die Schlafſucht oder die Lethargy, noch den Krampf oder die Convul - ſion, noch das Zittern / als lange ſie ihre ZeitIn lib. de〈…〉〈…〉 b. ſac. und Fluß haben. Vnd wiewol Hippocrates ſchreibet / die hinfallende Sucht und die Plage - welche die Beſeſſenen / oder von boͤſen Geiſtern getriebene leyden / ſo man die heilige Kranckheit nennet / gehe natuͤrlicher weiſe zu / jedoch erwei - ſet er / daß ſolches wiederfahre allein den phleg - matiſchen / und nimmer nicht den Choleriſchen / welches D. Weier als ein Medicus ja billich wiſſen ſolte. Nun haben wir aber droben dar - gethan / daß die Weiber gemeiniglich mehr beſeſſen werden denn die Maͤnner / und daß die Vnholden beydes offt mit dem Leibe vertragen / und ſonſt Teuffliſcher weiſe alſo verzuckt wer - den / daß der Leib unempfindlich und ſtarrig da liegen bleibet. Noch lauts viel laͤcherlicher fuͤrzugeben / der Vnholden Kranckheit entſteheGalen. lib, de atra bile. auß Melancholey / ſo doch die Suchten ſo auß Melancholey entſtehẽ / allezeit gefaͤhrlich ſeynd. Nun erfahren wir aber von etlichen Vnhol - den / daß etliche dieſe ſchoͤne Kunſt viertzig und funfftzig Jahr haben getrieben / auch von 12. Jahren an (wie Johanna Harwilerin / ſo den29. Aprilis137der Zauberey ſich befleiſſigen.29. Aprilis 1578. Jahrs verbrandt worden / uñ die Magdalena von Creutzẽ Abtiſſin zu Cortu - ba in Hiſpanien. 1545.) und mit dem Teuffel beydes in geheime Freundſchafft und fleiſchli - che Vermiſchung ſich eingelaſſen / die eine vier - tzig Jahr / die andere dreiſſig. Hierumb muß ja Weier geſtehen / daß ſolches an ihm als ein Medico ein ungeſchicktes Ding / und groſſer Vnverſtand und Vnwiſſenheit (aber was ſag ich von Vnwiſſenheit / ich ſolt anders ſa - gen) ſey / wenn er den Weibern die Melancho - liſchen Kranckheiten darff zumeſſen / welche ih - nen eben ſo wenig zukommen / denn die loͤbli - chen Wirckungen und effect einer tem - perirten Melancholey / welche (in maſſen alle alten Philoſophi und Medici angezeiget) den Menſchen klug / beſcheiden / bedachtſam / nach - ſinnig uñ contemplativiſch machẽ / welche der -Lob der Melaucho - liſchen Comple - xion. Ariſt. in problem ſect. 30. Princ. gleichen Qualiteten und affectionen ſind / die einem Weibe eben ſo wenig moͤgen gebuͤhren und anhaͤngen / als das Feur dem Waſſer. Ja Salomon / der am beſten Weiblicher Arth und temperatur erfahren geweſen / ſpricht in ſei - nen Sprichwoͤrtern / er habe unter tauſend Maͤnnern einen Witzigen geſehen / aber von Weibern nicht eins. Derowegen laſt uns von dieſen dollen Fantaſtenkoͤpffen / welche die Wei - ber melancholiſch machen / abkehren. Sinte - mal ja Weyer ſelbſt / als er ſiehet / daß ihm ſeine geſuchte Beſchoͤnung und uͤbergeſchlagenesJ vDeck -1382. Th. C. 1 § 4 Von[d]enen Perſonen / welcheDeckmaͤntlein der Melancholey wird abge - zogen / durch ſo offenbahre gewiſſe Erweiſung / demonſtration und helle Warheit Goͤttlicher und menſchlicher Geſetz / durch ſo vieler Voͤlcker auff den gantzen Erdboden Geſchichtẽ uñ Hiſto - rien / durch ſo viel Vrgichten / und beydes frey - willige und peinliche außgepreßte Bekaͤntniſ - ſen / durch ſo viel gerichtliche ſententz und Vr - theil / durch unzehlige Vberzeugungen / con - demnationen oder executionen, welche ſeyt drey tauſend Jahren her in aller Welt vor - gegangen / begibet er ſich noch auff einen ungeſchicktern Ranck / durch welchen er ver - meynet / den Zauberern die Straffe vom Halſe zubringen / fuͤrgebend / der Teuffel verfuͤh - re die Hexen und bilde ihnen ein / ſie thun undc. 4. &c. ſchaffen diß und jenes / welches er ſelber thut. Mit dieſem Fund ſtellet er ſich als ſey er dem Sathan heftig zuwider / und unterdeſſen befleiſ - ſiget er ſich / die Zauberey zu ſalviren und zu retten. Welches eigentlich eben ſo viel iſt / als ſchertzte er mit Worten mit dem Satan / und im Werck beſtaͤtiget und vermehret er ſeine Macht und Reich. Denn er weiß wol / daß die Obrigkeit uͤber die Teuffel keine Iuris - diction hat / ſie zu haͤmmen oder den Stab uͤber ſie zubrechen. Wenn aber diß Argument ſolte Platz finden / da wuͤrden nicht allein die Zauberer und Hexen / ſondern alle Todſchlaͤ -ger /139der Zauberey ſich befleiſſigen.ger / Raͤuber / Blutſchaͤnder / Vatermoͤrder / und alle die vom Feind des menſchlichen Ge - ſchlechts zu Vbelthaten und Mißhandelun - gen getrieben werden / ungeſtrafft entgehen und ledig geſprochen werden. Bißhieher Bo - dinus.

Beſiehe ſonſten Mederum. Wer ſind aberMeder. in der andern Hexen - predigt. p. m. 22. die Hexen und Vnholden / und wer iſt war - hafftig dafuͤr zu halten? Es ſind nicht nur alte Weiber / ſondern es befindet ſich im Werck / daß auch Maͤnner / Junge Geſellen / Weiber von jungen Jahren / Jungfrauen / ja Knaben und Maͤgdlein / in diß verfluchte Laſter pflegen zu fallen / die in allen andern Weltlichen Sa - chen gutes Verſtands / verſchmitzt und ſcharff - ſinnig ſind.

Ferner bezeuget Cruſius auß des BodiniCruſ. de Nocte. c. 19 p. m. 369. 370. Dæmonom. l. 2. c. 4. daß Guilhelmus Edelinus der Doctor zu Sorbon wegen der Zaube - rey ſey verdammet worden im Jahr Chriſti 1453. den Tag vor Weynachten.

Vom Freyherrn von Raitz / welcher zuFreyherr. Nantes als ein Zauberer iſt gerichtet wor - den: beſihe Bodinum in Dæmonom. lib. 2. c. 5. circa finem.

Aber gnugſam von den Geſchlechtern und§. 5. Straffe. allerhand Sorten Leute / ſo ſich in die Hexen - fahrt und Ahrt miteinmiſchen: Jtzt folget ihre Straffe fuͤr ſolche und andere Vnarten / ſo ſie erleyden ſollen oder muͤſſen entweder von

(1) B oͤſen1402. Th. C. 1. §. 5. Von der Zauberer Beſtraffung.
  • (1) B oͤſen andern Leuten.
  • (2) L ebens Ende.
  • (3) O brigkeit.
  • (4) G ott.
  • (5) B eelzebub / alhier.
  • (6) A llen Menſchen.
  • (7) R ichter oder Hencker.
  • (8) G ewiſſen.
(1.)

Wie die Hexen von andern ihres gleichen beſtraffet werden: Jndem eine die andere ver - raͤth; hat der Guͤnſt-Leſer anderswo auß Hrn. Iuſto Oldekoppen zuleſen / was nemlich davon zu halten ſey.

Item. Wie die Zauberey mit Zauberey wiewol nicht Chriſtlich / vertrieben werde / beſihe Hildebranden in Theurg. pag. 146.

(2.)

Wie ſie auffs wenigſte in ihrem Lebens - Ende ſchmaͤlich geſtrafft werden / zeuget Hil - debrand in Theurg. p. m. 265. VVierus ſchreibet daß Johannes Reuchling (der von ſeiner viel - faͤltigen Geſchickligkeit und Lehre / inſonder heit Hebreiſcher / Griechiſcher und Lateiniſcher Sprachen ſatter Erkaͤntniß wegen / billich ein Liecht und Zierde Teutſcher Nation mag ge - nennet werden) zeuget im andern Buche de verbo mirif. daß er von glaubwuͤrdigen Leuten offt gehoͤret / auch zum Theil ſelbſt geſehen und erfahren habee daß die aller beruͤhmſten dieſer (ſchwartzen) Kunſt ein jaͤmmerlich Ende ge -nom -1412. Th. C. 1. §. 5. Von der Zauberer Beſtraffungnommen / und wie man ſpricht / ſelten auff Fe - dern / ſie weren denn uͤber eine Ganß zu Tode ge - fallen / geſtorben ſeyn. Solche Ehre und Be - lohnung gibt und beweiſet der Fuͤrſt der Finſter - niß ſeinem Hofgeſinde und Trabanten.

Wie ſie von der Obrigkeit geſtrafft oder(3.) ſollen geſtrafft werden: ſolches ſuche weitlaͤuf - tig beym Cunrad Hartz / Icto in Tract. cri - minal. de Reorum inprimisq; veneficarum in - quiſitio ne &c. 1634. Oldekoppen contra Carp - zovium: Goldaſtum von confiſcation der Zau - berer Guͤter: Bodinum in Dæmon. contra VVierum. Item Hockerium im Teuffel ſelb - ſten p. m. 119. &c. Theatri Diabolorum.

Wie ſie von GOTT ewig verdammet(4.) werden / wo ſie hier nicht buͤſſen und ſich bekehren / weiſet Olaus Magn. in epit. de Gent. Septentr. l. 3. in fine p. m. 128. Da er nach er - zehleter klaͤglicher Hiſtorien / wie der Teuffel eine Hexe geholet habe / hinzuthut / alſo ſchlieſſend: Wer da weder in jener Welt ein gluͤckſeliges / noch in dieſer ein Gottſeliges Leben haben wil / der ſuche durch ein ſolch Gottloß Hexen-We - ſen den Tod bey den Teuffeln. Wer aber mit den boͤſen Geiſtern dermaleins keine Gemein - ſchaft haben wil / der fuͤrchte ſich nicht fuͤr ſolche ſchaͤdliche Aberglauben / dadurch ſie geehret werden / ſondern erkenne und nehme an den wahren Glauben / dadurch ſie verachtet und - berwunden werden.

Wie1422. Th. C. 1. § 5. Von der Zeuberer Beſtraffung.
(5.)

Wie ſie der Boͤſe Feind auch hie hudele / iſt hin und wieder auß dieſem Tractat zuverneh - men / wie ſie nemlich auffs wenigſte keine Ruhe haben / ſo ſie nichts Boͤſes ſtifften nach dem Hildebrand in Theurg. p. m. 132.

(6.)

Wie alle Menſchen auch einen Abſcheu fuͤr die Hexen haben: dannenhero ſie Unholden heiſſen / und alſo auch beſtraffet werden; iſt gleichfals bekant.

(7.)

Wie ſie der Hencker ſtraffe / weiſet Bodinus in Demonom. in dem er ſaget / daß der Scharf - richter ſie im verbrennen und ſonſten an die Erde laſſe kommen.

Daß ſie auch taͤgliche Quaal von ihrem(8.) Gewiſſen haben / zeuget unter andern dieſes / daß ſie offte ihren Namen / Wohnung und Ort veraͤndern. Beſihe Hildebranden in offt angezogenem Buche / am 40. Blat.

§. 6.

Was den Hexen muͤglich und unmuͤg - lich ſey / haben unter andern weitlaͤufftiger be -Von der Hexen ih - ren Thaten ſchrieben Jobſt Hoͤcker vid. Theat. Diab. p. m. 115. D. Iohannes VVierꝰ des Durchl. und Hoch - gebohrnen Fuͤrſten und Herrn / Hrn. Wilhelm von G. G. Hertzogen zu Cleve und Guͤlich / ꝛc. Autores, welche von Hexen we - ſen geſchri - ben haben. Leib-Artzt in ſeinen 5. Buͤchern / de præſtigiis Dæmonum & incantationibus ac venefidiis, ſo von Iohan. Fugelino Baſilienſi auß meateini - ſchen ins Teutſch gebracht / aber durch den Au - torem ſelbſt ſollen beſſer und artiger verdolmet - ſchet werden.

Ludovi -1433. Th. C. 1. § 6. Von der Hexen ihren Thaten.
  • Ludovicus Melichius im Zauberteuffel.
  • Iacob Freyherr von Liechtenberg in den Hexen - Buͤchern
  • Auguſtinus Lercheimer / von der Zauberey in Chriſtlichen Bedencken und Erinnerungẽ.
  • Goedelmannus de magis, veneficis & Lamiis.
  • Nic. Remigius in dæmonolatria.
  • Lud. Lavaterus de ſpectris.
  • Martini Delrio in diſquiſit. magicis.
  • Petrus Binsfeldius in tract. de confeſſ. Malefic〈…〉〈…〉.
  • Iacobi Regis Angliæ Dæmonologia.
  • David Mederus Pfarherr zu Nebra in 8. He - xenpredigten.
  • Iacobus Martini in diſp. de magicis actionibus.
  • Paulus Grillandus de ſortilegiis.
  • Camerarius de natura Dæmonum.
  • Seidelius de ſpectris.
  • M. Bernhard Waldſchmid in Pythoniſſa Endo - rea oder 28. Hexen - und Geſpenſt-Predigten
  • D. Vlrich Muͤller ſeu Vlricus Molitor in tra - ctat. de Python. mal.
  • D. Tob. Tandlerus in diſſert. Phyſico-Medicis.
  • Iohannes Scultetus VVeſtphal. Jm Bericht von Zauberey und Zauberern.
  • Pet. le Loyer de ſpectris.
  • Lambertus Danæus im Dialogo von Zauberern / de Lamiis.
  • Cunradus Hartz in Tractatu criminali de reor. & venefic. inquiſitione.
  • Goldaſtus in tract. de confiſcatione bonorum veneficarum.
Anto -1442. Th. C. 1. § 6. Von der Hexen ihren Thaten.
  • Antonius Prætorius in Bericht von Zauberey.
  • Ian. Iac. Boiſſard de Magia: ſeu in Tractat. de divin. & præſtig. Magic.
  • Bcnifacius Vitalinus de Malefic.
  • Iac. Sprengerus in Malleo malefic.
  • Sylveſter Prieras in tractat. de ſtrigibus.
  • Laur. Ananias de natur. dæmonum.
  • Thyræus de apparition. Spirituum.
  • Victoria in Relection. de Magis.
  • Barthol. Spina lib. de ſtrigibus.
  • Rabanus Maurus in lib. de Magor. præſtigiis.
  • Reinhard Luz in tractat. von Gottloſen He - xen / ꝛc.
  • Ponzinib. in tract. de Lamiis.
  • Baͤyerling in theatro vitæ humanæ.
  • Carpzovius in criminalibus.
  • Sperlingius in diſp. de Magia.
  • Ellinger in der Hexen-Coppel
  • Torreblanca in defenſion. libr. de Magia.
  • Andreas Oſiander, bey Bernhard Albrecht / im Buche de Magia oder Zauberey.
  • Anonymus in Magic. oder wunderbarlichen Hi - ſtorien von Geſpenſt: Lat einiſch und Teutſch.
  • Caſpar Peucerus de divinat. generibus.
  • Lutherus in Tiſchreden.
  • Agricola im Bericht von Hexen.
  • Autor des Tractats von rechtlichen Proces ge - gen die Vnholden uñ Zauberiſche Perſonen.
  • Arbatel in lib. de Magia veterum.
  • Calcagninus in tract. de Magic. Amator.
And. 1452. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.
  • And. Ceſalpin. de inveſtigat. Dæmon. l. V.
  • Conradus VVimpina in tract. de Divinat.
  • Benedict. Pererius de Magia.
  • Ioh. Franc. Pici, Mirandulæ Domini, concor - diæ Domini ſtrix, ſive de ludificatione - monum, Dialogi tres.
  • Henrici à monte acuto, dæmonis mimica in ma - gia progreſſu, tum inſectis eorum.
  • Iohannis Fileſaci de idololatria magica diſſert.
  • Iamblichus de Myſter. Ægyptior. &c.
  • Theatrum de veneficiis ex variis autoribus collectum.
  • Richardi Argentini de præſtigiis & incantatio - nibus Dæmonum & Necromanticorum.
  • Strotzii Cigogne Magiæ omnifariæ ſive univer - ſæ naturæ Theatrum. &c.
  • Philippi Olivenii conjuratio malignorum Spirituum in corporibus hominum exi - ſtentium.
  • Paulus Friſius ſub tit. Diab. tiara nebuloſa.
  • Philippi Ludvigii Elichii dæmonomagia. &c.
  • Laurent. Harbach im Bericht von Hexen.
  • Petrusde Lancre in tract. von Zauberey.
  • Autor des Tractats von der verfuͤhrten Kin - der Zauberey.
  • Chirlandus de ſortilegiis.
  • Otto Melander in reſolut. ad quæſt. 7. de pro - ceſſ. contra ſagas.

Dieſe ſind faſt ſo die meiſten Autores, welche von der Hexerey das Jhrige zum Be -Kricht1462. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.richt ſchrifftlich hinterlaſſen haben. Es wird aber von ihnen berichtet / daß die Hexen in ſpe - cie, was ihre Thaten und Wirckungen betrifft / umbgehen ſollen mit

  • (1.) B ezauberung oder Einzauberung.
  • (2) R aubung der Guͤter. Milch. ꝛc.
  • (3) O hnfruchtbarkeit.
  • (4) G eſchlechts Veraͤnderung.
  • (5) S choͤnheit und Annehmligkeit.
  • (6) B eſtien Formirung.
  • (7) E rtoͤdtung und Leben digmachung.
  • (8) R egen - oder Wettermachung.
  • (9) G eſundmachung.
(1.) Bezaube - rung.

Was das erſte betrifft / ſo fraget ſich es ob die Vnholden ſolche Macht und Krafft haben / daß ſie den Leuten / wie man lieſet und hoͤret / koͤnnen ins Leib partiren und zaubern / unter andern folgende Sachen? als da ſind: Buͤſchel Haare / Borſten / Glaß / Eiſen / Nadeln / Meſſer / Kneiffe / Naͤgel / Holtz / Graͤten von Fiſchen / Gewuͤrme / Scor - pionen und dergleichen.

Drauff wird geantwortet. 1. Was die Arth und Weiſe betrifft / daß der boͤſe Feind / vor die Hexen ſolches meiſterlich verrichten koͤnne / indem er die poros auffmache / und ſol - che Sachen kuͤnſtlich inſinuiret, wie man et - wan einen Stein in das Waſſer leget / und nach herauffgezogener Hand / den Einbruch nicht mercket / oder wie der Blitz bißweilen dasEiſen1472. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.Eiſen oder Degen verletzet / und doch der Scheide nichts gethan / ob er ſchon dadurch penetriret: Beſihe Hilde branden in Theurg. p. m. 86. 2. Was Exempel belanget / ſo findet man fuͤrwar derſelbigen nicht wenig / da der boͤſe Feind auff Verhaͤngnuͤß GOTTES allerhand Sachen in der Menſchen Leiber gebracht hat. Beſihe Autorem der wunderbarl. Hiſtorien von Geſpenſten: part. 1. p. m. 115. 6. ex Antonio Benivenio de abditis morbo - rum cauſis: capite 8. item pagina 116. a. b. ex Cardan. l. 15. de variet. rerum. Confer Ioh. Langium lib. 1. epiſt. Medic. 28. & VVierum lib. 3. c. 8. de præſt. Dæmonum. Mizaldum in Memorabilib. centur. VI. §. 1. p. m. 114. 115. Item Autorem von Geſpenſt part. 1. p. m. 18. a. exIacobo Ruffo libr. 5. capit. 6. de con - ceptione hominum.

Weiter iſt die Frage / ob die Hexen mit ihren Augen / und greßlichen AnſchauenMartin. in deaction. Magic. §. 27. einen verletzen und bezaubern koͤnnen? ſo antwortet Martinus, daß ſolches nicht ſo wol durch das Anſchauẽ als Anhauchen geſcheh. It. wegẽ der Furcht uñ Schrecken / ſo man inge - mein vor die Hexen bekoͤmmet: wohin die Tri -Confer Tob. Tand lerum in diſſert. Phyſico - Med. p. m. 274. ballier und Illyrier auch gehoͤren / welche beym Plinio l. 7. N. H. c. 2. Gellio l. 9. N. A. c. 4. be - ſagt werden / quod viſu effaſcinarint; daß ſie mit dem bloſſen Anſehen die Leute bezaubert haben.

K ijWeiter1482. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.
Hexen koͤn nen nit alle Menſchen bezaubern. Bodinus in Dęmon. p. m. 171. &c. Tandlerus d. l. p. 272. &c. Hildeb. in Theurg. p. 146.

Weiter iſt auch zumercken / daß ſie gleichwol nicht alle Leute und Creaturen verletzen koͤnnen / ob ſie ſchon gerne wolten. Frey ſind vor denen - ſelben die Frommen und Gottsfuͤrchtigen / Prediger und Geiſtliche Perſonen / Obrigkei - ten und Scharffrichter und Hencker / Stock und Kerckermeiſter / Buͤttel und Heſcher / Schergen und Stadknechte / und alle diejeni - gen / welche ſolche Hexen und Zauberer gefaͤng - lich halten und verwahren / dieſelben verurthei - len / und die Gerichtliche execution an ihnen(2.) Raubung Hockerius im Teuffel ſelbſt c. 47 p. m. 30. a Theatr. Di - ab. ex Lud. Milich. c. 20. Lutherus Tom. 1. Ie - nenſ. Man - lius in col - lectan. Luth. Tiſchre - den c. 9. fol. 104. a. M. Sebaſt. Froͤſchel in ſeiner Pre - digt vom Teuffel. volfuͤhren.

Was betrifft die Raubung oder Steh - lung allerhand Guͤter / als da ſind / Brod / Butter / Kaͤſe / Milch / Bieꝛ / Wein / Eyeꝛ / Obſt / Geld / allerley Samen / Korn und Getreidig / darff ſelbig nicht weitlaͤufftigaußgefuͤhret / oder viel Hiſtorien und Exempel beygebracht wer - den / ſintemal die taͤgliche Erfahrung leider mit manches ſeinem groſſen Schaden es uͤberfluͤſ - ſig bezeuget. Nur eins zu gedencken von D. Pomerano wird erzehlet in den Tiſch-Reden Lutheri; Daß als einſten durch die Hexen ihm ſeine Butter und Milch geſtohlen worden / er einen groſſen Waͤchter in einen Aſch voll Milch geſetzet / es wacker uͤmbgeruͤhret und geſprochen habe: Nu fret Tuͤfel. (Nun Teuffel friß) und darauff ſey ihm die Milch und Butter nicht mehr entzogen.

Ob1492. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.

Ob die Hexen die Vnfruchtbarkeit / ſon -(3.) Vnfrucht - barkeit. Martin. in Diſſ. de Ma - gic. action. §. 28. derlich was den Menſchen betrifft / vermittelſt ihrer Zauberey durch des Satans Huͤlffe wir - cken / und verurſachen koͤnnen / wird insgemein alſo dafuͤr gehalten / daß ſie die jungen Ehleute alſo zubinden pflegen / daß ſolche hernach in werender Ehe keine Kinder zeugen koͤnnen. Und trauen koͤnnen ſie durch des Teuffels Huͤlffe mit ihren Bezaubern das Kinder-Zeu - gen verhindern / und die von der Natur verord - nete Geburts-Glieder ſchwaͤchen / und zum ehe - lichen Bey wohnen auff mancherley weiſe un - tuͤchtig machen / da ſie dieſelben zum Exempel in den Leib zuruͤck hinneinziehen; wie jenem zu Speyer / beſage der Hiſtorien / widerfahren iſt. Daß aber ſolches Binden / wie auch die Kraͤuter / ſo unter die Betten partiret werden dem ehelichen Beywohnen ſchaͤdlich ſeyn ſol - ten (maſſen denn etliche der unerſaͤtlichen Brunſt und Liebe zuſteuren / gewiſſe KraͤuterCamer. Ho rar. ſubciſ. cent. 1. c. 1. unter die Betten geleget haben / wie Camera - rius bezeuget) iſt eine bloſſe Einbildung; ſinte - mal viel natuͤrliche Vrſachen ſind / die nebenſt der uͤbermaͤſſigen und alzugroſſen Liebe ſolches Werck verhindern. Die Lateiniſchen Wort des Martini lauten alſo: Præterquam enim quod multa è natura poſſint eſſe coitûs impe - dimenta: non rarò contingit, eam eſſe amo - ris violentiam, ut ſpiritibus omnibus intra ad præcordia concentratis, partibus genitalibus,K iijquas1502. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.quas ſpiritu turgere oportet, nulla ſuppetat copia, unde generatio prohibetur & coerce - tur Hieher gehoͤret Hildebrandus in Theur - gia, welcher lehret auß des Bodini Dęmon. lib. 1. capit. 6. Waſt Neſtel / Nieder-Kleit / o - der Nacktmaͤnnlein verknuͤpfen ſey? pagina 89. Item Neſtelknuͤpffen funfftzigerley Art / pagina 91. Item Neſtel / ſo verknuͤpfft / laͤufft auff kan man dran ſehen / wie viel die verknuͤpf - te Perſonen hetten koͤnnen Kinder zeugen. pag. 91.

(4.) Verwand - lung des Geſchlech tes. Plin. l. 7. c. 4 Gellius l. 9. c. 4. Livius. lib. 24. Mizaldus cent. me - morab. c. 1. Martin. d. l. §. 23.

Was die Verwandtung des Geſchlech - tes und die Veraͤnderung des Gemaͤchts betrifft / ſo bezeugen die Hiſtorien / daß gar offte natuͤrlicher weiß auß einer Frauen ein Mann / und auß einer Junffer oder Maͤgdlein ein Kna - be worden ſey / daher etliche geſchloſſen haben / es koͤnne der Teuffel / durch ſeine Kunſt / ſolches außrichten und zu wege bringen. Aber ſol - ches ſind ſonderliche Exempel / und iſt der Warheit viel aͤhnlicher / daß ſolche Menſchen mit den angebornen / aber annoch inwendig verborgenen Geburts-Gliedern an die Welt kommen / welches denn hernach / wenn die Bande / ſo es gehalten / zerriſſen / herfuͤr -Cardan. de var. rer. l. 8. bricht und ſich ſehen laͤſt / wie Cardanus mey - net. Weil auch durch die generationem æ - quivocam keine Gliedmaſſen des Menſchli - chen Leibes koͤnnen gezeuget werden / wird vorgewiß1512. Th. C. 1 §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.gewiß geſchloſſen / daß ſolche Veraͤnderung und Verwandelung dem Teuffel allerdings unmuͤglich ſey.

Was die Schoͤnheit und Angenehm -(5.) Schoͤnheit ligkeit betrifft; ſo vermeynet Hildebrand in Theurg. p. m. 54. daß die Hexen ihre ſcheuß - liche Haare nicht in ſchoͤne Seyden verwan - deln koͤnnen. Item wie Zauberey keinen zu Ehren bringe und Reich mache. pagina m. 254.

Daß die Hexen kein Vngezieffer machen(6.) Beſtien Formie - rung. koͤnnen; Beſihe Anton. Prætor. im Bericht von Zauberey pagina m. 47. Daß ſie ſich ſollen in Thiere verwandeln koͤnnen; Beſiehe Gol - daſtum in confiſcatione der Zauberer Guͤter. §. 37. p. m. 93.

Ob die Hexen toͤdten koͤnnen? Beſiehe(7.) Ertoͤdtung Iacobum Martini in ſeiner diſputation de Ma - gic. Action. Theſ. 26. item Ant. Prætorium im Bericht von Zauberey p. m. 51. daß rechte Zau - berhexen Menſchẽ uñ Vieh beſchaͤdigen koͤñen.

Es fraget ſich auch / ob die Hexen koͤñen(8.) Wetter - machung. allerhand Gewitter / als nemlich ſchoͤn und lieblich Wetter / Wind und Regen / Kaͤl - te und Hitze / Blitz und Donner / Eiß und Schnee / Reiff / Hagel und Schloſſen machen? Von dieſer Frage koͤnnen geleſen werden; Martin. in de Mag. Act. §. 24. 25. ex Bodin. l. 2. Dæm. c. 8. l. 2. Teat. Nat. de ventis ex Olao. l. 3. K iijc. 16.1522. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.c. 16. de Lappis & Finnonibus. Anton. Prætori - us im Bericht von Zauberey p. m. 50. 51. Item 47. &c.

Sonderlich aber kan davon angehoͤret wer -Willichius im Zauber - Teuffel c. 19. p. m. 223 b. Theatri Diabolo - rum. den Ludovicus VVillichius; Auff die Frage: Ob die Hexen koͤnnen Donner / Blitz / Reiff / Hagel ꝛc. machen / und die Fruͤchte beſchaͤdi - gen? Da wird von etlichen alſo geantwortet / daß keinerley Vngewitter mit Zauberey koͤnne gemacht werden. Dieweil aber der Teuffel auß langer Erfahrung an dẽ Eygenſchafftẽ der E - lementen meꝛckẽ kan / weñ ein Vngewitter kom - men werde / ſo gibt er / (ſagen ſie) den Zauberin - nen in ihren Sinn / daß ſie Kraͤuter und ſonſt Materien in einen Hauffen ſieden / und wenn darnach ein Vngewitter komt / ſo meynen als - denn die Zauberinnen / es ſey von ihnen ge - macht. Dieſe Meynung weiß ich nicht zuver - werffen / denn daß es unterweilen alſo geſchehe / halte ich fuͤr gewiß. Aber dagegen / glaube ich auch / daß unterweilen durch Zauberey (wenn es Gott verhaͤnget) warhafftige Wet - ter gemacht; welche mich zu ſolchem Wahn treiben / ſeynd dieſe. Erſtlich iſt gewiß / daß Gott dem Teuffel / uͤber etlicher Menſchen Le - ben / Gewalt giebet / wie vorhin offt gehoͤret. Nun iſt Wetter macheu und Frucht verder - benein geringer Schade / denn einem Men - ſchen das Leben nehmen / derohalben ſo GOtt dem Teuffel das Groͤſſer verhaͤnget / iſt zuver - muhten / daß er ihm auch das Geringere zulaſſe.

Zum1532. Th. C. 1. §. 6. Vouder Hexen ihren Thaten.

Zum andern nennet Paulus den Teuffel ei - nen Fuͤrſten / der in der Lufft regieret. Eph. 2. Nun heiſt Regieren / Macht haben und etwas vermoͤgen. So nun der Teuffel keinen Don - ner / Blitz / Regen / Winde und andere Vnge - witter machen kan / ſo wolte ich gerne hoͤren / was er denn fuͤr ein Regiment in der Lufft habe.

Zum dritten bezeuget die Schrifft klar im Buch Hiob / daß durch Verhaͤngniß Gottes / und Wirckung des Teuffels / das Feur vom Himmel ſey gefallen / und habe Schaffe und Hirten verbrennet / und ſey ein groſſer Wind und Vngewitter uͤber der Wuͤſten herkom - men / und habe auff die vier Ecken des Hauſes geſtoſſen / daß das Hauß auff die Kinder ſey ge - fallen. ꝛc. Hiob. Cap. 1.

Zum vierdten / iſt Wettermachen dem Teuf - fel kein wunderlich und uͤbernatuͤrlich / ſondern vielmehr ein muͤglich und leicht Werck / denn alles was die Natur vermag / kan er / ſo ihn Gott verhenget / zuwege bringen. Derohalben wenn die Hexe ihre Ceremonien / mit dem vier - koͤpffigen Scepter und Haͤmmerlein brau - chet / und ſtellet zu ein Wetter zu machen / ſo kan der Teuffel wol irgend ein Gewoͤlck an den Ort treiben da die Hexe hinbegehret. Oder ſo es helle iſt und nirgend kein Gewoͤlck vorhanden / kan er wol einen Wind erregen / und auß den Mitternaͤchtigen Landen / oder auß ſonſt nahenden Orten / da allezeit Eiß und SchneeK viſt1542. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten.iſt Kiſſelen und Schloſſen an den Ort bringen / welchen die Hexe beſtimt hat. Mit Schnee Reiff / Regen und dergleichen Veraͤnderung der Lufft / kan er auch ſich der natuͤrlichen Mit - tel gebrauchen und mehr zuwege bringen / denn die Menſchen waͤhnen: Etliche werffen fuͤr / die Wetter gehen uͤber die Vnſchuldigen ſo wol / als uͤber die Schuldigen / und darumb laſſe GOTT den Hexen nicht ſo viel zu. Darauf antworte ich: Man lieſet an vielen Orten in der Schrifft / daß Vnſchuldige mit den Schul - digen ſind geſtrafft worden / und Kraut mit Koͤhlen gehen muͤſſen / welches denn fuͤrnem - lich geſchicht / wenn etwan eine Miſſethat der Obrigkeit von einer gantzen Gemeine bewil - liget und angenommen wird. Gen. 34. 2. Reg. 24. Darumb achte ich wol / wenn GOTT ſol - ches dem Teuffel verhaͤnget / daß es nicht ver - geblich geſchehe / er weiß vielleicht Vrſach. Vnd wiewol offtmals die Obrigkeit weiß / daß Hexen / Wahrſager und ſolch Vngezieffer un - ter ihrem Gebiethe ſeyn / wiſſens auch andere / und geſchicht doch kein Einſehen nach dem Ge - botte Gottes / ſo glaub ich auch / daß auß dem gerechten Gericht Gottes / uͤmb ſolches Greuls willen / eine gantze Stadt oder Dorff bißweilen heimgeſucht werde. Es lehren auch etliche Philo - ſophi zuvoran die Stoici, daß mit Zauberey kein Wetter oder Vngewitter koͤnne gemacht oder vertrieben werden. Aber dieſelben ſehenallein1552. Th. C. 1. §. 6. Von der Hexen ihren Thaten. allein auff die Wirckung der Mittel / ſo dazu gebraucht werden. Daß aber diß durch den Teuffel und Verhaͤngniß GOttes geſchehen muͤſſe / da wiſſen ſie nichts von. Denn was derſelbigen Meynung hievon ſey / iſt gnugſam auß Seneca zuvernehmen / welcher alſo ſaget: lib. 4. naturalium: Rudis adhuc antiquitas credebat & attrahi imbres cantibus & repelli, quorum nihil poſſe fieri, tàm palàm eſt, ut rei cauſa nullius Philoſophi ſchola intranda ſit.

Bißhieher auß dem VVillichio, darauß wir erlernen und erkennen muͤſſen / daß es dem Teuffel ſo unmuͤglich nicht ſey / allerhand Ge - witter hervorzubringen / ſo fern es Gott zulaͤſſet. Vnd warum ſolte es demboͤſen Geiſte unmuͤg - lich ſeyn / vermag doch wol ein Menſch aus na - tuͤrlichen Vrſachen unterſchiedliche meteora zu præſentiren, wie ſolches ins Werck geſetzet hat der weitberuͤhmte Kircherus: deſſen ſeine Woͤrter ich dem begierigen Leſer ad verbum ex - cerpiret habe: doch habe ich ſie Lateiniſch gelaſ - ſen / wie er ſie geſchrieben. Weil ſolches Werck einem Gelehrten vielmehr theils zur Ver - wunderung / theils zur imitirung wird dien - lich ſeyn / als einem gemeinen ungelehr - ten Manne.

KIR CHE -156

KIRCHERVS IN VOLVMINE DE Magnetel. 3. Mundi ſive Catenæ Magn. part. 2. p. m. 433. &c. cap. 3. Μετεωρσ μαχνητισμὸς ſ. de Magnetiſmo Elementorum in produ - ctione Meteororum.

SI illa quæ in præcedentibus de mirabili re - rum ſublunarium œconomia, & magne - tiſmo, & quomodo is per muruam actionem, & paſſionem 4. elementorum perficiatur, probè perpenderis, atque intellexeris; fieri certè nequit, quin pluviarum, ventorũ, toni - truum, fulgurum, fulminum, aliarumque me - teorologicarum impreſſionum cauſas quoq; perfectè noris. Vnde hoc loco lectori cu - rioſo rem omninò gratam, & deſideratam me præſtiturum exiſtimavi, ſi quod proprium Magneticæ artis eſt, quæcunque natura hoc magnetiſmo Elementari in ſublimibus producit rara & mira, ego arte magnetico -Ars magne tico-me - teorològi - ca. meteorologica, naturæ veſtigiis inſiſtens, va - riis experimentis, variaque applicatione, qui produci poſſint, oſtenderem; ſed ſine mora rem ipſam aggrediamur.

Pluviarum productio naturalis.

Qua ratione pluviæ producantur, nos ſatis ſuperque docet ars diſtillatoria. Vbi enim alembico incluſæ materiæ rorulentus vapor, frigidam pilei vitrei concavi ſuperficiem te - tigerit, non illicò in aquã convertitur; ſed igneurgente,157urgente, & aqua evaporante, alembici corpus repletur ac ſucceſſivè magis magisq; repletur, atque ita ex vapore coacto & conſti - pato, aqua clicitur. Sol igitur maris & flu -Pluviarum cauſæ. viorum aquas, terras, & humida omnia cale - faciens, attrahensque, ea in roſcidum aërem primò convertit, mox magis attenuatum in aërem, quem ampliorem quærentem locum, ſuper aërem impellit, & hic alterum, ut uſque ad frigidam aëris regionem repellatur; pars enim prop è terram craſſior eſt, quæ à terra - rum colluvie educitur; ſed quæ ſurſum defer - tur, tenuior eſt, & ubi frigidam regionem ac - ceſſerit, ab illius intenſo frigore congelatur, & tunc deſinit eſſe levis, & in nubem forma - tur, mox evadit rorulenta, & tandem plus æquo à ſuperveniente frigore conſtipato con - vertitur in aquam, & confeſtim defluit, ad proprium ingenium, & indolem radiens, gut - tatimque in terram deſcendens, origini ſuæ poſtliminio reſtituitur. Non igitur, ut Ari - ſtoteles vult, vapor frigidam regionem ſimul ac contingit, illicò in aquam convertitur, ſed requiritur præterea conſtipatio, & coagmen. tatio vaporis, quo facto primum vaporis in in aquam ſit converſio. Sole itaque igne il - lo cœleſti vapores magnetica quadam vi, ele - mentis propria, attrahente, & elemento a - quæ veluti jus ſuũ in vapores elatos prætendẽ - te, atque innatæ ſibi magnetica vi gravitatis,præ -158.[158]præſertim frigoris ope, deorſum trahente, cauſatur pluvia.

Experimentum I. Pluvia artificialis.

Ad pluviam artificialem exhibendam pri - fiat ex laminis ferreis tholꝰ ſive hemiſphę - riũ duplicatum, ferreis filis craſſioribus, ſi ma - china parva; ſi major fuerit, fortioribus ferra - mẽtis veluti columnis iñitẽs. Hoc peracto, fiat ex ære vas cũ collo oblõgo, quod humore ad medietatẽ ferè implebis, tholo vero duplicato nives, ſeu contuſas glacies unà cũ nitro ſeu vi - triolô permixtas inſeres; habebisq; inſtrumẽtũ præparatũ. Tempore igitur, quo amicis expe - rimentũ pluviæ demõſtrare deſideres, ſuppo - ſito ſupra ignem vaſe, rarefiet aqua; quæ mox rarefacta, per colli orificium, cum impetu in vapores abiens, in cavitatem hemiſphærici tecti ſeſe recipiet: verùm vapor hic ex frigore à latente glacie, vel nive cauſato compactus, condenſatusq; paulatim in aquam reſolutus guttatim omniũ aſtantiũ admiratione, deſcẽ - det. Hoc autẽ inſtrumentũ ad naturæ exẽplar factũ ita probo. Quoniam n. tholus nive re - pletus aerẽ incluſũ ſibi ſimile reddit, videlicer frigidiſſimũ; refert hujusmodi aer mediam re - gionẽ aeris frigidiſſimã, vas verò aqua repletũ inferiorẽ aeris regionẽ reflexis ſolis radiis æ - ſtuantem; aqua igitur in vaſe, æſtu in vaporem abiens, aſcendet usq; ad regionẽ aeris frigidi. Ergo159Ergo vapor condenſatus ibi non ſecus ac va -Pluvia. pores à Sole attracti ad mediam regionem ae - ris, & in aquam reſolutus, tandem guttatim decidet, pluviamque exhibebit. Quod ſi quiſ - piam in ampliori loco hanc eandem pluviam exhibere voluerit, is tectum fabricæ nivibus repleat, in pavimento verò vos aliud ferven - tibus plenum cineribus, aut ſilices grandiores prius candefactos collocet. Hujuſmodi igitur ſi aquam frigidam affuderis, major pars aquæ illicò in vaporem aſſurgens, ſuperius fabricæ tabulatum petet; cujus aerem cum ex nive inibi repoſita frigidiſſimum reperiat, totus ille vapor condenſatus, atque in aquam reſolutus, per guttas in pavimentum deſcendens, frago - re, frigore, aliisque affectionibus pluviæ pro - priis, imbrem perfecte referet. Quæ quidem fabrica, ſi ſoli exponatur ea ratione, ut oculus tuus ſolem inter, & roſcidum vaporem jam frigida regione in guttas reſolutum conſtitu - atur, & ea Iridem quoque tibi perfectam re - præſentabit. Quod ſi ſanguineam pluviamIris quo - modo fiat & pluvia ſanguinea. deſideras, humorem vaſis minio, aut cinna - bri dilues, & aqua hac arte præparata in vapo - rem rubeum aſcendet, quæ deinde condenſa - tione frigoris in guttas reſoluta ſanguinis in - ſtar non ſine intuentium admiratione deſcen - det. Atq; ex hoc experimento facilè cauſa ſan - guineæ pluviæ, quam ſæpe contigiſſe autho - res notant, aqua videlicet terræ rubræ mixta, in vapores attenuata, reſolutaque, innoteſcit.

Conſe -160

Conſectarium. I.

EX hoc experimẽto patet, qua ratione ni - ves, atque grandines produci poſſint. Si enim tholo folles apponas, quorum flatus per meandros tholi glacie, aut nivi - bus repletos procedat, cauſabitur hujuſ - modi flatus in cavitate tholi aërem adeò fri - gidum, ut omnia ſtatim in glaciem convertat. Vapor igitur in cavitatem tholiaſcendens, & ad reſolutionem jam diſpoſitus, à flatu hoc gelidiſſimo pervaſus, atque in nives conver -Grandinis niviumque productio. ſus, qui ſub atra forma prius aſcenderat, jam albicantibus floccis omnia contegens deſcen - det. Quod ſi vaporis in guttas facta fuerit re - ſolutio, flatuſq; follium per nivoſa loca fuerit vehementior; guttæ in orbiculos glaciales ſtatim congelabuntur; unde vapor, qui aeris aſcendendo naturam aſſumpſerat, hac meta - morphoſi in grandinem mutatus, terreno ve - luti quodam veſtimento indutus non ſine in - tuentium admiratione, & fragore grandino - ſo revertetur. Dixi, ſi flatus follium fuerit vehementior; quia ad grandinis procreatio - nem requiritur maxima vis frigoris, unde in hoc negotio folles duplicandi forent.

Conſectarium II.

Cauſa ni - vium in bo realibus partibus.

PAtet ex hoc experimento cauſa nivium in locis borealibus, aut altiſſimis monti - bus: ſicut agitata enim aqua aëre intercurren - te ſpumeſcit, ſic agitato ventis aëre jamjamroſcido,161.[161]roſcido, & in nubes coalito, ſpumas concipit, quæ inhorreſcente frigoris rigore in nivem concreſcit, unde ſicut hyberno tempore ſpi - rante Borea nubes deductæ ac jactatæ; quæ crebris humoribus madeſcunt, ex agitatione illa ſpumeſcunt, ſic ſævientibus frigoribus ſu - perato, debellatoq; calore, qui in aere cõclu -Cur gran - do æſtate plus ſæviat quam hye - me. debatur, in nivem condenſantur. Cur ve - rarò hyeme, æſtate ſæpiſſimè grando ſævi - at, hæc eſt ratio, quod grandinis materia præ - ter quàm quod gelidiſſimum ventum perva - dentem ſe requirat, ipſa ex aere, vel aqua te - nui & tepente ſit, cujuſmodi vapor ille noſter tepore atq; tenuitate ſua refert: experientia enim docemur, aquam calidam gelido cœlo expoſitam, frigida facilius congelaſcere: acce - dit quòd aqua prius calefacta, rigente cœlo in ſolidiorem, durabilioremque glaciem con - creſcat, quàm frigida. Confirmat dicta ex - perimentum ſatis vulgare, quo vinum, & quem vis liquorem potabilem ſumma æſtate in glaciem penitus convertunt, addunt nivi - bus ſalnitrum, vel vitriolum, aut Sal commu -Experimen ta, decon. gelando li - quore quo - vis æſtatis tempore. ne, & hiſce phialam vino repletam cooperi - unt, & exiguo tempore congelaſcit; eſt enim nix media regio, ſalnitrum admodum vento - ſum, & frigidum, ſeu Sal commune frigidum cum calido Auſter, & Septentrio. Patet igitur, grandines non ex aere ſolum, ſed ex calore, &Lfrigore162.[162]frigore eſſe compoſitos, & plerumque æſtate tantum generari, non item hyeme.

Experimentum 2. Ope magnetiſini Elementaris, ventorum na - turalis, & artificialis productio.

Ventorum cauſæ.

Ventus hac ratione producitur. Sol terram circumiens radiisque ſuis eam verberans, ca - lorem ingentem ex reflexione gignit, unde is aerem calefaciendo extenuat; Sic in vaſtum ſe locum explicans, ſuperna petit, in omnem partem longè lateque diffuſus, ſicq; ingenti auctus mole, nec ſui amplius capax, proxi - mum ſibi aerem faceſſit, diſploditque; hic vio - lenter diſploſus, cum altero ſibi vicino collu - ctatur; hic victus comprimitur, ceditq;: locũ proximum victor occupat, ubi facilior exi - tus invitat, & non impeditus craſſiore vapore, ſe recipiendo, quà data porta ruit. Coarcta - tio autem rarefacti aeris, & compreſſio ita contingit: poſtquam Sol attenuatam, & in va - pores converſam aquam ſuſtulit in altum, ad medium uſque aerem; cum ipſi vapores non - nihil addenſati, frigore deorſum ruunt, inſtar craſſioris nebulæ, donec contingant aerem infimum calore perfuſum undique. Hic aer ca - lidus, iterum reſolvit, attenuatque vapores, à quibus ipſe viciſſim preſſus atq; agitatus, ven - torum cauſam ſubminiſtrat. Haud ali - ter calidus craſſusque aer ſuperficiem terræ proximè circumſtans, ac irruentibus denſis,frigidiſq;163.[163]frigidiſque nebulis & ipſe craſſeſcit, mox aliò delatus extẽditur iterum, fitq; ſubtilior, unde vento adaugetur materia, & quaqua iverſũ ex - panditur: ſæpeetiã nubes adverſis quaſi frõti - bus occurrũt: Namq; frigidus denſusque aer ſurſum pellit calidiorẽ, uſq; ad loca mediæ re -

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gionis frigidæ, ubi is denſatus à vicinarũ nubium frigore, de - nuo petit loca infe - riora, iterũq calore horũ reſolutus atte - nuatur, & à globi te rreſtris facie avo - lat. Hac ratione ve - niunt, abeuntq;, & variè vagantur ven - ti, ventilantes tellu - rem, & frigetacien - tes inferiorem hanc mundi coloniam, a - liosque innumeros uſus conferentes ex ſapientiſſimo & o - ptimo. Dei conſilio. Ventus autem arti - ficialis iisdem prin -Ventus ar - tificialis per Acolia[s]pilas. cipiis inſiſtẽdo ma - ximè opera Aeolia - rum pilarum perfi - citur. Ita autem fiunt. Pila conficitur ex ære aut cupro, aliove metallo forti, quod ignisL 2violen -164.[164]violentiam ſuſtinere poſſit; habeat pila hæc collum vel curvum, vel rectum, per inde eſt, aut etiam capitis humani figuram, ut hic re - præſentatum vides, quod in acutiſſimum fo -Pilæ AEolię.

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ramen terminetur. Hiſce ita confectis, aquam hac arte impones: pilas fervefactas conjicies in aquam frigidam & aer rarefactus intus, in minorem locum redactus, cum aliud corpus non habeat, quod in locum deſertum ſubſti - tuere poſſit: aquam per foramen minimũ ve - luti ſuctu quodam ad ſe attrahit, pilaq; hac ratione liquore repletur, quamvis etiam trochleola vas Aeolium, ad id replendum a - qua, aperiri & claudi poſſit. Impletis ita a - liquouſque aqua pilis, eas ſupra carbones, aut ignem collocabis; & ubi aer vapidus incluſus rarefieri ceperit, ingenti ſtrepitu, & fragore per anguſtias collilelapſus in flatus abibit; tan tũ enim ventũ ſuppeditant, ut adveru verten - dũ is ſufficiat. Ego plurimas quoq; machinashujus165.[165]hujus ope circumago. Chymico verò nego - tio, aut fabri hoc inſtrumentum, præſertim in carbonibus ſufflandis, egregium omnino &Mira ope Acoliarum pilarum fieri poſ - ſunt. penè neceſſarium uſum habet. Multa alia, ope harum pilarum perfici poſſunt, ut anima - lium quorumvis voces, tonitrua, fluxus ma - ris, motiones inviſæ: verùm quia ea in alium locum reſervavi, brevitatis cauſa, hic libens prætereo, præſertim cum Ingenioſus lector ſe ipſo infinita alia ex hoc unico experimento elicere poſſit.

L 3Alius166.[166]

Aliꝰ modus artiflcialiter excitãdi ventos fit cõpreſſione aeris, hac qua ſequitur ratione. Sit

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aqua viva loco A. Hanc fluere permittes in canalem A B, quem ita conſtrues. Fiat ex 4. aſſeribus longis quotlibet pedum, canalis(nota167.[167](nota tamen quod quantò canalis fueritAlia ma - china Aco - lia in uſum Fabrorum, organo - rum ſimi - liumque o - pificiorum. longior,, tantò ventus futurus ſit vehemen - tior) figura piramidali, ut monſtrat figura A B C, inferius habeat vas, ſive receptacu - lum E D cui inſeritur, habebisq; inſtrumen - tum præparatũ. Si itaq; ventos vehemẽtes ex - citare velis, aquã A in canalem A D. influere permittes; quæ vehementi impetu in recepta - culũ ED. præcipitata, aerẽ in vaſe E D violen - tia ſum̃a per os Vcanalis VX. protrudet: cũn. a - qua E præcipitata, magnã ſecũ aeris portionẽ devehat, atq; aqua ipſa ex vehemẽti com̃otio - ne, illiſioneq; attrita diminutaq; in aerẽ mu - tetur; nunquã in receptaculo D E deerit aeris ingens agitatio & conſequẽter flatus perpetui per V eruptio. Vidi ego in multis locis Mallea - tores, Vulcaniis in officinis, ad ferrum in vir - gas diducendum, & ignes perpetuo ſufflan - dos, loco folliũ hujuſmodi canaliũ artificioſaMachina ad folles ſufflandos. conſtructione uti. Eſt autem ventus hujuſmo - di adeò vehemẽs, ut nihil fere orificio apponi poſſit, quod nõ veluti ſagitta quædã per aerẽ in longũ ſpaciũ ſola flatus vehemẽtia cõjiciatur. Qui proinde hanc rationem bene perceperit, nullo negotio, Angelorũ figuras ex levi mate - ria effictas, uti & volucres, globos in aliqua vitrea ſphæra vento pervia, aliaq; corpora ad naturę exemplar in medio aeris ſuſpendereFlatus ve - hementia. poterit; nullo alio, niſi ſola aeris commoti ve - hementia fulcita. Qua ratione quoq; hy - draulica. ϑάυματα, hac arte exhiberi poſſint,L 4paulò168.[168]paulò ante propoſita figura ſatis oſtendit; in qua nota, aperto epiſtomio T. aviculum can - tare; aperto epiſtomio P. organum reſona - re; aperto denique epiſtomio V. ignem po - tenter ſufflari, ſed hæc obiter tantum indi - caſſe ſufficiat.

Conſectarium I.

Cauſę ven - torum va - riæ.

ATque ex hiſce patet, cur ventus Borca - lis frigidus & ſiccus ſit? cur è contra Auſter calidus humidus? cur aliqui noxii, nonnulli ſalubres, quidam fœcundi, alii ſteri - les? quia videlicet ventus diſpoſitionem me - dii, per quod tranſit, aſſumit: quod ſi frigi - dum ſit, ventos frigidos, ſi calidum; calidos; humidos, ſi humidum; ſi per vapores aut exhalationes venenoſas, flatus noxios & in - terimentes, uti è contra per ſalutares terræ exhalationes, ſalutiferos quoque flatus cau - ſabitur, quæ omnia Acolium noſtrum orga - num docet: ſi enim per canalem nive reple -Ventorum variis qua l a - tibus affe - ctorum ar - tificioſa productio. tum ventus tranſierit, frigidiſſimam auram & glacialem producet, ſi per eundem cana - lem candentibus coopertum carbonibus, ar - dentem & æſtuantem auram, ſi denique per canalem materiis odoratis, aliisque ſalutife - ris ut cinnamomo, chariophylliſque reple - tum ſpiraverit, fragrantiſſimum auram cau - ſabitur; & ſic de cæteris idem judicium ſit.

Conſe -169.[169]

Conſectarium II.

HINC quoque patet, cum auſtri hyeme, & autumno ſpirent, non ita ſeptentrio?Cauſa ven - torum. cur Auſter noctu, Boreas die vehementiſſi - mus ſit? cur Aquilo propinquis in locis ne - buloſus, remotis ſerenus, & contra Auſter? cur Favonius horis pomeridianis, non matu - tinis ſpiret? cur item in regionibus maritimis, diurno tempore è mari, nocturno verò è ter - ra ſpiret ventus? Cur in Occano Indiæ orien - talis, ordinariè regant orientales & occiden - tales venti, cut item ex certis montium caver - nis ingens continuò ventus proflet? Memini in Liparis, ſeu Vulcaniis Inſulis in rupe qua - dam foramen mihi oſtenſum eſſe, è quo ven - tus continuus ita frigidus erumpit, ut aqua ibidem expoſita brevi tempore in glaciem congelaſcat. Similia foramina ſunt Soteræ in Sicilia in ipſis ædibus. Quorum omnium effectuum cauſas è natura petitas, operæ pre - cium foret exponere, niſi ſcirem eum, qui ha - ctenus propoſita probè noverit, quive mo - tum ſolis in Zodiaco, & quotidiè ex ortu in occaſum (quem ignis æolio noſtro inſtru - mento, quod terram & aquam refert, pro - portionali intenſione caloris applicatus men - titur) probè conceperit, ſine omni moleſtia ſuo marte, ad perfectam eorundem cognitio - nem perventurum. Nunc igitur à ventis ad tonitrua, & fulmina.

L 5Experi -170.[170]

Experimentum 3. Ex magnetiſmo Elementorum, fulgurum & to - nitruorum, aliorumq; Meteororum ignitorum naturalis & artificialis produ - ctio.

CUM fulgura & tonitrua ex aere ſicciſſi - mo, juxta ac validiſſimo originẽ nãciſcã - tur; ita ea naturaliter producũtur. Aqua virtu - te radiorũ ſolariũ rarefacta faceſcit in naturã acris & in ſublime acta procul à terrę globo cõ - dẽſatur, cõcreſcitq; frigore, & in anguſtũ coa - cta indolẽ priſtinã reſumit; dum porro ſpecie nebulæ deorſũ properat, diſpellitur ab aere frigido verſus aerem calidum, ſiccum, ſubtilẽ - que, qui ocyus pervadens craſſam illam nu - bẽ rarefacit, atq; ad ſummam perducit ſubti -Fulguris & tonitru cauſæ. litatem, reducitq; ad naturam aeris. Itaq; dũ corpus illud momẽto extẽditur, ut vel ſexcẽ - tuplo fiat majus, poſtuletq; locũ ampliorem cumq; ob frigidiorũ craſſiorũq; nubiũ obſta - cula exitũ nõ inveniat, neceſſario ex hac cõtra - riorũ colluctatione horrẽda quædã agitatio atq; com̃otio oritur, quæ exhalatio accẽſa cũ fragore & ſtrepitu horrẽdo erũpit, donec tã - dem adipiſcatur ſpaciũ quantitati ſuæ ęquale. Verũ cũ nullũ penè tonitru ſine corruſcatione aut fulgure (quæ manifeſta alicujꝰ incenſionis factæ ſigna ſunt) eveniat, qui hujuſmodi accẽ -ſio171.[171]ſio fiat, jam videamꝰ. Sol igitur indefeſſo - li motu ſuis radiis in terram ſeſe inſinuanti - bus, ex fimo aquis macerato, cloacis nitro - ſis, pecudum ſtercoribus, lotioque anima - lium, aliisque putreſcentibus materiis, ex ſul - phureis & bituminoſis, aliiisque mineris, uti & arboribus pice & reſina tumentibus, pin - gues & uſtibiles exſpirationes ſive exhala - tiones, & incendiarias elicit, quas in aerem convertit, quæque ſua natura irrequie - & ſponte mobiles, impellentibus ra - diis ſolis, aere fiunt leviores & ab eo in ſublime vectæ, ad frigidiorem plagam per - veniunt, & cum ob pinguedinem, calidita - tem tenuitatemque non facilè condenſentur, ipſam pervadunt, ſed frigoris circumſiſten - tia vehemẽter coarctatæ, vehementiq; nubi - um colluctantium alliſione in maximã tenui - tatem ſubtilitatemq; reductæ, atq; in ignem verſæ, vel etiam fomitis inſtar ab igne vicino, à ſummo uſq; ad imum accenduntur, & tunc cœlum coruſcare videtur, & in media fulguratione à ſummo ad imum, quaſi accenſus funis videtur; etſi enim paulatim accenſio fiat, tam velox tamen eſt, ut uno momento fieri videatur. Verùm rem aliter ſeſe non habere, id machinis ad naturæ exemplar fabricatis ἐμπειρικῶς jam probabimus. Dupliciter igitur to - nitru excitari poteſt, vel condenſatione,vel172.[172]Productio tonitru ar - tificioſa. vel rarefactione aeris. Condenſatione ita fit. Accipe ſphæram æneam, aut etiam ferream, quam ad medietatem aqua repletam igni im - pones, uſque dum aer intus in maximam te - nuitatem reducatur, factoque minimo fora - mine, ut tranſpirare aer rarefactus non poſ - ſit, expones eam cœlo gelido, & aer incluſus ambientis aeris frigore condenſatus, cum a - liud corpus, utpote clauſo vaſe ſubſtituere non poſſit, ne aliquod in natura rerum vacu -Experimen tum. um concedatur, vas ingenti & horribili ſoni - tu in mille partes diſruptum, laboranti aëri ſubveniet. Quod ſi idem vas ſarcte clau - ſum igni vehementiori impoſueris, ex ni - mia aeris concluſi rarefactione ampliorem locum petentis, vas ruptura ſua ingentem fra - gorem inſtar tonitru odens, laboranti aëri lo - cum quantitati ſuæ convenientem concedet. Non ſecus fieri judicandum eſt in tormentis bellicis, dum ingentia pondera exigua quan - titate pulveris accenſi, poſt corruſcationem cum ingenti tonitru exploduntur. Quemad - modum igitur in fulgure & tonitruo excitan - do, natura requirit exhalationem nitroſis & ſulphureis ſpiritibus turgentem: ita pyrius hic pulvis ex ſalnitro quoque, ſulphure, & car - bonibus conficitur: atque ſulphuris quidem munus eſt accendere, nitri verò ventoſi atque aerei, in ignem cum ſonitu difflari.

Hoc loco omittere, non poſſum, quin deſclopi173.[173]ſclopi ventoſi conficiendi ratione aliqua inſe - ſeram; ſiquidem inventa eſt non ita pridem ratio ea violentia comprimendi intra cana - lem aeris, ut in multis majorem effectum præſtet, quam vel ipſi ſclopi, quos muſque - tas vulgò vocant; quæ res cum ſingularem ſuſcitet in intuentibus admirationem, nolui ejus hoc loco conſtructionem præterire. Ita autem Aeolius Sclopus fit.

Fiat ex cupro, ferro, aliavè materie canalisConſtru - ctio ſclopi Acolii. in tres partes, ſeu loculamenta diviſus, quo - rum primum A L onerando ſclopo ſervit; al - terum AC cameram, ſive aeris compreſſi re - ceptaculum conſtituit; tertium fiſtulam CD. ad globos, aliaque projectilia excutienda or - dinatam. Truſillum, ſive ut Artiſtæ vocant, piulcus RL, quo aer intra cameram ſuam co - arctatur, ita conſtruetur: Manubrio ſive fer - reo ſtylo K L. circumdetur cilyndraceum quid, ex ferro, aut ligno, aut corio tectum, quod canali A C. ita quadrer, ut ei intruſum, omnem aeris elabendi occaſionem interclu - dat: habeat autem Truſillum L K. in fundo I. platiſmation, ſive aſſarium, cujus meatus ex I. tranſeat in K; hoc enim facto continget, ut dum I K. in arctum canalem violenter intruditur, aſſarium I. claudatur; dum extrahitur verò, aſſarium apertum, per meatum I K aerem, ne intra ſpacium NI. va - cuum concedatur, denuo admittat.

Porrò174.[174]

Porrò ſecundum receptaculum ſive came - ra aeris A C in fundo N aliud habeat aſſariũ, quod ita ei adaptetur, ut dum truſillum cana - li ſuo violenter intruditur, illud aperiatur; dum extrahitur verò, arctato intus aere de - nuò claudatur. Iterũ in camera A C. inſeratur aliud aſſarium F O C, ea forma, quã tibi figura T S V demonſtrat, inſeratur autem canali A C, ſive cameræ aeris, loco FOC, ea ratione, ut mox ac F. Truſillũ, quod VK correſpõdet, fo - rinſecus premitur, F. aſſarii partẽ O aperiat; & viam incluſo aeri per C D canalem patefaciat. Ita igitur inſerendum eſt, ut aer incluſus, at - tractusq; per CD. canalem, niſi aperto aſſario, elabi nunquã & nullibi poſſit, habebiſq; inſtru - mentũ pręparatũ, quo ita uteris. Pila plumbea im̃iſſa per canalẽ CD. contuſa charta coarcte - tur quo facto piulci ſive Truſilli KL opera aërẽ intra camerã A C. coges, ea ferè ratione, qua intra luſorias pilas aer conſtipari ſolet; quo fa - cto, ſi F. truſillum forinſecus premas, ecce aſ - ſarium O opertum, conſtipato aeri locũ præ - bebit, qui & canali C D illapſus, pilam tanta vi expellet, quãta vix ſclopus ordinariꝰ poſſit.

Vide ſchema appoſitum: ſub ſign. *

Hæc dum tracto, omittere non poſſum - quin Lectori curioſo admirandum quoddam ex auro pyrium pulverem conficiendi ſecre - tum pandam; cujus experimentum ego pri - in Germania apud ſummum quendam artificem vidi, poſtea idem apud doctiſſimumvirum175virum Petrum Caſtellum in inclytâ Meſſanen - ſiũ Academia Medicinę Profeſſorẽ, amicũ meũNovum pulveris pyrii ex au - ro confici - endi inven - tum. obſervantiſſimum, in libro inſigni deIncẽdio Veſuvii proditũ cõperi. Ita autẽ res ſeſe habet. Aurum in calcem redigatur Aqua ſorti, Sale armoniaco, & oleo tartari præcipitati: hæc calx quam primùm, etiam ad odorem ignis, præſertim ſi inſtrumento quodam excite - tur, ſponte ſua in flammam, cum ingenti fra - gore & ſonitu abit, exigua enim hujus calcis portio incenſa, omnes pyrii pulveris ordinarii vires & efficacia, & ſonitu longe ſuperat, in tantum, ut auditivum organum vehemen - tia ſua obtundere videatut. Accedit quod hujuſmodi pulvis à nitrato pulvere diſcre - pet, hoc ſuperna, illo inferna petente: ſi enim aureum hunc pulverem alicui lami - impoſitum accenderis, alta non petet, ſed lamina perforata, inferna petet. Innu - mera, eaque miranda de hujus pulveris viri - bus, effectuumque adeo prodigioſorum cau - ſis hoc loco mihi dicenda forent; ſed cum ea in Pyrographiam noſtram, ſive Geographiam ſubterraneam reſervaverimus, hic ea tan - tum, ut Lectorem ad inexhauſtas naturæ divitias rimandas animarem, breviter in - nuere volui. Hic igitur pulvis in exiguaEffectus ra - ri pulveris. quantitate, certis quibuſdam concavis locis, obturatiſq; impoſitus, mox ad ignis odorẽ in flam̃as cũ terribili ſonitu ipſũ cõcavi pavimẽ - tũ qualicũq; ex materia fuerit, terebrãdo, triarefert176.[176]refert perfectiſſimè; fragore & inuſitato quo - dam murmure, tonitru, accenſione fulgura & coruſcationes, fulmen denique ipſum, vi quadam terebrativa inferiora petente. Hu - juſmodi naturæ miracula, niſi propriis oculis meis intuitus fuiſſem, nunquam ſane credi - diſſem. Sed nos ad filum inſtituti noſtri re - vertamur.

Fulguris productio artificialis.

Coruſcationes præterea ita artificialiter produces: accipe ſulphur, ſalnitrum, Cam - phuram, & Naphram; anaticè contrita miſce - antur, mixta, ſpiritu vini omnia diluantur, diluta hac arte in cucurbita ſimul ponantur, cui ſi ignem ſuppoſueris, humor vini ſulphu - reus, nitroſis bituminoſisque fætus ſpiritibus evaporans, ſe longe lateque diffundet: ſi ita - que arrepto titione, candela, aut carbone medium hujuſmods vapidum perſtrinxeris, in momento totus vapor in flammam abibit, & in loco obſcuro coruſcatione ſua fulgur per - fectè mentietur. Quod ſi vapor dictus in guttas per aerem frigidum circumſtantem fuerit reſolutus, titio hoc medium perſtrin - gens, totumque hunc indigeſtum vaporem accẽdens, jacula, ſtellas cadentes, Capreas ſal - tantes, aliaque quam plurima non jucunda minus quam admiranda ſpectacula exhibebit.

C A -177.[177]

CAPUT IV. De Mixtorum corporum Magnetiſmo; ſive De mixtis corporibus, & quomodo ea arte Magnetico-meteorologica juxta naturæ exem - plar in ſua Elementa reſolvan - tur.

NIHIL verius eſſe, quàm omnia in omni - bus; ſatis ſuperq; Magnetica hæc rerum catena demonſtrat, qua omnes res ita arctè ſibi invicem connectuntur, ut etiamſi con - trariarum ſint qualitatum, in unum tamen la - tente quodam rerum omnium conſenſu Ma - gnetico coeant. An nõ vidiſti, quã mirabilis ſitMira rerum concatena - tio. Elemètorũ luſus? quã contraria et. ſe, median - te altero ambiant. Quomodo ignis aquæ, a - qua igni, terra aeri, aqua terræ cõjungãtur? & quomodo mundus hac diſcordi rerum con - cordia conſervetur? Quid enim eſt in cœlo; quod non ſibi elementaris quoque regio ven - dicet? & quid in elementari regione, quod ſubterraneus mundus non contineat? natura in omnibus ſemper eſt ſui ſimilis, cujus pri - maria in elementis ſedes eſt, ex quibus omnia, quæ in ſenſibili hoc & corporeo mundo ſunt, conſtant; omnis actionum naturalium pro - ceſſus magneticis conſt at legibus, quibus im - buta primò elementa eas cęteris deinde mix - tiscommunicant. Vides quomodo craſſum illud aquæ corpus, à ſole, igne illo cæleſti, ſen -Mſibiliter178.[178]ſibiliter attractum in altum, in latè diffuſum aerem mutetur parte in ventos abeunte, par - te in pluvias ad terram irrigandam deſtina - ta, frigorisque nocturni vehementia iterum condenſata, atque in rorem diſſoluta? quo quidem ſitiens terra inebriata, in eo quaſi putreſcens, liqueſcit. Dum porro duo hæc cõ - juncta totam plantæ ſubſta ntiam pervadunt, ſolis virtute liquidus humor ad extremi - tates uſque plantarum attrahitur, iſque cum ſua natura ſubtilior & levior, quam terreſtris portio, nutritioni deſtinatus ſit; hincIncremen - tum vege - tabilium. fit, quod liquor attenuatus faceſſit in aerem, relicto plantis terreo nutrimento, quod ex in - genita ſua poteſtate, & vita attractum, con - vertunt in ſubſtantiã ſibi ſimilem. Atq; hinc eſt una alimonia omnium è terra naſcentium o - mniumq; viventium corporum. Hæc eſt cauſa, quod omnia poſt putrefactionẽ in ter - ram revertantur; experimẽto quidẽ indubio, ſed quod vix milleſimus quisq; vel intelligit; vel rectè perpendit. Hac eadem ratione mi - neralia, vegetabilia, & ſenſitiva omnia cre - ſcunt, vivunt, & conſervantur. Non alia eſt rerum procreandarum in hoc magno na - turæ conjugio ratio: in quo ignis ſpõſus, ſponſa aqua, terra & aer paranymphi, quibus median - tibus coëuntes, infinitam mixtorum produ - cunt ſobolem. Elementum enim quodlibetin179.[179]in ſua ſphæra eſt, ſed unum ex alio vivit, ut ſupra dictum eſt, & tamen conjuncta non conveniunt, niſi alio mediante. Sed aqua eſt omnium Elementorum mater; hanc incubat ſpiritus ignis; cauſante igne, aqua fit materia ventorum, vaporumq; aptorum, ut congelẽ - tur cum terra per aerẽ crudũ, qui ab initio ſe - paratus fuit ab illo, & hoc motu perpetuo ſine intermiſſione fit. Ignis igitur non efficitur aliter niſi motu, motus ergo elementorum cauſat calorem, calor movet aquã, aqua aerẽ omnium viventium vitam. Iterum elemen - tum aquæ aeris flatibusagitatum, oleagine - um ſeu bituminoſũ humorẽ producit, & ſole opitulante ſalem. Quæ omnia luculenter de - monſtrat divinum illud diſtillandi ſtudiũ, ubi ignis agens in res humidas, & vapidas, quæ tumentis vaſis alveo clauduntur, ad vaſis Caput, ſui vi caloris ſpiritus ſubvehit, ubiDiſtillandi ars ſimilis naturæ. frigore concreti, denſioresq; facti vaſis for - nices irrorant, & demum per canalem in ſub - jectũ receptacuiũ guttatim refluunt. At ſi co - pioſius ignẽ ſuppoſueris, ſpiritꝰ veluti torrẽtis vi æſtus fractus, in pinguẽ ſubſtantiã vertitur, id eſt, in oleum, & penitiores qualitates elicit. Idẽ etiã eveniet, ſi vas ſoli tepido, vel fervẽtio - ri, expoſueris: nã & aquã, & pingue diſtillabit. Pari prorſꝰ ratione ignis ille cęleſtis terras, plã -Ortus & in - cremen - tum plan - tarum. tas, herbas calefaciens, humidos vapores, qui ſunt rores plantarũ, oleũ, & reſinas per latẽtes,M 2&180.[180]& apertos corticis poros, veluti per ſypho - nem attrahit, purum ſemper ab impuro ſepa - rando; purum ſtat & congelatur in flores, im - purum abit in folia, in corticem quod groſ - ſum ſpiſſumq, eſt, id quod vapidum ac pingue eſt, attenuatum in aerem elevatur; at no - cturno frigore condenſatum in rorem abit, ac herbis ſuis reſtituitur, quas & autelucano madore conſpergit, variarum virium proRos vires plantæ, cui inſidet, ha - bet. conditione plantæ, cui inſidet, particeps. Pin - que verò exhalans condenſat um in mel, gum - mi, & glutinoſos liquores, ſudoreſq;, cujus modi manna eſt, ſuper idoneos frondes, trun - cos, & ſaxa inſidens abit. Sic unusquiſque liquor inſitas ſuæ plantæ virtutes retinet. In hunc igitur modum res creſcunt, ex aqua vi - delicet omnia: Nam ex illius vapore ſubtilio - re, res ſubtiles & leves; ex oleo verò res gra - ves & precioſioris ſubſtantiæ; ex ſale verò res prioribus longè pulchriores. Si enimVapor παντόμορ - φος. vapor ille ϖαντόμορφος, prima metallorum ma - teria (quæ quidem nihil aliud eſt, quàm hu - miditas quædam mixta aere calido, & eſt in forma aquæ pinguis adhærentis unicuique rei puræ, vel impuræ in uno loco abundantius, ob terræ poroſitatem ad magneticam virtu - tem exercendam, resque ſibi convenientes attrahendas aptiorem) ſi inquam è profun - diſſimis terræ viſceribus incluſa (quibus toti terreni mundi machina veluti animatur, ſub -lima -181.[181]limaturque) per varia terræ ſpiracula velutiAuri gene - ratio. ſyphones quosdam in varia loca, ſingulasq; rimas penetrans, diffunditur, fit, ut ſi dictus vapor per loca calida & pura, ubi parietibus ſulphuris lentor, & pinguedo adhæret, trans - ierit, ſtatim ac commodando ſe adjungatur illi Pinguedini, quam poſtea ſecum ſublimat, & tunc fit unctuoſitas, & relicto vaporis no - mine, accipit nomen pinguedinis; quæ poſtea veniens ſublimata ad loca alta, quæ jam va - por antecedens purgavit, ubi eſt terra ſubtilis,Plumbi ſtanni pura & humida, implet poros ejus, & juncta illi aurum efficitur; ſi verò pinguedo illa venit ad loca impura frigida, fit plumbum; ſi verò talis terra pura ſit & mixta ſulphuri, fit ſtan - num, quo enim magis depuratus locus fuerit, eo pulchriora reddet metalla; ſi vero ad ter - ram ſiccam & impuram, ſive homogencam telluris partem pervenerit pinguedo illa, fer -Ferri. rum generabit. Sic vapor ille ſublimatus per poros terræ ſecum omnem impuritatem ter - usque ad circumferentiam trahens, ab ae - re congelatur; quod enim aer creat purus, aerLapidum. congelat crudus, quia aer in aerem habet in - greſſum, & ſe jungunt invicem, φύσιςγὰρ τῆ φύσει τέ ρπεται; ita fiunt petræ, & montes ſaxei. Quod ſi vapor naturæ per ſe ſublimatur ſine acceſſu pinguedinis & ſulphuris, & venit ad locum aquæ puræ ſalis; fiunt adamantes, &Adaman - tis. hoc in locis frigidiſſimis, ad quæ pinguedoM 3perve -182Pervenire nequit, ſi ad locum aquæ vitrioli vi - ridis, in ſaphyrũ aut ſmaragdum congelatur, ſi in aquã cinnabaris ſubtilẽ, in Rubinũ cõdenſa - tur; (ubi nota omnem aquam, ſi ſit ſine ſpiri - tu, calore; ſi verò ſpiritum habeat, rigore congelari: qui illud ſciverit, maximum ſecre - torum ſe adeptum eſſe norit) Non ſecus, ac ſi in plano aliquo diverſi coloris, & pro - prietatis res, veluti ceruſſam, minium, cinnabarim, æruginem, ſal, vitriolum, arſe - nicum, & ſimilia in circumferentiã diſponas, è centro verò hujus plani liquor ſcaturiat, qui ſe per to tius planæ ſuperficiei ſpaciũ diffũdat; certum eſt liquorem cum ceruſſa album, cum minio rubrũ, viridẽ cum ærugine, cum arſeni - co flavũ futurum; iterum cum ſalis aqua æru - ginea mixtũ, uti ſmaragdinũ aliquid, & vitri - oli ſulphurati aquam cum cinnabari aliquid pyropicum producturũ. Pari ratione, ſi liquor prædictus rebus ſapore dulcibus cõjũctus fue - rit, dulcia;; ſi acribus & amaris, acria & amara; ſtipticum ſi ſtipticis, venenoſa, ſi venenoſis; ſalutifera, ſi ſalutiferis, ſingulis rebus humorẽ magnetica quadam vi ad ſe trahentibus, &Liquor ter - quam tranſit qua - litates aſſu - mit. in ſubſtantiam ſibi ſimilem transferentibus. E cujus quidem humoris, cum infinitis rebus natura differentibus, commixtione, infinitas quoque rerum ſpecies produci neceſſe eſt; quas quidẽ omniũ vires & proprietates in ſim - plicibus ſuis cognitas, qui rectè & ſagacitercombi -183.[183]combinare norit; ei nullum amplius abditum in natura effectum, nullam rerũ ſympathiam aut antipathiam, quas tantopere mirantur homines, mcognitam eſſe poſſe arbitror, ſed veluti naturæ quidam Archæus ϖαντοῦρ - γος, ſagaci rerum omnium agentium cum pa - tientibus facta applicatione, quicquid natura operatur, & ipſe naturæ ſimia ad exemplar e - jus omnia operabitur. Sed de factitiorum, gemmarumq; pretioſarum arte conficienda - rum methodo, in mundo noſtro ſubterraneo fuſius, ſi Deo placuerit, tractabitur, quare Lectorem remittimus.

Conſectarium.

ATque ex his dictis patet, quanta ſit rerum omnium connexio, & quam admirabilis in connectendis rebus efficacia: quomodo cuncta Magneticè ſe trahant, & quomodo denique ſingula in ſingulis, & omnia in o -Omnia in omnibus ſunt. mnibus. Quis enim unquam crederet, a - quam omnia, quæ mundus habet in ſe, uti Lapides, ſales, aerem, terram, ignem, oleum, ſimilia que in ſe continere? quis craſſũ terræ corpus eadem, præter lapides, ſales, aerem quoque, aquam, & ignem continere? quis præterea non in vegetabilibus tantum, ſed & ſenſitivis unquam dicta reperiri ſibi per - ſuadere poſſet, niſi experientia iſta jam du - dum docuiſſet? Quicunque igitur arte hæc experiri, id eſt diſſolutionem corporum in ſuaM 4elemen -184.[184]elementa, aut etiam elementorum ope varias rerum mixtarum productiones cupiet, hic doctricis naturæ exemplar, ductumque, quem in præcedentibus abundè deſcripſimus, ſe -Quomodo ars naturã imitari debeat. quatur; corpora videlicet quælibet ſolvendo, id quod naturæ acceſſit heterogeneum ſepa - rando, purgando, pura puris, cocta coctis, cruda crudis, Magnetica magneticis, id eſt, ſi - milibus ſimilia, juxta irrefragabilem naturæ exigentiam Magneticè conjungendo. Sint vaſa ad naturæ exemplar fabricata, ignis ar - tificialis gradus, ignis naturalis gradibus per - fectè correſpondeant; quæ ſi omnia promptè peregeris, naturæ quoque effectum deſidera - tum, proculdubio adipiſceris. Si igitur ani - mus ſit, corpus aliquod mixtum ad ſummam, claritatem & ſplendorem deducendi, non licet id alia, quam præmonſtrata ratione expedire. Terræ corpus clarificandum eſt per ignem, reddendumque ſimile ipſi aquæ, ſicque fiet quaſi ſal, quod poſtmodum diſtillando pot - eſt clarificari, & in aquam converti, prorſus ad ſimilitudinem aeris omni impuritate deſti - tutam, pellucidam, & ſplendentem. Ita quæ - vis corpora data in ſua elementa reduces. Quæ omnia in ſulphure patefiunt. Ponatur ſub vaſe vitreo concavo vas terreum cum ſulphure accenſo, ita ut vas ſubjectum ad campanam alembici præcisè adaptetur, ne fumi egredientes flammam ſuffocent, ſed li -berè185.[185]berè in illam ſubjecti in liquorem denſentur, qui in vas appoſitum diſtillent, habebiſque aquam ſive ſpiritum ſulphuris, prima diſtilla - tione; ſecunda cum fortiori igne, oleum; in circumferentia verò vaſis concavi invenies flores, ſive pompholygem, terram videlicet, Oleum habebis quo omnia vel ſola approxi - matione ad ignem, in flammam abeunt, ſi ſul - phur in pulverem tritum calce viva, & ſaleIn 4. Ele - menta re - ſolutio u - nius cuius - que rei. mercuriali mixtum per retortam diſtilles. In - numera hoc loco aperire poſſem divinæ Chymiæ mxſteria, quæ in varia mea peregri - natione apud diverſos didici, acproprio ex - perimento comprobavi; verum ne inſtituti noſtri limites tranſilire videamur, ea conſultò in alios tractatus reſervavimus. Sufficiat interim Magneticam quandam vim in omni - bus rebus latentem, quavè cuncta ſe mutuò appetant, qui unicus noſter ſcopus fuit, hoc loco διδακτικῶς demonſtraſſe.

Unum adhuc reſtat explicandum, quod non parum multorum torſit igenia; eſtque multiplex in foſſilibus figura, lapidum ſcilicet, & gemmarum, non tamen quævis, ſed ut plu - rimum hexagona, pyramidalis, quadrata, uti in Amethiſto, Cryſtallo, Adamante, Vitriolo, Alumine, Salibus, Saccaro, & ſimilibus eſt. Io -Vnde figu - ra Geome - trica in qui - buſdam foſſilibus. hannes Marcus Marci Philoſophus præſtan - tiſſimus, in ſubtili opere ſuo de Ideis opera - tricibus non inconvenienter putat, in hujuſ -M 5modi186.[186]modi figuras lapides & aluminaria quævis, vi quadam magneticæ non abſimili colligi; Ke - plerus opuſculo de nive ſexãgula, alia com̃ini - ſcitur; De Cartes in Meteorologia ſua Demo - critica, atomorum confluxui, omnia aſſignat, Ego quid ſentiam, breviter aperiendum duxi.

Dico itaque, in centro unius cujusque rei naturalis virtutem quandam latere, illi à ſagaci natura eo fine inſitam, ut ſe conſer - vare poſſit, & propagare quantum ei conceſ - ſum eſt; atque hanc virtutem radiis quibuſdã in circumferentiã propagari, non quidem in omnibus ſemper ſphæricè, ſed ſubinde in u - nam partem longioribus radiis, quam in alte - ram agendo; ea ferè ratione, qua vis plaſtica in centro ſeminis exiſtens, ſingulas corporis partes deſignat, non radiis circulariter diffu - ſis ſed pro membrorum remotè aut propè à centro corporis diſtantium forman - dorum conditione; & ut in vegetabilibus vis ſeminis exiſtens, talem & talem in fructu tali & tali figuram format, partes truden - do nunc in ſphæricam, jam in conicam, modo in tuberoſam, aut lenticularem figuram; in floribusque vis ſeminalis in ſphæricas, coni - cas, pentagonas, hexagonas, ſimilesq; angula - res ſuperficies foliorum ſæturam protrudit, ita & in foſſilibus ſecundum quandam ana -logiam,187.[187]logiam, præſcrtim in iis Lapidibus, qui ex ſa - le originem ſuam ſortiũtur, uti& in Alumine, Vitriolo, Chryſtallo, ſimilibusq; vis quædã in centro naturæ reſidet, quæ non ſemper omni - bus radiis æqualibus, ſed aliquibus ſubinde lõ - gioribus, utpote robuſtioribus, reliquis pro - portionaliter pro virium debilitate decreſcẽ - tibus, per appoſitionẽ particularũ ad particu - las, ſibi ſimiles particulas, easq; minimas & ho - mogeneas attrahit. Particularum igitur ſimi - lium, ſimilibus attractarum appoſitione ea fi - gura foſſilis, qualem radii referunt, emerget. Siigitur vis centralis quinque principales ra - dios emiſerit, reliquis intermediis proportio - naliter à latere decreſcentibus, eorum vi tractiva per appoſitionem particularum gemma in corpus excreſcet tetraedrum; ſi octo principalibus radiis ſeſe exeruerit vis centralis; ſimilium partium appoſitione cubicum corpus naſcetur; ſi denique 12. prin - cipalibus radiis ſe diffuderit, reliquis propor -Cauſa figu - rarum in Lapidibus. tionaliter decreſcentibus, proveniet Priſma hexaedron, ut in cryſtallo apparet. Nota ta - men, hujuſmodi corpora figuras, ut pluri - mum, optimo ſanè naturę conſilio, regulares, quales ſunt trigonum, quadratum, hexagonũ, ſibi vendicare; ſiquidem ex omnibus aliis figuris ſpacium implent. Si enim ſex triangu - los æquilateros, hexagonos tres, & quatuor quadratos in unum conjunxeris, nullo ſpa - cio relicto, perfecte ſe in uno puncto cõtingẽt. Tra -188.[188]Trahitur igitur particula ſimilis, & homoge - nea à virtute in centro latente, quæ cum per appoſitionem particularum juxta propor - tionem radiorum fiat, mirum non eſt, in eam figuram degenerare corpora, qualem radii virtutis effigiare ſolent. Operatur igitur na - tura in formandis rebus ea ferè ratione, qua nos ope formæ ex ligno, aut alia quapiam ma - teria, in cucumeres, poma, pyra, aliosque fructus omnis generis figuras, ut Hominis, E - qui, Capræ, &c. inducere ſolemus: Fructus e - nim parvus adhuc, formæ ſive modulo ligneo incluſus, multo illo, quo pollet, ineremento, ad circumferentiam paulatim deductus, cum ſucceſſu temporis omnes moduli interioris vacuitates repleat, aſſumet ipſe fructus depo - ſita forma, eam figuram, quam forma refert, & quam incremento ſuo repleverat. Si igitur forma humani capitis figura fuerit, hominis faciem refert fructus, partibus aliis in genas, frontem, aliis in naſum, mentum protube - rantibus; ſi Capræ, aut Ovis figuram forma mentiatur, fructus in Capræ, aut Ovis linea - menta, protuberabit; & ſic de cæteris. Non ſecus foſſilium, vegetabilium, animaliumque figuras naturales perfici dicimus. Sicut enim unumquodq; naturale corpus particularem vim habet, qua ſe conſervat in ſuo eſſe; ita & eadem vi habet, ut ſe, creſcendo, ad certam, & determinatam figuram, qua à reliquis ſpe -ciebus1892. Th. C. 1. § 6. Von der Hexen ihren Thaten.ciebus diſtingui poſſit, propaget, ne in incertũ agens natura ordinis loco, quem intendit, confuſionem pariat. Verùm de hiſce & ſi - milibus rerum naturalium figuris, & quomo - do intra terram figurentur; ut & de nivi - bus polymorphis, de lixivii certatum planta - rum, ſaliſque vegetabilis miraculis, in Mundo noſtro ſubterraneo fuſe, DEO dante, tracta - bitur.

Bißhieher erſtrecket ſich das ſchoͤne und er - getzliche Werck des Kircheri von Wetterma - chung.

Darauff folget nach unſerer Eintheilung(9.) Geſun[d]- machung. die Geſundmachung: davon beſihe Bodi - num p. m. 158. 159. Daß die Hexen auch nicht allewege die Verzauberten zurechte bringen koͤnnen. Item p. 183. Daß die Hexen uͤmb Huͤlffe und Rath erſuchen / Abgoͤtterey ſey: wie dergleichen begangen hat der Pabſt Nico - laus V. welcher die Zauberey zugebrauchen di - ſpenſiret hat p. 184. und jener Herr im Flecken Richtishofen / der Zoll von einer Walfahrt zu einer Hexen auffgebracht. Item daß die He - xen / wenn ſie ſchon einem Rath thun / dennoch es einem andern wieder anhangen / oder ſelber dran muͤſſen. p. 159. 160. Doch nicht allezeit. 161. Item Hildebrand. in Theurg. p. m. 40. daß der Teuffel einer Hexen verſaget habe ei - nen Menſchen zu curiren. Item Hockerium im Teuffel ſelbſt / oder vielmehr continuatoreipſius1902. Th. C. 1. §. 7. Ob die Hexen vor Gerichteipſius Hermann. Hamelmann. d. loc. cap. 37. p. m. 123. a. b. Theatr. Diabol. ex Manlii col - lectan. D. Ioh. VVier. oper. l. 2. c. 34. &c. l. 4. c. 13.

§. 7. Ermange - lung der Thraͤnen. Oldekop contra Carpz. in tract. Alte - ro ſub fin. Corollarii loco p. m. 293. &c.
Ob es eine richtige Probe oder Be - weiß ſey / daß Leute (ſo ſie vor Gerichte / in Torturen nicht weinen koͤnnen) Hexen ſeyn und vor Zauberer auffzunehmen oder vielmehr abzuſtraffen: Davon kan der begierige Leſer anhoͤren / erſtlich / was Lateiniſch von der Sache urtheilet Iuſtus Ol - dekop:
  • De Lamiarum & veneficorum, coram judice & tormentis ſtantium, lacrymarum reten - tione, nec non taciturnitate & ſomno in equuleo, judicium.

JVdicium veneficæ inter cætera refert Dn. Carpzov. in pract. crimin. part. 1. quæſt. 42. n. 63. ſi lachrymas effundere nequeant. Cum eo, eundem quoque errorem errat

  • Matt. Berlich. part. 4. concl. 4. n. 60. & alii al - legati in obſ. meis Crim. tit. 4. obſerv. 14.

Quod intelligunt, quando inquiſita vel ac - cuſata coram judice vel tormentis ſtando la - crymas effundere nequit, etiamſi conjuratio - nibus compellatur.

  • Iacob. Spreng. & Henric. Inſtit. in Malleo malefic. part. 3. quæſt. 15.
Vbi191und in der Marter weinen koͤnnen?

Vbi conjurationis ejuſmodi mirabilemWie die Hexen be - ſchworen werden. juxta ac ſuperſtitioſum ſortilegumq; practi - candi modum & formulam poſuerunt. Iu - dex nimirum vel presbyter ſuper caput de - lati delatæve manum ponit, & hæc profert verba: Conjuro te per amariſſimas lacrymas à noſtro Salvatore Domino Ieſu Chriſto in cruce pro ſalute mundi effuſas, ac per ar - dentiſſimas lacrymas ipſius glorioſiſſimæ Virginis Mariæ, matris ejus, ſuper vulnere i - pſius hora veſpertina ſparſas, & per omnes lacrymas, quas hic in mundo omnes ſancti & electi Dei effuderunt, & à quorum oculis jam omnẽ lacrymã abſterſit, ut in quantum ſis innoxia, lacrymas effundas, ſi nocens nul - lo modo: In nomine Patris, Filii & Spiritus Sancti Amen.

Contrariam ſententiam negativam rectèErmange - lung der Thraͤnen fuͤr dem Ge richte / o - der in der Marter / uͤberfuͤhret keinen der Zauberey. ſtatuunt alii: cum lacrymas fundere videatur res indifferens, & poſſit adeſſe vel abeſſe no - centibus & innocentibus; itaque nequaquam pro indicio legitimo ad torturam haberi de - bet: quia neceſſariò non concludit.

  • Schmid. vol. 2. conſ. Argentoratenſ. 53. n. 40. & 41.

Debent autem indicia eſſe urgentia ad con - cludendum & certa.

  • l. fin. & ibid. Dd. omnes ff. d. quæſt. vid. obſ. meas pract. crim. obſerv. 1. n. 13. tit. 4.
Et1922. Th. C. 1. §. 7. Ob die Hexen vor Gerichte

Et non probat hoc eſſe quod ab hoc con - tingit abeſſe.

  • l. neque notatus C. d. prob. cit. Schmid. dict. loc.

Imò in magnis & inſolitis animi perturba - tionibus plerumque accidere ſolet, ut lacry - ſtupore quodam retentæ, non emittan - tur, cum tamen in mediocribus miſeriis vix comprimi queant. Exempla vid. in Obſ. meis Crim. ſupra cit. loc.

Idem contingere delatis, in triſtibus carce - rum clauſtris retentis, & omnium amicorum afflatu, olatio & auxilio deſtitutis, quis velit negare, quando nimirum ad horrendum tor - mentorum apparatum trahuntur, eorumque carnificinæ præparationem & geſtientes læta - bundoſque lictores oculis ſuis intuentur, nec non ſeveri & rigoroſi judicis acerbam com - pellationem audiunt.

Non itaque poſſum, quin opinionem i - ſtam, qua ſentitur retentionem lacrymarum coram judice vel tormentis, certum eſſe ſi - gnum veneficarum, vellegitimum indicium ad torturam, ſummoperè demirandum, tan - quam iniquiſſimam deteſtandam, & ex judi - cio plane explodendam eſſe cenſeam; cum ipſa natura & naturalis ratio eam refellat, in - ſuper etiam ipſiſſimi ejus defenſores inficias ire non poſſint, quod ceſſante tali conſterna - tione & perturbatione animi mulicres dela - lacrymas emittere queant.

Spreng. 193und in der Marter weinen koͤnnen?

Spreng. & Iuſt. in mal. malefic. part. 3. dict. quæſt. 15.

Vbi ſcribunt expreſsè: poſſibile tamen eſt, ut poſt in abſentia judicis, & extra locum & tempus torturæ, coram cuſtodibus flere va - leant. Et addunt ibidem: ſed, qui ſi Diaboli a - ſtutia, Deo permittente, etiam coram judi - ce vel tormentis maleficam flere contingeret? cum flere, nere, decipere proprium dicatur mulierum. Parumper perpende hoc, quæ - ſo lector amice. Mulier coram judice vel tormentis ſtando, ſiveflet, ſive non flet, ma - lefica eſt: Si poſterius ex natura malefica - rum: ſi prius ex Diaboli aſtutia, Deo permit - tente. Sed quis manifeſtavit hæc Zeloſis, nedum iniquis illis inquiſitoribus? Nihilomi - nus ex eorum ſententia non flere ſignum ve - neficarum eſt certiſſimum. Miranda ſunt talium ſcriptorum & ſuperſtitioſa juxta, ac nugatoria anilia narrata.

Bißhieher Oldekop: drauff folget etwan ei - nes andern Bericht Teutſch abgefaſſet auff fol -Das wei - nen iſt eine Anzeigung eines gu - ten Ge - muͤhts. gende Art: daß das Weinẽ ode Thraͤnen Ver - gieſſung eine rechte Anzeigung / ja das gewiſſe - ſte Kennmerck eines guten Gemuͤths ſey / hat an einem Ort Barclajus ſonderlich vermeldet: da er etwan ſein Abſehen gehabt auff den Ho - merum, welcher auch an einem Ort ſaget: ἀγαϑὸς ϖολυδάκρυος ἀνήρ. Nun moͤchte zwarNeiner294[194]2. Th. Cap. 1. §. 7. Ob die Hexen vor Gerichteeiner ſagen / daß ſolches nur die Maͤnner an - ginge. Sintemal von Weibern bekant ſey daſſelbe;

Vt flerent oculos erudiere ſuos.

Doch ſo wil ſolches Guevarra in ſeinen guͤl - denen Sende-ſchreiben part. 1. nicht geſtatten an dem Orte / da er eine Dame ſeiner Freund - ſchafft troͤſtet / wegen Bekuͤmmernuͤß / und ſonderlich das weinen uͤber ein verſtorbenes Huͤndichen: woſelbſten er die Thraͤnen eines Weibes trefflich hochhaͤlt / und gewißlich drauß ſchlieſſen wil / daß ſolche von Hertzen gehen: Item daß ſie Bottſchaffterinnen weren einer guthertzigen Frauen. Solches nun / ob es alle - zeit uͤbereintreffe / laſſe ich im Fall der Wei - ber dahin geſtellt ſeyn: doch habe ich gleichwol in etwas zur Bekraͤfftigung vorbringen wol - len / daß die Hexen ſonderlich wegen MangelMartin. in diſquiſ. de action. Ma - gic. auctar. 1. der Guͤtigkeit nicht weinen koͤnnen: Voͤlliger zwar erklaͤret ſolches Iacobus Martini. Sagæ cum torquentur plerunque non ſolent lacry - mas emittere: cauſa eſſe poteſt 1. pertina - cia & contumacia, Diaboli imprimis inſtinctu in ſagis producta. Et videmus quandoq; pue - ros, quibus naturâ lacrymæ ſunt familiares, obſtinatos ad ſanguinem uſque cæſos ne la - crymam emittere. 2. Stupor vehementiſſi - mus: ſic in malis inſperatis lacrymis locus eſ - ſe non ſolet. Camerarius cent. 1. c. 29. 3. Tor - por membrorum, qui ſæpè & in aliis lacrymas ſolet comprimere. Das iſt: Wenn die Hexenund295[195]und in der Marter weinen koͤnnen.und Zauberer gefoltert oder gemartert werden /War umb die Hexen in deꝛ Maꝛ - ter gemei - niglich nit weinen. pflegen ſie gemeiniglich nicht zu weinen; die Vrſach deſſen kan ſeyn / 1. ihre Verſtockung und Hartnaͤckigkeit / welche fuͤrnemlich der Teuffel in ihnen wircket. Vnd ſehen wir es an den Kindern / die von Natur zum weinen geneiget ſind / daß ſie auß einem halßſtarrigen und vertrackten boͤſen Sinne / ob ſie gleich biß auffs Blut geſteupet werden / dennoch keine Zaͤhren fallen laſſen. 2. Die allzugroſſe Traurigkeit und Gemuͤthsbeſtuͤrtzung / da man in unvermutheten groſſen Vngluͤck nicht wei - nen kan / wie Camerarius mit vielen Hiſtorien beweiſet. 3. Die Erſtarrung der Glieder / wel - che auch bey andern das weinen pfleget zuruͤck zuhalten. Beſihe Bodinum lib. 4. c. 1. - monom. p. m. 205. daß Paulus Grillandus und Pater Sprenger vermelden / daß keine He - xe zuweinen vermogt habe. Item. pag. 173. Daß ſie gerne weinen wollen / aber koͤnnen nicht / dannen hero ſie ihnen ſelbſten ſollen Speichel in die Augen ſchmieren / und gleichſam alſo ein Weinen ſimuliren: Item daß der Weinens. Mangel ein gewiſſes Kennzeichen ſey einer Vnholden. Item pag. 229. Daß eine Hexe bekant habe / ſie koͤnten nicht mehr als drey Zaͤh - ren auß dem rechten Auge bringen. Adde Hildebrand. in Theurg. pag. m. 255.

Aber gnug von Thraͤnen / itzt folget von der§. 8. Rauberi - ſche Vnge - treuheit: Treue. Mederus in der dritten Hexenpre -N ijdigt296[196]2. Th. C. 1 §. 8. Von der Hexen Boßheitdigt p. m. 42. 6. Sie muͤſſen auch zuſagen / daß ſie allen Heiligen GOttes / wie auch allen Crea - turen / ſo den Kindern Gottes zu gute kommen ſollen / feind ſeyn / und ſie beſchaͤdigen und ver - derben wollen / wie ſie koͤnnen. Hieher gehoͤ - ret auch / daß ſie dannenhero Vnholden genen - net werden. Confer. Hildebrand. in Theurg. p. m. 213. wie man die Hexen erkennen ſoll? Dieſe Zauberer und Hexen erkennen wir auß ihren Wercken / Leben und Wandel / dieſe rich - ten ihr Thun und Laſſen auff eigen Nutz / Vn - friede / und Zwietracht zu machen / denn ihr A - ſcendent ein Feind des Friedes und Liebe iſt. Schlagen ihre Augen unter die Winckel: die Weiber fliehen die Maͤnner: die Knaben dieLieben und nit genieſ - ſen moͤchte dem Teuf - fel wol ver - drieſſen. Rivalem poſſum non ego ferre Io - vem. Maͤgdlein. ꝛc. Denn die incubi und ſuccubi das nicht leyden wollen / gleich wie ein ange - bohrner Eyffer iſt / daß keiner geduldet / ſeine Lie - be einem andern theilhafftig zu werden. Alſo vielweniger der incubus ſuccubus leyden wil. Vnd obſchon die Weiber den Maͤnnern ver - maͤhlet werden / noch gehet ihre Liebe nicht von Hertzen / werffen die Maͤnner uͤber den Sattel auß / ſeynd neydiſch und unleidlich gegen ihren Maͤnnern und allen Menſchen: und je keu - ſcher / ſtill / abgeſonderter ſie gehalten / je eher ſie der Hexen-Wercke zu fallen. Daher zu beſor - gen / daß des Vngezieffers viel in den Kloͤſtern ſey / ja von Mann und Weib. Item. Vntreu gegen ſeine eigene Kinder / unfreundlich / un -redbar197gegen alle Creaturen.redbar mit dem Hauß-Geſinde / und beredt ſie auch der Teuffel dahin daß ſie ungeſtalt / un - foͤrmlich uñ ruchloß werdẽ / auf daß ſie dẽ Maͤn - nern erleydẽ / macht ihnẽ etwan die Naſe / Haͤn - de / Fuͤſſe und Stirnen / ꝛc. als ob er ihnen den Chryſam außſchneide / oder ſonſt lahm / krum / die Augen letze / ja nicht allein ſie / ſondern ihre Kinder bezeichnet werden / daß man bey den Kindern die Mutter erkennen kan. Mederus in der dritten Predigt p. m. 45. b. 46. ſaget: Iohannes Bodinus lib. 2. c. 4. Dæmonom. ſchreibet / daß ein Zauberer und Hexenmeiſter (alſo auch eine alte Hexe) gnugſam ſey fuͤnff - hundert Zauberer und Hexen zumachen: denn wenn ſie ſich dem Teuffel einmal ergeben / ſeine Gunſt haben / und von ihm nicht zukratzet und geſchlagen werden wollen / ſondern ſeine Gunſt behalten / ſo muͤſſen ſie ihm viel Leute zufuͤhren / wird alſo nicht allein offentlich mit andern Suͤnden und Laſtern / ſondern auch heimlich und inſonderheit mit dieſem Laſter des Hexen - wercks / des Teuffels Reich taͤglich und ſtuͤnd - lich vermehret. Wie man von zweyen Muͤn -Moͤnche unterrich - ten die Leu - te in der Zauberey. chen im Biſtum Trier vor wenig Jahren einen oͤffentlichen Truck hat außgehen laſſen / daß ſie in der Beichte von den Weibern erforſchet ob ſie dieſem Werck verwand / ſo ſie eine befunden / haben ſie dieſelbe noch weiter in der Zau - berey unterrichtet. Von zweyen Pfaffen zu Coͤllen iſt ebenmaͤſſig geſchrieben worden /N iijdaß1982. Th. Cap. 1. §. 8. Von der Hexen BoßheitPfaffen tauffen ins Teuffels Namen. daß ſie in die dreyhundert Kinder in des Teuf - fels Namen getaufft haben / weil ſie die Tauffe in Lateiniſcher Sprache verrichtet. Sehet[lie - be] Chriſten / thun ſolches die Diener des Teuf - fels / warumb ſind denn wir Diener und Die - nerin GOttes und Chriſti nicht auch Tag und Nacht befliſſen das Reich Chriſti außzubreiten / zu vermehren und die falſch-glaͤubende oder Gott-loß lebende Menſchen auff den rech - ten Weg zu bringen? es wird gewiß uͤber die fau - len Knechte das Vrtheil gefaͤllet werden / wie die Gleichniſſe Matth. 25. 26. zuerkennen geben.

Bodinus Dæmon. lib, 2. c. 4. Autor Ma - gic. Hiſt. part. 1. pag. 177. a.

Die Hexen welche zu Poictirs anno 1564. ſeynd verbrand worden / haben bekant / daß in den Conventen, dahin ſie den Teuffel in eines Bocksgeſtalt anzubetẽ / uñ ihn den Hindern zu kuͤſſen / zuſam̃en kom̃en werẽ / der Bock zum Be - ſchluß dieſe Wort mit heller lauter Stimme mit angehenget habe / ulciſcimini vos aut mo - riemini; Rechnet euch / oder ihr ſolt ſterben. Sie aber hatten viel Menſchen und Vieh umbs Le - ben gebracht / deſſen ſie denn keine andere Vr - ſachen vorzuwenden gewuſt / als daß ſie ſonſt ihr Leben nicht hetten erhalten koͤnnen. Bo - dinus in Dæmon. part. IV. p. m. 229. meldet daß ingemein eine Mutter ihre Kinder verfuͤhre / und wie man ſonſten ſaget: Filia mœchatur, quæ mœcha inatre creatur. Alſo auch faſt gel - te / wenn die Mutter eine Hexe ſey / daß es auch ſeltẽ an der Tochter fehle. Confer p. m. 205. Wieſie199gegen alle Creaturen.ſie ihre eigene Kinder nicht verſchonen / vide apud Autorem von Geſpenſten part. 1. p. m. 137. b. 138. a. Goldaſtus von Confiſc. der Hexẽ Guͤter p. m. 76. ſaget: Vnholdẽ / darum daß ſie niman - den hold / ſondern Gottes / der Menſchen uñ al - ler Geſchoͤpffen Gottes abhold und geſchwor - ne Feinde ſind. Harprecht in comment. ad §. item Leo Cornel. 5. n. 304. Inſtit. de publ. judic. Ant. Prætorius. in d. cap. 7. n. 4. fol. 34. Albrecht. in d. c. 2. fol. 13.

Folget nun endlich daß alle Hexẽ ſcheußlich /§. 9. Geſicht und aͤuſſer liche Ge - ſtalt der He xen. heßlich / garſtig und ſtinckend ſeyn / zu erſe - hen / imgleichẽ / daß ſie ihnen weder Gunſt noch Ehre / weder Reichthum noch Kunſt oder Schoͤ - ne zuwege bringen koͤnnen; wie ſolches weit - laͤufftig mit vielẽ Exempeln beweiſet Bodinus in Dæmon. l. 3. c. 4. und Iacobus Martini in diſq. de Magicis Action. §. 30.

APPENDIX. Warhaffte Vrſachen des Abfals der Hexen.

I. DEr Teuffel iſt Effioiens primaria,Mederus in der dritten Hexen pre - digt p. 34. ſeqq. Prætorius im Bericht von der Zauberey p. 154, 155. der ſie zum Abfal bringet (1.) durch heimliches Eingeben (2.) Ver - blendung des Gemuͤths (3.) Sichtbare Erſchei - nung. (4) Mitwirckung in ihren Wercken.

II. Die Laſter der Menſchẽ / die auch Vrſach zum Hexẽwerck geben / als da ſind: (1.) die Vn - wiſſenheit der waren Religion. (2.) Die Verach - tung des Goͤttlichen Wortes. (3.) Unglaube undN iiijZweiffel200Hexen erſcheinen nicht alzeit bey ihren Convent.Zweiffel an Gottes allmaͤchtiger Huͤlffe und Beyſtand. (4.) Das leichtfertige Schwerẽ. (5.) Die groſſe Ungedult. (6.) Die Rachgier uñ Un - verſoͤnlichkeit. (7.) Die Geilheit uñ unzuͤchtige Luſt. (8.) Die Liebe zu freſſen und zu ſauffen. (9) Vorwitz viel zuſehen und zu wiſſen.

III. Des Teuffels Diener als Ehleute / El - tern / Blutfreunde / Herrſchafften / boͤſe Geſell - ſchafft / die alten Hexen / Muͤnche und Pfaffen im Pabſtthum. &c.

Biß hieher gnug und uͤberfluͤſſig von den Perſonen der Blockbergiſchen Gaſterey: ſo fern wir eins und das ander / auſſerhalb der Hexen-Fahrt begriffenes Werck zuvor haben wollen vorbringen. Weil nunmehr aber ſol - ches zur Genuͤge geſchehen / ſo wenden wir uns ſchnurgleich zum eigentlichen Vorhaben oder Zweck; und nachdem wir zwar von den Perſo - nẽ geſehen oder vielmehr gehoͤret / wer und wel - che ſie ſind: thun wir auch itzo dieſes noch hinzu; Ob nemlich ſolche Perſonen allezeit auff dem Blockberge nebenſt andern ſich jaͤhrlich præſentiren, oder ob ſie ſich biß - weilen abſentiren? Hievon kan folgendesBodin, de Magorum Dæmono - mania, lib. 2. c. 5. ernommen werden; was Bodinus erzehlet da er ſchreibet: Solche Kranckheiten / als da ſind / Ohnmachten / Schweimelung / Hertzſper - rung / Geiſtverlierung / Boͤſes Wee / und S. Veltens Leyden / begeben ſich nicht an den Hexen und Zauberern: Sondern ſind damit behafftet / wenn es ihnen nur gefaͤllig / und dul -den2012. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.den dieſelben deßhalben / damit ſie eine Ent - ſchuldigung haben bey den Verſamlungen nicht zu erſcheinen / auß Furcht / daß es moͤchte außbrechen und offenbahr werden. Thun a - ber nicht deſtoweniger dem Teuffel Huldigung / und haben ihre Vnterredung und Geſpraͤch jederzeit / in ihren Haͤuſern mit ihm / wenn es ſie nur geluͤſtet. Jmgleichen gedencket er auchIbid. c. 4. ex Paulo Grillando in lib. de ſortileg. anno 152 4. einer Hexen zu Spolet / welche bekant / daß wenn ſichs begeben / daß ſie auff angeſetzten Verſamlungs-Tag nicht erſchienen were / und keine warhaffte wolgefaſte Vrſache gehabt ha - be / ſey ſie des Nachts ſo geplaget worden / daß ſie weder ſchlaffen noch ruhen koͤnnen.

Das II. Capittel. Von der Hexen Reiſefahrt: Ob ſie nemlich in der That und War - heit leiblicher weiſe / oder nur in Gedan - cken / ihrer Phantaſey und Einbildung nach / zu ihren Gaſtereyen und Conven - ten kommen?

BJßhieher von denen Perſonen inII. Quid. Der Hexen Reiſefahrt. genere und in ſpecie, was muͤglich in geliebter Kuͤrtze vorzubringen geweſen. Weil alſo nun ſolche außfuͤhrlich erklaͤret; ſo ge - ſchiehet billig / nach unſeren Methodum, daß wir auch anhoͤren / was denn ſolche Perſo - nen thun? und geben ſelber drauff die Ant -N vwort /2022. Theil. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.wort / daß man ſonderlich von ihnen ſage / wie daß ſie auff dem Blocks-Berg gaſtierend fahren ſollen / (wie man in gemein redet:) Weil aber von ſolcher Fahrt (oder ſtrigapor - tio, das iſt exportatione ſagarum ad Diabo - licos ſabbatiſmos, wie Libavius part. 1. p. 320. ſeqq. redet) unterſchiedliche Meynungen / ſo wollen wir ſie alle Teutſch und Lateiniſch auß den Autoribus herfuͤrbringen / und in ihren eigenen Woͤrtern ſolche verhoͤren: Kan alſoD. Menge - ring in In - form. Con / ſcient. am Son - tag Invoca - vit Quæſt. 3. ptg. 165. zum erſten aufftreten D. Mengering / und ſa - gen was er von dieſer Frage halte: Ob es zu glauben ſey / daß die Zauberer und Vn - holden in ferne und abgelegene Oerter zu ihrem Teuffelstantz / und auff den Brockersberg und andere Enden gefuͤh - ret / und leibhafftig fahren oder gebracht werden? Darauff giebt er dieſe Antwort: Hierinnen ſind der Gelehrten Meynung nicht gleich. Etliche wollen / daß der Teuffel / den Zauberern nur die Augen verblende / und als ein Tauſend-Kuͤnſtler ihnen im Schlaf aller - ley ſeltzame Sachen einbilde / alſo daß ſie ver - meynen / ſie ſeyn anderswo / und leben wol / da ſie doch ſich daheime auff der Banck / in ihrem Zimmer oder Bette befinden / deſſen etliche E - xempel Herr D. Paul Roͤber in der Hauptſcha - le S. V. einfuͤhret. Aber daß auch wol in der Warheit ſolcherley Verruͤckung und Abfuͤh -rung2032. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.rung an abgelegene Ort ergehen / und geſchehenChriſtus wird war - haftig vom Satan in der Lufft herum ge - fuͤhret. koͤnnen / gibt uns zu glaͤuben und zu bedencken 1. hier das Exempel Chriſti / der von dem Teuffel leibhafftig auff die Zinne des Tempels / und auf den hohen Berg gefuͤhret worden. Denn daß etliche fuͤrgeben / es ſey nur ein Traum oder in einer tieffen Einbildung geſchehen / iſt dem Context gantz zuwider: der Teuffel begehret ja von Chriſto / er ſol ſich herunter laſſen von der Zinnen des Tempels / und einen Sprung in die Lufft thun / darauff Chriſtus antwortet: er wol - le Gott ſeinen Herrn nicht verſuchen. Das kan im Traum und Einbildung nicht geſchehen ſeyn; denn wo einem traͤumet / als ſpringe oder floͤhe er / ſo iſt das keine Verſuchung GOttes. Und noch ferner melden die H. Evangeliſten / daß er ihn von dannen auff einen ſehr hohen Berg gefuͤhret. Verwundern muͤſſen wir uns zwar uͤber der tieffen Demuht des HErrn / ſo wol auch uͤber der groſſen Kuͤnheit des Ver - ſuchers / aber der Text iſt klaͤrlich vor Augen und Haͤnden / die Vrſachen ſind angezogen; und ſo es dem HErrn Chriſto geſchehen / wie ſolte es an andern Menſchẽ uñ an des Teuffels Bundgenoſſen nicht muͤglich und practicir - lich ſeyn. So iſt auch bekant die Hiſtoria mit dem Habacuc / und koͤnte auch ſonſten mit vie - len andern Exempeln bewehret werden. Ei - nes nur und des andern zu gedencken: Gril - landus ſchreibet von einem vornehmen Mann /wel -2042. Th. Cap. 2 Von der Hexen Reiſefahrt.Es wird ei - ner vom Satan - ber 100. Meilen weg gefuͤh - ret zum He xen Sab - bath. welcher als er gemercket / daß ſein Weib ſich ſalbe / und darauf auß dem Hauſe fahre / habe er ſie gezwungẽ ihn einsmals mit ihr zu der Zau - berer Sabbath zunehmen. Als man daſelbſt aſ - ſe / und aber kein Saltz vorhanden war / habe er ſolches begehret mit harter Muͤh auch erhalten / und darauff geſaget: Gott ſey gelobet / itzt komt Saltz; ſo bald aber dieſes geredt / ſey alles ver - ſchwunden / und ſeyn die Liechter erloſchen. Als es nun Tag worden / habe er von den Hirten o - der Haltern verſtanden / daß er nahe der Stadt Benevento im Koͤnigreich Neapolis, und al - ſo wol uͤber 100. Meilweges von ſeiner Hey - mat ſey: derowegen / ob er wol ſonſt reich gewe - ſen / hat er doch nach Hauſe betteln muͤſſen / und ſo bald er heim kommen / habe er ſein Weib als ein Zauberin bey der Obrigkeit angeben / dieEin Spa - nier / der auß Fuͤr - witz der He xen Ver - ſamlung beyzuwoh - nen Luſt hat / wird in ſehr ferne Lande weg gefuͤhret. auch gerichtet worden ſey. Alſo gedencket Herr D. Paul Roͤber in der Hauptſchale des guͤldenen Leuchters lit T. 1. & 11. auß dem Tor - quemada, eines Spaniers und gelehrten Mannes / der argwohnete / daß ſein Nachbar ein Zauberer were; Auß groſſem Verlangen die Warheit hievon recht zuwiſſẽ / geſellet er ſich zu ihm / und gieng mit ihm alſo uͤmb / daß er zu letzt die Heimlichkeit erfuhr. Der Zauberer hielt von der Zeit bey ihm an / ſich uͤmb dieſe Sache auch anzunehmen / welchem der ander Gehoͤr gab / und beſtimten einen Tag / ſich in der Verſamlung zu finden. Als die Nachtdieſes2052. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.dieſes Tages kam / fuͤhrete der Zauberer ſeinen Geſellen durch etliche Berge und Thaͤler / die er ſein Lebetag nicht geſehen / und duͤncket ihm / daß ſie in wenig Zeit einen weiten Weg gerei - ſet weren. Nachmaln als ſie in ein Feld kom - men gantz mit Bergen uͤmbgeben / ſahe er eine groſſe Anzahl Maͤnner und Weiber / die ſich verſamleten / und kamen alle zu ihm / waren ſehr froͤlich und danckten ihm / daß er ſich auch zu ihrer Geſelſchafft thun wollen / ihm daneben zuverſtehen gebend / daß er der Gluͤckſeligſte in der Welt ſey / und ſich uͤber die maſſen wol da - bey befinden werde. Es war mitten in dem Felde ein faſt hoher und koͤſtlicher Thron / und in mitten deſſelben ein heßlicher und abſcheuli - cher Bock. Daſſelbigmal nun ſtiegen alle / die bey der Verſamlung waren / uͤmb gewiſſe Stunde in der Nacht uͤber etliche Staffel hin - nauff zu dem Thron / und kuͤſſeten dieſen Bock im Hindern. Als der fuͤrwitzige Spanier die - ſen ſo ſchrecklichen Greuel ſahe und hoͤrte / ob er wol von dem Zauberer erinnert war / was er thun ſolte / konte er doch laͤnger nicht Gedult haben / ſondern fing an zu ſchreyen / und mit voller Stimme GOtt uͤmb Huͤlffe an zu ruf - fen. Alsbald erhub ſich ein groß Getuͤmmel / und ſo erſchrecklich Donner / als wenn Him - mel und Erden in Abgrund verſincken wolte / alſo daß der Fuͤrwitzige gantz vlump ver - duͤſtert / und unempfindlich tod bliebe / und all -weil2062. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.weil er in dem Weſen war / vernam er nichts von dem / was vorlieff / da er wieder zu ſich ſelbſt kommen / ward es bereit Tag / und befand ſich in faſt rauhen Bergen / ſo zubrochen und ab - gemattet / daß ihn dauchte / daß er nicht ein Bein an ſich haͤtte / ſo geſund und gantz were / und da er wiſſẽ wolte / an welchem Ort er were / gieng er hinnab ins ebene Land / alda er Leute gefunden / ſo unterſchieden von denen in Spa - nien / daß er ihre Sprache nicht verſtunde / und wuſte ſonſt nichts außzurichten / denn durch Zeichen zuverſtehen zugeben / daß ſie ihme zu Huͤlffe kaͤmen. Da er nun alſo gar alleine reiſete / zog er gegen Niedergang / und ſchweiff - te drey Jahr herumb / ehe er wieder in Spani - en kommen kunte / mit unzehlicher Muͤhe und Gefahren. Da er in ſein Hauß war / endecke - te er alles das / was ſein Fuͤrwitz ihm zu ſehen und erkennen geben / auff welches der Zaube - rer / und andere von der Geſelſchafft von der O - brigkeit gerechtfertiget worden. Eine merck - liche Hiſtoria erzehlet auch Balduinus Ronſſeus in ſeinen Epiſtolis Medicinalibus Epiſt. 50. und ſchleuſt endlich dahin / daß ſolche Verſam - lungen der Hexen leibhafftig geſchehen muͤſſen. Concluderem cum Iamblicho, quæ faſcinati imaginantur, nullam habere actionis & eſſen - tiæ veritatem, niſi juvenis hic adhuc, dum in vivis eſſet, atque cum conſulari hoc viro fa - miliariter vivens, rem omnem & narraſſet, &utraque2072. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.utraque coxa loco mota, neque adhuc dum reſtituta, dictis autoritatem conciliaſſet. Auß dieſen und andern Hiſtorien / kan vernuͤnfft - lich behauptet werden / daß je zuweilen ſolche Nachtfahrten warhafftig uñ leiblich geſchehen / bey welchẽ deñ ſie uns Menſchẽ an Geſundheit uñ anderer Wolfahrt verletzen koͤntẽ / weñ Gott nit unſer Schutzherr were / uñ durch die H. En - gel uns nit beſchirmen lieſſe. Ja es ſollẽ auch da - her manche rohe Weltkinď gewarnet ſeyn / ſich fuͤr Vppigkeit und Leichtfertigkeit / fuͤr Unzucht uñ verdaͤchtiger Bulſchafft zu huͤtẽ / daß ſie mit Teuffelholẽ nit zu fertig ſeyn ſich an unzuͤch - tige Baͤlge hengen / von welchen ſie hernach auff den Bock / das iſt durch Huͤlffe des leydi - gen Teuffels uͤber viel Meilen geholet werden / davon auch Exempel koͤntẽ erzehlet werdẽ / dar - inne aber uns auffzuhalten unvonnoͤhtẽ. Biß - hero Hr. D. Mengering / deme beut die Hand Willichius von dem Hexenfahren in derWillichi - us im Zau - ber Teuffel c. 21, p. 224 b. Theatri Diabol. Lufft. Von dieſer Frage / ſchreibet er, Ob die Hexen auff Beſemen / Gabeln und Thie - ren koͤnnen reiten zu ihrer Geſellſchafft? da ſagen alſo etliche von / daß keine Hexe auff gemelten Jnſtrumenten uñ Thieren warhafftig reite. Es haben auch die Hexen keine Verſam - lungẽ / wie die gemeine Sage gehet / ſondern der Teuffel laſſe ſie in einen harten Schlaf fallen / und bilde ihnen im Traum ſolch Ding ein / daß ſie darnach / ſo ſie erwachen / meynẽ / ſie ſeyn aufStecken /2082. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.Stecken oder Thieren durch den Schorſtein ge - fahren / und mit ihrer Geſellſchafft luſtig ge - weſt ꝛc. Dieſe Meynung iſt auch nicht zuſtraf - fen / denn ohne Zweiffel die Hexen offtmahls ſolcher weiſe verblendet werden. Nichts de - ſtoweniger iſt zuglauben / daß der Teuffel un - terweilen warhafftiglich ein concilium mache mit den Hexen und Zauberern / und fuͤhre ſie perſoͤnlich an einen beſtimten Ort zuſammen; denn alle Argumenta, damit jene Meynung bekraͤfftiget wird / da kan auch dieſe mit bekraͤf - tiget werden.

Zum erſten / ſagen ſie / GOtt verhaͤnge dem Teuffel / daß er die Hexen alſo verblende / ziehen auch Exempel ſolcher Verblendung an. Dar - auff ſage ich / daß er ſie durch die Lufft fuͤhret / das geſchicht eben ſo wenig / ohne GOttes Ver - hengnuͤß / als jenes.

Zum andern ſagen ſie / die Verblendung ſey dem Teuffel leicht / und muͤglich: Antwort / Daß er ſie durch die Lufft fuͤhret / darinnen er regieret / wie Paulus lehret / das iſt ihm noch muͤglicher und leichter; kunte er doch CHri - ſtum ſelbſt durch Verhaͤngniß ſeines Vatters auff den Berg / und auff die Zinnen fuͤhren / ſolte er ſolches nicht vermoͤgen an denen / wel - che ſich ihm zu eigen ergeben? Auch iſt es kein Werck der Natur / und bedarff keiner Verwun - derung.

Zum dritten iſt gewiß / daß ſie mit dem Teuf -fel2092. Th C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.fel Buͤndniß haben. Dieweil aber der Teuffel Verblendung kan uͤben / auch an denen / welche keine gewiſſe Buͤndniß mit ihm gemacht / wie daſſelbe Paulus bezeuget in der 2. Cor. 4. So erfolget / daß er etliche Werck an ſeinen Bund - genoſſen thue / welche er an andern / (ob ſie ſchon auch Gottloß und unglaͤubig ſind) nicht zu thun pfleget / und welche zu einer Verbin - dung und gewiſſen Vereinigung gehoͤren / kan derohalben wol ſeyn / daß er bißweilen ſein Ge - ſinde und treue Diener zuſammen bringe / und erneure mit ihnen den gemachten Bund.

Zum vierten / iſt dem Teuffel an ſolcher offt wiederholten Verbindung etwas gelegen. Denn wenn ers bey dem erſten Pact lieſſe blei - ben / kuͤnten die Hexen wieder abfallen / und ſich zu GOTT bekehren. Daß er aber dafuͤr bauen kuͤnte / ſo iſt vonnoͤthen ihm / daß er nicht davon ablaſſe / ſondern erinnere ſie offt des ge - thanen Eydes / und bringe ſie je laͤnger je tief - fer in ſein Eigenthum und Dienſtbarkeit.

Wiewol er nun dieſes auch auff eine ande - re Weiſe thun kuͤnte / nemlich daß er heimlich zu ihnen kaͤme und redete nach ſeiner Notturft mit ihnen / ſo hat er doch zu fuͤrchten / daß ſie al - ſo in ein Grauſen und Wancken fallen moͤch - ten.

Solches zu vermeyden / ſo bringet er auß ei - nem gantzen Gebieth oder Landſchafft die He - xen zuſammen / und richtet eine groſſe FreudeOan2102. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.an mit Eſſen / Trincken und Kurtz-Weilen / auff daß ſie ſich deſtoweniger fuͤr ihm fuͤrchten / die Buͤndnuͤß deſto ſteiffer halten / zur Teuffels - Zunfft deſtomehr Luſt und Anreitzen gewin - nen / und ſo ſie ſehen daß viel andere derglei - chen thun / daß ſie zu ſolchen Wercken deſto gehertzter und kuͤhner werden. Hievon mag man leſen Iacobum Sprengerum part. 2. c. 13. oder das Buͤchlein Herrn Jacobs Frey - herrn von Liechtenberg. Biß hieher Ludovi - cus VVillichius.

Aut. der Hundst. Erquickſt. part. 1. p. m. 390.

Daß die Hexenſahrt leiblich ſey / bewei - ſet auch der Autor der Hundstaͤg-Erquickſtun - den mit gar vielen / ſo wol weltlichen als Geiſtli - chen Hiſtorien. Matt. 4. v. 8. Act. Apoſtol. c. 8. v. 26. & v. 40. Dan. 14. v. 35. und ſetzet hinzu; Auch hindert oder hemmet nichts die Schwere deſſelben / oder deſſen widrige Ruͤck - haltung. Denn des Teuffels Krafft und Macht iſt weit groͤſſer / als welcher gantze Ber - ge kan auß ihrem Sitz heben. Auch thut nichts zu hinter-treiben dieſe Meynung / daß man fuͤrſchuͤttet die Geſchwindigkeit der Fahrt / da in gar kurtzer Zeit ein weiter Weg uͤberwunden wird. Denn die Engliſche Geſchwindigkeit kan ſolches auß Zulaſſung Gottes gar wol außrich - ten / wie ſolches die hin uñ wieder fuͤrfallendeIt. p. 392. Exempel außweiſen und lehren. Vnd gilt auch nichts der Einwurff des Vlrici Molitoris, daß es ungereimbt zu ſeyn ſcheine / von denWer -2112. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.Wercken und Macht-Vbungen der guten En - gel / zu den Boͤſen ſchlieſſen / denn der guten Engel Macht weit groͤſſer / als der Boͤſen ſey: denn ich ſehe keine volguͤltige und be - wegende Vrſach / waruͤmb die guten / was die Orts-Bewegung antrifft / mehr koͤnnen und vermoͤgen / als die Boͤſen. Zudẽ iſt aller ſchrift - klugen Maͤnner einhellige Meynung / daß die Teuffel ihre natuͤrliche Gaben und Kraͤffte behalten: Hingegen ihre Gnaden-Geſchencke und Kraͤffte durch ihren Abfall verlohren. Mehr Exempel derjenigẽ / ſo leibhaftig durch die Lufft gefahren: ſuche beym Autore von wunďbarlich. Geſpenſt. par. 1. p. m. 179. a. b. auß dẽ VViero l. 2. c. 7. &c. It. p. m. 176. b. daß es die Hexen geſehen hetten / wie eine Hexe durch die Lufft gefuͤhret worden. It. p. 118. b. 119. daß einer von Adel auß Lombardeyen in einer Nacht auß Aegypten gen Paphy ſey gefuͤhret worden: auß dem Boccatio. Item. p. m. 49. a. b. auß dem Manlio in collectan. von einem Hey - delbergiſchen Doctor, der auff einem Pferd durch die Lufft gefahren oder geriſſen worden. Alſoſchreibet auch Meyfahrt / daß etliche fuͤr -Meyfahrt in Geo - graph. l, 1. c. 11. p. 158. geben / es weren die Antipodes (welche auff den untern Theil der Erden wohnen / und ihre Fuͤſ - ſe gegen unſere kehren) von den Engeln in Ame - ricam getragen worden.

Bißher habẽ wir faſt ſolche Leute angehoͤrt / welche dafuͤrhaltẽ / daß die Hexẽfahrt leibhaff -O ij tig2122. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.Iod. Ho - ckerius im Teuffel ſelbſten c. 48. p. 117. a. Theatri Diabolor. tig und warhafftig geſchehe / darauff folgen andere Scriptores, ſo es nicht zugeben koͤn - nen / und iſt unter ſolchen der erſte Iodocus Hockerius, welcher alſo redet; Jhrer viel hal - ten fuͤr warhafftig / was geſaget wird von dem Hexen fahren in der Lufft / oder daß ſie ſonſten auff Beſemen / Gabeln und Thieren reiten koͤn - nen / zu ihrer Geſelſchafft / und daſelbſt tantzen / und anderer Freuden-Affen-Spiel treiben. Aber ich achte es auch unwarhafftig zu ſeyn / und ein lauter Teuffels-Geſpenſte / nicht allein daß es wider die Arth eines natuͤrlichen Men - ſchen iſt / alſo durch den Schornſtein und in der Lufft zu fahren / ſondern weil ich auch ſehe / daß die fuͤrnemſten Woͤrter der Gelehrten das Widerſpiel halten. Sondern dasſt die War - heit / daß der liſtige Fuchs der Teuffel die armen Weiber im Schlaff dermaſſen bethoͤret / und ihnen ſolche imagination und Einbildung ins Hertz druͤcken kan / daß ihnen ſelbſt beduͤncket / ſie gehen zu herrlichen Mahlzeiten / Muſicſpie - len / Tantzen und ſchoͤnen jungen Knaben. Damit ſie allerley Kurtzweile / Beywohnung treiben / und iſt doch eitel Phantaſey / Betrug und Liſt / wie daſſelbig viel glaubwuͤrdig erfah - ren haben. Vnd dieſes auch einer wegen von D, Luthern tom. 1. Ien. lat. fol. 126. b. ein E - xempel geſetzt wird auß Iohannem Keiſerberg / daß einmal eine alte Vettel einen Prediger / ſo oͤffentlich dawider gelehret / habe uͤberweiſen wollen / es were ein warhafftiges Fahren ihrHexen -2132. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.Hexen-fahren / habe ſich derohalben in Beyſeyn des Predigers in einen Trog geſetzet / und mit ih - rer dazu bereiteten Salben weidlich geſchmie - ret / biß ſo lang ſie in einen tieffen Schlaff ge - fallen ſey / darin ſie etliche Zeit gelegen / aber doch endlich ſie gekommen ſey / und da angeho - ben viel Wunders wieder zu ſagen / wo ſie mit - lerweile geweſt / und was herliches Dinges ſie in kurtzer Zeit erfahren hette. Sey aber vom ſelbigen Prieſter des Betrugs halber ge - waltiglich uͤberzeuget worden. Vnd ſaget D. Lutherus recht davon / daß es nicht allein verbotten ſey ſolches zu thun / ſondern auch zu glauben / und hindert uns nicht / daß etliche fuͤrgeben / der Teuffel habe Chriſtum ſelbſt auff den Berg und auff die Zinnen gefuͤhret / denn es von vielen Gelehrten dafuͤr angeſehen / daß es nicht re verâ oder corporaliter, (nicht war - hafftig oder leiblich) ſondern per viſionem, mentaliter oder imaginativè (in einem Geſich - te durch Einbildung und Phantaſey) geſche - hen ſey / vide Bucerum & Calvinum utrumq; in 4. Matt. caput. Andere Gegenwuͤrff laſſe ich Kuͤrtze halben fahren.

Man ſol aber hie auch bey merckẽ / daß es dem Teuffel als einen lang-geuͤbeten und erfahrnen Phyſico nicht ſchwer iſt ſeinen Vertrauten ei - ne ſolche Salben zu bereiten / welche nicht al - lein einen langwierigen tieffen Schlaff zu er - wecken tuͤglich / ſondern die auch Krafft undO iijWir -2142. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.Wirckung hat / daß man durch ſie wunderliche Dinge ſehen mag / ſo doch unſere Medici (vide VVier. 2. c. 31. p. m. 135.) davon viel geſchrieben haben. Hiebey iſt gantz dienlich ein fein Hiſto - rie / ſo ſonderlich gehoͤret zu dieſer Materie und Handelung / welche D. Iohann. VVierus als glaubwuͤrdig und warhafftig erzehlet / l. 5. c. 10. de præſtigiis Dæmon. &c. lat. p. 461. Ger. 1052.

Hieher gehoͤren auch die Worte Petri Martyr. in l. 1. Samuelis c. 28. fol. 166. a. Sagæ mulieres & viri malefici, ut iſtos Spiritus ad ſe invita - rent, ſolebant ſe perungere unguento aliquo ſoporifero, deinde ſe conjicere in lectum: ubi ita profundè dormiebãt, ut nec aciculis nec i - gnibus poſſẽt expergefieri. Interim Diaboli il - lis ita dormiẽtibus multa proponebãt ludicra, cõvivia, Choreas & omne genus voluptatum. (Das iſt: Damit die Zauberinnen und Hexen - meiſter die Boͤſen Geiſter zu ſich locken / pflegen ſie mit ſolchen Salben / die den Schlaff verurſa - chen ſich zu ſchmieren / und denn legen ſie ſich in ein Bette / und ſchlaffen ſo hart und feſte / daß ſie nicht auffwachen / ob man ſie gleich mit Nadeln ſticht / oder mit Feur brenne. Vnter - deſſen bildet ihnen der Satan im Schlaff ſolche ſeltzame Phantaſeyen ein / das ſie ihnen beduͤn - cken laſſen / ſie ſeyn bey herlichen Gaſtereyen / ſie tantzen / und leben in aller Luſt und Freuden.) Der Satan kan dennoch wol die Seinen in die Lufft warhafftig mit ihren Coͤrpernfuͤh -2152. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.fuͤhren / als er dem Simoni Mago thaͤt / aberSimon Ma - gus faͤhret in der Luft. daß es allezeit mit den Hexen geſchehe / oder immer geſchehe / davon beſehe der Chriſtliche Le - ſer D. VVieruml. 2. c. 29. Jmgleichẽ ſchreibet er auch / in angezogenen Orte am 128 Blat. Luth. in dem erſten Lateiniſchen Jeniſchẽ Theil in Er - klaͤrung der Zehẽ Geboth / gibt gar viel den Zau - berinnen nach. Aber daß ſie auff Beſẽ / Gabeln / auf den Boͤcken uñ dergleichẽ reitẽ / auffahrẽ / und zu ihrer Geſelſchafft ziehen ſollen / wil er nicht zulaſſen / und ſaget daß es nicht glaubig ſey. Item es ſey nichts / daß ſie ſolten verwan - delt werdẽ / und lautẽ ſeine Wort zu teutſch al - ſo. Daß die alten Hexen ſich ſollen in KatzenHexen koͤn nen ſich nicht in Ka tzen ver - wandeln. verwandeln / und deß Nachts herumb lauffen / iſt verbotten zu glaͤuben / daß es war ſey / 26. q. cap. Nec mirum ne ullus credat &c. in decretis. und bald heꝛnach: Man ſaget / daß die Weibeꝛ in Katzen werẽ verwandelt wordẽ / were auß dieſẽ Grunde wahr / daß ein thumkuͤhner Wagehals in einem wuͤſten ledigen Hauſe geſchlaffen / uñ dergleichẽ Katzẽ viel verwundet habe / des mor - gens aber weren es alte Weiber geweſen. Allein ſolches iſt entweder erdichtet / oder der Teuffel ſelbſt hat ſolche alte Hexen verwundet / damit er ſolchẽ falſchẽ Wahn einẽ Glaubẽ zu Wege brin - gen moͤchte / als hette derſelbe Menſch warhaftig die alten Weiber verwundet / welchem gedaucht hat daß eꝛ die Katzẽ / daß iſt die Teufel veꝛwunde. Es kan auch ſeyn / daß denen Hexen im TraumO iiijoder2162. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.oder in einer Entzuͤckung deuchte als lieffen ſie heruͤmb / und wuͤrden verwundet / da ſie doch im Bette liegen und ſchlaffen / und vom Teuffel verwundet werden / damit ſie hernach warhaff - tig glaͤuben und dafuͤr halten / ſie weren in der Warheit ſelber herumbgelauffen / und von ei - nem andernalſo verwundet worden.

M. Sam. Po mar. in col - leg. Syno - ptic. Diſp. XIII. §. 3.

Eben ſo viel haͤlt auch davon M. Samuel Po - marius, deſſen Worte ins Teutſch alſo uͤberſe - tzet / alſo lauten: Hieher ziehen wir auch die ver - damlichen Zuſammenkunffte der Vnholden ſo wol anders wo / als fuͤrnemlich auff dem Blocksberge / auff welchem / wie man ſaget / alle Hexen in gantz Teutſchlande / wenn ſie ſich mit gewiſſen Salben beſchmieret haben / am er - ſten Maͤy in der Nacht theils ſollen getragen werden in gar kurtzer Zeit von ihren Buhlern den boͤſen Geiſtern / welche zu ihnen kommen in Geſtalt eines Bockes / eines Schweines / eines Kalbes und dergleichen; theils ſollen ſie auch auff denſelben fahren / auff Beſen und Ste - cken / und denn die gantze Nacht mit ſpielen / freſſen / ſauffen / tantzen und allerhand fleiſchli - chen Ergetzligkeiten nebenſt ihren Buhlern zu bringen / wie Herr Carpzovius prax. Crimin. p. 1. q. 48. n. 22. anfuͤhret. Wir leugnen zwar nicht / daß der Teuffel koͤnne die Menſchlichen Leiber alſo in der Lufft fuͤhren / weil er iſt ein ſtarcker und maͤchtiger Geiſt / und fuͤhret auch die ſo durch Fluchen und Schweren ſich ihmergeben /2172. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ergeben / offtmals mit groſſem Geſchrey und Geheule hoch in der Lufft hinweg. Ja ſo der Engel des HERREN den Habacuc bey den Haren des Haupts auß Judæa gen Babel getragen; So der Satan den HErrn CHri - ſtum ſelber mit ſich auß der Wuͤſten in die Stad Jeruſalem genommen / und auff die Zinne des Tempels geſtellet / und von dannen wiederumb auff einen ſehr hohen Berg gefuͤh - ret / was ſolte er denn nicht thun bey denen / die ſich ihme gantz zu eigen ergeben haben. Ja erDer Teuf - fel fuͤhret die Seele durch Ent - zuͤckung nicht auß dem Leib. fuͤhret auch die Seele zugleich mit dem Leibe weg / und bringet nicht die Seele alleine durch die Entzuͤckung in die abgelegene Oerte / alſo daß der Leib unter des zu Hauſe liege nicht an - ders als wenn er gantz tod were / dieweil her - nach ſolche Vereinigung der Seelen mit dem Leibe der warhafftigen Aufferweckung von den Todten ſich gleichet / welche aller Creatur un - moͤglich; und iſt nicht einmal geſchehen / daß die Hexen von ihren Zuſammenkunfften und Teuffeliſchen Freuden-Leben viel herliches ge - ruͤhmet und erzehlet haben / da ſie doch unter - deß zu Hauſe in ihren Betten in einem ſehr tief - fen Schlaff gelegen haben. Eine denckwuͤr - dige Hiſtorie fuͤhret Herr D. Carpzovius am angezogenen Orte n. 27. an / auß des Pauli Gril - landi Tract. de ſortileg. von einer Hexen / wel - che in der Marter und Gefaͤngnuͤß bekant hat / daß ſie eben in der Nacht und in derſel -O v ben2182. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt. bẽ Stunde were bey ihrem Sataniſchen Wol - lebẽ geweſt / in uñ zu welcher ihr Ehmañ / Ver - moͤge ſeins geleiſtetẽ Eydes / ſie wil bey ſich im Bett gemercket / und mit Fleiß zu unterſchied - lichen mahlen angegriffen haben. Hr. D. Luth. Sel. Tom. 1. Ien. Lat. fol. 26. nachdem eꝛ geſagt / es were lauter Traumwerck und erdichtete Sa - chen / daß der Satan die Hexen in der Lufft leib - lich ſolle fortfuͤhren / erzehlet auß Johann Key - ſerbergen eine Hiſtorie von einer alten Vettel / welche damit ſie ihren Prediger der ſolch jr Luft - fahꝛen / als ein falſch eꝛdichtetes und eingebilde - tes Werck verworffen / Luͤgen ſtraffen moͤchte / denſelbẽ zu ſich gefodert habe / uñ in ſeiner Gegẽ - wart ſich geſalbet / darnach ſich auff eine Gabel geſetzet / als wolte ſie gleich davõ fahren / aber ſie ſey alſo bald ingeſchlaffen / uñ ſich wunďlich her - um geweltzet / biß ſie endlich võ der Banck gefal - lẽ und ein Loch im Kopff bekom̃en hat. Sind ſol - ches demnach nur Teufliſche Traͤume / und ſtaꝛ - cke Einbildungen der verderbeten Phantaſey. Daher ſchreibet Philippus lib. de anima. Die 4. Arth der Treume iſt Teuffliſch / als weñ die Hexẽ ihnẽ einbildẽ uñ traͤumẽ laſſẽ / als werẽ ſie bey Gaſtereyen und Freuden-Spielen / da man doch auß der Erfahrung hat / daß ſie nit ſind võ Orte und Stelle kommen / ſondern daß ſie nur im Schlaffe durch ihre Geberden und Geſchrey ſolche Zeichen von ſich gegeben haben / als wenn ſie bey Gaſtereyen werẽ / huͤpfftẽ und ſyringen.

Iaco -2192. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.

Iacobus Martini fuͤhret ſolches noch weiterIacob. Mar - tin. in diſ - ſert. de Ma - gic. action. edit. Wi - teb. 1623. auß; deſſen Wort / weil ſie ſehr weitlaͤufftig ſind / wollen wir nur Lateiniſch anhero ſetzen. §. 5. Eorum quæ magis ipſis (ſchreibet er) evenire narrantur, duo imprimis ſunt: Pri - mum eſt, Animi Magorum extra corpus abre - ptio & ad nocturna comitia (auf dem Blocks - berg) translatio. De hac controverſia occurrit. 1. Quæſt. Poſſintne animi Ma - gorum vi Diabolica extra cor - pora abripi & ad Pane - gyres ſuas ferri? Poſſintne animi Magorum vi Diabolica extra corpora abripi, & ad Panegyres ſuas ferri: Bo - dinus animi hanc abreptionem re vera con - tingere ſtatuit. l. 2. dæmon. c. 5. Nos negativã defenſuri argumentamur: (1.) Corpus Magi, cujus animus exſpaciatus & apreptus dicitur, aut erit vivum, aut mortuũ. Si vivũ. E. eſt ani matũ. At hoc nõ, cum nihil poſſit eſſe anima - tũ ſine anima; quippe quod contradictionem involvit. Si mortuum eſt, poterunt mortui vi Dæmonum reſuſcitari. Quod miraculum & ſolius Dei proprium, artibus Magicis nulla ratione effici poteſt. Deut. 39. v. 39. Sap. 16. v. 13. (2) Si animus Magorum extra corpus abripi - tur, corpus autem ſopitum domi reſtat, (ſæpiſ - ſimè autẽ eo ipſo tẽpore, quo profectosad ſua comitia ſe fuiſſe affirmarunt, domi ſtertere viſi ſunt Magi. Bodinuslibr. 2. c. 5. Camerarius Cent. 1. Meditat. cap. 72.) erunt aut duo ὑφιςάμενα aut unum. Prius eſt abſurdum; una enim ut ho - minis eſſentia, ita & exiſtentia, nuilaque vi Magica duplex reddi poteſt, cum eſſen -tia2202. Th. Cap. 2 Von der Hexen Reiſefahrt.tia & exiſtentia re non diſcernantur. Po - ſterius eſſe non poteſt, cum & animus extra corpus abreptus ſua propria, & corpus domi relictumſua ſubſiſtentia ſubſiſtat, unde duæ unius hominis oriuntur ſubſiſtentiæ.

Non ita incommodè ἔκςασιν hanc quis de - finierit ſenſum externorum ad interna con - verſionem talem, ut nec paſſio corporea nec motus externus percipiatur. Quemadmo - dum Plinius lib. 2. c. 25. Hermotinam quen - dam Clazomenium ita in exceſſum montis abreptum tradit, ut corpus ejus mortuum & ſenſus expers ſubſiderit. Nec minus verè cum Peucero l. de div. ludibrium dæmonis, quo il - le revocatione ἔκςατικὸν ad ſeſe ex morte in vitam conatur effingere opus reſuſcitationis mortuorum, ſolius Dei proprium, Diabolo in - imitabile.

Obiect. 1.

§. VI. Objeceris verò. 1. Abrepti illi ſeu ἐκςατικοὶ dicta ſtatutaq; hora revertun - tur, quod non fieret, ſi vel ſomno tantum occumberent, vel ſenſus ad interna converſiReſponſio. eſſent. Reſp. Objectio hæc abitionem a - nimæ non probat. Quid enim, ſi ſomno ar - te Diabolica & pharmacorum natura evoca - to, devincti teneantur Magi, annon juſto tem - pore quo Dæmoni viſum fuerit, ab eo excita - ri poſſunt; inprimis cum ipſi tanquam fabu - bulæ totius actori ſomnum confœderatis ſuis inducere, eundemq; ubi lubitum fuerit ab -rumpe -2212. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.rumpere & finire operoſum non ſit. AtquiExceptio. inquis; Magi nec verbera nec inuſtiones mo - rantur. Non autem poteſt eſſe ſomnus tam profundus, quem ignis enti admotus non ex - cutiat. Reſp. Ea Narcoticorum vis eſſeReſponſio. perhibetur, ut ſomno devinctos nec triduo dimittant. An ergo ſopiti hi dolores ſenſe - rint? Turci eos, quos caſtraturi ſunt, his nar - coticis potionibus ita ſoporant, ut nec dolo - res, nec verbera aut inuſtiones morentur. Bo - dinus. l. 2. dæm. c. 5. II. Objicies. FATENTVRObiectio. II. ipſi Magi ſe animo extra corpus abripi, corpo - re domi relicto. Cardanum ſcribere autor eſt Bodinus l. 2. c. 5. ſe cum luberet per ecſtaſin extra corpus rapi adeò, ut corpus maneret ἀναίϑητον. Reſp. Confeſſio Magorum par -Reſponſio. tim nil probat, eſt enim corrupti animi & ju - dicii; partim nil probat aliud, quàm ſomniaſ - ſe vel vidiſſe ſe aliquid; qua autem ratione, an animi extra corpus abreptione, an corporis ipſius exportatione, non probat. Quin per - vertit ſenſus ſuorum ita Diabolus, ut abre - ptos ſe fuiſſe deinde glorientur.

§. VII. Objicis III. Multas locorum &Obiect. III. perſonarum aliaſq; materiatas conditiones è ſua profectione enarrant Magi, quæ veræ eſ - ſe deprehenduntur, imò multas delitias, epu - las, commeſſationes; aliaque innumera refe - runt reverſi. Corpus autem domi viſum eſt ſtertere. Et oportet, animus à corpore fue -rit2222. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.Reſponſ. rit ſolutus: Reſp. Hæc objectio tantum abeſt, ut animi à corpore diſtractionem pro - bet, ut potius eam ipſam impugnet. Si enim referunt quædam è ſua profectione Magi, non utiq; mens erit à ſubjecto ſejuncta, & ex corpore abrepta, utpote quæ à inateria ſe - parata, talia neq; facit neq; patitur, de quibus gloriãtur Magi, ſunt meræ incãtationes & prę - ſtigiæ Diabolicæ, quibus miſerorum hominũ mentes obfaſcinat veterator ille, ut ea ſibi ex - ercere homines dementati videantur quæ nulla ſunt. Hinc per ſomnum ſomnia mover prodigioſa, quibus volare, commeſſari, tripu - dia exercere ſibi videntur Magi, quæ dein - ceps etiam pro veris conſtanter aſſeverant. Er ut manifeſtius evadãt dicta, inſigne refert ex - emplum cujuſdam, quod addere operæ pretiũ fuit viſũ, Camerarius Cent. 1. Medit. c. 27. cui, cum harum rerũ ſtudio tenebatur, evenit ali - quando, ut repentè ablatus domo, ſiſteretur in loco amœniſſimo, ubi cum totã noctẽ ſpe - ctaſſet choreas, indulſiſſetq; epulis, mane ubi omnia illa diſparuiſſent, vidit ſe in ſpinis inter dẽſiſſimos vepres hærere, & quamvis ſi - bi viſus fuiſſet comedere, fame tamẽ ferè cõfi -Exccptio. ciebatur. Ita ſuis illudit artifex. Veruntamẽ in - quis, interdũ Magi reverſi literas, cultellumve eorũ, qui abſunt longiſſimè ſecũ reportãt cor - pore ante oculos multorũ jacente immoto, & anim us revera expatiatur. Reſpond. Nihilo -minus2232. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.minus. Ipſe enim dæmon ſub nomine MagiReſponſio. ea efficit, & quo efficiat com̃odiùs, oculos ad - ſtantium obfaſcinat, Magiſq; cultellos ſubre - ptos, quos oſtẽdant, tradit, ut ita adſtantes re - vera ea à Mago fieri exiſtiment, quæ Diabo - Ius aſtu oculorum aciem antevertente, efficit: corpore interim ſopito ante oculos multo - rum relicto.

§. VIII. IV. Corpora Magorum inter - dum per aerem vehuntur & exportantur, deObiect. IV. quo apud omnes conſtat. At hoc licet con - tra naturam videatur, non tamẽ negandũ eſt. Reſp. 1. Corpora Magorũ in ſublime per aeraReſponſio. vi dæmonum vehi contra naturam non eſt, ſed ſolum violentum. Poteſt enim tanta eſſe externi motoris vis, ut etiam, contra quam propenſum ſit mobile, impellat. Sic noñunquã integræ moles ſaxorum ventorũ vehemẽtiſſi - mo motu in ſublime per aerem hac atque illac jactitatæ fuerunt violenter. 2. Committitur in hac objectione ἑτεροζήτησις: Quæſtio eſt, utrum animus Magorum arte Magica ex - tra corpus abripi poſſit, corpore relicto: Cõ - cluditur hoc argumento, corpore exportari Magos à Satana, & in ſublime per aerem vehi, de quo controverſia adeò non eſt. Quanquam & hæc ipſa exportatio interdum revera non fit, quod ex eo dijudicari po - teſt, quod ſibi contigiſſe ſcribit Iohan - nes Baptiſta Porta libro ſecundo de magianatur. 2242. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.[Eadem vi - de apud Autorem Magic. o - der von Ge ſpenſten. part. 1. p. m. 219. b. 120. a.] natur. c. 26. cujus verba hæcſunt. Incidit, inquit, mihi in manus vetula quædam earum, quas à ſtrigis avis nocturna ſimilitudine ſtri - ges vocant, ſponte pollicita, brevi temporis ſpatio allaturam reſponſa. Iubet omnes fo - ràs egredi, qui mecum erant, acciti teſtes: ſpo - liis nudata tota ſe unguento quo dam valde perfricavit, nobis è portæ rimulis conſpicua: ſic ſoporiferorum vi ſuccorum cecidit, pro - fundoque occubuit ſomno: fores ipſi pate - fecimus, multum vapulabat, tantaq; vis ſopo - ris fuit, ut ſenſus eriperetur, ad locum foras redimus, jam medelę vires fatiſcũt flacceſſunt - que; à ſo mno revocata multa incipit fari deli - ria, ſe maria monteſq; tranſmeaſſe, falſaq; de - promit reſponſa: Negamus; inſtat: Livorem o - ſtendimus, pertinaciter reſiſtit magis. Hæc ille.

§. IX. Excipies nihilominus ad dictaExceptio. hactenus. ACTIONEM ESSE MA - GICAM, ideoque ad leges naturæ non tam accuratè adſtringendam. Nam ſi plurimæ res naturales ſint obſcuræ & incredibiles, multò magis potentiam actionesque ſpirituum, qui longè ſecus, ac naturæ ferat curſus, ſua cœpta perficiant, animi noſtri captum exce - dere, ideoque ἐετᾧ ὅτι[]εςί, ſi τὸ διότι attingi non poteſt, acquieſcendum eſſe neceſſe eſt. Reſpond. Petitionem committi principii. Quæritur hoc, an, quia actio eſt Magi - ca, neceſſitati naturæ ſit eximenda? Perti -nere2252. Th. Cap. 2 Von der Hexen Reiſefahrt.nere has actiones ad Phyſicam contemplatio - nem dictum fuit theſ. 2. Et cum affectus actionis Magicæ ſit res naturalis, ut herba, ra - dix, aqua &c. cur non & ipſa actio ad ſtatum naturæ ſit revocanda? Gemorum quoque vis maxima quidem, tanta tamen non eſt, ut ne - ceſſitatem & facultates cauſarum naturalium poſſit evertere. Sed norunt aſtutè ſim ul & violenter pluribus modis patientibus adjice - re agentia, aggravare vires facultatum, ut gravior & celerior producatur effectus. Intellectus autem debet quieſcere in re obſcura, ubi τὸ διότι aſſequi non poteſt, ſi ipſum τὸ τι ἐςί ſit certum & indubitatum: ſecus quoniam hic evenit, ut ipſum τὸὅτι in diſcepta - tionem veniat, non poteſt intellectus in eo, ut pote in re dubia & controverſa, finem inqui - rendi ponere. Quandoquidem hic, an ita ſe res habeat, ut vulgo fertur, in controverſia eſt po - ſitum. Pertinet huc etiam Rex Angliæ Iaco - bus in Dæmonologia l. 3. c. 5. p. m. 174. &c. qui itidem aſſerit Tranſportationem eſſe imagi - nariam. Item Anton. Prætorius im Bericht von Zauberey p. m. 36. Hieher gehoͤret viel -Slotus iſt ein Berg unter dem Polo Se - ptentrio - nali. leicht auch / was man von dem groſſen Berg Slotus ſaget / welcher recht unter dem Nord ſeyn ſol / und welchen auch Franciſcus Patricius (in ſeinem Tractatu, in welchem er die Ruͤnde der Erden hat wollen uͤmmeſtoſſen oder ver - werffen) unter andern Bergen erheben undPgroß2262. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.groß machen wil: welchen doch (nach demDen hat niemand jemals ge - ſehen. Vrtheil meines Hochgeehrten Herrn Præce - ptoris; Profeſſ. Public. Franckenſteins / in ſei - nen notis oder Anmerckungen uͤber die Sphæ - ricam Feldii) niemand jemaln geſehen / oder hat ſehen koͤnnen / oder daß er etwan einem Ma - go oder Zauberer im Schlaff mag vorgekom -Kircher. I tinerar. 11. Dial. 2. cap. 2. pag. 566. men ſeyn. Was hiezu 1. den Magum betrifft / ſo wird in des Kircheri Itiner. Ecſtatico gedacht eines Engelaͤndiſchen Moͤnchs auß Ochſen - furth / welcher durch ſeine Schwartzkuͤnſtlerey gefuͤhret iſt an die Oerter / ſo unter dem mitter - naͤchtigẽ Polo liegẽ / uñ habe alda fundẽ einen groſſẽ Stein / als der in ſeinẽ Vmkreiß 33. Fran - tzoͤſiſche Meilen begreifft / unter welchem das mitternaͤchtige Meer (per quatuor Euripos) durch 4. Einfluͤſſe in einẽ ungeheurẽ Schlauch uñ grundloſẽ Loche verſchlungẽ wird. Was fer - ner zum 2. anlanget / daß nimand zu ſolchẽ Ber - ge hingelanget oder gekommẽ ſey / ſo iſt ſolches fuͤr ſich auch einmal richtig / uñ obſchon Olaus Magnus faſt an drey Ortẽ die ich vermercket in epitome de Gentib. Septentr. als p. 9. und 31. auch 385. bekraͤfftiget / daß er ſelber in Perſon biß auf die Hoͤhe 86. gr. gekom̃en ſey. So mey - ne ich doch / daß er irre / indem er zu erſt mag E - levationem, ſtellæ polaris und nit ipſius poli, puncti imaginarii, meynẽ: zum 2. dazu kein juſt Jnſtrument oder Quadrantẽ mag gehabt ha - bẽ / womit er die Richtigkeit habe koͤñen erhaltẽ:gnug2272. Th. C 2. Von der Hexen Reiſefahrt.gnug were es / wenn er uͤmbgekehret ſagete / (fuͤr 86. grad) 68. gr. ferner halte ichs noch fuͤr un - warhafftiger / daß der Koͤnig Hotherus gar mit einander unter dem Polo mit dem Satyro oder Geſpenſte Memmingo geſcharmuͤtzelt / uñ nach erhaltener Oberhand eine wackere Beute davon gebracht habe / wie der Saxo Gramma - ticus berichtet. vide Olaum d. l. lib. 3. p. m. 108. 109. & lib. 1. p. 2. Wenn dieſes ſich ſo verhielte / wuͤrden traun die Hollaͤndiſchen Magnates oder (beſihe Ovvenũ irgentwo) Magnetes (nit die Eiſen nach ſich ziehen ſondern Gold / wie deꝛ - gleichẽ Magneten in Jndiẽ ſeyn ſollẽ / das ſeynd aber die Spañier vide Cabeũ de Phil. Magn. ) oder auch Engellaͤndiſche Greiffe ſolche Schaͤ - tze ſchon albereit etlichmahl nach ſich gezogen haben; So ferne ſie hetten koͤnnen dahin ge - langen / welches aber nie mals geſchehen / ſin - temahl wie ſie auffs Hoͤchſte gekommen ſeyn / den 81. gr. erhalten haben: als anno 1596. beſihe Eberhard Schultzens Geograph. p. m. 497. 498. wiewol Roͤhling an einem Orte vermel - det / ſie weren hingerahten zu dem 81. uñ 82. gr. weil man alſo noch bey 9. gr. oder 135. Teutſche Meile-Weges davon geweſen / wenn man ſchon auffs hoͤchſte gerahten: wie wil man in dergleichen Diſtantz denſelben ſchwartzenSchultz. in Geogr. pag. 492. Felß oder hoͤchſten Polberg / deſſen Vmſchweif 16. mill. Germ. ſeyn ſollen / daſelbſten ſchon ha - ben ſehen koͤnnen / ich geſchweige / daß einerP ijſolle2282. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ſolle drauff gewefen ſeyn / oder denſelbigen ge - meſſen haben. Wie dergleichen Grillen-Ste - cher von dem Schultzen d. l. dannenhero recht - maͤſſig verlacht werden.

Was zum dritten betrifft / daß niemand ha - be koͤnnen hinkommen / beweiſet weitlaͤufftig Hulſius in ſeiner XII. Hollaͤndiſchen Schiff - Fahrt mit dem Exempel der Hollaͤnder und Engellaͤnder / ſo beyderſeits drey vergebliche Schiffahrten nach dem Nordpol gethan: in dem ſie vom Eiß-Meere allezeit ſeyn verhindert worden: Betruͤglich hat alſo vorgegeben der D. Roͤhling / daß unterm Polo, je naͤher man hinzukaͤme / immer waͤrmere Lufft were / ja es were gar der Paradeiß da / hat der Goiel Poſtel - lus geſchwatzet. Doch gnug von dieſem. Jetzo wollen wir noch anfuͤhren / was Bo - dinus von der Hexenfahrt ſchreibet / und alsdenn dieſes Stuͤck beſchlieſſen. Es ſchreibet aber Bodinus alſo: Nun zu Ende dieſes Capittels / wil ich den Beſchluß der Di - ſputation einmengen / der von dem Kaͤyſer Si - giſmund / ſo ein fuͤrtrefflicher und gelehrter Fuͤrſt geweſen / iſt abgeredt worden: welche D. Vlrich Muͤller in einem kleinen Buͤchlein von dieſer Materi lautend / hat beſchrieben / darin - nen er unzehliger viel Exempel und gerichtli - cher Vhrkunden Anmeldung thut / zur Be - weiſung / daß der Sathan eigentlich die Hexenund2292. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.und Hexenmeiſter mit Leib und Seele vertra - ge und verfuͤhre.

Auch hieß diß der Evangeliſchen Hiſtori ge - ſpottet / wenn man in Zweiffel ziehen wolte / ob der Teuffel die Zauberer von einem End an das ander vertrage. Sintemahl im Evange - lio gedacht wird / der Sathan habe unſern See - ligmacher Jeſum Chriſtum in der Wuͤſten auff die Zinnen des Tempels / und nachgehends auf den hoͤchſten Berg gefuͤhret oder vertragen. Denn der groͤſte und rechtſinnigſte Theil der Theologen halten fuͤr unzweyffentlich / er ſeyAct. 8. Die guten Gei - ſter vertra - gen auch die From - men. warhaftiglich mit Leib und Seel vertragen und transportirt worden. Sie geſtehen auch / der Prophet Habacuc ſey gleichfals Seel - und Leib - hafftig obangedeuteter Geſtalt gen Babel ver - fuͤhret oder getragen worden.

Gleichwie auch der Apoſtel Philippus in der Geſchicht der Apoſtel eben dermaſſen mit Leib und Seel zu den Caͤmmerer auß Moren-Land ward vertragen. Daruͤber Thomas von A - quien ſchlieſſet / daß wo es an einẽ moͤglich ſey / koͤnne es auch an allen / die gleicher Natur und gleiches Gerichts ſeyn / muͤglich ſeyn und werden. Siehe da / diß iſt ſein Argument, welches er auß dem dritten Capittel Matthei ſchlieſſet.

Wir leſen auch in dem mehrmals angezo -Apollo - nius Thya - neus. genen Grichiſchen Autore Philoſtrato, daß der Apollonius Thyaneus, welchen etliche Heid -P iijniſche2302. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.niſche Philoſophi beynahe gar zu einen Heili - gẽ gemacht / in wenig Stundẽ auß Morenland bey dem Urſprung des fuͤrnemeſtẽ Aegyptiſchẽ Fluſſes biß gen Rom ſey vertragen worden. Welches nach gerader Lini nicht weniger denn zwo tauſend und fuͤnffhundert Meilen machet. Zuweilen ward er auch von Rom gen Corinth / und etwan von Schmyrnen gen Epheſum ver - ketſcht oder uͤber getragen.

Ein Pfaff wird vom Teuffel in drey Staͤd - te zu Meſ - ſen vertra - gen.

Und im Jahr Chriſti M. CCXXI. hat ein Prieſter von Halberſtad Iohannes Teutonicus genant / ſo zu ſeiner Zeit der beſchreiteſte Zaube - rer geweſen / zu Mitternacht drey Meſſen geſun - gen / eine zu Halberſtadt / die ander zu Maͤyntz und die dritte zu Coͤln (Confer Cruſium de Nocturn. officiis. p. m. 374. cap. 19.

Wie man auch dergleichen von dem Pytha - gora meldet / daß er von Thuria in Metapon - tum ſey uͤberſetzet worden.

D. Weier im 2. Buch am 8. cap. von den præſtigiis oder Teuf - liſcher Be - truͤglich - keit / und im 12. c. des 3. Buchs.

Ja ſelber D. Iohann Weier der Schirmer und Beſchuͤtzer der Zauberer / behauptet durch eine gewiſſe Kunſt / es ſey wahr / daß er viel Leu - te gekant / die gedachter Geſtalt in einem Au - genblick von einem Ort ins ander ſeyn uͤberge - ſchafft und getragen worden.

Vnd demnach viel meynen / diß Verketz - ſchen und Vberſetzen gehe allein Geiſtmaͤſſig zu / ſo laſt uns nun von Verzuͤckung des Gei - ſtes Handelung furnehmen.

Das2312. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.

Das V. Capitul. Von der Verzuͤckung und Verruͤckung oder Gemuhts Entwendung der Zaube - rer und Hexen / und wie ſie ihre gewoͤnli - che Gemeinſchafft und Beywohnung zu den boͤſen Geiſtern haben und erhalten.

DAsjenige / ſo nun vom verfahren der Zauberer und Hexen mit Leib und Seel iſt gehandelt / und diß / ſo vielfaͤltige denckwuͤrdige Erfahrnuͤſſẽ beybrin - gẽ / gebẽ gleichſamb augenſcheinlich und greiff - lich derjenigẽ Jrthumb an Tag / welche geſchrie - ben / das Fahrẽ der Hexẽ ſey nichts anders deñ eine Einbildung Verzuͤckung des Gemuͤhts / der Sinne uñ Gedanckẽ / uñ zeichẽ hiezu / fuͤr ein Exempel an / das Geſicht des Prophetẽ Ezechie -Von Ver - ruͤckung Ezechielis. lis, der im Geiſt von Babel gen Jeruſalẽ iſt ver - zuͤckt worden. Welches Geſicht doch eine wahre Scheidung võ der Selen ſeyn kan / uñ auch oh -Es verſte - het ſich von Chri - ſto dem Bunds - Engel gantz Chriſt lich. ne Scheidung. Aber die Hebreer halten in ih - rer geheimen Theologi dafuͤr / der Engel thue GOtt ein Opffer von der Außerwehlten Seelẽ durch eine Abſtraction oder Abziehung / da doch der Menſch beym Leben bleibet. Und zu dieſer Meynung ziehẽ ſie an den Ort auß dem 116. Pſ. Pretioſa in conſpectu Domini mors ſancto - rum ejus; der Todt ſeiner Heiligen iſt wehrt ge - halten fuͤr dem HErrn. Welches wie es ſchei - net Plato in dem Phædrone nennet einen lu -P iiijſtigen2322. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ϖερὶτῶν ἐκςατικῶν καὶ Αφαιρέσεος τῆς ψυχἦς ἐκτὸς τοῦ Σώματος. ſtigen und lieblichen Tod. Jedoch ſol man dar - umb nicht die warhaffte Vertragung des Lei - bes und der Seelen / ſo durch die gute und boͤſe Geiſter geſchehen mag / verneinen. Wir koͤn - nen wider der vorigen Meynung wol die E - xempel mit dem Helia und Henoch anziehen / welche mit ihren Leibern im Himmel ſeyn ver - zuͤckt worden. Deßgleichen auch diß mit dem Propheten Habacuc / der leibhafftig durch ei - nen Engel in die Loͤwen-Grube zu dem Pro - pheten Daniel iſt getragen worden. Vnd wo man ſagen wolte / in dieſem erſt angezoge - nen Exempel ſeynd keine wahre leibliche Ver - tragungen geſchehen: Wie hat ſich denn be - geben koͤnnen / daß der zu Loches viel Meilen von ſeinem Bette beylandes von Baurdeaux iſt vertragen / und jener von Leon ins Lottrin - ger Land iſt verfuͤhret / und der / von dem Plu - tarchus meldet / auß Griechenland in Crota - nam bey Neapolis mehr denn hundert Meilen uͤber Meer uͤbergeſetzt worden. Vnd in an - dern mehr dergleichen Exempel geſchehen? Thomas von Aquin / Durandus Hervet / Bo - naventura von Tarantaſia / und Geraldus O - detus, welche dieſe quæſtion in ihren Außle - gungen uͤber das andere Buch / diſtinſt. 8. des Magiſtri der Sententien haben gehandelt / die ſchlieſſen gantz foͤrmlich / daß die Teuffel durch ihre natuͤrliche Macht die Leiber von einem Ort ins ander zu vertragen pflegen. Dochhalten2332. Th C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.halten ſie die Verzuͤckung des Geiſtes fuͤr wun - derlicher / denn des Leibes Vertragung. So denn der Teuffel dieſe Macht hat / in maſſen ſie geſtaͤndig / daß er den Geiſt des Menſchen auſ - ſer ſeinen Leib verzucken kan / ſolte es ihm nicht viel leichter ſeyn / Leib und Seel ohne einige Zertheilung / Trennung und Abſonderung des verſtandgemaͤſſen Theils / oder Partis Ra - tionalis, hinzutragen / als einen vom andern zu trennen und zu theilen ohne des Menſchen Tod? Wiewol wir nun unzweiffelhaffte Zeug - niſſe und gewiſſe Erweiſungen von Vnſterb - ligkeit der Seelen haben. Jedoch beduͤnckt mich diß itzo geruͤhrte Stuͤck die allerſtaͤrckeſte und groͤſte Beweiſung / als welche durch unzeh - lich Hiſtorien Vrtheil / Vergichten / Vberwei - ſungen / Vberzeugungen / Bekaͤntnuͤſſe und Exequirung ſeynd gantz vergewiſſert und gꝛeif - lich dargethan. Ja ſage ich / dieſer eintziger Punct mag alle Epicurer und Gottloſe Athei - ſten uͤberzeugen / daß der Menſchliche Geiſt ein unſterblich Weſen ſey. Denn die Hypothe - ſis des Ariſtotelis in dem zweyten Buch vonVon Vn - ſterbligkeit der See - len. der Seelen / da er alſo ſetzet / daß die Seele ge - wiß unſterblich ſeyn muß / wenn ſie etwas oh - ne Huͤlffe des Leibes fuͤr ſich ſelbſt thun und ſchaffen koͤnne / wird durch dieſe nun ange - regte Weiß gantz mercklich wahr gemacht / ve - rificirt und dargethan. Desgleichen auch die zweyte hypotheſis, daß die Seele gewiß un -P vſterblich2342. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ſterblich ſeyn muß / wenn ſie vom Leib theilbar und abſonderlich ſey. Aber die Vn - glaubigen / ſo weder von der Macht GOttes / noch dem Weſen der Geiſter / etwas halten und glauben / und die geben unverſchaͤmter Weiſe auß / daß diß / ſo wir die Sele heiſſen / ſey eine Harmoniſche oder wolgeſtimte Ver - buͤndnuͤß und algemeine Form ſo auß den par - ticular Formen der Humoren und andern Theilen des Menſchlichen Leibs entſtuͤnde. Wel - che warlich eine grobe ungereuͤmte incongrui - taͤt / daß man des Menſchẽ Form wil componi - ren: von deren doch alle Philoſophi halten und bekennen / daß ſie pur / ſimpel und einfachDie Verzuͤ ckung iſt kein Me - lancholi - ſcher Traum. Jn Mitter naͤchtigen Landen hat es am meiſteu Hexen und Zauberer. ſey auß vielen Formen. Belangend denn die Verzuͤckung da ſagen und halten ſie / es ſey ein Melancholiſcher Traum durch welchẽ die Kraͤf - te der Selen begraben werden / alſo daß es ſchei - net / als ſey der Menſch geſtorbẽ. Aber das gehet gar laͤcherlich ab: Angeſehen / daß es vielmehr Zauberer und Hexenmeiſter in Nordwegen uñ Liefland und andern Septentrionaliſchẽ Gegẽ - den hat / denn ſonſt in allen uͤbrigen Theilen der Welt. Jnmaſſen Olaus Magnus davon ſchrei - bet. Vnd es ſcheinet / als koͤnne diß / welches in dem Jeſaia vom Satan gemeldet wird / Jch wil auff den Nordwind ſteigen und GOTT gleich ſeyn / recht gezogen werden auff die Gewalt des Satans / den er hat uͤber die Voͤlcker / ſo gegen Norden gelegen / welche vonboͤſen2352. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.boͤſen Geiſtern und Zauberern ſehr uͤbel ver - ſchreit ſind. Gleich wie man auff ebenmaͤſſigen Fall durch die gantze H. Schrifft findet / daßDie in den kalten Laͤn deren ſind weniger Melancho liſch / als die in den heiſſen. von Nord her alles Vngluͤck kommen werde. Als im Buch der Weißheit am 2. cap. Eſaiæ cap. 14. 41. 49. Jerem. cap. 34. 6. 13. 15. 23. 25. 46. 47. 50. 51. Ezech. 8. 48. Daniel. cap. 11. Zachar. cap. 2. und gleichwol ſind dieſe A - quiloniſche Voͤlcker am allermeiſten mit Melancholey behafftet / als keine Nation un - ter dem Himmel / denn ſie ſind gemeiniglich ſehr weiß und bleichfaͤrbich / oder haben Haare wie die Kuͤhe. Derohalben muß darauß folgen / daß dieſe Geſellen / ſo ſolcher ungeſchick - ter Meynung ſind / ihrer Vnwiſſenheit bekaͤnt - lich ſeyn muͤſſen. Denn Plutarchus ſchrei - bet / von einem Solens genant / und Plinius von einem Hermotino Clazomenio, und He - rodotus von einem Philoſopho von Proco - neſe einem Gotteslaͤſterer und Atheiſten / daß ſie dermaſſen ſtarck im Ecſtaſi ſeyn verzuͤckt worden / daß ihre Leiber gleichſam unempfind - lich tod da gelegen. Alſo daß des Hermotinilib. 2. c. 52. Feind / als ſie ſeinẽ Leib der geſtalt in ď Onmacht da liegen fandẽ / brachtẽ ſie ihn uͤm / uñ verbran -Cardani Verzuͤ - ckung. ten ihn. Hicron. Cardanus von Meyland / ein fuͤrnehmer Philoſophus zu unſerer Zeit / hat in ſeiner Geneſi ſchriftlich hinterlaſſẽ / daß er durch eine Ecſtaſin auſſer ſeinẽ Leib ſey ſo oft verzuͤckt wordẽ als er gewolt: dermaſſen daß er gar ohneleib -236Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.leibliche Empfuͤndnis geweſen. Aber ich halte dafuͤr / daß alle die / ſo mit Willen wachend die - ſe Verzuͤckung gedulden / Zauberer ſeyn. Auch bekent gedachter Cardanus ſelber / ſein Vatter habe dreyſſig Jahr einen geheimen oder fami - liaren Geiſt gehabt. Vnd gemeiniglich pfle - gen die Vaͤtter ſo Zauberer ſind / ihre Kinder alſo zu ahrten und anzulaſſen / daß ſie auſſer ſich ſelbſt verzuckt werden. Dahin ſich denn reimet / diß / ſo Virgilius im ſechſten Buch Æ - neidos von einer Hexin ſchreibet / Quæ ſe pro - mittit ſolvere Mentes: die außgiebet / ſie koͤn - ne die Gemuͤter auffloͤſen. Denn die War - heit zu ſagen / eine vegetariniſche / vitaliſche und animatiſche Seel bleibet nicht deſtoweniger / wenn ſchon die Sinne / Bewegung und Ver - ſtand auffgeloͤſt und entbunden ſeyn / wir ha - ben deſſen eine neulicher Hiſtorie in eines Nea - politaners Magia naturali, da er ſchreibet / er habe eine Probe erfahren an einer Hexin / die ſich gantz nackend und bloß mit Schmeer habe geſchmieret und drauff gantz ohne Empfindniß in Ohnmacht dahin ſey gefallen / und als ſie nach dreyen Stunden wiederumb zu ſich ſelbſt kommen / ſeltzame Zeitung auß vielen Landen /Er redet auff den Baptiſtam Portam. die doch gewiß geweſen / erzehlet habe. Wol wahr iſt es / der Autor deſſelbigen Buchs / wel - ches wol wehrt / daß man es verbrenne / zeiget Mittel und Wege an / wie mans uͤben und pra - cticiren ſol. Aber der Satan gebraucht esnur2372. Th. C 2. Von der Hexen Reiſefahrt.nur gegen dieſen / die es gerne heimlich halten wollen / oder die von wegen ihres hohen fuͤrneh - men Geſchlechts oder auß andern Vrſachen ſich bey gedachten Verſamlungen nicht gerne finden laſſen. Es hat mir der Præſident vonHexen fuͤh - len bey th - ren Entzuͤ - ckungen nichts. la Tourette erzehlet / wie er im Delphinat eine Zauberin / ſo verbrennet worden / gekant / die nachdem ſie ſich nach der Laͤnge bey das Feur geſtreckt gehabt / im Sinn alſo verzuͤckt ſey wor - den / daß doch der Leib im Hauſe geblieben. Vnd dieweil ſie nichts fuͤhlete noch empfunde / ſtrich ſie ihr Meiſter / jaͤmmerlich mit Ruthen / und auff daß man erfuͤhre / ob ſie tod were / ſtieß man ihr Feur an die Ende / ſo am aller zarte - ſten ſind. Jedoch konte man ſie davon nicht auffwecken / deßhalben lieſſen ihr Meiſter und Frau / ſo nicht anders meyneten denn ſie we - re Tod / da auff den Platz geſtrecket liegen / mor - gens fand man ſie in ihrem Bette ſchlaffen. Deſſen ihr Meiſter ſich verwundert / und ſie gefraget / was ihr doch geweſen were? darauff ſie auff ihre Sprache Ha non maiſtre tantm auetz batue. Ach mein Meiſter wie habt ihr mich ſo uͤbel geſchlagen? der Meiſter erzehlet ſolche Geſchicht ſeinen Nachbarn / die ſagten ihm rund / ſie were eine Hexin. Da ließ er nicht nach / biß ſie die Waꝛheit bekant daß ſie damals / als ſie obgehoͤrter maſſen verzuͤckt geweſen / mit mit ihrem Geiſte / der Verſamlung der Zau - berer und Hexen beygewohnet habe. Sie bekantauch2382. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.auch viel boͤſer Stuͤck / die ſie begangen hette / und ward deßhalben lebendig verbrennet. Derglei - chen hat auch der Autor Ma - gic. oder der wun - derl. Hiſt. von Ge - ſpenſten. p. m. 158. a. b. Jacob Sprenger inquiſitor fidei oder Ketzer - meiſter / welcher ſehr viel Hexen zum Feur verur - theilet / ſchreibet / daß ſie bekent / ſie moͤgen beyde im Geiſt und auch mit dem Leibe verzuͤckt wer - den wann ſie wollen. Wir haben auch deſſen ein Exempel bey unſerm Gedencken zu Bour - deaux in M. D. LXXI. Jahr fuͤrgegangen / als man die Zauberer hefftig in Franckreich verfolgete / da fand ſich eine alte Zauberin zu Bourdeaux / die bekant vor den Richtern / ſie wuͤrde eine jede Woche ſamt andern Geſpie - len an gewiſſes End verfuͤhret und vertragen: Alda ſie einen groſſen Bock finde / der ſie GOtt verleugnen machet / und von ihnen Geluͤbde nimmet / ihm fortan zu dienen / und darauff kuͤſſe ein jedes den Bock an heßlichen wuͤ - ſten Enden / und wenn ſie alsdenn ei - nen Tantz darauff vollbracht / ſo nehme ein jedes etliches Gifft-Pulver. HierauffBelotus. als M. Belot derer fuͤrnembſten Gerichts - Leute einer / deſſen durch die gedachte Zauberin eine Probe wolte erfahren / und aber die - ſelbe fuͤrwand / ſie habe keinen Gewalt / ſie ſey denn auß dem Gefaͤngnuͤß / da hieß er ſie le - digen. Alsbald rieb ſie ſich alſo gantz nackẽt mit einer ſondern Salbe / darauff fiel ſie gleichſamb tod ohne alle Fuͤhlniß dahin. Nach 5. Stun - den / als ſie wieder zu ihr ſelber kam und auf -ſtund2392. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ſtund / erzehlte ſie frembde Haͤndel / ſo an un -Hexen Zei - tung. terſchiedenen Orten und Enden ſich hatten verloffen; auch alſo warhafftig befunden worden. Dieſe Hiſtorie habe ich von ei - nem Grafen und Ordens-Ritter / der ſolcher Probierung beygewohnet / und noch im Le - ben iſt. Der Hiſtorien-Schreiber Olaus lib.Wie ſie in Schwe - den und Finland Zeitung von ihren Freunden oder Fein - den erfah - ren / davon beſihe auch den Auto - rem Magic. oder Ge - ſpenſt - Hiſtor. p. m. 62. b. 5. c. 17. meldet / diß Geiſt-Verzuͤcken ſey ſehr gemein in den Mitnaͤchtigen Laͤndern / und die Freunde desjenigen / ſo der geſtalt verzuͤckt wird / pflegen ihn gar wol zuverwahren / biß derſelbe mit groſſen Schmertzen wiederkoͤmt / und einen Ring / oder einen Brief / oder ein Meſſer von dem jenigen / deßhalben ſie in Sorgen ſtehen / und der etwan auff dreyhun - dert Meilen von dannen iſt / zum Warzeichẽ mit bringet. Jch habe im Jahr 1549. als ich zu Nantes geweſẽ / gleich ſo fremdes Urtheil võ ſie - ben Zauberern vernommen / welche in Beywe - ſen vieler Leute ſich außthaten / ſie wolten innerhalb einer Stunde Zeitung von allen dem bringen / was auff zehen Meilen herumb ge - ſchehen: fielen demnach in einer Ohnmacht nie - der / und blieben dergeſtalt wol drey Stun - den liegen. Folgends ſtunden ſie wieder auff / und ſageten Zeitung / waß ſie in der Stad Nantes, und noch weiter heruͤmb geſehen hetten: da bey ſie deñ gar eigentlich der Umſtaͤn - de Oerter / Haͤndel und Perſonen hetten wahr - genommen / und was ſie alſo erzehlet / dashat2402. Th. C. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.hat man auch alſobald warhafftig befunden. Dieſe deß Teuffels Kunden / nachdem ſie vieler Vbelthaten verklaget und uͤberwieſen wordẽ / hat man mitein ander verbrent.

Ob die Se - le verzuckt wird.

Man moͤchte vielleicht hier einwenden und ſagen / die Seele werde nicht verzuͤckt / ſondern es ſey alleine ein Geſicht / Geſpenſt und Ver - blendung / die der Teuffel verurſachet. Aber der Außgang und die Wirckungen / ſo darauß ent - ſtehen / uͤberzeugen das Widerſpiel.

Einſchlaͤf - fung.

Man kan zwar die Leute wol mit Mandrago - ra oder Alraunen und andern Narcotiſchen Bruͤhlein dermaſſen einſchlaͤffern / daß ſie recht todt ſchienen. Aber gleichwol werden etliche dergeſtalt eingeſchlafft / daß ſie nicht mehr auff - zuwachen wiſſen: Etliche wenn ſie ſolche Bruͤh -Von Tuͤr - ckiſchen Einſchlaͤf - fen der Eu - nuchen. lein eingenommen / ſchlaffen bißweilen drey o - der vier Tag unauffgewacht: Jnmaſſen wir dann von der Tuͤrckey erfahren / daß man da - ſelbſt die jenigen / denen man außwerffen wil / auff ſolche weiſe einſchlaͤffet: Vnd iſt diß an einem geloͤſten oder wieder erkaufften Gaſco - nier auß dem Niedern Langedoc / als er daſelbſt ein Leibeigener geweſen / practicirt worden. Aber die Zauberer gebrauchen keines Trancks noch Bruͤhlein. Zudem iſt kundbar / daß die ſo durch Narcotiſche Traͤncklein eingeſchlaͤfft werden / gar keiner Haͤndel eingedenck ſeyn. So hingegen die Zauberer und Hexen gar eigent - liche Einbildungen haben von ihren Daͤntzen / Opffern / Anruffungen und andern Sachen /die2412. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.die ſie bey ihren Verſamlungen geſehen und getrieben / auch ihre Mitgeſpielen und Geſellen / ſo der Verſamlung beygewohnet / dergeſtalt mercken / daß wann man ſie gegeneinander ſtel - let / ſie einander zuſchanden machen / und deß Handels bekaͤntlich ſeyn muͤſſen. Und durch die Vergichten der jenigen / die der Inquiſitor Ia - cob Sprenger hat verbrennen laſſen / erſchei - net / daß die Hexen geſtanden / ſie empfinden in ihren Verzuckungen eben die Sachen / als wañ ſie leibhafftig weren zugegen geweſen. Und S. Auguſtinus erzehlet im achtzehenden Buch vonWie ſich die Ver - zuckten fuͤr Thiere halten. der Stadt GOttes von dem Præſtantio, wie ſeyn Vatter offt dergeſtalt ſey verzuckt worden / und wann ſein Geiſt wiederumb zu ihm kom - men / habe er fuͤrgeben / wie er in ein Pferd ſey verwandelt geweſen / und mit andern Roſſen Proviant ins Lager gefuͤhret / und getragen ha - be. Und nichts deſtoweniger ſeye ſein Leib / die - ſelbe gantze Zeit durch / gleichſam fuͤr todt da - heime in ſeinem Hauß geſtreckt gelegen. Wel - ches die Urſach ſeyn mag / warumb[die] Lycan - thropia oder Verwandelung der Menſchen inWolff - Menſchen. Woͤlffe oder andere Thiere bey allen Alten ſo verſchreit / und in allen Orientaliſchen Landen ſo gemein geweſen / davon wollen wir jetzundKranckhei - ten ſo dẽ Glie - dern das Fuͤhlen nehmen. bald handeln.

Man findet zwar auch Kranckheitẽ / die den Menſchen unempfindlich und gleichſam toͤd - lich machen / als da iſt der Schlag / die Popel -Qſey /2422. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ſey / die Hand GOttes / S. Veltens Plage / die hinfallende Sucht / das S. Johanns U - bel ꝛc. Und deß findet man ein Exempel amPapſt Iulii Kranck - heit. Iohannes Scotus iſt in Verzu - ckung fuͤr todt ver - graben worden. Papſt Iulio dem Andern / der zween Tag gele - gen / daß man gemeinet / er were geſtorben. Und man haͤlt dafuͤr / der Iohannes Scotus ſey gantz lebendig begraben worden / wiewol er nur todt geſchienen. Dann da er beym Begraben ſich begunte im Sarge zu regen / und die Todten - graͤber ſolches inne worden / haben ſie ihn zwar auß dem Grab wieder herauß gezogen / aber be - funden / daß er im Blut gelegen / und almaͤhlig ſeinen Geiſt auffgegeben hat. Solche Kranck - heiten von Ohnmachten / Schweimelungen / Hertzſperrung / Geiſtverlierung / Tropf / Boͤß - Weh / und S. Veltens Leiden / begeben ſich nit an den Hexen und Zauberern. Sintemal ſie zu ihrer Gattung Verzuͤckungen bereit und di - ſponiret ſind / wann es ihnen nur gefaͤllig. Und gedulden daſſelbige deßhalben / damit ſie eine Entſchuldigung haben / bey den Verſamlun - gen nit zuerſcheinen / auß Furcht daß es moͤch - te außbrechen und offenbar werden. Thun a - ber nicht deſtoweniger dem Teuffel Huldung / und haben ihre Unterredung und Geſpraͤch je -Võ Frey - herꝛn von Raitz / der zu Nantes fuͤr einen Zauberer iſt gericht worden. derzeit in ihren Haͤuſern mit ihm / wann es ſie nur geluͤſtet / wie dañ diß zubeweiſen ſtehet mit dem Freyherꝛn von Raitz / der zu Nantes als ein Zauberer iſt verurtheilet und gerichtet worden / nachdem er bekant / wie er 8. Kindeleinumb -2432. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.umbgebracht habe / und an dem geweſen / daß er auch das Neunte umbringen wollen / und daſſelbe dem Teuffel auffopffern: Welches Neunte / ſelbſt ſein leiblicher Sohn war / den er in Mutter-Leibe geſinnet war zu toͤdten: Auff daß er nur damit dem Teuffel wol hofierte: Dieſer Freyherꝛ ſag ich / bekant darneben auch diß / ſo vorgedacht / nemlich daß er den Teuffel in ſeiner Kammer pflege anzubeten / und vor ihm jedesmal / wañ er ihm in Menſchlicher Ge - ſtalt erſcheine / auff die Knie zu fallen / ja ihm auch Weirauch zu brennen: Welches eineDem Teu - fel auff Ca - naneiſch Weirauch brennen Weiſe und Form von den abſcheulichſten und verfluchteſten Opffern der Amoreer und Ca - naneer iſt geweſen. Der Teuffel hat ihm wun - dergroß Ding verheiſſen / wie er ihn ſo hoch an - bringen wolle. Aber zu letzt als er ſich gefangen / und im hoͤchſten Jammer und Elend verſtrickt geſehen / da hat er alles bekant / und iſt darauff vom Leben zum Todt gerichtet worden: Und der Proceſs ſeiner Confiſcation halben bleibet noch zur Zeit rechthaͤngig. Jch habe auch bey offt gedachtem Bruder Sprenger geleſen / daß er eine zum Feuer habe verurtheilet / welche be - kant / daß ſie als eine Hebam̃ offtmals die Kin -Ein Heb - am̃ ſo eine Hexin war toͤdt und die Kindlein. der auß ihrer Mutter-Leib habe empfangen / uñ dieſelbigen durch Auffhebung in die Hoͤhe dem Teuffel præſentiret und uͤbergeben / und nach - gehendes eine groſſe Nadel ihnẽ an einen Ort / da es kein Blut gegeben / in das Haͤuptlein ge -Q ijſteckt2442. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.ſteckt / und alſo getoͤdtet. Wann ſie dann mer - cket / daß man ſie zu Grabe trug / gieng ſie hien und grub ſie wiederumb auff / kocht ſie darnach im Ofen / das Fleiſch / und hub das Feiſte zu ſondern teuffeliſchen Sachen auff: Sie bekant auch / das ſchrecklich zu hoͤren / ſie habe auff ſol -Eine He - xin toͤdtet 40. Kind - lein. che Weiſe 40. Kindbet-Kindelein getoͤdtet. Sie war ſonſt buͤrdig von Dann / nahe bey Ba - ſel. Auch gedencket er neben dieſer / noch einer andern / die war von Straßburg / hat unzehlige Kindlein umbgebracht / hat auch daruͤber ihr Urtheil zum Todt außgeſtanden.

Dieſer uͤbergraͤulichen Abgoͤtterey und Ab - goͤttiſchen Greulichkeit / habe ich den Leſer deß - halben erinnern ſollen / dieweil ſie mich die aller Abſcheulichſte bedaucht hat / von der ich je alle mein Lebetag habe hoͤren reden / auff daß man auff dieſe / ſo die Kinder annehmẽ oder empfan - gen / genaue Achtung gebe. Belangend dasHexen freſſen Menſchen Fleiſch. Menſchen-Fleiſch freſſen / iſt daſſelbe ohne zweiffel gewiß / und die Hexen ſind ſtets von al - ten Zeiten her darauff verleckert geweſen: Alſo daß kaum muͤglich war / die todten Coͤrper ge - nugſam ſorgfaͤltiglich fuͤr ihnen zu bewahren / und ſie geheb genug dabey zu verſchlieſſen / daß ſie teuffeliſche Todtenfreſſerin nicht in die Ge - mach waͤren kommen / und die Todten biß auffsSi Stria ho - minem co - mederit &c. Bein benaget hatten. Daher wird im 67. Ca - pitul der Saliſchen Geſetz verordnet / daß wo ein Zauberer oder Hexin einen todten Menſchẽbena -2452. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.benagen / oder zerfreſſen / und ſie deſſen uͤber -Ein Soli - dus thut 40. dena - rios. umb 2. denarios kauft man einen Me - tzen Ha - bern oder 3. Metzen Gerſten. wieſen und uͤberzeuget wuͤrde / ſie 200. Solidos fuͤr Straffe zahlen ſolle. Wir leſen auch in dem Philoſtrato Lemnio, daß Apollonius Thya - neus zu Corinth / eine ſolche Hexin / ſo vom Fleiſch lebete / geoffenbahret und ſie auß der Stadt gejaget habe. Darumb auch Horatius fuͤr ein greulich Stuͤck hat angeben; Neu pranſæ lamiæ puerum vivum extrahat Alvo. Wann man ſich beſorgen muß / daß die Menſchenfreſſigen Hexen ein Soͤhnlein leben - dig auß Mutter-Leibe ziehen / und gleichwol ſol - ches bey den Hexen ſehr gemein / ſich mit ſolcher Speiſe zu nehren und zu maͤſten. Wir leſen auch in dem Am̃iano Marcellino, wie Pollen - tian der Zunfftmeiſter ſey uͤberwieſen worden / daß er ein ſchwangere Frau habe auffgeſchnit - ten / von ihrem Kindlein zuerfahren wer Kaͤy - ſer werden ſolle. Welche angezogene Oerter alle deutlich daſſelbige beſtaͤtigen / was wir auch zu unſerer Zeit in unſern Verurtheilungen der Hexen von Tag zu Tag muͤſſen erfahren.

Auch bereden ſich viel Hexen / daß ſie der Teuffel deßhalben ſolche greuliche Stuͤck zu be - gehen angefriſchet / damit ſie auff weiß und wege / wie es ihnen gefaͤllig / entweder im Geiſt oder im Fleiſch verzuckt werden. Ja die Sache ſo weit nicht zu erholen / wollen wir uns deßRondeletii Erfahrung võ der Ly - cãthropey. Rondeletii, eines hochverſtaͤndigen und wol - beruͤhmten Medici zeugnuͤß / behelffen / welcherQ iijzu2462. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.zu Montpellier einen dergleichen Zauberer hat außgeſpehet / der ſtets gepfleget ſich bey den Graͤbern zu finden. Und denſelbigen auff eine Zeit begriffen / daß er zu einer Begraͤbnuͤß ſich verfuͤget / da man vorgehẽdes Tages ein Weib begraben hat / und demſelbigen Todten einen Arßbacken außgehauen / und unterdeß er es auff den Achſeln hingetragen / mit Luſt und gie - rigen Zaͤhnen alleweil in das Fleiſch gebiſſen / und es wacker hinweg gezwacket habe. Dieſe Hiſtori hab ich von deß Rondeletii Diſcipeln einem / der zu ſolcher Außſpaͤhung mit ihm gan - gen war. Derſelbige ſaget mir / waͤr die Kranck - heit die man Lycanthropei nennet: Welche machet / daß die Menſchen unſinnig werden / und meinen / ſie ſind zu Woͤlffen verwandelt / und pflegen derohalben ſich mit ſolcher un - menſchlicher Speiſe zu maͤſten. Biß hieher der Bodinus in Dæmonom. Was das entzu - cken belanget / ſo gehoͤret auch hieher folgendeAutor Ma - gic. oder wunderl. Hiſtor. von Geſpen - ſten p. m. 163. a. Hiſtori. Zu Cazareb bey Tholoſe iſt eine Zauberin geweſen / welche nachdem ſie das ge - ſegnete Brod zum Opffer getragen / und auff den Altar geleget / iſt ſie darauff hingangen / und in das Waſſer geſprungen / ſich zuerſaͤuf - fen. Als ſie aber auß dem Waſſer heraußge - zogen worden / hat ſie bekant / daß ſie das geſeg - nete Brod vergifftet hette / darauff ward das Brod den Hunden vorgeworffen / die ſind als - bald davon geſtorben; Da ſie nun in das Ge -faͤng -2472. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.faͤngnis kommen / iſt ſie in ihren Banden und Gefaͤngnuß laͤnger als 6. gantzer Stunden in Ecſtaſi oder Entzuͤckung deß Gemuͤths ohne alles fuͤhlen und empfinden / als wann ſie ſtar - ren todt were / gelegen / da ſie aber hernachmals wieder zu ſich ſelber kommen und auffgeſtan - den / hat ſie geſaget / wie ſie ſo mat und muͤde were / und hat gar viel Haͤndel und Geſchicht / ſo ſich an vielen Orten zugetragẽ und begeben / mit vielen gewiſſen Indiciis und Anzeigungen mit ſich bracht und verkuͤndiget. Als aber die Zeit herbey kommen war / daß ſie ſolte gerecht - fertiget werden / und nun ſchon zum Todt ver - urtheilet war / hat ſie den Teuffel angeruffen / und ihn erinnert / er hette ihr zugeſaget und ver - heiſſen / er wolte einen ſo hefftigen grauſamen Platzregen kommen laſſen / daß ſie kein Feuer empfinden ſolte. Aber ſie iſt nichts deſto ſiche - rer vor der Grauſamkeit deß Feuers geſchuͤtzt oder geſichert geweſen. Hildebrand ſchreibetHildebrãd in The - urg. am 133. Blat. alſo; Wiewol von dem Fahren kein Zweiffel iſt: Demnach iſt ein ander Fal darin die Weiber betrogen werden / dann ſich offt begiebet / daß ei - ne Hexe von ihrem Aſcendenten zu fahren be -Warumb die Hexen nit allezeit weggefuͤh - ret werden gehret / dieweil aber nicht Platz oder convoca - tion zur ſelbigen Zeit vorhanden iſt / verſtopfft der Aſcendent der Hexen Schlaͤffe / hefft ihre Organa auff / ſenckt einen tieffen Schlaff in ſie / laͤſt ihr das Fahren nach ihrem begehren im Traum auffgehen / daß ſie nit anders wehnet /Q iiijdann2482. Th. Cap. 2. Von der Hexen Reiſefahrt.dann ſie fahre dahien / zabbelt / ſchreyet und wuͤtet / wie ſie in aller Freude der Hexen ſey. Noch mag hie niemand darwider ſtehen / daß die Hexen nicht mit Leib und Geſchaͤffte durch die Lufft außfahren / dann daß GOtt verhen - get und auch in der Schrifft geſchehen iſt. Chri - ſtus ließ ſich dem Teuffel / Sathan / auff den Umgang deß Tempels tragen / nicht minder ſchicket GOtt einen Engel / der Habacuc auß Iudea in Babylon fuͤhrete.

Das III. Capittel. Von dem Orte / da die Hexen hien fahren ſollen.

B hieher außfuͤhrlich genug / und faſt zum Verdruß oder Eckel / ob die He - xen warhafftig oder Einbildungs wei - ſe ꝛc. fahren? Hierauff folgen nun die Oerter / wohin ſie fahren ſollen: Solche aber koͤñen hier in Erklaͤrung vorlauf - fen entweder in Abſehen der

  • § I B ezeichnung.
  • § II R echt Zubereitung.
  • § III O ffenbarheit oder Dunckelheit.
  • § IV K oͤnigreiche.
§ V2492 T. C. 3 §. 1. Verz. der Orte / dahin die Hex. fahr.
  • § V B erge und Wieſen.
  • § VI E ntfernung.
  • § VII R ichtigkeit Augen verblendung.
  • § VIII G ebraͤuchligkeit Ungewoͤnlichkeit. Jtzt folget von allen inſonderheit.

Deß Orts Bezeichnung betreffend / ſo§. 1. Bezeich - nung. Bodin. - monoma - nia lib. 2. c. 4. berichtet Bodinus folgendes davon / daß obge - dachter Doctor (nemlich Paulus Grillandus ein vornehmer Juriſt in Welſchland) anfuͤh - ret / die Verſamlungen begeben ſich unter ei - nen groſſen Nußbaum / da habe ich auß vielmehr andern Hiſtorien und Proceſsen an - gemercket / daß die Ort / alda die Hexen ihre Dantze halten / gemeiniglich gezeichnet ſind / etwann mit gewiſſen Baͤumen o - der mit Creutzen. Gleich wie man in denHildebr. Theurg. p. 127. peinlichen Fragen der Zauberer und Hexen zu Poicktiers hat befunden / daß dieſelbigen bey einem beſondern gewiſſen Creutzſtock ſo im gantzen Land bekant / ſich pflegen zuverſamlen. Ja es ſaget mir der Præſident von Salewert / daß er in alten Urkunden und wol 100. jaͤhri - gen Regiſtern gefunden / daß ſchon laͤnger dañ vor 100. Jahren die Hexen bey demſelbigen Creutzbilde allezeit ſich haben zu verſamlen pfle - gen. Und zu Mauber bey Beaumont de La - maigne, 8. Frantzoͤſiſcher Meilen von Tholo - ſen / hat man gleichfals fuͤr gewiß geſpuͤret / und erfahren / daß die Zauberer daſelbſt herumQ vihre2502. T. C. 3. §. 2. Von der Zubereitungihre Verſamlung und Daͤntze / bey einem Creutze von Werckſtuͤcken / gehalten haben; Unter welchen Daͤntzerinnen eine Beronda ge - nant / als es nun an dem geweſen / daß ſie ins Feuer hat gehen ſollen / und aber fuͤr rathſam angeſehen worden / ſie zuvor gegen einer an - dern Frau zu rede zu ſtellen / und zu confronti - ren / dieweil dieſelbe nicht geſtehen wollen / daß ſie jemals mit in der Geſelſchafft were geweſen / da hat ſie unverholen zu dieſer Verlaͤugnerin auf ihre grobe Sprach geſaget: Ne ſabes pas tu, que le derrain cop, que nous hemes leharam à la Croux do paſtis, tu portaos lo topin des poudoux: das iſt: weiſt du es nit / als wir das letztemal bey dẽ Creutz von Werckſtuͤckẽ dantze - tẽ / da du dẽ Hafẽ vol Gift trugeſt. Dieſe Hexin Beronda iſt auch daruf lebẽdig verbrẽt wordẽ.

§. 2. Recht Zu - bereitung.

Darauff kombt die recht Zubereitung / welche beſtehet in Aufftragung und Zuſetzung der Tiſche oder Taffeln / Baͤncke / Stuͤhle / Tape - zereyen / Leuchter / Teller / Kañen / Schuͤſſeln / uñAuthor Hundst. Erquickſt. part. 1. c. 18. im dritten Hundsta - ge pag. 365. ꝛc. Wird võ Geiſt auff eine Wie - ſen gefuͤhrt was zu einẽ Pancquet gehoͤret. Von welchẽ al - len außfuͤhrlich handelt der Author der Hundstaͤglichen Erquickſtund̃e: Welcher geſtalt durch einen Geiſt ich wunderſachẽ geſe - hẽ uñ gehoͤret / das habet ihr von mir zuverneh - men: Es kam aber dieſer Spiritus (Geiſt) nicht lang hernach bey der Nacht (als mich ď Schlaff kaum recht ergriffẽ hat) wiederumb zu mir / uñ nechſt geringen Anſprechen nam er mich in derMitten /251zum Hexen-TantzMitten / und fuͤhret mich bey einen ſchoͤnen gruͤnen Wald / auff eine uͤberauß groſſe und ſchoͤne / mit lieblichen Blumen gezierte Wie - ſen oder Matten / alda ſetzte er mich auff einen gruͤnen dicken Eichbaum / und ſprach zu mir; fuͤrchte dich nicht / du wirſt alhier groſſe Sachen von Laſtern ſehen / und erſchreckliche Ideas an - ſchauen / die du ſonſt niemahls geſehen haſt / ſchweige aber ſtil / ich wil dich ohne Gefahr / oder Nachtheil wiederumb in deine Kam̃er liefern.

Jch war zwar erſtlich etwas verſtuͤrtzt / doch dieweil dieſer Geiſt zum erſtenmahl mir keinen Schadẽ hette zufuͤgen laſſen / ſondern (doch wi - der der Geiſter Gebrauch) Glauben gehalten / muſte ich es auch vor dißmal geſchehen laſſen / und mit ihme forteilen / dieweil er mich ſo hart umgriffen hatte / daß ich mich von ihme nicht leichtlich loß machen konte.

Dieſer Platz oder Wieſen / war nun nit alleinDa ſtehet er Vorbe - reitung zum Hexen Dantz. mit allerhand ſchoͤnen Tapezereyen / gedeckten Tiſchen / Baͤncken / und groſſen Herꝛn-Seſſeln / Leuchtern / Kandeln / Bechern / Schuͤſſeln / Tel - lern auff einen neben Tiſch / und aller Bereit - ſchafft / welcher zu einem herlichen Panquet ge - hoͤret / ſondern auch mit einẽ abſonderlichen auf der Wieſen auffgeſchlagenẽ / uñ gleicher geſtalt mit Tapezereyen beruͤhmten Theatro, gleich ei - nẽ Luſt - oder Dantzhauß / wol zugericht / darauff dann unter andern auch ein uͤberauß koͤſtlicher Seſſel / etwas in die Hoͤhe auffgeſchlagẽ / uñ et -wann2522. Th. C. 3. §. 2. Von der Zubereitungwann einer Ehlen hoch von der Erden erhoͤhet / ſich befande / aber ſonſten niemand dabey. Jch verwunderte mich dieſes Geſichts ſehr hoͤch - lich / derowegen ſprach er zu mir; guter Freund / habe doch ein wenig Gedult / du wirſt bald die - ſen Platz mit vornehmen Herꝛn und Damen / wie auch allerhand ander Leute / erfuͤllet / und dabey wunderbare Viſiones und bekante Sa - chen / deren die Geiſter / deren einer ich bin / in Menſchlicher angenommener Geſtalt mit den Menſchen kurtzweilen und handeln / erſehen. Jch ſchwiege zwar auff dieſes ſtil / gedacht je - doch bey mir / waͤre ich wieder in meiner Kam - mer / ich wolte gern der Kurtzweil und Wun - derwercken geuͤbriget ſeyn / welche ich ſehen ſol - te / allein / was ſolte ich thun / ich muſte alſo ſtil - ſchweigen / jedoch fragte ich ihn / was doch die - ſes fuͤr ein Handel ſeyn moͤchte / und was dieſes fuͤr ein Ort im Felde ſeyn muͤſte / welches gleichſam / als unnatuͤrlich / mir vorkaͤme / daß auff einem flachen Felde / ein ſolcher Ort mit Tapezereyen und allen koͤſtlichen / zu einem Panquet gehoͤrten Sachen / ſo koͤſtlich als ein Koͤniglicher Saal / oder gezierter Pallaſt ſich befinden ſolte: Aber der Geiſt wolte mir darauff nicht antworten / ſondern vermahnete michachtet es aber fuͤr lauter blendwerck ſtilzuſchweigen / und deß[Außgangs] erwarten / jedoch ſo viel ich vernehmen konte / moͤchte es wol nur eine Verblendung der Geiſter und der Zierath / keine rechte Tapezerey oder andereſcheinen -253zum Hexen Tantz.ſcheinende Sachen / ſondern wol aller geſtorbe - ner Pferds - oder Kuͤh-Haͤute ſeyn / wie ich offt gehoͤret hatte / daß die Geiſter die Leute verblen - den koͤnten / als weren ſie in einem groſſen Schloß / da ſie doch / da ihnen die Augen eroͤff - net / ſich unter den Galgen befunden hatten / maſſen ich dann eine Hiſtori geleſen / daß auff eine Zeit dem Heil. Macario eine JungferEine Jũg - fer wird vor eine Kuh ange - ſehen. vorgebracht / welche die Leute / wie auch ihre ei - gene Eltern vor eine Kuh durch Verblendung deß Teuffels / hattẽ angeſehen / aber nach ange - ordnetem Gebet / darzu ſie der Heil. Mann er - mahnte / ihre Augen wiederumb weren auffge - than worden / und ſie an ſtat der Kuh ihre Toch - ter und Jungfer / wiederumb in rechter ange - borner Geſtalt geſehen / und nach Hauß ge - fuͤhret hatten. Jch dorffte aber nicht davon ſa -Die Gei - ſter kom̃e nicht auß der Hoͤl - len / ſon - dern es iſt eine ſon - derliche Ahrt / wel - che in der Welt ſind. gen / verwunderte mich aber / und ſprach wieder zu dem Geiſt: Mein! ſage mir / was werden denn das fuͤr Geiſter ſeyn / die ich alhier in der Menſchen angenommenen Geſtalt ſehen ſol / werden ſie auß der Hoͤllen / oder werden ſie auß dem Venus-Berg (davon die Poëten viel fa - buliren) oder woher werden ſie kommen? Nein ſprach er / ſie werden nicht auß der Hoͤlle noch Venus-Berg ſeyn / ſondern es iſt eine ſonderliche Ahrt der Geiſter / welche auff dieſer Welt / biß an den Juͤngſten-Tag mit den Menſchen umzugehen / zu converſiren / und ſich mit Tantzen / Buhlen / und allerhand Welt -Freu -2542. Th. C. 3. § 2. Von der ZubereitungFreude zuerluſtigen pflegen / da dañ dieſer Platz zugerichtet / wie dann bald die Geiſter uñ Men - ſchen in groſſer Anzahl erſcheinen werden / und da eine groſſe Freude / wie du vernehmen wirſt /Er ſchwe - bet in groſ - ſen furch - ten. unter ihnen anſtellen. O weh! O weh! ſprach ich abermal / were ich wieder in meiner Schlaff - kammer / ich begehrte ſolche Sachen nicht zuer - fahren / dann wie ich vermercke / ſo wird dieſes eine Hexen Zuſam̃enkunfft werdẽ / und dieweil ſo viel Geiſter zuſam̃en kom̃en / und meiner auff dem Baum gewahr werden / ſo werden ſie mich herunter haben wollen / und da ich mich ihnẽ nit ergeben wuͤrde / wie die Hexen / werden ſie mich mit Gewalt herunter ziehen / und in die euſſerſteDer Geiſt ſaget ihme Sicherug zu. Noth / ja wol gar umbs Leben bringen. Nein / nein ſagte der Geiſt / du darffſt dich nicht beſor - gẽ / weil ich bey dir bin / und du in meinẽ Schutz biſt / ſo darff kein ander Geiſt Gewalt uͤber dich nehmen: Dann wir Geiſter ſind nit nur einer / ſonder ſechſerley Ahrt / und Geſchlecht auff die - ſer Welt / und alſo einer gegen den andernGeiſter in dieſer Welt ſind ſechſerley Ahrt. feindſeliger als der andere. Jch aber bin von dem beſtẽ Geſchlecht der Spirituum familiariũ, welche dem Menſchen / die ſich ihme ergeben / nichts arges zufuͤgẽ / ſondern ihnen dienẽ / und biß in dẽ Todt / was ſie verſprechẽ treulich haltẽ. Mein ſprach ich; weil es dann ſeyn muß / und ich ohne Gefahr verbleibẽ kan / ſo ſage mir doch kuͤrtzlich / was hat es fuͤr eine Beſchaffẽheit mit den ſechſerley Ahrten der Geiſter / und was iſteines255zum Hexen-Tantz.eines jeden Collegii ſeine Eigenſchafft? Hier - auff ward der Geiſt willig / und ſprach zu mir / ob du mir ſchon nit verbunden biſt / jedoch weil du mich auß dem Glaſe / darinn ich von einem Pfaffen verdammet geweſen / erlediget haſt / ſo wil ich dir viel Heimlichkeiten offenbahren /Geiſter nit alle in die Hoͤlle ge - ſtuͤrtzt wor - den. dann du ſolſt wiſſẽ / daß bey Stuͤrtzung der Gei - ſter auß dem Himmel / nicht alle zugleich mit unſerm Fuͤrſten dem Lucifer in die Hoͤlle ver - ſtoſſen worden ſind / ſondern etliche:

  • 1. Unter die Himmel / welche Spiritus - leſtes oder feurige Geiſter heiſſen;
  • 2. Etliche in die Ober-Lufft / als die Lufft - Geiſter.
  • 3. Etliche auff die Erden / als die auff dem Erdreich ſchwebende Geiſter.
  • 4. Etliche unter der Erden / als die unter der Erden Geiſter.
  • 5 Etliche ins Waſſer / als die Waſſer-Geiſter.
  • 6. Etliche / welche auff die Menſchen Ach - tung geben auch in den Luͤfften biß auff den Juͤngſten-Tag relegiret und verordnet wor - den ſind / ꝛc. ꝛc.

Jch hatte zwar auf die Rede gerne ein mehrers von den Eigenſchafften der Geiſter vernom̃en / muſte aber auß Furcht acquieſcirẽ, und ſihe / da ich mich umſahe / erſahe ich den gantzen vor mir ſtehenden Platz uñ Matten mit ſolchem Glantz und Feuer umbgeben und erfuͤllet / daß ich ver - meinete / der gantze Platz ſtuͤnde im Feur / wel - ches aber bald nachlieſſe: Jedoch hingegen derPlatz2562. T. C. 3. §. 2. Von Zubereit. zum Hex. Tantz.Platz mit einer ſolchen Menge Bechlichter er - fuͤllet und erhellet war / daß ich alles / was dar - iñe vorginge / eigentlich erſehẽ koͤnte. Erſtlich /Præſes deß Hexen - Convents. nun erſahe ich das Theatrum, und darauff ei - nen erhoͤheten Seſſel / auff welchen ein unge - heurer Bock mit groſſen Hoͤrnern / und er - ſchrecklichen Angeſicht / neben noch andern Boͤcken auff den Nebẽ-Seſſeln zu beyderſeits ſaſſen. Bald kam eine groſſe Menge von Weibern / ꝛc. Bißhieher der Author der Hundstaͤgig Erquickſtunden / von der recht Zubereitung deß Schmauß-Orts.

§. 3. Offenbar - lichkeit o - der Dun - ckelheit.

Hierauff folget / in reſpectu deß Orts / noch weiter die Offenbarlichkeit oder Dunckel - heit: Da iſt zu wiſſen / daß das Hexen Ge - ſchmeiſſe und Geſchmauſſe lieber iſt an einem verfinſterten oder dunckeln Ort / als an einem offenſtehendem Platz / wie die Hiſtori beym Ca - merario weiſet / da ſolcher Schmauß und He - xen-Fahrt im Wald gehalten wird ꝛc. Wiewol auch nicht kan gelaͤngnet werden / daß nit biß - weilen anderswo ſolche Fahrten vorgefallen; wie die Hiſtorien in dieſem Tractatu hin und wider zeugen.

§. 4. Koͤnig - reiche.

Ferner kombt auch die Frage fuͤr; in was fuͤr einem Land oder Koͤnigreich die Hexen ihre Gaſterey-Fahrt anſtellen? Dar - auff wird geſagt / daß ſie in gemein auß ſolchem Lande nicht ziehen / darinnen ſie ſonſten woh -nen /2572. T. C. 3. §. 3. Der Hex. Conv. an dunckeln Orten.nen / ſondern daß ſie meiſten theils an einen be - kanten Ort auß der gantzen Landſchafft / in eben ſolcher Landſchafft / ſich verſamlen. Wiewol nun aber die Erde groß iſt / und der Landſchaff - ten eine uͤberauß zimliche Anzahl; ſo lieſet man doch ſonderlich / daß die Laͤnder / darinnen die Hexen ihre Fahrt zu Schmauſen haben / ſon - derlich folgende ſeyn; Als

  • (1.) B elgium oder Niederland.
  • (2.) L otharingen.
  • (3.) O ber Teutſchland.
  • (4.) K urland.
  • (5.) S panien.
  • (6.) B oeotien.
  • (7.) E eland.
  • (8.) R oͤmiſch - oder Welſchland.
(1.) Nie - derland. Alibi Oe - ſterburg Richter in ſeinem Ka - lender - bers 1661.
  • (9.) G allien oder Franckreich.
  • (10.) A fricken.

Von (1.) Belgio oder Nieder-Teutſch - land redet Chriſtophor. Richter alſo. Jn einem Dorff mit Namen Oſtbruch / bey Ut - recht hatte eine Witfrau einen Haußknecht:Jahr Chriſti im 10. Cap. der Hiſtor. Author der Huds - taͤglichen Erquick - ſtunden im 1. Theil. am 397. Blat. Derſelbe nam in acht / wie die Knechte vorwi - tzig ſeyn / doch nur im vorbeygehen / daß bey ſin - ckender Nacht / und dann / wann ſie im Hauß alle zu Bette waren / dieſe Witfran pflegte in den Stal zu gehen an einen gewiſſen Ort: Da ſie ihre Haͤnde außſtreckete / und mit denſelben die Reuffe faſſete / da man den Pferden pflegetRdas2582. T. C. 3. §. 4. Vom Ort deß Hexen-Conventsdas Heu vorzuwerffen. Er verwunderte ſich / was das bedeutete / und berathſchlagete / er wol - te es auch alſo machen ohne vorwiſſen ſeiner Frauen / die in den Stal waͤre gegangen / und verſuchen / was doch dieſe Ceremonie wuͤrcken wuͤrde. Bald nun darauff folgete er ſeiner Frauen / die in den Stal war gegangen / ging dahin / faſſet die Heurauffen an. Alsbald fuͤh - lete er / daß er wuͤrd in die Lufft gefuͤhret / undAlibi Wyck. in eine Hoͤle unter die Erde getragen / in ein Staͤdtlein mit Namen Wych: Daſelbſt fand er eine Verſamlung der Hexen / die von ihren Zaubereyen Geſpraͤch hielten. Seine Frau er - ſtarrete uͤber ſeiner unverſehenen Gegenwart / und fragete ihn / durch was vor Mittel er ſich in dieſe Geſelſchafft hette gefunden. Er erzeh - lete ihr außfuͤhrlich / was obſtehet. Sie fing an ſich zu entruͤſten / und zuerzuͤrnen wider ihn / be - ſorgete ſich / es moͤchten durch dieſe Mittel ihre naͤchtliche Verſamlungen offenbaret werden. Nichts deſtoweniger ſahe ſie vor das beſte an / mit ihren Geſelſchafften ſich zu berathſchlagen / was man bey dieſen ſchweren vorfallenden Haͤndeln thun ſolte. Entlich worden ſie der Meinung / ſie wolten dieſen neuen Gaſt freundlich annehmen / und ſolte ihnen feſte außtruͤcklich angeloben zu ſchweigen / und ei - nen Eyd ſchweren / daß er keinem Menſchen die Heimlichkeit wolte offenbaren / die ihm da were entdecket worden / wider alle ſein verhof -fen259in Belgio oder Niederlande.fen und verdienſt. Der arme Schoͤps gelobete an / bey Leib und Leben / ſchmeichelte und heuch - elte / und damit er nicht etwa uͤbel tractieret wuͤrde / ſtelte er ſich / als hette er groſſe Luſt fort - hin ſich in ihre Geſelſchafft zubegeben / wann es ihnen gefiele. Jn dieſen Rathſchlagungen verlieff ſich die Stund / und die Zeit kam / daß ſie ſolten voneinander ſcheiden. Da hielt man noch einen andern Rathſchlag / auff an - halten der Frauen / nemlich / ob man wegen vieler Perſonẽ Erhaltung vor nutzlich befinde / dieſen Knecht zu erwuͤrgen; Oder ob er ſolte wieder heimgetragen werden. Jns gemein ſtimmeten ſie auff die gelinde ſeite / daß er wie - der heim getragen wuͤrde / nachdem er hette ei - nen Eyd abgeleget / daß er nichts entdecken wolte. Die Frau erbat ſich ihn heimzutragen; Und nachdem er außtruͤcklich angelobet / und ſie hinwieder; Faſſete ſie den Knecht auff ihre Schultern und ſagete zu / ihn in der Lufft nach Hauß zu tragen. Als ſie nun ein Theil Weges fortgereiſet / treffen ſie einen See an / der voller Schilff und Rohr war. Die Frau erſahe dieſe Gelegenheit / und weil ſie ſich immer furchte / es moͤchte dieſen jungen Menſchen gereuen / daß er zu dem Hoͤlliſchen Feſt were kommen / und moͤchte alles / was er geſehen / offenbaren; wendete ſich gehling und ſtarck / und ſchleu - derte ihn von den Achſeln / der Hoffnung (wie zu vermuthen) es ſolte der arme Tropff das Le -R ijben2602. T. C. 3. §. 4. Vom Ort deß Hexen-Conventsben einbuͤſſen / beydes durch den grauſamen hohen Fal / und dann auch durch ſeine Verſin - ckung in den kotichten See-Waſſer: Und da ſolte er vergraben bleiben. Aber weil GOtt unendlich barmhertzig iſt / und nicht wil den Todt deß Suͤnders / ſondern daß er ſich bekehre und lebe: So verzeunete er das zornige vorneh - men der Hexen / und ließ den jungen Menſchen nicht erſauffen / ſondern erlaͤngerte ihm das Leben / alſo daß ſein Fal nicht iſt toͤdlich geweſen. Dann als er herunter portzelte / fiel er in ein duͤ - cke Gewirre von Schilff und Rohr / welches etli - cher maſſen den ſchweren Fal leichterte / doch al - ſo / daß er iſt ſehr hart verletzt worden / und ſich mit nichts mehr behelffen konte / als mit der Zungen. Er empfand vollens die Nacht durch unſaͤgliche Schmertzen in dieſem Bet von Schilff und kothigem Waſſer. Deß folgen - den Tages / als er heulete und ſchrey / ſchickte es GOtt / daß etliche voruͤber reiſende / ſo uͤber die - ſem gar ungewoͤhnlichem Geſchrey erſtarre - ten / fleiſſig Nachſuchung thaͤten: Da funden ſie den armen Geſellen halb todt / gantz erſtarret und erfroren / uñ hatte noch dazu beyde Schen - ckel bloß. Sie frageten ihn / wo er her were? Wer ihn an dieſen Ort gebracht? Und als ſie vorhergehende Geſchicht vernommen / zogen ſie ihn auß dieſem elenden Lager / luden ihn auff ei - nen Wagen / und lieſſen ihn gen Utrecht fuͤh - ren. Der Buͤrgermeiſter mit Namen Iohan -nes261in Belgio oder Niederlande.nes von Kuͤlenburg / ein tapfferer von Adel / ward von groſſer Verwunderung eingenom - men; Fragete umb alles fleiſſig nach: Ließ die - ſe Hexe beim Leib nehmen / und in ein Gefaͤng - nuß ſchlieſſen: Daſelbſt bekante ſie freywillig ohne alle Marter mit allen Umſtaͤnden alles was ſich verlauffen hette / und bat man ſolte ihr Gnad erweiſen. Das Urtheil vom gantzen Rath brachte ihr dẽ Todt / daß ſie ſolte verbren - net werden. Der Knecht ward erſt lang her - nach / aber doch nicht gaͤntzlich an ſeinen erfror - nen Gliedern geheilet: Und ward vor jeder - mann wegen ſeines verfluchten Vorwitzes ge - zuͤchtiget. Baldovide Ronſſey in Epiſtolis Me - dicinalibus.

Jngleichem gehoͤret hier auch her folgende Hiſtori. Wir leſen gleicher geſtalt lib. 16. Io - hannis Meyeri, welcher die Flanderiſchen Hi - ſtorten gar eigentlich uñ fleiſſig beſchrieben hat. Daß im Jahr Chriſti 1459. eine groſſe Anzahl an Mann - und Weibs-Perſonen in einer Stadt Arras in Flandern ſind verbrant worden / welche auff einander bekant / und auß - geſaget / daß ſie die Nacht zum Tantz weren ge - holet worden / da dann die Teuffel welche ſie in Menſchlicher Geſtalt geehret uñ angebetet / bey ihnen geſchlaffen. Es ſchreiben Jacob Spren - ger und ſeine vier Collegæ die Inquiſitores der Hexen / daß ſie uͤber unzehlich viel Zauberer Urtheil geſprochen / und gar viel in TeutſchlandR iijden2622. T. C. 3. §. 4. Vom Ort deß Hexen-Conventsden Todt zuerkant haben: Fuͤrnemlich aber im Coſtnitzer und Ravenſpurger Gebiet und Herꝛ - ſchafft im Jahr 1485. welche alle bekant / daß / wann ſie auff Eingeben uñ Geheiß des TeuffelsTeuffel vermiſchet ſich mi den Hexen. GOTT und ihren Glauben verſchworen und verleugnet / daß der Teuffel fleiſchliche Wolluſt mit ihnen gepfleget habe. Ja das noch mehr iſt / ſo ſchreiben ſie noch ferner / es ſind ihrer viel ge - funden worden / welche ehe / dann ſie in der O - brigkeit Haͤnde und Bande kom̃en / ſich bekeh - ret / und ſich von ſolchen Conſortio und Ver - miſchung mit dem Teuffel abgelaſſen haben / welche auch eben das bekant haben: Als nem - lich / daß der Teuffel ſo lange mit ihnẽ Gemein - ſchafft und zu thun gehabt / ſo lange ſie Zaube - rin geweſen. Sprenger ſetzt auch noch das hin - zu / daß ſich die Zauberinnen oder Hexen zum oͤfftermahl auff dem Felde und in den Hoͤltzern offentlich und unverſchaͤmt auffdecken und entbloͤſſen / und den Teuffeln ihren Willen thun / ſie weren auch offtmahls alſo auffge - deckt auff dem Feld geſehen worden. Es het - ten auch offtmahls die Maͤnner ihre Weiber bey den Teuffeln ergriffen / und dieweil ſie die - ſelbigen fuͤr Maͤnner oder naͤſchichte Geſellen angeſehen / mit bloſſer Wehre und Schwerter auff ſie geſchlagen / hetten aber nichts außge - richtet oder getroffen. Paulus Grillandus ein Jtaliaͤniſcher Juriſt (welcher uͤber viel Hexen erkant und Urtheil geſprochen) meldet in lib. de263in Belgio oder Niederlande.de ſortilegiis. Er ſey Anno 1576. im Herbſt - monat von einem Abte von S. Pauli bey Rom gebeten worden / daß er uͤber drey Hexen oder Zauberinnen erkennen / oder ein Urtheil ſpre - chen wolte / und dieſelben hetten unter andern bekant / es wuͤrden alle Hexen durch Beyſchlaf - fen mit dem Teuffel copuliret und vermiſchet. Wir leſen in der Hiſtori S. Bernhardi, daß eine Zauberin geweſen ſey / welche gar offtmahls ſich mit dem Teuffel im Bet / da ihr der Mann an der Seiten gelegen / und ſolches nicht gemer - cket / noch inne worden / vermiſchet.

Bißhero vom Belgio, nun folget (2.) (2.) Lotharin - gen. Lugdunũ. Lotharingen / davon Bodinus de Magor. Dæmon. p. m. 103. Man hat auch nicht ſehr unlaͤngſt zu Leon eine Frau gefunden / welche bey der Nacht auffgeſtanden / ein Licht ange - zuͤndet / ein Geſchir vol Schmaͤr genommen / ſich geſchmieret / und nach etlichen geſproche - nen Worten davon gefahren iſt. Der jenige / ſo mit ihr unehlich zugehalten / als er bey ihr ge - legen / und dieſen Poſſen geſehen / hat er das Licht genommen / und ſie allenthalben geſucht. Da er aber nichts von ihr gefunden / dann die Karchſalbe / iſt ihm auch ein Fuͤrwitz ankom - men / gleichwie dem Apuleiner im Buch vom guͤldenen Eſel / und hat kurtzum die Krafft die - ſes Schmers erfahren wollen. Darauff ſich geſchmieret / geſegnet / und allerdings geſtelt wie er ſie hat thun ſehen / und in einem hui iſt erR iiijauch2642. Th. C. 3. §. 4. Hexen-Convent in Lotharingen.auch vertragen geweſen / und zur andern Ge - ſelſchafft der Hexen un Zauberer ins Land Loth - ringen kommen: Als ihm nun diß eine unge - wohnte Sach geweſen / und deßhalben GOTT umb Huͤlff angeruffen / iſt die gantze Geſel - ſchafft ob dieſem anruffen verſchwunden / und er nackent allein da geblieben: Nachgehends ſeine Gelegenheit gemacht / und wiederumb gen Leon kommen / alda er alsbald die Hexin verklaget / die dann gleich deſſen bekaͤntlich ge - weſen / darumb ſie dann auch folgends iſt ver - brent worden. Vide eandem hiſtoriam apud Cruſium de Nocte. cap. 19. p. m. 37. &c.

(3.) Ober - Teutſch - land.

Jn (3.) Ober-Teutſchland iſt ſonderlich bekant der Blocksberg / darauff dieſes Hexen - Geſchmeiß ihr Convent und Zuſammenkunft zu haben ſich ruͤhmen / und in der Marter be - ſtaͤndig auſſagen. Weil aber davon albereit im andern Capittel zum uͤberfluß gehandelt / wol - len wir den guͤnſtigen Leſer dahin verwieſen(4.) Kurland. Author der wun - derlichen Hiſtorien part. 1. pag. 92. 93. Jn Preuſ - ſen / Lieff - land und Littau gibt es viel haben.

Hierauff folget (4.) Kurland / davon re - der der Author der wunderlichen Hiſto - rien von Geſpenſten alſo; Jn Preuſſen / Lieffland und Littau iſt eine groſſe Menge und Anzahl ſolcher Zauberer / welche in der Chriſt - nacht an einem gewiſſen Ort ihre Menſchliche Geſtalt ablegen / und eines Wolffs Geſtalt an ſich nehmen / da ſie dann in den Wiltniſſen aufden2652. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Kurlande.den Doͤrffern den Bauren in die Haͤuſſer fal -Zauberer / welche ſich zu gewiſſer Zeit deß Jahrs in Woͤlffe verwãdeln len / dieſelbigen einnehmen / das Bier und den Wein in den Kellern auß den Faͤſſern außſauf - fen / und das Vieh erwuͤrgen / und denſelbigen Ort achten und halten hernachmals die Ein - wohner fuͤr einen Goͤttlichen und heiligen Ort / daß wann einem an demſelbigen Ort ein Un - fal begegnete / und er gleich wie ein Wagen umgeſtuͤrtzt / und auff den Schnee geworffen wuͤrde / halten ſie es gaͤntzlich dafuͤr / er wuͤrde in demſelbigen Jahr ſterben / wie ſie dann in ſolchem Aberglauben von langer Zeit her durch die Erfahrung beſtetiget worden. Zwiſchen Littau / Samogetia und Kurland iſt ei - ne Mauer / welche noch von einem alten Ca - ſtel iſt ſtehen blieben. Bey derſelbigen kommen auff eine und gewiſſe beſtimte Zeit im Jahr et - liche tauſent Woͤlffe zuſammẽ / da ſich dann ein jeder verſucht / wie behende und hurtig er im ſpringen ſey / und welcher uͤber dieſe Mauer nit ſpringen kan / wie dann gemeinlich den feiſten begegnet / der wuͤrde von ihrem Oberſten ge - peitſchet / entlich ſaget man auch fuͤr eine gewiſ - ſe Warheit / daß unter demſelbigen Hauffen viel groſſe Hanſen / und fuͤrnehme von Adel ſollen gefunden werden / und ſolches beweiſet und erklaͤret Olaus lib. 18. cap. 45. mit vielen Exempeln / und meldet / daß der Hertzog in Preuſſen / welcher ſonſten ſolcher Zauberey we - nig glauben gegeben / einen ſolchen Schwartz -R vkuͤnſt -2662. Th. C. 3. §. 4. Vom Hex. conv. in Kurlande.kuͤnſtler habe gefangen gehalten / und denſel - ben gezwungen / daß er ſich hat muͤſſen in einen Wolff verwandeln / hat ihn auch hernach mit Feuer verbrennen laſſen.

Noch ferner kan auch von vorigem Kur - land wol angehoͤret werden / was in dieſemRaue in memorab. c. 78. p. m. 62. Fal davon außfuͤhrlich erzehlet Raue mit fol - genden Worten. Es hat mich fuͤr gut ange - ſehen / hie auch mit Warheit zubeweiſen / wie ſich die Menſchen in Woͤlffe verwandeln / wel - ches Plinius vermeſſentlich fuͤr eine Luͤgen und Fabel haͤlt; Nun werden ſolche Leute noch heu - te bey Tag in groſſer Menge gefunden / in den Landen / ſo an dem Theil Mitternacht ſtoſſen. Jn Preuſſen / Lieffland / und in der Lit - tau thun die Woͤlffe das gantze Jahr groſſen Schaden / dann ſie viel Viehs niederreiſſen und freſſen / wann es nur ein wenig von der Herd hindan gehet. Aber ſie hielten das noch fuͤr einen ſchlechten Schaden / wann ſie nur nit groͤſſern leiden muͤſten / von den Menſchen ſel - ber / die ſich in Woͤlffe verkehren. Dann es verſamlet ſich alleweg eine groſſe Schaar der Menſchen / die zu Woͤlffen werden in der heili - gen Chriſtnacht / welche dieſelbe Nacht grau - ſamlich wuͤten / nicht allein wider das Vieh / ſondern auch wider das Menſchliche Geſchlecht ſelber / alſo daß die Einwohner deſſelben Landes viel verderblichen Schaden empfahen / von denver -2672. T. C. 3. § 4. Vom Hex. Conv. in Kurlande.verwechſelten Menſchen / dann von den Woͤlf - fen ſelber. Dañ die Erfahrung Zeugniß giebet / daß ſie ſtuͤrmen der Menſchen Haͤuſſer und Wohnungen in den Waͤldern / mit grauſamer Geſtalt / unterſtehen ſich Thuͤr und Thor einzu - ſtoſſen / damit ſie Vieh und Leut erwuͤrgen: Sie lauffen in die Bier-Keller / ſauffen gantze Faͤſſer mit Bier und Meth auß / nachmals le - gen ſie die lehrẽ Faͤſſer mittẽ in den Keller auff einander / indem ſie Unterſcheid haben zwiſchen den andern Woͤlffen. Das Volck haͤlt den Ort fuͤr toͤdlich / da ſie uͤber Nacht ruhen / dann ſo daſelbſt einem etwas widerwertiges zuſtehet / als wann einer den Schlitten umwirfft / und er in den Schnee faͤlt / halten ſie gaͤntzlich dafuͤr / er ſterbe daſſelbige Jahr / welches ſie nun viel Zeit her durch Erfahrnuß ſind innen worden. Zwiſchen der Littau / Samogetia und Kurland ſtehet eine Mauer oder Wand / von einem zer - riſſenen Caſtel / daſelbſt kommen alle Jahr et - liche tauſent zuſammen / und verſucht ſich ein jedweder / wie geſchwind er mit ſpringen ſey: welcher nun uͤber dieſe Mauer nicht ſpringen mag (als gemeiniglich den feiſten widerfaͤh - ret) der wird von den Vorgaͤngern mit Geiſ - ſeln geſchlagen. Man ſaget auch fuͤr eine Warheit / daß unter ſolchem Hauffen die groͤ - ſten Herꝛn von Adel deß Landes gefunden wer - den / wie ſie aber zu ſolcher Unſinnigkeit und ſchrecklichen Verwandelung kommen / bey derſie2682. T. C. 3. §. 4. Vom Hexen-Conv. in Kurlande.ſie allewege zu ſeiner Zeit ſich muͤſſen finden laſſen / wird in folgenden angezeiget. Plinius der fuͤrnemſte Schreiber unter allen denen / ſo jemals von natuͤrlichen Hiſtorien geſchrieben / zeiget an / wie Evantes ein trefflicher ScribentArcadier werden in Woͤlffe verwãdelt. der Grichen fuͤrgebe / daß die Arcadier ſchrei - ben / daß auß dem Geſchlecht eines Antei, alſo genent / einer mit Loß erwehlet / zu einem See deſſelbigen Landes gefuͤhrt wurde / der ſeine Kleider an einen Eichbaum hencke / ſchwimme uͤber den See / gehe in die Wuͤſten / werde ver - wandelt in einen Wolff / und wohne daſelbſt mit andern dergleichen Woͤlffen neun gantzer Jahr lang; Nach verſchienener Zeit / indem er ſich der Menſchen entſchlagen / kaͤme er wie -Welche nach 9. Jahren ihre vorige Geſtalt wieder be - kommen. derumb zu dem See / und ſo er heruͤber ge - ſchwummen / empfahe er wiederumb ſeine alte Geſtalt / mit zugethanem Alter der neun Jahr / wiewohl ſolches Plinium Fabelwerck zu ſeyn duͤncket / ſo wil ich doch mit etlichen Exempeln erklaͤren und darthun / daß ſolches noch heuti - ges Tages geſchicht an obbemelten Orten / damit die Meinung Evantis / Agrippe und an - derer Scribenten wahr gemacht werde. Wenn einen der Fuͤrwitz ſticht / der da begehrt auſſer - halb der Goͤttlichen Lehre neue Ding zu erkun - digen / er ſey ein Teutſcher oder Landmann / und wil in die Verſamlung ſolcher vermaledeyten Menſchen (die ſich in Woͤlffe machen / wann ſie wollen) auffgenommen werden / auff daßer2692. Th. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Kurlande.er zu beſtimten Orten und Termin im Jahr ſein lebenlang zu ihm kaͤme / Vieh und Leuten Schaden / ja auch den Todt ſelber anzulegen / ſo mag er ſolchen Gewalt ſich[zu] verwandeln wi - der die Natur von einem andern ſolcher Zau - berey erfahrnen zuwege bringen / der ihm einen Becher mit Bier reicht / welchen er außtrin - cken / und etliche teuffeliſche Wort darzu ſpre - chen muß. Darnach wann es ihm gut beduͤn - cket / gehet er in den Keller / oder in den Wald / und verkehret die Menſchliche Geſtalt in einen wilden Wolff / welche Wolffs Geſtalt er her - nach / wann es ihm gefaͤlt / wiederumb verlaͤſt / und in die alte Menſchen-Haut ſchleufft / wie auß folgenden Exempeln zuvernehmen. Es hatte ſich begeben / daß ein Edelmann durch ei - nen langen Wald zu reiſen hatte / und etliche Bauren die auch Zauberer waren / (wie es dann an ſelbigen Orten derer viel hat) mit ſich gefuͤhret; Als nun der Abend daher ſtriche / und ſie in dem Wald uͤber Nacht bleiben muſten / dann in der Naͤhe keine Herberg verhanden war / es wurde ſie auch anfangen zu hungern / und hatten nichts zu eſſen; Jndem ſchlaͤgt ei - ner deren unverſehens einen Rath fuͤr / die an - dern ſollen ſtil ſeyn und keinen Tumult oder Geſchrey anfangen / wo ſie etwas ſehen / er ſehe dort von ferne eine Herde Schaaf auff der Weide gehen / wolle ſehen / daß er eines auß ih - nen zu wege bringen / und ſie ein Gebratenszum2702. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Kurlande.zum Abenteſſen haben moͤchten. Er ſeumete ſich nicht lang / gehet von ſtund an in das dicke Holtz hinein / da ihn kein Menſch ſehen mochte / ver - wandelte ſich in einen Wolff / laufft ungeſtuͤm unter die Schaaf / reiſſet eines hinweg / und ſchleiffts mit ihm in das Holtz / bringt auch end - lich ſolch Schaaf in Wolffs Geſtalt biß zu den Wagen / ſeine Geſellen verſtunden wohl / wie es zuging / nahmen das Schaaf mit Danck an / und verborgen es heimlich auff dem Wagen / der Wolff lieff in das Holtz hinein / nahm ſeine Geſtalt wieder an ſich / und kombt ein Menſch wiederumb zu ſeinen Geſellen. Dergleichen hat ſich auch in Liffland begeben / daß eines E - delmanns Weib mit ihrem Knecht zancket / es were nicht muͤglich / daß ein Menſch zu einem Wolff werden koͤnte. Nach langem ſtreiten wiſcht er herfuͤr / er wolle ſolches von ſtund an beweiſen / wo ihm Gelegenheit gegeben werde / gehet allein in einen Keller / kombt uͤber eine weile wiederumb herauß in eines Wolffs Ge - ſtalt / er wurde von Hunden erſehen / angefal - len / und uͤber das Feld dem Holtz zugejaget / und wie faſt er ſich gegen den Hunden wehrete / wurde ihm dennoch ein Aug außgebiſſen / deß andern tages kam er wieder zu ſeiner Frauen / einaͤugigt. Derhalben obgemelter Evantes nit auß der Weiß geredet / daß die Menſchen zum Wolff werden / und wieder zu ihrer Geſtalt kommen. Das iſt auch gewiß / ſo ein Menſchin2712. T. C. 3. § 4. Vom Hex. Conv. in Kurlande.in einen Wolff verwandelt / in Wolffs Geſtalt ein Glied verleuret / ſo mangelt er deſſelbigen / ſo bald er wieder zu ihm ſelber kombt. Wird a - ber ein ſolcher Wolff von Hunden oder Jaͤgern umbracht / ſo wird derſelbige Menſch nimmer - mehr geſehen. Zum Beſchluß / ſo iſt noch in friſcher Gedaͤchtnuͤß / daß auch der Hertzog in Preuſſen ſolcher Zauberey einen kleinen Glau - ben geben / und die Warheit zuerfahren einen ſolchen Geſellen in die Gefaͤngnuß geworffen / auch gezwungen / daß er ſich zu einem Wolff muſte machen / welches er auch gethan / damit aber ſolche Abgoͤtterey geſtrafft wuͤrde / hat ihn der Hertzog verbrennen laſſen / hat ihm auch recht gethan.

Bißhero von Kurland. Darauff kombt(5.) Spanien. Author der[wun - derbaren] Hiſtor. p. 146. 147. Bodin. Dæmo - nom. l 2. c. 4. nach unſerer Diſpoſition (5.) Spanien; davon beſchreibet Antonius de Turquameda ein Spanier in ſeinem dritten Buch unter an - dern dieſe folgende wunderbarliche Hiſtori. Es hat ein Zauberer / ſchreibt er / ſeinem guten Geſellen mit vielen Worten angelegen / und ihn uͤberredet / er wuͤrde der allergluͤckſeligſte Menſch ſeyn / wann er ihm glauben und trauen / mit ihm zu dem Convent oder Ver - ſamlung der Zauberer fahren und ſich begeben werde. Demnach nun endlich ſein Geſel ſeinen Willen darein gegeben / hat ihn der Zauberer auff die nechſt folgende Nacht / nachdem er et - liche Wort geſprochen / bey der Hand genom -men /2722. T. C. 3. §. 4. Vom Hexen Conv. in Spanien.men / da ſeind ſie allebeyde auff gehoben / und ferne von dannen zu derſelbigen Verſamlung in die Lufft gefuͤhret / und gebracht worden. Da dann unzehlich viel Maͤnner und Weiber in ei - nen Fuͤrſtlichen oder Koͤniglichen Thron ge - ſtanden / darauff ein groſſer Bock geſeſſen! Denſelben zu kuͤſſen / ſeind ſie alle nach einan - der hinzu gangen / en la parte Maſuzia que te - nia (welche die Hiſpaniſche Sprach koͤnnen / die verſtehen wol / wo ſie ihn hingekuͤſſet haben / welches vor Zuͤchtigen und Ehrliebenden nicht zu nennen.) Als nun der neue Gaſt dieſe unge - woͤnliche wuͤſte Reverentz geſehẽ / hat er zu ſeinẽ Geſellen geſagt; Amitto patientiam; Ach ich kans nicht laͤnger erdulden / und hat ſchnel an - gefangen mit lauter Stim̃ zu GOtt zu ruffen; Da iſt in einem hefftigen ungeſtuͤm uñ ſchreck - lichen Windwuͤrbel und Ungewitter alles ver - ſchwunden / alſo / daß er gar alleine alda ſtehen blieben / und hat darnach gantzer drey Jahr mit Reiſen zugebracht / ehe dann er wieder anheim in ſein Land kommen.

(6.) Boeotia. Faſtnach - ten gehal - ten von Wald - Geſpenſter auff dem Berg Par - naſſo.

Noch ferner folget (6.) Boeotien, davon hat ſolches der Author Magic. oder wunderli - chen Hiſtor. von Geſpenſten im erſten Theil am 26. Blat. Auff dem Berg Parnaſſo in Boeotia, welcher dem Apollini conſecriret und zugeeignet wird / wird allewege ein Jahr umbs ander das Feſt der Bachanalien oder tollen Faſtnachten gehalten / und werden auch zumoͤfftern2732. T. C. 3. §. 4. Hexen Conv. in Boeotien, Eeland.oͤfftern die Satyri oder Wald-Geſpenſt in groſ - ſer Anzahl daſelbſt geſehen / und werden gemei - niglich gar vernehmliche Stimmen gehoͤret / esMacrob. lib. Satur. cap. 18. iſt auch offtermahls ein Klang von Cymbeln gehoͤret worden.

Was aber nach unſer Abtheilung (7.) (7.) Eeland. Cruſ. de noct. c. 19. p. 373. Eeland betrifft / ſo berichtet Cruſius auß dem Olao Magno, daß bey den Nordiſchen Voͤl - ckern zwar hin und wieder ſolche Hexen-Ver - ſamlungen und unholdiſche Zuſammenkunff - ten und Taͤntze ſeyn ſollen; Allein ſolches iſt vornemlich von der Jnſul Eeland oder Oeland im Geſchrey. Davon Olaus Magnus meldet /Ol. Mag. in Epitome de mira nat. rer. Septentr. l. 2 p. 70. daß unfern vom Ufer gegen Mitternacht auff - ſteige ein ſehr hoher Berg / welchen die Schiff - Leute ins gemein eine Jungfer nennen / damit ſie dem ungluͤckſeligen Fluß und dem Unge - ſtuͤm deß Meers entgehen moͤgen. Und die welche in dem Port ſeind / beſchencken denſel - ben mit ſchoͤnen Handſchuhen / mit ſeidenen Guͤrteln / und dergleichen Geſchencken / wie man den Jungfern zuverehren pfleget / deſſen ſie dann trefflichen Nutzen haben. Dann es wird erzehlet / daß einſten eine Stim̃ ſey gehoͤ - ret werden / welche dem ſo dergleichen Gaaben offeriret / geheiſſen habe / er ſolle den Port en - dern / ſo werde er groſſer Gefahr entkommen. Und als ſolches geſchehen / ſey er gluͤcklich vor - bey geſchiffet den Ort / da andere hingegen Schiffbruch gelitten haben. Auff dieſem BergSnun2742. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Welſchland.nun ſagt Olaus Magnus, halten die Hexen ſo in den Mitternaͤchtigen Laͤndern ſeind / ihre Zu - ſammenkunfft / und welche ſich verweilet / daß ſie zu ſpaͤt kombt / die wird grauſam geſtraffet.

(8.) Das Roͤ - miſch - oder Welſch - land. Wunder - liche Hiſto - rien von Geſpenſtẽ. part. 1. pag. 150 Bodin. in Dæmo - nom. l. 2. c. 4.

Bißhero von der Jnſul Eeland / darauff kombt nun (8.) das Roͤmiſche oder Welſch - land. Davon berichtet Paulus Grillandus in ſeinem Buch de Sortilegiis, daß er ſey im Jahr nach Chriſti Geburt 1524. von einem von A - del gebeten worden / daß er mit ihm in das Ca - ſtel S. Pauli (im Hertzogthum Spolet gelegen) reiſen / und drey Hexen oder Zauberin verhoͤ - ren / und nach geſtalten Sachen uͤber ſie erken - nen / und ein Urtheil ſprechen wolte / unter den - ſelben hat die Juͤngſte / als man ihr das Leben zu ſchencken verſprochen / auß Hoffnung der ſchoͤnen Vertroͤſtung und Zuſag bekant / ſie we - re vor 15. Jahr von einer alten Vettel in den Cœtum oder Verſamlung der Zauberer ge - fuͤhret wordẽ / in welcher der Teuffel auch ſelbſt gegenwertig vorhanden geweſen / auff deſſelbi - gen begehren und anhalten hette ſie GOtt ih - ren Schoͤpffer / den Chriſtlichen Glauben und ihre Religion abgeſaget / und verſchworen / und ſich dargegen mit einem Iurament und Ayd verpflichtet / ſie wolte dem Teuffel getreu und gewaͤhr ſeyn / und ſeinem Befehl und Ge - botten treulich und fleiſſig folgen uñ gehorſam ſeyn: Und in ſolcher Ayds-Leiſtung hette ſie dieHaͤnd2752. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Welſchl.Haͤnd auff ein Buch / ſo eine gar dunckele und ſeltzame unbekante Schrifft gehabt / legen muͤſ - ſen. It. daß ſie zu jeder Zeit deß Nachts / wann ſie zu denen gewoͤnlichen ſolennitaͤten und fe - rien erfodert wuͤrde / ſich gehorſamlich einſtel - len / und wann ſie koͤnte / andere mit ſich dahin bringen wolte. Dargegen hat der Teuffel ihr hinwiederumb die hoͤchſte Freud / ſtetes Gluͤck und Wolfahrt verheiſſen und zugeſaget. Sie hat auch ferner bekant / ſie hette von der Zeit an vier Menſchen umbs Leben gebracht / auch offtermahls das Vieh und Getreidig im Feld beſchaͤdiget. Wann ſich es aber etwann zu - getragen hette / daß ſie auff den beſtimten Tag ohne warhafftige und genugſame Urſach und Entſchuldigung nicht were zur Verſamlung der Zauberer und Hexen kommen / ſo were ſie allewege deß Nachts vexiret und geplaget worden / dafuͤr ſie die gantze Nacht nicht ſchlaf - fen koͤnnen. Wann ſie aber dahin hette zihen ſollen / ſo hette ſie eine Stim̃ gehoͤret eines Menſchen / welchen ſie ihren Herren oder auch bißweilen Meiſter Martingen nenneten: Und ſo bald ſie ſich nun mit einer Salben geſchmiret oder geſalbet / were ein Bock fuͤr der Thuͤr ge - weſen / auff denſelbigen hette ſie ſich geſetzet / und ſich an deſſelben Haar oder Zoten angehalten / ſo were ſie auff demſelbigen Bock unter den groſſen Nußbaum in der Graffſchafft Bene - vent, da ſie dañ eine unzehliche Menge Zaube -S ijrer2762. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Welſchl.rer und Hexen gefunden / gefuͤhret worden. Daſelbſt hette ſie dann ihrem Fuͤrſten ſeine ge - buͤhrliche Pflicht und Ehrerbietung geleiſtet / und darnach angefangen zu tantzen; Nach ge - haltenem Tantz hetten ſie ſich zu Tiſch geſetzet / und Mahlzeit gehalten / entlich und zuletzt hette ſich ein jeder Teuffel mit den Zauberern oder Hexen auff welche er zu warten oder Achtung zu geben verordnet und beſtellet geweſen / zum Beyſchlaff geſellet und gefunden. Wann nun ſolches alles geſchehen / und vollendet / hette ſich ein jeder wieder auff ſeinen Bock oder Teuffel auffgeſetzet / uñ were in einem Huy wiederumb davon gewiſchet / und nach Hauß gewandert: Daheim aber pflegeten ſie den Teuffel inter pa - rietes domeſticos im Hauß ein jedes privatim und inſonderheit anzubeten. Auff ſolch ihr Bekantnuͤß iſt ſie neben ihren beyden Mitge -Ein Weib fuͤhret ih - ren Mann in die Ver - ſamlung der Zaube - rer. ſellen / und etlichen andern / welche auch in der Zauberey und Hexerey bezuͤchtiget / auch be - kant und geſtanden / ſambt ihren Salben und Pulvern lebendig zur Aſche verbrand worden.

Eben dieſer Grillandus ein vornehmer Ju - riſt in Welſchland / welcher in vielen Sachen /Author Der wun - der l. Hi - ſtorien p. 148. Bodin. - mon l. 2. c. 2. & 4. die Zauberer und Hexen erkand / Urtheil ge - ſprochen / ſchreibet ferner am angehoͤrigen Ort / daß im Jahr nach Chriſti Geburt 1526. nicht weit von Rom / ein armer Sabiniſcher Bauersmann geweſen / derſelbe iſt inne wor - den / daß ſich ſein Weib bey der Nacht nackentund2772. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Welſchl.und bloß mit einer Salben geſalbet / und dar - auff alsbald fuͤr ſeinen Augen auffgehoben und davon gefuͤhret worden. Als er ſie aber allenthalben geſucht und im gantzen Hauß nit gefunden / hat er auff den folgenden Tag einen Pruͤgel oder Knuͤttel ergriffen und nicht ehe auffgehoͤret / auff die Frau zuzuſchlagen / biß ſie ihm den gantzen Handel bekaͤnt / und die rechte Warheit ſagte. Demnach ſie dann es auch gethan / und alles bekaͤnt / auch umb Verzei - hung gebeten; hat ihr der Mann zugeſaget / er wolle ihr verzeihen / doch mit dem Beſcheid / daß ſie ihn mit ſich an den Ort / da ſie ihren Con - vent uñ Verſamlung hielten / fuͤhrete / dann er vermeinte nit / daß es vom Teuffel geſchehe / ſon - dern es ſtecke die Krafft deß Fahrens in der Salbe / und in etlichen Worten. Deß folgen - den Tages gibt ihm das Weib das Buͤchslein mit der Salben / ſo ſie zu brauchen pfleget / und ſprach zu ihm / er ſolle ſich auch damit ſalben / inmaſſen ſie dann auch gethan hatte / da ſeind ſie alle beyde auf Boͤcken gar geſchwind an den Ort kommen / da die Zauberer und Hexen ver - ſamlet waren. Es hatte aber das Weib dem Mann zuvor unterſaget und vermahnet / er ſolte ſich deß Namens GOttes zuerwehnẽ oder denſelben zu nennen gaͤntzlich enthalten / es we - re dann / daß ſolches auß ſchimpfflicher und ſpoͤttiſcher Verachtung / oder auß Gotts-Laͤſte - rung geſchehe; Demnach ſie nun beyde zu ſol -S iijcher2782. T. C. 3 §. 4. Vom Hex. Conv. in Welſchl.cher Verſamlung kommen / hat die Frau dem Mann befohlen / er ſolte ein wenig auff einen beſondern Ort beyſeits treten / damit er das gantze ſchoͤne Geheimnuͤß recht ſehen koͤnte / biß ſie das Haupt oder oberſten Fuͤrſten dieſer Verſamlung gegruͤſſet und ihre Reverentz ge - than hette. Derſelbe iſt mit gar herꝛlichen Fuͤrſt - lichen Ornat und Kleidung als ein Fuͤrſt ange - than geweſen / und iſt eine groſſe Anzahl an Maͤnnern und Weibern umb ihn geſtanden / welche als Diener und Unterthanen gegen ihrẽ Fuͤrſten uñ Herren gebuͤhrend auff ihn gewar - tet / und ihme ihre gebuͤhrliche Ehr / Unterthaͤ - nigkeit und Aydspflicht geleiſtet und erzeigetHexen - Tantz. haben. Als dieſes geſchehen / haben ſie als - bald einen Tantz angefangen / mit außwerts ge - kehretem Mund und Angeſichtern / alſo daß ei - nes deß andern Angeſicht nicht hat ſehen koͤn - nen / wie es ſonſten in andern gemeinẽ Taͤntzen bey den Menſchen gebraͤuchlich iſt: Vielleicht auß denen Urſachen und Bedencken / daß eins das Andere nicht ſo ins Geſicht faſſe und ken - nen lerne / darumb etwann / ſo ja jemand auß ihnen in der Obrigkeit Haͤnde kommen moͤch - te / eins auff das Ander nicht bekennen koͤnte / geſtalt dann auch Triſcalanus der Zauberer al - ſo genand / von den dreyen Stiegen / wel - chem Koͤnig Carolus IX. das Leben geſchenckt / wann er ſeine Geſelſchafft angeben wuͤrde / in Gegenwart vieler vornehmer Fuͤrſten undHerren2792. T. C. 3. §. 4. Vom Hexen-Conv. in Welſchl.Herren deß Reichs geſagt / es wuͤrden die Zau - berer zu ihrem Convent oder Verſamlung ge - fuͤhret / und wann ſie nun ihre Verſamlung hielten / ſo were ihrer in ſolchem Convent eine unzehliche Menge / die beten erſtlich einen Bock an / und kuͤſſeten ihm den Hinterſten / darnach pflegten ſie Vermiſchung oder fleiſchliche Un - zucht mit den Teuffeln die ſich dann in Manns - und Weibs-Geſtalt dargeben. Nachdem nun dieſes alles volbracht / hat man die Tiſch gede - cket / zugerichtet und Eſſen auffgeſetzt. Da hat das Weib ihren Mann / den vorgedachten Baur auch hinzu gefuͤhret / uñ zu ihm geſaget / er ſolte auch dem Fuͤrſten ſeine Ehr thun / wel - ches als er es gethan / hat er ſich gleich andern mit zu Tiſch geſetzt; Als er aber geſehen / daß das Eſſen nicht geſaltzen geweſen / und auch ſonſten kein Saltz auff dem Tiſch / hat er nach Saltz geruffen / biß es endlich auff den Tiſch iſt gebracht worden; Ehe dann er es aber gekoſtet / und zum Mund bracht / hat er angefangen und geſagt: GOtt ſey Lob und Danck / daß einmahl Saltz kommen iſt; Als er dieſes geſagt / und den Namen GOttes genennet / iſt von ſtund an alles vor ſeinen Augen verſchwunden / die Geſelſchafft der Teuffel / Zauberer / Tiſch und Speiſen / und iſt er alleine nackent da verblie - ben / und ihn als einen / der in groſſer Kaͤlt gantz nackent iſt / gar uͤbel gefroren / hat aber gleich - wol nicht gewuſt / wo oder an welchem Ort erS iiijwere2802. T. C. 2. § 4. Vom Hex. Conv. in Welſchl.were. Als es aber Tag worden / hat er etliche Hirten im Feld angetroffen / welche als er ſie ge - fraget wo er were / hat er befunden / daß er in der Graffſchafft Benevent / welche deß Papſts ſchoͤnſte Herꝛſchafft iſt / unter einen groſſen Nußbaum in die hundert Welſche Meilweges von Rom geweſen. Damit er aber von dan - nen wieder anheim kaͤme / hat er muͤſſen unter - wegen alte Kleider und Brod zu ſeiner Unter - haltung erbeten / und iſt alſo außgehungert und abgemattet auff den achten Tag aller erſt wieder anheim kommen / da er dann anders zu thun nicht gewuſt / als ſein Weib fuͤr der O - brigkeit anzugeben und zuverklagen / welche dann / nach dem ſie die Warheit bekant / neben vielen andern / ſo ſie angegeben und bezuͤchti -ein Maͤgd - lein wird mit zum Hexen - Tantz ge - fuͤhret. get / nach Erkundigung der Warheit lebendig verbrent worden. Es meldet auch dieſer Au - thor, daß Anno 1535. ein Maͤydlein von 13. Jahren im Hertzogthum Spolet auch gleicher geſtalt von einer alten Vettel zu einem ſolchen Zaubertag und Verſamlung der Zauberer al - ſo ſey gefuͤhret worden / welche als ſie geſehen / daß alda ein groſſer Cœtus und wunderbarli - che Geſelſchafft bey einander verſamlet gewe - ſen / hat ſie ſich daruͤber verwundert uñ geſagt: Hilff Almaͤchtiger GOtt / was iſt das? So bald ſie dieſe Wort kaum außgeredet / iſt alles verſchwunden / und hat das arme Maͤgdlein einen Bauersmann angetroffen / deme ſie dañden2812. Th. C. 3 §. 4. Vom Hex. conv. in Franckreich.den gantzen Handel erzehlet: Der Bauers - mann aber hat das Maͤgdlein wiederumb an - heim zu den ihrigen geſchickt und bringen laſ - ſen / die dann gleicher geſtalt / alles was ihr al - lenthalben begegnet / angezeiget / darauff dann die alte Zauberin gefaͤnglich eingezogen / und endlich verbrand worden.

Biß hieher von Jtalien oder dem Roͤmi - ſchen Land / darauff kombt uns vor (9.) Gallia oder Franckreich / davon berichtet(9.) Gallia oder Franck - reich. Bodin. in Dæmon. l. 2. c 4. Cruſ. de Noct. c. 19. p. 371. Bodinus nachfolgende Geſchicht / die dazumal noch neu geweſen / und zu Loches ſich erſt bege - ben hatte. Nemlich es hat ſich zugetragen / daß ein armer Mann vielfaͤltig wargenom̃en / wie ſein Weib zu zeiten ſich deß Nachts verlie - re / und etliche Stunden außbleibe; Hat er ſie deßhalben zu rede geſtellet / und da ſie ihm kei - nen ſatten Beſcheid geben konte / und einmal ſagte ſie gehe ihrer Notturfft nach / das ander - mal / ſie ginge zu ihrer Nachbarin die Bauch - oder Seiffwaſche zuverſehen / da konte es der Mann / als der einen Argwohn gefaſſet / als ob ſie barfuß neben den Weg ginge / laͤnger nicht dulden / ſondern draͤuet ſie zu erwuͤrgen / wann ſie ihm nicht gruͤndlich die Warheit ſagte / wo ſie bey Nacht hin kaͤme. Darauff als ſie ſich in ſolcher augenſcheinlicher Gefahr beſteckt ſa - he / bekant ſie ihm wo hinauß ihre naͤchtliche Walfahrt gehe: Sprach auch zu ihm / wann du es verſuchen wilt / kanſt du auch wol dahinS vkom -2822. T. C. 3. § 4. Vom Hex. Conv. in Fanckreich.kommen. Reiche ihm zugleich die Schmeer - ſalbe / damit ſie ſich beſchmierten: Und nach et - lichen darzu geſprochenen Worten fuͤhret ſie der Teuffel von Loches in die Sandgruben bey Bourdeaux, welche zum wenigſten in die 15. Tagreiſen von Loches liegen. Der Mann als er eine Anzahl Zauberer und Hexen / ſo ihm al - le unbekant waren / auch ſcheußliche Teuffel in Menſchen Geſtalt umb ſich herumb ſchwermẽ ſahe / fing er vor Verwunderung an und ſagte. O mein GOtt wo ſeind wir? So bald er dieſes geredet / verſchwund die Geſelſchafft miteinan - der / und ſahe er / daß er nackent und bloß da ſtunde; Sahe auch wol daß ſeines bleibens nit da war: Ging derohalben die gantze Nacht biß morgens im Felde herumb / biß er endlich Bau - ren antraff / die ihn auff den Weg wieſen; Als er nun wiederumb gen Loches kam / ging er ſtracks Fuß zum peinlichen Richter / welcher als er die Geſchicht vernommen / ließ er nach dem Weib greiffen / die bekante von PunctenAuthor. Magic: o - der wun - derl. Hiſto - rien par. 1. p. 163. Bo dinus in Magor. Dæmo - nom. l. 2. c 4. zu Puncten alles was wir erzehlet haben / und erkante ungezwungen ihre Ubelthat.

Man lieſet noch von einem andern viel fuͤr - trefflichen Exempel einer ſolchen Execution, welche geſchehen iſt zu Pejetiers im Jahr 1564. welche Hiſtorien ich an vielen Orten ge - leſen / und auch von Salberto dem Stadt - Vogd zu Pojetiers (welcher dazumahl mit Daventonio der Pictauer Præſidenten uñ an -deren2832. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.deren Richtern und Rathsverwanten in dieſer Sachen mit gewoͤnlicher ſolennitaͤt ein pein - lich Gericht zu halten / und ein Urtheil zu ſpre - chen erfordert wahr) gehoͤret / und zwar maͤn - niglich in demſelben gantzen Revier wol bewuſt iſt; Es ſeind drey Manns-Perſonen welche Zauberer waren / und eine Weibs-Perſon eine Hex / zugleich verurtheilet / und lebendig mit Feur verbrent worden / welche uͤberwunden waren / daß ſie viel Menſchen und Vieh umbs Leben bracht hetten / durch Huͤlff und Vor - ſchub deß Teuffels / welcher / wie ſie bekant / ih - nen etliche Pulver gegeben / welches ſie denHexen - Pulver. Leuten in die Stelle an die Erden geſtreuet / und unter die Thuͤr-Schwellen der Haͤuſſer vergra - ben hetten. Sie haben auch ferner außgeſa - get / und bekant / daß ſie dreymahl hetten pfle - gen in den groſſen Convent und Verſamlung der Hexen und Hexen meiſter zu ziehen / da dañ eine unzehliche Menge Zauberer und Hexen weren zuſammen kommen / bey einem be - ſondern gewiſſen Creutzſtock / oder Creutz - bilde / welche ihre Loſung und Kennzeichen geweſen. Jn demſelben Convent were ein groſſer ſchwartzer Bock / als das oberſte Haupt deß Convents / welcher die umbſtehenden wie einen Menſchen anredete / umb denſelben dantzten ſie dann alle mit einander zuringſt umbher mit brennenden Fackeln / darnach muͤ -ſten2842. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.ſten ſie denſelben groſſen ſchwartzen Bock auff den Hintern kuͤſſen: Wann ſolches alles ge - ſchehen / wuͤrde der Bock mit Feuer verbrend und verzehret / von deſſelben Aſche pflegte dann ein jeder Zauberer und Hex zunehmen / und darmit ihren Feinden Schaden zuthun / alſo daß ſie / welchẽ ſie wollen ſeine Ochſen / Schaaf / Pferd / und dergleichen Vieh beſchaͤdigen und toͤdten / ja auch den Menſchen eine Leibes Schwachheit auch wol gar den Todt zufuͤgen koͤnten. Letzlich und zum Beſchluß deſſelben Convents pflegte der Teuffel mit erſchreckli - cher Stimme dieſe Wort zu donnern und von ſich zu reden: Rechnet euch / oder ihr werdet alle deß Todts ſterben / und alsdann wuͤrde ein jeder wiederum von demſelbigen Convent durch den Teuffel an den Ort ge - bracht / woher er ihn geholet. Es ſagte auch derſelbe fuͤrtreffliche Mann Salbertus, Stad-Vogd zu Pictou / man befinde auß den alten Acten, daß laͤnger als vor 100. Jahren auch Zauberer eben der Urſach und Mißhandlung halber weren verurtheilet und gerechtfertiget worden / welche auch eben alle dieſe Ding wie von dieſen vier Perſo - nen geſchehen / bekant und außgeſagt / und daß ſolches alles eben an dem Ort bey dem Creutz geſchehen were. Unter dieſen ſeind zwo Perſonen bekehret / die andern beydeaber2852. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.aber ſeind in ihrer Verſtockung geſtorben. Jch habe auch die Verurtheilung geleſen / ſo uͤber die Hexen zu Pojetiers geſprochen / welches mir der Herꝛ Adrian Ferreus Koͤnig - licher Stathalter zu Laow hat mitgetheilet und zukommen laſſen: Jn denſelben lautet ihr Bekantnuͤß alſo: Daß ſie etliche Woͤr - ter geſprochen / da ſind ſie alßbald auff Bee - ſen in eine Muͤhle nicht weit von der Stadt Longoy genant / gefuͤhret worden / da - ſelbſt haben ſie auch andere Hexen oder Zau - berinnen / welche Beeſen oder Kehrbuͤrſten in ihren Haͤnden gehabt / und bey denſelben ſechs Teuffel / derer Namen daſelbſt verzeich - net / angetroffen und gefunden / daſelbſt hatten ſie GOTT abgeſagt / und die Teuf - fel in Menſchlicher Geſtalt und Form / doch grauſam und erſchroͤcklich anzuſehen / gekuͤſ - ſet / und angebetet / darnach hetten ſie mit ihnen getantzet / und nach gehaltenem Tantz hetten die Teuffel bey den Hexen geſchlaffen / darauff ſie darnach etliche Pulver abgefor - dert / das Vieh zu beſchaͤdigen und zu toͤd - ten. Letzlich were das der Beſchluß und end - liche Verlaß geweſen / daß ſie uͤber acht Tag wiederumb an denſelben Ort als auff den Montag gegen der Nacht zuſam̃en kom̃en ſol - len / uñ hat dieſe Hexen-Verſamlung alleweg 3. Stund gewehret / darnach ſind ſie ein jedes anſeinen2862. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.ſeinen Ort wieder gebracht worden. Bovi - nus Ambtmann uͤber das Caſtel Roux alibi chaſtea Rour / deß Landes Berry Abgeſander und deputirter Legat, in dem groſſen Con - vent zu Blois / hat mir geſagt / daß er eine Zauberin zum Feur verurtheilet und[verbren - nen] laſſen / welche von ihrer Tochter war ange - klagt worden / von deßwegen / daß die Mutter ſie mit ſich in die Verſamlung der Zauberer gefuͤhret / und dem Teuffel / daß er ſie in ſeinen Kuͤnſten lehren und unterrichten ſolle / uͤber - antwortet hette. Unter andern boͤſen Haͤn - deln bekant ſie auch / daß ſie umb den Bock her - umb gedantzet / und hette entlich / ehe ſie vonein - ander geſchieden / ein jeder Zauberer Rechen - ſchafft und Bericht thun muͤſſen alles deſſen / was ſie ſeiter der nechſt verſchienen Verſam - lung arges geſtifftet und gethan / und zu waſſer - ley Sachen und Haͤndeln er das Pulver ge - brauchet und angewendet. Als dann berich - tet einer / er hette ein Kind darmit umbs Leben bracht / der Ander / er hette ein Pferd getoͤttet / der Dritte / er hette einen guten fruchtbaren Baum beſchaͤdiget / und alſo fort. Und die - weil damals eine were gefunden worden / wel - che von der Zeit an nichts gethan noch außge - richtet hatte / war ſie mit vielen Streichen mit einem Stecken an die Fußſohlen geſchlagen worden / deſſen dann die Andern gar ſehr gela - chet und ſie noch darzu vexiret und geſpottethetten.2872. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.hetten. Sie hat auch das noch darzu geſagt; Sie muͤſten immer friſch Gifft-Pulver haben. Hier (thut hinzu Bodinus an angezogenem Ort) in dieſer Geſchicht iſt zu mercken; Daß die Zauberer und Hexen verbunden geweſen / dreymahl deß Jahrs dem Satan ſolche Opffer zu thun / und daß der Widerſacher Gottes das Opffer mit dem Bock im Alt. Teſt. ſo Levit. 16. beſchrieben wird / auch das Gebot / daß alles was Maͤnnlich iſt dreymahl deß Jahrs bey den dreyen ordentlichen hohen Feſten erſcheinen ſolle / mit ſeiner dreyen zauberiſchẽ Tageſaͤtzung habe ſpotweiſe nachgeſpielet.

Es iſt auch die Summa oder Extract derAuthor der wun - derl. Hi - ſtorien von Ge - ſpenſt. p. 151. &c. Fragſtuͤck / ſo den Hexen von Longny (welche mit Feur lebendig verbrent worden) in peinli - chem Examine ſind proponiret und fuͤrgehal - ten worden / von Adriano Ferreo Generali Re - gis Vicario zu Laoco in Schrifften verfaſſet / darauß wil ich etliche confeſſiones oder Be - kantnuß anhero ſetzen. Margarita Bremont Noëlis Lavereti Weib hat bekant und außge - ſagt. Sie ſey auff einen Tag gegen der Nacht mit ihrer Mutter Maria in den Convent der Zauberer und Hexen / ſo bey der Muͤhlen Franquis von Longny auff einer Wieſen ge - halten worden / kommen. Dann es hatte ih - re Mutter einen Beeſem zwiſchen die Bein genommen / und etliche Woͤrter (welche alhier billich außgelaſſen werden) geſprochen / ſoweren2882. T. C. 3 § 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.weren ſie alſobald allebeyde zu demſelben Con - vent gefuͤhret worden / daſelbſt hetten ſie gefun - den Ioannam Robert, Ioannam Guillemin, Mariam Simonis von Lamb Haußfrau / und Guileman eines den man mit Namen Graſo nennete / Eheweib / eine jede mit ihrem Beeſem / und dahin weren auch ſechs Teuffel in Men - ſchen Geſtalt / aber doch ſcheußlich anzuſehen / kommen. Nach gehaltenem Tantz hetten die Teuffel bey ihnen geſchlaffen. Da hette auch der eine / welcher mit ihr an Tantz gegangen / ſie genommen / zweymahl gekuͤſſet / und laͤnger als eine halbe Stund bey ihr geſchlaffen / biß ent - lich ein eißkalter Saame von ihm gangen. Gleicher geſtalt hat auch Ioanna Guillemin außgeſagt / und bekant / daß einer eine gantze halbe Stund mit ihr zu thun gehabt / und ſey auch entlich ein gar frigidum Semen von ihm kommen.

Von Ge - ſpenſt. p. 151 Bodin. Dæmo - nom. l. 2. c. 4.

Jm Land Pictoirs hat Koͤnig Carolus IX. im Jahr 1571. einsmahls / nachdem er zu Mittag Taffel und ſeine Koͤnigliche Mahlzeit gehalten hatte / den beruffenen Zauberer Tri - ſcalanum, damit er auff die ihm zugeſagte Gnad / ſeine Mitſchuldigen und complices angebe / fuͤr ſich bringen laſſen. Dieſer hat in Gegenwart deß Koͤnigs und vieler andern Fuͤrſten und Herꝛn bekant und außgeſaget die gantze Gelegenheit / wie es mit den Magis oder Zauberern allenthalben bewant und beſchaf -fen;2892. T. C. 3 §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.fen; Wie und waſerley Geſtalt ſie zu ihrem Convent und Verſamlungen kaͤmen / und dahin gefuͤhret wuͤrden: Jtem / was fuͤr einen Tantz ſie pflegen zu halten; Wie ſie dem Satan opfferten / und wie ſie darnach / nach Verrich - tung dieſer Ding bey den Teuffeln / welche - beral mannliche und weibliche Geſtalt an ſich hatten / ſchlieffen und Unzucht pflegten. Er ſag - te auch noch das darzu / daß ein jeder Zauberer und ein jede Hex / von ſeinem Buhler etliche Pulver uͤberkommen / mit denen ſie die Men -Hexen ſchaden mit ihrem Pulver dem Men - ſchen und Vieh. ſchen und Vieh toͤdteten / und umbs Leben braͤchten / und die Fruͤchte auff dem Feld be - ſchaͤdigten und verderbeten. Als ſich nun uͤber ſolchen Reden jedermann nicht gnugſam ver - wundern konte / ſagte der wolgeborne Herꝛ Caſpar von Colligin Admiral in Franckreich / (welcher dazumahl gleich auch am Koͤnigli - chen Hoff war / und dieſem Verhoͤr beywohne - te) von einem Juͤngling im Land Pictow / welcher vor etlichen Monden gegriffen und beſchuldiget worden / daß er zween von Adel umbracht hette. Dieſer hette bekand / daß er der zween Junckern Junge und Diener geweſen / er hette aber von ihnen einsmahls geſehen / daß ſie etliche Pulver in etlicher Leute Haͤuſſer / und auff die Saat / und auff die Aecker geworffen / und dieſe Wort darzu geſagt: Maledictio in i - ſtos fructus, in iſtam domum, in iſtam regio - nem: Maledeyung uͤber dieſes Hauß / LandTund2902. T. C. 3. §. 4. Vom Hex. Conv. in Franckreich.und Aecker. Als er nun auch ohngefaͤhr - ber ſolch Pulver kommen waͤre / hette er es auch genommen und auff das Beth geſtreuet und geworffen / darinne die zween Edelleute ſeine Junckern / hetten pflegen zu liegen / und darauff weren ſie allebeyde deß Morgens fruͤh im Beth ſehr auffgeblaſen und auffgelauf - fen / und kohlſchwartz todt liegend funden worden. Auff ſolchen Bericht und Außſa - ge hat die Obrigkeit denſelben Jungen oder Diener der zweyen Edelleute abſolviret und loßgegeben. Als der obgedachte Zauberer dieſe Geſchicht gehoͤret / hat er angefangen / und gar viel mehr dergleichen Faͤl und wun - derbarliche Haͤndel erzehlet. Es iſt aber wol daran kein Zweiffel / wann der Koͤnig (welcher dazumahl gar geſundes ſtarckes und vermoͤ - gendes Leibes geweſen) dieſen Zauberer / als den Oberſten und das Haupt derſelben / ne - benſt andern ſeinen aſſeclis und Mitſchuldigen hette ihr Recht thun / und mit Feuer verbren - nen laſſen / GOTT der almaͤchtige und gerechte Richter wuͤrde ihm vor ein ſolch recht - maͤſſig und billich Urtheil und Gericht / ein deſto laͤnger und gluͤckſeliger Leben und Wol - fahrt gegeben haben. Dann GOttes Wort iſt wahr und gewiß / wer einen Ubelthaͤter / der deß Tods ſchuldig iſt / loß gibt / daß derſelbige ihme die Straff deſſelbigen Mißhandlers uͤber ſeinen Hals ziehe / wie der Prophet zu demAchab2912. Th. Cap. 3. §. 4. Von Hexen in Africa.Achab geſagt hatte / daß er / weil er einem / der deß Tods wuͤrdig und werth war / Gnad erzeiget hatte / ſelbſt darumb deß Tods ſterben ſolte.

Endlich und zu letzt folget nach Gallia(10.) Africa. nun 10. Africa / alda haben auch die Hexen / und ſonderlich auff dem weitberuͤhmten und hohen Berg Atlas genant / ihre Zuſammen - kunfft / wie ſonderlich Plinius im 5. Buch 1. Cap. bezeuget. Es moͤgen aber wol auff dieſen Berg hinziehen / die jenigen Hexen / welche man in Africa Suhacat nennet / davon ſchrei - bet Iohannes Leo Africanus im 3. Buch in der Beſchreibung Africæ: Es ſind in Africa etli - che Hexen / welche davor wollen gehalten ſeyn / daß ſie in hoͤchſter Freundſchafft mit den Teuf -Suhacat Hexen in Africa. feln leben. Sie nennen aber die Teuffel ent - weder die Rothen / oder die Weiſſen / oder Schwartzen / und wann ſie einem warſagen wollen / ſo beraͤuchern ſie ſich ſelbſt mit gewiſ - ſen Raͤuchwerck / und beſtaͤtigen / es nehme ſieKornman in monte Veneris c. 40. p. 209. Scalig. de Subtilit. Exercit. 355. dann der Teuffel den ſie gefordert haben an / darnach dichten ſie mit verenderter Stimm / es rede der Teuffel auß ihnen: welche dann eine Sache zu verkuͤndigen kommen ſind / die erforſchen mit groſſer Ehrerbietung von ih - nen / und endlich wann ſie dem Teuffel ihren Lohn dargereichet / gehen ſie davon: dieſe Wei - ber nennen ſie Suhacat; wann etwann ſchoͤneT ijWeiber2922. T. C. 3. § 4. Von Hexen in Africa.Weiber zu ihnen kommen / ſo werden die Zau - berinne mit ihrer Liebe gegen ihnen entzuͤndet / nicht anders als die jungen Geſellen gegen die Maͤgde / und bitten ſie in Geſtalt deß Teuffels / daß ſie an ſtat deß Lohns / ſie wollen bey ſich ſchlaffen laſſen. Alſo geſchicht es / daß wann ſie meinen / ſie haben die Wort deß Teuffels ge - hoͤret / haben ſie mit den Zauberiſchen zu thun gehabt / und es ſind etliche / ſo durch die Wolluſt verkehret / der Hexen Gemeinſchafft begehren / nehmen ſich einer Kranckheit an / fordern der - ſelben eine zu ſich / oder ſenden den armen Mann dahin / welche wann ſie den Poſſen mercket / beſtaͤtigt ſie / das Weib werde von ei - nem Teuffel geplaget / und umb der Urſachen willen / koͤnne ſie auff keine Weiſe erlediget wer - den / ſie geſelle ſich dann zu ihnen. Durch dieſe Wort wird der Mann endlich uͤberwunden / laͤſſet daſſelbe nicht alleine zu / ſondern richtet auch den Hexen ein koͤſtlich Mahl an / welches wann es verrichtet / pflegen ſie nach dem Klang deß Seitenſpiels wunderbarlicher Weiſe zu Tantzen / darnach ſchlagen ſie das Weib in die Schantz / und befehlens den Goͤttern / doch wer - den ihrer etliche funden / welche auch mit gerin - ger Muͤh dieſen Teuffel mit Knuͤtteln außtrei - ben. Andere nehmen ſich an / daß ſie auch mit dem Teuffel beſeſſen ſeyn / und betriegen die Hexen auff keine andere Weiß / dann dadurch ihre Weiber betrogen worden.

Biß -2932. T. C. 3. §. 5. 6. 7. 8. Der Oerter Beſchaffenh.

Bißhieher von den Koͤnigreichen / ſo ferne§. 5. Berge und Wie - ſen. ſie zu ſolche Oerter gehoͤrig ſind / darauff die Hexen ihre Fahrt und Gaſterey halten. Darauff folget nun in An - oder Abſehen der Oerter ſo ferne es Berge oder Wieſen ſeyn moͤgen: Und es befindet ſich / daß beyderſeits zwar dergleichen Walfahrten vorgefallen ſeyn / doch lieſet man daß es mehren theils auff Ber - gen geſchehen.

Es iſt oben vorgelauffen / daß alle Hexen ei -§. 6. ner Landſchafft ſollen zuſammen halten; Doch iſt dieſes nicht Univerſal, ſintemahl man auch findet / daß ſie bißweilen weit entfernet wer - den / wie wir derſelben Hiſtorien etliche in die - ſem Wercklein mit vorgebracht haben.

Wegen der Richtigkeit iſt dieſes zu geden -§. 7. cken / daß der boͤſe Feind die Hexen auff ſolche Art mannigmahl betriegen ſolle / daß wann ſie meinen ſie ſind auff einem luſtigen Anger / Auen / Wieſen / oder Berge / es dennoch wol mitten unterm Galgen oder Schind-Anger ſeyn ſol.

Was zu letzt die Gebraͤuchligkeit oder§. 8. Ungewoͤhnlichkeit belanget / ſo iſt erwehnet / daß der Teuffel zum oͤfftern zwar die Hexen auff den gewoͤhnlichen Platz fuͤhre: Doch auch mannigmahl ihm ſein Homagium im Hauß laſſe ablegen. Ja es iſt noch unlaͤngſt / da al - hier zu Leipzig geſagt ward / wie man etlicheT iijHexen2942. T. C. 4. Von den Mitteln durch welche dieHexen zu Delitzſch (welches gute Staͤdlein vor wenig Jahren im Heumonat ſchlechte De - licias à violentia Vulcani bekommen hat / da - ber die 50. Haͤuſſer in Brand ſind geſtecket worden / wie man umb ſelbige Zeit / ſolches brennen alhier zu Leipzig hat ſehen koͤnnen / da - von es doch drey Meilen gelegen iſt) habe auff dem Dach deß Hauſſes buttern geſehen. Aber genug von unſerm Hexen-Ort.

Das IV. Capittel. Von denen Stuͤcken und Mitteln / ver - moͤge welcher die Hexen zu ihren Verſam - lungen fahren.

NAchdem wir in vorhergehendem Ca - pittel weitlaͤufftig gehandelt haben von denen Orten / an welchen die Zauberer ihre Zuſammenkunfft zu haben pfle - gen; Folget nun auch daß wir Bericht thun / durch was Mittel oder Fuhrwerck ſie zu denſelben / und ſonderlich zum Blocks-Berg hinkutſchen? Wann wir aber in den Hiſto - rien uñ mancherley Geſchichten uns umſehen / ſo befindet es ſich / daß ſie unterſchiedene In - ſtrumenta, ihrer eigenen Außſag nach / gebrau -chen295Hexen zu ihren Verſamlungen fahren.chen ſollen; Als da ſind theils lebendige Thier / nemlich: Boͤcke / Zigen / Kaͤlber / Pegaſi oder fliegende Pferde / Saͤuen / Woͤlffe / Katzen und Hunde; Theils lebloſe Dinge / als: Rocken / Ofenkruͤ - ckeln / Ofen-Miſt - und Hew-Gabeln / Schauffeln / Beeſen / Rauffen / Back - troͤge und Mulden / wie auch Kleider - buͤrſten / Huͤte / Maͤntel und dergleichen. Wie davon der offtangezogene Bodinus Be -lib. 2. - monom. c. 4. richt thut / da er unter andern alſo ſchreibet: Das Hexenfahren belangend / habe ich vielfaͤl - tig geleſen / daß ſolches bißweilen mit Sal - ben / bißweilen auch ohne Salben zugan - gen ſey / etwann auff einem Bock / bißwei - len auff einem fliegenden Pferde / etwann auff Beeſen / zu Zeiten auff einem Ste - cken / vielmahls ohne Stecken / und ohne einiges Thier. Etliche fahren gantz na - ckend dahin / etliche aber bekleidet / etliche deß Nachts / etliche deß Tags / doch geſchicht es ge - meiniglich deß Nachts / und zwar in der Nacht / die da iſt zwiſchen dem Montag und Dienſtag. Darauff fuͤhret er auß des Pauli Grillandi Buch de Sortilegiis eine Hiſtori an / von einer Hexen zu Spolet / die unter andern bekennet / daß wann ſie zu ihren Verſamlungen reiſen ſollen / gleichſam eines Menſchen Stimme ge -T iiijhoͤret2962. T. C. 4. Von den Mitteln / durch welche diehoͤret habe / welchen ſie ihr kleines Meiſter lein / bißweilen auch Meiſter Martinlein nennete. Wann ſie dann mit einer ſonderlichen Salbe ſich geſchmieret / ſey ſie auff einen Bock / der in Bereitſchafft an der Thuͤr geſtanden / geſtie - gen / und ſich an ſeinen zoͤttigten Haaren ge - halten / und ſey alſo von demſelben in groſſer Eil unter den groſſen Nußbaum bey Benevent gefuͤhret / da ſie eine groſſe Menge und Anzahl ihres gleichen gefunden. Gleichmaͤſſiger Fal / ſchreibet Bodinus kurtz fuͤr den jetzt angezoge - nen Worten / hat ſich unlaͤngſt mit einẽ Junck - herꝛn bey Melun zugetragen / der beydes auß Fuͤrwitz / und daß ihm ſeine Mutter darzu bere - det / ſich gewaget / und auch zur Hexen Geſel - ſchafft gefahren / dieweil er aber vor Furcht ſehr zitterte und zagte / wiewol er GOtt nicht nan - te / da fing der Teuffel uͤberlaut an zu ruffen /Hexen duͤrffen ſich bey ih - ren Ver - ſamlungen nit fuͤrch - ten. wer fuͤrchtet ſich hier? Der Junckherꝛ / ſo von ſolcher Stimm noch furchtſamer ward / ſuchte Wege / wie er ſich moͤchte außdraͤhen: Aber ehe er ſich umſahe / war die gantze Geſelſchafft ver - ſchwunden. Als er nun wieder heim kam / wol - te er den Zauberer verklagen / der ward es bald inne / und floh davon. Dieſes wird deßhalben gemeldet / daß es ſonderlich umb der Furcht willen wol iſt zu mercken. Dieſes aber wird noch mercklicher kundbar / durch den recht - lichen Proceſs mit den Hexen / und Valerich inSovoy297Hexen zu ihren Verſamlungen fahren.Sovoy außgefuͤhret: Alda die Tochter bekant / daß ihre Eltern / da ſie das erſtemahl zur Ver - ſamlung fahren ſolte / ihr einen Stecken zwi - ſchen die Beine geben / und ihr befohlen haben / vor allem nit erſchrocken zu ſeyn / und alsbald ſey ſie mit dem Vatter und der Mutter davon gefahren. Der Proceſs iſt in deß letzten Drucks Buch deß Danæi außgedruckt / und iſt ergan - gen im 1574. Jahr. Ferner ſchreibt er: Jch hab auch ein Extract võ der Verurtheilung der Hexen zu Potetz / von dem Herꝛn Adrian der Fer General Leutenant zu Laon bekom̃en / und darinnen gefunden / daß ſie in Krafft etlicher Woͤrter / die ich nicht beneñen wil / bey Longnie zu einer Muͤhlen mit einem Kehrbeeſem oder Kleider-Buͤrſt ſey gefahren / und alda viel andere ihre Burſch gefunden / derer jedes einen Kehrbeeſem in der Hand hatte / und mit ihnen ſechs Teuffel / die daſelbſt mit Namen benennet werden. ꝛc. Wie dieſe Hiſtori weitlaͤufftiger in vorhergehendem dritten Capittel iſt ange - fuͤhret worden.

Damit ſtimmet auch uͤberein Wolffgang Hildebrand in ſeiner Theurgia, wann er am 117. Blat ſchreibet / daß die Hexen / wann ſie auff ihre Feſt / und nach ihren Verſamlungen ziehen wollen / ſich ſetzen auff Stecken / Ga - beln / Woͤlffe / Geiſſen / Katzen / brauchen auch ihre Ceremonien darzu / und ſalben ſichT vmit2982. Th. C. 4. Von den Mitteln / durch welche diemit Katzen-Hundes-Eſels - oder Wolffs - Schmaltz / und fahren alſo an ihre bewuſte Oerter / dahin ſie durch ihre Pedellen zu kom - men beruffen ſind / durch die Lufft zu dem Rauchloch und Kamin hinauß / und verglei - chet ihr fahren einem ſtarcken Wind-Wehen / der eine Feder von der Erden auffnimbt / fuͤh - ret ſie in die Hoͤhe / und treibet ſie vor ihm her / biß dahin / da er auffhoͤret zu wehen. Darauff erzehlet er nun am 118. 119. Blat / Herꝛn D. Johann Geilers von Kaͤyſersberg / weyland Dompredigers deß hohen Stiffts zu Straßburg / Meinung / von der Hexen und Unholden fahren. Es ſchreibet aber derſelbe in einer Predigt am Mitwochen nach Remini - ſcere 1508. gehalten / alſo: Nun frageſtu / was ſageſt du uns von den Weibern / die zu Nacht fahren / und wo ſie zuſammen kommen? Du frageſt ob etwas daran ſey / wann ſie fahren in Frau Venus-Berg / oder die He - xen / wann ſie hin und herfahren / fahren ſie / oder bleiben ſie? Oder iſt es ein Geſpenſt? Oder was ſol ich davon halten? Jch gebe die Antwort / wie nachfolget. Zum erſten ſprech ich / daß ſie hin und her fahren / und bleiben doch an einer ſtat / aber ſie meinen / ſie fahren. Dann der Teuffel kan ihnen einen Schein alſo in den Kopff machen / und alſo eine Phanta - ſey / daß ſie nicht anders meinen / dann ſie fahren allenthalben / und meinen ſie gehenbey299Hexen zu ihren Verſamlungen fahren.bey einander und bey andern Frauen / tan - tzen / ſpringen und eſſen / und das kan er allermeiſt denen thun / die da mit ihm zu ſchaffen haben / ihme verpflicht ſeyn / (pa - cto exteriori vel interiori.) Und das laß dich nicht wundern / daß es ihnen ſo eigent - lich traͤumet / daß ſie wehnen / es ſey an ihm ſelber alſo: Dir traͤumet etwann natuͤr - lich ſo eigentlich von einem Ding / als wann du ſo viel Gulden habeſt / oder etwann traͤu - met dir / wie du bey den Maͤnnern ſeyſt / o - der bey den Frauen / oder habeſt das und das zu eſſen / und traͤumet dir ſo eigentlich / da dir traͤumet / es ſey kein Traum / es ſey al - ſo in der Warheit / und wenn du erwacheſt ſo iſt nichts da. Einer kan etwann vaci - rets in einem Traum machen / einer findet etwas in einem Traum / daß er im Wachen nicht finden kan. Kan das die Natur / ſo viel mehr kan das der boͤſe Geiſt / da ein MenſchDieſe Hi - ſtori fuͤhret auch an Lutherus im 1. Jeni - ſchen La - tein. Theil fol. 121. und auß ihm / Mede - rus in der 5. Hexen - Predigt. p. 72. a. wehnt das nicht iſt / alſo hoͤre ein Exempel. Jch laß / daß ein Prediger kam in ein Dorff / da war eine Frau / die ſagt / wie ſie die Nacht alſo umher fuͤhre / der Prediger kam zu ihr / und ſtraffet ſie darumb / ſie ſolte dar - von abſtehen / dann ſie fuͤhre nimmer / ſie wuͤrde betrogen. Sie ſprach / wollet ihrs nicht glauben / ich wils euch zeigen / er ſprach / ja er wolt es ſehen: da es Nacht ward / daß ſie fahren wolte / da ruffet ſie ihme / da ſie fahren wolte /da3002. T. C. 4. Von denen Mitteln / durch welche ꝛc.da legte ſie eine Mulden auff die Banck / da man Teig inne macht auff den Doͤrffern / und beſonders in dem Land baͤcket jedermann ſelber; Da ſie in der Mulde alſo ſaß / und ſich ſalbet mit Oel / und ſprach die Wort / die ſie ſprechen ſolte / da entſchlieff ſie alſo ſitzend. Da wehnte ſie / ſie fuͤhre und hette zimliche Freude inwen - dig / daß ſie fechtet mit Haͤnden und Fuͤſſen / uñ fahre alſo faſt / daß die Mulden uͤber die Banck fiele / und lag unter der Mulden / und ſchlug ihr ein Loch in den Kopff.

Author der Hundstaͤgigen Erquickſtunden in 1. Theil am 379. Blat / hat dieſes davon. Bald kam eine groſſe Menge von Weibern und Maͤnnern als ein Kriegs-Heer auff demVielleicht iſt Agrippa Hund hie - her gehoͤ - rig. Feld her / ein Theil auff Boͤcken / ein Theil auf groſſen Hunden / uñ ein Theil auff Stecken geritten (unter welchen dann die jenige ſo auff Hunden geritten kamen / vor allen andern ſtat - lich bekleidet waren) welche alle dem Theatro zueileten / und darauff ſich einſtelleten / und mit zuſammen geſchlagenen Haͤnden niederfielen / und den groſſen Bock anbeteten; Wie auch ihme zu ehren etliche / ſonderlich die Maͤnner Bechkertzen / der Weiber eine groſſe Anzahl die Nabel-jungen Kinder herbey brachten / und auffopfferten / auch gottloſe Ceremonien mit Weyhwaſſer und andern heiligen Sachen in deſpect der Chriſtl. Ceremonien darbey trie - ben / und den Bock anbeteten.

Biß -3012. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.

Bißhero von den Inſtrumenten oder Werck - zeugen / darauff die Hexen-Fahrt geſchehen ſol; Dieweil aber faſt allezeit das Schmieren oder Salben darzu ſolle kommen muͤſſen / wird vonnoͤthen ſeyn / daß wir in dieſem Fal etwas davon erwehnen. Paracelſus berichtet / daßParacelſus in magna & occulta Philoſo - phia. ſolche Salbe von den Hexen gemacht werde auß dem Fleiſch der jungen neugebornen Kin - der / welches ſie wie einen Brey kochen mit de - nen Kraͤutern die einen Schlaff verurſachen / als da ſind Mohn / Nachtſchatten / Sonnen - wendel / Schirling und dergleichen. Wann nun die Hexen ſich mit der Salbe ſchmieren uñ folgende Wort ſprechen / oben auß und nir - gends an / ſo ſollen ſie / ſeiner Meinung nach / durch die Feuermaͤuer / durch die Fenſter und andere enge Loͤcher durch Huͤlff deß Teuffels davon fahren. Sprenger ſchreibet / wie eineBodinus in Confutat. Opinion. Wieri. Eine Heb - am̃e brin - get 41. ſechswo - chen Kin - der umb. Hebamme oder Wehmutter / welche zu vielen Kindbetterin ſtets beruffen worden / im Coſt - nitzer Gebiet gericht ſey worden / darumb weil ſie 41. Kindlein / wann ſie allererſt auß Mut - terleib kommen / mit groſſen Nadeln / die ſie ih - nen ins Haͤuptlein geſteckt / getoͤdtet habe. Gleiches Kinder-Moͤrdern lieſet man auch von der Zauberin Medea, als ſie einmahl ihren leiblichen Bruder / das andermahl ihre eigene Kinder hat umgebracht. Jm Horatio leſen wir auch die Zaubereyen / welche die Canidiagetrie -3022. Th. C. 4. Von der Hexen Salbe.getrieben. Und im Lucano von der Unhol - din Erichtho / daß ſie Kroͤten / Schlangen und Gebeine gebraucht / wie die unſere Hexen auch im Brauch haben / und damit offt gefaſt ſeyn begriffen worden. Kein Zauberey-Geſchlecht iſt zu finden / welches der Orpheus nicht unge - fehrlich vor 300. Jahren hat beſchrieben / und zum theil von Homero war angereget / und im Geſetz GOttes vor 3500. Jahren geſtrafft wor - den. Droben haben wir ein Exempel von ei - nem Zauberer auß dem Ammiano angezo - gen / der ein ſchwanger Weib auffgeſchnitten / damit er nur ihre Leibes-Frucht bekaͤme / und diß bey Regierung deß Kaͤyſers Valentis. Freyherꝛ von Raitz ein Zaube - rer. Vor 100. Jahren ward der Freyherꝛ von Raitz uͤberwieſen / daß uͤber diß / daß er viel Kinder umgebracht hat / auch darauff umbgangen / ſeine Eheliche Frau / ſo mit einem Kind ſchwan - ger ging auffzuſchneiden / und ſein eigen Kind dem Satan zu opffern / wie ihn dann der Sa - tan / dem nichts liebers / dann Menſchlich Ge - ſchlecht zu ſchwaͤchen / darzu angericht hatte. U iſt diß nicht darumb / daß er das Fett zu Vol - bringung ſchaͤndlicher abſcheulicher Haͤndel gebrauchte / darzu ſonſt andere der argliſtige Feind beredet / auff daß er hierdurch die Zau - berer zu dergleichen Moͤrdern ihres eigenenGeſ[t]or - bener Kinder ſchmaltz nit dienlich Gebluͤts bringe und bewege. Dann ſie ſagen / das Fette oder Schmaltz von den Kindern / die natuͤrliches Tods verſchieden / ſey nicht gut. Sol -3032. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.Solches hat ja diß erſt angezogene Exempel der 41. von einer Hexen umgebrachter Kinder / ſo noch nicht getaufft / ſondern dem Satan - bergeben geweſen / erwieſen. Noch ſtellet ſich Wier an / als glaube er dieſer Dinge keines / die ihm doch ſo wol bekant ſind / als ſeinẽ Meiſter A - grippa. Daher er auch ſchreiben doͤrffen / oder vielmehr ſich alſo anſtellen / als folgete er der Meinung Baptiſtæ Portæ eines Jtaliaͤners / welchen er auß der maſſen hoch erhebet. So doch derſelbe ſchreibet / es haben ihm die Hexen bekant / daß ſie ein Schmeer von gekochten und geſottenen Kindern / und mancherley Spece - rey / ſo nicht zu benennen / machen. Alſo mit dieſer Weiſe lehret er Kindermord begehen / und daſſelbe auß teuffliſcher Beredung / als habe dieſes Schmeer die Krafft / die Leute in Luͤfften fliegen zu machen. Nun ſind aber die Unholden in Franckreich nicht geſchwinder noch leichtfertiger / dann die in Teutſchland und Jtalien / uñ nicht deſtoweniger hat das mehrer theil Unholdẽ in Franckreich (als die zu Mañs / zu Uberich / und zu Longny in Potetz / wie ich droben vermeldet) nicht mehr dann Beeſen / zwiſchen die Beine genom̃en / und etliche Wort darzu geſprochen / und alſobald ſind ſie in die Lufft verzucket worden. Und Paulus Grillan - dus ſchreibet / daß viel der jenigen / die er in J - talia hat richten ſehen / bekant haben / daß jedes mahl / wann ſie auffſeyn wollen / ein Bockan3042. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.an die Thuͤr kommen / auff welchen ſie geſtie - gen / und ohne Schmierung und Salbung da - von gefahren. Man ſiehet / daß der Jtaliaͤ - ner Baptiſta in ſeinem Buch von der Magie / das iſt Zauberey / und deßgleichen Weier ſich ſelbſt bemuͤhen / den Leuten einzureden / als ſey es eine Salbe natuͤrlicher Krafft / und den Schlaff bringend / auff daß man den Leuten eine Luſt mache es zuverſuchen. Dann die ſchlaffbringenden Kraͤuter ſind Mandra - gora oder Alraun / Magſaat / Dolkraut / Bil - ſenkraut oder Saubohnen uñ Schirling. Und nicht deſtoweniger hat man nie weder Griechi - ſche noch Arabiſche / noch Lateiniſche Aertzte ge - funden / welche auff den Ruͤcken / an die Arme / an die Beine oder wol gar in den Hindern Sal - ben geſchmieret hetten / damit alſo die Leut zu entſchlaͤffen / daß ſie keinen Schmertzen fuͤhle - ten. Wenden oder uͤberſchlagen ſie ſchon et - was außwendig an / ſo ſind es vielleicht Fron - tal / die man zur Stirnen und den Schlaͤffen / oder auff das Haupt brauchet / von kaltem Saamen / die man durch miſtiones & fuſiones durch Vermiſchung Vielgieſſung und Ein - beitzung verbeſſert und corrigiret. Belangend dann die Fette / da iſt eine gemeine Regel in der Artzney / daß ſie warm / entzuͤndent oder in - flammatifiſch ſey. Wie ſolt ſie dann / wann mans ſchon auff den Ruͤckgrad oder Arm ſchmierte / zu entſchlaͤffen dienen. Sinte -mahl3052. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.mahl deß Schlaffs Urſach iſt / wann dasWoher der Schlaf komme. Gebluͤt vom Hertzen durch die Blut-Adern Carodites zum Gehirn gefuͤhret wird / und wann die Humores oder Feuchtigkeiten welche in das Hirn / wie die Duͤnſt und Dampff in die Lufft ſteigen / gelindlich und ſuͤßlich in das Hertz ſich thun und ſchlagen. Aber damit wir anzeigen / daß Satan die Seele auſſer dem Leib verzuͤckt / und (inmaſſen wir im Capittel von der Ecſtaſi oder Verzuͤckung gedacht) ihn gleichſam todt uñ unempfindlich laſſe / und gar kein Schlaff ſey / das ſiehet man daran / weil alle einfache Soporativa oder einſchlaͤffende Sachen nicht hindern moͤgen / daß ein Menſch / wie ſehr er eingeſchlaffen were / nicht ſolte das Feuer fuͤhlen / wann mans an die Haut helt. Hingegen empfinden die Zauberer / wann ſie verzucket werden weder Feuer noch einigen Schmertzen / wie dann diß offtmahls iſt ver - ſucht worden / inmaſſen wir diß hievor erklaͤre - ten / als wir den Ort Virgilii außlegeten / da er von der Zauberin ſpricht: Quæ ſe promittit ſolvere mentes.

Noch wollen wir mit einem andern Argu - ment, welches unwiderſprechlich iſt darthun / daß weder dieſelbe Salb es thue / noch ein Schlaff / ſondern eine rechte ware verzuckung der Seelen vom Leibe ſey. Und iſt es nemlich dieſes / weil alle / die dermaſſen verzuckt ſind / eine halbe Stund darnach wieder zu ſich ſelbſtUkom -3062. T. C. 4. Vou der Hexen Salbe.kommen / oder ſo bald es geluͤſtet: Welches ei - nem der durch einfache Narcodica oder ſchlaff - bringende Artzney eingeſchlaͤfft wird / unmoͤg - lich iſt / ſondern bleiben auff einem oder zween Tag unauffgewacht. Der Brauch bringts auch mit ſich / daß dieſe Leut ſo verzucket wer - den / offt auff 100. Meilen ware Zeitung von allerhand Geſchichten wiſſen zu ſagen. Diß iſt aber wol zu mercken / daß die Bereitung die - ſer Salb / welche der Author der natuͤrlichen Magy lehret / auß keinem ſimpeln ſchlaffbrin - genden Stuͤck / ſondern auß vielerley gefaͤhrli - chen Gifften gemacht werde. S. Auguſtin / als er von ſolcher Verzuͤckung (die er fuͤr ge - wiß und unzweifflich helt) redet / und ſich - ber die Teuffeliſche Macht verwundert / da ſpricht er alſo: ſerpit hoc malum Dæmonis per omnes aditus ſenſuales, dat ſe figuris, ac - commodat ſe eolorib us, adhæret ſonis, odo - ribus ſe ſubjicit. Wo ihm dann alſo / daß die boͤſẽ Geiſter durch eine gerechte Zulaſſung Got - tes Macht haben / die Seel vom Leib zu ſchei - den / wie ſollen ſie dann nicht die Macht haben / ſie mit dem Leib weg zu fuͤhren. Sintemahl oh - ne alle Vergleichung viel wunderlicher iſt / die Seele vom Leib zu trennen und zu ſcheiden / und ſie wiederumb einzuſtellen / dann wann der Teuffel Leib und Seel mit einander ho - let. Mich betreffend / halte ich / nach Zeugnuͤß Goͤttlicher Schrifft / dieſe Verzuͤ -ckung3072. T. C. 4. Von der Hexen Salbe.ckung Ecſtaſin oder Aphæreſin fuͤr eins der fuͤr - nehmſten und ſtaͤrckſten Argument, durch wel - ches wir die Unſterblichkeit der Seelen moͤgen bewaͤhren / und dieſe hypotheſin deß Ariſtotelis decidiren / da er ſetzt a. wann die Seel etwasa. lib. 2. de anima. fuͤr ſich ſelber ohne den Leib kan / ſo ſey ſie un - ſterblich. Dann die fuͤrtrefflichſten Zaube - rer (ſo es auß der Erfahrung / wie Orpheus, erkant haben) die haben jederzeit den Leib fuͤr der Seelen Kercker gehalten. Und Empedo - cles ſambt dem Zoroaſtre (zween der beruͤm -b. lib. 7. de Republ. c. in Ro - mulo. d. lib. de a - nima. e. lib. 7. f. lib. 10. & 21. de Civ. Dei. g. in ſecun - da 2. q 95. art. 5. tit. de Superſtit. & in tract. 1. part. q. 8. & tit. de mirac. q. 16. art. 5 & 6 de Dæmon. h. Benev. in lib. 3. ſentent. diſt. 19. q. 3 i. lib. 2. de Sortil. c. 2. ſten Zauberer ihrer Zeit) nennen den Leib ein Grab. Plato b. meinet / σῶμα das iſt / der Leib / heiſſe ſo viel als σῆμα, das iſt / ein Grab. Und Socrates nennet ihn / die Hoͤle der See - len. Zu dieſen argumenten und Gruͤnden / wel - che Weier in keinem Weg nicht auffloͤſet noch umſtoͤſſet / da haben wir noch die Authoritaͤt und Anſehenlichkeit der Zeugnuͤſſen fuͤrneh - mer Leute von vielen alten Zeiten her / als deß Plutarchi c. welcher viel und merckliche Ex - empel zu Marckte bringt / deß Plotini d. Pli - nii c. S. Auguſtini f. Thomæ von Aquin g. D. Beneventuræ h. Durandi uñ aller Theo - logen / auch Sylveſtri Priers / Pauli Grillandi i. uñ der fuͤnff Ketzermeiſter in Teutſchland / wel - che unſeglich vielẽ Hexen ihr Recht zu thun ver - ſchaffet / und ihre Mißhandlungen und Ver - urtheilungen kurtz in ein Buch / Malleus Maleficorum genant / gezogen haben. Wann dann nun uͤber ſolche anſehenliche Zeug -U ijniſſen /3082. Th. Car. 4. Von der Hexen Salbe.niſſen / noch die ordentliche Erfahrung unzeh - licher Gerichtlicher Procedirung hinzukoͤmbt / dabey die Kundſchafften / die Wiederholungẽ / die Confrontationẽ / Uber zeugungen / Urgich - ten / und Bekantniſſen biß zum Todt vielfaͤltig und klaͤrlich erſcheinen: So iſts zwar nicht eine Halßſtarrichkeit an D. Weiern / daß er das Widerſpiel handhabet: Sondern der groſſe Ernſt und Fleiß / den er umb Erweiterung deß Satans Reich anwendet / iſt eine uͤberauß groſſe Gottloſigkeit. Dann man hat ja bey - der-Nacht-abweſenden Hexen Beweiſung ge - nung / wann ſie die Warheit bekennen / und die Urſach ihres auſſenbleibens anzeigen. Man hat ja geſehen / daß die jenigẽ / welche erſt juͤngſt zu ſolchen Hexen-Verſamlungen kommen / uñ GOTT umb Huͤlff angeruffen / oder ſich vor dem / das ſie ſehen / foͤrchten und ſcheueten / mit ihrem Schaden erfahren haben / daß ſie 100. o - der 50. Meilen von Hauß waren / und groſſe Tagreiſen zu dem Ort / von dannen ſie der Sa - tan in wenig Stunden vertragen gehabt / vol - bringen muͤſſen. Deſſen habe ich nenlich Ex - empel gegebẽ von Loches / von Leon / von Mañs / von Poictiers / von Caſteaurox / von Longny / und von unzehlich andern Enden / ſo von den Authoren / die ich angezogen / benennet wer - den / welche alles Weiers fuͤrgeben / als weren die Zauberer ſo Melancholiſch / hinrichten; Dann er ja diß von denen nicht ſagen kan / diegroſſe3092. Th. Cap. 4. Von der Hexen Salbe.groſſe Tagreiſen thun muͤſſen / ehe ſie zu Hauß kommen. Wiewol Weier ihme felbſt zuwider zugibt / k. Simon der Zauberer / welchemk. lib. de Lamiis cap. 3. Nero ein Ehrenbildniß zur Gedaͤchtniß auff - richten laſſen / ſey in die Lufft auffgeflogen: Wie auch dieſes die alten Doctores l. und derenl. Ambroſ. in Hexaëm. Ireneus. Euſebius. Clemens in Itinera - rio. Ege - ſipp. lib. 3. de Excid. Hieroſ. c. 2. Niceph. l. 2. hiſt. Eccl. c. 27. Ful - gent. lib. 8. cap. 11. nicht wenig in Schrifften hinterlaſſen. Jſt das aber nicht eine uͤberauß groſſe Narꝛheit / beken - nen daß Simon der Zauberer in die Lufft ſey geflogen / und hingegen nicht zugeben / daß es andere Zauberer auch koͤnnen / ſondern ſagen / ſie betriegen ſich und meinen / ſie werden in der Lufft zu dem Unholden-Tag vertragen? Jſt dann der Satan heutiges tages weniger bey Macht / dann damahls? Dann dieſes geſchahe nach JESU CHRJSTJ Todt. Ja Weier erzehlet m. ſelber / er habe in Teutſch - land einen zauberiſchen Gauckler geſehen / der bey hellem Tag vor allem Volck gegen Him̃elm. lib. de præſtig. Seltzame Himmel - fahrt. ſey geflogen / und als ihn ſein Weib bey den Fuͤſſen gehabt / ſey ſie auch auffgehebet worden / und da hat ſich die Magd an die Frau gehalten / und iſt gleichfals auff gefahren / ſeyn auch ſol - cher geſtalt eine zimliche gute weile in der Lufft alſo geblieben / darob das Volck erſtummet ge - weſen / und ſich als ob einem Miracul verwun - dert. Gleiches Exempel leſen wir in der Hi - ſtori Hugonis von Fleury / daß ein Graff von Moſkau / auch alſo in die Lufft ſey erhebet / und jaͤmmerlich uͤberlaut ſchreyend davon gefuͤhretU iijwor -3102. T. C. 4. Von der Hexen Salbe.worden / ungeacht daß er geruffen; Ach lieber Freund / helfft mir. Jſt auch hernachmals nicht mehr geſehen worden / eben ſo wenig als Ro - mulus nach dem er vor ſeinem Heer in die Lufft iſt verzucket worden. Wiewol / auch auß dem Evangeliſchen Text erſcheinlich / daß der Sa - tan unſern Herꝛn Chriſtum auff die Hoͤhe deß Tempels / und folgends auff die Spitze eines Berges gefuͤhret hat. Darauß Thomas von Aquin eine unzweiffliche Folge oder Conſe - quentz ſchleuſt /